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K^ove EISLERS
HANDWÖRTERBUCH
DER
PHILOSOPHIE
ZWEITE AUFLAGE
NEUHERAUSGEGEBEN
VON
RICHARD MÜLLER.FREIENFELS
BERLIN 1922
VERLEGT BEI E. S. MITTLERN SOHN
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Alle Rechte aus dem Gesetze vom 19. Juni 1901
sowie das Obenctzungirecht sind vorbehalten.
Copyright 1922 by E. S. Mittler & Sohn, Berlin
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Vorwort zur ersten Auflage.
Der Verfasser verfolgt in seinem in drei Bänden erschienenen „Wörter-
buch der philosophischen Begriffe" (dritte Auflage 1910) die Absicht, den
gewaltigen Stoff möglichst umfassend und erschöpfend zu behandeln.
Während also in jenem Werke die philosophischen Begriffe in möglichster
Vollständigkeit erörtert werden, ergab es sich, daß nebenher ein kürzeres,
gedrungenes Handwörterbuch zweckmäßig zum Gebrauch für Studenten
und Lehrer, aber auch für die weiten Kreise derer sein würde, die, ohne sich
an der philosophischen Forschung beteiligen zu können, doch aus Neigung
und Anlage zu philosophischen Studien nach einer klaren und bündigen
Erläuterung der philosophischen Begriffe verlangen. Dies Werk soll natürlich
weder das Studium der philosophischen Autoren, noch das philosophie-
geschichtlicher Kompendien ersetzen, sondern sie ergänzen und als Hilfs-
mittel und Nachschlagebuch dienen, womöglich auch zu eigenem Nach-
denken und tieferem Studium anregen.
Das „Handwörterbuch", das sich also an den großen Kreis aller
Gebildeten wendet und daher auch in seiner Darstellungsform auf
diesen Rücksicht nimmt, behandelt alle Ausdrücke, Begriffe, Pro-
bleme von allgemeiner philosophischer Bedeutung, indem es philosophisch
unwesentliche Dinge zurückstellt, anderseits jedoch auch wichtigeren
Begriffen aus den Grenzwissenschaften (Psychologie, Biologie.
Soziologie usw.) Berücksichtigung schenkt. Es stellt sich aber nicht etwa
nur als eine Auswahl aus dem Begriffsmaterial des großen Wörterbuches
dar, sondern bietet eine durchaus neue Bearbeitung des Stoffes,
wobei die eigenen Erörterungen des Verfassers oft ziemlich ausführlich
gehalten sind. Wie in dem größeren Werke wurde auch hier, wenn auch in
größerer Kürze, Wert darauf gelegt, die typischen Formen der Begriffs-
definitionen und Problemlösungen historisch vorzuführen und sie
vielfach mit den Stellen aus den Originalschriften antiker, mittel-
alterlicher, neuerer und moderner deutscher wie ausländischer Philosophen
zu belegen oder doch wenigstens auf diese Schriften hinzuweisen. Den
Schluß jedes Artikels bildet der Nachweis wichtigerer Literatur über den
betreffenden Gegenstand als Ergänzung der historischen Darlegungen.
VI Vorwort zur ersten Auflage.
Für reichere historische Details muß freilich auf das größere „Wörter-
buch" verwiesen werden, doch sind die Darlegungen so ausführlich wie bei
dem verhältnismäßig geringen Umfange irgend möglich gehalten, besonders
wasche fundamentalen Begriffe der Erkenntnistheorie, Metaphysik usw.
betrifft. Der Stoff ist in übersichtlicher Weise geordnet, so daß in der Regel
das inhaltlich oder historisch Zusammengehörige hervor
der Darstellung selbst war der Verfasser bemüht, überall Objektivität xu
wahren, wenn er such in seinen eigenen Erörterungen der bedeutsameren
Begriffe selbständig xu den Problemen Stellung nimmt. OssUgMi des
Biographischen und der Gesamtlehren der einzelnen Philosophen sei suf
das ergänzende ..Philosophen-Lexikon'1 des Verfassers (Berlin 1912) ver-
wiesen.
Für freundliche Zusendung von Berichtigungen und hu tti hsioht igwis
werten Schriften wird der Verfasser stets dankbar sein.
Wien, Frühjahr 1913.
Der Verfasser
Vorwort zur zweiten Auflage.
Als der Verlag mit dem Angebot, die zweite Auflage des Handwörter-
buches an Stelle des besonders durch ein Augenleiden behinderten Herrn
Verfassers zu überwachen, an mich herantrat, war ich mir klar, daß einer
Neubearbeitung des Werkes gewisse Grenzen gesetzt seien. Zunächst galt
ps. das wertvolle, von zahlreichen Fachleuten aufs wärmste empfohlene Werk
der Öffentlichkeit möglichst in der bestehenden und als gut erkannten Form
zu erhalten: das war für mich nicht bloß selbstverständliche Rücksicht-
nahme auf den Verfasser, sondern auch Sache persönlicher Überzeugung,
da ich die Eislerschen Wörterbücher seit langem schätze und benutze.
Gewiß kann man in der Gruppierimg des Stoffes im einzelnen verschiedener
Meinung sein, ich habe jedoch die Eislersche Anordnung zuweilen selbst dort
besteben lassen, wo infolge der Entwicklung der Wissenschaft gewisse Front-
verschiebungen eingetreten sind, und sie nur in zwingend notwendigen
Fällen geändert.
Zu Erweiterungen sah ich mich in den folgenden Punkten veranlaßt:
1. Infolge des wachsenden Interesses für die asiatische Philosophie
habe ich deren Hauptbegriffe stärker berücksichtigt.
2. Von den älteren Denkern habe ich nur. mehr als das früher geschehen
ist. Goethe herangezogen, dessen philosophischer Standpunkt in neuester
Zeit infolge der Werke von Simmel. Chamberlain. Gundolf. Siebeck und
zahlreicher anderer in ein neues Licht gerückt worden ist.
3. Wesentliche Erweiterungen waren vor allem durch das stärkere
Hervortreten zahlreicher neuerer Denkrichtungen bedingt, deren
Terminologie berücksichtigt sein wollte. Ich nemie nur den Neovitalismus.
die Phänomenologie, die Psychoanalyse, den Personalismus. die Psycho-
technik, die Relativitätstheorie usw. Dadurch allein erfuhr die Zahl der
Stichworte eine beträchtliche Mehrung.
4. Auf Wunsch des Verlegers wurde auch die Theosophie und der
Okkultismus mehr beachtet, was sicherlich den Wünschen zahlreicher
Leser entgegenkommt, ohne den streng wissenschaftlichen Charakter der
übrigen Teile des Buches zu schädigen.
YJ II Vorwort zur zweiten Auflage.
Die Berücksichtigung der Terminologie neuer Bttcher geschah unter
dem Gesichtspunkt, daß nur solche Begriffe Aufgenommen wurden, von
denen sich eine Weiterwirkung irgendwelcher Art feststellen ließ. In der
Auswahl der Literatur war ich bestrebt, die gleiche Unparteilichkeit zu
wahren, die das Werk von jeher snsgesrinhnwt hat. Ich war bemuht, die
anzuführenden Bttcher möglichst selbst ru prüfen. Zu meinem Bedauern
war das der neuesten ansiindischen Literatur gegenüber sehr erschwert,
da selbst unsere größten Bibliotheken infolge der Msrkentwertang nur wenig
Material ru liefern vermögen. Manches konnte ich dank eines Anfenthsites
im neutralen Ausland ausgleichen, doch wird jene Lücke vom daulsclmu
Publikum schon darum weniger empfanden werden, als jeder Leser den
gleichen Schwierigkeiten in der Beschaffung neuer snsilndieoher Werks
gegenübersteht. Daß bei der Hochflut der neueren deutschen Literatur,
die noch nicht von dar Zeit gesiebt ist, manches, selbst Wichtiges einem
einzelnen entgehen konnte, wird kein BUligtknkender tu hoch anrechnen.
Für Hinweise, die in evtl. Nachtragen benutzt werden können, werde ich
stets dankbar sein.
Berlin-Halensee, Frühjahr 1981
Richard Müller* Frcienfels.
A.
A ist in der Logik ein Zeichen für das allgemein bejahende kategorische Urteil
(Alle S sind P): „Asserit a, negat e, sed universaliter ambo" (bei Petrus Hispanus,
Michael Psellos; vgl. Pbantl, Gesch. d. Log. I u. III). Vgl. Potenz (Schellikg).
A = A (A ist A, oder: A soll A bleiben) ist das Schema für das Denkgesetz der
Identität (s. d.) und bedeutet, daß ein bestimmter Begriff (A) sich selbst gleich ist
oder besser gleich bleiben soll, in welchen Modifikationen immer er — in einem Urteils-
zusammenhange — gebraucht werden mag. — Nach J. G. Fichte ist der Satz A = A
der Ausgangspunkt der „Wissenschaftslehre" und folgt aus der absoluten Selbst-
setzung des Ich (Ich = Ich) als Abstraktion aus dieser „Tathandlung" (s. d.).
A = nicht non- A (A ist nicht non-A, oder: A soll nicht non-A werden) ist das
Schema für den Satz des Widerspruches (s. d.) und bedeutet, daß ein bestimmter
Begriff (A) nicht — in einem Urteilszusammenhange — durch Negierung seines Inhalts
aufgehoben werden darf. — Nach J. G. Fichte entsteht der Satz durch Abstraktion
aus einer Tathandlung des Ich (s. d.), der Gegensetzung des Nicht-Ich.
Abbild vgl. Idee (Platon), Empfindung (Demokeit), Species (Scholastiker),
Wahrnehmung, Erkenntnis. — Abbildtheorie bedeutet erkenntnistheoretisch die
Lehre, daß das Erkennen ein Abbilden, Widerspiegeln, Wiederholen der Wirklichkeit
sei. Die Abbildtheorie findet sich vor allem im naiven Realismus, aber auch auf
andern Standpunkten. Gegner der Abbildtheorie sind die Anhänger der Marburger
Schule, ferner Windelband (Prinzipien der Logik, 1911, S. 181 f., Einl. i. d. Phil.,
1914, S. 197); Bauch (Studien zur Philosophie der exakten Wissenschaften, 1911,
S. 181 ff.); Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie, 1913, S. 79, 186;
Vathtnqeb, Die Philosophie des Als-Ob, 5. Aufl., 1919; Volkelt (Gewißheit und
Wahrheit, 1918, S. 280) sieht das relativ Richtige in der Abbildtheorie darin, „daß
die Ahnlichkeitsurteile in einem den gemeinten Gegenständen immanenten Ähnlich-
keitsfundament gegründet sind". Vgl. Kauffmann, Die Abbildungstheorie, Zeitschrift
f. immanente Philos. III, 1898.
Abdnktion (abductio) heißt der Übergang von einem Satz zum andern beim
Schließen.
Ab esseadposse valet, a posse ad esse non valet consequentia: Vom Sein
läßt sich auf das Können (von der Wirklichkeit auf die Möglichkeit), aber vom Können
nicht aufs Sein (von der Möglichkeit nicht auf die Wirklichkeit) schließen. Nach
dieser Regel modaler (s. d.) Konsequenz folgt aus der Gültigkeit des assertorischen
(s. d.) Urteils die des problematischen (s. d.), aber nicht umgekehrt aus der letzteren
die erstere.
Abfall: Aus einem „Abfall" von Gott, dem Absoluten erklären verschiedene
Philosophen teils die Existenz des Bösen (s. d.), teils das Bestehen einer Vielheit (s. d.)
von Dingen (Schellixg, E. v. Hartmann, Deussen u. a.).
Eisler. Hün<lwi".it<»rl>uch. 1
Abgekürzter SchluA Abreaktion.
Al>c< karxier Seklaß s. Enthymem, Sorites. Über bealogisch ptychitche
„Abkürzung" vgl Mechanisierung, Übung, Assoziation.
Abgeleitet sind Begriffe oder Urteile, die tos anderen Begriffen oder Urteilen
folgen, gefolgert aind. VgL Beweis, KorolUr. PradiUbihen.
VUiKnajie; ut, wm seiner Existenz, Beschaffenheit oder Gültigkeit nach durch
ein Anderes bedingt, bestimmt, gesetzt ist, tn ohne dieses Andere sieht oder nieht
so sein kann. Abhängigkeit (Dependcnz) bedeutet die OebondenheK eines Etwas
an ein Änderet, nach dem 8ohema: a ist (gut) nur, wenn b ist (gilt).
Form der Abhängigkeit ist die logische A.. das Bedingtsein einet Urteils
andere, der Folge durch den Grund (a. d.\ der Konklusion (s. d.) durch die Prämissen
(s.d.) des Schlusses. Eine Anwendimg des Logieohon aarf das formale der AisasmiHiiif
ergibt die mathematische A., die als „Funktion" (s. d.) auftritt und auch für die
exakte Naturwissenschaft Geltung hat. Eine Form der realen (physischen, psy-
chischen) A. ist die Kausalität (s. d.L aber nicht Jede A. (z. B. die s iahst hwilifi A.
des Psychischen und Physischen) ist schon ein Kauaal Verhältnis (vgL ParaQeUsmua).
Erkenntnistheoretiach bedeutet die AhhingjtjMt der Objekte vom Erkennen
den Umstand, daß die Biaiilitffanhait dwrtlbrn (nach msnohen auch ihre BsJttenz)
durch das Bewußtsein und dessen Gesetzlichkeit bedingt ist (TgL Idealismus).
Kaut rechnet dieA. tu den Kategorien (s.d.). E. Maoa will die Kauteüut (s. d.)
durch den Begriff der funktionalen Abhängigkeit ortetet wissen : wir iihinnm am die
..Abhängigkeit der Phänomene Tooeinander" (Mechanik«. 8. 270); so auch Vaawon»
(e. Bedingung) u. a. R. Aman» best ich net die psychischen Phinomene
(Erlebnisse) als „Abhängige" dea im GroBhirn toktmatr» gedachten „8yetom CT. —
Main (Die Gleichförmigkeit in dar Welt, 1916, I, 8. 261 H.) unterscheidet mehrer.
Formen der Abhängigkeit. VgL Bedingung. Kausalität, Kooditionabamus, Mate-
riatantsm
Abhängickeitaajcfiihl vgl. Religion (Scnxmmtucasn u. a.).
Ablotjeaeate - Urzeugung (a. <LL
Abklingen s. Anklingen.
Ablauf der Vorstellungen a. Reihe, noproduklioa.
Ableitung s. Abgeleitet, Deduktion, Beweis.
Abneigung ist der Oegenatte der Neigung (a. <L).
Abnorm: normwidrig, gegen die Regel, über das gewohnhohe Maß hinaus.
Vgl. Norm.
Ab oportore ad enne valet, ab esse ad oportere non valet consequentia
Müssen (von der Notwendigkeit) laßt eich ante Sein (auf die Wirklichkeit) schließen,
aber nicht umgekehrt. Nach dieser Regel modaler (a. <L) Konsequenz folgt tot der
Gültigkeit dea apodiktischen (s. d.) die Gültigkeit dea assertorischen (s. d.) Urteils,
aber nicht letztere aus der ersteren.
Abraxan nennt der Gnostiker (s. d.) Bastjudes die Einheit der 366 Sphären,
Geister, Äonen (s. d.). Der Name A. besteht aus den griechischen Buchstaben-Ziffern
a (1) -f ß (2) + q (100) -f a (1) + i (60) + a (1) -f a (200), deren Summe 366 (nach
den Tagen des Jahres) ergibt.
Abreaktion heißt die seelische Entspannung, die bei starken Affekten durch
Umsetzung derselben in irgendwelche Handlungen eintritt. Besonders durch die
Abscheu — Absolut.
Psychoanalyse (s. d.) kann eine beabsichtigte Beseitigung störender Komplexe (s. d.)
erzielt werden.
Abscheu ist das Gegenteil der Begierde (s. d.).
Abschreckungstheorie s. Strafe.
Absehen s. Abstraktion.
Absicht (Intention) ist die bewußte Anstrebung eines Zieles, die Einstellung
des Bewußtseins auf ein solches, auch das bewußt erstrebte Ziel selbst, sofern es noch
nicht verwirklicht, nur gewollt ist. Man spricht von guter und schlechter Absicht,
der Teleologe (s. d.) von einer Absich tlichkeit im Naturgeschehen, von den Absichten
Gottes (s. Zweck). — Den Begriff der A. bestimmt Sigwart so: „Wo die Möglichkeit
der Ausführung als vorhanden angenommen, aber der bestimmte Weg zum Ziel noch
nicht gefunden ist oder nicht sofort betreten oder wenigstens nicht mit einem Schritt
zurückgelegt werden kann, existiert der bejahte Zweck als Absicht" (Kleine Schriften
II2, 1889, S. 150). Windelband (Einl. in die Philos., 1914) scheidet scharf zwischen
Zweck und Absicht. Nur die Teleologie des Zwecks ist echt, denn dieser Zweck als
das zukünftig Wirkliche bestimmt selbst die zu seiner Verwirklichung erforderlichen
Mittel. Die „schiefe" Teleologie der Absicht behauptet weiter nichts, als das unter
den Ursachen, die ihrer Wirkung vorhergehen, es auch solche gibt, die in Vorstellungen
des Zukünftigen und den darauf gerichteten Willenstätigkeiten bestehen (S. 166.) Vgl.
X. Ach, Über die Willenstätigkeit und das Denken, 1905. Vgl. Gesinnung, Motiv,
Sittlichkeit, Zurechnung, Zweck, Determination.
Absolut (absolutus, losgelöst): unabhängig von einer oder jeder Beziehung,
unabhängig und selbständig, bedingungslos (unbedingt, s. d.), uneingeschränkt,
schlechthin; Gegensatz des Relativen (s. d.). „Relativ absolut" ist dasjenige, was wir
denkend als selbständig setzen und wovon wir anderes abhängig machen, wobei wir
davon absehen, daß auch jenes „Absolute" letzten Endes zu anderem oder zu unserem
Bewußtsein in Beziehung steht; wir behandeln es, als ob es absolut wäre, zu bestimmten
Denk- oder praktischen Zwecken. Wirklich absolut kann nichts Endliches sein, denn
alles Erkennbare steht in Beziehung zu anderem Erkennbaren und kann höchstens
zur Annahme eines nicht erkennbaren Absoluten (als Grenzbegriff) Anlaß geben.
Absolut im strengsten Sinne kann nur das All des Seins oder die Gottheit sein, die
alles Seiende umfaßt. Hingegen kann man von absoluter Gültigkeit sprechen,
insofern es Urteile gibt, die von aller Subjektivität, von aller Willkür und aller Ver-
schiedenheit der Erkennenden unabhängig gelten; hier bedeutet „absolut" soviel
wie: für jedes Denken und Erkennen gültig, und dies sind vor allem die logischen
Grundsätze (s. Denkgesetze), deren Gegenstand „absolute Relationen" bilden. Im
Sinne des schlechthin Gültigen kann man auch von „absoluten" Werten (s. d.) sprechen,
wobei aber nie vergessen werden darf, daß weder Wahrheiten (s. d.) noch Werte ohne
ein Denken bzw. Wollen möglich sind, so „objektiv fundiert" sie auch sein und so
unbedingt sie auch gelten mögen. — Als das Absolute wird der über die Vielheit
der Dinge sowie den Gegensatz von Subjekt und Objekt, Ich und Nicht-Ich, Geist
und Körper erhabene, überräumliche und überzeitliche, ewige Urgrund der Dinge
bezeichnet und meist mit Gott (s. d.) identifiziert.
„Absolut" entspricht dem „An sich", y.a&'abzö bei Platon u. a. Bei den Scho-
lastikern bedeutet „absolutum" soviel wie „sine ulla conditione", „non dependens
ab alio", „carentia respectus", „completum". Man spricht vom „absoluten Willen"
Gottes. Gott ist „absolutum", sofern er in sich ist („secundum quod in se est", Thomas
1*
4 Absolutismus — Abstrakt.
vos Aqctxo, Summe theolog. I, qu. 85. 3). Den Begriff des Absoluten wenden auf
Gott (s. d.) an Pt/ms, Jos. Scott» Esjcoexa, Ecuakt. Nicola üs Cusajtcs (Oocta
ignorantia, II, 9). Kamt behauptet die Unerkennberkeit des Absoluten, Unbedingten
(s. <L). Die Philosoph* des Absoluten, die schon bei 0. Bscso und Sptxosa (s. Sub-
stanz) auftritt» begründen in idsshsthuher Weise J. 0. Ficarra, der mm „sbsobten
leb" (s. d.) ausgeht, 8cBBLLaro. dar daa Absolute ab „Indifferenz'' (a. d.) und „Iden-
üUt" (•. d.) Ton Subjekt und Objekt, Geist und Natur, Idealem und Realem (die
dessen „Pole" sind ; s. Gott) auffaßt, Haotx, der ee als Geist (s. <L) bestimmt, Scaors*
Baun, für den es grundloser WiDe (a. d.L Ed. V. Haätmaks. nach dam es das „un-
bewußte" (a. d.) ist. Die Unerkaoabarkeit des Absoluten lehren W. Hammos. Maxsb*
8ra»os» (First Princtplea, 1 16; daa A. ist „uidmowable"), Rnu Horroara. Jodl
u. a, Nach Wom ist daa A. Waltwille (a. Gott), nach Scamxwtn u. a. ■bsjjfilhi
Wille, nach Lotzb, Roroa u. a. selbstbewußte IWmttnhksJi, nach Pmm, J.Bno-
maxh. Tb. Lim u. a. Dssruitsatn, nach Bbadlby dis snusifssssriris, sieh selbst
durchdringende („aelf -perrading") Erfahrung als geistige Einheit, nach Bsaoeo» daa
als schöpferische Entwicklung sich betätigende Leben (a. d.). welches wir durch ..In
tttitton" (s.d.) erfassen. Ähnlich auch JokX welcher erklärt: „Das Absolute ist weder
eins noch Tielee, weder gleich noch ungtesch, weder seiend nc<h werdsod, weder 8a b
jekt noch Objekt, weder Seele noch Körper, sondern die h^ilj.i-j* n «Jhun, die
Wirklichkeit zu keinem" (Seele und Welt, 1912, & 79). Nach H. Basbdau. Ist daa
Absolute die Qemeinsobaft, welche Gott und die anderen Oeiatar umfaßt. — Als
Fiktion (a. d.) bestimmt das A. Vanrao» (Phüos. daa AhvOb, 1911. & I14f.). H.
Soaou (RaMgloiamhItoaoptuw. 1921. 8. 225) scheidet das metaphysisch Absolute
(das kosmisch gedacht wird) vom religiös Absoluten (das eine ifcjiihtliuhi Größe
sei). VgL K. Gbxsslbb. Archiv für systemat. Philoa. IX. Dtroas, Labsolu. 1904. VgL
Relatir, Gott; Gültigkeit, A priori. Position. Sein (H»*a*t). Ding an sich,
Idee, Notwendigkeit, Wahrheit» Wert» Wirldichkeit, Geist, Ich, Ideeham,
Identität, Monismus, Unbedingt» Werden (Hsaasxrr u. e.).
Absolntlanuas, logischer: die Lehre ron dar absoluten Gültigkeit der Wahrheit
(s. d.). Ebenso gibt et einen ethischen und ästhetischen Absolutismus; OegenaaU:
RelatiTismus. VgL Logik. Wert — Ober A. im staatsrechtlichen Sinn TgL Recht*
philoaophie (Hossss).
Absorption, psychische, ist nach Ta.Lrm 1. die aktive Tendenz, alle psychische
Kraft durch einen psychischen Vorgang zu aha« hieran, d. h. in sich zu mslnlgen;
2. die pasaive Tendenz, wonach jeder fartiga psychische Vorgang durch das gleich-
zeitige psychische Geschehen absorbiert tu werden strebt (Vom Fühlen, Wollen und
Denken, 8. 123f.; 2. Aufl. 1907). Nach dem Gesetz dar A. verliert ein psychischer
Vorgang um so mehr an Energie und beansprucht um so weniger psychische Kraft,
je automatischer eine Tätigkeit ist (Leitfaden d. PsychoL*. 1906, 8. 97; Tgl. Omra,
Daa Gedächtnis*. 1911. a 64).
Ab*toUung, TgL Äther, Materie (Kakt), Anziehung.
Abstrahieren, s. Abstraktion.
Abstrakt (abgezogen) bedeutet soviel wie unanschauhch, rem gedanklich, be-
grifflich. Das „Abstrakte" hat als solches nur im Denken Bestand, es wird durch die
Denktatigkeit aus oder an Vorstellungen oder Begriffen Itecansgehoben, fixiert, für
sich gesetzt, wobei von den anderen, vorstellungs- oder hogiiffiinlMg gegebenen
Merkmalen des Gegenstandes abgesehen (abstrahiert) wird. Abstrakt im weiteren
Abstraktion.
Sinne ist jeder Begriff (s. d.), im engeren Sinne nur der Begriff, dessen Symbol bloß
in einem Worte besteht und dessen Gegenstand eine völlig unanschauliche Zuständig-
keit (z. B. Röte, Weisheit), Relation oder eine Denkform (bzw. eine logische Forderung)
bildet (z. B. Gleichheit, Sein, Kausalität). Den Gegensatz zum Abstrakten, nur im
isolierenden Denken Existierenden, bildet das Konkrete (s. <L). — Aristoteles nennt
abstrakt xä iS äyaigeoeo; Aeyöueva. Analyt. post. I, 13, 81 b 3; Met. 1061 a 29) das
Allgemeine, Abgesonderte, z. B. das Mathematische. Die Scholastiker nennen
abstrakt die Begriffe und Namen von Eigenschaften und Verhältnissen, kurz von
Unselbständigem, während sie die Gegenstandsnamen als konkret bezeichnen (vgl.
Prantl, Gesch. der Logik III, 363). Ähnlich Hobbes, J. St. Mtt.t, u. a. Ein abstrakter
Begriff ist nach Chr. Wolfe ein Begriff, welcher Eigenschaften, Zustände, Beziehungen
abgesondert von den Dingen zum Inhalt hat (Logik, § 1 10). — Die Existenz abstrakter
Vorstellungen, d. h. allgemeiner (s. d.) Begriffe bestreitet Bebkeley: abstrakt sind
nur die Namen für eine Vielheit gleichartiger Dinge; so auch Httme (Treatise II,
sct. 3). — Nach Hegel ist nur der rein formale Begriff abstrakt (Enzyklop. § 164),
während der objektive „Begriff" (s. d.) schlechthin konkret ist, als „Einheit unter-
schiedener Bestimmungen", als Vereinigung von Allgemeinheit und Besonderheit.
Schote nennt abstrakt jedes gesondert gedachte Wirklichkeitselement, das für
sich allein nicht wahrgenommen weiden kann (Erkenntnistheor. Logik, 1878, S. 162ff.).
Rehmke identifiziert „abstrakt" mit „veränderlich" und betont: „Das Konkrete
besteht aus Abstraktem und das Abstrakte besteht nur als wirkliche Bestimmtheit
des Konkreten" (Allgem. Psychol., 1894, S. 6 ff.). Nach Wcndt sind jene Begriffe
(s. d.) abstrakt, denen eine adäquate Vorstellung nicht entspricht und deren Re-
präsentanten nur in Worten bestehen (Logik I*, 1893, S. 46ff.). Daß die Abstrakta
bloße gedankliche Zusammenfassungen und Heraushebungen, sonst aber Fiktionen
sind, denen nichts Wirkliches entspricht, lehren Locke, Condillac, Berkeley,
Httüe, Gruppe (Antaeus, 1831), Macth>~eb u. a. sowie Vathtxgeb (Philos. des Ais-Ob,
1911, S. 383ff.). Die abstrakten Begriffe sind nach ihm „Partialbegriffe, welche
von ihrem Ganzen losgerissen sind". Die Abstrakta sind zweckmäßige Hilfsmittel
des Denkens, die nicht zu Wirklichkeiten erhoben werden dürfen. Vgl. Wo*dt, Zur
Geschichte und Theorie der abstrakten Begriffe, Philos. Stud. II; Kbelbig, Die
intellekt. Funktionen, 1909, S. 30, 96f.; Frä>-kel, Abstrakta und Abstraktion, 1911.
Vgl. Konkret, Begriff, Allgemein, Abstraktion, Denken, Sprache, Verstand (Bebgsox).
Abstraktion (abstractio, dcpaigeoi;) ist das Absehen von Merkmalen einer
Vorstellung, Vorstellungsgruppe, eines Begriffes, das Vernachlässigen derselben seitens
des bestimmte Erkenntnisziele verfolgenden Denkens, als Begleiterscheinung der
„Attention", der Fixierung bestimmter Merkmale durch die Aufmerksamkeit, die
synthetisch zur Einheit des Begriffs (s. d.) zusammengefaßt werden, um selbständig
im Denken behandelt und verwertet zu werden. Das Abstrahieren ist ein „selektiver"
Bewußtseinsvorgang, es enthält eine Wahl dessen, was jeweilig dem Denkzweck ent-
spricht; es ist eine Funktion des „Denkwülens". Die A. ist ein fundamentaler Prozeß,
ohne den es keine Begriffe, keine Urteile, keine exakte Wissenschaft geben könnte;
die quantitative, mechanistische Naturerklärung z. B. beruht auf Abstraktion vom rein
Qualitativen und Subjektiven in der Erkenntnis. Einen Gegensatz zur A. bildet die
(logische) Determination (s. d.).
Als Absehen vom Besonderen, Zufälligen zugunsten des Allgemeinen, Formalen,
Wesentlichen, Notwendigen erscheint das Abstrahieren bei Platon*, Aristoteles
(Anal. post. 74a 37; Met. 1036b 3) und bei den Scholastikern. Durch „abstractio"
6 1 lialina il,a(..J
ADCtrus — ANura.
beraiMfshoban und fttr sich gedacht („Form»« fiunt rateUectse in acta per abstrsc-
tionem", Thomas vos Aqcxxo, Contra genl I. 44. 98; II, 82). „Per modum compo-
aruonk" wird abstrahiert, wenn gedacht wird, etwas bestehe getrennt eon einem
anderen, „per modern simplicitatisM, wenn etwas anter Absehen ron andern gedacht
wird (ibid.). Es gibt ferner eins A.. durch welebe dss ftflgsnulm rom
und eine A., durah welche die Form eon der Materie abstrahiert wird
formam a materia Lndividuali '). Als gceonderts ftiiffsaraag mn Dingen mit Vor-
iisiJillasigiiug dar Nebenumatnnde betrachten die A. Locke, Bbsjuclky. Hcmk.
Cokdiixac (abetraire c'eet eeparer une idee d'une autre a laqueUe eUe parolt natorrlk
ment unie". Traite des i-nasnons, L C. 4, f 2). J. 8r. Mnx (Exassnmtion, 8. MK)
mm mt AI. TH m I im m m Jm m m f^ » ■ i ■ ■ t m ■ * * * ^» « ■ ■ . i ** ,m ■■ * - — %». ^— m \
u. a. — am FuDsrung ose uemaMwamen veraotueoeoer vofseeuongsn nnsar varnaon*
leasigung das Besonderen, Veraohiedenen, Unweeenüiubsn betrachten die A> Kamt
(Logik, f 6, Kleine 8chriften s. Log. n. Hei.* L a 97). umkamt („Hemmung das
Verschiedenen visier Vorstellungen" und Versohmehmngdes Gkuobartigcn, Psycho!. IL
| 121) u. a. - Das Positive in der A. betonen Hmoh. (Logik H. 20). lerner UnroBs
(PsychoL d. Erk. I. 239). N. Acm. der die positive A. ab *JUtetttmnM nuil-hsil (D.
WilleneOt. u. d. Denken. 1908, 8. 219H.. 2390.) und verschiedene Arten dar A. unter,
scheidet, Kümo (InteU. Funkt.. 1909, & 90. 96f.) u. a. Nach Tm. Lim ist die A.
die ..Heraushebung unselbständiger BseiifMsshMwlsimnte durah das Wort
Logik, 1893. & 126); die aktire A. vollzieht sich durch eine „Absorption" des Nicht-
Appsrsipierten durah das Apperdpierte (Lehled. d. PtyeboL*. 1909). Kritieche
Prüfung fiterer Abstraktionstheorien gibt HusexBX. Log. untere. 191 S*. II,. 8. 127 ff.
Nach Wtrm ist die A. die aktive Apperseption (s. d.) liastimmtef Vorstellung*-
rltnwnte, Die *>ooerende" A. besteht in der Abtrennung ein« bestimmten Teiles
von einer komplexen Bieubolnirng, dm MgeneralUsronds** A. in dar abaichthchen Ver-
nachlaesigung von Merkmalen (Logik !• und II». 1908. 8. llff.); t/gL K. MrrrxxxwsT.
Über abstrahierende Apperseption. Psyobot 8tndL II. 1907. Ober die Ermngnng
ron Fiktionen (s. d.) durch Abstraktion rgL Vaimuioe», Philo*, des AavOb, 1911.
& 383ff. Über experimentelle Behandhmg des Abstrahiereoa TgL KCira. Ber. über
den I. Kongreß für exper. Psyehol. 1904. GsCvbaom. Über Abstraktion der Gleich-
heit, Archiv f. gas. Psych. XII. Acmxxbacm: Experimentaistudie über Abstraktion,
ebenda 38, 1918. Raxobtts: Die sie, ment ■reo Inhalte der Ikinlprninms. ebenda
38, 1917; Beod c. WmvrscM. Aneohauung und Begriff, 1913* Qr/XYxaT. L'abstrac.
tion». 1901. PauutaM. Berns phikMc, Bd. 27-28. ExoMAjrv. MethodoL Konseqnensen
aus der Theorie der Abstraktion. SHsungsber. pr. Akad. d. Wies. 1918. —
perimen teile Untersuch unpen der Abatraktionsfihigkeit bei Kindern: EMOtT, Abstrakte
Begriffe im Sprechen und Denken dee Kinde*. 1914; KocM, Zeiterhr. f. sngew. Psycb.
VII; Ha brich, ebda. IX; M. T. Küxxsuao. ebda., XX.; Skotmt. Zur Psychologie
der Abstraktion und Gestaltauffanrang, Zteeh. f. Psych. 78. 1917. sowie die unter
„Logik" und ..Psychologie" angeführten Lehrbücher. — Vgl Begriff, Allgemein.
Allgemein i restelliing, Fiktion.
Abatrun: dunkel, unverstandlich.
VhfttufungsmethodeM s. Psychologie.
Abstumpfung : Abnahme der Erregbarkeit durch Gewöhnung, Alter, Krank»
heit. Intensive Gefühle erleiden durch öftere Wiederkehr eine Abstumpfung.
Absurd (absurdus): ungereimt, widersinnig, denkwidrig, gedanklich unvoll»
uchbar. Ad absurdum führen: jemanden durch Nachweis von Widersprochen,
Abulie — Accidenz.
die er nicht bemerkt bat oder die aus seiner Behauptung folgen, widerlegen (deductio
ad absurdum, ij elg tö &8ivaiov äyovaa äTtöditZig). Vgl. Ironie (Sokkates).
Abulie (äßovXia): Willenlosigkeit, abnormer Zustand des geschwächten, ge-
hemmten Willens, Unfähigkeit, sich zu einem Willensentschluß aufzuraffen oder diesen
auszuführen. Vgl. Ribot, Les maladies de la volont6, 25eed. 1909; Störring, Psycho-
pathologie, 1900.
Abundant s. Definition.
Ab universali ad particiliare valet, a particulari ad universale
non valet consequentia: Vom Allgemeinen läßt sich (mit absoluter Notwendig-
keit) auf das Besondere schließen, nicht aber umgekehrt, ist eine Regel für das
deduktive (s. d.) Verfahren (vgl. hingegen Induktion). Vgl. Dictum.
Ab utili (sc. demonstratio): Argument aus der Nützlichkeit einer Annahme
(z. B. der Existenz Gottes).
Abzählungsmethoden s. Psychologie.
Accidenz (Akzidenz) heißt das unwesentliche, mehr äußerliche, zufällige, wech-
selnde Merkmal eines Gegenstandes, auch die (veränderliche) Eigenschaft, der Zustand
des Dinges, der Substanz. Akzidenzien, akzidental (accidentalis): unwesentlich,
nebensächlich, zufällig, nicht notwendig, nicht im Wesen der Sache, des Dinges hegend.
Als das Unwesentliche, einem Gegenstande nicht notwendig und nicht in der
Regel Zukommende (o£V £§ uvdyxrjg ovt iul xb noXv) tritt das Akzidenz {tö avußeßrixög)
bei Aristoteles auf (Met. IV 30, 1025a 14; z. B. das Weißsein der Menschen). Das
Akzidentale ist das, was einem Dinge nur beziehungsweise zukommt. Gegenüber der
Substanz sind die übrigen Kategorien (s. d.) Akzidenzen. Insofern das Akzidentale
unbestimmt ist (äÖQicrzov), gibt es kein strenges Wissen von demselben (Met. X 8,
1065 a 4). Im Anschluß an Porphyr definiert Boethtus das A. als das, „quod adest
et abest praeter subiecti corruptionem"; auch unterscheidet er ein trennbares und
untrennbares A. In der Scholastik ist das A. das Unselbständige („res, cuius naturae
debet esse in alio", „inesse"). Das A. trägt nichts zur Konstitution des Wesens bei.
Unterschieden werden „a. proprium", „a. commune". „Per accidens" wird dem
„per se" gegenübergestellt. Von den substantialen werden die akzidentalen „Formen"
(s. d.) unterschieden (vgl. Thomas von Aquino, Sum. theol. I, 54; III, 77; Suaeez,
Metaphys. disput. 37, sct. 2; Prantl, Gesch. der Logik III). Die Motakallimün
(s. d.) lehren die beständige Neuschöpfung der Akzidenzen eines Dinges durch Gott.
Im Sinne der Scholastik definiert das A. auch A. Bacmgarten (Metaphys. 1739,
§ 191 ff.), während Kant unter Akzidenzen die „Bestimmungen einer Substanz, die
nichts anderes sind als die besonderen Arten derselben, zu existieren" versteht (Krit.
d. rein. Vernunft, Universal-Bibl., S. 178); die Akzidenzen wechseln, während die
Substanz (s. d.) beharrt. Daß die (einzelne) Substanz selbst aus ihren Akzidenzen
besteht, nichts hinter diesen ist, betont J. G. Fichte (Grundl. d. ges. Wissenschafts-
lehre2, 1802, S. 161). Von neueren Logikern bestimmt J. St. Mill die Akzidenzen als
„alle Attribute eines Dinges, die weder in der Bedeutung des Namens eingeschlossen
hegen, noch in einem notwendigen Konnex mit den darin eingeschlossenen Attributen
stehen" (System der Logik, deutsch von Schiel, I4, 1874). F. C. S. Schiller (Formal
Logic, 1912, S. 48) hebt die Schwierigkeiten im Begriff des Akzidenz hervor, die Un-
möglichkeit, zwischen entbehrlichen und unentbehrlichen Akzidentien klar zu scheiden.
Vgl. Substanz, Form, Ding, Eigenschaft, Modus.
Accomodation — Actu»
Arcoinmodation s. Akkomodation.
Aeetle (4*1** tu): Trägheit, Stomplheit, GMohguhajkait ppi ein Gut
dM Dasein („taedium interni boni". Thomas tojt Aqüxvo, San. tbeoL I. 63.
PwmaBGS, De oontemn. mundi III).
Aeervum (a»e/i «; $; i Trugschlufi des „Hsufeo«", der mnliifc-sl den
(«. d.) dszu dient, die srnnefifsJHg* Wlridichkoh, welche
der Dinge —igt, eis 8ohain dunkln, durch ft iifiiigaaa, iimh (i
Spruches. Nach Z»oi tob Hm kann «in fallender KornhaaJo (Wyxeafc> in Wahrheit
kamOoraueohbmroibdi»ann,fr
Falle auch zu hören sein müßten, wen nicht geschieht (hier wird da« Geeeu dar
„Schwelle", «. «L, nicht bsracsafahtigt). Nach Euscltdss ist nioht zu
wie viele Korner bereite eben „Heuten'' machen, dar aleo gar nioht 1
kann, VgL Ajustotxls*. Phys. VIII 6, 250b SO; Diogenee Uartins IL
Achamoth Uz****) belBt im gnottieoben (e. d.) System des VaLurrnros
eine durch Venundigung des low (s. <L) „Wsameit" f—ftm) ontslaaditia niedere
WViimhänff Wfltltfthem ÜTJUl tgtMm ä\rsWfaB>lr'b*ft ift JllreSl nL*hfw«*Ma WännTJjHa «■aa^etatli^^Ba^Mft. witvl ejswt
dort den Demiurgan (s. d.) ertrugt VgL W. ScaTOun, Doe^saanSe dar Onoste, 1910.
AchlUcmabolfretoTondomrTloetonfiTOgsttTl^
dar Bewegung (s. d.) ssfas Hinter 8ohhdL Dar schnellste Linier, Anhüben, kam die
langsame Schildkröte nioht **nb^H«. sobald sie
ihm hat; dann die trennende Diatens bestell
Zwbcbenorten ; die Schildkröte hat aber ihren Ort 1
diesen erreicht hat, und so wird die Diäten* als Oberwunden ( vgL AnisTOTBLaa, Phya.
VI 0, 239b Uff.; Diog. Las*. IX. »). VgL Bewegung.
Achtung; iet die gefuhbinlBige und im praktiecben Verbalten tum Ansdrurk
kommende Anerkennung das Wertes, dar wurdigksst einer raison (in rechtlich»
Rodaler, sittlicher Hinsicht), auch das Werte« oder der Gültigkeit des (Rächte- oder
Sitten-) Gesetees.
Ka*t definiert die A. als die ., Vorstellung von einem Warte, dar mainer Selbst-
liebe Abbruch tut" (Grundleg. s. Metephye. dar 8itteu, Recbuneche Anagabe, 8. 31).
Die Sittlichkeit (>. d.) beruht nach Karr «ubjektir auf Achtung tot dem Sittongasete,
dessen Urheber wir eelbet (als übersinnlich* Wesen) sind und dam wir uns beugen,
such wenn es den Nelgiinsym ewtaafniigasiilil, Ist (s. Plgisbmns). A bt die ..unmittel -
bare Bestimmung de« Willens durch Gaset« und Bewußtsein deraelben" (ib.). „Ab
Geeete sind wir ihm untciworfen, ohne die Selbstnebe tu befragen; ab von uns selbst
auferlegt, bt ee doch eine Folge unseres Willens und h«t in dar ersten Rucksicht
Analogie mit Furcht, in der zweiten mit Neigung" (ib.). Indem das Sittengesete den
Eigendünkel schwächt, bt es ein Gegenstand dar Achtung. Da« Gefühl dar Achtung
bt durch Vernunft bedingt und bt die einzige moralisch* Triebfeder (Kritik der piakt,
Vernunft, 1788). — v. KracmUTOi bezeichnet die sittlichen Gefühb ab Achtung«-
gcfflhb. Das Gefühl der Achtung entsteht einer Autorität gegenüber, d. h.
Macht und Kraft, in Vergleich mit welcher die Kraft des »inreinen lfanscihsa
schwindet (Grundbegr. d. Rechte u. d. Moral*. 1873). VgL Gubwwrscbl Zur Ge-
schichte des Achtungsbegriff«, 1897. — VgL Sittlichkeit.
Aetna: Akt («. d.), Wirklichkeit, Wirksamkeit. Unter a. epprehensivu*
versteht Wilhelm von Occax die Auffassung des Wahrgenommenen (Pasicn, Gesch.
der Logik, 1855, III, 333), wahrend der S, indicativus im Urteil (s. d.) vorliegt.
Ad absurdum — Adiaphora.
A. entitativus nennt Dcsrs Scotus das Sein der formlosen Materie (De rer. princ. 7).
A. primus ist die Form, durch welche etwas sein Wesen hat, a. secundus ist die
Wirksamkeit („operatio"; vgl. Thomas von Aqueto, Contr. gent. II, 59). A. purus:
reine, von PotentiaÜtät und Stofflichkeit freie, leidlose, aktive Wirklichkeit. So ist
nach Aristoteles Gott (s. d.) „reine Energie" ohne „Dynamis" (Met. XI 7, 1072bff.)
und nach Thomas „purus actus, non habens aliquid de potentialitate" (Sum. theol.
V, 3, 2 c). Auch Letbxiz bestimmt Gott, die körperlose, rein aktive, höchste Monade
(s. d.), als „a. purus" (Monadol. 72). Vgl. Akt, Wirklichkeit.
Ad absurdum, s. Absurd.
Adam Kadmon ist nach der Lehre der Kabbala (s. d.) der himmlische
Mensch, das Urbild der Menschheit und der irdischen Welt, der Sohn Gottes, das
vom göttlichen Ensof (s. d.) ausstrahlende große Licht, dessen Körper die Welt
„Aziluth" ist (vgl. A. Fraxck, Systeme de la Kabbale 1842; deutsch 1844). Nach
der Lehre der gnostischen (s. d.) Sekte der Ophiten (Naassener) ist der Sohn des
Demiurgen der vom göttlichen Geiste beseelte marin-weibliche Urmensch (Adam).
Vgl. W. Schultz, Dokum. der Gnosis, 1910.
Adaptation (Adaption): Anpassung (s. d.) des Sinnesorgans der Auf-
merksamkeit (s. d.) an den Reiz.
Adäquat (adaequatus): gleichkommend, angemessen, vollkommen ent-
sprechend. A. muß jede gute Definition (s. d.) sein, a. sollen ferner unsere Begriffe
und Urteile sein, indem sie möglichst genau den Relationen der Dinge gerecht werden,
sie möglichst genau und vollständig zum (wenn auch symbolischen) Ausdruck bringen,
ihnen möglichst eindeutig entsprechen.
Als „adaequatio" des Denkens mit dem Sein wird in der Scholastik die
Wahrheit (s. d.) bestimmt. Unter einer adäquaten Idee („idea adaequata") ver-
steht Spinoza einen Begriff, welcher alle Merkmale des wahren Begriffes aufweist
(„per ideam adaequatam intelligo ideam, quae quatenus in se sine relatione ad
obiectum consideratur omnes verae ideae proprietates sive denominationes intrin-
secas habet", Eth. II, def. IV). Die Seele leidet, wenn sie sich durch inadäquate
Ideen bestimmen läßt, sie verhält sich aktiv, wenn sie adäquate Ideen von den
Dingen hat (Eth. III, prop. I, III). Nach Letbniz ist die Erkenntnis (s. d.) adäquat,
wenn sie alles deutlich erfaßt oder alles bis aufs letzte analysiert hat (Opera, ed.
Eedmann, S. 79; Gerhardt IV, S. 422 ff. ; Hauptschriften, deutsch von Buchexau,
Philos. Bibl. I, 24). Micraelius definiert: „Adaequatus conceptus est, qui rem
perfecte repraesentat" (Lexicon philos. 1653, Sp. 38). — Adaequata causa: ent-
sprechende, zureichende Ursache.
Ad Iiominem {y.ai üv&qüi.tov) argumentatio: ein der Denkweise und dem
Verständnis einzelner Menschen angepaßter, nicht allgemeingültig-strenger Beweis.
Adiaphora, (ädidtpoQa): im Werte nicht unterschiedene, vom ethischen
Standpunkte gleichgültige Dinge. Nach der Lehre der Kyniker (s. d.) gibt es nur
ein Gut, die Tugend, und nur ein Übel, das Laster; was dazwischen hegt, ist gleich-
gültig, ein Adiaphoron (Diog. Laert. VI, 105: ia ueiaSv doeirg y.al /.axiag ädid-
<poga). So lehren auch die älteren Stoiker (s. d.), nach welchen selbst das
Leben an sich keinen Wert hat und daher im Notfall aufgegeben werden darf (1. c.
VII, 130; Seneca, Epist. 12, 10). Die späteren Stoiker unterscheiden neben den
eigentlichen sittlichen Werten und dem absolut Gleichgültigen ein „Vorzuziehendes"
(nnorrfuei-a), z. B. Gesundheit und „Abzulehnendes" (äxo.TQowiva), z. B. Krankheit ;
10 Ad oculoe - Affekt
Stobaeus, Eolog. II, 158. Über Pmooixoe. der den Begriff dar an «ich
gteicughlugen Dinge, die erat tob der richtigen Veineodang ihren Wert empfangen,
geprägt, TgL Oomperi, Griech. Denker 1911, I: in dienen 8fcme urteilt teer da*
Leben J. G. Ficht« (vgL Pflicht).
Ad oralen: augenfällig, einfeuchtend, anecheoHnh.
Adraatea CAifdgu»*): die Uneatfnenbere. d. b. den Ruhbhesl (Plato*.
Pheedr. 248C; PLorar. Enneed. III. S. 13)
Advnita: in der mdieohcn Phiioaophie Nicht-Zweiheit, Fleh in
▼on der Einheit der Seelen (rat Vedaata). Dscnrav: 60 Dpenkhede d«
s. Hü
A ffrkt (affectue, paarin, *<f*o?) heifit fan »eiteren (altem) I
floiiiuleei legiing. Jeder Gefuhlscustand überhaupt, bn engeren Banne ein beeou-
derer, jäher und fateneifer Gefonleverlauf , der an hneare Reine oder lantimmss Vor-
Stallungen eich knöpft, aDe fibrinen BenuBteeinainhelte an vordrangen die Teadeus
bat, mit einem Streben ew banden iet und in Terechiedener — > nagender «ad
hemmender — Wem» eieh pbTeJologieca entladt (Wirkungen auf dee Ben, die Bfcat-
gefafie. die Atmung, die DrOnanaaneoadernag. die Bewegung), wodurch Empfm
düngen und Oef Ahle eotetehen, welch, auf dea Affekt anrtckwirken. Jeder Affekt
iet eine pHttiibVbt Verrenkung dee aeeueeben Gleichgewicht*, die eine Wilfenehand-
hing einfetten kann, wofern der A. nicht gehemmt wird oder die fiiegnag nicht
abklingt (Hemmung dee A. durch gef ahfebetoote Vorstellungen, duroh den Willen,
durch die Aufmerksamkeit, die «ich auf ihn richtet). Jeder A. hat «inen beeonderen
phyatolofiaobon ,,AnedrnckM (a. d.i Ea Umwn ejoh atarke «ad eehwaobe, i nHiaiiiidi
«ad deprimierende Affekte unterscheiden. Zu den Affekten neboren Zorn, Prende.
Entrfietung u. a.. Furcht, flehraohea, Varieefflung, Brennen, Neid, Traaer n. a.
Die Beberrechung der Affekte iet ein |itdaangfeoh ethienhw Postulat, Vom A. iet
die Uideimgaaft (e. d.) m untsteohosdeo
Im Altertum «ad Mittelalter versteht man unter dea Affekten Gamiteaveafmde,
welche aaek Gefühle, leideransaftan. Triebe nmfeemn (TgL Gefühl). Die Kyre-
naiker (a. d.) nnterecheklen ewei Affekt« (edeNf): Luet oder Freude («eewdj
und Unlust oder Leid (***>;); eistet s baethnmen nie nie sanfte, letatere ab etar-
mieche Bewegung [Attar — teagatsw «/»■«», Diog. Leert. II, 86; TgL Gefühl).
AW8TOTD.M unterscheidet Affekte [*d&r,\ die tob der Seele, «ad solche, die Tom
Leibe eaegehen, wobei aber auch die enteren mit physischen Zuatanden tnbuadan
sind (Eth. Kicom II. 4. 1105b 21ff.; X, 2, 1173b 9). Affekte sind Furcht, Mitleid,
Mut, Liebe, Haß, Neid, Begierde n. a. (De anima I 1. 403a 16ff.). Die Stoiker
bestimmen den A. als abnormale, naturwidrige, wharmlftiga, Ternunftlaee Erregung
der Seele (* äXoyos *al *«*e ftW «-exft «^n*«* t, eeaif *JUov4(ot>oa, Diog.
Leert. VII. 116% Den Affekten liegen falsche Urteile augrunde (rgL Cicbbo,
Tuscul. disput. IV. 6. 11:7. 14). Hauptaffekte sind Leid, Furcht. Begierde, Fronde
(Diog. Laert. VII, 110); daneben gibt ea auch gute Affekte (re*rf»«ai: Diog.
Laert. VII. 116). Der Weise, Tugendhafte unterdruckt die Affekte, die gegen die
Natur der Seele sind und uns unfrei machen (Otcno. Tusc disp. III. 9; IV, 19;
Sknwu, Epist 116; De ira U, 17, 7). Die Scholastiker fassen die Affekte ab) Er-
regungen dea Trieblebens (dea „appetitus sensibüis"; Thomas, 8um. theoL I, II.
24, 2 c; De verit. qu. 26. 2; „pernio" ab) jede Form dee 8trebunwveimogena, ,.po-
tentiae appetitivae": Goclkc, Lex. philo*. 8. 602) auf. Mit dea Affekten befaBt
Affekt. 11
sich ausführlich L. Vives (De anima III, 146 ff.). Aus Streben und Widerstreben
besteht der A. auch nach Hobbes, der ihn mit Bewegungen des Blutes in Verbin-
dung bringt (De corpore c. 25, 12; Leviathan I, 6). Auch Descartes erklärt die
A. physiologisch, aus gewissen Bewegungen der „Lebensgeister", welche das Hirn
erregen (Passion, aniin. I, 27; II, 51). Sechs Grundaffekte gibt es: Bewunderung,
Liebe, Haß, Begierde, Freude, Trauer (1. c. II, 69). Eine wichtige Rolle spielen die
A. bei Spinoza, welcher (wie schon F. Bacon) betont, ein Affekt lasse sich nur durch
einen andern Affekt bekämpfen (so später auch Hume). Der A. ist eine „verworrene
Idee" („confusa idea", Eth. III, Schluß). Affekte sind Zustände des Organismus,
durch welche dessen Kraft gestärkt oder geschwächt, gefördert oder gehemmt wird,
sowie das Bewußtsein dieser Erregungen („corporis affectiones quibus ipsius corporis
agendi potentia augetur vel minuatur, iuvatur vel coercetur, et simul harum affec-
tionum ideas", Eth. III, def. III). Es gibt drei Grundaffekte: Freude, Trauer,
Begierde. In der Herrschaft über die Affekte, welche durch adäquate Erkenntnis
des Wesens der Dinge erlangt wird, besteht die menschliche Freiheit (s. Willens-
freiheit). Über die Unterscheidung der Affekte (Neigungen) bei Shaftesbury vgl.
Sittlichkeit. Im Sinne der Scholastik faßt die A. Che. Wolff auf (Psychol. empir.
§ 603 ff.). Vgl. Hagemann, Psychol.8, 1909.
Das Jähe, Heftige des A. betont Kant; A. ist „das Gefühl einer Lust oder Un-
lust im gegenwärtigen Standpunkte, welches im Subjekt die . . Überlegung nicht
aufkommen läßt" (Anthropol. § 71 f.; vgl. Leidenschaft). Die „sthenischen" oder
„wackeren" A. steigern, die „asthenischen" oder „schmelzenden" A. schwächen
die Lebenskraft (1. c. § 74). Das Heftige, Plötzliche, Explosive des A. betonen auch
NahlowSky (Das Gefühlsleben 1862, S. 247), Schopenhauer, Jodl (Psychol. II3,
S. 411 ff.), Höffding („plötzliches Aufbrausen des Gefühls", Psychol.2, S. 292),
Ribot („un choc brusque", Psychol. des sentiments, 1896, S. 67; Essai sur les pas-
sions, 1907) u. a. Nach A. Lehmann ist der A. derjenige Seelenzustand, „in welchem
starke Gefühle mit größerer oder geringerer Störung des normalen Vorstellungs-
verlaufes verbunden sind" (D. Hauptgesetze des menschl. Gefühlslebens2, 1908).
Verschiedene Psychologen erblicken in Organempfindungen und physiologischen
Veränderungen (Bewegungen, vasomotorische Veränderungen) die Grundlage (nicht
erst Folge) des A. So (früher) W. James, nach welchem wir z. B. nicht weinen, weil
wir traurig sind, sondern traurig sind, weil wir weinen (Princ. of Psychol. II, K. 25;
Psychologie, deutsch, 1909, S. 573ff.), C. Lange (Über Gemütsbewegungen, 1887),
Sergi (Dolore e Piacere, 1894), Ribot (Psychol. des Sentiments, 1908 7), E. Förster
(Über die A. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neur., 1906). Störring (Psychologie des
menschl. Gefühlslebens, 1916, S. 16) nennt A. „eine Verschmelzung von Organ-
empfindungen solcher Art, daß sie auch durch Wahrnehmungen oder Vorstellungen
im normalen Seelenleben ausgelöst werden können, wobei die Verschmelzung der
Organempfindungen mit den sekundären Gefühlstönen die Qualität des Verschmel-
zungsproduktes bestimmt und wobei zuletzt Organempfindungen in dem Ver-
schmelzungsprodukt auch als solche hervortreten.
Als Gefühlsverlauf faßt den A. besonders Wundt auf. Der A. ist ein psychi-
sches Gebilde, und zwar geht jedes intensivere Gefühl in einen A. über. Von einem
A. ist da die Rede, wo sich „eine zeitliche Folge von Gefühlen zu einem zusammen-
hängenden Verlaufe verbindet" (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 203). Jeder A.
beginnt mit einem intensiven Anfangsgefühl, das in einer von außen hervorgeru-
fenen Vorstellung („äußere Affekterregung") oder in einem assoziativ oder apper-
zeptiv bedingten psychischen Vorgang („innere Affekterregung") seine Quelle hat;
12 Affektion — Affirmation.
darauf folgt ein von cntapreobenden flefihbfl
Schluß bildet ein Endgef 6hL in weichem der A abklingt, falb er nicht aof ort in
daa Anfangsgefühl einea neuen nffeJrtanfalb abergeht (L c. & S04; Grunde, d. phya.
PaychoL», 1802ff.. III. 8. 208fL, rgL Gefühl. Wille). Müuja-Farjxxrsxs (PsycboL
d. Kunat I«. 8. 206) untereebeidet Trbbefiekte und fllbwingaafbhls Je nach dem
größeren oder garingerwn WuTenaenirbb darin. VgL Html. Ob Um pisrnni», 1751 ;
Brmtrf. Zeitachr. f. Psych, der flnaiinraaiii XXI. & 47ff. (Urteile ab Grund-
lagen d. A); Kults. Grundx. d. PayohoL. 1883. & SSlff.; Lore, Leitlad. <L
PaychoL», 1000; Rxsotxx, Lehre rom Gemüt». 1011 ; Droorr. Einfuhr, in d. PiryenoL.
1006 (8. 100: A bt ein ..jäher Verbnf ebne — gl w Wh ehr* heftigen Qefebb").
FXexnaxa. Lehrb. d. Peych.. 1011. 8. «74. Mmn, Psjdii>sugb, 1820». & 262.
E. F&unrjuuaxn, Über Weeen and Bedeatang der AfSektirttit, 1010 (eucht. ihn
für die aflektben Vorginge). Fbobm: Lehrbach der experim. Irjiiiolagb IL
S80. 10». - Vgl GefthL Gemttubetregang. I eideneohafl, Wilb (OotV. Www).
Affekt len (affectio) bedeutet 1. im engeren Sinne eorbl wb TanskjaBg,
Vonbbe; eo ipricht man tob einem . . Af f ektionepreb . der einer individBetl -sub-
jektiven Wertung entapricht; 1 im weiteren Sinne: TaaUiHbliiilnana, Erregung.
Zustand, Eigenacbait (eo bei den Scholastikern, welche von den „■rboHonae
entb", ron äußerer and innerer affectio epreohen (egL Gocls*. Lex. philo». 8. 78;
Mioublto«. Lex. philoa. 8p. ßtfL), famer bei 8roroxa (a. modi). 8tnnesaffek-
tion bt db Erregung der 8inneeorgane durch Bebe (a. d.). Gemßteeffektion
eine Erregung dee fohlenden Bewaßteeina. Affilieren (afffoere) beißt: Bringen,
einen Zaetand snalBoen Daß db Dinge am „affilieren", wird ron alteren Philo-
eopben wb DxecAxra (Paaa. anim. II, 1) u. a. gesagt. Nach Kajrr heroben db
Aneohanongen (a. d.) aof „Affehtionen". db Begriffe auf „Funktionen" (Krit. d.
Min. Vorn. S> 66). UagenetinOe sind una m
aof gewbee Webe „alflxbren". <L h. infolge einer „RezepÜriUt (a. d.) dee
nenden Subjekte, dee auch aich nur dadaroh erkennt, daß et ebb eelbet afßxbtt
(Krit. d. rein. Vernunft 8. 48; AnthropoL | 7). VgL Bnoeo», Meliere et memoire*.
1808. VgL Ding an ebb. Wahrnehmung (innere). Ion, Apathie, Ataraxb.
Affektiv: gefühlsmäßig, x, B. ..affektives*' Gedieh toi. (a. d.). Affek
t ional: nach R. Avxkaxjüs dee, wee einen Inhalt („K Wert", e. d.) zum „Empfin
den" macht (Krit d. rein. Erfahr.. 1688f.. IL 23. 68f.).
Affinität (affinhea): Verwandtachaft (beeondera obemiache Ak Psy-
chologische A: Ähnlichkeit ron VoreteOungen ab Grundlage der Assoziation
(s. d.k Logische A: Verhiltnb ron Begriffen, db tu einer Art geboren. — Karr
versteht unter A den ..Grand der Möglichkeit der Assoeistirm, sofern er im Objekte
liegt". Diese „empirbche" A bt db Folge einer auf der Einheit des reinen Selbst-
bewußtseins beruhenden „transzendentalen" A (Krit. d. rem. Vernunft B. 126L,
132). Alb Eracheinungen stehen in einer durchgängigen Verknüpfung nach not-
wendigen Geeeteen und mithin in einer „transiendentalen Affinitit". Daa
Geeeta der „Affinitit aller Begriffe" gebietet dem Denken „einen kontinuierlichen
Übergang von einer jeden Art au jeder andern durch stufenartigee Wachstum der
Verschiedenheit". Ea bt daa Prinzip der „Kontinuitit der Formen", eine regulativ
(s. d.) wirksame Idee. VgL Stetigkeit.
Affirmation (affirmatio. xatd<faou): Bejahung, eine Art der bgbehen
„Qualität" (s. d.) dee Urteils. Ein Urteil bt affirmativ, in welchem einem Sab»
Affizieren — Ähnlichkeit. 13
jekt ein Prädikat positiv zuerkannt, eine logische Beziehung anerkannt wird (S
ist P). Vgl. Negation, partikulär, Urteil.
Affizieren s. Affektion.
Agathobiotik: Lehre von der guten, richtigen Lebensführung ( =
„Diätetik").
Agathologie: Lehre vom Guten (äya&övj oder von den Gütern (s. d.).
Agens : das tätige, wirksame Prinzip, die Kraft, das Verursachende.
Agglntination (Anleimung). Bei Wundt die einfache Form der apperzep-
tiven (s. d.) Verbindung, bei welcher die Bestandteile für sich bewußt bleiben (z. B.
Vorstellung des Kirchturms; Grundz. d. phys. Psychol. III5, 1903, S. 573). In
der Sprachpsychologie das Zusammenreihen von Worten. Agglutinierende Sprachen
bei W. v. Humboldt im Gegensatz zu isolierenden, flektierenden usw.
Aggregat : äußerliche, durch Aneinanderreihung der Teile entstehende Ver-
bindung ohne innere Einheit, im Unterschiede von einer organischen Verbindung.
Nach Leibniz sind die Körper Aggregate von „Monaden" (s. d.). Vgl. Atom.
Agnosie (äyvwaia): Unwissenheit. Als methodisches Prinzip voraussetzungs-
losen, kritischen Denkens erscheint die A. bei Sokrates („ich weiß, daß ich nichts
weiß", vgl. Platon, Apolog. 21 A f.). Als Ausdruck des Skeptizismus (s. d.) bei
Goegias, Arkesilaos, Sanchez u. a. Vgl. Nihilismus. In der Psychopathologie
Erkennungsunfähigkeit: Seelenblindheit, Seelentaubheit usw. Jaspers, Allg.
Psychopathologie, 19202, S. 118. Fröbes, Experim. Psychol. II, 60, 1920.
Agnostizismus heißt der positivistische (s. d.) Standpunkt, wonach es keine
metaphysische Erkenntnis des Absoluten, jenseits aller Erfahrung Liegenden,
Transzendenten gibt und dieses uns auch nicht zu kümmern braucht, da wir uns
mit dem Erfahrungsmäßigen, Positiven, mit den gegebenen Phänomenen und Be-
ziehungen begnügen können. Der Ausdruck „Agnostiker" stammt von Huxley
(Nineteenth Century XXV, 169); Agnostiker sind, abgesehen von den Skeptikern
(s. d.) und manchen Vertretern des Kritizismus (Kant, F. A. Lange, Adickes
u. a.) namentlich Comte, Ch. Darwin, Spencer, Du Bois-Reymond (s. „Ignorabi-
mus"), Carneri, R. Wähle u. a. Vgl. Absolut, Positivismus. Vgl. R. Fltnt,
Agnosticism, 1903; E. de Roberty, L'Agnosticisme, 1896.
Agraphie (ä-yQacpeiv): pathologische, durch Gehirnverletzung bedingte
Unfähigkeit des Niederschreibens von Worten. Vgl. Wundt, Grundz. d. phys.
Psychol. I6, 1908, S. 367.
Ahani brahma asmi (indisch): „ich bin Brahma". In der indischen
Philosophie überintellektuelle „Innewerdung" der Vereinigung mit dem Brahman.
Brihadäranyaka-Upanishad I, 4, 10. Deussen, Allg. Gesch. d. Phil. I3, 19202.
S. 634.
Ähnlichkeit ist ein Prädikat, welches das vergleichend-beziehende Denken
Gegenständen zuschreibt, deren Merkmale — in der Einheit des vergleichenden
Bewußtseins aneinandergehalten — das „Fundament" der Ähnlichkeitsrelation
abgeben. A. ist Gleichartigkeit des qualitativen Verhaltens oder partielle Über-
einstimmung, Gleichheit von Teilen, Seiten, Eigenschaften verbunden mit Un-
gleichheit anderer Elemente der verglichenen Objekte, wobei aber das Bewußtsein
der Ähnlichkeit eine einheitliche Apperzeption (s. d.) seitens des erkennenden Sub-
14 Ahnunj — Akademiker.
jekta einschlieft. Die Voraussetzung: Ähnlich« verhalt sieh ähnlich, ist eine Grund.
Inf» des Induktion»- and A nslogieeohlisnws (s. d.). Auf Ä. beruht eine Art dar
Assoziation (s. <L).
Definitionen der A. finden eich bei Abutotilm (Mrt V 9. 1008 »L«
Botraros (..rerum differentiarum eadem qualitas"; ihnlich Lxtaxix) u. a. Die
Bedeutung der A. für die Eikaualais betont Ht ux (vgl Kausalität). Nach
Th. Lim ist daa Bewußtsein der A. das fli srußteutn einer pp nKanrfrirh bedingten
Forderung, „eine bestinunte Art der EinkeiteapperzeptÄon zu vwlhishia" (Einheiten
und Relationen, 1001, 8. 82 ff.). Bei dar „qualitativen Nachbarschaft" (z. B. Krehv
linie und Ellipse) ist daa Verglichene ab Gancea Ihnlich (Lritfsd. d. Psycho!. •. 1906,
& 7 2). Daneben gibt es eh* A. von komplexen Inhalten, «eiche in der Gleichheit
oder Ähnlichkeit einzelner Merkmale bei Ungleichheit der übrigen beatalit (Tgt.
Omn, D. Gedächtnis*, 1911, 8. 164f.). - Ober daa 8etx. daß Ähnliches durch
Ahnliches erkannt werde, rgL Gleichheit. — VgL E. Maat, D. Ähnlichkeit u. d.
Analogie als Leitmotive d. Koreebang. Annahm d. Naturphikm. I. 190t; Hörmrao,
Dar mawohtfahe Gedanke. 1911 ; Manu (Die GIcicMornughe* in dar Welt I. 1916.
II. 1919) braucht für A. den Auadruek Glseohfornugkeit (a. <Lk - Vgl
Aii.i 1' NflsflL W taBHHBHHHHai
Ahnung: pflnkailMge Erkanntais oder ans unbewußt
SohlQsaen snhmringsnrlas Erwarten honfttgoc Ereigniaae. Dia A tritt in verechie .
denen Graden auf („leise", .fiebere" A) und ist bald rein subjektiv und unberech-
tigt, bald aber auch daa Zeichen einer richtigen Sparkraft das ..Ahnungsvollen .
- Firm* versteht unter A. („Ahndung") eine nur aus Gefühlen ohne liaeHmaitsn
Begriff entapringende Überzeugung von der Reabtat das Cbereinnlichen, die una
einen Reflex dea Wesens der Dinge in den TTnihiinangan gibt, daran ewigen Sinn
und zwcckvoUen Zusammenhang sie im Schonen und Erhabenen der Natur erfaßt.
Die A. ist auch daa Organ der Religion (System d. Logik, & 423ff.; System der
Metaphys. 1824; Wissen, Glaube u. Ahndung 1806, 1 A 1906, 8. 173«.: A dea
Ewigen ha Endlichen ist „Erkenntnis durch reines Gefühl).
AjaUl: Nichtwerden, Grunddogma daa Vedauta (e. <Lk Dxcssx». 60 Upani-
ahade, 1906.
\ Uaca: In den üpanJahaden: Äther. Raum (als materielles Element). Leere.
Dxuasax, 60 Upaniahada, 1906; Dxaa.. AUgem. Geaohiehte der Philus. III. SSI.
3. Aufl. 1921.
Akademie ('A*a6^>nta). Platonische, hat ihren Namen nach dem Hain dea
Heros Akademos bei Athen, in dessen NU» Platox lehrte. Der fiteren (ersten)
A. gehören, außer Platox. Srxrsxrros, Xkxok*atks, Knarxs. HxaaoDoaoa,
Pouacox, Praurr vox OrrxT. Knaxroa an; der mittleren (zweiten und dritten):
Arxksilaos, Kabxxadxs; der vierten (neueren): Phoox vox Laanaa; der fünften:
>chos vox Askalox. Wahrend die erste A. die (pythsgoreiaierende, letale)
Richtung des platonischen Denkens weiter führt, huldigt die zweite und dritte K.
daa Skeptizismus (s. d.); die vierte und fünfte vertritt eine Mischung platonischer
mit anderen Lehren. Eine neue platonische A begründete in Florenz (1440) Cosmo
von Medici; der erste Leiter derselben war Georgios Gemisthos Plethon. VgL
Piatonismus.
Akademiker bedeutet zuweilen auch „Skeptiker" (vgl Augustinus, Contra
Academicos). Huas z. B. nennt sich einen „akademiechen" Philosophen.
Akatalepsie — Aktiv. 15
Akatalepsie (iauuaAq+te): die von den Skeptikern (s. d.) des Altertums
behauptete Unerfaßlichkeit des Wesens der Dinge. Vgl. Aphasie.
Akosmisnius (ä-xöauog) ist ein Ausdruck für jene Form des Pantheismus
(s. d.), für welche Gott als All-Einheit das einzig wahre Seiende ist, so daß die Welt,
die Vielheit der Dinge keine absolute Realität hat oder die Dinge nur Modifikationen
der Gottheit sind. In diesem Sinne lehren der Vedanta, Spinoza (auf dessen
System Hegel den Ausdruck A. anwendet, Enzyklop. § 50), Schopenhauer u. a.
H. Scholz (Religionsphilosophie, 1921, S. 158 f.) sieht in akosmistischen Erleb-
nissen, d. h. solchen von unvergleichbarem Wertgefühl, die Grundlage der rel. Er-
fahrung. Vgl. Gott.
Akribie {äxQtßeia/. strenge Sorgfalt, peinliche Genauigkeit der Forschung.
Akrisie (äxgiaia): Urteilslosigkeit, Kritiklosigkeit.
Akroamatisch (äy.goauatixog, äxQoany.ög, hörbar) heißt das in zusam-
menhängenden Vorträgen Gelehrte, im Unterschiede von der erotematischen (s. d.)
Methode. A. heißen insbesondere die esoterischen (s. d.) Schriften des Aristoteles,
die aus Vorträgen (äy.Qodosig) hervorgingen. Vgl. Gelltcs, Xoct. Atticae XX, 5.
Akt (actus) heißt allgemein die einzelne Tätigkeit (Denkakt, Willensakt).
Verschiedene Psychologen (Brentano, Meinung, Witasek, Kreibig u. a.) unter-
scheiden „Akt" und „Inhalt'* als zwei Seiten der psychischen Vorgänge, z. B. Vor-
stellungsakt und Vorstellungsinhalt, Akt- und Inhaltsgefühl (Witasek). Bei den
Scholastikern bedeutet „actus" (s. d.) die Wirklichkeit, Verwirklichung, Wirk-
samkeit (als Übersetzung der aristotelischen ivt'gyeta; „actus primus" = Wirk-
lichkeit, „a. secundus" = Wirksamkeit, „operari"; „actu" — in Wirklichkeit, im
Gegensatz zu „potentia1", dvi'duei^. Neuerdings ist der Begriff des Aktes bes. von
der Phänomenologie (s. d.) Hcsserls hervorgehoben worden. Das konkrete Phä-
nomen des sinnbelebten Ausdrucks gliedert sich in das physische Phänomen und
die Akte, „welche ihm die Bedeutung und evtl. die anschauliche Fülle geben und
in welchen sich die Beziehung auf eine ausgedrückte Gegenständlichkeit konstituiert ".
(Log. Untersuchungen, 1913, IL Bd., I2 37 u. panim.) Die Existenz psychischer
Akte bestreitet R. Wähle. Vgl. O. v. d. Pfordten, Psychologie des Geistes, 1912
(„Aktpsychologie"; Unterscheidung der geistigen Akte von den vitalen Erschei-
nungen, jene sind die Quelle des Werfens und Xormierens; ähnlich wie Palägyi).
Messer, Empfindung und Denken, 1908; Psychologie, 1920. „Erst durch die unan-
schaulichen Akte des Gegenstandsbewußtseins erhält aller anschauliche Bewußt-
seinsinhalt, d. h. alles Empfindungsmaterial, seine Beziehung auf Gegenstände und
findet damit seine Auffassung, seine Deutung" (S. 202). Nach W. Stern (Die
Psychologie und der Personalismus 1918) bilden die Akte (Taten) die zweite psy-
chische Schicht über den Erlebnissen (Phänomenen). In jedem Akt ist eine Mehr-
heit von Erlebnissen zur Einheit zusammengefaßt" (S. 10). Spranger (Lebens-
formen, 1921, 21) versteht unter einem geistigen Akt die aus verschiedenen seelischen
Funktionen zusammengewobene Tätigkeit des Ich, wodurch es eine geistige Leistung
von überindividuellem Sinn hervorbringt. Vgl. Aktivität, Tätigkeit, psychisch.
Aktion (actio): Tätigkeit, Wirkung. Vgl. Aktivismus, Psychologie
(Münsterberg).
Aktiv: tätig, wirksam. VgL Intellekt (Aristoteles u. a.).
16 Aktivismus.
\ I» ( i \ iimu» : .\kt!viUit*j>ianiijjunku BBtaBni *k»
Aktiven im Oaiaiigen (vgL Aktivität), imbesondere aber dar auf die Praxi*, auf die
aktiv« Beetofhissung de* Lebern gerichteten Wirksamkeit dae Geistes, des Willen«,
der Erkenntnie, der Wissenschaft. Diese kt hiernach nickt afaaolater. letaler Zweck,
eondern bei alleaa Flgenwwrt enhHcfttinh dock ein Mittel nr rweckvollen Gestal-
tung des individneUan und amrialea Lebens im Sinne der Katar» «ad
Idee. Der A. verbindet sieb teihreiaa mit dem Pragmatismus (e. d.). kann aber
(ao bei Eocbbv) einen meUpbysieobao Charakter aanahmen
Das Prehtisch-8ittliehe, data alles Erkennen sa dienen bat, betonen die
Stoiker, die praktieoke fiedeataag der Wieaenechaf i („Wimen ist Macht") F. Baooa,
die Dedoataag der Tat Gobtbs („Es tat nickt gsaag sa wirnsn, man muH aaok
uin'k den „Primat", Vorrang der „praktischen Vernunft" (a. d.) Kabt. Aktivist
iat im imlnaaten Sinne J. 0. Ficbts, neck dem das aiuiicbe Handeln
Grund der ffraUmi eiasr Auasawelt ist, dis aar das versinnliebte Material
Pflicht kt (vgl Objekt). Kack Sobblubo ist der Meoeck dasa da, sa
der Welt pgenobcr an batltkjaa (Pallas, d. Natur«. S. 5f.k Aktivistsa smd
Laor. Scann) (Das Gessts der Persönlichkeit, 1862k K. Maax, Ntsnscas, Janas»
Casoa (FUosofia den" azione, 1907k Tbojabo, Buurom, (L'action, 1893), Caaxixs,
Ta. Lataoro („Philosophis der Tat". Arcb. f. systetn. Philo*. XV. 1909k W. Jbbc
salb« (Einleitung m d. Pkfloa.«. 1909, 8. 2; 8. 100: aktivistiacbe Ws
Wahrheit einas Urteilt ah) „Hediugiing ssiaer Vei eei tbarkeit far die
der nötigen Malnahmen"). F C. a tanusa (vgl Humanismus).
VaiBWOBB (Philos. d. AkvOb. 1911k Ostwsad. Maca u. a. ..Aktionsthcoric'
Mosstbbsbbo seine Psychologie, der gemtA jede Empfindung aad aoaüt
ment dae Be wuatsehmmbaha dem Übergang von Erregung sa Entladung
gebiet sugeordnet ist. (Grundlage dar Pajohologia I, 1900, 8. 648.) Ems „akti
vwlstvbt Psyobologia", die an Stalle der Asaoxiationen vor allem
aar Erklärung heranzieht: Müubb-Fbsxbbtbu, Das Denken aad die
1916. Den A. (und aktiven Rtomtkaiismas) begründet in eigener Wams R Gou>
amn» (e. WUlsaskritikk dar dis „ektiristiscba Waadaag dm gessnUsn Wiesen-
•chatobetriebs" fordert aad erklärt: „Dia ideale WeltwoUung zwingt tu tat
kräftigem EingrenVn im Dienste der socialen Entwicklung" (Krit, d. Wilk-nakreft.
1906, a 121 f.).
Nach J. G. FtCBTB baut sich die Geieteeweh aktiv auf; die göttliche Idee baut,
im Menschen pereönlich geworden, aaf daa Trümmern dar alten asas Welten auf
(Ober d. Weasn d. Gelehrten. 2. Vorlas.). Nach R EocKBB. der einen metaphysisch
gefärbten A. vertritt, entwickelt das Oikmahnnn (e. d.) ans sich selhtt i
höhere Wirklichkeiten. Es besteht ein Kampf am einen §
aktives Arbeiten an der Erhöhung dm Leben«, mittels dessen das selbattadige.
universale Geistesleben im Menschen aad ssiaer Welt zum Durchbruch gelangt
(D. Einheit d. Geisteeleben*, 1888; D. Kampf um einen geiat. Lebensinhalt, 1896;
2. A. 1907; Grundlin. einer neuen Lebensansclu, 1907; D. Sinn u. Wert des Lebens,
1908). „Aktiviamua" nennt sich ueumdiasj auch eine philosophisch und polrtiech
interessierte literarische Richtung, an deren Spitse Kubt Hjixbb steht. Vgl dessen
Aufsatz: Ortsbestimmung dm Aktivismus, in dem Jahrbuch „Die Erhebung", o. J.
(1918). Ferner die Jahrbücher „Das Ziel" I bis IV (IV, 1920). Vgl. O. Bbaub, Grund-
riß der Philosophie des Schaffens, 1911; Müixbb-Ltbb, Der Sinn dea Lebens, 1910.
Eno, Activism, 1920. VgL Geist, Wissenschaft. Wahrheit, Wille, Erkenntnis,
Zweck, Entwicklung, Aktivität, Pragmatismus, Idealismus, Kultur. Tat.
Aktivität — Aktualitätstheorie. 17
Aktivität: Wirkungsfähigkeit, aktiver Charakter, Vermögen spontaner'
selbständiger Tätigkeit. Von der Passivität (s. d.) ist die A. in der inneren Erfahrung
des Tätigen mehr oder weniger deutlich unterschieden (vgl. Wille), doch gibt es
Übergänge zu jener, und schließlich ist alle A. endlicher Wesen eine „Reaktivität",
ein Reagieren auf irgendwelche Reize, die aber bei der eigentlichen A. aus der zen-
tralisierten Einheit des Wesens selbst kommen, so daß dieses der Umwelt gegenüber
eine in der Entwicklung der Lebewesen sich immer mehr steigernde Selbständig-
keit und Eigenkraft, Eigenrichtung besitzt (vgl. Willensfreiheit). Im seelischen Leben
gibt es keine absolute A., aber auch keine absolute Passivität, da selbst die Empfin-
dung eine Reaktion des Subjekts bedeutet, während das Denken und (eigentliche,
höhere) Wollen aktive, eine Eigengesetzlichkeit befolgende, gewisse Ziele anstrebende
Aktivität des Bewußtseins darstellen, die im Ablauf und Zusammenhange des-
selben selbst (also nicht getrennt als einfacher, gesonderter „Akt") zum Ausdruck
kommt.
Nach Spinoza beruht das aktive Verhalten des Menschen auf adäquaten (s. d.)
Vorstellungen, während er leidet, wenn er inadäquate Vorstellungen hat („mentis
actiones ex solis ideis adaequatis oriuntur", Eth. III, prop. III; vgl. Willens-
freiheit). Nach Lexbniz sind die Monaden (s. d.) aktiv, wenn ihre Vorstellungen
deutlicher werden. Nach Gettlincx ist nur Gott wahrhaft aktiv (vgl. Okkasiona-
lismus), nach Berkeley nur der Geist (s. d.), während die Körper (als bloße
Wahrnehmungsinhalte von Geistern) rein passiv sind.
Kant stellt der „Rezeptivität" (s. d.) der Sinnlichkeit die Aktivität des Den-
kens (s. d.) als „Spontaneität" (s. d.) gegenüber. Die Aktivität des Geistes betonen
Laromiguiere, Jocffroy, Maine de Biran, Hamilton, Lotze, James, F. C. S.
Schiller, Foutllee (vgl. Idee), Höffding, Ltpps, Wundt (s. Apperzeption, Tätig-
keit), Messer, Natorp, Rehmke, Jodl, Eucken, Boutroux, Melhatxd („activite
creatrice"), Bergson (s. Leben, Entwicklung), Joel, Vatbinger, Goldscheid
u. a. Vgl. Montgomery, in: Monist, III. Vgl. Psychisch, Tätigkeit, Wille, Geist,
Aktualitätstheorie, Leben.
Aktualität (actualitas) : Wirklichkeit, Wirksamkeit. „Aktual" (actualis) wird
dem „Potentiellen" oder „Virtuellen" gegenübergestellt.
Aktualitätgtheorie (Aktuali3mus) ist die Lehre, daß eine Art der Wirklich-
keit oder diese überhaupt nicht in einem substantiellen, ruhenden Sein (s. d.), sondern
in Tätigkeit, einem Werden (s. d.), in einem Geschehen, in einem Prozesse besteht.
Die metaphysische A. faßt alle Wirklichkeit als nirgends ruhendes Werden, als
Ausfluß einer oder vieler Tätigkeiten auf, die sich dem Denken als Dinge, Substanzen
(s. d.) darstellen, letzten Endes aber nicht absolut beharrende „Träger" gebunden,
sondern selbständig sind. Die Dinge sind hiernach nur Momente, Querschnitte, Ver-
dichtungspunkte einer ewigen, schöpferischen Entwicklung (s. d.). Das Sein ist nur
ein Spezialfall des Werdens, ein sich Erhalten im Werden, ein relativ stabilisiertes
Geschehen. Nach der psychologischen A. ist die Seele (s. d.) keine Substanz,
sondern Tätigkeit, Prozeß, Geschehen und ist in der Wirklichkeit des Bewußtseins,
des Erlebens unmittelbar (nicht als bloße Erscheinung eines unbekannten Wesens)
gegeben (vgl. psychisch).
Die metaphysische A. begründet Heraklit durch seine Lehre vom ewigen
Werden (s. d.). In neuerer Zeit leitet das Sein (s. d.) aus reiner Tätigkeit des „abso-
luten Ich" J. G. Fichte ab, der auch psychologischer Aktualist ist. Auch der Vo-
luntarismus (s. d.) Schopenhauers ist aktualistisch, ebenso der Panlogismus (s. d.)
Eisler, Handwörterbuch. 9
18 Aktuell — Algebra.
i ' ii .
Hxoaxa, nach welchem die „Idee" (.. (U die den Weltgrund bildet,
diaickticohor (a. d.) Prosen ist. In der Gegenwart wird die A. hauptsächlich doreh
Wcvdt vertreten, nach welchem leuten Endet nicht fhihglaaoMi, eoadern Wittens-
tttigkeiten (e. d.) eis ..substajiaeneiigende" Aktionen existieren; erat in ihren Wechsel-
wirkungen stellen eich diese Tttigkeiten dem Denken eis Substituten der. Akt tu Heran
sind ferner Müsstkukxo. B. Km, Pacxsxx, Jota. (8eels u. Welt, 1911). Ostwau>
(a. Energie), E, Macb (s. Element), fisrasxisa, Bxxoeov. nach wslnhcm des 8ein
eohopraiieqha Entwicklung (s. d.) ist („il n'y s pss des chosee, il n'y a qee des setions"
Evolut. ereatrice, 8. 170), NiETxecms (s. Werden). F. C. 8. SOaülO, C. Bfctrv* tx,
VAnmron (». Ding), L, Gtunrr (s. Arbeit) u. a.
Die psychologische A. vertrete« besonders SnxoxA, Heus (Die Seele eis
„Bündel" fortwährend w»ohramd»r Erlebnisse), tarnt („die TiUilUgsm ist dem
Idesüemns ein Tan and ebsorat niehu weiter; nicht einmal ein Titiges soll Sana ei»
nennen", WW. I 1, 440). Haosx, ScHorxxxACKx, Fnatvxx (Über die
a S06). Pacun, Wtnror. Nach ihm ist jeder p-ychieebe Inhalt ein V«
unmittelbare Wirklichkeit (Philo*. Stadien X. 101; XII, 42. 81f.). Die innere Er-
fahrung ist eaa „fatnamonhsng roa Vorgingen", sie besteht eae „Prozessen'
der falschen Vetdinghchung der Vorstellungen hat eich die rsyohofagic tu hüten.
D^ geistige Laben ist eben „nicht eine Verbindung anrefinderter Objekte and wech-
t»»tfwVsw> yieatliwaei aWMw4etff*n In evlLuft sWtiffBäwn RnäBAAfnff'^afa^eYl Enriollal. nLnltt. 1
eoadern Tätigkeit, nicht Stillstand, sondern Entwicklung" (Vorles. ober d
u. Tiereeele», & 4M). Das Ptjchieche ist ein „fortwahrend wach
in der Zeit" (Grundrifl d. Psycho! \ & 17L). Ak lue leiten amd ferner Dmnr,
so», Ktariacan, Horrmxo. Focuxts. Jodl, B. Koma, E Mao«. Rtxnx, Wahuk,
Jxxdsalkm, Jota* RieoT. Eaarjnuuos, Hstmass, Q. Villa u. e. nsdenkea gagaa
den extremen A. Äußern E. v. Hastmaxx. A. VAxyxacs n. a., anch L. W. Stmin.
welcher meint: „So wenig wir ans psychische Phänomene, .Oegsbenbelten'. sab-
■trat los im All berumsch webend denken können, ronaogaa wir psychisohs Funktionen
oder Tätigkeiten ab absolute, d. h. lotgelBtts. vorbanden tu denken" (Person u. Sache,
1006, 1. 211). Vg! Seele. Werden, Akt, Aktiriamna, loh, Ding, Energie. Dynamisch.
Isychieoh»
Aktuell (actoans): wirksam, gegenwärtig bedeutsam. Vgl Potential! Energie
(Axistotklxs).
Alalie : Pathosogboho Storong des Sprechaktes. Unfähigkeit, deutliche Worte
tu sprechen.
Alexandriner: 1. Vertreter der jüdisch griechischen Philosophie in Alexandria
(Ägypten), wie AxnrroarLos. Philo Jcdaxus. S. Neupythsgoreer (s. <L), wie Nrhdtos
Fioülus, und Neuplatoniker (s. d.) daselbst. 3. Christliche Lehrer an der Katecheten-
schule su Alexandria, wie Clxmxxs, Okioksks u. a. Vgl. VACamoT, Hietoire crit. de
l'ecole d'Alexandrie. 1846—61. — In der Ästhetik Typus eines rem intellektuellen
Verhaltens der Kunst gegenüber, ohne Fähigkeit anmittelbaren Erlebens.
AlexandriMmnn (Alezandrinismue) TgL Averroismus.
Alexie (d-JUyuv): auf Großhirn Verletzung beruhende pathologische Unfähig-
keit, geschriebene (btw. gedruckte) Worte mit Verständnis ru lesen (vgl. Wortblind-
heit). Vgl. Wüxdt, Grundr. d. phys. Psycho! I*. 1908.
Algebra, logische, s. Logik.
Algedonisch — Allgemein. 19
Algedonisch nennt man, zuerst wohl H. Rutg. Marshall, die Lust- und
Unlustgefühle zusammenfassend, im Gegensatz zu andern emotionalen Stellung-
nahmen. Becher, Ztsch. f. Psych. 74, 1916.
Algorithmus (nach dem Araber Alchwarizmi) bedeutete früher die Rechen-
kunst, auch das Rechenbuch. Als logischen A. bezeichnet man die mathematische
Behandlung der Logik (s. d.), die symbolische Darstellung logischer Prozesse durch
Gleichungen.
Alienation: Geistesstörung, Geistesverwirrung.
All: der Inbegriff alles Seienden, das „All der Dinge", das Universum (s. d.).
Aristoteles (Met. IV 26, 1024a 38) und die Stoiker unterscheiden das All {näv)
vom Ganzen (öAov), bei welchem die Stellung der Teile in Betracht kommt. Vgl.
F. Htjtdeesin, Die Lehre vom All, 1911. Vgl. Allheit, Gott.
Allbeseelung s. Panpsychismus.
Allbewußtsein (der Ausdruck schon bei Herder) s. Bewußtsein, Gott,
Panpsychismus.
All-Einheit : die Einheit des Alls, welche alle Vielheit der Dinge in sich befaßt,
als Gott (s. d.) gedacht. Gott erscheint als das „Ein und All" (lv %ak näv) bei Xexo-
fhan~es (Stobaeus, Eclog. I, 60) und bei anderen Pantheisten (s. d.).
Alles in allem {ndvxa iv ndvxi): vgl. Homoeomerien. Vgl. L. Haller,
Alles in Allem, 1888.
Allgegenwart (Omnipräsenz): das Attribut Gottes (s. d.), demgemäß Gottes
Wirken überallhin sich erstreckt, die Überräumlichkeit Gottes.
Allgeist: der Geist des Alls als Einheit gedacht. Vgl. Gott (Vexetianer).
Allgemein (universal, generell) ist, was einer ganzen Klasse von Gegenständen
gemeinsam als Merkmal zukommt, was ein Ding mit anderen teilt, was es anderen
gleichmacht, worin es mit anderen übereinstimmt, was der Art oder Gattung, nicht
dem Einzelnen als solchem eigentümlich ist. Das Allgemeine ist also nicht eine eigene,
selbständige Wesenheit, sondern findet sich in der Wirklichkeit nur an den einzelnen
Gegenständen, in deren gleichartigem Verhalten es sein „Fundament" hat. Für sich,
gesondert besteht das A. nur im Denken, welches das einer Gruppe von Gegenständen
Gemeinsame (durch „isolierende Abstraktion") heraushebt, fixiert und im Begriff
(s. d.) einheitlich zusammenfaßt, um es dann in zweckvoller Weise auf das Einzelne
anzuwenden. Auch durch „Verallgemeinerung" (Generalisation) gelangt das Denken
zum Allgemeinen, in Raum und Zeit sich Wiederholenden, Wiederkommenden, zu
mehr oder weniger umfassenden Gesetzen (s. d., vgl. Induktion). Das Gemeinsame
einer Reihe von Gegenständen enthält der Allgemeinbegriff (Klassen-, Gattungs-
begriff). Das Bewußtsein der Allgemeinheit besteht psychologisch in dem Neben-
gedanken, irgendwelche Einzelvorstellungen sollen nur als Vertreter einer ganzen
Klasse gelten, es komme an ihnen nur das mit anderen Gemeinsame in Betracht.
Die einzelnen Worte (s. d.) bezeichnen in der Regel direkt etwaä Allgemeines, sind
meist Zeichen für eine ganze Klasse von Gegenständen. In der Wirklichkeit sind die
besonderen und allgemeinen Merkmale an den Dingen zusammen gegeben und also
beide „real"; das Allgemeine stellt sich als Besonderes, das Besondere als Modifikation
des Allgemeinen dar. Das A. ist also weder rein subjektiv, d. h. ohne WirkJichkeits-
grundlage, noch darf es zu einer selbständigen Wirklichkeit gemacht („hypostasiert'")
2*
20 Allgemein.
werden. Bein rffgH**! luno man vom Allgemeinen aufs Besonders sobJkoen, aber
nicht umgekehrt (vgl Ab univereali, Deduktion).
Auf die Art der Exieten* und Gültigkeit de* Allgemeinen bexkhtaichdsa Cnivrr
■alienproblem (Univereelkn dnd die Allgemein oder Gattungsbegriffe). Ee fangt
sieh nlmliob. ob du Allgemeine (die Gattung. Art) nur im Denken oder noch in der
Wirklichkeit besteht, oder ob ee in Wirklichkeit nur ein Besonderes, Individuelles,
Bnarinas gibt, so d*ß denn dss Allgemeine nur im Begriffe oder gar aar im Worte
liegt (Konzeptusliamua u. Terminiemu« oder Xominalitmut). Die Ansieht,
dafi des A. Realität, objektive GnMgkeit beertet, bei* Begriff». Reeliimui (rom
■■Ikaum wohl an nnteieotieiriont); dJessr lehrt sk extremer
ois seiner ann ige, oen euoesumgi
keit des HHpminn („univereaUa ante rem"), ak gems8igter R.
TTihlini des A. in den Dingen salbst („in rebus") und, ak kgkohss Gebilde, naeh
Dingen („post rem"), ans welchen es der Verstand abstrahiert. Für dk
exktkrt des A. nur „post rem", bot gedanfcHoh
eins Klasse von Geganstlnden in allgemeiner Wel
forranHert wird das Uni renn lienprobkm in dss Bobtotvs
dss Poarnra; ss wird gefragt, ob dk Gattungen und Arten „übe subsktent ehre in
sotk ttodk intellectibus poaiu eint, «ive sobsistsotk oorporaUa an Inoorpornlk, et
utrum ssperata a •ensibtliboe poeita et circa haeo oonsktenti*".
Den (Begriffs-) Realismus rennten, extrem, Plato» (vgL Idee), AjusronLas,
der gnmlfngtof TNisIkt kl Das A. hat vor dem Einsamen nur dk logische Priorität,
es kt das eigentliche Obkkt reinen Wieeene( $ f /xt«^4*« >«* m*«^»v, De anima !
wird aber nur an den fftnisklmgen and später nk dkm, ans denen es abstrahiert wird,
erkannt (Metaphvs. VII, 1018b 83). Realisten sind dk Nsuplatoniker (e. d).
darunter Poethtb (rgL Pnarru Qeeoh. d. Logik L 838).
Im Mittelalter vertreten den extremen RsaHsmns Jos. Score« Bnoawa,
vos CairrxnscTsr, Bxnnano von CnAHTass. Ruuuiut von At
von CBäMPnaux (dk Individuen sind nur durch dk MeimkjfsJtighott
Akxidentkn. nicht ihrem Wesen naeh verschieden; vgL O. Lefevre, Las Variation, de
Q. de Gh. et k qoestkm dss unirwmux, 1888) n. s. Den pml8%ten R. (mit dem
Zusätze, daß tot den Dingen dk Unirsraatten im göttlichen Geiste existieren, ak
..Ideen", s. d.) rettielau Avtcsmu. Albert der Große. Thomas von Aqcwo n. a.
Dk fcgkche Albjimeinheit entsteht im Intelkkt durch Abstraktien ( Jnssfleetas in
formk agit Universalitäten» "). Thomas definiert das A. ak das von Vkfcm Anssegbere
und lehrt, dk Gattungen seien nicht ■sfhslinrilge Wesen, senden in den Dingen ent>
halten: „universalia . . non eont res eubaktontei. sed habent <
(Contra gent. I, 88). ans denen sk der Intelkkt abstrahiert i
universale abstrabendo a materia individuell" (San. theoL 1. qu. 9. 5). Vor den
Dingen eind die UniTerseüen im ..mtellectos eeternus" Gottes (Sum. theoL I. qu. 18, 7).
sk Urbilder der Dinge. Dem A. entspricht etwas in den Dingen selbst. Letzteres
behaupten auch Dtnts Sootus („universak est ab intellectu . . H univsresli antem
aliquid extra correepondet"; vgl Psaxtl, Gasen, d. Log. III. 807), Scannx (Met.
dispuU 6, sct. 2, 1) u. a.
In neuerer Zeit denken im Sinne des ..Realismus" der Begriffe Nioolavs Ccsaxus,
Cudworth. H. Morb, x. T. Stwoxa. nach dem das Einsame nur ein Modus (s. d.)
der universalen Substanz ist, Fichtx, Schxluko, ScHorxxHACxn, ScHLxrxsMAcnrra,
Chb. Kbausk, Hkoxl, nach welchem das A. das „Wahre, Objektive, Wirkliebe der
Dinge selbst" kt (vgl Begriff. Idee) u. a.. und viek Denker nehmen einen i
Allgemein. 21
Standpunkt ein (Dühring, von Kikchmann u. a.). Nach Schuppe ist das A. als ein
Stück der Wirklichkeit im Einzelnen enthalten; er unterscheidet ein „numerisch"
und „inhaltlich" Allgemeines (Grundr. d. Erkenntnistheor. u. Logik, 1894). Nach
Busserl ist das A. ein Denkgegenstand, das ein vom Denken unabhängiges ideales
Sein, eine objektive Gültigkeit besitzt (Log. Untersuch. 1900—1901, LT, 111, 123f.,
146ff., 501; vgl. Gutberlet, Log. u. Erkenntnistheor.3, 1898, S. 240ff.). Rehmke
identifiziert das Allgemeine mit dem Unveränderlichen, welches am Einzelwesen
seinen Bestand hat (vgl. Veränderung).
Den Nominalismus (bzw. Terminismus oder Konzeptualismus) vertreten
die Stoiker (die Gattungen sind nur Gedanken, iwofjuaza, Diog. Laert. VII, 61),
Marcianus Capeixa: vermittelnd lehren Boetrtus, Macrobius u. a. Als Begründer
des scholastischen Nominalismus gilt Roscelinus, der in den Universalien nur Worte
(„voces", „flatus vocis") erblickt haben soll (vgl. Prantl, Gesch. d. Log. II, 78; 1, 260;
vgl. aber M. de Wulf, Histoire de la philos. medievale, 1912, nach welchem, wie
nach Adlhoch, R. nur ein „Pseudo-Nominalist" war). Nach Abaelards gemäßigtem
Standpunkt ist das A. eine von mehreren Dingen mögliche Aussage („sermo praedi-
cabilis", „Sermonismus", vgl. Prantl, Gesch. d. Log. II, 181 ff.). Den Nominalismus
gestaltet zum Terminismus Wilhelm von Occam. Nach ihm ist das A. als solches nur
ein „Signum", ein Zeichen für eine Vielheit gleichartiger Gegenstände (per signi-
ficationem, quiaest signum plurium"), welche es vertritt („supponit"), als "allgemeiner
Ausdruck und Begriff („terminus secundae intentionis"). Die Universahen existieren
nicht außerhalb des Geistes („nullum universale est extra animam existens", „uni-
versaliter est tantum in anima"), nur als Zusammenfassung des Ahnlichen einer Reiho
von Dingen („ficta, quibus in esse reali correspondent vel correspöndere possunt
consimilia"; vgl. Peantl, Gesch. d. Log. III, 337 ff.). Als „termini" faßt die Univer-
salien Buridan, als „conceptus meutis" (Begriff) G. Biel, als Zusammenfassung
durch einen Gattungsnamen Nizolius, als Begriff („modus cogitandi") und Gattungs-
namen Descartes (Princ. philos. I, 58 f.) auf. Ähnlich lehren Leibniz (Opera, Erd-
mann, S. 305, 398, 439), Chr. Wolff u. a., ferner Hobbes, Locke (die Dinge sind
einzeln, auch die Vorstellungen als psychische Vorgänge ; allgemein ist nur die Geltung
von Begriffen und Worten, Essay concern. hum. understand. III, K. 3, § 11), Berkeley,
nach dem es nicht einmal Allgemeinbegriffe, sondern nur Vorstellungen als Zeichen
für andere derselben Art, die sie im Bewußtsein vertreten, gibt (Principles XI, XV;
vgl. Begriff), Hume (Treatise, sct. 7), Condillac (Logique, 1781, 1811, S. 29, 34, 106;
das A. ist nur eine „Denomination"). J. St. Mill, Bain, Helmholtz, Mauthner
(„Art ist Wort", Beiträge zu einer Krit, d. Sprache 1909, II, 379; vgl. III, 621 ; Wörterb.
d. Philos. 1911), Vathinger (Allgemeinbegriffe als theoretisch und praktisch zweck-
mäßige „Fiktionen", objektiv gibt es nur Einzelnes, Philos. des Als-Ob, 1911, S.399 ff.),
E. Mach u. a. Vgl. F. C. S. Schiller, Formal Logic, 1912.
Kant unterscheidet induktiv gewonnene, „komparative" und „wahre oder strenge
Allgemeinheit", welch letztere nicht aus der Erfahrung (s. d.) stammen kann, sondern
der Gesetzlichkeit des erkennenden Bewußtseins selbst entspringt (s. a. priori). Die
bloße Erfahrung sagt uns nur: „so viel wir bisher wahrgenommen haben, findet sich
von dieser oder jener Regel keine Ausnahme" (Krit. d. rein. Vernunft, S. 648f., vgl.
S. 35). Goethe: „Was ist das Allgemeine? Der einzelne Fall". Chamberlain : Goethe
1912, S. 577, 349. — Vgl. C. Grube, Über d. Nominalismus in d. neueren engl. u.
französ. Philos., 1889; H. Spitzer, Nominalismus u. Realismus in d. neuesten deutschen
Philos., 1876; J. H. Löwe, D. Kampf zwischen Realismus u. Nominalismus, 1876;
Reiners, D. aristotelische Realismus in d. Frühscholastik, 1907; D. Nominalismus
22 Allgemeinbegriff — AUgemeinTorttellung.
in d. Frnhscbofastik, 1910; A. Ktrnuxv, Zur Geschichte d. Tennmismue. 1911;
Mraon, Der angebliche exzessive Ihialmmiis de* Dan« 8eotai; Drau
lehre. 1912. Hcssxsx, Log. Untersuchungen 1913», IL 1. S. 106f. Vgl
Vorstellung, Allgemeingültig. Abstrakt» Begriff. Geltung, WiesMaohaf t
in Gesetzes- und Ckm lihiliUai— sohaften: Wiydelbajto, Rickkxt).
notiBeptwelttmaa, Universal, Urteil.
\llk<nH Inbegriff bedeutet im Gegcnssm nun Individualbegriff den
Gsttungs. oder Artbegriff. VfL nllsuinom, BegrifL
Allffrsuelaer ninm a. 8mn, TsUafiMt
A I Igrmrliiffultlff: gültig für jedes Denken und Erkennen, alao nntbhlngig
vom individuell-subjektiven Danken und Wahrnehmen. ««0 für jede mftgHoko Er-
fahrung, für jedea niogfone Erfaemuakobjekt gültig. VgL Gültigkeit, Gehung. A priori.
Objektiv. Wahrheit, Wert.
AILjesmela vvrutellaas; kt nicht eine estuuuuus Vorstellung daa Allge-
meinen, etmdtrn eine „typisobs** VoretsDung, d. h. eine titlest, an dar die <
von Objekten gen» mal man, für einen heafhnmton Typen eharakteriatii
besondere hervortreten oder fixiert morden und die ao aar Reprüaaotaatin dar
Klasse wird, als Vorstufe oder Symbol dss Begriff» (a. d.\ ron dam am alao wohl ra
mtomhtfrftn lü>
Ans der Veraohmeimng dss Mlgsmirnsn. OhinherUfin einer Gruppe von Vor-
»•<!!•:'„•• n ssjgdmVsj AflgMMmv Bmv «vvjmmmjBjalsBmmmi bjmIi Hr-mum f,.o*Amt
fftndrüpke ron akuM«^— Gegenstanden", „ir<MTu<rW**, worin das Ah"lM»t der
Teihroratellungen sin Übergewicht hat Ober dorn VstsoUedsneo". Lehrbuch d. Psych.».
& 127). Unmrwso. KCu-s, B. EsMLasm („Aus den Geritrhtniowlersonssn dss Ge-
mernsamen und Konstanten eiUatehan . . . Vnrstallungan, die weeantiioh dm gfeioben
Elemente der wiederholten Wahrnohmungsa snthahon", Wmmnsuh, Hypoth. über
Laib u. Seele, 1907. S. 73). Momsx (..Common represenutiou"). Galtos („blended
inemorics". „generio imagea". Mmd IX, 1994). Stoct. Ribot (..images geoerioue. .
Levolut. des kttes generale« 1903. & Uff.) u. ft,
Gegen die Annahme von Vorttelhingen, die bloß sin Alkmmeinea (a. d.) ram
Inhalt haben, erkliren eich Loa« (rgl. Begriff). Bxsxxlxt, nach dem die Vorstellung
etwa von einem sllgaineinon Dreieck nur Jn den Köpfen der Gelehrten" existiert,
wahrend es in Wahrheit nur atefl sei tic tonde Ein aal torsseUungao gibt (Principlss,
. Hrux, J. St. Mnx u. a. — Typische. isprisentative Vorstellungen gibt es nacb
Wdxdt (s. Begriff), Kümo (Iotellektuelle Funktionen. 1909. S. 36) u. a. Nach
Horronco, von dem der Ausdruck „typische Vorstellung** stammt, gibt ee typische
In !nidual Vorstellungen neben den Getnemvorstellungen. „Wie die Gemeinvor-
stellung eine Vorstellung ist, die ab Beispiel oder Representation einer ganzen Borne
von Wahrnehmungen verschiedener Erachemungen auftritt, ao ist die typische In-
dividual Vorstellung eine Vorstellung, die ala Beispiel oder als Repräsentantin einer
ganzen Reihe von Wahrnehmungen einer und dsvsslben Eracheinung auftritt" (Psycho-
logie, 1908, S. 224 ff.). JnrsALmi nennt typ. Vorstellungen solche, die als Vertreter
einer Gruppe fungieren, die also ..repräsentativen Charakter" haben. Sie entstehen
sehr früh, noch ohne Abstraktion, als anschauliehe, individuell bestimmte und doch
allgemeine Gebilde, deren Entstehung biologisch bedingt ist; jede typ. V. ist zunächst
der „Inbegriff der biologisch wichtigen Merkmale eines Objekte" (Lehrbuch d. Psych.*,
S. 97 ff., 4. A. 1907; Einleit. in die Pbilos., 1909, 8. 96, 197 f.). Bbod und WmxTStm.
Allgenügsamkeit — Alternieren. 23
Anschauung und Begriff, 1913. Müller-Freienfels, Das Denken und die Phantasie,
1916. Betz, Psychol. d. Denkens, 1918. Vgl. Begriff, Allgemein.
Allgenügsamkeit s. Aseität.
Allheit ist die zur gedanklichen Einheit zusammengefaßte, als vollständig ge-
dachte und zu einem Ganzen vereinigte Vielheit. A. ist nach Kant eine Kategorie
(s. d.), eine Grundform des Denkens; sie ist „Vielheit als Einheit betrachtet" (Krit.
d. reinen Vernunft, S. 99). Nach Cohen ist sie eine unendliche Zusammenfassung
verschiedenen Grades (Ethik, S. 5; Logik, S. 149 ff.). Die Idee des Staates fordert,
daß die Allheit des Volkes im Staate lebendig und wirklich wird; der Staat erteilt
jedem Einzelnen seinen Anteil an der Allheit (Kants Begründ. d. Ethik2, 1910, S. 433;
vgl. Rechtsphilosophie). Vgl. Stöhe, Leitfaden d. Logik, 1905, S. 31; Husserl,
Philos. d. Arithmetik, 1891 ; Xatorp, Die log. Grundlagen d. exakten Wissenschaften,
1910 (Quantitative u. qualitative A.). — Vgl. Totalität.
Allmacht (Omnipotenz): die absolute Macht Gottes, den göttlichen Willens-
inhalt (der seiner Natur nach nichts Antilogisches, Vernunftwidriges enthalten kann)
zu verwirklichen.
Allorganismas : das All als eine Art Organismus (s. d.) gedacht (Schelling,
Fechner, B. Wille u. a.). Vgl. Welt3eele.
Allotrop s. Kausalität (E. v. Hartjiann).
Allsinn heißt in der Schule Schellings ein Vermögen des Geistes, das universale
Leben der Dinge unmittelbar, intuitiv (als „anschauender Verstand") zu erfassen
(vgl. G. M. Klein, Anschauungs- und Denklehre, 1824, § 77). Vgl. Intuition (Bergson).
All Weisheit (Allwissenheit, Omniszienz): das alles (vergangene, gegenwärtige,
zukünftige) Sein und Geschehen in einem Akte umspannende, überzeitliche Wissen
Gottes, bzw. zunächst: Gottes überragende, alles durchdringende und mit höchster
Vernunft durchwaltete Einsicht.
Allwille s. Wille, Gesamtwille.
Alogisch (äXoyog'j: des Logischen ermangelnd, vernunftlos, vernunftwidrig,
irrational (s. d.), durch das Denken nicht zu beherrschen. „Alogisch" ist der grundlose
„Wille" (s. d.) bei Schopenhauer, während bei E. v. Hartmann der alogische Wille
als das eine Attribut des „Unbewußten" (s. d.) durch ein zweites Attribut, die „Idee",
ergänzt wird.
Als oh s. Fiktion.
Altera (oder secunda) pars Petri: der zweite Teil der „Institutiones logicae"
des Petrus Ramus, der vom Urteil handelt.
Alteration: Beeinträchtigung, Aufregung, Gemütserregung.
Alternieren: miteinander abwechseln, z. B. das Unter- mit dem Oberbewußt-
sein bei der Erscheinung des Doppel-Ich (s. d.), der Spaltung der Persönlichkeit (s. d.).
Alternative (alternierende) Urteile sind 1. Urteile, die miteinander vertauscht
werden können, ohne daß ihr Sinn sich ändert (z. B. S. hat P. beleidigt, P. ist von S.
beleidigt worden); 2. disjunktive (s. d.) Urteile von der Form: S ist entweder Pj oder
Pj, S ist entweder P oder nicht P (vgl. Wundt, Logik I3, 1906). Eine Alternative
ist die Wahl (s. d.) unter zwei Möglichkeiten. Vgl. R. Clay, L' alternative.
Altersbunde — Amnesie.
Altcrsbfinde: in der Völkerpsychologie. Gruppenfaildung nach
Lebensalter.
A ItruiMiini (alter, frans, autrui). ein von A. Com berrfttaender Ausdruck
■uft* oQloSUOSMdkCttfe wQ0UBQDfti»Q^BBBtth mj^iv^i^^IlfT'Tyi^nimi. iDftsusSsvOOußfV ftuT CL*1b» US*
interessierte Fühlen, Praken and Hendeln "»r» Wohle anderer llsnerhen und der
Menschheit überhaupt. Vom Egoismus (s. d.) ale Sslbstsoeht unterscheidet akh der
Hsndeln des eigene loh eelbat befriedigt oder die Lbhe tum andern für dae lob luetvoll
ist» Denn eben die Preude an der Betätigung für ander«, verbunden mit dem Zurück-
fcretsnlaascin des eigenen Vorteile und mit dem Willen sur Übernahme von „Opfern"
bt das ffermwbhsn eines „umgobtbibtn" Verhaltens. Fgntomui und
heben steh ans einem ""j f«,isjJMi mehr tHr "FHitm Verhshan entwicka
noch nkht rein egalstsuk Ist, sondern essen eeeimen MliiitoMas beeengt (Verhiltnle
von Mutter und Knut, sorisler Tnsb in der Bords).
Den A. fordern m verschiedenem Maße die meisten EthJksr (vgL Sittlichkeit),
insbesondere die ebristliche Moral (Prinzip der Nschetenttehe). Die
sprttngneber altruistischer Neigungen lehren Baoox. 8surras»rsY. \\\
Heus, A. Sierra, Comtb (vgl. flrttHnhheit), J. 8r. Hill, Danen*, L. Slam es,
Srnowiac Sa*. Almxaxvzx. Hörrmvo, Jodl, Woiror. 8r8Jca* u. a. LrUterer
nennt a. Jede Handlung, „welche fan normalen Verlauf der Dinge anderen Xutscn
eehaff t statt dem Hsiwtohvbn selbst". Die a. Freuds tot ssrar tos Grunds such
egotottoob. aber wenigst.» nicht besmJt egobtbch (Prms. d. Ethik, 1881, L 1 73f. 06).
fl*weusn wuu sngenommen, «er a. est uenw wJaovnrversonjSDung sus utspruuguon
sgetottoehem Verhalten entstanden, indem das, wes erst Mittel tu egoasttoobem Zwecks
(s. B. Ehrgeis) war, epiter selbst Zweck wurde. Ab „Gruppen- Egoismus" fasten den
ursprüglichen A. Innmo und Baaub (Einbit. in die Morels tomnsoh . 1004. !.
113. 02) suf. sb vererbten Instinkt P. Rte. Sara. u. a. Nach Wtnrnr tot der A
nur im Dienste der Idee sittlicher Hohsveotwloklung, nioht sehen an sieh, nicht un-
bedingt sittiich. Vgl TmxT. Einfuhr, in die Ethik. 1007. & 104 ff.; Mentorn, Wen-
tbcorb. & 00ff.; Danocv, Egobmus u. Altruismus, 1885; D. Gusn. Egoismus u.
Altruismus, Vlerteljshrsscbrift f. wisssnsoh. Philos.. SS. Bd.. 1004. •- VgL Sittlich,
seit, Mitleid, Liebe, Sympathie, oosiobgb.
Alyta idirt«, UneuiToslicbes) nennen db hfagarihcr (a. 4) ihre
(a. d.L
A muiori ad miau*: roo Größeren auto Kleinere. Was schon für dss
Größere, Stärkere gilt, muß um eo mehr vom Kleineren, Schwächeren gelten, sber
nicht umgekehrt (nicht e minor! ad malus).
Asabignitat (ambiguitas): Zweideutigkeit der Worte oder Begriffe.
Amcrhnninrh s. Psychisch (Avesamius).
Amnesie (d-fiiftw*attm): Kichterinnern. Gedieh tnbsrh wiche, Wegfall
Wbdererkenncns ab Alters- oder pathologbohe Erscheinung, beruht suf
und Hemmungen peychophysbbgbcber Art, suf Abeohwichung der Reproduktions-
bedingungen, suf Zerstörungen in bestimmten Hirnpartien, Unterbrechung von
Leitungsbahnen. Es gibt partielle und totale, ferner temporare, periodische, pro-
gressive Amnesien (vgL Vergessen, Paramnesw). VgL db (bei Wovor, Gnindsnge
der phys. PsychoL I*, 1900, liticrten) Arbeiten von Kussmaul, Latoock, Solu»,
Amnestik — Analogie. 25
Störrtng (Psychopathol., S. 182) u. a., von Ribot (s. Vergessen), Bergson (Matiere et
memoire, deutsch 1908), Oftner (Das Gedächtnis2, 1911), Hellpach (D. Grenz -
wissensch. d. Psychologie, 1902). G. E. Müller, Zur Analyse der Gedächtnistätig-
keit und des Vorstellungsablaufs, 3. Bd., 1911, 1913; Ra>"schbcbg, Das kranke Ge-
dächtnis, 1911; S. Freud, Psychopathologie des Alltaglebens, 19207 (führt die
Amnesien auf verdrängte Komplexe zurück); Jaspees, Allg. Psychopathologie, 19202,
S. 127; Feöbes, Exp. Psychologie DI, 52 f., 1920. — Vgl. Vergessen, Aphasie.
Amnestik: Kunst des Vergessens, des sich aus dem Sinne Schlagen unange-
nehmer Erinnerungen.
Amoralisch ist 1. was mit der Moral nichts zu tun hat, das ethisch Gleich-
gültige (vgl. Ehrenfels, Grundbegr. d. Ethik, 1907, S. 7); 2. das die herkömmliche
moralische Wertung umwertende, sich jenseits von deren Gegensatz zwischen Gut
und Böse stellende theoretische Verhalten (Nietzsches „Immoralismus"). Vom
„Immoralismus" oder „Antimoralismus" spricht u. a. schon Krug (Philos. Hand-
buch, 1820, II, 271).
Amphibolie (äf*<pißoÄta): Zweideutigkeit, Verwechslung (vgl. Diog. Laert.
VIL 62). Kant bekämpft die Amphibolie der Reflexionsbegriffe (s. d.), deren sich
besonders Letbniz schuldig gemacht habe.
Aniphilogie (äucpi/.oyia): logischer Widerstreit, Widerspruch.
Amusie (diiovaia): 1. Mangel an Kunstempfinden; 2. pathologische Einbuße
der Auffassung für Ton Verbindungen oder der Fähigkeit des musikalischen Aus-
drucks.
Anagoge (dvaya>yrL): 1. Hinaufführung, allegorische, einen höheren, abstrak-
ten, philosophischen Sinn hineinlegende Deutung, z. B. bei Philo Judaeus; 2. die
logische Reduktion (s. d.).
Analgesie {dva/.yralu): Aufhebung der Empfindlichkeit für Schmerzen.
Vgl. Anästhesie.
Analogie (dva/.oyia) ist Gleichheit eines Verhältnisses (vgl. Aristoteles,
Eth. Nie. V 6, 1131a 31; „proportio aliquorum inter se", Proportionalität); „Ähn-
lichkeit zweier Verhältnisse zwischen ganz unähnlichen Dingen" (Kant), „quali-
tative Beziehungsgleichheit" (Höffding). Analog ist, was bei sonstiger Verschie-
denheit von etwas sich in einer Weise verhält, die dem Verhalten des anderen ent-
spricht, zu vergleichen ist. Die Auffassung der Dinge nach der Analogie des eigenen
Ich, des wollenden, tätigen, reagierenden Subjekts ist eine erkenntnistheoretisch
und metaphysisch bedeutsame Tatsache (vgl. Objekt, Introjektion, Kategorien,
Kraft), wie sich dies besonders bei Leibniz, Schopenhauer, Beneke u. a. zeigt
und wie besonders A. Biese (Philos. d. Metaphorischen, 1893, S. 72 ff. ), Nietzsche,
Mauthner u. a. betonen (vgl. Metapher). Die Rolle der A. für die Erkenntnis der
Naturgesetzlichkeit betont u. a. E. Mach; nach ihm ist die A. „eine Beziehung von
Begriffssystemen, in welcher sowohl die Verschiedenheit je zweier homologer Be-
griffe als auch die Übereinstimmung in dem logischen Verhältnis je zweier homo-
loger Begriffspaare zum klaren Bewußtsein kommt" (Erkenntnis u. Irrtum2, 1906,
S. 218; Populärwiss. Vorlesung., S. 263ff.; Annalen d. Naturphilos., I, 1902, S. 5ff.).
Vgl. Hoppe, D. Analogie, 1873; L. W. Stern, D. Anal, im volkstüml. Denken,
1893; Kreibig, D. intellektuellen Funktionen, 1909; Höftding, On Analogy, Mind,
1905; Das menschliehe Denken, 1911; Vathtngeb, D. Philos. des Als-Ob, 1911 (vgl.
Analogien — Analogieschluß.
Fiktion); Kram, Kitt. Versuch über den Erkeontniswert daa AnaJogfobegriffB,
1912; Taxna u. Mamas. Experim. untersuch. Ober d. Grundlage der spreohttohen
Analogiebildung. 1901. In der Biologie beißt analog: funktionell gkdohwoitig, im
Geganaats an homolog: rnorphologieab gleichwertig. Own, Ob tba arohetype and
honologSe of the rertebrate Skeleton. 1848; Sraajnr. Zar Geschichte u. Kritik
de« Begrifft dar Homologie (in „Kultur dar Gegenwart"). 1915. 8.86. VgL Analogie-
aoblufi.
der Empfindung, fljiiaislkuafcin, ketten die (suweüeu msibtsu)
eigenartigen Verschmelzungen van Earprmdungee verachiedf
imboaondtiro von Gabor»- mit rirbniMimpflndungan („soditioo oolore«
s. B. bona Tone mit bellen Farben eich verbinden, Jader Vokal in eigener Färbung
auftritt (a. B. e violett, a weiß usw., bei taracnbuanimi Individuen verschieden).
Erklart werden diaaa f— >^f- ana Anaatomoaen im Gehirn. Aanoziation. gleich-
artigen Geffihletönen (ao hei Wr/anr. Rxaor. Fboonvor u. a,L VgL Wim*,
d. pbve. PeyoboL. 1902fL. II». »Off.; IIP. 118. Reichhaltige
hei W. 8nu, Die dHlwantiafl» reyohologks 1910».
Annlngiendrr Erfahrung nennt Kur* GrundaUaa (s. d.\ Bafeln, die für
alle nur dankbare Erfahrung (s. d.) fan Torbinein mit strenger Notwendigkeit (d. b.
a priori) gelten, «all »Je Bedingungen objektiver Erfahrung und daran Oigansllnrhi
sind. Sie emd Regem, nach welchen nana Wahrnehmungen Einheit dar Erfah-
rangen entapringen eoll" (Krit> d. reinen Vera* 8. 173), und betreffen dm Ver«
knüpfung dar Wahrnehmnngamhalte nach dar Zeitbeetimmmng (Probgomena,
f 28). Ihr angemetner Gründest» lautet: ^Alle Erfahrungen «toben, ihrem Daaain
nach, a priori unter Regem dar fts Stimmung ibrea Verhältnisses in dar Zeit*4 (Kriu
d. rein. Venu, & 170). Da die drei Grundbestimmungen der Zeit Beharrlichkeit,
Folge und Zugleiobeein sind, ao ergeben aioh drei Analogien: 1. „ABa Eraohehwagen
enthalten daa Beharrliche (Substanz) ala den Osgsnstsnrt aalbai und da» Wandel-
bare ala dornen bloße BaHlmmung, d. L eine Art, wie der 0 ig« notiert exfcrtiert.''
2. „Alke, wa» geschieht, eeut etwee voraus, worauf es nach einer Regel folgt/'
S, Jüle Substanzen, sofern sie zugleich emd. staken in dmY4g8ngiger Gemeine«
(L c 8. 170«.). Erfahrung ist nur durch die Vorstellung einer mit sandigen Ver-
knüpfung möglich, und die Objektivität dar Erfahrung kommt nur dadurch
„daß eine gewiaae Ordnung in dam Zettveriilltnkee unserer VocstaDna
wendig tat". Die A. der E. atelien die Naturembeit im Zuaammenhange aller Er-
acheinungen dar und aagen: „alle Eraehenmngen liegen in einer Natur und mOaeen
darin hegen, weil ohne diese Einheit a priori keine Einheit der Erfahrung, mithin
auch keine Bestimmung der GfigenHlnd» in derselben möglich wire" (Krtt. d. rein.
Vera., 2. A.. Ausgabe von Valentinar. Philo» Bibl.. & 219ff.). VgL E. Laas, Kants
Analogien d. Erfahrung. 1878; Com. Logik. 1902.
Analoajlearhlnfi (ratiocinatio per analogiam) ist ein (mit kritische,
sieht su handhabender, sonst leicht irreführender) Schluß ans dar feststehenden
Übereinstimmung sweier Gegenstände in gewissen, bedeutsamen Merkmal«*! auf
die Übereinstimmung auch in anderen Merkmalen, also ein Schluß auf das analo-
gische Verhalten von Gegenstanden (x. B.: Die Erde ist bewohnt | Dar Mars ist der
Erde in manchen wichtigen Eigenschaften ähnlich | Also iat der Mars [vielleicht]
bewohnt). Vgl. Abistotkles (^agdiuyita, Analyt. prior. II. 24), THSormssT
(bei Praxtl, Gesch. d. Log. L 381. 891; 808L die Epikureer (der A. - 6 «uro
rJJv öftoiitrja »pd.vo;, Gomperz, Uerculanena. Studien, H. 1) u. a. Ferner:
Analogismus — Analytik^ 27
Ueberweg, Logik, 4. A. 1874, § 31; B. Erdmann, Logik, 1892, I, 612ff.; Wtjndt,
Logik I3, S. 327 ff. Auf Analogieschluß wollen viele Theoretiker die Erkenntnis
fremden Seelenlebens zurückführen. Wenn es sich auch ohne Schlußbewußtsein
vollzieht, so soll es doch in erkenntnistheoretisch-logischer Betrachtung durch in-
duktiv-analogisches Schließen legitimiert sein. Vgl. Erdmann, Erkennen und Vor-
stellen, Sitzungsberichte d. pr. Akad. d. Wiss. 1912, S. 1259; E. Becher, Geistes-
wissenschaften und Naturwissenschaften, 1921, S. 285; Lipps, Das Wissen von
fremden Ideen in Psychol. LTntersuchungen I, 1907, S. 709ff. Den Analogieschluß
weist zurück Scheler, Zur Phänomenologie der Theorie der Sympathiegefühle
1913, S. 118f. Vgl. Volkelt, Das ästhetische Bewußtsein, 1920, S. 111; Finbogason,
L'intelligence sympathique, 1913. — Vgl. Analogie, Einfühlung.
Analogismus (ävaAoyioftös): Analogie verfahren, Analogieschluß. Vgl.
Analogie.
Analogem rationis: ein der Vernunft Ähnliches, ein Analogon der Vernunft,
d. h. ein dem menschlichen Denken in seinen Leistungen entsprechendes, niederes
Bewußtsein der Tiere, welches an Stelle von Begriffen und Schlüssen assoziativ
begründete Erwartung ähnlicher Wirkungen aus ähnlichen Ursachen enthält. Ein
A. rationis schreibt Leibniz den Tieren zu (Monadol. 26, 28), auch Chr. Wolff
u. a. Vgl. Htjme, Enquiry, sct. 9. — Vgl. Tierpsychologie.
Analyse (ävdlvai$, Auflösung) bedeutet die Zerlegung eines Komplexes
in Bestandteile, die aber nicht schon vor der Zerlegung selbständig oder in dieser
Form existiert haben müssen (wie James, Bergson u. a. betonen). So z. B. ist das
seelische Leben als stetiger Zusammenhang von Erlebnissen gegeben, innerhalb dessen
erst die psychische und psychologische Analyse Seiten, Momente, Elemente heraus-
sondert (s. Element, psychisches). Die A. und ihr Gegenstück, die Synthese (s. d.),
wechseln im Bewußtsein von Anfang miteinander ab; Trennung und Verbindung
gehören zum Wesen des Bewußtseins (vgl. C. Siegel, Zur Psychol. u. Theorie d.
Erkennens, S. 5 f.; Höffding, D. menschl. Gedanke, 1911). Die A. spielt in der
Psychologie (s. d.) eine große Rolle. — - Unter logischer A. versteht man in der
Regel die Begriffsanalyse, die Zerlegung eines Begriffs in seine Merkmale (vgl.
Definition), ferner die Analysis im Sinne der analytischen (s. d.) Methode. Die
kausale A. ist die Methode der Zerlegung eines zusammengesetzten Falles in dessen
Bestandteile, zur Feststellung der ursächlichen Beziehungen, der funktionalen Ab-
hängigkeiten zwischen ihnen; so ersetzte schon Galtlei die Vergleichung vieler Fälle
durch die A. eines Falles, aus dem er das Gesetz (des freien Falles) gewann, welches
dann experimentell erhärtet wurde (vgl. HÖnigswald, Beiträge zur Erkenntnis
theorie, S. lff.). Über A. vgl. Aristoteles (Eth. Nie. III 5, 1120ff.); Condillac
Logique I, K. 2; Riehl, D. philos. Kritizismus, 1876ff., II 2, S. 68; Wtjndt, Logik
1906, 1908, II3, 1906, S. lff.; Natorp, D. logischen Grundlagen d. exakt. Wissensch
1910, S. 8ff. (A. setzt Synthese voraus, hat die zugrunde hegenden Synthesen aufzu
decken). Über psychische A.: Meinong, Zeitschr. f. Psych, d. Sinnesorgane, VI
340ff. — Über mathematische Analysis vgl. Wtjndt, Logik. — Vgl. Analytisch
Analytik, Urteil (Kant, Wtjndt u. a.), Regressiv, Induktion, Methode, Element
Empfindung, Psychologie, Verstand (Bergson), Stetigkeit, Psychoanalyse, Mathe
matik.
Analytik (ävaAvtiv.ös): die Methode des Zerlegens der Gedanken und das
Vordringen zu den Elementen, Prinzipien derselben und der Wahrheit. Die Logik
Analytik — Anderheit
de« AftisTorauM enthalt swei „Analytiken": die ersten A. (eVsUeaaad xfittpa,
A. prior») bandeln von den Schifteten, die zweiten A. («V. fctifa, A. posterior»)
von den Beweisen. Null ff irr Mi! ilin ■llgiiwilim Tilgt! illi nsiisiiaiiigabsi in
Ihre Fbmanro auf und stellt sie sie ftlaafpbn aller logbnhin Beurteilung «ms?
Erkenntnis dsr; dieser Teil der Logik ist die A. (Kriu <L reinen Vern„ 2. A„ S. 113).
Analytik, transzendentste, ist nach Kam derienlf» TbO
aenrbnUbn Logik (a d.). der „die Bbmeole der reinen V«
tragt, and die Prinripbn. ohne weiche überall kein
kann". Oe ist eine „Logik der Wahrheit", denn ihr 1
sprechen, ohne daß sie ungleich allen Inhalt verlöre, d. L alle
Objekt. mithin alle Wahrheit". Di» tr. AnaL ist die
samten fthsimlnbsM a priori in die Elemente der reinen V«
die Aufsuchung dar fiimlssasateb« niiHngimpn das ITiiiiisasiii in der
kelt des fewußtscine, meofern dies«» objektive Erfahrung gawmnen wüL Die tr.
A. gliedert sich in db „A. dar Begriffe , welche so den Kategorien (s. d.) gslsngt und
deren Gebrauch and Geltung prüft, und In die JL der Gründest«" ab) „Kanon für
die Urteilskraft . . n dar sie bort, db> Vera tarn h »rngilff», welob» dh> Bedingung n
Regeb a priori enthalten, auf Frenhfinungsn anzuwenden" (Krit d. rein. Vera..
8. 84 ff.). Es gibt sooh eine A. der praktbchen Vernnnft eowb eine „A. des
und „A. de» Erhabenen , etstiBrh »in» A. dar „tebobgbrheo UrtaÜskrsit '
AnaJjttMfi i^mlmtmii): auf dam Wage der Analyse (a <LV A. Methode
A. UrUil s. Urteil
(d»e>n:e*c). Erinnerung. Wiedererinnerung. Nach Plato»
das Urnen, die Erkenntnis da» Allgemeinen. Typboheo,
fa das Dingen auf einer A., auf einem Bewußt wer den angeborener
Anlagen, welche das einstige 8chsuen dar Ideen (a d). der Urbilder dar Ding«,
denen db Saab tan Zustande dar Prgexbtens (a d.) unmittelbar ppnfthiatead.
binterbseen bat Db Sinneswahrnehmung gibt den Anlaß cur Baafnnnng auf
das Begriffliche, mrtteei dessen wir das Einatme tilnb»ltllim uswiiiiixsifisei n
und nach festen M*art*kfii beurteibn — da» bt dar bgbehe Kern dar A.- Lehre,
db freilich auch einen n*Uphrsiech mythischen Charakter bat (Je? y*e e*r*fs»xe*
ftWecu aar' «Mec /U/dneeae, «w nwXXm* Um «Irs^dwaww //> f» Aoyto/tjß
fpyeifodeiswey teure eV /erie Srd^njeif hulvmp, & sei* «fear fa** •) ?*X4
9vu.toftv9iioa dt? aal »«»«sog— s ewe «fra/ ysyr» ual Armut f mm sie rA «V
eVr«#c, Pbaedrua 249 Bf.; fatw s) pd£c*tc »an äXAo ü f, d*«a>raw*c rrjrxdin eeeu.
nal natä roero*» dpdynij xov f«4c «V xpef/fw fiel rfeVy fWftmdqufra* ä rfw
ivautuvr^utöa, Pheedo 72 E; vgL 75 C, Mono 8ß A; vgl. Natoe». Pbtons Ideen-
lehre, 1903). Annlich bhren Namanra, Maas. Ficnrc» (TbeoL Piaton. XU, 1) u. e.
VgL Angeboren, Idee.
Annsnncntik: Erinnerungskunst VgL Mnemonik.
Annntheale. (dwvuaihjoia, insensibüitas): Unempfindlichkeit, Gefühllosig-
keit; Aufbebung einer Sinneeempfindhchkeit, insbeeondere der Tastempfindung
(vgl. HsXLracH, D. Grenxwbssnsoh. d PsychoL 1902, 8. 221 ff.). VgL Hyper-
ästhesie.
Anderheit (iiredriyc, alteritaa, alietaa): db Gegensetzung dee von der
Einheit Verschiedenen, Anderen, mit ihr nicht Identischen, r.. T. als Korrelat (a d.)
derselben. Plato versteht unter dem „Andern" (foeoV) den Oeganssti rar Ein-
Anerkennen — Angeboren. 29
heit, das Mannigfaltige, Unbestimmte (Parmenides, 158 C; Phaedo 100 C). Nach
Plotin besitzt der „Geist" (s. d.) eine „Anderheit", weil er die Zweiheit von Er-
kennendem und Erkanntem aufweist. Hegel nennt die Natur (s. d.) das „Anders-
sein" der Idee. Ein Streben nach dem „Andern", Neuen gibt es nach Avenabitts,
Münstebberq („Wille zum Anderssein") u. a. Vgl. L. Gilbert, Neue Energetik, 1911.
Anerkennen: die Wahrheit oder den Wert von etwas gelten lassen, zu-
geben, nicht in Frage stellen; etwas für wahr oder wirklich halten, es so werten,
beurteilen, wie es Anspruch darauf macht, gewertet, beurteilt zu werden. Über
Anerkennen und Verwerfen als Funktion des Urteils (Brentano) vgl. Urteil, Wahr-
heit, Glaube.
Angeboren (eingeboren, iupvtog, innatus) sind Funktionen und Anlagen
(s. d.), sofern sie der Organismus von Anfang hat, aufweist, insbesondere aber,
sofern er (bzw. das Keimplasma) sie ererbt hat. Aber auch das Angeborene
bedarf, um in Funktion zu treten, der Auslösung durch (äußere oder innere) Reize,
die es oft erst zu voller Entfaltung bringen. Angeboren sind — außer gewissen
physiologischen Mechanismen, Verbindungen im Nervensystem usw. — nur
Dispositionen (s. d.) psychophysischer Art, welche die Arten und Individuen
hinsichtlich der Qualität, Richtung, Intensität, Leichtigkeit, Sicherheit usw.
ihrer Funktionen unterscheiden. Vom Angeborensein fertiger Vorstellungen, Be-
griffe, Ideen u. dgl. kann keine Rede sein; nur Anlagen, Tendenzen zu psychischen,
logischen, ästhetischen Funktionen können angeboren, ererbt sein, auf Grundlage
der Übung (s. d.) vieler Generationen. Aber dieses Angeborensein ist scharf vom
„Apriorischen" (s. d.) zu unterscheiden. Die Lehre von den „angeborenen Ideen"
hat zum Teil nur eine logische, nicht eine psychologische Bedeutung; sie bezieht
sich dann nur auf die ursprüngliche, in der Natur des Denkens liegende Notwendig-
keit und Allgemeinheit der Grundbegriffe und gewisser Grundsätze (vgl. Rationalis-
mus). Die Lehre von der Ursprünglichkeit der Raum- und Zeitvorstellung im psycho-
logischen Sinne heißt Nativismus (s. d.).
Die Lehre von den angeborenen Erkenntnissen, die nur der Erweckung seitens
der Erfahrung bedürfen, um bewußt zu werden, begründet Platon (s. Anamnese),
während Abistoteles nur ein rein potentielles Begründetsein der Grunderkennt-
nisse in der Vernunft lehrt. Aus den allen „gemeinsamen Begriffen" (xotvai üvvoiai)
der Stoiker werden bei Cicebo „notiones innatae" (Gottesidee, Idee des
Guten u. a. ; Tuscul. disput. I. 24, 57; De natura deorum, II, 12; De finibus IV, 3)
Von angeborenen Ideen sprechen Justtnus, Abnobiüs, Joh. Scottts u. a. m.
während nach Thomas nur eine „Präexistenz" gewisser Wissenskeime in uns be
steht. A. Ideen gibt es nach Mass. Fictnus, N. Taubellus, Hebbebt vok Cheb
buby, H. Mobe, Cudwobth, Melanchthon, Malebrakche u. a. In rationalisti
scher Weise faßt Descabtes das Angeborene als das logisch Ursprüngliche, Denk
notwendige auf, das in unserem Geiste angelegt ist, durch das Denken selbst bedingt
ist („a sola facultate cogitandi necessitate quadam naturae ipsius mentis manant").
— Die Lehre von den a. Ideen bekämpft Locke, der sie psychologisch auffaßt. Das
allgemeine Vorkommen von Begriffen und Urteilen beweist nicht deren Angeboren-
sein; außerdem besteht aber diese allgemeine Verbreitung nicht (Hinweis auf
Kinder, Ungebildete, Völkerschaften). Daß etwa die mathematischen oder logischen
Grundsätze ursprünglich unbewußt in der Seele liegen, ist undenkbar, denn alle
Vorstellung ist als solche bewußt. Der Einsicht in die vorgeblich angeborene, all-
gemeine Wahrheit gehen viele Einzelerkenntnisse voraus (Essay concern. hum.
.'{'i Angemessen — Anglelcbung.
amierstand. I. K. 2). Difpa rechtfertigt wieder Lm»n des „Eingeborene im
rttionelistischen Sinne (rgL s priori), wobei er zugleich dee Potentielle. „Virtuelle"
des Angeboceoseins betont. Die engeborenen Wehrheiten eind im Geiste so na*
gelegt, den sie die Erfahrung nur zu ihrer Aaslrtsnng hrseeben and dsJ der Geist
sie eis wehr and nuln endig einwebt, eobeid er ekh ihrer bewußt wird. In dienern
Sinne ist die gsnze Mathematik angeboren", eis „Dispocit innen" so gewissen Be-
griffen and Urteilen (Xouv. Eeseie I. K. 1. f II!., 21«.; vgL d. Vorwort; „c'est sinsi
qae les idees et lee voritm noas eont Innern, oomme dee inehnatfous. dee diepositioos,
dee bsbitudee oa des virtueiites netareOee"). Der Geist ist bei der Gebart keine
„UbuU mm" (wie Locn« meint), sondern gleicht einem Msrmor. in dessen Struktur
die künftige Figur in gssheim Sinne vorgebildet ist. Gegen Lock« Mnihil est in
intelleettt quod noo prfhs faerit hl sensu" «imiritt Lamra: „xxM ipm
(L c. 1 1. K. 2. f 2) - der Geh* selbst ist eioh eingeboren, denkt nach
Gesetzlichkeit De8 in die Seele nicht* von eu&en hineinkommt, sondern alle Vor-
stellangen mm den ftnlapn der 8mm selbst ahm ontfahoo, lehrt (im Ulbnimoben
Shrne) On. Wolf» (Vernunft. OsiUntsa von Gott 1 . 1739. I. f 819).
Mach Heu kann man nagen, dsfl eile unsere „Eindrooke** (Empfindongen. Gefthle)
angeboren, d. h. ursprünglich, eile unsere Voretelhingsn aber nicht angpliiwmi sind,
eondern am Eindrucken btratsmmsn (Enquiry III, Anmerk.).
Kamt vorwirft die Annehme ■ngsnoransr Begriffe. Das „A priori" (s. d.) hat
awal* ilaea a t_ 1— eslnfc le m— wwaen maaulaam o. - -l -- A * J.O ■ - - , , „ , ■ m m —
DU* fJPul . *M mV Vmmna osQQIBBeao MQmwnmmmm Ownow BJpv/momm V
OHnVf IQ OnW MVmmVmmmMMHeV CnW emmmwSmWQMnW ttOfl mJ9tkm\Wtm% ■tffTeeNVWi BOvWmVHmWnr
Reumeneehsuung (*. d.) z. B. iet eprioriech. aber niobt angeboren; a. ut nur der
„erste formale Grund" im Subjekt, der die Baiinmnanhannng eo und so möglich macht
(Übereilte Entdeckung.... Kleine 8okriftena. S. 43f.L Die ICritih erlaubt schlechter-
->i a. . *- - . s , ms> — i ■■ eitineie ■■ X* ■■ ■ ■ II i ■■ eei ■ — H- ^t^*t ■ ■ am n r-a • matte*
QeBfli BMaW mNflMMQmNDMMQ OQm WMBDONQ0Q TOIlHMmMKai Mmt MeMe •e^POTOVO { NfllH
e»D0e* osUCsl 0IB0 eeVfSSCwInnfDOQV ETWSfvttBgX smvSulNo CnnV mOCOI OnV eAmmMmMMNmlC »Mmm
dm Denkens, weiche der Intellekt „sos sieb mlbet a priori" toetande bringt (ibid.).
H. Srarcan erblickt Im Angeborenen des Produkt der „Erfahrung aller Vor-
fahren"; data gehören die Umii ngoforwisn (s. d.) and Kategorien (s. d.k Ann-
lieh lehren L. Sra*. nach dam dar Kulturmensch die Piqniiltiamn i
VonteUungreihindongen auf die Weit mitbringt (An d. Wende d.
1000. S. 90k J. Schul«. Psychologie der Axiome. 1999 u. e. W. Srax. Die
liehe Persönlichkeit, 1919*. 8. 96. VgL Wcrot, Grdz. d. physioL PsycboL 1908.
IIP, 327£f. — VgL A priori. Anlage, Netivismus, Morahunn, rUtionelismus.
Angcnmeamem s. Adäquat, Definition
Ange nehmt ist, was dem fühlend-begehrenden Wesen in der Empfindung
willkommen ist, dm sinnlich Gefallende, waa lustbetonte Empfindongen hervor-
ruft. Wenn euch des Angenehme vom 8ohonen so unterscheiden ist, eo ist doch
des Angenehme von Stnneeeindrücken (z. B. von Farben, Tönen) an dem Zustande-
kommen ästhetischer (s. d.) Gefühle beteiligt. — Xsch Kamt ist s., „was den Sinnen
in der Empfindung gefallt" (Krit. der Urteilskraft, $3). Des A. ist individuell-
subjektiv, es reizt des Begehren und ist daher vom Ästhetischen (s. d.) scharf su
sondern. Vgl. Jahx, Psychologie», 1907, 8. »Äff. — VgL Ästhetik.
Angleiehnng. Dee Geeeu der A. lsutet nsoh Th. Lim: „Alle psychi-
schen Vorginge haben die Tendenz der Angleichung. d. h. der Minderung ihrer
Unterschiede" (Leitfaden d. PsychoL, 1903, S. 84f.).
Animalisch — Anmut. 31
Animalisch: tierisch, sinnlich. A. Funktionen sind die Körperbewegung
und Empfindung, im Unterschiede von den „vegetativen" Funktionen.
Animismus (animus, Seele) ist: 1. der bei primitiven Völkern stark ver-
breitete Glaube an die Wirksamkeit von Seelen, Geistern in der Natur (vgl. Tylob
— von dem der Ausdruck stammt — , Anfänge d. Kultur, 1873; Wundt, Völker-
psychol. 1900ff., II, 46ff.), Keuyt, Het Animisme in den Indischen Archipel, 1906.
Dagegen neuerdings ein Präanimismus, vertreten durch K. Th. Peeuss, Die geistige
Kultur der Naturvölker, 1914, u. a., vgl. Präanimismus; 2. die Auffassung der Seele,
des Seelischen als Lebensprinzip (s. Leben), bei Aristoteles, Pabacelsus, Leibniz
u. a., besonders bei G. E. Stahl, nach welchem die Seele die Bildnerin des Organis-
mus und die Lenkerin des organischen Lebens ist (,,anima et struit sibi corpus et
regit illud ipsum", Disquis. de mechan. et organ. diversitate, S. 44; Theoria medica,
1707). In der Gegenwart vertritt eine Art „Animismus" Wtxndt, der die Seele
(s. d.) als Prinzip des Lebens auffaßt und nach welchem 1x3 ben und Beseelung
Wechselbegriffe sind (Grundzüge der phys. Psychol. 1909, III5, S. 725 ff.). Vgl.
Aksakow, A. u. Spiritismus3, 1898; Saisset, L'äme et la vie, 1864; Tissot, L' ani-
misme, 1865; Boecheet, Der A., 1900; J. Tatjssat, Le monisme et 1' animisme,
1908; Höffding, Der menschliche Gedanke, 1911, S. 118ff. (S. 130f.: Verhältnis
des Piatonismus zum A.).
Anklingen der Gesichtsempfindungen ist die Tatsache, daß es eine ge-
wisse Zeit braucht, bis der optische Reiz die Gesichtsempfindung auslöst. Unter
dem Abklingen der Gesichtsempfindung versteht man das noch eine kurze Zeit
währende Anhalten der Empfindung, auch nachdem der Reiz verschwunden ist;
es kommt dabei zu positiven, dann negativen „Nachbildern" (s. d.); vgl. Wt/ndt,
Grundzüge der phys. Psychol. II6, 1910. Vgl. Perseveration.
Anlage (indoles) ist biologisch die ursprüngliche, ererbte Beschaffenheit
des Organismus, vermöge deren die Fähigkeit und Tendenz zu bestimmten Funk-
tionen oder die Neigung zur Erwerbung bestimmter Zustände in ihm hegt, vor-
bereitet ist. Die biologischen Anlagen sind teils mehr allgemeiner Art und im Laufe
der individuellen Entwicklung noch variabel, nach verschiedenen Richtungen hin
entfaltbar, teils von Anfang an in ganz bestimmter Weise gerichtet. Das gilt auch
von den psychischen Anlagen, von den ererbten Dispositionen (s. d.) zu seelischem
Verhalten (des Vorstellens, Denkens, Fühlens, Wollens, des Charakters, der Phan-
tasie usw.). Im engeren Sinne ist die „Anlage" die ererbte Fähigkeit zu leichteren,
schnelleren, zweckmäßigeren Funktionen psycho-physischer, besonders geistiger
Art (vgl. Talent, Genie). Es gibt allgemeine Anlagen der Art oder Rasse (s. d.) und
individuell verschiedene Anlagen; letztere treten oft schon im frühen Lebensalter
deutlich hervor, bedürfen aber der Ausbildung, sofern sie gute, der Zurückdrängung,
sofern sie schlechte A. sind. Auch von „erworbenen" Anlagen (durch Übung, s. d.)
wird gesprochen. Vgl. Wundt, Grundz. d. phys. Psychol. III5, 1903, S. 628 ff.;
Peeyee, Die Seele des Kindes7, 1908; Goldscheid, Darwin, 1909 (Verhältnis von
A. und Milieu). Vgl. Disposition (Beneke, der von „Angelegtheit" spricht, u. a.),
Talent, Angeboren, Böse (Kant), Geschichte (Kant), Spur, Vererbung.
Anmut ist die Schönheit, die in den Bewegungen eines Menschen zum Aus-
druck kommt und auf dem harmonischen, sichern, gewandten, mühelosen sich
Abspielen dieser Bewegungen beruht. — Die Dichterschule der „Schweizer1' im
18. Jahrhundert versteht unter „A." die undeutliche Vorstellung einer Schönheit
32 Annahme — Anpaaaung.
de« Kleinen (»gL Dmoo, Geaah. d. neueren FayoboL I« S96). Fb.
definiert A. ab eine vom Subjekte aelbet hcrvorgebrach» „Schönheit dir Geatalt
unter dem Einfluß dar Freiheit". 8b kommt uraprongUeh nor dar Bewegung tu,
doch können ruhige Zöge ala Spuren früherer Bewegungen Anarat »igen. 8b iat
AnaanicK aer „ecuonea oeaae (a. o.), m aar rannitcBBeit naa «cfBaan» Meagaag
und Pflicht harmoobeb »anlnigt aind (Über Anmut und Würde, 179S; vgL &a
Phfloe. Schriften, heranageg tob Kahnemann». 1910). VgL Tb. VtacBBB, San
Sabona und die Kunet«, 1907, H. 19t; E. r. Habtbubb, Aatbeük II, 168f<
VgL Würde.
Annnbaae: 1. Vorn— ituing beim matbematboaaa Beweb; f. Hypotbaea
(a. d.); S. die SeUung eine* InhaJta dar Dankaa
wirklich nur ta iniNmmiin Zeauaen. ala Wille tai
ebne VorgeeteOtea oder Qadaoktaa ohne Obaraeagaag von dW Wahrhaft
Wiridiabkait daa lapanamiam, Ja oft trete dar Oberatagang von dar Unwahxbait
oder Nbhtexbten* ilaaanlluin (vgL Fiktion). Dia A. iat nach Mimwita aia Mltthiraa
iwbcneu Vorateüung and Urteil; aia iat eine haarmdara BawuBtaaiaaart, akt „Urteil
«awtvaeB nhaaaaliaMiia' * \ uba AfloäBamBaBBäBBll eüfwi PlS aj alt ata aanaia-taailao** WaBaT#BBäaBffaih aajk^|L#aa%aB
Urteile and epbbn ab» groia BaDa in daa Tätigkeiten dar Phantaaii. in dar
bai Hypotbaaaa uaw. (Ober Unnahmia. 190t; 1 A. 1910). VgL aUarr.
f. PejcboL d. Sinneeorgene, 40. BU, 1906 (gegen Meinong); Renata, Di.
toalbB Funktionen, 1909, & 176 (A. ab „Phantaabarteir); VenraoBa. D. Phfloe.
daa Ab Ob, 1911; Kbblbb, Ober A., 1910.
Annihilation: Wrni Munß.
Anomalie (eVepeuUe): Abweichung tob dar Regal (a. <LL
Geeetx. Der Auadruck Ja" bedentet bei daa Stoikern, das ein Wort dem
Begriff nicht eatapricht, im Oegonaati aar ..Anelogb" (rgL P. Babtb, Die 8toe«,
1908, a 190).
AaeaeJe (eVep/a): Oamulwigfcait. WÜTkür. VgL Autonomb (Gcyac).
Anonlnnng a. Dbpoaition, Ordnung,
Anorganiarh rgL Organbob, Anpaaaung, Panpajcbbaraa, Hyfaaobmaa.
Anpamanc (Adaptation, Adaption. Akkomodation)
Tlaiatalliiiig oder F-"lalmlmng daa VerbAhniaeea dar
Be-
bt
Verbindung bleiben können. In die um ■IbaaMbaiiin Smaa gibt ea ab» A. aobon faa
Anotganbcben. Iraheeontbre apricht man aber ron einer biologiechen A., einer
Formung der Organbmen im VerbUtnb rar aatailbban Umwelt (a. Milieu) und deren
Lebenabedingungen. Angepaßt iat ein Organbaraa, wann er ao beachaffea iat und ao
funktioniert, daß er in einem beetimmten MUbu ebb ra erbalten rarmag. Ja nach
der Art der Erhaltung iat die A. mehr oder amiipr vollkommen, wobei aber auch
die mit A. zuweilen verknüpfte partial-nni emä lalntgan Enrerbungaa ra berück-
aichtigen aind. Man unteracbeidet indirekte, durah Selektion (a. d.) bewirkte,
und direkte, unmittelbar mit dem MUbu xueammenh tagende A. (A. für daa
Müieu — A. durah daa MUbu). Paaair iat db twangatnlWge, ohne Zutun dea
Organbmus erfolgende A.. aktiv db auf eigener Tätigkeit deaaelben beruhende A..
db ihren Höhepunkt in der Anpaaaung der Natur an db Bcdürfnbae und Ziele dea
Anregbarkeitsbreite — Anschauung. 33
Menschen erreicht (vgl. Kultur). Unter funktioneller A. versteht man (Rotrx
u. a.) die A. der Organe an ihre Funktionen (vgl. €*bung). Die Lehre von der bio-
logischen A. haben besonders Lamarck, G. Saixt-Hilaire, Ch. Darwin, Spencer
begründet (s. Entwicklung, Leben). Vgl. ferner (die unter „Entwicklung" aufgezählten)
Schriften von Haeckel, Weisma.kk, Rorx (Archiv f. Anatom, u. Physiol., 1883
Der Kampf der Teile im Organismus, 1881), L. Plate (D. Selektionsprinzip, 1908)
Pauly, Reinke (Einleit. in d. theoret. Biologie, 1901, S. lOöff.) u. a., ferner Gold
scheid (Höherentwickl. u. Menschenökonomie, 1911, S. XVII ff.), Detto (Die
Theorie d. direkten Anpass.), Matzat (Philos. d. Anpass., 1904), O. Prochsow (D
Theorien d. aktiven A., 1910). E. Becher, Naturphilosophie, 1914, S. 394. — Vgl
Mcnsterberg, Die Lehre von der natürlichen A., 1885; IL L. Sterx, Monist
Ethik, 1911, u. a.
Physiologisch ist die A. die Einstellung von Organen an bestimmte Reize,
z. B. der Augenlinse bei verschiedener Entfernung der Gegenstände (vgl. WrxnT,
Grundz. d. physiol. Psychol. II«, 1910).
Psychologisch gibt es eine A. der Sinnesfunktionen an die Reize (vgl. Energie,
spezifische), der Aufmerksamkeit an den sie auslösenden Reiz.
Logisch oder erkenntnistheoretisch gibt es eine A. des Denkens (der Be-
griffe, Urteile) an die Erfahrung und die Tatsachen, sowie umgekehrt eine A. des
Erfahrungsmaterials an die Formen und die Gesetzlichkeit des Denkens, des Bewußt-
seins. E. Mach betrachtet die Erkenntnis als „Anpassung der Gedanken an die Tat-
sachen", verbunden mit der Theorie, d. h. der „Anpassung der Gedanken aneinander".
Die instinktive A. wird durch die Denkgewohnheiten modifizierende, methodische A.
ergänzt (Populärwissenseh. Vorles. S. 231 ff. ; Erkenntnis u. Irrtum, S. 3, 163).
In den „Anpassungen'* (adaptions) erblickt Tarde ein universales Phänomen
(Die sozialen Gesetze, 1908, S. 72 ff.). Vgl. Entwicklung, Selektion.
Anregbarkeitsbreite ist, nach Offner (Das Gedächtnis2, 1911, S. 125 ff.)
der „Spielraum für direkt die Dispositionen anregende mehr oder weniger adäquate
Reize". Vgl. Disposition.
Anschaulich ist das unmittelbar als Einzelgegenstand Gegebene, Wahr-
genommene im Gegensatz zum Abstrakten, Begrifflichen, ferner das leicht in der
Anschauung oder Vorstellung Erfaßbare. Nach Kreibig ist a. „eine Vorstellung, wenn
sie in ihrem Inhalte alle jene Merkmale zum Bewußtsein bringt, die bei Erfassung
des Gegenstandes als eines Dinges, Vorganges, Zustandes oder Ablaufes der Wirk-
lichkeit vorhanden sind". Unanschaulich ist eine Vorstellung, „sofern ihr Inhalt
bloß einen Teil der bei einer solchen Erfassung des Gegenstandes bewußten Merkmale
wiedergibt" (D. intellektuellen Funktionen, 1909, S. 28ff.). Unanschaulich heißen
in der neueren Denkpsychologie solche seelischen Akte, die nicht durch Reproduktion
erklärbar sind (vgl. Denken, Begriff). Nach Dessoir ist a. das Einzelne, sei es seelisch
oder körperlich, sofern es konkret und außerbegrifflich bleibt (Arch. f. systemat.
Philos. X, 1904, S. 21). Nach Wcxdt ist ebenfalls „alles konkret Wirkliche" an-
schaulich ; a. und unmittelbar ist die Erkenntnis der Psychologie (s. d.). In der Ästhetik
wird „Anschaulichkeit" bes. in der Dichtung gefordert. So von Vischer, v. Hart-
KLUra u. a. Dagegen Dessoir, Th. A. Meyer. Rötteckew Vgl. Mtli-er-Freien-fels.
Psychologie der Kunst I, 192 1*.
Anschauung (intuitus, intuitio) bedeutet 1. die Tätigkeit des Anschaue ns
oder der Erzeugung der Anschauungsvorstellung; 2. diese selbst, als psychisches
Gebilde, die Wahrnehmung (s. d.). Die A. wird dem Begriff gegenübergestellt und ist,
Eisler, Handwörterbuch. 3
,"> 1 AnSChSUUng.
sofern sie äußere A. ist, ab die ohne Vermittlung von
Zusammenfassung (Syntheee) einer M«Biilgf«lt%fcwit tob Iftndilinsn in
lieber Ibstlmmllmil so definieren, während innere A. die Rbhtaag der
samkeit suf die eigenen aoatbchen Erbbnbse bedeutet (vgL Wahrnehmung, innere).
Inhalt und Form der Anecbatnmg sind xu unterscheiden (s. Anechenongefonrmn);
die reine Aaachauiinfsform eis solche wird (von Käst u. e.) ab „rem.
Ober die „gebtige" Anschauung rgL Intuition; Aber msthsssHhttbl A. TgL
Daß daa Denken (s. d.) von der A. ausgeht, lebren AnororxLM «ad db Scho-
lastiker. Eine slgani Theorie der Anaiheatiaj gtbt Käst, der sb vom Denken ■okerl
unssrsohohbt und eie der „ReseptivitAt" (a. d.) des IbsuBsssiai ntwoiei. Wahrend
ab ainnlich. auf ..Affektionen*4, denn ab enthiHen nur db Art, ..wb wir roe Gegen-
atlnden affiliert werden" (Krit. d. rem. Vem.. a 77. 88). Db A. bt „diejenige Vor.
»tHlung, db tot aOem Denken gegeben sein kann", db Vorstellung, „so wb ab an*
mittelbar von der Gegenwart de» Osgenelsndaa «Mi Ingen warde", eine unmittelbar*
und einzelne VoreteJJong. durch db der Oipastsnil der ffiheemliihi gegeben wird
(Krit d. r. Vem-, 8. 669; Probgomena. |8; Kleine Schriften II«. 91: Über d. Fortechr.
d. Metaphya.). Db A. bt nicht, wb db 1 iHinbbmr mibis, ehe» „fvroorrono" (e. d.)
vom Uenken, vom Begjrifli asas eerenhieojen uns hann für steh
verschaffen, ao unentbehrtbh ab fnr dbae bt« „Dar Veteasad
niehta ■nwenhiain. «ad db Sinne »wägen nkhta an denken. Nur
(iaVU aaf attOQ ^PwVHaaaMHaW awaaaaaa aaaTawMttttaUal QBtsMMaaMBaaw e^OsdawaaaaVB OlULaV UaaVaaM I
bar. Aiwnhanansna ohne Begriffe eind bttnd" (KriL d. r. Venu & 77).
utdbA.. wenn „Empfindung darin enthalten bt" oder wenn ebek
•tand durch Kuurfutduiig beabht" (L c 8. 48. 76). Stoff und Form (s. <L) der A. eind
and eaitlbhe Ordnung derselben. Db ^rerne" A. bt db 4aeraJiaangef»WTn (a. d).
db „a priori, aooh ohne einen wiihMohen Oiganstsnij der Sinne oder Raipfhataag
ab eine bloße Form dar fwnnlbhaatt ha Oemate stattfindet" (L c 8. 49. 76). Db
Grundbegriffe das Erkennen» (Kategorien, a. d.) haben aar in ihrer Anwendung aaf
db A. Geltung und Sinn. - Rein idealistisch faßt db A. Fichte auf. nämlich ab
unbewußte Produktion aeitena des loh (a. d.) infolge eines ^Anetoßea" auf
ina Unendliche gehende Tätigkeit, db nach innen getrieben wird und dann
wirkt (Grundleg. der geeamten Wbaenaehaitabhre». 1802. 8. 964). Db A. bt ein
„absolute* Zusammenfassen und Übersehen eines Mannigfaltigen vom Vototelbn"
(\VW. I 2, S. 7). - Entgegen Kant betont Scaonanuca« db „Intrlbktualität" der
A., der „primären Vorstellung". Sie bt eebon „Erkenntnis der Ursache aus der Wir-
kung", enthalt ein unbewußtes Urteil (a. Objekt); ähnlich Hslxboltx, Ad. Ficx.
Ltaaaumr u. s, — Vielfach betont wird db Bedeutung der Anochamrng von Goaru,
„Ohne unmittelbares Anschauen begreife ich gar nichts." CsUsnaaLsl*, Goethe. 1912.
8. 177 ; „In dem Auge spiegelt sich von außen db Welt, von innen der Mensch." Cham-
berlain, ebda.. S. 407 ; Wovor nennt A. eine Vorstellung, db sich auf einen wirklichen
Gegenstand beabht (Grunds, d. phys. Psycho!.«, I. 1910). Db „reine" A. u
sebauung. sofern wir uns einen beliebigen, übrigens rollig homogenen Inhalt vorstellen ;
sogleich bt ab Begriff, sofern sich mit ihr der Gedanke verbindet, daß statt des zur
Vergegenwirtigung der Form gewählten Inhalts ein jeder anderer gewählt werden
könne (Log. I*. 1893—95, S. 480). Nach H. Cos» ist die A. nicht Erkenntnis, sondern
nur Erkenntnismittel (D. Prinzip d. Infinitesimalmethode, 1882, S. 18 ff.); seine Er*
Anschauung. 35
kenntnislehre geht später nicht wie die Kants von der A., sondern vom Denken (s. d.)
aus. Nach Hussekl gibt es „kategoriale" Anschauungen allgemeiner Art mit eigenem
Inhalt, die den logischen Formen entsprechen (Log. Untersuchungen, 1900L). —
Höfleb versteht unter A. das Auffassen der „Gestalt" (vgl. Gestaltqualität). Vgl.
Reitz, Zur Geschichte u. Theorie d. Anschauungsbegriffs, 1901; K. Dusel, A., Begriff
u. Wahrheit, 1906; W. Schmied -Kobwakzik, Raumansch. u. Zeitansch., Arch. f. d.
gesamte Psychol., Bd. 18, 1910; Intuition, Wissensch. Beilage der Philos. Gesellsch.
zu Wien, 1911, S. 43 ff.; Höffding, D. menschl. Gedanke, 1911, S. 48f.; Natorp, Die
logischen Grundlagen der exakten Wissensch., 1910, S. 277 (in der A. wird die letzte
wechselseitige Durchdringung aller reinen Denkleistungen antizipiert). Brod und
Welsch, Anschauung und Begriff, 1913. — Vgl. Intuition, Anschauungsformen,
Konstruktion, Synthese, Wahrnehmung, Ästhetik, Mathematik.
Anschauung, intellektuelle: geistige, übersinnliche, unmittelbare Er-
fassung des Wesens der Dinge, der absoluten Wirklichkeit; Schauen des (göttlichen)
Intellekts, der über den Gegensatz von Objekt und Subjekt hinausgehend, das Seiende
so erfaßt, wie es an sich ist; unmittelbares Erfassen des geistigen Produzierens. Die
„intellektuelle Anschauung" ist, soviel von einer solchen beim Philosophen die Rede
sein kann, eine Leistung der Einfühlung (s. d.) in die Dinge, der Phantasie und des
spekulativen Denkens, bzw. der Besinnung auf das Wesen der eignen Geistestätigkeit ;
das Resultat solcher Prozesse ist ein „synthetisches Schauen" auf Grundlage von
nicht zum Bewußtsein kommenden Operationen, die nichts Mystisches an sich haben.
Ein geistiges, produktives, die Gegenstände der Anschauung erzeugendes Schauen
besitzt der kosmische Geist (vovg) nach Plotin (Enneaden III, 8; VI, 9, 3), Gott
nach Augustinus (Confessiones, XIII, 53) u. a. Nicolaus Cusanus spricht von einer
„visio intellectualis". Kant glaubt an ein göttliches, urbildliohes Schauen (De mundi
sensibil. sct. II, § 10). Intellektuell ist eine nicht auf „Rezeptivität", sondern auf
Selbsttätigkeit, schöpferischer Produktivität beruhende Anschauung, „durch die
selbst das Dasein des Objekts der Anschauung gegeben wird" und die nur Gott zu-
kommen kann (Krit. d. rein. Vern., S. 72, 75, 685). Unsere menschliche Anschauung
ist stets sinnlich und bezieht sich nur auf die Erscheinungen (s. d.) der Dinge, nicht
auf das Übersinnliche (gegen Eberhards Lehre). Schon der Nachfolger Kants, Fichte,
nimmt eine int. Anschauung an und versteht darunter „das unmittelbare Bewußt-
sein, daß ich handle und was ich handle", „das, wodurch ich etwas weiß, weil ich es
tue" (WW. L 463); sie ist die Urquelle der philosophischen Erkenntnis, der Rückgang
auf die produktiv-synthetische Funktion des Geistes (s. Ich). Nach Schelling ist
die produktive Anschauung schon intellektuell, der erste Schritt des Ich zur Intelligenz.
Unter int. A. im engern Sinne versteht Schelling das Vermögen, „uns aus dem Wechsel
der Zeit in unser innerstes . . . Selbst zurückzuziehen und da unter der Form der
Unwandelbarkeit das Ewige anzuschauen" (Philos. Briefe über Dogmatismus u.
Kritizismus, 1796, auch in den „Philos. Schriften", 1809). Sie ist der Punkt, wo das
Wissen um das Absolute (s. d.) und das Absolute selbst eins ist; vermittels ihrer
schaut sich der Geist unmittelbar als das Objekt produzierend an, indem er produziert
(Syst. d. transzendentalen Idealismus, S. 51). Hegel verwirft diese int. A., spricht
aber von einem „übersinnlichen Anschauen" und einem „anschauenden Verstand"
(WW. III, 328 ff.). Gegen die Lehre von der int. A. erklärt sich u. a. Schopenhauer,
ohne sich allzuweit von ihr zu entfernen (vgl. Wille). E. H. Schmitt versteht unter
int. A. die Anschauung der Erkenntnisformen ab konkrete „Lebenswirklichkeiten
unserer Innerlichkeit". Alle Denkformen sind „Anschauungsformen höherer Art",
3»
'i>> Anechsuungsfonnen.
und so ist •Ob Wissenschaft in der Intuition begründet (Kritik d. Philosophie, 1908,
a Stf.. 164ff). Eine gewisse Verwandtschaft mit der int. A. hat dir ..Intuition" (a. d.)
hei SrmotA, Bebosos. Hcssbbl, Kbysbbuxo (1
1921». S. 318) u. s. - VgL Koni— platten, Erkenntnis, Mystik.
\ n*c li a uti ii je« formen
.Formen", d. b.
•«baulich, wahrnehmbar
aaf
und
»wohl der Raum- und Zeitbegriff ab auch die ürundsntae der HHhiMtih <■
Die „Apriontat (a. d.) der ^ nrim-Bgalr imin tieft in der „^■■■■■ngsaolaiHlg
kait" deraelben «ad in der Villi i »g, daJ an f 9r all« mftglichs Erf sbrung
in gleicher Uesettlichkeit gslwa
aar Herstellung objektiv**
aus dem Flusse dar Eriebniaa» hsrsasbsban.
exakter Nstunrhanatnb Die „Idealität" (a. d.) da
dad sie am nioht ab „Dings aa nkh". ab ron allem
nie ab in einer Erfahrung »barhaupt
mit dar „Obbktbttat" «aa Raam aad San« d, h. mit
für alle Erfahrung und für alle (eadlkben) Subjekte (f*r «inj
welchea ron dar Individnautat dar ElkaiMMixbii unabhanp.
Und wann nach Raum und Zeit nioht BaeUmmlhsimn dar „Dings aa sich" sind, so
hindert doch nichts, anzunehmen. daA ihnen im absoluten, vom
bingigen Sein etwas entspricht. dsJ in diesem ein „Grand" hegt, dar dt
notigt. die Raum- und Zsitbsstbsmthsitsu aasahsuend und denkend so
In der alteren Philosophb gelten Raam (s. d.) aad Zeit (a. d.) in der Regal ab
Beschaffenheiten oder Verhältnisse dar absoluten Wirklichkeit salbst (AaisTOTBLB*,
Stos. Atomiatik, Scholsatik. Dbscabtbs, Sttkosa. Loras u. a.), obwohl hier
und da auch dir Idealität der Zeit gelehrt wird. Den Raum faßt ab blöde Erscheinung
Lxtaira auf. die Idealitat der .\nachsuungsformen lehren BnooKK. Ed. Law. Bubt-
booob (vgL Cassibbb, D. Erkenntnisprobbm, 1908 f.). Den Begriff ..Anschauungs-
form" prägt aber erat Kamt aus, der ab auch ab „reine Anschauung" beseichneU
Die Form (». d.) der Erfahrung ist das, was macht, „dal das Mannigfaltig* dr
scheinung in gewissen Verhaltnissen geordnet sngsschsuet wird". Db Farm dar An-
schauung ist, „das, worinnen «ich db Empfindungen ordnen"; ab kann daher nicht
selbst Empfindung sein, sondern „muß zu ihnen insgesamt im Gemute s priori bereit
Magen und daher abgesondert von atter Empfindung können betrachtet werden".
Raum und Zeit sind „nichts ab subjektive Formen unserer sinnlichen Anschauung",
nicht Bestimmungen der Dings an aich, sondern der Erscheinungen (s. d). für welche
ab sber allgemein und notwendig, a priori (e. d.) gelten. Waa von der reinen An-
Anschauungsformen. 37
schauung des Raumes und der Zeit gilt, gilt auch für die anschaulich erfaßten Gegen-
stände als Anschauungsobjekte, woraus sich die strenge und objektive Geltung der
mathematischen Grundsätze ergibt. „Zeit und Raum sind demnach zwei Erkenntnis-
quellen, aus denen a priori verschiedene synthetische Erkenntnisse geschöpft werden
können ... Sie sind nämlich beide zusammengenommen reine Formen aller sinnlichen
Anschauung und machen dadurch synthetische Sätze a priori möglich." R. und Z.
sind Bedingungen der Sinnlichkeit (s. d.), Formen des äußeren und (bzw.) des innern
Sinnes (s. d.), formale Bedingungen der Erfahrungsgegenstände (der „Erscheinungen"),
welche notwendig sind, „welcher Art auch unsere Empfindungen sein mögen". An-
geboren (8. d.) sind aber die Anschauungsformen nicht (Krit. d. rein. Vern., S. 49ff.).
Im Sinne Kants lehren Reinhold, Beck, Krug, Fries, Schopenhauer, F. A. Lange,
Liebmann und andere Kantianer, wobei aber Renouvier, H. Cohen, Xatorp u. a.
Raum und Zeit nicht als Anschauungsformen, sondern als „Kategorien"" (s. d.) be-
stimmen. Xach J. Baumann sind die Anschauungsformen apriorisch, in ihren Be-
stimmtheiten aber empirisch-objektiv begründet.
Objektive (d. h. hier: für das vom Erkennen unabhängige Sein geltende) Be-
deutung haben sie nach Schleiermacher, Beneke, Trendelenburg, Ueberweg
(„das gemeinsame Resultat subjektiver und objektiver Faktoren"), Fechner, E. von
Hartmann („transzendentaler Realismus"), Dühring u. a. Objektiv bedingt sind
sie nach Herbart, Lotze, J. H. Fichte, Bolzano, Mansel, Spencer, Riehl (die A.
sind zugleich „empirische Grenzbegriffe, deren Inhalt in gleichem Grade für das Be-
wußtsein wie für die Wirklichkeit selber gültig ist", D. philos. Kritizismus I 2, S. 73),
Jodl, Wundt, Külpe, Adickes, Wentscher, W. Freytag, E. Dürr, L. Busse,
Dorner, V. Kraft u. a.
Gattungsmäßig erworben, individuell angeboren sind die A. nach Spencer,
Lewes, Ostwald, J. Schultz („angeborene Gewohnheiten der Seele"), L. Stein
u. a. — Die empirische Grundlage der A. betonen Herbart („Reihen" von Empfin-
dungen, deren Ordnung schon in und mit ihnen gegeben ist, Metaphys. 1828 — 29, II,
411), Beneke (System d. Logik 1842, II, 29), Ueberweg, Laas, J. St. Mill, Jodl
(„Abstraktionen von der uns gegebenen Wirklichkeit, durchaus auf sie bezogen und in
ihrer formalen Beschaffenheit für jeden Inhalt unserer Erfahrung gültig, ihrem Inhalte
nach von unserer Organisation abhängig", Lehrb. d. Psychol. II3, 1909), Wundt.
Xach ihm ist die Trennung von Form und Inhalt der Anschauung nichts Ursprüng-
liches, sondern dazu führt erst die „Konstanz der allgemeinen Eigenschaften der
formalen Bestandteile"; diese Konstanz beruht auf der Unabhängigkeit der räumlich-
zeitlichen Form von der Veränderung des Wahrnehmungsstoffes. Das Apriorische der
A. bedeutet die Unableitbarkeit des Spezifischen derselben sowie die ihnen zugrunde
liegende Gesetzmäßigkeit des Bewußtseins. Psychologisch entstehen die A. zugleich
mit der Wahrnehmung als Ordnungen des Wahrnehmungsinhalts selbst, als Ver-
schmelzungsprodukte (Logik 1893—95, I2, S. 487 ff.; System d. Philos. 1907, I»,
S. 98 ff.). Xach Müller-Freienfels sind die Anschauungsformen Leistungen des
instinktiven und einfühlenden Erkennens (Irrationalismus 1922).
Xach E. Mach sind die A. physiologisch „Systeme von Orientierungsempfindungen
welche nebst den Sinnesempfindungen die Auslösung biologisch zweckmäßiger An
passungsreaktionen bestimmen". Physikalisch sind Raum und Zeit „besondere Ab
hängigkeiten der physikalischen Elemente voneinander" (Erkenntnis u. Irrtum, 1903
S. 426). — Über die Relativität von Raum und Zeit vgl. Relativitätsprinzip. Vgl
Isenkrahe, Idealismus und Realismus, 1883; Baumann, D. Lehren von Raum, Zeit
und Mathematik, 1868—69; Döring, Über Raum und Zeit, 1894; M. Palagyl, Xeue
3^ Anechauungsnotwsndigkeit — Antagonismus
Theorie des Räume* and der Zeit, 1901 {Zaearnmen«e^örijckeit von Rem and Zeit;
vgL Ream); H. Mimuwm. Raum and Zeit. 1009 (RelatiritAUprinrip: die Zelt eie
vierte Ditnenrion); O. Ewald. Rente krit Ide»u«maa. 1906: R Rmmion, Philo*,
d. Erkennen*. 1911 ; P. Natobt. D. log. Grundlagen <L exakten Wmamooheftuu, 1910.
8. SOJff. (Renn und Zeit «ind Voreneeetsamgei
echeften ergehen rieh rein ao* der Forderange
Ordnung de* Mit- and Keehotnendor); rgL Dum, Ordnaag*k>hn
Raum. Zeit, e priori. Mathematik. Axiom. Xatlrismua,
An»rhaaiin*;«netwf adlckett — nloht min 1
wendigkeit — heben neoh 0. Ltnuum u. a. dm i
iet der Inhalt indrridnell
ParehoL«. 1907. & lUf V
Ab elrh {—»'*H4. Ja •»") bedeutet den Oigsoaat* cor Reriebung auf ein
Andere*, de* 8ein (Oed*ohtverden) elnee Etwa* In dornen Unmittelbarkeit and 8elb-
stAndigkeit *o wi* e* fttr rieb besteht, «einem eigenen Warna neoh (TgL Platox.
Pbeedo 78 D. Ponnsnlrtoi 119 A; Awstotol«. Eth. Nie. I S, 1099b 10; die Sehe
U.tlker). Nach Hoobl Im alle* sonaobst „an rieh". In dar üiuaittetbarkeit dar
Potent xa einem ImUmmh« Sau (*. R. als Beb« einer PftonseL dann Jtfkr stob" ob
Ebtseme*, Gesondertes and endHeh „*n aad fbr atebM •*• nTimii^ AOir*"'"
wickelte*, ib fflntill In ihn ManaigfilUgaril um Riatlmmiiiswin Ea gibt eine „dhv
lektmoh*' (*. d.) amb ooAfnrssndo, dar WaR «agrande Biosan1! Vernunft an ahm. De*
Jümfebeein** tot da* „Sein dar QoelitAt *k *olebeeM (EnxykJopld. | 91. 83). - Vor-
echtodene Phthmophon apwehan von „Wahrhaften an rieh- (*. d-J, *o b**ood*r* Rotv
SAiro, der aoob „Vorrtcthmgen an rieh" annimmt
Im erkenn tnk4heoret*when Stoma bedaatot daa „An aieh" der Dinge iloitontojri.
wo» den Eraeheinnngen (a. d.) der Dmge ■agiaade legt» die Friitmerl aad He-
sehsffenheit der vom Bewufkeein oder von dar Erkenntnis uruhhlagigen Wirklichkeit,
•oweit man eine eolebe annimmt Im Vorbiltnto xom Phystochon, dem Sem i
„für andere", tot da* Psvehtoebe (*. d.L
eine* fremden Erleben*, Rewu6teein* worden kann, relatir ein „An *m" (oder
•tob Sem") der Dmge, wahrend da. aboolate „An rieh 8ein" dar Wirklichkeit die
Art und Webe bedeatet wie diese ab anendBohe, öberraumlicbe and öbeneiüiche
Totalität besteben mag (rgL Fonts, der anter „Sein an rieh" daa „ewige Sem bei
Gott" versteht; Wiesen, Glaube and **-*— g_ neae Auogobe, 1906, 8. 6). VgL Ding
an sich. Erscheinung. Objekt, Getot
Aantreagam*; tot ..ein mtenarvare* Wollen, mit dem sich aber sofort die
Gefühle verbinden, welche die höchste Spannung unserer Moakeln begfetten" (8w-
wabt. Kleine Schriften 1689. IT*. 131). Der Regriff der Wiltonsanatrengong („effort
touIu") spielt bei M. D* Bnux eine wichtige Rolle (TgL Objekt). VgL Bat».
and Will 1869; Lim. Vom Fühlen. Wollen and Denken, S. 121 f.. 1907
Psychol. de l'effort 1889; A. Sabatixb, Philo*, de Teffort*. 1008; Ja***, PsvetoL
1909, S. 434 ff. VgL Kraft Streben. Wille.
Antagoniamn*: Widerstreit Kampf. Oegensstx xweler Krtfte oder Faktoren
physischer oder psychischer Art« Antagonismen gibt es in der anorganischen Natur,
Antecedens — Anthropomorphismus. 39
im Organismus, in der Seele, in der Gesellschaft, in der geschichtlichen Entwicklung.
Vgl. Dühring, Wirklichkeitsphilosophie, 1895. Vgl. Gegensatz, Kampf, Dualismus
(religiöser), Soziologie (Kant).
Antecedens: das Vorhergehende, ist im Schlüsse (s. d.) jede der beiden
Prämissen (s. d.), also der Ober- und der Untersatz; im Beweise (s. d.) ist es der Beweis-
grund; im Geschehen ist es die Ursache. Vgl. Consequens.
Antemundan (ante-mundus): vorweltlich, vor der raum-zeithchen Existenz.
Vgl. Präexistenz.
Anthropologie: Lehre oder Wissenschaft vom Menschen (äv&gcoxog), vom
menschlichen Leben (physiologische oder somatische und psychische A.); sie bildet
jetzt eine eigene (nicht philosophische) Wissenschaft, deren Ergebnisse für die Psycho-
logie und Soziologie von Bedeutung sind (vgl. Rasse).
Kant unterscheidet „physiologische" A., die auf die Erforschung dessen geht,
was die Natur aus dem Menschen macht, und „pragmatische" A., die dasjenige unter-
sucht, was der Mensch als freihandelndes Wesen aus sich selber macht oder machen
kann und soll (Anthropol. in pragmat. Hinsicht, 1798, Vorwort). Wesentlich als Art
der Psychologie (s. d.) betreiben die A. G. E. Schulze (Psych. Anthropol. 1819, § 1),
Fries (Psych. Anthropol. § 1), nach dem die „philosophische A." die Theorie des
inneren Lebens des Menschen gibt (Neue Kritik d. Vernunft, 1807, I, S. 34 ff.),
Michelet (Anthropol. S. 4) u.a. Vgl. Bxtbdach, Anthropologie, 1846; Planck, A. u.
Psychologie, 1874; Perty, A., 1873; Th. Wattz, A. d. Naturvölker, 1859ff.; Huxley,
Zeugnisse für d. Stellung des Menschen in der Natur2, 1874; A. Bastian, Der Mensch
in d. Geschichte, 1860; J. Ranke, Der Mensch2, 1893f. ; D. Folkmar, Lecons d'an-
thropol. philos. 1900; Anthropologie, herausgeg. von G. Schwalbe, Kultur der Gegen-
wart III5 (enthält Arbeiten von Schwalbe, Mollison, Hoernes, Gräbner, E. Fischer),
1920 u. a.; Archiv f. Anthropol. 1866 ff.; Zentralblatt f. Anthropol., Ethnol. und
Urgeschichte, 1896 ff. — Vgl. Rasse, Eugenik, Mensch, Anthropologismus, Soziologie.
Anthropologismas ist 1. die Ableitung des Religionsgehaltes aus mensch-
lichen Anschauungen, Wünschen, Strebungen, Idealen ; so insbesondere bei L Fetjer-
bach, nach dem die A. das „Geheimnis der Theologie" ist (D. Wesen d. Christentums,
Reclam, S. 27); 2. die Auffassung der Erkenntnis und ihrer Formen als spezifisch
durch die menschliche Natur bedingt (vgl. Anthropomorph.). So ist nach Bäkenbach
alle Philosophie menschliche Philosophie, die Logik eine Lehre von der „Wirkungs-
weise der Naturgesetze des menschlichen Intellekts" (Prolegomena zu e. anthropol.
Philos. 1879, S. 272). Vgl. Daumer, Der A. u. Kritizismus d. Gegenwart, 1844; Harms,
Der A., 1845. Vgl. Humanismus (F. C. S. Schiller), Homo mensura-Satz (Prota-
GORAS). Windelband (Einl. in die Philosophie, 1914, S. 208) braucht den Ausdruck
Hominismus in ähnlichem Sinne.
Anthropomorpliisnins (äv&Qco.-iduoQcpog) ist die Auffassung der Dinge
nach Analogie des menschlichen Wesens, insbesondere die Vorstellung von Gott (s. d.)
als menschenähnlich. Ein „kritischer A." muß, wenn er schon das Wirkliche nach
Analogie des im Menschen sich darstellenden Innenseins (als seelisch, Leben u. dgl.)
auffaßt, von den besonderen menschlichen Zügen absehen.
Den religiösen A. bekämpft schon der Eleate Xenophanes; die Menschen stellen
sich ihre Götter menschenähnlich vor. Gegen den A. wendet sich auch besonders
Spinoza, auch Kant, der einen „subtileren", „symbolischen" A. von bewußt analogie-
haftem Charakter zuläßt, nach dem wir uns Gott so denken können, als ob er ein
1' i Anthroponomie Antinomie.
Wohlgefallen, dura Verstand usw. bitte (Krit. <L rein. Vera.. 2. A. 8. 587f.; egL
VAumron, D. Philos. de* Als Ob. 1911). — Einen „krrtiaehen " A. (ab Asiresonag
der Dinge nach Analogie de» menachJkshen Innenewine) mrtonbai Banns, Pauukv,
J. Scbcltz. L. W. Brav, F.C.& ScnUAn.«. VgL A. Ltnnrr. — Dafi der Mansch
du „Msßailer Dinge" ist. lehrt PaXffaooaas (vgL Erkennte*). Dm Anthrapomorphe
unwrer Ei kenn lab betonen in rarecbiedener Wein Gosraa, W. JavuuM, Rani,
HL Coanuua, F. C. & Berti w. Xrsrsacai, Mavnunm u. a. (vgL Introjekthm).
VgL Kausalität, Kreit. Metapher. Anthropopethiamus. Introjektion.
Anthrnp+netnsir nennt Ran die normativ praktische Pbiloaopbie (WW.
IX. 154).
AnthrapoputhUmn« (ej*e«Mre:rd#«M): die Auffassung Gottea ab einea
mit menschlichem Fahim und Wollen, mit Affekten (*d*% ) das Zorne* oew. bsharsrtee
Anthroposophie: MinmhaiisrbhiH (egL Zucmbbju*«. Anthroposophie
im UmriB. 18«). Ober & Bmnm A. vgL Theoaopbie.
AnthropotechniU : n W. Sraajt für Psvrhotecfcnik (a. d.) vorgeacbU-
sr AnedradL (Person und 8acbe. 1917.)
Anthrop^arntrfaeai iet Jene Anaraavnng, die den Menschen jMfmaf)
Zentrum, sum Mittstpwnkt der Weh, sum ffnitotol der 8chopfang macht (vgl
Zweeh). Die altere Phiknophb denkt meist a, (beaondera 8oaam. Csm. Wourrk
»tehendr. Sofern Kasrr im
A»r Si'K<itifiin<r rrhlirkt rW>nkt »r
Anfleht hon (der/geW): Gegraerdr. nach der Lehre der Pytbagor«-
der Erde gegenüber mm daa „ZentrsJfeoer" eich hewagandir Hlmisabhftrper, der die
Zchniahl der Gestirne volhnacben aoll (vgL AubToTsxss. Metaphvs. I 5. 9Ma 10:
Kai tä f*f4fU9m umti re*> aefMin Mm s)#» tlmmi aueir, fww et eWas ft4r~r
ra>e pasueale Im teere eandt^e r^e eWx**r« sotofeir, Da conto) II 13. 293a 20).
Antilogle (art,Xo7ia): Widerepruch (e. d.). imbeaondere der nach Aneicht
der alten Skeptiker mögliche Wkierepracfc eo Jedem Desciagiuude (**>*); infolge
dee Umstände«, das die Beweisgründe einander dm (ikicb gewicht halten aoDen
{laoc9/rt,a tAr I6ymr). hme »ich nicht» Ober die Wirklichkeit entacheiden (Dbg.
Leert. IX, 108). Vgl. Skeptizismus, leoethenie.
Antilogi»ch (amUoy^): dem Logwehen zuwider, ratgegengeaetit. wider
vernünftig, widersinnig. Eine .. AntUogik" besteht nach Bonn in der Welt (rgL
Widerspruch).
Antimorulinsnus: Lehre, die gegen die (herkömmliche) Moral gerichtet
metzsghb) oder d*a Moralische aufhebt, umkehrt. VgL Amoraliach.
Antinomie (artirouta): Widerstreit rweier Geaetae („duarum tognm
contrarietas"); insbesondere der Widerstreit, GegramU swrischen Verstand und
Anschauung, begrifflichem Denken und sinnlicher Auffassung (vgL Stetigk
endlich der Widerepruch. in den der Intellekt beim Zu -Ende -Denken gewisser Pro-
bleme, die er weder positiv noch negativ ganz befriedigend erledigen kann, gelangt,
bis er kritisch die wahre Natur dieser Probleme (des Unbedingten, Unendlichen.
s. d.) erkennt und dann aus den Widersprüchen herauskommt — durch
Antinomie. 41
falscher Fragestellungen oder durch Besinnung auf die Voraussetzungen und Be-
dingtheit des Erkennen?.
Über den Ausdruck „A." vgl. Goclex (Lex. philos. S. 110), Micraeltts (Lex.
philos. Sp. 128: „et theologi occupati sunt in antinomüs legum et scripturae dilu-
endis"), Bonnet u. a.
Der Begriff der A. findet sich schon bei ZnOH von Elea (s. Bewegung), Platox,
Aristoteles, den Skeptikern (vgl. Isosthenie), Locke, Collier, Ploucqcet.
Aber erat Kant begründet eine eigene Theorie der Antinomien, eine „transzen-
dentale Antithetik". Antinomien sind „Widersprüche, in die sich die Vernunft bei
ihrem Streben, das Unbedingte zu denken, mit Notwendigkeit verwickelt, Wider-
sprüche der Vernunft mit sich selbst". Sie entstehen dadurch, daß die Vernunft
in ihren „Ideen" (s. d.) die absolute Totalität der Erscheinungen fordert, nach dem
Grundsatz: „Wenn das Bedingte gegeben ist, so ist auch die ganze Summe der
Bedingungen, mithin das schlechthin Unbedingte gegeben." In diese A. gerät die
Vernunft „von selbst, und zwar unvermeidlich", sie beruhen auf einer „natürlichen
Täuschung", weil die Vernunft, die auf das positiv und abgeschlossen Unendliche,
Unbedingte, Absolute abzielt, die Idee der absoluten Totalität, welche nur für das
Reich des „Ding an sich" gelten kann, auf die Erscheinungen desselben anwendet,
für die es nur einen immer weiter gehenden Regreß des Denkens ohne letzten
Abschluß geben kann. Berechtigt ist eben nur die Forderung, nirgends in der Reihe
des empirisch Gegebenen und Denkbaren eine absolute Grenze, bei der man stehen
bleibt, anzunehmen, d. h. die Idee des Unendlichen (s. d.) hat nur „regulative"
(s. d.) Bedeutung. Kurz, Kant löst die A. durch seinen kritischen Idealismus auf,
welcher Ding an sich und Erscheinung unterscheidet, und durch den Hinweis darauf,
daß uns die Dinge nur im Zusammenhange und Fortgange denkend verarbeiteter
Erfahrungen gegeben sind, nicht aber als absolute, nach unten oder oben abgeschlossene,
endliche oder unendliche Ganzheit. Vier A. gibt es nach Kakt, zwei „mathematische"'
und zwei „dynamische" A. ; und von beiden hat die Vernunftkritik den „dialektischen
Schein" (s. d.) aufzuklären. Jede A. besteht aus einer „Thesis" (Behauptung) und
„Antithesis" (Gegenbehauptung). 1. A.: Thes. „Die Welt hat einen Anfang in der
Zeit, und ist dem Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen." — Antithes. „Die
Welt hat keinen Anfang und keine Grenzen im Räume, sondern ist sowohl in An-
sehung der Zeit als des Raumes unendlich." 2. A. : Thes. „Eine jede zusammen-
gesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall
nichts als das Einfache oder das, was aus diesem zusammengesetzt ist." — Anti-
thes. „Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und
es existiert überall nichts Einfaches in derselben." — Hier sind überall Thesis und
Antithesis gleich falsch. Die Gegenstände der Erfahrung sind als solche nur in der
Erfahrung, nicht an sich gegeben; die „Welt" existiert nicht unabhängig vom Fort-
oder Rückgang denkender Erfahrung, also weder als an sich unendliches noch als
an sich endliches Ganzes. Ebenso ist die Menge der Teile in einer Erscheinung weder
endlich noch unendlich, weil „Erscheinung nichts an sich selbst Existierend!
und die Teile allererst durch den Regressus der dekomponierenden Synthesis und in
demselben gegeben werden, welcher Regressus schlechthin ganz weder als end-
lich, noch als unendlich gegeben ist". — 3. A.: Thes. „Die Kausalität nach Gesetzen
der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt
abgeleitet werden können. Es ist noch eine Kausalität durch Freiheit zur Erklärung
derselben anzunehmen notwendig." — Antith. „Es ist keine Freiheit, sondern alles
in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur." 4. A.: Thes. „Zu der
42 Antipathie — Antithese.
Welt gehört etwae, das entweder ab Ihr Teil oder flu» Ureaehe aha
wendiges Waaen kt." - Antitb. „Ee exktkrt überall kein schlechthin
Weeen. weder fat der Weh, noch aofier der Welt, ab ihre Ursache." — Hier gilt
überall die TheeJe für die WbhJkhkait an akh. die Anüthaaia für die Fil lil ijiii,
eo daB alao beide — aber aal vetaohJadenem Gebiete — wahr amd. In dar Kater
Mal lOPfrfrrtif TOB Ba^MO0iMUMMtt emmVaffOekv NOvVPML|bB0BHI% mVOmaT CDmom) «MmUemmaH
IMhafi Im an akh Seienden nicht am (vgL Kerns HmA Charakter). Ebenen Iat
kam (»ad dar Eil Inlnangarilhi abeohrt, unbedingt; aber aa kann die gaam Rate
maam oarsa man **v 'ii,rn, M-m (vgL loeej).
Dia .jLommmlm" (vgL Krit. d. rem. Vera-, a J40«) heben Korr in
dar Idealitat von Ramm «ad Zeit »■■■■Uni liiilnfmil (rgL aoe
dar Vernunft P, Vorrede), Es gibt nach Kavt aoeh ahm A, dar utahUaubeo Var.
nanft (rgL GHabuMgkilt) «ml dar Urteilskraft (rgL Gmehmack). Nach taors*.
uon amd m Kum mathamaommm Ast. nr dm Antithesen richtig, nach
Rnrournai aar dm Thaaan dar Aat.; nach Wovor amd m beeng aoi Ram und
Zeit Tbeak «ml Aathhmm gktmbereobtigt, mdam dm mtni auf dm Tramfimm
(die ToOmdem üammmmmmL dm mmmm aal dm Inflam» (die ■miilmiiWuH ün-
eodlichk.it) «km besieht (Logik IIP. 1906). VgL F. EmuBor. Kritik d.
A.- Lehre, 1888; Paol Honumi (Dia antrdkstmobe 8trakti
1914. Die Antmomk hm Probmm dar QtMgkiH. lil) f intakt «atar A. swei akh
Im V mal «an, dm ■■imamwlnli und unbaatraHbar amd. aber im
dm Strafte mm* mg rli9 werden". - VgL Unendlich. Teilbarkeit,
Cbaraktar, Unbedingt, Walt, Idee, Antinomiemut nennt WtVDELasVD die Lehre
too der Dualität rwkoben Sem and 8otma. Dar eebkktive A. bakaadat akh m alkn
^n. aar OBfeamve a. vermgt am uvhui in
IkhkarL Za dar Tatmcba dm Wertem gebort aotaaadig dk DuatttAtdea
«ad dm Wailablikjm (BaL in <L Phüoaophia, 1914, & int.)
\ntipathir (drti^ddfia): enraammlMge, matmktrra, oft eabamber grond
kma Abneigung. RraoT, L'Antipethk (in „Problhmea da FayceoL affaetfro", 1910).
VgL Sympathie.
Aatt«*rl«emala (eVtsaaefesaasc): Weobaal dm Ortm Im atatig erfafima
Raum (ABi8TOT«un u. a.).
Ant Iplcntaten (oder Vakukten) hkBen früher dk Anhinger dar Theorie
dm leeren Räumen, Im Ogenaats m dm „Pknkten".
Antipaychologinmaa e. Pawchologkmm.
Antintrephoa (dmere^efe, dar Umkehrende) iat der Name efama Trug«
Schlusses, dar ina Oegentefl gewandt werden kann, etwa eo: Euathloa, ein Schaler
dea Pbotago&as, hat mit dkaem ausgemacht, er werde ihm nach Gewinnung dm
ersten Prozesses min Honorar voll aussahkn. Er führt nun keinen Prozeß, zahlt
nicht und wird von eeinem Lahrer verklagt, welcher erklärt: Du mußt in jedem
Falk bezahlen; gewinnet du, kraft unaerea Vertrages, vertierst du, infolge dm richter-
lichen Verdikts. Euathloa erwidert: Keineafalk werde ich zshkn; gewinne ich. kraft
dm Urteils, verliere ich, laut dea Vertragea.
Antithea« (drti&tois) i Gegenbehauptung. P. Hontum, Ober dk anti.
thetische Struktur des Bewußtseins, 1914. Dk antithetkehe PnrtiineagSHlinnhiaat
Antithetik — Aoristie. 43
des Kritizismus beleuchtet Liebert, Wie ist kritische Philosophie überhaupt möglich,
1919. Vgl. Antinomie, Dialektik, These.
Antithetik: Aneinanderhaltung von Gegensätzen. Nach Kant ist A. der
„Widerstreit der dem Scheine nach dogmatischen Erkenntnisse . . ., ohne daß man
einer vor der andern einen vorzüglichen Anspruch auf Beifall beilegt". „Tran-
szendentale A." ist die „Untersuchung über die Antinomie der reinen Vernunft, die
Ursachen und das Resultat derselben" (Krit. d. r. Vern. S. 349). Vgl. Antinomie,
Dialektik, Widerspruch.
Antitypie (ävziTvxia bei den Stoikern) nennt I/ktbniz die passive Wider-
standskraft der Materie (s. d.).
Antizipation (anticipatio, ngoZ^xins): Vorwegnahme einer Sache, einer
möglichen Erfahrung (vgl. Prolepse). Unter „A. der Wahrnehmung" versteht
Kant einen der transzendentalen „Grundsätze" (s. d.), auf welchen alle objektive
Erfahrungserkenntnis beruht, und zwar eine „Erkenntnis, wodurch ich dasjenige,
was zur empirischen Erkenntnis gehört, a priori erkennen und bestimmen kann".
Antizipiert können nur die formalen Bedingungen der Wahrnehmung werden, also
die „reinen Bestimmungen im Raum und in der Zeit, sowohl in Auffassung der
Gestalt als Größe". Der Grundsatz der A. lautet: „In allen Erscheinungen hat
die Empfindung und das Reale, welches ihr an dem Gegenstande entspricht, eine
intensive Größe, d.i. einen Grad" (Krit. der reinen Vern., S. 163 ff.). Bei Goethe
geht die „Antizipation", zunächst eine künstlerische Begabung, auf seine „innere
Welt"; Simmel, Goethe, 1913; Hendel, Kantstudien, 1920.
Antrieb (impetus): Kraft- oder Bewegungsimpuls, Tätigkeitsaufschwung
bei der Arbeit (s. d.). Vgl. Kraft, Leben.
An nnd für sich s. An sich (Hegel).
Anvikshilti: altindisch (wörtlich „die auf Prüfung beruhende [Wissenschaft])
Philosophie im Gegensatz zu Theologie und praktischen Wissenschaften. Vgl.
Oldenberg, Die ind. Phil, in „Kultur d. Gegenwart" I, 5, 19132.
Anzahl s. Zahl. — Nach Renottvteb und E. Dühbtng spricht das „Gesetz
der bestimmten Anzahl" gegen den Begriff einer positiven Unendlichkeit (s. d.).
„Eine jede Anzahl, die als etwas irgendwie Fertiges gedacht wird, ist eine bestimmte,
d. h. sie schließt den Begriff der Unendlichkeit aus. Nur das Unfertige in der Zahlen-
anhäufung kann auf eine Unendlichkeit hinauslaufen; denn nur zu dem noch nicht
Geendeten, also nicht Vollendeten, kann noch etwas hinzukommen. Eine abgezählte
Unzahl oder Unendlichkeit von Einheiten wäre der völligste Widerspruch" (DÜHRrNG,
Wirklichkeitsphilos., 1895, S. 5; vgl. dagegen Fe. Engels, Herrn Dührings Um wälz,
d. Wissensch.3, 1894, S. 39f.).
Anziehung s. Attraktion, Materie, Schwere, Atom.
Aon {altov, aevum: die unveränderliche Dauer eines geschaffenen geistigen
Wesens) heißt bei den Gnostikern (s. d.) jede der aus Gott hervorgehenden
geistigen Kräfte, deren Inbegriff das „Pleroma" (s. d.) ist.
Aoristie (äogiazia) : Unentsehiedenheit. Nach der Lehre der älteren
Skeptiker (s. d.) läßt sich über das Wesen der Dinge nichts bestimmen (ovöiv
ögigeiv), ist alles unbestimmt (dögiara; vgl. Diog. Laert. IX, 104ff.).
44 Apajoguch Apodiktisch
Apa»;oa;i»eh: Unter „Apegoge" (änmymrf, abdaetio) imsssht Auaro-
Taxaa die Zm acafHiraHg mn Probbaoi mb ein anderes, einen unsicnern, rbeto-
riechen Schluß aas eine» sicheren Obersau und einem Untcreeta, der nicht ebber
ist, »her der Folgerung en Gewißheit nicht «ahmet (AnaL prior. II 25. 69 e 20;
TgL Mictutxira, Lex. philo».. 8p. 2k Apagogieeh beifit der indirekte Beweis
(s. d.) aus der Falschheit, Wkbiaiaalgkait des Gsgsntstb einer Behauptung oder
aus der Unwahrheit aller rhrbnkma Annahmen, die an Stelle der aa hiwaisimba
gemacht werden konnten (Wtnror, Logik IIS, 1907, 8. 78flk
Apathie (dadeW): Uneu^rmdbohkett, QerwkBneegksit (auch als patbo.
logischer Zustand); Freisein tob Affekten aad l^denschaften. Letstaraa ist ein Ideal
for die Kynikcr. Megariker. Skeptiker aad besondere die 8toiker (rgL Affekt;
TgL Enxnrr. Dboert. III. f. 4; 4, 9; Snrace, Epbt. 9k in gleichem Mafie auch für
Pbtlox, Clemev» AuuAaoaijroa, Snaota, Karr (AnthropoL | 73k Vgl Auraxie.
Aprtraa (aasige», den Unbegrenate) nennt AyaxmaxDca das Prinaip
(a>X<). doa Urgrund, aas dem atts Dinge hiiiiiigagangen send aad in
A. ist qualitativ unbestimmt, unentstau
Es mnfitt aad beberrecht allee (aege/gese*
xdrta *vfi*(rd*). DI» Ftnmldinga gehen aus ihm durch Aasacaaedaag (4
toeeg/eeeSHu) berror aad kehren hm A. zurück, „um au büßen far ihr Varechaiden
nach der Zeitordnuag" (4*44*m /dg «eVd tlm» aal eVac» rff dlsafeg aara r^r
red rgeVe* (df<ek Der Urgruad mufi uukignaH eein. damit doa Werden sieh
nicht erschöpfe (Diog. Labt. II. 1; 8tobaaaa BcJog L IM«
der Voreokratiker*. 1908k Das A. ist entweder ab Oimiam
(AaisToraxBa. Met. Mi. I . Rrnraa, Tncantixan), oder aber ab
AmsaJof ÄW n t 1 1 i i i -l:_ Itsi ■■■" ifc ■ — ^h»*1tlll*n i ntsn*»-** _**ek_l*~.**
aal wTf*IC iW II i . * 1* II r n 1 1 1 Ja. i le* Ji
sind (Zelle*, Ueeebwbo u. a.; rgL WiXDaxauaD, Cboch. d. Philo**, 1910k —
Bei Platos ist (wie bei dea Pythagoreern) laeigse das Uahattlmmte. Nicht
Bebada, dea, nach Platox. erat durch db Begrenzung, Btalimmung (*/•*>) zum
Seienden wird; auch in den Ideen (e. d.) gibt ea ein Inmeos- (TgL Aaurroraxjsa,
Met I. 6; Xatobt. Platos Ideenlehre, 1903k
Apaaate (Afasta, Sprachlosigkeit): 1. Uater A. reretehen db Alteren
8keptiker (s. d.) db Enthaltung (/*eX<) tob jeder heatimmten Aaeeage aber dea
unerkennbare Wesen dar Dinge; man könne stete aar eagen: ea schämt so, nicht:
es ist so (Sext. Empir.. Advera. Matbem. I. 12, 13k — 2. Unter pathologieeber A.
ist tu verstehen ab» Störung. Hemmung dar Sprachfihigkeit bei UnremehrtheH
dea Artikubtkmamediaabmaa, aar durch Störungen ha Gehirn bedingt. Ei gibt
verschiedene Grade, Auedehnungen und Arten der A.. insbesondere motorische
(Innervation»-, etaktiacbe) und sensorische (amneetieche) A.. bei welcher db
Erinnerung an db Bezeichnung der Gegenstande fehlt. VgL KtranutTL. D. Störungen
d. Sprache. 1885; Ca. Bastia», Über Aphaab. 1902; Wubdt. Grda. d. phya. Psycbol.
1*. 1908, > 365f.; Bbbgsox. Mauere et memoire, deutach 1908; Gctxbaxx.
Kongr. f. experim. Psych.. 1914; Jasraas, Allgemeine Psychopathologie. 1920*. D
FaÖBBS, Exp. Psychol. II. 25, 1920. — VgL Wortblindheit, WorUaubh.
Apodiktik (aawBeanmei): Wissenschaft der Beweisgrunde; W. tob den
letzten Gründen dea Wissens (Bocrawn, Apodiktik 1799, I, 6, 29k
Apodiktisch (<LT*V*e«f«>. Beweis): unumstößlich, unbedingt, streng not-
wendig. A. ist ein Urteil von der Form: S muß P sein, ist notwendig P (TgL
Apokatastasis — Apologeten, 45
lität). — Nach Kant sind die mathematischen Axiome (s. d.) apodiktisch, an-
schauungsnotwendig, „mit dem Bewußtsein ihrer Notwendigkeit verbunden1*. Da
Erfahrung (s. d.) keine strenge Notwendigkeit gibt, so können die mathematischen
Axiome nicht empirisch sein, sondern gründen sich auf die Apriorität (s. d.) der
Anschauungsformen Raum und Zeit.
Apokatastasis {änoxardcnaoic;): 1. Wiederherstellung der Seelen in
deren Einheit mit Gott; Wiederbringung derselben am jüngsten Tag (Ortgenes,
De princip. III, 1, 3; Minccitts Felix, Octavius c. 34, 9). 2. Periodische, ewige
Wiederkunft alles dessen, was gewesen, aller Dinge, Personen, Zustände, Begeben-
heiten, in immer wiederkehrenden Welten, im ewigen Kreislauf des Geschehens.
Eine solche Annahme findet sich bei den Pythagoreern, Heraklit, den Stoikern
(vgl. Ekpyrosis) u. a., später bei Blanqui (L'eternite par les astres, 1871), G. Le
Bon (LThomme et les societes, 1878), Bahnsen u. a., besonders bei Nietzsche,
dessen Lehre von der „ewigen Wiederkunft1' züchtend wirken soll, indem die Schwäch-
lichen diesen Gedanken, daß alles, also auch das Leiden, immer wiederkehren soll,
nicht ertragen können. Zugleich ist diese Lehre für Nietzsche ein Ersatz für den
Unsterblichkeitsglauben, ein Ausfluß seiner stärksten, heroischen Bejahung des
Lebens mit allen Freuden und Leiden desselben. Die Zeit Ist unendlich, aber nur
eine endliche Anzahl von Kombinationen der Kraft, deren Maß begrenzt ist, i*t
möglich. Alles kehrt wieder; hätte die Welt ein Ziel, es müßte schon erreicht sein.
Die Welt ist ein Kreislauf, der sich unendlich oft bereits wiederholt hat. eine feste
Größe von Kraft, „ewig sich wandelnd, ewig zurücklaufend, mit ungeheuren Jahren
der Wiederkehr", eine „dionysische Welt des Ewig-sich -selber- Schaffens, des
Ewig-sich-selber-Zerstörens" (vgl. WW. Nil, XV; Horneffer, Nietzsches Lehre
von der ewigen Wiederkunft, 1909). Nach Riehl „könnte eine und dieselbe Kom-
bination von Energieformen auf unendlich vielen Wegen erreicht werden und un-
endlich verschiedene Folgeerscheinungen nach sich bringen'1 (Zur Einführ, in die
Philos. S. 231).
Apollinisch - Dionysisch (nach den Göttern Apollon und Dionysos):
ein Gegensatz, der im Denken Nietzsches eine Rolle spielt. Er unterscheidet zu-
nächst die Kunst des Bildners als apollinische von der unbildlichen, dionysischen
Kunst der Musik, auf zwei verschiedenen Trieben beruhend, die zuletzt „das ebenso
dionysische als apollinische Kunstwerk der attischen Tragödie" erzeugen (vgl.
Tragisch). Jeder Künstler ist entweder „apollinischer Traumkünstler11 oder „diony-
sischer Rauschkünstler" oder beides. Der apollinische Trieb geht auf das Beschau-
liche, Maßvolle, Geordnete, der dionysische auf das Kraftvolle, Leidenschaftliche,
Heroische, Schöpferisch-Zerstörerische des Lebenswillens (Die Geburt der Tragödie
aus dem Geiste der Musik, WW. I). Dionysisch ist die Bejahung des Lebens trotz
aller seiner Schmerzen und Leiden, die Lust des Ewig-sich-selber-Schaffens und des
Ewig-sich -selber-Zerstörens (vgl. Apokatastasis, Leben). Vgl. H. Spitzer, Die Ver-
teilung des apollinischen und dionysischen Moments in den Künsten, Zeitschrift
für Ästhetik, I. Bei Spengler ist das Apollinische Wesenscharakter der antiken
Kultur und ist vor allem dem „Faustischen" entgegengesetzt. (Untergan_
Abendlandes, 1917.) Die psychol. Grundlagen der apollinischen Haltung unter-
sucht Müller-Freienfels, Psychologie der Kunst I, 1921-.
Apologeten (äxoJ.oyeio&at, verteidigen), christliche, heißen die Ver-
teidiger des Christentums gegen die Angriffe heidnischer Autoren und der Nicht-
christen überhaupt; sie sind zum Teil von stoischen und neuplatonischen Lehren
V, Aportm — Apperzeption.
beeinflußt. Zu ihnen gohBmn Tatlax, Qcadeatcs, Jusrnrcs, Atxxj«aoo«as,
TxaonoLoe, Hninii, Ukxakcs, HirroLTTcs, Morocrcs Fkux, Tnrvuuüui
u. a. (um 120-250 n. Chr.). VgL Haxxack. Dngmeisjoi «Jahn I», 8. 4M ff.
Aportm (An6fif»m): logische Schwierigkeit; nach Axmtotxlxs «in dia-
kdrtisober Wkiersprochsscbiuß (Top. VIII 11. 162* 17).
Apwrttiker (e^nafftiae/): ein Keine, den rieh die alten Skeptiker (e. d.)
beilegten (Diog. Leen, prooem. 16).
Apwrlc («***/«): Zweifel, Schwierigkeit in einem Problem, auch metho-
dieob aufgestellt ele Einwand gegen eine ITihiiejIeut (TgL Platox, Apok>g. SS A;
AxoroTXLxe, Pbvs. I, S. 18öb 11).
A pe>et*rUri e. A priori.
Appnrenn s. Erscheinung.
ApperxeptUa bedenlet allgemein die neeondeie, bewußte Pifsssimg
eines Inhalts, die *-»»rl>-~ einte Inhalte in den Besitsstand de* Iweeimelm Der
Begriff der A. b*t vereehicdenen Inhalt engenommen. und eo wird beute unter A.
beid dee verstanden, wen enden „Aorimflertnn" (e. d.) nennen, beld wiederum das,
InbeJte durch die euf ihn gerichtete Anfnmritaemkait (s. d.), im Untereohiede von der
Porosption (e. <L). dem Erleben schlechthin. Die A. geht entweder von einem mit
einer VoreteDnng rieh tw bindenden ehmemen Streben (Trieb) eoe Upeeriee
oder eher vom eigentoonen wuien („aktive A.). Dm Apperripierte iet dm jeweilig
em klarsten Bewußte, ee hegt gmohonm im „ iwieaptinlr t dee
• iunh <l«'n Willen l»*«ummti
aosgeseichnet, ■wgewltilt, fixiert
Verbindungen (s. d.). Im
(s. d.), in der Pheateeiethrigkeit, hm sweekbewuBten Hendeln ist die akute A. ron
fundementeler Bedeutung; beteiligt ist die A. bei der Analyse und flruthm, beim
Vergistoben «ad Bsrishsn, bei der Bildung ron Begriffen, Urteilen, flohltsiiii usw.
Die ektire A. ist eh» Funktion des loh, der nenumlirierten Einheit dee ui Ebenda«
Wenn euch dee Apperxipieren eis enfmeritsemee Erleben, Dsmertsn eines InbsJu
eohon froher bekennt wer, so bei doch erst Lkxbxiz den Begriff der A. siisgshlkwit.
Unter A. versteht er die (bloB den höheren. menechUohen u. a. Seelen eigene)
reflexive Erfeesung dee inneren Zustendee der „Monade" (s. d.), dee Erlebnisses
derselben („oonnsisssnee reflexive de est «et Interieur"), die mit Aufmerksamkeit
und Qedichtnis verbundene Vorstellung, zugieieb die Erhebung einer VoreteUnng
ins Selbstbewußtsein, dee selbstbewuBto Erfseeen eines Inhalts. Die A. ist eine
bewußte, eis Ich-Erlebnis bewußte Pereeptioo (s. d.) von besonderer Klarheit (Soor.
Essais II. K. 9, §4; Monadolog. 30; vgl Hauptechriften, Philos. BibL. Bd. II. 4251.,
4391.). Ähnlich Cm. Woltt (PsychoL empir. 825). Txtxxs versteht unter einer
epperripierten eine „beachtete" Vorstellung.
Kamt versteht unter „empirischer" A. das wandelbare, seinen Inhalt wech-
selnde Ichbewußtsein, „das Bewußtsein seiner selbst, nach den Beetimmungen
unseres Zustendee bei der inneren Wahrnehmung", den „innern Sinn" (vgL Wahr-
nehmung). Von dieser empirischen ist die „reine" oder ..traneeendentale" A. (s.
den nächsten Artikel) tu unterscheiden, die „durchgingige Identität seiner selbst
Apperzeption. 47
bei allen möglichen Vorstellungen", das „ursprüngliche und notwendige Bewußt-
sein der Identität seiner selbst" (Krit. d. rein. Vern. S. 121 ff.).
Eine neue Bedeutung bekommt das Wort „A." bei Hebbabt. Er versteht
unter A. die Aufnahme und Beeinflussung von Vorstellungen durch andere, besonders
durch Gruppen anderer („Apperzeptionsmassen"'), die mit jenen verschmelzen.
Neue Vorstellungen werden apperzipiert (angeeignet), indem „ältere gleichartige
Vorstellungen erwachen, mit jenen verschmelzen und sie in ihre Verbindungen ein-
führen" (Psychol. als Wissenschaft II, § 125; Lehrb. d. Psychol. S. 32f.). Auf der
A. beruhet alles Verstehen, Erkennen, Lernen, alles in Beziehung Setzen von Vor-
stellungen zum erworbenen Schatze an Einsichten, alle Deutung, alles Begreifen.
Eine Fortbildung erfährt die Herbartsche A.-Lehre durch Steinthal, welcher
identifizierende, subsumierende, harmonisierende, disharmonisierende, auch „schöpfe-
rische" A. unterscheidet (Einleit. in d. PsyehoL u. Sprachwissenschaft2, 1881).
Ahnlich denken über die A. Lazarus, B. Erdmann, nach welchem die Apperzep-
tionsmasse als „erregte Disposition" wirkt (Vierteljahrsschrift f. wiss. Philos. X;
vgl. Wiedererkennen), Vathinger (D. Philos. des Als-Ob, 1911), Jerusalem, der auch
von einer „fundamentalen A." spricht (s. den nächsten Artikel), Jodl, Stout, Avk-
narius (Philos. als Denken der Welt gemäß dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes,
1876; 2. A. 1903) u. a. Vgl. Willmann, Empir. Psychol. 1904; Hagemann-, Psychol.,
8. A. 1910.
Eine weitere Entwicklungsstufe erreicht der Apperzeptionsbegriff bei Wundt.
A. ist der einzelne Vorgang, durch den ein psychischer Inhalt zu klarer Auffassung
gebracht wird, die Erhebung eines Inhalts in den „Blickpunkt des Bewußtseins"
(durch die Aufmerksamkeit, s. d.), während das bloß „Perzipierte" das „Blickfeld"
des Bewußtseins ausmacht (Grundriß d. Psychol.5, S. 249ff.). Die A. ist der Vorgang
der Bewußtseinssteigerung selbst, nicht ein gesondertes Seelenvermögen; physio-
logisch entspricht ihr ein Hemmungsprozeß, durch den das Klarwerden anderer als
der fixierten Eindrücke verhindert wird; es gibt ein (vielleicht im Stirnhirn lokali-
siertes) „Apperzeptionszentrum" (Grundz. der phys. Psychol. 1903ff., I5, 320ff.).
Unvorbereitet oder passiv erfolgt die A., wenn der neue Inhalt sich plötzlich und
ohne vorbereitende Gefühlswirkung der Aufmerksamkeit aufdrängt; vorbereitet oder
aktiv, wenn die Aufmerksamkeit schon vor dem Eintritt des neuen Inhalts auf ihn
gespannt ist, wobei ein Erwartungsgefühl besteht, das schließlich durch ein Tätig-
keitsgefühl abgelöst wird (L c. S. 260). Die passive A. ist eine Triebhandlung, die
aktive eine Willenshandlung, die au3 einer Mehrheit von Motiven hervorgeht. Die
aktive A. hegt aller geistigen Tätigkeit zugrunde (vgl. System d. Philos. II3, 1907,
S. 140ff.). Reine A. ist die von allen Inhaltsbestimmungen unabhängig gedachte
A., der reine Wille (s. d.); sie ist in der Erfahrung nicht anzutreffen, wohl aber die
Bedingung zur Erfahrung, und als eine solche Tätigkeit ist sie das, was Kant die
transzendentale A. nennt (1. c. P, S. 377). Ähnlich wie Wundt bestimmen die
A. Külpe, K Lange (Über A.2, 1906), O. Staude (Philos. Studien I, 149 ff.), Hell-
fach, G. Villa u. a. Nach Tbl Lipps ist die A. die „Heraushebung des apperzi-
pierten Gegenstandes aus dem allgemeinen psychischen Lebenszusammenhang".
Objektiv bedingt ist die A. als „Forderung" des Gegenstandes und Erfüllung des
Anspruches derselben (Leitfaden d. Psychol., S. 83 ff.). Die A. ist die Grundlage der
Einheiten (s. d.) und Relationen (s. d.). Eine „unbewußte" psychische Tätigkeit
ist die A. nach E. von Habtmann (Moderne Psychologie, 1901, S. 140). Vgl. Volk-
mann, Lehrbuch d. Psychol.4, 1894—95; Jodl, Lehrb. d. Psychol. 1909, II3, 86ff.;
N. Ach, Die Willenstät. u. das Denken, 1905 (experimentell); Müller- Fbeienfels,
tf
Den Denken und die Phantaeie. 1016 (betont die Beteingung ewtorieohoc Pro mm
und der Gefühle); Zin», Leitfaden <L pbys. PsycboL*. 1803, & 174«.. 9. A. 1011
(gegen Wovor); Koora, Zar Analyse <L Appmssptinnstmgitftss, 1983; Lüdtkk.
Krit. Geschichte d. Api>ereeptiouehegr.. 1911 (Z. f. Philoe.). - VgL Aarnmeheem.
keit, Bewußtsein. Klarheit, Einheit, Wille. Denken. Relation, PereonHihathm.
Apperzeption, fundamentale e. den nlrhstoa ArtikeL
Appcraeptlem, reine oder transzendentale, let nach Karr die iden-
tiache, ursprüngliche, rein formale Einheit den irfcsanindi n Bewußtseins sl -
bedingung, oberete Quelle auch aUer objektiv ^ynthstiecbeu. d. h. dea Erfshrnnga-
material tu einhehiirhen Znaeinmenhanfen isikniumndsn Einheit (a. <L). Im Unter-
schiede von dar eiapirischen „A" (a. d.) ist die „traneaendeatals" oder „reine" oder
„tirsprnnglicbe" A. eine der Erfahrung (logisch) niisngaiiiiisi efc erat möglich
machende Bedinge ng, alt ubimwi „Grund der Einheit dea Bswutaaaias in der Syn-
theo» dea Msiwlgfslllpn aller imiiiii Anerhauungen. mithin auch der Begriffe
der Objekte überhaupt, folglich aach aller fligsnsllads der Erfahrung". 8» iet
dea ..reine, uispr angliche, unwandelbare BewuAtaein", worauf in BeeJshung alle
Voreteliung von Giganstlnimn und alle objektive Einheit (auch die räum seitliche)
Im. Allee Mianlgfslrtgs der Anechauung besieht sieh auf das „Ich
In einem Hinl'vh tiliPitn-Hn Subjekte; den Ilseeßmsm „Ich denke"
» Voretsllungen bsghdian können und ist in alle m Erkennen ein and den»'
Dea „stehende und bleibende Ich" der reinen A Ist dea Korrelat aUer unserer
mflgftohor nswltssleslrmsrw. so daß alle* Bewußtsein n einer ..all
einen Apperseptiou gehört" (Krit. d. rein. Vera. 8. Die
Identität (s. d.) des reinen, formalen, gttoheo 8eIbstbewuBtaeins ist die Vorana
setaung der MftgHnhbok sinhsitiohsr Bit— toh and objektiver Einheit;
erfahrbar ist nur. was sur Einheit (e. d.) der trenne. Apperaeption verknep
werden kann. Anderseits kommt die Identität dea Bewußtseins im VorateUen nur
dadurch sustande, daß ein Ms nnlgfs Herne ilnbartHrh In einem Bawußtsoin verknüpft
wird. So ist die ...ynthetische Einheit" der A der kflchets Punkt der & kennt eis,
sie ist eins mit dem Verstand (s. d.) selbst, Sie „macht aus allen ■Bgjlnkoe Er-
häng aller dieser Vorstellungen nach Ossstssn". „Denn diese Einheit des Bewußt
seine wäre unmöglich, wenn nicht das (iemüt in der Erkenntnis des Mannigfaltigen
sieh der Identität der Funktion bewußt werden könnte, wodurch eis dasselbe
thetisch in einer Erkenntnis verbindet vgL Einheit, Synthese.
Kategorien).
Der Begriff der tränet. A winl in der Folge seit teils mehr peyokologmch
rein logisch (erkenntniakritiach) aufgefaßt. Fntns unterscheidet ..rein«
Selbsttätigkeit des Geistee, und ..transzendentale A, ..daa unmittelbare (Jan/
mtnia" (Neue Kritik*. 1828f.). Nach H. Cohex ist die tranea. A nichts Sub-
jektives, Psychologisches, sondern die objektive, aberindividuelle, rein logische
..Kinhcit des wissenschaftlichen Bewußtseins", welche sich in den Kategorien
(a. d.) entfaltet, ihnen nicht übergeordnet ist (Logik, 1902; vgL Kanta Begrund. d.
Ethik*, 1910, S. Ö8L); ähnlich Natoet, Caasinn, Knnttx u. a. Bei Ficht« wW
dk transa. A aur Tätigkeit des absoluten Ich (s. d.). Wdsdt versteht unter reiner
A. die reine Willenstatigkeit (s. Apperaeption).
Unter „fundamental -teht \V. Jebcsalem die „genau bestimmte, speziell
menschliche und vermenschlichende Formung . . ., die jeder Inhalt erfahren muß.
Apperzeptionspsychologie — A priori. 49
damit er unser geistiges Eigentum werde". Durch sie werden alle Gegenstände als
Kraftzentren (analog dem menschlichen Ich) aufgepaßt (Einleit. in d. Philos.4, 1909,
S. 93 ff.; vgl Urteil). — Vgl. Einheit, Identität (Riekl u. a.), A priori, Kategorien,
Synthese, Objekt (Kant u. a.), Bewußtsein, Einbildungskraft, Aufmerksamkeit.
Apperzeptionspsychologie s. Psychologie, Assoziation.
Apperzeptionsverbindungen nennt Wcndt jene Vorstellungsver-
bindungen, bei welchen den Verbindungen ein Tätigkeitsgefühl vorausgeht, so daß
sie „unmittelbar als unter der Mitwirkung der Aufmerksamkeit zustande kommend"
aufgefaßt werden, als „aktive Erlebnisse". Sie ruhen auf Assoziationen (s. d.), ohne
daß sie aber ganz auf solche zurückführbar sind (Grundr. der Psycho!5, 1900, S. 301 f.;
Grundz. d. phys. Psychol.5, 1903ff., II — III). Die simultanen A. zerfallen in Agglu-
tinationen, apperzeptive Synthesen, Begriffe; die sukzessiven in den einfachen und
zusammengesetzten Gedankenverlauf (Grundz. d. phys. Psych., 1903f., III5, 572ff.).
Vgl. Denken, Gedanke, Phantasie.
Apperzipieren : 1. aufmerksam erfassen, bemerken; 2. in den Vorstellungs-
zusammenhang aufnehmen, geistig verarbeiten. Vgl. Apperzeption.
Appetenz (appetentia): Strebung, Begierde (s. d.).
Apport heißt bei Spiritisten die Manifestation der Geister durch Heranbringen
von Gegenständen (Dessoir, Vom Jenseits der Seele, 15 f.).
Apprehension (apprehensio): Erfassung eines Vorstellungsinhalts, Auf-
nahme desselben in das Bewußtsein; Auffassung, Verständnis. Die Scholastiker
verstehen unter „apprehensio simples" die noch ohne Urteil erfolgende Erfassung
eines Inhalts durch das Bewußtsein („actus apprehensionis").
Kant erblickt in der „Synthesis der Apprehension" eine Bedingung der Er-
kenntnis, indem alle unsere Erkenntnisse der Zeitform unterworfen sind, in welcher
sie „geordnet, verknüpft und in Verhältnisse gebracht werden müssen". Jede An-
schauung enthält ein Mannigfaltiges in sich. „Damit nun aus diesem Mannigfaltigen
Einheit der Anschauung werde (wie etwa in der Vorstellung des Raumes), so ist erstlich
das Durchlaufen der Mannigfaltigkeit und dann die Zusammenrehmung derselben
notwendig, welche Handlung ich die Synthesis der Apprehension nenne."
Diese Synthesis muß nun auch a priori (s. d.) ausgeübt werden können. „Denn ohne
sie würden wir weder die Vorstellungen des Raumes noch der Zeit a priori haben
können, da diese nur durch die Synthesis des Mannigfaltigen, welches die Sinnlichkeit
in ihrer ursprünglichen Rezeptivität darbietet, erzeugt werden können. Also haben
wir eine reine Synthesis der Apprehension" (Krit. d. rein. Vern., S. 115). Vgl.
Rekognition, Reproduktion.
Apraxie (&nQa£la): Untätigkeit. Über pathologische „A." vgl. Pbeyeb, Die
Seele d. Kindes8, 1912. Jaspers, Allg. Psychopathologie, 19202, S. 132.
A priori (vom Früheren, im vornhinein) bedeutet: 1. ohne Rückgang auf die
Erfahrung aus dem bloßen Begriff einer Sache beurteilt, der aber selbst aus der Er-
fahrung stammen kann; in diesem Sinne „steht etwas a priori fest", man braucht,
um es zu wissen oder zu erkennen, nicht erst auf die Erfahrung zu warten oder sich
auf sie zu berufen. 2. (im erkenntnistheoretischen Sinne): unabhängig von aller Er-
fahrung, nicht aus ihr stammend, nicht durch sie gegeben, nicht auf ihr beruhend
oder auf sie sich stützend, nicht aus ihr abstrahiert oder durch Verallgemeinerung
von Erfahrungen gewonnen (also nicht empirisch, nicht „a posteriori") — sondern:
Eisler. Handwörterbuch. a
',)() A priori*
gewiß, streng notwendig. allgemeingültig. Erfahrung und
ImdlufMid, ennogbchend, Itagitagiaml. aa den Von 1—11I mumm dar Erfahrung ge-
hörend, für jede mögliche Erfahrung gültig. Mit dem Angaboreaaein (a. d.) hat du
Apriorische der Erkenntnis nichts xa tun; es geht nicht aerthch, sondern logweh der
(objektiven, slkma^sanen, inshseondara der methodkehen) Erfahrung varaa (ab deren
korarütuierende, gninrThgaeids Bedingung), <L h. es ist nicht prehotogisch -subjektiv,
sondern „trsnaxendentaT (a. d.) «ad überindividuell, objektiv (d. h. für aBee Erfahr.
bare oder Denkbare) gültig. Apriorisch ist die reim Form (a. d.) der Erfahrung and
dea Denkern, a. aind die OiundalUe (a. <U die eich auf daa n Wnln in den An
schaonngaformen (Raum and Zeit) and den Kategorien (a. d.J, den Grundbegriffen
tob Substanz, ffsuaaHtll oaw., beziehen, apriorisch aind aoeh die loaiacbea Denk-
gmsjtaa (a. dk Die ganze Wissenschaft beruht formal auf apiiorhxben Vorsim* tninmn
and Poetubten (a. d.). die erst einheitlichen, ■Ugamaingflltigaw fnsammanlisng dar
ErfahrtuuBBabnlta baretelleB and dam ««rainao ISrksnBBttswMlsB satanrfaisjeBa dar
die aprioriaoh snlllmai fnaa in menhinar. 8yntbesea (a. d.) an (nicht aoa) dar Erfahrang
baratallt and «um DaauBiaaia bringt, wobei die Anwendung daa Aptmriaebaa aich
»-•halt »jeh entaprachand modifbiert. Aprioriaoh aind, allgemein, all» Urteile,
Kf*lt OC"6 QfYaMk&tOdMa' JBWttBHKOH ttttfl Q0T mamsHillHmmsmsfllmm^s^s^s^s^s^Hmi
OOMT UOtVWMIIfQ QUO AUpnMlIgftJufk) DNIlllgttlfM OBT BnWdltalS eMWI-
Aprioriech aind ah» die nasbassdhilisii Mittel aar Varwirklichang
daa rainan Erkanntniawillena, durch deeeen idaalaa Ziel die apr
• oben Formen bedingt, gafordart aind. Erarbeitet werden am durch Be-
m^mm—tg mf die Erfordernisse streng olijakUiat Erkenntnia. Dia IWmifftnitihanria
findet sie durah Rückgang auf die Voreaasetaungeu und Bedingungen aokhrr
fc^r^wt« ahm auf logisch -anal vUechem Wege, nicht durah bloOe psychologische
Beobachtung (vgl FihmmliiJatltaoi in)
Dia alteate Bedeutung dea „A priori" ut die der Erkenntnis von etwaa aue seinem
Qrunda oder aeinar Uraache. 80 ist nach AaiaTOTaxaa daa Allgemeine (a. d.) daa von
Natur Frühere (*eet«fo» ?*•••), aber in Beziehung auf daa Eihwumn daa Spatere
,*»*«*•* »gag KMi oder Bj/tfr. Anal poat. I 2. 71 b 33; McUphjs. V 11, 1018b 32.
und aa iat zugleich dar Grand daa Etnaalnan, daa aua B»«» erkannt wird. BoAtbtcs
unterscheidet »per priora" and „per postcriora". Bei .Ujut vob Sacbbbb findet
aich dia Beaeichnung „e priori" für amen Beweis, dar tob den Uraachen aa den
knnmm gabt („demooetratio quaedam aat procedena ex oauaie ad efmotum et vooatur
demonatratio a priori"), im Otigiinaatafi aar „demonstratio a poatariori", die von
den Wirkungen au den Uraachen gabt (Pbabyl, Oeaoh. d. Logik 1K I vgl
Süabbx, Disput, met XXX, 7, 3). Ahnlich aber echon Hxbvaxcs Xatalm (geet.1323).
Die begriffliche im Gegenaats cor empirischen Erkenntnia bezeichnet „a priori"
bei Lkibxix („connattre a priori"; a poatariori = „tire dea experiencee"). Ca». Wourr
(„si veritaa a priori eruitur. ex notionlbua .... per ratiocinia oolligitur"; „quod ex-
pariando addiaeimua, a poateriori cognoaoara diciraur "; PaychoL empir. f 5. 434 ff.,
460 f.). BariioABTB!», Htm (Enouir. IV, 1) u. a.
Die erkenntniatheoretiache Bedeutung dea Apriorischen, tob dar Erfahrung
acblechthin Unabhängigen, aua reiner Ananhanong oder reinem Denken fUsmmsartsii.
die Vorauasetsuag dar Erkenntnis BUdendea kennen echon Platox (vgl. Natobt.
Piatos Ideenlehre, & 138ff.), DaacAaTBS (vgi „lumen naturale", Wahrheit), Herbxkt
von Chbrbtjrt (vgl. Wahrheit), Giuun (vgl Mathematik) u. a., Leibbiz (vgl. Wahr-
heit), der von ..preaderea veritaa a priori" spricht, welche aua der Natur daa Intellekts,
A priori. 51
bei Gelegenheit der Erfahrung, aber nicht aus ihr entspringen und absolut denknot-
wendig sind. Nach Locke und Htjme gelten nur die Denkgesetze und die mathe-
matischen Axiome a priori (vgl. Empirismus, Relation). Die schottische Schule
nimmt selbstgewisse Wahrheiten an.
Der eigentüche Begründer der Aprioritätslehre ist aber Kant. Erfahrung (s. d.)
sagt uns zwar, was da ist, aber nicht, „daß es notwendigerweise so und nicht anders
sein müsse", und sie ist daher nicht streng allgemeingültig. Wahrhaft allgemeine
Erkenntnisse, die zugleich „den Charakter der innern Notwendigkeit haben", sind
von der Erfahrung unabhängig, für sich selbst klar und gewiß; „man nennt sie daher
Erkenntnisse a priori, da im Gegenteil das, was lediglich von der Erfahrung erborgt
ist . . ., nur a posteriori oder empirisch erkannt wird". Es zeigt sich nun, „daß selbst
unter unsere Erfahrungen sich Erkenntnisse mengen, die ihren Ursprung a priori
haben müssen und die vielleicht nur dazu dienen, um unseren Vorstellungen der Sinne
Zusammenhang zu verschaffen. Denn, wenn man aus den ersteren auch alles weg-
schafft, was den Sinnen angehört, so bleiben dennoch gewisse ursprüngliche Begriffe
und aus ihnen erzeugte Urteile übrig, die gänzlich a priori, unabhängig von der Er-
fahrung entstanden sein müssen, weil sie machen, daß man von den Gegenständen,
die den Sinnen erscheinen, mehr sagen kann, wenigstens es sagen zu können glaubt,
als bloße Erfahrung lehren würde, und daß Behauptungen wahre Allgemeinheit und
strenge Notwendigkeit enthalten, dergleichen die bloß empirische Erkenntnis nicht
liefern kann." Der Zeit nach geht keine Erkenntnis der Erfahrung vorher und mit
dieser fängt alle an. „Wenn aber gleich alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung
anhebt, so entspringt sie darum doch nicht eben alle aus der Erfahrung." Was unser
Erkenntnisvermögen „aus sich selbst hergibt", ist apriorisch. „Rein apriorisch" ist
eine Erkenntnis, der gar nichts Empirisches beigemischt ist; „schlechterdings a priori"
ist ein Satz, der nur aus einem apriorischen Satz abgeleitet ist. Die Kennzeichen einer
Erkenntnis a priori sind „Notwendigkeit und strenge Allgemeinheit", „Bewußtsein
ihrer Notwendigkeit" (Krit. d. rein. Vernunft, S. 35 ff. ; Prolegomena, § 6). Entgegen
dem Rationalismus (s. d.) lehrt Kant: Apriorische Erkenntnis (s. d.) gibt es nur von
„Gegenständen möglicher Erfahrung", von Erscheinungen (s. d.), vom Formalen
derselben, d. h. von ihrer raum-zeitlichen, substantiellen, kausalen usw. Gesetzlich-
keit; die materiellen Bestimmtheiten, Einzelheiten der Phänomene können nur em-
pirisch erkannt werden. „Subjektiv" oder „ideell" ist das Apriorische nur, sofern es
in der Gesetzlichkeit des erkennenden Bewußtseins begründet ist; es ist aber nicht
im psychologischen Sinne subjektiv, sondern gilt objektiv (s. d.), für alle Erfahrungs-
objekte. Insofern es objektive Erfahrung ermöglicht, ist es „transzendental" (s. d.).
Der Mathematik (s. d.), reinen Naturwissenschaft (s. d.) und Metaphysik (s. d.)
liegen „synthetische Urteile a priori" zugrunde (s. d.), als Voraussetzungen der be-
treffenden Erkenntnisse und Erkenntnisobjekte. Ein A priori gibt es auch in der
Ethik (s. d. ) und Ästhetik (s. d. ). Es gibt apriorische Erkenntniselemente : Anschauungs-
und Denkformen oder Kategorien, Ideen (s. d.), apriorische Urteile, Grundsätze (s. d.)
und „subjektive" Bedingungen des Apriorischen (vgl. Sinnlichkeit, Einbildungskraft,
Verstand, Vernunft).
Das „A priori" wird von den auf Kant folgenden Denkern teils mehr psycho-
logisch („transzendentalpsychologisch"), teils rein logisch („transzendentallogisch")
aufgefaßt; auch wird zuweilen versucht, den Apriorismus mit dem Evolutionismus
so zu vereinigen, daß die Erkenntnisformen als apriorisch für das Individuum, als
aposteriorisch für die Gattung betrachtet werden (Spencer, Psychol. 1882ff., II.
§ 332; Lewes, L. Stein u. a.). Soziologisch (als Produkt der Gesamtarbeit von Gene-
4*
f>2 A priori.
rationen. der Wechselwirkung der Individuen) erkliren de« A priori E. Ol Robbbty
(8oeiologie de reetkm. 1908) u. a.
Piyübotogkoh (all durch die Funktion des Gefatas bedingt) fassen du A. tut
Bbbbxb, Bcmormnuvwm, Jon. Müun (rgL Energie, epesü.), Hblxboltx, J. B. Mite*.
O. Schhkdeb, Fb. A. Labos. der von einer „psrchopbreiscbeu OigeiBeetlnii" spricht,
welche ror aller Erfahrung gegeben brt (Geechichte d. MMiriihsiBee II». 8. tt. 30),
Fb. Scvoxtzb u. a.. in anderer Weiss FtcoTB („oreprfingnehe Bestiaunung des I
8oarBLUBO. E. tob Habtslabb (De* A. iet eine „unbewuBts srathslaeobc
des „Prins alles BcwufhmSMlnhilts", Ketegnrienlehre, 8. VIII). J. H.
Kobtlaob u. a.
Dnreh innere Erfahrung entdeckt werden die epriorteohen FjfcsnBBBkdiMtsoilitni
in der Struktur der Vernunft (a. d.) nach Fbibs and deesen Anhingern, «nah nach der
neuen Fries 8chuie (Nbubob. Obblubo u. a.; rgL Erkenn tnietneocw), nach F. A.
Labob. J. B. Mbybb, O. Ewald (Kant« kritieeber Hn raun «■. 1908; rgL Kategorien)
u. a. — Nach Www hegt die Aprioritit nicht In fertigen BsgrifJen. eondern In der
Msj bbbbIMbbi bb«I Bafhet «IbbbbbbBbi bbbI »!!»;'• tnoitwt/«
Krfehrungen (Logik I». 1906). Nach Rim hegt die Aprioritat In dar Identität (a. d.)
des SelbstbewuJmsins begründet - Jbhosaum könnt nur ein ^rolutasniMasehee
A priori". niBBlon die ^imlnBOlirti OrganieatJon des Ich" (Berieht ober den III.
Inlern. KongreS f. PhHos.. 1909).
atrang (tranaeendental) logiecb faBt das A. auf 0. Libbmabb; es hat sieht sub-
jskUee, eondern wa«»takoanuseheM Bedeutung und besteht in
welche Jede Intelligent beherrschen, in strenger AnsehannnfB
kalt (Zur Analra. <L Wirklichkeit«, 1890, B. 971t. 90911). Ferner K. Fiscal «m, Stau-
dibq sa, Ribbx, WrjrDBLnajro (rgL Norm) u. a., die ..Marburger Schule" (Natobt,
Kjxbbl, C>sot u. a.), an daran Spitse H. Ookbb steht (rgL Ideeliemue). Hier
nimmt der Aprioriamus eine ratiooalistiecbe (a. <L) Färbung an. Das Apriorisohe ist
die logische Vorsuesetsong, «**w.yt; irmanll—nei BBBMiws'isfllinh iiisibiisHoi
Erfahrung, eine Joethode" (s. <LL „Hrpothesis" (e. d.). „Qrundlegung" der Er-
kenntnis durch das ..reine Denken", das „Denken des Ursprungs*4, welches die reinen
Formen so nkogiiohor Erfahntn« naeh sslbsssinsnsr Oesotsiiohhcit erseogt (Oobtsw.
Kants Theorie d. Erfahrung«. & 8S, 195, JUff.; Kant« Begrtnd. d. Ethik«. 1910.
& 35: e. aind „die obersten Grundaatse einer in gedrooktsn Boohorn gegebenen und
in einer Oeechichte wirklich gewordsnen Erfahrung"; Logik. 8. 30ff. ; rgL Knaegorien).
— Nach Rsrjraran Ist e priori nicht die h iwsSsiiiingsf nrm selbst, sondern nur unser
Urteil Ober ihre Unaufhebbarkeit in aller Erfahrung (Philoa. <L Erkennen«. 1911). -
VgL B. Bauen. L Kant, 1911.
Nach Mbixobo sind apriorische Erkenn tniaze „in der Natur ihrer Gegenstände
begrondet, haben Evidenz für Oewifibeit und gelten mit Notwendigkeit ohne Rück-
licht darauf, ob ihre Objekte existieren oder nicht" (Über die
unseres Wissens, & Stf., 110; rgL OusemlendUhinrifi). Scbblbb (Der
in der Ethik, 1981«, S. 43) beseichnet ak A priori „alle jene Bedeot
Satze, die unter Abeeben von jeder Art ron Setzung der sie denkenden Subjekte und
ihrer realen Naturbeechaffenheit und unter Absehen ron jeder Art ron Setzung eines
Gegenstandes, auf den sie anwendbar waren, durch den Gehalt einer unmittelbaren
Anschauung zur Selbstgegebenbeit kommen**.
Ein praktisch-sittliches A priori gibt ee u. a. nach KbbtbvbObx (Philoa. Monats-
hefte, 18. Bd.), H. Schwab« (PsychoL d. Willens, 1900, S. 333 ff.: ..voluntariztawber
Apriorismus — Arbeit. 53
Apriorismus"), R. Goldscheid („dynamisches A.", vgl. Wert). Das religiöse Apriori
erforscht Tböltsch, Ges. Schriften n, 754, 1913; Otto, Das Heilige, 1917.
Über die Gegner des Apriorismus vgl. Empirismus. — Vgl. Anschauungsformen,
Raum, Zeit, Form, Axiom, Mathematik, Kategorien, Idee, Logik, Denkgesetze, Tran-
szendental, Rationalismus, Urteil, Erfahrung, Relation.
Apriorismus: Annahme apriorischer Bedingungen des Erkennens und
Handelns. Vgl. A priori, Kritizismus, Erkenntnistheorie, Rationalismus.
Apsychie (äipvxta): Unbeseeltheit; Bewußtlosigkeit.
Äquilibrinm (aequilibrium, Gleichgewicht): Gleichgewicht zwischen gleich
stark wirkenden Motiven. Es kommt, wo annähernd etwas Derartiges vorkommt
(absolutes Gleichgewicht ist nie vorhanden), zu keinem Entschlüsse oder aber es wird
schließlich impulsiv oder automatisch gehandelt (vgL Motiv, Willensfreiheit). Aqui-
librismus ist die scholastische Lehre von der Möglichkeit absolut freier Wahl zwischen
gleichwertigen Motiven.
Aqaipollenz (aequipollentia, looSvvaula „propositionum verbis discrepantium
in sensu convenientia", Micbaeltus, Lex. philos., Sp. 51 f.): logische Gleichgeltung
von Begriffen oder Urteilen. Äquipollent sind 1. Begriffe von gleichem Umfange,
deren Inhalt nur durch die Hervorhebung anderer Merkmale sich unterscheiden;
2. Urteile von gleichem Inhalte, aber verschiedener Form, die auseinander sich ab-
leiten lassen, oder Urteile von gleichem Inhalte, aber verschiedener „Qualität" (s. d.).
„Propositiones aequipollentes" (als Übersetzung von laodvvauoCaai ngotdoeig bei
Galen) zuerst bei Apületus (Pra>*tl, Gesch. d. Logik I, 568, 583). Vgl. Uebebweg,
System d. Logik5, 1882; Wusdt, Logik I3, 1906, S. 214ff.
Äquipotentiell s. Organismus (Deiesch).
Äquivalenz: Gleichwertigkeit, Ersetzbarkeit einer Größe durch eine andere,
die ihr entspricht. Insbesondere besteht eine Ä. zwischen Wärme und Arbeit (mecha-
nisches Wärmeäquivalent = 428 mkg). Das Äquivalenzprinzip ist ein Bestandteil
des Prinzips der Erhaltung der Energie (s. d.) und bedeutet, daß jeder Energieumsatz
auf Kosten einer bestimmten Energiemenge erfolgt und daß jede physische Wirkung
durch ihre Ursache quantitativ eindeutig bestimmt ist.
Aquivokationen sind verschiedene Ausdrücke für gleiche Begriffe, mehr-
deutige Wörter. Sie zerfallen in Homonymien und Amphibolien. Vgl. Höflee,
Grundlehren der Logik, 1890, S. 8.
Arbeit ist, allgemein, eine mehr oder minder Kraft erfordernde, Hindernisse
überwindende, auf ein Ziel gerichtete Tätigkeit. Es gibt physische (physikalische,
mechanische, chemische, organische) und psychische (geistige) Arbeit, so daß man
sagen kann, in der Welt besteht überall eine stetige Arbeit als Betätigung von Kräften.
Die mechanische A. ist die Leistung einer Kraft (s. d.) auf einem bestimmten
Wege in bezug auf deren bestimmten Widerstand (A = p X s). Die Arbeitamenge
in einem „idealen Falle" ist konstant (Satz von der „Erhaltung der A."). Physikalische
A. ist nach Maxwell „Übertragung von Energie von einem System auf ein anderes",
nach Heetz „die Vermehrung der Energie eines Systems, vorgestellt als Folge einer
auf das System ausgeübten Kraft" (Prinzip, d. Mechanik, 510), nach Ostwald der
„Aufwand, der für die Ortsbewegung physischer Körper erforderlich ist" (Grundr. d.
Xaturphilos., 1908, S. 139ff.; vgl. Energet. Grundl. d. Kulturwissenschaft, 1909,
S. lff.), nach L. Gilbert „die Beschleunigung — Verzögerung einer Energie (d. i.
M Arbeitahypotheee — Arbeitstellung
einer Bewefunfnfinkjkofe, einer Materie)." Die A. iei das ..Primire in der Welt".
Die WeH let eine „mnendttehe Arbefeeketae". welche als ..Arbeitswecheer unendboh
in Raum und Zeit erhalten bleibt (Neue Energetik. 1911. a 34ff . 151 ff.; Tgl. Materie.
Energie).
Im psychologischen Sinn» tot A. Jedes Überwinden Ton Hindern tonin dank
aooftocho Anstrengung oad Tätigkeit, oder jede *"*— pi»«^ fjrh^'Kt Tätigkeit, deren
Wirkungen in gewollten und ptoninlmg eintonnten geistigen Wetten beetebt (Wmnrr.
Grdz. d. obre. PsycboL. lOOlff., III». 615). Imbcaondere wird in
Proteasen getotige A. rerriebtet (..Denkerbeit"). und eJb Cikenulnto
„Verarbeitung" dm Oegsriinie Die Große der peycniochen Arbeit ergibt ntok eoe
dem Maße der getotigen Leistung in bestimmter Zeit; bei der
A, tot den Verhältnis istonsm Qualität (Wert) und
MnssftM HM J'"> Mi kl tk M "'n M glHM| ft gfHH MI wl« n» un<i«T>r « i«ier-
stand oder dto dafür verbrauchte Energie and Je großer die Anzahl dar i
Hemirmngen oder Wtoderholiingen derselben Einheit tot (D. C Kaution, Ober
ve TtoaUirnnng der psych. Arbeit, 1011; TgL A. Hörus. Psychische Arbeit,
1804. 8. mt.). Auf das Maß und die QialitU der A. sind u. a dto Ermüdung (a d.L
Anpassung, Übang (s. d.L dm loteresee von Einfluß; egjL KJusrsux. Psycholog.
Arbeiten, 1885 ff. ; Ober getotige A.. 1003; Dto Arbeitekurre. Phifce. Sindton XIX.
1002; Bixrr. La fatigue btellectuelle. 1806; Lirrt, Leitfaden d. PerehoL«. 1000;
Mscmaxx, Experün. Pädagogik, 1007. 1 A. 1011; Orrxsn, D. getotige Ermüdung.
1010 (dort euch Ober dto Begrub „Anregung". „Antrieb". ..Arbeitabereitach
M»xno. Ober d. EinfluO ron Pausen auf d. getotige Amtsfähigkeit. Psycho!.
Arbeiten, hrsg. ron Kracpeun, I. 1806; QuranlDB. Psychol. dt renfant*. 1000.
deutsch 1011.
Der Wert der Arbeit in etbiteber Hinsicht wird vielfach betont, schon ton den
Kynikern und Stoikern, von Lotus u. a. (rgt Na-ronr. Boris Iptd >, & 65f..
151). Eine energettoobe Arbeitetheorie in soaiaier Htosicht gibt J^aurc (Elemente
einer allgemeinen Arbeitetheorie, 8. 16ff . V Xeon R. OotMCOD (wie nach Ootwalo)
tot der Zweck der nisntubHrnen A. die „Umwandlung der SaUuenainjton in Kultur-
energteu" (Entwk^klungawerttheorto. 1008. 8. 65; vgL Wert). Für dto Pidap
wird der Begriff der A. bea. in der ^ibtisttekntoM nuUber m machen gesucht. Zu-
nächst faßte man A. als äußere WiDenebeUtigung, Handarbeit (Kereoheneteiner).
spater erweiterte man den Begriff und faßte als A. euch dto getotige Arbeit, den selb-
ständige Erarbeiten des Wissens (Geudig). VgL Brnos*, Arbeitaptdagogik. Ge-
schichte. Kritik. Wegweisung. 1014. Weitere Literatur s. unter Pädagogik. _ Als
Maß des wirtschaftlichen Wertes wird dto Arbeit (brw. dto Arbeitszeit) ron
K. Manx u. a. bestimmt — VgL Naotx, Dto WeH sto A.. 1000; H. Wbtxaxd, Antike
und moderne Gedanken über dto Arbeit, 1911; E. Macs, D. Geschichte u. d. Wurzel
d. Sateea ton d. Erhaltung der Arbeit. 1871; 1. A. 1000. — VgL Ermüdung, Wart,
Soziologie, Entropie.
Arbeitnhypotheue e. Hypothese.
Vrh« it»t< ilnngri die Verteilung von Funktionen, welche auf früheren
Entwicklungsstufen von einem einzigen Organ ausgeübt wurden, auf mehrere Organe,
wodurch eine Verbesserung der Arbeitsleistung erzielt wird. Es gibt eine biologische
und eine soziale A. Die A. ist durch dto ^Differenzierung" (s. d.) des Organismus
bedingt, wirkt aber auch auf sie steigernd zurück. Das Prinzip der A. formulieren
PLATOX, ASI9TOTXLS8, BüFTOX, GOETHX, CLAUDE BkSXAED, H. MiLSE-EdWASDS,
Arbeitswelt — Ars magna. 55
Dabwi:*, Spencer, Haeceel u. a.; A. Smith, Dcbkketm, Izoulet, Simmel u. a.
Vgl. E. Haeckel, Arbeitsteil, in Natur- u. Menschenleben, 1911. — Vgl. Soziologie,
Organismus.
Arbeitswelt ist, im Sinne von Eccress „Aktivismus" (s. d.), ein Name
für die „gemeinsam anerkannten Werkzusammenhänge der menschlichen Kultur''
(Scheler, Transzendentale u. psyehol. Methode, 1900, S. 181).
Arbitrium liberum s. Willensfreiheit.
Arbor Porphyriana s. Porphyrischer Baum,
Archetyp (dß/ertvrav): Urbild, Urform. Vgl. Idee.
Archeus (Archaeus): „Herrscher", heißt bei Paracelsus der von ihm
angenommene unbewußte Naturgeist, der in den Körpern, insbesondere in den Orga-
nismen zweckmäßig wirkt und im Menschen das Prinzip des Lebens ist, welches gegen
die Krankheiten kämpft (vgl. Ruxxer u. Sibee, Leben u. Lehrmeinungen berühmter
Physiker I, 1819, Auszug aus den Schriften des Paracelsus; Strunz, Th. Paracelsus,
1903). Nach J. B. van Helmont ist der A. ein gestaltendes Lebensprinzip („prin-
cipium vitale et seminale"; Archeus Faber, 4; Rixxeb u. Sibee, 1. c. VTI).
Archigonie: Urzeugung (s. d.).
Architektonik ist, methodologisch, die Systemlehre. Sie ist nach Kant
„die Kunst der Systeme". „Weil die systematische Einheit dasjenige ist, was gemeine
Erkenntnis allererst zur Wissenschaft, d. i. aus einem bloßen Aggregat derselben ein
System macht, so ist Architektonik die Lehre des Szientifischen in unserer Erkenntnis
überhaupt, und sie gehört als notwendig zur Methodenlehre." Die „A. der reinen
Vernunft" betrachtet die Arten der Erkenntnis im Zusammenhang (Krit. d. rein.
Vern., S. 628ff.). K. Gboos, Untersuchungen über den Aufbau der Systeme. Ztschr.
f. Psyehol., 1908—17. Vgl. Kategorien (Schopenhauer). Vgl. Lambert, Anlage
zur A., 1771.
Aretologie: Lehre von der Tugend (ägetr,), als Teil der Ethik (s.d.).
Argument (argumentum): Beweis (s. d.), Beweisgrund, Erwägung. Man
unterscheidet argumentum ad hominem (s. ad hominem); a. ad veritatem
(objektiver, allgemeingültiger Beweis); a. ex concessis (aus Zugestandenem); a. e
consensu gentium (aus der Ü^reinstimmung aller Denkenden, aller Menschen);
a«. e contrario (aus dem Gegenteil); a. a priori (aus rein logischer Erwägung); a. a
posteriori (aus der Erfahrung); a. ab utili (aus der nützlichen Folge) u. a. —
Argumentation: Beweisführung, Schlußfolgerung, Begründung. Argumentieren:
Beweisen, Folgern, Begründen.
Argntien (argutiae): oratorische Spitzfindigkeiten.
Aristotelisnius s. Peripatetiker.
Arrhepsie (äggeyta): seelisches Gleichgewicht, Gemütsruhe als Folge der
skeptischen Urteilsenthaltung (Diog. Laert. IX, 74). Vgl. Ataraxie.
Ars magna („Große, Lullische Kunst") heißt der Versuch des Raymodus
Lullus (oder Lullius), durch mechanische Kombination elementarer Begriffe neue
Wahrheiten und eine „scientia generalis" zu gewinnen. Die allgemeinsten Begriffe
sowie die allgemeinen Prädikate der Dinge werden auf sieben übereinander ange-
brachten, konzentrischen, um einen gemeinsamen Mittelpunkt drehbaren Kreisen
56 Art — Attertorisch.
durch dun Drehung nun die
•Chili (Oper», 1508; rgL Pi^rru
Geaoh. d. Logik. 1865. III. 148ff.L Damit befaftten eich aoch C Aourra. G. Bmo
u. a. — Lnsmz reratebt unter „are oombinetorto", „riisrcnoartotino mdverealto" eine
Art symboltoeber Logik, welohe smeinfaebeten Begriffen und Urteilen (durch 1
KeikOJ vermitteto Zeichen) Wahrheiten ableitet, ab Grundlage eint
tarnet" (Nour. Bern» IV, K. 8, f 18; Opern, ed. Erdnuum, & 86e. 163a. b, 161;
Ool Wocrr, PayoboL enpir. f 887L Etwee Khnrtohea, eine Kombtaetorik. eehwebt
W. OcnrALO vor. VgL Fnnoa, Begriffaechrift, 1878. - VgL Logik (eyboltoohi).
Art («Mo*, epeoiee): 1. logtoch : der de« höheren «
(„qu*e eet Mab sdoigaato genore". Borrmr s), oonlgar Bilge meine Begriff (Arthegriff),
der für noch weniger allgemeine Begriffe eetbni einen GaJOangebegriff lUintafll. bei
herab au den untersten Arten (Mapeciee inÜmee"L die nicht
können (gibt ea nach B. Emniujnr. Log. L 148. nicht). Die A. enthalt die
Merkmelo einer KJaeee tob Elnaeldingen (^einguterium ehnuuudo , Cn. Woltt,
Ontotag. | SS); Log. | «4L Dar Begriffe- Reeltomue halt die Arten fttretvas Reales.
tot oder in den Wv ' "ngon Existierende«, der Nominalianina rieht in fhnen blofte
rnienimenfeeaende Aoedrficke oder fliehen, der Kcnaeptnahaorae hiofte
PmVg^km« (g. Allgemein).
S Biologtooh tot eine A der Inbegriff ähnlicher.
»nf hörender, miteinender kroenbarer Individuen (..Nstnniobe A-L Die A> gliedert
rioh In Abarten and Varfetiten. Wahrend froher in der Regal die Konetana dar
Ctnra» o. a.), lehrt die wtadontoltoiihi Bblogte, die Dsmindsnethiarii die MogHefa.
keit dea Veritorene von Arten, der Entwicklung von Arten ans Verhalten auf stetige
oder eprungbafte Wetoe (TgL Entviokiung. Mutation, Selektion). Ober Gokthks
Begriff der Art rgL Omrinunt, Goethe. 181t & 618ft VgL Erhaltung,
KIiMwifikmion, Spczifikstion. Allgemein. Biogenettoch. Gettung, Trieb.
Artefakt (erte factum): Fi— spmiluai,
AaeYtAt (eeeitac, Ma ee eoee". von eich oder durch rieh eelbet eetn) hetf
larttoch die Abeolutbeit, abeorute Ureptongrkhkeit, Ciiahbangigkeit, flngeiinpsieiiill
8elbetindigkeit Gottaa (Dons Scorua u. a.), nach 8cuonunutma dea Willen» (s. d.).
nach E. toh Hantitami dee „UnbewuSten" (a. d.).
Anke«« (äü%f^t$): Übung in der Tugend.
Schmereen und Leiden, In der Itobomohnng der SümMohkeH; Filtrier» Abtotung
der Begierden ale Mittel aur Heiligkeit, aur Erkonntnto dea Göttlichen, cur Läuterung
der Seele (Vedanta, Buddhiemus, Neuplatoniker, Eeeaer, Christentum,
Mystiker u. a.. ScHoraiaucaa, Tolstoj; A. als Zucht fordert auch KnmacoiL
VgL Pauls«*, System der Ethik, 1800, LI*. 16 ff. — VgL O. Zöarxn, Krit Geechiohte
der Askeee, 1888.
Anomatinek (d<ru«<troc): unkörperUch, körperlos. A. sind nach den
Stoikern nur der leere Raum (s. d.), die Zeit und die „Lekta" (s. d.).
Anpekt TgL Identitttstheorie.
Anaertorioch : schlechthin behauptend oder verneinend, eine Form dar
Modalität (s. d.) dea Urteils (S tot P, S tot nicht PL
Assimilation — Assoziation. 57
Assimilation (ad-similis), Verähnlichung, Umwandlung: 1. Umformung
eines Stoffes durch einen Organismus in die organische Substanz desselben (vgl.
Lichtempfindungen: Hering); 2. Verähnlichung im Akte der Erkenntnis (s. d.) nach
der Lehre der Scholastiker; 3. psychologisch: eine Art der simultanen Assozia-
tion (s. d.), bei Herbart u. a. = „Apperzeption" (s. d.). Sie besteht nach Wujtdt
„in der Veränderung gegebener psychischer Gebilde durch die Einwirkung von
Elementen anderer Gebilde" (Grundriß der Psychol.5, S. 270ff.). Insbesondere
findet eine A. dann statt, wenn neue Eindrücke ältere reproduzieren, die mit jenen
sich verbinden, also Komponenten der Wahrnehmung oder Vorstellung bilden (z. B.
beim Überlesen von Druckfehlern, wobei das Richtige hineingelesen wird; Grdz.
d. phys. Psychol. III5, 528 ff.). A. gibt es bei Gehörsvorstellungen, räumlichen Vor-
stellungen, Gefühlen, Erkennungs- und Wiedererkennungs Vorgängen usw. Vgl.
Th. Ijpps, Leitfaden der PBychol.. 1903, S. 7 4 ff. Vgl. Verschmelzung, Einfühlung,
Wiedererkennen.
Assoziation (associare): Vergesellschaftung, Verbindung zu einer Gruppe
(vgl. Soziologie). Psychologisch ist die A. („Ideenassoziation") diejenige Verbindung,
Verknüpfung von Bewußtseinselementen (Empfindungen, Vorstellungen), welche
ohne Mitwirkung der aktiven Apperzeption (s. d.), also passiv (automatisch, trieb-
mäßig) vor sich geht; insbesondere die Verbindung von Vorstellungen, vermöge
deren die Disposition (s. d.) zur Reproduktion (s. d.) der einen durch die andere ent-
steht, wobei physiologisch, im Großhirn, eine Art „Bahnung" oder sonst eine Ver-
bindung von Gehirnpartien bzw. von Gehirnprozessen vorliegt. Vorstellungen,
die öfter zusammen odei nacheinander auftreten oder einander ähnlich sind, kurz,
die im Bewußtsein zusammen eine Einheit bilden, gehen miteinander Assoziationen
ein (Berührung8-, Ähnlichkeitsassoziation). Die A. ist im besonderen Falle
von verschiedenen Faktoren abhängig, vom Interesse (s. d.), also vom Gefühl, von
der Individualität des Subjekts, von der momentanen Bewußtseinslage usw., stets
aber ist das Streben nach Wiederherstellung einheitlicher Gesamtheiten, zu denen
sich Bewußtseinselemente verbanden, in der A. wirksam, welche ein (mehr oder
weniger „mechanisierter") Triebvorgang ist. Das durch A. gelieferte Vorstellungs-
material bildet die Grundlage für die höheren, „apperzeptiven" Geistesprozesse
(s. Denken); keineswegs sind aber die letzteren bloße Assoziationen, wie dies die
„Assoziationspsychologie" behauptet.
Die Lehre von der A. ist alt. Sie findet sich schon bei Platon und Aristo-
teles (A. nach Gleichzeitigkeit und Sukzession, Ähnlichkeit und Kontrast, De
insomnis, 3; De memoria, 2). In neuerer Zeit wird sie von Hobbes und Locke
(Essay concern. hum. understand. LT, K. 33) psycho-physiologisch begründet, weiter-
gebildet durch Hartley, Pbiestley, Boxxet u. a. (physiologische Erklärung).
Große Bedeutung hat die A. bei Hume, nach welchem sie eine Art „Anziehung in
der geistigen Welt" ist. Als „Prinzip des erleichterten Übergangs von einer Vor-
stellung zur andern" ist sie die Quelle des Begriffs der Kausalität (s. d.), und auch
der Annahme von Objekten, Substanzen (s. d.) liegt sie zugrunde. A. gibt es nach
Ähnlichkeit, räumlichem oder zeitlichem Zusammensein (Berührung, contiguity),
Ursächlichkeit (Treatise I, sct. 4; On passions, 2). Assoziationspsychologen sind
ferner Erasmtjs Darwin, James Mnx, Th. Brown (s. „Suggestion"), J. St. Mtll,
der die A. an Bedeutung der Gravitation gleichstellt, A. Bain, nach welchem es nur
Berührungs- und Ähnlichkeitsassoziationen gibt (The Senses and the Intellect3,
1868, S. 327 ff.), Spencer (Psychol. § 189) u. a. W. James, der Gegner des „Asso-
H
Ut, erkMri die A. fmvakuogfceh durch da« „Geaetx dar Gewohnheit"
betont« die A. finde nioh t twieohen den VorBSBDuneaakSan, eondem deren Gegen*
•Utt (PeycboL. 190«. 8. «ttfU
Unter enejboh-fwniAibehosi EtofluB wurde im 1«. Jehrhvndert die assnih
tioneiehre nneh in Deotachland auagebaat. So bei Cn. Woltt (PeycboL ampir.
| 104), der eebon dee „Geaets der Totalität '. die Reproduktion einea Koorpbsae
darob draeen Teile, auasprichu Tarawa, IL Hans, Hinauss (Geschichte der Lehre
Ton den A. 1777). Uwuo. Tisdeuas». Put», Maas u. e. Ferner hei Fnwa.
der die A. aua der Einheit dea Mittlrem Leben* erklart (fljeteia der Logik. 8. 56).
Hkssabt (a. Benrodnhtion) u. a. Da« an der A Gefühl and Trieb beteiligt aind.
betonen ScaoraxBAcas, Wixdslsasd. K. r, Hastoas*. HömMso,
Wtnror (a. unten) u. a. Von den AanTcfe'rmapayohofagon definhi
ab „Vorgang der Anrinanderreihang der VoretoOangen". Ihr
„Jede Vorstellung ruft ali ihre Vocgtagerin entweder eins VnrateUsng hervor,
welche ihr fob^fttieh Ähnlich hg, oder eine Voratelmng. mit welcher eh) oft gfcich-
ssWg aufgetreten Ist. Die Asnnrtathm dar cuteiea Art .imimaat man sush ab
Innere, db der tweiten auch ab ha lere AesjsbhVm*» (Leitrad, d. phv*. Peyehol.*.
8. 140ff . 9. A 1911). - Wie Kults, Drnorr. Wabxs n. a. beetbsmt M. Omn
db A. ab eine Twuosuss«*wf der Reproduktfcm, ab „db
nnd fttr
der Eiregnng von der einen in
nicht errafft su eain braoobtM (Das Gediohtnb*. 1911, 8. Jlff.). Er erörtert db
..mittelbare" oder ..Oberepnngendeu A («her db nleheten Reihengneder binweg.
db „■bgehtute" A, vgL Aoaachaltung) a. I
Oesenlbei der liiitiB««Bitos« AssssbSbneuijuhubgb betont Wüsot, da«
rbmentarere Aasnifellonapiootaoe lebwhsa ihren Be-
ll hegt kein Grand für db) Beeokrtakung der A auf
llungepfosssea vor (Orundr. d. PerchoL». & 999). E. gibt etmaltenc
A (Verachmehmng. Amimiblkwi, FornpHkaHnn) und eukteeeive A Bei „mittel,
baren" A bbibt oft das icpinnejbiiinrb Ebssent aassrbewuat, aber ea fehlt nfe
(gegen db „fribtilganrlt n" VorataUongen. e. d.). Db sog. „Awjooiationa.
ebmentare Gleichheit«- und Berfthrangeaaaotiationen; je nachdem db
*MTW*fs OQPr ^1HE AVIldOt^BQ uOMTVastaeVaäui GÄttBwBDsJwa1 SIawMUHUew9QflQ09was«6 Af* '
Berfmranamaanrbhm.n (L e. 8. BMfL; Grunds, d. phye. PejokoL, 190911..
öl8ff.; II». 565ff.). Db A aind Jens Verbindungen, db abh .bei
dar Aufmerkeamkeit bilden". Sb eind Trbbvorgaage. Erst db aktive
(a. d.) gestaltet daa AmouatioaamateriaJ tu höheren VwbisJangen. Vgl
baüs. Grunds, d. ftychoL L, 007; I*. 1911; Jodl, Lehrb. d. PrveboL 1900. II>.
140ff.; Wabxb, Ober den sfanhanbmas d. pblfejsn Lebens, 190«, 8. 497 f.; Hörr
©wo, Peychol.«. 1998, & 445ff.; A Laamura, Phiba. Studien, VII -VIII
Berühningaaaeoriation); Köln, Grundr. d. Peychol.. 1993, 8. 191 ff.; R. Sxaos.
Db mnemiacben Empfindungen. 1909 (A — „Verbindung von Engrammea bsw.
dar aua ihnen ekphorierten mnembchen Empfindungen"); ZiSJtsw, Db Ideen»
■eeoTUtion dea Kinde«. 1898 f.; AscHArrsxsrso, Experiment. Studien ober A.
1896 f.; WssscBDrsa, Reproduktion u. A der Vorstellungen. 1907; ClafabAdb,
L'eaaociation dea ideee, 1903; Souusm, L'aaaocbtaon en Psychologie; Band erb.
et theor. eur raaeocfetaon, 1907; Bssosos, aUtäere et memoire, & 178 ff.; Josl.
Assoziationspsychologie — Ästhetik. 59
Seele und Welt, 1912; E. Meyer, Über die Gesetze der simultanen A. u. d. Wieder-
erkennen, 1910; Meumann, Archiv für d. ges. Psychol. IX, 1907; C. G. Jung,
Diagnostische Assoziationsstudien, Journal f. Psychol. u. Neurologie III, IV, VI
(1904 — 05); Störring, Psychologie des menschl. Gefühlslebens, 1916, S. 123:
Müller-Freienfels, Das Denken und die Phantasie, 1916 (betont die Bedeutung
von Gefühlen und motorischen Prozessen). Als „transzendentale Gesetzmäßigkeiten''
faßt die A. Cornelius, Transzendentale Systematik, 1916, S. 129; Koffka, Zur
Analyse der Vorstellungen, 1912; L. Ferri, La Psychol. de Tassoc. depuis Hobbes
jusqu'ä nos jours, 1883; D. Markus, Die Assoziationstheorien im 18. Jahrhundert,
1901. — Vgl. Reproduktion, Disposition, Apperzeption, Denken, Urteil, Erinnerung,
Wiedererkennen, Reihe, Soziologie, Ästhetik, Synthese.
Assoziationspsychologie ( = Assoziationismus) s. Psychologie, Asso-
ziation.
Assoziationszeit s. Reproduktionszeit.
Assoziationszentren (durch Assoziationsfasern verbunden) als ana-
tomische Grundlage der Assoziation, als Zentren der Verarbeitung der Sinnes-
eindrücke, der Ko-agitation („Kogitationszentren") nimmt — ziemlich vereinzelt
— Flechsig an (Gehirn und Seele, 1896, S. 23 ff. ; vgl. dagegen Hellpach, Die
Grenzwissensch. d. Psychol., 1903, S. 73f.).
Asthenisch s. Affekt (Kant).
Ästhetik (aesthetica) heißt wörtlich die Lehre vom Wahrnehmbaren
(alo&rjtöv; vgl. den nächsten Artikel). Unter „Ä." versteht man jetzt die Wissen-
schaft vom ästhetischen Phänomen, vom ästhetischen (Kunst-) Schaffen und Ge-
nießen, von den ästhetischen Gegenständen und den Normen der Beurteilung ihres
ästhetischen Charakters. Die Ä. untersucht das Wesen des Ästhetischen, d. h. des
in der Anschauung unmittelbar und ohne Beziehung auf praktische oder Erkennt-
niszwecke, an sich selbst Gefallenden; sie analysiert es, forscht nach den Bedingungen
und Grundlagen, nach der Bedeutung ästhetischen Verhaltens in subjektiver und
objektiver Hinsicht, mit Zuhilfenahme der Psychologie, Biologie, Soziologie, Kultur-
geschichte. Die A. ist aber nicht bloß beschreibend und erklärend, genetisch, sondern
kann auch kritisch-normativ verfahren, d. h. allgemeine Gesichtspunkte für die
Beurteilung des Wertes ästhetischer Objekte an die Hand geben, auf Grund der
Gesetzlichkeit des ästhetischen Verhaltens und jener Bedingungen, denen Natur-
und Kunstobjekte genügen müssen, um Anspruch auf einen ästhetischen Wert (auf
Schönheit) machen zu können, wobei aber auf die Wandelbarkeit des Geschmacks
und auf alles andere bloß „Relative'' im ästhetischen Empfinden und Urteilen Rück-
sicht zu nehmen ist. Arten des Ästhetischen sind das Schöne, Charakteristische,
Erhabene (s. d.), Tragische (s. d.), Komische (s. d.) usw. Schön ist, was den Willen
zum Schauen, zum einheitlich-harmonischen, lebendigen Zusammenfassen bedeut-
samer Inhalte, durch seine objektive Beschaffenheit, durch die besondere Anord-
nung und die Verhältnisse seiner Teile, sowie durch die mit seiner Wahrnehmung
verschmelzenden Vorstellungselemente, Gefühle und Strebungen befriedigt, zu
befriedigen vermag oder doch befriedigen sollte (wenn ein guter Geschmack, ein
genügendes ästhetisches Verständnis vorläge). Am Zustandekommen des ästhetischen
Gesamte indrucks beteiligen sich „ästhetische Elementargefühle*' (s. d.), Empfin-
dungen verschiedener Art, assoziativ erregte Vorstellungen, befriedigte „funktionelle
Bedürfnisse" (s. d.), die „Einfühlung" (s. d.). Gehalt und Form des Kunstwerkes
m
wirken als Einheit, wobei eher die eine oder die andere mehr tur Geltung
keim. Die Kamt etellt ein Bedeuteemee, ein von der knnel
Gestaltetee, eis Embett Oeeahaaeae and Empfanden« ■nsrhiaHna der. nie Im ein
Auedruck der Art and Weins, wie der Klnellar Eiudinuke enfiihnrnt and verarbeitet,
_ f. ALl^t--*! I , -, ■ -J f* A-t* - M li ■ J — *» w** _ »n . - ■ t _e^_ w .
MDB vDJGKBwnVfllllK OBS wOVVnUvOBHMwSnflH QBT XmBnVUBCBVV gr ,
jL|m VtfWft Dil* flMiJinnfjkfi IfMkei** fefneif e^sArä* VWn Oiw* ssnY^nelfnnni
affordert. Die K. ist nrsprorjgttofa mit enfkwaothstseohen Z
KsJtn* Zauber u. a.) m banden «od wird erat spater an einer ee
betatigung. dfe mit dem Spie» (a, d.) verwandt int» aber ■ehr ab Spiel iet and eoeb
Der Käme JUtheÜk" etemnrt tob A. Barmaam (AiHhitin, 1700.
flu e. unten) and bat eich besonders durch F*. Brnrnia» ilnplilhpil In
gebraooht man aoob den Anadmok „criticsam*4.
Die Anfange der JL finden eich echoe im Altertum. Plato» ästet die Schönheit
in dae Harmomeobe and den 8rmmetrkMhe, dee an eiob neflfll and eigene *H»hfr
ereeugt (PhUeboe. 51). tagleioh eher in dee Hin tot i \ i ii i !■ i ■ der .Idee" (e. d.)
durch dee Sfamhobe (Pheedrue, 100 B ff.: Keim der opekuietreeo »CkmilmaethoUh'T.
Ordnung and Wimamlisi and fahrt die Kanet auf den Hihilimenplilili and auf
die Freude an den Prodokten nsnhahasaader OeelelUing nwnnk. DU Könnt ahn»
eher mehr daa Typische nach oder führt dae in der Natur UnroUendeta an Ende:
ak) wirkt, beaondere m dar Tragödie (a. Tragiech) JnUhartaMh** (e, Katharsis).
Spelnüaüv-ideeJfcrJech iet die A. Pixrnw. Daa 8ohöne tat daa „an dar Idee gleich-
. es gibt em IhinmarMii Urbild dar ah
V-V1). - Im afllükiHat kommt für die A.
Thomas tos Aojtmo m Betracht. Daa 8chone gefallt durch eich aalhat and m dar
Aneohanong („polohram cuiue ipea epprehenaio placet". 8om. theoL II 1. 27 a,
1 ad 3; I, 88, 8 c; vgL Jrjvoaujr», Ästhetik. 1884; L. ScerOn, Lehrbuch d. JL». 18«;
J. MOllbb, Eine PhlJceophie daa Schönen, 1897).
ak sinnliche Erkanntnia einer VofJhoouaenheit) taut m Daatachlond aalt T-Tn**TT
auf , dar die Luat an barmoniaoben VorhlHiuoson nun einem unbewußten Vergleichen
and Zahlen erkürt (Opera, ed. Erdmann. 8. 7ik Dia dentache A.
erat A. Bauitoajrnai (vgL E. Bmoauum. D. Begrond. d. deutachen A.
0. Baumgarten u. O. F. Meier. 1911). Aethetik iet die Logik daa unteren Flhaimtaei
Vermögens, Theorie der ahmHnhen Brkenatnie (Harnentin nrignillnnai eeustrivae")
und Darstellung (..gnoeeologia inferior", „am pulchre cogHandi". Metaphv*. 1739.
§ 519ff.). „Der Zweck der A. („aeathotfca oritioa*4, „ers formandi goetom") in die
Vollkommenheit der atnnliohen Erkenntnis ah) solcher, in welcher die Schönheit
besteht" (Aeetbetioa, 1760. | 14; „perfectJo pnaenomenon": Metephya. | 88t). Ahn-
lieb B. T. O. F. MmxB (Aiifajupgründe aller schönen Wissenschaften, 1748-80;
vgL daa oben zitierte Werk von Bergmann, 8. f 8ff.), J. O. Sulzkk, nach weloham
schon ist, „was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens er-
kannt wird", ohne Rücksicht auf den Wert des 8toffee, nur wegen seiner Form (All-
gemeine Theorie der echönen Künste. 1771-74). und Schönheit auf Einheit in der
Mannigfaltigkeit beruht. Nach F. J. Riedel iet schön, „was ohne interessierte Ab-
sicht sinnlich gefallen und auch dann gefallen kann, wann wir ee nicht besitaen"
(Theorie der echönen Künste n. Wissenschaften, 1767; vgl. Wir«, F. J. Riedel u.
seine Ästhetik, 1907); ähnlich Mixdklssohx (Briefe über d. Empfindungen, 1765.
Ästhetik. 61
2; Morgenstunden, 1786, Schriften, 1819, II; Schönheit = „Einheitlichkeit im
Mannigfaltigen") u. a. Vgl. auch Hebdeb (Kalligone, 1800: Die Schönheit liegt in
dem, was „ausdrückend" ist). Vgl. G. Jacoby, Herders und Kants Ä., 1907.
Von den französischen Ästhetikern betont Boileau das intellektuelle Moment,
Batteux die Nachahmung der Natur (Les beaux arts, 1746), Dubos das Gefühl
und das funktionelle Bedürfnis (Reflexions crit. sur la poesie, la peinture et la mu-
sique, 1719).
Eine psychologisch begründete Gefühlsästhetik geben die Engländer. So
Shaftesbüby, H. Hohe, welcher innere und relative Schönheit unterscheidet
(Elements of criticism, 1762 — 65), Btjbke, nach dem Schönheit eine „soziale Quali-
tät" ist, da das Schöne zum Zusammensein mit ihm reizt, Liebe zu ihm erweckt,
an sich gefällt (A philos. inquiry into the origin of our ideas of the sublime and the
beautifuL 1756; deutsch 1773), E. Dabwtn, Hogabth („Schönheitslinie") u. a.
Kritisch begründet die Ä. Kant, der das Ästhetische von der Erkenntnis und
vom Praktischen scharf abgrenzt und nach den Voraussetzungen ästhetischer Ur-
teile fragt. „Ästhetisch" im allgemeinen ist, „was an der Vorstellung eines Objekts
bloß subjektiv ist, d. i. ihre Beziehung auf das Subjekt, nicht auf den Gegenstand
ausmacht". Dieses „Subjektive", was gar keine Erkenntnis werden kann, ist das
mit der Vorstellung verbundene Gefühl der Lust oder Unlust, welche die subjektive
formale „Zweckmäßigkeit" des Vorgestellten ausmacht. Das ästhetische oder Ge-
schmacksurteil ist bloß „kontemplativ", d. h. es bezieht sich nur auf das gefühls-
betonte Vorgestellte als solches, ohne Interesse an dessen Existenz, Besitz u. dgl.
Schön ist der Gegenstand eines uninteressierten Wohlgefallens, was ohne Begriff,
unmittelbar anschaulich erfaßt wird. Schönheit ist „Form der Zweckmäßigkeit
eines Gegenstandes, sofern sie ohne Vorstellung eines Zweckes an ihm wahr-
genommen wird". Diese Zweckmäßigkeit besteht in der Harmonie im „Spiele der
Erkenntniskräfte des Subjekts", im harmonischen Spiel von Einbildungskraft und
Verstand. Das Schöne muß einen „Grund des Wohlgefallens für jedermann" haben,
es hat „subjektive Allgemeinheit" (Gemeingültigkeit), wir sind berechtigt, jeder-
mann ein ähnliches Wohlgefallen zuzumuten. Die „freie" Schönheit setzt keinen
Begriff von dem voraus, was der Gegenstand sein soll; die „anhängende" Schön-
heit tut dies. Letzten Endes ist die Schönheit das „Symbol des Sittlichguten";
sie ist der „Ausdruck ästhetischer Ideen". Die Kunst ist Hervorbringung eines
Werkes durch Freiheit, als ob es ein Naturprodukt wäre, sie ist das Produkt des
Genies (s. d.), in welchem die Natur Regeln gibt (Krit. d. Urteilskraft, 1790; vgl.
Beobachtungen über d. Gefühl des Schönen u. Erhabenen, 1764). — Die kritizistische
Ä. wird in der Gegenwart von Cohen (Ästhetik des reinen Gefühls, 1912), Natobp,
J. Cohn (Ä. als Wissenschaft von den Werten, die im Schönen und in der Kunst
herrschen; Allgemeine Ästhetik, 1901, S. 7 ff.) u. a. vertreten. — Eine Weiterbildung
erfährt die Ästhetik Kants durch Schiller. Der Gegenstand des „Spieltriebes"
(s. d.) ist die „lebende Gestalt". Im Schönen stimmen Sinnlichkeit und Vernunft,
Empfänglichkeit und Tätigkeit zusammen; das Schöne, die Kunst verbindet den
„Stofftrieb" („Sachtrieb") und „Formtrieb" (s. Form) zur Einheit. Die Schönheit
ist so die „Bürgerin zweier Welten, sie ist „Freiheit in der Erscheinung" (vgl. Schein),
macht die Sinnlichkeit zum Ausdruck einer Idee, den Menschen erst zum vollen
Menschen; denn er ist „nur da ganz Mensch, wo er spielt". Die ästhetische Kultur
geht dahin, „das Ganze unserer sinnlichen und geistigen Kräfte in möglichster Har-
monie auszubilden". Die Schönheit stellt die Totalität des Menschlichen wieder
her und führt ihn zur Freiheit, vermittelt zwischen Natur und Sittlichkeit (Briefe
62 Ästhetik.
ober iethet. Erstahang da« lanneohen; rgL &a philo«. Schriften, Phika. BibL. 1 A.
1910; rthnemenn, Kam und Seh* Begrund. <L Am*»*. 1186). Di»
nsxmotue m (mmnonen ns tteseugaai hmm anen w. tom ttovBOurr (i
phil«. Schriften. Phile«. BibL 1910). — Nach Ooran tot das Sehte» dann tot-
banden, „wenn wir daa piiiliinlHigi Islumlhji in
Voükowmenhoit eohaoen, wodurch w
labandig und in höchate Tätigtest rwatest fohlen" (WW. hrsg. von L. Geiger. Bd. 27,
& 122).
Eina idoelklkiste Gebaltelethetik begründet fkamuno, nach
halt ..daa Unendlich« andlich datgaetelh tat". Dia Kam* tat d*
an. ab aberwiadet in mait laWil ir Wate
(8yetem d. tnneaaadentalan Hl iMimai. & 466fL; Ober d.
Verbaten» dar IiIMiHh Kante, an dar Natnr. 1807. 1885). Ali Vefatandkhoag dar
Idaa haariwman daa Sabona Socota (Voriaa. aber Ästhetik. 1898), Cam. Kmacsa
(Voriaa. aber Atehatik, hreg. 1888), On. Wann (Syteem d. AttheUfc. 1880) u. a.
*»— än«|i^Mi«MaV^ *- SeTflmrsmte *- •
dar Idaa", da» Kante dia sinnliche Daratrikng daa INnlaiin a*
symboiieche. umintiiuhi Kante auftritt (Vorlaa. «bar d. Ästhetik. 1888h K,
KMAXt, Znaoro (Thooria daa „plitiani Schnitte«', s. ±\, Tu. Vtsonm (Sehte h
dir ..Idaa in dar Form begrenster Bteoktemsg". AathaUk. 1846-88; rgL
..Daa Schön« u. dta Kunst". 1887, wo V. daa flehte» ata ..«iniliauharai
definiert «ad ahte Esm^hasgetbeoita gibt), IL CtaW (Atebeta*, 1888, I
dar Sphtre einer idaafen Phanoaaenalitat tat und dta Kante ..arttaittatei flihil«
gefahte" erweckt (Pbiloa. da» Sehtaan. 1887), Tajüwoonrr (Atehatik, 1887). Scaorn-
■ACE». Nach ihm tat Jede» Ding eohte, aofiarn aa „Aoadruck einer Idee*4 tat.
Die Kante wiederholt ^Üe dareh rata
wobei dta Motek abar daa Weaen dar Dinge (e. Wille) gen*
druck bringt. In dar latlwttaefaan Anaohaanng aind wir vom Joche da» Wtltana be-
..r+ino» Subjekt dae Erkennen«". So tat die Kante ein PaOtatir gegen daa Leiden,
welche* dar Lebanewüle mit aieh bringt (Welt ata WH» and Vorstellung. BtL I,
f Mff.). VgL R. Waovs*, Schriften* 1912.
Dta fonnaJktieehe A., welche dl
welcher dta Objekte tmgarteul werden, ron formatan Va
Kmh.it.n BM8tafhj Bjbj Ußt. Ujrnin<Vt in
JUtbetik" dta (Ethik and ilgeatlili A. umfaesende)
griffen, mit welchen rieh Urteile daa Beifalls «kr Mißfallene
„Muteerbegriffen" («. Ideen). Terteehu Daa lethettache Gefallen haftet an
Voratelhaajrrafhihiitamn (Harmonie, Rhythmus aaw. (PaycboL ata Wtaeenaeh
Ahnboh tahrt Ron. Znomiuni (Allgem. Atehatik, 1885; Geaohiohte d. Atehatik.
1868), B. Haxsuck (Vom maeiksKanh Schonen*. & 8080.) u. a.. teUwetae euch
F. MABKond. — Zwtacben Form- and Oehaltaatebetik vermitteln Köstuk (Ateha-
tik. 1863f., 8. 67), Sikbbck. nach welchem dta form afeh aalbat den Inhalt gibt and
im Ästhetischen ein Seelische« an sinnlichem Anadroek kommt (D. Weaan d.
Anschauung. 1876), Wovor, nach \
der Form an den Inhalt" gefallt und die Kante dta „ideale Wirklichkeit" darteeUt
(System d. Philo». II». 1907, S. 267ff.; vgl Völkerp«ychologie II 1. & 87 ff ; IIP.
1906) u. n, Nach Voucsur tat die Ä. eine beaehreibende, analysierende and norme-
tive Whneneohsft. Daa aethettaebe Urteil tat am Wart- and sogleich ein Verstand-
Ästhetik. 63
nisurteil. Beteiligt sind am Ästhetischen eine Lust der Einfühlung, eine Lust am
Menschlich-Bedeutungsvollen, eine Lust der Entladung, eine Lust an Gliederung
und Einheit. Der Gegenstand der Kunst ist das „Menschlich-Bedeutungsvolle'*.
Ein Gegenstand, der einen ästhetisch befriedigenden Eindruck machen soll, muß
auf uns als „organische Einheit" wirken. Das Schöne und das Charakteristische
sind zu unterscheiden (System d. Ästhetik, 1905 ff.). Xach Dessoie ist die Ä. die
Wissenschaft von den äußeren und inneren Bedingungen gewisser Wertvorgänge.
Die im Leben genossene und in der Kunst genossene Schönheit sind verschieden.
Aufgabe der Kunst ist es, ein durch subjektive Zutaten abgeändertes Bild der see-
lisch-körperlichen Realität zu bieten; dem Künstler ist das All schön, weil er es liebt,
und weil er seiner Liebe Ausdruck zu geben vermag, deshalb vermittelt er uns den
reinen, selbstlosen Genuß am Dasein. Xach dem „ästhetischen Objektivismus"
hat das ästhetische Sein objektive Wirklichkeit und objektiven Wert (Ästhetik und
allgemeine Kunstwissenschaft, 1906, Abhandlungen in: Zeitschr. f. Ästhetik I ff.,
Archiv f. systemat. Philos. V — VI, X, u. a.).
Schon die zuletzt genannten Ästhetiker ziehen vielfach die Psychologie heran.
Xoch mehr ist dies bei den folgenden der Fall. Die experimentelle Ä. begründet
(vgl. Zeising) Fechner, der eine empirische Ä. „von unten auf" fordert und zwischen
„direktem" und „assoziativem" Faktor unterscheidet (Vorschule d. Ästhetik I,
S. 121). Experimentelle Untersuchungen über Farben-, Tonverhältnisse u.a. betreffend
vgl. Ligthner Witmer (Philos. Studien IX), J. Cohn (ibid.), Külpe (Ein Beitrag
zur experim. Ästh., 1903; Viertel jahrsschr. f. wiss. Philos., 1899; D. gegenwärt.
Stand d. experim. Ä., 1907), der (wie E. Landmann-Kalischer, Analyse d. ästhet.
Kontemplation, 1902, u. a.) die „Kontemplationstheorie" vertritt, Meumaxn,
Dessoir, J. Segal (Arch. f. d. ges. Psychol. VI— VII, 1905 f.; Zeitschr. f. allgern.
Ästhet. II) u. a. Ziehen, Über den gegenwärtigen Stand der exp. Ästhetik, Ztschr.
f. Ästh. 1913; Mecmann, Ästhetik der Gegenwart, 1917, 3. A.; Külpe, Bericht des
II. Kongresses f. exp. Psychologie, 1907.
Der Hauptvertreter der psychologischen Ästhetik ist Th. Llpps, nach welchem
die Ä. „angewandte Psychologie" ist. Das Schöne ist ein ästhetisch Wertvolles,
das zugleich ein ethisch Wertvolles ist, indem es die Menschlichkeit fördert. Das
Wesen des Ästhetischen liegt im Mitleben mit den ästhetischen Objekten, in der
„ästhetischen Sympathie", die auf einer „Einfühlung" (s. d.) beruht, durch die wir
das Objekt beseelen, unser Ich und dessen Leben und Streben hineinlegen. Schön-
heit ist so „die in der Betrachtung eines Objekts gefühlte und daran fühlbar
gebundene freie Lebensbejahung"; objektiv ist sie die vom ästhetischen Objekt
geforderte Wertung. Das Ziel der Kunst ist, „Leben in eine sinnliche Erscheinung"
zu bannen und es darin unmittelbar zu erleben (Raumästhet. u. geometr. Täuschungen,
1897; Ästhetik, 1903—06; Kultur der Gegenwart I, 6). Psychologisch begründen
die A. ferner H. von Stein (Vories. über Ä., 1897; D. Entstehung der neueren Ä.,
1886), Dilthey (Die Einbildungskraft des Dichters, 1S87; D. Erlebnis u. die Dich-
tung2, 1910; Das Schaffen des Dichters, Zeller-Festschrift, 1887), Witasek, nach
welchem die ästhetischen Gefühle „Inhaltegefühle" sind (Grundz. d. allgem. Ästhetik,
1904), Jodl (vgl. W. Börner, F. Jodl, 1911, S. 104f.). R. Wähle, Meumann, der
aber die objektive Seite des Ästhetischen betont (System der Ä., 1914), W. Jeru-
salem, nach welchem die Ä. genetisch und biologisch sein muß und das ästhetische
Genießen eine Art der „Funktionslust" ist (Einleit. in d. Psychol.*, 1909); ähnlich
schon A. Döring (Zeitschr. f. Psychol. I, 1890; vgl. E. Utttz, Die Funktionsfreuden
im ästhet. Verhalten, 1911) u. a.
M
Peyohologieoh und bioiogiaoh begründet die Ästhetik K Geooa. Dar
Genuß ist ein .^elende» iiniiriim» Erleben", um edelste 8piel (a. d.) der
Dm Zootrum des infinit hohen Omktlnm ist dM
)Um dem Prinxlp der Nsehshiaimg sind dM Prinzip der „flnlMldsrstaBeng" und
in der Kunet wirksam (Efaüeit. in d. JL. IMS; D. Spiele dM
1890; D. aethet» Genoß. 1902; D. Anfinge der Konet). Am dem ,.8piel"
(e. d.) leiten die Knnei Sraron. Boot u. o. ob. Neeh B. UOixsa-Fmmxnu
eind dM IsHiitlinhi and die Konet eioh mir teilweise ilenhemle Begriffe. Dm Äitho
tieahe let „nichts objektiv Qsgebonm. eondem «ine Art dM Krlebene, die ihren Weit
in eioh eelber tragt and nicht ■aPer ihr eelhet liigsnrlsn Zwoab
wird" (Psychologie dar Knnei I*. 1921. 9). Dm Biolnghehi Im
handeln ferner Dabwi*. TUkäm, Kaoxrtxo, Kokbotax* (1
& Ö6(f.); dM Phyokdogioobo Quast Allsx (Physiol Iis«HIm, 1977). G.
(Aufgeben d. Konetahyufelogie'. 1997), ScsmoBTsn, Anfinge der Konet im
und bei Zwergvölkern. 1919; Vbuwou*. Auflage der Kumt» 1909; IL
Den Mietern uppenetnie I okotau. 8renek Arkir för Pedagogik. 1914. u. o,
Konet; KuMtetmiinuh Stadien. 1900). Yart Haut (Origwe of ort» 1902,
1901), K BCcuuu (Arbeit u. Rhythmus), der die geeelbge Arbeit ab
rhythmieober Funktionen betrachtet, u. a.; den SoxieJe: Poocdbo», IL Tai« (Ab-
hlngigkait dar Koset vom .juiheu", von dar Bern, dam „Mornsnl". Philoe. de lert.
1990; deotech. 1 A. 1880). GvtaO. naoh walohem die Konet eoeiele Gaftble erweokt
und ein neum sotiakw Milieu eobeift; in der Kunet erreicht um
en InteneiUt und Expansion (L'ert ea point de voe eoctologiqoe. 1999;
1911; vgl. Nnrrucu: Die Kunet am „Stanmlann tum Üben"). IL Bobobsabo,
E. Raum. Boom o. e, — Eine bealogmebe med eoaieie Punktion bat die Konet
neeh K Laxob. der die „Illueioostheorie" vertritt, die Lehre von der Ml
SelbetOoeohung". Dar ntthoimohe Genuß let die Wirkung de* 8ebi
ichkeite. und Sohoinli ■ uOtaeiu. SobOn an, mwm Meneoben mit richtiger und
mmnatvar Nataranaonauung in Dlaeion rerrnttt" (Dm Weeen dar Kunet'. 1909).
Eine „phlnniMnologjsohs*' Ästhetik eieUebeu Gexobb: Jahrb. für PhiL und
phinom. Forechong L 1918; Mbcbacbb: Ästhet. Idm und Kamtthoorio, Kant-
etadien. 1918.
Vielfach wird die Psychoanalyse (s. d.) für die Ästhetik, bee. die Aufhellung
dM dichterischen Schaffung, fruchtbar au maoban geweht; Fbbud. Eine Kindheit*
erinnerang dee Leonardo da Vioci; Ptutsb, Zum Kampf um die Psychoenaiyse,
1920. 110; Rute. Dar Künsücr. 1918*; Dm, Dm Inxestmotiv io Dichtung und Saga,
1912; Raab a. Sachs, Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geistes wissen-
scheiten. 1913; u. e.
Eine Sonderang von Ästhetik und allgem. Koostwissenschef t wunooht
nach Fiedlers, SpHners und Demoin Vorgang Uttw, Grundlegung der Mlgnm
Kunstwissenschaft I. 1914, LL 1920.
Ab .Ausdruck" dM äußeren ond inneren Lebens betrachten die Kunst E. Vbbob
(L'Mthetiqae*. 1883). S. DB Saucns, B. Cbocb, naoh welchem „schön" der „gslungeM
Aasdruck" ist (Bstetice, 1902, 1910; deateoh 1900). An. Hildbbbaxd (D. Problem
d. Form in d. bildenden Kunst*, 1898), C. Fisdlbb, Bbbosox (Le rire. 1901) a. a. —
Vgl. Boutbbwbb, Ä., 1800; 3. A 1824; Bouaxo, Über d. Begriff dM Schonen. 1843;
EL FiscHKR, Diotima, 1802; J. Batbb, Ä.. 1803; Cohbx, Die dichterische Phantasie,
Ästhetik — Ästhetische Elementärgefühle. (35
1869; Kants Begründ. der Ä., 1889; Ästhetik des reinen Gefühls, 1912; Lifps und
Werner, Beiträge zur Ä., 1890ff.; H. Spitzer, Krit. Studien zur Ä. der Gegenwart,
1897; P. Stern, Einfühlung u. Assoziation in der neueren Ä., 1898; G. Seailles,
Essai sur le genie dans l'art, 1897; deutsch 1904; Soukiaü, La reverie esthetique,
1906; Paüxhan, Le mensonge de l'art, 1907; Diez, Allgemeine Ä., 1907; Carl
Lange, Sinnesgenüsse u. Kunstgenuß, 1903; Worringer, Abstraktion und Einfühlung,
3. A. 1911; Ch. Lau), Les sentiments esthetiques, 1910; B. Christiansen, Philos.
d. Kunst, 1909; Münsterberg, Philos. der Werte, 1908; Vaihinger, Die Philos.
des Als-Ob, 1911 (Bedeutung der Fiktion); Stmmel, Philos. Kultur, 1911; Rembrandt,
1917; W. Dohrn, Die künstlerische Darstellung, 1910; J. Walter, Geschichte der
Ä. im Altertum, 1893; Schasler, Krit. Geschichte der Ä., 1871; Lotze, Gesch. d.
Ä. in Deutachland, 1868; Bosanqüet, History of Aesthetics, 1892; A. Fischer, Über
symbolische Relationen, 1905; Zur Bestimmung des ästhet. Gegenstandes, 1907;
Wize, Abiiß einer Wissenschaftslehre der Ä., 1909; P aschal, Esthetique nouvelle
fondee sur la Psychologie du Genie, 1910; A. Guttmann, Die Wirklichkeit und ihr
künstl. Abbild, 1912; R. Hamann (Aesthetik, 19192, 19) faßt als Grundproblem
der Ästhetik „die Eigenbedeutsamkeit der Wahrnehmung" auf, F. Medictjs, Grund-
fragen der Ästhetik, 1917; Major, Die Quellen des künstlerischen Schaffens, 1913;
Bernheimer, Philosophische Kunstwissenschaft, 1913; F. Lippold, Bausteine zu einer
Ästhetik der inneren Form, I, 1920; Pap, Kunst und Illusion, 1914; Vernon Lee, The
Beautiful, 1913; Metjmann, System der Ästhetik, 1914; P. Moos, Die deutsche Ästhetik
der Gegenwart. Mit bes. Berücksichtigung der Musikästhetik, 1920; Pilo, Estetica,
1908; Wulff, Grundlinien und krit. Erörterungen zur Prinzipienlehre der bild.
Kunst, 1917; Tietze, Die Methode der Kunstgeschichte, 1914; Deri, Versuch einer
psychol. Kunstlehre, 1912. — Vgl. Erhaben, Komisch, Tragisch, Einfühlung, Form,
Spiel, Geschmack, Phantasie, Genie, Idee, Intuition, Selektion, Urteilskraft.
Ästhetik, transzendentale, nennt Kant die „Wissenschaft von allen
Prinzipien der Sinnlichkeit a priori" (als einen Teil der „transzendentalen Elementar-
lehre"), die „transzendentale Sinneslehre", welche die apriorischen (s. d.) Fak-
toren der Sinnlichkeit, der Wahrnehmung untersucht, nämlich die „Anschauungs-
formen" (s. d.) Raum und Zeit als Bedingungen, unter denen uns Gegenstände
gegeben werden (Krit. d. rein. Vern., Einleit., S. 49). In der tr. Ä. wird zuerst die
Sinnlichkeit isoliert, indem alles abgesondert wird, was der Verstand hinzudenkt;
von der dann noch bleibenden empirischen Anschauung wird alles, was zur Emp-
findung gehört, abgetrennt, „damit nichts als reine Anschauung und die bloße Form
der Erscheinungen übrigbleibe, welches das einzige ist, das die Sinnlichkeit a prioii
liefern kann". Die tr. Ä. beantwortet die Frage: wie ist Mathematik (s. d.) möglich?
durch Aufzeigung der Apriorität von Raum und Zeit.
Ästhetisch: 1. zur sinnlichen Wahrnehmung gehörig (Griechen, Kant);
2. unmittelbar in der Anschauung oder Phantasie gefallend, mißfallend (ä. im weiteren
Sinne) oder soviel wie „ästhetisch wertvoll", schön, reizend usw. (ä. im engeren
Sinne). Über ä. Beseelung, Einfühlung s. Einfühlung; über ä. Gefühle s.
Ästhetik, ä. Elementargefühle; über ä. Urteile s. Ästhetik, Geschmack. Vgl. Idee
(Herbart), Schein.
Ästhetische Elementargefühle sind die Gefühle, die als Elemente
ästhetischer Wirkungen vorkommen, ohne daß sie selbst einfach sind (Wtjndt,
Grundr. d. Psychol.5, S. 195). Es gibt „intensive" Gefühle dieser Art, die aus dem
Verhältnis der qualitativen Eigenschaften der Empfindungselemente einer Vorstellung
Eisler, Handwörterbuch. k
66 Asthetixismus Atheismus.
r-nUpringrn. und ,.exten*ive". die mm der räumlichen oder enit liehen Ordnung der
Elemente hervorgehen (Lt.S. IM); letztens seriellen In „ForagefOhle'' und „rhyth-
mische" Gefühle, entere in Gefahle der Klang- und der Farbenharmonie (Ordz.
d. pbvs. FejeboL. 1908« . IIP. 123«.). Vgl. (^mi, Farbenlehre, didaktischer
Teil VI; Facasraa. Vorschule der Ästhetik, 1876. I; R. Vaoua. Dee optische Form,
gefohl 1873, sowie Abhandlungen tob Voucblt. Kmcnuxx. J. Oora u. a.
lataeUalaaeao: ästhetische foboneaiiff.asiinf, fa welcher dee astbstioohs
Oeoblea and GeeUHen den höchsten Wert bildet (Romantiker u. a,k Die Fön
settigkeH dee Ä. neigt R. Book» (Der Kampf um e. geistigen Lebenewhalt*. 1807;
Der Sinn n. Wert dee Lebens«, 1810. u. e.L
\ «fhnnnnaiaeli a. Ideattenme (BaUrwrx).
Aetralg* tnter: ClibUi der Cicatime (Anierornuat, Arix i ».).
VfL PsnpsyeJriemus (Fncnenn).
1 »frei leib (skhmecher Leib) ist nach Pakacwlmv» die uneicbtbare Holle
der Seele, die vom Lebenefriet unmittelbar gestaltet wird and eelbet den ainnhVnen
Leib gestehet. Etwas ähnliches nehmen die Okkultisten (e. d.) an. Vgl All
Aatrepatcalach: In der IWapejcnobfie (s. d.)
Atnrnale (ev«*a|f«): Unstscheteerfachkeit, Seelenruhe. 8b ha nach
naondera aber nach den aktiven Skeptikern (s. d.) dee böchete Ziel
und Gut und ist die Wirkung der Urteüsenth.hunc, (Ding. Leert. IX. II)
Apathie.
\tn\i«naa« ist der ROckachiag der Fjgaaenhsften von entlernten Ahnen
(auvi). da* Hervortreten von Eigenschaften der Vorfahren in apAteren Oeneretionen
nach Obetepiingang der ■Inkotea (am Indirekte Vererbang). Atavistisch!
grsssion beiftt in der ftychoenalve» (a. d.) des Auftreten von Erecbeinungen aae
rOlkerpayehologmoben FrOhsteJen im Traum, in der Neurose new. VfL Vererbang,
Entwicklung, Ptogens Ilsen.
Ataxie (dcaf/«): mangelnde Ordnung der Bewegungen trotz erhaltener
Kontrektionaanergte der Ifnekeln (vgL Wciror. Grands, der phye. Psycho* II*. 1810)
Athnnabie («eV#/«): Unereohrnokenbeh, Bsstenruki. welche Daaonmrr
preist (Ojcaao. De finibua V, 88, 87; Sroeaain. Belog. IL 76).
Athnnnaie (itamoia): Uneterbnchkeit (a. d.). Athanatologie: Unotert
lichkeitalehre.
Athnonenaie (idavpacia): Stessohor Grundeau der Veiw I igehmig-
keit, des Ober nicht» Staunena (oeeer #*w/»d£*ir. Diog. Leert. VTI. 12f.L aich durch
nichts in Verwunderung bringen Laeeene („nil edmirari", Honzz, Epist. I, 6. 1).
I (d*eoc): Qottlneigkatt, leagnnng der Existenz eines Gottes,
Annahme, daß die Welt durch aich eelbet besteht. Zuweilen wurden Panth eisten
(s. d.L wie Sitxoxa u. a., des Atheismus beschuldigt. Atheisten sind bewußt
Laj&rtkib, Holbach, Snnxxa, Nietzsche, DChxixo, BCchhkb, Haeckel, Ddboc
(Leben ohne Gott, 1875), Gbaxt Alls* (The evolution of the idea of god, 1887)
u. a., annähernd auch Fecehbach, D. F. Stbaüss, Soauraaaucna, MaixlXndeb
u. a. Der Kritizismus (s. d.) Kaxts zeigt, daß die Existenz Gottes weder xu beweisen
Äther — Ätherleib. GT
noch zu bestreiten möglich ist; so bleibt für den Glauben Platz. Nach F. Bacon
führt ein wenig Philosophie vielleicht zum A., eine tiefere Philosophie aber wieder
zur Religion (De augment. scientiarum, I, 5). Vgl Hüme, Drei Dialoge übar natürl.
Religion, deutsch von Paulsen, Philo3. Bibl., 3. A., 1905; Blackie, Natural history
of atheism, 1877; F. A. Lange, Geschichte d. Materialismus7, 1902; Hönigswald,
Religiöse Skepsis, 1908; Vaihinger, Die Philosophie des Als -Ob, 1911; Maüthner,
Geschichte des Atheismus im Abendlande, I, 1918, II, 1920. — Vgl. Gott, Religion,
Wissen und Glauben.
Äther (al&rtQ, aether) ist (nach physikalischer Anschauung) ein hypothe-
tischer, feinster, den Weltraum erfüllender, alle Körper durchdringender, unwäg-
barer, elastischer Stoff, dessen Schwingungen die Erscheinungen der strahlenden
Wärme, des Lichtes, der Elektrizität erklären sollen. Über die nähere Beschaffenheit
des A. herrscht keine Übereinstimmung. Während manche Physiker die Hypothese
des Ä. für überflüssig oder widerspruchsvoll halten und sie beseitigen wollen (Planck,
Einstein* u. a.), führen andere alle Materie (s. d.) auf Verdichtungen des A. zurück.
DerÄ. wird bald als stetig, bald als atomisch gegliedert („Ätheratome" mit abstoßen-
den Kräften) gedacht.
| Ursprünglich war der „Äther" ein mythisches Wesen; er ist nach Hesiod ein
Sohn des Erebos (Dunkel) und der Nys (Nacht) und erscheint bei den Orphikern
(s. d.) als Weltseele (Stob. Eclog. I, 42). Als feinster der entstandenen Stoffe gilt der
Ä. bei Anaxagoras, Empedokles, den Pythagoreern, Platox, Aristoteles,
nach welchem er das fünfte Element (s. Quintessenz) darstellt; er ist an Quaütät
das „erste" Element, der ungewordene und unvergängliche, in kreisförmiger Be-
wegung befindliche Stoff, aus dem die Himmelskörper bestehen (De coelo, I, 3; De
generat. et corrupt. II, 2 f.). Als Feuerstoff, in welchem sich die Gestirne bildeten,
betrachten ihn die Stoiker (Diog. Laert. VII, 1). Als feinsten Stoff bestimmen ihn
die Neuplatoniker, die Naturphilosophen der Renaissance, Agrippa, G. Bruno
u. a., in nüchterner Weise Hobbes, Newton, Huygens u. a. — Nach L. Oken ist
der Ä. die „erste Realwerdung Gottes, die ewige Position desselben", der „göttliche
Leib" (Naturphilos. I, 1809, 44). Mit der göttlichen Urkraft identifizieren den A.
Spiller („Ätherismus"), Ed. Löwenthal, Haeckel u. a. Bald als elastisch -fest,
bald als gallertartig oder als „gyrostatisch" bestimmen den A. Fresnel, Maxwell,
W. Thomson (Lord Kelvin), Stockes u. a. Der Urstoff ist der Ä. nach Secchi,
Crookes, Lorentz, Le Bon, O. Lodge, B. Kern (D. Problem d. Lebens, 1909,
S. 236f.), Haeckel u. a. Gegen die Annahme des Ä. ist besonders Ostwald (Vorks.
über Naturphilos.2, 1902). Vgl. J. Larmor, Aether and Matter, 1900; W. Thomson,
Populäre Vorträge u. Reden*, 1891; E. Becher, Philos. Voraussetzungen d. exakten
Naturwissenschaft, 1907; Naturphilosophie, „Kultur der Gegenwart" VII, 1914;
Weltgebäude, Weltgesetze, Weltentwicklung, 1915; P. Ehrenfest, Zur Krise der
Lichtätherhypothese, 1913; W. König, Die Lebensgeschiohte des Äthers, 1912;
Mie, Moleküle — Atome — Weltäther, 1911; Lenard, Ä. und Materie, 1910. —
VgL Materie, Atom, Relativitätstheorie.
Ätherisch: aus Äther, ätherartig. Ätherismus a. Äther (Spiller).
Atherleib (pneumatischer, Astralleib): die von manchen angenommene
feine, sinnlich nicht wahrnehmbare Hülle, als halbgeistige Organisation der Seele,
als unmittelbares Organ oder Produkt derselben. So lehren Aristoteles, die Stoi-
ker, die Epikureer, Paulus, Plotin, Porphyr, Jamblich, Proklus, Origenes,
Agrippa, Paracelsus, Leibniz, Platnkk, Prikstley, Bonnet (Palingenesie, 17G9,
5*
I. III). J. IL Ficht* (Anthropologie, & 273L), Sraxu u. a. Vgl. Ott*»*, I). Psy.
ohologb Bonnets, 8. 709«. - Vgl Leib (Lamm).
Ätiologie (o/no-ioy/a): Lehrt von den Ursachen, tob KsismInsTrus.
Ätnann (Hauch. Odem, Ubenebauch) heifit in der Vcdiseben Philosophie
der Inder de* eine, iinlmieeb, ffttllrhT Selbst, de«»« Erscheinungen die ^Mtln-tn
Seeleo sind (»gl. Dkcbsk». Allgem. Geschichte d. Philo*. 1894 ff.. I 1. 285«.). I»
Vedanta: Zuweilen des Selbst schlechthin, femer die individuelle Seele, dritten,
die höchst« Seele. Die nsdsatansjen spielen oft Ineinander Ober. Diu«*». 00
nishads. 1906. Ober den Begriff das Alma in der osoboddhistiochen Tbeoaophie
vgL Daaaoa (Vom Jenseits der Seele, 1917. SSS).
Atona (dfo/»ee, daa Unteilbare), physiches, beifit das (relativ) einfachste
Korpcreioment, daa als (relativ oder absolut) imssilbei gedacht wird. Atome als
und ■hstonandso Kräften, sind vom Stand-
punkt« dar kriüsoben Philosophie kerne abeohilen Wirklichkeiten, sondern metho
disch-denkend gemtits. »isjnnnmmnnj fflnhsllsn der Körper (s. d.) am solcher, am
objektiver Ereoheinungen. Sie sind Dankmittel tnm Zwecke dar Berechnung, der
■ iskfj, quantitativen Erklärung dar XstnipbAnomene, —td diese Denkmitml
bleiben m Otttfl«^ auch wenn die tuerst am „Atoms" betrachteten Korparammanta
(die Atom» dar Chemie s. B.) «loh spater als noch weiter seriegber. etwa aus „Elek-
(ek>ktriscben, elskUssuh gnladnnen „TTiatomon" oder ffleltiiiitlleiiBimmilaii)
Die Atomistik (Atomtheorie) fafit die Atome snarst als susgcdshnu Körper-
elemente, später mm Teil als ensdshnnngaiom Kraftpunkte auf (Dynamisch«-
misük). Der dogmstianhe Atnmiamn» glaubt an die absolute Realität der Atome,
im Unterschiede von dar oaatbodisch kritischen Atomistik, für welch« die Atoms
Dank- und ReohanmHtal oder gar nur Fiktionen sind. Von verachiedener 8cite wird
die Annahme von Atomen völlig ■hgalshnl — Ober ..qualitative" Atomistik vgl.
Klement; über oawlwnartig« Atome vgL Monaden
Atoms am Isttte Korpsceluments nimmt in Indien die Vsiceebika Lehre an.
Degiftudet wird die Atomistik von Lsoxxrro» und DmiOEnrroa. Letaterer unter-
echaidet da» Seiende oder Volle, Feste und dm Kiebtseiende, den leeren Raum. Daa
Seiende besteht ans einer unbegrenzten Menge von „Atomen" («free«, ejrf/MK«),
welche ewig, unentatanden, unaetatorbar sind, als fThjensiihsftiin nur Ausdehnung,
Gestalt und Bewegung haben (vgL Qualität) und eich nur durch diese sowie durch
ihre Grofie und Lage unterscheiden. Sie bs wegen sieh von Ewigkeit hm* im leeren
Raum, drucken und stoßen einander. Durch ihren Znsammenstoß bilden sich Wirbel
(«J/rij), aus diesen Walten und in diesen Körper als Ansammlungen (evptfifuum)
von Atomen (Diog. Leert. IX; Aristoteles, Pbys. II. III. VIII). Aus feinsten Atomen
besteht die Seele (a. d.k Alles Geschehen erfolgt rein mechsxüach. In ahnlicher Weh«
lehren die Epikureer, nur dafi sie auch die Schwere (ßdfs) zu den ursprimguchen -
Eigenschaften der Atome rechnen. Anfangs bewegten sich diese in gerader Linie
nach abwärts, dann aber erfolgte (ohne Grund) eine Abweichung von dieser Rieh*
tung („decellere paulum"). wodurch die Mannigfaltigkeit von Dingen und die Willen«
freiheit erklärt werden soll (Diog. Laert. X, 41; Cicnao, De finib. I, 16, 18; Lucas
Tiüs Casus, De rerum natura IL 217 ff.; I, 615ff.).
Im Mittelaltar nehmen Atome an die Mutaxiliten, Isaak Isbaku, Wilhelm
VON Conchks, Nicolais CüSAXüs u. a. In neuerer Zeit treten als Atomistiker suf
Atom. 69
Daniel Sennert, Seb. Basso, Magnenus (vgl. Lasswitz, Gesch. d. Atomistik,
1890, I — II), Galilei, G. Bruno (s. Monaden), Gassendi, nach welchem die A. von
Gott geschaffen sind (Syntagma philos. Epicur. II, sct. 1), R. Boyle (bei ihm zuerst
der Name „Atomist"), Hobbes, Leibniz in seiner Jugend (später Gegner der ma-
teriellen Atome, s. Monaden), Holbach u. a. Empfindungsfähige Atome nehmen an
Diderot, Buffon, Robinet u. a. (vgl. Hylozoismus), Lesage (Physique mecanique,
1818), später Naegeli, Noire, 0. Hertwig, J. Sack, Zöllner, Hamerling,
E. Haeckel u. a. — Die chemische Atomtheorie begründen Dalton, Avogadro,
Richter u. a.
Den dynamischen Atombegriff haben Boscovich (Theor. philos. natural., 1763),
Kant, nach welchem die Atome aus abstoßenden Kräften bestehen, durch die sie erst
einen Raum erfüllen (Metaphye. Anfangsgründe der Naturwissenschaft, WYV. IV,
S. 427; s.Materie), Schelling, J.H.Fichte, Ulrici, E. von Hartmann (D.Weltansch.
d. modernen Physik2, 1909), Fechner (Über d. physikal. u. philos. Atomenlehre2,
1864), Wundt (System d. Philos. II3, 1907, S. 6ff.), Liebmann, J. Schultz (Die
Bilder von der Materie, 1905) u. a., ferner Ampere, Cauchy, Carnot, Faraday,
Redtenbacher u. a.
Atomistiker sind Boltzmann, Stöhr (durchdringliche „Uratome", die noch
teilbar sind; Philos. der unbelebten Materie, 1907), E. Becher (Philos. Voraussetz. d.
exakten Naturwissenschaften, 1907; Naturphilosophie, „Kultur d. Gegenwart" VII 1,
1914, Weltgebäude, Weltgesetze, Weltentwicklung, 1915 u. a., A. Wiessner (unaus-
gedehnte Atome als „Richtungsenergien", als Kraftäußerungen des Raumes; Das
Atom, 1875; Vom Punkt zum Geist, 1877) u. a. „Wirbelatome" gibt es nach Tait
und W. Thomson (Populäre Vorträge u. Reden I2, 1891). Aus wirbelfönnig sich be-
wegenden, einander anziehenden „Elektronen" (Ausdruck von Stoney) oder „Kor-
puskeln" bestehen die Atome nach Rutherford (Lehre vom Atomzerfall), J. Thomson
(Die Korpuskulartheorie d. Materie, 1908), Lodge, Larmor, A. Lorentz, W. Wien u. a.
Einen Atomismus der Strahlung (Quantentheorie) stellt Planck auf. Auf Grund
der Quantentheorie entwirft N. Bohr ein neues Atommodell. Ferner sind beteiligt
an der neueren Atomlehre Kossel, Einstein, v. Laue, Moseley u. a.
Während Stallo (Begriffe u. Theorien d. modernen Physik, 1901, S. 75ff., 309ff.),
Ostwald (s. Energie), Poincare u. a. die mechanistische Atomtheorie ablehnen,
erblickt E. Mach in den Atomen bloße Denkmittel und mathematische Modelle ohne
Realität (Die Mechanik4, S. 251 f.), Vathtnger eine zweckmäßige Fiktion (D. Philos.
des Als-Ob, 1911); ähnlich auch Nietzsche, C. Brunner (Die Lehre von den Geistigen
gl dem Volke, I, 1908) u. a. Als Denkmittel zur geistigen Beherrschung der Erschei-
nungen, als etwas bloß Phänomenales fassen das Atom auf Kant, Schopenhauer,
Fechner, Paulsen, Adickes, Riehl, Ltpps, Cornelius, O. Liebmann, Cohen,
Natobp, König, Hannequtn, Bergson (s. Stetigkeit) u. a. Über Goethes Ablehnung
der Atomistik: Chamberlain, Goethe, 1912, S. 282. Vgl. G. Le Bon, D. Entwicklung
d. Materie, 1909; Kelvin (W. Thomson), Vorles. über d. Molekulardynamik, 1909;
Wundt, Logik II3, 1907; H. Ziegler, Die Struktur der Materie, 1908; W. Wien,
Über Elektronen, 1909; A. Right, Die modernen Theorien der elektrischen Erschei-
nungen2, 1908; G. Mie, Moleküle, Atome, Weltäther2, 1908; Die Materie, 1912;
Mabelleau, Histoire de la philos. atomistique, 1895; K. Lasswitz, Geschichte der
Atomistik, 1890; A. Drescher, Der Aufbau des Atoms und das Leben, 1908; The
Svedberg, Die Existenz der Moleküle, 1912, Die Materie, 1914; Rubens, Die Ent-
wicklung der Atomistik, 1913; J. Perrin, Die Atome, 1914; Gettel, Die Bestätigung
der Atomlehre durch die Radioaktivität, 1913; v. Laue, Das physikalische Welt-
Tu Atomlsmus - Attribut.
bild. 1921; P. KiBcnnosa. Die Entwicklung dar Atomtheorie, 19*1 - Vgl.
M*tene, Energie, Ebtanat* Hna^öeaaunaa» Mi rtisnbwme, UTjoioiamue, noomv,
Korpoekel. DynsmbiBiis, Mechanistisch. Seele. Körper. Pjknotboh, Substanz,
A<omi»mn« lat dia Annahme. da6 allra Naturgaaehaben aas dam Spiel im
Atomen (•. d.) aus daran Verbindung und Trennung. Anordnung. Uaüagerung.
Schiebung, Aiubhung und Abeloauag tat. beatebt (Dnomr, Eratm, Lrcau,
OAmorof, HoLBaos, Bfcnwaa, RiKfn. a. a,). Knan psychologischen A. (odar
eine atomiatiaaha PejunologbV naob webhem daa SaaBaoba, das Bewußtsein aus
peyohieohon Ebmaafcaa (a. d.) ebb aufbeut, ab Wmamarhm daraalban. tnHiotaa Hrae,
J. St. Mol, Semrcaa („unha of iaalrngi"). Tai*», OuFroan (a. Mmd-afff). Ztsnx.
MOiraraaaaao, R. Warna a. a, Dm payehobe^obea A. hehl ■plan anter Hlnwei«
auf dia ureprangnobe, aaa aiaar Vblbeit itlhiiliMlbjat Elemente nicht ableitbar«
Haheit (e. d.) daa BsweiWea Lant QfJkrohnam. \\ Jans (PHndplea of Psychol.
1900, I. 143 ff X Dn/nrer. Rnam. Oomxvuv*. L. Bunan, Ew*t.n. P. Moaurs,
Rwoaooa. F. J. aVamiuT. Buoaon n. a.
AMeatlaR iat der Akt daa Paathaltana einer Reihe von Maihaesba ein.
•trllungaobbkta dnrob dia Anfn»«rkaamkeit; durch aia intetihia unanerbaulieho
Vorateönngan und Begriffe (rgL N. Am. Db WTOsaatlUgkeit n. d. Denken. 1005.
& $45: Kaamto, Dia Intelirk tollen Punktionen. 1001, 8. »f.V
IttraktUa (Anziehung) und Repulsion (Ab- odar ZuruehatoBong) aind
Vorgang« ■ ■buhan daa Atomen (a. d.) baw. zwischen KArpern (Magnetismus. I
triziut). Eine »IVmrine „AnsbhaugatiarV* bedingt daa Phänomen der Grsrit
«II« aber auch ruweifen doreh abstoßende Atherkraft erklart wird. Nach Ka»T besteht
dia Malaria (a. d.) aaa Attraktloae* «ad RefmleionekrliW Obtwai n spricht nur wn
..DUuntenergie" (Vorlea. «bar NeJarphuW. 1001%
Attrlbat (ettributum. daa Beigelegte): Merkmal. BkjaaaaVaiU
daa Sein lumatitubrende Plguiaiilufi. bleibende BnUtigunga
dia
trennbare EkjaaaaValt (an rV tf arWp eWe) aoa der
deeaelben (Met V 30. 1015a 90). So auch db 8cholattik (rgL Mtrauaxnrs, L i
phiba. Sp. 170: „attribute — rei affectiouee eeaentialea"), webhe naawntBnh rtm
den Attributen Gottre (Allwissenheit uew.) spricht. In der arabiaehan und jodi-
neben Phibaophb spielt daa Problem dar gWHMmaia Attribute eine grola Rotte (rpl.
Kaffmajck, Geech. d. Attributenlehre. 1077; I). Xkcvabx. Oearh. d. jl
daa Mittelalters II, 1910). Dascaaraa rerateht unter Attributen db
erhalten der Substanzen, Gebt baw. Aaaiahnung (Princip. phiba. T. 56). Ähnlich
auch Spthoea. nach dem ea aber nur eine göttliche Snbatanx (a. d.) gibt. A iat. waa
der Gebt ab daa db Weaenbeit der SubaUnz Konstituierende auffaßt („per attributum
intelligo id quod intellectua de su betende percipit tanquam cius eesrntiam <
Eth. I, prop. IV). Db Substanz (a. Gott) beatebt in unendlichen Attributen.
jadna ihr ewiges, onendliobee Wesen ausdruckt (I. prop. XI); nur zwei dieser Attribute
sind uns bekannt. Denken (cogitatio, Bewußtsein) und Ausdehnung (ertonefo). Jedea
A. bt so ewig wie db SubaUnz selbst und tritt in Modb (s. dX Kinielbceonderungen
auf (1. c. I, prop. X, XIX; II, prop. I— II). Wahrend manche (eo K. Ftnamt) in den
„Attributen** Spinozas rwei real prsonderte Dateinaarten erblicken, halten ab
Attributionstheorie — Aufmerksamkeit. 71
(so J. E. Erdmann) für bloße Betrachtungsweisen unseres Denkens. Vgl. Eigenschaft,
Merkmal.
Attributionstheorie s. Urteil.
Audition coloree s. Analogien der Empfindung.
Auffassung ist die Aufnahme, Aneignung, geistige Verarbeitung eines Vor-
stellungsmaterials, die Fähigkeit verständnisvoller Beurteilung eines Gegebenen (vgl.
Apprehension), auch die vom Subjekt abhängige Betrachtungsweise von Gegenständen
(vgl. Relativismus). Vgl. L. W. Stern, Psychol. d. individuellen Differenzen, 1900,
S. 71ff.; 2. A. 1911); J. Finzi, Zur Untersuch, d. Auffassungsfähigkeit u. Merkfähig-
keit, Psychol. Arbeiten (hrsg. von Kraepelin) III, 1901; A. Xetschajeff, Über
Auffassung, 1904.
Aufklärung heißt im 18. Jahrh. die einer individualistischeren, subjektiveren
Lebensauffassung und einem Hervortreten der Vernunft mit ihrer kritischen Tätigkeit
entspringende Verbreitung freierer, selbständigerer, von Autoritäten unabhängigerer,
klarerer, vorurteilsloser Anschauungen über Welt und Leben, Staat und Individuum,
das Verhältnis des letzteren zur Welt und zur Gesellschaft, über Erziehung, philo-
sophische Probleme, das seelische Leben usw. Klares, vernünftiges, selbständiges
Denken, Kampf gegen Aberglauben und Vorurteile ist die Devise der A., welche in
ihrem manchmal platten Rationalismus wenig historischen Sinn zeigt, aber grund-
legend für die moderne Kultur wurde. In den verschiedenen Ländern nimmt sie einen
etwas verschiedenen Charakter an, am extremsten wird sie in Frankreich; in Deutsch-
land kommt sie zum Teil in einer stark psychologisierenden Popularphilosophie zum
Ausdruck, welche für religiöse Probleme viel Interesse aufweist und dem Deismus
(8. d.) zuneigt, der übrigens auch in England und zum Teil in Frankreich (neben dem
Atheismus) auftritt. Vorläufer der A. sind F. Bacon, Locke, Descartes, Spinoza,
Leibniz, Chr. Wolff. In England sind als Aufklärer Toland, M. Tindal und andere
Deisten (s. d.) und „Freigeister" zu nennen; in Frankreich Bayle, Montesquieu,
Voltaire, Rousseau (der aber schon eine Reaktion gegen den Intellektualismus der
A. bedeutet), die „Enzyklopädisten" (s. d.) Grimm, Helvetius, Holbach, Diderot,
D'Alembert, Lamettrie u. a., die zum Teil Materialisten sied; in Deutschland
Friedrich der Grosse, Lessixg, Mendelssohn, Nicolai, Reimarus, Abbt, Garve,
Bahrdt, Feder, Lichtenberg u. a. Eine Reaktion zur A. bilden die Anschauungen
Herders, Hamanns, Jacobis, der Romantiker, zum Teil auch Kants, der von
Rousseau beeinflußt ist, die Selbständigkeit des kritischen Denkens in neuer Weise
legitimiert, aber auch scharf die Rechte des Gemüts und des Glaubens verficht
(s. Vernunft). Kant hat gleichsam die Aufklärung über sich selbst aufgeklärt und die
Grenzen derselben festgelegt. Unter „A." versteht er den „Ausgang des Menschen
aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" mit der Devise: Sapere aude! Habe
Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! (Was ist A. ? Berl. Monatsschrift,
1784). Vgl. Lecky, Geschichte des Geistes der A. in Europa2, 1885; Dilthey, Das
natürl. System der Geisteswissenschaften im 17. Jahrh., 1892; Mauthner, Geschichte
des Atheismus II, 1921. — Vgl. Sophisten.
Auflösung s. Dissolution, Regression.
Aufmerksamkeit {xQooo%i'i, attentio) ist derjenige Zustand, in welchem
die Psyche, das erlebende Subjekt auf das Erlebnis eines Inhalts besonders (mehr
oder weniger „konzentriert", einseitig, mit Abwendung, Abhaltung alles anderen}
eingestellt ist, die Sinnes-, Vorstellunga- und Denktätigkeit einem bestimmt« u
72
Erfobntamhalt rawendet, diesen dadurch berorxugt, hersoahebt, fixiert, bewußter,
klarer «ad deutlicher erfaßt oder tu erfassen vermag. Die A. tat also der rabtaktive
Zoetand, dem die „Apperzeption" (fan Bmne Wtnrpra). die Klanrcrdung eines Inhalt«,
Je naehdom dta A. durch starke Beb»,
im Vorhinein elnpHilH— . «artenden, ■wllibmbii WUtan bedingt tat,
heißt ata unwillkürliche (passive) oder wiflhurhehe (aktive) A-, wobei aber ra
tat. daß ein 8t/eben m aller A. enthalten tat; ebenen geboren dani Oeftthta der !
und LSeong aowto fysiiminssenieiwalansmw Die A. tat etaZaetand erhöhter Aktivität
*** - _ -M Osswe,«^«B>ä>^B*s» »- -» — Li CTasm^ms*« m ■■ il ■ m ■ ** ■*- /■J
TOQ QOBHBOVBBIIvIl UDQ «UnameVePBQwJB wWJVvwnemQnYen Bl| «W^BBHDH IBORvT MUH IIB.
ober die Tltmmnnga , Unlentttnmga.. Pili nengelhi nihil bei Hnnanr. Wrimr.
Rreor, Stoct, 0. E. Mttxnm, Pniw n. e.; Eeanroeurs u. n>i E. Dünn, Dta
Lehre von der A.. 1908, & 1460.). Dnrob dta A. können aneh schwache Elndrneke
zu klarer, scharfer Ertaasang Imeaeaen, je nach dem Wort» den dtaee Eindrucke für
das Subjekt haben, nach dam Intereme (e. d.) usw.. welches dta Aafaserkaamkeit oft
bedingt. In einem Akt» können nur wenig« Elndrneke enirjwrkaam erfaßt werden.
Ei besteht «hl Hpertadtacfaea Schwanken- der A-, «in Nachlassen und Wieder-
in«paiuim derselben. Dta Wlriangaa dar A. anf daa Hn ■ uBwniu (a. d.) i
tatar Art; dta A. wirkt ^mtakü»", ata führt
Inhalte and rar Zarnckdrlngvnf
Mnsanmim — mI m I nbietarii iguiii Mm UmA krs/l namMl) wirkt
hJLiTi**«« T^inl iinoiMl *ni^tatfa£iL- mI M in ^mw DMiksrtwit- mri mm !■» PVakt^w4M>A- ImV
A. tat eine Itadlngang dar Abstraktion, Analyse. V«rgtetahung. Battahang. knn aflea
Dtnkew und BikmirtM, aneh «in gfliartignr Faktor für daa Oedaobtafe. Merken,
lernen, Wtadererkennen usw. (vgl. Enge).
Von den mehrten Iweukolugau wird die A. ata beaondere Funktion dar Psych*,
ata beaondere Aktiriut derselben ■ngeiihnn. vierfach geradere ata WUknarnnktion.
So ron AüoufiLRua, DnacanTne, Locke, Lmaatx (a. Apperaepttan, Bewußtsein),
Cum. Wour (Payrbol. empirioa f 237) u. a. Planem unterscheidet mit
iwtaoben paesiver und aktiver A. Ata Form der Aktivität der Seele faßt die A .
Bedeutung er betont, Bomr anf (Banal enaryU, 8. Il8ff.), ferner Lanoanopitaa
(„concentretion da ractirit« da I*4me rar an objet", Leoone de philo*. 1816f.; 1 ed.
1820, L 216 n. tt), M vn Bmav. nach dem ata «ine WüTenafunktk* Ut (Oeuvre* toedites,
1850, U\ Rbd, Tn. Bnown u. a., ferner Karr („Beatreben, atab i
bewußt m werden", AnthropoL I, f 3). Fntna („willkhrncbe
unserer Tätigkeiten"), Scnoraraacnn, Born FonrLaoB, Lonn, Fnonrnn, E. von
HanTiiajnt, Höftdiso (PaycboL«, 1808. 8. 160, 431; 4. A. 1006). K. Unrnnaonnr
(ArchiT f. System. Philoa. IV. 1808), Eannrmn, Kimio („ein Wollen, daa darauf
gerichtet tat, einen äußern Eindruck oder eine reproduzierte Vorstellung bzw. be-
stimmte Einzelheiten darin klar und deutlich bewußt ra machen". Die A. ata Willens
erscheinung, 1000, S. 2 ff.). Jodl („Fixierung dea Bewußtseins anf einen bestimmten
Inhalt"), R. Wahls. RcxotTTm, FornxAn, Bsnonov (Mattere et Memoire, 8. 102 ff.),
J. Wann, Stoüt, Balowth, Tnomm u. a. Als „innere WiDenahandlung**. wenn
auch nicht ausschließlich, charakterisiert die A. Lomwonssr, Experim. Pajohologie
1021, 8. 240f.
Jfsch Wüitdt tat die A. die „Gesamtheit der mit der Apperaepttan eon Vor-
Stellungen verbundenen subjektiven Vorgänge", der durch eigentumliche Geinhta
charakterisierte Zustand, der die klare Auffassung eines psychischen Inhalts begleitet
(Grundr. d. Paychol.*. 1003 ff., 8. 240). Dta A. tat ein „innerer Willensprozeß", ein
Aufrechtsehen — Augenschein. 73
Trieb- oder ein Willkürakt. Die Adaption der A. an den Reiz bekundet sich in Span-
nungsempfindungen (Grdz. d. phys. Psychol., 1903 ff., III5, S. 331 ff.; Tgl. Apper-
zeption, Bewußtsein, Klarheit). Ähnlich Külpe (Grundriß d. Psychol., 1894) u. a.
Im Gefühle (bzw. im Interesse) erblicken die Bedingung der A. Th. Ziegler
(Das Gefühl2, 1893, S. 47ff., 5. A. 1912), Claparede, Sttmpf (A. = „Lust am Be-
merken selbst"), Jerusalem, der die biologische, lebenerhaltende Bedeutung der A.
betont (Lehrb. d. Psychol., 1909, S. 82ff.), was auch Rlbot, K. Geoos und Ebbixg-
hat/s tun. Nach letzterem ist sie eine Auswahlerscheinung, bedingt durch das In-
teresse und die Verwandtschaft der Eindrücke mit dem seelisch Vorhandenen; sie
besteht in dem „lebhaften Hervortreten und Wirksamwerden einzelner seelischer
Gebilde auf Kosten anderer" (Grundz. d. Psychol. I2, 575 ff., 3. A. 1911). Ähnlich
lehrt W. James, der den „selektiven" Charakter der A. betont, die in einer Konzen-
tration „Fokalisation" des Bewußtseins sich äußert (Principles of Psychol., 1882ff., I;
Psychologie, 1908, S. 216ff.; vgl. Wille). —Nach Th. Ribot ist die A. ein „Mono-
ideismus", eine einseitige Konzentration, das Herrschendwerden eines einzelnen
Bewußtseinsinhalts verbunden mit einer Hemmung anderer; sie enthält etwas Mo-
torisches, eine Muskelhemmung (Psychol. de l'attention11, 1908; deutsch 1908). Vgl.
F. Arnold, Attention and Interest, 1910; Hagemann, Psychol.8, 1911; Ostebmaxx,
Das Interesse8, 1912.
Als bloße Verstärkung eines Bewußtseinsvorgangs mit Hemmung anderer, ohne
besondere, hinzukommende Tätigkeit betrachten die A. namentlich Hobbes, Herbabt
(„Fähigkeit, einen Zuwachs des Vorstellens zu erzeugen", Psychol. als Wissenschaft II,
§ 128), Th. Lxpps (A. = „die psychische Kraft der Vorstellung", Leitfaden d. Psychol.5,
1906, S. 33ff.), H. E. Kons- (Zur Theorie der A., 1895), Cobntxtts, Rehmke LAÜgem.
Psychol.2, 1905, S. 524ff.), Th. Kerrl (D. Lehre von der A., 1900, S. 71), Ebbinghatts
(Abriß d. Psychol.3, 1910), Wähle, E. Dürr (A. = besondere Höhe des Bewußtseins-
grades; Die Lehre von der A., 1908), Ziehen u. a.; vgl. hingegen G. E. Müller (Zur
Theorie der sinnlichen A., 1873; Pilzecker, D. Lehre von der sinnlichen A., 1889);
Revault D'Allonnes (L'attention indirecte, Rev. phil., 1914). — Nach DrBOFF ist
die A. „nicht eine Eigenschaft des Willens oder Gefühls, sondern das Ergebnis unseres
auf das Gegenständliche gehenden psychischen Verhaltens" (Einführ, in d. Psychol.,
1908, S. 125). Vgl. Offner, Das Gedächtnis2, 1911 ; Witasek, Grundlinien d. Psychol.,
1908. A. Makk. Zur Psychol. u. Psychogr. d. Aufmerksamkeit, Ztschr. f. angew.
Psych., 1915; Pillsbcby, Attention, 1908; Mecmaxn-, Exp. Pädagogik I'. 1911:
Fröbes, Experim. Psychologie n, 70 ff., 1922. — Vgl. Apperzeption, Bewußtsein,
Klarheit. Attention, Abstraktion, Analyse, Denken, Wille.
Anfrechtsehen der Gegenstände trotz Entstehung eines umgekehrten
Bildes derselben auf der Netzhaut, wird bald durch Projektion (s. d.), bald durch
Berichtigung seitens des Tastsinnes, bald durch die den Objektpunkten entsprechendm
Bewegungen der beiden Augen erklärt. Einer im äußeren Raum nach oben gehenden
Richtung der Blicklinie entspricht in dem Raum des Netzhautbildes eine nach unten
gehende Richtung, und umgekehrt (Wundt, Grundr. d. Psychol.5, 1906, S. 163 f.).
Vgl. Joh. Müller, Zur vergleichenden Physiol. d. Gesichtssinnes, 1826; Volkmanx,
Beiträge zur Physiol. d. Gesichtssinnes, 1856; Helmholtz, Handbuch der physiol.
Optik3, 1909 f., Wodt, Grdz. d. phys. Psychol. II', 1910, S. 720ff. ; Witasek, Psychol.
d. Raumwahrnehmung d. Auges, 1910; Stöhr, Grundfragen d. psychophysiolog.
Optik, 1904. Vgl. Raum.
Augenschein s. Evidenz.
74 Aura — Aufdruck.
Aar«: In der Parapeycbologk (s. d.) artge Miene ftamlialilimgaii das
lieben Körpers, die den Körper vi» eine Gaakolk nssgahsa and in Farbe und Ge-
staltung esclkche Tatbestände offenbaren sollen.
Aasdebsmna; (exteaab) kt die nicht veiter daflniathaia FkjantnialWikah
dea Raumes (a. d.), sieb naeb verachkdenen Dimanaiorwn (s. d.) za erstrecken, oder
die Kigrnsehaf t der Reumhnhkrit, dar räumlichen Anordnung, daa Nebeneinander*
von Teilen, aei ee in der Anschauung (optische, taktik A.), aei aa für da« Begriff, der
daa Formale dar Anschauung «um Inhalt bat und dk A ak homogen «ad in»
endliche sich erstreckend erfaßt. Die räumliche Anadabnang an
der Körper (a. d. ) und daran Teile, aofern nieb t imaimmdshnas Fkmiati (
Atome) angenommen Verden, wobei dann die A. ak Resultat der
wirkender Kräfte betrachtet wird, ab» nicht ak iirsprtnganh. aondara am dynamkoh
bedingt. Dar iikiPiitnkthiaiHhehi IdetHamaa erbflokt b dar A. nar ahm Form top
dar Krtahrnaanmaihia, dar PliInnmmMmii i (baw. aoeb dar Spiri
i) am» f.. hitsusg naanmaihkakr. tmmsmrkl).r Substanzen. Jedeafelk
die A. ak aokae nur eine Daminevaks dar Objekte sein, wie nie f ftr uns,
nicht wk ak an aiob liirtihiit. im „An eich" dar Dinge ein Omnd dafür vorbanden
man, daß wir ak ak ao und eo anagedebni wnbrnebmeo und denken ataaeen.
Wahrend Daecejrrae. 8nsosa, naeb velnbem ak eoa „lall mal** dar einen «Sab»
etans ' (a. d.) kt, Hoaasa u. e. das Waaea dar Materie (e. d.) in dar A. erbtkkaa, be-
■timmt Lnasnx die Materie dynamkoh (a. d.) and betrachtet dk A. nur ak „wohl-
„Moaedea" (a. Ak Nach Baexa^T kt ek, wßhrend ak naeb Loon
Wgananhaftea dar Dinge gebort (vgl Qualität), aar ein TTil limaagalahill etwaa
Ideellea (rgL Idealkmus). Kajrr erblicht in ihr eine apriorische
welche allen Dingen, ak Ckgeaallndan iuOerar Erfahrung, ak ,
kämmt» nicht aber dam unerkennbaren „Ding aa aiob*4 (rgL Raum). Zogkkh be
trachtet er dk A. ak Produkt von Kräften (rgL Gedanken von dar wahren Hrallaang
lebend. Kräfte. | 9; e. Materie), vorm Qua earaohkdane Denker folgen. 80 kt n-ch
I'lbjoi dkA.dk „Folge einer den Raum ilaaahmanib 11 und gegea daa Flaibingii»
eines andern Widerstand hktiaaen Kraft" (Laib aad Seele. i960, 8. 36). Annika
J. H. Fichtb, E. roa Haätmau*. Sruroxn u. a. TTingepn kt nach Caocsa dk A.
geradezu dk „Substanz" dar Atome und dee Baumes (Grenzen und Dianrang der
nwiaxfthohan&hnaatnk, 1868. 8. 78 f. .90). -Deßdk A. nbm iiispinngnehe lTgonsrhaft
dar Empfindung sei. meinen Janas. Baaoeoa (a. Raum). Kültb u. a. Vgl luramuna,
Psyohol. u. Metaphysik, 1008, & 00L; Baaoaoa. Metiere et Memoire, a 900 ff. -
Vgl Raum, Netiviamue, Empfindung, Körper, Paralkdkmas (Snaotä), 8sek.
Aaadrnek kt dk Äußerung. Darstellung seelischer Vorginge durch
wahrnehmbare Zeichen (Bewegungen, Worte uew.). Dea Psychische (s. d.), das
kban, daa Für-eich-Srin der Dinge kommt im Physischen zum Ausdruck (vgl Iden-
titetstheorie). Gefühle (a. d.) und Affekte (s. d.) haben ihren Ausdruck in Bewegungen
(mittels Dynamometer gemessen) in Veränderungen des Pulses (mit dem Sphygmo»
graphen registriert), in Atmungs Veränderungen (Pneumatograph), in Schwankungen
der Blutgefaßfüllung oder dea Volumens eines Körperteik (Plethysmograph); dies
alles ermittelt dk psychofegkoho Ausdrucksmethode (vgl. Wüxdt, Grdz. d. phye,
Psyohol.. II*. 1903 ff., 263 ff.; A. LxmLur*. Dk körperlichen Äußerungen psychischer
Zustande, 1898H.). Nach JamtrsaLBi besteht ein eigenes „Ausdrucksbedürfnis"
(Lehrb. d. Psyohol.«. 1009. S. 163). Vgl. Hussebl, Logkohe Untersuch., 1900-1901,
Ausdrucksbewegungen — Aussage. 75
II, 46, 80f., Jaspers, Allg. Psychopathologie, 1920», S. 158. — Vgl. Wort, Objekt
(Uphtjes), Sprache, Ästhetik.
Ausdrucksbewegnngen heißen die im Gefolge von Gemütsbewegungen,
von Gefühlen und Affekten (s. d.) auftretenden, teils (meist) unwillkürlichen, teils
willkürlich auslösbaren Bewegungen. Ursprünglich alle triebhaft, sind sie vielfach
automatisch geworden und erfolgen oft reflexartig (Mienenspiel, pantomimische Be-
wegungen). Mit den A. befassen sich Lavater (Physiognomische Fragmente, 1783 ff.),
Engel (Ideen zu einer Mimik, 1785 ff.), Ch. Bell (Essaj-s on Anatomy of Expression,
1806), Piderit (Mimik u. Physiognomik2, 1866) u. a., ferner Darwin (Der A. der
Gemütsbewegungen, 1872), Spencer (Psychol. II, § 502), A. Lehmann (Die körper-
lichen Äußerungen psychischer Zustände, 1898 — 1901), Kohnstamm, nach welchem
sie „ateleoklin", ohne Zielstrebigkeit sind (Die Kunst als Ausdruck, S. 12ff.), S. de
Sanctis (Die Mimik des Denkens, 1907) u. a. Nach James, C. Lange u. a. sind die
A. nicht Wirkungen, sondern Ursachen der Affekte (s. d.). Dagegen wendet sich (mit
vielen anderen) Wcndt, nach welchem sie automatisch gewordene, ursprünglich
bewußte Leistungen ( — wird von manchen bestritten — ) und zugleich (wie nach
Darwin) ererbte Gewohnheiten sind. Sie zerfallen in rein intensive Symptome,
qualitative Gefühlsäußerungen (mimische Bewegungen) und Vorstellungsäußerungen
(pantomimische Bewegungen; Grdz. d. phys. Psychol., 1903 f., Dil5, 284ff.; Grundriß
d. Psychol.9, 1900, S. 206 ff.; Völkerpsychologie I8, 1904). Vgl. Hcghes, Die Mimik
des Menschen, 1900; Klages, Die Probleme der Graphologie, 1910; Ausdrucks-
bewegung und Gestaltungskraft, 1913; Handschrift und Charakter, 1920; Schneide-
mühx, Die Handschriftenbeurteilung, 1920!; Mcixer-Fretenfees, Psychol. d. Kunst
P, 1920, 115ff.; Rt/tz, Musik, Wort und Körper al3 Gemütsausdruck, 1911; Kruken-
berg, Der Gesichtsausdruck des Menschen, 1913; v. Bechterew, Objektive Psy-
chologie, 1913; Fröbes, Experim. Psychologie, 1921, DT, 370.
Ansdrncksmethode s. Ausdruck.
Vnsfragemethode: In der Psychologie geübte Methode zur Erforschung
des Denkens, der Phantasie usw.
Ausgeschlossen s. Exclusi tertii prineipium.
Alisklingen s. Perseveration.
Anslösnng einer Bewegung, Kraft oder Energie ist die Freiwerdung,
Aktualisierung derselben durch eine ihr nicht äquivalente, geringe Energie, welche
dazu genügt, eine Hemmung zu beseitigen. In den physiologischen Vorgängen handelt
es sich meist um Auslösungen durch äußere und innere Reize, auch im Seelischen
kann von Auslösungen geredet werden. Empfindungen (s. d.) werden durch die Reize
nicht erzeugt, sondern (als Reaktionen des Subjekts) nur ausgelöst, veranlaßt. Vgl.
Du Bois-Reymond, Reden und Aufsätze*, 1886, I, 405 ff.; Ostwald, Philos. der
Wort^, 1012. Vgl. Wechselwirkung (psychophysisehe).
Ansnahme s. Qeaetz, Regel.
Anssage (praedicatio, enunciatio) ist, allgemein, jedes sprachlich geformte
Crteil (s. d.), jeder etwas behauptende oder verneinende Satz (s. d.). Die A. ist ein
psychischer Akt, der einen Inhalt (Aussageinhalt) hat; jede A. meint etwas, will
etwas zum Ausdruck bringen, bedeutet etwas, was von der Individualität des Aus-
sagenden unabhängig, objektiv gelten kann (vgl. Hcsserl, Log. Untersuch., 1900 f.,
IT, 5, 44; H. Gomperz, Weltanschauungslehre, 1905—08).
76 Ausschaltung AuftenwetL
Nach R. Atisamüs sind aOe mnnsnhHrilun Aimngen (s. ..S-Werto**) slfrloajfcj
JT (a. <L); ab serfslbn in „ll.msli" («. d.) «ad „Cksraktere" (e, <U
bt auch «in Bericht aber einen Vorgang: die Tit», Zurerlaarigkeit
der A. bt tob Tersekbdenen Faktoren abhängig (richtige juITm— iif^, Gedächtnis,
PhanUsieruUten. Alter, Geschlecht osw). Die Psychologie der A. strebt an
..die Kenntnb de« losgehen Wskrkehswertes and de« irtorshsoheii Wahrbaltigkeiu
werte« der Ansssgse, die Bfcmbkt in die Bedingimgen. «eiche dien Werte positiv
und negativ lifHnfli—en. und die Eröffnung von Wegen, aal wslcfcoa ob verroll-
kommnet werden können" (L W. Stw. Bei*, s. PsychoL der A-, H. 1. 1903. S.4off.:
Ober Inhrthamostsrlba «ad Intefllaanilypeu, 1915). VgL Wunnm, Zar Psychol
der A-. Areh. f. d. gee. Psychol.. 1904; 0. LtrsuBV, Neuere Arbeiten aar Psycho!,
der A.. Jonrnal f. Psychol a. KearoL III. 1904; A. StObb, PaychoL der A.. 1911;
P. Sommkb, Die Fmaukaisjea aar Psychologie der A.. 1906; FaOaas, Experte».
Psychologie II. IM. 1990.
Aanurhaltaag, Ooeeta der. bewirkt nach KOltb. „db bei dem
oder onl anal ran 7aeoaiiininliaiig dreier Iahalto a. b nad c eateteadei
irndeaa iwieuben e und c. daß aOanlklbk a direkt darek a* okae Venaittlang von k»
erragt wfad" (Qraadr. d. PayokoL. 1991. 8. »1»; egt Ottwbb, Das OiiÜsklnii'. 1911.
— VgL Mi nhenbbining
Aa»»cl.hiU vorführe» ist eine newsknasskuib, weiche, nach Lorca.
„etmUicha denkbarea Wnaelfane eines silge meinen Fafleo aufzahlt aad eoa aDen
übrigen, anBer einem, bs weist, daB sie unmöglich eJad. so daB, falb Oberhaupt fest.
steht, daB irgendeine Art des allgemeinen Falke stettflndon muß. dann dieser akrig*
gebliebene notwendig gihig Ist" (Grundriß der Logik*. 1991. f 74V VgL Methode.
A aßen weit ist: 1. der Inbegriff dar Anfkevringe ab der vom beawltoa Korper
dea Wahrnehmenden unterschiedenen Korper mit thron Tlaanenheften aad den Vor-
gingen an ihnen. Das wahrnehmende Subjekt unterscheidet seinen eigenen Lew
(e. d.) durch db doppelte TiiSninpflndung bei eigener Ibtthraag diaafhia. durch
db besondere Bakeit aad Koasteas, kl dar er steh dsrbtetet, durah db Art ssener
■ Mi i y.\ I ,k> :! ggasj <!« | \\ | .!< n. \<>ri drri frrrr.d« n Ihr.?»!'.. <hf >\r tri BBJBBB1 1/;!*
Widerstend leisten, eoa ihm anehhlngig woaeata aad vertieren, ihm Zernag antun,
rom WUba dea Ich rmsbhtaglg sind. Db AaBeaasIt kl diesem Sbme bt abo der
Inbegriff dessen, was im Raum aafbr aad neben dem ikajnnn Leibe oder lob sink
findet; db Zustande dieses Ich selbst bfldea db „Innenwelt" im gröberen Sinne.
S. Db A. bt, im engeren Sinne, der Inbegriff aDer raum-ssithch bestimmten, ab Körper
(a. d.) sich darstellenden Dinge, den eigenen Leib dea Erkennenden mbegriffen, kurs
der Inbegriff und Znaammenhang aDer Objekte (a. d.) der äußeren, ohmhok vermittelten
Erfahrung (a. d.) und mittelbaren Erkenntnis. Db A. in diesem Same umfsßt abo
db fremden Dinge (das „Nicht-Ich") nebst dem eigenen ab räumliches Objekt suf
gefaßten, betrachteten Ich. dessen Erbbnisakte ab solche (Vorstellen, Denken. Fühlen.
Wollen und deren Inhalte) db Innenwelt bilden. Die A. ist abo in jedem Falb unab-
hängig rom einseinen, empirischen, psychisch -physisch betrachteten
Ich und dessen Innenwelt (Empirischer Realismus), wenn ab auch, rein er-
kenn tniakritbch betrachtet, den Inhalt eines erkennenden „Bewußtseins Qberkaupt"
bildet, auf welches sb ebb besteht, ohne welches eb nicht ab soundso beschaffene
A. existieren würde (Kritischer „Ideshsmun", e. <LL Hingegen hindert nichts, daB
(3.) „transzendente" (s. d.) Faktoren besteben, welche den ron allem Bewußtsein
unabhängigen Grund darbieten, daß für jeden & kennenden, unabhängig
Äußeres — Autognosie. 77
Willen und seinen subjektiven, wechselnden Zuständen, eine bestimmt beschaffene
Außenwelt existiert, als „Erscheinung" (s. d.) der absoluten Wirklichkeit (die evtl.
auch als „transzendente Außenwelt" bezeichnet werden kann).
Nach der Ansicht des Realismus (s. d.) existiert die A. unabhängig vom er-
kennenden Bewußtsein, sei es, so wie sie wahrgenommen wird („naiver Realismus"),
sei es in begriff lieh zu bestimmender Form („kritischer" R.). Nach der Lehre des
Idealismus (s. d.) existiert die A. nur als Inhalt des subjektiv-individuellen Be-
wußtseins („subjektiver" Idealismus oder „Solipsismus", s. d.) oder als Inhalt eines
überindividuellen, universalen, göttlichen Bewußtseins („objektiver" Idealismus)
oder als Inbegriff wirklicher und möglicher, allgemeingültiger, gesetzlich zusammen-
hängender Erfahrungsinhalte („kritischer" oder „transzendentaler" Idealismus).
Für den objektiven Phänomenalismus (s. d.), der sich mit dem kritischen
Idealismus verbinden kann und als „Ideal-Realismus" zu bezeichnen ist, ist die A.
die Erscheinung für oder an sich bestehender, als raum-zeitliche Objekte sich dar-
stellender Faktoren (s. Ding an sich). Für den (idealistischen) Positivismus sind
Außen- und Innenwelt nur verschiedene Betrachtungsweisen einer einzigen Wirk-
lichkeit. Vgl. über das ganze Außenweltsproblem: Objekt, ferner Ding, Sein,
Realität, Subjekt, Körper, Materie, Objektiv, Bewußtsein, Erscheinung, Positivis-
mus, Materialismus, Spiritualismus, Monaden, Transzendent, Immanenz, Illusio-
nismus.
Äußeres und Inneres. Das „Äußere" ist 1. das räumlich außerhalb eines
Körpers Liegende; 2. das räumlich-materielle Sein jedes Dinges im Verhältnis zu
dessen „Innensein", zu dem, was es für sich, unmittelbar, nicht erst in der Be-
ziehung zu einem wahrnehmenden Subjekte ist. Das „Innensein" kommt im Mate-
riellen zur „Äußerung", analog der Äußerung unseres Innenlebens, unserer psychi-
schen Zustände. „Außer uns" ist: 1. was räumlich von uns gesondert existiert;
2. was unabhängig von unserem Ich („praeter nos") existiert, mag es nun Inhalt
eines erkennenden „Bewußtseins überhaupt" (s. d.) sein oder „an sich" bestehen
(s. Objekt). Vgl. Hegel, Enzyklop., § 138; Cohen, Logik, 1902, S. 161 f. (vgl. Raum).
Vgl. Natur (Hegel), Außenwelt, Introjektion (Avenabius), Identitätstheorie, Wesen.
Aliswahl s. Selektion, Aufmerksamkeit, Psychisch, Wahl.
Autarkie (at'idgy.tia): Selbstgenügsamkeit, insbesondere der Tugend zur
Glückseligkeit ; so nach den Kynikern (aöidgxr] öi i\v äg£itti> 71005 eiöatuoviav,
Diog. Laert. VII, 11) und den meisten Stoikern (Diog. L. VII, 65).
Autisntus: In der Psychoanalyse (Bleuler) festgestelltes typisches Verhalten,
l>ei dem die Betätigung in der Außenwelt zugunsten eines Überwiegens des traum-
haft-phantastischen Innenlebens zurücktritt.
Autüdeterminismus: Lehre von der Determination, Selbstbestim •
mung des Handelns und Willens durch die Gesetzlichkeit des Bewußtseins, des Ver-
nunftwülens, der Persönlichkeit, der Idee (Kant, Lipps, Fouillee u. a.). Vgl.
Willensfreiheit, Autonomie.
Antodynamisch (aöcoövvaiios): durch sich selbst wirksam.
Autoerotismug von Havelock Ems eingeführte, in der Psychoanalyse
benutzte Bezeichnung für die Richtung der Sexualbetätigung auf die eigene Person.
S. Feeud, Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, 19102, 41.
Autognosie : Selbsterkenntnis.
78 Autohypnose - Autonomie.
Autohypaoar ». Hypnose.
Antosaat {aiiöftatoi. von selbst gehend, geschehend) igt ein ohne seelische
Innerlichkeit rein mechanisch funktionierender Apparat. Kack Dsscabtbs Man
die Tiere Automaten ohne Seele (e. Tierpsychologie) Emea getstigeu A^ in wslohsm
alle Erlebnisse ohne direkte Einwirkung seitens dar Dinge eich entfalten, nennt
Leibxix die Seele (s. d.); vgl. Sraotu, Verbesserung den Verstandes, Binfemsnbi
BibL. 8. 40. - Automstentheorie nennt W. Jamm (PriarJpfes of Psycbol..
1801. I. 1S8H.) die Ton ihm bekämpfte Anaicht dea pejohophywechen Pszmlfeliamus
(•. d.), daf) die Handlungen der Organ fernen, der Measohen ao erfolgten, ab ob sie
rein naeohanfeoh ■bhsfen, da daa Psyrkische auf dea Phjafeuhi nicht einwirken aoll.
Vgl. L. Bern*, Gebt und Korper. 1903. & MSB.
Aatonaatisrhr Bewegungen aind ITfciieilaesgaagsii auf Grund Innerer.
lieben Ifewnflaaaies Darob Übung (e. d.) erfolgt vielfach eine
froherer Wülenehandlungen (vgL Meckonfeferuag). VgL Wowr, Orot. d. phya.
PayoboL. III». 1903 ff.. 196 ff.
Viiioanatieneae iat daa antomatiache. halb- und unterbewußte («. d.) er-
folgende Handeln mit xweckmAAiawm Resultat, auch im Zustande der Hypnose
(s. <Lk der Spaltung der PersonHekkoit, in sog. „spintistisebeu'' Vorgingen usw.
Vgl. Dsseoai. Dea Doppel Ich*. 1996; Vom Jenaeita der Seelr. 1917*; Puui Jamrr.
I.'*utomatieme psyuhotagique*, 1999.
Aateaeasle (errers/t/e): 8eibstgee»tigebuag, Firn ngwtilhkisil (s. B.
des Lebern nach Dausen u. a.), Selbständigkeit im Olgansi U zur Heteroaomie.
Es gibt außer der poütieobeo insbesondere eine ethische (arttfJobe) A, insofern
die Sittlichkeit (s. d.) ein Produkt dea OaaMsniuhs flau mens iat. der sie in objek
Verhältnissen und Normen niederfegt, die dann von den Individuen als Träger dieses
Willens, den sie to ihrem eigenen machen, anerkannt und selbetAndig gefordert
werden. Der sittliche Vernunftwille gibt sich so im otnselnca wie in der Gesamtheit
seine Qasataa, vor denen er eich seihet anerkennend beugt.
Dan Begriff der ethfeoben A bat besonders streng Ka*T ausgebildet,
der ..Heteroaomie der Willkür" versteht er des Handeln und Wollen aas Motiven,
die nicht in der Form des sfttHnhea Willens selbst, sondern in mstorfafen Zwecken
(egoiatfeeber oder auch aJtrulstJsoher Art) liegen (Gruadfeg. au einer Metaphya. d.
Sitten, Reclam, 8. 79f.). AuL des Willens hingegen ist „die Beschaffenheit dea
Willen*, dadurch derselbe ihm selbst (unabhängig von aller Beschaffenheit der Gegen
stände dea Wolfens) ein GeeeU fet". Daa Prinzip der A ist, „nicht anders au wählen
als so. daB die Maximen seiner Wahl in demselben Wolfen all auf* meines GeeeU
mit begriffen seien" (L c 8. 79; vgL Imperativ). Dia ..praktische Vernunft
iat sittlich salbet geeettgebead. 8tttlioh fet nur die Handlung, bei der eich der Wille
durch eciae Maxime selbst ab gaset igehend betrachten kann (1. c S. 71). Wir m&ssen
so handeln, als ob wir in einem durch Freiheit des Willens mogüoben „Brich der
Zwecke" (a. d.) gesetzgebend waren; darin besteht die Wurde eines vernünftigen
Wesens, „daa keinem andern Gesetze gehorcht als dem, daa es zugleich gibt". Daa
„noumenafe" Subjekt (s. d.) ist es, was sich selbst, als Erscheinung. Gesetze gibt.
Die sittliche A als persönlich freie, selbständige, gewollte Sitüichkeitsbetätigung
betonen Lots, Ribhl, Wovor, Cohen (A ab Gesetzgebung zum Selbst, das Selbst
ab Aufgabe, Ethik, 1904, S. 327). Natorp, CaMTen (Freiheit und Form, 1910) u. a..
Autonomische Moraltheorie — Averroüsmus. 79
ferner Guyau, FoutllEe (Selbst Verwirklichung der sittlichen Idee) u. a. Die
Autonomie der Kunst behandelt J. Cohn, Kongreß für Ästhetik und allgem. Kunst-
wissenschaft, 1914; B. Christiansen-, Philosophie der Kunst, 1907. Vgl. Sittlich-
keit, Ethik, Rigorismus, Pflicht, Achtung, Imperativ.
Autonomische Moraltheorie s. Ethik.
Autopsie (aiioilia : Eigene Beobachtung.
Autorität (auctoritas) ist die besondere Geltung einer Person oder einer
Institution, sozialen Gemeinschaft, Idee, die Macht dieser über die Geister, die an
sie glauben, sich ihrem Urteil oder Willen unterwerfen. Der Autoritätsglaube,
der besonders für die Psychologie der Massen (s. d.) Bedeutung hat, wirkt oft zweck-
mäßig, denk- und willensökonomiseh, leitend, organisierend, sozialisierend, aber teil-
weise auch schädlich, schwächend, hemmend (vgl. Goldscheid, Ethik d. Gesamt-
willens I, 1903; L. Steix, Philos. Strömungen d. Gegenwart, 1909, S. 401 ff.). Die
Bedeutung der A. betont der Katholizismus, von Philosophen besonders Abisto-
teles, Augustinus, Thomas u. a. Über die Bedeutung der A. für die Ethik
vgl. Höffdixg, D. Grundlage der humanen Ethik, 1880, S. 37ff. L. Stein unter-
scheidet A. durch Furcht, durch Gewohnheit, durch Vernunft (Archiv f. Rechts- u.
Wirtschaf taphilos. I, 1907). Die A. in der Pädagogik erörtert Jerusalem, nach
welchem sie eine suggestiv wirkende geistige Macht ist, und nach welchem es „in-
tellektuelle" A. (auf das Denken) und „moralische" A. (auf das Fühlen und Wollen)
gibt (Die Aufgaben d. Lehrers an höheren Schulen2, 1912, S. 229ff.). Vgl. Balfour
(Foundations of Belief, 1895); Slmmel, Soziologie, 1908, S. 136ff.; F. v. Tessen-
Wesiebsei, Der Autoritätsbegriff in den Hauptphasen seiner Entwicklung, 1907;
L. Ihmels, Die Bedeutung des Autoritätsglaubens, 1902. — Vgl. Aufklärung.
Autoritative Ethik: Ableitung der Sittlichkeit aus Geboten staat-
licher oder religiöser Autoritäten (Paley, Rüdiger, v. Ktbchmanx. P. Ree u. a.).
Vgl. Ethik, Sittlichkeit.
Autosuggestion s. Suggestion.
Autotelie (ävToxiJ.tia, ävioteAijs): Selbständigkeit, Unabhängigkeit. Bei
W. Stern, Die menschl. Persönlichkeit, 19192, 19, System der Selbstzwecke, Selbst-
erhaltung und Selbstentfaltung. Im Unterschied von Heterotelie.
Averroismus: die Lehre des arabischen Philosophen Avebboes, der den
Aristotelismus z. Teil neuplatonisch auffaßt und besonders durch seine Lehre von
dem einen, allen Menschen gemeinsamen „aktiven Intellekt", welcher von Gott
stammt, bekannt ist; unsterblich ist der Geist nicht als individuelle Seele, sondern
nur so weit, als er nach dem Tode in den allgemeinen aktiven, göttlichen Intellekt
zurückgenommen wird (vgl. Renan, Averroes et l'averroisme3, 1869; Munk, Me-
langes de philos. juive et arabe, 1857, S. 418ff.). Im Mittelalter trat als Averroist
besonders Sigeb von Bbabant auf (vgl. Mandonnet, S. de B. et l'averroisme latin
au 13me siecle, 1889). Seit dem 14. Jahrhundert traten in Padua und Bologna
„Averroisten" auf, welche die Unsterblichkeit nur des in jedem enthaltenen, all-
gemein tätigen, vernünftigen Geistes annahmen (X. Vernias, Alex. Achillini,
A. XrEHUS, Andbeas Caesalpinus, Caesabe Cbemonini u. a.), während die an den
Kommentator des Aristoteles, Alexander von Aphrodisias sich mehr anschließenden
Alexandristen gar keine individuelle Unsterblichkeit zugaben. Vgl. Gott, Intellekt,
Unsterblichkeit, Monopsychismus. — Vgl. Picavet, L'averroisme, 1902; M. de Wulf,
Gesch. d. mittelalterl. Philos., 1913.
90 Avum — Axiom.
Armm e. Ewigkeit» Ion.
Axiologie a Wertlehre.
Axlons (*£/«/<«, digniue; „propositio fide digns qua* negari non poteet",
Miorsetiue, Lex. pbiloa Sp. 176) ist in weitem Sinn jeder oberste Grundsau einer
Krkenntni*; ein Sau, der weder b* weither iet noch eine« Baweim bedarf, weil er
eelbet die Grundlage, Voranssstmag Jede« Beweieee iet und klarer, sicherer, not
winrtigsi, svidsntsr, tilge »seiner Im ab alfes. w jdureb er hi wissen werden solL Die
des logfcnhao Denkene (s. Denkfeie«») eind Kornea, die lür
n priori (a d.) gehen, Forderungen, die an jede* Denken bersagabrnebt
dee richtigen Denkern, notwendige lÜUel m Verwirklichung
durob dm reinen DenkwiDen. Kbeneo stnd die Axiome der
Vniaiisssliiiiigaii sthhsftHrA-nnaminsnhmgander. ellgaanringnltiger Er-
in der Oasslsliohfcelt der (I
von Rena «ad Zeit (bsw. Bewegung). 8b
ober, wie eile Atte—, für au» Er-
fahrung und
Die mniatrn llterea Deairer orblioboa m den Ornndettaen der Logik Alias,
die im Wen; n des Pankow bagitodst sind. Kaok Plato» muß von dam relativen
ürnndtats (ewewewf) mm tot »reegelnnn „Prinnp" (•. d.) iiiiliitgsgasgis
(RopubL 610 B). Aunorui vnrsuht unter A. (&»/-) einen niebt
(Analvt. post. II. 71 e 14 ff.). Einen durob eieb eelbet
evidenten Bete Mwlibin aatar A. die Stoiker, Bolxucs, die Seholsstikcr
(c Wahrheit).
Rationalistisch betont die Deakaotwmdigkait dar togjmam Axiome Da>
castes („veritse altema, qua* m mante aoetra eedem bebet voeatorque ooauna«
nie notk» eim axiomn", Prindp. pbiloa. I. 49). Evident eind eie aaeh nach Pascal,
Cauud („d* per se"), Lnexrx, der eie eis apriorische (* d.), von der Erfabraag
unahblngign. uuteatw.ll angeborene (a d.) Wabrbeitm betrachtet. Htm (Enquiry
IV, 1), Rbxd. nacb weichem ee sträng notwendige und ■ItesmiiiiM Pianlpiiii. „selbst-
evidente Wabrbeitm" gibt (Essays ob tbs power II. 17011) n. e.
Kaxts Kritizismus »igt. daB es Grundestee gibt, die aus ..reiner Vernunft"
entspringen, a priori, unabhängig von aller Erfabraag gelten, aber (ha Oagenssta
tum RatJonaliemos) nicht für die „Dinge an eich" eondern nur für mögliebe Er*
fahrung und für Erfahrungeobjekte („ Erscheinungen"). Im eagerm Sinne versteht
Kant unter Axiomen nur „synthetische Grundsatae a priori, sofern sie unmittelbar
gewiß sind". Solche A. gibt ee nur in der Mathematik, niebt in der Philosophie; dort
eind eie möglich, weil die Mathematik „vermittele der Konstruktk» dar Begriffe
in der Anschauung des Gegenstände* die Prädikate denselben * priori und unmittel-
bar verknüpfen kann, s. B. daß drei Punkte jederzeit in einer Ebene liegen". Wah-
rend ..diskursive" Grundsitce noch einer „Deduktion" (Rechtfertigung) bedürfen,
sind die „intuitiven" Grundsaue oder Axiome evident. Dss „Prinzip der Möglich-
keit der Axiome überhaupt" oder der „A. der Anschauung" lautet: „Alk* Anschau-
sind extensive Größen." Die Erscheinungen sind insgesamt Größen, „weil aie
Anschauungen im Räume oder der Zeit durch dieselbe Svnthesis vorgestellt
Axiom. 81
werden müssen, als wodurch Raum und Zeit überhaupt bestimmt werden" (Krit. d.
rein. Veru., S. 159 ff.; s. Quantität). Da Objekte für uns durch dieselbe Synthese
(s. d.) entstehen, welche Räume und Zeiten mit deren Gesetzen erzeugt, so gilt alles,
was die auf Axiome gestützte Mathematik (s. d.) von der Gesetzlichkeit der An-
schauungsformen sagt, zugleich von den Gegenständen äußerer Erfahrung. Die
arithmetisch-geometrischen Grundsätze können nicht aus der Erfahrung stammen,
da sie sonst nicht streng allgemein und notwendig, apodiktisch gewiß wären. Die
Axiome sind „synthetische Urteile a priori" (s. Urteil), sie drücken das von der Er-
fahrung unabhängige rein Formale der reinen Raum- und Zeitanschauung aus, die
apriorisch feststehenden Eigenschaften von Raum und Zeit. — Die apriorischen
Grundsätze überhaupt enthalten die Gründe anderer Urteile in sich und sind nicht
weiter bedingt, sondern hegen aller Erkenntnis zugrunde; doch sind sie legitimierbar,
nämüch „transzendental" (s. d.), als Bedingungen möglicher Erfahrung von Objekten.
Der oberste Grundsatz aller analytischen Urteile ist der Satz des Widerspruches (s. d.),
der oberste Grundsatz aller synthetischen, zu neuen Erkenntnissen führenden Urteile
lautet: „Ein jeder Gegenstand steht unter den notwendigen Bedingungen der syn-
thetischen Einheit des Mannigfaltigen der Anschauung in einer möghohen Erf ahrung. "
„Die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung überhaupt sind zugleich
Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung und haben
darum objektive Gültigkeit in einem synthetischen Urteile a priori." Der Erfahrung
liegen „allgemeine Regeln der Einheit in der Synthesis der Erscheinungen" zugrunde.
Die Quelle dieser Grundsätze ist der reine Verstand (s. d.), das „Vermögen der Regeln",
zu welchen die Erfahrung stets nur den einzelnen Fall gibt. Diese Regeln sind die
Gesetze (s. d.), welche erst Natur (s. d.), d. h. den gesetzlichen Zusammenhang der
Erscheinungen möglich machen. Die Grundsätze des reinen Verstandes enthalten
nur das „reine Schema zur möglichen Erfahrung". Sie sind Regeln des objektiven
Gebrauchs der Kategorien (s. d.). Es gibt vier Arten transzendentaler Grundsätze:
1. mathematische, die a priori „konstitutiv" (s. d.) sind und in „Axiome der
Anschauung" sowie „Antizipationen (s. d.) der Wahrnehmungen" zerfallen; 2. dyna-
mische, die bloß „regulativ" (s. d.) sind und sich in die „Analogien (s. d.) der
Erfahrung" und „Postulate (s. d.) des Denkens" gliedern (1. c, S. 172ff. ; Prolegomena,
§ 10 ff., 23 ff.).
Ähnlich lehren die verschiedenen Kantianer (s. d.). Unter ihnen erklärt Fries,
die Grundsätze seien die „höchsten Prinzipien der Systeme von Urteilen" (System
d. Logik, 1811, S. 292). Schopenhauer betont, die Wahrheit der mathematischen
Axiome leuchte nur mittels der Konstruktion in der Anschauung ein. — Nach Windel-
band sind die Axiome ,, Normen, welche unter der Voraussetzung gelten sollen, daß
das Denken den Zweck, wahr zu sein, das Wollen den Zweck, gut zu sein, das Fühlen
den Zweck, Schönheit zu erfassen, in allgemein anzuerkennender Weise erfüllen will"
(Präludien3, 1907, S. 328ff.). Alle A. sind „Mittel zum Zweck der Allgemeingültig-
keit" (1. c. S. 345). Ais logische Bedingungen, Grundlagen der Erkenntnis fassen die
Grundsätze Cohen (a. Kategorien), Natorp u. a. auf.
Das Logische und allgemein Gesetzliche des erkennenden Bewußtsems in den A.
betonen Bardili, Trendelenburq (Log. Untersuch. I2, 292), Lotze, E. von Hart-
mann u. a., auch Riehl (s. Identität), Siowart, Ewald, Wundt, nach welchem das
Donken sich an den formalen Bestandteilen der Objekte am unmittelbarsten und
einfachsten betätigt; die mathematischen A. sind Anwendungen des Satzes vom
Grunde auf mathematische Grundbegriffe, auf die Anschauungsformen und haben
ihre Quelle in ursprünglichen Induktionen (Logik I u. II, 3. A. 1906 f.).
Eisler, Handwörterbuch. ß
AliluUt - Bedeutung
Auf Erfahrung, Induktion (a. d.) und Geiieraliaatioo oder da«
; «töten die Axiome J. 8r. Mnx(8ymtrm der Logik. 1843,1, 277 IL). Vi
wwa(8rstemd. Logik«. 1874. 8. aOff.y. Ormji, E. I^fUttformitAtder.
formen) u. a. Rinun (WW. & 475L). HaurnoLTZ (Vortrage und Reden. 1884.
I IV S 2». ff.). B. Eaoauw* (D. Axiome d. Geometrie. 1877. & 91 ff). Ostwalo u. a.
halten die geomeHtenen Axiom« Ar iau.iirw.lii Setns. Als Pustelste faßt .1
Sovuui die Axiome auf (PaycboL der Axiome. 1899).
\k MnBn rriifmitinnait twi ■■■Teil alTttiillrlior ■naisnilimsltsi, imiilillkjiii
Art fernen die A. der Mathomssih (brw. auch der Medmaik) Stalu» (Begriffe und
Theorien d. med. Physik, 1901. 8. tttf.). Macb. Kunmm, Miuiaco. PowcAat
u. ft, aaf. Nash lauterem sind die geometrieohen Axiome ..verhallte Definitionen' .
die der ..BtipumlWiinll- haiber so gewählt werden. Ihnlnh rethlll es sieh mit
den A. der Mechanik; es sind ..Koavsationan", die aber stliisyinshafisl «ad der
hVfahreng anaspsßt aste mimt (8okmes et hypothess. 190t: deutsch« 1908; U
vsleur de In sdenes, denteoh 1908).
Kordeningen. Postulat* (s. d.) sind die A naoh J. Samuvn (PsyohoL dar Axiome,
1899. & 3). Faulart. W. Poixacx (A. - „Willsnssltss ", Philo*.
Forschung, 1907), Datasoa. F.C8. frsrm— , neoh
fassen, and erst dämm ibrs sslsktivs BswAhmng m
der Erfahrung so A. «erden. 8b intepriagan dm» WDkm xnr Harawawawaaag ■i—i m
die Welt iiimn an W&naohea
Hie sind »10111 an sieh, sondern nur deshalb notwendig, weil and wofern wir sie ab)
IamkmitseJ braoeben (Axiomee an Postulates, tat: Peraonal Tims Ham, ed. by Stert;
deutete nebst sndswsm in: TTiiSMnkaasa 1911). VgL TTinkmaites, flemls, Mathe-
matik, flratelat. Raum, Wahrheit, Norm, ffslnflorhm. Enroiriokrittech. Physik.
MsnhsnOr. Maximen, Imperativ.
Axllnth s. Kabbele.
Itnmnlip beißt in der formalen Logik der erste Modus der Sterten Sohruß-
flgor: Obersau alkjsmwrn bejsbend (a), Untersstx sbenfaUs (a). Folgerang psrtikalar
bejahend (iL PaM | Ma8 | 8iP. x. B. Alle Oüte sind schädlich. Alles Schädliche
totzuveruKriden. Folghoh ist einiges zu Vermeidende Gift. VgL Schlußfiguren, Sebluß-
modL
Barbara beißt der erste Modus dar ersten Schlußfigur: Obersstz, Unteraatx,
Folgerung allgemein bejahend (a). MaP | 8aM | SaP. x. B. Alle Körper sind aus-
gedehnt. Alle Mineralien sind ausgedehnt- Ab» sind alle Mineralien aasgedehnt. VgL
m iinflfimn.il o^i.inn_^vj;
. uuguren, cwnraamoQi.
Baroro beißt der vierte Modus der zweiten Schlußfigur: Obereatt sllgemain
bejahend (a), Unteraatx and Folgerung besonders verneinend (o). Pa M | 8oM | So P.
x. B. Jede sittlich gute Tat findet ihren Lohn in sich. Einige Hand hingen finden ihren
Lohn nicht in sich. Also sind einige Handlungen keine sittlich guten Taten. Vgl.
Schlußfiguren, Schlußmodi.
Bödenlang; ist, allgemein, dasjenige, was ein Wort (s. d.) zum Ausdruck
bringt, das, waa anter einem Worte xu »«»stehen ist, auch der „Sinn" (s. d.) des Wortes.
Psychologisch ist die B. in Vorstellungen and Begriffen gegeben; logisch ist die B.
Bedeutungswandel — Bedürfnis. yj
des Ausdrucks (so lauge sie festgehalten wird) ein im Wechsel des Sprechens und
Denkens konstanter, von der subjektiven Tätigkeit unabhängig gültiger Inhalt (vgl.
HUS3EKL, Logische Untersuch., 1900 ff., II, 30ff., 90ff., nach welchem die „idealen
Bedeutungen" zeitlos gelten; s. Wahrheit). Die B. von Wörtern ist oft ohne anschau-
liche Vorstellungen klar, so daß N. Ach sagen kann, die „Inbereitschaft-Setzung von
Vorstellungen oder Anregung von Reproduktionstendenzen" genügt für die bewußte
Repräsentation dessen, was wir Sinn oder Bedeutung nennen (Die Wülenstätigkeit
u. d. Denken, 1905, S. 210ff.; vgl. Offneb, Das Gedächtnis2, 1911). — VgL Maettnak,
Psychol. Untersuch, zur Bedeutungslehre, 1901; G. Fbeöe, Üoer Sinn u. Bedeutung,
Zeitachr. f. Püilos. u. philos. Kritik, Bd. 100; F. C. S. Schiller, Formal Logic, 1912. —
Vgl. Wort, Sprache, Wahrheit, Meinen, Zeichen, Pragmatismus (Peibce), Kategorien
(Kant).
Bedeutungswandel ist der Wechsel der Bedeutung von Wörtern im
Laufe der Zeit, die Erweiterung oder Verengerung, Verschiebung derselben. Psycho-
logisch beruht er, nach Wcndt, auf „allmählich sich vollziehenden Veränderungen
in denjenigen Assoziations- und Apperzeptionsbedingungen, welche die bei dem Hören
oder Sprechen des Wortes in den Blickpunkt des Bewußtseins tretende Vorstellungs-
komplikation bestimmen"; er ist „ein Prozeß bald mehr assoziativer, bald mehr apper-
zeptiver Verschiebung der mit der lautverbundenen Vorstellungskomponente der
sprachlichen Komplikation" (Grundr. d. Psycho!.5, 1900, S. 364L; Völkerpsychol.
II2, 1904, S. 449ff.). Vgl. H. Paul, Prinzipien <L Sprachgeschichte*, 1909.
Sandfeld-Jensen, Die Sprachwissenschaft, 1915. VgL Sprache.
Bedingung (bxö&tois, conditio) ist dasjenige, wovon ein Anderes abhängig
ist, woran das Dasein oder die Geltung eines Anderen gebunden ist, so daß das
Bedingte (conditionatum) wegfällt, wenn die Bedingung aufgehoben wird („posita
conditione ponitur conditionatum; sublato conditione tollitur conditio"). Es gibt
logische und reale Bedingungen; letztere sind die Umstände, welche das Eintreten
von Wirkungen infolge von Ursachen ermöglichen, sei es permanente Beschaffen-
heiten in den Dingen, sei es bestimmte Vorgänge, die erst die Ursache (s. d.) vollends
konstituieren (vgl. Sigwart, Logik, 1889—1893, LI2, 157; Wündt, Logik, 1906—1908,
la, 192 ff.). Nach verschiedenen Autoren gibt es keine eigentlichen, besonderen „Ur-
sachen", sondern nur Komplexe von Bedingungen für jedes Geschehen. Einen solchen
„Konditionalismus" vertreten Hodgson, Vebwobn (Naturwissensch. u. Weltansch.,
S. 44), E. Mach, Ostwald u. a. — Nach W. Hamilton ist das Denken (s. d.) ein
Bedingen („to think is to condition"); gemäß „dem Prinzip des Bedingten" („law
of the conditioned") ist alles Denkbare durch ein Undenkbares, Unbedingtes begrenzt,
alles Erkennbare bedingt (Lectures on Metaphys. and Logic, 1865 f.). — Die Er-
kenntnistheorie (s. d.) untersucht die Bedingungen der Erkenntnis und Erfahrung
(s. a priori, transzendental, Axiom). Vgl. E. J. Hamilton, Perzeptionalismus und
Modalismus, 1911; Veewoen, Kausale u. konditionale Weltanschauung, 1912; Mabbk,
Die Gleichförmigkeit in der Welt I, 1916; IL 1919. Vgl. Absolut, Relativ, Unbedingt,
Unendlich, Ursache, Notwendigkeit, Grund, Abhängigkeit, Hypothetisch, Milieu.
Bedürfnis ist (objektiv, als „Erfordernis" oder „Bedarf") etwas, was ein
organisches Wesen (auch ein Gemeinwesen) zu seiner Erhaltung, normalen Funktion,
Entwicklung braucht, nötig hat; subjektiv ist B. das Gefühl eines Mangels an etwas
Erforderlichem verbunden mit dem Streben nach Aufhebung dieses Mangels, mit
einem Drängen nach Beseitigung des Störenden, der Unlust, nach „Befriedigung"
des Bedürfnisses. Es gibt körperliche und seelische (geistige) Bedürfnisse, materiale
6*
B! Bedarfnielosifkett Begehren.
(stoffliche) und funktionelle (oder Funktion») Bednrfnhne, ih.B. nach Betätigung
physischer oder psychischer Kräfte, uhenohnasegor Energien. Die payoMeehon Be«
ilnifnliii ■hui feuhlhmelki rtrt. ek enrfalbci tn fnlfffltfc1iitBntnmntifinelb,TfttH»mtik ff
Ee gib» ferner logische, ethische, ■ethetische, religiöse Bedftrfnfa— , ferner individuell-
sasslilnsS ta — m9tmmmmimmmtmt miumlmtm. flas nnneeti 1 1 H ee m • hh— II n I ■ - - — -» *-** -** -*■ - -
I '-1 1 * ■ 1 1 1 • « , .\ ! . ■ in* lfi* , BOTHHHL HBHHHeVi M J* • Tii'urii s*^ utvl k uiibt .1 ?;»• urwp*
liehe und (dort* Gewohnheit, Nachahmung) si not b«s B. Dae B. iet ein wichtiger
perenologieeher Faktor, ee führt cn siehnrebinsn Psnhtinsjia. tu aktiver
(e. ±\ tur KntwirkJung (*. d.). Die fhijsnraig, Verfeinerung. Differen-
ler Bedürfnisse iet — trete nller ihrer Gefnhren — tadti fordernd and aelbet
Wirkung der Knttnr.
DefinlHonen de» B. finden elek bei Hurt, der von den Hiillifnisssii der Keignng
die MVernuiiftbedattnhneM ■iiiHahilJit (rgL Glaube) u. a. (rgL dnitber O. Krane,
Dm Bedürfnis. 1894L Die biobgieahe Bedeutung dm & betont
„Oeesu der wbowefeohso Mechanik" Untrt: „Die Ursache je*
hhonrtigan Weeene iet «gleich die Urenobe der Befriedigung dm Bedorfoicsee' (Die
teleoL Mechanik d. Xetur». 1877); ähnlich betrnohten dee B. eh Ursache
Zweckmässigkeit and Hohereotwieklnttg Latus*» and die
(•. Leben), nie Pacly. Pussct, A. Waonsn n. n. Den Begriff i
■nösiBMadsieai ^sulnffnsBM" «L h «V»r MMhhwublhelnbAM &a^^_i^u »rswt
R, ÜOLononvo aus (fettwfclüuiigsweruknorie, 190«, & 4ff.; rgL Wert). Die Unter
enhohhing meterieler und formehr odrr Fiinktionehetiirfnieni begründet in der Gegen»
wert beeonden A. Doauo (Philo*. Unterlehre. & 74 ft), ferner W. Jen rrtai.nn.
betont, daß eUe Ornndfhnktionen dee Bswuttesins nneh Betätigung ver-
(die Sinne, die Phantasie, dee Denken, dee Fohlen, den Wollen; intettektneUe
und eoeotionelh B.. Ausdrecksbedürfnis; Lehrbuch d. PsyehoL4. 1907. S. IßOff).
T)hJI Rittest IttfiinoT nrM nTaennV it/l*ljjLBulfl>*TitLn^e>lt n\m Aaf fteAtneärsImdufi frsntf flsTesnfi fonenk •* s"hs"nanr
weniger AnnrroTtxss, Dunos, Hon, Hcusn, Hcntixen, 8nMoan, Kabu>wbkt,
ii v Srtur. Wob. Wowdt, Dtanro, Jescsajlbh, MCixtu-Fnany rnu «. e. (vgl.
Ulm, Die Fuiiktfcroefreuden int fethstssohen Verhärten. 1911). VgL L. BubstaXO.
Vereuoh einer Theorie der Bedürfnisse, Sitzungsberichte der Bsji buhen Ahnden).
d. Whnenech.. 1908; Gratwrroca, Arohiv f. erstem. Philoe.; F. Cent, Zur Lehre
ron den Bedorfnhwsn, 1907. — VgL Wert.
Hedfirfalulnuifkelt eh Unehhengigkeit too Bedexfniiein. innere Frei-
heit betonen Sonuna (Xanophon, MemorebiL 1 6, 10), die K yniker, Stoiker u. ».
VgL Tugend.
Kf-fchlnautnmatie iet die eutometioche (•. d.) Ausführung ron Be-
wegungen, welche der Hypnotientor «nrlnngt (rgL Wü»dt, Grundr. d. PejohoL*.
1900. a S31L VgL Hypnoee.
Regrhreit iet im wetteren Sinne klentiech mit Streben (e. d.). Woben, im
engeren Sinne Iet ee dee Verlangen, Streben nach einem vorgmUiDtau Objekt oder
Zoetand, deaeon Mangel Unluet erweckt; dee Gegenteil dee B.. dee Wideretreben
gegen etwaa, dornen Vorstellung Unluet erweckt, iet das Verabscheuen. Die sur
größeren Intensität erwachsende, auf einen Genuß gerichtete llsphieiig heißt
Begierde, deren Gegeneau der Abacheu iet. Durch Befriedigung wird die
Begierde gestillt; öftere Befriedigung sinnlicher Begierden kann aber ebenso cn
deren Owkjnning fuhren, wie die Unmöglichkeit der Befriedigung. Die altere
Psychologie unterscheidet sinnliche« und geietigee Begehren bzw. „Begehrnnge
vermögen .
Begeisterung — Begreifen.
Einen begehrenden Teil der Seele (ini&vtut]ux6v) nimmt Platon an (Republ. IV,
441 B). Nach Aristoteles entspringt das B. (iiti&vuta, Sge$ts) gefühlsbetonten Vor-
stellungen (De anima II 3, 414b 4ff.; III, 9; III, 11). Als vernunftloses Streben
bestimmen die Begierde die Stoiker. Epiktje teilt die Begierden ein in natürliche und
ritle (Diog. Laert. X, 127; 149). Die Scholastiker unterscheiden vom Erkenntnis-
das Strebungsvermögen („vis appetitiva") und verstehen unter Begierde (cupiditas)
das Streben nach einein Gut („passio quae tendit in bonum"). Wie Aristoteles sondern
sie das sinnliche Begehren vom Willen oder intellektiven Begehren; zu ersterem (dem
,,appetitus sensitivus") gehören (wie nach Platon) die „concupiscibilitas" (Begehr-
lichkeit) und „irascibilitas" (Thomas, Sum. theol. I, 81, 2; vgl. Sttarez, De anima V
1, 2). — Nach Descartes ist die Begierde eine durch die „Lebensgeister" (s. d.) be-
wirkte Erregung, vermöge deren die Seele nach angenehmen Objekten verlangt
(Passion, anim. II, 86ff.). Nach Spinoza ist das Begehren ein bewußter Trieb („appe-
titus cum eiusdem conscientia", Eth. III, prop. IX. schol.); das Streben gehört zur
Natur des Menschen und dient zu seiner Erhaltung (1. c. III). Chr. Wolff, der neben
dem „Erkenntnisvermögen" ein „Begehrungsvermögen" annimmt:, definiert das Be-
gehren als Neigung der Seele zu einem Gegenstande nach Maßgabe des in demselben
wahrgenommenen Guten (Psychol. empir. § 559). Das sinnliche B. entsteht aus der
verworrenen, das vernünftige B. aus der deutlichen Vorstellung des Guten (1. c. § 580,
880); Vernunft. Gedanken I, § 434). Kant unterscheidet ein unteres und oberes
Begehrungsvermögen, welch letzteres mit der praktischen Vernunft identisch ist.
Das B. -Vermögen ist das Vermögen eines Wesens, durch seine Vorstellungen Ursache
von der Wirklichkeit ihrer Gegenstände zu sein (Krit. d. prakt. Vern. 1. Teil). Begierde
ist die „Selbstbestimmung der Kraft eines Subjektes durch die Vorstellung von etwas
Künftigem, als einer Wirkung derselben" (Anthropol. § 71 ; vgl. Maass, Über d. Leiden-
schaften I, lff. — Nach Herbart entstehen Begierden durch die Hemmung (s. d.)
von Vorstellungen; es sind Vorstellungen, die wider eine Hemmung aufstreben (Psychol.
als Wissensch., 1824—25, II, § 104, 150; vgl. Volkmann, Lehrbuch der Psychol., II4,
405). Ebenfalls intellektualistisch bestimmt v. Ehrenfels das Begehren (Werttheorie,
1893 ff., I, 248). Alles Begehren (Wollen) ist gerichtet „auf die Existenz oder die
Entstehung eines Dinges, das Eintreten oder Zutreffen eines Vorgangs, oder aber auf
die Nichtexistenz oder Vernichtung eines Dinges" (1. c. S. 6, 18). Vgl. Witasek,
Grundl. der Psychol., 1908, S. 349 ff. Als einen mit Vorstellungen verbundenen Trieb
definieren das B. Wundt (Grdz. d. phys. Psych., 1903 f., III5, 246ff.), Höffding,
Jodl, Siqwart u. a. Vgl. Hemsterhuis, Lettres sur le desir, 1770; Hagemann,
Psychol.8, 1911. — Vgl. Streben, Wille, Trieb, Wert.
Begeisterung s. Enthusiasmus.
Begierde s. Begehren.
Begreifen (comprehendere) heißt, etwas geistig durchdringen, es seinem
Wesen nach erfassen, den Grund, Zusammenhang, Zweck von Dingen einsehen, das
Warum oder Wozu von Handlungen kennen. Begriffen ist etwas, wenn es in einen
inneren (logisch-kausalen) Zusammenhang mit anderem gebracht, wenn es der Gesetz-
lichkeit der Vernunft unterworfen ist. Vgl. Cicero, Academ. I, 41 ; II, 47, 145 (über
die Stoische „Katalepsis"); Riehl, D. philos. Kritizismus, 1879, II 2, 237; Wundt,
System d. Philos. I3, 1907 (Voraussetzung der Erkenntnis ist die „Begreiflichkeit der
Erfahrung"); Swoboda, Verstehen und Begreifen, Viertel jahreschrift f. wiss. Philos.,
27. Bd., 1903; Vaihtnger, D. Philos. des Als-Ob, 1911 (B. gibt es nur als „empirische
Umsetzung der Empfindungen in Kategorien", nicht als Erkenntniszweck; die Welt
Begriff.
«elbst bt ..nicht begreiflich, nicht wtthv". 8. MQff.V VgL Dum. Dm Wesen de*
Begriffs u. des Begreife». 1911. - VgL Kaialeptboh. V«
Begriff (ie>e>-. fwani, ooaoeptM. not». kbe) ist tob der ihn rertrctandun.
■elTontoOng sowfe von der nmmlnwalilfeag («. d.). durch
Analyse er entsteht, sa
(Bjiall»«! «
rnthtlt das fttr dkne
Kaaatitubranda, «ad twer am eo
emkter. mrthodbebar der Begriff bt. Exakte
ErtshrungsbegrifJea durch methodbchti Verarbeitung das OnmbaBsa berror. Aue
ilgantHfTiBr, Begriffe sind Produkte sktirer, ersparaeptirer (a. d.) OriabetlUgliill
fr. Abstraktion), afaht paaatr enssbhertda SfanospVodukle. Der Inhalt des Begriffe«.
dM, wm seinen Gehalt bOdet (der ..objektles" B.). leSt eich aar In einer Reibe von
Urteilen (a. d.) denken, daran Ebmeute db Begriffe bikfea. wekme insofern pototielfe
Urteile, UrteibmogHohkoilen und Formeln für »lobe sind; ab eotatahan teib Im und
mit dam Urteilen, toib geradeso ab Nbdameallga tob Urteilen, aad Hegen ngbieh
l'i tj iltin I l^tfrifmnfta(WiM) Mi—m-j-u-fa TkMiifb ^mA ktfbA TiLah db im
ortgange dM Kthsnaan« immer mehr, aber ab roüig anabht werden
(a. Wesen), eoaer wo M aieh am rem formab Begriffe handell Zagbbh sind ab For •
iV iiinfpo, Poetubte nach einem tsalimmasn Inbegriff nmammeagahorigar Urteib.
in welchen jeder Begriff bbeadig, vm absucht wird. Daa »Inhalt" (a. d.) dM Begriffet
bildet dar hastimmto BiiblksanaMmmatihang tob Mwtmaba, deren Bmheit er bt:
„Umfang" (e, d.) db Gegenstands, auf db er efeh erstreckt. Den Inhalt tot.
\ Mib ampirbobe hferkmab (Erfahraaaabagriffe). teib Beziehung«.
(Rrbtaoaabagriffeh hrib bbta fkMlaüiiitiiitan. Postulats, ITpithoatin, Ideab dM
theoratbohaa oder praktbebea BewuBtaaba; eo hat abo jeder echte Begriff, waaa er
auch nicht immer am der Erfahrung abstrahiert bt, aein „Fundament" in etwM
Voihegrifflfehea, datT. aach eine antohaalbaa ErbfaaiaaeHe bat, tob dar aber der
i.k^lb Gehalt, der objektire Inhalt des Begriffe«, dM m fem albaaarf&glMg Gedachte,
knri db rem logiache Saite dM K, wohl an mIihmiHbii bt Db Begriffe aind nicht
selbst db Dinge, aoodern ideab Objekt» aad Dank- aad Iihimilabmlllil; aber ab
können, wenn richtig gebildet, objektfee Geltnng haben, d. h. für db WirUichkett
gelten, auf ab anwendbar ante, Graadcage das Verheizen* dar Dinge in dar Web» de«
Rewußtaeina zum (symbottsoben) Auedraok bringen und roasrnmenfssaen, eo daa
den Begriffen etwM in der Wirklichkeit entspricht 8ofern db btstare ab Objekt
(e. d.) der Erfahrung auftritt, wird dM objektirphanotnanab „Wesen44 dar Dinge,
daa Konstante, flamtilkihe ihrer Ersebeinungswebe aar in Begriffea erfaßt, fixiert,
bestimmt, wobei db Regriffe im ammban je nach den bssonrferca
und Gesichtspunkten der Betrachtung Terschbden sein können („Mbktires*
der Begriffe). Db Begriffe sind abo das Produkt dM fortschreitenden, ab TnlbnibMa.
analTtboh-synthetbchen Erkenn tnbprosessea und db Mittel cur Bestbamaag dar
objektrren „Tatsachen" (e. d.).
Über db Arten der Begriffe und der BegriffeTerhiltnbm a. Abstrakt, Konkret,
Allgemein, Gattung, Koordination, Subordinicrung. Äquipollent, Diaparat, Kontra-
diktorisch, Kontrar, Kategorie, Idee.
Bezüglich des Ursprungs und Erkenntniswertes der Begriffe TgL RatfcmnHaania,
ffeasuatbmus, Empirismus, Erkenn toi«. Angeboren. A priori, Kritizbmu«. Denken.
Begriff, 87
Den Vorrang der begrifflichen Erkenntnis (s. d.) vor der sinnlichen betonen
schon Heraklit, die Eleaten, Demokrit u. a., aber erst Sokeates beschäftigt sich
ausdrücklich mit der methodischen Bildung allgemeingültiger Begriffe durch „In-
duktion" (s. d.), „Mäeutik" (s. d.), auf dem Wege des Zusammendenkens, der Prüfung,
<ier Besinnung auf das Wesentliche der Objekte (t^^iei 10 iL iativ; vgl. Xenophon,
Memorabil. IV 5, 12; Aristoteles, Metaphys. XIII, 4); so tritt er dem subjektivistischen
Relativismus (s, d.) der Sophisten entgegen. Diese Arbeit nimmt Platon auf, der
den Inhalt des Begriffes, das Typische, zum Wesen je einer Klasse von Dingen, zu
deren „Idee" (s. d.) macht, welche unwandelbar, zeitlos, an und für sich besteht und
durch deren Erfassung Einheit und Bestimmtheit in das Erkannte kommt (Ueno 72 ;
Phaedr. 232 D; Phaedo 65 D; Phileb. 23 E, 26 D). Ein Wissen gibt es nur vom be-
<yüflich Bestimmbaren (Theaet. 201 D). Auch nach Aristoteles geht der B. auf
das Wesen (ovaia, ib ti fkv elvai), die „Form" (s. d.) der Dinge (De anima II 1, 412 b 16;
414 a 9). Die B. sind zeitlos gültig, unwandelbar (Metaphy3. VII 15, 1039 b 24ff.).
Unter dem „materiellen" B. {ß.öyog vAivog) versteht A. den im Objekte potentiell
steckenden Begriff, den der Verstand abstrahiert. Auch die Stoiker glauben, obzwar
sie sonst Empiristen sind, daß erst das begriffliche Denken wahre Erkenntnis ver-
schafft. Die B. entstehen aus der Wahrnehmung und Erfahrung, teils von selbst
Icpvoixöj;, ävexizsytfzcos), teils durchplanmäßige Geistesarbeit (Si'^uete'^agSidaaxa/.ia;
y.al i.-iiueJ.eiag). Es gibt allen gemeinsame, allgemein geltende Begriffe (xoival Ivvoiai,
„notitiae communes" bei Cicebo, vgl. P. Baeth, Die Stoa2, 1908). Nach den Epi-
kureern sind alle B. sinnlichen Ursprungs (xä; J.oyog ä.tö luv ala&fjoecav ffgirjiat,
Diog. Laert. X, 32: VII, 61). Daß in den Dingen objektive „Begriffe" (Äoyoi) sich
betätigen und manifestieren, glauben die Xeuplatoniker (vgl. Plott>", Enneaden LI
6; I 8, 8; vgl. Hegel).
Die Scholastiker, welche das begriffliche Wissen oft einseitig überschätzen
und gern begriffliche Gebilde zu objektiven Wesenheiten erheben, denken über die
Bedeutung des B. verschieden, je nachdem sie Begriffsrealisten, Xominalisten oder
Konzeptualisten sind (s. Allgemein). Die Begriffe (coneeptus bzw. terrnini) sind vom
Verstände aus den Wahrnehmungen abstrahiert und haben das Wesen der Gegenstände
zum Inhalt, indem sie dieses geistig nachbilden (vgl. Thomas, Contra gentil. IV, 11, 6;
Prantl, Gesch. d. Logik LEI u. IV). „Formaler" B. (B. als Denkgebilde) und „ob-
jektiver" B. („coneeptus obiectivus", Begriffsinhalt) werden unterschieden, ferner
„einfache" und „zusammengesetzte" Begriffe. Der B. wird auch als „terminus men-
talis" (oder „t. coneeptus") bezeichnet; so von Wilhelm von Occam, der im B. ein
„natürliches Zeichen" für eine Klasse gemeinsam bezeichneter Dinge, die er vertritt
(„supponit"), erblickt (Log. I, 12; vgl. Prantl, Gesch. d. Logik, 1855, IT, 362).
Von der anschaulichen Vorstellung unterscheiden den B. scharf Descaetes,
Spinoza („mentis coneeptus", „idea", s. Idee), Letbniz, Tschtexhausen u. a. (vgl.
Rationalismus). Che. Wolfe versteht unter B. (notio) die Vorstellung der Dinge
im allgemeinen oder der Gattungen und Arten („repraesentatio rerum in universali",
Psychol. empir. § 48) oder auch „jede Vorstellung einer Sache in unseren Gedanken"
(Vernunft. Gedanken von d. Kräften des menschl. Verstandes9, § 4). Die allgemeinen
B. erhalten wir, indem wir auf das Gemeinsame einer Reihe von Dingen achten und
es sowie dessen Träger besonders benennen (Psychol. rationalis, 1732, § 392).
: Als bloße Zusammenfassungen des Ähnlichen einfacher Vorstellungen unter einem
gemeinsamen Xamen betrachtet die B. Locke (Essay concern. hum. understand. II,
K. 12, § 1; LTI, K. 3, § 13). Nach Berkeley haben wir nur insofern Begriffe, als ein-
zelne Vorstellungen zu Repräsentanten von Vorstellungen gleicher Axt werden (Prin-
dpfecXV). Allgemeine, abstrakte Vnrstslliiiujiin (etwa ein Dreieck, daa wxfer gh-Kh-
saftig noch mtefrerrsiaftig noch echJefwmhcHg bt) gibt es nicht. Ähnlich lehren Hess
(Treatiee. I. ect. 7). J. 8r. Max« Bars u. a.
Zwischen Begriff und Anschauung unterscheidet scharf K axt. B. iat nach Im
eine ■llganiibii Votstellung oder «Im Vorstellung dessen, was rsnhrsron Objekteo
(Logik, hrsg. von Jasscas. a 139). Der B. ist eine „srtselbere Vorstellung", er ist
OeV mJBBb9Sv CaVsl JpSWnBnvWHnsl ^MCBSMflBQ0f VOCBwa*UtllntBBO ABfepvrtH3D0 Bf .
9S«nttBB0tt wWBB * <0VHHMBlHHML sMOHBQQ SBtfl A D0KfflJCuOQL eUNHBMnt tot •« ■ ■
durah Begriffe". Begriffs bestehe« ebb ab „Prädikate ingthlwi urteile" auf «ins
f<seu)afbjej paa bJbjbj §aaj un>«-»ti.mniv n I h p Ml M ! fj kujaj mrntrhlichrn Kr-
krnntnli gehotsn Anschauung (a. <L) «ad Begriff; erster» ohne letaleren iet „blind".
Wahrend aber db Aneehasrurajea ab sinnlich auf , flfbfclhiaan" dss
Vorstelhmgan unter eine panbmkiflililni In Jedem Urteil wird
■ribbltisr auf VofstsOnngsn und varmittsb dbser auf den Geganstsnd rinn gas 80
gibt es, wasche maUsSangig von der Erfahrung entspringen and «priori (■. «I.) für alle
in Begriff gedacht; aOer Erfahrung« rhewnti
Begriffs von Oegeastasjoan eheraeopt ale Bsoingttngen a nrioci
durah db allein Krfshrang mflgiirb bt (Krft. d. rein. Vera., & 88ff .). „Basal
rntliAltrn I;
die Subsumntkm der Anschauung unter dk» reinen, snrbrbchen Beariffe iribt es
„Erfahrung" (a. d.) und .JSrfahjiineaurteib" von objektin
iiliilila tllin illn rihlini um fhiejnmtl'ntbn nnlenhhulnn airibn (ffgnn iVn „fTnln
•;a. Sab).
> erbUekt Haosx. fan „Begriff" saaaaesn dos objektive Wesen dss Dinges
selbst; sc bt nbht bloB eine subjektive Vorstellung, sondern db ..an eich seiende
Sachs", db „Wahrheit des Sans und dss Wesens", db saftlose „Totalität ". in der
Jedes Moment dss Gänse bt, dss er bt, dss „Freb", Msokbohtbin Konkrete", daa
Allgeinrm Besondere, Der B. tritt auf ab „Idee" (a. d.). in der Natur ab ..bthv
rein objektiver Begriff, den such ab subjslrtfver oder „formeUer" Begriff (Im Gebte
des Denkenden). Er bt an ebb eine mit der objektiven „Vernunft " (s. d.) und ent-
wickelt ebb nach eigener Cnili* hhill, rein aus eich heraus. ..dbbktbch" (vgL
Ensyklop.. flOöff, Logik. I. «ff.; e. Dialektik). Nach anderen bt der Begriff nicht
mit dem Seienden identbch. aber er bt dss ideelb Korrelat desselben. 80 nach
Scsxsrsasucsas; dem B. entspricht das FBiahnssin der Dinge, db substantiell«
Ibr» derselben (Dialektik, & SOvf.). Ähnlich H. Ritts», Tszxdbxkxbuso u. a. :
vgl such Usssswso. Logik* 1882, f 56. — B. Ksss versteht unter „Begriff" jeden
Denkinhalt, von der Empfindung angefangen bb zum abstrakten B. (Daa Erkennte»
Problem». 1911).
Daß db B. eigentlich „bgbohe Ideale" sind, betont Hekbart, der unter drm
logbeben B. ..jedes Gedachte, bloß seiner Qualität nach betrachtet" oder eine Vor-
Stellung mit Hfaiblbk bloß auf dae. waa durch ab vorgestellt wird, abgesehen von
ihrer peychologbehen Ifabbl g. versteht (rVvcbologb ab W—inerb , 1814—25,
I. 408; II. 119; Lehrb. d. Psychol.», 1860, 8. 126ff.). Ähnlich Dsobisch, I
Mass u. a. — Ab Zusammenfassung gemeinsamer aVirimeh bestimmen den
Begriff. 89
Begriff Czolbe, O. Schneider, Helmholtz, Boütroüx, Ostwald u. a. — Als
anschauliche Vorstellung mit repräsentativem Charakter und konstantem Inhalt
definiert den Begriff Kreibig, nach welchem den wissenschaftlichen Begriffen die
,, denkökonomische Auswahl der besonderen Merkmale, welche in den Inhalt auf-
genommen sind", eigentümlich ist (D. intellektuellen Funktionen, 1909, S. 39ff.). —
Lotze unterscheidet vom werdenden den verwirklichten B., welcher dann da ist.
wenn der „unbestimmte Nebengedanke der Ganzheit überhaupt zu dem Mitdenken
eines bestimmten Grundes gesteigert ist, welcher das Zusammensein gerade dieser
Merkmale . . . rechtfertigt" (Logik, 1891, S. 39). Nach Wundt hegt der Anfang der
Begriffsbildung in dem „Nebengedanken", daß eine Vorstellung nur repräsentative
Bedeutung hat. Psychologisch ist der B. ein im Bewußtsein isolierbarer Bestandteil
eines durch die Zerlegung einer „Gesamtvorstellung" (s. d.) entstehenden Satzes.
Die Apperzeption bevorzugt bestimmte Elemente der repräsentativen Vorstellung
und maeht sie zur herrschenden. Logisch ist der B. ein Denkinhalt, der aus einem
Urteil durch Zergliederung desselben gewonnen werden kann; seine Eigenschaften
sind: Bestimmtheit, Konstanz des Inhalts imd Allgemeinheit (Grandr. d. Psychol.5,
1900, S. 321 ff.; Logik I3, 1906, S. 91 ff.; System d. Philosophie I3, 1907). — Vgl.
v. D. Pfordten, Versuch einer Theorie von Urteil und B., 1906.
Als Elemente oder Niederschlag (Produkt) von Urteilen oder als potentielles
Urteil wird der B. verschiedenerseits bestimmt. So von Trendelenburg, Gruppe.
Lipps, Stmmel, Spicker. Schuppe, Ribot, Bosanquet, Romanes, Kern, Rieht,
(Der philos. Kritizismus, II 1, 224), Jerusalem (Die Urteilsfunktion, 1895, S. 22),
Windelband, Rickert, nach welchem der B. nicht ein Abbild der Wirklichkeit ist,
aber für sie gilt (D. Grenzen d. naturwißsensch. Begriffsbildung, 1896 f., S. 67, 247:
vgl. Gesetz), H. Cohen, nach welchem das Urteil den B. vollziehen muß. Der B. ist
nie gegeben, sondern eine „Aufgabe"; er ist eine Urteilsart, eine Kategorie (Logik,
1902, S. 267 ff., 499). Ähnlich Cassirer (B. als Funktion, als Einheit der Synthesis),
W. Kinkel, Natorp (Logik8, 1910) u. a.
Als Funktion, als eine „bestimmte Reaktionstätigkeit, welche eine Tatsache mit
neuen sinnlichen Elementen bereichert", faßt den Begriff E. Mach auf (Wärmelehre2,
1900, S. 416ff.; Erkenntnis u. Irrtum, S. 112f.). Als bloße „Bereitschaft" zu einer
Vorstellungsreproduktion bestimmen den Begriff R. Wähle, F. Mauthner (Krit. d.
Sprache, 1901, f, I, 410), für den der B. fast bloß ein Wort ist.
Als Zusammenfassung von Empfindungen, als ein Symbol für Empfindungs-
pruppen bestimmt den Begriff Nietzsche. Nach VATHrNGER sind die abstrakten und
allgemeinen Begriffe nur bequeme Denkmittel, Werkzeuge, „Kunstgriffe des Denkens",
zweckmäßige Fiktionen (s. d.) zur Beherrschung des anschaulich gegebenen Er-
fahrungsmaterials; wirklich Bind nur die einzelnen Phänomene, die Verhältnisse der
Begriffe sind rein logisch, subjektiver Natur. Die Begriffe sind (wie nach J. St. Mtll
nur Durchgangspunkte für das Einzelne (D. Philosophie des Als-Ob, 1911, S. 383ff.):
vgl. F. C. S. Schiller, Studies in Humanism, 1907, S. 64ff., Formal Logic, 1912,
Mach, Ostwald, Avenarius, Nietzsche, Mauthner u. a. Den aktivistischen Cha-
rakter der Begriffe (B. — Aktionszentrum betont R. Müller-Freienfels, Das
Denken und die Phantasie, 1916; Irrationalismus, 1922). — Vgl. Sigwakt, Logik,
1904, I2, 331 f.; B. Erdmann, Logik I2, 1907; Ribot, L'evolution des idees generales,
1897; James, Psychol., 1909, S. 239ff.; Stöhr, Leitfad. d. Logik, 1905, S.3f.; Dyroff,
Einführ, in d. Psychol., 1908; Uphues, Grundz. d. Erkenntnistheorie, 1901; Rehmke,
Philos. als Grundwissenschaft, 1910 (B. ist das als „Bestimmung eines Urteils
betrachtete Allgemeine", „dasjenige Gegebene . . ., durch das Gegebenes »begriffen4,
BjQ Begrifflich — Beharrung.
d. b. bestimmt wird". Dm Bewußtsein. 1910); CAMnn, Bubstansbegriff u. Funk
ikmabegriff. 1910 (Begriffe antatifci* nicht durch Abstraktioc; der R tat e*n Geaet/
uLtt* V ^TTCfTffpf mUf UftO «wOOsTQtttKCsnä1 V0O tuHBOOBEB« Oftfi* MMftt^ -
selbst); H. Taüscvdiuu. Dar Begriff, 1866; K. Gnu, Archir f. sjsqjs*. Philo«
luoi, \Tertdjahrsechr. L wissen«*. Philo*.. 1896; Funktion and Betriff.
»801 ; Aam, Die Idee. 1812; EvatQüE*. Probleme der Wanenscustt, »'■' Unw-
aacn, Untereocb. tur Uhr» vom Begriff. 1910; A. Last. Dar B.. Anh. f. seotasn.
Philo«., Bd. 17. 1911 (Begrifmatad „Worte, die faa laaathetiran Varhiifta ras inaB.hr
geordnet eind"); II. La»«, Dm Prohtan der (1ipneMndB*b«H in dar modernen
Logik, 1916 (Dar B. im logtaehen Sfame, ata Uta, tat kam Produkt dar Abstraktion
oder einer bewuflieu Tätigkeit; ee gibt viele Bogriffe,
Bewufitaein geknsnmen eind); A, Doaa, Dat Weeen d
1911; Dataeoa, Oidnangafehre, 1916; Bnou a. Wi
1919 (rieht des „Veraisi anm— nh*ita|ilil e«iT ftr dta nigiiftaltlihieg baren);
Ben, PsyoboL das Danas«, 1918; Avausu. On the , Tminnwim of the universal
and the Indiridual 1918; P. PgLOUU.ni (Grel KerenMuni Erkonnlntaaig nun
OWraiaeUobeo, 1961. 106) stellt eine« nnkrdanrigon and leilihilislli Ollis Begriff,
den „VtaUngrifl" euf. — Vgl ftlkwnaln Afrrtrahl. Idee, VoreteUnng, Wort,
Itankan. OeeohJobU. Natarvtaasneoheit (RtouaT. Wovor). lUtagorien. Urteil.
Hrkenntnta, nathmaltamia. NotJoo. Fiktion. Objekt, Prolaps»*. Angeboren. Logik
(dta Literatur).
Brgrlf f llrh : tum Begriff» gehörig, durah Begriffe, aus oder in
Ober begriff liebe Erkenntnis a. Begriff. ftkannUita, Erfahrung,
llegrlffagefftnl tat dos Gefühl, aefchee entsteht, aann „sich
Vorslellungen. dta sämtlich dta aar Vertretung des Begriff* geeigneten Eigeneohef trn
bentaen, in der Form wecheemder Eritussrungsbiktarr^Auffaseung dringen
(irundr. d. Psychol.», 1900, 8. 6661.).
Begriff «real iensnn (a. Hlhjmiini, Idee) tat dta Vena-Ibstandsgun«. Hypo-
Ibnsntelsso tu objektiven Woassmeneo. sn etaras unabhängig von
\ A nnj8n
Brgriffaachrlft *. Psasgraphta, Vgl. Faso*, BegrUfaechrift, 1879.
Begriff »nrteile sind Urteile Ober iJatJehnngan von Begriffen oder Urteile,
deren Subjekt ein Begriff tat» im Unterechtade von Anschauung*- oder Wahrnehmung* •
urteilen (vgL Jucsalem. Die Urteitafunktion, 1896, & 168«.; bei Run.: ..begriffliebe
Sitae", bei Ejus*: ..nomoiogtacbe" Urteil*). Bouavo spricht von ..Begriffswahr
beitea" (WtasenschefUlehre. 1837. II. | 133).
BegrlffnverhaUtmlaae s. Begriff. VgL Wovor, Logik I». 1908.
Urgründen beifit, den Grand von etwa* angeben, Urteile oder Handlungen
rechtfertigen, die logisch -teleologisch« Notwendigkeit derselben dartun. VgL Riehx,
Der philo*. Kritizismus, 1879, IT 1. 637; Wovor. System der Philo*. I*. 1907.
Vernunft, Grund.
Behalten s. Gedächtnis. VgL Mvovavv, Experimentelle Pädagogik, 1907,
S. 176 ff.; Omra, Dm Gedächtnis«, 1911.
Beharrung; tat daa Verbleiben in einem Zustande, die beständige, unver-
änderliche Dauer (s. d.) eines Etwas, eine* Dinges, oder eines Gasetae* oder einer
Beziehung. Da* Beharrende im Räume tat dta Materie (s. d.), dta körperliche „Sub
Beifall — Bejahung. 91
stanz" (s. d.), die nach manchen als Kraft (s. d.) oder als „Energie" (s. d.) aufgefaßt
wird. Die Beharrlichkeit ist überhaupt ein Merkmal des Seins (s. d.) im engeren Sinne,
mag dieses auch nur als „Erhaltung im Werden", als relative Konstanz von Be-
ziehungen zwischen den Wirklichkeitsfaktoren bestimmt werden. Ohne ein (relativ
oder absolut) Beharrendes, auf das sie bezogen wird, läßt sich Veränderung (s. d.)
nicht denken. Das Beharren der Bewegung oder Ruhe im abstrakt gedachten Falle
ungestörten Daseins, also ohne Einwirkung einer äußeren Kraft drückt das Trägheits-
prinzip (s. d.) aus. Die Beharrung der Masse (s. d.) oder der Materie (s. d.) und die
Beharrung der Energie (s. d.) sind Prinzipien der Naturwissenschaft. Im Wechsel
Beiner Erlebnisse oder Modifikationen beharrt auch (formal, relativ) das Ich (s. d.).
Beharrung und Veränderung sind in der Entwicklung, insbesondere auch der geschieht ■
liehen, vereinigt. — Für die Ethik kommt die Beharrlichkeit (perseverantia) als
Ausdauer im Handeln, im Verfolgen eines Zieles, in Betracht (vgl. Schleieemacheb,
i'hilos. Sittenlehre, § 315ff.; Natorp, Sozialpädagogik2, 1904, 3. A. 1909).
Das Beharrungsgesetz der Körper in Bewegung und Ruhe, welches im Altert tun
T'och nicht bekannt war, hat in der Neuzeit zuerst Galilei exakt formuliert (s. Träg-
heit). Descartes führt es auf Gott zurück, dessen Unveränderlichkeit (immutabilitas)
den Naturgesetzen zugrunde liegt; jedes Ding bleibt, sofern es einfach und unteilbar
ist, in demselben Zustand, wenn es nicht durch äußere Ursachen verändert wird
(Princip. philoß. II, 37). Nach Spinoza haben (wie nach den Stoikern) die Dinge
ein Bestreben, in ihrem Sein zu beharren („unaquaeque res, quantum in se est, in suo
esse perseverare conatur", Eth. III, prop. VI; s. Erhaltung).
Nach Kant ist beharrlich, „was eine Zeit hindurch existiert, d. i. dauert". Der
„Grundsatz der Beharrlichkeit" lautet: „Alle Erscheinungen enthalten das Beharrliche
(Substanz) als den Gegenstand selbst und das Wandelbare, als dessen bloße Be-
stimmung, d. h. eine Art, wie der Gegenstand existiert." Nur in dem, was beharrt,
können wir das Wechseln bemerken; alle Zeitbestimmung setzt etwas Beharrliches
in der Wahrnehmung voraus, und dieses Beharrliche „kann nicht etwas in mir sein,
weil eben mein Dasein in der Zeit durch dieses Beharrliche allererst bestimmt werden
kann". Das Beharrliche im Räume ist die Materie (Krit. d. rein. Vena., S. 174ff.).
Über psychisches Beharren vgl. Heebart, nach welchem jede Vorstellung als
Stiebung in der Seele weiter beharrt, wenn sie nicht mehr bewußt ist, ferner den
Begriff der „retentiveness" (des primären Gedächtnisses) bei den englischen Psycho-
logen, endlich den Begriff der „Perseveration" (s. d.). Vgl. Rehmke, Allgemeine
Psychol. 1905, S. 107; Dühring, Wirklichkeitsphilos., 1895; L. W. Stern, Person
u. Sache I, 1906. Vgl. Erhaltung, Trägheit, Substanz, Materie, Sein, Werden, Element
(Mach), Perseveration.
Beifall {avyy.azd&eaig, assensus): Wohlgefallen an einem Urteil oder Handeln,
Zustimmung zu demselben. Vgl. Synkatathesis, Gefallen, Anerkennung, Ästhetik
(Herb aet), Beurteilung.
Beiordnung s. Koordination.
Bejahung (Affirmation) ist die positive Stellungnahme des Urteils- oder
Wertungswillens zu einem Gegenstande, die Aussage des Statthabens, des Gehens
eines Urteilsinhalts, die Anerkennung desselben durch den Denkwillen. Der Begriff
des bejahenden Urteils (xardtpaots) findet sich zuerst bei Aristoteles. — Nach Fort-
lage bedeutet das „Ja" die Aktivität, das ..Nein" die „Suspension der Aktivität
eines vorhandenen Begehrens oder Triebes". „Ja und nein sind Triebkategorien"
(Psychol. I, 91 f.). Nach Münsterbebo sind die Urteile „Bejahungen oder Ver-
Bckannthcitegefuhl —
(Philo*, der Werls, 1908.
& 17V). WihrBod nach Wovor u. a. «Um Urteilen aiapilngBia'i «ad iihim Warn n
nach afrirmbrend bt gabt nach JbbcsaUM der B. die ,
Negation Tom»". DmJ." bedeutetem«
dar Easlimmimg (Db Urtailafaaktfan. 1886, & 189). -- Von dar ..Bejahung" daa
Labana durch den Willen (a. d.) anrieht SoaVJranuoM, aoeh Kta neuem u. a. (»gl.
Optimismus). Vgl Negation, Wart
KrknnntlH it-grföhl •
Verhaltene: Jahbs, The Variaties of mligfcus srperbn», 1907»»; 8tabbook: The
p«yobok^cirehgion.lW)l;OBeTaBaa^
Brln Claaben (Hon).
H« II her Sau bt der tob (^Bbix (The iwrroas System of the homan body.
1880; dantach 1888) ■afassUlhi Bat«, wonach die abtiiia Wnraahi dar RücW
inailfMuuin eeueibb {BmnfBiirsngir ) die rnrderan aber aaotorbohe Nerrenfaaern
onthahea.
B>llaaa omninn a. Recbtaphflneophie (Hobbbs).
WH'JMWalHalftl'Jrluna) and Urteils, hl wabaea eiwae benannt «ad damit
«JadMthj hmtealegt gedeutet wird. VgL Fiqwabt, Logik«, 1880 f.. 8. A. 1904; Jaar
bäum, Dia Urteibfenktioa, 1886, 8L lllff.
Wahrend die Objekts
Krf abrang durch die' Beehsnhtiing nicht »ertnderl «erden, mudiflibrt die wiflktr-
Ablauf peyohboheT Vorgänge oder hemmt ihn gar (heaoadera Gefühle, Affekts).
Wb die aufiere mnB daher die innere B. ( Jatroeaectioo") daroh 4
(e, d.) unterstütst aeffdea, aaoh iet sie am besten nie onwümürtica
nehmung" oder ab „unmittelbare Eramerang" aa bandhaben, nicht ab ■igentHohi
(willkürliche) ..8elbathaohaohtaagu.
Wahrend im AJtertam «ad hflleebhai db B. oft noch nicht recht oder getrabt
durch YorgefaOm etil p« aar flellaig kommt (Ananahmen sam Teil bei Hirro-
kxatbs, Abo/totbus, Oauaroa* daa „ea^pMechea** Anten, Albbbtos Maoitob,
Room Bacok u. a,), wird in der Neuaeit db Bedeutung einer exakten, tob JBeob»
achtuagafehbrn" möglichst freien B. für die Wbasaaohaft immer nmreasennVr
erkannt So tob Koraansoa, Kbtlbb, Gauls. Descabtes, L. da Vura u. s..
methodofegboh besonders too F. Baoov, welcher betont der Mensch wiese tob der
Natur nur eo Tbl, aber too ihr beobachtet habe (..Homo naturae mmbter et mterpres
tantum facit et intelligit, quantum de naturae online re, Tel mente, obaerrsTerit
nee amphna seit aut poteat", Novum Organum, 1880, 1 ; De dignitate et aagmentb
soientisrnm, 1888).
Wahrend rbb Psychologen wb HaaBABT, Bbbbxb, Watte, Foetlaoe u. a.
db psycbologbohe Selbstbeobachtung uneingeechrankt verwerten, wahrend besonders
Oomtb sb für geradssa "»m*gKAi. erklart (Gburs de philo», posit. 1830ff.. III, 768ff.;
I, SOff.), wird sb in modifisbrter und vorsichtigerer Form tob Hörrouro, James,
Beraubung — Beschreibung. 93
Lipps, Volkelt, Jodl, Jerusalem, Brentano u. a. für zulässig erklärt, zum Teil
nur als Wahrnehmung aus „unmittelbarer Erinnerung" oder als unwillkürliche innere
Wahrnehmung; so u. a. von Wündt, welcher den Einfluß der Beobachtung und
besonders der Absicht, zu beobachten, auf das Psychische betont. In der Individual-
psychologie ist eine exakte B. nur in der Form der experimentellen B. möglich; nur
in der Völkerpsychologie (s. d.) ist die reine Beobachtung zulässig (Grundr. d.
Psych.6, 1900, S. 27 ff.; Logik, 1893—95, II2 2, S. 169ff.). Vgl. J. St. Mill,
System d. Logik5, 1862; Wundt, Logik II3, 1907; B. Erdmann, Zur Theorie d.
Beobachtung, Arch. f. syst. Philos. I, 14 ff.; Meumann, Intelligenz und Wille,
1908, 74; W. Stern, Beiträge zur Psychologie der Aussage, 1903—06; Über
Intelligenzstadien und Intelligenztypen, 1915. — Vgl. Experiment, Induktion,
Methode, Wahrnehmung (innere).
Beraubung {axi^^aig, privatio) bedeutet in der aristotelisch-scholasti-
schen Philosophie das Fehlen oder den Wegfall, die Aufhebung einer Form, Eigen-
schaft, Zuständigkeit, die sonst in der Natur eines Dinges liegt, ihm normal oder
potentiell zukommt. Die „B." ist nichts Positives, Wirksames, sondern nur der
Mangel eines Positiven (z. B. Blindheit als Beraubung des Sehens). Unterschieden
werden: vollkommene, unvollkommene, ferner absolute, partielle B. Das Böse
(s. d.) wird zuweilen als B. des Guten bestimmt. Vgl. Aristoteles, Metaphys. V, 22;
X, 4, 1055b; Thomas, Contr. gent. II, 41; Sum. theol. I, 17, 4 c; Chr. Wolff:
„Defectus alicuius realitatis quae esse poterat", Ontolog. § 273; Sigwart, Logik,
I2, 167. — Vgl. Nichts.
Bereitschaft ist, psychologisch, die Fähigkeit rascher und leichter Re-
produktion einer Vorstellung. Ein Inhalt ist um so „bereiter", je rascher und je
öfter er reproduziert wird (vgl. Offner, Das Gedächtnis2, 1911, S. 139ft. ). Vgl.
Disposition.
Berührung (contiguity) ist psychologisch das räumliche oder zeitliche Zu-
sammensein von Vorstellungen bei der Assoziation (s. d.).
Beschaffenheit s. Eigenschaft, Qualität, Zustand.
Beschaulichkeit s. Kontemplation, Mystik.
Beschreibung (bjioygacpri, descriptio) ist die geordnete Aufzählung der
charakteristischen Merkmale eines Gegenstandes, welche genügt, um den Gegen-
stand klar vorstellen und von anderen unterscheiden zu können. Die B. ist von der
Definition (s. d.) und von der Erklärung (s. d.) zu unterscheiden. Vgl. Diog. Laert.
VII, 60 (Stoiker); Kant: „Exposition eines Begriffs, sofern sie nicht präzis ist",
Logik, § 105. Über beschreibende Urteile vgl. B. Erdmann, Logik I2, 1907.
Verschiedene Forscher wollen in positivistischer Weise an Stelle der Erklärung
der Phänomene aus Ursachen und Kräften die vollständige „Beschreibung" der
funktionalen Abhängigkeiten der Phänomene voneinander setzen. So Comte, Rob.
Mayer, Kirchhoff (Vorles. über d. mathem. Physik I, 1876), Ostwald, E. Mach,
(Populärwiss. Vorles. S. 251 ff.), Petzoldt, Avenarius, H. Cornelius, Nietzsche
z. T. auch B. Kern u. a. Hingegen betont z. B. Wündt, daß eine solche „Beschrei-
bung" schon eine Erklärung einschließt (Logik, 1895—97, II2, 1, 28ff., 343ff.).
Ähnlich Volkelt, Gewißheit und Wahrheit, 1918, 131; Becher, Geisteswissenschaften
und Naturwissenschaften, 1921, 40; O. Kraus, Kantstudien, 1921. — Vgl. Erklärung,
Psychologie.
Beseelt — Betonung .
Heaeelt (/>i*t>x°>. animatm) ist, was ahm Beste (». <L) hat, odar
iUgungen fähig bt. MB«MliM und in geviMm M*fle «oU «ixsh dia POmucii (•. d).
js, mm* der Lehr« des P»npsTchbssns («. d.). aus Ding» („Allbreeelung"). - Über
lieeeelung TgL Ästhetik, Einfühlung. Intropktion.
Kreenoenheit: primitive Vorstellung, defl lioh fremde Seelen eine ■»
euch In der katbol. Kirche, bei den Jüdischen Chsssidim ad im modern, epirit. Lehren
eine RoOb. Vgl. K. T. Onwmfci mm, Deutsche lYrchcsogb I. 1916; Funnurov,
Mystiquc moderne, Arch. dt PtvcboL XV; Dsssoa, Vom Jenseits der 8sa>, 1917*.
Koinnanf (sich besannen) ist dos sküve Dsytodsssswo von Vorstellungen
* - -*- -ll- s -•-- — s s s. 9 __ % j S S> t 1
| . >» i ■ i, .* -\i^*- . * . . ., . iir* | .* * mHmmmmVMmmflmVH DVmmL 0 I UHHDVH ■ •• r .Vi* iwr *».► -t . ».» H
uuf bestimmte, gewollte Erinnerungen and die Verwirklichung dieser durch den
Wille*. VgL Wovor. Grands, d. php. Psych. IIP, 6130.; Drmorr, Einfuhr, in
d. PsyoboU 1906, 8. 49, UOff Nach Voucilt. Oreirmsb «od Wahrheit, 1916, 61,
SU die Selbstbssinnung der Ausgenfspunkt der Krkenntnk. — VfL ^»"^"i
lt.H.,inliruiiU: «nupu-h: msnfsml mm b*OOim Bsfrifl drr Ml Mm
tion. Indrehliisnmsrawj (s. <Lk VgL Tu. Lrrr. Individuum «ad OimiinsoLifU 1919.
der dm sosiologisebe Wechselwirkung ab Ineinswlsrwiiken von Angbichung und
liesooderung f»6u Ein Oeseu der Bssouderung lehrt P. Wüst, Dt» Auferstebung
der Metaphysik, i960.
Bcaaauenhelt (siest«rf»i, weiche« Wort eher such Msmslten u. s.
mitbedeutet) ist die Tugend odar Fähigkeit rkajsabjsn, der mit voUsi
da? Folgen ssiner H*it HLnogaii bandelt, dar alba in Betracht Kommende
sbwigt, überlegt Diese Tugend erörtern PlatO» (RopubL 443 DL AlOTOTBUm
Ni III. 13), die Stoiker. firan.UTmsuoum (Phflos. Sittenlehre, 1609. > 3131 ,
u. s. Vgl. Com, Ethik, 1904, & 493. - VgL KsrdinsJtugenden.
Bentimmtbelt ist, psychologisch, Utteib~8mbulmt, OewiÄheit (e. d).
Bestimmt ist am Begrifl. weaa min Inhsit und Umfsag gansu, eindeutig feet-
gebgt Int (VgL Definition}. „Bestimmt" ist ferner nUss logisch, rational Festgelegte,
logisch Geformte. Subsumierte, unter slbninofflo Begriffe Gebrachte. „Bestimmt"
ist auch der durch Motive bedingte WUle (vgL Wubosfreibeit). — Kursus unter
scheidet Eigenschaft und „Bestimmtheit' (s. B. dss Fühlen) sowie „Bestimmt
beiubesonderheiten" (s. B. Lust). Denken ist logisch ein „Bestimmen" (Philo..
ab Grundwissenschaft, 1910, & 6330.; Allgemeine PsychoL 8. 478 ff.). NsTonr.
Die log. Grundlagen der exakten Wmmnsch., 1910, S. 39 (B. bt der logische Grund-
akt, die Grundform des Urteile); Faiscurssx Komm, Whmmschaft u. Wirklich-
1912 (Die Bestimmtheiten dar Objekte und Pmpnndiingon sind nicht rein ans
der Denk, und ErhsnnrnmnmtilNiksii ableitbar, sondern determinieren das Er-
hirrmt"! selbst, geben erst den Inhalten derselben die bestimmte Stalls im Relations-
system). Das Problem der Bestimmbarkeit der Realität behandelt Kütm, Des
Realsnerung IL. 1920. 196. Vgl. Apeiron (Plstov). UrteU. Veränderung.
Bestimmung s. Determination, Motiv, 8chickssk Prädestination. B. bt
auch soviel wfe Aufgabe, Zweck (s. d.) eines Wesens. VgL Fichte. Die B. des Menschen,
1606; J. Fun. Destiny of Man, 1864; deutsch 1690.
Bestrebung s. Streben.
Betonung s. Gefühl, Rhythmus.
Betrachtung — Bewegung. %
Betrachtung ist aufmerksames Erfassen eines Gegebenen, ruhige Lenkung
der Aufmerksamkeit auf die Merkmale desselben, Durchgehen derselben im Geiste;
auch soviel wie Reflexion, Meditation (s. d.). Das Betrachten von Objekten ohne
Hinblick auf einen praktischen Zweck, nur um der Lust am Betrachten und Be-
trachteten selbst willen, ist für die Ästhetik (s. d.) bedeutsam („Kontemplation").
Beurteilung ist die Abgabe eines Urteils (s. d.) über die Bedeutung oder
den Wert einer Sache. Nach B. Erdmann ist sie ein Urteil über ein Urteil (Logik,
1892, I, § 56). Windelband unterscheidet Urteile und Beurteilungen und bemerkt
dazu: „In den ersteren wird die Zusammengehörigkeit zweier Vorstellungsinhalte,
in den letzteren wird ein Verhältnis des beurteilenden Bewußtseins zu dem vor-
gestellten Gegenstande ausgesprochen." Alle Beurteilungsprädikate sind Äuße-
rungen des Beifalls oder Mißfallens. Alle Erkenntnissätze enthalten eine Kombination
von Urteil und Beurteilung (Präludien3, 1907, S. 52ff.).
Beweggrund s. Motiv.
Bewegung (xlvyois, motus) ist im weitesten Sinne soviel wie Tätigkeit,
Veränderung, im engeren, gebräuchlichen Sinne ein räumlicher Vorgang. B. ist als
solcher soviel wie Veränderung des Ortes in der Zeit, Veränderung der Lage eines
Körpers oder Raumpunktes zu anderen, zum Räume, zu einem gegebenen oder ge-
dachten Koordinatensystem. B. ist Zurücklegung eines Weges, sei es durch innere,
von außen nur ausgelöste Kräfte (wie bei den Organismen, welche die Eigenschaft
der „Selbstbewegung" haben), sei es durch Stoß, Attraktion usw. (B. durch andere
Körper). Jede B. hat eine bestimmte Geschwindigkeit und Richtung (s. d.). Die
physikalischen „Kräfte", welche Bewegungen bewirken, sind für die mechanische
Naturauffassung selbst Bewegungen, von denen andere funktional abhängig sind;
man spricht auch von „verborgenen Bewegungen" (der Massenteilchen). „Wirklich"
ist jene B., welche unmittelbar bewegenden Kräften entspringt; „scheinbare" B.
ist das bloße Bild der Ortsveränderung ohne unmittelbar dynamische Grundlage;
die wirkliche B. ist ferner die methodisch festgestellte, denkend-bestimmte, allgemein-
gültige, vom Standpunkte des einzelnen Beobachters unabhängig gedachte B. Aber
auch die wirkliche B. ist als B., als Ortsveränderung, Lagenwechsel „relativ", stets
auf einen andern Raumpunkt bezogen; eine „absolute" B. existiert nur im Denken,
durch Annahme eines festen, als ruhend gedachten Punktes im Weltraum, auf den
andere Bewegungen bezogen werden. Die B. ist als ursprüngliche Bestimmtheit
der Körper aufzufassen, denn Ruhe (s. d.) ist nur gehemmte B. oder nur relative
„Ruhe" (in bezug auf bestimmte Raumpunkte). Doch darf die B. nicht als etwas
von allem Erkennen Unabhängiges betrachtet werden, aus dem etwa auch das Psy-
chische hervorgeht (s. Materialismus), denn noch so komplizierte Bewegungen
bleiben räumliche, physische Vorgänge. Die B. läßt sich als „Erscheinung", als äußer-
liche Sichtbarwerdung von „an sich" bestehenden Verhältnissen der Wirklichkeiten
und deren Wechsel auffassen, so daß man von einem „Innensein" der Bewegung
sprechen kann, analog dem, was wir in uns selber finden, wenn wir uns selbst und
andere bewegen. In den (realen) Bewegungen kommen Veränderungen von Rela-
tionen der Wirklichkeitsfaktoren zueinander zum Ausdruck, zur „Objektivation".
Im übertragenen Sinne spricht man auch von „B." auf geistigem Gebiete
(Gemütsbewegung, Denkbewegung; s. Dialektik), auch von sozialer, geschicht-
licher B.
Im Altertum und Mittelalter gilt als der ursprüngliche Zustand vielfach nicht
die Bewegung, sondern die Ruhe. Doch ist nach Herakut und nach Protaooras
8| Beweine-
alle« in beständiger B. und d» Buk* nr rwnmnerhain (»■■luin'M Phre. VIII.
3, 153 b 10) und nach ÜXMOxarr Ut die geradlinige & ein* ureprongtiohe Eigen-
sehalt der Atome (a. d.). ebenso nach den Epikureern. Hingegen erklären die
Eleatcu (PanauxtD» u. ».) die B. für bloßen Schein. 8o bringt Zxxox von KU*
eine Bein« tob Argumenten gegen die ReaMttt der B. tot (vgL Afrni.no«> PrxtL:
vgL Diog. Leert. IX, 72; AataToraxnt, Phy«. VI, 9, 238 b 33). wogegen Axi*totxi.h
auf die Verkennung der flrnlsgksJl der Benngung und der Zeit eufmerkeem macht
(Phre. VI, 9, 239 b 8; Aber die ZencnUoe.sn Antinomien AnBern man auch Lnaau,
Juri.K, Hkokl. DOnntxo. Tu. Gouraaz, Bxnoeox. Kfhormtavx. Grund:
Philoa^ 1888, S. 83(f.. u. a.L Plsto* untereebeidet qualitative R (ewUe/eie.gy
und Ortabewegung (acgifcfd) und beiracbtet die eich ealbet bewegend». Welteeeie
(a. d.) alt Prinzip aller hnarnUrhcn Bswsgungce (Tim ihm, 43fL). AuaroimM
definiert die & (im ilUntnUjin Sinne) aU Verwirklichung einee Moglkmsn. Ober-
gang ana der Potenz (e. d.) In die Wirklichkeit ({ ree lernt»!, f eVenreV, /•
Phre. III 1, 201 b 4; rgL III 1. 201 a lüf.) Es gibt vier (oder auch «che) Arten drr
B. (a. Veränderung), Rntetehen und Vergehe«, Zu- und Abnahme. Umwandlung und
(a/rew*c aev* reaav, yood, Pbya. III 8. 208 a 31). Sie bedarf
i(a.d.keondernietOrttweohmlimerfAttlanBaome(drr<a/f/«rmTi;.
Phre, VIII 10. 267 a 18). Die TolBmmmenate B. Ut die dem lther (a. d.) und
Sternhimmel eigene KmUlwwtgnng Der „erete Beweger** iat OoU (a. d.). Im
Sinne den AateroTtxta lehren die Seholaetiker. 8o definiert Tnottat die B. am
„extern de potentia in aotnm" (dum. theoL L 78, I; rgL .Scanne, Metaphya. dhv
puutionet, 40. 4). Vgl Örocex, Lehrbooh d. Philoa. 11*. 1812.
Durch die Arbeiten von Koraurncva, Kanne, Qua» knmmen neue, exaktere
dninfneimp« betreff» der B. auf (s. TrAgheit). Die mtehtnUoh» (a. d.) Naturauf-
feeeung macht man geltend, eo bei Honnnt, Dnecanme u. a. Nach UtaUnm iat
Jede B. Ortaverenderung, Obergang einee Körper« aue einem Orte in einen andern
(„actio, qua corpue aliqued ex uno looo in attum nügret". Princip philoa. II. 23ff.).
Gott hat die a ereohaffen und erhalt die „Bs esgangagrnoc" (m. r.) in der
konmenf (rgL KreftmaB). Nxwroa definiert die «nfmointe** B. ale Übertragung
einet Körper, nun einem ahaolaten Ort hl nimm andern, die „relative * B. ab Ober,
tragung aue einem reUtiren in einen inlaUren Ort (Natorate philoa. prinoipia
mathematice, IV). Die wahre B. beruht auf Kräften in den Körpern. Nach Lammt
iat die B. wirklich, wenn flu« unmittelbare Ureache im Korper eelhet nagt. B. iat
Änderung der Lage (Philoa. Hauptaohriften I. 58, 243ff.). Die B. ha nur eine wohl-
fundierte ..Bracheinung''. daa Wahrnehmungabiid von Kraftimpulsen (a. Materie),
deren Träger immaterieUe „Monaden" (e. d.) sind. Nach BxnxxLXT iat die ■
mn Wahrnehxtnnanmhalt, da ea an eieh keine Korper gibt (s. IdeaUamot, Materie);
alle B. Ut „reUtiv" (PrincipUe, 102).
Kajrr erklärt in eeiner fOtkritUobon Periode ebenfall« jede B. für relativ
(Kleine Schriften tur NaturphUos. IL 403; Gedanken von d. wahren
der lebend. Kräfte. 1747, $ 4). SpAter betont er ebenfalls, alle ei
konttatierbare B. eei relativ. B. einee Dinget Ut „die Veränderung der Anneren
Verhältnisse deeaelben zu einem gegebenen Raum" (Metaphya. Anfangsgründe d.
NaturwUa., S. 5 ff.). Die B. Ut als Begriff eine der „Pradikabiben" (a. d.
„sinnlich bedingter Begriff a priori" (Ober die Fortschritte d. Metaphya.. Kleine
Schriften a. Logik u. Metaphya. IIP, 98), kein rein apriorischer Begriff, weil B.
außer den Anschauungsformen Raum und Zeit noch die Wahrnehmung eine» be-
weglichen Etwas voraussetzt (L c. 8. Sff. ; Krit. d. min. Vrrn.. & 68). Die B. Ut
Bewegung. 97
keine den Dingen an sich zukommende Bestimmtheit, sondern eine solche, die den
Erscheinungen (s. d.) der Dinge als Gegenstände äußerer Erfahrung zukommt,
insoweit aber notwendig und allgemein, objektiv. — Als Erscheinung oder als
objektiven Bewußtseinsinhalt, also nicht als „an sich" seiend, fassen die B. auf Fichte,
Hegel, Schopenhauer (s. Wille), Hebbart, nach welchem die B. „natürlicher
Schein" ist, da an sich alles Sein beharrt (Metaphysik II, § 295), Lotze, nach
welchem den Bewegungen Innenzustände der Monaden zugrunde liegen (Grdz. d.
Xaturphilos. 1882, § 5 ff.; § 25), J. H. Fichte, E. v. Hartmann, Fechner, Lipps,
F. A. Lange, Spencer, nach welchem alle B. in der Richtung des kleinsten Wider-
standes erfolgt (First Principles, § 16), Nietzsche, Liebmann. Riehl (Der philos.
Kritizismus, 1879, II 2, 297) u. a., auch Wundt, der die B. als relative Lageände-
rung gegebener Raumgebilde definiert und sie als allgemeine Eigenschaft der Sub-
stanzelemente bestimmt (Logik 1893—95, I«, 518ff.; System d. Philos. I3, 1907,
S. 116 ff.). — Idealistisch fassen die Bewegung Cohen (Logik, 1902, S. 198 ff.),
Natorp, Schuppe u. a. auf. — Eine absolute Realität hat sie nach Descabtes,
Holbach, Czolbe, Ueberweg, Dühring, Büchner, Haeckel u. a. Vgl. L. Lange,
Die geschichtl. Entwickl. d. Bewegungsbegriffs, 1886.
A. Trendelenburg versteht unter „Bewegung"' das dem Denken und Sein
Gemeinsame. Die „konstruktive" B. ist das A priori im Denken und Anschauen,
die „ursprüngliche Tat", welcher die Formen der Erkenntnis und des Seins (Raum,
Zeit, Materie usw.) entspringen (Log. Untersuch. 1862, I, 143 ff. ; Gesch. d. Kategorien,
S. 365 ff.). — Nach C. Brunner führt das abstrakte Denken alles auf die Bewegung
(„Veränderung des Nebeneinander") zurück (D. Lehre von den Geistigen und dem
Volke I, 1908, S. 226 ff.). Alles ist (für den praktisch orientierten Verstand, nicht an
sich) Bewegung; alle Dinge (s. d.) sind Bewegung, Bewegungszustände. Eine Be-
wegung durchdringt alles; die ganze Welt ist ein bewegtes Ding ohne Ruhe (1. c.
S. 266 ff.). „Bewegung macht das einheitliche Wesen aller der verschiedenen und
ineinander umwandelbaren Erscheinungen der Welt aus, die deswegen verschieden
erscheinen, weil die Bewegung eine verschieden geschwinde ist, und die deswegen
sich ineinander umwandeln, weil die geschwinderen und langsamen Bewegungen
ineinander übergehen" (1. c. S. 289ff.). Auch nach Bergson ist alles Sein in Bewegung,
im Werden („Mobilismus). Die wahre, reale Bewegung, die wir nur durch „Intuition"
(s. d.) erfassen, ist ein stetiger, unteilbarer, einheitlicher Vorgang, der nur für den
analysierenden Verstand als eine Vielheit von instantanen Lagen außereinander
liegender Punkte erscheint, während die B. selbst ein stetiges Durchlaufen ist, die
von der teilbaren Bahn, die sie gleichsam absetzt, hinter sich läßt, scharf zu unter-
scheiden ist (Matiere et memoire8, 1910, S. 207ff.). Die reale, absolute B. ist ein
Zustandswechsel in den Dingen (1. c. S. 217 f.). Vgl. Zerbst, B., 1912.
Absolute B. gibt es nach Liebmann, C. Neumann (Über d. Prinzip, d. Galilei-
Newtonschen Theor., 1870), Petrontevics u. a. ; nur relative B. nach Maxwell
(Substanz u. Bewegung, S. Uff.), Ostwald, Mach (Die Mechanik8, 1908), Pear-
son, Stallo u. a. — „Wegung" (kinetisches Gleichgewicht) und „Bewegung" (Be-
schleunigung, Verzögerung. Arbeit) unterscheidet L. Gilbert (Neue Energetik,
1911, S. 28ff.).
In eine neue Phase ist die Theorie der Bewegimg durch die neueren, an die
Versuche von Fizeau und Michelson anknüpfenden Theorien getreten, die Rela-
tivitätstheorie (vgl. Relath ität*prinzip). Vgl. M. Planck, Das Bewegungsgesetz
der Welt2, 1908; Poincare, Die neue Mechanik, 1912; E. Rethwisch, Die
Bewegung im Weltraum3, 1899; Petzoldt, Annalen de: Naturphilos., 1908;
Eialer, Handwörterbuch. -
96 Bewegun
icbtke, Tlswogimg, die rterte Dinameiriii, 1912; J. Kunus, Dm Probten
cter B.. I, 191t; Eonrn, Die Qrnadteg» der allgem. RrUuriUtatbeorie, 1016;
Üb« dte eptrteDt «ad die ■llfiimtiii noteliTitltsiheorte. 1921**; Loura, Biyerw^
Mmowoo, Dm ReUüritMeprianfe; r. Lara. Dm Reutiritatsprinxip»; Luiid,
Ober feUUvitAamrinzip. Atber. Greritatioo«. — VfL Atom,
Morsienflr. Tflnemeilk. Pboronomte, Körper, Meierte. Kraft, Energie,
Gen* (ABAXaooaas), Gestalt, Raum, Habe, Riebtang. Quantitativ, Körper
Wechselwirkung (peycbopbyetecbc ), ParsttsIkaaM. Eiapßndang, Bete,
(oder kinastbetisehe B.: Ca. Bastu»)
sind dte an dte (ektire oder ueeitee) Auaf uhrung tob K/Wperbewegaagna geknüpften
Verbimiangan ron Gelenk-, Sehnen-, Mental and Hrammpfladangaa Dte B
etad tob Beden teng für dte eashfldang der rUanMorstelhing (s. d.L kommen aber
euch eoaet menabjfeoti In Betrecbt (tEia lethstteihau Oentenea, worauf t B.
Voläblt hinweist). Vgt Basen*. Lm eenaatione fauernee, K Stf.; EsataaBACs,
Gr. d, PsyoboL I. 1908. SMS.; Wem. Grds, d. phys. PejokoL. 1903, II». I
Jodl. Lehrb. d. PayoboL. 1909, 1». 206ff. - VgL
ut nte
eind (rgl.
HnxrAcn, D. Oieatnteeeneek. d, PsyoboL. 1903. & 340).
dte Wa
Mit der bloßen Vorstellung <
Bewegung tet tnebr oder weniger eine Tendenx rar Auaf ührung der Bewegung ver-
bunden, worenf Stbicsbb (Stadtee ober dte BewegunMTotstdlaBgen. 1892), Rdot,
Jkbc&albm u. e, binweteen; eonet wird eaeb dte „ideoaaHorteche", bewegungs-
tateadierende Eigenschaft des Psychische» betont, eo tob Rrnor, Jamb* (Psycho'-.
1891. K 1 u. 23). Focnxti u. t, (rgL Peytnteob). Vgl Zun*. Leitfad. <L phys.
PsycboL«, 1893. a 18; EaaucaBsca, Grds. d. PsycboL I. 1908, 467; Wovor. <
PsyoboL». 8. 134 f.; Grdx. d. phys. PiycboL n\ 1903. 474ff . lW3ff.; Tb. Hnxxa,
Hutes, Städten XI; BIbwalo, Zar Psychologie der VoretoUungstypsn. 1916. (I
ecbektet Voratellunge- und FBU,ifte)iliiiM«intni iker 171 f.). — Bewegung«
Wahrnehmung, froher nie SchJnßproesfl stifgsfaßt, auch nie iiiaalhetlndbjre
Moment der Empfindungen, wird neuerdings ate Snoatetfell der GeeUltwehrneh-
mung («. d.) angesehen. VgL T ifBomrs, Kritik der heapteiehltohetjen Theorien
Ober den unmittelbaren IteeegiiBMehMl k Z. (. Psych. 61; M. Wbbtsjbmkb,
Exp. Studien Ober da« Sehen tob Bewegungen, Z. f. Psych. 61. — VgL Motorischer
Typus, SUttecber Sinn, Wort, Wüte.
Bewein (AwtUeifc, argumenutio, ihanuiatieliii, probatio) tet dte Dar-
legung der Richtigkeit, Wahrheit (oder WahrscbeinhchkHt) eines Urteile (Sets»)
durch Schlüsse, in welchem da. UrteU all folge anerkannter, richtiger Urtette auf.
geengt wird. Em „Beweis", der dte Wahrheit eines Urteils durch Rückgang auf dte
Anschauung dartut, beißt „Demonstration" (im engeren Sinne). Ein 8aU wird
bewiesen, indem die Gründe aufgesucht werden, aus denen ab Prämissen der SaU
ate Konklusion folgt. Diene Gründe oder Urteile, auf die man steh beruft, heißen
Beweisgründe („argumenta probandi", „prineipia demonstrandi"); ate gelten
ate bewiesen, sind aber selbst noch beweisfahig, bte man zu obersten, unbeweisbaren
Voraussetzungen altes Beweisen» gelangt (e. Axiom). Die Beweiskraft („nerrus
Bewertung — Bewußtheit. 99
probandi") liegt in den Beweisgründen und hat verschiedene Grade (s. Apodiktisch,
Wahrscheinlichkeit). Ein richtiger B. darf weder zu viel noch zu wenig beweisen
(„nimium, parum probare"), nicht auf ein fremdes Gebiet überschweifen („Hetero-
zetesis", „metabasis eis allo genos"); er soll stetig, lückenlos, ohne „Sprung im
Schließen" („saltus in concludendo") sein, nicht von falschen Voraussetzungen
ausgehen („proton pseudos"), auf keinen ihn selbst voraussetzenden Satz sich be-
rufen („hysteron proteron"), nicht einen beweisbedürftigen Satz als richtig ansetzen
(„petitio principii"), das zu Beweisende nicht schon in den Prämissen voraussetzen
(„circulus in probando"), nichts erschleichen („subreptio"), nicht das Beweisthema
verrücken („ignoratio elenchi"). Zu unterscheiden sind der direkte und indirekte
oder apagogische (s. d.) B., progressive (s. d.) und regressive (s. d.), induktive (s. d.),
objektive, subjektive u. a. Beweise (s. Argument).
Den B. definiert zuerst Aristoteles als die Ableitung, den Schluß aus richtigen
Grundsätzen änööeigig filv oiv iaxiv, Sxav i§ äAr^üv y.al tiqcjxcov 6 avAÄoyiaudg
?l fj ix xoiovxaiv, ä öid xivu>v ngioxcov y.al aÄrftiLv xr\g negl aixä yvüoecog xrtv dgy^v
sTZTjvev, Top. I 1, 100 a 27; ^ änö&ei^ig tuiv iaxt ovAAoyiOftög dewxiy.bg alxlag y.al xov
diu xi, Anal. post. I 24, 85 b 23; vgl. 12, 71 b ff.). Die obersten Grundsätze (die
obersten dp^al xrjg änodet^emg) gelten unmittelbar (äfieaa), durch sich selbst,
bedürfen keines Beweises (Anal. post. I 2, 72 a 7). Die Skeptiker bestreiten die
Möglichkeit einer Beweisführung, weil jeder Beweis ins Unendliche führe (d elg
üxeiqov iy.ßdXP.oiv), zu jedem B. ein Gegenbeweis mögüch sei und es überhaupt
keine Gewißheit gebe (Sextus Empiricus, Pyrrhon. hypotypos. I, 164ff.; II, 234ff.;
Ad versus Mathe mat. VIII, 316ff.). Die Scholastiker verstehen unter B. einen
notwendigen Schluß, der das Wissen erzeugt („Syllogismus faciens scire"); sie
unterscheiden „demonstratio a priori" (B. aus den Ursachen) und „d. a posteriori"
(B. aus den Wirkungen). Während F. Bacon (im Gegensatz zur Scholastik) die syl-
logistische (s. d.), demonstrative Methode zugunsten der Induktion (s. d.) ablehnt,
ist nach Locke die „Demonstration" nach der Intuition (s. d.) die nächstsichere
Erkenntnisart, sofern sie sich bei jedem Schritt auf die Anschauung beziehen muß;
nicht bloß in der Mathematik, auch in der Ethik ist demonstrative Gewißheit
erzielbar (Essay concern. hum. understand. IV, K. 2 — 3). Großes Gewicht auf den
Beweis legen Spinoza und Chr. Wolfe (vgl. Von den Kräften d. menschl. Ver-
standes, 1738, K. 4, § 21 f.). Die einzige streng demonstrative Wissenschaft ist nach
Hume die Mathematik (s. d.). Kant versteht unter „Demonstration" nur den
apodiktischen Beweis (Krit. d. rein. Vern., S. 562; vgl. Krit. d. Urteilskraft, § 90;
s. Demonstrabel, Deduktion). — Von neueren Logikern definiert Siowart den B.
als syllogistische Ableitung eines Satzes aus anderen Sätzen, die als gewiß und not-
wendig erkannt sind (Logik, 1889, II2, S. 275) und Wundt als „Darstellung der
Gründe, durch welche die Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit eines gegebenen, einen
realen Erkenntnisinhalt aussprechenden Urteils festgestellt wird" (Logik II3, 1907,
S. 65 ff.). Vgl. Gottesbeweise.
Bewertung s. Wert.
Bewußtheit (als Gegensatz zu Bewußtsein): Natorp (Allgemeine Psycho-
logie nach kritischer Methode, 1912, S. 24ff.) nennt Bewußtheit die Beziehung
zwischen Bewußtseinsinhalt und Ich: „daß irgend etwas irgendwem bewußt ist".
J. Geyser nennt Bewußtheit „den Zustand unseres Wahrnehmens oder unmittel-
baren Wissens der verschiedenen Erlebnisse unsere Innern" (Lehrb. der allgemeinen
Psychologie, 1911, S. 33). — Im Sinne eines „unanschaulichen und unmittelbar
7*
io<»
gebraucht den ftaeitraak M. Aob. Ober die Wffbnetitigtiit and
da* Denken. 1908. — Grade der BewuBtheit unterscheidet 8noi. Ibwoatmina
Vorgang od Gekfruproaeft, 19».
HrwnBtfeli (der Auadrock teerst bei Gm. Wocrr; ee*»/*e«'?. coo-
ecientin) ist «in Wort too rnmohbdeniii. weiterer oder lafwi Bedeutung. 1 I
im ■ngemoinlf Stane tat gbVh bedeutend mit des rVrobiaenen (s. <L) überhaupt;
eta BiieiiOnsiHl bnben neigt dann neychbche Erlebnisse haben, F— y""'1"". Fohlen.
Vorstellen, Wollen. Etwas iat in nartaem Diwanwndn kalt« dann: aa an me.
febnb, wird von nur eocgaafllt oaw. In diesem Sinne kann ea ke
1 B. at lerner dar finkwitHoba ynaamasinhsng payekiaober RHehniasi. Ja
innijier assser nswausnowuunsisL ja swuanusenwaw/ wnn awjnwjonouwr sj
• irht ***■* H ITlwas *■* in mmmmi 1
bat etaa Statt» ta asnaea nlubia eankesUiokan TaiimmialiBg, bt darin enthalten.
3. B. bt femar nickt blof daa attent Pftyekbckeu m an inaaian ITibkaa riaaaal
haben, Daaeta aiana Inhaha Mr ata Subjekt, sondern anek ata anfnmk—ss Kr
Art Jianlbaa, ata MWbaen" (a. d.) baw. ata Gewuttaeta too
t (-. d) and Sicherheit (a. Uewigbeit). In diese« Sinne gibt
ea (relativ) „UnbewuaHaeM (a, d.), nioki Gewattten, BaiwjOtaa oder nickt aufmerk-
■M BkMwl moU •tat>f SwkGov bvwiR nk ba*iBt : im w uu cMbc«m gMflvt*
flMMIw* OOg?l* WCUflM* lUauf* VOCwÄpOWÄ* OBMEf^ttHow O0W«BiBHI OQMT €Ä SO uMnwVnwflBMft könti** f >
i baang aal Art. Grad. Starke, Richtnag, Inhalt ■hi.lagta
iat. Alba B. hat twei Saiten; nach dar etaen iat aa ata Vorgang, ata Akt, eine
Tätigkeit („ Ha n uOtaahai i im ging"), nach dar anderen tat aa Inkillllnh
( Jfcnrdkaetauktaalt"). „BewuSt" iat etwas, sofern aa a) psychisches
oder ata gewvtwja Brbbeu aalbat iat» •) aofara aa endlich aoek noch ala Zoatand daa
Ick erlagt, ine „Selbetbewuntaata'' (e. d.) erhoben bt Daa B. «antat« dasjenige,
waa erlabt, weit (..!»■ uftwhawaibfrkt". „Subjekt", a. d.) and daa. waa erlabt,
gewuBt wird (daa „Bewuntaemeobjekt '). In iiBamnhilfbB atad aoeh Individual-
und Oaaamtbewwtfnaln (a. ±\ farner „AllbewaBtaauV*. ata welchen G<
vielfach aufgefaßt wird. Bin „MumiuHahinathnhi" wird a>anokaraaita (Ion,
Kkthnkr. Wcsdt. KfRTMA** u. a.) achon den niedersten We
(e. Panpsychbrnoa). Durch Übung and Gewohnheit erfolgt ob»
(s. d.) von BawnBlaiiiiaiHUgtallwi VgL Enge, Umfang.
Daa B. gilt in älterer Zeit meiat ab etaa eigene Tätigkeit oder Kraft der Saale,
die su den Frk hnbann kinsnkonunt, aa innere Wahrnehmung, ali etaa Reflexion,
ein Wunen, ab eine Art inneren Licht, etaa Erleuchtung, ein Bemerken, Unter-
scheiden u. dgL So bei Platox (Tbeaetet 185 D), AnnTOTtxna (s. Gemeinainn;
vgl. De anima m*. 425 b 12). den Stoikern (vgl Babth. Die Stoa». 1908, S. 91).
ALKXAXDKR vo!C AramODIStAS (erra/e*?e»c). CaLEN (intyrutatg. xafanoAoi&fir
ij etaeafn). Plottx (eeeeeic, eeea/e^etc ab Reflexion dea Oedankena auf eich
aelbat; vgl Enneaden I. 4. 10; IV. 4. 18). Atrorsrnrcs (De libero arbitrio II
Thomas, Locxx (vgl. Wahrnehmung, innere) u. a, Dkscabtbs versteht Bwk
(conacientia) soviel wie „sich bewußt sein" ab untrennbare Eigenschaft der Seele,
aber auch alba psychische Geschehen („cogitatio" im weitesten Smne; Prineip.
phikw. I. 9; Renpona. VTI, f 8: „sunt . . . alit actus, quo* vocamua cogiutivf-
Bewußtsein. 101
intelligere, velle, imaginari, sentire etc., qui omnes sub ratione communi cogitationis
sive perceptionis sive conscientiae conveniunt"). Leibkiz bezeichnet das B. meist
als „Apperzeption" (s. d.); diese ist das B., das Erfassen des inneren Zustandes der
Seele („la conscience ou la connaissance reflexive de cet etat interieur", Philos.
Schriften, hrsg. von Gerhardt, VI, 600). Die Seele hat stets Perzeptionen, apper-
zipiert aber nicht immer (s. Unbewußt). Die Perzeption wird bewußt, klar, apper-
zeptibel durch einen Zuwachs an Stärke (Nouv. Essais II, K. 9, § 4). Die Monaden
(s. d.) unterscheiden sich voneinander nur durch die Klarheit und Deutlichkeit ihres
Bewußtseins, bzw. dadurch, ob sie nur Perzeptionen haben oder (vom Menschen
angefangen) auch bewußte, bemerkte Eindrücke (Begriff des Bewußtseinsgrades).
Chr. Wolff verstellt unter B. das Wissen um unsere Erlebnisse, ein „Gedenken",
insbesondere ein „Unterscheiden". Wir sind uns bewußt, d. h. „wir wissen, was wir
gedenken". Die Gedanken sind „Veränderungen der Seele, deren sie sich bewußt
Vernunft. Gedanken von Gott, der Welt u. der Seele des Menschen, 1738, I,
§ 194ff., 73-3, 802). Wir sind uns der Dinge bewußt, „wenn wir sie voneinander
unterscheiden" (1. c. 1, § 769; Psycho! ration. § 10; vgl. auch Ulrict, Leib u. Seele,
1860, S. 293 ff.). Bewußt ist jeder Wissensinhalt als solcher. So auch nach Ka>t.
der aber auch unter B. das Wissende und das Wissen versteht. Er unterscheidet
„Vorstellung" und „Vorstellung mit Bewußtsein", ferner „empirisches" und
„transzendentales" B. (s. den nächsten Artikel). Reixhold versteht unter dem B.
das „Bezogenwerden der bloßen Vorstellung auf das Objekt und das Subjekt" und
erklärt, das B. sei von jeder Vorstellung unzertrennlich (Versuch e. neuen Theorie
d. mensch 1. Vorstellungsvermögens, 1789, S. 321 ff.).
Als Produkt einer Tätigkeit des absoluten Ich (s. d.) faßt das B. Fichte auf
(Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, S. 23ff.). Nach Schelling ist die
Wurzel des B. das „ewig Unbewußte"; das B. ist das Produkt einer Tätigkeit, die
nur durch ihr Resultat in das Bewußtsein kommt (WW. I 10, S. 93). Nach
Schopenhauer geht das B. aus dem ursprünglich unbewußten Willen (s. d.) her-
vor. Nach Hegel ist es ein Moment in der dialektischen Selbstentwicklung der „Idee"
(s. d.). Der Geist (s. d.) ist Bewußtsein überhaupt; das B. ist die Stufe der Reflexion
des Geistes (Enzyklopäd., § 412ff.), das Bei-sich der Idee, die Beziehung derselben
auf sich selbst. Das B. ist nur das Erscheinen des Geistes, zuerst als sinnliches B.
(vgl. Phänomenologie, 1807). Als Produkt einer an sich selbst unbewußten Tätigkeit
^ilt das B. bei J. H. Fichte, nach welchem es eine „innere Erleuchtung vorhan-
dener Zustände" ist (Psychol., 1864f., I, 81ff.), Fortlage (System d. Psycho!,
1855, I, 54ff.), der es aus einer „Triebhemmung" ableitet. E. VOM Hartmann.
nach welchem es die „Stupefaktion des Willens über die von ihm nicht gewollte
und doch empfindlich vorhandene Existenz der Vorstellung" ist (Philos. d. Unbe-
wußten3, 1869, S. 404). Das B. ist eine Erscheinung des Unbewußten (s. d.), un-
produktiv, rein passive Begleiterscheinung unbewußter Vorgänge (Die moderne
Psychol., S. 122). Ähnlich Drews (Das Ich, 1897, S. 144ff.) u. a. — Als „Epi-
phänomen", als zu den „Zerebrationen", den (psycho-physischen) Hirnvorgängen
hinzukommende Begleiterscheinung fassen das B. Hvxley. Macdslew Lewes,
Sergi, Ribot („surajoute"), Nietzsche u. a. auf. — Daß das B. eine „intermit-
tierende" Funktion ist, betonen Jodl, Riehl u. a. Vgl. Pikler, Die Stellung des
B. in der Natur, 1910; Haeckel, Die Welträtsel.
Als Eigenschaft der Vorstellungen betrachten das Bewußtsein Malebranche,
Locke (Essay II, K. 1, § 9), Hcme, James Mill u. a. Ein besonderer Grad des psychi-
schen Erlebens ist es nach Leibniz (s. oben), Beneke (Lehrbuch d. Psychol.2,
Mi
1838. | 57). TstODfÜLUB u. a. - Eine ».aiTinmiigas uno de* Peychiecben, nickt
die«« selbst iit du B. nach Koro (EmleiL m d. Philo*.«. 1907. & 181) u. a.
Als Richtung auf eis Jntanttoaal»" Objekt (e. d.) lisclisjini n das Bewußtem
F. Bmvtavo (PeycboL. 1874. I. 181). Höru» (PeychoL. 1887. 8. 173 f.) u. a. VgL
Haovmavv. PeychoL». 1911.
Ab allganMiinatea Msisiail daa Paycaiacbeo, ale daa Gerne maame der p*y-
dararlbeo gut daa B. bei
nnaamobeidet (rgL Psychiccb). 8nm (B. gibt ea nur. wo n«tsrsimisds beateben).
Horrorvo, Zoonv, Urnen* (PeyeboL d. Erk. I). JncaaLnc. B. Enotuvv. Hn-
««*« (Bewußtsein u, UnbewuAcet, 1808, & 67. 108% FooiliA«. F. nUonum
(Tiiisssnmiln«| dar u-'ni -ajiNhbn) hUcv (Zoeammenhang dar Empfindungan)
u. a. Naeb Wovor beatabt daa B, ba aileusisa Ssane darin. d*6 wir Oberhaupt
Znstl«d» und Vorging« hl una finden; es int
. da« Munamit*
ist ee der .Tummmenhsng dar M«^iklw»oii Vor-
gange" (Orundr. d. PeyohoL», 1800. & 343ff.; Ords, d. obre. PsyoboL III». 1803.
33011; Syatem d. Fhihm. II». 1907). Das B. hat MMohntlans Grade der KJnrheit
(a. d. und Appeneption).
auch Lim (rgL PayahoL Untere. I, 1906). Wovor. Hörrouw u. a. - Die Einheit
de« B.. welche* keine Teile hat, «ondern «in stetige* Fließen ron Eriebnhnen. «in
.Strom" (etream) mit Unllndigoren, H— htaprartigan" lluhinUleM und ..tranoi
üren" Bi*sg«ug*Bisnsn iet. betont W. Juno Ee bat einen Herd (focue) und einen
Hof (balo) ron Relationen Uringes". Fransen, *. d.). Da* B. iet „eelehtlr". es rer-
halt eich auswählend (Peyefc***, 1809, 8. 149«.). Letxteres eowie die stetig«
üiihiiH de« B. lehrt (wie auch Damr) booondars auch H. Bvaoeo*. De* B.
bedeute» Zaudern oder Wahl IhhuUUon ou enou") und ist intenair, wo riele gleieh
mögliche Aktionen roriiegen (L'eromtioo «rantrioe. 1907, 8, 1360.). B. k*
au Wahl, woau noch Unteraoheidung kommt. Daa B. iet daa Haß
Eulwirkung auf die Dingo und hingt mit uneeran Bedürfnissen und
aanunen (ee bedeutet „actioo poeaible". Hatiere et memoire». 1910. 8. S6ff.. «Off.
Ein B. bildet das FTginils da« Wirkttehen (a. Leben), die Natur iet «in neutrau-
smrtee, latenten, gebemmtee B. (I. c. 8. 378; rgL Lee rltmnsns h«medielea de U con-
eemnoe». 1910; deutaoh: Zeit und Freibett, 1913).
Nach Rkhxkb ut B. ein Ik«seh«iig*l>otiirf der dae Verhältnis der Inhalte
aor 8eele beaeiohnet oder auch die Saale selbst, daa „geiiMiinesnm Allgemeine aller
Seelen" («. Saal«). Daa Bewußtsem bedeutet: 1. „Wuuendee echlechtweg" („Geiet ').
3. ..Wimen aohleohtweg". 3. „Wiaaenagegenatand echlechtweg" (Daa Bewußtsein,
1910; Philo», alt Gnindwieeenechaft, 1910). Dae B. iet keine „Titigkeit". Ea gibt
gegemttlndhoh«u. tustandlicbee, uraachlichee B. ale rcreebiedene „BewuBteeme-
beetimmtheiten" mit verschiedenen „Beetimmtheiubeeonderbeiten" (VoreteDung.
Gefühl usw.; Allgem. PeychoL«, 1906, S. 133ff.. 458ff.).
VgL J. OcHonowicx, Bedingungen des Bewußtwerden*, 1874; J. F. TTlOCsI,
Theorie dee B . MiCHXus, D. Philo*, dee B.f 1877; E. Scuxuoel. Dee B..
1891; Lossku, Grundl. d. Psycho!.. 1904, S. 55ff.; Lots. Leitfad. d. Psychol.»,
1909 (s. Unbewußt, Psychisch); UracES, Vom B^ 1904; B, Odebk»cht. Beitrage
ru einer Systematik d. reinen B., 1909; Dbaohicbsoo, Le probleme de la ooneeeence.
Bewußtsein. 103
1907; Rigxano, Scientia II, 1908; Varisco, La conoscenza, 1904; Brunneb, Die
Lehre von den Geistigen u. vom Volke, 1908, I; Kcpperberg, Zur Philos. des Be-
wußten I, 1910; M. Porten, Das Entstehen von Empfindung und Bewußtsein, 1910;
Joel, Seele u. Welt, 1912; Dyroff, Einführ, in d. Psyehol., 1908 (Unterscheidung
des „vollkommenen" und „unvollkommenen" B.); O. Lang, Am Wendepunkt der
Ideen, 190Ä (Bedingtsein des B. durch die Sprache; ähnlich zum Teil G. Run'ze,
v. Majewski u. a.); H. Friedmans, B. und bewußtseinsverwandte Erscheinungen,
Zeitschrift f. Philos., 139. Bd.; Volkelt, 1. c. Bd. 112, 118; Bernh. Schulz, Das
Bewußtseinsproblem, 1915; Löwexfeld, Bewußtsein und psychisches Geschehen,
1913; A. Mager, Die Enge des Bewußtseins, 1920; A. Phalex, Zur Bestimmung
des Begriffs des Psychischen, 1914 (Bewußtsein ist stets „Bewußtsein von etwas").
— Vgl. Psychisch, Unbewußt, Unterbewußt, Doppelbewußtsein, Rückenmarks-
seele, Wissen. Apperzeption, Empfindung, Selbstbewußtsein, Klarheit, Aufmerk-
samkeit, Panpsychismus, Gott, Seele, Subjekt, Ich, Materialismus, Energie.
Bewußtsein (erkenntnistheoretisch) ist die Grundbedingung aller Er-
kenntnis (s. d.), deren Inhalte insgesamt auf ein Wissen schlechthin bezogen sind.
Was nicht in ein B. eingeht, nicht in den Formen (s. d.) des Bewußtseins erfaßbar
ist, gehört nicht zum Erkennbaren oder Erfahrbaren. Alle Erkenntnisobjekte als
solche (s. Objekt) sind Gegenstände eines „Bewußtseins überhaupt", d. h. sie sind
dann von uns erkannt, wenn wir sie so denken, wie sie unabhängig von jedem Einzel-
subjekt und dessen individuellen Zuständen und Zutaten, allgemeingültig, von
allen logisch-methodisch Denkenden in gleicher Weise gedacht, begrifflich bestimmt
werden müssen (gleichsam als ob sie Inhalt eines allgemeinen Bewußtseins wären,
das aber keine Realität außer den einzelnen Subjekten zu haben braucht, so daß
dann das „B. überhaupt" rein logischen, ideellen Charakter hat oder auch als ideale
Voraussetzung des Erkennens oder als idealer Zielpunkt desselben fungiert). Die
Objekte der Außenwelt sind, obwohl sie auf ein erkennendes B. bezogen oder beziehbar
sind (als „Erscheinungen", s. d.), in ihrer Existenz und Seinsbestimmtheit unab-
hängig vom individuellen Erleben, vom empirisch -psychologischen Subjekt oder
Ich, dem gegenüber sie „empirische Realität", Selbständigkeit des Daseins und
Wirkens aufweisen (s. Transzendent, Ding an sich).
Das B. als Bedingung der Erkenntnis und ihrer Objekte wird vom empirischen
Idealismus (s. d.) psychologisch aufgefaßt (Berkeley, Hume, Laas u. a.), von ver-
schiedenen Vertretern des objektiven Idealismus als metaphysisches oder doch als
reales B. (s. unten), vom kritisch-transzendentalen Idealismus in der Regel als rein
logisches, ideelles B., als „transzendentale" (s. d.) Voraussetzung, als etwas Begriff-
liches, Abstraktes.
Kant, der unter B. (bei ihm auch „Gemüt" genannt) die „Tätigkeit des Zu-
sammenstellen des Mannigfaltigen der Vorstellung nach einer Regel der Einheit
desselben" versteht (Anthropol. I, § 7), unterscheidet vom „empirischen" B. ein
..transzendentales" (oder „ursprüngliches") „Bewußtsein meiner selbst", als die
ursprüngliche „Apperzeption" (s. d.). Dieses B. geht aller besonderen Erfahrung
vorher, ist eine Bedingung derselben und ihrer Objekte (Kritik der rein. Vern..
S. 127 f.). Nur dadurch, daß ich das Mannigfaltige der Vorstellungen in einem Be-
wußtsein vereinigen kann, nenne ich sie meine Vorstellungen. Der Gedanke: diese
Vorstellungen gehören mir zu, heißt: ich vereinige sie in einem Selbstbewußtsein
oder kann sie wenigstens darin vereinigen. Im Wahrnehmungsurteil vereinige ich
die Wahrnehmungsinhalte in einem „Bewußtsein meines Zustandes", im Erfah-
rungsurteil (s. d.) aber „in einem Bewußtsein überhaupt", d. h. allgemeingültL',
104
objektiv (Brobgomena, f 20). AB« Erkennbare steht
Iteeme, ml fe db Formen de— Iban (Raum, Zeit, Kslaaba)
«ad bt insofern nicht „Ding an «eh", sondern „Erecbefaung " (a. d.).
dnbti aber doch obfektir (.. d.). vom rinilnin Subjekt nimhhangig - Ab obenrtc
Srinsnacas betrachtet dnt „Bewußtsein uherhaopt" RBliUte,
„Sau das Bewußtseins*' »uf «teilt: „Im Dt cuBtesb «%d die Vor-
Voretelfenden und vom Vtagreullaai iintemiiiiiihiii and aal beide*
(Vi i muh einer neuen Theorie d. mrnsahlbhca Vorstelm nsy eecnsogsns,
1780). Vom B. eberbaupt bt auch bei S. Maimo». Knco, Fic-rm u. a. db Rede.
Nach Ootn bt der Gab* B.. eofem er Wbaenacbaft craeagt (Logik. 1901, & 365:
vgl & 510). Etwas Iligi Irin ihn bt des B. ftbrrheupt nach Rtaai. (Dar aaiba.
KitlbliMiii, 1874. II. K. lt.). HonoawAU» (Ksntetudbn. Bd. IX 1808).
(Dar flisanifnrt d. Erkenntnis*. 1804, 8. 2211; vgl Subjekt). A. Sara.
(Philo*, daa Wth 1911). H. Aaaaata (Kante Lehre vom B. Oberhaupt. 1909.
8. 89«.). VamnioBa, nach welchem es eine iweckmAßig* Piktäm ist (D. Philo.,
daa AhvOb. 1911). u. a. Nach B. Knx ist das „B. aberhsupf logiaeh der räum-
und sebjaee Aaedrork far daa emheitlbhen 7ansmminksnf und für die ob).
Mlpatektejhlgfcrlt voa Varatelbjaa»lnliih>n (Daa Kibanntnienrobirm', 1911.
a 1001). Nach B. Laaa gibt ea ein eanphdeubca B. tberhaupt (Kaata Analogie« d.
Erfahrung, f 2*k sugbba aaah aia kbabs, in den Indiridnen vorhaadtnee 9
brwuBterin. Vgl Fatacaataaa-KOau». Wisernecbsit u. Wirklichkeit, 1912 <un
perednlbhea, die Totahtat dar Erfahrungen. Anten- und Innenwelt iimfaaarndi »
Bai in allen Ichs cbheltHrhss Subjekt nsttaphycbchcr Art bt das „B. absrhaupt"
nach ScBtrrr« (Zeitarbr. 1 hamanaata Phikw*. 1 37 «.), nach welchem alba) 8ein i
Bewußtsein ist. Nach Kaunas gibt as ein absolute*. «JlumfaaaiindM, aUea gemein-
aamea Bewußtsein. Ein gfluHohea Allbewußteein gibt ea nach Lora* (s. •
J. Bkbomax* (System <L objektiven Idealismus, B Bang* Um (Lniti >
luychoL», 1909), Unroaa (Vom Bewußtsein, 1904, Grds. d. Erkenntnbtheorb. )
vgl Wshrbrit). Paulavi. MCKsTamaano. L. W. Bnas. (■■■■, BaanLBT <
fahrung), J. Boren, La od, Lacaauaa (daa „intellektuelle" B. ab Otaadbge der
Objektivierung daa Gegebenen. Psycho! a. Metephys. 1908, & 11411). Ravaumo».
Baaoaoa <*. Leben). Jo8l (Saab a. Welt, 1912). C Bacaaaa, Pacub» u. a., ins»
beeondere auch aaah Facasaa, nach welchem B. ein Sein bt, „das weiß, wb es bt,
und gans so ist, wb aa weiß. d«B ea bt" (Über db Seebnirage, 1861. 8. 189). Es gibt
eine Stufenfolge voa Bewußteehssembeiten; db nbderen sind in den höheren ent-
halten, alb aber im göttlichen AllbewuBteein (vgl. Gott, Unbewußt) OB*.
VorauseeU. u. Zbb d. Erkennens. 1908; Loasau. Db Umgeateltung dea Bewußtseins-
begriffea in der modernen K.rkenntnbtheorir. in: Enxyklop. dar philo*. Wieaeanch.,
hrsg. von A. Rüge, 1 1912; Natobt. Allgemeine Psychologie. I. 1913; PaTBomavics,
Prinupbn der Metaphysik I 2. 1912 (Absolute Beeiltet dea Bewußtseins, dl
Erfahrung; „relativer RrwuBteemaavabmnus"); Hkrbebtz. Bewußtes nnd I
wüßtes, o. J.; E. BacBKft, Naturphilosophie. 1914. 74. unterscheidet das (Gegenwärtig-
Bewußte und das Uneweifelhaft Bewußt* : II. >emox (Bewußter in* vorgan*
Gehirnproteß, 1920) sucht db energetischen Korreiste der Eigenschafte i.
Empfindungen feateustelbn; L. Klag es. Vom Wesen des Bewußtseins. 191
Vgl. Erkenntnis, Objekt, Panpsychbmus, Idealbmus, Sein. Immanenz, Subjekt.
Appenteption, Transsrndenx, Subjektivismus.
Kewaßtneiaaelcaueate s. Ebmente. — Bewußtseinsenge s. Enge.
Bewußt sein« läge nennen Maebe (Experim.-psychoL Unteraucb. über das Urteil,
Beziehen — Bildung. 105
1901, S. llff.) und J. Okth (Gefühl u. Bewußtseinslage, 1903, S. 69ff.) die Bereit-
schaft von Vorstellungen zur Reproduktion, etwa beim Verstehen eines Wortes.
Beziehen (Beziehung) ist der psychische Vorgang, durch welchen zwei Inhalte
des Bewußtseins durch die Apperzeption (s. d.) in Beziehung gesetzt werden oder ein
Bewußtseinsinhalt als von einem Gegenstand abhängig erfaßt wird. Das Beziehen
im engeren Sinne ist eine Funktion des Denkens (s. d.). Vgl. Relation, Beziehungs-
gesetze, Kategorie, Vergleichung.
Beziehungen. Die „Methode der Beziehungen" dient nach Hebbart zur
Bearbeitung der Begriffe und Beseitigung der ihnen anhaftenden „Widersprüche"
(s. d.) dadurch, daß etwa die einheitliehen „Dinge" (s. d.) in eine Vielheit von „Realen"
(s. d.) gegliedert werden, aus deren Beziehungen die Mannigfaltigkeit der vielen Eigen-
schaften einheitlicher Dinge begreiflich werden (Hauptpunkte d. Metaphys., 1808,
S. 8ff. ; Allgemeine Metaphysik, 1828 f.). Eine Psychologie der Beziehungen gibt
X. Stka^seb, 1921.
BeziehnilgSUegriffe sind Begriffe, welche Relationen (s. d.) zum Inhalte
haben. — Nach Wuxdt haben die „reinen Beziehungs- oder Verstandesbegriffe"
Beziehungen des logischen Denkens, welche auf die Objekte des Denkens übertragen
werden, zum Inhalt; sie sind nicht Gattungsbegriffe, sondern entspringen aus der
„gesonderten Auffassung gewisser Beziehungen, die unser Denken zwischen seinen
Vorstellungen auffindet", und sind die letzten Stufen jener logischen Verarbeitung
des Wahrnehmungsinhaltes, die mit den empirischen Einzelbegriffen begonnen hat"
(Logik V-, 1893—95, S. 103, 121, 461; System d. Philos. I3, 1907; vgl. Kategorien).
Rehmke unterscheidet die Beziehungsbegriffe (z. B. „Gefühl", „Vorstellung") scharf
von den Gattungsbegriffen (Philos. als Grundwissenschaft, 1910). — Über Bezie-
hungsgefühle vgl. A. Lehmaxx, Das menschliche Gefühlsleben2, 1908, S. 227;
Höffdinc, Psychol.2, 1901, S. 387f.
BeziehmigSgesetxe. psychologische, gibt es nach Wündt drei: Gesetz
der psychischen Resultanten (s. d.); G. der psychischen Relationen (s. d.); G. der
psychischen Kontraste (s. d.). Vgl. Synthese, Gegensatz, Webersches Gesetz.
Bild bedeutet psychologisch den Wahrnehmungs- oder Vorstellungsinhalt als
Darstellung des Gegenstandes, von dem er aber eigentlich nur ein Zeichen, ein Symbol
(s. d.) ist, während man früher glaubte, daß von den Dingen „Bilderchen" (eiöwAa
ausgehen (Demokbit) oder Abbildungen der Dinge in der Seele entstehen („Abbildungs-
theorie", s. d.). Vgl. Species, Wahrnehmung, Vorstellung, Erkenntnis, Theorie, Materie
(Bergson), Mechanistisch, Symbol, Abbild.
Bildung (das Wort bedeutete zuerst die äußere Gestaltung, erst seit Justus
Moser und Goethe die geistige Gestaltung) ist — wo sie von Einseitigkeit und Äußer-
lichkeit frei ist — die in der Teilnahme und dem Verständnisse für alles menschlich
Bedeutsame sich bekundende, durch Erziehung des Intellekts, Gemüts und Willens
erzielte Harmonie geistiger Kräfte, Funktionen und Inhalte, die Ausgestaltung des
Geistes im Sinne des (jeweiligen und allgemeinen, zeitlosen) Kulturideals, wie es in
der Geschichte und sozialen Gemeinschaft sich entfaltet (vgl. Kultur, Humanität).
Lebendiges Erfüllteein von dem Gehalte des Geisteslebens einer Zeit und Fähigkeit,
an diesem verständnisvoll teilzunehmen, macht die wahre, echte, allgemeine Bildung
aus. Den Begriff der Bildung im Sinne der Ausbildung der Humanität (s. d.) haben
besonders Herder, Schiller, W. v. Humboldt, Goethe („Das einzige Erfordernis
ist, daß sie ein Ganzes ausmache") geprägt. Vgl. Lazarus, Das Leben der
10H BUdungstrieb - Biolocie
Seele. I». 187«, 6f., SO; Vavuum, System d. Ethik. I*. »4; Natow. 8ouajpid
agogik*. 8. 200; JntnuLEM. Db Aufgaben des Lehrers*. 191t. 8. 29f
B. ab Jisnmmbche Entfaltung «Her im peycbophysieahan
angelegten Punktiooeii"); Sarcrrs. Wm IM B? 1000; Jodl. Wm beifit B.? 1900;
a Bddde, Db Wandlung des IMitangaMi ■» in unserer Zeil, 1909; 8anrBa*-8ou>n*.
Über den Begriff der allgemeinen K, 1896; MfunTuinnu, IHMsmm and Er-
riehungsldsslc, 1921; IL hnomn-KtaLO, Bildung and Weltanschauung. 1921.
— Vgl Kultur (Cummo u. a.).
Kildangstrlrb („nisus Ibrmativus") ist nach BunanrnAOi die auf dir
Gestaltung. Erssugung, Rspffidiifclinn dm Organismus usw. garichtsts Lebenskraft
(Über den BOdamjsirbb*. 1791). Bildende, phstbohi Krähe nahmen «man Utero
Autoren an (s. Leben). VgL Plastbob, TVisimanaan, fmmbimh. Pbantasie (Faoa
scBAimn), Ofgsnisstinn.
BUliskoit (aeqoitas) ist db der baatmderen Saoblags Raonnong tragande.
GIB UAflBMI CHS CjCmVfSMfiTBCDt^B mSQmTftUBQdmV CHmWml Emmmm'Mm1 flmflfltflnmm) OUm^QBmMQBMf/
(s. d.L Hmnasr Unit unter den ftnf nrektboben Idaan (s. d.) soob db Idee der
a«H|Wt«L oder Vargaltong (a. d.) aof. VgL Recht.
Itilllgmas; ist d» Bejahung, das für gut. richtig
Handlang. VgL Warnen*, Ethik. 1902-06, I. 41
ltinonulanuaa nennt Zinn (Erkeantnmthsnrb i
1913; Logik aal ncaJüihHhuhar Oraaffligs, 1920) i
dar bot swui Haaptarten guseaumhsr Bssbhanaeu im
Oegabenen *n" f sannt, dm Knasahjmetss and dis „Psrslhlgrsrtan"
Blaea?rg*tlk bt die Energetik (s. d.) das Äotboheu. dar Ubensptoaeasr
(Ootwald, QotMOmo u. a.; vgl. L W. Srmur. Person and Sache, 1906, I. 418 f.)
Itioffra beifit nach msnahin (Hmtre/n u. a.) die Orundsubstanz, das orga-
nbebe Element des Prompbamas, VgL M. Vmwou, Db Bbgnnbypothesr. 1908. -
VgL Urganismna.
Bltgcmettaciban Orandgasata ist das (vom
angafochtene) Oeests, nach wilntam dm individuelle.
(„Ontogenb") ahm sbgehliiis and modifbbrm Rsknpitabaon
wickmng („Pbylogenb") mV Emma Ähnbobss lehren schon Enamroa Danwi».
Tosschow, Okm, ferner Fun Mfixn (Für Darwin, 1864). Formuliert wird daa
b, O. besonders von E. Hajkkjo. (Generelle Morphologie, 1866; WeKrataeL & 93f..
166L). Kritisch stellt sich tarn biegen. QrandgeaeU Heotwio, Das Werden der
Organismen, 1917, Handbuch d. vgl. u. experim. EntwickJaogsgeacb. IIL 1906, 8. 149.
Vielfach wird es such psychologisch verwertet; auch in der Ästhetik (Vsnwon».
BocxAinr, Ztachr. f. angew. Psych., 1919) und Pädagogik wird (ron Zrxxxa u. s.)
etwas Analoges angenommen. VgL BL Scmasr, Das biogenetische Gesetz*. 1909.
Biologie: Lehre vom Leben Me>©$). die Wissenschaft vom Organiseben im
Allgemeinen, von den Formen, Proatantn, Gesetaen des Lebens oder such von den
Lebensbedingungen („Ökologie"). Der Ausdruck „Biologie" stammt von Lamaocz.
Die Biologie beschreibt, analysiert, erklart die Ubeumiecbemungen and betrachtet
ab genetisch (s. Entwicklung). 8b gabt zunächst kauaal vor, indem sie nach den
Ursachen der I«bensNaehemungen fragt, und sucht diese nach Möglichkeit phy-
Mkalisch -chemisch, tum Teil auch experimentell zu erforschen. Schhefihcb erginst
Biologismus — Biozentrisch. 107
sie den Standpunkt der äußeren Erfahrung und Erkenntnisweise durch die psycho-
logische Betrachtungsweise und gelangt so zu den psychischen Agenzien, deren ob-
jektive Symptome, Erscheinungen die physischen Lebensäußerungen sind, wobei die
B. auch vom Zweckprinzip (s. d.) Gebrauch macht. Die B. ist also Biomechanik
(bzw. Bioenergetik), Biochemie und Biopsychik. Die biologische Methode
wird zum Teil auch in der Psychologie (s. d.), Ästhetik (s. d.) und Soziologie (s. d.)
verwertet, auch in der Erkenntnistheorie, die manchmal den Charakter des Bio-
logismus (s. d.) annimmt. Vgl. Lamabck, Philosophie zoologique, 1809; Darwin.
Die Entstehung der Arten (1859), deutsch in der Univ.-Bibl. ; Spencer, Principles
of Biology, 1908; Rolph, Biolog. Probleme2, 1884; Kassowttz, Allgemeine Biologie,
1898ff. ; Haeckel, Die Welträtsel, 1899; Weismann, Vorträge über Deszendenz-
theorie, 19133; Driesch, Philos. des Organisehen, 1909; Relnke, Einleit. in d. theoret.
Biologie, 1901 ; 2. A. 1911 ; Biolog. u. Philos., 1908; Pauly, Darwinismus u. Lamarclris-
mus, 1905; Wundt, Vorles. über d. Menschen- u. Tierseele, 4. A. 1906; 0. Hebtwtg,
Allgem. Biologie^, 1921; Grasset, Les limites de la Biologie8, 1909; F. le Dantec,
Theorie nouvelle de la vie, 1896; Traite de Biologie, 1903; Bourdeau, Le probleme
de la vie, 1901; W. Mackenzie, Alle fonti della vita, 1912; Goldscheid, Höher-
entwicklung und Menschenökonomie, Grundleg. d. Sozialbiologie, 1911; E. Radl,
Geschichte d. biolog. Theorien seit dem Ende des 17. Jahrhunderts, 19132; M. Bene-
dikt, Biomechanik und Biogenesis, 1912; H. Schmidt, Wörterbuch der Biologie;
Albrecht, Vorfragen der B., 1893; N. Hartmans, Philos. Grundfragen der B., 1912;
May, Große Biologen, 1914; Tschulock, Das System der Biologie in Forschung und
Lehre, 1910; Schaxel, Über die Darstellung allgemeiner Biologie, 1919; Grund-
züge der Theorienbildung in der Biologie, 1920; Kroner, Das Problem der histo-
rischen Biologie, 1919; Julius Schultz, Die Grundfiktionen der Biologie, 1920;
Allgemeine Biologie in „Kultur der Gegenwart", 1915 (darin Abhandl. v. Johannsen,
Radl, Roux, Spemann, Zur Straßen u. a.); Kammerer, Allgem. Biologie, 19202:
Kölsch, Das Erleben, 1920. — Vgl. Leben, Organismus, Psychobiologie, Natur-
philosophie, Entwicklung, Vitalismus.
Biologisniiis heißt diejenige Richtung der Erkenntnistheorie, die das Er-
kennen als biologischen Vorgang auffaßt, als einen Akt der Lebenserhaltung oder
Lebenssteigerung. Biologisten sind Nietzsche, Mach, Avenartüs, Vaihinger, Jul.
Schultz, Bergson, die Pragmatisten (s. d.), Üxküll, Bausteine einer biol. Welt-
anschauung, 1913; Ludovici, Das organische Prinzip, 1913; Müller-Freienfels,
Der Irrationalismus, 1922; Ders., Philosophie der Individualität, 1921.
Gegen den Biologismus: Rickert, Die Philosophie des Lebens, 1920; ferner
Scheler, Versuch einer Philosophie des Lebens (vom Umsturz der Werte, 1919); vgl.
Lebensphilosophie.
Biononiie: Lehre von den Gesetzen des Lebens (L. F. Ward)..
Bionten nennt H. Wolfe die (von Gott geschaffenen) Wirklichkeitselemente,
welche nach ihm „einfache Lebenszentren" mit Streben, Gefühl und Empfindung und
unvergänglich sind (Kosmos, 1890, II, 113ff.).
Biotisch: auf das Leben (ßlog) bezüglich. — Biotik: praktische Lebenslehre
(Chr. Krause u. a.).
Biozentrisch ist die prinzipielle Betrachtung des Naturgeschehens, der Ent-
wicklung vom Standpunkt des menschlichen Lebens und dessen Wertungen aus (Gold-
scheid, Höherentwicklung und Menschenökonomie, 1911 ; gegen den „Biozentrismus").
106
ist die Bhü der „objektiven Philosoph* ' «an
I H KEA*ct (Bio«. Di» Geeetae der Welt, 1911; Zoeab, IM».
I(li< kflftrhr und Blickpunkt des BcwuBwnilna vgl Apprrarptior
neriunmL
ltlinden|Mi)che>UK.. vor. Grds. d. pkys. Psych.. 1902 ff . I!1.
4«:.ff. ; III». 4ftT>f( mklubs. Studien Mir Blmdenpsyckol.. 1904.; Fnöass
Lchrb. d. rxprrim. Psychologie I. 1990. 349.
Itlodalaa s. ldkHir.
Itlondr Hr-i ,. Ninwm der l'rtypna der vornefcsstn Rasen
Genealogie der Morel I. 1907. f lll
Koi nrde heim der flaute Modue der dritten SokJnflfigttr
eirmsasitil (ok Untere** alkjeajein bejahend (m\ Fnlgsraag boonaihes Mmsiasiit (o).
MoP|Ma8|8oP. Z.B.: Efaie* Minrrmhen «md nickt dwrckaickti«: Alk* Mmerehen
•lad Körper; Ab» sind einig* Körper nicht duiiheinkteg.
»Ine (dee) »t dee Csgaalail dte Gute« (a. <L); ee iet dae
*« i ■eimH\ scsuecatsua i/useiusEBe; aee ecnsBenvrr, vwraeruiei,
bew/nM Negierende ; dee drei Genanaeckertewilbn, deaecn Nomen und Zwecken
lej rücksichtslos Selbstsüchtige. Brutale. Zeretoreri* I« . eine Lu*t
Unetttnckcn «erratende.
Zu einen selbständigen, dee Oute beklmplroden Prinrip machen des Böse die
Ägypter (..Tvphon'). derHatdäismu»(..Ahriman"k die Manichierfegl. Gstlss,
Den 8yetera dre Menfehliemm, 1875) u. a., welch« eile den theologischen Dualbmus
Am der Matche und ihrer Unbestimmtheit feitet dee Böse (bsw. dee Übel, dee
Schlechte) Platou ab (Tbnfne, 68 Ek der aber auch von einer ..bösen Wclteeele'
epriebt (fegee, 896 £), worin eich ibm epitrr Plctabc* von Chaironea anecblirOt
(vgl R. Vouiuxn. Leben und Bebrüten dee P». 1872). Neck Tmxo gebt dee B.
eue der Verbindung dar Seele mit der Materie (e. d.) her vor. Dieae iet neck Pums
«"Tibet etwa« Börne (aanfek eo anek neck den Gnostikern. Die Stoiker eetaen dae
ß. nur in Teile dee als Gennw guten Koeaeoe; durch dee B. kommt dae Gute cur
Gattung, dieeee wird durefc jenes anfordest (egt Lamms); eo euck Boiranvs (De
coneolat. philo* IVk
Im MitteUlter wird vielfach der rein negative Ckarektrr dee B. betont; ee ist
nur eine ..Beraubung" (s. d.) dee Guten, nickte Eigene«, selbständig Wirksame*
So lehren OLmtsss, Ouosxss (Da prmetp. I. 109k AuoceTn.cs (De cJvitat<
XI. 22; XII. 6ff.k der dee sittlich Böse (wie schon Ploti» eus einem Abfall dar Seele
von Gott erklärt (Enchirid. 23k Thomas, nach welchem Gott das B. cur Forderung
dee Guten „tugelasecn" hat, u. e.. später auch SfiaKMU, Lnaxix, Hssdkb u. a
IM i-ssx. System d. Ethik. 1900, 1 ». 306ff. k — Lmrnuz leitet es aus der Beschraru
der endlichen Wesen eb; ee dient der Vollkommenheit des Gänsen und wird vor
nicht geschaffen, aber zugelassen (Theodiaee II; s. Übel).
Ab ein im göttlichen Urgrund selbst enthaltenes, negativ treibendes, cum Werden
anreisendes (vgl. Goethe, „Faust') Prinzip, ak) „Zomfeucr" in Gott, ab „Gegen-
wurf" de» ( äiten betrachtet das Böse J. Böhms (Aurora, 1612). Ahnlich lehren
später F. Baadsb, Schelusg, Volkelt (Ästhetik dee Tragischen*, 1906).
Brahma — Buddhi. 109
Aus einer freien Entscheidung des Menschen leitet das B. (vgl. schon Origenes,
Augustinus) Kant ab, nämlich aus einer „transzendentalen Handlung", durch
welche der Mensch in den Stand der Sünde tritt und mit einem „radikalen Bösen''
in sich auf die Welt kommt. Der Mensch ist böse heißt, „er ist sich des moralischen
Gesetzes bewußt und hat doch die (gelegenheitliche) Abweichung von demselben
in seine Maxime aufgenommen''. Er ist dadurch böse, daß er die „sittliche Ord-
nung der Triebfedern" umkehrt und „die Triebfedern der Selbstliebe und ihrer
Neigungen zur Bedingung der Befolgung des moralischen Gesetzes macht, da das
letztere vielmehr als die oberste Bedingung der Befriedigung der ersteren in die
allgemeine Maxime der Willkür als alleinige Triebfeder aufgenommen werden sollte".
Im Menschen liegt ein Hang zu dieser Verkehrung seiner Maximen, ein „natürlicher
Hang zum Bösen". Dieses Böse „ist radikal, weil es den Grund aller Maximen
verdirbt". Nur durch sittliche Wiedergeburt ist dieses Böse auszurotten, nämlich
durch eine Entschließung, das Sittengesetz wieder zuhöchst zu stellen; nur so kann
er zum Guten beständig fortschreiten (Die Religion innerhalb der Grenzen der
bloßen Vernunft, 1793; Univers. -Bibl., S. 28ff.). Aus einer vorzeitlichen Tat, einem
„Abfall" von Gott, erklärt das Böse Schelling (WW. T 7, 403; Über d. Wesen
d. menschl. Freiheit, 1809).
Nietzsche leitet den Begriff des „Bösen" aus dem „Ressentiment" der
Schwachen gegen die „Herren ", die Starken, Mächtigen, Harten ab. In der
„Sklavenmoral" liegt der Herd für die Entstehung des Gegensatzes gut — böse.
„Ins Böse wird die Macht und Gefährlichkeit hinein empfunden, eine gewisse Furcht-
barkeit, Feinheit und Stärke." Gegenüber der von ihm als schwächlich, entartend
empfundenen altruistischen „Herdenmoral" betont Nietzsche oft den Wert des
„Bösen" im Sinne des Harten, Starken, Rücksichtslosen (Jenseits von Gut und
Böse; s. Gut). Vgl. Herbart, Gespräche über das Böse, 1818; Blasche, Das B.
im Einklang mit der Weltordnung, 1827; H. Ritter, Über das B„ 1869; W. Anger,
Die Stellung des B. in der Weltanschauung Schleiermachers, 1909; Dühring, Ge-
samtkursus der Philos., 1894f.; E. Fuchs, Gut und Böse, 1906; Lipps, Ethische
Grundfragen, 1899, S. 53ff.; Paulsen, Einleit, in d. Philos.2, 1893, S. 435; Wündt,
Ethik3, 1903; A. Arndt, Über das Böse, 1904; M. L. Stern. Ethik, 1912. — Vgl.
< <ut, Übel, Sittlichkeit, Pessimismus, Optimismus.
Brahma (das), auch brähman, ist nach den Lehren der indischen Veden,
ursprünglich das Gebet, das heilige Wort, später das All-Eine, das göttliche, wahre
Wesen der Dinge, das ewige,, unwandelbare, immaterielle Sein, das göttliche Selbst
(„Atman") in allen, da alle Dinge an sich wesensgleich und im Grunde eines sind
(„aham Brahma asmi"; „tat twam asi", das bist du). Wo brähman und ätman
unterschieden werden, ist ersteres das kosmische und zu bestimmende, das zweite
das psychische und bestimmende Prinzip. Während nach den älteren Veden die Welt
aus dem B. hervorgeht, ist sie nach der Vedanta-Philosophie nichtig, Illusion
(„Schleier der Maja"). Den Gott Brahma (maskul.) bezeichnet das Wort erst in
den jüngsten Teilen des Veda. Vgl. Deussen, Sechzig Upanishads des Veda*, 1905;
Das System des Vedanta2, 1906; Allgem. Geschichte d. Philos., 1894ff„ 2. A. 1906f.;
Walleser, Der ältere Vedanta, 1910; Deussen, Die Geheiralehre der Veda4, 1911;
Oldenberg, Buddha, 19148, 28.
Buddhi: Im Vedanta (s. d.) Erkenntnis, Vernunft, Einsicht, neben manas
(s. d.) besonderes Vermögen, die Vorstellungen des Manas zu Entschlüssen stempelnd,
worauf diese vom Manas durch die Tatorgano ausgeführt werden. Deussen, 60 Opa*
nishads, 1905, 892.
110
It.HldhUma» ist die Lehre Buddhas (d. L der „ Erkennende", der „Er-
wachte") und die deren eich enenh Heftende Welt- und Lebensenechauung. Dee ein-
seine Ich ist nichts Beetes. Hort die Dsgbrdii na Leben auf, dann ist anch die
Seelenwanderung xn Ende, und die Seele geht aae der Seheinwelt der ..Seneara"
in den Znetand der abeolnten Bahn and WunechJoeJgaeit, in dae „Nirwana" (a. d.)
ein. VgL H. OuDaxarao. Buddha*. 1906; H. Kann, Dar K. 1882L; WAixaenu,
Die bttddhfcrt. FhiksL, 1904-12; Buddha. Beden, deataeh van Nonmsnn, 1901t..
Duojo, Buddhismus ab Weltanschauung. 1912; H. Bncna, Dar Bedrihlsaras.
2. Bd, 1916; Garer*. Die Lehre des Buddha, die Bougiou der Vernunft. 1916;
Kbtssbuvo. BeieHafebuch einea Phüoeophea I. 1920*; DwomMM. Ilkjini Geech.
d. Phil III». 192W. 115(1.; E. Homun. Die Grandgedanken daa Buddhauaen and
• rheiuüe cor OoUeaidse. 1920; Kare David«, Der Buddhismus (o. J.); Lnor.
Der ewige Buddho. 1921.
aewBf uer. nneoueu nw genasen auu gemsu eunsrassu neu*
| angi Bl * t* BHML ai Hanl *■"*' BH tt*. u u. nag M * » • * Hui Lr : <>*"• »k- rw H ** n rntv f.<"i(ji'H
hangt Bhjdel »i ■ an V< i-)>*\ mhi m «Im MaXeni <lr» s !.<.lA*nkrr» Jor. Uran»**
Etwae Ihnhchee kommt eher bei Amtaruraua (De eoelo II 12. 296 b. SS) und Da*tb
(Perediee IV. 1-9) vor. Vgl WUheefremerL
C (VgL K).
C wt in der Logik daa Symbol 1. für eine „eouvereio". Umkehrang des Urteils,
ninüich die „ooutrepoeitio" dsssslhsn (s. Konversion); S. für den
flugainnls ihn riiiknilMiikjiiimg wikninr tirl isr TirrlinefMining rbei
und dritten SeUuflfigur (s. d.) auf die Modi der ereten ab) unmöghVih dargetan wird
(..ductio per oontrediotoriam propcaitionem sire per impoeribile"). VgL l'iiuwio,
Sjetem d. Logik*. 1882. | 113.
< : IL ArmwABTOa nennt „8vetem C" die im Großhirn lokalisiert gedachte Ein-
heit der ritalen Bedingungen, von denen die psychischen Vorginge, die inenerh-
lieben Erfebnioaa, die „Aueeegeinhalte" (E Werte, e. d.) abhängig sind. Die rotte
Erhaltung dieses 8ystems ist daa „vitale ErheJtungsniaxinnun''; die „Schwan,
kungen" denselben besluhm in Vermehrung oder Verminderung der Svsteroerbal-
fang. Durch ..Kongregation" entstehen „Ojetame C höherer Ordnung" (Kr
rein. Erfahr. I. 33 ff.). VgL Vilskllftei Psychisch.
«nie AI, logischer, t. Logik.
Cnlcme-a beißt der rweite Modus der vierten Schlußfigur (s. d.): Oberes ta
alkjemem bejahend (a). Untareata und Folgerung allgemein verneinend (e).
PaM | Me8 | SeP. Z. B.: Jedes Laster ist verwerflich; Nichte Verwerfliches ist
wahrhaft nütslich; Kein Laster ist wahrhaft nfitanah.
(alrai (fewtoeueV). „Kahlkopf", ist ein Trugschluß dee EracxrDaa, bei
dem ee sich darum handelt, anzugeben, wie viele Haare fehlen müssen, damit jesesnd
als Kahlkopf bexeiehnet werden kann (Diog. Leert IX 108). VgL Soritea.
Cnnaentren heißt der rweite Modus der zweiten Schlußfigur (s. <L):
Obersats allgemein bejahend, Untersau und Folgerung sttgemein veraeinend.
PaM | SeM | So P. 7. B.: Alle Körper sind taflbar; Kein Geist ist teilbar; Also
ist kein Körper ein Geist
Cardinaltugenden — Cesare. Hl
Cardinaltngenden. Cartesianismus, Casuistik s. unter K.
Causa: Ursache (s. d.), Grund (s. d.). Insbesondere unterscheiden die älteren
Philosophen: c. efficiens, bewirkende Ursache; c. exemplaris, vorbildliche U.;
c. finalis, Zweckursache; c. formalis, gestaltende Ursache; c. materialis, Ur-
sächlichkeit des Dinges, welches die Wirkung erleidet; c. instrumentalis, Mittel;
c. prima, oberste Ursache (Gott); c. seeunda, abgeleitete, sekundäre, endliche
Ursache; c. proxima, nächste U.; c. remota, entfernte, indirekte U.; c. adae-
quata, der Wirkung entsprechende U. ; c. vera, wahrhaft wirkende, reale U.;
c. deficiens, negative U. ; c. per se, selbständige, durch eigene Kraft wirkende U. ;
c. per aeeidens, zufällige U. ; c. pkysica, physische U. ; c. moralis, geistige,
sittliche U. (vgl. Micraelius, Lex. philos., 1653, Sp. 211 ff.). — Zwischen c. vera
und c. fieta unterscheidet besonders Newton (vgl. Hypothese).
Causa cessante cessat effectus: mit dem Aufhören der Ursache hört
auch die Wirkung auf (vgl. Thomas, Sum. theol. I, 96, 3), ist ein Satz, der durch
das Trägheitsgesetz (s. d.) eine Einschränkung erfährt. Vgl. Ursache.
Causalität s. Kausalität.
Causa sui: Ursache seiner selbst, bedeutet die Absolutheit Gottes, ver-
möge deren sein Sein in seinem Wesen selbst begründet ist, aus diesem selbst
begrifflich hervorgeht, folgt. Daß Gott sich selbst (ewig) setzt, lehren Plotin,
Lactantius („ipse ante omnia ex se ipso proereatus"), Hieronymus, Augustinus u. a.
Als „ens a se" wird Gott bezeichnet von Avicenna, Albeetus Magxus, Suaeez,
(Disput, metaphys. XXVLII, sct. 1) u. a. Gott ist „a se" durch seine Wesenheit
und als von allem Unabhängiges (im Gegensatz zu den Dingen, welche „ab alio"
sind), aber nicht etwa, weil er sich selbst geschaffen hat (In diesem Sinne gibt es
keine c. s. nach Thomas u. a.). So erklärt z. B. Micraelius: „A se quod est, non
ideo dicitur a se esse, quasi sit sui ipsius causa et effectus . . ., sed quod non
dependeat ab alio tamquam a causa" (Lex. philos. 1653, Sp. 166); vgl. Descaetes,
Meditationes III; Resp. I; Epistol. II (Freudenthal, Zeller-Festschrift, S. 119 ff.).
— Spinoza prägt den Begriff der „causa sui" neu und bezeichnet so die ewige, ein-
heitliche göttliche Substanz (s. d.), deren Wesen die Existenz einschließt oder deren
Natur als seiend gedacht werden muß („per causam sui intelligo id, cuius essentia
involvit existentiam, sive id, cuius natura non potest coneipi nisi existens", Eth. I,
def. I). — Nach Fichte setzt das „Ich" (s. d.) sich selbst; nach Schelling hat
Gott in sich einen „Grund seiner Existenz" (WW. I 7, 357 f.). Nach Hegel ist jede
Ursache „c. sui", die sich in den endlichen Dingen auseinander gezogen hat (Enzy-
klop. § 153). Vgl. Lipps, Grundr. d. Logik, 1893, S. 162; Schell, Kathol. Dog-
matik II, 1890, S. 20.
Cavillation: Trugschluß (s. d.).
Celareut heißt der zweite Modus der ersten Schlußfigur (s. d.): Obersatz
allgemein verneinend (e), Untersatz allgemein bejahend (a), Folgerung allgemein
verneinend (e). MeP | SeM | SeP. Z. B.: Kein Säugetier atmet durch Kiemen;
Alle Huftiere sind Säugetiere; Also atmet kein Huftier durch Kiemen.
Cesare heißt der zweite Modus der zweiten Schlußfigur (s. d.): Obersatz
und Folgerung allgemein verneinend (e), Untersatz allgemein bejahend. PeM
SaM | SeP. Z. B.: Kein Säugetier hat Flügel; Alle Vögel haben Flügel; Also ist
kein Vogel ein Säugetier.
112
raoM ».
< liaaa (%4*s, von x«/*w. km gähne), der klaffende Abgrund, der leere Welt-
der Urzustand des noch angssormteo Weitssoffee, dee wirren, regellosen,
oidnungsloaen Durt&einander der Bing». Der Begriff dee „Chaos" kenn für die
d nur einen relativ angeordneten and un-
Von einer Art Chaos Ist die Rede in der
(„tohuweboha" der Brno), in mythischer Wen» bei Hnoo, nach
von allem surrst den „Cht» antatenS. et» dem „Dankel" and
dingen (Tbeogon. V. 116«.). Aach den Orphlkern <«. d.) gilt dee Chaos ab aas
•wn (vgL Urphica, krag, von E. Aaax, J88Ö). fhaolbua war einet die Walt
neck Axaxaoobas («. GebU) und Platos (TiaiAus, 90 Alf.); vgL dagegen AamTo-
•mm (De coelo, t). Von der rohen, gMultkwen Ifaass spricht Ovro (..nid»
indigeetaque ssolas". Metamorpbo« I. 7 Raab der Ka*t LAJ-LAca'ecben Theorie
rntutanden die Htmmelakflrper ans einem ..Urne bei (s. Weit) bew. ans einem (babaO.
Nach Xiimcn las die Welt an «irk ein „Chaos" ohne Zwang, ohne öl-
Hingen schwebende Geantan (a. <LL P. Moaoa* erblickt in der ans gegibiiaai
(Daa (aaos ia ■ iumsmaii Aaslese, 1806). VgL Li IHirrnc. La rhaos et l'harmonic
1011
Charakter (rae— rs>, (byraan, Merkmal; das Wort un deutet bei Tnno
nrajurr. 4«Vnal gaeaarfaef. u. a. soviel wie „Charakterbild' ; bei Arocanvr«
u. a. ein daroh die Sakramente dar Seele i Ingaprtgtea Zeichen, später „character
sacrementaas" genannt; die jetzige Bedeatung hat „Charakter' mH La Hat v fear..
Lm caracteres, 1667; vgL Eres**, Cwietige Strömungen der Gegenwart», 1004.
& 35 ff.) bedeutet: 1. die C rundbeat li a fjanhe It ahme Wesen«, die fasle Basti'
meines Verhaltens. Rcsgicrens, Wirkeos, insbesondere die Art und Weise dee
WoDens, die individuelle Willcrsaiiepasition. Ia diesem weitsrea Same gibt es
and «cbwankrnden niarakter; 1 bedeutet Ch. eine b» sondere WlDeaadis-
die Fähigkeit dm festen, sioberna. entschiedenen, einbeittteh stetigen,
ziben, aasdaaernden. konsequenten, unerschütterlichen Wollen«, die Fahi.
den Willen durch teste Grundsatae aa leitea and von dieasn Orundeitasn nicht oder
nicht leicht, nicht ohne Not «bau weichen. Da solcher Charakter kann, «och wann die
Charakterstärke ale aolohe geteilt, hose mm; ein „guter". «itUirher Clmrakter ist
gut durch die Beacbsifenheit der Grandsaae, denen er gehorcht. Der Charakter
Oberhaupt beruht auf uirhtea ilideain die aber daroh die Umwelt (daa „Mib>
durch Erstehung and Selbstsucht mehr oder weniger neodiffiiert, geeteigi rt werden
können, wofern nicht ungünstige IHaalifciingan die CbarakteranUge vorder
..ünveranderüch" ist der Charakter aar in masssta (z. T. pathotegkwhaa) Fallen,
wenn auch wohl immer ein gewimer Oraadsag der WUlensrenktion verbl«
den Angeborenen Charakteranlagen ist der erworbene Ch. sa unterscheiden, der
daroh die eigene Betätigung des Ich, oft im harten Kampfe mit eich erltet
schiedenen Trieben, Leidenschaften usw. anstände kommt (KinfluO der Cbuo^:.
Disziplin, dm Wittens auf den Ch.). „Charakterlos" ist der, dessen Wollen and I
dein schwankend, ohne Stetigkeit und Kuiimnaant ist» oder aaoh derjenige, der
eine niedrige Gesinnung, Mangel an sittlicher Wurde sesgt.
DaB der Charakter eines Menseben sein Schickaal bestimmt, lehrt
Hkraki.it («J*«v ydo dedawap iafuttr). Im ethischen Sinne erörtern den Ch.
Charakter. 113
Platon und Aristoteles (vgl. Pebkmann, Der Begriff d. Charakters bei Pia ton und
Aristoteles; S. 16ff.). Als konstanten Willen bestimmt den Charakter Seneca („semper
idem velle atque idem nolle", Epist. 29, 4). In neuerer Zeit erklärt Goethe den
Ch. dahin, „daß der Mensch demjenigen eine stete Folge gibt, dessen er sieh fähig
fühlt" (Sprüche in Prosa, 587). Nach Kant (s. unten) bedeutet einen Charakter
haben „diejenige Eigenschaft des Willens, nach welcher das Subjekt sich selbst
an bestimmte praktische Prinzipien bindet, die es sich durch seine eigene Vernunft
unabänderlich vorgeschrieben hat". Der Ch. hat „einen inneren Wert und ist über
allen Preis erhaben" (Anthropolog. § 87). Nach Hebbart ist der Ch. das, was der
Mensch eigentlich will (Allgem. Pädagogik, S. 299). Nach Th. Ziegleb ist er die
„Summe der Willeusdispositionen" (Das Gefühl2, 1893, S. 297ff.). Ähnlich Jode,
Jerusalem u. a. Nach Cohen ist der Ch. nicht gegeben, sondern eine Aufgabe des
sittlichen Selbstbewußtseins (Ethik, 1904, S. 597); so auch Natorp, Ewald u. a.
Nach Wundt ist der Ch. „ein aus der vorangegangenen geistigen Kausalität resul-
tierender Totaleffekt, der selbst wieder an jeder neuen Wirkung sich als Ursache
beteiligt". Der Kern des Ch. ist ererbt, ist etwas Ursprüngliches (Grdz. d. phys.
Psychol., 1903, III5, 637 ff.).
Vom „empirischen" unterscheidet Kant den „intelligiblen" Charakter. Eine
jede Ursache muß einen „Charakter" haben, d. h. „ein Gesetz der Kausalität, ohne
welches sie gar nicht Ursache sein würde". „Und da würden wir an einem Subjekte
der Sinnenwelt erstlich einen empirischen Charakter haben, wodurch seine Hand-
lungen, als Erscheinungen, durch und durch mit anderen Erscheinungen nach
beständigen Naturgesetzen im Zusammenhange ständen und von ihnen, als ihren
Bedingungen abgeleitet werden könnten . . . Zweitens würde man ihm noch einen
intelligiblen Charakter einräumen müssen, dadurch es zwar die Ursache jener
Handlungen als Erscheinungen ist; der aber selbst unter keinen Bedingungen der
Sinnlichkeit steht und selbst nicht Erscheinung ist" (Krit. d. rein. Vera., S. 433ff.).
Der „intelligible" Ch. kommt dem „Noumenon" (s. d.), der „reinen Vernunft" zu
und ist frei, während die Handlungen des Subjekts als Erscheinung notwendig,
determiniert sind (s. Willensfreiheit). Schopenhauer, nach welchem der individuelle
Charakter angeboren und absolut unveränderlich ist (Über die Freiheit des Willens III,
Neue Paralipomena, § 220), lehrt, daß der intelligible Charakter jedes Menschen
als ein „außerzeitlicher, daher unteilbarer und unveränderlicher Willensakt" zu
betrachten sei, dessen Erscheinung der empirische Charakter ist (Welt als Wille u.
Vorstellung, I. Bd., § 55; vgl. Willensfreiheit). Nach Windelband sind empirischer
und in teil. Charakter nur zwei Betrachtungsweisen des Willens (Über Willens-
freiheit, 1904, S. 200f.). Vgl. Bahnsen, Beiträge zur Charakterologie, 1867; J. Bau-
mann, Über Willens- und Charakterbildung, 1897; E. Adickes, Ch. und Welt-
anschauung, 1907; S. Smtles, Der Charakter, Univ.-Bibl.; G. Kerschensteiner,
Charakter und Charaktererziehung, 19152; Ribot, Revue philos., Bd. 34, 1892;
Die Persönlichkeit, 1894; Ribeby, Essai de Classification natur. des caracteres,
1902; Paulhan, Les caracteres, 1894, S. 8 ff. ; Malapket, Les elements du caractere,
1906; Pbat, Le car. empirique et la personne, 1906; Dugas, L'eclucation du
caractere, 1912; Elsenhans, Charakterbildung, 1908; F. W. Föbsteb, Schule u. Ch.,
191913; A. Adler, Über den nervösen Ch., 1912; Kollabits, Charakter und Ner-
vosität, 1912; W. Böbneb, Charakterbildung d. Kinder, 1914; Moll, Sexualität
und Charakter, Z. f. Sexualwissensch., 1914; Gaudig, Die Schule im Dienste der
werdenden Persönlichkeit ; Shand, The Foundation of character, 19202; W. Stebx.
Die menschliche Persönlichkeit, 19182. Klages, Prinzipien der Charakterologie, 1910;
EUler, Handwörterbuch. g
114 Charaktere — Cogito, ergo »um.
Handachrift and Charakter. 19». - VgL WIDe. WTllieefismtll, Motiv, loh.
Temperament, Person. Individuairtat.
< hnrnktorc nennt R. Atmiajuc» die gefthkoUAigea Erkfafikformen (lust
voll, bekannt, wahr u»w ; Kriu d. reinen Erfahr.. 18» -90. I. 16). Vgl Positiooal,
Pathempirinrae.
< liuruLterologie: Lehre vom Charakter (vgL Basxm*, Beitrage aar Ch..
1867) difJerentklk lndsvidua}|>syd»olog* (*. <L); DnmT, Beiträte nr Ck., 1904;
L. KLaon, Prinzipien d. Ch . 1»10; R, MClle* PemartrcLS, Psvehokgfe de« deutschen
Menschen and eeiner Kahar: Vsruoeh «int«- Volkaebarakteroiogie. 19«. Che-
rakterologiseh: dt« Oinraktor betreffend (vgl Motiv, Typ»).
('kennte, psychische, ak ein Anedrock for dl» Tntotehmg nener geistiger
Poemen «ad Werte mm der Verbindung von HiwiiHwIm Inliiltm: J. 8r. Mnx» Hörr
DOM, Www a. a. VgL Synthese.
Christa*» »ei—— (Christliche Wissenecbait ). Von M. Barn Kodv
(Science and koeHh, Aach deatarh) Isgiimkbi Sekte thtooophsnhiii Charakter«, dir
doreh Konaentratkm von Willen and Denken aal Gott eile Übel, aach körperliche
Krankheiten heilen «HL VgL Moll, fTi williiHB, Mertiiln and Okkultkmus, 190t;
Sröacm und 8ctnrae«ntee». ChrietL Wkwaeeh. u. Glaabeneheilang, 190t; Disoon.
Vom Jeanette der Seele. 19!
Cfcmnoekn» (Chronograph): ekktrieebee Begktnerapparat, der dir Kr-
aktioneaeit (s. <L) bk suf »/in» MnMmn angibt. VgL Wojwt, Ordz. <L phye. Psychol..
IIP. 1903, 8. 883ff
< hurirtflmi ■ gej \ I Ifcgfgji m*** Ihloki mmeUmmnf, Hg emUkj *■
CHrcmltM wltle>a«a oder circulus in probando: Zirkelbeweis, Bewek
(«. d.). der das zu Bussksnds nun Bsaekg 1 nimmt (vgL AntoroTBUta. Analyt.
prior., II 6, 676 18; Uunwao, System der Logik. 1881 | 117). VgL SrkoL
4'ivilUntlon « Kultur.
Clairvoyamcez in der Parapevchologk — Holkokon.
Clom (eohottkoh): m der Volaarpeythoiogk Ilmlihiiang f*r pitmiilve Oiappia
bildung.
< lnre et diotiaete s. Klarheit (Descaätm).
tTItmmlfflel gell ■■ .. Klassifikation.
CaCxlatean usw. s. Koexistenz oew.
< ogitatl« s. Denken. Bewofitaein (Dmwasns). VgL Aasozktionszentren.
Cogito. ergo «uns: ich denke, ako bin ich. Dieaer Sau kt der Aoedrook
der unmittelbaren Erfaaeung der Ezktenz des erkbenden Subjekts (s. d.) ak FmheH
innerhalb des Bewnßtscintrnssmmrinhsngea eelbet (eko nicht ak „Subetanz" hinter
dem Bewußtsein). Dea BewuBteein and demen Punktion, wir sie im Denken eich
betätigt, kt den Sicherate, was ea für une geben kann. An der Kxieteni einea
Bewußtseins kann nicht gezweifelt werden, denn jede Beatrettang «etat hier daa
Bestrittene, Bezweifelte unweigerlich voraus, weil Zweifeln selbst schon eins Art des
Bewußtseins kt Das Bewußtsein kt ako nicht bloß psychologisch eine Urtetoaohe
Coincidentia oppositorum — Conceptualismus. 115
(zu der auch der Bewußtseinsinhalt als solcher, also das im Bewußtsein gegebene
Objektive gehört), sondern es ist auch apriorisch, es „setzt" sich selbst mit
Denknotwendigkeit (logische Apriorität des Bewußtseins, des Denkens, des Denk-
subjekts als oberste Voraussetzung, Grundlage, Bedingung alles Erkennens).
Daß das Denken die Existenz eines Denkenden, das Subjekt einschließt, betonen
schon die indischen Upanishads (vgl. Deussen, Allgem. Gesch. d. Philos., 1894 f.,
I 2, 240). Femer erklärt Augustinus: wer zweifelt oder irrt, lebt, existiert, muß sein
(De trinitate, X, 14; De vera relig., 72 ff. ) : „Cogitare te scis? Scio" (Soliloqu. 2, 1).
Ähnlich lehren Thomas, Wilhelm von Occam, Campanella (Univers, philos., I, 3, 3).
Descartes, der mit dem methodischen Zweifel (s. d.) an allem beginnt, bis er
etwas absolut Gewisses erreicht, findet dieses in der Existenz des denkenden Subjekts,
das ihm freilich gleich zur Seelensubstanz wird. Mag auch alles Täuschung sein, keine
Außenwelt existieren, so kann doch nicht einmal ein Gott bewirken, daß ich, der ich
zweifle und also denke, nicht bin, indem ich denke. Das Denken ist vom Ich untrennbar,
das Ich vom Denken („ego sum, ego existo, certum est", Meditationes II). Es ist
nicht möglich, daß das, was denkt, nicht existiert („repugnat enim, ut putemus id,
quod cogitat, eo ipso tempore, quo cogitat, non existere"). Und so ist das ,,cogito,
ergo sum" die ursprünglichste, sicherste Erkenntnis ('Princip. philos. I, 7); und zwar
ohne Syllogismus („nullo syllogismo"), unmittelbar (Respons. ad II, object.) ist der
Satz klar und deutlich, gewiß. Er ist die Grundlage aller weiteren Erkenntnis und
bildet zugleich den Ausgangspunkt zum späteren erkenntnistheoretischen Idealismus
(s. d.). Descartes faßt das denkende Ich als „res cogitans" auf und glaubt damit
eine immaterielle, substantielle Seele festgestellt zu haben, was nach Hobbes u. a.
nicht zutrifft (vgl. die „Objectiones"). Nach Gassendi (Object. V) u. a. läßt sich die
Existenz des Ich aus jeder Tätigkeit erschließen, nicht bloß aus dem Denken. Nach
Leibniz hegt das „ich bin" schon im „ich bin denkend" (Xouv. Essais IV, 7, § 7),
während Che. Wolfe das „c, e. s." als Beweis auffaßt. Xach Maine de Biban ist es
besser zu sagen: ich will, also bin ich (,,volo, ergo sum", Oeuvres inedites, 1859, III,
410ff.; ähnlich Bahnsen u. a.). Riehl formuliert so: „cogito, ergo sum et est" und
erklärt: „Indem ich mir meines eigenen Daseins bewußt werde, werde ich mir unter
einem des Daseins von etwas bewußt, was ich nicht bin" (Der philos. Kritizismus,
1876ff., II2, 147; vgl. Kant, unter „Objekt"). Xicht mein Selbstbewußtsein, mein
Bewußtsein ist mir ursprünglich gegeben (ibid.). Daß das Ich-Bewußtsein schon das
Bewußtsein anderer Subjekte einschließt („cogito ergo sumus") betont Foutll£e
(vgl. auch Cohen, M. Adleb u. a.).
Daß man eigentlich nur schließen dürfe „es denkt in mir", oder gar „es wird ge-
dacht", meinen Lichtenbebg (Vermischte Schriften, 1800 ff.), Schelling, Xietzsche,
nach welchem das Ich, das Subjekt nur fingiert ist, Vaihingeb, J. Schultz u. a.
Vgl. L. Fischeb, C. e. s., 1890. Vgl. Denken.
Coincidentia oppositorum s. Koinzidenz.
Common Sense s. Gemeinsinn, Prinzip.
Conästhesis s. Gemeingefühl.
Conatus .s. Streben, Erhaltung. „Conatus der Geschichte": Richtung der
geschieh tlichen Entwicklung (vgl. L. Stein, Der soziale Optimismus, 1905, S. 20ff.).
Concansae: Mitwirkende Ursachen („plures causae eiusdem causati", Christ.
Wolff, Ontolog., § 885).
Conceptualismus s. Konzeptualismus, Allgemein.
8*
III Conclu.io - Credo quia
< onclueln: Folgeraag (a. d.), BaMaiMti, Coocluaio aequitur partem
debiliorem: dar Sehlafbati folgt dem echwieberca Tau, <L h. er bt Begatte oder
partikular (a. d.). wenn «Jan dar beide« Pr Im bann (a. d.) aegatiT oder partikalar bt.
(onrnraas (oder ataittentia) Del: Mitwirkung Gottes bei den Wiohaal-
besfebuifen tabuben Laib and Seeb, db aa laianafailaii aiad. ab da£ ab direkt
aufeinander einwirken können — nacb der Lehre Db»cabtbs* und der Okkaiiona
liaten (a. d.1 VgL Wiiatilahiwig (parobopbjraboba).
Conditio sine qna aon: uorrUdlkbi
(•.d-k
C»miartawl— II Schlaft, oder Fulgaaati. VgL
(omratai: Cbersinstimmung der Dankenden, bildet oft eiaaa dar Kriterien
der Wahrbeit (a. d. \ bt aber allein nicht wreirttaag, da es nacb ■%■■!■ eerbreitete
Irrtümer gab and gibt. Coassaaae gentium: db übetebatimmang dar Völker
in besag auf dea Qbuibea an db FrtHini einer Omtaalt, wird öfter ab Be web far
dbaa Babteas angefahrt, ao tob Ctcaao (TuaeaL iHaaaial I. 16, 96k Mab welchem
kam Volk ao niedrig Habt» da* ea aicht aa eiaea Gott gbabt, Maroorva Fmux (Oc-
uriaa, VIII. 1. betrag» der Unstarbliobkah) u, a. Dtnirwioaaiaaui" wird eoa manchen
ab nicht baabband beatrittea (rgL Locke, Eaaay oonorra. hum. änderst. I). VgL
< ontiguiM
Cw»ÜnK« min mundi a. Ifnamnlngbnhir Baaab. VgL
iia.li.ii«! in ii,
aprach euer Begiiflarefknapfung (s. B, runde« Vbraokk
< outra prinripla nofanteaa aoa eat diaputandum: Oegen dea,
der db Voraiaae Illingen da« Argameata bestreitet, ab nicht teilt» Iftftt aiob aicht
Contra! nodal ». ILchupluL-ophir
Caaverala e. Konecrsioa.
Copnla e. Kopubv
< «m .uitua («esat/res, der Gehörnte). Hömerfrage, beißt ein FangschraB daa
EuacuDts: „Hast du deine Hörner «arloraa? Sein- Abo hast du ab noch" (Diog.
Laert- VII. 187).
< orollarimu ■. Korollar.
< rcatianUmua (creatio, Schöpfung) bt db Lehre, daß db
Seal» tob Gott bei der Gebart daa Laibes erschauen and diesem eingefugt wird (im
OiganesU nun ..Traduzianbmna"). So lehren Aaxoatus. Aanaosrcs. Hilabics,
Acousrnrus, Alkxaxdkb tox Halbs, Wojl tos Chabteaüx, Pitrcj Lovbabdcs.
Thomas, Dtnrs Scotus, Calttjc, Pabaoklscs, J. B. tax Hsutoire u. a., auch Lotzk,
L. Bossi u. n.
Oratio roiitiima -
Credo, qaia aUnrdam: ich glaube es, weil ea unsinnig, widervernünitig
int. d. h. weil es die Grenzen der Vernunft, dea Ternanfttgen Bugiaifa'na tthsrstelgt.
Credo, ut intelligam — Darstellung. 217
Dieser Satz wurde Tebtullian zugeschrieben, der aber nur bezüglich des Todes und
der Auferstehung Christi sagt: „Et mortuus est Dei filius; prorsus credibile est, quia
ineptum est. Et sepultus resurrexit; certum est, quia impossibile est" (De carne
Christi, 5).
Credo, ut intelligam: Ich glaube, um zu begreifen, ist ein Satz, der
die Bedeutung des religiösen Glaubens (s. d.) und die Notwendigkeit der Begreiflichkeit
des Glaubensinhaltes ausdrückt. Schon Augustinus sagt: „Credimus, ut cogno-
scamus, non cognoscismus, ut credamus" (De vera religione 5, 24). Und Anselji von
Cantekbuby: „Xeque enim quaero intelligere, ut credam, sed credo, ut intelligam"
(Proslog. 1).
Crocodilinus s. Krokodilschluß.
Cynismus s. Kyniker.
Cyrenaiker s. Kyrenaiker.
I>.
Daimonion (datuöviov) nennt Sokrates die von ihm für eine Art gött-
licher Eingebung gehaltene innere Stimme, die ihn von der Begehung unrichtiger,
unzweckmäßiger oder nicht guter Handlungen abhalte, ihn warne (ipol 8h zoit' iaxlv
ix .iai8ög äggdfievov (foivfi tig yiyvo/iävrj, Tj 5tav yeinjrai äei duioT^inei fie tovzo
5 äv (tjJUUt ngdtteiv, ngotginEi 6k ovTtoze, Apolog. 31 D; vgl. Xenophon, Memo-
rabil. I, 1, 6; 4, 15; IV, 3, 13; 8, 6; vgl. Volquardsen, Das D. des Sokrates, 1862).
Daltonismus s. Farbenblindheit.
Dämonen: Geister, insbesondere böse. Der Glaube an solche ist auf einer
gewissen Stufe der Entwicklung fast bei allen Völkern verbreitet (s. Animismus);
auch verschiedene Philosophen nehmen die Existenz von „Dämonen", von geistigen
Kräften, die zwischen der Gottheit und den Menschen vermitteln, an (Xenokrates,
die Stoiker, Xeupythagoreer, Xeuplatoniker, Tatian: „hylische Geister",
verschiedene Philosophen der Renaissance u. a.). Xach Wuxdt, Völkerpsycho-
logie IV, Die Religion I, 19102, 457ff., Elemente der Völkerpsychologie, 1911, knüpft
der Dämonenglaube hauptsächlich an Krankheit und Tod an.
Darapti heißt der erste Modus der dritten Schlußfigur (s.d.): Ober- und Unter-
satz allgemein bejahend (a), Folgerung partikulär bejahend (i). MaP | MaS | SiP.
z. B. Alle Affen sind Säugetiere; Alle Affen sind Wirbeltiere; Also sind einige Wirbel-
tiere Säugetiere.
Darii heißt der dritte Modus der ersten Schlußfigur (s. d.); Obersatz allgemein
bejahend (a); Untersatz und Folgerung partikulär bejahend (i). MaP | SiM j SiP.
z. B. Alle Planeten bewegen sich um einen Zentralkörper ; Einige Himmelskörper sind
Planeten; Also bewegen sich einige Himmelskörper um Zentralkörper.
Darstellung ist die Veranschaulichung, die anschauliche Wiedergabe, Kon-
struktion von Gegenständen, Begriffen, Ideen (ästhetische, mathematische D.). Xach
Leibniz stellen die Monaden (s. d.), jede von ihrem Standpunkt, das Universum dar,
indem sie es vorstellen („representent"). Xach Kant muß alle mathematische (s. d.)
Erkenntnis ihren Begriff in reiner Anschauung darstellen, so daß ihre Urteile jederzeit
„intuitiv" nicht „diskursiv" (s. d.) sind (Prolegomena, § 7). Vgl. Ästhetik.
118
■»arvrinlamnui ist die l>aarsirlanitiirini1ii oder AlartemmaBsnhmiii in der
Dorm, die ihr Cbablss Dabwix gegeben (Ob Ihe origm of epeciee by means
of Mlwil ssteotioa. 1800, deutsch in der l'nir.KbL; The Deeeent of Man. 1871.
deuuch ebd.; Tgl. F. Dabwib, Life «ad Letters of Ch. D.. 1887, deutsch 1884). 8b
lehrt die Entwicklung der Arten, die Faleteheag aaaar Arten, eaf Grand der An
häuf ung kleiner Variationen, im Kampf aaai Dasein, in welchem die simsmnnsafahi-
■ich durch netariJobe Auslese, Seiektkm, erhalten «ad ihr« Hnpeseangfn (•. d.)
(•. Entwicklung). Dar Neoderwinismus (Wstsatavy u. «,) leugnet die
erbong (e. d.) todiridueü er wo» bener Firns« fasftis and fahrt alle Eat-
Wicklung am* die Selektion («. d.) wrack. Dar Darwinannas hat vielfach nicht bloß
die Biologie, «andern auch die Psychologie. Ethik. 8oriologh>. Philosoph» («ach die
Erkonntnietboorie) hssinfhiOt, wann jstst «ach «ndere Richtangeo de« „Evolutionis-
buh dem strengen Derwmiemus Konkurrens machen (lamerr kiemue usw.). \ gl.
Riou Geaehiohte dar bioL Theorien FI. 1806—1808. I Ulaam. BW. (Kultur
dar Gegenwart III. 4. 1) 1818, Uff. Vgl Eatwieklaag. Biologie, 8o«iologie.
I»aa«la (erieteati«) k* die maaaotlnfftirhs, llngUnbi reale
üaesreohisda vom Sern (s. d.) schlechthin and vom
(eesentia, 8o asm). Vgl 8em, Objekt, ReaÜUt,
l>a«elaafrvlt ohne Backeicht «af laala Esisteas betrachtet, rein formal-
geganetlndlinh. ata Qsgenstsnd das Dsskaas panmmi« (s, B. irgendel
tische oder hfgfwh* Heletion lalauhn« Gedachtem). Den Auedruck
gebraucht besonder» die „GcannstsiNhlheiiiis" (s. d.) Mnsosoi u. «. Dafas Gegen-
stände ohne Wirklichkeit, Esisteas gibt ( Vorstellungen. SAUe. Wahrheiten an «iah),
betont schon BoLaaBO (Paradozien das unendlichen1. 1888. 8. 8fl
l>a«r inawrrt : o«ch Müxstuukbo (Ph. d. Werte 1808, 83) logischer Wert,
Ousanstead der bloBen Anerkennung.
I>ati-.l bei8t der vierte Modus der dritten 8duaJßgur (s. d): ObarasU all-
gemein bejshend («); Unteramts asd Folgerung partikular bejahend. MaP | M i 3
S i P. s. B. Jeder, der mit seinem Lose safriedaa Ist» fatsJecsJiah; Eerip. dfc mit fcrrm
Lose sufrieden sind, sind arm; Ahm sind einig« Arme glücklich.
I»aarr (duretio) iet das Verharren eines Oiganslsndcs, VorstelhuupunhaJtea.
Erlebnisse« in der Zeit, das «nvoritodmBuha Basfnon, Dasein des Zeitinhalte«, die
ununterbrochene, stetig« Existenz, aach den seitlose (ftberserUicbe) Wehren (s. Ewig.
keit); Dauer als („protenaiv«") Größe ist die Lange der Zeit, die ein OaiahehiiB (oder
ein Erlebnis) in seinem Ablaufe beansprucht, objektiv gimiimiin an konstanten, regel-
mafiigen Bewegungen (Erdumdrehung) mit deren Ablauf die Dauer des einsamen
Geschobene verglichen wird. Psyobokgisch ist des Bewußtsein der „Dauer" durch
die Art der Erlebnisse, das Interesse, die Erwartung anderer Inhalte, die Aufmerk-
samkeit bedingt (TgL Zeit). Dm Maß der Dauer ist hier subjcktivindividuell vari
ierend; von Wichtigkeit ist hier die Einstellung auf das Kommende, des Bewußtsein
des „noch de" eines Inhalts, wahrend ein anderer erwartet wird, und des „noch nicht
da" des Erwarteten (vgl. Vouofajnr, Lehrbuch d. Psychol. II«. 80). Als dauernd
erfaßt sich das erlebende Ich (s. d.), welches im Ahlauf und Wechsel semer Bihdmhmi
sich als aktiv-reaktive Einheit ständig and stetig setat und findet and an seiner Be-
harrlichkeit den Wechsel seiner Erlebnisse inifit. 8eine eigene, unmittelbar- reale
Dsuer legt dss Ich in die Objekte hinein, die nun trotz ihrer äußerlichen Verlade-
rungen als etwas Dauerndes sich darstellen (vgl. Substanz).
Dauer. 119
Daß nichts dauernd ist als das Werden und die Gesetzlichkeit desselben lehrt
zuerst Herakxit (s. Weiden, Sein).
Als objektive Beharrung im Sein wird die D. von den Scholastikern definiert
(„permanentia in existentia", vgl. Suarez, Metaphys. disputat. 50, 1, 1). Man unter-
scheidet reale und vorgestellte, absolute und relative D., „Aeviternität" (s. „aevuin"),
sukzessive D., unendliche D. (Gottes). Nach Spinoza ist die D. die unbegrenzte Fort-
setzung des Daseins („indefinita existendi continuatio", Eth. II, def. V.; vgl. prop.
XLV). Locke erklärt sie schon psychologisch als Abstand zwischen dem Auftreten
zweier Vorstellungen oder als Dasein nach dem Maße unserer Vorstellungen (Essay
concern. human understand. II, K. 14, § 3f. ; vgl. Hume, Treatise II, sct. 3; Con-
dillac, Traite des sensations, 1754, I, K. 4, § 11). Nach Leibniz hingegen wird die
Idee der D. durch die Folge der Vorstellungen nur ausgelöst; die Konstanz der Zeit
selbst ist eine „ewige Wahrheit", eine Denknotwendigkeit (Nouv. Essais II, K. 14).
Etwas „Apriorisches" (s. d.) hat die D. nach Kant. Die D. besteht „in dem Dasein
der Erscheinungen in der Zeit, insofern die Zeit selbst als eine Größe genommen wird".
„Durch das Beharrliche allein bekommt das Dasein in verschiedenen Teilen der Zeit-
reihe nacheinander eine Größe, die man Dauer nennt. Denn in der bloßen Folge
allein ist das Dasein immer verschwindend und anhebend und hat niemals die min-
deste Größe." Die „Beharrlichkeit des Realen in der Zeit" ist das „Schema" (s. d.)
der Substanz. „Die Zeit verläuft sich nicht, sondern in ihr verläuft das Dasein des
Wandelbaren. Der Zeit also, die selbst unwandelbar und bleibend ist, korrespondiert
in der Erscheinung das Unwandelbare im Dasein, d. i. Substanz, und bloß an ihr kann
die Folge und das Zugleichsein der Erscheinungen der Zeit nach bestimmt werden"
(Krit. d. rein. Vern., S. 176ff.).
Als Eigenschaft der psychischen Erlebnisse betrachten die Dauer Ribot, Baldwik,
Külpe (Gr. d. Psychol., 1893, S. 394ff.) u. a. Nach Wxtndt ist die Vorstellung einer
absoluten Dauer, d. h. einer Zeit, in der sich nichts verändert, ohne Übertragung der
Zeitanschauung auf den Raum nicht möglich. Dauernd ist daher nur „ein Eindruck,
dessen einzelne Zeitteile einander ihrem Empfindungs- und Gefühlsinhalte
nach vollständig gleichen, so daß sie sich bloß durch ihr Verhältnis zum Vor-
stellenden unterscheiden" (Grundr. d. Psychol.5, 1900, S.172; Grdz. d.phys. Psychol.,
1903, III5, lff.).
Daß das Bewußtsein der Dauer psychologisch schon das Sukzessionsbewußtsein
bedingt und daß jenes aus der Identität (s. d.) des Ich entspringt, betonen Royeb-
Collabd, Riehl (Der philos. Kritizismus, 1876ff., II 1, 73; vgl. Zur Einführung in
die Philos., 1903, S. 210) u. a. — Bebgson unterscheidet die unmittelbar erlebte,
stetige, wahre, reale Dauer („duree reelle", „vraie duree") von der äußerlichen, quanti-
tativ meßbaren, homogenen Dauer. Die wahre D., in der wir uns lebenstätig erfassen,
ist eine innige Durchdringung aller unserer Zustände, ganz verschieden von der „homo-
genen" Zeit. Im wirklichen Erleben und Geschehen, durch die „Intuition" (s. d.)
erfaßt, ist die D. eine „qualitative Mannigfaltigkeit", nicht eine äußerliche Sukzession
gleichartiger Momente (Essai sur les donnees immediates de la conscience, 1889, S. 74ff.,
172ff.; Matiere et Memoire, 1896, S. 205). Die „reine" D. („duree pure") ist vorwärts-
gerichtete Gegenwart, welche die Vergangenheit in sich enthält; sie ist schöpferische
Zeit („temps-inventeur"), „schaffende Entwicklung" (s. d.), stetiger Fortschritt des
Gewesenen in die Zukunft hinein (Evolution creatrice, S. 5, deutsch 1912), die absolute
Wirklichkeit und Wirksamkeit, die nur der (praktischen Zwecken dienende) Verstand
veräußerlicht, verräumlicht, in gesonderte Momente und Elemente auseinander reißt,
stabilisiert. Vgl. Baümann, Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik, 1868;
m
Dsixaca. OrdBungslehre, 1012. VVirkbchkeiulrhrr. 1917. 80. VgL Zeit. Ewigkeit,
Unsterblichkeit, Werden. Sein. Substanz, ReUüritataprimüp.
Deekertaaervagea nennt die PejohoMuljw (e, d) inhaltlich gleich-
galtige Erinnerungen, bes. aus der Kindheit, die Arsmtrhmgen auf ein iuQerlich oder
innerlich mit jener VoreteJlnng «wbundenoe hochwertiges Erlebnis
Dedarflo ad absurd» a. Absurd.
Deduktion (dedortio. it^rl, Ableitung) ist die Methode der Ableitung
m dem Allgemeinen, die Erklärung de* Bosondsrn durch Darlegung
am Folge oder Hpariansfl oinos wflpmilnin. omae Oeasems. Die D. die in
der Mathematik «ad methemetmahea Naturwiafeaeohaf t eine groBe Rolle spielt, geht
IIa «HO 0flUNRMBMm vv^aMMHamMtflMl VQB ttBOfla taa QtT RMM taadttfcttV flflaftnsttauswflWw*
Induktion (e. d) nicht mit Uiluheihtlgt worden wmrea aad bewahrt eich, wenn die
Krfahrung (hcw. den Experiment) dm» Feile oder die aas dem llhjpmahian ebge.
leiteten DtepoderhiHea mteaehrWi beeUtigt (TgL OeTwau». Orundr. d Naturphllc*.,
S.50f.). In der Phikaophle wurde riebach versucht, aal rein dsduktirem oder kon-
struktivem (e. d) Wage tu Filminliihai n tu aslangsn. wobei aber den eefaehiber min
begrifflich ebgeiehete Beeondere in Wahrheit eae dar Eriahraag entlehnt wurde (eo
t. T. bei Haas. u. a.L Doch mal die Phlloeophie wie Jede andere Wkwenechaft von
obersten, allgemeinsten Voreaeeetaangan (s. Axiom) eaephea and «ie mal die Mannig-
faltigkeit der
Bei Amstotslss bedeutet AxBymrf die Lösung eines Probleme durch Rückgang
auf ein rertreutaree (Anal prior. U Sa, 69 a SO). Voa einer ..deducteo" ha togiechrn
8inne spricht eohon BoaTurcs. In der Scholastik epislt die deduktive Methode
swar nicht die elhinherwohanrle, aber doch eine große Rolle. Das deduktiv aytto-
gartieohe Veriahrea bekämpft in dessen Fmmlligkelt P. Bsooa; eine gute D. muß
auf methodisch richtige Induktion (a. d) sieh stfltaea (Nov. Organ. 14). Höber be-
wartat dm Deduktion DbscabTBS (e. Pelieiiemimiai). Von spateren Empiristen bringt
beeondere J. 8t. Mnx die D. in Verbindung mit dar Induktion (s.dL Wtnnrr unter
eeheidet synthetische und snalytieche D. Entere geht tob ainfaohan Sitaen tob
Oehung sos «ad leitet aus der Verbindung derselben andere Sitae tob
memt EUgfoioh vsrwickelterem Charakter ab; eie bt eine Form des
SyUoganBue". Die analytische D. besteht sas: 1. der Zerlegung
Begriffes in seine Bestandteile. J. dem Übergang tob einem allge-
meinen zu einem in ihm enthaltenen engeren Begriffe oder tob einem allgemeines
Gesetze zu einem epazirllen Falle Juamlban. S. der Transformation yigubansi Begriffe
miUele einer Teriadertea Vuliiiiiliiiigseiaa ihrer Elemente (Logik II*. 1007. 8. 30M.).
VgL Uxbxewxo. System d. Logik». 1882; Siowabt. Logik II*. 1004. Coamxrua,
Einl. in d. Philo*.. 1003. S. 150f.; E Mach. Erkenntnie o. Irrtum. 1006, & 302;
ScHcrrx. Grundr. d. Erkenntnistheorie u. Logik, 1804. 8. 163; Vailati. D metodo
dedod.. 1807; Schill**, Formel Logic, 1013. 187. — VgL Induktion. Progressiv,
Synthetisch. Konstruktion. Mathematik. Logik.
Deduktion, trsnazendentsle und metaphysische. Unter der „meta-
physischen" D. der Kategorien (s. d.), der Grundbegriffe der Erkenntnie (Substanz,
Kausalität usw.) versteht Kamt die Ableitung der Kategorien aus den ..allgemeinen
logischen Funktionen des Denkens", also durch Rückgang auf geistige Prozesse.
Definition. 121
Davon ist die transzendentale D. zu unterscheiden, welche die Möglichkeit der
Kategorien (und damit auch der Anschauungsformen) als Erkenntniselemente a priori
(s. d.) von Gegenständen einer Anschauung dartut. „Deduktion" bedeutet hier
den Nachweis der Befugnis, des Rechtsanspruchs betreffs einer Sache, die Legitimation.
Es gibt nun Begriffe, die unabhängig von der Erfahrung gelten, und es ist nun zu
erklären, wie es möglich und berechtigt ist, daß diese Begriffe „sich auf Objekte beziehen
können, die sie doch aus keiner Erfahrung hernehmen''. Kategorien können nur
a priori, im reinen Denken, entspringen, und doch sich auf die Erfahrung und deren
Objekte beziehen, für sie gelten, weil und sofern sie Bedingungen der Möglichkeit
objektiver Erfahrung und der Erfahrungsobjekte selbst sind, weil sie
also erst Erfahrung (s. d.) begründen, konstituieren. Die Kategorien enthalten „die
Gründe der Möglichkeit aller Erfahrungen überhaupt". Die Natur (s. d.) muß sich
nach der Gesetzlichkeit des Denkens, der denkenden Verarbeitung des Erfahrungs-
materials richten, weil sie (als Inbegriff von „Erscheinungen") durch diese Gesetzlich-
keit selbst besteht (Krit. d. rein. Vern., S. 103 ff.). — Daß sich die Kategorien nicht
aus einem obersten, einzigen Prinzip deduzieren lassen, sondern durch innere Er-
fahrung aufgefunden werden, lehren Fries, L. Nelson, O. Ewald (Kants kritischer
Idealismus, 1908) u. a. Vgl. Kategorie, Transzendental.
Definition (definitio, ögiopög), Begriffsabgrenzung, ist die Angabe der
Bedeutungeines Wortes durch Angabe der Merkmale, welche den durch das Wort be-
zeichneten Begriffsinhalt konstituieren. Die D. ist ein Urteil, in welchem der zu
definierende Begriff das Subjekt bildet. Außer den bloßen Worterklärungen gibt es
Nominaldefinitionen, welche ein Wort nicht bloß durch ein bekannteres ersetzen,
sondern die begriffliche Bedeutung des Wortes angeben, und Realdefinitionen,
welche damit zugleich objektive Beziehungen feststellen, die objektive Gültigkeit
des Definierten annehmen, anerkennen. Die analytische D. zerlegt gegebene Be-
griffe, die genetische (oder synthetische) baut sie aus ihren Bestandteilen auf (z. B.
Ein Kreis entsteht, wenn ein Punkt sich in gleichem Abstand um einen andern Punkt
stetig bewegt). In der Regel erfolgt die D. durch Angabe der nächst höheren Gattung
(„genus proximum") und der spezifischen Merkmale („differentiae specificae"), doch
kann auch zu einer entfernteren Gattung übergegangen werden. Einfache Begriffe
lassen sich nicht eigentlich definieren, nur charakterisieren oder umschreiben („zirkurn-
skriptive" Def.). Definitionsregeln sind: 1. Die D. darf weder zu weit noch zu eng
(„abundant") sein, d. h. sie darf nicht zu wenig und nicht zu viel, muß aber die kon-
stitutiven Merkmale enthalten, sie muß „adäquat" sein. 2. Die D. muß präzis und
klar, ohne Zweideutigkeit und Dunkelheit sein, sie darf keine bloß bildlichen Aus-
drücke enthalten. 3. Die D. darf keine „Tautologie" (s. d.) enthalten, d. h. nichts
aussagen, was genau dasselbe besagt wie das zu Definierende. 4. Die D. darf nicht
mit einer Einteilung verwechselt werden, nicht den Umfang des Begriffes angeben,
statt dessen Inhalt zu analysieren. 5. Die D. muß jeden „Zirkel" vermeiden (s. d. u.
Diallele).
Auf die Definition legt zuerst Sokbates großes Gewicht, dem es auf die möglichst
objektive begriffliche Festlegung der Dinge ankommt (rovg r' t.taxcty.ovg Xöyovg xal
zb ÖQt^ea&ai xad-6/.ov, ARISTOTELES, Metaphys. XIII 4, 1078b 27; ££Sjzei zb zi
iaziv, 1. c. 1078b 23; vgl. Xenophon, Memorabil. IV, 61; Platon, Phaedrus, 265).
Daß die D. das Wesen der Dinge bestimmt, lehren Platon (Theaet. 200 E), und
besonders Aristoteles bgcatuög iazi Aöyog zb zi ?tv elvai arjftaivcjv. Top. VII, 5);
sie besteht aus der Angabe der Gattung und der Artmerkmale (ö ögiofibg Ix yivovg
IM
%al iiafopir iett», Top. I 8, 101* 15). Nominal- und RaoViefhillluaaB amden hirr
schon unterschieden (4 o>ifs>s*sf lefei so«» f U in» f ti iyn/m lofsna*. An*),
post. II 7). Nach Cicano toi dto Definition die Angabe der IThjamraofni« ebea
Dinge* (TgL Top. 5. J6). Dto Skeptiker kalten dto Definition Ar unnttt* <8*xtüs
Evrnioos, Pbyrrhon. hypotyp. II, 906ff.). Dto Scholastiker erklaren, dto Definition
gebe da« Weeen der Dinge na („deßnhio ksdbai ml iwiddljeeam ei iiiiHiim "
Taosus, Sun. theo! □ II. 4. lc). Dtoe meint aoek Brnos* (Ktk. Iprop.Mll
DeJ dto Definition dto Buh lag eine* Wortee feattogt, betonen Loa» (Eeeey
oonc harn, undcretand. III. K. 4. f 8). Rno n. e. Hingegen nntereebeiden Lamm.
Ca*. Woxrr u. a. Nominal «ad Rsildslmltbaan. ««tone li tonnen dto Mogaaakjeit
< I« » I I : fi :< r * > - v. :* HH n UM . . VI I I fei I * I r Hl H • : BaWHaaWal m '1* r , . \.Tt*s\\ l'lfij? i Ulla** r
wird": dto „Sacaetaabnagen" ankjea ..dto Art und Weise, wie eure* atogttok tot"
(Ca*. WoLrr. \Yrnftnft. OHmkin von d. Kräften d. ■ inirhl VhiIiiiJii», 1798»
8. daiff.s Philo», rational.. 1718, f 15*. 191). Naek Kaa? beüi ilifbi „den ar>
\« » ':.; < na I i nagi
toi ton*, wetoae nicht
ReetiUi deandbea deatlfeh macht (KrÜ. d. rem. Vorn.. & 999, 999%
Unter den neueren Logikarn wird rieb* ach jede D. ato eine Art Nominaldefml Üoo
aufgefaßt. So toi dto D. naek Siowabt ..ein ürteü. in weloktm dto Bedentnng eine«
data Begriff hoaotoknondon Wortee angegeben wird" (Logik I«. 1899-99, 870ft).
Ähnlich lehren J. Ar. htnx(0riism d. Logik I). Hmun, SrOam. aUtmrjram, Mabtv.
Hörua, Lim u. a,; rgt Kasnso, Dto bteltoktoeDen Funktionen, 1909, a 91. Nach
Wovor besteht dto D. darin. .,da9 ein Wort, deaana lagllrtmih** Saat noch nicht feet-
geateDt toi, durcfc Worte beaiimait wird, deren Ijegilfttuae Bedentnng all bekannt
rorauageeeut werden darf". Bei der Xominaldef. atoki man ron dem wis.eneeh.ft
liehen Zoaemmenhing ab. in welchen der Begriff gebracht werden soll (Logik II'
1907. 8. «Off.).
Von Russell u. a. wird dto D. ato eine logische Gleichung zwischen einem ein-
fachen and einem maammungeeetiten Auedrook aafgafsat. ato eine Gleichung, die
aa stob weder wahr noch falsch toi (OorrcaaT. Prinripton d. Msthematik. 1908,
S. 38 fU
Nach manobea Forschern sind die Axiome (s. d.) nicht* als Definitionen -
Vgl. üsanwao. 870*0« d. Logik1, 1989; E Maoa. Popularwtos. Vortes., 1998, 8. 987;
Rrrnwiaca. Der Begriff d. Definition. 1880; W. L. Datum»*, The Logic of Definition.
1885; Sroam. Logik. 1911; BaaiQüa». Probleme der Wissenschaft I. 1910; F
ScanxBB, Formal Logic. 1919; Darasca, Ordnnagatokre. 1912; Rickxbt. Zur Lohn
v. d. Definition. 1915. (Dto weeentL Letotung der D. beruht auf Begriffsbestimmung,
d. h. auf synthetischer Funktion dar Bildung ab auf analyt. Funktion der Zerlegung
dea Begriffs.) — Vgl. Beschreibung. Erörterung, Mathematik, Physik.
I»< ifikntioa *. Theosto.
I»< iwana* (von deus. Ooü) toi dto der „natürlichen" oder „Vernunftreligion"
eigene Annahme eines Gottes, der dto Welt erschaffen bat oder ihr Urgrund tot, aber
nicht in den Lauf der Naturbegebenheiten eingreift« keinerlei Wunder tot, sich atoki
personlieh offenbart, sondern in der Welt selbst sich manifestiert. Der D. steht im
Gegensats sum Theismus (s. d.) im engeren Sinne, zum Supranaturabamus (s. d.)
und verhalt sich der Offenbaninjrsrelijrioa gegenüber kritisch , „freidenkend"
thinker").
Dejä vu — Denken. 123
Der Ausdruck „Deist" kommt als Gegensatz zum Atheismus schon bei Viret
(Instruction Chretienne, 1564), der Gegensatz von „theist" und „atheist" bei Cud-
worth vor (vgl. Eucken, Beiträge z. Geschichte d. neuem Philos.2, 1906). Als „Deist"
bezeichnet sich als einer der ersten Ch. Blount. Die bekanntesten englischen Deisten
u. „Freidenker" sind Herbert von Cherbury, Blottnt, Toland (s. Pantheismus),
M. Tindal, A. Collins, Bolingbroke (WW. 1754), Shaftesbury; in Frankreich
treten J. Bodin, Voltatre, Rousseau u. a. auf, in Holland schon Coornheert, in
Deutschland Edelmann, Bahrdt, Reimarus, Lessing u. a. Dem Deismus kommen
Spinoza, Locke, Hume (gegen Wunder) u. a. nahe, ohne aber zu den eigentlichen
Deisten zu gehören. — Kant erklärt: „Der Deist glaubt an einen Gott, der Theist
aber an einen lebendigen Gott" (Krit. d. rein. Vern., S. 494ff. ; vgl. Prolegomena, § 57).
Vgl. Locke, The Reasonableness of Christianity, 1695; Toland, Christianity not
mysterious, 1696; Tindal, Christianity so old as the Creation, 1730; Httme, Enquiry,
deutsch in der Univ.-Bibl. ; Drei Dialoge über natürliche Religion, deutsch von Paulsen
3. A. 1905; H. S. Reimarits, Abhandl. von den vornehmsten Wahrheiten d. natürl.
Religion, 1754; 6. A. 1791; Wolffenbüttler Fragmente eines Ungenannten, hrsg. von
Lessing; Lechler, Geschichte des englischen Deismus, 1841 ; H. Scholz, Preußische
Jahrbücher, CXLII, H. 2; Mühlenhardt, D., Pantheismus u. natürl. Theismus, 1909;
Matjthner, Geschichte des Atheismus II, 1920. — Vgl. Gott, Religion, Theismus.
Dejä vu vgl. Gedächtnis, falsches.
Deklaration (declaratio) ist eine Art der Erklärung (s. d.) oder Definition (s. d.).
Deliberation s. Überlegung.
Demiurg (Srj/MovQyös, Werkmeister): Weltbildner, Weltbaumeister, Gott oder
eine göttliche Kraft als Gestalter der Weltordnung aus dem Chaos, aus einer Urmaterie.
Als Demiurgen bezeichnet die Gottheit zuerst Platon; Gott (s. d.) ist der Erzeuger
und Gestalter der Welt (noiTjzrjg Kai nazt}Q xov jiavxög, Timäus V, 28Bf.) vermittels
der Weltseele (s. d.). Plotin bezeichnet den „Geist" (vovg), der aus dem „Einen"
emaniert, als D., Porphyr einen Teil der Weltseele. Die Gnostiker (s. d.) unter-
scheiden den Weltbildner von dem höchsten Gott (s. d.) und betrachten ihn z. T. sogar
als etwas Böses. Auch Numentus unterscheidet den D. als „zweiten Gott" von der
höchsten Gottheit. Von anderen wird der D. mit dem „Logos" (s. d.) identifiziert.
Demonstration (demonstratio): 1. Beweis (s. d.), 2. intuitiver Beweis,
Darlegung aus der Anschauung (Kant, Krit. d. rein. Vern., S. 562f.). Demonstrabel:
beweisbar, aus oder an der Anschauung darzutun. Nach Kant sind die Kategorien
(s. d.) „demonstrabel", d. h. es kann und muß der ihnen entsprechende Gegenstand
in der Anschauung gegeben werden; hingegen sind die „Ideen" der Vernunft in-
demonstrable Begriffe (Krit. d. Urteilskraft, § 57).
Demut, als die aus dem Bewußtsein der eigenen Kleinheit und Schwäche
fließende gefühlsmäßige Unterordnung unter den göttlichen Willen, ist eine spezifisch
vom Christentum betonte Tugend, besonders auch von den Mystikern (Bernhard
von Clairvadx, De grad. humilit. 1, 2) und von Geulincx, nach dem sie die Haupt-
tugend ist; denn es gilt der Satz: Wo du nichts vermagst, da wolle nichts („ubi nihil
vales, nihil velis"). Die D. beruht auf Betrachtung und Verachtung seiner selbst
(„inspectio et despectio sui" (Eth. I, 2, sct. 2, § 2).
Denken {voelv, cpgovelv, cogitare) bedeutet: 1. allgemein -populär auch das
„Gedenken", das sich Erinnern, Achten, Vorstellen; 2. im engeren, wissenschaftlichen
124
Tora bloßen Vorstellen untersch irdene Tätigkeit. Funktion des
D— D. ist,psyohiuogtook. gsiitjg* Arbeit, afctree Vcrail filsngoin
dang*- und Viiiswin*rsnuasliitols, welches durch die wunrnsnutiun (•• d.) erfaßt *»rd.
es tot Gltoderung, Verknüpfung, Ordnung. Vereinbetthnkung dieses toi Brtol
und durch Aesoziation (s. d.) mwlmu Materials, Csstslians; nisswlbsa hm
den Denk willens, der dto Mssnngfshigtsil dar Vniiiitlaagst so bearbeitet, daß \>r
hlMiiisMii, Gebilde, TiiMmm ■■klage, entstehe«, dto den Denkt wecke
Di* Denken tot siso «ins WülenetetJgkei t, welche dran Vuilliu*
Richtung gib«, ihn hemmt, gliedert usw„ kurz ihn so regubrri. daß dns DenkxtoL
streng einheitlicher Zusammenhang der VocsUilliiiracn nnd Gedenken, ntogbobet
erreicht wird. Des Denken trennt und verbindet, rergkdoht nnd bezieht, gliedert und
bildet »frffffn. Urteils, nialassn hcw. besteht In allen diesen F—fc Ismen
■eeutei am aenssnjsne snnunuer verotnaungee ist« als den nessonsjen (*. a.)
der Wirklichkeit ■■snjiisulisii kflanon, bsw. in denen solche ReUaonen selbst rw*»
(■jmriiiltoinm ideellen) Antdreok kommen. Rein logisch tot des Denken ein Zu-
von Urteilen (s. d.), in welchen bestimmt wird, wes tob den Gsgeu-
es Denkern tu gelten hat, wes nicht. Richtig (*. d.) tot eh)
euf nillkjteJi berechtigt tot» sich bewehrt, weil es dem
tot, weil es so erteilt, einen söhnen Tos ■rarasehsng korst»
erfordern (sachlich Ugieudetes Denken); fornel richtig tot de* D„
nufetii es mit sich seihet ftberetowtinunt, dem eilen Denken ssgrands hegendrn Ein*
heitswilton genügt. J* weniger von subjektiven Neigengen, Oef eklen. Rhshsngon
des D. beeinflußt tot, desto objektirer kenn et seht; eher des hindert nicht, sondern
fordert, de* der reine Denkwille logisch (eto Wareneinheit, nicht eis Funktion) dem
Denken Richtung. Zbl nnd Normen gibt (*. Denkgeeetse), so wie usrukologtoth des
Wogen der Motor, der Antrieb der DenktltigkeR tot. „Reine*" Denken ist des Denken
der eigenen Formen und Osestns, des eus diesen eltoln schöpfende Denken (*. Kate-
gorton), des eher stet* nur en der Erfahrung sich betätigt und sich hm
de» ■rJehrssesmilirlel so anpaßt, wie diese« sich der DenkgeeetodkbkeR
fugen mu8(e Erkenntnis). De«konkreU(nrinaiv)D.TererbeimtdtoW*hrnehmung*-
und Vorstellunpiinhelte direkt, des abstrakte, begrifflich« Denken arbeitet mit
Begriffen und Urteilsinhalten. Das Denken tot kam Akt, der getrennt ron einem
Inhalt besteht, der Denkinhalt gehört konkret In einen lebendigen Denkzueammen-
hang, eus dem er nur durch Abstraktion liirsoamknliiii wird und so betrachtet wird,
eis ob er selbständig wäre. Denken tot „Denken eines Inhalte"; dir Zusammenhange.
Relationen der Dankobjekte. Denkgehilde emd dto objektir* Seite dissee, was, noynho»
logisch betrachtet, als Ziwsminenhsng eon Dsnipfnseseiin eich darstellt, so daß dto
Gesetse des Denkens zugleich Geeetee alles dessen emd, wes Dankobjekt werden kann.
Dto denkend gesetsten Bestimmtheiten dar Dinge selten unabhängig vom subjekur-
individueüen Denken; eto gelten für „das Denken überhaupt" und für alle Denkobjekte
(s. Wahrheit), bilden einen anzuerkennenden Geltungssnsammenhang.
Ober dto Natur, den Ursprung, die Tragweite des Denkens denken verschieden
der Rationalismus (s. d.). Empirismus (s. d.\ Sensualismus (s, d.), Idealismus (». d.).
PanJogtomus (s. d.\ Voluntarismus (s. d.), Ontologtomus (s. d.).
In der Regel wird da* D. als eigene GetotesUtigkeit bestimmt, welche Begriffe
erzeugt oder gewinnt und auf das Allgemeine der Dinge, auf das Typische, Konstante,
Wesentuche derselben stob richtet, auf das Seiende. So nach Hekakut, nach welchem
da* Denken allen raenachwn gemeinssm ist ((reo* den *äoi td ^ovtiv). nach den
Eleaten (s. Sein), nach DzMOKmrr (s. Erkenntnis) u. a. Nach Platoh denkt dto Seele
Denken. 125
das Allgemeine (s. Idee) rein durch sich selbst, ohne leibliches Organ (Theaet. 185E):
das Denken ist ein inneres Sprechen der Seele mit sich selbst (Theaet. 189 E). Aristo-
teles sondert das D. vom Empfinden, betont aber, alles Denken habe eine anschauliche
Grundlage (oiiöexoie voel uvev (favxäauaxoo f; üv/t], De anima III 7, 431a 16).
Das D. geht aufs Allgemeine, auf das Wesen (s. d.) der Dinge (De anima II 5, 417 b
2 2 f f . ) ; indem es die ..Formen" (s. d.) der Dinge erfaßt, wird es ideell eins mit diesen
Formen. Gott (s. d.) ist reines Denken seiner selbst (vörjarig vorjaetog). Als eine Art
„Bewegung" bestimmen das Denken Theophrast und Straton. Betreffs der Stoiker
und Epikureer vgl. Erkenntnis.
Als inneres Sprechen faßt Augustinus das D. auf (De trinit. XV, 10; vgl. XI,
3, 6). Die Scholastiker (s. d.) schließen sich meist an Aristoteles an und erblicken
im D. eine unterscheidende, vergleichende, abstrahierende, auf das allgemeine Wesen
gerichtete Geistestätigkeit (s. Intellekt): „Proprium obiectum intellectus est universale,
sicut singulare e3tobiectumsensus" (vgl. Thomas, Sum. theol. II, 8, l;Cont. gent. II, 60;
III, 41); vgl. Species, Begriff, Urteil, Verstand.
Die Bedeutung des Denkens für das Erkennen betont in neuerer Zeit Descartes
(s. Rationalismus), der unter „cogitatio" jedes Bewußtsein, auch Vorstellen und
Wollen, versteht, so daß die Seele eine „res cogitans" Ist (Princ. philos. I, 9; Meditat. II)
und Malebranche sagen kann: Die Seele denkt immer (Recherche de la verite, I, 3, 2).
Auch Spinoza faßt „Denken" (cogitatio) im weiteren Sinne auf und rechnet es zu den
„Attributen" der göttlichen Substanz (s. d.). Gott denkt Unendliches auf unendliche
Weise, indem er sein Wesen und alles, was daraus folgt, denkt (Eth. II, prop. I ; prop. III,
dem.). Das vernünftige Denken erfaßt, im Gegensatze zur „imaginatio" (s. d.),
die Dinge in ihrer ewigen, zeitlosen Notwendigkeit (s. Vernunft). Daß das D. seine
eigene, von der Erfahrung unabhängige Gesetzlichkeit hat, lehrt Lelbntz (s. Denk-
gesetze, a priori); alles Erkennen ist ein deutliches oder verworrenes „Denken" (im
weiteren Sinne). Im weiteren Sinne faßt das „Denken" Chr. Wolff auf, als „Bewußt-
sein von Dingen außer uns" (Vern. Gedanken von Gott .... I, § 194; Psychol. empir.
§ 23). Zum D. gehören Wahrnehmung und Apperzeption, Aufmerksamkeit und Ge-
dächtnis (Psychol. rational., § 26, 44). Nach Tetens heißt Denken schon „selbständig
Vorstellungen bearbeiten". Es ist ein „Erkennen der Verhältnisse und Beziehungen
in den Dingen" (Philos. Vers. L 295, 607).
Als verbindend -trennende, die Vorstellungen verknüpfende Tätigkeit bestimmt
das Denken Locke (Essay conc. hum. understand. II, K. 9, § 1). Nach HrME
ist es ein Vergleichen, ein Feststellen von Beziehungen; im weiteren Sinne ist
„thinking" zugleich Vorstellen (Treatise III, sct. 2; s. Relation). Eine Art Rechnen,
ein Addieren und Substrahieren ist das Denken nach Hobbes (Leviathan I, 5),
ferner nach Leibniz, Condillag (La langue des calculs, 1798), der es aus der
Empfindung ableitet (s. Sensualismus), Bardili, J. J. Wagner, M. Müller u. a.
(vgl. Logik).
Als Vergleichen, Unterscheiden oder Beziehen bestimmen das Denken Helmholtz,
Ulrici (s. Unterscheidung), Spencer („establishment of relations", Prinzip, d.
Psychol., 1882, § 378, 174), Tönnies, Höffding (Psychol.*, 1901, S. 236) u. a. Kreibio
erklärt das D. so: „Denken ist jene psychische Aktivität, welche die Bewußtseins-
inhalte erneuert, trennt, verbindet, in Urteile und Schlüsse faßt, und zwar nach Ge-
setzen, die ihre Begründung teils in den Beschaffenheiten der von dieser Aktivität
ergriffenen Gegenstände, teils in der psychischen Organisation des Subjekts finden"
(Die intellektuellen Funktionen, 1909. S. 3ff.); das D. ist eine Willenstätigkeit (D. Auf-
merksamkeit, 1897, S. 3).
12o
Ak aktive, vimtnkiiltinkmds. eynthetkcbe. üb Urteil (a, d.)
t nwumiMln Tlligisil bwlinrl iIm Denken K»«* IkaD.eatepringtder,
(s. <L) des Verstandee (ii),(iiit Aktiv« „Funktion
ohne an*xnftu.lkh*Ti Inhalt amd fest, so wie
Der Venund Mlb*t vennn nickta MmiKhMira, dto ;
nur aue ihrer Vereinigung kenn Erksnntnk (e, d.) entepringaa Dm Denken hat m-uv
^keit nur iur mögliche Ertekningaonkate. nickt ftr den (aMrirenarnii ) „Ding
an eich"; vir können raennk» denken, ohne damit nie« Brksantnk m haben, die eben
auf eine Ansohsnnng (s. d.) hsskkhar sein muß. Denken ksifk aber, MVoreteUnnfen
in einem Bewuotaein rerehtigen (Prokgomena, | 22). Dia» Vetemigung ** <**•
Urteil, und eo ui „ Denken soviel ak Urteilen oder Voretethmgeo auf Urteik Oberhaupt
bestehen" (ibid.). Denken k* „trkssaiaii dank Begriffe", «ad Begriffe (s. d.) be-
liehen eich eia Prädikat« saoghohsr Urteile auf einen lieg* Mtenrl. boistdennl'
Handlang, »»biet Anirhteang— aaf «kam fliasaateait a« hisfefcs«" (Kriu d. rein.
Varsv. & 80(L, SS»). Zn ■■titsmihlie fei
ort an ä\JLfefP eV*#^nvWntffinT ftuänt&flänanaL ä^nMMano «^n\Jl^liito.a««a«m itanft t»>MMa#t W»aa««s«»«nai** «Sawanalaää 4* aas
Vorstellungen daroh die „rieegorfea" (s. d.) aar obfektivsa FfefciH (a, d.) virkpapha.
Ober Kam ■feaasgabini, «dl Haan, aas da» „rvinm Denken" aaab daa Er*
(ehrungagehalt ■hauten. Dm D. fei hier et«M Oberindlvidaalfea, Obkktivea. das
Dingen buiewohttende«, in Urnen eelbai aiek Bntfehendea. akk aalkat Denkend«,
eine objektiv«, im BcwsBteeiu nur refkkuerte Daabhiaagaag (e. Dkkktik). Dm
D. kt dM ..tätige Allgemeine"; daa reine D. hat akk aelbst am» lakalt (Ensyklop.
f 20«.. Logik DJ). Dm (ha WUfea akk dnrokmtaaade) Denken kt die Aufhebung
der tfesondsrniiil und dM ITi bebau denelben fea Allgemeine (Orundun. dar Phiks.
dM Reohta, | 21). Dar Wille kt «fea kmondare Seite d» Danknna. „daa Denken afe
akk Ibereeteend hm Dasein, ak Trieb, akk Data» sa geben". Ohne WUfea kein
Denken, denn Inda» wir denken, sind wir tatig (1. e, Zoaata sa f 4; ■nsgafn von
(i. Lasso*. 1911. 8. 268 f.). Denken und Sein (a. d.) aind identkch. Dk „Lfee" (s. d.)
kt dM Danken, ak „dk akk entwickelnde Totalita« aafear liaantlmlhkin Basti».
lentaa, dk m akk salbst gibt". Die „Widerspräche", die ba Danken
durch dM Denken selbst „aufgehoben". Dar reine Gedanke kt dee
-1 *» *- - a^lKm* / u ml ¥*■ eiln ■■■■■■■■■■ fflei ene M IM mal« ■ ■L«enas a»f«jn «so «ja» «a n f*M ■ ■
MB Qa9« OaMaaw ■MSvfv I «Kl« äT«VIuOKasn*w*awle VMammmSamaVoT awaa»»a» «eVaaVssB»an»aaambas«m»»Bg4
TsjutOBLantrao, nach wekbeni dk „Bewegung" (a. d.) de» Denken and de» Sein
gemeinsam angehört (Ossok. d. Kategmkn 1846ff.. & 364 ff.; Log. Unters. 1662, I*.
136 ff.). Lorca, Usssawao, DCssiao, Sjowakt, Wcsdt u. a.. daß dM Sem dem
Danken nur entspricht (e. Paralkbamna, logkohsr; Konformiut). — Nach B. Kann
kt dM All ein objektiv» „GeMmtdsnkaa", ein Denkgewebe ; ein „noetiecn»" Denken,
eine objektiv«, kbendig« nnifeiilaaaal Shilling besteht, dk in um bewußt wird
(D. Wesen d. menechL Seelen, u. Oekteakbem*. 1607; Dm Erkenntnkprobkm*. 191 1 ;
tri, oMEIuf)>
Nach OOBM „erzeugt" da« Denken metkodkck dM „Sein" der Objekte (s.
Idealkmue), dM Sein (a. d.) hat im Denken seinen „Ursprung". Dm reine Denken
kt eüm unpersönlich«, rein logkcbe Funktion, eine Produktion der Formen, welche
ak objektive Realitäten (s. d.), ak Bestimmungen der Objekte zu gelten haben. Denken
kt „Denken dM Ursprungs" (s.d.). Dae D. eneugt dk ..Grundlagen dee Seine". Dk
Einheit dM Urteils (s.d.) eneugt dk Einheit des GegeMtandea (Logik, 1902, S. 1
Im Denken findet „Erhaltung" zugktn mit 8onderung und Vereinigung atett (vgl.
Kategorien). Kritiristisch fassen auch da* Denken Nstosf (Logik, 1904),
Denken. 127
W. Kinkel u. a., in anderer Weise, als normbedingte, durch Werte geleitete Tätig-
keit WlNDELBAND (s. Nomi), RlCKEBT, J. COHN, MÜNSTERBERG U. a. auf.
Gegenständlich ist das D. nach Dobneb, Thiele, Uphues, Schwabz, Stöbring,
Dyroff, Meinung, Kbelbig, Messer (Einführ, in die Erkenntnistheorie, 1909;
s. unten), Külpe, Hcsserl, nach welchem das Gedachte unabhängig vom Denkakte
gilt (s. Wahrheit) und der Denkakt und logische „Bedeutung" (s. d.) unterscheidet
(vgl. Log. Untersuch., 1900 — 01, II, 472). Nach Volkelt ist das D. ein „Ver-
knüpfen der Vorstellungen mit dem Bewußtsein der logischen und sachlichen Not-
wendigkeit", ein „Postulieren transsubjektiver Bestimmungen " (Erfahrung und
Danken, 1886, S. 96, 163). In „Gewißheit u. Wahrheit", 1918, 196, betont V. den Akt-
charakter des Dankens. Und Lipps betont: „Im Denken geht oder greift das Bewußt-
sein über sich hinaus" ( Naturwisse nsch. und Weltanschauung, 1906, S. 5). Die Natur-
wissenschaft (s. d.) muß die Dinge so „umdenken", daß sie der Gesetzmäßigkeit des
Geistes sich fügen (1. c. S. 11). Nach Sigwart geht das Denken auf das Seiende; es
will in dem Bewußtsein seiner Notwendigkeit und Gemeingültigkeit beruhen (Logik,
1889 — 93, I2, 2ff.); es entspringt einem „Denken wollen" (S. 3). Nach B. Ebdmann
besteht das Ziel des wissenschaftlichen Denkens in allgemeingültigen Urteilen, um
ein „gedankliches Gegenbiid des Seienden" zu gewinnen (Logik, 1907, I2, 6 ff.). Er
unterscheidet „intuitives" und „formuliertes" Denken, ferner „vorbewußtes" D.,
„Nebendenken" an der Grenze des ober- und unterbewußten Denkens (Umrisse zur
Psychol. d. Denkens2, 1908).
Als Willenstätigkeit betrachten das Denken Augustinus, Schopenhauer, Paulsex,
Tönnies, Rümelin, Höffding, Sigwart, H. Maier, (Psychol. d. emotionalen Denkens
1908), MÜNSTERBEBG, LOSSKIJ, SIEGEL, JoDL, FOUILLEE, J. ROYCE, J. WaBD, JaMES
(selektive Funktion des Denkens, Princ. of Psychol., 1890, II, 324 ff.; Psychol., 1909,
S. 352 ff.), Bald win (Das Denken u. die Dinge, 1908 f.), Dewey (How we think, 1909),
F. C. S. Schiller, Jerusalem u. a., besonders auch Wundt, nach dem es eine „innere
Willenshandlung", die Funktion eines regulierenden Willens ist, welcher der Assoziation
entnimmt, was dem Denken für seine Zwecke dienlich ist, und zurückweist, was ihm
störend ist. Das D. ist eine Leistung der aktiven Apperzeption (s. d.), es ist subjektive,
selbstbewußte, beziehende Tätigkeit. Es wird von einem Gesetz der „diskursiven
Gliederung" beherrscht und setzt schon an der Anschauung ein. Die Merkmale des
logischen Denkens sind Evidenz (s. d.) und Allgemeingültigkeit; Realität kommt ihm
nur als Erkennen zu. Das Denken ist dem Sein konform; die Gegenstände selbst
liefern das Denkmaterial. Die Denkfunktionen sind die Hilfsmittel, mit denen wir
die realen Beziehungen der Erkenntnisobjekte symbolisch nachbilden (Grundr. d.
Psychol.5, 1900, S. 301 ff.; Grundz. d. phys. Psychol., 1903, III5, 581 ff.; System d.
Philos. I3, 1907; Logik I3, 1906). Nach N. Ach wird durch die „determinierenden
Tendenzen", die von der „Zielvorstellung" ausgehen, der Gedankenverlauf bestimmt
(Über die Willenstät. und das Denken, 1905). Als „Anknüpfungen von Beziehungen
an die Vorstellungen" faßt Meumann das Denken auf (Intelligenz u. Wille, 1908).
Auf bloßer Assoziation (s. d.) beruht das Denken nach Ziehen (Leitfad. d. physiol.
Psychol.2, S. 171, 9. A. 1911), Wähle, Flechsig, Ribot (L'evolut. des idees generales,
1897), Binet (Psychol. du raisonnement, 1886), J. St. Mill, Bain u. a. — Aus dem
Gefühl leiten das D. ab Horwicz, Th. Ziegler u. a.
Die biologische, dem Leben und dessen Erhaltung sowie dem Handeln dienende
Rolle des Denkens betonen Avenarius, Mach (s. Ökonomie), Jerusalem, Nietzsche,
James, F. C. S. Schiller (Humanismus, deutsch 1911), nach dem es zielstrebig ist,
bestimmten Bedürfnissen und Interessen dient, Jul. Schultz (Psychologie der Axiome,
128 Denken.
1899), R. UeuM-FmmxrwL» (Das Denken and die Phsntecw, 1010). „Denken bt
ektirm Stelbmgnehmea'* n. n. C. Bmihi, Bn«tt«oa a. a. unterecneidon da« dar
der Wirklichkeit dun* du gitiüfi Denken b*w. dank die „Intuition" («. d.). N«ch
Va£D«obb bt (wie nach SmRliU Bmbit» in die PryokoL. 1871. Low«, SiowutT.
Wuaor u. a.) dae D. eine iiigeemijei, tweckUtig wirkende Funktion (D. Philo«, d.
Ab-Ob. 191 1. a 1«.). Der Zweck de* D.Uegt nickt Inder Abmiegehn^euwr objektiven
Welt, eondern in der „Erasoghebai
wirken« euf den btetore". Den D.
•iah inmiihilemii rejisinmki nnd Famtgiins («. Fiktion), inen
ee kommt naf Umwegen ron Bmpfsnn'iiugen n ■oder— rie|iflmliiBm
Mittel, nur ein Übergang top der Anechaunag «ur Anenheeiiinf . Dnrch
Fiktionen rerflleobt en die WirkMohkeit mm Zwecke ihrer I
Ibhanwhwig (U& MOB, i hhahefc Hormon, hUcm, D«n,mu« «. e. ; egt Ka+jgmba,
Veremnd).
DeJ Denken «ml Spreekea ideotieek etod. Whren Ha*a»». IC. Mfun.
F. llAtrfnm u. e. (e. Spreche).
Betreffe Experimente Aber das D. TgL «V Ml— mi ( Experten -peychoi. Untern.
Aber d. Denken Archiv f. d. gemmte PsycooL VIII. 1906; F^eprawba «,
1908; Perokoi. 1980* u. n. (Wftrxbarger Sckaie: Küir«, BCna, Watt.
Bsilrago su einer Peyck- den Denkene Arck. f. gen. Peyck. IV. 1908 u. e., e. Urteil),
Mau«, Zor ftrckoiogie dm Denkene, 1914.
Betreffe dm „emotione bin*' Denkene TgL beeondere H. Mai«« (PeynkoL dm
«motionslon Denken«, 1908). Die Peytatologb den e. D. anterenckt die in den «motte
nnien Vorstellungen wirkenmeo lugbeksu Finkrin—w «ad die Betntigimgon dm nnf
DOwnjxo, Logik, 1878, & 171ff.; Scworr«, Urnndr. d. ITiiaimlablfcsm. «. Logik.
1 A. 1910; Rum«. Allgem. Psycho!.. 1894; Lim, Leitf. d. PejchoL. 1908; Doninm.
Bnsyklop. d. Phika., 1910; Gbosma*». D. Oeneeie dm Denkene, 1880; HAfrMM,
Der menschliche Gedenke. 1911; Unrtra«, Erkenntnbkrit. Logik. 1910; St«o«u Von
d. Natur den Denken«, 191 1 ; Dmorr. Einbit. in d. PSyohoL. 1908; PmoLST. Bteftthr.
in d. Philo« d. reinen Erfahrung. 19001; Mao«. Biknmiklfci u. Irrtom', 1906; J«nc
aAUDt, Einlrit. in d. Philo«. \ 1909; J. Osts««, Einfuhr, in d. Psycho!, d. Denkror
ginge. 1909; M Oo«n. Ober dm Denken. 1909; Xoasmrr Stim, Dm Denken und
mm Qegcnetend. 1909 (tob Lim brofeflutt); Mact«wb«, Wörterbuch d. Philo«. I.
1911; Hajoltox. TNiesulinaelbmns n. ModsHeeeen, 1911; K. BOnu«, Arokre I
gammle PeychoL XTI. 1908; Wem*. L c. XI. 1908; Perchol. gtadkm III. 1907;
J. Giras«. L c. XIX, 1910; J. Mbmanwraa, Zur Perchol. dm Denken«. 1910;
.1. ilKicHWXüf, Die neueren Dnteramkaagen «bar Peyckologic dm Denken«. 1910;
Haockakh, Psychologie«, hing, tob Dmorr. 1911; Dkoscb, Oidnungelekre. 1912
(D. ist „Endgultigkettallaben mit Rucksicht auf Ordnung", keine Tätigkeit,
ein Erleben, ein ..Wnnen um endgültige Ordnung in der Erlebtbeit, ein
geordnete Erfabtfaeit, ineofern sie geordnet tat"); Dkxbkb, Wkwen und Denken. 1919.
„Es gibt gar kam Denken (und Wollen) ab einen bewußt erlebton Vorgang; m gibt
nur Wiesen als Beaitxen, ale Heben, oder wann man will, ab .Schauen'." (S. 2.)
O. Sau, Die Geeetae der produktiven Tätigkeit, Arck. f. gen. Peyck., XXVII;
J. Lixowoasxr, Dae schlußfolgernde Denken. 1916; Dana., Experte*. Psycho!..
1921, 117; H. Laüx. Dae Problem der OagaBStlndhehkeit in der modernen Logik.
1912 (Dae Denken bt kein Objekt, bt nicht» real Betend«, bt nsitioe-ideal.
Denkformen — Denkgesetze. 129
identisch, nicht Funktion des empirischen Ich, welches selbst Denkinhalt ist.
„Sofern wir denken, existieren wir nicht", „Cogito, ergo non sum", „Cogitatus sum,
ergo sum". Das Denken ist nur in seinen Produkten, bildet mit ihnen eine
Einheit); Bastian, Die Lehre vom D., 1903 f.; Schuppe, Das menschl. D., 1872;
de Veies, Der Mechanismus des D., 1907; Hönigswald, Prinzipien der Denk-
psychologie, 1913; Werthelmer. Über das Denken der Naturvölker, Ztschr. f.
Psychol., 60 (Zahlen und Zahlengebilde); Ders., Schlußprozesse im produktiven
Denken, 1920; W. Betz, Psychologie des Denkens, 1918; Tttchener, Lectures on
the Experim. Psychology of the thought processes, 1910 (gegen die Würzburger Rich-
tung. „Sensationalismus"). — Vgl. Denkgesetze, Gedanke, Verstand, Urteil, Schluß,
Erkenntnis, Erfahrung, Ökonomie, Fiktion, Diskursiv, Anpassung (Mach), Begriff,
Intellekt, Verstand, Vernunft, Identitätstheorie, Sein, Idealismus, Parallelismus
(logischer), Aktivismus, Pragmatismus, Wahrheit, Logik, Sprache, Wahrnehmung,
Relation, Dialektik, Kategorien, Objekt, Realität, Voluntarismus, Intellektualismus,
Zweck, Postulat, Anschauung, Bestimmung.
Denkformen s. Kategorien.
Denkgesetze sind: 1. die psychologischen Gesetze des Denkens, mag dieses
nun richtig, logisch sein oder nicht; 2. die Gesetze des logischen, richtigen Denkens,
die Normen, denen alles Denken gehorchen muß, wenn es ein richtiges, einheitlich -
stetiges, konsequentes Denken sein will, wenn es das Denkziel erreichen will; die
Bedingungen, Voraussetzungen des logisch zweckmäßigen, gültigen Denkens. Es
sind Forderungen des reinen Denkwillens an alles Denken, teleologisch-
logische Notwendigkeiten, welche im Vorhinein, a priori für jedes Denken überhaupt
Geltung beanspruchen und welche absolut gelten, weil ohne sie ein wahres Denken
nicht möglich ist. Insofern alles Denken das Denken eines Inhalts ist, ein im Geiste
gesetzter und erfaßter Zusammenhang von Denkobjekten ist, sind die logischen
Denkgesetze zugleich Gesetze der Denkobjekte als solcher, sie drücken notwendige,
allgemeingültige, vom einzelnen, subjektiven Denken unabhängige Relationen (s. d.)
der Denkinhalte, des Gedachten aus, sowie Gesetze alles Erfahrbaren, Objektiven,
sofern es in das Denken eingeht. Das wirkliche Denken weicht oft von den logischen
Gesetzen ab, die sich im Denkprozesse selbst, sofern er zielgemäß abläuft, bekunden.
Erkannt werden die Denkgesetze in ihrem Wesen und in ihrer Notwendigkeit durcli
Besinnung auf ihre unauf hebbare Existenz und Notwendigkeit; jeder Versuch, sie zu
leugnen, hebt sich selbst auf, zeigt ihre Unentbehrlichkeit, ihren das richtige Denken
konstituierenden Charakter. Die Denkgesetze gliedern sich in die Prinzipien der
Identität (s. d.), des Widerspruchs (s. d.\, des ausgeschlossenen Dritten (s. Exclusi)
und des zureichenden Grundes (s. d.), als Normen zur Herstellung des formal-
einheitlichen Zusammenhanges de3 Denkens und des Gedachten.
In der Regel gelten die logischen Denkgesetze als durch das Wesen des Denkens
selbst geforderte, notwendige Denkbedingungen, die zugleich meistens auf das Gegen-
ständliche, Seiende übertragen werden. So bei Platon, Aristoteles, den Scho-
lastikern, Descartes, der sie als „ewige Wahrheiten" ansieht (Princ. philos. I, 49),
Leibniz, Herbert von Cherbury, Cudworth, der schottischen Schule, Christ.
Wolff u. a. Fichte leitet sie aus „Tathandlungen" des Ich (s. d.) ab. Schopenhauer
bezeichnet sie als „metalogische" Wahrheiten. „Apriorisch" gelten sie ferner nach
Kant, Hamilton, Trend elenbübq, Lasson, Riehl („Gesetze des Gedachten, des
Gegenständlichen überhaupt"), Cohen (Logik; s. Urteil), A. Messer, Külpe, Lieb-
mann, Husserl, Meinono, Ewald u. a., nach welchen sie „Idealgesetze" sind. Sie
Eis ler, Handwörterbuch. q
13) Dcnklehre - Deekription.
nach Nato»»: ,.W«on man so und ao dankt. . m ao denkt man Wahren".
Dia Gewißheit gründet aiob klar rein auf den Inhalt daa Gedachten, ohne Backakht
auf den Denkvolkug (ftwkfrfciagngih'; 1904, & SO«.; Philoa. Propädeutik». 1906;
Logik1. 1910).
TelaologkMba MiilaaarMghall (ala Mittal tum Denk« weck) haben aia nach Lowe.
8jowa*t (Logik». 1904k Wun>B*AjrD (»Notwendig« Mittal daa Wahrheitatriehee ".
Präludien«. 1907. B. S76k F.ai SOBOLam (Hnmana—iia. 1911). Vamnroam u. a.
— Nach Wckdt amd aia Osaatoi daa WUlena; aia aind „Normen, mit
daa Denken herantreten, um aa auf aeine Richtigkeit i
aia die alkjemeineteu Qeaetaa daa DenkmhaJu aalhat
(8yataa d. Philoa. I>. 1907, 8. 55ff.L - Poatnlate aind sie auch nach
J. Scann.«, F. <X & Scarxujm (Pormal Logic, 1911). B. kUcu,
nach den awei kttatajanannten aind aia angMah Petitionen. VgL
lehre, 1911
PirycboantiapfafaaanndkD.asu*UT^
Denkana«, 1905) u. a. - Ana der Erfahrung und Entwicklung daa Denkens teilen die
Penkgaanea ah Jawraauni (Dar krit. Idealiamua. 1905, 8. 96. 102). Boumus*,
Oarwaxo u. a, — Dan aoikkn Uraprung dar Daakgesilai lehrt B m Bonrnr. —
VgL Uunwao, Ojmm d. Logik«. 18*2; Jörn, Lahrhoeh d. Payuhoi«, 1909;
H. Gonrmu. Wehiii 1 1 iimgelihn. 1905—1908, II. 15; Kimto. Dia mtallaktneUan
IWiHinaan, 1901, a 399 fl; Don«. fcaTkkmndie d. Pkfloa^ 1910, S an*
Qrondr. d. Tikanwfkünoiii n. Logik. 1994; gtOmmaa, Eeuflhrung In d.
theorie. 1909; 8»xi, Die Geaetae dar prod. Tätigkeit, Arch. f. gm Peyeb. 17. ■-- Vgl.
Axiom, Norm, Poatulat, Logik, Wahrheit, Konformität.
Denklekre a. Logik. — Denkmittal a. Fiktion, Kategorien. — Denknot-
wendigkait a. Notwendigkeit. — Denkökonomie a. Ökonomie.
Danominatlai (denominatio): Deneuuuag nach eteaa (vgL Tnoataa, 8cn.
theoL I. II. 15. 2 ob 1 : ,.D. fit e potiori").
■»«•»ntologir I*hre eom ceoe. vom SemeoUanden): Pflichtentehre, Ethik *!■>
Lahr» eon den beatan Mitteln cur rnitlhwkeit, aar Erreiehung dar Wohlfahrt; ao bei
J. BtotbUM. Deootologj er the Soience rf Mcretity. ed. «jyBowritkf. 1834; deutreh 1835).
■»«•pendrni: Abhängigkeit (a. <LL
IMprrewnuliaution heilt dar annwilan eintretende Zustand, in
der QegeneatB eon Ich und Walt Terech wunden tu aein acheint und allee
mene aia fremd, aia eine Art Traum eraohamt. VgL Hjmtajra, Zateehr. I PaychoL,
95, Bd., a Hl; Dnanotn, Daa Untmbewultaem. 1909, 8. 6; K. Onratuurs. Die
Phänomenologie daa Ich. 1910 f. Jasraa. Allg. Psychopathologie. 1910», 58.
lftt»pre*ninn : Gedrücktheit, Herabatimmung der payebieeben Wkanghi. ina-
heeondara dea Gemütes, der Oefühkerregbarkeit, beaondera im Gefolge gewiaaer
Affekte (Kummer usw.) und in der Melancholie. GegenaaU: Exaltation, Gc!..
beit, Erregung. Überschwang der Gefühle; oft von einer Depression gefolgt.
Wüitot, Grundr. d. PaychoL«. 1900. 8. 315 ff.; HcrriCH, G eisewwuh. d. PaychoL,
1903, a 328 f.; Über depreeaire Charaktere MrJixm FanasrcLS: Peraönlichk>
Welunachauung. 1919. VgL GeftthL AB
Deekription: Beschreibung (s.d.). Deskriptiv a. Psychologie.
Deszendenztheorie — Deutung. 131
Deszendenztheorie (Abstammungslehre) s. Entwicklung. Eine Aszen-
denztheorie, eine Theorie der Höherentwicklung gibt R. Goldscheid, Höherent-
wickl. und Menschenökonomie, I, 1911. Vgl. Eugenik, Übermensch, Rasse, Biologie.
.Determination (determinatio, ngoad-sais), Begrenzung, Bestimmung (s. d.)
bedeutet logisch die Einengung eines Begriffsumfangs durch Erweiterung des Be-
griffsinhalts, wodurch man von allgemeineren zu weniger allgemeinen, von Gattungs-
zu Artbegriffen gelangt; die Synthese allgemeiner Begriffe zu besonderen (vgl. Aristo-
teles, Anal. post. I 27, 87a, 34 f.; Ueberweo, System d. Logik, 1882, § 52; Wundt,
Logik II3, 1907, S. 17ff.).
Nach Spinoza ist jede Determination eine Negation, jede Bestimmung zugleich
eine Ausschließung anderer Merkmale, also eine Begrenzung („omnis determinatio est
negatio", Epistol. 59). Von der all-einen, unendlichen „Substanz" (s. d.) ist daher die
D. ausgeschlossen. Ähnlich Schelling, System d. transzendentalen Idealismus, S. 69.
Eine D. gibt es auch in bezug auf das Wollen und Handeln (s. Willensfreiheit),
wie im psychischen Leben überhaupt. Besonders spricht N. Ach von der „Determi-
nation" bei der Reproduktion von Vorstellungen im Denken, Handeln usw. Die
„determinierende" Vorstellung wirkt auslesend, bestimmt die Richtung des Bewußt-
seinsablaufs, und zwar so, daß die durch die Zielvorstellung in Bereitschaft gesetzten
Tendenzen jene Reproduktionstendenz verstärken, welcher die Bedeutung der Ziel-
vorstellung entspricht. Unter dem Einflüsse der „Zielvorstellung" steht die Apper-
zeption, und durch die im Unbewußten wirkenden, von der Bedeutung der Zielvor-
stellung ausgehenden „determinierenden Tendenzen" wird der geordnete, zielstrebige
Ablauf des geistigen Geschehens bestimmt (Über die Willenstät. u. das Denken, 1905,
S. 192ff.; vgl. Offner, Das Gedächtnis2, 1911, S. 182).
Determinismus ist die Lehre von der Determiniertheit des Handelns und
Wollens, die Bedingtheit desselben durch Beweggründe und Triebfedern (Motive),
durch äußere und innere Ursachen; die Ansicht, daß auch das Wollen begründet, ver-
ursacht ist, nicht grund-, nicht ursachlos erfolgt. Der mechanische oder natura-
listische D. betrachtet das Wollen als Produkt äußerer und innerer Faktoren, als
notwendiges Ergebnis derselben, besonders der Einwirkungen der Umwelt. Der
psychologische D. betont die Wirksamkeit der inneren Willensbedingungen, der
Motive, des Charakters, der Persönlichkeit, des Ich und nähert sich zuweilen dem ge-
mäßigten „Indeterminismus" (s. d.). Der theologische D. lehrt, die menschlichen
Willenshandlungen seien letzten Endes von Gott bestimmt, womit auch 'der meta-
physische D. (Spinoza u. a.) übereinstimmt. Der D. ist vom Fatalismus (s. d.)
wohl zu unterscheiden, so sehr er sich ihm zuweilen nähern mag. Vgl. Willens-
freiheit, Schicksal, Prädestination, Motiv, Strafe.
Deutlichkeit s. Klarheit.
Deutung ist Erfassung des Sinnes einer Rede, eines Tuns, der Bedeutung
(s. d.) desselben, der Motive einer Handlung. Die D. der Sinneseindrücke besteht in
der Möglichkeit, mit ihnen bestimmte Vorstellungen, zu denen sie gehören, auf die
sie hindeuten, zu verbinden, sie richtig zu beurteilen (vgl. Jerusalem, D. Aufgaben
d. Lehrers an höheren Schulen2, 1912, S. 70). Die D. von Handlungen und Ereignissen,
geistigen Erzeugnissen spielt in den Geisteswissenschaften (s. d.), insbesondere in
den historischen eine große Rolle. Die Philosophie will, als Metaphysik und Ethik,
den Sinn des Daseins deuten, will verstehen, was die Erscheinungen im Grunde be-
deuten. Über Deutung in der Psychoanalyse Pfister, Zum Kampf um die Psycho-
analyse, 1920. Vgl. Elsenhans, Die Aufgabe einer Psychol. der Deutung, 1904.
9*
m
Itharana: Im Yoga («. <L):
IM, «rinn: I« Vedsnta: 1. subjektiv: die Pfheht, f. objektiv: des Recht,
3. da* eigentliche Weeeo der Dinge, 4. aber auch umgekehrt die vfelbeitlichen, daher
Dialektik (iimlnu*), Kunet der Unterredung) bedeutet die
wickhmg rein mm dem Denken her»— (nie Methode der Eiksaatiib oder
fuhrung), eher nach die Lehre ron der dieJektiechen Oedaaaaabewegung. Dialektisch
neuer Poeitionoaf. Das Denken bewegt eich hier in Cli g. nelteen ; indem ee die TotsliUt
der Beetimmungen eeiner Objekte erfaaeeo will und eich bewußt i«u d*B jede poeitiee
- _- . **■ * _ n » e -B W-» t^t n t + - 1 a BB- n* ^^^^el^^e — — «bWa
etwne eme ADstrearoon na EmemagBen •■nmm* STgsrnsr ee mm
ndem ee auf dem Weg» der Negation «ad OigaslniietiBnag die Ein»
wieder eufhew. Doch ech legen nicht die Begriffe tob selbst hmmnnder um,
der Denk, und ErkenntnkwnW iet ee, der die Begriffe — aber mit Hinblick
auf die Erfahrung, nicht rein deduktiv - kjgiach aueeinender entwickelt und
Dieser (II ausmachen) Bedeutung ron »Dialektik" gehen aber
Torher. Ab den Erfinder der D. nennt Arbtotebs Zsvoa ron Erna ( Diog. Laert \ ! I !
ron Bewegung (a. d.) und Vielheit fahrt (e. Antinomie). Eine D. hm schbchtsa Sinne,
ata» Mstirmtik des lugbiama flohslna. dar Sehembewehw. der Trugschlüsse, dar „8o-
phattikatioaea". Oben manche 8opbieten (e. d.) aas. Ale Kttnat tat dar Unterredung,
im Zusammen Denken Begriffe sa produiiersn, objektive Wahrheit sa finden, er-
echeint die D. bei Sobbatbs (rgL XtsorBo». MeiaorsbiL IV. 6, 12). Bei den Mega-
nkrrn (•. d.) wird die D. aar „Erbtik" (s. d.k Platob versteht unter D. die Methode
dee etreng logiechea and philoeophiechen Verfahrene der Begriffabildung. dar Defi-
nition, der Analyse Bad Syntheee ab Portgang tob niederen sa hoher
Begriffen, ab Erkenntnis den Seienden, Unwandelbaren, fcltkmaa, den
Urbilder der Dinge, der „Ideen" (s.d.); dee Auieteigen rnm Unbedingten,
aus dem dann das Deeondwe sa begreifen tat, das ..Zuaammeaachanen" das Vbbn
sur Einheit (Phaedrue 265; PhUebua, 87Ef.; RepubL 543 B, 811 B.). AawroTBUts
hingegen »aisteht unter D. das Verfahren mit Wahl ■ilieliiBililiiilah« astaan pssJaaaaaal
»eerdretc. Anal prior. 1 1. 24a 22; Top. 1 2, 101 b 2t.), das Beweisen aas überlieferten
84Uen (4( /e*Vf|a,e); ..dialektisch" (4iaieeviiM&c) bedeutet bei ihm manchmal nach
..sophistisch". Die Stoiker heaeichnen ab D. teik die Grammatik und Rhetorik, taue
die Logik (s. d.) und Erkenntnbbhre, die Wbsenechaft rom Wahren und Pabchen
(Diog. Leert, VII. 41 ff. ; vgl. Cickbo, Disput. Tusculan. V, 25, 72; Top. 2. 6; Ssttbca,
Epbt I, 1 ; 89. 9). I.m Mittelalter versteht man unter D. meist dasselbe („veritati*
eea fabitstis dberetio". Abaelasd, DiaL. & 438), tum Teil die Logik (e. d.) überhaupt
oder such einen Teil der Topik (s. d.k die Lehre ron den W«
Pbtbus Ramus rersteht unter D. die Kunst des Dbpatierens and der
(..doethna dimerendi". Dialect. institntiones, 1543, 8. Iff.; rgL Mbxajmbriox,
Dialekt. I, 1 : „an et via docendi").
Kaut geht ron der D. ab ..Logik des Scheins", ab eophbtiechem Mißbrauch
der Logik aus and bietet mit seiner ..treassendentafen Diabktik" eine „Kritik des
dialektischen Scheine", eine Kritik dee „treasaeadeatafen 8chema". Es gibt namhoh
„eine natürliche und unvermeidliche Dialektik der reinen Vernunft", vermöge deren
h Auf ig Begriffe und Urteile, die nur für mögliche Erfahrung und Gegenstände einer
Dialektik. 133
solchen gelten, d. h. „immanenten" Gebrauch haben sollten, über alle Erfahrung
hinaus („transzendent") angewandt werden, wodurch es zu Widersprüchen kommt,
die nur durch die Unterscheidung von Erscheinung und „Ding an sich" und durch
die Festlegung der Grenzen des Erkennens gelöst werden können. Die D. der Vernunft
besteht darin, daß „die subjektive Notwendigkeit einer Verknüpfung unserer Be-
griffe zugunsten des Verstandes für eine objektive Notwendigkeit, die Bestimmung
der Dinge an sich selbst, gehalten wird" (Krit. d. rein. Vern., S. 263 f.), daß die Ver-
nunft dasjenige aufs Transzendente, aufs Ding an sich bezieht, was nur zur Leitung
des Denkens selbst im Fortgange desselben und in bezug auf mögliche Erfahrung
dient (Prolegomena, § 40), kurz, daß die „Ideen" (s. d.) der Vernunft statt bloß „regu-
lativ" (s. d.) konstitutiv gebraucht werden. Es gibt drei Arten von „dialektischen
Vernunftschliissen", von „Sophistikationen" der Vernunft: die transzendentalen
Paralogismen (s. d.), die Antinomien (s. d.), das Ideal (s. d.) der reinen Vernunft. Es
gibt auch eine D. der praktischen Vernunft und der Urteilskraft.
Nachdem schon Fichtes „antithetisches" und „synthetisches" Verfahren das
Übereinstimmende im Entgegengesetzten nach dem Schema: Thesis, Antithesis,
Synthesis aufgesucht hat (Gr. d. ges. Wissenschaftslehre, S. 31 ; vgl. Ich) macht Hegel
die D. zur Universalmethode seiner Philosophie und zugleich zur geistigen Entwick-
lung, in welcher das Seiende selbst sich logisch entfaltet (Ansätze dazu bei Hebakt jt,
Prokltjs u. a. ; s. Gegensatz, Triaden). Die D. ist die wissenschaftliche Anwendung
der in der Natur des Denkens liegenden Gesetzmäßigkeit, ferner diese selbst und,
da Sein und Denken identisch sind, die Gesetzmäßigkeit des Seienden, welches an
sich „Idee" (objektive Vernunft) ist. Der „Widerspruch" (s. d.) ist die Triebkraft
der objektiv-subjektiven Denkbewegung, die aus sich selbst das System der Erfahrung
erzeugt, als „Totalitätsdenken" (vgl. M. Adler, Marx als Denker, 1908). Die D.
besteht darin, daß das Denken „sich in Widersprüche verliert, somit sich selbst nicht
erreicht, vielmehr in seinem Gegenteil befangen bleibt". Notwendig erfolgt daher
das „eigene Sichaufheben" der abstrakt-einseitigen, endlichen Bestimmungen und
ihr Übergehen in entgegengesetzte, indem durch „Negation der Negation" der Wider-
spruch in einem höheren Begriff (der Synthese von Thesis und Antithesis) „aufge-
hoben" wird (z. B. Sein — Nichte — Werden). So entwickeln sich die Begriffe in
selbständiger, innerer Gesetzmäßigkeit, ohne jede Willkür des Denkenden; die D.
ist das „Waltenlassen der Sache selbst oder der allgemeinen Vernunft in uns, die mit
dem Wesen der Dinge identisch ist". Das „Umschlagen" der Begriffe in ihr Gegenteil
und die Synthese der Gegensätze in einem höheren, konkreteren Begriff ist ein ob-
jektiver Prozeß, dem das subjektive Denken gleichsam nur zusieht und durch den die
Totalität der Denkbestimmungen, wie sie in der „Idee" (s. d.) an sich, potentiell
angelegt sind, zur Entfaltung gelangt (Enzyklop., § 11 ff., 80ff., 577). — Von den „Neo-
Hegelianern" gibt es manche, welche die dialektische Methode nicht annehmen (so
z. B. Croce; vgl. Windelband, Die Erneuerung des Hegelianismus, 1910). — Die
ökonomische Geschichtsauffassung von K. Marx ist von der HEGELschen Dialektik
beeinflußt (vgl. Soziologie). Vgl. Ptjrptjs, Zur D. des Bewußtseins nach Hegel, 1908.
Bahnsen lehrt die „Realdialektik" als Resultat des in verschiedenen Richtungen
auseinanderstrebenden, selbstentzweiten Willens, als unaufhebbare „Weltnegativität".
Da3 Seiende ist antilogisch, voll Widerspruch und Gegensatz zwischen Wollen und
Nichtwollen (Der Widerspruch im Wissen und Wesen der Welt, 1880f., I, 2, 37ff.,
151 ff.; vgl. Wille). — Nach Dühring gibt es eine „natürliche Dialektik" (Natürl.
D., 1865); es besteht eine „innere Logik" der Dinge und ein „Antagonismus der
Kräfte".
134 Dialektiker — Dictum de omni et boIIo.
Kmo ScMLMmMMMm tat die Philosophie ^Dtaiektik" ata
Denkern, Organon des Wissens, Knast den Begrundens und des „**■— i^ftrlitM^nf".
de eilee Wiesen (a, d.) sin gemaariaohsfihrhcs Denken, eine ÜbmsinsUiamnng der
»blander tat (Dialektik. 18». & SIL. 22, 66, 20»«.).
Unter „dtatakltaitm Methoden" «ersteht Wovor Jans philosophischen Ms-
» i A^^^mt miim a^^al^^^Mi la^vvtfbMi mnaSltela «irwr r»in L^tia^J^Hk 1»a
wicklnng anders Begriffs itigilillil «erden" (Philo*. Stadien XIII, 68). — VgL
Die poeitire Dtaiektik, 1846; Q. Esom* Die rtislskttaohs Methode and die
fiUiraranrissaag, 1860; Hajusxuo, Atomistik dss Willens, 1891,
I, 72 IL» H. Ooatraas, Wiliansiliasngsliire, 1906—1806, I. 216; Baxowrjr, Das
sosJata a. eittbebe Üben. & «litt. (^Dialektik dss soatatan Wachstum.''); E. Faun.
Das Prinzip dar rnikdrttanhsa Byathists L d. Ksnrtaokss Falk*, 1911t Dm ms,
Das Wesen der monsohl. Kopfarbeit a. a. (Das misinMnfci Danken ist sm Teil dee
dtaJstrttanb stak entfaiamden Weitprosseeee); Hörrnua, Dar man
atakt darob retan Bilsiüalsiuhlant dss Dssaasi). — VgL Logik,
Dialektiker fsWsarianf, dialsetid) beiften 1. die ..Msgaifkai" (e, d.L 2. riete
Scholastiker (s. ±\
»iallele < 6«UJLnJU>i) baut dar ZUrtbeonta (a. <LL saob dtataatajs Definition,
«wiche das so Definierende in anderer Form selbst aar Erklärung beranztehu VgL
< 'irculu*.
IHanaCtik (4t4*otm, die Dsokkralt): Denklebre; bei Lau»
nxvn: Diaaoiologis. Ober dta „lliiinHtaikia Tugenden egL Tagend (J
Iliapnaoa (itä nsoir gsf*s> ssnpaefaj: Bsminhnung der J
bei Lajoumcmt gisrAlthtsphflnsophtaob dss eilen Knltareracbemunsr n
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inrr i in'*i<'.
DiAtetik r**aMfr«<> Lebenabznet, Lehre rom richtigen, ■■■nkillUpii (pbjr*
■laclwn oder gatatigaa) Leben. VgL Fsinii urt ttit. PUtetih dar Ooeta. 1828; wv4
in der Univ.-BibL; KuoKao, D. der Seele, 1872; B. ▼. Srors, Zur Kultur d. Seele,
1908. _ VgL Lebcnephüoeophic.
Dichotomie ;e.Zoie^!. Zweiteihmg. leeiglkulrigs EmtsUung (e. d
Wükdt. Logik II», 1907. & 62 ft
Dirhtkrnft : Wreinigung too Vorstellungen iu einem einheitlichen Gänsen,
einem Begriff. Dieser Ausdruck kommt im 18. Jahrhundert öfter tot (rgL O. F.
Mann, Metaphye., 1755L, III; PsyohoL, f 687 f.). Nach Tarairs stellt die Seele durch
ihr ..Dkhtungi vermögen" aus mehreren Vorstellungen neue Vorstellungen her (Philo«.
Versnobe Ober <L mensohl. Natur. 1776 LL VgL Phantasie.
Dictum de oaanl et nnllo (Säte von Allem und Keinem) tat das Ingtaahe
Prinzip, nach welchem das, «ras vom Allgemeinen, von der Allheit gilt, auch dam
Desondern. iBm»!«»»» zukommt, und was Keinem zukommt, auch nicht rom Be-
eondern gelten kann: „Quidquid de omnibus valet, ralet etiam de qoibasdam et
singuus; quidquid de nuUo ralet» nee de quibusdam rel singulta ralet." Jedem Subjekt
Differential — Dimension. 135
kommt das Prädikat seiner Gattung zu. Das „d. d. o. e. n." ist das Grundprinzip des
Schließens. Hierher gehört auch die Formel: „nota notae est nota rei ipsius, repugnans
notae repugnat rei ipsi" (Das Merkmal des Merkmals ist auch ein Merkmal des Dinges,
das dem Merkmal Widersprechende ist auch mit dem Dinge nicht vereinbar). Vgl.
Aristoteles, Categoriae 3, 1 b 10) ; Chr. Wolef, Philos. rational. § 346 f. ; Lambert,
Organon I, Vorrede (L. fügt das „d. de diverso, de exeinplo, de reeiproco" hinzu);
J. St. Mill, System d. Logik, 1874, II, K. 3 (naeh M. wird vom Besondern aufs
Besondere geschlossen); Cohek, Logik, 1902, S. 176.
Differential s. Infinitesimal, Unendlich. — Daß das mathematische D.
eigentlich nur eine zweckmäßige Fiktion ist, betont Vatbtnger, Die Philos. des Ais-
Ob, 1911.
Differentialpsyehologie s. Individualpsychologie (L. W. Stern).
Differenz (differentia, öiayogci): Verschiedenheit, Unterschied (s. d.).
Unterschieden wird generische D. („differentia generica, remota"), spezifische D.
(„d. speeifica", öiacpopä elSoxoiog, Aristoteles, Top. VI 6, 143b 8), welche in der
Regel für die Definition (s. d.) verwendet wird, numerische D. („d. numerica"), d. h.
der Inbegriff der Merkmale, durch welche sich verschiedene Individuen einer Art
unterscheiden.
Differenzierung ist die Entstehung von Unterschieden, Verschieden-
heiten der Merkmale, Funktionen, Organe durch Milieueinflüsse und verschieden
starke und verschieden gerichtete Inanspruchnahme von Teilen der Organismen. Nach
Spencer zeigt die ganze Entwicklung (s. d.) der Welt einen Wechsel von ..Differen-
zierungen" und „Integrierungen" (First Principles; Princ. of Biology; Princ. of
Psychology), also auch die organische, geistige, soziale Entwicklung. Vgl. Simmel,
Über soziale D.3, 1906; R. Goldscheid, Höherentwickl. u. Menschenökonomie, 1911,
S. 138 ff.; B. Weiss, Entwicklung, 1908. — Vgl. Arbeitsteilung.
Dilemma (dc/.>tuua. zweiteilige Annahme) ist ein hypothetisch-disjunktiver
(s. d.) Schluß, dessen Obersatz hypothetisch und zweigliedrig-disjunktiv ist, von der
Form: Wenn A wäre, so müßte es B oder C sein; Nun ist es weder B noch C; Also
-: A nicht; oder: Wenn S nicht gilt, so müßte es weder A noch B sein; S ist A; Also
gilt S. Das D. wurde öfter zu Trugschlüssen (s. d.) gebraucht, kann aber auch dazu
dienen, die Unmöglichkeit, logische Unhaltbarkeit einer Behauptung darzutun. —
Im weitern Sinne ist D. der Zustand, in welchem man nur die Wahl (Alternative)
zwischen zwei unangenehmen Möglichkeiten oder zwischen zwei Übeln hat. Vgl.
Krokodilschluß, Antistrephon, Cornutus.
Diniatis heißt der dritte Modus der vierten Schlußfigur (s. d.): Obersatz
und Folgerung partikulär bejahend (i), Untersatz allgemein bejahend (a). PiM
MaS | SiP. z.B.: Einige Deutsche sind Sozialisten; Alle Sozialisten sind Gegner
des Bestehenden; Also sind einige Gegner des Bestehenden Deutsche.
Dimension (dimensio) ist die Ortsbestimmung im Räume durch Abmessung
oder auch die Ausdehnungsrichtung nach Länge, Breite, Tiefe (Höhe). Die Zeit ist
ein-, der euklidische Raum (s. d.) dreidimensional. Den Gedanken eines Raumes von
mehr als 3 Dimensionen haben schon (in mathematischer Beziehung) Kant, Gauss,
dann EL Grassmasn (Ausdehnungslehre, 1844), Rikmaxx, Helmholtz (Über d. Ur-
sprung u. d. Bedeut. d. geometr. Axiome, 1870), der (wie Fechxer) die Fiktion vom
„ Flächen wesen" mit der Vorstellung eines nur 2-dimensionalen Raumes macht,
m
Zfcum (OMMUBrito Abhandt, 1878). der den Begriff dir
spIriUalboh verwertet, u. s, (rgL dagegen Bonaao, Abhandl d. bohsrinftan Oimihijh.
d. Wbeuuaili., 1845). Die phroftafciiliii „rtebuivitttatheorie" (a. d) betrachtet die
Zeit ab vierte D. des Rennes, — MetephveWh lehrt eine vierte D. schon H. Horb;
sie iei die „Weaeieslichtbjkert" („episaitadn cewntieae") der iaaBiiiiiiiTh» Bahnte man
(Enebirid inetaphrs. I. 88, f 7). Vgl PeTBoxiarics, Prhnrfp. der laetsphvelh I.
1804. 841; Kl—WM*»». Philo». Stadien. XIX; A. Lbtt, Die dritte Dimension, 1808;
Zsnasr. Die vierte D. 1808; G. Itrarraa, Bewegung, die rierte D.. 1913; IC Gbmus,
Die Dimensionen dee Binarne, Archiv für erstemat. Philo».. XIII. N atoet. Die log.
Grandlegen der exakten Wawneili.. 1810, K. 840 ff. ; Hirro*. The fourth dunentton,
1808. — VgL Rann«. MittganaeHrhili. Tiefe.
IHng (zH**» «•■» an») ist, ■Ibsenln. jede „Seche", jeder „Gegenstand . dir«.
we» gegeoatandnen gedacht werden kann, aai ee nun eJn hloOe» „Gedeahandtag** („ene
| IW^^i Tibi i^ww. wmm^h ai <""a*^^ "^^^0* ^^ T^^^^^^^^^m w^m* W^M*
tt aha« fluasniliiibj nicht Verknüpfte™ (..Unding-) aad
mm Winatesbnden. dam Nlehla (a. d). Durch flinaiteiiiag ihre» Inhaltes 1804 sieh
die logbebe Kategorie (a. d) JDfngH aaf atta» anwarb«, tatkan Subjekt ettaa
TTvfhaaaaW ■■■MäaVBHaaVi tt\&8Ma ttManaV äuVjaT Kfti^ajMa^Bf^ssatfteeae YrVwMmflaaävai V^a^ar4aaft»aaaaawaMk fileteethi \*a»
i). U» engen Sinne btdae Ding (d
etwas, dessen iierkmalr. Veränderungen ha Waohsrl <tes
Geschehene konstant rarkntpft bleiben, was sich sie Ftnhsit, ab Aoagangspunkt ron
Kräften. Wirkungan und ab Angriffaponk t ron solchen mehr oder weniger baharrffeh
erbalt. Die „Dings" sind uns nicht gegeben, sondern auf Grand HUHiHg» räum
Insammsnhlnga fast da» Danken liutlmmtii Msanigfshigkatoa ron (ge-
ili«*n na festan Einheiten susammcn, die es
nach A*"V>gu das eigenen, nhihaitlirh **— **n^g tiUgrn Ich auffaßt, deutet,
(ab „Geganloh"). Ab Stelle de» narren Dtagbegriffs aatat die
(s. Substant). wobei ei» sowohl tob daa sfcmhch ge-
gebenen Qualitäten (a. d) dar Wehrnabanagadfaga ab such ron „Innenaeia" der
Dinge, welches wir ihnen analog ■uaaram eigenen IniMnnh (ab woUend-tatigce
Subjekt) »Inbgsn (a. IntrojektJon), shetrahiert, so ds8 sie hier nur mit objektiven
„Erscheinungen" (e. d.\ mit Gegenständen eines „IWuQtseins Oberhaupt" tu ton
hat, welche rwar vom Indlf Iduell -subjektiven Wahrnehmen, nicht aber ron dar Ge-
»txlichkeft dea Erkennena unabhängig sind (». Objekt). Um des ..An sich" der Dinge
kümmert sich die Naturwbneneoheft nicht direkt» nur um die Art und Webe, wie für
jeden Erkennenden die Wirklichkeit sich not send ig «od aUgsmein darstellt mal ge-
dacht werden muß. Die „Dings" dar Wissenschaft sind slso von den Vc
die der »*"— »t»»«» ron iho*^ hat, aowb ron deaaen Empfindongen wohl
aoheiden, ab eindeutig, begrifflich beatimmte Einheiten, die für jedei
Subjekt die gleichen eind oder aein können. Im Verhiltnis zueinander
und cum Ich bilden die Dinge eine Vielheit (s. d.) relativ selbständiger und konstanter
Selnafaktoren und Kraftzentren, wss nicht hindert, daB ab btttan Ende» (meta-
physisch) Modifikstionrn einer einheitlichen Wirklichkeit oder Momente, Knoten-
punkte eine» stetigen Werdens (a. d.) aein konnten.
Der Realismus (a. d) betrachtet die Dinge ab vom erkennenden Bewußtsein oder
vom Ich unabhängige Wirklichkeiten. Dar subjektive Idealismus (a. d.) halt eie für
bloße Vorstellungen, Wahrnehmungsinhalte, der (ideeJbtbche) PoaiÜvbmot für Korn-
Ding. 137
plexe von Empfindungen. Der kritische Idealismus sieht in den Dingen Gegenstände
des überindividuellen „Bewußtseins überhaupt" oder methodisch erarbeitete, denkend
gesetzte Gebilde, gesetzliche Verknüpfungen von begrifflich fixierten Inhalten. Der
objektive Idealismus faßt die Dinge als Inhalt eines universalen, göttlichen Bewußt-
seins auf. Der objektive Phänomenalismus (s. d.) bestimmt sie als Erscheinungen von
„an sich" bestehenden Faktoren (s. Ding an sich). Der pantheistische Monismus hält
die Dinge für Modifikationen eines einheitlichen Wesens (s. Gott, Vielheit). Der Ak-
tualisnus (s. d.) sieht in ihnen nur Ausschnitte aus einem stetigen Werden, Ver-
dichtungspunkte des Geschehens.
Über das Ganze ist der Artikel „Objekt" heranzuziehen; im folgenden wird
hauptsächlich nur das den Ausdruck „Ding" („ens") und den Begriff „Einzelding"
Betreffende behandelt.
Aristoteles bestimmt das Einzelding als Ganzes (avvoAov ) aus Form (s. d.) und
Stoff. Die Scholastiker verstehen unter Ding („ens") jeden bloß vorgestellten,
gedachten („ens rationis") oder auch realen Gegenstand („ens reale"); letzterer
existiert nicht nur „obiective" (s. d.), d. h. in unserer Vorstellung, sondern unabhängig
davon, außerhalb des Geistes („extra animam"; vgl. Thomas, 1 sentent. 25, 1, 4c;
vgl. Sein, Wesen). Nach Leibniz ist ein Ding alles als möglich Denkbare (Opera, ed.
Erdmann, S. 442). So auch nach Chr. Wolff: „Ding" ist „alles, was sein kann, es
mag wirklich sein oder nicht" (Vernunft. Gedanken von Gott ... I, § 16; vgl. Ontolog.
§ 134f.).
Während Leibniz die Dinge individualistisch als „Monaden" (s. d.) auffaßt,
sind sie nach Spinoza nur Modifikationen der Attribute der göttlichen „Substanz"
(s. d.), also nichts Absolutes, Selbständiges, nur flüchtige „Affektionen" des einen
Wesens („res particulares nihil sunt nisi Dei attfibutorum affectiones, sive modi,
quibus Dei attributa certo et determinato modo exprimuntur"; Eth. I, prop. XXXV,
corollar.).
Ein D. ist nach Herbart eine „Komplexion von Merkmalen, noch ohne Frage
nach ihrer Einheit, die dabei blindlings vorausgesetzt wird". Die Vorstellung des
Einzeldings entsteht durch „Zerreißung" der Umgebung. H. bestimmt dann das D.
als „Substanz, welcher die Merkmale inhärieren" und findet in diesem „Inhärenz-
verhältnis" (s. d.), in dem Verhältnis der vielen Eigenschaften zu dem einen Ding
einen Widerspruch, den die „Methode der Beziehungen" durch Zerlegung des Dinges
in eine Vielheit von „Realen" (s. d.) auflöst (Lehrb. zur Psychol., S. 86 ff.; Allgem.
Metaphys. II). — Nach Lotze ist ein Ding, was die Form der Selbständigkeit und der
Fähigkeit zum Tun und Leiden hat; der Dinge Beständigkeit besteht in der Folge-
richtigkeit ihrer inneren Zustände". Wir legen unsere Einheit, Ichheit, unser Fürsich -
sein in die Dinge hinein (Mikrokosm. I2, 146; III2, 517, 531). Nach Riehl legt das
Ich seine eigene Identität (s. d.) in die Dinge; diese sind „konstante Gruppen von
Eigenschaften, zur Einheit des Bewußtseins gebracht", wobei die Regel der Ver-
knüpfung auf ein „An sich" der Dinge hinweist (Der philos. Kritizismus II 1, 234 ff.,
295). Eine „Introjektion" (s. d.) unseres Innenseins in die Dinge, welche dadurch zu
uns analogen Wesen werden, erfolgt nach Beneke, Teich Müller, Ueberweg, Hor-
wicz (das Ding ist ein „ Quasi-Ich"), Jerusalem, H. Gomperz u. a. Auch nach Wundt:
„Die Selbständigkeit unseres Ich und der stetige Zusammenhang unserer Vorstellungen
werfen ihren Reflex auf die Dinge außer uns." Die Dinge der Erfahrung sind nichts
absolut Beharrendes, sondern nur das, „was im fortwährenden Wechsel der Erschei-
nungen zusammenhängt". Der Dingbegriff ist psychologisch ein Produkt der „apper-
zeptiven Synthese". Anlaß zur Bildung eines solchen Begriffes ist überall da gegeben,
138 Ding.
*
„wo einerseits ein Komplex von
mit denen er in Bsriehtmg stallt» «ad wo
in Ebwnidkej» wfad Im Im ilmsk ith niingsiii, iiindstill, Isiliei In In iln fh
Ding aufgefaßt wird (Logik I*. 1893-95. 462 «.;
s. Objekt, Substanz). Nach 8mwa*t iet dee D. ein „VorgsstsDtss, das als eine reumhoh
sbangrsnste. ■ der Zeit dauernde Oostsll sink uns demssüt" (Logik. 1901, 11\ 11
Neoh B. BftDHuni ist ein VorgeeteOtae ein D.. sofern es sich als „lishsrrsndes selb,
ständig Wirklfcsnee, d. h. als iiltiWlUg Wirkend« and Leidend«" n erkennen gibt
(Logik. I«. 1907).
de« D. naf die Scbolestlkor.
Jodu Vouult. KCltb. W. FmtTAO.
1911). ürrurr. Mmroyo.
»>.
Erfehrwngemhahe,
Brkenntnuunbelt* feesen die
Dmge eaf Kawt (s. Krsnsiiosng, Objekt. Ding en sich). Oons*. Wi»d«laaw>,
KijtKiu C>nw, E. KOma, Lasswto, Nahmt n. e. (s. Objekt). — Inbelte
fewuBtoeine emd die Ding« nnob Fmbtb (e. lob).
Unrtrns. Lim n. e. Die
•af des
(AJlgem. Plr/aboL. 1 A. 1906. & 44; Philo*, eis
iM-hsit. 1910). X*rh Lim ist dasjenige, wns Dings so solobeo macht, „des mit den
i des Dinges nicht gegebene, sondern rosa Denken «of Omnd der Erfahrung
mselseitigen logiseben
O Relstion swisoben den Elementen" (Grandr. d. Logik, 1991. 8. 99;
u. Relationen, I90S. & 90; rgL Oourauvs. Etnffthr. in d. Pbllos.. 1903.
& 1670.). Noch Hosnu, emd Dings „die doreb eine KsnsessssesthWireit ein
beitlioh nnwpennten Konkrete" (Log. Unssrsnck^ 1900-01. IL 94t V
die Dmge nnob BniiiT, Hum. J. 8r. Mtxl. Ooemucs, & Waäls (der nbnr noch
..Urfaktoren" nnnimmt) u. a. Noch Mach ist des „Ding" nur eine .,denkokonx»miscbe"
Einheit tu praktischen looosoii „ein Notbebelf nr vorläufigen Orisatisr«ngM. eine
reletir konstante Gruppe von „Elementen ' (a. d.) oder „ Empfind nnjen" (Beiu
AnaJym d Entpfind.«, & 8 ff.). Ee gibt keine teoherten Dinge, sondern „leb" und
„Ding" sind ..provieorisobe Fiktionen" Erkenntnis u. Irrtum. & 13). Ahnlich fahren
Prxoldt (Des Weltprobfem*. 1912. Vorwort), Avbhakics, Vi
OarwAU>(Vorles.aberN«4ornbilos.a.S.77L: Dinge ab objektive. |
Erlebnisse"; Annel. d. Naturwios. IV. 1906: „energetisches" Ding en sieb eis idealer
Grenzbegriff, eis Energfenkomplex). Vakuoiu, noob welobem des „Ding" eine
Fiktion ist. indem des Wirkliche ein Kluß raumseitlich verknüpfter
ist, den nur des Denken in Subjekt und Objekt gliedert (Die Fbilos.
des Als-Ob. 1911. S. 297 ff.). Des „Ding" ist nur eine Apperzeptiooaform. in der «oh
Empfindungen verbinden (rgL Stsuthax. EnüeiU in d. PsychoL I«, 1881, & 91
Der Anssu von „Dingen mit Eigenecbsiten" verfälscht den Tatbestand, die einheit-
liche „Empfindungsreihe". Mit Hilfe der Ding-Fiktion wird des Denken Herr tbsr
des Meer der snstflrmenden is«pf * ngiei. es kenn damit in ihnen Ordnung schaff r n.
Es ist bis eu einem gewissen Punkte möglich, die Welt so zu betrachten, „als ob ee
Dinge gibe"(l.cS. 307). Daß wir Eilmsidinge nur sus Gesichtspunkten der Prsjdedes
Ding an sich. 139
Denkens und Handelns setzen müssen, lehren in verschiedener Weise Bebgson
(3. Leben), Joel (Seele u. Welt, 1912), C. Brenner u. a. Nach letzterem sind die
Gegenstände des praktisch orientierten Denkens „bewegte Dinge", wobei die Dinge
selbst nur Bewegung (s. d.) sind („ein Ding geschieht, ein Geschehen ist ein Ding*').
Unmittelbar, in der „Grunderfahrung", ist das D. „eine Summe von Sensationen,
verbunden mit dem Verschmelzungsprodukte aus denjenigen mit diesen Sensationen
gleichzeitig produzierten Vorstellungen, auf welche wir, als sie verursachend, jene
Sensationen beziehen" (D. Lehre von den Geistigen u. vom Volke I, 1908, 133 ff.).
An sich, für das „geistige" Denken ist die Wirklichkeit ein einheitlich-stetiges Ganzes.
Nach Müixeb-Fbeiexfels ist das Dingerlebnis zurückzuführen auf motorische
Stellungnahmen, Instinkte (Irrationalismus, 1922). Nach E. Becher (Naturphilosophie.
1914, 122) ist das Ding ein an Hand der Erfahrung gebildetes Produkt des vorwissen-
schaftlichen Denkens. Es ist die Grundlage des Substanzbegriffs. — Vgl. Hegel.
Enzyklop., § 125; Bergmann, System d. objektiven Idealismus, 1903, S. 114; ÜPHrES.
Psychol. d. Erkennens I, 1893, 57 f.; Schuppe, Grundr. d. Erkenntnistheorie u. Logik,
1894, S. 123 ff. (Unterscheidung von Raum- und Zeitdingen sowie des „Ichding");
v. Schubert- Sold ern, Gr. einer Erkenntnislehre, 1887, S. 68, 126 ff.; James, Principl.
of Psycho!, 1891, LT, 78; K. Dieterich, Grundz. d. Metaphys., 1885, S. 22 ff. (vgl.
Substanz); R. Reininger, Philosophie des Erkennens, 1911 (kritizistisch); B. Kern.
Das Erkenntnisproblem2, 1911; Höffding, Der menschliche Gedanke, 1911; Haas.
Die psychische Dingwelt, 1922. — Vgl. Objekt, Ding an sich, Erscheinung, Körper.
Atom, Monaden, Substanz, Materie, Kraft, Immanenzphilosophie, Transzendenz, Gott ,
Spiritualismus, Panspychismus, Voluntarismus.
Ding an sich ist die Wirklichkeit der Dinge, so wie sie unabhängig von
unserem Vorstellen, Denken, Erkennen besteht, das jenseits aller möglichen Erfahrung
liegende („transzendente") Sein, das nicht selbst Objekt (s. d.) oder Inhalt des er-
kennenden Bewußtseins ist, aber als letzter Grund für das Dasein und die Bestimmt-
heiten, Besonderheiten der Objekte angesetzt wird oder werden kann. Die Objekte
der Außenwelt selbst, die empirisch gegebenen Dinge sind dann als „Erscheinungen"
(s. d.) eines „An sich" der Dinge zu betrachten, das in ihnen zum Ausdruck, zur
Sichtbarwerdung gelangt; es ist nicht selbst, nicht unmittelbar erkennbar, aber die
objektive Erkenntnis bezieht sich in symbolischer Weise auf das „An sich", auf die
absolute, von allem Bewußtsein unabhängige Wirklichkeit. Als „relatives An sich"
ist das „Fürsichsein" der Dinge, ihr „Innensein" zu bezeichnen, welches niemals
Inhalt eines fremden Bewußtseins werden kann, weil es selbst einem solchen analog
ist, eine Art „Subjektivität" darstellt, in deren Begriff schon die Selbständigkeit
gegenüber dem einzelnen Ich liegt (s. Subjekt, Ich). Dieses (etwa unserem eigenen
Streben analoge) „An sich" der Dinge stellt sich „für uns" als physisches (s. d.) Sein
und Geschehen dar. Im absoluten Sinne aber ist das „An sich" die Wirklichkeit (s. d.),
wie sie — völlig unerkennbar, unbestimmbar — als Inhalt eines über die Schranken
und Grenzen jedes endlichen Erkennens erhabenen unendlichen, zeitlosen, göttlichen
Bewußtseins bestehen mag oder jedenfalls, wie sie unabhängig von den Formen, in
denen sie sich einem endlichen Erkennen darstellt, besteht.
Der Realismus (s. d.) hält meist die Dinge so für erkennbar, wie sie an sich,
unabhängig vom Erkennenden, existieren und beschaffen sind. Der phänomenalistische
Kritizismus (s. d.) nimmt ein „Ding an sich" an, hält es aber für absolut unerkennbar,
während der Spiritualismus (s. d.) und Voluntarismus (s. d.) es für etwas Seelenartiges,
Geistiges erklärt. Für den kritischen Idealismus ist das „Ding an sich" nur ein „Grenz-
begriff", ein Hinweis auf die im menschlichen Erkennen nie auszuschöpfende Unend-
II"
möglicher IMahrangamhalte. Dsr wImUmIm» Ua^fawM («. d.) baMmte»
dto Extotem eine* „Ding an atob", halt es ftr eine Mol» Fiktion oder ftr etat« „üb-
betriff ". de alles, tu wir denke«. dadurch. daA es gedacht wird, erhoa
von Bewußtsein abhängig sei (a. Bern).
Zwischen den wahren Sein und der bloßen Eraoksheang der Dingo
sebondie indische Fhitoeophto. PiMtimwt Dmomf (dw| — — >y, e. QoahUtml,
dl» Kyreaaiker. Piuto» (a. Idee), CnrstiT. die Skeptiker (•. d.), Pumx u. a.
Die 8oboleatik unterscheidet „esse in re" «od „esse hl mteileeUT\ wirkliche« und
gedachtes Sein (e. Objekt). Der Breuhslnoug („■ppsraatis") wird epaeer des „per
ee esse** gigialfcngiiliUt (rgL Mmbauci, Lex. philoe. 8p. 107). Necb DaacaxTas
tohree am die Dinge nicht, wie die Dinge es eiob eelbet (Ja ee ipakO emd (Princ.
pafioe. IUkoad eaob MiiMiM» eprkbi m des „cfcosee ob stt» ■len"
(Reoberebe de to «Arte* I, Vorw.k Ahnhoh lehren Gmaa, Bamooos (Esser
1604) o.e. Necb Lrasnx etod die
(e. <Lk Unbekannt emd die Ding» en eiob Mob Loa» („thmgs in
Hhej"), Hcmb, lUvrarnne, CoxmxLar, Boxxxt („abäse ob eoi" — „ee qae U
eboee pereH etre**, „ohoose ea eltos BWi" — „per lapport k noae"). D* AumsxxT.
Hmiiiuub, TwTS*au.s. Lajobbt uo u rstboidot dto Seche „wie eie en eiob et"
und die Seobe, „wie wir ob lamflnliB. Yorstellea" (Hevea Oigannii, 1764. PMao*
1. !*»•
Aber erat durch Kabt kommt der Begriff ..D. a. a." aar fietlejaf War erkennen
K. aar „Fisihelnaugiii" (e. d.). d. h. durch Kesiajartoii (a. d.) «Inhailltoh gesets-
doeb niobt vom „Bewußtsein fiberbaapt" («. d.i. von den Formen dar An-
Denkern. Dto Objekte (a. d.) in Boom and Zeit emd nur Phano-
existieren ato eolobe aar far «ka
and dto Butlamibeiien da
dto ffrsrhstoaagea aaf ein ato hiirtogsniin „Ding aa eich" hin.
t .', iitutL^mmIi if i*# ■ »• • I fi-<* B »r I ri aal ■ r 1> I #■ n wir u iK BbbbI al n\t i*nH rirnLr>n
aaf daaeelbe niobt aaweadbar emd; eelbet TilHiai" „Wirken" aaw. laßt atob aar
meofera tob Bub mengen, ato aain Verhältnis sa aaa aeboa in der ose gern! Bon
Daalrwatoe beatimmt wird. Aaa dem Begriffe dar Brsnhsmaag folgt» „dal ihr etwas
enUprechea aasse, was aa atob eelbet niobt Braobekaaag tot", ein »Korrelat" der
Erscheinung, ein MaberamBttcber Graad" deraetbea; dsaa Fiaia'ieliiang kann
ohne etwas sein, waa da orooheenl Dto Dtoga aa atob emd aber nicht eelbet ein Inhalt
d. b. ato „enthalten den Graad, das V«
an bestimmen". Karr, der froher lehrte, daß die Sinne aas i
wahrend der Veratand dto Dtoga salbet erfaßt (Da mondi eemäbihe aiqae totolbgibibs
forma et principüe, 1770), betont später dto Unerkennbarkeit dar Dinge aa atob eelbet
auch durch den Verstand, weil dieser eteta aaf sinnliche 4ueibsiiang baaoaaa bleibt.
Ea gibt Dinge außer uns, „eilein tob dem, was ato aa aieb eelbet asm mögen, wiesen
wir nichts, sondern kennen nur ihre Eiaoheinaagen. d. L die Vorstellungen, dto ato
in uns wirken, indem ato unsere Sinne effilieren" (Prolegomena, | 13, Anmerk II).
Dto Dinge, dto wir anschauen, sind „nicht das an atob selbst, wofür wir sie anach*
Wir kennen nur die Art und Weise, wie wir dto Dinge wahrnehmen and denken (Krit,
d. rein. Vera., S. 06 ff.; Über eine Entdeckung . . .; Kleine Schriften aar Logik u.
Metaphya. III \ 20 f.). Ala Gegenstand des Denkens nennt Kaxt das D. a. a. ..
menon" (s. d.). Kaxt neigt manchmal dexa, das D. a. s. als bloßen „Grenzbegriff"
Ding an sich. 141
ohne Realität anzusehen, ja er nennt es zuweilen eine „Fiktion'' (vgl. die Stellen bei
Vaihinger, D. Philos. des Als-Ob, 1911); aber auch die Tendenz, in der praktischen
Philosophie den reinen Willen des „noumenalen'' Menschen als ein „An sich" zu
betrachten, liegt vor, obwohl Kant sonst auch das (empirische) Ich (s. d.) für bloße
„Erscheinung" erklärt (vgl. Idee, Postulat).
Daß bei Kant die Annahme eines D. a. s. zu Widersprüchen führe, da Existenz,
Wirken, welche doch zur Beeinflussung des Subjekts durch das D. a. s. nötig seien,
nach Kant selbst auf dieses unanwendbar seien, betonen Jacobi (W. W. II, 301 f.),
Aenesidemus- Schulze (G. E. Schulze, Aenesidemus, 2. A. 1910, S. 262) u. a. Beck
und Maimon streichen das D. a. s. ganz und Fichte, nach welchem die Dinge durch
das „Ich" (s. d.) gesetzt sind, hält es für einen „Ungedanken". Nach A. Stadler
(Kants Teleologie, 1874; Die Grundzüge d. reinen Erkenntnistheorie in d. Kantischen
Philos., 1876), F. A. Lange ist es nur eine Idee, ein „Grenz begriff" ohne positiven
Inhalt; wir wissen nicht einmal, ob der Gegensatz zwischen Erscheinung und Ding
an sich außerhalb unserer Erfahrung eine Bedeutung hat (Geschichte d. Materialismus,
II3, 49). 0. Liebmann hält das Kantische D. a. s. für ein „Unding" (Kant u. die
Epigonen, S. 45 ff. ; 2. A. 1912). Nach Cohen ist es ein bloßer Grenz- und Idealbegriff,
es weist auf die unendliche Aufgabe des methodischen Erkennens hin (Kants Theorie
d. Erfahrung, S. 252; Ethik, 1904, S. 25). „Die Erscheinungen sind, dieweil und
sofern es Gesetze gibt, in denen sie Sein gewinnen; in denen die Flucht der Er-
scheinungen Bestand erlangt. Das Gesetz selbst ist also der schlichteste Ausdruck
jenes Ding an sich" (Kants Begründ. d. Ethik2, 1910, S. 27). „Das Gesetz ist die
Realität." Die „Erscheinung" ist „das halbreife Objekt, das wir nach Art der An-
schauung uns gegenüberstellen" (I.e. S. 28 f.). Ähnlich lehren Natorp, Cassirer,
Staudinger, Kinkel, Windelband, Rickert, F. J. Schmidt, B. Kern u. a.
Keinerlei „Ding an sich" gibt es nach Laas, Schuppe, Rehmke, Leclair,
Schubert- Sold ern, Cornelius (Einleit. in d. Philos., 1903, S. 323ff.), Ziehen,
Verworn, Hodgson (Philos. of Reflection, 1878, 1, 167, 213 ff.), Avenarius, R.Willy,
H. Gomperz, Petzoldt u. a. ; nach E. Mach (Analyse d. Empfind.4, 1903, S. 10),
Nietzsche, Vaihinger (D. Philos. des Als-Ob, 1911) u. a. ist es eine „Fiktion".
Unerkennbar ist das D. a. s. nach Fries, der vom „An sich" der Erscheinungen
spricht und darunter das Ewige, Unendliche versteht (Wissen, Glaube u. Ahndung2,
1905), V. Cousin, W. Hamilton, Herbart (s. Realen), Comte, Spencer, Huxley,
Carneri, Helmholtz, Riehl, B. Erdmann, E. Wentscher, Höffding (Der menschl.
Gedanke, 1911), Jodl, R. Wähle („Urfaktoren" als Grundlagen der „Vorkomm-
nisse") u. a.
Geistiger Art ist das „An sich" der Dinge nach Leibniz, Hegel (s. Idee), Schopen-
hauer (s. Wille), Ed. von Hartmann (s. Unbewußt), Beneke, Lotze, Fechner,
Bergmann, Lipps, Paulsen, Renouvier, Fouillee, Bergson (s. Leben), J. Ward,
Royce, L. Busse, Eucken. Münsterberg, Wundt u. a.; nach letzterem ist das
wollende Subjekt „Ding an sich", wenn darunter der „Gegenstand unmittelbarer
Realität" verstanden wird. Auch auf das über jede Erfahrung hinaus Liegende müssen
die Denkgesetze und Denkformen angewandt werden (Logik I2, 1893 — 95, 546 ff.;
Philos. Studien VII, 45 ff.; vgl. Wille). — Vgl. Herder, Verstand u. Erfahrung, 1799,
II, 180 f.; Clifford, Über die Natur der Dinge an sich, 1903; Deussen, Elemente der
Metaphys.4, 1907 (Das D. a. s. ist der räum- und zeitlose, für uns transzendente Inhalt
des „transzendentalen" Bewußtseins an sich); Zeller, Über Bedeut. u. Aufg. d. Er-
kenntnistheorie, 1862; Jerusalem, Der kritische Idealismus, 1905, S. 141 (die Dinge
sind nicht nur so, aber auch so, wie sie uns erscheinen); Asmus, Das Ich u. d. Ding
142 Dlnfhtit - Dltkret.
mi Mob, 1873; Wrmn, Dm Dmg an eich u. dm* Katurgeaeu der Saue, 1901;
Dbokocb. Kante Dinge an ebb. IMS; E. ▼. Ham***. Dm Ding an rieh. 1871;
R. Lbkoi, Kanu Lehre vom Ding an eich. 1878; Mawooo, DI» Brfabniagagi iind
lMjm «MM« Wimen*, 190«, & 910.; Bnmrr, Philo*. Reden und Vortrage, 1910;
V. Kbjjt, Weltbegriff and Frfceamwbhsgiiff. 1911; BniMB, PhUoa. dea Er-
tonnen*. 1911; B.Knx. Daa fthom Hlhayi iiMaiii *. 1911; Umtb, Kant u.
Vorginger. 1908; Grund*. <L IM—liihUlufb. 1901 (Die Dinge ab Inhalt
„D. a. a.**efa ..Unbegrifr); L. Gilb«t. Neu*
1911; Kult*. Di» Reahmtrung U. 1990. SOS (i
Ding an akh; wird ab Argument gegen db Hl llmmlllli H der Realität abgelehnt).
— VgL Fi i hl big. Objekt,
flott, P»jrrhUrh. Ws
BeweJlaiin, Charakter.
IMmfmvJt dar aUgemeine Ding-Cbaraktar. da« 8hb ab Dbg-aeb, ab Gegen
stock aar „Iehheit- (a. <LL
IHonynUcb s. HBnlMnbw Beide Bagrtfb achon bei F. ?. Sckloobl.
MNmtftl unnüttelbar, a. Ästhetik („direkter Paktor**: Vmmxm), Erlahmng
(unmittelbare Erfahrung: Wottdt). „Direkt" gaaahan wird daa, deeeen BOd auf den
..gelben Fbck" dar Netaheut fallt.
»fj— ll beißt dar dritte Modi» dar dritten Schluftfigur fß. d.): Obereeu
und Folgerung partikular bejahend (iL Untere.» ilhjinttla bejahend (a). MiP
Me8|8iP. Z. B.: Einige Körper sind kugelförmig; Alb Körper *iad aoegedehnt;
Also ist einige* ■ immihonb kugelförmig.
Dlejaakt (gaaokbcba) omd Begriffe, data« Umfange lusibintbiu-po and
db ■»■■«Win einem höheren, ifkjiiltami Begriff anmim«rhuu omd, etwa ab
Arten einer Gattung (r. B. Hand — Rata*, welche beide tu einer Gattung der Sing«,
tiere gehören).
Diajaaktiaa Ut db Gefnatberstellung nrabr Begriffe innerhalb eine*
ihnen übergeordneten Begriffe*.
Disjunktiv sind: 1. Irteile mit abjonkUren. einander auaachlbfbnden
Begriffen ab Prädikat (8 bt entweder P, oder Pt). Vom dbjunkueen . U. ($ut~y?*9~)
ut achon bei den Stoikern db Rade (Dbg. Leert. VII, 72). VgL UvDvmvLsoutfB,
Logik, & 74 f. 8. Schlüsse, daran Oberaal* am dkjunktire* Urteü bt and in daran
Unteraata Quader der Dbjonktion geaetat oder aofgahoben worden: 1. 8. bt ent-
weder P, oder P, oder P, | 8 bt P» . Abo bt 8 weder P, noch P, (Modo* ponendo
tolbna); 2, 8 bt entweder P, oder P, oder P, | 8 bt weder P, noch P, | . Abo S bt
P, (Modoa toUendo ponena); 3. 8 bt entweder P, oder P, oder P, j 8 bt nicht P, .
Abo bt 8 entweder P, oder P, (ebenfalb M. toll. pon.). Ein hypothetbch-dbjunktieer
Schluß bt daa Dibmma (*. d.). VgL ünnwn, System d. Logik*. 1882,
ltiakontinnierlirh: unstetig, unterbrochen. VgL StetJgV
Diakrepans (dberepantia): Abweichung, Unverträglichkeit; Auseinander -
liegen zweier Begriffe. VgL LiXDxn-Locuua, Logik, 8. 62.
Dlokret: abgesondert, getrennt. Diskrete Größen sind Grüften, derer
nicht stetig tnaammenhingen (r. B. db Zahlen). VgL 8fÜgke4i.
Diskursiv — Disposition. 143
Diskursiv (von discursus = ratiocinatio, Durchdenken, Schließen; vgl.
MiCRAELitrs, Lex. philos., 1653, Sp 335f. ; Thomas: „discursus est quidam motus in-
tellectus de uno in aliud"): begrifflich, schließend, auf logische Weise, von Vor-
stellung zu Vorstellung, von Urteil zu Urteil übergehend, als Gegensatz zum „Intui-
tiven" (s. d.). Dieser Gegensatz findet sich z. B. bei Thomas („discursive" — „sim-
plici intuitu", Sum. theol. LT. II, 180, 6 ad 2; vgl. Chb. Wolff, Philos. rational., § 51).
Nach Kant ist das menschliche Denken nicht anschauend, keine „intellektuelle An-
schauung" (s.d.), sondern „diskursiv", die Mannigfaltigkeit des Gegebenen durch seine
Funktion zu Begriffen verknüpfend, nur vermittels der Begriffe erkennend. Raum
und Zeit sind keine „diskursiven'' oder allgemeinen Begriffe, sondern Anschauungs-
formen. Von der „intuitiven" ist die „diskursive (logische) Deutlichkeit" (d. h. durch
Begriffe) zu unterscheiden (Krit. d. rein. Vern., S. 9, 52, 88; vgl. Fries, System d.
Logik, 1811, S. 87). Vgl. Höffding, Der menschl. Gedanke, 1911, S. 10.
Disparat sind 1. Empfindungen verschiedener Sinnesgebiete (Hebbart);
2. Begriffe, welche verschiedenen Gattungen angehören und miteinander, ohne Gegen-
sätze zu sein, unvereinbar sind (z. B. Tugend — Dreieck; vgl. Lindner-Leclatr,
Logik, S. 45). Vgl. Boethtus, bei Prantl, Gesch. d. Logik I, 686.
Disposition (dispositio, öid&eois) bedeutet: 1. logisch-methodische An-
ordnung, Gliederung (vgl. Logik von Port Royal, S. IL); 2. Anlage (s. d.) zu
einer Funktion, besonders zu einer psychischen („psycho-physische" Disposition).
Es gibt ursprüngliche, primäre, angeborene und sekundäre, erworbene Dispo-
sitionen; erstere beruhen zum Teil auf genereller Übung (Ü. vieler Generationen),
letztere auf individueller Übung (s. d.). Durch die Wiederholung psychischer Funk-
tionen bleiben in der Psyche „Spuren" zurück, d. h. ähnliche Funktionen werden später
leichter, rascher, sicherer ausgeführt. Die D. sind nicht selbst bewußt, aber Nach-
wirkungen von Bewußtseinsvorgängen und Bedingungen solcher; sie treten vielfach
als Tendenzen bestimmter Richtung auf, zur Reproduktion (s. d.) bestimmter Vor-
stellungen, Vorstellungsreihen, Vorstellungsverbindungen (s. Assoziation), als „Be-
reitschaften" (s. d.), als Gemüts-, Willens-, Charakteranlagen usw. Physiologisch
entsprechen den D. bestimmte Modifikationen der organischen, besonders der Nerven -
Substanz, auch bestimmte Anordnungen, „Bahnungen", Koordinationen u. dgl., ferner
eine Aufspeicherung potentieller Energie im Zentralnervensystem, im Großhirn.
Angedeutet ist der Begriff der psychischen D. schon bei Platon (Theaet. 191 C)
und Aristoteles (De anima, III, 2), Straton, den Stoikern, Plotin (Ennead. IV,
6, 3), Augustinus. Die Scholastiker reden von einer „intellectus dispositio".
Micraelius erklärt: „Alias dispositio contradistinguitur habitui et est qualitas
afficiens subiectum idque praeparans ad habitum" (Lex. philos. 1653, Sp. 336f.).
Physiologische Dispositionen kennen Descartes (s. „ideae materiales"), Malebranche
(ebenso). Spinoza („Spuren", vestigia, Eth. HI), Hobbes (Leviathan, K. 3), Locke
(Essay concern. hum. unterstand. II, K. 33, § 6), Hartley, Priestley. Condillac,
Bonnet („dispositions des fibres", Essay de Psychol., 1775, K. 6; Essai analyt., 1759,
§ 59ff., 163ff., 610ff.), A. v. Haller u. a.. welche die D. ins Nervensystem verlegen.
Später tun dies auch Meynert, Ziehen („bestimmte Anordnung in bestimmter Weise
zusammengesetzter Moleküle der Ganglienzelle", Leitf. d. physiol. Psychol.2, 1893,
S. 109ff.), Verworn, R. Semon (s. „Engramm"), R. Wähle, Jodl, Ribot, Delboeuf,
Spencer, Maudsley u. a.
Dispositionen nicht bloß physiologischer, sondern psychischer Art gibt es nach
einer Reihe von Forschern. So nach Spinoza („vestigium"), Leibniz, nach welchem
in
die Brak xa allem, tu ak mm AnlaS der Erfahrung eoretellt and denkt,
hu (e. Aiigrboren). ab Twin i i Utendanoee") nr Produktion von Ck-
JntMaV flUVw 0Ä •9W^0fnMNm9 lUflBQCttflQSMNI AJB KaSattdUBCa»
■ { ^^frp^tfrfl« T-1—nt ijtt rntrr in hii|iia»wi«i «■■!■■ ilmi Tili imii
Um qua dam I» oorpe*\ Nour. EmIi U. 10. f *). Ak JEnrtegkakan" baatknmt dk
MiMiBhin Dkp. („Spui^i") Plosn» (Philo.. Aphor. I. f 339ff.). Kajtt «p riebt tob
.Angewohnheit Im Gemüt" ( AnthropoL I. § » B). lünot von einem „8treben.
(Lehrt», e. PeycnoL. 1977. 8. 16). Bmu himinanit die D. ak „Aa-
i>it" b.w. ak „Spur". Skktrempjrt*kch.ktdae,..waaeou
(Lehrtmeh d. Parohot. f 27; vgL PijchJeck,) — Nach
Beate bewnJ<nTTltk>ail;ak gehen „form, and rirhtaaggarnnr! hv
bewaBia Tätigkeit mit ein" (Zend Areeta. 1851. 1. 3801.). Ehe
fatt die peycbkche DkpoaitfcM Wem auf; ek beataht aar ak Erkkhterung das
Wiedereintritt* beatimmtar BewnaWnaturgange (Gnfa. d. phya. PtyahoL, 1900.
330). Ähnlich KOltc, Hormon. 8cllt. Jutaa, Buaoeo». Baavraao, Mehtojrj.
aa. JnoaaLBf u. a.; aach kuterem kt dk D. em „HÜfabegriff. dar nach dar
Analofk daa Begriff« dar potentiellen Energie gebadet kt" (Lehrt», d. Peyrhol .«.
1907, & »ff.; Wahrnehmung*-. Erhmerunge-. Urteile.. Gefühle-. WWenedkpoa.).
Ak unbewufke (e. d.) Zaeeaade fafti dk Dkpoaition B. Kat»au»x auf. Inune'
(Wkaenaeh.Hrpoth. Aber Uibu Seele, 1908;
n. Unbewufke*. 1908). Ähnlich khrt Lim; dk D. aind unbewußte
VotateUaiigaa, indem ak rar Tätigkeit ei ngt urerdr n ((
1883, 8. 96; Leitfaden d. Peychol.». 1910). Nach
D. ahm Bedingung das Voreteöeaa ekma m aeiner QualiU
..bleibende Veränderung" in der 8eek (and im Groflhirn). Vor der „Anregung" kt eie
„ktent". wirkungeke. Angeregt wird ek durch einen Hak, der mit dem dk I)
qiMklitotir fdrnlkch kt oder *bee dnreh einen thnlMrea Bek ffder endlHi dureh
Gedachtak». 1911, 8. 17ff.). Ea gibt VoraaeOnnga- and Wiiwikhangattkpnmtlrwiii
Dk „Starke" einer D. kt dar „Orad ihrer Tililaa pflfclgfciir. ..Imtkktarke" kl
«In- Reproduktionafahigkeit rmnrittHhar nach Schaffung dar D. Wird dk Starke dar
1). rpatcr erhöht, dann kommt ea «nr „Marimaktlrke". Dk an irgendeinem Punkte
der Entwicklung gimi Starke dar D. kt dk ..Prlaenaatarke". Oim i wird
dk Starke ron DkpoaJtkmeey hadern dk anter werheemdaa Biftigaege* gimhiffmii
1 1 >t * 11 in \V gfanamämmamSmaV mmmmtlmmv Vmäma I
(Methode der hehalteoen Glieder; IL der
M. der Treffer und Zeitmethode; IL dar Hitfan; IL der „identkeben Reiben' .
a 35ff.; vgL „Reproduktion" und dk Literatur daaelbet). VgL Witassk. Archiv
f. ayatemat. Phlkaophk UL Kaeh W. Sma* emd dk Imyoaltirmcu Teüfaktoren der
Entekchk(acL). wu Ai~- «f~j ^n |n>»iwnklki TTimlulilaikkiiiaaai, aiglnieagalwulaiflig.
mehrdeutig, üektrebig, peychophyakch-neutral. aber uneelbetandig. (Die menachl.
Pereonhchkeit, 1918«, & 70.) Vgl Oedachtnk, Pereeveration, Aaaorktton,
Dlaatmilation a. Aaeimilation, Geeichteempfindung, Organkmue.
IHanolntton (Auflöaung) kt im beeondern der GegenaaU sur Evolution,
zur differenzierenden Entwicklung (Srixcaa). Dk D. auf allen Gebieten uatereacht
beaondera Lalandu. Dk D. arbeitet im Sinne dar Differensen und bringt achnefttioh
Dissonanz — Dogmatismus. 145
alles in ein harmonisches Gleichgewicht (La dissolution, 1889, S. 5ff., 70ff., 456;
ähnlich Tarde). Vgl. Entropie.
Dissonanz s. Konsonanz, Schwebung. Vgl. Wundt, Grundr. d. Psychol.5,
1900, S. 119f.; ferner die einschlägigen Arbeiten von Helmholtz, Stumpf u. a.
Dissoziation bedeutet (seit Parish) psychologisch den Zerfall von Be-
wußtseinszusammenhängen, die Aufhebung, Verhinderung einer Assoziation, z. B.
durch Affekte. Vgl. James, Psychol., 1891, S. 251; Ltpps, Leitfaden d. Psychol.2,
1906, S. 98 ff.; Claparede, L'association des idees, 1903, S. 359f.; Morton Prince,
La dissociation d'une personnalite, 1911; Müller- Freienfels, Das Denken und die
Phantasie, 1916.
Distinkt: deutlich, unterschieden. Vgl. Klarheit, Unterscheidung.
Division s. Einteilung. Divisive Urteile sind Urteile von der Form: S ist
teils P, teils P2, teils P3 (vgl. Lindner-Leclair, Logik, S. 73).
Docta ignorantia: gelehrtes, bewußtes Nichtwissen, d. h. das Wissen
von der Unerfaßbarkeit Gottes als des Unendlichen, der über alle positiven Prädikate
erhaben ist und zugleich alle Gegensätze zur Einheit verbindet („in divina compli-
catione oninia absque differentia coincidunt"). So lehrt Nicolaus Cusanus, nach
welchem Gottes Wesen unbegreiflich ist. Je mehr wir uns dieser Unerfaßbarkeit seines
Wesens bewußt sind, desto einsichtsvoller sind wir. In der „d. ignorantia" umfassen
wir das Unbegreifliche in unbegreiflicher Weise („ad hoc ductus sum, ut incomprehen-
sibilia incomprehensibiliter complecterer in docta ignorantia", De docta ignorantia,
I, 1; 26; II, praef.; III, peror.). Die d. i. führt zur mystischen, unbegreiflichen
Schauung Gottes („visio sine comprehensione", 1. c. I, 26). Ähnlich lehrt Bovillus
(De nihilo II, 7); ferner Pico (De ente, 1601), Campanella, Locke („avowed igno-
rance"), Montaigne, Gassendi, Pascal („ignorance savante") u. a. — Den Begriff
der „d. i." hat zuerst Augustinus (Epist. ad Probam, 130, K. 15, § 28); ferner
Dionysius Areopagita (äyvdJoTais ävavdd-rji), Bonaventura (vgl. Übinger, Archiv
f. Gesch. d. Philos. VIII). Vgl. Gott.
Dogma (öoypa): Lehrsatz philosophischen oder theologischen Inhalts, un-
umstößliche Lehre. Vgl. Cicero, Quaest. Academ. IV, 9; Kant, Krit. d. rein. Vern.,
'S. 616; Harnack; Dogmengeschichte, 1894, P, 3, 482.
Dogniatiker ist, wer Dogmen, feste Behauptungen und Lehren aufstellt,
besonders im Gegensatz zum Skeptiker (s. d.), „Dogmatistes" in diesem Sinne bei
Pascal u. a., „dogmatici" z. B. bei Chr. Wolff (Psychol. rational., § 46), „Dog-
matiker" ( — Metaphysiker) bei Kant (Krit. d. rein. Vern., Vorwort zur 1. A., S. 4;
vgl. Diog. Laert. IX, 74).
Dogmatismus ist — im Unterschiede vom systematischen, schließend-
beweisenden „dogmatischen Verfahren" — das unkritische Vertrauen zur mensch-
lichen Erkenntnisfähigkeit, die Aufstellung metaphysischer Lehren und Systeme
ohne vorangehende Erkenntniskritik, insbesondere die Anwendung von Begriffen,
die nur innerhalb möglicher Erfahrung und zur Vereinheitlichung dieser dienen, auf
das jenseits aller Erfahrung und Erkenntnis Liegende.
Einen dogmatischen Charakter haben zum Teil die Lehren der alten und mittel-
alterlichen Philosophen, die Systeme eines Descartes, Spinoza, Chr. Wolff u. a.,
der Materialisten (s. d.), des naturalistischen „Monismus" u. a. Dem D. steht
der Skeptizismus (s. d.) und der Kritizismus (s. d.) gegenüber, wie er bei Locke,
Eisler, Handwörterbuch. j(j
14t> Dominanten — Doppel- Ich
Laura» Hvmi n. a. " * ■■■h-1 HL *■»« g*— ' -— -^g—lttrlr« ^igifliiilsi»! grl-nfi
Unter »Dogntsfi— dar Metaphysik" versteht er „das Vorurteü. in ihr ohne Kritik
der reinen Vernunft fortzukommen*' (Krit, d. rein. Vera.. Vorrede zur 2. A.. S. 26).
„des Hpsiihii Zntranen aa ihren Prinzips» ohne vorhergehende Kritik de»
mnftvemfifSM seihst**. Die Kritik ist nicht dem »dngamlmwhan Verfahren" der
iwmon Erkenntnis ans sinhsroa PrmeJaira sntssjsnapsstst, wohl aber „dam Dogmstism,
ler Anmsflnng. «mit einer reinen Erkenntnis ans Begriffen (der philosophischen),
naeh Prinrrpien, so wie sie die Vernunft langst im Gehrauo he hat, ohne Erkundigung
der Art und des Rechte, wodurch sie dsao gelangt ist, süs» forttuknenmen". ..Dogm»-
ttsm ist also das dogmatische Verfahren der reinen Vernunft, ohne vorangehende
Kritik ihres eigenen Vermögens" (L c & 29). Eine ^randttcbe Metaphysik
als WiMonschaft" ist ohne Kritik (s. d.) nicht möglich. — Ober Karr liln lismhinil
nennt Plcsrrn jede res Us tische, eine Einwirkung eon Dingen suf das loh annehmende
Philosophis dnf srtwe (Gr. d. gas. Wim kiftilihn. 8. 41 am* Naruar tat
feste» -*— — f hu in« ■ t ■ i ■ -» *+ - -■ ~-m%A -* lTssTL ■ ss ■ äse t s _ t, . - an -Ai __, _ ,e _»
snfinrsuesn, eis eine nnendlirhe, ah) völlig abgeschlossene betraohtet
lehre, 1008, & 86911.). — Ob Lehre, <UA wir die „Dinge en sich" ahmt
kftnnen oder die BsheuntsusL daS sie ahmt da» Formen unserer Ansehet
unseres Deakens tragen, wird zuweilen als „nagativsr Dogmeissmus" b
(so von G. K. Mcbolu). — VgL flnaauran, Briefe aber Dogastkenns ui
aismus, 1790; I M Kuau, Beitrage sam Studium d. Pliilosoph»
„die Bsetimmong der absramalieaea Qogonstsnds durch die von dsa sinnliche
nntlihnlsn saarkissls") VgL Tihiiismus. lsstsphjslk.
jss^aaVMgjMsssm N Mofafoi ssssam
Kmniu. 8b lossmn kerne ssnaaaamoae Arbeit, srmdsra kmhea den taiigaiiliiii
im Oigsiikmusi, als „formgebende. gejssnUbürlindi Kräfte" („Gsatalsaaaadnmi-
nanten"), welche dea Orgaaismns sufbauea. in welchem daaa weitere Domsasnten
aafaaabfg htata a*amj •!»<• am ras bVmBbbI amui mVJssm kta lafnataM - «Wh
geistigen (Die Welt als Tat, 18», 8. 273 ff., 4. A. 1906; Einleit. in d. theoreu Biologie.
1901. S. 1720.; Phiksv d. Botanik. 1906, 8. 41 ff.). Vgl. Leben, Zweck.
Dona in Irrend (vorherrschend) sind hsatiaisUr psychische Elemente in
Vexsohmecsungen (s. d.) und Komplikationen (a. d.). VgL Wcwur. (.rdx. d. ,
PsycboL, 1903, III», 8S6ff.
Ivoppt'l-Irh („Doppeltes Bewußtsein", „double
ds deux porsonnco") ist che snsnshmswstss oUUfiadsndo
keit in swei (oder euch mehrere) Ichinhalte, in swei oft
sich verhaltende Petnonliolifcostan. bcw. die Gliederung dm BewuBtseins in swei
verschiedene Sphären. Nach Dasaota Ist die Persönlichkeit aas mindestens swei
deutlich trennbaren Sphären —-■■■§- , die jede für sich durch eine Er-
innerungakette sussmmengehalten wird. „Wir tragen ghänhsam eine verborgene
Bewußtseinesphsre in uns, die, mit Veratand, Empfindung, Willen begabt, eine
Reihe von Handlungen sa bestimmen fähig ist. Des gleichseitige Zusemmeneein
beider Sphären nenne ich Doppeibewu ßtsein" (Das Doppel-Ich ", 1896, & 1, 11.
79f.; Dsa Unterbewußtsein, S. 1909). Die Spaltung der Persönlichkeit tr
bypnotischen und manchen .spiritistischen", auch in direkt peUiologischen Zustanden
auf, wo periodisch das « mit dem andern abwechselt. VgL fteannaem-
Doppelte Wahrheit — Dualismus. 147
Notzesg. Über Spaltung der Persönlichkeit, 1896; Störrtng, Psychopathologie, 1900,
S. 204ff.; Pierre Janet, L'automatisme psychol.2, 1894; Ribot, Les maladies de
la personnalite, 1885, S. 139ff.; Binet, Les alterations de la pers., 1892; K. Oester-
reich, Die Phänomenologie des Ich, 1910. Die Besessenheit, Deutsche Psychologie,
1916; F. Azam, Hypnotisme, double conscience et alterations de la personnalite, 1887;
R. Henning, Zeitschr. f. Psychol. 49. Bd.; A. Renda, La dissociazione psicologica,
1905; C. Sabatier, Le duplicisme humain, 1906; Flourxoy: Une mystique moderne,
Arch. de Psych., 1915. — Vgl. Unterbewußt, Dissoziation, Ich.
Doppelte Wahrheit s. Wahrheit.
Doute methodique s. Zweifel (Descartes).
Doxisch. Doxische oder Glaubenscharaktere stellt Hesserl (Ideen zu einer
reinen Phänomenologie, 1913, S. 214) in Gegensatz zu thetischen (s. d.) oder seins-
setzenden Charakteren.
Drittes Reich heißt öfter die Sphäre des Ideellen, Gedachten, der „idealen
Geltungen", das System geltender Urteils- und Wertgehalte, der allgemeingültigen,
vom einzelnen Denken unabhängigen Relationen als objektiver Denkinhalte im Unter-
schiede von den physischen, realen Existenzen und den psychischen Vorgängen und
Akten, in welchen die „idealen Bedeutungen", die Wahrheiten und Werte erfaßt
werden (Hcsserl, Smmel, Rickert u. a.; vgl. hingegen Jerusalem, Der kritische
Idealismus, 1905, S. 223). Vgl. Wahrheit, Wert.
Druckempfindungen sind Empfindungen aus der Sphäre des „all-
gemeinen Sinnes", des Tastsinnes (s. d.) im weiteren Sinne. Ausgelöst werden sie
(in der Haut, den Muskeln, Gelenken usw.) durch Druck, Stoß u. dgl.; sie sind
Zeichen für Widerstände, welche das gereizte Organ erfährt, und von den eigentlichen
Tast- oder Berührungsempfindungen nur graduell unterschieden. Ihre Qualität ist
abhängig von der Beschaffenheit der drückenden Objekte, welche je nachdem als
rauh, glatt, hart, weich usw. empfunden werden; auch ist ihre Beschaffenheit durch
die gereizten Stellen der Haut bestimmt („Lokalzeichen", s. d.). Hautstellen, die
für Druckempfindungen besonders empfindlich sind, heißen „Druckpunkte", und
dies führt zur Annahme besonderer Drucknerven; jedenfalls münden in die Tast-
zellen (Tastkörperchen, Vater-Pacinische Körperchen) Hautnerven. Die Intensität
der Druckempfindungen ist abhängig von dem Reize, aber auch von der Hautstelle
und der Größe der gereizten Fläche; am größten ist die Druckempfindlichkeit an
beweglichen Hautstellen (Fingerspitzen, Lippen u. a.). Die Reizschwelle (s. d.) des
Drucksinnes ist etwa V1000 Erg., die Unterschiedsschwelle (s. d.) l/s (vgl. Webersches
Gesetz). Vgl. E. H. Weber, Tastsinn und Gemeingefühl, in Wagners Handwörter-
buch d. Physiol. III2; Goldscheider, Archiv f. Physiologie, 1885 ff.; Gesammelte
Abhandlungen I, 1898; Blix, Zeitschr. f. Biologie, Bd. 20—21; Wcxdt, Grundr.
d. Psychol.5, 1900, S. 57 f.; Grdz. d. phys. Psychol. LI5, 1903, S. lff. — Vgl. Tast-
sinn, Mechanistisch.
Dualismus (Zweiheitslehre) ist, allgemein, die Annahme zweier, vonein-
ander verschiedener Prinzipien. 1. Religiöser D. : Annahme einer Gottheit, der
eine selbständige Gegengottheit entspricht; erstere ist das schaffende, positive,
gute Prinzip, letztere das negative, zerstörende, böse, finstere Prinzip, welches gegen
das erstere ankämpft, sich ihm aber schließlich doch unterordnen muß (Mazdäis-
mus, Plütarch von Chäronea, Manichäer u. a.). In diesem Sinne wird der Aus-
druck „Dualismus" schon von Thomas Hyde (Historia relig. veterum Persarum,
10*
L4fl
1700, K. 0) gebraucht S. Ontologiecher (nzetophToisrhii) D.:
Sobmjrinripbn im AU, zweier rrmohmncbr quslitatir and
Arten de« Beb*, des Wirklichem Es giU hwrosch rwei ron Grund aus
selbeHndlg« Substanzen («. «Ly, Gabt and Materie odW Körper (O. dar Substanz)
oder doch zwei Orandartea dm Geschehens (D. das Geacheheos). 3. Anthropo-
logischer IX; Annan— iwitf 8ahotanzea oder Vorgengekompbze ab Ba-
der LaU> qiietllelli eelkat all ein K*mipbit siishnsfibjsr Eleaamie ■ qfss.fi fli
(spiritaoibtbcher D.) oder aber von dar Seele, welche inunaterieU eein
soll, aaok qualitativ ganz rarsnh Jeden gedeckt wird. In der Ragal lehrt dar D. ab»
Wechselwirkung (•, d.) leleuhse Gebt and Körper, Laib and Seele, aber er bona
Poialbbomae" (e. <L) snnshsosa, I« onto
eprioht roea Duahemae zuerst Ott. Wourr (rgL
PerchoL rational. | 30). 4. Brkanntnisthcoretiecher D.: ■anshms einer Vor-
eohbdenheit. TaaMieil von Sabjekt and Objekt, Dsoeltonhi and Sein, lab und
Nicfct-Ich. meg auch snakeilbh nar eine Art der Wirklichst ingmnieiie werden.
- Im Uatereobiede rom inetaphreiech enthropol. D, welcher Miinohitoni Schwierig
bietet, da rar Annehmt einer breonderen, mit dem Leibt
m .0 #— i . ii t a k — — * f. ~ J,l .. ^f ■--*■■ — , *** * -- -* i — n www* _ . _. _ e _ m* » o / _ ^
■a montnarea omwoaoeagmeoea rrtnzzpiea aer wmmaeeoan zuwider oh
(rgL Seele. Monismas, ParoUelbmae, Weehaelwirkwng, KensoHrit. Energie) — toi
ab) empirisch-pblnomenaler. methodologischer D. ■iimtehj. welcher dar
V^ewf^äf^tVmlörm%A)häwift tffema fttAJWalLMlum' tju g^mm* Mao fmsma a*Jifi r^agaa c^a#> ftflMmmw*Jh /aemasomyAgb^mYaksB fw* * I
Erfahrang «ad Erkenntnis euhu fTinlimmg trogt and
ao untersucht, als ob er wirklick aas rwei real
derselben ITInbelt aind (e. Psyckbek. IdantiHtetbeieris. Moniemae).
Aach von abkam ethischen D. tot die Bodo, weloher Vernunft and Sinnlich -
imv i'ueim» una rtetgang, nimm nun mammmmgpsm twmar emiwwi gngpnuuri .
stellt (Stoiker, KowT u. o.k
Anaitae tarn D. finden ahm bei AJUTsooas«, obwohl dar „Oetot" (o d.\ der
aUea geordnet bat, wohl eelbst nicht gern Immaterieller Notar tot Piatom unter-
scheidet die nicht „eetonden", immer eeronderticheo, werdenden fWnmmiliiem von
den immateriellen, ewigen, .getrennten" (x»t*n4) «Ideen" (s. <L) and auch die
immaterfeUe Seele (o d.) vom Leibe. Aeistotblss unterscheidet „Form" (s. d.) and
Stoff ob zwei Prinzipien (o, d.) and nimmt einen immaterieUen Gebt feetcj an. dar
zum beseelten Leib „ron auflen" (tetomfer) hinzukommt Suhroflet geeultet sich
der Dualismus ron Gebt and Materie fo. d.) im Xeuplatonismus. denn bei
Aoocamros u. a. Die Scholastiker eoheiden scharf zwisuhen gebt ige i, im-
moterieUer „Form" (o d.) and Korper; db 8eeb (o, d.) bt eine bebbende „Form"
des Organismus and bildet mit dam Leibe db Einheit eines Menschen. 8ehroffar
gestaltet dann den Anthropologischen Dualismus Dkscaktso Ee gibt zwei völng vor-
schbdoim8abatonzen(s.d.).dbsusmuinhnte,
rkwikiwwb Sabstonz („reo cogitene"), welche immateriell, etefech, ansiamriimbal tot
und ob Seeb (s. d.) mit dem Leibe in Wechselwirkung steht, db freilich nar durch
db „Assistenz" Gottes möglich bt (rgL Princip. phibe. I. 60). Bei Sraroco. der ab
Monist za >^— ^""^ bt, werden Gebt und Körper zu bloßen „Attributen" dar
reinen „Substanz" (o d.). Lsnunx erblickt im Körper ein Aggregat
Dualität — Dynamis. 149
Einheiten, unterscheidet aber die Seele als obere „Monade" von den Körpermonaden,
worin ihm Chr. Wolff, Hebbart, Lotzb, I. H. Fichte, Ulrici, L. Busse, Erhardt,
Wentscher, Ladd u. a. folgen. Vgl. Veitch, Dualism and Monism, 1895.
Einen „kreatürlichen Dualismus" vertritt A. Günther, welcher die Seele (s. d.)
zur „Natur" rechnet und von beiden den immateriellen, denkenden „Geist" unter-
scheidet, der mit dem beseelten Leib in Wechselwirkung steht, während die Materie
nur eine „Erscheinung des Xaturprinzips" ist (vgl. Antisavarese, hsg. von P. Knoodt,
1883); so auch P. Knoodt, Veith, V. Knauer, Elvenich, Th. Weber, Löwe,
Kaulich, F. X. Schmid u. a.
Im scholastischen Sinne sind Dualisten Gutberlet, Geyser, Lehmen, Klimke,
Commer, Cathrein, M. de Wulf, Mercier u. a. Anthropologische Dualisten sind
ferner in verschiedener Weise J. B. Meyer, Pfänder, O. Flügel, Külpe, Jerusalem,
O. Portig, Rehmke, Stumpf, Höfler, Meinong, Reinke (Die Welt als Tat4, 1905),
Dennert, Wasmann, A. Schneider (Die philos. Grundlagen der monistischen Welt-
anschauungen, 1912) u. a., wie überhaupt der D. sich z. Teil wieder gegen den Monismus
erhebt. Einen bloß „funktionalen" D. vertritt Kassowitz (Welt, Leben, Seele, 1908,
S. 347 ff.). Einen dualistischen Einschlag hat auch die Lehre Bergsons (s. Seele;
vgl. auch Joel, Seele und Welt, 1912). Nach L. Stein ist der D. eine „psychologische
Tatsache", aber der Monismus ist sein „zureichender logischer Grund" (Dualismus
u. Monismus, 1909). Vgl. Seele, Wechselwirkung, Scholastik.
Dualität: Gesetz der logischen Gliederung des Denkinhalts in je zwei Teile
(Subjekt — Prädikat). Vgl. Wundt, Logik I2, 1893—95, S. 34f.
Ductio per impossihile s. „C".
Dunkel ist, psychologisch -logisch, der Gegensatz zum Klaren. Vgl. Klarheit.
Durchdringung s. Undurchdringlichkeit, Atom (Stöhr), Dauer (Bergson).
Dyas (Svds): Zweiheit als Prinzip des Seins gedacht, so bei den Pythagoreern
(Diog. Laert. VIII, 25), Xenokrates, Plutarch von Chäronaea, Schelling (W. W.
I 10, 236). Vgl. Zahl.
Dynamiden nennt Redtenbacher Atome, die von Ätherteilchen mit ab-
stoßenden Kräften umgeben sind. E. v. Hartmann versteht unter einer D. das „System
aller gleichzeitigen und potentiellen Kraftäußerungen mit gleichem Durchschnitts-
punkt" (Die Weltansch. d. modernen Physik, 1902, S. 206 f.).
Dynamik (öwafim^): Lehre von den bewegenden Kräften und von den Ge-
setzen der durch sie hervorgerufenen Bewegungen. Es gibt auch eine Lehre von den
psychischen Kräften und deren Leistungen (Psychische Dynamik: Herbart,
Fouillee u. a.), wobei aber als psychische Kräfte Strebungen, Willenstendenzen
anzusehen sind, ferner eine soziale D. (vgl. Soziologie). Vgl. Kahane, Grdz. der
Psychodynamik I, 1912. Bei Spengler (Untergang des Abendlandes, 1917, 405 f.) ist
Dynamik das Kennzeichen des faustischen Menschen; „Dynamiker", im Gegensatz
zu „Statikern", nennt Müller-Freienfels denpsychol. Typus, der die Welt wesent-
lich als bewegt erlebt. (Persönlichkeit u. Weltanschauung, 1919.) Eine spezifisch
historische Dynamik „mit ihrer beständigen Erzeugung und Verschmelzung der Gegen-
sätze, ihrem immer flüssigen Ineinander aller Einzelheiten und ihrem untrennbaren
Durcheinanderspielen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" erörtert Tröltsch.
Die D. der Geschichte nach der Geschichtsphilosophie des Positivismus, 1919. Vgl. Statik.
Dynamis (dvvaftig) s. Potenz, Vermögen, Möglichkeit.
160 Dyn.mi.mu. Egotsrnns
l»ynami*iraM oder dyiumhini Welt- oder Kt Im esffaasi iif ist die Zurhok-
f uhrung «Um Seim, «Her Dinge mI Kai» (e. Krsft). alles Geet*ehene s«f das Wechssl-
epiel top Kräften, wobei diese hUtsisn snweücn eh etwas Psycnhches, eh ctws. der
WiUenekraft Analoges gedankt werden; jtdtnfrTlff taBt »iah ■miiluem. deJ den, was
wir durch äußere Erlehrung od denkende Verarbeitung derselben ah reah Kräfte
Lcm«, JJvua, I. H. Ficsrrs, Foutlaob. Bd. ▼. Hxmxhax*.
Wtnror, Raruraonn» M. Mftcnajnx. Künr-
aus*. J. Scauui u. a. Dymiiathuii faaaeo die Atome (e. d.) baw. die Mamrh (a. d.)
sef Lsjara, Cn. Wocrr, Ka*t. Boeooncu, Aicrftu. Fasaday. flcaneurai, On
«tot, Fkmii, E. r. Habtkaxs. r. 8u— am i Wühdt. J. Scann.« (Die Bilder
top der Materie, 190S) u.a. VgL A. H. Lu>to. Drnaaaie IdeaÜaaa. 1881; Ed. t.Jütu.
f^äV f liinieiiilii -^ ir_lijiw Mann H«l<«^ ■ ewee ' J — ■ - - - * * — ».. •■* . n. „
1904; F. Maack. Di. Weisheit ron dar Weltkreft, 1887; RCtr. Metaphysik. 1888 lf.;
Bbcubb, Nnturphihsophie. 1914. — Vgl. Atom. Kraft. Materie. Energie. Korper.
l))n>moffi: fositesuslossud. D. sind nacb Ol Fta* n. s. dir
düngen (Sensation, et mou » essen ta. 18T7. S 61).
DjaaMtMlaaii nennt M. Mtf *m seine Lehre ron der mit
sein und Willen begabten Weltkreft (Mareiana, 1908).
Dynknlle s. Knknbs.
I»««.|clr»liigii-: I, : rr Mal l'nr». | kn tUip-t. bj djl N»tur (HnMBH,
WeltrttssL 1880. & 108«.). VgL lekologie. Zweck.
i:.
E 1. Symbol für dsa ■ Ihn mein esrneinsnde Urteil („neget e, ssd unieereettter")
ron der Form: Kein 8 ist P (egL Negation); 1 Symbol für dfc Eeapfindliohkeit (.. d.)
gsganabet einem Reise. — unter E- Werten rersteht R. Amain jeden ..der Br
echrciboiigtugsnglfcfceoWert. cofsTncr eh Inhalt emer Aussage eines andern mensch-
Honen Indiridnums angenommen wird**. DieE* Werte seriellen mMEfomenei (a.d.)und
..Charaktere" und aind Aosssgeinbslte. die ron den „Schwenkungen" des ,.8ystem C"
(s. C.) abhangig amd (Krit. der reinen Erfahrung, 1888-80. L 15; II. 1'
Ebenmerklicfc s. Schwelle.
Kduktion (cductk>) beißt, bei den Scholastikern der Denutgang einer
..Form" (e. d.) aus der Potenz des Stoffes („eduetio formae de potenü.
Scann. Düpuuu metaphys. L 15, S; „produetio formae in materia ab
natursli", Micnaxuirs. Lex. phUce., 1653. Sp. 865).
Ff fort vonln: spontane, aktive Kraitbetatigung. Anstrengnng des WUkna,
nach M. Di Baus die Quelle des Kraft- und Keuaalhetsbegriffee (s. d.). Ober ..Effort
intcllcctucl" BnosoR. L'Energie epirituelle. 1820«. VgL Objekt.
Egoismus bedeutet: 1. (früher) den „SoBpshmue" (.. d. ; = „theoretischer
9. ah ..praktischer" E.: den Standpunkt dea Eigennutxee, des Handeln« ans
Motiven, welche auf die Förderung dee eigenen Icba. des eigenen Wohles abzielen,
mag auch unter Umstanden die Handlung anderen nfltsen; im engeren Sinne: die
Ehrfurcht — Eidos. 151
rücksichtslose Selbstsucht, die auf Kosten des Wohles anderer nur auf das Wohl des
eigenen Ichs schaut, um fremde Interessen unbekümmert ist, brutal sich über sie
hinwegsetzt, im Unterschied vom — vielfach berechtigten — gemäßigten, „natür-
lichen" E., der mit einem „.Altruismus" (s. d.) vereinbart ist (vgl. Interesse).
Eine Definition des E. gibt Kant, der dazu neigt, allen „Eudämonismus" (s. d.)
als egoistisch zu bezeichnen; er nennt einen moralisten Egoisten jenen, welcher „all*1
Zwecke auf sich selber einschränkt, der keinen Nutzen worin sieht, als in dem, was
ihm nützt, auch wohl als Eudämonist bloß im Nutzen und der eigenen Glückseligkeit,
nicht in der Pflichtvorstellung, den obersten Bestimmungsgrund seines Willens setzt."
(Anthropologie I, § 2). Nach Meinong begehrt egoistisch, „wer begehrt um der eigenen
Lust willen" (Werttheorie, 1894, S. 97ff.). Ähnlich Lipps (Ethische Grundfragen,
1899, S. 10), Sigwart (Vorfragen d. Ethik, 1886, S. 6) u. a. Während nach manchen
schon das Lustmoment eines Beweggrundes ein Wollen zu einem egoistischen macht,
besteht nach vielen anderen ein E. erst da, wo die eigene Lust zum eigentlichen Zwecke
des Handelns gemacht wird. Nach Paulsen gibt es in Wahrheit keinen absoluten
Egoisten (System d. Ethik, 1899, I5, 232; vgl Thilly, Einführ, in d. Ethik, 1907,
S. 194ff.). Die egoistischen Motive ah primäre Quelle des (sittlichen) Handelns be-
tonen Hobbes, Spinoza, La Rochefoucauld (Reflexions, 1665), La Bruyere (Les
caracteres, 1687), Mandeville (Fable of the Bees, 1714), Holbach, Helv£ttus,
Lamettrie, Volney u. a. Auch Schopenhauer, der eine altruistische Mitleidsmoral
vertritt, meint: „Die Haupt- und Grundtriebfeder im Menschen wie im Tiere ist der
Egoismus, d. h. der Drang zum Dasein und Wohlsein" (Über d. Grundl. d. Moral,
§ 14). Nach H. Spencer kann auch die altruistische Freude im Grunde stets nur
egoistisch sein, aber sie ist wenigstens nicht bewußt egoistisch (Prinzip, d. Ethik,
1882 ff., I, § 96). Daß der Egoismus dem Altruismus nicht vorangeht, lehren Spencer,
DÜHRING, WUNDT, HÖFFDTNG U. a.
Den E. vertreten die Sophisten, die Kyniker, Kyrenaiker, Epikureer.
Einen geläuterten E. lehrt Spinoza, nach welchem der sittliche Mensch sein Eigensein
(„suum esse") bewahren will, aber nicht auf Kosten anderer, deren Wohl er auch
wünscht (Eth. IV. prop. XVIII). Einen radikalen E. verkündet der Individualist,
Stirner, nach welchem das Ich keine Pflichten gegen andere, nur das eigene Interesse
anerkennt; dem Ich geht nichts über das Ich selbst (Der Einzige und sein Eigentum,
1845). Alles ist für das Ich da; die Gesellschaft ist nur als ein „Verein der Egoisten"
anzuerkennen (vgl. schon Fr. Schlegel). Individualist ist z. T. auch Nietzsche,
der aber jeden kleinlichen E. ablehnt und als höchsten Wert das kraftvolle Leben
im Menschen betrachtet (vgl. Sittlichkeit, Übermensch). Vgl. E. Pfleiderer,
Eudämonismus u. E., 1881; A. Drx, Der E., 1899; E. Hanspaul, Die Seelentheorie
u. d. Gesetze d. natürl. Egoismus u. d. Anpassung, 1899; Wundt, Ethik", 1903. —
Vgl. Sittlichkeit. Recht (Ihering), Utilitarismus.
Ehrfurcht: Ihre Bedeutung für die Weltanschauung betont besonders
Ooethe: „Ehrfurcht ist ein höherer Sinn." Wanderjahre II, Buch 1; ein „Quell-
punkt", vgl. Chamberlain, Goethe 1912, 580, 662, 722.
Eidolologie: Lehre von den Erscheinungen, nach Herbabt ein Teil der
Metaphysik (Allgem. Metaphys. I, 71). Die Eidologie (Geysers E. oder Philosophie
als Formerkenntnis) steht dem Gedankenkreise Husserls nahe (s. Eidos).
Eidos (griechisch elSog, Gestalt, Idee) von Husserl (Ideen zu einer reinen
Phänomenologie I, 1913) für „Wesen" (s. d.) gebraucht. — Eidetische Wissen-
schaften — Wesenswissenschaften im Gegensatz zu Tatsar-henwisscnschaftm.
Eigenschaft - Eifentum.
r*.igrn»chAf< (TSior. proprium, attributum, qualitas, psssin) fei im ueiesnin
Pinne jedes einen Zustand (s. d.) bedeutende Prädikat, das von einem Subjekt aus-
gesagt weiden kann, im enteren outne jede relativ beharrende, konstante Beschaffen
mee Dinge*, welche als zu deaaea Katar, zu dessen Wesen sehorig. in ihm wuraemd.
ans ihm entspringend betrachtet wird. Daa Ding («. d.) iat fOr uns eine Einheit, welche
»i'h in i !'!• r Mi!i-' ;v»r,.'iii it \<»ti iiini <*v r ■ B> r \rt I .;.■ i.tumltfli« ti 1- SSSmBinUB1BB\
armen Eigensch alten, die es von anderen Dingen untssurhsldan, die es aber z, T.
den Dingen armer Art gemein hat, erhalt. Ka gilt als dasjenige, was die Eigenschaften
„hat", ab) drr ..Trager" der Elgenschaf ten ; diear« „Inharemverbaluiis" (». d.) drückt
zweierlei am; erstens die empirische, methodologisch immur genau an ermittelnde
Zugehörigkeit, Zuordnung von Msvfciuak n ro der Ding*Bmheit. dem als ..Ding'4
anfgefaOtrn rmhritllcf.cn. relativ konstanten 7iwsmmrnhanf, zweitens daa nach der
Analogie das Verhältnisse* das eigenen, erlebenden IeJw n seinen Zustanden auf
gefaßte „Einwohnen'* dar fflftnsnhsftrn in den Dingen. Dia B. sind Dam bis a uhaii
des Dinges selbst und nichu nhna dfrer*. nicht tot mnen, wie umgakrhrl such daa
Ding nichts Ist ohne seine Fkjsiawtsf at n. nichts getrennt von mnen (oder einem Kern
i). Dm8 and Eigemcbaften sind eben Grundhegriffe, die
theo und sich ffg^fh aufeinander beaieoau; so wenig es
lose, reine Dinge gel«« kann, so wenig gibt es dmglose. In der ladt »rh webende Eigen-
schaffen.
Die E. der Ding»- "md una zunächst in sinnli« hen Qaal „•. gehen.
welche Zaiohsn quantitatir. dynamischer Bestimmtheiten der Dinge (räum
scheinungen , AtiOerungen von — dem ericeaaaanden Bwwußtsem nicht gegebenen —
..an sich" bestehenden Zustanden. Verhahnngawiiistin das Wirkliche;
BSJSjSJ 1* i !r:nk' :\t *n<i<rvm \N irklf hen» ■ Wn kflBJSBn,
Primäre, konstitutive {Utm ämJLSg) und srkundli» flgonatsisftrn (Mi« um i orpfi»
ffeaej) unterscheidet suerst AEl.vroTEt.E-« (Top. VI. 128 b 16; fan Mittelalter und spater:
..pmpn » conatitutira" und ..p. ennseeutiva"). K. Ist das, waa einer heatimmti
BotmirfH: ..quod soll alieui spaciri acetdit"; vgl. Attribut).
( "Hm. Wolit ist E. daajenige. „was «einen Grund im Wesen der Sache hat
ihr .««kommt' (Von den Kraiten d. menschl. Verstände«, K. I, f 6; Ontotogie, f 66k —
Herbart findet im Begriff dea einen Dinges (a. d.) mit vielen Eigenschaften •
Widnrapru.li. den er dadurch Met, daB er die K. aus Besiehungen des Dinges au anderen
Dingen ableitet. Daß die B. das Dingen nur im Zusammenwirken mit anderen
beetimmten Bedingungen zukommen, betonen Lora (Gr. d. Metaphy».*. 1687, E
scheid u. a. Als Wirknngsaelseu der Dinge lieatiinmeu die Eigenschaft Hörr-mac.
Jerusalem (..potentielle Wirkung ktocmm u. a.; vgl ScuxniEUT Sold zun
i ncr r>kcnntnistheorie, 1664, & 132 ff.). — Nach Wüiror amd E. im engern Sinne
nur die dauernden Merkmale eines Dinges (Phitos. Studien XIII. 666; Logik 1*.
1606. & 460 I
Nach positivistischen Denkern wie Mach, Petzoldt u. a. besteht daa Ding selbst
aus einem Komplex von Eigenschaften, iat nichu außer diesem; vgl. Vaubhoee.
Die Philos. d. Als-Ob, 1011 (s. Ding); Deiesch. Ordnungslehre, 1012. — Vgl. Attribut,
Qualität, Zustand, Erscheinung, Subjektivismus, Relativismus, Relation, Akzidenz
F. igen tu na ist, im Unterschiede vom bloßen „Besitz", die rechtliche Unniiisfi
Ober ein Gut. Betreffs der Natur und Grundlage dea E. gibt ca verschiedene Theorien:
1. Natürliche Eigentumstheorie, nach welcher da« E. ein ..Urrecht" ist, welches die
menschliche Persönlichkeit zu ihrer Menschlichkeit und Freiheit nötig hat (Fichte.
Eigenwert — Eindeutigkeit. 153
i *
Stahl u. &.): '2. Okkupationstheorie (E. durch erste Besitzergreifung und deren Ver-
erbung); 3. Arbeitstheorie (E. auf Arbeit sich stützend; Locke u. a.); 4. Vertrags-
theorie (Gbotccs, Pufexdobe, Kavt u. a.); 5. Legaltheorie (E. auf das positive Recht,
Gesetz stützend: Hobbes, MosTESQCiEr, Kant u. a.). Die Soziologie zeigt, daß neben
dem Privateigentum an Waffen, Gerät, Sehmuck u. dgl. auf früheren Kulturstufen
vielfach ein Gemeineigentum an Boden bestand und besteht. Der (strenge) Sozialismus
fordert die Aufhebimg des Privateigentums an den Produktionsmitteln; der Anarchis-
mus anerkennt z. T. keinerlei Privateigentum. Der Ausspruch Procdhoxs: „La
propriete c'est le vol" ( Qu'est ce que la propriete? 1840; ähnlich schon BbissoT;
bezieht sich wesentlich auf das Eigentum an Boden. — VgL A. v. Kostaxecki, Dante?
Philos. des Eigentums, Archiv f. Rechts- und Wissenschaftsphilos., 1912; Käst.
Metaphys. der Sitten, I, § lff. ; § 8: „Etwas Äußeres als das Sein zu haben, ist nur in
einem rechtlichen Zustande . . . möglich"; Fichte, Der geschlossene Handelsstaat,
1800; Grundlage des Xaturreehts, 1796; Felix, Entwicklungsgesch. d. Eigentums,
1883 ff. ; De Lavelete, De la propriete4, 1891 ; deutsch (Das Ureigentum) von Bücheb.
1879; Esgel.5, Der Ursprung der Familie usw.13. 1910; Wcndt, Völkerpsychologie IX,
Das Recht, 1918. — Vgl. Rechtsphilosophie, Soziologie, Gerechtigkeit.
Eigenwert ist der Wert (s. d.), den etwas für sich selbst hat, insbesondere
der Persönlichkeitswert. Vgl. Ltpps, Ethische Grundfragen, 1899, S. 29; Döresg.
Philos. Güterlehre, 1888. Nach Mülleb-Fbeientels (Psychologie der Kunst, 1920:
ist ..eigenwertig'' das ästhetische Erleben. — Vgl. «Sittlichkeit.
Eignungspsychologie s. Psychotechnik.
Einbildung ist eine Vorstellung ohne realen Gegenstand oder eine unbe-
gründete Meinung, eine grundlose Annahme. Über Einbildungskraft s. Phantasie.
Einbildungskraft, produktive (reine, transzendentale) ist nach
K_AS"T eine der „subjektiven Erkenntnisquellen", welche zwischen Anschauung und
Denken vermittelt und die Anwendung der Kategorien (s. d.) auf den Erfahrungs-
inhalt ermöglicht. Sie gehört einerseits zur Sinnlichkeit; anderseits Ist sie durch die
Aktivität („Spontaneität") ihrer Synthese (Vereinheitlichung des Mannigfaltigen)
schon eine Wirkung des Verstandes auf die Sinnlichkeit (Krit. d. rein. Vern., S. 673).
Sie ist eine „apriorische Bedingimg der Möglichkeit aller Zusammensetzung des Mannig-
faltigen in einer Erkenntnis", vermittels ihrer wird das Mannigfaltige der Anschauung
mit der Bedingung der Einheit der reinen „Apperzeption" (s. d.) in Verbindung ge-
bracht, und so entstehen erst Gegenstände der Erfahrung für uns (1. c. S. 128 ff.).
Die „Synthesis der produktiven Einbildungskraft" verknüpft unmittelbar das An-
schauliche gemäß den Formen des Verstandes, und zwar in apriorischer und dabei
objektiver, allgemeingültiger Weise. Xur vermittels dieser „transzendentalen Funk-
tion" der E. ist die Assoziation (s. d.) der Erscheinungen und die Erfahrung selbst
möglich, weil es ohne sie keine Gegenstände geben würde. Auf die „sukzessive Syn-
thesis" der produktiven E. in der Erzeugung von Gestalten gründet sich die Geometrie
mit ihren Axiomen (vgl. Synthese, Einheit). — Fichte leitet aus der produktiven E..
welche unbewußt tätig ist, die Anschauung und deren objektiven Inhalt ab (Gr. d.
ges. Wissenschaftslehre, S. 415). Die Bedeutung der E. für die Erkenntnis betonen
auch Hüme (s. Kausalität, Substanz), Malmox (s. Idee), Vathixgeb (s. Fiktion) u. a.
Vgl. Phantasie.
Eindeutigkeit ist die feste Bestimmtheit eines Vorgangs, der und dessen
Abhängigkeit von anderen genau festgelegt sind. Dieses „Gesetz der E." will Petzoldt
i:»i
(ihnBoh wie Umm u. a.) an die Stallt des KenseJprinaipa »Ina (Einfuhr, in d. Philo«.
d. reinen Erfahrung, 1900. I, 30; Ylerteljehimchr. f. ■immiL. Philo». Bd. 19). VgL
Natobt. Di» log. GrundUgcn dar exakten Wmwmtrhtfm n, 1910 (a. Rannt);
1912. VgL rUuaahtet. Eindruck. Empfindung (MCaarnaaano), W.lir
■I Variationen de*
•-inwirkting in
Percbol. I*. 1909, 99 CT.).
I • »faeli (simples) tat. was
hat, steh nicht teilen IUI.
nicht um
..Elektron" u. dgL). Absolut einfach tat der nmtbemsttaehs Punkt. Da« Ich <■
tflf #»infs\/*H** g«^ff| i» armneng« s9Jw*9«n ^sfsnJMüfavf Uklf4tfV«na# VtfHI 9£a^m#jL9wlgbfli taem^smshAeaf aIm»
doch formal (ata flnlillilum da« Bewu*aeme) nicht m „Tuffe" aarfegber tat; dann«
folgt ahar nooh nicht die Annahme einer unteilbaren sebeunt ielien Saab («. d.). Die
wird oft al« Merkmal etaar gntan Hypothese (s. d.) mmli n (Tgl. öko
dm Danken«).
Erörtert wird daa Einfache in dar Scholastik (Unterscheidung Ton abeotntar
und reUtirer. Ingischsr, physischer, maf nhyatauhiit E.L hat Lamm (». Monade),
hat CDU Wout (Ontologte, f 678 ft) o. a. Nach Kajrr tat daa Einfache in der Er
fahrung nicht gegeben, es tat für uns ein „btofl nagatrrar Begriff", der d— „Unbedingte
ra allem Zwmmimngamtstan" enthalt (Über a. Entdeck. . . ., Kleine Schifften aar
Logik u. Metaphye. in1. 99). VgL Fscaan. Efemanta d. PtTchophra.. 1999, IL 899;
Wotot, Syatam d. Phitea, I». 1909; Logik II1. 1907. 8. 342 ff. - VgL Teilbarkeit,
Element, Atom. Saale. Ökonom»,
Eitafthlaia* tat, iTImmita, dte fftaligm» ..Introjektiou" (.. d.) nnmtsi
in die Dinge, fan baaondarn ahm; ata ästhetische E^ die durch
.Vrrechmelxung" (». d.) Termtttelte. aber al« unmittelher «ich
Belebung und Beseelung von Objekten, in denen wir unaara eigenen Kräfte,
Aktionen, unaara Gefühle,
ao erleben, daß die Objekte aalbat too aDan dieeeo fnallndtm. welche steh
dar Art dar Oeganatande modifirierrn. erfüllt so erin Schemen. Dia E. tat jeden-
falls ein fundamentaler Faktor dm Ästhetischen, wann auch nicht dar einzige
oder primäre.
Der Begriff der E. findet eich bei Haans« (Vom Erkennen u. Empfinden
Kalligone, 1800), Jbak Paul, Novalis u. e., dann bei Ku. Tu. ViMam (Dm Schone
u. die Kunst1, 1897. S. 69 ff.). Rom. Viacm* (D. opttaehe FormgefahL 1878), Lora
(auf Grund von Reproduktionen; Mikrokosm. II. 1856 ff.. 201 ff.). Wtnmr (auf Grund
einer Gefühls verechmelrang; VöBmrpeychoL, 1900 ff.. II. 50. 61). Volssxt (Ästhetik.
1905. 1, 212 ff.). Gnooa («. Ästhetik) u. «., baaondma bei Lim. Bei der ..«pperaeptirau"
E. lagen wir unsere Tätigkeit. Tendenaen, Staabungen in das Objekt hinein (wir streben
mit der Saufe empor, u. dgL); die „Natureinfühlung44 beseelt die Objekte, femer wird
auch unsere Stimmung den Objekten gebeben („Stimmungseinfühlnng"), kurs, wir
erleben uns und unsere Tätigkeit in einer uns befriedigenden Weise in den Objekten,
deren Leben wir anschauend-fühlend mitleben (..sympathische" E. ; Ästhetik 1, 105 ff.;
Kultur d. Gegenwart I 6, 356 ff. : Von der Form d. ästhetischen Apperarptäoo, I
Einheit. 155
Während Lipps seine Ästhetik wesentlich auf die E. gründet, betrachten K. Lange,
Witasek (Allg. Ästhetik, 1904, S. 122 f.), Ch. Lalo, Meümann (Die Grenzen d. psychol.
Ästhetik, 1905; Einführ, in d. Ästhetik d. Gegenwart, 1908, S. 47 ff.), Dessoir (Beitr.
zur Ästhetik III, 74), W. Worringer (Abstraktion u. Einf ühlung, 3. A. 1911), Müller-
Freienfels, Psychologie der Kunst I, 1921 2, Th. A. Meyer, Ztschr. f. Ästh., 1912,
u. a. die Einfühlungsästhetik als einseitig. Nach Vernon Lee (Ztschr. f. Ästh. V,
Beauty and Ugliness, 1912, The Beautiful, 1913) ist das Einfühlungsphänomen
wesentlich motorisch bedingt. Vgl. P. Stern, Einfühlung u. Assoziation in der neuern
Ästhetik, 1898; A. Prantl, Die E., 1910; M. Geiger, Über d. Wesen der E., Bericht
über den IV. Kongreß f. experim. Psychol., 1911; Finbogason, L'Intelligence sym-
pathique, 1913; Volkelt, Das ästhetische Bewußtsein, 1920. — Den Erkenntnis-
wert der Einfühlung („Verstehen", s. d.) betonen Dilthey und seine Schule, Lipps
(Weiteres über Einfühlung, 1912), Müller-Freienfels (Irrationalismus, 1922).
Einheit (fiovag, unitas; „E." zuerst bei Leibniz, früher „Einigkeit") bedeutet
zunächst die numerische E., die durch einen Denk- oder Zählakt gesetzte „Eins", aus
deren Verbindung mit anderen Zahlenelementen Einheiten höherer Ordnung ent-
stehen (s. Zahl). Es gibt „natürliche" Einheiten, d. h. Einheitszusammenfassungen
auf Grund des Gegebenen, und künstliche, kollektive Einheiten; auch bei den natür-
lichen Einheiten ist, obgleich sie ein „Fundament" im Gegebenen haben, die Setzung
der Einheit mehr oder weniger relativ, von bestimmten Gesichtspunkten und Zwecken
abhängig. Eine „synthetische" E. ist jede Einheit, zu der wir ein Mannigfaltiges
verknüpfen, zusammenfassen, und diese E. ist objektiv, wenn das Mannigfaltige selbst
die Einheitsfunktion auslöst, d. h. wenn es eine Zusammengehörigkeit oder Überein-
stimmung aufweist, die zur Einheitssynthese allgemein und notwendig auffordert.
Die Einheiten, die das Bewußtsem anschauend-denkend herstellt, sind bedingt durch
den Einheitswillen, durch das Streben nach einheitlichem Zusammenhange (der
Empfindungen, Wahrnehmungen, Vorstellungen, Begriffe, Urteile, Erfahrungsinhalte,
Handlungen usw.). Der Einheitswille, dessen Inhalt zuhöchst ein überindividuell
gültiges, methodisch zu verwirklichendes Ziel und Ideal ist, ist die Quelle der Katego-
rien (s. d.), welche Formen der objektiven Einheitssynthese und Mittel im Dienste
des Einheitswillens sind; er ist aber auch die Quelle der logischen Einheit der Begriffe
und Urteile, der Forderung der Übereinstimmung des Denkens mit sich selbst, ferner
der ästhetischen Einheit (s. Harmonie) und endlich auch der Einheit im Praktischen,
Sittlichen, Bechtlichen, Sozialen. Einheit bedeutet hier Vereinbarkeit verschiedener
Inhalte miteinander, das Zusammengehen derselben in ein Ganzes, ferner das Zu-
sammenwirken in einer Richtung (dynamische E.), die Vereinigung von Mitteln in
der Richtung eines Zweckes (teleologische E.). Von der äußeren ist die innere, auf
innerem Zusammenhange beruhende E. zu unterscheiden; letztere Art der E. kommt
dem Organismus (s. d.) zu, dessen zentralisierte Einheit im Gehirn zum Ausdruck
gelangt. Eine innere Einheit hat auch die Seele (s. d.), das Ich (s. d.); es ist dies eine
Einheit, die sich in der Mannigfaltigkeit ihrer Zustände und Tätigkeiten setzt und
erhält, ein einheitlicher Zusammenhang, der alle Bewußtseinsvorgänge zusammen-
schließt und durchdringt. Diese Einheit (sowie das Bewußtsein der E.) hat in der
Zentralisation des Gehirns ihr physiologisches Gegenstück, nicht aber die „tran-
szendentale", logische Einheit, welche eine begriffliche Voraussetzung alles Erkennens
und ein ideales Ziel derselben ist, also kein Sein oder Geschehen, dem etwas im Gehirn
direkt parallel gehen könnte (wie Liebmann, Hönigswald u. a. betonen). Nach
dem Muster der eigenen Ich-Einheit betrachtet das Subjekt die Dinge (s. d.) als Ein-
heiten. Die Vernunft strebt schließlich, alles Gegebene zu einer höchsten, allum-
I.V.
irinfcin ■■ imfciii|iii«, 1*1111 ihn ii wiigiiuii fii. im
die Maimiefrhagkait und Werne* (a. d.) abxukitea (vgl. Kmaanus).
Deaabeolute,aneieh Einehe au** mM) und des releüee Eine (fr «et* ewe*s#ew*V
uaewaulishkU ABtsroTSUH, nach wslnhim die Einheit die Quelle der Zehl hrt. Die
Scholastiker rechnen die E. als Jajdrrlefo in ao" au den
der Dinge („omne mm eet vertue, mwnw, bouam"). Von
tetta" wird dk» „a. numarane" naher uhh Jim; eestere («
tatle", „a. reeJta") iet de«, wodurch Jedes Die* «am ibejallsjlii«ii 8eia hei (egL
In «• *. •!.. .1 I. 7«. || F. 11. 1; !>» nh BOOTOa, In liKr. wnlrnu.tr. II. .Iwi. III.
I Qrjwmaaauatra, De ealtete c4eao, hrsg. 18+1, & 1). Ahiüfch lehrt Lninx:
„Ob qni n'eel pee rerftabfement «n eetre. n'eet pee m plaa eariubbrnsnl an e»
(Philo«. Werke, krag, von Gerhardt II. 97); ohne wahre fflaksltea gibt ee keine VW-
beit (e. Monade).
Die («ndamenulr flute et an g der Einheit ftr da* fihieiileli (Tgl. Platob unter
..Idee") betont saarst kl ttiilatuk«! Weh» »U»T. Aue Erkenntnis (s. d.) besteht in
der Verknüpfung des Oienbiatn m objektiver Einheit dank die Katag'atea (a. d.)
des Verstandea vereitte» der produktiTwo Embildungakreit (e. d.). Alk? Urteile
der Einheit enter eneeren Vorstelleng«»". Denken beifit ..Vor-
Die „8*ueheafc" (a. d.) iet die Vereinigung
nVNeVMflaQNlMKettieV «B VaaMC anWauaMaeftltteW ttOQ
der Veraund bringt diese Srntheek aal Begriffe. ADe Verbindang ist »Vorstellung
der synthetischen Einheit des ManaigfsrtJnao". Die
entsteht also nickt ans der Verbindang. eondetn macht d
erat möglich. Die Urbedingong der Erkruatais und deren Objekt» iet die
dentale EinkeHw der „Apperneption" (a. d.). Der oberete Onindeau der Erkenn uns
ist es, das Mannigfaltige aar objektiven. il|pn»ingflrligae Einheit diearr Apper
aeption an rerknftpfen. „Objekt. . iet das, m deaaen Begriff des ktannigfaltige einer
Ananhanung vereinigt iet. X«n erfordert aber alle Verekiignng der Vor-
in der Synthese« daasalben.' Die
E. dar Appetaapteou tet die QaeOa ata» Aprioraienea (a. aU Sie aaaoht aas i
jCfantaamWailt) EiSlaVt)lC QM eOMflaua*. ONbaVMlOVaaaa^BHaaaMn CstV taTaa^a»aaÄaWeOaWlla%JPO ApP^sTWpterOO^
dea „Ich denke", nicht aaoghok htt (KriU d. rein. Venu. & 1 19 1 ■ lauer Ein-
heit iet die Kategorie ..Einheit" sa aetemeaedan (egL Syetem. Idee). — Aknbch
lehren Rar— om, Kaco, Fatsa a. a.. anok Soamua: „Dea Selbstbewußtsein »t da,
and sagfeiok mit dar anreranderbcheo Einheit atemiriin iet dea Oseets der Einheit
für alles, ni f ftr den Manioken da iet, and für alle«, waa durch ihn wetten soll,
für «ein Erkennen und Handeln aufgestellt" (Über d. ietbet. Eraiehong dea Meuecben,
19. Brief).
Im 8inne dea Kritizismus bestimmt dm objekure Einheit der Erkenntnis Ooaaa
(Kante Begründ. d. Ethik*. 1910. 8. 58 f.). welcher erklärt : „Die Einheit dea Urteil«
ist die Eraeogang der Einheit des Gegenstände* in der Einheit der Erkenntnis" (Logik,
1902, 8. 64 ff.; rgl. S. 361); die wahre „Einheit" besteht im Unendlich kleiner (1. c.
S. 116). Ferner NAToar. nach welchem durch da« Grundgesetz des Bewußtseins
„Einheit unbedingt" gefordert ist (Soztelpadagogik«. 1904, 8. 34, 43 ff.: Philosoph*-.
1911), STAMMxaa (s. Rechtsphilosophie), Caanasa (Des Erkenntnisprohlrm II.
1900/07, 643), KnrKSX. u. a. Als Grundforderung dea Denken« fassen die E. aaok auf:
LoTZi, Rikhl (s. IdenUtät). A. Masses, Soocxl (Kant, 8. 23 f., Hsuptproblemc d.
Philos.. 1911). Hörroufo (Der menschliche Gedanke, 1911; „Bedürfnis der
Einklammerung — Einstellung. 157
B.Kern (Das Erkenntnisproblem2, 1911: „Einheitsstreben" des Denkens), Llpps'
nach welchem alle E. in der „Einheit zusammenfassenden Denkens" besteht und die
„Einheitsapperzeption" eine Tendenz des Geistes ist (Einheiten und Relationen, 1902,
S. 22 ff.), Green, F. J. Schmidt („Die funktionale Einheit ist die konstituierende
Bedingung aller Erfahrung überhaupt", Grundzüge d. konstitut. Erfahrungsphilos.,
1901, S. 133), E. v. Habtmaxx, Wuxdt, nach welchem die Apperzeption und damit
der Wille eine „Einheitsfunktion" ist, Jerusalem u. a.
Etwas Ursprüngliches, Unableitbares ist die Bewußtseinseinheit nach Liebmaxx,
Xatorp (Einl. in d. Psychol., 2. A. 1912), Rehmee u. a.; Heymaxs, Dilthey, Jame*
(Principl. of Psychol. I, 278 ff.), Bergsox, nach welchem das Ich über die Kategorien
von Einheit und Vielheit erhaben ist, die beide nicht der „Intuition", sondern dem
Denken angehören (vgl. Evolution creatrice, 6. A. 1907, S. 280), L. Busse, nach dem
die primäre E. des Bewußtseins kein physiologisches Korrelat hat (Geist u. Körper,
1903, S. 226) u. a.
Die Einheit des Seienden betonen die Eleaten (s. Sein), Spinoza (s. Substanz)
u. a. Metaphysisch leiten aus der Einheit die Dinge ab die Pantheisten (s. Gott).
Ein „Prinzip", Ursprung der Dinge ist die E. (fiovag) nach den Pythagoreern,
Platon (s. Idee), Moderatus u. a. Plotin bezeichnet das göttliche Absolute, aus
dem alles hervorgeht, als das „Eine" {?v; 8. Gott). Vgl. Hasse, Von Plotin zu Goethe,
2. A. 1912.
Daß Einheit und Vielheit zusammengehören und gleich ursprünglich sind, be-
tonen Külpe, H. Marcus (Die Philos. des Monopluralismus, 1907, S. 2 ff.) u. a.,
ferner W. James, nach welchem (wie nach F. C. S. Schiller) die volle Einheit ein
Letztes, ein Ziel ist, indem die Welt immer mehr vereinheitlicht wird (Der Pragma-
tismus, 1908, S. 86, 93 ff.). Vgl. Sigwart, Logik I2, 1889—93, 258 ff.; Husserl,
Philos. d. Arithmetik, 1894; Logische Untersuch., 1900 — 01, II, 272 f.; Liebmann,
Gedanken U.Tatsachen, 1882 ff., II, 204 ff.; E. Häxzel, Der Einheitstrieb, 1891;
J. A. Froehlich, Der Wille zur höheren Einheit, 1905; Ardigo, L'unitä della
coscienza, 1898; Wähle, D. Mechanismus des geist. Lebens, 1906, S. 3 („E." nur als
Verbindung vorhanden; ähnlich E. Mach u. a.); Dorxer, Enzyklopädie d. Philos.,
1910, S. 140 ff.; Natorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissensch., 1910,
S. 100 ff. (1. Das Eine gegenüber dem Andern; 2. das Eine, abstrakt genommen;
3. der Verein beider; vgL Platon, Parmenides, 153 f.); Lipsicjs, Einheit der Er-
kenntnis u. Einheit des Seins, 1913; Driesch, Ordnungslehre, 1912; Rickert,
Logos I; Stöckl, Lehrbuch d. Philos. II8, 1912. Nach Müxsterberg (Ph. d. Werte.
190S, 186) sind Einheitswerte ästhetische Werte, Gegenstand der Freude, und um-
spannen: Harmonie, Liebe, Glück. — Vgl. Monade, Zahl, Individuum, Seele, Ich,
Apperzeption, Kategorie, Synthese, Subjekt, Objekt, Vernunft, Monismus, Singu-
larismus, System, Gott, Harmonie, Ästhetik, Identität, Denkgesetze, Denken, Begriff,
Vielheit, Bewußtsein, Paralogismen, Prinzip, Emanation.
Einklammernng (auch Ausschaltung): ein zur phänomenologischen
Epoche (s. d.) gehöriges Verfahren, die ganze natürliche Welt, auch alle auf sie bezüg-
lichen Wissenschaften, ohne sie in skeptischer Weise zu bezweifeln, auszuschalten,
von ihren Geltungen keinen Gebrauch zu machen. Vgl. Phänomenologie.
Einstellung (der Ausdruck zuerst bei G. E. Müller und F. Schumann,
Pflügers Archiv, Bd. 45, S. 37), psycho-physische, ist physiologisch eine „Prädis-
position sensorischer oder motorischer Zentren für eine bestimmte Erregung oder
einen beständigen Impuls" (Külpe, Grundr. d. Psychol., 1893, S. 41) und besteht
|0B Einstellunesmethoden — Ektl
in einer Tendenz, da« besondere häufig flibbaiH b db Verwirklichung i
Anforderungen, db an sie faeteOt werden, hinrinialiagea (Eantyoaaca, Grdz. d.
Peyohol.. 1906. 1. Ml f.). tot abo eine Übungeerecheinung. Die gndankfbae E. auf Vor-
(rgL Omn, Dm Gedachtab«, 1911. S.80ff.). Fbtilraag ab
wir Vorstellung, triebt reproduktives, enadura raahtieM Element der 8eele
bei MOUA-htnunu, Dm Denken und die Phantaab. 1919. Ähnlich W. Bart.
Vorstellung ond FfraMlbng Arch . f. gea. Psych. XVII. XX. Ei gibt euch
rieobe. aaHorbcbe. eataotbohs E. (rgL Urnen***. Einfahr, in d. Ästhetik d.
wart, 1909, & 19; durch die astanbohi B. werden nkht-letbetiech
ac*geeobaltet; rgL J. Sboal. Baitr. aar experua. Ästhetik. Archiv f. d
PsvcboL VII, 1906); LavTStrax: Ztaebr. f. Psyvbotaerspir II
KlnafHInngwnaethodra i. Ptychopbysik.
Urtaibo, db ab
iat ron
gruppieren will (r. B.
nach ihr« Verwandtarhai t, nach dea Btsuhgeflfhn. naob Farben,
Nutaen in. ilnsablH werden); ea ergeben sieh hierbei oft
NV bonotptaihuiaan, ao wie sadarseHs die weitem G iiadernag dM I
ibtsirangan (^bdrvbfaoca")f*brt(a. Kbartfftittoa», Nach der Zahl dei
gUader gibt m Dbho-, Triobo, Polytombn (rwei-, drei-, rbhjlbrtrlai B.I
muß adäquat (weder cu eng noch am weit)
9^m>#2bT BtfMs^BMH9jMit- f«|M^XMAtt« fta%ia%~ dal*
aAtblen, Vgl Plato«. Pblbbus 16 C; Aacnonue, AaaL prior. I
Taotua, Sunt, taaol. I, II, 38, 8; Uaaaawao, Logik». 1992. f 69; Wcanr. Logik II*.
1907. 8. 47ff. Neaerttoh riej hohsnrbh dae Probbai dar Fbtsfbeg der Wiesen
aohaften. WnroaUejrD, Oaaahkhte a. Naturwbajnechalt. Präludien II*. 191 A:
Brut: Die Grenana dar aaturw. Begriffnbildung*. I»I2; Bacaaa: Öaaaafwkaaa*
scheiten u. Natorwissensohsitsa. 1991.
Elaaeldlaf s. Ding, Individuum, Begriff.
Bimaelart*ile> aind Urteile mit einem Indiriduaibegriff ab Subjekt
(Dieeea S iit P).
EJe-kt* (d. h. Herauverbgte) heißen nach Roaaxas, Ouffoao u. a. aus dem
eigenen Erleben heran» projizierte Empfindungen, welche teib napaiafmliftli. an ahm,
tafli ab Erbbnbee fremder Subjekte existieren, wahrend die „Objekte" nur Erschei-
nungen im erkennenden Bewußtsein sind. Vgl. Roaaxas, D. geistige Entwicklung
d. Menschen. 1893, & 198, 206; CurroaD, Von dar Natur der Dinge aa sieh, 1903.
8. 28 ff. — VgL Objekt.
Ekel ist eine mit Geschmacks- und Geruchsempfindungen, aber auch mit der
Vorstellung widerlicher Eindrucke sich verbindende Empfindung muskulärer Art
(vgl. Wtnrnr, GnU. d. phye. Psychol. II», 1903, S. 66).
Eklektiker — Elektron 159
Eklektiker (iv.XeY.xiv.6g, der Auswählende; vgl. Diog. Laert., Prooem., 21,
wo al3 erster Vertreter der ixAenuxi] atQeaig Potamon von Alexandria genannt wird)
heißen jene Philosophen, welche aus verschiedenen Systemen das entlehnen, was
ihnen als richtig dünkt, wobei manchmal Theorien zusammengestellt werden, die
zueinander nicht passen (Eklektizismus im schlechten Sinne). Etwas Eklektisches
— ohne schlechten Sinn — haftet vielen Systemen an. Eklektiker sind besonders
Philon von Larissa, Antiochos von Askalon, Potamon, verschiedene spätere
Stoiker und Kyniker, Platoniker und Peripatetiker, Cicero, verschiedene Scholastiker,
deutsche Popularphilosophen des 18. Jahrhunderts, verschiedene Anhänger der
Leibniz-Wolffschen Philosophie, V. Cousin d. a. Vgl. Synkretismus.
Ekphorieren nennt R. Semon die Auslösung einer psychischen Disposition
(„Engramm", s. d.) durch einen („ekphorischen") Reiz (Die Mneme, 1908). Vgl. Ge-
dächtnis.
Ekpyi'osis (ix/ivgiooig) ist der Weltbrand, die Auflösung der Welt in das
Urfeuer, aus der sie dann wieder hervorgeht, um periodisch denselben Prozeß durch-
zumachen. So lehren Heraklit (Diog. Laert. IX, 8) und die Stoiker (Stobaeus,
Eclogal, 304).
Ekstase (ixataaig); Außersichsein, Verzückung, ist ein rauschartiger Exal-
tationszustand der Psyche, in welchem auf Grund von Halluzinationen, Visionen u. dgl.
das Übersinnliche, Göttliche unmittelbar erfaßt zu werden scheint. Die Mystiker (s. d.)
streben, durch Askese u. dgl., den ekstatischen Zustand künstlich herbeizuführen.
Nach Plotin wird die E. durch „Reinigung" (y.d&ctQcrig) der Seele erreicht, als ein
Zustand des Einssein mit Gott, mit dem „Einen", wobei die Seele nichts mehr von
sicli als Einzelwesen weiß (Enneaden VI, 9, 7; 9, 11; 7, 25). Ähnlich lehren Richard
von St. Victor, Bonaventura, Joh. Gerson („ecstasis est raptus mentis cum
uessatione omnium operationum in inferioribus potentiis"), Eckhart u. a. Vgl.
Achelis, Die E. in ihrer kulturellen Bedeutung, 1902; P. Beck, Die E., 1906.
K. Oesterreich, Die Besessenheit, Deutsche Psychologie, 1916; Flournoy, Une
mystique moderne. Arch. d. Psych., 1915, 189.
Ektropie (ixTQonrj) nennt besonders P. Auerbach die noch nicht entwertete,
in Arbeit umsetzbare Energie, als Gegensatz zur „Entropie" (s. d.). Im Organischen
besteht ein Ektropismus, eine Tendenz zur Steigerung der Ektropie im Kampfe
gegen die Entropisierung der Energie (Ektropismus, 1910; Die Weltherrin und ihr
Schatten). Vgl. G. Hirth, Die Ektropie der Keimsysteme, 1900 (von ihm der Aus-
druck „E.").
Elan vital: Lebensschwung, Lebensantrieb s. Leben, Entwicklung (Bergson).
Eleaten heißen die meist aus Elea in Unteritalien stammenden oder dort
lehrenden Philosophen, welche die Einheit und Unveränderlichkeit des Seins (s. d.),
die Nichtigkeit des Werdens (s. d.) und der Vielheit (s. d.) betonen (Xenophanes
von Kolophon, Parmenides, Zenon von Elea, Melissos). Eleatismus im weiteren
Sinne ist die Lehre von der Unveränderlichkeit, der absoluten Beharrlichkeit des
Seienden (Platon, Megariker, Spinoza, Herbart u. a.), im Gegensatz zum „Herakli-
tismus". Vgl. Sein, Substanz, Bewegung, „Achilleus", Gott.
Elektra: Name eines Trugschlusses der Megariker, ähnlich dem „Ver-
hüllten" (s. Enkekalymmenos).
Elektron s. Atom.
u;u
Kicni« ntnrc<dank<n nennt Au. Bastias die «Uro Völkern
iui gleichartiger Organtoation (W («eiste* entspringenden
(k. B. der Animiamns; TgL Ethnische Ek-irentargedanken in der hehre
1896). VfL Volkergedankan.
I I. um iitarC. fiihlr . A»tl.ru*rhe E-
■1— mt (ahminfia, 9i«t,iov, 4**4). phystoehee, tot ein (iimtojini bisher)
qualitativ nicht ambgbarar, einfacher Stoff als Bestandteil von Körpern, «in Grand-
_»JLff -J — i. _ — »l— a*^a ilJ L t^t ■■■ i|,.M ,- /_ ^1 % L^^^L^-J _-J_a4 n i
■tOCI, CWT «MäX Ml ■■§ flHHMVOBHI JAQMi IS» OL) MnHMOQ flMMQmsv WBMft «*AOD.
Oeganv/trtig Hhlt mm etw» SO Amwfci Ehmrati, Msnrjmrasim (Paotrr u. a.)
wild iMNHMHWt dnn dis eeenchiedeoen xomnanta mv modtfikationen einr ■
ibmiHi sind. In Irthoreo Zeiten glaubte man an die Umwaudelbexkeit von Ele-
n»m incinender, nnf welcher t «nah ms die Alchimie beruht. Nniiitm» haben
Ramsay. Hoodt u. a. die Vervendhing von Radium in Helium und andere Ebmanti
dargetan, wobei es «iah über doch nooh fragt* °* ktor ■■nUant Eh— m in andere
Dt» Lehre von dnn „vier Elementen " (Krde. Weeeer. Ladt, Feuer) findet eich bei
dem Inder KahIda. Eursnoaxas, der die E. ..Wurm«" der Dinge (&-) nennt
(Wog Lürt. VIII. 76); die Py theg oreer (Dbg. Leert. VIII. 26) und Amuronum
nehnumdaaunoeh de« Äther (s.d.). Nech Pa«J««jrn>«s amd die K Keuer und Wmuer.
Nach Platom ated (wie nach den Pythegoreern) die E. npbnliini Körper, die naoh
ihm an* lüeineo, lechturmkMgen Dreirokeo beetahen, ao dal ein Element eich in «an
(Tbnaoa, 63C, 64 E). Nech Ajustotblm beeteben die
daa Vwuer ana dam Warmen und Trochemm. die Luft
aus dem Kalten «ad Trockenen; nur der Äther iet iingemienht (De gener. et oormpt.
11.2; egLMetaphy*. V.3). Ab „abmenta" beaeichnet Locus die Atome (.. <L). Dae
Mittelalur denkt hmngltoh darK. aaairt Ikniich wto A«aTOTHL«a. Mach Wi
von CoscHsa iet daa K. ein ebüeobcr, kbinatat Teil dae Kor]
crfsQt wird. In jedem der vier Elemente tot etwee eon der Netur der tbrhjen (Eiern,
philo*. I. 1132 f>. Nech PAJtaoaune. beatahen dbE.su« „Sek**. ..»
„Schwefel" (..sei rnercur. eurpbur '), <L b. aus Stoßen, die aieb analog den
verhalten (De natura rar. 30. 1). Von Boru; Phibstlsy. ftrar— i u. a. wurden
der Reine naoh die onemtooben Elemente gefunden. Hnnanr nennt ab E.: Erde.
Oaloricum (Watmetoffl Ebctricum, Äther (WW. VI. 496).
dar Elemente (in daran ehemiaoban Verhasdnngan) «teilen auf ,
(bildlich) Mach, Ostwald (Vorbe. Aber Naturphiloa.«. a 999 L). VgL Lasswiti,
Oeachichte d. Atomistik. 1990; Duu. Klamentnm, 1999; L. Msran, Die modernen
Theorien der Chemie«, 1999. VgL Atom. Homoeomerien. Monade. Äther.
I liraente nennen Aykhabivs, E. Mach. Pstsoldt di» als objaktir. nicht
ato bloße Bewußtseinsinhalte gedachten, in der Empfindung
(wie rot, hart, warm usw.), aus denen die Dinge, Körper (a. d.), auch die Ich-
beetehen. Es existieren an sich nur solche voneinander funktional abhängige Eh?«
mente in bestimmten, relativ konstanten Verbindungen. Vgl. Avxxabics, Krit. d.
reinen Erfahr., 1899—1890, 1. 16; Der mensch 1. Weltbegriff. 1891. S. 11 f.. 80; Mach,
Erkenntnis u. Irrtum, 1906, S. 8ff.; Pktxoldt. Dan Weltproblem, 1906, 2. A. 1912.
— Vgl. Ding, Empfindung. Ich, Körper, Psychisch, Objekt. Ebbte.
Eteaaeate psychische, sind die — nicht selbständig existierenden, sondern
durch isolierende Abstraktion herausgehobenen — einfachen Bestandteile, in die sich
Elenchus — Emanation. 161
der einheitliche Zusammenhang des Bewußtseins zerlegen läßt, der aber mehr ist als
ein Aggregat oder eine Summe solcher Elemente. „Objektive" Bewußtseinselemente
sind die Empfindungen (s. d.), „subjektive" die elementaren Gefühle und Strebungen.
— Von „psychischen Elementen" (Trieb und „Sinn") ist schon bei Chr. Weiss die
Rede (Das Wesen u. Wirken d. mensch 1. Seele, 1811, S. 28ff.); sie gehen durch „Zer-
setzung" aus einem „Urzustand" hervor (S. 83f.).
Psychische Elemente gibt es nach den Assoziationspsychologen (s. Psycho-
logie), nach Clifford (s. Mind-Stuff), Spencer, Bain u. a. (vgl. „feelings"). Gegen
den psychologischen Atomismus (s. d.) sind Dilthey, James, Beroson u. a. Ohne
einen solchen Atomismus zu vertreten, halten Ebbinghaus (Grdz. d. Psychol. I,
1905, 164), Külpe, Jerusalem, Jool u. a. die Zerlegung des Bewußtseins in E. für not-
wendig. So auch Wdndt, nach welchem die psych. E. „Produkte begrifflicher Ab-
straktion" smd, die isoliert nicht vorkommen (Gr. d. Psychol.5, 1900, S. 35 ff.). Die
Elemente des objektiven Erfahrungsini] alts sind die Empfindungselemente, Empfin-
dungen, die subjektiven E. sind die einfachen Gefühle (ibid.). Zu beachten ist, daß
jedes psychische E. ein spezifischer Erfahrungsinhalt, aber nicht jeder spezifische
Inhalt ein psychisches Element ist (1. c. S. 37; Grdz. d.phys. Psychol. I6, 1908, 14, 44;
vgl. Wille). Vgl. Empfindimg, Impression, Seelenvermögen.
Elenchus {iAeyyog): Gegenbeweis, Widerlegung (s. d.), so bei Aristoteles
(6 2Aey%os ävTiq>do£ü>s ovAAoytotiös, Analyt. prior. II 20, 66b 11; De Sophist, elench.
1, 165a 2), Beweis (s. d.). Ignoratio elenchi (fj zov ikiyyov äyvoia) ist die Ver-
kennung, Verrückung des eigentlich zu Beweisenden (vgl. Heterozetesis, Ignoratio).
Eleutherologie : Freiheitslehre (vgl. Ulrich, Eleutherologie, 1788; gegen
Kant). Unter Eleutheronomie versteht Kant das „Freiheitsprinzip der inneren
Gesetzgebung" (Metaphys. d. Sitten II, Vorrede).
Elische Schule: die philosophische Richtung des Sokratikers Phaedon von
Elis und seines Schülers Menedemos. Vgl. Tugend.
Ellipse: In der Psychopathologie intellektuelle Fehlleistung. Vgl. Psycho-
analyse, Verdrängung.
Emanation (emanatio, Ausfluß) heißt, metaphysisch, das Hervorgehen eines
niederen, weniger vollkommenen Seins aus einem höheren, vollkommeneren Prinzip,
welches selbst hierbei unverändert, unvermindert bleibt, nicht in das Emanierte ein-
geht (im Unterschiede von der „Evolution").
Eine Emanationslehre oder einen „Emanatismus" vertritt unter den Philosophen
zuerst (nach Ansätzen bei Platon, Xenokrates u. a.) Plotin. Aus dem göttlichen
„Einen" (£*>), dessen Fülle (v.TtQ.tAij^es) gleichsam überströmt (vTieQQOij) gehen die ver-
schiedenen Seinsstufen (der „Geist", die „Idee", die Seele, die Körperwelt) hervor,
durch eine Art der Ausstrahlung (7te^lAafiipig), mit abnehmenden Graden der Voll-
kommenheit bis herab zur Materie (Enneaden V, 1, 3; 2, 1; VI, 7, 9). Hierbei bleibt
der Urgrund unverändert (VI, 4, 3). Nach Jamblichos emanieren aus dem Urgründe
(&(>%*]) das „Eine", aus diesem die „intelligible Welt" (nöafiog vorjiög), aus dieser die
„intellektuelle Welt" (nöofiog voeQÖg) mit dem Geist (vovg), aus diesem die Seele und
aus dieser die Sinnenwelt; nach Proklus ist die Reihe der Emanationen: Urgrund,
Henaden (s. d.), Triaden (s. d.), Hebdomaden (s. d.), Seele, Materie. Emanatistisch
lehren auch andere Neuplatoniker; im Mittelalter: Dionysius Areopaoita, Joh.
Scotus Eriuoena (s. Gott, Theophanie), Alfärabi, die spätere Kabbala (s. d.),
z. T. Avicebron, Eckhart u. a. : später Nicolaus Cusanus (vgl. De doetn ignorant iall,
Eis Irr, Handwörterbuch.
11
b.:..p:.uAui\f.
4; 27), .1. Böhme. R, Plüdd «. a. Nach Lamms sind die Monaden <>. d.) ..Fulgura
tionen" Gottes, «m dMMB Einheit sie ausfließen („effhmnt". Opera ed. Entsann.
147 f.).
An Stau» der „Km>n>rtowtMofi»M de« Liefet»« (Nkwtov) trat bald die „Vibra-
tionjtheorte" (Tmw, w, a.) unrl nalem dte ,^h>ktrom>gn*fieths" Theorte (Maxwell,
Ha» u. ».). In der hsutigsa Uhr» tob der „Redioektrvitei". den ..X-Strahlm'
u. dgt wird die Hiwwmmm« Erna nalkamthmiiMi a, T. erneuert.
Xeon Kons (Die K. der psTcn.Knenpe. 1908) «, a. geht vom Gehirn eine
netten" aus, weiche ■■asnkrk (n«f Papier) fixiert «erden kam «ad 0«imHlMM
Ablesen von Gedanken sndorsi gestatten eoll. - VfL Gott, Pro»«. Inteltigibel. vi
seete. Getet.
F, an Inen irr: in überragender. h<«rrer Wein«, s. B. betrefft de« Beafeaes eim-r
VoJikonunenbeit.
K.tnotUn: Geartatowegung (s. d.), Affekt (». d.), Emotion »1
auf de* Gefohi («. d.) besagtem. Vgl Jana. PsyoboL. 1881. 8. 373ff.; rUaor. PbvcnoL
dm eentimrnu. 1886, & 8t ff.; H. Maibb. Psychoi de« smctinnilra Pike-, 1808
(«. Denken). Vgl ■■talMantemsi. Bedürfnis, Affekt, (Wild.
fr'.npf Indllehk« If bedeutet 1. im liieren, engeren flmne dm Dteposttion ra
tetehter EnagboikaU von Almkirn, etwn eum sohnetten Zorn (Gem. Woltv. Vom.
Gedsakna Iber Gott . . . 1. j 478); 1. im wettern, nisi»n Sterns dte BsammTitlt (a, d.1
dm Fähigkeit ra »mpfmusn, ImAonandmo nkor dm Feinheit de« Fmufhiilim km Vor.
haltnte rar Gtofte de« Reite« (oder feiianterechtedes). ra der sie «km umgekehrt
verhalt und durch dm ste pmimm wird; Je starker der Bebt min muß. um «hm Emp-
findung eben eueralöaen, desto geringer iet die Empfindlichkeit (E). Von EinfluO
auf dm E. sind Aufmerksamkeit, Erwartung, Gewohnung. VgL W«
phyamL PsychoL. 1908 ff.. I« 508ff. — VgL Psychophyeik. Schwelle.
fr'.mpf indaamkrit (Sentimentalität) tat dm Anlag» ra latenter Rührung,
ram 8chwekmu in Giffmma. losnndrn «olohen weicher Art; dm «mm Bereitscb»ft,
auf Erfebutese mit dorn Gemfi* ra Regieren. ..Sentimental" kommt bei L. Smxi
vor (Sentbnenul Journey. 1767; deutach von Bode 1768). „Empfind— in" summt
von Lmmora, kommt dann bei Adbxcko (Wörterbuch) vor, bei J. H. Gaatra (über
Empfindsamkeit und Empfindend, 1779), Tanura, Srarrira, weicher ..naive
..aentimenultache" Dichtung unterscheidet, u. a» Kaut imlaisimsfcisl E. und ..Emp-
findelei" und versteht unter tetatmw „eine Schwache, durch leibmhmung «■
Zustande anderer ... «ich auch wider Wüten affkoeren ra Ismen" (AnthropoL II. f 60).
Empfindung («Te*«rc«c *d*oc, sensio, aenaetio) bedeutet, populär, oft jedes
sinnliche Erleben, ahm auch daa Gefühl (a. d.), otemnKihsftlteh aber jeut nur die vom
Gefohi der Lost und Unlust unterschiedene, elementare BewuBtseinaregung von be-
stimmter Qualität ( Kmpf indurigamhalt) und Starke (Intensität), die entweder durch
allgemeine Zustande des Organismus bonotgetufeii ist (Organ- oder Vital- oder
Qemeiimnipffadnng) oder aber ra bestimmten Reben in eindeutiger Besiehung steht
(Smneeampftndnng). Ausgelöst wird sie durch physikalisch -chemische ..Reim" (s. d.).
welche die Sinnesorgane erregen, von wo die (entsprechend umgeformte) Erregung
vermittels dar Sinnes- oder sensnrmoben, asntitpe taten Nervenfasern zum Gehirn
geleitet wird, wo als „Innenaein" der Erregung die Empfindung ausgelost wird. Die
E. teteine Reaktion der Psyche auf den Reis, nichteine rein passive Wirkung desselben.
nichts, was fertig von außen in die Seele gelangt; die Reise, welche die E. auslosen.
Empfindung. 163
sind zunächst äußere, die dann im Organismus zu inneren, physiologischen Reizen
werden, manchmal nur innere, vom Organismus selbst ausgehende.(peripherische oder
zentrale) Reize. Die Qualität der E. ist von der Beschaffenheit des Reizes und des
Sinnesorgans, soweit dieses an einen spezifischen Reiz angepaßt ist (s. Energie, spe-
zifische), abhängig, die Empfindungsstärke von der Intensität des Reizes und von der
Empfindlichkeit (s. d.) des Sinnesorgans abhängig. Einfache, „reine" Empfindungen
sind Produkte einer isolierenden Abstraktion; die konkrete E. ist stets Bestandteil
eines Erlebens, welches ein Gefühls- und Willensmoment einschließt; ursprünglich
ist die E. nur als Inhalt eines Strebens (s. d.) gegeben, nicht als rein „intellektuelles"
Element. Die Empfindungen sind Zeichen für Vorgänge außerhalb und innerhalb
des Organismus; sie sind nicht selbst die Außendinge, sondern Symbole, welche uns
objektive Relationen anzeigen, in welchen sich wiederum das „Innensein" der Dinge
bekundet. Die E. ist also kein Abbild des Wirklichen, steht aber zu diesem in Be-
ziehung und dient so zum Ausgangspunkt der objektiven Erkenntnis (s. d.), die freilich
von den subjektiven Empfindungsqualitäten abstrahieren muß, um zu den nur be-
grifflich erfaßbaren objektiven Zusammenhängen und Einheiten vorzudringen, auf
Grund denkender Verarbeitung des Empfindungsmaterials und der „Formen" (s. d.),
in welchen uns dieses sich darstellt. Empfindungen sind als solche stets von einem
empfindenden Subjekt abhängig, als dessen Reaktionen, Funktionen sie auftreten;
objektiv, an sich kann nie die E., sondern nur dasjenige, was eine E. auszulösen im-
stande ist, existieren — ein Umstand, den der „Empfindungsmonismus" (s. unten)
verkennt. Der Begriff „E." hat nur Sinn, in bezug auf den Begriff des empfindenden
(„in sich findenden") Subjekts. Die E. ist etwas nicht Beschreibbares und nicht
weiter Ableitbares, sie kann nicht, wie eine Richtung des Materialismus (s. d.) meint,
aus der Bewegung entstehen, sondern ist ein Zustand, dem eine Bewegung parallel
geht oder der als Gehirnbewegung sich äußerlich darstellt, erscheint (vgl. Identitäts-
theorie, Parallelismus). Die Empfindungen sind Elemente von Wahrnehmungen
(s. d.) und haben einen „Gefühlston" (s. d.), auch eine zeitliche Dauer. Die Stärke
der E. ist meßbar (s. Psychophysik). — Külpe (Gr. der Psychol., 1893), Dyroff u. a.
unterscheiden peripherisch und zentral erregte Empfindungen; Semon spricht von
„mnemischen" (reproduzierten) Empfindungen (s. Gedächtnis).
Der Sensualismus (s. d.) leitet alle Erkenntnis aus der E. ab.
Die E. wird zunächst durch „Ausflüsse" f&nodQoal) erklärt, welche von den Dingen
ausgehen, in die Poren der Sinnesorgane eindringen und sich mit den von diesen
ausgehenden Ausflüssen begegnen, wobei Ahnliches durch Ähnliches empfunden wird
/ yvüioig xov öuoiov t$ öpol<f>). Solehrt (wie z.T. ALKMAEOKvon Kroton)EMPEDOKLES
(vgl. Aristoteles, De sens. 2, 438a 4; 437b 26 f.; De anima I, 2). Nach Axaxagoras
wird durch das Ungleiche in uns empfunden. Demokrit erklärt die E. aus „Bilderchen"
(eticoAa), welche (als Atomkomplexe) sich von der Oberfläche der Körper loslösen und
in der Seele (s. d.) die Empfindung auslösen (Diog. Laert. IX, 44ff.). Protagoras
leitet die E. aus dem Zusammentreffen der vom Körper und vom Sinnesorgan aus-
gehenden Bewegungen ab (Platon, Theaetet 156 ff.). Nach Platox entsteht die E.
durch eine Art Erschütterung (oeiofiog) im Organismus, welche die E. in der Seele
auslöst (Philebus, 34). Nach Aristoteles ist sie ein Zustand der mit dem Leibe
verbundenen Seele, eine qualitative Veränderung, eine Verwirklichung des Poten-
tiellen des Sinnesorgans zugleich mit der Verwirklichung des Äußeren, des Reizes.
Die E. oder Wahrnehmung (s. d.) ist so die Annahme der „Form" des Gegenstandes
ohne dessen Stoff, also ohne materielle Übertragung (De anima II, 12, 424a 17ff.).
Nach den Stoikern ist die E. oder Wahrnehmung eine durch die Dinge bewirkte
11*
]i;i Empfindung.
Veränderung In der Seele feUJeJawtcj oder eis ..Abdruck" (rtmmt*; Die* Leen
45ff). wahrend dp Epikureer wieder die IHldmfc— Theorie soinehmrn (Die«.
Leert. X. 31. 61: Lira**, De mu natura IV. 7» ff.). Neck FLorn ert die E. ein
lone rlkfcsr Vorgang kl der Seele ohne ..Abdruck1 ■. dgL (Fnnrsdta III. 61
4—6). Narh Arooenacs ist In der E die Stele «rlbst tatig (De mos. VI. 5). Beiden
Scholastikern berreckt man* die (*. Teil anler dem Ekdkwe di
Lekre modulierte) arUtotehseh» Tbeorie. Dank die Dinge weiden kl um
■e«rfbae«M(e.d)emgt.d.ludte8eabwirdeopfarMt,dfc9Mierl, daß sie
dieeer Formen die QnaliUlsa dir Dinge sikiaisaaUi aunfkrasl («. B. bei
n>« Garr tu a.) werden dien» «npeciee** enck als laiaMueHslle „Bi
die von den Körpern n isgjhm end dank die Luft kl dk* 8mummoi
(»fl. Wihrnifci— fj. Keck Wujulm von Oocam sind dk> Fanjflndangan sabjsktier
(egL Qaalitat).
'(id.)nii
IV. IWff );4bnlicklekrtMALS»«AVca>(Kr
rke««fcedekiTkrite.l676.IIi.l.2;l.l2;rgLlde«n>. Ak Baaktion des ff i nun auf
^».^«^.w^. i|i|| iiig>I-*^1Tr^^ff~TfHMfnnwHtr*tnT{LeTfciifc*ii I.li ITeni pfcilne
de corpore. SS. S). Neck Locsa wird sa» dank Druck und Stoß naf dir 8kwuMorgan«
direkt oder indirekt etwa, in
Abnbcri lekren rUaruar. Painsruar. Hcaa (rgL Impreauon). Harn u. a„ aack
CüXDtiXAC neck wekkem die Seele eelbat bei Gekgeakeit der Organerrecaaaeaaafladet
(rgL SanaaaJkwaae), Houaaca (Syst. de la aatara I. K. 8). Bonr, Lamm» a. e,
bei GekignnlsMl einen iaaeiau Rshwe ■■laniaipailii Zaeuad (laooadolog. IS f„ 26).
Naek Caa. Wourr ^etnpßnden** wir etwa* „wann u
wärtkj bewußt sind (Vernunft. Gedenken too d. Klärten d.
K I. { 1 ); die R sind „Gedenken tob uaa eaajawflrtheja Plagen" and eind (wie naek
rationaL | 83. W; rgL f CS).
I* Taeßnne* V* m I ■ nrlnntf" wnanvannnnaV A Qu« • aaa mtsnm enase* A I« aaiftnBsß'fWianU) nwnff^aurwveMna* Vm
■lalliiug de« eigenen Baataadee; eo aack kfaxDBuesoaa tu a. (rgL Gefühl). Taraw*
unterscheidet eoa „Entpfharmc" (Gefflkl) die „Empfindung' (Philoa. Vereacbe.
1768/67. I. 130. 214 ff); eie an eine durch dae Objekt eeraaUtte ,. Modifikation der
Seele" (I. 166).
Kaht fuhrt die Enipfmdungsu, waleke den „8toff' " (•
auf eine ..Affektion" den Subjekt« dank die Dinge «ruck. E ist „die
Gegeneunde* »uf die Vorteil pMikjiili sofern wir von annawltirn af<
Sie ist eine „Modifikation" den Zuetanden den 8ubjekts und «etat die wirkliebe Gegen-
wart des Gegenstände!« Torane, «nf den sie akk besieht (Kriu d. rein. Venu. S. 46.
76. 878; Kriu d. Urteilskraft, f 3; rgL Gefflkl). In ideanstteeber Weise leitet Rem
dkl K. aus einer Begrenzung der Tätigkeit des Ick ah. dessen Produkt die E. ist
d. gas. Wkaauathaftelehre. S. 439 ff.). — Nach Haoau ist die E ein „In sich finden".
dkl ..Form des dumpfen Strebens des Geist« in semer bewuöt- und wretendwkwen
lanilhlnslaH. in der alle Bestimmtheit noch unmittelbar ist" (Enxyklop. f 400 f.). —
Daß der R schon eine (strebende) Betätigung der Seele tagrunde nagt, betonen
ScHUUK&MAnua, Bsmkkb (Logik 1833. II. S4H.), Foaruaoa. J. H. Ficht« u. a.
I v Hutmvvn ist die E. ein ..Produkt aktiver synthetischer Intrllektaal-
Empfindung. 165
funktionell", eine Synthese aus nicht bewußten Gefühlen der Uratomc (Kategorien-
lehre, 1896, S. 55; Moderne Psychol. 1901, S. 195 f.). Einen Akt des ürteilens enthält
die E. nach Riehl (Der philos. Kritizismus, 1908, II 1, 34 ff.). Als ein primäres, primitives
„Denken" faßt die Empfindung B. Kern auf (Das Erkenntnisproblom2, 1911). Cohen
betrachtet sie als etwas, was erst durch das Denken seine Rechtfertigung erhält; sie
hat keine Selbständigkeit, sie bezeichnet nur „einen dunklen Drang"; wohin sie zielt,
das kann erst das Denken beleuchten, welches sie durch das „Infinitesimale" (s. d.)
objektiviert (Logik, 1902, S. 400 ff.; vgl. Realität).
Als bloße Zeichen für die äußeren Objekte fassen die E. auf Herbart, Lotze,
F. A. Lange, Helmholtz (Vorträge u. Reden I*, 393, 5. A. 1903), welcher „Modalität"
und „Qualität" (s. d.) der E. unterscheidet, Ueberweo, jode, Riehl u. a., auch
Spencer, nach welchem sie die subjektive Seite der Gehirnerregung ist (so auch
Fechner, Höpfding, Jodl u. a., vgl. Identitätstheorie), ferner Wundt. Empfindungen
sind die „Elemente des objektiven Erfahrungsinhaltes"; „reine" E. sind ein Ab-
straktionsprodukt. Jede E. ist ein „intensives Quäle". Die Qualitäten (s. d.) der E.
sind gleichförmig oder mannigfaltig, ein- oder mehrdimensional; das System der
Intensität (s. d.) innerhalb einer Qualität ist ein geradliniges Kontinuum. Was die E.
eigentlich erzeugt, ist nicht die Bewegung, sondern das Innensein derselben, welches
selbst psychischer Art ist (wie Fechner, Paulsenu. a.; Gr. d. Psychol.5, 1900, S. 36 ff.;
Grdz. d. phys. Psychol. I6, 1908, 409 ff.). Vgl. Preyer, Elemente der reinen Emp-
findungslehre, 1877.
Auf Empfindungen führen Czolbe, Ziehen, Wähle, Mach, Münsterberg u. a.
alles Psychische zurück; nach letzterem ist die E. „derjenige einfachste Bestandteil
der Wahrnehmung, der noch in noetischem Verhältnis zu Bestandteilen des Wahr-
nehmungsobjektes steht". Nach der „Aktionstheorie" ist die E. dem „Übergang
von der Erregung zur Entladung im Rindengebiet" zugeordnet (Grundz. d. Psychol.,
1900, I, 310, 531, 549).
Als „physisch" bestimmen die Empfindungsmhalte (im Unterschiede von den
geistigen Akten) F. Brentano (Psychol. I, 1874, 103ff.) u. a. Nach Palägyi gehören
die E. zu den „vitalen Vorgängen" (Naturphilos. Vorles., 1908, S. 9ff. ; vgl. Im-
pression); ähnlich v. d. Pfordten; vgl. unten Stumpf.
Als Elemente der Dinge selbst (s. Objekt) betrachten die Empfindung Berkeley,
Hüme, J. St.Mill, Schuppe u.a. Nach Clifford sind sie „Dinge an sich"(Von der Natur
der D. an sich, 1886, S. 42ff.; vgl. Mind-Stuff). — Nach E. Mach erzeugen nicht die
Körper (s. d.) E., sondern Komplexe von „Elementen" (Farben, Töne, Härten usw.),
welche nur ihrer Abhängigkeit von Sinnesorganen nach „Empfindungen" heißen, also
sonst keine subjektiven Zustände sein sollen, bilden die Körper. Diese „Elemente'*
existieren auch unabhängig vom Subjekt, in unpersönlichen Verbänden (Beitr. zur
Analyse d. Empfind.*, 1903, S. V, 14ff.; Erkenntnis u. Irrtum, 1906, S. 8f.). Ähnlich
lehren R. Avenarius (Krit. d. reinen Erfahrung 1888/90, II, 78f.), und auch
J. Petzoldt (Das Weltproblem, 1906; 2. A. 1912), Ziehen („reduzierte Empfin-
dungen" sind das Objektive, Psychophysiol. Erkenntn., 1907, S. 32f., 101 ff.),
Verworn u. a. Auch nach Vaihinger besteht das Wirkliche aus raum-zeitlich
verbundenen Empfindungen (Die Philos. des Als-Ob, 1911); vgl. K. C. Schneider,
Vitalismus, 1903. — Nach Ostwald empfinden wir nur Unterschiede der Energie-
zustände gegenüber unseren Sinnesorganen. — Gegen den „Empfindungsmonismus"
polemisieren Külpe, Wündt, Riehl, Ewald, Hönigswald, Buzello u. a. — Vgl.
Herder, Vom Erkennen u. Empfinden der mensehl. Seele, 1778; Volkmann, Lehrb.
d. Psychol., I* 1894/95, 212ff.; Horwicz, Psychol. Analysen, 1872ff., I, 306, ::.»s
166
(Anleitung der E. ms dem Gefühl; ahnhch Tnw, B. Bbsmak«. Jnmun u. a.);
UnroM, PsychoL d. ITi-SMUms. 1893. I. 158; Jon« Lehrt», d. Piychol P. 1909;
Ebuvuuus, Ord*. d. PsychoL, 1906. I. 10ff.; XnoM, Vk«ie4jahra*chr. L wiesen.
eehafU. Philo*. Xu— XIII; Witasez. Zeitachr. f. PsychoL d. 6iiu*me*gane, XIV;
Leitfaden d. physmL PsychoL». 1893, & 86ff.. 9. A. 1911; N. 8Y*nv.
1901; A. Mim, Implied u. Denken. 1908; J. Paul-
os. Dm Probten d. F-wprmdung, 1907; Smo*. Die ■■■■iitliin Fn^fh-fwagse,
1909; BewuBtseinsTorgsng and OiMiefinnl, 1990; M. v. d. Pnb», Dm Knt-
---»--- iij_ii. l'n.nli.J,,.. n Till lll Wl I In Ifkll. lTl_l.l_.ll_l J_ W.TL- . ■
MM TOB AMpO-WR-Bf U. DSWWJNeetn, 1V1I. fliw,- __WUI-JMT-fl ■
u. Wirklichkeit. 1812, 8. 4160. (Db B. tritt moht eil Mm Subjektives
ele Xiehtleh, eJe Objekt, iet -na der piynUnfcii Funkt»
1907 - i -Hi—itili Im Die
Teil objektiver OmüMmi). lmjifiHiii«; _ Vnrililmng. Abb. d. Pr.
1918; A. Hnru. Brenhihieng «d WliwMnhewIt, 1907; 0. W. C___r»_u.
in der Lehre von den Im» Hb ito«j». 1916 (encht Va__wo«_ AhvOb-
fftr dm Pajmhotngki nutaber m eneh.e); P. BontAjra.
1919 (lkt« ■■iilliiUBheji Hemmt ea «_
m iet etete ein VoMtilleagesbmml derkt 'mimnthehtu); <
-ob Kotra, Droorr. Jncuuoi, Lim. p~~-~n. fliiiw, Lkw«. EU», Dswbt.
Baldwxv, Sclly. 8rorr, J-jfxe, Trrcrora, Börrmvo, Rwor, WomuJtm,
(s. Wehraehmang) u. e. (unter „Psychologie"). — VgL Wi
(epesifmohe), Sinn. Hykmoiamas, Objekt, Ding.
Kmpfinrfungnkrtie« nennt B. H. Wim die Beutelellen.
swei TtcrthningM (mit dem „TMtenirkel") nie« mehr ele issjuhm«u eaf •
K-f-Ot -erden (Tastsinn u. Gememgcfuhl; Wagners Handwörterbuch d. PhysioL HL
AbwnmngS).
iptrle e. Erfahrung. Empiriker iet, «er bioß eae Erfahrungen, durch
die Prexia, ohne Theorie in Einrichten gelangt; Empirist hingegen iet der ,
des Empirism« (s. <L).
Empirl«kritl_l»«e.- nennt R. Avojabtüs eine poritivietmeh •
rietieche Theorie der ..reinen Erfahrung". Der E. will die Erfahrung ron
verflJechendeu ..ZuUten" reinigen, die reine Erlehrung dm „inltiliiihsn" Wert-
begriffe wiederherstellen. Wirklich iet nur die Erfahrung ihrem Inhal* (Empfindung)
und ihrer Form (Bewegung) neeh. Die Speltung dm Gegebenen in Subjekt, Objekt,
Innen- and Außenwelt, Psynhnnhre and Physisches verfälscht den Tatbestand.
In Wahrheit gibt ee nur Individuen, welche Aber ihre „Umgebung'
deren Inhalte sowohl ron der Umgebung selbst als ron den
des (im Gehirn lokalisiert gedachten) „System C" (s. d.) ■hhirigkj sind. Durch die
„Introjektion" wird dieser natürliche Weltbegriff verfälscht, und die Kritik mu8
daher die Spaltung des Gegebenen in Subjekte mit inneren Vorstellungen and davon
verechiedenen Objekten wieder aufbeben. Die „reine" Erfahrung enthalt nichts
als — durch die Umgebung bedingte — Komplexe von „Elementen" (s. d.) und
„Charakteren" (a. d.); alles ist in seinem eigenen Zusammenhang physisch, in seiner
Abhängigkeit vom vorfindenden Individuum psychisch (a. d.). Die ganze Erkenntnis
Empirisch — Empirismus. 167
und ihre Form ist unmittelbar von biologischen Prozessen (im System C) abhängig,
die selbst wieder von den Umgebungsbestandteilen (R) sowie von Stoffwechselver-
änderungen (S) abhängen (vgl. Vitaldifferenz). Der gereinigte, ideale Weltbegriff,
der sich auf die „Allheit der Umgebungsbestandteile'" bezieht, ist von der „Multi-
poniblen" höchster Ordnung, von der Endbeschaffenheit des „Systems C" abhängig.
Von A. beeinflußt sind Carsta>-je>-, J. Kodis, W. Heinrich, R. Willy, J. Petzoldt
(jetzt mehr von Mach), H. Gomperz u. a. Gegner des „E." sind WTODH (Philos.
Studien XII— XIII), O. Ewald (R. Avenarius, 1905) u. a. Vgl. Avenabies, Philos.
als Denken der Welt, 1876, 2. A. 1903; Krit. d. reinen Erfahrung, 1888/89, 2. A.
1907 f.; Der menschl. Weltbegriff, 1891; 3. A. 1912; Vierteljahrsschr. f. wissensch.
Philos., Bd. 18 — 19; F. Carstaxjen. R. Avenarius' biomechanische Grundlegung
d. reinen allgemeinen Erkenntnistheorie, 1894; Der E., Vierteljahrsschrift f. wissen-
schaftliche Philos. 1898; Petzoldt, Einf. in die Philos. d. reinen Erfahrung, 1904/06;
Das Weltbild vom posit- Standpunkt aus, 19112; J. Sütkr, Die Philosophie des
R. Avenarius, 1910; Raab, Die Philos. des Richard Avenarius, 1913; Kclpe,
Die Realisierung, I, 1912. — Vgl. Erfahrung, Prinzipialkoordination, Introjektion.
Objekt, Ich, Psychisch, Ökonomie, Element, Sache, ExistentiaL NotaL, Vital-
differenz, Schwankung, Erhaltung.
Empirisch (iuxeiQixög): aus der Erfahrung (s. d.), auf ihr beruhend,
aus ihr entspringend, stammend, abgeleitet, von ihr abstrahiert, auf sie gestützt.
Gegensatz: rational, apriorisch, transzendent (s. d.). Vgl. Bewußtsein, Apperzeption,
Ich, Wissenschaft, Erfahrung, Psychologie.
Empirismus: Standpunkt der Empirie, Erfahrung (iicrsipia); Ableitung
aller Erkenntnis aus (äußerer und innerer) Erfahrung, welche als die einzige Quelle
unserer Begriffe gilt. Nach dem (erkenntnistheoretischen) E. gründet sich alle Er-
kenntnis, alles Wissen auf Erfahrung; alle unsere Begriffe, auch die allgemeinsten
(s. Kategorien) stammen aus ihr, sind aus ihr abstrahiert; alle unsere Urteile, auch
die Grundsätze der Erkenntnis (s. Axiom) sind durch Erfahrung und Induktion (s.d.)
gewonnen, selbst die obersten Denkgesetze (s. d.) sind nach vielen Empiristen empi-
rischen Ursprungs, wie überhaupt der extreme E. nichts „Apriorisches" (s. d.), keine
der Erfahrung vorangehenden, von ihr unabhängigen Begriffe oder Urteile aner-
kennt. Die objektiven Tatsachen (s. d.) sind uns „gegeben", durch deren Einwirkung
auf das Subjekt entsteht die Erkenntnis. Doch anerkennt gegenüber dem sensua-
listischen (s. d.) der „rationale" oder „kritische" E. eine Formung und Bearbeitung
des Erfahrungsmaterials durch das Denken, und er lehnt nicht wie der extreme
„Positivismus" (s. d.) alle „Denkzutaten" ab. Der E. betont ferner oft, daß Er-
kenntnis nur so weit reicht als mögliche Erfahrung, also nicht über alle Erf ahrbarkeit
hinaus, nicht in3 „Transzendente" (s. d.). Methodologisch ist der E. das Prinzip,
alle Wissenschaft auf Erfahrungstatsachen und deren methodischer Verarbeitung
aufzubauen, ihre besonderen Daten also nicht aus bloßen Begriffen, aus reinem
Denken zu konstruieren. Abgesehen von den rein formalen Disziplinen (Mathematik,
in allen ihren Anwendungen, Logik) und normativen Wissenschaften (Ethik usw.)
befolgt die moderne Wissenschaft dieses empiristische Prinzip in hohem Maße.
Den Gegensatz zum E. bildet der Rationalismus (s. d.), zum Teil auch der
Kritizismus (s. d.), sofern dieser Apriorismus (s. d.) ist; in der Psychologie steht dem
E. in bezug auf die Vorstellungen von Raum und Zeit der Nativismus (s. d.) gegenüber.
Empiristen sind die Kyrenaiker, Stoiker (vgl. aber „Erkenntnis"), Epi-
kureer (s. Sensualismus). Im Mittelalter betonen die Erfahrung (s. d.) mehr als
Empyreum Energetik.
die anderen Scholastiker heeondan Wilhelm vox Ott am. Kooeb Baoob. Empi-
ristbche Tendenzen haben L. Vivbs, Nuout -. i ^hmxu, Lbuxaboo da Visa.
Pbacastobo (vgL Cassibeb. Um Erkenntnbproblrm. 1906/07. I. 208lf . Tara
cxlsüs u. a. Den methodologischen E. befreundet F. Baoov (s, Erfahrung, Induk
wahrend Loa» den nettem «hmmlnnihi ilihf B. begründet (s. Erfahrung),
der bei Bebe rxsr lind noch mehr bei I *«itivieti»
»nnimmt, bei ('oedillac. Lamettbix. Hole ACT. P. Btorn u. a. «na
winj. JVA5TH AnulHMM (8. a.) MrffttM «He HHilBMM OM
und Empirismus, eehrinkf aber alle Erkenntnb auf die (irenaen drr Erfahrung
Kinen kritischen oder ..rationalen" E vertreten Hkboeb. Goethe u. a,. eptter
Bexeex. Ueeebwk c«. Fat wiach. Kmai*. E. Df nuw, C. GostBo.
>an Jodl, O. < w»ai. Jkbvaalem. tum Teil auch Wcxut. Paulseh, Hörr
MMo, Aaoioo. Hoooftox. R. Ad am so*. W. Jamm (..radikal PisgmalbmM.
HnmanbaiM) H.a. Einen „poeitivietbchen** K. MHieten J. Nr. Mn.i
AvKXARiva. Macs. R. Wähle. Phteoldt. II Cobseuo. H. Oonnu (..Pub
eiaptibiM1, aar« welchem die Formen der aktive« EtfikiHHf Geftbb aind; I
snnihaaaaMbhrt. 1906, I. SM) H. s. (vgl EmpiriokrttbbmM). Einen ..trananm-
eirntalen". fclllMlJi fclMlkUHMIHi II ..Empirismus'' vertritt K. HxsaEX (Individuelle
Kausalität. Ktodiro nun tranaaendenulen IL. 1909; KanUt udirn. F-rgaiumngahef |
— VgL Otxoomeb, Handhttdi der Logik, 168t; W. Jambe. Eseaye in radioal Empirist»,
1912. — V'gL Erfahrung. Erkenntnis, A priori (SrsxcEB, L Arm u. a.), Raom,
Kategorien. Axiom, Mathematik. KiHiiiamin, Posiüvismus, A ■geboren. Form.
Kmpjnuw frHSfg, feurig) heiOt der Pcuerhinuncl. der den euL>
• räum« bildet (pATBrnrs u. a.k drr oberete Himmel (TboMAS.
tbcol. I. qu. 61 ff.; Daxte, Parad. 30ff). BS b> himmlisch
Bad «• I g r h i • i / • S,JUx,,a. eontMoatio): Fortdauer. Vgl Kt
Endlich ist. was in Raum und Zrit oder der Kraft nach brgrei
einen Anfang und ein Ende hat, wm durch andere Dinge begrenzt, bescbrtnlt in
' ndlich). Nach Srisosa, Scmeluxq, Hboel u. a. hat da* Endliche ab solches,
da* Verander In he. Begrenzte, keine abaolute Realität und Wahrheit, dir nur dem
»nderluhrn. Unendlichen, Ewigen xukommt. VgL f. Isebbeahs, Zur Terminu-
mgb dra EndbVhen o. Unendlichen, „Natur u. Offenbarung".
die l. Recmee. Weltgebaude. WeltgcscUc, Welten twickrang.
K. VgL Anuhl. Unendlich.
EasJttgrBi: im Innern entstanden; GegrneaU exogen.
£■«•*• fTsdefai: .\nnahmen ab Wshm-bcmlichkcitsgrunde (vgl Abmto-
teles, Top. I. 1).
I itdur»ncli<>. Kn«l/w<.k a, Iwnrir
I m rgetik : l Energie lehn-; '2. energetische Natur- odrr trung.
Zurttekffthrung alles Sin» und Geaehehrna auf Energie (a. d.). Die ..quslit-
K. nimmt ab da« Ursprüngliche qualitativ verschiedene Energien (Li« ht-, Wanne-,
mechanbehe u. a. Energie) an (Ostwald, Helm u. ».). Energetisch: von der Natar
der Energie, den Charakter der Energie und Energiebetitigung habend. Früher
bedeutete „energetisch" die Wirksamkeit der („energetica est omnb forma,
quia omnb ab Ula oritur operatio", Micrakltcs. Lex. philo*.. 1653, 8p. SM
Einen „energetischen Idealismus44 vertritt hmidt (Der philo«. Sinn,
Energie. 169
Programm des energet. Idealismus, 1912). Vgl. Ostwald, Die Cberwind. d. Wissen-
schaft! Materialismus, 1895; Vorlesungen über Naturphilos., 1901, 3. A. 1905;
Die Energie, 1908; Energetische Grundlagen d. Kulturwissenschaft, 1908; Die Philos.
der Werte, 1912; L. Gilbert, Xeue Energetik, 1911; G. Helm, Die E. nach ihrer
geschichtlichen Entwicklung, 1898; A. Rey, L'Energetique et le Mecanisme, 1907;
Goldscheid, Höherentwicklung u. Menschenökonomie I, 1911. Die energetischen
Korrelate der Eigenschaften der Empfindungen untersucht Semon: Bewußtseins-
vorgang und Hirnprozeß, 1916; Energetisch orientiert „angewandte Lustenergetik"
ist Neutra, Seelenmechanik u. Hysterie, 1920. — Vgl. die Zeitschr.: Annalen der
Naturphilosophie, hag. v. Ostwald.
Energie (ivegyeta, energia, operatio) bedeutet 1. früher: Wirksamkeit,
Wirklichkeit, Verwirklichung der Potenz durch die Tätigkeit der „Form" (die
wirkende Ursache ist ein tvegyovv, ivegyov/tevov: vgl. Micraelius, Lex. philos.,
1653, Sp. 380 f.); dann: Tatkraft, Wirkungsfähigkeit; 2. physikalisch (seit D'Alem-
bert, besonders aber seit Young, Lectures on Natural Philosophy, 1807, Rankike,
1853, von dem der Ausdruck „potentielle" E. stammt): Arbeitsfähigkeit, Fähig-
keit eines Körpers, mechanische Arbeit zu leisten, d. h. einen Widerstand zu über-
winden. Die E., die ein bewegter Körper vermöge seiner Geschwindigkeit besitzt,
ist die kinetische E. („E. der Bewegung"), welche stets eine aktuelle E. ist,
während die im Körper „aufgespeichert" gedachte Arbeitsfähigkeit potentielle
(virtuelle, ruhende, „E. der Lage") E. heißt. Die Formel für die „lebendige Kraft"
(im Unterschiede von der „Spannkraft", etwa einer Uhrfeder, einer gespannten
Sehne) ist — '— . Bedingung des Geschehens sind unkompensierte Intensitäts-
differenzen von Energien.
Gemäß dem Prinzip der Erhaltung der Energie kann E. weder aus nichts
entstehen, noch zu nichts werden, sondern jedes Auftreten von Energie hat das
Verschwinden eines bestimmten Quantums Energie zur Ursache und umgekehrt
(Äquivalenzprinzip), und die Summe der aktuellen und potentiellen Energie
bleibt im Prozeß der Umwandlung von Energien in andere (innerhalb eines
„geschlossenen Systems") unverändert (Konstanzprinzip). Dabei findet freilich
im Fortgange des Geschehens eine Entwertung und Zerstreuung von E. statt
(s. Entropie). Das Prinzip der Erhaltung der E. beruht auf einem durch Erfahrung
erhärteten Postulat des Denkens, des Kausalprinzips (s. d.); es gilt auch für das
Organische und steht der Annahme einer Wechselwirkung (s. d.) zwischen Psy-
chischem und Physischem sehr im Wege. Das Psychische selbst unterliegt einem
Prinzip des „Wachstums geistiger Energie" (Wündt); es ist nicht selbst eine Energie
im naturwissenschaftlichen Sinne, kommt aber in Gehirn- und Nervenenergien zum
objektiven Ausdruck, zur Erscheinung (vgl. Parallelismus) und hat eine gewisse
rein qualitativ-intensive „Energie", Leistungsfähigkeit innerhalb des Bewußtseins
(s. Arbeit). Die physische Energie ist keine Substanz, kein Ding, überhaupt nichts
Absolutes, Primäres, Selbständiges, sondern ein gemeinsames Maß für die Betätigung
von Kräften oder Kraftzentren, aus denen die Körper (s. d.) zusammengesetzt sind.
Es gibt keine „Energie schlechthin" in der Natur, sondern E. ist eine Abstraktion
ron den besonderen Formen der Arbeitsleistung, welche die Körper in
bestimmten Zuständen im Verhältnis zueinander verrichten oder unter
gewissen Bedingungen verrichten können. Die E. darf nicht verdinglicht werden,
sie ist eine Leistung und das Maß einer solchen, ein Funktions- und Relationsbegriff
(vgl. Kraft, Materie). Endlich ist Energie kern „Ding an sich", sondern wie alles
] 7< i Energie.
dm begrifflich gefaßte „Erecheinung" (a. d.) mdn «Ab «oh",
in dem eie ihren „Grund . ihr „Inneaeem" heu
Dm Begriff der B. im fiteren 8huie hei Aoistotblb» geprägt Koch ihm »t
alles Qcsohcbon Verwirklichung ahme Potentiellen, Übergang dm stieret aar dar Mög-
lichkeit nach (eWeW*) Seienden in die Wirklichkeit (/We/„«) durch die Tätig-
keit einer «Form" (a. d.). die selbst Energie. Wirklichkeit and Umnähe wie Ziel der
Verwirklichung ist Den Sehen m. B. ist die „Energie" der der Petent nach eahendrn
Auges, die Vsrwsrktiemrng dieaer Potenz (Metephyu, IX, 6«.; 8. 1049b 5Ü.).
Im Mittelalter iat dt» Unterecheidong von E. (actna, »»toatitea, operatio) und
Flamm itlgsonoi Im Shme ron „wirksam" wird „iBiigUhili" gebrencht von
O. Bauao (Opern VI. 147: ..vis aeo ineiste"), Guano* (De oatnra suhstantiee
energetioe, 1871) o. a, - Im IS. Jahrhondert iat öfter von der „Energie' de« Willen,
u. dgl. die Rade.
Dan Begriff der „tobendsjen Kräfte" (ha Unterschiede von den „toten") hat
schon Laura, nach weichem die Menge dar Kraft (m . t») und ihre Richtung (e. d.)
im Unhrereum koneteot bleiben (Haapteeariften I. 846 ff.; II. 157 ff.), was anoh
Hcrons (Hotukglam cnctilatorium IV) and D'Ai.mranaT (Traite da dynemique,
1748) lehren. Dieses Gaeets ward» ha 1«. Jehrhandert ■mpirhoh gefanden (mecha
niaohee Äquivalent dar Warme: R. Maybb, 1842; J. P. Joclu, 1880) and ron
Oounvo. Jons, Ron. Matbu, Hblmoolts mlhstnndig begrtndet. Nach R. May an.
der daa Enmgkwjrimdp für ahm anmlltaflmi» Konesquens da» ITmmil|iiinil|n halt
(ao anch Ron* Wovor, Dumm o. a.) iat die Kraft im AB unneretörtich; ea gibt
nur eine Kraft: ..Im ewigen Wecheel kramt ammlhs m dar toten wie in der lebenden
Natur" (Bemerk, über die Kräfte der unbelebten Katar, 184S; DI» organische
Bewegung. 1848; Bemerk. Aber daa machen. Aquirelent der Warme, 1880; Über die
Erhaltung dar Energie, hrag. 1888k Kech HounoLTi kann lebendige Kraft ahm
ebenen grode menge Arbeit nmdmmwiigaii. wie die, ao» der am aelbat cntetendan
iat, „AIU Verandarang hl dar Katar besteht darin, daß dm Arbeitakraf t ihm Form
und ihren Ort wechselt, ohne da8 deren Quantität verändert wird. Daa Weitet I
beritet ein for allemal ata» Sabal ■ ron Arbeitskraft, dar durch keinen Wcoheel
■ lFi ■ ,1 ■ Iib ii ■■ ihm ---*--■» - * - ,, il,,- ■ »- -* * — ■ I-,, Wamm" / V Mmkmtma
OST &aV08mwmmmH|flmml VCriBPÄnm OOB» ▼^KmWaVImTw aPPTOBO KmVuIl I VOIhMB
u. Reden I\ 33 ff„ 187 ff.k Maeh Mao« gilt den Bnergisprhuip mar for Jene Falle,
wo Proasms wieder rückgängig snamM neiden können (Wärmelehre*, 1800.
8. 845; TgL Die Oeechichte u. die Wanal d. Satee» dar Brhaltung der Arbeit« 1872;
S. A. 1808k
Anhanger einer qualitativen, ahaohtten Energetik (a. d.) amd Stauxj. Mach.
Haut (Die Energetik, 1888) u. a,. beaondem dar Degi ander derselben, W. Ostwald.
welcher durch am den „wimnneohaft Hohen Materialismus" dar inanhsnisrh stnrnisti-
•eben Natureuffansung überwinden will und in dar Energie daa dem Pbyaiechen
und Psychischen geomfamame Geeofaefaen erblickt Di» Energie iat die wehre „Sub-
stanz" der Dinge, die selbst nichta aind ab Knmplain refachiedener Energien; eile»,
waa wir ron der Außenwelt wissen, amd Energien, nicht unbekannte „Kräfte",
JUome" u.dgl. Die Meterie (a. d.) ist cur eine „räumlich zussiniwingMi Gruppe
von Energien". Die Körper beetehen an» der Kapazität für III eegungawief gki
(„Marne"), Formenergie, Vobmaoargl» (Rauinerfüllung), Legenenergm (Gewicht)
und chemischer Energie. Allee Geechehen mt entweder Wanderung dar Energie
im'Raum oder Umaetsung verechiedener Energieexten ineinander. E. aelbat iat eine
„Große von immaterieller Beachaffenheit" mit verschiedenen „Erscheinung«
formen". Sie ist „Arbeit, oder alles, waa aua Arbeit entsteht und sich in Arbeit um-
Energie. 171
wandeln läßt" (Die Energie und ihre Wandlungen, 1888; Die Überwind. d. Wissen-
schaft! Materialismus, 1895; Vorles. über Naturphilos.3, 1905; Die Energie, 1908;
Grundriß d. Naturphilos., 1908, u. a. ; vgl. Organismus, Kultur). Es gibt auch eine
psychische oder Nervenenergie (vgl. Psychisch). O. wendet die Energetik auch auf
das kulturelle und soziale Leben an und stellt einen „energetischen Imperativ"
auf: Verschwende keine Energie, verwerte sie! (Annalen der Naturphilos. X, 1911;
Der energetische Imperativ, 1912; vgl. Kultur). Gegen die Einseitigkeit der reinen
Energetik sind Boltzmann, Höfler, E. v. Habtmann (Die moderne Physik, 1902,
S. 76ff.), v. Schnehen (Energetische Weltanschauung? 1908), Stöhe, E. Becheb,
Riehl (Zur Einführung in die Philos., 1903, S. 148), Wundt (Grundz. der phys.
Psycho! III5, 1903, 714 ff.; System d. Philos. LT3, 1907; vgl. Logik 1906—08, I3,
III3); nach ihm bezieht sich das Erhaltungsprinzip nur auf quantitative Beziehungen,
während im Psychischen qualitativ ein Prinzip des (intensiven und extensiven)
„Wachstums geistiger Werte" (s. d.) besteht.
L. Gilbert definiert die Energetik als „Lehre von der bewegten Materie".
Alles „Weltwirken" stellt sich den Sinnen als bewegte Materie dar. Energie ist „jedes
Stück Materie (Körper) in Hinsicht auf seine Bewegung oder Bewegungs-
fähigkeit". Es gibt nur eine E., die Materie (s. d.), bzw. ist es die Energie,
was man stets Materie nannte. [Die Materie ist E., sofern sie Raum- und Weg-
behauptung ist. Jeder Körper ist zugleich Innen- (potentielle) und Außen-
(kinetische) Energie. „Energon" oder E. im engeren Sinne ist die bloße, latente
Arbeitsfähigkeit (Gleichgewicht; Neue Energetik, 1911, S. 23 ff.). Die Welt ist eine
„unendliche Arbeitskette", sie ist nicht Substanz, sondern Subflux" (s. Arbeit).
Jeder Energiewert stellt ein Gleichgewicht, jede Arbeit eine Störung dar. In der
Natur gibt es eigentlich nur Störungen, nur Arbeiten. Alles „erhält" sich, rein theo-
retisch, mathematisch, als feste Beziehung, die Arbeitsprozesse selbst aber stellen
die „Nichterhaltung", die rastlosen Übergänge der Gleichgewichte in andere dar
(1. c. S. 110 ff.). — Nach J. Schlesingeb sind die Energien etwas Substantielles,
was in seiner Verdichtung die Erscheinung der Materie ergibt (Energismus, 1901).
— Vgl. Dbiesch, Der Vitalismus, 1905, S. 233 ff.; Lrpps, Naturwiss. und Weltansch.,
1907, S. 109; Reinke, Einleit. in d. theoret. Biologie, 1901, S. 109 ff.; K. Tschetjsch-
neb, Die philos. Voraussetz. d. Energetik, 1901; Atwateb, Ergebnisse d. Physio-
logie, 1904; M. Planck, Das Prinzip d. Erhaltung der E.2, 1908; K. Haas, Die Ent-
wicklungsgeschichte des Satzes von der Erhaltung der Kraft, 1909; H. Hebz, E.
u. seelische Richtkräfte, 1909; Fb. Liedes, Die psychische E. und ihr Umsatz, 1910;
Joel, Seele u. Welt, 1912; B. Kebn, Weltanschauung u. Welterkenntnis, 1911;
Waxwetleb, Notes sur les formules d'introduction a l'energetique physico- et psycho-
sociologique; Esquisse d'une Sociologie, 1906; Dbiesch, Ordnungslehre, 1912;
Bebgson, L'Energie spirituelle, 19204. — Vgl. Materie, Kraft, Mechanistisch, Psy-
chisch, Wechselwirkung (psychophysische), Dynamogen, Spiel, Organismus, Gott
(Aristoteles, L. Stein), Entropie, Dominanten, Entelechie, Monismus.
Energie, psychische, s. Psychisch.
Energie (Sinnesenergie), spezifische, ist die eigentümliche Reaktions-
weise, vermöge deren verschiedenartige Reize in einem und demselben Sinnesorgan
dieselben Empfindungen und anderseits die gleichen Reize in verschiedenen Sinnes-
organen verschiedene Empfindungen hervorrufen können. Diese Erscheinung beruht
auf einer Anpassung der Sinnesorgane an bestimmte („adäquate") physikalisch-
chemische Reize, wobei auch heterogene Reize in ihnen Reize auslösen, denen stets
172 Energiemus Entartung
die gleiche Art der Empfind«« raptaihwl ist. -
der Außenwelt unabhängig*, rem subjektive.
der Shuwontncn besteht mehl wie die« gegen Jon. Memm (Handbuch d. Phys».
logie der Sinne. 1837; Zar wrahdahaaiwa Phymioi de* Ol ■! Uni i. 1816) Htxjt
holtx ( Vortrage und Reden 1*. 88 ff.). SraacKS, Jone* Rirau Hailid. u. a.
Ho auch Warnr. nach welchem die lai|ifaiaaaj| ultH durch die
gange in den Fhtnnnrgaain bedingt in und jeaa Ja emn Linie von <h
hall dar physikalisehsn Haimsfiiiii und erat hl «weher von dar durch die
Anpassung an diese Reha? eoammsndea aaanaamalcJaaarn der Aufnahmeapparate
abhingen" (Grandr. d. FrychoL*. 1808, 8. 81 ff.). VgL Wbvmavx. Ihr Lahr«
too den spant faianwaregh a. 1888. VgL QnalrUi.
ttnrrnjlanaaa Ut die Bewertung der Tätigkeit, der tweckvoflen Lebern-
•gang, ttk> -nuaere oder Uhu ■aaefnha ah) höchstes Out (Patrtawk
\ ..i nu*av ia,.,, i. ,~ . ..,
» ,J r»Miinnaru, rJH'igiD.
r'.ngr de« Krs uUtaetma (..nairownem of the i nnstb— nf '; Lockb.
Ksasy eoncern. num. ualrretai..! II. K. 10. f 1) ist die Baarhrinkthaw das Bewußt
seins auf eh» geringe Zahl gwichaehhjer Inhalte (etwa 8 »Inf sehn Tons, 8 Punkte).
r> Ribt auch ahm „Enge drr Aufmcrkaamkcit" (Kantato, Die
1887, 8. 14 Li VgL Wem, Grands. <L phys. Psycho!. 111*. 1801.
Erklärung der Kann des BewaBtseias: Paraourr (Einf. in die PhiL <L reinen Erf..
I. 1888). - VgL Umfang.
Hagel (angrU) heiBen immateriellr. geistige Mitsuis ms a isisuana (iott and
Menschen, geschaffen, aber unmglnglii h. mit Intelleht and WilliaafiiÜaiU begabt.
8k* bilden eine Rangordnung: Throui, Cherubim. Seraphim; ltominaUonea. VfaUites,
Potentste*; Pro* ipatua, ArehaageU. Aagett droa nos (rgL Micaaaxroa. Lex. philo»..
1881, 8p. 108 f.). Engel gibt es nach dem Psraismu». Judentum, (bristen
tum. nach Philo Jidascs, Oaiasaaa, den 8chola«tikern u. a. — Pauanaa
vergleicht die von ihm ■laannma „Gasthneaaaar»* mit den Engem (Zend-
Avesta*, 1808).
r'.najrasnsn rannt it. Saao* die bleibende Veränderung (Spur, Disposition),
die eine Erregung in der organiachen Sahatans hmtrrlifk; bei paruHk r «
derjenigen imigUmohea Situation, die ronnah» .^turrsphiach gewirkt hat (in GeataR
von Original, oder von ..mnemiarhen" Erregungen), wird daa E. ..ekphorirrt ", und
es kommt cur Reproduktion (a. d.) der früheren Erscheinung (Die Mneme*. 1808;
Die mnemw-hrn Empfindungen. 1808k VgL Oedachtaia. Mneme. Vererbung.
r haJhakml] snanraam (ryuaaaAe/i/t/esc, vr latus. Kam«
eines Trugschlusses des Et srunss (Diog. Laert. II, 108). Man fragt: Kannst du
deinen Vater erkennen? Ja. Erkennet du diesen Verhüllten? Hak, bat
Vater, und du kämmt also deinen Vater nicht erkennen (vgl. Lccian. Vita auetor. 22).
Ahnlich int die „Elcktra".
San: Substantive* Sein, Seiendes, Wesen. Ding.
Eaaapa a. Kabbala.
Katartang (Degeneration): Verfall einer Art. eines Individuum».
kümmerung von Organen und oiganiachen Kräften. Nach Xirrxscu beruht die
Wertung altruistischer Tugenden (Mitleid usw.) suf einer E. (Decadencek VgL
W. HiBSCa, Genie und Entartung, 1894; P. Mobbiüs. Über E., 1800; Noedac.
Entelechie — Entropie. 173
E.3, 1906; Hildebrandt, Norm und Entartung des Menschen, 1920. (Entartung ist
die erbliche Abweichung von der Norm.)
Entelechie (ivtede'xeia, was das ivteXeg, das Vollendete, Vollkommene
oder das ziXog, das Ziel, die Vollendung in sich hat) nennt Aristoteles die „Form"
(s. d.) als Verwirklichung, Vollendung des Potentiellen, als vollendete Wirklichkeit,
als der durch die Wirksamkeit (ivegyeia) erreichte Vollendungszustand eines Dinges
(„perfectihabia", perfectio rei). So nennt Aristoteles die Seele (s. d.) die „erste
Entelechie" des Organismus, als die lebendige, aktuelle, gestaltende Funktionskraft
desselben (vgl. Metaphys. IX 8, 1050 a 23; De anima II, 1; II, 2; 11,4 415 b 15 ff.).
So auch die Scholastiker, welche z. Teil (wie schon Cicero, Tuscul. disput. I,
10, 22) die E. mit „endelechia" (fortgesetzter Tätigkeit) verwechseln, wie dies später
auch Melanchthon tut (Commentarius de anima, 1540; im Gegensatz zu V. Auer-
bach, De anima, 1542). Leibniz nennt die Monaden „Entelechien" (Nouv. Essais,
11, 21 ; Monadol. 18), weil sie ihre Zustände strebend aus sich selbst entfalten und
eine gewisse Vollkommenheit in sich haben (eyovat, rö ivzeXig). Goethe be-
zeichnet jede Seele als „Entelechie'', so auch Wundt (s. Seele). Driesch nennt E.
das unausgedehnte, unräumliche, immaterielle, individuelle, Energien suspendierende,
regulierende, gestaltende Lebensprinzip; es ist ein Naturagens, die „Individualitäts-
konstante" der Organismen (Der Vitaüsmus, 1905, S. 242 ff.; Philos. d. Organischen,
1909; Zwei Vorträge zur Naturphilos., 1910; s. Leben). Bei W. Stern ist E. die
„Tendenz und Fähigkeit der Person (s. d.), sich selbst (d. h. das System der Eigen-
zwecke) zu verwirklichen". (Die menschl. Persönlichkeit 19182, 68.) Vgl. Lieb-
mann, Gedanken u. Tatsachen, 1882 ff., I, 89 ff.; Anctllon, Recherches critiques et
philos. sur l'entelechie d'Aristote, 1804 f.; Teichmüller, Aristotelische Forschungen,
1859—73, III.
Enthusiasmus (iv&ovaiaafiög): Begeisterung, leidenschaftliche Erregung
durch eine Idee, ein Ideal, durch das Gute und Schöne. Vgl. G. Bruno, Degli eroiei
furori, 1585; Shaftesbury, Letters concern. enthusiasm, 1708; Ein Brief über den
E., Die Moralisten, deutsch von Frischeisen-Köhler, 1909; Kant, Krit. der Urteils-
kraft, § 29; Metaphys. der Sitten, Einleit., XVEL
Mntliy iiiöm (ivd'vfiTjfia) bedeutet bei Aristoteles einen rhetorischen
Wahrscheinlichkeitsschluß (avXXoyia^bg 1% tiv.6n.ov ^ (jTjpeitov, Analyt. prior. II
27, 70 a 10), sonst aber einen unvollständigen, abgekürzten Schluß, bei dem eine
Prämisse (s. d.), der Ober- oder der Untersatz, nicht ausgesprochen wird (z. B. Du
bist ein Mensch, also bist du sterblich). Als unvollständiger Schluß („Syllogismus
imperfectus") kommt das E. vor bei Quintilian (Institut, orat. V, 10, 3), BoETHirs
(Opera, S. 684; in Mignes Ausgabe, Bd. 64, 1050 B), Thomas, Melanchthon u. a. —
Zu den Enthymemen rechnet man auch die Entgegensetzungsschlüsse (Oppositions-
schlüsse). Vgl. Ueberweg, System d. Logik6, 1882. — Vgl. Epicherem.
Entität (entitas): Wesenheit, Wesen (s. d.).
Entropie (ivtQonla, Innenwendung) heißt jener Teil der Energie (s. d.),
der nicht mehr in mechanische Energie, in Arbeit umsetzbar ist, also die entwertete,
ausgeglichene, zerstreute Energie. Es kann nach Carnot Wärme nur dann in Arbeit
verwandelt werden, wenn sie von wärmeren zu kälteren Körpern übergeht, und nach
Claüsius kann Wärme nicht von selbst von einem kälteren auf einen wärmeren
Körper übergehen. Die Umsetzung der Energien ineinander hat nun die Richtung,
daß immer mehr Intensitätsdifferenzen kompensiert werden, immer mehr Arbeit
174 Entschlaf — Entwicklung
In Warme lieh wnwfcH die sieht umgekehrt, wieder nr ArbeH
sondern sich Immer mehr meghlBht and zerstreat, bb enhheffflrh aOs Energb ent-
wertet bt, kerne Arbeit mehr gabortet wird, alles im ua veitoderhch
bleibt (.. Wannetod'*. „Mithm i der Entropie**). Der Bete von der
Zunahme der E-, der nicht mehr nutzbaren, arboimfahigsn Energb kenn auf dee
Weltganse aar angewandt worden* wann die Unendlichkeit der Zeit und dm Raum-
inhalte nicht berücksichtigt wird. Die Lehre von der E. vertreten W. Thomsos
(Kelvin; Msthemstkal and physbel Papers, 16611.), HfJfni.Tt. Boctocavm.
die E. ein Anednack dsior bt, d*6 die Energie m einem System immer
in wahrnaheinlh hue - and dee emd gerade die praktisch
wird (Popullrwu», Schriften, 1903. SM lt.).
Ostwald, Chwolso* (Hegel, üeiekel, Kosrath. 1906). E. vom Habtmaxx u. a,
Oegan die Anwendung dm Eulioubuini auf das Wellganm emd Ltnnn, Caarau.
Stow* (Philo*, d. anbelebten Meterb. 8. 166 ff.), Haut«., Doissol L. W. St»*
(Zeitechr. f. Hdloa, Bd. 111. 1903). Amansmce (Dm Werden der Wallen*, 1906).
L. Gonmrr (Nene Energetik. 1911) o. a. Nach P. AnwuoB verzögert das orga-
nbohe Leben db Emunds (s. Ektropb); ihnHrrh auch ffawfftrr (Evolution oraatrios,
S. 164 ff.). L. W. Brau* u. a. - Vgl. Wald, Die Energie and ihre Entartung. 1696;
Wovor, Logik 11«. 1907; IL Plajkk. Das Bewogungnaemu der Weh, 1906; Ost
wald, Db Philosophie der Wert*; 1911 (die E. ale Ursache dar Wertung). Nach
SrasouB bt db E, die irreligiöse Fassung des Mythos dar QotserillmiiMiniBg
(Unterg. d. Abendi 1917. 60 f.)
■atoehla» (EntachlbBung) iet dar Abschlul ahme Kunpess von Motiven
e. o.j» uns iieriaonenjoweni'"n einer Dccttmmum w lusnencntunL om auwanoung
des wollenden loh su einer von verechiedenen WunmentoghoUndlen, die feste Ab-
sieht, eis tu iMHrioren» der oft om Ülsibssu, Schwanken, Erwägen vorangahL „Den
der Tf*TYdl*i**>a unmittelbar vomnnshanden psvehboben Vorgang des mehr oder wonbjBr
ntetmUehanHaftaahanduuidanadm
bandlangen im illge meinen die Entscheidung, bei den Wahlhandlungen die I
Schließung". Beide Vorginge sind von entepioehenden Gefühlen begleitet (Wovdt.
Qrandr. d. Psychol», 1900. & H6f.; Grdx. d. phys. PsvcboL IIP. 1901, H6«.).
Vgl. WUle, Wahl.
Entstehen und Vergehen a. Werden, Veränderung. Bein, Schöpfung.
Ratwicklnng (Evolution) hu, allgemein, das H*i entgehen
• Hii-r ■ m«iormori mur in.\n i>r. wo <i.iu *i< \\ »in** nnwnji tv-ux» <tj.im,
dm einseinen formen ab einander herrortreibende oder aus dar gamemaeman Unter-
lage hervorgetriebenen Momente, Phasen, Bornen eines einheitlichen Proceceee,
Werdegänge sich darstellen. Insbesondere bt E. Hervorgang ^hoharar*', kompli
Ikommenerer'* Formen ans wonignr voll-
(„Höherentwicklung"), wenn ee auch iftckscnreitende Entwicklungen gibt.
Eine wahre E. erleben wir runichst in unserem eigenen Seelenleben (pevchbebe E.),
welches ein fortwährendes Hei totbrechen neuer Zustande aus alteren, x. T. \on aufien
veranlaßt, stets aber unmittelbar durch Triebkrifte, Tendenzen der Sseb (s. d.)
eelbst bedingt, auf webt. Db psychische, gebtige E. eowohl dee Etnwdnan wb der
Gesamtheit (s. Gesamtgebt) seigt im ganssn einen Aufstieg zu steigander Diffe-
renzbrung verbunden mit immer neuer „Integrbrung", Vereinheitlichung dm wach-
■enden Reichtums von gebtigen Qualitäten and Werten. Des Bewultsom wird immer
reicher, umlernender, feiner, zusammenhangender, aktiver, selbstbewußter. In
Entwicklung. 175
der geistigen E. betätigen sich „zielstrebige" Kräfte (s. Zweck), es findet ein Kampf,
Wettstreit der Ideen und Werte statt, es besteht eine geistige Auslese, Anpassung,
Vererbung u. dgl. Das Geistesleben hat eben auch seine biologische Seite, und die
Faktoren der biologischen E. wirken, z. Teil modifiziert, auch in der psychischen
und sozialen E., bei aller Eigenart beider (s. Soziologie, Kultur). Die E. der Lebe-
wesen beruht teils auf äußeren, teils auf inneren Faktoren. Die Organismen variieren
durch Kreuzung und durch die Einwirkung des „Milieu", der natürlichen Umgebung
und der Lebensbedingungen, und werden diesen angepaßt; sie variieren und ent-
wickeln sich ferner durch funktionelle Übung (s. d.), durch Betätigung (bzw. Nicht-
gebrauch) von Organen, bedingt durch Bedürfnisse, Tendenzen, die wiederum durch
Veränderungen des Milieu oder durch den Wettbewerb um die Lebensbedingungen,
den „Kampf ums Dasein" bestimmt sein können. Endlich findet auch eine „Selektion"
(s. d.), eine „natürliche Auslese" statt, indem vielfach die ihrem Milieu nicht an-
gepaßten Lebensformen ausgemerzt werden, während die (relativ) angepaßten sich
erhalten, ihre Eigenschaften vererben, bis nach vielen Generationen eine neue Art
da ist, an deren Zustandekommen das Milieu, die funktionelle Übung, die Selektion,
die Vererbung beteiligt waren, wobei in verschiedenen Fällen verschiedene Faktoren
überwiegen. Die E. ist kein bloßes Zufallsprodukt, nichts rein mechanisch Bewirktes,
sondern es sind an ihr in hohem Maße die eigenen Kräfte, Reaktionen, Aktionen der
Organismen beteiligt, um so mehr, je höher die Organismen schon entwickelt sind
(„Aktiver Evolutionismus"). Von Anfang an sind an der E. auch psychische Faktoren
(Bedürfnisse, Strebungen, Triebe, nicht etwa immer klarbewußte Zweckvorstellungen
u. dgl.) beteiligt, nicht aber als Ursachen, welche den physischen Kausalnexus durch-
brechen, sondern als das „Innensein" der organischen Kräfte und Handlungen selbst,
in denen sie zu objektiver Erscheinung gelangen. Erst im Menschen, in der geistigen,
sozialen kulturellen E. werden diese psychischen Faktoren z. Teil zu zweckbewußten,
vorausschauenden Willensakten; nur im weitesten Sinne also ist der „Wille" (s. d.)
die innerste Triebkraft aller Entwicklung, die „von außen gesehen" sich als rein
physischer Prozeß darstellt. Vermöge der „Heterogonie" (s. d.) der Zwecke werden,
ohne daß von Anfang an das erreichte Zweckmäßige schon voraiisgesehen oder ge-
plant ist, die Organismen immer zweckmäßiger.
Der Ausdruck „evolutio" bedeutet bei Nicolaus Cüsanus die Entfaltung des
Punktes („linea est puncti evolutio"). J. Böhme gebraucht das Wort „Auswickelung",
Leibniz „evolution" und „involution" im psychologischen Sinne.
Die Keime zur heutigen Entwicklungs-, Deszendenz- oder Transmutationstheorie
finden sich schon im Altertum. Heeaklit lehrt ein ewiges Werden, ein Umschlagen
von Gegensätzen ineinander; der „Kampf" (s. d.) ist der Vater alles Geschehens (vgl.
Diog. Laert. IX, 9). Nach Empedokxes traten durch Urzeugung (s. d.) erst viele
Mißgebilde (Tiere bloß mit Augen usw.) auf, welche zugrunde gingen, während die
lebensfähigen Formen sich erhielten (vgl. Aristoteles, De coelo III2, 300b 28).
Auch Anaxagoras, Demokbit u. a. lehren eine Urzeugung. Nach Anaximander
gingen Landtiere und Menschen aus dem Wasser, wo sie erst in Fischform lebten,
ans Land und paßten sich diesem an (Plutarch, Quaest. symp. VIII, 1, 4). Die
Auslese der zweckmäßigen und die Ausmerzung der unzweckmäßigen Formen
lehrt Lucrez (De rerum natura V, 834 ff.). — Nach Aristoteles ist alles Werden
Entwicklung in dem Sinne, daß Potentielles sich verwirklicht, formt, vollendet (vgl.
H. Meyer, Der Entwicklungsgedanke bei Aristoteles, 1909).
Letbniz nimmt, kraft des Prinzips der Stetigkeit (s. d.), eine Stufenordnung
von Monaden (s. d.) an, in welcher nirgends ein Sprung besteht, sondern alle möglichen
Entwicklung.
hrn Pflanze und Tier (die „Pflanzrntiere") geben. In den Monaden and in der
Beete bt das Geschehen «in« iaasre Kntfaltang (evolntion) von 7*Brtandea (MonedoL
11.22), und überall gibt ee w Uazloimtmgen („d^teppemeoU K keine Neuem
etekeng und keine wahre Vernbhtang (MonedoL 72; Prkectpe de I« Betör«, f 6; rgt
damit die „Prafocmatiomtkeorb" von 8wimmt)iw, Lunmuu, Mauton
u. a.k Eine Tendern mr Ilftkmea lahhlimg zeigen die Lebeweeen nach Cybavo ob
Bnouuc (vgL LuBwaaerBiB. Area, f. Geeck. d. Philo».. Bd. 16, 1908). Neck Robisbt
gibt ee (wir nach Bcrro») nfgaabiei Kahne alt eeasr BatwjeklrmaBhrart (Jan*
•vomtive"). Albe tot eine etetige Entwicklung („tont a'eet an' an dsuteupsai l
•ine etetige fflBzenfaim f ukrt von den niedersten bb so den höchsten Weeen. Alb
Weeen eind Variationen eine» Urtvpus Uneototype"); kl der Natur beetnkt eine
I Yogresaion, woneck snetet dk oiafsokeeso,
«ntetrben (De 1» naturr*. 1766; Owmideretinne pkilne enr le
forme« den etree, 1766). Ab Anfitbg von Biederen ca iauaer koksrea Foratee Ußt
db E. in der Gisehliab Hbbobb auf. Aack in der Xatar etekjert ebb db Form der
Organbstba. »■Im etrebt and rankt webar" (Ideen ear Palma, d, Cbeckbkt«. 1764 f.)-
Nach Gobtbs liegt den fbnaaa der Ptbnaea aad Tbre em „Urbiki" tngnu»
AbWaUatlllllläVUL. ^t|aaM||L^B.M mim* gUJ JDamHzam RiatfMzBBBBmlJ'zwh* * Mal
hlinflliMan ii**'i'«n < > f ! « / -m i- Li- r-v.* I i i t ' 4 1 •' 4 m I ...u , * i • \\ \\
II. XIX, XXX). Neck Emaavvs Daawi* sind wokl eib Tbre „ans ebaw
Filament«'' entstanden, welckee dank aekee ikm von Hnkkafir iiia»|wbni» (psy-
ckbcke) Tätigkeit ekk vervollkommnet bat. Veränderte Ubenebediagangea wirkten
anpeaeend aal db Lebewwnen aad infolge dar Überproduktion aa solchen findet ein
Kampf am db Fvlslsrai etaU (Zoonomb XXXIX; Tempte of Katarr Kamt
fordert daa Prinzip der ..Ifnalfcaalall dar F«
von einer jeden Art tu jeder andern durck ataaeaartbaa Wi
bah" (Krit. d. reinen Vernunft). Auherdem aber keetekt db Veramtaag einer „wirk,
ticken Verwandtschaft' der Arten kl d>
Urmutter" sn Reckt Be können aae dem Mutter»
von Blinder zweckmässiger form lawworgegaagai
ikrem Tsagaagsablai and ikrem Verkahabee
erzeugten, ab db kantige Reibe der Arten zustande kam (Alkjam. Natuiaaeck. a.
Theorie dee Himmels. 1755; Krit. d. UrteOekraft. | 80). In der Osankbfcts fi
beetebt ein kultureller and eoeJabr Forteckritt ( vgL P. Mbbbbb, Kante Lehre von dar
Entwicklung in Natur n. Geschichte. 1011). Nach Scbblukq beetekt in der Natur
ein Prinzip der „Steigerung", «kl „Trieb and Drang neck immer höherem Leben"
(vgL BanoeoB). Db fllnninfubjs der organbeben Weeen bat ebb dureb „■IkaikHrke
Entwicklung einer und dereelben Organbation" keranaaebildet (Von der Welteeeb,
1706). Ähnlich lehren E. v. FeeffBB, L. Okbx. Srsmxa. Tasacnow u. a. Hbobl
veretekt db E. in eeitbaem Sinne, ab dialektischen (s. <L), bgbeben Prozeß der Be-
griffscntfaltung. ab ein Heraustreten alba dessen, was „an ekk" im „Absoluten"
sngsbgt bt, bb cur SelUterfaasung dee absoluten Geiste« (s. d.) im Proaeme der ge-
schichtlichen Entwicklung, welche slbin auch seitlich aufzufassen bt. „Db Ent-
wicklung des Gentes bt Heransgehen. BhhaaaMnsnrtertegrn und zugbick Zu-ateh-
kommen" (Phil. d. Geschichte. Univ.BibL. S. 06L). Db Natur hingegen bt ein
„System von Stufen', „deren eine aus der andern notwendig hervorgeht . .; aber
in. an so. daß db eine aus der andern natürlich erzeugt würde, sondern in der innern,
den Grund der Natur ausmaehenden Idee. Db Metamorphose kommt nur dam
Entwicklung. 177
Begriff als solchem zu, da dessen Veränderung allein Entwicklung ist" (Xaturphilos.
S. 32 f.). Eine zeitliche E. von Arten auseinander bestreitet auch Schopenhauer.
Die neuere Evolutionstheorie, im Gegensatz zur Konstanztheorie (Linnl, Ccvier)
setzt mit den Arbeiten Üeoffroy de St. Hilatres, der die E. aus den Einflüssen
der Umwelt („monde ambiant") erklärt, und Lamarcks ein. Die E. der höheren Arten
aus niederen ist bedingt durch das Milieu und durch Kreuzung, besonders aber durch
den Gebrauch und Nichtgebrauch der Organe, durch die Üoung (Gewohnheit), welche
durch Bedürfnisse veranlaßt wird und die erbliche Vervollkommnung der Organe zur
Folge hat (Philos. zoologique, 1809, deutsch 1903, S. 28ff., 112ff.). Gegenüber der
,, Katastrophentheo rie" Cuviers lehrt dann Ch. Lyell (Principles of Geology) die
stetige E. der Erde. Endlich begründet Charles Darwin (1859) die Deszendenz-
theorie als Selektionstheorie (gestützt auf das Bevölkerungsgesetz von Malthus. 1798).
Die E. erfolgt ohne Zweckursachen, auf rein kausalem Wege, als notwendiges Produkt,
in der Regel durch Anhäufung kleiner Variationen der Lebewesen, die sich vererben.
Die Vermehrung der Lebewesen über das Maß der erreichbaren Lebensmittel hinaus
führt zu einem „Kampf ums Dasein" (struggle for life), zu einem (direkten und in-
direkten) Wettbewerb um die Existenzbedingungen, in welchem durch die „natürliche
Auslese" (natural selection) die begünstigten Individuen und Rassen erhalten bleiben,
überleben, wählend die der Umwelt nicht angepaßten untergehen; auch eine sexuelle
Auslese findet statt (s. Selektion). Es wirken aber neben der Selektion auch das Milieu
direkt sowie die „korrelative Veränderung" der Organe, der Gebrauch und Nicht-
gebrauch derselben, die „Migration" (Wanderung). Indem die (spontan auftretenden)
Variationen immer wieder neu ausgelesen und vererbt werden, gehen in langen Zeit-
räumen aus Varietäten neue Arten hervor; daneben gibt es aber auch Stillstand und
Rückbildungen. Alle höheren Tierformen stammen von vier bis fünf Urformen ab;
der Mensch hat sich aus affenartigen Vorfahren entwickelt. Die E. beherrscht auch
das seelische und sittliche Leben (On the origin of species by means of natural selection,
1859; deutsch in der Univ.-Bibl.; The Descent of Man, 1871; Werke, deutsch von
Carus, 1899).
Zur Basis semer ganzen Philosophie macht die Entwicklung H. Spencer, nach
welchem das „Überleben des Passendsten" (sur%-ivance of the fittest) eine, aber nicht die
einzige Ursache der organischen E. ist, die besonders durch das Milieu sowie durch
funktionelle Übung bedingt ist. „Evolution" und „Dissolution" sind die Form alles
Geschehens. Alle E. ist Übergang von einem aufgelösten, homogenen in einen konzen-
trierten, heterogenen, von einem unbestimmteren zu einem bestimmteren Zustand,
Abwechslung von „Integration" (Ansammlung) von Materie plus „Dissipation" (Aus-
breitung) der Bewegung und „Absorption" der Bewegung plus „Disintegration" der
Materie. Differenzierung und Integrierung sind Phasen des kosmischen, organischen,
psychischen, sozialen Geschehens. Der Rhythmus von E. und Auflösung ist ein all-
gemeiner, ewiger, streng gesetzlicher (System of synthetic Philosophy, 1862ff„ deutsch
1882 ff.). Evolutionistisch ist auch die Philosophie E. Haeckels, der einen gemäßigten
Darwinismus (mit Berücksichtigung des Milieu, der Übung usw.) vertritt (Die heutige
Entwicklungslehre, 1878; Gesammelte populäre Vorträge aus dem Gebiete der
Entwicklungsgeschichte2, 1902; Der Kampf um den Entwicklungsgedanken, 1905;
Das Weltbild von Darwin und Lamarck, 1909; Welträtsel, 1899: Die Lebens-
wunder, 1904).
Den „Neodarwinismus", der die „Allmacht der Selektion" betont, vertritt
besonders A. Weismann. Die Selektion ist eine „Selbstiegulierung der Art im Sinne
ihrer Erhaltung". Nur das möglichst Beste erhält sich. Das Selektionsprinzip „schafft
Eisler, Handwörterbuch. 14
17" Entwicklung.
iwm nicht die ptiatfioji Viilntfceeagae. wohl aber bestimmt ee die Entwicklaage-
haanea, welche diese itninbligen, reo Anfang bb Ende". Funhtiooelb Übonge-
waltete werden nicht vea atbtt db Variation erfolgt aar im Keinmbema (s. Ver-
OTDUDgjt IMtW TOfli wOntHa% aUG OMI » 6ftUMierVBpH& W UI|UinUI UMl De*
wiid (Die HTJrhrignng dar Darwinschen Theorie. 1876; Vorteige Ober
lOOf Li Dia flihkfliaaniinrii, 1909). Dar „Wa
eoadere ia dar 8aiielfaiokgb (a. Saabsogb).
tw. V#Oa*D60aW), Ol
vertritt und die aktive ftiniaaaiiag (baroaden dea Milieu aa dea
Zwecke) betont, Er bekämpft dea ..Millhamiaaaass
Knta^kJungsfektoren ia anter Linie dea
„Art de scharfe fbbbttaa War anflanaombik ist, db Ver-
Verbesserung der Lei n ilutfamiagn. durch
Die Frachtherkeit bt schon (i
ebbhaagj beiub 1901t Danrhi ab
Ehae „Muutkmsthsorb" UArts*asnruiigbhr»M} vgL eohoa Dane/in.
rox a. a.) etellt H. o« Vataa eoi. ha gibt (heaaadara bei POaaaaa)
epoatane „TTulrill anai" (sprunghafte Verietioaen), db
sind, wobei die Selektion aar dea Utuweckasiftge iiiianiii, (Die
1900L; Arten u. Varietäten, 1909; Die hfutsAionea, 1909).
Die Lehre von dar „Ortkajaeaab" etellt Sana aal, nach welche« die E.
innere Tendenz nach einer besassUBsea Richtung hat. Diree
Entwicklung (Orthogene«») iet ein Aoedraeh dea durch <
Wechetnme dea Plasma (MOrsnnophyabu) aad die iiiHlfutHi Uteeehe
U ihre ssetbawobe Unterbrechung UOeaanteteae**) iet die haapt-
alchbehste Unaaka der Trennung der Orgaabaamkstte ha Arten (Entstehung der
Arten, 1888 f.; vgL K. Lanraas. Die Ahetemnumgalehre. üaiv.-B»bL. S. 178).
.Mea-Uauankaanae'. welcher die funktannelb Übung, die aktive Aa-
QBL9 saVOaMtfaVaMt OBB CawaaVMBOaaaw aUfed JBttaaSanVa^vKttSaaaw OB«* UUaaW| u&v 4aawMEuV
Vererbung uatabasss ffsasiiifciflia betoat» wobei vkde nach die Rolle
Faktoren (Bedürfnis, Buqefladaag, Streben) hervorheben, vertreten B. Wi
Warnrnox. Prarraa, Roux (Begriff dar ..funktionelbn Anpassung", s.
mechenik). lUssowm (Welt» Üben, Seeb. 1908k P. EmsTaaaa u. «.. Dat-wo.
Cora, J. La Coara, MoaToostaav. La DaxTec. Yiomou. Dzzkks, Daoqob (Der
lanaendtnigadanke, 1903), Bevor, Kostxstajui. J. U. Voor (Lehre vom „Organ-
intelbkt"), A. Paüly (Danrinbmus und Lsanarckbmua, 1906, a. Leben. Zweck).
R. FbancE (Der heutige Stand der Derwinechen Frege. 1907), A. Waoxaa(<
dee Lamarckbmue, 1908) u. a. „Psycho I«niarckbten". Paychbche oder doch
aktive Faktoren der E. nehmen auch an Fbchxbb (Ideen zur Schöpf, a. EntwickJ
der Organ., 1878). Gcyaü, Dubaxd db Gaoe, FotnuAa (Der Evolutionbmua der
Kraftideen, 1908, & 360ff.). Jonu. L, W. Sraaa (Pereon u. Sache. 1906, I. 891
F. Ebhabdt, Xibtzschz. Hambbuko, Pauxsbx, E. v. Habtmaxx (Philo«, des
bewußten. 1904, TU1*, SSlff.). Wüxdt, nach welchem db Sebktkm i iülfa-
printip" bt, db funktionelle Übung eine große Rolle apblt und der „Wille" db Trieb-
kraft echon der organbehen E. ist, welche db Vorstufe der ga tätigen E. bt (Grunds,
Entwicklung. 179
d. phys. Psychol., 1903, III5; Logik LEI3, 1906—08; System d. Philos. II3, 1907) u. a.
Vgl. Becher, Leben u. Beseelung, 1912.
Gegen die Einseitigkeit des Prinzips des Daseinskampfes betont den „Mutualis-
mus", die gegenseitige Ausbildung, Kropotkin (Gegenseitige Hilfe in der E., 1904).
„Zielstrebig" ist die E. nach K. E. v. Baeb (Reden u. kleine Aufsätze*, 1886),
A. Wigand (Der Darwinismus, 1873 — 76), Denkest (Die gescbichtl. Entwickl. d.
Deszendenztheorie, 1890; Vom Sterbelager des Darwinismus2, 1906), Reinke
(s. Leben), Deiesch (u. a. Logische Studien über Entwicklung, 1918. Unterscheidet
drei Arten von E.: Kumulation, d. h. regellose Mannigfaltigkeitserhöhung, maschi-
nelle und nichtmaschinelle Evolution) u. a. Gegnern des Darwinismus, den Wasmann
nur für den Menschen nicht gelten läßt (Die moderne Biologie3, 1906; Der Kampf
um das Entwicklungsproblem, 1907). Nach E. v. Hartmans wirkt die natürliche
Auslese nur negativ; das Zweckmäßige stammt aus einer unbewußten Abänderungs-
tendenz, welche final bestimmt ist; der Kampf ums Dasein ist nur ein „Handlanger
der Idee" (Das Problem des Lebens, 1906). Ein entschiedener Gegner des Darwinismus
ist A. Fleischmann (Die Darwinsche Theorie, 1903). Gegner sind ferner J. B. Meyer,
Agasstz, Kölliker, J. Huber, Frohschammer, Ulrici, W. Schneider, Gutberlet,
üde (Der Darwinismus, 1909), R. Otto (Goethe u. Darwin, 1909); vgl. Planck,
Testament eines Deutschen2, 1912; Teichmüller, Darwinismus u. Philosophie, 1877;
H. Friedmann, Die Konvergenz der Organismen, 1904 (vgl. Variation).
Anhänger des Darwinismus sind A. R. Wallace, der gleichzeitig mit Darwin
die Selektionslehre aufstellte (Beiträge zur Theorie d. natürl. Zuchtwahl, 1870), Fritz
Müller (Für Darwin, 1864), G. Jäger (Die Daiwinsche Theorie, 1869), O. Caspari,
C. Sterne (E. Krause), O. Schmidt, H. Spitzer (Beitr. zur Deszendenztheorie, 1886),
Du Peel, B. Vetter, Bölsche (Entwicklungsgeschichte der Natur, 1896), Büchner,
O. Hertwig, L. Plate (Die Abstammungslehre, 1901 ; Selektionsprinzip u. Probleme
der Artbildung3, 1908), Huxley, Romanes (Darwin and after Darwin, 1892f.,
deutsch 1892 f.), Bald wen (Development and Evolution, 1902), B. Hatschek,
K. C. Schneider (Einführ, in d. Deszendenztheorie, 1906; Versuch einer Begründ.
d. Deszendenztheorie, 1908), M. L. Stern (Ethik, 1911), B. Weiss (Entwicklung,
1908), Unold, Ammon, Schallmayer, Ploetz, L. Stein, Slmmel, J. Schultz u. a.
— Die Evolutionstheorie wird vielfach auf die Psychologie (Romanes, Baldwin,
C. L. Morgan, Marshall u. a.), Erkenntnistheorie (s. d.), Ethik (s. d.), Soziologie
(s. d.) angewendet. — Gegen den Darwinismus wird eingewandt, er setze die zweck-
mäßige Variation schon voraus, die Selektion könne Zweckmäßigkeit nicht schaffen,
dem „Zufall" werde zu viel Spielraum gewährt, kleine Variationen hätten keinen
Nützlichkeitswert, u. a.
Gegenüber dem mechanistischen Evolutionismus stellt H. Bergson die Lehre
von der „schöpferischen" oder „schaffenden" E. („evolution creatrice") auf, welche
mit der wahren „Dauer" (s. d.) zusammenhängt. Die E. selbst bringt immer Neues, sie
ist produktiv, Tendenz, innerlich-stetig. Von einem „elan originel", einem ursprüng-
lichen „Schwung" („elan vital", Lebensschwung), einem Emporstreben, welches zu
immer höheren, bewußteren Zuständen führt, geht die E. aus, die nur durch Nach-
lassen der „Spannung", durch Schwächung, Hemmung, Stauung, Umbiegung zur
Divergenz der Arten führt, von denen die einen stehen bleiben, während (im Menschen)
andere die ursprüngliche Richtimg nach aufwärts beibehalten, ohne daß von außen
ein Endziel gegeben ist, rein aus innerem Streben der Kraftentfaltung, der aktiven,
freien Lebensbetätigung (L'6volution creatrice8, 1910, deutsch 1912; vgl. Leben). —
Eine schöpferische Entwicklung im Geistesleben lehren auch Wundt, Münsterberg,
12*
lsn Entwicklungsmecbanik — Epsgogf.
Eccsxs (». Geist), Snotsu Tororsa, Jarm», 0. Bkacx, J. Gocdstktx. Boc-
tkoux, Dwelmuctim, Lccqcbt, Jofc. (Seele u. Weh. 1912) u. a., «och F. C. 8.
fianujm , James (•. Wukliiihhslt) u. e. — VgL B. Km, WHuoachauung n. I
erhsnninie. 1911; Dm Problem des Lebern, 1909; »rrmrw. Leib and Stele; Der
Brtwfekimigagedaake*. 1903; O. Kam. E.. 1909; Cor«. The Primary Feeton of
Reohition, 1999; G. Rictus». Lide» d'eeomtkm, 1903; J. Unmutf*. Vatench ehest
philo., Selektion» thsurte, 1999; M. Adi.sk. Mach o. Mars (Archiv für flosialsawaa
anhält XXXIII. 1911; E. bloß für dir Well der Erkeemtaisobjekie geltend); Dsrro.
Theorie der direkt« AnV»nm%. 1904; U. Stadler, Dl Entwicwhragefc-hr« hie sk
Ihre« heutigen Stand*. 191«-. u Maco— B. ABe fonti dela rite. 1912;
IL BaocssK, LWwinhmras «. Uaiatrh terms. 1913 < Wbuaarckistiech);
Die Qrenaea der hwinsik Rigjlflitndiiiig, & 491«. (E. setzt eia Ziel
in hrzug auf wiche* ein Werden erat »i» emieerUfche Reibe bildet; ahn!
Grdnungaiehre. 1913, u. a.); MCversaasna (Ph.<L Werte. 1909, S. 199) nennt Eswerte.
die er den ethieohea Werten inieuhmt, solche, die sich auf deo Akt dea
rjrrwno, Ehmsats der Kntaickkttgslehre*. 1910, Dat Werden dar Orgssliann.
1917*; 8. Tiktsr. Das Wesen der Endution. 1911; R, f. Wett*tew. Der Mao-
Laniarckietnua. 19U3; AxosaanAC*, Zorn Begriff der KntviokJanf. 1913. - Oberhisto-
rlsohs Entwicklung: Ta. Lmwwo, OmiMihti ab raangsissg des Beantnesa. 1919;
DKisat-n, WirkJiebheitetehre. 1917. - VgL Üben,
Vererbung, Phrndnlhwi. KampX. Selektion
Erkenntnis, Geist, Oifiasets (Wcrdt* Zweck. Witte. Walt (Kast-Lamacs),
Paychatch, Evoratiouiemu*, Genetmch. Werden. Ektropiemua, Praformation. Tod
(I.sissn), Wert, Ökonomie, BlHhjhill. Msnanh.
I iii>MrlJ.niBMn.rlmnik nennt W. Rovx dir Lehre von der durch
mechanische Faktoren bedingten Formbildung der Otganisuan (Die Entwicklung«
mechanik. 190S; Gesamnielte AbhandL Aber E.. 1996); Laqcevr. Entwicklung*-
mrchanik tierischer Organismen, Attgem. Biologie in ..Kalter d. Gegenwart", 1915.
i in»» et kliingalknnnnalr ». Ökonomie, Wert.
I m««irlilans«p«i>rhologir: Untersacht die Entwickhing des Seelen-
iebens beim Kinde, bei Naturvölkern urw. F. Kat'osR: Entwii tlsags|Mj< hnkigisiihe
Studien, 1914 ff.
Hn»j klopldie (fyuHüUf amsW«, siMjnhmaf rtis ; vgl. Aristoteles
l 3, 1096* 3): der Krrw. Inbegriff des Whwens und der Wissenschaften (..orbis
doctrinarum", „comp eye naeiiam adantiantm et artu umfaßte hm Mittel-
eitel die ..ziehen freien Künste" („Septem arte Überale*"): Grammatik, Rhetorik,
Dialektik. Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik. Enzyklopädische V
verfaßten Martiakcs Cafeixa. Vixcexx von Beawais u. a. Die größte E. alterer
Zeit ist die ..Encyciopedie ou dictionnaire raiaonn« de* sciences, des arte et des
1751 ff., mit Einleitung von D'Alemrsrt (deutsch in der „Philo» Bibl.").
der sie mit Diderot herausgab. Mitarbeiter waren auch die ..Enzyklopädisten"
Holsach, Baron (Jrimm u. a. Aufklarer, mit tum Teil arrtsuaustiechen und
materialistischen Anschauungen. — VgL Heoel, Enzyklop. d. phüos. Wissenschaften,
1817; auch in der ..Philo*. Bibl."; Dorner, Enzyklop. d. Philo*., 1910; E. der
phikw. Wissenschftften, hrsg. von A. Rcos. 1913 f.
llpagoge iixaymyf,. induetio) s, Induktion.
Ephektiker — Erfahrung. 181
Ephektiker (iyexuxoi) : Beiname der Skeptiker (s. d.) des Alterturas
(nach der inoy^, Urteilsenthaltung; Diog. Laert. IX, 70).
Epicherem (£nt%eiQf]fta) bedeutet zuerst, bei Aristoteles (Top. VIII 11,
162 a 15) u. a., einen „dialektischen", d. h. Wahrscheinlichkeitsschluß, später eine
verkürzte Schlußkette (s. d.) von der Form: M ist P, denn es ist A j S ist M, denn
es ist B ! S ist P. — Vgl. Enthymem.
Epigenesis s. Präformation, Recht (Goldscheid).
Epikureismus : 1. hedonistischer (s. d.) Standpunkt des Lebensgenusses,
Wertung der Lust, des Genusses als Endziel; 2. die Lehre Epikurs, welcher den
Atomismus (a. Atom), Materialismus (s. d.), Sensualismus (s. d.), Hedonismus (s. d.
und Glückseligkeit) vertritt (vgl. Sittlichkeit, Gott, Religion). Epikureer sind
Metrodoros von Lampsakos, Herjiarchos, Polyainos, Timokrates, Kolotes,
POLYSTRATOS, APOLLODOROS, ZeNON VON SlDON, DIOGENES VON TARSOS, PhTLO-
demos, T. Lucretics Carcs u. a. (vgl. Epicuri fragmenta, ed. Usener, 1887). Den
Epikureismus erneuert im 17. Jahrhundert Gassendi (Syntagmaphilos. Epicuri, 1655).
— Im tadelnden Sinne wird das Wort „Epikureer" (= Atheist, Lüstling) seit dem
Mittelalter oft verwendet. Vgl. Diog. Laert. X; Lucrez, De rerum natura, 1886;
deutsch in der Univ.-Bibl.
Epiphänomen (Begleiterscheinung) ist das Psychische (s. d.), das Bewußt-
sem nach Huxley, Maüdsley, Ribot u. a.
Epistemologisch: zur Erkenntnislehre (engl, „epistemology") gehörig,
auf die Erkenntnis bezüglich.
Episyllogismus (Xachschluß) s. Schlußkette. Episyllogis tisch (oder
progressiv) heißt der Fortgang vom Prosyllogismus zum Episyllogismus.
Epoche (en;o%fj): Enthaltung vom Urteil, von entschiedener Behauptung
über das Wesen irgendeines Dinges. Die phänomenologische Epoche ist nach Hüsserl
(Ideen zu einer reinen Phänomenologie, 1913) eine gewisse Urteilsenthaltimg, die
sich mit der unerschütterten und ev. unerschütterlichen, weil evidenten Überzeugung
von der Wahrheit verträgt. Vgl. Einklammerung, Phänomenologie, Skeptizismus,
Aphasie.
Erblichkeit s. Vererbung, Entwicklung.
Ereignis s. Werden, Veränderung, Aktualismus, Geschichte.
Eretriker (Eretriaci) heißen die Anhänger des Menedemos von Eretria.
Vgl. Tugend.
Erfahrung (ifAxeigta, experientia; „erfahren" schon bei Xotker) bedeutet
1. das einzelne Ergebnis einer E., die durch E. erreichte Erkenntnis, 2. den Prozeß
des Erfahrens, den Erkenntniserwerb durch die erfahrende Tätigkeit. Zur E. gehört
nicht bloß Wahrnehmung, Erlebnis, sondern Verknüpfung einer Mannigfaltigkeit
von Wahrnehmungsinhalten, Erlebnissen durch das erkennende Bewußtsein, ii
Formen (s. d.) nicht selbst aus der Erfahrung stammen, sondern die objektive E.
selbst erst ermöglichen, konstituieren (s„A priori). Erfahrung im objektiven Sinne
ist von subjektiver Erfahrung zu unterscheiden; erstere ist, besonders als methodische,
wissenschaftliche E., ein Erkenntnisinhalt, der auf Grund einer denkenden Verar-
beitung, Synthese, Deutung, Kritik des Wahrnehmungsmaterials in allgemeingültiger
Weise erworben ist und die Grundlage zu fortschreitender Erkenntnis bildet, die nicht
|0| ■riMefrtaf
Oberste
bt (e, Erkeaatab). „Reine'' E. bt ein blofie» Ab-
«traktionsprodukt» die ta4»ankaohe E. bt achoa eon dm Formen der
und de* Denken« durcheetst ; E. 1*4 ohne Denken ein leen
bleibende« Erbbnb, den nook kerne Erkenntnb gewahrt. DI»
E. »uorugeben, bt grnlenteih berechtigt aber «e dnrf niek
das Formale, des vir la dar Erfakrung finden oder darek
bringen, tocb Ialelbkt «nt in ab ktrwmgekgt ward» und da* die E,
Formab eckoa bedingt tat, fitwiluh bt Verarbeitung. Synthese de«
der naofc oinkrilHnhim, ■ihsjmihngnlikejni Tn»»mm»nh»noji de« Erfahfangamsten*!»
wb der Erfahrung«!», tasnhaa «msbl Clegenabir daa »aaJagaa, emmlnaa, onbbktreoo
aaJaRMttUBflBO Q9f* lOulTlOOMI MlttHOHOvC du B0t»9OdiBQB*kritaVGSt SHHBHI cr*t»
wm w»krk«(te, allgemeingültige, objektive E. aad damit sugback neck, wa»
wahrhaft Erfahrung.objekt. Brfahrungstateaoka bt (egL Teteeoke). Obbktre»
bt nickt feftjg r gehen, «oadera wird aktre amlfcndboh erworben (egL
Induktion). Mit der E. «eut de« Erkennen ein, aa und m ikr beutigt
CoattattokkaH aad darek db E. wird rblfach des
LrigallilHi bestätigt. Wbeenecknitkek»
rebbt a» weit ab denkmftgWnae E. (egL Metapbrefk). Db auftere.
mite»ItoE.»*aaidbObbtod»rAa»bawett,anfd^
wb ab sieh ab fiieiilbiinoniglug« (d. k. eben Jnnere Erfnkrungen")
l.fi,,,. » rl ■ ■ ii ■■■ ^JlMi^ft— a». ->-t ->*ll,l . — w?a m . a _ — _ — Ä* — **
I "^ 1 1 ■
BecagUek dar E, ikrer Katar aad Quer Bedeatang denken earaokbdea dar
(a d.y. Wh— Mlbniw (a d.). PoeHirbmu» («. d.). nitionslbmas (a d.),
(a dk MjiiibiiiH (ad.).
«gangspunkt aad AnbB dar Ei bi na sali (a d.) kommt db E. bei Platok.
bei Aanroriua xnr Oehaag. E. bt Erkenntnb de» Einmman, Beaondera
und lekrt an« nur da« Wo» (#»*), nickt da» Waram (i*4u) dar Dinge; dock wird
•u» ikr do» äfbemiinii abstrahiert (Metephys. I 1. 981a 15«.; Phya VU. 3). Die
E. geht au» der Vereinigung tob Filaa ig m kerror (Met. I 1, 900b »). Lstateree
lehren »uch db Stoiker (ifumfim ye> «st» t«W 4/ntiiüm pswi—iaV mJL^$f),
wrlcke ron der gemeinen db inethodbehe E. (4. «Mwäduuf) unterscheiden. I>
bt db Grundlage de» Erkeanen»; noch mehr btab db» nach den Epikureern (egL
8en»ttaJbma»).
Db 8chol»«tiker Uaeea db E. Unter dem begrrffuehen Denken muatkUelon,
betrechten ab aber doch wb Amwiaji ab Ausgangspunkt dar Erkanatnb.
E. (experientia) bt Erkenntnb das Emsamnn („amguWium cognitio"). Für db Natur-
wbaenachaft weben auf die E. beeondeis Atimt-s Maobtus und Rooaa Baoox hin,
welcher Oberhaupt erklärt, ohne E. gib» es kam »sekeres Wiesen (Nama azperbntb
nihil »uffiebnter seih poteet"). Es gibt äußere, sinnliche und innere, geistige E.
(„sebntia intorior"; Opus maius VI). Nach Wilhelm voh Oooam beruht db Er-
kenntnb auf keßerer und innerer E. Db Mystiker («. d.) glauben durch innere E. das
übersinnliche unmittelbar erf aasen su können (Von „innerer" E. spricht er« V. Ware kl).
In der Renaissance kommt db E. methodobgbeh rbl mehr sur Geltung, bei
Ksrua, Gaulsi, L. da Vixo, Paaacauroa u. a, aber auch bei dem Ratsonahsten
Erfahrung. 183
Descartes. Empiristen sind Fracastoro, Telesius, Campanella u. a. (vgl.
Cassireb, Das Erkenntnisproblem, 1906 f.; 2. A. 1911).
Den methodologischen Empirismus begründet F. Bacon (Baco von Verulam).
«Gegenüber dem rein begrifflich-schließenden Verfahren (s. Schluß) betont er die
Wichtigkeit der planmäßigen, methodischen Erfahrung, welche sich an der Natur
selbst orientiert (Novum Organon I, 100 ff. ; vgl. Induktion). Auch Hobbes bewertet
die E. hoch; sie ist die Erinnerung an eine Vielheit von Dingen („memoria multarum
rerum", Leviathan I, S. 9). Den neuern erkenn tnis theoretischen Empirismus be-
gründet Locke, der die Lehre von den angeborenen (s. d.) Ideen bekämpft und alle
Erkenntnis auf äußere („Sensation'') und innere E. („reflection") zurückführt. Vor
aller E. gleicht der Geist einem „weißen Blatte", auf das erst die Erfahrung Zeichen
einprägt; nichts ist im Denken, was nicht erst als Wahrnehmung gegeben war („nihil
est in intellectu, quod non prius fuerit in sensu"). Doch hat der Geist die Fähigkeit,
Vorstellungen aktiv zu verknüpfen und zu gliedern (Essay concern. human under-
stand. I, K. 2 ff.; II, K. 1). Berkeley gibt der innern E. den Vorrang vor der
äußern (s. Idealismus), während Condillao den Sensualismus (s. d.) vertritt. Nach
Hume ist E. eine Folgerung auf das Eintreffen von Tatsachen, und diese stützt sich
auf Assoziation und Gewohnheit (s. Kausalität). Alle Begriffe, die Erkenntniswert
haben, stammen aus „Eindrücken", primären Erlebnissen (Treatise I, sct. 1; Enquiry,
deutsch in der „Univers.-Bibl."). Tatsachen sind nur durch Erfahrung erkennbar,
und diese ist von einem biologischen Prinzip, einem „natürlichen Instinkt" beherrscht,
der uns zum Glauben an die Wiederkehr des Gleichen treibt, obzwar wir weder Ur-
sächlichkeit, innere Verknüpfung des Geschehens, noch Kraft erfahren. — Empiristen
sind P. Brown, James Mill, Bonnet, D'Alembebt, Herder, Goethe, nach dem
aber die Erfahrungen vom Denken „aufgefaßt, zusammengenommen, geordnet und
ausgebildet" werden („rationeller Empirismus"). Die „höhere" E. umfaßt eine Mehr-
heit von Erfahrungen (vgl. Siebeck, Goethe als Denker2, 1905).
Daß die E. nur ein Anlaß zur Bewußtwerdung der Denkgesetzlichkeit ist, lehrt
Leibniz. Der Intellekt ist sich selbst eingeboren. Von den empirischen, zufälligen,
sind die apriorischen, ewigen, denknotwendigen, zeitlos gültigen Wahrheiten (s. d.)
zu unterscheiden. Die E. allein sagt uns nichts absolut Notwendiges (vgl. Nouv.
Essai, Vorwort; II, K. 1; IV, K. 1). Auch die schottische Schule lehrt, E. sage
uns nur, was ist, nicht was sein muß (Retd u. a.). Chr. Wolfe, nach welchem das
Empirische durch „vernünftige Gedanken" begründet werden muß, definiert E. als
„die Erkenntnis, dazu wir gelangen, indem wir auf unsere Empfindungen und die
Veränderungen der Seele achthaben" (Vernunft. Gedanken von den Kräften des
menschl. Verstandes, K. V, § 1). Die Erfahrungen sind „Sätze von einzelnen Dingen"
(1. c § 2 ff.).
Daß alle Erkenntnis mit der E. einsetzt, aber Faktoren, „Formen" enthält,
welche nicht aus der E. stammen, sondern Bedingungen objektiver E. sind, diese
erst möglich machen, lehrt der von Kant begründete Kritizismus. Bloße E. gibt
Urteilen keine strenge Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit, sie lehrt uns nur
„was da sei und wie es sei, niemals aber, daß es notwendigerweise so und nicht anders
sein müsse" (Prolegomcna, § 14). Wahrnehmung ist noch nicht E., sondern wird
zu einer solchen erst durch intellektuelle Formung. Sie besteht in der „synthetischen
Verknüpfung der Erscheinungen in einem Bewußtsein, sofern dieselbe notwendig ist".
Die E. ist nur durch apriorische (s. d.) Begriffe, die Kategorien (s. d.), und Grund-
sätze (s. Axiom) möglich, welche das Wahrnehmungsmaterial zu allgemeingültigen,
objektiven Einheiten verknüpfen. Zur „Materie" der E. kommen die Formen der
1 B \ Erfahrung.
M der auch Bon* and Zeit geboren, hinzu. E. beruht ..auf
der evnthetawhen Einheit der Eineheinungen «ach
der ErnoheinangM Äberheupt, ohne welche eie nicht
eine Rhapsodie von Wahrnehn-wngen sein wurde**. . .Ine Erfahrung hat el»o
ihrer Form a priori mm Grunde Hefen, nämlich illgawrini Boy In der Ein)
Kynthenuder Erecneunntfen." Anriortoehe Erhrantato tot nur mogbch. weil ..die Be.
diogungen der Möglich. Erfahrung überhaupt ... cugJcich Bedingungen
der Möglichkeit der Gegenattndc drr Erfahrung** sind. Möglich tot B. nur
dun h die .. Voratelhmg einer ■fUsinitif-ii Verknüpfung der VorateUunget
die Mdnreh Wahnnhiengan ein Objekt bortnunu". M hie tot also
de* aelhet nicht in der Wahmehniwng enthaften
in einem Bewußt-
dar Objekte der 8».
dt Irfshiung . . . ■■—•■! kl** (vgl, Anslngn»), Erfahr an g -ind von btoten
.. W«hnv hm«nfaurtrik*n** m unt«*«eh*iden;ereteeeerforderui
Veretandeabegrüfr. Kategorien, welche ea n
objektiv gwftig tot. Nur tone awrdrto. ha« Urteile entd ErfiinnganMini. hei
WahrnehaMMfon unter aprioiinuhe Begriffe nbsuauert «forden (s. B: Die
erwtrmt den btein, iat «hl ürteü. weich« den spetortoebe« Begriff
enthalt; lVahfn«»ni. | IS ff.). E. iat ein l'rodakt d. ndea. der den
„n>n«'ii M<»ll BUinii' nrr l.nijitin'iun^rn MHMM BW i*'
eimifwngfl« (dem „Gegebene«").
aioh eatbat hergibt", ffil««ni«to, enoh apriorbxher Art« gibt ea aber nur „in dem
Onnaen aller «abhoben Erfahrung ". nur von Eiwohe klangen (*. <LL d. h. ('igen-
■tlnrfca einer «tägliche« Erfahrung. Dm Unetfahrbarr. Traiuemdent» (a. 4
kein Gegenstand der Erkenntnis (s. Ding an tnoh; vgt Km« .1 rr.n ttfL,
110 ff.. 647 ff.). Innere B. tot nickt ohne tußrre E. mögbeb I ; vgl Ol
— VgL Ctnant, Kante Theorie der E.'. 18«; Rsum-os«, Kanu Lehre vom Innern
8km, 1900; PhOoa. dea Erkennen«. 1011.
Ähnlich wie Kamt Irkren F. A. Lasos, Lianna**. 1). Baren u. a.. |
(Die lngnubwn Grundkgen der exakten Wissenschaften. 1910), Conny u. a, „Sc«.
kantlaner*4, von denen ein Teil (besondere Consn. Naronr n. a.) dir E. ato Bwngnto
dca methodischen Denkene suffaOt (vgl. Kategorien. IcWuawiua). — Nach B. Ku*
cnthalt schon der einfachate Erfahi «ngai oifang ein Denken (Den r>ke«oauirprobiein'.
1911.8.914). Nach F. J.ScnniDTietK. der. .Inbegiiff der einheithehen Vc
euer Bewuotecinsbcstiininungen Überhaupt". Eikenueu heißt. jnsh der
luicrcnden Bedingungen der Erfahrung individuell bewußt werden" («.rundiüge d.
konatitutiven Krfihruagaphik« , 1901« 8. 99 ff.). - Nach PrTmoxi-moa enthalt die
E. rationalr. evidente Tatsachen ato Grundtogen der Mathematik und Metaphysik
(Prinzip, d. Meupkva. I 1. 1904, &.XW
Daß xur Erkenntnto (a. d.) Erfahrung und Denken f hören, betonen die meisten
Philosophen. So Goethe. *h m nninnin, Hxuabt (vgl. Widerspruch), Bnui,
Iahte. Ki». v. riAXTMAXN. Voleext (Die Quellen der mensch!. Gewißheit, 1908;
Erfahr, ti. Denken. 1886. GcwiBhcit u. Wahrheit. 1918); Riehi, nach welchem K.
„ein eozialer. kein individuell psvchologtocher Begriff", ein Produkt dea ..gemem-
achaitlichen oder interaubjekUven Denkena" tot» daa aber etwaa ..tVrcmpiriachea".
die Gesetzlichkeit (Idcntitf t, s, d.) dea Bewußtseins enthalt (Der philo«. Kritizismus
1876L, II 1, 8. 3 f.; II 2, 8. 64 f.; Zur Einfuhr, in d. Phüos., 1908. 8. 69, 244).
Erfahrung - Erfindung. 185
Wundt, nach welchem reine E. und reines Denken „begrif fliehe Fiktionen" sind
(Sj'stem d. Philos. I3, 1907, vgl. Psychologie), Külpe (Philos. der Gegenwart, 1908,
S. 20 f.), Störring (Einführ, in d. Erkenntnistheorie, 1909), A. Messer (Einführ,
in die Erkenntnistheorie. 1909), Ewald (Kants krit. Idealismus, 1908) u. a. ; Jeru-
salem, Jodl, Meinong (Die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens, 1906, S. 14 ff.),
Stumpf, E. Dürr, Höffding (Der mensch! Gedanke, 1911), Caspari, Baumann,
Heymans, Dorner u. a.
Aus der E. leiten alle Erkenntnisse ab J. St. Mill (s. Induktion), Bain, Comte
(s. Positivismus), Dühring, Czolre, Ueberweg, C. Göring (Über den Begriff der
E., Vierteljahrsschr. f. wies. Philos., 1877 f.), E. Laas (Ideaüsmus u. Positivismus,
1879 — 84), Ostwald u. a. — Den Standpunkt der „reinen", von den „Zutaten"
des Denkens möglichst zu befreienden E. vertreten verschiedene Positivisten. So
Avenarius; „reine" E. ist ein „Ausgesagtes", das „in allen seinen Komponenten
rein nur Bestandteile unserer Umgebung zur Voraussetzung hat" („synthetischer"
Begriff der reinen E.) oder die E., „welcher nichts beigemischt ist, was nicht selbst
wieder Erfahrung wäre" („analytischer" Begriff d. E.; Krit. d. rein. Erfahr., 1888
bi3 1890, I, S. 4 f. ; vgl. Introjektion, Prinzipialkoordination, Welt begriff). Daß
alle Erkenntnis Beschreibung von Erfahrungstatsachen ist, „Anpassung" (s. d.) des
Denkens an die E. betont E. Mach (vgl. Ökonomie). Nach H. Cornelius besteht
;t'.les Wissen in der „Zusammenfassung unserer bisherigen Erfahrungen und der
darauf gegründeten Erwartungen für die Zukunft" (Einleit. in d. Philos., 1903, S. 256);
Transzendentale Systematik, 1916. H. Gomperz vertritt einen „Pathempirismus",
nach welchem die Kategorien (s. d.) „Formgefühle" sind, welche der „reaktiven"
E. angehören (Wcltanschauungslehre, 1908, I, 257 ff.). — Vgl. Willy, Der Primär-
monismus, 1908, S. 146 ff.; Vaihinger, Die Philos. des Als-Ob, 1911 (s. Fiktion).
Daß sich alle Urteile und die Postulatc (s. d.) des Denkens in der E. erst be-
währen müssen, betonen F. 0. S. Schiller, James (alle Bewahrheitung liegt in der E.),
Jerusalem, Höffding u. a. (vgl. Pragmatismus, Wahrheit, Axiom). Daß der E.
ein „Instinkt" zugrunde liegt, lehrt F. Boden (Die Instinktbedingtheit der Wahrheit
u. Erfahrung, 1912, S. 48 ff).
Nach Bradley ist das göttliche Absolute eine allumfassende, alles Seiende in
sieh vereinigende „Erfahrung" (Appearance and Reality2, 1897). Vgl. Hodgson,
Metaphysic of Experience. 189S; Phal£n, Beitrag zur Klärung des Begriffs der
inneren Erfahrung, 1913; H. Scholz (Rel. phil., 1921, 154) nennt Erfahrung „im
primären Sinne des Wortes denjenigen Gehalt unseres Wirkliehkeitsbewußtseins, der
weder auf Spekulationen noch auf Überlieferung, sondern auf persönlichen Erlebnissen
aufruht". Konst. Oesterreich, Die religiöse Erfahrung als philosophisches Problem,
1915. — Vgl. Empirismus, Empiriokritizismus, Erkenntnis, Wahrnehmung, Form,
Denkgesetze, Norm, A priori, Anschauungsform, Kategorien, Axiom, Induktion,
Wahrheit, Metaphysik, Psychologie, Natui-w issenschaf t, Idealismus, Idee, Transzen-
dent, Immanent, Transzendental, Erkenntnistheorie, Positivismus, Beschreitung,
Tatsache. Erlebnis.
Erfahrung, innere, s. Wahrnehmung (innere), Psychologie.
Erfahrungsurteile s. Erfahrung (Kant).
Erfindung (inventio, einoQia) ist im Sinne der Logik die Findung des Mittel-
begriffs oder Beweisgrundes; nach P. Ramus bildet die Lehre von der „inventio" den
ersten Teil der Logik. Vgl. Paulhan, Psychologie de l'invention, 1900. — Vgl. Sozio-
logie (Tabde), Nachahmung, Ars magna.
1»; Erfolg — Erhaltung
V.rtnlg s. Prsgmetiemna, Wahrheit. VfL F. Borax, Die
d. Wahrheit «. Erfahrung, 1911. S.23f. - Erfolgsmoral beißt der StesitfismU.
wonach der Erfolg einer ITsinflmis, deren eHtüehen Wer» bestimmt.
Krfüllung nennt Honm (Log. Untersuchungen, 1913, 11». 65) „gewisse
Formen der IV iiliflimriing. weiche une dem Erkenntniesfel naher hängen. In jeder
KHtilhtng findet eine mehr oder minder vollkommene Vnrsimnhaiilirhiinf statt. '
der Erfttüung erleben wir gwinhsss i ein ..dee iet ee seihet".
Wir werden mm hierbei de* Überamnhahen. Unbedingte«, nnaeier
flnÜieiiBBg, dm ober aOat Kalnrhalm hmaoeragt, dee „ober
VermBgene" m mm bevrttt mmere 0;im6tmHmmimg ••«>•* ** «rhebeo.
Fähigkeit, dnt Unsnfllchi denken sn komm« (Krit. d. IMkkrait, f 2
Des E. iet ein Gigs ante eil, «deaeen Vorstellung dm Qemtl beetimmt» eich dV
sataiuhbaikiiit der Natar ah) Darstellung von Ideen an rtssksa '. Dee ^mathematmeb"
K., daa (J rotte der Aneohaonng (s. B. dee unbegronsten Oeeane) iet vom ^dynimieoh
K. n untereoheidan, daa aof dae nisjihi ngs iimngn «km besieht (L c. f 24).
dynamisch e. ist die Notar als Macht, dm tber mm (am tHiiiamnlinfc elmMiki Woaen )
kerne Gewalt hat (L o. | »; vgL AnlhropoL U. | 68). Ähnbch erkürt Scmauum dee
Oefnhl dm E. am frulikinJ ..emsrealte aoa dem Gefühl unserer Ohnmacht und B»
snssmmsg» einen Gegenstand sn erfassen, andeemeta mm dem Oesfthm unserer Über-
macht, weiche vor keinen Qrenaen erecihriekl «ad rieejnnige eioh geistig unterwirft,
dem tmeera rlnnHnaie Kräfte utterhegen" (WW, Gutta, XI. 287; Vom Erhabenen,
1792; vgL Pbiloa. Schriften, hrsg. von Kabriamann, 2. A. 1910). Nach Lim
..dasjenige, in siiliihsm iah ealbet mkm innerlich grofl oder ober dae pmihi Matt
hinausgehoben fühle" (Kultur d. Gegenwart L 6, 264; ÄathcUk IL 1906). Kaoh
Volkblt hegt der Gehalt des E. im Übermächtigen. Obernmneehbehen (System
d. Ästhetik, 1906!.). Vgl. Brut Enquiry. 1766, I, 7; Jbas Pacx, Vorschule d.
Ästhetik, 27; Hnosx, Ästhetik I. 467; ScHorwrHAüsn, D. Weit ale Wille u. Vor
Stellung, I. Bd.. | 39; Voom, Ästhetik, 1848-^8, J 63; Fscavsn, Vorschule d.
Ästhetik, 1876, II. 141 ff.; K. v. Haktmait», Ästhetik, 1866-87, U. J 262 0. ; Lofn.
Gesch. d. Ästhetik, 1868, S. 324 ff.; Gnooa, Einleiu in <L Ästhetik, 1892, S. 318 ff ;
Witassx, Allgemeine Ästhetik, 1904, & 319 f.; F. Umura. Der Begriff des E, 1898.
Erhaltung; der Energie s. Energie, Kraft; E. der Materie s. Materie,
Masse, Element (Ostwaid). Der Selbsterhaltungstrieb ist das Streben, eines
Wesens oder des Ich, gegenüber den Störungen, Angriffen seitens der Umwelt, sein
Dasein, Gleichgewicht, seine Einheit oder Form ru bewahren, wieder hersusteüen .
Das Erhaltungsstreben betonen besonders die Stoiker (rirsfeteasesd, Diog. Leert.
Erinnerung — Erkenntnis, 187
VII, 85), Telesiüs, Campanella, Spinoza („unaquaeque res, quantum in se est, in
suo esse perseveratur", Eth. III, prop. VI), Hobbes, Letbniz, Holbach, Herder,
Lambebt u. a. Nach Hebbabt kommt den „Realen" (s. d.) eine „Selbsterhaltung"
ihrer Qualität gegen drohende „Störungen" zu (AUgem. Metaphys., 1828 f.; vgl. Vor-
stellung, Seele). Das Moment der Selbsterhaltung betonen ferner Schopenhauer
(„Lebens-wille", s. Wille, Fobtlage, Tönsies, L. W. Stern (Person u. Sache I,
265 ff., Die menschl. Persönlichkeit, 1917), Avenabtcs, nach welchem das im Gehirn
lokalisiert gedachte „System C" sich stets zu erhalten sucht, mit dem idealen
Zustand des „Erhaltungsmaximum" (Rrit. d. rein. Erfahr. I, 62 ff.), Spicker.
Müller-Freieneels, Irrationalismus, 1922, u. a.
Die E. der begünstigten Arten im Kampf ums Dasein lehrt Darwin (s. Ent-
wicklung). Nach Goldscheid erhalten sich die Arten entweder durch Steigerung der
Quantität des Nachwuchses oder durch dessen Qualitätssteigerung ; auf die „Art der
Erhaltung", nicht nur auf die E. der Art kommt es, insbesondere beim Menschen,
an (Höherentwickl. u. Menschenökonomie, 1911, S. 200 ff.).
Nach J. Pikler ist die Selbsterhaltung das Prinzip des Psychischen (Physik des
Seelenlebens, 1901). Nach Cohen ist E. logisch „Durchdringung von Sonderung
und Einigung" im Denken (Logik 1902, S. 118). Vgl. Erkenntnis.
Erinnerung s. Gedächtnis, Reproduktion, Anamnese, Engramm. — Er-
innerungsbild s. Vorstellung, Gedächtnis. — Erinnerungsgewißheit s. Gewiß-
heit. — Erinnerungsoptimismus s. Optimismus. Über Erinnerungsurteile
vgl. W. Jerusalem Die Urteilsfunktion, 1895, S. 130 ff.
Erinnerungsvertrauen nennt E. Becher die weder denknotwendige
noch beweisbare, aber unentbehrliche Voraussetzung für die Realitätserkenntnis, daß
gewisse Bewußtseinsinbalte, Erinnerungen genannt, uns Vergangenes richtig wieder-
zugeben vermögen. Vgl. Naturphilosophie, S. 79 ff., Philos. Voraussetzungen der
exakten Naturwissenschaften, S. 64 ff., Geisteswissenschaften und Naturwissen-
schaften, S. 43.
Eristik (igianx.^): Disputierkunst, Kunst des Streites, der Polemik. Eri-
stiker hießen die Anhänger der Megarischen Schule (s. d.), des Eekleides von
Megara; vgl. Diog. Laert. II, 107.
Erkennen (Erkennung) s. Wiedererkennen.
Erkenntnis bedeutet: 1. den Vorgang des Erkennen*, den Erwerb der
Erkenntnis, den Erkenntnisprozeß, 2. das Produkt, Resultat des Erkennens, die
(einzelne oder allgemeine) Erkenntnis, sei diese nun unmittelbar, anschaulich, konkret
oder mittelbar, begrifflich, abstrakt, Verstandes- oder Vernunfterkenntnis, empirische
oder metaphysische, naive oder methodische, kritische E. (Erkenntnisarten). Das
Erkennen ist, psychologisch, eine Funktion des erkennenden Subjekts (s. d.), welche
auf ein Ziel, die Erkenntnis selbst (das „reine Erkenntnisziel") gerichtet ist, wobei
die letztere wieder ein (praktisches) Ziel haben kann, das aber nicht den Maßstab für
die Beurteilung des theoretischen Wertes der E. Hefern kann (s. Wahrheit, Pragma-
tismus). Erkenntnis entsteht nicht „von selbst", ist nichts Passives, Gegebenes,
sondern ein Erwerb auf Grund von Reaktionen des Subjekts gegenüber Erlebnissen,
die es in fortschreitender Weise aktiv verarbeitet. Es folgt hierbei einerseits der
Gesetzlichkeit des erkennenden Bewußtseins selbst, den Forderungen, Normen des
reinen Erkenntniswillens, welche logische, „apriorische" (s. d.), „transzenden-
tale" (s. d.) Bedingungen objektiver Erkenntnis sind, anderseits den Intentionen,
1 h s Erkenntnta.
*f objektiveo Erfebnhaaheltr. durrh das ea eich im
motivieren, leiten laßt. Denn so aekr da« Krkrnnrn eine „suh-
jektivo". aajefelan Tätigkeit art* so «ehr wird ca, wofern ea rahme, wahren Erkennen »t.
vom Willen tur Objektivität geleitet. Dar Erkenntniewük» geht anf dia Er-
der Existenz «ad Beachaffenheit der Sarben aethet, er ort gegenständig h
iL Erkenntnäi art aoamit die (mehr oder weaJaar genaue . adAquate und voll-
■Hadige) Baannat In die llinihiilwiill «ad den Tammmanfcang dar Dana» anal dea
Geschehet*», die Bestimmung dea Saint aad Soaeioa der Objekte und ihrer
Beziehungen. Djeaa Featatathana gelangt in Urteilen tarn Aaedrock. und ao laBt
«ich aagen: EthaiaHaai art eh» objakthr bacaadttea Urteil; Erkennta» art aea (ab)
8jateai) m illpaaiaajiaafaB. objaküian UraeOaa gngabin, in UrteUea. welche ob-
Zaaaauaanbaa4pa>L
Dinge bn
art etwa*.
I wa> ea art, nie ea eich I
Laga uew. verhalt, ade ea
dmWa
krtean ürtefl,
spricht, laaararhail, werden kann and muß, ein Urtafl. daaaa n Inhalt Auadrnck ehmr
objektiven Relation art, daa ab» für daa Objektive. Seiende, Geltang hat.
Alb wahre, eckte E. bt objaktir. enthalt Zoaamme nhlnga. da* vom efcuekwa 8u>
unabhängig aind. von jedem erkannt werden m aasen; iaeoferu art ab) aack „absolut".
Db» E. brt anderaeite .relativ (ad.), aoweit aie nickt daa (ahaolnta) „An eich
Dinge (e. Ding aa eich), die ahaolnta Wirklichkeit (a. d.) aelbat, eondrrn aar deren
objektive ..Erecbemung" (a.d.) erfaßt, die aaa Beübungen besteht, welche für daa
.Bewunmem überhaupt" (a. d.) Oehaag haben. Da» E. brt,
wo aie anf Wahrnehmung und Erfahrung (a. d.) eirh atütxt, von lar auegebt,
sich aaf aie besieht, ateai ein Werk dea Intellekte, daa Denket», welchen aa de« Er-
bhrtbt, aa nicht angapilrft kaiainunt; auaetoem brt E. dank daa Wate bedingt,
wobei aber der ErkenntniawiUe die atorenden Fatflüam von Trieben,
absuwehren hat und nicht rar Willkür werden darf. E. »t daa Reaultat dea i
wirkene von Danke« und Erfahrung (Wahrnehmung), db) einander wecaealeeitig kon-
trollieren, wobei da> feataa Geafeatapnnkte (s. Kategorien) dea Erkanaaaa, db) au.
gemeinen DenhmHaaL eich iwar immer mehr entfalten, verfeinern. epaeJalbaafea,
aber unverrückbar, ab) oberem Voraussetzungen der E. Deataad haben (Krita-
uamua). Daa Geärtiga ab) Inbegriff voa
mittelbar" (ohne ea ab) Svmbol eines ana nur durch
Sana) betrachten aa miauen), wenn auch nicht ohne denkende Verknüpfung, afota-
physisch laßt aich daa Eigen- oder Fnraiehsein der Dinge ab demjenigen, daa wir
unmittelbar in uns finden, analog denken (a. Panpsychiemus), ohne daß n
achon jedem Objekt eine eigene „Seele" oder Beaeeltheit i iimkannan darf.
iat d» abstrakt begriffliche Erkenntniaweiae dea Veratandea, der db) Matmigfahigknit
der Etacheinungen gliedern, ordnen, einheitlich und allgeunsmgültig verknüpfen will und
muß, nicht eins mit dem Sem der Wirklichkeit, wie ea für aich oder ab) Inhalt einen
unendlichen, uberseiüichen, allbefaaeenden Bewußtaeina (a.Tranaxendent) Bestand bat.
Nachdem realiatiaehen EikcnntnbbegrifJ besieht aich die K. auf Objekte (a.d).
die unabhängig vom Bewußtsein existieren; der idealistische Erkcnntniebegriff be-
stimmt E. als Einordnung eines Inhalte in den (objektiven) BcwuOtafinanammmenhang
Erkenntnis. 189
Die Möglichkeit sicherer E. bestreitet der Skeptizismus (s. d.). Der Subjektivis-
mus (s. d.) lehrt, alle E. sei bloß subjektiv, der Relativismus (s. d.), alle E. sei relativ.
So stellt schon Fkotagoras den Satz auf: Aller Dinge Maß ist der Mensch {nävxoiv
XQ^ucaoiv uetQov äv&Qo>7io$, Diog. Laert. IX, 51). Der theoretische Nihilismus eines
Gorgias bestreitet die Möglichkeit objektiver E. (Sext. Empir. Adv. Mathem. VII,
66, 77ff.). Der Rationalismus (s. d.) betrachtet als wesentliche Quelle der E. die
Vernunft, das Denken, wie dies schon Heraklit, die Eleaten (vgl. Sein), Demokrit
u. a. tun. Nach letzterem geht die „echte", gedankliche E. (yvrjoti)) auf das Wahre,
Seiende (s. Atom, Qualität), die „dunkle" Sinneserkenntnis auf den Schein (Sext.
Empir. Adv. Mathem. VII, 135 ff.). Gegenüber dem Subjektivismus der Sophisten
betont Sokrates die Allgemeingültigkeit der E., die in den Begriffen (s. d.) Hegt.
So auch Platox. Auf das wahrhaft Seiende, die Idee (s. d.) geht das reine Denken,
das zugleich ein Zusammenschauen zur Einheit des Gedachten Ist; die Sinne erfassen
nur das „Xichtseiende" Veränderliehe, geben kein Wissen, nur „Meinung" (dö$a).
Eine Mittelstellung nimmt die mathematische (s. d.) E. (durch öidvoia) ein. Das
Seiende wird durch den Geist, das Wissen {vovg. v6i;oig, emaiiju^) erfaßt, wobei eine
Art Wiedererinnerung (s. Anamnese) an das von der Seele vor der Geburt Geschaute
stattfindet (vgl. Phädo, 65—67; Republ. 476 E f., 505 ff., 533 f.; vgl. Gut). Nach
Aristoteles, der an den Empirismus (s. d.) etwas mehr Konzessionen macht, aber
auch Rationalist ist, gibt es einen natürlichen Erkenntnistrieb (Tidvreg äv&Qcanoi
tov elöt'vai ÖQiyovrut. tpvoti, Metaphys. I 1, 980 a 21). Die wahre E. fJbtMmfff) geht
zwar von der Wahrnehmung des Einzelnen aus, hat aber das Allgemeine zum Inhalt
y.a&öAov ya.Q al i^iaxr^iai ndvnav, Met. III, 6, 1003 a 14), ist begrifflicher Art, wobei
die Vernunft das Allgemeinste, die obersten Prinzipien des Seienden durch sich selbst,
unmittelbar erfaßt. Vollendete E. ist eins mit dem Erkannten, ist eben das auf geistige
Weise, was das Wirkliche real ist {täte 6' ■>) iftiat^fnj piv zä inioir^ä nojg, De
anima III, 6, 8). Empiristisch leiten die E. ab die Stoiker und die Epikureer
(s. Sensualismus). Eine E. des Übersinnlichen gibt es nach Plotix u.a. (s. Mystik).
— Vgl. S. Aicher, Kants Begriff der E. verglichen mit dem des Aristoteles, 1907;
< Jörlaxd. Aristoteles u. Kant, 1909.
Die Scholastiker fassen die E. als eine Art geistiger Nachbildung der Wirklich-
keit, als eine „Verähnlichung" des Erkennenden mit dem Erkannten auf („omnis
cognitio fit per assimilationem cognoscentis et cogniti'*, Thomas, Contra gent. II, 77).
Das Erkannte ist dem Erkennenden und den Formen (species, s. d.) des Erkennens,
durch die es erkannt wird, gemäß („cognitum est in cognoscente secundum modum
cognoscentis", „omnis cognitio est per speciem aliquam cogniti in cognoscente"). Die
E. geht von der Wahrnehmung des Einzelnen aus und erfaßt vermittels des Intellekts
das Wesen, das Allgemeine der Dinge („omnis cognitio a sensu incipit, qui singularium
est"; „cognitio sensitiva occupatur circa qualitates sensibiles exteriores; cognitio
intellectiva penetrat usque ad essentiam rei", Contr. gent. II, 37; Sum. theol. II, 8, 1).
Durch Reflexion erkennt der Geist seine Funktionen (Sum. theol. I, 87. 1). Alle E.
beruht auf einer Angemessenheit („proportio") zwischen der Erkenntnisfunktion und
dem Gbjekt. Roger Bacox unterscheidet schließende und empirische EL, Wilhelm
von Gccam intuitive (s. d.) und begriffliche E. Die intellektive E. setzt die sinnliche E.
durch äußere und innere Erfahrung voraus („omnis cognitio intellectiva praesupponit
necessario imaginationem sensitivam tarn sensus exterioris quam interioris" (In Lib.
sent. I, 3). — Im Sinne der Scholastik fassen die EL auf Gutberlet, Commer, Haoe-
maxn u.a. (vgl. Thomismus). Vgl. Stöckl, Grdz. d. Philos., 1910 ff.
Als eine „Assimilation" und als ein Messen der Dinge an der eigenen Einheit des
190
betrachtet das Erkennen Nioolacs Oonanve. Dm eiiikligete
mittel iet die Zahl, fillii F hl um eh» fluni hm mg sn ilss slisnliitoi Wimen, nei „¥<«
Jektnr". Die 8tufen dar E.Mhmmh, „ratio". Jntaüectm". .^pecoletio" (De <
ignorentia III, 10; Dt coniectnr. II. 14). VfL DooU.
DM
Ik;:t:i<hkrjt d.r
(«. Wahrheit) und tob
Dw Verstand beeiut sngahorm ■ (a. <L) Begriffe,
gehen. Wir erkennen die Ding«, m wto sie sind, enreaoga den Denkens (e. Objekt).
Nach lüunaan nfc wir die Dinge in Gott, fei Quicklet db Ideen (e. d.)
Srnrot* imsstnahaidct drei Artet» der E.: shinloh iQieteOeMfeMeJhji
wie eie eeiUoe in Gott Hepa, nie notwendig nne dem nflHMnhm Weeen folgend (jmb
cpanie netemitniie"). nie Mp*feMiioeii der gUHlifcin Natur (Bln. II. prop. XLfU
EiisuhJeÜnuh Mim die E. nb Camtaxwuu. Fmaoaerono u. a. (rgL
One Erksonrnesptnbtsm. 1907 f.), F. Baoo» (e. Fj fehl mg, Induktion) n. n.
E. (rgL Mnthomttfk) am
' CeJeÄ(eWÄmeOm\ WMS fjajVeVawQVejOQ^J* «6» aw% Btf SB0fB6evn VMM Qew VC
i; «e iet die Fifaming der Verknüpfung and Ober-
K. I IL). Es gibt fatnfcree, deummtrettre und efenfaohe E; die fammm E. (rmi
unserem leb) na unmittelbar gewiO (L c K. 1. f 1). B.
der Dinge auf une und dnmb aktree Verknüpfung der eo
mos). Covdillao leitet alle E. nne der Enyflndnag ab (rgL H hemm).
Nach Hom et kennen wir nur, wae nne dnmb die Wahrnehmung angeben iet;
die E. in bedingt durch bioloe>ch-myehologieche Faktoren, durch AeeoeJatton. Er-
wartung. Gewohnheit, PbentaeJe, Instinkt (rgL Kaueahtet, Objekt, flauem ni). Wir
erkmmm nur 7eminmanhlnge ron Erfehrungamhatton, nicht krtste Drnachm und
Kräfte. Unabhängig ron euer Erfahrung (rgL aber „Mathematik". Qcgenetnnde-
theorie) gibt ea keine Fiheiniteni (Enquliy; 1mm). Auf ^eelbetguwme Wahr-
hoieau" dea „Qemmmmm" (eommon eanee) staut die eehottieehe 8ohule (Brno
u. a.) die B.
{^ Einen gsaiHngliii BAtsmammm mrtritt Lram, der ein A priori (a. d.) der B.
annimmt, nämlich dm Intellekt, dar die Anlagen mr BonutUmgang ron üi teilen
hat, die streng notwendig galten (e. Wahrheit). E. iet ein Produkt dee Geistes, rar
anlaßt durch die Erfahrung, nicht ron auBen bewirkt Die E. ist dunkel oder klar (s.d.).
die klare E. deutlich oder »mouuon (a. d.), die deutliche E. adäquat oder inadäquat,
symbolisch oder intuttir. Der Geest erfaßt denkend dae Weeen der Dinge seihet
(Nourmux Eeaais; Monadologie; MadlUttoma de oognitione, reritate et ideie; rgL
Mathematik, Axiom. Logik). Nach Cn. Wour iet E. der Akt der
Vorstellung oder einen Begriffs ron einem Dinge („actio animae, qua
idanm reisibiacquiru '. PsychoL empir. §52). Es gibt eineeine, allgemeine,!
symbolische, empirische, rationale (philosophische), historische, mathematische E.
Tmrnxs (Philo*. Versuche, 1770 f.) und Lamm (Neues Organon, 1704; Anlage
tur Architektonik, 1771) unterecheaden aaiauhm Form (e. d.) und Stoff der E.
Erkenntnis. 191
Diese Unterscheidung ist grundlegend bei Kant, dem eigentlichen Begründer des
Kritizismus (s. d.). E. ist nach Kant nicht eine Abbildung gegebener Objekte,
sondern die Herstellung eines einheitlichen, objektiven, allgemein-
gültigen Zusammenhanges durch die in den Kategorien (s. d.) und Grundsätzen
(s. Axiom) am „Stoffe" der Erkenntnis sich betätigende synthetische (s, d.) Funktion
des Bewußtseins. Ebenderselbe methodische Prozeß, in welchem uns Objekte
(8. d.) erstehen, zeitigt auch die E. dieser Objekte, die aber nicht „Dinge an sich",
sondern nur „Erscheinungen" (s. d.) solcher Dinge sind, von denen nur der Stoff,
nicht die Form der E. herrührt. E. ist das Erzeugnis apriorischer (s. d.) Faktoren,
bezieht sich aber nur auf Gegenstände möglicher Erfahrung und reicht nicht über die
prinzipielle Erfahrbarkeit hinaus, lehrt uns nur, wie die Dinge sich einem „Bewußt-
sein überhaupt" darstellen, nicht wie sie an sich, unabhängig von den Formen des
Erkennens sein mögen. Zu aller E. gehört Anschauung (s. d.) und Denken (s. d.),
ein Begriff, durch welchen ein Gegenstand gedacht wird. Die Kategorien Hefern uns
Erkenntnis von Dingen „nur durch ihre mögliche Anwendung auf empirische
Anschauung", obzwar sie Dicht aus der Erfahrung stammen. Es ist uns keine E.
möglich als „lediglich von Gegenständen möglicher Erfahrung". E. ist nur möglich,
weil die Objekte der Erfahrung sich nach der Gesetzlichkeit des Bewußtseins richten,
weil diese selbst die „Gründe der Möglichkeit aller Erfahrung überhaupt" enthält.
Die Einheit der transzendentalen Apperzeption (s. d.) ist die oberste Bedingung aller
Erkenntnis. Etwas wird erkannt, wenn ein Mannigfaltiges von Inhalten zu allgemein-
gültiger, fester, objektiver Einheit verknüpft ist, nach einer Regel welche die Zu-
sammengehörigkeit von Erfahrungsinhalten vorschreibt. Erkenntnis besteht in der
„bestimmten Beziehung gegebener Vorstellungen auf ein Objekt", und „Objekt" ist
eben das, „in dessen Begriff das Mannigfaltige einer gegebenen Anschauung ver-
einigt ist". Diese Vereinigung hat zur Voraussetzung die „transzendentale", „syn-
thetische" Einheit der Apperzeption, welche aus Erscheinungen einen gesetzlich not-
wendigen Zusammenhang macht. E. ist ein Urteü, dem ein korrespondierender Gegen-
stand in der Erfahrung gegeben werden kann, und reicht so weit, als mögliche Er-
fahrung reicht, die auch das „Innere" der Natur, das begrifflich bestimmbare Wesen
der Dinge (als „Erscheinungen") erfaßt, aber nie abgeschlossen ist (Krit. d. reinen
Vernunft, S. 23, 99 ff.). Die „subjektiven Gesetze, unter denen allein eine Erfahrungs-
erkenntnis von Dingen möglich ist, gelten auch von diesen Dingen, als Gegens finden
einer möglichen Erfahrung" (Prolegomena, § 17). Von den Dingen an sich haben
wir keinerlei (auch keine „verworrene") E. (gegen Leibniz u. a.). — Ahnlich lehren
Rein-hold, Krug, Feies (Neue Kritik d. Vernunft, 1807; 2. A 1828—31) u. a. Auf
Kant fußen auch Schopenhauer, F. A. Lange, nach welchem die E. von unserer
„psychologischen Organisation" abhängig ist (Geschichte des Materialismus II3,
36 ff.) n. a. Ferner die „Neukantianer" Liebmann, Stadler, Lasswitz, B. Bauch,
E. König, F. Medicus, Natorp, nach welchem die E. die „Ordnung der Erscheinungen
unter Gesetzen", eine immer weitergehende Synthese ist (Die log. Grundlagen d.
exakten Wissenschaften, 1910; Philosophie, 1912), W. Kinkel (Beitr. zur Erkennt-
nistheor., 1900), Cassirer (Substanz begriff u. Funktionsbegriff, 1910; Der krit.
Idealismus, 1906), Görland u. a. Nach Cohen erzeugt das reine Denken die E.
methodisch durch seine Grundlegungen in den Grundformen des Urteils (s. d.). „Nur
das Denken kann erzeugen, was als Sein (s. d.) gelten darf", in ihm hat das Sein und
damit die E. den „Ursprung" (Logik, 1902, S. lff.; vgl. Idealismus, Objekt). — Aus
dem reinen Denken leiten schon früher die E. ab S. Matmon, Fichte (aus „Tat-
handlungen" des Ich), Hegel (Enzyklop. § 445; vgl. Dialektik) u. a. — Auf dem Boden
T.fJ Erkenntnis.
aber mit Beton«« dm Willens (nr Wahrheit) als Grundlage dar E..
delbaxi» (lVeJudieu». 1907. & 32t). Utnwrmuao, Meli snluhim der
Wille cm die Efkmnmleabjekte echeift (Ords. d. Psycho!.. 1900, S. 03. 06; Philo*.
der Werte, 1Q08. 8. 31. Ml; e. Objekt). J. Rorcu, Ricubt. nach welchem dee Er»
kennen ein Werten fc* (D. Cijteilin I d. Erk.». 190«. 8. 109«.). Last; vgl J. <
( Vorsimwliiingen n. Heb «L ftkmiw.in, 1909). Kxitisattamk beetinunen den Erkennt-
nisbegriff ferner F. J. Scn»* (Grand*, d. kooath. Ertshrungaphflni . 1909. 8. 106 ff.).
BlNX» (e. Aktiviamus). B. Kens (Den Kita antraaprolh m', 191 1 >. Geeee. Beadlst.
Rnnorrnca, Lacnnu» u. a.. auch Um, neeh welchem B. die M\eiwendlung einen
asindlliilhar yj^U-nrn Zuansanaenhanges in einen geeet imiQigen Zesammeabang'*
iet (Gr. d. Logik. 1993. 8. S; Leitfaden d. Puychot. 1909. 8. 177 «.). Snmn. (Haupt-
probt d. Pkünc. 1911.8.19(1.). Rnnrosamt (Pkflee. d. Etkianini. 1911) u ... ferner
Heasam, nach wslohem B. die „Erfüllung der niiliulimgamiintiiiii" iet (Log. Unter-
euekv. 1900,1)1, IL OOOfU Urnen«, nach weichem E. enf ..Rrieuektsmg . auf Teil.
Bawsl.sim faernbt (Grit. d. mhuaneseUoiiili, 1901;
19Q9; egL Peerhet dee Elke nee m. 1993) n. a. Vgl
& Cnnterf ae«ex. Kantkrhm l. 181 1
man die E. nb Hnon,
(Dialektik. 8. 43 ff.; e. Wiesen). T»sxi>ele<büeo,
'den Realen erhallt, Hebsibt.
da* innere Knanrang MM ebsotatv Erkenntnis gewehrt (System d.
Logik. 1991 IL 399: fegen Kaut). Lote«, naeb welchem die E. erat naoh AbocbJuO
der Denkarbeit mit den Dingen tliiriieilimnt (Logik. 1991. & 503). TncnnCxxa«.
Baumas*. HnuraocTX, nach wehmem wir die gaeculirho Ordnung der Dinge eym-
üonaek erkennen (Die Tateaeben in d. Wahrnehmung. 1979. 8. 39k BaUJW. Dcltesv.
Kulte, Vouuur (Krfabr. n. Denken, 1999, & 349). Mauono, Kanu, neck weichem
wir die AnSare Renkte* indirekt dareb die Pkenoeaea«. dm eanere Reaktat eber direkt
(Die intelieku Funktionen, 1909), Hrcnrr. HOruot u. a.; Ewald (Kanu
1909), L. W. Sun«, der eine ..neraonaJeMamke (s. d.) Er-
(Person und Sache. 1909. I). Jodl. JnncnauM (BtebU. in
d. PhiloeA 1909). Sinoau V. Knarr (Erkanntnmbegriff n. Welt begriff. 191 1 1.
J. SorOLTB, Hörrwxo (Dar mirnehl (fedanke. 1911). A. alnrnn (Einfahr.
Erkenntnmtbeotir. 1909). B, DCna < Erkenntnuthc »r*\ 1910). SrOnnun (Ektf. in d.
Erk.. 1909k P. Sarwanrnoerr ( D. Wenan d. Erkenntnie. 1909) n. a, Nach A.
iet E. das „mittelbare, durch betrüb» Denkakte bei »«gel« achte, von
begleitete Wiesen". Etkennen beißt, „das Qeseheben auf das Sein, auf lilurMiti
Benannte und unveränderliche Begriffe des Geschehens, die wir Gesetae der Natur
nennen. xurückfOkren". Zwisoken den ITifciaiiilBaelraeii ii und den Grundvrrhait-
nieern der Wirklichkeit besteht ekm Kongruenz. Wir erkennen nur die „Greaaea"
der Dinge, nicht deren An sich (Der philo*. Kritiiiemus I>. 1909. II 1, 8. 0. 19. 34;
1 1 % 40). Ahnlich wie schon Soamuno (WW. I 9, 140; I 10. 337; ahnlich auch
Siowast) erklärt auch Rtxnx: ,.Ee ist dieselbe Wirklichkeit, aus der Samara Sinne
stammen, und die Dinge, die auf unsere Sinne wirken. Die nämliche erhallende Macht,
die schon in den einfachsten Dingen am Werke ist, setst ihr Werk in uns, durch uns
fort. Sie ist die gemeinsame Quelle von Natur und Verstand. Sie hat den Diagan
ihre begriffliche Form gegeben und uns das Vermögen, tu begreifen" (Zur Einfuhr in
<l. Prüms, d. Gegenwart*. S. 178 f.; 3. A. 1908k R. betont auch den socialen Faktor
der E. (so auch FxunnacH. Jerusalem, Baldwtn. Di Rosset t. Taede u. a.).
Nach dem ..Konformismus" O. vox Dan PronDTERS muß das den No
Erkenntnis. 193
Gedachte dem Wesen der Dinge entsprechen, konform sein (Konformismus, 1910).
Nach Wcndt ist E. ein Denken, „mit dem sich die Überzeugung von der Wirklichkeit
der Gedankeninhalte verbindet". Indem die Erkenntnisobjekte die Probe bestehen,
daß sie sich durch unser Denken in einen begreiflichen Zusammenhang bringen lassen,
zeigt es sich, daß unser Denken auf die Erkenntnis des Wirklichen angelegt ist (ähnlich
Siqwabt, Kleine Schriften, 1889, II8, 67). Die E. ist ein „Resultat der Bearbeitung
unmittelbar gegebener Tatsachen des Bewußtseins durch das Denken". Die Stufen
dieser Bearbeitung sind die Wahrnehmungs-, Verstandes- und Vernunfterkenntnis.
Von den Außendingen haben wir in der Naturwissenschaft eine mittelbare, begrifflich-
symbolische, von unserem Geistesleben eine unmittelbar-anschauliche E. (System d.
Philos. I3, 1907; Logik I3, 1906). — Einen kritischen Erkenntnisbegriff haben femer
Schuppe (Erkenntnistheoret. Logik, 1878; Grundriß d. Erkenntnistheorie u. Logik,
1895), Bergmann (Die Grundprobleme d. Logik2, 1895; System d. objektiven Idealis-
mus, 1903), Heymans (Die Gesetze u. Elemente d. wissenschaftl. Denkens, 1900 f.),
Nelson (Über das sogenannte Erkenntnisproblem, 1908), Caspari (Das Erkenntnis-
problem, 1909), J. Schultz (Die drei Welten der Erkenntnistheorie, 1907), Eisler
(Einführ, in die Erkenntnistheorie, 1907), Splr, Hönigswald, Elsenhans (Fries
u. Kant, 1906), Thiele, Deneke (Das menschliche Erkennen, 1906), Palagyl,
Petronievics u. a. Vgl. Rehmxe, Philos. als Grundwissenschaft, 1910; Meyerholz.
Erkenntnisbegriff und Erkenntniserwerb, 1908.
Empiristisch-realistisch wird die E. z. B. von Ueberweg bestimmt, als „Tätig-
keit des Geistes, vermöge deren er mit Bewußtsein die Wirklichkeit in sich repro-
duziert". Das Wesentliche der Dinge wird durch unsere Wahrnehmungs- und Denk-
formen erkannt (System d. Logik5, 1882; Welt- u. Lebensansch., hrsg. von Brasch,
1889). Hier sind ferner Feuerbach, Dühring, v. Kirchmann (s. Realismus) u. a.
anzuführen.
Als Erfassung der konstanten Relationen der Dinge fassen die E. auf die Posi-
tivisten (s. d.) Comte, Moleschott u. a., auch E. Laas, nach welchem E. die „Heraus-
sonderung des objektiv Zusammengehörigen aus dem subjektiv Zusammengesetzten"
ist (Ideal, u. Positivismus, 1879 f.); vgL Ziehen, Psycho-physiol. Erkenntnistheorie*,
1907; Verworn, Die Frage nach den Grenzen der E., 1908; Volkmann, Erkenntnis-
theoret. Grundzüge der Naturwissenschaft2, 1910; Kleinpetekm, D. Erkenntnis-
theorie d. Naturwiss. d. Gegenwart, 1905. Als „Beschreibung" von Tatsachen der
Erfahrungstatsachen und denkökonomische Ordnung und Verknüpfung derselben
fassen die E. auf E. Mach, Aven'arius, Petzoldt, Clifford, Stallo, Pearson,
Kleinpeter u. a. Diese Positivisten betonen auch den biologischen Ursprung und
den biologisch-praktischen Zweck der E. So ist nach Mach (Erkenntnis u. Irrtum2,
1906) die Wissenschaft (s. d.) ein Mittel im Dienste der Selbsterhaltung, und nach
Avenartus ist die E., die sich zwischen „Problematisation" und „Deproblematisation"
bewegt, eine physiologisch-biologische Funktion (s. Empiriokritizismus). Nach
Nietzsche steht die E. im Dienste von Instinkten, Trieben, Lebensbedürfnissen, des
„Willens zur Macht" ( VV W. XV). — Nach Spencer, Lewes, Ribot, Simmel, Potonie,
L. Stein u. a. spielen biologische Faktoren (Auslese) eine Rolle in der Entwicklung
der E. (s. Wahrheit). Nach Jerusalem ist die E. ein Mittel zur Erhaltung des Lebens,
das später aber zu einem theoretischen Funktionsbedürfnis wird; E. ist ein Produkt
sozialer, gemeinschaftlicher Arbeit (Einleit. in d. Philos.4, 1909; Der krit. Idealismus,
1905; Lehrb. d. Psychol.*, 1907; vgl. Wahrheit). Das Biologische, sowie die Be-
deutung des Willens und der Zwecksetzung in der E. betonen auch der Pragmatis-
mus (8. d.) und „Humanismus" (s. d.): James, F. C. S. Schiller u. a. Auch BERG-
IG Mler, Handwürterbuoh. io
l'U Erkanntnlalehre.
no», nach welchem die Iwgrifflmha E. um nur die Dinge so neigt, vis ab dar dem
Handeln i!H-irfr Verstand sieh witimtltgt (Ihnhcb Nimaou, C. Btram u. •,),
nicht wie eie die „Intaition" (a. <L) rnimattalhar ccfaAt (Meliere et ■ iMQirs, 1900.
a 103). Daß die E. dem tätigen Leben dient, ahmt 8eJb.Uweck ist, betont der
Aktirismus (s.d.) nberhaopt (egL echon ScmontxuAVnm. Brnniu o.e.).
VofunUfktmah-mboiogiech. eküristmoh lehrt euch VaJUnao«*, nach weichem der
Zweck da» Dsaksmi und Krkarmeue dm Ordnung. ,Hmnh— ng, Bshmiorhnng des
Gagebima, die Förderung ummmr Einwirkung auf de* Oiirhiam ut (Die Phihm.
dm AhvOb, 1911. 8. 60.). De* durch die Spreche (e. d.) «mm» ganm K. verfälscht
wird, beumt biwondefs F. hUormvBB. - VgL Litnnunu, Zw Analyais dm Wirklich-
keit». 1900t B. v. Hammaw, «irundr. d. Erhannlnadshrc. 1910; E. R Souott.
Kritik d. HdVwv. 1909, K. 109; Uqud. Enzyklopädie «L Phikm, 1910; M. Arnu
Die (iniadproblemw dm Krke— tomthe« b. 1904; Pocncaat, U seien» et Ibypo-
theae, 1902; deutack 1909; U vahrur de In emmme, drutach 1909; F. MairruaEa,
Sprachkritik. I. 1901 (f.; Wörterbuch d. Phiiue.. 1911; FUacao**» Konum, Wimen-
enheit u. Wirklichkeit, 1911. & 49f. (Erkenntnis im Beetimmung einea dm Erkaantuai
rorgingig Gegebenen, dee nicht durch Erkemncnm gmetst ist, eoodern ihr dit Riehtung
gibt); Au>r« MOlus, Wahrheit n. Wirklichkeit. 1911 (real); fturrnasmi
1913: Pbldkbxk*, Untersuchungen «hm nutmaL u. nichtnorraatirea Denken | I
Ihm). 1914; Graf Keymetinga Bi kennt «law eg mim CberainnHnhen (untrraebeidet
inshrera Dsrifcdiaickte); U. Wbkusu Kritik dm Mamm, 1914; Km. Lamm, Dm
Begreifen dm Welt, 1914; Owi.n, Die RaeJitit d Außenwelt, 1913; Couäbuc*,
Tiwneaendenua? Systematik. 1916; Bnm Rcasnu „Our knowledgc of the eaternai
worid aa a Seid f or ecmotiTtc method in philoaupky ". 19)16 (ualnnuMUsIntliflhi
Theorie t. Raum. Zeit u. Materie); De*».. Myetkasm and lugic, 1917. Ün ammOttlo
method in phiioeophy; IL ScauoK, AUg. Rrhenntnielekre, 191 .-nneu Ut
riiumathms Beaeickneu «ad Ordnen der Gegenetiade); R. Mtu.a Kaunrsut.
Irratinrmliamna. 192t (untemebeidrt neben dam rnthmjden »kennen mehrere
NWtnJewege); H. Matt«, Dna g inhhhtL Erkennen, 1914, - VgL
Wimen. Kihiliamna. Objekt. Sem, Objektivität, Gültigkeit, Urteil.
Wahrheit, Begriff. Erfahrung. Denken, Erarhrinung. Bemtkm. Reknirl— an. hleta-
phyaik, Fiktion. Idcaliamue, RcaJiemiis,Tateachr, Wirklichkeit, Paralkiliamiai (logiacher).
IdentiUtalehre. Voluntarismus, Onammlandmbi wa. A priori, Axiom, Kantianer,
Wlliflniiili hl i im weitem Sinne ist dk* Lehre vom Erkennen nnd
dm Erkennt n» (». d.). Sie umfaßt, außer dm Logik (a. d.) im oUtom Smae. die
Erkenntnishiologie, Erkenntnispsycbologtc und Soziologie des Er-
kennens sowie die Erkenntnisgesekichte. Die Biologie dm
snoht die Abhängigkeit dmaelben mm biologischen Faktoren wie
Kampf ums Damm, Selektion. Anpammng. Vererbung usw.. Faktoren, dir beim
»prang und der Entwicklung des Erkmiiiism ains gs a issn Rolle spielen. Die Erkenntnt«
Psychologie benchreibt und analysiert den ErkenntaiaproneB und dessen Gebilde, sie
betrachtet daa Erkennen genetisch, in dessen afrtwirhhmg, nnd sie migt dm peycki-
Faktoren auf, durch weiche Erkenntnis luatanrtr kommt. Die Hrwinlngm dm
erforscht die Bedingtheit der Erkenntnis durch sociale Faktoren, durch
die Wechselwirkung der Individuen, durch die gmnejnmrna Denk- und Foraohnngav
arbeit derselben, durch den Geaarntgeist; auch befaßt aie sich mit den Einwirkungen
der Erkenntnis auf daa Geeamtlebcu. auf dir Entwicklung der GeaeUsohaft.
Erkenntnislehre. 195
Die Erkenntnistheorie im engeren Sinne, die zugleich Erkenntniskritik
ist, ist die Wissenschaft vom „Ursprünge", von den Quellen, Voraussetzungen, Be-
dingungen, Zielen der Erkenntnis, von der Möglichkeit, dem Wesen, den Grenzen und
dem Umfange, der Tragweite derselben. Sie ist, kurz, die Lehre von den Prinzipien
der Erkenntnis, die sie nach ihrem Gehalt analysiert und nach dem Wert, nach der
Leistung ihrer Faktoren beurteilt. Sie ist eine kritisch -wertende Disziplin; sie
untersucht den theoretischen oder Erkenntniswert der Erkenntnismittel und
Erkenntniselemente und wertet sie nach ihrer Tauglichkeit zur Verwirklichung des
reinen, unmittelbaren Erkenntniszweckes. Sie geht nicht beschreibend-genetisch vor,
sondern „transzendental'* (s. d.), indem sie zeigt, auf welche theoretische Grundlagen,
Grundlegungen sich alle Erkenntnis stützen muß, um objektive Erkenntnis zu sein.
Sie geht in ,, analytisch-regressiver'" Weise auf die „Gründe" (nicht psychologische
„Ursachen") der E. zurück und legitimiert („deduziert") die Grundbegriffe und
Grundsätze der Wissenschaft als unentbehrliche, theoretische Erkenntnismittel, als
notwendige, „konstituierende" oder als „regulative" (s. d.) Erkenntnisbedingungen.
Sie zeigt kritisch, was die Erkenn tnisfaktoren leisten können, was nicht, welcher Art
deren Gültigkeit ist und worauf sie beruht. Indem sie sich auf die Voraussetzungen
aller Erkenntnis besinnt und den Leistungswert der Erkenntniselemente ermißt, wird
sie zu einem Mittel gegen den Dogmatismus (s. d.) und zur Begründung einer kri-
tischen Weltanschauung. In ihr kommt das Erkennen zum vollen Bewußtsein seiner
selbst; sie geht vom Erkenntniswillen, vom Anspruch auf Erkenntnis aus und zeigt,
in welcher Weise und wieweit das Erkenntnisziel erreichbar ist, wobei sie die Gültig-
keit der Denkgesetze (s. d.) — deren Bestreitung, wie der Zweifel an jeglicher Er-
kenntnis zu einem Selbstwiderspruch führt — voraussetzen muß (vgl. Skeptizismus).
Der Name „Erkenntnistheorie" kommt zuerst bei E. Reinhold vor (Theorie des
menschl. Erkenntnisvermögens, 1832). Bei A. BArMGARTEX findet sich zuerst der
Ausdruck „Gnoseologie" (s. Ästhetik).
Erkenntnistheoretische Untersuchungen finden sich schon im einzelnen bei
älteren Denkern (s. Erkenntnis). Aber erst Locke begründet eine systematische
Erkenntnistheorie. Diese will „den Ursprung, die Gewißheit und die Ausdehnung des
menschlichen Wissens sowie die Grundlagen und Abstufungen des Glaubens, der
Meinung und Zustimmung" erforschen (Essay concern. hum. understand. I, K. 1, § 2;
vgl. Riehl, Der philos. Kritizismus, 1908, I"2). Erkenntnistheoretiker sind ferner
Berkeley (Principles of human knowledge, 1710) und Httme (Treatise on human
nature, 1739 f.; deutsch 1895, 2. A. 1904; Enquiry concern. hum. understand., 1748;
deutsch in der „Univ.-Bibl."), welcher die Erkenntnis, die Erfahrung nach ihrem Ge-
halte analysiert, nach dem Ursprung unserer Begriffe forscht, die „verborgenen
Quellen und Prinzipien" des Verstandes sucht, um die Grundlagen und Grenzen der
Erkenntnis festzustellen, Reib- (Essay on the powers of the human mind, 1788) u. a.,
ferner Letbniz (Nouveaux Essais), Lambert, Tetens u. a. (vgL Erkenntnis).
Als der eigentüche Begründer der Erkenntniskritik gilt meist Kant. Er will die
Erkenntnis nicht psychologisch behandeln, sie auch nicht ableiten — ersetzt sie voraus — ,
sondern sie legitimieren; insbesondere will er zeigen, wie objektive Erfahrung möglich
ist, wie es möglich ist, daß wir unabhängig von der Erfahrung Begriffe und Urteile (s. d. )
gewinnen und mit diesen doch die Objekte der Erfahrung erkennen können. Er will
„die Vernunft selbst nach ihrem ganzen Vermögen und Tauglichkeit zu reinen Er-
kenntnissen a priori" der Prüfung unterwerfen, durch eine „Kritik der reinen Ver-
nunft". Diese ist die Kritik „des Vernunftvermögens überhaupt, in Ansehung aller
Erkenntnisse, zu denen sie, unabhängig von aller Erfahrung, streben mag,
13*
100 Erkennt ni »lehre.
mithin die EnaMaeidang der Möglichkeit oder ünmrtgtirhkcit einer Metaphysik Ober-
baupt and die Binlhamaitg sowohl der Quellen, ab dej umfange* and dar Grannen
Die Eraaemtnbkritik *t trennenden tsl (a. d.);
wta eoll" m tan (Krft. d. rem. Vernunft, S. 6 ff.. 681k Die triiwsieaentab „De.
duküon" (e. d.) aeigt, dan die afrangorbn <a. d.) Beiting— gw dar Erfahrung (s. d.)
und der Rriihningaohbkte saftet sind, woraus ea ebh begreift, daft wir e priori (s. d.)
fnr aia geben (rgL Kxitbbmea).
die Grundbedingungen
lavgaanaUstl
- Die Weiteiwat»
der aar Krön
VrwsueaUiunge
fragt» and
a> n>k ner oa flraaaauaai aal imeuiiei etaaa psyenosogieon aa aemrjmemmmn rro*
.«DKNUgBBBV |> 1MUSOTI gIDl •
Dan losanjavtreneaendentabn oder logbohsn Standpunkt eerteaeen Mausob,
LiBaaua«, Rieux» Hö«io*w*u>. Hceasnu Küura, A. Maas an, B. Baron, B.
(Daa likiBntaiapiohhai', 1911k F. J. Sonaanr, Vouult &*, ferner Kanon?.
Kmnu Caaenan, Oonutvn u. e. Vertreter der „Marburg** Schule-", an
H. Conen steht Neon ihm geht die R (- „Logik", s, d.) nicht
Bändern von den „mehBeaan Werten dar Waaaanonei t, den rein«
ans. Dane and am dam ..Tammmenhanga der Vernanft" ab „Urapranga", Grand,
(e. Hvpotheeb) der TfihenaUni an itoitiiriaraa. Die
i Maaatab fax die Kritik daa Erananams abanban (Lag», 190t, & 11.
17, SS, 610; Kanu Begrund. d. Ethik». 1910, 8. ltk AnUpsychriogartboh (kritisch-
wartend, teieologiach) iet die R nach Wi bobuubd (s. ffillbiasjna, Nor»), Rioksbt.
■nah welchen] kritbch daa Verfahren tat, „welches twbohon wutioOsp and wert'
loeen Zielen der Erkenntnis ■oheirtet and nun Bnoanbht auf aia db Geltung der aa
Labe, B. Ononunmu, J. Oon, MOasTnaaEao. Stadub», nach welche« die krJ.
tische Besinnung in dem Nachdenken „Ober daa, wae man lugenlnoa wflL wenn man
erkennen will" beateht (K*otetn<tieo XHL 143 ff.) u. a. VgL ?■!■!■ ■■■■•Koaxmy
Wissenschaft u. Wirklichkeit. 19»; Rkhxxb, Philoa. ab Grund eiemnanheft, 1910;
Rawijroaa, Philoa. dm Brammana, 1911
Bei Fama bt db R nicht payonobgbUauh, aber meofern payonalogboh. ab daa
Apriorische der Erkenntnb dareh innere Erfahrung entdeckt wird, ab Beetand dar
Vernunft, in deren Natur ea liegt, eo und nicht andere aa erkennen (Nene Krit. d.
Vernunft*. 1828 f.). Ahnlich lehrt die neue Friea-Schub. Nach L. Naxsoa kamt m
im heifeouunhohen Smne nicht geben, da ab aehon die
Ea gibt nur eine Kritik ab ,.Whnan-
aohaft aaa innerer Erfahrung". Die Vernunft, deren „Selbstvertrauen" rar Wahrheit
ihrer den „metaphyaiachen" Urteibn vorangehenden unmittelbaren Erkenntnhae etwa*
Ursprünglicbea iet, enthalt die apriorischen Bedingungen der Erkenntnb, dem«
Gültigkeit vor Ihrer pejohologbohen Entdeckung schon featsteht» durch ein „re-
gressive*" Verfahren schon aufgeseigt bt (Die kritische Methode. 1904; Über da*
sogenannte Erkenntnisproblem. 1908; Db Unmöglichkeit der R, 1911). Ahnlich
Erkenntnislehre. 197
zum Teil O. Ewald (Erkenntniskritik und Erkenntnistheorie, Wissenschaftl. Beil. d.
Philos. Gesellschaft in Wien, 1910; s. Deduktion).
Als Hilfswissenschaft der E. wird die Psychologie anerkannt von Schuppe,
Sigwabt, Uphues, Pai^gyi (Die Logik auf dem Scheidewege, 1903), Metnong
(s. Gegenstandstheorie), Höflee, Kbeibig, Jodl, Siegel, Stumpf ( Psycho!, u. Er-
kenntnistheorie, 1891; Philos. Reden u. Aufsätze, 1910), Ltpps, Dilthey (Methode
der „Selbstbesinnung"), Zellee (Über Bedeut. u. Aufgabe d. E., 1862) u. a. Wusdt
gliedert die Erkenntnislehre in formale Logik und reale Erkenntnislehre, welche
wieder aus der Erkenntnistheorie (allgemeine E. und Methodenlehre) und Erkenntnis-
geschichte besteht. Die Aufgabe der Erkenntnistheorie ist die Darstellung der Begriffs -
bildung, wie sie nach logischen Motiven innerhalb der Wissenschaft stattgefunden
hat, verbunden mit Kritik der wissenschaftlichen Erkenntnis (Logik I3, 1906). Vgl.
Ladd, Philos. of Knowledge, 1897; Störbxng, Einführung in die E., 1909; Höftding,
Der menschliche Gedanke, 1911.
Auf die Psychologie basieren die E. Heedeb (Vom Erkennen u. Empfinden
der menschl. Seele, 1778), Beneke (Erkenntnislehre, 1820), Schopenhauer,
F. A. Lange, J. B. Meyee, Helmholtz, J. St. Mtll, Spencer, H. Cornelius (Ein-
leit. in d. Philos., 1903, S. 13 ff.; 2. A. 1911), Heymans. Nach ihm ist die E. „Psycho-
logie des Denkens", die „exakte, durch empirische Untersuchung des gegebenen
Denkens zu ermittelnde Feststellung und Erklärung der kausalen Beziehungen,
welche das Auftreten von Überzeugungen im Bewußtsein bedingen" (D. Gesetze u.
Elemente des wissensch. Denkens, 1905, S. 3 ff.). Ferner Spencer, James, F. C. S.
Schiller (s. Pragmatismus), Vathinger, Avenabius, Mach u. a. Vertreter des
„Biologismus"; auch Jerusalem: „Die Erkenntnistheorie fragt nach der Möglichkeit
und nach den Grenzen der Erkenntnis. Die Erkenntnistheorie setzt diese Möglichkeit
bereits voraus und sucht den Ursprung und die Entwicklung des menschlichen Er-
kennens zu erforschen" (Der krit. Idealismus, 1908, S. 21; vgl. Einleit. in d. Philos.4,
1909). — Vgl. die Literatur unter „Erkenntnis", ferner: Hegel, Enzyklop. § 10
(gegen die MögHchkeit einer E.); Czolbe, Grundz. einer extensionalen Erk., 1875;
R. Pboelss, Der Ursprung d. menschl. Erkenntnis, 1879; Koch, E. Untersuchungen,
1883; F. Bon, Die Dogmen der E., 1902; Helm, Psychologismus oder AnüpsychoL,
1902; M. Kauffmann, Fundam. der E., 1890; v. Schubert- Sold ern, Grundlagen
einer E., 1887; A. v. Leclaer, Der Realismus der mod. Naturwissenschaft, 1879;
Beitr. zu einer monistischen E., 1882; Mach, Erkenntnis u. Irrtum2, 1906; Bbaig,
Vom Erkennen, 1897; Elsenhans, Fries u. Kant, 1906 f.; M. Scheleb, Die transzen-
dentale u. d. psychologische Methode, 1900; E. Grimm, Zur Geschichte d. Erkenntnis-
problems, 1890; Casslrer, Das Erkenntnisproblem in d. Philos. u. Wissensch. der
neueren Zeit, 1906 f.; 2. A. 1911; Hobhouse, Theory of Knowledge, 1896; F. C. S.
Schiller, Humanismus (deutsch), 1911; Mautkneb, Beitr. zu e. Kritik d. Sprache,
1901 ff.; Wörterbuch d. Philos., 1911; F. Deeyeb, Studien zur Methodenlehre u.
Erkenntniskritik, 1895 — 1903; Lossklj, Die E. des Intuitivismus, 1910; F. Meyer-
holz, Erkenntnisbegriff u. Erkenntniserwerb, 1908; H. Lüdemann, Das Erkennen
u. die Werturteile, 1910; Dübe, Erkenntnistheorie, 1910; H. Leser, Einführ, in die
Grundprobleme der E., 1911; Euceen, Erkennen u. Leben, 1912; E. Mach, Meine
naturwissensch. Erkenntnislehre, Scientia VII, 1910; Driesch, Ordnungslehre, 1912;
A. Läpp, Die Wahrheit, 1913 (Gegen Rickebt u. Hussebl, für Vathinger);
Th. Ziehen, Erkenntnistheorie auf physik. u. psychophysiol. Grundlage, 1912, s. Bino-
mismus. Zum gegenwärtigen Stand der Erkenntnistheorie (zugleich Versuch einer
Einteilung der Wissenschaften), 1914; Cornelius, Transzendentale Systematik, 1916;
tfjg Erklärung - Erlebnis.
E. v. Am, Versack aa «nee MtaniigUnihinj das Mnabinaaiii, 1913; Moritz
Schxjc*. *lkjimibi Krkwuitnbbhre. 1918; Mxwono, Gm. AnhandL II. 1915 (Ab
handL über Fkienaliiblhiiwb a. OtgerMlsnrtetaiiiiki); Garan, Grundkgang der
Logik a. IftfcBMUiaalhciab. 1919; MouAFmaTXxraxa, Batfcaisba u. iiisiiuaolin
Ann. d. PhJL II. 1919. IrTillnsiBiami, 19»; y. Anrät, Clatahbhtii der
1921. - VfL Fifcsnilnii, Wkaiasi lnfufchr*. Logik. Meteahyeik.
bmus, l^ihnbgkaeaa, Problem. Metankyeah, Vokutfarkoea*.
Krkllramn; bt die Darlegung der Uiaeche einee Cmrhihian, die Einordnung
dereelben auf ein eflgeaeinee, bekanntes Gsechehen, auf ein Oeeriii. sb dessen Special»
Uli eie erscheint. Erkürt iet etwae im efesebvn. «m es ek Folge ektee Gnmdee
dergeten iet, der ans dee Auftreten einer Teteecke tagjaffnuh meoht. Die
K. beetekt fe der
de* Gceohaheas, db
her eind. Db psychnaogboks K> okner Hendmng beetekt in der wnfejhjatg der Trkb-
federn. Motive, aus denen ab entepringt; dbas Motiv« end schließlich nickt veter
rrkUrber, eber uiimlltarhar reretAndUck. veQ mm Weeen dee Subjekte, der Psych*
Eine reetloee B. ellee Geeckekene in allen sssneu Ehuelheiteu bt nickt
etwee „lrretiooeJee" (s. d.) bleibt Inuner tarnet. Alb E. gebt Ober die
(e. d.) hinaus, bt
iv-p-iüwruiening im %ow\ w» i»Minitj<>n (• n ).
An Strlk der E. wollen db „Beschreibung** der Teteecken and
Verknüpfungen eetaen Ootm. R. Maran, Kiacanorr, neck welchem ee db
der Mechanik bt, ..db in der Notar tot eich
und nrar volbUndig and eaf db einfachaal Wabe an beeckrwibeu' . d k.
welchee db Ersnhawianaan sind, db ■liHflndaii (Vorbs. aber <L mathom. Physik». 1877.
Vorredek Mac«. Ostwald u. a. Kack IL Coaaaxrcs bt bde aaankbeke E. ab»
d. Philoa., 1903, 8. 30 ff.). VgL hingegen Uaunocn (Vortr. u. Baden II«.
akt (Logik II*. 1904,507), Wovor (Grda. d. phye. PeyokoL III ».1803, «80 f.).
HcsasaL (Log. Untersuche 1900-4)1, IL 30). Lars (Xatarwka, u. Weltaneeh.. 1907.
S. 103k J. ScauLTi (Db Maeohkamthaorb dee Lebens, 1909, 8. 7 ff.) u. a. Diltukv
bemerkt: „Db Ketur erklären wir. dee flmleakbcn i ustihm wir." VgL Psycholog».
aMetasla bt das, was wfr aiindltofhti sncikaaKnh, d. h, ab BewwBliineinkelt
vorfinden, bevor wir ane damit denkend beschäftigen, eowb der ektaelna Vorgang das
Erbbens. Erbbnbae akal abo db wechselnden Inhahe, db eäeem Smbbkt, ebnae leb
ebb deretelbn und welche — eo weiten afah am ■atnBnh aagakene, top anfba vcraaUBt»
Erbbnhac handelt - durch den Intellekt erat na ohhltlna Erfahrung (a. d.) and
Erkenntnis (e. d.) veiurbeiatt werden. Db unmittelbare Wirklichkeit der Erbbnbee
bt von der nur begrifflich bretimmbexen Realität der Objekte (e. ±\ euf welche db
Erbbnbee beaogen werden, tu unterscheiden Unmittelbar ab Zustande des Ich ge-
nommen, bilden db E das Peychbehe, Das ..Erbbob" wird oft in einen
zur „Form", sowohl der logischen wb der sethetbeken, entascht. Db
Wirklichkeit der Erbbnbee betonen Mach, Willy. J. Schult«, Joel.
Vaihinokr. B. Kkbk u. u, VgL KClpe. Grundr. d. PsychoL, 1893, S. 1 ; H. Conxmjua,
Einbit. in d. Philoa,, 1909, 8. 334; HuaeamL, Logische Untersuchungen, II. 336;
SwoaoDA, Harmonb snimae, 1907. & 30 ff.; Ostwald (s. Physisch); MCI Uli ■■■—!,
Philoeophic der Werte, 1908. Db Unteiecheidung von Erbbnb und Geltung fordern
Erlösung — Erregbarkeit. 199
Münch, Erlebnis und Geltung, 30. Beih. d. „Kantstudien'"; A. Liebebt, Das Problem
der Geltung, 2. A. 1920. In der Ästhetik wird das „Erlebnis" betont von Dilthey,
Das Erlebnis und die Dichtung, 1906; Gcndolf, Goethe. 1916, lf. (unterscheidet
Urerlebnisse und Bildungserlebnisse); Ebmatingee, Das dichterische Kunstwerk, 1921
(unterscheidet Gedankenerlebnis, Stofferlebnis, Formerlebnis); Walzel, Leben, Erleben
und Dichtung, 1912; Müller- Fbeienfels, Psychologie der Kunst, II2, 1922. —
Vgl. Aktualitätstheorie, Objekt, Wirklichkeit, Leben, Positivismus, Psychisch.
Erlösung von den Leiden der endlichen, individuellen Existenz durch Auf-
gehen in das All-Eine lehren derBuddhismus, Schopenhauer, MainlÄnder (Die
Philos. der Erlösung3, 1894), E. v. Haetmann (s. Unbewußt), Deussen, nach welchem
Gott das „Prinzip der Welterlösung" ist (Elemente d. Metaphysik4, 1907); L. ZrEGLEB,
Gestaltwandel der Götter, 19223 u. a.
Ermüdung ist ein (physiologisch wohl auf zu starker Dissimilation, Aus-
nutzung organischer Substanz, Produktion von „Ermüdungsstoffen'* beruhender)
Zustand, in welchem die Arbeitsfähigkeit des Organismus oder bestimmter Organe
nachläßt und schließlich fast ganz aufhört. Die geistige E. zeigt sich in einem Nach-
lassen der Aufmerksamkeit, in einer Verlangsamung, Erschwerung, Verschlechterung
der geistigen Leistung, der Reproduktion, des Denkens, in einer Unlust zu weiterer
Anstrengung. Beeinflußt, zum Teil paralysiert wird die EL durch den Willen, das
Interesse, die Gewöhnung, Übung (s. d.), Arbeitspausen, Arbeitswcchsel u. a. Gemessen
wird die E. teils durch physiologische Methoden (Dynamometer, Ergograph), teils
durch psychologische Methoden (Prüfung der Haut- und Schmerzempfindlichkeit,
Messung der Dauer psychischer Vorgänge, Methode der Probeaufgaben: Rechnen usw.,
M. der fortlaufenden Arbeit mit Berechnung der „Arbeitskurve" usw.). Vgl. J. Loeb,
Pflügers Archiv, 1886; Mosso, La fatica, 1891, deutsch 1892; Kraefelin, Psychol.
Arbeiten, 1895 ff., Iff.; Binet, La fatigue intellectuelle, 1898; Wundt, Greiz, d. phys.
Psychol., 1908, I8, 584 f.; II5, 22 f.; III5, 617 f.; Meemann, Vorles. zur Einführ, in d.
experiment. Pädagogik, 1907; Gineff, Prüfung der Methoden zur Messung geist.
Ermüd., 1899; Ebbinghaus, Grdz. d. Psychol. I2, 1905; Arbeiten von Ambebg, Bett-
mann, Bbahn, Bubgebstein, Clapabede (Psychol. de l'enfant2, 1909), Helleb,
Hieschlaff, Höpfneb, Joteyko, Kemsies, Lobsien, Noikow, X. Vaschlde u. a.
(vgl. die Literatur bei Offneb, Die geist- Ermüdung, 1910). Vgl. D. C. Nadejde,
Über quantitative Bestimmung der psychischen Arbeit, 1912; Bethe, Der Einfluß
geistiger Arbeit auf den Körper, 191 1 ; Mcnstebbebg, Psychol. U.Wirtschaftsleben, 1912.
Erneuerung s. Reproduktion. Über „erneuerndes Denken"' vgl. Kbeibk;,
Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 55 ff .
Erörterung (expositio) ist, im engeren Sinne, die Ermittlung des Verhält-
nisses eines Begriffs zu anderen (vgl. Fbies, System d. Logik, 1811, S. 399; Hagemann,
Logik u. Xo^tik, 1909). Unter „transzendentaler" E. versteht Kant die Erklärung
eines Prinzips als eines solchen, „woraus die Möglichkeit anderer synthetischer Urteile
a priori eingesehen werden kann" (Krit. d. rein. Vera., S. 53).
Eros (Platon) s. Liebe.
Erotematisch {iftmt/UKrtwis) heißt ein Unterricht in Form von Fragen, auf
die der Schüler antwortet. Vgl. Akroamatisch.
Erregbarkeit (Irritabilität) ist die Eigenschaft der lebenden organischen
Substanz, auf Reize zu reagieren. In den Nervenfasern machen sich bei der Nerven-
•_>r#r» Erscheinung.
I: ■nlnhf, die auf dm
Arbeit (Mnaanlsnoknag* INn| eon mtiibmIm u. o.) gerichtet
solche, «»loht dir frei werdende Arbeit wieder an bsnden etreben (rgL Wen*. Grdx,
d. phys. PsyehoL I«. 190*. 8. 106 ftk Psychologisch iet Erregbsrkeh dir Ftnigkrit
od Gatnb> i« regeren (vgl Kclt«. Grnndr. d. Iwyeaol. 18«. & 80).
ripfhut-pfcitiki (*, B. intens»™ rote Kerbe) «od Yorstellungan wirke«
et legend ettf dee Bewußtsein. Necb Wc*dt gibt es iiwfBndw Gefühle ala eigene
Richtung des Gefühls (a. d).
(pmis>inse, epparrnn*. apperitin, phacnomrnon) bedsnmt im
(a. B. ein Bliuk Im iwgjiiin. philosoph*
btR.dirTO«8clWin(ad)*:hAHwunlrracbeideniat,dJ.ArtundWe4».
wie akb daa Wirkliche, daa „Ding an sich" (a. d). einem
ab Inhalt oder Oamnata nd da— ilbin. ah in dcssra Formen (s.
der Weiae unaerea Wi
können sein: 1. subjektiv >iadreid«slle, anwinene K; am bedenten die Art
wmaiokdaaWMülekedemElnmbwaamaolckenmvimi
darstellt: 1 objektrre. Hu ihiiHihlnal gattige E.; am Inibaf dm Art <
daa Voretrirungamaterial, den in mm
daa Denken (e. Kategorien),
schaff, m eJnhehlrnmi gnaammen hange
rerar bettet iet, in welchen wir auf i
kert aelbat gerecht werden. In
brit der Etanthubjekte enabUngigen. den Inhalt einen thi nmtlsokaa
üherhaupi (s. d.) bildenden ftiuhihiummj kommen die BtnUiamlheiten «ad Vor-
hihaime dea :An aich" nun symbolmearn Anadrock. Dm Körper (e. d.) ah eolokeamd
in ihnen com Anadmek kommenden Eigen- oder FarafcJmrma,
.InimrfiohkeitM. dm Irgendwie dar unerigBU analog ist. Dea (akttee, reine) Be
wußtaetn (e. d.) aelbat» die ürhsdingung and Vorsnsmtsnng dafür, daß Erackeiaungen
möglich sind, mt nicht aelbat bloß* E. (a. Ich. Wahrnehmung. Geht).
Wahrend für den objektrre« Palaoa«m«amn«a (e. d.) den Reuheineimw. ein
„An aich** entspricht, welchea der liltiaihe Idealismus KaJrn u. a» faetnea für «n»
erkennbar erkmrt« versteht dar atrenge IdeeJmmne unter E. einen geordneten, gern tauch
verknüpften Zusammenhang von BrwnataeamlnhaJten ohne Annahme ebne ..Ding
an sich"; hiernach ei kennen wir nicht bloB nur EamkaJamagen, aondern ea gibt nur
Eracheinungen, b.w. dar Osama« b twinehea E. «od „Diag aa aich" taut weg.
Dm Unteraoheidnng von E. (f ies>ies>) im Sinne dea 8mnenfaJliaea gegenüber
dem durch daa Denken beatim m baren wahren 8ein findet eich achon in der indUchen
Philosophie, ferner bei Dbmokbit (Sextaa Empir. Ade. Math . VII. 140). Hexakut.
den Eleatrn ii. a. (s. Ding an aich. Sein). Ferner bei Platow (•. Ideen). AueTonLKs.
CnYStrr (1. c. VIII. 11), Plxmx (die Sinnenwelt ala Krsrheinung einer Heutigen V
u.a.— Den Begriff der E. gebraucht atnrk Jon. Sootüs Eaiooxic a („bte mundua
aenaibua apparena". vgl. Theophaniek Manche Scholastiker nennen daa Sein der
Gegenstände in unserem Bewußtsein „esse apparena**. Auch wird „appareutia" der
Wahrheit und Gewißheit gegenfibergeatellt (vgL Gocux. Lex. philo«., S. 1
Micha Ktius, Lex. philo«.. 1063, 8p. 142, bemerkt: „f*wrd>era aunt apparentia, üla
nempe, quae non *Vr«*c et realiter sunt, sed ita eidentur esse"). Hoaan versteht unter
„phaenomena" Bewußtseinsinhalte, die sich auf Objekte beziehen. BtrrraooaB
bezeichnet die Objekte der Erfahrung ala ..phaenomena" oder
Erscheinung. 201
Berkeley erblickt in den Körpern bloße (von Gott bewirkte) Inhalte unseres
Bewußtseins („appearances in the soul or mind", Principles, XXXIII f.)- Den Begriff
der objektiven, im Wirklichen „wohl begründeten" E. („phaenomenon bene fun-
datum") prägt Letbniz. Durch die Sinne haben wir eine „verworrene" Erkenntnis
der Dinge, aber auch die vermittels des Denkens bestimmten „phaenomena realia",
die Körper (s. d.), sind nur Erscheinungen, nämlich der Monaden (s. d.), deren Zu-
stände, Kräfte ihnen entsprechen; real (s. d.) sind die E., sofem sie geordnete, ge-
setzlich verknüpfte Zusammenhänge sind.
Kant, der zuerst wie Letbniz die sinnliche E. von den durch die Begriffe des
Verstandes erfaßbaren, „intellektuellen" Dingen unterscheidet (De mundi sensibilis
atque intelligibilis forma et principiis, 1770), bezeichnet später das „Ding an sich"
oder das „Noumenon" (s. d.) als absolut unerkennbar, schränkt also alle Erkenntnis
auf Erscheinungen, d. h. auf Gegenstände möglicher Erfahrung, so wie sie
in den Formen unserer Anschauung (Raum und Zeit) und unseres Denkens (Kategorien)
sich darstellen, ein. Auch sich selbst erkennt das Ich(s. d.) nur als Erscheinung. E. ist,
allgemein, „was gar nicht am Objekte an sich selbst, jederzeit aber im Verhältnisse
desselben zum Subjekte anzutreffen und von der Vorstellung des ersteren unzertrenn-
lich ist" (Krit. d. rein. Vern., S. 73). E. ist „der unbestimmte Gegenstand einer empi-
rischen Anschauung". Das, was in der E. der Empfindung korrespondiert, ist die
„Materie" der E.; „Form" der E. ist, was macht, „daß das Mannigfaltige der Er-
scheinung in gewissen Verhältnissen geordnet werden kann". Die reine Anschauung
und der reine Verstand liefern, unabhängig von der Erfahrung, die Formen (s. d.)
der E. Alles muß, um Erkenntnisobjekt werden zu können, in diese Formen eingehen,
Raum, Zeit, Substantialität, Kausalität usw. sind Bestimmungen, welche den Dingen
nicht an sich, sondern nur in Beziehung zu unserem Erkennen zukommen; wir
erkennen nur die Art, wie wir die Dinge wahrnehmen und denken müssen, mögen wir
noch so weit ins „Innere" der Natur dringen. Die Erscheinungen selbst aber sind nicht
Schein, sondern haben „empirische Realität" (s. d.), sie gelten für jedes erkennende
Bewußtsein, sind Objekte (s. d.), auf welche sich die subjektiven Erlebnisse allgemein
beziehen lassen. Erscheinungen, „Phänomena", sind durch Kategorien (s. d.) und
Grundsätze (s. Axiom) einheitlich-gesetzlich verknüpfte Inhalte eines Bewußtseins
überhaupt. „Erscheinungen, sofern sie als Gegenstände nach der Einheit der
Kategorien gedacht werden, heißen Phänomena" (1. c. S. 231 ; vgl. Noumenon, Objekt).
Die „Phänomena" sind die Erscheinungen, „wie sie als Gegenstände der Erfahrung im
durchgängigen Zusammenhange der Erscheinung müssen vorgestellt werden". Da
wir ohne Anschauung (s. d.) nichts erkennen können, so kommen wir über den Bereich
der E. nicht hinaus, mögen wir uns in die entfernteste Vergangenheit oder Zukunft
versetzen und zur feinsten Struktur der Dinge vordringen. Wenn wir „unser Subjekt
oder auch nur die subjektive Beschaffenheit der Sinne überhaupt aufheben", würden
alle Verhältnisse der Objekte in Raum und Zeit, ja Raum und Zeit selbst verschwinden.
„Was es für eine Bewandtnis mit den Gegenständen an sich und abgesondert, von
aller dieser Rezeptivität unserer Sinnlichkeit haben möge, bleibt uns gänzlich unbe-
kannt." „Was die Dinge an sich sein mögen, weiß ich nicht und brauche es auch nicht
zu wissen, weil mir doch niemals ein Ding anders als in der Erscheinung vorkommen
kann." „Ins Innere der Natur dringt Beobachtung und ZergUederung^der Erschei-
nungen, und man kann nicht wissen, wie weit dieses mit der Zeit gehen werde" (vgl.
Wahrnehmung).
Als auf ein „An sich" hinweisend fassen die E. auf Fries, Schopenhauer
(s. Objekt), Herbart (Lehre vom „objektiven Schein"; „Wie viel Schein, so viel Hin-
m Erscheinung.
; Mf Bea»*4. Allgen. Metapkys. II. 330, 161). Bums, nach wtktmm dfe bwi«
Krf Abrang mehr ab blooe E. bietet (so Mick Boss«, Www, Bsbktako, Kinno.
Bssooow u. a), Tsssostssstmo. Lotte (Mikrokusn., 1956-6«. III», 231 ff LI
Kkvtz, E. v. Haatmav», Kocasss. Pavubss, Anicsas, Boots, Krkasot. QtfRM;
Baomax*. HArrmso (Der saaauihl <**d*ulu\ 101 1). P. BcawAatsaorrr. Doasas.
Zsllss. Siowast. KOura, R. Waexe, Jbbosaum. Wovor, Risex (..Ich erkenne
ruck selbst, wie feh im üefMTvrhiltni* so den Objekten aalan BewiiooMm
sekeioe''; Bor pkik». Kntextoraus, 18761.. II. 1, 163k Joou Liesmaxw. Po. Scoolttk.
Hcucoolti. B. Esoeuxw. Wumm. Bbsxtaoo, traras, H. Scowas*. Srsscsa,
ify mtltox u. a. E. v. Hastwasx an teeaijka Hm von daa subjektiven die ..objektiv-
« raodern* PeyrboL. 1901. 8. 93t). Nach Broarr süvl
RPH (Parkas, Ton. u.».) dos Material, woraus der Pkysfker
der Aeeganyni unkt des flutoatoonne (Pbikw. Reden ond
Vortrage, 1910; Branhiaiaaaaa und p-rrkWb» Funktionen. 1907V Vgl Hvassai..
Log. IhHiiiiiieiioaae, 1900-01. II. 106«.. Lrrrs, Naosrwfes. s. Wertanack. 190«,
& 101 ff.
Kack Boamuaa «od Haan, tot dea Ksrlinh». vom VeoJtoode Aalsnsaftte E.
paoslhsr dorn wakroa Hak» dee ITwofflnhea. der IbtaJBoa. Nach Honst, tot E. <U*
Woojo selbst la eeiner •uBcHkawo Klimas, dea wootortoasKs gnhilaiii". Du We
tot afeki hinter oder jcnaeJte der asALSitoaag (Essykk». f III)
Ale blofe BrwusWiMobjrkta feeoM die E. oof Bacs, Maiwos. Etcora a.
(e. Objekt). Kaek üoass and El hitoaagan die Objekte,
„die durah die Geestss dea mry
Anediaannf ". Dea Ding an aieh (s. d.) tot nur das Gaeoto der Eraekei
noogen (Kautel Bogrond. d. EthJk, 1910, & 31 ff), ea tot eki Motor „Grensbegnff
(vgl P. A. Laxos), die Uee der Aufgab» otooe ofe bsendstna Fortschreitens im
Rofeko dar ftirMitoiinpi AknBck tokran Natoot. Oajobob, Voblaxdbb. Kixeei.
a. a. - Nach WixoBtaaXD tot E. „dfe doreh eine stolbewu9t» Abafekt aaa
der C'mi ■taste) der Fjhilmiaoi hussa»» arniitelii VorateOtongawetor. deren Wert
allein darin beateben kann. da8 ato deni Zweck, der dfe Aoawakl bratim
weit ato moguck entspricht" (Ober Whsisifiilhiit, 1904. 8. 193 f.). Ahnlich
die E. auf Rice est. Moooraaaaao u. a.. aoek Jambe, P. C. 8. Boamus,
Hoooaos u. a.
Ato Inhalt einee an sieh luiiihfJn saoadtohoa Bswaftva«** betrachten
Beboma xk. Um, Urncss, Palaoyi. Hcotrrrs. RsasutE, Bbadlst (a. Wtrkhch
Royce. Bonuc u. •, VgtRKasx. Du Erkenn tnfeprobfem. I0U;K. J.Sor
Unit. d. konaUtuU ErtahnrngspauW. 1901.
Ato Ertehntomhaha objektiver Art ohne Hiaweto aai ein ..Ding an sieh l-
trachten die Phsnoaaeoe dfe „Pkaaomrnslfeteo" und ..PoaHivtotcn'' J. St. Mnx.
Maos, Cossbucs (..Dfe rnihifeeiaaiii sfed dfe t4oselseo PlUe der in den »oee>«*a*
gegebenen allgemeinen Regel". EbileiU in d. Philo».. 1903. 8. 303, TraneosnriV
Svatematik, 1916). ATSXAsroa, Zms.x. Vsswosk. Vaihisoss (Dfe Pbilos. dea Ato-
Ob, 1911) u. s. Nach Pstxolot tot daa Gegebene „weder Erecbeinung. noch Dmg
an efek" (Daa Weltproblem. 1906; 2. A. 1912); Ktu-s. Dfe ReeJtohrsog FI. 1990
(wandet efek gegen dfe Kanttoone Trennung von E. und „Ding an sich").
Objekt, Ding an »ich, RealitAt, Qualitkt, giiiemlsh, IdeaJtonua, RueBojme,
Poaitivtomua, PliIiiomMiaBamua, Sein, Wirklichkeit, Vorantartomua, 0|iiilliiessoiiej,
Materie, Korper, Mechanismus, Ick, Psychisch. Physisch, Wahrnehmung (innere),
Relativismus, IdenUUtotheorfe, Montonus, Immancnzphiloeoplife,
Erschleichung — Ethik. 203
Erschleichung (subreptio) ist eine auf Schluß- oder Beweisfehlern be-
ruhende oder sonst nur scheinbar begründete, scheinbar logisch abgeleitete Auf-
stellung eines Satzes. Vgl. Petitio prineipii.
Erwartung ist Spannung oder Einstellung der Aufmerksamkeit auf einen
künftigen (in der Vorstellung oder nur gefühlsmäßig antizipierten) Eindruck, Vor-
bereitung, Bereitschaft von Sinnesorganen und des Bewußtseins zur Aufnahme be-
stimmter Reize, „vorbereitende Aufmerksamkeit" (Külpe). Im Zustande der E.,
der auf Grund einer Assoziation (s. d.) von Vorstellungen, der Gewohnheit (s. d.)
ausgelost werden kann, ist das Bewußtsein einseitig gerichtet, konzentriert, auch
wenn es sich um eine „unbestimmte i- E. handelt. Begleitet wird die E. von einem
spannenden Gefühl und von Spannungsempfindungen; nach dem Eintritt des Er-
warteten tritt ein Gefühl der „Erfüllung" auf (Wundt, Grundr. d. Psychol.N 1902,
S. 260; Grdz. d. phys. Psychol. HI5, 1903, 346 ff.). Die E. kann auch in einem „Er-
wartungsurteil" zum Ausdruck kommen (vgl. Jerusalem, Die Urteilsfunktion, 1895,
S. 134 ff.). Die E. hat außer ihrer biologisch-psychologischen auch eine erkenntnis-
theoretische Bedeutung, insbesondere als E. der Wiederkehr gleicher Abfolge und
Zusammenhänge in der Zukunft, gleicher Fälle überhaupt (vgl. Kausalität: Httme),
als Projektion der Vergangenheit in der Zukunft, welche bei der Ausbildung des Sub-
stanz- und Kausalbegriffes beteiligt ist (vgl. Aabs, Die Erwartung, 1911).
Erziehung s. Pädagogik.
Eselsbrücke („pons asinorum") bedeutet ursprünglich eine logische Ver-
hältnisse veranschaulichende Figur (vgl. Prantl, Gesch. d. Logik, 1855, IV, 206V
Esoterisch s. Exoterisch.
Essentia : Wesen (s. d.), Wesenheit.
Ethelismus (i&e'Ao, ich will) = Voluntarismus (s. d.).
Ethik (tä f,d-ixä. von ?,&o$, Sitte; „philosophia moralis", schon bei Seseca;
„ethica", „Sittenlehre" zuerst bei Mosheim) ist die Wissenschaft vom sittlichen
Wollen und Handeln. Die empirische „E." im weiteren Sinne ist Moralwissenschaft,
d. h. Psychologie und Soziologie des sittlichen Verhaltens, Entwicklungsgeschichte
desselben. Die philosophische E. ist die kritisch-normative Wissenschaft vom Sitt-
lichen, vom sittlichen Wollen und Handeln, von den sittlichen Werten, von den Prin-
zipien der Sittlichkeit. Während die beschreibend-genetische E. den psycho-
logisch-soziologischen Tatbestand sittlichen Fühlens, sittlicher Begriffe und Urteile,
sittlicher Handlungen darlegt, analysiert, aus biologischen, psychologischen, sozialen
Faktoren genetisch ableitet, begreiflich macht, entwickelt die philosophische E. die
Prinzipien der Bewertung des Wollens und Handelns im Hinblick auf
den Inhalt, das Ziel, das Ideal des Sittlichkeitswillen. Sie legt die Grund-
sätze dar, auf welchen die Sittlichkeit beruht und aus welchen die sittlichen Normen
sich herleiten, sie „deduziert" die sittlichen Normen selbst als Mittel und Bedingungen
zur Verwirklichung des reinen Sittlichkeitswillens. Die Normen gewinnt sie aber
ihrem konkreten Inhalte nach nicht au§ sich selbst, sondern an der Hand der historisch
entwickelten Gebilde des Gesamtgeistes, welches eben die objektive Sittlichkeit (s. d.)
heißt. Die E., eine normative Wertwissenschaft, ist nicht von der Metaphysik ab-
hängig, mündet aber schließlich leicht in eine solche; auch ist ja die Lebens- von der
Weltanschauung — bewußt oder unbewußt — mehr oder weniger beeinflußt. Alle E.
muß neben dem rein individuellen auch das soziale Moment des Sittlichen berück-
Bi Ethik.
doch gibt as auch ahm baeondeee „SoaJebthik" (a. d.). ahm „E daa
(rnlibnhaM)
Die E. fragt nach dam ütaprang da» «hMbIib (aatorilalite, auumombtboas ML).
nach den Quellen deamibea {Kthb-V"
ETomtionbmat). nach den Motiren daa flHtHnaai (Rafbxione-, Geftthbmoral),
Zweck i
Objekt
(Erfolg»-, Abaichu,
J). Über dbse BJthtcrngen «ad tber da* Materbb der R überhaupt
e. baeoadera Sittlichkeit.
Der Methode «ad Aufgabt nach gibt ee eine empirbch posttire, deekripuV
„•• i»« t !•• li»" , *]«• kiiiAt i\ >)• >!uk ti\ • , IbWH *'r . BBOBSfl i * ' r. . r. . »1» \\ < rl* im« n»i h.t! t
(a, <Lk ab Knaetbhm, Dmsstfk (Paclmm) b. dgL
MMm^M«ttUbji An Vaim+kmkm him mmtotärnkm rhiWThr.
bei Platob (a. Shtttebkeit). aber erat ABtntKBU» begraadet ab» Ethik ab be-
Dbxiphn auf psychologbcher Butt, ab IUI der „praktischen PMkmophb" nnd
Guten larulirtin («f Aym»oi rtr*p**n, Eth.
II 2. IHMb, 36ff.);ebbt Guter und Tafandkkre, Db E der Stoe bt Göter .
TVajand «ad Pfflchtbhre (Dtog. Lehrt. VU, 64); ab etaht Im VuidetgtuiMb dar Philo,
aophb. So aaeh die E. der Epikureer (egL Wog. Laart. X. 90k - Bat daa S
lastihem (egt Aa.T.an, Scito to rpeum. hrsg. 1711) bildet die E. messt einen Teü
der,*lu«moplüaprectb*^etwnab.^cirtttbcth^ Eine B. (EtbJoae
doc*rhmecbmcat^l600;ITiilrmT»n^
Inter „Ethma" versteht man ferner leib db
, hre vom hocket* n Oute and ron der Tagend (vgl Mkbusuüs, Lex, philo»., 166».
Hp. 470). Bei GSOUBCX bt ab Tugendbhre ( JW#i arawteV aire Ethioa, 1676).
8n>OBU „Bthice, online gaometrba deawnatrau" (hreg. 1677) db
Nach Hoaaaa bt db B. db Lahn von dam, was far db
*ut und erhlecht bt (Levbthan. K. 16k far ahm damoaUteÜn SBeuf Whnaiüh ilt
halt db Ethik Looks; ab bt db William hift, welche db Regein und daa Anhalt für
db awemrhhnhwn Handkingan, db aar GMibmagkiH fahren, aowb db MhteL ab au
mn.under.taod. IV, K.J. f 18; K 21. f 3). I«eycho
db Ethik 8HAmcaarBT. Coimi.iwd, Hutobbsob, Homb (En
quiry concern. tha prhmipbe of morab, 1761). A. Smith (Tbeory of moral nalliin nta.
1760), Bbhtbam, Holbacb. Hblvbttos, nach welchem db Ethik wb ahm „physique
rxperirnental" tu hr.hearbhi bt» u. a.
Ab WbsenechaftvomglftekBehgea Leben fafit db E auf G^ Tbomaävs (Emkut.
in d. Sittenlehre. 1603; Ausübung dar SKambhre. 1606). Bai Ca». Wolft ist die E
MI der praktischen PhUoaophb (a. d.); db „Ethik" oder „Sittenlehre" („phikv
eophia morahe") bt db Lehre ron der nMurgaminan Leitung dm iimtmoMmaan Han
deine nach rernünftigen Normen (Phfloe. morahe aive ethioa, 17601.; Vernunft.
Gedanken ron der Menschen Tun und Lassen, 1700). Ähnlich Bacmoabtbb, Ethba
phitoeophica, 1740.
Ab kritbche, db oberaten Bedingungen dm sittlichen Handeina untersuchende
Wiseenschaft begründet db Ethik Käst. Db E. hat ea mit den Geeetxen der Freiheit au
tun. Sb hat einen empirischen („praktische Anthropologb") und einen ratmnabn
Teil („Moral"). Db „Metaphysik der Sitten" untersucht, wb ebl db reine, aus sieh
selbst schöpfende Vernunft praktisch sittlich bbten kann; diese „reine MoralphUo-
Ethik. 205
sophie" sieht von allem Empirischen ab, um nur die „ Quelle der a priori in unserer
Vernunft liegenden praktischen Grundsätze" zu erforschen. Sie soll „die Idee und
die Prinzipien eines möglichen reinen Willens untersuchen und nicht die Handlungen
und Bedingungen des menschlichen Wollens überhaupt, welche größtenteils aus der
Psychologie geschöpft werden". Das „oberste Prinzip" der Sittlichkeit ist vor allem
festzulegen. Die „Kritik der praktischen Vernunft" (s. d.) fragt, ob und wiefern „reine
Vernunft zur Bestimmung des Willens für sich allein zulange". Sie leitet die Sittlich-
keit aus dem Gesetze der praktischen Vernunft (des sittlichen Willens) selbst ab
(Grundleg. zur Metaphysik der Sitten, 1785; Kritik der prakt. Vernunft, 1788;
Metaphysik der Sitten, 1797). Im Sinne Kants lehren Chr. Schmtd (Versuch einer
Moralphilos., 1790), Jakob (Philos. Sittenlehre, 1794), Krug (System der prakt.
Philos., 1817f.) u. a.; vgl. Fries (Handbuch der prakt. Philos., 1818). Idealistisch
ist auch die Ethik Fichtes (System d. Sittenlehre, 1798; WW. 1845L), Schillings,
Hegels, der aber über den Kantischen Formalismus hinausgeht (s. Sittlichkeit). —
Als kritische (z. Teil auch normative) Wissenschaft definieren die Ethik Windel-
band (Präludien3, 1907, S. 382 ff.), Rickebt („Lehre von den Normen des Willens"),
Mehlis, Probleme der Ethik, 1918 (Das grundlegende Phänomen, der Gegensatz
zwischen Sein und Sollen), B. Bauch („Wissenschaft vom Werte des menschlichen
Handelns"), P. Hensel (Hauptprobleme d. Ethik, 1903; Ethisches Wissen u. ethisches
Handeln, 1883), A. Messeb (Kants Ethik, 1904), Vorländer, Staudinger (Das
Sittengesetz, 1887), Natorp (Sozialpädagogik2, 1904; 3. A. 1909), Kinkel u. a.,
besonders auch H. Cohen. Die E. ist die „Logik der Geisteswissenschaften", die
Prinzipienlehre der Rechts- und Staatsphilosophie, die auf die Rechtswissenschaft
hin orientiert ist, indem sie sich selbst als Rechtsphilosophie durchführen muß. Sie
ist E. des „reinen Willens" (Ethik des reinen Willens2, 1907). Die ErfahrungsreaUtät
erhält in der E. ihre Ergänzung durch Ideen, welche auf eine andere Art der Realität,
ein „Reich des Sollens" hinweisen (Kants Begründ. d. Ethik2, 1910).
Keine normative, sondern eine „beschauliche", darstellende Wissenschaft ist die
E. nach Schleiermacher (Entwurf e. Systems der Sittenlehre, 1835; Grundr. d.
philos. E., 1841). Vgl. Dorner, Das menschliche Handeln, 1895; C. Stange, Einleit.
in d. Ethik, 1900 f.
In verschiedener Weise begründen die E. idealistisch Herbabt, nach welchem
die „praktische Philosophie" die Lehre vom Tun und Lassen und die auch zur
„Ästhetik" im weiteren Sinne gehörende E. die Lehre von den Billigungen und Miß-
billigungen von Willens Verhältnissen ist (Allgem. prakt. Philos., 1808), At.tjhn (Gr.
d. allgem. Ethik, 1861, S. 12 ff.), Steinthal (Allgem. Ethik, 1886) u. a., ferner Lotze,
M. Wentscheb (Ethik, 1902 f.), Ltpps (Die ethischen Grundfragen, 1899; 2. A. 1905),
H. Schwabz (Das sittliche Leben, 1901; Grdz. d. Ethik, 1896), F. Brentano (Vom
Ursprung sittl. Erkenntnis, 1889), F. Krüger (Der Begriff des absolut Wertvollen,
1898), Martineau u. a.; in anderer Weise auch E. v. Hartmann (Das sittliche Be-
wußtsein, 1886), Paulsen („Wissenschaft von den Gütern, die dem Leben absoluten
Wert geben, und von den Normen und Kräften des Wollens und Handelns, worauf
deren Verwirklichung beruht", Kultur d. Gegenwart I, 6, 283; vgl. System d. Ethik6,
1903; 7. bis 8. A. 1906), Külpe (Einleit. in d. Philos.5, 1910), Wundt. Nach ihm hat
die E. „erstens auf der gegebenen Grundlage die Prinzipien zu entwickeln, auf
welchen alle sittlichen Werturteile beruhen, und dieselben in bezug auf ihren Ursprung
und ihren wechselseitigen Zusammenhang zu prüfen; und sie hat sodann die An-
wendungen der ethischen Prinzipien auf die Hauptgebiete des sittlichen Lebens . . .
ihrer Betrachtung zu unterwerfen". Sie hat nicht aus sich Normen (s. d.) zu geben,
JIM] Ethik.
„db ftaioblbk ptada Hamm de«
and ihren Uraprung m prüfen". 8b «et Nonnen zu Baden und zu erklaren (Etkik. 1*.
1903; I«. 1912). VgL Sröasoa, Marmlphiloe. flu illfi igen. 1908; Etkbeke
fragen. 1906; Db bttL TAnfliiaagaa and db Frage «■*» OtUbjWt. 1990 (i
toi ewmmnn «ad eeargbtawker BtkJk).
Auf db Werttheorie («. d.) biäiran db Btkik Bum (Grundka, de« naturl.
Rjntemad. prmkt. Pkiba. 1837 L). OoUMoasu» (Zar Blank daa 0 wHwflb— I. 1901)
u. a, ferner Msiaoaa, B—ifU«. Ktttuo «. a
Fmpbbnh, pobür. rrututbaaetbeh bt db B. bei T?aaiaiM. J. 8t. Mjll. GnrcKi
u. a (a Utitttariemue). brner Laa«. R*rxax«or««. Hurroixo (Etkik«. 1901. 8 8 ff.).
Umold, P. Baaoanux« (B. ab KaltaipMb«.. 1904). W. Brama (Krit. Grundbg. dar
-M7). Ciixnu, IL U Hraax (klone*. Btkik, 1911). Jammuum (Einbit. in d.
Pkiba«. 1909). Srmcaa (Prkt*fc> d. Etkik. 18«*«.. I. 1. f 21). &Auun>n.
Wiixiaju. L 8t«f««x (bebaue of Bthk*. 1882. 8. 38 ff. ). Bornta. Till«.
Kut««. Antau*. (taindbgaag ebne Etkik das hl walte a Lebena. 191s
dar ..1 ■liinauefloanpak''. a d.) u. a. Mae« Jone. m«8 db E. auf Pejuhnbab
voaMetafmreikarin. abfragt: Waaietalttabk waebtdaa «ItirabT
Laben dem ahmte« Zurecfce entaptachend sa aaaultan, ab» db An-
kher daa sittlich Weueotb uiibatb, Idaab aafetaibade WbMoachsit
(vgL Geaek. d. Etkik'. 1908/12; Ober d. Waaan «. d. Aalgabe dar Btk QuauttacUft \
1909; Waaan u. Zbbdaraik Beengung b Lbu bshbn.fr*, 1908; Was haut etk Kaakart
1894; Lehrb. d. Psycho!.». 1908). - Von dar Maral ab normativer Kanaibkra ■cbaidst
aokarf db bbft erklärende, iminlngbrh fundiert» Moralubaaeaekaft U»»ßirHi.
(U Morab et ba aabaeaa daa moeur*. 1902; 8. ed. 1907).
Von Etkikern auf hstbobaoher Baab erklärt V. GatBBamV db E. ( Moralpkiloeonkb)
ab „db ana da» bOiikab« Vn««aflgia«(blaiia «dt da» aMtiMuhin Iiekia dar Ver-
■'"'*• * »^*^B«a^BJBh^He»,ew fr ae^Bnn^BJBalewBM %• e\Ä8a a^a^82Maa8jBX82f S2iaamBna^«fSa) *^äue^uVa«a1«^B9JBXnM98e»# B89^P*«"u 8 « e^k •
Foaar««. Lebanatahrnag, 1914»; AutoriUtund Freiheit. 191 1 «. a — VgL E. Lajtd.
«ua«. Hauptfragen dar Etkik. 1874 ; Stau«, Einbii in d. Moral ■«niwbeft. 1892 f. ;
DoRiao. Handbock d. maaathaoh nattrt Sitteabhre. 1898; Sidowic*. Mrtkoda of
Etkice*. 1901; deutarh 1909; F. Tmlly. Einfuhr, in d. E\. 1907; Soarrea. «.runda.
. 1882. & 1 ff.; E. Bsc«««. Db Grundfragen der K.. 190h. . Aoklu.
Ktl,.k\1903; EaaaxrsLa Grundbegriffe der E.. 1907; W. F«Jtjnt«u Grundr. der E.
1908; Dt««, Qrda d. Etkik, 1909; W. HeaaMAXX. Etkik«; 1910; B v. |fiBffaU88,
«;nmdr. d. etk. Prtoainbnlehn». 1909; M. WrmiAXX. Db Grondfragen der Etkik.
1909; P. O. Faax*. Ideaket, Sitteabbir. 1909; r. 8c«c«««t-Sold««x. Grundlagen
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Morab*. 1908; A. Lamd«y. Principca de morab ratfoneUe, 19m> . <*. Morab
das ideeaforcea, 1908; Boro«, Phiba. of Loyalty. 1908; Caoc«, Fibaofb detU pratba.
1909. — Mbinkrh, Alferm. Geaek dar altem und neuern F... 18t*- rlaxdb«.
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Tbeorj1, 1891; L, Schmipt. Db E. der alten Orbehen. 1882; M. Wüxdt. Geaek.
der grbekbcken E.. 1908L; Lctba«dt. Geaek d. chriatkekea E.. 1888L; V. 8T«ax,
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• .lundtQge der Ethik. 1913; A Mass««, Etkik. Eine phil. Erörterung der
tfragan, 1949; ^utscbw. Der Mensch u. «ein Ziel. 1914; Fkldkklls«, Etkik
Ethikotheologie — Eudämonismus. 207
für Deutsche, 1919; Scheler, Der Formalismus in der Ethik u. die materielle Wert-
ethik, 1921 2 (sucht eine absolutistische und objektive Ethik zu begründen. Alle
Werte, Sachwerte, Werte von unpersönlichen Gemeinschaften und Organisationen,
sind den „Personwerten" unterzuordnen: darum auch „ethischer Personalismus").
Über Ressentiment und moralisches Werturteil (in: Vom Umsturz der Werte I,
1920 2); D. v. Hildebrand, Zur Analyse der Handlung, Jahrb. f. Phil. u. phänomen.
Forschung, 1914. — Will. Stern, Grundgedanken der personalistischen Philosophie,
1918; E. Spranger (Lebensformen, geisteswissenschaftliche Psychologie und Ethik der
Persönlichkeit, 1921 2, 256) erkennt das Ethische „an dem normativen Charakter,
der im Konflikt der Werte den höheren oder höchsten objektiven Wert auszeichnet".
„Das Sittliche wird erkennbar als die zu den Wertinhalten des Lebens hinzutretende
Form des Sollens. Seinem Gehalt nach ist es die persönliche Richtung auf den höchsten
objektiven Wert unseres eigenen inneren Wesens"; W. Rathenau, Zur Mechanik
des Geistes, 1920" („Ethik der Seele", S. 191). — Vgl. Sittlichkeit, Tugend,
Pflicht, Gut, Norm, Moralischer Sinn, Sollen, Intuitionismus, Rigorismus, Imperativ,
Kudämonismus, Hedonismus, LTtilitarismus, Perfektionismus, Werttheorie.
Ethikotheologie s. Moralbeweis.
Ethisch bedeutet: 1. sittlich (s. d.). sittlich gut; 2. zur Ethik gehörend, in
das Gebiet derselben fallend.
Ethologie nennt .T. St. Mill die Charakterologie (s. d.).
Ethos (föog): Sitte, Sinnesart, Charakter (s. d.).
Euhulie (etßovAta): Klugheit, Einsicht. Vgl. Aristoteles, Eth. Nicom. VI, 10;
Thomas, Sum. theol. I, II, 57 („habitus, quo bene oonsiliamur"). Gegensatz:
„Dysbulie".
Eudänioniftmus (evSatuoviaiiög, von tidaiuovla, Eudämonie, Glückseligkeit,
Wohlfahrt) ist derjenige ethische Standpunkt, nach welchem das Endziel des (sitt-
lichen) Handelns die (eigene und fremde) Glückseligkeit (s. d.), die (individuelle und
allgemeine) Wohlfahrt ist. Der E. kann egoistischer oder auch altruistischer, indi-
vidualistischer oder sozialer E. sein. Wird die Eudämonie in die Lust, in das Glücks-
gefühl als solches, in den Genuß gesetzt, so ergibt sich der Hedonismus (s. d.). Ein
Teil der „Ctilitaristen" (s.d.), welche insgesamt (sozial gerichtete) Eudämonisten
sind, denkt hedonistisch. Gegen den E. ist zu bemerken, daß zwar alles Handeln von
last- und unlustbetonten Vorstellungen ausgeht, daß aber nicht alles Handeln bloß
Lust oder Glückseligkeit zum Ziele hat und daß ferner Glück oder Wohlfahrt, so
wichtig sie sind, doch nicht den vollen Inhalt des Sittlichkeitswillens selbst dar-
xMlen (vgl. Sittlichkeit).
Eudämonisten sind in verschiedener Weise Demokrit, Sokrates, die Kvniker,
Kyrenaiker, Epikub u. a., aber auch Aristoteles (s. Gut) und teilweise sogar
Platon, ferner Spinoza, Locke, Leibniz, Shaftesbury, Helvetica, Holbach,
Bentham, J. St. Mill, Feuerbach, D. F. Strauss, Fechner, Sigwart, Adickes,
Dühring, Th. Ziegler, Sidgwick, Schuppe, Dürr, E. Becher (Die eth. Grund-
lagen, 1908), E. Pfleiderer (Eud. und Egoismus, 1880), Döring, Gizycki, Spencer
u. a. Vgl. Jodl, Gesch. d. Ethik, II, 1912.
Ein Gegner alles E. in der Ethik ist Kant (s. Rigorismus). „Eudämonist" ist
ihm ein „Egoist", der „bloß im Xntzen und in der eigenen Glückseligkeit, nicht in
der Pflichtvorstellung, den obersten Bestimmungsgrund seines Willens setzt" (An-
thropol. I, § 2). Sittlich ist nur eine Handlung aus Achtung vor dem Sittengesetz,
106 Eugenik — ErolunonJmnm.
ohm Rocksiebt aof materiak Zwecke dm Handelns (egL «ttSmfcmL QhV*«ehgke4t)
Doch gibt •■•ddblliohakraekt.dbmflMehPflknMirind: „Flgaai VoMmmmenbeu
- fremd» QmühmHgkail " Gofnor de* E. sind ferner mm, Hnom, E. *. Habt
lun, N'iimcn, Www, K6irs (Einleit. in die Philo».4. S. 324 ff). Wi
H.Scbtwam, Uvolo, H. Coerxa. Na-ro&r. Bsaolbt u. «. ; Srxnjm, Der 1
in dm Ethik. 1921«. 245 ff. - VgL Hrnn, Der E. m der grmcWhen Phflosophk. 1883.
. i.\ut..r <lrr |nj| *»1fP<) k>
oa Heroen (vgl.
Dmlin I il>dE)
Bakolle (roWfe): Heiterkeit. ftokamn; Gigannta: Dyskolie (Stall
Kakrmele (r*n«m*/a): gut» Mieofamf dir Korpmkrkft* (..bona corporis tem-
% hannonbchns Tempirimwl Gefenmu: Djskrasie (mtemperies)
K.phori« : Osftkl giltikaili« Lebern.
I ..pmilr (rimfmiU): Recbttun, richtig« Handeln (vgl Xworno». Me
mornk. III. 9, 14; Amamrmm. Eck Nimm. 1 11. 1101 fc7l
l»*9ifi*tm): Gotlmfmckt. Frömmigkeit.
(•dwmmfffe): Knast des guten Starkene („am bea
I I ideas (eridentia, ird^um) tat die
deren sie um eo „stnknohmn" dal wir gmOtlft «Ind. i
für gültig, wehr m keilen (mm. m negieren). Dm Streit dreht eich im eilem um die
frag«, ob E. In einem subjektiven fliwakikeitmu einer UrteiknMgung oder in einer
objektiven Tatatekttchkeit heatrht. Urunrtlsibare E. kommt Art-irk^iinpiiitnflsii
sowie «prtarkohen («. d.) Urteilen »her IUihthmen (s. d.) an. VgL Locke. Eaeey
oonmrn. hum. undereUnd. IV, K. 1 1 1 : MnrDBjmon. Okm die E. in d. meta-
phym. Wimeneck.. 1 A. 1786, IL S. 10 ff.; Samsr. Logik. 1904, I*. 94; W
Logik I». 1908, & 760.; Bnun, Der Oiganitantl d. Erkenntnis«. 1904
Hunmu Log. Unterrock.. 1900/01. I, 16S ff.; 11, 699: E. k* den „Erkbnis der
Wahrheit"; lütoroao. Ober Annahmen, 1908, S. 67; Okm dm Hrfifcrnngagi und
wann um. Wmarna, 1908; Knnrnan, Die inteUektueilen Funktionen. 1909. S. 189.
146 u. ff.; Onran, Okm Wahrkeit and Evident, 1918: „Die Erkies» bmteht darin,
daß der rom Urteüsakt lnmndimm mpnaUaffluhr Sachverhalt in «einen
Seihet diesem Akte gegenwärtig kt"; Hörum. Orundlehren der Logik. 1890;
f. Philo«., Bd. 137. 1910 (E. ak innerm Kriterium dm Wahrheit; e« gibt evident wahre
und evide.nxlos wahre Urteile); H. BmoMAKV, Unterrock, mm Problem der Evidens
der innem Wahrnehmung. 1908; Bm, Psychologie de« Denkens. 1918. — VgL Klarkeit
(Deaoartea), Wahrnehmung (innere). Wahrheit, Gewißheit* Prinaip (ackottmoka
Schule), Axiom, Denkgesetae,
I Solution ». Entwickhing, Praformation.
Kvolutioninmms: 1. Entwicklungslehre; 2. evorotioiustische, entwick-
lungstheoretiache Welt- und Lebensauffaasung ; evolutiooistische Betrachtung und
Erklärung eine« bestimmten Gebiete«, etwa des Seeknieben«, der sittlichen Tatsachen.
de« Erkenn tnlsproweeee; 3. diejenige Richtung der Ethik, nach welcher dm Sitt-
liche («, d.) einer Entwicklung unterliegt (Snrffoaa, Jodl, Horror™. Womr,
Ewigkeit. 209
S. Alexander, L. Stephen, Carneri u. a.) oder nach welcher auch die geistige
Entwicklung selbst das sittliche Endziel bildet (Wundt u. a.). Die evolutionistische
Erkenntnislehre (Spencer, Nietzsche, Potonie, Mach, Jerusalem, L. Stein,
F. C. S. Schiller, zum Teil auch Simmel u. a.) erklärt die Entstehung der Grund-
begriffe und Grundformen unseres Erkennens aus biologischen Faktoren oder als
Mittel zur Lebenserhaltung. „Im Kampf ums Dasein erzeugt das Gehirn vornehmlich
solche Vorstellungen, welche ihm diesen Kampf erleichtern" (L. Stein). Die Nütz-
lichkeit der Erkenntnis schafft die Objekte der Erkenntnis (Simmel; s. Wahrheit).
Erkenntnisformen, wie Raum, Zeit, Kausalität u. a., welche die Vorfahren empirisch
erworben haben, sind jetzt durch Vererbung apriorisch (Spencer, Stein u. a.). Vgl.
Baldwin, Darwin and Humanities, 1911; H. Driesch, Philosophie des Organischen,
1909; J. Schultz, Die Grundfiktionen der Biologie, 1920, 22. Vgl. Entwicklung.
Ewigkeit (aeternitas) ist im strengen Sinne des Wortes nicht eins mit un-
endlicher, unbegrenzter Zeit, sondern zeitlose oder überzeitliche Dauer des Seins,
Zeitlosigkeit oder Überzeitlichkeit. E. ist ein idealer Grenz begriff, der die Denk-
forderung enthält, von aller zeitlichen Bestimmtheit abzusehen. Das Ewige ist zu-
höchst, was durch alle Zeit hindurch währt, was von der Zeit nicht berührt wird,
vielmehr dasjenige ist, was alles Zeitliche aus sich entläßt und es zur überzeitlichen
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Einem darstellenden Sein zusammenhält.
Ewigkeit ist die überzeitliche Seinsweise dessen, was vom Endlichkeitsstandpunkt
als unendliches konstantes Geschehen sich darstellt, denken läßt. Ewig ist das Ab-
solute (s. d.), die Gottheit und alles, sofern es zeitlos in ihr beschlossen liegt, als die
„Idee" einer sich zeitlich entfaltenden, auseinanderlegenden Einheit. Sofern alles
am unge wordenen, unvergänglichen Sein (s. d.) partizipiert, hat alles einen Ewigkeits-
kern, es gründet im Ewigen, sei es nun Ding oder Ich, Subjekt, Geist (s. Unsterblich-
keit). Die Welt (s. d.) als solche, als Inbegriff der Einzeldinge und des Einzel-
geschehens, ist nicht selbst ewig, aber die Projektion des ewigen Seins in die Zeit,
das zeitliche Hervortreten des zeitlos Angelegten.
Während nach Heraklit das Werden (s. d.) ewig währt, ist nach den Eleaten
das Sein (s. d.) ewig, ungeworden und unveränderüch. Ewig sind die Atome (s. d.)
Demokrits, die „Ideen" (s. d.) Platons, die „Formen" (s. d.) des Aristoteles.
Das Ewige (alwv) wird von der Zeit nicht berührt, schließt die Zeit in sich ein
(De coelo I 9; Phys. IV, 12). Die Welt ist ewig, ohne Anfang und Ende
(De coelo II 1, 283 b 28); ewig ist auch die kreisförmige Himmelsbewegung. Ewig ist
der unbewegte Weltbeweger, Gott (£$ov ätdiov, Metaphys. XII, 7). Die Stoiker
lehren die E. des göttlichen „Pneuma" (s. d.), der Weltsubstanz (Diogen. Laert. VII,
137). Wie Platon lehrt Plotin, die Zeit (s. d.) sei erst mit der Welt entstanden.
E. definiert er als „Leben, das identisch bleibt, welches das Ganze stets gegenwärtig
hat", als das „Sein in völliger Ruhe" (Ennead. II, 7, 3). Nach Boethius ist die E.
das „nunc stans" (stehende Jetzt), die unbegrenzte vollkommene Lebensfülle („inter-
minabilis vitae tota simul et perfecta possessio"), die von der zeitlichen Beständigkeit
(„sempiternitas") zu unterscheiden ist (De consolat. philos. V). Augustinus unter-
scheidet die (erst mit der Welt geschaffene) Zeit von der E. ; nur letztere ist ohne Ver-
änderung. Die Welt war nur in Gott ewig (De civit. Doi XI, 4, 6; Do trink. II, 5;
Confession. XI, 11). Während Nemesius, Avicenna, Averroes u. a. die E. der
Welt lehren, betrachten die christlichen und jüdischen Scholastiker die Welt als
von Gott mit der Zeit geschaffen. Unterschieden wird die E. von der Zeit sowie vom
„aevum", der unbegrenzten Dauer des Geschaffenen („mensura eorum, quae facta
sunt, sed finem non habent", Albertus Magnus, Sum. theol. T, 5, qu. 23). Gott ist
E i s 1 e r , Handwörterbuch . 1 A
210
auBer der Zeit („extra oirtinem temporie') (Thomas u. a.; Tgl. Scabbx. Metaph.
dwpuUL 00).
Ewig i>i da« Unirereum ah EmheU nach O. Baoao and nach SrorotA. IM* B.
dar „Subatam" (a. d.) bedeutet die im W«
(Eth. I. def. Villi Auch die „Attribute" (a. <L) dar gottttohea Suhatana «ad
unrertadarttoh wie üou eelUt (L c prop. XIX«.). Da» ■ Behau ftbmmlalMil ietdb
dar Dinge „sab apada aaternitatis". d. h.
(..Kaa
ad<
taDeo
". Eth. V. prop. XXIX. aohoU Dm JLM
(«. d.) hat aichta mit mmlkiher Dauer au tun (L c, I. daf. VI !
Da nach Karr dk Zeit (a. d.) aar nmn Aaechausngalnre! tat, ao ha— da« „Ding
an eJoh" nicht aalhat In dar Zeit «ein. aa nal bmaJsa aa» awhjan. ueilbssa Saht
fflhtHw Ufa übtrasrÜkJümH daa .*' * tan" betonen Fscara, Stmoru*
(a. üimilMiMnHk Bmuammätmm Oax Enaom Bcamuno a. a. Nach
an dar „ilfcilsslsniha" ProaeO dar
Dar (objaktrfa) ..Begriff", dm „Idae" (a. <Lb dar H(hhtM (a. <L) iat aritloe*wig, die Zeit
UrtduTch Um er»t|r»eet«U er btd» „Macht der Zeit". MNnr daa NatnrJkha kn danun
dar Zait Untertan, inaohirn na andHah iat; daa Wahr» digagen. die Idee, der Qatat. iat
ewig" (EnarkJop. f 256). Ali naitkaa Gültigkeit ti Ulli will d» Ewigkeit
Bajn» (Pramd.\ 1007, 8.400b Nato** u.a. Nach Ooon badantat dm E de.
den „WWrpajiht für daa rsatlom. endloee Vw anHaauhiaian
(Kthik, 1007. 8 MO, 900b Ala die „mal fuimuhnhiaJi ewig« Zeh" (aOt die E.
Castam auf (Der Tianmamnning dar Dinge. 1001. 8 170b auch Nimmi („ewige
Whxmrkunft"). Banoeow <•. Daner); nach J. Rorcn mt die Zait afc Qanaaa die E.
(Tha World and the Indiridual. 10001.. 8 Ulli. »7. 057b Ehta £. nr das Qe-
wordenen, nicht a parte ante, gibt aa nach DOnmo, Rsnocrmn u. a. (rgb
Zait. Unandhchb Nach O. Ewaip iifimin wir daa Ewiga „blofl in
auf die Zeit". Von dem Begriff aeiUoaar Identität gaaiagen wir mm Begrifl dar E.
(Zar Analyse daa Unatarh&mhatmprohL. Warn Bailaga <L Philoa. Oimlhah in Warn.
1912. 8. 100f.b - Über das Ureprung dar Ewhjkaitaidee rgL Lock*. Easey oonc
bnm. undaratand.il. K. 14, fOl; Laxanx, Nonr. Erna« II. X. 14, §27; Vot*
MAmr. Lshrb. d. Paychoi. 1004. II«. SO; Woxpt, Logik I'. 1000. 8 470. VgL m
der Sammlung ..Weluneohauung". 1010, den Beitrag ron JotL; Sanum. Vom
Ewigen im Menschen. L 1021. — VgL Zait. UnandVch, ÜMluliHnhlriiH, flahslaaa,
Walt. Schöpfung, Apokataataate. Wahrheit.
Exakt (vollendet), genau, den togischen Aniorderungan roUkomn
methodologiach einwandfrei dargetan, genau und ToOattadhj definiert,
ba Wimen. Exakt im engeren 8inne sind, außer der reinen Logik, die mathematisch,
quantitativ begründeten Wianenachaften. VgL DCnnro. Logik, 1005, 8. 24; Rntnx.
Der philoa. Krithuamua. 1876L, U 2. 8 28; Liebhast», Zur Analys. d. Wirklichkei t ».
1000, 8 202; Wukdt, Logik, I", 1000, 8 476; Xatorf. Die togischeu Grundlagen
der exakten Wissenschaften, 1010, S. 1 ff.; L. Gilbest. Fundamente dm exakten
WimenaL 1011.
Exaltation: Erregung (a. d-b Anfragung. Geganaata: Depnssion (Nieder-
gceehlagenheit).
Exclusi — Experiment. 211
Exelusi tertii (medii) principium: Satz vom ausgeschlossenen Dritten
(Mittleren): A ist B oder Nicht-B; ein Drittes ist nicht möglich. Von zwei einander
kontradiktorisch (s. d.) entgegengesetzten Urteilen muß eines richtig, wahr sein;
es können nicht beide Urteile, das bejahende und das verneinende, zugleich falsch
und etwa ein drittes Urteil gleichen Inhalts wahr sein („tertium non datur"). Vgl.
Aristoteles, Metaphys. X 7, 1057 a 33; Hegel, Enzyklop., §119; Heebabt, De
princip. legis exclusi medii, 1833; Sigwabt, Logik, 1904, I2; B. Ebdmaxx, Logik,
1892, 1, 366; Wundt, Logik I3, 1906, S. 555 f. ; Cohen', Logik, 1902, S. 339; Dbiesch,
Ordnungsielire, 1912.
Exemplarismus ist die Lehre von den ewigen Urbildern (exemplaria),
Ideen (s. d.) der Dinge in Gott ( Augustinus u. a.).
Existenz s. Sein, Wesen. — Existentialurteil s. Sein, Wahrnehmung
(Kbeibig), Urteil (Bbentavo u.a.). — Existential: Seinscharakter eines Aus-
aageinhalts (Avenabius). Vgl. H. Cobnelius, Versuch e. Theorie d. Existential-
urteile, 1894.
Exklusiv: ausschließend. E. Urteile („propositiones exclusivae") sind
Urteile von der Form: nur S ist P (z. B. Gott allein ist vollkommen). Vgl. Ausschluß-
verfahren.
Ex mere negativis, ex mere particularibus nihil sequitur: Aus
zwei verneinenden, zwei partikulären Prämissen ergibt sich kein gültiger Schluß.
Exogamie: In der Völkerpsychologie die im Totemismus geltende Ehe-
regel, daß das Mitglied eines Clans nur Mitglieder eines anderen Clans heiraten darf.
(Wundt, Völkerpsychologie, VLTi, 1917, 365 f.)
Exogen: von außen stammend. Gegensatz: endogen.
Exoterisch (i$a)T£Qix6s), nach außen hin, für die Außenstehenden, Xicht-
Eingeweihten, Laien; populär; Gegensatz: esoterisch (iaazegtxös), innerlich, in
tieferer Bedeutung, für die Eingeweihten, nach strenger, tieferer, methodischer Denk-
weise. Diese Unterscheidung rührt von der Einteilung der Schriften des Aeistoteles
in exoterische (populärer gehaltene Dialoge, Schriften über Rhetorik u. a.) und eso-
terische (Vorträge über schwierigere Themata; vgl. „akroamatisch"). Vgl. Aeisto-
teles, Top. Vin 1, 151 b 9; Eth. Nicom. I, 13; VI, 4; Ciceeo, De finibus V, 5, 12;
Gellius, Noctes Atticae, XX, 5, 2.
Experiment (experimentum), Versuch, Herstellung künstlicher, eindeutig
bestimmter, beliebig variabler Bedingungen für das Auftreten von Vorgängen, deren
Ablauf beobachtet wird. Das E. ist ein planmäßiges, einem Erkenntnisziele dienendes
Eingreifen in das Geschehen, eine willkürliche Anordnung von Faktoren mit Ab-
haltung, Isolierung anderer. Das E. ist eine Frage, die wir an die Natur stellen und
ist von gewissen Grundsätzen, oft auch von Annahmen geleitet, die durch das E.
bestätigt, verifiziert werden sollen. Durch das E. wird erst eine exakte, quantitativ
bestimmte Naturerklärung möglich, und auch in der Psychologie (s. d.) können exakte
Beobachtungen zum Teil nur durch das experimentelle Verfahren angestellt werden.
Die Notwendigkeit des E. hat in neuerer Zeit als einer der ersten F. Bacox betont
(Novum Organon I, 70, 82, 100). Eine Vergleichung der Instanzen (s. d.) ist erforder-
lich, besonders kommt es aber auf die „prärogativen", maßgebenden Instanzen an,
zu welchen die „Instanzen des Kreuzes" gehören, welche die untrennbare Verknüpfung
von Eigenschaften zeigen (1. c. II, 36; davon der Ausdruck „experimentum crucis",
14*
212 ExpueHe ~ Farbenblindheit.
entscheidender Versuch). VgL J. 8r. Miu, System d. Logik. 1874; Wcinrr. Logik.
1007. II •; Mac«. Erkenntnis a. Irrtum. 1008. & 108f. - Gedankenexperin
(Mach u. a.) sind Versacke, dkmuim bioffen Denk», avt Dsnkobfekten macht,
etwa auf Grand der Frag«: was kommt heran», «m wir dies «ad da« annehmen ?
VgL F. C. a 8cmxo. Forawl Logic. 1018. - Üb» •tpnli—mlh Peyokologb
egL swynboiogie.
I \|.li«ite (entfaltet), besonders, gesondert dargefegt: implici
rtabeechlossen. nickt ■ueililialine
I vponibel: rrklirbar. erklerangebedarftJg (^xponibihV
exponlhUm" bei den Scbols.t ikern) Nnak Kawt keine «ine Vor
bfldungakrslt exponiere«", efe ^ Begriffe Magen". Dm
iet «in* ..kmiponibkt" VorseeUaag, d. k. efe kenn ab <
ikr kein Begriff adlaaat bt (Krit. d. Urteilskraft, f 57).
I BMMfl der Aaedeknong (s. d.) neck. srageikliiH ^L Bann.
Stellung (Wovor).
I McrnnILntlaa «. lohsheetion
KxtreJektU« a. Introfektioo (Mac«).
I Mramental: außerhalb des Ceietea (extra, mens).
einer Materie, korpwaokee Objekte. Vgl Objekt» Sera,
I Mrnpolattem bt der SckfeJ era einer Beräe von gegebenen Falfen auf
einen Greaxwert nie Ideelfall (Ostwalo, Oraadr. d. Nauirphikm, 1808. 8. 56).
Kxaentriacb e. Protektion.
Fakfinhfttt Gegebenheit, Teteiokaeakoh.
r «Marien (falbcfee): fabeka, trftgerbnbi Schlosse, Fekl «ad Trag.
ecklOme («. d.).
Fälle s. Instant, Pfeyoaopkyeik.
Falsch bt der Gegearats ron wekr. richtig. Fahek kann eein
eine Schlußfolgerung, eine Definition, eine Ihiwekfneniug. eine Aussage, ein Vor-
fahren. Die FabckheJt eine» Urteib beateht darin. da8 ea entweder dem Tatbestände,
dem Sachverhalte nicht angememen ist, oder daß ea richtigen Urteilen widerspricht
Gibt ea „Wahrheiten an eich", eo muß man auch annehmen, daß etwas ..an sich fabch'4
»ein kann. VgL Irrtum, Wahrheit. Ricktigkeiu
Farbenblindheit (..DaltooJamos". nach Daltoic, der zuerst, 1704, diese
Erscheinung festgestellt hat) bt der Mangel 1. alfer Farbenempfindung, wobei aar
Helligkeiten empfunden werden (totale F.), 8. bestimmter Farbenempfmdwagen :
Rot-, Grün-. Kot-Grün-, Blau-. Gelb- Blindheit (partielle F.). VgL Hbxxboltz.
PhysioL Optik», 1886 ff.. S. 1173 ff.; Weser. Grdx. <L phys. PsychoL II«. 1910,
S. 236 ff. Über Farbenblindheit im künstlerischen Schaffen: A. GrmiAJ»», Die
Wirklichkeit n. ihr kiinstterieches Abbild. 1912. — VgL Geeicktesinn.
Fatalismus — Fesapo. 213
Fatalismus (fatalis, verhängnisvoll), extremer Schicksalsglaube, Glaube an
die absolute Macht des Schicksals (s. d.), durch welches nicht bloß olles, was geschieht,
notwendig geschieht, sondern auch alles Geschehen so vorausbestimmt, festgelegt ist,
daß niemand etwas daran ändern kann, mag er auch tun oder unterlassen, was er
will. Der F. übersieht den Umstand, daß wohl alles Geschehen durch Ursachen be-
dingt ist, daß aber zu den Ursachen, welche Glieder des Kausalnexus bilden, die
eigenen Kräfte und Handlungen der Dinge, insbesondere des wollenden Menschen,
gehören, und daß also der Mensch nicht bloß seinem Geschick (fatum, „kismet")
unterliegt, sondern sich zum Teil selbst, durch seine Aktivität, sein Schicksal bereitet
(Heraklit: t]&og äv&goJxq) öaificov; Schiller: „In deiner Brust sind deines Schicksals
Sterne"). Da wir nicht immer wissen können, was, auf Grund aller Faktoren, schließ-
lich der Erfolg unseres Handelns sein wird, so sollen wir jedenfalls so verfahren, als
ob es kein Schicksal gebe; sonst determinieren wir uns eben selbst zum Mißerfolg,
rein durch unsern Fatalismus selbst.
In verschiedener Weise huldigen dem „Fatalismus" der Islam, einige Stoiker
(Diog. Laert, VII, 149) u. a. Vgl. B. Conta, Theorie du fatalisme, 1877. Vgl. Schick-
sal, Willensfreiheit, Prädestination, Vorsehung.
Faule Vernunft (dgyös Aöyog, ignava ratio) ist die Verzichtleistung der
Vernunft auf ihre Arbeit (vgl. Kaxt, Krit. d. rein. Vern., S. 534), des Vernunft-
willens auf das Handeln, in der Meinung, daß man keinen Einfluß auf das Geschehen
habe, weil alles vorherbestimmt sei (vgl. Cicero, De fato 12, 28).
Faustisch nennt Spengler (Untergang d. Abendlandes, 1917) die abend-
ländische Kultur (s. d.).
Feclmersches Gesetz s. Webersches Gesetz.
Fehler s. Psychophysik.
Fehlschluß s. Paralogismus, Trugschluß.
Felapton heißt der zweite Modus der dritten Schlußfigur (s. d.): Obersatz
allgemein verneinend (e), Untersatz allgemein bejahend (a), Folgerung besonders ver-
neinend (o). M e P | M a S | S o P. z. B. Kein Mensch ist sündenfrei; Alle Menschen
sind Geschöpfe Gottes; Einige Geschöpfe Gottes (mindestens) sind nicht sündenfrei.
Ferio heißt der vierte Modus der ersten Schlußfigur (s. d.): Obersatz all-
gemein verneinend (e), Untersatz besonders bejahend (i), Folgerung besonders ver-
neinend (o). MeP | SiM | SoP. z. B. Kein Mensch ist unsterblich; Einige Geschöpfe
sind Menschen; Einige Geschöpfe (mindestens) sind nicht unsterblich.
Ferison heißt der sechste Modus der dritten Schlußfigur (s. d.): Obersatz
allgemein verneinend (e), Untersatz besonders bejahend (i), Folgerung besonders ver-
neinend. M e P | M i S | S o P. z. B. Keine Leidenschaft ist ungef ährlich ; Einige
Leidenschaften bewirken Gutes; Also ist einiges, was Gutes bewirkt, nicht ungefährlich.
Fertigkeit (£iig, habitus) ist die durch Übung (s. d.) erworbene günstige
Disposition (s. d.) zu einer Tätigkeit, Handlung. Vgl. Aristoteles, Eth. Niconi. I, 13;
II, 2; VI, 4 (vgl. Tugend); Schleiermacher, Philos. Sittenlehre, 1809, § 310 f.;
Jerusalem, Lehrb. d. Psychol.*, 1907, § 10.
Fesapo heißt der vierte Modus der vierten Schlußfigur (s. d.): Obersatz all-
gemein verneinend (e), Untersatz allgemein bejahend (a), Folgerung besonders ver-
neinend (o). PeM| MaS| SoP (Gekünstelte Schlußform).
2U Festin© — Fiktion.
FcstiB« beißt der dritte Modus «kr isiit« 8ohfarJfigor (s. d): Obersatz
(e), nnteesaU besonders bejisied (i), Folgerung besondere w-
Pe M | 8 i M | 8 o P. z. B. Kein Ttar (im w^m 8hm) hat abstrakt» Be-
griffe; Einige Wesen heben solche; Ab» sind einige Wesen keine Tiere.
m (tob dem |inHngJistaril»ii Wort fertioo): Verehrung von
m« räuberische Kräfte zoeehreibt. de msn sie eis Statte ron
eis ron Outatern beseelt ■sjffsll Der F. ist
Animtamus (s.d.). Vgl F*. 8f iiini, Der F.. 1171; Wmrvr. VC
1900 ff„ II. 460. - VgL Keaseirtil (Mac«). - In der Psychopathologie die Ver-
schiebang der Libido (s. d.) ron der Person aaf gewisse Attribute derselben (Haarr.
Kleider usw.).
Flktlem (fictso, Erdichtung; null im lurta". BinfclsfUilliwiii) bedeutet
(s. d.). die wir zu bestimmtem (theoreiieobesi oder
i) Zweck» »sehen, wobei wir ron der UnwibrsBeimMiishsll, Ja in litin
Uawh+ltehsaH oder gar üaadgjiceü^t des F Die (eis sotehe
bewußte) F. ist
Verhlllnissee, eis obeeeo wire, wie wfc-eeuaei
am demit beeeer
Die F. stimmt mit der Wirklich.
wekbt ron ihr eh. rertefecht sie mm Teil, teils durch ..Zusatz«".
VirtingMiimig n. dgL Gleichwohl ist
dieche) F. oft zwechmeßig, ei» tat oi
des Erkennen and Headern fördert In der nsuhtsetamnsiiisft, Ethik. Methrmsük.
Physik (rgl. Atom) usw. spielt die F. eine nicht geringe Rolfe, und es tat erkennt ais-
theoretisch ron Wichtigkeit, einsaeehen, daß eine Reihe ron Begriffen, die wir diirkt
1 >nc Wirknohkelt beetahen. etgontnoh nur ructsonen sind, wie eooh mnnobee,
wm eis rerifistarbare Hypothese oder Theorie gut. nigonthnh aar eis Fiktion be-
rechtigt tat. Doch braucht dies nicht au einem Fiktionelismus xu fahren, der
schon in dm Grundbegriffen der Erkenntnis, den lfetegnriiin (s. d.) Unter Fiktionen
eraooxu
Einen solchen Rtendpankt rertriU (wie sehen Ibnm n. a.) Vi
eine urnfeeeende Theorie der F. gibt. Fiktionen send „Kunstgriffe'' des
Die F. tat eine „wtascnschsfüiohe lTiiTliihUmg sa prekttachen Zwecken", ein zweck-
mäßige« Gebilde der Emlshliingskiift sur Erkichterang des Denkens, cor Beherr-
schung der Wirklichkeit durch Denkmittel, welche bloB Ihr widerepiechen („Semi-
fiktionen", „Halbfiktioaen") oder eooh in sieh selbst widerepruchsroU sind (Die
Phifes. des AU Ob, 1011, 8. 24 ff .. 66 ff.). „Die bewußte Abweichung ron der Wirk-
lichkeit soll die Erreichung der letzteren vorbereiten" (Lo.6. 37); so z. B. ist die
Vernachlässigung der enderen Motire des Handelns gegenüber dem rem egoistischen
eine nützhehe, „ebstraküre" F. der Netfaneiokonomfe (bei A. Smith). Wichtig sind
besondere die symbolischen, sneiogtachen Fiktionen (s. Kntegwkin. Gott). Alle AU-
gemein- und abstrakten Begriffe sind ata eolche FOttionen (a 53 ff.). Die „heuristieebe"
F. setzt direkt ein ganz Unwirkliche an Stelle des Wirklichen (z. B. den „Äther").
Eine „praktische" (ethische) F. tat z. B. die Freiheit des Willens (S. 65); wir müssen
so handeln und den Menschen so beurteilen, ata ob wir frei waren. Fiktionen ron
ungeheurem praktischen Wert sind auch die „Ideale" (8. 67 f.). Mathe msttache
Fiktionen sind der foere Raum, der Punkt» die absolut gerade Linie usw. (8. 71 f.)
Finalität — Form. 215
Fiktionen sind ferner das Atom, die Materie, das „Ding", das „Ding an sich", die
Kraft, das „Subjekt" usw. „Das Denken macht Umwege" — das ist das Geheimnis
aller Fiktionen, welche nur „Durchgangspunkte des Denkens" sind. Durch die
„Methode der Korrektur" und der „entgegengesetzten Fehler" („entgeg. Operationen")
werden die vom Denken absichtlich begangenen Fehler schließlich wieder eliminiert,
das fiktiv eingeführte Gebilde wird, nachdem es seinen Dienst getan, wieder entfernt
(S. 194 ff.). Die Partikel „Als ob" dient dazu, „ein vorliegendes Etwas mit den
Konsequenzen aus einem unwirklichen oder unmöglichen Falle gleichzusetzen"
(S. 591). „Wir kommen im theoretischen, im praktischen und im religiösen Gehiet
zum Richtigen auf Grundlage und mit Hilfe des Falschen" (S. VIII). Es besteht
die „Notwendigkeit bewußter Fiktionen als unentbehrlicher Grundlagen unseres
wissenschaftlichen Forschens, unseres ästhetischen Genießens, unseres praktischen
Handelns" (S. XV; vgl. Positivismus, Idealismus). Über die Geschichte des
Fiktionsbegriffs und der Anwendung der F. vgl. S. 230ff., 613 ff. — Vgl. F. Bacon,
Xovum Organon I, 60; II, 36; Chr. Wolff, Eleinenta Matheseos. 1741 ; S. Maimon,
Versuch über d. Transzendentalphilos., 1790; Versuch e. neuen Logik, 1794; neue A.
1912, S. 263ff.; Krit. Untersuch, über d. menschl. Geist, 1797; Hebbart, Einleit.
in d. Philos., § 152, 162; Lotze, Logik, 1881, S. 400; Gr. d. Logik, 1891, S. 87;
F. A. Lange, Gesch. d. Materialismus I, 1902; Xietzsche, WW. XV (vgl. Perspektivis-
mus, Logik); Marchesisl, Le finzioni de 11' anima, 1905; F. C. S. Schilleb, Mind, X. S..
XXI, 1912 (Kritik des Vaihingerschen Werkes); J. Schultz, Kantstudien XVII, 1912,
S. 85 ff. ; Dittbich, Die allg. Bedeutung der Phil. d. Als-Ob (Ann. d. Phil. I); H. Scholz,
Die Religionsphil. d. Als-Ob (Ann, d. Phil. I); Kelsex, Zur Theorie der Jurist. Fiktionen
(.Ann. d. Phil. I); Tischeb, Die mathem. Fiktionen (Ann. d. Phil. I); Kowalewski,
Ansätze zum Fiktionalismus bei Schopenhauer (Ann, d. Phil. I); O. Lehmann, Das
Als-Ob in der Molekularphysik (Ann. d. Phil. I); Jul. Schultz, Die Grundfiktionen
der Biologie, 1920; Mülleb-Fbeienfels, Philosophie der Individualität, 1921;
L. Fischeb, Das Vollwirkliche und das Als-Ob, 1921. (VoUwirklichkeit und Als-Ob
6ind sich ergänzende Begriffe.) Zeitschr.: Annalen der Philosophie mit besonderer
Berücksichtigung der Philosophie des Als-Ob, 1919 ff. — Vgl. Idee, Ideal, Hypothese,
Kategorien, Unendlich, Relativitätstheorie.
Finalität, Finalursache 8. Zweck.
Fixe Idee s. Zwangsvorstellung.
Folge (äxoAovdrlats, consecutio) s. Grund, Sukzession.
Folgerang s. Konklusion, Schluß, Konsequenz. Das Folgern besteht im
„Innewerden . . ., daß das Fürwahrhalten der conclusio aus dem Grunde des Fürwahr-
haltens der Prämissen erfolgt" (Kbeibio, Die intellektuellen Funktionen, 1909,
S. 201 f.).
Forderung s. Postulat, Objektiv.
Form (forma, elSog, (toQcpfi) ist das Korrelat zu Stoff oder Inhalt und bedeutet
allgemein gegenüber dem „Was" eines Gegebenen oder Herzustellenden das „Wie",
die Art und Weise desselben. Genauer gefaßt ist F. ein Einheitsbegriff, der Begriff
der Zusammenfassung einer Mannigfaltigkeit von Elementen zur Einheit eines be-
stimmten Zusammenhanges, einer bestimmten Verbindung, einer bestimmten An-
ordnung der Teile eines Ganzen. Zu unterscheiden sind: äußere Form oder Gestalt
(bei den Körpern auf zusammenhaltenden Kräften, oder auf einer „Formenergie":
Ostwald, beruhend), innere F., organische Form, Form von psychischen und logischen
ilfi
Gebilden (Vorstellungen. Urteilen usw.). ästhetische, snitaki Form.
Imreteondere emd tob Wichtigkeit «Vi Fernem der Erkenntnis, die
(a. d). Baum und Zeit, und dm Denk formen (a. EatemMwn). Die«
sind nicht ■Bgalncenr. von dar
Formen der Einheitssrnthese, durch dm
oboneo wie durch die
<1«t \ < rknujif uti^ umi
objektiver Erfahrung und top fr feta engen!» jsh tan, far dm am daher
* priori (s. d^ gehen, fiinhnlngm k enlakdttm ahn
emaieuur
isatlmga
»k Die
tiein
i im „An Mob der Dinge Hb« was inn*
- Von der Form (Struktur) der Ding» klagt rieH ach dm
ab. MJirttlti im aber die F. eelbet durch Kräfte bedingt ;
zeigt eich dme bei den Orgeammen (tu <L).
Wibrend Plato» dm ..Ideen" (f. <Lk dm ..reineo Formen", dm Urbilder, dm
Typen der Dinge von dienen trennt nnd am an liaenndaran, jimtlii dar Er-
i die Formen in die Dinge
aelbst. Dm F. (ebmc) mt emaa dar Printfcjha (tkegtaf) der Pmge. am bfldat daa Weaan
(a. d.k den objektiven Begriff (Aeyec) derselben, iat daa, wae den imi pimnilitHaittilbi
tnnami Stoff e«t an otweaWhiJmmmt nnd Be^ Geataltnngs-
prlntip. daa am innere Kraft, am Sei daa Werdens, dar Entwicklung m den Dingen
iat. Die ..Formen" emd ewig, «ngrwordan nnd unvertfUiedich. nfcht werdend,
den Werdana: dm reine, etoffmee F. iat Gott (e. <L). Nur m der
Abatraktion gibt aa einen aiimlnimtiii Stoff nnd mar mt Hmblick anf weitem Qe~
ataltnng mt etwaa formlos (a. B. der Marmor mgenlbm dar ana ibm haianllbmen
Statue). Die Dinge streben nach der Form, diese iat dm WMdiehhvit. Verwirklichung
(a. Energie). Vollendung (a. Entekchm) daa Dinge«, dem am daa Sein und Weaan, dm
Besonderheit nnd Bestimmtheit (rase r«) vermint, am der aktive
imamHiiin (i-B.dk ..Henoi hlsihkett" iat den jenige, wna eine
tarn Menschen gestaltet). Dm Form iat daa Allgemeine, daa Weaan, die Substanz
{oMm) der Ding*. Bhm „Form" iat euch dm Seele (e. d.k VgL Metaphy». VII 7.
19Mb; VII 8; VII 10; De anima I I
In diesem Sinne lehren baHaffa dar F. aneb dm Sebolaetiker. Von den außer
lieben Formen („formae aocedentaJea") unterauhmden am die Weeeonform (..form«
substAntialis"), welcbe entweder mit einem Stoffe verbunden iat („formae adhaerentee")
oder (bei den reinen IntnIHganaen, Engem) atoffma existiert (..formae seperatae").
Die F. (..forma meUphysioa") iet daa Prinzip daa Wirkens (..prineipium agendi in
uno<pjoque") und gibt dem Stoffe die Wirklichkeit (..forma dat materiae e«e"). Die
Urformen („formae exemplarea") der Dinge Hamm im göttlichen Intellekt (e. Idee\
VgL Thomas, Sum. theol. I. 105. Ie.; III. 13. 1 c ; Oontr. gent. II. 30; 47; Süabet,
liataphva. disput. 15.
In der neueren Philoaophie und Wiemnecihaft bedeutet die F. meist nicht mehr
oin aktives, inneres Prinzip, sondern ein passives Produkt, eine Komplexion, eine
Art der Zisminnwnsetiiing von Elementen (vgl. schon Dexokbxt, Atom). Bei
F. Bacox schwankt noch der Form begriff : er bestimmt die F. aber doch als Gesetz
und Weise der Anordnung und Konstitution („nos enim. quum de formb loquimur.
Form. 217
nil aliud intelligimus, quam leges illas et determinationes actus puri, quae naturam
aliquam simplicem ordinant et constituunt" (Xovum Organum II, 17; 3 f.). Bei
Leibniz kommt der Begriff der substantialen Form nochmals zur Geltung (s. Mo-
naden). Chr. Wolff definiert die F. als die „ Wesens bestimmtheiten': („determina-
tiones essentiales", Ontolog. § 944). Nach Hegel ist die F. das „Setzende und Be-
stimmende" das „Tätige" (Logik II, 80); innere und äußere F. sind zu unterscheiden
(Enzyklop. § 133). Die F. wird im dialektischen (s. d.) Denk- und Entwicklungs-
prozeß selbst zum Inhalt.
Form und Stoff (s. d.) der Erkenntnis unterscheiden Lambert, Tetens (Philos.
Versuche, 1776 — 77, I, 336), und besonders Kant (vgl. schon De mundi sensibil. ac
intelligibil. forma et principiis. § 13ff.). Die Form der Erscheinung ist „dasjenige,
was macht, daß das Mannigfaltige der Erscheinung in gewissen Verhältnissen geordnet
angeschauet wird" (2. A.: „geordnet werden kann"). Die F., die Ordnung des Emp-
findungsmaterials, kann nicht selbst Empfindung sein, sondern muß „abgesondert
von aller Empfindung können betrachtet werden" (Krit. d. rein. Vern., S. 49). Die
F. ist ein „Zusatz" zum Gegebenen, den wir vom „Stoffe" der Erfahrung „nicht
eher unterscheiden, als bis lange Übung uns darauf aufmerksam und zur Absonderung
desselben geschickt gemacht hat". Diese F. liegt a priori (s. d.) bereit, als „reine Form"
der Anschauung und des Denkens. Die „reine Form" der Sinnlichkeit (s. d.) ist „reine
Anschauung". Die reinen Formen der Erkenntnis (Raum, Zeit, Kategorien) sind
„formale Bedingungen" möglicher Erfahrung, Formen der Dinge als Erscheinungen
(s. d.), nicht als Dinge an sich (s. d.). Die Form des „äußeren Sinnes" ist der Raum
(s. d.), die des „inneren Sinnes" die Zeit (s. d.). Diese Formen sind Arten der Wahr-
nehmung und des Denkens, nicht etwa besondere Gebilde. Die Form der Erfahrung
ist die „synthetische Einheit der Apperzeption derselben im Verstände". Apriorische
Erkenntnis gibt es nur von dem Formalen der Erscheinungen (vgl. Prolegomena,
§ 9ff.). Ähnlich lehren Krug, Reinhold (s. Vorstellung), Fries u. a. (s. Kantianer).
Vgl. Cohen, Kants Theorie d. Erfahrung, 1885, S. 39 ff., und Cassirer, Funktions-
begriff und Substanzbegriff, 1910, welche die rein funktionelle Bedeutung der
„Formen" betonen (vgl. E. H. Schmitt, Krit. d. Philos., 1908, S. 84); Cassirer,
Freiheit und Form, 1916, weist den Gegensatz von Fr. u. F. in der deutschen Geistes-
geschichte nach. Über Goethes Formbegriff vgl. Simmel, Goethe, 1913. — Nach
Herbart werden die Formen der Frfahrung mit den Empfindungen als Ordnungen
derselben gegeben (Allgem. Metaphys. II, 411). Ähnlich Beneke, Jodl u. a. Ver-
mittelnd fassen die Formen der Erkenntnis als Ordnungsweisen auf Riehl (Der
philos. Kritizismus, 1876f., II, 1, 104f., 235 ff.); Höffding (Psychol., 1901, S. 149ff.,
383 ff.); Wündt (System d. Philos., I3, 1907, S. 98 ff.), nach welchem Form und Inhalt
Reflexionsbegriffe und ursprünglich nicht gesondert sind; Ewald (Kants krit. Idealis-
mus, 1908, S. 101, 211) u. a. Nach H. Comperz ist die Erkenntnisform ein Gefühl
(s. Empirismus). — Ästhetische F. ist einheitliche, harmonische Verbindung an-
schaulicher Elemente (vgl. Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen,
22. Brief; Vischer, Das Schöne u. d. Kunst2, 1897, S. 48 ff.; Volkelt, Ästhetik, 1905,
428 ff. ; über Herbart u. a. s. Ästhetik). Vgl. Hildebrand, Das Problem der F. in
der bildenden Kunst, 1910; K. Wyneken, Der Aufbau der Form II, 1907; Bergson,
Evolution creatrice, 1907, S. 327; F. Gross, Form u. Materie der Erkenntnis in d.
transzendentalen Ästhetik, 1910; P. Carus, Philos. als Wissenschaft, 1911; E. Hor-
neffer, Das klassische Ideal, 1909 („Wille zur Form" als Weltprinzip); Driesch,
Ordnungslehre, 1912. Über organische Form, 1919; Jul. Schultz, Die Grundfiktionen der
Biologie, 1920, 10; P. Wust, Die Auferstehung der Metaphysik, 1920, 69 ff.; Simmel,
218 Formal — Fortschritt.
Lcberiesoecheuung, 1918; Giro* Ekiologb oder Ptomeophb ab
Subjekt (KACrrMAxy). K iiiIhimj— ■— , Pauli II— m (logbober). Loben. Orgejuemo«.
Korsnnl (formaib): nr bloß«. Form pkorig. die bfcfte Fora dea Seine oder
Denken« oder der Omiiiewt tiHefbnl (vgL Logik, Wehrt*
Db Schols.tiker i irMihin unter „formeT dos nr Form Gebarende, Wesent-
liche, Wirkliehe; eo wird z. B. der „cooorptos lormine", der Begriff ob peychkwheo
Gebilde, Akt dem „objektrrea", d. k. bloA gedockten BegrifMidieit aegenAbergeololH
(Scabh. Ifeupbym. dbput. II 1. I). Ovn 8oan» sstoiscleakbl „reeb" and „for-
mell" Untcrookcidung (e. <LL VgL Zweck (Kaut), flmlirkkrit (Kajct). FnrmsBsmos,
OeftkL
(••d.)
DenkJnhelte, db
oaf db Formen der Svmmstrb. nermonb usw., der
; und Ordnung de«
liebkost (e. d.) blo« neck der Form des reinen Wüleae,
Forunallatea Uormaifarnnte.') beifbn die 8ootietei
der Lehre von der „dbtinctio formelieM, der ewbohsti dem ■Mgewipmen Wem« and der
IndJTidooÜU» dm Dmgee liilibioiie bmt ^ormeien'« Lmtsnuailrtung (s, d.L VgL
Pautm, Geoch. d. Logik IH. 2» ff.; IV. 146,
I ■•■ mallter: der Form, der Weeenhoit, der WirkHchkrit noch (SrhoUttik)
VurnlllMk iei noch Scanu — ein Trieb, der von der vcrninftbsn Notar dm
it and dahin geht, ,.ikn in Freikoit m mtsan, Hormonie m db Vor-
eimmn and bei eQem Wockoel dm Zaetoadm eoine
Dar F. gibt Oeoetee für bdee Urteil and Jeden Willen,
etwoe ob zeitlos gültig, ole eein eoQond. Bei dboer TlHiHgaag ^emd wir ahmt
Indiriduon, oondern Qet*ungM (Briefe Aber db asthet, Rrsbhtmg. U. Brief). VgL
Ästhetik, Kultur.
Fortschritt bt eine Bnteiekmng (s. d.) von ruederon zu hBhins Zaetimbn.
mimmm an •.*•■» mmml tu mmmWHamg ■awanai mmvam
Prosen1 ob F., indem er on der Idee amaaokmmer Kultur (s. d.) and
Kultunneneckheit seinen Msfbtsb erhalt, indem gefragt wird, ob er
Differenzierung, Verfeinerung. Veremheitttokang von Kultur- und
■in ton Ulli mm nli dki Tbuogiingh ika ltliihUingitni laban ITiiltar und
willens lbgt. In der Geechickto woohseln Perioden
mit eolohen eine« (portblkm) Btflbiaiwb and RookoohrfUa ob, eo doB ober hm
dock eine Richtung. Tendenz noch oben, noch immer lobheror and
Verwirklichung der Kultur- und rTnni*"*t*^'"ugf" zu bemerken bt, wobei
immer mehr und immer selbstbewußter der aktive Fortschr i tttwille zur Gebang
kommt, welcher immer wieder regulierend, snsgbbhend. leitend eingreift
Der Begriff dos erttttohon Fbrloukiolleus deo Rmeelnrn (aoouossj) findet rieh echaa
bei den Stoikern (Stob. Belog. IL 146). — Den F. in der Geeehichto bhren F. Baco».
Frage — Freisteigend. 219
Pascal, Leibniz, Vico, Condorcet, Lessing, Herder, Goethe (F. in „Spiralen"),
Schiller, Humboldt, Kant, Hegel, Comte, Proudhon (Philos. du progres, 1853),
Marx, Lavrow, Buckle, Spencer, Giddings, S. Alexander, Wundt, Jodl, L. Stetn,
Goldscheid u. a. Nach H. Cohen, Siebeck (Über die Lehre vom genetischen
Fortschritt der Menschheit, 1892), Etjcken u. a. ist der F. eine ethische Aufgabe.
Den geschichtlichen F. bestreiten Rousseau, Schopenhauer, Tolstoj, Renoüvier
u. a. — Vgl. Rickert, Die Grenzen d. naturwiss. Begriffsbild., S. 468 (F. = „kon-
tinuierliche Wertsteigerung"); Münsterberg, Philos. der Werte, 1908, S. 333;
J. Delvaille, Essai sur l'histoire de l'idee du progres jusqu'ä la fin du 18e siecle, 1910;
Michatlowsky, Qu'est-ce que le progres?, 1897 (Vielseitige, harmonische Ent-
wicklung der Anlagen des Individuums); C. F. Dole, The Ethics of Progress, 1909;
Lotze, Mikrokosmus8, 1896 f. — Vgl. Geschichte, Soziologie.
Frage ist der Ausdruck für das Verlangen, Begehren nach einem Wissen um
etwas, um ein Sein oder So-sein, um ein „Was", „Wie" oder „Warum". Der Fragende
hat den Willen zu einer Einsicht, zu einem Urteil, zur Gewißheit eines solchen und
fordert eine Antwort, die ihm dieses Urteil, diese Urteilsgewißheit bietet. Im engeren
Sinne sind „Fragen" soviel wie Probleme (s. d.).
Während ältere Logiker die F. für eine Art Urteil halten (vgl. auch Wähle,
Zeitechr. f. PsychoL, I, 310 ff., B. Erdmann, Logik, 1907, I, 272; „geltungsloses
Urteil"), wird sie jetzt meist als Wille zu einem Urteil aufgefaßt. Vgl. Bolzano,
Wissenschaftslehre, 1837, I, § 22; Kbetbig, Die intellektuellen Funktionen, 1909,
S. 175 f.; Marttnak, Das Wesen der Frage, Atti del V. Congr. Roma 1905; Meinong,
Über Annahmen, 1902, S. 55; Ltpps, Grundr. d. Logik, 1893, S. 24; Jerusalem, Die
Urteilsfunktion, 1895, S. 172; Cohen, Logik, 1902, S. 69; Höffding, Der menschl.
Gedanke, 1911, S. 81; Stadler, Kantstudien XIII, 1908, S. 238 ff. (Die F. = eine
„Grundbedingung der Erfahrung"; der Erkenntniswille ergibt die Grundfragen,
welche die „grundlegenden Hypothesen desErkennens", das A priori desselben liefern);
O. Liebmann, Kant u. die Epigonen, 2. A. 1912, S. 54 ff. (F. als subjektiver Grund der
Erkenntnis); Natorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910
(Die F., als Richtung auf die erst zu vollziehende Bestimmung, ein Moment des Denk-
prozesses).
Freidenker (Freethinker zuerst bei Molyneux) vgl. Deismus. Vgl. A. Collins,
A Discourse of Freethinking, 1713; J. M. Robertson, Short History of Freethought,
1899; Noack, Die F. in der Religion, 1853—55.
Freiheit s. Willensfreiheit, Notwendigkeit, Kontingenz.
Freisteigend nennt Herbart Vorstellungen, welche durch bloßen Fortfall
der Hemmung seitens anderer Vorstellungen zur Reproduktion gelangen („wenn eine
beengende Umgebung oder ein allgemeiner Druck auf einmal verschwindet", Lehr-
buch zur Psychol.3, S. 15, 21). In Wahrheit werden aber auch die sog. „freisteigenden"
Vorstellungen durch psycho-physiologische Reize verschiedener Art, wobei der Anlaß
oft nicht gesondert zum Bewußtsein kommt, ausgelöst. Gegen die f. V. (Annahme
unterbewußter Verbindungsglieder) sind Wundt (Grdz. d. phys. Psychol. III5, 1903,
596), Kreibig (Die intell. Funktionen, 1909, S. 81) u. a. Vgl. Chr. Weiss, Das Wesen
u. Wirken der Seele, 1811, S. 148f.; Swoboda, Studien zur Grundleg. d. Psychol.,
1904; Die Perioden des menschlichen Organismus, 1904 (nimmt f. V. an); Offner,
Das Gedächtnis2, 1911, S. 157 f.; Kiesow, Archiv f. Psychol. VI, 1905. — Vgl. Per-
severation, Periode, Unbewußt.
no
Freneddirnlirh nennt E. Bbcmbb eine Art von 7Bnlrmll%fci.il die nicht
Mflm «ad db Hypothese ebne klBwkedbldwawBa Srelenbhen»
FreBaslaaggesjsibsi a. 8tyntot
Prent*«« heißt der fünfte Modus dar vierten ScbJußfigur («. d): Obersau
allgemein verneinend (eL Untrreau besondere bejahend (iL Folgmuug beeondere
(o). PeM | PiS 1 8oP. s. B. Kein Zufriedener ist bedauernswert; Eiaife
Mio sind einige ITtiobi niebt sufrbden.
FrtMeto bt ein Affekt (s. d.) nugonibi Art, der von der VoreteUung eine«
iwertbnn oder so erwartenden Gutes ausgeht und psychisch wie pbjeboh be-
wirkt. VgL Sbbbca, KpiM. fit, 2; DtKiim Peeeion.
eoim. II, 61 ; 91 : ..canskferetio praasentb booi excitat kl nobb gandium'); SnaoxA.
Eth. III, prop. XVIII. echoL II („larüue ort» ob imagfee fei preeteritee"); Cbl
Wourr, PeyehoL eaipir. f «Uff.; Kamt, AntltropoL, f 73; Wovor, pbya.
Psycbol. III*. 1903, 331: H. 8rmaa, Zeitachr. f. A»W I ZsaeeT. Die Philo
eophb der Freude, 1304; Lcbbocb, Db Freuden dm Lebens*. 1981 . La
jofe paasivr, 1008; .Vaea Dbabbobx. The Emotion of Joy. 1830; W. Mavbx
Phtnonetnologk abnormer Gif^ekegeffth! rathopsych .. 1014.
(..Freneen") nennt W, Jambo den „psychischen Oberton '*, den „Hof
von Rektionen", der den bwslfcgen I)iiBB9Kaejen«beh umgibt alt ti— rhu« Unter-
KWUClf Qof IhB ■Hb SDQBIVBo ▼OnTnHvBVSBIIOBB VWHM| IBO mi MMBIW BBMMB90UMI
des stetigen ErbbcJsxnscmmea banges kl unmittelbare nnuhaag aetat (Prine. of
PayonoL, 1880, I, 358; Peyehologb, 1808, 8L 104). Vgl.
Klbleai bedeutet: 1. im tlterw» oder populären Sinne: empfinden; Tast-
haben, euch ein unbestimmtes, ^gefOhlrmäflige»" Bewußtsein; 3. im
etreag psychologischen Sinne: ein Lust- oder Unluetgefnhl heben, einen Ge-
mütexuetand erleben. VgL Gefühl.
Panda in rnt (fundementum): Grundlege, insbesondere Grundlege ahnst
Begriffs (a. d-L ebne ellgemrbaa (a. d.* abar Rabtion (a. d.L Beziehung; im butaren
Feile besteht dee F. hu den auwunandwr beeogenen Gliedern (Objekten, Vorstellungen)
bsw. in ihrer Twenhsffenhoil, db der Ibibhang ihre objektive Grundlage gibt (x. B.
pmninesmn Eigenecbaften. wegen deren wir «wei Gegenetande ab „ähnlich" auf-
feeeen). VgL Mioauauoa, Lex. phiioe., 1663, 8p. 466f., ferner db Schriften von Bbbjc
tako, aIbxhobo, Höixbb, KatTBIp u. e, — VgL Objekt, Erscheinung.
KundnnirntalpliiloHophie: philosophische Grundwfeaeneehaft, Prin-
upbnlehre. VgL Karo. Fundamen talphik»,», 1819; J. Baues*. F., 3. A. 1861:
Rshxkb, Philosophb der Grundwfeeaneehaft, 1810.
Fundiert i Objekt (Mbisoxo). Rabtkm. Fundierte Inhalte s. Gestalt-
qualit&t.
KiniUtiosi (funetio) bedeutet: 1. db Verrichtung, Leistung. Betätigung eines
Organs, dee Organismus, der Psyche (dee Denkana, Urteils, Willens usw.); 2. die Ab-
hängigkeit swebr variabler Größen i onebanibr, der zufolge eine Veränderung dar
einen Große durch db der andern (der „unabhängig Verfehlen") bedingt ist: y - f (x).
Furcht — Ganzes. 221
Das funktionale Verhältnis ist umfassender als das der Kausalität (s. d.). Das Psy-
chische (s. d.) z. B. ist vom Physischen funktional abhängig, aber nicht dessen Wirkung
(vgl. Parallelismus). Die Lust an der normalen Ausübung einer psychischen P. ist
„Funktionsfreude" (s. Ästhetik, Bedürfnis). Vgl. Kant, Krit. d. rein. Vcrn., S. 88
(s. Begriff, Verstand); Cohen, Logik, 1902, S. 239f. (Die Kategorie der F. = das
Grundmittel der reinen Erkenntnis; ähnlich Cassirer, Funktionsbegriff und Substanz-
begriff, 1910; Xatorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910,
dazu Schacb, Die Umwandlung des Substanzbegriffs zum Funktionsbegriff in d. Mar-
burger Schule, 1914); F. J. Schmidt, Grundz. d. konstitutiven Erfahrungsphilos.,
1901, S. 126 ff.; Wtjndt, System d. Philos. I3, 1907, S. 244ff. (Die F. gehört zu den
„Form begriffen"); Frege, Funktion u. Begriff, 1891; Lagb£sille, Le fonctionisme
universel, 1902; Stumpf, Erscheinungen und psychische Funktionen, 1907. — Vgl.
Anpassung, Bedürfnis, Disposition, Selektion, Entwicklung, Akt.
Furcht ist ein Affekt, der durch die Vorstellung, Erwartung eines ÜbeLs, einer
das Ich bedrohenden Gefahr ausgelost wird und psychisch-physische Hemmungen,
die bis zur zeitweiligen Lähmung gehen können, bewirkt (Stocken des Atems, Er-
bleichen, Zittern, Einfluß auf die Sekretion, Verwirrung usw.). Vgl. Aristoteles,
Rhetor. II 5, 1382a 21 (vgl. Tragisch); Hobbes, Leviathan 1, 6; Descartes, Passion,
anim. II, 58; Spinoza, Eth. III, def. XIII: F. = Traurigkeit aus der Vorstellung einer
Sache mit ungewissem Ausgang; Mosso, Über die Furcht, 1894; Wündt, Grdz. d.
physiol. Psychol., II5, 1903, S. 221 ff.; Jerusalem, Lehrbuch der Psychol.4, 1907;
W. Ludwig, Beiträge zur Psychologie der Furcht im Kriege (in Beihefte zur Zeitschr.
f. ang. Psychol. XXI, 1920).
Fürsichsein bedeutet: 1. bei Hegel die Vereinzelung als Selbstbeziehung
des Daseins auf sich selbst (Enzyklop. § 91 ff.; vgl. Unendlich); 2. das Eigensein der
Dinge, die Art und Weise, wie sie „innerlich", in sich selbst, nicht als Objekte fremder
Erkenntnis sind (vgl. Lotze, Mikrokosmus, 1856—64, III8, S. 531). Vgl. Objekt,
Ding an sich, Panpsychismus, Subjekt, Ich.
Fürwahrhalten ist das als Meinen (s. d.), Glauben (s. d.) oder Wissen
(s. d.) auftretende Geltungsbewußtsein, welches entweder eine Seite des Urteils (s. d.)
selbst bildet oder aber in einem besondern Urteil über die Wahrheit (s. d.) eines Urteils
zum Ausdruck kommen kann. Es gibt ein F. aus subjektiven und ein F. aus objektiven
Gründen. Vgl. Kant, Krit. d. rein. Vern., S. 620f.; Wundt, Logik I3, 1906. Vgl.
Pragmatismus.
u.
Galenische Schlnßfigur ist die (wohl von Galenüs aufgestellte) vierte
der Schlußfiguren (s. d.), eine ziemlich gekünstelte Umkehrung der ersten Schlußfigur.
Schema: P ist M | M ist S | Also ist S P. Sie hat fünf Modi (s. d.). Vgl. Prantl,
CJesch. d. Logik, 1855, I, 571.
Ganzes (totum, 8).ov) ist das Korrelat zum Teil (s. d.), das aus Teilen Be-
stehende oder in Teile Zerlegbare. Es gibt ein Ganzes, das als Einheit den Teilen, in
die es sich gliedern, aber aus denen es sich nicht durch Summation gewinnen läßt,
vorangeht, und ein G. als Produkt der Zusammensetzung, Synthese. Dasjenige Ganze,
das nicht eigentlich aus Teilen besteht, nennen ältere Philosophen „totum perfec-
tionale" (Gott) oder „totum proportionale" (Seele). Die Gattung wird ihren Arten
> „totum unirnrasb*4 beeeichnc U Ferner wird — saraehbd*
(aus gfeicUrtifBO Teibn liiiühiinlii) und hsisiiigwiiM" („organische«")
Nach AmurroTSLn geh t da* Qu» dm Teilen togbob, tny^MfaVi* Toraas (Metaph ys.
V«, 1023b 26). Über Goanaa Begriff de« Gänsen, da* mtuktir erfaßt wird. Tgl.
Cbamubuux: Goethe, I912,a67f£ VgL Cta. Wocr». Oatolog. f Sil; Hcnm, Log.
üntereoch-, 1900-01. IL 266; Duo, Zwei Vortrage rar Nuarphik».. 1910.
Für Dubks tat die Frag* nach den Einen Qmm dm Problem de* „Ordaung*.
laoninau«", aeine Made sind der Zof «iL den Bon», der Infam. ( Waklichkeitabhre.
1917, 154ff.); VintMO, Db PMka. de« AbOb. 1911. - VgL Allheil, Individua-
lität, TotaÜUL
I.nttnn« (gönn. r/ro* ) bt logisch (Oattaiaybegiiff) ata iHg«iihiir Begriff,
dem «fee Reibe ron Begrlfba mit taOwebe «jiniihniiira Inhalte (Artbegriffe) unter-
geordnet sind. Der Gattaagstaagriff bt dem Artbagriff üb«fg«ordnet. d b. sein Umfang
(s.d-)kt großer ab d«rd««btr««i«*w«hr«nd«»^ Di«
Wahrend Platox die G«tfng»n ra «»Ihrtnndigan „Ideen" («. d.) erbebt, be-
trachtet AnisTora-*» die O. al« da« WsesnUfah- 1 Hg« mihi eine* Gruppe ähnlicher
Ding« (Tgl. Metaphys. V 28, 1024« 29I.L ab sekundäre Wesenheit" (*#*«*« «e«7«f
VIII 1. 1042« 22). Dan Stoikern gut die G. gar nur ab ImgriflliiA» Zusammen-
faarung (Diog. Leert. VII, 60). VgL Botnotrs, Porphyr. Iaagoge. 8. 26. Die Scho-
la«tik«r nntomohikhn „genas nafarmb", da« ■hnHehan Dingen Oe—ii— nw, und
„g. bgieum" (rgL Paejm* Oeech. d. Logik III, 274). Nach Wunu tok OocaM
bt db 0. aar ein ifsnnrinir Name (Logik L 20). Nach Loon bt ab am bloßer
Kolbkurbsgrill (Essay ooneara. hum. ■■■dsiaUnd, III, K. 8. f 1SL - Nach Soavrri
ist das ..Gattungsmäßige" im IndiridoeUen selbst enthalten, mit dieee
db Dinge sind Inhalt afaas MOattaag«ha«mit«abau. - VgL AlbjsaneJ
wioklung, Trieb, GedAchtnb.
Crebftrden sind unwillkürlich« (triebhafte) oder willkürliche
welche Gefühle, Affakt*, WoUungaa aad Gedanken na Ausdruck bringen. Vgl.
Ausdruck, Mimik, Sprache.
Gebilde, psychische, sind Produkte dar Verbindung oder Sjntheae ron Be
wußtseinsebmenten ra relativ «nllalssaligeii >^ haften mit ram Teil neuen Eigen-
schaften. E« gibt «uch Gebilda da* „objektiven Gebt»". ..Kulturgebilde" (Recht,
Sitte usw.). VgL Bamaca, Lehrbuch d. Psychol., f 19; Wüxdt. Grundr. d. PsychoL*,
1902, a 109ff. - VgL Synthese.
Gebot s. Imperativ, Sittlichkeit, Norm, Sollen.
4jredstehtnia (memoria, /«»•«}*••? ; Erinnerung: leminbcentia, «V*>e«ui<) bt dar
Ausdruck für db Fähigkeit dar Psyche, durch Eindrücke, db ab einmal erfahren hat,
so modifiziert ra werden, daß ab unter gegebenen Umstanden gbichartige (wenn auch
Gedächtais. 223
__ — . — _ 9
meist abgeschwächte, etwas veränderte, anders sich präsentierende) Bewußtseins-
inhalte zu produzieren vermag (s. Reproduktion). Das G. besteht also darin, daß
Erlebnisse nicht spurlos vorübergehen, sondern daß sie gleichsam „Spuren", Dis-
positionen (s. d.) hinterlassen, vermöge deren bestimmte neue Erlebnisse ältere,
genauer: den früheren inhaltlich gleichende, auszulösen vermögen. Findet eine solche
„Reproduktion" in Verbindung mit dem Bewußtsein oder Gefühl der Bekanntheit,
des schon einmal Erlebthaben des betreffenden Inhalts statt, so heißt dieser Prozeß
eine Erinnerung. Die reproduzierte Vorstellung heißt Erinnerungsbild. Alle
Erinnerung beruht auf Assoziation (s. d.). Physiologisch ist das G. als eine Art „Ab-
stimmung" der Gehirnsubstanz, als molekulare Veränderung derselben, als Auf-
speicherung potentieller Energien u. dgl. aufzufassen ; jedenfalls entspricht der Tendenz
zur Wiederherstellung früherer Eindrücke eine physiologische Erhaltungs- und Wieder-
herstellungstendenz, so daß man sogar „Gedächtnis" im weitesten Sinne als allgemeine
Eigenschaft der lebenden organischen Substanz bezeichnen kann (Hering, Über das
Gedächtnis, 1870, 2. A. 1912; Preyer, Haeckel, Mach, Ostwald, Hessen, Forel,
James u. a. ; vgl. unten Semon). Das G. ist in seiner Leistungsfähigkeit sehr ver-
schieden an Stärke, Umfang, Treue, Dauerhaftigkeit, Leichtigkeit, an Merk- und Er-
innerungsfähigkeit. Abhängig ist es von der Intensität und Klarheit des Erlebten,
vom Interesse, zum Teil vom Merkwillen, von der Übung, von spezifischer Veran-
lagung, von Affekten, Depressionen, Erregungen, Müdigkeit usw. Es gibt ein be-
sonderes Ged. für Konkretes oder für Abstraktes, für Namen, Zahlen, für Sichtbares,
Hörbares, für Bewegungen („visueller", „auditiver", „motorischer" Typus; vgl.
Offner, Das Gedächtnis8, 1911, S.210ff.). Nach manchen gibt es auch ein „affektives"
oder „emotionales" Gedächtnis (ETinnerungsvorstellungen von Gefühlen und Stre-
bungen; vgl. Ribot, Psychol. des sentiments, 1908, S. 166; Paut.han, Revue philos.,
1902 — 03). Zur Prüfung der Leistungsfähigkeit des G. hat man verschiedene Me-
thoden: 1. Reproduktionsmethoden: Erlemungs- oder Memoriermethoden (Auswendig-
lernen von Silben, Wörtern, Sätzen); Methode der Treffer (Müller und Ptlzeckee),
Methode der Hilfen. 2. Vergleichs- oder Wiederholungsmethoden: M. der identischen
Reihen, der Vexierhilfen, u. a. (vgl. Offner, Das Gedächtnis1, 1911, S. 38 ff. ; vgl.
die Literatur unten). Ebbinghaus erklärt: „Die Quotienten aus Behaltenem und
Vergessenem verhalten sich etwa umgekehrt wie die Logarithmen der verstrichenen
Zeit" (Über d. Gedächtnis, 1885).
Die ältere Psychologie faßt das G. meist als eine Art Aufbewahrung von Vor-
stellungen oder der Nachwirkungen von Erlebnissen in der Seele (bzw. auch im Gehirn)
auf. So schon Platon (Theaetet, 191 C; Philebus, 34 B; vgL Anamnese), Aristo-
teles (De anima HI, 3; I, 4; De memoria lf.), Straton, auch die Stoiker (vgl.
Cicero, Academ. II, 10, 30) u. a. Nach Plottn ist (wie nach Platon) die Erinnerung
ein rein geistiger Akt (Enneaden IV, 6, 3). So auch nach AuousnNtrs, welcher sinn-
liches und intellektives Ged. unterscheidet und auch von den „Spuren" (vestigia)
der Seelenregungen im Leibe spricht (Confession. VLTL 14; X, 17 f.; De quantitate
anim. 33; De trinitate XI, 2 ff.; Epist. 6 — 7). Nach Thomas hat das G. die Funktion
der Aufbewahrung der Vorstellungsbilder („conservare species rerum"; „thesaurus
vel locus conservationis specierum", Sum. theol. I, 79, 6f.). Von einer „Gedächtnis-
zelle" („cellula memorialis") spricht schon Adelard von Bath. — Als Behaltungs-
kraft betrachten das G. auch L. Vives (De anima H, 50 ff.), Descartes (De nomine,
S. 132), Malebranche u. a. (s. Ideen, materielle).
Nach Locke ist das G. eine Behaltungsfähigkeit („retentiveness"), die Fähigkeit
der Reproduktion (Essay concern. hum. understand. II, K. 10, § 2). Ähnlich Hume,
1 Gedichtete.
— e» i , ,
Rbo a. a. Mit Dispositionen (u. d.L Tlisi jungen im Oihhn liitepii duG.in Ver-
bindung R. Hooek, H abtl« y. Bov vrr. Holbaob, OOVMUAO (Trait. de« wnestinns I,
K. 3. f 38; f 6. f 39), mit der Assoziation (•• d.) Jas» Hill u. a. Nach Cn. Wolff
tet O. „dm Vermögen. Onrlsnlnen, db wir rorhin gebebt haben, wieder ra irhsunsn,
deß wir eie eehoo gebebt beben, wenn ete vne wieder vorkommen" (Vernunft. Ge-
denken von Gott . . .. I. f 989; vgl. PercboL empir. f 175. 230:
ReproduktionefiJilgkeit ). ReprorhOrrtrewilhigkull ist dee G. eocb necb K *
mcchsnhehni. tags ■Mm. JiiMriflni C. unterscheidet (Anthropol. I. f 33) Deß ee
nicbt ein G.. eondern riete „Oedechtntese*' gibt, betont (wie echoe, Gau.) He*babt ;
jede Vorstellung erbiit eich ete Stieben, wieder bewußt n werden (e. Reproduktion:
rgL Vol**am. Lehrb. d. PeycboL 1894/95. I\ 480; dtenmung - ^Reproduktion
der Reiben ron ilnim gerne ineebeftMehen Hndgltedo aus", I, 417). Nach Bbvbci iet
0. die Kraft dee prruhteobjn Seine, dea unbewußten Forts xbtteisns einer VoreteOnng
(Lebrboeb d. PsvohoL. 1877. I. f 101«.). Necb B. Pjuma»». Herne c»tx u. a. bt
dee 0. der Inbegriff der MRenidnenM von Wahrnehmungen, der LnnpouHionrn
rar Repräsentation. Ähnlich auch Um (Leitfed. der PsychoL. & 48«.). Neeb
Omm iet dee O. Mdte Plbigkell der Seele, vorraetnibn**. „früher
■ilniiriibnlnw - Inhalte und Ich Erbbnbee - unter
tomnhroderwiitejii IhnlteberWetee etediiiuecbiben,,(Dee nir|| hteii». 1911.fr
Ke iet die Fähigkeit. „ Dispositionen" m VoiwteUuttgen n erwürben und wirkeem
werden tu laescn" (8. 7). Ete „Erinnern" beben wir erat, wenn dee (evtl. nur dunkle)
BewuBteein auftritt, daß wir die inigenteUten Inbelte eenon früher einmal gebebt
haben (8.8). Neeb JaM«e(Princ. of Psycho!.. 1880. 1. 834«.; Psycho!., 1808.8.38?«.).
H. Cownuv (EteteR. in d. Phfloe,. 1909, & 310 «.; PeycboL. 1897. 8. 30«.) enthält
dee Oodachtnbbild einen „Hteweb auf ein Nlehtfsgrawartigee" (..eymbolbche
Funktion"). Den G. beeteht in einer ..Portwirkung der rirgenginie Inhalt«
Necb JODt, iet ee eine Teodens dee Portbeetehene der pcyohieeheu Erregung. „Pri-
mären" O. iet dee Verbleiben der Wahrnehmung mit abgeechwichter Intemdlll ..in
einer gewtemn Nahe der Sehwelle*' (Lehrbuch d. Psycho!.*. 1808. I II > Nach
J ncaALm, Sunomani u. e. iet dee 0. eine Diepoeition ra Fi hiusi iiiigeroretelkwagen.
nmJb jtln XnwefeaVKlneitMe« Ite tnnfitJsr t eWieü tan rnrälmter ■ Vri n rw*riin0ellulVmiar iffl
(„Reteutten") glaubt (Dee Gcdicktnb. 1908. S. 4ff.L eprfeht Kßin
nur ron „zentral erragten Empfindungen". X» Erinnerung wird
erat durch ein Urteil (Orundr. d. PsychoL. 1903, & 175«.).
Ab einen Fall sukarssiver Assostetton betrachtet
Wüjtdt. Erinnerung erfolgt, wem die der neuen, die
WäxkfVMikfnitns tarwßntvwßwonitameiwßjaew X^fnave^awJeWvüeSeMblWBWsaWcTüf'nw hmulHm nran e*ifWeß"JI |MbMHmTm1l9*AA Ve"hu*»
stclmngegebildc vereinigen, das direkt auf einen früher rtattgefundenen Mndrnek
beaogen wird, womit ete „Eiiniawungegefnhl'' eich verbindet. Eitenerange und
Wehrnehmungsvontcilungen weichen nicht nur qualiutir und tetenefr. eondern
auch in ihrer elementaren Zuaammeneetrang ronetennder ab (Orundr. d. Psycho!.*,
1903, a 389«.; Qrda. d. phys. PsychoL IIP. 1903. 595«.).
Nach Beboso x gibt es keine Anfepeieherung ron Fibiiwiinngrin im Gehirn.
Dieses bewahrt nur Dispositionen motorischer Art, welche frühere Handlungen re
produzieren lassen („des babitudee motrioee capeblee de jouer le paeae"). Dieses
motorieebe G. bereitet nur Handlungen vor, ist nichts als Gewohnheit. Übung.
Davon ist das reine Gedächtnis, die reine Erinnerung („memoire pure", souvenir
pure) zu unterscheiden. Dieses rein geistige Gedächtnis nimmt den Auegang von
einem „virtuellen Zustand", den wir durch eine Reihe von Bewußteeineetnfen hin-
Gedächtnis. 225
durch bia zur Materialisation in einem Wahrnehmung.3 bilde realisieren; jener virtuelle
Zustand, jene Verwirklichungsmöglichkeit ist die „reine Erinnerung", die von einem
Gehirnzustand nicht bewirkt, sondern im Gegenteil gefolgt wird, während sie rein
geistig ist, das Wesen des Geistes (s. d.) selbst bildet (Matiere et memoire8, 1910,
S. 252 ff.). Die Wahrnehmung (s. d.) ist stets von Erinnerungsbildern („souvenirs-
images") erfüllt, und diese wieder haben Anteil an der „reinen Erinnerung", die sie
zu verkörpern beginnen (1. c. S. 143 ff.; S. 73 ff.; vgl. Vergessen). Es gibt ein G.,
welches die Vergangenheit nur „abspielt", und ein G., welches sie „repräsentiert"
(S. 79). Letzteres ist „un progres du pas3Ö au present", „duree agissante et irrever-
sible". — Ein allgemeines organisches, ein Gattungsgedächtnis, aus welchem auch
die Vererbung (s. d.) zu erklären ist, gibt es (wie nach Hering u. a., s. oben) nach
R. Semon. Er nennt es „Mneme". Als „Engramm" (s. d.) bezeichnet er die im Or-
ganismus durch eine primäre Erregung (Originalempfindung) hinterlassene „latente
Veränderung", durch deren Auslösung („Ekphorierung") die „mnemische Empfindung"
(Erinnerungsbild) entsteht (Die Mneme2, 1908; Die mnemischen Empfindungen, 1909).
Vgl. J. Huber, Das G., 1878; Dörpfeld, Denken und G.3, 1886; Forel, Das G.,
1885; Fauth, Das G., 1898; Kraepelin, Psychiatrie, 1909; Mauthner, Sprach-
kritik I, 1901, 187, 558; Ebbinghaus, Abriß der Psychol.2, 1909; Dyboff, Einführ.
in d. Psychol., 1908; Müller und Pilzecker, Experim. Beiträge zur Lehre vom
Gedächtnis, 1900; Müller u. Schumann, Zeitschr. f. Psychol. der Sinnesorgane, VI;
J. Müller, Zeitschr. f. Philos., Bd. 107, 109; F. Reuther, Psychol. Studien I— II;
Meümann, Ökonomie und Technik des Gedächtnisses3, 1912; Wreschner, Das G.
im Lichte des Experiments2, 1910; Sollier, Lös troubles de la memoire, 1892;
Ribot. Lss maladies de la memoire, 1881; deutsch 1882; Lasson, Das G., 1894;
J. van Biervliet, La memoire, 1901; Colegrove, Memory2, 1901; J. v. Kries,
Über die materiellen Grundlagen d. Bewußtseinserscheinungen, 1901; Lobsien,
Zeitschr. f. experim. Pädagogik, HI, 1906; A. Pohlmann, Experim. Beiträge zur
Lehre vom G., 1906; Wähle, Über den Mechanismus des geistigen Lebens, 1906;
M. Sokoloff, Über d. Gedächtnisproblem in d. modernen Psychologie, 1911;
H. Pieron, L'evolution de la m6moire, 1910; H. Schöneberger, Versuch e. krit.
Darstellung der Gedäcktnisforschung, 1911; N. Kraemer, Experiment. Untersuch,
zur Erkenntnis des Lernprozesses, 1912; W. Moede, G. in Psychol., Physiol. u. Biol.,
1911; Jesinghaus, Beitr. zur Methodol. d. Gedächtnisunters., 1912; G. E. Müller,
Zur Analyse der Gedächtnis tätigkeit und des Vorstellungsverlaufs, III. Bd., 1913;
Müller-Freienfels, Studien zur Lehre vom Godächtnis, Archiv für ges. Psycho-
logie XXXII; S. Freud, Psychopathologie des Alltagslebens, 1920 7 (Über Ver-
gessen, Versprechen, Vergreifen usw.); Lindworsky, Fordern die Reproduktionsersch.
ein psychisches G. ? Phil. Jahrbuch, 1920; Pieron, L'evolution de la memoire, 1914.
— Vgl. Reproduktion, Disposition, Phantasie, Vorstellung, Assoziation, Amnesie,
Vergessen, Wiedererkennen, Mnemotechnik, Lernen, Übung, Anamnese, Reihe.
Gedächtnis, falsches (Erinnerungstäuschung, „Paramnesie", „illusory
memory", „Deja vu"), ist das Gefühl, eine, in Wahrheit neue Situation schon einmal
erlebt zu haben, das an etwas Neues — auf Grund einer Verschmelzung — an-
knüpfende Bakanntheitsgefühl. Die Ursachen sind verschieden; Verwechslung par-
tieller Ähnlichkeit mit Identität, Übereinstimmung des Gefühlston^, der Stimmung
mit älteren Vorstellungen, falsch gedeuteter erleichterter Vorstellungsablauf, zu weite
Zurückversetzung eines unterbrochenen und wieder auftretenden Erlebnisses. Vgl.
Aristoteles, Ilegl ftirfwg, 1; James, Princ. of Psychol., 1890, I, 675; Ribot, Da*
Gedächtnis u. seine Störungen, 1882, 8. 121; Offner, Las Gedächtnis*, 1911. S. 124.
Elfi er, Handwörterbuoh. ]<j
298 Gedanke Gefohl.
4.<<l«nke Mt das IlsahsabJMa. Deakprodukt, 4m dttb Mo—r. wm
Daukuiosssses, ab Begriff oder ürtiü aufuatsad. PkyabologMdi iat der O. ein
bilde, welch« durch die aktive „Apperaeptioo" (*. d.) eahMi, also ein Kr ■ «gab
geistiger Aktivität. Rnin logisch genommen, hat jeder Gedanke einen Inhalt oder
< tohalt, der too der subbkUvindividneuee Tätigkeit — ■khlng% gut, vom Subjekt«
«inert» «vnot wbvomi oiuii» voltni wt ovob dp loclLMfeBB Nocbmo oqmt obpbb Caw toBsc««*)
Vererbsltang von Erfshissigemessilsl bedingt, gaeaidsit ist. Ihrem objektiven Ge-
haiin nach bnaea «ich Gedanken in illgemiba^higa. far jeden Issrikanden gültige
Verbtndnagen «ad Timmminhlngi hringon. In wlafcin i» Teil den „Wesen", der
Mnimgnheli der Dinge tarn Aaedinnlr gelangt. Nach Haan, aind dl» Dinge Mnasenb
dm „objektiven Oadaakaai*. dar Wslusmmsfi (a. Psalraneejas». Her Gedanke eelbet
ist db Seche. Wae gedeckt bt, iat; was bt, an nur, eobcn ea Gedanke bt Db Ge-
daidu» sind „b^aHe^(1isnnilesir der Ulih^^ Objektiv
B Kmmm (Paa Weaanda» miBiakL 8sohev «. flilm ihhnV. 1907; Willisinhmsngii
Itrrkenntnk. 1911). Objektive« «ad sebbktlvon Gedanken «neneuaeidst
U. Gonreax. ferner Matnoao. Hussaa*. «. «. (a. Bidsstaag). Nach Wovor iat dar
0. db einer Imhaiaibii Analyse unterworfene „fhnaitirwmlliiin" (Grundr. d.
ItycboL*. 190t, a »IL Durch die Zerlegung ron antobe« V iiliflipii eotataht
ein „OedeakeaveriauT' (vgl Pum: .asrllnhta J—HlUgar*4 «ad wiflkaxhcher.
giarber Gednnkenhud '. System d. Logik, 1811, & 63). Ab „Gedeaheu" bsselcknst
BOaxa» ■■isinhiaHohn »sshenhi laatien, Areale L gas. Psych. IX u. XI L Dagegen:
Tmateaam, Kta.Payek.af tkeugkl arooissss, 1911. - VgL Denken, Dialektik, Begriff,
Idee, Identität, Paralbbsmua (logischer). I an ■ «Hing (MacaL h^saoaUrgaibars
«edankon verlauf, unwillkürlichen (gedaoktabnUfiigen) und Willkür-
liehen (logischen) unlsvsoathhjt Fan«. Db flhaihnMraH bt die Vernunft eelbet in
denjenigen ihrer Äußerungen, welche der Anregung am nächsten hegen. Alb Erkennt
um beruht auf selbsttätiger Verarbeitung das smnlieh nngaiwgten (System d. Logik,
1811} lyrchbche Anthropologie, 18S0L); Jocuaxx, Le coura da noa kbee, Rer.
■ML 35.
«tefaUlea und Mißfellen aiad Auedrncke dafür, da« «at etwaa in d
Stellung. Betrachtung „paßt" oder »nicht paßt", d. h. unseren rorsteUenden V.
unmittelbar befriedigt oder ahmt befriedigt. VgL Fncaxsa. Vorechuk d. Ästhet. ..
M l sDT. Grundr. d. PsycboL». 1901, S. 196f. ; H. Schwab«, PoychoL d. WiDena. 19UU.
8. 92ff. (G. und M. »ind nicht Gefnhb, aondern Wlftawregnnarn mit ei»
ti^rungagoacta"). VgL Ästhetik.
«.< fohl wird in der neueren Psychologie echarf tob der Empfmdnng («. d.)
und Voretellung untererhieden und bedeutet db subjektive Seit» dea payenbohen
Erlebens, db unmittelbare Reaktion dea Ich auf db Qualität, Inteneitet, den Ablauf
und Zusammenhang der Empfindungen und Vorstellungen, db unmittelbare, wertende
Stellungnahme dea ich xu seinen Erbbnissen. Db Gef uhb aind qieilfbtilai, Ursprung-
liehe, nicht abbitbare Zustande dea Ich, nicht etwa Produkte von Ifinpfinriiiiigaa.
anderseits kommen sie nicht isoliert, getrennt, selbständig vor, sondern bilde:
den Empfindungen und Vorstellungen sowie mit den Wubnsvorgangen ein
bares Games, an dem nur bald diene, bald jene Seite starker ausgebildet (baw.
gebildet) ist oder starker hervortritt. Indem das Ich Eindrucke erfahrt, erfolgen von
seiner Seite psychische Reaktionen, xu welchen Empfind iingsinhalte. Lust- und
Unlust betonungen (Gefühl) und Streben (baw. Widerstreben) geboren. Gefühl «ad
Gefühl. _-7
Streben gehören besonders innig zusammen; jedes Streben setzt mit einem Gefühis-
moment ein, jedes Gefühl ist (ursprünglich oder dauernd) das Anfangsmoment eine«
Strebens (s. Wille). Die Gefühle haben verschiedene Richtimg, Qualität und Inten-
sität, sie verteilen sich, von einem relativen Indifferenzpunkte aus, innerhalb je
zweier Maxima von Gegensätzen, die zueinander kontrastieren und einander ver-
stärken (z. B. wird Lust nach Unlust stärker empfunden). Im Gegensatze zu den
Empfindungen wirkt die auf sie direkt gerichtete Aufmerksamkeit schwächend,
hemmend, öfter erlebte starke Gefühle stumpfen sich meist ab, die Gewöhnung
«pielt hier betreffs der Gefühlsfähigkeit eine große Rolle, auch indem sie Unlust ver-
ringert. Das Gefühl ist biologisch bedeutsam, es zeigt — aber oft nur den unmittel-
baren, partiellen Wirkungen nach — Nutzen und Schaden von Reizen, fördernde und
hemmende Effekte solcher an und treibt selbst zu zweckmäßigen Reaktionen, bedarf
aber beim Menschen der Regelung, Disziplinierung durch die Vernunft, den Vernunit-
willen. Es gibt sinnliche und intellektuelle (bzw. ästhetische, logische, sittliche,
soziale, religiöse) Gefühle, Form- und Inhaltsgefühle, je nach den Erlebnissen, welch«
sie begleiten. Reproduziert werden Gefühle nur mittels ihrer Vorstellungsgrundlagen.
Die Gefühle haben ihren Ausdruck (s. d.) in körperlichen Vorgängen (Muskelbewegun-
gen, Schwankungen des Pulses, des Atrnena, der Blutfälle, der Drüsenabsonderung usw. ;
Lust z. B. bekundet sich in einer Verstärkimg des Pulses und in der Vertiefung de*
Atemholens sowie in emer Erweiterung der Blutgefäße und dadurch bewirkten Volunis-
/.unahme von Organen). Physiologisch entsprechen den Gefühlen, unmittelbar,
Prozesse in den Nervenzentren als objektive Seite der Art und Weise, wie das Ich
Reize als ihm und seinem momentanen Zustand angemessen oder unangemessen erlebt.
Das Gefühl gilt jetzt meistens als besondere, subjektive Seite des Seelenlebens,
irie rs in Deutschland zuerst Sulzer (Vermischte philos. Schriften, 1773f., I, 227),
iUndelssohn (Briefe über die Empfindungen, 1753), Tetens (Philos. Versuche,
1766/77, I, 215) und Kant („was jederzeit bloß subjektiv bleiben muß", Krit. der
I 'rteilskraf t, Einleit., I, § 3) dargetan haben. Es ist ein „Zustandsbewußtsein" nach
Benere, v. Ktbühmann, Rehmke (Allgem. Psyehol., 1905, S. 295 ff. ; Die Lehr©
vorn Gemüt8, 1910), H. Schwabz u. a.
Als Bewußtsein der Förderung oder Hemmimg der Seele oder des Lebens be-
trachten das Gefühl Diogenes von Apollo nia, Abistipp, Pi.aton, Aristoteles (Eth.
Nicom. VII, 13; De ankna 426a, 30f.), Thomas (Sum. theol. I, 36, 3), L. Vives,
Descabte.s (Passion, anim. II, 91; I, 29), Spinoza („laetitia est hominis transitio a
minore ad maiorem perfeetionem", Eth. III, def. II), Leibniz, Sttlzer, Mendels-
sohn, Kant, Beneke, Lotze („Maß der Übereinstimmimg oder des Widerstreites
zwischen der Wirkung eines Reizes und den Bedingungen der von ihm angeregten
Tätigkeit", Medizin. Psyehol., 1852, S. 263; vgl. Mikrokosm., 1856/64, I*. 269f.).
Spenceb (Psychel. I, §124), Bain (The Emotions and the Will, 1899, K. lff.).
A. Lehmann (Hauptgesetze des menschl. Gefühlslebens, 1908, S. 148 ff.), Ribot
(Psyehol. des sentiments, 1902, 8. VIII, 32 ff.), Ebbinghaus (Gr. d. Psycho!., 1905,
1, 542 ff.), Jerusalem (Lehrb. d. Psyehol.*, 1907, S. 148 ff.), Kbeibio u. a.
Nach Th. Zieoleb zeigt das G. „den Wert an, den ein Reiz für mich hat1' (Da*
Gefühl2, 1893, S. 99; 5. A. 1912). Nach Ltpps sind Gefühle Ich-Erlebnisse, Sym-
ptome dafür, „wie psychische Vorgänge zur Seele oder zum Zusammenhang des seeli-
schen Lebens sich verhalten oder stellen, oder wie sie in den psychischen Lebens -
Zusammenhang sich einfügen" (Vom Fühlen . . ., 1907, S. 2 ff.; Leitfaden d. Psycho)..
1909). Nach Wttndt ist das G. die Reaktion des Bewußtseins, der Apperzeption ai
die ia dasselbe eintretenden Vorstellungen, die Art und Weise, wie diese vom Icit
15*
m
aufgenommen ««den (Grd*. d. phys. PsychoL 1908. 1«. suvn.. II1, 3571). Die
„nrfnhsaihmiBiils" oder „■*-(■ rhu Gefühle" «ad die jwbjtktinm" E*tm*nt* des
Bewußtsein*. Es gibt drei Grundrichtungen «Im Q.: Lust-Unlust (Qusliuu
nf*«6jHnjBj*ftf| \ BnnM *— • BMUlHMf llAftBfiflilAtBtllflAtflBflBflL ODAfltmflFtf* — T^ffjMMp
m m ' ' ^^^^^^^#P ^^™^^*#^^^9 ^^^^*S"^^^*# U™— ■^^^^■^^F^^^'^^^^^^^^^p^^^ ff "— -W^"^ ^^»w^^™^|
(Zeitriohtungen). Aw den Verbindungen ■tnfnnher gehen „imimmmflni uti
I uh» hervor, bei welchem du „TbulgetfühT dao ..Purtmlgefuhlsn" gsgeefiber qu.h-
Uli» etwa« Netms ist. Die ..THrr'l der GefühkUgc" m jedem Mrmwn.1 beruht tu!
der Einheit dee WiDene. Alle Gefühle enthalten am Streben oder Widerstreben.
O. and Wille (s. d.) eind ..Toikrechumangett ein« and ihwilliiB Vorgangs'. Gel
- ? — l * — * — * - ■■» ,1 ** — 8- ** * *~ J - -. — ****** — - * - - — i/l—.- ,1— _|
PsychoL». 190t & 36ff . 1991t. 220ff.; Grds. d. phys. PsychoL. 1903. II*. 263 (f..
305fL, 3531L). - Ale Wlllensmoment, Wüleossymptom, Wilhmsreehtion fassen die
G. naoh aal die Scholastiker, Baayrano UFhtnonmw der liebe and dee Hamas".
PsychoL 187«, 1. 307f.; vgL 116 ff.). Fnousn. WurosLnaan, E. e. Habtmass
(Philoe.deeüob.wua«w»'*. 1890. 8. 341t; Die modern. Psychologie. 1901. S. 1951*.).
HiMmtao. Ntrrxscnm, Rieor. Loses». Paclsos. MCmiuuo (PhJloe. drr
Warte, 1908, 8. 64 ff.) o.a. Vgl HiOWAn, PsychoL«. 1911; BuHrrano. Von
der Klassif. d. psych. Pnlnomene, 1911.
rTmgngm betrachten andere dee G. ale ahm Art Brhwnntnb (Puma. Looks.
Launxu. Cna. Wounr n. a.) oder nie Zustand and Wirkung von Vorstellungen (Hxa
oa»t, PsychoL alt Wmmnsoh, 1824/26, L 66ff.; Kanxownvt «Innewerden der
Hemmung oder Forderung unter den eben im Bewußtsein vorhandenan Voretnfhingnn*4.
Den Grfühleleben, 1862. 8.4211.. I.A. 1907; Vouuia*»: „Bewußtwerden dee
Spinnsngagrsdes dee Vomtalhme ". Lehrbach d. PeychoL. 1894/96. II«. 302 u. a.).
Oder man betrachte» dm Gefühle auch am Arten von Empfindungen oder Emp-
lindungakomplexen (Maca. Zranx u. a.; R. Wahu: ..Kärparerregang mit dnen
gshOrlgao Phantasmn and Ideen". Dos Ganm d. Philo«.. 1894. 8. 378; TgL 8. 899.
369f.; Mmiiiimmi dm gehdgen Lebens. 1908. & 101). Vgl MCjrrnmarao. Bei-
trage rar PsychoL. 1880-92, H. VI. 1892. Die «peripher« Gel 0 b 1. 1 hcorie" ahmt
m den Gefühlen Verschmelzungen reo Oisniiimpfmrtimgtn La so«, Ober Gemüta-
Uwegungea. 1886; June. Princ. of Psych. U. 442 1. ; Rinor, U peyehologk dee een-
timante, 1908'; Prohlemce de psyoboiogi* affective, 1910; iL Kaum***. Die Ab
%**>1%>M>> der Atem- and Pubreraaderang vom Bau und vom Gefühl Aren, f. gee.
Peych. V. 1906; Sammelberhmt über den gegenwärtigen Stand der Erörterung einiger
Grundproblema der Geiulimpevahologie, ebda». XV11I; La o es soso. Den Gefühle-
problem, 1906.
Umgekehrt iet nach manchen dee G. dee Ursprünglichste im Seelenleben. So
nach Hoawios (PeychoL AneJyeen. 1872U III, 111.). Ta. ZinaLxa. nach welchem
dae G. ein Zeichen für den Selbetbehauptangeakt des Memmhen iet (Dee Gefühl*.
1893. & 106. 5. A. 1912; u. a. - Vgl Mbwoko. Werttheorie. 1894, S. 43ff. (Vor.
steUung». and Urteilegefühlc); Hön-ra, PeychoL, 1897. & 387 ff.; Witasbx, Gr. d.
Peychol., 1908, aS16ff.; OownLTüa, PeTchoL. 1897. &74ff.; Laxasü«, Üben dar Seefa,
1883. P. 285 ff.; Höitdi*o, PsychoL*. 1893; 4. A. 1908; Jodl, Lehrb. d. PnycboL».
1909; Sullt. Handbuch d. PaychoL, 1898. & 310«.; Omm, Des Gedächtnis*,
1911. S. 68 ff.; DTmorr, Einführ, in d. PsychoL, 1908, S. 96 ff.; Srvitrr. Zeitachr.
t. PsychoL d. Sinnesorgsno, 1907 (..Gefühbcmpfindungcn*); Stoboiso, Archiv f.
itychoLVI, 1905; Brahn, Philos. Stadien VIII. 1901; Kkumajtx u. Zoseft,
l'hilos. Stud. XVIII, 1901; J. Obth, Gefühl u. Bewußtseinslsge, 1903; P. Dvoots,
\ amunf t u. Gef UhL 1910; H. Maikb, PsychoL d. emotionalen Denkens. 1908, 8. 391 ff. ;
Gefuhlssinn — Gegensatz. 229
F. v. Feldegg, Das G. als Fundament d. Weltordnung, 1890; Beiträge zur Philos.
des Gefühls, 1900 (Das G. als metaphys. Prinzip); R. Mcnzer, Aus der Welt der
Gefühle, 1907; G. Gerbeb, Die Sprache u. das Erkennen, 1884; P. Salow, Gefühl,
Affekt, Wille, 1911; Cesca. Vierteljahrsschr. f. Philos., Bd. 10, 1886; Bobtscheff,
iefühlslehren, 1888; Savescc. Die Gefühlslehren in der neuesten französ. Psycho!.,
1900; Oesterbeich, Phänomenologie des Ich I, 1910 (pluralistisch); A. Wohl-
GEiTCTH, Pleasure — Unpleasure, 1919; Stöbbxng (Psychologie des menschl. Ge-
fühlslebens, 1916) unterscheidet „Gefühle im engern Sinne" von Affekten (a. d.) und
Stimmungen, lehnt die rein sensualistische Theorie ab, erkennt aber die Bedeutung
der OTganempfindungen an. Becher, Gefühlsbegriff und Lust-Unlustelemente,
Zschr. f. Psych. 74, 1916; Müller-Fretrnfels, Das Denken und die Phantasie,
1916. — Vgl. Emotion, Gemüt, Affekt, Lust, Interesse, Logik (des Gefühls), Motiv.
Reproduktion, Ästhetik, Vorstellung, Pathempirismus, „Charakter" (Avenartus),
Ethik, Soziologie, Perzeption (Leibne), Sprache, Psychoanalyse.
Gefühlsmischung besteht darin, daß Gefühle verschiedener Art (der
Lust und Unlust) rasch einander folgen, miteinander abwechseln und so eine Art
„Gemischtes Gefühl" ergeben. Vgl. Nabxowsey, Das Gefühlsleben, 1862, S. 58
(„ Gefühlsoszillationen").
Gefühlssinn: ältere Bezeichnung für den allgemeinen oder Tastsinn (s. d.).
Gegeben ist dem Denken ein anschauliches Erfahrungsmaterial, welches zu
objektiver Erfahrung (s. d.), zur Einheit objektiver Tatsachen (s. d.) erst verarbeitet
wird. „Gegeben" ist, was ohne und auch gegen unsern Willen als Erlebnisinhalt
von der Psyche produziert wird, auf Veranlassung von Reizen, welche in ihr Emp-
findungen auslösen, als Ausgangspunkte der Erkenntnis, als Anknüpfungspunkte für
das Denken (vgl. Objekt, Erkenntnis).
Nach Korr werden uns die Gegenstände dadurch „gegeben", daß sie uns „affi-
zieren", daß wir von ihnen Empfindungen, Anschauungen haben. „Vermittels der
Sinnlichkeit . . werden uns Gegenstände gegeben" (Krit. d. rein. Vernunft, S. 48).
Hingegen darf nach Cohen das Denken nur dasjenige als gegeben betrachten, was
es selbst aufzufinden vermag (Logik, 1902, S. 68). Die objektiven Tatsachen sind
nicht gegeben, sondern „aufgegeben" (vgl. Riceebt, Der Gegenstand der Erkenntnis2,
1904, S. 165, ISO). So auch Natobp u. a. (s. Objekt). Nach P. Stern- liegen den
scheinbaren Gegebenheiten der Anschauung schon gedankliche (kategoriale) Elemente
zugrunde (Das Problem der Gegebenheit, 1903, S. 7 ff., 73). — Nach Rehmer sind
Außen- und Innenwelt beide gleich unmittelbar gegeben (Philos. als Grundwissen-
schaft, 1910). Das „Gegebene" zerfällt in Einzelnes und Allgemeines, d. h. in Veränder-
liches und Unveränderliches (I.e. S. 35f., 203f., 407f.). Ziehen (Erkenntnistheorie,
1913) nennt die Gegebenheiten Gignomene (s. d.) — Vgl. Rationalismus, Denken,
Sein, Idealismus.
Gegensatz (oppositio) ist da3 Verhältnis des realen oder ideellen, logischen
Widerstreites. In realem Gegensatze stehen Kräfte, die einander entgegenwirken,
aufheben, hemmen. In logischem G. stehen je zwei Begriffe oder Urteile zueinander,
die einander ausschließen, so daß etwa das eine Urteil ebendasselbe verneint, was
das andere bejaht (vgl. Widerspruch). Es gibt einen kontradiktorischen (s. d.) und
konträren (s. d.), bzw. subkonträren Gegensatz (vgl. Aristoteles, Metaphys. V, 10;
AnaL prior. I. 2; II, 15). Da3 „dialektische" (s. d.) Denken bewegt sich in Gegen-
sätzen, die es zur Einheit verbinde. Dan Unterschied zwischen logischem und realem
G. betont zuerst Kant (WW. II, 75 ff.; vgl. Krit. der rein. Vernunft, S, 410).
■I Gegenstand —
Auf GesMMeaae. die »blander ab Kombi» (a. <L) rag»Mdaal sind, nur hin Mtf
markaam diu Pythagoreer (rgL Aiirtotab». Metaphy« I. AK C-orni, Sonaxuru.
Boom, u. ».. L Gamr (Neue Energetik, 1911) o. *. - Nach Nicolacs Cosakcs
bt Gott (a. d.) db ..ITniniideai dar Gcgeoalte»". — Don O. ab treibende« Priosip
i HtnAKUT (yrfeeeoW tt »drtrn mmt' /ewuet ?m). nach «
de» Werden» (a. <L) alba b »ein Gegenteil u— arhbgt, wobei db
rar Einheit ranwinptmi (Aummn, Pfaya. 111. 5: Best. Empir., Pyrrbon.
hypotyp. in. 00; ftrosASc», Beb«. 1, 60: rgL Harmonie), J. Bonn (..OeynwurT).
Heoax (e. Widereprocb). Tabds (L'oppoeHbn unirvreetb. 1807) u. e. Do» Gaoatc
der Entwicklung in G»g»n»Ut»n, welche» nteimrlwi b der Qeeohkihte eicb
geltend macht, erörtert namentlich Wovor (ürundr. d. Paych.». 1901. & 4
Ix>gik 11*. 1996. & »ff, 3. A. 1909). VgL W. Lawureoa». Gegeneate n.
todbn tu Pbto «. Arbtotebe. 1910; X. Hmo. De» Denken u. eefe
1909. & 199; JotU 8eeb u. Wort. 1919. & 179; Patt». Tbrory of
Roebl Force*. 1996; Cmiti, Der Oty— ■U-Stondpnnkt, 1970; Piaxkb, Dm Be-
harren o. db GifM lUn.iabeh de« Erleben». 1909; Looona. Db Pflugacber.
PbUoaophb de» 0»pwMMM\ 1991 (Db CipojiHi gbbnen ekh mm, mm der
richtige Mittelbegriff gefunden wird). - VgL Polarität. Widerstreb. Korrebu Gefohl.
Opposition, Antinomie, Antftfaetik.
a. Objekt. - Nach Mojom satfatbn db ..Ge^eneUnd." in
„Objekte" und „Ob jektir»". Begibt femer abetrektr ..^genaUnde höherer Ordnung"
(rgL Objekt).
<ee#TM«J9lMi»tMll Irb nennt A. Movom db illgiWfibi Theo
..Oegenjundee". de» OipnMinifuuhin im Vorstellen und Denken, aflee
,.»u» der Natur eine» Gefanatandea, abo a priori, in betreff
ab ea an tan, tkra Betrn hl ■■§»■!■■ bt abatrakt> wd«Mbafni". Sokannababb
Mit MiaV%lbhen Gegenständen (t. B. „rbreckigar Kreb") tufamim. Da-
IUbtbnon (a. d.) der Gefanatlnde (Gleichheit. Vrret*bdeiiheii vaw.) bauen airh
iinahhlntlf ron der Erfahrung rein auf Grund der Einsicht in das, waa an» der
des VorsraesOten und Gedeckten ra anderen OsrnrnsHiabfi aich ergibt.
Bai BOi MD0 «NQBMBMDV VSQ 98af OwvOOQHv \jnwEfmJUmDmWMmP%P*W} IBI OoT
Mathematik, Logik. Pretnosngb uaw.; Untersuchungen rar Oageamndalheorb,
S. 40 ff.; Db SteUung d. Qisanateiubthiorin fan System der WbsMaachaften. 1907:
Über MögUchkeit u. Wahrscheinlichkeit. Beitrage rar GegMMtajMMMaorie i
kenntnbtheorb, 1916). Db G. behandeln auch Ammojdsx, E. Maixy, W. Pkavkl.
R. SAxnron, Pichle* u. a. Genauere Literatur in afrtnongp Beitrag rar ..Phikeophb
der Gegenwart in Selretdarstellungen" L 1991. — Anaiue dexa finden abh acbon
bei Lmbmz, HriiB, Chb. Wölkt, Lausest (Theorie de» „Gedenkbarin '). Bouaso.
Itbxsoh (Rerue de meUphyaique, 1904). Vgl. DmioscH. Ordnungslehre. 1912.
Vortrage zur Naturphilna.. 1910; Kanaio. Db intellektuellen Punktionen. 1909.
S. 308. — VgL Objekt. Logik.
(«egena art s. Zeit. — Daß in der Gegenwart acbon db Zukunft poteatbll
enthalten bt, bhrt baaonder» Lamra. — Vgl. Gediebtab (Bkbosov).
«■ohini s. SeefensiU. Seele. ParaJfelbmua.
dlfhir (Gehörasinn) bt der Sinn für Gehorsempfindungen, Sohalbsnprmdnngen
Db Geborarebe aind db ron schallenden Körpern raagehondon bngitudinabn I
Gehörnte — Geist. 231
Schwingungen, welche durch das Trommelfell, die Gehörknöchelchen und die Laby-
rinthflüssigkeit aufgenommen werden und den Hömerven erregen; die Endfasem
dieses Nerven breiten sich in der „Schnecke'* aus, welche die „Grundmembran" (mit
den Kortischen Bögen) enthält, deren Fasern auf die verschiedenen Töne abgestimmt
sind und einzeln oder in Komplexen erregt werden können („Schneckenklaviatur' .
nach der Theorie von Hkt.mttoltz). Je nachdem die Schwingungen regelmäßig-
periodischer Art sind oder nicht, hören wir Klänge oder Geräusche. Die einfachen
Klänge oder reinen Töne entsprechen einfachen, pendelartigen (Sinus-) Schwingungen.
Die Intensität des Klanges hängt von der Schwingungsweite (Schwingungsenergie)
ab. die Tonhöhe von der Schwingungsanzahl (Dauer der Schwingungen), die „Klang-
farbe" von der Schwingungsform. Die Klangfarbe hängt hierbei von den „Ober-
tönen" ab, welche in verschiedener Anzahl, Lage und Stärke mit dem ,. Grundton'",
dessen ganze Vielfache sie bilden, verschmelzen. Tonempfindungen haben wir ab
Wirkungen von etwa 12 bis etwa 50 000 Schwingungen in der Sekunde. Aus einer
unvollkommenen Verschmelzung von Einzelklängen entsteht ein „Zusammenklang'".
Die Superposition der Schwingungen innerhalb des Gehörapparats ergibt „Differenz -
töne" verschiedener Ordnung; mit ihnen zusammen bilden die „ Summationstöne "
die sog. „Kombinationstöne". Der Grad der Tonverschmelzung ist durch das Ver-
hältnis der Schwingung« zahlen bedingt (vgl. Konsonanz, Harmonie). Die Töne bilden
nach ihrer Höhe und Intensität eine zweidimensionale Mannigfaltigkeit. Vgl. Helm-
holtz, Die Lehre von den Tonempfindungen5, 1896; Stumpf, Tonpsychologie, 1883
bis 1890; Ebbinghaus, Grundz. d. Psychol. I, 1902, 3. A. 1911; Wuxb-t, Grundriß
d. Psych.5, 1902, S. II4Ä.J Grdz. d. phys. Psych., 1903ff., II5, S. 63ff.; E. Waetz-
ma>ts, Die Resonanz theo rie des Hörens, 1912; W. Köbxeb, Akustische Unter-
suchungen, Zschr. f. Psychologie, Bd. 54. 58, 64. 72. — Vgl. Ton, Schwebung, Harmonie,
Konsonanz, Halluzination, Statischer Sinn.
Gehörnte s. Comutus.
Geist (voi-c. mvi/Hij animus, mens, intellectus, Spiritus) ist ein Ausdruck von
verschiedener Bedeutung. G. heißt 1. der auf einer primitiven Stufe" der Religion,
aber auch vom Spiritismus angenommene, au3 einer Art feinsten Stoffes bestehend«
Träger seelischer Zustände; 2. eine metaphysisch oft angenommene immateriell«
Substanz (s. Seele) oder auch die aktuale Seele, das Psychische (s. d.), das Bewußt-
sein; 3. ein besonderer Teil oder eine besondere Kraft oder Fähigkeit der Seele, die
Denk-Seele, das denkende Prinzip, der Intellekt (s. d.) im engeren Sinne, oder die
als Einheit gedachte höhere zweckvoll-aktive Bewußtseinstätigkeit, wie sie sich als
Verstand, Vernunft, Vernunftwille gegenüber dem Sinnlichen, dem Gefühlsmäßigen,
dem Gemüt (s. d.) bekundet; 4. eine besondere Beweglichkeit, Feinheit, Schärfe des
Denkens („esprit"), oder die Denkweise. Den Gegensatz zum G. bildet je nachdem:
die Materie, der Körper, die Natur, das Physische, Sinnliche, das Gemüt, die „Seele".
— Bezüglich des Verhältnisses von Geist und Körper vgl. Identitätstheorie, Monismus,
Dualismus, Seele. Geist und Natur verhalten sich so zu einander, daß das Geistes-
leben im weitesten Sinne schon in der Natur (s. d.) angelegt ist und sich aus diesen
Anlagen zum Geist im höheren Sinne entfaltet und steigert, der nun eine eigene
Geistes weit aus sich gestaltet, die der Natur sich zum Teil überordnet und ihre
eigene Gesetzlichkeit, ihre eigenen Zwecke, Werte, Normen hat (vgl. Kultur). Meta-
physisch lassen sich Natur und Geist einem universalen Geistesleben einordnen, dessen
eine Richtung der als solcher bewußte, aktive, schöpferische Geist ist, während die
Natur dessen andere Richtung oder Stufe bildet, wie sie anderseits die Außenseite
G«..:
des CTwbllgan im wetteten Stoma dsisnullt Aus der luemieehon potentiellen Getetigkeit
entwickelt steh der sobjektivs (individuelle) Gebt dm Menschen. Am der Osmekv
echaft miteinender in Weoheehrirtamf ■tobender, eine Wirkmmrmheit bildender m-
memamemjetoter ergibt steh ein auf die
Gesamtfeiet (a. d.\ dessen GebÜde (Renkt,
-h«ft usw.) lueammen den objektiven (objektiv gfoidsnen ) Gabt •
fwetec Die
des Als, tot der gflttHens Welt c
(s.Gott). So bt vom all Bliebe — dem trtohwlmgae nnd kinldnin" Gilitlgsr,
— km mtm hBcbmin Sein der Geiet (des Geistige) ein Urprmtip dm WkkJkmen, sber
niokt sie ein beeondsres Ding 1
anm». sie „IiimmnehV* ai reift in IWrMmhkaiu die rom Stea.luankm ■■■wm El feto eng
den objektiven Ansdrnek,
(im weitesten Sksne)
WÜlmi (e. d.) - ab Trieb oder
1 typkmke Inhalte, ITUlengmli b ra „Ideen" (s. d.) «nd „Ideelen"
im Gemteebben der Zweck
ftilp g(e.nmnynkteV
"(••4*>i
Der G. tot htor ober knom eckon gmu ■ulirfrluh gedeckt { er ist dm
Kraftvollste von eüem. daroksus komcgen (eVri yd* AtnvdsaseV m nebie» xe*:.—*'»*
>y Er ist unbegrenst, ■■mmbskl mit dem Übrigen, «fhemndhj
für steh seiend (^••eec edssg •>' semmd, Aumm«, Phve.Vlll 5,1Mb UtL). Er
mW mmlWHmVOQ VBO wmmmmWwMfl^L Qw UawBSB OB« «MmmVBmflnm OmV VOmnjB Ol
Dti^L*it - - - ■*-■ fU— ^ * — -• * - — -* ma Jmm . — — M - . - ^w ae^LsM
MkrangmW* gKJVYulr Vr 1 inj^ (fftfn mfwm •*«•«•£* fftflVf *^*> "fB"*i WtwPl
edoc. Sntruonrs, Ad Aristot. Phys. 33; vgL Ablot, Archiv ftr Oimahbhte der Pbflcs.
VIII). - Ab obersten Teil der Saab betrecktet den G.. die Denkkreit (i*r.#i «*■ ■
Platov (Rrpubl IV. 436). and neck Aumnui ist er die höchste Krsit der
Seele, dos Denkprmdp derselben {Hy M ee4w d lim »frei md
4 *»X4. De snime Ifl 4. 429s 23). Er ist niokt mit dem Leibt Ter-
tot omfeoh. stetig, leidloe, rein, vom Leiko trmmber (gern«***« sät d*aw%
sei dfurk. L c III 6, 430s 17). unvergänglich, gottbch (******•» *.); er stemmt
..Ton süßen" (wdgedW) and tot allem unsterblich (.. d.). VgL F. Buurraao, Aristoteles'
Lekre vom Ursprang dm mensukl Ödstes, 1911. — Wlkrend die Stoiker db Em-
beit von Gebt (e. Pneama) «nd Stoff tobren. betrecktet Plön« den G. wieder ab
etwas Immaterielles. Dar „Gebt" (sw»c) tot eine elbamimi Fmanarton (e. d.) mm
dem göttlichen „Einen"; indem er dtoma denkt, tot er. and min Sein besteht im
objektiven Denken, in der Qmnmttmtt der „Ideen" (s.d.). Die „Ander
Gegeneete von Denken and Gedecktem bt ihm eigen. Aas ihm geht denn db 9
eeeb (e. <L) hervor, and in der Seele (e. d.) eelbst tot der eade db oberste Krsft
(Enneaden IV 1; 5; 8; II 9. 2).
Im Mittelalter wird unter Gebt (ephitos) meist eine unmaterblb. vernünftige
nnd wollende Sabetans veratanden, ferner (mens) db höchste, das Abstrakte. All
gimgkip erfassende Denkkraft (vgl. Intellekt; nach Thomas bt der G.. ..mens". Jpee
inteUecttts ezanünans ms"; „mens in anima nostra dicit illud, quod est aluminium
in virtute ipetoa").
In schroffster Webe stellt Doscuxra G. and Korper i mmatei fugoalutir (s. Das-
lismus, Seele). Der Gebt bt eine einfache, anauegedehnte,
Sabstanx. Srcwosa hingegen faßt Gebt and Korper ab Deeeinsweisen der
Geist. 233
Substanz auf (s. Identitätstheorie). Der Spiritualist Leibxiz betrachtet die Körper
als Erscheinung geistiger „Monaden" (s. d.), unter denen aber nur die eigentlichen
..Geister" Denken und Selbstbewußtsein haben. Nach Berkeley existieren an sich
nur Geister, denkend- wollende Substanzen (Princ. of. hurn. knowledge, XXVII; vgl.
Objekt, Idealismus). Hingegen führen die Materialisten das Geistige auf etwas
Physisches zurück. Nach Kaxt endlich liegt dem Geiste wie dem Körper ein uner-
kennbares „Ding an sich" zugrunde. Er betont, daß uns die Seele nicht als ein Geist,
d. h. als ein immaterielles, einfaches Wesen gegeben ist, daß wir über ihre Geistigkeit
in diesem Pinne gar nichts ausmachen können (gegen den Spiritualismus, auch gegen
Swedenborg, nach welchem ein Reich von Geistern existiert, die miteinander in
Verkehr stehen, Theol. Schriften, 1904; Käst, Träume eines Geistersehers, erläutert
durch Träume der Metaphysik, 1766). „Meinen, daß es reine, ohne Körper denkende
Geister im materiellen Universum gebe, heißt dichten, und ist gar keine Sache der
Meinung, sondern eine bloße Idee, welche übrigbleibt, wenn man von einem denkenden
Wesen alles Materielle wegnimmt und ihm doch das Denken übrigläßt" (Krit. d.
Urteilskraft, S. 455 f.; vgl. H. Dreyer, Der Begriff Geist in der deutschen Philos.
von Kant bis Hegel, 1908). Im engeren Sinne versteht Kant unter „Geist" das „durch
Ideen belebende Prinzip des Gemütes" (Anthropol. I, § 69B; Krit. d. Urteilskraft,
§ 49). „Geisteskräfte sind diejenigen, deren Ausübung nur durch die Vernunft möglich
ist" (Metaphys., Anfangsgründe der Tugendlehre, 1797, S. 111). Herbabt nennt G.
die Seele, „sofern sie vorstellt" (Lehrbuch zur Psychol.3, 1850, S. 29) und auch sonst
wird unter G. die Seele als selbstbewußtes Denkprinzip verstanden. — Von der be-
seelten Natur, bzw. vom Körper und der Seele unterscheidet den immateriellen, selbst-
bewußten „Geist" Günther (Antisavarese, 1883).
Als die beiden „Pole" des „Absoluten" (s. Gott), der „Indifferenz", der „Iden-
tität" betrachtet Schelling Geist und Natur. In allen Dingen sind beide Pole ent-
halten, nur überwiegt erst der eine, dann der andere. Der Geist ist schöpferisch, er
vermag eine objektive Welt zu schaffen (Naturphilos., S. 312). Kein Geist ist möglich,
ohne daß eine Welt für ihn da ist (WW. II, 222). Wie Hemsterhüis die Materie den
geronnenen Geist nennt, bezeichnet sie Schellixg als den erloschenen Geist (WW. III.
453). Hegel bestimmt das Absolute selbst als „Geist", als an sich seiende, die Welt
aus und in sich entfaltende, sich in der Welt manifestierende Vernunft, welche sich
schließlich ihrer selbst bewußt wird. „Das an- und fürsichseiende Wesen aber, welches
sich zugleich als Bewußtsein wirklich und sich selbst vorstellt, ist der Geist . . . Der
Geist ist das sich selbsttragende absolute reale Wesen" (Phänomenologie des Geistes,
S. 327 ff.). Der Geist ist „in Wahrheit sein eigenes Resultat; er bringt sich selber aus
den Voraussetzungen, die er sich macht, hervor". Er ist Anfang und Ziel des Werdens,
die „Wahrheit" der Natur (s. d.), aus dem „Tode des Natürlichen" als subjektiver
Geist hervorgehend, dann sich zum objektiven und endlich zum absoluten G.
gestaltend. Der G. ist das „Beisichselbstsein" der „Idee" (s. d.), die „unendliche
Subjektivität" derselben; seine Tätigkeit ist „Hinausgehen über die Unmittelbarkeit,
das Negieren derselben und Rückkehr in sich", sein Wesen die Freiheit. Subjektiver
G. ist er in seiner unmittelbaren Beziehung auf sich selbst (im Empfinden, Fühlen,
Denken, Wollen der Individuen); objektiver G. ist er „in der Form der Realität als
einer von ihm hervorzubringenden und hervorgebrachten Welt . . ., in welcher die
Freiheit als vorhandene Notwendigkeit ist" und deren Formen Recht, Moralität und
Sittlichkeit sind; absoluter G. ist er in seiner „absoluten Wahrheit", als der sich als
solchen wissende Geist (in Kunst, Religion und Philosophie). In der Geschichte (s. d.)
bringt der „nur erst an sich seiende Geist sich zum Bewußtsein und Selbstbewußt-
Ml Mg*
sem*4 und wird eo nun ».ngsmetonn ..Weltnebt" (Enxrkiop.. f 381 ff.. 483ff.. 534ff.;
Phik». der Geschiente, &M(. 119ff.). astmaxn tot der absolut«
das ..UnbewuÄto*4 (s. d.). wahrend nach Wem ein unbewußt*»- Geist — mflgJWi ist.
Gott (s. d.) ist Geist und zugleich 6bergetotig. Die Natnr ist die Außenseite eine« an
sich geistigen Seins, des stob von den niedersten Stufen hinauf entwickelt (8y*tew d.
Phflos. II". 1907; vgl Voluntarismus. Seele; vgL Grd*. d. phys. Psycho... 1908, I«.
Uff.; Geist — „das innere Sein, wenn dabei keinerlei 7—niisnbmg ■ütsinem Inlern
Hein ha BAoknfcbt fallt"). BOOK» versteht unter G. den „bei sieb selbst I
und
ist
sie „Oberwelt". Subjekt «ad Objekt i
hl Bswuitsain o. Tu der Menenhhslt. 188t; Dir
t». 1907; Grundlinien n. netten Lebenssnsobi
u. Wert des Lebens*. 1910; Einfuhr, in e, Philo*, d.
- Nneh H. Bnoni tot der Geist des ■ohdpJeriieln Leben (e. d.) in
in welcher es aktiv and frei eich snswwkt. Int
tot der a reines „Oedeohtnto" (s. d.k
int Hinblick suf dto Zukunft, Znsamnteratohung
Testen seiner Imohham auf die Körper, von denen der G. nioht ab Substanz,
sondern dnroh die Spannung (tansfam) der ..Dauer" (s. d.) »ersehtoden tot. Der Gebt
ist das mnshreinhen der Vergangenheit hl dto Gegenwart, er tot .. Fortschritt* . wahr*.
„Entwicklung" (Evolution eraatrfee, 1907. 8. 818IL. dentsoh 1911). Der
im Getote besteht schon in der Materie, die aber der ™ ' iing and
sowie dee BahPpfcrtotihfin. ininer Neues Zsrtinenden ontbehrt (Ilatiere et
8. 144H.. deutsch 1908k Ober Hnoa, Humboldt u. e. vgL Dmarn. Der Begriff
„Getot". 1908; Ganm. Wörterbach IV; Omurrio. Der Getot in d 1850;
W.TrrnfAXK. Ober den Getot. 1852; Pasuss. Getot and Stoff. 1883: Bncvsmrwicu.
Trttroduction a la rie de reeprit». 1906; Joit, 8eele and Welt, 1912; MCWTMee— a,
Grund*, d. Psycbol.. 1900, L 74ff.; C. Bbotuteb, Dto Lehre von den Geistigen and
Tom Volk* I. 1908; Haack*. Vom Strome des Seins, 1905, 8» 62 f.; B. Kam». Das
Problem des Lebens. 1909; O. Beau». Hinauf man Idealismus, 1908; Grundriß d.
Philosophie des Schaffens, 1911; E. Ijjtd«, Natur u. Geist, 1907; H. Sch«a» Das
Problem des Geistes«. 1897; DrLTHST, Einleit. L d. GcUtc* Wissenschaften I, 1883;
P. Apsl. Geist and Materie*. 1905; E. Hamxaxy. Der menechL Geist, 1900;
A. J. Gias, Die meneohi Geisteetatigkeit, I. 1910; L. Bonn. Getot u. Korper, 1903;
ErsLn. Geist u. Körper. 1911; Grandlagen der Philo», dee Geisteslebens. 1908:
V kr wo RH, Die Mechanik des Gcutcalebens, 1908; Wahl«. Ober d. Mechantomua d.
geistigen Lebens, 1908; Stjoiru Philoeophtocbe Kultur. 1911. S. 246 ff. (objekürer
Getot)) Hauptprobleme der Philosophie, 1910; 0. Ctox. Leib, Seele and Geist, 1909;
v. d. ProBDTBV. Psychologie dee Getotes, 1912; Jodl. Lehrb. d. PsychoL II«. 1909
(Begriff dee „objektiven Geistes"); Ricarda Huch, Nstur u. Getot sto dto Wuneln
des Lebens und der Kunst. 1914; W. Rathbxac, Zur Mechanik dee Geistes. 1921».
Geist — Geisteswissenschaften. 235
Geist nenne ich den Inbegriff alles innerlich Erlebenden (S. 27); Simmel, Lebens-
anschauung, 1918 (Die Wendung zur Idee). — Vgl. Seele, Panpsychismus, Welt-
seele, Gott, Psychisch, Gesamtgeist, Volksgeist, Intellekt, Bewußtsein, Subjekt, Idee,
Vernunft, Dialektik, Monismus, Wechselwirkung, Kultur, Wert, Zweck, Aktivismus,
Panlogismus, Sittlichkeit (Wtjndt u. a.), Spiritualismus, Idealismus, Akt.
W Geist: Philosophie des Geistes, ist die Wissenschaft von den Prinzipien
des Geisteslebens, vom Wesen des Geistes und seiner Gebilde, vom geistigen Schaffen,
von den geistigen Werten und Zwecken. Sie ist eine Philosophie der Geisteswissen-
schaften und zum großen Teil „Kulturphilosophie" (s. Kultur). Zunächst sucht sie
„auf der Grundlage der Psychologie und unter Zuhilfenahme der Erkenntnistheorie
eine zusammenhängende Auffassung des geistigen Lebens zu begründen" (Wundt,
System d. Philos., 1907, I3, 24). Dieser „philosophischen Psychologie" ordnen sich
dann Ethik und Rechtsphilosophie, Ästhetik, Religionsphilosophie unter, und endlich
sucht die Philosophie der Geschichte eine historische Gesamtanschauung des geistigen
Lebens der Menschheit zu gewinnen (ibid.). Vgl. Hegel, Phänomenologie des Geistes,
1S07, 1907; J. Hillebrand, Die Philos. des Geistes, 1835; G. Biedermann, Philos.
des Geistes, 1886; Dilthey, Einleitung in die Geisteswissenschaften T, 1883;
Spranger, Lebensformen, 19212; ferner die Zeitschrift „Logos", 19101 — Vgl.
Kultur, Geist, Soziologie.
Geisteskrankheiten s. Psychosen, Idiotie.
Geisteswissenschaften sind jene Disziplinen, die es mit Erzeugnissen
geistiger Prozesse zu tun haben. Wenn sie auch die Naturbedingtheit dieser Gebilde
(Recht, Sitte, Kunst, Sprache, Religion usw.) berücksichtigen müssen, so nehmen sie
doch wesentlich den Standpunkt der unmittelbaren Betrachtungsweise der Wirklich-
keit ein, für welche es nur Qualitäten, Werte und Zwecke geistiger Art gibt. Die
Geisteswissenschaften verfahren beschreibend, analytisch, erklärend, genetisch, sie
gehen davon aus, daß es innerhalb des Geistigen eine besondere Art der Kausalität
's. d.), des Zusammenhanges gibt, zu dem aber auch teleologische Faktoren (s. Zweck)
l>eitragen. Die Auffindung von Zielstrebigkeiten und Zwecksetzungen, von teleolo-
gischen Notwendigkeiten ist denn auch von größter Wichtigkeit für das Verständnis
geistiger Produktion. Dazu kommt dann noch zum Teil die Anwendung des kritischen
sowie des wertenden und normativen (s. d.) Verfahrens. Auch die Geisteswissenschaf-
ten gehen von gewissen „apriorischen" Voraussetzungen aus, auch sie bedienen eich
gewisser „Kategorien" (s. d.), mittels deren sie Ordnung und Zusammenhang in ihre
Gebiete bringen. Grundbedingung ist hierbei die Fähigkeit der verständnisvollen
Deutung der geistigen Prozesse. — Nach Dilthey sind die G. „das Ganze der Wissen-
schaften, welche die geschichtlich-gesellschaftliche Wirklichkeit zu ihrem Gegenstande
haben" (Einleit. in die Geisteswissenschaften, 1883, I, 5); ihre Aufgabe ist es, die
Manifestationen dieser Wirklichkeit „nachzuerleben und denkend zu erfassen1'
(Kultur d. Gegenwart, 1907. 16, S. 2 f.; vgl. Studien zur Grundlegung der Geistes-
wiss., Sitzungsberichte der Preuß. Akad. der Wissensch., 1908; Das natürliche System
der Geisteswiss. im 17. Jahrhund., Archiv f. Gesch. d. Philos. V— VI; Über das
We3en der Geisteswiss., Sitzungsber., 1909). Ähnlich Frischeisen-Köhler (Archiv
f. systemat. Philos. XII— XIII). Nach Wündt besteht der Inhalt der G. „in den
aus unmittelbaren menschlichen Erlebnissen hervorgehenden Handlungen und ihren
Wirkungen" ( Grund r. d. Psychol.3, 1902, S. 19 f.). Sie handeln teils von geistigen Vor-
gängen, teils von geistigen Erzeugnissen (System d. Philos. I3, 1908, 19 ff.). Sie haben
/um Iuhalt die „unmittelbare Erfahrung, wie sie durch die Wechselwirkung der
Gellufickeittcetets —
< >»» j*kte mit erkennenden md ■■■frhiiha Subjekt«« beethamt wird", und
MOB BNH OCT ABTOBKMO— I M W B jpOWMMCSMI lllaMMgmW <ÄT IttMOTMBO*
eehaften (Orandr. d. FkyekoL*. 1908. S. tt| rgL Logik in». 1006 «L. 8 I
etetlangnnhaamdea Subjekt «ad dm Akten
deo „objeklhferandcn" Nitarwfema anhaften, n welchen nach dfe Pajuaohia> fi
febört; nicht Erklärung, aonderu Deutung und WertbeartaOaag sind dfe Methoden
der G. (Grdx. d. PeyeboL, 1000,1. «7 ff.). Dfe Uuteteciwfching ™m Gefetee- und Natur
■ feaiiaiihafu ii rrvUm WrjraaLaajro und Ricsaar dank dfe in Qeachfehte* und
aaaenlHuk .TulliirufemnaaWenrr (Dfe Gmun der ailai afemaiiiaahL Begriff*-
bOdaag. 1808 ff„ & 147 ff.. 175 fL. MO !U Vjd.lt Anco. Taeaaltnlt a. Teleologfe.
100f(farda»Vo*iaa«darhaaB*1ing^n0b^ E.Bacan.
entwickelt eine geerteewfeaacwchaltl. IHrychoJagfe. (VfL 8nuxoia, Zar Theorie dee
Veretehene and aar ■aafeanlaniachaftl. Perchologfe, 1018. Fcateehr. f. Volkelt.)
— „Gefeteewfeernnrhaft" nennt eurh R. SraoraB feine Anthroposophie
Tbeoeophie; M*snou>: Dar Wag tum Oefet, 1017. — Vgl. Kultur. Geechichte. \
Zweck. Paycbologfe.
«Hlafickcitegeaeta fet das Geaete dar llihlngkjhk der Rrproduk-
tioneaott eon dar Anten! dar wiecVrnolungen, bcw. eoa dar daran dran bedingten
im Moment der Reproduktion priemten Starke der DwyceJ Honen (K*Axnu*.
TaACTaraotnr. Tavwa and hUnsx, MjommarB u. a. : rgl. Ornrsa. Dm Gedlrhtnfe*.
1011. & 144).
Geltem* fet dfe Dmhhaung für ahm dem „Sem*, dem ..Erleben" prmxrpirll
entrückte Sphäre, dfe in Cnihhaagigtail eowohl
8am sa denken fet. ADerdmga bedeutet
m Setaa ia dar Richtung auf er ine fTihahiiag Ober daa
Faktbitat aar TalallaVaftaH. — « Gehalt» d. L aar fu>1— »g,
dfe da aoeeagt, daß daa Sem nicht aar iat. aondern da8 ea nach gilt, daß ea etwaa
bedeutet. daB aa einen Sinn hat** (Lfebert). Indeaaen fet
Der Begriff der Gehang fet alter ala ihr Name. Der Namengeber. Lotte. h»t dm
Begriff xueret für eeine Deutung tob Platom Ideen eingeführt: „Nichta aonet wollte
Platon lehren: die Geltung Ton Wahrheiten, abgeeehen daron, ob afe an hgamk im m
Oaganatand der Außenwelt, ala deaeen Art tu aetn, aich beatitigen; dfe ewig ahm aelbet
gfefehe Bedeutung der Ideen, dfe bamar akut waa afe aind. gfeichrid ob e* Dmge gibt,
die durch Teilnahme an Omen afe in dfeaer Außenwelt aar Eracheinung bringen, oder
ob ea Gefeter gibt, welche ihnen, fadem afe afe denken, dfe Wirklichkeit eine* aich
«eignenden SeefenzueUndee geben. Aber dar gifechferhia Sprache fehlte damafe
und »paterein Auadruck für dieeen Regriff dea Gehen*, der kein Sem eineohbVBt; eben
dfeaer dea Seine trat allenthalben, eehr häufig unaohldTfeh. hier rarhlagnivtroU an
»eine Stelle" (Lora, Logik, 1874, Neudruck 1018, & 513). Ebenfalla noch ohne daa
Namen tritt ein eehr verwandter Begriff in Boltaxos „Setzen an aich" auf. „Die-
jenige, waa man afeh unter einem Satx notwendig roreteUen muß — waa man aich
unter einem Säte denkt, wenn man noch fragen kann, ob ihn auch jemand ausge-
sprochen oder nicht aaageaprooben. gedacht oder nicht gedacht habe, fet eben daa,
Gemeinempfindungen — Gemeinsinn. 237
was ich einen Satz an sich nenne ..." (Wissenschaftslehre I, S. 76.) Im Anschluß
an Bolzano hat Hussebl scharf zwischen psychologischem Akt und seiner logischen
Geltung und Bedeutung unterschieden.
In den Mittelpunkt der Logik wird der Gelt ungs begriff von Lotze gestellt: „Wir
alle sind überzeugt, in diesem Augenblicke, in welchem wir den Inhalt einer Wahrheit
denken, ihn nicht erst geschaffen, sondern ihn nur anerkannt zu haben; auch als wir
ihn nicht dachten, galt er und wird gelten, abgetrennt von allem Seienden, von den
Dingen sowohl als von uns, und gleichviel, ob er je in der Wirklichkeit des Seins eine
erscheinende Anwendung findet oder in der Wirklichkeit des Gedachtwerdens zum
Gegenstand einer Erkenntnis wird (Lotze, Logik, S. 515). Lotzes Feststellung des
kategorialen Charakters des Geltens wirkt bis in die Gegenwart nach.
Nur auf die Form, nicht auf den Inhalt der Erkenntnis will Rickert die Kom-
petenz des Geltungsbegriffs zulassen. Das wird von La.sk zu einer „Zweiwelten-
theorie" ausgebaut. Im Umkreis des Nichtsinnlichen werden von ihm die Bezirke
des Übersinnlich-Überseienden und des Geltenden, d. h. des Unsinnlichen, abge-
grenzt. Jenes ist das Gebiet der Metaphysik, dieses das der Geltungsphilosophie.
Es ist der Fehler des Hypostasierens, daß das Geltend-Unsinnliche mit dem Meta-
physisch-Übersinnlichen zusammengeworfen werden. — Auch in der „Marburger
Schule" steht man der Geltungslehre nahe (Liebeet).
Gegner der Lehre vom reinen Gelten ist z. B. Volkelt, Gewißheit und Wahrheit,
183 ff. — Vgl. Liebekt, Das Problem der Geltung, 2. A. 1920; Ssalaooff, Vom Be-
griff des Geltens in der mod. Logik, Diss. Heidelberg, 1910; Münch, Erlebnis und
Geltung, 1913.
Gemeinempfindungen (oder Organ-, Vitalempfindungen) sind die
durch Reize in inneren Organen ausgelösten Empfindungen, zu welchen nach manchen
auch gewisse Empfindungen des Zustandes der äußeren Haut (Wärme-, Kälte-,
Schmerzempfindungen) hinzukommen. G. sind in jedem Falle die inneren Wärme-,
Kälte-, Schmerz-, Druckempfindungen, ferner die an den Zuständen des Hungers,
Durstes, der Wollust, des Ekels, des Kitzels, des Schauderns usw. beteiligten Organ-
empfindungen. Sie vereinigen sich zu einem unbestimmten Gemeingefühl („coen-
aesthesis"), welches dem augenblicklichen Zustand des Organismus entspricht. Organ-
empfindungen beeinflussen die Stimmung, das Denken, die Affekte, die Vorstellungs-
reproduktion, das ästhetische Gefühl u. a. Vgl. Ebbinghaus, Grdz. d. Psychol., 1905,
I, 404ff., 3. A. 1911; Beaünis, Les sensations internes, 1889, K. lff.; Jodl, Lehrbuch
d. Psychol., 1909, I3, 297 ff.; Külpe, Grundr. d. Psychol., 1893, S. 145 ff.; Wündt,
Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 57, 192; Grdz. d. phys. Psychol. II6, 1910, S. lff. Über
den Zusammenhang der Gemeinempfindungen mit den Gefühlen, vgl. Gefühl, Affekt.
Gemeinschaft s. Soziologie, Wechselwirkung.
Genieinsiim (xoivr; aTa&^aig, sensus communis, common sense) bedeutet
entweder den Inbegriff der Gemeinempfindungen (s. d.) oder den gesunden Menschen-
verstand, der bei allen Menschen gleicher Art ist oder das soziale Empfinden, den
Sinn für das Gomeinschaftswesen.
Daneben bedeutet der G. — und zwar ursprünglich — die gemeinsame Wahr-
nehmung von Bewegung, Ruhe, Gehalt, Größe, Anzahl durch die verschiedenen Sinne.
So nach Aristoteles (De anima III 1, 425a 15 ff.), nach dem wir zugleich
wahrnehmen, daß wir sehen und hören (1. o. III 2, 425b 12). Nach den Stoikern
nehmen wir uns vermittels des G. (xoivq cu<7#7jat£) auch selbst wahr (Stobaeus, Ecloga
I, 50). Die Scholastik rechnet den G. zu den „inneren Sinnen" und versteht unter
„\X Oemeln Vorstellung — Oenie.
>hm die Fähigkeit der Wasiusham ag des O isflnsis»e ■smikimlismi Sm»e sowk
Hie Auffassung des durch die Sfame Kmpfsngsnon (vgL 8oab«, De aakae III. SO)
LMe scbottUche 8ehale (Rata. LKjoald SrawaftT b. a.) erbtickt im G. (McomaoK
u\ ju^ i w«IU * - - - im i ■ Hl ii itniiM Hu -■- — — ■ •*
seaes j <ne ^jaeue aagjeoorsmst, mapeaagncaer, aomreaamer. «wwmMiiir wear •
mm lneoretamner ona eiansusmr Af> is. tTunnpy.
Oeaeeiavaratcllung •. AUgenv-uvoremlkatg.
tirall ist der Inbegriff von QsftlhliimnjoiUbiiie eines Mimohin, ferner dk
MUghell» abf and knab; nt f tkba. Im 0. »-»""fftl sink db hinsu entslhishme der
Die ersprfmgkeki Biibslomg voa „Ornat" «etat auf dm InmiHimTsil <
r. J. Bosatn u. e, imeuhsa dernamr dee ssntrebn lau der Seele. Kurt
G. dee DieeBtsefe (s. II.: „Im Gemüt e priori fegen". Knu d. rem.
& 48k Gebt «ad Gemüt aatereebeidrt man gegea Ernte de* 1«. Jahr
so, dat OmH «die Seele in Ansehung der Bogk«bm med des Willens'
bedeutet (APHDIW, Wörter bück. 1796). Dm ü. wird auch öfttw eis „Hers*
(vgL Kamt, Aatkiopol.;SoAMDtass«u.e,). Gabt end Gseet« enssistife ab
Ooar«*, Ficsr. II. »7; Ksdea e« db demmasm Kation. Laiv..BibL, 4. Bede.
S. 71: Db Deemoheo haben „na Gebt» uek Mm Gemüt"). Nach Huiut bj
■ Seele, „eofera eb fohlt med begehrt" (Leark. nr FejckoL*. 1800k & SB)
Kmncu. Zar Lekre vom G.1. 191 1 ; Jvwqham». Do* O, 1895; U. Dbjt, Philo*, dee
GemBte, 1893; & RoonuJiei*, Ami der Innenwelt. I«*" •■ u. Cker* ■
1888. — VgL Stimmung, Ataraxb.
(■ I' III H t •» Im- W «'jf II II g«' II IHM! « n.otH'li». Jrnii. . MlH'll'MM
Gefühle, Affekts, f ■lilitiibeflin. Stknmaagea u, dgL, kurz Ablaufe
bwpbim Gefahanmetiade vmliaadoa mit Wiflineili miaue. VgL Afml
tieaerali-atioa e. Viiifkamiinsiaiig, Induktion.
Urncratio e«>quivore > (.'rreugung.
Ueaerifikatioa: Zurückfükruag der Arte« auf ikre Gettuagen.
«Jeaeriecm: zur Gattung (s. d.) gehörig, geituegemllUg
Ctometiarh: etil den Ursprung, dee Werden (yreeet»*) hetngknh, d»
Wicklung betreffend. So beetkamt db geaetbeke Deiiaition (e. d.) dea Begriffsinhalt
dureb Darlegung eekmr ff i magnag, aad db gsastbahe Methode erklärt Gebilde durch
Rückgang auf db Faktoren, durch db eb zuetaade koataum (vgL Psychologb). to^
..genetischer" Methode wird euch zuweilen db Abbitang von Eikenntnbinbalten
aue dea Bediagaagea. durch db eb meb wgbok ereeagetv veretaade«^ Im UntaaaolmMb
von dar peycbologbckgcnetieehen Krklaruag (Ficht«, WW. IV. 379L; F. Mxoioue,
Natort. Db log. Grundlagen der exakten Wkmmeoh,, 1910. & Uff.; Platoe Ideen-
lehre, 1908. S. 388ff. Db Krkeaatab bt ProeeB wie db ..T»taacheM der Wkeeimchaf %.
„Dee Fbri albia bt dee Faktum.") VgL Raum.
Cremte (genius. ingenium, genb) bt eine da« Kormale weit aberragende, ur-
wüchsige, angeborene, durch Übung und Lernen nicht erwerbbare geistige Begabung;
auch der Beettser einer solchen beißt ein Genb. Das Genb besitzt eine ganz außer -
ordentliche Fähigkeit geistiger Intuition, eine gewaltige Kraft des Hohsnons, dee
Bmabauens tob Zusammenhingen, ein ganz besonderes Maß produktiver, schöpfe-
rischer, erfinderischer Phantasie verbunden mit der Kraft originaler Gestaltung
Genuß — Gerechtigkeit. 239
Darstellung des Erschauten und Erfundenen. Es gibt auch Genies des Denkens und
des praktischen Schaffens, im engeren Sinne aber ist das Genie besonders auf dein
Gebiete der Kunst zu suchen. Vielfach kommen die Konzeptionen des Genies aus
dem „Unbewußten", d. h. sie drängen sich ihm auf, ohne daß es recht merkt, woher
die „Fülle der Gesichte1". Die Ausarbeitung der intuitiv Erzeugten aber erfordert
viel Reflexion, Planmäßigkeit, Übung; auch das Genie bedarf der Kultivierung und
Disziplinierung. Im Gegensatz zum Talent (s. d.) vererbt eich das G. selten.
Die meisten Definitionen des G. betonen die Originalität und Kraft des Schaffens.
So (ähnlich wie Gerard, Essay on Genius, 1774) Kant. G. ist die „meisterhafte
Originalität der Xaturgabe eines Subjekts im freien Gebrauch seiner Erkenntnis-
vermögen" (Krit. d. Urteilskraft, § 49), die angeborene Geistesanlage, „durch welche
die Natur der Kunst die Regel gibt'" (1. c. § 46). G. ist auch „das Vermögen ästhetischer
Ideen" (vgl. 0. Schlapp, Kants Lehre vom G., 1901). Das G. produziert ohne bewußte
Zwecksetzung. Dieses „unbewußte" Schaffen betont auch Goethf, und Schiller
betont die „Naivität" des Genies, während Jean Paul da3 Wesen desselben in die
„Besonnenheit" setzt (Vorschule d. Ästhetik, § 12). Als „vollkommenste Objektivität"
bestimmt die Genialität Schopenhauer, als „Fähigkeit, sich rein anschauend zu
verhalten". Das Wesen des G. liegt in der „Vollkommenheit und Energie der an-
schauenden Erkenntnis" (Die Welt als Wille u. Vorstell. I. Bd., § 36; IL Bd., K. 31).
Ähnlich H. Türck (Der geniale Mensch6, 1903, S. 13ff.). Nach Humboldt ist das G.
tin Mensch, in dem sich eine Idee geltend macht (vgl. Kittel, H.s Ideen über G. u.
Welt, 1900).
Auf die Verwandtschaft des G. mit pathologischen Geisteszuständen weisen
Aristoteles, Cicero (Tuscul. disput. I, 33), Schopenhauer, Lombroso, Nordau,
Möbius, Dilthey u. a. hin. — Vgl. Dilthey, Dichterische Einbildungskraft und
Wahnsinn, 1886; Brentano, Das (-enie, 1S92; E. Gystrow (= W. Hellpach), So-
ziologie des GL, 1900; Tarde, Logique sociale, 1895, S. 162ff.; G. Seatlles, Das
künstlerische G., 1904; Lombroso, Der geniale Mensch, 1890; Genie und Irrsinn,
l'iüv.-Bibl.; P. Möbius, Über Kunst und Künstler, 1901; W. Hirsch, G. und Ent-
artung, 1894; Radestock, G. und Wahnsinn, 1884; A. Paul, Wie empfindet, denkt
und handelt der geniale Mensch? 1909; A. Reibmayk, Entwicklungsgeschichte des
Talentes u. Genies, 1908; F. Galton, Genie u. Vererbung, 1910; L. P aschal, Esth6tiquo
nouvelle fondee sur la psychologie du genie, 1910; W. Ostwald, Große Männer, 3. u.
+. A. 1911; J. Cahan, Zur Kritik des Geniebegriffes, 1912; Stadelmann, Psycho-
pathologie u. Kunst, 1911; Hennig, Das Naturgefühl, Die Inspiration, 1912; Major,
Die Quellen des künstlerischen Schaffens, 1913; Mullkr-Freienfels, Psychologie
der Kunst II, 19212; Das Denken und die Phantasie, 1916, Poetik, 19202; Volkelt,
Ästhetik, Bd. III, 1914; Utitz, Grundlegung der allgem. Kunstwissenschaf t, 192o. lf;
Ztlsel, Die Geniereligion I, 1918. — Vgl. Talent, Geschichte, Übermensch.
Genuß s. Hedonismus. Vgl. Allostis, Die Tugend des G., 1904.
Geozentrisch: von der Erde als Mittelpunkt aus betrachtet, die Erde als
Mittelpunkt des Universums, um die sich alles dreht, betrachtend (im Ptolemäischen
Weltsystem, dem das heliozentrische Weltsystem entgegentritt). Vgl. Welt.
Gerechtigkeit (öixaioovv rt, iustitia) ist das rechtmäßige Verhalten sowie der
Wille zum Rechtmäßigen, die Tugend der Gerechtigkeit. Gerecht ist im juridischen
Sinne, was dem positiven Rechtswillen entspricht, im rechtsphilosophischen Sinne,
was dem Rechtsideal, dGm Rechte, wie es sein soll, wie es als Bedingung einer voll-
kommenen Gemeinschaft erscheint, entspricht. Das Postulat der formalen Gerechtig-
_M«) Gtrnnhaaatpandungcn.
keit gebt dahin, dafl jeder Staatsbürger fas gtoioher Wetoe aar eo hr handelt wird
ae das Gesetz, bsw. dar RiMhaeaflla verlangt, wanread die O. im höheren Sinai
Behandlung jede« Meaechea in dar Art, wie er aa aia Mitglied der eotiaU
schalt beaaapruehea darf, und ao, via ee dar ideale Gcaseiaechaf tswille arlbet bed
einachHeßt. Daa Ideal aoäelreehüichrr G. kann immer aar annähernd, durch
flaBaahme auf daa positive Renkt, auf die Gceeasaabaag aad Rrmhawuhrtphrng,
verwirklichen. Dana gehört, daft jader: 1. nach «einer Wink ala Mansch, 1 ala Go-
mainanhaftemitgifctii überhaupt, 3. auch aewem puriflaHahaa Wart, auch aeinen Lei-
■SB ' >\>itrii * h.»:i'i- it wtrd
baadmmt die Gerioattojheil Platos, dar am m das natur-
aachlm8uu«a,aettt(ReiHibl. IL367H.). Nach
dwhAchaa>deraMbea.die
(«W **♦* «f»r9e ***•«* *f*f
aXUr. Eth-Nioom, V 6. 1 110b 18«.; V 3. Ilttbüfi.). Im engern 8iane tot aia aus
O. (#» salc itmfflg). nach gsnanlitoakiai Verhältnis, aad su»
^Www&^rmwimWw* mW Mmg) ww*ajAMmTm^wlw aauBa» tW j am*' :
nach aritaawttooham Vcrhahato (Eth. Xic. V 6, llSObSl; V6, USlbtt; V7. IlSSal).
Spater wird die G. gawflhaanh ala die Tagend definiert, weiche „jedem daa Seme"
tukommea laAt (..rirtua - qua iua aaaa caioua tribaitar". On. Wolv». Eth. 11.
f 676). Nach Sraacaa lautet die Formel dar O.: ..Ea steht jedermann frei, tu tun.
waa er will, eoweit er aicht dia gtoieha rreiaeit Jadaa a ädern baaaaaraaataga (ftlao.
of Ethioe, 1888fL, IL f «7). Nach PaOLaaa tot O. die „Wülenariehtuag un<i
hahungswetoe, die vor störenden Obergriffen in daa Leben aad dia Interaaaeakretoe
anderer aalhar aieh hütet aad aaoh ihre Verttbuag durah andere nach MögUehhei t
hindert" (8yetem d. Ethik, II», ISS). Nach R, 8r«jf»xaa tot aia ..der feata WUto daa
Ctoaataaahara, «ahm emnirtook bediagtea Bansm unser dam obarataa Zaslnsmkus daa
eotialaa Lebens, der üeawmaohaft frei wollender Mi nach an aa unten" ( Wirtaohaf t
u. Recht, 1896, & 601). VgL Naroar. Sostolpadagogik. 1604. & SIS f.; Goioaonmo.
Eatwioklungawwrttheorie, 1606. 8. 16811. (Begriff dar „epigroettocheo - G.); Wcxnr.
Ethik*. 189*. 8.6831., 4. A. 161St Daa«.. Völkerpsychologie X; Daa Recht, ivi».
8. 40; B. Snaa, Archir f. erstemal Philo«, X 610 ff. ; rUraowamr. Zur Bitaanlah
der Idee der G , 1904. - VgL
«.< rmliH« mpfimluiii;« ii amMaJmi im h Rajasmj d. r lt..-< hn.rv.u in
den KirchteUen dar Xeaenechtoknhaute; dtoaa Reisung geht von gaafnrwlgan Teilchen
der riechenden Stoffe aas, nach denen die Gerüche benannt werden. Dia G. treten
in den Terachtodeneten QaaHtlUMi aad Intenaitatan auf; Gerüche nitonhan eich mit
einander tu qualitativ aaaaa Geröchen, ferner verbinden eich OarofthaeamflniUimjan
mit Geschmacks, und Hautempfmdungen aa Giaaialaindinnkan Dia Beziehungen
dar G. an den Reiten «ind noch nicht eindeutig festgestellt. Dar Geruchaeinn gehört
tu den chemtofhen Sinnen. Nach der Qualität unterscheidet man öfter Ithertoche,
aromattoohe, balsamisch«, Ambor-Mnti ihimjai Bona , lauohartige, brenxliohe, Bocks-,
widerliche, ekelhafte Gerüche. Gerüche können einander kompensieren. Der Geruchs
sinn hat, besonders bei den Tieren, grofte biologtoche Bedeutung. VgL ZwaaanaMaaaa,
Physiologie des Geruchs, 1895; GiBSium, Wegweiser aa einer PsychoL dea Geruchs.
1894; Wr/XDT. Grdx. d. physioL PsychoL, 1903. II*. 46ff.; Grundr. d. PsychoL*,
1903, S. 64 ff.; Naflm* Vergleichende physiol. u. anatom. Untersuch, über de:,
rucha- und Geschmackssinn, 1894; G. Jaoaa, Die Entdeckung der Seele. 1879;
UBX.MIXO, Dar U.. 1916. Vgl. Olfaktormeter.
Gesamtgeist — Geschichte. 241
Gesamtgeist ist weder die bloße Summe der Individuen noch ein besondere*
Wesen außer ihnen, sondern die durch die Wechselwirkung und den einheitlichen
Zusammenhang der einzelnen menschlichen Geister zustande kommende geistige Ein-
heit, welche einerseits in den Individuen selbst wirksam ist, anderseits aber durch
ihre Normen, objektiven Gebilde und Institutionen dem Einzelnen als selbständige
Macht entgegentritt und die Einzelnen von Anfang an beeinflußt. In der Wissenschaft,
im Recht, in der Sittlichkeit, Religion usw. ist der Gesamtgeist schöpferisch tätig,
ein „Gesamtbewußtsein" und ein ,, Gesamtwille" kommen hier zur Geltung. Vgl.
Wukdt, Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 378 f.; Völkerpsyehol., 1900 ff., I 1, S. 9 ff.;
System d. Philos. II3, 1907; Ethik*, 1912: Schäffle, Bau und Leben des sozialen
Körpers2, 1896. — Vgl. Geist. Soziologie, Volksgeist.
Gesamtvorstelluilg ist nach Wcxdt ein Produkt „apperzeptiver Syn-
these", dessen Vorstellungsbestandteile als die Träger des übrigen Inhalts betrachtet
werden können" (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 316 ff.). In der Zerlegung und Glie-
derung der G. besteht z. Teil die Denk- und Phantasie tätigkeit (Logik I2, 1893—95,
33 ff.).
Gesamt wille s. Gesamtgeist Rechtsphilosophie (Rousseau, Wundt), Wille.
Geschehen s. Werden, Veränderung, Zeit, Kausalität.
Geschichte bedeutet sowohl die Geschichtswissenschaft als das historische
Gesehehen selbst. Die Geschichtswissenschaft ist keine abstrakte „Gesetzes-
wissenschaft", sondern hat zum Gegenstand die historische Entwicklung, das histo-
rische Geschehen in seinem kausalen und teleologischen Zusammenhang; sie forscht
auf Grund versclüedener Quellen nach dem Ablauf der historischen Begebenheiten,
nach der historischen Entwicklung von sozialpolitischen Gesamtheiten, von Kultur -
ge bilden (Recht, Religion usw.), von Ideen. Sie verhält sieh aber nicht bloß be-
schreibend, sondern sucht, auf Grund ..apriorischer" Voraussetzungen, einheitliehe
Zusammenhänge des Geschehene, auch sucht sie das Einmalige, Individuelle nicht
bloß in seiner Eigenart zu verstehen, zu deuten, sondern es auch möglichst aus allge-
meinen, typischen, psychologisch-soziologischen Faktoren begreiflich zu machen,
ohne deshalb historische „Gesetze" aufstellen zu müssen, an Stelle derer sie sich mit
Typen, Rhythmen, konstanten Tendenzen, Richtungen u. dgl. begnügt. Die Be-
deutung der großen Individuen, der „führenden Geister", darf nicht unterschätzt
werden, so berechtigt auch die „kollektivistische" Geschichtsauffassung verfährt,
wenn sie das Wirken des „Gesamtgeistes" (s. d.) und den Anteil der „Masse" (s. d.)
am historischen Geschehen betont. Auch spielt der „Zufall" (s. d.), das „Irrationelle"
(s. d.), Unvorhergesehene, Unbeabsichtigte eine wichtige Rolle in der G. Die Maß-
stäbe historischer Wertung liegen in den obersten Kulturzieien und Werten, von
welchen aus sich Fortschritt (s. d.) und Rückschritt beurteilen lassen. Für das Ver-
ständnis historischer Begebenheiten sind Rasse (s. d.) und Milieu (s. d.) zu berück-
sichtigen. Das Politische, die Staatengeschichte wird wohl am besten im Rahmen
der „kulturgeschichtlichen" Methode behandelt. Die ökonomischen Faktoren der G.
werden gebührend herangezogen worden müssen, wobei aber freilich auch auf die Ab-
hängigkeit der Wirtschaft von den anderen Kulturgebilden (Rächt, Rsligion usw.)
Rücksieht zu nehmen ist, mit denen sie eine gemeinsame Wurzel in der menschlichen
Organisation hat. Triebkräfte der G. sind die Bedürfnisse der Manschen, Triebe,
Wdlensimpulse. Id3en (s. d.) realisieren sich iu der G. als typische Willeusziele. Indem
die Menschan durch ihr triebhaftes und willensgemäßes Tun die Lebensbedingungen,
El sler, Handwörterbach. ig
Hfl Geschichte.
sie «ich immer mehr einen ripicrrn. ak.
»ehr, immer reicher«, feinere, hww^hw» Kultur (s. d.) und ende hau «eh htarbf-i
selbst immer mehr, immer aktiver, freier and be wu8t*r, im Same der
Mensckhsitnidee. der reinen and vollen „Humanität" («. d.)
Ysrnnirftwtlta**.
Dnf e* kein* hlilminki* „Gentu* gibt. <l*S dta GeeokkkUwieeenecheft ee
mit dem KinmeÜfMi. Individuellen, Wbtgiilliiit xu tan hat, betonen Counsor. N a vill«,
rUniu (PejcnoL. 1878. 8. 81 IL; die ü. ist dm Reich der WlOinelutlte). BOnuK.
BBH (Kinknt. in d. Oen^edmtinu kalten. 1888» 1. 180«.), Sunt (Die Probten*
«chioht*pfciins«, 1808, 8. 74f.L Uuma» ((icdanknn u. Tatsachen 1889/1804.
IL 458M.) u. a, Xack Wiydsum»d ist die G. «ini
•chai t, die « nur mit dem sfanuHfrn. ekk nickt
hat (Geschickt* a. Xaterwtamnrkeit. 1894. & 20«.; Pr4JndW. 1807. S. 3
\"«ck »fawr— * Int der Geschickte die „inith Hin!**« runde" Begriäsbildung
Die htitinilmihnii Wiee»n*sksft*n grnri« lieb ran nickt» hiben nickt
dicke tum ZW. eondern dm Bhunslkje der mumttnlbnim Wlrfcttokkeit m Xatur
»alitat"). Allgemeine Bngrifle nmd nier nur Mittel der Erklärung, wakrcod dm Ziel
der flsschinhls tue „fliii»|>snmdhhliielllll" tau Die „HHTtacfctn ItiiUiiintassii
«cksiten" bedienen «ick der MtekM>tagtacken" Itegi jffinlrfkilnmn sie bothkon dnt In-
diriduclle nnf sbsorate ..Kulturworte" (Rehgkm. Kunst usw.; Prmmp der „Wert-
heetabong"). Die „Entwicklung der mrnmkBonrn K dm Objekt der
fkiftfctf im engeren Smne, m*hrmmA die gsorkinkiHi In Methode im *% meinen enofc
auf pkystecke Objekte anwendbar iet (Di* Grauen der i»f rwiemmxkeftL Bsgrtfhv
bildung, 1888-1802. 8. 3« ff.: Kulturwisernachaft u. Natunrieerneckeit*. 1810).
Neck Bäumt* tat die O. „die Wissenschaft, «nicke die Tatsachen
der Mnsrhon kl ihren («ingoJaren wie typtacken und kollektiven)
eomnb Weoen im kaussten 7.misnunneng« erforscht und darstsuY* (Lekrbncb d.
ktator. Metkode«. & 8«.; 8. A. 1808} C^k Juhtmweonung n. Geackioktspbilo«.. 1880;
Urteil in die Oesckicktsn tamnschaft, 1805). — Htatortack» Cum km gibt e* nach
Bucsxa, LAümncnT u. n. — VgL Xumutn. Unmitgemlfte Betrncbtangr
Vom Nutten n. Nachteil drr Utatorie für dnt Leben. 1 874; A. GnorarrmA Die Wert-
•ehattung in der Q., 1808. S. 40.; Geeckicktl Wcrtmeltetibo, 1808; MOmrmnsna.
Philo«, der Worte. 1808. & 1871!.; Gonu Archiv f. Soiialvrisaetischafu XXI I
XXIV; Die Grcnxrn der O., 1804; femer: Fshcheu«* Kösxe*. Archiv f. systemat.
Pbilae.. XII— XIII; TovxTCft, Arch. f. erstem. Philo«.. VIII; GoLDtcnno. Annaleu
uirphilos.. VII. 1808; L. Snw. Philo». Strömungen. 1808, 8. 436«
Die Kulturgencbicbttcbreibuug. 1878; K. Luinion, Die kultarktatortaek* Methode.
1800; Moderne (^^hichttwtaeenecbaiu 1805 (KoIfekUvtattache, Iraltnrhtatorieche
Methode); BftKrmo. Aufgaben u. Maßstäbe allgemeiner Geachichtachrcibnng. 1800;
Ed. Mbtxr, Zur Theorie u. Methode der G„ 1808; Ed. Srnanon, Die Grundlagen
der Geacbichttwuwenechafu 1805; O. Loum, Die Goschkhtswissenschaft, 18881.;
Lacomb*, De Thtatoire. 1894; Xksoroi* Principe« fondamentauz de Phi-toire«, 1908;
Oabxtls, Hcrocs und Uero Worship, 1841 ; deutacb in der Univ.-Bibl. (Bedeutung
der Persönlichkeit); Bücklk, History of Civilisation in England. 1857-81; dentach
1881 (Bedeutung de« Xaturmilieu); Dilthbt. Der Aufbau der geschichtlichen
in den Geisteswissenschaften. 1010; E. Rothacker, Über die Möglichkeit und den
Ertrag einer genetischen Geschichtachreibung im Sinne K. LaMmncn*, 1912;
vgL Vierteljahmchr. für wimenech. Philo«.. 1012; Dsnsca. Ordnungslehrc. 1912;
Geschichtsphüosophie. 243
Wirklichkeitslehre, 1917 (Problem der Entwicklung, der Ganzheit in der Geschichte,
191 ff.); Frischeisen-Köhler, Wissenschaft u. Wirklichkeit. 1912 (Das historische
Denken ist retrospektiv, geht von „historischen Prinzipalbegriffen" aus und wählt
das aus. was zur Erklärung gewisser Endzustände, Wirkungszusammenhänge, dienen
kann; die Wertbeziehung ist kein leitendes Prinzip); W. Sulzbach, Die Anfänge der
materialist. Geschichtsauffassung, 1911. Nach Spengler (D. Untergang d. Abendl.,
1917, S. 137) ist Geschichte wie Natur (s. d.) eine extreme Art, die Wirklichkeit als
Weltbild zu ordnen. Sie ordnet alles Gewordene dem Werden ein. Alles Geschehen
ist einmalig und nie sich wiederholend. Es unterliegt dem Prinzip der Richtung, der
Xichtumkehrbarkeit. „Kerne tiefe und echte Geschichtsforschung wird nach kausaler
( k setzlichkeit forschen." Ihr Prinzip ist die Gestalt. Th. Lessing (Geschichte als
Sinngebung des Sinnlosen, 1918) hält Geschichte weder für Wirklichkeit noch für
Wissenschaft. „Geschichte wird erst dann, wenn in einer nach einem Wertgesichts-
punkt geordneten Zeitreihe das Geschehnis den Charakter des Ereignisses erhält'"
(S. 10). „Geschichte, aus Wunsch und Wille, Bedürfnis und Absicht entsteigend, ver-
wirklicht Traumdichtungen des Menschengeschlechts.'" H. Maier, „Geschichte ist
die Gesamtheit der durch geistige Vererbung, durch Tradition vermittelten Ent-
wicklungen" (Das geschichtliche Erkennen, 1914, 29). Spranger, Lebensformen, 1921 -;
Zur Theorie de* Verstehens und zur geisteswisseaschaftl. Psychologie, Festschr. f.
Volkelt, 1918. Vgl. Geschichtsphilosophie, Soziologie, Zufall, Heterogonio, Zweck,
Idee, Kultur, Wert, Philosophie, Wissenschaft.
Gesckichtspllilosophie („Philosophie der Geschichte"; „philosophie
de l'bistoire" zuerst bei Voltaire) ist die Wissenschaft von den formalen und mu-
terialen Prinzipien der Geschichte (s. d.), von den Voraussetzungen und logischen
Bedingungen der Geschichtswissenschaft als Methodologie, Logik und Erkenntnis-
theorie der Geschichte, sowie die Lehre vom Wesen, den Faktoren, den Tendenzen,
der Richtung, den Zielen, vom „Sinn" der Geschichte. Auf Grundlage des Materials
der historischen Wissenschaft sucht die G. eine Gesamtanschauung der historischen
Entwicklung zu gewinnen, die innersten Triebkräfte und die tiefere Bedeutung der-
selben zu erfassen und die G. der allgemeinen Weltanschauung einzuordnen.
Zuerst tritt die G. in theologisierender Form auf, indem sie die Verwirklichung
lies Reiches Gottes auf Erden als Ziel der Geschichte auffaßt. So stellt Augustinus
don Gottesstaat über den irdischen Staat und unterscheidet drei große historische
Perioden: die Zeit des gesetzlosen, des gesetzlichen, des gnadenvollen Lebens (De
civitate Dei XI V — XV). Die göttliche Leitung des Menschengeschlechts in der Ge-
schichte betont Bossr/ET (Discours sur l'histoire universelle, 1682). In anderer Weise
auch Lessing, nach welchem die G. eiue Erziehung des Menschengeschlechts durch
Gott ist; die Zeit der Vollendung wird da sein, wenn der Mensch das Gute uui
»einer selbst willen tun wird (Die Erziehung des Menschengeschlechts, 1780). Nach
F. Schlegel ist die Geschichte eine „göttliche Epopöe'" (Athenaeum Is, 91; Vorles.
über Philos. der Geschichte, 1829). Vgl. Bocholl, Philos. der G., 1878; 2. A. 1911.
Die Bedeutung des „Milieu" (s. d.) in der G. betont schon Ibn Chaldun, ferner
J. Bodin, Montesquieu, Turgot, Voltaire, von dem der Ausdruck „philosophi«
de rhistoire" stammt (Essai sur Im moeurs et l'esprit des nations, 1765), Condorcet
(Esquisse d'un tableau historique des progres de l'esprit humain, 1795). Nach Vico
ist die G. eine „Metaphysik des Menschengeschlechts". In der Geschichte sind von
Bedeutung: das Milieu, der Volksgeist, Interessen, Triebe, Ideen (Principii di una
scienza nuova d'intorno alla commune natura delle nazioni, 1725; deutsch 1822). Die
psychischen Triebkräfte der Geschichte berücksichtigen J. Iselin (Geschichte der
16*
•J-W Gcschichtsphilosophie.
Mrnechheit, 1791). J. Wt»KU* (Sur la philo», de rhktoire, 1770-74; Histoin» uni-
verselle, 177«; Brief» Ober dm Wert der Geecaichto. 178S) a. n. Nach Huun ist
die gease HVnspbiegesnnirkei Mete» reine yueifiiiiUibH eiiiMiihMiilii i Krulto.
Handnmnea and Triebe nach Ort and ZeitM. In der O. herrecnt GeeeUliehketi de«
Pwtechrittou, nd dieeer tieh auf die Herreehnft Tej Vernunft und Liebe, enf
manitAt" (Ideen rar Philo». <L Genehiebte der Mwnatahnll, 1794 ff.). Ahnlich lehn
W. to» HcMBomr (Greemrnarto 8eartftan. 19030.; vgL SraasoEn, W. von H.a. die
HumsnitltaVJee. 1909). Xach Kajtt bei die OmMnbli einen „ruilnlfllgn Gang"
•*** *-"»n^^^^9^n u^^nnw ^^MR^^H ^Bwnw »WW^»^»kP»^BT^P9s^B^n»eaW HwRIt^m^^K •aunsl ^^HM
Den Mittel ra dieeer Entwichinnf iet der ..AnUfoniemo. in der Oneefkebnf u d. h.
„die angesellig» Geselligkeit der Menschen", «»lebe den Menschen w Kultur
treibt Da di» eeeneebWeben Anlogen nur in der
■lad. eo iet eine
Den Ideal iet beer ein
ir all» Kriege, ntte Gewalt
Recht barraebt (Idee n einer illgernwimn Omttbirhto in
1794; Itoewieion von Herden Ideen nr Philo», d. Oaeek, 179»;
1799; vgl. P. Mnm Kante Lehre von der Entwicklung in Notar u.
1911). - VgL FBerma, Roneeean u. die deatncbe Ü„ 1990.
Di» Reibe der spekulativen. iiinMunnbin QBerhinbtepbnnenpben nraffnet Fiobt*
In der Genehiebte wirkt die Vernunft erat ei» Instinkt (Stand der Unschuld), dann
ab Autorität, gegen weiche db Auflüarung eieb auflehnt, bei endlich die Zeit der
freien, aktiven. Tsrnlnftig ejitlbiban Geetaltang bonunt, mit dem Endznatand der
»«ndigkaU «ad Freiheit; »tttore kann nur in der Bindung wertvoll sein. Di» G. hu
da» Aheotate erat ei» Behiokesl dann als X» targeeets, andüeh als
and Gott etat in der totsten swtsnde »ein. becraenen wird (ovstem d.
htsshnaas, & 417 ff.; Vorlegungen Iber d. Methode d. ehedem. Studiums». 8. 1531).
Xech Haotx ist db »Philo», dar Q»ochiohto" dto „ttonhond» Betrechtang" der G. Di»
Weltgeeohiohto ist der „vernünftige, iiiHeiinitig» Gong den Wehgetste»". Di» ein-
der hhttjortoohen F^twiohlnng sind db) VoTkergetotor, deren Jeder
; aad deaa von anderen ■hgasflet wird, so daO (wie nach Schilucs)
di» Weltgeschichte den „Weltgericht" iet. Der 8km der G. iet der ..Portechriu ha
Bewußtsein der Freiheit" bat tn voffiger Selbstbewußtheit de» Geiste» und eeinet
Freiheit. Es iet die „Litt der Vernunft", die Intereeeen und Leidenechof ten der In
dividoen für sieh arbeiten tn leaeen (Philo», der Oenotaabta, WW. IX. euch in der
Univ.-BibL; Enzvklop. f 549 ff.). VgL Ca». Kauusa, »IhjiinhMi Lebeantohre, 1943;
2. A. 1904; Amt, Die Epochen der Geechiehto d. afrneohheit. 1945/49,
Die Wirksamkeit von Ideen (s. d.) and gttsÜgen. petuhtochen Faktoren in der G
betonen E. von La&atjlx. Q. Msannra, V. Oousw, Jouftbot, Michilst. E. Qcisbt.
Roasmrr, Giosson, Lorca, HnaausTW (Philo*, der G., 1970), Paaosa, Dsotsen.
L. v. Rainuc, Laiabüs (Über die Ideen in der G.*, 1872). Fbackxstaedt, Lavoow
(Historische Brief». 1901). A. Oomtb (Cours de philo», positive IV, 442 ff.: latoUekt
•1s Houptfektor der G.; Gesetz der „drei Stadien": theologische*, metephvaisehee,
positive» Stadhun) u. •*, ferner O. Flüokl, Rüatsx», Coaxx (Ethik, 1904. S. 37 f.).
Geschichtsphilosophie. 245
Sigwart (Logik II2, 1893, 605 ff.), Harms, Windelband, Rickert, Münsterbebg,
Tönnies, Th. Lindner (Geschichtsphilos.2, 1904), Breysig, Bernheim (Lehrb. der
histor. Methode6, 1908; Einleit. in d. Geschichtswiss., 1905), L. Stein („Conatus der
Geschichte"), Wündt (System d. Philos., 1908, II3, 211 ff.), P. Barth (Die Philos.
der Geschichte der Soziologie, I, 1897; „eine vollkommene Soziologie . . . würde sich
mit der Geschichtsphilosophie ganz und gar decken"), Eucken (Die G. ein „Aufnehmen
eines Kampfes gegen die Zeit", der Schauplatz eines Kampfes um das überhistorische,
zeitüberlegene Geistesleben; Der Kampf um einen geistigen Lebensinhalt, 1896,
S. 36ff.; Kultur der Gegenwart I6, 268ff.), Tröltsch u. a. Nach K. Lamprecht
besteht ein „Gesetz der sozialpsychischen Lebensentfaltung in einer Reihe von Kultur-
stufen". Es gibt „Kulturzeitalter", Perioden einer „innern höchsten Wandlung der
nationalen Psyche, nach Zeitaltern des symbolischen, typischen, konventionellen,
individuellen und subjektiven Seelenlebens" (Moderne Geschichtswissenschaft, 2. A.
1909; Die kulturhistor. Methode, 1900; Einführ, in das histor. Denken, 1912).
Während Buckle (Geschichte der Zivilisation in England I, 1881, S. 10ff.),
Taine u. a. die Bedeutung des „Milieu" hervorheben, legen andere, wie Gobineau.
H. St. Chamberlatn u. a. auf die Rasse (s. d.), Spengler auf die organismenhaften
„Kulturen" (s. d.), Müller-Freienfels (Psychologie des deutschen Menschen und
seiner Kultur, 1921) auf die Volkscharaktere Gewicht.
Die ökonomische (sog. „materialistische") Geschichtsauffassung begründen
K. Marx und Fr. Engels. Nach Marx haben die „Klassenkämpfe" in der G. eine
ökonomische Grundlage. Die technisch bedingten Produktionsverhältnisse bilden
die „reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und
welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen". „Die Pro-
duktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen
Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein,
sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt." Ideen
wirken nur als Reflexe ökonomisch-sozialer Tendenzen, nicht primär (Zur Kritik
der polit, Ökonomie, 1859; 2. A. 1907; Das Kapital I, 1867; 4. A. 1892; vgl.
F. Mehring, Aus dem literarischen Nachlaß von K. Marx, Engels u. Lassalle, 1902;
M. Adler, Marx als Denker, 1908; Vorländer, Kant u. Marx, 1911). Vgl.
Engels, Briefe, in: Der Sozialist. Akademiker, 1895; L. Woltmann, Der histo-
rische Materialismus, 1899; 0. Lorenz, Die materialist. Geschichtsauffassung, 1897;
Plechanow, Beiträge zur Geschichte d. Materialismus, 1896; Ed. Bernstein,
Die Voraussetzungen des Sozialismus, 2. A. 1904; Kaütsky u. a. in der Zeitschrift
„Neue Zeit"; ferner die kritischen Auseinandersetzungen bei: P. Barth, Die Ge-
schichtsphilosophie Hegels u. der Hegelianer, 1890; P. Weisengrün, Das Ende d.
Marxismus2, 1900; Hammacher, Das philos. -ökonomische System d. Marxismus,
1909; R. Goldscheid, Verelendungs- oder Meliorationstheorie, 1906; Grundlinien
zu einer Kritik der Willenskraft, 1905 (Aktivistischer, willenskritischer Idealismus);
Tugan-Baranowsky, Die theoretischen Grundlagen des Marxismus, 1905; Masaryk,
Die philos. u. soziolog. Grundlagen des Marxismus, 1899; B. Croce, Materialismo
storico ed economia marxista2, 1907; II concetto della storia, 1896; A. Labriola,
Del materiaEsmo storico, 1902; I problemi della filosofia della storia, 1887; Cha-
rasoff, Das philos.-ökonom. System des Marxismus, 1909.
Für die Erkenntnistheorie der Geschichte kommen besonders in Betracht
DrLTHEY, nach welchem eine „Kritik der historischen Vernunft" nottut (Einleit. in
die Geisteswissenschaften I, 1883), Simmel, nach welchem die Geschichte apriorische
Denkforraen, Kategorien, „Aprioritäten" voraussetzt, durch welche aus dem Erleben
■_'.}•' Geschlecbtsptychologic — Gtschmack.
Geschichte ab Wberns.hsft wird (Die Probleme der GeacJuchtepbJloa.'. 1905;
1006). Snuaaaa (Grundbge «kr Qaachbhtsaiaaenei.hsfu 1905) u. ». - Vgl. t.Cie«
«owmu. ProbgomrnA rar Hbtorioeophie. 1838; 3. A. 1908; Long, Mikrokosmus».
1896 f.; O. Rikdkkma»«. Phik». der Geschichte. 1884; 9t«ra«aaa», Zar Philo*,
der G.. 1894: M. Xoboac. Der 8mn der C, 1909; Rgvotmga. Phil«. snalrt. de
rhbtoire, 1896/97; Uchronb, I*«topb dam Hibtoire". 1901; R. May«, Die philo»,
'.irbtaa offsssang der SeoarR f. 18T7; R. Puirr, Hbftorrnf the Philoe.of Hbtory.
1899; Ba»*««**. Uhrbach der abtor. Methode «ad d. G^rhichtaphik».«. 1908
Iitrretur); C.eachkbterorachung «ad Gceeaicertaphitoeopbk», 1880: W. Elk«t.
Prolrgonwaa der (^htrhtaphibs.. 1911; H. K*o«aT. IVbobgb «. Kau»«
Pia Orundprobbrn der Geecabat*phik.s.. 1911; P. Mf»m. Dm Probbai dV
Kant-Stadba, Bd. XVI f. 191t fTranafrndmtab Methode; db Im wiesen -
erhaitlbaa Saftet- Bewustarin van Sinn der Geschichte) Taovrac*. Oee. .Schriftm
11. 1013: dar»: Moderar Geacabhtaphik». 673-718, g. T. pfea Bbkrrt; Db Dy
ruuafk der Geechbhae, 1918; J. Hraaca. Db Genesis dee Ruhm«. e*a Beitrag rar
Metlmdenbhre der Gearhicbte. 1914; H. »au Meta*hyefk a. Geschichte I.
(«Jtereaeat dea KbiraB metephre. Begriffe aaf db Aaffaaamg de« hbtorbehrn
Pro«— ee); Wr»n«L«AKi>. Grorhbblephnrwopltb (eae drm XaehbBk 1916 (unter-
sucht, wb weit drr Gbabe aa e4naa Uft » drr Geschichte der tthaaaUib ru.
g&ngtirh n); K. PrxswBKao. Db Logik der Oeetah hie ■bmiiexibaft, 1914; O. Bi
Oeechkhtaphilos. (ha Or«adri8 dar Oeauabtoabm iw h. heraoeg. ▼. A. Meister). 1913:
U Rt««, Rbtorik. 1913 (psjchologbche Oraadbpinj: aar <«*hfchte); Ta. Lsanao,
Geechkhte ab 8iaagehaag dee Stanfeaen. 1919; H*rai*o. Db Struktur drr I
greehichte, 1931 (gegeaSprogbr). -- Vgl, Ponarbnti.ll.im-iiii«i.Kuliur..Sorinknr>-
Oe— klecbtapoy choUgic (Psrchologb lAiabaaaturetbiiiii ).
Hitmaxs, Pe>xbologb d. Prau. 1908; O. LintA»«. larchbrh« < i'whbchtaoabaacabdV.
1917 (auaf. Iitrratur); W. LtsniAffK, Pajraaofcajb der Frau, 1930; Kafka. Erl
und Theorb in Pichte* Lehre rom Verhiltab dar Gaiehbchter. Z*. f. engew. Psycho
bgb XVI; GiKag, Der romantische Charakter I. Daa Aadrogyaepiebba«, 1918.
Bewertungen. ..guter" G. db Fernhält «ad Hohe daa iathetbehe
Wertes*. Bei albr Rebtivilat «ad hiatorbchea Waadhuig dea Geechmaoks g;
doeh gewisse formab Normen für db Bearteihaag dar Pemheit dee flainhaiengi aad
eine IHfferenrwrung deaeelbea im Sinne der HraWienlekfclinaj, daneben aaah
Perioden der „GearJuaacksYerirTuag**.
JVn G. definiert Kakt ab ..daa Vermögen drr aethetbchen Irteibkraft, all
gemeingültig tu wahbn" (Anthropol. I. f 65) oder ab „daa Benrteüangarermogen
einea OegenaUndra oder ein ingwi durch ein Wohhjefalbn oder M18-
fallen. ohne alles Interesse" (Krit. d. Urteibkraft I. f 5). Em Geachmackirarteil.
auf welche« Reiz und Rührung keinen EinfluB haben, welches also „bloß db Zweck-
mäßigkeit der Form zum Rcetiramunesgrund hat", bt ein „reines Geschmacksar
Dee Geechmacksurteil gilt tu bjektir •allgemein, es sinnt jedem Übereinstimmung
im Urteibn an, weil db Übereinstimmung einer Vorstellung mit den Bedingungen
«ler Urteibkraft ab für jedermann gültig a priori angenommen werden kann (1. c.
5 7 ff.. 17ff.. 40ff.. 57). Vgl. A. (imiAun. Essay nn taste, 1759: rtentaeh 1766; M.I
Versuch über den Gesehm i k. iTTrt; Hknoavio, \Vn«iich e. C>c«chmaeksbhre, 1799;
Schill««, Philos. Schriften u. ( ^dicht^. hrsg. von Krthnemann, 2. A. 11'
Vorlesungen über Ästhetik, 1897; R. Schavkal. Vom G.'. 1910. — Vgl. Ästhetik.
Geschmacksempfindungen — Gesetz. 247
Geschmacksempfindungen entstehen durch Reizung der Geschmacks-
nerven in den Schmeckzellen der Mundhöhle (den Schmeckbechem, Geschmacks-
knospen auf Zunge und Gaumen) durch flüssige oder sich im Munde verflüssigende
Stoffe. Die G. sind stet--? mit Geruchs- und Tastempfindungen zu Gesamteindrücken
vereinigt, lassen sich aber (durch Anästhesierung) auch isolieren. Geschmäcke ver-
mischen sich miteinander, sie können einander zum Teil kompensieren und durch
Kontrast verstärken oder schwächen. Die Zungenspitze ist am empfindlichsten für
Süß, die Zungenränder für Sauer, die Zungenbasis für Bitter. Grund qualitäten de*
Geschmackssinnes sind: süß, sauer, salzig, bitter; der metallische und alkalisch*
(laugenhafte) Geschmack beruht schon auf Mischung mit Tastempfindungen. Vci.
W. Xagel, Vergleichende Untersuch, über den Geruchs- u. Geschmackssinn, 1894;
P. Kiesow, Philos. Studien IX— XII, XIV; W. Stzrxberg, Geschmack u. Geruch,
1906; Wcndt, Grdz. d. phys. Psychol. 11«, 1908, S. 58 ff.; Grundr. d. PsycholA
1902, S. 66 f.: Kbecbig, Die fünf Sinne des Menschen5, 1908: Poxzo, Zentralbl. f.
Psychol. II, Hr. 20.
Gesellschaft s. Soziologie.
Gesetz (vöuog. lex) ist zunächst, als Rechts- oder Sittengesetz, das durch
einen Willen, eine Xorm Gesetzte, Geforderte, als gültig Statuierte; es drückt ein
Sollen (s. d.) aus, ein Gebot oder Verbot, es ordnet an, wie gehandelt, verfahren,
gewollt werden soll, es normiert, ordnet, vereinheitlicht das Handeln und Wollen,
im Hinblick auf die zu realisierende Rechts- oder Sittlichkeitsidee, als Ausfluß des
Rechts- oder Sittlichkeitswillens, der dem Einzelwillen der Individuen fordernd,
gebietend gegenübertritt (vgl. Recht, Sittlichkeit). Ebenso normativ sind die logischen
Denkgesetze (s. d.). Sie sind zuhöchst, wie auch andere Gesetze, Zweckgesetze,
welche Mittel und Zwecke einander allgemeingültig zuordnen. Von allen diesen Ge-
setzen sind man die Xaturgesetze des physischen und psychischen Geschehens
zu unterscheiden, wenn auch der Begriff derselben sich an dem des praktisch- juridischen
Gesetzes ursprünglich orientiert hat. Ein Xaturgesetz istein Ausdruck (eine Formel)
für einen allgemeinen und konstanten, überall und immer wieder unter bestimmten
Bedingungen anzutreffenden Zusammenhang von Vorgängen, für konstante Ab-
hängigkeiten, Verhältnisse, insbesondere für immer wiederkehrende, sich gleich-
bleibende kausale Verbindungen, kurz für Gleichförmigkeiten des Geschehens.
Die logische Wurzel des Gesetzesbegriffes ist das Identitätsprinzip, welches erwarten
läßt, daß unter gleichen Bedingungen sich Gleiches gleich oder, besser. Ähnliches
ähnlich verhält, daß die Dinge ihr Wesen nicht wechseln, daß sie in ihrem Wirken
sich gleichbleiben, wann und wo immer sie wirken. Das Xaturgesetz gilt daher für
jede beliebige Zeit („zeitlos"). Es bedeutet stets einen Idealfaü, ist etwas Ideelles,
wobei von allem Zufälligen, Besondern, Störenden abstrahiert wird, und trotz, ja
gerade wegen de? ..Fiktiven'", das zum Teil im Xaturgesetz liegt, gilt es für die Wirk-
lichkeit, ist es auf jeden beliebigen Fall anwendbar; es erleidet, sofern es richtig
formuliert ist und sich bewährt, keine Ausnahmen, nur Komplikationen, Entgegen-
und Zusammenwirken verschiedener Gesetzlichkeiten bedingen die scheinbaren Aus-
nahmen. Das Postulat der Gesetzlichkeit der Erscheinungen ist „apriorischer" Art,
es bildet eine Bedingung, Voraussetzung wissenschaftlich-exakter Forschung und
Erklärung, mögen auch die einzelnen Xaturgesetze selbst auf Grund der Erfahrung,
durch Analyse (s. d.), Induktion (s. d.) oder Deduktion gefunden werden. Sind auch
<ii>> Xaturgesetze keine selbständigen, über den Dingen schwebende, sie von außen
„zwingende" Mächte, so sind sie doch auch mehr als rein subjektive „denkökonomisch«""
I } I Cf t c t x.
i; sie «od der Auadruok für OaiiafrSmifhsitiii, Ar relativ kniMQlsli R*.
der Dinge ygrawinoadei. wie eie vom Wleadpanlrle dm erkennend»
ftr RegelmiMgtrritoa im Auftreten md Zassmmonhssg«
bbv. dei nsji hiishea Vorgang». DeBsich vom TTsaiin
tmrn. hat rta ..Fund*me*r im ttirkhehen
«ad dessen Viiielhnimm selbst. Der Verstand „gut der Mater
•ich bierbri von ihr »lbet leiten sa Urnen, sieh ihr immer wiedei
mmme ■ memsmmm Jr' mamam mmamm ^inrni r.inociti»- tui<i
bedormie, semem VmilkjiBim epil iln anpaOt. de« FteS dm Geodnmnm m
mm4 med fixiert»
Der Geestombegrif f wird zunächst ab Rechet- «ad Sitteagsmtx. ab dm ..uags-
(Jrsnfcc *6pfu welches dm Headern aormbrt, bew-aBt (vgl.
IV. 4. 1»; Hirsel. AbhandL d. pkfloe. hktoc.
d. WlmiHi ■ . SO. Band. 1900).
Wurm! dm CnHmolngjlfh; die Oomer
«ad der Oou dm Moooiaeiemae im der
Hnuaur tngbmh dm Webgemts (es)**, dam), dem sieh allm m fBgsa bat; die
ba Umlauf ihm male nicht Hiirnhgiliia. tonst wftrdea die
Die Stoiker mhmftaa dm Witeimiili dm Wiltmaaaft s
dal am isralaftlgas, ewiges Ornats dm AB
(K f |M A KTlMl LUOmVCS Si
WmATOOd uJB FOflUoMDe) RftOBmVWmmmWmtOllmmw CflMMI ABBQRmQK mm% Bmmtta) CmW »»NmtUT*
rachm'4 febraaeht (vgL Ctaaao, Dt repubhca H, 1IL). Im hflttelaltec gut
Mbx netnraHt" ab) Anteil dm GesehdpJm am „ewigen Gsseta" dm TH1-Hf der
durah Gott (Taotue vov Aqcwo, fima. theoL II. 01. IL). Die
Zbba („tnrHna rinne» rerum m proprioo dam". Sum. tbeoL I. 00. 5a). Der Begriff
dm unpersönlichen, auenahmeloe wirkseumn. Quantitativ formunerbsran Katar-
gssetse m neuerar Zeit bei G. Bainro (Ja mviolabili intrmrrabUique natura« lege").
F. Baoo* ( „hoc est fcma natuios poteutia"). Uoasas. Dsscims, 8raraaa (..neturae
bgm eeouadsm qum omnia Bunt"). Karum. Gauls. Lamra, Nswto« u. a. cur
Gehung (TgL Quantitativ), wobei suob db OiMtiiiihhell in der
Besam- aad OmaBmmnmtehsa aar ITikiisaisb galongl aad von BnfluO wbd
Momsqcrav. Do reeprit dm km, 1748).
In kritiach-iili iKstbiam Woim fatt den Gesetmsbegriff Karr auf.
sind Regem, „oofern sie objektiv smd". Gemu iet die Vontefiong
nach welcher ein gusimm Mannigfaltige (mitbin auf einerlei Art)
muB (Krit d. rein. Vera.. 8. 125, IM). Die Katurgomme smd Gemtne dm
Dinge all Erscheinungen (». d.), faste, objektive Regeln ihres Zueammenbanges aad
haben im Veretande ihre Quelle, hadern die „Bedingungen a priori von
| 17). Die
\ crknüpfung dm Brecheinungan* ..die
nicht von der Erfahrung entlehnt sind, eondera vielmehr den Breche in ungen ihre
Gemtsammglam vereohaffen und eben dadurch Erfahrung möglich machen mnmen".
Der Ventand ist „salbet die Geactagebung für die Natur", d. h. ..ohne Vorstand
wurde es überall nicht Natur, d. h. synthetische Einheit des Msnnigfslthjon dm Er»
schemungen nsch Regeln geben". Der Verstand iet in diesem (formalen) Sinne „der
Gesetz. 249
Quell der Gesetze der Natur'*, wobei aber die einzelnen Gesetze nur an der Hand
der Erfahrung erkannt werden (Krit. d. rein. Vern., S. 135 f.; vgl. Axiom, Sittlichkeit,
[mperativ). — Ähnlich fassen das Gesetz auf Cohen (Logik, 1902, S. 222; vgl. Ding
an sich), Xatorp (Die log. Grundlagen d. exakten Wissenschaften, 1910), W. Kinkel
(Idealismus und Realismus, 1911), K. Fischer, Lasswitz, Bauch u. a. — Nach
Ltpps ist das Naturgesetz „das Gesetz des Geistes, mit einem in der Erfahrung ge-
gebenen Inhalt erfüllt". Gesetze sind „notwendige Abhängigkeitsbeziehungen zwi-chen
reinen Bedingungen und ihren reinen Erfolgen" (Naturwissenschaft u. Weltan-
schauung, 1906, S. 102 f.).
Nach Liebmann ist die allgemeine Gesetzlichkeit des Naturgeschehens die
„Logik der Tatsachen", die „Vernunft im Universum" (Zur Analys. der Wirklich-
keit9, 1880, S. 280f.; vgl. Cournot, Essai, 1851, II, 384 f.; Sigwart, Kleine Schriften,
1889, II2, 64). — Daß aus den allgemeinen Naturgesetzen noch nicht die besonderen
Vorgänge folgen und daß kein Gesetz sich in einer Wirkung rein darstellt, betont
Win'delband (Zum Begriff des Gesetzes, Bericht über den III. internat. Kongreß
für Philos., 1909; Präludien*, 1911; vgl. Geschichte). Ein G. ist die „reale Abhängig-
keit des Besonderen und Einzelnen von einer allgemeinen Bestimmung". Daß die
Gesetze zeitlos gelten, betonen Lotze, Teichmüller, Stmmel (vgl. Hauptprobleme
der Philos., 1910), Siegel u. a. — Nach Wundt sind die Gesetze allgemeine Regeln,
die eine Gruppe von Gleichförmigkeiten des Seins oder Geschehens zusammenfassen
(Grdz. d. phys. Psychol. III5, 1903, S. 790; vgl. Logik EP, 1895, 132ff.; 3. A. 1908;
Philos. Studien III, XIII). Ähnlich F. Eulenburg (Naturgesetze und soziale Gesetze,
Archiv f. Sozialwissensch. XXXI, 1911, auch historisch), nach welchem die reinen
oder abstrakten Xaturgesetze durch isolierende Abstraktion entstehen, stets für
ideale Fälle gelten.
Während die Vertreter des Realismus (s. d.) die Gesetze als Formen, Notwendig-
keiten des Verhaltens der Dinge selbst betrachten (vgl. W. Freytag, Die Erkenntnis
der Außenwelt, 1906, S. 46 ff.; V. Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, 1911.
S. 103, 189 f.), erblickt der empirische Idealismus (s. d.) und idealistische Positivismus
(8. d.) in ihnen nur verallgemeinernde, vereinfachende Zusammenfassungen von
Abhängigkeiten zwischen Erfahrungsinhalten (vgl. Cornelius, Einleit. in d. Philos.,
1903, S. 267). So E. Mach, nach welchem die Natur selbst nur einmal da ist, so daß
Naturgesetze nur für uns, unsere geistigen Bedürfnisse existieren (vgL Bergson,
Evolution creatrice, 1907, S. 249 f.; Petzoldt, Das Weltproblem*, 1912). Sie sind
„Einschränkungen, die wir unter Leitung der Erfahrung der Erfahrung vorschreiben"
und gelten nur hypothetisch unter gewissen Bedingungen (Erkenntnis u. Irrtum,
1906, S. 282, 441 ff.; Die Mechanik, S. 515f.). Ähnlich lehren Pearson, Stallo,
Nietzsche, F. A. Lange, Vaihxnqer, nach welchem die Gesetze rein nur für kon-
struierte, fingierte Idealfälle gelten. Das „Gesetz" ist nur ein „Hilfsausdruck
für die Gesamtheit der Relationen unter einer Gruppe von Erscheinungen"; es ist
eine „summa torische Fiktion", kein Erklärungsmittel, nur eine „brauchbare Fiktion"
(Die Philos. des Als-Ob, 1911, S. 419 ff.). — Gemäßigter betonen Lotze, L. Busse,
M. L. Stern u. a. nur, daß die Naturgesetze keine über den Dingen schwebende
Mächte, sondern der Ausdruck für ein konstantes Verhalten der Dinge selbst sind.
— Geradezu als Ausdruck für „Gewohnheiten" der Dinge betrachten die Gesetze
James (Psychol.. 1909, S. 131), F. C. S. Schiller (Humanismus, 1911; Formal Logic,
1912), Peirce, N. Stern (Das Denken u. sein Gegenstand, 1908, S. 175 ff.) u. a.
WDie bloß approximative, annähernde Geltung der Gesetze betonen Cournot,
James, Duhem, Ostwald." J. Schultz, Goldscheid,' H. Gomperz („Durchschnitts-
l'.Vi Gesicht — Gesicht»»»»
regem de* stofflichen MesaMvark*4u>ns'. Dm Problem de« freien Willrne. 1907.
& Iftff.). Borraocx. weh weichem in der Katar auch faftlWgkret. Kontingent
(i. d.), nicht absolute, umversab Notwendigkeit herrscht (Ib b coatiageaoe des W»
de U nature«. 1902; De l'idee de loi naturelle, 1803; deutech 1908). - Vgl. BVOKS*.
Oehrtb* Blrfwaungan der Gegenwart, 1904. & 15111.; Xavius». Tnrsagcr ZmWIu.
f. d. gee. St bntnnift, 1891; J. St. Umll, fljstun <L dedukt. a. fedukt Logik*.
1877; G. May*. Die Ofyitlgiill in Gteanwebflsbhsn, 1877; Zaume.
• 1 W. m in Netnrgeeetae, 1893; E. v. HsaraU*«, lUfegorbnlehre, & 431 ff.;
HsuinoLT«. Vortrage a. Redra, 5. A. 1903; Zelle*. Ober Begriff e. Begrftadnng
der sittlbhea Oeeetw. 1883; L. W. Bni, Person a. Bach* I. 1908. 388 IT.; Jotu
Reeb e. Weit, 1918; Aaas. Beben die KUeigeeien Wirklichkeit?. 1907 (Keine
j__^„ «n— a_a« n a. e, _g. _ *.»_- _*._. «*» - - - Am- a Ä anj ■ * f *
08WQQQM*«vD ff inUMWeTIt '
•ehalten», 1910; R. Rataaeaas, PUfeeophb dre Erkennen», 1911 (Meter- «ad Ver
emd in Grande idratbch); O. Betrau Begriff u. Ureprang der Natur-
1911; A.AanPT, Ober dbEnhett der Omb
keittvoi»ine»Unng ein Prodakt der Wknesaohaft; hsdeesen bt ah)
f ar die TTnileiennwi hefiii «ad voa einen Beere* kam keine Bade erb (Natur-
philosophie. 1914, 8. 114 tt. Weitgehende. Weltgeseese, Weitentwichrang. 1916);
staaau Lebeneerewkeaang. 1918 (Das mtf viducDe Oeaets „la den OeeuHtendue
jedes ibnban Tan« lag» die Veteatwortang lar unsere genee OmnlBhli, 843);
R. H. Pbaüce. Bioez Db Oreetee der Weh, 1921; Zoeels; Ena lenflhraag n db
Gentee der Welt (F. untsrsnheidsl 7 Wileneutn. db Ordner dee Erhlens and).
- VgL Induktion. Geeckten*. 8osbbgb. Statistik, ftvukobgb, Logik. Mona,
Crenlek« bedeutet 1. dea Oeeaneaaaa, 1 db Vbba (s. d.).|
Gealehtaalaa iet der Sma für lieht and Fsiliiiiinnjibiiiingiin ss*b ab
Mittel rar db Wihinehnung eaa Geetaleen. Gronau, PiiihtiiBgm, Bewegungen.
Entfernungen (•. d.k ebo euch eine Qnelb räumlicher Vnretillnagan Er bt ab
chemischer Bnn, durch «eichen db ebktrunagnetboaea treneeereebn Athereohvrin-
gangea in der Ansah! eaa etwa 400-800 Billionen in der Sekunde (Rot-Violett)
eine Transformation erfahren. Des innere fniimiiigsii bt db von iwsiihwribnin
Uchtbrechenden Körpern (Wlenrlgs Flttesigkoit, Krbtalamn, Ghshbrper) und
Hinten (Hornhaut, Aderheut, Regenbngenheut oder Irb mit der Pupille) ■ngeheni
Neteheut, «ebbe aue awkiarea 8okichten besteht Wahrend db (mit „Sehpurpur-
bedeckten) „8t*bchen" genennten Zellen für Helligkeiten empfindlich and, ver-
mitteln db „Zspfchen" db larbenanpfb^anjea. An dar Eintritteetelb des Seh-
nerven, dem ..banden'4 Fbck". «ird nicht« geeehen (Fehlen beider Zelleonbhten).
an den Randern dee Augee «ird ein ferblaeee Gren ampfanden (.indirekte«" Sehen),
wehrend der „gelbe Fleck" db Stelle dee deutlichsten Sehens bt. Damit eine Ge
eichtsempfindung zustande kommt, muß aber db Erregung bis ms Gehirn (Sehsaatrum)
dringen. Für des Sehen wichtig ist db Akkomodatiomfehigkeit (s. d.) der Augen
und db Art ihrer Beweglichkeit durch drei Muekelpaare. Es besteht dee Bestreben,
db Netthautbilder auf db Stelle dee deutlichsten Sehens sa bringen und ferner
besteht eine „Synergie" beider Augen im plastischen Sehen. Db
Gesinnung — Gestalt, Gestaltqualitäten. 251
Oesichtseinpfindungen sind die farblosen und farbigen Lichtempfindungen, oder Licht-
und Farbenempfindungen. Die Weiß- Grau- Schwarzreihe wird als Reibe der „reinen
Helligkeitsempfindungen" bezeichnet. Die Farbenempfindungen (Rot, Orange,
Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett) bilden eine dreidimensionale, stetige Mannig-
faltigkeit, deren Glieder nach den drei Merkmalen des „Farbentons" (abhängig von
der Wellenlänge und Intensität der Ätherschwingungen), „Sättigungsgrades"
(Größere oder geringere Annäherung an die farblosen Liehtempfindungen) und der
„Helligkeit'' (Lichtstärke) sich (in einem „Farbenkreis") anordnen lassen. Je zwei
Farben, die einander diametral gegenüberstehen, heißen Gegenfarben oder, weil sie
sich zu Weiß ergänzen, Komplementärfarben (z. B. Orange und Blau).
Nach der YouNG-HELMHOLTZschen Hypothese ist jedes Xetzhautelement dreier
elementarer Erregungen fähig (Rot-, Grün-, Violett-Erregung); durch deren Ver-
bindung entstehen die übrigen Farben. Nach Heki>*g gibt es drei „Sehsubstanzen*",
deren jede eine Dissimilation und eine Assimilation durchmacht (weiß-schwarze,
rot-grüne, gelb-blaue Sehsubstanz). Xach Wundt gibt es zwei photochemisch?
Prozesse, einen „achromatischen" (mit Zersetzung und Restitution) und einen
..chromatischen". Vgl. Aristoteles, De anima II. 7: Goethe, WW. Hempe!,
XXXV: Schopenhauer, Ober das Sehen und die Farben; Purkinje, Beobachtungen
und Versuche zur Physiologie der Sinne, 1819 ff. ; Preyer, Die fünf Sinne des Men
scheu, 1870; Helmholtz, Physiol. Optik3, 1909f.; E. Hering, Zur Lehre vom Licht-
sinn, 1878; J. von FvRiES, Die Gesichtsempfindungen, 1897 — 1902; Wundt, Grund/.
d. yhys. PsychoL II6, 1910, S. 14öff.; Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 67 ff.; Ebbing-
haus, Gr. d. Psychol., 1905, I, ISOff.; Theorie des Farbensinns, 1893; G. Allen.
D - Farbensinn, 1880; G. F.Lipps, Grundr. d. Psyehophysik, 1899: Kreibig, Die fünf
des Menschen2, 1908; C. Hess, Vergleichende Physiologie des Gesichtssinnen,
1912; Jaensch, Zur Analyse der Getriehtswahrnehinungen, 1909: A. König,
Abhandl. zur physiol. Optik, 1903; D. Katz, Die Erscheinungsweisen der Farben,
1911; Stumpf, Die Attribute der Gesichtsempfindungen, 1917; Piklee, Hypothesen -
freie Theorie der Gegenfarben, 1919. — Vgl. Raum, Tiefenvorstellung, Purkinjeschfs
Phänomen, Kontrast, Farbe nblindheit, Lokalzeichen, Horopter, Sinnestäuschungen.
Gesinnung ist der seelische „Habitus", die psychische Disposition (s. d.),
wiche dein Handeln zugrunde hegt, die Richtung der Willensmotivierung, die Willens-
inrention insbesondere mit Rücksicht auf die Sittlichkeit und Rechtlichkeit der Denk-
und Gemütsart, Die G. ist das subjektive Kriterium der Sittlichkeit (s. d.); sittlich
ei aus sittlicher Gesinnung, d. h. aus Liebe zum Guten, aus dem Willen
ittlichen Zweck heraus handelt, mag der nicht in seiner Macht stehende Erfolg
auch wider Erwarten ausbleiben. Im Laufe der sittücheu Entwicklung der Völker
wird die G. immer mehr geschätzt, während anfangs der Erfolg des Handelns fast
ausschließlich in den Vordergrund rückt. Den Wert der G. betonen die meisten Ethiker,
so besonders Demokrit, Platon, Aristoteles, die Stoiker, die christlichen
Ethiker, Abaelard, Geülincx, Kant u. a. Vgl. Kreibig, Werttheorie, 1902, S. 107 f.;
Natoep, Sozial^iidagogik2, 1904 S. 109; Cohen, Ethik, 1904, S. 112; Jodl, Gesch. d.
; II, 1912, 4.^0; Pfänder, Zur Psychologie der Gesinnungen, 1913; Saxder,
D. experim. Gesinnungsprüfung, Z. f. ang. P-ych. XVII, 1920. — Vgl. Absicht,
Moralität, Sittlichkeit, Pflicht, Rigorismus.
Gestalt, Gestaltqualitäten („fundierte Inhalte'-, „fundierte Gegen-
stände": Meinong) ist das zur Summe der anschaulichen Bestandteile einer
bmdang von psychischen Inhalten auf Grund bestimmter Relationen derselben zu-
neu« Merkmal de» Genien, der „Gestalt". Form
Synthese; eo wird «. B. eine assarheit von FlnreftHngm «ad Akkorden durch eine
eawnae amfedieche und rbythattaohe Anordnung ni einer Geeuluraeüttt. Der Begriff
„Gestalt" triu bei früheren Denkern ab eine Art Üfaesuetsang de.
auf ; vgL ScaiLLaa, „Daa Ideal und da. Leben"; GoaTaa, ^Die
sieh dort am wunderbarsten auf. wo nie dem Auge ganz verschwindet und aar vom
Gaiate verfolgt werden kann". — „Der Deutache hat für den Komplex den Daaeina
einen wirklichen Weaeaa da« Wort Geetalu Er abatrahiert bei dienern Auedruck
von dem Beweglichen, er nimmt an, da* ein 7iMimmtnm«niijii »estgestellt, ab»
I in Min im CwJiakm fjxfcct ari" (^Jorphntogm", egL flootn, Goethe.
Forechung hat das Prohbrn dar CanHH aliw »riebe
Gruppe jüngerer Forecher (Koma, Köaxaa,
hnpirineialhing ihre« Intal l in ab „Gestalt-
VgL Enamau, Vkntrljahxnschrift f. «tarn na oh.
Di« inatOaktuellrn Funktionen, 1900. 8. II'
Rtnn««npu>r II. VI. XXI; Cbrr Annahmen.
1902. 8.8L; Coajrautm,Z.LftyeaoLXX!I; Lot«. Z. f. Payubol XXII („Gesamt-
quafitaaan" «Ja „appmaepü»« VenrinheitHobnngan"); Hörua, PsychoL. 1897,
8. 151 ff.; Wiraan. Orundhnien d. PaychoL. 1908, & 2»«.; Dan«. ftjwjtaaorio
dar IUumwahrnahm«nff das Augen, 1910; G. Asacstn. Über Oanteltqnriitlann.
1909. Über die „Gaatalt" egt W. 8cncm>.KovAjmK. Intuition, Wimeaaehaftl
Beilage d. Philue. OeeeDscaaft aa Wien, 1911; Komu, Beitrage aar ftetmoingin
dar Gestalt- and niw»gtMia«mbmihna. Z. f. Psycho!. 87. 72. 73, 83; r»ychc4ogiaohe
rbraohung I. 1981; Bairoaax, Die Oeeultwahriiihmaagaa, Za. f. Paych. 89. Archiv
f. dm gee. Psych. 32; BOnxaa, Die Geataltwmhnwhmangea 1, 1913; IL Wi
Erp. 8tod. ober d. Sahen too Bewegung, Za. f. Paych.. 1912;
Lehre von dar GaataH (Psycho!. Forechung I, 1921). (Nicht aind
Summe hmnikommnnde Inhalte" aal primär gaeabinio Stacken «ich „eubjektiv
aaft»aaadeM, koattagaata, „aar subjektiv bedingte", „bebebige" Gebilde; nicht
i ■tararasfl mttA aa^hef^m^*
mit
um Strukturen mit konkreten
OUiiktuiutüulpean.) W. Köaxaa, Dia phyriachea Geatnhen, 1920 («ueht auf rein
phyafkahachnm Boden [Elektrostatik] nach «elbatlndiger OMliUgeiiUlahkatt, die
■ich nicht in anmmenhaite KaueaHtftt anHonaa Hat). Dazu E. Bacaan, Cber Köhlern
phyaikaliache Theorien uew., Za. L Paych. 87, 1921; Um; Grundfr. d. 1
nehmungak-hre. 1918. — VgL Qjuthom
>* Cfewiaaea (eeeatfawg, ooearieatia) ist daa aubjektiTe — gefühlsmäßige oder
deutliche — Bewußtsein daa Reoaeaa oder Unrechten, SemaoOenden oder Nichtsein*
«ollenden, Guten oder Bösen, aa Tuenden oder aa Unterlassenden. Ea tritt vor dar
Tat mahnend, ratend oder warnend, abhaltend auf und folgt der Tat billigend oder
mißbilligend (Gewissensbiß). Daa G. ist eine Reaktion dar rittlichen PeraonMchkeH
gegenüber dem Wollen und Handeln im einzelnen; ea ist ein Niederschlag aorialnr
Wertungen und Forderungen, die der Persönlichkeit einverleibt aind. die Stimme dea
GeaemtgeJrtee, che im einzelnen rieh geltend macht, wobei aber zuweilen die sittliche
Persönlichkeit in eigenartiger, neuer, fernerer Weise, als daa aoriale Gewissen ea ein-
schHeßt, wertet und urteilt (vgl. .TaausaLBM. Einleit in d. Philo«.4. 1909, 8. 230f.:
„soziales" und „individuelles" G.). Daa G. ist sozial erworben und wirkt dann auf
Gewißheit. 253
den Gesamtgeist zurück, geht oft über die historisch gewordene Moral hinaus. Angeboren
ist nicht das G. selbst, sondern nur eine gewisse Disposition zur Gewissenhaftigkeit.
Auch ist das G. keineswegs unfehlbar; ein „gutes" G. muß noch nicht ein objektiv
richtig urteilendes G. sein (vgl. Paulsex, Kultur der Gegenwart, I 6, 282 ff.).
Den Scholastikern gilt das G. als ein dem Menschen von Gott eingepflanztes
Vernunfturteil über das Rechte und Unrechte (vgl. Thomas, Sum. theol. I, 79, 13 c).
Als Organ des göttlichen Willens betrachten das Gewissen Martexsex, R. Hofmanx,
W. Schmidt (Die Lehre vom G., 1889), Rothe u. a.
Als Ausspruch der sittlichen Vernunft, des sittlichen Willens betrachtet das G.
Kant. Es ist ein (angeborenes) „Bewußtsein, das für sich selbst Pflicht ist*' (Die
Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft IV, § 4), die dem Menschen
„seine Pflicht zum Lossprechen oder Verurteilen vorhaltende praktische Vernunft",
die „sich selbst richtende Urteilskraft". Es entspringt aus dem Übersinnlichen in uns.
Nach Fichtb ist ee „das unmittelbare Bewußtsein unserer bestimmten Pflicht" und
unfehlbar (System d. Sittenlehre, 1798, S. 225 f.). — Nach Lipps ist es „die Stimme
unserer strebenden und wertschätzenden Natur, oder das System unserer Strebungen
und Wertschätzungen, da3 als Ganzes gehört zu werden verlangt und gegen die
Schädigung durch die einzelne Strebung sich auflehnt"' (Die ethischen Grundfragen,
1905, S. 161 f.). Nach Paclsex ist das G. das Bewußtsein des Einzelnen von der
sittlichen Pflicht (System d. Ethik, 1900, I5, S. 320, 341). Nach Wuxdt äußert sich
das G. in der Herrschaft imperativer Motive; es gibt ein gesetzgebendes, antreibendes
und richtendes G. (Ethik2, 1892, S. 481 ff.; 4. A. 1912).
Den sozialen Ursprung des G. lehren Fetjerbach, Ch. Darwin, Spexcer (Princ.
of Ethics, 1888, § 45), Güyac, Carxeri, P. Ree (Entstehung des G., 1885), Laas,
Höftdixg, L. Stephex (Das G. ist die Stimme des „public spirit of the race", Science
of Ethics, 1882, S. 311ff.), Jerusalem; Jodl, Simmel (Einleit. in d. Moralwissen-
schaft, 1892—93, I, 407 ff.) u. a. — Vgl. Hegel, Rechtsphilos., S. 179f.; Besehe.
.Sittenlehre, 1837, I, 471 ff.; J. Hoppe, Das G., 1S75; RrrscHL, Über das G., 1876;
Kahler, Das G., 1878; Elsexhaxs, Wesen u. Entstehung des G., 1894; Goldschkid,
Zur Ethik des Gesamtwiilens, 1903, I; Royce, Philos. of Loyalty, 1908, S. 177 ff.;
Stäudlix, Geschichte d. Lehre vom G.f 1824; Fried maxx. Die Lehre vom G. in
den Systemen des ethischen Idealismus, 1904; E. Becher, Grundfragen der Ethik o. J.
Wuxdt, Völkerpsych. IX, Das Recht, 1918. Gegen die „Gewissenssubjektivitat ':
Scheler, Der Formalismus in der Ethik, 1921 2, 329». — Vgl. Sittlichkeit (Abaelard
u. a.), Sollen, Inperativ, Synteresis, Moralischer Sinn.
Gewißheit (certitudo) ist die Festigkeit, Sicherheit, überzeugtheit, mit der
Urteile gefällt werden, die theoretische LVtenniniertheit des Denkwillens, die sieh in
der Bestimmtheit, Festigkeit des Gedachten bekundet. „Gewiß" ist, was wir nicht
bezweifeln oder negieren können, was „feststeht", worüber wir nicht schwankend
sind, was im Wechsel der Urteilsakte immer wieder behauptet wird, werden kann oder
werden muß. Während die rein subjektive G. eine bloß gefühlsmäßige Unterlage
hat oder doch nur auf psychologischen Motiven des Fürwahrhaltens beruht, ist die
objektive G. die Bestimmtheit des allgemein Urteilsnotwendigen, des für jeden
Wahrnehmenden und Denkenden Feststehenden. Die unmittelbare G. beruht auf
Anschauung oder Erinnerung (Anschauungs- und Erinnerungsgewißheit), die mittel-
bare ist durch Begriffe, Urteile und Schlüsse, Beweise vermittelt. Die G. der Erkennt-
nis wurzelt in der denkenden Verarbeitung des Erfahrungsmaterials, wobei die obersten
Voraussetzungen des Erkennens, die Axiome (s. d.), unmittelbar, a priori gewiß sind
(vgl. Evidenz). Unmittelbarste G. hat das Bewußtsein (s. d.) selbst und der Bewußt-
I5| Gewohnheit - Glaube.
als «olrhrr. dro Mich der nrtrnnaito Bkuptiti—m (e. d.) nicht Iwi uuifaln
kann. VgL Locsz. Eeaay conoarn. hum. understand. IV. K. 6. | 3); LuiMt. fei
Kaeaia. IV. K. 0. f 3; Käst. Logik, & 98. 107 f; Haosauvs. Logik u. Noeuk». 1873.
78 ff.; 8. A. 1900; Wcw. Logik. 1*. 1906; B. Kmduamx Logik, 1892. I. 171 f.;
WuroBLnaai*. Präludien». 1907. & SSI; Über die G. der Erfcenntnäi, 1873; E. DCna,
Ober die Greunen der O, 1903; Maiaono. Über die Krfekrt^eji nndlegi a uneerea
Wimen*. 1906; alujuco. Eeaai mar lee onndltinae ei Im bmitat de k oertiuide
logique*. 1898; D. Meacjsa, GUtariologia. 1899; Volmlt. Die Quellen der mansch].
Gewißheit, 1906; Zeitschrift f. Fhikm. Bd. 116. 1901 (Erini>erungar*iAbeit); Gewiß-
heit und Wahrheit. 1916. (Hier werden eeeenhiedene Typen «ad auch ..Ursprünge '
derCliwtlhill — lireoyiilii, Gewißheit bedentet den eubjcktiveu Pul de« Erkennen*,
ron dam eue der Weg nr objektiven Wahrheit fuhren muß.) Vgl. Wimen. Glaube.
Wahrscheinlich kriu Hrpotheae, Oogito. Zweifel. Evident.
>) iet die durch ..Gewoiumng". d h
iflunar leichter, ateherer. i werk umeagnr, eueometmehor eich vnuimben laßt. Durch
die Gewöhnung ie.HU Im
eine Jueebaniaiening * (a. d)
Tneten glatt, triebartig. unwlUkerncb er folge u. wodurch Energie arepart uird. Die
• wirkt auch eine Abstumpfung der Gefühle mabeeondere der Unlust;
nach Aueftbung dre Gewohnten, nach gwlohmliigai Punktion ■iimiiüajl Die G.
iet von Bedeutung für die Pädagogik (Lernen. rWrtigkeiten, Zorl
(a. Wtte).
Die Bedeutung der G. f Ür die Entstehung dea Begriff» der KauaaJ i*to«t
k; die Gewohnheit, «wei Erdenke» aufriainiiir rege hu ■ füg folgen tu erben. laßt
bei das Auftreten dea einen auch die Wiederkehr dea andern erwarten, und dmse
■ubjoktive, peyehosagmoba Notwendigkeit deuten wir ab objektive Tfol uniwUgkeil
uraichueber Verknüpfung (Treada« L acu 7; III, aci. 8; Enquinr. act. V). — W. Ji
»ieht in der G. eine Eigenechaft eHea Wirklichen, auf walohnr dm Nstaimaetae I
(PrinoipLof Psycho!.. 1890. I. 104 «.; Psycho!., 1909. 8. 130ff.; e. Gm*
II Hanno» ist da« körpernebe Gedichtni* (a. d.) eine «iifsMahmarimf von Gewöhn,
beiten nie eaotoriachan M«nhiuiomcn (..nOraniaiuea naoteura"). Den Oehim iet ein
zeug. Tenniteab) deaaen den Leben (e. d.) dem Antomatiemua. der Gewohnheit,
der Meoneabnerung dea Geästes entgegenwirkt und Freiheit in die Materie hineinträgt
(Matiere et memoire«. 1910; deutaoh 1908; Devolution orentrice*. 1910); vgl. Jofe*
Seele u. Welt* 1918. — Vgl Foonxfta. Dar Evolutioniemus der Kraftideen. 1909.
8. 887 ff.; TOKHCTa. Oemeinocboit o. QamlWoh»f t, 1887. 8. 108 ff.; Qirm, DiegieiÜga
Ermüdung. 1910; Lloyd Mouoa«. Instinkt und Gewohnheit» 1909. — VgL Geeeta.
Habitue. Meohnnaderung. Übung. Entwicklung (Lamarck), Instinkt.
(«ignomene bei Zrsnx (Brkenntniatbeorie. 1913; Grundlagen der r»ycbo-
logic, 2. Bd., 1915 u. a.) unmittelbare, nicht weiter rediiMerbare Gegebenlmiten,
4«laube (niou; fidea) heißt sowohl der Glaubensakt ab) auch der Glauben«
iuhalt und bedeutet: 1. die Meinung (a. d.). 2. eine beeondere Art des Fürwahrhaltene,
eine Form aubjektiver Gewißheit, Überreiztheit, eio Durchdrungenaein von der
Wahrheit einer Annahme, ron der Bealit&t eines Objekte, rein aus subjektiven Grün-
den, ohne die für das objektive „Wiesen" notige ErkenutnisgrundUge, oft aber mit
Glaube. 256
derselben Überzeugungsstärke. Der G. enthält außer der Vorstellung, an die er sich
knüpft, Gefühlselemente (Zutrauen, Hingebung, Erwartungsgefühl) und ein Willens-
moment, näinlich den ..Willen zum Glauben'" als Willen, etwas gelten zu lassen, es
für wahr oder wirklich zu halten und allen Zweifel zurückzudrängen. Der religiöse GL
insbesondere enthält eine feste, innige Zuversicht, mag sie nun dem Vertrauen zur
Autorität der Kirche, der Tradition usw. entspringen, oder auf Grund persönlicher
Erfahrungen, innerer Erlebnisse, seelischer Bedürfnisse, Tendenzen, Wünsche,
Forderungen zustande kommen (s. Religion). Der G. ergänzt das Wissen vielfach;
vieles muß auch rein theoretisch geglaubt werden, weil der Wille zu einheitlichem
Znsammenhange der Erkenntnisse zu Annahmen betreffs der Existenz und Beschaffen-
heit von Gegenständen drangt. Keinerlei Glaube darf aber mit dem Wissen (s. d.)
ernstlich in Widerspruch geraten; ein solcher kann denn auch immer nur scheinbar
bestehen, wofern nur der G. seine Kompetenz nicht überschreitet imd das Wissen auf
das Erkennbare sich beschränkt.
Daß der G. das Wissen antizipiert, erklärt zuerst Clemens Alexa>*dri>T3
{.roö/.r^i; Siavolag, Stromata IV, 4, 17), nach welchem der G. höher steht als das
Wissen, die Erkenntnis (y.vQiojxeQov otv rr;- *!?Ti<m';uTtg, \. c. II, 4, 15). Das Willens-
moment im G. betont schon Augcstints („cum assensione cogitare''), ferner auch
Thomas (..actus intellectus secundum quod movetur a voluntate ad assentiendum ",
Sum. theol. IL II, 4, 2 c), Drxs Scotts u. a. Unterschieden wird allgemein der sub-
jektive Glaube („fides, qua creditur") und der Glaubensgehalt („fides, quae creditur").
— Als Zustimmung aus subjektiven Gründen bestimmen den Glauben Locke (Essay
> oneern. hum. understand. IV, K 18, § 2, 7) u. a. So auch Kakt, nach welchem der
< L ein subjektiv zureichendes Fürwahrhalten ist (Krit. d. rein. Vern., S. 622 f.).
GL ist die „moralische Denkungsart der Vernunft im Fürwahrhalten desjenigen, was
für die theoretische Erkenntnis unzugänglich ist" (Krit. d. Urteilskraft, § 91). Die
Glaubensgewißheit ist nicht logischer, sondern „moralischer Art'', aber ebenso stark
wie die des Wissens. „Ich glaube" heißt: „ich bin moniisch gewiß", d. h. „der Glaube
an einen Gott und an eine andere Welt ist mit meiner moralischen Gesinnung so ver-
- webt, daß, so wenig ich Gefahr laufe, die erstere einzubüßen, ich ebensowenig besorge,
daß mir der zweite jemals entrissen werden könne'" (Krit. d. rein. Vera., S. 626).
„Vernunftglaube" ist ein der Vernunft entspringender Glaube (s. Postulat). Das
Ütjersinnliche ist nicht erkennbar, wohl aber Gegenstand eines berechtigten Glaubens
(s. Wissen).
Unter Glauben (belief) versteht Hi'ME die gefühlsmäßige Überzeugung („a feeling
or sentiment") von der Existenz eines Gegenstandes, eine bestimmte, eindringliche,
energische, lebendige Art der Vorstellung, Erfassung („coneeption") eines Inhalts
(Enquiry, sct. V; Trentise III, sct. 7); vgl. J. St. Mill, Baix u. a. — Eine „Glaubens-
philosophie" vertritt F. H. Jacobi, nach welchem es eine unmittelbare Erfassung
des Übersinnlichen gibt (Werke, 1812— 2ö, II, 109ff.); Goethe, „Dor Glaube ist ein
heiliges Gefäß, in welches jeder sein Gefühl, seinen Verstand, seine Einbildungskraft,
sü gut als er vermag, zu opfern bereit steht", Dichtung und Wahrheit XIV; vgL
Chamberlaix, Goethe, 1912, 666.
Den „Willen zum Glauben" analysiert besonders W. James. D?t G. beruht auf
einem Bedürfnis und ist richtig, wenn er es wahrhaft befriedigt (vgl. Pragmatismus).
..Wir fordern eine Beschaffenheit des Universums, zu der unsere Gefühlserregungen
und Betätigungstriebe passen" (Der Wille zum Glauben, 1899, S. 60 ff., 91). Der G.
selbst besteht in der „Bereitwilligkeit, für ein© Sache zu handeln, deren glücklicher
Ausgang uns nicht im voraus garantiert wird" (1. c. S. 98). — Die Glaubenselemente
_'.>, flUIrmHwmlglrsU — Gbichhcl
der frhanatab betoot A. Balioob (The Pirna ihHoaj of Beheb, 1896; deatsuh 1996).
— VgL Fatas, Wissen. Glaube a. Ahndung. 1906, 2. A. 1906; Frtxaaaac«. Das Wem
des Christentum«. K. 14; PMOU. Die drei Motive u. Gründe dm Glaubens, 1863.
2. A. 1910; Uluci, Glauben a. Wkaen. 1866; Don» an, Qr. d. mi%lriiasihiha ,
a 249ff.; EinmiAN, Ahrit der PirychoL». 1006; Jbusauem. Emleit. in d. Philo..«,
1900; Um. Leitfaden d. Pt^ohoL. 1909. S. 163 ff.; 2. A. 1909; Vaonaoaa, Ob PhOon.
das Ak» Ob. 1911; C Bon, PayehoL de In croyanee, 1906; J. 1'ayot. De b orojanee.
1996; Oaatr I>orai6, Ctoyanc* reilgbase et er. mteUectuelk». 1908; H. Scmou. O.
imdUngbubcbdcrWdimiobJihti. 1911: nilbloanyhltasuubii, 1921; F.W. ft>aaaTaa,
Autorität a. Freiheit, 1910t TnöcT-c*. Artikel mOImI. Db Religion in
(Schichte and Gegenwert" II. 1918; VouULS. Gewifmett and Wahrheit. 1919« 198
(O. bt unmittelbare Gawiaaeb intuitiw Art); Kbtsmum, UinaeHmchkeit, 1981*;
miiiUfsaanh ei— Philosophen. 1991*; Lsc»a. The heÜef in t lod end immortelitv.
1916; LZiauum, Geateltwaudet der Götter. 19H*. - Vgl. Annehme, Wiesen
(W. u. Glauben). Wahrheit (doppelte). Credo, Objekt, ReafaUt. Urteil Clou, Gate».
(sleirbrftraalwkeit: Von Maas« (Die Ohamtffrmkdrsb fc der \\
1916, II. 1919) im gbichia 8mae wie J^hnnehkeit gshraaoht, kann aar aa* «ine Vblheit
aie hl wmwlnsn Teilen oder
oder aar wenig rooeiaaader Tsrsohbden sind ". (818.) QUirhhaft iat die
Gleiehförmigkrit. Beeondere auf den Begriff der Mama bt ..GteinhfarnuV
anwandbar.
<■ hirligemlchteeinn e. Statischer Sinn.
Gleichheit (wdrff. arqualitae) iat übstwfaatimmaag swebr Gagaaatnade
in jeder Hinsicht oder nnr betreib dar Gr09e (geocnetihxhs Q.% EreetabarkeH de«
>inen anderen, ihm aeiaaa Eigeaaohsiten aad Wirkaagaa nach völlig ent
ahn 8abatitnierbarkeit einer Sache, «bar Gr©8e, «bar Operation dnreh
eine andere ohne Änderung da« Effekte. Abaolut gVirhe Dinge gibt ee nicht, wb di*
Stoiker and Lmara betonen (a. Identitaa iiuhsceenibihnm); aber wir köaaea aa
bsatimmma Itjfcsaiisaha winke« taai Dmge a» betraohtea, ab ob ab völlig gbbh
waren, indem wir von ihren Verschiedenheiten ■batiken, Die G. bt ein i
Begriff (eine „Kategorie"), db peyckologboh «aa der Vargbbhaag (e. d.)
welche eine Funktion dar Apperaeption (a. <L) bt. Db O. bt eine ReUtion (a d.).
ein Verhältnis, in die wir iwei Iahalte lueinaodersrt«*. wobei aber db airgünhaam
Objekte aelbet durch ihm OliwiaMlhamimih« Iswimah da« ..Fundament ' dar Gbbh.
heitabeibhangan abgeben. Daß Gbichea aich anter gbbhea Umstanden gbieh verhalt,
bt ein Grundsau, eine Voraumeteong alba Erkennen. (rgL Induktion). Im Begriff
dea Naturgeeeteea kommt db Erwartung der Wiederkehr gbbhac (gbbhartkjer)
fawninwiililngi tum Ausdruck. — VgL Aaisrorsum, Categor. 6, 6 a 96; Caa.
Wolft. Ontolog. | 439; Vernunft. Gedanken von Gott I. § 22 ( Substituier bar .
Düaarao, Natürliche Dialektik, 1865; B. Eaostaaa. Logik, 1898, L 265 f.; Sröaa,
Leitfaden d. Logik. 1905. S. 12; Oswald, Vorbe. aber Naturpbiloe., 8. 114, 836
(Subsütubrbarkeit). L. W. Sraaa, Pereon u. Sache. 1906. I. 359ff.; Wcxdt, Logik,
1893—95; I*. 182 ff.; Lim, Einheiton and Relationen. 1902; F. C. & Seaman,
Formal Logic, 1912 (Gfeicheeteung aa bestimmten Zwecken); Vnmon, Db Philo«,
des Ais-Ob. 1911; A. GaOvaaUM. Arohiv f. d. gesamte Psychol. XII. 1908. Nach
MaaSB (Db Gleichförmigkeit in der Welt I. 19lti. Ii. 1919) bt Gleichheit db Omans
Glossolalie — Glück. 257
der Gleichförmigkeit (g. d.). — Vgl. Apokatastasis (,, Wiederkunft des Gleichen"),
Uniformität, Ähnlichkeit, Identität, Rechtsphilosophie, Soziologie. Assoziation.
Glossolalie : Zungenreden, automatisches (s. d.) Sprechen, meist religiös
ausgedeutet Oesterreich, Einf. in die Religionspsychologie, 1917; Müller-Freien
fels, Psychol. d. Religion I, 1920; Dessoir, Vom Jenseits der Seele, 19172.
Cjrlück (Glückseligkeit, siöaiuovii, beatitudo) ist der dem Grundwillen
einer Person völlig angemessene Lebenszustand, bzw. der Zustand der dauernden
Willenäbefriedigung, der Erfüllung der zentralen Wünsche, der Verwirklichung der am
höchsten gewerteten Zwecke; sofern dieser Zustand gefühlsmäßig betont ist, besteht
ein „Glücksgefühl". Je nach der Art des Grund willens ist das Glück für verschiedene
Menschen verschieden; es kann in eine objektive Lage oder in ein rein innerliches
Verhalten gesetzt werden, im sinnlichen Genuß, in der Tätigkeit und Arbeit, im
Schaffen, im sozialen Wirken, in der Macht, Ehre, in der Schmerz- und Bedürfnis-
losigkeit oder auch in der Tugend, Sittlichkeit selbst gefunden werden. Der Eudämo-
nismus (s. d.) macht die Glückseligkeit (bzw. die , .Wohlfahrt") zum Prinzip des sitt-
lichen Handelns, während der Rigorismus (s. d.) sie als sittliches Motiv nicht anerkennt.
Die antike Philosophie legt auf die Glückseligkeit als Ziel des Handelns hohen
Wert. Während Demokrat sie in den Seelenfrieden (evd-uuia, eöeaiut) setzt (Stobaeus,
Eclog. IL 76), besteht sie nach dem Kyrenaiker Aristtpp in der Summierung einzelner
Lustgefühle {evdaiuovlav dk rö ix twv usov/.Gjv ffiovStv avait;ua, Diog. Laert. II, 87;
x)tv y.aiä uiooi ^iov^v, ibid.; vgl. II, 94), nach Epikxr in der Lust, der keine Unlust
folgt (1. c. X, 128 ff. ; s. Hedonismus). Sokrates und die Kyniker legen Wert auf
die Bedürfnislosigkeit (s. d.), Hegesias auf das leidlose Leben (Diog. Laert. II, 94).
Nach Platox ist glücklich, wer das Gute und Schöne besitzt (Sympos. 202 C). Nach
Aristoteles besteht die G. im vernunftgemäßen Verhalten, in der sittlich guten Be-
tätigung der Seele (/, evdaiaoi'ia tyvy.?,~ tviqyeiä. HC y-a.t dger^v re).tiav, Eth.
Nicom. 1 13, 1102 b 5; vgl. X, 7). Die höchste G. liegt im reinen Denken und Erkennen,
daher ist Gott der Seligste (X, 8). Nach den Stoikern ist die G. eine Folge der Tugend
(s. d.), des natur- und vernunftgemäßen Lebens (vgl. Cicero, Tuscul. disput. V, 28, 82;
Sexeca, De vita beata; Dialogorum libri XII, 1886; Vom glückseligen Leben, 1909).
In die Zuwendung der Seele zum Göttlichen setzt (wie zum Teil schon Piaton) Plotix
die G. (Enneaden I, 4, 8).
Die Scholastiker erblicken in der (reinen) Glückseligkeit das höchste subjektive
Gut („bonum perfectum intellectualis creaturae", Thomas, Sum. theol. I, 26, ad 1).
Das Wesen der G. besteht in der Vernunftbetätigung („essentia beatitudinis in actu
intellectus consistit"). — Auch Spinoza setzt die G. in das vernünftig-sittliche Leben,
in die geistige Vervollkommnung, in die Erkenntnis und Liebe Gottes (Eth. IV, app. IV :
V, prop. XXXVI, schol.). Sie ist nicht eine Belohnung der Tugend, sondern liegt in ihr
selbst („beatitudo non est virtutis praemium, sed ipsa virtus", 1. c. prop. XLII).
Ähnlich Leibxiz (Theodizee, Vorw. § 5; vgl. Schriften, hrsg. von Gerhard VII, 86).
Nach Kaxt ist G. zwar kein sittliches Motiv, aber ein Bestandteil des höchsten Gut^s
(s. d.) als Folge der Sittlichkeit. G. ist „der Zustand eines vernünftigen Wesens in
der Welt, dem es, im Ganzen seiner Existenz, alles nach Wunsch und Willen geht"
oder „die Befriedigung aller unserer Neigungen" (Krit. d. prakt. Vernunft I, 2. B.,
2. Hptst.; Krit. d. rein. Vern., S. 611; vgl. Grundleg. zur Metaph. d. Sitten, 1. Abschn.;
Krit. d. Urteilskraft, § 87). G. findet äich nirgends in der Natur; nur die „Würdigkeit,
glücklich zu sein" vermag der Mensch zu erreichen. Daß alles Glück nur negativ,
d. h. höchstens Freisein von Unlust sei, betont Schopenhauer (vgl. Pessimismus). —
Eisler, Handwörterbuch. y]
BM Gnosi» Oott.
VgL H. Sobwabs, Glück a. fltaliiiiilt, 1908; Utsrnrnrnma, Pkflos. der Warte.
1906, & «7«.; Emmmkwwu. STatem d. Werttheorie. 1997-98, I. 1900.; E Bus.
Db Grundfrage der Ethik. 1906; Wcxdt, Ethik«, 1903. & 603; Omn, Moni
philoe.. 1904. I, 83ff ( 0 6, Lutdxbb, Dm Problem dee Glücks. 1666; M. Scauot.
<a&ckwUgkeiteiekre. 1900; P. Arn* Dm innere Glück, 1909; J. Lax, Der Wille com
Mttck. 1910; J. Pt»or. Glftakadsjkett, 1910; W. Ostwald, Annelen der XaturphOos..
IV. 1006 ( Energetische Oriukrfoienil); ScsrcBBBT- Solds»». Dm meneckHohr <
d. sozisb Frag», 1696; R. WiVDWB, G„ 1913; E t. Habt«»»». Phinomenol. d.
1879; Kimm«, Ebd. in die IfnrsJwbseaschsit, 1906«. L 363:
Dar fbraadbanie 1» der Ethik, 1931*. 373. - Vgl. Optimismus, Boda
üt
I) wollen aar da» rehgaOean Glauben dargh phitaeopkieche Er •
Die Mg. „hiretbchea" Oaoatfkar kfngsgen (Basujdbs, Valb»
Satobbuiv«. Cbbdob. hUacsoB, Antue, Kaktokaatm.
Uphiten und Perstsa) deotra rcagiftsa hfrmasM spekulativ
Batiluase neupbtoobchar Aaaohaaaagaa. Ee emanieren
.Urvater" die JLoaea" (s. d.). data» leutar. db „Sophie" (Web-
t) ah) „Acks Barth" durch Abfall ine Leiden verfallt, tob dam ab dareh ChrieU»
(Jena) erlöst wird. VgL P. Cam. Bacb. Db nhrirtiiki Oaosb, 1636; W. Scbxltx.
1910; E. H. Scbmtt. Db Gnosb, 1903; J. Mattbb, Kriu
1833; Boossbt, HaaptprobL d. Gnoab, 1907. - Pbtb
Sophia, deataoh 1906. — VgL lleroma, Gott, Demiarg. Theoaophb.
(»oldcner Hchaitt <vgL Loca Pacaoco, Da dforna proportJoae, 1600)
betftt db Teilung einer Strecke in der Webe, daA der kbaaaa Ted aiok zum groaeren
VgL Zbooni. Ästhet. Forsrhnngan. 1666; Haas Lahr» tob den Ihopoitioaaii aas
aasnsohL Körper*. 1664; Fbokxbb, Zar experim. Ästhetik. 1871; Voraohab d.
Ästhetik, I; Wr/Bor. Ordz. d. phvs. PsToboL HI». 1903. 148«.
Gatt (Je*, dem) bt de. „hBohMs Wesen", dee „Absolute", der „Urgraad"
der Welt, dbjeoige Etnheit, weiche Denken, Gemüt and Wilb ab oluiUea Prinzip
fordern. G. bt kam Oiiganaiaiiii dar Erfahrung, aoadara eine „Idee"; er bt abaolut
„traaaMndant'* (a. d.L wird aber aal Grand tob Erfahl anga» aad Bibhwbsan gegiaabt
oder postuliert, u» OemQte. wb bm theoretbehen Ibitnifnbssn hetaa» (s. Religion)
Db Natur der Ootteakfae bt eine solche, daß alba, wa wb tob Gott aasssgaa kflBBiB,
aein abaolutea Weeen nicht erschöpfen kann; Gott konnte aar Gott erkennen, eadhohe
Weaen urteibn immer nur vom Endlichkeitattandpunkt und können mit da» Kate-
gorien ihrea Denkens das über alb Rcbtkmea aad Bestimmtheiten erhabene „Über-
eein" dee Abaoluten nicht treffen. O. bt demnach etwM anderea ab etwa der Inbegriff
aller Dinge, ebensowenig aber bt er ein besonderes „Dmg". Sondern er bt db Aber
den GegensaU ron Subjekt und Objekt, Ich und Nicht-Ich, Natur und (endhohea)
Gabt, mimarische Einheit und Vielheit erhabene All -Einheit, db weder ab unperson
lieh noch ab meiiecblich persönlich, sondern ab ..überpersönlich'* zu denken Ut ; nicht
ab (seitliche) „Ursache", sondern ab oberster, überzeitlicher ..Grund" der Welt, die
Welt in eich beschließend und ab zeitlos setzend, von ihr — sb der Totalität einzelner
Dinge — unterschieden und sich unterscheidend, in ihrer Allheit sich offenbarend,
ab überzeitliche, positive Unendlichkeit, sb ewiger Weltwille, der alb Einzel-
Gott. 259
willen, die einander gegenüber selbständig sind, in sich zu höchster Einheit
zusammenfaßt (Panentheismus).
Der Theismus (s. d.) faßt G. als ein von der Welt verschiedenes und geschiedenes,
persönliches, schöpferisches Wesen auf (vgl. Deismus). Der Atheismus (s. d.) nimmt
überhaupt keinen G. an. Der Pantheismus (s. d.) betont die „Immanenz" Gottes
in der Welt; Gott ist nicht ein von der All-Einheit verschiedenes Wesen, sondern die
ursprüngliche, wahre Einheit desselben Seins, das als Welt eine Summe von Dingen
bildet. Je nachdem diese All-Einheit als Natur oder als Geist aufgefaßt wird, ist der
Pantheismus naturalistisch oder idealistisch. Der Panentheismus (s. d.)
vereinigt die Transzendenz mit der Immanenz Gottes: die Welt ist in Gott, Gott in
der Welt, aber so, daß Gott eine von der Natur als solcher verschiedene (persönliche
oder überpersönliche) Einheit darstellt.
In einer dem eigentlichen Theismus nahekommenden Weise lehren betreffs der
Gottheit Anaxagobas (s. Geist), Sokeates (Xenophon, Memorabil. I 1, 19; IV,
III 3, 13; I 5, 18). Nach Platon ist G. die „Idee des Guten", das „Gute an sich",
erhaben über alle Dinge (avzb xad1' avzd fieP alzd fiovosiiSh dsl Sv, Sympos. 211 B),
überseiend (i.tixeiva r^s oialae, Republ. VI, 209 B), der Weltgrund, „Demiurg'*
(s. d.). Nach Aristoteles ist G. reine „Form" (s. d.), unveränderliche Tätigkeit
(ivifyeia dxivtjacae), reines Denken seiner selbst, seines eigenen Denkens (vöijoi*
vofjoecoe, Metaphys. XII 9, 1074 b 34), der unbewegte „erste Beweger" (ixqüzov
xivovv, 1. c. XII 7), der aber in die Welt nicht mehr eingreift, sondern nur durch
die „Liebe" der Dinge zu ihm sie beeinflußt (xivel &h <bg ig<huevov, 1. c. XII 7,
1072 b 3). — In panthe istischer Weise lehren im Altertum die indischen UpanischadB
(vgl. Deussen, AUgem. Gesch. d. Phil., 1894—99, 1,l.u.2. Teil; vgl. Brahma), Lao-tse
(s. Tao), Anaximander (s. Apeiron), Heraexit (s. Logos), Xenophanes, nach
welchem Gott das All-Eine ist (Sv zd dv xal Tiäv; zd %v elvai cpqoi zdv &eöv, Aristoteles,
Metaphys. I 5, 986 b 24), einheitlich, ungeteilt, ewig, leidlos, allwissend, allherrschend
(Sext. Empir., Adv. Mathem. IX, 144; Diog. Laert. IX, 19; vgl. Anthropomorphis-
mus). Ferner Parmexides (s. Sein), Straton aus Lampsakos, Plinius, die Stoiker,
nach welchen G. ein „Pneuma" (s. d.), ein ätherisches, gestaltendes „Feuer" (.ri>p
[fyvixöv) ist, das als Einheit in den Dingen wirkt, als Vernunftkraft, Vorsehung und
Schicksal (Diog. Laert. VII, 139, 147 f.; Stobaeus, Eclog. I, 30, 66; Cicero, De natura
deorum I, 14; Seneca, Quaest. natural. I). — Die Epikureer halten die Götter für
ätherische Wesen, die aus den feinsten Atomen bestehen und in den „Intermundien"
selig leben, ohne sich um die Schicksale der Sterblichen zu kümmern (Diog. Laert. X,
123). — Die Neuplatoniker rücken die Gottheit hoch über alles Sein hinaus, lassen
aber die Welt aus ihr hervorgehen (vgl. Emanation). Nach Plotin ist G. das über-
«eiende, übergeistige „Eine" (s. d.), das im verändert bleibt, während die Welt aus
seiner Überfülle ausfließt (Enneaden III, V, VT). Ähnlich Jamblich, Prokxus u. a.
Auch die Neupythagoreer (s. d.) lehren die Überweltlichkeit Gottes. Ebenso
Phtlon der Jude, der den jüdischen Monotheismus philosophisch zurechtlegt. G. ist
einzige, einfache, allseiende, allwissende, noch über das Gute erhabene Einheit (Leg.
allegor. II 1; De mundi opif. I 2; vgl. Logos).
Das christliche Mittelalter denkt mit wenigen pantheistischen Ausnahmen
(Amalrich von Bene, David von Dinant u. a.) theistisch (oder auch zum Teil
panentheistisch). Die „häretischen" Gnostiker (s. d.) unterscheiden vom Demiurgen
den höchsten Gott, den überseienden „Urvater" (jigoTtdrcog: Valentinus). NacL
Augustinus ist der (dreieinige) Gott das höchst reale Wesen („ens realissimuru"),
das höchste Wesen („summa essentia"), das höchste Gut („summum bonum"), die
17*
2Ö0 Oott
Wahrbeil, Schönheit an «ich (De triniute VIII. 3 f.; Üb im religio«-. 21 ; Dp ctriute
IM XI. 21 ff). Wahrend Dtovrsnrt Akbotaoita („Peeado-Dfcmra") «ad Jonas»**
Soorca Ekivosaa den chrutliehen OotteaUigiUI mit aeaabtorusLUiit Anechauungen
rerbmdco, wobei mm dem 7weitge>nennien Polt f Inni iib aber den Sern erhaben bt,
ab Urgrund der tt ihm hiiunleejinin Dinge, anderarite in ihnen eich manifeetbrt
(De divbione natura* I— III; rgL Theophaab). hosttmasrn dm SchoU.tiker du
Weeen Gottes unter ■iktnmHeehem Einfluß im Hnnfie taiiitimain Sinne. Nach
A«am*roaCurraa«<mTietQottdaeilbni*bteflea^il^^
Hflehefe („id oao meine eogitari aeouit", Moaniog. 1 IL; TgL Oatologbch). Neeh
Tmotun tos Aqcwo bt G. db oberste Ursache «ad lagbiua den Badsbl ron elben.
Toa nichte ■halngtg (rgL Aaeftat). reine, stoffloat Wirklichkeit („aetae puras").
nnendloh. zeitJos, unveränderlich, in allem wirksam, earaaaftig, gatig (Sam. Um
Coatr. gaal I— II). Nach Dom Score» ist 0. eheotute Macht «ad absoloter Wille,
eine „freie Ursache" (Opera, 1891-95). - Voa dea Mystikern kommt beaoaders
Meister Baauaet in Betracht. Nach ihm hat Ü. Pmelmhnhksil erat durch dea (seit-
losen) Akt dar fhhftprang, vor der nar die aber alle Cligiaalbi erhabene „Gottheit'",
die „ungenatarte Katar**, daa eich aelber noch aahekanate „Klebte" besteht- Gott
bt in allea Dingen ehheam. er wird sich seiner erat ia der „gaaetatam Natur'* (ata
rtnbblgar Poet) bswuft; er «gebart" eich in den 8aahm «ad hebt ahm ia allem aslbst
(Mystische Sohriftea. hrsg. roa H. Battaer, 1901 f.; Schriften «. Predigten. 19021.).
Ia anderer Webe bringt dann Niootaoa Cueavca einen pinlhriitbehm Zag hl die
chrbUiche Onitmaffsmimg O. ist ■ boomte (drebmlge) Einheit, die .. Koinzidenz
aller Gegensitae („r'ni'lanim oppositorum"). aber alle Prädikate iahe hon, aber-
auglaieh Zentrum «ad Peripherie dar Wate, Maximal
(..omnia sunt in eo") und allem aJa Warn
lb docte ignorantia I— DJ; rgL Falcheaberg, Grundzüge dar Philo«,
des N. GL. 1890k
Daa Theiemue ia rrrtrhlnffnrr flchatimning »mliateu roa den nc asten Philo«
sophen DaeoanTBa, Mauumusobs, nach waloaam G. der „Ort der Geietar** fe-
rn welchem die Ideen (a. d.) «Dar Dinge eathateea amd (Recherche de la verit* II.
5-6), Lamra, nach dea G. die „Monade der Monaden", der oberste Gabt bt,
der mit hfluheteT Klarheit dea BswuJteatas daa Unireraum erfaftt aad voa dam die
einzelnen Monaden (a. d.) aaaatraahm (MooadoL 28, 47; Schriften, hrsg. ron Gerhard
M töOf.. 613f.). Locxa, Nswto». Cum Bbuut (Princ. of Knowledge.
CXLVJ H i Ca«. Wocrr. nach welchem Gott ein ron den Seelen und ron der
Terachiedenea. absolutes Waaaa bt. „darinnen dar Grand ron der Wirklichkeit der
Welt und der Seelen ru finden" (Vernunft Gedanken ron Gott .... f 929, 928. 946;
Theologie naturalis, 1736/37). Cacaroa u. a. (rgL Debmue). — Za den Thebten
gebort auch Kamt, obawar er db theoretische Unerkennbarkeit Gottes und eeiner
Sxbtenz betont (rgL Gotteabewebe). G. wird, nach einem aymbohacben Anthropo-
roorphbmna. ab Weeen gedacht, daa durch Veratand und Wilfe db Ursache der
Natur tot, ab unendbeber Gebt und Wille. Für den „moralischen Thalamus ' bt G.
aiwbsend, allmächtig, heilig und gerecht. Db Gotteaidee, daa „Ideal dee höchsten
Weeens" bt für die praktischutüiohe Vernunft unentbehrlich, theoretbch aber nur
ein „regulativee Prinzip der Vernunft, alle Verbindungen in der Welt eo anzusehen,
ab ob ab aua einer allgenugsamen notwendigen Ursache entspringe" (rgL Kriu d.
leinen Vera., & 486; KriL d. Urteilskraft; Krit. d. prakt. Vernunft; Vorlea, ober
d. philo«. Rcagionebhre. hrsg. von Pöutx, 2. A. 1830. S. 31 ff.; rgL db SteUen bei
Y.luunub*, Db Philos. dea Ab-Ob, 1911, der erlbst db Gotteaidee ab praktisch-
Gott. 261
sittlich wertvolle „Fiktion" betrachtet). — Als Theisten sind femer zu nennen Fries,
F. H. Jacobi (Von den göttlichen Dingen, 1811), Beneke, Herbart, Drobisch u. a.,
F. Baader, nach welchem Gott als Vater, Sohn und Geist einen „Ternar" bildet
und sich durch die Natur offenbart (WW. I, 195 ff.), Günther, nach welchem G. die
Welt als seine „Kontraposition" geschaffen hat (vgl. Antisavarese, hrsg. 1883), die
Anhänger der Hegeischen „Rechten": Gabler, Hinrichs, Göschel, Daub u. a.,
femer Trendelenburg, W. Rosenkrantz, Chr. H. Weisse, Teichmüller, Trahn-
dorff, die „spekulativen" Theisten J. H. Fichte (Spekulat. Theologie, 1846L, S.77ff.),
Ulrici (Gott in der Natur, 3. A. 1875), Wirth u. a., femer R. Seydel, O. Pfleiderer,
G. Thiele, H. Schwarz, Sigwart, Dorner, Baumann, Busse, Wentscher, Erhardt,
Kym, Eitle, Class (Die Realität der Gottesidee, 1904), Glogau, Külpe, Uphues,
Jerusalem, Spicker, Delff, Reinke (Die Welt als Tat, 1904), Dennert (Ist Gott
tot? 1908), H. G. Opitz (Auf dem Wege zu Gott, 1907), Gutberlet (Lehrbuch der
Philos.4, 1909f.), Heman, Lehmen, v. Hertling, Schell (Gott u. Geist, 1895) u. a.
(vgl. Thomisten). — Ferner Lotze, nach welchem Gott persönlich ist, aber alle Dinge
in sich einschließt (Mikrokosmus III2, 1869f., 5. A. 1896ff., 545ff.). Es erinnert dies
an den „Panentheismus" (s. d.), wie ihn (All-in- Gott-Lehre) besonders Chr. Krause
begründet, nach welchem Gott oder „Wesen" die Welt in sich befaßt: „Alles ist und
lebt in, mit und durch Gott" (Vorles. über d. System d. Philos., 1828; Die absolute
Religionsphilos., 1834 — 43). Panentheistisch ist auch die Lehre Fechners, nach
welchem Gott der alle Geister einschließende „Allgeist" ist, dessen Leib die Welt ist
(Zend-Avesta, 1851, 2. A. 1901, I— II). Ähnlich lehren Paulsen, Lasswttz, B. Wille
u. a. Nach Wundt ist Gott der „Weltgrund", der „Weltwille", dessen Entfaltung die
Welt ist und an dem die Einzelwillen teilnehmen (System d. Philos.3, 1907). Nach
Simmel ist Gott „absolute" Persönlichkeit, das Ideal, die Idee derselben (Philos.
Kultur, 1911, S. 208ff.). Vgl. Joel, Seele und Welt, 1912, femer die Schriften von
Eucken u. a. (s. Religion).
Den Pantheismus begründen (naturalistisch) in neuerer Zeit besonders Giordano
Bruno, der Gott mit der „Natur" (s. d.) identifiziert (Gott ist die „natura naturans",
die in allem wirkende Einheit, aus der alles mit innerer Notwendigkeit hervorgeht;
De la causa, principio et uno; deutsch, in der „Philos. Bibl.", 1902; Gesammelte
philos. Werke, 1890ff.) und Spinoza. G. ist die eine, unendliche, unteilbare „Sub-
stanz" (s. d.), deren Modifikationen die Dinge (s. d.) sind. G. ist absolut („causa sui",
s. d.), mit unendlichen Attributen (s. d.) ausgestattet, die alle sein unendliches Wesen
ausdrücken. Er ist notwendig, und alles geht mit (logisch-mathematischer) Not-
wendigkeit zeitlos aus ihm hervor. Alles Seiende ist in Gott („quicquid est, in Deo
est") und G. oder die Natur („Deus sive natura"), die „natura naturans" (s. d.) ist
der Welt immanent, ist in ihr wirksam („Deus est omnium rerum causa immanens,
non vero transiens"). G. geht als Einheit den Einzeldingen, deren Inbegriff die
„natura naturata" bildet, logisch voraus; die Dinge sind nichts Selbständiges, sondern
Zustände („affectiones") der All-Einheit, ohne die sie nichts wären („omnia in Deo").
Der menschliche Geist ist ein Teil des unendlichen, göttlichen Intellekts. G. denkt
Unendliches und in ihm sind Freiheit und Notwendigkeit eins (Eth. I). — Panthei-
sierend sind ferner die Anschauungen J. Böhmes, nach welchem G. „Herz und
Quellbrunn der Natur" ist (Aurora, 1612; Werke, Auswahl von Classen, 1885f.),
R. Fludd, Angelus SrLEsrus u. a., ferner Diderot, Deschamps, Herder (Gott,
1787), Lessing, Goethe („Was war ein Gott, der nur von außen stieße", „Ihm
ziemts, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in sich, sich in Natur zu
hegen") u. a.
Gott.
wrtriU Wumn. nech wslnhrai 0. die ekti> *
Wahlordnung", aplter dos »tobte Ich (s. «L). ratetet ^-^ffi^tf Ober
„Leben" bt. derara BreAeinrng dte Weh tot (WW. V. 182ff.; Ober den
Grand m Gleebens enetee gottL Weitordnong. 1798; WW. 1845— «0; Neebgeteüeae
Schriften, IMS). Nach Scnuon tot G. dee JUnoeste", die „Identität" («. d.) ran
Subjekt und Objekt. Netur ttad Geht. Dee ünirerram tot eine Eraekeiattng Gottee:
„Gott iet dee UnJeereum. tos der 8rJte der Identität betrachtet" (WW. I 4. 1»;
Ideen ra einer Philns. d. Xetur I». & 71 «.), Speter ocbreibt Scsoixaro Got
•onBohkeit m (WW. I 7. 386fU and endnek eprtokt er (wie J. Bona) «ra „ün
«rendM. ran der „Katar" in Gott, era der die Weit wird (WW. XI-XIV). Nech
Sonxnrajuontn eted Welt and Oott Kanntete; O. iet dte „rotte Emhett" der Welt,
ewiges unpereftnjich** Leben, nfeht ohne die Weh. ra wto dto Welt nirat ohne Gott
»t (Dialektik. & 168 f!„ 4M«.). Haan, feftt O. eh abratet» Geht auf. eh leben.
difra „Prosen, rate Anderes, dte Welt, ra seteen". Gott tot nr Gott, raten er steh
eefbet weit, and rate Bhhnl«Hii'l ist erat „MbetbeweBteefa ha Mi muh in". Dh
Weh iet dte Bnttshong dm gotthehea WmitojihjUii, der Wehraruanf t, die in ihr
(Bnsyklop. f 864«.; Vortee. tber d. PnOra. dar Bekgion. hrsg. 1801. 1808). Nech
B. V. Eanun iet 0. dee „Unbewunte" (e. d.k wn^rsonkober Geht, Einheit in
der Vielheit („konkreter MonJearat"; Tgt Fteiierwtonhkio. 1888. & 6S8CL); thnhW,
A. Dnnra. Scmaxwint. Vnrermm o.a. Koch MAOtLUronm not Gott, dar dee
..übersein" wer. atok ralbet n einer Weh ran Dann eervphttort.' „Gott tot je-
and rate Tod war des Leben der Welt" (PhDas. d. Erlös.. 1878). - Fan
(s.d.) eted ferner Genutu («flraripratlwknnn"). Vouult. Dsuosa*
d. Metophjs.«, 1807). P. Cact („fothewnoe", The Idee of God. 1888).
H. Baron, K. DtsTnoron (Grds. d. Metepkra^ 1888k A. Srnrnnu A. Sra (Danken
a. WMdfekkoH«. 1884; Gesammelte Werke, 1808L), D. Fn. Snucn (Der ehe and
dar nana Gteabe, 1878). B. HennuL (Dte Wehtiteel. 1888; Dar Monismus ah Band
twieoken Bongion and Weaanacnaft, 1883k L» 9t au (»^amrgettoober Punterannue"),
M. I* Braut (G. iet dte ..Bateten". Montet Ethik, 1911). Bötacnt, B. Ronmarna.
H. Sotnu (BeL Phfl. 1881. 801) bestimmt dee Gotthehe dank dte Kstegorton dee
Unirdteohon. dee meekteofl Ergebenen ond de» ewig ltonlu aussei tau. Htinurom
(Hauptfragen dar mod. Kahnr. 1814, 888), Gott tot de
Werden, dee Reich der ewigen Wahrheiten. Lsnu. The Beltof
Immortelity. 1018. n. o,
Idraltottook tot der Gotteebegriff bei Fonaaoo, F. A. Lakos. Wm>nuu*i>
(Prelndton*. 1007, 8. 433). Neionr (Beugten innerkelb der Grenran der HumeniUt ».
1006). H. Conm. nech welchem a da» Zentrum aller Ideen", die „Idee der Wahr-
heit", die Bargaohaft dee Stogee das Goten bedratet (Ethik. 1004. S. 417«.; Einleit.
mit krit Nachtrag ra F. A. Leagee Gesch. d. Matertehumus, 6. A. 1006), VAnmrona
(Gott ah wertroUe „Idee'*. Die Phflos. dee Ah-Ob, 1011) u. e. — VgL Lnaaea. Dee
Christentum d. Vernunft, 1763; Ls Philoeophie bieg, ran Lorente. 1000; Gönnt.
Philosophie, hreg. von Heynecher. 1005; W. Jena, A. Pluralistic Uniraree, 1000;
F. a & ScnLuta, Biddlee of the Sphinx. 1010; Woaaniaif, Montomue a. Mono
thatomra, 1011; R. Hildkbjukd, Gedenken Ober Gott, die Welt and dee Ich, 191":
J. Sack, Montottoehe Gottee- und Welteneeheaung, 1600; J. Schlaf, Religion o.
Kosmoe, 1011; E. na Ctom, Gott u. die Wtoeraecheit, 1012 (Thetottoch); ScnnnT.
Der Ureprung der Gottesidee. 1012; G. Atxnr, Die Entwicklung des l
Gottesbeweise — Grund. 263
1906; K. Breysig, Die Entstehung des Gottesgedankens u. der Heilbringer, 1905;
H. Schwarz, Der Gottesgedauke in d. Geschichte d. Philosophie, 1913; L. Ztegler,
Gestaltwandel der Götter, 1920 2. — VgL Dualismus, Atheismus, Äther (Spiller u. a.),
Agnostizismus, Absolut, Deismus, Religion, Theologie, Thomismus, Schöpfung, Welt,
Bewußtsein, Personalismus, Ich, Xatur, Voluntarismus, Logos, Idee, Monismus,
Fiktion.
Gottesfoeweise sind die Argumente, die betreffs der Existenz Gottes oft
aufgestellt wurden, aber nur verschiedene Gründe enthalten, welche zum Glauben (s. d.)
an das Dasein Gottes bestimmen können, ohne daß ein rein logischer „Beweis" für
dasselbe möglich oder notwendig ist. Solcher „Beweise" gibt es eine ganze Reihe.
Die wichtigsten sind der ontologische (s. d.), kosmologische (s. d.), teleologische, mo-
ralische (s. d.) Beweis, ferner der Beweis „e consensu gentium", aus der Verbreitung
des Gottesglaubens bei allen Völkern (Aristoteles, de coelo I, 3; Cicero, Tuscul.
disput. I, 13, u. a.), aus dem angeborenen Gottesbegriff (Justtntjs, Terttllian,
Descartes u. a.), aus dem Vorhandensein der Gottesidee in uns (Descartes, Medi-
tatione3 III, u. a.), aus der Zweckmäßigkeit der Gottesidee (,,ab utili"), aus der
menschlichen Geschichte (Schelling, Hegel u. a.), aus dem religiösen Bedürfnis
(Fechner u. a.) u. a. Eine Kritik der Gottesbeweise geben die Skeptiker, Hume
(Drei Dialoge über natürliche Religion, deutsch von Paulsen, 1905) und besonders
Kant (Krit. d. reinen Vernunft, S. 468 ff.), nach welchem die alle mögliche Erfahrung
nnd Erkenntnis übersteigende Existenz Gottes weder bewiesen noch bestritten werden
kann, aber ein Postulat der „praktischen Vernunft" ist (vgl. Moralbeweis). Vgl.
Fortlage, Darstellung u. Kritik der Beweise für das Dasein Gottes, 1840; Dorner,
Grundr. d. Religionsphilos., 1903, S. 200 ff.; Grünwald, Geschichte der Gotte«-
beweise im Mittelalter, 1907; Thomas von Aquino, Texte zum Gottesbeweis, hrsg.
von E. Krebs, 1912. — Vgl. Religion.
Gotteswerte : Nach Münsteeberg metaphysische Werte, Gegenstand des
Glaubens, die der Selbst Vollendung der Welt dienen; sie umfassen: Schöpfung, Offen-
barung, Erlösung (Phil. d. Werte, 1908).
Größe s. Quantität, über psychische G. vgl. Wundt, Grundr. d. Psychol.8,
1902, S. 306; Grdz. d. phys. Psychol. I«, 1908, 539 f. — VgL Psychophysik.
Grand (Aöyoe, ratio), nicht mit Ursache (s. d.) zu verwechseln, ist, logisch
verstanden, nicht etwa ein Geschehen, welches ein anderes bedingt, sondern derjenige
Erkenntnisinhalt, dessen Gültigkeit die Geltung oder Aufstellung eines Urteils (der
.Folge") rechtfertigt („begründet"). So wie wir eine Handlung nur begreifen, wenn
wir ihren „Beweggrund" kennen, so können wir ein Urteil, das nicht unmittelbar
(a priori) oder auf Grund der Wahrnehmung einleuchtet und gilt, nur für wahr halten,
gelten lassen, wenn wir einsehen, daß es aus andern, anerkannten Urteilen folgt. Mit
dem Grunde ist die Folge gesetzt, mit der Folge der Grund aufgehoben (aber nicht
umgekehrt). Der Satz vom Grunde oder des zureichenden Grundes ist das
Postulat, die Norm: im Fortgange des Denkens nichts als gültig zu behaupten oder
anzunehmen, ohne es in Erkenntnisgrundlagen logisch zu verankern, ohne es also
als notwendige Folge aus gültigen Urteilen zu legitimieren. Dieses Prinzip ist das
Prinzip des Denkzusammenhanges, der durch den Willen zum einheit-
lichen Zusammenhange gefordert ist, als („apriorische") Bedingung des logischen
Denkens überhaupt. Da ohne dieses Prinzip eine zusammenhängende Erkenntnis
nicht möglich ist, so gilt das Prinzip zugleich für alle objektiven Inhalte der Er-
fahrung, welche also in einen dem logischen Zusammenhang von Grund und Folge
8j8J CrundbefrifTe Grondsriaecnachaft.
entap reckenden Zuaa m inen hang gebracht werden mosecn. wöbet der ., Erkenn tnb-
pnind" mm ,,8rtosgrundM wird (vgL K.iwntst).
In früherer Zrit winden Grand ud Lraaeke mM niest scharf
gehalten („canee eira ratio": Dmcabtxa) Lamm
..rabon" and ,,0Ma»M (Noar. Emu« IV. K. 17. 1 h. und C«m. Wour detto*
ab „dubnige, wodurch man mtlr hen kann, ffirra etame bt*4 (Veratafi. Gedanken
ran Gott ...L| »f.): «r »■kuaukatibi, HMNpnd", ^l^iiMüibynil" ..Grand
de. Werden." (Ontotog. f 176«.). Scharf acheklet «Lurr twbchen Jogiecket.
and ..RasJgrund". Vgl 8ww«jrr. Logik. 1904. I*. SM; B. Kuwait*. Logik. 2. A.
1907; Wüwüt. Logik I*. 190», 8. «86«.; Jbboxaum. Dar taten*** lili ■■■■■, 1906.
S. 197 ff. (Begriff aW ..hypoth«n*cnen FaraeeTk
Dm Fronte 4m lujtikthendan Grande* wird raeret mit dem K.i—lprinifr rar-
■ingl (vgl Platox, AmwroTBjH. Ds*ca*tb*, Sramu u. *.). Luid foraiaJbrt
ee sneret genener (ab „prtnoipe de U rabon eoff«««teM): Bi bedarf
* . :, ■ I« ii ' » ;■ r . . 1« *' | : . !*i: ■ n !.I* I. | • * . !*■ 1* v <!■-. V. .*. | .< .t* | \ i*' :* * !
wahr bt (Monedolog. 3t; Tkeodfae* I. J44: Schriften, hng. ran Gerhard. VII. 419)
Dm Pttaxip gilt f tr db larnkbchm Wahrheiten ( rgL U.nnqajto»?*«! II. 418, ■
Ok*. Wotrr erkltrt: ..Alk«, wm bt. hat erinen laiilukenden Grand, amrain m rbl-
mehr ort, aIh nicht bt" (Vernunft. Gedanken ran Gott .... I. f 99*, 80: Abbitang
aus dem Set» <be WkiweptuuM). Ned» lürf bt der Sets ran» tareeok. G. der ..Grand
Ol— 81-1 «V-l» i._. ■*—** LajIb^ — — -■- '-*-|lM , -, 9aMMMM*«lkAH« Ann
III« "^ II II» I |,| |l«lll lillfe • ■ ••'S» III * I MOJ J* w" ' • * # ' '* »»!••##" I l I * •■ 4 . ,11
(Krit. d. rein. Vera», 8. 1891.). Ficarr* biset dm Printip aus a
dra Ich Ab (Gr. d. gm. Whniiiuuhiftabfcr», 8. 88). Nach 8o*or*jraac*a bt der 8*u
ram Grande der albjaaatku** Ausdruck fax db aoekabohe Verhunzung, in «ebne
elbr ErfahnitgatohiH etogebca muß. «au „nichts fftr ebk Bi8ifciiM and Un*k-
hAngigM. Aach nicht« Ebuetoes and AbgerbseoM Obbkt fax un. werden kann'. Der
8*t* hei «8» ..vierfache Wunel" and tritt *af ab 8*1* ram Grande dra Werden*,
dee Brkennena, de« 8etos and de« Handetoe. Stet« gut er nar für db Erachetoengea ;
dM Ding An «ich. der ..W0bM (e. d.) «ird ran ihm nickt betroffen, er bt „grandba"
(Db vierfache Warael dM & ram cor. G.. f 16ff .). Nach Wtnrnr bt der 8. r. 0. dM
iibneU» der AbhAngigkeH unserer Denkakte rancinander" and dM ..Prinzip
der Verbtodnng »Aar Tafle dM gesamten Erkenntnkvnhalta". Er bedarf der An
ackAoong tu er inen Anwendungen, erwogt eher ealhet erat den Erfahrung«
hang (Logik I». 1908, & 80911; Bratem d. Phike. I«. 1906, 8. 84ff.). - VgL
Db Intellekt. Funktionen. 1909; Dixtbkt. EkdeH. in d, OihliiaabniMofcaftM, 1888,
I. 497ff.; Ri**x, Der philo.. Kritiziamae. 1876f II 1. 2.isff ; HöfTDWo
menechl. Gedanke. 1911; Oonv, Logik. 1908, & 969ff.; Ewaia, Kanta krit. Ideal«,
tnu*. 1908; Jakkku Der 8*ts dM toreioh. Grande«, 1878; PsTnonsno*. Der S*tx
ram Grande. 1898; F. E**a*dt. Der Set« ram Grande. 1891. - VgL Kauealität.
Axiom, Denkgeeetse. Ding an abk, Rebtk», Erkenntnbtkeorb, Hypotkrab, Schluß.
Grundbegriffe a Kategorien.
<>ruml*9itxe s. Axiom, Prinup. Maxime, CharAkter.
Orandtrrrte : Nach MOmfrsnxxno (Ph. d. Werte. 1908) metaphy*. Werte,
Oegenitand der übemeugung. db der Selbst Vollendung der Welt dienen: Weltall.
Menschheit, Über-Ich.
Ornndwinnrnwrlinft nennt Rkhux* (Phibeopfab ab Grundw.. 1910.
Anmerkungen cur Gw.. 1913) »eine Philoaophb. db eine begriffHche Analyee der eil-
gemeinsten Tatbestände der Bewußt«« üwinhalte darsteUt.
Gültigkeit — Gut. 265
Gültigkeit ist die Eigenschaft, Geltung (s. d.) zu haben, in Geltung zu
stehen, d. h. als (theoretischer, praktischer oder ästhetischer) Wert (s. d.) anerkannt
zu werden. Logische Gültigkeit haben Urteile, deren Anspruch auf Richtigkeit oder
Wahrheit anerkannt wird bzw. anerkannt werden muß, weil diese Urteile den Denk-
gesetzen oder der Erfahrung entsprechen oder der Ausdruck unabweisbarer Pos tu -
late (s. d.) der theoretischen oder praktischen Vernunft sind. Ist diese Geltung eine
im Wesen des Denkens oder der denkenden Verarbeitung des Erfahrungsmaterials
begründete und durch die Gesetzlichkeit Erkenntnis geforderte, dann ist sie „All-
gemeingültigkeit" (s. d.). A priori (s. d.) gilt ein Urteil, welches unabhängig von
einzelnen Erfahrungen und von der Existenz der Objekte gilt. „Objektive" Gültigkeit
ist durch die Gegenstände der Erkenntnis und die Erkenntnisformen selbst geforderte
Allgemeingültigkeit (vgl. Realität). Das von der subjektiven Willkür und Beschaffen-
heit unabhängige „ideale" Gelten (s. Geltung) von Wahrheiten (s. d.) und Werten (s. d.)
ist nicht mit selbständiger „Existenz" dieser zu verwechseln (Bolzaso, Lotze, Logik,
B. DU, K. 2; HrssERL, Meinoxg. Xatorp, Slmmel. Rickert, Lask, Bcbxoff u. a.).
Ebenso ist „objektive Gültigkeit" von „absoluter Realität" zu unterscheiden. So
haben Raum und Zeit zwar objektive Gültigkeit, d. h. sie sind Formen jeder mög-
lichen Erscheinung, aber nicht absolut reale, d. h. unabhängig vom erkennenden
Bewußtsein existierende Dinge oder Eigenschaften (Kant, Krit. d. rein. Vern., S. 61 f.).
Nach verschiedenen Logikern enthält das Urteil ein „Geltungsbewußtsein" (v. Kries,
Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos., 23. Bd., 1899; B. Erdmaxn, Logik I, 1907).
Mit Geltungszusammenhängen hat es die (reine) Logik (s. d.) zu tun, mit den
Voraussetzungen der Gültigkeit der Erkenntniselemente die Erkenntnistheorie (s. d.).
Vgl. Kant, Krit. der Urteilskraft, § 8; Lask, Die Logik d. Philos. u. die Kategorien-
lehre, 1911; Windelband. Der Wille zur Wahrheit, 1909; Volkelt, Erfahrung u.
Denken, 1886, S. 74f.; Ltpps, Vom Fühlen, Wollen, Denken«, 1908, S. 16;
F. C. S. Schiller, Formal Logic, 1912; Humanismus, deutsch 1911; Driesch.
Ordnungslehre, 1912, S. 7ff., 163ff.; v. Bcbxoff, Zeitlichkeit u. Zeitlosigkeit, 1911;
P. Hofmann-, Die Antinomien im Begriff der Gültigkeit, 1921 ; Liebert, Das Problem
der Geltung, 1920 2. — Vgl. Geltung, Objektiv, Urteil, Gegenstandstheorie, Evidenz,
Wahrheit, Drittes Reich, Denkgesetze, Relation, Transzendental.
Garn: Führer, geistiger Trainer in der Theosophie (s. d.).
Gut (ä/a&d;, bonus) ist etwas, sofern es positiv gewertet, d. h. als zur Befrie-
digung eines Bedürfnisses tauglich empfunden und beurteilt, als zweckdienlich, als
< inem Willen, einer Forderung entsprechend gebilligt, anerkannt wird. Die „Güte"
eines Objekts kommt ihm also nur in Beziehung zu einem Willen, einem Zwecke,
einem wertenden Bewußtsein zu, nicht ohne alle Beziehung auf ein Wertungszentrum.
Doch ist nicht alles Gute nur „subjektiv", sondern es gibt auch ein objektiv („inter-
subjektives") Gutes, d. h. ein Gutes für alle Wertenden, weil in der Natur derselben
wurzelnd; ferner ein objektiv Gutes in dem Sinne, daß in den Merkmalen des ge wer-
teten Objekts selbst das objektive „Fundament" liegt, welches zur allgemeingültigen
Wertung desselben veranlaßt oder zwingt, auch ein objektives Gutes in dem Sinne,
daß dessen allgemeine Anerkennung gefordert werden kann (das Sittlichgute). „An
sich" gut ist das von subjektiver Besonderheit und Willkür unabhängig Wertvolle,
insbesondere sofern es nicht bloß als Mittel oder Bedingung eines andern Guten,
sondern um seiner selbst willen, schlechthin gewertet, bejaht, gefordert, ge-
wollt, gesollt wird. Je nach dem Bedürfnis und Zweck, auf den das Gute sich bezieht,
gibt es verschiedene Arten des „Guten". Keineswegs fällt das Gute immer mit dem
Cut.
Loeteolbn toMBUMn, aa gibt tW Gutta, abo Wartrolbe,
Willenaziel bxw. emar Willenafordrrung moJ alba, im Anspruch auf ..Gate"
macht, entapreeken. Gnt amd nicht bloß Ding» «ad Handhmgan, anok
(Charaktere) «warn ab „g»tM gewartet, aaaa ab das WIBm aad db Fakdgkatt
Guten haben. — Em Gat bt, waa db B|
weÜ w Daillo loben tu kefriadbjaa iniuiag (Natur-,
u. a. Otter). Dm höchste Got (common bonom") bt da« nikdikst Beamte*.
Georderte. — Babaflb daa 8ittlichgoten a. Sittliehl
I arr DflflnKa CH0 VvVlafB flHajBaw SQaMHt aa% «IMT flflt t ■
Ecaxro TO* Maoana macht daa Ob» mm Weltprbadp (Dbg. Leart. II. 106). «ad
Plato* erbhcht m Qua dao Oraad daa Seme («*au*s* ** eaafea, BapabL «OB B).
da* Oute gabt dam Sem im ans, begrandi
Db Idee daa Oaba baw. daa „Gern aa abk* bt
PrfcmfcjdmBBfae.d«Wekrenand8ck/ineo(^ Xacl
bt got. wonach alba «trabt (Ktk. Nbam. I 1. 1094a 2). Ea gibt efaH
(a>»te ämAAt, bat daa Sabobatikata „bonum amoparber. faraa**)aat
asImaBmma Qema fi>aitär f sei, lifeeo aaaas. eV aXte» -bonnm md. i
■BjjgBBBBBBmaBBBBjaBBf Vr«BjBBBB) ^Bl^VW aWBF tliay ****** •W^Ba^a« MTW ^M*#«W^ «9 OBaBOmnBBBBl V«ia| «.
aeeJdene"; TgL Ha. Mb. I I. l lk aaaar«
VHS). Alba WlikMnka btaa abk got; db Qtta t »bfcl tkorafl tn dar Vn afcllikaag
Db 8toiker lihoaMibiin daa Gata ad» daai Bitllbkfn ha Sbjaa daa Natur- aad
Vuinaiifbjemlflaa (Dbg. Lairt. VH. 94«.). Ba Got bt aar db Tugend (e. d.).
wahrend db Bplkaroor db Loat ab orataa «ad oiqwiagkVaoa Got tiinlikiiii
(Dbg. Laart. X. 1»)- Nack Puma gibt aa wbdar ein „Gates aa abk". ein gftttlbkra
Urgntaa ab Qoalb alba Lebana (Enaaad. I 7. 8).
Aaok db mhaabharfacke Pbaoaopkb keant an Gotea an abk, eto Mkoekatr^
i; Gott (a. d.) aalbat bt daa hBafcab Got. Mnapkjdi li btdaa
ba »baden („qniquid est, boaaai eet"t AOBnarorr
Terei*hgkme,81;Tw»lAa,8umtkeol.ia,3). Got bt, waa arine Ihm gemäß,
kommenbeit hat, waa albjeawm eratrebt wird („qood omnb appetant". ..inquantum
est appetibib". Troaua. 8om. theo!. I 6). hfrtapbyebch bt db Gata dar Dinge,
ihre Übeiataatiiumung mit dem glHilbkaa WBbn. VgL Cathbbw. Moraipkfloa.
I, tS7ff.; Srocax, Lehrbnoh d. Philoa. II«. 1912; V. Ootraw. Do erat, do baau et
da bbn«, i960.
Auf den Willen besbkee — ab Oeganataad daa Otiubeat. Dcgchrene — daa Gute:
Hobbbb (Larbthan I 6), SrnroxA. nach webkem wir nickt etwaa erstreben, weil m
got bt, aondern erat onaer Streben etwaa nun „Guten" macht (Etb. III. prop
IV. praef.) und dbaea Goto mit dam wahrhaft Nütxlicben. der Erhaltung und Vor-
vollkommnong Dienenden, identbch bt (Etk. IV). Auch nach Caa. Wour bt got.
„waa uns und unsrrn Zustand ToHhommaner machet" (Vernunft. Gedanken von
Gott .... I, f 422; Philo«, practica I. { 374). Nach Kaut bt „got". waa „vermitteb
der Vernunft durch den bloßen Begriff gefallt" (Krit d. Urteuekraft I. | 4f.). C
waa geechiUt, gebilligt wird, waa Achtung erweckt (ibid.). Daa höchste Got bt db
Tugend, daa Tollendete Gut aber schließt auch Glocksehgkeit in genauer Pioyoitioo
zur Sittlichkeit ein. Wir sollen daa höchste Gut ro befördern suchen (egl. ftber den
..guten Willen": Sittlichkeit; Tgl. Unsterblichkeit, Moralbeweb).
Güterlehre — Habitus. 267
Als das dem Willen, Begehren Entsprechende definieren das Gute Schopenhauer,
Hakms, Witte, Paulsen, James, Gebest, Nietzsche (s. Böse, Sittlichkeit) u. a. Als
das einem Zwecke, der Erhaltung, Vervollkommnung, Dienende bestimmen es Beneke,
Lipps, Wundt, Paulsen (System d. Ethik I6, 1899, 320), Höftding, Spencer (Princ.
of Ethics, 1888ff., I, § 8) n. a. Als das Lusterregende betrachten es Locke (Essay
concern. hum. understand. LT, K. 20, § 2), Fechnee (Über das höchste Gut, 1846,
S. 66 ff.), Schuppe (Grdz. d. Ethik, 1882, S. 19), Gizycki, Kkeibig (Werttheorie, 1902,
S. 18ff.), Bechek (Die Grundfrage der Ethik, 1908, S. 63ff.) u. a. Als positiv Wert-
volles gilt das Gute bei Ulricl, Döring (Philos. Güterlehre, 1888, S. 2, 76), Ehren-
fels. C. Stange (Einleit. in d. Ethik, 1901, II, 11, 19) u. a. Nach Semmel (Einleit.
in d. Moralwissenschaft, 1892/93, 1, 47) u. a. ist das Gute das, was verwirklicht werden
soll, es ist eine unmittelbare Qualität des Wollens. Vgl. Lotze, Mikrokosm. III2,
1869, 605 ff. (Das Gute als Grund des Seienden); Sptb, Gesammelte Werke, 1908 f.
(Gott ist das Gute, die höchste Norm); Liaed, La science positive et la nie'taphysique s,
1907, deutsch 1910 (Das Absolute ist das Gute); Brentano, Vom Ursprung sittlicher
Erkenntnis, 1889, S. 17 (,,Das mit richtiger Liebe zu Liebende, das Liebwerte ist das
Gute"); G. E. Moore, Principia ethica, 1903: H. Rashdall, The Theory of Good and
Evil. 1907; Stöckl, Lehrbuch d. Philos., LT«, 1912; E. Fuchs, Gut und Böse, 1906;
Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, 1886; Dürr, Das Gute u. d. Sittliche, 1911;
ScHELER, Der Formalismus in der Ethik, 19218 (Gut und Böse sind Personworte). —
Vgl. Sittlichkeit, Wert, Optimismus, Rigorismus, Sollen, Pflicht, Böse, Tntui-
tionismus.
•orüterlelire ist derjenige Teil der Ethik (s. d.), der das Wesen und die Arten
der geistigen, sozialen, sittlichen Güter behandelt (vgl. Schletermacher u. a.). Als
..Wissenschaft von den Werten" definiert sie A. Döring (Philos. Güterlehre, 1888,
S. 6ff.). Güter sind physische oder geistige Objekte, die Anspruch auf positive Be-
wertung haben, weil sie geeignet sind, das menschliche Leben und dessen Ziele zu
fördern ; sittliche Güter sind die den Sittlichkeitszweck fördernden Objekte, Verhält-
nisse, Organisationen, kulturellen Gebilde.
Verschiedene Arten der Güter unterscheidet Aristoteles, welcher die geistigen
Güter zuhöchst wertet, aber auch physische Güter als Unterstützung des sittlichen
Lebens schätzt (Eth. Nicom. I 8, 9; VLT 14; Polit. VLT 1). Nach den Stoikern sind
wahre Güter nur die Tugenden (s. Adiaphora), doch gibt es nach den späteren Stoikern
nuch noch „Vorzuziehendes" (vgL Diogen. Laert. VII, 95 ff.). — Nach Schleter-
macher ist ein Gut jedes „Einssein bestimmter Seiten von Vernunft und Natur".
Höchstes Gut ist die „Gesamtheit der Wirkungen der menschlichen Vernunft in aller
irdischen Natur". Die ethischen Güter sind Staat, Gesellschaft, Schule und Kirche
(Grundr. der philos. Sittenlehre, 1841, § 91 ff.). Vgl. A. Döring, Philos. Güterlehre,
1888; J. Class, Ideale a. Güter, 1886.
H.
Habitus (l§ie, habitus): Gewohnheit* Beschaffenheit (Platon), dauernde Eigen-
schaft, dauerndes Verhalten, Fertigkeit (Aristoteles, Metaphys.8, IV 19; 20; die
Tugenden sind £|»te rpvx^g, Eth. Nicom. I 13; II 2; vgl. Perkmann, Der Begriff des
Charakters bei Platon u. Aristoteles, 1909, S. 11 ff.; Thomas, Sum. theol. II, 50, 1).
Vgl. Kretbig, Werttheorie, 1902, 8. 192. — Über das „Haben" vgl. Kategorien (Aristo-
teles), Objekt (Rehmke), Urteil.
HaerecYta«: ..Dbabett" (Co. Wour), Dbsee — Bris {t*i* n, Aaiaronus)
bedeutet seit Dom Scotts (Qssrstinn. «aper Kbr. hfetaphya. VII, qu. 10. 9) dir
individuelb Besonderheit (»^Bswenoe indifklsnnu ). dMi wus db Art zum Iudividmi
macht, die Wesenheit des Indmdtirlkn (z. R db „Socratits**4). Vgl Indiriduation.
Ilallurinatlaa bt eh» EriuaerunsavorsteJhug. die. infolge ebnormer Er
regung and ( vorübergehender oder bleibender) Btfriaageii des Gehirns bsw. der P» yr bc .
wo stark und lebtieft Jet, d*S eie ab eine Sinne^rearnelunnnjt erscheint. Der Hallu-
linierende ebbt aicbt Toruandene Dinge (MViekineo^ er tort Stimmen (..Akoeenvo*).
Von der Illusion («. d.) bt die H- nar grednell vsrsehbdeu. es fehlt euch bei den
Hslluxinationsn niebt an werte— nrhn Wihinismiii^haasntii n. mit dem
ionerungefh—te vsrsehssatsen. Den „I^iudu-nalhimalhTnsn** mangelt der Ein-
dmck de* Objektiven. Vgl Esocrnoc. Des ■alaiilw mentaba, 1838; Pabxsx. Über die
Trogwabrnebmungen. 1884; Scixt. Die 1 Häsinnen. 1883: Wovor, Grunde, d. pbysiol.
l^ryehoL IIP. 1801. 8. 643ff; St6bju»o. Psyrbopathoiogb. 1900. 8. 31 ff .; Htui
Dm Grrnnrbsenschafan der rVycbologb. 1801. & 8080.; K. Göttern«
1913; W. 8rarjR. Wahrnehmung and HsJJarfnstion. 1914; PntasDourr. Z. f. d. ges.
New. u. Psych. XIX; Jami, AUgem. rYydKmetbologb. 1910«. 40.
Ilnndlnng («Hl««* actio) ist dm VererMükmnng einer Wumnsmtenti
UrtAugang dss WiUens in beeng aetf das B>wn8tsein selbst als sobhs („binare Hand-
nttstf # OOsJkTn WsTBmMVmVB OBk* 089W^MRgmUBOV!0UI0w fle) BMHC 8o*n* O j© AOBBOWs t« 8Vv *T»l '
hl dbsslbs, als aktive Veränderung von objektiven Tustiiak n oder Vi ihllini— n
(..suBers Handlung". H. im engeren Saune). Die H- iat eine Wirkung von Impiliin.
die psychisch, unmittelbar erfsot, Wilhnsimfuhs sind, objektiv, „von außen
wnonte t nner /tnsiovnsmsn not'
in der fSjmmlBSJhjH »ui rrn. phvniv li' n HAixliuni; /.um .\ui*lni< k. zur Ki ■
sie bildet das ..lnnrnsetn" dtrtttbf Gef uhbbetonte Vorstellungen bilden
die Aiifaiemuusnsnm der HsndJmngsn, db salbst js in ainaw Ablauf peyoho-orgaubuhei
, durch umfahr ein m der Vorsbflnag uns iggiinoiiimenea Zbl erreicht
eoU (vgL Zweck). Durch ..hVnbinkSsning" (s. <L) können Hsnrfhmgsn am..
matiach. triebartig, refbxiuanig werden. Jede Handlung ist physiologisch aus voran
Vorgingen hm Organum« (mit bestimmter, individuell vsri-
>; ingknea ist als nur so su imasiihsn, daß als sls
i gedeutet wird, der in ihr tum Ausdruck gelangt
(vgl ParslblUmu*. IdenütAUtbeorir).
Daß dio Erkenntnia dar Wawjrnschaf t, dem Handeln, der praktbchen Betätigung
KU dienen hat, betont der Aktivbmus (s. d.L Dar Pragmatbmus (*. d.) betont db Be-
deutung des erfolgreichen Handelns ab Kriterium der Wahrt» Scaorss-
haukb, Bsnosox, C Bnoinran, VaiHucosn, Ls Rot u. a. bt der Verstand (». d
Werkzeug für das Handeln (vgl. Intellekt, Gedachtnb, Wahrnehmung). — VgL Asiirro
tslks. Eth. Nirom. VI. 4; Buiu. Lehrbuch d. PsychoL, 1833, § 205 ff.; Wovor.
Cn.ndr. d. Pnychol. 1901, S. 115ff. (vgL WUb); N Ach, Über db WiDenaUtigkeit,
und das Denken, 1905; W. Srsax, Über den Begriff der Handlung, 1904; Vannxom,
Db Pbilos, des Ab-Ob. 1911; Bmoaox, MaUere et memoire, 1910; Dausen.
Vitalbmus, 1905; D. v. Huldibsusd, Db Idee der aittl. Handlung, Jahr
u. phanom. Forschung. 1916. — VgL Wilb. Tat, Aktivität, Produktion, WiUens-
fn ih.it, Zweck, Denken, Praktbck, Fiktion, Sutbtik, Reaktion.
Hang (propensio) bt eine payohbehe Disposition su bestimmten Riohtungen
des Affekts, des Begehrens, eine triebsrtig gawordene Neigung (s. d.) oder Bsgbrde. —
Haplose — Harmonie. 269
Nach Kaxt ist der H. „die subjektive Möglichkeit der Entstehung einer gewissen
Begierde", „die Prädisposition zum Begehren eines Genusses"' (Anthropol. I, § 77;
Religion innerh. der Grenzen der bloßen Vernunft, S. 27 ff.: angeborener Hang des
Menschen zum Bösen). Vgl. Bexeke, Lehrbuch d. Psychol.3. § 175ff.
Haplose (ä.T/w(7i=. Vereinfachung) bedeutet bei Plottn die Zurückziehung der
Seele vom Leibe und ihre Vereinigung mit Gott im Zustande der Ekstase (Ennead. VJ
9, 11).
Haptisch (ä.iziy.dg): dem Tastsinn (s. d.) angehörend.
Harmonie (dguovia, Stimmung, Einklang, Ü^reinstimmung) ist zunächst das
Zusammengehen einer Mannigfaltigkeit verschiedenartiger oder auch gegensätzlicher
Anschauungselemente zur wohlgefälligen Einheit (ästhetische H.), Übereinstimmung
verschiedener Willensrichtungen, Triebe, Interessen, Zwecke, psychischer Tendenzen
zur Einheit der Persönlichkeit (ethische H., H. des Charakters), Übereinstimmurg
verschiedener Individuen und ihrer Zwecke zur Einheit einer Gemeinschaft (soziale
H.). Jede Art der H. bedingt ein Zusammenfassen des Verschiedenen und die H. der
Welt beruht, soweit sie vorhanden ist, auf einer wechselseitigen Anpassung der Dinge,
ist also ein Entwicklungsprodukt, wobei die Tendenz zur Harmonie im Wesen des
Alls von vornherein begründet sein mag, wie sie jedenfalls im Organischen und im
Geistesleben zum Ausdruck kommt (s. Einheit).
Den Begriff der musikalischen H. übertragen die Pythagoreer auf die Welt, in
welcher die Gegensätze harmonisch vereinigt sind; alles ist Harmonie oder harmonisch
geordnet (ibv oÄov ovgavbv äouoviav tlvai xal ä.oid'uöv, Aristoteles, Metaphys. I 5;
vgl. Diog. Laert. VHI 33; vgl. Zahl). Eine H. ist auch die Seele (s. d.), die Tugend
(Diog. L., VIII 33). Es besteht auch eine Sphärenharmonie, ein (von uns nicht
wahrnehmbarer) Zusammenklang der um das Zentralfeuer sich bewegenden Planeten
( Aristoteles, De coelo II 9). Nach Heraklit gehen die Gegensätze in der Welt zur Har-
monie zusammen wie, .Bogen und Leier" {xaÄivtgoxos aouovir, öxioaneg 1650V xal Ävgrt~.
Fragm. 25ff.). Die Weltharmonie lehren die Stoiker, Plotln, die „Schrift von der
Welt", später Xicolaus Cusancs, Paracelsus, Kepler, Giordaso Brcxo, Shaftes-
bury, nach welchem die Tugend in der H. zwischen selbstischen und altruistischen
Neigungen besteht (vgl. Die Moralisten, deutsch von K. Wolff, 1910), Schiller (Philos.
Briefe, 1786), Herder, Kant (in der vorkritisehen Periode), Swedexborg, der von
einer „konstabilierten" H. spricht, u. a.
Den Begriff der prästabilierten (von Gott voraus hergestellten) H. („harmonie
preetablie", „harmonie universelle") stellt, in Weiterbildung des Okkasionalismus
ja. d.), Leibxiz auf (vgl. Philos. Schriften, hrsg. von Gerhardt, III, 67, 121 f.). Hier-
nach können die „Monaden" (s. d.), die einfachen, immateriellen Substanzen, einander
nicht direkt beeinflussen, aufeinander nicht direkt einwirken, da sie als einfache Wesen
von außen nicht modifizierbar sind (sie haben „keine Fenster"). Gleichwohl aber
stehen sie in streng geordneten, gesetzüchen Beziehungen zueinander, so daß alles
.ehen so abläuft, als ob die Dinge miteinander in Wechselwirkung ständen- In
Wahrheit besteht hier nur ein „idealer" Einfluß: Gott hat ursprünglich die Monaden
so geschaffen, daß deren Zustände einander genau angepaßt sind, mit „Rücksicht"
auf die der anderen, also im genauen Parallelismus zu ihnen, ablaufen, einander
koordiniert sind. Jede Monade hat Bezüge, durch die alle anderen Monaden aus-
gedrückt werden; ihre Zustände entsprechen einander so, als ob der eine die direkte
Wirkung eines andern wäre, indem diese genaue Zuordnung doch nur in der von Gott
stammenden Weltordnung herrührt („il faut necessairement que chacune ait recu
870 Harmoiitocb-loolpotentieU —
l'aa sott perfaitcmcot decoord t oorreepondant areo raan»** (Samt, Ena» IV, f 1 1 :
rgL H^H4t 51 fL). '■■ »— "i<f'it txwteht eine eolehe HL i«e»Auu Leib «ad Seele,
Mi de» gnwwn, wobei jede Reihe «Im GMchohea» umso eigenen Garnison folgt.
Gebt «ad KBcpar drücke© rianalbi Urdvereum jeder Mf «eine Weite au» (..L'imc
■uit «m propre« lote, ei b oorps auaei In nennet, et lb m renoontrent en rarta de l'har-
t^nfff^ pieete Mki entre toutee Im «ubsianoae, pubau'olbs eont tontet tos i
d'un man» unirers" (llonedoL 780.). Seele und Leib gbichec swei 1
1K 140, IM). Bedach besteht noch eine H. rwtoohen nMh»nbmn» und TVdcofagie.
kriechen Netur «ad SRtBohkeii, den „Reiche der Natur" und dem „Reiche der
Gnade", TereV%e welcher ellee ■ohHetnoli tarn HeU fahrt (ManadoL 87fL; rgL Philo«.
Hauptechrtftenl-ri). h nhlngar der Lehre rem der praot. Hm aMaie atmi Ose. Wocrr,
BAUMoamna, BiLrwoae, Rasovma e.e„ Offner ROnioan, Hotxaurs, IL Kar/ras»
(rgL B. Banause. IL K. und eeiae Zelt, 1876) e. a. — VgL Joat* Der üreprang d.
Nattrrphilo«.. 1808; Swoboda, Hanaoaia aabnae, 1807; F. C 8. SoaTnjJn, Human»
mm, 181t; R. Paasch, Btoe, Die Oeeifi der Weh, 1881. 80, (De» QonU der Hanaoale
iet daa letal» der stehen WehgeeHae.) — VgL PerelaWaaiai, Krnsrnani. Einheit.
Unreaaalech Kajalpwtcattlcll bt aaeh Dazaaoa jede« organbcbe
System, in dem jedem etanbnn Zellektmeate die gleiche „proepektire Bonos" (d. h.
Fähigkeit, je nach der Lage jeden HHtHgm Trü de» »Infi igen ladiridaame tu bilden)
sukommu VgL Leben.
HAAUeh tot da» texte?
(a. Ästhetik), da» Diahenaoniaehe, UiayopMtanaarai
kenn ein im wirklichen
dargestellt werden, daS er ■■laathohei Gefallen erweckt;
f>tn Ingrediens, eine i
hlMkth" (abetoaead, lumwial) «»nminen VgL die
Schriften; Rooa. Nene Voreehule der Ästhetik, 1887. & 88 (Abfall der
Idee ran «ich aalhat); K. RossxKaasi, iathetfk da» mWiahan, 1888; K. r. Hat-
aus*. Ästhetik, 1888/87. IX 808«.; Luve, Ruber der Oipaeart I. 8. 885 (H »t.
wai „eine Lebeasramaiaaag m ahm aehltefk").
Ilautnlna s. Tastsinn, Dniokempfindiingan
llcaiitononaie s. Autonom» (Käst).
Hedoninmas (#ori}. Last) tot der Lust-Staadpimku d. h. diejenige Rlchtnng
de« Eudamonteuras (•. d.L nach welcher die (•innliche oder getotige, oder euch nur die
sinnliche Lost, der Genuß) Motir und Zweck eile«, ahm auch dm dttbchen Handeln«
tot. Die Last gut hier ab höchster (subjektiver) Wert, ab höchste« Gut, ab Endziel
dM Streben«, wahrend «te in Wahrheit mebt nur mit nr „Triebfeder" dM Handehai
gebort, nicht denen „Zweck" bildet and rar allem nicht ab objektir-sittlicbes Wüten*,
siel aufgestellt wird oder werden kann (s. Sittlichkeit). f-
Hedonbten sind AaisTtrr, nach welchem die (einreine) Last ein Gut (•>«*•*).
Selbstsweck («V «er** «*?«■}) «nd Endstel dM Handelns (tlloe) bt (Diog. Lee.
86 ff.; rgL Aber andere Kyrenaiker: 11. 84 ff.), die Epikureer, nach welchen die Lust
Motiv und Ziel dM Leben» bt ($*W$r Aorfyr *al ttJU* Myop** Jp*t reo /tmwmftm Cfr,
Hegelianismus — Hegemonikon. 271
Diog. L. X, 128; toixov yäp %äoiv anavxa nq&xiouev, ötküs u^t' dAywpev p^Ts Taoß&ftev,
ibid.; also Freisein von Unlust als Ziel: „negativer" Hedonismus). Die Lust ist das
erste und naturgemäße Gut, aber nur die Lust, der keine Unlust folgt; daher ist eine
richtige Abmessung {ovfiuixg-qais) der Lust und ihrer Folgen, also Einsicht, Maßhalten
nötig (I.e. X, 129ff.). Die höchste Lust ist die geistige (1. c. X, 137; vgl. 141). — Spätere
Hedonisten sind Laub, Valla (De voluptate, 1431), Helvetcus, Holbach, La
Mettrie, Volney, Bentham u. a. (vgl. Eudämonismus). Hingegen betont man ver-
schiedenerseits, daß das Willensziel nicht die Lust, sondern etwas Objektives oder
die Betätigung selbst ist (Wundt, Münsterberg, Unold, Paulsbn, Syst. d. Ethik,
1898, I5, 238 ff.), Thtlly, Sidgwick, Külpe u. a.). Vgl. Watson, Hedonistic Theories,
1895; H. Gompebz, Kritik des Hedonismus, 1908. — Vgl. Lust, Glückseligkeit, Sitt-
lichkeit, Tugend, Utilitarismus, Motiv, Zweck.
Hegelianismus : die von Hegel und dessen Anhängern vertretene Philo-
sophie, deren Kern der „absolute Idealismus" und „Panlogismus" (s. d.) ist, wonach
das absolut Wirkliche „Idee" (s. d.), Geist (s. d.), Vernunft (s. d.) ist. Denken und
Sein sind identisch, das Seiende ist eine „dialektische" (s. d.) Entfaltung eines univer-
salen „Denkens" (vgl. Kategorien). Auf dem Umwege der Natur (s. d.) und der Ge-
schichte (s. d. ) kommt der allen zugrunde hegende Geist zum Bewußtsein seiner selbst.
Die Logik (s. d.) ist zugleich Metaphysik, denn alles Vernünftige ist wirklich, alles
Wirkliche dem Wesen nach vernünftig. Nach Hegels Tode spaltete sich die Hegeische
Schule in eine (theistische) „Rechte" und eine (pantheis tische oder naturalistische)
„Linke". Zur „Rechten", bzw. zur mehr gemäßigten, vermittelnden „Mitte" gehören
Gabler, Göschel, Hinrichs, Vatke, Daub, Marhetneke, Michelet, K. Rosen-
kranz, J. E. Erdmann, G. Biedermann, K Fischer, Schaller, Schasler u. a.
Zur „Linken": Rüge, Bruno Bauer, Feuerbach, D. Fb. Strauss u. a. Von den
Neuhegelianern lehnen manche (Croce u. a.) die Dialektik ab, andere (Sterling,
Green, Bradley, Mc Taggart u. a.) verbinden Hegeische mit Kantischen An-
schauungen. Von Hegel sind mehr oder weniger beeinflußt C. H. Weisse, Planck,
A. Lasson, Vera, Ceretti, Spaventa, Monrad, Bolland, Tschitscherln u. a.,
zum Teil J. Kohler, Cohen, Hammacher, Wündt, Bosanquet „Caird", u. a. (vgl.
Ueberweg-Heinze-Oesterreich, Grundriß der Geschichte der Philos. IV11, 1916).
Der H., der erst eine große Herrschaft ausübte, dann ganz zusammenbrach, beginnt
wieder Einfluß auszuüben, zum Teil in modifizierter Gestalt. Neuhegelianer sind
G. Lasson, W. Purpus, Erich Frank, J. Ebbinghaus u. a. — Vgl. Hegel, Werke,
1832 ff.; Neuausgaben von G. Lasson, Phil. Bibl.; R. Haym, Hegel und seine Zeit,
1857; K Fischer, Geschichte d. Philos. VIII; Dilthey, Die Jugendgeschichte
Hegels (hrsg. v. Nohl), 1921; Nohl, Hegels theol. Jugendschriften, 1907; B. Croce,
Lebendiges und Totes in H.s Philosophie, 1909; Windelband, Die Erneuerung des
Hegehanismus, 1910; G. Lasson, Beiträge zur Hegel-Forschung, 1909 f.; A. Bul-
linger, Die Quintessenz der wahren Philosophie, 1905; W. Purpüs, Zur Dialektik
des Bewußtseins nach Hegel, 1908; Die Dialektik der sinnlichen Gewißheit bei
Hegel, 1905; Roques, Hegel, sa vie et ses Oeuvres; Hammacher, Die Bedeutung
der Philos. Hegels für die Gegenwart, 1911; Ders., Hauptprobleme der modernen
Kultur, 1914; H. Scholz, Die Bedeutung der Hegeischen Philosophie für d. phil.
Denken der Gegenwart, 1921 ; Hegelarchiv (seit 1912), hrsg. G. Lasson. — Vgl. Idealis-
mus, Phänomenologie, Recht, Sittlichkeit, Staat.
Hegemonikon (fiyeuovixdv, das Herrschende, Leitende) nennen die Stoiker
die ulx-rste Seelenkraft, deren Sitz im Herzen ist, die Quelle der Vorstellungen,
m mm
Otdai ton und Wollungen «y^seWr JJ Wr«. i4 «reMiere* i<* «Hrfe '" v> «'
yartaeUi mmi ml ifpal jifvmvtmt mmi 19— • JUjrot <Mif/s#i*j) und der einheit-
lichen Verbindung der psychischen Punktione« (Wog. Leert. Mi. Ho. 1570.).
Iliills: syeilfbüh religio» Kategorie, vom Qhtlluhi« n tnonrn. begrifflich
schwer «i (mm. R. Orro (Dm Heibge. 19»») fahrt die Bimiohning ..numinos'
dafür ein. Ab erst« Beflcxwirkung de* Xuuunoscn im SdbJtgnfnhl gilt dM ..Kxcstur
gef Ohl". Nach Wi*diuu*d (EfnL in die PUL, 1914. 3») bt das Heilige das Reich
<W n UgkJeen Wart». KaDnuaua, Dm Seslonbbon der ffnlsmii. 1917.
II. IIIghHt . HieJohMiinn
Hell»«**«* s. HnrnnsmluiUsmus, Tneoaophb.
!«■■•■! bt Verhinderung, Eiechwerung. Herabsetzung, Inteihrechung
einer Tätigkeit durch mm ihr liissasnsjshMBili Kraft. Db physiologische Hein
nuing(Eo. Wsa«)bwtshlbdMBooinflMMssgotfMno^^
Nerven. Psyohologisoh giblos Htm mengen dM Abbofea, der Boprotuhtion (s. d.)
von VoMwOiüMin. dar Asnoriation. dM Gedenk— ra rhwfm, darch OtfMMjMflMhMgna,
slibnhsnvih Eindrucke, Gefühle, Affekte, von lfliliMJ «nd Oefthbn dank die auf
ab fwichiele Aufn*erkeamkeit, von Trieben. «. a. ffamnwnrt «Mmi nicht Vor-
dunkelnd wirkt die AufmerkMjnkeit (a. d.), die
,:_- a -'im ■■■■ ■ ■Tim ilaM n ■ ■ mU ■!■! iL i ■ III ■ ■ Vea
tritt dar aktive WiO» den Trieben gegenlbar. die
Die pfjohbnbi H. kannte bereite AjtUTOTtXM. nach wrluhei db Sias hei s Vor-
stellung db schwächere verdunkelt (Da mm 7. 437a, Uff.), ferner Laons (Opera,
ed Brdmann, 740b). CO. Wolft („swmilln fortior oheenrat debinorem' . Payohol.
empir. | 76). Kart u. a. — Db Lehre von dar gup nebligen H. der ab Kräfte auf ge
feSten VorataUnngen hat Hnaarr ■nfgaatent. dar ahm „Statik" und „Mechanik" des
tueammeutreffen, eo hemmen ab einander, d. h. bde «etat db IntsMiltt, BewuBtheit
der anderen herab. Db gehemmte Vorstellung wird tu einem 8treben,
und kann, wem dM Hmdarab weicht, wbder bewuBte. wirkliche Vorstellung
HrmraungMomme" bt das ..Quantum des Vorstellen*,
entgegenwirkenden VorsteDungen guMmmengenommen met gehemmt warnen". Dm
..Hcraraongsverheltab' bt dM Verhältnis, nach webhem db IfliRUBMmuiiiwa ebb
auf db ehuemen gehemmten Vorstellungen verteilt. Jeo» Vorstellung erbkbt
im umgekehrten Verbal tnb ihrer 8tarke (Psychol. ab WiseeeechsJt, 1824/25, 1. 1 38 ff.:
uch d. Psycho!.». 1850, 8. 15 ff.; vgl. Voucxaxx. Lehrbuch der Peycbol I*.
1894L, 341 ff.; Wirrerer», Nene Behandlung d. umthematpayehol. ProbL. 1845).
In der neueren Psychologie aprbfat man von „aavoxiativer'' (Bnnrosuus, Grda. d.
Psychol. I*. 1905) oder generativer" (MOtjub und Ptxsraon) H.. von „Repro-
duktionahemmungen" (Kbbixohaüs) oder „effektuelbr" oder H. der ..Dbpositinns
Wirksamkeit" (Orrxta, Dm Gedächtnis1, 1911. S. 163ff.) u. a. (vgl. Heymaxs, Ztechr.
f. Psychol.. Bd. 21, 26. 34, 41); Aall, Ztechr. f. PiychoL. Bd. 47. Wovor schreibt
der Apperwption und dem WUbn hemmende Wirkungen xu (vgl. Grdx. d. phys.
Psychol.. 1903, II*. 516ff.; III». 579. 596, 210f., 256f.). Vgl. Hypnose.
Ilonaden (*rdeW): Einheiten, sind nach Platox (Phibbua, ISA) db I
(s, d.), nach Prokj.cs aus dem „Einen" emanbrende gebtige Kräfte.
Henismus — Heterozetesis. 273
Henismus oder Singularismus (Gegenteil Pluralismus) sagt Windelband
(Einl. in die Phil., 1914) statt Monismus (s. d.).
Henotheismus (sh, 9-eög) nennt 1£ Müller die Verehrung einer einzigen
(Stammes-) Gottheit, ohne daß die Existenz anderer Götter schon geleugnet wird,
also eine Vorstufe des Monotheismus (Vorles. über d. Ursprung u. d. Entwicklung d.
Religion, 1880, S. 158f.).
Hevaklitismns ist der (zuerst von Heraklit vertretene) Standpunkt der
..Aktualitätstheorie"" (s. d.). wonach alles Sein ein Werden (s. d.), Geschehen, Tätigkeit
ist (Mach. Nietzsche, Bergson, Joel, Wcndt u. a.).
Herlmrtianismus: die Philosophie, Psychologie (s. d.), Pädagogik (s. d.)
J. Fr. Herbarts (s. Reale, Metaphysik, Beziehung, Widerspruch, Seele, Hemmung,
Statik, Vorstellung, Intellektualismus, Gefühl, Interesse, Apperzeption, Ich, Idee,
Sittlichkeit u. a.). Vgl. WW. 1850—93, 1887—1913. — Herbartianer sind mehr oder
weniger Drobisch, Hartenstein. Strümpell, R. Zimmermann, Thilo, Ziller.
O.Flügel, Rein. Volkmann von Volkmar, Xahlowsky. Stoy, Schilling. Stieden-
roth ii. a. Vgl. E. Wagner. Vollständige Darstellung der Lehre H.s, 1886;
W.Kinkel, H., 1903; O. Flügel. H.2, 1911: Zimmer, Führer durch die deutsehe
H.-Literatur, 1910.
Herrenmoral s. Sittlichkeit (Nietzsche).
Heterogen (sitoo/ein'^); von einer andern Gattung, ungleichartig, von Grund
aus verschieden.
Heterogonie der Zwecke nennt Wendt die Entstehung von Zwecken aus
Nebenwirkungen und Folgen von Handlungen, Willensakten. Es stellt sich eben das
Verhältnis der Wirkungen zu den vorgestellten Zwecken so dar, daß ,,in den enteren
stets noch Xel>eneffekte gegeben sind, die in den vorausgehenden Zweckvorstellungen
nicht mitgedacht waren, die aber gleichwohl in neue Motivreihen eingehen und auf
diese Weise entweder die bisherigen Zwecke umändern oder neue zu ihnen hinzufügen"
(Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 400). Die Effekte der Willenshandlungen reichen immer
über die ursprünglichen Willensmotive hinaus, und so entstehen neue Motive mit
abermals neuen Effekton; auf diese Weise wachsen die Zwecke und Zweckmäßigkeiten
(im Organischen, Geistigen), ohne daß die erreichten Ziele von vornherein erstrebt
wurden, aber auch nicht durch rein mechanische, , .zufällige'" Einflüsse (Ethik2. 19o.!.
S. 266; Grdz. d. phys. Psychol. III5, 1903, 787 ff.). Das Prinzip der H. der Zwecke
ist auch für die Entwicklung der Sitte. Sittlichkeit, Religion usw. bedeutsam (vgl.
Zweck). Ähnlich lehren auch Vico, Hartley, Fichte, Schelling, Heg kl. Mili..
Spencer, Windelband, Hering. Nietzsche. Höffihsg. Jodl, Simmkl u. a. (vgl.
Motiv Verschiebung).
Heteronomie s. Autonomie.
Heterotelie (Fremdzwecke) nennt W. Stern alle Zwecke, die übergeordneten
oder nebengeordneten Personaleinheiten oder abstrakten Ideen dienen. (Die menscbl.
PersönUchkeit, 19182, S. 40.)
Heterozetesis (ittoo^/jr-ats, „fallacia plurium interrogationum"'): so-
phistische, mehrdeutige Frage, welche je nach dem Sinne verschieden zu beantworten
ist (vgl. Cornutus); Beweisverrückung, wobei die richtige Folgerung sich mit dem,
was zu lie weisen war. nicht deckt.
Ei sie r, Handwörterbuch. jq
urietik — Homologie
HearUtik (,<■#/*«**, finden): PifindaagntiiiiM, Lehr» ron der Metkodik <W
Kntwicklung von Wahrheiten (durch Kmnbiaatlon. Induktion. Experiment.
duktion usw.; vgL Ars nufu, ftrfiadoag. Topik). — HrunHuch: auf das Fladen.
Kutdeckea heruglico 80 eprickt nun von einem ..heuristischen Verfahrt
ItonoeDang einer Wieeeoeoaaft. Heuristisch wirksam sind gute Hjpotkraen (•
mm» Fiktionen (rgL Vaiaisoau. Die Philo«, dm AU Ob. 1911. 8. 19«.). Vgl. Idee,
Regulativ. Zweck (Käst).
il«»*la s. Habitus.
BUM sind nach Hmuit Vorstellungen, die ehtsader im Tragen der
Hemmung (s. d.)na»r»tttaen (PryehoL ab Wnaanichift I. f 42«.; vgl. Rrprodaktion).
- Hilf. begriffe sind Begriffe, denen kein direkter CigenstanJ w ^ Rrfnbnuig
• rtutpriekt. die aber die EfTeaokuag das LVnkxweeke* rrrmltteln. erleichtern (rgL
\ Aimacaa, Die Philo*, das Ab-Ob. 1911. S. 19«.). - VgL Motuabsmus. Helene
(\Vr*or).
iat die Tendenz, die geistigen Gebilde oder Kuiturgebilde
( Recht. aatttanfcaH, RaBgina aew.) ab Produkt hbtni liobn Eatwickhxng za Utraektea
odar nie ab kbtorieak bedingt «ad waodalbar n beurteilen und zu awtea. vokal daa
Überajstorboke von OamtiHnhsaiten, Postulatea. Normen, veleke im Warna de«
< Jebteabbens, dar Kultur, des Gemetnaohaltabbens überhaupt würze», verkannt wird.
Wann auch db Geaakickte ab» nneatbehrtiaku Quelle für db ftiamifb dar Ent-
wlnklangatendanma dar Meaaohbsh bildet, so kann dock dss „Sollen (.. d.) bb>0
•us dam Sein. Gewesen- und Gewordener» nickt abgabitet werden. VgL Nibtxucuz,
Unatitgamafie Betrachtungen II; Vom Nutarn und Narkteil der Hbtorb für des
Leben (Wir brauokea Gesekiekte „zum Leben und zui Tat, nicht zur bequemen Abkehr
rom Laban und ron der Tat"; „nur soweit db Hbtorb dam Laben dient, wollen wir
ihr dienen); WCVDT, Logik 111«. 1908. & 540«.; Bccaav tur der Gegen
wert I 6, S. 247«.; Las«, in: Db Pkilos, im Beginn das 20. Jahrhunderte, hrsg.
von Wwdelbancl. II. 1 IT . w imcin, Ktuik, 1902, 1. 125; Goumcaai
luuen zu einer Kritik dar WUbnahraft. 1905 — alb gegen db Einseitigkeit d« -
Tboltsc«. Db Bedeutung dar Geaokickta für db Weltanschauung, 1914. -- Vgl.
i:<-chtt{>hilov>phi«-
4.nt
llolomcriancr hieSen db Vertrater der Ansicht, nseh welcher db im-
materielle. Seele ganz (SA*) in Jedem Teib (*/ee*)dc* Leibes existiert, im f".egensatJt-
xu den Null 1 bitten, nach welchen der Gebt nirgend« (nullibi), d. b. in keinem raum-
lieben Orte «ich befindet (vgl. H. afoaa, EnckirkL metaphys. 27. 1). VgL Seefensit,.
Homoffi: von einer Gattwag, gleichartig. VgL Entwicklung (Sraxcxa).
Homologie («.«eievi'a): Übereinstimmung des Handelns mit der Nstv;
«ler Vernunft (*.«oAererWrs#* J$r; vgL Sittlichkeit; bei Cicano: „convenientia
finibus III 6. 21 ; bei Srwbca: „acqualitas sc tenor vitse per omnia ennsouan* -
Kpbt. 31, 8). In der Biologie bedeutet H. Übereinstimmung von Organismen in
der Struktur, Lege und Punktion von Organen, homolog beißt soviel wie morpho-
logisch gleichwertig. Im Gegensatz zur Analog» dar Organe (s. d.). VgL Srnuxa.
Zur Geechichte u. Kritik des Begriffs der Homologie in Allgem. Biologie (Kau»
Gegenwert), 1915. 63 f. In die Geschichtsphilosophie fuhrt m kkolzr (1
gang des Abendlandea, 1917. 161) den Begriff <I
Homo-mensura-Satz — Humanität. 275
Homo-niensura-Satz: die Lehre des Protagoras, der Mensch sei das
Maß der Dinge. Vgl. Relativismus.
Hoinöomerien (6uoioueort) öuoioue'oeiat; homoeomeria: Lucrez, De rerum
natura I, 830 ff.) nennt Aristoteles (Metaphys. I 3, 984a 14; De coelo III 3, 302a 31)
die von Anaxagoras angenommenen qualitativen, unveränderlichen Elemente
(a.-Te'puaia) der Dinge. Es gibt ihrer unbegrenzt viele, und zwar vereinigen sich gleich-
artige Teilchen (z. B. Gold-, Knochenelemente) zu den Körpern, mit denen sie gleich-
artig sind (Gold, Knochen U3W.), oder es überwiegen wenigstens in diesen Körpern
die gleichartigen Elemente, denn eigentlich ist „alles in allem" (Diogen. Laert. II, 8;
Stobaeus, Eclog. I, 298 f.).
Hörnerfrage s. Cornutus.
Horopter ist der Inbegriff der Raumpunkte, deren Bild in beiden Augen auf
korrespondierende Stellen fällt (vgl. Wundt, Grdz. der phys. Psychol. II6, 1903,
612 ff.).
Humanismus bedeutet: 1. die Bedeutung der Pflege der antiken Sprachen
und der klassischen Literatur der Alten, aus welcher von den „Humanisten" (Reuchlin,
Ebasmus u. a.) das Ideal humaner Bildung und Kultur geschöpft wurde; 2. (als
„humanism") der Standpunkt, nach welchem alle Wahrheit und Erkenntnis mensch-
lich, durch menschliehe Bedürfnisse, Interessen, Ziele bedingt, nicht3 Absolutes, an
sich Geltendes ist (F. C. S. Schiller, Humanism, 1903; Studies in Humanism, 1907;
Humanismus, deutsch 1911). Für diesen H. (der nach Windelband besser „Homi-
nismus" heißen sollte) geht die Philosophie vom Menschen und von der menschlichen
Erfahrungswelt aus, der Mensch ist das Maß seiner ganzen Erfahrungswelt, der Er-
zeuger aller Wissenschaften, aller Erkenntnis, aller Wahrheiten, welche insgesamt
psychologisch, durch menschliche Zwecke, Wahl bedingt sind (Humanismus, 1911,
S. IX ff., lff.; Formal Logic, 1912; vgl. Pragmatismus, Logik), Relativismus.
Humanität (humanitas, Menschheit, Menschlichkeit) ist das menschliche
Wesen („hominis essentia"), das, was den Menschen zum Menschen macht („quidditas,
qua homo est, quod est"), also der Inbegriff derjenigen Eigenschaften, welche den
Menschen ihren Gattungswert verleihen. So genommen ist H. ein Wertbegriff, eine
Idee, ein Ideal, ein Willensziel, welches im Laufe der menschlichen Entwicklung zur
annähernden Verwirklichung gelangt, bedingt durch das allmählich reifende und immer
neu aufzuregende Bewußtsein von der Zusammengehörigkeit der Menschen in der
Einheit der Gattung, in der Gemeinschaft des Wirkens, des Strebens, des Zieles,
der Kulturaufgabe. H. ist nicht bloß Menschenliebe aus Mitleid, sondern, subjektiv,
der Wille zur Anerkennung, Achtung und Förderung des rein, positiv Menschlichen
in jedem. Höchste Ausbildung des Geistes-, Gemüts- und Willenslel)ens, zu harmo-
nischer Einheit ist das Ideal der Measchenkultnr, die nur innerhalb der sozialen Ge-
meinschaft möglich Ist (vgl. Kultur).
Die Idee der H. im Sinne der universalen Menschlichkeit ist durch die Stoiker
und besondere durch das Christentum zur Geltung gekommen. Die Humanisten
der Renaissance gestalten den Begriff der H. zu dem einer klassischen Bildung, wobei
ihnen die Alten so recht als Prototyp wahrer Menschen erscheinen. Ähnlich denken
und werten im 18. Jahrhundert Winckelmann, Lessing, Schtller, Goethe u. a.
Als Ziel der Geschichte (s. d.) bestimmt die Humanität Herder, nach welchem die
Ausbildung aller menschlichen Anlagen, die „Bildung zur Humanität" auch das Ziel
der Erziehung ist. Humanität ist der „Charakter unseres Geschlechts", der aber
18*
gM Humor Hylomlsmss
von umi erst ensgahilrbtt wrrdsa muß (Briefe nr Beförder. der Humar
K. ist der „Zweck de» Mrrachiagaiihhuhf *. 8» ■* Vueinigang von
Vernunft und Liebe, (MM» und Qemotahultuj (Ideen nr Philo«, der Geschichte.
17*4 f(.). Auch bei W. ros Rvumtun spielt das HumsnitAUideal eiae groSe Bolle
a**o«a, W. v. H. und dir HomaniUtaidec, 1900: II die Reform
des BiMwnssaiiauat, 1910; W. JsacftAUm, Die Aufgebe dee Lehrers an höheren
lim*, 1912). VgL P. Lxaocx, De i'humanit/. 1848; Wi k>. 1903.
S. 2*7 ff .. 493 ff .. 679 ff . ; Co««». Ethik, 190«, & 88« ft(H. - dee „Grundgesetz d.
liehen Harmonie" dea „Zaatrsm allrr Tugenden); W. Kix«i
gedanke. 1908; Suoiku Soüologie. 1908, & T71 ff
u. MBnaohfnftbnnomb. 1911; SanrsioKWtjr. Die antike Humanität, 1897; ILuukyk.
Jeair der H.. I9U2; K«rra.ca «trntam, 184* > f. F«Kr««rsr.«.
BUdunga- u. Enfekungaideale. 1921. V«L Mensch. Sittlichkeit, Norm. BUduag,
Kultur. Religion (XaToar).
Humor
Hjrle (*An): Stoff. Materie («. d.* ha OigssiMe tu Morph* (*•#«•<>. Form.
norpbunui: Lear« roa dar VerhJadang «Bar fbtaau mit einem Stoffe
t«iaot* Doim Scott« «. «.). VgL Babolanik (Liter
II | Ml88«Sf stofflich. Bei Hrssaax, (Ideen l e. reinen Phenoearnoiogi
1721.) hybtlsche DaU ungefähr entaprechend den aeaaneUen Daten, die durch die
noetiechen (e. d.) einngs banden Momenti geformt werden,
Hyl«««!«—« (Ms, Stoff; («4. Leben; dar Ausdruck aeboa bei Cuuwoat»)
iti-iUt <lk \* hrr \><n «Irr iW->tii,inc BaMMMM Mi IU8MM «OaH d«T Bfl^aaajlamj r»t- .
i «tt alle, «aab da» anorganische Materie voa sieb aat empfindend.
Dar H. ist eine raehslische .
noch unkritische Form des Paapsyrhisaius (e. d.).
Hyioeoisten sind besonders da* joaJseaaa Xstnrphilosopben: Tarn «t. nach
welchem dar Magnet beaealt ist. weil er das Eisen anzieht und allss roa Seals erfüllt
ist (Akjstotxlbs, De «ahm« L 2; 8; Diog. Leert- L 27). AxAJcmxjrs«, Hijukut.
femer Evrsoonxa« u. a. (rgL Prinzip), ferner die Stoiker (s. Fneuma). Sf>
PtBtrtatTs, Caaoaxus, raa Hklmoxt. Gioädajso Bsrxo. Sttsosa. Gassxxdi.
SsxinurT, Guasox, Ccnwoara. H. Mo««. Maur«amui (Oeuvres II, 136«.). Dtaaaor
(Oeurres IL soff.). KoatxKT (De la nature IV. K. 6). Brrrox. DsacBaai ■«.«.
AM empfindend betrachten die Atome Zoujrsa (Ober die Natur der Kometen. ,1882.
S. 321 ff.). L. Gnoaa (Der Ursprung d. Sprache. 1868 f.. S. 2O0ff.). L. Xoia* (Apbo-
rhunen, 1877). L. A. Ros«sthal (Die monistische Philo»., 1880). W. H. Psaxss | <
>ff. 1883; Die psych. Bedeutung des Lebens im Universum. 1879). Xasosu.
Pkitkr (Über die Erforsch, des Lebens, 1873k W. BöLsca«, Hkrtwio. Sack.
K.U.TA2C. E. Habckkl („Lust und Unlust, Begierde und Abneigung, Anriehung und
AbstoBung müssen allen Massen-Atomen gnawiinsim sein". Die Petigeacsh) der Plasti-
dulr. 1876, S. 38 f.; Weltrateel, & 2841.), J. O. Vogt (Lust bei Verdichtung, Unlust
bei ftp****** g der Materie), Ratxexhofkr. Mechanik (s. Dynamotoümm). Dtäasd
D« Gros, Lk Dahtbo u. a. — Nach Käst wäre der H.. der nach ihm das Tragbeits-
prinrip aufbebt, der ..Tod der Naturphilosophie" (Mctaphys. Anfangsgrunde der
Katurwisasnachaft; vgl. Krit. d. rrteiUkraft II. § 71 VfL J. Soüxy. Koarn
ls^l : H vi itzkb, Ursprung und Bedeutung de« HyloxoKmua, 1881 (gegen d«
Hyperästhesie — Hypostase. 27 i
aber doch für eine „Innerlichkeit" der Materie); R. Seydel, Der Fortschritt der
Metaphysik innerhalb der Schule des jonischen H., 1860. Vgl. Panpsychismus, Volun-
tarismus, Spiritualismus.
Hyperästhesie: Überempfindlichkeit, abnorme Erregbarkeit der Sinnes-
organe. — Hyperalgesie : übermäßige Schmerzempfindlichkeit. — Hypermnesie:
abnorme Steigerung der Vorstellungsreproduktion (vgl. Ribot, Maladies de la memoire,
S. 138 ff. ; Flournoy, Die Seherin von Genf, 1901 ; Rlchet, Proceedings of the Society
for Psych. Research. XIX). — Hyperphysisch: übernatürlich, srrpranatural (s. d.).
Hypertelie nennt W. Stern die übergeordneten Zwecke, die in überindivi-
duellen Personaleinheiten wurzeln (Die menschl. Persönüchkeit, 1918 2, 40).
Hypnose (v.-tvos, Schlaf; der Ausdruck H. stammt von J. Braid, Neur-
ypnology, 1841 ; Der Hypnotismus, deutsch 1882) ist ein durch Bewirkung geistiger
Ermüdimg (vermittels Fixation eines Gegenstandes, Streichen der Augen u. dgl.)
oder durch bloße Suggestion (s. d.) herbeigeführter künstlicher Schlaf zustand mit
Einengung des Bewußtseins und Bindung des Willens, dessen Tätigkeit den Befehlen
des Hypnotiseurs automatisch, triebhaft folgt. Die H. besteht in der Hemmung der
aktiven Apperzeption (s. d.), Aufmerksamkeit und des Willens in Verbindung mit
gesteigerter Erregbarkeit der Sinneszentren, die eine halluzinatorische Verarbeitung
der Sinneseindrücke zur Folge hat, beruhend auf einer besonderen Disposition des
Nervensystems. Die H. ist ein Zustand erhöhter Suggerierbarkeit und tritt in ver-
schiedenem Grade auf, deren höchste nicht zu häufig vorkommen, wenn auch die
Mehrzahl der Menschen hypnotisierbar ist. Das starre Beibehalten suggerierter Stel-
lungen seitens des Hypnotisierten heißt hypnotische Katalepsie. Das in der H. Aus-
geführte wird in der Regel nach dem Erwachen vergessen. Die „posthypnotischen
Wirkungen" bestehen darin, daß das in der H. Suggerierte in einem späteren Termin
ausgeführt werden kann. Es gibt Personen, die sich selbst hypnotisieren können
(., Autohypnose"). Der Inbegriff der hypnotischen Phänomene sowie die Lehre von
der H. heißt Hypnotismus.
Die schon im Altertum bekannte H. wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf
die Mitteilung eines „Fluidums" zurückgeführt („tierischer Magnetismus", .. Ma-
nierismus": Mesmeb, Puysegur u. a.'). Den wissenschaftlichen Hypnotismus hat
Braid begründet. Während die Schule von Paris (Charcot, Richet, FEr£ u. a.)
die H. auf physische Reizung zurückführt, leitet sie die Schule von Nancy (LiEbaflt.
Beatjnis, Bernheim, Die Suggestion, 1888, u. a.) aus der Suggestion ab. Vgl. Preyer,
Die Entdeckung des Hypnotismus, 1881; R. Heidenhain, Der sog. tierische Magne-
tismus, 1880; A. Lehmann, Die H, 1890; A. Moll, Der Hypnotismus*, 1907;
LiEbault, Der künstliche Schlaf, 1902; Fobel, Der Hypnot.«, 1911; O. Vogt,
Zeitschrift für Hypnot. Hlff. (1. c. VT: Ltpps); Wundt, Hypnot. u. Suggestion, 1892;
Grdz. d. phys. Psychol., 1903, II5, 452ff., III5, 663ff.; Grundr. d. Psychol.5, 1902,
S. 331 ff.; Hellp ach, Die Grenzwissenschaften d. PsychoL, 1902, S. 337 ff. ; O. Stoll,
Suggestion u. Hypnotismus in der Völkerpsychologie, 1904; Th. Lessing, H. und
Suggestion, 1907; Dessoir. Bibliographie des modernen H., 1888/91, Vom Jenseits
der Seele, 1917 2; Trömner, Hypnotismus u. Suggestion, 1908; ClaparEde und Baade,
Arch. de Psych., 1909; Hirschlaff. Hypnotismus u. .Suggestivtherapie, 1919*.
Hypokeinienon (i.ioxeiuevov) s. Substanz, Subjekt.
Hypostase (vxöoxaois, Grundlage): einzelne, besondere Substanz („sub-
8tantia cum proprietate"), Person (s.d.). — Hypostasieren: vergegenständlichen.
27* Hypothek.
eoheft iwbr Ibihhiing ruht ab Iibe. Ideelles
heJtmsohen Vgl Vaimwoeb, Di* Phikwophbdes Ab-Ofc 1911. VgL
(Kavt), flcholaalih, Augeamm, Sprache.
H) pwthe«* (»«^mi)i aanshm*. Voiamm Hunt (a. Hypothmb). Im en
pfM Sinne bt di» H. die vorUufis* Annahm* dar Gültigkeit emes noch
rt 4b Annahme emas ErklarwAsagruades für
nicht danm db Erfahrung gegeben, auch
wendig bt, aber rar Ansftlbmg der Locken der Erfahrung und rar Herstellung i
widerepraehekeen 7mttmmanhanfm von Erfabrunsvmhalteu geeignet, erscheint. Db
H. setzt also etwas ab Ursache, am welcher eb «in» Kieme von Erscheinungr-
Ah 4b W l^tt^^liHvt. rVililär kt
db eieh nw Ihr
Widersprochen ab Fihhiaagammsiian
H.
|(L h. vieles erkmrettd)
gbbh braaohbaivn
If ypotheeeo besteht oft
i hl Batrecbt kommen kann, ao wird ab aar Theorie (a. d. ). Ander»
seit» seigt es sich, dat manche H. ■amniBeh nnr eine „Fiktion" (■■ d) bt (vgl
DbFUke.d«AhvOh,ltlI). Db H. btahi aaealhihrtmw Darohgnaawri.iBht
i; nur vor aDra hnmuMibiwii, annntoen, aaiei ■lalSigiiB Hypothesen
bat ebh db perillT Wbseaeohaft ra htm*. Anah db Philoeopbie kam dar H. nicht
entbehren. Db „TTjpolhommihnhb" dm IVwitiibnuai bt abo nicht gans berechtigt.
- Arbaitshypothass (..workmg hypothcab". hUxwaxx) bt eme H. aar rar
Hegwhmg «ml Brbbhtorang der Tniiiihnag, ahmt ab endgültige naffiamiij, der
Wirklichkeit (rgL W. Vom*. Arbeitehrp othemn. 1906; vgl ParaOetbmne).
Gegen db Aufstellung willkürlicher Hypothesen, aber nicht gegen db H. aber
haupt.erkla>raskdiLoar1(EBmyoon<»rahum Nkwto»
(„hypothesse non fmgo"; rgL Philo*. natural HI, act V) u. a. Nach Kavt i
«hm hhmnng. db mit dam WbkHnhen and Gewbeen ab Erillieagaginnif in Ver
badung gebracht bt Zar Erklärung gagebanar Erscheinungen können aber Imme
Grande gesamt werden ab eoloke, welche „nach echon behelmten Oiimiaan der Er •
■ehimangsa mit den gsgsbsnsa hi Verknapfnag geeetst worden". Eumasig sind abo
nicht ..trenanandantab" oder ..hyperphysbche". *lb Erfahrnng ftbaraohraltandr.
sondern nur ..phyiusche" Hypothiaan. d. h. solche, welche das Gebest asoghoher Er-
fahrung nicht überschreiten, nicht uitBrfshrbare, unerkennbar« Ursachen erstatten.
Reine Vernunft bedient sich keiner Hypothese oder hotihseani ra ..praktischem
brauch" und rar Abwehr der Gegner (Krit d. rein. Vera.: Db Disziplin d. rein. Vera,
in Ansah, der Hypothesen; rgL Logik, 8. 1» ff.). - Gegner der konetruküsen Hypo-
thesen sind Contra (Oours de philos. poaH. L TL 357 ff). Mach, welcher Anhänger
einer möglichst ..hypothesenfrebn Wissenschaft" bt (vgl Erkenntnb u. Irrtum, 1908,
8. SS», Ostwam>. nach welchem ..nur die tatsachlich in den darru«tell*ndeu Er-
eeheinungen angetroffenen und nachgewiesenen Ebmente" in db Darstellung auf*
genommen werden sollen, wodurch alle „anschaulichen Hypothesen oder physikalischen
Büder" ausgeschloseen sind (Vorlas, aber Naturphilos.». 1901 8.S13f.); doch sind
vorlaufige Annahmen, Ergänzungen der direkten Erfahrung, „Protothesen** raliasig
(1. o. 8. 399f.). Raab PodtoabS mfissen die — viel KonventionrlW. Willkürliche«
Hypothesis — Hypothetische Urteile. 279
enthaltenden — Hypothesen zweckmäßig, fruchtbar sein und durch die Erfahrung
verifiziert werden (Science et hypothese, S. 2ff., 179ff. ; deutsch 1904). Nach Wcndt
sind Hypothesen Voraussetzungen, welche zur Erklärung der Tatsachen gemacht
werden und durch diese selbst streng bestimmt sind (Logik l3, 1906, S. 437 ff.). Den
Unterschied zwischen der verifizierbaren H. und der von der Wirklichkeit bewußt
abwe ichenden, nur „justifizierbaren" „Fiktion" (s. d.) betont Vaihingeb, welcher
auch zeigt, wie durch „Ideenversehiebung"' Fiktionen zu Hypothesen, Hypothesen
zu Dogmen werden und umgekehrt (Die Philos. des Als-Ob, 1911, S. 219 ff.). — Vgl.
Ueberweg, Logik5, 1882, § 134; E. Xaville, La logique de rhypothese, 1S80;
Sigwabt, Logik II 2, 1893, 4. A. 1911 ; Beiträge zur Lehre vom hypothetischen Urteil,
1879; Stöhb, Lehrbuch der Logik, 1910; Philos. der unbelebten Materie, 1907
(„Hypothetik"); Hillebrand, Zur Lehre von der Hypothesenbildung, 1896;
P. Biedermann, Die Bedeutung der H., 1894; Cohen, Logik, 1902, S. 371 f.;
E. Lehmann, Idee und Hypothese bei Kant, 1909; Jevons. Leitfaden der Logik,
1906, S. 282 ff. ; P. Volkmann, Erkenntnistheoretische Grundzüge der Naturwissen-
schaften, 1896; 2. A. 1910; Enriques, Probleme der Wissenschaft, 1910; Görland,
Die H., 1911; J. Schultz, Die Grundfiktionen der Biologie, 1920. — Vgl. Physik,
Theorie, Mechanistisch, Beschreibung, Logik.
Hypothesis (i.iöd-eaie): 1. Bedingung, Vordersatz eines hypothetischen
Urteils (s. d.); 2. Voraussetzung (s. d.), Grundlegung der Erkenntnis durch das
Apriorische (s. d.) des reinen Denkens als Bedingung objektiver Erkenntnis, der
Gegenstandsbestimmung. Vgl. Platon (Phädon, 100—101, 107 B; Bepubl. VI, 510 B;
VII, 533 C; Gorgias, 475 E, 482 C); Aristoteles (Analyt. poster. I 2, 72 a 18; Analyt.
prior. I, 10; I, 44); Cohen, Ethik, 1904, S. 81, 481; Natorp, Piatos Ideenlehre, 1903;
Die logischen Grundlagen der exakten Wissensch., 1910; N. Hartmann, Piatos Logik
des Seins, 1911, S. 235ff. — Vgl. Idee, Kategorie, Ursprung.
Hypothetisch (<?| i.iod-e'aeojg: Aristoteles): bedingt, unter einer Voraus-
setzung, fraglich.
Hypothetische Schlüsse (Bedingungsschlüsse) sind Schlüsse mit
einem hypothetischen Urteil als Obersatz (gemischt h. S.) oder mit zwei hypothetischen
Urteilen als Prämissen (rein h. S.). Die h. S. stützen sich auf die Regel: Mit dem
Grund (s. d.) i3t die Folge gesetzt, mit der Folge auch der Grund aufgehoben, ver-
neint. Hauptformen der gemischt-hypothetischen S. sind: 1. Modus ponendo
ponens: Wenn S ist, ist P; S ist; Also ist P. 2. M. ponendo tollens: Wenn S
Ist, ist P nicht; S ist; Also ist P nicht. 3. M. tollendo tollens: Wenn S ist, ist P;
P ist nicht; Also ist S nicht. 4. M. tollendo ponens: Wenn S ist, ist P nicht;
S ist nicht; Also ist P (vielleicht). — Der rein hypothetische S. hat die Form: Wenn
M ist, ist (ist nicht) P; Wenn S ist, ist M; Wenn S ist, ist (ist nicht) P; oder: Wenn
8 ist» ist (ist nicht) M; Wenn S ist, ist nicht (ist) M; Wenn S ist, ist nicht P; oder:
Wenn M ist, ist P; Wenn M ist, ist S; Bisweilen, wenn S ist, ist P. — Hypothe tisch -
disjunktive Schlüsse haben die Form: 1. Wenn A ist, so ist entweder B oder C
oder D; A ist; Also ist entweder B oder C oder D; 2. Weder B noch C noch D ist;
Also ist A nicht (vgl. Lindner-Leclatr, Lehrbuch der allgemeinen Logik3, 1903,
S. 1 12ff . ; die Logiken von Ueberweg, Wündt, Sigwart, B. Erdmann u. a. : Kreibig.
Dio intellektuellen Funktionen, 1909, S. 219 f.). Betreffs Theophrast, Eudemos,
Curysippüs vgl. Prantl, Geschichte der Logik, 1855, I, 476 ff.
Hypothetische Urteile (Bedingungsurteile, auvrLufiiva, hypothetioa
cMuditionalia) sind Urteile, deron Gegenstand die Abhängigkeit der Geltung eines
Hypotypoee — Ich.
8a tarn (Naofcmlr. Thesta. mmaqmia«, ****•*<) ron <fer eine* andern (VorderaaU.
anasoedena, Hypothesta, *«*«**«) bildet: Wenn A tat (nicht tat), m> tat (tat aart
' r Q0f* BAQaMalB«« KaMMt ««ttCJll 4NHfll S0vno6fl0 OQMT IraMtft
«wkn(WoAin,btCi Waaa AtautetC; .. Abhangigkertanrtetta" im weitem Sinne).
Daa hypothettaebe U. behauptet die Notwcndtajkeit dar Abfolge, dar fi«*t— § einer
„Folge' bei (>ltuiig eines ..(Jnmdea*. auadem ata «eh ergibt. VgL ttber T»J»nraa«rr.
Buuioi «ad dk> 8toiker. welche meist daa kyp. U. erörtern, Paarn* OranakJHa
d. Logik I; ferner Cm. Wouv. Philo*, rational., f 216ft; Käst, Logik, f SS; die
logiaoken Schrift« ron Hkbba*t. Tuvmuiwm, Uiranrn, Hörum. A. t.
Laraara, Stmurra, Wovor. 8«owabt (vgL BalUlg» nr fear* rem kypothet Urteil,
1879). B. EaoMAVS (Log*, 1992. I. 405«.. 2. A 1907V. Jucaauni a. a. (a. onter
..Logik").
H> patj paar ( » *.re*«»e«. Entwurf): Dsretrfmng (*gl Ssrrra Ennsjcc*.
Jreffd— •« Maraadawi). Kajtt versteht unter H. die ..Veraiimbehung'' eines
Begrifb dnrek Untertegang einer Anschauung (Krit. d. Urtettakr.fi L J »).
der logtaoka Fekier daa Biaiani eine. Setaee dnrck etwa«, was erat doick diesen Sau
tat; die Hi tataaag ata» 8ohwtacigaran «ad Vamkkeitaren ata
f«r daa Latentere «ad
i. «j.
I : /dicken ftr daa baaoudatB fpartfkular) bejahende Urteil (..aaaerit i. aed par-
tJculerhee"): Ebttga 8 atod P.
Ich tat dar Auedrwek, mit dem daa arkennande «ad kandalnda Subjekt
eka aalbat, im Unterschiede vom Nicht- Ich mal anderen Subjekten, bezeichnet
Charakter dm Ich-Sema. die „Iohheit". tat «nahteitbar. tat «tarne Uraprtnghch«.
rar Form das Bewußtseins Oehörendea. Daa Ick tat iimlikal dar eigene (baaealte)
Laib dm Erkannenden, den er auf Grund «einer bnmadmn rTonetaai, di
Tastempfindung beim Berakran, aeiaar beaoadern Bewegnngafahigfceit, dar
*..wj**Au*q uawM roa daa Diagen dar Umaalt (Außenwelt) unterscheidet, dann aber
dasjenige, aas tob dtaaam Ich Objekt ata rtgralnnara Subjekt unterschieden wird.
namBok die im Weekaal dar Erlebaiaaa bekarrende, bei aller Ver-
änderung dea Inhalte formal identiach bleibende, reaktive und ak-
. erlebende, denkcnd-wollende Einkeit dea BewußUeine. Da« Ick
tat „empirisches" (oder „htatoriachea') Ich, aofera auf daa emtkjan Bewußtseins*
Zusammenhang, in dem es eich atata findet, also auf die besonderen ModJflkattoaaa,
welche «einen Inhalt bilden, geachtet wird. Daa ..reine" Ich hingegen tat die Ick
Form ata solche, wie ne> dem Bewußtsein allgemein eigen tat «ad in der Abstraktion
ftr sich gedacht werden kann, ata Voranaaetrang alias Erkannena und Handelns; es
tat also nicht ata objektiver Voratelhmgamhalt gegeben, ebensowenig ata eia erlb-
stindig extatfereadea, aubatantieUea Wesen, aber auch nicht etwa ata ein Komplex
von Vorstellungen, welcher ata solcher schon daa Bewußtsein mit dessen Ich-Form
voraametst Das „reine" Ich tat daa (eritenntntatheoretieeb. nicht metaphysisch)
OborindiTiduellB im Individuum. ..es" unterscheidet „aick" (psychologisch wie logisch)
vom „Nicht-Ich", besteht geradezu in diesem beständigen, cinheitlich-ctetigen Akte
ilca Unterscheiden« (Setsrna und UcgenscUcn») selbst. Daa empirische, psychologische
Ich. 281
Ich ist schon ein Setzungs- und Entwicklungsprodukt des Bewußtseins. Das Ich-
Bewußtsein tritt (zunächst rein gefühlsmäßig) als Korrelat des Objektsbewußtseins
gleichzeitig mit diesem auf. wird aber erst allmählich zum eigentlichen Selbstbewußt-
sein (s. d.) und zum Wissen vom Ich als solchen. Als Form des Bewußtseins überhaupt,
als Ausdruck seiner Rückbeziehung auf sich selbst ist das Ich mehr als bloße „Er-
scheinung" (s. d.), denn es ist die Voraussetzung, Urbedingung aller Erscheinung,
das Erscheinung Produzierende. Doch wird das Ich niemals seiner Totalität nach
erkannt, es übersteigt stets den jeweiligen Inhalt des Selbstbewußtseins, wird nie
restlos zum Gegenstand der Erkenntnis, auch ist es empirisch nur in seiner Beschränkt-
heit durch anderes gegeben, also nur so, wie die Ichheit sich vom Endlichkeits-
standpunkt darstellt. Störungen, seelische Krankheiten („Spaltungen", „Doppel-Ich",
s. d., u. a.) betreffen stets nur den psychologischen Ich-Zusammenhang, Ich-Inhalt,
nicht die reine Ichform (vgl. Person). Das Ich ist, als erlebende, wollende Einheit,
als Zentrum des Erlebens, als einheitlicher Funktions- und Dispositions-
zusammenhang, als aktives Bewußtsein etwas, was vom objektiven Vorstellungs-
inhalt scharf unterschieden ist; so kann denn auch das fremde Ich niemals als solches
Vorstellungsinhalt eines Erkennenden werden, sondern ist ebenso real und selbständig
wie das Ich dieses Erkennenden, der das fremde Ich nicht direkt wahrnimmt, sondern
es auf Grund der Wahrnehmung eines menschlichen Organismus setzt und als sich
selbst analog deutet, wobei eben das fremde Ich, das fremde aktive Bewußtsein als
etwas dem eigenen Ich an Existenzweise Ebenbürtiges, Gleichwertiges
gesetzt und anerkannt wird, seinem Sinne nach so gesetzt werden muß, mag
es auch mit diesem zusammen zum Inhalt des theoretischen, abstrakten „Bewußtseins
überhaupt" (s. d.) gehören (vgl. Transzendent).
Vielfach wird das Ich als immaterieller Träger des Seelischen, als das denkende
und wollende Wesen bestimmt (vgl. Seele, Subjekt). So besonders von Descaetes
(s. Cogito, ergo sum), nach welchem das Ich ein „denkendes Wesen" (res cogitans),
rein geistig ist (s. Seele); zum Ich gehört nicht der Leib, sondern nur das Bewußtsein
(„videmus . . ., ad naturam nostram pertinere . . cogitationem solam", Princ. philos. 1, 7).
Die Existenz des Ich ist das Gewisseste, was es gibt (Meditat. II — III). Ein geistiges
Wesen ist das Ich auch nach Locke (Essay concern. hum. understand. II, K. 25
welcher aber auch die Stetigkeit und Identität des Bewußtseins als das Ich kon-
stituierend ansieht (1. c. § 25, § 16f., 25), Leibniz (Xouv. Essais II, K. 27, § 19),
Berkeley (Principles. XXVII), Che. Wolff, Boxnet u. a. ; ferner Jocffboy, Teich-
müller, Lotze, Gctbeblet, Der Kampf um die Seele, 1898, S. 105), H. Schwarz.
J. Geyseb, Palagyi, L. W. Stern (Person u. Sache, 1906. I, 205 f.) u. a. Vgl. Flügel,
Das Ich u. die sittl. Ideen5, 1912.
Ein „Modus" (s. d.) der einen „Substanz" (s. d.) ist das Ich nach Spinoza (vgl.
Selbstbewußtsein), also nicht selbst eine Substanz. Xach Hume ist das Ich ebenfalls
nichts Substantielles; es ist nur ein „Bündel" („bündle or collection") verschiedener
Perzeptionen, die einander mit unbegreiflicher Schnelligkeit folgen und beständig in
Fluß und Bewegung sind (Treatise IV, sct. 6). Später betrachtet J. St. Mtll das Ich
als permanente Möglichkeit („permanent possibility") von Empfindungen. Als Komplex
von Empfindungen, Gefühlen, Erinnerungen u. dgl. betrachten das Ich auch Vebworx,
Ziehen (Psycho-physiol. Erkenntnistheorie, 1898, S. 35 ff.), Ostwald, Cliffobd,
Petzoldt, Willy, R. Wähle (Das Ganze der Philos., 1894. S. 72 ff.; Über den
Mechanismus des geistigen Lebens, 1906, S. 76 ff.), F. Mauthneb (1. = „Kontinuität
des Gedächtnisses", Sprachkritik I, 600 ff.), Taine, Ribot (Maladies de la personnalite,
1885, S. 169), Ebbinghaus (Grdz. der Psychol., 1905, 1, S. 11 ff.) u. a. Xach E. Mach
Ich.
besteht dnUiM „Ebmenteo" (a. d.);«i«tmr „eine eUrkc r
Qnipp>To«F1iBinlf,wrlnhwkaad>miCif pindkinArt« chwtcheri
hingen". Ei bt nicht scharf altgagrenzt; fan will 8mne nmfaBt aa db Welt.
nicht« Renke, l^lrrinbaihniba. Bfclbendes (Beitrage nr Analyse dar Empfind. ', 1908,
a 1 10«. ; ttki ansah n. Irrtnm. 1906. 8. 9f.. 11, 6>f„ 454). KaohMwwonaifWW
bt dea mlbstlndiga Ich nur eine „FfktW'; ebenen nach Vamnon (Die Phfbn. des
AhvOb, 1911. &84ff.) u. a
Mit daai payuhtmhjabijhsa Iadrehfamm, daai biinhaa Laib hbatafinhi daa Ich
Fnoanaar«. L. Knarr. & ArmtAMtm (Dar ■mthlrii Weltbegriff. 1991. S. I
rgl. IMnibbnmniiBnsslne) u. n.
Von der Saab nateriismirbl daa Iah II— aar. Im Begriff dee reinen, ebb selbst
— OUahh nsnuejenden Iah Maat ein Wldsmnranh, ei
Reihen". Dna Ich h» nnr ein Jftlisyanll wnahaibnVr Vc
pbabn". aa Hag» in daa jeweflg ..ipyeniph.no.hwr V niete IIa aganiiw in („rYj»bui.
nie Whwneehafl I, | 17 ; U, | 1»; Lehrbuch aar Faenhai*. & 140ff.). - Ab Witte.
Eh^eHdaa woflnaden BewiBteiiei fcuilliam dee Ich in tmiiihhiiiaai Webe Map.»
na Bau* (Oeamn III. Uff.). Scswrsjnuom nach wehen ni dea „theoretbchc
bt (Weh ab Wtb a. VoreeaBang. Bd. n. K. 19t V, Posm^ („SyM von Trbben**),
Banwanji o. n.. ferner Hdrrocno (RrychoL*. 1901, 8. tu; vgl & I«lff.; Dar i
Gedanke, 1911), Lamra („UbenawiBe"), FoimxtB, Paous», Toram,
H. Main („Icbwilb". PeychoL daa eaanthaiabaj Denkern, 1909). JancaauD*. MCi
aano („iteUutu^hmaadse'* 8albat) u. n. (egt Vohmurieaioa). Nach Wovor bt daa
Ich WDb, „mlntirer Indiriduehrflb". „ronwrthmdar WflbM (Syetea d. Phflo*
1907). Paaahaiegbuh bt dee Ich In ebnem nbhnltMnk itswgan Bi ii elteihnainiin •
hinge gegeben. „Indem . . . db WIDeaaeorglage ab in ebb «eanamaaaahlngenili and
1 eVIlCr e stf^MMsMlaMs^sM^ BBffBBf ^s^fl|smffbj |W9MfleT^e>rtB|BB> wOfJ^yBjBJB) BB^MM^aVBa^ wWnsfOsMf, aBf|%fj%f>ht
Gefahl dbaea Tiammiaananngia. daa snnftehst aa des eibe
Oeflhl dar TatbVit ^knöpft bt, dann aber ... Aber db
bh laHihat, Dbaee Ocfthl daa Tniimmenkiagei elbr
ri i;\ l !';••!!> ■ r*v.-ht5«"h»-n BJS I smM m I ; anü :> w I 1 1 1 II • ■ w [mHahamd I'»v hali *.
1908, & 184; TgL Orda. d. phrs Psychol ITI*. 1903. R. l?4ff.). - ■
und ein ..sekundäre**4 Iah, welch bteteiee ein Fjttwickhmgaprodakt bt,
Marmore (Gehirn n. Gearttang, 8. 11 ff .k Jon* Janosauo* u. a.
Dal daa Tab nicht ab JMag an ebb". sondern, dnrch da
Erscheinung gegeben bt, lehrt Kakt (». Wahrnehmung, innere). Ab
erkennbar bt nur den ..paeefaclogbehe** Ich nb .^mptrbchee Buwultoain", de«
dee Objekte". An dam „loh daa Subjekte", dem Jngbuhen Ich" bt nichte weiter an
ab dal ea ab dea „Ich denke", nb logbche Emheit V«
bt (a. Apperseption). Erna einfache Snbetenx wird da
nur die ..krieche Embeit dee Subjekte" drückt der reme Ichbegriff nne. dee „Subjekt
der Apperaeption", db Zueanimenfassung, 0 inline» nfiee Erboten :
loh bt keine SuheUnt, aondern nur „den Duniiftteahi meinen Denkene", btol ,
qualitative Einheit dee Selbetljewulteema im Denken überhaupt". Im reinen Denken
denke bh mich weder wie ich bin noch wie bh mir erscheine, aondern nur mein 8ein
nb „Subjekt dar Gedanken oder noch ab Grand den Denkene", ohne hier echon
db Kategorien dar Substanz oder der Urenche auf mein reines Ich anzuwenden. Db
einfache, leere Vorstellung „Ich" bt kein Begriff, aondern „ein bbles Bewu8tarin,
ich. 283
das alle Begriffe begleitet". Die Apperzeption „Ich denke" macht erst die „transzenden-
talen" Begriffe (Kategorien) möglich, ist das „Vehikel aller Begriffe überhaupt" (Krit.
d. reinen Vernunft, S. 302 ff. ; Fortschritte der Metaphysik, 1804). Das Ich i3t nur „die
Beziehung der inneren Erscheinungen auf das unbekannte Subjekt derselben", „Gefühl
eines Daseins" (Prolegomena, § 46ff.). — Kritisch, transzendental, als Einheits-
bedingung des erkennenden Bewußtseins, bestimmen das reine Ich Liebmann (Ge-
danken u. Tatsachen, 1889ff., II, 28ff.), Natorp (Einleit. in d. Psychol., 1888, 2. A.
1912), Cohen, Kinkel, Cassirer, Rickert, auch Riehl, Husserl u. a. (s. Subjekt .
Zu einer, Außen- und Innenwelt durch seine „Tathandlungen" setzenden, produk-
tiven Tätigkeit macht das reine, „absolute" Ich Fichte. Das Ich als „absolutes
Subjekt" ist dasjenige, dessen Sein „bloß darin besteht, daß es sich selbst als seiend
setzt". „So wie es sich setzt, ist es; und so, wie es ist, setzt es sich, und das Ich
ist demnach für das Ich schlechthin und notwendig." Das Ich setzt also sein eigenes
Sein. Ich und Xicht-Ich sind „Produkte ursprünglicher Handlungen des Ichs". „Ich
setze im Ich dem teilbaren Ich ein teilbares Nicht-Ich entgegen" (vgl. Idealismus,
Objekt). Das Ich umfaßt den ganzen Umkreis aller Realitäten. Das Ich als Intelligenz,
Vernunft ist ein Strebensziel (Grundleg. der gesamt. Wissensehaftslehre, S. 9ff„ 224:
v>_'l. WW. I, 463f., ölof.; II. 382). Nach Schelling ist das absolute Ich das, „was
schlechterdings niemals Objekt werden kann" (Vom Ich, S. 12ff.). Das Ich ist „nicht*
außer dem Denken", es ist „reiner Akt, reines Tun", der ewige, zeitlose Akt des Selbst-
l>ewußtseins, unendliches Produzieren (System d. transzendental. Idealismus, S. 1,
45 ff.). Nach Hegel ist das Ich das „Allgemeine, das bei sich ist", die „reine Beziehung
auf sich selbst" (Rechtsphilos., S. 43f. ; Enzyklop. § 20). — Ein absolutes, zeitloses
Ich nehmen Green, Bradley, G. Thiele (Philos. des Selbstbewußtseins, 1895,
S. 393 ff.), Schuppe u. a. an.
Daß das Ich als solches nichts Reales, sondern Erscheinung eines solchen, bloße
Form des Selbstbewußtseins, nicht das, an sich unbewußte, reale Subjekt ist, lehren
T. H. Fichte (Psychol. I, 1864, 167 f.), E. v. Hartmann (Kategorienlehre, 1896,
S. 501 ff.), Drews (Das Ich, 1897, S. 132ff.) u. a. — Als reale Bewußtseinseinheit,
als Bewußtsein selbst bestimmen das Ich Bergmann (System d. objektiven Idealismus,
1903, S. 1 ff.), Rehmke, Schuppe (Ich als „Einheitspunkt" des Bewußtseins; dessen
Individualität hängt vom Bewußtseinsinhalt ab. der das empirische, objektive Ich
darstellt; das „gattungsmäßige" Ich ist unräumlich, überzeitlich; Erkenntnistheoret.
Logik, 1878; Grundriß der Erkenntnistheor. u. Logik, 1894, S. 16ff.), R. v. Schubert-
dern, A. v. Leclaib, F. J. Schmidt, K. Hetm u. a.
Nach Lipps ist das Ich der „Zusammenhang von Möglichkeiten eines Bewußtseins-
lebens", wobei sich die „Momentan-Iche" zur einheitlichen Gesamtpereönlichkeit
verdichten; das Einzelich ist die Manifestation eines „transzendenten Welt-Ich", das
in vielen Punkten sich als begrenztes Ich setzt (Leitfaden d. Psychol.*, 1903; Natur-
wissenschaft u. Weltanschauung8, 1907; Psych. Unt. I, 4). Als Weltprinzip bestimmt
das (göttüche) Ich auch G. Gerber (Das Ich als Grundlage unserer Weltanschauung.
1893). — Vgl. Lotze, Mikrokosmos HF, 1869, 376 f.; Ulrich, Zeitschr. f. Philos.,
1 24. Bd. ; Beneke, System d. Metaphysik, 1840 (Das Ich nicht Erscheinung, sondern
an sich, unmittelbar erkannt ; dies auch Bbentano u. a.); Külpe, Philos. Studien VII;
Dyroff, Einführ, in d. Psychol., 1908; Höffding, Psychol.8, 1900, S. 182ff.; C:
Vierteljahrsschrift f. wissensch. Philos., 11. Bd.; Keyserling, Das Gefüge der Welt,
1906; Husserl, Logische Untersuchungen, 1900/91 II, 331 f.; H. Cornelius, Einleit.
in d. Philos., 1902, 2. A. 1911 ; J. Cohn, Voraussetzungen u. Ziele des Erkennens, 1908;
F. H. SrHMiDT, Kritik <!. Phüos., 1908; Bebgson. L'övolution cieatiice. 1910; Baldwin
JM
Handbook of I^cboiogy. 1800; Dm towlr u. efctuehe Leben. S. 412 ff.; K. OuTU-
MUX. DI» Phaaonwnologb das Ich. 1910 1. < Cberwcht der patboL IchuieUnde; du
lehbewuAtMin wurzelt im Onftal); Datnecn. Oidaiumsbhre. 1912; H. Law,
Dm Probbm der CiBmlUilliihlriU in der nmderaea Lag*. 1912 (Dm
Ich ab Inhalt dM fianaarerbtahs BcwaBmib*); FiMiMi Kltoa,
eehaft a. Wirklichkeit, 1912, 8. 1741. ( Um Ich oder 8rlfaet Jmastitabrt eich
nur in oam inocgnn vub pejuaaeonen fwinwee, uuittn wuamw om i
akh im Oeajemmta ru der GeMmtheit di
» m eich ehi Subjekt eoadcrt. dir thm eia Objekten tgagantrsten' ); W. Janaa,
ParchoiofK 1909. & 174 ff (bioS fna klimm» Identität dM Mfohobgbiksn
G K xnu, Vcreoch e. krit. Dar»u>lhmg der wem He> kaaaag iber dM Ich Probbm.
1910; MOuJB-FkJBSKnx* Phibeophb der IadrridualsUu 1990 (rocht db Irratio.
nahmt dM Ich an aiMuhraiban); (Jims, PerchoL Beitr. 1. 1916 (Dm Ich abKompbx);
r.a> Die Seele, ihr Vcrhiitnb anm Bewnfraeia «od »na Leihe, 1914 ; OnrnuK«.
Der BHisHshiUuuHisi Deutsche Perrh. I. 1916. - VgL Doppel- Ich, Subjekt.
Identität. Dauer (Banoaos). Wahr« km nag (innere).
Seele. Akt— lllilatkanrb, Einheit,
Ideal (idenlia): I. ah Idee (s. d.). MMtrrbild exbtbread. der Mm
»; 2. den Inhalt eine* Denken* bildend, am» Gederhtea. Blimiliibgehalt
gehörend (e. Wahrheit. Gültigkeit); 8. - ideell: nw in der Vomtellung. im Denken.
vom nkiUMsflis BiwsJimm aablbwad (vgl. IdeaJbarask VgL Hcum, Logianhe
l'ntereuchunge« 1900/01 IL 96; Vaiiruionn, Die Phons. dM Ala-Ob. 191 1 (Ober ..ideale
FaDe". aaf welche nick db OeeetM beriehen). — VgL Bedeuten*. Dritt« fc
Ideaal. Em IdeeJ (dM Wort hat. ab SobeUntir. wohl coerat der Jeeuii
1670. gebraucht) btein Miawhttd dM Handehm nad Oiamltene,emobwaMi Ihilpmifct
dM WObne, etwa*. dM dM Bae Slawin ab Votmadaagmaati
Verwirklichung aagaababi wird, am ab roüeudet gedacht
ibahkam Viaunrnmasksh Ea gibt rereehbdeue Ideale, je nach der Art dM
rieb« Qogboke, dtahnka. lalhafb )ia, inriab a. a. Ideab). So bt t. B. abeoluaa Wahrheit
eia Ideal der Erkenntnb. Ideab amd moht roöig erreichbar, wirken aber
dM Wilbna, dämm OamaataaJ ab bilden, ab Faktoren indiridueuer.
Abtrruniicn. Knsnpamv Rankachritnsa» noanwaeeak doah oft beattmmen oder waamansas
beeinflnaaea.
Nach Kant bt daa Ideal db TiiHmmg ibi ■ niliailaan ab iiintn Tili \ arllqyatea
Wesena' (Krit. d. l'rteilekraft I. f 17) oder ..die Idee nicht bloß in concreto, sondere
in individuo". ein vollkommenstes Warna ab Urbild (Krit. d. rem. Venu, & 452).
Solche Ideab haben zwar käme „objektive Reahmt" (Exbtenx), amd aber dock nicht
igespinsto". aondere von „praktbcher". ^regabtrear*4 Bedeutung, indem ab
unmrem Handeln db Richtung aaf Vollkommenheit geben and db Norm ea
Beurteilung liefern. Dm ,. transzendentale Ideal". dM Musterbild aller
bt Gott. Dbeea Ideal bt kern Erkenntabobjekt, sondern nur ein „regulai
Prinzip der Vernunft, alb Verbindungen m der Welt *o anxueeben, ala ob sb aus
einer allgenugsamen notwendigen Ursache entsprangen". Qott bt abo m tbtor tbabw
BesbJnmg ein „fehlerfreie» Ideal, eia Begriff, welcher db gsaas msasrhMrha
Erkenntnb schließt und krönt . I a S 501 ; vgl. VannHoa*. Db Phikw. dM Ala-Ob,
Idealismus. 285
1911, S. 642ff.). — Nach F. A. Lange bedarf der Mensch der „Ergänzung der Wirk-
lichkeit durch eine von ihm selbst geschaffene Idealwelt'' (Geschichte des Materialis-
mus7, 1902). Diese „Welt des Ideals'" erzeugt die „dichtende und schaffende Synthesis"'
(vgl. über diesen „Standpunkt des Ideals"' Vaihinger, 1. c. S. 756 ff., der ähnlich
denkt). — Vgl. Schiller, Die Ideale: W. v. Humboldt. WW. IV; Hegel, WW. X;
33, Ideale und Güter, 1886; O. Liebmann, Zur Analvs. der Wirklichkeit2, 1880,
3. A. 1900, S. 567 ff.; Cohen, Ethik, 1904, S. 401ff. („Der Wille allein erzeugt das
Ideal"); L. Stein, Der soziale Optimismus, 1905, S. 30ff. ; A. Schlesinger, Der
Begriff des Ideals, 1908; Hcghes, Ideen u. Ideale, 1908, S. 24 ff.; Horneffer, Das
klassische Ideal, 1900; A. Svoboda, Krit. Gesch. der Ideale I, 1901; Ideale Lebens-
ziele, 1901; R. Willy, Ideal u. Leben, 1909; K. Okakcra, Die Ideale des Ostens,
1922 (bes. japanische Kunstideale). — Vgl. Idee, Idealismus.
Idealismus ist. ei kenntnistheoretisch, der Standpunkt, nach welchem
die Außenwelt„ideaT* („ideell*'), d.h. nicht unabhängig von allem Bewußtsein, existiert,
sondern nur als Gegenstand möglicher Erfahrung, als Inhalt objektiver, allgemein-
gültiger Erfahrung, oder nur als Inhalt eines erkennenden Bewußtseins, als etwas dem
Bewußtsein „Immanentes". Es gibt hiernach nicht Außendinge, Objekte absolut an
sich, sondern nur in Beziehimg zu einem erkennenden Subjekt, zu einem Bewußtsein
(a. d.). Es gibt aber verschiedene Formen des erkenntnistheoretisehen Idealismus.
Die extremste Form ist der „Solipsismus" (s. d.). Der subjektive I. lehit, die Dinge
existieren nur als Vorstellungen (Wahrnehmungsinhalte) einzelner Subjekte, als
Komplexe von Empfindungen, die mit gesetzlicher Notwendigkeit auftreten. Der
objektive I. betrachtet die Außenwelt als Inhalt eines allgemeinen, universalen,
göttlichen Bewußtseins; auch hier ist alles Sein (s. d.) ein Bewußt-Sein, aber die Dinge
sind doch von den einzelnen Subjekten, die ebenfalls vom universalen Bewußtsein
umschlossen werden oder Modifikationen desselben sind, unabhängig gegeben und
denkbar. Diese Form des Idealismus kommt dem metaphysischen Idealismus nahe,
nach welchem das Wirkliche selbst Idee, Geist, Vernunft ist und die Dinge Momente,
Erscheinungen, Entfaltungen des an sich bestehenden Geisteslebens oder geistigen
Gehaltes sind, der an sich, sowie in objektiver und subjektiver, selbstbewußter Form
auftritt (Absoluter Idealismus). — Der kritische oder transzendentale I. unter-
scheidet die Objekte (s.d.) der Erfahrung, die Dinge als durch Kategorien (s.d.) ver-
knüpfte Mannigfaltigkeiten, als gesetzliche Zusammenhänge von Inhalten eines
theoretischen „Bewußtseins überhaupt" (s. d.), ab methodisch erkannte allgemein-
gültige, konstante Einheiten und Relationen von den wechselnden, indivi-
duell verschiedenen Erlebnissen, Wahrnehmungen, Vorstellungen der einzelnen
Subjekte als solcher, ohne aber deshalb schon die Außendinge als solche für „Dinge
an sich" (s. d.) zu halten. — Der positivistische Idealismus oder „idealistische
Positivismus" neist dazu, die „Dinge" auf bloße Empfindunorskomplexe zurück-
zuführen, aus welchen hier auch die Subjekte bestehen sollen (vgl. Element). — Der
erkenntnistheoretische Idealismus begründet seine Lehre durch den Hinweis auf die
Abhängigkeit der Qualitäten (s. d.) der Dinge vom Subjekt und dessen Funktionen,
durch die Idealität von Raum (s. d.), Zeit (s. d.) und der Verbindungen in ihnen, ebenso
der Kategorien (s. d.). Es wird auf die Korrelation zwischen Objekt und Subjekt
hingewiesen („Kein Objekt ohne Subjekt)', es wird betont, daß uns nichts gegeben
sei ab? der Inhalt unseres Bewußtseins oder eines Bewußtseins überhaupt, daß alles,
was wir denken können, dadurch, daß es gedacht wird, schon zum Bewußtseinsinhalte
werde, daß also etwas vom Bewußtsein unabhängig Existierendes, Transzendentes,
undenkbar sei; höchstens wird zugegeben, daß es außer dem eigenen noch ein fremdes
M Idealhwm*.
Bewußtsein oder ich (•. d.) gibt, obzwM der «nnw IdcshemM Mich dM fremde Ich
/um bloßen BewnBusiiminhsit —cht. iwWr,,...k, i^-*|hfim Mmruwi ■ntrtwinl
j-. « — *- >-u t- ^ j -i — t-w^.i^-p f ^f-^t-inlgirnil linn Im limim (implibnhii)
Ich; dM erkenntm. theoretische Subjekt (s. d.) oder dM
die Objekte (s. <L) ab
logieohea
bt die Einheit „treneasndeutaier- (e. d.)
logisch abhängig bt (rgi.
DM Ausdruck „Idasibt'' tritt eoi im lt.
Wocrr („I JenibtM dkmn Im fj i
136).
Der metsphysiscbe I. tritt £ ruber auf ein dM <
bei PLatox, nacb welchem die „Ideen" (s. d.) dM Wahrheit SilleJi sind und d»
IdM dM Guten dM Grand dM Setes bt (ethischer" L), dM« hei Pixmx (s. mtelligibal)
u.a. I» Mittelalter werde« rietfaoh Ideea ele Muefrbilder dM Dinge in Oott enge-
nomnma (rgL WtUMAMS. Geeduchte dM Hiilbmsi, I8MIL, t. A. 1907. 111. KM).
Spater tritt dM metephwbohe L öfter ab 8pJrlHMll— w (a. d.) Md. Bei Fiobtb gebt
dM erkeontnwtheMetiMhe L (e. «Mm) ia deo mstephjnbuhen über, noch mehr bei
*c*wuAMO.d*tmM„ob^r~'LTmrtnii(,fLlteuui,l4t»)uadHmaKU Nach
Q0*MtMl ««AlMOllltMB mjSABCBUM flattd Qil DmOkfla) JflMmMsn%tul Sttdl KcSOBMSIIBgytO Q9T »« IobM
(». d.), dar ekh dbbktboh MttttJtemhm obhjtaitmi Verrnrnft (PMdogmmM). Im Qcgmv
WeiM Pautsax. Wow u. e, rertreteo (a, Voluntarismus). Ab Gebt, genügen Proaeß
UMtimmeo dM Wirkliche euch Facaxaa, Lorxa (..veieoiogkeher*- L), BBaouax».
BonODM (Dm philo». Sinn. Programm dM smim Umhin Idcalbrnna, 1
Koolmm (e. Gabt). O. Baaux. Um, & Kau. MCxsTamaaaa, E. «aus
»bewußt) n. e-, Cocstx, Ravaiasox. BBaoeox. CaaxTLB, Korea, BoatsoM u. a.
VgL H. Simox, Dm magboha L. Sind, «ur Philo». dM NoTalb, 1906, VgL 8p MmiHibm
Der erifenntnhnheoretäeehe L wird Mhon in den inrtbnh« Uphanishads gelehrt.
Die Erkenntnb dM Subjektivität ahme 1mm» dM Wahrmhmungsinhalu oder dM
Sinneequelittten (HmiiTT.IT. Kleeten. Dmouur u. »*, epAMr bei W. VOM Oocam.
Lucas u. •.; a. goeUtit) bereitet den IibilbmM vw
Zweifel" epricht die htogüohkeit. daß die Dago nrikVo
ohne daß eber Dascanrns mit dem IdeeüemM Enmt meeht (». Oogito). Aneh nach
\lAi.K»aaxcu» konnten die Wahrnehmungen stettfindsn. ohne daß m Dinge außer
ihnen gäbe, deren Vorstellungen nach iL unnüttelbM nm Gott herrühren (s. Idee).
Daß alle» Sem dM AnBandmge (Korper) nur VorotelhragsinhaH im. behaupten
A. Colubb und Bkuh.it. Lauterer betrachtet ahmt (wie Locaa) nur die „sekun-
daran", eondern auch die „primären" QjnsKtitfm (Auedehnung, Dichte usw.) als etwa«
bloß Ideelle» und lehrt, dM Sein dM Außondingo beetebe nur in ihram Vorgestell Uein
(mm - pereipi; Principles, II. IX). Die Objekte (s. d.) existieren nur ab Wahr-
nehmnitgainhalte, Emplindungakniupbxe, außerdem noch ah) Ideen im göttlichen
Bewußtsein. Es gibt an sich nur GeistM und deren Vorstellungen (Inunateriausxaue).
Nach Lbibxu sind die Korper («. d.) Erscheinungen gebtiger Wesen (Mona deo).
existieren also ab ■nage dehnte Dinge nicht unabhängig von dar Vorstellung.
Den kritischen (formalen, transzendentalen) 1. begründet Kajrr. Hiernach amd
die Dinge als räum -zeitliche Objekte, ab Substanzen, die miteinander in Wechsel-
wirkung stehen, nur „Kraebeinungen" (s. d.), Inhalte möglicher Erfahrung, nicht das
Idealismus. 287
unerkennbare „Ding an sich.". Was in Raum und Zeit erkannt wird, ist zwar
„empirisch real", wirklich, empirisch konstatierbar, wahrnehmungsnotwendig, aber
existiert nicht unabhängig von aller Erfahrung, von allem Bewußtsein in dieser
Beschaffenheit (Krit. d. rein. Vorn., S. 312 ff., 401 ff.). „Es sind uns Dinge als außer
un3 befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben, allein von dem, was sie an sich
selbst sein mögen, wissen wir nichts, sondern kennen nur ihre Erscheinungen, d. i.
die Vorstellungen, die sie in uns wirken, indem sie unsere Sinne affizieren" (Prolegomena,
§ 13, Anmerk. II). Dar kritische I. stürzt den gewöhnlichen I. um, indem durch jenen
alle apriorische (s. d.) Erkenntnis erst objektive Rsalität (Gültigkeit für die Objekte)
bekommt, was ohne die Idealität von Raum und Zeit nicht möglich ist (1. c. Anhang;
s. Anschauungsformen). — Vgl. Lichtenberg, Vermischte Schriften, 1800 f.; Beck,
Maimon (Kein Ding an sich).
Während bei Kant ein „Ding an sich"' schließlich doch anerkannt wird, schreitet
Fichte zu einem totalen Idealismus fort. Die Außenwelt ist ein Produkt des absolute;
„Ich" (s. d.), durch die (unbewußten) „Tathandlungen" desselben als Beschränkung
seiner ins Unendliche gehenden Tätigkeit gesetzt. Sie ist nur das „versinnlichte
Materiale unserer Pflicht", nur um des Sittlichen willen da (ethischer L). Ein „Ding
an sich" gibt es nicht; kein Objekt (s. d.) ohne Subjekt (Grundl. der ges. Wissenschafts-
lehre, S. 131 ff. ; vgl. Schelung, System des transzendentalen Idealismus, S. 63ff.).
Nach Schopenhauer ist die Welt der Objekte (s. d.) als solche nur unsere Vorstellung,
„nur für unsere Erkenntnis da" (Die Welt als Wille u. Vorstellung, Bd. I, vgl. Illusionis-
mus); an sich ist die Welt „Wille". — Dan objektiven I. vertreten Hegel (s. Idee),
Bergmann*, Green, Bradley, Royce, Munsterberg u. a.
Djn kritischen Idealismus vertreten J. B. Meyer, F. A. Lange, Fries, Liebmann,
Stadler, Arnold, L. Goldsohmidt, Wernicke, Windelband, Rickert, Münster-
berg, Simmel, Reininger (Philos. des Erkennens, 1911), B. Kern (D.is Erksnntnis-
problem2, 1911), B. Bauch, K. Vorländer u. a. (s. Objekt). Ferner, in mehr ratio-
nalistischer Form („methodischer" I.) H. Cohen. Der I. geht nach ihm nicht vom
Psychischen, sondern von den „sachlichen Werten der Wissenschaft, den reinen
Erkenntnissen" aus. Das Sein (s. d.) der Dinge hat seinen „Ursprung" im Denken:
„Nur das Denken kann erzeugen, was als Sein gelten darf" (Logik, 1902, S. 507 ff.).
Ähnlich lehren Natorp (Philosophie, 1912; Die log. Grundlagen der exakten Wissen-
schaften, 1910), Cassirbr (Das Erkenntnisproblem, 1906—07; Der krit. Idealismus,
1907; Substanzbegriff u. Funktionsbegriff, 1910), W. Kinkel (Idealismus u. Realismus,
1911), A. Görland, N. Hartmann, G. Falter u. a. (vgl. Kantianer).
Idealistisch ist ferner die Lehre der Immanenzphilosophie (s. d.) bei Schuppe,
Leclatr, Schubert- Sold ern, Kauffmann u. a. — Einen idealistischen Positivismus
(s. d.) vertreten J. St. Mill, E. Laas, Vaihinger, Mach, Cornelius, Ziehen,
Verwohn u. a. — Vgl. L. Stein, Der Sinn des Daseins, 1904; Philos. Strömungen,
1908 (Historisches).
Einen „personalen" Idealismus („personal idealism"), nach welchem die Wirk-
lichkeit durch das Wirken der Subjekte gestaltet wird, vertreten W. James, F. C. S.
Schiller, Rashdall, Underhill, Howison, Sturt (Personal Idealism, 1902) u. a.
Baldwin lehrt einen „ästhonomischen" Idealismus, nach welchem uns das Absolute
nur in einer „hyperlogischen, ästhetischen oder sogar mystischen Form der Erfahrung"
gegeben ist (Das Denken u. die Dinge I — IT, 1908 f.). — Vgl. Foutlleb, Le mouvem.
ideal.2, 1896.
Gegner des erk. Idealismus sind E. v. Hartmann, Volkelt, Höfler, Jerusalem
(Der kritische Idealismus, 1905), W. Freytag, Külpe, V. Kraft (Weltbegriff und
Ideallsmus 11 il TT i illsann
19in E. Bscanu Sm a. e. (• Itetbsmas). - VgL Bin. Kr
1798-96; S. Maimo«. Versuch über die Traiuuxmdentaiphilee..
1790; Verasch e, neuen Logik, 1794, 8. A. 1912; (iuo, Work«. 1885«.: Kansas*,
Work». 1875; Ba adlet. Appsaranee and Reabtv«. 1897; Rorcm. The World «ad the
IndividueJ. 19001.; MffMIlWH, Philo*. «L Wem. 1908; BsaoaAVK. System d.
Philosoph« u. Wakliehkeit. 1908; X*turphüoeoph». in: Ob Philosophie hm rkigj—il
de« 80. Jekrhund.. hra«. roa Wlndclbsnd II«. 1907; <"«*. *|r/rr. Ideaaamns 4. 1907;
0. Base». Hinauf n IdseJtemaa, 1908; F. J. Sonaor, Zur Wiedergeburt de«
1908; BOOK». Sehriften (unter „Gete- MaocKDoarr. Die wiesen
fclUirwisalsii». 1911; li v mtmum. De» Gelage der Weh. 1908;
K. HAMMAcan. Kritik de« Manrfsmu«. 1910; J BaataaBana» Rshaver a. absoluter
Irleehsmas, 1909; Knooaa. Dte Wilmas .■■aaBgafcssi»»mten Ideal. 1909; WnxaASS.
i». 1907; (Iran <«■'■■ Idealer Wefamahannag, 1806; Kaoaraa-
Qsacainhte de« rhi«ie«he« Ide^hsmi». 1908/1 . a. Lide*
1905; Bacawcanoo. L'HliMim eontentftorain. 1905; R. Kassaaa. Dar
Ideahamue, 1908; Dwnjuumrsa«. La« pratcspst de rideei. acsmttfane, 1898;
Gsoitim, Im raison» de l«*e*l.. 1908; IUc«ca»*BEao«s, Dm krittecbr liifHaa-
und seine Widertegan«. 1918. - VgL Objekt. Ding. Ideal -Realsaaue, Hein. Wakhefc-
keit. Qualität. BewuBtecin. 3ubk*k4ivtemaa. HnHpaaia— . Idee, tteechiehte. Hisattena-
IMMMMrflMH
Tv^n«Satfbaae^Mft# m*a^*Bsinsafta»i«W9mta«»'^e>«h»i tat a'k#w^ai«a %sfm9»nn«BSB 4m*a,+w«afeBaiWe»B# JLskfffia»*» ■ Lt
m t rail~/"il*™ I* * , r»i K"fi " I It 8V%apPOa^äe« B*«Jf|**^l% JhVaVi^WPa flBOTHWMIt ^Hk^HPVHa^
Tamache.
I drali «mu«. p-aktteeber, Ut eine Form der Lfbemaaaduuuag und Iabsns-
».•llung. bj| fl. \ü*U«rhc Gesinnung und Tender»«, d. h. ein Streben. Ideen und !
im individuelta und eatialrn i vrprirklirhea. da« L l*n im Sinne ideeler
Konirrungen zu gestalten. !)»• Idee, da* Ideal aoll Realität erlangen, d
»»Il idealisiert, d. h. in der ltirhtung höchster, idealer Willen*
malen, hktoriseh gewordenen Verbaltaiaw nicht Rücksieht gaaomsseii
wird, wenn da? ffniwhfchinjsaingfhwljiiili u auBcr acht gileasnn werden, daaa kommt
as an einem schwärmerischen, utopischen I.. an dessen Stelle ein tatkräftiger, «ktivar.
sbar hataansnaf. methodisch vorgebender Idcahsmu» tritt, der alls Gebiete das Leben«
ergreifen kann und soll. In diesem Shaw denken Plato». Hcaosa, Karr, Scanxca
(▼gl Über naire und asarimontala Dichtung; Idealist ist, aar „aus reiner Vernunft
seh» BsstimmungsgrOnde nimmt"; ..wahrer" und „falscher", pbsntastisoher ILW.ro»
Humboldt. Kkttt«. Scamxt»o. Hboel, ScaunnaAcasa, Lotxb. Wcxdt. Kuck**.
BLBAXD. GOBBS. NaTOBT. KlSBKi tCXSSX, JOOU O-tTWALU.
I'.m iuJk« u. a. Einen akttvistischen, „willenskritischen" Idealismus, welcher sieh
mit Idealer Weltanschauung begnügt, sondern die „i«L*»ir Weltwollung" fordert,
vertritt R. Gournoama (s. Willenskritik». VgL Aktirismus. Sittlichkeit. Idee. Kultur.
Soziologie, Geschichte.
M< «|-K<>ali«aaas (Rc»llde«Jiamus) äu 1. die Ansicht, dafi das Ideals
selbst zugleich das Reale ut. dafi Idealitat und Realität Korrelate sind, dafi das Reste
aus ideellen Prinzipien abzuleiten ist (Ftcars. Grundl. d. y ■ernten Wu
S. 889 f.; Scaatxixu. Ideen zur Naturphilos., S. 87; System d.
Idealismus, S. 79); 2. die Lehre, dafi dem Idealen etwas Reales entspricht aad dafi
das Baals sich im Idealen manifestiert, in den objektiven Bewußtseinsinhalten erscheint
(CAaadwa u. a.), sowie die Ansicht, dafi das Reale Trager und Organ des Idealen int
Idealwissenschaften — Idee. 289
(Schleiermacher, Herbart, Beneke, Trendelenburg, Lotze, Ulrict, E. von
Hartmann, Ueberweg, Zeitschr. f. Philos., Bd. 34, 1859; L. Weis, Idealrealismus
und Materialismus, 1877, H. Struve u. a.). — Nach Wündt ist der „allein berechtigte
kritische Idealismus zugleich Idealrealismus". „Er hat nicht . . . aus realen
Prinzipien die Realität spekulativ abzuleiten, sondern, gestützt auf die berechtigten
Begriffe der Wissenschaft, das Verhältnis der idealen Prinzipien zu der objektiven
Realität nachzuweisen." Es ist anzunehmen, daß die idealen Prinzipien sich in der
objektiven Realität wiederfinden (Logik I2, 1895, S. 86 ff.). Vgl. Objekt, Erscheinung,
Realismus, Identitätsphilosophie, Phänomenalismus.
Idealwissenschaften (Gegensatz: Realwissenschaften) heißen diejenigen
Wissenschaften, in denen die Realität der Objekte ganz außer Frage bleibt, so daß sie
es mit bloßem, vom Denken erfaßten Sosein zu tun haben. Dazu gehört vor allem die
Mathematik. Darüber hinaus aber soll ein idealwissenschaftliches Forschungsreich
möglich sein, das die Mathematik als Teilgebiet sich einfügt. Vgl. Gegenstandstheorie,
Wesenswissenschaften. Meinung, Über die Stellung der Gegenstandstheorie im
System der Wissenschaften, 1906; E. Becher, Geisteswissenschaften und Natur-
wissenschaften, 1921, 24.
Ideation. Nach Husserl besteht die „Ideation" in der Beziehung des Kon-
kreten auf die Idee, in der Erhebung des Besonderen zum Allgemeinen, zur zeitlosen
identisch bleibenden Geltungseinheit (Logische Untersuchungen, 1901 f., I, 129). Vgl.
Wesenserschauung.
Idee (iöia, eUos; eigentlich Gestalt, Bild, Form, Typus) bedeutet: 1. dem
populären Sprachgebrauch nach soviel wie Vorstellung, Gedanke, auch neuer, ori-
gineller Gedanke, Einfall; 2. das im Geiste erfaßte, dem Denken, der Phantasie, dem
Handeln vorschwebende Mustsrbild, welches die Tätigkeit leitet, dem Schaffen die
Richtung gibt; das einheitliche Ganze, welches der Geist als das Wesen eines Dinges
konstituierend erfaßt, den „Typus", den „Sinn". Ideen sind höchste Zielpunkte des
theoretischen oder praktischen Willens, Konzeptionen höchster, abschließender,
mustergültiger, normgebender Einheit eines Gebietes. Die Ideen existieren und wirken
psychisch nur als Willensziele, zu deren Erreichung mehr oder weniger bewußte
Tendenzen in den Wesen bestehen. Im ganzen läßt sich die Weltentwicklung als
zeitliche Entfaltung dessen, was zeitlos in der Idee jedes Dinges beschlossen liegt,
betrachten. In der Geschichte (s. d.) werden Ideen immer bewußter zu Zielpunkten
menschlicher Entwicklung. Indem der Wille zu einheitlichem Zusammenhange das
Denken und Erkennen, das Schauen und Gestalten, das sittliche und soziale Wollen
und Handeln reguliert, kommen hier überall Ideen als oberste Gesichts- und Richtungs-
punkte zur Geltung; sie fungieren auch als Normen der Beurteilung und Bewertung,
der Bestimmung des „Richtigen".
Den Ausdruck „Idee" anbelangend, bedeutet er ursprünglich (bei Piaton, s. unten)
etwas an sich Seiendes, ein Urbild von Dingen, dann (bei den Stoikern) einen subjek-
tiven Gedanken, weiter ein Urbild im göttlichen Geiste. Von Descartes an bedeutet
„Idee" einen Inhalt des Bewußtseins („quod immediate percipitur", Respons. III, 15),
einen Gedanken oder Begriff (Spinoza: „per ideam intelligo mentis conceptum'',
Eth. II, def. III; Chr. Wolff: Ideen sind Vorstellungen einer Sache, sofern sie objektiv
betrachtet wird, Psychol. rationalis, § 86, u. a.), eine Vorstellung (Locke, Essay 1,
K. 1, § 8) oder Erinnerungsvorstellung (Berkeley, Principles I, XXX11I; Humk.
Treatise I, sct. 1; Condillac u. a.), einen Gedanken in der neueren englischen und
französischen Philosophie („idea", „idee"). Daneben aV.er erhält sich auch, /.um Teil
KUler, Handwörterbuch. in
HO
MB WMM MOS aOtHltllfa,
(ab Mmterbiki gabtbnr Tätigkeit) erhalt.
Der Degittudei der Ideen Innre bt Plstoji. Ursprftngneh faßt er db Um
logisch auf, Ab ideeb nenhahthbtea. ab Tlihjimlrli da* Danket», ab durah den
grusligen Bttck, durah ..Tismiiimanashanaa'' ertaBte Typet»,
nilliiiigamlfngi bah»
■■il illi iiiaMiilsli masi isFiIHib, Ji ■■ „nnitoni" aeiiba (Tlailas) —
Dbldee(/s7e, •««) bt der objektive Inhalt de« C^tongsbegriC«, an dem db Einsei
dinge teilhaben (^»af«, Ptrmenidea, 13JD) und der in Ihnn sirh deretattt (««fesw <a,
Phaedo, 100D). Db Ideen sind bmübh nfehi wenrnehmbe,. aar gobug erfaßbar
(.*•*>•*. Timaus, UA). 8b bad db ewigen, ran« and aeitiai
„oberhirsnihanhsn" Ort» bsfmdlbhea, an und fw abh ejiitrliri ür- aad Mesis rMHir
(*«e«eWr*«f.) der Dia*; db butareu bad aar sohnttonhnrm Abbilder (rfeW.).
Nachbilder (mtßi^tm). Fi mtib angin dar Idna. deraa — ao ebb gibt, ab Arten von
Dingen oder Eiaeneoheiten exbtbreu (rgL aber Aamormaa, Metaphy«. XI, J). Wb
dar höhere, illatrtilni Begriff dem abderen übergeordnet bt, ao besteht aneh im
Reiche dar Ideen ah» Über- aad Unterordnung; db ■Oofcab Idee bt db Idee de«
Outen (a. <U db M8onne im Reich dar Ideen-, dat Urbild dea Seienden, das Wahren
und dea BohOnan, dar Urgraad von alba», dar ab» bt mit der göttlichen Vernunlu
Daß Ideen anranihmin und dat ab ohbhbe sind, dtdatbrt PLtio» am dar Unat:
■■ ■■- ~a^ — Q- 1 ■ -, ,1 ■ L^ — fa. n j&V. +***■ _t-.__i — j _ — « -1 a I. ,„ fta«a^i^aVlia^ n?*pVsanam>uWaa
DOP OaTav OMSQOar M% OvVBnVUBVfffa QnrnO) OTMflSnWJVNaOV amamBma QMB QVAwBUawH JamanflaBaWVraap
dam BagrWamhah mal abo Obbtttettft» ■uhtimratn (BepnbL V. 478C; amram«
Metaphea. I. 6). In einer spateren Periode luillaiail Piaton pTthagorebiereod. db
Ideen ab JbabaM<AattlOVman, Metaphre.1.6; XIV. 1; rgL Pheedo lOODff.; 8>m-
pobon 211 B. U1U Parmenidea 130H.; RepobL 478C, 507 B, 696A; Phaadru. I
Timaena Älff.; Thoaetet. Phibbus). VgL AtrtTaaxr. Db pbton. Iasinbhrs, 18*3;
Naroar. PUtoa Ideenbhre, 1908 (N. fast db Ideen ab apriorbehe „Qrmadbgnngej,
dar Erkenntnis, ab Formen dar ..hypotheeb*' auf); N Habtka»». Piatos Logik d<e
Samt, 1000t & hliacK. Db piaton. Ideenbhre. 101t; J. A. Stbwakt. Piatot Doctriae
of Ideen, 1008; L. Ron». La theorie utatanlabmm dat idees et dat aombrea d'sprai
Arbtot», 1008; UB««awaa-Hm«a. Gruadrift dar riiinMnhli dar Phüoa. IM. 1000. -
Db Ideenbhre bekämpft Ajustotsxus; db Plitnnbebtn Ideen bad nach ihm nur
«weokloso Verdoppehmgan dar Dinge; •» gibt ewige „Formen" (a. d.). aber nicht
gatondert Ton den Efenmldmgan, denen vbanahr dat Ulbamiinii (a. d.) immanent bt
(Metaphye. I, 8; VII. IS; XIII-XTV; Aaaljt. poeter. L 11k. Wahrend das Stoikern
db Ideen ab bloß subjektive Begrifft gelten (#*»•♦>«•, perrae^ar« «***>),
werden ab bei Pklov tu phtbaa Kräften, durah welche Gott db Materie gestaltet
(Dt aacrific. II. 116). bei Pum» sn Beatandteibn, Inhalten dea am dam göttlichen
„Barn" haitmashambu ..Gebtes" (»•#*), db ab gebtige Kräfte in den Dingen
wirken (Ennead. m, 0; IV. 8, 3; V. 0. 8ff.; vgL Fauna, Db Idee bei Philo und
Ptoün. 1008).
Im MtetokHar gelten db Ideen mebt ab db bt gottUoben Geiste weaenhaf t und
»itloa tetbaanatn Urbilder der Dinge, nach welchen Gott alba gestaltet hat. So
sind db Ideen nach Aüocsnirct db Urformen der Dinge („ideae principabs fonnee
quaedam Tel ratbans rerum stabile« atoue incommuUbilea . . . quae in dirina in-
telligentb continentor", De divin. qu. 48). Nach Thomas sind eie Musterbilder,
Idee. 291
Gründe der Dinge („formae exemplares", „rationes rerum", Sum. theol. 1, 14; 1, 44, 3c).
Nach Wilhelm vox Occam sind die Ideen nicht etwas Reales, Selbständiges
(„subiective et realiter") in Gott, sondern nur Inhalte des göttlichen Intellekts
(„tantum sunt in ipso obiective, tanquam quaedam cognita ab ipso"), und zwar gibt
es nur Ideen von Einzeldingen.
Ideen al3 Urbilder der Dinge nehmen ferner an: Eckhart, Nicolaüs Ccsaxtts,
Patrittcs, Pico, Marsilics Ficdjcs, Agreppa, Marcus Marcl. Hirxhaim, R- Cüd-
worth u. a. Nach Malebraxche sind die Ideen der Dinge in Gott, dem Unendlichen
enthalten, und wir erkennen die Dinge mittels der Ideen, deren Gegenstand die Aus-
dehnung des Unendlichen ist („obiectum omnium idearum est extensio xov infiniti,
intelligibilis, immutabilis et incommensurabilis, ex cuius intuitu formamus quidquid
ad3picimus, sive intra sive extra nos"; vgl. Recherche de la verite DI, 1). Auch nach
Berkeley sind die Ideen der Dinge in Gott (Three Dialogues between Hylas and
Philonous, 1713; deutsch 1901; Siris, 1744).
Als zeitlose, in den Dingen zur Erscheinung gelangende, produktive Formen des
universalen, geistigen Lebens werden Ideen auch in der Philosophie des 19. Jahr-
hunderts angenommen. Nach Fichte ist alles Leben in der Materie „Ausdruck der
Idee"; die Idee selbst ist ein „selbständiger, in sich lebendiger und die Materia
belebender Gedanke" mit dem Streben, sich zu entwickeln (Grundz. d. gegenwart.
Zeitalters, 1806; WW. VI, 368). Das schöpferische Reich der Ideen bekundet sich
besonders in der Geschichte, im Geistesleben. Nach ScHET.T.rvG sind die Ideen die
Urformen des Lebens (Jahrb. der Medizin I), „Synthesen der absoluten Identität des
Allgemeinen und Besondern", die „Wesenheiten der Dinge als gegründet in der Ewig-
keit Gottes", die „Seelen der Dinge", „produktiv" (Vorles. über d. Methode des
akadem. Studiums3, S. 98, 240f.; WW. I 6, 183). Nach Schopenhauer sind die Ideen
Stufen der Objektivation des an sich seienden „Willens", die „ewigen Formen" der
Dinge zeit-, räum- und grundlos, ewig (Die Welt als Wille und Vorstellung, I. Bd.,
§ 25 ff. ; vgl. Ästhetik). Hegel bezeichnet die Weltvernunft als die „Idee". Sie ist
die „Einheit von Begriff und Realität", der „adäquate Begriff", das „objektive
Wahre". Sie ist das Denken als „sich entwickelnde Totalität seiner eigentümlichen
Bestimmungen und Gesetze", die „absolute Einheit des Begriffs und der Objektivität".
Das Absolute ist „die allgemeine und eine Idee, welche als urteilend sich zumSystem
der bestimmten Ideen besondert". Sie ist die „Dialektik" (s. d.), ein ewiger Prozeß,
ewige Lebendigkeit, ewiger Geist. Das einzelne Sein ist eine Seite der Idee, der objektiven
Vernunft (Logik HT, 236 ff.; Enzyklop. § 19, 213 ff.). Die Idee ist „die Vernunft
eines Gegenstandes" (Philos. des Rechts, § 2). Vgl. K. Rosenkranz, Wissensch. d.
logischen Idee, 1858f. — Objektive Ideen gibt es nach Goethe („Die Natur muß sich
in die Idee fügen"; „im Gesetz aller Erscheinungen"; „In der Erfahrung ist sie nicht
darzustellen"; vgl. Chamberlain, Goethe, 1912; Smmel, Goethe, 1913, 121); Oersted,
ESCHEKMAYER, CaRCS, J. J. WaGXER, CHR. KRAUSE, GlOBERTT, V. COUSIN, MOXRAD,
Carriere, Frohschammer, J. H. Fichte, Lotze, Glogau, (Abriß der philos.
Grundwissenschaften, 1880 — 88), Class, O. Liebmann (Ideen als „Gesetzeskompli-
kationen"), Steinthal, Willmaxn, H. St. Chamberlatv, H. v. Keyserling (Das
Gefüge der Welt, 1906), 0. Wetdenbach (Die Wirklichkeit ist Idee, Vernunft; Mensch
und Wirklichkeit, 1907) u. a. Nach Foutllee gibt es „idees-forces" (Ideenkräfte oder
Kraft-Ideen), wirkende, sich selbst verwirklichende psychische Faktoren (Der Evolu-
tionismus der Kraft-Ideen, 1908, S. 5ff., 60ff., 175ff.). VgL Rosmeo, Nuova saggio
sulT origine delle idee, 1851/52.
In der Geschichte (s. d.) wirken Ideen nach Vico, Herder, Fichte, Hegel,
19*
W. t. Humboldt (WW. VII, Uff.), Rabbbu. a.. Hamm» (ab rVUbnainhaheik Lababxs
(Über dfe Ideen in der Gceobbhte*. 1871) u. a^ ab Imm««*. psychische Faktorm,
Zblgedankrn und Strctiiingai bh noch nach LuiraacaTr. FlCoku Jool, Tb. Lixdxek.
O. Barth. M. Adlbb (ab „ Formen der sozial perta denen 8clb*terhaltung". ..Richtung»-
rlrmente sozialer KaueabtJU") u. a. (vgL <k>cr>nuED*tCB. Ob historische Ideenbhrc
in Deutschland, 1902).
Ali abecUbfieader Vernaaftbegriff. obereter ITlBBaltamiilsjiis, hflolisSni Rieb
tunfepunkt (Qr dne Denken und Handeln tritt die Met (vgL eebon Platou) bei Kabt
»uf. Idee int metbodiecBrn Sinne bt „dir Vernaaftbegriff von der Form eiims üeziaan.
eofem durch dbnmlbsn der Umfang des Msiinigfsliigan sowohl alt die Stell» der Teile
unirreinander * priori bestimmt wird' (Kitt. d. min. VanL, Meüiodeabhrc III
Ihr Architektonik dar reinen Vernunft*. - Die Ideen rind ..Vernusitbegrifle. denen
kern Pap artend in dar Erfahrung Begeben »erden kann' (Anthropol. I. f 41;
Prolegommn. f 40). So wie dar Veratand die Quaae der Kstsanrisa (a, d.) bt, sritigt
dm Veraonft (a. d.) durch Ihm fcbardb Erfahraag ibfamkiailin Bnhlemi aeriorieeha,
..reise Vernunltbegrifle'. „trezauamdentab Ideen*, deren ea ao riet» giU ak Arten
dat Verbaluuaem* dm dar Veretand ahm veemitteb dar Katogorien dankt. Dmm
TuiaüUt der Bedingungen ; am dienen nun „Aubtetgea hl dar Reihe dar Bedin-
gungen bu cum Unbedingten". 8b rind „nicht willkaribh erdichtet, aondern durch
die Natar dar Vernunft eelbet
auf den
die Crenarn aller Erfahrung, in
kann, der der treneaendentabu Idee edaoust wäre". Holehe Ideen rind die der 8e-»b,
der WaR, der Unandhehkeit im GroBea wie im Kleinen. Gottes, der Fmiheit, der
Uneterbuchkeit (rVjrehohmbcJm, knimolofMBBi Ideen, thaohmboha Idee; rgL
DiabkUk. Antinomien, Paralogbama). Dieae Ideen rind niemab eon Jumetttativem
Gebrauch", es werden durch ab keine OimnUlnib gegeben, eondem ab haben
nur ..regulativen Gebrauch", dbaas dazu, „den Veratand tn einem gewbmn Ze-ie
xu richten, in Aamicht auf wrbhea die Riiihlaamillnba aller miner Regeln in
Punkt lueanunenUnfon". Sie geben auf höchst erreichbare Einheit und
VcObttndigkri t dar Vcrrtsinheaririinnlnb db aber
da ein ..absoluten Gaame der Erfahrong " unmogUch ut. Db Ideen rind eben nicht
Begriffs erkennbarer Objekte, aondern in theoretbcher Beriehnag aar Jaaibmiohe
Fiktionen", Leitbegriffr l'.k-btung der VeretandeetAtigkeH und zum
noch von ..praktbcher Realität * (vgl Primat; Prukigninwii, f I rein.
- 279ff., 642); über db «etherische Idee rgL K rteibkraft, | 17. 66;
vgL E. Lbbmabb, Idee and Hypotheee bei Kant, 1909; Vatbibobb, Db Philoa. dea
Ab Ob, 1911. 8. 680ff.: db Ideen ab nützliche, wertrolb „Fiktionen"; vgl. achon
S. bUdio ntereuch. Aber den amasebi. Gebt. 1797; Versuch einer neuen
Logik, 1794; 2. A. 1912 (Ideen ab „bk>Be Erfindungsmethoden, die bloß cum
Behuf der Einbildungskraft abgegebene Objekte fingiert werden"); F. A.Lasoe,
(icechichtc des alateibibmus', 1902 (Ideen ab Atmdrack von ..Emheimbeetmbozur
*■ Jaoobx offenbart rieb dem Qebte in den Ideea daa Cbeieinnliche nnmittelbar
(WW. 1812/25).
Nach H. Cohbx ist db Idee db „Hypotbeab", db Grandbgung der Erkenntnis
und dea Seine, das „Selbstbewußtsein dea Begriffs", db reine Setzung dea Denkens
ab apriorische Voraussetzung, ab ..Methode" (Logik, 1902. & 5 ff . ; vgL Kants Begrund.
der Ethik. 1910. S. 86 ff.k ÄhnbYh XsTosr Blick-
Ideenflucht - - Idcntitas. 293
punkt der Erkenntnis"), Casstrer, Kinkel (Idealismus u. Realismus, 1911) u. a.
Vgl. A. Stadler, Kants Teleologie2, 1910.
Wuxdt versteht unter den Vernunftbegriffen, welche ,,alle Erfahrung umspannen
und doch keiner Erfahrung angehören", „ergänzende Gesichtspunkte zur Erfahrung".
Die ontologischen, kosmologischen und psychologischen Ideen schließen alle einen
Rückgang zur unendlichen Totalität und zur unteilbaren Einheit ein (System der
Philos. P, 1907; vgl. Transzendent). Vgl. Apelt, Metaphysik, hrsg. von R. Otto, 1911.
Praktische Ideen, die aus „(jeschmacksurteilen" über Willensverhältnisse hervor-
gehen und Musterbilder des sittlichen Wollens darstellen, gibt es nach Hebbabt fünf:
Idee der inneren Freiheit, der Vollkommenheit, des Wohlwollens, des Rechtes, der
Billigkeit (W., Kehrbach, II, 3-32; IV, 118ff.). — Vgl. K. G. Carüs, Xatur und Idee,
1861; Lotze, Mikrokosmos II2, 165ff. ; Riehl, Zur Einführ, in d. Philos., S. 19, 192f.
f., Ideen sind Willensbegriffe, nicht Sachbegriffe", ,,Willensaufgabcn", „Ziele des
Schaffens und Handelns"; „sie gelten, aber sie sind nicht"); Cohen, Ethik, 1904,
S. 26; Wcndt, Ethik2, 1903, S. 510; System d. Phibs. II3, 1907: Idee im ethischen
bzw. im ästhetischen Sinne); Lachelieb, Psychol. u. Metaphysik, 1908: fl. St. Cham-
beblaix, I. Kant2, 1908; Aars, Die Idee, 1912; Nach W. Stern (Die menschliche
Persönlichkeit, 19182) sind die Ideen die Lebensformen übcrindividueller Personen
(Konkreter Idealismus). Freyeb, Antäus, 1918; Sfmmel, Lebensanschauung, 1918.
(Darin: Die Wendung zur Idee.) P. Janet, Xevros^s et idees fixes, 1899 — 1904; Diepe,
Untersuch, über die Bedeutung der Denkform-Idee in der Philos. und Geschichte,
1892; C. Heydeb, Zur Geschichte der Ideenlehre, 1878. Vgl. Ästhetik, Vorstellung,
Begriff, Ideologie, Soziologie, Geschichte, Unbewußt (v. Hartmanx), Vernunft
(praktische), Postulat (Kant), Regulativ, Transzendent, Ideal, Unendlich, Seele
(Kant), Kategorie.
Ideen, materielle („ideae materiales"), nannte man früher die von den
Dingen im Gehirn bewirkten gruppierten Eindrücke, denen die Vorstellungen unmittel-
bar zugewandt sind oder welche den Vorstellungen entsprechen. Vgl. Descartes,
Princip. philos. IV, 196f. ; Malebeaxche, ('kr. Wolff (Psychol. rational., § 118),
Platner („Ideenbilder", Neue Anthropol. 1772—71, § 344ff.) u. a.
Ideenflucht: pathologischer, ungehemmter, übermäßig beschleunigter
Ablauf von Vorstellungen und Gedanken, ohne inneren Zusammenhang und Ordnu'i^.
VgL Wuxdt, Grdz. d. phys. Psychol. III5, 1903, S. 570 ff ; Kbaei-elix, Psychiatrie,
II*, 1909; Lifmann, Über Ideenflucht, 1904; Külpe, Psychologie u. Medizin, 22 ff. ;
Jaspebs, Allgem. Psychopathologie, 19202, 98. — Vgl. Zwangsvorstellungen.
Idees forces s. Idee (Fouillee).
Identität indiscernibilium: Identität des (begrifflich) Xichtunterscheid-
baren, also reale Verschiedenheit alles qualitativ Verschiedenen, so daß es nicht zwi
absolut gleiche Dinge in der Welt gibt. Dieses Prinzip findet sich bei den Stoikern
(Cicero, Academ. 17, 18, 26; Seneoa, Epist. 113, 13), ferner bei Nicolai" s Ci -
(De doeta ignorantia I, 11) u. a., besonders aber bei Leibxiz, nach welchem alle
Monaden voneinander irgendwie innerlich verschieden sein müssen (Monado!. 9;
Xouv. Essais II, K. 27, § 1). Dagegen wendet Kant ein, daß schon die Verschieden-
heiten der örter die Vielheit und Unterscheidung der Gegenstände als Erscheinungen,
auch ohne Monadologie, möglich und notwendig mache; denn ein Teil des Raumes ist.
obgleich er einem andern völlig gleich sein mag, doch außer ihm und dadurch von
ihm verschieden. So sind zwei nur dem Orte nach untersclüedene. sonn ober gleiche
Dinge nicht identisch (Krit. d. rein. Vem., S. 242 f f.).
■>r\\
l.l< ntitmt (Identität, tnMt*): Selbegkeit, Ia«mlhb>ail> Fsnsihfhiil, Sich.
Im ■ rilajia 8fame bt „IdentitlA" db völlige Übereinstimmung
UounterscheedbarkeH
LM*
ta dm Efakeit des
Individamne. Objektive IcbctitAt bt da. Sa^-etjbet GbfckbMben <
dM ninimni la Wecksei «einer Veffmfafvngen «ad Bnabhiingan; * btem
dafür, dnfi wir tat Denken etwa« eis koostaale a*aahait bei nahen wdQm um
Dm Musterbild albr renk* JdeoütAV'. die wv den Diafen bsüeena. imdb Idrouut
dm Iok (a. d.k dm renma. fnrawba Binislaiaalmiaa. dar km Wiofcml der Brbbnbss
•ick thsie^asflisatSMi JLehheit** ab Tfrianfanjsjiill aa Psnsaa, Wollea aad Handeln
and all Vorauemttung dar frfceaatras («. Apperzeption). Peyokologbak beruht db
Vw«)^,inabasjfdsrTnn daidawaaBelHibidm Hu 1 bjiln li „Grand.
wfflaai**. Indem wir db Diana ab „Sali " (a. d.) —ff—
derlekldenUtMAaaloaaBaabla^aia. Bog rif f • sind JdsatbehM,
Inhalt und Umfang neben; im silssiaa Ssnae krÜen »Hefai«. aad
(s, d.) Begriffe.
Vmjala J._ Ln« ALm. f sVbaVsnam J — am^a_ _«. fm_tl — l„ ■_»-, ■** *-- -*- -
I%aaQB ABaVTwaBaaaaS W% CDar aU JHMRI QW QMBa? OtOvr THMUMV« TOO vPBBOBVaaMHB •
er antmaoanhkH eamrinai (e#eM«) aad anamrinoae (ae** «>*«*) libatitli (Mete,
phveik V 9, 1018a 7, X. 3; 8). Neck Taoeu« vo» Aqctao iet den Uouatsrsckeidbere
kbutboh (vgl Stöcex, Lekrk. dar Pküoe. II». 1912). Nach Loon besteht I. dum,
waaa dm ab itbmTbsn erkkVtea Vmsmiiinpn ahm niokt top dam ■■iiiukilrfcn. wne
gegenwärtige« vergbfckt (Bemy ccacera. kam. unöaretnnd. IV. K. 27. f lflL; vgL
dam Lamra, Noot. Emab II. K. 27; Hcxs, Treatbe IV, ecu 2; scu 6; I. ect 6).
Die Identität dm reinen Selhatbewufltasius betrachtet Karr ab Bedingung dar
Erimnatab (n> Appareoptsou). Er betont ferner, db „I den ti tat dm ,
aaaal ta lanaäaaaaaan Znvr, ' mJ m ,inr laaaab äasaamai
aad ikree ZoeamnmnhangniM aad beweise noch ahmt db rmmmbuhu Identität dee
Subjekte ab einer Subetena (Krit. d. mm. Vernunft, & «Ml Nach Ooasx bt db
„SelbigkeH dm Sekte ein Reflex dar IdenUut dm Denken«" (Logik, 1902, 8. 78f.).
Nach Riaax bt db L dm Seltethewulfcseitts db „QuelJe aller apriorbchea Begriffe".
Niehta kann erfahren vmden. was nicht an einem aad demselben Bewufitoem ver-
einigt gedacht werden kann (Dar pkilos. Kritizismus, 1876!.. II 1. 78. 234f.; rgL
Schmidt. Grund«, d. konstitutiven Erfaki angapaflne , 1900, 8. 113«.). Neck
Hörrmso bt (wb nach Kboma») das Bedfirfnie nach Identität ahm Vorn mm trnng
dar Erkenntnb (Der inemaiiliHi 1 ■ Gedanke, 191 1. 8. 09, 270 ff . ). Nach F. C. 6. Scanxaa
bt Identität ein Postulat, nbhts Gegebene« (Humanbmua, 1911 ; Formal Logic, 1912).
— VgL Haoax, Eniyklop. f 1 16; EacawniATBn, PsychoL. 1817, 8. 296; B. Eu>maxv.
Logik, 1892, I. 168ff.; Sroaa, Leitfaden dar Logik, 1906. SL 16; Mnxoio, Hume-
Saadbn II, 1882. 137«.; H. Coavauva, EhabaV in d. Philoa.. 1903, S. 247; Baj dwi».
Daa Danken und db Dinge, 1908, I. 187«.; J«xas, Psychologb, 1909, 8. 2<-
Atkcajucs, Krit d. reinen Erfakrung, II, 28«.; Scaum, Grundr. der Erkaantnb-
theorb u. Logik, 1894. 8. 39, 46, 122; Falaoti. Db Logik auf dem flnheidewege,
1903, 8. 167. 217; E Maranaoa. Identite et renkte, 1908; MOaaTaaaaaa, Philo«,
der Werte, 1908; Paülhak, Logique de b coatrndbtkm, 191 1 ; r. Broxorr. Zeitlickkcit
und Zcitlomgkeit, 1911 (I. ab konstitutive Kategorie bt db ..beharrende ReaüUt im
zeitliehen Wechsel*', rein logisch bt ab eine „Gmndbeetimmnng aller eeiüoaea
Identität. 295
Gebilde"); Fullerton, On Sameness and Identity, 1890. Vgl. Identitätsurteil, Identi-
tas, Identitätsphiloßophie, Selbstbewußtsein, Wahrheit (Hussebl, Palagyi), Einheit,
Apperzeption, Korrelat (Gilbert), Urteil, Schluß.
Identität, Satz der (Identitätsprinzip, ,,principium identitatis"; A = A),
ist ein logisches Denkgesetz, nämlich die Forderung, das Postulat, im Urteil und im
Verlaufe eines Denkzusammenhanges einen Begriffsinhalt einheitlich festzuhalten,
ihn nicht unvermerkt durch einen andern, ihm widersprechenden zu ersetzen. ,,A soll
A bleiben", dieses Postulat bildet die Voraussetzung alles Denkens und gilt zugleich
für alles, was Denkinhalt, Denkobjekt werden kann. Innerhalb eines Denkzusammen-
hanges muß jedes Wort in seiner Bedeutung festgehalten werden, jedes Symbol
seine begriffliche Bedeutung beibehalten, sonst ist ein logisches, einheitliches Denken
unmöglich ; das Identitätsprinzip gilt daher a priori, es ist durch den „reinen Denk-
willen" gesetzt, gefordert, der auf die in Eins-Setzung des Übereinstimmenden geht.
Das Identitätsprinzip, das schon bei Pabmenides, Platon, Aristoteles (Analyt.
prior. I, 32; Metaphys. IX, 10) angedeutet ist, wird zunächst vielfach in der Form:
„Jedes Ding ist, was es ist", „Was ist, ist", „Jedes Ding ist mit sich identisch, sich
selbst gleich" aufgestellt (Locke, Leibniz, Lotze, Jevons u. a.; vgL B. Ebdmaxn-,
Logik, 1892, I, 172ff.). — Aus einer „ursprünglichen Tathandlung" des Ich leitet das
Prinzip Fichte ab. Der Satz: Ich = Ich („Ich bin") begründet den Satz: A = A
als Form der Folgerung vom Gesetztsein auf das Sein (Grundl. d. ges. Wissenschafts-
lehre, S. 11 f.; vgL Schelltng, System d. transzendental. Idealismus, S. 57; WW. I 4,
116; I 6, 147). — Nach Hegel ist das Prinzip nur ein Gesetz des „abstrakten Ver-
standes" (Enzyklop. § 115).
Als logische Forderung faßt das Identitätsprinzip Wcndt auf: es soll überall das
Übereinstimmende gleichgesetzt werden. Im Prädikat soll der nämliche Begriff
festgehalten werden wie im Subjekt des Urteils (Logik I2, 1895, 558ff. ; System der
Philos. P, 1907, S. 60ff.). Nach H. Cobnelitjs ist das Prinzip die „Forderung der
feststehenden Bedeutung der im Urteil gebrauchten begrifflichen Sym-
bole" (Einleit. in d. Philos., 1903, S. 287). Ein Postulat ist der Satz auch nach
Jebusalem, J. Schultz, F. C. S. Schtlleb (Humanismus, 1911; Formal Logic, 1912)
u. a. — Nach Cohen (Logik, 1902, S. 79ff.), Palagyi (Logik auf dem Scheidewege,
1903, S. 241 ff.) u. a. drückt das Prinzip die Identität dessen aus, was im Wechsel des
Denkens gesetzt oder gedacht wird („A ist A und bleibt A, so oft es auch gedacht
wird", Cohen, a. a. O.). — Sigwabt unterscheidet vom Identitätssatz, welcher eine
Forderung enthält, das „Prinzip der Übereinstimmung": „Das Urteil ist uns darum
gültig, weil es notwendig ist, Übereinstimmendes in eins zu setzen" (Logik, 1893, I.
S. 102ff.; 4. A. 1911). — Nach A. Spib ist das Identitätsprinzip das A priori des
Denkens, durch dessen Zusammenstellung mit den Erfahrungsinhalten, die ihm wider-
streiten, die Grundsätze der Substanz und der Kausalität entstehen (Denken u. Wirk-
lichkeit3, 1884). — Vgl. Uebebweo, Logik § 71; Jevons, Leitfaden der Logik, 1906;
Höffding, Der menschl. Gedanke, 1911; Schuppe, Erkenntnistheoret. Logik, 1878;
B. Petronievics, Prinzipien der Metaphysik I, 1904; Ewald, Kants kritischer
Idealismus, 1908; Kbeibig, Die intellektuellen Funktionen, 1909; Fbischeisen-
Köhleb, Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912, S. 29 f. (Kein normativer Grundsatz,
beschreibt nur, was das Denken nach seinem Gehalt bedeutet, die Setzung des
Gedachten als mit sich selbst identisch, als unabhängig von dem Umstände, daß
wir es denken; vgl. Driesch, Ordnungslehre, 1912.) Vgl. Denkgesetze, Widerspruch
(:Satz des).
Id<nli Uta !■■■«>*> (bea. Identitatsphilosophie) m
ronn Ott MOftMBItSfl (ft> O*)* BttOB VUtoff OMBtHpM OBfl KiBnHRHBl^ IvJflDhsVOlmsW 000
Physische«, Objektives «ad Subjektives nicht mi imaihmaihi iwmIMm «ad
Dsseinsweben. fleila«, ErachesBuagea oder BetrachMsMrsMsM eme* „lirnttioasa".
d. h. MM und desselben. MD invieiiei Weise NN dersMIbanen, msntlcstic readea
Wesens «od. wsbhss an sich selbst betrachtet weder psyisann noch phvsbch oder
Mar dea Geganaitt voa Gabt aad Körper, Snbjekt aad Objekt erheben oder sher
btJdai xngbba tat. Wahrend db reelistUeb« Form dar Identitawlehre
IBM iworpernoase asi gama wwmBoae aiuiduw, amssnmwvmM «wer
Sobslan* battaawH» bt aaea dar ide» <lie arbibjs, psynalarhi Sri*
AM d|0 laaaflaa^WaaaWMO« TOM aaWaaaaaSS vMQflaatfaWI «mwVMMMsl OaaaaOlaaaaMQMM Qame a^DaaaCll*
oder BigeMam 4m WMdkhaa. wahrend dM PaManhe. Körperaehe I anii obbktli»
KialwiaaaarwdM bOdct. W« far sieh, ab Inhalt der Innern, namhselbarr
Wirkliches (et waam<
sowohl ab Ablauf peyuhbaMr Faakiaioie wie aaea ab Spsel voa
Dar
KörperaeaM nicht identisch (1
(«-Wi
Regubtion.
t) gibt sich ia
..Ideatitfcmbare" beißt auch db Ansieht, dat Daakaa «ad Seat fat«»i-A und.
daB dM Sein (e. d.) mlbst ein Daakea oder objektiver Oedank. (s. d.) bt
DbM Lehn? wird naret von PaajonoM sefyMgt. nach welchem Deahea aad
Sein in dem Sinne kbatbeh «mi dat das Daakaa dM Seiende mm Inhalt hat aad
dM Seiende selbst ein denkendes Bshndn bt (re y±t «er* r~*r *«v«> mml «/reu —
reersV #* Mrl rw(r t* mml nimmt* an r*V •« »e ~if am re# eeers«, h> ?
Mfucß/n,* i0tir, •*#<•*" re ewsf*. J7*nl fma, hrsg. von Dieb, 1897). —
Nach tarnst« (s. unten) bt db Ordaaaf dM Gedaehtm eine mit der Ordnung des
•»den, denn Daakaa aad Sern smd aar twoi Attribute der einen, gflt lachen
„Substanz" („Ordo et roanexb ibiria kJem eet ac ordo et connerio rcrum".
1 1. prop. VII). Die Identität von Daakea und Sein (s. d.) macht Hegel mm
Kern seine« System« (s. Dialektik). ITmMMi bt nach ScxLEnousacsma nur db
Form des Denkens identbeb mit der dM Sab« (vgl Dialektik. & 75), und nach
Trem>ei»enei-*o nahen Denken und Sab) db „Bewegung" (s. d.) «b Identische*.
Db Ideatitamphiloeophic im engeren Sinne begründet Snsoxa. Nach ihm smd
Ausdehnung und „Denken" (ha stimstia Sinne) svrei „Attribute" (s. d.) der allen
Dingea lUgruaAncgmden eben, einheitlichen, göttlichen Substanz, daran endliche
DMOMbtaagaa db Dinge bilden, and rvar amd db Körper und ihre Zustande Modi
der unendlichen Ausdehnung, die Seelen und ihre Zustande Modi des uaeraflbhan
Denkens. Seele Mal bt und Körper sind also nicht (wie nach DseCAETS*)
Identitätstheorie. 297
zwei Substanzen, sondern nur zwei Dascinsweisen eines und desselben Wesens, wobei
jedem Modus des Denkens (Bewußtseins) ein Modus der Ausdehnung entspricht, da
beide ein und diareibe ausdrücken („substantia cogitans et substantia extensa una
eademque est substantia, quae iam sub hoc, iarn sub illo attributo comprehenditur.
Sie etiam modus extensionis et idea illius modi eademque est res: sed duobus modis
expressa", Eth. II, prop. VII, schol. ; vgl. Parallelismus, Panpsychismus). Xach
Goethe, der von Spinoza ljeeinflußt ist, existiert und wirkt „die Materie nie ohne
Geist, der Geist nie ohne Materie", Beide suid die „notwendigen Doppelingredienzicn
des Universums" (vgl. Heynycher, G.s Philosophie, 1905). Naeb Kant wäre es
denkbar, daß „ebendasselbe, was, als äußere Erscheinung, ausgedehnt ist, innerlich
(an sich selbst) ein Subjekt sei, was nicht zusammengesetzt, sondern einfach ist und
denkt'1 (Krit. d. rein. Vern.. 8. 305f.). Xach Fries sind Geist und Körper „zweierlei
Ansichten derselben Weif (Neue Kritik, 1828f„ II, 113; vgl. Anthropol., § 2). Xach
Fichte sind Wille und Leib zwei Erscheinungsweisen des Ich (System d. Sittenlehre.
1798, S. XVII). Die „Identitätsphilosophie'" als System begründet Schelling, der
das Fichtesche „Ich" zum Begriff des „Absoluten" fortbildet. Er hegt die Über-
zeugung, daß „was in uns erkennt, dasselbe ist mit dem, was erkannt wird". Subjekt
und Objekt, Geist und Xatur, Ideales und Reales sind die beiden „Pole", in welche
das Absolute, die absolute „Identität", die „Indifferpnz" auseinandertritt, wobei im
Verlaufe der „Steigerung" des Seins der eine Pol, das Geistige, immermehr in den
Dingen dominiert. Die Xatur ist der „sichtbare Geist", der Geist die „unsichtbare
Xatur", das „Absolute" ist über alle Gegensätze erhaben, ist das „gleiche Wesen"
des Subjektiven und Objektiven. Gott und Welt sind nur „verschiedene Ansichten
eines und desselben". Alles, sofern es wahrhaft ist, ist die absolute Identität; das
Einzelne als solches ist nicht wahrhaft. Die verschiedenen Seinsstufen des Absoluten
nennt Seh. „Potenzen" (s. d.). Die Xatur (s. d.) lehrt Seh. schon früher, ist die
„Hülle, in welche der Akt des ewigen Produzierens sich kleidet", die reale Seite dieses
schöpferischen Handelns (Philos. Schriften, 1809; Werke, 1856; vgl. Objekt).
Daß der Leib die „Äußerlichkeit" der Seele ist, betont Hegel (Ästhetik I, 154ff.).
Xach Schopenhauer ist der Leib (s. d.) der sichtbare Ausdruck, die „Objektivität"
des Willens, der „sichtbar gewordene Wille". Was an sich „Wille" ist, erscheint
objektiv als Leib, Körper. Willenshandlung und Bewegung sind „eins und dasselbe,
auf doppelte Weise wahrgenommen ; was nämlich der innern Wahrnehmung (dem
Bewußtsein) sich als wirklicher Willensakt kundgibt, dasselbe stellt sich in der äußern
Anschauung, in welcher der Leib objektiv dasteht, sofort als Aktion desselben dar"
(Die Welt als Wille u. Vorstellung, IL Bd., K. lff.). Durch Seh. und noch mehr durch
Fechner ist der Identitätsstandpunkt in der modernen Psychologie stark zur Geltung
^kommen. Xach Fechner sind Materie und Geist nur „zwei Erscheinungsweisen
desselben Wesens". Das Geistige ist die „Selbsterseheinung", das „Innenscin" der
Dinge, die, je nach dem Standpunkt verschieden erscheinen, wie etwa ein Kreis von
außen konvex, von innen konkav sich darstellt und doch nur ein Dimr ist. „Was
dir auf innerem Standpunkt als dein Geist erscheint, der du selbst Geist bist, er-
scheint auf äußerem Standpunkt dagegen als dieses Geistes körperliche Unterlage"
(Über die Seelenfrage, 1861; Zendavesta I2, 1901, S. 252ff.; II, 135 ff.; Elemente
der Psychophysik, 1860; 3. A. 1907). Ähnlich lehren Paulsen (System d. Ethik p,
1899, 207; Einleit. in d. Philos. 2, 1892, S. 115). Möbius, Adickes, Breuer, Lasswitz,
W. Pastor, B. Wille, Strong, Ebblnghaus (Grdz. d. Psychol., 1905, I, 42ffA
P. Carus (Philos. als Wissenschaft, 1911), B. Erdmann (Wissenschaftl. Hypothesen
über Leib u. Seele, 1908), Siegel, Eisler (Leib u. Seele, 1906; Geist u. Körper, 1911).
Ideologie.
Kernt*** u. a. Nach Woror ist das, wm wir 8eeb (e. d.) nennen, „das inner«
Mb dar nlniHahm Einheit . . .. db wir taawaoh ab dea m ihr whhrhjw Leib er -
kennen". - Nach Himn bt die Wirklichkeit ..primär
in <L Metaphysik. 1906; 8. «70. j Zilbu hilft f. PsyoboL. Bd. 17). Nach R
eiod die peydnaah» und pbyaboha Beim ihrem Inhalt nem idratbch. „Ve
iet nur die Form« in der wir db reeJe Wirkliokkeh cnr wmahenamligai
eb denteUrodrn Auedraok bringen, vwjwmiedm bt nur <
" II* ■■■enibii. ■! 1 In iliimMm watei blh, ihm aailaui Mal
4 (Dm Problem dm Lebens. 19». & 28Sfl.). - Dm Idmaeate
femer H. Sraacaa (Prmc, of Psychot. f 468). Bat* (Thmrb
i Wnd md Body, K. 7k Htntxsr. Lawm. Hoimmok. Tai-«».
RraoT. Aaotoö (vgL .Ondbtmio"; Opp. I, 166). F. A. Laaoa. D. F. Snur«.
Haan, G. B. MOuh, MMaai ■■■«, H. 8mm. Jone. (Lefabwch d Psychol I».
1006k Horromo (lyabotogb', 160», & 00«.; Der missckL flidmm, 1011. 8. 066t),
1070t, II I, 68, 170» »Daawtm, wm rm Bnafriuhl dm Ich cm
proeeO bt, bt von den dw Nicht- Ich «in ewe hiebe Vorgang"; Zwr Bmfehr. hl d.
Philo*.. 1000, 8. 164: ..Db W«H bt am einmal de; eher ab bt dem ubbhüim,
•MB wenV «wO IV" r*" T1 IM n 09 UGatOflNvMw flaTM^JmmBBO«1 wm «GQaVmma«ttt«aa«mmatf ^HMAlttaMBw^kV DnV'
Vorginge wnd Dam gambea. wahrend «in T«il dermlbm Welt ahm he-
Individuum ab seine hiwuOtea Funktionen and deren Zu-
>btMh Ootjscaarp, L, Quam* (News Bmrmtth. 1011). Uwoco,
J. Sovoxn u. a., aaeh kttca. ParaoLO, Vaawoax a. a. (a. Psychbch).
Gegner dw IJinUllwwlaadpaafceee emd Lora, KUirt, Höruta. Waatauaaa.
F. EaasanT. L. Borna (Gabt and Korper. 1003) u. a. (vgL Dualismus). - Vgl
Psyohbeh. Seele. Paranetbmus, Mnahaam, Law, UabawaOt (E. v. Ha«t»
Idoniiifti^nrioll (Idmawcaw D.) bt ein Urteil in welchem dw PMdftat
mit dam Subjekt entweder dw Form odw dam begriffBohsn Inhalt nach identbch bt
(formal, mal kbntbohw U.; rgL Wovor. Logik I*. 1006) odw dornen Prädikat dm
SubbktnmmanderwBeibhaag wiederholt f^ Banitaw. Logik. 1801. 1. 172. 302 f)
— Nach Bnuoa aad nach Ajusiasam aatd eigentlich nur Idmdtamarteil
reohtigt (Platox. Tbeaetet.. 101; Sophbtea, 161 B; Aamorauak Metaphy*. V J0.
1024 bff.). Dm logbchm Nuteeo identischer ürteöe betont (gegm&ber Loca«)
Latara (Noav. Easab. IV, K. 6, f 3f.k
Ideographie (tUa, yeaaei»); Degiiflmohrift, eymbomobe Darstellung tob
Bagrübrerkjiupfungm. VgL Ntaraamiaa, Ober Pwb/aphik u. Ideographik, 1800.
VgjL Ars magna, Paejgraphb, Logik.
Ideologie (idaologb): Whmmehaft ron dw Idw; Lehre vtm dm psycbi-
eohen Funktionen und Gebilden, von der Entstehung aad Entwioklung dm Deukwm
ab Grundlage für db Pädagogik, Ethik, Politik, Pnilosophb (Cojtdillac. Diaim
dbTbaot. Elements d'Ideologb, 1803ff.. 1825f.. Roraa-OouaaD u. a.k VgL Karo.
Handbuch der Phüoeophb II. 1810, S. 11 ff. (JUthetbche Ideologb"); Gioja.
Ideologie, 1813; D'Aoqvxsto, TretUto di ideologb. 1868; Picavkt. Las ideologuee,
1801. — unter einem Ideologen versteht man (seit Nafolook I-, dw das Wort
zuerst in diesem Sinne gebraucht) einen echwaxmerbchen, db Realität nicht ge-
bührend berücksichtigenden Idesibten, besonders in der Politik- — Der Marxitmui
Ideomotorisch — Ignorabimus. 299
betrachtet die „ideologischen Faktoren" (Religion, Sittlichkeit, überhaupt alle Formen
geistiger Kultur) ab bedingt durch die ökonomische Entwicklung.
Ideomotorisch heißt (seit Carpenter, 1883) die Bewegung auslösende
Kraft lebhafter Bewegungsvorstellungen (vgl. Ribot, Les maladies de la volonte,
1883, S. 3ff.).
Ideoplastisch nennt Verwohn (Ideoplastische Kunst, 1914; Die Anfänge
der Kunst2, 1920) im Gegensatz zur physioplasüschen Kunst diejenigen Darstellungen,
die nicht eine unmittelbare Beobachtung, sondern Ideen, Überlegungen, abstrahiertes
Wissen zum Ausdruck bringen.
Ideotelie nennt W. Stern „abstrakte Zwecke" (vgL Idee). Die menschl.
Persönlichkeit, 1918 2.
Idiogenetisch s. Urteil (Brentano u. a.).
Idiographisch s. Geschichte ( Wind elb and); vgl. Gottl, Archiv f.
Sozial Wissenschaft XXII — XXTV.
Idiopathisch (tiioe. .täd-os) heißen die Gefühle, die sich auf das eigene Ich
und dessen Wohl beziehen.
Idiosynkrasie (idtos, eigen; trv/y.paai.;, Mischung) ist die in der Konstitution
des Organismus, des Ich wurzelnde oder auf früherer Erfahrung, Assoziation be-
ruhende, ganz individuelle Art der Neigung und Abneigung bestimmten Objekten
oder Eindrücken gegenüber.
Idiotismus: meist angeborener „Blödsinn"' im pathologischen Sinne, Un-
fähigkeit zu verständnisvoller Auffassung, zu zusammenhängendem, logischem Denken
und Sprechen, zur Erwerbung von Begriffen, Einengung des Geisteslebens auf ein
triebmäßige3, impulsives Reagieren, bei Wechsel von Erregungszuständen mit solchen
völliger Stumpfheit. Vgl. Kraepelin, Psychiatrie7, 1903; Solleer, Psychologie de
l'idiot et de l'inibecile2, 1902; deutsch 1891; Th. Heller, Über Psychol. u. Psycho-
pathologie des Kindes, 1911; Piper, Zur Ätiologie der Idiotie, 1893.
Idol (tcdcoJ.ov, Bild): Götzenbild, Trugbild. — F. Bacon nennt „Idole" die
natürlichen, angeborenen oder erworbenen, Vorurteile des Menschen, welche der
Erkenntnis der Dinge im Wege stehen und daher ausgeschaltet werden müssen. Die
„Idole des Stammes" („idola tribus") wurzeln in der menschlichen Xatur als solcher
(Anthropomorphismus u. a.); die „I. der Höhle" („idola specus") sind die individuellen
Vorurteile; die ,.I. des Marktes' („idola fori") sind durch die Gesellschaft, den Ver-
kehr, die Sprache bedingt; die „I. des Theaters" („idola theatri") beruhen auf der
Macht der Autorität, der Tradition (Xovum Organon I, 38ff.). Scheler, Die Idole
der Selbsterkenntnis. (Vom Umsturz der Werte LI, lff., 1920*.)
Ignava ratio s. faule Vernunft
Ignorabimus (Wir werden es nicht wissen) ist ein von E. du Bois-Reymond
herrührendes Schlagwort, welches die Schwierigkeit bzw. die Unlösbarkeit einer Reihe
von Problemen ausdrückt. Prinzipiell lösbar, aber ungelöst sind nach ihm die Fragen
nach dem Ursprung des Lebens, der organischen Zweckmäßigkeit, der Ursprung der
Vernunft und Sprache; absolut unerkennbar sind das Wesen von Materie und Kraft,
der Ursprung der Bewegung, die Entstehung von Empfindung und Bewußtsein, das
Wesen der Willensfreiheit (Über die Grenzen der Naturerkenntnis, 1872; Die sieben
Welträtsel, 1882; Reden u. Aufsätze*, 1886).
.'{Hi Ignoratio elenchi — Immanent.
Ignoratio <-l< iirhi {Syrotm ra# iA/rjov): Brweiererrückung. wobei et» «a
ändert« bewiesen wird, ab an beweisen war (AmsroTSLSs, Ob sophbt ibnebii 6,
106 a 18). Vgl. Hcterosetesb.
Jim»: .. indbeh: lebend). Im Vodanu (s. d.) dm bbende. m^etdimmi Seeb.
«isv, 00 üpanialmda.
Innnmukla: ndtrM.PU.*rW Lrbeeitrn Krifletr. Dnwgsjnj,
AlJgem. Geeok. d. Phil IIP. «90*.
IIIhhIom (Uluem, Tauwbung). pajrehobgbehe, iai «am Vorstellung. «
infolge almot— i Dbpoaiaiomm ebm aoaska Assimibtsm (a. d.) von fOwiiiwbdiftchcn
durch iwfsmdmktles Kaimmm enthalt, da* dm im4rlLb> »6lhg Im «amo dawar Eb-
>— - i -J m m\ I- aV ali ■ ■— i — - - - - *- — A ^^JaWa^a^aaBk^aa^a^a^La^ ~ * — - * ^ - ■ il n n W!ak4Saaak
lA *' in**r TOR CMv Ol* K" m * ' il« nOl^mawMBam amBDHaV*flHHVwVSaw ■QVVSIHHHI ww ~W*
gedeutet «mrhm So «raelmmt *. B. em weiOaa Laken ala Qammaat. «well
ab Stimme vom Hknmel. a. dgt Vgl DescAJrres, Pamma. anl
Psycho!.*. 1901 & »I. »6: Grands, d. phya. Psyrb«». III». IVK
Scixy. Mi niuaionen. 1004; I'auh. Ober dm Trogwmhmrhniun*. I0M; Mt u.sa
KswauraxÄ. Dm Denke« «ad dm Pbanuair. 1910. 19U <l. lledrutung der
Uefthb f»
Db Bedeutung drr «^irfcudrn Ilhmkm, dar ..bewußten Selbsttassfebung" für dm
Ästhet* (a. d.) brumi beaondcr« K. Las»»; vgl K. Gaoo*. Db Spfeb dra Menschen.
1009. SoirmiAC. U«gm*ttMidanarart, I89J: Uiwvwrbeatlmtique, 1906;
. . Kunat und Ilhiaion. 1014.
Im praktischen Sinne bt eher «lUmmm" db SrlbatUiiarlmng Immmbtirw dar
Wattmg von Objekten, db afcb of t am unbegründet, unhaltbar erwebL Der Pes»i
mbnraa (a. d.) neigt dam. Jede« GenuO, den ein Mrmih inusfmihn kann, ajej
llluakm suracksufuhreu. alle YY. rte dea Lebcue für Suhninsmrte zu eitleren. Zu
diraem prsttbekan bt da« QassmiiOuh dt i theoretische Illusionismus, nach welchem
db AuBmwclt ab aofche nkku Beabs. nur ein Trugbild, nur unsere Voratrlbmg.
am* Illusion bt (..ScbJeier der >! leYf ..n*ant**nmgoöe\
phinomen": Sraormiirn). — Den Nntaen der nbmkmen für daa Leben betonen
rson („Wille tum Sehern-). I* »rra. GL Aoum (Db Bedeutung der
lOwdon fftr Politik u. nodales Leben. 1004) u. a. Vgl VAtKraa, Db Philo.
Ob. 1911. - Vgl Hailudnation. Fiktion.
ImngittatioM a. Phantaaie. Vorstellung. — Ober daa Imsginere ab
xwcetaaflige „Fiktion" vgL Y'Aiarxusa. Db Phikm. des AbOb. 1911; Natorp.
Db mg. Grundlagen dar exakten Wmmwih.. 1910, S. 237 u.
Imhcrillitftt I, Schwächsten.
Imniiiiit'iil nmanens; ärt-xifj**: AnurroTSLas): darin
wohnend. r eine Sphäre hhiaimphinrl Immanent ist r. B. eine
welche innerhalb dea Tätigen wirkaam bt» nicht ein iuBerea Ding beeinflußt,
auf dieses übergreift, *. B. ein gebtiger Akt (..actio immanens" im Gegensat/
..a. tr.msi, n> : Thomas u. a.). Nach SptKOtA bt Gott, die eine ..Substanz" (a. d.).
weiche allen Dingen ab deren wahres Wesen innewohnt (Pantbebmua), eine ..imma-
nente'. -1. h. in den Dingen selbst wirkende, der Welt nicht iuBerlich gegansber
stehende ürsaehe. der reitkms Urgrund alles Geachehens, welche« aus ihm ab Folge
hervorgeht („Dcus est omnium rerum causa immanens, non vero transiens", K
prop. Will: vjjl. Ursache).
Immaterialismu9 — Imperativ. 301
Erkenntnistheoretisch bedeutet „immanent": 1. innerhalb möglicher Er-
fahrung bleibend, auf ein mögliches Erfahrungsobjekt sich beziehend, nur für ein
solches, also nicht für das unerfahrbare „Ding an sich" gültig, nicht dessen Wesen
betreffend. So zuerst Ka>"T: ,,Wir wollen die Grundsätze, deren Anwendung sich
ganz und gar in den Schranken möglicher Ei fahrung hält, immanente, diejenigen
aber, welche diese C4renzen überfliegen sollen, transzendente Grundsätze nennen"
(Krit. d. rein. Vern., S. 271). Erkenntnis (s. d.) gibt es nur innerhalb der Grenzen
möglicher Erfahrung (s. d.) — 2. bedeutet „immanent": innerhalb des Bewußtseins
(s. d.) verbleibend, nur als Bewußtseinsinhalt gegeben und wirklich, nicht unabhängig
von dieser Art des Gegebenseins existierend. So bemerkt Fichte: „Der Kritizismus
ist darum immanent, weil er alles in das Ich setzt" (Grundl. d. ges. Wissenschafts -
lehre, S. 41), und Schelling spricht ebenfalls von einer „immanenten Philosophie"
(Vom Ich, S. 113). Die Immanenzphilosophie betrachtet das Seiende, die Ob-
jekte (s. d.) als unmittelbar im Bswußtsein gegebene Inhalte; „Sein" (s. d.) heißt
Inhalt des erkennenden Bewußtseins (s. d.) sein (Schuppe, M. Kacffmanx. R. v.
Schubert-Soldern, A. v. Leclair, O. Stock, Ilariu-Socoliü, Bullaty, Gcre-
witsch, Marttnetti u. a. ; vgl. Zeitschrift für immanente Philosophie I). — Einen
„immanenten Erfalnungsmonismus" vertritt F. J. Schmidt (s. Erfahrung). Vgl.
Rehmke, Philosophie als Grundwissenschaft, 1910. — Gegen den Immanenzstand-
punkt, Wundt, Philos. Studien XII— XIII; Külpe, Die Realisierung I, 1912;
Volkelt, Gewißheit u. Wahrheit, 1918, 313. — Vgl. Transzendent, Idealismus,
Objekt, Subjekt, Allgemein (Aristoteles), Gott, Urteil (B. Erdmann), Kategorien,
Idee, Intention.
ImmaterialisnillS heißt die Leugnung der Realität der Materie (s. d.),
an sich existierender Körper (so besonders Collier und Berkeley), die Ansicht,
daß an sich nur geistige Wesen existieren (vgl. Spiritualismus). Vgl. T. Collyns-
Simox, Einleitung zu Berkeleys „Principles", 1878; J. F. Ferrier, Institutes of
Metaphyrica, 1856. — Vgl. Seele, Idealismus, Körper.
Immoralismns s. Amoralismus.
Imperativ, energetischer (Ostwald) s. Energie.
Imperativ, kategorischer. Im Unterschiede von der Maxime (s. d.)
ht Kant unter „Imperativ" die Formel eines „objektiven Prinzips, sofern es
für einen Willen nötigend ist", d. h. eines Gebots. Alle Imperative werden durch ein
Sollen (s.,d.) ausgedrückt und sagen, „daß etwas zu tun oder zu unterlassen gut sein
würde". Die hypothetischen Imperative gebieten etwas als Mittel zu einem Zweck.
Hingegen gebietet der kategorische I. eine Handlung für sich selbst, ohne B»-
ziehung auf einen Zweck, auf die „Materie der Handlung". Er betrifft nur die „Form"
der Willenshandlung. Er lautet: „Handle so, daß die Maxime deines Willens jeder-
zeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Dies ist das
unbedingte Gebot der praktischen Vernunft, welche als gesetzgebend auftritt. Wir
sollen so handeln, daß wir dabei die Allgemeingültigkeit dieser Handlungsweise wollen
können. Oder: „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen
zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte." Das Kriterium der Sittlichkeit
einet Handlung hegt darin, daß wir die Maxime, aus der sie hervorgeht, als allgemeines
Gesetz wollen können. Der Mensch existiert nicht bloß als Mittel zu einem Zweck,
sondern muß „in allen seinen sowohl auf sich selbst, als auch auf andere vernünftige
Wesen gerichteten Handlungen jederzeit zugleich als Zweck betrachtet werden".
Und so lautet der ..praktische imperativ": ..Handle so, daß du die Menschheit
Impersonalien
Zweck, niemab bloß ab Mittel bvauchat' (Grundleg. war Metaphve. d. Sitten, WW. IV.
S61 ff; KriL der praküechea Vernunft, 8 22 ff.; vgL schon Paut. The princrpba
ofmoraitndpoutiodphUonophy«. 1788). VgL Com». Kante Begründung der Ethik «.
1010; A. Mau* Santa Ethik. 1004; P. Hnran* nsapeproblssas der Ethik, 1003;
Boom* Vorieenngen Ober Kant». 1006; FlabHang In die Morel »i— uimtlinft, 180t
big 1803, IT. & 1 ff. (Der keieg. L gut nur. wenn bh bereite etwas ab sittlich, «ein
m»llwnd voraiiagecatat hebe); ahnheh Jone n. e.; floii>fW»\, Im aWhfc dee O lesen
Willem I, 1003. 8. 85 ff.; Vauxmam, Db Phüos. de« Ab-Ob. 1011. S. OSOff.. TM ff.
(der ket. Imp. ab nOtahebe „Fiktion"); Oerwexo, Vom aneeaetbohen Imperativ.
1012; Sohl». Der Pormahemee In dar Ethik«. 1021. 308 f. - Vgl Sittlichkeit,
InaBerennnlim s. Subjektlose
loipoaaibilltAtt UamBgBahkwii. Vgl. DnotJo, Mngaskhah
linprtnnl»«! IThidinek, rMiiiissilnitiair — Htm
OefuhL Streben auf tritt. Dir Impreeafcmen unterscheiden sieh von den
vomelhmgen („kbee") dnreh Ihre Ubhaittgkeit und Intenaiut; Jede VorateUung bt
db Kopb einer Imprraainn (Enqniry erf hojnan nnrteiettiiil > -.-atbe I. set, I ;
III. «ct. 8;ect.I4). Em Begriff, an deaa afah keine Jmprseafcm" nnehweben HBt,
btem Seheinbegriff. - Nach M. PaiJtori beeteht jeder
loa vielen aehhohen Ibanbnllfn" nnd bt daher ftr
(Db Logik auf dem flehainawien, 1003, 8. 176 ff.). VgL Banoeoa. Materie n. Ge-
mmVjgm, Hwt
Im pale (impobua): Antrieb, Anstoß, Einwirkung einer Monmntnnkrait.
momantane. soalöccnd wirkende WUbneregnng (MWiQenaimpnb'). Vgl. Wt
Grdx. d. phye. Psychol III». 1003, 300, 380k VgL Trieb, Wilb.
Imputation: Zurechnung (a. <L).
Inadäquat: uningeineaaan, a. Adäquat
Inbegriff bt db TsiMsainifi-ong einer hbhrbait von Inhalten, Gegen-
standen, an einem imfcrilnnkan Geaaan. VgL Botxuro. Wbaeneehaftabhre. 1837. I.
303 L; Hoaamvu Pbiba, der Arithmetik, 1801. I. 70 ff.; B. Eudmavx. Logik, 1802,
I«, 162.
Indeteranlnienaaa: Lehre von dem NkwtrdetarndnbrvSein dee WUbna.
der ab durch AoBere and Innere Ursachen nicht bestimmt, nicht bedingt betrachtet
wird, eondern unabhängig von den „Motiven" ahm gana «na eigener Macht für oder
wider etwaa entacheiden kann. Der I. tritt in verschiedenen Formen auf. VgL
Willensfreiheit, Motiv.
IndiflVr« nti-mne: Gleichgültigkeit oder Unentaohbdenheit hinokmtimh
dee Wertes und Wesens von Problemen fundamentaler Art; sittliche, religiöse Gleich-
gültigkeit.
ludifforenx: Ununterechiedenheit. So nennt Scumso dae „Absolute",
db „Indifferenz" von Subjekt und Objekt, weil ee Aber diesen Gegensatz erhaben bt,
erst in der Erscheinung in diese beiden „Pole" auaeinandertritt (WW. I 10. 130, 146k
— Indifferenzlage dee Gefühls beißt der Zustand (relativer) Gleichgültigkeit ab
Indifferenzlehre — Individualität 303
Durchgangsmoment im Wechsel des Gefühls von Lust zur Unlust oder umgekehrt.
Vgl. Wcndt, Grdz. d. phys. Psychol., 1903, II5, 315.
Indifferenzlehre heißt die von den Scholastikern Adelabd von* Bath
(De eodem et diverso, hrsg. 1903), Waltheb von Mobtaigne u. a. aufgestellte Lehre,
daß dieselben Objekte, je nach der Betrachtung als Individuen oder — wenn nur das
nicht Verschiedene beachtet wird — als Gattungen erscheinen (vgl. Pbantl, Gesch.
d. Logik, 1855, II, 138 ff.).
Indistinto nennt R. Abdigo die primäre Wirklichkeit, die sich erst in Ob-
jektives und Subjektives, Psychisches und Physisches sondert (Opere filosof., 1882 ff.;
vgl. Blcwsteln, Die Weltanschauung R. Ardigös, 1911).
Individualbegriff (Ein/elbegriff) ist ein Begriff (s. d.) mit kleinstem
Umfang und größtem Inhalt, nämlich ein Begriff, der das Allgemeine, Konstante,
Typische, Wesentliche eines einzelnen Gegenstandes heraushebt und fixiert. VgLWtrsDT,
Logik I3, 1906, S. 100 f. ; Kretbig, Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 39.
Individualismus: 1. Betonung der Bedeutung, des Wertes des Indi-
viduums, der Individualität für das sittliche Handeln (ethischer I.) oder für die
Gesellschaft, wobei, als Extrem, die Individuen als absoluter Selbstzweck aufgefaßt
werden, während in Wahrheit auch die Gesellschaft ein Zweck und Eigenwert ist
(sozialer L). Ethische Individualisten sind die Kyniker, Kyrenaiker, Epi-
kureer u. a., F. Schlegel, M. Stirner, Nietzsche (z. Teil), Tolstoj, R. Steiner
(Philos. der Freiheit, S. 154ff.) u. a. Soziale Individualisten sind z. B. W. v. Hum-
boldt, Spencer, Ibsen, A. Smith, Bakcntn, Tolstoj, J. H. Mackay, B. Wille,
J. Popper u. a. (vgl Soziologie). Der historische I. betrachtet die großen Per-
sönlichkeiten, „Heroen'*, als Hauptfaktoren der Geschichte (s. <L). — 2. Meta-
physisch ist der Individualismus die Lehre, daß die Wirklichkeit aus Individuen,
selbständigen Einzeldingen besteht (s. Pluralismus) oder daß nur das Einzelne
wirklich ist (s. Allgemein). Vgl. Jerusalem, Einleit. in d. Philos.4, 1909; Gold-
scheid. Höherentwicklung und Menschenökonomie, 1911; H. Wolf, Geschichte
des antiken Sozialismus u. Individual., 1909; E. Focbniebe, Essai sur l'indivi-
dualisme2, 1908; K. Frier am, Die Entstehung der individualist. Sozialphiloa., 1912;
H. Sommer, I. oder Evolutionismus? 1887; F. J. Winter, L, 1880. — Vgl. Mona-
dologie, Sittlichkeit, Egoismus, Soziologie.
Individualität ist die Einheit der ein Individuum (s. <L), ein Einzelding,
besonders eine Einzelperson konstituierenden, charakterisierenden Sondermerk-
male, Sonderreaktionen, Sonderdispositionen. Im engeren Sinne ist ,,eine Indi
vidualität" ein Mensch mit besonders ausgeprägtem, eigenartigem Habitus und
Verhalten. Die Vereinigung starker Individualitäten mit größter Solidarität derselben
bildet das soziale Ideal. Eine Gesellschaft erfordert starke Individualitäten zu ihrer
Höherentwicklung, und die Individuen werden nur in der und durch die Gesellschaft
stark und differenziert. — Als eine besondere Kategorie betrachten die „Individualität
im weiteren Sinne Cohen, Driesch, (Zwei Vorträge zur Xaturphilos., 1910; die
„Entelechie" als „Individualitätskonstante"*; vgl. Entelechie, Leben) und L. W. Stern
(Person u. Sache I, 1906, S. 120ff.); R. Mclleb-Fbeientxls, Philosophie der In-
dividualität, 1920 (betont das Irrationale, zugleich aber die Rationalisierbarkeit der L);
Shand: Foundations of Character, 1914. Vgl. Sigwabt, Kleine Schriften, 1893, II,
212 ff.; Gugleb, Die Individualität, 1896; Bosanqcet, The Principle of Individua-
lity and Value, 1911 (neuhegelianischer Standpunkt); Lynkecs (J. Poppkb), Das
In} Indlvldualpsychologie —
Individuum und die Bewertung mi—iOliiliii n\!\\\ im. 1910; J. IL Fnonucn,
Die I., 1807; La Dairrnr. L'mdividualita et l'crreor iodirkhudMtc*. 1011; Roüikat.
IVraonlichkeit. 1011; F. ScMSiDm. Dm Studium der Individualität, 1910;
Maekcsb, Die Individualität als Wert u. die Philo«. Fr. Kieuacbre, Die*. B<
Simmkl. I*bcnaaneckauung. 1017 ..De* individuelle Gesetz"); R Snusou.
Lebeneforaea». 1021; W. 9nsv. Die menscht rVreöolichkrit, 1018. - Vgl I«
•l.nim. Charakter, Ick. rWwiokkoil, Geeckickt*. Sotiologw.
Indivldnnl|>*>
log* der tvpkchen Vorginge de* individuellen nwiMoksVihsn Bewufkjeine, im i
schied roo der wVBfcerpeytkoIoe> " (Wujidt. Logik, 1006, IIS*. 168); 2. dir ..Diffr.
d» ..ftyehologk» der mdividnellrn DWhwiib", der indivi
Variationen ose Heeueeken (L* W. Srann, Psychologie der
individuellen Difhieneeii. 1000; 1. A. 1020); A. ADtne, Praxhi u. Theorie «V
dlvidoeJpeyekologir. 1020. JWterkrift f. litdfvidnajpevehol.. seit 1014. - Vgl.
fhorellefnlogb,
Inditidunflnn (todividuatio): Beeanderung doi IHpmihii«, de
in Bnzeldinge, dee Seienden In eine VHheit («. d.) von Individuen. Du in
doationaprinzip (..prineipium individuetionni") iet der die Individuetion begrün
dende Faktor Dieeer hegt nnek AnmroraLM im Stoffe (Metnph> i 38);
eo auch nnek Anos^NA. \r aznre« Maosc* u. e. Neck Tuoaus beruht die 1. *u(
dein geformten Stoffe („materia eignet» vel individtuUk '. Snm. tkeoL III. qu. 77. 2;
I. 3. 2). neck De** Sootoo enf der ..Form ". welche die ..quiddiu»' w „kneooritns"
(». d.) macht ( In hb. sententiarum 2). Neck den Nomiaalisten (Prruts AcanoLCt,
Dotuxd vok 8t. Poübcai*. Wtimtut von Occam u. a., Lstnm, De prkaosp. indhrid.
f 4) iet den winnoke dnrok omk edbet Individuell (..querübet rm
eeteingulerie"). Neck SraoftA ist die L, die ..DetefndnatkxT {*
ahm „Negation". Kinochr4nfcong dm einen Ssisnaen (e. Modus). Nnek Cn*. Wolvt
iet dm IndrviduaJtonanrinzip die alhwWge UnoiniUlung dornen, wm dem Dmne
(Ontolog. | 80. 228). Nnek Scaornnuca» oind Raum und Zeit, dm nur
armen sind, der Qmnd dafür. da8 der eine JffBfe". d«
„Ding an eich", ab Vielheit von Immlmjmn erscheint (Die Weh ale Witte o.
Stellung I. Bd.. f 26. 63). M. Gumxm, Dan Prinzip der I.. 1887. Vgl. Vielheit-
Individuell: Dem Einzelnen, dem Individuum zukommend, im Unter-
arhiede vom Generellen. Allgemeinen. VgL Oeackiokte. Individuum
Individnunn (4io.«or, dm Unteilbare): Emanhliag, Bnmlweeen, m>
mal in raumseitticher und qualitativer Beatimmtheit Daseiendes, eine im Weckael
dm Geaoknkena relativ konstant bleibend« Kompfeidone- Einheit; kmbooondara der
Einxelmenaeh. Dar Kern jede* Individuum« iet etwa« Irraoonellee, au« dam All
gemeinen, aus Gesetzen nickt restlos Ableitbare«. Insbesondere iet die Eigenart dee
menschlichen Individuums durch die ganze Vergangenheit seines Ursprungs bedingt,
wie m selbst durch die Eigenrichtung «eines Verhaltens einen ..zufalligen", d. h. nicht
auf eine allgemeine Formel zu bringenden Faktor dm Geschehens danteilt (vgl.
Geschichte). Individuum und Gesellschaft, Individual- und Geeamtgeixt heein-
fluaeen einander von Anfang an wechselseitig (s. Individualität, Soziologie).
Definitionen des Individuums (vgl. Aristoteles, hfetapby». VIII. 6; nur das
Individuelle. Besondere, das ttft n, hat Existenz; e« ist ein Ganzes, ovvoXov, aus
Form und Stoff) gchi-ii SsiriCA (IV providentia, ß), Boffrn sj est
Induktion. 305
in se indistinctum, ab aliis vero distinctum") u. a. ; das I. wird von den Scholastikern
auch als „suppositum" bezeichnet. Chr. Wolff bestimmt das I. als „res omni modo
determinata", allseitig bestimmtes Ding (vgl. Ontolog. § 227). Über Goethes Begriff
des Individuums vgl. Chamberlain, Goethe, 1912, 620ff. Vgl. NXgeli, Die Indivi-
dualität in der Natur, 1856; Haeckel, Über die Individualität des Tierkörpers, 1878;
O. Caspari, Der Zusammenhang der Dinge, 1881; L. W. Stern, Psychol. der in-
dividuellen Differenzen2, 1911; Person u. Sache, 1906, I (vgl. Person); J. Royce,
The World and the Individual, 1900; J. Schlaf, Religion u. Kosmos, 1911 ; Schuppe,
Grundr. der Erkenntnistheorie u. Logik, 1894, S. 79 ff.; Driesch, Zwei Vorträge
zur Naturphilos., 1910; Rickert, Die Grenzen der naturwissenschaftl. Begriffs-
bildung, S. 236, 372; S. Hessen, Individuelle Kausalität, 1909 (Transzendentale
Begründung des Individuellen); Wundt, Ethik2, 1903, S. 485 ff.; P. Barth, Die
Philo3. der Geschichte als Soziologie, 1897, I, 222; Jerusalem, Die Aufgabe des
Lehrers an höheren Schulen, 2. A. 1912; Fawcett, The Individual and the Reality,
1909; Litt, Individuum u. Gemeinschaft, 1919. — Vgl. Individualität, Pluralismus,
Vielheit, Persönlichkeit, Ich, Monaden, Geschichte, Kausalität, Gesetz, Totalität.
Induktion (inductio, ixayw/f;) heißt sowohl der „Induktionsschluß" vom
Besondern, Einzelnen aufs Allgemeine, als auch die Methode, mittels solcher Schlüsse
zu allgemeingültigen Sätzen, zu allgemeinen Gesetzen des Verhaltens von Objekten
zu gelangen.
Die Induktionsschlüsse folgern aus dem Umstände, daß in Einzelfällen
S und P miteinander verbunden auftreten, auf die allgemeine Zusammengehörigkeit
von S und P. Etwa: Mx, M2, M3 . . . sind P | Mx, M«, M3 . . . sind S | Also alle S
sind P. Solche Schlüsse können immer nur auf (wenn auch oft sehr hohe) Wahr-
scheinlichkeit Anspruch machen; nicht auf absolute (logische) Gewißheit. Es
kommt ferner keineswegs auf die bloße Anzahl der Einzelfälle an, sondern es kann
auch schon ein gut beobachteter Fall zu einer Induktion berechtigen, wenn er als
Repräsentant für viele gleichartige Ermittlungen betrachtet werden kann. Schon
eine einzige Gegeninstanz macht die Induktion ungültig. Die Häufigkeit und Regel-
mäßigkeit der Fälle eines Zusammenhanges ist nicht der logische Grund der Gültigkeit
der L, sondern die durch diese Regelmäßigkeit bedingte Erwartung einer kausalen
oder Abhängigkeits-Beziehung zwischen S und P. Vor voreiligen Verallgemeine-
rungen hat man sich zu hüten, ebenso vor der Verwechslung des ,,post hoc" mit
dem „propter hoc". Absolute Gewißheit hat die „vollständige" I., bei welcher die
Anzahl aller möglichen Einzelfälle gegeben ist, insbesondere auch der Schluß von
n Gliedern auf das (n + l)te Glied einer stetigen Reihe mit gleichbleibendem
Bildungsgesetz (J. Bernoulli). — Voraussetzung der Induktion als Methode ist
die apriorische Einsicht, daß Gleiches sich unter gleichen Umständen gleich verhalten
muß, sowie die allgemeine, ausnahmslose Gültigkeit des Kausalitätsprinzips (s. d.).
Vielfach stützen sich mehrere Induktionen gegenseitig. Durch die Möglichkeit einer
Deduktion (s. d.) neuer Fälle aus dem induktiv Erkannten wird die Induktion
verifiziert, abgeschlossen. Die obersten Grundsätze des Denkens und Erkennens
beruhen nicht auf I., sondern 3ind logische Bedingungen aller Induktion (vgl. Axiom,
A priori, Mathematik). Die empirische Erkenntnis erwächst aus einer Verbindung
von Induktionen und Deduktionen (vgl. Analyse).
Als logisches Verfahren der Gewinnung allgemeiner Begriffe betreibt die Induktion
Sokrates (er suchte tobt r' ixaxitxubi Aö/ovt y.al tb öpigeofrat xuPJÄot'. Aristoteles,
Mt-uiphys. XIII, 4, 1078 b 28; vgl. Xenophon, Memorabil. IV, 6, 13 ff.), ebenso
Platon und Aristotei.es (totayarrf lt dnö w&p m*' Ixaaiov 4*1 r« tm&iAov
Eisler. Haudwörterbuch. 20
306 loertialsyetem
«H«, Top. 1 12. 106a 13; egL Analyt. prior. II. 23k welahar aar d»
durch iilafanhs Anfaahma g «he .mdmetio per leiiMUiUnoiai eimpliernT)
aar die irifcHmllge I. ab niaoamnihsflMtih anerkennt (tmmjmj^ Stä x4rr«M>k Daa
Wert der I. keaaea schon die WuJruniw Zanoa aad Pmu>-
(rgt nowraas. HercuUA Stadien. 1866~66k Im MHtcUhrr «peilt die L
all Methode «ine geringere RolpTaaeh wird rir oft Biekt exakt faheartheht — Kiae
Theorie der I. gibt tuen* F. Baoov. der che biet aylJogbtbtkc Methode (a. Schluß)
bekämpft, aber aooh die gawftbalHki, eiafache Induktion für
erklärt. Wertvoll iet aar die „wehre' ( .
oa größter Allgeaaeaaheit aufateigt, wobei aebea dea poaitiwra
aoeh die aagatiena lanmnoan (a d.) her! iihiUbjt werdea ■■aooa (Komm Oiannoo 1.
Bt&h Spater hat J. St. Mn*ofamana» Theorie der Lgsphia, Sie iet nach ihm
Puib« Rs beeteht eiae aataraohe sicigMsg dee Goosoaa, oehm Erfahruanan zu eenerali-
abtun, aad alle I. beraht aaf der Voraumsstauag dar Gleidsfomiglmit dea Katar-
laafM („aaiformitr of natura ') ale ■lUhsuhe i benibm Oberes u, der rnlbsi «uf
ajlgeamtaeten lndaktioo beruht (Syetem der indukt. u. dedukt. Logik 1. 111. K. 2).
Vier Methoden der iadaktftna Fbreohaag gibt tat 1. Mrlhnde der übatemeummung
(..method of agreement"); 2. M. der Unterscheidung, DilfciaaiBWthode („m. of
differenoO; 2. M. dar Rente, Buckstande (..m. of modo. .4 M «kr einander
begbisendoa VWlafhiangsn (^m. of concomitaat Variation") (1 Kg).
Daß der I. eeboo logbche oder eprioriarhe Yrnnuaattaaaaej
betonen Karr, Arn* (Theorie der ladaktioa, 1864. S. 17 fU Wamtx (<
der induktiven Wiaaemu haften, deataeh l840f.; Philo», of the tadncu
1840). Cook, Natoar. Ria«, u.a.. R Kanaan» (Logik, 1882, I, 868 ff). Hit I
(Qeaetae aad Eh miete dea wieatmerhafU. Deukena, 1880-84, 8. 280 ff.. 402 f.) u. a
Vgl. Lamm. Logik. 1880. f 101 f ; neue A. 1812; J. Kcrnex. Im- Methode der induktiven
Forschung. 1886; Bai*. Logic. 1870. II. 1 ff.; Vaan. Logic. 1888, 8. 83 ff.; Javoaa,
Pikiulnha of Soiraoe I. 1877. 168 ff., 282 fL; Siowabt. Logik, 1804. li
4. A. 1811; Wum, Logik II«. 1886, 8. 20 ff.; 3. A. 1806/08; (iaataaa, Deduktion
u. Induktion, 1888; Höfua. < tandbhrea der Logik. 1880; Ktnno. Die intelbktaelbu
Funktionen. 1808, & 224 fL (Die I. ab Form dee ^MOgreaeirea flehheaea"; I.
alkjemeamruag dea in eseeekaen Ftilaa beeonaeiton Sabjekta d
Schlußaata . . «, wofür der Untat aalt daa Begrandunaaprinsip he''-
behrijaeh der Logik. 1810; LaomauBa, Psycho!, u. Metaphya.. Die
Induktion. 1808 (KaaaeiiUt und FinaÜUt ab Grundlagen); B. Baocb, Stadien
aal Philo*, der exakten Wkaniemhaftaa. 1811; F. C. 8. Sgbiu.br, Formal Logic.
1812; LeuearaxD, Zar kgbchea Lehre der I., 1884-88. - VgL Kaoeatitat. unbewußt .
Metaphyaik (v. HaaTMaim). Mathematik. Rmpiibmus, Methode. Schluß, Analyse.
lurrtinUyateaa vgl. Relativitateprinzip.
liuxiHtena a IntenticnaL Objekt.
Infinit (un.l indefinit) s. Unendlich. Infinitesimal a Unendlich. Realität
(Gönn).
Infi iixn«: Kinfluß. die Wirkung der Ursache, eines „Wirklichen" („quod
eat in actu") auf ein der Potenz nach Seiende« (Thomas von Aqcino u. a.k
Influxua phyaieus: direkte Beeinfluaeung der Seele durch dea Leih. Xarh
Inhalt — Instinkt. 307
Descartes und den Okkasionalisten (s. d.) vermag der Leib nur durch Vermitt-
lung Gottes („assistentia Dei") die Seele zu beeinflussen, nicht direkt, nicht durch
„influxus physicus". Vgl. Harmonie (Letbniz), Wechselwirkung (psychophysische),
Kausalität.
Inhalt ist ein Korrelat zur „Form'', die Mannigfaltigkeit der in bestimmter
Form auftretenden Merkmale, Gegebenheiten. Über Inhalt des Begriffs (eomplexus)
s. Begriff. — Inhalt eines Gegenstandes ist die ihm eigene Gesamtheit der Merk-
male, die ihm „logisch immanent" sind (B. Erdmann, Logik I, 1892, 129 f. ; 2. A. 1907).
— Inhalt der Empfindung s. Empfindung. — Inhalt des Bewußtseins s. Bewußt-
sein. — Inhalt der Vorstellung ist der Inbegriff des in ihr unmittelbar Erlebten,
im Unterschiede vom Gegenstande, auf den sie sich bezieht (s. Objekt); diese
Unterscheidung machen Twardowski (Inhalt u. Gegenstand der Vorstellung, 1894,
S. 1 ff.), Meinung (Zeitsehr. f. Psychol., 21. Bd.), Höfleb, Witasek, Krelbig (Viertel-
jahrsschrift f. wissensch. Philos., 28. Bd., 1905; Die intellektuellen Funktionen,
1909), Lrpps, Heymans u. a. — Vgl. Urteil, Schluß, Gestaltqualität.
Inhärenz heißt das Verhältnis der Eigenschaften zum Dinge, der Akzidenzen
zur Substanz (s. d.). Vgl. Hume, Treatise, set. 5; Kant, Krit. d. rein. Vern., S. 178.
Vgl. Ding (Hebbart).
Initial- und Finalbetonung: Vorzug der ersten und der letzten Stellen
in eingelernten Reihen für die Merkfähigkeit (vgl. Offner, Das Gedächtnis2, 1911).
Inkomplett (unvollständig) nennt die Scholastik jene Bestandteile eines
zusammengesetzten Dinges, die sich zueinander wie Anlage (Potenz) und Vollendung
(Aktualität) verhalten (z. B. Leib — Seele). Vgl. Stöckx, Lehrbuch d. Philos. II8,
1912, S. 124f.
Innensein s. Fürsichsein, Identitätsphilosophie, Psychisch, Seele, Pan-
psychismus, Introjektion, Wesen.
Innenwelt s. Außenwelt, Psychisch, Introjektion (AvENABrus).
Innere Erfahrung s. Wahrnehmung (innere). — Innerer Sinn s. Wahr-
nehmung (innere).
Innervation: Xervenerregung, Erregung von Organen durch Xervenimpulse.
Über „Innervationsempfindungen" (die nach den einen zentralen Ursprungs, nach
anderen peripherisch ausgelöst, in Wahrheit nur Bewegungsempfindungen sind) vgl.
.1. Müller, Handbuch der Physiologie, 1840; Wundt, Grdz. d. phys. Psychol. I8,
1910, S. 91 ff.; II5, 32ff.; James, Principl. of Psychology, 1890, II, 493ff.
Instinkt (instinetus, Antrieb) ist eine Art des Triebes (s. d.), der seine Grund-
lage in ererbten, angeborenen psycho-physischen Dispositionen hat, vermöge welcher
das Lebewesen aus einem an gefühlsbetonte Empfindungen sich knüpfenden Drang,
Impuls, seines Zieles nicht bewußten Strebens in zweckmäßiger Weise sich betätigt.
Der zweckmäßig funktionierende Mechanismus ist hierbei angeboren; es wechseln
triebmäßige Impulse mit rein automatischen Reflexauslöaungen ab, auch können
Wahrnehmungseindrücke an dem Ablauf der InstinkthancUungen teilnehmen, und
es können Instinkte durch Erfahrungen modifiziert werden. Im allgemeinen sind die
Instinkte die Resultate der immer zweckmäßiger, sicherer gewordenen Betätigung
der Gattung; sie beruhen also auf einer Mechanisierung \on ehemaligen Willens-
handlungen und Triebvorgängen, sind aber lücht rein physische Prozesse, sondern
20*
:**
enthalten psychische Momente, ohne daß es eher ra einem TorsosschaueodfO, .
vollen DeeuBmeln kommt. Von anbewuateu Vorstellungen. Gedenken, Urteilen,
Planen u. dgL kann hier nicht die Rede «ein. Wahrend bei den Tieren de* Instinktbben
stark suegnprigt bt, treten beim Msnsrhrn dm Instinkte
wußten ZwsnkhsndmngaB zarftek, dm Ewer nicht no ebb
def ttr aber bemer neuen, TMBmtea Umstanden sich «iwnemn bmen. ahm nicht eo
•terr, ao einseitig, so bHnd wie dm Instinkte amd. Bs gibt anch enrbhabiTnrb «ad
(sekundere, im aamlhMhaimfehea Leben enteteodene) eosJab
In der altere« Philoeophie iet vom JaHlnnai natarae" ah)
Trieb (*. d.) die Rade (vgl Tbomas tos Aqciso. Contra geat III. 75). Hoinr von
Cbebscey leitet mm dem „Inttmctmi naturehs" die ■Ihjimmnan. nlmslnsllia uVm
Begriffe dm Mira oh ia ab CD» varitate. 1624) Nach Ron haben die Tier* ihr*
Natur iMpfangan (Enouiry. IX). Nach einer froher oft m-
die Imiinlitiamlliinawi auf Zweckiaamgkeiteehv
flhrmi rmb Vmtntot dm
nrial
den I
SomoranutJmi (Die Wem ab Wille «ad VorsteUang, IL Bd.. K. 27 ). Nach B. tos
II aktmax* iet dm L „iBiikmlmgm Handeln ohne Bewußtsein dm Zweck*", b* wußte*
Wollen dm Mitleb sa einem anbewnßt gewollten Zweck ( Philo*, dm Unbewafiten I »•
1890, 76). — Aal angiihiaann Via ■bBaagaamofta I innen, unbewußte Vor
u. dgL fahren den I. zurück Cctieb, J. R. Ficbtb, C 0. Cabüs u. a. - • Auf reribteu
Gewohnheiten beruht dm L nach Dabwi* (a. Bai alii lang) a. a. ~ Ab Refbsiatig
briten famea db Instinkte aal 8macaa (Princ of Psycho!. I. f 1".
A. Bbtbe, J. Loa*. Rassowm, B. Mac* a. e.
Ana der ..Meehanbbruag", Bmabang tob BewaßtesmetataghaimB dm
leiten den I. ab Umabte, LaaontB (L'hebitade et l'instinct, 1876), Lawas
(Probbma I. 1874. ««ff.). RraoT. Romases, Habcbel (Weiteste*!, 1898. RH
Facanraa, Pbbyeb, G. H. Scbybtdsb (Dm tbrbehe Wille. 1880, 8. MM
Pault, Horrors*. ParuKK, Focuxbe u a., Wcbdt. nach welchem d»
gewordene Willen* and Tihlihintllaagmi rbmr QiasraUnaia amd, db
anch unter dam Bmilmmi von Motiven stehen (Grdz. d. phya. Psychol HI«, 1903,
260ff.; Grundr. d. Psychol.«, 1901, & JOS ff.; Vorlas, Ahm d. Menschen u. Tiereeeb«,
1911) u. a.
Mach H. Baaoaox ateht dm Iaatinkt in näherer Beziehung zur unmittelbaren,
absoluten Wirklichkeit dm Dinge ab der durch «eins Begriffe db Wirklichkeit nur b
äußerlichen ReUtiooen ergreifende Ventand (Devolution createice. 1907. & 191 f.;
TgL Intuition). VgL F. Rode*. Db Instanktbedtngtheit der Wahrheit u. Krfahrung.
1912. Dan Brkenntnbwert der Instinkte untersucht MeLum-Faanurraui, Irrstio-
nahamua, 1928. — VgL Lama eck. Philosophie zoofegique, 1809; Flocebxs, Da
linatinct et de Intelligente dm animaax«. 1861 ; Romaxes, Db gebtage Entwicklung
h, 1885; M*sta«it, Instinct and Reaeon, 1898; James, Psychologie, 1908.
S. 391 ff.; Q L. Moboax, Instinkt u. Gewohnheit, 1909; Redtke, Einbit. in db
theorat. Biologie, 1902; Jodl, Lehrbuch d. Psycho!.«, 1909; R. Saxox. Mneme«.
1908; Foasu Db paychbchen Tätigkeiten der Ameisen, 1901; Da* Sinneabbaa der
Insekten, 1910; Wasmaxx, Instinkt u. Intelligenz im Tierreich«, 1905; J. Lobe.
Vergleichende Gehirnphysiologie, 1899; li B. /.ieoleb. Der Begriff des Instinkte
einst und jetzt, 4. A. 1920; Liebmann. Zur Analvsb der Wirklichkeit4. 1911 ; Wich
mann. PUtos Lehre vom Instinkt und Genie. 1917; HacHBT-Socrt.ET. La ganme dm
Instrumentalismus — Intellekt. 309
instincte, 1919; Dreyer, Instinct in Man, 1917; Trotter, Instinct of the herd in
peace and war, 1915. — Vgl. Tierpsychologie, Unbewußt, Zweck, Trieb, Mechani-
sierung, Soziologie.
Instrumentalismus heißt der Standpunkt, daß das Denken und seine
Begriffe nur Instrumente, Werkzeuge, Mittel zur Ordnung des Empfindungsmaterials,
zur geistigen und praktischen Beherrschung der Wirklichkeit sind (vgl. Vathinger,
Die Philosophie des Als-Ob, 1911, S. off., 82ff.); ferner ist I. eine Bezeichnung für den
Pragmatismus (s. d.) und dessen Wahrheitetheorie (s. d.). Vgl. Baldwin, Das Denken
u. die Dinge, 1908 f.
Integration : Vereinigung, Verbindung des Differenzierten. Vgl. Entwick-
lung (Spencer).
Intellekt (intellectus): Geist (s. d.), Verstand (s. d.), Denkkraft, Inbegriff
der das Empfindungsmaterial verarbeitenden geistigen Funktionen. Der I. ist nicht
eine vom Willen verschiedene Kraft, sondern die Betätigung des Willens selbst als
„Denkwillen'* (vgl. Wille, Voluntarismus, Denken); anderseits beeinflußt der Intellekt
den praktischen Willen.
Einen zweifachen I. (vovg) gibt es nach Aristoteles. Der „passive", gestaltbare
I. (vovs ntUhjtix6e) ist der I. als Potenz, der Inbegriff der Verstandesanlagen, welche
durch den leidenlosen, reinen, „trennbaren", unsterblichen, von außen kommenden,
„aktiven" I. verwirklicht werden; der aktive I. gleicht dem Lichte, welches die poten-
tiellen zu wirklichen, als solche empfundenen Farben macht (De anima, III, 5). Über
verschiedene Deutungen dieser Unterscheidung vgl. Brentano, Die Psychologie des
Aristoteles, 1867, S. 5 ff. ; As Lehre vom Ursprung des menschlichen Geistes. 1911;
Siebeck, Geschichte d. Psychol., 1880 — 84, I 2, S. 67 f.; Ueberweg-Heinze, Grundr.
der Geschichte der Philos., I™ 1909.
Mit dem göttlichen Geist identifiziert den tätigen I. {voii noiiftutde; hier zuerst
der Ausdruck) Alexander von Aphrodisias, der im Menschen den „materiellen"
(voii biutdg) und „erworbenen" I. (rovz i.Ti'y.rrjos) unterscheidet (De anima I, f. 138 ff.).
Nach Averroes gibt es nur einen (göttlichen) aktiven Intellekt in allen Wesen, welcher
den „potentiellen" zum „erworbenen" I. formt (vgL Siger von Brabant, De anima
intellectiva, hrsg. 1901). Nach den christlichen Scholastikern ist der aktive I.
ein Vermögen der menschlichen Seele selbst. Durch „Erleuchtung" (ülustratio) seitens
des aktiven Intellekts wird das potentiell Denkbare zum wirklichen Gedanken; ferner
geht vom aktiven I. die Abstraktionstätigkeit aus (vgl. Albertus Magnus, Sum.
theol. II, 14, 3; II, 77, 1; II, 93, 2: über „intellectus possibilis" und „adeptus"; Thomas,
Sum. theol. I, 79, 3; I, 85, 1). Vgl. de Wulf, Gesch. d. mittelalterl. Philos., 1913.
Nach Spinoza ist der Intellekt ein Modus des Bewußtseins („modus cogitandi'').
Die einzelnen Intellekte sind Modifikationen des unendlichen und ewigen göttlichen
Intellekte („mens nostra, quatenus intelligit, aeternus cogitandi modus est''). Der
unendliche Intellekt erfaßt nichts als die Attribute Gottes und deren Besonderungen
(Eth. I, prop. XXXI, dem. ; LI, prop. IV, XV). Der menschliche I. als solcher gehört
zur „natura naturata".
Daß der Wille der „Ursprung und Beherrscher" des Intellekts ist. betont Schopen-
hauer. Xach ihm ist der I. bloße Erscheinung, Willensprodukt, er dient in erster
Linie dem Willen zum Leben, um freilich bei höchster Besinnung diesen Willen
schließlich negieren zu müssen (Die Welt als Wille u. Vorstellung, IL Bd., K. 15, 19, 30).
Xach Wundt ist der Wille selbst der Intellekt (s. Voluntarismus). — Daß der Intellekt
in erster Linie den Zwecken der Lebenserhaltung dient, nicht reiner Erkenntnis, und
310 Intellektualitmui
dafi er daher db Wirklichkeit immlUg auffallt, ab daran sein» Begriffe verfabcht,
lehren Mmaon, Vaidmb (Db Philo*, d. Ab-Ob. 1911; s, Fiktion),
(s. Verstand, Intuition) u. a. Vgl A. Bar/rosa, Die Lahm von den Genügen u.
Volke, 1, 190«. — Einen „Organmtelbkr ab Faktor dar Entwickhing nimmt J. 0. Voo*
an (Zeitschrift für den Auabeu der Entwicklung* hrr. HL 1909). - Vgl. A. Baue.
The Senat* and the Intelbct*. 1994; Ramnorm, Die Kritik dm Intelbku. 1901;
Kbeibio. Dia Intellektuellen Punktionen. 1909. — VgL fieneuahsmua. Denken
•tand, Erkenn tni*. Vernunft, Averrabaros.
Intcllektaallasnna bedeutet, iTlpmem, dm Btsmmng dm Intellekte, dm'
Intellektuellen. Der 1. ist I. - Bationahamna (a. <LL im OigsnmU tum 8eneualiamua.
So trtwulnhnfl Kaut PUtoo ab Vertmtrr der „Inmfbkt*fl|rlriH-rlrTT*'. nach welchen
die wahren Oigmitlnrti „blot m»elhgib*r assd und nach welchen mm dm Ventand
dm Wahre m kennt (Krit, <L rem. Vera-, MiHnrlmbiw, IV; Db Qmomchte dm resnen
Vernunft): S. bedeutet der L db Bevorzugung dm Dualem «ml Fi hau mim vor dam
Fohlen, Wollen und Handeln, db Wertung dm Erlmmrtnb ab Endzweck dn inensch-
liehen Swsbuue (Plato*. Puma, 8rrxoa* u. a>; ibgsnun Booanur. Harnora, Kajtt.
Ficra a. *.); 3. auch db ^nsioht, daldnroh den latssbht, ansah db Vernunft, durch
Reflexion mm. aOm Handeln au biten ml (ethiacher L; Sossarsa, Kajrr ■
4. dm psychologische I. betrachtet daa Intrllektuelb (dm Dsahsa. VorsteOen) ab
das Tilmlio im Seeleubben, von dam alba andern abhängt oder worauf auch dm
Gefühl», «nd Wilbnebben tmruckxufuhran bt (Tnoaus: ..teteOectus altior et itobibor
volantam"; Beteoca: „ab* priiBUMset»o^»od »*■■■■! mm tbeeat com
IIbsbabt. Kann u. *.). — Gegner dm (emmitbjm) I. amd Dtnm Sootos, Bor-
Haan am, Hamaitk, Jaoom, Ficars, Senorasaaria. Nmnii, Pädia». Toxsibs,
i DamuKD (Gedanken ihm Gott . . * 1910). Wr »dt. Diltbbt. Sdocix, Ecosb*
(Db Einheit dm Oebbtbbim. 8. 63«.; Geblige 8toomungeu dm Gegenwart,
1904), Goumrarjt (Wandlungen in d. Philo*, dm Gegenwart, 1911k Bmi bi.
Vanmroaa, Boctbocx, BsaoaoB. Jamxs. F. CL 8. 8mnj.ta (Humanbmu*. 1911).
Ostwald, GouMCsntro u. a> (vgL Voluntarismus, Pajchofegb). — VgL M. Wcvdt,
Der L in der grbchboheo Ethik. 1907; R. Goumcusn». Zur Ethik dm Gesamt.
willens I. 1903, 77ff.; H. 8cbwaju\ FiyehoL dm Wübns, 1900; B. Mbuiukn. In
telhgenx u. Wüte, 1907. — VgL Denken, WBb, Voratellung. Aktivbmus, Ventand.
Pragmatbmue, Vernunft (praktische). Intelligenz. Intuition, Irrational, logbrnns •
IntrllcUtii« II ■ llertuaüa. *•***•); gebt ige r Natur, dem InteDekt enge,
borig, auf den Intellekt, dm Denken, das Erkennen harugnch, durch den Ventand,
db Vernunft (vgL Kaut, Probgomena, | 34). — I. Anachaunng s. Ansohsanng —
I Funktionen: vgL Wem*. Grds. <L phys. PsyehoL, IIP, 1903, 681ff.; KasxniQ,
Die inteüekt Funktionen, 1909. — 1. Gefühle: höhere, geistige (Vogbche, ethbehe
u. a.) Gefühl». VgL db Psychologien von Wem*. Jörn, u. a. — I 1.x he a. liebe
(SfixosaL VgL Kmiiu, Db Intelbktuelbn u. db Gmelbchaft, 1913. — VgL
[ateOglhb W.
Intellektuelle vVelt ». Intelligibrl.
Intelligenn (inte lügen tia): Gebern-, VerstandeaUtigkeit; Denk- und Er-
kenntniskrait, besondere Auffaasunga- und ürtftibfihigkeit; geistiges, mit Intellekt
begabtes Wesen, Gebt (vgL Thomas von Aqoxxo, Sum. theoL I, 79, 10; I, 84.
Spinoza, Eth. IV, app. V; Kaut, De mundi aenaibilia atque intelligibilia forma ac
prineipiis. II, 3). — Nach Mbcmavx besteht die I. (im engeren Sinne) in SelUtandig-
koit des Urteile, Originalität und Produktivität dm Denkens, in „Urteil afahigk
Intelligibel — Intensität. 31 1
Die I. ist dem Willen gegenüber primär; der Wille selbst ist ohne intellektuelle Elemente
nicht möglich. Es gibt „Intelligenzfomien des Willens" und „Wülensformen der
Intelligenz" (Intelligenz und Wille, 1907, S. 9ff.). — Über Intelligenzprüfungen
vgl. Meumann, Intelligenz u. Wille, 1907, S. 29ff.; Experimentelle Pädagogik, 2. A.
1911; Lay, Experimentelle Pädagogik, 1908, 2. A. 1912; Ziehen, Prinzipien und
Methoden der Is, 1918; Ders., Über das Wesen der Veranlagung und ihre method.
Erforschung, 1918; W. Stern, Die Intelligenz der Kinder und Jugendlichen, 1920;
W. Stern und O. Wichmaxn, Methodensammlung zur Intelligenzprüfung, 1920;
Jäderholm, Untersuchungen über Theorie und Praxis der Intelligenzmessung, 1914
(schwedisch), 2 Bde., Zs. f. angew. Psych., 1911. 12; O. Bobertag, Über Intelligenz-
prüfungen, Untersuchungen über die Methode Binet-Simon, Zs. f. angew. Psych., 1916.
— Vgl. Taine, De Tintelligence6, 1892; deutsch 1880. — Intelligenzalter: Die
Intelligenzstufe, die jemand auf Grund der Binet- Simontests dem Alter nach besitzen
müßte. — Vgl. Talent.
Intelligibel (intelligibilis, vorjös): 1. verständlich, begreiflich; 2. nur durch
den Intellekt, den Geist, die Vernunft erfaßbar, nicht sinnlich wahrnehmbar (Platon:
s. Ideen; Aristoteles, De anima III 8, 431b 21, u. ö., Phtlon, Plotin, Proklus,
Acgcstincs, Thomas: , .proprium obiectum intellectus est intclligibUe", Gontr. gent. II,
98, u. a.). Nach Kant ist an einem Gegenstande dasjenige „intelligibel", „was selbst
nicht Erscheinung ist" (Krit. d. rein. Vera., S. 432). Intelligibel sind „Gegenstände,
sofern sie bloß durch den Verstand vorgestellt werden können, und auf die keine
unserer sinnlichen Anschauungen gehen kann" (Prolegomena, § 34). Während Kant
in der Schrift „De mundi sensibilis atque intelligibilis forma ac principiis" (1770) noch
die Gültigkeit der Kategorien (s. d.) für die inteUigiblen, sinnlich nicht wahrnehmbaren
Objekte anerkennt, bezeichnet er später das Intelligible als unerkennbar (s. Xoumenon).
Vgi. Fries. Wissen, Glaube und Ahndung, 2. A. 1905 (Idee einer „inteUigiblen Welt
freiwollende-r ewiger Intelligenzen"). Vgl. Charakter, Mensch.
Intelligible Welt (xöo//os vorjös, mundus intelligibilis): übersinnliche,
durch das Denken, die Vernunft, die geistige Intuition erfaßbare Welt, die Idealwelt
(die Welt der Ideen bei Platon; s. Idee). Eine solche Welt gibt es nach Philo n
(De mundi opif. 4), Plottn (Ennead. V, 9) u. a. Nach Jamblichtjs geht aus ihr die
intellektuelle Welt geistiger Kräfte (xöa^oe voepöt) hervor. Proklus unterscheidet:
intelligible, intelligibel-intellektuelle, intellektuelle Welt (Theol. Platon. III, 24);
die beiden ersten Welten gliedern sich in Triaden (s. d.), die letzte in Hebdomaden
(1. c. IV). VgL Joh. Scotus Eritjgena, De divisione naturae V, 18; 24.
Kant versteht unter der int. Welt die Idee einer sittlichen Welt, eines nur durch
das Sittengesetz beherrschten „Reichs der Zwecke" (s. d.), welchem der Mensch
(als „homo noumenon", als Vernunftwesen) sich als angehörig betrachten muß
(Grundleg. zur Metaphys. der Sitten, 3. Abschnitt). Die „moralische Welt" („regnum
gratiae") ist die Welt, „sofern sie allen sittlichen Gesetzen gemäß wäre". Sie ist
„eine bloße, aber doch praktische Idee, die wirklich ihren Einfluß auf die Sinnenwelt
haben kann und soll, um sie dieser Idee soviel als möglich gemäß zu machen", ein
„System der Freiheit" (Krit. d. rein. Vera.: Vom Ideal des höchsten Guts).
I ntelligibler Charakter s. Charakter.
Intention (intensio): Spannung, Kraftanspannung, im Unterschiede von
der Extension, der räumlichen Ausdehnung.
Intensität (intensitas): Spannungsgrad, Stärke der Kraft, Kraftgröße. Die
Intensität der Empfindung (s. d.) ist ihre von der Stärke des Reizes abhängige Energie,
m
mit welcher sfe im Unterschieds eon Enpfuuiunsm zr* her Qualität auftritt. Dfe
jede* |iij kfeiai» IffenwH bilden ein grrartWnlgw Kontmeum.
i dfe MssisaaJ. — d Marimafenyflnilnnt, (k>. dM M.» und IL-Onfn«)
Aid (rgL Www. Gnmdr. d. Iwycnol.*. IMS. 8. 37f.k Nach F. Bekttawo ist <lr
I. da» „Maß roo Dichtigkeit" in drr erhember ifüf« Erflllnng m
(Zur Lehr» tob dm EnTOfindsAgen. 1697; egt R. Wauj, Dm 0«m» drr
1696. & 186 ff.; Bbmmo». Essais «ur Im dnwln ImmM de U «mscirn<e. 1904.
8. 6: kerne uijnkfetsm LV
Nach Kamt lautet des Prinzip der „aatlifeitliaia der WahrneaMMMen":
„In «Um EnoMMM« kM 4» Easpimdung «w dM Reale, wslnhn ihr an dem
ClipMlMdi Mtnpriiikt . . ., mm intensive GröBe. d L erneu Grad." Dia
jBMMiM OfM" dM Objekts fet dar Grad dM KasfliiHM Jrmilfcm auf drn Stau
(Krit, d rein. Varav. & IM ff.; 2. A. nrag. ron Vsfcutfcmr. 8. «05 ff). Dm
GroBe, die jeder Ersobstnung a priori tafmnrMm werden muB, ki
Negation ein ..kontinuirr
.feinerer Wahrneh
Bm „Kalrforte" iat dir I. nach E. f. Htfüttn Kategorien
lehre, 1806, 8. 68) u. a. V|L L W. htm». Person u. Snnke. 1906,
W. Runs*. Dar Iaaiimiaililmyllf in drr ftsdnifagfe, 1911 - Vgl. Quer
Unendlich (Courx).
Ini<-ntlnn (inieatio): Absicht (s. d.), Anstreben; Gerichts tMm dM Cifeiu,
Hm Willen» auf ein Objekt, ein Ziel. Intentional iat, vorauf dM Denken gen
iat, wm n ..meint*4; intentional iat ein Objekt (a. d.), aofern re nur dm Inrmlt einer
Vorstellung, ein» Gedankens bildet, aofern M immanenter Gegenstand de«
steifem und Denke« (VüipHiBtn, Gedachtes), nickt dM reale Ding U
Dfe 8ckolaatiker rerateben unter ..intentio prima" dir direkt*
gerichtete Etksnnlnb, btw. den OimmIsiiJ diraer; „intentio areunda" ist dir ab»
oder relfezive Erkenntnis, bcw. dar Cngenaland der» tentio formal»*
JL obieeUva- . In tentio alt Akt - I. ala Inkalt denselben). Ein ..inten tionales
(„MM intentionele") haben dfe abstrakten flegenstinde (Gattung. Art usw.). Vgl
Tboma«, In I 1 8entent. 22. I fcnB*fc, Gsook. d Logik TU. 149. 265 f.. 299,
III. 206| (Jon.«». Lax. philoa.. 8. 252 ff. — Naefc P. Bbswtaxo hal^n dir psyeewrhen
(-. H .> Akte ein ..mtesitfenufes Objrk kauern. Dir mtellektnel men.
1909. 8. 142. Von „münlkmaka Einheit" ala dem gemeinten identischen Inhalt
Hoeamx (Log. Untersuch, 1900-01. II. 97). In
1913. & 169. 170. verwendet Hrwot nickt mehr
wie in den Log. unterm, dfe DagiUla Akt und Intentkmalca Erfebnfe ala gleichwertig.
Akt beißt nur noch der aktuelle, vollzogene Akt. Kn gibt daneben aber auch unvoll
aogene „ Regungen M, dfe im Hintergrund auftauchen, ohne vollzogen zu arm. Inten*
tionalitat ist dfe ffjgonlliit von Krlebruasrn. BewuBtaein eon etwaa cu acin; ffegeann
gehört nickt tum Weaen der InteotionaliUt da« Operifiatke dM „cogito", drr ..Bück
Iww. die Ichzuwendung. VgL Namen, Speere.
Iniorenne (intereeae): 1. Nutzen, Vorteil, Eigennutz, 2. Anteil, Teilnahme
dM Ich an etwaa, das teilnahmsvolle, lustbetonte Verweilen bei einem Gegenstände,
einer Vorstellung oder einer Tätigkeit Interessant ist. wm unser Interesse erweckt,
dfe psychische Energie auf sich lenkt, die Psyche zur Beschäftigung mit ihm ■
Etwas interessiert uns, wenn m zu irgend etwas, wm uns Lust erregt, was wir
anstreben, werten, in Beziehung steht, wenn es unseren Wissenswillrn anregt. Wm
Interferierende Begriffe. 313
uns interessiert, uns irgendwie „bedeutsam" erscheint, ruft unsere Aufmerksamkeit
(s. d.) wach. Unser ganzes Denken und Handeln ist durch ein Interesse bestimmt.
Es gibt ein sinnliches (materielles), geistiges (ideelles), praktisches, theore-
tisches (logisches), ethisches und ästhetisches I.: letzteres ist „uninteressiertes"
I., d. h. hier kommen nicht praktische Zwecke, sondern nur die Lust am Schauen,
das „reine Gefühl" in Betracht. Beim theoretischen I. ist uns am Denken, am
Erkennen, an der Erreichung des Denk- und Erkenntniszieles gelegen, es besteht
hier ein Streben nach Wissen. Für die Pädagogik ist das I. von hoher Bedeutung,
denn das Interessierende wird genauer beachtet, schärfer aufgefaßt, besser gemerkt
und geistig verarbeitet.
Der Begriff des „wohlverstandenen Interesses" („interet bien entendu"), vermöge
dessen die Menschen trotz ihres Egoismus sittlich handeln, findet sich zuerst bei
Helvbtiüs (De l'esprit I, 87 ff.; II, 17). — Nach Garve interessieren uns Dinge,
welche vermöge ihres Wohlgefallens sich „unserer Aufmerksamkeit bemächtigen",
weil sie „unsere Kraft, zu denken" beschäftigen oder uns „in Affekt bringen" (Samm-
lung einiger Abhandlungen I, 1802, 211 ff.). Kant versteht unter dem I. das Wohl-
gefallen, das wir mit der Vorstellung der Existenz eines Gegenstandes verbinden;
es hat Bezug auf das Begehren (Krit. d. Urteilskraft I, § 2). I. ist „das, wodurch
Vernunft praktisch, d. i. eine den Willen bestimmende Ursache wird" (Grdleg. zur
Metaphys. d. Sitten, 3. Abschn., S. 90; vgl. 35). Das Schöne gefällt ohne Interesse,
d. h. uninteressiert (s. Ästhetik). Herbart, der die pädagogische Bedeutung des
Interesses betont (Umriß pädagog. Vorles. I, K. 4 f.; WW. X), Steinthal (Einleit.
in d. Psycho!., 1881, S. 330) u. a. erklären das I. als Bereitwilligkeit einer Vorstellungs-
masse zur Apperzeption eines Inhalts; vgl. Ebbinghaüs, Grdz. d. Psychol., 1905, 1, 577.
Als Lust am Bemerken bestimmen das Interesse Stumpf (Tonpsychologie, 1883 — 90,
II, 280), Th. Kerrl u. a. Xach Jerusalem ist es die „Lust aus der Betätigung
unseres intellektuellen Funktionsbedürfnisses" (Lehrb. d. Psychol.4, 1907, S. 161).
Das theoretische I. ist „die Freude an der erfolgreichen eigenen Tätigkeit unseres
Verstandes" (Die Aufgaben des Lehrers an höheren Schulen, 2. A. 1912, S. 75 f.;
vgl. S. 166 ff.). Xach Stout (Analyt Psychology I, 1902, 224 ff.) u. a. ist das I.
die Aufmerksamkeit selbst. Nach Ostermann (Das I.3, 1912) ist Interesse „Werl-
bewußtsein oder Wertschätzung" und beruht auf dem Gefühl oder wächst aus diesem
heraus. Verschiedene Forscher (Ribot, Jodl, Kbeibig u. a.) unterscheiden unmittel-
bares Gefühlsinteresse und Assoziationsinteresse. Die Bedeutung des I. für das
Denken und Erkennen betonen von Condillac bis herauf zur Gegenwart viele
Autoren; vgl. F. C. S. Schiller, Humanismus, 1911; Kreibig, Die intellektuellen
Funktionen, 1909. — Von einem „inhärenten Interesse" als angeborener Triebfeder
alles Handelns spricht Ratzenhofer (Positive Ethik, 1901, S. 64 ff.). — Vgl. Ribot.
Psychologie de l'attention, 1888; Jodl, Lehrb. d. Psychologie, 1909; Offner, Das
Gedächtnis8, 1911; James, Psychologie, 1909; Petzoldt, Einführ, in die Kritik der
reinen Erfahrung I, 1900, 104 ff.; Lipps, Leitfaden der Psychologie, 3. A. 1909;
Ostermann, Das I.3, 1912 (auch historisch); O. Lifmann, Die Spuren interw-
betonter Erlebnisse und ihre Symptome, 1911; C. Xagy, Psychologie des kindlichen
Interesses, 1912; F. Arnold, Attention andlnterest, 1910; Walsemann, Das Interesse,
19203 (pädag. psych. Untersuchungen).
Interferierende Begriffe sind Begriffe, deren Umfange sich kreuzen,
also teilweise decken (Dampfschiff — Kriegsschiff). Vgl. Lindner-Leclair, Lehrbuch
d. allgemein. Logik3, 1903, S. 46.
314
Interim ntnl : *i^\yn MHÜadaM «*iMem; • ■eaBnBBfj \\V, h*el.
enuhea iiiiaihnttenea Subjekten (Tanns- o. a.).
Int« i niundlrn Mntrnnundinm. /uirnndm/u**): Zwtsebenwelten. in welchen
nach Kp ikur die Götter «in aeMgee Leb» fahren (Wog. Lehrt. X. 80; Cicero. Dp
divin.» M. IT. 40).
Interpolation ist muh 0. Liamteva die Ausfüllung dm lückenhaften
WabrnehmniigBnvetenals durch BenBchaltaag der feJdeaden ZwncaeagtJeder ver-
mitten der Prindpfen der realen TihaillHI, «Im* ItaaealKli. drr Kontimnt«
KTirrttf. der ffaaaalitll. der K>atHwH4t des Geerbebens (Gedanken u. Tataar h< n 1 1 .
AI ff.; 2. A. 1904; Die Klimax der Theorien, 1184. IL 7). Vgl. fetrapolation.
I .. uraaajektlw ist dea ftr eh» Vielheit von Subjektes ga min aar.
i .. it< mir i \\ u: . Iik' ai tm QajgagonD '«. i >. fgJ ObJeaarT, fJanaananaatj
Wert.
Iniraaabjektlr iet dasjenige, bei dem van allem abgesehen wird, am
ee eeJernttb meine» individuellen Bswunteoine noch geben m*g ( Vota sxt. GewiS-
heit u, Wehrhrit. I
lntrn«nrintlon: In der «UffnentteDen Psychologie die Schwenkung™ in
der Lnertungefahigkeit dweslbon Pereon tu verodttedeoea Zeiten bei gleicher Aufgehe .
lim ..i< Uiiun: Kmktguitg. inrnteMriegnng payehieebrr Zeetlnde und
Tätigkeiten in die Dinge, «elehe eleo nach ftnalogh dos ninbandeti, wollender
mfgrfaBt. gedeutet weiden. Schon auf der primitivsten Stufe dea Rrkennen« norden
die Dinge an beaealte Snbjehte aufgefaAt (s. Atumismus) und noch im natunriseen
aohaitlichen Kreitbegriff (e. d.) siUeri die Introjektion der WUfenakraf t in die Dinge
nach. Der Spirituaikmue (a. <L) und Panpavchiamua (e. d.) achreibt bewnat den
Dingen na akh irgendeinen Grad tob Beaeeltheit an. Die exakte Xatarerneeaechaf U
die eich nur um die quantitativ beetimmbaren Relationen der Diana behämmert,
abstrahiert mit Recht tob aller Introjektion; aia darf and matt eo verfahren. aJ
dm Dinge kein „Innomein" hatten. Die Metaphyem freilich kenn und muß
jektfcm — aber in kritischer Weiee. frei von allem Anthioponaorphaanaa — wieder
aufnehmen, damit den ..Farsichsein*' dee Wirklichen xur Geltung gelangt. — Ale
Introjektion wird auch die Emlegung der Wahmehmongamhalte ela eolcher in die
erlebenden Subjekte beaefehnet. Wird damit nicht fananiiH. daß jene Inhalte
irgendwie räumlich in den Subjekten stecken, eondern nur dies, daß sie Erlebnisse
von Subjekten, Abhängige tob aolchen and, daaa in) dieee ..
anfechtbar (vgl. Psychisch).
Die Introjektion (im erstgenannten Sinne) ala Erkenn tnisfaktor, an eine Quelle
von Begriffen, wie: Kraft, Substanz, Ding, oder als sie beeinflussend, betonen Lbmku.
Huxa (Treatieo III, eot. 14), Scaoranucaa (a. Wille), ScaunajucHBa, Bbkkkb
(Metaphys.. 1840, S - kbbbwbo, Lotxe, Hoawicx (Psychol. Analysen, 181
II I. 141 H .i. lEicaxüixaa, Xoibk, A Buna, Um (Leitfaden der PfeychoL,
1808; vgl. Einfühlung), Harnans (Einfuhr, in die Metaphys,, 1805, S. 227
Romahbs, CcmoaD (vgL Ejekt), J. Schcltb, H. Gomtbbx, L W. >
JaaoaaiJDf, der eine .Jntrojetoionstheoric" dea Urteile (s. d.) aufstellt. Wsaxicxx,
J. Wolft, NiaiaeuHa, Vaihixobb (e. Fiktion), Baaoaov (s. Intuition), A H. Llotd
(Dynamic Ideaham, 1888), E. H. Schmdt u. a.
Der Auedruck „Introjektion'' stemmt von R. AvBBaaros, nach welchem
die I. in jedem Sinne dee Worten die natürliche Weltansicht verfälscht, die V
Introspektiv — Intuition. 315
lichkeit verdoppelt wird, indem sie sich jetzt in Außen- und Innenwelt, Objekt und
Subjekt, Dinge und deren Vorstellungen spaltet, während es in Wahrheit nur „Um-
gebungsbestandteile" in Beziehung zu menschlichen Individuen, welche über jene
Aussagen machen, gibt. Die I. muß wieder beseitigt werden (Der menschl. Welt-
begriff, 1881, 8. 25 ff.; Vierteljahrsschrift f. wissensch. Philos., 18. Bd.; Petzold,
Das Weltbild vom Standpunkt des Positivismus2, 1912; vgl. Empiriokritizismus?,
Prinzipialkoordination, Psychisch). Gegen Avenarius: Jerusalem, Die Urteils-
funktion, 1895, S. 244 f.; O. Ewald, R. Avenarius, 1905, u. a. — Vgl. Ding, Objekt,
Kategorien, Kraft, Substanz, Kausalität, Sein, Tätigkeit, Wirken, Personalismus,
Intuition, Voluntarismus.
Introspektiv: durch innere Beobachtung, innere Wahrnehmung (engl,
„introspection", „introspective Observation").
Introzeption nennt W. Stern die Aufnahme der Heterotelie (s. d.) in
die Autotelie (s. d.) „Innere Zielaneignung". Die menschl. Persönlichkeit, 19182, 55.
Intuition (intuitio): Anschauung (s. d.), geistiges Schauen; Geistesblick,
unmittelbare, nicht durch Erfahrung oder Schlüsse vermittelte Erfassung des Wesens
einer Sache oder eines Verfahrens; unmittelbare Einsicht in eine Wahrheit,' in den
Wert einer Sache, in eine Relation. Im engeren Sinne ist die L, besonders nach
H. Bergson, das unmittelbare Erleben der Wirklichkeit in deren konkreter Gegeben-
heit, Ganzheit, Ungebrochenheit, Einheit, Stetigkeit, in deren Eigensein, Innerlichkeit,
Regsamkeit, Lebendigkeit, welche von der Seele gleichsam mitgelebt wird, in die sich
das Ich einfühlt. Während der Verstand (s. d.), das begriffliche Denken und Erkennen
im Dienste praktischer Zwecke, der Lebenserhaltung steht und das einheitlich-
stetige, lebendige Geschehen fixiert, stabilisiert, künstlich in Elemente trennt, die
dann wieder äußerlich miteinander verbunden werden, steht die Intuition dem Instinkte
näher und dringt mit („intellektueller Sympathie") ins Zentrum des Geschehens,
ins „Absolute", in die „schöpferische Entwicklung" des aufwärtsstrebenden „Lebens"
(s. d.) ein (Introduction ä la metaphysique, 1903; deutsch 1910; L'6volution creatrice6,
1910, S. 47 ff . ; deutsch 1912). Den Erkenntniswert der „Intuition" betonen schon
Platon, Plotik, die Mystiker, Spinoza, nach welchem die I. immer das Wahre
trifft und die „scientia intuitiva" die höchste Erkenntnisart ist (Eth. II, prop. XL f.),
Fichte, Schelling, Schopehnauer, Fechner u. a. (s. Anschauung, intellektuelle). —
Nach E. H. Schmidt offenbart sich uns die göttliche Natur des Menschen in „intellek-
tueller Anschauung", alle Wissenschaft ist in der Intuition begründet; die Denkformen
sind „Anschauungsformen höherer Art" (Kritik der Philosophie vom Standpunkt
der intuitiven Erkenntnis, 1908, S. 7 ff., 165 ff.). — Nach W. Schmied-Kowarzik
ist die I. eine Synthese, ein „zusammenfassendes Erlebnis". Sie erfaßt Einheit in
der Mannigfaltigkeit, hat Geltungsanspruch (Möglichkeit der Existenz), erfaßt Gestalt,
Harmonie. Der Kern des ästhetischen Erlebens ist das „synthetische Erlebnis der
Intuition"; das ästhetische Gefühl ist „Intuitionsgefühl" (Intuition, Wissenschaft!.
Beilage der Philos. Gesellschaft zu Wien, 1911, S. 43 ff.; vgl. Analyt. Psycho!., 1912);
Volkelt (Gewißheit u. Wahrheit, 1918, 224) nennt intuitive Gewißheit „das unmittel-
bare Gewißsein von etwas Unerfahrbarem, Bewußtseinsjenseitigen". Vgl. Losskij,
Die Erkenntnistheorie des Intuitivismus, 1910 (mystischer Empirismus); A. Steex-
bergen, H. Bergsons intuitive Philos., 1909; Dwelshauvers, Raison et Intuition,
1906; Gagnebin, La philos. de l'int., 1912; M. Losacco, RazioDalismo e intuizionismo,
1911; Bergson, L'intuition philosophique, Revue de Metaphys., 1911; Husserl,
Logos I, Ideen zu einer reinen Phänomenologie, 1913 (vgl. Wesensschau); H. Keyseb-
UM. Dm Wem der I.. Logo« III. 1912; MOuB-Fummu, Irretionslaaaas, 1922. -
VgL Anschauung. Metaphysik, Mystik. Koatoeaplatina, IrratkmaL Evidenz. C«
•undttheorie, Wahrheit, Prinzip (Rain).
Iiituitioalaeaaa iei die Lehre von der ursprünglichen Gewißheit, von
der unmittelbaren Kridrax der Sittbchkrtumaetallaagea, des vorsteuunge- oder
aafahlsmlfag erfafttea UntererbJeds tob Out aad Boss (Prrzeptionater — emotio
haW \.\. lntulthmlsma «ad Oomroara. Cuuuts, Pasta, Rbd. Btrrua, Lbcsy.
MaanMuar. CALoaiwooo. Poataa, V. Oooar*, Jzwrr u. a., Horcaaaos. F. Bas«.
ta»o o. a. Mit dem I. teibindsa den Utflllsiaaaaa MacKxsToaa (A iliaiiinatkm oa
ü» profreai of ethkml phftoa.'. 1882) aad H. Snwwics (Die Methoden der Ethik.
1909). VgL M Losaood, Biiiiieiaaain • lataalnalaan, 1911; Macaant*
Intaitioaeuaua aad aeiae Ehmeate bei H. Bergaoo, 1917. VgL BJttttaateJt
imiiitlvt mitaiaaaa, durch Aaecezanag (a. <LL aaatfhaa Scheuen erfaBt.
Intuitive Erksemtam tot eine iinmHenlhar aal Waaraaaaeaag ( Vorstellung) beruhende,
nicht erat durch Urteile, ffuaHin oder Aaateahahaam vermittelte Erkeaatat«
eoaaaangearteAl) oder de» unmittelbar» Bnadeht in eiae Relation (t. d. )
Aaaeaattaag. Diekarair.
I n | oralaa : Abnormität dea BsTaalareas. Paaoo (Drei Abhandlungen aar
Kexualtbeoric. 1910, S) unterscheidet absolut, laajhihaii aad okheainaaB Invertierte.
Zum Begriff dea typus inversus vgL BUhiea, Die RoQe der Erotik in der mann-
lieben Oearltechaft, 1917.
luxolutiaa (involutio): Einwiokiuag; Zttraekbildaag doe Organismus,
hl estaapnaaamter Richtung tar Evolution (vgL Tod: Letasix). Unter L einer
Votaeelhuigarethe versteht HaasaST die Reproduktion (a, <L) durch die zuletzt auf-
treteade Voratallung (rgL Vououas. Lehrbuch d. PsycboL I«. 1994 (f.. 460). -
Involvieren (einhüllen): eamhlteasn. in eich begreifen (z. B. der ..Folg*
■af* bedingen, nach steh atehoa.
.liiHi-riirr sni/: DI B*mathjpAai Mtaafcmh • ■" ma l*:T>*n •inr* Maflai
ahat bedhagt durch dä> groaea Anaahl eaa WeiiliihiihaifagmuMiB bei gleicher Qcaamt-
sahl der Warhrimmaasa (A. Joar. Zeitschrift f. I'-ycboL. Bd. 14; vgL Orrsaa.
Daa Gedachte»*. 191 IL
Ironie (AfMMh von rfp»r. Hpotter) ist Viirajnlluag, Tedem, lliharakifc»
machen unter dem Seaaeae das Brnettwhmena, dea Loben*, das Rechtasbene, Bilhgeae.
I »«.. I L m««m »liiai akswaaaV mummmaa« «1mm *»t sva^eaaa 1 «Ja «nnUn aeaa#4 mar* Irmas aa mwa*»ee «tassasmaa aaaaak amtaanaevaa
I *V* I . K Aflfl maGQ aaapCaa flBBQms WWBQi «Ca» aWflOBaa ^ft*l mmer KJBflD HOB VHH svamlTUr rn .
tadeln, um dadurch daa Unwert freaeder Urteile indirekt erkennen sa leeeen oder
um eich der Oberlegeaheit dea Gemtea auch aber die Vetaalliiapeiaiii des Ich recht
in,w!iUt ii wi min
Die 8okratieche Ironie besteht darin, daß man sich selbst als unwiesend atelli,
daa andern aber, mit dem maa sieh unterredet, aohambar für wiesend halt, um ihn
erst recht sein Nichtwissen offenbaren » lassen (Xenophon, MemorsbU. I. 3, 8;
Gbero, Aoadem. II. 15). — Romantische I. iet die Erhebung des Ich, Genies Aber
•lies Bedingte, Ober alle Werte, auch Aber die eigenen Produkte, die Fälligkeit, ahm
und sein Tun immer neu an „überwinden", ahm keiner Sache hmiugiiwm, durch
kein Oeaets, keine Norm binden tu lassen, spielerisch über sllem zu schweben (Faisns.
Schlbosl u. a.; rgL R. Hara, Die romsntieche Schule. 1870). VgL SotASa, Erwin,
1815; Vories. über Ästhetik, 1829; Ta. Vnoaaa, Ästhetik, 1896, | 201; Scausxaa,
Das Reich der Ironn tSUSaa; \* morste de 1'ironie. 1909; F. BafooaasKii.
Die Ironie als entwicklnngsgeaohichtiiohes Moment, 1909.
Irradiation — Irrtum. 317
Irradiation nennt Ziehen (Leitfaden der physiol. Psych.7, 1906) die
Übertragung z. B. des Gefühlstons einer Vorstellung auf eine andere.
Irrational: durch den Verstand oder die Vernunft nicht erfaßbar, logisch
nicht bestimmbar, begrifflich nicht erschöpfbar, nicht ermeßbar. Über die Irra-
tionalzahlen als nützliche Fiktionen vgl. Vaihinger, Die Philos. des Als-Ob, 1911.
Der erkenntnistheoretische Irrationalismus nimmt neben der rationalen
Erkenntnis irrationale Erkenntnismöglichkeiten an: reine Empfindung, Instinkt,
Einfühlen, Intuition usw. Der metaphysische Irrationalismus faßt die Wirk-
lichkeit als werdend, als schöpferische Entwicklung, als immer neu sich bereichernd,
als in feste Gesetze nicht Eingehendes, durch bloßes Denken nicht Erfaßbares auf
( Schopenhauer, Eücken, Bergson, James, F. C. S. Schiller, Vaihinger,
Mauthner, Keyserling, Hammacher [Die Hauptfragen der modernen Kultur, 1914].
W. Rathenau u. a.). Das Irrationale der Religion betonen Otto (Das Heilige, 1918),
H. Scholz, Religionsphilosophie, 1921, Joh. Müller u. a. Vgl. J. Goldstein,
Wandlungen in der Philos. der Gegenwart, 1911; Die Technik, 1912; Benrubi, Leben
u. Metaphysik, Bericht über d. III. int, Kongreß f. Philos., 1909; Höffding, Der
menschl. Gedanke, 1911; F. Boden, Die Instinktbedingtheit der Wahrheit und
Erfahrung, 1912. Rickert, ausgesprochener noch Lask (Die Logik der Philosophie
und die Kategorienlehre, 1911) unterscheiden eine Irrationalität des Gegenstands
und eine Rationalität der Form. „Alles ist gleichmäßig irrational, und alles ist gleich-
mäßig rationabel" (Lask a. a. 0. 223). Mehrere Arten des Irrationalen unterscheidet
Volkelt (Schopenhauer- Jahrbuch, 1920, Gewißheit und Wahrheit, 1920). Als Typus
eines irrationalen Seins sucht R. Müller-Freienfels die Individualität verständlich
zu machen (Philosophie der Individualität8, 1922). Eine irrationale Erkenntnislehre
entwickelt er in „Irrationalismus", 1922. Hasse, Rationalismus und Irrationalismus
bei Schopenhauer, 1912. — Vgl. Unbewußt (E. v. Hartmann), Verstand, Volun-
tarismus.
Irrelevant : unerheblich, unwesentlich, ohne Bedeutung für einen bestimmten
Zweck. Vgl. F. C. S. Schiller, Formal Logic, 1912.
Irritabilität s. Erregbarkeit.
Irrtum (error) ist Verwechslung des Falschen mit dem Wahren, unrichtiges
oder falsches Denken, ein unrichtiges oder falsches Urteil, welches für richtig oder
wahr gehalten wird (formaler — materialer Irrtum). Wir irren, begehen Irrtümer,
wenn wir anders urteilen, als die Denkgesetze oder die denkende Verarbeitung des
Erfahrungsmaterials es fordern (vgl. Wahrheit). Irrtumsquellen sind: Vorurteile.
Mangel an Urteilskraft,Un Vollkommenheit der Sinnes Wahrnehmung, Sinnestäuschungen,
ungenügende Aufmerksamkeit, ungenaue Beobachtung. Übereilung, Schwäche,
mangelnde Energie, Konzentration oder Stetigkeit des Denkens, unzureichendes
Erkennt uismaterial, subjektive Stimmungen, Dispositionen, Leidenschaften, Kritik-
losigkeit, unmethodisches Verfahren, Übersehen von Fehlerquellen, vorschnelle
Verallgemeinerungen u. a. Nur durch beständige Selbstkontrolle kann sich das
Denken vor zu vielen Irrtümern hüten. Im L\ufe der Entwicklung zeigen sich oft
vermeintliche Wahrheiten als Irrtümer, aber auch vermeintliche Irrtümer als Wahr-
heiten; immer mehr Irrtümer werden ausgeschaltet, je selbstbewußter das Denken,
je kritischer das Erkennen wird.
Daß Wahrheit (s. d.) und Irrtum nicht in den Vorstellungen als solchen, sondern
im Urteil liegt, wird seit Aristoteles meistens betont, so von Locke (Essay eoneern.
(ttfi UoUOon — JastlBnerun(.
bam. WMfawtenH II. K. «IL) IV, IL 20, I). Ca*. Wocrr (Vernunft.
I. f 3M). Ka» (Logik. & 78 «.^ BMh ««fehsM der I. «» <Ihi
der «nnhobkait auf deo Veistsml entspringt", wodurch wir subjektive Grunde für
objektive halten (vgL Schein). In einer Erkenntnis, die „mit den \rr»undeage«rt»en
durchgingig meemmenetimir- . Imum; in den «Wien allein, welche nicht
urteilen, iet euch kein Irrtam (Krit. d. rein. Vom.. Transseodsntale Dialektik 1).
Vgl FftOH. System der Logik, IM t u»fl.
Aul die Freiheit des (eieh abereiwodso) WOleas fuhren den L Sebols
zurück (rgL echon At-ucenaca, Soliloqu. K. 6. 9 ff.) wie Dtrst Scotts, Scark
(ssetaphy*. dwi '. 6) u. a. Nach Dascaarat beruht der I. darauf, daß dar
Wille weiter reicht ab der Vrratand („qood cum latfaaps^t voluntM quam üitclk*< tu«,
illam non intra coadrm timitea contineo. «cd etiam ad Ula. qua* nan intellig«. rxtendo' ,
MediUtionee IV; Princip. philo«. L 6. 29. 31 ff.). Nach Broofta beruht der I.
nur auf einem Mangel an Rrkanntnie infolge unengiiiiiiemnii (inadäquater) Ideen
(Eth. II. prup . \ \ i i \ \ i I ' . Ähnlich Lsuns (Theodisee I den
I. au« der Verwechslung ibaHnhsr VorsaeUaafna ab (Treatiee IV, ert 2).
ObereUung fuhren den I. ntrnck Uuuca. Jakob (Logik. 1788. f 433). Cal* an (Logik.
1822, | 222) u. a. Nach Wem* gabt der I. an» eJanr „unvollständigen Anwendung
unserer Denkkraft hervor" (Logik I*. 1894. & 025 fl
Nach N'trrxwn« «ind unsere Wahrheiten aar etagewun* ltr ..Irrtümer", die sich
als nuulich. als artrrhaltend bewahrt haben. Die „fsUrhsetri lt. die
..•yntbrtiacben Urteile a priori", sind uns für das Leben am ttnentbshiliubswm So
ist die Falschheit eine« Urteils „kein Einwand gegen ein Urteil" (rgL W\
Ähnlich a, Teil Varaisoaa, nach welchem die ..Fiktion- »uBt*
ner", fruchtbare Irrtümer xu praktischen Zwooken sind (Die Philos. des Als Ob,
1911. 8. 128, 165; rgL Wahrt» b dem Pragmatismus (s. d.) «ind Irrtümer
Urteile, die sieh nicht als fruchtbar, d. h. für die Dank, oder Lrbenspmxis nfttatteh.
rweokmafiig bewahren (rgL F. C. 8, Scmxnm, Humanismu«. 191 1 ; Pormal Logic.
1912; Error, in PrnmsiWnmi of the AiistotsHsn Sooiety. 1911 ; E Mac«. Erkenntnis u
Irrtum. 1906, S 1 14 ff., nach welchem R, und I. ans den gleichen Quellen fließ.
VgL Pascal, Prnseea, 1868, IV. 8; Haoesuhk. Logik u. Noetik». 1872,
Stöbb. Leitfaden dar Logik. 1905. 8. 112; Bnocnano. De rerreur*. 1897; Pownu,
Truth and Error. 1898; Brwi.n, Die Idole dar Selbsterkenntnis fVom Umsturz der
Warte*. 1919, II) unterscheidet Irrtum und Tauschung. — VgL Wahrheit, K
Skeptizismus, Idol. Sprache. flliasslliiii kling, Richtigkeit, Schluß.
Isolation bedeutet für das Denken und Erkennen die Herauahebung eines
Teilinhaltea von Vorstellungen aad die gesonderte Betrachtang desselben („isolierende
Abstraktion"). VgL P. Volkmavx. LVkenntnistheorct Orundsage der Xatarwisaea-
Schäften. 1896. S. 70 ff. ; 2. A. 1910; Vaukqbb, Die Philo«, des AlsOb, 191 1 (..Kunst-
griff der Isolierung", ..fiktive I.", S. 372 ff.). VgL AbstzsJuion.
lanathenie (/ev*Hr«u): Gleiche OeHaagakraft der Gründe uad Gegen,
gründe, von denen keiner mehr gilt ah der andere — nach Ansicht der antiken
sis («. d.). VgL Analogie.
Iteration s. Perseveration.
.ludizio« 8. Gedächtnis (Kart). VgL Omrn, Das Gedächtnis*. 1911.
JuNtifiaierung-: Rechtfertigung einer Fiktion (s. d.) als zweckmäßig,
brauchbar, nützlich (YAraiHon, Die Philos. dee Abi-Ob, 1911, & 150 ff.).
Kabbala — Kampf. 319
K.
Kabbala (Kabbalah, Überlieferung): jüdische Geheimlehre, Mystik, ver-
bunden mit Zahlen- und Buchstabensymbolik, auf Grund älterer Spekulationen
zwischen dem 9. (Buch Jezirah) und 13. Jahrhundert (Buch Zohar) entstanden und
später noch weitergebildet (Isaak Luria, Horwitz). Die K. ist vom Xeuplatonismus,
Xeupythagoreismus und Gnostizismus beeinflußt. Aus dem göttlichen Einen, Unend-
lichen, „En-Soph" (dem „Urlicht", dem „Verborgenen", dem „Alten der Tage")
gehen, durch Emanation (s. d.), durch Selbsteinschränkung zehn „Sephiroth" (Ideal-
zahlen, Lichtkreise) hervor, deren Einheit der „Adam Kadmon", der göttliche
Urmensch, der Sohn Gottes ist, und aus welchen vier Welten hervorgehen: Azilah
(Idealwelt), Beriab (Welt der als Geister gedachten Ideen), Jezirah (Welt der Sphären-
geister, der Seelen), Asijah (Welt der Körper und Sinnenwesen). Der Mensch gehört
den drei letzten Welten zugleich an. Es gibt eine Präexistenz (s. d.) und eine Seelen-
wanderung. Beeinflußt durch die K. sind auch R. Lullus, Mabsilids Ficinus,
die beiden Pico von Mirandola, Reuchxin, Paracelsüs, Agrippa von Nettesheim,
H. More, St. Martin u. a. Vgl. Ad. Franck, Systeme de la Kabbale, 1842; deutsch
1844; Sepher ha Zohar, französisch von J. de Pauly 1906 f.; A. Jeixinek", Beiträge
zur Geschichte der K., 1852; Bloch, Geschichte der Entwicklung der K., 1894; Aus-
wahl kabbalistischer Mystik, 1858; Xeumark, Geschichte der jüdischen Philosophie,
1907, I, 1; Papüs, Die K., 1910. Dessoir, Vom Jenseits der Seele, 19172; Erich
Bischoff, Die Elemente d. Kabbala, 1913.
Kahlkopf s. Calvus.
Kalam (arab. : das Reden, die mündl. Verhandlung): in der Geschichte des
arab. Denkens übliche dialektische Methode, geübt von den „Mutakallimün" (s. d.).
(Vgl. Goldzieher, Die islam. Philosophie in „Kultur d. Gegenwart", 1913, I, 52.
Kalokagathie (y.aAoxäyadia, Die Schöngüte): Vereinigung des Schönen
mit dem Guten, sittliche und zugleich schöne Lebensweise.
Kältepunkte sind Hautstellen, welche für Kältereize besonders empfindlich
sind (besonders an den Augenlidern, an der Stirn usw.). Vgl. Goldscheider, Ge-
sammelte Abhandlungen, 1898; Wundt, Grundz. d. phys. Psychol. 1903, II5, S. 8 ff .
Kampf, im weitesten Sinne, als Antagonismus (s. d.), als Gegensatz, Wider-
streit der Kräfte, der Tendenzen, der Willensrichtungen, ist ein Grundmoment des
universalen Geschehens. Dies lehrt zuerst Heraklit, nach welchem der Kampf
(Streit) der „Vater der Dinge" ist (nöJ.euos nävTxav filv nax/rf toxi, Txävxcov dl
ßaaiÄeve), indem er aus der Einheit die Verschiedenheit hervorgehen läßt (vgl.
Diog. Laert. IX, 8). — Ein Kampf ums Dasein („struggle for life"). d. h. ein direkter
und indirekter Wettbewerb um die Existenzbedingungen, zwischen verschiedenen
Arten und zwischen Individuen einer Art, spielt in der Xatur eine gewisse Rolle
(Erasmus Darwin, Goethe, Schopenhauer u. a.), die Ch. Darwin in den Vorder-
grund rückt (s. Entwicklung). Xach W. Rolph (Biolog. Probleme, 1884) besteht ein
„Kampf um Mehrerwerb", nach Xietzsche ein K. um die Macht. — Verschiedene
darwinistische Soziologen (Ammon, Schallmayeb u. a.) betonen die Bedeutung des
Daseinskampfes für die (menschliche) Höherentwicklung, während Wigand, Kropotkin
(8. Mutualismus), Xovtkow, Jentsch, R. Goldscheid (Höherentwicklung u.
Menschenökonomie, 1911; Entwicklungswerttheorie, 1908. S. XXIff.; Begriff des
„richtigen Kampfes"), Bnm u. a die BedaatBiig de« Kampfes riel niedriger «"in
■oharere. VgL State «atl, Die Philo«, daa Krieges, 1907; Bowi.o. Der Oeoim de*
Krieges and der deutsche Krieg. 1915; Krieg and Aufbau. 1918; Gomtox. Philo
sophie des Krieges, 1916. Ober dm „ewigen Frieden" a RechtsplusoaopbJe (K
knnonlk (»aw««* von »eewe. Richtschnur) nennt Etocüb die Logik (•. d.)
aU Lehre von den Normen, Kriterien der Wahrheit (Diog. Leert. X. 29ft; Cfeero.
Acad» m. II. 30). — Karr verweht unter ..Kanon" den „Inbegriff dar Grwmfeetas
• priori de« richtigen Gebrauchs gewisser PiieaalnisMissnasu überhaupt* . Die
..transzendentale Analytik** fat der „Kanon daa reinen Verstandes"; d>. ..Kanon
der reinen Vernunft" betrifft nicht den theoretischen (spekulativen), sondern nur da«
..praktische« Vetuurftgebraueb" (Kitt. d. rein. Venu. 8. 604 ff.), deaa die Ideen dar
Wüfenafreibriu dar UnaterbHahtalt. dea Deaeina Gottes biete« keine Erkenntnis
»bjekta, aondarn regulieren aar unser Verhatten.
kantlanUma« istdi* kritzsJetiscas (a d.k Ussamriathntsh (a <L) Philoaophie
iMaaH u. K < vni. mit ihrer Untsischssduiig von Porm <a d. ) und Stoff der Erker,
dea Apriortaehen (a d.) vom Apwteiioifeohna, Ihrem kritiechen Idealiemu« (-
ihrer Lehre von dar Idealität der a Barth ngafnrman (a d.) Raum «ad Zeit aad der
Katagaihiu (a <U ihrer BunJirlakang aier Erlmantais auf En 1 ifaiiagin (•
d. h. auf flipaallmh mogtinhtr IMahrung, wahrend dea „Ding aa eich" (a d.) absolut
unerkennbar bleibt and eine hictaphysfk (a d.) — als tranatearsiair (a d.) Wkwenechef t
- ala Iüuaion hrngaateiBt wird, da die Ideen (a d.) der Vernunft nur regulative (a d.L
praktiaohe Bedeutung haben. Karer lehrt den Primat der praktierhea Vernunft (a d. ).
die «ttitohkatt (a d.) aus der Autonomie (a d.) dieser Vernunft ab. die «ich im
tatugutlauheii Imperativ (a d.) geltend macht, aad vertritt daa alhienasn Fortnaliamue
und Rigorismus (a d.). Zwischen thtoretJeeher aad praktiacher Vernunft vermittelt
dia Urteilskraft (a «Lk die Quelle der iethetiachen Urteile (a d.) und des Zweck
begriffe« (a d.k Die Religion (a d.) ist auf die Ethik an stutzen, ahmt umgehe)
Reagfaa.
K*ntianer (bzw. H alb- Kantianer oder von Kamt leeoadei» beeinflußte Philo-
soeben) «ind J. Scact/n, Ca*. E. Scaain, Reiybocd, L. Beck. Kbüo. Homutraa.
JaVka, Mbjlub. Bbxdavid. Maa«*. Ttafiauaa, Tbksbmakx. A. Brsxs, Kiaaa-
warraa, Aauarr. Fatae, 8ranj.aa. Mxmov u. a Gegaer: A Wawaarrr. Faoaa.
Kbbbhabd. TtanBMAXx. Hbbdbb. OL K Scarut, Jacoat. Hamas*. Ba»
Boctbbwee. B. Stattubi u. a Ab Kabt knüpfe o Ftcara, ScaorexaAL an u. a an
(a Idealismus). In den 60er Jahren dea 19. JeU-auadmts rraohsllts (bei Zau.au.
LtaaMAK». Kant und die Epigonen, 1866; 2. A. 1911 u. a) der Bei: Zurück ca Kant I
- Die Neukantianer verkünden z.T. den reinen Kant, teil« suchen sie die Kantieehe
sophie selbständig weiter au entwickeln, ». T. in Anlehnung an altere Nachfolger
Kanu wie Pichte. Fries, Hegel mm. Za denjenigen, die «Veh strenger aa die rem
nche Überlieferung halten, gehören u. «. K. Ptacaaa, V Rktcsb,
L. OoLoecaMiDT. E. Absolut. Wbbbtcbb, E Mabcus (Logik*. 1912). A. Kr«
Laaswrn, TnrBJt u. a Unter dea ehjwulichwn Neukantianern unterscheidet man
(vgl. vor allem Uaaaawao« Grundriß d. Phil. IV. hrsg. v. K. Oaaraaaaica. 1916)
die physiologische Richtung, die eine BcstAtigung der Kantischen Aprioritatslehre
in .hr Sinnesphysiologie findet: F. A. Labob, Hblmboltx, Fb. Schcltze, VataiaaBB
(in seinen alteren Veröffentlichungen), A. Clabsbb. .Trucs 8cbttltz u. a
metaphysischer Weise deuten Ksnt aus: Likbmaxn. Volkklt. Kkh,rkt.
DOt, K Oesterrkich u. a — Realistisch gibt - Neukant
Kant-Laplacesche Theorie — Karma. 321
besonders bei Riehl, Hönigswald, Külpe, Dürr, Messer. Freytag, Frischeisen -
Köhler, Sternberg u. a. Zu einem reinen Logismus, für den die Sinnesfaktoren
nicht „gegeben'', nur „Aufgabe" sind, entwickelt den Kantianismus die „Marburger
Schule": H. Cohen, P. Xatorp, W, Kinkel, E. Cassirer, K. Vorländer, Falter,
Görland, N. Hartmans, Liebert, Buchenau, Staudinger, Statjder, Stadler,
Kell ermann. Kinkel, P. Stern u. a. Die werttheoretische Richtung des Neu-
kantianismus, die allerdings mehr zum Neufichtianismus geworden ist, wird vertreten
durch: Windelband, Rickert, Münsterberg, J. Cohn, Kronee, Mehlis, Hessen
u. a. ; zum Fiktionalismus (s. d. Fiktion) entwickelt den Neukantianismus
Vaihinger in seiner Phil, des Als-Ob, in der die Kategorien als Fiktionen erscheinen;
relativistisch faßt Simmel den Kantianismus auf. — Im Sinne von Fries inter-
pretieren mehr psychologisch Kant die Xeufriesianer : Nelson, Hessenberg,
Apelt, Bernays, Brinckmann, Eggeling, Fränkel. Grelling. Kopperschmidt,
Meyerhof, Rud. Otto u. a. — Eine Synthese von Kant und Husserl unternimmt
J. Gcttmann. — Weiter bewegen sich in Kantischen Bahnen: B. Bauch, O. Ewald,
Elsenhans, F. J. Schmidt, O. Schneider, Müller-Braunschweig, Koppelmann,
Kühnemann, Kronenberg, Hensel, Reininger, Chamberlaln, Romcndt, B.Kern,
F. Medicus, Adickes, M. Adler, E. König, H. Leser u. a. Im Ausland u. a.:
Renouvier, Green, Cantont, Tocco. — Vgl. Kants Schriften, hrsg. von Harten-
stein, 1838, neue Ausgabe 1867 — 69; von Rosenkranz und Schubert, 1838 — 42; von
der Akademie der Wissenschaften in Berlin, 1900 ff. ; in der „Philos. Bibliothek";
von Cassirer, F. Groß (1912 f.); Vathtn'ger, Kommentar zur Kritik der reinen
Vernunft, 2 Bde., 1881 f.; Cohen, Kommentar, 1909; K. Fischer, Geschichte der
neuern Philos. III, 1898 ff.; Kronen-berg, Kant4, 1910; Paulsen, K., 4. A. 1900;
Chamberlain, I. K„ 1905; Uphues, K. u. seine Vorgänger, 1906; Simmel. K„ 2. A.
1905; Külpe, K„ 1906; E. v. Aster, K„ 1910; B. Bauch, K„ 1911; B. Erdmann,
K.s Kritizismus, 1878; Reflexionen zu Kants Krit. d. rein. Vern., 1884; Cohen, Kants
Theorie der Erfahrung2, 1885; Kants Begründ. der Ethik2, 1911; Eisler, Worte
Kants, 1911; Literatur über Kant vgl. bei Ueberweg-Heinze. Grundriß der Gesch.
d. Philos. III — IV; A. Stadler, Kant, 1912; Natorp, Kant u. die Marburger Schule,
1912; Casstrer, Kant, 1920. —Vgl. die Zeitschrift „Kant- Studien". Vgl. Kritizismus,
Erkenntnistheorie, Ethik, Erfahrung, Transzendental, A priori, Apperzeption, Objekt,
Idealismus, Mathematik, Realität, Tatsache, Sein, Geschichte, Soziologie, Willens-
freiheit, Charakter, Ich u. a.
Kant-Laplacesche Theorie s. Welt.
Kardinaltugenden heißen die Grundtugenden, aus welchen sich die
anderen Tugenden als Spezialformen oder Folgen ergeben. So gibt es nach Platon
vier Kardinaltugenden: Weisheit (ooyla), Tapferkeit (ivootla), Maßhalten, Besonnen-
heit (acacpooavvr,), als Tugenden der einzelnen Seelenteile, und Gerechtigkeit (dtxaioavvrj)
als richtige Betätigung aller Seelenteile und Tugenden zusammen (Republ. 433 ff.).
Über die Gliederung der Tugenden bei Aristoteles u. a. s. Tugend. Die christlichen
(theologischen) Kardinaltugenden sind Glaube, Liebe, Hoffnung (Ambrostus). Von
Platon beeinflußt ist die Aufstellung der Kardinaltugenden bei Schleiermacher
(System der Sittenlehre, § 296) und Natorp (Sozialpädagogik2, 1904, S. 103ff.).
Karma (auch Kaiman): ursprünglich das Werk, im Vedanta das Unsterbliche
im Menschen. Deussen, 60 Upanishads, 1905, 431. Später, bei Brahmanen wie
Buddhisten, „der gewaltige Weltmechanismus, welcher den Wanderungen der Seele
von Dasein zu Dasein den Weg vorschreibt und der in diesem Leben so oft unerfüllt
Eis ler, Handwörterbuch. 21
M KartisJialisjn — Kaltgarte.
DHMUMQflMB JrO(O0RMMt fllH9QM9Mr VlMvSibttMt CMP
Genüge tat". Ou>nMK. Buddha, 1914«. ÖL 69. - Eine Weiterbildung i
lehn «ntetnlmmt dte laaoaophte (e. <U
knrt< «iuiilanamt Dte Philosophie Dwuim' (Utiate» »müs).
das Begründers dw neuen Barin— Hubm (s. d.) «ad Dualtema« (.. d.). Er will dir
Philoaophte inrsiaailiiingaWa aafbaoen. geht rom methodtechen Zweifel (•. d.) »u-
und gewinnt in dar Tataache den iifciaaiailia Bis elf hm dte Qrundtege den Philo-
eophternns (e. OogHo). Ate Vorbfld alter MetnodOt dea Kikaaww gut ihm dte Mathe-
matik. Kterheit (s. d.) «ad Deutlichkeit nmlohan er ate Krltertem der Wahrheit
». Dte k«tsstenlsnhs Physik ist hintelluh (• d.). dte Materie (a. d.) ka4
fl teteaianhafam hl Ausdehnung «ad Bewegung; innare Krtlte koeaasen ihr
i He Brate (a d.) tet stas eoat Körper enaag i muhte Jim 8abstaaa. Quasmtnrsifce.
i960, 18S4 bte 96 (ed. V. Ornate). 1097».; deateeh hl dar „Philos, Bibttothek '. Vgl.
F. Bounxna, Htetotee da la phftea, Oiitteiiaai, 2. ed. 1999; Nato**. Daanrtea'
rlrkeimtatettoorie, Itttt Kasto, Btadtea rar nenera Erkatmtatethaorie I, 1909. -
K»n*s inner ahat K«*«air«, Baors, Bnxaa, OiacaBaa, CoantaoY. AaxAru>,
Nioota. Mannas**, Co. Snma u. a. Von DaaoasTss beeinfroftt sind RrtsoCA.
< ci u*rar, Mu—saoaT» u. a. — VgL Oknnnionahsmne, Gott, Wahrhaftigkeit.
tiaauallaaaaa (cnsus, ZaiaU): Ziifeflslshre. Zuruckführunf dar Weitem
•trhung oder des Werdens auf den Zufall (ad.). Vgl aatwiiwhsng, Atom. 10m Ungern,
Kasuistik: Lahr* ron daa Koafante* ■wteuhsn einnhlHimn Pfltehteii
\ sj GteMwA Dl m H i. I>7fl . I hat mm Oka i i IV*a*s*a**l fei MtmmJUm
K atale pt Isr he Vorutellaag (f «««,*/« «-r«iT*u««) nennen dte S I
dte den Beifall (s, Sjiikautheate), dte Anerkennung derselben ate wahr beatimniende
(mataoMmom \p>it •/# ev/waraV»—»»), rom Objekt ■tsswhi'nds. erktena» Vorstellung,
durch welche ein reales Objekt erfaOt, eigiMfca wird («aMutaaftnhe^ee, fr Kf«r4#«a«
>/ni t*r mfj/tHmv f*uN*. r J,e yissaiee-sr daa e**fga*f ae aal /r«j»o^#/m/^/nyr, Diog.
Leert. VII, igff.; Se«tus Empir.. Adr. Methan*. VII. 257. 499; Cicero. AcudY
ll.41;rgliharraiMbtefeBaAaff ngsndsrk. V.: Znxaa, Pluload OttecbenllPI.
86; L. Sna. Psychol der Stoa II. 174; P. Baata. Dte 8toa«, 1909. B 104 ff. ; Uaaax
wao Hauet«. Grandr. d. Geschichte d. Philo... 1906ff. I»). Vgl. Wahrheit, flh
ttemus.
Kategorie («ar^/of/«, prsedicumentum. Aaraage): aflysaaton Kteaat ron
Begriffen, ron Aussagen. Logkvh^i^enntntekrittech aind dte Kategorien den Denkern
dte Grundformen der denkenden Verarbeitung des Erkenntnismeteriels,
bzw. die Begriffe, welche diene Grundformen zum Inhalt haben (Kategorien ate
Punktionen — ab Formbegriffe). Sie aind weder angeborene Begriffe noch empirische,
aaa dem Erfahrungsinhalt abrtrahterte Begriffe, eondem Begriffe, welche psycho-
logtech durch Reflexion auf die synthetische, rergleichend-beriebende Funktion das
Bewußtseins, deren Produkte ate aind, zustande kommen. Bein logisch, erkenntnte-
kri tisch betrachtet, sind sie apriorische (ad.), d. h. cmhetthoh-wiaamaswaaagenrlc.
objektive Erfahrung bedingende, ermöglichende, konstituierende Formen, Formen des
einheitlichen Zusammenhanges ron Erfahrungsinhalten. Mitu-1 nr HerateUnng
einen solchen Znsammenhanges, deren „Ursprung" im ..reinen Erkenntniswillen
Wüten zu einheitlichem Zusammenhang alter möglichen Daten der Erfahrung hegt.
Kategorie. 323
Sie sind durch diesen Willen allgemein gesetzt, gefordert, und gelten, da ohne sie
objektiv-einheitlicher Erfahrungszusammenhang nicht möglich ist, für alles, was
Gegenstand der Erfahrung werden kann, also objektiv, für die objektive Wirklichkeit
oder für die Gegenstände eines „Bewußtseins überhaupt" (s. d.), d. h. Gegenstände,
wie sie als allgemeingültige, vom individuellen Erleben unabhängige Realitäten gedacht
werden müssen. Die Besonderkeit, in der die Kategorien auftreten, unterliegt einer
Entwicklung, von den primitivsten bis hinauf zu den differenzierten, exaktwissen-
schaftlichen Formen etwa des Substanz- und Kausalbegriffes; aber die Grundformen
der Auffassung des Gegebenen, die obersten Gesichtspunkte derselben, wie Einheit,
Vielheit, Qualität, Quantität, Dingheit, Wirksamkeit usw., bleiben hierbei konstant,
da die selbsteigene Gesetzlichkeit des denkenden Erkennens sie allgemein und not-
wendig mit sich bringt und da der Erkenntniszweck sie unweigerlich bedingt, so daß
sie von (theoretisch-) theleologischer Notwendigkeit sind. Die Anwendung der
Kategorien in einzelnen freilich ist stets durch den Erfahrungsinhalt mitbedingt, so
wie auch die Kategorien als Begriffe erst an und mit der Erfahrung selbst auftreten,
also nicht etwa ihr zeitlich vorangehen. Stammen sie auch nicht aus der Erfahrung,
ist ihre Gültigkeit auch nicht bloß aus der Erfahrung darlegbar, so bleiben sie doch
stets auf mögliche Erfahrung bezogen, an welcher sie sich auch bewähren, indem sie
nicht nur als Erkenntnisbedingungen jeden Versuch, sie zu negieren, ad absurdum
führen, sondern auch ausnahmslos als unentbehrliche und zweckmäßige Mittel zur
Herstellung allgemeingültiger, objektiv-einheitlicher Erfahrungszusammenhänge sich
geltend machen. Ohne z. B. die Veränderungen auf konstante Einheiten zurück-
zuführen, oder ohne Vorgänge als voneinander abhängig aufzufassen, können wir
weder objektive Erfahrung noch allgemeingültige Erfahrungsobjekte, zum mindesten
aber keine einheitlichen, begreiflichen Erfahrungszusammenhänge erfassen. Die
Kategorien logisieren das Erfahrungsmaterial, sie bringen die Anschauung und
Anschauungsform (s. d.) in Beziehungen, welche zwar nicht rein logisch sind, aber das
Logische enthalten, reflektieren; sie sind ein angewandt Logisches in verschiedenen
Spezifikationen. Sie sind aber noch mehr. Indem wir das Erfahrungsmaterial kategorial
verarbeiten, das Gegebene als Substanz, Kraft, Tätigkeit usw. auffassen, beurteilen,
setzen wir es (implicite) unserem eigenen, sich als tätige Einheit unmittelbar setzenden
Ich (s. d.) gleich. Die exakte Wissenschaft beseitigt allen hierbei entstandenen
Anthropomorphismus, aber die Metaphysik kann nicht umhin, die Auffassung der
Dinge als unserem Ich analoge tätige Einheiten in kritisch-besonnener, modifizierter
Weise zu restituieren. Dann ergibt sich, daß die Kategorien zunächst nur Formen
der Dinge als Erscheinungen (s. d.), als Gegenstände möglicher Erfahrung sind, daß
sie aber weiter auf ein Verhalten und auf Relationen im „An sich" der Dinge hinweisen,
welches den Grund dazu enthält, daß wir etwas als Substanz, ab Ursache usw. mit
Erfolg setzen können. Die Kategorien sind also apriorische Formen von Er-
fahrungsinhalten, objektiven Erscheinungen, und sie haben ein „Fun-
dament" in der Erfahrung (bzw. Anschauung) sowie im „An sich" oder
doch „Für sich" der Dinge (vgl. Transzendent, Idealismus).
Kategorien als oberste Begriffe, welche auf das Gegebene angewandt werden,
kennt bereits Platox als solche {xoivä .teol :zä.vx<ov, Theaetet. 185 E; ut'yiara yivrt.
Sophistea 254C— D); Seiendes {Sv, Identisches (tuötöv), Anderheit {litoov), Ver-
änderung (xi'vjjois), Beharrung (ordnis; Sophistes 254C— D). Der eigentliche Begründer
der Kategorienlehre ist aber Aristoteles, der dabei von grammatikalischen Gesichts-
punkten sich leiten läßt (vgl. Tbendelenbcrq, Geschichte der Kategorienlehre,
1846ff., S. 209). Die Kategorien {xarr^/oolai. ft*% t&v xarrjogiüi') sind Grundformen
21*
M Katecorie.
der Aumsgrn Aber das Bniaaih» oberem Begriffe, aaeer db ebb dieses ■iibaiimbiea
laßt. 7wnlnaet nimmt A. m« K. ea: Subtuu (eeeiak Qaeatltlt («eeaVk Qualmt
(noU0\ Relation («fit «), Ort («•»), Zeit (»<*/). Lege (»WeJ«*). Heben (/
Tun (««Wr^ Leiden (*eo*#«r); Topik I 9. 103 b 20ff.{ Camgor. 4. 1 b 23 «.). Spater
zahlt er nur aebt Katsgorii« aal (ohne Lag» and Heben; Analvt. pcet. I 23. 83 a 21).
dann aar drei ( Substanzen, Zaetaade. Rebtionea; Metaphy*. XIII 2, 1089 b SS);
aoob stellt er dar Bahamas (e. d.) die ihrigen K. ab Akridcmsa (ewßß»ß^m4ta)
entgegen (AmUyt. pcet. L SS). Vier Kategorien gibt es aach den Stoikern: Substanz
(**a»W)»**r), Qualität (*<**>). Verbalten («*v h**\ BebHion (aa* ü «ew f/oej.
wobei db Sabstaas db oberem K. ist. Puma anmrstmshbt Kabgoiba dar Sümen
wall (Subetaai, RaUtinn. Qeantttlt. frir Ift*^ Veränderung) und K. dar Idealwelt
(Seiendes, Beharren, Vereaderaag, Idaatitat» ladtrasU, Eaaaad. VI. 1 fU
Die 8eholastiker baren betreib dar K. („praadioameata") wie AnisTOTaue,
wobei ab spater ab abeomrn K. aar
Wojul« yoi OooaJf zahlt drei K. auf: Substanz, Quaktet, Besag. - In
Fbiloaopbb aafraoaeidan Daecanras, Srwosa, Looks (I
U.K. 12, | 3) u.a. drei K.:
und Leiden. Rabtioo (Noev. Eeeab Ilt. K. 10. 1 14). Wahrend db
db Kabgorba ab objektiv gültige Begriffe ■affsaue, eiad ab aaeb R, Bnraooai
aabjektira Deakfonaan; aaob Hon amd db Begriffe dar Kausalität (s. d.) «ad dar
8abetaiu (a. d.) rein subjektiven Ursprungs. Nach Tbtbxs sind db
VarblHnbtmgiiffcr (Idaatitat. KeaeeHtlt aaw.) subjektive
auf db Objekte ObmUegea werden (Philoa. Verweb. L 303 ff.). VgL Caaamsn, Daa
Erke«mtnbprobbm\ 1911.
Dar Schöpfer dar kritbeb ideabatbeaaa Katagorbabbre bt Kaar. Schon vor
dar „Kritik dar reinen- Vernunft" anrieht er tob Bagilfbn, db aaa dar Hemlilkihrnlt
das Oebtea eelbet sampringoa („e bgibaa meatb Inaftb . . . abstracti"). glaubt ab
aber aoob (wb Laura. Caa. Wounr u. a.) auf db Dinge aa ebb (ab Jtatelbgibb"
Objekte) anwendbar (Da maadi aenattalb etaee aitelhglHIb forma et princapib,
1770. ect IL | 8fL). In eeiaer etreng „kritizbtbchen" Periode hingegen betrachtet
er db K. ab aprforbebe Formen dar Lange aar ab Krscheinungen. ab Objekte mög-
licher Erfahrung and Aaaoheaaag (a> d.k 8b amd „tarne Veretandesbegriffe". db
..Summbegriffo daa reinen Verstandes", apriorieebe ..DenUonnen". „Uedenken-
formen". „reine Erkenntnbm a priori", „reine Begriffe", db im Veretande „vor-
bereitet hegen, bb ab . . bai Oihganhsit dar Erfahrung entwickelt . . . werden".
Sb entspringen aaa dar „Spontaneität das Denkene". beruhen auf „Funktionen"
dea Verstandes, aal Funktionen der „reinen 8jBtbeabM. webher ab Einbeit gaben.
„Db reine Syntheee, allgemein vorgestellt, gibt . . den reinen Verstaadesbet
Und »war gibt dieeelbe Funktion, welche im Urteib Einheit herstellt, auch der
flj nilmii Tinnheihinei Tnntnlhii^pMi In nhii i flnsrJunimf ffhihrrh itiir -ptVtf-iraT
Einheit, dbam Qeaete dar Verkuttpfang einea eneohauBoh Mannigfaltigen rar Einheit
bt db Kategorie. Ea gibt eo ebb Kategorien ab ea logisch© Funktionen in alba
Arten von Urteilen gibt: zwölf Kategorien, db eich gemäß den Kbaeen der Urteib
(nach der reripbrten Logik) in vier Kiemen bringen lamea: 1. Kau der Quantität:
Einheit. Vielheit, Allheit; S. der Qualität: Realität, Negation, Limitation; 3. der
Relation: Inharenz und Subabtenx (Sabetanz und Akzidenz), Kansslitat und
Dependens (Uraacbe und Wirkung), Genminechaf t (Wechselwirkung) ; 4. der Modalität :
Möglichkeit — Unmöglichkeit, Dasein — Nichtsein, Notwendigkeit — Zufälligkeit,
Kategorie. 325
Die ersten zwei Klassen von Kategorien sind die der „mathematischen", die beiden
letzteren die der „dynamischen" Kategorien; erstere gehen auf Gegenstände der
Anschauung, letztere auf die Existenz dieser Gegenstände. In jeder Klasse entspringt
die dritte Kategorie aus der Verbindung der zweiten mit der ersten ihrer Klasse.
Die Kategorien sind die Begriffe, durch die der Verstand ein Objekt der .Anschauungen
denkt, durch die er erst aus den Erfahrungsdaten objektive Erfahrung und zugleich
Erfahrungsobjekte macht; und dies, daß die Kategorien Bedingungen objektiver
Erfahrung sind, erklärt, daß sie sich, obzwar sie apriorische Denkformen sind, doch
auf Erfahrung und deren Objekte beziehen, für diese selbst gelten („Transzendentale
Deduktion'' der Kategorien; s. Deduktion): „Begriffe, die den objektiven Grund
der Möglichkeit der Erfahrung abgeben, sind eben darum notwendig." „Die Bedin-
gungen a priori einer möglichen Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingungen
der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung." Der reine Verstand (s. d.) ist in
den Kategorien das „Gesetz der synthetischen Einheit aller Erscheinungen, und
macht dadurch Erfahrung ihrer Form nach allererst und ursprünglich möglich".
A priori sind die Kategorien nur möglich, „weil unsere Erkenntnis mit nichts als
Erscheinungen zu tun hat, deren Möglichkeit in un3 selbst hegt, deren Verknüpfung
und Einheit (in der Vorstellung eines Gegenstandes) bloß in uns angetroffen wird,
mithin vor aller Erfahrung vorhergehen . . . muß". Die Kategorien dienen denn
auch nur zur Möglichkeit empirischer, nicht transzendenter (s. d.) Erkenntnis. Auf
Dinge an sich bezogea, haben sie ganz und gar keine „Bedeutung", ihr „Gebrauch"
ist nur innerhalb möglicher Erfahrung möglich. „Sie dienen gleichsam nur, Erschei-
nungen zu buchstabieren, um sie als Erfahrung lesen zu können", indem sie „Arten
der synthetischen Einheit der Apperzeption (s. d.) des in der Anschauung gegebenen
Mannigfaltigen" sind. Sie bedürfen irgendwelcher Bestimmungen ihrer Anwendung
auf Sinnlichkeit, auf das Anschauliche, werden durch das transzendentale „ Schema"
(s. d.) realisiert und auf das Sinnliche eingeschränkt; ohne Bezug auf dieses sind sie
„leer", sinnlos, imbrauchbar, ohne Erkenntniswert, nichts als rein formale, logische
Funktionen ohne Gegenstand. Sie sind eben „nur Regeln für einen Verstand, dessen
ganzes Vermögen im Denken besteht, d. i. in der Handlung, die Synthesis des Mannig-
faltigen, welches ihm anderweitig in der Anschauung gegeben worden, zur Einheit
der Apperzeption zu bringen, der also für sich gar nichts erkennt, sondern nur
den Stoff zur Erkenntnis, Anschauung, die ihm durchs Objekt gegeben werden muß,
verbindet und ordnet" (Prolegomena, § 30; Krit. d. rein. Vern., S. 95 ff., 107 ff .,
142 ff., 229 ff., 662 ff.).
Ohne durchweg gerade die Zwölfzahl der Kategorien anzuerkennen, sowie
teilweise mit Modifikationen und mit Versuchen einer Ableitung der Kategorien,
ferner bald mehr in psychologisierend-subjektivistischer, bald in mehr logischer
streng „transzendentaler Form" haben Kantianer und „Neukantianer" die Kantische
Theorie aufgenommen und weitergebildet. So Reinhold (Versuch einer neuen
Theorie II, 458), Beck (Erläuternder Auszug III), Kbcg, der auch „Kategorien
der Sinnlichkeit" (Räumlichkeit, Zeitlichkeit — bei Kant ■■ „Anschauungsformen")
unterscheidet (Handbuch der Philos. I, 261 ff.), Fkies (Neue Kritik II), S. Mamox,
nach welchem die K. Anwendungen logischer Formen auf Gegenstände, „nicht zum
Erfahrungsgebrauch, sondern zum Gebrauch von a priori bestimmten Objekten
der Mathematik bestimmt" sind (Versuch einer neuen Logik, 1794) u. a. Schopen-
hauer wirft Kant einen Hang zur „architektonischen Symmetrie" vor und anerkennt
als wahre Kategorie nur die Kausalität (Welt als Wille u. Vorstell. I. Bd., Anhang).
Aus der Organisation unseres Denkens leiten die K. ab: F. A Lakge (Gesch. d.
Materialismus, 1002, II), J. R Mim, Haurawra (Rnhetant, Krmft. Ksuseliut ).
A. Fica u. e. - Bein logisch faftt die Kategorien H. Com» auf . Se sind die Grand-
jektive, angeborene Begriffe, Modem nur im Urteü lebendig, „die Grundformen,
dio Gruiidriehtattgeu. die Gruadaage, in denen da« Urteil «eh vollzieht". „Die
Kategorie ist das Ziel de« Urteils, und des Urteil fei dar Weg aar Kategorie." Das
Urteü enaagi die mnanBi« Grundlagen ab die Voreueaeteung dei
Eine Urteileart kann eine Mihrarit von Kamgmhm imlaalna. and
kann in mehreren Urteihmrtea eethehen eein (Logik. 1001. 8. 43 ff., 222. 343; Kam»
Taeorie d. Erfahrung*, fl 248 ff.; ILinte Begrub der Ethih*. mi. K. 20). Ahnlieh
fl 1.11111. nach ■■ hl will die UrteUef orava eioh in der Ereebeff aag and Formulierung
immer nener Kategorien hillttpo (Dat Braus» laiaprnh hm, 10O8ff.. I. & 10;
f. A. 1011 ; Bubelaaubegriff e. Paaktamehegriff. 1010h O» krlllikuhiiike fteffsoeang
der Kimgoihm findet ahm ferner bei Naioar, Kjkkeu Hcaemu, Himmel (Haupt-
probleme dar FWloeopbJe, 1010h B. Bare« s l In anderer Weh» noch hei Wibdel
navo (Vom System der Kstegwhm. 1000). welcher ..siiasliloiiiWHli-4 «ad „refh
K. untereoheidet, RicuaaT. J. Oomm, K. Leam (Die Logflt d. Phüoa. u. die Kttegoiien
Irhrr. 1011) u. a. Rmxivoaa. B. Knut, F. J. Scaanor a. a; A. Hernie. O. Ewald
iMMBOeMMew leMUaf tOIeg Q0C K^teMOmaMag deV emMMelMag fMmWau aRBQ&MB e e ea QlB OJCt
e% eaaUQSvafleUUMt eHaeT fisYaneVQaewaaJew W^QaMan ■ QaVMI i% ttefaOKa wMM QBO JLffMMBfleMeVVBelew1 eeOW|e9
der eh» lnihniniibmehin Embert und MmUlftl eatepriagt; Kante hillhenJeiii Ideamv
mue. 1008h H. Mann, J. Batma*«. Rieux („Formen den Appenäpbwene". „logierhe
Funktionen in deren heetimmter Anwendung, in aawoarhiag auf Anschauungen";
am etammen aae dar Identität, formahm Einheit dee BewuOteeme; Der philo*. Kriti-
ahunes I». 1008, II 1. 88. 178. 384). Höeioewald. Lim (A{>pere»ptioneformen).
Raaovvna, nach welchem die Relation die oberem Kategorie ha (Eeeaie de critique
generale I. 1854 ff.. 184 ff.; Xouvelle Mwmnbengm, 180% 8. 05ff.) u. a (vgL Kaotianis-
mos, Erkenntaktueorie).
Ab) Denkformen, dm ifemib Seuvoormeo sind, entwickeln dm FUefwhm
eolobe ..beechrankte Bestimmungen, formen dee Bedingten, Abhängigen,
mittelten", die erst durch dm Dieiekük (a d.) an Mnmnnlrn der Denk- und damit
fhilnemufeltjing werden (Sein: Quaktet. Quantität, Maß; Weeeni Ortend, Frsnbeieiiag.
Wirklichkeit mit 8ubsuntialitnt, Keueeätet und Weuheelwukuag; Begrifft eubjek.
trrer B, Objekt, Idee; Emyhlop. | 20. 43 ff.). Ideal real sind die K. ferner nach
RfaTT.BTeeutoaaa. Caa. Kaauas, C. H. Wmaas (Grundzuge der Metaphysik, 1838.
& 37 ff.), W. Rosbkeba?ttz, Romdxi Sbubati, V. Cotratx u. *.. TaairoauaBumo
(Geecbiohte der Kategorienlehre. 1848, S. 358 ff.; Logische Untersuch.. 187
I. H. Fichte, I'uucl Plakce, Hamms, Lora, Fobtlaoe, E. v. Habtma!»x.
letstercm sind sie „unbewuBte InaelWrtBarfnnh^hmen" „Bemtägungeweimn der
unpersönlichen Vernunft in den Individuen". Formen der 8yntbeee, der „logischen
Determination". Es gibt Kategorien der Sinnlichkeit (dee Empfindens und des
Anecbauene: Quaktet, Quantität mit Zeitlichkeit; Räumlichkeit) und dee Denkens
(Relation, Refkxionskatcgorien, spekulative K- : Kausalität, Finaktat, SubetantialiUt ;
Kategorienlehre, S. VII ff., 334 ff.). Die objektive Geltung der K, betonen Vouult
(Erfahrung u. Denken. 1888, S. 253 ff.), G. Sncaaa, Wim, G. Tmaxa, Uraxaa,
H. Schwab*. A. Donitaa (Des menechbehe Erkennen, 1887, S. 314 ff.; Enzyklop.
der Philo«.. 1010), Jbbüsalkm, E. Dühbiso, Ubbkkwbo, Gctbbbxbt. Stöcbx.
E. J. Hajoltoh (Erkennen u. Schließen, 1012) u. a. (s. Realismus).
Kategorie. 327
Als Formen denkender Verarbeitung der Erfahrung betrachten die Kategorie
Sigwart (Ding, Eigenschaft, Tätigkeit, Relation, Logik, 1904, 1), B. Erdman~s (Logik I,
1907), Jodl, Siegel, Wundt. Nach letzterem sind die logischen Kategorien „allgemeinste
Begriffsklassen" (Gegenstand, Eigenschaft, Zustand) und zugleich „allgemeinste
Erfahrungsbegriffe", da es keine Erfahrung gibt, die nicht ihrer bedürfte und da
sie selbst nicht ohne Erfahrung existieren würden. Von diesen „Verbindungsformen'"
sind die „Beziehungsformen" der Begriffe zu sondern. Die „reinen Beziehungs-
oder Verstandesbegriffe" entspringen aus der „gesonderten Auffassung gewisser
Beziehungen, die unser Denken zwischen seinen Vorstellungen auffindet" und sind
die letzten Stufen der logischen Verarbeitung des Wahrnehmungsinhalts (Logik I2,
103 ff.; System d. Philos. I3, 1907, S. 218 ff., 233 ff.: reine Form- und Wirklichkeits-
begriffe: Einheit und Mannigfaltigkeit, Qualität und Quantität, Einfaches und
Zusammengesetztes, Einzelheit und Vielheit, Zahl und Funktion; Sein und Werden,
Substanz, Kausalität, Kraft, Zweck). Nach Höffdixg sind die K. „die Grund-
formen . . ., von denen das Denken Gebrauch macht, und die die Voraussetzungen
bedingen, an die es seiner Natur nach gebunden ist" (Der menschliche Gedanke, 1911,
S. 147 ff.). Gefunden werden sie mittels „Analyse der Formen, in welchen sich das
Denken unwillkürlich in Wechselwirkung mit dem Gegebenen und den von diesem
gestellten Aufgaben bewegt" (1. c. S. 167). Die erste K. ist die Synthese, die „Ver-
knüpfung einer Mannigfaltigkeit zur Einheit", die zweite K. ist die Relation. H.
unterscheidet: fundamentale, formale, reale, ideale Kategorien.
Als Formen der Erfahrungsinhalte oder deren Auffassung und Verbindung
betrachten die Kategorie Herder (Verstand u. Erfahr., 1799), Herbart, Bexeke, Laas,
Steixthal (Einleit. in d. Psychol., 2. A. 1881, S. 105), Ueberweg. F. Erhardt,
nach dem der Kausalitätsbegriff (s. d.) aus der innern Erfahrung stammt, welche
als die Quelle der Kategorien auch Maine de Biran, Frohschammer, J. Bergmann,
J. Wolfe, Th. Ziegler u. a. betonen. H. Gomferz leitet die K. aus der „reaktiven"
Erfahrung ab und betrachtet sie als Gefühlsformen (Weltanschauungslehre, 1905 — 08,
I, 255 ff.). Als Formen des Erfahrungszusammenhanges betrachtet die Kategorie
H. Cornelius (Einleit. in d. Philos. 1903; 2. A. 1911). — Nach Joel sind die K. im
Organismus selbst begründet, seine „einzelnen Ausgestaltungen im Bewußtsein". „Sie
sind die Grundformen des Denkens, weil sie die Grundformen des Lebens sind; sie
sind die Organisationsformen" (Seele u. Welt, 1912, S. 222).
Als biologisch nützliche Denkmittel, welche dem Menschen die Ordnung des
Erapfindungsmaterials ermöglichen, ihm das Denken erleichtern und ihm zur Herr-
schaft über die Dinge verhelfen, so daß sie also von hoher „praktischer" Bedeutung
sind, ohne daß durch sie das Wesen der Dinge erkannt wird, welches vielmehr durch
sie „verfälscht" wird, gelten die Kategorien (Dingheit, Substanz, Kausalität, Kraft
u. dgl.) bei Nietzsche, F. Mauthner, E. Mach, Bergson u. a., Vaihinger. Nach
letzterem sind sie nur nützliche „Fiktionen" (s. d.), nur „bequeme Hilfsmittel, um
die Empfindungsmassen zu bewältigen", wobei die Anzahl und spezielle Art der K.
durch die verschiedenen Äußerungsformen des Gegebenen bestimmt sind. Sie sind ohne
Erkenntniswert, denn das Wirkliche besteht nicht aus tätigen Substanzen usw.,
sondern nur aus gesetzlich verknüpften Empfindungen. Die K. sind „Hilfsvor-
stellungen, durch welche das Denken sich das Geschäft erleichtert und sich die Berech-
nung der Wirklichkeit ermöglicht", rein subjektive „Apperzeptionsformen", „logische
Kunstgriffe" zu praktischen Zwecken, „praktisch wertvolle Hilfsbegriffe". Die K.
sind „analogische Fiktionen", nach dem Muster der innern Erfahrung. „Dinge"
und „Ursachen" usw. sind reine Vorstellungsgebilde, welche in den Lauf der Vor-
328 Kategorisch
fct'-llungm eingeschoben werden (Die Philosophie des Als Ob, 1911, S. 296 ff.). Auf
motorwehe Aktivität führt die Kategorien zurück Mfixca-FaxiKsraa: Irratio-
nalismu». 1022; Dm Denken und die Phantasie. 1916. - Ohne diesen Subjektivismus
betonen die biologische Bedeutung der Kategorien: buom, L. Snn, Porom*
u. *. — Den sosislen Crepmng der IL lehrt E. ob Rosarn, »och Dvbskbui. —
Vgl A. Stand*, Kentstndte« XIII. 1906; F. Paclsx*. KuitetodiMi V; ßroem»,
First Frineiplee, ISMO.; Sarorr«. Grdc d. Erkenntatetheorie u. Logik, 1994,
& 96 1 . ; B. Pnsonisrscm. Plinsipien der Metapbveik, 1, 1904, 8. 22 ff . ; J. Bnoitav*.
Sein und Erkennen, 1999t Urne**, Knut und eeine Vorginger, 1906; C. Swonu
Zar Psycho!, und Theorie des Erkennen*, 1909, 8. 94 ff.; J. Scuultx, PavchoL der
Axiome, 1999; DI» drei Walte» der Erketmtnietheorie. 1907; L. W. Srsmii. Pereon
u. Seche. 1906. I. 119 ff.; Aan*. Zeitschrift f. PhOoe, 1909; Rtuinon. Phikteopkte
des Erkennen*. 1911; Küve. I. Kant, 2. A. 1909; Dainsca, Zwei Vortrlge tur Neuir-
pkilosophie, 1910; Jon, Der Pragmatismus. 1906. & 108ff.; Jott, Seals n. Welt,
1912; IL Wo«. VferteOienreeokTtftf. wiswain»., Pkflos^ 96. Bd.; M. Kuo, Die Geaaste
der K.. 1991; Srocau Lehrbuch d. Philo*. IP. 1912; Duiasc«, Ol inanga>siii, 1912
Köaxaa, Wl Infi u. WMrJfahfcntl, 1912 (Die „reflexiven" K. oder
bereu* xn entwickeln
die „konstitutiven" K.
haltni* der IiihaltebeetiauBaagaa von Oegenetlnden ■nemecken, wie ee »och unab-
hingig vom Denken durch ihm Beackerten h*it gefordert ist); W. EnxsT. Der Zweck,
begriff bei Kent ond eein Verhaltni* n den Kategorien. 1910. - Vgl IiimlhH,
gahstenr. Kraft, Ursache, ffr^E—Ht Identität, ft|H>ae in>leini. Syntheee, Individuum.
Pragmattemnt, Veretand (Kajtt, Bxaoeos). Oeeeta, Axiom. Objektiv. A priori. Pradi.
kabilien. Tranaaendental. Ökonom» (des Denkens). Erkenn uüetheorie (die Iiterater
daselbst), Zweck, Relation, Ideelfanna«.
Kntecwrinell (awtw/e#««#f): *ii***grrtd, behauptend; unbedingt. - Kate-
gorieehe urteile sind Urteile, in werhen etoem Subjekt etwas schlechthin iu-
oder eberkannt wird (8 ist P; 8 Ist nicht P). — Kntogoriseber Imperst
Imperativ.
K ntharula (*4*«f««c): Remigung. Läuterung (a. B. der Seele tou den Bcklacken
<l. r Leiblichkeit, Sinnlichkeit: Plxtox, Pumi (Ennead. 1. 2. 3) u. e. Im media. State»
gebraucht den Begriff der Katharsw HuTOKxaTns. Von einer Reinigung der Lust
gefuhte («. ss> «eWr), von „reiner Freude" (4#eeft **»***) spricht Pla.to* (Pheado
19C.;Ph*cdru*268C.). Den Begriff der IL im Sinne der Ästhetik stellt AaiSTOTXLX«
auf. Die Musik übt nach ihm eine IL ans (Polit. VIU, 7); vor allem aber bewirkt die
Tragödie (s. Tragtech) durch Erregung von Furcht und Mitleid eine Reinigung dienet
Affekte (r$r r£r ro<»#ratr ««^pdfate »d»afc,r, Poetik. 1449b, 23 ff.), wohl durch
Hcrabstimmung solcher Affekte auf das rechte Maß durch die „erleichternde Ent-
ladung" derselben (vgl. J. Bsaxar*, Zwei Abhandlungen Aber die Aristotelische Theorie
des Drama, 1980) oder auf reine, Ästhetische Gefühle. Vgl. Lssanio, Hamburgieche
Dramaturgie, St 74ff. (Umwandlung der Affekts in „tugendhafte Fertigkeit.
GoxTOXt, WW. Hempel XXIX; UsBxawxo, Zeitechr. f. Philo*., Bd. 36. 60 (Aus-
scheidung von Affekten); Döaixo, KunsUehre des Aristoteles, 1876, S. 263 ff. ; Suaaat,
Aristoteles, 1906, 8. 88 ff.; Freiherr Alfs, von Bxaoxa in der Auegabe der Aristoteli.
sehen Poetik von Gomperz, 1897; H. Lm, Die Wirkung der Tragödie nach Aristoteles,
Kausalität. 329
1896; J. Eggek, K.-Studien, 1883. — Eine Katharsis im Sinne der Befreiung von
verdrängten Komplexen lehrt die Psychoanalyse (s. d.).
Kausalität (causalitas): Ursächlichkeit, das Verhältnis von Ursache und
Wirkung, die Wirksamkeit. Der Begriff der K. ist eine der „Kategorien" (s. d.), ein
Grundbegriff, der eine „apriorische" Bedingung objektiv-einheitlichen Erfahrungs-
zusammenhanges ist, für alles, vras Gegenstand einer Erfahrung werden kann, not-
wendig und sicher gilt. Ohne daß wir das Gegebene nach der Relation von Ursache —
Wirkung deuten, ordnen, vereinheitlichen, gibt es für uns keine „Dinge", keine wirk-
samen Einheiten. Das äußere „Wirken" (als Tätigkeit, Aktion, Reaktion) nehmen wir
nicht wahr, erfahren wir nicht, es ist uns nicht „gegeben". Gegeben sind uns nur
mehr oder weniger regelmäßige Abfolgen im Geschehen, gewisse Daten, die uns ver-
anlassen, nötigen, das Erfahrbare als Ausdruck, Symptom eines Tuns zu deuten,
analog dem, welches da3 wollende, zielstrebige Ich durch seine Fähigkeit, Ver-
änderungen einzuleiten, unmittelbar erlebt. Diese „personale" Form des Wirkens
(8. d.), Verursachens ist die psychologische Wurzel des Kausalitätsbegriffs im
weitesten Sinne, ohne daß aber die Kausal- Relation selbst Erlebnisinhalt ist. Das Ich
setzt und erlebt sich als Agens, Tätiges bzw. als Erleidendes und deutet auch die
Objekte als aktiv-reaktive Einheiten, ja es schreibt ihnen zunächst geradezu Willens-
tendenzen, Willenskräfte zu. Später erfolgt, besonders innerhalb der Wissenschaft,
eine Entpersonalisierung dieses Wirkensbegriffes, und das Kausalprinzip nimmt die
Form eines Postulats an: für jede Veränderung ist eine — womöglich quantitativ
bestimmte — andere Veränderung als Ursache (s. d.) jener zu suchen. So wie wir zu
jedem Wollen einen Beweggrund, ein Motiv haben und suchen, so wie wir ferner zu
jedem Urteil, welches wir begreifen wollen, einen Erkenntnisgrund fordern, so erwarten
wir auch — in Anwendung des logischen Prinzips des „zureichenden Grundes" — ,
daß jede Veränderung nicht isoliert, sondern als Glied eines stetigen Zusammenhanges
auftritt, in dem sie eine eindeutig bestimmte Stelle einnimmt: Kein Geschehen, keine
Veränderung ohne Ursache und Wirkung, und: Jedes Maß an objektiver Veränderung
hat sein Äquivalent in einem bestimmten Ausmaß anderer Veränderungen (Letzterer
Satz gilt wenigstens als Prinzip exakt-naturwissenschaftlicher Erkenntnis). Um das
innere „Tun" der Dinge kümmert sich die „positiv" gewordene Naturwissenschaft
nicht. Hingegen kann die Philosophie sich etwa auf folgenden Standpunkt stellen:
im Verhältnisse von Ursache und Wirkung stehen die voneinander abhängigen, einander
bedingenden „Erscheinungen", Objekte mögücher Erfahrung; und diesem Verhältnis
entspricht ein (lebendiges oder automatisiertes) Verhalten im „An sich" oder „Für
sich" der Dinge, eine „Wirksamkeit" im metaphysischen Sinne (vgl. Zweck). Das
Kausalverhältnis ist aber auch empirisch-phänomenal mehr als regelmäßige Abfolge ;
es besagt ein „Durcheinander" und „Auseinander", ein „Erfolgen", nicht ein bloßes
„Folgen", eine Xotwendigkeits-Relation, welche dem zeitlichen Ablauf etwas hinzufügt.
Regelmäßige Abfolge ist nur der Anlaß zur Vermutung, Erwartung eines Kausal-
verhältnisses, nicht die Quelle des Kausalprinzips selbst, welches vielmehr auch schon
an einem einzigen Tatbestand sich geltend machen kann. Was im einzelnen Ursache ist,
das läßt sich nicht a priori feststellen, sondern nur durch denkende, methodische Ver-
arbeitung des Erfahrungsmaterials, wobei das Erkennen, die Wissenschaft immer vor-
sichtiger, immer kritischer geworden ist, um nicht das bloße „post hoc" für ein „propter
hoc" zu halten (vgl. Induktion, Analyse). Der Satz freilich, daß jede Veränderung kausal
bedingt ist, gilt a priori und ausnahmslos, er ist ein unentbehrliches Forschungsprinzip ,
ohne welches wir keine Ordnung, keinen einheitlich-stetigen Zusammenhang unserer Er-
fahrungsinhalte hätten, auch zeigt die Erfahrung nirgends ein Versagen der Anwendung
no
des Ksasslprlnrips Nicht nur du aaorgaabche. aach das organische, du psychische.
bt kaasel bedingt, aach da, wo allge m» ine Pesetas sich
(..hbtorbehe Kaoealitat"; »——» & TTlW u. a,). Doch
ist Kausalität nicht aH ..Ztreng" sa nwuuhssla, «och hu nicht sllr K
& (vgL Wilbtaartiaeit). Do wir nt iedcr Veränderung in der Xatur eine <
Äquivalent» Veränderung ab Ursache erwarten mbeaea «ad oh» solche
«■«mW 1 - ■■ I ■ Jim flirlsiri ■'■saa—aUlei fci lU«lkpi(«M -*-- y * * * * aast . •
(..Primdp dar piuMnannii üatark
daß db payabcae KaawaliUt die ..Aeflcneeite". jtaahebsng. Obbktivation, der
Ausdruck, einer psychbchea K. sein kann (a. Idcatitttatheorb). Zo den Ursachen
des Geachehans fehflren aorh »bbtfiblga Pahloron (s. Zweck).
In der flawhinhls dar Philosophie wird das BSassluiiaiqi carret von I.ar nirros
(bsw. DsMOKnrr) formuliert: Nichts aaschbht von Ungefähr, sondern alles saa einem
* ; runde und notwendig (eolte iffna pm%9 jdpmmt. dJUm m4mtm im JUyw r« wd r*'
ipd/mft, Stobaeoa, Eclog. I, 160). Ferner von Pultos (eWy— fee »t—u jede*« »ö
riy*4ßmtm «<* bjm 4*tUm ^feenwu, Phflshos SSBh »•*■ welnhsa die Materie die
QnaMa dar blinden miuhsnisohf n Kanaalitat ist (Timasaa 46C-E, WA). Aaihtotblea
versteht nntrr Ursache bscondei» dasjenige, wovon db Veränderung herrührt (*
a>yh t<« ß»tmßoA^\ aber euch Stoff, Fora, Zweck gehören n den „Ureaehen' (•.
Prinzip; Metaphy». V. *; Phys. II. 8). Den streng notwendigen Znesmawnhang alle»
Clpsohehsns, in welchem die göttliche Weltkraft als Schicksal und Vernunft (2#>e«)
waltot, so da8 es nichts Tnfllhgas gib«, betonen die Stoiker (Ding. Leert. \ I !
1481.). Nach Erm» geschieht nichts ohne Ursacae; aas nichts wird nichu (sAfer
yi/vtai t* 10« *>ij eVtec, Dingen. Laart. X 38; vgL Locaax. De reram natura I,
150H.). — Die Scholastik ist betreffe des Ksosstprhnlps meiet von Arbtotobs
beeinflußt, Ge wird erklärt: Jade Wirkung hat eine Ursache („omnb effeetas habet
causam' oder *urh: Alk« IJewe^te muß ron einem *nl< rn hewegt werden („omne . . .
quod aovotar, oportet ab aao moreri '; vgL TaoMas, Sum. theo!. I. qu. 2
schbdene Arten der Ursacae werden unterschbdeo (s. causa), aaaainr.
Ckaapendium philo«, echobettoee. IKttf., II (Ootologb).
In der neuern Philoaophb tritt, in Verbindung mit der Entwicklung
wbsanechaf t* ebte streagere Auffassung des Ksnsshjriniine auf. Dar Ratfimelbmuft
(s. d.) betrachtet dasselbe ab deakaotwendigee Prinzip. Der 8*
hl (..ex nihil.» nihil fit") ist nach DasoaaTBt eine „ewige Wahriv I itka.
unbedingt (Princip. philo«. I. 49). Alba Geschehen hat eine Ursacae, and i«r hat
db Wbsenschaft nicht Zweck-, eoadern bewirkende, bewegende Ursachen auf manchen
(s. Mechanistisch; Princ. philo«. 1, 18). was auch Kartaa, GaULtt, Bacon. Hossas
(De corpore IX. \{i.) u. a. betonen, auch 8nxosa. nach welch- s. d.) db
..immanente Ursache" von allem iat, so aber, daß jedes Gesohehoa in einem andern
Geech na i.nmd hat und ebenso nicht ohne Wirkung bleibt (Em. I.
prop. XXVII 1 ff.). Physiache Vorgange haben wieder physbebe Vorgänge zu Ursachen
und Wirkungen, ebenso bt Psychisches durch Psychische« bedingt (Geschlossene
Naturkausalitat; Begriff der pathologischen Kausalität). Db Ursache wird aber
vom Grund (s. d.) noch nicht scharf unterschieden. Lamm formuliert das Kaussl-
prinzip ab Sata des zureichenden Grundes, der durch sich selbst gewiß bt: Nichu
geschieht ohne zureichenden Grund (Monadol. 32, 6); aber eine direkte Wechsel-
wirkung besteht nicht (s. Harmonie). Ähnlich Chk. Woltt (vgl Ontotogie, § 884) u. a.
Kausalität. 331
Daß Gott es ist, der die als direkt kausal erscheinende Zuordnung der Vorgänge
herstellt oder hergestellt hat, lehren außer Letbniz auch die Okkasionalisten
(s. d.), wie Geitlincx, Malebranche u. a., ferner Berkeley (vgl. Principles, XXXff.).
Psychologisch-empiristisch erklären den Kausalitäts begriff Locke (Essay
concern. hum. understand. II, K. 6, § lf.), Condillac, Bonnet u. a. — Hingegen
lehren, nachdem schon antike Skeptiker die Gültigkeit des Kausalitätsbegriffes
angefochten hatten (vgl. Sextus Empiricus, Adv. Mathem. IX, 207 f., 241), Glanvtlle
(Sceps. scientif. 23) und besonders Hoie, das Kausalverhältnis, das innere Band,
welches Ursache und Wirkung verknüpft, sei unwahrnehmbar, kein Gegenstand
der Wahrnehmung und Erfahrung. Aber auch aus dem reinen Denken, aus der Ver-
nunft läßt sich, nach Hume, das Kausalprinzip nicht ableiten, denn es ist unmöglich,
a priori, vor aller Erfahrung, zu denken, was aus einer Ursache folgen wird. Vielmehr
legen wir die subjektive, psychologische Notwendigkeit, beim Auftreten einer Vor-
stellung, mit der eine andere regelmäßig verbunden war, das Auftreten auch dieser
Vorstellung zu erwarten, in die Dinge hinein und glauben, ein Geschehen rufe das
andere hervor. Der Glaube an die Kausalität beruht also auf bloßer Assoziation,
Erwartung und Gewohnheit, der großen Eührerin im menschlichen Leben, welche
unsere Erfahrungen instinktmäßig nutzbringend gestaltet, also biologisch nützlich
ist, wenn sie uns auch keine Erkenntnis von innerer, objektiv-notwendiger Verknüpfung
(„connexion") verschafft. Wir kennen immer nur regelmäßiges Aufeinanderfolgen
(„conjunetion") von Ereignissen, erfassen nicht ein „Wirken'', nicht „Kräfte", nicht
metaphysische Ursachen, die uns absolut verborgen bleiben (Treatise I, III;
Enquiry IV, 1). H. erklärt die K. rein psychologisch, wobei er sich notgedrungen
des Kausalprinzips selbst bedient. Wie Spinoza u. a. hat er den „aktualen" Kausalitäts-
begriff: Ursachen sind nicht Dinge, sondern Vorgänge.
Die von Kant begründete kritisch-idealistische Auffassung des Kausal-
prinzips geht wieder auf die logische, intellektuelle Wurzel desselben zurück,
beschränkt aber die Geltung des Prinzips auf „Erscheinungen", auf Gegenstände
möglicher Erfahrung; die K. ist eine der „Kategorien" (s. d.), und diese sind Formen
einheitlich-gesetzlicher Verknüpfung von Inhalten möglicher Erfahrung, nicht
Begriffe von Seinsformen der „Dinge an sich" (s. d.). Aus bloßen Begriffen läßt sich
der Satz: Alles, was geschieht, setzt eine Ursache voraus, d. h. etwas, worauf es nach
einer Regel folgt", nicht beweisen, aber das Prinzip entstammt doch dem Denken,
dem „reinen Verstand", sofern nämlich die Gesetzlichkeit desselben eine Bedingung:
der Möglichkeit der Erfahrung selbst ist (vgl. Axiom, Deduktion). Es ist eben nur
dadurch, daß wir die — sonst subjektive — Folge der Erscheinung dem Gesetze
der Kausalität unterwerfen, objektive Erfahrung möglich. Das Kausalprinzip ist
nicht subjektiv-psychologischer Natur, sondern sagt die „Notwendigkeit eines
Erfolges unter einer vorausgesagten Bedingung" aus, ist apriorisch, streng allgemein
und notwendig gültig, hängt nicht etwa von unserer Assoziation und subjektiven
Erwartung ab, ist auch nicht aus der Erfahrung abstrahiert, wenn auch die Anwendung
des Prinzips im einzelnen sich nach der Anschauung richten muß. Rein apriorisch
kt nur das allgemeine Kausalprinzip: „Alle Veränderungen geschehen nach dem
Gesetze der Verknüpfung der Ursache und Wirkung" (vgl. Analogien). Die Regel,
etwas der Zeitfolge nach zu bestimmen, ist, „daß in dem, was vorhergeht, die
Bedingung anzutreffen sei, unter welcher die Begebenheit jederzeit (d. i. notwendiger-
weise) folgt". „Also ist der Satz vom zureichenden Grunde der Grund möglicher
Erfahrung, nämlich der objektiven Erkenntnis der Erscheinungen in Ansehung des
Verhältnisses derselben, in der Reihenfolge der Zeit." „Der Grundsatz des Kausal-
YerhsJtniaee* in dar Folge dar Fiaulmamumsi gut daher auch vor (von) ata Gegen
stlndeu der Erfahrung . . .. «ofl er selbst der Grund der Möglichkeit einer aolehen
Erfahrung tot" (Krit. d. rein. Vorn.. S. A. hrsg. ron Valentin«-. & StS
hrsg. ron Kehrbech. & 180ff.; PinlsgnmiiBS, f 27ff.; rgL Ursache). In der Xatur
(B. u.1 DUMPS AÜBS flBS0CBUflanL ttOMMBflfnL lAOlaaMuOaV V
ttiafctsiet:
d.i. dar!
kenn, betrechten die Kausalität RauraoLO, Bare. Reco. Faraa, Scnornrasraa (s. u.).
Hbuiholti (Vortrag» a. Reden II*. SU ff.). O. 8canruroaa, Fa. Scarorrsa. Moni
(Die Dopoehaatnr dar KaueauaK 1979), F. A. Law», Ltaaauvs (Gedenken n.
II. 1 14«.). Conma (Logik, 1902. & 8461). Naroar (Die loghahin Vorane-
r exakten Wiaaansehaf teu. l »l Ol Caanaan. Kjsxbl. IL Anus (Kaoaahut
u. Teleotegir. 1901). K. VouLlanau, Baooar, WrjrDsxaaro (Präludien«. 1907, t84L).
J. BauauBV, Soocau Laaswm, B. Kosio, Stabubb, Las*. J. Co«*, Müvrraaaaao.
Raax(s. unten). O. Ewald (Kanta krit. Miiaamai, 190t, & 164 ff.) o. a. - Apriorisch.
-i a.e -6- aw_ _ne _ _ __ aa. ^ a._ s ■ » < _ WfiJ,it,iyjt ■ l9f ■ !■■ iti fatiaaHilt
ttaVCQ SOKflaaaaaWO. fVSOBaW I« H- aTSOVTan» lYSsVDalLanWOntOL «mAJ'YlJLje'DMa» E- ▼ . rf AasT-
ma» (Kategorienlehre, 1999« & 9990.), Dauws, Volcblt (Erfahrang n. Denken.
1999, & 99«.). Sram (Kant, Haans und Berkeley. 1879. & 165 ff.), G. Ttas*.
A. Dotura» (Das auMnaHnan Bhianm, 1997; Enxyklop. d. Philo*.. 1910). KOltb.
»rdaanra, Maasaa u. s, (s. aVkeontnisthecrte); rgL Msnoxa (Hume 8todkn II.
199t. 129L), Hörum (Logik. 1990). Kum (Die tntansktBiuaa Funktionen, 1909).
Denn, V. Kbajt u. a. - Ab
Dawufltaaina gilt die K dem
Ana dar Anwendung das
Autoren daa Kanaalatwiilp ah. So & Manto». G. E. Sonvun u, e.. W. H amiltok.
Hstmaot (Geästs» a. ammtats dsa iiliiianiaifH hia Daahsai. 1800-94, 8. r-
Ja. L. Sraax, MO aar aaauao, nach welchen daa Kaoaainrinsip mit dann Identttaas*
ptaeajp raaimaiiahlngt. Ale Anwendung des Seines tocb Grande suf die Erfahrang
betrachten daa KsnseJprttndp (rgL Ijgairrt, Kaxr) Scnoraamsvam (s. Grand).
L. SnOicrau. (Dar KaussHaHabugiiff. 1871. 8. «ff.). Lim (rgL ZeHeuhitft für
Porchol. I, XXVL Ron. (Dar philo*, lütttaamasll 1. 1876L, 240; vgL II 2. 46. 65).
WtnrDT (System d. Phüoe. I*. 1907, 9790.; Logik II«. 1893-96. S. »ff.. tUff.;
3, A. 1908). nach welchem unser Denken jm Erfahrangen aammehi «ad ordnen
kann, indem sa sie nach dam Sata rom Grande rerbindet". Daa Ki eeebjiinihj iat
spriorisch und sngkdch ein »Erfaiminaageaiit*"; es hat den Charakter eines PbetuUts.
dem sich die Erfahrang Abersil fügt» wobei ab die besondere Form dar KanssiiUt
bestimmt So geht dee AouiraljBnaprmstp (s d.) erst aus den breonderen Bedingungen
dar Anschauung und das Snbstamlwigiiffaa herror, wahrend im Geistigen ein Prinssp
des Wachstama geiaügui Energie herrschL Physische und psrcUsche Kaussiittt
sind aber nur eine und dieselbe, ron verechfedenen Standpunkten aua Tersdueden
sich darsteDende K. (rgL Grands, d. phya. PeychoL HI«. 1903, 681 f.). Nach Hömro
kommt im Ksuasiprinzip das fnnligkiiilBliiiillifiiia des BewuBtseina rar Geltung
(Perchologie«, 1901, & 288 ff.; Der meneohL Gedanke, 1911, 8. 227 ff.; TgL Kaoaujr,
Unsere Nstnrerkenntnis, 1883). VgL DarasoH, Ordnungsiehrp, 1912; Aaraa, V
auch. Ober <L log. Gehalt des Kauaahjesstaes, 1905.
Als ein Postulat (a. <L), welches die Erfahrang rorwegnimmt und in der Erfahrung
eich bewahrt, entspringend aus dem Bedürfnis der Begreiflichkeit, dar
Kausalität. 333
Beherrschung der Erfahrung betrachten die Kausalität La AS (Idealist, u. positivist. Er-
kenntnistheorie, 1879—84, S. 261), Runze (Metaphys., 1905, S. 296ff.), Ostwald,
F. C. S. Schiller (Humanismus, 1911; Formal Logic, 1912, S. 293ff.), James,
Cornelius (Einl. in d. Philos., 1903, S. 294ff.), H. Gomperz, J. Schultz, Boutroux,
Bergson (Essais sur les donnees immediates de la conscienee, 1910, S. 152ff.), nach
welchem nur der (dem Handeln dienende) Verstand das an sich stetige Geschehen in
Elemente gliedert, die er dann nach dem Schema Ursache — Wirkung, miteinander
verknüpft, u. a. Nach Joel setzt der Zwecke verfolgende Wille Ursachen: „Weil
wir wirken wollen, Wirkungen suchen, müssen wir Ursachen setzen." Wir erst machen
die Dinge zu „Ursachen", die Kausalität ist „praktisch", ist durch die „Perspektive"
unserer Zwecke bedingt (Der freie Wille, 1910; Seele u. Welt, 1912). Nach Spengler
(Unterg. d. Abendlandes, 1917, 164) steht das^K.prinzip im Gegensatz zur Schicksalsidee
(s. d.). Die kausale Weltform ist der Versuch des Verstandes, das Schicksal zu über-
winden. „K. ist das Verstandesmäßige, Gesetzhafte, Aussprechbare, die Form äußerer
intellektueller Erfahrung."
Daß das Kausalitätsprinzip aus der Erfahrung und Erwartung regelmäßiger
Abfolgen stammt (s. oben), bzw. daß es durch Induktion (s. d.) gewonnen wird, lehren
J. St. Mtll (System der deduktiven u. induktiven Logik, 1875, 1), C. Goering (System
d. kritischen Philos., 1874/75, S. 209ff.), Czolbe, Dühring, Pauesen, Aars (Die
Erwartung, 1911) u. a.
Aus der inneren Erfahrung der eigenen Willenswirksamkeit, nach deren Analogie
wir das objektive Geschehen erfassen (vgl. hingegen Hume, Enquir.), leiten die K.
ab Bonnet, Tetens, Maine de Biran (Oeuvres inedits I, 258ff.), Royer-Collard,
Jacobi (WW. II, 201), Beneke (System d. Metaphysik, 1840, S. 261 ff.), Teichmülleh,
Sigwart (Logik II2, 1906, 143ff.), F. Erhardt, Dtlthey, A. Kühtmann, Jodl
(Monist VL 516ff.), J. Schultz, Jerusalem (Die Urteilsfunktion, 1905, S. 220ff.),
Wize u. a. Auch Nietzsche, nach dem aber die Ursächlichkeit eine „Fiktion" ist,
denn wir glauben nur ein Wirken unseres Ich zu erleben. Ursache und Wirkung
sind nur von uns isolierte und fixierte Elemente des stetigen Geschehens (WW. V,
VLT, XV; vgl. oben Bergson). Eine nützliche Fiktion ist die K. auch nach Vathinger
(Die Philos. des Als-Ob, 1911). Vgl. Kategorie.
Positivistische Denker wollen den Begriff der Kausalität oder doch den Begriff
der „Ursache" eüminieren und ihn durch den der „funktionellen Abhängigkeit" oder
der „realen Bedingung" ersetzen. Nicht nach unbekannten, unerkennbaren Ursachen
ist zu suchen, sondern die Abhängigkeit der Erscheinungen voneinander, die konstanten,
regelmäßigen Sukzessionen derselben sind möglichst exakt festzustellen. In diesem
Sinne lehren schon D'Alembert, Comte, Claude Bernard, R. Mayer u. a.,
besonders aber Avenarius, E. Mach, nach welchem (wie schon J. St. Mtll) Ursäch-
lichkeit einen „starken Zug von Fetischismus" hat und daher durch den Begriff
der Funktion (im mathematischen Sinne) zu ersetzen ist, so daß dann nichts als die
wechselseitige „Abhängigkeit der Erscheinungen voneinander" festzustellen ist;
isolierte Ursachen gibt es nicht, immer nur Komplexe von Bedingungen (Populär-
wissenschaf tl. Vorlesungen, 1896, S. 269; Die Mechanik4, 1906, S. 536; Erkenntnis
u. Irrtum, 1906, S. 172f.). Ähnlich lehren Petzoldt (Das Weltproblem2, 1912,
s. Eindeutigkeit), Verworn (s. Bedingung), Pearson, Kletnpeter, Hodgson,
Clieford u. a. Vgl. P. Volkmann, Erkenntnistheoret. Grundzüge der Naturwissen-
schaften, 2. A. 1910. — Vgl. Herbart, Metaphysik II, 209 ff.; Lotze, Metaphysik,
1879, S. 103ff., 359ff.; Schuppe, Erkenntnistheoret. Logik, 1878; Bolliger, Das
Problem der Kausalität, 1878; Prantl, Zur Kausalitätsfrage, 1883; E. Pfletderer,
334 ffeuselueiue — Ktodmpnyrhologle
Zur rVsgodcrlL, l807;H.Os<hr»AC*. Zur Kritik dwoihrm ff ■ eiili inieieimgsu.
Arefair f. eyetem. Philo«.. 1899; & Esomas». Ober Inhalt u. Geltung das Keueel.
gern tu«, 1905; »Tticrr. Ober das ■Ito/mMni ffssmbjmm. 1909; Ufi«, Percbo-
logie a. Meuphyiik; Die QtudbfM der Induktion, 1908; H. Mau*. Psychologie
dee emotionelen Denkens, 1909; Rickbxt. Die
Begriffebildung. 1898-1902, h üMO, Kentstndien XIII. 1908; 8.
Individuelle Ksueslitlt. 1909; W. Ksarr. NileiubBoeBphhi I. 1910;
Probleme der Wliinsnfcift I. 1910; Pilli ■■Wl-Ifln», Wkurnecheit «ad Wirk-
bchkeit. 191t; Gstab*. N«turerk«nntn» u. IL. 1909; 8anuwn, Dm Geerts der
K. in der Natur. 1978; PossaoBtn, U ceneettt* «f&ctootr. 1899; L. W. Stsm.
l'.:-r, ,i 9jM9* I. MOOtChMS«, i:..r..-.t».-.l.!|,rtn..lK-.l1.,u.a,tA. 19991 I Kuem«.
Die Entwicklung dee Kiumlpfnlhmi rop Cirtieiei hei Ksnt. 1988; A. Lauo. Dee
I: fliuhlihli de* Kimihjrofcbmi, 180«; Aphorfetfcche Betrech-
•her dee Kimibjwahm. 1909; SrOan, Lehrbveh der Philo«. II*. 1911;
Brno. Dee Probtom der ffeumntlt, 1990; Mmi, Die OlilnhfTwmlghelt in der M
1918. |1| Malt» Jaoomo». Peres« KeaeeBtet. 1919; Bsonsn. Neterphiloeophie.
1914. 199; OilMieuimimueeriie n, Kilni sfcmniuhnfsui. 1991. VgL
Wirken. Geerts. ^hhlnglfheil, Kmft, WeeesvJwirkung, Bfahfng. Zw* ■•
97% Ult**l8.lllfl\ll^
ran Ureeche and Wirkung. VgL KowaLSWSST. Ober d. KeueeHtlmprnbt. 1 1
tinvillntinat TrugeehiuS (s. «LL
KettWMaFeUB . Saris*.
K.nA^thvtlMJi e. Bei
u inderpsyctenUi:
Oeeehichte der Entwicklung des rwdtlrhou Alters. 1917; Kussmaul. Untersuch.
Ober dss Seelenleben des neugeboren« n Minsnhin. 1899; Pmern, Die Seele dee
Kindes. 8. A. 1919; Srixr. Untersuch. Ober die Kindheit, 1899; Amsxt. Die Ent-
wicklung von Spreche u. Denken beim Kind. 1899; Die Seele dee Kinde«. 1908;
Fbrteehritte der Kinttomtknhunde, 8. A. 1908; Camtatu*, Die Entwicklung der
Kindeeeeele. 1900; Baldwt*. Henul Development in ChOd und Reo». 1888; deuteoh
1898; MstntASH. Die Spreche dm Kindee, 1809; M. Pbosst. Gehirn n. 8eeto dee
Kinde«, 1904; K. Gnoos. Dss flerlsnhihen de« Kinde«». 1921 ; Drnorr. Dee Seelen,
leben dee Kinde«». 191 1 ; Tbact. I^ychotogie der Kindheit». 1908; R. Gadtp. Peycho-
logie dm Kinde««. 1918; Kaxpatuok. «rundlegen der Ktederforeehung. 1909;
J. Kino, The PtychologY of ChOd Development. 1909; ClspabAdb. Peyuhologic de
renient». 1918; deutech 1911 ; Tu. Helles, Ober P»Tchop*thologie dm Kindee, 1911 ;
A. Bnm. Lee idem moderne« rar Im enfents. 1909; deutech 1919; Voewese. Kinder-
neelenkunde, 191 1 ; H. Walsemans. Anfinge u. Entwicklung dos Ssskuüehene, 1912;
H. Pohlmann. Zur PeychoL dm Sohulkindm, 1911; Bois, Die eeeUeche Entwicht
dm Kinde«. 1909; G. St. Hall. Adolmcence. 1905; Msküocssb. L'sme de l'edolmcent.
1910; Perex. Lee trotS premierec ennem de lVnf«nt». 1902; L'enfent de troie * eept
ans«, 1907; Qübyrat, Uimeginetion eher lVnlant, 1908; Le logique eher renient*.
1907; Sieoesey, Die eeeL Entwickhing dm Kindee», 1908; Snmrr, Philo». Reden
und Vorträge. 1905; Du, KörperL u. gebt. Entwicklung einen Kinde«, 1911 1014;
Kinematik — Klarheit. 335
Wueffen, Das Kind, sein Wesen und seine Entartung, 1913; K. Bübxer, Die geistige
Entwicklung des Kindes, 1918; Ders., Abriß der geistigen Entwicklung dea
Kindes, 1919; Herwagen, Der Siebenjährige. Versuch einer Gefühls- und Vor-
stellungstypik, 1920; Ch. Bühleb, Das Märchen und die Phantasie des Kindes, 1918;
W. Stebx, Psychologie der frühen Kindheit, 1921 2; Tumt.trz, Einführung in die
Jugendkunde I. Die geist. Entwicklung der Jugendlichen, 1920; HrG-HELMrTH,
A. d. Seelenleben des Kindes. E. psychoanalyt. Studie, 1913; P. Krause, Die
Entwicklung des Kindes von d. Geburt bis zum Eintritt in die Schule, 1914; Waddle,
An Introduction to Child Psych., 1919. — Vgl. Assoziation, Interesse, Spiel, Pädagogik,
Sprache.
Kinematik: Wissenschaft von den Gesetzen der Bewegung. Nach der
kinetischen Naturauffassung werden alle Naturvorgänge aus Bewegungen erklärt
(s. Mechanistisch), bzw. aus Bewegungen ohne Annahme besonderer Kräfte
(H. Hertz u. a.). Vgl. E. Becher, Philos. Voraussetzungen der exakten Naturwissen-
schaft, 1907, S. 211 ff.
Kitzelgefühl ist ein „Gemeingefühl" (s. d.), das durch intermittierende
schwache Tastreize ausgelöst wird; es ist ein Kontrastgefühl, besteht aus einem
an die Tastempfindungen geknüpften Lustgefühl und aus den Unlustgefühlen, welche
durch die von den Tastreizen ausgelösten Reflexkrämpfe entstehen (Wttjtdt, Grundr.
d. Psychol.5, 1902, S. 193f.; Grdz. d. phys. Psychol. II5, 1903, S. 278ff.).
Klang ist, nach Wuxdt, eine „intensive Vorstellung, die aus einer Reihe
regelmäßig in ihrer Qualität abgestufter Tonempfindungen besteht" (Grdz. d. phys.
Psychol., 1903, II5, 66ff.; Grundriß der Psychologie, 1902, S. 112ff.). Vgl. Gehörs-
empfindungen, Ton, Konsonanz.
Klarheit einer Vorstellung ist nach der Auffassung der modernen Apper-
zeptionspsychologie der Grad ihrer Bewußtheit, die relativ günstigere Auffassung
des Vorstellungsinhalts, auf den die Aufmerksamkeit (s. d.) gerichtet ist, der zur
„Apperzeption" (s. d.) gelangt, wobei natürlich, aber nicht immer, auch die Stärke
der Empfindungselemente eine Rolle spielt. Deutlich ist eine Vorstellung, wenn
sie von anderen im Bewußtsein anwesenden scharf unterschieden wird (Wü.ndt,
Grundz. d. phys. Psychol.. I6, 1908, 541; 1903, III5, 339ff.; Grundriß d. Psychol.5,
1902, S. 185, 249 ff.).
Nach Desc artes ist eine Vorstellung klar, die dem aufmerksamen Geist gegen-
wärtig und durchsichtig ist; deutlich ist, was von anderen Vorstellungen so scharf
geschieden ist, daß es nichts als Klares enthält (Princip. philos. I, 45: „Clarain voco
illam [perceptionem], quae menti attendenti praesens et aperta est; distinctam autem
illam, quae cum clara sit, ab Omnibus aliis ita seiuncta est et praecisa, ut nihil plane
aliud quam quod darum est in se contineat"). Die Klarheit und Deutlichkeit der
Erkenntnis, wie sie am unmittelbarsten in der Erfassung des eigenen Ich (s. Cogito)
sowie in der Gewißheit der mathematischen Einsicht vorbildlich ist. ist das Kriterium
<l.r Wahrheit (s. d. ; vgl. Meditationes III). Nach Leibxiz ist eine Erkenntnis klar,
wenn sich durch sie das Vorgestellte feststellen läßt; deutlich ist sie, wenn wir die
unterscheidenden Merkmale gesondert angeben können (Meditation, de cognitione;
Opera ed. Erdmann, S. 79; vgl. Verworren, Monaden). Nach Chr. Wolff entsteht
die K. aus der „Bemerkung des Unterschiedes im Mannigfaltigen", die Dunkelheit
aus dem Mangel dieses Bemerkens (Vern. Gedanken ... I, § 201). Ähnlich wie Leibxiz
definieren Kant (Authropol. [. § 6), Herbart (Lehrbuch zur Einleir. in d. Philos.,
HB KUwUfHni
: : rgL Hemmung). B. Ebomax» (Logik. 1899, I. IM) u. a. Vgl. Bewußtsein,
UnbewnOt, Evidenz, \ erstehen»
Klneeiftkntioa flngbohs) tat db vollständig ii«H^)rfnliHii
des Umfange« von Bogiiflon m olsMjeigNiris« Folge, d. k. vom relativ
allgemeinsten, iimfssssnibn GoitMngslwgilff bb m aiiftlgoteu Artbegriff. Bei
der künstlichen K. wenleo mekr oder weniger anBertbhe Msitiasb: wülkttrbcb
eis KiiHefliinnyml gewikH (L&ia 1 innhnlie Pili ■iiibijuI i n ); die natürliche
F luiiniifciliiliUfl ilis fThiiisueJlejejniig ilsi In nim ffhmi ■■ liibseeiliii OsseMtfinln
in möglichst Helen and wmstMchis. konstitutiven hVrkmebn. womöglich nnek die
wirkliche Verwendteokei t der Wesen, b.w. die etlnrHike fteJenfulge dieeer. Vgl.
Siowabt. Logik U«. 1899-98, a 698; Www. Logik II". 1983-96, 8. 40 ff.; S. A.
1908-08; Srnm, Pimtopbs of royukology. 188*«.. II. f 809; J«vox*. Leitfaden
der Logik. 190$, & fewff.; Hörum, Gfondbhren der Logik, 1890. 8. 179f.; I
a SOBTIXBB, Formel Logic, 1918; VanOBOBB. Die Pkiloeoplue dee Ab-Ob. 1911.
a 8511, 888H. - Vgl Wbsenschafu Art.
igbiubnii. dee Zneemmenbeeteken mehrerer Dinge in
Zell, flgonsukoftea knlibtbum wenn eb m gbieber Zeit den
gbbben Ort einnehmen (Höflbb, Logik, 1890, a 37). VgL Raum.
Koineldenn der Gegenseite (Moomckbntia oppoe1toromM): Zaeemmen-
fallen. Viiikllgaeg «od Aufhebung der Olpes! tos der Dmge im A honlebe, kl GoU
(s. d.): NtooLAUS Ccsajtcs (De oonbctnr. IL 1 ; De docU ignorentu I, 4). Giok
Bbuxo (De b oaue» . Souutm (s, Indiffemu) a. e.
Kolligntioa bt den w7oweJiHrs».B swebr Vorstelmtueanhalto tu einem
neaen komplexen Inhalt mit den Bistoerttelbn beider, and «war bt der Art, de*
db Aufmerkeemkeit beim Krbben dbee Innolet neck Bettend teibn (eber nicht
eeitlbb) oondrrt" (Kuno. Db mtelbktwelbn Funktionen, 1908. 8 194 f.). VgL
DmoraoB, Nene Darstellung der Logik*, 1887, | 99.
Koll Leios, i 7ianmmoneeoBt Oigiosm Db sog. K. der Pflichten bt in
der Webe oufiufssssn, da* et FlUe gibt, wo es eokwbrig bt, bstsuessusa. wea Wer
wehre oder höhere Pflicht bt. VgL KssmbtJk, Pfbcht.
Komhinntiont Verbindung tob Oigshensm, Fbmenein zu (neaen)
Kompbsen, Verknüpfung verwandter Begriffe. Ober Kombinatorik vgl. I.WTBBtB,
Philo». Hauptechriften I, 60 - VgL Are magna, Phantasie.
Kosniech («e/oak, von -*?«) wirkt der onoohonHoh, lebendig erfaßte
Kontrast, Widerstreit zwischen der „Idee*4, dem, wee etwas eem soll oder sein will.
und der Erscheinung, dem Auedrucke dbees SeJnwolbnden. dessen Verfehlung
(sofern es sich nicht am tiefer in des Loben eiiaxhneidonde Dmge handelt) Lachen
erweckt Indem etwas, was ab bedeateam auftrat, in seiner Nichtigkeit erscheint,
löst sich db gespannte Erwartung and db Üwmmwng, Einschränkung unseres Selbst-
bewußtseins; ein Gefühl der Losung tritt auf and wir fühlen ans hierbei oft über-
legen oder mindestens erleichtert, weil wir db Auflösung des Widerspruche« zwischen
Erscheinung (Auedruck) und Idee angenehm empfinden. Doch sind nicht slb Arten
des Komischen eon gbieber Wirkung. — Db Fähigkeit, das Heitere mitten im Ernete
des Lebens zu finden, dem Lebensernst eine heitere Seite abzugewinnen and ans
mit ihm dadurch zu versöhnen, ist Hnmor im ästhetischen Sinne.
Komisch wirkt nach AristotsXBS ein harmloser, unschädlicher Fehler (re ye>
ytJLotöp tott* äua^trud u xal alff^ot drotdvvor mal oi ^nprurf», Poet. 6.
Kommunismus — Komparativ. 337
1449 a 34). Ähnlich Cicero (De oratore, II, 38 ff.), Quinttlian, Eberhard u. a.
Nach K. Ueberhorst erscheint uns komisch „ein Zeichen einer schlechten Eigen-
schaft einer andern Person, wenn an uns selbst keines ebenderselben schlechten
Eigenschaften zum Bewußtsein kommt, und das keine heftigen, unangenehmen
Gefühle in uns hervorruft" (Das Komische, 1896—99, I, 2 ff., S. 524ff.: Lust am
Besitze der guten Eigenschaften, die dem andern fehlen; das Gefühl der Überlegenheit
betont schon Hobbes, Human nature IX, 13). Vgl. A. Rüge, Neue Ästhetik, 1837 ;
K. Fischer, Über den Witz2, 1889; K. Groos, Einleitung in die Ästhetik, 1892,
S. 378 ff., 463 ff.
Den Kontrast zwischen dem Erwarteten und dem sich Darstellenden betonen
die meisten Theoretiker des Komischen. Nach Kant ist das Lachen ein Affekt aus
der „plötzlichen Verwandlung einer gespannten Erwartung in nichts" (Kritik der
Urteilskraft, § 54). Nach Jean Paul ist lächerlich das Unverständige, sofern es
sinnlich angeschaut wird; das Komische besteht im „unendlichen Kontrast zwischen
der Vernunft und der ganzen Endlichkeit" (Vorschule der Ästhetik, § 28ff.). Auf
die Erscheinung eines Widersinnigen, das sich selbst vernichtet, eines sich auflösenden
Scheinwerts führen das K. zurück Bouterwek, Bendavid, K. Rosenkranz, Lotze,
M. Carriere, Trahndorff, E. v. Hartmann, Ästhetik II, 1886—87, S. 322ff.),
Köstlin u. a. Nach Lipps ist komisch „was den Anspruch erhebt, ein Großes oder
Bedeutsames zu sein, was als ein Etwas auftritt oder sich gebärdet, um dann plötzlich
als ein Nichts zu erscheinen oder sich auszuweisen" (Ästhetik I, 1903, 365f. ; vgl.
Komik u. Humor, 1898, S. 44; ähnlich Heymans, Zeitschrift f. Psychol. XI;
Höffding, Psychologie2, 1901, S. 408ff.). Volkelt: „Ein Scheinwert ist es, der
sich in seiner Selbstauflösung anschaulich darstellt" (System der Ästhetik II, 1910,
S. 343ff.; „Umschlagen des Bedeutenden ins Nichtige"). — Vgl. Flögel, Geschichte
des Grotesk-Komischen, 1788; 4. A. 1887; Schütze, Versuch einer Theorie des
Komischen, 1815; Vischer, Über das Erhabene u. Komische, 1837; Heckee,
Physiologie u. Psychologie des Lachens u. des Komischen, 1773; Kraepelin, Philos.
Studien II, 1885; Schopenhauer, Welt als Wüle u. Vorstellung, I. Bd., § 13; IL Bd.,
K. 8; Dumont, Les causes du rire, 1862; Philbert, Le rire, 1883; Ribot, Psycho-
logie du sentiment, 1896, S. 342ff. ; Bergson, Le rire8, 1911; Sülly, An Essay on
Laughter, 1902; J. Müller, Das Wesen des Humors, 1896; Wündt, Völkerpsycho-
logie III2, 1908, S. 535 ff. (Das K. besteht in einer „Umkehrung eines ernsten Ein-
drucks in sein Gegenteil und in einer durch diese Auflösung hervorgebrachten Ent-
lastung des Gemüts"); R. Bärwald, Zeitsehr. f. Ästhetik II; S. Freud, Der Witz,
1905, S. 204 ff . ; F. Jahn, Das Problem des Komischen in seiner geschichtl. Entwicklung,
1904 (Historisches auch in dem oben angeführten Werke von Ueberhorst); J. Cohn,
Allgemeine Ästhetik, 1901 (Das Komische ist kein rein ästhetischer Wert); Dugas,
Psychol. du rire, 1902 ; R. Müller-Freienfels, Psychologie des Komischen, Deutsche
Psych. I, 1916. Poetik, 19202; Höffding, Humor als Lebensgefühl, 1918. (Der „große
Humor" ist eine Lebensanschauung, ein Gesamtgefühl: Sokrates und Shakespeare
sind die beiden größten Humoristen.) Vgl. ferner die unter „Ästhetik" angeführten
Schriften. — Vgl. Witz.
Kommunismus s. Soziologie, Rechtsphilosophie.
Komparativ: vergleichend, vergleichsweise, nur im Vergleich mit etwas.
So gibt nach Kant die Erfahrung, die Induktion nur „komparative", nicht strenge
„Allgemeinheit" von Urteilen (s. Allgemein, A priori). Über komparative Psycho-
logie s. Psychologie.
Eisler, Haud Wörterbuch. 22
Komplex. VerknuutungumMxea, isilMMingsiiUH i Gebilde,
Begriff. VgL Wvm; Onlx. d. pbye. PsychoL II«. 1908, 370« ; Lim.
u. Rntotinnsu, 1908, & 96, 45; Mnuono, Zw PsychoL der
■.Hihrtnum. «citochr.L PsychoL H, 946ff. - In der lyokoxoilyos tot K. dJ»
nung einer Gruppe von Vonunmungon, die, oft mm dem UntorbewuBmein wirkend,
den Ablauf dee cmltoekon Lew— bumüiiiiib. VbUsch erotfemer Natur. Beispiel:
OUpnakomplex. Buctn, in: Dtognnsltonki Aosmhtione Heiken, hure lieg von
Jung. 1908. - Ab „komplexe" Vorstellung iiuiuktoibt K. Tu. P»xta>
gctotigs Kultur der Naturvölker. 1914, 9) die ■■■mlyttotke Dsukuotos prii.
Meoechen, die Voraumeuung dee msgtoohen Denkene; — „KomplexqueJiutrn" nennt
nOon» die diffusen GmmlintUntb dee BcwuBtooina, die einen beträchtlichen
Bncnhbg motorieeber and eto.njw.Mi Bimioto eefwetoen. (über lungn-
i»ycnologto I, 1916; H. Voutnur. Die Vareteiktngen der Tiere, 1014). Vgl. InkeJt.
LokeJoeienen, Peyehoenalyee.
komplikeüti beifti psynhologtook eine Verbindung xwieeken nugtomn-
oder Oihnlin, wehri itnsi »kiimfciiil«. kmcor howuBt toi. Vgl HxnnanT. Lekrknek
xnr PeyenoL». 18S0, & «f.; Wüuot. Omndr. d. PeyeboL«. 1908. 8. 881 f.; K«l*u.
Grundr» <L nyonoL, 1898, 8. 888.
KonditionnlUnin«. | Bedingung (Vnuwoux).
konftrnlmM nennt O. von dm Pronnmn den Standpunkt, nenn
den kl den Nonnen Gedockte dem wonreu Weeen der Dinge gimlft, konform
Ei gibt eine AuBenwelt. die wir erkennen, und nneere Begriffe eteken in
der ErecbebmngeweK". Die Wirklichkeit tot nur durck ..Kooformiaten" erreichbar,
deren ee fiMuhhuhme Ordnungen gibt (Vorfragen der Naturphikw . 1907; Konform»
raus, 1910). - VgL Wahrheit, Wort.
Konjektur (emmn*4mm)j Vermutung. Neck NicoLatm Cobaki* ist alle
menschliche Krkenntnto nur Konjektur, konjekturei (De eoni.
Koejonlin l iiclle sind Urteilt mit einem Subjekt und mehreren
Prädikaten: 8 tot (tot nicht) I»,. P,. Pr
KonkluoinM (erWf-e«*. oonclueio): Hckmfbsri. Folgerung. VgL SchtuB.
Konkret s. Abstrakt.
Können s. Ifogbckkeit, Potenz. WnuMnuMneit. VgL Hörum, Grundirkren
der Logik. 1890, 8. 46f. (K. - Negotien einer Unvertrigüchkeitwelsiion). VgL
•udschbid. Grundlinien xu einer Kritik der Wfflenekraft. 1906. — Vgl. Sofien
vT).
Konnex (oonnexut): Verknüpfung,
Konnotntiv «. Name.
Konaekntiv «. Merkmal.
Konnequens (consequentis): Folge, Folgerichtigkeit im Denken, a»
Werten, Wollen und Handeln. Die logwehe, theoretische K. tot ein Postulat, eine
Norm, ein Ideal für des Denken überhaupt, weiches nur dann wahres, logisches Denken
tot, wenn die Momente des Denkprotemcs sich stetig aus anderen Momenten orgeben.
Konsonanz — Konstruktion. 339
ihnen nicht widersprechen. Auch die Anwendung der Denknormen sowie der
Erkenntnisprinzipien auf den Erfahrungsinhalt muß konsequent, einheitlich erfolgen,
so daß nirgends Lücken oder Ausnahmen geduldet werden (vgl. Kausalität). So
müssen z. B. die für den Standpunkt der äußeren Erfahrung geltenden Forschungs-
und Betrachtungsweisen konsequent auf alles ausgedehnt werden, was Gegenstand
dieser Erfahrung werden kann; ebenso konsequent ist dann auch der (psychologische)
Standpunkt der innern oder unmittelbaren Erfahrung festzuhalten. Vgl. F. C. S.
Schiller, Formal Logic, 1912. Vgl. Parallelismus, Charakter.
Konsonanz; „Zusammenstimmen", Verschmelzung von Tönen und Klängen
zu harmonischer Einheit (Stumpf), abhängig von bestimmten Verhältnissen der
Schwingungszahlen der Töne bzw. der Anzahl gleicher Obertöne verschiedener Grund-
töne. Vgl. Helmholtz, Die Lehre von den Tonempfindungen4, 1896, S. 581 ff.;
Stumpf, Tonpsychologie II, 1883—90; Konsonanz u. Dissonanz, 1898; Lipps, Psych.
Studien2, 1905; Zeitschr. f. Psychol., 1901 (K. = unbewußte Rhythmik, rhythmische
Übereinstimmung) ; F. Kbügeb, Archiv f. d. gesamte Psychol., 1903 ; Psych. Studien II
(K. auf schwebungsfreie Differenztöne zurückgeführt); Wundt, Grdz. der phys.
Psychol., 1903, II5, 422 ff.; W. Köhler, Akustische Studien, Zs. f. Psychol. 54,
58, 64, 72. Vgl. Schwebung.
Konstab liierte Harmonie s. Harmonie (Swedenborg, Oeconomia
regni animalis, 1740).
Konstanz: Beständigkeit, Unveränderlichkeit, Erhaltung (vgl. Energie,
Materie). Vgl. Anschauungsformen (Wundt), Stabilität, Variation (Joel), Relation,
Gesetz.
Konstellation: bestimmte Gruppierung, Vereinigung von Faktoren,
Umständen im Wirken; ein (nicht restlos aus Gesetzen ableitbares) wichtiges Moment
im organischen, psychischen, historischen Geschehen (K. Siegel u. a.). Es gibt
insbesondere eine Vorstellungsreproduktion durch „Konstellation" (Ausdruck von
R. Wähle, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. IX, 1885), durch zusammenwirkende
Reproduktionstendenzen. Vgl. Ziehen, Leitfaden der phys. Psychol.9, 1911; Offner,
Das Gedächtnis2, 1911, S. 169 ff.
Konstitutiv: bestimmend, festsetzend, begründend, grundlegend. So sind
nach Kant die Kategorien (s. d.) „konstitutiv", weil sie objektive Erfahrung begründen,
weil ohne sie Erfahrungsobjekte nicht bestehen können; hingegen sind die Ideen (s. d.)
nur von regulativer (s. d.) Bedeutung, ebenso das Zweckprinzip (s. d.). Vgl. Merkmal.
Konstraktion (constructio): Zusammenfügung, Aufbau. Den Begriff
der K. hat für die Erkenntniskritik der Mathematik (s. d.) Kant verwertet. K. ist
nach ihm Darstellung eines Begriffes durch die ihm korrespondierende Anschauung,
durch die „Hervorbringung einer ihm korrespondierenden Anschauung". Die mathe-
matische Erkenntnis ist Vernunf terkenntnis aus der Konstruktion der Begriffe a priori,
d. h. durch eine nicht empirische, formale Anschauung, die ein einzelnes Objekt ist
und zugleich Allgemeingültigkeit für alle möglichen Anschauungen, die unter den-
selben Begriff gehören, ausdrücken muß (z. B. die Konstruktion eines Dreiecks). Ea
kommt hier nämlich immer nur auf die „Handlung der Konstruktion", auf die Gesetz-
lichkeit, Regel derselben an, welche a priori, als das Allgemeine im Besondern, die
Anschauung bestimmt. Was aus den allgemeinen Bedingungen der Konstruktion
folgt, muß auch von dem Objekte des konstruierten Begriffes allgemein gelten. Die
Algebra bedient sich einer „symbolischen" Konstruktion, die Geometrie einer „osten-
Hin Kotiszientinueinu« Kontingent.
■vtB sv. oer uegenetnoo* mhi ms jl> enosgi unim
produktiven BmrsVTengefcTnft" in der ftw^^ top Oiolsn (Erit <L rein. Vornan ft.
& 648 ff.; hfethodonfehrs I. 1; vgL Quantität).
Iw» qttfcwktfTfii Ahnst ybrwwlrt ihn Begriff der tiw li ufc Üim Ouusuj wo K. »i
,.L)srSSSllumg OH Realen litt Idealen, QU BoSOttOJSro HB SOhlSChthiD AllgSBOSOnen. der
Mw" (Vor!-, über db Msthods ose «lad. 8tndhneo«. 18», a 888L K. ist Ableitung
dar Notar o priori, mm einer absotutsn Von in ig (WW. I 5. 278). m» der Ein-
sicht in die inner* HnUioiUgholl dnt Qisjibmhi (8. 878; »gL S 11). - Gegen dnt
Verfahren wüIktrUeher. die IMstiiiiUfsIstMihsn nicht genügend berücksichtigender
begrifflicher Bi— üeklsui von Natur- end Geechkhtauwenunenhftngrn tut rieh die
moderne Wkacneeheit und Phflnsopsis gewandt. — VgL Höun, Über die philo».
Konstruktion, 1801.
KonaBlrntlnllnassjn (eorsmfenns, Bewvfttoem): Bisu8lminnmnft|i ilt,
wonnoh die Dinge nr nie BioultminriehsUe ciionsrsn oder den hm Bs seltnes», in
derWohr»fcmongnnmltssir«rOisehinisstt^dssWh^^
BuleH. hl d. Phfloe.«. 1807. & 148, Die nielhderemf 1, 1818. all, der Gegner dee K.
1% »nlrmplelien (<
VerheJten;
Phnntnri* dem genügen Blicke
Mystikern (Pumi, Fnnssrt VI. 8, 8; Bsnnuno ron Claietaux.
ro« St. Victob. De contemplat. V. S; 14. u. a.). „Kontemplativ*' im
„aka>". praktisch schon hei Bsraca (Epist. 88. 10). Noch Scnonormaüan (Welt
an Wille a. Vorstellung. I. Bd.. 1 88) verhalten «ir ans dem Schonen gegenüber
..rein ewtenmleuV', oohooond, frei ran nDem Wollen. VgL Ästhetik (Kults n. n.).
Mystik.
Kontlg-uitftt (rontiguitee, contiguity): Berührung hl Beate and Zeit,
raumliche oder seitliche Kediberechnft von VorstsUungen ab Umsehe der Asso-
lisüon (s. d.).
Kontingent (benschbert) sind Begriffe, die fai einer Reihe, deren Rishjnedwr
Kontincene (conungentin): ..ZafUKgheit" eis Ocgenssts ndig-
keil; Möglichkeit des Anderseein. Andereeerhslten. des Nichtseins (kontingent ist
..quod poteet eese et non esse", Tbosus, Sum. theoL I. 88. 8 c; „cuius oppositnm
nulUm contrsdietfenem involrit, ssd qood neoeessrhim non est", Cm*. Woltt.
Ontolog.. f 884). Ans dem Umstände. dn8 die Welt, der 7«ssmmenhnng der Dinge
und des Geschehens selbst nicht denknotwendig. sondern kontingent sei und ein absolut
notwendiges Wesen eh* Urgrund fordere, sohheSt der hosn^nogfeehe (s. d.) Beweis
suf des Dasein QoUes („e iiniiliiejnntie mundi": AnaronLnt, Ciosmo. Lamra,
Chb. Wolft u. a.L
In der neueren franzosueben Phil, rückt das Kontingenzprobfem dem der Freiheit
w*hr nahe: so bei Rmcotnmn, BocssorntQ, Dblsoittt.
Nsch Boutboüx herrscht in der Welt neben der Gesetzlichkeit such Kontingent
Die Naturgesetze gelten nur annähernd und lassen der Variation, der Individualität
des Geschehene, dem Auftreten neuer, aus den niederen nicht ableitbarer Seinestuf rn
der Freiheit Raum (De la oontingence des lois de U nature*. 1912; De l'idee de »•
naturelle, 1885, deutsch 1806; vgL O. BoaUTZ, Die Lehre vom Zufall bei K. Boutroux
Kontinuität — Kontrast. 341
1907). Vgl. Cottbnot, Essai sur les fondements de noa connaissances, 1851 ; Lachklier,
Psychologie u. Metaphysik, 1908; dazu Pelikan, Entstehung u. Entwicklung des
Kontingentismus, 1915; Bergson, L'evolution creatrice, 1910; Stöcke, Lehrbuch
der Philos. El8, 1912. Nach Teoeltsch (Die Bedeutung des Begriffs der Kontingenz,
Ges. Schriften II, 1913) ist das Problem der Kontingenz die Frage nach dem Ver-
hältnis des Rationalen zum Irrationalen, des Tatsächlichen zum Begrifflichen, der
Schöpfung zur Ewigkeit und Notwendigkeit der Welt. — In der differentiellen Psycho-
logie bedeutet Kontingenz: Deckungsgrad zwischen zwei psychischen Merkmalen,
deren Variantensysteme in qualitative Gruppen geordnet sind. — Vgl. Zufall, Gesetz
( Wind elb and u. a.).
Kontinuität s. Stetigkeit. — Kontinuum: stetige Reihe, eine Reihe,
deren Glieder unendlich kleine Unterschiede besitzen. Es gibt ein-, zwei-, drei-
dimensionale Kontinua (Linien, Flächen, Körper, Reihe der Töne, Farben u. a.).
Vgl. Höfleb, Grundlehren der Logik, 1890, S. 36.
Kontradiktion: Widerspruch (s. d.). Vgl. Contradictio.
Kontradiktorisch (äviicpatixäg bei Aristoteles), d. h. einander
widersprechend, sind je zwei Begriffe, deren einer den andern aufhebt, negiert (A —
non A; z. B. sterblich — unsterblich). Vgl. Gegensatz, Widerspruch.
Kontraktion (Lorentzkontraktion) s. Relativitätstheorie.
Kontraposition (contrapositio, Entgegenstellung; „conversio per contra-
positionem" zuerst bei Boetktus) ist jene Art der „Umkehrung" eines (kategorischen)
Urteils, bei welcher die „Qualität" (s. d.) des Urteils verändert wird und das kontra-
diktorische Gegenteil des Prädikatsbegriffes zum Subjekte wird. Wird die „ Quantität"
(s. d.) des Urteils nicht verändert, so ist die K. „rein"; wenn ja, ist sie „unrein".
1. Allgemein bejahende Urteile (a) werden zu allgemein verneinenden (e): Alle S
sind P — Kein Non-P ist S. 2. Besonders bejahende U. (i) sind nicht kontraponierbar.
3. Besonders verneinende U. (o) werden zu besonders bejahenden (i): Einige S sind
nicht P — Einige Non-P sind S. 4. Allgemein verneinende U. (e) werden zu besonders
bejahenden (i): Kein S ist P — Einige Nicht-P sind S. — Auch hypothetische
Urteile lassen sich kontraponieren ; hier wird das kontradiktorische Gegenteil der
„Thesis" zur „Hypothesis" (des Bedingten zur Bedingung). Vgl. Ueberweg, Logik,
1882, §89; B. Erdmann, Logik I, 1892, 432 ff.; Sigwabt, Logik I2, 1904, 439 ff.;
4. A. 1911.
Konträr (contrarius, entgegengesetzt) Bind Begriffe, die als Güeder einer
disjunktiven Reihe oder einer vollständigen Reihe koordinierter Begriffe am weitesten
voneinander abstehen, in qualitativem Gegensatze zueinander stehen (z. B. schwarz
— weiß, Tugend — Laster). Vgl. Abistoteles, De coelo I 8, 277 a 23 f. ; Cicero,
Top. 11, 47; Dbobisch, Logik, 1887, § 22; Hegel, Enzyklop. § 165 (H. verwirft
die Unterscheidung von konträr und kontradiktorisch als etwas, was mit der Begriffs-
bestimmtheit selbst nichts zu tun hat; demgemäß nimmt er in die „dialektische"
Bewegung des Begriffes beide Arten des Gegensatzes hinein). Vgl. Subkonträr.
Kontrast ist das Phänomen, daß zwei einander entgegengesetzte oder von-
einander stark differierende simultane oder sukzessive Bewußtseinsinhalte (Empfin-
dungen, Vorstellungen, Gefühle) eben durch ihren Unterschied voneinander „ab-
stechen", sich voneinander scharf abheben und dadurch selbst stärker, lebhafter
erscheinen. Eine Farbe wird in größter Sättigung dann empfunden, wenn die um-
3L' Kontrsstfefuhle — Konversion.
gebende Netzhaut Ton einem koonlemenOiivbifBa ffindiaili getroffen wird, wat
nach Fmm u. a. auf partwOar IfilebsiisMmlrtaat beruht. VgL Ww dt. Grd*.
d. phys. PiychoL II». 1908. 807 ft; KOtn, Grandr. d. PsrcboL. 1883. 8. 415 ff).
aber weiBlich (Randkontreat). Di» physiologmshe Kontrsnttheorie erblickt !
kontrast eine Irradiation der Erregung, bei der die antagonktfcuh
(Platxaü. Hbbim). Nach Hauraot.Ti beruhen die optischen Kontrsslcrei hatnangna
*uf UitribtiiMnbangsa, nach Wüwdt auf einen Bei ichnngsfui gang (Grandr. d.
PsTcboL». 1801. & SIS). VfL Hwnoui, Phya. Optik». 18860., 8. 543 ff.; Philo».
8todien.hfBg.Ton Wandt, Bd I \.\I. Kanaio. Die fanf Sinne dot lieneohen*. 1807.
In Kuotrintt xurifiAnckr svmm MMQaWiV UM» HM UMMMBCWuß» lAwft wird
wird (Lim s.a.; TgL
•»Kontfaateoaigje V VgL
üentra.tcefähle ,»»* Womrr Gefmhks «he „aus einer Folge roqU.1-
and Unlmtgefuhlen bestehen, in der Je nach I
imheiisuhsa kann" (Grandr. d. PsychoL». 1801. 8. 183). VgL
KonTfatleai ÜherenkanfL Daa ..Konventionelle", WuTkürbche in den
Definitionen (s. d.) and Hypothesen (s. d.) dar Mathematik and Physik betont
Poracaa*. noch mehr La Rot a. a. VgL F. C 8. ScnLua. Formal Logic, 1811.
\>;l. Throrir.
Kenvergewa heiftt in der Physiologie die Richtung der
bei welcher eich die Bbekhnien in dein fixierten Punkte dm
daa Bild dea gnihmin Panktee wird dann einfach gesehen, weü ea auf „identische"
dea Meoechen». I807L VgL Organismus (FatBDaujr»). - Konecrgismus. Konvergenz-
Standpunkt nennt W. Sram» (Die mural PetaonBchkcit, 1818», 85 f.) die Lehre,
daS Innen, and Auflenfaktor (Vorwelt and Umwelt)
heben 8ebn und Tons 1
dal an ■
konvomiea (drturtfofi,, Ausronum. Analyt. prior. II 8, 68 b 1;
Tenio. im logiechen Sinne zuerst bei ArouBVs; TgL Paüm, Gesch. der Logik L
584 f.) ist eine Art der ..Imkehiung" dm Urteils, bei welcher der Prtdikstsbegriff
zum Subjekt wird, ohne dafl die „Quaktet" (a. d.) dm Urteik «ich ändert. ..Rein"
ist die K. (..oonvere» pure, simples"), wenn die ..Quwititet" (s. d.) des Urteile
unverändert bleibt, sonst Ist sie ..unrein" („c. per aoeidens"). Aach hypothe tische
Urteile sind konvertierbar, wobei die Hypotheeis (Bedingung) aur Thesis (Bedingtem)
wird. 1. Allgemein bejahende and Terneinende Urteile sind rem umkehrbar, wenn
sie IdentiUtsurtrile sind (Alle 8 sind P- Alle PeindS; Kein S ist P - Kein P ist S).
2. SubsumtionsarteUe (s. d.) lassen sich nur der unreinen K. unterrieben (Alle 8 sind
P — Nur einige P sind S). 3. Besonders bejahende Urteile sind rein umkehrbar
(Einige 8 sind P — Einige P sind 8). 4. Besonders Terneinende Urteile sind in der
Regel nicht konvertierbar. VgL Uzaaawuo, Logik, 1881. f 88; Siowabt, Logik,
1804, I>, 438 ff.; B. Ekdmaxv, Logik I. 1881, 4SI ff.; Ltxdxeb Lbcuur, Lchrbnoh
d. allgemeinen Logik», 1803, 8 88 L
Konzeptualismus — Körper. 343
Konzeptualismus (conceptus, Begriff) heißt jene Richtung der Uni-
versalienlehre (s. d.), nach welcher das Allgemeine (s. d.), also die Gattung, Art
weder außerhalb des Geistes („Realismus"), noch als bloßes Wort („Nominalis-
mus"), sondern als Bewußtseinsinhalt, als begriffliches Gebilde, als gedankliche
Zusammenfassung des Gemeinsamen einer Klasse von Objekten existiert oder Geltung
hat (Abaelard, Gilbertus Porretanus, Petrus Aureolus, Wilhelm von Occam
u. a., Locke, Leibniz, Reid, Brown u. a. Vgl. Allgemein, Allgemeinvorstellung,
Terminismus.
Koordiniert (beigeordnet) sind umfangsgleiche Begriffe, die einem gemein-
samen Gattungsbegriff untergeordnet sind (z. B. Eisen — Gold, in Beziehung zu
Metall). Vgl. Wundt, Logik I3, 1906, S. Hof.
Kopula (copula, Band; im logisch-grammatikalischen Sinne wohl zuerst bei
Abaelard; Prantl, Gesch. d. Logik II, 196 f.) ist derjenige Bestandteil eines Satzes
(s. d.), welcher ein Verhältnis zweier Begriffe zueinander ausdrückt (vgl. die Logiken
von Kant, Lotze, Mill, Wundt, Sigwart, B. Erdmann u. a. ; Kreibig, Die intellek-
tuellen Funktionen, 1909, S. 135: „gedankliche Form, in der sich die Bejahung oder
Verneinung ausdrückt"; F. C. S. Schiller, Formal Logic, 1912; E. Lask, Die Lehre
vom Urteil, 1912). Das „ist" („ist nicht") als Kopula bedeutet nicht die reale Existenz.
Vgl. Urteil.
Kopulative Urteile sind Urteile mit einer Mehrheit von Subjekten und
einem Prädikate (Sowohl S: als S2 als S3 sind P; Weder Sx noch S2 noch S3 sind P).
Korollar (corollarium): Zusatz, Folgesatz, besonders auf Grund eines
Beweises.
Körper {owpa, corpus) ist, geometrisch, ein dreidimensionales Raumgebilde,
ein begrenztes Stück des Raumes; physikalisch ist er ein räumlich ausgedehntes,
den Raum erfüllendes, undurchdringliches, Widerstände ausübendes Etwas, ein
Beharrliches im Raum, eine „Substanz" (bzw. eine Verbindung von Substanzen).
Nach der atomistischen Auffassung bestehen die Körper aus Atomen (s. d.), nach
der dynamischen aus Kräften, nach der energetischen aus Energien. Der erkenntnis-
theoretische Realismus schreibt den Körpern eine von allem Bewußtsein unabhängige
Existenz zu; der Idealismus hält sie für bloße gesetzliche Zusammenhänge von objek-
tiven Bewußtseinsinhalten, oder von Empfindungen; der objektive Phänomenalismus
(Ideal-Realismus) bestimmt sie als Erscheinungen eines ,,An sich" oder „Für sich",
das als imbekannt oder als metaphysische „Kraft" (s. d.) oder (Spiritualismus) als
etwas Psychisches gedacht wird. Die Identitätstheorie (s. d.) lehrt: ebendasselbe,
was in seiner Unmittelbarkeit ein „Innensein", „Fürsichsein", Subjekt oder psychisch
ist, erscheint vom Standpunkt äußerer Erfahrung als Körper, als körperlich (vgl. Leib).
Wir fassen die „Körperlichkeit" als eine Daseinsweise auf, welche das Wirkliche,
Reale nicht schon an sich, sondern erst in Beziehung zu anderem Realen hat. Körper-
lichkeit ist ein Prädikat, das einem Wesen nur insofern zukommt, als es als räumlich
ausgedehnt erscheint und sofern es konstante Widerstände leistet, also schon eine
primäre „Kraft" betätigt, also als ein Kraftzentrum in räumlicher Erschei-
nung. Dire körperlichen Eigenschaften haben die Dinge nur als Gegenstände mög-
licher Erfahrung, als „Erscheinungen" im Sinne des kritischen Idealismus; aber diesen
Eigenschaften entspricht etwas, was nicht selbst körperlich ist, aber den Grund ent-
hält, warum uns bestimmte Körper erscheinen, daß solche wahrgenommen und denkend
gesetzt werden müssen (vgl. Objekt, Materie).
1 1 \ Körper.
UM Hiflosophb faßt db KArper mebt nilithuh auf «ad bestimmt ab
h die Reumerf üllung. 80 ist nach AKunrnwum der Körper de« elkwitig Ana
gedehnte (re ***** l»ee ittmamw. Phys. III 6. 204 b 20) oder Trübere (re
*W##r*>, De eoeb I I. 269 s 7k Akabrfa dl» Stoiker (r* re*rf sWeraree, Diogen.
Iüirt. VII, 135), nach vnm alba Wfakhehe, wirkende körperlich und nur Körper -
hohes wirklieb tat (*«> y*f re *e«eör »--4 #*r«, L c. VII. 66; Cicero, Academ. I. 29)
und die Epikureer (Seat. Rrapir.. Ade. Matham. I. Sit Wog. Leert. X. 3* '
Nach den Scholastikern sind die Körper uattilkhe 8ohstaaaeu. die aus Hat»««
uad Form bnrmhen; die KörperhobheU (oorporehaek db DreidimeaekmeJitAt, ist
..akxidentelb Form" (TaoHAS, Ooatra gaat. IV. 81k — AW lUuroerfuihm«
Stimmen dea Körper Hoaaai (De Oospora, iL 6, lk aach ws basal et aoeh hoaetlbhc,
ideelle „Körper" gibt («. B. den Staat). Dasr-ASTa* („res iiman m kmgum. lattin.
et pmfundamM. Prtncip. ahflr» II. I ff.; Meditation. V). aaah aabham db Körper
keine inneren Kräfte habe«, ttrrxosA (Kth. 1. pmp. XV. erhol.), aach welchem die K.
Modi dea Attribute dar Auedehaaag (a. d.) amd (l c II. da!. I) a. e.
Hingegen stellt Lnm ahma lyiifhifcia Körperbegnff auf. Uae Wirkbebe
<tn den Körpera let dm Kraft (e. d-k aaah besstaea ah) ahm „Aatitynb , ahm warne»
etaadakraft; db Körper eelbat amd kerne Sahstaaaeu
Aggregate tob ainraobsa 80 beten» a. eoa ..Moaadea*4 (a. d.k
eoleaea (Opera ed. Krdmann, & 299. 440. 446. 693. 719). Im! (
terblle, eioiaobe Woaea oder Krift» »ugrunde hegen, bereu feraer Pum *, GstJUacx.
Brrraooo«, Caa. Woltt. Hsssabt (». Reale). Von*. 'Mi
Forti.aob, Bvata u. a. (egt Monade). — Ab Erscheinung, Obbktivstinn. AuBeneeite
eioee an «ich gebtfgea Seme betrachten db Körper Scnoravaavaa. Facauraa,
Paoxsb«, Adickbs, Wvatrr. J. ScacLTt, Um u. a. (egJL Ding an »ich. fbliteaahaiaes,
Panasjatusmaak
Db dynemieche Auffaeeuag dar Körper rar bindet Kakt ■
liliialbtmtibiii Phyaboh bt eia K. ..eine Matsrb »»buhen bestimmten Grensrn".
Db Malaria (a. d.)atfaflt dea Raum durch ahm Kraft, durch ..renal» albr
ihrer Teue, d. i. durch eine ihr eigene Aasdehauaaskraft" (Metaphy*. Atdaiagagraade
dar Nalsinhaauauh, 8. 66 f. k Ea gibt aafor aas Körper, aber was ab an ahm amd,
bt unerkennbar; denn wir kennen db Dinge aar durch db VoreteDungen, «ahme ab
in uns aualoasa „und daaaa ab db Benennung ahma Körpera geben, welche« Wort
ahm bloB db Erscbemuag jeasa aas ««höh anale«, aber ahihlaihainaMihjai « hh
Oegonatandce bedeutet" (Probgomene, 1 19, Anmerk. II; vgl. 1 49; vgL Objek
Kritboh-fcbaJbtbeh lehren aach db Kantianer (a. d.) uad „Neukantianer" (Com*.
N'A-mar u. a.k 80 bt» aach K. Laaswrn, eia Körper nichts anderes ab ..eine geartx-
Bebe Bestimmung, dat ahm gewhae Veriaderuagea ha Räume vollziehen müssen,
db wir ab Wecheelwirhnag mit anderen Körpern besebhnen (Wirklichkeiten, 1900.
8. 96k Idealistisch baren feraer Ficht«, BaaoxAjtv, Scbcitb a. a. (a. Idealbmus). —
Ab Komplexe von Rrapfindangen u. iTaiayfl iilmajanflglk hkni h 1 11 betrachten db Körper
BBtucm.Br (PrincipleH XVIII f.: a. Materie). Htm» fTreatbe IV, ect. 3k J. St. Miix
(e. Objekt). H. Coavauna (Einbit. in d. Philoa.. 1903, S. 259 ff). Vsawoas (Natur
whsenseh. u. Weltanschauung, 1904, 8. 29k VaamoKa (Db Philoa. dea AhvOb,
1911) u. a. Nach E. Mach sind db K. „Kompbxe eoa Empfindungen", Gedankm
«ymhole för Ebnmntrnkompbze. K. beetchen aar in konstanten Relationen afauv
„Ebmente" (s. d.). nur ab ..Bündel gianUmlfag wiaammenhingender Reak-
tionen" (Beitr. cur Analyse der Kmpfindungen. 1903, S. 2 ff.: Db Mechanik*. S. 643;
Erkenntnis u. Irrtum, 1906. S. 147, 348); rgL Pbtsoldt, Das Weltproblem*, 1912(s.Ding).
Körperbewegungen — Korrelativismus. 345
Komplexe verschiedener Energien sind die K. nach Ostwald (s. Energie). Nach
Ratzenhofer sind sie „potentielle Energien, welchen ein Volumen zukommt" (Der
positive Monismus, 1899, S. 22). Nach L. Gilbert ist jeder K. für sich eine Energie
oder vielmehr ein „Energon" („latente Arbeitsfähigkeit", „energetische Kapazität",
„Gleichgewicht"; Neue Energetik, 1911, S. XXXV f.), „Energie, die ihren gerichteten
Raum (Gestalt) verteidigt" (1. c. S. 4 ff.; vgl. Materie). Die Körper sind Ausschnitte
aus der einen, unendlichen Wirkens- und Arbeitskette (1. c. S. 195). — Vgl. E. Becher,
Philos. Voraussetzungen der Naturwissensch., 1907, S. 119 ff.; Bergson, Matiere et
Memoire, 1910, S. 232 ff . (vgl. Geist, Seele, Materie); Joel, Seele u. Welt, 1912,
8. 60 ff. (vgl. Seele). — Vgl. Materie, Atom, Kraft, Dynamisch, Geist, Physisch,
Leib, Tiefenvorstellung, Realismus, Objekt.
Körperbewegungen sind, beim Menschen, die durch motorische Nerven
ausgelösten Bewegungen; sie zerfallen in automatische (s. d.), Reflexbewegungen (s. d.),
sowie in Trieb- und willkürliche Bewegungen (vgl. Wundt, Grundz. d. phys. Psychol. 1 6,
1908, S. 293 ff.). Vgl. Dyroff, Einführ, in die Psj'chol., 1908, S. 120: impulsive
oder emotionale und regulierte oder volitionale Körperbewegungen. Vgl. Mechani-
sierung, Wille, Trieb.
Korpuskel (corpusculum), Körperchen, ausgedehntes einfaches Körper-
element (Platon, Descartes, Princip. philos. III, 46 ff., 65 ff.; Korpuskulartheorie;
Spinoza, Hobbes, Locke u. a.). — In der Gegenwart nennt man „Korpuskeln" die
elektrisch geladenen Elemente, aus denen die Atome (s. d.) bestehen. Vgl. Thomson,
Die Korpuskulartheorie der Materie, 1908.
Korrelate (correlata, Korrelatbegriffe, korrelative Begriffe, Wechsel-
begriffe) heißen je zwei Begriffe, die als Glieder einer und derselben Relation gedacht
werden, die ohne einander keinen Sinn haben, einander wechselseitig als Ergänzung
fordern, weil die Relation zu ihnen mitgehört (Eltern — Kinder, Ursache — Wirkung,
Herr — Diener, Lehrer — Schüler, Leib — Seele, u. a.; vgl. Höfler, Grundlehren
der Logik, 1890, S. 33). — L. Gilbert versteht unter „Korrelation" die „identische
Gegensätzlichkeit". Die „Korrelativität aller Begriffe" ist eine Grundformel des
Denkens. Jeder Erscheinung (jedem „Es") steht ein Gegensatz („Nicht Es",
„Anderes") gegenüber, wobei das „Andere" die wesentlichen Beziehungen und
Bestimmungen des „Es" enthält (Neue Energetik, 1911, S. XLII, XLVI, LXII f.).
„Jeder Begriff läßt sich in zwei Unterbegriffe zerlegen, die zueinander im Verhältnisse
stehen von ,Es' — , Nicht Es' (das Andere)." Die beiden Unterbegriffe bilden zu-
einander Korrelate, deren es ein ganzes System gibt. Das Korrelat bedeutet „zu-
gleich die Identität und die Gegensätzlichkeit, die Ergänzung, Bedingung, den Ersatz
wie den Widerspruch". Dadurch bildet es die Grundbedingung für die Erhaltung und
Nichterhaltung, für die Doppelpoligkeit, Doppelseitigkeit der Welt. Das K. hat
eminent heuristische Bedeutung (1. c. S. 201 ff.). Nach Joel zeigen sich alle Diffe-
renzen der Individuen „als Korrelate, als Austeilungen aus einem Gesamtleben, als
dessen Gliederungen" (Seele u. Welt, 1912, S. 372); In der differentiellen Psychologie;
W. Betz, Über Korrelation, 1911 (psychologisch); Natorp, Die log. Grundlagen der
exakten Wissensch., 1910 (K. von Sonderung u. Vereinigung im Denken). — Vgl.
Dialektik, Gegensatz, Polarität.
Korrelativisnins heißt der erkenntnistheoretische Standpunkt, nach
welchem Subjekt und Objekt (s. d.) untrennbare Korrelate sind (E. Laas u. a.)
Vgl." Realismus.
Kosmogonlt
«—ßqr—U): WclteoatteJmag, mtI hause Danatollung der
selben (Hhod u. s,). VgL Bombt Kiblbb, Willi ■■■■tel u. Himaolanill, HM]
Orphies, hrsg. tob Abel. IMS. VgL Wall.
Kosmologie (m^ßolojrU^ comologb): Lehn» von der Welt (■«>>•*).
Inbegriff naturpMfcsopluecber Hypothesen «ad Theorien 6ber Unproog ad Eni-
wickhing der Welt (s. d). VgL Co. Woltt, Ocesnotogis generali«. 1731; Lambbbt.
KoBjsohtgheae Brief«. 1761; Kaut. Allgemehm Netejessohichte u. Theorie dee
Himmel», 1756; Larutca, Exposition da iwiIsjj da mondc. 1766; 0. F.. Orro.
Grunds, einer philo«. Kneeaolngfr, 1660; (irraaBUrr. Dar Knsasns, 160>
Dae Werdea dar Werne, 1611; A. Inn, K. u. Pryohologto', 1611 ;
PotacABt, Leooo« ear ho hypothssss i riwogonlgaoi. 1611 ; E. Baron, Weitgehende.
W»HgBMBM. WoHentaHchJang, 1616. Vgl V
ABtleeaalea s. ABtanoauen. Lneedboh, Teüberhoit.
s. Idee (Kasr). WrsoT zahlt tu den k.
dar ■nmiH'nfcm Zeit, der unbegrenzten Materie der
(8jau «L Paflos. 1». 1607. 8. 336ff. KMae Schriften 1.
1610). VgL Tri lim Hin fnendhoa.
Kosaaologisefce
der „KoBtingen»" (s. d.k
ein unbediagnss, abeorot
in dar Welt eul einen sah« engten ersten Beonsss der Welt (oWtr,
*#**•» «•*»•*) hinweieea (Metaphvs. XII. 6: XII 6, 1073» 23 ( 1072 b 6).
Cicano (Tueoalea. ilhyomt, I. 66, 66), Aoooemrcs (Onnfiiojlnii X. 6). Avbbbobs.
M AtnoKiDBa. Taoaus (Oaotre geat I, 16; Bank theoL L qu. 2. 3). Locke. L>
(Theodhoe 1), Caa. Wourr. H, 8. RamuBCs, 8oaaaumaucaBa, Lotxs, Daoaiacn.
(OrandL d. BettghaamhihOv. 1660, & ISO ff.). Doaaan (Gmndr. d. Rehgioosphikw .
1603, 8. 606 U.) n. a.
Kamt IwUmpfl. den k. B. in der Form: Wenn etwas «aiete-rt, so muß sa
»rhlcehterdJngs niilsiindbjM Wessa existieren; die Reihe der Urseehan und
kungea führt aaf eiaa schhohthm anlBSJidhji Urseohe; des shsohU aotareadige
Wesaafatda«aJfcn«eh*e Wesen. DanwBevemstfttxtea^s«idenontoh)s>chen
welcher nsoh Kaut ungültig Ist, and er selbst enthalt wem gante« Nest tob dUk k
tisehen Aiunsftungcn'. Drr Schloß rom 7ufllKgen suf eme Urseohe hat nur
Sinnenwelt Bedeutung; dar Schluß tob der Unmöglichkeit einer unendlichen Reihe
von Ursseben in der 8mnenw*lt aaf eiaa erste Umsehe ist unberechtigt, us«
ist erlaubt, de« Ossein eines Wsasas sie Ursache sa allen Wirkungen ansunehmen.
..um der Vernunft die Einheit der Erklirungsgründe. welche ah) sucht, sa erlefeht-
ehm man kann nicht behaupten oder benähen, daß ein solche« Wesen esisl
(KriU d. rein. Vernunft, S. 476 ff.).
Kosmomorphinaaea nennt Daasota (Vom Jenseits dar Seele*, 1616, 266)
den Grundzug primitiven Philosophieren*, aus dem Ihnen des Nahe, aus dem Ohihb
den Teü, aus dem Weltall den hfenechen sa verstehen.
Koaaaopolitisaasis (nooponoUtv*, Weltbürger): Weltbürgertum, Auf
faerang der ganzen Erde ab Vaterland, Heimat und aller Menschen ah Mitbürger.
Brüder, als Glieder einer allumfassenden rein menechhehen Gemeinschaft, srclohe
Kosmorganisch — Kraft. 347
keineswegs die engere Gemeinschaft der Nation, des Staates auszuschließen braucht,
sondern vielmehr einschließt, einschließen soll. — Den K. vertreten schon Demokbit
(vgl. Natobp, Die Ethica des Demokritos, 1893, S. 168), die Kyniker (z. Teil mit
Geringschätzung des Patriotismus; vgl. Diogen. Laert. VI, 11 f., 63), die Stoiker,
nach welchen alle Menschen Bürger der ganzen Welt sind (xoivtj xarpts avd-QÖmaiv
axäviav 6 xödfiog iazlv), u. a. — Kant schätzt den K. als „regulatives Prinzip",
als Idee einer universalen Menschengemeinschaft (vgl. Anthropol. II E). Vgl. Sozio-
logie, Sittlichkeit.
Kosmorganisch, kosmozoisch s. Organismus, Urzeugung.
Kraft {Svvafiie, potentia, vis) ist, im weitesten Sinne, Fähigkeit des Wirkens,
Wirkungsfähigkeit, Fähigkeit der Überwindung eines Widerstandes, der Verwirk-
lichung einer Intention, der Erreichung eines Zieles, der Beseitigung eines Wider-
strebenden. Die K. ist kein besonderes Ding, sondern das Verhalten von Dingen zu
anderen, das Attribut eines Dinges, welches aber oft auch selbst als eine „Kraft"
(d. h. Kraftvolles) bezeichnet wird. Ich habe oder bin eine Kraft heißt: ich „kann"
etwas bewirken, d. h. es sind in mir Bedingungen (Zustände, Tätigkeiten, Impulse)
vorhanden, welche unter gewissen Umständen mich etwas verwirklichen lassen, wenn
ich es verwirklichen will oder mich dazu getrieben finde. „Kraft" ist also, formal
betrachtet, nichts Geheimnisvolles, sondern ein Ausdruck der Erwartung, daß durch
ein Tätiges, eine Tätigkeit Wirkungen eingeleitet werden können. Daß es so etwas
wie „Kraft" gibt, erleben wir zunächst an uns selbst, an unserer „Willenskraft",
d. h. an der Fähigkeit., durch unser Streben Veränderungen herbeizuführen, wozu
noch die an die Betätigung unserer Muskelkraft sich knüpfende „Kraftempfindung"
kommt. Indem wir unser Streben und Handeln durch die Objekte (s. d.) gehemmt
finden, legen wir auch in diese Kräfte, deuten wir das äußere Geschehen als Ausfluß
von solchen, um so mehr, als auch die Objekte im Verhältnis zueinander sich so zu
verhalten scheinen, wie wir zu ihnen und sie zu uns. Wir schreiben den Objekten,
Körpern bewegende Kräfte zu, die nach Analogie unserer bewegenden Muskelkraft
gedacht sind. Ursprünglich als Willenskräfte aufgefaßt, werden die physischen
mechanischen Kräfte später, unter Abstraktion von allem Qualitativen des „Innen-
seins" der Dinge, zu bloßen Relationen zwischen den Körpern, zu Wirkungsmöglich-
keiten, die, durch die Wirkungen gemessen, quantitativ bestimmt werden, wobei die
mechanistische Naturauffassung die Kraft als Ursache der Bewegung (oder Beschleu-
nigung) definiert oder die Bewegungen selbst als Kräfte bezeichnet oder die Kräfte
als Bewegungen denkt. Die (konstante) Kraft wird dann einfach als Fähigkeit, einer
bestimmten Masse eine Beschleunigung zu verleihen, bestimmt, sie ist nur das die
Beschleunigung bestimmende Moment (K = mg). Die mechanische K. wird an einer
als Einheit angesetzten Kraft („Dyn") gemessen und ist bestimmt durch ihre Größe,
ihren Angriffspunkt und ihre Richtung (s. d.). Kraft und Materie (s. d.) sind nicht
zwei äußerlich verbundene Wesenheiten, sondern die Materie selbst ist als Kraft-
zentrum zu denken; ebendasselbe, was als den Raum durch seinen Widerstand
erfüllend Stoff, Materie ist, ist in bezug auf seine Fähigkeit, Bewegungen oder
Beschleunigungen zu bewirken, Kraft, kraftbegabt. — Die physikalisch-chemischen
„Kräfte" sind Relationen, in die wir, veranlaßt durch den Erfahrungsinhalt und durch
Erkenn tnisbedürfnisse, das Mannigfaltige äußerer Erfahrung einordnen. Die Kraft
im Sinne der Naturwissenschaft gehört mit zu den „Erscheinungen", sie ist eine
Form, wie das kategoriale Denken Gegenstände möglicher Erfahrung bestimmt und
begreift. Das hindert aber nicht, metaphysisch ein „An sich" oder „Für sich" der
M
Kräfte wi/tinrhmrn. dem analog, das wir ab „Tendern" m am
immittelbar ab Kraft tniHa—ia Dana waren eJb (wahren) Kräfte
„Objektiratkmen", symbolische Darstellungen eoo „Impobeu" ab
Krregongpn durch ander« Impebe (vgl. Panpsyckbmin).
Wm tunechst «km Ursprung oder da« Vorbild das Kraftbagrifb
wird rbttach auf db knarre Erfahrung, aof das Erbbas
■Wirksamkeit bcw
anstrengunjt (Oauutt, J. J. Kaoau Mamohn aar rorigme da Pidte da b foroe.
1808 it. a.) hlnpaliiaw von Lamra (a. unten). Cokoojlao (Traite daa sensations I.
K.8, 1 11), Maoni db Bouv („effort tooJu". Oeuvres II. 17). Scaonunuvaa.
B. H. Waaaa, Srancnn, Wovor a. a.; Rnni, Loraa, Usaamwao, Riaai
pWloa. Kritbbasaa. 1876/87. II. I. 341). Stowaar (Logik II*. 1904, 144 f.).
Ta. Ztaoua, Dn/nsY. Paeuran, AotOKaa. F. Kanaanr. Lora, Baanu W. Jaao-
aaUM (Db Urteibfaoktkm, 1806. 8. 104 (f.; vgl Urteil). Jodu Raunaoaa.
J. Sobült«, Potmxta. RtaoT. Nirntscna (WW. XV). Vurnoai a. a. — Aack
Htnra beachtet daa touahtelbara Bibkaa dar Wilbaaeantreagaag beim Bewegen dar
meint aber, dal aaok hier da« Waaaa dar Kraft abk* erkanat werde; daa
K.
1; ab folgt aaa aar ]
In deren Aaaroadaag
nicht far daa „Tang aa abk • aondern aar fkr
db Kaatiaaer (s.d.). Im Sinne dm kiltbukoa Idaalbmaa lehren LtBBttav*
(Oedankon a. Tatsachen. 1883. I. 1800.). Coas» (Logik, 1908. 8. 280). Naroar.
Caaaraaa. Baooa u. a. (a. Kausalität).
Rem qualitativ. *. Tau noch aa db iiiemlagMnbi Kräfte nffsanang erinnernd,
tritt der KraftbegrW im Hyloioiimus (s. d.) euf. Nwh EuranoaxBa sind Freund
•chAft(fHi/«)ond8«raH(e*<««K)NMurkrafte. Nack AaiaTorniÄ wirke« db „Formen'*
(e, d.) ab Kräfte. Die K. ab Potent (MnvMf) bt daa Prinrip der Varindaraag oder
Bewegung (ift*i «ede-aw < ßttmftmUu Metapfcye. IV 12. 1019 » 15 C); es gibt aktive
and passive K. (Hvmß* tot *e«We. i. tob »*«*#<*. L e. IX 1. 1046 a 80).
Stoiker verlegen db K. in das ..Pnenma" (a. d.). daa cagbbk stofflich bt. Db
Kpikareer kennen (arb Dsmokbit) nor Draok and Btot dar Atome ab Kräfte, keine
inneren amaaliii — Db Scholastiker stehen meist aof ArbtoteHschem 8tand-
pankte; ab antmsukowbn aktire Kraft nnd Vermögen (vgl Posen»). NachTnoMaau .».
bt db K. von der Substaaa (s. d.) real unterschieden (vgL Uaaiacau. Oompend.
philo., schobst^ 1008/04; Srooa, Lehrbocb d. Phibe. II*. 1918; vgL Seelen.
Tonnagen). — In der Renaissance tritt am — oft phantaatbcher — Dynambmas
(«. H ) auf, der in db Dinge inner«, gestaltende, aebtrebige Kräfte ahtelahgl (Paaa-
oBLsus, J. B. ran Hautorr. H. Mona n. a.).
Nun macht abk aber auch der sUengwe, exakte, aifnkinbnhn Kraftbegriff gatoad.
80 bei Baooh. Hoaaas, Daaaajma (Princip. phibe. IT, 43). Karua u. a..
aber bei Galilei, welcher db K. (impetoa) ab stetige Folge von
bestimmt (rgl Opere, 1887 ff.), Nbwtojl nach welchem db K. eine auf den Korper
ausgeübte Tätigkeit bt, welche seinen Znstand der Ruhe oder der gliLkffamlgsa
Bewegung in gerader Richtung ändert (Naturabs philosophiae princip. matkematioa II.
def. 4), Maütertuis, D'Alkxbket. Laobahob, Latlack, Huroaica, Kulke u. a, —
Nach Lauini bt db K. des db Substanz (s. d.) Konstituierende. Sie ist das ..Titig-
Kraft. 349
keiteprinzip" (principe d'action), kein leeres Vermögen, sondern ein Streben, das nur
der Beseitigung des Hindernisses bedarf, um von selbst wirksam zu werden. Die
„aktive" K. schließt die Tendenz zum Wirken ein, die „passive" K. ist die Wider-
standskraft der Körper. Die primäre („primitive'') K. ist die Substanz selbst, die
dauernde K. ; die „derivative" K. ist der Impetus zu einer bestimmten Bewegung,
der „gegenwärtige Zustand selbst, sofern er einem folgenden zustrebt", ein Ergebnis
der ursprünglichen Kraft. „Lebendige" K. ist die in der Bewegung sich äußernde K. ;
aus ihr gehen die „toten" Kräfte (z. B. Zentrifugalkraft) hervor. Die Kraftsumme im
All ist konstant, auch die Richtung (s. d.) der Kraft. Das Maß der (lebendigen) K.
ist m v2, nicht wie nach Descartes m . v (Bewegungsgröße als Maß für den Impuls
der Kraft; Hauptschriften I, 246 ff.; 309 ff.; H, 157 f., 238, 257, 336, 377; Mathe-
matische Schriften, hrsg. von Pertz III, 100 ff.). — Nach Kant ist die „Ursache
einer Bewegung" bewegende Kraft; die Bewegung ist das „äußerliche Phänomenon
der Kraft" (Metaphys. Anfangsgründe der Naturwissensch., S. 33 ff. ; vgl. Gedanken
von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte, 1747; Kleine Schriften zur Natur -
philos. II2, 167 ff., Philos. Bibl.; vgl. Materie).
Während nach Herder, Schelling, C. H. Weisse, Beneke, Ulricl, Fortlage,
M. Carriere, Gioberti, Spencer (First Principles, 1882, § 31, 50), O. Caspari
(Der Zusammenhang der Dinge, 1881, S. 5, 14 ff.), A. Wiessner, F. Erhardt
(Metaphys. I, 1894, 575 ff.), M. Mechanik (s. Dynamozoismus), Ratzenhofer u. a.
(vgl. Atom) die Kraft selbst die Substanz der Dinge ist, während nach Schopenhauer
(Welt als Wille u. Vorstellung, I. Bd., § 26; Parerga II, § 75), Ed. v. Hartmann,
Mainlander, Bahnsen, Hamerling, Noire, Walla.ce, Nietzsche (WW. XV),
Wundt (s. unten), Kühtmann, J. Schultz, Lachelier u. a. das „An sich" der
Kraft Wille, Streben ist (vgl. Voluntarismus), ist die K. nach anderen nur das als
objektive Macht gedachte, das objektivierte Gesetz eines Zusammenhanges von
Phänomenen. So nach Helmholtz (Vorträge und Reden, I4, 1903, 376; II4, 241),
Fechner (Atomenlehre2, 1864, S. 120 ff.), H.Cohen (Logik, 1902, S. 289), Liebmann
(Gedanken u. Tatsachen I, 1882 ff.; 189ff.), B. Kern (Weltansch. u. Welterk., 1911)
u. a., Schuppe, v. Schubert- Sold ern u. a. Nur ein vereinfachender, für die Denk-
praxis zweckmäßiger, aber nichts Reales bezeichnender Begriff einer gegenseitigen
Abhängigkeit von Vorgängen, Wahrnehmungsinhalten ist die K. nach Kirchhoff
(Vorles. über mathemat. Physik I, 5 ff.), R. Mayer (Bemerkungen über die Kräfte
der unbelebten Natur, 1842), Dubois-Reymond, nach welchem die K. nur „das
Maß, nicht die Ursache der Bewegung" ist, H. Hertz, der die K. durch die Bewegung
„verborgener Massen" ersetzt, Stallo, Avenarius, Clifford, Pearson, Enriques
(Probleme der Wissenschaft I, 1910, S. 376 ff.) u. a. — Nach E. Mach ist die K. etwas
Fetischistisches, das besser zu eliminieren wäre (s. Kausalität). Nach Vaihinger ist
sie nur eine nützliche „Fiktion" (Philos. des Als-Ob, 1911).
Nach Ostwald ist nicht die Kraft oder Materie, sondern die Energie (s. d.) der
physikalische Grundbegriff. Kraft ist nichts als das, was sich der Bewegung der Körper
widersetzt (Vorlesungen über Naturphilos.2, 1902, S. 157; 3. A. 1905). L. Gilbert
versteht unter K. eine Energie (d. h. ein Stück Materie) während ihrer aktuellen oder
gehemmten Beschleunigung. Es gibt nur gerichtete Volumkräfte, die durch Flächen
wirken, keine Zentralkräfte. Es gibt Außen- und Innenkraft (Neue Energetik, 1911,
S. 9, 93 f.). — Daß Kraft und Stoff nur zwei Seiten, Auffassungsweisen einer und
derselben Einheit sind, lehren Ueberweg, Büchner (Kraft u. Stoff", S. 31),
Haeckel u. a., ferner Le Bon (L'evolution des forces, S. 14 ff.) u. a. — Vgl. Herbart,
Allgemeine Metaphys. II, 1828/29 (Die Wesen sind nur in ihrem „Zusammen" Kräfte),
;£Vi Kraft-Ideen — Krttictsmus.
lowm, PiychoL o. Metaphysik, l**, a 77 ff. (K. - Tradelia
nach einem ZW»); IL Wüti, Dm Gm» <L Pbflos, IBM. 8. 113 ff. (die K. kommt
nurdeaunerkermbcrea..UrfeJctorcn''cu); Rmscc. Philo«, der Botanik. 1906. a 87 ff.
(Annehme too ..Ricbtloiftsu". vgL Doeamentr, Üben; dagegen u. a. R.
die „Richtung** Jeder Kraft eigen ist; nnlssisaloliieiiint u.
I. 1911); Wen*. Lofik I». 1893-86, a 683 f, 614 ff.; UM, 8.3*7 ff.;
3. A. 1906/08; System d. Pbflos. 1». 1907; Prinaip. d. sasoksn Naturiebr.. 1910
(K - „die an dm SabsUns fcJmndene lUoeahUt "; eile Xeturkrefte i
roo Kreitncomra niimhicrti ZeutraJkrnfts); E. ▼. Hamtuxxv. Die
d. modernen Physik, 180«; X A. 1809; B. Bsccam, Phfloe. V«
renkte» Nsiururmwasekift. 1907; Voutna*«.
MHsishuicmssrmo.. 1 A. 1910; Urrs.
S. 80; J. Scuclt*. Die Bilder roo der Metarie, 1808;
1911; iHrn. Xueruhflne 1907, a T8ff.; F. Accaaacu. Die Üroadhegriffe
UttH.hr.'. 1900; BaMOi, Meliere et memoire. 1910, a 888 t, «ad
Joti» 8semn.Wolt. 1913 (Kraft «od Stoff - Oieumein, die meinender urawandslbar
sind); B. Duum Obs* den Begriff der K.. 1885; L und Materie. 1893; A. Tuim.
Die K. e. Meterie Im Bnume, 1884; Vanteoo. Force ed eucrgia. 1804; E. Rsrn.
Kreft >. 1909; P. J. MCixca, K. u. 8to«. 1909; O. Wnra, K. *. Stoff, 1909;
I Hua, Energie a. oeebsobe BiehtkreJm, 1808. - Vgl Meterie, Atom, 8ubsunz.
Dynamiech, Energie, Wnkremg, Oboe nah-, NslmuhB«o|ihli (Literatur). Vorstellung.
Kraft Ideea s. Idee (Foüuauc).
Krnff.inn -
KrrntianiamUM e.
K i • i-ri kUiruii^
lv i i in i mtl p-> < liolofjie a. Vc
Kriterinne (*f<r<f**r;
Prüfstein. Vom K. der Wahrheit (s. d.) sprechen cuerst die Stoiker ; nach
den Skeptikern (s. d.) gibt ee kein solches K. (Sext. Empb\, Adr. Methem. VII.
150 ff.). ~ L W. Srmt* versteht unter K. einen ^mpirieoheo Tatbestand, eoe dem
wir im Eineelfefle dee Whknohwerden einer Denkfotdaning aldsicf mjheioe e-rdecten".
Dte „Kritrrienlohre" untersucht, welchen ETfehrungmymbolen der I *snd.
freier Erkeiwtniskriterisu cokommt (Pereon u. Seche. 1908. I. 120 ff). VgL Mncw.
Criteriologi. generale ou theorie de U certltode. 1899.
Kritik («fifi«{. bei AnisracLC» « Lehre vom Urteil, criüca): Beurteiltinge-
kunst, Scheidung dee Richtigen vom Falschen, Wertvollen Tom Wertlosen, Prüfung
einer Tiicrtnng, eines Werken nech Bedeutung und Wert dee Gebotenen, auf seine
Angememenheit su den Forderungen und Normen der theoretiechen oder der prak-
thnhen Vernunft oder dee Oeechmeekee hin. Über Erkenntniskritik, Kritik
der reinen Vernunft vgL Erkenntnistheorie. Kritizismus. VgL Rastos, Recht.
» laichten der K.. 189a
Kritiriasnna (.,orincmmw bedeutete Im Kngihsmen froher auch die Ästhetik);
Stendpunkt der philosophischen Kritik, Methode der crkeontiiiskritischen Grund-
legung der Philosophie, der Beeinnung auf die Voraumetaungen, Prinzipien, Ziele und
Qrenaen der Erkenntnis, im Qegensata cum Dogme4mm» (e. AK welcher ohne Prüfung
der F.rkcnntnisbedingungen philosophiert und Metaphysik treibt. Als Richtung der
Kritizismus. 351
Erkenntnistheorie (s. d.) geht der K. auf die apriorischen Grundlagen, Voraussetzungen,
Bedingungen der Erfahrung und Erkenntnis zurück (s. A priori, Einheit, Transzenden-
tal). Er fragt nicht, wie Erkenntnis psychologisch entsteht, sondern wodurch sie
bedingt und begründet wird, worauf sie sich stützt, durch welche „transzendentalen"
(s. d.) Formen und Geltungen sie logisch konstituiert wird.
Im engeren Sinne ist der (bei Platon, Leibniz, Locke, Hume u. a. zum Teil
schon angebahnte) K. die erkenntnistheoretische Methode und Betrachtungsweise,
wie sie besonders Kant, den Hume aus dem „dogmatischen Schlummer" erweckt
(Prolegomena, Einl.), begründet hat (s. Erkenntnistheorie). Auf das Stadium des
Dogmatismus und des Skeptizismus (s. d.) folgt die „Kritik der reinen Vernunft"
(s. Erkenntnistheorie), welche „die Vernunft selbst, nach ihrem ganzen Vermögen
und Tauglichkeit zu reinen Erkenntnissen a priori" prüft. Die Frage: wie ist reine,
von der Erfahrung unabhängige, „apriorische" (s. d.) Erkenntnis „möglich", wie
lassen sieb „synthetische Urteile a priori" aufstellen, die doch von den Gegenständen
der Erfahrung gelten und auf sie anwendbar sind, wie können apriorische Erkenntnis-
elemente (Raum, Zeit, Kategorien), für die Erfahrung gelten, ist zu beantworten.
Nimmt man an, daß sich nicht unsere Erkenntnis nach den Gegenständen richtet,
sondern daß umgekehrt die Gegenstände sich nach den Formen unserer
Erkenntnis richten, so wird es begreiflich, wie apriorische Erkenntnis von dem
Formalen der Objekte der Erfahrung möglich ist (Kants „Kopernikanischer Stand-
punkt"). Erfahrung ist nämlich selbst eine Erkenntnisart, die Verstand erfordert,
„dessen Regel ich in mir, noch ehe mir Gegenstände gegeben werden, mithin a priori
voraussetzen muß, welche in, Begriffen a priori ausgedrückt wird, nach denen sich
also alle Gegenstände der Erfahrung notwendig richten und mit ihnen übereinstimmen
müssen" (Krit. d. rein. Vern., Vorrede zur 2. Auflage). Wir erkennen eben nur das
a priori, was wir in die Dinge selbst legen, d. h. die Art und Weise, wie sie nach der
Gesetzlichkeit des Anschauens und Denkens sich uns notwendig darstellen. Daß
apriorische Erkenntnis besteht, bezweifelt Kant nicht, aber er will feststellen, wie
sie möglich ist, und will damit zugleich eine „Theorie der Erfahrung" geben. Die
Frage: Ist Metaphysik (s. d.) und wie ist sie möglich, wird gleichfalls beantwortet.
Überall handelt es sich darum, „zu gegebenen Wissenschaften die Quellen in der
Vernunft selbst zu suchen, um dadurch deren Vermögen, etwas a priori zu erkennen,
vermittels der Tat selbst zu erforschen und auszumessen" (Prolegomena, § 5). Ins-
besondere wird untersucht, wie „reine Mathematik" (s. d.) und „reine Naturwissen-
schaft" (s. d.) möglich sind, worauf sie sich stützen, was sie rechtfertigt, legitimiert,
ihren Erkenntniswert begründet. Alle diese Fragen beantwortet Kant durch seinen
kritischen Idealismus, nach welchem die Gegenstände, auf die sich unsere
apriorischen Urteile beziehen, nicht „Dinge an sich", sondern „Erscheinungen",
d. h. Inhalte allgemeingültiger Erfahrung sind, deren „Formen" zugleich Formen
des erkennenden Bewußtseins und der Gegenstände desselben sind.
Die apriorischen Gesetze des Erkennens, der „reinen Vernunft" gelten für die Er-
fahrung, weil diese und deren Objekte selbst schon durch diese Gesetze
bedingt sind, nicht an sich bestehen, nicht fertig uns „gegeben" sind (s. Objekt;.
„Die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung überhaupt sind zugleich
Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung und haben
darum objektive Gültigkeit in einem synthetischen Urteile a priori" (vgl. Deduktion).
Der Kritizismus beschränkt dann alle Erkenntnis auf Gegenstände möglicher
Erfahrung, auf Phänomene; eine Erkenntnis übersinnlicher Dinge, also eine dog-
matische, transzendente, die Erfahrung überfliegende Metaphysik
i.t unmöglich; den Betete einer Miete« FlbiaeOiti zerstört die faitieote JWa-
lekA" (e. d). Metaphysik <•. d.) ak Wimmriik (eon den aprioramhan rtodammnmm
aller EHMdMte) tot nur durch Kritik der Vernunft möglich. Des Putekiahmm tot
aufgehoben, «ad m bleibt Hot* für den Glauben «ad für ein* ..praktische*
dar Veraunf tideea. 80 fertigt Kajpt einerseits die atomeantefllliih«
1 «er Geltung kommt (Krit. d. rate, Vernunft, 8. 5 ff .
I8ff..«l; Piotegomina, MeJrifc, j Hf ., f 4 ff. ; nd. dk Schrift: De mundi semnbih*
staue teteBtelbflto forma et prteetetto, 1770. te «silier K. dem KritJztomss aohon tau-
wetoe vertritt; rgL Veraunf t, prekttoebe; Urtaitokrait). — Oefae Kaot echrieb H exlex
etee „Metakritik aof r mmtitofdubjn Grundlage (Verstand «. Erfebnmg I. S ff.. 179»).
Ober lUrr kirmmmhinrf bestimmt Ricot« den K. ato die Anffemnng der Ding»
ato Jm leb enaetsto**. etoo eto leteae IdeeJmmne (Ot«ndLdar|
auf, o. e 1 )• runen Mi*aoKiiBmHeee vmtnu
de» KrHiitomo» Natobt. Ocmxx, Cisemo, W. Kinn. u. *
(•. lUntuatomus). Per K. bat s«m Teil etee« ndmitartottooten (a. d.) Charakter (eo
hei MOnsrxxBBoa. lioret u. a.; vgL Volaatariamea). te anderer Werne bei Vaixisoes
_ mCkbfmffi oawmmftmfieVteuAimBOma * * KtitifWtMtto Wm>aV%)teone» m\emn m\lnmm>os»m>eAmlAiftmtmmOB SEoBmV^amMB m\tet
obeiaien Werfen und Normen daa Erkenne« «nd Handeln beurteilt, laiUitae Wuron.
oaoo ( Präludien \ 1007. S. 84. 843 ff.; 4. A. 1011). Ricxxxr. B. ObutumOKM,
Lack, J. Com u. a.
Nach Wovor tot der IL daa Verfahren daa Nachweises dar fegtochen Motive der
(Philo*. Stndien VII. 16); krittoch tot dto Phiksoplur.
aber ihre Vi iiimnUengeii nnd Verfahxongs-
gibt (Logik II. 2,831). Bteen „krtllatihan ntrinnihamni" eertooten KCtro,
A. Mnessn ». e. Den ..BrnpfaHokrindamna'' (a. d.) niUiem Amuuva,
Cixstasjbk n. a. — VgL B. BxnoAxx. Knote Kritiitomna. 1878; Kiew* Der philo
aopbtoche Krtttetomna*. 1808 f.; B. Caxsou«, Den Erkenntatoprobtom te d. Pbilos.
u. Wimenechait der nenern Zeit. f. A. 1011; Cook». Kants Theorie der Erfahrung*.
1888; Kanta BeyOodonf der Ethik*. 1010; Logik der reinen Erkenntaks 1002;
Xatob», Dto lngtonben Orondtogen der exakten Wiameexmaiten. 1010; Jexc&ai.em.
Der krittoehe Idealem« «od dto reine Logik, 1008; C. Göbmo, System der
ttoeben Philosophie, 1874; E. Aoxourr, Oeeammelt» Schriften, 1007 ff.; B. Baüco.
I. Kant, 1011; Vamooco, Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft. 1881.
1801; Die Philoaophie des Ale-Ob, 1011; Ewald. Kants kritischer Ideeltomen, 1008;
A. Mnevon, Einfuhr, in dto Erfamntntottewria. 1000; Rnxnrooe. Philosophie des
Erkennen*, 1011; Schblbx, Dto Unmnendeatnto u. dto psycholog. Methode. 1000;
H. Lxsxx, Das Wahrbeitaproblem. 1001; Baxxxbach. Grundlegung d. krit. Philo«. 1,
1870; J. Beboma x*. Zur Beurteil dea K., 1875; Cobca, Storia e doctrtea del
etomo. 1884; Wbisehqbüx, Der neos Kon in d. Phil».. 1005; Stxxxbbxo, Ein-
führung in die Philosophie vom Standpunkt des Kritizumus; Lieb ext. Wie tot kri-
ttoehe Philosophie überhaupt möglich?. 1020. VgL Kantianiamus,
Erkenntnistheorie, Transzendental, Objekt, Erfahrung. A priori.
Mathematik. Kategorien. Axiome. Idee, Vernunft, Urteil, Wahrheit, Regulativ.
Erkenntnis, Gesetz, Verstand, Postulat, Zweck, Antinomie. Natur. Tatsache, Bete,
Krokodilschluß — Kultur. 353
Bewußtsein, Realität, Unendlich, Unbedingt, Willensfreiheit, Charakter, Noumenon,
Immanent, Transzendent, Gott, Wissen (u. Glauben), Phänomenalismus, Gegeben.
Krokodilschluß (y.ooxodtiMrye, crocodilina) heißt ein Trugschluß,
Dilemma folgenden Inhalts: Ein Krokodil hat ein Kind geraubt und der Mutter des-
selben versprochen, es ihr zurückzugeben, wenn es ihm darüber die Wahrheit sagen
würde. Die Mutter sagt nun: Du gibst mir das Kind nicht wieder. Das Krokodil
antwortet: Nun erhältst du dein Kind keinesfalls, sei es, wenn du wahr sprachst,
auf Grund deines Ausspruches, sei es, wenn du nicht die Wahrheit sagtest, auf Grund
unseres Vertrages. Darauf bemerkt die Frau: Ich muß mein Kind in jedem Falle
erhalten, entweder, wenn ich die Wahrheit sagte, kraft unseres Vertrages, oder aber,
wenn das von mir Behauptete nicht zutrifft, gemäß meiner Aussage (vgl. Pbajjtl,
Gesch. d. Logik I, 493). Natürlich liegt hier ein doppelter Gebrauch des Begriffs
„Wahrheit" vor; nicht auf den Inhalt des von der Frau Gesagten als solchen kommt
es an, sondern ob sie schlechthin die Wahrheit gesagt hat, worauf dann der Vertrag
für sie spricht, falls dies der Fall ist. Vgl. Schuppe, Grundr. der Erkenntnistheorie
u. Logik, 1894, S. 180 f.
üryptomnesie: Unter der Bewußtseinsschwelle wirkendes Gedächtnis.
Kultur (cultura, Pflege, Ausbildung) bedeutet im weitesten Sinne Veredlung
eines (organischen) Naturobjekts, insbesondere in der Weise, daß die in diesem Objekt
enthaltenen Möglichkeiten, Anlagen, Potenzen in der Richtung eines bestimmten
Zieles, Willens (Kulturwillens) verwirklicht und ausgebildet werden, während das dem
besonderen Zwecke nicht Entsprechende ausgemerzt oder zurückgedrängt wird. Das
Produkt kultureller Tätigkeit ist ein Kulturgebilde, und „Kultur" bedeutet dann
nicht bloß den Kulturakt, sondern auch den Inbegriff und Besitz der kulturellen
Leistungen, Gebilde, Erzeugnisse, Formen, der Kulturgüter. Kulturwerte. Im
aktiven Sinne ist K. die Veredlung der Natur, des ohne Zutun menschlicher Aktivität
Gegebenen, Entstandenen durch den Menschengeist und dessen planmäßige Tätigkeit.
Sie ist zuhöchst Verarbeitung und Formung des Natürlichen außerhalb
des Menschen und in ihm selbst im Sinne des reinen Kulturwillens,
des Willens zu immer stärkerer und ausgedehnterer Durchdringung des Naturhaften
durch den Geist, zur Unterwerfung der Natur unter die Zwecke des Menschen, des
Menschen selbst unter die Forderungen und Ideale des reinen Menschheitswillens
(„Menschheitskultur"). Der reine Kulturwille zielt auf die höchstmögliche Entfaltung,
Steigerung. Intensivierung, Verfeinerung der verschiedenen Seiten, Anlagen, Kräfte
der Menschlichkeit und auf Gestaltung des Lebens nach dieser Richtung ab. Objektive
und subjektive, materielle und geistige, physische und moralische, personale und
soziale Kultur geben erst in ihrer Vereinigung die wahre, volle Kultur, eine Kultur
von Intellekt, Gemüt und Willen einerseits, der Lebensverhältnisse, der Lebens-
ordnung anderseits. Das Kulturideal, das immer nur annähernd zu erreichen ist,
ist das Ideal der Vollkultur, der reinen Menschheitskultur, der harmoni-
schen Einheit einer Fülle von Partialkulturen (der wissenschaftlichen,
ästhetischen, ethischen, technischen, sozialen . . . Kulturen). So gefaßt, ist Kultur
nicht gegeben, sondern stets aufgegeben, als Aufgabe, Idee, höchstes Willensziel,
welches erst mehr triebhaft und später auch selbstbewußt aktiv angestrebt wird,
wobei es nicht an Rückfällen, Stillständen, Einseitigkeiten fehlt und oft äußerliche
„Zivilisation" oder rein äußerliche Kultur mit wahrer, innerer Kultur verwechselt
wird. Die Schäden, die im Gefolge der K. zuweilen eintreten, zeugen nicht gegen die
K., sondern nur davon, daß noch zu wenig oder zu einseitige K. besteht. Durch eine
Eisler, Handwörterbuch. ~„
.r.i
Art ..Ifltiinilhf Selbstregnsbnmg" weiden solche finhlihn im Inrfr dar Salt vbMacb
wieder beseitigt. Die KnbaaoaladeJdung ist teilt eine stetige, sllialkttrha. wobei aber
in spateren fltadbn eine Akkiimsdation and Ibaokbnnlgiing dadurch aVglMf bt, daß
mit den FiinagsniisWlMi dar Vergangenheit viel mehr gianheffiii aenhai kann ab
oft noch kurz zuvor. Es l sab kl am Wsnkalsi von Kaltal am hm und von kuttuTnlbr
Energie, und es gibt eine „Kultarauebse . welche daa für die koltnraUe Entwicklung
ünbraochbare rsisokwindea oder verkümmern lafk. Die Kultur ab Inbegriff dea
menechHnhaeeuh>oU Geschaffenen, dar Kulturwerte bt des Werk dea Gesamt-
TThjanhiilliii gebagt; ab bt „ohbklUm flebt"
wirkt and seine relativ sullnHiutlgs Bntwbhhr. _
Kultur der Persönlichkeit selbst siimohneSt. - Mb dam Ws
aaU* Q08 *TasmsBDMMaa W m
Pakloren dar koltureUen nnksranrwinkhmn, mit dar Kritik dar Kshaifmmsa and
baaonaltsgt ahm db KaUnrpkilosopkie (vgL db Esitsthrifl ..Logos .
v*tur- u. Kulturphilesophb).
Li). Im lt. Tskihsmdsrl wird sehon öfter ahm OwsMnkat
Volker ansohrbbsn.
Kultur (Zivilisation) mihi miigbeb Rooamuo hm. welcher
inheaen »afcnr anausmnasoa, nngattnateim Ymllnib (vgl.
db Kyuiker) (ordert (..Tout est bbn aortaat das mains da rssjssni das ehnin,
tout daganere entre bs mains de l'bomme" (Dbcours sur les scbnoes et bs srta
Emils, 17«). VgL R.. Knlrnrhmab. von H. Jahn, l. A. 191S. In dar Gegenwart hat
bsaondsis Tolstoj eine lfnokkshf mm ..Naturzustand" gepredigt (vgL K Axblbod.
T.e Weltanschauung. 1911). iimsagsr, hbgt Nusnon ober daa Mangel an Kultur.
db er. ■■ibsibJmnrt. ab »Kinhatt daa hamtbtfauhia Stibs m siba Ulinalulirungsa
ahmt Volkes" definiert (UnmitgsmlBn Bitrsohtsmgsn 1«. 6; vgL Übsrmenecb).
um Meine von UkUJturpnimeopasu sroonst m äMomenmuQ zusaDsat, oaoa vmhmi
db K. nur m dar Oimiiaaossft « sluhst and daa Ha! dar K. db „HamaaJUt (.. d )
ist (Ideen rur Philo*, d. Oaanhbhm dar Maaeohhcit, 17*4 (.; vgL O. Baan», H-s
zur Kulturphuos.. 1911). Nach Kant bt K. db „Hervorortagung dar
einea fMnanltigenWssesattubiHibigen Zwicksaalmh«upt,lob^ messner Freiheit".
Db K. bt dar letale Zwack, daa db Natur mit dam Masmohen hegt, und dieser Zweck
kann nur in der Gesellschaft erreicht worden (Kritik d. Urteilskraft, | 83). Db K.
besteht geradezu in dam „grmthtthsftHramn Wert dea Menschen". Db
Geselligkeit" dea Mammhan (s. Geschichte) bringt seine Anbgan aar
„Alle Kultur und Kunst, welche db Marmahhait ziert, db schönst
Ordnung, sind Früchte der Uimeanlligkrit, db durch ahm selbst genötigt wird, ahm
zu disziplinaren und so, durch ■Iginliaimans Kunst, db Keime dar Natur volbtandig
su entwickeln" (Idee an einer stbamuhiin Geschichte in weltburgerlicher Absicht, 1 784).
Wbmnaahsft und Kunst, db den Mensohsn swar nicht besser (Rousseau!), aber doch
..gesittet" machen, „gewinnen der Tyrannei des Sinnenhanges sehr viel ab und be-
reiten dadurch den Menschen tu einer Herrschaft vor. in der db Vernunft alfcin
Gewalt haben soll" (KriU d. Urteilskraft, f 83). Es besteht eine Pflicht der ..Kultur
aller* Vermögen überhaupt, zur Beförderung der durch db Vernunft vorgelegten
Zwecke" (Tugendlehre. Einlei t.). Es gibt sine K. des Verstandes, des Willens, der
Kultur. 355
Moralität, der Tugend (ibid.). Nach Schiller hat die Kultur die Aufgabe, Sinnlichkeit
und Vernunft miteinander in Harmonie zu bringen, „die SinnUchkeit gegen die Ein-
griffe der Freiheit zu verwahren" und „die Persönlichkeit gegen die Macht der Emp-
findungen sicherzustellen" (Über die ästhetische Erziehung des Menschen, 13. Brief).
Gefühls- und Vernunftvermögen müssen zu diesem Behufe ausgebildet werden. Das
Ideal ist. daß der Mensch „mit der höchsten Fülle von Dasein die höchste Selbständig-
keit und Freiheit" verbinde und anstatt sich an die Welt zu verlieren, diese in sich
ziehe und der „Einheit seiner Vernunft" unterwerfe (ibid.). Die K. soll den Menschen
in Freiheit setzen und ihm dazu behilflich sein, „seinen ganzen Begriff zu erfüllen",
ihn fähig machen, „seinen Willen zu behaupten, denn der Mensch ist das Wesen,
welches will". „Physische" und „moralische" K. sind dazu nötig (Über das Erhabene;
vgl. S.s philos. Schriften u. Gedichte, hrsg. von E. Kühnemann, 2. A. 1910). Ver-
mittelt wird die K. durch das Ästhetische (s. d.), welches „Stoff"- und „Formtrieb"
in der Einheit des „Spieltricbs" harmonisiert. Nach Fichte ist K. die Erwerbung
der Geschicklichkeit, teils unsere fehlerhaften Neigungen zu unterdrücken und aus-
zutilgen, teils die Dinge außer uns zu modifizieren und nach unseren Begriffen um-
zuändern. Sie ist das höchste Mittel für den Endzweck des Menschen, die völlige
Übereinstimmung mit sich selbst, sofern der Mensch als vernünftig sinnliches Wesen
betrachtet wird; letzter Zweck ist sie, wenn der Mensch als bloß sinnliches Wesen
betrachtet wird (Über die Bestimmung des Gelehrten, 2. Vorles.). Als Gestaltung
und Beherrschung äußerer und innerer Natur durch die Idee, den Geist, die Vernunft
fassen die Kultur Schleiermacher, W. von Humboldt (s. Humanität), Schelling,
Hegel, Krause, Wundt (Ethik2, 1903, S. 259 ff.; 4. A. 1912; vgl. Sittlichkeit),
Eucken, nach welchem die echte Geisteskultur eine Erhöhung des menschlieben
Seins, eine Verinnerlichung und Vertiefung der Persönüchkeit bedeutet (Der Kampf
um einen geistigen Lebensinhalt, 1896, S. 8 ff.; 2. A. 1907; Grundlinien einer neuen
Lebensanschauung, 1907; Der Sinn u. Wert des Lebens2, 1910 u. a.), O. Braun,
(Grundriß der Philos. des Schaffens, 1911), Münsterberg (Philos. der Werte, 1908),
Eisler (Grundlagen zu einer Philosophie des Geisteslebens, 1908), Windelband
(vgl. Präludien3, 1907, S. 410; „Logos" I, 1910) u. a. Nach Rickert ist K. der Name
für die Güter, welche allen Gliedern der Gesellschaft wertvoll sein sollten; die „Kultur-
werte" sind die allgemeinen sozialen Werte (Religion, Staat, Kunst usw.; vgl. Die
Grenzen der naturwissenschaftl. Begriffsbildung, 1896 f., S. 577 ff.). Den Lebens-
werten sind die Kulturwerte überlegen, sie haben ihre eigene, selbständige Bedeutung;
das Leben steht im Dienste der Kultur (Lebenswerte u. Kulturwerte, Logos II, 1911).
In der Kulturentwicklung manifestiert sich eine ewige, universale Vernunft, ein„Logos"
(vgl. Einleitung zur Zeitschrift „Logos" I, 1910). Vgl. G. Radbruch, „Logos" II,
1911. — Nach Simmel ist K. der „Weg von der geschlossenen Einheit durch die ent-
faltete Vielheit zur entfalteten Einheit", der „Weg der Seele zu sich selbst". Kultiviert
ist der Mensch, „wenn die aus dem Überpersönlichen aufgenommenen Inhalte wie durch
eine geheime Harmonie nur das in der Seele zu entfalten scheinen, was in ihr selbst
als ihr einzigster Trieb und als innere Vorgezeichnetheit ihrer subjektiven Vollendung
besteht". Kultur entsteht, „indem zwei Elemente zusammenkommen, deren keines
sie für sich enthält: die subjektive Seele und das objektiv geistige Erzeugnis". Die
objektiv-geistigen Gebilde (Kunst, Sitte, Wissenschaft usw.) sind „Stadien, über die
das Subjekt gehen muß, um den besonderen Eigenwert, der seine Kultur heißt, zu
gewinnen" (Philosophische Kultur, 1911, S. 245 ff.). — Halb- und Vollkultur unter-
scheidet Vierkandt. Die „Vollkultur" hat ihr Wesen im „Überwiegen der willkür-
lichen vor den unwillkürlichen Willensakten". Alle Kulturgüter sind Produkte des
23*
BM Kultur.
Geaamtgabtea; db IL liaelahl am ebnem Inbegriff farbr Ftamaii. aaliiaa dar indi-
Willkür eotaoaan amd. In dar If iilmi— il wh Jilimg, apblt das Iiifinilaaimah .
• iab eine grobe BoOa; ee gehört an den .^aohhohen" Faktoren, neben
die „aoaialaa" too gen* baeondetar Wirkung amd (Katttreölkar u. Kultur
eOfker. 1896. & 286 ff.; Pnfloa. Bnadiin XX. 407 «.; Db Stetigkeit Im Kulturwandel.
1006, a 102ff.). Etne jmttmmm**4 Ihallmmang dar Kultur geben OarwAL»
(UflUOraiOOff On«T EDGVjDbV l& ana^aWaMtamtcJa^anWiBTOimW JSaMCBfl
AiiMiu*./ r i ' *i« r b itrfWr 0L1**- Wnu )iw«*i 'i'iriL* •wilt Kr*r ' Ye?l I *i<
1011; Bnergeabche Orundlagao dar Kulturwbaeimobafu 1000) und IL Gou>aoon>
MobUgem und Bbnnnmbuknb Umwaarfmng m aulaim Arbeit In inner. Arbeit".
amrVQaWttaammnNaaVaaml DeWaTa%CeMat© Orll IVUltUfOfOflaNI 40091a» la* öl MIM l<W iUUaMMÄ QaVT
meueokL Kultur. 1006. 8. Stf.; An dar Wende daa Juliane Inti; Veraueb einer
Kulturpbilaaopbie. 1600} Dar Sana daa Pinien, 1003). P. Banoauun« (Ethik ala
KulturpbikMopbK 1004). üaocp (Mona— an e. hbnenhenhhan. 1011), MüujdvLtbb
dar IL. aktive Kalwanalallninj) u. a, - Vgl E. Trum. Dia Anfinge dar Knltnr I.
1871, 1 «„ 71: Begriff daa „Oberbbaer. anreiral; A. toWal, Natur a. Kultur.
1880: H. Soaronw. Utanacbiobaa der Kultur. 1000; die Kiilluiaaaiainaa« von Kqlm.
Urraarr, BBU.WALO, Bnaraio n. a.; W. Lsxia bat Kultur dar Gegenwart 1 1
L. ZiaoLn, Daa Weeen der K-, 1003 (ünlaraokaadnng twbahan K. «ad Zirilieauon.
ron E. eon Hartmann beemfraOt); Bo. Mama, Db Ubeaagaaetaa dar IL. 1004;
B. LnOB, Natur u. Gabt . . . Veraueb ebner lUlturpbilaaopbie, 1007; R. Brann,
1010; D. Koioaat, Ideen aar Philoeopbb dar Kultur, 1010 (. (Begriff
lieben Kulturektre" ab niganliian Verfafaulnngepriniip); Db
dea Brarbhnmaa, 1003» Jose* Dar Monbmne u. db Kulturprobbme dar Gegenwart.
1012; A. LHoonr. Zur Pajubobgb dar Kultur. 101 1 ; DniBaauna, Wage aar Kultur.
1010; IL Lava«, Über db MngMuhkail dar Betranntang von unteu und oben in dar
Kulturpbiloaopbb, 1006. Nacb 8ra*ouai (Unterg. d. Abendbndeu, 1017. 160) iat K.
daa Urphinomen albr fifganganiB and kauft igen Geecbicbte. Kulturen aind Orga-
nbnian, Knlliiigaatbiiate bt iure Bfagrapab Bei Kulturen bt Tempo.
Stil u. Tod xu untevaebeiden. Alb K-on beben gbhmartbjrn Bau. Debar bt
logboue IUkonetruktäoo u. Vorenebeatbauanng rnilnrbnhir Perioden
E. Hainufanm (Hauptfragen der modernen Kultur. 1014) ebbt in dar
Kultur eüwTendenstur Myetak. Santax, Der Konflikt der inodernen Kultur. 1018
Mach, Kultur u. Mechanik. 1016. - Vgl. üeechichtr. Gebt, Soabbgb. Human.t*t.
Wart, Monbmne.
Kultur, etbiacbe. Ebner ron Religion, Metaphyeik, Politik nnahhlngigaa
Förderung dea rittbeben Lrbene und Pflege galiutuaan auaurihenrnma dienen db
ron Amerika (1876) arayganganan ..Stäbchen OeaaDachaften". itubeeondere db
..Deutaohe GceeDacbait für ethbehe Kultur" (mit 1802; Organ: ..Mitteilungen dar
d. G. f I . 1894 ff). In dbaem Sinne wirken F. Adlkb, Staktoä Coit (Db etb.
Bewegung in d. Religion. 1800), W. M. Saltbu (Db Religion der Moral. 1885).
W. Fönsna, Q. t. Giztch, F. W. FOnsraa, F. Jodl (Weeen u. Ziele der etbbobeo
Bewegung in Deutschland «, 1908; Weeen u. Aufgabe der Etb. Geeelbcbaft». 1909).
W. Böniran (Db etbbobe Bewegung, 1912). R. Pkjcdo, A. DOnnra, G. Sraxn u. a.
— Seit 1908 beeteht ein „Internationabr Orden für Ethik und Kultur ". VgL
Tugendlehre. 1910; Lebenaführ.. 1911.
Kulturphilosophie — Leben. 357
Kulturphilosophie s. Kultur. — Kulturwerte s. Kultur, Wert.
Kulturwissenschaften s. Geschichte, Wissenschaft.
Kunst s. Ästhetik. — Kunstgriff s. Fiktion. Vgl. Vathingeb, Die Philo-
sophie des Als-Ob, 1911. — Kunstwissenschaft (allgemeine) siehe Ästhetik.
Kürwille: vgl. Wille (Tönnies).
Kyniker (Cyniker, nach dem Gymnasium Kynosarges, in welchem von
Antisthenes gelehrt wurde): Anhänger der von Antisthenes, einem Schüler des
Sokrates, begründeten Richtung mit dem Prinzip der Bedürfnislosigkeit und der
Selbstgenügsamkeit (Autarkie) der Tugend (s. d.) als des einzigen Gutes und mit der
Betonung des Wertes des Natürlichen. Besonders bei späteren Kynikern artete dieses
Prinzip in eine oft schamlose Bünwegsetzung über alle Sitte aus, so daß der Ausdruck
,,Cynismus" für ein solches Verhalten typisch werden konnte. Kyniker sind außer
Antisthenes Diogenes von Sinope, Kbates von Theben, dessen Gattin Hippaechia
und ihr Bruder Metbokxes. Ferner Bion von Borysthenes, Teles, Menedemos u. a.,
weiter Oinomaos, Demonax, Pebegbinus Pbotetjs u. a. — Vgl. Diogen. Laert. VI;
Mullach, Fragmente II, 1881; Bebnays, Lucian und die Kyniker, 1879. — Vgl.
Sittlichkeit.
Kyrenailter (Cyrenaiker): die Anhänger der von Aeisttppos aus Kyrene
(dem heutigen Barkas in Nordafrika), einem Schüler des Sokbates, begründeten
Richtung, welche den Hedonismus (s. d.), das Prinzip der Lust als Endziel des
Handelns, als höchstes Gut verkündigten. Zu den K. gehören Abete, der jüngere
Abistipp, Antipateb aus Kyrene, Theodoeos der Atheist, Hegesias, Annikebis,
Etthemebos u. a. — Vgl. Diogen. Laert. II. — Vgl. Subjektivismus.
Lachen, Lächerlich s. Komisch. Über das L. als Ausdrucksbewegung
vgl. Darwin, Der Ausdruck der Gemütsbewegungen, deutsch in der „Univ.-Bibl.";
Heckeb, Physiologie u. Psychologie des Lachens u. des Komischen, 1873; Wt/ndt,
Grundz. d. physiol. Psychologie III5, 1903, 293; Bebgson, Le Rire, 1900. — Siehe
Komisch.
Lamarckismns s. Entwicklung.
Langweile s. Zeit. Vgl. E. Tabdieu, L'ennui, 1903.
Laplacescher Geist ist das Ideal eines umfassenden Erkennens, welches
durch eine analytische Formel alles Geschehen in der Natur, vergangenes wie zukünf-
tiges, erfassen würde (Laplace, Essai philos. sur les probabilites, 1814; vgl. Dubois-
Reymond, Reden I, 131 f.).
Laster: Gegensatz zur Tugend (s. d.), unsittliches, vom Sittlichkeitswillen
verworfenes, mißbilligtes Verhalten. Vgl. Kant, Tugendlehre. Vgl. Sittlichkeit.
Latitudinarier (latitudo, Breite), heißen teils Menschen mit laxen, bieg-
samen Grundsätzen (im Gegensatz zu den ,,Rigoristen"), teils die Anhänger einer
freieren, die Gegensätze der Konfessionen überwindenden Religion (im 18. Jahr-
hundert) oder eines philosophisch modifizierten Christentums (Ctjdwobth u. a.).
Leben (£a>ij, ßtoe, vita) ist ein Begriff, in welchem wir den stetigen Verlauf
und Zusammenhang organischer Funktionen zusammenfassend fixieren. Im weiteren
858 L**eo.
Sinne umfaßt der Lebenebegriff dea phvaieehe vi» <
kulturelle L.. das L. de« ff— lim wie der CimmthaU (mdividueiles, eosmlea L.),
du organische Leben im engeren Smne wie das koainieehe. universale „Leben". I»
üB>»Mt |g| das Leben der Zuaenuaenhang und AMruf dar Poaklkaen von
i (e. d.), von Reaktionen, Funktionen, Processen, durok weiche
Beut „ueiuge , aemen eni inniger wecneetwtrsnng und
innen» Zueemmenbeng erbiit oder ii
emer wieder bereteOt,
bis die Äußeren, eeteetneni
Jen Kraft* da« Übergewicht erhalte
n, die „Assimilation''
aufhört und Zerfall (Tod) eintritt, Lebenefunktianen sind Ami
■flallnj (WwllünHa
Wachetnm, Regeneration,
Itaatlbulnn. PWuiniiirrtrg. fort,
fßmmmf, Buuuejnnj
sus inneren Impulsen, Em;
pfindang, 8treban usw. ADe Üben*
jroacaae haben, aoiarn
sie Oegenetand der innere
■ Erfahrung sind, eine pbysische
Saite and lernen eich
immer genauer "H naalai
aandar pbraikshtth raambrk betrat.
ohne dnft ligcodsu W*M ■
tmecht vardan muh* twm! daa Wirken einer „Lebenskraft"
ansunehmcn wtre. Andere
ffa atallt eiob aber daa Laban» wen!
intens bei una aalbat.
•ucb ala Aulerang peychlaeher Pakaaren dar, aa bei von Jam
n*' gesehen, unmittel.
bar betrachtet, «ine peyohii
cbe Sana» und wir können annehmen
. daß eine aolehe aaeh
bat den niedrigsten Labe«
eeen nicht fehlt* man Mar daa Ptycbieohe auch noch aa
primitiv estn, etarm in dum]
plan, trichhaftsn Reaktionen auf Rdan braUihrn Metbodo-
peychieehe Faktoren als Ureaehen m
u. dgL anaueetaen ; die Geechloeeenheit dar ;
kaosalUlt darf ftlrgftdf durohbroehen werden. i"^^»»« ist Jeder „ Vitalem» ua' ab-
sulehnen und dar ,jneehanietieoheu Standpunkt (im wettern 8bane)
freilich nicht doe^neta»ch*nMtaphyaieah, aotwbim nur ala
ergftnaen iat» Wh? werden dann annahmen, dafi ebendieselben
welche, unmittelbar betrachtet, einen einbeitlicb-stctigen Zusammenhang
peyehiaeher Reaktionen und Aktionen bilden, vom Standpunkt
sinnlich vermittelter Erfahrung ale Ablauf und Taeamiimhing phyaieeher Vo
aieh danteilen, erscheinen, gedacht werden mfuuia, Die Bigengesetzltchkeit
decLebene beruht nicht auf dem Wirken einer Ubenekref t, eondern auf d
Form der Verbindung aowie dea Zusammen- und Wcchcolwirkana dar
dm Organismus, der im Verhältnis «um Anotganieehen eine innere Einheit baaltat
und in dem die Vergangenheit in GeetaJt latenter Energien von hestrmTBter
tiobtung wirkaam iat und die organischen Raskiionan an etwa« der Umwelt
nber relativ Sclbstlndjgcn macht. Ea bedarf alao keiner Annahme einer „Lebens-
kraft", aohon deshalb, weil una daa Lebenaprinzip unmittelbar bekannt iat: ee iat die
r«yche, die Seele (a. d.) als daa Innen- oder Fünricheein dea Organismus, der eelbet
(in „Ausdruck" dieser Innerlichkeit, dieses Regina and Strebern iat (e. Entwicklung,
/.treck).
Die Alterte Auffassung dee Lebens ist die „«nindcticche" ; ale lebenaprinzip gut
hier die Seele, welche dem Körper Leben verleiht, die Lebensfunktionen ausübt oder
aniegt, und mit deren Scheiden der Tod eintritt. Diese Anechauung fuhrt zuerst
AnaroTauB genauer aus. Leben ist nach ihm spontane Ernährung, Wachstum und
Zerstörung (£a»frw ii JLfyofuv rbe sV abtot ffCf>$» r« *al af^otv ual f&toir, De
M!m»n 1, 412« 14), Fähigkeit der Selbstbewegung (1. r. II 1, 403 b 16). Diese
• jvrie die Empfindung kommt nur dem Beseelten zu (1. c. II 3, 413 « 20). Die Seele
Leben. 359
(s. d.) ist das Lebensprinzip, das Prinzip der Ernährung, Fortpflanzung (Pflanzen-
seele), Empfindung (Tierseele) und des Denkens (vernünftige Seele des Menschen;
1. c. II, 2 — 4). Ähnlich lehren die Scholastiker; auch ihnen gilt das Leben als
Wirkung der Seele. Seelenartige, unbewußt-zweckmäßige, gestaltende Lebens-
prinzipien nehmen an Paracelsus (s. Archeus), die beiden van Helmont, R. Cud-
worth, H. More, Glisson u. a. Letbniz verwirft die Annahme von Lebenskräften,
welche in den Zusammenhang des physischen Geschehens eingreifen, etwa die
Richtung (s. d.) von Bewegungen verändern können; das Leben ist eine Äußerung
der Seele (Monade) eines Organismus, einer „Entelechie", wie sie L. nach dem Vor-
bilde des Aristoteles nennt (vgl. Organismus). Animistisch denkt namentlich
G. E. Stahl (s. Animismus).
Abgelöst wird dieser „Animismus" durch den Vitalismus, welcher das Leben
auf eine besondere „Lebenskraft" („vis vitalis") (oder auch einen besonderen „Lebens-
stoff") zurückführt, auf eine Kraft (oder Kräfteverbindung), welche sich gestaltend,
organisierend, regulierend, zweckmäßig verhält und die physikalisch-chemischen
Kräfte im Organismus selbständig verwendet, lenkt, richtet. Einen solchen Vitalismus
(in verschiedener Form) vertreten die medizinische Schule von Montpellier
(„force hypermeeanique"), A. von Haller, Blumenbach („Bildungstrieb", s. d.),
Bichat, Retl (Lebensstoff), Goethe („Leben nur kann Leben geben!"), A. v. Hum-
boldt (später nicht mehr), Teevtranus (Biologie, 1802 ff.), Oken, Autenrteth,
Steffens u. a., Joh. Müller (Handbuch d. Physiologie4, 1844), Rudolf Wagner,
Bischof, A. Wigand, Flourens (De la vie et de Pintelligence, 1858), Ulrici u. a.
Nach Schopenhauer ist die Lebenskraft an sich „Wille" (Parerga II, § 96). — Nach
Liebig gibt es nur ein „formbildendes Prinzip in und mit den chemischen und physi-
kalischen Kräften" (Chemische Briefe3, S. 18 ff.), nach Claude Bernard einen
„vitalen Einfluß" und „organischen Plan", Leoons sur les phenomenes de la vie,
1878 f.), nach O. Liebmann ein „rätselhaftes Plus", welches zum Mechanismus und
Chemismus hinzutritt (Zur Analys. der Wirklichkeit2, 1880, S. 337; 4. A. 1911;
Gedanken und Tatsachen, 1882, I, 230 ff.).
Der Neovitalismus (alten und neuen Vitalismus unterscheidet zuerst, 1856,
Virchow), welcher als Reaktion gegen die streng mechanistische Biologie auftrat,
betont die „Autonomie", Eigengesetzlichkeit des Lebens, die Eigenart der organischen
Form, die zielstrebige, zweckmäßige Wirksamkeit organischer Potenzen, Energien,
Richtkräfte; aus bloßen physikalisch-chemischen Vorgängen oder Gesetzen ist das
Leben nicht restlos abzuleiten, ist der Inbegriff zweckmäßiger Gestaltungen und
Funktionen nicht zu begreifen (vgl. Zweck). In diesem Sinne lehren J. v. Hanstein,
Neumeister, Rindfleisch (Ärztliche Philosophie, 1888; Neovitalismus, 1895),
G. Bunge (In der psychischen Aktivität steckt das Rätsel des Lebens; Vitalismus
und Mechanismus, 1886). Crato; G. Wolff („primäre Zweckmäßigkeit"), 0. Hertwig
(Mechanik und Biologie, 1897), J. v. Uexküll, Cossmann, E. v. Hartmann (Archiv
f. systemat. Philos. IX; Das Problem des Lebens, 1906; s. Unbewußt), H. v. Keyser-
ling, Reinee (unbewußt-zweckmäßig wirkende „Richtkräfte", „Dominanten", s. d.)
u. a. Nach Driesch ist das Leben etwas Autonomes, nur teleologisch Begreifliches
(s. Zweck). Prozesse wie Regulation, Restitution, Regeneration, Vererbung u. a.
sind mechanisch nicht erklärbar. Jedem Zellelement eignet eine „prospektive Potenz",
d. h. die Fähigkeit, je nach seiner Lage jeden beliebigen Teil des künftigen Individuum
zu bilden (s. Harmonisch). Der Organismus ist ein einheitliches Ganzes, ein Indi-
viduum mit einer Geschichte, die ihn in bestimmter Weise reagieren läßt, welche zu-
fälligen, variierenden Reizen gegenüber immer die gleichen Ziele verwirklichen läßt.
m
QuiMflaga den Ureprnnge einee Oipaleniin and Prinzip reines mikmlMgea Bee-
gieren» Ut dir ..F^trlechhV*, ein objektiver Xetnrfektor. eine
i urtümlicher, nicht *nergetiecher Art; de kenn EnergM
auslosen, noch In ihrer TT li klang Indern, eher ele leimeg ..rtwjwangen Reaktionen,
welche twieuhen den in einem System imhanrhsaai Verbindungen möglich eind
und ahne die DaiekaihonhmH'l ran Entrierhfo geecheken worden, so Unge sn
saspendieren, wie eie ee nötig bat". „Wh- lernen Entriechie nur dee in Aktualität
■etzrn. wee sie seibat rordem gehindert, wen eie enlbet ■anyindbal kette*4 (Die
orgnnlechrn Regulationen. 1901; Die „Seele" ele elementerer Netnruktnr. 1908;
Der VHiHemm. 1906; PMloinpini dm Orgentoehen. 1909; Zwei Vortrage rar Natur-
Philosophie, 1910; Ordnongelekre. 1912; WMflonWndekre. 1917; Der Begriff der
orgerdeeken Form. 1919; Ingmcl» fltndjeu fther Inleiithmg, 1918/19. Ji
Dee Weltengehefawnis*. 1991. u. e.V
Pejckoviteliemus,
■h
u Tclealojtie. 1890). Cuato, A. Paült (.. Auto Teieologk- ".
wRntefetvwftnng**, Budorfni» and Omira ab pn
m*rt>r teloofeffcohar Akt, durah dm Organe anodiflzftert werden; DaraHnmmne and
Lnamrakkanne. 1908, u. a,X R Fbahc* (Den Lehen der Pflente. 1906ff.; Der
hewfige Stand der Daiaknukan frage, 1908, u. o.). A. Waoanm (Dar neue Kare in
dar Biologie, 1807; Omehinfcai dee fimmiknaaei, 1909). O. Kouwamm (Zeit-
echrift für den Aaahaa dar Bntwiuhmiigss anamnhi ft II, 1906). Dsxrom, Vmsou.
Brarrmurw. J. G. Voot (..Oreunmtellrkt") u. a, K. Bnro. X«tun,hik»ophJe, 1914 .
Dm frrmddirnhehe TwifhwIJbjhtll der Pflanzeusellen, 1917; MüLLsn-FttjaurrsiA
Philoeophie der IndWdaelittt, 1998 (Irrationaler Vhnnsinue). - Nach K
SamiDMM ist aUo „vitale Energie" zugleich peythleohe Energie („nVrefenswmue ";
VKausmus. 1903. u. a.k - Nach WtnroT
weise in der Biologie
aber die pkyaftsHsiih rihnmauikii maB dnrah die psycho ohysseehe Interpretation
ergänzt werden. Dann wählt eich den Lehen ab vom Triebe and Willen, dem
J6jmmgpr. ewfuVtffwl AMawMawna**, <\< m ImVau Mmm im nw8awmmm| awTawamnn
(Grunds, d. phyeioL Psycho!., 1908, III»; Syaeem d. Pküoe. II'. 1907; Logik«.
1906/08).
Den hiologlaahan Mechanismus, nach welchem dee Leben den Produkt dee
Zoaammenwirkeni physischer Kräfte iet und selbst einen Mechanismus oder <
komplizierterer Art darstellt, in eelnem Ablauf nur dnrah dm beeond
dee Organiechen modlfiiiart, aber vom eomganisrhen Geachehen nicht
verschieden iet, eleu nicht lieaondaien, den anderen Agentäen
Kräften entspringt. veiUetnu in »ainahk ili ner Weise Hossza, DzecAsrxs, Sptvoka,
Holbach, Lamzttriz, Fans (•. Organiamaa; dort euch über Kaut) u. e., C. Ludwig,
Lora (Artikel ..Lebenskraft" in R Wagnern „Handwörterbuch d. Physiologie".
1842; Mikrokosmus». 1896 ff.; zweckm&Bigc Form dee Organkmne, too der die
maokiniech ra erklirr nden LrbensAußerungen abhängen), Moleschott (Der Kreis-
lauf dee Lebene», 1886). Srxxcn, nach welchem dae L. Anpaaeung innerer an Äußere
Verhlltnime iet (Principlee of Biology IV, f SO), Du Bois-R«ymoitd (Reden u.
Aufsitzen, 1887), Habgxkl (Die Lebenewunder, 8. 31 ff.), Skmoh (s. Mneme),
Leben. 361
Bütschli (Mechanismus und Vitalismus, 1901), Preyer (Die Erforschung des
Lebens, 1873), Lasswitz, Verworn (Allgemeine Physiologie4, 1903; Die Erforschung
des Lebens2, 1911), C. Detto, Kassowttz (Allgemeine Biologie IV, 1906, 3 ff.;
Welt, Leben, Seele, 1908), J. Loeb (Vorlesungen über die Dynamik der Lebens-
erscheinungen, 1906; Das Leben, 1911, The mechanistic conception of life, 1912;
The Organism as a whole, 1916), Ostwald (das Leben = ein „stationärer Energie -
ström" mit Selbstregulierung, Vorlesungen über Naturphilos.2, 1902, S. 317 ff.),
R. Goldscheid („Neomechanismus"; Höherentwicklung und Menschenökonomie I,
1911, S. 1 ff., 16 ff., 42 ff., 103 ff., 626 ff.; „Mutualität", Systemerhaltung durch
„Synergie", „Richtungskomplexion", „korrelative Regulation"), B. Kern (Das
Problem des Lebens, 1909) u. a. Nach J. Schultz ist eine „Maschinentheorie des
Lebens notwendig, die das Finale, Zweckmäßige nur in die Struktur setzt, bzw. in
die „Biogene", welche seit Ewigkeit als „Typovergenzmaschinen" bestehen. Der
Lebensprozeß selbst ist streng kausal zu erklären. Das Wesen des Lebens ist „Streben
zur Form", „Typovergenz", Erhaltung oder Wiederherstellung einer bestimmten
Struktur (Die Maschinentheorie des Lebens, 1909; Annalen der Naturphilos. X, 1911;
Die Grundfiktionen der Biologie, 1920). — Vgl. O. zttr Strassen, Zur Widerlegung
des Vitalismus, Archiv f. Entwicklungsmechanik XXVI, 1. H., 1908. Die neuere
Tierpsychologie, 1914.
Als kosmisches, universales Prinzip -wird das „Leben" von verschiedenen Philo-
sophen aufgefaßt („Panvitalismus": Stoiker, Bruno, Goethe u. a.). So ist nach
Fichte alles Sein „lebendig und in sich tätig, und es gibt kein anderes Sein als das
Leben"-. Das „Zeitleben" ist die Manifestation des ewigen, unwandelbaren göttlichen
Lebens (WW. VI, 361 ff.). In seiner naturphilosophischen Periode betrachtet
Schelling das Leben als das Ursprüngliche, die Welt als Allorganismus, in welchem
ein ständiges Produzieren, der „Trieb einer unendlichen Entwicklung" besteht. Nach
Fechner ist das Einzelleben ein „Wellenschlag im ewigen Leben" (Über die Seelen-
frage, 1861, S. 115; vgl. Organismus). Nach Schopenhauer ist der „Wille zum Leben"
das Ding an sich (vgl. Wille). Nietzsche, der dafür den „Willen zur Macht" setzt,
betrachtet das Leben und die Lebenssteigerung als obersten Wert (vgl. WW. XV;
s. Apollinisch). Ebenso Guyau, nach welchem der Lebenstrieb der Kern des Seienden
ist und das Leben nach möglichster Expansion strebt (Sittlichkeit ohne Pflicht, 1909
S. 99 ff., 270 ff.; vgl. Lachelier, Psychologie u. Metaphysik, 1908: „Lebenswille"),
Auch nach Boutroux ist der Kern der Wirklichkeit Leben. Nach Bergson ist das.
Leben das Absolute, die Wirklichkeit in ihrem unmittelbaren Sein, das über alle
Kategorien erhabene Werden. Das Leben ist wahre „Dauer" (s. d.), stetige, innere,
schöpferische Entwicklung (s. d.), welche die Vergangenheit im Gegenwärtigen
dynamisch bewahrt und beständig Neues schafft, getrieben vom „elan vital" („elan
originel"), vom Lebensschwung, Lebensimpuls, der das Leben emportreibt; wo die
„Spannung" (tension) nachläßt, da sinkt das Leben, da veräußerlicht es sich zu einer
Reihe homogener Elemente, da verräumlicht, mechanisiert es sich (vgl. Materie),
anstatt aktiv, frei, selbstherrlich über alles Stabile, Feste, Mechanische, Gewohnheits-
mäßige hinaus- und emporzustreben. Der Verstand erfaßt durch seine begrifflich-
analytische Betrachtungsweise nicht das innere, wahre, einheitlich-stetige Leben,
das nur die „Intuition" (s.d.) erfaßt (L'evolution creatrice, 1910, S. 24 ff., 31 ff.,
273 ff.). Ähnlich lehrt K. Joel (Seele u. Welt, 1912, S. II ff., 372 ff.: „Die Dinge
relativ, das Leben aber absolut"), auch H. v. Keyserling (Prolegomena zur Natur-
philosophie, 1910), Maeterlinck u. a. — Nach Eucken gibt es ein geistiges All-
Leben, zu dem wir uns, kämpfend um einen geistigen Lebensinhalt, durch eigene
(Dar Sna and Wart dM Üben*. 1908» a »1 ff.; Urundl.
1907} Erkennen «. Leben. 1912). - Vgl. Fscerr*.
Die Bestimmung des Mi mm hin. 1900; Anwem. tum sengen Üben. 1906; Oaa*.
Abriß des Systeme der Biologie, 1906: Lehrbuch der Nataai>hiloaophie. 1900 11
1A. 1991; Caa. KaAuaa. Das Urbild der Maas e ah i it. 1911; 3. A. 1903; Haan.
N»turpWloBoplae, 8» 486 ff. ; Hwitn, Lehrbach nr royehotogie*. S 111 ff .
R. Vikio*, Gesammelte Abhandlungen sex wieeeoecheiü. Medizin, 1968, I;
lMnno, Wifirlinhheitepbllneoyhb. 1996, 8. 187 ff.; Wbomasv. Ober Leben u
1994; Fonsu Leben und Tod. 1909; Usold. Organhmbe n. i
1906; W. Fuaea. Der Ablenf des Lebens. 1906; Btuunt. Die Lehre
1909; Boononso. Le nwhlemi de le via. 1901 ; L. W. Sran*. Pereon e. Seche. 1906.
I. 976 ff.; VaOotu Nstnrphilos. Vorhmangen. 1909« 8. 9ft; A. Sröna, Der Begriff
des Lebens. 1910 (sneh hietormeh); CL Sibobu Wieseneensitnohs Beilege der PWlos.
(keeileeheit in Wien, 1910 (Des Leben nicht ans ■Bgamiimin Genetaen restlos begreif,
lieh, hanormeher Fehtor des Lebens, Begriff der „KanHiB
ebendaselbst, aneh K. W, Rosen); F. Ar antuen. Etoronenaoa, 1910; E.
Mass, Lebeneprobleme, 1908; BossTam. 11 oonusteo dotte riu, 1904; MomooMsnr.
The VJUnty end Organisation of Pi iimpleeais, 1904; ..Moni» W. hUonsna.
Alle fontidelU rite, 1913 (Die Organiamen verhahen eich eile so. als ob sie ein BewuOt
in der Biologie des 19. Jahrhunderte, 1907; J. Büno«. Dia Pafloeophe» dea
1910; P. ScawASTtxorrr. Dea Leben an Eiliaetleben a. OesaaUlsben, 1903;
K. Baasano, Ober die Vererbung mwmbanm ■Tgsaanhsfli n. 1907; Besam /le syn
these ■eloaiiflqae, 1911 (Daa Leben ab eine bunnthm Energieform; Tgl. Vcrerbong);
I Habtkas*. Philo*. Grnndfrngan der Biologie. 1911; B. Baonm Lebr
Thaeiihing, 1911 (PsyehorKalaanee eine mögttobe Bypotheee); Ostwalo, Die Mahle
des Lebens. 1911; Philo*, der Warm. 1911; Lamuna. Flaaeige Krietalle a. die
Theorien dea Leben*. 1906; DAsraa. La rie et U mort, 1901; P. FtJLOLkMrrxu
Die Waneaachaft rom L.. 1911; Psasc*, Blas, Dm Geaetee der Weh. 1911 (mo-
asntrieche Phiioeophie); Meixan-FantasraiA LrMlnniaiejm. 1911 (Dea Leben
ak Prinzip dea rationeiea «de des irrathmalea Brhaanene); Fmiyza, Anttne*. 1918;
Knoana, Daa Problem der aattorhxihea Biologie. 1919; Smnn
1918 (Üben ist da Tranciondisien miner salbst; suglemh MMaar-LebanM and
•JsLeben). - VgL I sbenaphloeoiibis, Organismen, üraei
|^„tl, . I. Q--1- T*a— .Lullt «*- « ' r»; . l t - — » ..... tf-._i.Ll_».
rnaaam ». am i . i *>■ assa, ranp*} r»i»m - •• »••.>. r.rkrnnnanaBaniB%amaanaBaangi
Vererbung, Zweck, Wille. Bedarfnie, Periode. Wert. Irrationalhunue, Tod.
a>b*asfamnen nennt 8raA»oaa (Lebenaformsa*, 1921) die typiochen
Kategorien, mit denen «fr die Mannigf altigheit dea gearthjen Lebena ■nffeama tonnen.
Nach H. Scaotn (ReligiotamhBoeopUe. 1911, 188) sind Lebensformen der Religion
diejenigen allgetnem-menecblfeh bedeutaamen Geataltnngen der Religion, die im
Weaen der Religion begründet aind.
a>benageiat«r oder Nerrengeieter (..epiritue animafee''.
animaux") nannte man feinste, äußeret bewegliche Teilchen, die aus dem
geaehswden werden sollen, ins Gehirn gelangen und von hier aus durch die Nerven
und Muskeln strömen, um den Körper an bewegen. Diese Lehre geht auf
angan dea Ahistotelbs (De anima 467 a 11), der Stoiker u. a. aarftok a
sich bei Baoox (Novum Organon II. 7), Hobbxs (De corpore, C. 26), DaaCAaxas
(„partes aanguinis subtilimimae oomponunt spiritus animales", Passion, anim. I. 7.
Lebenskraft -— Lehrsatz. 363
10 ff.), nach welchem die L. zwischen Seele (s. d.) und Leib vermitteln, Malebbanche,
Platneb (Philos. Aphorismen I, § 151), Bonnet u. a., auch bei E. v. Bebger,
Teoxleb u. a.
Lebenskraft s. Leben.
Lebensphilosophie ist die Lehre vom Sinn und Wert des Lebens, von
den Aufgaben, Zwecken, Zielen des Lebens, von der richtigen, zweckvollen und wert-
vollen Lebensführung. Gewöhnlich tritt sie als Teil der Ethik (s.d.) auf. — Neuerdings
ist der Begriff „Lebensphilosophie'1 oder „Philosophie des Lebens" zur Sammel-
bezeichnung für solche Denker geworden, die wie Nietzsche, Dilthey, Beegson,
Simmel u.a. vom „Erleben" als der geistigen Urtatsache ausgehen. — Vgl. zurersteren
Bedeutung die Schriften von Seneca, Epiktet, Marc Aurel u. a., Montaigne,
Spinoza, B. Gbactan (Handorakel, übers, von Schopenhauer), Goethe, Kant,
Fichte (Anweisung zum seligen Leben, 1806), Schopenhauer, Nietzsche, Emerson
(Die Führung des Lebens, deutsch von Mühlberg, o. J.), Ruskin (Aphorismen zur
Lebensweisheit, o. J.), J. Lubbock (Die Freuden des L.s3, 1891), Cablyle, Tolstoj
(Der Sinn des Lebens, 1901) u. a.; J. Galba, Allgemeine Lebensphilosophie, 1849;
Krause, Lebenslehre2, 1904; Eucken, Der Kampf um einen geistigen Lebensinhalt,
1896; Die Lebensanschauungen der großen Denker, 9. A. 1911; Mensch und Welt,
1920, u.a. (s. Geist); A. Svoboda, Ideale Lebensziele, 1901; Münzeb, Bausteine
zu einer Lebensphilosophie, 1909; O. Ewald, Gründe und Abgründe. Präludien
zu einer Philosophie des Lebens, 1909; Lebensfragen, 1910; Joh. Müller, Von
den Quellen des Lebens, 1910; Hemmungen des Lebens, 1908; Blätter zur Pflege
des persönlichen Lebens; F. Müller-Lyeb, Der Sinn des Lebens und der Wissen-
schaft, 1910; J. Bübde, Die Philosophie des Lebens, 1910; Lhotzky, Leben, 1909;
Lynkeus (Popper), Das Pvecht zu leben und die Pflicht zu sterben3, 1903; E. Hob-
seffeb, Wege zum Leben, 1908.
Zur neueren Bedeutung des Begriffes Lebensphilosophie vgl. außer den Schriften
von Bebgson, Dilthey, Nietzsche besonders Rickebt, Die Philosophie des Lebens,
1920 (ablehnend); Scheleb, Versuche einer Philosophie des Lebens (in: Vom Um-
sturz der Werte II, 1919); Freyeb, Antäus, 1920 2; Kölsch, Das Erleben, 1920:
Simmel, Lebensanschauung, 1918; Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen,
1919; Spranger, Lebensformen2, 1920; Frischeisen-Köhler, Philosophie und
Leben, Kantstudien, 1921; Müller- Fbeienfels, Phil. d. Individualität2, 1922. —
Vgl. Sittlichkeit, Syntagma, Wert, Kultur, Geschichte, Mensch, Moralist, Soziologie,
Leer s. Raum, Begriff (Kant).
Legalität (Gesetzlichkeit, Gesetzmäßigkeit) der Handlungen ist, nach Kant,
von der Moralität (s. d.) zu unterscheiden. Eretere ist die „bloße Übereinstimmung
oder Nichtübereinstimmung einer Handlung mit dem Gesetze ohne Rücksicht auf
die Triebfeder derselben", während bei der Moralität die Idee der Pflicht, des Sitten-
gesetzes selbst das Motiv der Handlung bildet (Metaphysik der Sitten, Einleit. ; vgl.
Grundleg. zur Metaphys. d. Sitten, 2. Abschn.). Legal ist eine „pflichtmäßige"
Handlung, moralisch (sittlich) nur eine Handlung „aus Pflicht, d. i. aus Achtung fürs
Gesetz", „bloß um des Gesetzes willen", nicht etwa bloß aus Neigung zu dem, was
die Handlung bewirken soll (Krit. d. praktischen Vernunft, I. Tl., 1, 3. Hptst.).
Lehnsatz s. Lemma.
Lehrsatz s. Theorem.
HM Leib.
I . ib (9*ßm, corpua) haifit der belebte, beseelte, organhnarte Körper, den daa
Ich (s. d.) infolge dar hmoadaiaa faphBihjhall ihanltiiia warn erlebenden Subjekt
Herrschaft auaObt, K » <*•■ •» •*» Iiht salbet findet, um eich dum aber als
peycbologtoehea Subjekt von «einem Leibe m iinlmachiikWi Dana bildet dar Laib
ebenen etaeaInhebaaiae«BewuBtmii»w^ Der Leib Ufit aieh aber.
Laib wie jeden aoderaa Körper als Komplex (bcw. Gefaga. Syetem) voa
Elementen. Kräften, Fnerfian, Bewegung« n aoffaftt. So gefafit. eteht dar Law mit
den übrigen Körpern hu Wechselwirkung, ahmt aber mh dar Seele, dem ftychbcneu.
welche« in dieaem Kanaarmaammenhang abfände »ntfcnaiawi kann. t. Dar Laib
**IDe*m »rn HM SMS VOQ QBaVMml IMMD VmMmttVHOMT GfUmMSH UOQ V* QAIU1 0fli VMAttv'
kxmematar Zaaaaamahaaf roa Eseprmdunaeo, Wahraehawmpinhalten. Strebaaaea
n.dgL, aaa deaea eteta aar eia Teil hervortritt, wahrend rieh» uatarbewafit bleibt,
aleh abhabt (a> Fhyetoch). Dh
r. Lri».-« pbjM »rh«.n tn»t /t:i
N»«-drr»4 hUe fiammbaa.
Nur weaa maa diaaa doppalt« Betrachtungen «ad Krkmntni««» hm da«
Leibat feethah, kann maa ebeoaowohJ daa Forderunfen da« „paychophyatorben
(e. d.) ala daa lebendigen Wechselbetiehungea nriaohaa Laib
cht werden (vgl Eatan, Leib u. 8eeb, 1906; Geh* u. Körper. 1011).
Dar aohroffe Daafiamua (e. <L) ateUt daa Laib dar 8eele all eine batMogens Sab.
ataas entgegen und vertat oft daa Leib aahr gering. So iat nach Plato*. daa I
platoaikera u. a, dar Laib ahm FameL am Karkar dar Saale (e. d.). — Saab
AataroTBUM tot der Laib im Vernahm« aar Saab ahm Potent, welche durch die See»
fft» Gel VSV^VttmmVQmW <WmfO mmMi ImmT Smmml ^VOVmUmMIflB QaVO» 2 Wmml OHt aJElD MNBHmmmK mftÄ^Ot^
Soholaetiker. wahrend Aüovamroa mehr im Smne Platoxs denkt and eplter
Dsatuasm Seele (e. d.) and Law ala twal eolUg verschiedene Sabataaaaa betrachtet,
daran Wiiibsiilliiibhaamin aaoh ihm und den Ohkasionalisten (s. d.) durch Gott
rermitteh werden mamaa. Dagegen lehrt Sraroca monietmoh: Saab und Leib amd
DUT XWTl DftflPlaWCiMtl OTB09 QOQ CmMBBlO0B l^TttHMHI IVB. IOCODtJatSpfaVOmOptaaCl» ttHu
Lamms spirituelbttoch: Dar Leib beateht aaa aealeaarthjen einfachen Weaen,
..Monaden" (a. d.). Nach Kavt tot rielfaoh dto Anaicht aar Geltung geknmmen, dafi
der Leib eine Eracheinung oder Betrachtungaart demelben Wirklieben tot. daa dem
unmittelbaren Erleben ab Seeb «Ich darstellt (Facnra, Wunrr u. e.; e. Identität»
philoaophto). So tot nach BomonanAUMM der Laib die „ObjektivitAt", ..Sichtbarkeir
dea Ding an sich, welches „Wille" tot, das ..unmittelbare Objekt*4 das Erkaanetu,
welche« einmal ab Körper, dann aber auch ab WiDe eich darstellt- Der Leib tot dar
..sichtbar gewordene Wille", dto Aktion des Leibes tot der „objektivierte, d. h. in die
Anachauung getretene Akt dea Willens" (Die Welt ab WiDe u. Vorstellung. L Bd..
«lgff.k
Ab äußere Daaeinsweise dea Innenseins des Leibes, welche« selbst aeebnsrtip
ist, betrachten den materiellen Leib Brxxxa (System der Metaphye., 1840, 8. 01 ff
Leiden. 365
192 ff.; Das Verhältnis von Leib u. Seele, S. 239 ff.), Lotze, Fortlage, I. H. Fichte
(„innerer Leib", der L. als „Raum- und Zeitbild der Seele", Psychologie, 1864 f., I,
13; II, 81; Anthropologie, 1860, S. 269 ff.), Teichmüller u.a. Nach A. Lassos
ist der L. an sich ein „System von ideellen Beziehungen", dessen Substanz die „Form"
ist. Der L. ist „Seelenerscheinung", ein „Erzeugnis der Seele", vom „Körper" zu
unterscheiden. Er ist der „Niederschlag des gesamten Inhalts aller unserer Erlebnisse",
das „äußerlich gewordene Gedächtnis der Seele", die Erscheinung, der Ausdruck der
Seele; er ist kein Ding, sondern ein Prozeß, ein sich Aufbauen (Der Leib, 1898). Nach
Bergsox ist der L. eine Verkörperung des Geistigen und ein Organ desselben, ein
Aktionszentrum („centre d'action"), ein Mittel zur Auslese, zur Wahl der verschie-
densten Betätigungen („instrument de selection"), aber keine Quelle von Vorstellungen,
da er selbst nur ein Komplex von „Bildern" wie die anderen Körper ist. Er ist ein
Ausschnitt aus dem stetigen Werden, der schöpferischen Entwicklung (s. d.), der
„reinen Dauer" („une coupe transversale de l'universel devenir"), welche das geistige
Leben ausmacht. Er ist ein sensorisch- motorischer Apparat, ein Sitz von motorischen
Gewohnheiten („habitudes motrices"), von Handlungsbereitschaften (s. Gedächtnis).
Seine Rolle besteht darin, die Erfahrungen der Vergangenheit aufzuspeichern und in
aktuelle Handlungen überzuführen, Handlungsmöglichkeiten zu verwirklichen.
(Matiere et memoire8, 1910, S. 1 ff., 150 ff., 197 ff., 251 ff.; vgl. Materie, Seele). Seele
und Leib sind zeitlich verschiedene Momente des Werdens. Nach Joel sind Seele
und Leib Gegensätze und zugleich Komplemente, Korrelate. Der Leib ist die Objek-
tivierung unseres Seins, die passive Seite desselben, während die Seele Aktivität,
Variation, Aufschwung ist. Der Leib ist ein Denkmal unseres Lebens, ist „erstarrte",
„gebundene" Seele, Instrument und Ausdruck der Seele, deren Funktion er vor-
bereitet oder fortsetzt. Seele und Leib sind Funktionen, die ineinander übergehen
können (Seele und Welt, 1912, S. 60 ff.). — Vgl. Du Peel, Monistische Seelenlehre,
1887, S. 128 ff.; WuroT, Grundz. d. phys. Psychologie I«, 1908, S. 11; Bbadley,
Appearance and Reality, 1897, S. 295 ff., Schuppe, Grundr. d. Erkenntnistheorie u.
Logik, 1894, S. 26 f.. E. Becher, Gehirn und Seele, 1911; H. Borcttatj, Leib u.
Seele, 1911; R. Willy, Die Gesamterfahrung vom Gesichtspunkt des Primär-
monismus, 1908 (Die Außenwelt ist der „Leib der menschlichen Gattung"). Nach
Müller-Freientels (Phil, der Individualität 2, 1922) ist der Leib einer der sieben
Aspekte der Individualität ; Driesch, Leib und Seele, 1920; Rei>txger, Das psycho-
physische Problem, 1916. — Vgl. Körper, Seele, Physisch, Wechselwirkung, Identitäts-
philosophie.
Leiden {^äa%eiv, zzäSo*, passio) ist das Korrelat, der Gegensatz zur Tätigkeit,
zum Tun. Leiden (Erleiden) ist ein aufgezwungener Zustand, ist ein Geschehen, das
von etwas „Fremden" abgenötigt ist, das in oder an einem Wirkungsfähigen erfolgt,
aber nur als erzwungene Reaktion von ihm ausgeht. Im engeren Sinne ist Leiden
ein mehr oder weniger andauernder Zustand des intensiven Schmerzes und der Unlust.
Als eine der „Kategorien" (s. d.) tritt das „Leiden" (ndoxeiv) bei Aristoteles
auf (Categor. 1, 11 b 1 f.; De anima II, 5; De gener. et corrupt. 7, 324 a 11). Die
Relativität der Verschiedenheit von Tun und Leiden erkennt schon Plottj? (Ennead. VI.
1, 19). — Nach Spinoza leiden wir, wenn wir nur Teilursache eines Geschehens sind
(Eth. IV, prop. II, demonstr.). Insbesondere leiden wir, wenn wir Affekten (s. d.)
ausgesetzt sind und die Dinge nicht adäquat erkennen (1. c. V. prop. V— VI, XVII,
XX). Nach Leibniz verhalten sich die „Monaden" (s. d.) leidend, wenn sie verworrene
Perzeptionen haben und der Grund von dem, was in ihnen vorgeht, in einem andern
enthalten ist (Monadolog. 49, 52). Fichte betrachtet das Leiden (die Affektion) des
.)M>
Ich durch die Objekt« aar eis mndudeile, eafanhabfa*, gihiweih Tätigkeit dee loh
(GrundL der geeamten Whra am heftete hrc. 8. 63 ff.. 7811.). VgL HC»»b-8cäleideh.
Dm Deeefai ek Lact, Leid n. liebe, 1881 ; r. Kam.**. Dm Problem dee La». 1911 ;
1 1^ bei NlllMBll. 1911. - VgL ReeeptiritAt. Objekt.
LeMeierhaft (^o«, pMeio) iei eine rar Herrschaft über de. Vc
und WIDenelebeo phocnmcnc, dauernd
von beetiauaenr Richtung «ad grnter Starke, welche* eh Dumositioa bereitliegt, «ad
suf Befriediguag lauert, oder eine Abfolge heftiger Geren» oad Affekt* (s. d.). Die
L iei ecJmrfntohtig ha Aufeuchea dee ä
mert um die Folget» Ihrer Befriedigung etrebt
die Ihr gtawtig eind. befonagt aad eilee andere leriekrlilagt. Dm Lmpulei re. Koa-
matriereade dar L het eher msnnhmil euch gute Wirkungen für dM Headern, aad
•o keaa eine L eaah eoa Wert «ein. Ee gibt eamfiehe aad
(•. d.) aa
•< hieden, Dum gMchirht erat bei Karr. Em» L krt n*^h Ihm
Herreeheit Aber eich seihet ■uaeohhsfU" (Religioa innerhalb der Oreaaea dar blatten
Vernunft, Unir.BibL. & St), die „Neigung, durch welche die Vernunft
wird, eie in Amwanng einer geahna« Wahl mit dar Summe aller Neigung*
i" (AathropoL I. f 77L „Wo viel Affekt iet, de iet pineiniglich wenig Leiden-
t (I. c f 72k Ähnlich lehren Maas (Veraaeh aber die Lc**n*chaften, 1805. I.
30, 47 ff . II. 7 ff.). Fans (AathropoL I. f 74) u. a. - Nerh Haoex iet es die „List
dar Vernunft*. daß eie ia der Geschichte die I ■Heneohefren der Indiridaea für eich
wirkea laBt (Philo*, der OwaMiahN. üaiv.BlbL. 8. 70). - Naoh flniiK wird eine
Begierde rar I*, weaa eie tu «teer Herreeheit gelangt, wodurch die praktieche Über-
legung aa* Ihrer Richtung kommt (Lehrbach rar PiveboL», 8. 81; vgL PeyehoL ab
Wissenschaft 11. f 107). Die L iet eine dauernde DiepositioB tu nigetningea (vgL
Nabxow«t. Dm Gefühlsleben, 186t, S. 363; 3. A. 1807); Haokma**, PsychoL».
1811, 8. 138 f.). Nach Hörrmao iet eie ..die cur Natur gewordene, durch Gewohnheit
eingewunehe Bewegung den Gefühls" (PeychoL«. 1801. 8. 388). nach Roor eine feet
gewordene Gemütsbewegung mit einem intellektuellen Dement (Eaeai aar Im |
1807).n*d»Jow.(IiehrbBchdM^JchoLIl^ 1909) u.a. eine i
Draorr eine „Gefühlefolge" (Einfuhr, ia die Psychologie. 1808. S. 100). Nach Wcanr
iet eie rein psychologisch nicht rom Affekt tu trennen (Grundr. d. PsychoL», 1803,
S.309). Vgl. M. Msraa, Die Lehre dM ThomM Ton Aquino de paamion. animae, 1813.
U i«tmn*a wertet Nach MOaenaano ethische, dar Selbstbetätigung der
Welt dienende Werte, die Opgsncfnil der Würdigung eind: Wirtschaft, Recht,
Sittlichkeit. (Ph. d. Werte, 1808.)
Lemma (ifrj*«, eamptio): Lehramts, d. h. ein Lehnetc der ah) ein von einer
anderen Wissenschaft bewieeener von einer DanluHn Obernommen wird.
l-crncn e. Gedächtnis, Reproduktion. Memorieren, Pädagogik, AucmaMB
Lethargie (Xt&affla): Zustand eeeliecher Stumpfheit und Passivität;
insbesondere der schlaf Ähnliche Zustand in der Hypnose (s. d.).
Lewitation: Im Spiritismus Freischweben organischer und anorgeniecher
Körper (s. Spiritismus).
Liberum arbitrium — Liebe. 367
Liberuni arbitrium (freie Entscheidung): Wahlfreiheit, Fähigkeit,
etwas zu wollen oder nicht zu wollen; Fähigkeit, auch das Entgegengesetzte zu wollen,
sich für etwas ebensogut wie für dessen Gegenteil entscheiden zu können; Fähigkeit
des Willens, sich bei vollkommener Gleichgültigkeit zweier Motive doch für eins zu
entscheiden („lib. arbitr. indifferentiae": „la puissance de vouloir ou de ne pas vouloir,
ou bien de vouloir le contraire": Malebranche). Vgl. Augustinus, De libero ar-
bitrio, 1; Thomas, Sum. theol. II, 83, 3; Lelbniz, Theodizee, I. B., §46. — Vgl.
Willensfreiheit, Motiv.
Libido: ursprünglich das geschlechtliche Begehren. Zum Zentralbegriff
erhoben in der Psychoanalyse (s. d.), vgl. Fbeud (Drei Abhandl. über Sexualtheorie).
Bereits bei Fbeud jedoch erweitert sich der Begriff, so daß er bei seinen Schülern,
Jung vor allem, gleichgesetzt wird dem Begriff „psychische Energie" (Jung, Wand-
lungen und Symbole der Libido, 1912, 125 ff.).
Licht s. Gesichtssinn, Lumen.
I/iebe (£$>o>», amor) ist ein Sich-hingezogen-Fühlen, Hinstieben zu etwas
(einem Gegenstand, einer Person), dauernde Lust und Freude, Neigung, Sympathie,
hervorgerufen durch einen Gegenstand, der uns durch seine Eigenschaften unmittelbar
als für uns wertvoll, als Quelle der Beglückung unseres (sinnlichen oder geistigen)
Ich erscheint, dauernde Lust an der Gegenwart einer Person, an der (sinnlich-geistigen)
Vereinigung mit ihr, am Besitze derselben. Die L. nimmt die verschiedensten Formen
an, entwickelt sich von einer sinnlichen egoistischen Form zu einer (relativ) selbst-
losen, aufopfernden, nur das Wohl des Geliebten begehrenden, geistigen Liebe. In
der Liebe kommt das Streben nach Ergänzung des eigenen Ich, nach Erweiterung
desselben zum Ausdruck, insbesondere in der allgemeinen Menschenhebe und in der Liebe
zur Gottheit oder zum AU-Einen, mit dem wir uns eins fühlen und dem wir zustreben.
Als kosmisches Prinzip erscheint die Liebe in den Veden, bei Hesiod, Empe-
dokxes. Nach letzterem sind Liebe oder Freundschaft (yiAötTje, q>Ma) und Haß
oder Streit (vetxog) die Grundkräfte des Geschehens, welche abwechselnd vorherrschen.
Die Freundschaft hält erst alles zusammen, bis dann der Streit die Vielheit der Einzel-
dinge entfalten läßt, worauf schließlich die Liebe wieder alles zu dem göttlichen
Sphairos vereinigt — ein ständig sich erneuernder Prozeß (Diels, Fragmente der
Vorsokratiker I). Vgl. Aristoteles (unter „Gott").
Das Christentum faßt Gott als die Liebe auf und predigt die allgemeine
Menschenliebe ( auch schon die Stoiker, Epiktet, Seneca). — Augustinus definiert
die L. als ein nach Vereinigung strebendes Leben („vita quaedam copulans vel co-
pulare appetens", De trinitate VIII, 10). Das höchste Glück hegt in der Gottesliebe
(1. c. XIII f. ; wie auch Platon, Anselm, Bebnhabd von Clatbvaux, Hugo und
Richard von St. Victob, Eckhabt, Raymünd von Sabunde, Leo Hebbaeus,
N. Taubellus, Campanella, G. Bbuno, Spinoza, Lelbniz, J. Edwabds, Fichte
[Anweisung zum seligen Leben], Chb. Kbause u. a.). Die Scholastiker unter-
scheiden sinnliche („amor sensitivus") und geistige L. („amor intellectivus"), ver-
langende („amor concupiscentiae") und wohlwollende L. („amor benevolentiae"); vgl.
TH0M4.S, Sum. theol. I, 25, 2; 26, 1 f.
Nach Descabtes ist die L. eine physiologisch bedingte Gemütserregung, welche
die Seele zur Vereinigung mit den ihr angemessenen Gegenständen antreibt (Passion,
anim. II, 79; vgl. 82 ff.). Nach Spinoza ist sie eine mit der Vorstellung ihrer Ursache
verknüpfte Freude („laetitia concomitante idea causae externae", Eth. III, prop. XIII,
schol.). Nach Leibnlz ist sie ein Trieb, an dem Glücke einer Person teilzunehmen,
368
die Fronde an diesem Oiftck (Hobt. EmIi II. IL 20, § 4; Oper» ed. «Mmann.
Ahnboh definiert Oka Wot** (Vernunft. Uedanken von Gott . . . 1. f 440). Ka*t
top der „TUtsnlngbrihm" Liebs der Neigung, db er sthisnh nicht hoch
die „praktische" liebe, die „im WiDea Hegt und nicht im Hin* der Emp-
findung". In dieeem Sinne heißt den Sechsten hebe«, „aUs Flucht fegen ihn gern
ausüben". Gott lieben heilt» «nhe Gebote gerne tun* (Krit. <L prahl Vernunft,
Unir.BibL. 8. 100 ff.). Um Pflicht» zu neben, gibt es nicht, wohl eher eine Pflicht
mm titigen Wohlwollen (rgL Grundleg. nv Metaphys. der ritten. 1. Absch.;
phgeJk der Sitten II; Tngendhhre, Bnhdtsmg XI ; TgL Rigorismus). - VgL
«aus*. Die Welt ab Wille u. Vorstellung. IL Bd.. IL 44 (Der Will* nun Üben eis
(trnnd der flesiihlsohmWelny die eine Iflosfcm int» Insnwiii eie tfrM dem Individuum.
der Gattung, der Tebsnosihsllnng dient); L. Fscsmaaca, Den Weaen des
6. K.; TncuCua. Ober de« Wesen der L. 1870; Mjchsxi
liebt, SV A. 1800; DüBOO» Psjuhosjgis der L, 1800; Dasttuj, Psychologie de
l'emoor. 4. ed.. 1001; Hörrwno. Psychologie», & 142. 104; Haasmajrx, Psycho
loe>«. 1011; M. L. St»*«. Mankthsh« Ethik. 1011; W. Böteau. De« liebesieben
in der Nntar. 1808L; Mimouu. Physiologie der U, 1004; O. Wsumon.
Qeeohleeht u. Ckerekter. IIA 1000 (Bimztmbtet, M + W, reliwHnhe und weib-
hohe Flsniints in Jedem Minsesis eiwinigt); 8, Fssvd, Drei Ihsssdrnngsn zur
Sezueltheorie». 1010: Ober Psjuhosnslyss, 1010; 2. A. 1912; hL Roesrnuu Die L..
1018; Fbajou, Die L. als Weltprinzip, 1181; K. K«r. Ober L. n. Ehe»*. 1006;
hi Sussja**. Die L,. 1018. Nach Sonnt«« (Zur PhlnomenoengW and Theorie der
njintiilln«gnflihhn 1018. 68 f.) ist Liebe die „mtentfanele Bewegung, in der eich reo
sgejss, s«g«bi ... i \\. ti, | bsj um fcmsmtsssej - bjsj bntejM W, rhu ■■■■ntJt. lUtf
•st die entgegengeneute Bewegang. Nnoh Bratin» (Ubensforrnen. 1088«. 08. ist
f e*»lw AL* 'aLL 1 - M ■ _ *— - .. ■ . . J *lT«»nt— ntilitili it-M-et -*-- f ■ . ■■iri. n
Mevfev taKmWV IUAsjPOQ •*
Senfe, nicht bloO zu ihren Wertwirkhohketten'' ; Leons, Die drei rknfen der Erotik.
1018; Blühe». Die Rolle der Erotik in der mlrmhVrhan Osnrnschsft I. (Die mann
Liebe (der typus invereus) eehefft die kUonerbünde. den 8u*t); Ksriza
Reimtsgsnuch eine« Philosophen, 1081*; t. Duo, Philosophie der Liebe.
1080. - VgL Selektion. Genie. Ästhetik. Gesetz (A»*dt). Libido. Psycboenalyee.
Mgtjg, intellektuelle Gottee („emor intellectnebe DsT* ist, nech
Sratotx. ein Teil der Liebe, mit der Gott eich «übet hebt. Diese Liebe verschafft
uns die Erkenntnis der Dinge „sub epede seternitetis". eh ewig notwendige
»os der göttlichen Einheit, sn der «neh wir gehören. Diese liebe, die des
Gut iet, ist die Liebe, mit der Gott sich in seinen Modifikationen selbst Bebt (»per«
est infiniti amoris. quo Deum ee ipsum sunt"). Die Liebe zu Gott iet zugleich die
Liebe Gottee zu den Menschen (Eth. V. prop. XV ff.; rgi. schon Acocsmrvs. Soli-
loqu. I. 2; De triniute XIII f.; Jon. Scotts Esitromts, De dirisiooe nsturee 1. 76;
Meister Eckhast. Deutsche Mystiker, hrsg. von F. Pfeiffer, IL 034 f. : Lno Hkkkabts,
DUlogi di smore 1635 u. s.)- VgL Liebe.
liebe, platonische, ist eine nicht sinnliche, rein geistige Liebe ohne
Begehren, insbesondere sber der philosophische Eros, dss Streben nach dem Schauen
und Erkennen des Seienden, der Ideen (s. d.), des Guten und 8oh6nen. des Götthohen.
Der Eros wirkt als geistiger Zeugungstrieb und treibt uns empor ins Reich des Idealen
(Symposion, 178 ff.. 206 E.; RepubL V, 478 L, 605 s; vgl. L. Roms, Le theorie
pistonicienne de l'amour. 1008). VgL L. Ziboleb, Der sbendlind. Rationahsmus
u. oVr Eros. 1005.
Limitation — Logik. 369
Limitation: Einschränkung, Beschränkung. Sie ist nach Kant eine der
Kategorien (s. d.), ist „Realität mit Negation verbunden'" (Krit. d. rein. Vernunft,
2. A., hrsg. von Valentiner, 1906, S. 123). — Limitativ: beschränkend. Limi-
tative oder unendliche Urteile heißen seit Kant Urteile, welche der Form nach
bejahend sind, aber ein negatives Prädikat enthalten (S ist non-P). Sie zeigen an,
daß ein Subjekt außer der Sphäre des Prädikates irgendwo in der unendlichen Sphäre
möglicher Prädikate liegt, die nur in Beziehung auf ein bestimmtes Prädikat beschränkt
wird. Durch den Satz: die Seele ist „nichtsterblich" setze ich die Seele als eins von
der unendlichen Menge Dinge, die übrig bleiben, wenn ich das Sterbliche wegnehme;
dadurch „wird nur die unendliche Sphäre alles Möglichen insoweit beschränkt, daß
das Sterbliche davon abgetrennt und in den übrigen Raum ihres Unifangs die Seele
gesetzt wird" (Krit. d. rein. Vera., S. 90 f.). Vgl. Cohen, Logik, 1902, S. 69 ff.;
J. Keller, Zur Geschichte u. Kritik des unendlichen Urteils, 1876. Das „praedi-
catum infinitum"' unterscheidet schon Wilhelm von Occam vom ,.pr. negativum".
Liingam: In der indischen Philosophie das Merkmal, auch der Phallus,
ferner der innere Mensch, der „feine Leib". Deussen, 60 Upanishads, 1905.
Logik [Aoytxt], logica, von Aöyos, Gedanke, Vernunft) ist (im engeren, die
Erkenntnistheorie ausschließenden Sinne) die Wissenschaft vom „richtigen Denken",
genauer: von den Formen, Bedingungen, Voraussetzungen (Prinzipien), Gesetzen,
Normen, des richtigen, d. h. seiner Idee entsprechenden, zur Erreichung seines Zieles
tauglichen Denkens. Sie entlehnt von der Psychologie des Denkens sowie von den
einzelnen Wissenschaften und deren Geschichte den („phänomenologischen") Tat-
bestand der Denkprozesse und Denkgebilde, geht aber über alle Psychologie hinaus,
da sie nicht das Denken als psychischen Vorgang beschreiben und erklären, sondern
feststellen will, was das richtige (bzw. falsche), theoretisch-zweckmäßige, norm-
mäßige, „ideale" Denken konstituiert, welche typischen Denkformen und Denk-
zusammenhänge theoretisch wertvoll und zweckmäßig, Bedingungen und Mittel
zur Erreichung des reinen Denkziels und daher absolut und allgemein gefordert
sind. Die L. ist eine „normative" Disziplin, insofern sie die von ihr erkannten Formen
des richtigen Denkens (des richtig Gedachten) als Regeln, Normen, Forderungen
aufstellt, nach denen sich alles Denken, welches logisch-zweckmäßig, richtig sein
will, richten muß. Der Erkenntnis der Dinge dient die Logik indirekt dadurch, daß
sie zeigt, welchen formalen Anforderungen die Begriffe, Urteile und Schlüsse der
Einzelnen wie der Wissenschaft genügen müssen, um Anspruch auf Gültigkeit machen
zu dürfen; die „materiale Wahrheit" der Erkenntnis freilich kann auf rein logischem
Wege allein nicht ermittelt werden. Auch kann die L. allein nicht denken lehren;
wohl aber macht sie das Denken bewußter, zeigt konstante Quellen von Irrtümern,
die sie vermeiden lehrt, gibt Mittel zu Beweisen, Widerlegungen an die Hand, läßt
leichter Widersprüche erkennen, Urteile sicherer begründen usw. — kurz, sie gibt
feste Kriterien zur Beurteilung und Vervollkommnung der Denkmethoden an die
Hand, als „Elementarlehre", welche es mit den Elementen des Denkprozesses:
Begriff, Urteil, Schluß zu tun hat, und als „Methodenlehre", welche das allgemeine
und spezielle Verfahren gedankücher Verarbeitung, Begründung, Ordnung und Dar-
legung des Wissensstoffes festlegt, kritisch beurteilt und systematisch zusammenfaßt.
— „Formal" ist die L., insofern sie von dem besonderen Inhalt des Denkens abstra-
hiert und nur die Formen der theoretischen gültigen Verbindung von
Denkinhalten, den Zusammenhang von Geltungseinheiten, die Re-
lationen des Gedachten als solchen betrachtet, ganz unabhängig von dem
Eisler, Handwörterbuch. ,y±
370 Loci*-
Umstand, ob die Penkinhalte JiMÜtit" haben oder nicht.
itn^ müssen dum die logischen Gesetze *pyf Normen für alba, «u Denkinhalt '
kann, e priori euannumeloa gültig eein (a. Deakgeeetae). Ee iet daa Ideal dea .
alle seine Objekte In einen logleobao, tineiüHtdi eitrlgan Zaeai
die nHirrtr1* (e. d.) der uübküiau Wlitlihno.il k* durch db leiieai mehr fort»
tfthrffHtmlt Verwirklichung dbeee Daakwiibae bedingt, der in den Wmwneohaften
•ich betätigt and dornen Fordeningen eben die Logfli ma vollen Bewuftteein bringt
(rgl. Wahrheit).
Ansätze anr Logik finden eich aobon bei den Eleatea (a. d.L Sophisten,
Megarikern (a. Dialektik), bei SoKnaTaa, der auf die Definition (e. d.) und
duktion" (a. d.) Wert legt» imbsonadois bei PLatox, der nach den logieohen Grund-
lagen der Erkeantab dee Seienden foreeht (vgL Idee, Hypothese» ; egL X. Haanta»*.
dessen Umerenohangen spater im „Organen" <■ reiatgi wurden. Seme Logik bt
formal und an der Qrnmmafür orientiert, eetat aber dm Penkformen (TgL Kategorien)
mm Seienden m Bsrbkimg Die L iet »nmntHoh „Analytik* (e. d.), eie betrachtet
die Ebmente den DMkene (Begriff, urteil. Schlaft), beeehiftigt eich aber auch mit
der Deftiathm, Etoteiheeg, dem Beweb (Schriften: KunffUt, /Lfl leaeerfac;
aar jmrnner Aaanssnaa, isai i«, mmer jeoonerecne u. e» aeauM} aeamon in oer
„Philo». Bibl" ; rgL Tnnaoaumntma, i^eMwtelogiDee Artet fiteicao, lftftft; 9. A. Iftftl).
Erna Weiterbildung erfahrt db L. darah die Peripetelftiw Bon—m aad Tanowauurr
(Hypothetische aad diejunktiee Bihlnmsk durch die Stoiker, nach welchen die L.
(hier nemt dar Aaedruek) In Rhetorik und Diah*t»(s. A)eerfal'MDiogen. LsAt \ 1 1
41 f ) und eoa dea sprachlich formaftarten ImiigebtMuiii (A~te) handelt, die
Epikureer (e. Kaoocük, Induktion), manche Skeptiker (a. WahreohetoHchkeit),
GaLsxoa, Ponramnm (a. Attgemeia), Arounve, Smrucrot, Bobtutcs u. e. (vgl.
Pnanru Geaohichte der Logfk bn Ahendtemi, 1866—70.
Im MUtehltor gaben dm Araber den Inoteft aar Uatemeheidung theoretiecher
( Jogioa doceao") und prekti^-aageweadter Logik U. uteaa"). Db eeholaatiache
L. dient hauptsächlich der Kunet dee Arguux mit laaa, dm Bewtbeaa, der Begründung,
Ableitung. Widerlegung, dee richtigen Gebrauche dm Denkene (a Dialektik). Sie hat
ee mit Gedankearhngen („entia rationb*') an tan, mit Begriffen, welche ateh aber
auf die Dinge selbst beamhen (egt Pnantu Geech. dUgfit.lft65.il "I). Etariel
benutatea Werk waren die „ Samara be logbabe" dea Pmot Hizrzjrcs (14ft0 u. 6.).
VgL Wiijl ▼. Occaa, Summa tothm togbec, 1488.
Ohne beeoudeiu Wert iet die tob Prrucs Rama rereoehte Reform der Logik
(„am dbsercndi"), die im eretea Teile ron der „Erfindung** („inveutio argumentorum*),
d. h. Aufsuchung von Gründen (Begriff, Definition), im zweiten („Secunda 1'
vom „Urteil" („iudicium", Ü.. Sehluft, Beweis) handelt (Ineütoitionea dialecticae.
1643). Ein Gegner der arletoteheoh oohobstbchcn Logik iet auch F. Baooa. der den
Wert dee Syllogismus (a. d.) gering schaut und die Induktion (a. d.) ab Methode
wboonouhaf>lhih< r Erkenntaie betont. Lamm will die Schullogik nicht unterechltaen,
bat aber die Idee einer „kombinatorischen Kunet** („ere combinatoria"). einer „all
genieinen Charakteristik' („characteristica universal»"), welche durch einen logischen
Kalkül aus Begriffen und Urteilen ab Daten Wahrheiten ableitet (Opera ed. Erdmann,
86 a, 86 a, 146 b; vgL CotmmaT, La Logique de Leibniz, 1901 ; Opuecubeet fragmento
inedita de L, 1903; E. Cassotn, Leibniz' System. 1902). Beitrage zur Weiterent-
wicklung der L liefern die Logik von Port -Royal (Logique, ou l'art de penser. 1664),
Logik. 371
Geueincx (Logica, 1689), Chr. Wolff (Philosophia rationalis sive Logica, 1728),
Reusch (Systema logicum, 1734), H. S. Reimarus (Vemunftlehre, 1756; 5. A. 1790),
Crusius (Weg zur Gewißheit, 1747), Tschtrnhausen (Medicina mentis, 1687),
Ploucquet, der von einem „logischen Kalkül" spricht (Sammlung von Schriften,
welche den log. Kalkül des Hr. Prof. P. betreffen, hrsg. 1766), Lambert (Neues
Organon, 1764; Logische u. philos. Abhandlungen, hrsg. 1782), Condillac (Logique,
1781), Sal. Matmon (Versuch einer neuen Logik, 1794; 2. A. 1912), Bardili (Grund-
riß d. Logik, 1800; das Denken als objektives Weltprinzip und als subjektives Denken,
welches eine Art Rechnen ist) u. a.
Neben anderen Richtungen ist es hauptsächlich eine rein formale („formalistische")
Logik, die lange Zeit zur Geltung kommt und, wenn auch mit manchen Modifikationen
und Fortschritten im einzelnen, sich erhält. So ist nach Kant — der noch daneben
eine neue Art der Logik begründet (s. unten) — die allgemeine Logik die Wissenschaft
von der bloßen Form des Denkens überhaupt (Logik, S. 4 ff.), der „Verstandesregeln
überhaupt". Sie abstrahiert von allem Inhalt der Verstandeserkenntnis und der
Verschiedenheit ihrer Gegenstände und hat mit nichts als der „bloßen Form des
Denkens" zu tun. Sie betrachtet nur die „logische Form im Verhältnisse der
Erkenntnisse aufeinander". Sie hat es als „reine" Logik nur mit „Prinzipien a priori"
zu tun, ist nicht empirisch und schöpft nichts aus der Psychologie (Krit. d. rein.
Vernunft, S. 77 ff.). Nach Herbart ist die L. ebenfalls eine normative Wissenschaft
von den Formen des Denkens, von „Verhältnissen des Gedachten, des Inhalts unserer
Vorstellungen". Sie ignoriert alles Psychologische, beschäftigt sich nicht mit dem
„Aktus des Vorstellens", sondern mit dem, was vorgestellt wird, mit den „Formen
der möglichen Verknüpfung des Gedachten", welche das Gedachte selbst nach seiner
Beschaffenheit zuläßt (Psychol. als Wissenschaft II, 1824/25, §119; Lehrb. zur
Einleit. in d. Philos., § 35; Hauptpunkte der Logik, 1808, S. 103; vgl. Drobisch,
Neue Darstellung der Logik5, 1887; Allxhn, Antibarbarus Logicus, 1850, u. a.).
Die Unabhängigkeit der L. von der Psychologie (s. Psychologismus) bzw. des
logisch Gültigen vom subjektiven Denkvorgange betont ferner B. Bolzano, der in
neuester Zeit erst zur Geltung gekommen ist (Wissenschaftslehre, 1837; s. Satz).
Der Hauptvertreter der „reinen" \md antipsychologischen L. ist E. Husserl. Die
L. ist eine formale, demonstrative, apriorische Wissenschaft als Grundlage wissen-
schaftlicher Erkenntnis. Sie hat es nicht mit Denkakten zu tun, sondern mit „ob-
jektiven Geltungseinheiten", idealen Bedeutungen und Möglichkeiten, welche zeitlos,
unabhängig vom Denkerlebnis gelten (s. Wahrheit). Die L. ist unabhängig von aller
Psychologie, es geht ihr aber, zur eindeutigen Bestimmung ihrer Begriffe und Aus-
drücke, eine deskriptive „Phänomenologie" (s. d.) voran (Logische Untersuchungen I,
1900 f., 1913 2, Ideen zu einer reinen Phänomenologie, 1913). Die Unabhängigkeit
der L. von der Psychologie betonen auch Lotze (Logik2, 1881; 2. A. 1912), Windel-
band, nach welchem die L. „Urteilslehre" ist (Die Philos. im Beginn des 20. Jahr-
hunderts I, 169 ff.; vgl. Präludien3, 1907, S. 344), Rickert, Külpe, Riebx (Die
Kultur der Gegenwart I, 6, 76 ff. ; Beitr. zur L.2, 1912), in anderer Weise Maticeviö
(Zur Grundleg. der Logik, 1909) u. a. — Nach Driesch ist die L. ein System von all-
gemeinverbindlichen Forderungen, welche das Gegebene ordnen sollen (vgl. Ordnungs-
lehre, 1912). Nach B. Erdmann ist die L. „die allgemeine Wissenschaft von den
Arten und der Geltung der Urteilsoperationen, d. i. den formalen Voraussetzungen,
die allem wissenschaftlichen Denken zugrunde liegen". Sie erprobt die Gültigkeit
des Denkens, indem sie es an ihm selbst betätigt (Logik I2, 1907, 24 ff.). — Nach
G. Iteeson ist die L. die Lehre von den Gegenständen des Denkens (Rev. de met., 1904).
24*
372 Locik.
fwtoohtll
L .n.sslttitort.e Standpunkt nhM ein Faxen (I
Logik, 1811; S.A. 1887h Ummo (System «kr Logik». 1882).
in der L, ein» iiormatJTO Dtoriphn rihtfafc— . 8o fußt n*ch SwwAeT die L.
dar iyutedogto. toi aber «in« ninrnativtaetologtorhe .JLonetfehrc dee Denkene".
>dto^Kitowtond>iwnhw«ltoBfcwMwlMtoliniiiwiU(l4»tikl\188>ti.A.1911).
X»rh Wojtot hat die L. ..Rechenschaft tu geben w
«eiche bei der WlIiiHiBBeg der Wahrheit wirkaam etodw.
der Ctadankentouf eich eoUatohen ooU, itimH er an riekthjea Erkaeartstoean führe,
stoeu«ittdtoilhjiiiilBg4lttg«n laagoan für die TwjeJrm iihcmk Die formale L toi «In
Tau der ..tiki— leidieii" toi weitern Same (Logik*. 1906-4*
HÜ der iiifuhnlnghubie verbindet A Mnixono die „meaaitseaat kennt
(e. d.) nmeiiblwejieihi (Untere, t. OigsosUetolemrii, 180«, 8. Sl «.).
(Bitnaang dee „lminieMi"k Die reine Logik tot
raiohe hl
mmlilhrtillii «wi fwrhtenf» der Begriffe, Urteile and
rkonninto der rwiihpgsisailiehi aaaflhiiir (Die
1808. & 108; Einfluß Botoaoos).
rundlaga hat die L. nach Bnma (1
188t), J. 8r. Mim weicher die Induktion (e. d.) und die Methoasatohrs betont
die I* ato ..Waeamooheft von den ve
Briden* dienen", derbem (I
1843. 9. ed. 1878; deutsch 1889, 4. A. 1874 von Schiel. 188t von (Jompers). A. Bai*
(Logic, 1870) n. a.. P. Bbjuttaxo. A Mabty. F. HnimifD, Um (<
der Logik, 1898, 1918). Hmun(<
1 A. 1908k Srömi (Leitfaden der Logik, 1908; Lahrboch der Logik, 1910) u. a,
Nach Jaacaauei tot die L (die Lehre reden ..illoamitoiB BHane^gandmriohtigon
)payianTe^anmnndbiooae>chM
OOBe? eapVaOVBBeOOV UGQVTjFJfj, mB» BJn9> tu VBwF'f toi.
bewahrte Erfahrung in toder einatmen Eriahrung enthalten tot" (Die
1906; Eintoit kt die Philo*. V 1989; Dar krtotoohe Idealtomus u. die reine Logik, 1906).
Ptynhoingtouh fondtort und ^ineUnmental". Mpragnmttooh" (s. <L\ tot die L nach
Dawar (Sendern kt Logfeal Thoory. 1908k F. C. &
halt aUee Dankene durch Zwaeke, Internaten, dank den Witten betont (1
deutech 1911: Formal Logic, 1918k NianaoM, Vainraoam o. n, (s.
Die ..symboltoche". mathematische Logik (..togjeoker
MLogtotik") «teilt die Rslsttooun dar Begriffe und Urteile kt Form niatheeaattocher
Funktionen und Oliiuhungiia dar (vgL aokon Leibnto. Lambert). Zu nennen sind hier
Maimox. O. Boom (The Methemetfeal Analyau of Logic, 1847k Javoxs (Pure Logic,
1864: The Substitut«** of Sfanilars, 1869k kfa Ootx, Vm (Symbol» Logic, 1881k
Pkaoock, Ds Moboax, W. R. Haboltox, Pmnon, Pxaxo. Dtxnoxcr (Logiqae sigo-
rithmique, 1877; rgL Eaaai de Logique ootontifique, 1865k B. Roasmu. (The Principe»
of Methamattoe L 1903k Coütübat (Die phikw. Prinzipien der Mathematik, 1906).
H. Ontwunw, E. ScanöDan (Vorlegungen über die Algebra der Logik, 1890 ff.:
Abriß der Algebra der Logik, 1909 f.) u. a, (VgL Jakotbxxo. Bericht Über den
III intern. Kongreß f. Philo«., 1909; WtnrDT. Logik II: der Algorithmue nur ato
Darstellung, nicht ato beaondere Richtung oder Methode der Logik, die nicht auf
Mathematik — welche selbst schon angewandte Logik tot — zurückzuführen tot.)
Logik. 373
Eine erkenntnistheoretische „transzendentale'' Logik begründet Kant. Sie ist
die „Wissenschaft des reinen Verstandes und Vernunfterkenntnisses, dadurch wir
Gegenstände völlig a priori denken", eine Wissenschaft, welche den Ursprung, den
Umfang und die objektive Gültigkeit solcher Erkenntnisse bestimmt. Sie hat es mit
den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft zu tun, sofern sie auf Gegenstände
a priori bezogen werden. Sie besteht aus der transzendentalen Analytik (s. d.), welche
„die Elemente der reinen Verstandeserkenntnis vorträgt und die Prinzipien, ohne
welche überall kein Gegenstand gedacht werden kann", und aus der transzendentalen
Dialektik (s. d.; Krit. d. rein. Vern., S. 80 ff.). Nach Fichte, der in der „gemeinen
Logik" keine wahre Wissenschaft erblickt, wird daraus eine „Wissenschaftslehre"
(.«. d.), welche das Sein aus Denksetzungen ableitet (vgl. Über das Verhältnis der
Logik zur Philosophie oder transzendentale Logik, 1812). Bei Hegel, der ebenfalls
die formale Logik geringschätzt, wird die Logik zur Ontologie (s. d.), zur Metaphysik,
zur „Wissenschaft der Dinge in Gedanken gefaßt". Die L. ist die Wissenschaft vom
Logos, von der Vernunft der Dinge, vom „Gedanken, insofern er ebensosehr die Sache
an sich selbst ist", von der Wahrheit an sich, von der „Idee" (s. d.) im abstrakten
Element des Denkens (s. Dialektik). Die L. stellt die innerliche Notwendigkeit in
der Entfaltung des Gedankengehaltes, der eins mit dem Objektiven vmd dessen
Formen ist, dar. Sie gliedert sich in die Lehre vom Sein, vom Wesen, vom Begriff
und von der Idee, oder in die objektive und subjektive Logik (Wissenschaft der Logik,
1812—16; Enzyklopädie, 3. A. 1830; 1905 in der „Philos. Bibl."; vgl. K. Rosenkranz,
Wissenschaft der logischen Idee, 1858; K. Fischer, System d. Logik u. Metaphysik,
1852; 3. A. 1909). — Als Erkenntnislehre begründet die Logik Cohen. Die L. ist „Logik
des Ursprungs", indem sie die Realität (s. d.) aus dem durch Denken Gesetzten ab-
leitet. Sie ist eine apriorische, transzendentale „Logik der mathematischen Natur-
wissenschaft", welche die Grundlegungen zur Erkenntnis des Seienden und zum
Seienden als Denkerzeugnis selbst darlegt, als „Logik des Idealismus". Sie ist formal
und sachlich zugleich, ist zugleich die Metaphysik. „Die Logik des Urteils erzeugt
formal aus dem Urteil die Kategorien, als die reinen Erkenntnisse. Diese aber sind
die Sachen, welche den Inhalt und Gehalt vornehmlich der mathematischen Natur-
wissenschaft ausmachen. Das formale Urteil erzeugt diese sachlichen Grundlagen,
als die Voraussetzungen der Wissenschaft" (Logik der reinen Erkenntnis, 1902, S. 12 ff.,
501 ff.). Nach Natorp hat die L. die „möglichen Relationen des Gedachten syste-
matisch zu entwickeln" (Logik, 1910; Die logischen Grundlagen der exakten Wissen-
schaften, 1910). — Erkenntnistheoretischen Charakter hat die L. auch bei Mapmon,
Schuppe (Erkenntnistheoretische Logik, 1878; Grundriß der Erkenntnistheorie u.
Logik, 1894; 2. A. 1910), Uphues (Grundzüge der Erkenntnistheorie, 1901; Zur
Krisis in der Logik, 1903; Erkenntnistheoretische Logik, 1909), M. Palagyi (Die
Logik auf dem Scheidewege, 1903), z. T. auch bei Bradley (The Principles of Logic,
1883), Dühbino (L., 1905) u. a. — Vgl. De Crousaz, Logique, 1725; Twestex.
Logik, 1825; Bachmann, System der L„ 1828; Troxler, Logik, 1829; Chr. Krause,
Grundriß der historischen Logik, 1803; 2. A. 1896; Vorles. über synthetische Logik,
hrsg. 1884; Trendelenburg, Logische Untersuchungen, 1840; 3. A. 1870; Prantl,
Die Bedeutung der Logik, 1849; Reformgedanken zur L., 1875; F. A. Lange,
Logische Studien, 1877; 2. A. 1894; W. Hamilton, Lectures on Metaphysics and
Logic, 1859 f., 1865 f.; Reichlin-Meldegg, System der L., 1870; J.Bergmann,
Reine Logik, 1879; Die Grundprobleme der Logik, 2. A. 1895; Masaryk, Versuch
einer konkreten Logik, 1887; Höfler (mit Meinong), Logik, 1890; Grundlehren der
L., 1890; 3. A. 1904; A. Ganser, Das Weltprinzip u. die transzendentale Logik, 1897;
3?} Logik der Gefühle — Lofli
A. Mabtt. Unterem*, «nr 8prechphibsopbte I. 1906t H. Goimnu. Zur Psychologie
der logischen Oronduteechen. 1897; Haosmaxx. Logik und Nootik, 8. A. 1909;
renn. Grundlagen dar Logü^ Erkenntemlehre. 1909; EnsykJopidb der philo*.
Wbsenechaften, hrsg. von A. Rage. 1: Logik, 1912; Vaimixqe*, Die Philoeopkie
dee AleOb. 1911; Pkbcb. Städte* in Logic. ISO; BosAXqixT. Logic, 1889;
Pauulav, La Logiqae de b oonUndbthm, 1911 ; A. Fba*ck. Eeqitisee d'une kietoir«
de U Logiqae. 1888; F. Homuyi, Grand», e. Clwohlekei des Begrub der Logik
in Deoteeklend von Kant bei Boeder. 1861 ; P**jm* Geeobiekle der Logik im Abend
bade, 4 Bde., 1858-70; Bd. IL 8. A. 1885; L Lumo, Leo Logbbna Angisis contem
poreine, 1878; deutsch, 1 A. 1888; Hamm. Omibinbli der Logik, 1880; Rasob,
Logik, 1895; Enua. Ibmiooi der Logik*. 1910; Fiiihmi-Mm, Wiesen
scheft u. Wbkhohkeit. 1918. 8. 19 0. („Logik ietein Gebiet not
M Uxx, Dee Problem
1918; E. J. Hamiltox. Erkennen u.
1911; A. Stahle*. Logik, 1919; 8n*A»MAX, The Development of sym
hohe Logik. 1908; A. Stnowicx, The Apphootion of Logic. 1910; Bauiwix, De*
Denken and die Dinge, 1908—10; Cfcnoarro*. lutrodueeory Logt«, 1898; C. Read.
Logfe«. 1908; Joycb, Principle* of L.. 1908; P. Comrr. The Sdence of Logic. 1912;
C. Mnan. A new L. 1912; B. Onoc«, Lmeimenti dJanabgb*'. 1909; A. Doaura.
•wOflUL MB GOmeY JnwP t ** SnUVeVMMeneVA Be%C» :
1912 £ WLOfWWUAJkM&t v/ O^MFeVOOBttSflMnl IST mOCIB QBC ViQflQQ*
wert, II.. 1918 (L ist die ..lohn von den f« mobil OinMwn and ltttteb bsv.
Bedingnngen dee Qodankoneuotsusohs" ) ■ (.wr. GrundriB der Logik, 1918; Mooo.
Logik, Psyimobgte and Pijthriingbmii. 1990; R. MüiXem-FBSUvraLe, Iirationab*
dm, Umrkne ebne Erkennt»**!****, 1988 (stellt dem „r*t*rrlT Erkennen** mehmie
Formen des „irrrionabn" Erkeonene gegenüber); P. fkouxxn, Logik für I
bäte, 1981; D***., Untersuchungen fiber normatives and nicht normative* Denken,
Dte*. 1914; Lauflrr. Dee Probbm der Geltung, 1980«; Hoxnc&n
bgtk and Denklogik. 1981. - VgL Erheantabtheorb. Urteil, Denken.
Pfatektür Ps vchologbmoe,W*hrheit, Fiktion, lfalhomslifr. Wbeenechefubhre, Schlaft.
Logik der Ctofftkle and dee Willen.: Über die durch Gefüllte and
Wiltenetondensen lw dingten Bunt m'snrinngen, Urteile, Schlüsse, beer, über den
inneren, bgbohen Zuseamenhang ■ wloubei WoDangen selbst. Ober Willenekonee-
quenten vgL RreoT. Logiqae dee sen Omenta, 1905; H. Mais*. Psychologie de* emo-
tionalen Denken», 1906; Lars, Vom Fühlen. Denken and Wollen«. K. 11; Lato,
Logiqae de b volonte, 1908. - Ober db eotbb Logik vgL Soziologie (Tabob).
Logik der TtteMkei („objektive Logik"): db Vernunft im Seienden;
db logbohe Grandbge dee Tstsichlichen (Liebhax* a. *.).
Logisch (^4»/«<k): ine Gebiet der Logik feilend; dem Denken engebong,
den Denkxueemmenheng betreffend, das Gebiet gedenkhoher, idealer Geltungen
betreffend; den logischen Genomen, den Drnknonnen gemäß, vrrnunftgemeft, von
gedenklieber Konsequenz, richtig gefolgert.
Logismm* (JtoyiOf6e): 1. Schluftverf ehren, Schluß; 2. Standpunkt, nach
welchem da* Sein logisch, vernünftig. Vernunft ist; 3. Betonung des rein Logischen,
der idealen Geltungen, de* vom Psychologischen unabhängigen Gelten* der Denk-
inhalte. VgL Psychologismus, Logik, Wahrheit, Panbgbmue.
Logistik — Lokalisation. 375
Logistik s. Logik (symbolische).
JLogizität: logischer Charakter, logische Richtigkeit. — Logizismus:
1. Auffassung der Axiome (s. d.) als Postulate des Denkens; 2. die Neigung, psychische
Vorgänge als logische Akte (Urteile) aufzufassen (Brentano u. a.).
IiOgomachie (Aöyos, fiä.%rj): Wortstreit, Polemik gegen etwas, von dem
man nur dem Ausdrucke nach abweicht.
Logos {Aöyos): Wort, Rede, Gedanke, Begriff, Vernunft, Sinn, Denkgehalt.
Im engeren Sinn: schöpferisches Denken, göttlicher, zeitloser Gedanke, schöpferische
Weltvernunft, Idee.
Ansätze zur Logos-Lehre finden sich schon im Rig-Veda, Zendavesta
(„honover"), Bibel (das Wort Gottes bei der Schöpfung). Vom Aöyos als der alles
durchdringenden Weltvernunft, welche zugleich das ewige Weltgesetz ist, spricht
zuerst ff™ akt, tt (rot> Aöyov xov 8' lövtos alet. — yiyvofievcov yap nävziov xarä vbv
Aöyov, Fragm. 2; vgl. Sextus Empir., Adv. Mathem. VII, 132; Diels, Fragmente
der Vorsokratiker2, 1906). Aristoteles unterscheidet den innerlichen vom geäußerten
Gedanken (<5 £oa> Aöyos — o i§o Aöyos, Anal. post. I 10, 76 b 24). Die Stoiker
setzen dafür den Unterschied von A.öyos ivöiäd-etos und A. nooyogixös (Sext. Empir.,
Pyrrhon. hypotyp. I, 65). Das alles beherrschende Schicksal (s. d.) ist zugleich Logos,
alles durchdringende und leitende Weltvernunft, welche durch die „samenhaften
Gedanken" (Aöyoi ojiepfiauy.ot) in den Dingen wirkt (vgl. Diogen. Laert. VII, 149,
157). Besondere Bedeutung gewinnt aber 'die Logos-Lehre des Phtlon ( Judaeus).
Der Logos ist die ewig bei Gott wohnende Vernunftkraft, der „erste Sohn" Gottes
(7tpo)Töyovos, der „zweite Gott" (Sevtspos Osös), der Mittler zwischen Gott und
Mensch. Er ist das Wort und der ewige Gedanke (Ivvoia) Gottes, der die Welt ge-
schaffen hat, sie durchdringt und zusammenhält, der Ort der „Ideen", die oberste
Idee (Opera ed. L. Cohn et P. Wendland, 1896 ff.; Werke, deutsch 1909 f.). Der
Neuplatonismus läßt aus dem göttlichen Einen den „Geist" (vovs) hervorgehen.
Das Christentum faßt (im Johannesevangelium I, 1) den Logos persönlich, als
fleischgewordenes, schöpferisches Wort Gottes, das von Ewigkeit bei ihm war, als
Sohn Gottes auf, der in der späteren Lehre zur zweiten göttlichen Person wird. —
Vgl. Düncker, Zur Geschichte der christlichen Logoslehre, 1848; Heinze, Die Lehre
vom L. in der griechischen Philosophie, 1872; A. Aall, Geschichte der Logosidee in
der griechischen Philosophie, 1896 — 99; Dattb, Über den Logos, in: Studien u.
Kritiken, 1833, H. II; P. Cabtjs, Philosophie als Wissenschaft, 1911; Th. Simon,
Der L., 1902. — Vgl. Vernunft, Denken, Idee, Logik (Hegel), Kultur.
Tjokalisation ist (psychologisch) der Prozeß, durch welchen Empfindungen
an eine Stelle des Leibes verlegt werden, bzw. diese Verlegung selbst, die zum Teil
ursprünglicher Art ist, zum Teil erst gelernt, geübt wird und auf Assoziation (eines
Tasteindrucks mit einer Gesichtsvorstellung) beruht. Das Unmittelbare in der L.
beruht auf Lokalzeichen (s. d.); die Verlegung einer Empfindungsqualität an einen
Punkt des den Leib umgebenden Raumes heißt Externalisation (vgl. Jodl,
Lehrbuch d. Psychol., 1909, I3, 247). Externalisiert werden Gehörs- und Gesichts-
empfindungen (s. Projektion). Lokationsmotiv nennt man (nach E. Ackerknecht,
Die Theorie der Lokalzeichen, 1904) das die Lokalisation auslösende Moment. Die
Lokalisation wird teils auf Assoziation zurückgeführt (Bain, Volkmann, Lehrb. d.
Psychol., II4, 1894 f., 7 ff., u. a.), teils als etwas Ursprüngliches betrachtet (Külpe,
Grundr. d. Psychol., 1893, S. 388 ff . u. a.). Vgl. Descartes, Princip. philos., I, 67;
;J7», Loksüsatton Lumen
IV. 196; Jamob, Princ of lajcaaiOBj. 1890. II K IT. Wow. «Irundr. d. Peyckol.1.
190t & IM; <tai*. <t. pnj*. P*ycboL. 1901, II». 499 ff. - Vgl Tastsinn. Raum.
Projektion.
1/okaliontioH tat (phvsiologieck) die Zuordnung bestimmter OMkecher
Foakthmoa sa lastimmU o, makr adw woaJgot tost o— ohrmkoamn Pnrtfca des Osakas,
Erster Versuch <j aus I'hrSBtttogk Nimidiaga wird die L, besondere durch die
Fbttstelhmgea der Psthologk gafmdul (Krocs). VgL TacaBBMAS, Die Phraktogie
den Osakas (in Naget Haadb, d. Phy«. des Memcaen. 1905); r. Monakow. Ober
I^haheotkn der Hlinlaakiesasa, 1910; Dm. Neue (iMioatenankm in der frage
nach der Lnkaaaatio« im Orothirn. 1911. Die Inkahaatirm Im Ornaalii ; Ltarv
l«ycfc., «X ItU; Pomuttm. Die peychieckeu Störungen dorch KopeaohoB
im Kriege I. 1917; Jasraas, ABgsm. i>okoa«»«oktk. 1990. 8. 940 f.- Vgl Ssemo
Soroeke.
I okaJael>»*a keifte« die mit den amutTodaama 4m Test- and Ikeichte
Die Theorie der L hat Lora begründet (Mutliims «■ PayckoL. 1981, 8. IM«.).
Neck Bwumoun eiad sk die „Momente in der lrmufaidmia, dmrk ««loh» wir die
fieliif «mar SssBe roo der euer tbrigen niitwaoooftsa. tmehemngig von der Qnon
Uüi «ad Quslnat der Km|rfindang. ober deren nakere IhsinBfteabjil wir |edock
eichte wieeen" (Phyeiol Optik, & 699. 797; 9. A. 19091.. Vortrlge u. Reden. I«.
1909,999,994). Noch Wtnrnr hoogeo die l^itikwirken wekrs. kakJkk ron den roo
Punkt so Punkt wenfcerlnden 8tr«ktow ksatomlkkkc.ite« der Hoot ob. Ans der
Die Jurnndesoa" L. btotehon «oo lokmVn Emp-
tMmioniniiihigni (Unk, d. pbya. PsyckoL.
1903, 499 ff.; Onmdr. d. PeyokoL, 1902 • > Vgl R. (üub. Phikw, Monats
hoffte. 1M5; Hörrowo, Psytmokgk'. I 1906; Urn, Groadtobmohoo
den Seeknktcna, 1889, 8.47911.; KCltb. Grundr. d. PtychoL, 1899, 8.9-
K. Acanajuracwr. Die Theorie der Loknbwichen. 1904; A. Micaurr«, Lee
regionaux. 1906. — Vgl Raum.
l.nk«)Hl« heiQt ein Altindiechea Systrm des MAteriabsmue, der
des Jenseits, des Spottes ober Vedagkobcn aad Opfer. VgL Oldbkbbbo. Die i
Philosophie, 99. in ..Kultur der Gegenwart" I, 6.
Lmgaer (**re,e>eee*) heiBi ein dem Kübcuubs von
TrugackluB. Wer ein Lügner kt und erklart: ich lag« jeut, kt der ein Lagner oder
nicht? („Si dkm, te mentiri, isiomnai dkm, meotirie; dkm entern, te menürv
vrrumque die»; mentkk igitar"; Cicbbo. Aced. aasest. IV, 99, 90). Oder: Efunnoa
von Kreta aa*t: .\lle Kreteneer lege«. Ahn lagt er. Aleo sagt er die Wahrkeit. Also
eind alle Kreteneer Logner. Ab» auch Fframaniiki Also logt er (vgl Diogeo.
Laatt. VU. 119; Amstotbxbs. De eopkkt, elenck. 25. 160s 96; Cicaac, De
divinationc LI. 4). VgL Wskrbeit.
I.ullitrhe Könnt a. Ars msgns.
Immen naturales natüriiebee Licht, natürliche«, uraprüngtiokee, eng«
borenes, dem Menschen von Gott rerhehenes Eikenntaisreratögen. Vom „natura
lumen" spricht achon Cicbbo (TnocoL dJopnt. III. 1. 2) Nach Aoorjsrnrrjs ist die
eingeborene Vernonlt daa „Licht der Seele '. Thomas unterscheidet dss „1. naturale"
Lust — Magie. 377
vom „1. supernaturale", von der durch die Offenbarung bewirkten Einsieht; er spricht
vom „1. rationis", durch welches wir die Prinzipien der Dinge einsehen (De veritate 11).
Nach Descartes ist alles, was wir durch das „natürliche Licht" klar und deutüch
einsehen, absolut gewiß und wahr (Meditat. III; Princip. philos. I, 30; Respons. ad IL
obiection. ; Regulae ad dircctionem ingenii; Inquisitio veritatis per lumen naturale,
in: Opera posthuma, 1701). Nach Paschal beruht die mathematische Erkenntnis
auf dem „natürlichen Licht" (Pensees, 1669 u. ö.). Vgl. Leibniz, Nouv. Essais I,
K. 1, § 21; E. Sardemann, Ursprung und Entwicklung der Lehre vom lumen
rationis . . ., 1902.
Lust (fjöovi,, voluptas) ist eine der Grundrichtungen des Gefühls (s. d.). Sie
ist ein positiver Zustand, nicht bloß durch Abwesenheit von Unlust bedingt, also
nichts Negatives, nicht bloß Mangel oder Aufhören einer Unlust (wie Schopenhauer,
Parerga II, § 150, meint), sondern an bestimmte Empfindungen, Vorstellungen,
Erregungen, Betätigungen geknüpft. Sinnliche L. ist Lust, die sich an Empfindungen
und Triebe knüpft, im Unterschiede von den Lustgefühlen, die durch Vorstellungen,
Gedanken, Urteile usw. ausgelöst wird. Die ästhetische Lust ist reine.«, vom Begehren
freies Gefühl, ist Lust am Schauen und Schauensinhalt als solchen, nicht Lust zu
etwas. Die L. gehört zu den Triebfedern des Handelns, ist aber nicht immer wie der
Hedonismus (s. d.) meint, das Ziel des Wollens und Handelns. Vgl. E. v. Hartmann".
Philosophie des Unbewußten3, 1869, S. 544 ff.; 10. A. 1890; Düboc, Die L. als sozial-
ethisches Entwicklungsprinzip, 1900; Cohen, Ästhetik des reinen Gefühls, 1912;
O. Neükath, Das Problem des Lustmaximums, Jahrbuch d. Philos. Gesellschaft
zu Wien, 1912; A. Schwab, Der Wille zur Lust2, 1921. — Psychologisch wird
die Lust (mit Unlust) entweder als das Grundelernent aller höheren Gefühle und
Affekte aufgefaßt oder nur als Teilerscheinung bei Trieb und Willensregungen (Lipps).
Sie wird in Zusammenhang gebracht mit motorischen Erscheinungen (Ribot, Münster -
berg u. a.). — Vgl. Eudämonismus, Glück, Utilitarismus, Motiv, Optimismus,
Ästhetik, Gefühl, Affekt usw.
M.
M: l. Zeichen für den Mittelbegriff (s. d.) eines Schlusses; 2. Zeichen für die
Umstellung der Prämissen („metathesis praemissorum") in einem Schlüsse (vgl. Prantl,
Gesch. d. Logik II, 1855, 274 ff.; III, 48 f.).
Macht: Wille zur M., s. Wille (Nietzsche).
Mäeutik (Maieutik, uaievtixt], Hebammenkunst) nennt Soblrates sein
Verfahren, durch Gespräch, Fragen, Zusammendenken (s. Dialektik) Erkenntnis zu
entbinden, auszulösen, aus der bloßen Potenz in die Wirklichkeit zu erheben (vgl.
Platon, Theaetet 149 B ff.; 210 B f.).
Magie (von den medischen „Magiern"); der Inbegriff magischer, höherer
Fähigkeiten, Prozeduren und Kenntnisse, die sich auf Wahrsagerei, Traumdeuterei,
Astrologie, Zauberei, Geisterbeschwörung u. dgl. beziehen. — Unter „natürlicher M."
(magica naturalis) ist zum Teil eine technische Anwendung der Naturwissenschaft zu
verstehen (F. Bacon, De dignitate et augmentis scientiarum III, 5). Statjdenmaier,
Die Magie als experim. Naturwissenschaft, 1912. — Vgl. Agrippa von Nettesheim,
Magische Werke, 1855/56; J. B. Porta, Magiae naturalis libri XX, 1561, 1689;
■M*
Y Habtmaioi. Die weile u. schwane Magie*, o. J.; fJorarnum, Dee magische Geistes
leben. 1866; Kiwbwwtkb. Geschichte dee OhbirttmmiM», 1909; Wovor. Völker-
Psychologie. IV*. 1911 f.; A. Lbmmax». AberflMbe «ad Zauberei. 1898. Magi*
Idealismus heifit bei Dmmoo (Von Jenseits der Seele, 1917«) die Weltanschauung,
/4nen mttf __-_jyf_^ly|l|y«Lu|_u| V^B^nswkmawmMweune^maM rn.it 4 i lm. i ie*axri swewaee ■r^swjanmB^BmmBaaTsng msBte/ennanasmfi
und vom primitiven Damcneuglaaben bie cur modeemni Theosophie, Anthroposophie
Migwidi oder arabisch nennt SronoLB» (Unter* d. Abendlendee. 1917) eine
Kulutr. die er «wischen die antike «od die Jhmtimbt* «ineebetbi. - Vgl Kabbais.
Idealismus (Xovaus).
t im Newboddhismu* (s, d.)
der el> IVedUut des Schi« B-
VgL Termins*. A msi<
s. Makrokosmos Neeb 8rweau»(Peterfif d. Ab— dl
SS8) iet Mskroknemo. der Inbegriff euer Symbole (e. d.) in beeng auf eine ßeebv
n nlthii«inni«tnu« •. Entwicklung (Dabwi* u. *.). Den HsJthusisnismu*
im iMrwinismus bekämpft R, GoumcMmn (Höherentwicklung und Menerben-
obonomir 1. 191 1 ; Darwin . . .. 1909). Vgl L Bbubtabo. Die Halthusschr Üben, 1909.
Winnie (Xeutr.): im VedenU Zentreiorgnn der boddbi indriylni, wie der
karm^indrirAni, den Vermögen der Wehrnebmnng (Dbcssb*. 80 Upsjisihads, 1906.
lueiet jedoch das Organ der Wunsche, der bewufite Wille (Dsanmam, Ebde
m
im« beifit d» ron dem Pereer Moni f Hanes, JfsVse) begrtodete
Lehre vom Kampfe sweier Wcltpfinripien: dee guten Iichtweeene n
böean Hecht der Finsternis. Km eoleber Kampf wmhet in der geneen Welt, euch
zwischen iwei Seelen im Minntim findet er statt. Vgl G. FlCobx, Mani und eeine
Lehre, 1862; A. Garrum, Dee System dee Mmtkhnebunue, 1875; Kbmlbb, Forechnngen
Ober dm manich. Rebgioo I, 1889.
Maate (j»«e/«, Webneinn) bedeutet psychiatrisch obm Art der Peycbaee, der
geistigiin Erkrankung, und besteht in einem Weobeel ron Erregung (Exaltation).
ebohweber" Art. Vgl Kbabtsuk. Psychologie I*. 1909; Hnjum, Die Gremwimrn
echeiten der Psycbolog*. 1902; Jastkbs, Allgera. Piyrliopetbologir. 1930*. 340.
Jlnriinman s. Geschichte, Soziologie.
ÄM»e iet, ph>TukeÜech-chemiech. 1. dm Menge dm* Meter» in einem Körper.
2. dm Gröfie dee Widerstandes, dm ein Körper gegenüber bewegead-beeobJmmbmnden
Kriften leietet; ein brechleunigungabeetimmendee Minimal der Korper (Mach).
Gemäß dem 8eUe von der Erhaltung der Maeae bleibt in allen VVrandernngen
die Marne (btw. das mit ihr nicht identische Gewicht: Lavoisieb) konstant. Nach
neoeeten Anschauungen (Abraham. Lobbxtz. Labmob u. a.) ist die mechanisch«-
von der elektromagnetischen »Marne" abhängig, ron der Entfernung der „Emktroncn ' '
voneinander und deren Geschwindigkeit (vgL Abraham. Theorie der Elektrizität.
1907/08; H. A. Lobshtz. The Theory of Electron», 1909). VgL Leibvu, Haupt-
Masse — Materialismus. 379
Schriften I, 204 f., 267 ff.; II, 291 ff. (M. « Größe der Widerstandskraft); Hertz,
Prinzipien der Mechanik, 1894, S. 30 ff.; Wundt, Logik II3, 1907; Ostwald, Grundr.
d. Naturphilos., S. 147 (M. = „Kapazität für Bewegungsenergie"; F. Enriques,
Probleme der Wissenschaft, 1910; F. Auerbach, Die Grundbegriffe der modernen
Naturlehre2, 1906; Le Bon, Die Entwicklung der Materie, 1909; E. Cohn, Physi-
kalisches über Raum und Zeit, 1911; L. Gilbert, Neue Energetik, 1911 (Masse auf
„Dichte" zurückgeführt); Mie, Die Materie, 1912; Marbe, Die Gleichförmigkeit in
der Welt I, 1916, 219 f. (Begriff der „statistischen Masse"). —Vgl. Materie, Relativitäts-
prinzip.
Masse ist, psychologisch, eine Menschengruppe, die durch ihre Vereinigung
mit gleichartigen Gefühlen, Instinkten, Trieben, Anschauungen, Urteilen erfüllt wird
und eine Art besonderer Seele („Massenseele") erlangt, an der jedes Massenglied
partizipiert und durch die es vielfach sich anders verhält, anders fühlt, denkt, will,
handelt, als es als Einzelpersönlichkeit tun würde. Gegenseitige Nachahmung, eine
Art geistiger „Ansteckung", Verstärkung der seelischen Erregung durch Wechsel-
wirkung sind für die Zuständigkeit der Massen-Psyche typisch. Die großen Massen
unterliegen leicht der Suggestion seitens der Führer, die Autorität ist ihnen oft
Bedürfnis, da sie meist unselbständig sind. Vgl. S. Sighele, Psychologie des Auflaufs
u. der Massenverbrechen, 1897; G. Le Bon, Psychol. der Massen, deutsch 2. A. 1912;
P. Rossi, L'anima della folla, 1898; K. Lamprecht, Annalen d. Naturphilos. II, 1903. —
Vgl. Geschichte, Soziologie, Sozialpsychologie, Volksgeist.
Mäßigkeit (Maßhalten) vgl. Tugend.
Material: stofflich, inhaltlich, vielfach als Gegensatz zu „formal" gebraucht.
Z. B. Scheler, Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik, 1921 2.
Materialisation: Im Spiritismus das Auftauchen und Verschwinden von
Gebilden, die als Verkörperungen von Geistern angesehen werden.
Materialismus heißt die Zurückführung alles Seienden auf Materie (s. d.),
alles Geschehens auf physische, materielle Prozesse, des Geistes, der Seele, des
Psychischen auf körperliche Funktionen. Für den M. ist alles Seiende, Wirkliche
materiell, körperlich, etwas Immaterielles, Unkörperliches gibt es nicht. Das Psychische
Geistige gilt entweder als identisch mit komplizierten Bewegungen des Gehirns, oder
als eine Art von Produkt des Gehirns oder als eine „Funktion" desselben oder auch
als bloße „Begleiterscheinung"physiologischer (zerebraler) Prozesse. Aller Materialismus
will das Geistige aus dem Materiellen ableiten, es als bloße Form oder Wirkung desselben
ansehen und anerkennt als primäre, ursprüngliche Faktoren des Geschehens nur
Kräfte, die an die Materie gebunden sind (Keine Kraft ohne Stoff), wobei freilich die
letztere selbst als Kraft (s.d.) (Dynamischer M.) oder als Komplex von Energien
(energetischer M.) aufgefaßt werden kann. Verbindet er sich mit der Forderung, alles,
auch das psychische Geschehen, seiner materiellen, physischen Seite nach zu unter-
suchen, so wird dieser „kritische" zum „phänomenalistisch-idealistischen" M., wenn
zwar das Materielle als bloße „Erscheinung" oder „Vorstellung" ausgegeben, zugleich
aber das Psychische (als Gegenstand der Psychologie), wenigstens seinen Verbindungen
nach, nur als „Abhängige" physiologischer Zusammenhänge betrachtet wird („Psycho-
physischer Materialismus"). Der M. ist aber in der Regel die zur allgemeinen Welt-
anschauung erhobene mechanistische (s. d.) Naturbetrachtung, die Erhebung des auf
seinem Gebiete berechtigten Standpunktes der äußeren, sinnlich vermittelten Erfahrung
und der sie verarbeitenden Denkweise zum absoluten, metaphysischen Standpunkt.
.iN i Matenah.mua
Statt der riobtigcn Um: com Standpunkt« der Äußeren Erfahrung MbH rieh
' nnr, na» atme •— enen om ueaenga *— eine dva t«-rvi w* (pnwnwoac,
>) Seite, kann und aal allea. wee dieanr Batraehtanwrevioe sun^agnch »t.
fo phyrikencoh ohemieehan Begriffen gedacht werden können - wird
All» krtaneiehnwlcrieu. feiet an beachten, deß„M»«rne(t.d.)i
gegeben, eondoin ein Begriff iet, vermutete deeaen wir di
ErfahrwAg geawig miibiloaa; da« die innere Erfahrung ebenao uraprwngtieb iet wir
die iulere; daß dae Djeeltcria ilanfrntge iet. waa allea IthiMiw aaiwaiilhi Objekte
erat aaa dieaea leuleccn abtnleitan iet; daß ana noch ao
wahrend auf keine Weh« ibiunkie iet, wie aaa einer
die etwea Objchtivoa an, tum Brketintniatnhah gehört, eine Kaipfindnag
Subjektive* »■jearianee kann; daß
aioh von dieeer — die ealbat etat euf
Oramd von fmprmflanaamkihie gegeben iat - begrifflich ahaolat unterscheidet;
mnhlege" ran Twe>gang hl rTmuflaimng — die ak aolohe nioht eelhat ata
phyamchcr. roccgtitanhoc Vorgang bt — dam Prinzip dar 1T> halt nag der
(•. d.) ntwidar tat; dal wohl die Materie, daa Materielle Bracancniing (•. <L)
bloße ,, Kreohetnung* an reduzieren iat* u. a, nv. Kurv, daa roychieohe
(•. <L) oder Gemtigc iet auf keine Weia» aaa dem Phywnrkie ableitbar, ea hat eich im
i wohl „entwirkrlt". aber nicht aaa d
Art, die dea .Jnnenaeia
ab phwjieah inuheint (egL IdentiUta^lcMtmme, Seele). Dea
OafathjB iet an Weltprinaip, daa hl phyoetuhin Vorgangen tum Auedruck gelangt,
ihn— m bbcaxBgcr oder „iwarhonannrtet" (ad.) Form «ugmnde lagt. Die ..Abhängig-
hall pe/uhieoher Vorgänge von phyaiochen (Gehirnproaeeaen) beeteht in dem ahnet
CawßwV OwKawV Caww) awflmwHwMwAwMw<
baw. hl einem f lelrihm i eneyatem n* objchüica Fmkeaneeft aefctogt,
.deinhiHHak metrahaiiitii Biibabbca aipktarfajichiet(TgLLe«h,
Weoheelwirkung, Panpeychiamue) und daB beetimmten pcyohiachaa V«
hcetfmmtc Zuetande und Vorginge im Zentralnei »auaeatem (baw. hl dar i
Subetanx überhaupt) eowyreohan, die aber nicht alt wahre, letale
peychieohen Vorgänge an baticehlea amd, aondarn ah) äußere Zeichen für
wen daa Identmehe beider Daaeineweieen bildet; ea rieht dann nur ao aaa, ale ob dea
Materielle die „Ureeohe'4 dea OatHifuu wäre (egt Aber Materiahemua ale „Fiktion":
Vanawowa, Die PbüoeophJe dea Ak-Ob, 1911).
Der Auedruck ..Materianet" findet ahm achon bei Ron. Boylb. Bai Bmur
bedeutet ,.M»t*rianet" jaden, dar db Malarie (a. d.) für etwae Realea halt. VgL
Od. Wolft. PeyohoL rationelle, f SS.
Die ureprüngliche Form dea M. mt dar ..oraanieche". hyloaoietmehe (a. d.) M..
welcher allee WirkHche a» körperlich auffaßt, aber dam Stoffe eelhat Kraft, Leben,
Beceerang zuechreibt (Thals«, AXAxmairom u. a,). Einen aolchen M. mtonteu die
s | oiker (a. Pneuma), nach welchen aJJee Wirkliche körperlich (ade re noiobr 9±*d
Arne, Diog. Leert, VII. 56) und nur dae Körperliche wirklich ick Hingegen lehrt
der Atomiemoa (e. d.) eine« Dbkokbit, Emnra. Lucaaz einen rein mechaniechen M.,
nach welchem allee Oeaehehen in der Verbindung nnd Trennung von Körpereleinenten
beeteht (vgl. Otogen. Leert. X ; Ltrcarrros Caacs, De rerum natura, deutach hl dar
Univ.-Bibl.). Naohdem im Mittelalter Anaoeius, Tkbtulua* u. ». die Seele (•. d.)
Materialismus. 381
als eine Art Körper betrachtet hatten, kommen materialistische Tendenzen erst wieder
in der neuern Philosophie auf, so bei Hobbes, Gassendi, Priestley, Toland, Diderot,
Helvetius u. a., besonders bei Holbach (Systeme de la nature, 1770) und Lamettrie,
nach welchem das Denken eine Eigenschaft der Materie, die Seele (s. d.) nur ein Teil
des Gehirns ist. Der Mensch ist eine „Maschine, die ihre Federn selbst aufzieht"
(L'homme machine, 1748; deutsch 1909, in der „Philos. Bibl."). Zuweilen verbindet
sich mit dem theoretischen ein (sonst keineswegs daraus folgender) ethischer M.
(Genuß als Lebensziel, wobei man aber auch das „Praktische" betont) und der
Atheismus, der allerdings vielfach zum M. hinzukommt. — Als eine Funktion des
«Gehirns betrachtet (wie Brocssais) das Denken Cabanis; das Gehirn denkt so, wie
der Magen verdaut oder die Leber Galle absondert (Traite du physique et du moral
de l'homme. 1802; 8. ed. 1844). — Als Reaktion gegen den Idealismus tritt um 1850
in Deutschland eine materialistische Strömung auf, welche das Psychische als Funktion
des Gehirns auffaßt, die strenge Gesetzlichkeit und Naturnotwendigkeit alles
Geschehens, auch der Willenshandlungen betont, keine immaterielle Seele und keine
individuelle L'nsterblichkeit anerkennt und den Menschen und sein Tun als ein Stück
der Xatur auffaßt. Führer der Bewegung sind C. Vogt (Köhlerglaube und Wissen-
schaft, 1854; gegen Rüd. Wagner, Über Wissenschaft und Glauben, 1854),
J. Moleschott (Der Kreislauf des Lebens, 1852; 5. A. 1876 f.; von L. Feuerbach
beeinflußt: Die Kraft als Eigenschaft des Stoffes, das Psychische als Eigenschaft
des Gehirns, das Denken als Gehirnbewegung), L. Büchner (Kraft und Stoff, 1855;
21. A. 1904; Xatur u. Geist, 1857; 3. A. 1876; Der Mensch u. seine Stellung in der
Xatur, 1869, u. a.: „Keine Kraft ohne Stoff"; „Stoff, Kraft, Seiendes sind nur
verschiedene Ausdrücke für dasselbe Seiende"). D. Fr. Stralss (Der alte u. der neue
Glaube, 1872: 15. A. 1903: Im Gehirn wird Bewegung in Empfindung verwandelt).
Materialisten verschiedener Art sind ferner H. Czolbe (In: Xeue Darstellung des
Sensualismus, 1855; Die Entstehung des Selbstbewußtseins, 1856), E. Dühring
i Wirkliehkeitsphilosophie, 1895), weiter J. C. Fischer (Das Bewußtsein, 1874),
F. Wollny (Der Materialismus, 1888, 2. A. 1902; Apologie des ML, 1890); M. Berger
(Der M. im Kampfe mit dem Spiritualismus und Idealismus, 1883), W. Strecker
(Welt u. Menschheit, 1891), B. Conta (Philosophie materialiste I, 1880: Kritischer M.)
u. a. Mit dem Evolutionismus verbindet sich der M. zu einem materialistisch gefärbten,
besondern „Monismus" (s. d.) bei E. Haeckel u. a.
Die partielle Berechtigung, zugleich aber auch die Einseitigkeit der „ma-
terialistischen" (mechanistischen) Betrachtungsweise betont (wie Schopenhauer)
F. A. Lange. Der M. ist eine „vortreffliche Maxime der Xaturforschung", die für das
Gebiet der Erscheinungen gilt, ohne aber eine Weltanschauung begründen zu können,
da die Materie selbst nur Bewußteeinsobjekt ist, dessen „An sich" unerkennbar ist
(Geschichte des Materialismus, 1866; 8. A. hrsg. von H. Cohen, 1908; Xeue Beiträge
zur Geschichte des M„ 1867).
Den „wissenschaftlichen Materialismus", d. h. die mechanistische Xaturauffassung
will die Energetik (s. d.) W. Ostwalds überwinden (Die Überwindung des wissensch.
Materialismus, 1895). — Über und gegen den M. vgl. A. Weishaupt, Über M. und
Idealismus, 1786; Kant, Krit. d. reinen Vernunft, S. 304; P. Janet, Le materialisme
contemporain en Allemagne, 1864, deutsch 1866; Haffner, Der moderne M„ 1865;
Der M. in d. Kulturgeschichte, 1865; Schasler, Über d. materialistische u. idealistische
Weltanschauung, 1879; L. Weis, Idealrealismus und M., 1877; Ulrict, Gott u. die
Xatur2, 1866; O. Flügel, Der M., 1865; F. Schultzr, Die Grundgedanken des M., 1881 ;
E. Dreher, Der ML, 1892; J. Bergmann, M. und Monismus, 1882; H. Schwarz, Der
moderne M., 1904; P. Voutjiaxx. Db naaterblbtbehe Epoche de« 19.
1900; P. Arn, Di* Überwindung das hL, 1909; L. Braas, Gabt u. Körper. 1909;
Küu-s, Einleiu in die Philo*. •. 1907, & 173 ff.; BuLO. Leib u. Seele, 1906; Geiet u.
Körper. 1911; Wesirr. Grands, d. phyaiol. Psychol«. 1908 f.; Phil«, Stadien XII;
A. Mate». Los vom hl. 1906; WAsresasno. Dm ideehst. Argument in d. Kritik
de* M., 1904 ; A. Paooi. II nmtMtofhsan peWtok», 1901 ; Ksssautsrn. Der i
wirtige u. allvollknmmene Stoff. 1896-97. - VgL Psjwihbuh. Seele,
Parelkdbesas, Körper, Bewegung, flunMfihti.
tl ntrHe (#4», meterie) oder „Stoff" im e eiern* n Sinne tot das KorreUt rur
..Fonn'* (s. d.), dasjenige, we» In «ine Form ■ Ingeht, die Potenz rar Gestaltung hat,
worane »ich etwa* fonnen läßt, was den Olgasstisil einer Fonnnng bilden kann;
die Mannigfaltigkeit, die aiek rar Einheit verknüpfen läßt and dann den Inhalt einer
Verbindung (a. B. etoea Kssatasiiaa, atnea Urteüs, s. d.) bildet. Alb empirisch
gegebene Matarla lat aekon irgendwie geformter Stoff; die ..reine Materie" ist ein
biolas Ab»trMil*i*ff'irrHt**M oder eine Idee. Vk*lfaek bangt aa von ans and unenim
Zwecken ab. ob wir etwas ab „Stoff" n etwa» betrachten wollen. Materie ist abo
<-iwu nur und erst in Ibibhnng ra einer beetimmten Gestalt oder Komplexion.
Form (s. d.) und „Stoff" der Erfahrung und Fit ansieht unterscheidet man
beaondaia seit Kavt. Die Mannigfaltigkeit dar Empfindungen riminkint er ab den
..roken Stoff sinnlicher Eindrooko , weither erst snr Erfahrung „verarbeitet werden
inuU. <ltir< h <u»' Ininmmi laabml <•«•• Qsbtoe\ ■*■ ■•■ ■> a^ensnhan b •!»•• Am». Iumü:,;«
formen (s. d.) und Kstsgorbn (s. d. ; Krit. d. rata. Vera-, EfaüeH.). Unter dar „Matarb"
eines praktischen Prinsipe versteht Käst den äußeren Zweck Omar wuianafcandrsng
(x. B. GluckseUgksH). der, nach Ihm, nicht cum Kriterium eines lUln.hm Wotbn»
dienen kann (vgl Autonomie, Sittlichkeit).
Im engeren Sinns bt Mater!» das beharrende Snbstrst dar pkvsbckou, räumhoh-
aehlbhen Phänomene, die den Raum erfüllende Snbstans (•. d.). der ab
gedachte „Träger" der Veränderungen räumlicher Objekte. Die M. bt kein
gegebene» Ding, sondern ein Begriff, mltteb dessen das Denken db Mmmlgfdlsgkait
von Inhalten dar „äußeren", sbuübh vermittelten Brfahrang auf eins
Einheit ab Auegangepunkt rarockfohrt, ab „kategorial" rararbeitet; ab bt ein
Awaosn osr Knaontna ossnsnoer „ainnoegnn , ein-
ncgnn, osr eine nete neamgung aer AecnreraenuimB Duoet* aoer winm
Inhalte nach einer Entwicklung und Fortbildung unterworfen tot. Man kann aiek die
Beechaffenheit der M. vetaoUsdsn denken, ab »chließbch ab bloß« ..Kreftoentrum"
oder ab Auegangspunkt von „Energien" bestimmen, — stets bedarf da» Denken der
exakten Natnrwbssnschaft konstanter Subetaiutebmente ab Bestandtefb der Materie,
des im Wechsel des Geschehens bleibenden Substrats. Db M. besteht nicht ab
beeonderee Wesen, sondern tot das Beharrende in den Dingen selbst« mag sie nun als
stetig den Raum erfüllend oder ab aus Atomen (s. d.) bestehend gedacht werden,
Materie und Kraft (s. d.) sind nicht twei miteinander verbundene Wesenheiten,
sondern ebendasselbe, was hinsichtlich seiner Raumerf ullung und Widerstandsfähigkeit
Materie ist, tot Kraft, sofern es, in Beziehung ra anderer Materie, ab widerstandsfähig
gedacht wirrt. Kik. tmtntotheoretbeh betrachtet tot die M. nicht das „Ding an s
sondern die Art und Weise, wie das Wirkliche vom Standpunkte der äußeren Erfahrung
und der ihr gemäßen Erkenntnis zweckmäßig gedacht werden muß; materiell sind die
Dinge abo nur ab „Erscheinungen" (s. d.), ab Gegenstände möglicher Erfahrung,
abo nicht an sich und such nicht in ihrem unmittelbaren Fürsichsein, nicht ab Inhalt
der unmittelbaren, psychologischen Erfahrung (vgl. Psychisch. Korper).
Materie. 383
Das Bedürfnis, einen Stoff als feste Grundlage der Modifikationen und
Veränderungen der Dinge anzunehmen, tritt schon früh auf, bei den jonischen
„Physikern" Thales (Wasser als Grundstoff), Anaximander (s. Apeiron), Anaximenes
(Luft), Heraexit (Feuer); sie alle sind „Hylozoisten" (s. d.). Eine qualitative
Elementenlehre (s. d.) stellen Empedokles und Anaxagoras (s. Homöomerien) auf,
während die Atomistik eines Demokbit und (später) Epikur nur quantitativ-
geometrisch bestimmte Atome (s. d.) als materielle Elemente annimmt. Platon
vergleicht die M. (#/2j?) mit dem Stoffe, den die Handwerker gestalten; sie ist gestaltlos,
aber gestaltbar, formempfänglich (de^apivt}), in ihr wird alles (£v § yiyvszai). Sie
ist qualitätslos, ohne Bestimmtheit, ein relativ nicht Seiendes (/tij öv), eine Art
Raum (yevoe t?]s '/ibpag); sie ist unwahrnehmbar, aber auch nicht positiv-bestimmt
denkbar, sondern nur durch einen unechten Schluß (Aoyiafi^ nun v6d-(p) anzusetzen
(Timaeus 48Eff.). Aristoteles rechnet die M. zu den Prinzipien {ä.Q%al) der
Dinge und stellt sie der Form (s. d.) als bloße Möglichkeit (Potenz, dvvapis) des Seins
gegenüber {övväuet, öv), als das empfangende, „weibliche" Prinzip. Die M. ist ohne
Bestimmtheit (dö^iarov) und Form (äpopcpov) träge, aber der Gestaltung fähig, die
Grundlage, das Substrat {vnoxslfievov), des Werdens. Die noch ungeformte Urmaterie
(zUj? 7tod)T7]) existiert nur begrifflich, da jede gegebene Materie schon irgendwie
geformt ist und nur im Verhältnis zu einer weiteren Form Materie ist (z. B. der Marmor
in bezug auf eine Statue). Allen Dingen liegt dieselbe M. zugrunde. Alles Werden
ist Übergang der M., des potentiellen Seins, in Form. Reine Form ohne Stoff (ohne
Potentialität) ist nur Gott (Metaphys. IV, 7, 9; V, 4; VI, 2; VII, 3, 10; VIII, 6, 8, 9;
Phys. I, 9; II, 9). Die Stoiker vereinigen im Begriffe des „Pneuma" (s. d.) die Ideen
von Kraft und Stoff. Der letztere ist das Passive (näo%ov) am Seienden (änoiov oiatuv
ti]v 8Ar]v, Diogen. Laert. VIII, 134); er ist träge, formlos („materia iacet iners, res
ad omnia parata", Seneca, Epist. 65, 2), im Ganzen von konstanter Menge (oZte
xÄeloiv oi<6" iÄäzicov yivevai, Diogen. Laert. VIII, 150; Stobaeus, Ecloga I, 322 f . ).
Die Konstanz der M. lehrt auch der Epikureer Ltjcrez (De rer. natura II, 294 ff.).
Bei Phtlon und Plotin wird die M. als formloses, passives, totes, unreines Substrat
der Sinnendinge zu etwas Bösem; sie ist nach Plotin ein Abbild des „intelligiblen"
Stoffes in der Idealwelt, die letzte, schwächste „Emanation" (s. d.) aus dem „Einen"
(Ennead. I, 8, 7; II, 4, 3 ff.; IV, 4, 4).
Im Gegensatz zu Aristoteles lehrt das Juden- und Christentum die Erschaffung
der M. durch Gott (s. Schöpfung). Die Scholastiker fassen den Begriff der M. meist
ziemlich aristotelisch auf, als das der Potenz nach Seiende („quod est in potentia"),
die Potenz, aus der alles wird. Von der Urmaterie („materia prima"), dem Substrat
aller Veränderungen in der Natur, wird die schon geformte M. („m. secunda", „ultima",
„signata") unterschieden, von der wahrnehmbaren („m. sensibilis") die nur denkbare
(„m. intelligibilis"; vgl. Thomas, Sum. theol. I, 85, 1; I, 12, 11 c; III, 72, 2; Contra
gent. I, 21, 65; I, 17; II, 30; II, 75, u. a.). Wie Ibx Gebirol (Avicebron) schreibt
Duns Scotus allen endlichen (auch geistigen) Wesen eine „Materie" zu. Die
formlose Urmaterie („m. primo-prima") hat Gott geschaffen, sie ist die „Wurzel" der
Dinge (De rer. princip. qu. 8, 3 f.).
In der Renaissance bereitet sich ein neuer Begriff der M. vor. So ist nach Telesiüs
die M. („corporea moles") die passive, träge Substanz, deren Menge konstant bleibt
(„nee augeri nee minui usquam potest" (De rerum natura, 1565, 1586, I, 4 ff.). Nach
Giordano Bruno ist die M. nicht wirkungslos, der Form nicht schroff entgegengesetzt,
sondern aus ihr selbst entfalten sich alle Formen. Nur die Formen wechseln, die M.
aber beharrt ewig als die wahrhaft seiende Substanz (De la causa III— IV). Die Einheit
!M Mattete.
der IL lehren ferner (JaULSX. Baoob. Dbacabter. dar ab rein
I *^aAtfMM4*Aitit^* ^n^mtAnf nhansn ^MfjA IT*d\fmBB rM^immt utwi fensn nteaaWsjwWf
OcfetegtpnltiwtiDt(PrfBate phfloa. L«; 11. 4. »f.; »gl DnH Kflrnar).
f.Ot Laura die IL djmamferh a«f (vgl Substanz, Körper). Dia iL erfüllt
(„verworrene VorataUnng ) die Körper daratelfen; dfe Monaden, die
Paukt»" (Pyiaa. OeBaifeubjwten L & *•»«.; Pkifce. Werke, krag, von Oarkardt II.
S48ff.; IV. 18). - IM Bbbxblbt (Princrptee XVII. l.WU. LXX1I ff.) wird die IL
xa etwas, daa gar nick* etblbrt and deaaen Annehme gen* ■ aqualos ist; die Körper
(aüfclluai oder aaöfnok») Wakrnakaannaaiahiltr Deft daa Waaan dar Materie
unbekannt bt, betonen Looo (vgl Basey eoneeru. kam undereunt III. K
i\. h M| Mi mb (vgl. Treotfee IV. aei. J; a. Substanz). D'Aumiut. HAcrsarvts,
I mu.tr, Bobrbt o. a.
AaokKAjrr
(daa „Ding an aiak "). ab onarkannkar. Mmaria gibt aa aar aia
Dfe M. tat dfe Form in
ad des V«
Wir mfenen a priori vomoaseuen. da« bei i
dfe ftabsfiii (e. d.) kakarrt and daS daa flaant— deraathsn in
dar Nator wadar wahrt nock veaaladarl wird. Dana dfe
wäre nicht aaogtfek, „wenn wir nana Ding» (dar
nlMibea dfe Idee daa Sobetratam, ab woran aller Weckaal
Knkeitnat"(Knud. rein. Vera.. 1 . Analogie ). Dfe Materie (afe
Kart dynamfeck. ab daa »Bewegtteke, aofarn aa einen Raum erf attt*
„twpobive Kräfte albr ikrar Teile, d. i. durch eine inr ab
Materie, d. k. ein tiefeiaimfer Qrad dar awjajaang dm Rsiimce, wfed
..ab» iiiaialnglaika anrbknng im Konflikt mit der araprün
Dfe Quantität der M. bbibi Un Qanaan kocattant (Metaphys. Anfeagagi finde der N
wfeteneck.it, a 31 ff.). - Ab Produkt dar Erscheinung van Kräften faeaen dfe M
*uf Bonoonon. LicarraaaBnu. Faradat. SaULumt (Ideen nv Xeturphilos. 1. 238 ff . ).
Heobl (Die IL fei „nur dfea, Widaratand an bfeten"). Ulm«, Fomlaoe.
Harms, E. v. Hitnmn» („8yetem von atemniifwai mit g
zustande"; egL Dfe Weltanaokanang dar nwdernan Pkraik, 1902, 8. 208 ff. ). Dum,
v. Schrubb. Snosss, J. Schul» (Dfe Bilder ron dar Materie, 1908, 8. Uff.).
Cabpari. F.Ebhabdt, Amoks« o.a. (egL Atom, Dynamisch). — Ab Erscheinung einee
nickt eelbet materiellen ..An eich" betrachten dfe Materie Scuxna. Hnn, (egL
Ensyklop., | 281 ; Xeturphilos.», 8. 41 L, 87). Scnorwnuuta, nach webkam afe die
..Sichtbarkeit- dea „Wiuene" (.. d.) ist. „dasjenige, wodurch der Wille, dar daa
innere Weeen der Dinge ausmacht, in dfe Wahrnehmbarkeit tritt" (Welt ab Wille
u. Vorstellung I. Bd.. f 4; II. Bd., K. 24). Herbabt. nach welchem eie durch partielle
Durchdringung der „Realen" (a. d.) entatekt (ab „objektiver Schein"; vgl Allgem.
Metaphya. IL f 264 ff), Bhhbxb, Lotes. I. H. Fichte, Wtrbeek. F. Ebhabdt.
L. Busse, RBNotman, F. C. S Schiller, Bbcher u. a. (». Monaden). F. A. Laror,
Fbchhbb, Paulsbh, Würdt. Kühtmarr (egL Spiritualismus, Voluntarismus) u. a. —
Xach A. RntHL ist sie die phänomenale Substanz im Räume (Der pbiloaopkboka
Kifebbsaus II I. 2741 <. nfe wVaasjasAnnannr1 ossj Dtnaasj sHsoft dfa .mürn-n ntan*
Materie. 385
(Zar Einführ, in d. Philos., 1903, S. 148 f.; 3. A. 1908). Nach Wcndt ist die M. eine
bleibende Hypothese, durch die wir das Wirkliche vom Standpunkt „mittelbarer
Erkenntnis". als „Sitz der Kräfte oder Energien" auffassen. In den ursprünglichen
Bedingungen der Xaturerkenntnis Hegt die Aufgabe, die Natur als ein System
beharrender Substanzelemente zu begreifen (Logik I«, 1893—95, 537 ff. ; 3. A. 1906—08;
System d. Philos. P, 1907, 343 ff. ; IP). Als ein Denkmittel fassen die M. auf F. König
(Die Materie, 1911, S. 22 ff.), B. Kern (Das Erkenntnisproblem2, 1911, S. 73 f.; Das
Problem des Lebens, 1909, S. 234 ff.); Lepps (Naturwissenschaft u. Weltanschauung,
1907, S. 28 ff.) u. a.; im Sinne des kritischen Idealismus (s. d.) Cohen, Natorp (Die
logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910), Cassiber, Bauch u. a.
(s. Körper). — Bloß eine zweckmäßige „Fiktion" ist die AI. nach Vaihinger (Die
Philos. des Als-Ob, 1911), ein „Gedankensymbol für Empfindungen", ein bloßer
Zusammenhang von „Elementen" (s. d.) nach E. Mach (Populärwissensch. Vorles.,
S. 230; 4. A. 1910), Petzoldt u. a. ; vgl. Stallo, Die Begriffe u. Theorien der modernen
Physik, 1901 ; Kleinpeter, Die Erkenntnistheorie der Naturwissenschaft der Gegen-
wart, 1905; Tait, The Properties of Matter, 1886; deutsch 1888 (vgl. Ding). — Nach
H. Bergson ist die M. der Inbegriff aller unmittelbar als ausgedehnt sich darstellenden
„Bilder" („Systeme dimages") in deren eigenem Zusammenhange: dieselben Bilder
sind in bezug auf die mögliche Tätigkeit des organischen Leibes Wahrnehmungsinhalte
(perceptions ; Matiere et memoire6, 1910, S. 7 ff.; deutsch 1908). Die M entsteht
durch eine Entspannung des „Lebens" (s. d.), durch eine Zerstreuung, Veräußerüchung
desselben in eine Reihe homogener Zustände : sie ist vom Geist (s. d.) nicht dem Wesen,
-ondern der Zeit nach unterschieden (s. Dauer, Gedächtnis, Wahrnehmung, Verstand).
Auf Energie (s. d.) reduziert die Materie W. Ostwald. M. ist nur eine „räumlich
zusammengesetzte Gruppe verschiedener Energien". Im Begriff der M. steckt „die
Masse, d. h. die Kapazität für Bewegungsenergie, ferner die Raumerfüllung oder die
Volumenergie, weiter das Gewicht oder die in der allgemeinen Schwere zutage tretende
Art von Lagenenergie, und endlich die chemischen Eigenschaften, d. h. die chemische
Energie" (Die Überwindung des wissensch. Materialismus, 1895, S. 28; Vorles. über
Naturphilos.2, 1902, S. 245; Abhandl. u. Vorträge, 1904, S. 235; vgl. hingegen die
Schriften von E. v. Hartmann, Wundt, Rieht., E. Becher u. a.). Nach L. Gilbebt
ist M. Bewegungsfähigkeit, Energie (s. d.), Arbeit (s. d.), ein Moment der „Wirkungs-
kette". Es gibt nur eine Energie: die Materie, d. h. die als „Materie" bezeichnete
Energie („Dichte", „Standenergie", „Widerstandskraft" gegen Druck und Zug (Neue
Energetik, 1911, S. 17 ff.). Nach G. Le Bon Ist die M. ein „Kräftereservoir", eine
relativ stabile Form der Energie, die sich allmählich dissoziiert und in Energie
verwandelt, so daß die M. (und Masse) nicht unveränderlich ist (L'evolution des forces,
S. 1 1 ff. ; deutsch 1909).
Aus elektrisch geladenen Elementen ( Elektronen ), bzw. aus elektrischen Einheiten
besteht die M. (s. Atom) nach Thomson, Lorentz, Larmor u. a. (vgl. J. J. Thomson,
Elektrizität und M.. 1904; Die Korpuskulartheorie der M., 1908; O. Lodge, Leben
u. Materie, S. 27 ff.). — Vgl. die Schriften von Holbach, Moleschott, Büchner u. a.
(s. Materialismus); E. Haeckel, Die Welträtsel, 1899; De Bois-Reymond, Reden
u. Aufsätze*, 1886 (s. Ignorabimus); F. Chlebik, Kraft u. Stoff, 1873; U. Kramar,
Das Problem der M., 1871; Maxwell, Substanz u. Bewegung, 1879; Tcrner, Die
Kraft u. Materie im Räume, 1894; G. Mie, Moleküle, Atome, Weltäther*, 1905; Die
Materie, 1912; Righi, Neue Anschauungen über die Struktur der M., 1908; H. Ziegler,
Die Struktur der M, 1908; F. Enriques, Probleme der Wissenschaft, 1910;
S. Schiller, Riddles of the Sphinx2, 1910; JoiL, Seele und Welt. 1912;
Eisler, Handwörterbuch. «fi
386
Das Problem der IL. 1889; Biiciun, Dm Problem der M. ia der
Philo... 1890; F. A. Lasos. Cmnkbm» de* Materiabemae». 1908;
Die Einheit der iL, des WalOthees uid der Naturkraite. 1909; E Bmaua,
WeHgeblorb, Wihgasstm, Weh^twicklung. 1915; B. Rcsssu* Our Knowledge of
the esteraal World — > flsld im scientific method ja pbiloaapay. 1915; WiruBwm,
Zeit, Mete ha«, 1990; Wmxrrms. Die Phvaik der bewegten Metrie. 1919; Boa*.
Der Aufbau der Meterb, 1919; Taoasos, FliJHiHlmi «ad Materie, deatoch von
Sianssr. 1004; T«s Svspsaaa, Die Materie, deatacb tob Fiwuurraut, ttU>
Die Wlmeilift Demokriu. — Vgl Atom. Korper. Ebmeeit. Eaergie.
Leib, Objekt. Sabetaaa, Uaeadlbh, Mil riiMwin, IrhiMmwi. Atber. Rele-
üvitetetneorb.
>fl n t erteil {*JUm4$, matarinlie): etofflba. korpsrlbh; aaf des Inhalt besügtba,
i ; aoi dae Bmidbas, de« Neuen sich hnliiisd. Vgl. Ideaa (mstsrielb), Caass,
Warben.
•of die
aaf die
faltigsabea" berabt (Wcsdt. Partim, d. Paibe. P. 1907. & 109). Ibre
Utk lbrebeidi
und die «annigfaitigkrttethrone. Db M. hat das
in der Erfabraag Mögliche «am OigsasUed, aad «wer „ahmt biofl de. m
Im ia Irgssaimn begriffbeb
ibr raknmmamiea FiimgiiHm MflgHnba" (8. 1101 Die rem fonuebi.
•bar Jede gagslaas Gramm biaaae fortgeewtet eeiibni, Hvrü
die Regal dieser Foi tmleaag dareb die bereite
flNMmVftej ttÄO mmmtlmW 09(mittgVttmMmmi mmV QBM0
<& 174). Die Aufgebe der M. ist ee abo. „die denkbaren
eowb die aaf Gramd der reinea * sieht sang
in besag aaf alle ibre Bgeaaebafti
nlmeobnag sa aatsrwsrma' (Logik II'. 1, 1893-96.
& 88 ff.; 8. A. 1908). - Die M. berabt aaf „eorioriecbea" (e. d.) Grundlagen, d. h.
Aasohaauag (s. d.) für alle aar mögliche Erfabraag ab galtig bestimmt, weil dae
Formale der Ansnhsnnng eine Bedingung objektiver Erfabraag aad der Erfahrung«
Objekte ab eoleber selbst ist (s. Axiom). Aas den Axiomen (e. d.), Definitionen,
Postamtes der M. folgt eibs Weitere mit tagaumw Notsatm^mtit, wsluead db Amome
selbst xum Teil nur ...\neciuMeagsnotweadigkeit' (Liesmaxs) haben aad aiebt
..analytische" Urteib, sondern ..eyatbetbebe Urteib a priori" sind (vgl. Urteil
KoBstaax des Formalen, welches das Qsgenetaad der M. bikbt, sowb db Idaatitit
der synthetischen aad gaedernden. ordnenden Funktion des Denken« in alba
Anwendungen desselben erklärt db Allgemeingültigkeit matbematbcher Urteib. db
Geltung dessen, was an einem Falb dargetan wird, für alb analogen Falb, für dae
Ideale wb für dae Reale. Db Regem der Verknüpfungswebe von Einheiten xu Urofbn,
Zahlen (s. d.) und der Beziehung der Größen Aufeinander bleiben für alb Falb dieselben,
andern sich nicht, galten reitlos. Das Unendliche (s. d. ) und „Irrationab" wird vermöge
zweckmäßiger Fiktionen so behandelt, ab ob ee sich um endliche oder rationelle Werte
Mathematik. 387
handelte, wodurch die Einheit der Rechnung ermöglicht wird (vgl. Vathinger, Die
Philos. des Als-Ob, 1911). Die mathematischen Objekte sind nichts „Wirkliches",
sondern Abstraktions- und Konstruktionsprodukte und von ideeller Natur; aber sie
gelten für das Wirkliche, lassen sich an allem Wirklichen annähernd realisieren. Erst
die umfassende Anwendung der M. auf die Gegenstände der Erfahrung macht,
besonders durch Zurückführung des Qualitativen auf quantitative Verhältnisse, exakte
Naturwissenschaft möglich; zum Teil läßt sich die M. auch auf die Psychologie
anwenden (s. Psychophysik). Doch beschränkt sich die mathematische Betrachtungs-
weise stets auf bloße Relationen der Dinge, das unmittelbare „Fürsichsein" des
Wirklichen läßt sich mathematisch nicht erfassen (Fechner, Lotze, Wundt, Dilthey,
EüCKEN, SliMEL, JOEL, WlNDELBAND, RlCKEBT, BorTROUX, BERGSON U. a.).
M Die M. wurde öfter als Vorbild, Mittel und Methode philosophischer Erkenntnis
betrachtet. So schon von Pythagoras (s. Zahl). Nach Platon ist die M. die beste
Vorbereitung zur Dialektik; sie ist eine Betätigung des Denkens an der Anschauung
und hat unter allen Einzelwissenschaften die größte Gewißheit. Die Objekte der M.
stehen in der Mitte zwischen den „Ideen" (s. d.) und den veränderlichen Sinnendingen
(vgl. Philebus, 56 ff. ; Republ. 525 D, 527 A). Zum Vorbilde der Philosophie nehmen die
Mathematik Descartes, nach welchem sie ein Muster von Klarheit und Deutlichkeit ist
(Meditat. V; Regulae II, IV), Spinoza, der sein System „more geometrico" aufbaut,
Chr. Wolff u. a. ; vgl. Mendelssohn (Über die Evidenz in den metaphys. Wissen-
schaften, 1764). Vgl. Vathinger, Die Philos. in der Staatsprüfung, 1906. Hingegen
betont Kant den Unterschied zwischen mathematischer und philosophischer Methode,
welch letztere mit der ersteren nur betreffs des apriorischen Ursprungs verwandt ist.
Die philosophische Erkenntnis ist die Vernunfterkenntnis aus Begriffen, die mathe-
matische aber aus der „Konstruktion" (s. d.) der Begriffe; erstere betrachtet das
Besondere nur im Allgemeinen, letztere das Allgemeine im Besondern und Einzelnen
und geht nur auf Größen; denn nur der Begriff von Größen läßt sich konstruieren,
d. i. a priori in der Anschauung darlegen, wobei „dasjenige, was aus den allgemeinen
Bedingungen der Konstruktion folgt, auch von dem Objekte des konstruierten Begriffs
allgemein gelten muß". Die M. schafft sich im Räume und in der Zeit die Gegenstände
selbst „durch gleichförmige Synthesis" als Größen (Krit. d. reinen Vernunft, Methoden-
lehre I, 1. Abschn.: Die Disziplin der reinen Vernunft). Exakte Wissenschaft ist eine
empirische Disziplin nur soweit, als darin Mathematik angetroffen werden kann. —
Im Gegensatz zu Hüme, nach welchem die M. eine auf dem logischen Satze des
Widerspruchs (auf analytischen Urteilen) beruhende Wissenschaft ist (Enquiry; im
„Treatise" gilt sie als apriorische Erkenntnis von Relationen; Treatise III, sct. 1,
IV, sct. 1), beruht sie nach Kant auf synthetisch-apriorischen Urteilen, die ihre Quelle
in der „reinen Anschauung" haben (s. Axiom, Konstruktion). Reine Mathematik ist
nur möglich, weil sie sich auf die Eigenschaf ten der apriorischen Formen der Anschauung
(Raum und Zeit) stützt, in welchen Formen nur Erfahrung und Erfahrungsobjekte
gegeben sind. „Die Synthesis der Räume und Zeiten, als der wesentlichen Formen
aller Anschauung, ist das, was zugleich die Apprehension der Erscheinung, mithin
jede äußere Erfahrung, folglich auch alle Erkenntnis der Gegenstände derselben
möglich macht, und was die Mathematik im reinen Gebrauch von jener beweist, das
gilt auch notwendig von dieser." Rein mathematische Urteile sind insgesamt „a priori"
(s. d.), weil sie „Notwendigkeit" bei sich führen, welche aus Erfahrung nicht abge-
nommen werden kann." Z. B. 7 -f- 5 = 12 ist ein synthetischer Satz a priori. Der
Begriff der Summe von 7 und 5 enthält noch nicht die Zahl 12, die beide zusammenfaßt;
um sie zu erhalten, müssen wir Einheiten in der Anschauung zur Zahl 12 zusammen -
25»
gg Mathematik
IUuiii un.l Z.U -..!*! .!*• ,.z»t-i
und /> it
i 6 ff.; Krit. d. reis. Vera.: TrinmrartmtaJe Aethctih). VgL FMW. Syetem d. Logik.
1811. & 75 ff.; IbtfcMMttocfc» Nerarphik».. 18«. 8. 9. 37M.; ScnorxxHArx«. Die
W«Ü ab WUle o. ViiHitlt, I. Bd.. f 1A. II. Bd., K. IS (Forderung der Zurück
fftkrung jeder Ingiarhra Begründung u> der M. auf eine aaackaukcke; e. Grund);
F. Sonn.-»«. Philo«, d. Fiiüiiii nl ft II. 1881-83. US IL - H. Gönn, Logik
der reinen Erkannt**. 1901 (Die Gebilde und Axiom der M. etnd Breeugniaee de«
utwi MilA#| '\\ ttL» ilrf ( lli kf*k tf dt- r
■ ^••e^ee» •^■eenree* w*emo e*eo^ t aumm) pelowiB^HBm un» « ^^w^apamw uuww e>M«Bnml w BWrHeMe»! «•/ e
Kr. Archiv I. ■yatunaa i. Pküoe. VII; Die Ingjiakra Grundlagen der exakten
Wlamnaoaafl.n. 1910; M. Kuto». Über IL, 1909.
Auf dorn T4igknkw beruht die IL nach Pia ton. DxecAxrx*. Laans (Mathemet.
vvw Mi. i: m... Hunx, Gm— iura. CArron, Fmao*. Dpmud (Wm emd und wo*
die Zahlen«. 1993). Rcimu. (Prniciplee of Mathem.tica I. 1903; Emai rar k*
i de k gtonntria. 1901 K Opotomat (Bio pkfloe. Primtaphm der Matkema tih,
1908t deduktiver Charakter der IL). Hilmbt (Grundltgen der Geometrie». 1903).
PotXCAXko. «, Ei wird öftw (Hiuxarr u. ».) die M. (auch die Gooawtrir) eJe eine rein
(vgL Bona: „MeUgeometrieohe" Theorien). Die O.ometrie iei
ein System vom Relationen twiecbeu Begriffen T^d Beeiekungcu.
Anf Erfahrung, Induktion. Ahetraktton. b.w. Ide«lk*erung de« Gigebra.n beruht
die IL (b.w. die m.tk.matiacke Axiomatik) nach J. St. Miix, Hsumot-TS (Zihlro
u. Ileeeen. 8. 17 IL). Knoxacxxa. BoaUm, B. Emduakv «. a. (.. Axiom), Owtwald,
Staixo. Mao, nnck welchem die »et kerne Hecken Sitae J^quiraJenaon von Ordnunge
tlltgkniira" auadruohen und eüe Bechnamg«op«T*t»onen den Zweck nahen, daa direkte
Zahlen n eraperen (Erkennte» u. Irrtum. 1908. 8. 334 f.. 366. 423 ; Die Mechanik«.
8. 616. 6. A 1908); KxmirrxTE* (Die Erkenntnietheorie d. Xeturwiaernech. d. Gegen,
wart. 1906. S.66ff.k Jnci«iM (Der krit. Idenkraiinv 1906. & 86f. 96. 182 f.) a. «.
Dm „KooTentioneüV m das Grundlagen dar M. (Geometrie) betont (neben dam
rein Lofftaeken in dar IL) Powcab* (Scfence et kypotheae. 1908. 8. 3 ff .. 66 ff.;
L'invention nmthemauquc. 1908) a. a. Die genamtrianhra Sitae oind Vereinbarungen,
welchen nicht- Wirkliche« entspricht, die aber „bequem". iwmkmjfkg emd. - VgL
Duscaät*«. La gaomctrie, 1687; E. Wuom Philoeophi« matbematic«, 1693; Lock«.
Eaaay conoern. hu*, underetand. IL K. 13. 1 V. K. 4: die IL ala demon.tri.uv, Wimen-
echeit; Chb. Wolt», EfemenU matheoaoa unirereale. 1740-46; Bmn.iT, Princ.CXI.
CXV1II; Boliaxo, Beitrage ra einer begründeteren DaratcUung der IL. 1810;
Paradoxien dea Unendhoken. krag. 1861 (vgl. H. Bxmoauxx. B» Beitrage rar philo..
Grundlegung der IL. 1909); ▼. EHnxxrxLS. Vierteljahraachrift f. wiaaenach. Philo...
16 Bd.; G. F. Lora. Philo« Studien, X— XII; Fmqi. Die Grundlagen der Arith-
metik, 1888; K. Hcssni* Philo», der Arithmetik. 1891; F. Max». Die logiachen
Grundoperationen der Mathematik, 1896; J. Castoe, Geaammelte Abhandlungen.
18901.; Hamno, Über die kritiache M.. 1904; H. Dixolxs, Grundi e. K
u. exakten Theorie der Wiawnechaiten, 1907; P. Dv Bois-Rxtmoxd, Die allgemeine
Funktionatheorie I: Metaphya. u. Theorie der mathemat. Grundbegriffe, 1883; J. Oohx,
Voraueeetxungen und Ziele der Erkenntnia. 1908; O. Ewald, Kaum kritiacher
Idealiamua, 1908; A. Voss, Daa Wesen der M.. 1908; K. Gxisslkx, Moderne Verirrungen
Maxime — Mechanik. 389
auf philosophisch-mathematischen Gebieten, 1909; Archiv f. System. Philos. XI;
F. Enriques, Probleme der Wissenschaft, 1910; Prinzipien der Geometrie in: Enzyklop.
der mathemat. Wissenschaften, hrsg. bei Teubner, Leipzig; B. Petronievics, Die
typischen Geometrien u. das Unendliche, 1907; Reininger, Philos. des Erkennens,
1911; Frischeisen-Köhler, Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912; B. Jakowenko,
Die Logistik u. die transzendentale Begründ. der Mathematik, Bericht über den
III. intern. Kongreß f. Philos., 1909; A. Reymond, Logique et mathematique, 1908;
M. Cantor, Vorlesungen über Geschichte der M., 2. A. 1894—1901; 3. A. 1900 ff.:
J. Baumann, Die Lehren von Raum, Zeit und Mathematik, 1868; Brunschyicg,
Les etapes de la philos. mathematique, 1912; Whitehead and B. Russell, Principia
mathematica I, 1911 ; F. Kuntze, Denkmittel der Mathematik im Dienste der exakten
Darstellung erkenntniskrit. Probleme, 1912; R. Hönigswald, Zum Streit über die
Grundlage der M., 1912; Marbe, Die Gleichförmigkeit in der Welt I, 1916, II 1917;
Voss, Über die mathem. Erkenntnis, 1914; nach Spengler (Untergang des Abend-
landes I, 1917) ist die Mathematik nichts Absolutes, sondern bedingt durch den
Charakter der jeweiligen Kultur (antike, arabische, faustische Mathematik); Picard,
Das Wissen der Gegenwart in Mathematik und Naturwissenschaften, 1913. — Vgl.
Raum, Zahl, Axiom, Unendlich, Logik, Gegenstandstheorie.
Xaxime (maxima, sc. propositio sive regula): oberster Grundsatz; subjektive
Richtschnur, Regel des Handelns, der Willensentscheidung.
Der Ausdruck „Maxime" hat zuerst logische Bedeutung (Boethtds: „rnaximae
et principales propositiones ; vgl. Prantl, Gesch. der Logik IV, 1855, 19, 78) und
gewinnt erst im Französischen einen praktischen Sinn (vgl. La Rochefoucauld,
Reflexions ou sentences et maximes morales, 1665). Kant unterscheidet die M. vom
objektiv gültigen Gesetz oder Imperativ (s. d.) als das „subjektive Prinzip des Wollens"
oder als das „subjektive Prinzip zu handeln, was sich das Subjekt selbst zur Regel
macht" (Grundleg. zur Metaphys. der Sitten, 2. Abschn. ; Krit. d. praktischen Vern.).
Vgl. Kretbig, Werttheorie, 1902, S. 25.
Maya heißt in der indischen Philosophie die (zuerst als Göttin vorgestellte)
Ursache der Illusion, vermöge deren das wahre, eine Seiende als Vielheit von Individuen
erscheint. Deussen, 60 Upanishads, 1905, 797. („Schleier der Maya "; vgl. auch die
Schriften Schopenhauers.)
Mazdeismus (von Ahura Mazda, der guten Gottheit) heißt die religiös-
ethische Lehre der alten Perser, die dem Zarathustra zugeschrieben wird und die
einen religiös-ethischen Dualismus (Kampf zwischen dem guten, üchten und dem
bösen, finsteren Prinzip) enthält. Vgl. Zend-Avesta, deutsch 1852, 1885 f., 1910;
Hovelacque, L'Avesta, 1880.
llechanik {uri%a.vixfi) ist die Wissenschaft vom Gleichgewicht und den
Bewegungen der Körper sowie von den Kräften (s. d.) derselben. Sie gliedert sich
in Statik und Dynamik (s. d.). Der M. liegen apriorische Grundsätze (s. Axiom) sowie
gewisse Postulate, Definitionen, Abstraktionen („Idealfälle") und z. Teil auch
Vereinbarungen zugrunde (vgl. Poincare, Science et hypotheee, 1902; deutsch2 1906;
Die neue Mechanik, 1911). Während bisher meistens der Erklärung der physikalischen
Vorgänge mechanische „Modelle" zugrunde gelegt wurden, wird jetzt öfter versucht,
die mechanischen Phänomene selbst auf elektrische Vorgänge zurückzuführen (vgl.
Enriques, Probleme der Wissenschaft II, 1910). — Eine Mechanik des Psychischen
hat Herbart versucht (s. Statik). — Für die Geschichte der M. sind von Bedeutung
M)
Stbtib. Vabkjbob. Tmuurnxi. Robsbval. Galilei, Descabte*.
Leibbie, Hutobbs, Nbwtob. Jasob u. Jobabb Bbbboouj. Ecles, I> Alembest.
Laobabob. PotaaoB, Poibbot. Gauss. Maxwell, Kmcmmorr. Hebte, Boltemabb.
Mac« u. a. — VgL Nbwtob. Xatersib usabsriuhbs priaoipb mathemaüc*, 1687;
deutsch 1872; Fama, Mstesmstbcaa Naterpeifaeopbie. 1622; Laobabob, Mecuaioue
analvtioue. 1811 II. Hebt«, Db Prinzipien dar BL, 1884; 1 A. 1810; Wcbdt.
Logik II«. 1808-08; Prinzip, d. ■inhisbniia Katarbhre. 1810; Natobf. Db log.
Grundlagen d. exakten Wkneaach-, 1810; E. DObbsbo, Krtt. Omahlchb d. albwaasmeu
Prinzipien der M.». 1887; B. Mac«. Db hbtdMagi In ikrcr Entwicklung*. 1808;
Kultur und Mechanik, 1915; Vaisjbobb. Db PbibeopaJe dea AbOb, 1811 ( Fiktion««
dar kl); Joe, Scstclte. Psychoaogb der Axiome. 188t; Wocbebt. Di« Methan»
in Rahaesa dar aOges«. Physik (In „Kalter d. Gegenwert" III. 8. 1. 1818k - VgL
BWOBBBB«BB5B, XBsSOsBBOsnsBaX, AWSeoB, BNBBVBBansBBBBBBeBasBSj, EBBTnstBE, AXSOSB,
Trägheit, Bewegen^ Welt.
b¥cic nn n i nr«i masrhiiMmmiatg, eetosBBtbeb. xweagaaniBig, durch Druck und
StoB, dBfak bewegende Krllte. dürr h
*lrrlinnl»lerana;i
Ittngaa infolge Übung (a. d.) «ad Gewohnheit, ferbaadeB mit
RcwuOtarina bb auf den relativen Nullpunkt, wobei njblhjn Kaff ab erapart wird
und dasjenige, waa anlanga Überlegung biamab, aieher. leicht, rasch,
aieh rolkdeki. Merhanisb rangen tob geistigen Akten und WOlenahandlaagcn
fortwährend statt; auf einer M. tob Wufeas^Badlungen beruht ein Teil der Reflasa
(a. d.) und der TrtebrorgBnge (TgL iBOtnakt). Überhaupt bt roo dem aktir- lebendigen
Geietealeben daa hsnaaiftn** (aetonuttbch gewordene), fixierte, „erstarrte",
•tabiL eindeutig. lasitgaalBfig geawdene Gubtige se ««taracheiden. aowohl innerhalb
des Organiachen wie auch ab Glbdeiang innerhalb daa universalen, ab „gebtig"
auf auf aasenden „An afah** oder „Für eich" der Dinge ftberhaupt (egL Panpsychbmus,
Unbewußt). VgL Scsblubo. Fbcbbbb (ZeadAveeta 1. 282). Wcbdt ( Grundriß der
Psycho!.». 1808. 8. «8 ff.; Grds. d. phys. Psycho!.. 1808, III«, 878«,). Kc«thabb.
L W. 8TBBB (Person u. 8acbe, 1808, 1. 176 f.). Nibtxscbe, Jobl (Saab u. Welt, 1912).
Jambe, Boctbotjx (e. Geaetsk Bsbobob a, a.; ferner Lauras, Romabbs. HorrotBO,
Jodl u. a. Ab aoEbba Phlannwn wird db Mei hsnbkirang des Meaacben,
Verwendung ab Maschine, bes. beachtet roa Sombabt: r B. Die deuteoke Voflu
echaft im XIX. Jahrb.. 1808*. Ferner W. Ratbbbac. Von kommenden Dingen,
Zur Mechanik dea Gebtee»«. 1921.
ina C**r««"L Maschine): 1. eine nach den Gaselacn dar Mechanik,
mechanisch oder nach Art einer Maechine eich Terhaltende Verbindung; ein atreag
kauaal bedingter, äußerlicher Zusammenhang; 2. i hsiibtisibi Erklärung tob
Vorgingen, besonders in der Physik, Biologie und auch ab Weltanschauung. VgL
HörroiBO, Der menschL Gedanke, 1911 (nur methodisch symbolische Bedeutung der
mechanbohen Auffassung); Dbibscb, Ordnungsbhre, 1912.
Jleehnniitinehe vYHtannicht (bzw. Naturauffaasung) bt db Zurack-
fQhrung alba Geschehens (s. MstorieJisasas) oder dock dea physischen Geschehene
auf Bewegungen und bewegende Kräfte oder wenigstens auf bloß physikahach»
chemische Vorginge und Gesetzlichkeiten. Innerhalb des „Mechanismus" im ecJaerea
Sinne finden Platz die dynamische (s. d.), energetische (s. d.) und mechanistische
Auffassung im engeren Sinne, welche letztere alba Naturgescheben auf Mechanik,
Mechanistische Weltansicht. 391
auf Bewegung, auf Druck und Stoß, auf das Spiel der Atome (s. d.) reduziert. Die
mechanistische Naturauffassung im weiteren Sinne beruht auf dem Streben nach
einheitlicher, streng kausaler, quantitativer Erklärung der Phänomene ; dazu kommt
noch bei dem Mechanismus im engeren Sinne das Bedürfnis der Anschaulichkeit,
welches in der Konstruktion mechanischer „Modelle" für alle Arten des physikalischen
Geschehens zum Ausdruck gelangt. So berechtigt, zweckmäßig, bewährt die
mechanistische Xaturauffassung ist, so sehr sie der geistigen und praktischen
Beherrschung der Dinge dient, so darf sie doch nicht dogmatisch, nicht zur Metaphysik
werden. Sie hat strenge und universale Geltung, ist aber notwendig einseitig-abstrakt,
denn sie ist nur die einheitliche Verarbeitung des Geschehens, sofern es vom Standpunkt
der äußern Erfahrung erfaßt wird, mit Abstraktion von allem Qualitativen, wie es
den Inhalt des unmittelbaren Erlebens bildet, und von diesem Erleben, dem Psychischen
selbst. Die mechanischen Prozesse und Gesetze sind phänomenaler Art, es handelt
sich hier um äußere Relationen, um Gegenstände möglicher Erfahrung und möglichen
Denkens im Sinne äußerer Erfahrung, um Erscheinungen (s. d.), denen an sich etwas
zugrunde liegen mag, das sich im Mechanischen äußert, aber nicht selbst mechanisch
(oder bloß mechanisch) ist. Auch die mechanistische Xaturauffassung erfaßt das
Wirkliche nur durch Symbole, nicht in dessen unmittelbarem Eigen- oder Innensein,
mag auch dieses letztere (im Anorganischen) zum Teil „mechanisiert" (d. h. auto-
matisiert) sein. Auch schließt der Mechanismus die Teleologie nicht aus (s. Zweck).
Die mechanistische Xaturauffassung begründet Demokrit (s. Atom), und die
Epikureer bilden sie weiter (vgl. Lucrez, De rer. natura). Exakter fundiert wird
sie durch Kopernikus, Keplek, Galilei, Descartes, Boyle, Huygens u. a„
besonders durch Xewton. Xach Leibniz ist alles in der Xatur mechanisch (bzw.
dynamisch) zu erklären, aber an sich sind die Dinge geistiger Art (s. Monaden), und
die Prinzipien der Mechanik selbst sind teleologischer Art („la source de la mecanique
est dans la m6taphysique"), denn die Bewegungsgesetze beruhen auf einer zweckvollen
göttlichen Wahl unter den möglichen Ordnungen (Philos. Hauptschriften I, 326, 345 f. ;
II, 160 f.). Auch Kant unterordnet, aber in kritischer, „regulativer" (s. d.) Weise,
den Mechanismus der Teleologie, der „Idee der gesamten Xatur als eines Systems
nach der Regel der Zwecke". Alle Xaturgebilde sind so weit mechanisch zu erklären,
als es nur möglich ist, zugleich aber — wenigstens beim Organischen — teleologisch
zu beurteilen (s. Zweck, Organismus). — Ohne Mechanismus gibt es keine wahre
Xaturerkenntnis, wobei aber „Natur" (s. d.) als solche nur ein Inbegriff von
„Erscheinungen" (s. d.) ist. Ähnlich Fries (Mathem. Xaturphilos., 1822, S. 23 ff.),
Cohen, Xatorp u. a. — Als Erscheinung fassen den Mechanismus auf Schelling,
Schopenhauer, Herbart, Beneke, Lotze, F. A. Lange, O. Liebmann, Fechner,
Wundt, Paulsen, Adickes, Heymans, Lipps, L. W. Stern, Foutllee, Becher,
Kühtmann u. a. — Daß der Mechanismus nur eine einseitig-abstrakte, symbolische,
theoretisch-praktisch zweckmäßige Betrachtungsweise der Wirklichkeit ist, betonen
Goethe, F. A. Lange, Riehl, B. Kern, Joäl (Seele u. Welt, 1912), E. Mach,
Xietzsche, C. Brunner, Mauthner, Vaihinger (Die Philos. des Als-Ob, 1911),
F. C. S. Schiller, Bergson (s. Leben, Intuition, Verstand), Höffding u. a.
Den Mechanismus im engeren Sinne vertreten Helmholtz, F. A. Lan*ge, Du Bois-
Reymond (Reden u. Aufsätze I, 232, 434), Haeckel, Wundt, System d. Philos. IP,
1907; Grdz. d. phys. Psychol. III5, 692 ff.), A. Höflek (Studien zur gegenwärtigen
Philos. der Mechanik, 1900; Zur gegenwärt, Xaturphilos., 1904), A. Stöhr, E. Becher
(Philos. Voraussetz, der exakten Xaturwiss., 1903, S. 136 f.), A. Rey (Die Theorien
der Physik, 1908), Boltzmann (mechanische „Bilder"; nicht alles mechanisch
.rklsrber; rgL Po|.iihnaäa««aih. Schriften, 1906. & 113 !U Hnm «. a. - '
Mach ist es ein Vorurteil, da8 alle phyriksiiecben Vorginge earrhsniaib erklärbar
■od (Dis Mechanik*, & 8»). Ähnlich P. Vouuiav», Haut, Counirs, Pmow,
Staixo, PotscAfti, Oswald (s. Eosrgie) «. a, (vgL Physikl. — VgL A. Lassos.
Mechanismus u. TabologK 1875; r. Hestubo, Ober die Orenian der meckin Natur-
rrkUrunf. 1875; C. Gcrassu*. Der Komm«. 1006: Uta «tatn Moniamas, 1899;
Dchb*. Ziel u. 8tr«htar der phyeilud. Theorie. 1008; P, Nato«*. Die logiack«» Grund
lagen der exakten Wawnarhaltm. 1910; P. Volema»*. Pjhennlnislhsiiim. Gru*ds«ge
dar Nateiajassaaihate«. 9. A. 1910; B Kau*. Weltanschauung «. WeHarkeaatak,
1011; Jvu Bcmwn, Dia MMnhimiiilfcioris de« Lebern. 1909; Db Onmdfiküonen
der Biologie, 1990; Seydeb. Die Weltasesrhine 1; Dar afruhiessma» da» Wall.
1908; Puuass, Die BtaBung dar «euer« Physik aar BUnhsriinfcim Katar-
1910. - VgL Atom. Beweg«««, Dynsausssus. Übe«, Meckemk. Physik.
Idennlaltstheoris. Mooismas. flpnltssiliemi«
1 edttatUa (ajeditatio): Nerbdenkea. Überdenken, Betrachtung.
MtalaJii Measthr n s«H abnormer. parepsythologistasB
lieber Verfassung. Vgl Hypnose, Psrepsrehologie.
legarlker (oder ,.Eri»tlker"): <fie Anbanger das Krsuunas (Euklid) von
Megäre, eine» Schaler» da» Sokratea. Za ihnen geboren Ecarunsa. Alexieo».
Dioooaos Kaoaoa, Sntro», Tbkastmacmo«, Kleoomacvo*. Pamela* ■ i
Otogen. Laaru II; Maixet. Hietoire da raoole de Megäre. 1845; Ha«tb**teiv
H*torisch philos. Abhandlungen, 1870. - VgL Dialektik. TniR*eblu6.
MelalUf (aaf«, opuuo): FnrwahrkaJtea. Annehme. Urteil ohne sichere
Übeiseugung, ohne BewuBtscin dar Uitnihmnls ligksiL Da engere« Sinne wt <fae
gedacht «aidan soll; da», worauf eich dar Erkaaatiasikt eigeatbrk heörhu was er
ejrf»a»eii.basttinB*enwiIl(egLHea^
Pormal Logic. 1911).
Die Meenung gabt nach Pasmeetdes aaf da« bioOeo Schein (». d.i. «ach Plaxov
•ol da» Mittlere lelsuhiu BiiipJnu «ad Kichtariendem (Bapabt V. 477 A f.; vgl.
Tbcnetet 210 AI nach A»l»miia» aaf das, was sieh sack ander« verhalten kann
(Metapkys. III 6, 1011 b 1311.; VII 15, 1099b 33). - Nach Karr ist Meinen
mit Bewußtsein sowohl subjektiv ah) objektiv unzureichendes Furwahrhalten"
d. rein. Wm.. & 699). VgL Wükdt. Logik P, 1906. — VgL Kategorien. Transzendent.
Melancholie (ß,Xerr*U*. von fdJUs — x°*i. «g. Schwarrgalligkeit ; vgL
Temperament): Depressiottsmstsnd mit Herabsetzung. Verlangsamung. Einengung.
Fixation des eeeliechen Lebens, XiedergeacbJagenbeit, düsterer Stimmung, traurigen
Vorstellungen, auch Zwangsvorstellungen. Vgl Wü.vdt. Grdx. d. php. Psyche'
1903, 399; Kbaspsliw, Psychiatrie P, 1909; Hellpach. Die Grenzwhaenachaften der
Psychologie, 1902.
XelUrisanne beifit die Ansicht, da* die Welt (bzw. die menschlich-souaJrn
Verhiltnisac) immer besser «erden aad gestaltet «aide« kann. Vgl. W. J am es, Pragma-
tismus. 1908, 8. 183; P. Cabos, The Ethioal Problems, 1890; Goldscheid. Entwick
lungswerttheorie, 1908; Verelendung», oder Meuoratkmstheorie. 1906, Ueold u. s.
Memorieren — Mensch. 393
Memorieren (Auswendiglernen): Aneignen eines Lernstoffes durch wieder-
holte Einprägung desselben und Herstellung günstiger Reproduktionsbedingungen
(Dispositionen, Assoziationen, Vorstellungsreihen). Vgl. über mechanisches, judiziöses
(logisches) und ingeniöses Memorieren Kant, Anthropologie, § 31; Hagemann,
Psychologie8, 1911; Offner, Das Gedächtnis2, 1911, S. 140, 179 f., 218 ff. (daselbst
auch Literatur); Mettmann, Ökonomie und Technik des Gedächtnisses, 19123;
G. E. Müller, Zur Analyse der Gedächtnistätigkeit und des Vorstellungsverlaufs I,
1911, III, 1913. — Vgl. Gedächtnis, Mnemotechnik, Reproduktion.
Menge ist ein Inbegriff unterschiedener Einheiten, Objekte. Vgl. Bolzano,
Paradoxien des Unendlichen, 1850; G. Cantor, Gesammelte Abhandlungen, 1890 f.
(über den Begriff der „Mächtigkeit"); C. Isenkrahe, Zur Terminologie des Endlichen
und Unendlichen, in: Natur und Offenbarung, 54. Bd., 1908. — Vgl. Zahl.
Mensch (ävd-pajnos, homo) ist der höchstentwickelte, die größte Differen-
zierung mit größter Zentralisierung der Organe und Funktionen vereinigende, ein
Maximum von „Selbstregulation" aufweisende Organismus, der durch seine spezifisch
und individuell gerichteten, aufgespeicherten Kräfte und Energien der Umwelt am
selbständigsten gegenübersteht und, je weiter er sich entwickelt, in desto höherem
Maße die Umwelt sich, seinen Bedürfnissen und Zwecken aktiv anpaßt, durch seinen
Geist, welcher ihn allen anderen Lebewesen überlegen macht, ihn das, was ihm die
Natur versagt hat, durch Erfindungen, Entdeckungen, durch Herstellung von Kultur-
gebilden aller Art, durch die Technik selbständig erwerben läßt, wobei der Geist und
die Gehirnstruktur selbst sich immer mehr verfeinert. Seine Errungenschaften verdankt
der Mensch ferner dem sozialen Zusammenleben, welches ihn erst seine Bestimmung
erfüllen läßt. Was den Menschen im Einzelnen vor den Tieren auszeichnet, ist der
Besitz einer artikulierten Sprache, welche als Ausdruck lebendiger Gedanken dient,
die Fähigkeit des begrifflichen, abstrakten Denkens, des aktiven, bewußt wählenden
Vernunftwillens, der Entscheidung nach logischen Erwägungen, der bewußt-aktiven
Anstrebung und Verwirklichung von Zwecken, der Lebensgestaltung nach Ideen,
des vollen, eigentlichen Selbst- und Weltbewußtseins, die Reflexionsfähigkeit, die
Persönlichkeit (s. d.). Aus dem Schöße der Natur hervorgegangen, als ein Produkt
biologischer und psychischer Entwicklung, erhebt sich der Mensch durch sein Wissen
und Wollen über die Natur außer ihm, als eine „höhere. Natur", als neues, selbständiges,
schöpferisch gestaltendes, eine neue Welt (des Geistes, der Kultur) erbauendes Kraft-
zentrum, als Aufgipfelung von Potenzen, die in anderen Wesen nicht oder nur teilweise
und einseitig sich entfalten, als Hinausstreben über alle Mechanisierung (vgl. Leben:
Bergson u. a.). Der M. ist Leib und Seele (s. d.), Körper und Geist (s. d.) in Einem:
in unmittelbarster Betrachtung ist er Seele, von „außen" erfaßt Körper; Geist im
engeren Sinne ist er als denkend-wollende Einheit. Die menschlichen Potenzen
entfalten und steigern sich im Verlaufe der geschichtlichen Entwicklung, in welcher
die Menschheitsidee sich verwirklicht (s. Humanität). Allmählich erst kommt der M.
zum Bewußtsein der Menschlichkeit und zur „reinen Menschheitsidee" als bewußter
Norm des Sittlichen (s. d.).
Als „politisches", d. h. soziales Wesen charakterisiert den Menschen Aristoteles
(£<£oi> 7ioXixm6v, Polit. I 2, 1253 a 7). Das Juden- und Christentum erblickt im
M. ein Ebenbild Gottes. Daß die Idee der Menschheit ewig in Gott besteht, lehren
die Gnostiker. Joh. Scotus Eriugena, Meister Eckhart, Chr. Krause (Das
Urbild der Menschheit, 3. A. 1903, S. 164 ff.) u. a. Verschiedene Philosophen bezeichnen
den M. als Mikrokosmos (s. d.).
m
Kaitt unfmrheidet vom Männchen als Bmhutnoug ( Jmmdo phnenomon an" ) den
Jana» aonMmu, den „Olinilasfi hm" (mteOHgiblen) Menecnen in um ob
Vernunftwossn), dar strh hm kotagoitoihio Imnoraiir (s, d.) gehend macht. Dieser
rjoomenaie M. der M sie „fortan", d. h. alt „Subjekt einer nKwalsKh-prukttnckan
» Tnunf t " ist Zweck sn iko and beeilst „warde , d. k. einen »»absolute n innrrn Wert"
(Togendlehre. f II). Dar riuHake Meneek iet der ..Endsvock" der Natu
■n tlnh" »ml iehr i Inf InTI nlr ■ ■ liliftii Mlttt! tiij.f«htw einli 11 (ijlI lm,niaii)
..Der Meneek toi «war onkeihg aonag. eber dto Menschheit kl «einer Fereon maB
ihm heilig aein" (KriL d. prekt Vernunft). Die Menscaneit in ikrer moreiiernen
Vol&omnwnkait tot der Zweck der Welt. Diener „aJJrin Cot t o oklgefillige
toi toi Gott von Ewigkeit her; die Idee den— Um gekt too Gottes We
Sonn". JE* dtoseni Ideal der moransrkoo Vonkostminkilt, d. I dem ürkOd
ehtltokeo OssMuiiiiig in ikrer gaosen Ltuterkeit ane <a erheben, tot . . . »ngeraelns
Menuene anfocht (Die ReHgion innrr h»lb der fJraoneo dar bioSon Vertsunrt, I /•*). —
Naek Knoo toi das reine oder absolute lek dto „rekw? (■lauiwnfnnhi bssttoumir)
Mrnachheit • Htndbuch d. PhOae. I. 18». 8. SS); nack 8. LinuKSmi i»t
das ..Ding so tick" eins raH der reinen Mmtihsilt (Die Humanität. 1907.
Vernunft „nar die ewige Regel desselben**. „Vernünftig hsndnft die gante N
-ein Prarogatir toi btet, daB er mit BsaaoWfci and Willen vernünftig h*
anderen Diana »tonen; dar Menock toi das Wosen, weich** will." Die Kultur
eoll dsss Menacken keifen, „seinen gönnen Begriff s« Cfftlk m das Rrh»
TgL Philo«. Schriften n. Gedickte, krag, von E. Kuknemsnn. 2. A. 191
individuelle Monat h ..tragt, der Anlage and Bestimmung naek. einen reinen iitoshsehsn
die groS* Aufgabe seines Dan Im toi** (vgl sekon Piarrs
l.Vork^:„DsrB»s?WTomMtDiihtatoieinidoeJi»rr>rr
Befllfr). Dieser „reine Masse*** wird durck den Staat teprosanttort, obtohtJ.hiC
(Über dla asthet Ersieh, des MM.Mhf.ii. S. Brief; aber Hnon, HtmsocnT u. a.
s. Humanität V (.oststb, ..Dia Msnsrhhs.t suaasaasen toi erst der wakre Mensen, and
dar einzelne kann nur froh und grackHck nein, wann er den Mai hat, steh im {Jansen
n fühlen*'. Dichtung u. Wahrheit IX. Dia reine Menadüieitnidee alt Zlelpankt and
Norm des Sittlichen and 8r*tokm betonen H. Ootnnt (Etkik. 1004. 8. 200 ff A Nvmnr
{Sovdalpodagogik*. 1004. 8. 101, 272). Ewald. Wr/m. Saum. (Sosiologie. 1008.
S. 771 ff.) n. s, (Tgl. Sfttbchkoh). Naek Cum. Kbaobs gibt es eine „Aflinenecr.
als Idee in Gott ; die Menschheit toi ein Orguntomua and aoO sieh xu einem „Menseh
heitsbund" vereinigen (ürbOd dar Moneakheit, 8. 7, SO. «87 ff.). A. Oosm mach
Menschheit (das „grand ©tre") com Otissnstand rehgioser Verehrung. — Den Wort
des Menschen alt organtoch-enerswttochea Kapital dar Gesellschaft betont die
..Menschenokonomic" R. ColdsobTKOS (s. Ökonomie: vgl. Höherentwicklung und
Menschenokonomie I. 1011). — Vgl. Dbscabtss, Trsite de rhomme, 1084; A. Poes.
Essay on Man, 1733; deutsch 1823 (rgL T —niri, Pope, ein MetaphTsiker, 1750);
Ficht*. Die Bestimmung des Menschen. 1800; SrABXDisszs. Die Lehre vom Menschen.
18»; Tbozlbb, Bücke in das Wesen des Menscken, 1812: Dabwi* (s. Entwicklung);
Hüxutr, Dia Stellung des MonsaVn in der Notar, 1883; L. BCannat, Dia flttllimg
des M„ 2. A. 1872; O. Castabj. Urgeschichte dar Menschheit«. 1877; A. Mttixas,
Die Idee dar Menschheit im griecktochen Altertum, 1877; B. Vrrnm. Die moderne
Weltanschauung u. der Mensch, 4. A. 1003; B. Carnkbi, Der moderne Mensch*. 1801 ;
Merkelsches Gesetz — Metapher. 395
W. Bölsche, Die Eroberung des M., 3. A. 1903; A. R. Wallace, Des Menschen
Stellung im Weltall3, 1903; E. Haeckel, Über unsere gegenwärtige Kenntnis vom
Ursprung des ML, 1905; Metschnikoff, Studien über die Xatur des Menschen, 2. A.
1910 (Entstehung des M. durch „Mutation"); J. Mack, Das spezifisch Menschliche,
1904; Gtttberlet, Der Mensch2, 1903; H. Lhotzky, Die Zukunft der Menschheit, 1907 ;
K. O. Schneider, Ursprung u. Wesen des Menschen, 1908; J. Popper (Lynkeus),
Das Individuum und die Bewertung menschlicher Existenzen, 1911 ; Unold, Monismus
und Menschenleben, 1911; R. Willy, Die Gesamterfahrung, 1909; B. Kern, Über
den Ursprung der geistigen Fähigkeiten des Menschen, 1912; Baldwin, Darwin and
Humanities2, 1911; B. Rawttz, Der Mensch, 1912; W. Stern, Die menschliche Persön-
lichkeit, 19182; R. Müller-Freienfels, Philosophie der Individualität, 1920;
Chamberlain, Gott und Mensch, 1920; Ettcken, Mensch und Welt, 1919; Selig-
mann, Mensch und Welt, 1921. — Vgl. Anthropologie, Rasse, Entwicklung, Kultur,
Anthropologismus, Humanismus, Humanität, Soziologie, Übermensch, Subjektivismus,
Pflicht, Würde, Aktivismus, Zweck, Ökonomie, Lebensphilosophie, Moralstatistik.
Merkelsches Gesetz s. Webersches Gesetz.
Merkmal (irxurjpiov, nota) ist diejenige (vorstellungsmäßig oder rein begrifflich
zu erfassende) Bestimmtheit, Beschaffenheit, durch welche ein Gegenstand im Unter-
schiede von anderen festgelegt und erkannt wird. Es gibt primäre, „konstitutive" und
abgeleitete, aus den ersteren folgende, aber nicht vom Begriff einer Sache untrennbare,
„konsekutive", ferner wesentliche und unwesentliche, konstante und veränderliche,
individuelle und spezifische Merkmale (vgl. B. Erdmann, Logik I, 1907, 118 ff.).
„Korrelativ" sind M„ die einander voraussetzen. Der Begriff (s. d.) enthält, sofern
er streng logisch ist, nur wesentliche Merkmale. Vgl. Fries, System der Logik, 1811,
S. 120 ff. ; Bolzano, Wissenschaftslehre, 1837, I, § 64; Twardowski, Zur Lehre vom
Inhalt u. Gegenstand der Vorstellung, 1894, S. 46, 82 f. (M. immer nur Teil des
„Gegenstandes" der Vorstellung, nicht des „Vorstellungsinhalts"); Kreibig, Die
intellektuellen Funktionen, 1909, S. 91; Sigwart, Logik I2, 1904, § 41 f.; 4. A. 1911.
Metabasis (stg alAo yivos): Sprung von einem Gebiet auf ein fremdes beim
Argumentieren und Beweisen. Vgl. Aristoteles, De coelo I 1, 268b 1; Quiktilianus,
Institut, orat. IX.
Metalogisch nennt Schopenhauer die Wahrheit eines Urteils, welches
unmittelbar seinen Grund in den formalen Bedingungen alles Denkens hat. Metal.
Wahrheiten sind die Denkgesetze (Vierfache Wurzel, § 33).
Metamathematisch (metageometrisch) heißen jene Spekulationen, nach
welchen der Euklidische, dreidimensionale Raum als Spezialfall eines (rein begrifflich
konstruierten) n-dimensionalen „Raumes" (von anderem „Krümmungsmaße", ohne
Gültigkeit des Parallelen- Axioms ; Summe der Dreieckswinkel größer oder kleiner
als 2 R) erscheint. Aus der Möglichkeit, n-dimensionale Mannigfaltigkeiten zu denken,
welche sich anders verhalten als der Euklidische Raum, folgt nichts gegen die Apriorität
der Raumform überhaupt. — Vgl. Raum.
Metapher {uezayoQo): Übertragung, Bild, Ersetzung des Begrifflichen,
Abstrakten, durch Anschauliches, Konkretes, Sinnliches oder umgekehrt. Das
Metaphorische (Bildliche, Anthropomorphe, Auffassung der Dinge nach Analogie
der Empfindung, innern Erfahrung usw.) der Erkenntnis betonen ""Nietzsche,
Mauthner, Vaihinger u. a. Vgl. A. Biese, Die Philosophie des Metaphorischen, 1893.
Vgl. Sprache.
r» Metaphjreik.
Xetaphyaik (t4 ^ ri fwwtf, d. h. ureprftngiieh die in
•nah dar „Phywk*4 das Annmrracsa ■ nmiaaeMJea Bacher dar .treten Philosoph»©
dea Stagiriton, epMer — ao bai Haunoi — beaeiohnet dar Aaadrock daa ü bar dia
N»tur HiiniMphandi. **«# »ea«sn feufftsts schon bai Boftnoct
aaiainWort;rgL8rOon*Lahrb.d.Pldlaa.U* 191t) a* daijeajf
(e. <U dar dia Prinzip*» (a. d.) daa Safe» und
ans dem k«
(Prtoripiw») steckenden Gehalte (a. B. aa» daai Begriffe der Kraft, der
ICa«ealitAt).wfeeweridrearttadie
und i
te
ist, au* der
im engeren ttnne hlnsangaht. nsneaaniknt (a, d.) wird. Kur da* akh daa krMaake M.
dea Unterschiede* deaaen, waa in ihr Wieaan kt. von dem, «aa nur H ypotbeee, Folgsrvng,
Annahme. Idee. Postulat iat. bewußt bkibt, «ad de* ek aa
\»r <l»rf M <ii<-
kann aia dieee nur argnnzen Ihr Ziel iat nkht aigejidkh Erklärung dar Dinge.
Weltverstendnis, Weltdeutung verbunden mit Wissens** rein h
lichung. Sie faßt auf der Wkeeneihsft. geht aber «bar dieae binaoa. auch dar
Methode nach, sofern aie den abetrahtrn
in daa Innere dar Wirklichkeit akh hineinearaeuende Intuition (a. d.) erglnaen und
überwinden muß. Eine kritiache M.. aia Lehre von der einheitlichen Bei
keit der Oeaamterfahrnng. ist anch dann möglich, wann wir die
kritische Khaakhtswwoimen haben, <iafi wir aber em Denken der Weit to«
einea „Bewaßtaema Oberhaupt oder *om ..Bndbobhaiamtandpunkt nieht
Die meUphyakchen Qrundprobleme amd: die Frage nach dam ■ügaaiainfin Weaan
dea Seienden Überhaupt; hier aind ak Löaungevarauche Milwkhamna (a. d.).
Spiritualismus (a. d.), bzw. Idealismus (a. <Lk Idenütttaphikeophk (a. d.). bzw.
Monkunua (e. d.) und Duahamus (s. d.) xu unterechekkn. Auf die Frage nach der
Anaahl der Seinaprinzipien antworten der Phneikmua (e. d.). ak Atomiamua (e. d.)
oder Monadologie (a. d.). und der Singularismus (a. d.), bzw. afoniamna im angerao
Sinne. Wehere metaphysisch© Standpunkt* ergeben sich betreffe dea Verhiltaimea
Gottes (a. d.) zur Welt (Pantheismus, Theismus usw.), dea Zusammenhanga dea
(a. Kausalität, Mechanismus, Zweck, Willensfreiheit).
Metaphysik. 397
Die M. geht aus dem Mythus hervor, mit dem sie immer wieder die Tendenz zur
Deutung des Seienden nach Analogie des Seelischen teilt, zu dem sie aber zugleich
auch durch ihre Auffassung der Wirklichkeit von Anfang an in Gegensatz tritt. So
schon im Hylozoismus (s. d.) der jonischen Naturphilosophen, welche das „Prinzip'"
(s. d.) der Dinge verschieden bestimmen (Thales, Anaxtmenes, Anaxtmander,
Heraklit). Metaphysiker sind ferner die Eleaten (s. d.), welche das wahre, absolute
Sein (s. d.) denkend bestimmen, Anaxagoras (s. Geist, Homöomerien), Demokrit
(s. Atom), die Pythagoreer (s. Zahl). Durch seine Ideenlehre (s. Idee, Dialektik)
wird Platon der Begründer einer idealistischen Metaphysik. Als eigene Disziplin
tritt die M. aber zuerst bei Aristoteles auf. Er nennt sie „erste Philosophie" (tioujtt,
(fiXoaotpta), Weisheit (oocpia), auch „Theologie" (d'eoAoyix/j) und definiert sie als
Wissenschaft vom Seienden als solchen (zov ourog iarlv ft ov) und von den obersten
Prinzipien desselben (rwi> notöiiov ao%ihv xal ahtaiv; Metaphys. I 2, 982b 9; IV 3,
1005a 24). Charakteristisch für diese M. ist die Unterscheidung von Form (s. d.)
und Stoff, Potenz (s. d.) und Wirklichkeit, die qualitativ-teleologische Weltauffassung
(s. Prinzip). Eine idealistisch-spiritualistische M. vertritt der Neuplatonismus
(s. d.), während die Stoiker (s. d.) eine monistisch-pantheistische (s. Pneuma, Gott),
die Epikureer eine materialistisch-atomistische Weltanschauung lehren. Die Möglich-
keit einer M. bezweifeln die Skeptiker (s. d.).
In den verschiedenen Richtungen der mittelalterlichen M. kommen zuerst
platonisch - neuplatonische, später fast ausschließlich aristotelische Elemente,
modifiziert durch die christliche Denkweise, zur Geltung. Als Metaphysiker sind hier
die Gnostiker (s. d.), Origenes, Augustinus, Johannes Scotus Eriugena, Ansei.m
von Canterbury, Avtcenna, Averroes, Ibn Gebirol, Albertus Magnus, Thomas
von Aquino, Duns Scotus u. a. zu erwähnen (s. Scholastik), auch Mystiker (s. d.).
wie Meister Eckhart u. a. Die allgemeine M. ist Ontologie (s. d.), Lehre vom Seienden
und den letzten Ursachen der Dinge („de primis rerum causis et supremis ac difficillimis
rebus et quodammodo de universi3 rebus", Suarez, Metaphys. disputat. I, 1).
In der Zeit der Renaissance treten verschiedene Versuche einer dynamischen
(s. d.) Metaphysik auf (s. Naturphilosophie), die bei Giordano Bruno einen
pantheistischen Charakter annimmt (s. Gott). Als große Metaphysiker treten in der
neuern Philosophie Descartes (s. Dualismus), Spinoza (s. Identitätsphilosophie),
Leibniz (s. Monade) auf, neben welchen R. Cudworth, H. More, Malebranche.
Geulincx, Berkeley u. a., ferner Holbach (s. Materialismus), Bonnet, Robinet,
Herder u. a. zu nennen sind. Eine Systematisierung erfährt die M. durch Chr.
Wolff, bei welchem ihr Charakter als Vernunftwissenschaft, als denkende Bestim-
mung des Wesens und der Eigenschaften der absoluten Wirklichkeit deutlich
sich bekundet. Skeptisch verhalten sich gegen die Metaphysik Locke und Hüme
(Enquiry XI).
Kant unternimmt es in seiner Vernunftkritik, zu zeigen, daß eine transzendente
M., die „über alle Gegenstände möglicher Erfahrung (trans physicam)" hinausgeht,
„um womöglich das zu erkennen, was schlechterdings kein Gegenstand derselben sein
kann", nicht möglich ist. Aus bloßen Begriffen läßt sich nichts über die Wirklichkeit
ausmachen, zu aller Erkenntnis gehört auch Anschauung. Da die Formen unserer
Erkenntnis zwar apriorisch (s. d.) sind, aber nur für mögliche Erfahrung, anschaulich
bestimmbare Objekte gelten, so ist eine Erkenntnis des „Ding an sich", des jenseits
aller Erfahrung Liegenden, also eine transzendente Metaphysik unmöglich, aber auch
unnötig (s. Erscheinung). Der Besitz solcher Erkenntnis ist nur Schein, den die
Vernunftkritik aufdeckt (s. Dialektik, Paralogismus. Antinomie, Idee). Die Kritik
6Jfj Metsphysik.
»ihn-n,
I 'rill/jpw n <!«-•
theoretischen Vernunft
Ine M. h» IMnaaiaii
mm roiasr Viraaa n t »bar MOgaeh h* eis aar, weil ihre nay thitejahia Ohm» * priori"
selbst sind (egt Wia ah, Deduktion. Axiom).
Vnir nun !■■■■_ obtMMa Faktoren «kr im
(*6*
J I (f .. flu; Km. d. rata. Vm, S. 16«.; Kleine
i* III. a6ff.s*|L 1.73 .ries,
reg. too Pttuta, 18X1). Es pbt eine M. der Natur (•. X.turphik».)
(a. Ethik). - Mit der TwiMinliaiMpattrawpal» bcw. mit der
MulifteiMia d» MsMgtaja« Fl» (O/imt der MsMphysik, 18*4).
AraxT (Mcuphys,. 1117; 1 A. 1011). Co«*» (Logik, 190t. & 616). Bis». (...System
der ft>i«läli|iiliiii|ilie.,')> L> Natu» U System der lynlbUMihin Urteile * priori
mm btotaa Begriffen". Die kille» aka Methode. & Sk B.
In der nechkanti»chea PhitoeoDhie kommt ruulpbs
M. auf bei Pumtx. Bamauvm (e. Irlae^mmhJlrmgpaMk Haan. (•. Logik. Idee.
Psnlngjamu ■). OD. Kaaosi (Piiiuthihnill). C. H. Wim (Grundsuge der Mete
pbysik, 1616k SosomnuoMi (s. Voluntarismus) u. *, Hmar, der eine Art
(a. Realen) aufstellt, definiert d» M. als „Lehre ron der Begreiflichkeit
Begriffe, dte eie lusiheitel. indem eie die in
Widerspräche beeeitigt (Hsuptpunkte der M.. 1606; Allgemsh»
M.. 18J8-»;rg1. BK»«a.OwtiMderM.n.niMgii)Mifhilni.. It»40). Ak InVupheaiker.
welche die Wlrkückkeit nie etwa* OiMthjji II Hinan, treten beeonden auf : Loru
(Metaphysik, 1641; System d. Pbilos, 11: mstaphye^ 1679; Mikrokosmos, 6. A. 189611. ,.
Fanaxn (s. Paapeyohiemus). Ed. r. Haanu»* (s. lo bewußt), nach wiLhiw
•pekulsti ve Resultate auf laduktirm Grundlag» m gsemwiii sind. Biuiaju (IL, 1667k
Eookkx (a. Uaist). F. J. ScaxtDT. Wc »dt u. a. Nacb ItUMuM ist die IL silgameine
Sie bat cum Ziel die „aef rieh lang einer uldiiamaahejnMn Welt
Ihre Hauptaufgabe iet „Brgaiuang dar Wirküol
in der Erfahrung Oienbinia n weiteten Grämten, die nicht gegeben rind" (Logik 1 V
1993-95, 7. 461; System d. Pbiloa. P, 1607; Kultur dar Gegenwart I 6, 106k —
Wahrend der atranga PonrtirieMUS (a. d.) eioaa OoMtm u. a. alle IL ablehnt (eo auch
DtLTn.tr. Kiul, DOaauo, Ajunbo. Maca, VaiaixoHt u. a.), nach F. A. Laxo«
die M. nicht« ata ..Begriffsdichtung" ist, eo iet nacb O. Ltmcavx eine „kritiacbe" M.
möglich, ab) „hypothetieuhe Erörterung msninkHnhtr Vorstellungen über Wesen.
Gruad and Znummsnhing der Dinge" (Dia Klimax der Theorien, 1864, S.
Wahrend längere Zeit Erkenntnistheorie «ad PsyuhologiB die IL tiemlicb turhek
gedrängt hatten, treten jetxt verschiedene Veraoobe metaphysischer Systembüdungen
auf. auf fvoUitioniatiaoner, smmJalMahar (s. d.). vitelistiscber, pMionauMMohar (s.d.),
idealkÜaob-epirito»h«tiacheT u. e, Grundlage. Auf „Intuition" (s. d.) basiert die Mete-
phytdk Bkbosom; durch Zurückbeugung dea Geisten, dea Scheuana auf daa stetig-
achöpferiache Leben in uns vereeuen wir una rennöge einer WilkniaenatTraigailg ins
Absolute und erfassen dann auch die kuBere Wirklichkeit als Leben, Streben (tendaacek
schöpferische Entwicklung (Introduction k la Metaphysique, 1903; deutsch 1910). —
Metaphysisch — Metapsychisch. 399
Vgl. K. Fischer, Logik u. M.3, 1909, Hartenstein, Die Grundprobleme u. Grund-
lehren der allgemeinen ML, 1836; Ulrici, Glauben und Wissen, 1859; Gott und die
Natur2, 1866; Gottu. d. Mensch, 1866 — 72; Frohschammer, Die Phantasie als Grund-
prinzip des Weltprozesses, 1877; Teichmüller, Die wirkliche u. die scheinbare Welt,
1882; Neue Grundlegung der Psychol. u. Logik, 1889; F. Harms, Metaphysik, 1885;
K. Chr. Planck, Testament eines Deutschen, 1881; K. Dieterich, Grdz. der
Metaphysik, 1885; Th. Weber, Metaphysik, 1888 f.; C. Gutberlet, Lehrbuch der
Philosophie4, 1909 f.; Volkelt, Über die Möglichkeit der M., 1884; Dilthey, Einleit.
in d. Geisteswissensch. I, 453 ff. ; Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung
in den metaphysischen Systemen. („Weltanschauung", 1911); Simmel, Probleme
der Geschichtsphilos.2, 1905, S. 82 ff. ; Petronievics, Prinzipien der M. I 1, 1904;
I 2, 1912; Rülf, System einer neuen M., 1888 ff. ; E. Zeller, Archiv f. systemat.
Philos. I; Sigwart, Logik II1, 1911; F. Erhardt, Met. 1, 1894; Heymans, Einführ.
in die Metaphysik, 1905; 2. A. 1911 ; Deussen, Elemente der ML*, 1907 ; E. v. Hartmann
Grundriß der ML, 1908; Geschichte der ML, 1899—1900; Dilles, Weg zur Metaphysik,
1903 f. ; Reinke, Die Welt als Tat4, 1905; E. Haeckel, Die Welträtsel, 1899; Spencer.
System der synthetischen Philosophie, deutsch von Carus, 1882 ff.; L. W. Stern,
Person u. Sache I, 1906; R. Lehmann, Zur Psychologie der ML, Archiv f. System.
Philos. II, 1898; Eisler, Nietzsches Erkenntnistheorie u. Metaphysik, 1902;
W. Hamilton, Lectures on Metaphysics and Logic, 1859 f.; Ferrier, Institut, of
Metaphys., 1854; Mansel, ML, 1860; Hodgson, The Metaphys. of Experience, 1898;
Füllerton, System of ML, 1905; Royce, The World and the Individual, 1900 f.
F. C. S. Schiller, Riddles of the Sphinx2, 1910; E. Vacherot, La metaphysique et
la science2, 1863; Lachelier, Psychologie u. Metaphysik, 1908; L. Liard, La science
positive et la metaphysique5, 1907; deutsch 1910; Renouvier, Les dilemmes de la
metaphys. pure, 1900; Foutllee, L'avenir de la metaphysique, 1889; P. Janet,
Principes de met. et de psychologie, 1897; Runze, Metaphysik, 1905; Frischeisen-
Köhler, Zur Phänomenologie der Metaphysik, Ztschr. f. Phil., 1912. Nach Liebert
(Das Problem der Geltung, 19202) ist Metaphysik die „verdinglichende Scheinsetzung
psychologischer Momente"; P. Wust, Die Auferstehung der Metaphysik, 1919 (sieht
bes. in Simmel und Tröltsch Vertreter einer neuen Metaphysik); als „Wirk-
lichkeitslehre" faßt die Metaphysik H. Driesch, Wirklichkeitslehre, 1917;
H. Schneider, Metaphysik als exakte Wissenschaft I, II 1920; Ewald, Welche
wirklichen Fortschritte hat die Metaphysik seit Hegels und Herbarts Zeiten in Deutsch-
land gemacht?, 1920. — Vgl. Philosophie, Ontologie, Monismus, Dualismus, Materia-
lismus, Spiritualismus, Monadologie, Voluntarismus, Panpsychismus, Identitäts-
philosophie, Ding an sich, Geist, Seele, Gott, Unsterblichkeit, Zweck, Kraft, Materie,
Natur, Prinzip, Substanz, Positivismus, Agnostizismus, Mechanistisch, Dynamismus,
Idealismus, Idee, Transzendent, Postulat, Fiktion.
Metaphysisch: zur Metaphysik gehörend, alle Erfahrung übersteigend,
transzendent (s. d.). Nach Wündt sind met. „Annahmen, die irgendwie hypothetische
Ergänzungen der Wirklichkeit sind", Theorien, die irgendein empirisch gegebenes
Verhältnis über alle Grenzen der Erfahrung hinaus erweitern (Essays, S. 21; Philos.
Studien XIII, 361). Die Elimination aller „metaphysischen" Zutaten zur Erfahrung
fordert E. Mach (vgl. Empirismus).
Metapsychisch : über die psychologische Erfahrung hinausgehend; das
An sich des Psychischen. Vgl. L. Haller, Alles in Allem. Metalogik, Metaphysik,
Metapsychik, 1888; L. W. Stern, Person u. Sache I, 1906, S. 198.
401
MeteMpirUeh (mi»mpiri«l): jiimiai dar Oww sanglicher Erfahrung
(Lnrn, Problem, of Life aad Mind. I. 1872-70. IT
JH>t«Bspsj ehoae s. 8— banenrViiimg
Xetfcezla (/•/<**{.«): nach Flatus da* Teilhabe« der
Tlrtliuile («ifrees«): pbamlthjn Verfahren, isnbeeoadore daa Verfahren der
MUiaaiafulilii. ilee fbaiaaaag ■llaaBmlngatiipi TTiadb
Urtulliieniiinlilnp, der gissaga ag, Ordnung aad Verknüpfung eowb der
(durch Anwaadaag togbeker Pruiripien). Außer den
Methode« aowie ■flgamihni »»etaodbche Regeln aad Grund
■rtaaatwanainfHaiBa aafgefafk eind die „Methoden" die fundamentalen
in wilcbaa daa Oaahae in einheitlich areaiiJiuaai Waiee daa Erfahrung»-
iocaeoh leiai beiist, wobei ea aa Begriffen aad Urteilen geklagt, in welchen
der Os4»d» der Erfsb enge ewklfekkeU illasanbgalitg, objaktfr liiiUaiait wird. Im
aiad Methodea dar Uatareacbang (Forecbeogai
. i_ i _
M.) aad dar Darstellung aa aneereoaesdeo. AUgeossiae Methodea dar Wbeeoncaafteo
aiad db induktive (e. d.), daduktire (*. «Lh aueJrtbche (a. <L). sjathetbche (s. d.) M .
die M. der Analogie (e. d.k Mstbodieohe Opera Hot e aiad daa Definition
(a. «U der Beweis (a. d.). Ra gibt ferner eine akroumatbche jß
(a.d.ha»a,uiB,,t,.d.L»jss»mstfeBto^^
bietorieche M. (e. Oasubbb»». Xatarwisswaachaltj. in der Philosophie
eine Spekula ur« (a. d.). dfebktboae (a. «Lh kriueebe (a. d.), traaaaaadaataJr (a. d.) M
logisch» Analyse aad die Prüfung dar Tragweite «b* Methodea Ulli der Metboden
lehre (ab einem Taile dar Logik) aa. - Vgl. F. Baooa. Nonm Organum, MB
dignitat» et ■agssentb ecientierua, lflü; Daaoaaraa. Dieoonra de la aaetkode. 1637;
bwlafeuh 1644; Regaine ad dheeüoasai sngeeni; Browns, Da kmlkmaa iseesifehfins;
TaoKDunuoajui, MeiHahia m cutis, 1667t Ka»t, Kritik dar reinen Vernunft,
H. Ooaaa. Logik, 160t, 8. Uff.. 646«.; J. 8r. Max. flysMm der Logik. 1677 (eiafce
Induktion, Deduktion): Dtrajutau Daa aaHaodea daue lee ■ufeami de isfeonneaseat,
1866 f.; OotmaoT. Daa mfehodea dana lee eobneac da rabonnemsat. 1666; Jaronu,
Leitfadea der Logik, 1606, 8. SIS ff.; E. Maos. Iahsse tele u. Irrtum1. 1606; Lotsa,
Logik*, 1660; S. A. 1012; Siowaut. Logik«. 1011 ; Wim, Logik», 1006-06, S Bde.;
R. Höxioswau». Beitrage cur Rrkenntaiathaor» aad Methodologie, 1006; Kant
atudien XVII. 1018 (Der ..Übjektgedaake'' ab Quake der sjataaisibi hen Einheit der
Methoden); F. Daaraa, Stadien aar Methodeabhre a. Erkenntabkritik, 1606-1003
K. Uaaaaan. Studbo cum Methodenprobbm u. tu seiner Geeehiehto, 191U
ickkut. Db Grenzen dar natuiwiaeenechaitlicheu Begriffabildung. 1806-1002
A. Döaiao, Grundlinien der Logik ab einer Methodenbhre. 1012; A. Sroan, Lehrbuch
der Logik, 1911; \ AiHiuoaa, Db Pbiloaophie dee Ab-Ob, 1011; E. J. Hamilto».
Erkennen u. Schlbaen, 1012; Ostwald, Db Forderung des Tage»', 1011; Bacaaa,
ifcuteswiaaenschaitrn und Naturwiaaenechaiten, 1021 ; PoiscauÄ, Wbeenachait und
Methode, 1014. - Vgl. Wbeenachait. Qeackfehs», Naturwbeenacbaft. Geästs, Hypo
thees, Fiktion, Idealismus, Logik, ftyidudogb, ftychophysik.
Transzendental, System. Scholastik.
Methodenlehre — Mimansa. 401
Methodenlehre s. Methode. Die Einteilung der Logik in Elementar- und
Methodenlehre ist seit Kant üblich. — Unter der „transzendentalen'' M. versteht
Kant die „Bestimmung der formalen Bedingungen eines vollständigen Systems der
reinen Vernunft" (Krit. d. rein. Vernunft, S. 544 ff.).
Methodisch: mit Methode, planmäßig. Vgl. Idealismus („methodischer
Idealismus": Cohen u. a.). Vgl. N. Hartmans, Logos III, 1912.
Methodologisch: die Methode betreffend, zur Methodenlehre (Methodo-
logie) gehörend.
Mikrokosmos {uixo6i} xöouoü): die kleine Welt, d. h. der Mensch als eine
Welt im Kleinen, als Spiegel oder Abbild des Universums, als Konzentration der
Elemente und Kräfte des Universums, so daß aus der Xatur des Menschen die Natur
des Weltganzen, des Makrokosmos (uaxoög, xöouos), der großen Welt zu erkennen ist.
Analogien zwischen Mensch und Welt finden sich schon bei Anaximenes,
Pythagoras, Heraklit, Empedokles, Demokrit, Platon (Timaeus IV, 27;
Philebus 30), Aristoteles (De animalll, 8; vgl.Phys. VIII 2, 252b 26), den Stoikern,
Neupythagoreern, Phtlon, Plotin u. a. Mwoöxoouos kommt bei Bokthius
vor (Opera, p. 659). Als M. fassen den Menschen auf: Joh. Scotus Erittgena, Hugo
von St. Victor, Thomas von Aquino, Meister Eckhart, Nicolaus Cusanus, Agrippa,
Paracelsus, G. Bruno, J. Böhme, Lkibniz (s. Monade), Herder, Goethe, Schopen-
hauer, Schelling, Lotze (Mikrokosmos5, 1896 f.), Emerson u. a. Vgl. A. Meyer,
Wesen u. Geschichte der Theorie vom Mikro- und Makrokosmos, 1900.
Milieu (Taine): „Umwelt" (Ausdruck von Goethe), Inbegriff der äußeren
Verhältnisse und Bedingungen des Lebens, welche auf die Organismen modifizierend
einwirken, teils direkt, teils durch die Reaktionen, die für die Anpassung (s. d.)
der Lebewesen an ihr (neues) M. nötig sind (vgl. Entwicklung). Vom „Naturmilieu"
ist das „Kulturmilieu" bzw. das „soziale Milieu" zu unterscheiden, von welchem die
Individuen mehr oder weniger beeinflußt werden und welches auch auf das geistige
Schaffen, insbesondere auch auf das künstlerische, von Einfluß ist. Im Laufe der
Entwicklung wird die Menschheit ihrem M. gegenüber immer selbständiger, sie
emanzipiert sich vielfach vom Zwange desselben und gestaltet sich ihr Milieu aktiv,
im Sinne ihrer Bedürfnisse und Ziele. Insbesondere ist für die soziale Kultur-
entwicklung eine ständig fortschreitende Verbesserung des M. als Inbegriffs der Lebens-
verhältnisse eines der wichtigsten Postulate (s. Aktivismus).
Den Einfluß des M. beachten schon Hippokrates, Platon, Aristoteles, Ibn
Khaldun, dann J.Bodin, Montesquieu (Espr. d. lois XIV, XVII1),Turgot, Voltaire.
Condorcet, Vico, Herder (Ideenll/III), Goethe, G. St.-Hilaire,Lamarck,Dar\vin,
Comte („monde ambiant"), Buckle u. a. Nach H. Taine sind Rasse, Moment und
Milieu die konstanten Faktoren in der Geschichte, welche auch das Schaffen, besonders
das künstlerische, bedingen (Histoire de la litterature anglaise, 1864; Philosophie de
l'art, 1865; deutsch, 2. A. 1885). Daß für das Verständnis der Vererbung (s. d.) erwor-
bener Eigenschaften die Lehre vom „inneren Milieu" (d. h. von dem das Keimplasma
umgebenden übrigenTeile des Organismus) bedeutsam ist, betont R. Goldscheid (Höher-
entwicklung u. Menschenökonomie, 1911 ; Darwin, 1909). Vgl.H.DRiESMASs, Rasse und
Milieu, 2. A. 1909; E. Dutoit, Die Theorie des M., 1899. Vgl. Soziologie, Ökonomie.
Mimansa: indisch „Überdenkung". Name eines indischen philosophischen
Systems pantheistischer Richtung. Deussen, Allgem. Geschichte d. Phil. I 3, 19203,
389 f. Vgl. Vedanta.
Bisler, Handwörterbuch. 26
(M Mimik — Mitleid.
Mimik «. Auedrai hahewegung, Phyrtngiwflr,
Mimikry («igt mimicry. Xschaffung): .Vtnhabmnag
(Farben, Formen) gawimei Um» oder Pfamana durch andere, welche
schalten snnahiaan und dadurch t. T. im Kirnaf um Dasein besser geschaut sind
(t, B. Anpassung an db Kerbe und Form von Blutern durch Beaankvacna mm.).
Theorien der M. geben Dabwi*. Bat««, Farn MCixn, K. Paaacs, Paüxy (M. ab
Mi ad (engL): Geist, Seele, BrfrfHik laMnfcl.
Hladfttmff (engL): fjiilinlofl. nennt W. IL Gumma die psyoaiereen
daran lümmtikatioa den eigmitHidu ft nu9lasm Imrvoimmt (Von dar Kater der Dinge
an «ah, 1908h W. Jaxas ernannt unter dar „mind staff Theorie*' den (von ihm
bekämpf tan) pijfrhqlngk-uhie. linmiamai (a. d.) ahme 8mca\ Bau a. a. (»gl. J am am
PrindpL ol Psvebol.. 1180. L 1480.).
Tlinlauant tramwabjektivea Minimal nennt Vouiblt (Geattaeit
Wahrheit. 1918. 884 ff.) dae afmihmtmil voa ttinmelijiidni Tmiimmbirg. da«
von Jedem, auch dam einfachsten TainnnhWihnistihi InmUriH mitgemeint ist.
Miaar • Termiaas.
Miaaataraple (^««Wr, eVtysMte«): MrnechenheB. MtaaoaamsstaaaVklreit.
'I Hologir [/umM JUr<H): Ha8 gegen die Vernunft.
nimm aalnam— {?***, e»W): Hat, Widerstand gegen daa Nene.
■ ii freadn Freude an fremder Last, freudige aniaflnnar am Gluck der
anderen. Jbax Paul eagt („Heaperua"): „Zum Mitleiden genügt ein Mensch
Mitfreude gehört ein Enget " Vgl Kiam, Werttheorie. 1908, & 109.
Mitgf ftthl (svawithamaai Gefühl) s. tt/musüns.
Mitleid hn eine Art dea Mitgefühle, nämlich ein Mitfühlen fremder Unlust,
unhictToUea Biiegtmiu bei dar Wahrnehmung oder Vorstellung fremden Leidens,
infolge „Kinf Ohhang" in daa fremde loh, in deaaea Lage wir une tn der Phantasie
versetaen, eofern ea an ahmt tu unähnlich hn. Doch ist im M. manchmal euch ein
Luetfahtor enthalten, dar «um Teil in dem Kontraste dea Nicht-Leiden dea eigenen
Ich tum Issdaoden fremden loh wurzelt. Daa aktive M. schlieBt dea Willen ein, dam
Leidenden tu halfen, im Unterachieda vom ^chwachlkhrn . reia passiven Mitleid,
welches aber doch auch, cntwiikliingageeohichthrh betrachtet, keineswegs ganz
wertlos ist. Schädlich hn nur das „fakche". unangebrschte Mitleid.
Gegner dea weichliche» Mitleids amd die Stoiker, Snvoaa, nach welchem das M.
schwächt und unnötig hn, weil dar vemünftig-sitüicbe Mensch auch ohne solche
Affekte hilfreich sich betätigt (Eth. III. prop. XXII ff.). Kamt (Tugendlehre, f 34.
aber Betonung dea ..tätigen Wohlwollens"), Fioam, NiaTUCtts, nach welchem das
M. mit den Schwachen, Mißrateneu nganikiead wirkt (Eraatt dafür: die „schenkende
Liebe"). Alles, was aus Schwache stammt, ist schlecht. „Die Schwachen und Miß
ratenen sollen zugrunde gehen; erster Satt unserer Menschenliebe, und man soll
ihnen noch dazu helfen." Gegen alles Schwache muß man hart sein, auch eich seihat
gegenüber (*. Obermensch).
Hingegen ist nach ScBorairBADaa das M geradezu das einzige aittischs Motiv,
die „echte, d. h. uneigennützige Tugend", das Einzige, was einer Handlung sittlichen
Mittel — Mnemonik. 403
Wert gibt. Das M. hat eine metaphysische Grundlage; wir alle sind im Grunde eins,
und so sind wir es selbst, die im andern leiden (Über das Fundament der Moral, § 16ff.).
— Nach W. Stebn ist das M. das „allmählich im Laufe sehr vieler Jahrtausende
entstandene verletzte Gefühl der Zusammengehörigkeit mit allen anderen
beseelten Wesen gegenüber den schädüchen Eingriffen der sowohl unbeseelten als
auch beseelten objektiven Außenwelt ins psychische Leben" (Das Wesen des Mitleids,
1903, S. 49). — Vgl. Abistoteles, Rhetorik II 8, 1385b 13 ff. (vgl. Tragisch); Lessing,
Hamburg, Dramaturgie, 74 f.; A. Smith, Theory of Moral Sentiments, 7. ed. 1792;
Kobeb, Das M. als die moralische Triebfeder, 1885; W. Giessleb, Das M. in der
neuern Ethik, 1903; Jahn, Psychologie5, 1907, S. 355 ff.; Jodl, Lehrbuch der
Psychologie II3, 1909, S. 406 f.; Goldscheid, Entwicklungswerttheorie, 1908, S. 198f.;
Gboethuysex, Das Mitgefühl, 1904; K. v. Obelll, Die philos. Auffassungen des
Mitleids, 1912; Finbooason, L'intelligence sympathique, 1913; Mülles- Fbeienfels,
Persönlichkeit und Weltanschauung, 1919: „Mitleid ist nicht nur ein Leiden mit
den andern, sondern zugleich ein Leiden über das Leid des andern." — Vgl. Sym-
pathie, Humanität.
Mittel (de' od, causa instrumentalis) ist dasjenige, wodurch ein Ziel erreicht,
ein Zweck (s. d.) verwirklicht wird, ein Geschehen, das geeignet ist, Ursache einer
angestrebten Wirkung zu werden. Das Wollen des Mittels ist durch den Zweckwillen
bedingt und wird psychologisch durch diesen bzw. die Vorstellung des Zweckes,
ausgelöst oder reproduziert. Ursprünglich ist das Mittel zur Erreichung eines Zweckes
vielfach noch nicht selbst als solches gewollt, sondern unter verschiedenen möglichen
Reaktionen bewährt sich eine als zweckmäßig, als richtiges Mittel und wird dann
bewußt gewollt, bis dann die Reaktion zweckmäßig-impulsiv, ja oft reflektorisch wird
(„Zufälligkeit" des Mittels: Pauly, Darwinismus u. Lamarekismus, S. 109 ff.;
„Heterogonie der Mittel" als Korrelat zur „Heterogonie der Zwecke"). Mittel sind
nur dann ideal-richtige Mittel, wenn sie ein Maximum an Zweckmäßigkeit mit einem
Minimum an unzweckmäßigen Nebenwirkungen und Folgen verbinden. Mittel, weiche
unsittliche Wirkungen haben oder selbst unsittlich sind, können durch den Zweck
nicht „geheiligt" werden, obwohl es richtig ist, daß um des guten Zweckes willen
auch manches, was als „hart" erscheint (z. B. Strafen) zulässig, ja gefordert ist. Vgl.
Stöcke, Lehrbuch d. Philos. II8, 1912; Goldscheid, Entwicklungswerttheorie, 1908;
Padlsen, Syst. der Ethik», 1906. Vgl. Zweck, Denkmittel, Instrumentalismus, Ökonomie.
Mittelbare Assoziation (überspringende A.): Assoziation über die
nächsten Glieder einer Vorstellungsreihe hinweg. Vgl. Hebbabt, Lehrbuch zur
Psychologie, § 143; Ebbinghaus, Grdz. d. Psychologie I, 660 ff.; Offneb, Das
Gedächtnis2, 1911, S. 281 ff. — Mittelbare Reproduktion ist eine Vorstellungs-
erneuerung, die durch unbewußte oder vielmehr unterbewußte, unbemerkte Eindrücke
(zum Teil Organempfindungen, Gefühle) vermittelt ist. Vgl. W. Hamilton, Lectures
on Metaphy3ics and Logic, 1857, I, 352 f.; Jerusalem, Philos. Studien X, 3231'.:
E. W. SCBIPTUBE, Philos. Studien, VII, S. 50 ff. ; Wündt, Philos. Stud. X, 326 f. ;
Kiesow, Archiv f. d. gesamte Psychol.VI, 357 f.; G. Cobdes, Philos. Stud. XVII, 30ff.;
Offneb, Das Gedächtnis2, 1911, S. 154 ff. — Vgl. Wiedererkennen.
Mittelbegriff (d^os piooe, terminus medius) s. Schluß.
Mneme s. Gedächtnis, Vererbung (Semon), Reproduktion.
Mnemonik oder Mnemotechnik (pv/jw, Gedächtnis): Gedächtniskunst.
Technik der Unterstützung des Gedächtnisses durch geeignete Assoziationen (etwa
26*
;.■! Modale Konsequeos - Modus.
PM Z»h..r, HÜ W rtm . QNffhn^M. EM rnOJSB, Kr»...»iur.k- -L-r Aufiii.-fU.ni.
u. dgL Als Vater der M gut Smonons. X« munin sind Übt ferner R. Lru.cs,
▼. Auen*. K. Cbltus, Gbst, K. Otto. K. Rktwttuiw. Vgl Cicsno. De ormt«
86 f.. 361 ff.; QODmUAirci, Inettttittoo. erat. XI; 2. 11 ff.; H Kothk. Lehrbu
Mnemonik». IMS; Jonr. Ponuu» u a. - VgL (iedachutia.
Module komrqefM •. ModalitatasiMonc.
ItdalUaiu ist, logieoh, die Lebe, deJ aUee Brfübttwi in der Verwertung
and Anwendung der sunihTMlsuhsii and iiiftlHgon Folgen besteht; er erklärt, wie ekb
litt (En. Jon Hauilto*. IVrrepuonahemos u, MnrtsKonos, 191 l
Bohnslsn, 1912).
Mudullf At (von modus): Art und Wein» dm Seine. QnahihiM, den Oodsoht-
werdene; insheeondere die Form de« Urteile eeiner Oewilheit nach, ek sswrlnrisrhss
i pwhlsneeisnhii (e. «Lk ly iftlssihii (s. d.) UrteiL - Unter der M. der
Ennfindang »nstsht Hwunoun die Art dsroslbee in beeng nnf den fnunjonhlii.
den sie engehtVI (Farbe. Ton eew.).
Die Einteilnng der Urteile nach der M. findet ek*edsaa bei AsterorsxssfAi.
prior. 1 2, 56a 1 L* eber erst epiter ist von „modalen Urteilen" die Red.
Kamt gibt ee eigene Kaeagorieu (e. d.) der hi: Möglichkeit (InniogBohkoit). Dasein
(Nichtsein). Notwendigkeit (ZnlMUgkeH). Sie drucken nur den Verhältnis des
Gedeckten, dee Urteikni» mfcennliiwiiininpii ens, siigin rierdte Artend Wew« sn.
wie in Urteil etwas behauptet oder verneint wird, ohne etwee nun Inbeit de« Urteils
beigetragen; sie betreffen also nur die Art der Urteikgewiffhott. „Problematische
Urteile sind solche, wo man des Bejaben oder Verneinen ab bloo möglieb (bettebig)
ansiebt: assertorische, daee als wirkliek (wahr) betrachtet winl . apo«l
in denen man ee ab) notwendig ansieht" (Kriu d. rein. Vernunft, S. 92, 202 f.). Andere
Logiker, wie Scntrrr«. Hsymaxs u. a. rerlegen die M. in die Materie des Urteils;
▼gl hingegen luuta, Die inteOektueüen Funktionen, 1919. & IT I I »DT.
Logik I*. 1906; 8k>va*t, Logik I*. 1904. 1» 1911; E. J. Hamiltox,
Pereeptiooehemoe a. Mo<UU.me*. 1911. -Vgl. Möguchkeit, Wtrklichk ndig-
keit, Postulat.
Modul itut»»ehliiuu«> sind Folgerungen ron einer ModakUt (.. d.) enf
eine andere (..modale Konseoueut'): ron der Wirkhuhkoi« auf die Möglichkeit
eaee ad poase"). ron der Notwendigkeit nnf die Wirklichkeit („ab oportere ad eese' )
oder auf die Möglichkeit (..ab oportere ad pome'). VgL Rnneio. Die intellektuellen
Funktionen, 1909; R. J. Haioi.tox. Pereeptionabemu« o. Modahamu», 191 1 ; Erkennen
ulieQen. 1912
Modi s. SchluBfiguren.
Modif ikntion t Abänderung. Veränderung der Benins eint, den Zustande«,
der Quabtat.
*l od am Deeeimweim. Art und Weise des Seins oder Geschehen*. Zostindigk-
Bestimm tbeit eines Dinges. So nach scholastischer Auffassung (..rei determinatio").
nach welcher es Äußere (akzidentelle) und innere (substantieOe) Seins (physisch,
und logische oder Denkmodi gibt. Der Modus konstituiert nicht die Robstom, sondern
unterscheidet sie ron anderen. Dkscabtba versteht unter modi die Zustande, welche
Modus — Möglichkeit. 405
die Substanz modifizieren (Princip. philos. I, 56). Spinoza versteht unter „modus"
eine besondere Zustands weise oder einschränkende Bestimmtheit der Substanz (s. d.)
und ihrer Attribute (s. d.), eine unselbständige Zuständlichkeit der an sich einheitlichen
Substanz („per modum intelligo substantiae affectiones, sive id quod in alio est, per
quod etiam concipitur'" (Eth., def. V). Die Modi folgen aus der Natur der Attribute
der göttlichen Substanz (1. c. prop. XXIII), die Modi der Ausdehnung sowie die Modi
des „Denkens" (Bewußtseins: Intellekt und Wille, Affekte usw.). Die Substanz geht
logisch ihren Modis voran („substantia prior est natura suis affectionibus"). Die
Dinge (s. d.) sind Modi der göttlichen Substanz, haben also keine absolut selbständige
Existenz. — Vgl. Locke, Essay concern. human understand. II, K. 12, § 4 f.; Stöckl,
Lehrb. d. Philos. II8, 1912; Urraburu, Ontologia. 1891.
Sodas ponens, tollens s. Hypothetischer Schluß.
Möglichkeit ist der begriffliche Ausdruck dafür, daß der Setzung oder
Annahme eines Etwas als gültig oder als seiend nichts im Wege steht, daß diese Setzung
den Denkgesetzen (logische M.) oder den Bedingungen denkender Verarbeitung
des Erfahrungsinhalts (reale M.) entspricht oder nicht widerspricht. Logisch möglich
ist alles widerspruchsfrei, logisch - richtig Gedachte; aber nur ein Teil des logisch
Möglichen ist zugleich real möglich, nämlich dann, wenn die Bedingungen und Gesetze
des wirklichen Geschehens zur Annahme einer Sache, eines Tatbestandes berechtigen
oder sie nicht ausschließen. Im engsten Sinne ist M. soviel wie „Potentialität" (s. d.).
Angelegtsein eines Sachverhaltes in Faktoren, die nur des Hinzukommens gewisser
Teilbedingungen bedürfen, um das Mögliche zu realisieren. Sonst ist aber die M. kein
Zustand der Dinge selbst, sondern ein Ausdruck unserer unvollständigen Kenntnis aller
Bedingungen des Geschehens und Seins, verbunden mit Erwartungen auf Grund
bisheriger Erfahrungen und apriorischer Voraussetzungen empirischer Erkenntnis.
„Mögliche Erfahrung" ist Erfahrung (s. d.), soweit sie gedacht, begrifflich über jede
gegebene Schranke hinaus verfolgt und antizipiert werden kann, auch wenn sie nicht
tat sächlich gemacht wird (vgl. Wahrheit).
Nach Diodoros Kronos ist nur da3 Wirkliche möglich, das NichtwirWiche
unmöglich („id solum fieri posse, quod aut verum sit aut verum futurum sit", Cicero,
De fato 17). Es geschieht nichts, was nicht notwendig ist. Dagegen wendet sich
Chrysipp. Xach Abaelard ist nur das möglich, was Gott wirklich geschaffen hat;
nach Averroes ist alles Mögliche auch wirklich. — Aristoteles bestimmt die Materie
(s. d.) als das Mögliche, das der Möglichkeit nach Seiende (övvduei öv), das erst durch
die Form (s. d.) verwirklicht wird. Dieser Gegensatz des Potentiellen und Aktualen
beherrscht auch die Scholastik. Das Mögliche (possibile) ist, was sein oder nicht
Pein kann („quod potest esse et non esse"). — Xach Leibniz bestehen in der göttlichen
Vernunft unendlich viele Möglichkeiten, von denen nur das „Kompossible" und Beste
verwirklicht wurde (Philos. Hauptschriften II, 194 f., 447 f.). Möglich ist das Wider-
spruchslose; kompossibel ist das mit dem übrigen Seienden Verträgliche (1. e. S. 478).
Raum und Zeit sind ideale Ordnungsmöglichkeiten. Auch nach Chr. Wolff ist
möglich, was „nichts Widersprechendes in sich enthält" (Vernunft. Cedanken von
Gott ... I, § 12; vgl. § 975). — Vgl. Stöckl, Lehrb. d. Philos. II8, 1912.
Kant, der den Begriff der M. zu den modalen Kategorien (s. d.) rechnet, definiert:
„Was mit den formalen Bedingungen der Erfahrung (der Anschauung und den Begriffen
nach) übereinkommt, ist möglich" (Krit. d. rein. Vern., S. 207). Ein logisch möglicher,
widerspruchsfreier Begriff kann „leer" sein, wenn eben „die objektive Realität der
Synthesis, dadurch der Begriff erzeugt wird, nicht besonders dargetan wird, welches
MM
aber jederzeit . . eof Prinzipien möglicher Erfahrung «ad nicht auf den
dar Analjeis (den Same de« Widersprach«) beruht" (Le.8. 471; egL
theorle. KriUnenae). VgL W. Ross»K»jum. Die Waacasthift des Wissens. 1886/88.
II. 224 ff. | Hao mtsjis. Metepkeaik'. & 14 f . ; 8n«ABT. Logik I«. 2S1 ff. ; W. Schotte.
Erhstmwisthsorot. Logik, X; A. HOrua, GrandL d. Logik. 1890. & 76; Domo.
Boxyklopsdie d. Pkiloeopkfe. 1910. 8. 167 ff.; A. STdan. Lehrbuch d. Logik, 191 1 :
KsKtsta. Die toteDektneürn Funktionm. 1909. 8. 169 f.; XnoN. Ober Mflgmihkail
und WihrarkiinHnhkill, 1916; E. J. Hzwlto». riianUiiinshsiaas m. MmiaMsmss
1911. K. SA ff.. 90f.: H. Co««. Logik. 1906. 8. MS; B. Hmau. Logkwks Uater-
wwlipii, 1900 f. (s. Wekrkeit); Oai-UBBaa, Des Problem der objektiven li.. 1912;
m«, U. «ad vTHirearanailiiighili, 1911; Daiasca. Ordaoapiekre. 1912;
Baomoabdt. Des MngnnhfcalmprnhUaz. i960. ~ VgL Varmogsa (Patern). VY.hr
nehmnag (Mitx). Uneadbch. A poeee ed esse. Opeeeeadethi nih. Drittes Reich.
Kontiogeas, Können, Seia.
^lomeat (momeotem. des Bewegende): I. (der M.) Atiseaback. Zeitpunkt.
bsdeutsamste Pbsse der Handlung in einem Dresse; 1 (dee M.) Durcksaagspunkt.
Pksse eiaee Pnnoni (rgL Hao au Enzyklopsd f 146; Phik» dee Reckte. | SS:
..EateickkaiseaKNasale der Idee"); S. ^tstJetheo" und „Trifkeitsrnnaeint" in dar
Mechanik. - VgL Gauun. Opera, 164S ff.. 1. 191. 665; K*> rem. Vereaaft.
8. 166. 194 Li Hcsssat, Logieche Untetwackiinfen, 1900. II. 960. VgL Mitten.
Momavato (aoewe): I. Einheit (a. d.). so bei dem MtthiauHhar Eosxjd
(Imnwile VIT). PrmsOQsus(s. S*kl)o. e. Platos nennt die ..Ideen
/ssseVksWsWlflh fktsjiir H6kAeWesMa i * ft_ 9^9^BBBs)BkkVeBBBBVtBB6t ^6athsBBBB\6R9^Bssl!ssB> RaffaRsssaf sntftwf awttaeem assTm
Jede Ziaammsasalaiing, ab aaaaajsdakat, hamseerisfl. eeeleai
besteksa die Dinge so sich sas solchen Monaden, die in
HkiiMiaihraehmung ab KArper eraekemea ; die Seele (.. d.) gUt
> ssj eam ..neneessene ssobsjbs, weeaas aas osa laeaesejasamm m wsobssi
hssjsksjaasji n)ebj
„Monaden" ab karte Ehamnts (^assams"). sä physisohs aad sngbmfc asynhbnka
(empfindsugsfllilge) Wli I Bukfcasaai ■ am an nimmt Giobdawo Batrao sa (De tripttei
mmimo. 1591. 1. 2; DaaMasdr.irameraetflgure, 1961)- Monaden sb besesHe KArper
element» gibt ee ferner nsch F. IL tax Hsurorr, H. Mose, F. Gusao» u. a. Daginmlei
der Monadologie ist eher erst Laraan. Es muß iaimsterieUe Monsden geben, weil
; \ lessHaflMeMBSm eNaW iTlfffl DGeMeMaMoi aaMaWn CQ6 aVtf rMnlmOO taaCait saQasJBPOT fl T\ t
sein können. Dk) Monsden sind ohne leite, unauegedehnte. punktuell* (..points
metephysiquee"). ernfsohe, oaserstörbsre. unwendelbsre Kref tsentrea miasohai Art.
einfsche Substsaaea (Maabstaaees simples"). ..Entetechiea" (s. d.), die „wehren Atome"
Sie heben nur qualitativ intensive Zustande, sie sind % niawlfcmd
(empfindend) und strebend, haben slle etwas oneerem Fahlen (eentiment) aad fjtfebaa
(tendsnee) AnaJogea. In jeder Moasde besteht eine Entfaltung aiaar stetkjsa Reihe
M^n T>U — ii ■! tili»! ■ ■« " # l^.w ■rtmlS»»«*Irt»t» aam*2 .__■._!■ 1. ii ii ■ ■■ Hn— ii^ **l Y—l—.~. Iff
▼oo „rersepuonrn (..lex co; larum opera pon um ). ünne m.
(deicht der anderen, jede .spiegelt" dsa gaaas Unrrersam. aber tob einem
Gesichtspunkt (..point de Tue") aad in eersokiedenem Klsrheitsgrsde,
von dem dumpfen, verworrenen, .^chlsisiügen" , .Moaaentanbewu ßtsein' ' der
niederaten Monaden bis tu den mit eigentlichem Bewußtsein, Apperzeption (t. d.),
Selbatbewaataain begabten Seelenmonsden und bi» zu Gott (a. d.k der ..Monade dar
Monaden", deren „Fulgurationen" (Anestrshlungcn) die von ihm peihaftaaan
endlichen Monsden sind (Ann&herung an den Pantheismus und die FmaaatJPBatehre).
Monadologie — Monismus. 407
Die M. sind alle lebendige Spiegel des Universums („miroirs vivants de l'univers"),
konzentrierte Welten („univers concentres' ), jede eine Welt für sich („monde ä part"),
eine konzentrierte Darstellung des Weltinhalts, so daß man aus jeder M. das Universum
erkennen könnte. Die Monaden können, weil absolut einfach, nicht direkt aufeinander
wirken oder Wirkungen erleiden (sie haben „keine Fenster"), stehen aber miteinander
in prästabilierter Harmonie (s. d.), d. h. Gott hat sie in gesetzmäßiger Zuordnung
zueinander geschaffen. Die Körper (s. d.) sind insgesamt Erscheinungen von Monaden-
komplexen, welche in den Organismen von einer besonderen Seelenmonade beherrscht
werden (Monadologie 1 ff. ; Principe de la nature, 3 ff. ; Hauptschriften, 1906 f. ; vgl.
E. Cassirer, L.s System, 1902).
Bei Chr. Wolff werden die Monaden zu „atomi naturae" mit inneren Eigen-
schaften, Kräften, aber ohne Vorstellungen. „Physische Monaden" mit abstoßenden
und anziehenden Kräften nimmt Kant in seiner vorkritischen Periode an (Meta-
physicae cum geometria iunctae usus in philos. naturali, 1756). „Monaden" (oder
„Entelechien") gibt es nach Herder, Goethe: „Gott hat den Menschen einfach
gemacht, aber wie er gewickelt wird und sich verwickelt, ist schwer zu sagen."
Vgl. Chamberlain, Goethe 1912, S. 638. Herbart lehrt die Existenz von „Realen"
(s. d.), einfachen Wesen mit „Selbsterhaltungen", aber an sich ohne Vorstellungen.
Nach Lotze sind die Monaden („unräumliche Atome") einfache Kraftzentren mit
einem „Fürsichsein", inneren Zuständen ohne räumliche Größe und Gestalt; eigent-
liches Bewußtsein gibt es aber nur in den Seelenmonaden. Die M. sind permanent
sicherhaltende Kräfte, nicht absolut selbständig, sondern Akte, Zustände des göttlichen
Absoluten, Teile einer „einzigen, sie alle umfassenden, innerlich in sich hegenden
unendlichen Substanz", welche ihre Wechselwirkung (s. d.) vermittelt (Metaphysik.
1879; Mikrokosmus5, 1896 ff.). Monaden gibt es ferner nach Ulrici, I. H. Fichte,
M. Carrtüre, Frohschammer (Monaden u. Weltphantasie, 1879), Teichmüller,
Kirchner, Wyneken (Das Ding an sich, 1901), Spicker, L. Busse, Renouvier
(La nouvelle Monadologie, 1899), Martineau, F. C. S. Schiller, M. Petöcz, Astafjev,
Petronievics (Prinzipien der Metaphysik, 1904—1912). Kühtmann, Caspari u. a.;
Mahnke, Eine neue Monadologie, 1917. Vgl. Wille (Wundt u. a.), Atom, Hylozoismus,
Panpsychismus, Substanz, Spiritualismus, Seele, Bionten, Harmonie, Kraft, Materie,
Pluralismus, Psychade.
Monadologie: Monadenlehre. Vgl. Monade.
*■ Monismus (fiövos, einzig) ist, allgemein, die Zurückführung einer Mannig-
faltigkeit auf eine Einheit oder die Ableitung jener aus dieser, aus einem einzigen
Prinzip. So kann von einem biologischen M. (s. Leben), von einem psychologi-
schen, ethischen, soziologischen M. gesprochen werden, auch von einem
erkenntnistheoretischen M„ welcher die Gegensätze von Sein und Bewußtsein,
Objekt und Subjekt durch Zurückführung alles Gegebenen auf das Bewußtsein oder
auf die Erfahrung oder auf Erlebnisse, Elemente, Empfindungen (s. d.) zu überbrücken
sucht (Schuppe, Leclatr, E. Mach, Petzoldt, Avenarius, Verwohn u. a. ; vgl.
Tmmanenzphilosophie, Idealismus, Positivismus). Der philosophische (bzw. meta-
physische, ontologische) Monismus ist die Zurückführung der Gegensätze oder
Unterschiede von Geist und Körper, Geist und Natur, Seele und Leib, Psychischem
und Physischem auf ein einziges, einheitliches Seinsprinzip. Je nach der Art, wie
dieses Prinzip bestimmt wird, gibt es verschiedene Arten des ontologischen M., die
im größten Gegensatze zueinander stehen können, wie der materialistische M.
(Materialismus, s. d.) einerseits, der spiritualißtische (s. d.) und idealistische M.
406
anderacita; für den iirtw lirgt •Dein Sein und Geschehen dir Materie (bzw. etwas
Körperliche«. rtiTsischrn) zagiuudc, und der nmtermlietiaoke Charakter wird aack
.«•durch noch nicht ganz hessithjU «mb «Utt der „Materie** (phranche) Kräfte oder
Energien ab Prinzip gesetzt werden (..dynamischer". ..rnergeüseher M). Kor den
idealistischen M. tat daa Betende an rieh geistig (r Mi ihsmsa). Bin dritter Standpunkt
ist der der Idcnti ti tsphilotoph > ach welcher Psychisches and rhjsisisas
die beiden Uateiaeweisctt, Seilen» Pole, Brsekctnungen oder Bettwcktarngsweissn eiaee
und desselben Prinzips riad; &mt Standpunkt kann bald mehr aach der rearhrtiacaen
UHQ IMlMSffflHMBPQhMan UMo Bntf MhMe Qt*T IdtAiHWBPSMR iClolllttOff MB MOB aWOOnixir r*" n
Obergaaf aam kritischen Mosssmss der IdeatHllaphiJnapph
M .M.UkietdeTp>yrhoph.v...rbrM..iiachweleheadMWirlditdie
zugteieh materiell und psyalahaili tat (vgL Hylosehanne). Dar natursh»t
evolutionistisebe M. ist der Monismas im eagerea Sinne, wie ihn Sraai's«,
Swraeaa, H aar*«, u. a. iimia (s. unten*. Dam Monkaaae dar Sahstaas tritt aar
Saue ein „Miiaiiwi dee OeathfheW (Aoedrack voa W. Jmvt*Lxm\. nach welche«
6k> Msnalghltigksil dar Dinge atrf ein etoherthcbca Oiiehihis. Watt«
aal einen T—aianwbiwg roa „Eriebnwwcn laiaaspfiail wird (vgl. Ahtuaksassn,
Element; B. Macs. H. Uoartats u i Vaare dar Krane: »•• wt da« Seiendr?
I aber noch ein weheres Proejsss, walakaa „anmietiaek-* plfiat werden kann,
namhek die Frage: ist daa ekeatat Wirkliche eine» oder eine Vielheit roa Individuen ?
leutei Moniimu. (im Sinne de« ..S4nCuUn»mu. K * auch die Annahme,
da B die Etaaridinge nar Modifikationen einen eni veraaiea. oiniigrn Pstendeu oder nar
Maas ..f. m rkjaj rtaaaai l riad 1 1 jJQm, »-»mb. kmkk> I •• ■ Mahn mm ..iw.i,m,.u.
(s.d.). Es gibt ■kineo risse riimeliiisrinhn (Swaoaa, Haoax, Sraosrourga
wie einen pluralistischen Moeiiaiai (Datocarr. Latenz. rUacsn. a. a.1 eowie einet»
ttekideaStaaripazn^(boTznu^Vand
u.a.)anddaalarikmaaa(Pyaeiu»tT»
M. die Imnikfahiang dos Taimuriiiffi aadder nriitsMfhhril dea Orichthiiii aal
IVinzip. «ei ea auf blofte (etwa nw^bsusisobe) Kauaahu-
iuamns")oder aef aidweaki Fhmltlt (a.*awaak). -1
die rieh dadurch ergeben, daJ die Erfcaamtnisweise der ftaaeren Erfahrung von der der
innern (unmittelbaren) abweicht, okawar daa Ausgangspunkt beider die Oaamt-
rrfahrung bildet, aal eine Einheit iet berechtigt, wenn beide Gesteht»!
Krkennene zur Geltung kommen, dar Primat dea Bewafttaeine (»
die Bedingtheit aller Erkenntnis darck die
beachtet, die Bhaw4UgkeH und der abatnJtteCkarekteedmajiantiutivnmel
rklirung erageerhen wird, innerhalb welcher allerdingt allem Duahamu* gegen-
«ibrr die Einheitlichkeit des Sein» und OscheK
des kausal-gesetzlichen Zusammenhanges, der kein Eingreifen aboraatar-
oder seelischer Agenzien zulafJt, konsequr »nen ist (cgi. Identität».
Philosophie, Geist» Seele, Parafchnmus, Panpsychismos. Wcchaelwirkung, Natur l
Auch ist Einheitlichkeit in den Prinzipien and Methoden dea Denkens. Erkennrne,
dea individuellen und sozialen Handelns, der gesamten Kultartatigkeit, sowie Unab-
hängigkeit dessen, was dem Wissen und der Wissenschaft angehört, vom Glauben
(s. d.) ein berechtigtes Postulat (vgl Kritizismus. Einheit V
„Monist" kommt zuerst bei Cam. Wourr tot („Monistae — qui unum tantummodo
substantiae genus admittunt ". IWhnl. ration. f St).
trefft] Her verschiedenen Arten des M. und deren Vertt Msteriakemmv
Spiritualismus. Identitatsphilosophie, Prinzip, Pantheismus u. a.
Monismus. 409
Monistische Anschauungen finden sich in der indischen (vgl. Deussen, Allgem.
Gesch. d. Philos., 1894 ff.) und chinesischen (Tscheu-tse, Tschtt-hi; vgl. P. Carus,
Chinese Philosophy, 1902) Philosophie, ferner im griechischen Hylozoismus (s. d.),
bei Thales, Anaximander, Herakt.it, Xenophanes (s. Gott), Parmentdes,
Demokrit (s. Atom), Epikur, Lucrez (De rerum natura, deutsch in der „Univ.-Bibl."'i.
bei den Stoikern (s. Pneuma), Amalrich von Benes und David von Dinant (s. Gott),
Averroes u. a. (s. Gott). — Nach Giordano Bruno ist Gott (s. d.) eins mit der Xatur
(s. d.), die Einheit aller Dinge. In allem ist die gleiche Kraft, der gleiche Stoff, in
allem ist Leben (Von der Ursache, vom Prinzip und vom Einen, deutsch von Kuhlen-
beck, 1905). Einen pantheistischen M. begründet auch Spinoza, nach welchem Geist
und Körper Attribute der göttlichen ,, Substanz" (s. d.) sind, deren Modifikationen
die Dinge (s. d.) bilden. Gott (s. d.) ist eins mit der schaffenden Natur (s. d.). Den
spiritualistischen ML vertreten Leibniz (s. Monaden), Berkeley (s. Geist, Materie)
u. a., während Hobbes, J. Toland, Holbach, Lamettrie, Cabanis u. a. Materialisten,
Diderot, Maupertuis u. a. Hylozoisten sind. Nach Herder sind dieDinge „modifizierte
Erscheinungen göttlicher Kräfte1'. In Gott ist alles; die Welt ist „ein Ausdruck, eine
Erscheinung seiner ewig lebenden, ewig wirkenden Kräfte". Alle Materie ist belebt,
krafterfüllt (WW. hrsg. von Suphan, 1877 ff. ; vgl. Siegel, H. als Philosoph, 1908).
Nach Goethe ist die Natur (s. d.) in Gott, Gott in der Natur, die „nach ewigen,
notwendigen, göttlichen Gesetzen*' wirkt. Gott ist die Weltseele, kein von außen
stoßendes Wesen. Alles Wirkliche ist Materie. Kraft und Geist in Einem („die Materie
nie ohne Geist, der Geist nie ohne Materie": vgl. WW., Hempelsche Ausgabe:
Heynacher, G.s Philosophie aus seinen Werken, 1905). Die Identitätsphilosophie
(s. d.) vertreten Schelling, Schopenhauer u. a., in idealistischer Weise Hegel
(s. Geist, Idcel, idealistisch-psychistisch Fechner, Paulsen. Adickes, Möbius,
Lasswitz, Heymans, Br. Wille, W. Pastor. Kühtmann, J. Schultz. Wundt
(s, Voluntarismus), Strong, L. Ferri, Fouillee u. a. Einen idealistischen M. lehren
auch E. v. Hartmann (s. Unbewußt), dessen „konkreter Monismus" das Eine durch
die Vielheit seiner Funktionen zu einer Vielheit von Individuen sich konkreszieren
läßt, A. jDrews (Der Monismus. 1908; mit anderen), Bahnsen. Mainländer,
R. Hamerlino. E. Horneffer, Lipps, Kern, Ebbinghaus u. a. — Vertreter des
psyehophyrisoben M. sind Preyer, L. Noibe, L. Geiger, Rosenthal, W. H. Preuss,
Xaegeli, O. Gaspari, Zöllner, Sack, Forel, W. Haacke. W. Bölsche. J. G. Vogt,
Koltan, Pauly, Franc*, H. Schmidt, O. Kado (Entwicklung, 1909), Unold.
M. Brunner u. a. Nach E. Haeckels „Monismus" liejrt allen Dingen (die aber aus
Atomen bestehen) eine einzige „Substanz" (s. d.) zugrunde, deren Attribute Materie
und Geist (oder Energie) oder Materie, Kraft und „Psychom" sind. Welt und Gotl
bilden eine einzige Substanz, sind eins. Die Atome besitzen Empfindung („Ästhesis")
und Streben („Tropesis"), aber noch kein Bewußtsein. Alles in der Welt wird vom
„Substanzgesetz" beherrscht, dem Grundgesetz von der Erhaltung des Stoffes und der
Kraft, das zugleich das universale Entwicklungsgesetz ist. Alles geschieht streng
notwendig, gesetzmäßig, mechanisch; es gibt keine Zweckursachen, keine Willens-
freiheit; der Mensch ist nur ein Teil der Natur und ihren Gesetzen unterworfen (Der
Monismus als Band zwischen Religion u. Wissenschaft, 1893; Die Welträtsel, 1899;
Volksausgabe, 1908; Die Lebenswunder, 1904, Monismus und Naturgesetz, 1906).
Der unter der Ägide Haeckels 1906 begründete „Monistenbund" will für eine „einheit-
liche, auf Naturerkenntnis gegründete Welt- und Lebensanschauung" wirken, lehnt
alles ab. was die Oschlossenheit der wissenschaftlichen Weltanschauung durchbricht,
also jedes Heranziehen übernatürlicher Faktoren, jede Einmischung kirchlicher
410 Mom«mu«.
Dogmen in dieWtonJMBMft» «chltoBt «tor »ine religio«« Gnafanune; nicht «u» (Kaltboft.
P. Stbttdbx. B. Wdu u. «,). Er «tobt tote* «rter der Leitung <W
W. OsrwALD und Mbit ahetotou iiiiihinlieHii Richtung ni «ein«
(Zeitschriften: mDm lanakuiaiato Jafahundeit". ftanatoa der Natur und Kultur-
fdriloaopbto"). Der IL urnfe* htornnrh alb G*tda» ■■■■iMteb «rbcÜ, dto
wMfftn» «faWfrltefc.wtow»ai»tftitotaOrwdhF naafton will; der M. au ..Ki-
nd Pr*n." (R. (kHjucuw, Dm monwt. Mi
H I. 1012; Owwau). Dar IL ato Katontol. HOi Vereinheitlichung ab)
ahthod« and gel dea M.; Ptetoaaphto der Werte, 1913; afoalH«mai BaMtappmHgtea.
1011 ff.: trI. KMipUk; Der IbffWwrr MnnbMatog, 1913)
Ab Moaiilin sind ferner m nennen h. Pmniia, D. Ps. Sibaom, A. 8m,
n Hebdm, Ad. BrmmuL, P. Hticdb. IL Dtsoauca. M. L. Htm*. L, Duam.
OL Bsowitm, C 8mn, rUrcnranra. CAjunjBj. B Vettm. Ovtab i
fertartoUang). Ajumoö. Horrmao (..krittorber" M.), Jodu Rmi. ( philox.pbMtoir-
M. ifll rfcflMMt* MM MMMltottoMMI IL), P. Ca«cs. E. ds Robmty. L. ST»W
(DwUtomos u. Komm, 19091. d*r wie (Htwau». Ootjwrwro e. «. ms ..energe-
tMM" (MW nicht MtoMMdM) IL vertritt, IL MftOUKlX (MuuMl«. 1909V
bLBamb. LOiumt (Neue Haiipim. 1911). r. d. Pnonjrr«». i im Um
u. a. — Gegner der M. «fad Dmmnarr. Keiwee, Cninur, I» Bnaes, l
(Dar MorifaMM. 191 1 I ^-HwianE* (Dir plutoa. Ornnntofrn d. axu
Anschauungen. 1912V. WnaaMxnrx (M. u. Monothetouiua. 1911). Uns, Be.»
ii * . — Zu einer höheren Byathaar wnUen Montomu* and DiuHmiii verknöpfen
H. ßnonon («. Getot). K. JoiL(8eeto u. Welt. 1912) v. a, VgL Amckm, Kant eonte*
Haeckel. I tob, Opara fik».. I§70 ff.; Awutsmoa. Dm Welull 1912; Bai*.
Mfad and Body. 1871; BmAUPEa, Dar naturahnttocate M -it. 1907
'SMiArnrirt ,, ine bmbbb» in.; r unonme nia i rTomeeae. iw, rouapopoir *• wasasn»
aobaft, 191 ' Qmmm\ Dar ZeMmmenhane: dar Dinge. 1881; ClUtm
moderna mim eh. 1908: Dubmlm, Dto WeK ala Witt» warn Salbet, 1904; Deeus.
Dar Ifontomue. 1908 (mit Baltrlajan von B. Wille. O. Brann. M. JM«aM»VDafe.
W. t. Schnehen. F. Stendal «. *.); EnuM, Laib «. Saato. 1906; (totoi u. Körper. 1912.
Gaaobiolito dea Mmjmim, 1810; Knouv. Gatottoja OtiBaiannjn dar Oefenirart*. 1909:
rran, ZMdATMto«. 1901 f.: Fbtmäac«. WajlMihi Werke. 1908 ff.. Koaai..
GaUrn «. Swlr. II V 1910; GoLoacamo. Zar Ktaik d. Gtaamtwüton» I. 1903;
QOaoanau Dar MMtoaaM dea flxtonhena. 1888; QoraaaxaT. Dar ■■iimimiiIii M.. 1893;
Gütao. Dto Irreliitton der Zukunft, 1911 ; Hstmam. Kinfflhrnag in dto M
1905; HomuKO, Dar aworhürne Gedanke. 1911: .Todu Der M. und H
Probleme der Ge«enw»rt, 1912; Natobj». Jenund und loh. 1908; Romahm. Mind
»nd Motion and Montom, 1888; Kaoaix. Dto Saale im Lichte dea M.. 1902; A. Ladbk-
aumo. Der Einfluß der Xatnrwiwenecnaft auf dto WelUnacÄAuung. 1908; F. A. Lavob.
Geaabichto dea M*terialtomuas. 1908; LoEWxrraAU Syatem u. Geachichte dm
N'nturaliamM, 1897; Wahrer Montomne und Paeudomontomu». 1908; H. Lnntot.
\f. mit und ohne Gott, 1907; A. Maym, Dto montotiache Erkenntnialehm. 1882:
MOllmLtm, Drr Sinn de« Leben«. 1911 ; Noibk. Der aaootottoebe Gedanke, 1876:
Aphorismen zur montottoehan PUtoaopbto, 1877; OaTWALO. Vorlea. «bar Katur-
pbitoeophie«, 1902; 3. A. 1906; Dto WbaetMchait, 1912; Montottoche Sonnta«apredigten.
1911 f.; PaüLSBI, Kinleit. in d Philo*.. 21. A. 1909; DO Prel. MootoL Seetollfebre. 1887;
W. Pesüm. Getot »nd Stoff*. 1889; Radenhausew. lato*. 1870 f.; Ratteshofee. Der
Monolemmatisch — Moral insanity. 411
positive ML, 1889; W. v. Reichenau, Die monist. Philosophie, 1881; Riehl, Zur
Einführ, in d. Philos. d. Gegenwart, 3. A. 1908; Rülf, System einer neuen Metaphysik,
1888 ff.; J. Sack, Monist. Gottes- und Weltanschauung, 1899: H. Schmidt, M. und
Christentum, 1906; Der Kampf um die Welträtsel, 1900; M. L. Stern, Philos. und
naturwissenschaftlicher M., 1885; Monistische Ethik, 1911 ; D. Fe. Stbaüss, Der alte
u. der neue Glaube, 1872; J. Taussat, Le monisme et Panimisme, 1908; J. Unolp,
Der M. und seine Ideale, 1908; M. und Menschenleben, 1911; M. Venetianer, Der
Allgeist, 1874; M. Verworn, Naturwissenschaft u. Weltanschauung, 1904 („Psycho -
monismus", 8. d.); B. Vetter, Die moderne Weltanschauung u. der Mensch4, 1903;
J. G. Vogt, Realmonismus, 1908; M. Brunner, Wesen u. Ziele des M., 1912; B. Wille,
Das lebendige All, 1905; R. Willy, Der Primär-Monismus, 1909; Wundt, System
d. Philosophie3, 1907; P. Volkmann, Die Eigenart der Natur u. der Eigensinn des
Monismus, 1910; Petronievics, Prinzipien der Metaphysik 12, 1912, 259 ff. ;
R. Kroner, Zur Kritik des philos. Monismus, Logos III, 1912; J. A. Bulowa, Die
Einheitslehre (Monismus) als Religion2, 1899; Böhner, Monismus, 1889; J. Wendlanp
M. in alter u. neuer Zeit, 1908; A. Hinze, Grundlagen des M., 1909; Goldscheid,
Monismus und Politik, 1913; M. Maurenbrecher, Christentum oder Monismus, 1915.
— Vgl. Identitätsphilosophie, Seele, Leib, Natur, Gott, Einheit, Vielheit, Evolutio-
nismus, Entwicklung, Dualismus, Panpsychismus, Pluralismus, Parallelismus, Kau-
saütät, Energie, Kraft, Materie, Leben, Religion, Positivismus, Mechanistisch,
Naturalismus, Spinozismus, Politik.
Mono lemmatisch (/iövos. Irjii/jn): Schluß mit einem einzigen Vordersatz,
verkürzter Schluß. Vgl. Enthymen.
Monomanie {fiövo?, einzig; fiavin, Wahnsinn) heißt (seit Esquirol) das
Leiden an fixen Ideen oder an krankhaften Sondertrieben. — Vgl. Zwangsvorstellung.
Monophyletisch heißt die Theorie der Abstammung aller Organismen
(bzw. der Menschen) von einer einzigen Art (Haeckel u. a.). Gegensatz: Poly-
phyletisch (Annahme einer Mehrheit ursprünglicher Arten).
Monopsj chismus (fiövog, einzig; ipvxtf, Seele) heißt die Lehre, daß die
Einzelseelen nur Modifikationen einer universalen Seele sind (Averroes. Stoer von
Brabant u. a.). Vgl. Averroismus, Gott (Pantheisten).
Monotheismus (pövoe, einzig; &eös, Gott) ist (als Theismus) der Glaube
an einen einzigen, persönlichen, von der Welt verschiedenen, sie beherrschenden und
lenkenden Gott. Vgl. Henotheismus, Gott, Religion.
Moral (von mores, Sitten; moralis, sittlich), bedeutet: 1. Sittlichkeit (s. d.).
insbesondere die subjektive oder die historisch-sozial bedingte, sich entwickelnde
Sittlichkeit; 2. Sittenlehre, Ethik (s. d.), Zusammenfassung von Sittenregem. —
Nietzsche unterscheidet Sklaven- und Herrenmoral (s. Sittlichkeit). Vgl. Ltpps,
Die ethischen Grundfragen, 1905, S. 1. Nach Spengler ist Moral „die Interpretation
des Lebens durch sich selbst" (Unterg. d. Abendlandes, 1917, 1,465). Jede Kultur (s.d.)
besitzt eine eigene und einzige Grundform. — Vgl. Moralität.
Moral insanity (Prichard): moralisches Irresein, pathologischer Mangel
an sittlichen Gefühlen und Trieben, an Empfänglichkeit für die Unterschiede von
gut und böse, recht und unrecht im Gefolge von Schwachsinn u. dgl. Vgl. Preyer,
Die Seele des Kindes8, 1912; Muralt, Über moral. Irresinn, 1903; Näcke, Über die
sogen. Mor. insan., 1902.
412 Moralisch
nm nli»rh fmocabs. mini bei Cicuo. ab Überertsung tod <*«.**) 1 Üi
Moral betnfiead. «HtÄch; f. geistig (..moral sofeaes", ..söhnt i morab". (lern**-
Wissenschaft). Vgl. Moral sense. I«rteJHgfbb WaH (Käst).
Narali»« Iht H« nfU für da« Dasein Gottes heolo-
Kisrhrr B.) ist der Schluß auf dir Exbtees Gottes ab Urheber dos
der sittlichen Wehordnang (Caavi*. M«xascbt»o* u. a.) oder die auf des !
geetotzte Forderung eines Wesens, welches die Harmonie zwischen Sittlichkeit «ad
Glückseligkeit herzustellen vermag und so die Verairkhchung das höchsten Gate«
Rr-wahrleistet, urnbjMini als ..Idee* (». d.) fftr den ..praktischen Gebrauch" unserer
Vernunft, ohne daß eins Erkenntnis Gottes mos* kraft.
1 86 V | rata. Vernunft : Voss Ideal das höchsten Gutes). La dem morssachsn
Charta» salbst ist kahl Grand tu einem iiiilsiisiittujiB TmsmmenhsnaT «wisch- 1
artüiohksit aad das ihr pcopcrtlonhrleu Ollrihiligaih vorhandr
in dar praktischen Aufgebe dar reinen Vernunft, d. I. der not wendigen IhathaUnng
«um hflohstoin Oats, ab) solcher Zusammenhang noluendb; postuliert: vir •
das höchste Gut (welches also doch moghcJi asm muB) «a befördern suchen. Ahn
aW such das Dasein einer eoa der Natur unterschiedenen Trasche dar gewamst n
N'stur. welche dam Grund dieses Zweammsnhsnfrs. aamHca dar genauen rherem*
itlmmaag iln Ommmam^atl ssüdst Bttfitkilnsatimhe, postuliert ' Ifc.*h..hMr
ist nur magtteb. . .sofern eine oberste Ursache d-r Xstur «n^iwmjnen
wird, die eine der moralischen Gearnrnrng gemäße Kauaahut hat' prek
tischen Vernunft, Ünir-Bibl.. S. 14« f.. > Ytx v *«*, Zend Aveau II. 90 ff :
A. DoBirua, Grundr. d. ReHfiooaphiJos . 1903. H. 219 ff : < h D» tbche
< ..if r« «U »i in. I *»***.'
is ranhfihtiiif iMihjuskl. Anerkennung dar HittsaprmU
Moral (vgL Kaou, Handbuch d. Pbiloa. II. Sil k Betonumt dea Sittlichen
ah Bad* weck (Kaxt, Ficarrs u. a.). Vgl. Immoralismus.
Xorali.t. Bitmabhrei. Sittenrichter. MaialpJuJosoah, Darsteller und I
tiker dar beste he ndsn Moral, 1* iistb* ndar Sitten aad Unsitte n. Ethaker. Moralisten
sind insbssoadsrs Ssseca. Knsrrrr. M AtmcL, 8surTasaoar (Dir Moralisten,
dentach 1910). MojrrAio*« (Eseaia, 1580 u. o.. deutsch 1797-1901. 1908 f
Rocasroi caüuj (Reflexion*. 1665; deutsch 1906). La Rarrftas (Caractares. 1687).
VatTTBKAMüss (Reflexion« et msziroe*. 1746; deutsch 1966). NtsTzacns u. i
Kthik.
lornlititt (moralitaa): Sittlichkeit («. d.\ sittlicher Charakter des Witlens.de«
Handeln«. Von der btoftsn Legalität («.d.) uotersekeidet die Moralitat Kant. Eine
Handlung bat nur daaa M. wenn ste nicht bloB dem Sitteageseu gemlB bt, an
die Idee der Pflicht selbst *ur Triebfeder bat. bloß um dea «ktbehea Gesetaes willen
ausgefibt wird (Krit d. prekt. Vernunft. Unir.-Bibl.. 8, 87k - Von der ..Sit
ab einem Gebilde dea ..objektiven Geistee" unterscheidet Hbokl die M. ab
das subjektive ..moralische Bevrußtaem", ab daa ..einfache Wunen und Wollen der
reinen Wicht im Handeln" ( Phanomcnolog». S. 457 f .. Ensvklop. | 487. 502; Recht*
philo«., hrsg. von G. Laaeon. 1911. {207. f 242; vgl. 8. 312 f.).
TloralphiloHophie: Kthik (s. d.); im EiujjhWam („moral philosoph
soviel wie OehuMuhmuochaft (vgl. Hcmk, Enquiry. «ct. 1).
rlornlprinv.ip: >»-on«tcr »uttlicfi i-utta, obeiste Norm (s.d.) des
hon. Vgl. Kthik. Sittlichkeit, Imperativ. Maxime.
Moral sense — Motiv. 413
Moral sense: „moralischer Sinn", unmittelbares Sittlichkeitsbewußtsein,
unmittelbare Unterscheidung des Rechten und Unrechten; unmittelbare, angeborene
Neigung zum Guten, Abneigung gegenüber dem Schlechten; Vermögen unmittelbarer
sittlicher Billigung und Mißbilligung. Einen „moralischen Sinn" gibt es nach Shaftes-
büby (Inquiry concerning virtue I, 2, sct. 3), Hutcheson, James Mxll („sense of
right and wrong") u. a. Ein sittliches Gefühl („moral sentiment") gibt es nach Hume,
A. Smith, Platner u. a. Vgl. Kant, Tugendlehre, Einleit. Vgl. Sittlichkeit, Intuitio-
nismus.
lloralstatistik heißt die Statistik (s. d.), die quantitative Darstellung der
in der menschlichen Gesellschaft regelmäßig sich vollziehenden sozial bedeutsamen
Handlungen (Eheschließungen, Selbstmorde, Verbrechen usw.). Es zeigt sich, daß
unter gleichartigen Verhältnissen die Tendenz zu gleichartigem Handeln besteht;
das „Gesetz der großen Zahlen" zeigt eine gewisse Regelmäßigkeit des durchschnitt-
lichen Verhaltens der Menschen unter bestimmten sozialen Verhältnissen, welche
gleichbleibende Motive für den Willen darbieten. Keineswegs aber beweist die M.
eine rein äußerlich zwingende Naturgesetzlichkeit, der die Menschen sich nicht ent-
ziehen können, sie schließt die psychologisch-sittliche Willensfreiheit und den Einfluß
des Individualitätsfaktors nicht aus, der — wenn auch der Begriff des „homme
moyen" (Quetelet) von ihm abstrahiert — doch deshalb erhalten bleibt. Tatsache
ist nur, daß Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen und Strebungen auf ähnliche Ver-
hältnisse, Lebensbedingungen ähnlich reagieren; eine Änderung der sozialen Verhält-
nisse und der Menschen bedingt ein anderes Verhalten. Vgl. Süssmilch, Göttliche
Ordnung in den Veränderungen des Menschengeschlechts, 1742 ; 4. A. 1775 ; Qtjetelet,
Sur l'homme, 1835, 1869; deutsch 1838; Physique sociale, 1869; Ad. Wagneb, Die
Gesetzmäßigkeit in den scheinbar willkürlichen Handlungen, 1864; Drobisch, Die
moralistische Statistik, 1867; A. v. Öttingen, Die Moralstatistik, 1868, 3. A. 1882;
Knapp, Die neueren Ansichten über M., 1871; G. Mayb, Die Gesetzmäßigkeit im
Gesellschaftsleben, 1877; N. Reichesberg, Die Statistik u. die Gesellschaftswissen-
schaft, 1893; Hagemann, Psychologie3, 1911. -— Vgl. Soziologie, Willensfreiheit.
Horaltheologie (Ethikotheologie): Ableitung der Existenz Gottes und
seiner Eigenschaften aus ethischen Momenten, „aus dem moralischen Zwecke ver-
nünftiger Wesen in der Natur" (Kant, Krit. d. Urteilskraft, § 85). Aus dem Gesichts-
punkte der sittlichen Einheit ergibt sich ein „einiger oberster Wille", der alle Gesetze
in sich befaßt (Krit. d. rein. Vernunft: Vom Ideal des höchsten Gutes). Vgl. Mora-
lischer Beweis.
Morphologie: Gestaltenkunde, von Goethe eingeführter Begriff, vor
allem die Lehre von der Gestaltung der Pflanzen, aber auch der Knochen usw.
Morphologie: „Wollen wir eine Morphologie einleiten, so dürfen wir nicht von Gestalt
sprechen, sondern, wenn wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die Idee,
den Begriff oder ein in der Erfahrung nur für den Augenblick Festgehaltenes denken."
Spengler (Unterg. d. Abenlandes I, 1917, 144) nennt M. alle Arten, die Welt zu
begreifen. Die M. des Mechanischen und Ausgedehnten heißt Systematik, die _\t.
des Organischen, der Geschichte und des Lebens heißt Physiognomik. „Morphologie
der Weltgeschichte" heißt die künftige Physiognomik alles Menschlichen.
Motiv (motivum; bewegend): Beweggrund, Bestimmungsgrund. M. ist
(psychologisch) jede gefühlsbetonte Vorstellung, sofern sie die Kraft hat, eine Willens-
handlung (äußerer oder innerer Art) auszulösen, sofern sie also der Willensdisposition
414 Mo*
die renthnies», konkrete ITliifcinng <*"• WoÜMi gibt. Dm M. snthal t eia
tuelleu („Beweggrund" im ingann Sinne) and mfitJoeiBit Faktor (..Trtabfader ");
die Gefühle- oder Wertseite da« iL gibt der Vorstelmng die „hfotivationskrtlt .
wobei aber tu beeokteo iat, daß bei Wahlhandlungen die Motivationshreft für uns
nickt von romkereia sliyssntlg fixiert iet» sondern erst tat »Kamp*» der Motive' .
im Wettbewerbe eowokl am die Appereeptioo (e. d.) ab) tnebeeondere um die Herr-
eekeit «er 0*ltitfw kommt, eiek entfaltet. Ferner hrt die Motivationekrai
von der Vergangenheit dee leb, vom Charakter, von der Indi vidaebtet und
liekkeiu von des VerbÜUde tu eaderen Motiven (von der „Konstellation" dee
rfcwußtssins). Gewohnheit, seitlich* Moments (gsgsnwlrtigs Lest t. H. im Wrhaiun.
ra künftiger Unlust oder nmgekakrt). Bewußtsein der Folgen einer Handlung, der
(inte oder Wichtigkeit einer Tut u. s. I ninfiemm dee Motivation. Es iet ab» nicht
außer lkik oder abstrakt,, sllgsmstn heetimnii. wen im Eiiinansile Motiv oder ak tueues,
endgültig wfakaasjaj Motiv werden kann oder muß; die ■hkinffcghcii dee Wollene
von Motiven tat keine noJernoke,
(e. WüJenalretbeit). Di» Motivs aia enlebe sind ecbon Moment» dee Woliana avibet
Teil von frlbsrsii Wllhnasataa iriilnghl Motive
Gbiohgswlnkl kalt»; so x. B.
Motiven fnssnflliir durobastasn (s.
Dan uV Motivs den WUlen nicht iwingaa, eondern nur „inklinieren", betont
(wie Dons Süurua) Lstnxix (vgL Wulenefreikeit). Nach Kaut ist der eubj. .
Urund des iJegskrena die „Triebleder . der objektive Grand dee Wollene der
„Piaegimgsgienil" (Grand*, anr Metaphys» d, Sitten, 2, Afaechn.). Sononunuuxa
erblickt in dar Motivation eins Qentalt dee 8a tarn vom Qrande (a. d.). Die Motivation
tot „die KauaaiiUt von innen gesehen " (Vierfache Wunel K. 7. f 43). Dae Motiv
nur „unter Von iiilieng eines Innern Triebes, d. h. einer bestimmten
Hosrihaffunhnii dee Wittens, welche man den Charakter desselben nennt« dhwem
gibt dee Jirlssnuligs Motiv nur eine latankiidisrti Richtung - mdiridnahm«
für den konkreten Fall" (Die Welt alt WiOe n. Vorstellung. II. Bd.. K. 27).
Hörrmuo beruht se auf der Bsscbaffsnbeit snsersa Wesens, ob etwas für uns Motiv
werden kann. Die Motivs sind ferner durch tinser eigenes frukerss Wollen und Wirken
bestimmt (Psyehologis«. 1901. & 444. 47 1 T ). Nach Wxwrscuu sind Motive frühere
von uns voUeogsne WUhmss ntnnkeMiingmi. welohe nneere gimribeid
(Ethik I. 1902-05. 2SS ff.). Nach A. Dnorv iat Motiv warst der
inhalt, den ich wollend tum nnellmmwifjg I meiner Handlung nur erhoben habe'
(Einfuhr, in die PaychoL, 1908, S. 116; vgl. Haobmaüx. PsychoL». 1911 rät.
„Motiv des WUlensaktes ist alles, was sich der Seele ak ein durch den Willens.,
verwirklichendsr Wert vorstellt*. Experim. Psychologie, 1921, 224.
Das Qsf ttkl betrachten am eigentliches Motiv Loctt (Essay conc. hum. under-
atsnd. II, K. 21). Haxtlky, Hcnx, Ja*» Mill, J. 9t. Mnx, Bars, Srxxcxn u. n,
Die Voratellungaaeite des M., die Motivation durch bloße Vorstellungr:
Erkenntnisse betonen E. v. HasXMAXX (Philoaophie des Unbewußten !>• U
Moderne Psychologie. 1901, & 179 ff.). K. Wahlx, Larrs, Janxs, Kults, Cohxx u. s.
— Ab) gefühlabetonte Vorstellung bestimmen das Motiv Jodl (Lehrbuch der
PsychoL II», 1909, 443 ff.), Kaxibio. Gixvxxi, H. Qomtkbx, nach welchem die Starke
dee Motive von der Dauer der Herrschsitsphase abhängt (Daa Problem der Willens-
freiheit, 1907, S. 94 ff.) u. a. So auch Wtnror, welcher Beweggrund und Triebfeder,
aktuelle und potentielle, Haupt und Xcbcnmotive, Zweokmotive, sittliche Wahr
Motivation — Mutualismus. 415
nehmungs-, Verstandes- und Vernunftmotive, imperative Motive unterscheidet (Grund-
riß der Psychol.5, 1902, S. 221 f.; Ethik2, 1886, S. 440, 484 ff., 510; 4. A. 1912).
E. Wentscher unterscheidet „eigentliche Willensmotive" und „motivierende Fak-
toren" (Temperament, Stimmung; Der Wille, 1910). Vgl. Bahnsen, Zum Verhältnis
zwischen Willen u. Motiv, 1870; v. Ehbenfels, System d. Werttheorie, 1897/98,
I— II; Windelband, Die Willensfreiheit, 1904, S. 37 ff.; H. Schwarz, Psychologie
des Willens, 1900, S. 240 ff.; Ebbinghaus, Grdz. d. Psychologie I2, 1895; 3. A. 1911;
JoEL, Der freie Wille, 1908; A. Messer, Da3 Problem der Willensfreiheit, 1911;
Pfänder, M. u. Motivation, 1911. — Vgl. Willensfreiheit, Wahl, Wille, Ideomotorisch,
Moralstatistik.
Motivation: Bestimmung des Willens durch Motive (s. d.).
Motivierung: Begründung, Erklärung, Rechtfertigung von Handlungen
durch Ableitung derselben aus ihren Motiven.
Motiv Verschiebung ist die Ersetzung des ursprünglichen Motivs (s. d.)
einer Handlung durch ein anderes Motiv, indem eine bloße Nebenwirkung oder Folge
des Handelns zum Motiv oder ein Neben- zum Hauptmotiv wird (Höffding, Psycho-
logie VI, 1908. Vgl. Hartley, Observations, 1749; 1834, I, 473 ff.; II, 338 f.;
J. St. Mill, Utüitarism, 1863, S. 40 ff. Vgl. Heterogonie, Utilitarismus.
Muni: im Vedanta „der wollende Weise".
Muskelempfindungen sind die durch die Spannung, Kontraktion,
Bewegung der Muskeln erregten, mit Gelenk- und Sehnenempfindungen verbundenen
inneren Tastempfindungen, welche uns von der Anstrengung und Lageveränderung
unserer Bewegungsorgane und von dem Widerstand der Objekte Kunde geben und
Faktoren der Raum- und Bewegungsvorstellung bilden. Vgl. über den sog. „Muskel-
sinn" Ch. Bell, Physiol. u. patholog. Untersuch, d. Nervensystems, 1836, über den
sog. „Kraftsinn" E. H. Weber, Tastsinn u. Gemeingefühl; ferner: A. Baln, The
Sense« and the Intellect; H. Spencer, Psychologie I, § 46; Ch. Bastian, Tbe
muscular Sense, in: Brain, 1887, Bd. X („kinästhetische" Empfindungen); W. James,
l-'eeling of Effort, 1880; Wündt, Grundriß d. Psychologie6, 1902, S. 57; Grdz. d.
physiol. Psychol. II», 1903, 20 ff.; Jodl, Lehrbuch der Psychologie I3, 1909, 306«.;
( Ioldscheider, Ges. Abhandl. II, 1899. Vgl. Kinästhetisch, Raum, Wille, Druck-
empfindung, Tastsinn, Kraft, Bewegungsempfindung.
Mutakalliinun (arab. : Sprecher): Name solcher arabischen Denker, die
neb in der dialektischen Methode des Kaläm (s. d.) betätigten.
Mutation nennt der Botaniker H. de Vries die sprunghatte Entstehung
einer Art aus einer anderen im Gegensatz zur stetigen, kleinen Abänderung, zur
..Fluktuation''. Auf Perioden der Konstanz folgen (aus inneren Ursachen) plötzlich
Mutationen, von denen ein Teil durch Selektion erhalten bzw. vernichtet wird (je
nach der Anpassung an die Umgebung). Doch ist die M. bisher nur in geringem Um-
fange nachgewiesen und die Mutationstheorie, die selbst noch der genaueren Begrün-
dung bedarf, schließt andere Entwicklungsfaktoren (Milieu, funktionelle Anpassung)
nicht aus. Die M. kennen schon Darwin, Kölliker, v. Baer u. a. Vgl. de Vries,
Die Mutationstheorie, 1909 f.; Die Mutationen, 1906; Arten und Varietäten, 1906;
France, Der heutige Stand der Darwinischen Frage. 1908.
Mutualismus: gegenseitige Hilfe, welche Lebewesen einander leisten
(Symbiose, Herdenleben usw.); sie hält dem „Kampf ums Dasein" vielfach das Gegen-
Mystik.
(mwiebt oder erinichlnrt den Kampf hesiimMter Art— mR anderen. Vgl. P. KnoroTEix
Gegenseitige Hufe in der Entwicklung. 1904; R. GoLMonu. Hohe»
H»*tik .*».«*. rertorgen. geheim) ist die Lehre. daB dir Gottheit, da*
fföttlichr, Absolute, Unendliche «Wh nnmlttslber durch «ine höhere Art der
<U der geflhlsmllig ■nsrhsuhehsB Versenkung in des Übersinnliche,
weiches in der Tisse dt slgna» Qnmntss dw fftksno ■■!§—■ mm Dsjtmbraoh
erfnenmhme*. Im TnmJi dar Kkstnse («. d.), dos HiMsiphiei Ibnrnttn»
und Vn Hu Hup ■Jli. Begriffliche, ober eile fligyiUm und Unterschiede des
< iegebenen fühlt sieh dnr Mystiker «in» mit dem göttlichen Unmdnohm, All Kineo,
mit dm er sieh IbbevoU rnrikrigt Dnr Mystiker erneut (in dnr Phnntnn*) »ob und
"age in Gott, im Uneridbchun, Bonn and I ttnlt «ob und dir Dinge vom göttlichen
Leben derchetiomt; dnroheinB (nrmileinnh) hoher» Art der inneren Erfahrung crisBt
»r dm Gotthohe sie euren niam nnd drr Dinge Wesen Immanentes, Efewohnende».
M. tritt In esmohisdsnen Formro auf. bnld theosophiseh. bald mebr
naturslh<ttuh»|iiBlBiBil»gBt nt gibt «Ja» hstdabiihs nnd rinn nbristHohi M
f-uu allen Mystikern Ist dnr Inf nun PsBihitannn fernem- Mystiker gibt es in der
indischen Pbüonopnm. mystischen Charshsai bat ferner dnr Neupletonismn«.
dnr im MHmIsRbi bni Diorrmo* AnnorAOTTA (Psrodo-Diooysioe). Johavvbs Sootu»
Ebiuobea. Disnucn v. Fbsibobo n. e. nachwirkt. Christliche Mystiker im sngown
Sinne sind Buxian von Claibiuci, Richabd und Hcoo von i*r. Victob,
Bobavbbtuba. Raymuxd von Sabuxde. J. Ge*.«ox. N. ('arasila* u. e. Christlich
und /.um Tril pantheisierend ist dir M. rinn Ihirini Bcbsubt. Tat beb. Sonn, 1'.
■Rom u. a. Naturalistisch wird dir IL bni Pabacblsus. U. Bei -s .«-der mehr
cbrbitlinh gefirbt bei J. Böbhe. R. Fludd. V. Wsioel. C. Sonwunrnu).
Fbabck, Aboblus SiLnsrus, Mounos, Swedexbobo. St. M aktiv. Göbbs» n. e.
Mystische Elemente finden «ich in den Lehren von PlaTob. llitnuwp; SnnosA
(•. Liebe), Pacsal, Scbbllibo. Baadbb, Kjuusb, SonxnfBnninren, 8tBsoranuuBm,
Fnran, G. Laxdaubb (SkepeH u. Mystik, 1909). du Peel, R Stbixkb ,lw
Christentum eis mystische Tstnschs; Die Mystik im Anfange UMobiii Qilstsi
leben») u.a.; Bebosox (s. Intuition). Jambe, Sboiowjow, \ Lossnu <«. Iniui
Urismu»), Mabtbbuxob. Hamuacbkr (Hanptiragen dnr mod. Kultur. H
Wesen der modernen WaR ist Werden xnr Mystik, n. a. Vgl. Hmxnora. (Jeechichte
u. Kritik d. Mystizismus. 18»; Pragen, Deutsche Mystiker de« 14. Jshrhnwlnrts,
1846-67; S.A. 19061.; Xoack, Die christliehe hl. 1835; GoowH, Dm ohrinlhnb.
1879; Pksokk. (Jeaehichm dnr deutschen M. im MrUeUltcr. 1873-92; Mrax. Idee
n, QrnndHnfam ninnr aflgemeinsn Chnjchiehte d ksukmh, Qnetten u.
Forschungen xur Geschiebte dnr deutschen M.. 1901: W. Schulte. Alt jonische
Mystik, 1907; .lotu Der Ursprung der Nnturphiloeophie aus dem Geiste der Mystik,
1907; F.. Lkhmanx. M. im Heidentum u. Christentum. 1908; Dblaoboix, Etodes
' >üo et de psyehologw da mystiefaune, 1908; Pachbc, Psychologie des mysUqaes,
1909; SHABK, MysOcnun. 1910; du Pbbl, Die Philo., d. Mystik». 191
Deutsche Schriften. 1911; Eckhabt, Schrift™ u. Predigten. 1903-11. — TheologU
deutsch, hrsg. von Pfeiffer, 1901 ; v Hi Bxorr. Das Problem der spekulativen Mystik,
Logos VIII. h loubbot. Tue mystique moderne (Arch. de Psycho).. 1915), analysirrt
einen interessanten Fall mystischen Erlebens der MUe Ve.; H. SmiBBB. Probleme der
Mystik und ihrer Symbolik. 1914; M. Pbibob, The Unconscious, 1914; Rademachbb,
Das Seelenleben der Heiligen. 1916; Müller Reif. Zur Psychologie der mystischen
Persönli, -hkeit. 1921 Itismus, Theosophie, Gnostik, Ksbhsla.
Mythus — Nachahmung. 417
Hythus (uv&os, Rede, überlieferte Erzählung) ist die, einen Bestandteil der
auf bestimmter Entwicklungsstufe stehenden Religion bildende, phantasiemäßige,
anthropomorphe, auf „personifizierender Apperzeption" und „Introjektion" (s. d.)
beruhende Lebeas- und Naturauffassung, Naturdeutung. Im Mythus, der ein Produkt
der Phantasie ist, aber auch eine eigenartige Logik enthält, liegt dio primitive Welt-
anschauung, gleichsam die „Protophilosophie" vor; aus dem Mythus, zum Teil aber
im Gegensatz des erstarkenden begriffliehen Denkens hervorragender Persönlichkeiten
zur phantasievoll-anthropomorphen Auffassung desselben, haben sich Wissenschaft
und Philosophie entwickelt. An der Ausgestaltung der Mythen selbst, die im Ganzen
Erzeugnisse des Gesamtgeistes sind, sind Persönlichkeiten (Priester, Dichter) beteiligt;
immer aber ist das soziale Zusammenleben von Einfluß auf die Mythenbildung. Die
vergleichende Mythologie (bzw. vergleichende Religionswissenschaft) zeigt das
Gemeinsame in der Mythenbildung bei oft ganz verschiedenen Völkern; ein gewisser
Einfluß des Naturmilieu ist zu verzeichnen. Die Entwicklung des Mythus bringt in
das Naturhafte ethische Elemente hinein, die ebenfalls ihre mythische Projektion
erhalten. Vgl. J. H. Voss, Mythologische Briefe, 1794; Cbeuzeb, Symbolik u.
Mythologie der alten Völker, 1810—12; 2. A. 1829; Lobeck, Aglaophamus, 1829;
Schelling, WW. II, 1—2; M. Mülles, Essay3 II, 1869; Einleit. in die vergleichende
Religionswissenschaft, 1S74; Bb£al, Melanges de mythologie et de linguistique, 1877;
A. Lang, Custom and Myth3, 1890; Useneb, Religionsgeschichtliche Untersuchungen,
1888; Götternamen, 1896; A. Bastian, Allgemeine Grundzüge der Ethnologie, 1S84;
E. Rhode, Psyche, 1890—93; 3. A. 1903; Steinthal, M. und Religion, 1870;
F. Schultze, Psychologie der Naturvölker, 1900; Vionoli, M. und Wissenschaft,
1880; W. Bendeb, Mythologie und Metaphysik, 1899; F. Lipps, Mythenbildung u.
Erkenntnis, 1907; Wündt, Grundriß d. Psychologie5, 1902, S. 367 ff.; Völker-
psychologie IV, 1, 2. A. 1911; Elemente der Völkerpsychologie, 1911; K. Th. Pbeüss,
Die Kultur der Naturvölker, 1914; Müller- Fbeienfels, Psychologie der Religion II,
1920 (untersucht die mythenbüdenden Denkformen); Spengler, Der Untergang des
Abendlandes I, 1917; L. Ziegleb (Gestaltwandel der Götter3, 1922, 773 ff.) spricht
von einem Mythos atheos, einem Mythos der Wissenschaften. Archiv für Religions-
wissenschaft, 1904 ff. Vgl. Religion, Animismus, Kosmogonie.
J5T.
Nachahmung {ul^aie, imitatio) ist die Nachbildung von Objekten
durch genaue Darstellung derselben, ferner die Reproduktion, Wiederholung fremder
Handlungen, fremden Verhaltens durch ein entsprechendes Verhalten seitens des
Nachahmenden, hervorgerufen durch die Gefühlsbetonung des Vorbestellten oder
das Interesse an der Vorstellung. Der „Nachahmungstrieb" ist bei manchen Tieren
und beim Menschen, besonders beim geistig noch unentwickelten, mehr oder minder
stark vorhanden. Die Tendenz zu einer imitativen Bewegung ist mit jeder Vorstellung
einer solchen verbunden (Stbickeb, Ebbinghaüs u. a.). Die N. kann unwillkürlich
oder willkürlich erfolgen, sie tritt oft reflexartig auf, mindestens als Nachahmungs-
impuls (Ansätze zu imitativen Bewegungen, Gebärden usw.). Die Lust an der X.
spielt eine Rolle in der Kunst, die aber über bloße, sklavische N. hinausgeht, indem
sie „komponiert", „konzentriert", „typisiert", „idealisiert" Die N. ist eine wichtige
sozialpsychische Erscheinung, sie ist von Bedeutung für die Entwicklung und Aus-
breitung von Sitte, Sittlichkeit, Mythus, Anschauungen, Erfindungen, Lebensgewohn-
Eisler, Handwörterbuch. 07
418 Nachbild Name.
beton (Mode) usw. Die X. geht „von oben nach unten", indem dir niederen Klaseen
zum Teil die höheren ■■ihih— n, vu denn die letzteren nv Annahme nener Leben«-
formen antreibt. Auch für die fldnfogfk tat die X. wichtig. VgL AnaronvLSS.
Poetik, t; Barmnc. Lea bennx arte reduite a nn meme principe. 174«: Tabdb.
Lea loia de rimitntion. 1990(1* las ..aociale (iedachtuia". da« eocUW- t.rund-
pbanomen; vgl. Sodoiogie); Li Bo*. Psycholog* dar Massen, deutech. t A. 1912;
Balowi». Da« «oxiale u. sitthebe Leben. 1907. & 5k', H . \ iraausrrr. Zeitaebrift
f. Sniislwjsjsmeeheft II. 1999; K. Gnooe, Dia Spiele der Menschen. 1999, 8. 980 ff.
(8.41«: Betriff der ..innen» Nachahmung", wobei «ir um „in du bettaebtete
Objekt hlnimniiMii« and dadurch in «in— luetanri mt bens
feraten"); Bat». Die Nachahmung. 1904; Lloyd Mono ah. Jnatink t and < bajoh
IWM. ~ VgL Spirl. fdae (PlaTo»>. Nstureliemua.
Nachbild .t dir. physiologisch auf den chemischen Vorgingen ü. dr
baut bertibende Xaebdantr einer Geahmte« mpfmdnng nach \ orangegangcner Reiaung.
zunächst in einer dam Rem oder Eindruck gemäßen and meist gleicheu Helligkeit»
und Karbenbeacbaffenbeit (noaitivea, gMchfttbign X. ). dann in dar eotgagengai
Helligkeit, baw. in dar tiefen- oder KompWma nttrf arbe (ne,
Urea X). Vgl. W> ndr. d. Pnycbot». 1902
Pajre). **. 190 ff.; Wim. Phöoa. Studie .«ehr.
I bol KU
Xnlv (nativua; nalf. von Gnxnr aua dam Fraiudaiechen bat Deatacbe ein
geführt; „angeboren"): natürlich unbefangen, uraprünglicb. unbefangen aufrichtig,
unverstellt, argloa. unschuldig, ungekünstelt. triabarUg; ohne kritiacbe Reflexion
(..naivea Bewußtsein", ..naire« Erkennen", „naiver Realismus ) Xacb Schills*
iat d-i "ine Kindlichkeit, wo cie nicht mehr enrartei wu «tit gebort
an Jedem wahren Genie. Je naehdem die Dichter Katar sind od« l<*rene
Xatur »neben, kommt ea rar „naiven" oder rar ^wnttoentauacben" Dicht ungaart :
eratere ist objektiv, naturbaft. unreflrktiert, aoa der Einheit mit der Xatur heran«
geboren, W»utere anbjektiv. ran dar Idee und dem Ideal ■uagehenrl und erat auf einem
Umweg rar Xatur ahm wendend; der Dichter »reflektiert Aber de« Eindruck
dmOfiannjUBd«mrfihnaaacawn.nndnu^
in die er «elbat reimtet wird und um versetzt" (Über naire u. arntimentabeebe
Dichtung, 1796 f.; Philo«. Schriften, brag. ran Ktthnemann. S. A. 1910).
>aine let der aprachhehe Auedruck, die niinirbnnng für einen beaonderen
Gegensund, ein Indiriduum oder einen Inbegriff gfeichartiger Gegenstände, dir man
von anderen Gegenatinden abgrenst, unteraobeidet und ab Sondergruppe festlegt,
wobei besonder« nppenipierte, intmimmiantlw, ala bedeutsam eracbeinende Merkmale
Namengebnng geleitet haben.
Die Scholastiker unterscheiden „nnmina primae — aeeundae intentionis".
<i. h .linkt» Namen von Gegenständen und Namen für Redeteile; ferner: „nomine
absoluta — eonnotativs . .tuen von selbständigen Objekten und Namen von
unselbständig existierenden und denkbaren Gegenstanden (». B. weiß, groß ;
Prajctl. Geechiehte der Logik. 1855 f.. III. 304; J. St. Mal. Logik I
\.i .■!. K rwABDows« sind die drei Funktionen de« Xamens
„erstens die Kundgabe eines Vorefeelhmgeakte«, der eich im Redenden abspielt;
Narzismus — Natuf. 419
zweitens die Erweckung eines psychischen Inhaltes, der Bedeutung des Namens, im
Angesprochenen; drittens die Nennung eines Gegenstandes, der durch die von dem
Namen bedeutete Vorstellung vorgestellt wird" (Zur Lehre vom Inhalt u. Gegenstand
der Vorstell., 1894, S. 11 f.). Vgl. F. Brentano, Psychol. 1, 1874, K. 6, § 3; A. Marty,
Untersuchungen zur Sprachphilos. u. Grammatik I, 1908; Stöhr, Umriß einer
Theorie der Namen, 1889; Leitfaden d. Logik, 1905, S. 38 ff.; F. C. S. Schiller,
Formal Logic, 1912. — Vgl. Wort, Synkategorematisch, Begriff, Allgemein, Sprache, Satz.
Xarzisnius: in der Psychopathologie libidinöses Verhalten zum eignen
Spiegelbild.
Xativismus (Ausdruck von Helmholtz) ist die Lehre, daß gewisse Vor-
stellungen oder Begriffe angeboren, dem menschlichen Geiste schon ursprünglich
eigen sind, schon mit auf die Welt gebracht weiden, wobei der gemäßigte N. nur die
Anlagen, Dispositionen zu bestimmten Vorstellungen und Begriffen für angeboren
(s. d.) hält. In der Psychologie betrachtet der N. die Raum- und Zeitanschauung
oder die Fähigkeit zu ihr für angeboren, die Räumlichkeit und Zeitlichkeit für ursprüng-
liche Bestimmtheiten des Empfindungsinhaltes (vgl. Raum, Zeit). Mit „Apriorität"
(s. d.) im erkenntniskritischen Sinne hat dieses Angeborensein nichts zu tun (vgl.
Angeboren: Kant). Vgl. Angeboren, Anlage, Anamnese, Rationalismus.
Xatur {(pvoti, natura von nasci, entstehen) bedeutet: 1. die N. eines Dinges,
das Wesen, die Eigentümlichkeit, das innere Prinzip, die besondere Konstitution,
Struktur eines Dinges, auch das daraus entspringende konstante, gesetzliche Verhalten
des Dinges selbst; das Natürliche als dieses Sein und Verhalten steht im Gegensatz
zum Unnatürlichen, Abnormalen, zum Widernatürlichen, zum Künstlichen, Willkür-
lichen, zur Kultur (s. d.); 2. den Gegensatz zum Geist (s. d.), also den Inbegriff des
sinnlich Wahrnehmbaren, des rein Objektiven, der materiellen Dinge und deren
Eigenschaften und Relationen, der physikalisch-chemischen, anorganischen und
organischen Prozesse, die Welt des Materiellen, Dynamisch-Energetischen, die Körper-
welt, im Unterschiede von der Innenwelt, der Welt des Psychischen, des Seelenlebens,
der Feistigkeit, des Bewußtseins als solchen; 3. die Totalität endlicher Dinge, der
alles umschließende, als Einheit gedachte universale Zusammenhang des Wirklichen,
in den jedes Einzelsein sich als Glied einordnet; die N. in diesem weitern Sinne schließt
auch das Psychische als ihr (potentielles und entwickeltes) „Innensein" ein. Natui
und Geist sind, je nach dem engeren oder weitern Sinne beider Begriffe, 1. zwei Seiten,
Betrachtungsweisen einer und derselben Wirklichkeit (s. Identitätstheorie); 2. zwei
Richtungen oder Entwicklungsstufen des Wirklichen, wobei die N. teils als Vorstufe,
teils als Mechanisation (s. d.), Festwerdung, Erstarrung, Verkörperung des Geistigen
zu betrachten ist. — Erkenntnistheoretisch genommen ist die N. der Inbegriff
geset/.lich verknüpfter Erscheinungen als Gegenstände möglicher Erfahrung oder als
Inhalt eines theoretischen „Bewußtseins überhaupt" (s. Objekt, Erscheinung, Ding
an sich, Naturwissenschaft). — Gegenüber dem Reiche der Kuluir und der geistig-
sittlichen Welt mit ihren eigenen Gesetzen, Normen. Werten, ihren vom vernünftigen
Zweckwillen beseelten Gebilden und ihrer vom „Sollen" beherrschten Ordnung ist
die N. das ursprünglich Gegebene, Unverarbeitete, Unveredelte, den geistig-sittlichen
Zwecken noch nicht Unterworfene außer und in uns. In der Natur gebunden und
zerstreut, ohne Selbstbezug, kommt der Geist in der Geschichte (s. d.) zu sieh selbst,
zum Bewußtsein seines Wesens und Wirkens und zu einheitlich-aktiver Entfaltung.
in steter Wechselwirkung mit der Natur verbleibend, aber immer höher sich über
seine Naturgrundlage hinaus erhebend, sich von ihr immer freier machend.
27*
420 Natur.
Ab unbewußte«, blind wirkend«« Prinzip des Werdens erscheint die Katar
(„prekriti") in der indischen 8snkhys Lehre. Nach Asjstütxlm i»t die
daa innere Prinzip der rbwsgwag, Veränderung (Phya. HI 1, 200b 12). inebe*
daa Prinzip der körperlichen, beweften Dinge «ad dar Inbegriff dieser (De coalo I 1.
208a 1). Ka gibt eine zweifache Katar: Stoff und Form (* f*><« Satt * ^ <*
Ms # 9 *# ftf4. Phya. II 8. 199a 30). Bei dem Peripatetiker Srsatov wird die
Natur mit de« göttlichen Weawn identifiziert (rgL Ctcsao, De natura deorum I, 35),
in anderer Webs auch bei de« Stoikern, nach welchem die X. die Gottheit, die
vernünftig and zagMch atreng gaset dich wirkende (nicht atoffloee) Kraft <.-tr»r>«)
bt. welche allea durchdringt und aUem zugrunde hegt (Wogen. Leert. VII. 148, IM;
Cwxao, De natura deorum II, 22. 67; Saaraca, Epbu31;vgL Gott, Pneuma).
der Anzieht de« Neuplatonismua bt db K. eine Emanation (•. d.). ein Erzaugnb
(r#Vre>Mi) der Welteeele, ata das Wiassns »■■ngalmlii „Bild" ( Plotw. Enaead II!.
8. 8; rv. |. 13).
Nach jQdiachcbriatlicher Unaehanung bt die N. durch Gott fsiuhsrfts «ad
ron ihm abhängig Daa CTsristantam neigt brner tu einer geotmm Verachtung dar
Natur, daa Natarhaf tan «ad betrachtet ea (wb Pluro» ) ab etwas, ron dem dar Gabt
abh möglichst ro befreien hat. -Unter der ecböjaarbehea Katar wird im MittrUlt er
Gott im Unterarhiede ron dar g««t harte nan Katar verstanden. So ron Jonav*z*
8oorai Enrcosxa. dar gar eine visrfachs K. «ataraaasidst: 1. db schaffende, abht
grochaffene; 2. db gaicaifliui, seaatfeade; 3. db giinhifbni. abht achaffande;
4. db nicht seaatfeade, nicht auachafbne (De divisions naturae III. 1 . I. I ff). Db
V Yfwf^Hw^aAtaasaVwlVwasY mm gamwanaiua aaAAaurauaaam** naflhwt natura nattirala" a^lsi'Wnasw.t^astftlasw«' «am!
geachaffanei K. kommt bei Avxanos* auf und erscheint daaa in der chrbtüshca
8cholattik. ferner hei Slsbtar Eoutaar. Definiert wird ;> des
titigen und bkbndea Verhaltana eines Dinges bei Thomas ( De cnteetessratU 1) u. •
In der Renaiasancr, welche db Katar hoch wärest und ab dynamisch, ab kraft
und bbenerfoUt auffsAt* kommt ea mahrfsch gerades« rur Vergötterung dar Natur.
so bei L. Vaixa („idemeet aatara quod Dsoa"), Vajran (De adaiaaibae aatarae. 1816).
G. Bacxo, der, uaiuhabtbth, db „natiiia aetarana" mit der Gottheit kbettfi
db Welt (..n. natura ta") bt db catfalstts Gottheit (s. Gott). Nach Srtvoca aind Gou
(s. d.) und „Natur" eins („Daus ahre natura'). Ab «asadBeaa, zeitlos-ewig« Weseaheit
und Einheit bt Gott „natura netursue", wahrend db „n. nstarata" den Inbegriff
endlicher Dinge („modi") ab Beatawbningan das All- Einen bedeutet: „Per naturstn
naturantem nobb intelligaadam «st id quod in ee est et per ee eoneipitur, aire ulia
aubetantiae attributa qua« ■Mai im« et hrfhrftam izssatbm exprimunt, hoc est Daaa,
quatenua ut cauaa libera oonaideratur. Per naturatam autem intelligo id omne
quod sx necessitate Dei aire uniueeuiusque Dei sttributorum sequitar, hoc est, omnes
Dei sttributorum ntodos, quatsaas coasbWantur ut res quse in Deo sunt et qua«
sine Deo nee esse nee coneipi possunt" (Eth. I, prop. *choL; rgL D»>
Deo I. 8 f. : U. praef.). Wahrend bei Holbach (Systeme de la natare I. K 1) a. a,
db K. materbibtiech aufgefa&t wird, bt ab nach Ooirn der „Gottheit lebendige«
Kleid". Gott bt in der Katar, db Natur in Gott. Db Natur umfaßt und beherrscht
alles, ewig neue Gestalten sehaflrnd, ewig sich verwandelnd und dabei doch beharrend,
aufbauend und zerstörend, roll Leben, Werden und Bewegung. „Sb scheint slles
auf Individualität angelegt zu haben und macht »ich nichts aus den Individuen."
„Gedacht hat sb und sinnt bestandig; aber nicht ab ein Mensch, sondern ela Natur"
Schmidt, Goethe-Lexikon, 1912); Ceambxbxaxs, Goethe 1912, 291 ff. — Ab
Inbegriff des Wirklichen, ab universalen Tnaiaimanhang des Geschehens fassen db
Natur. 421
Natur auf L. Feüerbach, D. Fb. Stbauss, E. Dühbing, L. Büchner (Xatur und
Geist3, 1876), Haeckel und der naturalistische Monismus überhaupt (vgl.
Materialismus).
Während Fichte die Xatur als ein Produkt des Geistes, des „Ich" (s. d.), als
etwas Ideelles, Wesenloses, als totes, starres, in sich beschlossenes Dasein, das nur
Mittel für geistig-sittliche Zwecke ist, betrachtet, erhält sie bei anderen, welche sie
als Daseinsweise, Erscheinung, Objektivation eines im Wesen geistigen Seins oder
eines „An sich" überhaupt auffassen, höheren, wenn auch nicht höchsten oder absoluten
Wert. Nach Schelxing i3t die X., der Inbegriff des Objektiven, die reale Seite des
„Absoluten". Die „Xatur an sich" ist „der in das Objektive geborene Geist", dessen
Leib die erscheinende Xatur ist. Die X. ist ursprünglich produktiv, voll Leben, ist
„erstarrte", blinde, bewußtlose Intelligenz, erfüllt von einem „Trieb und Drang nach
immer höherem Leben". Die X. ist der „sichtbare Geist", unbewußte Vernunft.
Xatur und Geist (s. d.) sind die beiden „Pole" des Absoluten (Ideen zu e. Philos. der
Xatur, 1797; 2. A. 1803; Erster Entwurf e. Systems der Xaturphilos., 1799; System
des transzendentalen Idealismus, 1800). Später spricht Schelling (wie schon
J. Böhme) von dem „Ungrund" als der „Xatur in Gott", aus der die Dinge hervor-
gehen; diese „Xatur" ist „Sehnsucht", grundloser „Wille". Als Erscheinung eines
metaphysischen „Willens" betrachtet die Xatur Schopenhauer (s. Voluntarismus); eine
„Xatur in Gott" gibt es nach F. Baader (WW. XIII, 78). — Hegel bestimmt die X.
als Veräußerlichung des an sich bestehenden Geistes, der „Idee" (s. d.), als Durch-
gangsstufe in der „dialektischen" Entfaltung derselben. Die X. ist die „Idee in der
Form des Anderssein", das „Aus-sich-heraustreten der Idee", der „sich entfremdete
Geist", der „unaufgelöste Widerspruch", der „Abfall der Idee von sich selbst"
(Enzykl. § 247 ff. ; Xaturphilos. S.24). — Xach Ravaisson ist die X. eine „Refraktion"
des Geistes, nach Bebgson eine „Entspannung" und Auflösung desselben (vgl. auch
Joel, Seele und Welt, 1912). Xach Eucken sind X. und Geist (s. d.) die „Hauptstufen
einer großen Bewegung des Alls". Der Xaturprozeß zeigt die Wirklichkeit „vereinzelt,
zersplittert, auseinandergelegt" (Die Einheit des Geisteslebens, 1888, S. 7 ff.). Xach
Münsterberg ist die X. ein „erstarrtes Wollen" (Philosophie der Werte, 1908, S. 460).
Xach Wündt ist sie „Vorstufe des Geistes, also in ihrem eigenen Sein Selbstentwicklung
des Geistes". Die X. als Inbegriff der Objekte und ihrer äußeren Relationen ist eine
Seite der einheitlichen Wirklichkeit (System d. Philos. P, 1907, S. 16; II). Als
Erscheinungeines Geistigen betrachten die Xatur Fechner, Paulsen, Heymans (Einf.
in d. Metaphysik, 1905, S. 176 ff.), Lipps (vgl. Xaturwissenschaft u. Weltanschauung,
1906. S. 117 ff.), E. v. Hartman:*, Carlyxe, Emerson („objektiv-reale, raumzeitliche
Erscheinung", „Manifestation des Weltwesens"; X. u. Geist, 1907), Lotze u. a. (vgl.
Spiritualismus, Monade). Betreffs Schleiermacher s. Sittlichkeit.
Der erkenntnistheoretische Idealismus (s. d.) betrachtet die X. als Inbegriff
objektiver „Erscheinungen" (s. d.) oder als gesetzlich verknüpften Zusammenhang
von Bewußtseinsinhalten (s. Objekt, Ding, Körper). Xach Kant ist X. der „Inbegriff
aller Dinge, insofern sie Gegenstände unserer Sinne, mithin auch der Erfahrimg sein
köimen, worunter also das Ganze aller Erscheinungen, d. i. der Sinnenwelt, mit Aus-
schließung aller nicht sinnlichen Objekte, verstanden wird" (Metaphys. Anfangsgründe
d. Xaturwissensch., Vorrede, S. III). X. ist das „Dasein der Dinge, sofern es nach
allgemeinen Gesetzen bestimmt ist" (Prolegomena, § 14). Die gesetzliche Ordnung,
welche das Gegebene zu einer „Xatur" macht, ist nicht „gegeben", besteht nicht an
sich, sondern ist bedingt durch die Gesetzlichkeit des erkennenden Bewußtseins,
aber unabhängig von der Subjektivität der Individuen (s. Objektiv, Gesetz). „Die
Naturall
Ordnung und nasnlmlMglreil . . . an den FieiilwiaMiasnji, die wir Natur
bringen wir srlbst hinein." Ohne „Verstand . d. h. ohn
(a. d.) Bedingungen, Voraussetzungen objektiver Erkenntnia gebe e« keine N
•Je eolrbe. d. h. ..ästhetische Einheit de« Msimisfrhagcn der
nach Regehi", kauaaJfpeetthnher Znasmansnhang dar Bwoheinw^
Beatimmungen (Krit. d. rein. Vernunft. S. IM ff.). Ahnlich lehren die Kant ian< r
(e. d.). Nach P. NaTour *. B. att X. die ..Ordnung dm Cleschakmi unter ZiiipilMn
de« Geschehene" (SoxiaJpadagogik'. 1904. 8. 15). nach K. Lssswm ..daajrni*
durch aystemaGscbea Denken ab rtumheh savtnche Ftikileang objektiviert, d. h.
begrifflich fixirrt und dadurch snaiUlkB garantiert hu" (Geschichte d. Atomi.uk.
1890, I. 90). Nach 0. Limun ist die X. ..sllwaJiende Owtshchk.
rrenden überfülle dar BsussHllb. ordo ordinans. objektive Weltlogik" (Zur
Vnalyas> d. Wirklichkeit», 1990, 8. 997 ff . ; 4. A. 191 1 ; tiedanl^u. Tatsachen. 1882 ff,,
I. I23ff.). Vgl. Cons*. Logik, 1902.
Oiigenlbei dar Geschichte, die ata „stete fcutsiorsstendoi. neue Hnlsliaegan
dar Wirklir^kait iiasugsndii Oouhssse»- ist, tet die X. —eh F. Haans „dw Erhaltung
deasen, was durah stete in gleicher Waise wirkende Kräfte entsteht" <I*vcbologie.
1978, 8. 91). Nach Ricnmrr ist die X. ..dte WWüioakeit mit Rücksicht auf ihren
mg", wahrend mt aachlich die Wirklichkeit abgesehen von
cur Kultur tat (Die Grausen dar natura iassiax)
bÜdung, 1999 ff„ 8. 207, 580; e, Oasehtehtek Ala «wei extreme Arten,
als Weltbild au ordnen. steUt auch 8raWui.ni (D. Uuterg. d. Abendländer. 1917. 1
Natur und Geschichte (s. d.) einander nnlgagse Natur ordnet alles Werden dem
Gewordenen ein. Karur ist dar Inbegriff des gataulirh Notwendigen. Vgl. Botle.
Traeutus de tpsa natura, 1981; Stirnjg, Idolum natura«, 1091 (vg! taehr.
f. Philoa.. 98. Bd.); RoatXBT. De U nature, 1781. 178«
LlhlJJW h «I. Nauirphilos,«, 1811; 3. A. 1848; Schlei enna« es, WW. 18»
Ins 1904; A. Gcxtues, Anthmvarssa, hrsg. von P. Knoodt, 1883 <l Ua..Eine
in Vielen", ist die Sabstanx der Dinge und entfaltet sieh onhhnitich sur Psyche als
t -S-- Mau| -| ■' . 1 . ■■ . ■*- • Besa^essW aaaaa Paaaiiiaal mm aiaaaaf : * - *• fl.*** » ,
\ ß BVa9M DM'l rl ir** 1« " r^ * -«e ** Jl** n« ■* \ x t\\1 \\* * * rn ' »< hT* ll*** T 7* IM m 1M1 niAN TH~ |]t^ II l r«
Xovaus, Schriften, hrsg. von J. lfinor. 1907; J. 8T. Mai, Natur«. 1974; Dauseca,
Natuxbegriffe und Xatururteile, 1904; Philosoph« des Organischen. 1909; B.
aber den III. tntern. Kongreß f. Philoa., 1909 (die Natur umfaßt nicht bloß materiell« .
mechaniache Vorginge); Dninscn. Oidnongslehre. 1912; Wirkhchkeitstehre. i
Harms. Metaphysik. 1999; W. BöLsen«, Was ist die Natur?. 1907; A. Biesi
Wicklung des Naturgcfuhla, 1882-88; R. Hs**to, Das Neturgefuhl.
E. Becher, Xaturphilosophir, 1914. Vgl. Naturalismus, Weh, Naturphilosophie.
Natuiwiaaenschaft» Gott, Physisch, Wesen.
\ntumliaimia i*t, allgemein, das Betonung des Natürlichen, Natu-
ak daa Weeenhafte, Wirksame, Wertvolle, Master giltage Der metaphysische
(theoretische, philosophische) X. betrachtet die Natur (s. d.) — als Inbegriff materieller
kte oder doch raum-asrUkher, streng k^uaal-gesetsmaßig tunsrnrnenhinanrnder
Vorginge — ala die einzige oder die wahre Realität; das Geistige gilt hier ab bloßes
Produkt der Natur, als durchaus abhängig vom Xaturgeecheben und von irgendeinem
natürlichen" kann nicht die Rede sein. Alle« ist in den Bann der Naturgesetz-
lichkeit singeonhlnasf n, auch der Mensch. Dies fuhrt zum prsk tischen (historischen,
soziologischen) N.. der die Handlungen des Menschen dem Naturgescbchen ein
die Aktivit.it und Selbständigkeit (Autonomie) des Geistesleben! nicht würdigt, das
geschichtliche, kulturelle und soziale Leben von Naturgesetzen im ■fem Sinne
Natura naturalis — Naturgesetz. 423
streng beherrscht sein läßt, ohne die Macht des Willens, der Idee (s. d.) und des Sollens
(s. d.) anzuerkennen. Der ethische X. leitet das Sittliche aus natürlichen Bedingungen
und Trieben ab und wertet das „naturgemäße" lieben oder das „Ausleben"' natürlicher
Anlagen zuhöehst (vgl. Sittlichkeit). Der ästhetische X. verlangt eine von „Ideali-
sierung" freie, strenge Nachahmung der Wirklichkeit und eine Darstellung auch des
Gewöhnlichen, Häßlichen, Abstoßenden. Der religiöse X. identifiziert die Gottheit
mit der Xatur (naturalistischer Pantheismus) oder anerkennt überhaupt keinen Gott
(Atheismus).
„Xaturalist" heißt bei J. Bodin derjenige, welcher von der natürlichen Erkenntnis
ausgeht (vgl. Eucken, (beschichte d. philos. Terminologie, S. 172). Xach G. F. Meier
leugnet der „Xaturalist" alles Übernatürliche (Metaphysik. 175.3-59, IV. 487). Xach
Kant ist Xaturalismus die Ableitung alles Geschehens aus Xaturtatsachen. Ein
„Xaturalist der reinen Vernunft" ist, wer „sich zutraut, ohne alle Wissenschaft in
Sachen der Metaphysik zu entscheiden" (Prolegomena, § 31).
Theoretische Xaturalisten sind in verschiedener Weise die jonischen Xatur-
philosophen (Thales u. a.), Demokbit, Stratos im Lampsakos („docet omnia esse
effecta naturata". Cicero, .Academ. prior. II, 38, 121), die Stoiker, Epikureer,
G. Bruno, Vaxini, Hobbes, Spinoza, Holbach („Phomme est l'ouvrage de la nature"),
Lamettrie. J. Toland, Goethe (s. Xatur), L. Feuerbach, nach welchem die Xatur
der „Inbegriff des Wirklichen" ist, D. Fr. Strauß, Dühring, Czolbe, Loewenthal
■hichte des Xaturaüsmus6, 1897), E. Haeckel. H. Schmidt u. andere
Vertreter des naturalistischen Monismus (s. Monismus, Materialismus).
Den historisch - soziologischen X. vertreten Spencer, Bcckle, GrMPLOwicz.
manche Sozialdarwinisten (vgl. dagegen R. Goldscheid, Höherentwicklung und
Menschenökonomie I, 1911) u. a.
Ethische Xaturalisten sind die Kyniker, Kyrenaiker, Stoiker, Epikureer,
Hobbes, Bolingbroke, Mandeville. Helvetius, Stirner, Xietzsche u. a. — Die
Rückkehr zum „Xaturzustand" bzw. zu natürlicheren, einfacheren, von den Schäden
der Zivilisation freien Lebensverhältnissen fordern die Kyuiker, Rousseau, welcher
meint: „Tout est bien sortant des mains de l'auteur des choses, tont degenere entre
les mains de l'homme" (Emile), Tolstoj u. a. Vgl. Sorley, Ethics of Xaturaüsm, 1885.
Die Einseitigkeit deg X. betonen die Kantianer (s. d.), Schiller, Fichte,
Hegel, Wundt, Eucken (Die Einheit des Geisteslebens, 1888, S. 7 ff.), Paulsen
(Philosophia militans3, 1908), Külpe (Die Philos. der Gegenwart5, 1911), R. Otto
(Xaturalistische u. religiöse Weltansicht2, 1909), Boutroux, Bergsos, J. Ward
(Xaturalism and Agnosticism3, 1907), Balfour u. a. Vgl. L. Berg, Der X., 1892;
Dorner, Pessimismus, Xietzsche u. Xaturaüsmus, 1911. — Vgl. Aktivismus, Idealismus,
Monismus, Geist, Kultur.
Natura naturans s. Xatur.
Natura non facit saltns: Die Xatur macht keine Sprünge (Comenius.
Leibniz, Linne, Philos. Botanica, 1751, Kant, Goethe u. ».); Prinzip der Stetigkeit
(s. d.).
Naturell ist die im wesentlichen angeborene, individuell verschiedene
Beschaffenheit und Stärke des seelischen Reagierens, des Fühlens, Strebens, Auffassens,
Denkens, insbesondere die natürüche Disposition zu individueU bestimmter Gefühls-
und Triebreaktion. Vgl. Hagemann, Psychologie8, 1911, S. 266 f. — Vgl. Temperament.
Charakter.
Naturgesetz s. Gesetz.
II } Natorismae — Naturphilosophie.
\a tu rinn«« tot die Ansieht. daß die VeigOtternng von Neturobjekten die
primitive Religion (s. d.) tot
SntarkanealltAt •. lUoaalitat Parellehemue.
Xatfirlleb (y»w— s, »«** e>e>.r. naturelle): cor Met» (a. <L) gehörig ; aae
der Katnr eines Wesens anlnpringand. dem Wesen itonatlejHiet in de? Xstnr der
DlnfB begründet; den Xaittigesstnsn gemaA, ans ihnen shWther. begreiflieh; dnreh
Kultur ooer lecnnia ment> ▼otnnaert, n areprvngneaer meonsoisuK-n
^Mm^^te? ■iiIWw ehjtr. wMwnAftArtfaih- MVAltMa^ fi^. kftMftMaek kaltaialL sehnte.
rittloh. VgLAntSTorn^ne.Deneser.etuoiieyt.It.tieelhPhys.ni. lWsttfl.;
Tsoma*. Sunt theei I. 62. lc: III. 13. So); Od. Woltt. Vernnnftbje Gedenken von
Oot( f 630. VgL fhjpm riMimei
Xatflrllrhe Aaelene s. Ifctwieklang. Bihfcüon. - N Logik heißt die
der Logik eorengehende onrefleküerte ktgieehriehtige Drnkwvk«. >gioo
s. Religion. - Natürlicher Welthegriff e. Weltbegriff. - Natürliches I
Natarphilnnnnkle (Mphitoeophis natarehe" echoe hei Bunte a
a, ..Physik" hm «eiteren 6%«»; bei Cnm. Wotrr n. e. MKosnwiogie";
Won „netaral philoeophy" bedeutet Physik and Chemie) int die
») Prinripieatohre der Nilniiitoniisisiftin. die |)hflninB»tonhi Analyse der
Grundbegriffe (Rannt Materie. Itoesgisag, Kraft, Energie,
Ulis* osw.) nach ihrem Biluaiialato^
Znosmmonfsesiiiig der allganssinon Bignhntoea der Natm stossneulisft 1
iicn«*n ' •nu." n. iw .v
muß. wenn stokrittoeha
und Begriffe der !
der Nelui ntooauothaft
Wertigkeit sn prüfen und die !
relativ ehsohl
Die Geechichte der N. tot teüwetoe mit der der Metaphysik (s. ±\ tnihvetoe
der der Neturwiesenecheften «einenden Xstorphikieophtoohe Lehren finden sich
hei den jonischen NetorphiJosophen, den Atomistikern (s. dA pAsasjanns,
EnrsDOKLns, Avaxaoobas, Platojc. AatsTorauss, SnATO*. den Stoikern.
Kpikureern (TgL Lucaex. De natnra renim) u. s. Im Mittelalter bei Ataauros
Maohos, Tbomas, Roosa Baoo9. Wmu> u. e. In der Renstoesnee tritt eine
dynamische, das einheitliehe Leben hm ünieersum phantaetoroll ergreifeode and
ansdeatende N. auf, eo bei PASAcexsüa, Caädaxcs. tau Helmost, Txtaovs (De
natura rerum, 1586), PATamrs, Camtakbxla. G. Berxo u. a. (..Man entdeckte die
Natur, indem man Gott tat ihr sachte", Jotx» Der Ursprang der N. so* dem Geiste
der Mystik, 1903, 8. 9 ff.). Mit der qaentHatreen, bnr. ineehantottochen (e. d.) H
aaffassnng verbindet sie rieh bei N. Cvsaxcs. Korsasinus, Kan.cs, Gauia.
L. da Vnrct F. Baoojc, Hosaas, DasOAaTas (PrincipU philos.), GassaaDt Boyle,
Xbwtox (Phüoeophiae naturalis prinripia mathematica, 1687; deutsch 1872) u. a.
(vgL Physik). Bei Kamt erfahrt die intioheiihltoeha Xatnrauffaasung eine eikenntnto-
kritische Grandtogang nnd Jdeshsttochs Begründung; sie tot Theorie der apriorischen
Vorsassetsangen der XatursrtoeenechAft, im eneeren Sinne eine Zurückfahrung der
verechiedenen Kräfte auf Grundkrafte (Metaphya. Anfangsgrunde d. Xatui-wissrn-
sohaft 1786; Ausgabe von Höfler, 1900); TgL Farns, Mathematische X., 1822.
Naturphilosophie. 425
In der Schule Schellings blüht mächtig eine konstruktiv-spekulative N. auf,
welche die Erklärung der Naturphänomene durch den Versuch, das Wesen und die
Bedeutung derselben zu ergründen, nicht bloß ergänzen, sondern vielfach ersetzen,
verdrängen will, wobei neben so mancher wertvollen Einsicht viel Phantastisches,
Unhaltbares produziert wird. Die N. geht nach Schelling „von den an sich gewissen
Prinzipien aus, ohne alle ihr etwa durch die Erscheinungen vorgeschriebene Richtung"
(Ideen zu e. Philos. der Natur I, 83 f.). Als Vertreter dieser Art Naturphilosophie sind
zu nennen: L. Oken (Lehrbuch der N., 1809—11; 3. A. 1843), Nees von Esenbeck
(Natui-philos., 1841), Steffens (Grundz. d. philos. Naturwissenschaft, 1806),
v. Berger, Eschenmayer (Gr. d. Naturphilos., 1832), Schubert u. a. — Nach
Hegel betrachtet die N. das Allgemeine der Natur „in seiner eigenen immanenten
Notwendigkeit nach der Selbstbestimmung des Begriffs", also „dialektisch" (s. d.;
Vorle3. über Naturphilos., S. 11 ff.; Enzyklop., § 245 ff.). — Naturphilosophische
Theorien stellen Schopenhauer (Über den Willen in der Natur, 1836; 3. A. 1867),
Herbart (Allgem. Metaphys., 1828), Ulrici (Gottu. die Natur, 1862), Lotze (Natur-
philosophie, Mikrokosm.), E. v. Hartmann, Fechner (Zend-Avesta, 1851; 2. A. 1901),
Wundt (System d. Philos.3, 1907), E. Haeckel, nach welchem alle Philosophie N.
ist (Die großen Welträtsel; Die Lebenswunder), u. a. auf. — Nachdem man lange Zeit
seitens der Wissenschaft nichts von einer besondern N. hören wollte, ist sie neuerdings,
nachdem Darwin, Spencer und andere Evolutionisten eine moderne N. begründet
haben, wieder — aber positiver, exakter, kritischer — zur Geltung gekommen,
besonders durch W. Ostwald (s. Energetik). Die N. ist nach ihm der „allgemeinste
Teil der Naturwissenschaft", eine „Zusammenfassung und Vereinheitlichung unseres
gesamten Wissens von der Natur" (Vorlesungen über N.2, 1902; 3. A. 1905; Grundriß
der N., S. 9 ff.; Kultur der Gegenwart I 6, 171; Annalen der N., 1902 ff.); ähnlich
E. Mach u. a.
Als Theorie, Kritik, Erkenntnistheorie der Naturwissenschaft fassen die N. auf
F. Schultze (Philos. der Natur, 1881 — 82), Cohen, Natorp, Hönigswald u. a. Eine
idealistische N. als Theorie des (als geistig bestimmten) Wirklichen und Kritik der
naturwissenschaftlichen Erkenntnis fordert Th. Lipps (in: Die Philos. zu Beginn des
20. Jahrhunderts2, hrsg. von Windelband; Naturwissenschaft u. Weltanschauung,
1906, S. 117 f. ; vgl. Naturwissenschaft). Nach H. Driesch soll die N. teils das Gegebene
den Schematen der Gegenstandslehre zuordnen, also formal ordnen, teils es, sofern
es Inhalt einer Ordnung ist, metaphysisch auszudeuten versuchen (Zwei Vorträge
zur Naturphilos., 1910). Vgl. Boscovich, Philosophiae naturalis theoria, 175S;
M. Schneid, N.3, 1890; Pesch, Die großen Welträtsel3. 1907; Institutiones philos.
naturalis2, 1897; Gutberlet, N.3, 1900; B. Kühne, Die aristotelisch-scholastische N.
an der Jahrhundertwende, 1899; Harms, N., 1895; O. Schmitz-Dümont, N, 1895;
E. v. Hartmann, Die Weltanschauung der modernen Physik2, 1909; Das Problem
des Lebens, 1906; Grundriß der N, 1907; Reinke, Die Welt als Tat5, 1908; Natur-
wissenschaftliche Vorträge, 1908; Driesch, Philos. des Organischen, 1909; Wirklich-
keitelehre, 1917; Dippe, N., 1907; Dennert, Die Weltanschauung des modernen
Naturforschers, 2. A. 1911; v. d. Pfordten, Vorfragen der N., 1907; Höfler, Zur
gegenwärtigen N., 1904; E. Becher, Philos. Voraussetzungen der exakten Natur-
wissenschaften, 1907; W. Frost, N., 1910; J. Classen, Vorles. über moderne N., 1908;
L. Gilbert, Neue Energetik, 1911; Soury, Philosophie naturelle, 1882; Bergson,
L'evolution creatrice6, 1910; Read, Metaphysic of Nature, 1905; Varisco, Introduzione
alla filos. naturale, 1903; Studii di filos. nat., 1905; J. Schaller, Geschichte der N.
von Baco bis auf unsere Zeit, 1841—46; F. A. Lange, Geschichte des Materialismus8,
i v, Naturrecht Naturwissenschaften.
1908; Laxoums, l* i nninwwei de U natura au moyss ige, UM I ; H. Mio:
philowopbie dm 19. Jahrhundert«. UlCSAUS, Richtlinien der En.
tnitgageachichtc der X. im 19. Jahrhundert, 1912: < tarm. Sagte circa la ragten*
tegica di tutta le com-, 18890.; Smcvx. Xaturbetracht. u. .\*pirrrkenntaie im I
tum. 1904; HöatoawiLD. Jahrb. d. Philo«. 1. 1913; Sinokx. Qceohiehta der dsttteshen
philo... 1 • teCO* Xaturphiloa.. 1914. S. XI: „Es gilt, die lur dir
und Lebrnmuffaeeung wichtigsten aelai aian netkafllhhen Erkcnntniaae. Probleme,
-urhunjp-n und FW- grundungen in mohleher Ordnung au einem Bilde der Gesamt-
natur an vereinigen: dtea Bild i»t dureh vorläufige Vermutungen, »riebe d>
einxelnrn Xarurvtaarnarhaltrn öberacheoende Blick eingibt, zu vervollständigen,
durch srhaiminblhaiiiestaiihe Untersuchungen au fundieren, von Widersprochen au
befreien and an klaren." Dtaoum. Die («rundlagen der Xaturphiloaophir. 1914;
Paancft. Bios, Ute Geaetee des Leben*, 1911. - VgL Atom, Korper. Materie. Energie.
Kraft, DyntmtemiM, Msasanbmiii, Leben. Orgealemna, Entwicklung. Zweck. '
\ntartrieb .. Trieb. Instinkt.
\atarwisatemaehaftcn «tod die Wbina> haften eon den X
and Tfalaiimnjheana, d. h. eon den (fege astenden niognoher ..Aufk ■■
sinnlich vermittelter und eotapruibmid darrb daa Denken verarbeiteter Erfahrung
im Unterschiede von den uaaütteltarcn. ab aolchen ■efgeteBtm Kibbnboii
Psyehologb). Die X. haben ea mit dem räumlich- zeitlich (legebenen und Denkbaren,
mit den Erscheinenden (a. d.) des Wirkttoben ia Raum and Zeil an tan.
Ereobeinnngen heben ate an beeohroiben. au anal vaieien, in kaaaale
an bringen and auf GtoeUe (a. d.) tnrnekanfnbren, fae^tehen dte tonetenten Rate tiontn
derPhefroenene snmAnsdrnchaetengen. nobel ee daa Ideal der e iahten X. Ist, nrtfjtehst
vteke UKibiaateuh festauhasn, dae Qualitativ* auf QnantttJt an ..reduzier
Methodik nach bedeuten die X. eine Anwendung toateaher Gaaetee and Poetalete aaf
daa Inhalt tuBerer Erfahrung, der nach dem (^«tebtapankte eine* strengen,
geeehteaeenen einheitlichen ZtMammenhanges methodbeb verarbeit«
eine ni ihiibiUbja Annaeaang vom Denken nnd Erfahrung stattfindet . Die o be raten
Vor. iBiUnnpn, rbiltegaam n, Orandbgan der X. ated ^aprterteeber trau
eaandanteter" (a. d.) Art (vgL Altem, Kategmte). Den Oeapnetani l den weder
die ..Dinge an eich" (e. d.). noch dte subjektiven ■rtebnhne der Indtiidasn, sondern
die ..objektiven Erscheinungen" des Wirkliehen, d. h. dte Relationen, tat weichen daa
Wirnlkshe steh fhr ein theowlaames, IbwtedividueJtes, tegteabee (nicht etwa meta
physisches!) ..Bewußtsein Überhaupt" darstellt, abo ab 8ystem allgemeingültiger
Bsftehnngan. dte f Ar jedes nmthodboh verfahrende and dankende Erkennen gelten,
weil bei ihnen von dar Subjektivität der einzelnen Subjekte abstiebten ist und ate so
methodtech »ei säbeltet sind, daß ab steh angniseiagaltag denken lassen. Da B diesen
objektiven, aber phänomenalen Relationen etwas an sich (oder für sich) entspricht,
braucht nicht bestritten au werden, nur bt es nicht Objekt der Naturwissenschaft.
sondern (evtl. metaphyabch au deutendes) „Inneneein" der Xaturobjekte (vgL
Panpaychiamua). die von den I M außen", einseitig-abstrakt, erfaßt werden,
wobei bloß theOTctiachatweckmlßige Denkmittel (s. B. das Atom) nicht dogmatisch
ab absolute Wirklichkeiten genommen werden dürfen (vgL Mechanistisch, Materie).
Dte erkenntniakritiacbe Grundlegung der exakten Naturwissenschaft gibt zuerst
Kaut, welcher dte Frage aufwirft: Wie ist reine Xatunrissenschaf t möglich? Es gibt
Naturwissenschaften. 427
nämlich in der N. „synthetische Urteile a priori" (s. Urteil), wie der Satz, daß in allen
Veränderungen der körperlichen Welt die Quantität der Materie unverändert bleibt.
Kant zeigt nun, daß diese Urteile deshalb a priori (s. d.) und doch von allen Erfahrungs-
objekten gelten, weil die ihnen zugrunde hegenden Begriffe (s. Kategorien) und Grund-
sätze (s. Axiom) schon notwendige, konstituierende Bedingungen objektiver Erfahrung
sind. Freilich bezieht sich die Erkenntnis der X. nicht auf das (unerkennbare) „Ding
an sich", sondern nur auf „Erscheinungen", d. h. Gegenstände möglicher Erfahrung,
die als solche nicht von einem „Bewußtsein überhaupt" unabhängig sind. Aber ins
wohlverstandene „Innere" der Xatur, d. h. in die feinsten Elemente der Struktur der
Dinge als Erscheinungen kann das methodisch verfahrende Erkennen immer mehr
eindringen; das „Ding an sieh" braucht die X. zu ihren Erklärungen nicht (Prolc-
gomena, § .37; Krit. d. reinen Vernunft). In jeder besonderen X. ist nur soviel eigent-
liche Wissenschaft, als darin Mathematik anzutreffen ist (Metaphys. Anfangsgründe
der X., S. VIII). „Rein" ist die Xaturerkenntnis, wenn die Xaturgesetze, auf die sie
sich bezieht, „a priori erkannt werden und nicht bloße Erfahrungsgesetzc sind"
(1. c. S. VI). Vgl. E. Kö>t:g, Kant und die X., 1907; P. Xatorp, Die logischen Grund-
lagen der exakten Wissenschaften, 1910; H. Cohen, Logik der reinen Erkenntnis, 1902
(s. Logik); B. Bauch, Stud. zur Philos. d. exakten Wissensch., 1911, Cassibek,
Substanzbegriff u. Funktionsbegriff, 1910; Hön-igswald, Jahrb. d. Philos. I, 1913.
Xach Fechxer abstrahiert die X. von aller qualitativen Betrachtung (von der
„Tagesansicht"); sie „objektiviert bloß quantitativ auf faßbare Bestimmungen unserer
äußeren Wahrnehmungen als der Xatur außer uns zukommend" (Die Tagesansicht,
1879, S. 234). Ahnlich lehrt Th. Lepps. Xach ihm denkt die X. das Unmittelbare
der äußeren Erscheinung zu einer Welt quantitativer, äußerlicher Relationen um,
so daß es sich der Gesetzmäßigkeit des Geistes fügt. Diese Erscheinungswelt ist die
Weise, wie die Gesetzmäßigkeit des (an sich qualitativen, geistigen) Wirklichen in
der räumlichen Sprache der X. sich ausnimmt (Xaturwissenschaft u. Weltanschauung2,
1907; Philosophie u. Wirklichkeit, 1908; Xaturphilosophie in: Die Philos. im Beginne
des 20. Jahrh., hrsg. von Windelband II2, 1907). Xach Wu>dt betrachtet die X. die
Objekte der Erfahrung in ihrer vom Subjekt unabhängig gedachten Beschaffenheit,
also als „Inbegriff reiner Objekte und ihrer äußeren Relationen" (Philos. Studien XIII,
406). Ihre Erkenntnis ist eine mittelbare oder begriffliche: „an Stelle der unmittel-
baren Erfahrungsobjekte bleiben ihr die aus diesen Objekten mittels der Abstraktion
von den subjektiven Bestandteilen unserer Vorstellungen gewonnenen Begriffsinhalte".
Diese Abstraktion macht stets zugleich „hypothetische Ergänzungen der Wirklichkeit"
erforderlich (Grundriß d. Psychol.5, 1902, S. 3 ff.; Grdz. d. physiol. Psychol. III5,
1903, 763 ff.; System d. Philos. 1907, l3, 16); vgl. Dilthey, Einleit. in d. Geistes-
wissenschaften I, 1883, 36; Münsterberg (s. Geisteswissenschaft, die M. als „sub-
jektivierende" von der „objektivierenden" Wissenschaft, zu der nach ihm auch die
I Psychologie gehört, unterscheidet).
Die Unterscheidung von Xatur und Geisteswissenschaften (s. d.) wollen Windel-
baxd und Rickert durch den Gegensatz: „nomothetische" Gesetzes- und „idio-
graphische" Ereigniswissenschaften (Wixdelband, Geschichte u. X., 189-i, S. 26 ff. ;
Präludien3, S. 355 ff.), bzw. Xatur- und Geschichtswissenschaften (bzw. Kultur-
wissenschaften; s. Geschichte) ersetzen (Rickert, Die Grenzen der naturwissenschaft-
lichen Begriffsbildung, 1896, 1902; Kulturwissenschaft und Xaturwissenschaft3, 1910).
Die X. hat, nach Rickert, das Allgemeine und Gesetzliche, nicht das Individuelle,
Einmalige, von dem sie abstrahiert, zum Gegenstand, sie will die Unendlichkeit der
unmittelbaren, anschaulichen, konkreten Wirklichkeit durch allgemeine Begriffe
Ji's Nebularhypothese — Ntgstion.
öberwinden, die Wirklichkeit durch eis (für ab gehende«) System ebstrakter <
ketteti ersetzen, bestimmen. Allee kenn sowohl aatargaasanbh ab hbtotbch betrachtet
werden. Vgl A. Vamriaus, Vtwinshap-Ojstauistik, 1907; A. Waoxxx, Grund-
Probleme der N.. 1897; P. Volxmaxx. F»«UBtHhlasiiiiL Grundlage der N., 1999;
2. A. 1910; K \Ucrn, Erkeantab «od Irrtum«. 1906; PopolirwieeaoreWtl York«.«.
1910; Staua Di* Begriffe a. Theorieo der modernen Physik. 1901; Kuorim,
Die Erkeratnkoheorte der N. der Oegenwart, 1909; PoixcasA. Wawenschaft und
Hypothese. 1909; Vsawoa*. N. u. Weltanschauung. 1904; B. Bxcuxa, Philo*. Vor«».
setxuagea der exakten X.. 1907; Rnni, Nilin sisssnauhi-fllluki Vortrag. 1908;
A. Laosraima, Der Einfluß der N. auf die Weltanschauung. 1908; K. Fasxxsx, Über
die Grundlagen dar exakten N.. 1908; C. Snrarr, Phifee. Reden u. Vortrage. 1910;
Dimo, Naturbegrlffe a. Natarvrarib. 190«; L. Nxlso*. Ist aMlawaialfi»b N.
atfghob?. 1908; P. Oatnra«, Db Vor ■■ups. «. Methoden der exakten Natur-
foisehung. 1909; Ka^OC««, Ptobbms dar Waaissuli ft, 1910; WtnrpT. Logflt 1P. 1907;
F. Acxaasc«. Db Grundbegriffe dar modernen Neturbhrs*. 1908; M. PLamx. Db
Einheit daa ■fcwmufciflBob.i« WaltbfJdee, 1909; 8»r dd, Daa Waltbild dar modernen
1908; Q. Esssa. X. «ad Weltaneehauung. 1908 (duaJbtbea-t«leolo«fech);
Köm.*«. Wleeeneeheit «. Wirklichkeit. 1911 & 147 ff . (Di* n«
Begriffe girtittin die Rückkehr xum ImUrldueDen. da ihr SM
lanaa'aBa 8»W^ju% lAasjaamaj ggg £a«a««'«n>aaaaa«a^Bll^s«l «««I^na^aajEuaaa^1^ ▼^■amta^maa'aW aV4l 8««aaaa* gl J » *?«>* e^8 aBa^vaaau* *enaaW«naai»s
in db Erkenntnbtheorb, 1909. 8. 184 (Db N. wffl mit HUI* dar ifbamslnin Natur-
gaaetaa db dar Erfahrung gegebene Wb^lkihkeit, db b ihrer To<aiblA rugbbh etwaa
IndirldueDea bt, erklären; auch stallt ab neben Allgemeinem JlnsMlfcjM bat);
L. GOvraxB u. WnrDKLBAVD, Gesch. dar antiken N«turwbscnechaf t u. Philo».».
O. Bar*. EntwbUungageaoh. d. reinen u. angewandten N. ha 19. Jahrh. I. 1909;
F. Damrnuira, OrundriB e. Geschichte dar N.». 1908 f. ; Db a%
in ihrer EatwbkL n. in ihrem Zueaaunenh.. 1910 f.; E.
u. Na > in ■bawwihafn n, 1981 : Picaao, Daa Wbaea dar Gegenwart in
und Natarwiseenecbaften. 1918. — Vgl. Physik. Poslüviemaa, Beschreibung. Hypo
Natnralbmua, Xaturphiloeophb, Wbaenechaft.
>>t>ulnrli> polin «.«
>>gati«a (negatJo, e>4ym). Verneinung, bt db Verwerfung. Zurück-
auaaaaj» jjauraauuag «mar jasaaaptaag, emes Uranus ajs ateat su reeat oaaaaaaau»
ab ungültig oder unToDxbhbar oder db AuaachlbBuag «aaaa Subjekt« von «bar
bestimmten Pretfkaaamalr*, eoo laaümmbn Merkmalen aaa einem Begriff. Db
N. dient teile rar Abwehr eine« Irrtum«, einer Annahme, xum Auedruck ein« r
Unechten Erwartung, teik aar Unteraoheiduag aad Begrenxung dar Begrifb (vgl.
Wokdt, Logik 1. 187 ff. ; ..negativ prldixbraadee" Urteü und „ verneinendes Trennungs-
urteU'*). DbN. sagt «o«, daß einem Subjekt em gewi«se* Prädikat nicht zukommt,
beixubgea bt, und dam entspricht in der Wirklichkeit das Fehlen gewisser Merkmale
bsw. daa Vorhandensein anderer Mm I link nicht aber etwa ein absolute« Nicht* (s.d.).
Logische Negation bt nicht mit realem Widerstreit xa verwechseln («.Widerspruch).
Wb AaisTOTXLas unterscheidet db Scholastik von der ..negatio", dem Mangel
Sache, db „privatio" (s. d.), „Beraubung" einer im normalen Zustande möglichen,
vorhandenen Eigenschaft (x. B. Blindheit ab Privation daa Sehens).
Nach SmroXA ist jede Bestimmung eine Negation (..omni? deterniinatb eat
aegatio"). Nach J. Borna gibt es in Gott einen ..Gegenwurf zum Js", ein „X
Neigung — Nervengeister. 429
Ka:;t unterscheidet scharf zwischen logischer Negation und realem Widerstreit; von
der ersteren sind die negativen Größen der Mathematik zu unterscheiden (Versuch,
den Begriff der negativen Größen in die Weltweisheit einzuführen, 1763; Kleine
Schriften I2, S. 84 ff.). Hegel setzt die „Negativität" als treibendes Prinzip in die
dialektische (s. d.) Entwicklung des Denkens und des Seins. Das Denken gerät in
das „Negative seiner selbst, in den Widerspruch"; durch „Negation der Negation"
wird der Widerspruch in einem höheren Begriffe „aufgehoben" (s. Widerspruch). —
Nach B. Petronievics ist die N. ein realer Trennungsakt im Sein, das Prinzip der
Individualisierung (Prinzipien der Metaphysik I, 1904, 41 ff.; II, 1912).
Daß die N. die Existenz positiver Urteile voraussetzt, welches zurückgewiesen
wird, betonen Menedemos, Trendelenburg (Logische Untersuch. II, 147 f.), Lotze,
Sigwart (N. = ein Urteil über ein Urteil, das nicht vollzogen werden darf, Logik I2,
123, 150, 191), Jerusalem („Zurückweisungeines Urteils", Die Urteilsfunktion, 1895,
S. 183), Riehl, Hönigswald, Bergson (L'evolution creatrice, 1910, S. 311 f.),
Höffdlng u. a. Nach Cohen ist sie ein „Urteil vor dem Urteil" ; ihr Sinn ist„Sicherung
der Identität gegen die Gefahr des Non-A" (Logik, 1892, S. 88 ff.). — Als primäre,
besondere Funktion des Urteils betrachten die N. (das „Verwerfen") F. Brentano
(Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis, 1889, S. 74), Martt, Lotze, Windelband u. a.
Vgl. Fries, System d. Logik, 1837, S. 121, 131; Fichte, Grundl. d. ges. Wissenschafts -
lehre, S. 20 f.; Bolzano, Wissenschaftslehre 1, 1837, § 89; E. v. Hartmann, Kategorien-
lehre, 1896, S. 211 ff.; Schuppe, Gr. d. Erk. u. Logik, 1894, S. 39 ff.; B. Erdmann,
Logik I, 1892, 354 ff.; 2. A. 1907; N. Stern, Das Denken u. sein Gegenstand, 1909,
S. 160 f.; Schrader, Zur Grundleg. der Psychol. des Urteils, 1903; H. Maier, Psychol.
des emotionalen Denkens, 1908, S. 272 ff. ; Lipps, Leitfaden d. Psychologie2, 1906,
S. 168 f.; Höftding, Der menschliche Gedanke, 1911, S. 220 ff.; W. Levinsohn,
Gegensatz und Verneinung. Studien zu Plato und Aristoteles, 1910; Hamilton,
Erkennen und Schließen, 1912. — Vgl. Nichts, Wille (Schopenhauer), Limitation,
Urteil, Schluß.
Neigung (7i$od,viuia, inclinatio) ist ein habituell gewordenes Streben, eine
Triebrichtung oder eine Disposition zu einem bestimmten Begehren oder auch eine
Gemütsdisposition. Das Gegenteil ist die Abneigung (Aversion). Man kann angeborene
(primäre) und erworbene (sekundäre) Neigungen unterscheiden, ferner sinnliche,
emotionelle und geistige (intellektuelle) Neigungen. Eine besonders starke und
einseitige N. heißt Hang (propensio).
N. ist nach Kant „die dem Subjekt zur Regel (Gewohnheit) dienende sinnliche
Begierde" (Anthropol. § 78) oder auch die Abhängigkeit des Begehrungsvermögens
von Gefühlen. Das Sittliche (s. d.) muß um seiner selbst willen, auch ohne und gegen
alle Neigung gewollt werden (s. Rigorismus). Nach Schiller ist ew das Ideal, daß
Neigung und Pflicht zusammenstimmen. Nach Hegel ist die N. eine konstante
Willensrichtung. Vgl. Cochius, Über die Neigungen, 1769; Herbart, Lehrbuch zur
Psychol.3, 1850, S. 81 ; Beneke, Lehrbuch der Psychologie3, 1861, § 175 ff.; Hagemann- -
Dyroff, Psychologie8, 1911, S. 137 f.; Revault d'Allonnes, Les inclinations, 1908;
Sully, Handbuch d. Psychologie, 1898, S. 323. Vgl. Affekt, Leidenschaft.
Xeospinozismus s. Spinozismus. — Neothomismus s. Scholastik. —
Neohegelianismus s. Hegelianismus.
Neovitalismus s. Leben.
Xervengeister s. Lebensgeister.
430
Herrn* »robaadl (Narr de» Beweise«) hrtßi da*, tu dem Bvwcb (*. d.)
dir zwingende Konsequenz gibt.
JfoabaddhUmani UwoMphaclw Sekte, mit den Zielen einen aUgemcinrn
Bruderbünde* der MaMohas. dar Erknnntnb den Wahrheiuken» im n
und Erforschung der tieferen gebogen Kraft*. Begründet von Hslbxa ! H:.a\atxky
Q. Jcdob-Blavatut ( Schifte» I nur Theosoplue, o. J-); A. BebabT und
C. W. LbadbbaTBB, Okkulte ClaaJs. 1913; Fbabx Habtmaxx. Die weifte und
schwärm Magie, o. J. - M. DBaeoia, Vom Jenseits da* Seele, 1917. Vm\
Theosophb, Boddha.
Xaakmtt inatnaian •. KantianiamM. - *md nun
I BmWmäMM, Kukex. WiüDBUUVb. RtcKorr. MP«mi»i. Lirr* i
XeaplataaUaian ut mw Wraaaataaaj plaaatatai «wUt an.t-.iri«- iM r.
etobeher u. a. Innren mit BiaalaJaehew uMgUb aabBbliwn Kbmaamii m «aar
Weltanschauung mit ■urkai mretbehen aal ihi uenuhbibiB Zip«. Der X. bt ein
EmanationsaYstem (s. d.k »neb welchem mm dem obersebaden, göttlichen „Kinen"
(t. Einheit, OoU) da gebtige . ans «aar da Bsalbchs. nun dbaer db
hervorgeht (vgl. Qeat, Logos, Welteceb, 8mm» MeMrb). Im
) wird dM gotübbe Absolute nnmbMlhnr irwaint (vgl. Aakee*. i
SUÜbhkeU). Den X. hegiinden Aaaovtrs Sajuub and PumvM (Euneoden). der
lUupiMfbnMt dM X., dem ferner Pobtbybio*. Jambucboa, Jvlum- Art»
abc« tob Am*. Pbokum, Stbiabob, Ambobios, Damamoob u. a, ■ngehfkwn
Vom X. beeinflußt sind OaMBBM, AWMJBtUTOB n. a.. PssvDoDtoxrsrcs (..Dkmywue
Areopagha'). Jos. Sooro« Ewcqbxa, AvmiBoM. db Kabb.la. Ancsaa»
Gcbirol), Maas. Ficibtb. Xiooutrt Ccbabt«. Otoasuvo Rbcbo. Sbiboia. Scan I
Hboi I 1 ABTMABK. BaBOSOX u. a. Vgl. ZstXKB, PbJloaophb der «.rieche i
WaTTTAKsa, The XeoPUtonbta. 1901; A. RlCBTSB, Xeupbton. Studien. 1967;
A. Dbkws. Plotin. 1907; Ha*»*. Von Plotin bb Goethe. 1909; 2. A. 1912; M>
ItoUn. Studbn im* QMcbicbM den NeupUtonbmus I. 1919; Hbxemaxx. Plotin.
Forschungen aber db pkrtinbebe Frage. Plotin* Entwicklung und «ein System, 1921. —
Vgl. Putonbmas, Gott.
>>upytba«areimMas m db rnanaianf and db unter dem Fbiflnnn
Albeher Religion erfolgende Modifikation dM Pythsguisbnius (e. d.). der mit
Klemonten entschiedener griechischer PhUaeopheme tut banden wird and eine
theosophbeh» and theurgbeb gehaltene. Bai Zahbamystik (a. Zahl) Wert bgende
SpekuUtion darstellt (egL Gott, Askeee). XeapythagoreM und Xioidivs Fiuclcb,
Sortox. Modbbaycs am Gade*. Xikomacmos von Genen, Atollobtos ron Tysn*
u. a. - Vgl.9 Zbxxbb, Philueophb dM Griechen III. 2; Jt'u», Xeupythagor.
Studien. 1899.
Neuron beiBt (seit Waldsyeb) db Einheit dM XMrenaelb mit ihren
sitzen (Dendriten und Acheenxjlinder oder Nennt). Nach der Xcuronentheorb
( Ramox T Cajau Goloi u. B.) besteht dM Xei teuet »tem »u« Xeuronen. db miteinander
nur durch Kontakt in Verbindung rteben. ohne inefamnder direkt überzugeben (rgl.
Hellpach, Grenzwimenaclialten der Pxychologb. 1903, S. 31 ; VxBWoax, Db Mechanik
drt GebtesK benA«. 1910). Den kontinuierlichen Zusammenhang dM Ganglien durch
ihre Fasern bhren hingegen M. Schtltxk, Bbthb. Xissu, ApIthy (vgl. PalIoyi.
Vorbn. Ober XaturphUoeophie. 1908, & 229 ff.), wogegen wbder Ramob t Cajal.
Habbisob u. a. erfolgreich db Xeurooentbeorb verfochten haben.
Nezessitieren — Nichts. 431
Xezessitieren: nötigen, zwingen. Xach Letbxiz (wie schon nach Dos
Scotus) nezessitieren die Motive (s. d.) den Willen nicht, sie ., inklinieren" ihn nur
(vgl. Willensfreiheit). — Vgl. E. J. Hamilton, Erkennen und Schließen, 1912.
Xicht-Ieh: das vom Ich Unterschiedene, das außer ihm Gesetzte, Vorge-
fundene, die Außenwelt (Fichte u. a.). Vgl. Ich, Objekt.
Xichts (— nicht etwas, nihil, non ens, i<7; ov) ist der Gegensatz zum „Etwas"
und bedeutet, daß etwas, d. h. irgendein bestimmtes Seiendes (relatives Nichts) oder
überhaupt ein Seiendes (absolutes Nichts) nicht besteht, nicht zu setzen, nicht vorzu-
finden, zu erwarten ist. Das X. ist die Negation (s. d.) eines Inhalts bzw. der Mangel
an einem Gegenstande der Position, der (berechtigten) Setzung, der Denkbarkeit oder
Erfahrbarkeit. Rein logisch genommen ist der „Gegenstand" des Begriffs „Nichts"
(das durch ihn Gemeinte) die Gegenstandslosigkeit selbst, das Fehlen eines Korrelats
zu einem Begriffe oder Urteilsspruch. Aus dem absoluten Nichts als dem Mangel
jeglichen Seins kann ein Seiendes nicht hervorgehen, es fehlt hier der zureichende
Grund zu einer Veränderung („Aus Nichts wird nichts"}. Das „Nichts", aus welchem
Gott die Welt erschaffen hat, könnte nur bedeuten, daß eine Bedingung zur Welt-
setzung nicht außer Gott segeben ist (vgl. AUGtrsTWÜH, De eivitate Dei XII, 2;
Joh. .Scotus Eeiugexa. De diyisione naturae III, 19, 21 : III, 5). Das Nichts, von
dem wir in der Regel sprechen, ist teils das logisch Unmögliche, Undenkbare, teils
das relative Nichts, das Fehlen bestimmter Dinge oder Merkmale.
Nach dem Sophisten Gorgias ist nichts (oöx iativ). Gäbe es aber selbst e*
so wäre es nicht erkennbar ; wäre es erkennbar, so doch nicht mittelbar (SextusEmpir.,
Adv. Mathem. VII, 65, 77 ff.). Daß wir im Grunde nichts wissen, lehrt der Skeptizismus
(s. d.). — Platox bezeichnet die Materie als (relativ) nicht- Seiendes (uij S»; Sophist.
257 B, 253 ß). — Nach Fredegisus ist das N. ein Etwas, da jeder Name einen Gegen-
stand bezeichne (De nihilo et tenebris; Migne, Patrolog. Bd. 105). Die Scholastiker
unterscheiden „nihil negativura" und „nihil privativum" (vgl. Negation, Privation).
Ferner gibt es. nach Duxs Scotus, ein „nihil absolutum" und „relativum" (In üb.
sentent. 1, d. 43). Es gibt „ein Xiehtexistierendes, das gar nicht existieren kann; ein
Xiehtexistierendes. das existieren könnte; ein Xiehtexistierendes, das nicht bloß
existieren könnte, sondern auch sollte" (Stöckl). — ALs das „Xichts" wird Gott
(das „Ensoph". s. d.) von der Kabbala bezeichnet. Xach Meister Eckhakt war das
Xichts eher als das „Ichts" (Etwas).
Eine Definition des X. gibt Chk. Wolfe: „Was weder ist, noch möglich ist, nennt
man nichts" (Vernunft. Gedanken von Gott ... I. * 2S). — Xach Hegel sind reines
Sein und Xichts inhaltlich eins, weil inhaltslos, bloß „reine Abstraktion, damit das
Absolut-Xegative". wegen der „reinen Unbestimmtheit" des Seins. Das Sein schlägt
dialektisch (s. d. ) in das Xichts um, und beide Begriffe werden in dem des Werdens
•hoben" (Enzyklop. § 87). Hingegen erklärt L. Fkuerbach, das X. könne gar
nicht gedacht werden, es sei das „absolut Gedanken- und Vernunftlose", dessen
daa sinnliche, konkrete Sein darst-llt (WW. II. 206, 223). Auch nach
Bebgsox (L'evolution creatrice, S. 298 ff.) u. a. ist ein absolutes X. undenkbar, nur
ein relativ*-- in X. in bestimmter Beziehung) besteht (so schon Schopenhauer).
Xach H. Cohen* i^,: daa X. ein Durchgang im Denken zum Sein, so daß also dieXegation
die Position vorbereitet (Logik, 1902. S. 77 . VJ. Twardowski, Zur Lehre vom
Inhalt u. Gegenstand der Vorstellung, 1894. S. 35; E. J. Hamtltox, Perzeptionalismus
u. Modalismus, 1911; F. C. S. Schiller. Formal Logic. 1912; Stöckl. Lehrbuch d.
Phüos. II8, 1912. — Vgl. Xihilismus, Kausalität.
432 Nicht so Unterscheidend*« — Noiüsch.
Ni<ht an l'atoraekeldeadM •. Idontitas indieostnibttlam.
Nihil est in inti lle«f« quod non prius fucrit in >cmu: Xichu ist
im Verstände, m nicht sonn* in dar Sutiieewalmiehmung war. d. h. 1. der begriff-
lichen geht seitlich die eioalich bedingte Frfranntnts voraus (Aaurorsus, Tbomas
u. a.), i sfle Erkenntnis Hemmt ene der Wahrnehmung (Äußerer und innerer; Lock«
u. s.). Lübsix berichtigt den Sau dahin: „niei intelieetae ipee". aoJer dem Verstand
selbst, der im Beafeae potentiell „angeborener" (s. d.\ d. h umprüngucher. ans seinem
eigenen Wesen entspringender Erkoontiiisbsdlngnngoit Ist (vgl. rUtionsJismns). Vgl
Xlhil Ismme i Standpunkt der Verneinung, der Xndttenerkennung theoretisoher
oder praktischer Wer» und Normen. Der theoretische X. leugnet die Möglichkeit
Jedweder Erkenntnis, die Gültigkeit ligssjihlnn Wahrheit (vgL Skeptisistnus. Nichts:
OOMUSk Dar ethische N. anerkennt keine illgeniilBiii. obskuren Wert» und
Wonnen des Handelns (Srauim, vgl Egoismus}. Der politische X. anerkennt
keinerlei staaUiche Gewalt (Anerobismus).
Der Ansdrock ^NThilmmiii" <in der Theologie schon früher rorhandcu) kommt
für dso sobjoktifon Hssllomos wohl snerst bei Jaoont vor (WW. III. 44); Ji
spricht von poetischen „Xikihateo ( Vorechuie d. Istheuk); von praktisch poulischen
^NJhiüssen" spricht Ttmoswnw. Nach Xisrtsau (..Der Wille zur Macht") bt der
^■■wa^Bn^Mliw au enoMnWMn^sW UnW JninSv^s^nmwVCnm wPs^Br WeWel^nTnl fi «lv».
N i rvssai nach binMkirtmuhsi UffiMwig des Nichteein der Indiridoaiiuu
des Leiden bringenden Hgrihlhuhin Lebenswillens, die Abwendung von der Welt der
Individnen (..Sansara") und Einkehr In den wunechiosen. von der individoelien
ITismini und deren Bewußtsein freien 7nslond höchster Vollendung, teils schon
wahrend des Lebens, teilt erst (mit Aufhören der Wiedergeburt) nach dem
(..Parinirvana-) srreichbar. Nach Dnsm (Aligem. Gesch. d. PhiL 1*. 1990. 1 1 1
ist Nirvanam. das zugleich „Erlöschen'* und „Seligkeit" bedeutet, ein Zustand.
Wesen nach positiver als die ganze Welt mit ihrem Inhalt ist und
|oj MtJM MhWBs] MM html :,<1« n OMn^MMM MM ililu-t.ntm»
nur negativ bezeichnet werden kann und dari". Vgl. Olobxbkbo. Buddha»,
1906; Buddhas Reden, deutsch von Xstmaim, 1890 f. VgL Pienmimiii
Xneama (oder noenutieoher Gehalt) heißt hei Hcssssx „die Mannigfaltigkeit
in wirklich reiner Intuition aufweisbarcr Daten, die den mannigfaltigen Daten des
reellen noetieohen (s. d.) Gehaltes entspricht. Die Wahrnehmung z. B. hat ihr Xoema,
cu unterst ihren Wahmehmnngminn. d. h das Wahrgenommenr als solches. Ebenso
bat die Jeweilige Erinnerung ihr Erinnertes ab solches eben ak das ihre, genau wie
es in ihr „Gemeintes". ..Bewußte»" ist ; wieder das Urteilen das GcurteUte als solches,
das Gefallen das Gefallende als solches usw. Oberall ist das noematieche Korrelat
genau so su nehmen, wie es im Erlebnis der Wahrnehmung, des Urteile, des
Gefallens usw. „immanent" hegt, d. h. wie es, wenn wir rein dieses Erlebnis selbst
befragen, uns von ihm dargeboten wird" (Ideen z. e. rein. Phänomenologie. 8. 192).
MwCtiks ix-nk- oder Erkenntnislehre. Vgl. Baaio. Vom Erkennen. Abriß der
Xoetik, 1897; Haqemak*. Logik u. Xoetik*, 1909; A. Stbckr, Logik u. X.. 1907.
XwCtinch. (vofttHöt): tum Denken oder Erkennen gehör. noetiachem
Denken" versteht B. Knx das objektive, im Weltinhalte sich darstellende Denken
als „aktive Selbttentwicklung" von Gedankeninhalten. Die Dinge sind „Teilinhsltr
aus der Inhaltafülle der Weltidee", das Ich ist ein Denkgebilde, das bewußte, logische
Noismus — ■ Norm. 433
Danken eine Entwicklungäform des Weltdenkens (Das Wesen des Seelen- u. Geistes-
lebens2, 1907). Noetische Momente, kürzer Xoese, heißt bei Hussere (Ideen z. e. rein.
Phänomenologie, 1913) das, „was die Stoffe, das Hyletische (s. d.) zu intentionalen
Erlebnissen formt und das Spezifische der Intentionalität hineinbringt". Diese Xoesen
machen das Spezifische des Xus im weitesten Sinne des Wortes aus.
Xoismus: Lehre vom Geistigen als dem bestimmenden Faktor des mensch-
lichen Wesens (A. Ritter, X., 1908; Der wahre Gott und seine Tafeln, 1912).
Xomiiialdefinition s. Definition.
Xominalismus ist die Ansicht, das die „Universalien", die Allgemeinbegriffe
in Wahrheit nur Xamen (nomina) sind, welche gleichartige Objekte zusammenfassen,
allgemein bezeiclmen, vertreten. Gegensatz: „Realismus" (im scholastischen Sinne).
Ausführliche Literatur über den älteren X. bei Ueberweg-Heinze-Battmgartner,
Grundr. der Gesch. d. Philos. II10, 1915. In der Gegenwart vertritt einen extremen
Xominalismus F. Mauthner (Wörterbuch der Philos. IP, 1920) u. a. — E. v. Aster,
Prinzipien der Erkenntnislehre, Versuch einer Xeubegründung des Xominalismus,
1913. — Vgl. Allgemein, Begriff.
Xomologie (vduos, Gesetz): Lehre von den Gesetzen des Geschehens (Sir
W. Hamilton u. a.), „Xomologisch" heißen zuweilen die abstrakten Gesetzeswissen-
schaften (J. v. Kries, Xavtlle u. a.).
Nomothetisch {vöfios, Tid-rjjti, gesetzgebend) und idiographisch siehe
Geschichte, Xaturwissenschaft.
Xoologie (vovs, Geist, Vernunft) hieß früher zuweilen die Psychologie
(Crtjsius). Xach H. Gomperz hat die X. die „Widersprüche auszugleichen, die sich
aus der sachgemäßen Bearbeitung der Gedanken in der Logik einerseits, in der
Psychologie anderseits ergeben". Sie gliedert sich in „Semasiologie" (Lehre von den
Denkinhalten) und „Alethologie" (Lehre von den Denkwerten; Weltanschauungslehre
1905—1908, II: Xoologie, 1908, S. 38 ff.).
Xoologisch: auf den Geist, das selbständige, aktive, schaffende, sich kosmisch
und geschichtlich entwickelnde, in den Kulturgebilden sich betätigende Geistesleben
sich beziehend („noologisches" im Unterschiede vom psychologischen Verfahren):
Euckex, Die Einheit des Geisteslebens, 1888, S. 200 f. ; Scheler, Die transzendentale
und die psychologische Methode, 1900 (Ableitung des Erkenntnisgehaltes aus der
„Arbeitswelt", d. h. aus dem „gemeinsam anerkannten Werkzusammenhange der
menschlichen Kultur"). Jordan, Zur erkenntnistheor. Begründung des Xoologismus,
Kantst. 1918.
Xoologist ist nach Kant jeder, nach dem die reinen Vernunfterkenntnisse
unabhängig von der Erfahrung in der Vernunft ihre Quelle haben, im Gegensatze zu
den „Empiristen". Das „Haupt der Xoologisten" ist Platon (Krit. d. rein. Vernunft,
Methodenlehre: Die Geschichte d. rein. Vernunft).
Xooumenon s. Xoumenon.
Norm (norma) ist eine Regel oder eine Vorschrift für die Ausführung einer
Handlung, für ein theoretisches oder praktisches Verhalten, ferner ein Maßstab bei
der Beurteilung und Bewertung von Handlungen. Es gibt Grundnormen und aus
ihnen sich ergebende abgeleitete Xormen, deren Gültigkeit durch die ersteren
bedingt ist. Die obersten Grundnormen sind die idealen Normen für das Denken.
Bisler , Handwörterbuch. 28
434 Norm«! — Normativ
Handeln. Gewalten (logisch*, sittliche. *«the tische Normen). Dieae
rind ftlgtafingnlrtut Prrrurrtt and Imperative, denen annagt werden
daa Ziel da* Peakens , Handahw, Cutslssns erreicht ««das soll. 8is sind nicht
empirischen lVeprung*.soodsvuem,.Apnon'^
seihst, der hier autonom, sulhstindif frei patomt mnd «in ahsohu gültig«« Soüen (a. d. )
ausspricht. Die abgleiteten Normen sind von »stonhigtoohsr Notwendigkeit, als
Bedingungen and Mittel im Dienste der Grvndnormen. — D». n Normen «er
fallen, nach Www, in iadividaeto, sosiale. humane Norm««. Treten Normen vcrachie-
dsnsc Oattnag in Wldwtiwiu so ist der Vorang jaasr an geben, dl» dam amfssmn Ist nn
Zweck« dient (EUuk«. IM«. &Ö4*ff.; vgL S.6.699ff 12; Logik II». 1 907).
Nach Wi*DBLaa«D «lad Nonnen kam „Formen dar Venrirklichnng von Natur-
che aaler Voraussetzung das Zwecke« dar rtlkmamln«llligs«n gebildet
sollen". Da« ideale „NormbewußteeuV ist dar obstat« WcrtmaAstab, die
adingang «Bat Werten«, da« Idsal der Rrkenntnis aad das
Aa das Bewußt w»rden der Norm knüpft sich mit Briden« die Nötigung, sie an '
Es tot «her gkdcagtthig, wie weit die Norman Utaichttch «nerkennt werdet
unbedingt (vgL Axiom); sie rishoisnn «loa durch das Psychtoohs ron selbst (Prtlud.».
1907, S. 990 ff.; vgL CJott, Wahrheit). Nach O. von Daa Pruatnaa besteht «lae
KWormitMiwtonasndsmmN««mu Gedachten und Oiwerm^
(Kooformismos, 1910). - VgL Banns, Lehrbuch <L Psychol». 1961, 1 957 ff. ; Coaav.
Ethik, 1904, & 994«.; Hontaex, Lntjsohs Pntswncaanawn, I90> aooa.
Dar ästhetische Genuß, 1903. 8. IM«.; Voutm>T. Ästhetik I. 1906. W
IL E. Mar«*, Rechtanormea a. Kultaraormea. 1909; Hörrowo. Dar amataMlnhr
Qadaake. 191 1 (N. — „eine Regel für die aar Erreichung eines Zweckes notwendigen
Mittel aad Wege". Der Wert der Norm tot mittelbar); H. Ktxss». Hauptprobleme
<L 8taatareehtalrhre. 1911 (Unterschied dar normativen ron dar «1 taleo-
logischen Betrachtnagaweise); BuDMO, Die Nonnen u. ihre Übertretung 1«, 1690.
II. 1679; K. HiLDBaaAXDT. Norm und Entartung das Manschen. 1990; Norm und
Verfall das Staate«. 1990; Stau«, Hauptprobleme der Philos.. 1910; Lebens-
«naohauung, 1919 (Da* ..individueU» Gesetz"). - VgL 8fttlichk«ft, Thntmaslss.
Logik, Ethik, Ästhetik, Zwang (H. SosTvaaxk Sollen. PfBcht, Recht.
Normal i der Norm, der Regel gemäß, regulär, naturgemäß. VgL Dcbxheim,
U divkdon du trarail social. 1999; Die soziologische Methode. 1909; Koi itxB«. Le
morale des ideea-forcea, 1906, & 197«.; 8t*«k. Different Psych.». 1990.
Normal re> ia ( X ) hei8t bei der Vergtoiohung der Reise zwecks psycbophyaiacher
Untersuchungen dar konstant gahahana Reiz, der als Norm zur Fesutellung der
Be«uWfenheit eines zweiten, abgefederten, »sischiedanao Ramm (..VergWcharc.
dient. Die entsprechenden «to gleich oder tmsohtoden beul muten Empfindungen
beißen „Normal, und Vergfcichsempfindung '. VgL Kf Lra, Grundr. d. PsychoL, 1909,
& 51; Wcxdt, Grdz. d. physioL PsychoL I«, 1906.
Normal i\ : normgebend. Normen (e. d.) aufstellend oder wenigstens formu-
berond, erklärend, begründend. N. Wkaaaachaften sind besonder« Logik, Ethik.
Ästhetik, aber auch die Pädagogik. Soziologie, Rechtsphilosophie und andere „prak-
tische" Disziplinen sind nun Teil normativ. Vermittels einer Logik der Normen.
dar Ableitung sekundärer aus primären Normen (welche letaleren durch Analyse des
auf einem Gebiete zu höchst Gewollten, Gesoüten, Bezweckten gefunden werden),
wird ein System von Forderungen aufgestaut, denen genügt werden muß, wenn die
«gestiebten Zwecke gelten und erreicht weiden sollen.
Notal — Notwendigkeit. 435
Nach Hcsserl begründet die n. Wissenschaft allgemeine Sätze, in welchen mit
Bezug auf ein normierendes Grundmaß, z. B. eine Idee oder einen obersten Zweck,
bestimmte Merkmale angegeben sind, deren Besitz die Angemessenheit an das Maß
verbürgt oder eine unerläßliche Bedingung für diese Angemessenheit beistellt (Logische
Untersuch., 1900 I, 27). — Nach Simmel ist die n. Wissenschaft nur „Wissenschaft
vom Normativen". „Sie selbst normiert nichts, sondern sie erklärt nur Normen und
ihre Zusammenhänge, denn Wissenschaft fragt stets nur kausal, nicht teleologisch"
(Einleit. in die Moralwissenschaft I, 1892 — 93, 321; letzteres M. Weber u. a.; vgl.
M. Adler, Kausalität und Teleologie, 1904. — R. Goldscheid, Entwicklungswert-
theorie, 1908; Eisler, Grundlagen der Philosophie des Geisteslebens, 1908; Navtlle,
Archiv f. systemat. Philos. IV; Dessoir, Arch. f. System. Philos. X, 1904; Wundt,
Ethik2, 1904, S. 3; 4. A. 1912). Vgl. Sollen, Zweck, Wissenschaft, Wert.
Xotal nennt R. Avenarius den Charakter der „Bekanntheit", den gewiss«
Erlebnisse aufweisen (Krit. d. reinen Erfahrung, 1888—90, II, 41).
Xotion (notio, zuerst bei Cicero, Topica, 6, 30): Gedanke, Begriff.
Notwendigkeit (necessitas, av&yxrj) ist ein „modaler" (s. d.) Begriff und
bedeutet allgemein das Nicht-anders-sein-Können, das Sein-Müssen, insofern das
Gegenteil des betreffenden Etwas nicht gedacht werden kann. Notwendig ist alles,
dessen Gegensatz oder Mangel zu denken einen Widerspruch einschließt, was also der
Denkwüle nicht umhin kann zu bejahen, anzuerkennen, als gültig oder seiend zu
setzen. Notwendig ist, was aus bestimmten Gründen unweigerlich, unabänderlich
folgt, hervorgeht. Es gibt verschiedene Arten der N. Die subjektive, psycho-
logische N. besteht in der Bedingtheit eines (theoretischen oder praktischen) Ver-
haltens durch die Gesetzmäßigkeit des Psychischen oder der seelischen Individualität.
Die physische N. ist die Unausbleiblichkeit der physischen Wirkung beim Eintritte
ihrer Ursache, die strenge Gesetzmäßigkeit des Naturgeschehens. Die moralische N.
ist das Gefordertsein eines Verhaltens durch das Sittengesetz, den sittlichen Willen.
Die mathematische N. ist das Gefordertsein von Größen-Relationen und von
Operationen und Konstruktionen mit solchen durch die Lehrsätze und Axiome der
Mathematik. Die (rein) logische N. ist eine ideelle (oder ideale) N., im Unterschiede
von der realen (physischen, psychologischen), nämlich das absolute, allgemeingültig
Gefordertsein der Setzung, Anerkennung eines Denkinhalts (als Folge) im Zusammen-
hange mit einem andern (dem Grunde). Durch denkende Verarbeitung des Erfahrungs-
stoffes gelangt die Wissenschaft zu den empirisch fundierten, realen Notwendigkeiten,
d. h. zu konstanten, in der Natur der Dinge selbst begründeten Relationen (s. Gesetz).
Diese Notwendigkeiten sind „relative" N., d. h. sie gelten unter bestimmten Bedin-
gungen; „absolute" N. gibt es nur im reinen Denken. Von der kausalen ist die
teleologische N. zu unterscheiden, welche in dem Gefordertsein des Mittels durch
den Zweck (s. d.) besteht. Es gibt praktische und rein theoretische Zwecke, und so
läßt sich die erkenntnistheoretische („transzendentale") N. als Abart der
teleologischen N. auffassen; die apriorischen Erkenntnisfaktoren sind Bedingungen
wie Mittel zur Erreichung des reinen Erkenntnisziels, des einheitlichen Zusammen-
hanges in objektiver Erfahrung (vgl. a priori, Denkgesetze). — Nicht die N. bildet
den Gegensatz zu der (mit ihr prinzipiell vereinbarten) Freiheit, sondern der Zwang
(s. d.). Nicht alles Notwendige, nur ein Teil desselben ist zwangsmäßig, durch äußere
Faktoren gegen die eigene Natur, das eigene Streben oder den eigentlichen, höheren,
vernünftigen Willen abgenötigt (vgl. Willensfreiheit). Das „Fundament" der realen
N. überhaupt ist das unter gleichen Bedingungen und Anreizen (Ursachen) sich gleich-
28*
496 llotwsndigksit.
Verhalten
• leet,
Viwgsng« erfüllt sind, iet er Ihr cm als „notwendig*
(vgL Höflichkeit).
In der antiken PUloaopU» wird die X. zuerst vielfach eis ein« die Dinge beberr-
■Dl— Ji Maokt (s. BobJskasl) bsSrnokset, Nash Hmacjt tot sts sts» sah der Viinwa ft
dee A1K dem „Logos" (s. <L). Defi in der Welt allec streng notwendig geschieht, betont
Osmokbit (Diogeo. LaAn. IX, 45). Neck de« Hsgarftsr DiODonos geschieht nicht».
wm nicht notwendig w (vgL Ctcaao. De feto, 17). DeJ in der Weil Vernunft und
Mnlwssiflghsll gsrnfaihl sind, lehren Putrox (Ttmseus, 47 K. 48 A) und Pumx
(Enneeden I. 6, 7). wahrend die Stoiker und Epikureer die strenge Notwendigkeit
dee Osschehsns lrhren (a. Schicksal; vgL aber WUenefreiheü). ABtsTorsxas litrlnaiH
das Notwendig« sls den, wen sieh sink» ender» verketten kann (r« *< **rs>#*e* «XL«
*x«r. Metepkya. IV 6. 1016» 94); er antirsohiidit objektive und rein logische N..
ferner N. snhlsnkthin {Am Amt) und bedingte, kvpothotisohs N. (H tno*/o.<»<.
Met. XI 8, 1054 b 33 f.; vgL De mtcryrststinns, 9). - Die Scholastiker rntisjenn
dee Notwendige als dee, wne nicht nicht min kann Uqood non poteet non eeee".
Timm, Sum. thooL I, 33, I) und iisjiiirnhiH« vsrssktsdsas Arten der Nul ■tnrHgssIt
(„nsoccsitas sbeolats, oonditsosialis, coectiouk\ naturalis, coneeouentM, finis, fomnr,
nuteriee. entis, essendi, existsntiae, intfigentiee, esnsdisntsss, in preedicendo «
VgL Sroon* Lehrt, d. Philo». II«, 1911. VgL Ontotogfaeh.
Neck SrORMA iet notwendig de« jenige, fttr
gibt („euius null» ratio nee oaoaa detur, quae impedit, quominus ezfctal
prop. XI. dem.). Gott oder dk* ehm. unendliche „Substanz" (•. d-L welche ,
(•. d.) ist, beeteht notwendig (..neceeeerio czistit", I. prop. XI). Aas
folgt eüee mit (inathematk«*togk*ksr) Notwendigkeit; da aber dieeee We
süßer eich hat, eo iet Gott zugleick „freie Ursache". Alke in dar Natur gekt hoIwssmUs;
aoe den Gesetzen das gottliehen Wesens L«x eoÜs eiuedem nafrat legibus") hervor
und kann nicht anders und in keiner andern Ordnung folgen („ras nuHo aho modo
neque alio ordine Deo prodoci potverunt, quam productae sunt", Kth. I. prop. XXIX,
XXXIII fn NechLnssra gründet eich die „physische" N. auf die „moreiiecb.
d. h. »uf die Wehl Gottee unter den möglichen Welten und Ordnungen (Theodizee I A .
f 2; TgL f 134, 175; II R, f 383; rgL Wahrheit, WÜTenefreiheit, Kontingent).
Ciim. Wölkt definiert: „Wenn dasjenige, was einem Dinge entgegengesetzt wird,
etwse Widcrsprechendee in sich enthalt, so ist dasselbe Ding notwendig" (Vernunft.
Gedanken von Gor § 36; TgL | 575; Ontologis, | 279, 317 f.).
Nach Heus ist die N. nichts Objektive«, in den Dingen Liegendes; wir nehmen
keine notwendig« Verknüpfung, nur regalmifMg« Verbindungen, Sukzessionen,
Zussmmenhlnge wahr (s. Kauealitat). Wir Qbertragen die subjektiv-psycho-
logische vTni iginiij, (infnlm ihn flusiihnlmll) iinswns flnhlre, linim Uliilmtiii sinei
Vorstellung die regelmäßig mit ihr verbunden gewassns zu erwarten, suf des objektive
Geechehen flYeatiee III, sct. 14; Enqu. DsB die N. nicht in den Dingen
selbst hegt, lehren such J. St. Hell (Logik, 1877) und andere Positivisten.
Nsch Kamt und dem Kritizismus Uberhsupt hegt strenge Notwendigkeit nicht
in der Erfahrung, sondern ist bedingt durch die Gesetzlichkeit dee erkennenden
Bewußtseins Oberhaupt, des ,.A priori" (s. d.) dar Anschauung und des Denkens,
Notwendigkeit. 437
deren „Formen" als Bedingungen objektiver Erfahrung selbst notwendig sind (vgl.
Axiom, Kategorien, Apperzeption). Diese „transzendental-logische" ist aber von der
formal-logischen N. wohl zu unterscheiden; so sind Raum und Zeit nicht denknot-
wendig, sondern (wie 0. Liebmann sagt) „anschauungsnotwendig". Notwendig sind
die Erkenntnisformen, sofern sie objektive Erfahrung und Erfahrungsobjekte erst
ermöglichen, konstituieren, so daß sie nicht „aufgehoben" werden können, ohne der
objektiven Erscheinungswelt ihren Zusammenhang, ihre einheitliche Verknüpfung zu
nehmen (vgl. Raum, Zeit, Mathematik). Objektive Erfahrungszusammenhänge sind
nur dadurch möglich, daß wir die Mannigfaltigkeit des Gegebenen so ordnen, daß alles
nach einer „Regel", gesetzlich, notwendig erfolgt (s. Kausalität). Im engeren Sinne
ist die N. eine modale „Kategorie" (s. d.), ein unableitbarer Grundbegriff desErkennens
und drückt nur das Verhältnis des Erkannten zum Erkenntnisvermögen aus. Das
dritte „Postulat des empirischen Denkens überhaupt" lautet: „Dessen Zusammenhang
mit dem Wirklichen nach allgemeinen Bedingungen der Erfahrung bestimmt ist, ist
(existiert) notwendig." Die Notwendigkeit der Existenz kann niemals aus bloßen
Begriffen erkannt werden. Nicht das Dasein der Dinge, sondern ihres Zustandes kann
(aus anderen Zuständen) als notwendig erkannt werden. Daher liegt das Kriterium
der N. nur in dem Gesetze der möglichen Erfahrung, „daß alles, was geschieht, durch
seine Ursache in der Erscheinung a priori bestimmt sei". Die N. betrifft nur „die
Verhältnisse der Erscheinungen nach dem dynamischen Gesetze der Kausalität".
„Alles, was geschieht, ist hypothetisch notwendig; das ist ein Grundsatz, welcher die
Veränderung in der Welt einem Gesetze unterwirft, d. i. einer Regel des notwendigen
Daseins, ohne welche gar nicht einmal Natur stattfinden würde" (Krit. d. rein. Vern.,
S. 202 ff.).
Nach Schopenhauer ist N. soviel wie „Folge aus einem gegebenen Grund",
Abhängigkeit, Gesetztsein durch ein anderes. Das Notwendige „entsteht und besteht
also einzig und allein durch Anwendung des Satzes vom Grunde" (Die Welt als
Vorstellung und Wille, I. Bd.: Krit. der Kantschen Philosophie; Vierfache Wurzel,
K. 8, § 49). Vgl. W. Rosenkrantz, Die Wissenschaft des Wissens, 18C8, II, 127 f., 232 ff.
— Nach Hegel ist die N. die „entwickelte Wirklichkeit" (Enzyklop. § 147 ff.,
s. Dialektik). Nach Trendelenburg ist die N. eine „Tat des Denkens", eine Doppel-
bildung, in welcher das Denken mit dem Sein verschmilzt (Geschichte der Kategorien-
lehre, 1846, S. 378). „Wenn alle Bedingungen erkannt sind und demnach die Sache
aus dem ganzen Grunde verstanden wird, so daß das Denken das Sein völlig durch-
dringt: so gibt das den Begriff der Notwendigkeit" (Logische Untersuch., 1870, II2, 165).
Nach Hussekl ist die N. „Sein auf Grund objektiver Gesetzlichkeit" (Log. Unter-
suchungen, 1900/01, II, 235). — Vgl. Marty, Untersuch, zur Sprachphilos. I, 1908;
H. Bergmann, Untersuch, zum Problem d. Evidenz d. inn. Wahrnehm., 1908.
Meinong und Höfler zählen die N. zu den „Verträglichkeitsrelationen". Nach
Th. Lipps beruht sie auf gegenständlich bestimmten Forderungen, aus denen sich die
Anerkennung ergibt (Einheiten u. Relationen, 1902, S. 72 ff.); vgl. Volkelt, Erfahrung
u. Denken, 1886, S. 140 f. ; Gewißheit u. Wahrheit, 1918, 153; Rickert, Der Gegenstand
der Erkenntnis, 1904, S. 61ff. („Urteilsnotwendigkeit"); Driesch, Ordnungslehre, 1912.
Daß in der Welt neben der N. auch „Kontingenz" (s. d.) besteht, lehrt Boutrolx;
die strenge N. gehört nur der abstrakt-mathematischen Naturauffassung an (Der
Begriff des Naturgesetzes, 1907, S. 18 ff., 129). Nach Bergson ist es nur der praktischen
Zwecken der Lebenserhaltung dienende Verstand (s. d.), der das Geschehen als
notwendig, determiniert auffaßt (vgl.Matiere et memoire6, 1910, S.234f.; vgl. Willens-
freiheit). Die Materie, der N. unterworfen, wiederholt unaufhörlich das Vergangene,
•ine Reihe homogener. «quiv»bntsr Moment*, ohne Nenes (L c. 8. 249). Ähnlich Je ii..
nach welchen die N. durch die Perspektive anem Willem bedingt bt (ihnlich
Viktzwcm). Das Xotvendige, Unfreie iet mv fhnnriene. gehemmte, il—shig gewor
den* Aktivität (Der freie Wille. 1906; Seele «. Weit, 1912; vgl. WiUenefrHheH). X». h
L. W. vm beruht die N. auf der „konkreten Beechnffenheii riebtrebigrr Seiender
'botogbehsr r«l«mlnbnuie"; Pwmon «. Seche, 190», I. 262). - H. Oomwm
(..deemn Oegsnfll «nmoghoh bp. Nicht «lies OenHunileje Hot sich ab
»* trachten, eo niehi die aktive WuhiiH Highe lt, die nicht* Erlittene« Ist. Notwendig
im drnamJeeheo Sinne sind nur passive Bewegvngen (Dm Problem der WiUensfreibeit,
1907. & 109 ff.; vgL Willensfreiheit). - VgL G. R. Scntruw, HenenkbnuH. 1792.
1911 (Gegen Kante Apriorbmu»); Denan), Wlrhiios*srp«?hflnsophte, 1896.
S. 372 f. ; Unna»*, Gedanks« «. Ihnmehe«, 1882, 1. 4 ; K. v. H kann* s. Katssmbii»
Wwe. 1898, & 340t.; Siowasr. Logik I«. 1889-93. 230 ff.. 182: 4. A 191 1
!/ ... IV 1908 ( Vereinigung von X. und Preihett hm Denken): Scbüite. Erkenntn»-
theowtemhe Logik. 1878, X; Qimndrtl der Ihkmmlnbtbsniw «. Laglk. 1894, 8. 84 f.;
M. PaUon. Die Logik anf dem Scheidewegs. 1808, & 162 ff.; P. C. 8. ScnLum.
Horeankmoa, 1911; Pbrmal Logk\ 1912; E. J. Raioltov, P«i»sn<io««lbmss und
Modansmos, 191 1 ; Erkennen «. BnhsbsWn. 1912; J. Pnonxtcn. Prcihc. •*. -
VgL nehinlml. Patabamue. Wülenefreiheit, O— im. Keoealiut, Mathematik. Wider-
• pru« h. I ^nkj^^rtw.
^•nnfeolerif heifii bei Es smsuesn. lanmuu, XossLsr» die all
^•mrirv* P»v. h<>l"sri«\
Hounivnnn (voofi/fror): Verstandeeding, den snmhch niehi wahrnehmbare,
nberriml^h*. nur denkbare oder nur durch die Vernunft rrf a8bare Wesen, der Gegen-
(vorgeblichen) „inteDektneuen Anschauung" oder ehe« „■neehenenden Intrll<
Ab r~»>*« bezeichnet PtaTo* die Urbilder der Dinge, die ..Ideen" (.. d).
auch den Weeen nnnmentbr Objekte für etkenubei. Hingegen erklärt der Kritizismus
Kam dae Xoumenon für einen blofien „Gfensbegriff". für etwa« Unerkennbare«,
wenn aoeh — and «war nnr negativ, durch Entgegeneetsang cum
zur ..Erecheinung" (s. d.). - Denkbare« Nonmena ( JnteJngttaDa') «ind i
Dinge, ..die bloß Gegenstände de« Verstandes «md und gbichwohl. ab solche, einer
Anschauung, obgleich nicht der einarkimn . . . gegeben werden können" Der Begriff
das N. bi nicht widerspruchsvoll, ja ^notwendig, nm die sbmHnhe Anschaavng niehi
bis über die Ding« an steh eelbst mmiuasliasii, und abo, nm die objektive Oültigkeit
der sinnlichen Erkenntob ehuueohranken ". ..Am Ende «ber bt doch die Möglichkeit
solcher Xoumenorum gar nicht einzusehen, und der Umfang außer der Sphäre der
Erscheinungen bt (für ans) ber . . . Der Begriff «mos Nonmenon bt «bo bloß ein
Grensbegriff. um die Anmaßung der Sinnlichkeit einruschranken, and abo nur
von negativem Gebrauche." Dieser Begriff bt nur die Aufgabe, ob • I egen-
stände geben kann, die von sinnlicher Anschauung entbanden sind (Krit. d. reinen
Vernunft, 8. 231 ff.; Prolegomen«, {32 ff.). Vom ethbehen Standpunkte bi der
Mensch (s. d.), sofern er ab rein vemünftig-aittiieher. autonomer freier Wille bei
wird, „homo nonmenon" (vgl. Sittlichk < ks. Die Begriffe Phino-
menon u. Xoumenon u. ihr Verhältnis zueinander bei Kant, 1897; Cchen. Kants
Nous — Oberton. 439
Begründung der Ethik2, 1910; H. Cornelius, Einleitung in d. Philosophie, S. 263;
2. A. 1911; Staudinger, Xoumena, 1884. — Vgl. Ding an sich, Objekt, Anschauung.
Xons (Nus, vove) s. Geist.
Xullibisten hießen die Anhänger der Lehre, daß die Seele, der Geist
keinen Ort im Leibe einnehme (vgl. H. More, Enchirid. metaphys., 1668, 27, 1).
Xuminose (das) nennt R. Otto das Heilige (3. d.) minus seines sittlichen
und seines rationalen Moments (Das Heilige7, 1922). Das X. ist eine besondere
Bewertungskategorie .
Nützlich (utilis): Nutzen bringend, vorteilhaft; zur Erreichung eines Zieles,
zur Verwirklichung eines Zweckes, zur Erlangung oder Schaffung eines Wertes tauglich,
geeignet. Das Nützliche ist verschieden, je nach dem, zu dessen Erhaltung oder
Steigerung es dient. So gibt es biologische, soziale, ökonomische u. a., theoretische
und praktische, ideale und materiale, subjektive und objektive, individuelle und all-
gemeine (kollektive) Nützlichkeit. Alle Nützlichkeit ist relativ, gilt stete für bestimmte
Wesen, Gegenstände, Verhältnisse, Zwecke, unbeschadet der Berechtigung, indivi-
duellen und allgemeinen sowie wahren und scheinbaren Nutzen zu unterscheiden.
Eigenschaften oder Organe (z. B. die rudimentären), die in einer Hinsicht, unter
bestimmten Verhältnissen, in einem bestimmten Milieu nützlich sind, können unter
anderen Bedingungen unnütz oder gar schädlich werden. Was zur Anpassung (s. d.)
einer Art beiträgt, braucht nicht in jeder Hinsicht „nützlich" zu sein, kann unter
Umständen zu einer Verkümmerung, Rückentwicklung der Art führen. Das biologisch
Nützliche ist also nur zum Teil auch das höher Entwickelte (vgl. Darwin, Entstehung
der Arten, 1859; Spencer, System d. Biol.; R. Goldscheid, Höherentwicklung
u. Menschenökonomie, 1911).
Daß das Gute zugleich das Nützliche sei, betont Sokrates (s. Sittlichkeit).
Der Utilitarismus (s. d.) bestimmt das dem Menschen wahrhaft Nützliche als
das Gute. Ein Teil der Utilitarier faßt den Nutzen nicht objektiv-evolutionistisch
(Wohlfahrt, Gedeihen, Lebenstüchtigkeit), sondern hedonistisch (s. d.), als Lust,
Glückseligkeit auf (vgl. J. Bentham, Introduction to the Principles of Moral and
Legislation, 1789; Deontology, hrsg. 1834). — Vgl. L. Stephen, Science of Ethics,
1882, S. 82 ff.; R. Goldscheid, Entwicklungswerttheorie, 1908, S. 25 ff . (Nutzen
als „besondere Form der innern Arbeit" des Organismus); Marchesini, La teoria
del utile, 1900; E. Becher, Die Grundfrage d. Ethik, 1908. — Vgl. Wert, Prag-
matismus, Entwicklung.
Xyftya : Name einer indischen Philosophie, die wesentlich Logik ist. Besonders
ausgebildet ist die Theorie des Schlusses, der fünfgliedrig geformt wird. Vgl. Olden-
berg, in: Kultur der Gegenwart 1 5.
o.
O bedeutet in der Logik* das besonders verneinende Urteil. (Einige S sind
nicht P.) Vgl. Schluß.
Obergriff s. Terminus.
Obersatz s. Schluß.
Oberton, psychischer, s. Fringes.
440 ObertOne — Objekt.
Obertöne •. Ton, Konsonant.
Objekt (obieetnm. ree. tommdpmw, «le^e», OsganaUml. ist, ■fbasnain. da«.
jenfge, worauf dbgilitbjiTf ab>ll saugtet, itogsit fflt wird. womit sto sack htsoklf-
tigt oder beeeblMpB kenn. M|«tn immer sein: ml oder ideell (oder ideal),
phjniech oder psychisch. Die Gegenstände nneem Tätigkeit aerfaflen tunlchst in
Willens, «ad Fihwiiiliibohjaab Willensobjekt bt auee, worauf de« WoOea
tarn Zielpunkte daa Wollen« OsMsiats, ta verv/irkbV
Erkenntnisobjekt (Wi
1'h.ntW . Denkobjekt) bt auee, worauf eiek die
Es bt eh» Funktion dea Bsw«fltsslns, etfae Inhalt» ta
tum Objekt tu machen aad von eiek, dem Bewußtsein (Wieeen: Erleben,
stellen. Denken) und dessen Einheit (dem „Subjekt") ta unterscheiden. Dea Bewußt
■ein NdiiiatlartM eiek in Subjekt aad Objekt, subjektive Tätigkeit und dessen Organ.
•Und. Dea Erkenntnieobjakt an entweder «in bloß ideelles oder ein re.le. Objekt
Ideeller Objekt bt jader OigeeaUnJ dea Dsakan*. dar ranlobet nur eb Gedachtes,
•b etwas aar itonkmirl OamHaa, Eoaoliafaitoa, aad aar ab solches Gültige«,
Har em Tafl dar Etfcaaatnbobjeke» bat abo „RaaBttt"
(e. <t), dinglicbe Existenz, objektive ..WirklicbkeU"; an gibt nun euch Qagaaattnde,
db twar von dar auhjokllton, pereboeagbek sa bestimme nehm, indiridueUen Denk
und ErkenntnbtAtigkeit ab solcher (begrifflieb, in der Abstraktion) uatrracl.
»ind (ab daa vom Denken „GeaaHate".eb der .^achb^
dea Gedankens) aad ^g — '^lltto; sein können, aber dock Hut iHngHnbo Fr*tt*nt
haben | Objekt bt jeder Otgenataad, daa wir ab einen lau der vom
jektiven Erbben und Bewußeseia anabblagigan Wirklichkeit betrachten, dea wir
1 äsjtnaeia aad aneerem wüten aieb
„Gegebenes" (bxw. ..Aufgegebene«*') betrachten mtaam (vgL Ding). Objekte im
engsten 8inne sind die „Objekte dar Außenwelt" („Außendinge"). Infolge der
etanten Widerstände. Hemmungen. Tbiihiinhanfsii. dir aaaar WÜb erfahrt, und
db er anmittelbar von den seinen slgaaia Impubea entspringenden ZuaUndlich-
beton and Wirkungen antereobeidet» gebngt daa Ich cur anerkennenden, ihm ah
gaaßUgtea Setzung eines „Nicht- Ich", daa aa dann sofort nach Analogie seiner selbst
ab etwas Permanente«, mit aieb Identbchea, Titige«, Kraf tvoUea, d. h. ab Gegen
ab eine Art Subjekt deutet, behandelt, wertet. Erst spater macht dtoaer „personale"
Dingbegriff einem impersonalen Fiat«, nicht ohne daß (im Kraftbegriff, e. d.) Reste
infflirhen EbJegang daa eigenen Ich (s, Introjekuon) sainenJanfben. —
Erkenntnfakrittoch betrachtet, erwebea ahm db realen Objekte ab einh
gesetzmäßig verknßpfte Zusammenhinge von Inhalten. Daten mög-
licher, gedanklich verarbeiteter Erfahrung, ab Erscheinungen (s. d.)
eines „An sich" oder „Für sich", daaaea unmittelbares Eigen-Sein tob seinem
Objektsein (ScHoraxHaraa, Riebt), von seinem Sein fOr das Erkennen zu
unterscheiden tot. Daa „An sich" tot nicht seibat daa — stets ein Subjekt (e. <L) ab
Korrelat erfordernde — Objekt, sondern der lettte Grund für daa von uns unab-
hängige Setrea von Objekten und Objektivbestimmtheiten, abo eine Bedingung
objektiver Erfahrung, und ab solche tu postulieren. Die realen Erkenntntoobjekte
ab solche sind von den subjektiv-psychischen Erlebnissen aad deren Inhalten (den
Vorstellungen) begrifflich-methodisch scharf unterschiedene Gegenstände eines theo-
re tischen „Bewußtseins überhaupt" (s. d.), welches Ich und Außenwelt unwpannt,
als Inbegriff allgemein-notwendiger Formen, Geltungen und I
Objekt. 441
derungen, als ideelles Einheitsmaß, auf das die Mannigfaltigkeit subjektiver Erleb-
nisse bezogen und zurückgeführt wird, was besonders im methodischen
Prozeß der Wissenschaft als Produkt des theoretischen Gesamt-
geistes erfolgt (vgl. Geist), und zwar immer genauer, umfassender, detaillierter,
zusammenhängender, einheitlicher. In diesem Sinne sind die Objekte nicht fertig
gegeben, sondern „aufgegeben", d. h. eben durch methodische Geistestat aus dem
Erfahrungsmaterial zu erarbeiten (vgl. Tatsache). Vom psychologischen Subjekt
(Ich) als solchen und von dessen Zuständen sind die realen Objekte unabhängig;
sie sind „transsubjektiv", und in diesem Sinne „bewußtseinstranszendent", aber
„immanent" in Beziehung zur möglichen Erfahrung und zu den „transzendental-
logischen" Bedingungen des „Bewußtseins überhaupt", ohne welche Bedingungen
sie nicht Erkenntnisobjekte sein können, was immer ihnen auch zugrunde liegen
mag (vgl. Ding an sich). — Während ursprünglich die Qualitäten (s. d.) des sinnlichen
Wahrnehmungsinhalts als Eigenschaften der Dinge selbst aufgefaßt werden, sind die
naturwissenschaftlichen Erkenntnisobjekte begrifflich fixierte konstante Ein-
heiten, für jedes Subjekt in gleicher Weise zu denkende Zusammenhänge for-
maler, räumlich-zeitlich-kausaler Bestimmtheiten und Relationen,
wodurch die Subjektivität qualitativer Erlebnisse überwunden, neutralisiert wird,
die Objekte so „umgedacht" (Lipps) werden, daß sie eben in allgemeingültiger
und exakter Weise gedacht werden können. — Die Metaphysik endlich deutet
z. T. alles aus dem „Innensein" der Objekte, aus dem qualitativen Eigensein des
Wirklichen (vgl. Panpsychismus, Transzendent, Identitätstheorie).
Im Mittelalter und zum Teil noch später bedeutet „objektiv" nicht das reale,
sondern das vorgestellte, gedachte Sein (s. Objektiv). Die scholastische Lehre von
der „intentionalen" (s. d.) Inexistenz der Gegenstände erneuert F. Brentano. Nach
ihm hat jedes psychische Phänomen eine „Richtung auf ein Objekt", eine „imma-
nente Gegenständlichkeit". „Jedes enthält etwas als Objekt in sich, obwohl nicht
jedes in gleicher Weise." Den intentionalen sind die wirklichen Objekte nicht gleich,
aber analog zu denken (Psychol. I, 1874, S. 10 f., 115). Inhalt (s. d.) und Gegenstand
unterscheiden Twardowski, Marty, Höfler, Kreibig, Meinung, Lipps u. a. Nach
Husserl ist „Erlebnis" das „die Welt-Meinen", die Welt aber der „intendierte
Gegenstand" (Log. Untersuch., 1900 f., II, 365; vgl. S. 337). Nach A. Meinung
bedeutet Gegenständlichkeit die „Fähigkeit der Vorstellung, die Grundlage zu einer
affirmativen Annahme abzugeben" (Über Annahmen, 1902, S. 100 ff.). Der Gegen-
stand muß nicht existieren, nicht real sein, es gibt sogar „unmögliche" Gegenstände
(z. B. viereckiger Kreis); das „Sosein" eines Gegenstandes wird durch dessen Nieht-
existenz nicht betroffen. Die „Gegenstände" zerfallen in „Objekte" (Empfindungs-,
Vorstellungsgegenstände) und „Objektive" (Urteilsgegenstände, gemeinte Sach-
verhalte). Es gibt auch „Gegenstände höherer Ordnung" („superiora"), nämlich
Komplexionen und Relationen, die sich auf primären Gegenständen („inferiora'*)
aufbauen (Zeitschr. f. Psychol., 21. Bd., 1899; Über Annahmen2, 1910; Untersuch,
zur Gegenstandstheorie, 1904; Über die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens, 1906;
Die Stellung der Gegenstandstheorie im System der Wissenschaften, 1907; vgl.
Gegenstandstheorie). Vgl. Driesch, Ordnungslehre, 1912.
Der Realismus (s. d.) betrachtet die Objekte der Außenwelt als Dinge (s. d.),
welche unabhängig von unserem Bewußtsein existieren. Während der naive R. die
Eigenschaften der Objekte mit den Qualitäten der Sinneswahrnehmung identifiziert,
lehrt der kritische R., die Eigenschaften der Dinge selbst von der Art, wie wir sie
wahrnehmen, unterscheiden (s. Qualität, Subjektiv). Realisten sind die meisten
442 Objekt.
Alleren Philosophen. Von nsneron erklärt t, B. K. von Hastmav*. de« subjektiv.
Ideale Vorstellungsobjekt sei ein „PisiiBnmlimnpilesiitim des objektiv -realen
Dinges an sieh" flUle«Ofi»nJehre. 1896, 8. 46). Nach UriOM, H. Schwam. u. s.
Nach Tn. Lern ist CngwilMil nicht der Pi s simniiannhs ll eondem dee denn t
Gemeinte, den Min meiner VoreteUung Intendierte", ein ,. Jeneeitigee fftr mein Wahr
nehmen, den ahm Fbrdernngen imsmlhs smm"(Bnkettrn u. RrUtionen. IMS. 8
Stotot betont: „Dee. woran eich die geeeuHchin TwjIi hoegia finden, die den
flipineieml und dee Ziel der riMiiilmiiwaat bilden, eind ab nnd nliwur die sinn
Hohen Etnobeinnngen. Zwischen ihnen, wir eis ledern *f** ehjw P^^TiPeff in i**rHM*^.
beeteht nicht die rsmhnlßam Fol*» «ad nfrlshmiiii, die der Naturforscher In seinen
l" (Leib n. Seele«. 1908, & 87 I hjurr müssen ndj
Objekte ■!!■■■■■■. unstanimn, «eil nur eo die objektive
wird, wir nur eo dem fliiM|ihw (s. d.) entgehen (Weilbnsjlrt
uitd aVkeantnhmegriff. 1913). „ Die Erkennte« einer objektieen Renktet ist g u
weil lin die rbrnagnag einer Erklärung der eHebten Iftuhimsiims tat" (8. 883).
Ahnlieb lehren Usnsmwso, Bactiav*. Küxrn, Vouuk.t, W. Frkttao. Rieux,
E. Bncsma, E. Denn. Waniauama, ht—m u. a, (s. Resünmus). — Knnk Wovor
na ans nreprun.
objekt". d. h. den Objekt« dem nnr die Merkmale sttkommen. dm Ihm in der
swlhinf beigelegt werden. MZn dkwen lierkmnlen gebort es. Objekt rn sein, es gebort
eher denn nreprtngHeh niokt hm emndeemey eoneinnmSnbjekt i uigeetulU in werden."
Den Denken kenn nirht Objektivität schauen, sondern nnr bewehren, wobei ein
TVÜ den Qepbonsa na subjektiv betmehmt werde« muß. bis denn der Begriff
U^a mltlwl*1"» ^^^»I^mm*». nur nm*h lujftffiLik l^MlfctMuin ( II trkt« rnrflnHilfl
die Voretelhmgen „subjektive Symbole von objektiver Bedeutung" e et ihm Den
Objekt wird iran nnr inMen seiner Whk^
nie Tätigkeit, die uneme Willen bestimmt De wir mm nicht annehmen können,
daß die Objekte kein eigenes Sein haben und ein anderes eigenes 8eta e* unser V, .11.
ist, eo dürfen wir (rnetaphysteeh) den eigene 8rm der Dinge nie
b ..ToreteBendee Wollen" bestimmen (s. Voluntarisrnne;
vgl. Pldloe. Stodien vTL XII. \ | ! I . System d. Phikw, I«, 1907).
Der ■issimlnblhswstbohs Ideellsmns (s. d.) erblickt in den Objekten keine
Dings na sieh, sondern Inhalte den (individuellen oder i lins mi Hirn, |wytiknkmkwiken
oder ..transsendentaien") Bewußtseins. Die Objekte sind dnreh dee Subjekt (s. d.)
| £%i mmTmVVmDUnmltt QSflBmmmWmn OOM* VOQ Unflm nlPP B
Inhalten oder Wahrnehmnnenntoe^lekkeiten Verschiedenes, nichte eoBerhalb den
Erfahrung», nnd Denkpronaeeee Oegebenee oder sie bilden samt dem Subjektiven
den Inhalt einen allbefsesenden, uulimenhin Bewußtseins (objektiver Idealismus),
sind Momente einen gebtigea Piouenes, einer selbständig sich entfaltenden Vernunft.
Daß Objekte nnr in Borbhnng auf den Bewußtsein, den Oeist exbtbmn, ahmt
absolut, lehrt A. Cotxmn (Cbvb universalis, 1718, & 3 ff.), besonder» aber Bnmu.
Nach ihm sind die msteriePen Dinge Komplexe von Empfindungen, welche in den
Geistern unmittelbar von Gott erseugt werden („tbe idese imprinted on tbe senses
by theauthorof natureare caOed real things". Prindplee XXXIII). ünwaln gmnmmene
Dinge existieren in anderen Geistern und eis Ideen it ilylas and Phfloooos,
deutsch 1901; vgl. Miunuiraa). Ale Empfind ungskompiexe faßt die Objekt»
auch Hm« auf, ohne aber eine selbstindige Realität absolut tu leugnen (Treatiee IV.
ect. 2). Einen ideakstbchen Posiüvismus vertritt später J. St. Mm.. Nach ihm sind
Objekt. 443
die 0. nur „permanente Wahrnehmungsmöglichkeiten" (Examination of Sir W. Hamil-
tons Philosophy, 1865, K. 11). Dies sind sie auch nach E. Laas, nach dessen „Kor-
relativismus" die Dinge zwar nicht „in uns", aber „in Beziehung zu uns, die wir
in Beziehung zu ihnen sind", existieren, als Gegenstände für ein empirisches „Bewußt-
sein überhaupt" (Ideal, u. Positivismus III, 1884, 45 ff.). Xach H. Cornelius ist
die Außenwelt nur ein Inbegriff gesetzmäßiger Zusammenhänge von Wahrnehmungen
(Einleit. in die Philosophie, 1903, S. 257 ff.). Wie schon Hume reduziert E. Mach
Objekt und Subjekt auf Komplexionen einheitlich gegebener „Elemente" (s. d.),
die in bezug auf den wahrnehmenden Organismus „Empfindungen" heißen, Objekte
sind nur „abkürzende Gedankensymbole für Gruppen von Empfindungen . . ., Sym-
bole, die außerhalb unseres Denkens nicht existieren", Empfindungskomplexe und
nichts anderes; die Beziehung auf Dinge an sich ist eine Fiktion (s. Ding, Physisch).
Auf „reduzierte Empfindungen" führt Th. Ziehen die Objekte zurück (Psycho-
physiol. Erkenntnistheorie, S. 2 ff., 2. A. 1907). Ähnlich lehren Verworn, Vaihinger,
nach welchem Objekt und Subjekt nur „Fiktionen" sind, u. a. (s. Ding). Nach
R. Avenarils sind Ich und Umgebung beide ein „Vorgefundenes" von steter Kor-
relation, wobei das Ich das „Zentralglied" einer „Prinzipialkoordination" ist. Das
„natürliche Weltbild" kennt keine „Introjektion" (s. d.), keine Hineinverlegung von
Objekten in das Bewnßtsein und des Vorstellens in Subjekte, sondern „Aussage-
inhalte", die von Individuen „abhängig" sind, und zu diesen Inhalten gehören die
als „sachhaft" bezeichneten, die also nicht unabhängig von erlebenden Einheiten
existieren (Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos., 18. Bd.; Kritik d. reinen Erfahrung,
1888—90, II; Der menschliche Weltbegriff, 1891, S. 77 ff.). J. Petzoldt erklärt
positivistisch: „Es gibt keine Welt an sich, sondern nur eine Welt für uns. Ihre
Elemente sind nicht Atome oder sonstige absolute Existenzen, sondern Farben-,
Ton-, Druck-, Raum-, Zeit- usw. , Empfindungen'. Trotzdem sind die Dinge nicht
bloß subjektiv, nicht bloß Bewußtseinserscheinungen, vielmehr müssen wir die aus
jenen Elementen zusammengesetzten Bestandteile unserer Umgebung in derselben
Weise wie während der Wahrnehmung fortexistierend denken, auch wenn wir sie
nicht mehr wahrnehmen" (Das Weltproblem2, 1912).
Von Kant (s. unten) ausgehend, begründet J. G. Fichte einen in gewissem
Sinne „subjektiven" Idealismus, der aber später vollends in objektiven Idealismus
übergeht. Er betont: „Kein Subjekt, kein Objekt; kein Objekt, kein Subjekt."
Das „absolute Ich" setzt in sich dem Ich ein Nicht-Ich gegenüber. Die Außenwelt
ist so eine (unbewußte) „Tathandlung" des Geistes, des „Ich", dessen ins Unendliche
gehende Streben infolge eines „Anstoßes" sich begrenzt. Der Grund der Setzung
einer Außenwelt ist ein praktischer, ethischer: das Ich braucht eine Welt, um zu
handeln, um das, was es soll, seine Pflicht zu erfüllen. Die Außenwelt ist das „versinn-
lichte Materiale unserer Pflicht", „Objekt und Sphäre meiner Pflichten, und absolut
nichts anderes". Das Ich selbst „macht durch sein Handeln das Objekt". Es kann
sich aber nicht selbst eine freie Wirksamkeit in der Sinnenwelt zuschreiben, ohne
sie auch anderen Ichs zuzuschreiben, die es also anerkennen muß (Grundl. d. ges.
Wissenschaftslehre, S. 24 ff.; Philos. Journal VIII, 1, 1798; Die Bestimmung des
Menschen, Univ.-Bibl., S. 21 f., 49 ff., 97 ff.; vgl. Sein). Einen objektiven Idealismus,
nach welchem das „Absolute" (s. d.) sich in Objekt und Subjekt als seine „Pole"
auseinanderlegt, vertritt Schellino (s. Identität, Subjekt), einen „absoluten"
Idealismus (s. d.) Hegel (vgl. Enzyklop., § 193 f.; Logik III, 181; s. Idee). Schopen-
hauer unterscheidet das Objekt scharf vom „Ding an sich", welches „Wille" ist,
und betont: „Kein Objekt ohne Subjekt" (und umgekehrt). Objekt-sein und
MI Obj.kt.
Vor»tolhn*.sewbt dasselbe. „Db ganas Welt der Objekte bt und bleibt
ui«lebpnd««we^ro und In »IfcKwifl»H durch aMSabiektbedinÄX.*' Unmittelbare. O
tot der eigen* Leib de« Ei* im» nihil (Die Welt alt WM» u. Vorstellung 1. 1 1 ff ;
Objektive Idealisten sind Evaua (s. Gebt), Urra, J. BnoMAX*. nach welchem
dl» Außenwelt InhaH cinca sflttHnhen Uajveraalt>ewu8tasins, de« 8ein ein „sich selbst
pcrriptoccndea Bewußtsein" bt (System d. objektiven T1r-Mimsn 1903). Rehmer.
Außen- und larss/ssll Inhalt dar „Saab" hsw. das in dberr individua
i— r saßlaefcsi Irt. iimwWIti ibessn itto Dings dra Irh sh RiaHilssii.
ab Enehetoanflan, gsgabsa aind (Lehrboeh dar ilhjiwitan P*ychoL>. 1906;
ab Orandwbarneahaft, 1910k P. J. Scmor. nach «ebnem Jeder
ifUssinshnHmmsagaa" tot,
TaO gegeben tot. Objekt
Erfshriingasnssmmsnbi
iL KoaMnanean BnaaranyMBioaupaat, iwvi). ratner ms
m
1878; Grundriß c
R. e. ScauaaBT-8ou
und V«
(Or.<
bt alba Sein (*.<!.)<
theorte. 1888, & 1811.), ao auch naoh M. sUtrmtajr* (Fundamente <t
tbeorie. 1890, 8. 9«.). — Ab Inhalte eines universalen Bewußtseins heatimmen dfo
Objekte Urses*, Palaoti. Garsx, Beaduit. Rotci u. e. — Nach B. Kamx bt
db Welt ato „Denkgewebe", objektiver Denkinhalu ein abh selbst- Denken, „Etnbeits-
denken". ..Weltdanken". „Wettidee", daran TattdbH» db Dinge amd, db rom
8ubbkt artahhlngif amd; daa loh aelbst bt ein Dimkgshikb (Daa
1911; Welunsehaaang «. Weharkenntnb. 1911; Daa Waam
daa Beeton- u. Getoteebbens«, 1907; araprtagHaha Identität von Bewiifltssiisniihslt
und AuBenwelt im Erbbub).
Den kritischen oder tranaaandentabn IdeeJisaras begründet Kaxt. Daa
„Ding an abh" (s. d.) bt unerkennbar, wir erkennen nur Erscheinungen (a. d.).
Gegenstände möglicher Erfahrung, db nicht unabhängig rom erkennenden Bewußt-
•ein Oberhaupt Sinn und Eibsam haben, aber ron daa subjektiven Eibbnbsen ab
solchen scharf unteiachbden amd ab gnswUialrag verknöpfte, sllgemeingttitige Syn
thesen von Hannigfaltigkeitan. „Objekt ... bt daa, in deasen Begriff daa Mannig-
faltige einer gegebenen Anschauang vereinigt bt." Da aOe Vereinigung der
Btellungen „Einheit dos Bewufttaeine in dar SjiHlrnfa deraelben" erfordert, so bt
„db Einheit des Bewußtseins dasjenige, was albin db Bestellung der
auf einen Gegenstand, mithin ihre objektive Gültigkeit . . . ausmacht". W
einen Gaganatand, wenn wir „in dem Mannigfaltigen der Anschauung synthetische
Einheit bewirkt haben". Der Begriff dieser Einheit bt db Vorstellung vom Gagaa-
stande. „Wann wir untersuchen, was denn db Beziehung auf einen Gr.
stand unseren Vorstellungen für eine neue Beschaffenheit gebe, und welches db
Dignitat sei, die sie dadurch erhalten, so finden wir, daß ab nichts weiter tun, ab
Objekt. 445
die Verbindung der Vorstellungen auf eine gewisse Art notwendig zu machen und
sie einer Regel zu unterwerfen; daß umgekehrt nur dadurch, daß eine gewisse Ordnung
in dem Zeitverhältnis unserer Vorstellungen notwendig ist, ihnen objektive Bedeutung
erteilet wird." Erscheinungen (Vorstellungen) haben einen nicht empirischen, d. i.
transzendentalen Gegenstand; dieser ist ein X, wovon wir nichts wissen können,
sondern das nur als ,,Korrelatum der Einheit der Apperzeption zur Einheit des Mannig-
faltigen in der sinnlichen Anschauung dienen kann, vermittels deren der Verstand
dasselbe in den Begriff eines Gegenstandes vereinigt" (Krit. d. rein. Vern., S. 118 ff.,
232 ff., 662 f.). Die Gegenstände als Erscheinungen sind uns im Fortschritt der
Erfahrung gegeben, bzw. sie werden durch die Kategorie (s. d.) aus dem Stoff der
Anschauung gesetzmäßig erzeugt. Der „Verstand" ist es, der die Vorstellung eines
Gegenstandes überhaupt möglich macht, indem er jeder Erscheinung als Folge „eine
in Ansehung der vorhergehenden Erscheinungen a priori bestimmte Stelle in der
Zeit" zuerkennt (s. Objektiv). Gegenüber dem empirisch-subjektiven Idealismus
betont Kant die „empirische Realität" der Gegenstände in Raum und Zeit und die
Korrelation von innerer und äußerer Erfahrung, wonach die Wahrnehmung meines
eigenen Daseins zugleich ein unmittelbares Bewußtsein des Daseins von Dingen außer
mir ist (Krit. d. rein. Vern., S. 209). — Den kritisch-idealistischen Objektbegriff
haben Kantianer und „Neukantianer", von denen ein Teil das „Ding an sich" als
selbständige Realität fallen läßt. Nach H. Cohen ist Sinnesobjekt die „methodisch
konstruierte Erscheinung" (Kants Theorie der Erfahrung2, 1885, S. 170). Die Dinge
sind nicht als solche gegeben, sondern werden im unendlich fortschreitenden Prozeß
der Erfahrung methodisch-denkend erzeugt: „Keine Dinge anders als in und aus
Gedanken." Die Einheit des Urteils ist die „Erzeugung der Einheit des Gegen-
standes in der Einheit der Erkenntnis" (Logik, 1902, S. 56, 277 ff.; vgl. Realität,
Sein). Nach P. Natorp ist der Gegenstand nicht gegeben, sondern (als „Problema",
„Aufgabe", Ziel) aufgegeben, er ist „stets Problem, nie Datum", er „muß erst sich
aufbauen aus den Grundfaktoren der Erkenntnis selbst" (Archiv f. System. Philos. III,
197; Sozialpädagogik2, 1904, S. 67 ff.; Die logischen Grundlagen der exakten
Wissenschaften, 1910, S. 16 ff.; vgl. Tatsache). Ähnlich Cassirer (Jahrbücher der
Philos. I, 1913), Kinkel u. a. (s. Kantianismus). — Daß die Objekte in Beziehung
auf ein transsubjektives, logisches Bewußtsein überhaupt (transzendentales Bewußt-
sein) existieren, dem sie immanent sind, wobei sie aber von dem psychologischen
Subjekt unabhängig sind, lehren E. König, K. Lasswttz, Liebmann, Rickert,
Lanz u. a.; vgl. R. Reininger (Philosophie des Erkennens, 1911), Frischeisen-
Köhler (Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912). — Nach Windelband sind Gegen-
stände für uns nur „bestimmte Regel der Vorstellungsverbindung, welche wir voll-
ziehen sollen, wenn wir wahr denken wollen" (Präludien3, 1907, S. 159). Nach Rickert
hat das Urteil einen Gegenstand, nach dem es sich zu richten hat. Der Gegenstand
des Erkennens ist kein Sein, sondern ein „transzendentes Sollen", eine „transzendente
Norm oder Regel der Vorstellungsverknüpfung, die Anerkennung fordert" (Der
Gegenstand der Erkenntnis2, 1904, S. 1, 27 ff., 72 ff., 122 ff., 200). Nach Münster-
berg ist die Welt zuerst als ein „Reich der Ziele" gegeben: „Nicht vorgefundene
Tatsachen und daraus abgeleitete Kausalgesetze sind die Wirklichkeit, sondern Ziel-
setzungen und Postulate stehen am Anfang." Unser freier Wille entscheidet, daß
wir die ursprünglich nur als Willensmotiv erlebte Wirklichkeit in ein Universum
verwandeln, in dem wir selbst nur ein winziger unfreier Teil sind (Grundz. d. Psychol. I,
1900, 50 ff.; vgl. Philosophie der Werte, 1908, S. 5 ff., 86 ff .).
Nach B. Petronievics u. a. ist das „Zerfallen des Bewußtseins in Subjekt und
446 . 0*frfct
Objekt" et«u Ursprüngliches (Mstspkysik I. 1004. 19). - Hinkten betont s, B.
fiOD.: „Da* urepruiigncke, issyflBBiaili «ad fühlende Bewußtsein kennt weder ein
Selbst noek ein Ob^kt^e« reebAkeiekto be«nf >«<diejenOtpniiU nodi todifl.
(DM- philo«. K^thusasue, 1876 f . II 1. 99). Die Unterscheidung von 8*.
Objekt der Vorstellung rtt ■wprtnjHnk nur die gliiiksirtbji Trennung der beiden
Selten der ITwnfiiirlnng „Wir erfahren dnrek den Zwang, womit um die lUanig-
n gnurfkuleiifiii histiamt, defl de« Bewufrtssia dnrek eine Wirkkekkeit
wird, d* ee aickt eelhsr ku 11. 1. 71). - Keck W. 0«twau> gehören
Außenwelt Jene Fililnlmi. db» tob ■asarsai Witten unmittelbar nnebhtofif sind
( Vorleeangen tber Ultra kill ,» 190t. 8. 96 (f.).
DssrsH» de» Ursprung» dee DswaBnain» der AaaoBwe! i 4. Dbscabtk*
(Medrtniionee II. V; Princ. philoa, II. I: de« Objekt wird nur dnrek den Denken srt
K. II: Umlihliglgkill der Wskrnehjaeugna ron nneerea Wiüen Hrm.
(Treetrte IV. »et. St Assosts tioa, Fiktion einee dsnsmrh» Dinges dnrek die Ein-
Wldenfekreit sur AaaflMnag der Lorken der Wahrnehmung), Rsn> (Essay on thr
Powere I; Inquiry II: onmlef Innre überseugenf ron der Eileten* der Außer.
HcmorunMAVOL (Die Wert als Wille n. VniMiIfcwjg, 1. Bd.. | 4 II. Bd.. K. 22
fecke Wareel. f II), Hnunocn, Fic«. E. Zbllbb n. s, (unbewußte Bsifcshiing der
Riadruche auf eine Urenoke); kLum db Bau» (Oewrre* philo» III. 1*41; OeaTree
inediuw, 1969). DoutBSY (Einiert, In d. QsislnssawensLlssftau I. 1993; Obrr
Imprung nnerret OrtutisBS an db) RenBttt der Außenwelt, 1990). Fbiwwjbises
Köaxam (Wieeeneekeit u. Wirklichkeit, 1911). KotoxIe. Hörroiso. JbbcbaLBM
(Die Urteüefunktioo. 1996. 8. WM.). Hrncn (Principe** of Psycuology. 1982 ff..
| 460«.) u. e, (Hemmung dee Wüleoe, erlebter Wideretand); Bbbbsb. Ubbbbwbo
(Sretem d. Logik*. 1982. f 99) a. a. (Deotang der inkeren neck Analogie der inneren
Wahrnehmung; 9. Introjektion ). XrsTSscaB (W\\ \ \ \ *ib»obb (Die Philoeoplur
des „Art Ob". 1911; ». Fiktion). — VgL Htm hold. Vereaok einer neuen Theorie.
1979. II; Licbtbvbebo. Vennrtchte Schriften. 1844-63. II; Tai«. I>
genee«. 1993. II. 1 1 ff. ; Till 99191 Zerteckrtft f. Philo«., Bd. 112; Siowabt. Logik II ».
1999-93. 113 ff.; E. r. Habtkabb, De» Oreadprobtea» der Erkeimtiibttheorie. 1999.
8.33. 119ff ; Hörrooro, Peynkakigrt». 1993, 8.61.. 382 19991 991, Philo
eopkie ert Orkmtrtrang. 1973, 8. 339 H.; Hbybubb. Etnleiu in die Metaphysik, 1906.
tf .; KütrB, Philo», Studien. VII- Ml!. WnxMAW, Wifkrtekkerteetendpunki.
1896; Umtob*. Peyckol. de» Erkennen«. 1993, I. 146 ff.; Vierteljabreachr
wrteeneok. Philo... 21. Bd.; Jodu Lekrbuck der Perckologie. 1909. II». 24
Aabs, Zur percboL Analyse der Wert. 1900; B. Ebdmabh. Logik I*. 1907, N
X. Bnaa. Da» Denken a. sein OegsneUiirt. 1900. 8. 166 (f.; L XBbBOB, Inhalt und
Gegenstand. 1907; Lim, Naturwissenschaft u. Welteneekauung, 1909; Ksr
f f. System. Philo«. XIII. 1912; Höxioswald. Kantetndicn XVI I. 1912 (cieke
Methode); DoBBBB, Ensyklop. d. Philosophie. 1910; Eiraioras. Probleme der Wissen
sensit, 1910; W. Fbbytao, Der Reausaan» u. de» Trenaeendenzprobleni, 1903; Die
Erklärung der Aufienwelt, 1904 ; Zur Frsge der RealitAt, 1906; Eisleb, Dee Bewußtsein
\i Benwelt. 1900; H. Ostes, Die Realität der Außenwelt, 1912; Bebosox, Ilatiere
et memoire*, 1909; Jokx, Seele und Welt, 1912; Horronio. Der menschliche Gedenke.
191 1 (Subjekt und Objekt sind twei Gesichtspunkte, die nie geeehieden werden können ;
■ui« h unser eigenes Subjekt, such ulnare Erkenntnisformen werden xu Denkobjekten;
wir haben nie ein reines Subjekt, sondern immer ein objektirieites Subjekt, nie ein
reines Subjekt, eondern immer ein suhjekti viertes Objekt); H. Laxe, Das Problem
Objektität — Objektiv. 447
der Gegenständlichkeit in der modernen Logik, 1912; Driesch, Ordnungslehre, 1912.
Nach Mcller-Freiexfels (Irrationalismus, 1922) entsteht das Objektbewußtsein
aus dem Widerstandsgefühl beim Handeln. Külpe (Die Realisierung, 1912, I, 17)
betont den Unterschied zwischen Begriffen und Objekten als Gegenständen des
Denkens. Die Objekte haben Eigenschaften, die nicht materialiter mit den Merkmalen
der Begriffe zusammenzufallen brauchen. „Es gibt verschiedene Begriffe bei gleichem
Objekt und verschiedene Objekte bei gleichem Begriff." — Vgl. Ding, Sein, Realität,
Wahrnehmung, Phänomenaüsmus, Subjekt, Relativismus, Erscheinung, Ding an sich,
Transzendent, Immanent, Bewußtsein, Tatsache, Physisch, Körper, Natur, Solipsismus,
Kritizismus, Erkenntnistheorie (Literatur).
Objektität: Objektsein für ein Subjekt. So nennt Schopenhauer den Leib
die unmittelbare 0. des „Willens" (Welt als Wille u. Vorstellung, I. Bd., § 18, 30).
Nach Riehl ist vom Sein der Objekte deren „Objektsein" zu unterscheiden.
ObjelctiT: zum Objekt (s. d.) gehörig, es konstituierend, es auf sich beziehend,
vom Objekt herrührend, durch das Objekt bedingt, gefordert, sachlich. Objektiv heißt
das „an sich", unabhängig vom erkennenden Bewußtsein Existierende (Realismus),
aber auch das vom Subjektiven (s. d.) im engeren Sinne, Individuellen, Psychologischen,
von bloß subjektiver Vorstellung, Meinung, Wertung unabhängig Geltende, in
allgemeingültigen Erfahrungszusammenhängen, Begriffen, Urteilen, Urteils-
zusammenhängen Fixierte und Bestimmte. Ein Urteil ist objektiv, wenn es — frei
von persönlicher, subjektiver, einseitiger Stellungnahme, Vorurteilen, Affekten u.dgl. —
rein auf Grund des zu beurteilenden Tatbestandes, der „methodisch", d. h. erfahrungs-
und denkmäßig geforderten Relationssetzung, gefällt ist. Durch den Willen
zur Objektivität kann das Subjekt sich immer mehr zu dem Standpunkt allgemein-
gültiger Urteile und Wertungen erheben, d. h. solche Relationen herstellen und sodann
auch anerkennen, die von aller Willkür, Zufälligkeit und Einseitigkeit unabhängig
und so gedacht sind, wie sie als Inhalt eines (theoretischen oder praktischen) „Bewußt-
seins überhaupt" sich darstellen müssen. Es kann also objektive Wirklichkeiten,
Wahrheiten (s. d.) und Werte (s. d.) geben, ohne daß „Wirklichkeit" „.Wahrheit"
und „Wert" im metaphysischen Sinne „an sich" zu existieren braucht (Standpunkt
des kritischen Idealismus).
Bei den Scholastikern und auch noch später bedeutet „objektiv" („esse
obiective") den Gegensatz zum Realen („esse formaliter", „in re"), nämlich das bloße
Sein als Gegenstand der Vorstellung, des Begriffs, des Denkens, das, „was im bloßen
obiicere, d. h. im Vorstelligmachen, hegt und hiermit auf Rechnung des Vorstellenden
fällt" (Prante, Gesch. d. Logik III, 208); vgl. Suarez, Metaphys. disputationes II,
sct. 1, 1). So stellt auch Descabtes das „obiective" im Sinne von „per repraesen-
tationem" dem Realen („subiective", „formaliter", „in rebus ipsis", „extra nostram
mentem", „in obiectis") gegenüber (Meditat. III; Princip. philos. I, 57, 67, 70, 199;
vgl. Realität). Baijmgarten unterscheidet „fides sacra obiecti%'e" (Glaubensinhalt)
und „f. s. subiective" (Glaubensakt; Metaphys., § 758). A. F. Müller aber z. B.
übersetzt schon „obiective" mit „an sich und außer dem Verstände" (Einleit. in d.
philo.-?. Wissenschaft, 1733, II, 63).
Nach Tetens bedeutet Objektivität emer Sache, daß sie allgemein und notwendig
so erscheinen muß („Ein beständiger Schein ist vor uns Realität"). Das „Objektivische"
ist das „Unveränderliche und Notwendige in dem Subjektiviscben", das Allgemein-
gültige (Philos. Versuche, 1776, I, 535 ff.). Damit nähert er sich dem Kantschen
Begriff der Objektivität (s. Objekt). Objektiv ist nach Kant das für jedes vernünftige
Hfl Objekt! y — Od.
Wmm Gültige, die tob der Willkar desSobjekts i
Verknöpfung von DitM der Ansohson'ng, Urteils sind obskur, wenn sie „in einem
Bewußtsein Oberhaupt, d. L dann notwendig vereinigt werden" ( Prolegomena,
f I8f.. Stk Nor dadurch, da durch die ..Kstegoris" der Ksnsslitit «ine gcwiser
Ordnung in de« Zeitverhaltols unserer VoreteUnnge« kommt, erlangen *»•» objektive
die Objektire Folge der Bisatiaasliin dadurch, dt* ^toe Regel nun Grande liegt,
Cttv aUM tmjQÄMX} CUaMat UfUUUtf OH* ^T ABfOMUAttttflHl TWUnVNkf Msf tiM MMMW SS OSO w*
sohlen" (Kriu d. reu. Vernunft. & 187k - Ran. deliniert kritiech: „Objekte
heißt für jedes erfcennendi Wesen gültig sein" (Der philo.. Kritirismu. II 2. 164).
Nsch Tn. Um kn des BewnUiiisi der Objektivität des BswnUssin der ,, Forderung"
des Oegeasundes; ss gibt eine objektiv gsriohsste, reine OagereHsndssppsiwptioo
(Einheiten a. ReUtioose, 1901. & 10 ff). Nach Wovor sind objek
Tatsachen, die sof dem Wegs fortschreitender Berichtigttng der Wahrnehmung nicht
l" (Logik l», 1 693-96, 416 ff . k VgL VoLULT. Erfahrung
1696; HOrrora, Der ■«ichMihi Gedanke. 1912; K Kt vrze. Die
Lehre eon der Objektivität, 1906; Faiacaanaa.Koai.an. Whwassoh ■
Wirklichkeit. 1912: Poiscaat, Der Wort der Wissensenaft. 1906. 8. 196 f.; Bock».
OisUhji fttinsmngsii der Gegenwart, 4. A. 1909; B. J. Hamilton. Erkennen und
1912 (gipmslnrfflns - ..objektosT. gegenetandemaBig ~ ...
..objektive Philosophie" begründet R. H. Fasja*: Bios. Die Gesetae dss Lebern.
1991. - VgL Subjektiv, Gültigkeit, Qualität. Relation, Wahrnehmung. Objektivismus
Ideehsmus, Werk, Geist, Realität, Wirklichkeit, Tataache. Konformismus, Logik.
Objck tltr (das) nennt Mataoao dm Qsaarartsnd von Urteilen und Annahmen;
es gibt Seins, «ad 8oseins~0bjsktive. VgL Objekt
Objektivierung: Vi igegsisnündliehnng, cum Objekt (s. d.) nnoksn, dank
f^MtfaiM der Auimerkaamkeit sof einen InksH, der dann vom psychischen Akt i
nn, oder (im engeren Sinne),
(s. Objekt), oder durok
Ureachen der Wahrnehmung ( vgL UrmXJBS, PsvchoL d. Erkenneos I. 225 f. und
„Auedruckatheorie" ha Oogsianti rar psyehotogiechen ..Objektivs tionethcor*
Nach SoaoraffaACaa ist die msssrisik Welt eine „Objekti vation". ein für das 8abjekt
OegeneUndHoh- Werdende. „Wittens" (DJs WcRals WiDs a. Vorstellung, I. Bd.. § IT ff .1
s. Idee). VgL KüLra, Die Realisierung L 1912. Nach Natubt. Allg. Psychologie I.
1912, 154 kt Objektivisrung - Gesetseeerkenntnis. - VgL urteil (JtaosaiJDi),
Wissenechait (MCssrtaaano). Wahrnehmung.
Objcktiviamunt 1. Anerkennung objektiver, allgemeingültiger (oder ..an
sich" gültiger) Wahrheiten, Werts, Normen, im Gegen— li cum „Subjektivismus".
O. sind Platox, Lamra, Kajct. Hegel. Bomuro, Hcssasx, Coaas. M&vsTaaaano.
RiGKaftT, Manroiro u. s, (vgL Wahrheit, Wett); X Aufstellung objektiver (d. h. nicht
sustandheh-eubjektiver) Ziele und Maßstab« dss sittlichen Handelns (z. B. Höher-
entwicklung. Kulturforderung. Gememschaftaicederung). VgL Sittlichkeit, Gegen-
M.in.lsthrorü*. I/urik.
Obreptiont Erschleichung. VgL Subreption.
Od nennt Karl von RatcaamaOB die von ihm angenommene, von dea Gegen-
ständen, insbesondere von den Organismen sosströmende, von ..Sensitiv, i
Offenbarung — Okkasionalismus. 449
Kraft („Odstrahlen"). Vgl. Odisch-magne tische Briefe2, 1856; Der sensitive Mensch,
1854; 2. A. 1910; Die odische Lohe, 1866; 2. A. 1909.
Offenbarung {d.-coxdÄvtpig, revelatio, nianifestatio): Kundgebung eines
Verborgenen durch Zeichen, insbesondere Kundgebung des göttlichen Wesens und
Willens in der Xatur, in der Seele des Menschen, im Geistesleben, in der Geschichte.
Nachdem Juden- und Christentum insbesondere hat sich Gott durch besonders
begnadete Persönlichkeiten offenbart. — Nach Spinoza kann sich Gott nur durch
den Geist des Menschen kundtun (Theol.-polit. Traktat, K. 2 u. 15). Nach Lessing
ist 0. ,, Erziehung, die dem Menschengeschlechte geschehen ist und noch geschieht".
Sie gibt dem Menschengeschlecht „nichts, worauf die menschliche Vernunft, sich
selbst überlassen, nicht auch kommen würde; sondern sie gab und gibt ihm die
wichtigsten dieser Dinge nur früher". Zuletzt wird sich Gott rein durch die Vernunft
offenbaren (Die Erziehung des Menschengeschlechts, 1781). Nach Kant gibt es nur
eine einzige Religion, aber verschiedene Glaubensarten an göttliche Offenbarung, d. h.
„verschiedene Formen der sinnlichen Vorstellungsart des göttlichen Willens, um ihm
Einfluß auf die Gemüter zu verschaffen" (Der Streit der Fakultäten, 1798; vgl. Die
Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, 1793; vgl. Religion). Nach
Fichte ist die 0. als ethisches Erziehungsmittel möglich (Versuch einer Kritik aller
Offenbarung, 1792, § 5 ff.). Nach de Bonald (Oeuvres, 1817—19) ist die O. die Quelle
aller Kultur. — Nach L. Feuerbach ist jede O. „nur eine Offenbarung der Natur des
Menschen" (Das Wesen des Christentums, K. 22). — Vgl. Rousseau, Emile IV;
Koppen, Über O., 1797; Niethammer, Versuch einer Begründ. d. vernünftigen Offen-
barungsglaubens, 1798; Giobekti, Della filosofia della rivclazione, 1856; A. Dorner.
Grundr. d. Reügionsphilosophie, 1903, S. 144; Harnack, Das Wesen des Christentums;
H. Bavtnck, Philosophie der Offenbarung, 1909; Oesterreich (Einf. in die Religions-
psychologie, 1917) unterscheidet als Formen der Offenbarung: Visionszustände,
Glossolalie, Inspiration des Denkens und der Schrift, seelische Innenoffenbarung;
Müller-Freienfels (Psychol. d. Religion, 1920, I) unterscheidet: ausnähme -mensch-
liche und allgemein-menschliche Offenbarung. Vgl. Geschichte (Schelling).
Okkasionalismus (occasionalisme, systema causarum occasionalium):
System der Gelegenheitsursachen, nach welchem a) alle Einzelur3achen eigentlich
nur Anlässe für das Wirken Gottes sind (Mutakallimün, Al Ghazali u. a.; vgl.
L. Stein, Archiv f. Gesch. d. Philos. I— II; vgl. Ursache: Lotze); b) die Wechsel-
beziehungen zwischen Leib und Seele nicht auf direkter Wechselwirkung beruhen,
sondern von Gott (jedesmal oder von Anfang an) so eingerichtet werden, daß jeder
physische Vorgang nur den Anlaß zur Erzeugung des entsprechenden psychischen —
und umgekehrt — durch Gott abgibt.
Den O. bahnt Descartes durch seine Lehre von der Heterogenität der beiden
Substanzen Geist und Körper an, deren Wechselbeziehungen der „Assistenz" oder
„Mitwirkung" (assistentia, coneursus) Gotte3 bedürfen (Epist. II, 55). Okkasionalisten
sind Regis (Cours de philo3. I, 123 ff.), Cordemoy, Clauberg, De la Forge u. a.
Ferner Geulincx, der davon ausgeht, daß wir das, dessen wir uns nicht bewußt sind,
daß und wie wir es tun, nicht selbst verursachen („quod nescis, quomodo fiat, id non
facis"), so daß unser Wille nicht die wahre Ursache der Leibesbewegung ist, die durch
Gott mit dem Willen in Korrespondenz gebracht ist. Seele und Leib verhalten sich
wie zwei Uhren, die ständig miteinander in Übereinstimmung gebracht werden
(Ethica I, sct. II, § 2; annot., S. 204 ff.). Nach Malebranche ist Gott der „Ort der
Geister" und enthält zugleich die Ideen (Urbilder) der Dinge. Tn allem ist Gott das
Ei Bier, Handwörterbuch. OQ
4BQ Okkultismus - Ökonomie.
wahrhaft Wirkend*. Jeden Qeaohahea int nur Anlag für das Auftreten einen andern
(„Dm» eolus re rem cause est eorom omnium qnne evnt Tel Unat; etnntnme autem
non sunt nkt ononne ocoeasoaabs"; De In recbnrebn de In Weite. 1675; Utein. 1685:
Oeurree, 171t). Srnoa* etnetzt den O. durch den „Psrelbbamus* (s. d. i. Lmsxu
durch die prastabübrle Harmonie (• d.). Vgl. ScBortsBACta, Die Welt ab V
Vorstellung, L Bd.. f 26; Lernt, Mikrokosmus*. 1866 f.; Wixdkjukd. Dir I
Tom ZoialJ. 1870. 8. 10. - VgL Ursache.
OkUuh
4ffh die Forsehaag nach dem „Okkulten'', dem durch die gewohnhebe Wunenechaft
fteeh nioht BrJmaatea oder Anerknaaesn in Httar Bad Oebieebbeu, domri .
mit dem er ahm uiawiba Tattindat, int der O. iinmrtohbden, ehe— o tob dar Theoeophie
(e. <LL VgL Aoanra. De orculta philoaophk. 1631 !.; KitsswtTTBB, Osschbatt dea
neonren O.. 1801-84; S. A. 1808; Der O. dea Altertum*. 1805-86; Escacms.
L'oeenhmme et b spirUuehemr\ 1811; ZeHnumtfein: „Sphms' (1886 85). „Neue
Metsphr*. Rundschau '. „loitauhrifl für Xemdogb" u. «. Vgl. IL Fubmai»
okkutawaaeae Ibwegang. 161t; Dtotota. Vom Jenseits der Sesb, 1818 amv
amtm. Dar Othahbrnus Im Weltbild dar Oegeawert. 1680. - VgL Tbeoeophb.
Ökologie beißt die Biologie ab Lehre von der Lebens webe und dea Lebern
bedingungin der Orgaiuemen.
Oknaaanlei Wirtachaftlhmheit. wie aaohdi» Wim mihi ft na der Wirlach
Dm Prinzip der 0. iet das dea Spsrene mit dea Torhandenen Energien ha Sinne der
Erreichung größtmöglicher labtiingrn mit den geringsten Mitteln, mit dem geringsten
Kraftaufwand. Energieverbrauch. Im Sinne der ö. ut die bestmögliche, optimale
Verwendung tob Energie (..Knergetieeher Imperativ": Ostwald). Et gibt eine 0. im
mt macht Energie disponibel, für dm Entwicklung, die Produktion rerfOgbar. Für
die Botiologle Ist ron großer Bedeutung die ..Minathenotnnoni. ,t*n).
In «Irr Physik kommt die ö. ab Prinzip des kleinst msßes
(der kbineten Wirkung. „loi de U moindre action") rar GeHaag (Ltttxiz. Fkrm at.
besondere MstrraaTtrts, Oeuvres 1. 86 ff., L. Etxaa, Uaoat, Laobajfob, W. Hamh
ip des kleinsten Zwanges". R. Matbb. Boltwiakk u. a. VgL Potmo, Das
WeltgeseU dea kbineten Kraftaufwandes, 1803-04; Macb. Db Mechanik*. 1808;
Osama, Denkokonomb und Energbprinxip. 1913.
Ober biobgbehe ö. vgl. L. W. Stbbk. Ztechr. f. Philo«., Bd. 121. Ooumwh»
(». unten) u. a. — Über ö. Im 8enlbch»n TgL J amm. ArtVAarct, Mach (s. dea na ahnten
Artikel). Tauds (Logique eoebb», 1804, & 181). Paaaaao u. a, — Über Wittens
ökonornb TgL R. OoLOscami ler Wilbnekreft, 1806, 8. 152 f.).
(Phiba. Strömungen, 1806, & 406 f.: wiberssohononueche Funktion der Aul
Über 0. im Ästhetischen TgL Htaaraasuis (Sur ba deeirs, 1770). H. Jaoe* ( V.
jahrtechr. f. wbeenech. Philo». V. 415 ff.) u. a. — Für des Soxbb: Taki
Waäd (Pure Sociology, 1003. B, l* l ff.). Katzekhofkb u. a.
Nach R OoUMKauso steckt im Begriff der ökonornb schon der Wertbegriff
(s.d.). lfcw ökonomische Ut da* ..universelb Maß des Mittels' . Db Ö. ab Lehre maß
..evolutionbtbehe Mehrwertbhrc" nein. Sie und ihr Inhalt bt „Kntwicklungs-
Ökonomie", db auf ..Meneehenokonomb" hinauslauft. Des „organische Kapital",
das db Menschen darstellen, muß optimal Terwertet werden, d. h. so, daß bei albm
Verbrauch in d« i .uuner noch „organischer Mehrwert" ersieh wird. d. 1>
Ökonomie des Denkens. 451
Menschenkraft erhalten, restituiert und womöglich noch (durch zweckmäßiges Funk-
tionieren) gestärkt wird. „Menschenökonomie ist da3 Bestreben, unsere Kultur-
errungenschaften mit einem immer geringern Verbrauch an Menschenmaterial, mit
einer immer geringern Vergeudung an Menschenleben zu erzielen, ist das Bestreben
einer wirtschaftlicheren Ausnützung, einer ökonomischeren Abnützung der mensch-
lichen Arbeitskräfte wie des Menschenlebens überhaupt." Sie drängt auf eine „Technik
des Organischen hin", wehrt den „Raubbau am Mutterboden der Produktivität, an
den wertschaffenden Kräften" ab. Vorzeitige Amortisation von Arbeitskräften und
Menschenleben ist unproduktiv und auch sozialbiologisch schädlich. Der Rückgang
der Geburtenziffern bei höher stehenden Rassen nötigt zur Verbesserung der Qualität
der Menschen (Entwicklungs Werttheorie . . ., 1908; Höherentwicklung u. Menschen-
ökonomie I, 1911; Friedensbewegung u. Menschenökonomie, 1912, u. a.; vgl. Entwick-
lung). — Vgl. Kepler, Opera I ; Newton, Philosophiae naturalis principia mathematica ;
Voltaire, Oeuvres, 1785 ff., Bd. 26; Helmholtz, Zur Geschichte des Prinzips der
kleinsten Aktion, 1887; Driesch, Ordnungslehre, 1912 („Grundsatz der Sparsamkeit
der Setzungen" oder „des unbedingt notwendigen Schrittes" als Prinzip der„Ordnungs-
lehre"). Vgl. Archiv für Rechts- u. Wirtschaf tsphilos., 1907 ff. Vgl. Soziologie,
Geschichtsphilosophie.
Ökonomie des Denkens (Denkökonomie) ist das Prinzip der Erreichung
höchster Denkleistungen mit dem geringsten Aufwand an Denkenergie oder das
Prinzip, mit den Denkmitteln (Begriff, Urteil) ein Maximum von Erkenntnissen (von
Wahrheiten, Gesetzen . . .) einheitlich-allgemeingültig zu umfassen, zu fixieren, zu
formulieren. „Die Denkfunktionen sollen planmäßig so betätigt werden, daß ein
Maximum von Denkgegenständen mit einem Minimum von Denkinhalten vorgestellt,
beurteilt und in Schlüsse verarbeitet wird" (Kreibig, Die intellektuellen Funktionen,
190Ö, S. 330). Da3 schon bei G. Bruno, Locke, Lichtenberg u. a. angedeutete
Prinzip betonen besonders R. Avenariüs (Philos. als Denken der Welt . . ., 1876)
und E. Mach. Nach letzterem sind die Methoden der Wissenschaften ökonomischer
Natur. Die Naturwissenschaft hat zum Ziel den „sparsamsten, einfachsten begriff-
lichen Ausdruck". „Die Wissenschaft kann als eine Minimumaufgabe angesehen
werden, welche darin besteht, möglichst vollständig die Tatsachen mit dem geringsten
Gedankenaufwand darzustellen." Die Denkökonomie ist ein logisches Ideal, der
oberste Grundsatz der Verarbeitung des Erfahrungsmaterials durch das Denken (Dia
ökon. Natur der physikal. Forschung, 1882; Die Mechanik*, S. 6, 519, 527; 6. A. 1908;
Erkenntnis u. Irrtum2, 1906, S. 134, 174 u. ö.). Den Wert der Denkökonomie betonen
auch Ostwald, Goldscheid, Jerusalem, Vathinger, Kleinpeter, Petzoldt,
Clifford, Stallo, Pearson, P. Volkmann, Poincare, W. Franke, der Spar- und
Wirtschaftsökonomie unterscheidet (Untersuch. zurGegenstandstheorie, 1904, S. 263 ff.),
H. Cornelius u. a.
Daß die Denkökonomie schon die obersten Bedingungen des Erkenne ns voraus-
setzt (die logisch-transzendentalen Grundlagen desselben, das ideale Ziel einheitheben
Zusammenhanges u. dgl.), daß sie nur sekundäre Bedeutung hat, und die Einheit,
welche die Vernunft anstrebt, „nicht bloß ein ökonomischer Grundsatz der Vernunft,
sondern inneres Gesetz der Natur", nicht ein „bloß ökonomischer Handgriff der
Vernunft, um sich so viel als möglich Mühe zu ersparen", sondern die Idee einer
objektiven Einheit (Ka.nt, Krit. der reinen Vern. ; Anhang zur transzendentalen
Dialektik) bzw. daß die Forderung nach eindeutiger Bestimmtheit der wahre Sinn
der Denkökonomie ist, lehren Kant, Riehl, Hussebl (Logische Untersuch. I, 197 ff.),
Hönigswald (Zur Kritik der MACHschen Philosophie, 1903, S. 40 ff.), O. Ewald
29*
I5f Olfaktometer — OntolofUcher Beweis.
(R. ATcnariua, 8. 101 ff.), Rctm, Wo»pt, D»l»na«(Oidaiiienli hie, 1912). <
Voucklt. Gewißheit u. Wahrheit, 1918, 352 ff.; Gaktcs, Denkökooomie u. Energie,
prinzip. 1913 u. e, - Vgl. Bndsntigkell, Begriff. Ding (Mac«).
OlfuktOMeters Itutrument nir Mneaing der Empfindlichkeit den Geruch
rinnen, die Mich heia Msnsohai «ehr groß ist. Das O. (von Zwaaedehake«) wird
ergänzt durch den »Ganuhseattsisa" (von E. Hanaus«).
41 im in der indiechen Philosophie da* hoiHgn Inat. den Mittel, na zu Brehman
Er hnt nähme Mono (matras). Dichik, «0 Upankdtads, 1906.
(Ontogenene): Entwicklung de« Individuum.
\ V! Bfaf iH-tw. h.
"utologie (ontologia, zuerst bei 0UAtr««*o; vgL Outoeophia. 1666; Lehre
vom «V, Seienden): itlgannlm Seinewkwenecheit, Lehre vom flihwiilen als eokhen
und dcoeeu n— ~r ■- — imniaai ifhjs«nlnin IThjHsiuhsftai. Bei Pi.ato* tritt sie
eJe „Dialektik", bei A*i»tot*l*b und den tklwlontihan als „erste Philosoph»" bzw.
Metaphysik (s. d.) auf. Bei Cm*. Wotrr wird sie aus ersten Teil der Metaphysik
(„Ontologia seu phflnaophia prian est sotentis «ntis in gnners seu qustenus ens est").
„0. — qone dt ante in genere et gonersBbue entina nttsctionihns agit" (Philo», petan
sive Ontologia, 1730, f 1. 73t Vernünftige Gedanken von Oo- in.««.
Ober Chr. WoWs Ontotogie, 1910).
Karr eeut an die Stall» dar O. die ..TrsjiazeodenteJphitoaophk' (». <i. ). Das»
Art der O. ist ein „System alier Vemtandeabegriffe und Grundsatz», aber nur sofern
sw auf Gagenstnnde gehen, weiche den Sinnen gegeben und ateo durch Erfahrung belegt
werden können" und enthalt die ..Bedingungen «ad ersten Elemente aller unserer
Erkenntnis a priori" (Ober die Fortschritte der Metaphysik, Klein» Schriften III». 1906.
„Philo*. Bibl."). Bai Hbobl- ist die 0. Kategorierdehre als ..Lehre von den abstrakten
Bestimmungen den Wesens " (Enzyklop. f 33). bei H«k*a*t ein TeU der Metaphysik
(Allgemeine Metaphysik, f 199 ff.). VgL A. i*r8c«2, Lehrbuch der Philos.. II*. 1912
(O. - „die Waaaahaft, welche den Substanxbegriff untersucht"). VgL Bauio.
San. Abriß dar Ontotogie, 1898; L. W. 8t«*». Peraon u. Sache L 1808. 168ff.;
C**a»u*c. Ontologia, 1902; Law**. Lehrb. d. Philos. I. 1909. VgL Ontotoghunus.
Metaphysik, Wesen, Gegenstands* hre.
Ontologriaehrr Bewein für das Dasein Gottes ist der Schluß aus dem
Begriffe oder Wesen Gottes ad dessen reale Existenz: Gott ist dasjenige Wesen, das
nur als seiend gedacht werden kann, denn das Höchste, Vollkommenste. Absolute
muß die Existenz sitae* haften, kann nicht bloßer Dankinhalt sein. Ware Gott
seiend, so wir» er - was ein Widerspruch ist — nicht das Größte, denn es wurde ihm
die Existenz fehlen. So argumentiert zuerst Axsxlm von Cajtt**sc*t (..At oerte id.
quo maius cogiteri nequit, non potest esse in intellectu solo. Si enim quo maius cogitari
non potest, in solo intellectu foret, utique eo, quo maius cogitari non potest cogitari
potent . . . Existit ergo proeul dubio aliquid, quo maius cogitari non valet et in
intellectu et in re"; Proslog. 2 f.). Dagegen wendet schon Uacxilo (..Liber pro
inMpiente") ein, daß aus dem Sein Gottes im Denken noch nicht die Existenz Gottes
folge; die Realität eines Gegenstandes muß schon feststehen, bevor aus dessen Wesen
etwas gefolgert werden kann. Darauf Axsxlm: Gott als das Größte kann nicht als
nicht «eiend gedacht werden (Liber apologstiona 3; vgl. schon Acocsrnrcs, Cbnfendon,
VII. 4). Thomas vox Aqtixo und andere Scholastiker verwerfen das ontotogfaohe
Argument. Erneuert wird es von Dbsoabtbs: Wir denken Gott, das vollkommenste
Ontologismus - Optimismus. 453
Wesen als notwendig und ewig, die Existenz gehört notwendig zu seinem Wesen, ist
von ihm untrennbar („Ex eo, quod non possim eogitare Deum nisi existentem, sequitur
existentiam a Deo esse inseparabilem", Meditation. V; Princip. philos. I, 14). Nach
Spinoza schließt Gottes Wesenheit die Existenz ein (Eth., defin. I, prop. XI).
Gegen das ontol. Argument wendet Kant ein: „Die unbedingte Notwendigkeit
der Urteile ... ist nicht eine absolute Notwendigkeit der Sachen." Negieren wir das
Subjekt samt dem Prädikat eines Urteils, so besteht kein Widerspruch. Ferner:
Existenz ist kein Merkmal, das noch zum Begriff eines Dinges hinzukommt, sondern
bloß „die Setzung des Dinges mit allen seinen Bestimmungen, wodurch also dieser
Begriff gar nicht erweitert wird". Aus bloßen Begriffen läßt sich keine Existenz
herausklauben, es gehört dazu noch Beziehung auf mögliche Erfahrung; daher ist
für übersinnliche Objekte keine Möglichkeit, ihr Dasein zu erkennen (Krit. d. rein.
Vernunft, S. 469 ff. ; Kleine Schriften Dil2, 135). Hegel wiederum verteidigt das
ontolog. Argument und meint: „In der Tat ist alles Endliche dies und nur dies, daß
das Dasein desselben von seinem Begriffe verschieden ist. Gott aber soll ausdrücklieh
das sein, das nur ,als existierend gedacht' werden kann, wo der Begriff das Sein in
sich schließt" (Enzyklop. § 51 ff.; WW. XI— XII). Und Lotze erklärt: „Wäre das
Größte nicht, so wäre das Größte nicht, und es ist ja unmöglich, daß das Größte
von allem Denkbaren nicht wäre" (Mikrokosm. III2, 557). — Vgl. Dobneb, Grundr.
d. Religionsphilos., 1903, S. 205 f.; J. Körber, Das ontolog. Argument, 1884;
W. Schmidt, Der ontol. Gottesbeweis. Geschichtlich-kritische Übersicht bis Kant, 1900.
Ontologismus (rö ov, das Seiende): 1.— ontologisches Verfahren, Ableitung
der Existenz von Dingen aus bloßen Begriffen; 2. Lehre, daß das göttliche Sein Objekt
geistiger Intuition sei oder durch Teilnahme am göttlichen Erkennen erfaßt werde
oder daß die „Ideen" Modifikationen des göttlichen Geistes selbst sind (unter dem
Einflüsse Piatons, Augustinus, Malebranches: Cabtuyvels, Hugonin, Ontologie.
1856 — 57). — Giobertis „ontologische" Formel lautet: „L'Ente crea resistente"
(das Wesen erzeugt die Existenz; Introduzione, 1839 f., I, 5 f.).
OntOSOphie ist (nach Claeberg) soviel wie Ontologie (s. d.).
Operari sequitur esse: Das Handeln folgt aus dem Sein, ist dem Sein,
Charakter gemäß (Scholastik, Schopenhauer). Vgl. Willensfreiheit.
Ophiten (oder Naassener): Name einer gnostischen (s. d.) Sekte, welche einen
„Schlangengeist" verehrte.
Opposition (oppositio): Entgegensetzung, Gegensatz (s. d.), logischer oder
realer Art.
Oppositionsschliisse (Entgegensetzungsschlüsse) sind Folgerungen aus
der Wahrheit (Falschheit) von Urteilen auf die Falschheit (Wahrheit) entgegengesetzter
Urteile. Z. B. Alle S sind P = wahr, dann: Kein S ist P = falsch; Einige S sind P
= wahr; dann: Kein S ist P = falsch; Einige S sind P = falsch; dann: Kein S ist P
= wahr; Kein S ist P = wahr; dann: Einige S sind P = falsch; Einige S sind
nicht P = wahr; dann: Alle S sind P — falsch; Einige S sind nicht P = falsch; dann:
Alle (einige) S sind P = wahr. Vgl. Bachmann, System d. Logik, 1S28, S. 160 ff.;
Kbeibig, Die intellektuellen Funktionen, 1909; E. J. Hamilton, Erkennen und
Schließen, 1912.
Optimismus (optimus, der beste) ist 1. die Gemütsdisposition, welche alles
von der guten Seite auffassen, überall nur das Gute sehen oder erwarten. Menschen
RM
and Verhältnisse vertraaenevoll beurteilen laßt; 2. die phihwophbiAe Ansicht, da8
ab möglich b*. dafl daa Ute« wartvoll, ta bejahen bt. Dar Standpunkt, daß
der Welt (and im iiaiiawMhih smbbn Leben) immer bemer wird, immer besser werden
kann, beiot „MiMari—i" (e. d.k 8osialer O. bt der Glaube an den eorJalrn
(PMwneon-anitareuaay rormmau» ta* o. j am? meaacanett. urr ,jeanamorK>aiamci>'
bbrt das ObarwiafM dar Laat in dar Werk — Erinnerungsopt i mismus heiOt db
Nafgang. Vergangenes in dar aVmt g optimbtbeber aa benrteJba (Kowaurwmn.
8tadbn aar PevohoL daa Pessimismus. 1904; Jr/ao, BtttnntaPt, Orrxtt, Daa
Cfedichtab*. 1011. 8. 104k Dag hmtbrtoote Erbbnbea bamar in dar Erinneren*
bleiben (wie Paten. Jtmo. Kowaurwau. A. Srmorataartn. 1008, Prrtt«
annehmeak bt, nacb Ott* an (Lt. 8. 104k niobt erwbeen.
Den O. vertritt schon Plato», nacb welebem dar göttlich* Deaüurc ab <W Beate
war daa BahBatU schaffen konnte aad db Ordnung, dm er berat. ' nordnun c
rorxof (geevteM« **# e Amt a>eM ad* aswra — - *it r*|«r «et* fw* i
di«t<t(i«4, *j^aa>ness aasten mdree a>«ee*, 9i/u4 4t eeV (r erV 4er« »* dflers»
tfäw MXAm *44w »4 ■aXbaeae, Ttamsi 00 Ak Die Weh btem voDhommr
Waa»a(Tla^»0A,»DkateMaaa>rOottMa.a.04B;e|L0SBk Mit seiiwr Tcbologb
(a. Zweek) bt auch Aanrroraxaa ab Optimbt anzusehen. Ifwiwaonrbra begründen
daa 0. db Stoiker. Gott, db Vernunft aad Vorsehung dea Alb, bnkt alle*
Onten (Kuurratn. Hvmnus auf Zeus, Btohaaaa ErJoga I, 00k Alba bt
Vorsehung geordnet aad db Übel (a. d) erhöhen Indirekt db VoBkommenbrr
Ganarn (a. Theodbaa, Übdk Aaeb Puma, nach dem alba vom s-XtBchcn „E>
aaagebt and daa Bflae (s. d) nur negativer Art bt aad mebt sam Outen füh
Optimbt (Ennead. III. 2. 5k Den O. laiüabm ferner Bornnr* (De na wobt ton*
philo». II k Acoramrca, Taoaus voa Aoctxo. Nrcotacft Ctnuurtm, Gnaaato B»
SrarotA, SaarrtseraT. Port, db deeteobru Popnlarphilosophen, Laanvo.
Htnota, Gorrat a. a, 8retrmatbeh bagitudetden Optirn. Lttttn, nacb welchem db
unter albn möglichen, db Oott bat dar Sohöpfuitg IdaaD inibgini, db baate bt
flb muß ea »ein. denn Gott ab daa Vollkommene* kann nur daa Beate vom Mogarhrn
wählen. Dafl Gott aiaa dar Motjfaabrit nach doch vonhomrneaer* Welt nicht gekannt
oder nicht haha anaafbn können oder wotba, wider anrieht nbnten Gottes.
Gott hat alba ao gearhaJIaa. daJ aa arhhaOaoh aam Guten fuhrt und daB daa i:
der Natur mit dem der Gnade in Harmonb steht. In einer Welt endlicher Weern
Übel (•. d.) unveramidnch, aber ab dbnen höheren Zwecken (Thaodbae I II
Monadologb00;Prii»ripedebiiatare, 10k Gegen dbsen Optim. wenden sJchVoLTaiaz
(Candide ou l'optimbme, 1708) and Scsortsaar/at, der den O. für eine „ruchlos*
Denkungsart" halt (e. Pcaaimbmaek Ka*T bhnt den endaaaw«oloabohea O. (d
seihst früher vertrat: Veranch einiger Betrachtangen Ober den O.. 1750) ab. claubt
aber an den mcnachncaen Fortachritt. OpUmbtm aind Ficht» (W aamV,
nach dem „alba Wirkliebe vernünftig" bt (a. PanJogbauv 5 Karst, Lortt.
FtCHXtt, Deaaixo (Der Wert dea Lebet»*. 1004k J. Diraoc(Der Optimbrou*. 1881k
Öuklt-Niwix (Koamodbee, 1877k E. Mtiacatltorr (Beitrage zur optimbt. V<
anachauung. 1008; Studbn über db Natur dea Marwohwn. 1010k Ntrracai (a. Lebeak
Güraü. L. STtnc (aoriabr O.; Der aozbb O.. 1005) u. a. Einen ..tebologbeher
(Aussicht auf Erlösung der Welt) verbindet mit dam ..eudimonologbchen" Pemlmbmaa
(s. d.) E. v. HatTMAX*. Zum ..Meuorbmua" (a. d.) bekennen sich G. Euot, P. Catcrs.
Jamks, GrtTCtt. R. GoLDSCRtro, Ukold u. a. H. Lota kommt trotz dea „wissen-
schaftlichen Pessimismus" (Unerkcnn barkeit dea Ursprungs and Zwecks des Daeeina)
Optische Täuschung — Ordnungslehre. 455
zu einem „grundlosen Optimismus", zur Freude darüber, daß der Endlichkeit die
Unendlichkeit mit ihren Verheißungen gegenübersteht (Der grundlose Optimismus,
1897). Vgl. Prantl, Über die Berechtigung des O., 1880; Gass, O. u. Pessimismus,
1876; Münsterberg, Philos. der Werte, 1908; Zur Psychologie des Optimismus;
Müller- P'reienfels, Persönlichkeit u. Weltanschauung, 1919 (psychol. Fundierung
des O.).
Optische Täuschung s. Sinnestäuschung.
Ordnung {zä^is, ordo) ist Verknüpfung, Gruppierung, Anreihung von (realen
oder ideellen) Elementen, Einheiten in der Weise, daß jedes Glied eine bestimmte,
eindeutige Stelle in der Gruppe oder Reihe einnimmt oder daß das irgendwie (von
irgendeinem Gesichtspunkt aus) Zusammengehörige (Verwandte, Ähnliche . . .)
entsprechende Stellen zugewiesen bekommt. Zuordnung (Koordination) ist die
eindeutige Beziehung der Glieder verschiedener Gruppen oder Reihen aufeinander,
so daß jedem Glied auf der einen ein bestimmtes Glied auf der anderen entspricht
(vgl. Ostwald, Monistische Sonntagspredigten, 2. Reihe, 1912, S. 361 ff.). Es gibt
eine O. des Neben- und des Nacheinander, eine räumliche, zeitliche, kausale,
teleologische 0., eine äußerliche und innerliche, logische, sittliche O. Das Denken
(s. d.) ist eine ordnende Geistestätigkeit. Die Anschauungsformen (s. d.), Raum und
Zeit, sind Ordnungen des Erfahrungsmaterials, „ideale Ordnungsmöglichkeiten".
Ebenso wird durch die Kategorien (s. d.) die Mannigfaltigkeit des Gegebenen einheitlich
geordnet, wobei auch angenommen werden kann, daß den durch die Erfahrung aus
der Erkenntnisgesetzlichkeit aufgegebenen Ordnungen der Phänomene Verhältnisse
im „An sich" der Dinge entsprechen. Die Gesetzmäßigkeit der Ordnung in der
Mathematik (s. d.), Logik und in den Fundamenten der Wissenschaft ist „apriorisch",
allgemeingültig-notwendig, eine Bedingung wissenschaftlich -objektiver Erfahrung.
Wenn auch die einzelnen Ordnungen (s. Gesetz) in der Natur nicht dem „reinen Denken"
allein entspringen, so ist doch die „Ordnung überhaupt" ein apriorisches, ideales Ziel
des reinen Denk- und Erkenntniswillens, zu welchem Ziel die Anschauungs- und
Denkformen die methodischen Mittel darstellen. In diesem Sinne gilt Kants Ausspruch:
„Die Ordnung und Regelmäßigkeit . . an den Erscheinungen, die wir Natur nennen,
bringen wir selbst hinein" (Krit. d. rein. Vern., S. 134; vgl. Gesetz, Natur). Vgl.
Natorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910, die Arbeiten
von Cohen, Cassirer u. a. (s. Erkenntnistheorie).
Nach Spinoza ist die 0. und Verknüpfung der Ideen dieselbe wie die O. und
Verknüpfung der Dinge selbst (s. Identitätsphilosophie, Eth. II, prop. VII). — Fichte
bezeichnet Gott (s. d.) als aktive sittliche Ordnung des Alls („ordo ordinans"). — Nach
Cournot ist die Idee einer „rationalen Ordnung" apriorisch (Essai, 1851, II, 173 ff.,
384 f.). — Nach James, F. C. Schiller (Humanismus, 1911) u. a. ordnen wir das
Chaos des Gegebenen erst zu Tatsachen (s. d.). — Nach Bergson ist O. etwas Relatives,
nur in bezug auf bestimmte Ziele besteht eine O. (bzw. Unordnung; L'6volution
cröatrice6, 1910, S. 242 ff.; ähnlich Joel; vgl. Zweck). Vgl. Lipps, Psychologie3,
S. 117 ff. („ordnende Apperzeption"); Sigwart, Logik I2, 1889—93, 326, 369 f.;
II2, 10, 695 ff.; 4. A. 1911; J. von Heyden-Zielevicz, Der intellektuelle Ordnungs-
sinn, Archiv f. systemat. Philos. VIII; J. Schultz, Die Maschinontheorie des Lebens,
1909 (Ursprünglichkeit einer gewissen O. in der Welt). — Vgl. Recht, Kosmos, Chaos,
Regulation, Optimismus, Raum, Zeit, Form, Zahl, Reihe, Methode, System.
Ordnungslehre nennt H. Driesch die „Lehre von den Ordnungsformrn
dessen, was ich mir gegenüber habe", „die Lehre von der Gesamtheit der Ordnungs-
Lfif OrC«n
Sie Ut verwandt mit der „Logik" und „K«4eforieiikhre". hat e» mit dem
„Wimen". aber nicht mit der Erkeemtaie (eine« Realen) zu tan. Siebet'
..immanenten" („solipaistieeben") Ausgangspunkt, gebt eue von dem
denkend". Sie beruht auf „Selbatbeainnung"; eher die Peychoiogie •
wieeenecheit macht eie selbst ent nrtgUch. Die O. ist „ForderungeiemV . denn
Denken heißt ..fordernd ordnen" (Ordnunsalshrs. 1912. 8. I ff.. WirklichkeheJrhrr.
1017). Vgl Postulat,
Orgmm (eVT—we. Werkneug) heißt dar Bestandteil «teer lebendigen BbiheH,
der ihr als Mittel aar Erhaltung und Entwicklung dient and mibe* durch de« Zu
eemmrnirirken aber Svstenvfcaiente bedingt ist. Durch funktional»» Anpassung
können Orgeno gestärkt und modifiziert werden. Im weiten« Sinne epricht man euch
von Organen der Gemuschaft, des Staate« (vgl. Soziologie). Organiaeb (e>/«rt«#V):
innerlich verbanden, mit einer Wechselwirkung. Koordination. SoUdariu-
nweHnHleile einea lebenrUgan Gänsen laagsalsHU. Vgl AntTOTaUa. De pari,
animalhim I ft. fteßb 14; Da anim* II I. 41?» 18. - Vgl. Soziologie.
Orgnaif— pflaalaiBg a. Oemslnsaiprtndnng
Orwmniantiont nnhr»thrh r ikmlWp, eegamfcohj Wrhmdunjr und
Gliederung. Eine O. iat «. R die menaobHcbe Gesellschaft (vgl Soziologie). AU
Quelle daa Apriorischen (a. d.) betrachtet F. A. Laj»o« die ..psycho • physisch*
Organiaation".
Organ lache WelUnurhannagi Aufiamong daa Alk ab orginwobaa.
cmheitlichea. durch Innerliche WinlanlraAbiinean verbundenes, lebendige« Onnaaa.
In tsreoausdunee Wams hegen eine aolobe Aaffaaaang AaifTOtmas. die St«
Puma, Tiele Renaiesancephilosophen (pAaacsxsvs, O. Baciro u. a.), Lamra.
Haanan, Goethe, Scaaxuxa. Kjucbe. TaaxDZLE*ar*a. Lotte, Fncasaa, Karst*
u»o. Cxamummiuix, JoU (See* a. Weh, 1911). Rnaoeo» (a. Laben). Fnaxcft. Bio».
Dia Gaaataa daa Leben«, IUI. u. a. Vgl M. Knswan, Grundlagen einer orgazuecnee
Weltanschauung, 1911 - VgL Hyloeoasmua. Materialismus, Zweck.
Orwanisaesui iat ein (aoa hoch im wngaeelilan chemiaohen Subetanaen
Nwlmlwindra) Ganzes ron durch innige Wechecibeziehangsu twbuadnaon Bratend
teilen, deren jeder ebenso das Ganze bedingt, wie er ealbat durch daa Ganze bedingt
wird; ein rinbeiüiehe« Kraftesystem mit daa Hfwsanliiftaa dar Qulbetiiihsllaiig im
Stoffwechsel, der Regeneration, de« Wachstums, der Fortpflanzung, dar Irritabilität
(a. d.) and Sensibilität (a. d.\ der Aaaimüation (a. <LV der apontanen Bsmgung, der
Belbetregulation, der Entfaltung ron innen herauf ans Anlaß sealoaindar Beize, der
Anpassung an die Umgebung, der Differenzierung, Vererbang aew. Dss Auszeich-
nende des 0. gegenober dem Anorganiacben Engt nicht im Beate einer ..Leben«
kraft", sondern in der spezifischen Art dar Verbindung and Konfiguration dar Teile,
des Zusammenwirken» derselben, der (innern and äußern) Form des Ganzen,
von der die besonderen orgaiuschen Funktionen unmittelbar abhangig sind. Darob
diese Form, durch den Vorrat *»— t*~Hg sich erneuernder Energien, durch die (indi-
riduell and generell gefärbte) Vorgeecbiohte (Vergangenheit) des O.. durch deaaen
„organische« Gedachtals" (s. Hneme) wird der O. zu etwas der Umwelt gtisjalhnr
relativ Selbständigen, mit boaouderet Einheit und Aktivität Begabten, am so
mehr, je höher der 0. entwickelt ist (besonder» durch sein rnntralhnertes Nerven-
system). Der 0. ist demnach von den Maschinen, welche ja künstliche Gebilde sind,
unterschieden. Von „außen" gesehen, mit den Denkmitteln der äußeren, ainnHnh
Organismus. 457
vermittelten Erfahrung betrachtet, ist der O. ein „Gefüge" materieller Elemente
und ein Zusammenhang von Prozessen, deren Ablaufsweise zwar eine organisch-
spezifische Form hat, also nicht auf abstrakte Gesetze der Mechanik zurück-
führbar ist, die aber doch sich immer genauer in physikalisch-chemische Vorgänge
zerlegen lassen. Vom Standpunkte der innern (unmittelbaren) Erfahrung und der
ihr gemäßen Denkweise ist der 0. ein Zusammenhang psychischer Triebkräfte,
von Strebungen (Tendenzen), die von Einfluß auf die Erhaltung, Selbstregulation
und Entwicklung (s. d.) des O. sind, ohne daß die Reihe des Psychischen durchbrochen
zu werden braucht (vgl. Parallelismus, Identitätsphilosophie, Zweck, Leben). Die
letzten organischen Elemente werden öfter als „Biogene" bezeichnet.
Betreffs der ersten Entstehung der Organismen gibt es folgende Hypothesen:
1. Schöpfungstheorie (ist übrigens auch mit anderen Anschauungen vereinbar,
wenn die „Schöpfung" esoterisch verstanden wird); 2. kosmozoische Hypothese:
die Organismen werden als Keime von anderen Himmelskörpern (etwa mit Meteo-
riten) auf die Erde verpflanzt (De Matllet, Helmholtz, W. Thomson, S. Arrhenitjs,
Das Werden der Welten3, 1908, u. a.); 3. Das Organische ist ebenso ursprünglich
wie das Anorganische (Liebig, Arrhenitjs: „Panspermie", s. d. ; J. Schultz,
Stöhr, Letzte Lebenseinheiten, 1897, u. a.); 4. kosmorganische Hypothese:
die Organismen stammen von einem Urorganischen (Protorganischen), das An-
organische ist sekundär (Schelling, Fechner, Preyer, Naturwissensch. Tatsachen
und Probleme, 1880, S. 51 ff.); 5. Theorie der Urzeugung (s. d.) aus dem An-
organischen. — Vgl. L. Zehnder, Die Entsteh, d. Lebens, 1899 f. ; O. Lehmann,
Die neue Welt der flüssigen Kristalle, 1911; M. Benedikt, Kristallisation u. Morpho-
genesis, 1904; R. Hertwig, Über kausale Erklärung der tier. Organisation, 1910.
Betreffs der mechanistischen und vitalistischen Theorien vgl. Leben.
Als zweckmäßige Gebilde, in denen die Teile den Funktionen (ngägeis) des
Ganzen dienen, um eines Zweckes willen bestehen (De partibus animalium I, 5:
tö fihv ogyavov näv Svexd vov) und die durch eine Seele (s. d.) belebt sind, bestimmt
die Organismen Aristoteles, dem die meisten Scholastiker sich anschließen. Für
Descartes hingegen ist der O. ein Mechanismus, und eine Seele ist mit ihm nur im
Menschen verbunden. Nach Leibniz sind die Organismen „natürliche Maschinen",
die bis in die kleinsten Teile aus solchen „Maschinen" bestehen; diese Teile sind
„Monaden" (s. d.), immaterielle, seelenartige Elemente (Monadologie 64). — Nach
Kant ist der 0. ein Wesen, in welchem „alles Zweck und wechselseitig auch Mittel"
ist, wo also jeder Teil durch alle übrigen und um dieser und des Ganzen willen existiert,
Ursache und Wirkung zugleich ist. Nach bloß mechanischen Prinzipien ist der 0.
nicht restlos zu erklären; es ist nicht zu hoffen, „daß noch dereinst ein Newton auf-
stehen könne, der auch nur die Erzeugung eines Grashalmes nach Naturgesetzen, die
keine Absicht geordnet hat, begreif lieh machen werde". Doch ist es vernünftig und
methodisch gefordert, „dem Naturmechanismus ... so weit nachzugehen, als es mit
Wahrscheinlichkeit geschehen kann" (vgl. Zweck; Krit. der Urteilskraft, § 65 f.). —
Nach Wundt besteht der 0. aus einem System von „Selbstregulierungen" mit einem
psychischen Innensein (System d. Philos. II8, 1907; Grdz. d. phys. Psychol. III3,
725 ff.; Logik III3, 1908, S. 639 ff.). Nach J. Loeb sind die 0. „chemische
Maschinen" (Annalen der Naturphilos. IV). Nach W. Ostwald sind sie „stationäre
Gebilde", durch die ein dauernder Energiestrom geht (Abhandlungen und Vorträge,
S. 298 ff., Phil, der Werte, 1912). Nach E. Mach sind sie „Automaten, auf welche
die ganze Vergangenheit Einfluß geübt hat" (Erkenntnis u. Irrtum, 1906, S. 27).
Nach J. Schultz sind sio „Typovergenzmaschinen" (s. Leben). Nach R. Gold-
4.',S Orcanon Oupnekhat.
■od eb ..Koufignretinnr n von RichtungBhttennjteeen , »ynrrgetbehe Krai
jil« xi'Ti« n. ,..M .' »..t-i!« ti . Bgpeväw "M RMMpHHM! Mi r (inw nv • i
phynbcho Biehtkrilta, Enlili »iln «. dgL, db mr der „WnnMriiwiii im Vlufcwus"
ueenibcnrüch macht (nflhweneabhmnf n. Mi«rh«nBhae.nmh I. 1911. S. 103 ff )
— über Rum, Dune« n. a. e. Üben. — Vgl. 8oouin, W\\ 13.14.1 6;
Hioa, .N.turphik».. 8.430«.; Ensyktop. f 336 ff.: E. L. Pnora*, Ober
Ptlniip der Organisation. ISO; fKira, Ideen cur BcJhftnfnnge- und Entwicklung*-
geeehirhtr. 1873; R. 9r. CkuMsaujun. hUnt1. 1906. 8. 47<»
von dm Oigsiibnmii. 1999; Vnwit, Die Btogenhypnüwer, 1909; Bovnu.
Die O. ab hbftwbehe Weeen. 1909; P. Jmn, Orpnbchi ZwecJcinedijrkrit. 1907;
Kaien«*»*. Die Konrergen« der O.. 1901; fluniw. Mneme*. 1909; E. Rir.
Ihr Vererbung ««mlnnei Ptgeniffhiften, 1907; Benaeo». Lerolution crea-
1910 (deutach 1912); X. Habtiu». Pbiloe. Onmdfregm der Biologie.
J. Sontt/rx. Jahrhoehor d. Philo*. I« 1913 (Philo*, dee Organbchen). A. 8-roua.
Der Begriff dee Lebern, 1909; Wolfo. Owtwald. Die •%">.
ubbibn Bwbetnn» fai „Knhnr d. fl.genwrt Hl«. I. 1913; E. Laotw,
Bit eb>eiVtt*TbM>ber Oi peie«i ii, ebde.;D«wtM. Der BejrW (Worten Poem. 1919. -
VgL Entwicklung. Leben. Ureeufmng, Prefarmation, Vererbung, (bdanhtnb,
*^V*^^^^_^ m)&^h«Ln^mAW Eu^MAda^aLak VLä^M«^^BaaiA B*«t<iL>«i«
i/im^ JnoiB09vn «wweS wupinHi oosmo^pw
Or(M«ni Titel drr ron den Ihmwgebwrn der aibtotrlbrhen 8« i
rügten loghohen Arbeilen dee Auerorau» (De ratrgorib, de interpretationr
analytica priore et poeteriore, topire, de eophbtieb ebnchbL E,:
wrfaOte P. Baook. ein „neue* Oiganim" Lambert Neeh K i
der ninrn Wrnunft ein Inbrgrifl fbrbnigen Priiuinrn . . .. neob denen alb n
•*«e e priori können erworben und wirklich Knetende gebrecht werden*'
(Kriu d. rein. Vernunft, 8. 43).
OrigiabVrt o. gebende Erfahrung nennt Hvaenax (Ideen r. *, rtinm I'
menoiogie I. 1913, 7) die Wahrnehmung.
« > 1 1 {t6*<H. loci») btteine Stellr im Kaum, der roo einem Korper «jngennmmrnc
Sanderraum in Besiehung sa enderen RaumsteDen betrerhtet. isTorrJ.es.
Pbje, IV 2, 208« 27 ff.; Cm. Wolft. erdenken vo> | 47;
Kulte, Grundr. d. Psycho!., 1993, 8. 308 ff.; Hörrc>i*o, Der menachliclv
I'll (Dir Orte sind ursprünglich ab qualitative Versduedrnheiten gedacht; durch
das Messen, die Deckung von Raumteilrn werden efe ab gleichartig rrkann
durch das Zusammenfassen der gleichartigen Elemente ei gibt *U ue Raum);
Stöckl, Lehrbuch d. Phikw. II*. 1912; Ruhme. Lehrb. d. augem. Pnychol.». 1908. -
VgL Raum, Topft, Lokalzcicheii. Lokafieation.
tri tlioffeneni* (*>.**«, gerade; /#>*•««. Werden): geradlinige, beetteunt
gerichtete Entwicklung drr Lebewesen: H. Th. Ems* (Die Entstehung der Arten, 1888;
vgL Entwicklung).
Ortho» Loro« (<tefl6< Ä6ro«, recU ratio): rechte Wrnunft. die dae Sittücbe
trifft (Hebakut: «Uiji*% Ä6yot', Ajustotkl»». Eth. Xicom. VI 13. 1 144 b 23. I
Btolker, vgl. Cicebq, De leg. 1. 7: I.
Orthonophie: Lehre vom Richtigen (R. .Stammler. Die Lehre vom richtigen
Recht, 1912, S. 821 ff.).
Oupnck'hatt I'- tische Obereetzung der Upaniahaden.
Pädagogik. 459
P.
P ist das Zeichen 1. für das Prädikat (s.d.) eines Urteils, 2. für den Oberbegriff
des Schlusses, 3. die „conversio per accidens" (s. Konversion).
Pädagogik.: Erziehungskunsfc, Wissenschaft von den Prinzipien und Methoden
der Erziehung des (jugendlichen) Menschen nach allen Richtungen der menschlich
spezifischen Vervollkommnung im Sinne des (historisch-sozial bedingten aber zuoberst
allgemeingültigen) Menschheiteideals. Die Ziele der Erziehung gibt die Ethik und
die Kulturauffassung (Kulturphilosophie), während die Psychologie die Handhabe
für die richtige, zweckmäßige Beeinflussung des Menschen gewährt. Einer Erziehung
bedarf nicht bloß der Intellekt, sondern auch das Gemüts- und Willensleben, sowie
das sittliche und soziale Empfinden und Wollen (Moralpädagogik).
Die P. ist eine, wenn auch von der Psychologie und Philosophie beeinflußte
praktische Wissenschaft, die hier nur gestreift werden kann.
Pädagogische Lehren finden sich (von Philosophen, Psychologen usw.) bei Platon
(RepubJ. : Erziehung in den Dienst des Staate gestellt, „Sozialpädagogik"), Aristoteles
(Politik VIII: Physische, intellektuelle und sittliche Bildung zu tüchtigen Staats-
bürgern), Cicero, Seneca, Quintilian u. a. In neuerer Zeit bei Melanchthon,
J. Sturm, F. Bacon, Ratichius, J. A. Comenius (Didactica magna, 1657, u. a.:
Induktive Methode, Realien), J. Locke (Some thoughte concerning education, 1693:
Naturgemäße, harmonische Erziehung), Rousseau (Emile, 1762; naturgemäße,
individuelle Erziehung), A. H. Francke, Basedow (Nützlichkeitsstandpunkt,
„Philautropinismus"), Salzmann, Jean Paul (Levana, 1807), Kant (Vorles. über
Pädagogik, 1803), Pestalozzi (Ausgang von der Anschauung und deren Formen,
harmonische Ausbildung, Selbständigkeit; Schriften, 1819—26; 1898 ff.), Fichte
(National- und Sozialpädagogik: nur durch innere Umwandlung kann das deutsche
Volk sich wieder erheben; Erziehung ist Staatesache, sittlich-nationale Erziehung;
Reden an die deutsche Nation, 1808), Hegel (vgl. G. Thaulow, Hegels Ansichten über
Erziehung u. Unterricht, 1853 — 54), Schleiermacher (Pädagog. Schriften2, 1876),
Beneke (Erziehungs- und Unterrichtslehre, 1835—36; 4. A. 1876; Schüler: Dressler,
Dittes u. a.), Herbart (Sittliche Ziele der Erziehung, Bedeutung des Interesses,
Unterscheidung von „Regierung", „Unterricht" und „Zucht"; Umriß pädagogischer
Vorlesungen, 1835; 2. A. 1841; Allgemeine Pädagogik, 1806; Pädagogische Schriften,
hrsg. von Willmann, 2. A. 1880) und seine Schule: Th. Ziller (Allgemeine P„ 1892;
„Kulturstufentheorie"), Th. Waitz, Stoy, Frick, H. Kern, Ostermann, H. Schiller,
W. Rein (P. im Grundriß2, 1903; P. in systematischer Darstellung, 1892; Enzyklopäd.
Handbuch der R, 2. A. 1904 ff.), O. Willmann (Pädagog. Vorträge4, 1905; Didaktik
als Bildungslehre4, 1909; Die Erhebung der P. zur Wissenschaft, 1898) u. a. — Auf
neuerer, zum Teil der experimentellen, Psychologie basieren die Arbeiten von Spencer
(Education, 1861, deutsch 1910), James (Talk to Teachers, 1899; deutsch 1900),
L. Strümpell (Psycholog. P., 2. A. 1909; Pädagog. Abhandlungen, 1894), W. Mönch
(Neue pädag. Beiträge2, 1896; Zukunftepädagogik2, 1908; Kultur u. Erziehung, 1909),
P. Barth (Elemente der Erziehungs- u. Unterrichtelehre4—5, 1912; Gesch. d. Erziehung,
1911), E. Dürr (Einführ, in die P„ 1898), Paulsen ( Gesammelte pädag. Abhandl., 1912;
Allgem. R, 1912), Hönigswald (Die Grundl. der Pädagogik, 1918); E. Spranger,
Lebensformen2, 1921; Semmel, Schulpsychologie, 1921.
Experimentelle Pädagogik: W. A. Lay (Experimentelle Didaktik3, 1910),
Mecmann (Vorlesungen zur Einführ, in die experimentelle P., 1907; 3. A. 1914 f.;
|0Q PaUngeneate.
mit Lay die Zeitacbrift „Db Experim. Pld.", 1906 ff.). W. OerwaLn. Dar«
Impentir. 1912; Ifwww, Kritik der Lehn von der UitMrrlchtamethode, 1906. -
Vgl G. Omca, Principii di pedagogb generab. 1900; E. Lixde. lYraonuehkeits.
p*dago«ik«. 1900; Sannva»*. Die modernen psychoL 8ysteme u. die P, 1912;
A. Sraw.**. PhUos. Pädagogik, 1912; J. Wbltos. The frycJsology oC Bdocaäon. l
J. KumonuB, KnrwicklougaasitunoL o. Enbhnngewbssnech , 1912 o. a.: Archir
Ober ..pädagogische Pathologie" and „Hetlpidagogik" rgj. StbCmtblXh
Die pftdag. Ptthologb*. I8M; Koon. Die psyuhopsthosohen Mmderwertigkeben,
1891-99; TL Hblub. BeilpAdngogih. 1912; Ober PeychoL a. Psyohopathologb
des Kinde«, 1911 n. * Zebeohrtft: ..Der Underfehbr'*. I898H.; Honecfl Eint,
Die körperlich» Entwicklung dee flnhelHHn; 8onDT, Dm Sahnlkind. 1914; Rsn
a. SB.«, Dm Kind, mm korperhohe o. geistige Entwicklung. 1911
Sosialpidagogik bt ■nihil Hhbnh orbuebre» Pädagogik. 8b beirechtet nach
iTO» die Knbhnng eh bedingt daroh dee Oiiihnihifülilii ■ and «ogbbh eh)
Sie Im „Theorie der WffleneUMnng auf der Grundlage der
und ihr Problem bilde« db „Wruhsolhsibhengnn «wischen Enbhang
and (bmefanohair (SoaJeJpld-*. 1909; rgt llbysmi P.f 1906; Gmmbmm* Abband
rangen nr SodeJped.. 1907; Philosophie «. Ptdegogik, 1909). Vgl. P. BnontA*.«
{8otbb P. 1900); KxsTwmv Bodsipad. u. NewIdeoJbmns. 1907 (roo Eoatw beeüv
flnBt): Bcdd«. Swbfrldogogfh a. IndlridaaJpAdegogfli in typischen Vertretern. 1913;
Theoretische Pädagogik. 1911
Arbeitspädagogik: Bcnonm, ArbeitepAdagogik, Geeohbhte. Kritik, Weg-
1914; 8«xoiu Arbeimeehub. Arbeitoprimip o. Arbeitemethode.
Gatoio, Didektbohe Präludien; Didektbche Ketserebo; Db Schob im Dfcnete der
werdenden Pereonlichkeit, 1917; Knaounran*. Begriff der Arheitaeehule, 1917*;
MnxTMexMi, Selbem tige Endehang im frohen Kindeeslter.
Über ethieehe P. vgl. Fönmn. Jagendbbre. 1907; Ubenefahrang. 1909;
Sexuabthik a. SerueJpAd.. 1907. u. a. VgL Patot, Db Enbhang dee WObne. 1901 ;
BavMAinr, Ober Wlflene- o. ChareJnbrbildvng, 1897.
Ober pädagogische Psychologie egL E. Blum. La pedobgb. Ann. psych. V.
1889; Gsrnutaxv. Gr. der päd. Psycho!.. 1880; P. BnontA**, Lehrk der päd.
Pfycbol., 1901; G. Main. Päd. Peychol., 1904.
VgL H. Sodookto, BfeWt. io db ahedombohe Pädagogik. 1907 (Idee der
..Hocbaoholpldagogik"); W. JncaauM, Db Aufgaben dee Lehrers an höheren
Schulen. 1912; SoBU*n*T.Sou>ns, Db menenhHohe Enbhang. 1906; Jodu Gesch.
dnr Ethik II'. 1912; Gubutt, Der Deatache and eeine Schab. 1909; B. Otto. Db
Zukanfteechob; M. Haramm, VornehmheH and Tüchtigkeit, 1919»; Mctteche ab
Endeher, 1921; K aas «um, Pädagogik, 1920; Müix»-F*m»rrrxs, Bildungs- and
hVsbhangakbale. 1921; Hmonr, Db wichtigsten Süomungen im pidagog. Leben
der Gegenwart. 1919*; J. Coh». Der Gebt der Enbhang. 1919; FninMUBH-KöExn*.
Philosophb u. Pädagogik, Kantetodbn. 1917; Bildung u. Weltanschauung, 1921;
Litt. Db Methodik dee pidagog. Denkens. Kantstodbn 1921 ; „Pädagogik" in „Kuluu
d. Gegenwart" (Bd. System. Phüoa.). — VgL Kinderpsychologie, Ethik. Psychologie.
Palingenenie (naAtyyritia: xdJUw, y/r*oit): Wiedergeburt der Weh and
der Dinge in ihr (s. Apokataetaeb); sittliche Wiedergeburt ; Auferstehung; Erneuerung.
Whistos (Nova telluris theoria, 1680) nimmt Boxxrr an. daß eine Auf-
erstehung der in der jetzigen Periode verstorbenen Lebewesen erfolgen werde (La
palingenesb philos., 1769; deutsch 1769). Xach Hxrdkb bt alles in der Welt in ewiger
Palingenesis — Panpsychismus. 461
Palingenesie (WW. XVI, 341 ff.). Vgl. Schopenhauer, Die Welt als Wille und
Vorstellung, II. Bd., K. 41 ; Über sittliche Wiedergeburt vgl. Kant, Die Religion . . 1793
(Umkehrung des obersten Prinzips des Wollens durch eine „einzige unwandelbare
Entschließung"). Vgl. Seelen Wanderung.
Palingenesis: Wiedererzeugung, Wiederholung von Lebensformen der
Vorfahren im Unterschiede von der „Caenogenese" (den Neuerwerbungen): Haeckel.
Vgl. Biogenetisch.
Pampsychismus s. Panpsychismus.
Panbiotisnins ist die Ansicht, daß überall in der Xatur Leben herrscht
(P. Carus, The Monist II — III). Den P., bzw. Panvitalismus vertritt besonders
auch H. Bergson (s. Leben); Franc£, Bios, Die Gesetze des Lebens, 1921.
Panentheismns (näv, All; iv #«£, in Gott): All in Gott-Lebre, wonach
die Welt in Gott beschlossen ist, ihm immanent ist, von ihm umschlossen wird. Gott
(s. d.) ist hiernach die geistig-persönlich gedachte oberste Einheit, innerhalb deren die
Welt als Mannigfaltigkeit relativ-selbständiger Einheiten Bestand hat und zugleich
das göttliche Wirken zum Ausdruck bringt.
Den P. lehren Plotin (Ennead. VI, 6, 7), Augustinus („Omnia igitur sunt in
ip3o", Soliloqu. I, 3, 4), Joh. Scotus Eriugena (De divisione naturae III, 1), Meister
Eckhart („Got hat alliu dinc in ime selber, und üzer Got enist niht"), Xicolaus
Cusaxus, Malebranche, nach welchem Gott (s. d.) der „Ort der Geister" ist und
alle Dinge durch ihre Ideen (s. d.) in Gott sind (Recherche de la verite, II, 5), Lessing,
(Über die Wirklichkeit der Dinge außer Gott, 1763), Chr. Krause (von ihm der
Ausdruck: Alles ist in Gott, Gott offenbart sich in der Welt; ., Alles ist und lebt in,
mit und durch Gott." „Die Welt ist nicht außer Gott, denn er ist alles, was ist." Vgl.
Vorlesungen über d. System, 1828, S. 254 ff.), M. Carrl£re, I. H. Fichte, Lotze,
Fortlage, 0. Pfleiderer, Fechner, Wundx (System d. Philos.3, 1907), Boström,
Eucken, nach welchem die Gottheit „absolutes, zugleich weltüberlegenes und in der
Welt wirksames Geistesleben" ist, Paulsen (Kant) u. a. Vgl. Gott.
Panlogismus [*är, alles; P.öyoe, Vernunft) heißt die Lehre, daß das absolute
Wesen des Seienden Vernunft, vernünftig, logisch, Idee (s. d.), ein Prozeß logischer
Entwicklung (s. Dialektik) ist. Die Dinge und Vorgänge in der Welt sind hiernach
Momente einer Selbstentfaltung des Logischen, Vernunftmäßigen und als Stufe in
dieser Entfaltung ist „alles Wirkliche vernünftig", auch wenn es in seiner abstrakten
Isolierung unvernünftig erscheint oder nur als Übergang Wert hat. Es besteht in der
Welt ein einheitüch-vernünftiger Zusammenhang, den die Wissenschaft aufweisen
will (vgl. G. Lasson in seiner Einleitung zu Hegels Enzyklopädie, 2. A. 1905). Den
P. hat systematisch Hegel begründet (vgl. Idee, Vernunft, Dialektik, Begrüf). Vgl.
Logismus.
Panpsychismus (xäv, All; ipvx^, Seele): Allbeseelungslehre, heißt die
Ansicht, daß allen Dingen Beseeltheit, seelisches Leben in irgendwelcher Form und
Intensität (Empfindung, Gefühl, Streben) zukommt, daß es nichts absolut „Totes",
Seelenloses, Empfindungsloses gibt, daß die Dinge ein „Innensein" oder „Fürsichsein"
haben, daß sie in ihren Reaktionen gegeneinander (bei „Reizung") etwas „verspüren"
und eben auf die innerlich verspürten Reize strebend reagieren. Während der
dogmatisch-unkritische, naive P. den Dingen menschenartige Seelen zuschreibt und
diese am* das Physische direkt einwirken läßt, betont der kritische P. 1. den Unter-
schied des metaphysisch anzunehmenden „Innenseins" der Dinge von der einheitlich-
}t,2 Panp»ychi«mui.
Bewußtheit einer a»muBin Organisation U8eeb" «ad
„■■nWnMirf" oder HiWMiniiM Inmneein; S. die
Bewußtsein luiuiihiftin (aboctwactoeai Sa^cnaesa Anam); 4. die
der NaturkaoseHut, welche das PsTchbche abmab ab „Ursache" in da. Phrabcha
eingreifen beeen kann, wohl »bar gestattet, physische Vorging» ab Erscheinung,
Amdrock uijmhbihn (oder wpayohoiifciuhir ) ■ ■hafswiii Der kritbch idealistische
P„ far den db mMiriili Watt db Erscheinung oder ..Obbatreation" afaee (relatreaa)
die rot— ■ aar Talaliifcbjüg cigaatttteher Beaeeltheit enthalt, iet
(s.d.k der db Körper ab eobhe ftr etwas an eich Bsbndrs halt,
mit dem Ugandwb Baaiilthait mbaartsii bt, sa anterachaiden; ea bt nicht aOar P.
bjbsobtbah. aaaa auch sJbr Hytasobmus uMiusatihbthnli bt (rgL Objekt, Treu-
eeendent, Ding an eich).
Dan P. latmfu db griechisohen HyloioUten (•. d.), db Stoiker (vgl.
Cloano, de natura deorum II. 8h Puma (Ennend. VI . i abacblscs,
('aboavcs, J. B. xa% Hautorr. Paiamas (Paamavokb 1 Tu.mii
rerutn I. 1 (f.). 0. Bacao(Dc Ucaaea II:
Potent nach). F. Baooa (..ubiqae
alahaai alb Dinge irgendwie,
sind („quameb dieerub gndfbaa
animata", Eth. II. prop. XIII. soholk Lbsbbu(s. Monade), Daaoaurrs. aUcraarvia,
Dtaaaor, Robust. HaauBa, Gobtob („Materie ab ohne Gabt") u. a. Nach Scai
bt albe im Uniraraam beseelt (WW. 1 6, 217k nach ScaoraamAtraa bt in albm „WUb"
(e. Voluntarismus). Nech Lutbb u. e, beatehan db Dinge aus Monaden (s.d.); sie haben
Nach FacBoraa bt das Oebtiga das Innen« oder 8rlbetsr-n,
r dar Dinge. Ein Teil dee Geistigen bt unbewußt (durch
Bewußtsein»). Db Walt bt ab»
i; db höheren umfassen db niederen und
Auch db Pbaataa sind beseelt, und db Erdeeeb ist, ab i
auf ihr. eine Realität. Qott bt der m MlgsiH", dar alba umfaßt, alba B« walweiu dar
Welt in sich trigt und einheitlich rerkuftpft (Naaaa oder über daa Subabbin der
Pflanaen, 1848; 2. A. 1888; ZeadAreeta, 1881 ; 2. A. 1801 ; Db Tageaanaiaat gsgantbsr
der Nachtanafcht, 1878; 2. A. 1804). Ähnlich baren B. Wrtxa (Den bbendige All, 1808k
K lAsroa (Im Gebt» Fechners, 1801k P. Möbtcs (WW. \ x<anvna (Seelen
u. Zbb, 1808, 8. 84 f.k F. Pauubs. nach welchem db materbOe Welt db ..Efaefaeinung
eines gebtigen All-Lebens" und alle Kraft, Tendenz. WUb bt (Einbit. in d. Philos.,
lt. A. 1808), Hbymams. Aotcaas, Bölschb, Pauly. Fba«c* a. a. P. sind ferner
B. EaDsuaa, G. Landaus*. Hbim. J. Scbcltx. Lim, Stbosq, Moaroa Paracs,
L. AMaaoat, Mohtoombby, Bbchtxbbw (Psycho!, u. Leben, 1808k Foutll8b,
Hörroufo, Haatao. Naobu, O. Caspabi. Noras, L Garnan, Pbbtbb, Zöixaaa,
Habcsbl, Sack, Ratzbmiofsb, A. Waoxbb, Manuaia, Adambiewicz. DauoBur,
J. G. Wh t. ({. Wolft (s. Biooten 1. \\ . Sraaa (s. Pereon). F. C. S. Scbuxeb.
Fokkl, M. Bavaaaa, v. Habtbuitb, H amkbuxo, M. Vkkbtlaxeb, C. Petes*, Baaaaas
u. a. (vgl Voluntarismus: Wo» dt. Kühtmamk u. a.). — Nach P. Cabcs, Jodl,
H. Simaa u. a. haben alb Dinge xwar eine „Innerlichkeit", aber nicht alle sind
beseelt. — Gagen den P. vgl. Rieht. Zur Einfuhr, in dir Philos., 1903, S. 181 I
Vgl. A. Kai-. Der moderne Panpsychbmus, 1904; R. Emun, GrundUgcn d. Philosophb
Pansatanismus — Paralgesie. 463
des Geisteslebens, 1908. — Vgl. Monade, Weltseele, Spiritualismus, Identitätsphilo-
sophie, Pflanzenseele, Seele, Bewußtsein, Unbewußt, Mechanisierung, Voluntarismus,
Leben (Bergson), Identitätstheorie, Parallelismus.
Pansatanisnius nennt O. Liebmann die pessimistische Willensmetaphysik
Schopenhauers (Zur Analysis der Wirklichkeit, 1880, S. 230).
Panspermie (*df, alles; oniffia, Samen): Verbreitung von Lebenskeimen
im Weltraum, von wo sie (durch Strahlungsdruck der Sonne) auf die Planeten gelangen,
um dort unter günstigen Verhältnissen sich zu entwickeln (Abrheniüs, Das Werden
der Welten, 1907). Vgl. Organismus.
Pantheismus (*fir, All; &f6s, Gott; „Pantheist" zuerst bei J. Toland,
Pantheistikon, 1705, deutsch 1897; „Pantheism" bei dessen Gegner Fai, 1709; „Pan-
theismus" bei F. Buddeus, Theses theologicae de Atheismo, 1717) ist die Lehre von
der Einheit Gottes und der Welt in dem Sinne, daß Gott (s. d.) eins ist mit der „All-
Einheit", während die Welt in der Summe der besonderen Modifikationen des Seienden
besteht. Gott und Welt sind nach dem P. nicht zwei einander gegenüberstehende,
getrennte Wirklichkeiten, auch ist die Welt nicht ein Erzeugnis Gottes, sondern ewig
wie dieser. Gott ist und wirkt in der Welt, ist ihr „immanent", durchdringt alles Sein
und Werden, so daß die Dinge als endliche, begrenzte, nur relativ (gegeneinander)
selbständige Faktoren zwar nicht selbst göttlich sind, aber am Göttlichen teilhaben,
Momente des göttlichen All-Lebens oder All-Geistes oder der Welt-Kraft sind. Es
gibt verschiedene Formen des P. Für den „Akosmismus" (s. d.) ist nur die göttliche
Einheit des Alls das wahrhafte, absolute Sein, die Welt als Summe von Dingen aber
etwas relativ Nichtiges, nur der beschränkten Erkenntnis sich Darstellendes, nicht
der alles „sub specie aeternitatis" betrachtenden Vernunft (Indischer P., Eleaten,
Spinoza). Der realistische und naturalistische P. bestimmt die All-Einheit
dynamisch, energetisch, naturhaft, zum Teil ihr zugleich Leben und Beseelung
zuschreibend (Hylozoisten, Stoiker, G. Bruno, Spinoza, Goethe, D. Fr. Strauss,
Haeckel u. a.). Der idealistische P. betrachtet das All-Eine als Geist, als sich in
einer Mannigfaltigkeit von Momenten entfaltende „Idee" (s. d.), Vernunft, Wille
(Plotin, Lessing, Herder, Fichte, Schelling, Hegel, Schleiermacher, Schopen-
hauer, E. v. Hartmann, „konkret-monistischer" P., Drews, Fechner u. a.). —
Es gibt auch einen P., welcher der göttlichen All-Einheit Persönlichkeit zuschreibt
(Fechner, Fobtlage: „transzendenter P.", M. Carriere: „Semipantheismus", nach
welchem ein Teil Gottes zur Welt wird, u. a.; vgl. Panentheismus). Vgl. über die
Pantheisten den Artikel „Gott". — Vgl. Jacobi, Über die Lehre des Spinoza, 1785
(vgl. Jacobis Spinoza-Büchlein, herausgegeben von F. Mauthner, 1912; Jaesche,
Der P., 1826; Deisenberg, Theismus u. P., 188U; Schi ler, Der P., 1884; Drews.
Die deutsche Spekulation seit Kant, 1893; Dilthey, Der entwicklungsgeschichtliche
P., Archiv f. Gesch. d. Philos. VI, 1900; Eucken. Geistige Strömungen der Gegenwart,
4. A. 1909; H. Scholz, Über den P„ Preuß. Jahrb., 1910; vgl. Bd. 92, H. 2; Religions-
philosophie, 1921. — Vgl. Gott, Spinozismus, Substanz, Monismus, Deismus, Mystik.
Pantlielismus (rr«»'. alles; i^eP.nv, wollen) =* Voluntarismus (s. d.),
Allwillens-Lehre. Panvitalismus: Auffassung des Seins als Leben (s. d.).
Paradox, {.-laoüdogoi); wider Erwarten. Ein Paradoxon ist eine dem
Normalen, Gewohnten, allgemein als richtig Angenommenen widersprechende
Behauptung (Stoiker). Vgl. M. Xordau, Paradoxe8, 1903.
Paralgesie: Das lustbetonte Erleben an sich schmerzhafter R<
1'4 Parallelismoa.
raralhli«nsae, logischer (arirennrntethcrwetisthoi L tatdMfw
dwa Philosophen mgesnmstini oder vfirtmmiUrtii Verhältnis zwischen
und Sein» demzufolge beide zwar unterschieden, nicht identisch eind. ahm ihren
In rtimi Anne lehren oder denken Piaros. Asjjtutslss, die Scholastiker u. a.
Karr lehnt die Annahme einer vorauebectimmten Harmonie zwischen den Formen
dee Erhennene und denen das (An eich-) Saint ah. TTlnfngim iet nach ftfi.OTrf ft«wF*
dm Sein »auf ideale Weh» eo gesetzt wie auf reale** ^w* „Ideelee yttd Reales laufen
parallel nchtnsinsndsr fort ata Modi des Seine" (Diataktik, 18», 8. 76); daa Üenken
*ffitf|itrffht dem Sern (8. SSI). Nach TfemnuMmoM iet die l«g*T»>f Einheit am
..Gegenbild dm realen (Jansen" (Logische Untersuch. 1*. 1870, SM; vgl Bewegung).
Dm loghohsn P. »«treten farner Brno (Ojtstut d. Logik, 1842. I. 199). Uuuot
(Gott u. die Katar, S. A. 1866, 8. 660), Ussuwso u. a, Lora betont: „De* Denken,
den Inghuhsn Gammen sshmr Iwwagiinf nlisilsmin, trifft am Ende seinee richtig
dnwMemsBin Weges wieder mit dam Verhalten dm 8eo*mn iieiewai in" (Logik', 1880.
& 66t; rgL Wcsor. Logik*. 1008-08. L 8; Siowabt. Logik I*. I DU,
u Denken, 1886. a SOI; Rimo, Zm Einfuhr, in d. Philos.. 1803. S. 167). -
Vgl IdeDüamphaoaophie. TTtnhgp eiset Teichen. Kttsgrai Anpassung, Wahrheit,
psyehophysitcber. iet dm von vielen
Oeiet und Korper. Seele und Laib, Psychischem und
mtt|
in (wahrer, realer) Wechselwirkung su stehen, als» ohne einandat mgimiltsg direkt
in keoesJer Wams su beeinflussen. Hiernach sind physische Vorgänge als solche stets
nur Wirkungao und Ureachen anderer physischer Vorgänge,
psychische Geschehnisse immer nur psychische Geschehnisse aar Wirkung und
Ursache; nie bewirkt Psychisches (direkt und real) stwae Physisches und
Tilist IT lies ii lim nmiilnsiiii. tiilih TTsiiIiiisimihi siml
darchbrochen; ahm die Glieder dm einen Reihe sind denen dm endeten -
sie im übrigen imeuemilen sind - so funktional tage« das l, defi mit
Vorgingen auf dm einen Seite bestimmte Vorginge auf dm anderen eeikuipft sind
oder mmdmttnt gedanklich su eci knöpfen sind. Et entsprechen also |
promsmn ganx lwntimiata psychische Vm ginge und umgekehrt; t, B. im mit
gewiesen Erregung dm Groftuirnt, etwa einem Znetsnits beginnender Ansirtsong
potentieller Energit ata WiBmmmpub »eibundeu, und dm Oamnetiak snr Kette dm
Bewegungen ale Folge dm TTniiigioi.« Heilung ist dm Ablauf dm WiUcnahandlnng.
ohne daß der Wille direkt Bewegungen ..bewirkt". Als „Arbeitahypotheee" oder rein
empirische Konctatierung wird der P. too sehr vielen im treten, auch von solchen,
welche die Parallelität schließlich am einer psychophyaiachen Wechselwirkung (s. d.)
erklären (E. r. Hartmans. James, Kults, E. Bscam. n. a.). In der Regel ahm sind
die ParaUelisten Gegner dm Wecnselwirtengsthaorie, und vielfach erklären eis die
ptychophysische Parallelität im Sinne einer Art der IdentiUtsphilosophie (a. d.).
durch Zurückfuhrung beider Reihen auf ein Identisches oder Gemeinsame«, das in
jeder Reihe entsprechend zum Ausdruck, cur Erscheinung gelangt oder sieh auf
zweierlei Weisen betrachten, untersuchen, begrifflich bestimmen läßt- Gegen die
Wochselwirkungstheorie wird eingewendet: 1. DieUngleichartigkcitdmPsychtaohen
und Physischen, dm Gegensundes dm inneren (unmittelbaren) und Äußeren Erfahrung,
des Objektiven und Subjektiven, die m verhärtet, beide Schwarten in eine Kanaalreibe
Parallelismus. 465
zusammenzufassen, innerhalb welcher von einem Gliede zum andern übergegangen
werden kann, da hier alles gemeinsame Maß, alle Möglichkeit einer Umsetzung, aller
Angriffspunkt für das „Wirken" fehlt. 2. Das Prinzip der geschlossenen Natur-
kausalität, welches aus dem Vorstehenden sich ergibt und die Forderung einer
konsequenten, nirgends Halt machenden Verfolgung der physischen Kausalreihen
und der eindeutigen Zuordnung ihrer Glieder einschließt. 3. Das Prinzip der
Erhaltung der Energie, wonach die Bewirkung eines physischen Vorganges
durch einen psychischen einen Energiezuwachs ohne Äquivalent, jede Bewirkung
eines psychischen Vorganges durch einen physischen einen Energieverlust ohne
Äquivalent bedeuten würde. Auch die „Richtung" des physischen Geschehens ist
ohne irgendeinen Energieaufwand nicht beeinflußbar, und ebenso ist es bei jeder
„Auslösung" der Fall. Das Psychische (s. d.) selbst aber ist keine „Energie" im
physikalisch-chemischen Sinn, mag es auch in einem System organischer (zerebraler)
Energien zum objektiven Ausdruck, zur Erscheinung gelangen oder sich vom Stand-
punkt äußerer Erfahrung energetisch betrachten lassen. Die Geschlossenheit des
physischen Geschehens verhindert hingegen weder die funktionale wechselseitige
„Abhängigkeit" beider Reihen, noch die Wechselwirkung zwischen dem Geistigen im
engeren, höheren Sinne und dem „Physischen" im weiteren Sinne (Sinnlichen), zwischen
bewußten und relativ unbewußten Prozessen, noch endlich die Annahme, daß alles
Physische (oder doch ein Teil desselben) unmittelbar oder mittelbar eine psychische
„Innenseite" hat (vgl. Identitätsphilosophie, Leib, Seele); nur daß die Naturwissen-
schaft das Geschehen so betrachtet, als ob es rein physisch (mechanisch-energetisch,
physikalisch-chemisch) wäre und die „Innenseite" der psychologischen (bzw. der
metaphysischen) Betrachtungs- und Interpretationsweise der Wirklichkeit überläßt.
Ein regulativ-heuristisch fruchtbares Postulat ist es dann, die eine Erkenntnisweise
so weit als möglich durch die andere (nicht zu verdrängen, zu ersetzen, wohl aber) zu
ergänzen.
Die Theorie des P. tritt in verschiedenen Formen auf. Der realistische P. hält
beide Daseinsweisen des Wirklichen für gleich real, der phänomenalistische P. für
Erscheinungen eines ihnen zugrundeliegenden Realen. Der idealistische P. betrachtet
die physische Reihe als etwas Ideelles, vom erkennenden Subjekt Abhängiges, bloß
als Inhalt eines Bewußtseins Existierendes. Der idealistische P. mit spiritualistischer
Färbung erblickt in der physischen Reihe die objektive Erscheinung eines psychischen
„An sich" (Psychischer Monismus). Der halbmaterialistische P. betrachtet umgekehrt
das Psychische als „Begleiterscheinung" des (realen oder phänomenalen) Physischen.
Endlich gibt es einen universalen und einen bloß partialen P. (vgl. Panpsychismus).
Die P.-Theorie begründet (in Weiterbildung des Okkasionalismus, s. d., vgl.
Malebranche, Recherche de la verite, II, 5) Spinoza auf Grundlage der Identitäts-
lehre (s. d.). Die göttliche „Substanz" (s. d.) hat unendliche „Attribute" (s. d.), von
welchen wir Denken (Bewußtsein) und Ausdehnung kennen, die wiederum in vielen
„Modis" (Besonderungen) existieren. Jedem Modus des einen Attributs entspricht
ein Modus des andern Attributs und beide drücken ein und dasselbe Wesen aus (Eth. II,
prop. VI). Physisches hat nur Physisches zur Ursache, Geistiges wieder nur Geistiges
(„Nee corpus mentem ad cogitandum, nee mens corpus ad motum neque ad quietem
nee ad aliquid . . . aliud determinare potest." „Id ergo, quod mentem ad cogitandum
determinat, modus cogitandi est et non extensionis, hoc est non est corpus: quod erat
primum. Corporis deinde motus et quies ab alio oriri debet corpore, quod etiam ad
motum vel quietem determinatum fuit ab alio", Eth. III, prop. II). Die Ordnung
(s. d.) der beiden Daseinsweisen ist dieselbe. Leibniz, der zuerst von einem „Par-
Bisler, Handwörterbuch. 3Q
Im) Parallelismus.
spricht, kdu* e4ae prastahiherte Harmonie (». d.) zwischen Leib und Saab.
Di» Seele kenn dorn Körper keine Kraft zufahren and auch nicht die Richtung (t. d.)
dar Bewegungen hnlnimmiiii (Monadologie 78 ff.; Philoa. Heuptschriften 1. M
Eüna Uannonie zwischen dam boarufltan und unbewußten Sein lehrt SoULLixa;
auch gibt aa nach das HnheIHngisnarn einen MPexeIlebemnsM in dam Sinne, daA an
dam psyohtsnhss Phänomenen Oigsngnnrlar in dar Natur eich finden (egL Eacmnsi.
mato, Psychologie. 1817. & 6). Dm P. vertritt taorsnucn. nach welchem dar
Witteneak t und dm Afrlfr-i des leibao rrkht im Vrrhnhni* von Umnähe und Wirkung
■Iahen, eondern gieirhwilig sind, weil eia eben zwei Betr^^H^ig atiatii eines
Identischen (des emfpkjakehen „ Willens") sind (Die Wem als Wille u. Vorstellung,
I. Bd, | 18). Nach F. A. La*» im dar subjektive Znatand des empfindenden
,,| iImmmi ■ *-#-«. *-■ m» _ -.-. m fc,nt, _ ,l.„- m ^i_ 1 1 f i Lei ■ ■
v 1*1 i
iutomstsish»i Ibwsgnagapinoil Dm Physiologie muß dm physische
ohne Bereesaiohtigung das Bswnßtaeius durch das Hirn hinduroh bis sur ernten
Veranlassung dm gensen ftiseguaa, anregt ist folgen (üeeohichte dm Materiahsmus',
1908). Der moderne psycho phpabehe P. geht ■■epmlrmmili ron Facuaz* aus, nach
wslahtm Psychisches und Physisches einander ab zwei Saiten, Erscheinung»- oder
fwimiialwipsimaii msmlbio Wesens entsprechen (Zend-Aveeta 1862. 1801 .
Das nnmittelbam fmlbstaam dar Dinge mt nsyohmtm. Ihnrkm lehren Pacum* (Zmehr.
f. Philoa., Bd. 118k Maares, B. WttUL Smono (Why the mmd has a body. 1803).
Leanwm, Adicxzs (Kant contra Hanokel, 1806, 8. 660.), B. Kmduasx (Wissen-
■nhaftHohs Hypothesen ihm Laib u. Seals, 1908k Enoamuc» u. s. Dan
payciitmnisi (s. d.) lehnt hingegen Rmnx ah, nach welchem der P. nur ahm nmthodieohs
Regel ist, die psychologische Analyse dar BcwnJtaaJnmieohoinnngen als solcher mit
der physiologischen ihrer korperhohen Begleimrsoheinangen an verbinden (Zur Einfuhr .
in d. Phikm, 1903, & 168 f.; rgL & 156 ff.); ahnlich Jool (Lehrb. d. Psych«
1908, 83 fU HöfffDDra (PsychoL», 1893, K 2; Der manarhHcne Gedanke, 1911).
Smom (PsychoL 1882 ff., f 179k Bar* (Geist u. Körper«. 1881, K 7) u. a.
Wtnror geht das Prinzip dea P. deren aus, „daß es an und für »ich nur eine Erfahrung
gibt, die Jedoch, sobald sie tum Inhalt wisMnsohsfthohtir Analyse wird, in bestimmten
ihrer Bestandteils eine doppelte Form wkssnsohsftnnhfr Betrachtang ruleßt: ahm
mittelbare, dm dm Qpgsrsitiprsi unemra VssHüsia m ihren objektiven
tnsinanfiei. und eine unmittelbare, die sie in ihrer
inmitten *|Uf übrigen Erfahrnngainhalte dm
„Soweit es nun Objekte gibt, che dieser doppelten Betrachtung untetwutleu sind,
fordert das psychologische Parallelprinsip ahm durchgängige Beriahnng der beider-
seitigen Vorginge aneinander." Von dam slgeninmttnhsn Inhalte dm psychischen
Verbindungen können die physischen nichts enthalten, weil ja hier ron jenem
abstrahiert ist; hieraus folgt, daß che Wert- und Zweckbegriffe außerhalb des
Peralkiiamuegebiotee hegen (Grundriß d. PsychoL ». 1902, & 389ff.; System dar
Philoa. II», 1907; Grunds, d. phya. PsychoL III». 1903, S. 769 ff.). Ähnlich G. F. Lim,
Hetxpach, E. König (Zeitachr. L Philoa.. Bd. 16k B. Kaax, R. Eislkb (Laib und
Seele, 1906; Geist und Körper, 191 1) u. a. Nach Müstnuno ist der P. ein universale*
Postulat (Grunds, d. PsychoL I. 1900, 436, 492). Den P. vertreten femer FotmxßK.
HxTXSJis (Zeitachr. f. PsychoL. Bd. 17). Ziehzx, E. Mach. Pbtzoldt (Das V
Problem», 1912; Archiv f. system. Philo».. 1902), H. Oomnucs, Th. Ltrra, KaaTBM,
J. Schultz, Hodoson, Hcxxey, Lzwza, Ribot, Floübxoy, Ajldiqö. SrauLDom,
Smox, Foul (s. Idcntiteutheorie) u. a.
Gegen den P.. bzw. für die Wechsel wirkungatheoric (s. d.) sind Siowabt (Logik II»,
Paralogie — Paralogismuö. 467
1889—93, 51S ff., 4. A. 1911), Külpe (Einleit. in d. PMlos.*, 1908, S. 215 ff.), Stumpf,
Erhardt, Wentscher, Mosxiewtcz, James (Principles of Psychology, 1890, 1, 136 ff.),
Höfler, Bergson (Revue de metaphys. et de morale, 1904; s. Geist), L. Busse (Geist
und Körper, 1902) u. a. — Vgl. Spattlding, Beiträge zur Kritik des psychophys.
Parallelismus, 1900; P. Reiff, Der moderne psychophys. P., 1901; G. Moskiewicz,
Der moderne P., 1901: E. Becher, Zeitschr. f. Psychol., Bd. 46, 48; Gehirn u. Seele,
1911; A. Müller, 1. c., Bd. 47; B. Kern, Das Wesen des Seelen- und Geisteslebens1,
1907; Ebbixghatjs, Grdz. d. Psychol. I8, 1905; Abriß der Psychol.2, 1909; A. Klein,
Die Theorien von Leib u. Seele, 1906; L. Polak, Kennisleer contra Materie-Realisme,
1912 (Parallelist); H. Driesch, Leib u. Seele, 19202; J. Schultz, Ein Mißverständnis
des paralleüstischen Theorems; Ann. d. Philos. I, 1920 (gegen Driesch, für den
Parallelismus) ; Heymans, Einführung in die Metaphysik, 19203 (psychischer Monismus) ;
E. Lasker, Das Begreifen der Welt, 1913; Kostyleff, Le mecanisme cerebral de la
pensee, 1914. — Vgl. Identitätsphilosophie, Wechselwirkung, Seele, Leib.
Paralogie (naoaXoyla): Vernunftwidrigkeit; auch ein psychopathischer
Zustand, in welchem die auf Fragen gegebenen Antworten in keinem Zusammenhange
mit diesen stehen (vgl. Hellpach, Die Grenzwissenschaften der Psychologie, 1902).
Paralogismus (7iapa.Aoyt.ou6i): Fehlschluß, auf einem Denkfehler beruhend.
Es gibt verschiedene Arten der Paralogismen (vgl. Trugschluß).
Transzendentale Paralogismen („P. der reinen Vernunft") sind nach Kant
Fehlschlüsse, die einen „transzendentalen" (s. d.) Grund des Irrtums haben, die „in
der Natur der Menschenvernunft" gegründet sind und eine „unvermeidliche, obzwar
nicht unauflösliche Illusion bei sich führen". Es sind Fehlschlüsse der rationalen
(metaphysischen) Psychologie, welche die bloß formale, transzendental-logische
Einheit des Bewußtseins, die nur eine „Einheit im Denken" ist, mit einer Anschauung
verwechselt und dann auf sie die Kategorie der Substanz anwendet, wodurch diese
Einheit als substantielle, einfache, immaterielle Seele aufgefaßt wird. Die logische
Einheit des Subjekts sowie die Identität des Selbstbewußtseins ist nur eine „formale
Bedingung" meiner Gedanken und ihres Zusammenhanges, beweist aber nicht die
numerische Identität meines Subjekts, nicht die Personalität derselben (1. und
3. Paralog.). Das „beständige logische Subjekt des Denkens" ist nicht die Erkenntnis
eines realen Subjekts, einer Substanz, von der wir in uns nichts wissen (1. Paralog.).
Ferner ist die Einfachheit des Selbstbewußtseins noch nicht eine Erkenntnis der
Einfachheit einer Seelensubstanz (2. Paralog.). Ohne Anschauung gibt es keine reale
Erkenntnis; alle unsere Anschauung ist sinnlich; da wir vom übersinnhchen Subjekt
des Denkens keine Anschauung haben, so gibt es keine Erkenntnis desselben als einer
einfachen Seelensubstanz. Dem 4. Paralogismus, daß das Ich ohne reale Außenwelt
existieren könnte, hält Kant entgegen, daß das Selbstbewußtsein schon das Objekt-
bewußtsein zum Korrelat habe. Der „dialektische Schein" in der rationalen Psycho-
logie beruht überhaupt auf der Verwechslung einer Idee der Vernunft mit dem ganz
unbestimmten Begriffe eines denkenden Wesens überhaupt. Ich verwechsle die „mögliche
Abstraktion von meiner empirisch bestimmten Existenz mit dem vermeinten Bewußt-
sein einer abgesondert mögüchen Existenz meines denkenden Selbst und glaube das
Substantiale in mir als das transzendentale Subjekt zu erkennen, indem ich bloß die
Einheit des Bewußtseins, welche allem Bestimmen, als der bloßen Form der Erkenntnis
zum Grunde liegt, in Gedanken habe" (Krit. d. rein. Vern., S. 293 ff.). — Nach Bergson
ist die Lehre vom psychophysischen Parallelismus ein „psychophysischer Paralogismus"
(vgl. Revue de metaphys. et de morale, 1904). Vgl. Seele, Selbstbewußtsein, Ich.
30*
IH Paraanmet« — PaaetTlemue.
l'aramMtie ( Erumornngaftlarhiing, „U— ■ ■ memobt
Neuen mit achon Erlebtem, wobei daa in Wahrheit Keoe, Fremde alt
frühere ihnen Ähnliche Erleboieae anbeetimmt and »n»ihe reproduzKrt werden,
dafl die nif mHn Vorgänge über und anter der fluhnnli «ich mit dem neuen Ein-
druck Tiiinyn and 4m Bekanntheitegef uhl miagen . . . Vielleicht aber hu «e
lediglich «hl Gefühl dee eerlnderm« Vototrlmngoaheaem. einer dnrch die Gehirn -
erkmolnnf liiiJhiithni Erleichterung" (Oman, Da« Gedeohtab*. 1911. & 1341.).
VgL Bxmn. Dm Oedirmtnb. 180; Pux. Arehir f. Peychcl VI; James. Prion, of
PaychoL. 18«. I. 675; Jone, Lehrbuch d. PaychoL. 1909. IP. 155 ff. VgL Gedieht»*.
Paranoia {mmfmmm): VerrluktaeiU Irrama. Vgl. Keuaraux
chUtrb», 1909.
Paraplta»i<
Er-
Vom Jaavaai
1918*; Ovnnm, Barfahtaag in db ReLPeych.. 1917 (Knp. X. per».
peychoL Zukutrftaprobbme dar ReL-Pryeh.).
Para»tlic«le (««#4 «le**«*«): iliiitwaani faipflialin, 8torung
finden« durch eine epontene flieg«!* (rgL Rinor. linledine de In
1908, & 105 ff.).
Lama. VgL V. Eoaan. La parob Interieure, 1881; Blnvjxn, Zar Peychnbgb dar
Vr Ibaaetyi 1918. VgL Spreche.
••artikular (perticularb): beeouder». auf da« Beaondere ahm beliebend.
P. Urteile aind Urteile roo der Form: Einige 8 «lad (htw. sind nicht) P. Ee gibt
partikular bejahend« (Symbol: I) und rernainande (Symbol: o) Urteile. VgL Aaurro-
tum, Analyu prior. I 1. 24* IT f «#•>«••« — #> oa>et); Srowaar, Log.
1911; Darusca. Ordnirngabhre, 191t 8. 64 f.; E. J. Hamilto«, Erkennen a.
SohaeBen. 1918.
Partltiaa (pertitio, ?***&)-.
Inhalt« omea Bagram in dm ImUniemnungon (Mwliinhk VgL
Pnrnnl« (»f »«*«): Gegenwart, ineb«aoadere Gegenwart der „Ideen" (». d.)
in den Erecbetaungen, welche aa den Ideea teilhaben (Methexb; rgL Plato*. Phaedo.
100 C). Vgl. TucHxeixu^Oeecluchmdee Begriffe der P.;
III, 1874.
Paeigraphh» baa» jgaf a)i Univeraalachrift, Begrrffmrhrift mit eindeutig
den Begriffen und deren Verbindungen zugeordneten Zahmen (rgL echon Lnaxu.
Opera ed. Erdmann. S. 701a). VgL Ostwald, Vortrage u. Abhandlungen, 1904. —
VgL Logik (mathematiache).
PaNMio: Lahmn, paaatrer Zustand, Affektion. Erregung. Affekt, Leiden
schaft (a. <!.). Vgl. Stöcex, Lehrb. d. Philo». II». 1918. VgL
Paaaiviaaama* Standpunkt den peerieen Oeeohwhenleaerni, inabeaondere
im Sozialen. GegenaaU: Aktivbmu» (a. d.). VgL R. Goldschkid. Kritik d. Willen»-
kraft, 1906, K. 12.
Passivität — Peripatetiker. 469
Passivität ist das Korrelat der Aktivität (s. d.). Im »Seelischen gibt ea nur
relative R, „Reaktivität". Vgl. Materie, Leiden.
Pathetisch (jta&ytixös): eine Erregung ausdrückend. Über das Pathetisch-
Erhabene als würdevolles Ertragen des Leidens vgl. Schiller, Über das Erhabene, 1801.
Pathognomisch s. Sprache.
Pathologisch: krankhaft, abnorm; bei Kant: sinnlich bedingt (vgl.
Liebe). Vgl. Traum, Genie.
Pathos {rcäd-oe): Zustand, Leiden, Erregung, Affekt, Leidenschaft (s. d.).
Schon Aristoteles stellt das xäd-og dem Ethos (?,d-os), dem Charakter gegenüber
(Eth. Xicom. VII 2, 1155 b 10). — Vom „Pathos der Distanz", welches den „vor-
nehmen" Menschen vom Herdenmenschen trennt, zwischen diesem und jenem eine
Rangordnung herstellt, spricht Nietzsche.
Patristih. heißt die Philosophie der Kirchenväter („patres ecclesiastici"),
der Begründer der christlichen Dogmatik, die unter dem Einflüsse der antiken
Philosophie (Stoizismus, Piatonismus, Philon, JSeuplatonismus) stehen. Zu ihnen
gehören Tatian, Justtnus, Irenaeus, Tertullian, Minucius Felix, Theophtlos,
Hippolytos, Lactantius, Arnobius u. a., Clemens Alexandrixus, Origexes,
Gregor von Nyssa, Gregor von Naztanz, Basilius, Ambrosius, Augustinus u. a.
Vgl. Migne, Patrologiae cursus completus, 1840 ff., 1857 ff., 1879 ff. ; Bibl. der Kirchen-
väter (Auswahl), 1869 ff.; J. Huber, Philosophie der Kirchenväter, 1859; Stöckl,
Gesch. d. christl. Philos. zur Zeit der Kirchenväter, 1891; Harnack, Lehrbuch der
Dogmengeschichte4, 1909 f.; Bardenhewer, Patrologie2, 1901; Schmid, Grund-
linien der Patrologie8, 1904; Bäumker, Die patristische Philosophie in „Kultur
d. Gegenwart" I«, 1913.
Pelagianismus heißt die Lehre des Mönches Pelagius (um 400) von
der durch den Sündenfall nicht beeinträchtigten Willensfreiheit des Menschen (da-
gegen Augustinus u. a.). Vgl. Wörter, Der P., 2. A. 1874.
Per aeeidens s. Konversion.
Peraten: eine mit den Ophiten (s. d.) verwandte gnostische Sekte.
Perfektibilismus: Lehre von der fortschreitenden Vervollkommnung,
von der VervoUkommnungsmögüchkeit der Menschheit. — Perfektionismus ist
die Verlegung des sittüchen Zweckes in die (individuelle) Vervollkommnung aller
positiven Anlagen und Kräfte des Menschen. Vgl. Sittlichkeit.
Per impossibile s. Ductio.
Periodizität: periodische Wiederkehr bestimmter Vorgänge. Betreffs
der P. im Organischen und Seelischen vgl. W. Fliess, Der Ablauf des Lebens, 1906;
Das Jahr im Lebendigen, 1916; H. Swoboda, Die Perioden des menschlichen
Organismus, 1904; Studien zur Grundlegung d. Psychol., 1905; Jodl, Lehrbuch der
Psychologie II8, 1909, 180 f.; Kammerer, Daa Gesetz der Serie, 1919; France, Bios,
1921; Meebold, Der Weg zum Geist, 1916.
Peripatetiker {^toi:iaxrttixot, peripatetici; von den rteglnaioi, den
D des Lykeions in Athen, auf denen Aristoteles lehrte, daher „peripatetisch",
im l'mherwandeln): Schüler und Anhänger des Aristoteles, dessen Weltanschauung
I1Q Psripa**---
charakterbbrt ist durch db Unterscheidung ron Form (s. d.) «ad Materie (a. d X
Wirklichkeit (s. d.) und MogMcakafrt, Vermöge* (s. d.). durch die Lehren toi» der
ObjektiriUt der Qnalitatsn (e. <LL ron der Seele (•. d.) ab „Entrbchie" (.. d.) de«
organbeben Körper», rom tltlga« «ad leidenden Intellekt (s. d.). ron Gott (a. d.)
ab dem „erste« Beweger", von der Ewigkeit der Welt (•. d). ron den „Spharm
gabbin", ron der Tugend (a. d.) all Tüchtigkeit der Seele «ad dem Einhalten der
richtigen Mitte, ron der aosiafeu Katar des Meaechen. Ton der Hern^haft cic« Zwtsche«
in der Welt, o. e, P. des Altertums «ad frtaaraa Mittelalter», die t. T. die arbtote-
Uashen Lehren modifii asten (rgL Katam Hamas) sind: TasoramasTos ron Lasbos.
Aanroxsiroa, Evuam m ron Rhodos, BnuTov ron lampsskm. Lr kok, DouuaoaxM
ron Memsos, AanroK ron Kens, Srasaas. KarroLaoa, DtoDoaos ron Tyn:». Kaa-
NrsoLacs ron Dsmaslrns, Aaraarca. Anaairrca, Alexakde* ron AphrodkU*.
Taananva, Panjorortra, Satrucsvs «. a. (teilweise Eklektiker) — Zu den
Scholastikern, welche den Aristotensmue (teilweise in Verbindung mit Augusti-
nisehen «. a, Efemcnten) cJabthch modiflifeUsa, gehören Ais rare ■ Maoirps. Taoaa«
roa Aqüiko, Dtnrs Soortrs u. a. In dar Renaissance tritt dar Peripatetismus tsfls
in aniiiobtbohsr (s. d.). teib in ■lusaChlnbltaikii (s. d.) Form saf. reiner bei
GmAMn, TaaoDOBOs Gaia, MaLaacarao». Goolkktcs. CAJraaaarcs, Scaaoa u a,
- Im 19. Jahrhundert kommen atbtotstbohs aTamiati beaoodera in dar I
echoUttik (s. Scholastik), dann «ach bai Haoau TnaanaunrairBO, F. Bb*>
u. a. tot Geltung. Vgl Aaiaroraum, WW. 1891—70; F. Btasa, Die Philos. das
Aristoteles. 1894—41; Snaacx, Arial. S. A. 1908; Brkktako. A. o. s. Weltaoach..
1911. VgL Ksntbnismns, Organon, Entwicklung. Prinzip. Tragisch, KatBgab.
f . ipctl« {mtfiMitf. Umschlag): plötslicher Schlcksslswecharl im Drama,
VgL Aaiarorautt, Pott. 11, 1459 a Ä
Peripher (Ot genast» acutral): In der Pajubnlogfe heißt ..periphere"
Gef ühbtheorie die Lehre, da9 db Gefühle «ad Affekts in nfehtaentralen Vorgingen
ihre physiologische Raab haben. (Vgl Gefühl, Affekt.)
Per ae (*•*' •b$4): an sich, durch sich, selbständig, für sich seiend. So
bt nach den Scholastikern db Substanz „per se". wahrend das Akzidens nur
..per aliod" besteht.
Peraeweratioa beißt das ..bngssma. unter dar Bciruftmemaschwelb sich
rolbbhende Ab* oder Ausklingen parchboher Vorging«", „besonders dann, wenn
es aioh auffaUend lange hinzieht, was ahm dadaroh bekundet, daB ein Inhalt, der
schon verschwunden bt» ohne assoxiaüre Bnrbhnnaan wiederkehrt, scheinbar
steigt*, wb manche Tageserbbobse ror dem Bbaohlafcn, ja schhe Brich immer wieder-
kehrend sich uns aufdringt (.Iteration*) und nicht loszubekommen bt" (Orrra.
Das Gedachtnb«. 1911. & 93 f.). VgL Lim, Ptrchologb, 9. A. 1909. S. 78: Müua
u. PoaacKXB, Experiment Beitrage tot Lehre rom Gedachtnb. 1900, S. II
WaasTJuraa, Db Reproduktion und Association roa Vorstellungen I, 1907. Ebbbt
u. MatncAHK, Archiv f. Psycho L IV, 1905; EBBinoHara, Psychologb 1 *. 1905,
& 801 f.; WuiroT. Gros, d. PsychoL III*. 1903, 800 f. (db beiden btzteren boalreUeo
db P.); G. E. MüLLKB, Zur Analyse der Gcdachtnbtttigkeit und des Vorstcllungs-
rerlaufs I, III, 1911, 13. VgL Freisteigend.
Pcraon (persona, xpövmxor, urspr. Charakter-maske des Schauspielers,
i.i6<naoif): geistig- vernünftiges Wesen; einheitliches, mit sich identisch bleibendes.
Person. 471
selbstbewußtes, willensfähiges, zweckbewußtes, psychologisch-ethisch freies Wesen;
Subjekt von Rechten und Pflichten. Die Persönlichkeit (der personale Charakter)
ist eine höhere Form der Individualität. Angeboren gegeben ist nur die Anlage zur P.,
diese selbst entwickelt sich erst in der Gemeinschaft und unter dem Einflüsse des
Gesamt- und objektiven Geistes, in Wechselwirkung mit anderen Individuen durch
Fremd- und Selbsterziehung, durch Unterordnung der Triebe unter einen zentrierten,
einheitlichen Grundwillen und dessen Maximen. Im höchsten Sinne ist die Persön-
lichkeit — nach Goethe das „höchste Glück der Erdenkinder" — ein Ideal, das
sich aktiv selbst verwirklicht („Werde, was du bist"). „Absolute" Persönlichkeit
(vgl. Semmel, Philos. Kultur, 1911) oder Überpersönlichkeit, die über den
Gegensatz von Subjekt und Objekt erhaben ist und die den Weltinhalt in über-
zeitlich-ewiger Form in sich schließt, kann Gott (s. d.) zugeschrieben werden. Eine
ideelle (nicht psychologisch-reale) oder mindestens juristische „Persönlichkeit" läßt
sich dem Staa,t zuerkennen. Den Gegensatz zur Person bildet die „Sache", das un-
persönliche, unselbständige, unfreie Objekt, das nie wie die Person Selbstzweck ist.
Eine Definition der P. als vernünftiges Individuum gibt zuerst Boethtus
(„persona est naturae rationalis individua substantia", De duabus naturis, c. 3).
Ebenso Thomas von Aqttino (Sum. theol. I, 29, 3 ad 2). — Nach Locke ist die P.
ein vernünftiges, überlegendes, selbstbewußtes, sich als identisch erfassendes Wesen
(Essay concern. hum. understand. II, K. 27, § 9). Das Identitätsbewußtsein betont
auch Chr. Wolfe (Psychol. rationalis, § 741). Nach Kant ist P. „dasjenige Subjekt,
dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind". Die „moralische" Persönbchkeit
ist „die Freiheit eines vernünftigen Wesens unter moralischen Gesetzen", die psycho-
logische P. ist das „Vermögen, sich seiner selbst in den verschiedenen Zuständen der
Identität seines Daseins bewußt zu werden". „Sache" ist ein Ding, das keiner
Zurechnung fähig ist. ein „jedes Objekt der freien Willkür, welches selbst der Freiheit
ermangelt" (Metaphys. der Sitten I, Rechtslehre, Einleit.). Die moralische Person
ist Zweck an sich selbst (s. Mensch). Persönlichkeit ist zuhöchst „Freiheit und
Unabhängigkeit von dem Mechanismus der ganzen Natur" (Krit. d. prakt. Vern.,
Univ.-Bibl., S. 105). Erkenntnistheoretisch ist Persönlichkeit „Einheit des Subjekts";
Person ist das denkende Subjekt als solches (Krit. d. rein. Vernunft, S. 310; vgl.
Paralogismen). Daß P. ein Ideal, eine sittliche Aufgabe ist, betonen viele Idealisten,
Cohen, Natorp, Ewald, Lepps, Eucken, G. Misch (Weltanschauung, 1911), Jeru-
salem u. a. Über Goethes Begriff der Persönlichkeit Chamberlatn, Goethe, 1912,
207, 584. — Nach Wundt ist die Persönlichkeit die „Einheit von Fühlen, Denken und
Wollen, in der wieder der Wille als der Träger aller übrigen Elemente erscheint"
(Ethik2, 1890, S. 448; vgl. Grdz. d. phys. Psychol. III5, 1903, 314, 317; System
d. Philos. II3, 1907). Nach Bechterew ist eine Persönlichkeit ein „psychisches
Individuum mit allen seinen ursprünglichen Eigenschaften, ein Individuum mit freiem
Verhalten gegenüber dem sozialen Milieu" (Die Persönlichkeit, 1906, S. 3 ff.). Nach
Ribot ist die Persönlichkeit ein Komplex psychischer Elemente, eine Resultante
aus: Leibesbeschaffenheit, Strebungen und Gefühlen, Gedächtnis (Les maladies de
la personnaüte, 1885, S. 3 ff.).
Metaphysisch bestimmt L. W. Stern die „Person" als „ein solches Existierendes,
das, trotz der Vielheit der Teile, eine reale, eigenartige und eigenwertige Einheit bildet
und als solche, trotz der Vielheit der Teilfunktionen, eine einheitliche, zielstrebige
Selbsttätigkeit vollbringt" (Person u. Sache I, 1906, 13 ff., Bd. II, Die menschl.
Persönlichkeit, 1918 2). Die P. ist „uhitas multiplex" und hat ein „meta-psycho-
physisches" Sein, sie ist „psychophysisch neutral". Für sich ist sie Subjekt, für
17' Personal Perieption.
andere Objekt. Die Welt ja tarn fHamuhaii top ..Pacsonca" (rgl Sacke). In der ..Pereon '
und dun ..Pereonwerten" aentriert aick die Ethik für 80BUK (Der Forin »fall in
thik um! dir matrriale Wertethik. 192! »k Dar ltaibiwi and Eadwart dmma
ganzen Unirenrame bemißt eich in IrUlrr Linie. aasackamSwak aa dem paraa Sem
(nicht an der I «tat—t) ■n*1 **•■» »ftS""*"* eollfcnmmeaea tiataein. In der
Fulle und dar rolktiaadigamn Eatfahaag. in dar rsämtea Schönheit and d
Hanaooie dar Pernonea. Zar Definition dar Person vgl- ken. a. e, O. SM ff.
Den Wert der I> raonlhalrah betonen die
Renaiaaanee. Sairrnaeter. Kaut. Sraiujm, Go«tbk. Ftoarm. Sraii namc
füuras, Niimn Kor*««, Lim. J. Set« a. a, («. SHtüehkr:
auvu. Dar Begriff dea Charakters bei Platoa o. Arietotrlae. l*r MJUBOm,
K »nutndieo XIII ; Ootmsi. Die IdeederIM RM Ihr Idee der abeolatrn P .
IMS; TMomeiXM. Haan Gfitadh*. IMS. 8. IM ( . 171 f< . 232 ff.: Krau*.
Die Baksitdea flihliilibina, & SM«.; tieietaa» Strömaajsa der liegen waru 1909.
fUaocnn. U nooeeDe Monadologie. IM«; Le pirsnnaiMsmi. 1903; (Pore«,
Mt aJa eine „Kategorie* I * pnrannne fcamaiaa. IMS; Btitar. Le* aiteratmaa
de la psraoamllte. 1900; E. Katans. lYreoaHekkje« aad Kalter. 191«. B Snmx.
Werdea aad Waata der PereoaBchkaat. 1913; P. Hmw, Henri Bergeons Philo
aophie dar PerartnHnkfnHt, 191: »uoim P. n. Peraoakckkeit. 1911; Stöcxu
Lehrt», d. Pailoa. II*. 1912; MCujn*Fa*ss»rsLa. Peraoaackkelt u. WelUaeohaaaag,
1919. Philaaopkie dar Individualität, 1911 (Pt>iaöalickkeit an die lataaudaaarte
Individualität); Gacpaa, Dia Schale im Diaaata dar wardenden PatafkiaVifclmll, 1917 .
OaanuuKS. Pkaaomiemlogm dea Ick I. 1911.
1-auDferiii. Kultur. Individualität.
1 1 paratalick. Kack R*. EtTcaav gibt aa ein ..nareeraalea IVraonal-
tebea". dem wir eoa eornkeram angeboren. Uaaer aeekathta Leben wird eoe der
TerknOpft (Die ßnkeft dea OilaHnWiiai. IMS. a. a.; a. (Ms-
IN i "»« naliftiuu*: i'rnf>nli>-hkritiM>i.indpunkt. Lehre von der
setzang dar Walt aaa „personalen . d. h. lebendigen, aktiv maktiv ■
c;rade bewußten Einheiten. Peraonaliatea aiad Lnaxu. Lotu. Bosraöa. Resoctom
U petaonnabame, 1903). TmcaaüiXEa, L. W. Snu (Peraoa u. Sacke I. 1906.
II. Die menackl. Persönlichkeit, 1917; Pfeyckologfe u. Itaammmwaue. 1917;
Vorgedanken rar Weltaneckauang. 1915; ..kritiarher P.M) u. a. Einen ^rtkiachen
Penmoaliamuti" begründet Scbeleb (Der Formabamu* hik a. dm materisle
w. ,-. •' k. i'.jp Vgl H. Debtes, P u rVftlmaaa; IfOK v^! Mm* Ja, «wank.
Pluralismus, Peraoa.
IVrnpektirlaaaaa heißt dm Lekre. daS wir die Wirkhckkeit ateta aaa
dam OaaVehtapankt nnaerer Bedttrf niese, latereaaea. Zwecke ■affimnn aad daß anaere
Erkenntnis nur in diesem Sinne, nicht abaolut | HCM Vaihingee u. a.).
Vgl. Pragmatismus, Homaniamaa (F. C. & Schills*). Verstand (Beegsok). Fiktion.
P*r*piknitftt (perspieuitae): Durchsichtigkeit, Klarheit.
IVr/cptioit (pererptio. Erfaaaang): Wahrnehmung (s. d.), Aufnahme eine«
Inhalt« in daa Bewußtsein, in dae „Blickfeld" desselben. Perzipicrcn: erfaaaen.
wahrnehmen, vorstellen.
Locut ist die ..perveption" die Einleitung zu aller Erkenntnis (Essay
Perzeptionalismus — Pessimismus. 473
oancern. human widerstand. II, K. 15). Leibniz schreibt allen Monaden (s. d.)
Perzeptionen, Spiegelungen des Äußeren, von der dumpfesten Form an bis zur
bewußten Vorstellung, zu. . Die P. ist der Ausdruck der Mannigfaltigkeit in der Ein-
heit („l'expression de la multitude dans l'unite"). Die Innenzustände der Monaden
sind Perzeptionen, meistens „petites perceptions"', d. h. Bewußtseinsdifferentiale,
unmerkliche, unterbewußte Regungen (vgl. Werke, hrsg. von Gerhardt III, 69; VI,
600, 608; s. Apperzeption, Bewußtsein, Unbewußt). Kant versteht unter P. eine
„Vorstellung mit Bewußtsein" (s. Wahrnehmung). Die schottische Schule (Reib
u. a.), ferner W. Hamilton, M. de Biean u. a., unterscheidet zwischen subjektiver
Empfindungs-Affektion („Sensation") und objektiver Perzeption (s. auch Bebgson
u. a.). Zwischen P. und Apperzeption (s. d.) unterscheidet Herbabt, ferner Wundt,
nach welchem P. der Eintritt einer Vorstellung in das innere Blickfeld des Bewußt-
seins ist (Grdz. d. phys. Psychol. III5, 1903, S. 332 ff.).
Perzeptionalismus (Wahrnehmungslehre) ist nach E. J. Hamilton die
(schon von Aristoteles begründete) Lehre, daß „alles Denken und Wissen seinen
Ursprung in der Perzeption (Wahrnehmung) der Dinge hat, denen die Seele unmittel-
bar verwandt ist", und daß die Wahrnehmungen wahre Perzeptionen derselben Dinge
sind, welche wir wahrnehmen (Perzept. u. Modalismus, 1911, S. 1 f.). Die Grund-
formen der Erkenntnis stellen die Grundelemente des Seins dar (1. c. S. 27). Vgl.
The Perceptionalist ; Erkennen u. Schließen, 1912.
Pessimismus (pessimus, der schlechteste) ist die Wertung der Welt, des
Lebens, der Menschen als schlecht, die Tendenz, in allem nur das Schlechte zu sehen
und zu empfinden („Stimmungspessimismus", „Weltschmerz": Leopabdi u. a.),
die Verzweiflung an der Möglichkeit des Glücks, des Fortschritts. Dem P. als Welt-
und Lebensanschauung gemäß ist die Welt, das Dasein schlecht, voll Leid, Schmerz,
Unlust, welche die Lust bei weitem überwiegt. Nichtsein ist besser als Sein, und die
Erlösung vom individuellen Dasein ist das einzig Wünschenswerte; alles andere ist
Illusion, ist nichtig, ist nur Scheingut, Scheinwert, außer es wäre ein Mittel zur
Erlösung vom Dasein. Der gemäßigte P. heißt auch Malismus (vgl. Petronievics,
Metaphysik I 2, 1912). Außer dem metaphysischen (theoretischen) gibt es einen sozio-
logischen P. (Gumplowicz u. a.) und einen geschichtsphilosophischen P„ der den
Fortschritt leugnet (Rousseau, Tolstoj, Renouvier u. a.). Die Annahme des P.,
daß in der Welt die Summe der Unlust überwiege, ist nicht stichhaltig, auch kommt
es bei der Bewertung des Daseins nicht bloß auf die hedonistische (s. d.) Wertungs-
grundlage an. Unlust wird vielfach in den Kauf genommen, wo es sich um kraftvolle
Lebensbetätigimg und Höherentwicklung handelt (vgl. Aktivismus, Optimismus,
Übel). Der „Meliorismus" (s. d.) gebietet, das Schlechte in der Welt möglichst zu
verbessern, zweckmäßig zu gestalten.
Pessimistisch ist die Weltanschauung des Buddhismus (s. Nirvana), des
„Koheleth", mancher Ausspruch griechischer Denker (Sophokles, „Antigone";
Hegesias, Diogen. Laert. II, 94, Platon). Dem Urchristentum ist die Welt ein
„Jammertal" gegenüber dem seligen Jenseits.
Nach Maupertuis übertrifft die Summe der Unlust, der Übel die des Wohles
(Oeuvres, 1756, I, 202 ff.). Daß im Leben die Glückseligkeit nicht überwiegt, meint
Kant.
Als System begründet den Pessim. Schopenhauer. Als Erscheinung des blindm,
prund- und ziellosen Willens zum Leben ist die Welt so schlecht, als sie nur sein kann,
um noch gerade bestehen zu können. Der rastlos strebende Wille wird nie befriedigt,
474 Pettüo principu PfUnsenseele.
alles Gluck ist Illusion, »üe Lort nur nef^tir. nur »eUweü%B Aafhebw^ einer Unh»t.
überall tot da«, mm afsngal. Uarafiiadcnhcit nnlfirinpiiihi Streben geheuim t. De*
Le ben toll «ringt iwisuken Schmant und Lsnge weite hin od her. m tat eotter Leiden.
Quaten und fflmnto Dm IfffttatlT iat daher Verneinung daa Lebenswillen« au*
Erkennnti. der uneufhorliehen Qaal daa ndlTiduelte n D—um und dar Identität da«
eigenen leb mit dam Weaen dar anderen Indlrtdasn (Dia Welt ab Witte t,
Stellung. I. Bd.. |Mff.; II. Bd.. K. 4«. 48).
Nach J. Basssbs Ist die Walt rou alten ilfcHnuflblpiii <fie aeUaehtaate (Der
Widerspruch. 1880 f.; I***jsjkmm Breite*. 1079; Zur Philo«, dar Geschichte. 1875).
Pessimisten «ind ferner MAnoJlan«* (Philo«, der Erlöeunit 1876). Droaa«»(EfcnMnte
der Metaphysik*. 1907). R Konn. M. Vesstiajikb, P. La«*». Eansasot) u. «.
B. r. Habtmavv eesbmdet mR dam ..cTcJotiontetischcn Optimismus" den weudaV
!ii" S*. |fl*JBl i«i | BHHMHHI '. MM 1» MMMi mt ' MMl ■ BUf \N«it ßumunsgjti *l*-j
nachritt rar Erlösung hin besteht. Dia Walt lat «war die beste dar möglichen.
aber doch tfrufttfhi ab) Realisation daa ^«logMehen** Witten«, daa einen Attribut« dea
..Unbewußten" («. d.). Daa Leben tet eotter Ittuckmen und Leiden. <Iaa Absolute.
Unbewußte selbst, daa attem ragrunde Hegt, leidet am Damm. Cm una und da«
..unbewußte" tu eilomo. muaseu wir kraftvoll um dam Leben hingehen, an der
kulturellen Entwicklung mitarbeiten, bis unsere Erkenntnis an weit i»t. daß
die Menschheit, durch Wutemrrerneiuung aUae erlösen. In den Zuatand dm N
Wottena reraetaen (Philoa. dm Unbewußten». S. 693«.; 10. A. 1890; Zur Oeachichte
n.Baa^und.dmffm»1imamm\1891&l8ILV Ahnltou A. Tacmmr (Dar Fuaammmma,
1879) und O. PUhKAOU» (Dar PseeimtemmV 1888).
Unter ..wissenechaftbcbem" P. »u steht H. Low die Fsmteht, dsß m nnraögttnh
ist* uilltsh dar endlichen Iha< hsflsnaslt unserer Natur Aufwäre 9 Ahm den Ursprung
und Zweck dm Dsesma ra erlangen (Dm grundlos« OpthnhuntM. 1897. & 847; rgL
Optimbuaua). - VgL Vomult. Ästhetik dm TrsgMchen». 1908. 8. 4>
J. B. Mar**. WeHekmd u. Weltaohiner*, 1879; E. Ptunmum. Der moden.
1875; J. Hvra. Der P.. 1876; J. 8vu.T. Pushahm, 1877; H. Sotacn. Der
1889; B. AutzaroB«, Dar P. dm 19. Jahrhondarta, 1884; Ltmun. Gedanken
n. Tsuachen II. 1909; Smuax, ZaHachr. f. Pbiksu. 90. Bd.; M. Westsches, Cber
den P.. 1897; PacLe». Schopeohsoer, Hamlet. ateuhbtephstes, 1900; Kowa-
lbwsjo. Stadien rar Psychologie der P.. 1904; A. Vöoklb, Dm P. und dm Tragteche
in Kunst u. Leben. 1910. Do ex**, P.. NieUmhe u. Naturalismus. 1911; O. Wmro.
8ehopenhaoer. Darwin. 191 1 ; MCixan-Pasissraxa, Pw«Bw1kihkait u. Welunschauung.
1919 (psych. Fundierung dm P.V VgL Erlösung. Üben. ObeL
Petltio prlnripli (re s{ a>x?«. ** Ifxk* ch*9»u, Ajustotulus, Analyt.
prior. II 16, 64 b 34 ff.; Top. VIII, 13): Voraussetzung eine« unbewiesenen, erat tu
beweisenden Satsea ah Beweisgrund.
Pfeil, fliegender. Nach Zaso* ron Eies, der die Xichtrealitit der Bewegung
(e. d.) dartun will, ruht der fliegende Pfeil, da er im kleinsten Zeitteil nur an einem
einsigen Ort «ich befinde, die game Zeit aber aus solchen Momenten de« Ruhens bestebr.
wogegen «chen Abistotklbs die Stetigkeit der Zeit einwendet (Phys. VI 9. 239 b 8; 30).
Pf lanxonaeele ist das eon rieten angenommene „Innenerin" der
dm als eine Art dumpfen Empfindens und Streben* mit weilgehe
sierung" (s. d.), also noch ohne Vorstellungen, Urteile usw. ra denken ist. Die
„Tropismen" (s. d.) sind wohl psychophysischer Natur, je nachdem sie vom Stand-
punkt der äußeren oder dem der inneren Erfahrungsweise aufgefaßt
Pflicht. 475
Ein P. gibt es nach Aristoteles (s. Seele), Leibniz (s. Monade), Robinet,
Fechneb (Nanna, 1848), welcher betont, daß das Psychische nicht an ein eigentliches
Nervensystem gebunden ist, Ed. v. Hartmann, Wundt (System d. Philos. II2,
1907; 185), B. Erdmann, Oeezelt-Newin, Delpino, Vignoli, Patjey, A. Wagner
u. a., besonders R. Franc£, nach welchem die Pflanze schon ein Subjektivitätsgefühl,
einfache Assoziationen, Urteile und Gedächtnis besitzt (Das Leben der Pflanze,
1905 ff. ; Das Sinnenleben der Pflanzen, 1905). Über organisches Gedächtnis bei den
Pflanzen vgl. Pfeffer, Sachs, Schimfer, F. Darwin, Semon u. a., über Tropismen
Ch. Darwin, Noll, Pfeffer, Haberlandt (Das Sinnesleben im Pflanzenreich,
1901) u. a. Vgl. Leisering, Studien zu Fechners Metaphysik der Pflanzenseele, 1907.
Pflicht (xa&fxov, officium, Obliegenheit) ist dasjenige Verhalten, das von
uns — durch Recht oder Sittlichkeit — gefordert wird und zu dem wir uns verbunden
fühlen (Pflichtgefühl, Pflichtbewußtsein), bzw die Verbindlichkeit als solche (abstrakt
genommen). Etwas ist unsere Pflicht, heißt: wir sollen es tun (oder unterlassen),
sind moralisch genötigt, uns so zu verhalten, wie es die Norm verlangt. Der Inhalt
der sittlichen Pflichten im Einzelnen ist sozial- historisch bedingt und unterliegt einer
Entwicklung, wobei aber ein Grundstock von Pflichten bestehen bleibt. Die Pflicht
überhaupt aber wurzelt im Wesen des sittlich-sozialen und individuellen Vernunft-
willens, ist durch diesen „apriorisch" gesetzt, als Bedingung des Gemeinschafts-
lebens überhaupt und der menschlich-vernünftigen Betätigung und
Entwicklung (vgl. Sittlichkeit). Die Pflicht vereinigt, wo sie anerkannt wird,
Notwendigkeit und Freiheit: sie bedeutet eine Autonomie (s. d.) und Selbstbindung
der sich als Glied des Gesamtgeistes und des von ihm zu schaffenden „Reiches der
Zwecke" fühlenden Persönlichkeit. Es gibt auch Pflichten gegen sich selbst.
Der Begriff der P. wird philosophisch zuerst von den Stoikern ausgebildet.
Pflicht (xa&ijxov) ist das natur- und vernunftgemäße Verhalten; vollkommene
Pflichten heißen xatop&cöpaza, es sind die Tugendpflichten (ra xat' dpetrjv ivepyi>jpaia.;
Stobaeus, Ecloga II, 158 f.; Diogen. Laert. VIT, 107 ff.; Cicero, De officiis I, 3, 8;
VII, 14 ff.). Das Christentum faßt die sittlichen Pflichten als göttliche Gebote
auf. — Nach Kant ist P. die „objektive Notwendigkeit einer Handlung aus Ver-
bindlichkeit", „diejenige Handlung, zu welcher jemand verbunden ist" (Grdleg. zur
Metapbys. der Sitten, 2. Abschn. ; Metaphys. der Sitten I: Rechtslehre, Einleit.).
P. ist, ethisch, die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz, auch
ohne und gegen alle Neigung (s. Rigorismus). „Pflichtmäßig" und „aus Pflicht"
sind zu unterscheiden (vgl. Legalität, Moralität). „Vollkommene" Pflichten gestatten
keine Ausnahmen (Grdleg. zur Met. der Sitten, 2. Abschn.). Was Pflicht ist, bietet
sich jedem von selbst dar (vgl. Imperativ). Ein Widerstreit der Pflichten besteht
nicht ; wohl aber können zwei Gründe der Verbindlichkeit, deren einer nicht zureichend
ist, verbunden sein, da dann der eine nicht Pflicht ist. Dann gilt: der stärkere
Verpflichtungsgrund behält den Platz (Metaphys. der Sitten I, Einleit.). Die „Tugend-
pflichten" sind nur dem „freien Selbstzwange" unterworfen und bestimmen den
Zweck, der zugleich Pfbcht ist (1. c. II, Einleit.). Der Mensch hat auch Pflichten gegen
sich selbst (1. c, § 2 ff.); gegen andere Menschen hat er eine „Liebespflicht" (§ 23 ff.).
Die P. ist eine durch die (praktische) Vernunft im Menschen auferlegte unbedingte
Notwendigkeit, dem Sittengesetz zu gehorchen, das sich der vernünftige Mensch
selbst gibt (s. Autonomie, Sittlichkeit). „Pflicht! du erhabener großer Name, der du
nichts Beliebtes, was Einschmeichelung bei eich führt, in dir fassest, sondern Unter-
werfung verlangst, doch auch nichts drohest, was natürliche Abneigung im Gemüte
erregte und schreckte, um den Willen zu bewegen, sondern bloß ein Gesetz aufstellst,
47». PtÜchtenlehre Ph»nom«n»lumu».
von m>IImI im Gemftte Eingang findet and doch «ah eelbet wider Wüten
verenrung (wrnnjrjeien nicni iranvr n»*i<Mjrunjr) rrvuu, vor arm 11»
4e gteteh tangebeim Ihm rntgrgrnwirhrn. «tloln tat
Ureprun* und wo findet mm die WmnH deiner «An Abkunft,
Vi i ■■ad»iihafiaafrNita,aagae ilnh lemni lagt, and von weiohai
Alm «L^eil^^ fl. iHn imih ili ilinl- .. Wart* ia* Ann aL4t
«n* ainuHHQcei mangwag atajenmjH* nwu wv oeo hob
geben können'' f Krit. d. prakt. Vernunft, Unir. Mbt. & 106). Nach Scbhabb tat
Pflicht end Neigung in Ulli I i (rfL ..ecbftne 8eeta").
Der Meneeh «oll etiner Vtr—nfi not Preoden eehoroheo (über Anarat u.
Ober OoBTBBe Pfltehtbegriff („Dea Renale tos. eich nicht ktmmere. oh dm
i") vgL OKAlonua«. Goethe, 1911 - Nach tall behurreoht die Pfiioht
ndela: die Außenwelt tat gaiaaeni aar dm „iBjatamllinta Matattab
Pflicht" (a. Objekt). Dae Leben tatnar am der Pfiteht willen ein Zweck (Syetem
17«. 8. »4«.. 3451.. 383). Die Aprtentat dra PflichtbewaStaerae
NaToar. P. Haaaau WiwnBLBAVD. Bares, C 8taxob. (Einfeit, tat
d. Ethik, 1900-10. I-IU Uwn (Einlache Orandfragtn'. 1905, & 119). femm
a. n. - Nach Paoibbb tat P. daa MOel0hl dar Verbindlichkeit, immer and überall eo
an haadnm, wteeadarch dta objektiv» awhahbr* gafordert wird" (Kaltnrd. Qegon-
wart 16, 390; vgL Ethik I*. 1899.330».). Ea gibt individuelle and eotiafe Pfltehlen.
Dan ■ostaian ünpranf dar POtehtan betonen 8mom (Princ of Ethk
Tabob, HOnrotBO, Joou JamoaAfcaat (ttatahV in d. Phik*.*. 1909). HaBcsst. u. e.
(«ml atthohheit). - Nach Gorao gibt ee keine gnlwltahn, eittbohe Verpflichtung.
eoadern daa Laban gibt ateh aalbat den (>eetx auf, ata Drang iura aJtniietiechen Handeln.
eta„Expeneionehralt*,dteihrarmlbHbewa5tr
1909. & ltl ff.). - VgL Hörrotao, Ethik«. 1901, & 39, Wüjtdt. Ethik*. 1997, 8. 565;
4. A. 1913; Dal— m. Ordaanaafehre, 1913; Kiff("r, Hauptprobleme der fhnrtf-
rachtetehrr. 1911, S, 31 1 fl ; Fbbtbb, I*a Matertal der Pfnobt. (Zu Ptehtea rlAterer
Sittenlehre). Kantet.. 1930, - VgL Nana. SHtlkihhett, Sollen, Koatatea, Recht.
Pflirhtrnirhre wird öfter ata Tau der Ethik aufgeführt. Vgl ClCBBO,
Da offfeita (abhängig "» *» Sehrtft «aal ■«^•eera« daa Stnikan F.-.
KAirr, Metaphveik dar Sitten; Bbbtbam, Deontology, dentach 1834; Scaxnwwtcan.
Philo«. Sittenlehre, f 318ft; Paoibbb, Svetem dar Ethik P-*, 1905.
I'f liiiC< n»chca Onned» a. Bedarfata.
rhftnonata (r«*ee>«*«w, plraenomenon): Braohninang (». d.): 1. ab Vorgang,
im Unteraehtad vom Ding; 3. ah Oegenaata »am „Ding an ateh" (». d.) oder zum
(abeorat) Wirklichen. Realen; ab Bewußtacinainhelt.
rhAaoaaennlinmaft tat die Lehm, daß wir nur ..Erscheinungen'' (». d.),
nicht von am unabhlnglga „Dinge an ateh" erkennen. Der „objektive" Phiaotn.
anerkennt die Extatena einee von ana uiubhliighjwn „An ateh". wahrend der extreme
Phinom. dasu neigt, die Wirklichkeit in bloße BewußtneinephAnomene („Ertebutaee",
„Empfindungen" u. dgl.) aufzulöten.
Den „objektiven" Ph. vertreten Platos, Plotot, Job. Scotus EairoaxA.
Bubtboqob, Bbooes, Lkibmx, MAOTBBTtrts, Bobkbt, WstsBAOT u. *.. femer Kabt
(a. Eraoheinung), W. Habiltos. SoBOPBBBACaa, H erbaut. Lotzk. Helmbolti.
O. LlBBXABB, F. SCBTJLTXK, RtBBX, B. EbDBA I I KS, T.. W. STKRX. RaVOCTIBB
(Nouv. MonadoL, 1899, S. 111 ff.; radikaler Ph. aber in den früheren Schriften),
Phänomenologie. 477
Bostrom, E. v. Hartmann, R. Wähle u. a. — Radikale Phänonienalisten sind
Berkeley, Hcme (z. Teil), F. A. Lange, E. Mach, Vaihingeru. a. (s. Positivismus);
Kleinpeter, Der Phänomenalismus, 1913. — Nach Dtlthey lautet der „Satz der
Phänomenalität": „Gegenstand, Ding ist nur für ein Bewußtsein und in einem Bewußt-
sein da." Die äußere Wirklichkeit ist aber „in der Totalität unseres Selbstbewußtseins
nicht als bloßes Phänomen gegeben, sondern als Wirklichkeit, indem sie wirkt, dem
Willen widersteht und dem Gefühl in Lust und Wehe da ist" (Einleit. in d. Geistes-
wissenschaften I, 469). Vgl. Frischeisen-Köhler, Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912.
— Vgl. Objekt, Ding, Idealismus, Immanenzphilosophie, Relation.
Phänomenologie : Erscheinungslehre; 1. Sichtung, Beschreibung und
Analyse des auf einem Wissensgebiete Vorgefundenen, Tatsächlichen; 2. Darstellung
der Entwicklungsstufen des Bewußtseins; 3. Lehre vom Phänomenalen, von den
Erscheinungen im Gegensatze zum „Ding an sich"; 4. Grundwissenschaft der Philo-
sophie, beruhend in einer besonderen Einstellung, durch welche sich jeder Sinn von
Phänomen, der uns in anderen Wissenschaften entgegentritt, in bestimmter \
modifiziert.
Ad 3. Lambert (Neues Organon, 1764), Kant (Metaphys. Anfangsgründe der
Naturwissensch., Vorrede), Fries u. a.
Ad 2. Hegel: Nach ihm ist die Ph. die Lehre vom Werden des Wissens, die
„Darstellung des Bewußtseins in seiner Fortbewegung von dem ersten unmittelbaren
Gegensatz seiner und des Gegenstandes bis zum absoluten Wissen" (Phänomenologie,
S. 22; Logik I, 33). Ferner E. v. Hartmann (Ph. des sittlichen Bewußtseins2, 1886,
Vorw., S. V).
Ad 1. W. Hamilton, Scheidler, Lazarus, Husserl (Log. Untersuch. I, 1900/01,
212; II, 3 ff.), Stumpf (s. Erscheinung), A. Messer, Archiv f. die gesamte Psychol.,
22. Bd., 1912, u. a. — Im physikalischen Sinne gebraucht den Ausdruck „Ph." zuerst
E. Mach (Prinzipien der Wärmelehre, 1896, S. 362). Vgl. Logik.
Ad 4. E. Husserl: Logische Untersuchungen, 2. A. 1921, bes. Bd. II, 1: Unter-
suchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis, Bd. II, 2: Elemente
einer phänomenologischen Aufklärung der Erkenntnis. Ferner: Philosophie als strenge
Wissenschaft, Logos, Bd. I; Ideen zu einer reinen Phänomenologie u. phänomeno-
logischen Philosophie; I. Buch: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie,
Jahrb. für Philos. u. phänomenologische Forschung I, 1913. — Nachdem Husserl
die Phänomenologie ursprünglich in den „Logischen Untersuchungen" noch als
„deskriptive Psychologie", d. h. als Analyse, die „von der eigentlich psychologischen,
auf empirische Erklärung und Genesis abzielenden Forschung absieht" definiert hat,
bringt er später seine Phänomenologie in scharfen Gegensatz zur Psychologie, indem
er betont, daß diese reine oder transzendente Ph. nicht als Tatsachenwissenschaft,
sondern als Wesenswissenschaft (s. d.) begründet wird, und ferner, daß sie eine Wesens-
lehre nicht realer, sondern transzendental reduzierter Phänomene sein soll (Ideen, 1 ff.).
r eine rein deskriptive, das „Feld des transzendental reinen Bewußtseins in der
puren Intuition durchforschende Disziplin". Ihre Norm ist: „nichts in Anspruch zu
nehmen, als was wir am Bewußtsein selbst, in reiner Immanenz uns wesensmäßig
einsichtig machen können" (Ideen, S. 113). „Es ist die auszeichnende Eigenheit der
Ph., im Umfang ihrer eidetischen (s. d.) Allgemeinheit alle Erkenntnisse und Wissen-
schaften zu umspannen, und zwar in Hinsicht all dessen, was an ihnen unmittelbar
einsichtig ist oder zum mindesten es sein müßte, wenn sie echte Erkenntnisse wären'"
(Ideen, S. 118). Nur die Individuation läßt die Ph. fallen, den ganzen Wesensgehalt
aber in der Fülle seiner Konkretion erhebt sie ins eidetische Bewußtsein und nimmt
198
Um ab ideaj-eidetiechea Wann, das sich, vis jede« Warna, nicht nur hie et nunc,
sondern in «nishagrni lfrophni eeteiamlu könnte (Ideen. 8. 140). 80
die Ph. in strengen Begriffen a. R de* g ngsalfaga W«
fiberhaopt oder von untergeordneten Arten wie Wahrnehmuag von physischer Ding-
dgL; eben» von Erinnerung Oberhaupt, Ein-
-usw. Tnihsi shaismhmi ihn hflhmsn fllhmmi in
1: Eriabeis tbeihoupt, oogmub Obsrhaapt. - Die Ph. klart auf über Weaen
und Wim«imhlll«lmi. die den Begriffen Flhmmliih, Evident, Wahrheit, Sein
(Gegaattaad, 8aoh verhalt usw.) tagebarea; sie lehrt «na den Aufbau de« Urteilet»
und dea Urtailea verstehen, die Weise, wie die Struktur de« Koeam (a. d.) erkeantnis-
ist, wie der „Satz" dabei eine besondere Rolle spielt und wieder die
aar irhunflmltlgis „Folie" oaw. (Ideen, 906). Dar
baw. staken nahe: IL 8f«, IL Gmona, Ruud,
Loras. PrAaoaa, J. Hanno, v. Hnmmm — Kraasr. Daa Problem dar PhAnotn..
1917 (iiill«»itHiil»H <*» Iririiliai mit Hussetl);
191A; Phänomen, u. Empirie.
>k Eiabildaagakreit. ist die Betätigung dea
1) Im Sinne dar relativ selbständigen, vom
anschaulichen Synthese, Korn-
Ochfldcn und 7ucssnrisnhlnga« Von
aieh dm aktive Ph. durch ihren
Charakter, sowie durch ihm Leitung seitens dea WiDana
Gestatten und mittHinain flchisio und seiner Thirpmdrt» (ästhetische
Gefühle und Triebe erregen dm Pminlmm «od gebea ihr vielfach die Richtung; ria
1 Gofahhv «od Triebleben «ad gabt auch in daa ;
et. Die Pn. hat«
cinhsTÜinh-insohsnHohc« Zusammenhing», dm f «r dm
sind. Die Ph. schöpft ihr material ans der Assoziation, geht aber Aber
«ad ist aabochateam Rfcntaag deveelbea Geteteakraft, dm faa Denken
(oweteo/e) bedeutet m ipi laglh* VoteteDung («. d.) Oberhaupt,
die naoh Aateroraxas «am Nach Wirkung dar Wahraaaamagk«(RJmtor. 1 11.1370a28;
Dt aoima III 3, St8a 7 ff.). Die Stoiker unterscheiden ron dar fwrtacV* da«
Phantasma (*. d.). — Auocsttxüs unterecheidet reproduktive, produktive und
»yntbetische Ph. Die Scholastiker bamlnhaan ein eigenes OmlunurssOgen als
„Tis imaginative", „imeginatio" (Aufnehme von Vocstelhzngsinhalten ; Vorsmllung
eines Abwesenden). Auch bei Dbscaxtks. 8mou u. a. ist die „imaginatio" das
unmittelbare, sAscbaottoh-konkrete Vorstellen. Die PbaataamvoratrJhaagea sind nach
DascAÄTas „mlbsterseugt" („idese s me ipso fsctae". MedJtstkmee, III; Paanoa.
anim.I.20f.). Nach SrwotA erfaßt die „imaginatio" die Dinge als einzelne, zufällige,
reum-zcitlich beschrankte, vwrlnderHnhs Objekte (Ethik IL prop. XLIY ), wahrend
die Vernunft sie als zeitlos-notwendig «ad ewig erfaßt.
Im 18. Jahrhundert wird die Ph. öfter als „Dichtkraft", ..Dichtungsvermogen"
beseichnet (0. F. Marx«, Tmirs u. a.).
Nach Wüxdt ist die Ph. ein „Denken in Bildern", „Denken in sinnhobwn Einzel -
Vorstellungen". Sie Ist eine Form der spperzeptiven Analyse und zerlegt eine „Geeamt-
vorstellung" in eine Reihe von Gebilden. Die passive Ph. geht unmittelbar aus den
Erinnerungsfunktionen hervor, die aktive steht unter dem Einfluß streng featgehahrner
Phantasiegefühle — Philosophie. 479
Zweckvorstellungen (Grdr. d. Psychol.5, 1902, 317ff.; Grdz. d. physiol. Psychol. III5,
1903, 631 ff.); vgl. Lucka, Die Phantasie, 1908.
Die Bedeutung der Einbildungskraft (s. d.) für die Erkenntnis betont zuerst
Hume (s. Kausalität, Substanz). Ferner Kant, nach welchem die „produktive Ein-
bildungskraft" a priori das Anschauliche verbindet, als eine „Wirkung des Verstandes
auf die Sinnlichkeit und die erste Anwendung desselben" (s. Einbildungskraft; vgL
Anthropol. I, § 26), Fichte, Schellixg, Va thinger (s. Fiktion) u. a.
Das bewußt und unbewußt - schöpferische Wirken der Ph. betont die Schule
Schellings, auch Che. Krause, I. H. Fichte (Psychol. I, 462 ff.), ülrici u. a.
Ferner besonders Frohschammer, nach welchem Ph. das Vermögen ist, „das Geistige
in sinnliche (oder sinnlich-psychische) innere Formen, Vorstellungen zu bringen"
(Monaden u. Weltphantasie, 1879, S. 7). Die „Weltphantasie" wirkt in allem gestaltend,
plastisch, unbewußt und bewußt, im Organischen und Geistigen (Die Ph. als Grund-
prinzip des Weltprozesses, 1877, S. 192 ff.). — Vgl. H. Cohen, Die dichterische Ph.,
1869; Dtlthey, Die Einbildungskraft des Dichters, 1892; Das Schaffen des Dichters,
Zeller-Festschrift, 1887; S. Rubinstein, Psychol. -ästhet, Essays, 1878; H. Schjudkunz
Analytische u. synthetische Ph., 1889; Ölzelt-Xewin, Über Phantasievorstellungen,
1889; Meinung, Zeitschrift f. Philos., Bd. 95; Witasek, Psychologie, 1908; Leuchten-
berger, Die Ph., 1894; H. Mater, Psychol. des emotional. Denkens, 1908, S. 62 ff.;
Jodl, Lehrbuch der Psychologie, P, 1909; A. Schöppa, Die Ph., 1909; Ribot, Essai
sur rimagination creatrice, 1900; Baldwtn, Handbook of Psychology, I2, K. 12;
W. James, Principles of Psychology, 1890, II, 44 ff.; Psychologie, 1909, S. 302 ff.;
K ScHRÖTTER, Die Wurzeln der Ph., Jahrbuch d. Philos. Gesellschaft zu Wien, 1912;
Müller- Freienfels, Das Denken und die Phantasie, 1916; Psychol. d. Kunst LI*, 1922;
B. Paschal, Esthetique nouvelle fondee sur la psychol. du genie, 1910; Giese, Beih. VII,
Zeitschr. f. angew. Psychol., 1914. — Volkelt, Ästhetik III, 1914; Ch. Bühler, Das
Märchen und die Phant. des Kindes, 1918. — Vgl. Suggestion, Ästhetik, Religion,
Metaphysik, Intuition.
Phantasiegei'ühle: vorgestellte Gefühle, Gefühle, die sich an Phantasie-
vorstellungen knüpfen. Nach Meinong sind sie gefühlsähnliche Zustände, nach
Witasek (Ästhetik, 1904, S. 109 ff.) u. a. wirkliche Gefühle, nicht bloße Vorstellungen
solcher. Phantasieurteile sind nach Meinong die „Annahmen" (s. d. ; Über
Annahmen2, 1910, S. 282 ff.). Vgl. R. Saxinger, in Meinongs Untersuch, zur Gegen-
standstheorie, 1904, S. 579 ff.
Phantasma (fdvTaafta): Erscheinung, Vorstellungsbild, Phantasievorstellung;
Trugbild von hoher Lebhaftigkeit, durch innere Erregung veranlaßt (vgL Halluzination).
— Bei Aristoteles ist das (pävtaoua soviel wie sinnliches Vorstellungsbild (De
anima III 8, 432a 9; vgl. III 8, 432a 8), ebenso bei den Scholastikern, Chr. Wolff
u. a. Die Stoiker verstehen unter tpävt. die lebhafte Phantasievorstellung, wie sie
etwa im Traum auftritt (Diogen. Laert. VII, 50).
Philosophen» ((piJ.ooöfTjua): philosophische Behauptung, Lehre, Theorie.
Bei Aristoteles ist Ph. &in strenger Schluß {ovM.oytoubi d.-rodeixny.6i, Top. VIII 11,
162a 15).
Philosophie (cpiAooocpta, Weisheitsliebe, philosophia) ist die Grund- und
allgemeine Wissenschaft, die oberste Prinzipienwissenschaft und zugleich
die Weltanschauungslehre, d. h. die Wissenschaft von den „Prinzipien" (Voraus-
setzungen, Grundlagen) des Wissens, Erkennens, Seins und Handelns und zugleich
der (immer zu erneuernde) Versuch einer umfassenden Synthese der allgemeinen
4S»j Philosophie.
r>gebobse de» Denke» und der Wissenschaften sa einer siahmtlbhen Welt- und
Tiitiiiiaaiaiihaiiiiiii Dm speiifisihe. Objekt der totbehea Pkilosophb büden tot
sllem dl» Grundbegriff» «ad ünndiiltr alles Erkennens. die auf ihre
Quelle, ihre Gültigkeit, ihren Wahrheiav aad VTirkhokkettagehelU ihre Leistung Nr
db Erkennten» geprftf t und gewartet wurden. Die I'hilosophb geht nicht
auf du» „Überttimbohe" oder „Trsassendenu- '. sondern auf diu Voraussetzungen I
de. ia Erlebe« uod in du
»btwird. Di» Ph. bt eine azuüyte«*^yntk*tbche. kritisch -i
seheit,sbfufra4dd*zErfahrua* erheb« ek^^
*) Bsdbujungea iBghnuur Iflfehl—g überhaupt; so wird sie wir
iM (e. d.k u«a BiluiOiiiiiaJliiei du» Wissens, »eiaur Grundlagen
und Methoden (rgL ITii i aaleknhinili) Aber aaoh die Vninsul gsii du» ilkUax»
Hsadela» (Wollene «ad Wurtuas) aa übt db l^hiloeophie, ab ist oberste* W
und Zw»ekwissensebsf ». nickt aar Lskce eos» »!■■■■■ aad Heia, aoadern such
— DI» Ergebe!»»» dar Wkaenschaftea prüft
aaiwhiHauaai
Metaphysik*' (e. d.) zu dem Zus»mm»nbsnge der verschiedenen Seiten
Wukli.hkct miteinsnder. Die Ph. steht in Wecbaelwirkuag aalt dem Leben
I ha lluiilsluiiiiiiikufsiii ■!■ eh um lililm IiiiIbJImI'I i hl rtikl ili TrrrUlT-t
— direkt oder indirekt - auf sie wrack und ist so ein mirbttger Kulturtaktor (rgL
AkuTuunns).
wird die Phllnennab in thumulkuia» aad praktische (bxw. „pobtbohe").
Nauir- aad Oitaaianbjlnsiinyi (Keltenpailiuyinab),
Ob phflnaophbrhan Disziplinen sind: Logik an
theorie, Metaphyeik, Knumolngb, pkiloa. ftyuhubgb, Ethik nebst Recht. . 6«
Qeschichtsphilosophie, Ästhetik, Religionephllnunyhb
Db Pb.. db »us dem Mythus (a. d.), teilwebe im Osg»na»tt zu diesem, hervor
anautfujaa bt. und eoa dv aie« db a»sa^
haben, tritt lange Zeit ab Unirersd Wissenschaft auf. Uispeangnck bedeutet ftl—ofU,
UHiessatfe du» Stieben nach Wissen am seiner selbst willen (bei Habodoi
s>«io#ofrWr rfe *aa*%r f—fi* efeuse» btuHXm9m*% 1, SO; vgl. I. &'
THUKYDtDU: #ti»Maee.er /*# pmC itukttm* ssl f»l.».yas>ee deee «saas/a*,
II. 40). Daß Pythaoobas sich tastst einen ftA4—ft genannt habe (Ctcxao. Tueral.
dbpuuV. S, 8; Diog. Laert., Prooem. 12; VU 1.8). ut nicht erwiesen Als Streben nach
Erkenntnis tritt db Ph. bei 8oe*atbs auf (Pia ton, Apolog. 28 E), auch bei Platox.
nach welchem der Philosoph mitten iwiechen dem Unwissenden und dem »bsolut
Wbsenden steht (Symposion. 204 B). Pb. bt der Erwerb de» Wissen, («r »> . teun
Kut hydemoa, 288 D); im höchsten Sinne bt ab „Dialektik" (a. d.). Tdeenbbre. db
zugleich allgemeine Seinswissenschaf t bt. Die. bt ab imbesondere nach Aristoteles:
db „er»w PMkwophb" (a. Metaphysik) bt db Wissenschaft vom Sebnden sb soiehen
(**el r*4 eWsr £ »V. MeUphys. VI 1. 102« » 31) und den „Prinzipien ' (dfjai)
der Dinge. Im weitern Sinne Ut Ph. Wissenschaft Oberhaupt (Met. VI 1. 1028 a 18).
Db Quelle der Ph. bt (wb nach Platox. TheaeteU 156D) da» Staunen (Met
982 b 12). Eingeteilt wird db Ph. in theoretbche (Physik, Mathematik, Logik,
Rhetorik, „Theologb" oder ..ernte Philosoph»"), praktiache (Ethik, Poütik. Ökonomik)
und pobtiache Ph. (Ästhetik, Kuiwtphiloaophb). Eine Wendung cum Praktischen
nimmt db Ph. bei den Stoikern (Streben nach Tugend und Weisheit. „Stadium
Philosophie. 481
sapientiae", Cicero, de finibus II, 2; „sapientiae amor et affectatio", Seneca,
Epist. 89, 3) und Epikureern (Streben nach Glückseligkeit; Sextus Empiricus,
Adversus Mathemat, XI, 169), auch bei den Neuplatonikern, welche sie zugleich
theosophisch (s. d.) gestalten.
Die Scholastik behandelt die Ph. als allgemeine Seins- und Prinzipienwissen-
schaft, als Gesamtlehre von allem, was sich mit dem „Lichte der Vernunft'" (ohne
Offenbarung) erkennen läßt, zuhöchst vom Göttlichen. In bezug auf das Verhältnis
zwischen Glauben und Wissen (s. d.) ist die Ph. der Theologie (s. d.) untergeordnet,
ala deren „Magd' („ancilla theologiae") sie zuweilen bezeichnet wird (Petrus
Damtanus).
In der neueren Zeit tritt die Ph. als — von der Theologie sich mehr oder weniger
emanzipierende — begriffliche, abstrakte Gesamtwissenschaft auf, die sich insbesondere
mit Gott, der Welt, der Seele, dem Menschen und dessen Handeln beschäftigt und
die letzten Gründe des Gegebenen aufsucht und erörtert. So bei Descartes (Princip.
philos., praef.), F. Bacon (De dignitate et augmentis scientiarum II 1; III 1 ff.),
Hobbes (Erkenntnis der Dinge aus ihren Ursachen, De corpore c. 1, 2 ff.; 6, 1). Nach
Ohr. Wolff ist sie „eine Wissenschaft aller möglichen Dinge, wie und warum sje
möglich sind" („scientia possibilium, quatenus esse possunt", Philos. rationalis, § 29).
Auf Erkenntnistheorie basieren die Philos. Locke, Berkeley, Hüme und bes.
Kant, der dem Dogmatismus (s. d.) den Kritizismus (s. d.) gegenüberstellt. Die Ph.
ist nach ihm eine apriorische Vernunfterkenntnis aus bloßen Begriffen, die Wissen-
schaft von den Voraussetzungen und Bedingungen des Erkennens und Handelns und
zugleich das „System philosophischer Erkenntnis" (s. Transzendentalphilosophie,
Metaphysik). Dies ist der „Schul begriff der Ph. Ihrem „Weltbegriff" nach ist sie
„die Wissenschaft von der Beziehung aller Erkenntnis auf die wesentlichen Zwecke
der menschlichen Vernunft". Der Philosoph erscheint als „Gesetzgeber der mensch-
lichen Vernunft'*, als „Lehrer im Ideal". Die „reine" Ph. ist „Erkenntnis aus reiner
Vernunft", die „empirische" ist „Vernunfterkenntnis aus empirischen Prinzipien".
Die „Philosophie der Natur" geht auf alles, was da ist, die „Ph. der Sitten" auf das,
was da sein soll (Krit. d. rein. Vernunft, S. 633 f.).
Bei Fichte wird die Ph. zur „Wissenschaftslehre" (s. d.), zur „Erkenntnis, die
sich selbst werden sieht", zur „genetischen Erkenntnis" oder „Erkenntnis der
gesamten Erkenntnis" (WW. IV, 379; vgl. I 1, 434). Nach Schellinü ist sie „absolute
Wissenschaft", „Wissenschaft des Absoluten", Erkenntnis der Dinge, wie sie in der
Vernunft sind (System d. tranzendentalen Idealismus, S. 78, 96; WW. I 4, 115). Als
„Wissenschaft des Absoluten" definiert sie auch Hegel (Enzyklopäd. § 14); formal
ist sie „denkende Betrachtung der Gegenstände" (1. c. § 2). Sie ist „die sich denkende
Idee, die wissende Wahrheit'" (§ 574). Sie hat das zu begreifen, was ist, ist „zeitloses
Begreifen" der Dinge (Naturphilos., S. 26). Ihre Methode ist die Dialektik (s. d.). —
Nach Schopenhauer ist die Ph. „Wissenschaft in Begriffen", deren Aufgabe ist,
„das ganze Wesen der Welt abstrakt, allgemein und deutlich in Begriffen zu wieder-
holen" (Die Welt als Wille u. Vorstellung, I. Bd., § 68). Sie ist ein „Mittleres von
Kunst und Wissenschaft, oder vielmehr etwas, das beide vereinigt" (NeueParalipomena,
§ 28). — Nach Herbart ist die Ph. die Wissenschaft von der „Bearbeitung der Begriffe"
(Lehrbuch zur Einleit. in die Philos., § 4; s. Metaphysik).
Als allgemeine Prinzipienwissenschaft und Weltanschauungslehre wird die Ph.
vielfach bestimmt. So ist sie nach A. Comte das Gesamtsystem der menschlichen
Erkenntnisse (Oours de philos. posit. P, 5), nach H. Spencer „total vereinheitlichte
Erkenntnis" (First Principles. § 37), nach Ueberweg „Wissenschaft der Prinzipien"
Eisler, Handwörterbuch.
31
01
(Tg!. Ztachr. f. Hube.. Bd. 43). nach Pauuu dar „Inbegriff aller wbarui
Erkenntnb" ihrer Einheit aach (rgL Kuhar dar Gegenwart l 6, 39L
in ab die ^OfNaataa Waaaaaabaf u webbe db durch die
St.*
bat". Ibr Zweck iet die „Taeamnmü'emBBg unaamr
Forderungen daa Vetetaadaa aad «ha Ibrtaifniawi daa
und LeUneaaarbeeanf" (fl/iüai <L Pbiba. I*. 1907;
Logik II*. Ml), abgaadertebbay
& ff) oder la
W laacaaL« (Babit, ia d. Philoa.«.
nach H. OoaVTJM (WehaaaoaaiiBBgaiibi
13Y7, S 10 (f ,7.
•in Aufhalf. ,|,r
V«
Ab ■Ihnmiiae W«
WirotuuffD (^kridaeba
aohaft roa daa
J. Üona o. a. ■ — Kaab Ni
db „Rengordniing dar Warte".
Ab Oiibamebauaeuhafi, Wberaaebaft rom Oababjea faaaai die Ph. auf Bbkkxk
(Pb. iet ■agawendle Paychologw). Lava (.
rgt aoeb A. Mabty (Waa iet Philoa. ?. 1897) und A. Mamoao <<
& 43).
Über daa Begriff der Pb. rgt Taoxum, Ober Ph, 1830; H. Scmmi:.. Vozieanagp
ftber da» Weaen der Pafloaopbie. 1831 ; B. Zbllbb, Vortrage u. AbbandHingaa 1 1 1*7
Ober Begriff u. Form dar Pb-, 187S; Do-rmsr. Einbit- in die
I. 1883; Kultur dar Gegenwart I. 6 (Pb. - „die Gianda Jan»
Fora. Regel aad Zuaaaunanaaag aBar IbakffPMaw an ehrem Pap Betend bat, die
tob dem Zweck beetbnmt Bind, gaMgea Wbaen berrorsuaringea' '); Sootn, Grand-
probbme der Pbikaopkie, 1310; G. F. Lora, MrtaeabnVtnag i -nie. 1907;
Kult«, Einbii, in d. Philoa.*. 1310, S. 335 ff.; Aotaa^ Zeitaobr. L Phiba.. 111
Rbk*bb, Daa Waaan d. Phfloaopbie, 1303; 8r. GAarmvGAaau. Ober das \\
der Philosophie, 1303; P. HXaauLani. Wiamnacbaft o. Pbiloaopbir. 19lo f. . 1 »kiescm.
Ordnungabbre. 1313; Karaamuvo, Philoaopbb ab Kumt, 1330.
Rmfttnrnagea in db Philosophie, a. dgL: ron Hcrsaät. STBüatrmx, Paclskx.
Külpb. JamtraaLav. H. Coairautrs, WtnroT, Rrax, Waarauaaa, Abxoldt (Geaamm.
Srhriftrn III. 1910). R Richtsb, Eislbb, Komuu» (Einfuhrung in db 1
anaebauungafragen, 1911). H. Ricbbbt. Erosa*. Srammao u. a. VgL die pbiba.
leaeliftobfir tob Maiixan u. Dassoia (3. A. 1910) o. a.; Panoaxunr-Köaxca.
Philoaopbb. 1907; Schi-ltb Tiooas, Pbiba. Propädeutik*. 1904; A. Racsch,
der Pbiba.. 1909; P. Voor. Leitfaden der pbiba. Propädeutik, 1911; R FamaOata,
Vorecbub der Pbiba.. 1908; IL Anu, Wb atadbrt man Pbibaopbb?, 1911 ; L. Steis.
1'hik*. Strömungen dar Gegenwart, 1908; Weltanschauung, in Darstellungen tob
Dilthey. Grortbuyaen u. a., 1911; Enzyklopädie der philo«. WiaeenechaTten, hang.
von A. Rüge, I, 1912; Die Philosophie der Gegenwart Eine internationab
Philosophie. 483
Jahresübersicht, hrsg. von A. Rüge, 1911 ff.; Jahrbücher d. Philos., I, 1913;
R. Herbebtz, Philos. u. Einzelwissenschaften, 1913.
Philosophische Wörterbücher: Baldwin (englisch), A. Franck, Bertband,
E. Blanc, Lalande u. a. (französisch), Kbtjg, Ktrchner-Michaelis, R. Odebrecht,
O. Willmann, H. Schmidt, J. Reineb, F. Matjthner, Thobmeyer u. a. Vgl. Eucken,
Gesch. d. philos. Terminologie, 1879; Tönnies, Philos. Terminologie, 1906.
Philosophische Zeitschriften: Zeitschrift für Philos. u. philos. Kritik; Viertel-
jahrsschrift f. wissensch. Philos. und Soziologie; Archiv f. systemat. Philos.; Archiv
f. Geschichte d. Philos.; Philos. Jahrb.; Jahrbuch f. Philos.; Annalen der Natur- und
Kulturphüosophie ; Annalen der Philosophie mit bes. Berücksichtigung der Philosophie
des Als-Ob; Kantstudien; Revue philosophique ; Revue de philos.; Revue de nieta-
physique et de morale; Revue neo-scolastique ; Review of Philosophy; The Monist;
Mind; Journal of Philos. ; Zeitschrift für Philos. u. Pädagogik; Rivista filosof. u. a. —
Vgl. Metaphysik, Problem, Mathematik, Psychologismus, Positivismus, Agnostizismus,
Psychologie, Scholastik.
Philosophie, Geschichte der, ist sowohl die Entwicklung des philo-
sophischen Denkens selbst als die Darstellung dieser Entwicklung, der Lehren der
Philosophen, ihrer Versuche, die philosophischen Probleme zu lösen. Die Geschichte
der Philosophie verfolgt die Aufstellung und Lösungsweisen der Probleme, die Aus-
bildung der Hypothesen und Theorien der Philosophie teils für sich, teils als Elemente
der Welt- und Lebensanschauungen der Denker aller Zeiten; diese Anschauungen
sind zum Teil vom Charakter der Denker, von ihrer Nationalität, ihrer sozialen Umwelt,
von der Kulturlage, von historischen Überlieferungen abhängig, aber neben den
psychologischen, sozialen und kulturellen Momenten gibt es vor allem auch rein
logische Motive und Tendenzen, die teils größere Perioden hindurch zur Geltung
kommen, teils im Laufe der Zeit und im Wettstreit der Ideen miteinander immer
wieder auftauchen, bis die betreffenden Probleme nach allen Lösungsmöglichkeiten
hin erledigt worden sind. Insofern ist aber der philosophie-geschichtüche Prozeß nie
abgeschlossen, sondern auf ein ideales Ziel eingestellt, das immer nur annähernd
erreicht wird, wenn auch schließlich über die Grundlagen und Voraussetzungen alles
Philosophierens und Erkennens volle Klarheit und Bestimmtheit erwächst (siehe
Kritizismus). Der Wille zum einheitlichen Begreifen und Begründen
verfolgt in der Geschichte der Philosophie, auf allerlei Um- und Seitenwegen, mit
immer neuen Ansätzen seinen Weg, als Verwirklicher der „Idee", der allem Denken
immanenten Vernunft, deren Prinzipien allmählich zum Bewußtsein kommen.
Daß in der Philosophiegeschichte eine vernünftige Notwendigkeit herrscht,
betonen schon Kant (Lose Blätter, H. II, 278, 268), Tennemann, F. Ast u. a.,
besonders aber Hegel. Ihm ist die Geschichte der Ph. die „Geschichte von dem
Sich-selbst-finden des Gedankens". Die Aufeinanderfolge der Systeme der Philosophie
ist dieselbe wie die „Aufeinanderfolge in logischer Ableitung der Begriffsbestimmungen
der Idee". Die letzte (wahre) Philosophie enthält die Prinzipien aller früheren, weil
sie das Resultat dieser ist; daher ist sie die „entfaltetste, reichste und konkreteste"
(Enzyklop. § 13 ff.; WW. III, 685, 690). Gegen diese streng logische Auffassung der
Geschichte der Ph. wenden sich Zeller, Renan u. a. — Nach Windelband liegen ihr
drei Faktoren zugrunde. Erstens der „pragmatische", d. h. die innere Notwendigkeit
der Gedanken, die „Logik der Dinge"; zweitens der kulturgeschichtliche: „Aus den
Vorstellungen des allgemeinen Zeitbewußtseins und aus den Bedürfnissen der Gesell-
schaft empfängt die Philosophie ihre Probleme wie die Materialien zu deren Lösung";
drittens der individuelle, der Persönlichkeitsfaktor, der für die Auswahl und Ver-
31*
1 - ; Phlegmatisch Phrenolog it.
knöpfung der Probleme wie ftr die Ansei kklfung dar insunphagrifai in Betracht
kommt (Lehrbuch der üeachjehte d. Philo..». 1910). - Vgl. J J. Bai«.
eritioa pMloaopmae. 1741-44; 2. A. 1707; J. G. Brau. Lehrbuch dar Geeti
der Philo».. 1796- 1804; C^echicht» der tamem PUlos^ I800-O.'. sskmann.
Geeebichts d. Philos.. 1798-1819; H. Ritt». Geeck d. Philo. . 1829-63. Hobel,
Voriea. Ober die Geeck d. Philoa^ 1 iL 1840 f.; A. Scsrwooum, Gas.
m, 1848; neue Auflege m dar Uni». BibL; J. K. Emma*». Grwadr. d. Gesch.
d. Philoa,. 1888; 4. A. 1908; E DOnno. Krit. Gaeok d. Philo».. 1889; 4. A. 1894;
A. 8T0OKU Lrhrb. d. fleitihJsooi d. Philo».«. 1889; WnroiuaJio. Lehrbuch d. Gaeok.
d. Philo».«. 191t; Geeck der neuem Philo».«. 1911 f.; Gaeok. dar alten Philo».*. 1894:
3. A. 1912; K. Zaxum, Di» Philo», der Oriiokm, 3.-8. A. 1879 ff.; (irundhfi der
Geeok. d. Philo».«. 1908; Geeek d. deutachen Philoa.*. 1878; IubwioHiikzi.
Grundr. d. Geaek d. Philoa.. 9. -10. A. 1908 ff.. U.A. 1913 f : J. BnoiuH, (isosk
d. Philo... l892-9t( K. Piae*sa,Oe»ck d\i*u^ Philo.,. 1864 < <imau.
Geeok. der neuern Philoa.*. 1912; Hilf.bucb d. tieerk d. Philo., seit K
HömxiM, Geeok d. neoern Philo».. 1894-98; K.Vo«-*jit>«E. «**ch. d
W. Kikeex, Geeok d. Philo».. 1908f.; Dwanx, Aligemeine Geeok
1894 ff; 2. A. IW6 f.; Die Philo., der Griechen. 1911; A. Doaiso, Geeck d. griech.
Philo»., 1908; J. Bacma**. Gatek d. Phikm, 1890; Deutaebc u. aufierdmitacbr
Philoa. der letaion Jahraehnte. 1903; U. 8t«aa*T. AbriB dar Gaech. d Philoa.*. 1907;
Geeok d. neuem rfcutoohon Philo». «44 Hegel*. 1906; Kkjixkk. (»rundr. d. Geeok
d. Philo».. 1898; 1 A. 1912; IL Euum. Philrnnphon-Urifcoo, 1912; A Masas*.
Geschichte der Pbüo... 1912; Joftu (Jeachiohte der antiken Philosoph*-. 1921
Kultur der Gegenwart I*. 1909; Uno« Oaaok der Philo», ak Rrienntauakritik
1909; Majrmnaan. Gaeok d. Philo... 1903/08; G*ajuow. Geech. d. Philo*
Kanu 1904 f. - Vgl die Literatur hei: Srkoleatik. Erkenntniatheorie. Logik »
philoeophie, Metophmik Ethik Aethetik HorJologie. Religionaphiloaophie. Psycho
\»fu\ l'Atri»uk. W.'lt.m«. hauunft-
Phh'icuiHtiMrh ». Temperament.
Pkarenomlr (f<>t< Bewegung): lhiaage:nonk)ki. Lehre von den Geaetaen
der Bewegung ab Quantum ohne B.i niiknhiklifng der Qualitit das Bewegflckon,
dea Dynamiachen (vgl. Kamt. Mrtaphy». Anfangagrftnde der Naturwuoenack., 8. \ \
IMioiUanen <*>•«. Lieht): Geaichubairoxinationen. Phonism **■
li..llu/uiiiti.«inn.
Phrenologie (•#«>, ***>««, nla Sita dea Geietea; Auedruck von
heim) i»t die Lehre vom 7iiammenhange beatimmtor geistiger Eigene)
(*. B. Sprach-. Ortaainn u. dgL) mit bestimmten Partien de» Gehirn», die in der
SokAdolform cum Auedruck kommen aollen (Kranioakopiw. Kraniologie), wo
oder nur eehr wenig zutrifft. In der von F. J. Gau. begründeten Phren. sind die
Anfinge einer Lehre der Gehirnlokaliaa tion (.. fkithmsili) gegeben, aber mit un*
/.<ip k bmder Psychologie (Annahme vieler Seelenvermflgen und von 27 Organen der-
wlben; Untersuck über die Anatomie dea Net vonsyotcma, 1809— 13 Vgl. Mkikr.
Die PhrenoL. 1844; Comb«, System of Phrenology*. 1843: Choclakt. Geschichte
u. Wesen der Phrenol . I847l GL Schkvb. Phrenologiacbe Bilder*. 1874 ; Katechiamus
Phienol», 1896; HouJüton, Scientific Phrenology. 1902; Wühdt.
physiol. Psychol. I*. 1903, 341 ff. (Kritik der Phrenol); P. J. Möair*. Kranz Joeeph
Gull. 1905. VgL Seelenatts.
Phylogenese — Physik. 485
Phylogenese: Stammesentwicklung, Entwicklung der Art (vgl. Bio-
genetisch). Phylogenie : Stammesgeschichte und die Wissenschaft von der Arten-
entwicklung. Vgl. E. Haeckel, Systematische Phylogenie, 1894 — 96.
Physilc {cpvaixrj, physica) bedeutet ursprünglich Naturwissenschaft (und
Naturphilosophie) überhaupt, jetzt nur einen Teil derselben, nämlich die Wissen-
schaft von den Veränderungen in den Kräfte- und Energieverhältnissen der Körper
unter Ausschluß der qualitativen Umwandlungen der „Stoffe" (Chemie). Die Physik
ist eine Anwendung logischer und mathematischer Grundsätze (s. Axiom) und For-
derungen (s. Postulat) auf den Inhalt äußerer, sinnlich vermittelter Erfahrung; dieser
Inhalt wird zu objektiven, quantitativen, rein äußeren Relationen relativ beharrender
Substanzelemente „umgedacht" (Lipps), indem vom Qualitativen und Subjektiven
der individuellen Erlebnisse abstrahiert wird. Zur Herstellung solcher Relations-
zusammenhänge, die über bloße „Beschreibung" (s. d.) hinausgeht, bedarf es der
Hypothesen (s. d.) und teilweise auch mancher Fiktionen (s. d.). Dem Postulat der
„Anschaulichkeit" und der Einheitlichkeit des Begreife ns dient die mechanistische
(s. d.) Betrachtungsweise der physikalischen Phänomene, die sich mit der energe-
tischen (s. d.) verbinden läßt. Das Weltbild der Physik ist ein dem Postulat der
Geschlossenheit der Naturkausalität entsprechendes, aber es darf nicht einseitig zur
universalen Weltanschauung, welche auch anderen Seiten der Erfahrung gerecht
werden muß, aufgebauscht werden (vgl. Naturalismus).
Im weiteren Sinne wird die Physik aufgefaßt von Aristoteles (Wissenschaft
vom Naturhaften überhaupt, vom in sich Bewegten, Metaphys. VI 1, 1026 a 13;
XI 7, 1064 a 16; Physik, 8 Bücher), den Scholastikern („physica corporis", „phys.
animae"), Descabtes, Locke u. a. Die experimentelle Physik setzt schon bei Archi-
medes, Heron, Ptolemaetts u. a. ein, macht im Mittelalter wenig Fortschritte, um
in der neuern Zeit, bei Galilei u. a. sich mächtig zu entfalten (s. Mechanistisch,
Quantitativ, Mechanik). — Gegen die rein mechanistische Physik wendet sich die
reine Energetik (s. d.) sowie die „phänomenologische", bloß die Abhängigkeiten der
Erscheinungen voneinander durch Differentialgleichungen beschreibende, auf alle
„Erklärung" (s. d.) und anschauliche Hypothesen verzichtende Physik (Mach, Stallo,
Dtjhem u. ».)'; dagegen wieder E. v. Hartmann, Riehl, Wtjndt (Logik3, 1906 f.),
Boltzmann, A. Rey, Höfler, Becher u. a. — Das Willkürliche, „Konventionelle",
rein Definitorische in den Axiomen (s. d.) der Physik betonen Poincare, Le Roy u. a. ;
dagegen A. Rey u. a. — Vgl. Newton, Naturalis philosophiae prineipia mathematica,
1687; Kirchhoff, Vorles. über mathemat. Physik, 1876; Helmholtz, Vorles. über
theoret. Physik, 1898 ff.; H. Hertz, Die Prinzipien der Mechanik, 1894; E. v. Hart-
mann, Die Weltanschauung d^r modernen Physik2, 1909; F. Auerbach, Kanon der
Physik, 1899; Grundbegriffe der modernen Naturlehre3, 1910; M. Planck, Acht
Vorlesungen über theoretische Physik, 1910; Dühem, Ziele u. Struktur der physi-
kalischen Theorie, 1908; Stallo, Die Begriffe u. Theorien der modernen Physik,
1901 ; Poincare, Die neue Mechanik, 1911 ; La science et l'hypothese, 1902, deutsch,
2. A. 1906; A. Rey, Die Theorie der Physik, 1909; Vathinoer, Die Philosophie
des „Als-Ob", 1911; Driesch, Ordnungslehre, 1912; A. Lalande, La physique du
moyen-äge, Revue de synthese histor., 1903; Dtjhem, Sur la notion de theorie
physique de Piaton ä Galilei, 1908; B. Weinstein, Die Grundgesetze der Natur
und die modernen Naturlehren, 1911; R. Hönigswald, Jahrbücher d. Philos. I, 1913;
Gerland, Gesch. d. Physik, 1892; E. Becher, Welt^ebäude, Weiter« : - . Welteatwick-
hing, 1915; Physik, „Kultur d. Gegenwart" IIT. 3. 1, 1914. Vgl. Physisch. P.uall. lismu-,
Materie, Kraft, Bewegung, Atom, Leben, Relativitätstheorie, Naturwissenschaf*.
4-V, PbyrikodMolofit — Phystscb.
■•!•> «ikothenle>ffie (pewrft, natnriich. IimiJiiiI ron Dem am) ist nach
Kamt (der sie ablehnt) der HV«neh dar Vernunft, aus den Zwecken drr
«ttf die oberste Ursache der Neter und Ihre Ptposukiften tu echbeßen
Urteilekraft IL, f 86). — Physikotheologiscber Gottosucweis s. TeJeokttrieeh.
;iiomik (fvitoinmpi**,. von *>**•«, Katar): dir Kunst, aus der
Physiognomie, d. h. der B»erhsflenhsit der Geeicutesoge an etehend grwüidea—
Auadrurk von Oeflhlen. öftesten, WilgunfMi. Trieben. Danaarhalk die Onhewl
Cicibo. Calestcs, Albbbtcs Maoscs o. s. Vgl. J. B. Pobta, De human« physio-
gnom., 1580; J. J. Esoax, Idee« tu einer Mimik, 1785-86; Lavatsb, Phyaio-
gnombohe Fragmente, 1775-78; Cmm, Ober da« iulftrnoniii Unterschied der
GceichtezOg*. 17«; C. O. CabüS, Symbolik dar MHiinhUil« Gestalt. 1858;
Ol Box, Kaura oo Anatnmy of BiuissntwB, 1808; Anstoray and PhOosophy of
V l«71; Pinaarr. 0j stein der Mimik e. Pbyeiognoeiüi ». 1888; Ca. Daswi*.
Tbc Etpreariona of Emotione, in . 1! Hcosras, Die Mimik des Msmohen. 1000;
Wüjrnr. Ordx. der pbyeiol. Payehol IIP. 1008, 109 ft; Mastboabu. Physiognomik
and Mimik, 1900; P. HabtBBbbbO, P. et caractere*. 1011; Klaobs, Ausdruck»
bewegung and OesaUtasgakfaft, 1019; Kat sexbeso. Dar Oiatuhtesusilnirik dea
Menschen, 1913; O. SnMUI (Der Votergang das khmOmm^m I. 1017. 144) nennt
Ph. „Die Morphologie das Organischen, der Onaohkihle «od des Leben«, alles dessen,
was Richtung and Schickaal hl eich tragt." Vgl Aacdrackabem*gunsen.
Phjaiokrntie (»ee«, Katar, eedses, Herrsohslt): Herrschaft der '
Physiokratiamue (phyaiokratiaoasi System): die Theorie, daß dir Natur, der
Bodea, der Ackerbau allein produktiv oder die aigactlichc Quelle des Natkmalwohl
Standes ist (im Oegenssts nun Mcrkantilsystem). Des ..Leueer faire, laieaer passer —
obre le trevail" ist sine phyaiokretiache Formel. VgL Qcesbay. La pbysiocratie.
1767-88; Tablaaa economic«. 1758; TrnooT. Oeuvres. 1808— IL Ooc»
Dcrorr d> Neuocbj (von ihm, 1767, der Auedruck P.) o.a. Vgl I . Quesnay
et U pbysiocratie. 1808; Kbllbbb, Zar Geschichte des Physiokretismos, 194
Physiologie (fveteAeyie; freu. Katar, arsprangnoh Kelailnhie) ist (seit
A. r. Hau.sk) die Waaiasuhift ron den Ixbeusfunktionen dar Organiamen m
deren Abnlngbjkeit voo der organischen Struktur. Die Phya. nimmt den Standpunkt
dar süßeren Erfahrung ein «ad betrachtet die Iabans|wiasnsii nach ihrer physischen
Seite oder nach ihrer phynhuhiu Grundlage (s. Leben, Biologis, OrsonJamus).
VgL A. tos Halles, Elemente phyeiotogiae, 1757-66; Arbeiten ron J. Mülles,
Webeb, Do Bois-Rbtbosd. C. Ludwig, Helmboltx. Wcsdt (Lehrbuch
Phyaiol., 1864, 4. A. 1878), Vibbobdt, Pesyeb, HsmitAxs. Lasdois. Mose, Naoel.
Richst u. s. Ebbt. Vorlas, Ober Physiol.. 1004; Vbbwobb, Angemeine Phyaiologie».
1000; Phyaiologie u. Ökologie, ed. HaberUndt (Kultur der Gegenwart).
Physiolog-ische P«y rliologie (Auedrook s-B, schon bei F. W. H .ob*.
Stadien im Gebiete der phys. Psychologie. 1847) s. Psychologie,
PhynioloKi*rlie Zeit s, Rcaktioneseit,
Physisch (peewec): natürlich («. d.\ naturhaft, körperlich. Im weiteren
Sinne umfaßt das Physische auch das niedere Seelische, das Sinnliche. Tricbh
welches mit dem Geistigen in Wechselwirkung steht (s. Leib). Im engeren Sinne ist
das Physische der Gegenstand der äußeren Erfahrung, das vom physischen Erleben
als aolchen unterschiedene Objektive, allgemein Erfahrbare, soweit es in den Formen
Plastidule — Piatonismus. 487
der „mittelbaren", den Sinnesinhalt verarbeitenden Erkenntnis erfaßt wird, das
Materielle, Dynamisch-Energetische, das Raum-Zeitliche als Inbegriff objektiver
Erfahrungsinhalte, insbesondere als räumlicher, dynamisch-energetischer Relationen
relativ beharrender Substanzelemente (s. Körper, Materie). Das Physische im engeren
Sinne geht dem Psychischen parallel (s. Parallelismus) und ist in sich geschlossen (vgl.
Kausalität); das „An sich" des Physischen kann mit dem Geistigen in Wechselwirkung
(s. d.) stehen. Das Physische als solches ist nicht „Ding an sich", sondern Objekt
(8. d.) eines „Bewußtseins überhaupt", dem aber etwas an sich entsprechen kann,
das nicht selbst Erkenntnisobjekt ist (s. Erscheinung, Transzendent).
Bei Aristoteles bedeutet das Physische (cpvcrixöv) das Natürliche, d. h. was
das Prinzip der Bewegung in sich hat. — Von den Neueren definiert z. B. Harms
das Physische als das, „was nach allgemeinen Gesetzen stets in derselben Weise mit
Notwendigkeit aus den bewegenden Kräften der Dinge entsteht" (Logik, 1881, S. 1).
Nach E. v. Hartmann ist physisch „jede Kraftäußerung, die eine Veränderung in
der objektiv-realen Welt hervorbringt" (Die moderne Psychologie, 1901, S. 336).
Nach vielen ist das Physische der Gegenstand der äußeren Erfahrung im Unterschiede
vom Psychischen, dem Inhalte des unmittelbaren Erlebens (s. Realismus). — Nach
E. Mach, Avenartcs, Petzoldt besteht das Physische aus denselben „Elementen"
(s. d.) wie das Psychische; es gibt keinen absoluten Gegensatz, keine reale Zweiheit
von Psychischem und Physischem (s. Objekt, Ding, Körper). Später definiert Mach
das physische als die „Gesamtheit des für alle im Räume unmittelbar Vorhandenen"
(Erkenntnis u. Irrtum, 1906, S. 6 ff.). Nach H. Cornelius sind die physischen Vor-
gänge nichts als die „gesetzmäßigen Zusammenhänge, denen wir unsere Empfindungen
einordnen" (Einleit, in d. Philos., 1903, S. 311). — Brentano, Palagyl, Münsterberg,
Stöhr u. a. rechnen den Empfindungsinhalt zum „Physischen". — Vgl. Introjektion,
Parallelismus, Identitätstheorie, Erscheinung (Stumpf), Idealismus, Psychisch, Physik.
Plastidule: empfindende organische Moleküle (Haeckel, Gesammelte
populärwissensch. Vorträge2, 1901, II, 47).
Plastisch: bildend, gestaltend, auch bildbar, gestaltbar. Eine (Gott unter-
geordnete) „plastische Natur" in der Welt., welche zweckmäßig wirkt, nimmt
R. Cttdworth an (The true intellectual system, 1678, 1, 3, 37). Nach F. C. S. Schiller
ist die Welt „plastisch", d. h. von menschlichen Denkformen gestaltbar (vgl.
Humanismus).
Platonisch s. Liebe.
Platonismns: die Welt- und Lebensanschauung Piatons (s. Idealismus),
insbesondere seine Lehre von den „Ideen" (s. d.) als den an sich seienden Urbildern
der Dinge, d. h. der im stetigen Werden befindlichen Erscheinungen, die Lehre von
der „Anamnesis" (s. d.), die besondere Wertung der Begriffe (s. d.)*"und die Ver-
selbständigung des Inhaltes derselben, die Basierung der Erkenntnis (s. d.) auf feste,
apriorische Grundlagen, Voraussetzungen (s. Hypothesis), die Abkehr vom Sinnlichen
und die Richtung aufs Geistige, Ideale, die Auffassung der Materie (s. d.) als ein
relativ Nicht- Seiendes, die Lehre von der Weltseele (s. d.), der ethische Idealismus
mit seiner Voranstellung des „Guten an sich" vor allem Sein (s. Gut, Sittlichkeit),
die Lehre von der immateriellen Seele (s. d.) und den drei Seelenvermögen (s. d.),
die Lehre von den Tugenden (s. d.) der Seele, die auf diese gestützte, zum Teil kommu-
nistische'"Staatsphilosophie (s. Rechtsphilosophie) und Pädagogik (s. d.) u. a. Vgl.
Erkenntnis, Mathematik.
1 98 Pleroma Pluralismus
Platoniker and die Vertreter eines Teiles «irr Akademie <>. <i l'iui.ii
Orua, Hbbmodowm. Pocasso*. Keawto*, K*atbs, die eklektix h. ftkm<
enden Plstoniker (Evaoaoa. Anno« Ihnrisos, Tsjustixus. The..
S*tb»a. Plctamb *o* CaAanoxBa, Maxiho* von Trara, Afileh >
ALnixr», Aucivoos, Savaars, Kaiai*ioh Tai ao*. Arne». GAUnroa, Kaxao*,
NvMunvt n. a.), die NeupUtomkrr (a. d.k s. Teil Parco Ji idabve. Im M
■Mm kommen phtaabthe lehren tur (fehaag bei nrnkfaai in n Kir.
beaonders bri Oi.wnm» Alexa raus ca. Ubjobbbs, Aoavanat s. fernrr hei Rem
vo* Annans. Ruüiui) und Tmuuv von Ctourraaa, YYiuieui von roxraaa.
BonAVBvrou. Avarsano* . Ibn • M.tn»l i u •. In dar Hintan um »ird der Hamm»
man sraeneu dwdi CImmwi Gnumor. Purrao*. B— mon, Mabbujvs Fi<
(Pletosasche iBiaaadi m flssaai. hiplmlii von Umso von Medici). Pi<<
MtKAXtKrut. I.to Rmuni n. a. Des« kommen spater die ingÜwknn ..PUtomker
(Schals voa Cambridge): SaBWBX Pabbbb. Tm GaLb, H. Mobe.
itoeiseMAir» anno, Kajtt. Kic«te.H»jel,Sou ei*k
Ctoo» 18% FocuxBb n. *-. auch N'aTOV, lo«n. welch-
sblrgcn und den <.r*od legen ftr eine kinrr. den (irund erteilend«
lirBBiMnkBftMtiMp. des ist dir Wahrhaftigkeit, «riebe der llatoniarnua t~gr*ndrt
hat (Et&BS, 1904. 8. 4*8 fU ««4 a*de*f ..Kaatasner
1678 u.6.. dentark von Srkk>iermackrf IMT •'. . M BOBR« Platonisch
1888; H. v. 8m». 8h>h— Btoher wr tiserkstht» den PletooJem».
Piaton*, 1888t Wwoblbajid. Piaton4. 1808; Natobt. Pletos Id.
rraa. Pinto«. 1609 H raaduuajra tber Piaton. 1818] W I'ateb,
Pinto und der Plitnakwiaa. 1804: a\BBj Lrsicon Platontcum'. 1808:
Platoniarhe Attfaitae, 1818; HAfroira. Dar meaaefcheke tJedankr. 1911: Mbie*.
Sokretes, 1815; Wnnun, Pktoe aad Kanu 1888.
■Moroni« (* Affafp«, Falle) nennt der (»noatiker VAUUrrmn daa aoa der
i'it emanierende lleick BjöttBck • faartiayr L«brndigV><. im CrganeaU rum
Kenoma («/**•»«, beere), dar chaotischen laata. Vgl. W. B*
dar Gnoala, 1'.'
riinMi-mu» (re **{•*«, daa Volle): Lehre voa daa rtetafen Kr;
daa Räume« mit Malaria, ist (iegsnaau tum Atoasiamua (s.d.
Die Bilder von der Materie. 1806; Die Masckiiientheorie dea Lrber». 1910.
gl-.' « • -
SB] ti^krit.
riuralUmu« (plures, mekrere): Mekrkeita- oder Vkdbcitastaiv B.
in Mittelalter ii- eon manckaa •ajrtntMM Lata« raa 6ai MaWMl BlBa«9a8«««]
„Formen in einem Wesen, oder die Anns harn einer Mekrkeit von Watten
metaphyaiern, die Lekre. daJ daa Seieode. d» WJrkMnMreil aaa einer Vielheit n
•elbstandiffer. einzelner Waaaa besteht (metapbvs. IiidividnaJännos). wikrend für
dea Siagnlsriamus (..Monkunaa". a. d.) die Vielheit nur Schein oder Frarkeinaag iat.
IVr gem&ftigte 11 ur. ist mit dem RemlAigten „Monismus" vereinbar, »enn man sn-
nimmi, daß es xwar Einheiten gibt, die im Verhältnis zueinander relativ
gesondert, selbständig, rigenkriitig sind, safieieh aber insgesamt Modinkaliimsn
ehaw All Kinheit oder ..aufgehoben« Momente" kl einem einheitlichen AU Proteß
bedeuten (vgl. Einheit, Vielheit). — Der duslistische Plural, nimmt real verschie-
dene geistige und materielle Individuen an. der monin r. nur eine Art von
In.liM.lu.n. . nt weder nur körperliche oder nur ■•eclisrhe Einheiten, Atome oder
Monaden (s. Materialismus, Spirituabsmus, Energetik. Idcntitatstheorie).
Pneuma — Politik. 489
Der Ausdruck „Pluralisten" stammt von Ch. Wolff. — Kant setzt den „Plura-
lismus" dem Egoismus entgegen (Anthropol. I, § 2). Pluralisten sind Demokrit,
Leibniz, Ghb. Wolff, Herbakt, Lotze (gemäßigt). Wundt. Haeckel u. a. —
W. James vertritt einen „Pluralismus", nach welchem die Wirklichkeit immer neue
Schichten und Seiten darbietet, so daß die Einheit des Seins nicht am Anfang, sondern
am Ende, als Ziel des Werdens, liegt (Pragmatismus, S. 83 ff. ; A Pluralistic Universe,
1909; vgl. auch F. ('. S. Schiller u.a.); Boex-Borel, Le pluralisme, 1909;
J. Ward, The Realms of End8 or Pluralism and Theism, 1912; „Pluralismus" als
Erleben der Vielheit in der Welt bei Mfller-Freienfels, Persönlichkeit und Welt-
anschauung, 1919. — Einen „Monopluralismus" vertritt H. Marcus (Der Mono-
pluralismus, 1907, S. 56). Vgl. Monade, Atom, Reale, Synadcn (Caspari, „Konstitu-
tionalismus"), Voluntarismus.
Pncama (.ivevua, Hauch, ätherischer, feuriger Stoff, (ieist). Die Stoiker
bezeichnen das Prinzip alles Seins, den allem innewohnenden, alles durchdringenden,
alles aus sich gestaltenden, leben- und vernunftbegabten, sich selbst bewegenden
Kraft-Stoff als Pneuma. Es ist ein ätherisches, zweckvoll wirksames „Feuer" {-tvo
Tf/vtxöv. .-rveiua votgov xal .-Tvpcbdf?. ttwsB/ut Iv&epuov). Es ist einerseits, als
Einheit, vor der aus ihm gestalteten Welt, Gott (s. d.), die Weltseele (s. d.). die
Weltvernunft (Aöyog), bald ohne Welt seiend, bald sich in eine Welt von Einzel-
dingen verwandelnd (s. Apokatastasis, Pyrosis) und in ihnen mit verschiedener
Spannung (tövos) konkresziert (Diogen. Laert. Vif, 156; Stobaeus Ecloga I, 374;
s. Seele).
Pnenmatiker (.jvevun. Hauch, Geist): 1. Anhänger der Lehre vom
Lebenshauch (Hippokrates u. a.); 2. nach den Gnostikern die vom christlichen
Geiste Erfüllten im Unterschiede von den „Hylikern" (Hyle, Stoff) und „Psychikern"
(Psyche, Seele). — Pneumatismus = Spiritualismus (s. d.)„ „Panpneumatismus"
ist z. B. die Lehre E. v. Hartmanns.
Pneuniatologie (oder „Pneumatik"): Geisterlehre; Geisteslehre, philo-
sophische Psychologie (vgl. Chr. Wolff, Philos. rationalis, § 79; G. Class, Unter-
suchungen zur Phänomenologie und Ontologie des menschlichen Geistes, 1896.
Poietiseh (.roinv, machen, gestalten): auf das Gestalten, Schaffen bezüglich
(Aristoteles u. a.).
Polarität ist das Auseinandertreten einer Einheit (Indifferenz), einer Kraft
in zwei verschiedene, entgegengesetzte Pole, Wirkungsweisen, die zueinander Kor-
relate (s. d.) bilden, einander ergänzen und bedingen oder neutralisieren. Eine Pola-
rität besteht in allem nach Herakltt, Pythagoras, Goethe („Urpolarität aller
Wesen"; vgl. Chamberlain, „Goethe", 1912, 569; Simmel, „Goethe", 1913);
Schelling (s. Indifferenz, Identität, Potenz), Schleiermacher, Hegel (s. Dialektik .
Maine de Biran, Gioberti, Emerson, Bahnsen, Eberhard-Hcmanus (Die Polarität.
1907), L. Gilbert (Xeue Energetik, 1911), J. Schlaf u. a. Vgl. W. M. Franke.
Annalen der Xaturphilos. X, 1911. —Vgl. Gegensatz.
Politik {jioAiriy.t)): 1. StaaLskunst, Technik der staatlich und gesell-
schaftlich zweckmäßigen Maßnahmen; 2. Wissenschaft vom Staate (s. d.) und von
dieser Technik. Vgl. Platon, Republik; Aristoteles. Politik; Hk<;el, Rechts-
philosophie, hrsg. von Lasson, 1911; Blt-ntschll, P., 1876; Röscher, P„ 1892;
Ratze vhofek, Wesen und Zweck der Politik, 1893; Berolzheimee, Archiv f. Rechts-
und Wirtschaftspbilosophie I; J. Unold, Politik im Lichte der Entwicklungslehre.
}'*i Polylcmma
1912; F. STiDDUun, Kthik und Politik, 1800; W. Kus. IV. 1911 (Bei II ton:
Kamt, Politik, Pädagogik); R Golohud, Mrwwamas u. P.. in: Dar
MtwrielrnUg, 1913; G. Wattes, Human Nature in Polio.*, 190*
Vofkspoliuk. 1909; COttTB, Bj Hl— I de poliüqtie pcstUre. neue Anegsbe. 1907.
P..l>lrnim« IhWmms,
l*ol>»> llufl«asmns fldblwi— rl indang, VgL ProsyUogiaaaue, Borisee.
Ps>piilarphilo»«phea beigen hasbaeisadara 4b) te 18. Jahrhundert
wirkenden dbsjttonen Autoren, welche rasa Xnetkr dar „Aaikleruni. philo-
sophische, uajrofcologhefca, ethische u. a. lehren in klarar, gefälliger, nmiku atwM
platter Form vortragen; eis and meisten» Ehbhtahrr (von Loota. Laraxiz, Wourr.
BoaraT u. a. beeinflußt) Za ihnen geboren J. J. Enb, (Dar Pkwksnphfir
Tb. Amt. Fb. Nicolai. Cn. Gasm, H Mbkdblmo«». Baeanow u. ».
Pori«m« i4?iom«. confaotariaB», inroDarimn): Polgessu, aus sndrren
(.h*. l. ftrbor Porphrriane) heilt die (auf
Pouvnuoa xurer ■gebend«) Gruppieren« dar tniilrfidiiw fttofrn sflge est leer
Begriffe (vgl Bai*. Logic II. 1870. 43*1
rtaltlams Hetsang (a, d.k Annahme. Bikiaplnng, Bejahen* Vgl. Srin
(Kairr).
P«*riii* ihrnd. geerut, Utsechhch, feststehend. - Auf da« rem begrifflich
nicht xa Erfassende, durch höhere Erfahrung und Offenbarung (im Mythus, bj
Reugioo)Gewoiinenegentfc*axujiae(spe^ I 1".
138 f.). VgL UrteiL
1'oeUaTMMJi— (..positive Philosophie-'. A. Comtk) „Gogebenhsilssutnd
I KMtlW tl.
• Jem
durch äußere «ad innere Wahrnehmung Gegebenen verbleibt, mahn ohne xu An
nahmen von nicht erfahr Urm, oboroinnhrbsn. „transzendenten" (a. d.) Faktoren.
Dar P. geht nicht hinter die Erscheinungen
anrieh, er halt daa diesen «gründe legende 8ein für unerkennbar (Realistisch.
oder beatreitat ein Sein außerhalb dar Erscheinungen aalbat (dar Jfrwbnia»
findungen") Oberhaupt (Idealistischer P., extremer Pbanomenahsmus)
oeneushetisohe (s. d.) P. leitet daa gesamte Erkennen eua der OLaueaiehmehmang
ab und beschrankt daa Denken auf ein Ordnen und Verbinden von Wahrnehmung«
Inhalten in Begriffen, die nur den Zweck haben, Denkarbeit zu ersparen (a. ökon<
Ea gibt keine verborgenen Substanzen und Urssehen, sondern nur ..funktionale
Abhängigkeiten" der Erscheinungen voneinander, relativ konstante Relationen dieser
(.. Gesetz, Beschreibung). Daß die objektive Realität oder Wirklichkeit
Welt objektiver Tatsachen (s. d.) nicht »gegeben", aondern durch denkende
arbeitung dea Erfahrnngamatrriab erat methodiach gewonnen wird, mittels „Kate-
gorien" (s. d.), die nicht aelbet am der Erfahrung atammen, aondern Bedingungen
objektiv-wiesenschaftheher Erfshriiiigaeaaa aiaawnhlnge sind, verkennt der Posi
tiviemus oft. Daa Denken muß dm Erfahrung ergänzen, ihre Locken ausfüllen, sie
seiner ureigenen (apriorischen) Gesetzlichkeit und Einheit unterwerfen, um objektive
Erkenntnis (s. d.) xu gewinnen. Ein gewiaear „positivistischer" Zug in der exakten,
quantitativen Xstui wauouaihsft bedeutet aber einen Fortschritt, indem die positive
Positivismus. 491
Wissenschaft die Wirklichkeit zweckmäßig so behandelt, als ob sie nur aus äußeren
Relationen räum- zeitlicher Erfahrungsobjekte bestände und das qualitative „Innen-
sein" der Dinge der Metaphysik überläßt.
Nach E. Laas ist schon der Sophist Protagoras als „Positivist'' anzusehen
(8. Relativismus). Bei Beekeley und Hume jedenfalls wird ein großer Schritt zum P.
gemacht; Hume lehnt die Forschung nach letzten, verborgenen Ursachen ab (vgl.
Kausalität). Daß wir nur die Relationen der Phänomene, nicht deren Ursachen
erkennen, betonen d'ALEMBERT (Elements de philos., 1759; Oeuvres, 1805), Turgot,
nach welchem die Erkenntnis der Xatur von mythologischen zu abstrakt-meta-
physischen und dann zu quantitativ-exakten Erklärungen fortschreitet (Oeuvres,
1808 — 11) u. a. Positivistisch ist die Philosophie L. Feuerbachs, L. Knapps,
E. Dührings („Wirklichkeitsphilosophie"), Th. Zieglers, C. Görings, F. Jodls,
Ratzenhofers, W. Sterns (s. Ethik), R. Goldscheids, A. Reys u. a., von
H. Spencer, Lewes, Htjxley, P. Carus, Ardigö, Masaryk, E. de Roberty
(„Hyperpositivismus"), Müller-Lyer u. a. „Positivistisch" denken teilweise
Dilthey, Riehl u. a. Der P. dieser Philosophen ist ein realistischer.
Als System begründet den P. der von St. Simon beeinflußte A. Comte. Nach
ihm hat die positive Wissenschaft alles Metaphysische zu eliminieren, nicht unbekannte
„Ursachen" zu suchen, sondern die regelmäßigen, gesetzmäßigen Relationen (Zu-
sammenhänge, Abfolgen) der Phänomene selbst zu erforschen („relations constantes
de succession ou de similitude", Cours de philos. positive I, 5 ff.). Die Wissenschaft
hat praktische Zwecke (vgl. schon Bacon), sie will den Lauf des Geschehens voraus-
sehen, um ihn zu beherrschen („voir pour prevoir"). Es gibt drei Stadien der Wissen-
schaft („lois des trois etats": 1. das theologische, wo alles aus dämonisch-göttlichen
Willenskräften erklärt wird, 2. das metaphysische, wo man aus abstrakten Wesen-
heiten, Agenzien erklärt, 3. das positive. Die „Hierarchie der Wissenschaften" ergibt
sich nach dem Grade der Kompliziertheit und abnehmenden Allgemeinheit der
Relationen (Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Soziologie). Auf
der Biologie (und der zu ihr gehörenden Psychologie) fußt die wichtigste Wissenschaft,
die Soziologie (s. d.). Die Ethik Comtes ist altruistisch und betont die Idee der
Humanität (s. d.). Auch eine eigene (Menschheits-) Religion (s. d.) stellt C. auf
(vgl. Cours de philos. positive, 6 Bde., 1830 — 42; zum Teil deutsch 1907; Discours
sur l'esprit positif, 1844; Catechisme positiviste, 1852, u. a.; J. Rig, Contes posit.
Philos., 1883 f.). Von C. beeinflußt sind P. Lafitte, E. Ltttre, H. Taine, Lavrow,
Molen aar u. a.
' Idealistische, bzw. rein phänomenalistische Positivisten sind J. St. Mill,
H. Cornelius, E. Mach, Kleinpeter, Verwohn, Ziehen, Vaihinger (s. Fiktion) u. a.
Hier sind anzugliedern R. Avenarius, J. Petzoldt u. a. (s. Objekt, Empfindung,
Ding, Substanz). — Positivist ist auch E. Laas, der die Philosophie auf das Gegebene,
Wahrnehmbare verweist, die Korrelation von Objekt und Subjekt betont und die
Relativität aller Erkenntnis („Heraussonderung des objektiv Zusammengehörigen aus
dem subjektiv Zusammengesetzten") lehrt (Idealismus u. Positivismus, 1879 — 84). —
Vgl. G. E. Schneider, Einleit. in die positive Philos., 1880; Taine, De l'intelligence,
1870; E. Dühring, Wirklichkeitsphilos., 1895; Ratzenhofer, Positive Ethik, 1901;
Der positive Monismus, 1899; E. Mach, Beiträge zur Analyse der Empfindungen5,
1906; Petzoldt, Das Weltproblem2, 1912; Fulcl, Die Ethik des P. in Italien, 1910;
Riehl, Zur Einführ, in die Philos. der Gegenwart*, 1904: Külpe, Die Philos. der
Gegenwart in Deutschland*, 1908 (Kritik des Positivismus); Mtlhauld, Le" posit.
et les progres de 1'esprit, 1902; L. Weber, Vers le posit. absolu par l'idealisme, 1903;
PoaatbiUtAt — Poeiulat.
Tln» Poatuvau Kerb*. 1808 tf. - Vgl. Ra
l»»-.*ii>ilitAt (poaaibinUa): Mogtichkr.t
|'..h| hör. ergo propur kor: KrkbcklaS. «kr d*» blooV teiüicbr
uneambr von (iMihrhnbar n oluw wriirrea ab kiaaitai „Diijvawinander " drutct
(rgL KMMÜtli).
I'irnlhj pnattarh a. Hrpaoar.
l'oMul«! ,— tutotum. «;#r — ): Forderung. Hrawhra» aar lUih*.
roaük: «Irr ..prakttorkr Sau. «Irr nk-ku ab dto Hyntbrab enth» a ,r rinea
ClupiUaii aaa Win fr km md drearo Brgrif f rrarugro Haan
Vernunft. S 2l!W;. Konetruktion). In dirarm rajtnr epricht cur nrmatikrr
EvKuana* (Euklid) von Poetutotrn. f. Lo»r>cfc njrtkocWop »1. gültig
\ n, i« r k' ri!K ■|i'l» », r UX' Ati/ii' r >. . ggf, li'l< NM <1ä» I » ' k< v pr*r t /•,«■ fv «tlPiinl hr it .
b) Sau, drr ab gültig aufgratrDt wvd. oknr (formal logbrk) hewbarn odrr bewto-
bar ra »in. dar abar rlnr notwendige. ivr.kmtOi.
Hrgrrifll. hkrjt und Kinhr 1 1 I ichkr i | ,\
latanall Dt Qraj gyaal \ .•. ■ \. ■ IflnnMkafl • iskm aatia)a%pai -irm Kr
kaanUbwübu and fordern, abrrall and etrta dia üarataBu' h grord>
natar Zutammrnhangr anxoatrrbra ; indrtn da) Erfahrung alrk dtoarn Pbetaktton
inunrr »iadar fugt, bawikran ata aiek an and in ikr ab wahrhaft uughnhe kfltjail
im Dfeaate dar Rrkanatnb. abo durek ihre the<wetbche fnaiiimlfhfrhall (rgl
aaütAt, ÜenkgreeUr. A priori). Ba gibt aaek praktbeb» (ethtocb Pontubat.
Cbrr daa P. uhrrkaupt vgl. Xmtwtamua (Analyt. poatr mar
Cam Wourr (..propoattin practica imbajniaMinbUb". Philo», rationau», | 880), Falsa
(Hretrm d. Logik, 1811. S. 193). Siowabt (Logik I*. 1888/03, 4
Kamt «teilt drei ..Poatubtr daa rmpiriackrn Denkern ttbrrbaupi
■iiaajgan. wb unaer Begriff von Oingrn ..mit dar EHmpntobkiaft vrrbun
(a. Modalität). I. »Waa mit daa forma W n Bedingung* a dar Erfahrung (dar Anaofcai g
und dem Begriffen nack) Abrirtakommu bt mögl iok . 2. ..Waa mit daa metr .
(dar Empfindung) tneaauaenhangt, tot wirk!
mit drm Wirklichen nack ■llpinwiaati Bedingungri
f>faavnngbaatimmttoutot(rxu)tirrt) nntwri n . d. rrinea Vrrnunft. 8. 2<
- Unter rinrm P. drr prakti» iunft verateht Kajrrrinrn a priori grgrhrnrn.
aar Erklärung ariaer Moglichkr.t. mitbin aaek krinra Bewrtor* fähigen, prek
tbrbrn Imperativ odrr einen „tbcorrtitcken. ab aolcben ab« wrtolicbrn
Sau . . „ aofara er einrm a priori unbedingt gehenden prakliaekaa nur-
txennbob anban. rnunf t, Univ.-Bibl.. -
Rrdingaagaa aar vollen Krraiobung daa hnohatnn Gutra (•. d.) notwendig, namh
VoraoaaaUungan der UnaUrbliokkeii der Seab. dra Daarin. Ck>tt«. der Wilk-nafn
Krkrnntntoooatulate amd narh SiowaaT OerUe, welche der VeraUnd aick bei
dar denkenden Bearbeitung dar Natar eelbat gibt; apriortoeb sind ab, »•
Krfakrung auarrickt, air in ihnr unbrdingten Ahgemrinheit una zu ofjenbaren"
LagaV II *. 1880/M, 22ff.; 4. A. 1911. rgL R»au VbrUljakraachrift f. wtoaenack.
Philo* M. \y — Methodiache An nah mm tob tfaaoratbokpraktiarher Nütxhchkeit
«ind dir Postulatr nach E. Laas (Kant* Analogien drr Erfahrung. 1876, B
I I TaTLoa (Ebmenta of MaUpb>aica, 1008. S. lßTff). .1. s< hvx.tz,
SCHiixaa (». Axiom; vgl. Humanbmua, 101 1 1 Vrrifizirning drr Pi^tulatr durch ihxrn
Potenz — Präexistenz. 493
„praktischen Erfolg"). Vgl. Wündt, Logik I3, 1906, 89 f. („Postulat von der Begreif-
lichkeit der Erfahrung", wie Helmholtz); Volkelt, Erfahrung u. Denken, 1886,
S. 187 ff. (vgl. Transzendent); Lipps, Leitfaden der Psychologie2, S. 15 ff., 188 ff .,
236 ff. („Forderungen" seitens der Denkobjekte); J. Schultz, Kantstudien XVII,
1912; Frischeisen-Köhler, Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912, S. 317 ff. (Postulat
eines „allgemeinen Beziehungssystems"); Driesch, Ordnungslehre, 1912 (F. = „das
einzelne Ordnungs- oder Endgültigkeitszeichen, welches das vorwissende denkende
Ich bei seinem Geschäft der Ordnung der Erlebtheit dem Erlebten gibt"; es ist dem
Denken „als ob es da etwas gefordert hätte"; was das Denken fordert, das „gilt"
für das Denken). — Vgl. Norm, Sollen, Imperativ.
Potenz (potentia): Möglichkeit (s. d.), Vermögen (s. d.), Kraft (s. d.). —
Schelling versteht unter „Potenzen" die Seinsstufen des „Absoluten", bestimmte
Verhältnisse des Objektiven und Subjektiven, Realen und Ideellen. Die drei Xatur-
potenzen sind: Schwere (A), Licht (A2), Organismus (A3). Vgl. WW. I 4; I 6; 1 10.
Prädestination (praedestinatio): Vorherbestimmung des Menschen zur
Seligkeit oder zur Verdammnis (Augustinus, Gottschalk, Calvin u. a.).
Prädeterminisnms heißt die Lehre, daß alles, was geschieht, voraus-
bestimmt ist, auch das (psychologisch-ethisch) „freie" Wollen und Handeln (Augusti-
WV&, Axselm, die Motakallimün, Calvin u.a.). Vgl. Willensfreiheit, Determinismus.
Prädikabilien (praedicabilia, x.a.xriyoqovuiva); 1 = die „modi praedicandi":
( Gattung, Art, Unterschied, Eigenheit {Td'iov), Akzidenz {ovpß*ßipt6e't Theophrast,
Pokphyk, Isagoge; vgl. Allgemein) ; 2. die P. „des reinen Verstandes", d.h. die „reinen,
aber abgeleiteten Verstandesbegriffe", die aus der Zusammensetzung der „Kategorien" "
B. d.) entspringen (Kraft, Tätigkeit usw.; Kant, Krit. d. rein. Vernunft, S. 97).
Prädikamente (praedicamenta) — Kategorien (s.d.). Postprädikamente
(rü utiä ras xaTrjyo^ias) sind die von Aristoteles den Kategorien hinzugefügten
Begriffe (vgl. Categor., 10 ff. : simul, motus, opposita, prius, habere).
Prädikat (praedicatum, xurrj/öorjua): Aussage, Satzaussage; der Begriff
im L'rteil (s. d.), durch den das Subjekt unter einem gewissen Gesichtspunkt be-
stimmt wird, dem es zugeordnet, zu dem es in Beziehung gesetzt wird. Vgl. Marty.
Viertel Jahrsschrift f. wissensch. Philos., 18. — 19. Bd.; Untersuchungen zur Sprach
philos. u. Grammatik I, 1908; Sigwart, Logik I2, 25 ff.; 4. A. 1911; H. Maier.
Psyehol. des emotionalen Denkens, 1908, S. 163; Stöhr, Leitfadrn der Logik, 1905,
S, 65 f.; Bradley, Principles of Logic, 1883 (vgl. Urteil): E. Lask, Die Lehre vom
Urteil, 1912 (Das P. des Urteils ist eine der Kategorien); E. J. Hamilton, Erkennen
u. Schließen, 1912. Vgl. Negation, Satz, Quantifikation. Subjektlose Sätze.
Präexistenz (praeexistentia): Existenz der Seele des Menschen schon vor
dem jetzigen Leben, sei es in QoU, sei es selbständig in einem anderen Leibe (vgl.
Seelenwanderung ) .
Eine P. lehren der Buddhismus, die Pythagoreer, Empedokle.s, Platon
(Phaedo, 72 Eff.; Republ. 614: Phaedrus, 246 ff.; Meno, 80 D ff . ; Timaeus, 41 Dff.;
vgl. Anamnese), Philo Judaeus, Plotin, Numenius. Xkmksius, Origenes, die
Kabbala, Leibniz (Monadol. 72), Bonnet (Präex. des Organismus im Keim).
Schelling, Steffens, I. H. Fichte, J. Ueynaud (Ciel et terre, 1854), du Prel u. a.
Vgl. Bruch, Die Lehre von der P„ 1859; F. Laudowicz, Wesen u. Ursprung der
Lehre von der P., 1898. Vgl. Traduzianismus, Theosophie.
Hy Pra/ormation Pragmatismus.
Praformatioat Vorenebildung, \oreoegnstaltung; insbesondere der
und Paeder des Orgaaaaaae eohon im Keime (flimiBt „Animslknliet. Ovu-
UsW). SO BBoh SV Alf* «ADAM. MALTtOU. SrAlAAVXAXl. UlUWIMO«.
A. v. Hau.», Laura, Bonrar u. a. ffingipB lehrt die Theorie der Epigencee
(Htosubildung) das aUatahhehe Werden 4er Teile de» Organismus unter taieren und
Einflössen (DaecABTM. kUtrrnanrae, Borrox. c*. Fb. Woltt. Theorie
1789, Kabt, SraMB, Habcxbu, Qaummm»
1911. u. s.). In der Gegenwart Benannt die
Theorie vor. eher so» Tefl durch «inen Keo ftOsWaMliiwisaiiia modifiziert („Deter-
minanten" In Keissplaema eie Attlegen sa dea künftigen
WnsMAR» u. a). Vgl G. Hier», Beere» Ihhihs BbIsmbibb. 1887. Vgl. Vererbung.
I'raformat ioaeajateaa der reinen Wrnonf t nennt Kaut dir Annehme,
dal die Kategorien (e. d.) eabjektive BitieBmmlnisjis amd. die um ab Anlegen
«ad dehoi doch dar objektive (sbeomte) Beil etil erfassen. Kamt
ubbzs e, a.) den „System der Bphjeaaäi der reinen
die Ketegoriee die „Grinde der Mögttehkru eller Erfahruag Ober,
haupt" entheüen (Krit. d. reinen Vernunft. & 681).
(«f«;p«*uMjt, von *t*r**. Henrflang, Tatsache; vgL
i): praktisch, aaf dee Haadela beengheb; dem F«*"*»1» der Praxi«
dienend; auf dea Zueemmenheng dar Begebenheiten gehend, die Umsehen «ad Folgen
derselben beachtend („pregmetssohe fleeohe htea hinilwini,". Auedruck scbor.
Pultucs, Hletor. I, 2, hier - flHMinpenhlahU; die pragmatische Tendenz selbst
heißt aeeeWi«) Jevos/«; vgl. BMWBH, Lehrbuch der bietor. Methode«. 8. 23;
5.-8. A. 1908; vgl. Köblsb, De hietorie pragmatka, 17: 4 Kabt versteht
unter ..pragmatisch" da«, wen sar Wohlfahrt dient, die Klugheitsregel, die aoe dem
Motive der Glückseligkeit entepringende Maxime (Grundleg. zur Mefeephys. d. Stirn.
1 Abechn.; er spricht ferner tob einem ..pragmatiacbeo Glauben" und verfaBt eine
..Anthropologie in pragmatiacaer Hinsicht*'). Rmraa x, B. (Handbuch d. Geoeh. d.
Philo«. III. 1828, & IM) spricht ron den Biigllndern ah) einer „im^nutiech gesinnten
Nation" und (8. 220) vom ..Pragmatismus" der
rrajrmati«maa (von pregmerienb) oder Instnunentahsmus («. d.
derjenige phUoaophiecbe Standpunkt, der, in veiechiedenen Formen suft
biotogistisok-psychosogietie^ Weh»), die
Philosophie und das Wiesen Oberhaupt unmittelbar zum Leben, «um Handeln, rur
Praxi« In Beiiehnng «etat, allee Denken («. d.) und Erkennen all zielstrebig, auf
Zwecke der „Praxi«", dee Handelne und dee Denkens eelbet gerichtet, aus Interessen.
Bedurf niesen. WUleoatendenaen entspringend betrachtet und ea nach seiner Taugfleh»
seit, dem Leben und Haadela an dienen, es zu fördern, wertet- Der P. ist M
Zukunft gerichtet, er fragt stets nach dem Leistungswert (..power to work") dee
Denkens, der Begriffe, Urteile. Hypothesen, Theorien, nach ihrer theoretisch-prak-
tischen Fruchtbarkeit. Das Denken und Erkennen, die Wissenschaft (s. d.) sind
Selbstzwecke, sondern Mittel im Dienste dee Lebens und deseen Erhaltung
Höherentwicklung. Die Wahrheit (s. d.) von Urteilen besteht nicht in der Überein-
stimmung mit einer gegebenen Wirklichkeit, sondern in der „Bewahrung" selbst,
i. h. in der durch Erfahrung bestätigten Forderung dee „Lebens" (Denkens und
Handeln«), in ihren zweckmäßigen Konsequenzen. Diese entscheiden auch
über den Wert eine« Problem« und dornen Lösung; ergibt die Abweichung keinen
Pragmatismus. 495
Unterschied für die Praxis, dann ist das Problem, bzw. dessen Lösung müßig. — Dem
P. ist die Betonung des Willens- und Zweckmoments in der Erkenntnis als Verdienst
anzurechnen, doch ist sein Wahrheitsbegriff (s. d.) zu vag und die rein theoretisch-
logische Zweckmäßigkeit des Denkens wird vielfach vor der praktischen im
engern Sinne zu sehr zurückgestellt, während sie doch zu allererst als Maßstab in
Betracht kommt. Die Wahrheit (Richtigkeit) der rein logisch - mathematischen
Relationen und der obersten Grundsätze des Erkennens überhaupt setzt der P. als
Prinzipien der Beurteilung (z. B. des wahrhaft „Förderlichen") stillschweigend voraus;
die rein theoretische, absolute Geltung von Wahrheiten (s. d.) ist Voraussetzung aller
pragmatischen Beurteilung von Denk- und Erkenntniswerten (vgl. Voluntarismus).
Ansätze zum P. finden sich schon in der indischen Philosophie, bei Protagobas
(Relativismus), den Stoikern, F. Bacon, Hobbes, Pascal, Goethe, „Was fruchtbar
ist, allein ist wahr" (vgl. Simmel, Goethe, 1913, 20ff.), Fichte (s. Aktivismus), K.Mabx,
A. Comte („voir pour prevoir"; s. Positivismus), Nietzsche u. a. — Der Terminus
„Pragmatismus" (pragmatism, pragmatisme) stammt von C. S. Petbce (Populär
Science Monthly XII, 1878; Revue philos., 1878 — 79) und Blondel (vgl. Revue
philos., 1906, S. 123); neu begründet hat den P. nebstdem W. James. — Nach Peibce
ist der P. die Ansicht, daß die ganze Bedeutung (meaning) eines Begriffes in dessen
„praktischen Konsequenzen" besteht (Dictionary of Philosophy, herausgeg. von
Baldwin II, 321). Unsere Überzeugungen sind Regeln für unser Handeln. Später
nennt P. seinen, den „rational conduct" und die rein logisch-mathematischen Relationen
betonenden Standpunkt „Pragmatizismus" („Monist" XV, 1905). — Hauptvertreter
des P. sind W. James (Der Pragmatismus, deutsch von Jerusalem, 1908; vgl. Philos.
Review XVII, 1908; The Meaning of Truth, 1909. Das Wahre ist, was uns „vorwärts-
bringt", sich intellektuell als gut, nützlich bewährt, „uns am besten führt", für jeden
Teil des Lebens am besten paßt, uns am besten mit dem Gegebenen operieren läßt),
J. Dewey (Studies in Logical Theory, 1903, 1909), F. C. S. Schtlleb (Humanismus,
1911 ; s. Humanismus), H. Stubt, A. Sidgwick, Blondel, Milhattd, Le Roy (Revue
de Metaphys. VII — IX), zum Teil Bebgson (s. Verstand, Intuition), Papini (Ztschr.
„Leonardo", 1905 ff.) u. a., zum Teil auch A. Weber, Santajana, Höffding („dyna-
mischer" Wahrbeits begriff), W. Jebcsalem (Einleit. in d. Philos.4, 1909), Ostwald,
E. Mach, R. Goldscheid, Silfvebbebg u. a. (s. Aktivismus, Wissenschaft), Vathingeb
(„Kritischer Pragmatismus", Die Philosophie des Als-Ob, 1911), C. Jacoby (Der
Pragmatismus, 1909; Bewahrheitung nach der Zukunft, Weiterführung zu neuen
Wahrheiten), J. Goldstein (Wandlungen in der Philos. der Gegenwart, 1911) u. a. —
Gegner des P. sind Windelband (Der Wille zur Wahrheit, 1909, mit einer gewissen
Konzession; s. Wahrheit), Rickebt, Münstebbebg, Wundt, Nelson, Hüssebl,
A. Messer (Einführ, in d. Erkenntnistheorie, 1909, S. 9 ff.), A. Schinz (Antipragraa-
tisme, 1909), Gütbeblet (Philos. Jahrb. XXI, 1908), L. Stein (Philos. Strömungen
der Gegenwart, 1908, S. «83 ff.), P. Carus u. a. — Vgl. Rüsk, Die pragmatische und
humanistische Strömung in der modernen englischen Philosophie, 1906; Hebert,
Le pragmatisme2, 1909; O'Sullivan, Old Criticism and New Pragmatism, 1909;
A. W. Moore, Pragmatism and its Critics, 1910; J. Mac Eachran, P„ 1910;
W. Switalski, Der Wahrheitsbegriff des P. nach W. James, 1910; J. Schultz,
Kantstudien XVII, 1912, S.93 („Die Denkfunktion als Ganzes dient mitsamt ihren
Kategorien der Erhaltung des Organismus. Die einzelnen Denkprozessc aber zielen
nur auf den Zusammenhang des Denkens hin"); K. W. Silfvebbebg, Der Wirklich-
keitsdualismus, 1912; Peatt, What is Pragmatism, 1909; Mülleb-Fbeienfels, Das
Denken und die Phantasie, 1916 (pragm. Psychologie); Malte Jacobsson, Prag-
.}'», Prajn* — PrlatabiHen
11*10. - Vgl. Wahrheit. ITihnaBnii. Axiom. A priori. Voiunu
Zweck, Drakgeartae, Logik. (raltigkeit. Hvpoehaea, Prinzip. Fiktion. Religion.
Prajaat im Vedanu: Bewußtarm. auch dl» hockst» Seele, dir in TirfarJüaf
die individuelle S*ck- naienkKngt Dxraax*. 60 üpankhada. 1915. 15. 470 mw.
Prakf-tl (indieek): in dar 8e£Uyaphiknophie (a. d.) d* , Welt de*
ewigen Werden».
Praktlach (ayanawmV)l aal da» Taa, Handeln, dta Praxis haalgjii 1
HaaoVln gehörend, fftr daa H«ixWln twecknkflig. Dm Plahlknaii steht in Crgcnasu
tun Theoraiiaaha». des» blotaa fttamam aad Deakm Aagaaoraaden. Prakt
Wisaenscbaf tri» sind Wiaaanachafaan. data« aaarfttelbarrr G»am»itaad iigandalin
Praxie. ain Handaln bildet («. B. Pädagogik, RthJk, Bi i bHaiinania '
talaologiarbnonaaUv. d h. in Hinblick auf dir Hnhligna hOttH n da«
au raeJiaserendeo Zwecken hin raaaraaeht and gewerert wird. — Von dar <
Praxie tat die Dank- «ad Wemrachsltepraxai (liathodih) m anüiaahaldan «vgl.
Pragaatianna).
Von ThoMtanhan mamoasldm da« Praktische anhon Plsto» (Polit. SM R)
and baaoodara Avarortua. nach welchem dir p. Wänraarhait (#*«eve>* »*« ■
daa Handeln ran OsgenataaJ hm (Meuphya. V I. lOSft b. 18 H
praktisch, wm in der Praibeit. in dar Wilk*aUtaghrH war». Krkenutais
von den. waa arln aoll (a. Vain»aft. prahtiarha). VfL P. K. Msrrt. Ina praktische
Lahm von Ocakatapanht da» hflnheimngliahen tmtk%mhm I. 1906;
Krkenntnia und Irrtum. 1909. — Vgl. Praxia. Waa» im haf u Iah, Korp
Ökonomie, Fiktion.
Praktische Phlloaopalet ITüloauphie da» Praktische. - I l. dar
Willrnahand Hingen ethischer, aoaklar, rechtlicher, ökononiach*
nanherArt. 8b gabt aaQa phlnnaaaawlogiarhf (a. d.\, aoalytiech, erklärend, genatiach.
taila kritisch normativ vor (a. Praktisch). Ria formuliert Komm (a. d
bestimmt, waa auf ainen Oebirte da» Händen» aein oder geschehen aoll. geleitet von
oberetem, apriorw*h ideaJen Oaa»rhtep»nfctc» (a. Vernunft, Zwack. W
Dm Begriff dar p. PhUoaophk- (». d ) hat achoo AaxaruTKLRfl. Im«
Scholastik. Nach Chn. Wour iai aie die Whweneckaft vo»>
Handlungen durch alhjaimlml» Regeln (Phikw. practica. § 2f Ökonomik.
Politik). HntART verataht unter p. Philoa. die Lehre vom Tun und Lassen, von
< «»fallenden und Mißfallenden (vgl. Lahrb. rar Kinkwt». S. 143). Vgl. Wi'xut. V
S. 9; 4. A. 1912: Jodu Paychologie. 1909. I*. 9: B. Oaoc«. Flloaofia dein pratire, 1909
— Vgl. Sollen.
PrAnii*Mt>a (piaaniaaae, ***f«er«c. ^<«««r«) beißen dir VordaragUe dea
Sohluaaea (a. d.).
Prlnnndaa (prae. nundua): vorweltlirh, vor der Weitatsekaffung existierend
i «oa, Pracxiatem).
Praoa: (adnol Hauch. Aten. auch daa L» ata«, 90 Upaniahad»
183. 387 uaw.
rr&weat (praeaena): gegenwärtig, in der Wahrnehmung unmittelbar gegeben,
bewußt. Ober ..Priaanntaräe' der Dispositionen vgl. Orr*n, Daa Gedicht
1911. - Vgl hat,
Praatabilicrt a. Harmonie.
Präsumption — Prinzip. 497
Präsumption (praesumtio): Voraussetzung aus Wahrscheinlichkeitsgründen.
Präszienz (praescientia): Vorherwissen Gottes.
Praxis (npägis): Handlung, gewohnte, regelmäßige Tätigkeit, praktisches
Verhalten im Gegensatz zur Theorie (s. d.). Die P. bildet den Ausgangspunkt der
Theorie und wird dann von dieser wieder beeinflußt (vgl. Aktivismus). Die vollständige,
exakte Theorie muß sich in der Praxis realisieren, anwenden lassen, doch gibt es Fälle,
die zwar theoretisch möglich sind, in der Praxis (d. h. hier Wirklichkeit) nicht (oder
nicht rein) vorkommen (vgl. Fiktion). — Vgl. Kant, Über den Gemeinspruch: Das
mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis, 1793 (Berliner Monats-
hefte; K. wendet sich gegen diesen Ausspruch). — Vgl. Pragmatismus, Fiktion.
Präzis (praecisus): genau, scharf, eindeutig bestimmt. P. sollen Begriffe und
Definitionen sein.
Primalitaten (primalitates) nennt Campanella die das Wesen des Seienden
und Nicht-seienden konstituierenden Attribute. Die P. des Seienden sind das Vermögen
zu sein und zu wirken (potentia), das Wissen (sapientia) um sich selbst, die Liebe
(amor); die P. des Nicht-seienden sind „impotentia", „insipientia", „odium". Nur
Gott hat die positiven P. in unendlichem Grade; die Geschöpfe sind eine Mischung
von Sein und Xicht-sein (Universal, philos. II, 2, 1 f.).
Primär: erstlich, ursprünglich, wesentlich. So spricht Locke von „primären"
Qualitäten (s. d.) der Dinge. — Primäre, sekundäre und tertiäre Bewußtseinsvorgänge
(Empfindungen u. dgl. ; Erinnerungsvorstellungen; höhere geistige Prozesse) unter-
scheidet Jodl. Vgl. Gedächtnis.
Primat (primatus): Vorrang, Vorzug. So lehrt Kant den P. der „praktischen
Vernunft" vor der theoretischen (Krit. d. prakt. Vernunft, Univ.-Bibl., S. 144; vgl.
Vernunft); auch Fichte, Windelband, Rickert, Münsterberg, Vaihinger u. a.
Vgl. E. Lask, Bericht d. III. intern. Kongr. für Philos., 1909. Vgl. Voluntarismus,
Wahrheit, Sollen.
Primitiv: ursprünglich, uranfänglich, einfach, unentwickelt, undifferenziert,
niedrig stehend.
Prinzip (principium, dp%r]): Anfang, Ausgangspunkt, Ursprung, Urgrund,
Grundeinheit, Grundlage, oberster Grundsatz als Voraussetzung, Grundlegung des
Denkens, Erkennens, Handelns. P. ist also sowohl das, woraus ein Seiendes hervor-
gegangen ist oder was den Dingen zugrunde liegt (Realprinzip, Seinsprinzip), als das,
worauf sich das Denken und Erkennen notwendig stützt (Denkprinzip, Erkenntnis-
prinzip, Idealprinzip formaler und materialer Art), als auch ein oberster Gesichtspunkt,
eine Norm des Handelns (praktisches P.).
Der Begriff des Seinsprinzips findet sich (implicite) schon in der ältesten grie-
chischen Philosophie (s. unten). Platon versteht unter Prinzipien (&Q%al) schon
auch erste Grundlagen der Erkenntnis (Phaedrus, 101 E; vgl. 107 B). Aristoteles
versteht unter P. (doxy) die erste Ursache, das, woraus etwas ist, wird oder erkannt
wird (8&ev *} lariv fj ylyvexai f} yiyvwaxezai; Metaphys. IV 1, 1012 b 34 ff.; s. unten).
Nach Thomas von Aqüino ist P. dasjenige, „a quo aliquid procedit quocumque modo",
„quod est primum aut in esse rei . . . aut in fieri rei . . . aut in rei cognitione" (vgl.
Sum. theol. I, 33, 1 c). Nach Chr. Wolff ist P., was den Grund eines andern enthält
(Philos. rationalia, § 866; s. Grund). Hume versteht unter „principles" sowohl allge-
meine Sätze als Seinsgründe, Reid oberste Grundsätze, die dem „Gemeinsinn"'
Eialor, Handwörterbuch. 32
|H Prtnriplalhnordinaabni — Proire»*
(„seif -evident truthe") darstellen. kbt»nbj»inberibi.kjbB stail der 8stx der Kausalität
und Substanz; (Uneben gibt aa noch Tataacheo- Wahrheiten und praktbck4tthVhe
Prinzipien (Work», 1804. 1818-«). - Sank Kart sind Prinzipbn. ...rnthetiscbr
Erfcennfcni«e ioi Begriffen' (Krit. d. rein. Veru.. R. 8*5 f.). Db ..Kritik der
Vernunft" (s. d.) snstrsuckt db Wlfcsnalnli nach Prlnil|ilf
Um oberste P. des Ifiiiiinwi iet dar Orondanu der lienewindiiiiilii
. das de« Handeln« dar tabjwbuka Inrner* vgl Axiom. Grundsatz)
Naefc Com» u. a. bt das P. ab» apriiubck» Oruadbgung zur lalawHiiti int reine«
Denken (rgL Idun—aa, l'r-pnmg). - Kack 86mm basseht db Wakrke.
usrer uunagsjan urmi amse in usrem ^Arnetwene (iJrr mrnsrniicar
1W1
Naok dem Prinzip der Dinge trafen baaonrjsrs db joniscben Natur
pbilosophen. Neck Tiauh tat dar Urgrund von alba» daa „Wasser", »u» d>m und
zu dem alba wird, ade etwa daa Leben mm feuektem Humen benrorgebt (Diogen.
Laie«. I. S7; Stobaeua, Ecloga I. 880: Aibtoteba. Metsphv» I 3, 883 b 20 ff.), nach
Araxulardkr ist ee daa „Aprbou" (». d.), nach ARAXJMPrsja db (batatea, alba
uraUaernde) Luft (Dingen. Laset. II. 2. 3; Arulut. Met. I 3. 884 a 5). ebenso nsch
Daooaras von ArotxoRU und Idajos tox IltMnu; narh Hrraexit daa Feuer, de«
bald auflodert, bald erttackt and abk In Waaarr und Erde verwandVl t . ab ein göttlicher.
beaeeHer. Temlnftifm ProsaJ (a. Logo»; wda/s— ■ rdeäV rsV ariAr änämmm m(>
•9t» Amfrf&mmm «s?*/swm>, 4AA' <e d*i mml «er«e aal Der«« *#* aWfwoe, txt4*mr
aal d»e*7*reee>*ree m/tfm bei (Vmena Abrandr. strömet* V. «> • «igen.
Leert. IX. 7; vgl. Welt». Prrtuooaus Imtet aliea aus der „Zahl l».d.)ah, Araxamosu»
au» den „Honmeomerbn" (•. d.) und dem >. Eotimhulss au» den
Kl.in.ntrn (a. d.) und aus Liebe (». d.) und Haß, DaHoKRJT au» - d.).
Plator aus den Ideen (e.d.>. der Wrltaseb (s.d.) und der „Me* I ». Auihtuteuo
aus Form (a. d.) und Materie (•. d.). neben denen er aucb Ursache und Zweck ala
Prinsipbn geaondert nennt (Metaphya. I. 3; V. 2; VIII. 4». <1.
„Tätigen" (*ei»*e) und „Leidenden" (*deis*>). bau. au» da« „Pneuina'*, der dem
immanenten Kraft (Ihog. Laart. VII. \M\. Krtam ans den Atomen (s. d ).
Pumx aus dem fBttHiikan „Einen" (s. d.).
In der Krriaiasanos. beatimmt PAJUCaavacs ab Prinxipbn der Korper „Bckwefel.
„8alz". ..guaakiilber" (ksw. analoge ZunUnde; Mete. amn Warme
und Kalte (De rerum natura I. 2 ff.), ebenso CaJtrARaXLA (De aenau rerum IL 6).
Sfiroxa leitet alba aua der gOttünkss „Substanz" (». d.) ab. im Uegensstz rum
Duabamu» (». d.) DaacAura'; Lmmax aua den ..Monaden" (s. d.), Fsoarra au«
I< h ■ (». d.). Sckkluro aus dem „Absoluten" (». d.), Hkokx au» der
ScHorxxHAi'un aus dem ..Wübn" (». dX Herrart aua den „Realen" (». i
Hastmakk aus dem ..Unbewußten" (s, d.), usw. Vgl. B. Jonnax. Beitrige zu •
(baokbkb d. pkilos. Terminologie, Arohiv f. Urach, der Philo».. Bd. 24. 101 1 ; Stocxl.
Lehrburb d. Pbilo». II«. 1012. - VgL Spirituahamua. Materialbmua. Monbawa,
IdentiUUtheorie. Gotu Kraft. Materie. Grund. Ökonomie. Phantasie. GefQbl. Drnk-
PrinKlpinlkoordinntioai (Avkxaru •*)«*. Kmpiriokritixi»n
Privation (privatio, <n/?t«.e) s. Negation. Nicht», Boae.
I'rottreut? (?Tpo«i>*o..): Voraatx. Entachluft. Wollen mit Überlegung. Wahlakt.
Vgl. Aristoteles, Eth. Nicom. 111 4. 1111 b. 4 fi . ILVia, lo, 1118a
Probabel — Projektion. 499
Probabel (probabilis): wahrscheinlich, annehmbar, glaubhaft.
Probabilismus: 1. Beschränkung alle9 Wissens auf Wahrscheinlichkeit
(s. d.); 2. die Maxime, daß die bloße Meinung, eine Handlung könne recht sein, schon
hinreiche, sie zu unternehmen (nach Kant, Die Religion, Univ.-Bibl., S. 202); 3. die
(besonders von den Jesuiten aufgestellte) Lehre, man dürfe im Zweifel an der Erlaubt-
heit einer Handlung der weniger sicheren Ansicht folgen, wenn sie nur probabel,
wahrscheinlich ist, mag auch die entgegengesetzte Ansicht die größere Wahrscheinlich-
keit für sich haben (V. Cathrein, Moralphilosophie, 1904, I, 400).
Problem (xo63ß.r,,ua, „Vorwurf") ist eine Forschungsaufgabe, eine ihrer Lösung
harrende Frage, ein vom Erkenntniswillen angestrebter, gesuchter Zusammenhang
für das Bewußtsein, das Lücken und Widersprüche, um die es weiß, nicht erträgt.
Im Fortschritte des Erkennens kommen viele Probleme zur Lösung, oft aber nicht
endgültig und nicht total, und gerade die tiefere, umfassendere Erkenntnis zeitigt
immer wieder neue Probleme, die auch durch das Wachstum an Erfahrungsmaterialien
zunehmen. Doch steigert sich auch die Kraft und Kunst der Problemlösung, und auch
die Problemstellung wird immer exakter. Außer den besonderen Problemen der
Einzelwissenschaften gibt es allgemeine oder Grundprobleme philosophischer Art,
wie das Erkenntnisproblem (Ursprung, Gültigkeit, Grenzen der Erkenntnis), die
„metaphysischen*- Probleme (Wesen des Seienden, Vielheit oder Einheit, Wesen von
Raum, Zeit, Materie, Kraft, Ursache, Zweck, Welt, Leben, Seele, Unsterblichkeit,
Willensfreiheit, Gott usw.: ontologisches, kosmologi3ches, psychologisches, theo-
logisches P.), die ethischen Probleme (Wesen, Ursprung, Bedeutung der Sittlichkeit)
in Verbindung mit dem Wertproblem überhaupt, u. a. (vgl. Naturphilosophie, Kultur-
philosophie, Geistesphilosophie usw.). Vgl. Mach, Analyse der Empfindung*, S. 25,
5. A. 1906; Erkenntnis u. Irrtum, 1906, 247; R. Avenarius, Kritik d. rein. Erfahrung,
1888 — 90, II, 776 ff. („Problematisation" und „Deproblematisation" als Momente
des Erkennens); Müller-Freienfels, Das Denken und die Phantasie, 1916 (unter-
scheidet im Denken: Problemsetzung, -bearbeitung, -lösung); 0. Flügel, Die Probleme
der Philosophie*, 1906; G. Simmel, Hauptprobleme der Philosophie, 1910, und die
in dem Artikel „Philosophie" genannten Verfasser vor Einführungen in die Philosophie ;
Höffding, Der menschliche Gedanke, 1911 (Bei den „Ausfüllungsproblemen" liegt
der Stachel des Problems in der Unvollständigkeit unserer Gedankenwelt, bei den
„Befreiungsproblemen" in einem Streite innerhalb unserer Gedankenwelt). Vgl.
Frage, Objekt (Natorp).
Problematisch (rr^oßA^^aTixös): fraglich, zweifelhaft, ungewiß, möglich
(P. Urteil: SkannPsein; S ist vielleicht P; vgl. Sigwaet, Logik l2, 1889— 93, 229 ff.;
4. A. 1912; E. J. Hamilton, Erkennen und Schließen, 1912). Das problematische
Urteil in seiner Bedeutung für die Philosophie: E. v. Hartmann, Grundriß der
Erkenntnistheorie, 1908. — P. Naturen nennt Goethe Charaktere, die „keiner
Lage gewachsen sind, in der sie sich befinden, und denen keine genug tut" (Sprüche
in Prosa II, 127).
Progreß (progressus): Fortschritt, Fortgang von der Bedingung zum Bedingten,
vom Allgemeinen zum Besonderen (P. Methoden), von anerkannten Sätzen zur These
als Folgerung (P. Beweis). Vgl. Unendlich.
Projektion (proiectio, Entwurf): Hinausverlegung. Die „P. der Empfindung"
ist nicht ein wirkliches Hinausverlegen der Empfindungsqualität in den (objektiven)
Raum, sondern die (durch „Lokalzeichen", Assoziation, Erfahrung bedingte)
32*
>d) Prolagomena — ProeyUogtamua
als niilmhiM daajenigaa Objekte, daa wir ak Bit» dm ,
■düng ketiatiktaii. die *—~ff*»t*-ii dar Qwytttifrm mit gleich-
(Juia lieieiHaQ Entpfindnngen des Tenuuanee (Rinn, Der r»kn"r"Fk1irh?
Kritizismus 1879, I 2, 58ff; rgL Jodi* Lehrbuch der Psycho!. II». 190». 947 ff
„TTieenliliim" dar Empfindung gekflH nun Weeen dar na ■ i ilmuli j akt Imn Reaktion,
beeiinTu* durch Jkamie^ionuiidU^^
Jaxaa, Principe» of PsychoL. 1990, II. 31 ff.». Bai dar „anamtriachen Projektion"
VTBU WHjat 4HbV QBf • - '
an daa peripherische Ende dar kitsimhn Baka (etwa in drn Ann, Fuß usw.) odar i
Hand druckt). Vgk Hon«, Da corpore a 39, 3; Coudoxac. Treite dat ssnssünns
1754.1. K II. J I. II. K :. | |*| IV. IL 8, f 2; Tmvsm. Philo*, Vereock 1,1779-77.
415; Lora, Miitii In FsyokoL. 1993, 8. 999; OL Snmwr, KiHs.iafc.dar Raumrorst.. 1873,
& 190t Wum. Orda. «L pkyeioL PeychoL II*. 1910. H. 730 ff. - VgL Lokaheetioc.. -
Projektion In irki isafktka an tkmkaa Sinnet 1. Übertragung von Ich-Beatimmt-
herien anf die Aaaunrttnga (Immutlum •. *.; e. Introjektion); 3. Übertragung von
payokot Anaryae dar Weh, 1909V VgL K. MC cum, Daa JUilillitnaasmjskulii, 1913. -
In dar laiilasjMsiliee bedeute I P. die Verlegung eigner W anecke in fremde Individuen.
Prolrc«aneaui (»^i/^/ra): Vmbcmcikungcn, IlsnkilMiig,
VgL K ajit, Prolrgomcne su einer Jaden künftigen lletapkjaik. die ala
wird auftreten können, 1783; RBTsnuso, Prokgomena cur N'aturpkfl.. 1908.
Prwlrpnln (»feMeWi«. tiiiniianj nn, aatiotpatio. Vnrwsgnahaii ): 1. bei den
Stoikern: dar aaa dar Wekrnelunung unmittelbar- planlos («r«*«#xr<t.*) gebildete,
nataihoke Begriff (free«« • *ei«t. teV» a***U*>, Diogen. Leert. ML 54. Peeudo-
Plutarek, Placita pkiloa. IV, 1 1 . 3). Die gessrlneaaisa Begriffe («*.r.i *****. „notiüac
Guten, Gottee naw. (rgL P. Bank. Dia Ston>. 1908, 8. 113; vgL 8mon, Epieu 117. 6;
Ctcano, Da legibus L 9L; Top. 7, 31); 1 bei den Epikureern: Gememroratellung,
aiab knnptend (sm£»4m*> *•>«**» *■»*—« V"»>
rsetraw aHr»ev «•• *olA4mtt ifm&tw emeeVros, Diogen. Leert. X. 33, 51; vgl.
GaennuDi, SynUgme I, 3). VgL Com. Logik, 1903, & 133. - VgL
Propädeutik (xfMmanruMi): Vorbereitung, Vorbildung,
Wissenschaft (..philosophische Propädeutik", gewöhnlich Logik und Piyckoiogie
umfaeaend). Vgl. Xoacs. P. der Pkilosophie, 1854; Hkubabt. Lehrbuch wir Einkrit.
in d. Pkiloa.». 1883; R. ZnuuMAjr*, Pkiloa. P.», 1897; O. Wouujr», Pkiloa. P.a. 1908;
iL LBBXAJfX. Wege und Ziele der pkiloa. P., 1905; P. Natobj-, Pkiloa. P». 1908;
TaMaaoK. Lehrbuch der pkiL Propädeutik (mit Beitrugen von Goldbeck, Gruber.
Loren*, Meeeer u. ».); H. Scbmidutxx, Phil. Propädeutik in neuester Literatur
(Bibüographie der Propideutikliteratur von 1912—16); F. Kkhrkxd, Kantetodkn,
1921; O. Fbjdtao, ebenda, 1921; Vamnran. Philoeopbie in der Staataprüiung ;
Liemet, Philoaophie in der Schule (in Epstein ..Daa Bock der Erriehung", 1922).
- Vgl. Philosophie.
Propoaitio: Sau. Vgl. Schluß.
Prospektiv s. Leben, Harmoniach (Drusch).
ProsylUgiesnaa: VorechluB. VgL Schlußkette. Regressiv.
Protensiv — Psychisch. 501
Protensiv: der Dauer nach, als zeitliche Größe.
Protologie: erste Philosophie, Fundamentalphilosophie (Gioberti u. a.).
Proton Pseudos (no&iov tpsvSos, error fundamentalis): Grundirrturn, falsche
Grundvoraussetzung als Quelle falscher Konsequenzen (vgl. Aristoteles, Analyt.
prior. II 18, 66 a 16).
Prozeß (processus): Fortgang, Verlauf; gerichtetes, gesetzmäßig ablaufendes,
stetiges Geschehen; auch Verfahren (Prozedere). Als Prozeß (s. Werden) betrachten
Herakt.it, Hegel (s. Dialektik), E. v. Hartmann, Bergson u. a. die Wirklichkeit. —
Vgl. Aktualitätstheorie, Objekt (XaTORP), Tatsache.
Pseudomenos s. Lügner.
Pseudoskopische Erscheinungen sind Täuschungen des Augenmaßes.
Vgl. Sinnestäuschung.
Psittazismns („psittacisme": Leibntz, von psittacus, Papagei). Verlust
der Anschaulichkeit des Denkens, Sprechen ohne Bewußtsein der Wortbedeutungen.
Vgl. L. Dtjgas, Le Psittacisme et la pensee symbolique, 1896.
Psychaden (if>vxq, Seele): seelische, empfindende Elemente organischer Wesen
unsterblich, aber ohne Erinnerung an frühere Existenzformen (F. Schtjltze, Ver-
gleichende Seelenkunde, 1892—97).
Psychanalyse: vgl. Psychoanalyse.
Psyche {ipvxfi): Seele (s. d.), Lebensprinzip, Lebenshauch. Vgl. E. Rohde,
Psyche, Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen4, 1907.
Psychiatrie: Seelenheilkunde, eine auf pathologische Anatomie, Physiologie,
besonders auf Psychologie sich stützende Disziplin. Vgl. Kraepelix, Psychiatrie8,
1909 f. — Vgl. Psychose.
Psychisch (ipvx'h Seele): seelisch, geistig, dem unmittelbaren Erleben als
solchen angehörend. Das Psychische ist das (nicht weiter beschreibbare und reduzier-
bare) Bewußtsein (s. d.) im weitesten Sinne, als Zuständlichkeit oder Aktivität eines
erlebenden Subjekts betrachtet; es besteht in einheitlichen Zusammenhängen und
stetigen Abläufen von Erlebnissen, deren Inhalt so genommen wird, wie er sich vom
Standpunkt „innerer", unmittelbarer Erfahrung darstellt (s. Wahrnehmung). Es ist
zwar vom Physischen (Physiologischen) funktional abhängig, aber weder die Wirkung,
das Produkt, noch eine bloße Begleiterscheinung desselben, sondern — in seiner
primitivsten Form, als „Bewußtseinsdifferential", potentielles Bewußtsein, „Psychoid"
u. dgl. — ebenso ursprünglich wie das Physische, als das Innen- oder Fürsichsein
ebendesselben Wirklichen, das vom Standpunkt äußerer Erfahrung als physisch
erscheint (s. Identitätstheorie, Seele, Leib, Physisch, Parallelismus). Ein höheres,
eigentlich „bewußtes", zentralisiertes Psychisches findet sich freilich im Anorganischen
nicht (s. Panpsychismus), hingegen ist das Psychische ein Faktor alles Lebens (s. d.)
und aller Entwicklung (s. d.). Im Physischen hat das Psychische seine „Außenseite",
es kommt in ihm zum Ausdruck, äußert, objektiviert sich, erscheint in ihm, liegt ihm
(relativ „an sich") zugrunde, mit ihm zusammen sich entfaltend, steigernd, differen-
zierend, integrierend, mechanisierend usw. Es ist an sich weder Bewegung noch
(physische) Energie, läßt sich aber vom Standpunkt äußerer Erfahrung, mittelbarer
Erkenntnis als Bewegung, Energie auffassen (vcl. Materialismus), d. h. in die Sprache
der Physik und Chemie übertragen, wobei freilich von dem das Psychische konsti-
Id
i"ei**rahiert wird. PaychmchMund Phjemihi i
■ich durch die ▼ereeaiedene AuffMeaBgeweJae dar einheitbcheu
and «toben, ab begrifflirhmethodiach ■iteemiUsrbr.
Reihen scharf sue.inandargehahsa, tum ,, ihiaatabaiiBiiaBiBia 6eb>
. hsiawiahailakin'' (e. d.), togbcban DoeuDmtiüi In Beafehaag (•. Wuhrrwhmang,
IVyrh'ilojfi«« ).
Da« Peychbohe wird mebt *b du Objekt der innrrn Wahrnehmung bestimmt.
Aoooanvca, dea 8rhols»iikrrn. Locaa. Luayu. K»vt Mkb*a»t. Volbmabb,
Lorca, Wim, L Bimb. Gunst?. Jmitmi.bm (die psych. Vorginge «od „«uhstrstk» ".
reine niiihiaalmi 1 1 Ihm im ging« ■ Lehrbuch d. Paychol«. 1907). Haobsubb.
tinmuT, A. Drnorr. Omrnm n. •. Kack F. Bbbbtabo sind psychisch eile
Phänomene, ailihe einen Geaaaetaad iaaaatfaaal (a. d.) In sieh enthalten (Psycho-
logie. 1874, 1. 1 15 !.). ..Akt" «ad „laeaR" (bew. ancb „Gegenstand') ammifcilma
am Peychbohaa Horua (Psycholog*. 1997. & »f.*, Mbibobo, WfCaoK (Peycho-
logb, 1908, & 60 f.). Biranrr (..Funktion") a. a; vgL Hcseaax. Log. Untersuch.
lern BewuBiesln (e. d.) Irbnlffliliiia daa Paychisrbr T«. Zibolbb, Jom,
Zibbe*. DiLTHtr. Wraor. Fociixka. Ebbwobacs u. a. — Saal I i H IS«
aiad die peyehbcben Akt« aabewuftt (a. d.). die aajnmka m n Phänomene bewußt,
ähnlich Dbbw*. Nach Um amd dm aajamaaaaa Akta unbewu8t. die Inhalte bewußt
(Leitfaden d. Psycho!.». 8. 47 (f.. S. A 1909). - M. Palaoti untemeheidet dm..riuU n
Vorginge (Gaf aal und Tnrb, Kmirflndang, Voratethugabild ) von daa „gebtir
die nicht ansrhanhoa eind aad hnnmilli wahrend jene faeaaad aiad (..Publekre
daa meneeblicben Bewußtseins"; Xstnrpkiloe. York**, 1908, & 1
Pfoaomr, Pajrhol. daa Gebtea, 1910 (a. Gebt). — Die Erbten* psychbrl
leugnet beeondeis R. Wablb. nach welchem daa Iaydnauhe aaa ..Vorkommnissen'
moaaikartig laiiataiiaganut iet (Hetmaaih daa gebt. Lrhcna, 190*
Alm f.k.U -* ■ - **-*» - 8- li -1 — » *— L- * - a_ , ^ ■ j Pssaaufcai *--
Abb* mmUmm4% QaT aammaUaWMDmatwaa» aeamasCfi
Wovor (a. Peyehsingb). — Nana Jörn, fat aa daa ..innere eubjektire Erleben. Setbet-
wahrneamang aiaaa „rmaroiogiaiama Prowem." ( Lehrt», d. Paychol.. 1909, I*. MI
■ha Höh fliiwiam, 8aaot, Hcxlbt. Macdm.it. Ribot (nach welchem e« bloßes
«.urejout*") iet. Foaau P. Exaam a. a.
LjamnaaSaB**) kl aaai Aaamaglgaaal \<™ ^»il.>* k* laaaViaaava,
Oreanbmos, Oahira) haamaaaaa daa I\y tiasauaa K0i^B(Graadr. der PeyokoL, 1898, S, S),
Atbbabic8( Viertel jaiusachr. f. wvaenach. Phikav, 19. Bd.. vgl. Introrktion). Phiolot
(Dm Weltproblem. 1912). K. Mach (Annljee der Empiind.« 1906;
Erkeantnia u. IrTtum,> 1906, S. 6: „das nur einem aamittelbnr Gegeb.
VaawoRX. ZtsBaa u. a. Aaeh MfjtaTxaaaao. nach dem «ber daa Paycbiaoaa (Percho.
lafamke) im ünteraohied Tarn Gakttigaa ein bloßea Ahstraktkmaprodukt ohne Realität
und Kenaalitit »t (Grda. d. Parchoi. I, 57 ff.). — D»ß daa Parehiache mit ;..m
BewuBawinaiahalt gebort, gataduaa arm daa Phjimthe. betonen Coaax. NAToar.
Rickkrt (Hrrnsen d. nntai ■ i— cuack. Bcgriffiibikl.. 8. 175 ff.). Sem-rrx. U. Laks,
Dm Problem der GegeMtAndhchkeit in der modernen Logik. 1912 (wie Rickkrt:
Psychiachea and Phyaiachaa aind immanente Inhalte dea Bewußtsein», beide werden
durch dieeee ala aeine Objekte eraeugt). — Die abeolute Realitit de« Paychiacbrn
haaanen hingegen BasvEAJto, Hanroxo. Witaskx, Höruca, Kreibio. Dann,
Lern, Hbtmav iMsher MonUimus: Einführong in die MeU|>ayaik. 1921*);
Bussb, Ebhabdt. BBBOMAN5, Jambs, H. Bebosox (dM Psychische ist „reine Do <
Psychische Energie — Psychische Kausalität. 503
innerlich-stetige, schöpferische Entwicklung, nicht eine Sukzession homogener Zu-
stände; L'evolution creatriee8, 1910, S. 1 ff., 24 ff.) u. a.
Als eine Form der „Energie" betrachten das Psychische Ostwald (Vorlesungen
über Xaturphilos.2, 1902, S. 377 f.), Goldscheid (vgl. Zur Ethik des Gesamtwillens I,
1903, 10 ff.), Stumpf (Leib u. Seele2, 1903, S. 24, nur hypothetisch) u. a. Dagegen
sind Riehl, B. Kern, Kässowitz u. a.
Betreffs der Zurückt ührung des Psychischen auf materielle, physiologische
Prozesse vgl. Materialismus, Bewußtsein, Seele.
Die biologisch-teleologische Xatur des Psychischen betonen O. Schneider,
Steinthal, Nietzsche, Spencer, Ribot, James, Dilthey. Ebbinghaus, Jodl,
Jerusalem, Ostwald, Mach, J. Schultz, Simmel, Kreibig, Kohnstamm, Vai-
hinger, Baldwin, Stout u. a. Vgl. Loewenfeld, Bewußtsein u. psychisches
Geschehen, 1913. — Vgl. Atomistisch, Seelenvermögen, Akt, Aktivität, Psychologie
(auch die Literatur daselbst), Arbeit, Geist.
Psychische Energie: psychische Wirkungsfähigkeit, qualitativ-inten-
siver Art, im Unterschiede von der physikalischen, in mechanische Arbeit umsetz-
baren Energie. Es besteht ein ..Wachstum'*, organischer und geistiger Energie, d. h.
sowohl eine intensive Steigerung derselben im Laufe der Entwicklung als auch eine
Zunahme psychischer Qualitäten, Gebilde, Zusammenhänge, Werte, ohne daß das
Prinzip der Erhaltung der physischen Energie dadurch verletzt wird, das sich nicht
auf geistige „Wertgrößen"", sondern auf physisch-mechanische „Größenwerte"
(Wundt i bezieht. Vgl. Lasswitz, Archiv für systemat. Philos., 1895; X. von Grot,
I.e. IV, 1898; Lipps, Leitfaden der Psychologie, 3. A. 1909, S. 62 f. (psychische
„Kraft", welche den Seelen Vorgängen je nach ihrer „Energie" zufließt); M. Offner,
Das Gedächtnis2, 1911, S. 45 f. (ebenso); E. Bischoff, Die Bedingungen der psychi-
schen Energie, 1906; H. Herz, Energie und seelische Richtkräfte, 1909; K. C.
Schneider, Vitalismus, 1903; E. Liedes, Die psychische Energie und ihr Umsatz,
1910: Wundt, Grundr. d. Psycho].5, 1902; Neutra, Seelenmechanik und Hysterie,
1920. — Vgl. Psychisch (Ostwald u. a.), Arbeit, Energie.
Psychische Kausalität: Wirksamkeit des Psychischen, kausaler
Zusammenhang psychischer Vorgänge, nicht als äußerliche Abfolge homogener
Zustände, sondern als stetiges Hervorgehen immer neuer Aktionen und Reaktionen,
Gebilde und Werte aus dem sich „schöpf eriseh" entwickelnden Seelenleben, welches
aber auch typische, allgemeine, gesetzmäßige Zusammenhänge, ein Bedingtsein
bestimmter Effekte durch bestimmte psychische Faktoren (Aufmerksamkeit, Gefühl,
Interesse, Streben, Denken, Assoziation, Verschmelzung usw.) aufweist. Nur gibt es
hier neben der Wiederkehr des Ähnlichen ein „Wachstum geistiger Energie"" (s. Psy-
chische Energie).
Eine psychische Kausalität gibt es nach Leibmz. Fichte, Schopenhauer,
Herbart, Beneke, Lotze, Fechner, Strümpell, Wundt (s. Psychologie), Fouillee,
Jerusalem, Kreibig u. a., während Bain, Ribot, Münsterberg u. a. sie bestreiten
(vgl. Psychisch). Nach Dilthey, F. J. Schmidt, James, Bergson u. a. besteht nicht
eigentliche Kausalität im Psychischen, sondern ein stetiger, innerer, immanent -
teleologischer Zusammenhang. Vgl. Dilthey, Ideen über eine beschreibende u. zer-
gliedernde Psychologie, 1894; R. Eisleb, Das Wirken der Seele, 1909; Malte
Jacobsson, Psykisk Kausalitet, 1913. — Vgl. Synthese, Entwicklung, Oeist, Zweck.
Kausalität.
Psyctuemu» Psychogene*»
(wer*. 8aj*s): psychische* (Jetrtobe (sgL Übamst. U
1906), pyeJusche* Kxefsssystem (»gl. K. de RoanTv
psych*** eocial, 1806). Auffaesuag de* WirkJiokna a» iimarhrs, an sich psychawhrr
Foruxks, Patru»* u. a.; e. Piii|Mjiiifci— i).
Psychnausalysx'i Urapraaglich ein» aadUUnbr Tfceorir, vor allem aar
H' ilung tob ucrvöson, besonder* hysterischen Störungen daran Aufdeckung das
..Vetbargeeea, Vilfiminin. Vairlllag» n im fierbmbjhaa". dar unbewußten Triebe
und Regungen, lmbs*ond»M sexueller Art. welche nickt . ,a breagiert*', nicht befriedigt
sind, naeh KrfhUung dringen and sich olt krankhaft geltend machen, wihread ihre
Bewu6twerdaag befreiend wirkt. 80 nach 8. Fwd (Stadien Aber Hysterie, 1006,
I Bact-tt. Drei Abhandlungen w Sexwshheonr '. 161 Psycboscslys*.
1010. 6. A. 1012; Zur Pijrihnpathol, dea Allugaiebeo.« IM rdings hat
•ich an* dar mediaktsschen Theorie ein* genas KeJfurir^yTlhi'fr'gif nmfiiliwhxht 11
dfe 1 war au weilen in Mythologie anaartet, dennoch I
fruchtbare Anlegungen erbracht bat. Speiialge biete
mBmsQ • 6 u^KSnVBawwBHL Wa* W* SuHawlL •JaVBflraslaaMBe flMB*
WH*. Alfekttheori*. ITjniluhn. Mjlkoa und Mliihniifiiiiiamin. Etkm.
Pädagogik. OMraltterologi* u. a, m. Für dms* Gebart* aind die Phänomene oVr
inf*ntüen ftiraaMUt und iure Tteuhwlihmuna dar Srnibolbildnng der TAfU der
dar Di bsikwtiiMigsii, der Ohwjegeiaap
worden. Vgl. dia afcrteeartften Mbnago" I. 161S u. ZsatislblsH für P.. 1010 If .; Ze. f
IiidiTiduahjwyehoiogie. lOUff . ; Heilan u. Bilden. 1014; P.ycbo*n*rytic Review. H
Intarn. Zettaohr. ff. iriU. Psyekoaaefyse, 1016; Air. Adlbb, Ober den nerroaen
Charakter». 1010; Praxi* u. Theorie dar Indieidanh^yehcttogiw, 1010; FrwnrüiAan,
Psyclmenelys* u. Ethik. 1016; A KaovTaXD, Arohie ff. d. genaue PsyckoL. Bd. 22.
1012; Fsnajrcsa. Hysterie m. r»thon*uroaen; Rain, fynihoaaslytaxhti Bekrtge
/ur alytksnfnisnbang, 1061; Rem, Probleme dar nn*%ini*m*yrho*ngie, 1060;
Roh bm. 8pi*g*ls*ubsi ; Hrrscaxaas. Gottlried Keller. 1060; Pnsirxa, Zum Kampf
um dia Psychoanalyse. 1060; Die peycbaaalytiacbe Methode. 1013; Wa* biete
Ptyohanalyee dam Ersieher. 1017; Wahrheit u. Scbönhrn tn der Psycbanalyse, 1018;
Der peychologiaph* u. bsologiaehe Untergrund ezpie**iooi*ti*cher Bilder, 1060;
Stkkeu Die Spreche das Traums. 1011; Introjektaon u. Übertragung. 1000; .1
Wandlungen dar Libido. 1011; Die Psychologie der unbewuOten Proeease. 1017:
aUKDxm, Heilung u. Entwicklung im fhwmahihui. 1015; White, Mechanismus of
Charscter Formation. 1018; Xettba. fleekimadunit u. Hysterie. 1060; Mrrr»-
«war, Zs. f. Pathopsyohologie I. II. III; Ras» u. Sachs, Die Bedeutung der Psycho-
analyse für die Oiiartiwalanamhaflini. 1016; KasTSCHUE*. Media. Psychologie, 1022.
Vgl. Traum. Person, Symbol Libido. Abreagieren. UnbewuOtea.
Payrtiohlolog-ie: 1. Biologie dea Psyduechen; 2. Ableitung dea Leben*
(*. d.) aus psychischen Faktoren (Paclt, Ad. Wiom, Fmavct, Kohsstahx,
Viomoli. Dsxruro, Mackkkz» u. a. ; auch x. Teil als ..PsychovitaÜsums" bezeichnet).
Psy ehndy amaaik : Dynamik (a. d.) dar payaUanhen Vorgange. Lehre von
den psychischen Kräften (wie bei Hkhbakt), den dynamsmhan Äußerungen das
Psychischen (A. Lxhxakx. Elemente der Psychodynamik, 1006).
Payohojccnewiw: Entwicklung der Seele, Lehre von der seelischen Knt
Wicklung dea Kindes, der Tiere usw. (vgl. KindespsychoJogie, Tierpsychologie). Vgl.
Psychognosis — Psychologie. 505
Pbeyer, Psychogenesis, wissenschaftliche Tatsachen u. Probleme, 1880; Dessoie,
Das Doppel-Ich, 2. A. 1896, S. 43. Literatur bei Sters, Die diff. Psychol.3, 1920.
Psj'chognosis (t/>i7'i- yväxji:): Seelenkunde, Seelenkunst, Erkenntnis
seelischer Zusammenhänge. Vgl. Dessotr, Archiv f. systemat. Philo?.: Beiträge zur
Ästhetik I, 374 ff. ; Sterk, Different. Psychol.2, 1911.
Psyehograph: spiritistischer Apparat, mit einem Zeiger, den die „spirits"
Geister; in Wahrheit nur die Hand des Mediums) über Buchstaben führen sollen,
um Wörter und Sätze zusammenzusetzen. — Psychographie : Darstellung indi-
vidueller seelischer Komplexe.
Psyehoid: seelenartig, seelenartige Kraft; nach Dkiesch eine Art der
..Entelechie" (s. d.), ein Naturfaktor, der dem Seelischen analog wirkt (Der Vitalismus,
1905, S. 221). Vgl. Adamkiewicz, Die Eigenkraft der Materie. S. 33 ff. ; L. Gilbert.
Neue Energetik, 1911.
Psychologie (rpv/'], Seele; ,.psychologia" zuerst bei Mela>xhtho>". in
dessen Vorlesungen, Goclemtjs, Psychol.. 1590, Casmank, Psychol. anthropolog. ,
1594): Seelenlehre. Die P. ist jetzt (als empirische P.) nicht mehr die Wissenschaft
vom Wesen der Seele (metaphysische, philosophische P.), sondern eine selbständige
Einzelwissenschaft, die in Metaphysik mündet, aber nicht von ihr ausgeht. Sie ist
die Wissenschaft vom seelischen Leben in dessen Gesamtheit, vom Bewußtseinsver-
laufe oder von den „Erlebnissen" als solchen, d. h. als unmittelbaren Zuständen,
lebendigen Reaktionen und Aktionen des Subjekts. Im Gegensatze zur
Naturwissenschaft (s. d.) nimmt sie den Standpunkt der unmittelbaren Erfahrung
und Erkenntnisweise an, d. h. sie abstrahiert nicht von der Zugehörigkeit des Er-
fahrungsinhalt8 zum erlebenden Subjekt, sondern betrachtet und erforscht ihn als
konkreten Bewußtseinsinhalt und Bewußtseinsvorgang, als einheitlich-stetigen Verlauf
von Prozessen, in welchen das Subjekt sich setzt, erhält und findet (vgl. Seele). Die P.
beschreibt und analysiert das seelische Leben, zerlegt es in Momente, Faktoren,
Seiten, Elemente (s. d.), um den ganzen Reichtum des Psychischen, der Innenwelt
zu erfassen, und dann sucht sie synthetisch die Struktur, den Zusammenhang des
Seelischen wieder aufzubauen, wobei sie freilich den stetig-innerlichen, einheitlichen
Verlauf öfter veräußerlicht — ein Fehler, der teils in der Natur des begrifflichen
Denkens hegt, teils aber naeh Kräften vermieden werden kann, indem auf die primäre,
konkrete, lebendige Einheit des Seelischen geachtet wird (,, Organische" P.). Die P.
hat vor allem auch eine genetische Methode, sie geht dem Werden und der Entwicklung
des Psychischen und der psychischen Gebilde nach und gelangt schließlich zu
typischen, relativ konstanten, gesetzmäßigen Abfolgen und Zusammenhängen, die
sie aus dem Zusammen- und Wechselwirken psychischer Faktoren erklärt. Dabei
darf die physische, physiologische, biologische Seite und Grundlage des Seelenlebens
nicht vernachlässigt werden, die Beziehungen psychischer Vorgänge zu physischen
Bedingungen müssen beachtet werden und auch das Pathologische im Psychophy-
sischen kann zum Verständnis des Normalen dienen. Die Methode der Selbst-
wahrnehmung, Selbstbeobachtung und der Fremdbeobachtung (s. Beobachtung) wird
vielfach durch die experimentelle (s. d.) Methode erst exakt gestaltet (Variation der
auslösenden Reize, willkürliche Hervorbringung psychischer Vorgänge, Unabhängig-
keit von der Absicht des Beobachtens, durchgehende Kontrolle). Dazu kommt noch
die Methode der Vergleichung (komparative P.). — Die P. gliedert sich in: Indivi-
dualpsychologie (im weiteren Sinne, nebst Tier-, Kinderpsychologie, Charakte-
rologie oder „Differenzialpsychologie", Entwicklungspsychologie, Psychoanalyse,
"j< h \ Psychologie
»mglefchnudo Ptrrhotogis) und Völkerpsychologie (Kollekuv.. Soxialpsychologw )-
Die P. ist dir allgemeine HUfewna»nacli*iu in pikwi Sinne auch ..Grundwissen-
schaff' der Oiibl«sshwsnsuhnfnin. die aber (nebst der Psycholog*, sei
bfdeoh-erkanntnMkHUeehrn Grundlegung bedürfen «ad eb Wert- und norr
wttsensonaitea noer <ne i% hm^mm t*n** njMMPpnnii Aorm).
Itichtung Meli gibt es eise mtellekto«lietJsche (a, d. ). vnlun tarnt »rhe
eine VwniWpf , AsnoeJetion«-. Aktion«-. A|n»?fefptlosnyjijhr4rtgis, eine Spiritus
Hetfeeba (dueaatmeb»), niniashauhs. snsterialatfJaear. ein» suhstnntmbatische, «ktu«-
listische (s. d.; „Psychologie ohne fesle". P. A. L«*ot u. «.). eine atoanatierhr
der Jintkodci «MB «an» rein danViiplhs. snttjlsnlni espbaative, geactierhe,
Die ftHeete frjotnisttg» Im gialfliüi Lehr» von der Seele (s. d ). daneben euch
von den 8eelswt«41«u (Plato*) «ad Soeknwerasftaaa (s. d.) und ron i nraiJundeae n
ptynhlsohen Fnahlh ■ ( Auwaio*. HnrosaaTa», Pl* i. Die ernte Psycho-
logie esrfaat AatnroTau« (*fi «>*t<*. de »mm*; »«fl •/••><«#*»< ««1 «/•.■•■
*«fi *»•>•* mml «Va^eda— n, *#fJ ine— a«i f)f sjdfeisM, **fl iwvxviur «. «.). di«
nnBer einer Theorie der Stele viele Efaselbaobaeatsnnjrn enthalt In Betrübt konunnn
ferner TaaoraaaaT, die Stoiker. Epik ut> nlalaaiki VMa.«,
Esnea ■uhltaelsitsiohiii CWskesr an* die p«t n *ychnlog>
dttmb (Yastans Auxajroanrcs, Gaaooa von Nvata (*«fJ a>ers>k Xaar.
■fnas «Wfdnswh TaaTctuairn» (De anima). Aoovmnre (De »mm* ei
••ngine, Deqaanütatr snlman. Pr haamtf Htett *n%t^* u. »,). Spater nind so nennen:
Aucoix (De ratione aninue). Haaaavc« Macscs (De anima. bceinfluDt von der
gW4rhnawhyn Schrift den Caaaoooacs), Waaaui von Taiaasv (De natura corporis
et ■nhaeek Uaas von Drau (De anima k Hooo von 8t. Vtcron
animak die |Himln taganlinisiibi Schrift „De epintn et anima" (vgl. Hagemaon.
Ptyohol.*. 1911, 8. 176 f.). Db eeholas tische P.. die aofnnga vom HatoniMnu*
(Augsntinnuna»). spater •bsnriraend von Aristoteles beeinfluBt ist,
ALBzanoaa von Hause aad epitev Bonavarrcaa (Itinemrhun menti» in Drum),
die Araber Auucan. Gonra nan Loca. Avtcanxa. A vaanoie u. a., ierner Aurarcs
Maares (De natura et iauaortehtate animae (Samma theologiac), Thomas von
AQOxno (Somma theoL. Contra Geatfles, QntttHmnt disputatae. Opuscu)*). I
Soorot (QueaUJenai aaanr übroe Arietntnlee de najau. :<«Ea Hacoü. Rav-
Mtnro von Saaunon ( Vktb animae). Scannt (De anim») u •. — Kao-nakolasili
Peycholofea nind: A. Stöckl. Uhrbnch der Philo». I*. 1905 H.; M. Sraxam.
Peychologb ha Oehrte de« kJ. Thoma«», 1990, 1. 1991; Sanssvaaino. Philo«. chri»t*«n. .
Dyiiamologial— III: T. Pasca. Imututkme« perchoiopo««, 1894-98; D. Maacian,
Psychologie. 1908-07; GuTsaaurr. Der Kampf um die Seele*. 1904; Psychologie«.
1904, u.a.
In der neueren Zeit wird «.Ted in unreifen pkantaetiacber Wen« (A&airra.
Pakacslscs. J. B. vas Hautorr u. a.) gelehrt («. Arehaeut). teilt «tatst man «ich
auf Arattoteles, so MsLancaraon (Commentarius de anima). Gocuincs. CasMAvv.
ZaaaaaLLa (De anima), L. Vivss (De anima et vita), der et««« Brlhutandip-
(Affektenlehre). — Den Dualismus («. d.) vertritt Daacaaras, der zugk-irh die phyakv
logischen Bedingungen des Seelenlebens betont (s Lrbenegeieter) und dir Lehre von
den Affekten (Leidenaehaf ten) ausbaut (Princspia philo«. ; De p«a«ionibus ; De Ibomme ).
was auch der Monist SnnozA («. Idonuta^tbeorie. ParaUehamus) tut (Ethica
Die empirische, eaaoaistive Psychologie des „Innern Sinne«" entwickelt steh zunarhot
in England: F. Baooa (De digniute), Hoanns (De homine), Looas (Easey concera.
Psychologie. 507
hum. understand.), Hartley (Observations), Bekkeley (Theory of Vision), Hume
(Enquiry, Treatise), A. Smith, Reid, D. Stewart, Th. Brown, Erasmüs Darwin,
James Mill, später J. St. Mill, A. Bain (The Senses and the Intellect ; The Emotions
and the Will) u. a.; eine physiologisch gefärbte Psychol. vertreten Hobbes, Hartley,
Priestley u. a., den Sensualismus (s. d.) Condillac (Traite des sensations), La
Mettrie u. a., während Bonnet mehr die Aktivität der Seele betont (Essai analytique ;
Essai de psychologie). Vgl. Laromiguiere, Maine de Biran u. a.
Diese Aktivität betont in Deutschland Leibniz, der den Begriff der Apperzeption
(s. d.) einführt (vgl. Unbewußt). Chr. Wolff unterscheidet empirische und ratio-
nale P. (Psychologia empirica; Psychol. rationalis) und vertritt die Lehre von den
Seelenvermögen (s.d.). Von ihm beeinflußt sind Baumgarten, Reusch u. a., während
andere z. Teil von den Franzosen (Bonnet) und Engländern (Locke u. a.) beeinflußt
sind. So G. F. Meier (Metaphysik III), Garve, Sulzer, Meiners, Eberhard,
TlEDEMANN, IRWING, FEDER, MENDELSSOHN, MORITZ, CAMPE, MAASS, VON CREUTZ,
Platner (Neue Anthropologie), Hemsterhuis (Sur les desirs, 1770; Lettres rat
l'homme, 1772),; Tetens (Philos. Versuche, 1776 f.) u. a. Eklektiker ist de Croüsaz
(De mente humana, 1726; De l'esprit humain, 1741). Ansätze zur psychischen Messung
bei Bernoulli, Lambert, Merian u. a. (vgl. Delthey, Deutsche Rundschau, 1901).
Nach Kant (vgl. Gefühl) gibt es nur eine empirische P. (vgl. Seele, Paralogismen)
als „systematische Naturlehre des innern Sinnes", nicht als strenge Wissenschaft,
weil Mathematik auf sie nicht anwendbar ist (Krit. d. rein. Vernunft, S. 638 ff. ;
Metaphys. Anfangsgründe der Naturwissensch., Vorrede; vgl. Vorles. über Psychologie,
hrsg. 1889). Von Kant sind beeinflußt: Chr. E. Schmid (Empirische Psychologie,
1791), E. Reinhold, Hoffbauer, Jacob, Kiesewetter, F. A. Carus (Psychologie,
1808), Fries (Psychische Anthropologie2, 1837/39) u. a. Vgl. Biunde, Empirische
Psychologie, 1831 ; Chr. Weiss, Über das Wesen und Wirken der menschlichen Seele,
1811 (Genetisch); O. Schneider, Transzendentalpsychologie, 1891.
Spekulativ, z. Teil aber auch genetisch ist die P. der ScHELLiNGschen Schule;
vgl. Eschenmayer, Psychologie, 1817; Steffens, Anthropologie, 1821; Heinroth,
Lehrbuch der Anthropol., 1822; Psychologie, 1827; G. H. Schubert (Geschichte
der Seele, 1830), K. G. Carus (Vorles. über Psychol., 1831; Psyche, 1851). Von
Chr. Krause (Vorles. über psych. Anthropol.) sind abhängig: Lindemann, Ahrens,
Tiberghien (Psychologie3, 1872). Vgl. Schleiermacher, Psychol., hrsg. 1864 (von
L. George, Verfasser des „Lehrb. d. Psychol.", 1854). — Dialektisch (s. d.) ist die
Psychol. Hegels, der die seelischen Vorgänge als Momente der Selbstentfaltung des
absoluten Geistes darstellt, deutet (Phänomenologie; Enzyklopädie). Von Hegel
beeinflußt sind Daub, Michelet (Anthropol., 1840), K. Rosenkranz (Psychol.*, 1863),
J. E. Erdmann (Grundr. der P., 1840; Psychol. Briefe, 1851), J. Schaller (Psycho-
logie I, 1860) u. a.
Gegner der Vermögenspsychologie ist Herbart (Lehrb. zur Psychologie, 1816,
3. A. 1887; Psychol. als Wissenschaft, 1824 — 25), der Begründer einer intellek-
tualistischen (s. d.), teils metaphysisch fundierten, teils auf scharfer Beobachtung
und Analyse beruhenden Psychologie mit einer (verfehlten) Anwendung von Mathe-
matik auf das psychische Geschehen (Statik und Mechanik der Vorstellungen, s. d.).
Von Herbart mehr oder weniger beeinflußt sind Stiedenroth (Psychologie, 1824),
Drobisch (Empirische P.f 1842, 2. A. 1898), Th. Wattz (Lehrbuch der Psychol., 1850),
W. Volkmanw (Lehrbuch der P.4, 1894—95), L. Strümpell (Grundr. der P., 1884),
G. Lindner u. a. Selbständiger sind die Begründer der Völkerpsychologie (s. d.)
H. Steinthal (Einleit. in d. Psychologie und Sprachwissenschaft2, 1881) und
H H Psychologie
MLazabcs (Dm Leben to 8nav\ 1889 -86k - Nach i
wüldteriy^ohubBiWMitiitiBJili.dBrdtoWiihBfwOtniaiiiit,
fcb auf „Urreresogen" hHAi^m Wahningansbnhhre. 1890; Psychol
1816 f.; Learn. der Psyohologb, 180; DI* neue Psychologie. 1845; Preg-
P.. 1850). - Teilwebe epekubtiv. too „unbewußten*- <«. <L) Fehtoren de*
od. send db Arbeiten too L H. Frarri (Anthropologb«. 1880;
Psytnologb, 1884-78). Ulbkx (Gott u. der Ms nah 1: Leib m. Seele. 1. A 1874).
Pobtlaob (Systen dar Pssobdogb, 1855; Acht psychol Vortrage. 1888; Beitrage
rar Psyohotogb, 1875). K. « Habtsus» (Ob moderne Peychologle, 1801; Grundriß
der P.. 1807) s.a. VgL Jbbbbb, Viibbbjb sImi nininuiifll BsgrnaAd. Psychol, 1866;
F. SamvL. Dm Ssababbaa dn MsMchaa, 1861; F. VomJLbdeb, Giuno^nbn einer
Wlninmhift der raeneehhcheo 8eeb. 1841; M. bsrnvoBB, Seelen-
1848; Flaks. AnthronoL u. luychoiogb, 1874.
DI» Ibilshsagaa dn »ayiabuhim Lehn* hm phy • alogischen bw1*wBk*lessa
J. Müun. Lots* (MiiWiIiIiiIii Psyuholngb. 1888; 8. A. 1888; Grands. <L Psychol.
1888), A. Hoavnot (Psychol AneJysm. 1979 J i. Helubolts. Hanra. Srocxs,
■Uudoxot. Obbqi, Bjbqt, JajjBB mnd rieb moderne Peyoaosogen (a. untrn). VorbaJer
esperlnen teilen P. sind J. Mclleb, B. H- Wnn. Dobdbbs u e,;
(cTeil)Mift>MuplgMl(e.d.)ronFnomrMinndWc>PT(t.nn>en)
Db biologische Seile des Bnlislilini iilniiih i Srtwn (Prisvtpbe oi Psycho,
logy), Riaor. Rokasbb, Baldwtb, JnruuM. BastBoasos, Gaooa, Jodl, Kork
stamm. Swoboda. Stoct. Jamm o. e,
Ab rein liisiibsilisin) ■niljtisieni DhBänln htbmtn dir P in 1 1 iniibbiibisii i
Webs F. Bbsbtaho (PBytnobgb L 1874). Hörm (PeycaoL,|1897 ). Wir asm ( I Wbol.
1808). Mabtt u. •„ ierner Rmn (Mhjmilai Psychologie «. 1805). H. Cobbbuvs
(PsyohoL. 1887). Diltbsy (Ideen ftber eine bisoMsibsndsmlsibinds Psyohnbfb.
1884: db P. bt db DsrsteUong glilnMUiiif«! Ibilsnrtsrils «nd teboeogbcber
■MMMMf iMMMBl MftMl . BMI Mi Tn UHSJ LMMMM *M P»y,b«l •
1808; OiiindlsMoonen dM asebabbeue, 1888; Psychol 84ndbn*. 1805; PsyohoL,
u. Leben. 1801; egt Psythbuh, unbewußt). 8csna»a>-KowA»xiK u. ».
(Lebeiieformen. 8. A. 1881. a 8) nennt db an der
.. rvyonOMgm aer fiMMSBM bbh staut ibti
sb db ssblMwbMMohsfiHoM Vorn geganOber. Hier »oll db
ab sinnvoller 7nMnnanhang too Funktionen gedacht swrden. m
Db AssrwbAirnspayümlogb (a. d.) in man Hill, Bai*. SreacsB. Ribot (Le
psycbol. angbbe. 1878; La psychol albnandw, 1879; 6. ed. 1800; Schriften über
Inf ■maisati n.*s..L^i. wiöe. Gefühl, Vorstellungen. FlisiHssai, Persönlich
keit u. e,, s. d. ; Tgl. 8. Kbaüss, Th. Ribota Psychologie, 1805). Tbl Zinn (Physiolog.
Payohologie». 1011; Db Graidbgen der l^ychologb, 1015. 2. Bd.). R. Wähle (Dm
Gann d. Phibeophb*. 1898; Über den Mmhsnbmn dn geistigen Lebens, 1906),
Müirnrnwno (Beitrage rar ezperiment. PsychoL. 1688—98; Aufgaben u. Maihoden
der Psychol., 1891. u. ».). der btet sine ..Aktionspsycbolope (e. d.) vertritt (Grdr.
d. Psychol. I, 1900; Psychology and lifo, 1889). & rTimnTBT., Maüdslbt n. I
nebt db psyehbohon Fnnnnaiihlnga physiologisch erklären. — Ena swiechen
Assoiistions und ApparnptbnnswoaYiBagb btw. euch zwischen ioteUcktusibtbcher
und rein volunuristbchcr P. Termittelnde Richtung »niüeteu H. Hömmo (Psycho-
logb», 1893; 4. A. 1906), F. Jodl (Lehrbuch der Psychol.«. 1000; 4. A 1018). H. Ebbin o
Baus (Grandsage der P, 1005 f.; 3. A 1011; Abriß der F.*. 1909), W. JnrsAin
Psychologie. 509
(Lehrbuch der Psychol.4, 1907) u. a. Vgl. O. Külpe (Grundr. d. Psychol., 1893),
A. Dyboff (Einführung in die Psychologie, 1908; Bearbeitung der 8. Auflage von
Hagemann, Psychologie, 1911), A. Messer. E. Wentscher, E. Met*maxn (etwas
mehr intellektualistisch ; Arbeiten über Rhythmus, Zeitsinn, Sprache, Übung, Intelli-
genz u. Wille, Gedächtnis, Assoziation u. a.; s. d.). Pfandes (Einführ, in d. Psycho-
logie, 1904), Stumpf (s. Raum), Schcman*x (Psychol. Studien, 1908), W. James
(Gegner der „atomistischen" P. : Prineiples of Psychology, 1890; Psychologie, deutsch
von Dürr, 1909), Sttlly (The Human Mind, 1892; Outlines of Psychology, 1898;
Handbuch der P., 1898), Stout (Analytic Psychology, 1896, 1902 ; A Manual of P., 1901 ;
The Groundwork of P., 1903), J. Ward u. a.
Begründer einer experimentellen, die Physiologie als Hilfswissenschaft ver-
wertenden, apperzeptiven, voluntaris tischen (s. d.) P. ist W. Wcndt. Nach ihm
untersucht die P. „den gesamten Inhalt der Erfahrung in seinen Beziehungen zum
Subjekt und in den ihm von diesem unmittelbar beigelegten Eigenschaften", ohne
die Abstraktionen und hypothetischen Hilfsbegriffe der Naturwissenschaft. Sie ist
die „Wissenschaft der unmittelbaren Erfahrung". Der Wille (s. d.) ist für sie das
typische psychische Geschehen, das aus dem „Trieb" (s. d.) sich differenziert hat und
in dem die „Apperzeption" (s. d.) aktiv den Vorstellungsverlauf lenkt und ordnet
(Grundriß d. Psychol.9, 1909; Grundzüge d. physiol. Psychol.6, 1908 f.; Vorlesungen
über die Menschen- u. Tierseele5, 1910; Völkerpsychologie, 1900 ff. ; Einführ, in d.
Psychol., 1911 ; „Philos. Studien" II, X, XII; Archiv f. die gesamte Psychol. II, 1902).
Ähnlich G. Villa (Einleit. in die Psychol., 1902), Hellpach (Die Grenzwissenschaften
der P., 1903), Th. Heller, F. Kiesow, M. Brahn, 0. Klemm, F. Krüger, Wirth,
Störrlsg, Calkixs, L. Lange, Marre, Eisler (Das Wirken der Seele, 1909) u. a.
Voluntaristen sind auch Foütllee (Psychologie des idees-forces, 1893; Der Evolu-
tionismus der Kraft-Ideen, 1908), Losseij (Die Grundlehren der Psychologie, 1904),
Höffding (s. oben), Paulsen, Tipps (s. oben), J. Dewey (Psychology, 1886),
I. M. Baldwix (Handbook of Psychology, 1890; Story of the Mind, 1898); Ladd
(Philos. of Mind. 1895) u. a. Gegner der Assoziationspsychologie sind auch M. Palägyi
(Xaturphilos. Vorles., 1908), Bergson (gegen die Veräußerlichung des stetig-inner-
lichen Ablaufs des Seelenlebens, s. Dauer, Geist, Seele), Lüqeet (Idees generales de
psychol., 1906), Lurac, Brunschvicg (Introduktion ä la vie de l'esprit, 1900), James
(„Strom" des Bewußtseins, s. d.), L. W. Stern, P. Barth (Die Psychologie der Gegen-
wart, 1906), Swoboda, Ewald u. a. Vgl. Lachelier, P. u. Metaphysik, 1908; Wundt.
Die P. im Kampf ums Dasein, 1913.
Die experimentelle P. vertreten (außer Fechner, Wcndt, Erbinghacs, Külpe.
Messer. Dürr, Mecmann, Münsterberg, L. W. Stern, J. Cohn, Wreschner,
I '. Martics, Kraepelin, X.Ach, Schümann", Stumpf, G.E.Müller, A. Lehmann,
C. Lauge, Kiesow, Wirth u. a.) Screftere (The New Psychol., 1898), Tttchener
(An Outline of P.2, 1897; Experimental P., 1901—05; Lehrbuch der P., 1910), Saxford
(Course in Experim. P., 1894), Cattell, V. Henri, A. Binet, ClaparÄde u. a. —
Psychologische Laboratorien: Leipzig (1878), Göttingen, Bonn, Heidelberg, Freiburg
i. B., Breslau, Königsberg, Würzburg, Gießen, Frankfurt a. M., Hamburg, Berlin,
Zürich, Graz, Paris, in den Vereinigten Staaten u. a. Vgl. Denken.
Zeitschriften usw.: Archiv f. die gesamte P., hrsg. von Meumann; Philos. Studien.
hrsg. von Wundt; Psychol. Studien, ebenfalls; Psychol. Arbeiten, hrsg. von Kraepelin;
Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. der Sinnesorgane; Zeitschr. f. pädagog. Psychol.;
Zeitschr. f. angewandte P., ; Journal f. Psychol. u. Xeurologie ; Deutsche Psychologie ;
Psychologische Forschung; Fortschritte der Psychologie; Zeitschr. f. pädagog. Psycho-
MO Paycholojistna».
logte; L'annte psyaimtoajqae; Aiahim de psychot ; Rente philo». ; IV Briüah Journal
of P.; TV American Journal of P.; The I^ubohagksl Review; Tbr Journal of
PMlos.; Psycho!, «od Biliiiifflt Methode; Untp ras ihwr.fi n aar 1'. u. Philo*.,
hrsg. von N. Ach (1910 ff.); Bericht* aber Koagnass (1904. 1907. 1909. 1911
Peyobol. in WnmHmiihamasa (1899f! Ha* Zar Keuwart. 1909;
K. Kern- lz*. Am dar Werkstatt dar expar. P. ■. Pldagngik. 1909; L. W. Brav
paychoL Artete da» 19. Jahihaaihals. 190». — VfL Piaxna. Physik de« Sxlrnlebens,
1900; Paouun. Lacuvite ■■■■tili. 1899. u. a.; Riobkt. Kaeai dt paychol. g4n*ralr.
8 ed. 1910; P. Jaxer. L'aateasMana» psv^ansngieas. 1099; A. Faooi. Priadpi di
Prolog. modern*. 1907; A. Baut-.. P. ■JBiMlni. 1911; Macimlby. Ufa in Mmd
Md Ooadaet. 1901; M. Calais*. Übt doppelte Standpunkt in d. Psycbol.. 1906; An
to P. 1906; OK. A. Manctaa. P. 1901; AI isam, I"sychoi. als Grand
der Pädagogik*. 191 1 . o WnxMAira. Kmpim > vsan,
dar esnpir. P . 190f ; Lshrbaaa dar ilhjimibjiii P.. 1909; P. 1091
Dto nnffB«nfilnäghiU aller P. 1907; IL Ewaan*. Kritik d.
Halsfc. hl d. Psycho!, nach kritischer Msthods, litt; DaiaaoN. Ordnsngakhn . 1911;
I Cabcs. Cluayehle der P-. 1909; Hiaaaoa, Gsanhtohte der P.. 18*'
IT nnw. flewhliihH ihn ilsuHnbsn I*. Iflafi D— im, Hm »Maate ihn imimiiii l
1901; Gnehhhti dt P„ 1911; O. rUKMM. OuBhiihti dar naaanu.
Psjrehologyand theTeachrr. 1910; Psychot and Wrrteisiftatebsn, 1912; 0. AmmmOn.
die Methoden der P.| Archiv f. d. gniil Psychot, X X. 191 1 ; W. Scmmiki.
MttiK. l'rortö einer neuen aiialytisohen PaychoL. 1912; Euixiaxi, Lehrbuch
der Psychologie. 1911; I^ytJsalogte. IB99«; Aar»», Einführung in die frychologte, 1915;
Natobt. Allgemeine Pejmrmtngii nach kritfaohm Methode I. 1911; J. Cua*. J«Lr
bacher de* Philo*.. 1. 1911; A. Mannt, ibid.; Baair. Hietory of psychology. 3
1911; Coaasxit'*, Zerteohr. f. Psycho!.. Bd. 41; Manan, Portechritte dar i
Warkcw. Human psychology. 1910: TaoaxDiKX. Eleanmte of psychology. 1
i ■ *rd. Psychological prinriplee, 1918; KaösES, Lehrbuch dar experim. Psycho! 1 1
1910; LixowoaaKt. Kiui ilmnamBs Psychologie; KCuru, Vorisnwaaea Aber Psycho
logie. 1990; Eaoaaxx. Grundsaan der Itoatiidrtltwa^ajFaanlngte. 1919; Handbaoh
der fMghiohsiidsa Peynhologir III. 19H. hrsg. von < nxsrsxD. Zar
kritischen Grundlegung dar Peyiiaokute. 1980; Eaiaauxs. reychotogte. 1 M
Vgl. fhiUinwiaogao, InteJlektusJJsmwa, Aanwlilioa, Appwneptfaci. Peych.
Pädagogik. Aumge, Piyaht^i/aft. Wille, Deaheii. BevuOteeia. faipflndunf.
»tenung. (Mahl. Auf laiiaiaH, Qedachtoat, IUprodektton. PeycboAntJyer . Technik.
PaychologlnaatM (Aaadnirk achon bei J. K. RftMCAff») bedeu«.
weitern Sinne die Baeierang der PhOoaopbie nuf Peychologie, die sagteiah als Grand
läge der Gvietetnnaieaachaftaa angeaehen wird. Im engern Sinne ist P. die Ter»
die Gegenstände der Logik, Krkenntniekritik. Werttheorie uew. aaf najal
payehbote Kriebaaae. Pioieaag and payehologiarte Gebilde xarnckzufuhren. nie aaa
peychologwcben Paktonn und Geaetern abxuleiten. alt b)o8a> Baaultet peyohiei her
Entwicklung genetisch dar/ u tun. Im engsten Stone ist der P. fast gleich bedeutend
mit Subjektivismus (s. d.); doch gibt es auch einen objektiven (intersabjekti
vllgemeingültigkeit von Wahrheiten (s. d.k Relationen. Werten und Zwecken
anerkennenden P.. ferner einen emr^ianjteh evnrntionisüaoltefi und einen aprio-
ristischen. rationalUtiacben P. Dem P. in seiner engeren Form ist entgegenzuhalten,
daß alle Wissenschaften, die P. inbegriffen, einer logisch - erkenntniskritisebrn
..< Jrundleping" (liegitimation) bedürfen, daß die Logik (s. d.) es nicht mit den Denk-
vorgingen ah) solchen tind in ihrer Entwicklung, sondern mit dem richtigen Denken
Psychologismus. 511
als Inbegriff der Setzung und Anerkennung gültiger Relationen, bzw. mit diesen selbst
zu tun hat; daß die kritisch- normative Betrachtungsweise, welche die Denk- und
Erkenntnisniittel am reinen Denkzweck und an der Idee der Erkenntnis prüft und die
Erkenntnis (bzw. Erfahrung) auf ihre konstituierenden Bedingungen, ihre „Grund-
lagen" (nicht Ursachen) analytisch-regressiv zurückführt (s. Erkenntnistheorie,
Transzendental), über den Gesichtspunkt und die Kompetenz der Psychologie hinaus-
geht, welche das Denken und Geistesleben so nimmt, wie es sich tatsächlich vollzieht,
ohne Kritik, ohne Wertung, ohne Normierung (vgl. Ethik, Soziologie, Rechtsphilo-
sophie, Ästhetik). Der Antipsychologismus betont die Unabhängigkeit der
theoretisch-praktischen Relationen, Geltungen, Wahrheiten, Werte vom subjektiv-
psychischen Erleben, sie haben absolute Geltung (gelten „an sich"), sind „ideale"
Gebilde, die gleichsam einem „dritten Reich" angehören. Der extreme Antipsychol.
löst zuweilen diese Objekte, Gebilde und Geltungen von der Welt geistiger
Aktivität und Zwecksetzung, als deren allgemeingültige, überindividuelle,
relativ selbständige Inhalte und Zusammenhänge sie auftreten, zu sehr ab, analog
der von Platon zwischen den Ideen (s. d.) und Erscheinungen behaupteten Trennung
(y<i>(>iau6i). Das „Denken überhaupt", „Wollen überhaupt' , „Werten überhaupt",
dem die „absoluten" theoretisch-praktischen Geltungen und Werte (s. d.) zugeordnet
sind und ohne das sie ihren Sinn nicht haben, ist zu berücksichtigen (vgl. Geist,
objektiver, Zweck, Voluntarismus, Objekt).
Als Grundlage der Philosophie betrachtet die Psychologie Fries, der aber den
logischen Wert des A priori (s. d.) betont und den Empirismus ablehnt: nur die Auf-
zeigung des Apriorischen ist psychologisch (Neue Kritik, 2. A. 1828 f.; vgl. L. Nelson,
Die kritische Methode, S. 26 ff. und die Fries-Schule überhaupt; s. Erkenntnistheorie).
Ferner, zum Teil in empiristischer Weise, Beneke, Feuerbach u. a., M. de Biran,
Jouffroy, Rosmini (Ausgang von der innern Erfahrung des denkenden Ich, Nuovo
saggio, § 1465 ff.), Fouillee, Fechner. Paclsen, Heymans, F. Brentano, Wundt,
Lipps, nach dem es aber eine „reine Bewußtseinswissenschaft" gibt (Leitfaden der
!'-> .hol.2, 1906, S. 31 f.), H. Cornelius, Jodl, A. Meinong, Für die Psychologie
und gegen den Psycholoeismus in der Werttheorie, Logus HI, 1912, Kreibig, Stöhr.
Dürr, Krüger u. a.
Psyehologisten im engeren Sinne sind Protagoras, (zum Teil) Locke,
Berkeley, Hfmk, Herder. Beneke, J. St. Mill, E. Mach, Avenarius, H. Cor-
nelius. W. Jerusalem (Der kritische Idealismus, 1905, S. 10, 78), J. Schultz (Die
drei Welten der Erkenntnistheorie, 1907, S. 89), H. Vaihinger (Die Philos. des Als-Ob,
1911), Ziehen, F. C. S. Schiller (Humanismus. 1911; Formal Logic, 1912), James,
Beroson, Müller-Freienfels u. a.
Vermittelnd oder gemäßigt lehren WtJNDT (vgl. Kleine Schriften, J, 1910),
Siqwart, B. Erdmann, Dilthey, Heim (Psychologismus oder Antipsychologismus,
1902, S. 155 ff.), Höffding, Palägyi (Der Streit der Psychologristen und Formalisten
in der modernen Logik, 1902; Die Logik auf dem Scheidewege, 1903: Kant u. Bolzano.
1902; vgl. Wahrheit), Uphues (Einführung in die moderne Logik I, 1901; Zur Krisis
in der Logik, 1903), Ei.senhans ( Fries u. Kant, 1906, II, 12 ff.), Meinong (vgl. Gegen-
standstheorie), Höfler (Sind wir Psycho] ogisten ?, 1906), Kreibig (Die intellektuellen
Funktionen, 1909) u. a. Vgl. O. Ewald, Kants Methodologie, 1906; Kants kritischer
Idealismus, 1908.
Antipsychologisten sind Platon, Leibniz (s. Wahrheit), Kant (s. Kritik,
Transzendental, Logik), der aber doch zuweilen ins Psychologische gerät, Hegel,
Bolzano (s. Wahrheit, Satz). Herbart. Lotze, Husserl (s. Logik, Wahrheit),
Piycbom — Psycbopbyslk.
ITBUOX. KüLTE, A. MW, VOUKBLT. RjBBL» GOBBX, NaTOBT. LasX. WlXDSLBAXD.
Rkxsbt. J. Cum, MOmihum, Kccsi Simbel, ScBurrE,
Rbbkeo. Htauvnaum (Philo«, Stadien. 190») u. ». VgL C. GOttlbb, frychologk»
o. Philosophie, 1899; EL Lord Herber« von Cäerbury. Ein IniBacbei IW.tr* g lur
Gaachbhto dea ftiubuliigboms. 1912; Dumok. (MtattfUn («. d.). 1912; Mooo.
Logik. Psyohobgb«, ftjibnliigbBBM, 1990. - VgL rinlhai— , Obhigkeiu Lngbnui,
Payr hörnt peyebische« Oeavbfbn (Foul. Hak».).
r^chaBxetrle (Psycheoinetm): msthemstbnhs Tbhanrtmng de«
Ibchen, ab Desiderat ron Cn. Wocrr luagssproubin (Psycho!, empir. f 522, 919).
I'vxlioiiioni.iinii ui «1.. OJBBOBt, fal IBM <H>-«l-rk.-. BZBBBBBBBBI
SM» (ftwuBnwb) «hI amt Inhalt (Fwpilmtnng) bt (Vebwobx, Ziebex
Ktaan „|)i«isnnbiB Motnatnns" vertritt aar* Hetbaes (Einf. in db Metaphysik,
1921*). VgL II li ii, ■■pilii ilinig
Peyrbopnnni rhir (B>t?4. 8eeb; *«V. gas«; edf. Nscht): flmbnsrhlsf
rwbchrn Tod and Auferstehung, von n»s«oksn Sekten gebart
payehonaonyahia, 1524.
Payehopatlii-ch ui jede krankhafte Veränderung de« Srehxcbin (in um
Otbbt der Psyc hopatbologie fallend), beaondars jede leichtere Psychose (•. d ).
VgL ELKocb, Di« psyclwpntbbchen MlndervrerligMfen. 1991-92; STÖEBtxo,
Vorbeiingen über Psychopathologie, 1909; Jeu. Scbtltx, W« lernen wir am der
Paranoia? Aren, f. gcs. Psych-, 1919; & Fbecd. Zar P. de« Alltags«, 1912: MCxete*
im, Psychotherepy». 1912; Jaetes*. Allg. Ps)xhopathologb. 1920': Blbclb*.
Jahrbuch drr Psychiatrb; Zeitschrift für Petbopsychologb. 1911 f
PayrhopByalk nennt hon« db „Lehre vuo den UisXsain, nach denen
Leib and Sseb imiiiimUiipi", db Lahr* roo den Al»sAi>gb>itsh«sbhriBgan
twbohen Leib «od 8eeb, gsjantafrag and Reit. «Meli letzterer ihm ab Maß f ür die
Starke dar faiiaVd—g gut (egL Wsbscsobes Geaetak Aneaue tar P. finden ebb
früher (B. EL Wim u. s,). Wcedt brngspn betonohtrt db Variation der
nar ab Hilfsmittel bot wiUkttrbcben AnoWbong tob FsxufBiil«agm and Untat.
psychbeba Inhalte «Hol an« aiBnittalhar ab Groben
Reiiasass aad (subjektive. unmitteJ
Db ffn>pllnd«ng«n eelhet sind nur
in gewissen GttmxfiUen (Gbichheit; eben
■Midi bat Od«« Jnmnnii.T I bjlf n.in:< BD bbd . GUbk hh.it BVBBV Gn.Uenunters<'hir<h j
und sind nur unmittelbar aad noch ihrem reUliven Werte eergbicbbir (vgl Normal-
reia, IbiisckwelK Rekhöhe usw ) Wihrend Fbgbxeb drei psycbophyabche Methoden
untereabnidet (IL dar eben merklichen Unteiachiede. M der richtigen and fabeben
Pilb, IL der mittleren Fehler), antaracheidet 1 L Abstufung*, oder Ein-
tteUungamethoden (M. dar Mlnimsiinrbningan. IL dar mittleren Abstufungen oder
der übermerklichen Unterschiede, IL der Qbicneinetellang oder der mittleren Fehler).
1 1 Abrähmngsmethodaa (IL dar richtigen and falschen Falb. M. der mehrfachen
Pilb). - VgL Fbcbxbb, Elemente dar P.» 1990, 2. A.. 1889; In Sachen der P.. 1877;
Revision der Hauptpunkte der P.. 1882; Phitoa. Studien IV; Laxobb, Db Grund-
lagen der P.. 1876; G. E. HOllbb, Zar Grundlegung dar P.. 1878; Geeichtapunkte
u. Tatsachen der psyebophya. Methodik, 1904; E. Zell**, Über db Hinging psy-
chischer Vorgange, 1881; P.A. Mülle*. Das Axiom der P., 1882; Dklb
Psychophysischer Parallelismus — Pythagoreismus. 513
Elements de P., 1883; A. Elsas, Über die P., 1886; Wundt, Grdz. d. physiol.
Psychol. I6, 1908; Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 306 ff.; Logik III3, 1908; Merkel,
Philos. Studien VII, IX; G. F. Lipps, Grundriß der P.2, 1909; Die psychischen
Maßmethoden, 1906; Foucault, La P., 1901; J. v. Kries, Über die materiellen
Grundlagen der Bewußtseinserscheinungen, 1901; Wreschner, Methodische Bei-
träge zur psychophys. Messung, 1905; Gltberlet, P., 1905; F. Brentano, Unter-
such, zur Sinnespsychologie, 1907; A. Lehmann, Lehrbuch der psycholog. Methodik,
1906; Jodl, Lehrbuch der Psychologie I3, 266 ff.; Itelson, Archiv f. Gesch. d.
Philos. III; Koeppner, Geschichte der Versuche zur Grundlegung einer P., 1900;
W. Wtrth, Psychophysik, 1912. — Vgl. Webersches Gesetz.
Psychophysischer Parallelisnius s. Parallelismus.
Psychophysisches Gesetz s. Webersches Gesetz.
Psychosen: Geisteskrankheiten (in Verbindung mit Neurosen und Gehirn-
schädigungen). Sie umfassen verschiedene Hemmungen, Störungen, Ausfalls-
erscheinungen, Über- und Untererregungen (Exaltationen, Depressionen), Schwä-
chungen und betreffen den Intellekt wie das Gefühls- und Willensleljen. Die Leistungs-
fähigkeit des Geistes, die Einheit, Ordnung, Verknüpfung, Regulation, zweckvolle
Aktivität desselben sind mehr oder minder herabgesetzt, bis zum gänzlichen Geistes-
verfall. Vgl. H. Emminghatjs, Allgemeine Psychopathologie, 1878; Krafft-Ebing,
Lehrbuch der Psychiatrie7, 1893; Kraepelin, Psychiatrie8, 1909; Hellpach, Die
Grenzwissenschaften der Psychologie, 1902; Störring, Vorles. über Psychopathol.,
1900; Jaspers, Allg. Psychopathologie, 1920 2. — Vgl. Psychoanalyse, Zwangsvor-
stellung, Manie, Melancholie, Genie, Verbrechen, Psychopathisch, Aphasie.
Psychotechnik: Anwendung psychologischer Methoden auf die praktische
Kultur (s. Taylorismus). Taylor, Die Grundsätze d. wissensch. Betriebsführung,
1913; Münsterberg, Grundzüge der Psychotechnik ; Ders., Psychologie u. Wirt-
schaftsleben, 1918; Piorkowsio, Die psychol. Methodologie d. Wirtschaft!. Berufs-
eignimg, 1915; Moede, Psychologie im Dienste des Wirtschaftslebens, 1919;
Schlesinger, Psychotechnik u. Betriebswissenschaft, 1920; Giese, Psychotech-
nische Eignungsprüfungen, 1920; Gilbreth, ABC der wissenschaftl. Betriebs-
führung, 1919; Giese, Aufgaben u. Wesen der Psychotechnik — Psychotechnik
u. Taylorsystem, 1920; Psychotechnische Bibliothek (Moede-Piorkowski) u. a.
Psyehovitalismus s. Psychobiologie, Leben.
Parkinjesches Phänomen: im normalen Spektrum des Sonnen-
lichtes werden Gelb und Grün am hellsten, Blau und Violett am dunkelsten gesehen;
hingegen in der Dämmerung ist Grün am hellsten, dann kommen Blau, Gelb, Violett,
Orange, Rot (vgl. Ktjlpe, Grundr. der Psychol., 1893, S. 132 f.).
Pnrnsha: im Vedanta: Mann. Person, Geist. 1. Der kosmische Purusha, aus dem
die Welt geschaffen; 2. der Purusha im Menschen, mehr und mehr, im Sinne der Sankhya-
lehre, das Subjekt des Erkennens. Deussen, 60 Uphanishads, 1905, 890 ff., 277, 328 usw.
Pyknatom s. Atom ( J. G. Vogt).
Pyromanie {xvq, Feuer): Brandstiftungstrieb.
Pyrrhonismns: die nach Pyrrhon genannte Richtung der Skepsis (s. d.).
Pythagoreismns ist die von Pythagoras begründete Philosophie, zu-
gleich eine religiöse und ethisch-politische Vereinigung mit einem streng geordneten
Eisler, Handwörterbuch. 03
014
Üben (Enthaltsamkeit, ftihesifsil, Treue, Autorität dn Heisters: «dtet /o«,
tat großenteils ensl-kir, spaten Lehren wurden ■ernekditiuiL Oaerslrniisiieuk f nr
den P. ist die Lehn von den Zeiten (e. d. ) als Prompten der Dinge, vom We
(e. Welt» ron der rfrklrnkerwiorita (e. d.) and von der ftsstanwsndet iihj
sind PniuiLeoe, Rnmue, Kaue, OnanLoe. Tuuuos vo» Losjh,
Ananrras von Tannrr. Ltsu. Ecnrroe a. n.; verwandte Anecheuungen neben
mm Teil Aucnaio» van Krotoo, Hurasoe, KKntaxros, Uutooamus, Ertönt enoe
a. e,; den kommen die Neupy tkegoreer (e. d.L VfL Duu, Fragments der Vor-
eokretiker I; X. A. 1806Lj A. RonuarnCcun, 0n Byetsin der Pyihsgoieei, 1867;
CuAtonwr, Pythegoreet le pkilae. pytbagnrinienns», 187«} A. Donna* Archiv L üceeh.
der Philo*. V; W. Bacnn, Der Alter» F.. 1887» W. Smct-n, Archiv f. Oeeoh. d. Philo...
Bd. 81. 1808t Ta. Oonran, Orinhlioki Denker VfL fflekiit, Tetrakty» .
(fMÜlteU (quakte*, *~4t*y. Beschaffenheit, tnuhwii Art
dn seine, Ufeneaneit (e. d.L Der Begriff der Q. tat ein Grundbegriff, der eaf der
UOtflVOQflSlBlnOM VOB JPQ0ttMe8nftBnnBMfe QS0 \MM|NMCHtt PyfTnilV AvfeCeW
die wir den Objekten nki itaooheftsnheinn zuschreiben, eind
eil Ertabntainheln nnfcin (Sinoeequali taten: rot, euß. hart usw.), wobei eber wohl
ra blieben ist, deA die Ersthntan eis BcwafltninnHflnfc, eis psychische Vorgänge,
ata Htihjitkt Reektiortfio nickt nlbet die Qiftlftftra ikrer Inkalte beben, defl also
t. B. des Auftreten, Heben, Erleben einer Qualität „rot" nickt selb.
erden die Btaneoqne Brenn ele objektiv, real aufgefaßt; spater erkennt
die Ahkluftfkeit dereelbn ron den Organen and Fanktiooen dn Subjekt* nnd
dieWloninttnHs,dknfc»s«nbn^wn»meneied
die dock unter gtatohon snfleten Heiiliifiiinwi den Subjekt je mwk denn Verl eesung
beid wem. bald kalt usw. niiihsiiisii können. So werden die fjiniwnqiislimnn erst
zum Teil (die Neokondarenu Qualitäten >, dann fem (die „primären" QueL: die un-
mittelbar wahrgenommen* nndeknnnf, Hirn, Druck new.) „nbjektiviert", d n. ata
bloße Zustand* dn Subjekts bestimmt, wobei man tum Teil dann aber '
daß dien Quslltlten »war nur für ein erlebendes Subjekt (ata .^Abhängige'
•olcben) an den Dingen auftreten können, nkn nickt doppelt rorbeaden eind, daß
sie aber dock objektir bedingt, bestimmten ffigensnhiMen. Verkeltungsweieen,
Ordnungen, ReUtionen dn Wirklieben selbst sugeordnet (und angepaßt") sind.
Die exakt» Keturwisseneoheit (a d.) führt die Qualitäten auf quantitative Bestimmt*
nenn, Verbaluueee der Objekte zurück, um so das Verketten der Dinge n berechnen,
n vereinheitlichen, gotatig su benerrsoben. Die Psychologie (s. d.) hingegen betrachtet
dn Qualitative dn Erlebens in denen Unmittelbarkeit nnd Konkistkeit, in denen
Zugehörigkeit tum konkret-subjektiven Krtoleiiennimmnnhsng Die Uciaphyeik
endlich kann, zum Zwecke dn Verständnisse* dn Sinnes dn Daseins, rar Deutung
desselben, auf das Fürtuch- oder Innensein (relatives „An sich") der Objekte raruck-
gehen und dieses ata eine der psychischen enaloge qualitative Zustendlichkeit
auffassen (Fbchxers „T*gc*-Ansicht", s. Panpsychtamw). Die rein quantitative
Auffaesung der Natur ist ebenso zweckmäßig wie abstrakt-einseitig.
Den Begriff der Q. erörtern »"f— *" echon PLaro« (Tkeact. 182 A, 186 B,
186 A) und AmurroTXLKS, neck welchem sie eine Kategorie (s. d.) ist (Kategor. 8,
Qualität. 515
8 b25). Er unterscheidet vier Qaalitätsarten: Eigenschaften und Zustände, Tätigkeits-
anlagen, passive Beschaffenheiten, geometrische Bestimmtheiten (vgl. Met. 1020 b
17 ff.). Im Gegensatz zu Demokrit (s. unten) vertritt A. eine qualitative Natur-
auffassung; die Qualitäten sind ihm etwas durchaus Objektives, in den Dingen
Begründetes. So denken auch die Scholastiker (s. unten). Die Q. ist ein „modus
essendi", eine „dispositio substantiae" (Thomas von Aqctno, Sum. theol. I, 28, 2 c).
Locke bestimmt die Q. als die Fähigkeit eines Dinges, in uns eine Empfindung zu
erregen (Essay concern. hum. understand. II, K. 8, § 8); Leibniz als die für sich
genommene Bestimmtheit eines Dinges (Philos. Hauptschriften 1, 55, 72).
Nach Kant ist die Q. eine Klasse von Kategorien (s. d.)f umfassend die Realität,
Negation und Limitation. Die Q. der Empfindung ist, wenn sie auch im einzelnen
nur aus der Erfahrung kennengelernt wird, etwas, was in bezug auf die Eigenschaft,
einen Grad (eine Intensität) zu haben, a priori erkannt werden kann (s. Antizipation).
An apriorischen Größen können wir nur eine einzige Qualität, nämlich die Kontinuität,
„an aller Qualität aber (dem Realen der Erscheinungen) nichts weiter a priori als die
intensive Quantität derselben" a priori erkennen (Krit. d. rein. Vernunft, S. 56 f.,
169 f.). Hegel bestimmt die Q. als Kategorie, die wiederum ein Moment der dialek-
tischen (s. d.) „Selbstentfaltung des Absoluten" (der „Idee") ist; die Q. umfaßt das
Sein (im engern Sinne), Dasein, Fiirsichsein. Nach E. v. Hartmaxn ist die Q. eben-
falls eine Kategorie, aber sie kommt nur in der „subjektiv idealen Sphäre", als
„Synthese von intensiven Empfindungskomponenten" vor; die mittelbar nur
repräsentativ gedachten Dinge sind qualitätslos, ebenso das Absolute (Kategorien-
lehre, 1896, S. 29 ff.). Nach H. Cohen ist der Unterschied der Q. „als ein solcher der
Realität und auf die verschiedenen Ordnungen des Unendlichkleinen zurückführbar
zu denken" (Prinz, der lnfinitesim., 1882, S. 110, 149). Auch nach Th. Lepp3 u. a.
ist die Q. in Quantität „umzudenken" (s. Naturwissenschaft).
Die Subjektivität von Sinnes qualitäten betonen schon die Veden, die Eleaten
(s. Sein). Nach Demokbit existieren nur Gestalt, Größe, Härte, Ausdehnung,
Bewegung an sich, während Farben, Töne usw. nur unserer Meinung nach objektiv
sind (vöficp yXvxv, vöutp tiixqöv, v6[U$ &ep(.töv, v6fi<# ipvxföv, vöuy 'jCQoir) fog di
&iQ(xa xal xevöv, Sext. Empir. Adveis. Mathemat. VLI, 135). Ahnlich die Epi-
kureer (vgl. Lccbez, De rerum natura II, 730 ff.). Die Objektivität der Qualitäten
lehren hingegen Aristoteles, die Stoiker, die meisten Scholastiker (mit Aus-
nahme der Schule des W. V. Occam, dem die Sinnesqualitäten nur „Zeichen" von
objektiven Eigenschaften sind). Sie unterscheiden „qualitates primae" und „secundae"
(primariae, secundariae), d. h. Grund- und abgeleitete Eigenschaften (Wärme, Kälte,
Feuchte, Trockenheit = primär). So schon Albertus Magnus (Phys. V, tr. 1, C. 4;
vgl. Baeümkeb, Archiv f. Gesch. d. Philo«. XV, 1909). „Verborgene" Q. („qualitates
occultae") sind Kräfte, „virtutes occultae" (z. B. gewisser Mineralien wie Saphir,
Jaspis: W. VON Auvergne u. a.), die aus den bekannten Qual, nicht ableitbar sind
(z. B. die magnetische Anziehungskraft; der Ausdruck „q. occultae" kommt erst
ziemlich spät vor; vgl. J. Wild, Jahrb. f. Philos. XIX).
Zwischen subjektiven und objektiven Qual, unterscheiden Campanella, Galilei
(II Saggiatore Li, 340), Descartes (Princip. philos. I, 57; IV, 198 ff .), Malebranche,
Mersenne, Hobbes (De corpore, K. 25, 3), Gassendl R. Boyle („primäre" und
„sekundäre" Qu.; vgl. Baeumker, Philos. Jahrb. XXI, 1908) u. a„ vor allem Locke.
Nach ihm sind Dichte, Ausdehnung, Bewegung oder Ruhe, Zahl objektive, uisprüng-
licho („original"), primäre („primary") Qual., Farben, Töne usw. sekundäre („secon-
dary") Q. ; daneben gibt es noch die Kräfte, mittels deren die Körper aufeinander
S3*
516 Qualität,
einwirken. Die Wahre« towwf« der primären QnaL sind dieacn ähnlich; die
•lad Wirkungen dar primären (biy oaneara. hu«. aedamtaad. 1 1. K.8.|9ff.).
(Princrpfea, VIII M.) «ad Ben (Tniwai IV, sct. 3) «eben weiter and
die SubjekttvUU (IdeettnU) anch der priaafcrea QnaL. dia tob den
»d von einer Art seien. Nach Lbkbb «ad eile QuahtAten
»najwlBBl durch inll»irtlsn Warna (• Monaden). Nach Kaut und die
„Ding an sich" (a. d.) eeiaea Grand hat. DI» Wanaii|iHttlw sind blöd» Emptm-
Whaaugan der luandiiB ..Cbanraaiilnn" dea Subjakm (Erik d. wav Venu & »f.).
Durch Jos. MCixsas Lehre von dea »periftaohrn fln»isi miglin (e. Paaigiii)
« ird die Subjektivität der QaeJHetea vielfach nhertfieben, wenn aaoa da» Katar»
waaeafaMut in dar Regel an dar UutereeJstiduag objektiver Becveeatthereea (Aue-
dehnung. Dirbte. Brweguag) von dea subjektiven laallillt (eo eoch Ron. Ta. Baowx.
W. HAMXi.ro». Srnrciftu. a.). DaB die QamL 7f Irina«, subjektiv» Symbole objektiver
dtaiesc sind, betoaea HniAtt. nach welchem Jede* ..ReaJr" (•. d.) rine
Anderilcneelnfecbe QaalHIl beehrt (AUgem. Metaphy«. II. f 308 M.L Et*
FovnxtB. Pactjb* u. a.. aaeh welche« In dm Dkagen selbst «taue QaaJUatftvea
irmkherin. Innrnartn) steckt. Hcuibolti (Dir Tataachm in d. Wal hiaang,
II ). rucawn, HArrmxo. Jonu Weanr (Systral d. Philoa. I*. 1007; I
d. phy». Payrhol. I». 1908, OS f.; „aubjektivea Zricbrmrew>m"). Kintu Um.
Daum u. a.
DeJ den Sinne». Quahuu n rtwaa objektiv QuaMtai- . n spricht, bzw. die
Objektivität der Quaüttlen erlUi. lehren f. Kimonuits (Katechismus d. Phfk».',
8. 103 f.L O. WautAX«, E. DCbbibo (Wbkiichkcitaphilu... 1105. 8. 276 f.).
i'xacu. II. Sc« w abx (Dae WAhrnehroungsprobkrn. S. 76. 969 (f.).
Fiicua (Grundfragen der Erketmcairtaeorie, 1887. S. 70). A. Maats*,
FBtBCBBtsxx-KöBLBm (Wuaeaeohaft u. Wirklirhkrit. 1912). Bsaoaox (MatJe
meajoire«, 1910, S.63ff.; rgL Devolution craatrior. 1909, 8.326 ff). Pbtbouvt
(Dea Wdtpioblem*. 1912), E. Mac« (a. Element. Empfindung). Araui
ScBcrrx, Rkhbkb u. a.. welche letzteren aber die Zuordnung der Qualitäten («V
der Objekte überhaupt) zu Erteboiearn bzw. zu einem Bewußtsein betonen (t. Objekt,
Ding, Immanrnzphiloaophic); E. v. HabtmaBX, Kategorimlrhrr, 1896, 1 ff.; Grund-
riO der Erkenn tniekhre, 1907, 150 („ea gibt In dar gaeamten Erschcinungawelt keine
andre Qualität ala Empfindi'ngequaliUt, dkar aber ist daa Produkt einer vorbewußten
ayntbetiechen Inteliektualfunktion. d. h. einer Katrgorielfimktkm aus zeitlichen
IntriuutA^vrrhaltniaaen. In der objektiv realen Sahire hat die Q. keinen PI
Vgl. GBUTTHTOSBff, Von den Beschaffenheiten statt einer Metaphysik der SmnBc!
1811 ; 1. PaychoL», 1902, 8. 37 ff. (s. Empfindung). VgL Begriff,
Eracheinung (Srorrr), Reauamua. PhlnomenaKsmus. Empfindung, ModaUtät.
Qualität des Urteils beißt die Beaohallenheit de» Urteüa hhwiohthrh der
Bejahung aad Verneinung dea Prädikats (affirmative, aegative, bzw. - nach Käst
— auch limitative Urteil»). Von logamher Qnalit&t ut eebon im Index zu Mblakcb.
tsjobb „ErotemaU diaiecticca" die Rede. .JEnunciationis qualitms cognoacitar
ex affvmatkme et negatione" (Micbabucb. Lex. philo«. 1663. Sp. 390). VgL Kaxt.
d. rein. Vernunft, S. 89; Hbobu Enxyklop.. f 172 (..Urteil dea Dsaeina ').
Gegen da» Rmteirang dea Urteil» nach der QuaL: ScanrrrBu.a. VgL E. J. Habt i
Erkennen u. Schließen. 1912.
Quantentheorie — Quantität. 517
Quantentheorie: Eine von Planck aufgestellte Strahlungslehre. Quanten
sind kleine Energiepartikel, letzte Elemente der Strahlung. Ihre Größe muß der
Schwingungszahl proportional angenommen werden. Sie sind klein für ultrarotes,
größer für sichtbares, noch größer für ultraviolettes Licht, und am größten für die
Röntgenstrahlen. Planck, Theorie der Wärmestrahlung, 1906; Gerlach, Die
experim. Grundlagen der Quantentheorie, 1920; Reiche, Die Quantentheorie,
1921; Valentiner. Gnmdl. der Quantentheorie; Ktrchberger, Die Entwicklung
der Atomtheorie, 1922, 180 ff.
Qualifikation des Prädikats heißt (seit W. Hamilton. Lectures IV,
251 ff.) die Einschränkung des Begriffsumfangs des Prädikats in der Weise, daß er
dem des Subjekts gleich und das Urteil zu einer Gleichung zwischen Subjekt und
Prädikat wird, wodurch alle Schlußgesetze auf eines reduziert werden und eine mathe-
matische, symbolische Logik (s. d.) ermöglicht wird. Ansätze dazu schon im Mittel-
alter, ferner bei Ploucquet, Beneke, G. Bentham. Vgl. Boole, The Mathematical
Analysis of Logic, 1847; Venn, Symbolic Logic, 1881; Hlllebrand, Die neuen
Theorien der kategorischen Schlüsse, 1891, S. 91 ff.; Wundt, Logik I3, 1906 (Kritik
der Theorie); E. J. Hamilton, Erkennen u. Schließen, 1912. Vgl. Urteil.
Quantität (quantitas, xoiöi^s): Menge, Größe (als Eigenschaft des ,,eine
Größe haben" und als bestimmte Größe, „quantum") im weiteren Sinne (umfassend
auch stetige und diskrete, extensive und intensive Größen, die Zahl). Die Q., die
Bestimmtheit des „wie groß", „wie viel", ist ein Grundbegriff, der auf der Zusammen-
fassung (Synthese) von apperzeptiv-denkend gesetzten oder fixierten Teil-Einheiten
zu komplexen Einheiten (Menge, Anzahl usw.), des Näheren auf der vergleichend-
messenden Funktion, beruht. Alles, was Gegenstand der Synthese eines gleichartigen
Mannigfaltigen zur Einheit werden kann, hat insofern und „a priori" eine Größe.
Die quantitativen Relationen der Objekte, auf welche die Naturwissenschaft (s. d.)
die Qualitäten (s. d.) der Dinge zurückführt, unterliegen der Gesetzlichkeit des ver-
gleichenden, analytisch-synthetischen, messenden, konstruierenden Bewußtseins,
einer vom subjektiven Belieben unabhängigen, streng allgemeingültigen Gesetzlichkeit,
welche eine Bedingung exakter Erkenntnis bildet. Doch darf nicht vergessen werden,
daß alle Größen Quanten von etwas sind, was nicht selbst nur quantitativ, sondern
qualitativ ist, nur daß eben von der Qualität methodisch abstrahiert wird ; so ist die
quantitative Naturauffassung zwar theoretisch und praktisch zweckmäßig,
aber abstrakt-einseitig (vgl. Dinji an sich, Panpsychismus).
Den Begriff der Qu. erörtern Aristoteles, der sie als „Kategorie" (s. d.) bestimmt
(vgl. Metaphys. V 13, 1020 a 7), Plotin (Enncad. Vi, 3, 11), die Scholastiker
(„quantum" ist „quod est divisibile in ea, quae insunt"; Größe ist ..quantitas continua
intrinseca", Thomas; vgl. Svarez, Metaphys. disput. 40, sct. 1 ff.1. Kepler, nach
welchem die Qu. die erste Bestimmtheit der Substanz ist und alles in der Natur quanti-
tativ zu betrachten ist (so nach Galilei, Hobbes, Descartes, Prineip. philos. II, 8,
Leibniz, Huygens, Locke. Newton u. a.), Leibniz (Philos. Hauptschrifte
Chr. Wolfe (Philos. rationalis, § 348), Kant u.
Nach Kant ist die Qu. eine Klasse von Kategorien (s. d.), umfassend Einheit,
Vielheit, Allheit. Der Begriff der Größe ist das „Bewußtsein des mannigfaltigen
Gleichartigen in der Anschauung überhaupt, sofern dadurch die Voz Stellung eines
Objekts zuerst möglich wird". Es ist nämlich die Wahrnehmung eines Objekts mir
durch dieselbe „synthetische Einheit des Mannigfaltigen der gegebenen sinn:.
Anschauung" möglich, wodurch die „Einheit der Zusammensetzung des mannig-
tu
fähigen QWcbartigan ha Begriff einer Gro8e ged^ht wird4', d. h. e« steht a priori
fett ^dl> afrauaalniiagen aaad laaaaaaaat OrBBea. tmd twtrutfntiv« Crftßm.wril
der Salt dMl dtoaelhr Svnthrsto vorstellt
in Zelt ■berlsevpt beettJOntt weidm (K
flMB» Vei imaft» flL loB f. ; a. Axiome der AnhMmhm)» Hae e^taaenm Qrfifle Ul \mr .
Jtn welcher dl» VoreteDaag dar Tafle die Voravthra* de« flaase« aWWriVh macht (imd
eleo notwendig; eor dieser vorbei aeht) : eto unn nur durch ..eokrewtfve Svntbcato
(von Tri! m TrO) in dar App^henetoe** erkannt werden, «od dtoae Sjrntheae toi eis
Werk dar ..produktive« FJaMVhmgehr*' rgl. Mathematik. Antirinatkmeu).
Vd. H. Co***. Locfk. 1909, 8. 410ff.: Nato«?. Die torferben Grondlacen der exakten
Wkeenerbaftee. 1910. 8. 61 ff. (Qn. - ..Mehrbrit ontersrhehlberar afemente"); Lim.
ElnhehrnondrVUilooen.l«f». m Ffthton, Wollen «. Denken«.!«*: - Ml •'
(.. Gefühl der ApyeriepüonagroBO; LrWadeo der Psvehol«. 190«, 8. 1«1 f. ( ..Qnao.
tltitetirtrlkO; L. W. Bnn. hm «. Serbe I. 1«W. IM ff.; Hörrorxo. Dar mensch-
Hebt Gedanke. 1911; Rcexatx. Prineiple« of Mathematik I. IHttf.. Cocttrat
PbDoa. Piuuipton dar MiÜaidt. 1906, & 104 ff.; Ponte*«! Wissenschaft «ad
Hypothear«. 1006; J. Bnunum. ZeJteoar. f. PbÖoa.. 190. Bd.; Eo. r Haut***».
blaportoalebre, 1996; Orundrl9 dar KrhenHlntototira. 1909, 199 (Dia Quantität
epahet «tob tn Inteaattii «ad ttjiailia). — Tai Miüfcialilani. Na
Phvefk. Atom, Bn«ag««g. Zahl,
Quantität daa Begrifft a. Begriff, Umfang. — Quanthat des üi
Ut die Battimmtheit eine« ürteüs nach dam umfang das fabtokta, wotiacb man univcr-
aale (allgemein«: AB» 8 amd V\ partikulare (FJnlge 8 amd P) «ad singulare ürtafle
(Diese« 8 tot P) untmethektou Vgl dto togtoobaa fkaaffsnii too ünnwao, Stowart.
J. 8r. Mnx, Jaroira, Hnxxaaaxn u. a. ; Baumnaaoaa, über dto eogenannte Qn.
des Urteil«, 1896: F. J. HaarrLTO». Finnen und SeUfeftoa, 1812; 7. OL 8.
Formal Logfc. 1911 - Vgl QuantifOtatkm, ürtefl.
(Vtnraett dar BegriHa)
Fehtor. bat welchem em 8rhlo8 (e, d.) statt drei vier Glieder enthalt, dadurch daß
etnar aataar laflbagjUh (Mtetoibogrtff) äquivok. lInnuaidMig tot. Doch bat a. B.
nach F. Bxrrra *o toder ■■«gwtotiaj SehmB iilaaatluh etor Termini (Psvcbol
I. 909; Tgl. HnxaaaaJTD, Dto aaoaa Tbaorton dar hawgoitoiaeai 8cbJ*ase, 1891).
Vgl. Unnwao. Settern dar Logik». 1999.
QniddltAt (quldditaa, daa Waa-aein. bei Aionmn: «/ aar« «J
«Teau): Wc«enhett» Waaao (a. d.) ahme Dtagaa, wto aa bagtifllbb-daflaltiwax h baatimmt
wird, totste ..Form** (a. d.) eine« Dinge« oder auch an» Form und Stoff beatebend
(Avxnnots. Albest™ ILiorva. Thomas, W. tok Oooaa «. a.). VgL Peaktl, Geaob.
d. Logik II, S85f.
Qnictiama« (quirt, Rabe) beißt daa Streben nach Abkehr vom Lebene-
getrfebe. oaob mogücbat paarivem, begferdeloaem Verbalten, oacb kontemplativem,
in dto 8chatrang de« Göttlichen versenktem Daeein (Bnddhitmm. Mystik.
Molctos, Madame Gutox n. a., anch ScHoramavaa).
quletir (qntoa. Ruhe): «in den Willen mm Leben stilk-ndes, rar
rar Wilk nar nlaagnng. cor Resignation briafljaode« Mittel, geboten durch dto
nia daa Weeaaa der Dinge (ScBoranutraa, Dto Welt als Wille u. Vorstellung. I. Bd.,
| 98). VgL Paeatmiamoa.
Quintessenz — Rasse. 519
Quintessenz (quinta essentia, fünftes Wesen) heißt ursprünglich der
Äther (s. d.), den Aristoteles den vier Elementen (s. d.) als fünftes hinzufügt, der
aber seiner Feinheit wegen als das vornehmste, erste Element gilt. So bedeutet Qu.
später das Feinste. Reinste, den Auszug, Extrakt, Inbegriff des Besten, des Wesent-
lichen (Paracelsüs u. a.).
Quodlibet (quod libet, was beliebt) heißt bei den Scholastikern eine Schrift,
welche in Form von Fragen acd Antworten verschiedene Probleme erörtert. „Quod-
libetarier" sind Hervaecs Natatjs (Quodlibeta, hrsg. 1513), Fb. MAYRoyrrs (Opera,
hrsg. 1520), Heinrich von Gent (Quodlibeta theologica, hrsg. 1518) u. a.
M. De Wolf, Geschichte der mittelalterlichen Philosophie, 1913.
R.
R ist nach R. Avenartts das Symbol für jeden beschreibbaren Bestandteil der
„Umgebung" des Aussagenden, für alles, was als Reiz einen Nerven erregen kann;
f (R) = ein „partialsystematischer Faktor", d. h. die von einem R. abhängige Änderung
des „System C" (s. d.). Vgl. Kritik der reinen Erfahrung, 1888 f., I, 15, 26, 32, 68 ff.
Rabulistenbeweis: Scheinbeweis, auf Trugschlüssen beruhend.
Hache ist die aus verletztem Selbstgefühl und Zorn über erlittene Schädigungen
ringende, triebmäßige Reaktion, welche auf Vergeltung des Erlittenen abzielt,
durch die ein Ausgleich der entstandenen Spannung bewirkt wird. Im Dienste des
Rechtes setzt der Staat, die Privatvergeltung ablösend, die Strafe (s. d.). Vgl. Res-
sentiment.
Radikal (radix, Wurzel): bis auf die Wurzel, durch und durch, von Grund
aus („Radikalismus" in Theorie und Praxis). Vgl. Böse (Kant).
Ramisten: die Anhänger der logischen Neuerungen (s. Logik) des Petbus
Ramts, wie W. Temple, J. Stttrm, J. Gramer, F. Fabrictcs, Th. Freiguts,
A. Scrirontüs u. a. Antiramisten sind Carpentarius, Xtkol. Frischlin,
C. Marttnt. Schegk, Scherb u. a. Semi-Ramisten: Alsteditjs, Goclentus u. a.
Rasse ist ein Klassifikationsbegriff und umfaßt eine Gruppe verwandter
Lebewesen mit gleichartigen Hauptmerkmalen, Anlagen, Dispositionen, Tendenzen,
Gewohnheiten, gleichartigem, psychischem Habitus („Rassenseele", „Rassenge ist").
Von den ursprünglichen (Ur-) Rassen sind die sekundären, abgeleiteten Rassen zu
unterscheiden, die nicht mehr in dem ursprünglichen Milieu entstanden sind. Die
Entstehung und Entwicklung der Rassen ist bedingt durch das Milieu (s. d.), durch
Selektion (direkte und indirekte Anpassung), innere Faktoren, Kreuzung. Die Rassen
unterscheiden sich z. Teil hinsichtlich ihrer Anpassungs-, Entwicklungs- und Kultur-
fähigkeit. Unter dem Einfluß des kulturellen, sozialen, historischen Lebens tritt der
Rassenfaktor an Bedeutung zurück, ohne daß er gänzlich verschwindet und ohne
daß etwa eine planmäßige Kräftigung und Behütung der „Rasse" (als des Biotischen
im Menschen überhaupt) unnötig wäre („Eugenik", „Menschenökonomie"). Vgl.
Kant, Physische Geographie, hrsg. 1802; G. Klemm, Allgemeine Kulturgesch.,
S. 202 f. (Aktive u. passive Rassen); Gobineatt, Versuch über die Ungleichheit der
Menschenrassen, 1898 (Rasse als Hauptfaktor der Geschichte); H. St. Ghambeb-
lain, Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts I8, 1907, 16 ff. (Der „Germane" als
m
Rseenfiidrtl); D« Latovoz. Las sateotions mehlii, 1896; L' Arven, 1899; R
nülicu social. EaMif d'anthropoeociologie. 1909; L. Wounu»*, Politische Anth
loipr, 1903; Die OmMTD und d» Reasäaaare in Iialirn. 190»; DmtnHAjis.
Rasse und MiUeu. B.96«.. S.A. 1909; L. Grwtoww, Der Raaaenkampf. 1883;
rfce; Aaaox. Die natürliche Analese beim Mansche a. 1893 ( S
tkwjsunus); HATcaArr. Natürliche Auslese u. RaasenwilwaarMing, 1896.
C Wr hWhaf tsordnung u. Qu« ruuürlichen Gnindlaga n. 1900"; tur.il
InbrhUnor. 1889, u. ». (Kugenik); SciiUJUtn, Vererbung u. Aueleer, 1903.
2. A 1910; 7Wurh aiuhnmiih XI. 1908; IWtz. Die Tüchtigkeit u.
IUmt. 1896; IL (JoMxmjBP, B^hewutwic&mng u. lfcnschna6konomv
(gegen den fJelektionisroua. für aktive MUieuiwbessrrung I % Wruita, Rassen
theorien. 1908; Kieor. Le prejugs dVe recea, 1906, 3. A I9IS; P. Hot*. Modern*
Ransenthenriea. 1904: U f*r»m. Dir Anfing der Kultur. 1906 (dl teren
Gaa^ der Raaaentheorir); P. Bat«. Die Pktlnenpahi (Vf Cranhkh» nie Soziologie. 1 ».
1916, 896. Archiv für Raasrn. und < ~l W haf tabWe*r> VgL Relektion, Sodoingif.
Retlei tisraaafl (». d.L •och Verstand rund. - R*t
rVhlu&folgerung. logieohe* Denken. Rational: lemünfUg, eu< -unft.
durrh hlofle Vernunft, durch hloftes Denken, rein begi Union dad'
log» (Wotrr).
l(iiiiiMiiili«i<*riiiig: I ••.-<..•'.• r« • .. ■» •• itf ..r. .J ■• i- ■ »«>. i | M9M
<l*n Ratio. In dar Psvcboanalvse bedeutet R du» Erhebung nabu aaltet Kor
(». d.) ina belle Bewoffe»
Itntionnliantua i »tk\ Vernunft): W rnunf tatandpunkt, bedeutet Ursprung-
beb und t. T. »ach noch fütl (in der Theologie) die Bisiening der Religion (s. d.)
auf die Vernunft, die Tandem, die Glauben« Wahrheiten mit der zu harmo-
nisieren, aie vernünftig tiai nagen, Wunder u. dgL auf ..natürnche" Vorginge zurück-
xumnren ooer symoonesn etmoiaaeen («mOOMMI saunt m mm oearuuen vom
Jahre 1646, 8tatepapers von Clarendon. Bd. II. bei I .Tun an, Onsibink» dm angÜ-
echen Daninua, & 61 ; tanotegjaohs Rationalisten emd I nemnii, Cn. Wot.iT. Saat,
Sraunm, Bnan, 8ma, Paolo« u. e,; dagegen: Hbub, Haxav*. Jaoobi.
Lava«*. Scaxnuaaucaan n. a,j vgL Staüdu*. drmhirhte den R und Supra-
naturahamua, 1896; TBOLCca, Gesch. dea R. I. 1866). VgL Deismus.
Ferner bedeutet R aacb daa Vertrauen zur Vernunft, zur Fähigkeit dea Menschen,
mittels aeiner vernünftigen HnaVht plsnmiflig aein Laben, insbesondere auch die
sozialen Verhältnisse geauhna, ordnen und entwickeln au können (vgl Aktivanaus,
WiOenakritik, Soziologie, Kuhur. Sittlichk.
Im erkenntnittheoretiachen Sinne iat R. die Ahleitnag dar Erkenntaie, deren
Grundlagen nnd Vorauaeetxungrn nach, aua der Vernunft, dam reinen Denken,
welchen die Kraft hat, mit eelbeteigener, aprioriacher (a. d.) Oeaeulichkeit die Grund,
lagen der Erkenntnis zu liefern (vgL Kritiziamua), Ja aogar Begriffe zu
welche aber alle Erfahrung hinausgehen und, von 9a unshhingig, Objekte
die überhaupt nicht erfaflbar sind (Seele, Gott usw.; dogmatischer R.; vgL
phvafk). Die Vernunft ist eine Quelle realer Erkenntnis, in ihr ist die
urigen Wahrheiten" beschlossen (s. angeboren) oder wenigstens
nir «las reine, begriffnebe Denken, nicht die sfamliene Erfahrung erfaßt die Realität,
daa Weaen der Dinge. Nur denkend laßt eich Wahrheit wie Wirklichkeit beetuamea;
bloße Erfahrt ng führt nicht zu streng notwendigen und tllgememgilrigei» Siteen
Raum. 521
(vgl. Denken, Erfahrung, Erkenntnis, A priori, Tatsache, Realität, Sein, Intellek-
tualismus, Logismus, Begriff).
Die Bevorzugung des Begriffs, des Denkens, der Abstraktion vor der sinnlichen
Wahrnehmung finden wir schon früh, so bei den Pythagoreern mit ihrer hohen
Wertung der Mathematik (s. d.), welche auch für den späteren R. charakteristisch ist,
bei den Eleaten (Diogen. Laert. IX, 22 ff.), bei Heraklit (Sext. Empir., Adv.
Mathem. VII, 12(3, 131 ff.), ferner bei Sokrates (s. Begriff), Platon (s. Anamnese,
A priori, Idee), nach welchem das wahrhaft Seiende nur im Begriff erfaßt wird und
nur das Gedachte wahrhaft ist, Aristoteles, nach welchem die Erkenntnis zwar
von der Erfahrung ausgeht, aber zuhöchst doch im begrifflichen Denken mit dessen
unmittelbar evidenten Grundsätzen (äueoa) wurzelt. Selbst die Stoiker, die sonst
dem Empirismus huldigen, werten das Begriffliche, Logische hoch (Diog. Laert. VII,
83; vgl. Wahrheit).
Rationalistisch denkt vorwiegend die Scholastik, meist im Sinne des Aristo-
teles. — Den neueren R. begründet, nach dem Vorbilde der Mathematik (s. d.),
Descartes, dem Spinoza, Malebranche u. a. folgen. Rationalisten sind ferner
Herbert von Cherbury, R. Ccdworth u. a. Ferner Leibniz, nach welchem die
ewigen Wahrheiten im Geiste potentiell angelegt sind (s. Angeboren) und nur die
Vernunft Notwendigkeit der Erkenntnis gewährt (vgl. Wahrheit. A priori). Dog-
matischer Rationalist ist besonders Chr. Wolff, der den Satz des Widerspruches
an die Spitze aller Erkenntnis stellt. „Selbstevidente" Erkenntnisse des gesunden
Menschenverstandes („common sense") gibt es nach Reld u. a. (Schottische Schule).
liegen den R. treten Locke (s. Angeboren), Berkeley, Hume, Condillac u. a.
auf (s. Empirismus, Sensualismus). In der höheren Einheit des Kritizismus (s. d.)
hebt Kant die Gegensätze von R. und Empirismus auf. Alle Einzelerkenntnis beginnt
mit der Erfahrung und stammt aus ihr, reicht auch nicht weiter als mögliche Er-
fahrung, aber die Grundlagen, Voraussetzungen, Bedingungen der Erfahrung selbst
stammen aus der Gesetzlichkeit, der reinen „Vernunft" (= reine Anschauung + reines
Denken). Von den „Neukantianern" vertritt die „Marburger Schule" (Cohen, Xatorp,
Casstrer, Kinkel u. a.) einen rationalistischen Apriorismus, indem sie alle Erkenntnis
aus dem „reinen Denken" (das sich auch schon in der Anschauung betätigt) ableitet:
„Xur das Denken kann erzeugen, was als Sein gelten darf" (Cohen, Logik, 1902, S. 67).
— In spekulativer Weise vertreten den Rationalismus Fichte (z.T.; zugl.Voluntarist),
Schelling (später „positive Philosophie" als „höherer Empirismus") und besonders
Hegel (s. Dialektik, Panlogismus). — Rationalisten sind ferner V. Cousin, Boströji,
W. Rosenkrantz, Harms, Herbart, Lotze, Meinong (z. Teil) u. a., Kclpe,
A. Messer, Störring u. a. (kritischer R.). — Gegner des R. sind James, F. C S.
Schiller, Bergson (s. Verstand), J. Goldstein (Wandlungen in der Philosophie
der Gegenwart, 1911); Müller-Freienfels, Phil, der Individualität, 1921, Irratio-
nalismus, 1922, u. a. — Vgl. Külpe. Einleit. in die Philos.5, 1911: A. Messer, Ein-
führ, in die Erkenntnistheorie, 1909; J. Cohn, Philos. Studien, XIX; F. Mauge,
Le rationalisme, comme hypothese methodologique, 1909; Olle-Laprune, La
raison et le rat., 1906; M. Losacco, Razionalismo e intuizionismo, 1911; W. Frost,
Xaturphilosophie I, 1910; Varisco, La conoscenza, 1904; E ecken, Gt i
Strömungen der Gegenwart, 4. A. 1909. Vgl. Relation, Evidenz, Gegenstandstheoii' ,
Liebe (Ziegler), Voluntarismus, Vernunft, Irrationalismus, Ontologisch, Romantik.
Kaum ist, mathematisch, eine stetige, in sich kongruente unendliche Größe
(oder eine n-dimensionale Mannigfaltigkeit), noch allgemeiner (erkenntnistheoretisch
betrachtet) eine Ordnungsform, eine Form der einheitlichen Synthese einer
Ra-j rr..
Mannigfaltigkeit. Der R tat kein für sieh nutihtadn Ding, keine Art OefU. in
welchem die Korper stecken, noch eh* Relation der Dinge, sondern er tat die
weich« die Relationen der WirUkbheiarfaktorea rnifcnsaitar an
Bewußtsein annehmen, dfe Art und Wetae. wta sieh dta aa ahm
4taj BmÜH ••■ BtaMfWM jMHMr i »innli'
notwendig nd sllnemeta darstellt, so daß also der R. (mit der Zeh)
aa des eoschanaoh erfaßbaren, objoküenu Erscheinungen, eine V«
eine Gesetzlichkeit moelleher einheitlicher Ordnung
mhmlte deretelh. dta eta eolehe wohl nur für ei
8lnn hat, der aber wohl etwne im ..An rieh" dV
paymsoner „urnao ose nwioeB— ww
rtoaütah rn e»in breoeht). Es sind, außer diesem ..trazausmdeatea Onmd" der
heethnmthetaea. sa aatererheiden der •abjekttTe. psrchologtaehe Rannt, dar von
daa einzelnen Bubjehtea ■hhanglg tat. nad der objektive, empbtachreata (and
dabei zuhoehet doch JaeanV). pherfkmneehe Raum (ata reejtatarter matheme-
tleeher R). der fnr altae Bikaaiicn abtötet ftalihnUtan, dareh
hfmimta iihmehtaitetaiM H Dtaeer Ream tat afeht eine mit <
nach nicht mit der printlraa Jtaadehaaaff** (t, d.) des Wahrte«
blöd „reine Anechcsrnag; , eoadera ein Begriff, and «wer der Begriff einer in
Aneohaunng notwendig aad allgemeinen ttouatiiUw baren Ordnangowetae (<!
einender"), einer form oder OesetznUilftkett den Anecaaaeas aad fkaihaai von
Inhalten inBerer Brfahraag. Dtaeer Betriff
AnechaminjmaVHrifoahatt htaoat. aad •
arnchonHoh fandtarbarea Begriff dea eafcldtaehea Raamea. Ata dta Form der äußeren
Erfahrung and der ihr prmAßen Erkaaatata tat der R> ataht eelbat eto Erfahrung»
Inhalt sondern eine apriorisch« Bedingung aller tatteren Erfahrung nnd
deren Objekte, mag nach ptyohologtach dta Reameoratelraag nicht angeboren «ein.
sondern erat mit dam Brfihi iinsansai w uummhi u aad aal Oraad der Brfahraag eich
entwickeln. Ohne Räumlichkeit fBzteaekm aad extensive Ordnung) können wir
Objekte dar staahah earmittelten Brfahraag weder anechauen noch erkennen; dta
Reumform, weiche dta Onmdtage dar pomntrtenhen Axiome (a. d.) tat, breitet
JViMilwiiingaiMHeiiiMlIgieir (Immun), ata huanUtnJuU mit dar objektiven
(iattaren) Brfahraag «ugtaiok dta Brfahrnagsnrifrkte und tat daher abtatet '
von amen, mag rata Dogrrnucn ort naum wm uamer gsonont, wgwm
werden. — Betreff* der Entstehung dei
liehen und genettaeh Unxakommanden Faktor hei »macht» ohne daß dae elementar
nnd primär Elisas In ableitbar tat, vgL unten (Wdttdt).
l >-..• r*\ mteastj. ma Baatmai ha h th MajMaan' h, teBi jeai aaaX taan ■MMMhi h.
Brkenntntatheorettaeh wird dar R, tefta cmpiilstisoh. trfta epriortattach. teita ata
objektiv (absolut real), transzendent, tefta ata ..subjektiv" oder ata ideell (nur empirisch
real), immanent, teils ata subjektiv (ideell) nad zugleich objektiv (traaeseadent)
bedingt, begründet aufgefaßt
Aus der Erfahrung und Abstraktion objektiv räumlicher Verhältnisse
btw. aas der Atsoxiatlon (etwa von Geeicht»- mit Bewegungsempfindungen oder
von Gesichts- und Tasteindröcken) leiten dta RaumvoiateDaag ab Locn (Essay
oonoem. hum. understand. IT. K. IS, § 2). Bbbxsxst. nach welchem die Entfernung
nicht empfunden, sondern beurteilt wird (Tbeory of Vkaon, § 46), Hmx (Treattae II,
sct. 3: der R. betrifft die Ordnung objektiver Existenz), Ooximxao (Traite des
Raum- 523
sensations I, K. 11; III. K. 31), Herder (Metakritik I, 91, 57 ff.), James Mtll
(Association, Muskelempfindunsen). Th. Brown. J. St. Mnx (Verschmelzungen von
Empfindungen. ..psvchische Chemie". Logik II, 460; Examination of Sir W. Hamil-
tons Philosophy, S. 276: Zurückführnng der Raumvorstellung auf die Zeitvorstellung),
Bain (Senses and the Intellect, 1868, S. 245 f.), Spencer (Psychol., § 332 ff „ 69 ff.:
Disposition zur Raumvorstellung ererbt), Helmholtz (Physiol. Optik2, S. 567 ff.,
3. A. 1909 ff.), W. v. Zehender (Zeitschr. für Psychol., 18. Bd., S. 91 ff.) u. a.
Den Nativismus, die Lehre von der Ursprünglichkeit oder Unmittelbarkeit
des Räumlichen (der Ausdehnung des Wahrnehmungsinhalts) vertreten Bexeke
(Lehrb. der Psychol.3, 1861, S. 51), Joh. Müller, nach welchem das ursprüngliche
Sehen flächenhaft, die Tiefe und Entfernung aber schon Erfahrungssache ist, wie
auch andere Nativisten zugeben (Zur vergleichenden Physiol. des Gesichtssinns, 1826,
S. 54 ff.), Classen, Panum (Über das Sehen, 1858), Hering, nach welchem jedem
Netzhauteindruck ein Flächen- und Tiefengefühl zukommt (Beitr. zur Physiol., 1861 f.,
S. 323 ff.), Stumpf (Psychol. Ursprung der Raumvorstellung, 1873, S. 18 ff.; Ton-
psychologie II, 1883 — 90, § 1 ff.), Volkelt, Kreibig, Rehmke (Allgemeine Psychol.,
1894, S. 206 ff.), Sigwart, Ebblnghaus (Grundz. d. Psychol. I, 1905, 423 ff.; die
Tiefenvorstellung ist empirisch), James („original Sensation of space", Princ. of
Psychol., 1891, II, 134 ff.), Dunan (Theorie psychol. de l'espace, 1895), Bergson
(Ursprünglichkeit der Ausdehnung; Mattere et Memoire5, 1909, S. 200 ff.), Külpe
(Grundr. d. Psychol., 1893, S. 347 ff.), Böhmer (Die phys. Theorien der Sinneswahr-
nehmung, 1868, S. 340 ff.), Hillebrand, Stöhr, Mach (Der Wille zur Ausführung
von Blickbewegungen ist die Raumempfindung selbst; diese hat die Funktion, die
erhaltungsgemäße Bewegung richtig zu leiten, Analyse der Empfind.4, 1903, S. 142 ff. ;
Erkenntnis u. Irrtum, 1906, S. 335 ff.), Jodl (Lehrb. d. Psychol., 1909, I3, 412 ff. ;
Anteil der Erfahrung betont), R. Wähle, Jerusalem, H. Cornelius, Höfeding,
Hodgson u. a.
Vermittelnd lehrt z. Teil die Verschmelzungstheorie (als „präemp iristische"
Raumtheorie), welche die Raumvorstellung aus einem ursprünglichen Verbindungs-
prozesse ableitet. So Herbart (Reihenbildung mit Umkehrbarkeit, Lehrb. zur
Psychol.3, 1887, S. 57 f.; Psychologie als Wissenschaft, 1824/25, I, 488 f.),VoLKMA>N
von Volkmar (Lehrb. der Psychol., II4, 34 ff.) u. a. Ferner Lotze, der Begründer
der Theorie der „Lokalzeichen" (s. d.). Die Seele macht vermittels der Lokalzeichen,
d. h. der eigentümlichen Färbung, die jede Erregung vermöge des Punktes im Nerven-
system, an dem sie stattfindet, erhält, aus Intensivem Extensives, sie ordnet, kraft
einer apriorischen Tendenz, die Empfindungen räumlich, veranlaßt durch die Lokal-
zeichen (Medizinische Psychol., 1852, S. 325 ff., 418 ff.). Eine „genetische" Ver-
schmelzungstheorie („Theorie der komplexen Lokalzeichen") vertritt Wundt. Die
Raumvorstellung des Tastsinnes ist das „Produkt einer Verschmelzung äußerer Tast-
empfindungen und ihrer qualitativ abgestuften Lokalzeichen mit intensiv abgestuften
inneren Tastempfindungen". Die optische Raumvorstellung ist das Produkt der
Verschmelzung der Empfindungsqualitäten mit qualitativen Lokalzeichen, die von
den Orten der Reizeinwirkung abhängen, und intensiv abgestuften Spannungs-
empfindungen, die durch die Beziehung der gereizten Punkte zum Netzhautzentrum
bestimmt sind. Der Prozeß optischer Raumanschauung ist eine „Ausmessung des
mehrfach ausgedehnten Lokalzeichensystems der Netzhaut durch die einförmigen
Lokalzeichen der Bewegung", eine „assoziative Synthese" (Grundr. d. Psychol.6,
1902, S. 123 ff.; Grdz. d. physiol. Psychol. II6, 1903, 439 ff.). Ähnlich zum Teü
lehrt Th. Llpps (Psychol. Studien2, I, 1905, 43 ff.).
Die Objektivität (absohrte Resirttt, TV niiini) des
meisten Resksten (•. «Lk wobei manche sock die renk) Erkenn
Raumes annehmen). 8» die Prthagoreer. Dntonurr («. Atom),
welcher den R. sls die Grenze des owisrkliri Banden Körpers fegen de« onstek)
»Wintert (i4 «fsVee saeiejroe raW oeie-ot— fkaoroe. Pky*. IV 2, 309
si de? Stoikrr (Dingen. Lsort. VII. 140). Km» u. s. Ferner de»
lA.uWr-r (..urminue hnssohirsi iinntssswtsi prinuun". Thomas), von denen
M AREz dm R. sei real fundierte* Oedankending (..ena raümu." hiistloiast, Metaphy*.
dieput. AI. sei. 1 f.). (tassMsWM (De eenea recum I. 12k (J. Bncso. Dnetusras
Auedrhntmx neck drei Püneuekment iet »er relativ leer; PrincJp. pküm II.
i. SraroRA «nrat. Loa» (R. »t Bohnern oder nur Atiidwu.
Kessv II. K 13. f II H.\ H. Most (Rnekiridion metaphy*. 0. 6 ff.k Cum*,
Xkwto* (R. - dse ..seneorieeV' der (bukest: ..ebeohHer' . hnssoneosr. unt-
Ueker R. softer des» ..relativen" R; Xstsvei. philm.. 1667. d
( Reflexion» snr rospoee et m tessps. 17*8. MM. Kl IIwmd, Tssronsnscno
(l/«isckc l'nteesncktsngen. 1863, I*. 163 ff.). W. RoonmaAST« (Wisernerksf
Wissens. 1S0S, II. lOSff^SSri rrxnsum <WW. II. SM gtft»
wen (Logik, 8. 71 f.; Weh- und Lihioiionh. 1869. 8.54 k Dünniso. Ceolsk,
v. Kwcsmas». I. H. Ptcm (PsyenoL. |H64 f.. I. 26. 337 ff.: R. ob Produkt dyns.
roieeker Aosdeknun«k PontMl (P/Hisi der Psycho».. 1866, I, SiSfLk Utnot.
Osm PtAjrm. CAKnttns. O. Casta«. B. ▼• HsstWssJOi (Kstcgorfanhtkro, 1906
A. Döntno (Ober «Vit n. Rens*. 1894 k A. Daum, W. Pnsrrsa, DOM, J tnosALs*.
f KK»rr u.» (s. Reeiismos, staerishsssa»).
Ds6 der RMmvoretelhmg eterss so siek entspricht, lehret) Honens, neok
dtTshstrshteR.eta..lnMgb*i*n^e4n..F^
K. Law, B vnraooon. Lrant nnek welchem der R. die Ordnung dos
(„ordre de cofedssenee", eine ..Ordnvng von tttnstionrn". etwes Iciealsss,
nsies ist, dem sn sick VerksUtnkne der ..Moosdeo" sugrande liegen (Philo» X
echriftenl.53ff.. 134. 182 ff.. SOS. 390 f.; Opers ed. Erdmsssi, 8. 401). Osm. Wourr
(R. - ..Ordnung der Dings, dw ingsulok sind'*. Vorntaft, Gedenken von Gott
f 40). Csüsiüs (R. - dee ..Abstraktem der Essest nx", Vernunft« »brbriten. 1753.
§48 »f.). Umbbt (R. -ein „reeller 8okoinM. Nones Orgsnon, 1764). Ploüoocst
(R. ist sn sieb Inhalt des gOUrlosnn Bevoltseins. Prinoip. de eobstsntiis. 176S.
$204 ff.). Kssuhasd. Tinossumt. Hmnasr (R. ist „objektiver
..snftlnge Ansicht" ron Besiehungeu der ..Realen", die kt ehe«
sn denken sind, AOgenu Metaphy». II. 1828/»), Bmu (Metsphys., 1822. & 225).
Lot» (Mikrokomn. I*. 258 f.; III «, 487 ff.), Krsncmn (Kret Princrplrs, 1862. S. 1621).
ADirns. L. W. 8nu (Person u. 8scke. 1606. I, 188 ff .k E. Bncsmn, F. KuunDT
(MeUphys. u. Erkenntnsrtheor.. 1604, B. 163 ff), Raatx (Drr philo». Krhlrhmoi.
1 1 1 . 1879, 78 ff. ; R. ist ein „empimohpr Orensbeghff * . deeern Inhalt für das BewnSt-
-rin und für die WirkBekkeH gültig sn). WtmDT (der RauravorsteUung. die eine
..mibjektiee Rrkonstniktion" ist, entspricht eine Ordnung <k-r Objekte, Loci
8. 508 ff.; Syst, d. PhOo». I». 1907k H. SemrAns, A. Mnossn, EBtra, 8rönnn*o n.s.
Kritische Lehre von der Idealität („Subjektivität") und Apnorit&t dea
Raumes begründet Kaut (vgl. schon: De mumti senstbihs stque intelligibUis forma
itcipus, scU III, f 15: Der R. ist ..»ubiectivum et ideale o natura mentts stabili
lege proficiscens. veluti aehems, omnis omnino externe senes eibi coordinsndi').
Der R. ist die Form der äuUeren Anschauung (..reine Anschauung"), kein oQgemeiner
Begriff; er ist nicht aus der Erfahrung sbstrahiert, sondern s priori (s. d.) eine
Raum. 525
Bedingung der (äußern) Erfahrung und des Gegebenseins von räumlichen Dingen in
ihr, eine allgemeingültige und notwendige, gesetzliche Ordnungsweise des Gegebenen,
weder ein an sich existierendes Ding noch ein an sich bestehendes Verhältnis, sondern
die Art und Weise, wie die Dinge der sinnlich vermittelten Erkenntnis uns erscheinen,
die Verknüpfungsweise möglicher Erfahrungsdaten zur äußeren Einheit. Vermittels
des „äußeren Sinnes" „stellen wir uns Gegenstände als außer uns, und diese insgesamt
im Räume vor. Darinnen ist ihre Gestalt, Größe und Verhältnis gegeneinander
bestimmt oder bestimmbar." Der R. ist „kein empirischer Begriff, der von äußeren
Erfahrungen abgezogen werden kann". „Denn damit gewisse Empfindungen auf
etwas außer mir bezogen werden (d. i. auf etwas in einem andern Orte des Raumes,
als darinnen ich mich befinde), imgleichen damit ich sie als außer und nebeneinander
. . . vorstellen kann, dazu muß die Vorstellung des Raumes schon zum Grunde hegen.
Demnach kann die Vorstellung des Raumes nicht aus den Verhältnissen der äußern
Erscheinung durch Erfahrung erborgt sein, sondern diese äußere Erfahrung ist selbst
nur durch gedachte Vorstellung allererst möglich." Der Raum ist also „eine not-
wendige Vorstellung a priori, die allen äußeren Anschauungen zum Grande hegt.
Man kann sich niemals eine Vorstellung davon machen, daß kein Raum sei, ob man
sich gleich ganz wohl denken kann, daß keine Gegenstände darin angetroffen werden".
Der R. ist ferner kein „diskursiver" oder allgemeiner Begriff, sondern eine „reine
Anschauung". Denn man kann sich nur einen „einigen Raum" vorstellen, und die
einzelnen „Räume" sind nur Teile ein und desselben Raumes. Der R. wird als eine
„unendliche Größe" vorgestellt, er enthält die „Grenzenlosigkeit im Fortgange der
Anschauung". Soll die Geometrie (s. Mathematik) die Eigenschaften des Raumes
„synthetisch und doch a priori" bestimmen können, dann muß der R. ursprünglich
Anschauung sein; dann versteht man, warum der Satz von der Dreidiinensionalität
des Raumes als streng notwendig 'oewußt ist. Eine reine Anschauung, welche das
Objektive a priori bestimmt, bedingt, muß aber im Subjekt, als die „formale Beschaffen-
heit desselben, von Objekten affiziert zu werden" ihre Quelle haben, d. h. sie ist die
„Form des äußern Sinnes überhaupt", durch welche die empirische Anschauung erst
möglich wird. Der R. stellt demnach nichts an sieh Bestehendes dar (dies künnte
nicht a priori angeschaut werden), sondern ist „nur die Form aller Erschein;.
äußerer Sinne, d. i. die subjektive Bedingung der Sinnlichkeit, unur der allein uns
äußere Anschauung möglieh ist". Räumlich sind die Dinge nicht an sieh, sondern
nur als Erscheinungen, als „Gegenstände der Sinnlichkeit". Insofern sind sie aber
wirklich, objektiv, allgemein und notwendig räumlich: „Wir behaupten also die
empirische Realität des Raumes (in Ansehung aller möglichen äußern Erfahrung),
obzwar zugleich die transzendentale Idealität desselben, d. i., daß er nieb-
sobald wir die Bedingung der Möglichkeit aller Erfahrung weglassen und ihn als etwas,
was den Dingen an sich selbst zum Grunde hegt, annehmen." Raum und Zeit
sind „Erkenntnisquellen, aus denen a priori verschiedene synthetische Erkenn-
geschöpft werden können", gelten aber nur für nde möglicher Erfahrung
(vgl. Anschauungsfonn, Mathematik). Um diese ft IHM IlS II Hhgsf M infm begrifflich EU
gestalten, bedarf es noch einer intellektuellen Funktion, nämlieh der „synthetischen
Einheit der Apperzeption", welche die Einheit des Raumbegriffs erzeugt. Die Raum-
anschauung ist nicht angeboren, sondern „ursprünglich erworben"; angeboren
ist nur der erste „formale Grund" ihrer Möglichkeit (Über eine Entdeckung, 1. Abschn. ;
vgl. Krit. d. rein. Vern., S. 50 ff . ; Prolegomena; Metaphys. Anfangsgründe der Natur -
wissensch.). — Ähnlich lehren die Kantianer und Neukantianer (s. d.): Rein-
hold (Versuch e. neuen Theorie des Vorstellungsvermögens, 1789, S. 305 f.), Beck
Ö2G Raum.
(Erläuternder Auexug III, 1796). Fun (Keue Kritik I. 1828 f.) u. e^ ScMorKK-
■aokb (Welt «k Wille «. VoretelL, L Bd.. K- 4L F. A. La* ob, J. Bacmax* (Uhren
von Raum u. Zeit, 1866, U, 668 fL; der R. bt aber nicht bloO „eubjektie" und hat
ein ■mpJrbehM Kleinem: Elsssjinii d. Philoe.. 1696, 8. 1080.), O.
(TreaenwjdentelpeychoL. 1861. 8.66fU Kn. Scan.«* (Philoa. der N«
1877, II). u. Uwun (Zar Analys» der Wirklichkeit», & 61 : 1011;
ttAftchen. 1862 ff.L K. Lunrm a. a. Ab eine Kategorie
R. »ol Ü. TUM (Phüu.. der 8eJbctbewuBtaiiba. 1666. 8.276«.).
I. ▼. Haktmav». H. Co*» uDb Allheit im Denken ereengt die de> Ktumr. •• ; die
Leistung den Rsiimec iet den Hihi ■■in. Tenimmie. den Aufbre; Logik, 1601.
8. 162 ff.). Raaoovian n. e. (vgL Xatomt, Cmbm u. e». neck welchen der R, im
(QrendLd.gee.Wl ■ iftilikiu 8.4J2fLtWW. IL 92 ft), BontLU» (8vetcm d,
iniMiiH, 8. 214 ff.; WW. I 6, 219 ff). Hmbl (der R. iet dee
Nebeneinender, weil er das Aafbrabfc-eeia bt". er bt eine „iinssnn
Bahn HhwMnbkeir, WatraMIrai . & 46«.; Ifyklop. j 264 f.; WW. \ u. e^
(Oruadr. der ftlsattaastbaniti e. Logfk, 1694, 8. 12. 26. 66, I
Oftn, H"", Hr Ooturauoe, Honaaoa. B. Kam« (R. eb Denkmittel),
•uvelb Mon^dologby 1699, 8. 12 ff„ 102) u. e, - „8a>bktiv" (ideell)
bt der R. nach Xonk, Hörrotjm, P. Ca*«*. Bbadlsy (Appaarmnoa and Rr ..
1697, 8. 2611.). Bnoeo» (dar homogeai R. bt nur eine durch daa Bedürfnb dao
Lebena und Handeina bedingte laflsamng daa Wirklichen, eb) Nota, daa wir aber
dbeea ausbreiten; Matura et miianbi*. 1910, & 226 fL; db laHiaiaiug aber bt
objektiv), Vamwo» (dar ahetrakte R. bt eine iwinbmlfhgs Fiktion; «übe. daa
Ab-Ob, 1911), R.WABJ (der R. - eine Fiktion, bt aar ..niwiganamnngHr*kair,
Daa Qasao dar Pkiloe.. 1694, 8.641.; rgL H»t*a*s: der R. - „dee ahatrekta
wmthoher mOgUohar Bswcgnngasmpfinthingsa". Qoastas u. Ebmente daa
1690 U 8. 266 f.; 2. A. 1906; Vbrfelbhreachr. f. elaiinmh. PhUoa. XU) u.a.
«ad Begriff ragbbh bt der R. neck Wem (Logik I*. M
Die Entwicklung der ReumroceteUung, 1669; Zur PtychoL u. Theorie de
1902), Ewald (Kaata kritboher Iibslbmns, 1906, 8. 179 ff.) u. a. Eb
Produkt bt dar (mathematische) R. nack Staixo. Pka*sox. Mao«,
(Archiv f. ■hniusuk. PhJkm. IV, 1908), Jamba, PotvcAB* (..Kxmventkmelbr"
Obaraktar, theoretboha „Betpenüiehkeit" daa iiikHrtbnain Raumes, Wart dar
Wbsenechaft, 1906, & 94 ff.)» Banoeoi» u. e.
Dan FniBiibmue isilislau Mnx, Uannwao, Gauss, B. Riduih, B. Ekdmaxx
(Db Axiome dar Geometrie, 1677, 8. 91 ff.; rgL aber 8. 97) u. a. —
Db Einheit von Zeit and Raum betont (rgL aahon Locke, 8o**luxo, Not aus
u. a.) M. Palaqti. Ee gibt nur einen „flbfbndan Raum", indem der R. ab „ein eich
in der Zeit stetig erneuernder" aafgefafit wird (Neue Theorie ron Raum und Zelt»
1901, S. VIII ff.; Db Logik auf dem Bohaidewega, 1902, S. 1 lö ff). — Db Znaemnanv
gehörigkeit ron Reum und Zeit betont in anderer Webe db moderne phyeikalbche
ReUtiritAbtheorie (s. <L); nach dieeer gibt aa vier Dunenakmen, von denen db Zeit
db vierte bt» and raumliche Maße sind von der Zeit (Geech windigkeit) abhängig
(vgl. Minkowski. Raum und Zeit, 1909; M. Plaxck, Physika!. Zeitschrift, 1910;
E.0OHX, Phyeikalbchee über Raum und Zeit, 1911).
Raum. 527
Als Spezialfall einer n-dimensionalen Mannigfaltigkeit, die neben dem Eukli-
dischen noch andere (sphärische, pseudosphärische) Räume umfaßt, für die das
Parallelen-Axiom nicht gilt, erscheint der dreidimensionale Anschauungsraum (bzw.
der auf Grund desselben begrifflich gedachte Euklidische Raum) — nachdem schon
Kaxt (Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte, 1747, §9 ff.;
Allgemeine Xaturgesch. u. Theorie des Himmeis, 1755, III. Abschn.) die Denkbarkeit
solcher Räume ausgesprochen — bei Gauss (Disquisiüones generales circa super-
ficies curvas, 1828), Lobatschewsky, Bolyal B. Riemasn (Gesammelte mathem.
Werke, 1876, 1902), Beltrami, Helmholtz (Über den Ursprung u. die Bedeutung
der geometrischen Axiome, 1870: Anschaulichkeit eines pseudosphärischen Raumes),
Fechxeb (Kleine Schriften, 1875), Zöllsee (Abhandlungen, 1878 — 79; spiritistische
Folgerungen) u. a. Die Denkbarkeit nicht euklidischer Räume als solche spricht
weder für noch gegen die Apriorität des Raumes überhaupt, noch gegen die „An-
schauungsnotwendigkeif unseres Raumes, so nützlich auch die „metageometrischen''
Spekulationen sein mögen (vgL Arbeiten von Hilbeet, Fel. Klees u. a. ; Wissen-
schaft!. Beilage der Wiener Philos. Gesellschaft, 1904; Jacobsos, Vierte ljahrsschr. f.
wissenschaf tüche Philos. VII; Liebmass, Zur Analysis der Wirklichkeit3, 1900;
B. Ebdmaxs, Die Axiome der Geometrie, 1877; R. Boxola, Die nichteuklidische
Geometrie, 1908; F.Exbiques, Probleme der Wissenschaf t, 1910; W. Wuxdt, Logik II8,
1906 — 08; Mach, Erkenntnis u. Irrtum, 1906; Schüttz-Doioxt, Zeit u. Raum, 1875:
Denknotwendigkeit des dreidimensionalen Raumes). — Vgl. Isexkbahe, Idealismus
oder Realismus, 1883; J. Schlesinger, Energismus, die Lehre von der absolut ruhenden
substantiellen Wesenheit des allgemeinen Weltraumes und der aus ihr wirkenden
schöpferischen Urkraft2, 1901; A. Wiessseb, Die wesenhafte oder absolute Realität
des Raumes, 1877; V. Hesey, Über die Raumwahrnehmung des Tastsinnes, 1898;
A Kteschmans, Die Dimensionen des Raumes, 1902; B. Petrontevics, Prinzipien
der Metaphysik, I 1, 1904, 171 ff. u. I 2, 1912; Die typischen Geometrien und das
Unendliche, 1907 (R. = „reine Ordnungsform des Xebeneinandergegebenseins der
realen Inhalte'', der R. ist endlich und besteht aus diskreten, ausdehnungslosen realen
Punkten); Witasek, Psycho! der Raumwahrnehmung des Auges, 1910; G. Lechalas,
Etüde sur l'espace et le ternps2, 1910; L. Gilbert, Neue Energetik, 1911; Driesch,
Ordnungslehre, 1912, S. 108 ff. (R. = eine Art der „Anordnungsbesonderheit- ");
Xatorp, Die log. Grundlagen der exakten Wissensch., 1910, S. 312 (Der Euklidische
R. ist eine Bedingung möglicher Erfahrung, d. h. für die „eindeutige gesetzmäßige
Bestimmbarkeit von Existenz in der Erfahrung"; er beruht auf der Notwendigkeit
des „Erfahrungsdenkens'"); A. Mülleb, Das Problem des absoluten Raumes, 1911;
Stöckl, Lehrbuch der Philos. IIS, 1912; E. R. Jaexsch, Über die Wahrnehmung
des Raumes, Z. f. Psycho!, Ergänzungsband VI; W. Poppelbectee, Zeitschr. f.
PsychoL, Bd. 58, 1910; W. Steisbebg, Die Raumwahrnehmung der Blinden;
R. Hösigswald, Jahrbücher der Philos. I, 1913; Herbertz, Die Philos. des Raumes,
1912; V. Henry, Das erkenntnistheor. Raumproblem in seinem gegenwärtigen Stande,
1915; E. Cohs, Physikalisches über Raum und Zeit; Schlesinger, Raum, Zeit und
Relativitätstheorie; Schlick, Raum und Zeit in der gegenwärtigen Phvsik;
J. Schneider, Das Raum-Zeit-Problem bei Kant und Einstein, 1920; Weyl, Raum,
Zeit, Materie, 19214; B. Russell, Our knowledge of the extemal world as a field
for scientific method in philosophy, 1914 (Raum-System der „Perspektiven");
K. Bühler, Zeitsinn und Raumsinn. Handwörterb. d. Naturwiss., 1913; Debs.,
Die Gestaltwahrnehmungen, 1913; Study, Die realistische Weltansicht und die
Lehre vom Raum, 1917. — Vgl. Relativitätstheorie, Dimension, Ort, Unendlich,
Wim» ihwcüc de« Taatrinnea — Realen.
Teilbarkeit, Stetigkeit, Mathematik. TWr, InhaHmtfoa, Projektion,
Tasuinn. Ausdehnung, Korper, Materie.
Haamarhwrllf de« T—tmlmmf bedeutet die kleinste Distanz, in
welcher swei Taeteimlracke ebeo noch (zugleich: Simultanschwelle. oder nacheinander :
Suluesrivschweüe) a» doppelt aufgefaßt «erden können. Se variiert von 1 —3 mm
(Zungen-, Ftagerepitse) bs» so «8 nun (Rücken, Oberarm). Abhängig tot dir R. vom
Zustand des Tastorgans und von dar Übung. VgL Wovor, GrundriB der PsjeboL*.
IMS, & 127; Grundr. d. phys. Psycho!. II», 1909. 440 ff.
it Fibtgbiit dar 1 n« süss t ton, der räumlichen Orientierung. VgL
K. H. Wann, Cbsr dam R, IUI
1 1 < legen-, Rückwirkung: Antwort auf einen Reu (vgl Bmuflndnag,
IVvrbiscb). Alba Oeashshon In dar Welt barobt auf Reaktion dar Wesen gegen aber
ennaaaen moraimea am * virsongwwicwm tun vemsna iwuney, nsmnmm PDl
es Reaktionen Im physiologmohsa und pnjri bim bi n Leben (vgL Aktivität, PassivitAt),
sowie m ttwr ummmw tvgL. uegeneamjL wo tmmsv wmasr uegenwoanngeo gegen
einseitig-extrem rieb gestaltende Aktionen and Tublllnsmi nfiilgae — Die ..Rsakti-
etttV (£ r. HABTHSjm) ist von der Aktivität (im enget o Sinne) an unterscheiden.
In der Peyiiheanatyea (a, d.) ist Rcafctlonsbildaay die Tamaehe, da» gewisse Inhalte
durch anscheinend gant aeawogana vardringt oder eahHariiit werden (e. B Libido
durch Tod).
■ 9 1 e X AMMewamAns^^m MaMiliiil »^k\m ■!■ L>« ^*— - Er» rt ^ h, i^ -*1 ^^ -1_.^ MM— ih^—i ■*■■
■ %4 II I» I Mill^NHi Il(l*l*
mit der Ausdrucksmethode. Sie beginnt mit dem EmwukenUsssn eines Ramm und
endet mit einem Ausdiackmymptom, etwa einer Dewegungsreaktion (vgL Wovor,
Ordx. d. phys. PsrchoL I». 1908. 34 f.).
ItniU t i on«. \ < riiu Ii <
Mirvh Suinc*nM.r urnl »n «irr IV-gutrwmng iW law* fruns»rc»kti.wvMi. in welche der
WiQensvorpang — oft naoh ffihiHgaag psychischer Arbati (Aasoristioa. Erkennung,
Wshlvorgaof, UntrrscbekTung usw.). die dar Versuchsperson auferlegt wird, mündet
(Einfache — imimiaiagemw.il Reaktion). Die & dienen der Analyse dar (inneren
>Vilienammmmmg aad aar Messung dar Geschwindigkeit psychischer
und psycbophyewcher Vorginge. Die Zeit, welche rwischeo dar Einwirkung des
Reises and der Real Ihswlwwsgung (Niederdrücken eines Taster») verstreicht, und
die aum Teil auf physiosogMchs, mm Teil auf psychische Vorginge rieh verteilt, wird
durch ein Chronoskop genmmen. Man unterscheide t ,.volk«andigs" (atneoriclle) und
..verkürzte" (mnakulire) Reaktion; bei der enteren ist die Erwartung der Sinne*
erregang angewandt, bei der feuteren aber der suuufahrenden Bewegung. Die
vollständige Reaktionszeit betragt etwa 0.1 20-0.250. die verkurate etwa 0.100-0.180
Sekunden. VgL Wovor. Grds. d. phyaioL PaychoL III». 1903. S. 390 ff . ; 6. A. 1906 f.;
lr. der PaychoL». 1903, 8. 335 ff.; L, Lasoa, Philoa. Stadien V; Arbeiten von
MüLum, L. W. Srax, Gor« Mumoa, Kumux. Cattbx, v. Raum, Sxxaa.
Manarx u. a.; N. Ach, Die Wülenstitigkeit und das Denken. 1905; E. Wnmui,
Archiv f. d. gesamte PaychoL XXI.
Bemlt sachlich, wirklich, objektiv. VgL Reshtit.
Kealdefinitioa s. Definition.
Kealea nennt Hkrbabt die von ihm angenommenen Wirklichkeimfaktoren
elementarer Art. 8k* sind schlechthin seiend, aubstantielL absolut einfach, ohne
Realisierung — Realismus. 5*29
Quantität und Ausdehnung, mit unveränderlicher Qualität. Es kommt ihnen „Selbst-
erhaltung'' gegen den Versuch von „Störungen"" zu. Die Realen sind an sich unver-
änderlich, nur ihre Beziehungen zueinander wechseln (je nach ihrem „Zusammen"'
oder „Xichtzusammen") für die „zufällige Ansicht". Die Seele (s. d.) ist eines der
Realen (Allgem. Metaphys. I— IT, 1828 f.; Haetekstein, Metaphys., 1836, S. 167 ff.).
Realisierung nennt Külpe (Die Realisierung 1 1912, II 1921) das Veifahren,
um die Erfahl ung und aus ihr heraus ein wahrhaft Seiendes oder Gewesenes zu erkennen.
Sie gliedert sich in Setzung und Bestimmung von Realitäten.
Realismus bedeutet allgemein: Realitätsstandpunkt, Betonung der Realität
(s. d.) einer Sache; Verbleiben beim Wirkliehen, Erreichbaren (praktischer R.).
1. Begriffs-Realismus (R. im scholastischen Sinne): Annahme der Realität
des Allgemeinen (s. d.), der „Uni versahen"", wobei der extreme R. den Gattungs-
begriffen ein von den Dingen gesondertes, selbständiges Sein („ante res") lehrt, während
der gemäßigte R. die Existenz des Allgemeinen (der Art, Gattung) im Einzelnen,
Besondern („in rebus'") lehrt. Vgl. Retkebs, Der aristotelische R. in der Früh-
scholastik, 1907; Loewe, Der Kampf zwischen dem R. u. Nominal., 1876.
2. Erkenntniskritischer Realismus: Annahme der (absoluten) R-
der vom erkennenden Bewußtsein völlig unabhängigen, selbständigen Existenz. Seins-
weise der Außenwelt, der Dinge (s. d.), Objekte (s. d.). Der naive R. hält den gesamten
Wahrnehmungsinhalt für real, der naturwissenschaftlich-philosophische R.
unterscheidet von den subjektiven Sinnesqualitäten (s. Qualität) die in gewissen
Bestimmtheiten existierenden Dinge. Als dogmatischer R. hält er meist die Räum-
lichkeit (Ausdehnung) und Bewegung (s. d.) für eine Bestimmtheit der Dinge an sich,
als kritischer R. schreibt er dem „an sich"" Seienden öfter nur Analoga des Räum-
lichen zu (eine gewisse „Ordnung"*) oder er nimmt an. daß zwar die raum-zeitliche
Welt der Objekte als solche ideell, phänomenal (s. d. nur für ein „Bewußtsein
überhaupt'* darstellbar) ist, daß ihr aber ein selbständiges Fürsich- oder Ansich-
Sein zugrunde Hegt (Ideal-Realismus). Dem Wesen nach betrachtet der
materialistische R. (s. Materialismus) das Reale als materiell, körperlich, der
spiritualistische R. (s. Spiritualismus) als geistig, seelenartig (vgl. Monaden), der
identitätstheoretische R. (s. Identitätstheorie) als psycho-physisch oder als das
dem Psychischen und Physischen gemeinsam Zugrundehegende, Identische, „Absolute"
(s. d.). Der R. tritt (metaphysisch) allgemein als Dualismus (s. d.) oder Monismus
(s. d.) auf, je nachdem er zwei Arten des Realen oder nur eine Art desselben annimmt
(vgl. auch Pluralismus). Die Grundlagen des R. sind die Unabhängigkeit des
„Gegebenen"' von unserem Willen, der Zwangscharakter der Wahrnehmung, die
Unableitbarkeit der objektiven Bestimmtheiten und Einzelgesetzlichkeiten bloß aus
dem erlebenden Subjekt, aus dem Bewußtsein, die Unmöglichkeit, das fremde Ich
(s. d.), zu dessen Wesen eben aktiv-reaktives Erleben, eigenes Bewußtsein, selbständige
Einheit und Konstanz gehören, als bloßen Inhalt unseres Bewußtseins aufzufassen,
in das es sogar überhaupt nicht eingeht (es wird anerkannt, postuliert, dem eigenen
Ich an Seinswert gleich- und gegenübergesetzt). Die Annahme, Setzung,
Forderung bewußtseins transzendenter Faktoren der phänomenalen Objektenwelt ist
als Mittel zur vollen Begreiflichkeit objektiver, aUgemeingültiger Erfahrung schwer
abzuweisen, so sehr auch der (kritische) Idealismus (s. d.) das Bezogensein alles Objek-
tiven als solchen (als Gegenstand möglicher Erfahrung, Erscheinung) auf ein (begriff-
liches, abstraktes, ideelles, logisches) „Bewußtsein überhaupt" (als Inbegriff apriorischer
Geltungen) mit Recht betont, wobei er ausdrücklich mindestens den „empirischen
E Uler, Handwörterbuch.
m
(<fie Ui»ahhii»gigkntt dar objektiven W\n fciliimig n von dar
Subjektivität) anerkennt (Kabt. Oobbe, Ricurr u. ».; rgL Tran-
t).
Der ästhetisch* & fordert m der Kamt die Daiassnnng dar Wutliehkeo,
des realen Lehens, ohne dai dilti Dsmtalmng »bar iklsriasa (im Sinne dea niranirtgrn
Xaturshsmas) m sein braucht.
Dar Auadruck „Realist*' f^reahsta") ab) Gegtnaau zum Xomhiahsten findet eick
namt bei Pbtbcs Xioei (l'um, Gesch. d. Logik, 1853. 1 Im erkenntnis-
Anadruck acit Kabt
dl* Stoiker, Erato* o. a^ ferner die SchoUtt.
Baooe. Hobbba, t>M^^_ Dbscabtss, fluni!». T<ani*n (Ideal-
i), Garn, Wourr. Rno, Holbacb. Lunmn, Dronor. Unoo. Goethe
u. a. Kabt verbindet dao .^mpMacben" niihamai mit dam mranaaindanlakn
Miibseiih (a. d.) and nimmt «in „D*ng an ahm" (e. d.) an. Eben „rationale.
Wort Babdoi (Or. dar aentaa Logik, 1600V «anea Iilaal ITailm— Sculuxo, auch
Lora. Hab*», I. H. Ficbtb, Ulbicx. Gabeir»»,
>a nimjiajaaiüniii Stene) tiiaii iJinit, Bsna L. Borns. F.
Rinu Wüjtot (Kritiacher R* Philo», gtndkm. Xu— XIII). Doaxxa u
rsEsawao. Cabjtebi u. b. Kritische RiilHm ( niBahii Jim i Art) aind fernar Helm-
(R. ak> Hrpotbeae wertvoll), DChbwo, Bacbuxe. E. L, Kiscbeb, Bbaio.
Haobbubb. Ostsee, Ditte. H. Wolt, Bbsetaxo. Hon.Es. Heiboeo.
Offttu, Jodl. Jeeps» rEsr. Bf lim» Stcteit. Kieul, Kulte (Einleit. in
die Philos,«. 1907, a 160 ff.; Die Philo», der Gegen*.'. 1904; I. Kaut, l>
tkeorie o. Naliuwiaaenaih»fl 1910; Die Reahaierung 1 I. 1921),
DOam (Grands, «teer inlhUaiobsa Willansoaaeimg, 1907), K. Bbcbeb, Draorr.
(Einfuhr, in die RikaamtumUmorW. 1909, 8. 43 ff). W. Fesytau
dar Aobeawelt, 1904: Zar Frage d. Real.. 1906). Unrüaa. H. Scbwab*
(Waa will der kritmehe R.?. 1994), 8towabt, Anaqnm. iL Wettschee, K. Wuiausua
(Archiv f. avatrm. Philo*. IX. 1909), F«W«aasK6aXBB (Wieaeoechait and Wirk-
nchkeit, 1910), Wmmum (Wlihlkkhelme1an.ltiiiiifc>. 1896). Voucbct (•. Tran
t). B. Ebdeuxw. V. Kbatt (Weltprobtem a. Erkrnntnwppobk-ttu 1912; syst»-
dea R; vgl Objekt). E. v. HAirmw (Krit Qrondlegang dea
R». 1996; wwin— uduntaler" R. Theorie dar vom BewufMailn
WaR; Eoch Durws, v. Sawaw a. s.), R. Müllek
1922 a. a,, ferner W. HajbTltox. Maxsel, Casb. M. Cosh
(Reshstic Philoaophy, 1887). Ladd, Stsbobb („tranafigured reaüam ". First Prineaplm),
Lewes u. a.
Einen R, nach welchem daa Wahrgenommene aoeh außerhalb der Wahrnehmung
ah ein selbständig Seiende» besteht und da» »ich Widersprechende nicht aein kann,
vertritt ▼. Kibohkaxb (Dia Philos. dm Wtesens, 1864; Die Lehre vom Wimen4. 1886;
Über da» Prinrip dea Reabamus, 1876; rUtechaunus der Philoa.«, 1888. u. a.). Vgl
C. GoEETJfo, Syatem d. krit. Phlk»., 181
AJa „naiven Reaüamoa4' beeeJohnen manche Denker den Standpunkt, da8 dar
WahmehmnngKinhalt aelbst — ab) allguiiiaha|lHigar Inhalt dea Bewußtsein» (Schutte
u. a.) oder als Amaageinhalt (Aveüaetus), Komplex von „Empfindungen oder besser
„Elementen" (Mach o. a.; vgl auch Pbtsoutt. Daa Weltproblem*. 1012) — da«
Objektive, Reale Bit (vgl. Ding, Objekt, hnnmnenrphiloeophie). — Vgl. G. E. Scsuva,
Realität. 531
Über die menschliche Erkenntnis, 1832 (Ausdruck „natürlicher" R.); C. Isexkbahe,
Idealismus oder Realismus, 1883; Dwelshauvers, Realisme naif et r. critique, 1896;
Maydoen, Wesen u. Bedeutung des modernen R., 1899; A. Siegfbied, Radikaler
R. . . ., 1895; Deeyeb, Personalismua u. Realismus, 1905; Kinkel, Idealismus u. R.,
1911; Offnes, Nominalismus u. Realismus, 1919. — Vgl. Realität, Transzendent,
Bewußtsein, Immanent, Objekt, Ding, Außenwelt, Ideal-Realismus, Konformismus,
Qualität, Körper, Erkenntnis, Sein.
Realität (realitas, Dinglichkeit, Sachhaftigkeit, Sachlichkeit): Wirklichkeit
(s. d.), insbesondere die vom Erleben, erlebenden Subjekt, Bewußtsein, Erkennen,
unabhängige, selbständige Wirklichkeit, oder die Bezogenheit von Erkonntnisge bilden,
Begriffen auf eine solche Wirklichkeit, Bezogenheit auf einen realen Gegenstand.
;, Wirklich" im weitesten Sinn ist alles, was nicht bloß der Meinung nach, sondern
tatsächlich besteht, vorkommt, vorfindbar ist, das Subjektive, Psychische ebenso
wie das Objektive, Physische, das Ideelle wie das Reale. Real aber ist nur dasjenige,
dem ein allgemeingültiger Seins wert zuerkannt wird, das als wahrhaft seiend
gesetzt und anerkannt, von den subjektiven Erlebnissen unterschieden wird als
Sphäre einer für alles Erkennen (für das „Bewußtsein überhaupt") gleichen, identischen
Gegenständlichkeit („objektive" oder „empirische" Realität, von der noch die „abso-
lute" oder „transzendente" R. des „An sich" der Dinge unterschieden werden kann).
Mag das Reale als „Ding an sich" (s. d.) oder als (objektive) „Erscheinung" (s. d.)
aufgefaßt werden, stets wird es begrifflich- methodisch vom Nicht-Realen, bloß Ideelle«
(bzw. vom Idealen) unterschieden, es hat einen eigenen theoretisch-praktischen Wert
(eine eigene „Dignität"). Objektive Realität (vgl. Tatsache) wird nicht sinnlich
wahrgenommen, sondern auf Grund motivierender, determinierender Daten zu mög-
licher Erfahrung denkend gesetzt und anerkannt oder auch logisch gefordert (siehe
Postulat); sie ist nicht „gegeben", sondern dem Erkennen aufgegeben, ist ein
methodisch zu Gewinnendes und zu Bestimmendes, begrifflich zu Fixierendes, in
Urteilszusammenhängen Darzustellendes, aber stets vom psychischen Akt des
Begreife ns, Urteilens, Denkens — als Gegenstand desselten — Unterschiedenes
(s. Objekt). Die „empirische" R. der Objekte ist mit der „transzendentalen* " Idealität
und Phänomenalität derselben vereinbar (s. Raum, Zeit, Transzendent).
Die Scholastiker verstehen unter dem Realen (dem „realiter") das Sein der
Dinge außerhalb alles Erkennens und Vorstellens. Es gibt Grade der R. ; so ist Gott
das „ens reaUssimum" (s. Ontologisch). Nach Düns Scotus gibt es in jedem Einzel-
wesen eine generische und spezifische und eine individuelle „realitas" (Opus Oxon. II,
d. 3, q. 6). „Objektive" und „formale" R. unterscheidet noch Descabtes; unter der
ersteren versteht er die vorgestellte, gedachte R., unter der letzteren die an sich
bestehende R. (Meditat. III), auch nimmt er noch Grade der R. an. Leibniz schreibt
j, absolute" R. („realite absolu") nur den Monaden (s. d.) zu; die R. der Phänomene
beruht auf der Gesetzlichkeit und dem Zusammenhang mit anderen Phänomenen
(Philos. Hauptschriften II, 123 ff.). Damit ist Kants Lehre von der R. verwandt,
nach dem „absolute" (transzendentale) R. nur das „Ding an sich" hat, während die
;,empirische" R. sich auf die Objekte als Erscheinungen, als Gegenstände möglicher
Erfahrung bezieht. „Objektive" R. ist „Beziehung auf einen Gegenstand" und beruht
auf dem Gesetz, daß „alle Erscheinungen, sofern uns dadurch Gegenstände gegeben
werden sollen, unter Regeln a priori der synthetischen Einheit derselben stehen müssen,
nach welchen ihr Verhältnis in der empirischen Anschauung allein möglich ist". R.
ist eine der Kategorien der Qualität (s. d.) und bedeutet (als „realitas phaenomenon")
34*
m
..da«, wm einer ftapflndnitg ■harbenpt korreepondirrt". Daa „Schema" (». d.) der R
ist die kootmakrtiohe und ghaiarfremigs Branagaageiaea Inhah* in der Zeit. Zwischen
der R in der Erscheinung and der Tfegniion bosnjht ein ..kontinuierlicher Zueammen-
hang vieler m*gh>htn Tat» ilMnamirflnitiiiajnf i " One Real» in der ffiaiaanmiiig hat
einen „Grad", d. h. eine „intensive Groös", dir noch immer vermindert werden kann.
Den (phänomenal) Reale bedeutet niehta eil da» „Synthese* In einem empirischen
BewufMaem Oberhaupt" «ad olijeklha R beeteht hl einem ■IhjimeingOttifnn. geord-
neten. grsMiiirhrn 7—ammsnaang der VoreteUnngen (a. Objekt, Objeküv). Den
Reale kuaerer Pisnhslasngan iet aar In der Wahrnehmung aad im Fortgang au
BiBgMohin Wahrnehnaaagea, im f— immmfcing mit eolrhen wirklieh (a. Wirklichkeit).
Raum (a. <L) und Zeit (a. d.) haben aar empiriecbe Realität (vgl Aaaaawnaaaafotjaaa).
Begriffe wie: Wuanaafieihrit, Unserrfatiehheil a*w. haben aar „prakttsche" HiraHtat.
d.h. Oeltoigita- daa sittliche Ha«fcw^
Kriu d. praku Venu, 1. lall, 1. stach, I. Hptac). — Ober Kaar hhaiaamhand Wie»
FaflerTB alle R aaa dem (abaoloten) loh (e. d.) ab: „aller Realität Quelle iet da« 1
durch den Veratnnd begriffen, fixiert (Oraadj d. aeaam Jwtoeenecheitaiehrr, S. 11. 192 ;
W\V li -Nach8catau^aoaiiidRe«leaaadIdeeieaimMAbeora
(vgl WW. I 6. 4M ff.; rgL IdeatitMatheone). .Nach Haoax ha dat Reale aa aieh
„Idee" (s. d.k objektive Vernuirt; iiach Staroraaaaaaa o.a. iet es Witt» (s. d.k Nach
Lona iet R „Fmw«h-8tin"; daa Reale ha die Ja der Form
Selbständigkeit gaset**» Idee" (Mihrohnam. II». IM I
Eine R ab vom VoreteUea and Bifcnaiaai eottig Unshhsngigcs gibt ea
dem Realismus (e. d.1 8o nach Haaaaar. Banaaa. I. H. Ficara, Utaict, B. troa
FLurrauaa. Daswa, Wcaar. Doaaaa, Küira < Einlei t, in die Philo*.«.
Die Realisierung. I. 1913k Voutamvr (Quellen der meoachl Oiwewaalt, 1906. 8. 49 iL).
f*rmm, alaasie,, Riaau Draaaa. JaacaaLaa. V. Kaair (Wertbegriff u.
begriff, 1912k W. Faarrao. DCaa. »roaarao a. e„
R denkend erfaßt oder piw4ulhal wird and dag daa objektiv notwendig Gedachte.
Geforderte R hau
Im Sinne dea Idealiemus (a. <L) bestimmen die R viele Kantianer und Neu-
kantianer (e. d.1 Coaaa uatstieswhfcl R und Wirklichkeit. R „hegt nicht in
dem Rohen der afnalkihen Empfindung aad auch ahmt in dem Reinen der sinnlichen
Anschauung, sondern muH als eine besondere Vors uoart rang daa Denkern
geltend gemacht werden", sie ist eine Kategorie, verbunden mit einem hrc^ndsron
Grundaau dar Objektivation. der an und ihr sich Setzung. R bedeutet (wie nach
Kaut) ..intensive Große", sie hegt im „Infinitraimalrn" (s. Unendlich). „In den
intensiven GröQen sind diejenigen Realität« Einheiten ffllukasUt, aa welchen
dynamische Beziehungen gestiftet and durch DirmieatJalgaachaagea berechnet
werden können" (Dea Prinzip d. Infinite*.. 1882, S. 14. 28. 91, IM; Logik, 1902,
S. 113 f.). Vgl. Natost. Casstaaa a. a. (a. Tatsache).
Daß die Setzung von R vom Werten und Wollen abhängig ha, betonen Mfhcaraa-
aaao (Philoa. der Werte, 1908). RicaaaT (a. Sollen) u. «.. ferner F. C. & Sramj.aa
(Humanismus, 1911). James (Principlea of Psychol.. 1891, II. 282 ff.) u. a. — Vgl.
Sraacaa, First Principlea, 1882 f., f 46; BaanutT, Logic I, 1883; Appearanee and
Reality», 1897, S. IM ff.: Widcrspnichaloaigkcit als Kriterium der R; s. IV
BoszjrQurr, Knowledge and Reality, 18M; Korea. The World and the Individual I,
1900 f.; F. J. ScaaiDT, Grdz. d. konstit. Erfahrnngaphilos , 1901, S. 139 ff.; Dax
Croyance et realite, 1889; E. Maraasoa, Identite et realite, 1908; Hörrorvc.
Rechtsphilosophie. 533
menschliche Gedanke, 1911; Kretbig, Die intellektuellen Funktionen, 1909 („R. an
sich" — ,. empirische'" R. ; vgl. Wahrnehmung: dort auch Brentano. Meinong.
Kclpe u. a.); Dilles, Weg zur Metaphysik, 1901 ff., I— II; Xatorp, Die log. Grund-
lagen der exakten Wissenschaften, 1910; O. v. d. Pfordten, Konformismus, 1911;
Frischeisen-Köhler, Wissenschaft und Wirklichkeit, 1912; Das Realitätsproblem,
1913; Baldwin, Mind XVI; Das Denken u. die Dinge I — II („Realitätskoeffizient"
der Wahrnehmungen; im „Mind" auch Pikler u. a.); H. M. Klein, Beiträge zum
Studium d. Philos., 1805 (Endliche R. ist nur insoweit real, als sie in der unbedingten
R. des Absoluten, über alle Relationen Erhabenen wurzelt; die endliche R. als solche
ist bloße Erscheinung; wie Schelling, Hegel u. a.); D. Gawronsky, Das Urteil
der Realität, 1911 (Methodischer Idealismus); A. Bonucci, Verita e realtä, 1911;
K. Jaspers, Zeitechr. f. d. ges. Xeurologie u. Psychiatrie, Bd. VI, 1911; Hägerström,
Das Prinzip der Wissenschaft, I; Die Realität, 1908 (R. ist logische Bedingung für
jedes besondere Wissen) ; Ladd, A Theory of Reality, 1899. — Vgl. Wirklichkeit, Tatsache,
Sein, Objekt, Parallelismus, Konformismus, Anschauungsformen, Kategorien, Relation,
Ding an sich, Erscheinung, Positivismus, Phänomenalismus, Immanenzphilosophie.
Rechtsphilosophie ist die Theorie der Prinzipien (Grundlagen, Voraus-
setzungen) des Rechtes und der Rechtswissenschaft, die Wissenschaft vom Ursprung,
Wesen, von der Geltungsgrundlage, von der Idee und dem Zweck, von den obersten
Xormen des Rechts, nicht bloß die allgemeine Grundlegung der Jurisprudenz, die
Deduktion, Definition, Systematik und Kritik der Rechtsbegriffe und Rechtsgrund-
sätze. Ihren Gegenstand bildet nicht ein imaginäres, konstruiertes „Xaturrecht",
sondern das historisch gewordene und sich entwickelnde positive Recht, aber sie bleibt
nicht bei der Analyse, Psychologie, Soziologie und genetischen Erklärung desselben
stehen, sondern will das Recht in der Vernunft logisch verankern, es grundsätzlich
und systematisch begreifen und ferner auch die Rechtsnormen (Gesetze) auf deren
Übereinstimmimg mit der Rechtsidee, dem idealen Rechtswillen beurteilen.
So wird sie zur Lehre vom „richtigen Recht", vom Recht, wie es sein soll, wenn es
reines und volles Recht sein will. — Das Recht ist objektiv der Inbegriff der Xormen,
welche das äußere Verhalten der Mitglieder der menschlichen Gesellschaft (des Staates)
zueinander und zum Gesellschaftsganzen zwangsmäßig regeln, ordnen; subjektiv ist
es die Befugnis (bzw. Pflicht) zu Handlungen, welche durch das objektive Recht
bestimmt sind. Die („apriorische") Idee des Rechts, d. h. der Inhalt des reinen Rechts-
willens (der immanente Rechtszweck) ist die Forderung einheitlich-geordneter
Verknüpfung menschlicher Beziehungen, Interessen, Tendenzen. So
ist das R., wenn es konkret-historisch auch erst innerhalb der Gesellschaft entsteht
und immer wieder von sozialen (wirtschaftlichen, politischen, ethischen u. a.) Faktoren
beeinflußt wird, seiner Idee nach ein Konstituens, eine Bedingung geordneten Gemein-
schaftslebens, es entspringt dem Gemeinschaf ts willen, mag dieser nun in der Gesamt-
heit verkörpert sein oder von Teilgruppen oder Persönlichkeiten ausgehen oder ideeller,
idealer Xatur sein. Das R. bedeutet eine Bindung der Willkür (Freiheit) der Gemein-
schaftsglieder, eine Einschränkung ihrer Aktionssphäre, zum Zwecke der Sicherung jener
Freiheit, Aktions- und Entwicklungsfähigkeit, welche den Menschen als Gemeinschafts-
gliedern möglich und nötig ist. Dem Rechtsideal entspricht (immer nur annähernd) ein
humanes Kulturrecht, daseine möglichst solidarische Gemeinschaft mög-
lichst kraftvoller Individuen mit möglichst hoher Kulturbetätigung er-
möglicht. Das ursprünglich von der Sitte (s. d.) ausgehende R., das später als Gesetzes-
recht kodifiziert wird und seinen von der Moral gesonderten Weg nimmt, hat die Tendenz,
sich schließlich zu ethjsieren und mit der Sittlichkeitsidee zur Einheit zusammenzugehen.
Rechtsphilosophie.
R finden eiek scbon frühaeitig. Alt tot der Gedenk» der ..t
* (*>**•«« «*>•«). die maa befolge* muß (Soexatx* u. ».).
den bloB konvoationeBen (Mm, nicht •**•) Ursprung dee Reckte
Sophisten («Mb schon Aacamacs, Diogen. Leen. II. 16) Nsrh
Hxmas tat dee Omni ein Tina« der Mensohen, der ata n Xstaieidilgssu swingt
(Platow. Protsgoras, 8*7 D). Neck Poum, Tmimcw«, Emmas tat da* R
durch mir htigu Porsoasa xa derea lfateea eiafeettet wmdsa «der die Schwachen
heben ee xa Ihre» Sckatee vor Walkar eaajeaosamen (Plato*. BepubL S44 C, SS« C,
Qorgtae. 466 R 471 A. 483 R 481 E). Pea Gedenken dee iHibei. Reckte het echoa
AtjmuMii (AmiuiaJi, Rketoc. I S. 1S7S h 18). 8onurse betont die ..enge-
eukrtabeneo OmUi". welche dta Gotter «eben aad db obereü gehen (Xanorao*.
Memorebfl. IV. 4, 1 J ff V PLatoa gründet eeens flwsttpafloinphh (a, d.) auf dta Idee
der Gerechtigkeit (a. d.). Neck AatXTornum gibt ee eta» a!lflememee natürliche* Recht
(fdns» eotewe eV— <♦>, Bth. Hlhw, V. 10). De« R tat dta
eckeit (»cAma* — e*»essq t a|<«. Polt I. 1) and dta
(Tgl. Statt). Die 8toiker begraadoa db Lehre vom Wstaiisuhl. Infolge der in
■faksemsn Weltvernunft gibt ee aar ein Recht aad dtaeee tat gottieabro
nad In der reckten Vernunft (*>*♦* Uym) gegründet. Ei gibt eine „lex aaturee".
eine „neu tax14 (Cunao. De repabL H, 1 fit Sawaoa. Eptat. 47. Sl. u. e,). Die (von
der Stoe beeinflußte) lOmtashs Jaitapradaai hmllaiaH dee Xaturreckt (Ja* gent>
eta dee, wen dta Xatar eüe Weeea lehrte („quod netare oeaaie eabaeüe doeuit".
..qnod naturelle ratio apad oauea kossinee oaaHttaitM, Institut. I . Joe
naturale"). Ane Konrention aad Ntttltahhetaeii ■ ■giingsa leiten dee R ab Enxra
(Diogen. Leert. X. lßOfi). KammuD» (Diogen. Leert. IX. 61).
Dta 8oholeetik leitet dee (oatftHfcbe) R aus dem güttöcben, ewigen GeeeU
(..lex eetrrue") ab. betont aber anck dta eosjafe Bedeotaag dee Renkte (vgl Tbokas,
Som. theoL II. 81. 1 f.; Oootre Gent. 111. 1»).
In der Xeuerit wird rtalfeck dta Lehre roai „Natntrecht*4 ata deai der Ksiur
der Dinpr entsprechenden, der mesmehBcben Katar gemäßen. In Ihr (bcw. der Venranft)
wnnelnden Recht aufgeetellt. TeÖwetae wtad ee auf den göttlichen WIDea rarfick-
gefahrt. der ee dem Msaioasn etaaepAaaxt hat. So aack kfaia vcstbox. Oldi
X. Hxsmnro, B. Wnrxxan. D. Borat», Mouva o. a. — Hooo Gaonva, der (wie
Albxhtcts Gaenus) dee Völkerreckt begründet, uaiereoheidet vom
dee ..menechllche'4 R Dtaeee wieder tat ..positiv" (..volunUrium". ..ras orrfta") oder
„natürlich" (..naturale"). Dee natürliche R tat unveianderHek. ee Hegt in der mensch-
Hohen Ketur aad Venranft, tat Ihr lagimiHiw aad tat eme Bedingung der Erhaltung
der menechHchen Geeeltachaf t. Dae positive R tat eine Anwendung dee natürlichen
(De iure belli et pacta, 1628). Der Staat tat durch Vertrag entstanden, der eebon den
Geaenigkeitatrteb vorauesetst. Dtaa lehrt aooh 8. von PoTHTDOBr. der von Caorrcs
und HoBSM beeinflußt tat Den Katurreeht tat dae R, welche* mit der vernünftigen
Katar dos Menschen obereinstimmt und Bedingung einer friedlichen GeerDeohaft tatv
Der Katarruetand der Gewalt tat fiktiv (De iure naturae et gentium. 1768; De officio
hominis et eivta, 1673). Lamm unterscheidet drei Grade des Rechte: ..ins strietum".
„eequitas", „pietae" mit den Können: „neminem laedere", „suum cuique trlbuere",
„honeste vivere". Ca». Thomastcs leitet dae Katurrecht von Gott her and
bezieht ee auf die eoriale Ketur dee Menschen (Institut, Jurtaprudentiae dtvinar
ähnlich H. r. CoccxJi. Wschtxb o. a.. aoeh Caa. Woltt (Institut, iuris natur.
et gentium. 1760; vgl. f 277), nach welchem das öffentliche Wohl das höchste
Staatageeete tat.
Rechtsphilosophie. 535
Die neuere Vertragstheorie begründet Hobbes, nach welchem im Natur-
zustande ein „Kampf aller gegen alle" („bellum omnium contra omnes") besteht
und jeder ein Recht auf alles hat („homo homini lupus"). Vor diesem Zustande
bewahren nun Furcht und die Gebot« der rechten Vernunft, man verzichtet auf die
eigene Macht zugunsten des „Leviathan", des alles sich unterordnenden Staats-
körpers, der dem Schutze und Wohle der Menschen dient (De cive I; Leviathan II;
De corpore politico; The Elements of Law, hrsg. von Tönnies, 1888). Ahnlich lehrt
Spinoza, nach welchem im Naturzustände jeder so viel Recht hat, als er Macht besitzt
(Tractatus politicus, c. 2 f.; Tractat. theologico-politicus, c. 16; Eth. IV). Gegen
Hobbes wendet sich Locke, nach welchem im Naturzustand nicht Willkür, sondern
schon Vernunft herrscht (Works V), ferner Cumberland, Hume u. a. — Eine neue
Begründung der Vertragstheorie gibt Rousseau. Durch einen (stillschweigenden,
fiktiven, nicht historischen) Staatsvertrag („contrat social") überträgt die Gesamtheit
der Wollenden ihre Freiheit und Macht auf einen Gesamtwillen („volonte generale"),
der allen die gleichen Rechte zu gewähren hat und das Wohl (Freiheit und Gleichheit)
der Individuen zum Ziele haben muß (Du contrat social, 1762). Utilitaristisch (s. d.)
begründet die Gesetzgebung J. Bentham (Introduction to the Principles of Morals
and Legislation, 1789; Traite de la legislation civile et penale, 1802, 1820; deutsch
von Beneke, 1830).
Der Vertragstheorie huldigt auch Kant, der aber den „Vertrag" nur als eine
„Idee" der Konstituierung eines Volkes zu einem Staate auffaßt. Recht und Moral
sind durch ihre Triebfedern scharf zu unterscheiden (vgl. Legalität, Moralität). Das
R. gründet sich auf die Idee der „Freiheit im äußeren Verhältnisse der Menschen
zueinander" und hat nichts mit den Zwecken der Menschen zu tun. Das R. ist die
„Einschränkung der Freiheit eines jeden auf die Bedingung ihrer Zusammenstimmung
mit der Freiheit von jedermann, insofern diese nach einem allgemeinen Gesetze möglich
ist". Die bürgerliche Verfassung ist ein Verhältnis freier Menschen unter Zwangs-
gesetzen; so will es die „reine a priori gesetzgebende Vernunft" (Über den Gemein-
spruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis, 1793).
Das R. ist somit „der Inbegriff der Bedingrungen, unter denen die Willkür des einen
mit der Willkür des andern nach einem allgemeinen Gesetze der Freiheit zusammen
vereinigt werden kann". Es gibt nur ein einziges „angeborenes" R. : Freiheit (Unab-
hängigkeit von fremder Willkür), sofern sie mit jedes andern Freiheit zusammen
bestehen kann (Metaphys. der Sitten I: Rechtslehre, 1797). Ähnlich lehren Jakob
(Naturrecht, 1795), Hufeland (Naturrecht, 1790), Fries (Philos. Rechtslehre, 1803).
Krug (Dikäologie, 1817), A. Feuerbach, der das R. aus der „praktisch-juridischen
Vernunft" ableitet (Kritik des natürlichen Rechts, 1796) u. a. Auch Fichte leitet
das R. aus der Vernunft und der Freiheitsidee ab. Die „Urrechte" sind die vernünftig-
sittlichen Ansprüche auf Freiheit des Leibes und Eigentum als Mittel zur Pflicht-
erfüllung. Das R. ist die Bedingung einer Gemeinschaft freier Wesen; dieser Zweck
ist Grund und Maßstab des Rechtes (WW. II — LH). — Als „Dasein der Freiheit im
Äußerlichen" bestimmt das Recht Hegel, der es als Gebilde des objektiven Geistes,
als Produkt der Selbstentwieklung des Geistes, der „Idee" (s. d.) betrachtet. Die
Rechtsphilosophie hat die „Idee" des Rechts (die „Vernunft" desselben) zum Gegen-
stande, sie hat es aus seinem Begriffe abzuleiten. Das R. geht vom Willen aus, welcher
frei ist, und das Rechtssystem ist das „Reich der verwirklichten Freiheit", die
„Welt des Geistes^'aus ihm selbst hervorgebracht", „Dasein des freien Willens",
„Dasein des absoluten Begriffes, der selbstbewußten Freiheit" und insofern „etwas
Heiliges". Jede Stufe der Entwicklung der Idee der Freiheit f hat ihr eigentüm-
M Rechtaphlloeoph.t
(Grandabnsn der PU«. de. Rechte, hing, von G. l.seim, 191 1 .
Bnxyklop.. f 486 ff.).
Gegen die K.liim nhlBBuhah (Tnsnatrr u. a.) «ritt i
auf, wrlche die Bedingtheit dee Rechte an. de
willen (Vo&egeht) betont (E. Bens«. 0. Brno u • .
an die epekahtive Rirhtang. bei Savmvy. Ober den Beruf nneerer Zeit, 1814; PccnTA.
BLVirracnxi a. e.).
7„, V*ktV m Juli .1»... V^^aL»-. i i in mi ii ALl lt. illi it fl ii ■ « itfi i_
/fiir r«TniK« m ousnseusn* jsaiwaneui Benenne uns
HniAtr (Aruüyt Behucht. dn Hilwiiibü. 1906). TuvcumOM (Notumuht,
186*. 8. 76 fU I. H. Flor« (8v*tem d. Etbft I —II. MM f.). A. Lasso* <8ye«em
d. Reehtephilac.. 1868. & I ff.). B. ▼. Hautiia**. Wcwot (Ethik*. S. 21.'.
n*n*. B. Smu*. J. Smn* (Rrcbtephüos. o.
schal t, 1904). F. Sonxo u. a. Neck J. Imlb bei dee R. die
KuHnr n irutflgnnhin. tu fordern und nun Oiaeihon der MenothWfcetwecke im
führen" (Einfuhr, in d. Buateshninsihtft», 1866; Lehrt», d. Rochaybflna, 1908;
!*- Rrrht. 1810). Nach F. BnnotJWnf» ht dee Ziel der Bnh» .hMnuhaft die
..Diu i hi iü eng der Fieih.U hn Beeht — auf Omnd der Riihaufc. gegen äae Oooete"
(egL System d. Buchte- and WlitiiiihiuhBfli , 1904 f. ; BeibiephnVn. BtiiJliii. 1908).
- Nach B. Srasmuna iet eüee gmtiH Recht Mein Vereneh. richtiges Beeht m eein \
Zwange vej euch tum Birhtipn Die Idee dee riehtbjrn Beebte iet dh überein-
etiuunaug dee Beebte mit der Idee der „Q
Dm richtige B. iet Inen Neturrecbt. lendern dee eh) u «tri es. R.
Nm R. ht die ..Form" dee eoshhn Leben« (Wirtocheft u. Beeht*. 1906;
Die Lehre vom richtigen Beeht 180t; engen &: M. Weeen, ZJuntmonn« n. &.).
- Nach Ootn» hnt eich dfe Ethik (e. d.) eelbrt eh Re«hnn>ik»ophie dnrobnn^h^n.
.«ir-r t^arf «Vr Kthik ah (Jrwndlegung (Ethik*. 1907. S. 63. 213 ff.; Rente Bcgrund.
der Bthfk *. Itft
Recht' hrtnnt Inennra: R. htdee „Svenen der durch Zwang
gesicherten eorialen ZwenkV*. Endzweck dee Rechte und dee flte.tei iet die JHer-
»tellung nnd Sicherung der Lebensbedingungen der Geoeahehsft" (Der Zweck im
Renkt«. 1884/85. I. 240ff.V Ein „Netnrreeht" gibt ee nicht VgL Jsxursn. Aus-
gewählte Schriften n. Beden, 1811 (Gegen dh teheloghaho Methode in der Buchte,
wheenecheft ht H. Katjas*, e. antra). Dh eonhh Bedingtheit dm Buhle betonen
auch 8rarau, Scmxm.%. Wtnrvr, Daranr, To**ns (Gemeine» heft a. Geerll-
schalt*. 1918) u. e.
flniiennnhnjhuh betrachtet des R. t. B. Matsat (Philo., der Aisuuoeung, 1908.
■ ff). Nach R. GouMoaxw muß dee R. der IlOhfieniinirkhng dienen
wickJungewwUheuiip. 1908. 8. 163 ff.). Noch KAirronowic« ht dh Rechtewhern-
eohelt soziologisch m beginnden. Gegen dhee euch sonst (Konnriu» n. e.)
erhobene Forderung wendet ehh hteonJuie BL mT— ■— "j der den PeTchologhmos in
oVr Rechtswhsrnecheft bekimpft nnd für dh rein formale and normetive Methode
eintritt; der ..Rechtrwflh" ht nur eine Fiktion (Grenzen ■»locht u jarietieeher a.
eoifosoghoher Methode. 1911; Heaptprobhoae der Stenterechtehhre. 1911).
Ana der Mecht. Geweit (von Oroppen, Klassen) leiten dee R. (bcw. den Stent)
ab L. vom Hau.hr, K. Manx (Abhängigkeit dee Rechts von der Wirteehaf
lowicx. RanxKHorxn, A. Muron (Nene Staatehhre, 1908, S. 3, 21 ff.) u. a.; aus
den Geboten von Autoritäten v. Kzncmtaini (Grondbegr. dee Rechte und der Moral.
1873, S. 107 ff.). — Vgl. Hkkbabt. Allgemeine prakthehe Philosophie. 1908 (die
Idee dee Rechte beruht auf dem ..Mißfallen am Streit"); SoaorXKaUCaa, Welt ah
Reduktion — Reflexbewegung. 537
Wille u. Vorstellung, I. Bd., § 62 (Das Primäre ist das Unrecht); Stahl, Philosophie
des Rechts5, 1878; Lassalle, Das System der erworbenen Rechte, 1860; Ulrici,
Das Xaturrecht, 1872; F. Dahn, Die Vernunft im Recht, 1879; Grundl. d. Rechts-
philos., 1889; Schuppe, Grdz. der Ethik u. Rechtsphilos., 1884; Byk, Rechtsphilos.,
1882; Bierling, Juristische Prinzipienlehre, 1894 — 98; Bergbohm, Jurisprudenz u.
Rechtsphilos. I, 1892; Rümeltn, Reden u. Aufsätze, 1875 ff., I — II; Post, Einleit.
in das Studium der ethnologischen Jurisprudenz, 1894 ff.; Stricker, Physiologie
des Rechts, 1884; Hoppe, Der psychol. Ursprung des Rechts, 1885; Wilutzky,
Vorgeschichtliches Recht, 1902 f.; Hildebrand, Recht u. Sitte, 2. A. 1907;
M. E. Mayer, Rechtsnormen u. Kulturnormen, 1903; Jelltnek, Die sozial-ethische
Bedeutung des Rechts2, 1908; Jodl, Über das Wesen des Xaturrechts, 1893; Kan-
torowtcz (Gnaeus Flavius), Archiv für Rechts- und Wirtschaf tsphilos. II, 1908;
Der Kampf um die Rechtswissenschaft, 1906, u. a. (Freirechtstheorie); J. Vanni,
II diritto, 1900; G. del Veccbto, II sentimento giuridico, 1902; II concetto della
natura e il princ. del diritto, 1908, u. a. ; Tarde, Les transformations du droit6, 1909.
Ferner Lehrbücher von Jotjffroy, Warnkönig, Zöpfl, A. Geyer, L. Knapp (System
d. Rechtsphilos. ), Pikler, Lioy, Thon (Rechtsnorm u. subjekt. Recht, 1878), Radbruch
u. a. (vgl. Holtzendorffs Enzyklop.); Stammler, Theorie der Rechtswissenschaft, 1911 ;
dazu: Xatorp, Kant-Studien XVIII, 1913; J. Maxwell, Le coneept social du crime,
1914; Pollack, Perspektive u. Symbol in Philos. u. Rechtswissenschaft, 1912.
Zur Geschichte der R. : Buddeus, Historia iuris naturalis, 1695; Rossbach,
Die Perioden der R., 1842; I. H. Fichte, Die philos. Lehren von Recht, Staat u.
Sitte, 1850; F. Vorländer, Gesch. der philos. Moral, Rechts- u. Staatslehre, 1855;
Hillebrand, Gesch. der R. I, 1860. — Vgl. Archiv für Rechts- und Wirtschafts-
philos. ; J. Breuer, Der Rechtsbegriff auf Grundlage der Stammlerschen Sozial-
philosophie, 1912 („Als ethisches Wesen ist der Mensch notwendig vergesellschaftet.
Und die Form dieser Gesellschaft ist notwendig das an den Menschen mit Zwang
sich richtende Recht"); A. Menzel, Xaturrecht und Soziologie, 1912; Cathrein,
Recht, Xaturrecht u. positives Recht, 1911; Sturm, Psychol. Grundleg. des Rechts,
1910; Die deutsch-psychologische Grundlage des Rechts, insbesondere des Völker-
rechts der Gegenwart als Gegenstand der Philosophie, 1917; Recht u. Völkerrecht
unserer Zeit im Lichte der deutschen Rechtsphilosophie, 1918; Fiktion u. Vergleich
in der Rechtswissenschaft, 1915 (führt Darwinsche Gedanken im Recht durch und
begründet das Recht aufs Gefühl); Reinach, Die apriorischen Grundlagen des bürger-
lichen Rechts, 1913 (im Sinne der Husserlschen Phänomenologie); Xeukamp, Ent-
wicklungsgeschichte des Rechts I, 1895; Salvadorl, Das Xaturrecht, 1905;
E. J. Bekker, Das Recht als Menschenwerk u. seine Grundlage, 1912; L. Xelson,
Die Rechtswissenschaft ohne Recht. Kritische Betrachtungen über die Grundlagen
des Staats- und Völkerrechts, insbesondere über die Lehre von der Souveränität.
1917; F. Somlo, Juristische Grundlehre, 1917 (Recht bedeutet die Xormen einer
gewöhnlich befolgten, umfassenden und beständigen höchsten Macht, S. 105). — Vgl.
Staat, Strafe, Soziologie, Pflicht, Gerechtigkeit.
Redaktion (reduetio, ävaytayri): Zurückführung, insbesondere einer Schluß-
form auf eine andere, der Schlußfiguren (s. d.) auf die erste. Vgl. Sigwart, Logik,
1889/93, II 2, 262 ff., 4. A. 1911. Über den Begriff der phänomenologischen Reduktion
vgl. Epoche, Einkliimmerung, Phänomenologie.
Reflexbewegung (Reflex) ist eine unwillkürliche Bewegung auf Grund
der unmittelbaren Übertragung eines peripherischen Reizes auf ein Xervenzentruni
638 Kdtadoa.
(Gehirn, ROckenmark) und tob da auf
Mb »»kretorbcbe Oder VSSOfl&OtonSGhS Nwwo),
a.).
U6t
Allgemeine Btoiogb, 189««.. IV; Welt, lebe«. Seeb, 1908; J. Lona, EinbH. In dl»
sergL Qehirnphysiolofrb. 1889» 8. 189 11.). Db iweokmaStgsn Reflexe Ueno eich
ab nkeiibbito". stabil gs worden» Trbbrorflnge ■««— nn (TgL Wunr, Qrdx.
d. pbyabL INrycboL I«. 1908.8. »3 ff.; III». 988«.; Gruadri6 der PfcjcboL». 1902,
8.1301.). Tsttweb» gebe» ab noch btet
bagbltea «I» wenigsten» (Nbeea «.■.).— VgL DnecAnT»»,
1911; PrUJoaa, DI» eeoeor. Funktionen de» Bliksnaurks der Wirbeltiere, 1868
(..Rdckenmarkaw**'); Low«. IsedbJn, PaycboL, 1869, & 989t tan, Leitfaden
dw phyaioL Psycho!. ». 8.96«.; 9. A. 1911; A. Bim. Pflftger» Arebi*. Bd. 70.
1888; Bai». 11» Baaa aad tbe Intetbet«. 188«, 8, 9990. - TgL WH*. Instinkt,
llÜiltll— i
(\ntirr.*/ rtion I
(flipaminl)
wird; eiae
>) Objekten weg
Subjekt oder auf die Formen, in denen de» 8ubbkt die Ob jakte erf a9t und
dankt, aal dl» Rebttonea (s. d.), die ea rwieoben diesen herstellt, aaf
anf dfa
(„Selbetbeefauwngn. Dl» R tot tasbesoodere die
(s.d.) hu
Des Whssn
und PiaTOjr. ferner Aunorui. dar Gott (a. d.) ein» *•*•*• «■»4»"'«
und den „Gemeinsten" (ad.) ab Wahrnehmung da» Oimiliiinim der Wahr-
nehmunfm Stimmt (De anima III 1. 425 I 99). Nach den meisten Scholsttikern
erkennt die Seeb ibr Ton und ihre Fili lawiibnrilwil durah Reflexion („refbeti i
eotum auum": Thomas u. a.; TgL Intentio, Wahrnehmung). — Locks
die eine dar Erkenntnbquelhn ab) „reflectionu (innere Wahrnehmung); durch ai»
erkannt der Gebt aahi eigenes Tun. die psychischen Piouis» selbst (Essay aoneern.
human undersund. II. EL 1 . $ 4) Htm unterscheidet denn Eindrucke der Emp-
findung und solche der Reflexion (Trestiec I, set, 1, sot, 8). Nach CoxDruac wird
die Empfindung seihst cur Reflexion, an» aufmerksamen Erleben (Truhe des srn-
sstJon». 17M;Extraitrebonne. deutsch 1870). Ab ResulUt der Tergbichenden Auf
merkssmkeit bestimmt die Reflexion BoHinrr (Essai analyt. XVI, 280 ff . ). Lkbkxx, dar
den Begriff der „Apperzeption" (•. d.) aufstellt, definiert die R ab Aufmerksamkeit
auf das, was in uns bt („attention a ce qui est en nous", Nour. Esaab, Frei.). Nach
H. S. Ramaaus (Vernunftfchre«, 1790, f 12) u. e. heißt ..renektbren". „Dinge
in seiner Vorstellung gegeneinander halten oder miteinander vergleichen" (vgL
Chr. Wourr, Psychol. empir. $ 267). — Ähnlich Kakt, der aber weitergeht und db
Gleichung" von Vorstellungen mit dem „Erkenntnbvermogen" betont, R. bt
der „Zustand des Gemütes, in welchem wir um zuerst dazu anschicken, um db «üb-
Reflexionsphilosophie — Regel. 539
jektiven Bedingungen ausfindig zu machen, unter denen wir zu Begriffen gelängen
können". „Sie ist das Bewußtsein des Verhältnisses gegebener Vorstellungen zu
unseren verschiedenen Erkenntnisquellen, durch welches allein ihr Verhältnis unter-
einander richtig bestimmt werden kann." Unter „transzendentaler Überlegung"
versteht er die „Handlung, dadurch ich die Vergleichung der Vorstellungen überhaupt
mit der Erkenntniskraft zusammenhalte, darin sie angestellt wird, und wodurch ich
unterscheide, ob sie als gehörig zum reinen Verstände oder zur sinnlichen Anschauung
untereinander verglichen werden". Die Reflexionsbegriffe sind Begriffe der
Verhältnisse, in welchen die Begriffe in einem Bewußtseinszustande zueinander
.gehören können, nämlich* Einheit und Verschiedenheit, Einstimmung und Wider-
streit, Inneres und Äußeres, Materie und Form (Bestimmbares und Bestimmung).
Es sind nur Begriffe der Vergleichung schon gegebener Begriffe, sie beziehen sich
schließlich auf Anschauung und dürfen daher nicht auf das. „Ding an sich". angewandt
werden (gegen die, z. B. von Leibniz begangene „Amphibolie der Reflexionsbegriffe";
Krit. d. rein. Vernunft, S. 239 f. ; Prolegomena,.§ 39). Fichte leitet aus der Reflexion
des Ich auf dessen „Setzungen" fundamentale Begriffe ab (vgl. Verstand). Nach
Hegel wird das Ich durch die R. sich seiner Subjektivität an der gegenübergesetzten
Objektivität bewußt (Enzyklop. § 413). — Nach Herbakt ist die R. die „Zurück-
beugung des Gedankenlaufs auf einen bestimmten Punkt", kein Wissen um das
Wissen (vgl. Selbstbewußtsein), das ins Unendliche ginge. Die R. geht von einer
Vorstellungsmasse aus (vgl. Apperzeption; Lehrbuch zur Psyehol.3, S. 87 f.). Auf
Apperzeptionsverbindungen gründet die Reflexion Wundt (Grundr. d. Psycho!5, 1902,
S. 301). — Vgl. Hodgson, Philos. of Reflection, 1878; Külpe, Philos. Studien VII;
L. Nelson, Die kritische Methode, 1904; Die Unmöglichkeit der Erkenntnistheorie,
1911 (Die R. zergliedert und verdeutlicht nur anderswoher gegebene Erkenntnisse,
erzeugt keine neuen Erkenntnisse ; wie Fetes). Nach Hcsserl (Ideen zu einer reinen
Phänomenologie, 1913) ist R. ein Titel für Akte, in denen der Erlebnisstrom mit all
seinen mannigfachen Vorkommnissen (Erlebnismomenten, Intentionalien) evident
faßbar und analysierbar wird. R. ist die Bewußtseinsmethode für die Erkenntnis von
Bewußtsein überhaupt. — Vgl. Wahrnehmung (innere).
Beflexionsphilosophie (Verstandesphilosophie) nennt besonders Hegel
die bei den abstrakt-einseitigen äußerlichen Bestimmungen des verstandesmäßigen
Denkens verbleibende Erkenntnisweise, im Gegensatze zur Vernunfterkenntnis,
welche auf das innere Wesen, die konkrete Totalität und Wahrheit des Seins geht.
Vgl. Dialektik.
Regel (regula, Vorschrift, Norm) ist eine begrifflich bestimmte Gleich-
förmigkeit oder Konstanz des Seins, Geschehens oder Tuns. Regelmäßig ist, was
einer Regel entspricht oder was in der Mehrheit von Fällen, wenn auch nicht aus-
nahmslos, erfolgt, stattfindet. Die Regelmäßigkeit bedeutet eine relative Konstanz
und Ordnung des Geschehens, die teils auf Naturgesetze zurückführt, teils selbst zur
Aufstellung von Gesetzen (s. d.) Anlaß gibt. Die obersten, allgemeinsten „Regeln"
der Verknüpfung der Erscheinungen sind eine Anwendung der (apriorischen) Gesetz-
lichkeit des Denkens, des erkennenden Bewußtseins auf den Erfahrungsinhalt. —
Gegenüber dem Empirismus Humes u. a. (s. Kausalität, Induktion) lehrt dies Kant,
nach welchem der „reine Verstand" die Regelmäßigkeit der Natur (als Erscheinung)
in diese selbst „hineinlegt" (s. Gesetz, Objekt, Objektiv, Kausalität). Er stellt den
Begriff der „Regeln a prioii" auf, welche eine Vereinigung von Vorstellungen als
notwendig denken, und definiert die Regem als „Urteile, sofern 6ie bloß als die Bedin-
M0 RegelinaJigkettSYorsuseetzung — Regulativ.
(ftnfagcmons. f *8k - Vgl J. St. Max, Logik, 1877; H. Comswuv. Bmfett. in dir
Philos.. 1901. S. 288 ff.; J. Scstult*. Psycho!, der Aiiome. 1890, R Mff. (Regel
riumgkeit eis PomUt); H. Court**. Dee IVobfem der WUknofjo8k.il, 1807;
Bacaan. Ciiiesafewinaufcefwii u. Xaturwfewnsohsrmn. 10». 183 (..Regem sind
unvollkommen» ftpbimns noeenthstbufan Arbeit n kUnee. Dfe Glefebfornrigkeit
m der Welt I. 101«. II. 1010. Ober ästhetische RosnImiBighrit: Wcxor. Grdx.
d. pbjeioL Peyobol. IIP, 1008. 14«. - VgL Gesetz. Norm, Untformitat, Induktion.
Regulativ, Ms Time
ICi>IC4'luiAUick<>it««orttaN«rtxan£ heUH bei B. BlMI (XaturphUo-
eophfe. 191«) nfeweasmnmihefmii u. Xstiu smwrmhsfma. 19») dm Annahm*, „da«
dee Wfafcttebe ianerbelb wie aoOerbalb unserer Erfahren* nieniallngkiU aufweist.
BmmAmmmmiOlAm e ^säTamtissimm— 8 ■ tlsss» m lsPtA^aW^MM^^kM^sMah.^ 9<*t _ .8 — » , | ,mu ^* 99
lil ij 1 II* I i\ I I • ■ II I ti pr \tT TTwT iv \*^ 11 1 ■ T \ \ ' '
Bicsuad Waüseb wfad durch dfe Kunst eme Regens rstinn der Jsenmhheh erhofft.
BeHgfeo a. Kauet. Werke IX. - B. in der Bfaiogfe: Wledeihm vmepromcn verloren,
ypngonsr Teile eines Ubcweerne. PBraua (Kultur <L Gegenwart: ABg. Biologie,
IHM. 332.1015); R Bzc*. ebde^ 878. - Mono*». Begeneretion. 1001 ; KoeecaixT.
Rrp-nrrmtion u. Transplantation. 1907.
Kookretum aeborsm oberem Getmuimoeaheit. dm wmmmnmhehV
<if an amdmama DBamamma smmrhalb
jjr» meinen, vom Bedingten rar Bedingung, mm der Wirkeng cur ümeebe. Begeessus
in infinitnm: Bachgang dee Bcbbejeae ra immer woJmrea Bshanpmmgmi obne
AhsehluB. BegreeeJe fet dfe Im ehe ds dee Bsfroams ( vgL analytisch, Husjmjgknfeibk
B. im nmbeeondere die Mtreneeendentem" (e. «LJ. enf dm FibiiiiasfeliiiOngiiigii
zurückgebend»» Methode der Bimmamnetbeorie. Vgl- I*. Kaumv, Dfe krimmbe
Methode. 1904. S. 9. Vgl. Tnendlfeh. Regulativ.
lt<'£r«-»«ion: n»ch cfer iyvrh.aiulj» (a. d.) d»s bremodfc;
auf frohere, beeoadm» infantile Vorginge, dee im Treuem, in der Kjankheit, In
Phantasieren. Ftthfen uew. thm grobe Bolfe spielt.
Kecnlntioa: Rtrlunp. Lenkung und Ordnung, Verknüpfung von
tionen in mreekmtfliger. erhaltungamaJager Werne, Wfederben
Gfefchgewichte durch entsprechende Reaktion. Dfe Orgenfenmn (e. <L) beben dfe
Flbigkeit der Selb»t rrguUtion (Wuydt u. ».). VgL Dazaeoa, Der Vitalfemus.
1005. S. 176 f., 212 (f.; GoLaaawD, Hoherentiricklung und Menechenfllcnnotnei I.
1011 (B. und „Korregulation'). VgL Zweck.
Kocalntiv fet ein Grundsatz, der dfe Regel tu einem beetunmmn Verfahren.
UMO«f0OtKKrC SU DIB 8»D£ll0clVKllCOQCr« *WlteTttlWP*ffl^^™M"*™*^f BsHaWoBsTBIsÄ QpT
Erfehrung über jede» gegebene Stadium der Erkenntnis hinaus enthalt. So nach
Klirr, nach welchem dfe ..Kategorien" (e. d.) konstitutive (s. «Lk dfe „Ideen" (a. d.)
aber nur regulative Bedeutung haben. Es obliegt dem Denken, das „Problem", dfe
Aufgabe, den Regreß in der Reihe der Bedingungen zu einem Bedingten anrnemftm
und fortzusetzen, wobei ee ..niemals erlaubt fet. bei einem schlechthin Unbedingten
stehenzubleiben". Das regulative Prinzip ist „ein Grundsau der groBtntogbehen
Fortsetzung und Erweiterung der Erfahrung, nach welchem keine empirische Oleom
Reich — Reihe. 541
für absolute Grenze gelten muß, also ein Prinzipium der Vernunft, welches als
Rege] postuliert, was von uns im Regressus geschehen soll, und nicht antizi-
piert, was im Objekte vor allem Regressus an sich gegeben ist". Wir müssen
„jede Erscheinung, als bedingt, einer andern, oder ihrer Bedingung, unterordnen,
zu dieser also ferner fortschreiten'* (Rrit. d. rein. Vern., S. 413). — Vgl. Unendlich,
Homogenität, Spezifikation, Stetigkeit, Antinomie.
Reich: Herrschafts-, Geltungsgebiet (vgl. Drittes Roich), Klasse zusammen-
gehöriger Wesen.
Vom (physischen, sozialen, politischen) „Reiche der Natur'" wird öfter das
(sittlich-religiöse) „Reich der Gnade" („regnum gratiae", Gottesreich) unterschieden
(Augustixus, Leibxiz u. a. ; vgl. Euckex, Dorner u. a.). — Kant versteht unter
„Reich" die „systematische Verbindung verschiedener vernünftiger Wesen durch
gemeinschaftliche Gesetze". Die Idee des „Reiches der Zwecke" ist ethisch bedeutsam.
Vernünftige Wesen stehen unter dem Gesetz, daß jedes derselben sich selbst und alle
anderen niemals bloß als Mittel, sondern stets zugleich als Zweck an sich behandeln
solle. Hieraus entsteht ein „Reich der Zwecke" als Ideal. Das vernünftige Wesen
muß sich als „gesetzgebend in einem durch Freiheit des Willens möglichen Reiche
der Zwecke betrachten". Moralität besteht in der Beziehung auf ein solches Reich
der Zwecke; jedes Wesen muß so handeln, als ob es durch seine Maximen ein gesetz-
gebendes Glied in diesem Reiche wäre (Grundleg. zur Metaphys. der Sitten, 2. Ab-
schnitt). Vgl. J. Waed, The Realms of Ends, 1912; Cohen, Ethik, 1904; Munus.
Die drei Reiche, 1920 2 (Unsre Erfahrung kann als „Natur" verstanden, sie kann als
dualistische Aktivität gedeutet werden, sie kann auch als Einzigkeit, als reine Qualität,
als reines Werterlebnis erscheinen).
Reihe (series, progressio): Aufeinanderfolge von Elementen, besonders Größen,
in bestimmter Ordnung oder Gesetzmäßigkeit, welche den Gesamtverlauf der (mathe-
matischen) Reihen (der endlichen wie der unendlichen) einheitlich regelt. Vgl. Fries,
Mathemat. Naturphilos., 1822, S. 58; G. F. Ltpps, Heinze-Festschrift, 1906, S. 135;
Natorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910. — K. Scheötteb,
Die Wurzeln der Phantasie, Philos. Jahrbuch der Philos. Gesellschaft zu Wien, 1912
(„Biopsychische Reihe" = „eine Summe von psychischen Inhalten, die dem Sinne
nach zusammengehören").
Psychologisch bedeutet die „Reihe" (Vorstellungsreihe; vgl. schon Aristoteles,
De memor. 2; Hobbes, Leviathan 3; Hartley, Feder: „Ideen-Reihen", u. a.),
besonders seit Herbart (Psychol. als Wissenschaft, § 100; Lehrb. zur Psychol.3,
S. 26 ff.), einen Vorstellungsablauf, welcher infolge Assoziation der Glieder desselben
miteinander die einzelnen Vorstellungen in bestimmter Ordnung reproduzieren läßt.
Es gibt auch „Reihengewebe", Zusammenhänge von Reihen mit Reihen, insbesondere
auch (einander störende) sich „kreuzende" Reihen, ferner „rekurrente" Reihen
(vgl. Volkmax n, L-hrb. d. Psychol. I4, 460 ff.). Die Reihenbildung ist ein wichtiger
Faktor des Lernens, Memorierens. Nach neuerer Anschauung (Steixthal, Ltpps u. a.)
besteht, der Formulierung M. Öffners gemäß, ein „Prinzip des einseitigen Weiter-
schreitens der Dispositionsanregung innerhalb einer Assoziationsreihe'" (Das Ge-
dächtnis2, 1911. S. 135 ff.; vgl. Reproduktion; Ltpps, Leitfaden der Psychol.3, 1909,
S. 102). — Nach R. Wähle besteht das seelische Leben nur aus „Reihen" primärer
und sekundärer „Vorkommnisse" (Der Mechanismus des geistigen Lebens, 1906,
S. 179«.). Vgl. Vitaldifferenz, Ordnung, Parallelismus.
m Reia-
Keim ohne fniwba. nfeh* nr Steh* flsbOrejidaa Zomu. frei roo
Bostandteilen; z. R Ut eine Gerinnung „rein" (lauter). «MB «fa nicht»
and An^t^r^Htnitgg »mhjH Thuoisllnh toi „rein" ■■nlnli'i di
•Jnor exakten Wkecneohait, ««0 ee nur die Form, nicht den Inhalt der
betritt«. Reine Antcheannf iet die (begriff*» fixierte) Anechauuugrform. die
renmHnh »sHnohc Verknüpfung ejflgHihir WehrnehmengeinhsJt* (TgL iJiiihwg»
form). Reine Vorsteodesbegriffe sind die hUtcgorien (s. d.), reine Vernu
begriffe die Ideen (s. <U Reines Denken iet dee Denken der Denkgeeettlichkeit
•elhst. der Inbegriff der auf die iatiMikteitti, logieche Verknüpfung. Verarbeitung
des nhliiiisjpetiiflni rieh hi rieben ihn Begriff» oder Ingbnh-sn. apriot teuften (e. d.)
OslUiugsn. eotern nie (in der Abstrakt*») rom Ertabi iingrinheU unterschieden.
* - -*- — ->--■- - -•• - - i_ * VmiLn ■*■■■■ A - ■ - „4 iL A ei
*' T'i* I;, Jei»' T J"; .1 ^ ;.< »f. i . *' * T. HOOBeyl t* D Ali*1 Ji'*:l] * AU* «rllr" •All
.Rein" iet dae Denken In «einer von Erfahrung (und Induktion) unebhan
Vernunft iet de» Fähigkeit ayriorisoker Fiisnaüdi oder der Inbegriff ayiürieobor
der apriorischen, tranaeendratalen (ad.)
der aprieriechen Qehnngen salbet. Reine
Erfahrung eoO die von aOen „Dsuarateteu", Hypothesen, Fnkliuueu
Reinee Subjekt tat den orh*ontnJs*heoretieck<
(e. d.) ak Ideales Duisfji/nim für alle entpirieah-phlnninensis Eikeauiahi und
deren Objekt» (a. PiiMnAinriu. Subjekt, Objehtk Reiner Wille iet der durch eprto-
rieche, Ideale Nonnen und Ziele stak »»Inet baetimsasnde (thuotetatthe oder praktische)
Wille (rgjL Erkenntnis, Denken» 8ittBohkeit, Vohmtarismus).
Ohr Regriff des „Reinen" spielt eine Rolle bei den Pythagureer
Plotdi u. a., als Freiheit der Seele ran den Schlieren de» He seriell» n, HinnHnhen
(s. Katharsis). - Vom „reinen Verstände" (^otsedssneni pure") und von „reiner
Vernunft" („raison pure") ist schon bat Lbmb die Rede (Opera, Krdmann. 2»e,
230 b, 778 bk ferner bei Cum. Wourr. der unter „reinem" Verstand den ron den
WiwiMi»» mxf der K*nMMungsiisft sljsjmwelsilini. »Isumk t uVwthViih dnniniMh»yst»tanrt
meint (Vernunft. Gedanken ron Gott ... I | 282). Hein u. a.
Von Wichtigkeit Ist der Bogriff de» „Reinen" im kritischen Idealismus, wie ihn
XJurr begründet (TgL Vernunft, reine; Kritithunue). „Rein" nennt er alle Vor
Stellungen, „in denen nichts, was cor Empfindung angehört, angetroffen wird" (Krit.
d. rem. Vera., S. 39 ff .k Die „rein» Form der Sinnlichkeit" oder „reine Anschauung"
ist die rein formale GeeerthcbkeR der Ordnung und Verknüpfung von anechauhehen
Daten tu mögheher Erfahrung. Dae „reine Denken" besieht sich auf die Verknüpfung
des Gegebenen durch die apriorischen Kategorien und Grundsätze, sowie auf die bloß
„regulativen" (s. d.) Ideen. Da» „reine Ich" ist des Einheitlich. Identische der
„transzendentalen Apperzeption" (s. Ich. Apperzeption). Der „reine Wille * iet dar
„ohne alle empirische Beweggründe, Töllig aus Prinzipien a priori" bestimmte, auto-
nome sittliche Wille (Grundig. cur Melaphys. der Sitten, 1. Abechn.). Das „reine
Geechmacksurteil" ist ein solches, auf welche» „Reiz und Rührung keinen Einfluß
haben (ob sie sich gleich mit dem Wohlgefallen am Schönen Verbinden lassen), welches
also bloß die Zweckmäßigkeit der Form zum Bestimmungsgrund hat" (Krit. der
Urteilskraft, f 16 ff.). — Im Sinne des kritischen Ideahamus (s. d.) betonen das
„Reine", Gesetzliche dee Denken» Gönn (Logik, 1902k Natobt u. a. - Die „Dia-
Reiz — Reizschwelle. 543
lektik" (s. d.) des reinen, von der Erfahrung unabhängigen, das Wesen des an sich
Wirkliehen aus sich selbst heraus begrifflich entfaltenden Denkens lehrt Hegel,
nachdem Fichte das „reine" oder „absolute" Ich (s. d.) zum Quell der gesamten
Erkenntnis gemacht hatte.
Von „reiner Erfahrung" („pure experience") spricht schon Hume (Enquiry,
sct. V, 1). Als Ideal des Erkennens betonen dieselbe Avenarius, Mach, Petzoldt u. a.,
während Wundt, Külpe, Riehl u. a. sie für eine bloße Abstraktion erklären und
auf die Notwendigkeit denkender Ergänzung und Verarbeitung der Erfahrung hin-
weisen (vgl. Empirismus, Erfahrung). — Vgl. Dauer (Bergson), Ästhetik (Cohex),
Mathematik, Rationalismus.
Reiz ist alles, was einen Organismus oder dessen Organe zur Reaktion antreibt,
physiologische oder psychische Vorgänge in ihm auslöst, insbesondere aber Emp-
findungen („Sinnesreiz", „Empfindungsreiz"). Im Organismus sind Spannkräfte,
potentielle Energien latent, die durch die Reize nicht erzeugt, sondern nur ausgelöst,
angeregt oder modifiziert werden, wobei eine „Anpassung" der Reaktion an die Reize
zu konstatieren ist (vgl. Empfindung, Energie, spezifische). Die „Reizung" ist der
Vorgang, der das Organ 'unmittelbar zur Funktion veranlaßt. Es gibt äußere und
innere (physiologische) Reize, je nachdem die Reizung von der Umwelt oder vom
Organismus selbst ausgeht; die inneren Reize zerfallen in periphere und zentrale
(vgl. Ebbinghaus, Grdz. der Psychol.3, 1911). Ferner gibt es „adäquate" (homologe)
und „inadäquate" oder allgemeine und spezifische Sinnesreize. Die Sinnesreize
bestehen in physikalisch-chemischen Vorgängen, welche zu ebensolchen Reaktionen
führen, denen z. Teil psychische Prozesse entsprechen, koordiniert sind. Letztere
sind nicht die Produkte der Reize, sondern das „Innensein" der durch jene ausgelösten
Prozesse (vgl. Parallelismus, Identitätstheorie). Psychischer Reiz ist ein Bewußt-
seinsinhalt, sofern er eine Willensregung („Willensreiz"), einen psychischen Prozeß über-
hauptauslöst, z.B.als ästhetischerReiz (ein Anschauliches, das Wohlgefallen erregt).
Vom Reiz („immutativum exterius") ist schon in der Scholastik die Rede
(Thomas, Sum. theol. I, q. 78, a. 3), ferner bei F. Glisson, A. v. Haller, J. Brown u. a.
— Vgl. Beneke, Lehrb. d. Psychol.3, S. 16, 42 ff.); Wundt, Grdz. d. phys. Psychol. I9,
1908, 92 ff.; Cohen, Prinzip, der Infinites., 1882, S. 154 (R. = die „objektivierte
Empfindung"). — Vgl. Sinn, Psychophysik, Webersches Gesetz, Reproduktion,
Ekphorie, Normalreiz, Empfindung, Organempfindung, Halluzination, Traum,
Qualität, Intensität, Reflex.
Reizbarkeit s. Irritabilität. Vgl. Wündt, Grdz. d. phys. Psychol. 1 6, 1908,
105 ff., 120 („Bereitschaft zur Umwandlung disponibler in aktuelle Energie infolge
irgendwelcher Auslösungen").
Reizempfindlichkeit s. Empfindlichkeit. Reizempfänglichkeit ist
die Fähigkeit, wachsenden Reizwerten mit der Empfindung zu folgen; sie ist der
„Reizhöhe" proportional. Vgl. Wündt, Grdz. d. physiol. Psychol. I6, 1908, S. 560.
Reizhöhe ist das Reizmaximum, über welches hinaus die Empfindung nur
noch in Schmerz übergeht oder das Sinnesorgan zerstört wird. Vgl. Wundt, Grdz.
d. physiol. Psychol. I6, 1908, S. 599. Über „Reizumfang" vgl. S. 560.
Reizsainkeit nennt Lamprecht die typische Geistesverfassung des modernen
Menschen (Zur jüngsten deutschen Vergangenheit III, 1901—04).
Reizschwelle s. Schwelle.
. 1 1 1 Rekognloon — Relation.
K<kognitioai (meognitio): Wkdererkarjsmng (e. d.). Identifikation de«
Gedachten. .Wb Kajct ist ek eine Bedingung objektiver Erfahrung. „Ohne BewuSt-
Min, daß den, wm wir denken, eben dsaaslba sei. tu wir einen Augen blick i
dachten, wurde alle Reproduktion in dar Reihe dar VorataDungen vergeblich aeia.
Denn aa wir« eine neue Vorstellung im >etzigen Zustande, die tu dem Aktua, wodurch
aie nach und nach hat ertrugt werden «ollen, gar nicht gehorte, und daa Mannigfaltige
deraalben wurde immer kein Game« maniuhm. weil aa dar Einhe it armangelta, dfe
ihm nur daa Bewußtsein Misiihsfean kann" (Km. d. rein. Vern.. & 118k Vgl. Apper-
atokwmajtrwktiem tat nach X*roar (AUgem. Ikjwibiwmk nach Wilkohai
Methode, 1911 193) daa Verfahren dar ftychologie. die von dm
ob sie daa Gegebene seien, tu das Erscheinung««! zurückgeht.
(f
,. Keksen" (Rsktk
(und
Dia
■majkjajl rt. \itii ■■ für
(Tgl. Synthese). Von
f undamentakr Art aind die rtiinllah aaiaMnh ksnaakn GruadrekMkmen, in
wir die M— — igfa»t%k»it von sMskiMsmiktsii einordnen. Die TTaktinsj (Beafebung)
ab aoloha hegt nicht in den Dingen aathat — durch die aie aber, wann aie ..ob). ■ .
(..real") kt, ..fundiert" kt — . aondrrn in dam Zuaammeahallan derselben ek Objekte
einea „Bewußtseins überhaupt" (aofern aa eich nicht um rein subjektiv gültige Rela-
tionen handelt). Dia objektireu Iwklfamin aind durch die Gaaetüiohkak daa er-
kennenden Bewußtarina etneiaeita, durch die Inhalte damelben anderseits gef or 1 1
aie aind allgemeingültig. Von den enmkiach taakn aind die apriorisch id«.
Relationen tu unterscheiden, d. k solche, die unabhängig von der Erfahrung aaa dem
bloßen Apemanderhahan ron Denkobjekten erhellen (a. Gegenatandatheorir) oder
die den Zusammenhang logischer und mathematiaoher Geltungen (Begriffe, Urteik)
betreffen (..Abaolute" Rektionen). Es gibt ako absolut gültige Urteile Aber
Relationen (..apriorische Rektioneurteik"). — Objektire Erkenntnis kt Bestim
mung der Relationen der Dinge, die mit den Objekten seibat i
gehören (e. Erscheinung), denen aber im „An sich" der Dinge etwae«
ein gewisse« aktiv reaktivee ..Verhalten'' (lunachst im ..Für-sich" dea Wirklichen).
Vgl Absolut, Objekt, Naturwissenschaft, Quantität, Kategorie, Sein.
Die R. gilt zunächst sk etwas Objektives, Realee, rwkehen den reakn Diagan
Bestehende« und vom Erkennen Unabhängig« oder doch real Bedingtes. Begründete«.
So nach Abistotzlks, der sie ak „Kategorie" (a. d.) bestimmt (Kategor. 7). den
Stoikern u.a. Nach Plotct werden die Rektionen erst im UrteU geaetst (Ennead. VI.
1, «). Die meisten Scholastiker nehmen ein ..fundamentum rektkfris" in den
Relation. 545
Dingen selbst an. So Thomas von Aquino (In 1. II Sent. 1), Suarez, welcher „relationes
reales" und „rationis", ferner „transzendentale" (wesentliche) und „prädikamentale "
Relationen unterscheidet (Metaphys. disputat. 47, sct. 1) u. a. Nach Fbancisctjs
Maybonis ist die R. etwas Reales (In I lib. sent., d. 29, q. 1). Hingegen sind nach
den arabischen Mutakallimün die Relationen subjektiv (ideell). — Nach Letbniz
sind die R. vom menschlichen Denken unabhängig, aber abhängig vom göttlichen
Geiste, durch den sie bestimmt sind (Nouv. Essais II, K. 30, § 4). Nach Locke sind
die R. als solche nu rim vergleichenden Bewußtsein, haben aber eine „foundation''
(Essay concern. human understand. II, K. 12, § 7; K. 28, § 18; K. 30, § 4). Hume
unterscheidet zwei Klassen von Relationen zwischen den Vorstellungen; die eine
Klasse: Ähnlichkeit, Widerstreit, Quantität und Zahl, ist absolut gewiß und wird
durch reines Denken, unabhängig von der Existenz des Gedachten, erkannt (Treatise, I,
sct. 5; vgl. Gegenstandstheorie, A priori). Nach Teten s sind die Beziehungen und
Verhältnisse, als „Verhältnisgedanken", nur „subjektivisch", haben aber einen Grund
in den Objekten (eine „Mitwirklichkeit"). Es gibt allgemeingültige, ideale Beziehungen
(Phüos. Vers., 1776 f., I, 276 ff., 543 ff.). Der Begriff der Relation ist von der Denk-
kraft hervorgebracht, und ist nichts außer dem Verstände, sondern ein „ens rationis".
Labomiguiebe spricht von einem Beziehungsgefühl, aus welchem die „idees de
rapports" durch Aufmerksamkeit und Vergleichung entstehen; die Beziehungsbegriffe
haben keine eigenen Objekte, aber es gibt reale „fondements de rapports" (Lecons II,
71 ff., 184 ff.). — Die objektive (reale) Grundlage der Relationen betonen viele Ver-
treter des Realismus (s. d.).
Absolut gültige (mathematisch-logische) Relationen gibt es nach Kant (s. unten)
u. a., ferner nach Russell (vgl. Principles of Mathem. I, 1903, § 27 ff.), Couttjbat
(Philos. Prinzipien d. Mathematik, 1908, S. 28 ff.), Peiece, J. Royce, Natobp,
Riehl u. a. (s. Logik). Nach A. Meinong werden Relationen a priori und evident
erkannt (s. Gegenstandstheorie). Die R. sind „Gegenstände höherer Ordnung",
„superiora", die durch „inferiora" (Vorstellungen, Objekte) fundiert sind. Es gibt
Vergleichungs- und Verträglichkeitarelationen (Hume-Studien II, 1882, 44 ff., 157;
Zeitschr. f. Psychol. II, 1891; VL 1893; XXI, 1899; XXIV, 1900; Untersuch, zur
Gegenstandstheorie, 1904; Die Stellung der Gegenstandstheorie, 1907). Ähnlich
Höflek (Logik2, 1907, S. 33 ff.), Kreibig (Relationen der Gleichheit — Ungleichheit
und der Abhängigkeit — Unabhängigkeit; Die intellektuellen Funktionen, 1909,
S. 140 f.) u. a. Vgl. Gestaltqualität.
Als eine Klasse der („dynamischen") Kategorien (s. d.) betrachtet die R. (im
engeren Sinne) Kant, nach welchem sie Inhärenz und Subsistenz, Kausalität und
Dependenz, Gemeinschaft (Wechselwirkung) umfaßt. Die Relationen überhaupt
sind Formen einheitlicher Verknüpfung möglicher Erfahrungsinhalte, von denen sie
a priori gelten, als Bedingungen der Erfahrung (s. A priori). Sie entspringen der
Gesetzlichkeit der „reinen Vernunft", sind Bestimmtheiten der Dinge als „Erscheinung"
(s. d.) nicht „an sich" (vgl. Apperzeption, Einheit, Synthese). Aus dem (absoluten)
Ich (s.d.) und dessen „Tathandlung" leitet die Relation Fichte ab (Gdleg.d. gesamt.
Wissenschaftslehre, S. 67). Sie ist nach Schelling die primäre Kategorienklasse
(System des transzendental. Idealismus, S. 252) und nach E. v. Hartmann, der sie
aus einer „unbewußten Intellektualf unktion " ableitet, die „Urkategorie" (Kategorien-
lehre, 1898, S. 181 ff.); nach Höffding ist sie die zweite der Kategorien (Der menschl.
Gedanke, 1911). Vgl. Renouviek, Nouvelle monadol., 1899, S. 31. — Im Sinne Kants
bestimmt Natobp die R. als „Funktionalbeziehung", „Ordnungssynthese" (Die log.
Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910, S. 65 ff.; vgl. S. 206: die Funktion
Eisler, Handwörterbuch. »
Mfl Relation - Rsmllviaaant
mim PmlmiiVnel MM Panlm tifUUHt** «■! ■■nh (Wm 9B ft\ mW MMM few*reaV*a* /(m
anPUton).d^tmUrt0U<s.d)dvvbdieRrUtioadfeTmniai«mim
nicht durch die Tennini dl» Rektion (8. 39). VfL
»ktJonebegriff. 1910; Jahrb. d. Philoa. I. 1913 (Der I
tili Uli ml
P»yeh<4og»»Aaa*nr»»^tdie»UlaA»^
laben*, 1963, 8. MS). Re4etioaea afaad „Weinen, via GeenaetlndJeokea in
Appertipaareo and durch daaaelba aufeinander fciiopa inuBlliit
nicht loteacuadea (vgL Lora. lOkrokoam.*. 1896 ff.. II*. 179h
Objektive R. iai die „wechnehmtiae oteuan^ unh
loiBifJaa irgenrfneiakai Barn lobihiaiiu Biinaiuli ll ■ am* gflrl» d b.
dia er anf Grund dfanrr Btotiaaataartea voa aar, dem Appeiiinatreaden. fordert"
(Efaaha*»anu_Ra*ataane^l90taiff.;UrtfadenderrHTca> 909;8.1»H.)
Ifewußtaeiaeinhalt wird
(Graadr. d. Perchol*. IMS, & 3031.). Kadi W. Ja» etehea «I» psyrhiecheo
Inhalte la Bi ifiUng to»ilii. dfc> (ab jnkHia rntaai") ha Bi ■aJlaihi baeJhen,
wann auch die Lnhahe. anf dia «Mm fckwaaa, niobt bewußt aind (a. Franaen).
Ahnnoh H. Ooaamiva (Stak*, in d. Phfloe.. IMS, a 199, »4t). - VgL B. Eumi» ».
Logik I>. 1907, »7 ff.; 8WWA*T. Logik I». 1990-93. »ff ; 4. A. 1911; H. Maier.
PtTcboL das emotion. Danken«, 1909, & III ff.; Joou Lehrt,, d. PerckoL P, 1909.
140ff.; Stoct. Analvtk ParchoL. 1898, I. 7111; K. flcaaaoB*. Dia ba walten
BasJehungen iwiachen T uliBoiiani 1883, L. W. f*nm». Peraoo u. Sneha I. 1906,
147 ff.; C Bnomra, Die Lahm voa das Geistigen L 1908, »1 ff.; B. Bncnawio.
Dan Virghkkan n. dia niUUjuniaioaiali, 1910; R. O. Komm. Grundlagen tn «teer
Philoa. dar Relation, 1911; 8röcax, Lekrb. d. Philoa II«. 1911; M. Bnou u. F. Wtxiaca.
■atunanaag u. Begriff. 1911; Hötua, Zeitachr. f. PeychoL. Bd. 60; A. Ftaoan.
Ohar aymbol. Relationen, 1905. — VgL IiiihbaogagiiHi. nilillraaaai, Geaetz.
Naturwiaeeoeohait, Matheaaatik, Varatnnd (Bnoim), UrteO. Danhan, Wahrheit.
Kr Int loa im formal logtechan Barne baaJebt ahk anf dia Bkliikajig der Urteil»
in kitugoifauha (a. d.). hypothetiacha (a. d.) und dlajnnktive (a. d.; Kamt u. a). VgL
Siowabt, Logik I«, 1889-83, 176ff. ; 4. A. 1911 ; HaJUMOM. arkaaManu.rJobJie8en.1912.
Kelat ionatM-srif f ( Betiehungabagriff . a. d.) iat ein Begriff, dar ein» Relation
(Größe, Ähnlichkeit oaw.) mm Inhalt hat. Relativer Begriff krt ein Begriff, der
nur beriehunaaaaan etwa» anaaagt (z. B. groß, klein amr.k Vgl Korrelat, Kraft.
Relativ t * * ■ g ' , nur im Verhihaia oder Vergleich zu etwa«
beatimmt oder gültig, im Gegenaets tum Abaoluten (a. d.). — VgL R. Atexabjc*.
Der menaohHanha Welthegriff. 1891, 8. 15 (..relativer" und „abohiter" Btandp
VgL Qualität, Eigenschaft, Abhängigkeit.
ReUtivianaaa beißt dia Lehre von der Relativität der Erkenntnis, daa
Wiaeene, btw. der Werte (Tbeoretiacher u. tirektiech^thiecher R.L Wahrend der
..objektive" R.. der auch ala RelationUmua bezeichnet worden kann, nur betont,
dal wir dia Wirklichkeit nicht „an eich", aondern in deren Relation cum mkaaaanrtm
Bewußtsein aowie die Dinge in deren raumteitikhkauaaien Relationen aneinander
erkennen, wobei die absolute Gültigkeit von Urteilen Ober Relationen (a. d.) nicht
beatritten zu werden braucht, iat für den R. im engeren Sinne jeder theoretische
oder praktische Wert (t. d.) nur relativ, in Beziehung auf daa erlebende.
Relativismus. 547
wollende, wertende (psychologische) Subjekt gültig, gelten also Wahrheiten (s. d.),
Normen, sittliche u. a. Werte nur für das Subjekt, von einem gewissen Standpunkt,
für gewisse Verhältnisse, unter gewissen Bedingungen, nicht allgemeingültig, notwendig,
unbedingt. Der R. verkennt oft, daß die Relativität empirisch bedingter Urteile und
Wertungen die Absolutheit oberster Begriffe und Grundsätze als Bedingungen
der Verarbeitung des Erfahrungsstoffes nicht aus-, sondern einschließt (s. A priori,
Axiom). Die Gesetzlichkeit des erkennenden und wollenden Bewußtseins überhaupt
ist nicht relativ, sondern Voraussetzung und Grundlage der Einsicht in die Relativität
empirisch genommener Bestimmtheiten der Objekte, die an idealen Forderungen und
Zielen des Erkennens und Wollens ihren obersten Maßstab haben. Das Absolute
reinen Denkens und Wollens macht sich innerhalb des Relativen selbst immer wieder
geltend, als Aufgabe, Idee, Ideal, Norm (s. d.). Von diesem „transzendentalen"
Absoluten ist das transzendente Absolute zu unterscheiden, das positiv Unendliche
(s. d.), in welchem die von uns erkannten Relationen der Dinge zur einheitlichen
Totalität zusammengehen (s. An sich).
Den R. vertreten zuerst die Sophisten. Nach Pbotagoras ist der Mensch
das Maß aller Dinge und ihrer Beschaffenheit (ndvKov y^r^uäxoiv fiiz^ov äv&pcanos
zwv ulv Svtcov <bs laii, tü>v Sk otix 8vtu>v <bs oix iaxiv, Diogen. Laert. IX, 51;
Piaton, Theaet. 152 A; Cratyl. 385). Die Wahrheit (s. d.) ist etwas Relatives (Sext.
Empir., Adv. Mathem. VII, 60). Wir erkennen die Dinge, so wie sie jedem erscheinen
(rtäwa slvat 3aa rcäai cpaivetai, Sext. Empir., Pyrrhon. hypotyp. I, 217). Was
für die einen wahr ist, kann für andere nicht wahr sein (Aristoteles, Metaphy3. VI, 10).
Der R., den Sokrates (s. Begriff) und Platon (s. Idee) bekämpfen, wird von den
Skeptikern (s. d.) erneuert, welche die Beziehung der Erkenntnis auf äußere
Umstände wie auf das Subjekt selbst betonen. — Viele Sophisten lehren auch einen
ethischen R.
Daß wir die Dinge nur in deren Relationen, nicht an sich (ihrem innersten Wesen
nach) erkennen, wird öfter gelehrt, so von Montaigne, Locee, Hume, Condlllag,
Maupertuis, Bonnet, D'Alembert, (Elements de philos., S. 27), Tuegot, Goethe,
Comte, Moleschott, Helmholtz, Huxley, Spencer, Abdigö, Renouviee, E. Laas,
Jodl, L. Stein, Höffding u. a. (vgl. Positivismus). Nach Frauenstädt, Heebaet
(„Wir leben nun einmal in Relationen und bedürfen nichts weiter", Allg. Metaphys. II,
412 ff.; s. Realen), Mach, Avenaeius, Stallo, Ostwald, Poincare (Der Wert der
Wissenschaft, 1906, S. 203 ff.), Goldscheid u. a. bestehen die Objekte der Wissen-
schaft in (relativ) konstanten Relationen, mit denen es vor allem die Naturwissen-
schaft (s. d.) zu tun hat (F. A. Lange, Wundt, Dilthey, Lipps, Natoep, Cassiber,
Riehl, F. Martin, Bergson, A. Rey, J. Schultz u. a.). Vgl. Objekt.
Die Bezogenheit aller Erkenntnis der Dinge auf die Gesetzlichkeit des erkennenden
Bewußtseins lehrt Kant (s. Erscheinung, Ding an sich), der aber die absoluten,
allgemeingültigen Bedingungen der Erfahrung und des Denkens betont (s. A priori,
Axiom, Kategorien). Nur das Empirische ab solches ist relativ, stets im Hinblick
auf andere empirische Größenwerte bestimmt, denn innerhalb des Fortgangs möglicher
Erfahrimg gibt es keine absoluten Bestimmtheiten (s. Regulativ). Ähnlich Cohen,
Natoep (Die log. Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910), Casserer (Substanz-
begriff u. Funktionsbegriff, 1910) u. a.
Die Relativität aller Wahrheit (s. d.) lehren Protagoras, die Skeptiker
Chr. Lossiüs (Phys. Ursachen des Wahren, 1775), z. T. Goethe, Nietzsche,
Vaihtnger, F. C. S. Schüiler, Jerusalem, Avenarius, Mach u. a. (vgl. Psycho -
logismus). Relativistisch ist auch Dtltheys Zmückführung der Formen der Welt-
35*
541 Relativität — Relativitätstheorie.
auf drei Typen (e. Typt»). Auf Grand der ilWaisaleilhei Psychotogis hat
reeetiibeiiea ab Zuruckf ührong der Wcltanschsaungen in
BaHgiwi, K«Fi*t ****** PH^Kf^ph^* ^flf ■rp^iffftttHttltt Oraadtjpfa Mfoxan-TaniiPM i*
(iVreöobchkeit und Walunaohaunng, 1919; IrreAmaHemue, 19Z2). -
i individuelle« and epetifieonaa Reiniliknaat httraaai die fllmiliithsil
logieohor (baw. eaeh sthieohsr) Oilts ngs« Hossaat. (Log. Patetsnoh. 1, 1900-O1. 1 16).
Mmvoito, Wi»oaxaa»D (PrsJudW. 1907. & S96L Rntau A. Hanta«, Rica aar.
M eavrxaacao. Naronr. Ewald, Kblso» u. a. — VgL E. Koca. Zur Relativität der
Irhsnnlam, 1994; Amckm, Zeimchr. f. Philo«.. 116. Bd. - VgL Wahrheit, Wert.
llHili«asll. fhilihttliihsass. Prrgnntt-nrw SaspUsiamos, t^gn», Verstand ( Bsaoaos ).
Uolnti « i tftt psychischer Größen ist die Tetseohe. dafl psyshhwhe Grölen
nur nach ihrem leUliien Werts isigllihas werde s kennen (Wem; Grandr. der
ftyohoL», 1909, 8. 90t). VgL Srascaa, PeychoL. | 99, 1889 ff.; Ba«. The 8ensss
and tbe Inmlleet». 1994, 8. 9$ Baxnwis. Handbook of reyohohigy 1'. 1890, K I
Hörnuso, Der saeinvhhnhs Gedanke, 1911 (Anas, wss erkannt wird, s*>.
leletinoeii „Innerhalb der bestisuatea Itsettion ist die Erkenntest
*).
■»«■tl vltA4n4ates>Hf t nsns mithrminsak • phyafks noraa Theorie der
die sine liefgielheiili Umwälzung der buher gültigen Raum- «ad Zeit-
■fttaOt und philnsopsnaih jeldinfl diekntiert wird. — Iteleililtll der
besagt, dafl eich Bewegung nur in besag auf andere Körper naunale abaorot,
d. h. in besag auf dsn teeren Rannt, ieeneeaUen liOt.
Des „kleesieche" RsLpr. der Mechsnik oacb Gauun and Nawros spricht
sas: BcwcgiingagetUihiiisysii, die in besag auf ein absolut ruhendes Oje mm garten
(ale solches betrachtet Niwros den FlietwnktmiselL galten ohne seiet! m auch in
auf jedes gegen das eres» gtiinhlftinag aad gatsrlMiag bewegte Qiostas (lasranl»
i) nach Addition aar Sjutoatgeechsindigksit» ~-* Dias Priazip vom
PoaiUviamua (htaca) sum „substantiellen" Ralatiritttsprinxtp
Kahar der Gegenwart III. III 1. 1916, & 61) ■■fjiiliilit, das überhaupt
■ lii nies >■ i D*m^ ■ ss ■ wns ibiiI ■ ii ii Am ^— bVImJK sn ■ — si mm tat — nawaanaaaWasaaaaatataaaaaaaaaawsm -*— — nfJwaaansBBi
BBanawaas aewam awwüa^PaW«
Es gilt aar far lwsuhioflsawg von Ri ■ igsngie (für solche sllgemein. auch t, B. mit
Besag auf rotierende Systems), liefert «bar keine hWghihlieil, Kräfte
iet also nur phoronoraienk, nicht dvnsanwsh gültig aad erntSgboht
deutige Durchführung eigentlicher Naoargeeetaachkeit»
Schwierigkeiten entstehen far des Reletiritetaprinrip in beiden
die elektroraagnsusehe Theorie, die auf dem Graadsstss beruht, dafl
toriziaU Meejiiifcleat simsgli die betr. Ghaahaagaa kflnasn kaum vom abaolut ruhend
Gedachten auf jedes Inertäakystem Qbertragaa wstaan, — Daher setzte Loeaatf«
In seiner Eetktnneatheorfe^^
ruhend. Dem aber widerstreitet dss Micomxeonsche Experiment (1881). dae zu
beweieen acheint, dafl der Äther ron der bewegten Erde milguengan werde; wogegen
besonders noch die Aberration dee Fixaternliehtee epricht. Eine Lösung der Schwierig-
keit, die Stokbs versaoht hatte, verwerfend, nahm Loaarrt nun an. dafl sieh alle
Gegenstände in der Bewegung verkürzen (Lorentzecbe Kontraktion). Durch die
Verkürzung der gegen dea Iiehtlther bewegten Erde wird aledann die Verschiebung
der beiden Systeme ausgeglichen.
Die epeiielle Relativitätstheorie Einsteins lautet dahin, dafl beliebig
viele Arten der Zeit- und damit zugleich der 8tomiie«swasiing zu fordern sind, je
Relativitätstheorie. 549
nach der relat. Bewegung der Systeme, in denen sich die Messenden befinden; eine
absolute Gleichzeitigkeit kann es also nicht geben. So macht E. die Zeit selber relativ
und vom Bewegungszustand der Bezugssysteme abhängig. Indem die Lichtbewegimg
absolut, also für alle gegeneinander geradlinig-gleichförmig bewegten Bezugssysteme
gleichbleibt, wird die Erdenzeit selber durch die Relativbewegung der Erde zum Licht
(einen Äther nimmt Einstein nicht mehr an) in dem Sinne verschoben, daß die
Lorentz-Kontraktion der Erde genau ausgeglichen wird; diese Kontraktion ist dem-
nach scheinbar geworden. Die Einsteinsche Lehre ist von Minkowski in mathe-
matische Form gebracht worden, indem die Zeit neben den drei Dimensionen des
Raumes als vierte Koordinate eines höheren Systems angesehen wird. In dieser
„absoluten Welt" gibt jeder Punkt nicht nur die räumliche Lage in unsrer dreidimen-
sionalen Raumwelt an, sondern auch seine zeitliche Lage.
Die allgemeine Relativitätstheorie Einsteins erweitert die spezielle dahin,
daß für die Beschreibung aller Vorgänge nicht nur Inertialsysteme, sondern auch
gegeneinander beschleunigte und rotierende Systeme als gleichwertig gelten sollen.
Xun werden in gegeneinander beschleunigten Systemen gerade Linien des einen
Systems zu Kurven fürs andere. Um aber die Krümmung von Linien, die substantiell
als gerade gelten sollen (Lichtstrahl), zu vermeiden, läßt Einstein in Gravitations-
feldern die Euklidische Geometrie in metageometrische Denkgebilde sich umbiegen.
Seine Koordinaten richten sich nach der physikalischen Beschaffenheit des betrach-
teten Systems; sein Koordinatennetz wird zur „Molluske" (Einstein). Dadurch
erreicht er, daß er z. B. die Lichtstrahlen, die uns krumm erscheinen würden, im
gekrümmten Raum als gerade beschreiben kann. Auch die neue Mannigfaltigkeit
bleibt natürlich durch die Zeitkoordinate vierdimensional.
Die philosophische Auswertung der zunächst nur mathematisch-physikalischen
Relativitätstheorie ist je nach den Schulen verschieden. Der Neukantianismus
(Natokp, Cassirek, Zur Relativitätstheorie, 1920) kann die R.th. ohne weiteres
akzeptieren, da ihr das Apriori logische Bedingung der Möglichkeit des Erkennens
und als solche niemals ein Letztgegebenes, Absolutes ist, da ihr also jene Notwendig-
keiten, die unser Anschauen dauernd zwingen, alle Phänomene im Euklidischen
Raum und in der Newtonschen Zeit zu ordnen, als gleichgültige, anthropologische
Beschränktheiten 'gelten müssen.
Der Positivismus nimmt das Rel.pr. unbedingt an, weil bei seiner Leugnung
des A priori die Ausschaltung des Euklidischen Raumes und der Newtonschen Zeit
eine Bestätigung seiner Lehre bildet. Typisch in dieser Hinsicht besonders die
Schriften von Petzoldt, Die Stellung der Relativitätstheorie in der geistigen Ent-
wicklung der Menschheit, 1919, Anh. zu E. Mach, Die Mechanik in ihrer Entwicklung,
8. A.; Die Relativitätstheorie der Physik, Ztschr. f. pos. Philos. II; Verbietet die
Relativitätstheorie Raum und Zeit als etwas Wirkliches zu denken? (Ber. d. D.
physik. Ges. 1918).
Der dem Fiktionalismus nahestehende O. Kraus (Ann. d. Naturphilos. II)
sieht im Relativitätsprinzip eine mathematische, im Vaihingerschen Sinne unlogische
Fiktion, deren heuristischer Wert jedoch anerkannt wird.
Dem Standpunkt der Phänomenologie steht nahe Weyl, Raum, Zeit, Materie, 1921*.
Vgl. besonders Lobentz, Einstein, Minkowski, Das Relativitätsprinzip,
3. A. 1920; Einstein, Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie,
1917;10Die Grundlage der allgem. Relativitätstheorie; Äther u. Relativitätstheorie,
1920; v. Laue, Die Relativitätstheorie, I. Bd.; Das Relativitätsprinzip d. Lorentz-
Transformation; Planck, Acht Vorlesungen über theoretische Physik, 1910; Verhandl.
HO
d. Ges. d. Naturforscher, 1910; Fescwmjca, Db
febdritaatfaeorb, UM)*; Loaawrt, Kalter d. Oipwirt III 3.
Zeh «ad Boom in dar m ■■■«*»»■ Physik. 1917; F. Buna. Vorleeongea eher
db phyeik. Grondbgaa dar HMvw.. 1919; M. Bon, Di» RabtiTittotheorb
19»; Bbbo. Dm mhliHllmiiHiil|i <fer FkkaniljManl. 1910;
u. Zeit ha lieht» d. amno Physik. 1914;
Webentwickhing, 1915; W. Cabb. Tb» fM*nl prhmipb of reUtrrity in iu phflo-
t^u^i «ad hbtwlinl Mpeci. 1990.
I.K5ABP. Über
RcbtrjttHrpi-ft||*|>. Äther, Greritatioo; CBBianABSBB. Absolut und relativ!
Ahbhnung des Bebrirttitaprlarin» Blinliim — f Oraad
metik;
>; QABTBfJuwa,
N Obbobb. Dte
i; flmii. Dm
Wahrheit a. Dbktaag m dM Pkyaik
i{ Scbtoob. Ehe» Lara» ta
RebUriUtalftBl
■ db BlIltitUlUMIHl.. JWIBiCl, Dki
1919; BAMtwm. FlmlilHi PihUiUlbtBiuili; Bsaa. Db Bin.
BtiMB. EM. m db BahÜefalMlai ni in, 1990*;
Dm B»bllHllb|Mhiil|it 1911; BaoBtautor, Einführung ia db BelrteitUstkeorb;
Bmhookc in »in» Gedankenwelt; PtlCobb, Dm Wia*r4asehe Beb*Jtritttaprin«P , RCur.
Qsoptiok tb»edb Wlmlibaiki Tnoorb; H. Scann*. Du Weltbild der Bebtiritata
theorb. 1 A.; J. 8tM*au>aa, Dm Baaai abb.ftnhbai bei Kant u. Einstein, 1919;
Wült, Einsteins BebüriUtBtheorb.
Kcliffioa (religio, nach Cicaao, D» natura dann II. 28. 72, too iihfjmi.
durchgehen, ber«ek»bkfjg»n ; nack LacTAanua, Institut. IT, 18, von rebgare, binden)
btdb fa»n«i>iinh»M dM abanchen saa UaeadBeken, Felgen Gottachea, db aus
dem Willen nur Einheit mit dem All entspringende Hsiihieagenifb Iflageiiiing aa
db allem Endlichen, Zetthcheu ftberbgene All-Macht, von dar abk dar lfenarh ab-
hängig fühlt, db er aber sogleich ron abk am ab gabdge Hackt, als ein ihm im
Grunde Verwandtes deutet aad wertet und sn der er abk in lebendige, wirksame
Betbhung sa sotten strebt, um eine Stftt» für seine Endlichkeit und Beschranktheit
den. ..Religiös" im weiteren 8ha» bt. wer an Bberkgaoe. hohe, ideab Machte
glaubend, sein Leben und Handeln, seine ganse Gesinnung ron diesen Machten beein-
flussen Ußt, wie mirner er sich auch diese Machte denken mag. Die R. ist psychologisch
durch daa Seebnbben ab Ganzes bedingt, an ihr hat das Gefühl wie der Wille, der
Intellekt wb db Phantasb Antefl. Im Gegen» ti rar Wissenschaft und Philosophb
bt ab, ihrem Kerne nach, nicht abstrakt-begrifflich, eondern snachanHck konkret,
sb will nicht bloß gedacht, sondern auch gelebt werden. 8b bt subjektrr eh) eigen-
artiger Zustand der Seele, objektiv aber ein Inbegriff von GlsubensoUeea and Kultus* -
Vorschriften, in denen der Geaamtgebt »eine Religiosität objektivbrt und fixiert hat;
Religion. 551
die Gesetzlichkeit der Religionsentwicklung ist daher nur mit Hilfe der Völker-
psychologie (s. d.) zu erforschen, denn von Anfang an ist die R. durch die Wechsel-
wirkung der Mitglieder der Gemeinschaft bedingt, wie anderseits die R. selbst ein
Faktor des sozialen Lebens ist. An dem Fortschritte der Religion sind aber immer
wieder große Persönlichkeiten mit besonderen religiösen Bedürfnissen beteiligt,
welche zu den Urquellen der R. zurückgehen und die oft erstarrte R. in Fluß bringen.
Gefühle der Abhängigkeit, Furcht, Ehrfurcht, Pietät (gegen die Toten, die Ahnen),
Wünsche nach Schutz, Förderung, Abwehr usw. stehen an den Anfängen der R., und
die mythenbildende Phantasie baut, alles in der Natur belebend, beseelend und später
personifizierend, das eigene Fühlen und Wollen auf die „introjizierten" Geister,
Dämonen, Götter übertragend (s. Animismus), allmählich zusammenhängende Mythen
auf. Immer mehr versittlicht sich dann die R., die Xaturgottheiten werden zu
Schützern und Gesetzgebern sittlicher Normen, die Mannigfaltigkeit der Götter
weicht endlich einem obersten, dann einem einzigen Gott, und dieser Gott wird zur
persönlich oder überpersönlich gedachten zentralen, lebendigen, geistigen Einheit
des Alls (s. Gott). Wissen (s. d.) und Glauben miteinander in Harmonie zu bringen,
ist das immer erneuerte Streben des nach Einheit suchenden Menschengeistes, der
wohl „Übervernünftiges" im Sinne des über die Relationen abstrakt-verstandes-
mäßigen Denkens Hinausliegenden, aber schließlich nichts Widervernünftiges erträgt,
so sehr er auch die Postulate des Gemüts anerkennt. — Die R. auf primitiver Stufe
betrachtet den Menschen als von Geistern umgeben („Geisterreligion"); die höchste,
die „Geistesreligion" läßt den Menschen seinen Zusammenhang mit dem universalen
Geistesleben, das, über alle raumzeitliche, empirische Welt hinausgehend, in der Welt
selbst sich manifestiert, empfinden.
Betreffs des Ursprungs der R. bestehen verschiedene Theorien: Euhemerismus
(s. d.), Rationalismus (Lobeck, J. H. Vossu. a.), Nativismus, Symbolismus (Creuzer)
Naturismus (Ableitung der R. aus Vergötterung von Naturgewalten, die man fürchtet
oder dankbar hinnimmt: Epikur, Ltjcbez, Hüme, Rüville u. a.; vgl. M. Müller,
Natural Religion, 1889), Naturismus verbunden mit Ableitung aus sprachlichen Ver-
änderungen (M. Müller, Usener, Runze, Sprache und Religion, 1889; Katechismus
der Religionspliilos., 1901, S. 32 ff.), Autoritätstheorie (Hobbes, Bolingbroke u. a.:
die R. eine Erfindung von Priestern oder Staatsmännern), Pragmatismus (Gruppe,
Die griech. Kulte u. Mythen I, 1887) u. a. Vgl. Tylor, Anfänge der Kultur, 1872 f. .
Spencer, Prinz, d. Soziologie, 1877 f.; Wündt, Völkerpsychol. IV2, 1911 f.
Als psychologische Faktoren der R. werden genannt: Furcht u. dgl. („primus
in orbe Deos fecit timor", Petronixts bei Statius, Thebais III, 661 ); so nach Lucrez
(De rerum natura V, 1159 ff.), Hume (Dial. concern. natural religion 12; deutsch von
Paulsen, S. 141 f.), Holbach (Furcht und Unwissenheit), P. R£e, Ebbinghaus,
Furcht und Liebe: Bain, Caspari. Ferner: die Phantasie bzw. der Traum (vgl.
A. Taylor u. a.; s. unten Feuerbach), das Kausalitätsbedürfnis (F. Schultze u. a.),
Abhängigkeitsgefühl (Schleiermacher u. a.; s. unten), Wünsche (Feuerbach u. a.),
sittliche Gefühle, Bedürfnisse und Ideale, Vergeltungsbedürfnis u. a. — Bald wird die
objektive und intellektuelle Seite der R., bald ausschließlich deren subjektive und
emotionale oder praktische Seite betont, so vom Pragmatismus (James u. a. ; s. unten).
Die Idee der „natürlichen Religion" („naturalis religio" zuerst bei Varro), die
allen Völkern gemeinsam ist, ist schon bei den Stoikern angelegt (vgl. P. Barth,
Die Stoa2, 1908, S. 270) und tritt später verschiedentlich auf. So bei Thomas Morus
(Utopia II, 6 u. 9), Coornhert, Bodin (Colloquium heptaplomeres, hrsg. 1857),
Herbert von Cherbury (De veritate, 1624, 265 ff.), nach welchem die natürliche,
.%2
R in der
irt und ftaf Grundwehrhebeo enthalt flfilUiai mkam bBihniB W«
ifeanjlbaa, Tngend md IroanattgaabalBd der wliihligett Bankendttfl des Kalt—,
aber Vaihingen, Loh* und Stiele Hb Jinmlfc). Ferner bat Ol Blockt,
ȟbt. M. TnroAL, Tolavd. Dtdsbot, Vourama; Bocamuc (Raufe IV: Wand der R
im Gefühl); Lmoo, H. & Rbmabv« (Von «hm iniailmHin Wahrheiten der
uMaittunan Biagioa. 17M) a. e. (sgL Difaiaim).
Tb Obbwbii «ad Lbbe sa Gott basttat die R aaeb Loras. Srnout (TbeoL
pottt Traktat ). Pascal* Lsnm u . a. Käst biiiirt db R aaf db Etbik aad aaaat
ab) aaiBibiaa web» aaf da» RraanalattTOotttB ■apennlH Moral**. Von dar Ettrfk
•, ab) „Geeetagebuag dar Verwarft, am dar Moral
Idea tob Gott aaf deo Beaacbttebati WQbn aar
ebaa**. Du— sfH — nwehr? iilmlae TT
faattaWFaknhttttn,1798). R k« (enbbktre)
afaj, Ibjjafaajaj «...ttn. m <\^ Manllal dr.
gibt aa „Btt&atea. d. L far gOtaaaa
bttbaBwfar«es*nthchi
waba. deasen Bilobjoag an Aftardiaaat tat**. Aaf deo
kommt ea vor ■Tbl aa aad aaf „Gotteebgjkett" (Db Behgbn
dar bloßen Vernunft, 179J). - Wfe Foaaaao (Philo*. Journal VIII. I7M)
Ffeam die R ab Gbobeo aa ab» illtMibi WeHrndnang, db aalbal Gott (•. d.) bt
Spater bt ab Ihm dea JEDnetootaea aBtr TatbjkaH aad aöe* Lebens aüt De wußtet in
in den einen, unmittelbar rmrifuiKtenen Urquell dea Leben», db GottbeH" (WV
184 ff.; Auaab. sam aa*u Leben). — Ab Kern der R betraobten daa aitth>hW*ttbfe»l
bor. den 8bf das Gutta Goenr* (Etbik«. 1907. I R a. fllMMiiMwil. 1907).
Nato» (Religion mnerbalb dar Greoaea dar ÜHBiaaHlt, 1894). VaanaoaB (Pbiba.
da« Ab-Ob, 191 1 ). HOmuao (..Glaub* aa db Brbaltaag dar Werte". Baa^baapl
1901. 8. 13 ff.), Wonnr (R ab ..konkrete amnlbhe Verkörperung <fer»rtthcbro Ideale' ,
Stab*. R49: 'II; Sratem dar Pbiba. II". 1907). PacLss».
Daa Binopawia aaf das Unendliche. Abaohrtt bettnea Sculuso (WV
106; 1 0.508,11 ff.). Jaoosa, Fans, oaoh aaloke ia db ,. MMm»** (a. d.) daa OntUbae
asthetbeh^rmbolbch erfaßt (RcligfenephOoe . 18»; rgl. Armut, nelbfeeamblba,.
1860, ob Warn, Ober Religion u. Theoiogb». 1811). — Nach Sournsjucan bt
db R. ab Aaaobaaaag aad (apittr) Oefohl sa he»rima»n, ab „■■liiklaharfari
AbhangigkertttefahT. Wir f ühbn ana abhängig tobi üoriyffiebrti, de» rieb tu» mitten
im Endlichen offenbart. Daa Weaen der R. bt ea. anaer Sein and Leben ab ein
und Leben in and durrh Gntt" sa fahlen (Dogmatik". f 98; Baden Ober db Rehgkm.
I.O.2.A.; Monologen). Nach Chb. Ksacsb bt B. ..Gottinnigkeit'' (Aheoluto
Behghmsphifea.. 1884). - Haan, beatimmt (mttlbllaalbtbob) hinge gea db R ab
..Wkaen von Gott", ab ..Wbaen dea endlichen Gabtta eon »einem Weaen ab abeohrttr
Gabt** oder ab ..Selbetbewußteeio Gottea" im hfeeachen in der Form der VorattDon g.
..Gott bt aar Gott, ineofern er sbh aelber weiß; «ein 8bhwbe8n bt ferner asm Selbst -
bewußtsein im Manschen." Db R. bt eine Stufe ia der dbfektbrhrm (■. d.) Selbst»
entwicklung dar „Idee ' (s. d.). ab bt der Inhalt der Idee (der Weltvernunft) als
..abaohiter Gebt" für den Gebt. Db Stufen der R sind db Naturreligion, db R. der
gabtigen Individualitat (R. der Erhabenheit. R der Schönheit), db «bsohr
(R dea Gabtts; EnxykJop.. f 664; Vorba. aber db Philo», d. Religion I. 1.
Religion. 553
Nach Herbabt entspringt die R. der Hilfsbedürftigkeit des Menschen, sie beruht
auf Demut und dankbarer Verehrung, ergänzt und stützt die Sittlichkeit, bietet aber
kein eigentliches Wissen von Gott (Lehrb. zur Einleit. in die Philos.5, 1883, S. 158 f.,
277 f.). Vgl. G. Taute, Religionsphilos., 1840; Dbobisch, Grundlehren der R., 1840.
Psychologisch-kritisch untersucht die Religion L. Fetjerbach, nach welchem alle
Theologie (s. d.) „Anthropologie" ist. Die R. ist „das Bewußtsein des Menschen von
seinem, und zwar nicht endlichen, beschränkten, sondern unendlichen Wesen". „Das
Bewußtsein Gottes ist das Selbstbewußtsein des Menschen", Gott (s. d.) selbst das
„vergötterte Wesen des Menschen". Die Götter sind die „als wirklich gedachten,
die in wirkliche Wesen verwandelten Wünsche des Menschen". Die Abhängigkeit
vom All zeitigt die R. als ein Mittel zur Befriedigung unseres Glückseligkeitstriebes.
So sind die christlichen Dogmen nichts als „erfüllte Herzenswünsche". Der wertvolle
Kern der R. ist die Liebe zur Menschheit als Gattung (Das Wesen des Christentums.
1841; Das Wesen der R., 1845; 2. A. 1849; WW. 1903 ff.). — Den „Kultus der
Menschheit" (des „grand etre") predigt A. Comte („Menschheitsreligion").
Auf dem Gefühl des Erlösungsbedürfnisses, dem Bedürfnis, von den Übeln des
Daseins befreit zu werden (s. Pessimismus), beruht die R. nach E. von Hartmann
(Die R. des Geistes LT 2, 1888, 5 ff. ; Das religiöse Bewußtsein der Menschheit, S. 27 ff. ;
Gr. d. Religionsphilos.). A. Dbews (Die R. als Selbstbewußtsein Gottes, 1906).
Detjssen u. a.
Nach Windelband ist R. „transzendentes Leben", Bewußtsein der Zugehörigkeit
zu einer Welt geistiger Werte (Präludien3, 1907, S. 423 ff.). Nach Eccken gehört
zur R., daß sie „der nächsten unmittelbar vorhandenen Welt eine andere Art des
Seins, eine neue überlegene Ordnung der Dinge entgegenhält" (Das Wesen der R.,
1901; Der Wahrheitsgehalt der R.2, 1905; Hauptprobleme der Religionsphilos. der
Gegenwart5, 1912). Vgl. E. Tröltsch, Psychol. u. Erkenntnistheorie in der Religions-
wissenschaft, 1905; Die Philos. zu Beginn des 20. Jahrh. (hrsg, von Windelband) I,
1904; Kultur der Gegenwart I, 4, 1906.
Nach James enthält die R. die Idee eines „geistigen Universums", mit dem das
Ich durch sein Unterbewußtes („subconscious seif") in wirksamer Verbindung steht,
Die R. ist die gefühlsmäßige Gesamtreaktion des Menschen auf das Leben („a man's
total reaction upon life"). „Wahr" ist die R., sofern sie uns fördert, erhebt, stärkt,
besser macht, sich also „bewährt" (Pragmatismus). Die religiösen Erlebnisse, mögen
sie auch zum Teil sogar pathologischer Art sein, haben ihren Wirkung3- und damit
auch Wirklichkeitswert und können zugleich auf etwas Übernatürliches hinweisen
(The Varieties of Religious Experience, 1902; deutsch von Wobbermin, 1907).
Aktivistisch-pragmatistisch faßt die Religion M. Blondel auf (L'action, 1893).
Vgl. F. C. S. Schiller, Humanismus, 1911.
Nach Guyau ist die^R. ein „universeller Soziomorphismus", eine Weltdeutung
nach Analogie des Sozialen. Das Wertvolle der R. (auch der dogmenlosen „Irreligion"
der Zukunft) ist die „Solidarität mit dem All-Leben" (L'irreligion de Tavenir7, 1904;
deutsch 1910), die Idee einer kosmischen Gesellschaft. — Nach E. Catrd wurzelt
die R. in der Einheit, welche das Ich mit der Welt verbindet, und ist insofern ein
allgemeiner Bewußtseinsfaktor (The Evolution of R., 1893; vgl. J. Catrd, Intro-
duction to the Philos. of R.8, 1891; deutsch 1893). — Vgl. Hume, The natural History
of R., 1755; deutsch 1909; Die R. in ihrer geschichtl. Entwicklung, 1912; Fechner,
Die drei Motive u. Gründe des Glaubens, 1863; A. E. Biedermann, Christi. Dog-
matik I2, 1884; O. Pfletderer, Religionsphilos. II8, 1896 (R. ist das Gefühl innigster
Einheit mit Gott; vgL R. und Religionen, 1895); R. A. Ltpstüs, Philos. und R., 1885;
BM
Tbeofegfe a. Metephynk«, 1887; fTwilii Aafaatae. 1883 f. (Uaeb-
i Q0g* Jv. TOQ QsnT ann^anttenHFVUL«. 0fHBQOUOB«fl0QVBVlBQBBL CneUstCnB ^MVHBQHflHBK
der Theologie); W. Hsnaaua». Di» Meuphyeik ia 4. Theologie, 187«; Di» & in
ihrem Vecalhafe an» Wilhrinania «ad wr «IlMilhi iL 1878 (Umttoh); J Ki
Dm Wesen dar uhifcHHiifciii R.«. 1888; 01mm od Dogma», 1888. a. a, (ehaheh);
R. Sstdbu Dia R.. 1878; R. a. Wi— imhift, 1887; Sinns. Lehrh. der RiMginn-
philo... 1884; Iv fliMglniiipMlni . 1807 (R. - ..i
praktisch witbHM Cbeneagang von dem Dasei
in Verbindung daarft am dar Mngjinahrit «beer Brloeaag''); IL Müixsa. Ursprung
1888; Boceaar. Daa Weaea dar R.. 1804; Kalt-
1806; ScauABacnmrr. Da» R.. 1907; rracaa. Religio»*
Db R.. 1806; Tilünfcr. t Philo... Bd. 118; J. Hau»!.
Dar ishgtfte» Will». 1610; Rn«A»o. Emmi* de
191 2; 8tasto* Oorr. Db etnaohe Bewegung b der R. 1880;
Sävnm, Db R dar Moral 1886; Joou Wbniamlift a. R. 1806; J. Kiao.
Hof R.. 1810; Somuo.«.. Db R. ia Geacafehte u. Gegenwart. Rand
1808 f.; Weltaaschauung. nag. ton FrbeaabaaKflabr. DOthey.
u • . 1910: Archir far PiHgU i kifl. 1888«. uta»
PhUoaaaabaaa Knhur. 1611 (Db eabjektiee RiHgbaHH bt aelhst
ein mrupayrieoaer Wart, hedsant scboo an Olmwllnniii. bt
I); A. Wms, Religion u-
Kahnr. 161t (von Baaoeo» baanfnflt); F. Stetdeu Db R, im liebte nonatbahar
Welisaeohsaang. 1606; B. Hoanarra. Db künftige R., 1606; Dar Priester. I
Lee linnii lllaanilih m da b rio rebgfeuse, 1912; H. aUanau
des Obetanatteaan I: Clinsbuai nssfchrsnjsyfhningir. 1911. - Vgl db
in nlcnten Arnanl Max Wann, Raagbaaanbbgb. 3 Bde. (JeoV
v ImelinaiH Wirt* hafiagesin ig. •
Xerh H. Scaoui (ReLPbil.. 1981. 188) bt
Gefuhlebetonung aufruaende
dea Lebenegefuhk« dann da* Outantasnltaoin; FaLDSexum, Ihr
Idee der richtigen Religion, 1921; Radmocm und Tilucb, ReUgknaphil. oVr
Kultur, i960; Ono. Daa Heilige. 1622»; 8. AuXAVDBB, Space, tine aad
1820; 8. Radaebuvjia». The reiga of religkw in eonftemp. phikwophv. 1921 .
WoaaaaMiJ«. Daa Wenn der Reitgbo. 1881. — Vgl Gott, Glaube. Wissen. Mythoa.
Soanbgb. IDniHiilsnm. Fetbuabnaa, Mliiihnn, Totmabnae, Monionaa
Roligion«Philo«ophie bt db Waaaaachsft tob den IVinzipien der
Religion und der ReKgtonawbnianbafl db Theorie and Kritik der Rebgion. an
Untersuchung dea Weeene, Ursprungs and der Bedeutung der R. in deren Beziehung
tan Oebtealeben. rar Kultur, rar WeKanechauung. Db R. «tötet afeh auf dv
glOn Erfahrung ab subjektive* Erbben, wie es die Religionnpsyr b. d.)
beeehreibt, analysiert and genetbob untersucht, welche nicht bloß eh Individual .
sondern auch ab Völkerpaychologb (e. d.) ra berücksichtigen bt, ferner an! dir
gleichende Religionswissenschaft nnd die Re1icion*ge»rhicht* eowb die
Soziologie. 8b nlbet aber bleibt weder bei der subjektiven noch der objektreen
Religionspsychologie. 555
Erfahrung stehen, sondern prüft kritisch die Quellen und Voraussetzungen religiöser
Urteile, Postulate und Wertungen (Logik und Erkenntniskritik der Religion), um
dann erst die Bedeutung der religiösen Grundbegriffe und Gebilde für die allgemeine
Welt- und Lebensanschauung zu bestimmen, nachdem sie einmal die Idee der Religion,
das von allen Äußerlichkeiten des historisch Gewordenen gereinigte innerste Wesen
der Religion und des religiösen Willens und Erlebens begrifflich fixiert hat (vgl.
Religion).
Die R., die zuerst rein spekulativ, dann auch kritisch vorgeht, zieht jetzt vielfach
psychologische und soziologische Untersuchungen heran. — Vgl. außer älteren Schriften
(s. Religion): Jacobi, Von den göttlichen Dingen, 1811; Schelltng, Philos. und
Religion, 1804; Hegel, Vorles. über die Philos. der Religion, 1831; 2. A. 1840
Salat, R., 1811; Eschenmayer, R., 1818 — 24; Baader, Vorles. über relig. Philos.
1827; Taute, R., 1840; Drobisch, Grundlehren der R., 1840; Petp, R., 1879
Lotze, Grdz. der R., 1882; Vatke, R., 1888; Pünjer, Grundr. der R., 1880—83
Rauwenhoff, R., 1889; A. Lasson, Über Gegenstand und Behandl. der R., 1879
R. Seydel, R., 1893; G. Thiele, E. v. Hartmann, Pfleiderer, Dorner, Rttnze u.a.
s. „Religion"; Jastrow, The Study of Religion, 1901; Flügel, R. in Einzeldar-
stellungen, 107; J. J. Gourd, La philos. de la religion, 1911; R. Richter, Dialoge
über R., 1911; R., 1912; Eucken, Hauptprobleme der R. der Gegenwart4—5, 1912;
Die R. in Deutschland, 1906; Tröltsch, R., in: Die Philosophie im Beginn des
20. Jahrh., hrsg. von Windelband, 1904; R. Köhler, Der Begriff a priori in der
mod. Religionsphilos., 1920; Jelke, Das religiöse A priori und die Aufgaben der
Religionsphilos., 1917 (Kritik Troeltschs); Mehlis, Einführung in ein System der
Religionsphilos., 1917 (auf dem Boden der Windelband-Rickertschen Philosophie
stehend); Tiele, Einleit. in die Religionswissenschaft, 1899 f.; R. de la Grasserie,
Psychologie des religions, 1889; Wundt, Völkerpsychologie IV2, 1910 f.; Achelis,
Abriß der vergleichenden Religionswissenschaft3, 1908; Die Religion der Natur-
völker, 1909; K. von Orelli, Allgemeine Religionsgeschichte2, 1911; G. Vorbrodt,
Beiträge zur religiösen Psychologie, 1904; E. D. Starbuck, The Psychology of R.2,
1901; deutsch 1909; What is Religion?, 1910; Flournoy, Beiträge zur Religions-
psychologie, 1911; Wobbermin, Aufgabe u. Bedeut. d. Religionspsychol., 1910;
Chantepie de la Saussaye, Lehrbuch d. Religionsgesch.8, 1905; Revtlle, Prole-
gomenes4, 1886. — Archiv f. Religionswissenschaft, 1898 ff.; Zeitschrift f. Religions-
psychol., 1908 ff. — J. Berger, Geschichte der R., 1800; Pünjer, Gesch. der christ-
lichen R., 1880—83; O. Pfleiderer, Gesch. d. R.3, 1896; Marshall, Die gegen-
wärtigen Richtungen der R. in England, 1902; Siebebt, Die R. in Deutschland, 1906 ;
Das Wiedererstarken des religiösen Lebens, 1906; G. E. Burckhardt, Die Anfänge
einer geschichtlichen Fundamentierung der R., 1908; K. Oesterreich, Die Erfahrung
des Göttlichen als das Grundproblem der Religionsphilos., 1909; Flügel, R. in
Einzeldarst., 1905 ff.; H.Scholz (Rel.-Phil, 1921), Religionsphilos. ist die philo-
sophische Durchdenkung der erlebbaren Religion, d. h. derjenigen Lebensäußerungen
des religiösen Bewußtseins, die mit diskutierbaren Wahrheitsansprüchen auftreten;
Feldkeller, Die Idee der richtigen Religion, 1921 (erstrebt eine „normative Logik
der religiösen Allegorie"). — Vgl. Religion, Gott, Unsterblichkeit, Gottesbeweise u. a.
Rcligionspgychologie: als gesonderte Wissenschaft erst seit etwa 1900
hervorgetreten. Mehrere Richtungen: 1. die theologische: Wobbermin, Zum
Streit um die Religionspsychol., 1913; Die religionspsychol. Methode, 1913; Wun-
derle, Aufgaben u. Methoden der mod. Religionspsychol., 1915 (kath.). 2. die völker-
psychologische: Wundt, Völkerpsychologie IV — VI2, 1914—16 (Mythus u.
5M
i); Ebm. dar VötterpsychoL. 1912: Von, Religion u. soziales Leben
bei den Naturvölkern. 1911; Pro«. Die pbtba Kalter der Naturvölker. UM)
Die Neyexit-Exp . 1912; E. Lmu». Die Anfange der R. (Kalt. d. Gegen wiri
1913*); DüaaaatM. Lm form« iliwiiiUtre» de le vis iiigiiiiii, 1912; Bera. 1
bei den Naturvölkern. 1914t Waaaaca, BeL Urkunden der Völker; Die
1906; Die Lebenskräfte dee Et in« Mm an. 1913. 1. die differential -
psychologische: Javaa, Variedee nf rel esperfeaee. 1902 f.; Lata*. A psychol.
Study of BeL, 1911; Srarocc. BiHghMMiyifcnl 11. 1909; MüLLaa-FaaiaaraLs.
Psychoi d. Ret, 1910. 4. Die paibologUcbe BehgionepsychoL : Fix>ca*oY.
Biilbjjnaapiyiawl , 1911; DaLacaoo. Lee greads mystieaea, 1907; 0«i ■■■■■! ■,
Der DnuamiMilwaitand; JDfcaawhi Psyoh." 1. 1916; Eiaf. ia die RehgioospsTchol..
1917; Mcaxaua, Lee audadba da aaUJaaaH retfgieax. 1909, 6. Die psychosn*
lytisehe: Promo, Die Frömmigkeit des Qreiea Zinsendorf; Ran. ProbL d.
Itet-Psych.. 1919; Fron. Tote« aad Taba. 1914; tUaa. Psychen. Beitr. a. Mythen-
foraceaa* 1919. - VgL Faaaa, Dee Wesen der BaL-PayaaoL; Voaaaoirr. Beitr. s.
rei Psych.. 190«; Pa*rr, Psych, nf rel Bebe*. 1907; Wouunn; Dee
BeLPsychol.. 1910; Haua. Da» Gebet, 1919; Daaa, Heiirthaiiaiiiaa
1918; Daa*. Lothare ffiMgtnwaainh Bedeuten«, 1916, VgL Religioa, ReiPkike.
_a a. - a sm a — w^. — .. . %e . _ _ . _ . .. > _ ^ i — „ p , -I, t — * — 6 — — -a — \ * . „ a it,,w ^» —
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aal, ia dem Aaf teaobea aabewait beieiüiegeader fertiger VorcteDungen in Bewußt
sein, eoadera ia einer NswpimhihÜna tob ViiiililliiegiB aaf Qraad fHiaami Brtebaaae.
WMOaV0 IB Ofiaf il0Qll GMf XvtldHtt MV EttlaVtMNflatf VaMUtOMtl* bUIBDBHbW aUwn^BffaVaVKft »
daanr ..Tendenz" trtTTfrMit payatolaghoa ab« liliali uowatfalfa Earrgie. die an
ab« gewisse Umlegerang der Moleaale aar W »i »eraaheieai gebaaden «in mag ( Tgl.
Aseosieujon. auiemei. ueraam aaroaa nMnraaa marotamzeru) av a* aa aanaeea maa
aber aiobt bmae GefühkcroreteUnagen amdk Das die R. auslösende Moment wird
ab „BeproduktiooemotiT" btmiihnH (KOtra u. a.). Gefühl aad Interesse amd
BautudakHaaalefcwiaa, wenn aoeb nicht ohne die Voretelhmgen, aa die ab) geknüpft
aind. Sa gibt aaak akw R daroh aa«rbewa«a MttaOgtteder. aa denen aoch Organ
empfindnngea gehören können (TgL Freieteigend). Die ..IbrprodnWonamit' betragt
im Mitte] oa. 900 Te ■nmai«»ii«iib nnili n (Wtnmr); eie «eht» aaeh dam M Geläufigkeit» -
geeett". im umgekehrten Verhältnis cur Anxahl der Wiederholungen (e. Gedichtni»).
Betreffe der Theorien dar R a. Aa«mation,Ged6drtaie.nirsioloe>cb (.. Diepoeition)
erklären die Reproduktion Platoj». TsLasn^CAMPAiraLLA. Daaoaarn, MaLanuatma.
Hoaaaa, Locaa. Boaaar (Eeaai analyt. IX. 91 ff.). Iawtxo u. a.. rein ptjnbofegiadi:
Puma. Haoau Baaaxa (Lehrb. d. PsychoL». & 66ff.; 4. A. 1877
Theorie der R gibt besondere HaaaaaT (a> Hemmung. Voretellung). „Unmittelhar"
nennt er die R. die ».durch eigene Kraft erfolgt, «bald die Hindernieee wei
(.^«ieteigande'' Vorstellungen). Der R bogt ein «.Streben, vorzustellen" zugrunde,
in welch« die aus dem Bewußtsein gedrängten, unter die ..Schwelle'
geratenen Vorstellungen abergehen. Bei der „mittelbaren" R dienen
ab ..Hilfen". Gefühle und Begehrungen sind nur mittelbar reproduzierbar (Lehrbuch
sur PajuhoL«. 1887. S. 21 ff.; PsycboL, 1824-26, IL f 81 ff . ; rgl Vourauura, Lehrb.
Reproduktion — Ressentiment. 557
der Psychol. I — II). Nach Lipps ist die R. die „Tendenz des vollen Erlebens", Aus-
lösung unbewußter Dispositionen (Leitfaden der Psychol.3, 1909). Ähnlich B. Erdmann
(Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. X), Herbertz (Bewußtsein und Unbewußtes,
S. 116), nach welchen es unbewußte „Residuen" als „Dispositionen für die Neu-
belebung der ihnen entsprechenden Bewußtseinsinhalte gibt" (vgl. Unbewußt).
Offner, der die R. als Wirksamwerden der psychischen Dispositionen (s. d.) bestimmt,
betont (gegenüber Cornelius, J. Müller u. a.), daß die R. ein Neu-erzeugen ist
(Das Gedächtnis2, 1911, S. 8, 12 f.). Er unterscheidet und erörtert die divergente
und konvergente, mittelbare, vermittelte, unmittelbare, recht- und rückläufige
mehrdeutige, äußere, innere R., ferner die Reproduktionsgrundlage (Vorstellungs
disposition), Reproduktionstendenz (Külpe u. a. ; d. h. die Assoziation als Teil
bedingung der R. ; so auch Dyroff, Groos, Wähle, Semon u. a.), das Reproduktions
motiv: Külpe, Messer, Dürr; Reizkomponente: B. Erdmann; ekphorischer Reiz
R. Semon ; die Reproduktionsrichtung (vgl. Reihe), die Reproduktionstreue usw.
Erdmann, Über Reproduktionspsychologie, 1919. Nach Wundt ist die R. die Ent
stehung einer neuen Vorstellung, die von der früheren, auf die sie bezogen wird
verschieden ist (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 269; Grdz. der physiol. Psychol. III
1903, 476 ff.). Von der „symbolischen Funktion" der Erinnerungsbilder spricht
H. Cornelius (Einleit. in die Philos., 1903, S. 211). — Vgl. Höffding, Psychol.2, 1893
S. 206 ff.; Jodl, Lehrb. d. Psychol. IP, 1909, 102 ff.; R. Semon, Die Mneme2, 1908
S. 117 ff.; Die mnemischen Empfindungen, 1910; Ziehen, Das Gedächtnis, 1908
S. 25 ff.; Wreschner, Die R. u. Assoziation von Vorstellungen, 1907 — 10; Dyroff.
Einleit. in die Psychologie, 1908; Hagemann, Psychologie8, 1911; Bergson, Matiere
et memoire6, 1910; Sollier, Le probleme de la memoire, 1900; v. Schubert
Soldern, R., Gefühl und Wille, 1887. — Vgl. Gedächtnis, Assoziation
Lernen, Memorieren, Reihe, Perseveration, Periodizität, Vergessen, Disposition, Vor
Stellung, Übung.
Reproduktion ist nach Kant empirisch eine Vorstellungsverbindung nach
einer beständigen Regel. Diese aber setzt voraus, „daß die Erscheinungen selbst
wirklich einer solchen Regel unterworfen seien". „Es muß also etwas sein, was selbst
diese Reproduktion der Erscheinungen möglich macht, dadurch, daß es der Grund
a priori einer notwendigen, synthetischen Einheit derselben ist" (Krit. d. rein. Vern..
S. 116 f.). Vgl. Affinität.
Repulsivkraft s. Anziehung.
Reservatio mentalis (Mentalreservation): Vorbehalt in Gedanken.
Residuum: Rest, dasjenige, was übrigbleibt. Das phänomenologische R.
ist das reine Bewußtsein in seinem absoluten Eigensein, das Übrigbleibende, nachdem
die ganze Welt mit allen Dingen, Lebewesen, Menschen, wir selbst einbegriffen, ausge-
schaltet sind. Husserl (Ideen zu einer reinen Phänomenologie, 1913, S. 94). Vgl.
Epoche, Einklammerung, Phänomenologie.
Resignation: Entsagung, Verzicht, Selbstbescheidung, Fügung in das
Schicksal (Stoiker, Christentum, Spinoza, Schopenhauer u. a.).
Ressentiment t Rache-,. Vergeltungsgefühl, von Nietzsche als Wurzel der
Umwertung des aristokratischen Wertgegensatzes in den der Herdenmoral („ Sklaven -
aufstand in der Moral") betrachtet. Vgl. Scheler, Über R. u. moral. Werturteil, 1912
(2. A. Vom Umsturz der Werte I, 1920).
W.H Restriktion — Rhythmus.
K<»«.triktioM (reatrtetio)i lWihiliihMit des Umfang« eine« Begriffs oder
der OiUiiignmhlii ein- ürteik, kMondsr» bei dorn NimhiHiliii (s. d.). VgL Piuxtl,
Geeck. d. Logik III. 1855 fL. 31.
K«t« ntivrnena (Retention) bedeutet in der engUeeken rhyofcologte de*
mUHwpiwnpii (vgl. Bat*. Mantel and Moral Soienos II. 8t IL), die Einigkeit,
(Jodu Lekrb. d. PsycboL P. 1900. 153; San«. Dm Oiiwekltrii, 1008. & ö).
Ken© (i*««. |ini«ie»tte) hl de« Geiukl der Unmut and Unzufriedenheit im
die Tai nickt riigangs« ra beben oder ete ungsiahihin machen tu kOnmn Neck
and iniolge der Tat hat riek die BiwOtiiiniligs gelodert. Motive, die unterlegen.
Jets* neohtregkek nv Oillwng, die Jimn Person" in um. dee BewuBteein
eoUenden. der Nora, wird Markör und «hkesmsi rernekmber. Die K. ist
ern sie ans den Unwert niidrigee Il—rhm« foulen laßt und den Willen
QMM verstärkt.
IJm Unwert der (peamveu)BeuekünwuÄwnca (De be
Diemrt.IL31.35).b>txo*a(Etk.IV.prop.U\ , .» » NeMStTOrwaacxneuteptingt
aieR.eiokt>4eieinerAn<ieiei<gdeeWIIkMe.eonderaderi,ihee)ntnii „Ick kann
wm ick gewollt, wokl aber, wne lok getan koke, weil km. durck fakxme Begriffe
Willen gerne* wer. Die Einsteht hierin, bei
ietdkBoo«"(I^WeUeJiWilk»n.Vofn«llnng.I. 1kl). Neck
Jodl ist R. der Vorgang, dank weleken eine im Konflikt der Motiv« unterlegene
Gefohkwertung die Obrrkand im Bewuflteein gewinnt (Lekrb. d. IfcvakoL II*. 1000,
454 f.). - VgL Gewiesen. WiBsMfreiheiu
tt Aufnabmefikigkeit, passiv« ifrnjtmmjtohfcsU fm*
• ■ iVeVJvT S0BMBP% ■ObVOO ** I • . u Du
Geiotea. Die B, iet die Fähigkeit. VoreteUungen dorck Afiektion d
(hlrit. d. rein. Vorn.. & 48 ff.). Vgl Aktivität, Passivität.
Kenlprwk (redprocoa, wiaksihiltig) sind Begriffe, deren Umfing«
fallen oder Urteile von ranakhttonM Fora und gkieMm Innalt (rgL "
Itl.tthmm« (tW^oe, Fließen) ist die Gnedeeung
darok rsgelmlmg« Wiederkakr gleicher Momente, Vorgänge; Im engeren Sinne der
Weekeel der Intensität und Dauer der Töne und daran Interralle (rgL Jodu Lekrb.
d. PeycboL P. 1000, 307). Ein Teil unserer Korperbewegungen (Hers-, Atembewegung)
verlauft rhythmisch, und anok eonet ist eine Tendenz rar Rhythnumerung von Tätig-
kaünn vorhanden (Gang. Arbeiten i««ohiriifcwu i Art: Rudern, Sekmiedei
Hineinkoren eine« R, in regehnlrnge Qariaacke, z. B. bei der Eieenbebn).
Rbytkmiaieren erleichtert (phynteone und geistige) Arbeit, ea spart psychische
und wirkt durch den Gefunkten erfrischend (vgl. K. BOoan, Arbeit u. Rhythmus*.
K. 27 fL. 305 ff. 4. A. 1000). Durck rhythmische Gliederung werden Bewußtseins-
Inhalte, inabeaondere Zeitvorstellungon leichter überschaubar (Wüxdt, Greiz, d. phys.
FüyekoL III». 1003. 154 ff.; E. Meümaxs, Pbilos, Städten Vi II l\. \: Untersuek.
zur Psychol. u. Ästhetik dos R., 1804; Boltox, Rhythm., Americ. Journ. of PsyckoL,
1805). Der R. hat groBe Ästhetische Bedeutung (Poesie, Musik, Tanz), er übt anok
eine Art Suggestion oder Ekstase („Rausch") sus (Nietzsche. Sotmiac.
Richtig — Richtung. 559
u. a.). DaB aUes Geschehen rhythmisch ist, lehren Spencer, Dchbing (Der Wert
des Lebens, 6. A. 1902, S. 82 ff.), Keyserling; vgl. Wyneken, Der Aufbau der
Form II, 1907. — Vgl. Heebart, WW. VII, 291 ff. j Fechneb, Vorschule derÄsthetik,
1876, I, 162«.; Lotze, Medizin. Psychol., 1852, S. 517; Lipps, Ästhetik I, 1903;
Psychol. Studien2, 1905; Bf. Ettungeb, Zur Grundlegung einer Ästhetik des R.,
Zeitschr. f. Psychol., Bd. 22; Koffka, Experim. Untersuch, zur Lehre vom R., 1908;
Marbe, Über den R. der Prosa, 1904; Gropp, Zur Ästhetik u. stat. Beschreibung
des Prosarhythmus, Fortschr. der Psychol. IV; Behn, Der deutsche R., 1912;
Müller-Freienfels, in Kaffkas Handb. d. vergl. Psychol. II, 1922. — Vgl. Zeit,
Periodizität.
Richtig (der Richtschnur entsprechend) ist, was so ist, wie es sein soll, was
einer Regel, einer Norm, einem Gesetz entspricht, gemäß ist. Richtig im Sinne der
(formalen) Logik ist ein Begriff, Urteil oder Schluß, der so gebildet ist, wie es die
Denkgesetze (s. d.), die logischen Normen fordern; richtig ist das seiner eigenen Gesetz-
mäßigkeit gehorchende, mit sich selbst übereinstimmende Denken, mag der Inhalt
desselben bloß formale oder materiale Wahrheit (s. d.) haben. Ein Schluß (s. d.)
kann falsche Voraussetzungen (Prämissen) haben oder formal unrichtig sein und doch
materiale Wahrheit haben, und er kann (in seiner Konsequenz) material falsch und
formal richtig sein. Das richtige Denken im weiteren Sinne ist das dem immanenten
Denkziele gemäße, theoretisch zweckmäßige Denken, so wie das richtige Handeln
das dem praktischen Zwecke gemäße Verhalten ist, das zugleich am besten, zweck-
mäßigsten zum Ziele führt. Im engeren Sinne ist es das der (rechtlichen, sittlichen,
sozialen) Norm entsprechende Handeln (vgl. Sittlichkeit). — Vgl. Volkmann, Lehrb.
der Psychol. II4, 1894 ff., 296; F. Htllebrand, Die neuen Theorien der kategorischen
Schlüsse, 1891, S. 6; Hussebl, Logische Untersuch., 1900—01, I, 176 (Richtig ist ein
Urteil, dessen Inhalt ein wahrer Satz ist); Jerusalem, Einleit. in d. Philos.*, 1909,
S. 99 (eine richtige Vorstellung ist eine solche, die zu richtigen Urteilen veranlaßt;
vgl. Pragmatismus); F. Boden, Die Instinktbedingtheit von Wahrheit u. Erfahrung,
1912, S. 27; Goldscheid, Entwicklungswerttheorie, 1908, S. 170 (das Richtige ist
„das dem Intersubjektiven tatsächlich Entsprechende"); R. Stammler, Die Lehre
vom richtigen Recht, 1902, S. 621 ff. (Die Lehre vom Richtigen = „Orthosophie").
Vgl. Recht, Wahrheit, Norm, Sollen, Objektiv, Evidenz.
Richtung ist die Bestimmtheit einer Reihenfolge, der zufolge von einem
Ausgangspunkte ordnungsmäßig zu anderen Punkten der Reihe fortgeschritten
werden kann. Von der Richtung im weitesten Sinne (z. B. einer historischen Ent-
wicklung, eines Gedankenganges) ist die mathematisch-physikalische Richtung zu
unterscheiden: R. der Zahlenreihe, räumliche, zeitliehe R., R. der Bewegung, der Kraft.
„Gerichtet" ist eine Kraft, eine Tätigkeit, die auf ein Ziel eingestellt ist oder sich nach
bestimmter Richtung entladet. Da alle Bewegungen und Kräfte eine Richtung haben,
da ferner eine Richtungsveränderung im Physischen ohne Einfluß physischer Kräfte
und ohne Aufwand von Energie nicht erfolgen kann, da ferner die Richtung des
Gesamtgeschehens in der Natur konstant ist („Erhaltung der Richtung": Leibniz,
Philos. Hauptschriften I, 179 f., II, 215 f.), so sind die von manchen angenommenen
besonderen „Richtkräfte" unnötig und unbrauchbar, wenn sie mehr besagen wollen
als die Beeinflussung der Richtung des Geschehens durch die Konfiguration und das
koordinierte Zusammenwirken der in der Form (Struktur) des Organismus bedingten
gerichteten Kräfte und Energien selbst (ah ..Außenseite" psychischer Tendenzen;
vgl. Le)>en, Organismus).
/♦> ) Rtcbtunfstauechangen
Gegen die Hjrpothene dar Richthrefte (a d.), wie eie Rouru vortritt («. Omni-
nentao; ähnlich H. Ho* AaaeJea <L N.tnrphilo«, V, 1906; Energie u. se*bscbe
Bionik i lfm. 1900), wendet sieh besonder» R. Goldooxskd. der eine Tue reis der
Richtung aufstellt, die (wie BofBMM) R. eie Jeder Kraft eigen betrechtet, die Well
nie System ron „niihiiisgsilfmii". dnt Jewitewin ab »rriiihliiesmsiwaalsiio".
den Geist (and Willen) eie «geriialHi Energie" auffaßt, de» Zmbtiehlgkrit seciet
auf ..ninlHimeeelielejIieii" snrnokfnhrt. Qit*r?t*t kamt wegen der Rieh lang* nicht
gnulieh naf Quentftni reduziert werden. t Der IHiiklanpliiHlmmaag cnmprioht nneh
die Wertnng (/Jene Jen der Weimuhilwi VI. 1906» Utk ■!■■!■< irlaog an
Ökonomie I. 1911: Orgenieman nie rTinhinngefciMingiiiei innen; vgL
Willenekritik, Wert). - VgL DuuOASrB*. Prinoip. philo*. 11. 39 (vgL Saale); Natobt-.
Die log. Grundlagen der exakten Wavnmamaften, 1910; Mach. Die Mechanik«. & 99,
95 &. 6. A. 1909; HöfTOtso, Revue de Metaphv*. et de Morel». 1907; Der menschl.
Gedanke. 1911 (Die R. ist dnt hhnariiohi Eksncnt dm sceMsoaso Lehme; rgL Wille);
Seelen u. Ziele. 1909, S. 100 IL; IL Jana*. Die goettineewe Wttrael der
Morel and Wmmnaohsfu 1909; Omn, Dnt Gedächtnis'. 1911 (..Richtung»
bewaOteein" bei der Reprodaktioa); A. Wumaxaa, Dnt Atom oder dl
der Richtung. 1975 (Dee Atom nie „geredhwige ninbtimgxinirgli"); BftnwJi
gang dee AbendUndee L 1917 L) etellt ein Primen der «*-»>f— g (Nkatamaahiliaiswit)
far die Geschieht» naf (S. 199). - VgL Dimineioe, Raum, Zeit. Entropie. Oiteiipwii,
Organismus, Ökonomie, Tendenz, Sueben, Dnwohrteaw, Entwioklnng, Stele. Zweck.
Wechsel wii kung.
KirhtunÄ«tftu«rhan«cn eind pomstrissh-optbabi Ttuaohnngen.
tti! im ■ P i'ni mit ihrem oberen Ende am 1 nie 9* nnoh auswärts geneigt» Linie
vertikal and daher eine in Wtrkhohk.it vertikale Lerne mit ihrem oben» Ende nneb
zu aeht eoneint (far dnt ihmwghm Sehen). Dien» Tinea hang beruht
de9n^dkAbemeib»w»g«ngendmAagenna»eenm
mit einer Abnahm* der Ejonrargen» rat binden (WonVt. (Jrundr d.
PsvoboL». 1909. & 149 ff.; Gnu. d. physioL PsvchoL I«. 1909. 1910. & 69411 )
Kie;oriammo (rigor. Starrheit. Stramm): Standpunkt i
(Stoiker), ün üegensstse sa den ,.L*titodmahern". zu rtinjsnigsa, welche die Moral
lax anwenden (rgL BatU, Dictiouneire; Kaot. Die Religion. Univ.BibL, 8. 90 f.).
Dar R. im »skotiennrn Sinne verpönt allea Streben nnoh IllinlieeUgfciiil. afle Freude
und Luet (manche Pietieten). ningagaw betont dar ethieche IL, wie ihn Kaot
aoffafit and der weinhMohen (hrtlmnnhubne.nr. Moral triner Zeit gegenüberstellt, im
Qrando aar die Unehhkngigkeit dar eRUieben Oneinneng, dm ■luHohan Willen, ron
Motiren der GlOckaförderang; aittlioh iet dee Wollen nne reiner Achtang vor dem
fiwflkwflwBwftwftwSnwMnk wil nmawtttiw »wcY wrwa mMjgjMmnnj TMHlinMA. oft wtttQna *™" ^VO 00 OOmvttV •** Jswwneb
Abwahr eolcher, rein um der Pflicht willen, ao hart nach manchmal deren Erfüllung
worden mag. „Dee Wesentliche aller Btotimmang dm WiDene durchs rittliche Gesetz
iet, daß er ab freier Wilie. mithin nicht bloß ohne Mitwirkung sinnlicher Antriebe,
eondern eelbet mit Abweisung aller derselben, eofern am jenem Geaetoe zuwider seio
könnten, bloß durchs QeeeU beetimmt werde" (Krit. d. prakt. Venu. Univ.-BibL.
S.98). Die einzige echte und „nnbozwnifaltB" moralische Triebfeder ist die „Achtung
fürs moralische Geseu", and der „tnoreJiecbe Wert" beruht auf dem Handeln aus
Pflicht, „bloß um dea Gecetaee willen", nicht „aus Liebe und Zuneigung au dem. was
die Handlungen hervorbringen sollen"; so schön auch liebe und Wohlwollen sein
Romantik — Sache. 561
mögen (vgL Grundleg. zur Metaphys. der Sitten, 1. Abschn.). Rigoristist auch Fichte.
Die in der „schönen Seele" zur Natur gewordene Neigung (3. d.) zum Guten betont
Schiller, der aber sonst mit Kant betreffs der Lauterkeit des sittlichen Willens
übereinstimmt. Vgl. Wundt, Ethik4, 1911. — Vgl. Neigung, Sittlichkeit, Moralität,
Imperativ, Pflicht.
Romantik ist in philosophischer Hinsicht charakterisiert durch ihre Wendung
gegen den Rationalismus der Aufklärung, ihren historischen Sinn, ihre Betonung des
Gefühls- und Trieblebens, des Instinktiven, Irrationalen, der Phantasie, der Aktivität
des Ich und dessen Schaffen, der Verbindung des Künstlerischen, Ästhetischen mit
dem -Denken, der „Intuition*', der Einfühlung in das universale Leben der Dinge
(„organische"* Weltanschauung), ihren zum Teil mystischen Sinn, u.a. Vorbereitet
ist die R. bei Rousseau, Hamann, Herder, zum Teil bei Goethe. Der R. gehören
an Fr. Schlegel, Novalis, Hölderlin, Fichte (zum Teil), Schelling, Schleieb-
macher, Schopenhauer u. a. In der Gegenwart zeigen „neo- romantische"'
Tendenzen Maeterlinck, H. St. Chamrerlain, Keyserling, Bergson, Joel
(Seele u. Welt, 1912), M. Joachtmt (Die Weltanschauung der deutschen Romantik,
1905), L. Coellen (Neuromantik, 1906), James u. a. (vgl. die Publikationen des
Verlags E. Diederichs). Vgl. SetlliEre, Die romantische Krankheit, 1908; Kbetzer,
Imperialismus u. Romantik, 1909; 0. Ewald, Romantik u. Gegenwart I, 1904:
L. Stein, Philos. Strömungen, 1908, S. 101 ff.; R. Haym, Die romantische Schule2,
1906; Borcher, Die Philosophie der R., 1906; M. Kronenbeeg, Geschichte des
deutschen Idealismus II, 1912. Vgl. Tbtlly, Romanticism and Rationalism, Philos.
Review, 1913; R. Hüch, Die R.4, 1912; F. Giese, Der romantische Charakter I,
Das Androgynenproblem, 1921.
Buhe ist das Korrelat zur Bewegung, ist Mangel der Bewegung, der Tätigkeit,
Beharrung an demselben Orte. Es gibt nur relative Ruhe (3. Bewegung) in bezug auf
ein bestimmtes System. Dynamisch ist R. als gehemmte Bewegung aufzufassen. —
Vgl. Werden, Ataraxie.
Ryöchi in der japanischen Philosophie (Töju) etwas Übersinnliches in unsrer
Seele, ist himmlischen Ursprungs und jedem Individuum innewohnend.
S bedeutet: 1. das Subjekt des Urteils; 2. den Unterbegriff im Schluß; 3. als s
in den Schlußmodi der drei letzten Schlußfiguren (Cesare, Camestres usw.) die einfache
Umkehrung (s. Konversion); 4. bei R. Avenabius: alles aus der „Umgebung" des
„Sy3tem C" (s. d.), was Veränderungen desselben bedingt (Krit. d. rein. Erfahrung,
1889 f., I, 32). Vgl. Vitaldifferenz.
Sabellianismus heißt die dem römischen Priester Sabellius zugeschriebene
Lehre, nach welcher Gott nicht aus drei Personen besteht, sondern in drei Gestalten
sich darstellt.
Sache (ursprünglich = Rechtssache, x(-"j.«a, res, res corporaüs): Gegenstand,
Ding, insbesondere unpersönhches Objekt des Handelns im Gegensatze zur Person
(s. d.). Nach Kant ist S. „ein Ding, was keiner Zurechnung fähig ist'", „ein jedes
Objekt der freien Willkür, welches selbst der Freiheit ermangelt'' (Metaphys. der
Sitten I, Einleit.; vgl. Hegel, Rechtsphilos., hrsg. von G. Lasson, 1911, S. 52 f.). —
E i s 1 e r , Handwörterbuch . og
Sacberklarunf Sau.
Xaeh L. W. Sraa* kn die ..Seche" ein »Eshtamades, de*, mm vielen Teilen bestehend,
keine renk, nlpinillp «ad ilgnnswllgii Einheit bildet «ad das. in vielen
fanktionen funktionierend, keine rJekttlifhc. ihklfilagii faftsMIligki ll vollbringt'.
Die 8.. die euch am „Psnosna" (a. d.) bestehen kann, iat Quantität. Vergksehberkrh,
laeehankoh. restlos ersetzbar. Dar Hirhstandaankt („ tmparannaHamna") ha» sehte
Berechtigung. *»t aber esnaritig < vgL rViaonahamna; Person u. Sache. 1900. 1. 13 ff.). -
H. Avastaics versteht eater dar „Sache" ein MFoaitaooal". eine Seuungaforro
peripher badingiaT Irkrmkss (lütt- d. rate. Erfahr, 18»- 90, II. 6:
Her kerklarame; (RaaldafhiHion) a. DaBaWoav
Hechtrleb nennt ScSTniJal den Trieb, dar von der abndicheu Natur daa
Menschen aungeht, ihn „in die rkaannkrn der bfc~ settt und ..rur Materie" mach«,
ihn begrenzt, aeine FaiaOnlhihkalt aufhebe Dar 8. allein «weht «ad entfaltet die
Anlagen dar Menschheit, stacht aber deren VoOsssJang aaatfkdka. die tob dem
„Formtrieb" (a. d.) ausgeht (Ober die leihet. Em li hang da* Mi Mi hin, lt. Brief).
Mnnkbara (wörthoh daa lawrktmansis wie daa Zurechtsamaohte
Burldhkmsa ..■%mriaMai Aaadrack f ar attea» was ist. d, h. «aa wird aad varv
lai engem Sinne warn Gestellen Irgeadwilosii Art. das sich im Baraieh daa leiblich
persönlichen Weaaaa vulkkbt". Otnrnrssaa, Buddha. 1915«. 378 f.; andere,
ar VoreaaUnaaea dareh daa Geest das Xichtwkseedea, deutet
S. F-urnts. Dighanikhya, 307.
NftnUhja: Name eaass 0/e statt dar iadaaahaa l^flneiipasi (von dasa haaadiraa
Karoa n. a. gelehrt); tat »alatkoa. rlualietkoa. tndividnahetisch. Wahrend in der
Brehmaspekuktion dar Gesnaeeta von fhitijasrt ****** Objekt versinkt, etaUt man hier
in acharfem Kontraat daa ewig Werdende Prakfti, die Natur, dasa ewig Seienden, dar
Saale, Purueha oder vielmehr dar anhignaiaan Vielheit dar Seelen gegenüber Oldbn-
asao, Dia indische Phikaophk, 37 f.. in „Kultur d. Gegenwert 1 5. 1913*; R Cause.
Die Slnkhye- Philosophie, 1894; Dana. Dar hVmdaihein der &• Wahrheit, 1991.
[aarp haifk in der iadkcasa Plusatophk die Walt das individaallan Dessins, dar Staat
und das Besahen*, das Leidana, dar Wiedergeburt. VgL Kirvana,
Bat» («**«#*«, propositio, enonciatio) ist die außer* Form, dar sprsi bliebe
Auadruck für einen Gedanken (ein Urteil oder eine Urteile reikuBpfuug oder eine
..Annahme") oder auch für eine WUataaeaeinung (Pili hl) oder einen Wonach, sn dasa
auch die Frage (ad.) gehört. In allen 8itaea kommt dir Art und Weins aum Auadruck.
über irgendein rn iliikisJn oder hiuastilliiiirti ■ Verhaltene staas in ps oder
um etwaa begrifflich aa beatimmen oder logiech eiiiaaordnen. Der Sau enthalt eine
Zuordnung. Rektion twkchen 8ubjekt und Prädikat, die, wenn aie richtig kt, unab-
hangig vom Denken dar elnaelnan Subjekte gilt» sechlieh gefordert, anzuerkennen kt.
Dar 8au kt ursprünglicher ak daa Wort, denn dkaaa hat nur ak Glied eine* ßataea
«einen vollen Sinn, und die ursprunglichen Wörter «ind achon primitive Sitat (vgl
WoaoT, Grundriß d. Peychol», 1903, & 365 f.: Januaai.Tnt. Die Urteilefunktion.
1896. u. ».)•
Den 8. definieren Platoü (Sophist. 389 E, 36t B; vgl Urteil). AniSTOTBUS
(ak bejahende oder verneinende Aussage, Analyt. prior. 1 1, 34 a 16; De iaterpret. 4 f.)
u. a.. Hobbks (Comput. S. 20). Chs, Wolft (Vern. Gedanken von den Kräften des
•hl. Verstandes, S. 70), Kairr (8. - ein ..aaaertorischea Urteil44; es gibt Urteile.
Satz — Schein. 563
die nicht Sätze sind), Hegel (Unterscheidung von Satz und Urteil) u. a. Nach H. Paul
ist der S. das Symbol dafür, daß sich die Verbindung mehrerer Vorstellungen in der
Seele des Sprechenden vollzogen hat und das Mittel dazu, die nämliche Verbindung
der nämlichen Vorstellungen in der Seele des Hörenden zu erzeugen (Prinzip, der
Sprachgeschichte, 4. A. 1909, § 85). Nach Wündt ist der S. der sprachliche Ausdruck
für die „willkürliche Gliederung einer Gesamtvorstellung in ihre in logische Beziehungen
zueinander gesetzten Bestandteile" (Völkerpsychol., 1900 ff., I2, 240).
Vom subjektiven unterscheidet den objektiven Satz („propositio possibilis'*)
Leibniz (Werke, Gerhardt VII, 190 f.). Die Lehre vom „Satz an sich" begründet
besonders Bolzano. Der „Satz an sich" ist der vom Denken unabhängig geltende
Inhalt eines Gedankens, eine „Aussage, daß etwas ist oder nicht ist; gleichviel ob
diese Aussage wahr oder falsch ist, ob sie von irgend jemand in Worte gefaßt oder
nicht gefaßt, ja auch im Geiste nur gedacht oder nicht gedacht worden ist" (Wissen-
schaftslehre, 1837, I, § 19, S. 76 f.; II, § 122 ff.; Anschauungs- und Begriffsätze, § 133).
Vgl. Htjsserl, Meinong (Über Annahmen2, 1910, S. 26 ff.; s. „Objektiv") u. a. (vgl.
Urteil, Wahrheit). — Vgl. Steinthal, Einleit. in die Psychologie I, 1881; F. C. S.
Schiller, Formal Logic, 1912; Delbrück, Grundfiagen der Sprachforschung, 1901;
H. Maier, Psychol. des emotionalen Denkens, 1908, S. 359 ff. ; A. Marty, Untersuch,
zur Grundleg. der allgemeinen Grammatik und Sprachphilos. I, 1908; E. J. Hamilton,
Perzeptionalismus u. Modalismus, 1911; Erkennen u. Schließen, 1912; W. Stern,
Die Kindersprache, 1907 („Einwortsatz"). — Vgl. Aussage, Bedeutung, Sinn, Wort,
Sprache, Prädikat, Kopula.
Satz der Identität (s. d.), des Widerspruches (s. d.), des Grundes (a. d.), des
ausgeschlossenen Dritten (s. Exclusi).
Scham ist ein Affekt, der sich an das Bewußtsein einer (physischen oder
seelischen) „Blöße", einer den Gegenstand der Aufmerksamkeit bildenden (wirklichen
oder scheinbaren) Schwäche, Unzulänglichkeit des Ich knüpft. Wir können uns auch
vor uns selbst (vor der „bessern Person" in uns) schämen. Vgl. Spinoza, Von Gott,
K. 12; Jodl, Lehrb. d. Psychol. II3, 1919, 387 f.; R. Hohenemser, Archiv f. die ges.
Psychol. II; Dugas, Revue philos., Bd. 56, 1903; H. Ellis, Geschlechtstrieb und
Schamgefühl, 1900.
Scharfsinn (sagacitas) ist die Fähigkeit des klaren und deutlichen, scharf
unterscheidenden und fein zergliedernden Denkens, verbunden mit leichtem Her-
stellen begrifflicher Zusammenhänge, von Relationen verschiedener Art (Ähnlichkeit
und Verschiedenheit usw.). Vgl. Chr. Wolff, Vernunft. Gedanken von Gott ... 1, 850f.
Beneke, Lehrbuch der Psychol.3, S. 103.
Schein (urspr. Glanz) ist ein Unwirkliches, das für ein Wirkliches genommen
. von dem es entweder nur ein Bild, eine Abbildung, Spiegelung u. dgl. oder nur
eine Vorstellung ist, von dem es sonst abweicht. Was so sich darstellt, als ob es wäre,
als ob es reale Existenz hätte, aber doch bei genauerer Untersuchung und Kritik sich
als wesenlos, als nur in der subjektiven Vorstellung oder Meinung bestehend heraus-
stellt, sich nicht als seiend oder so seiend, als Gegenstand objektiver, allgemeingültiger
Erfahrung und allgemeingültigen Denkens legitimieren läßt, ist „Schein", wird denkend
als Schein gesetzt, bestimmt, mag es auch mit zum Erlebnisinhalt gehören und psycho-
logisch nicht zu beseitigen sein. Der S. ist von der „Erscheinung" (s. d.) scharf zu
unterscheiden. Der S. entsteht teils durch unrichtiges Denken, teils durch Sinnes-
täuschung (s. d.) individueller oder allgemeiner (konstanter) Art, teils durch die
36»
BM Schema
~-. ....!.,• <i< : MnnwnMJBJ ■ in 1;. :•».■>> bnrahwnwJ GtOwa, *MhnVms.
u. dgL). teib mlolge gewisser Emrichtungeu and IMmm de* namsch-
Geistes Oberhaupt. Ee tiHihl «In „WUb mm mb" (Nimicn, TgL
Vaimaora, Db Philo*, des Ab Ob, 1911). tau* ra ITiai«|nl In (*. Fiktion).
teib rar unndMlbaren Tlfmeeag an der bloßen „Form' . mit Absehen von der reden
RwiMitf des Vnrfwmnten und Ifcsrgsatolltnjti (Ästhetischer Schein: %— «» — u. a.;
rgL Ästhetik). — VfL I.inarar, Km Organen, 1764. PktoMML, f *'.
Karr. Krit. d. im Vernunft. 8. 71. »1 f. (Ulm im .Mraraha Sehern*'.
a. Dialektik); Unn, Logik II. T. liEimr, Hauptpunkte der Metaphrs.. & 10;
Aügem. Mstsphys. II. f 291 f. (Uhre rom „objektiven Sdmin". „Wb Ml Schein,
eo viel Hiadetttoag mm Sein"» vgl. Reeien); Pmonmca, IVinxip. der Metaph\
S. 4 ff. (Dar Begriff des Scheine iet widerspruchsvoll): Psnaurr. De« VYeltprobbm»,
191% (Kein letMr Unterschied twienhea a Mi Sein; rgL Element); Baut»?». Dm
Denken a. die Dinge L 190t. II ff. (Begriff der „Bnheinobjskw/ Aamtma**.
Ästhetik IL 1996».. 19 ff. („Seheingetfahb"); Maisoso, Ober annahmen, & 119 ff.
(„Phsniaraanflhh"). VgL gisnaiilaiiag, Mar», 8m, Vielheit. Bewegung. IUoMn.
Walliihjbj,,
(•t4«M): Form. Gestalt. Umriß. Ka*T verMhi anter dorn „ScbeM"
ee „Verfahren der anUaldwagakreit, einem Begriff, eein Bild «u
Orten den „BohMstbmus der reinea Vefwlandsobegrifte
gebt davon aas, daß in eilen ffr^Tiinitl ■ nitHi einee Otminstendin uaser einen Begriff
dbVorstcttungdmerstereninitdembts*^
BQPJI g«QnMHflH|flnl CBUUMtoflln WwnS IB QBmb QnVVOtBC SB MaaWtaawnanWVawnnVf} GGflManvtMDCaY
vorgestellt wird. Wie iet nun die Subsumtion einnlinher Arnchaiiaagart unter rein*
Veretandeebegriffe (Kawgorioa, s. d). die doch nie hl einer Anenharanf sngati offen
werden können, mithin die Anwendung der Ketegoiba auf Eiweheinnngen möglich V
Nor denn, meint Kaxt, wenn ee ein Dritt« gibt, wee eowohl mit der Kategorie ab
dar Anenhsnang gbiosaitig iet. Dieee „vermittelnde Vorstellung" muß „rein
>)end ingknak tnwBifcMn und ehmheh aein, «L kara„toimraii(lMili
Dae flnhrinm einee Begriffe Ibaihaupl iet eine „Regel dar Syntbeab
Kinbildungekrait", ein „Produkt" und ghnohsam ein Monogramm der reinen 1
budnngskraft, wodurch and wonach die Bilder eiterentnioglich werden. Di
iet „die Verstattung ehmr Methode, einem ge woran Begriffe gemäß eine Monge (Zahl)
oder eine ingemeini, tvpbche Oeatalt vorrastelbn." Das & einee reinen Verstanden-
begriffe kann in kein BUd gebracht werden, eondern iet nur die „reine Synthenia.
gemäß einer Regel der Einheit nach Begriffen Oberhaupt, die die Kategorie aoodru
Das Schema ist die „formale and reine Bedingung der Sinnlichkeit, auf welche der
Verstandesbegriff in seinem Gebrauch restringiert ist"; der „Schematismus" ist das
Verfahren des Verstandes mit diesen 8cbematen. — In jeder empirischen Vorstellung
des Mannigfaltigen ist die Zelt als formale Bedingung dieselben und zugleich der
„Verknüpfung aller Vorstellungen" enthalten, daran Einheit durch die Kategorie
bedingt ist. Eine Anwendung der Kategorien auf Erscheinungen wird also nur mogMch
durch die „traassendentak Zeitbestimmung", welche ab das Schema der Kategorien
fungiert. Die Schemate sind daher „nichts ab Zeitbestimmungen a priori nach
Regeln, und diese gehen nach der Ordnung der Ksbignrbn auf die Zeitreibe, den
Zeitinhalt, die Zeitordnung, endlich den Zeitinbegriff in Ansehung aDer
möglichen Gegenstände". Das Schema der Große ist die Zahl (s. d.), das der Realität
(s. d.) die Eraeogung des Inhalt* in der Zeit, das S. der Substanz (s. d.) die Beharrlich-
keit des Realen in der Zeit, das S. der Ursache (s. d.) die regelmäßige Sukzession des
Schicksal — Schlaf. 565
Mannigfaltigen, das S. der Gemeinschaft oder Wechselwirkung (s. d.) das Zugleichsein
der Bestimmungen der Substanzen mit denen der anderen, das S. der Möglichkeit (s.d.)
die Bestimmung der Vorstellung eines Dinges zu irgendeiner Zeit, das S. der Wirklich-
keit (s. d.) das Dasein in einer bestimmten Zeit, das S. der Notwendigkeit (s. d.) das
Dasein des Gegenstandes zu aller Zeit. Jedes Schema enthält die Zeit als das Korrelat
der Bestimmung eines Gegenstandes, „ob und wie er zur Zeit gehöre". Der „Schema-
tismus des Verstandes durch die transzendentale Synthesis der Einbildungskraft"
läuft auf die „Einheit der Apperzeption" (s. d.) hinaus. Die Schemate sind die einzigen
Bedingungen, den Kategorien eine „Beziehung auf Objekte, mithin Bedeutung"
zu verschaffen; sie schränken die Kategorien auf den Gebrauch für die Erfahrung ein,
sie „realisieren" sie und „restringieren" sie zugleich. Abgesehen von den Schematen
haben die Kategorien nur rein logische Bedeutung (als Einheitsformen ohne Objekt),
sie sind „nur Funktionen des Verstandes zu Begriffen" (Krit. d. rein. Vera., S. 142 ff. ;
Kleine Schriften III2, 108 ff.). Vgl. Herder, Verstand u. Erfahrung I, 171 ff. (gegen
Kant); E. F. Apelt, Metaphysik, 1857, hrsg. von B. Otto, S. 170 ff.; Schopenhauer,
Die Welt als Wille u. Vorstellung, I. Bd., Anhang; F. A. Lange, Logische Studien,
S. 134 (das S. als „unmittelbare psychologische Erscheinung des Begriffs"); Cassirer,
Das Erkenntnisproblem II, 571 f.; 2. A. 1911 (S. = das „Vorbild und gleichsam das
Modell zu möglichen Gegenständen", Ausdruck der „Konstruktion", des „synthetischen
Grundverfahrens"); 0. Ewald, Kants kritischer Idealismus, 1908, S. 217 f.; K. Levy,
Kants Lehre vom Schematismus I, 1907.
Schicksal (uotga, eluague'vr], ävdyxr;, fatum) bedeutet sowohl das „Geschick"
im Sinne der besondern Geschichte, Lebensgestaltung eines Wesens als auch insbe-
sondere die hypostasierte, als einheitliche Macht gedachte Gesetzlichkeit, der alles,
auch das Handeln des Menschen unterworfen ist. öfter wurde das S. als eine Macht
vorgestellt (auch personifiziert), der niemand (auch nicht die Götter) sich entziehen
kann, und der Glaube an das S. wurde zum Fatalismus (s. d.), welcher übersieht,
wie zur Gesetzlichkeit des All- Geschehens auch das aktiv-freie Wollen und Eingreifen
des Menschen gehört, der zum Teil selbst sich sein Schicksal bereitet („In deiner Brust
sind deines Schicksals Sterne"; vgl. Emerson, Essays: Lebensführung: Maeterlinck,
La Sagesse et la Destin6e). Als selbständige Macht erscheint das S. bei den Griechen,
so bei Homer, Herakxit (s. Logos), den Stoikern (Diogen. Laert. VII, 149; Stobaeus
Eclog. I, 178 ff. ; Seneca, Natur, quaest. II, 36, 45; Marc Aurel, In se ipsum IX, 15),
im Islam. Das Christentum unterordnet das S. der Vorsehung (s. d. ; vgl. Albertts
Magnus, Sum. Theol. I, 68, 3). Vgl. Letbniz, Theodizee. Bei Spengler (Unterg. d.
Abendlandes, 1917, 165 ff.) steht die Schicksalsidee im Gegensatz zum Kausalitäts-
prinzip. Diese fordert Zergliederung, jenes Schöpfung. Seh. ist das Wort für eine
nicht zu beschreibende innere Gewißheit. Schicksal ist „Daseinsart des Urphänomens,
in dem vor dem geistigen Auge sich die lebendige Idee des Werdens unmittelbar
entfaltet". Keyserling, Das Schicksalsproblem in „Phil, als Kunst", 1920 (Not-
wendiges Band zwischen der Seele des Menschen und seinem Geschick). — Vgl.
Notwendigkeit, Gesetz, Willensfreiheit, Charakter, Faule Vernunft.
Schlaf ist ein physiologisch-psychischer Zustand, der beim Menschen und
vielen Tieren periodisch sich einstellt, aber auch künstlich hervorgerufen werden kann
(Gehirndruck, narkotische Stoffe, Langweile, Suggestion u. a.). Der (physiologische)
S. besteht (in der Regel) in einer Herabsetzung der Nervenenergie, in einer Dissimilation
auf Grund einer Erschöpfung des Sauerstoffes in den Geweben, einer Anhäufung von
„Ermüdungsstoffen", welche die organische Substanz lähmen; infolge des Ausruhens
601
dwrak AlsMmHofmejg in äußeren Bebau, wird db
und die Dieeimibtion kerahgamari (vgL Vonrou. Die Msihswft de«
i». 1910,8.85«.). Pifuhnlogbuh nJgsa rinti im & db aktiven
in den ab Traum (a. d.)
im Stadium der TlemeklaJra der
rta Maß fir db Tbm den B wlilm
iwbe; db „Weekrcbwelfe" bt
des & iet Aufhebung ode
payokbirW Faktor (vgl Wtnrr/T, Grdt. d. pbreioL f*yek»l 111». 1908 ff.. 660 ff.;
6. A. 1610).
Dm & erOrtero schon AnaronuM, die Stoiker. Galt* u. a.. ferner
G. H. Bammmrr (Oernkbkse der Saab, f 60). OD. Kbacbs (Antkropol^ & 272).
I. H. tarn (AntkropoL. & 416k Scawmnur/aw, Boboacs. Bans»; PnJknv
r»«T«nu. e. Vgl Lot—, kfcmmn. PeyokoL. 1602, 8, 477 fL; H. Sfgra. Die 8oklaf.
und Traunuuetinde der mimikl. Saab». 1663; rUoMimm. Schlaf «. Treom. 1676:
A. Msunr. Le miMwil et 1« rOvea, 1676; Mm— W, Onterenek. Ober de» Tlnb dm
Bokbfes, 1661 ; Vnorau. Vareoch einer PbvaW. des Hikleln u. des Traumes, 1910;
B. Tnoenrnn, Den Problem des Sokbesa, 1612. - VgL Traum, Ermüdung. Hypnose.
Hrhlnfwnndrln «. SoemmmnwBnmna.
Mchlcrht a. Out, Born, ÜbaL VgL Slßon* Lakrb. d. Pkifae. II". 1912.
fßrJklaB {tlAorfßii, syDogbmua, rajkxenateo) ketßt sowohl dna Schließen (ale
DenkproaeB) ale anok dna Ergebnb riJenniilrun (der Sokmfbeu) oder der Innalt d>«
Der & biete kt in der Ahhreang, Gewinnung eines Urteile nna
(nnmittelbarer &, Folgmirig) oder (in der Begel) nna rwei oder
Urteilen (mittelbarer &). Der & vom Ulkjimiiiiiii nnfa Beeondera beißt anck
Syllogismus im engeren Onne (im Oigenmti mm ..Induktionascknß'. a. <L). Dan
eeblieBnnda Denken gelangt an einem Urteil and deaeen Gültigkeit auf Grund anderer
Urteile (Primisse n) und deren Gültigkeit, denk ««Inka dar Schloßsat 7
Konklusion) bedingt ist, unter deren Vorsinmiliting er gflt Der a beruht »
Vergfeicknng dm Grmainmmen ron Urteilen und einer ron ikr shhinglgen Begriffe.
relaiion. er bt — ab RaanHnt — ein vermitteltes urteil, aooet aber eine apmifbtlm
Art dm üi unminsrnrnrnhingsi, eine fJjiUfcmii ron Urteilen. Daa fiuMfaftoii dient
nickt nur der TkianfllmecJninf dm in den Primbann nur inmJkdte Gedachten, eondern
m führt auch sniiesietvmdeB^I mim ina^
Ee dient der Begründung und der Bewekf ttkrung (a.<L). der Ordnung. Verallgemeinerung
und Anwendung der Erfahrung und Erkenntnb, dar tfceoretbofc-nraktboken Ver-
wertung dermlben; m erginst db Locken der Erfahrung. laßt neue Erfahrungen
antndpbren. eröffnet db Efamfekt in db Bedingungen, Uraachen. Geaetae dm Gege-
henen. führt Aber dbam kinaua. Db „Ebmense" dm (mittelbaren) Schlusses sind:
db Prlmieaen. d. h. db Urteile, db einen Begriff (den H riff. terminus
roediua) gemein haben, und db Konklusion. Von den Prämissen beißt OberssU
(propoaitio maior) jene, db den Oberbegriff (der in der Konklusion Prädikat ist).
Unt errate (p. minor) jene, weleke den Unterbegriff (der in der Konklusion Subjekt
bt) enthalt. Db Primiaacn bilden db „Materie*4 des Schlusses; die Form
hingt von der fltsJlung der Begriffe (termini) ab (vgL Schlußfiguren).
Regeln dm (kategorbchen) SchlieBens sind: Ana bloß verneinenden Primiseen folgt
nichts („ex mere negativis nihil eequitnr); aus bloß partikularen (a. d.) Piluiksesi
folgt nichts (gilt nicht für die Induktion); aus einem partikularen Obersatz in Vei-
Schluß. 567
bindung mit einem verneinenden Untersatz folgt nichts ; sind beide Prämissen bejahend,
so ist es auch die Konklusion; ist eine Prämisse partikulär, so ist auch die Konklusion
partikulär, u. a.
Die traditionelle Einteilung der (mittelbaren) Schlüsse ist die in einfache und
zusammengesetzte, vollständige und verkürzte (vgl. Sorites, Enthymem,
Epicherem, Schlußkette). Ferner in kategorische (s. d.), hypothetische (s. d.)
und disjunktive (s. d.). Eine neuere Einteilung ist: I. Identitätsschlüsse;
IL Subsumtionsschlüsse (klassifizierende, exemplifizierende, Wahrscheinlichkeits-,
Analogieschlüsse); III. Bedingungs- und Begründungsschlüsse; IV. Be-
ziehungsschlüsse (Vergleichungs- u. Verbindungsschlüsse; Wundt, Logik I3, 1906).
Nach der „heterogenetischen" Schlußtheorie ist der S. eine Urteilsverbindung
oder ein vermitteltes Urteil, nach der „idiogenetischen" Theorie aber eine eigene
Denkfunktion, ein Ableiten oder ein durch ein anderes Fürwahrhalten bedingtes
Für wahrhalten (diese Einteilung bei Kreibig, Die intellektuellen Funktionen, 1909.
S. 245 ff., der selbst den S. logisch als „Abfolge von Urteilssätzen, bei der das Wahr-
oder Wahrscheinlichscin eines Urteilssatzes durch das Wahr- oder Wahrscheinlichsein
anderer Urteilssätze bedingt'" ist, definiert, 1. c. S. 203 ff. ; S. 204: Unterscheidung
von Schlußakt, Schlußinhalt, Schlußgegenstand).
Definitionen des S. geben Aristoteles (Analyt. prior. I 1, 24 b 18; II 23, 68 b
13 ff.), die Stoiker (Sextus Empir., Pyrrhon. hypotyp. II, 135 ff. ; vgl. hypothetisch),
Hobbes (De corpore C. 4, 1), Che. Wolff (Logica, § 50, 322; Vernunft. Gedanken
von Gott ... I, § 340), H. S. Reimarus (Vernunftlehre5, 1790, S. 201 ff.), Kant (Logik,
§ 41 ff. ; Krit. d. rein. Vern., S. 267 ff. ; vgl. Idee; der „Vernunftschluß" ist „nichts
anderes als ein Urteil vermittels der Subsumtion seiner Bedingung unter eine allge-
meine Regel"), Apelt (Theorie der Induktion, 1854, S. 1 ff. ; S. = ein hypothetisches
Urteil), Bolzano (Wissenschaftslehre, 1837, VI, § 155, 164; ähnlich), Bachjianx
(System der Logik, 1828, S. 150 ff.), Hegel (Logik III, 19, 126; Enzyklop., § 181 f.:
der S. ist der „vollständig gesetzte Begriff", das „Vernünftige"; „Alles ist ein Schluß"),
Schopenhauer (Welt als Wille u. Vorstellung, II. Bd., K. 10), W. Hamilton (Lect. III,
268 ff.), J. St. Mxll (Logik I, 1877, 196; s. unten; der S. beruht auf der Substitution
des Ähnlichen, so auch Jevons, Leitfaden der Logik, S. 15, 128 ff.), Lotze (Logik,
1843, S. 109 ff.), B. Erdmann (Logik I2, 1907, 641 ff.), Höfler (Logik, S. 97 ff.),
Sigwart (Logik P, 1889—93, 422 ff., 4. A. 1911), Hillebrand (Die neuen Theorien
der kategorischen Schlüsse, 1891, S. 11, 69 ff. : der S. ist „ein durch ein oder mehrere
Urteile motiviertes Urteil"; vgl. Quaternio), Meinong (Hume- Studien, 1882, IL
106 ff.), Schuppe (Grundr. d. Erk. u. Logik, 1894, S. 38 ff.), Lachelier (Rev. philos.,
1876), Binet (Psychol. du raisonnement, 1886, S. 9, 82, 149), H. Mauer (Psychol.
des emotionalen Denkens, 1908, S. 301 ff.), Störring (Archiv f. die gesamte Psychol.,
1908), Pillsbury (The Psychology of Reasoning, 1910), Stöhr (Logik, 1911), Paulhan
(La logique de la contradiction, 1911), E. J. Hamilton (Modalismus und Perzep-
tionalismus, 1912; Erkennen u. Schließen, 1912) u. a. (vgl. die Literatur unter „Logik").
Den Wert des Schlusses (Syllogismus) bestreiten zuerst die antiken Skeptiker.
Jeder S. ist nach ihnen ein Zirkelschluß, denn der Obersatz setze schon die Gültigkeit
der Konklusion stillschweigend voraus (Sextus Empir., Pyrrhon. hypot. II, 193 ff.,
234ff.). Die hohe Wertimg des syllogistisch-deduktiven Verfahrens (bei Scholastikern
und anderen) bekämpft F. Bacon (s. Induktion; vgl. Novuni Organon I, 13 f.: aus
Begriffen ohne objektiven, gesicherten Inhalt läßt sich keine Erkenntnis gewinnen).
Daß der Syllogismus nichts Neues bringt, betont Descartes (Regulae X), ferner
Locke (Essay concern. human understand. IV, K. 17, § 4) u. a. (dagegen: Leibniz
500 WrhIa88gnrsB — ScbJoamodL
Wubdt u. a.). Henk J. St. lim, ist jeder prodakÜTo SchluB «in Fortgang
tm Beeranbra tu IbinnrbiB. Dar Obersau da«
da m Ki subinrhn iwug; er ist ein Ibgbtai der
■aidl—. eine BiieettniiiisBisj dt* eckon Erkannte« (LogBi 1877. 1. 1 K 3; Exami-
rutioo of 8ir W. Hamiltons PkibeophT». 1880. 8. 43* Kai*. Logic I. 1870.
108 ff .); F. a R. SamOJUm. Formal Logic. 191 2. K. 18-lt. Vgl. F. Raab. Wesen
u. Systematik der rfcewMormen. 1881 ; J. Pobobbt. Beitr. aar Logik der Urteil»
u. Schlossr. 1801; frrftMCTO. Aren, f. d. gwle Prrchol XI. < •** n. Americ Jonrn.
of Psych.. 1807; Heu. Über db Geeetae de« seordnev . Uufi». 1913. I.
LurDwoEMCT. Dm oohblftilpiBdB Denken. 1818; Webtbbtmb«. SchluÖproz»
produktiven Denkt«. 1880. — Vgl. Ptralor^mi». TraaacMaaV UabewuBt. Subsumtion.
»■ ' -'- .1- - »_ -l..«. .1 _- » --« 1- «V » «-..I ■—- «■ «1«««««. Wvt .
oaonnopon. iwmnon» Aansogar, urauuoo, waaBWoassasaaMBStt« lacnsm.
S, l,lul.liUui. n .-.. ,,., h,,U., <)i. foBBBB ..ifA.brr lroillrlU.nl
8i>h1aB*ube*afaafdb8e»IktBgdro
Htr *fr PrtdAM» In ^irWBdBBf mit Jwbjtfct bimI Prlifihat drr II isitlaeimi) Möglich
■lud iMl—wden ihn ITsBpt ffcM8»1Tf iimi rtb diol eibtnwnaiaan (igt
Analyt. prior. I. 4) und dir («oho» tob TBaonrnAST ihre« ScMalsandai nach
(•icknste) ingan Galeniscke (rgt Pbabtu Gase*, drr Logik. I. 570 ff.), die eine
Umkaknmg der ersten und k8nHflok bt (so nach AvaaaoBa. Zababkxxa. Pitim
Ramus. Hbbbabt. TBBBOBunBOBa, ScBonanucEB a. «.). DbB dl»
die „einzig graeumlMgc" «ei. auf die «He Ihrigen damk Imkehrong de
sarOeJuafOhren «ad. betont Kabt (Von der fabchea Spitzfindigkeit drr
.yUogbtbcaen Figuren, f 5 f . : »gl. Cna. Wölbt. Philoa. rationalia. § a, -
Die 4 StdUafttguren «ind: I. kf - P | 8 -M| 8 - P. 2.P-M|8-M|S I
S.M-P|M-8|8-P. 4. P-M| M-8I8-P. - VgL Lamsbbt. Neues
Organon. I. $237 ff.; 8caorsBBACBB, Die Weitab Wille u. VorstetL. II. Rd.. K 1".
Uebbbwbu, System d. Logik«. 1882. f 108; B. EanauBB. Logik I*. 1807; Kaaiato.
Die intelfektocDen Funktionen, 1808; E. J. Hamltob, Erkennen u. Schürften. 1912.
Sekl«Aket«« (Polyayflogismue. syfogbmue oonoateaatne) tat ein
bang tob Buklaasen (flj Angina in), bei weichem die K
Scbluaaea (Vorschlaft. Prosyttogbmue) den Vordereats dea folgeadea 8oakaaaai (Kaeav
acdüuA. Epbyücjgismus) bildet. Abaamftiita Bakbfftielaen smd dea Epbherem
und der Soritea (e. d.). Der Fortgang ran Pro» nun BpbyflngiBBine beißt
ayllogiatiaoh (progressiv), den anigekebn» Verfabren prosyllogistisch (regreaerr).
Vgl. Ubbbbwbo, Syatem d. Logik*. 1881; B. Ebabubb. Logik I*. 1907; Stowabt.
Logik«, 1911.
ftJefelaßenodl (Schlufbrten, modi lyttogbitioi. iftfao« wvlloytip»*, Abmto-
tblbs, Analyt, prior. I 28, 4 a 4) sind die btexnaanan Formen Ton Scbloaaen. d
den Grundfigiiren dureb Kombination der QuanUtlt (a. d.) and Qualität (a. d.) der
Praniiaaen enteteben. In jeder SoUuftflgur (a d.) sind 18 8oldaBmodi im ganxeo ajao
04 mögnob, ron denen aber aar 18 ab gültig betrachtet werden, die jedoch meist
kunstlich sind, vom lebendigen Denken abweichen. Für die gültigen Sehlußfiguren
gibt ee Metha&toi (dem Prracs Histabbs rageeehrieben ; rgl. Pbabtl, Oe»< I
Logik II. 48 f., 274 ff.: HaübBad. Phibs. Scolast. II. 244 ff), in welchen db Vokab
(a, e, i, o) sich auf die Quantität und Qualität der Prämissen und der Konklusion, db
Konsonanten aber auf die Umwandlung der drei btzten Figuren in db erste (s «■ eon-
versio simple x. p aia conv. per acckbna, m ■» BaHetheei» praemissorum. c «= proposttb
per contradictorism; rgl. Dmkehrung. Daotb) beabben. Db Merkworte sind:
Schmerz — Scholastik. 569
I. Barbara, Celarent, Darii, Ferio. II. Cesare, Camestres, Festino, Baroco (oder:
Camestres, Baroco, Cesare, Festino). III. Darapti, Felapton, Disamis, Datisi, Bocardo,
Ferison. IV. Bamalip, Calemes, Dimatis, Fesapo, Fresison (s. d.). — Die Modi werden
oft durch einander einschließende kreuzende (schneidende), ausschließende Kreise
(zuerst durch Che. Weise, J. Che. Lange, L. Euler) symbolisiert. Vgl. Uebebweg,
System d. Logik5, 1882, § 100 ff.; Wündt, System der Logik I3, 1906; Wildscheey,
Die Grundlagen einer vollständigen Syllogistik, 1907; E. J. Hamilton, Erkennen
u. Schließen, 1912 (12 neue S. mit ungesicherten problematischen Schlußsätzen).
Schmerz ist (im engeren Sinne) eine unlustbetonte Empfindung, die zum
allgemeinen (Haut-) Sinn gehört und die in eine Haut- oder sonstige Empfindung
übergeht, wo die Reizung eines sensiblen Nerven eine gewisse Stärke überschreitet
(s. Reizhöhe). Die Form des Schmerzes ist durch die Intensität, Ausbreitung
(Irradiation) und den zeitlichen Verlauf des Eindrucks abhängig (bohrende, stechende,
brennende, reißende, ziehende u. a. Schmerzen). Es gibt auf der Haut besonders
empfindliche Schmerzpunkte. Im weiteren (und älteren) Sinne ist S. soviel wie
intensivere Unlust („Unlust durch den Sinn", Kant, Anthropol. I, § 58, u. a.). Seelen -
schmerz ist starkes seelisches Leiden. — Der S. ist ein Zeichen einer (momentanen
oder dauernden) Bedrohung, Hemmung, Zerstörung in Bestandteilen des Organismus,
er ist ein „Wächter des Lebens" (Bubdach), er treibt zu zweckmäßigen Maßnahmen
an (vgl. schon Leibniz, Theodizee LT, § 342), hat überhaupt — wo er nicht zu stark
und zu oft auftritt und dann betäubt — eine erregende, oft auch geistig vertiefende
Wirkung (vgl. Nietzsche). Der „Wille zum Schmerz" (Algobulie) beruht zum Teil
auf der Lust an der Erregung, an intensiven Reizungen. Vgl. Rob. Eislee, Wiss. Beil.
d. Philos. Gesellsch. in Wien, 1904.
Eine zerstörende, hemmende, desorganisierende Wirkung kündigt der S. an nach
Descaetes (Pass. anim. II, 94), L. Dumont (Vergnügen u. Schmerz, 1876, S. 164),
Ribot (Psychol. des sentiments7, 1908, S. 32, 43 ff.), Bebgson (Matiere et memoire8,
1910, S. 47) u. a. — Ein Unlustgefühl ist der S. nach Ziehen, Külpe (Gr. d. Psychol.,
1893, S. 93) u. a. (vgl. Rehmke: Zusammen von Empfindung und Gefühl; Jodl,
Lehrb. d. Psychol. I3, 1909, 323: „Zwischenform zwischen Gefühl und Empfindung).
Eine eigene Qualität des Hautsinnes oder doch eine Empfindung ist der S. nach
Richet, Goldscheidee (Über den S., 1894), v. Feey, Ebbinghaus (Grdz. d. Psych.* I.
1905, 352 ff., 3. A. 1911), Hellpach, S. Albütz (Über den Schmerzsinn, 1901), Wundt
(Grdz. d. phys. Psychol. II5, 1903, 13 ff.; II«, 1910) u. a. — Vgl. Boutllieb, Du plaisir
et de la douleur4, 1891; Seegi, Dolore e piacere, 1894; Maettus, Der S., 1898;
Feilchenfeld, Zeitschr. f. Psychol., Bd. 42, 1907; Stumpf, 1. c. Bd. 44, 1907; Tschich.
I. c. 1901; Joteyko, Psychophysiol. de la douleur, 1909; M. L. Steen, Ethik, 1912;
A. ScHAFHEiTLiN, Demiurgos, IV, 1912. — Vgl. Anästhesie, Leiden, Gefühl.
Scholastik {o%oAaozt,x6s, zuerst bei Theophbast, scholasticus, zur Schule
gehörig) heißt die Philosophie und Theologie, insbesondere aber die Philosophie, wie
sie die „doctores scholastici" im Mittelalter vertreten, die Philosophie, die zwar vielfach
eine methodisch-sachlich selbständige Disziplin neben der Theologie bildet, die aber
doch schließlich durch die letztere, durch die kirchlichen Dogmen gebunden ist, insofern
Lehren, welche jenen widersprechen, autoritativ verdammt werden. Im weiteren
Sinne gehören zur Scholastik auch nichtchristliche (arabische, jüdische) Philosophen,
im engeren Sinne lassen sich als" Scholastiker auch nur die orthodoxeren, von Pan-
theismus, Monopsychismus u. dgl. sich fern haltenden Denker bezeichnen' (so' nach
M. de Wulf, Revue neo-scolastique, Bd. 18, 1911). Die S. operiert mit den von den
MQ
PliWiitfin «ad Thronen, rant tob PtotonkmiM und
Nsapwannieaiiw. dann Jmbeaonderc rom Amtcaehemne (warn Teil auch vom Augwti-
Biaau») be*influBt, modifitiert aber dM OhnoaMM im Sinne der chrietbVh
taaartmchen WchinioBSBaag (D—M— im tos Gott und Welt, Schöpfung dar Walt,
nicht Fi ■nitina. lmmitirw.ntH dar 8reh\ peraonhche Unatarhbchkrtt u. ».), soweit
hai ^^Um ReWiÄastJkwn ffcm M^^m flfBiBol nm^B*i la. f «otiA. Bau »Lfkli— j
Probkai der aaadbUaitiiaiMaafiip(a. ■limmilBhspf^dssrVobhmder Einheit
..Formen" (s. <L). Die ■eaoaitiiBhf Methode srt tot-
abstrakt. ajUngjataitia, doch aieht immer dedut
epiter bfaoodera (Im Skotiemu») wird oft mit anbtilea Dtetiahthmea, Begriff«
Teil noch gesalMgl varhaHaa. Baohaehtnag und
Erfahrung (Einet harnt) ■ommea wenig aar OaHaag (am meietet. ipjnn
Maobcb, Boomt Baooa. W. tob Oocam b. a.). Dar Aaaepruch, dat dm PsflosoahJe
gfriohsam «da eine Ifagd dar Theologie (..ancüla tbeologia«") sa betrachten ari, röhrt
roa Pbtbps Damiabi brr.
Dir Kruherholaatik beginnt mit dem 9. Jehrhondert. Ihr gehören an: Joa. Hooroa
Bhoqbva. Kbjc and Bamotoa roa Acxbbbb, <;kbbbbt. Fulbsbt. Bbbexgab vo*
Tocaa, LiVVBAJH a. * .. Boarauvra (s. XominoHamaa). Absbui roa Cast**»! m
(•. Ontologiach). Wilbbui roa Cbabtbacx (•. BaaJaaaaa). Abaslabd (e. Knasea»
taattamaa), Pbtbus Lombabdcs (demaa „Senteaam" hlofig kommentiert werden)
u. *.. dir tilaioniafciirndan Bbbbbabo and Tatamar roa Cbabtbbs, Baawatan roa
Totras, Wilbbui roa Cobcbek, Adslabo roa Bat« a. a.j ferner: Waltbeb roa
MoaTAoaa, Ghbest na la Poaass, Josabxb» roa Sausst hv. Ahm> ah itatTua
ti. a,. denn dir Griechen Micbubl Pbbuxm, Gaoaoioa pAcarrasaa* u \rabrr
Ai.kexdi, Altaaabi. ArtcsBBA. ATaaaoia u. a.. dir Jadea Raaw». Ancsasov
( Jebirol). BUlnomoaa u. e. Im 13. u. 14. Jahrhundert erreicht da? 8. ihren Höhepunkt
( AnetoteHecher EinfluB). Hier eind tu aaaaea: Albxa*dbb roa Halm, Boauatcoa
GtTaianaAjunroa, Wo*, yo« Actbbobb, Boamar Cbeatbbad, Mint ab. Sootos u. ■ ..
bejoadeta aber Auiaarra Maoatra, Taoaua roa Aootao (dar Hiaakah geawdeae
Scholastiker). Dtraa Sootoh, Booaa Baoob. Wummm so« Oocam, Bavm<
Lollcs, fernrr: H Staate« roa Gbst, Biobabo roa MtnnLSTows, Aaoiotus roa
Counras, Taosus Bbadwabdibb, DraAXD so« 8t. PotacAta. Aaoiaros
Laaanraa, Hbbtabus Xataus, Gorraaraa roa Fobtaixbs, Saoaa tos Oooaraai.
Pbtbüs Hisesava. Sraaa tos Bbababt. Joa. Btmioaa a. s, fTbomieten. fThntasanii.
Okkamiaten). 8patere Scholastik; Vasnnaa, Cajbtabüs, D. Sorao. Süabbx, G. BfBL.
Cambbabics. Scaaoa, J. Vbbsob, P. Xraat. Bbluuustb. F. Toun-os, P.Tabta aarcs u. ».
Im Jahre 1*7» wurde (Bolle „Actrrni patrie") durch Pap»t Leo XIII. der
Thomuunus zur nffitielien KirtAeapJaaTSonhia erhoben. Baas aeo-acholaatiachr
Bewegung macht aioh öberall geltend, welche die Kigulnaae der modernen Wiaeen-
soheit im Sinne der luhulassaiuhun Weltanschauung »eiasbeitan wilL Neothomistru
bsw. Neoecbolaetikrr sind Sröcax, Klbctobs. HArraaa, Haobslakx, Cbjl und
T. PascB, Catbssis. CJutbebxet. Hkxan. Gommxs, Fsloxes, Lehüks. Fbick.
v. Hbbtluio, GioasKaa, Babuxxbb. GaaaMairx, Adlhocr, Hraju, E. L. Ftscaaa,
Kumkb, UaaaAToaa, VsTnaA, Saasaraaiao, J. Bautas, Uaalaoac u. a., htaaciKR,
Fabobs, E. Bulnc, M. db Wült (IntToduction h la philo», neo aeolact.. 1904).
Maosbach. Draorr. Cbysbb u. a. — Vgl. Trjbbbchoticr. De doctorUma scholaaL,
1665; P. COMBSTOB, Mistoria aoolaatia, 1526; KaouDH, Gesch. d. acbol. Phü. I, 1663;
Schön — Schöpfung. 571
Stöckl, Gesch. d. Philos. des Mittelalters, 1864—66; Haureau, Histoire de la philos.
scolast., 1872 ff.; Notices et extraits, 1890 ff.; K. Webner, Die S. des späteren Mittel-
alters, 1881—87; v. Eicken, Geschichte u. System der mittelalterlichen Welt-
anschauung, 1887; M. de Wulf, Histoire de la philos. medievale, 1900; deutsch nach
der 4. Aufl. 1913 (in Vorbereitung): 0. Willmann, Geschichte des Idealismus2, 1907;
Endres, Gesch. der mittelalterlichen Philos. im christlichen Abendlande, 1908;
Thomas von Aqtjino, 1910; M. Grabmann, Die Geschichte der scholastischen Methode,
1909 f.; Philos. Jahrb., 1910; Beiträge zur Gesch. der Philos. des Mittelalters, Texte
u. Untersuchungen, hrsg. von Baeumkeru. a., 1891 ff.; Morin, Dictionnaire de philos.
et de theol. scolast., 1856; Revue neo-scolastique ; Philos. Jahrb., Revue thomiste u. a. ;
Messer, Die Philos. d. Gegenwart, 19182. — Vgl. Ontologie, Pkotismus, Thomismus.
Wissen, Wesen, Individuation.
Schön 8. Ästhetik.
Schöne Seele („belle äme';, Rousseau, Nouvelle Heloise; vgl. Goethe,
Wilhelm Meister) nennt Schiller den Charakter, in welchem Sinnlichkeit und
Vernunft, Neigung und Pflicht zu natürlicher Harmonie vereinigt sind, der das Gute
ganz instinktiv tut und trifft. Die seh. S. läuft nie Gefahr, mit den Entscheidungen
des sittlichen Willens in Konflikt zu geraten; nicht die einzelnen Handlungen sind
hier sittlich, der ganze Charakter ist es (Über Anmut u. Würde, 1793).
Schönheitswerte: nach Münsterberg (Philos. d. Werte, 1908) Gegen-
stand der Hingebung: umfassen die Künste.
Schöpferisch s. Schöpfung, Entwicklung (Bergson), Synthese (Wundt).
Schöpfung (creatio) ist 1. Erzeugung eines Gebildes durch die gestaltende
Tätigkeit des Geistes, der (produktiven, schöpferischen) Phantasie (s. d.), 2. Hervor-
bringung der Welt und ihrer „Geschöpfe" durch Gott, sei es aus dem absoluten Nichts
oder aus dem relativen „Nichts" (dem Potentiellen, dem Chaos) oder aus dem eigenen
göttlichen Wesen (aus „Ideen" in Gott, dem „Ungrund" oder der „Natur" in Gott,
u. dgl.). Die S. gilt entweder (in der Regel als eine Erschaffung der Welt in oder mit
der Zeit, oder aber als zeitlose, überzeitliche, ewige, oder als ständige, immer erneuerte
Schöpfung („creatio ab aeterno", „creatio continua"). Wird Gott (s. d.) als überzeit-
licher Weltgrund gedacht, dann ist die S. als überzeitliche, ewige, ideale Setzung
(Position) alles dessen zu beachten, was in der Zeit als unendlich fortgehende Ent-
wicklung endlicher Momente sich darstellt. Insofern das, im Grunde geistige, All-Leben
immer neue Qualitäten und Werte, immer neue Formen und Gebilde zur Entfaltung
kommen läßt, ist es „schöpferische Entwicklung" als Projektion des" überzeitlich
Unendlichen in die Zeit (s. d.).
Die Schöpfungslehre setzt — abgesehen von älteren Mythen — mit der Bibel
ein; die Erschaffung der Wesen in „sieben Tagen" wird jetzt meist von den Theologen
auf eine Reihe längerer „Perioden" bezogen und zum Teil auch mit der Entwicklungs-
lehre zu vereinbaren gesucht. Von der Schöpfung „aus nichts", dem „nicht Seienden"
(£§ ovx Svtcov) ist erst später die Rede (Makk. VII, 28; vgl. Liber sapientiae XI, 18, 26;
..ex materia invisa"). — Nach Platon schuf Gott (der „Demiurg") die Welt der
Sinnendinge aus der relativ nicht seienden „Materie" (s. d.) mit der Zeit (s. d.) selbst,
und zwar aus Güte (Timaeus, 28Cf., 37Cff., 47Bf.). Die Welt der „Ideen" (s.d.)
ist ewig. Nach Aristoteles hingegen ist die Welt (s. d.) überhaupt ewig. Nach den
Stoikern gehen aus dem göttlichen „Pneuma" (s. d.) immer wieder Welten hervor,
die immer wieder sich in ihm auflösen (s. Ekpyrosis). Die Ewigkeit der Welt lehren
ig Schotti.che
db antiken Atomutikcr (a. d.). wahrend die Nenplatoniker die
(s.d.) derselben aoa dem g6fttlteBea..Efaraukdn^ Hingegen hat tir
Pmu>si Gott (aus Gftte) durch den „Logoe" (e. d.) aus der Materie erschaffen (Werke.
deotech I, 19W).
Während Ouanu die Ewfafarift der Weift fahrt (Dt prineip. I. *, 10). wäre
letztere nach Ammsarw nichte ohne db «wig erhaltende Schöpferkraft Gott»
(„oreatfe conüauaM), dar aie (aaa Liebe) aaa nkhft* aaecaaffan hat. Ähnlich lehren
Maimovidm (Doeior parplasornm 1. 74. 3). Ananui von rinnunr (wgL Monol. 13).
Taonus von Aoonro (Oontr. Oaaft, II. SS: fhua, ftkeoL I. 46, 1 c). welcher die tettfcar.
ewige ftftaftpfTPg >vnr nicht fahrt* aber doch nicht für logfaah annaTfHnh erklärt.
Die Zeit bt erat mit der WeJft anaeheflea worden, db Erhsltang dar Weh faft ab»
„oreatfe oontinua". (Sott hat «na veriiihisihmn ■»wgHrhta Wehen db hart* gewählt
(▼gl Lnaan). um in ihr arine VoUkommenheH an offaabaina. Nach Dost Sooroa
hat Gott db Welt dareh »inen abaolutea. frabn WQbn („e*. aera Hhertete") geschaffen
(Opera. 18*1-06).
Db ewige odtr db ■ naHaaliiiMihi rh^hftpfang fahren Mais au Ecnuar. Aaoaxc*
rkuanva, CaJUMwua, F. IL Tan Hauaoar. Daanumn (Medita*. ITT). Smroaa. dar
db & ab ananasa Folgen dar eadnohaa laaaaaaaaaaaa aaa daa aaaaaaSaa dar gott*
ffehetaas (a. d.) auffaSt («gl. Eth. I. arop. XXIV: „Denn aaa) oaoaam aaatadi
aaY8atfc E. Wnoau Latara (ähnlich wie Tboma8; «gl. TheodW. Monade).
Caa. Wolf» ( Vernunft. Gedanken «oa Ooftt . . . I. | 1063; Möglichkeit dar Ewigkeit
dar Walt). Lasatao (Was Ooftt «erstellt, daa arhafft er aaoh; indem er aab» Voll
kommenbeit eerteilt dachte, achaf ar db Weh, Daa Cfcrieteataa der Vernunft. 1763;
«gl P. Loanm, I^aainga Philosophie, 190S) u. a. — Auch aaeh Haorx bt db & ewig;
.3b bt nicht einmal gewesen, aoadara ab bringt abh ewig hervor, da db niwndkche
Schöpferkraft der Idaa ymaaliiimh Tätigkeit bt" (Natarphlhav. & 4SS; «gl. Idee.
Dialektik). - Ab Fnilimeag «oa ..Pruorittonsn" aar Wbsftlmrlgk. il aaa dem ewigen
»trachten db SeaOptung L H. tan (Db tkabüi h
1873, 8. 1160.; 8pekubfti«e Theologie. S. 427 ff.). Uuuci (Gott
und db Natur». 196«. 8. 638 fU A. ScaotKxa»» (Philoa. daa Chriateaftuma, 1886,
S. 803 fU A. Doasraa (Gr. der RcHginranhtlca , 1003, a S4 ff.). Facnrn (Zend-
Aeenta I. 1851, 3641.), O. Tnaxa u. a>
Daa Schöpferische dar (gebogen) Entwichjung (e. d.) betonen Lataan, Goethe.
Kiosrra, Scaaxuxo, Hanau Winror, Kotxn (e. Gabt), Jotx (Seele u. Welt. 1912).
O. BaAtra (Qmndr. dar Philoa. den Schaffen*. 1011). Hau (Dm Walftfaihi dar Znkaaft,
1004, 8. 259). Keysebubo, Rayamsox, Bocteocx, Bnaoaov (L'erolutfen oraaftrbe,
1010, 8. 7. 31 ff.) u. a. — VgL SacaaTaa. U philoa. da b liberte». 1870; Qnsrr.
Db S.. 1871 ; J. Km.«. Qrandr. d. Philoa.. 1803; R. Otto, Naturalbtbohe aad
religiös* Weltanaicht. 1004; WawDLajro, Db & der Welt, 1006; R Ecka*dt, Der
chriatlbha Sohopfangage danke. 10 f.ovva, Religion ab Schöpfung. 100t;
MOLua-Fnauirrau, Psychologie dar Religion. 1010; Irrationalismus (Kap. VIII
Daa schöpferische Denken); E. Hoajrarrau, Daa khawanha Ideal. 1006, 8. 307;
A. SCHA1HSITU9, Drmiurgos IV, 1013; Hakxs. Metaphysik, 1806; A. RüQB, Daa
Problem der Freiheit in Kante Ethik, 1810T(Frefe fjchtyfertaiigkeit dea Gefatee);
Haanaau Natürliche Schöfrfungegeachichte". 1900. — VgL Ewigkeit, Walt, Ternar.
Ontologiamua (Giobibti). Emanation, Entwicklung, Leben, Dauer, Logos, Saab,
Entropie.
Schattiaehe Sehole ist die «on schottischen Philosophen begründete
Richtung, welche (gegen Heil u. a.) die Existenz .,selbete«identer" Wahrheiten
Schuld — Seele. 573
des „Common sense" lehrt und zum Teil psychologische Analyse treibt. Ihr gehören
an: Reid (Works6, 1863), Dugald Stewabt, Oswald, Beattie u. a., Th. Bbown, Sir
W. Hamilton (auch von Kant beeinflußt), Mc Cosh, N. Poeter u. a. Vgl. Seth, Scottisli
Philos., 1885; H. Latjeie, Scottish Philos., 1902. — Vgl. Prinzip, Wahrheit, Qualität.
Schuld s. Zurechnung. Vgl. F. W. Foeestee, S. und Sühne, 1911.
Schwachsinn (Imbezillität) ist ein nicht normaler, geringer Grad intellek-
tueller Fähigkeiten (Begriffsarmut, Unfähigkeit zum abstrakt-begrifflichen Denken,
zu weiter reichenden Schlüssen, zu längerer aktiver Aufmerksamkeit und Apperzeption,
meist auch Gedächtnisschwäche u. a.). Vgl. Kbaepelin, Psychiatrie I, 1909. — Vgl.
Moral insanity, Idiotie, Psychose, Kinderpsychologie.
Schwelle ist ein bildlicher Ausdruck für das Ebenmerklich-Werden, ins
Bewußtsein-Treten einer Empfindung, eines psychischen Eindrucks, bzw. für das
Unmerklich- Werden eines solchen. Zuerst ist es Heebart, der von der „Schwelle
des Bewußtseins" spricht; er meint damit „diejenige Grenze, welche eine Vorstellung
scheint zu überschreiten, indem sie aus dem völlig gehemmten Zustande zu einem
Grade des wirklichen Vorstellens übergeht" (Psychol. I, § 47). „Unter der S." ist eine
Vorstellung, die zur Zeit nicht aktuell werden kann, „an der S." ist sie, wenn sie sich
eben aus dem Zustande völliger Hemmung erhebt. Es gibt eine „statische" und
„mechanische" S. und einen „Schwellenwert" (1. c. § 47 ff. ; Lehrb. zur Psych.3, S. 18 ff.).
— Fechneb versteht unter „Empfindungsschwelle" den Wert, den ein Beiz erreichen
muß, damit die zugeordnete Empfindung eben merklich wird (Elemente der Psycho-
physik I, 238; II, 14, 208; 4. A. 1907; vgl. Bewußtsein). Nach Wundt ist die „Reiz-
schwelle" die untere Grenze, bei welcher ein Reiz eben noch eine Empfindung auslöst.
Die Reizschwelle läßt sich nach zwei Methoden bestimmen. „Man läßt entweder einen
Reiz, der unter der Größe S biegt, langsam anwachsen, bis er diese Größe erreicht hat,
oder man läßt einen Reiz, der über S liegt, so lange abnehmen, bis er eben unmerklich
geworden ist" (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 249 f.; Grdz. d. physiol. Psychol. I6,
1908, S. 559 ff.). Absolute „Unterschiedsschwelle" ist der eben merküche Unterschied
zweier Reize, relative Unterschiedsschwelle oder „Verhältnisschwelle" das Ver-
hältnis eines eben merklichen Vergleichsreizes zu einem Normalreize (Obere und untere
U. S.). Dar „Schwellenwert" ist bei verschiedenen Empfindungsarten verschieden,
er ist abhängig von Organstellen (vgl. Tastsinn), von der Individualität, der Übung usw.
Es gibt auch eine „Aufmerksamkeitsschwelle" sowie eine „Raumschwelle" (s. d.)
und „Zeitschwelle", nach Schäffle auch eine „soziale Schwelle". — Vgl. Ebbinghaus,
Grdz. d. Psychol.2, 1905, I, 489 ff.; 3. A. 1911; Lipps, Leitfaden der Psychol. I*, 9.
— Vgl. Webersches Gesetz, Psychophysik, Unbewußt.
Schwindel ist (psychologisch) ein Zustand des gestörten Gleichgewichts-
bewußtseins, der Unfähigkeit der Koordination von Bewegungs- und Lageempfin-
dungen, physiologisch wohl im Labyrinth des Ohres und im Kleinhirn lokalisiert und
meist in Bewegungstäuschungen sich manifestierend (Augen-, Drehschwindel). Vgl.
E. Mach, Grundlinien der Lehre von den Bewegungsempfindungen, 1875; HrrziG,
Der S., 1898; Wundt, Grdz. d. phys. Psychol. 1 8, 1908, S. 326 ff. ; II5, 1903, S. 475 ff. ;
M. Heez, Versuch über den S., 1791.
Scotisten s. Skotisten.
Secnnda Petri s. Logik (Peteus Ramus).
Seele (V«%»J, anima, urspr. Hauch) wird ursprünglich als Atem- oder Lebens -
hauch aufgefaßt, der im Tode den Menschen verläßt oder auch als Schattenbild, das
574
naeh dem TtTtir trlimtandig enlrnis isjImi I. n*i*Mtw 1t taVirn Im Traume die Fshjgtadt
hatte, Stab aaftwaim von Körper laasnlnson, ■mt ■■hwifaii «ad wieder rurück.
lukehreu. Der primhiee Mensch, dessen „animiamne (e. d.) die Dinge beseelt,
^»*rtf und ttirHt stit itt -in iTrltrtTS. trlhfftindigtn Woern lirm f oitw gngunUhar Nachdem
dieses Wesen langete Zeit am eine Art feiner Körper imyetellt worden ist, »ird
da* Körperhafte immer mehr shgratmft. und es bleibt ittnn dir Begaff eine«
terkßen 8eeleanrinxips surfte*, da* alt Substeni oder Kraft gedacht wird (Spiri-
ik Nach der andere« Seite ^^-yrt ea m matrriahatiachen Lehren, nach
die Seele ak Körper beaonderer Art aufgefaßt wird oder aber auf einen TVU
das kOrperhchan Organfemue selbst ((Je hin») surftckgeffthrt wird. Die Spaltung dar
Waaso in Körper und Saaten habt der anthropologische Moaiemue (a. d.) Oberhaupt
auf und die IdsatflMstbaorm (a. d.) kommt xe dem Ergebnis, da* Seele und
(••d.)
AUHeele (rgL
Dia empifiaehe Psychologie ftberiaßt den Seaienbegriff dar Metaphysik;
genügt ea, die 8eeh* als einWitbchsn 7iweinaw nlung der
oder ale Fähigkeit eine« Organkmoa. peyohiarh («. d. )
Seele": P. A. Laaoa). Phüoeopbiaeb betrachtet, aeigt ea sieh, daß dae
Bewußtsein, daa rom Objekt dea Subjekt (e, <U eom Physischen daa ftychexk (a. d)
unterscheidet, dieeea Psychiecbe - den Inbegriff am „uaautteiber* erfaßten Erlebens
-auf eine Einheit beliehen muß. Dae Daaußtmta „setet" eich ao aelhet am „Seek",
am Einheit im Tnssmminheega dea dam „eigenen leb" mmin hin Innen reaktiv-
ektiren Erlebet», und dkm» Einheit, <
stetige, ^auhöpmiambe" ftttwiekluag aar Form daa Erlebene anhört, wird
am ahm lebendig tätige, innerlich wirksame Einheit, ab eich aelbat durch
Verwirklichung angeatrabter Am« entfaltende and etrigernde Kraft („Entrechte".
e. d.) erfaßt, welche daa gaam peychieebe Oetohahoa durchsiebt und von Oruad
aas bedingt, ohne freilich außerhalb das Erfebnmruaaasamabaagee am eelbetaadigea,
dingliche« Wesen tu esmtierea. Auch mt dkm* „aktuoee" Einheit nicht einfach,
aondern ihrem Inhalte nach gaghadert, ohne aber aaa „Teilen'- su beeteben; sie hat
eine Art „organischen" Omraktera, am ein Gänse*, von dam dm EftweJhmten stete
bedingt aind, ao wie am salbst es bedingen. Eine solche Seele, ein einheiUkh-seatrmrtas
„Bewußtsein" (a.d.) haben nur Organiamen (vgl. Panpayohiamua), und aie ut geradexu
daa „Innensein" oder „Fortlenanhl" (oder die „Sdbstersohcinung' ) eine« organieehaa
Systems, bzw. ist leuteres die „Außenseite", die „Objektivation". die mittelbare
Betrachtungsweise eines am „Seele" fungierenden Einheitesnaarnmrnhangea peyahmeher
Aktionen und Reaktionen (s. Identitätathoorie). Der physische Organismus (•• d.)
ist teüs die äußere Erscheinungsweise ebendesselben, waa für sich Seele ist, teils auch
die Seibetverkörperung, der Niederschlag, die Selbsttnechaniaierung deaeen, waa in
eeiner alles Gewordene, Stahibssarte, Erstarrte immer wieder Überrageaden, mm*
atrebigen Entwicklung Seele im engeren Sinne ist (vgl. Geist), die mit ihrer sinnlichen,
Seele. 575
automatisierten Grundlage, dem „Leib" im engeren Sinne, in Wechselwirkung steht
(vgl. Leib), während das Körperliche als solches dem Psychischen nur parallel geht,
entspricht, zugeordnet ist (vgl. Parallelismus).
Über die S. als Lebensprinzip vgl. die Arbeiten von Tylor, F. Schultze,
E. Rohde (s. Psyche), Spekcer, Wttxdt (Völkerpsychol. II 2, 1 ff., 123 ff.) u.a.
Als Lebenskraft tritt die S. in der Bibel auf („nephesch", IV. Mos. 6, 6), ferner im
Buddhismus („akegerun"), bei Homer (vgl. Odyss. X, XXII: Unterscheidung
von if>v%fi und ftv/iög).
Als Lebenskraft, als Prinzip der Bewegung und Empfindung, das selbst als bewegt
und als aus einem feinen Stoff bestehend gedacht wird, erscheint die S. bei den
meisten griechischen Philosophen. So nach Thales, nach dem die S. ein Bewegendes
(xivijiixöv) ist (Aristotel., De anima I 2, 405 a 19), Hippon, nach dem sie aus
Feuchtem besteht (Aristotel., De anima I 2, 405 b 2), während sie nach Anaximenes
{ariQ oiaa ovyxyaxel ijuäs, Stobaeus Eclog. I, 296) und Diogenes von Apollonia
(Aristotel., De anima I 2, 405 a 21 ff.) Luft, nach Herakt.tt Feuer ist (1. c. I 2, 405 a
25 ff.). Kritias verlegt die S. in das Blut (Aristotel., De anima I 2, 405 b 5), Axaxa-
goras lehrt die Existenz eines „Geiststoffes" (s. Geist). Nach Demokrit (und
Leuktpp) ist die Seele ein sich selbst und anderes Bewegendes (xivelv xä Aoinä
xivovueva xal aixd, bnoAaußävovxti xt;v ipV'/i,v elvai xd Ttaoiyav xois £<i>oig rn'
xlvyoiv (Aristotel., De anima I 2, 404 a 1 ff.). Die S. besteht aus den feinsten,
beweglichen, runden Atomen, welche den Feueratomen gleichen und den ganzen
Körper durchdringen (1. c. I 2, 404 a 1 ff.). Ähnlich lehren später die Epikureer,
nach welchen die S. etwas Luftartiges enthält (Diog. Laert. X, 63 ff. ; Lucrez, De
rerum natura III, 161 ff.). — Als „Harmonie" (äofiovia) des Leibes bestimmen die
Py thagoreer die Seele (Aristotel., De anima I 4, 407 b 27 ff.), auch als sich selbst
bewegende Zahl (1. c. I 2, 404 b 27; Stob. Eclog. I, 794: Alkmaiox; vgl. Aristotel.,
De anima I 2, 404 a 18 ff.); so auch Xexokrates (Stob. Eclog. I, 862). Eine
Harmonie ist die S. nach Dikaearch (Stob. Eclog. I, 796), eine „Stimmung" (in-
tentio) des Leibes nach Aristoxexos (Cicero, Tuscul. disput. I, 10, 20). Nach den
Stoikern ist die S. ein Ausfluß (änöoxaoua) der göttlichen Weltseele (s. d.) oder
des alles durchdringenden „Pneuma" (s. d.). Sie ist das uns eingeborene Pneuma
(xd ovucpvhs ^utv iivevua, Diogen. Laert. VII, 156). eine Art ätherisches Feuer
(vgl. Cicero, De natura deorum III, 14, 36; nvevua Iv&rouov, Diog. L. VII, 157).
Immateriell ist die S. nach Platox. Die S. ist Lebensprinzip (aXxiov toxi xov £ftv,
Cratylus 399 D), besteht aus einem Unteilbaren und Teilbaren; durch ersteres hat sie
Teil an den „Ideen" (s. d.), in deren Reich sie vor der Geburt war (s. Präexistenz)
und mit denen sie verwandt ist (vgl. Theaet. 35 A; Phaedo, 245). Der Leib ist der
Kerker der S. (Cratyl. 400; Phaedr. 247 c, 250). Die S. ist unkörperlich, aber sich
selbst und ihren Leib bewegend (aixoxlvrjxov). Sie hat drei „Teile" (s. Seelen-
vermögen). Immateriell, aber mit dem Leibe verbunden (trennbar ist nur der Geist,
s. d.) ist die S. nach Aristoteles, der sie als „Form" (s. d.) des Organismus, als
„Entelechie" (s. d.), als sich selbst verwirklichendes Prinzip des Lebens und Bewußt-
seins, als die Kraft zur Lebens- und Bewußtseinstätigkeit, welche die „Funktions-
verwirklichung" organischer Potenzen ist, bestimmt. Die S. ist die „erste Entelechie
eines lebensfähigen Körpers" (ivxeXiyna fj .i^tin? awftaxog tpvaixov dvväfiei ^oii,»
tyovxoe, De anima II 1, 412 a 27; 412 b 4). Sie ist Ursache und Prinzip des
lebenden Körpers, das, wodurch wir leben, empfinden und denken (1. c. II 1, 414 a 12 f. ;
415 b 8). In den Pflanzen ist sie nur vegetative Seele (d,Qnxxixöi>), in den Tieren
auch begehrend, empfindend und bewegend, im Menschen kommt .,von außen"
PN
(»*>•»#*) der Geist (s. d.). die Yernuidtseeb hinza. «eiafae eUeaa vom
HMüililiub ist (L c. 11 2, 414 a 20 g.; fl 2, 41» b 26). Stoatq» aus Umpashos bindet
•och den Gebt an den Leib, darcb deewo T&täfMtM die Seele bedingt ÜU deren
Punktionen „Bewegungen" (mrjesis) and (Simpbc. ed Phyn. f. 225).
Mehr tat Sinne Platovs fassen die S. auf Pduoi (Opern. 1886 ff.). Plotis.
nneb wslahim die & ein Bjrnfflsng der Weiteeele (s. d.) «ad dnmit eine „1
(s. d.) des gBUMahaa „Einen" bt; die 8. bt immaterielb Substanz, einfach,
sinhtibh des Leibe«, den an nihil und daiuhdiingt - der Leib ist in der Seele,
nicbt die Seele im Leibe — neseiH; dar Laib iet ihr Orfaa (Enneed |
materiell tat die 8. nneh nneh Poaruro (Saab. Bei L 818). P»oa%vs (In»
thaoL 15), PLoranosi vo« Osuaonu, Ntmsnos u. a,
Die Tendenz, die Seele sie aas einer Art fssneteu Staues bestehend so denken,
aeeobt aioh «rieder im frobrn Mitealsltc r gsltonrt So bat dam von den Stoikern beein-
flussen Patrbtiker Tbbtvlua»cs, nneh walaaim die & ■snfHiaat, gestaltet
ein den Laib rlnrnbdrimjsndni hPdnbu" ist, etnfseh. unteilbar,
ron Gott eiagehliHB (Dai Att« natam"), so sher. da8 Jade Seals ein
*) dar Seals Adams tat (Da aaimn 4. 27; 7 ff.; Ad vertu. Praseam;
Opera, 1890 f.; deutsch 1881). Femer bei Anno« es, nneh weichem die & körperbeb
und vergangtieh ist. durch götthohs Gnade iiHKirhlhh (Ad versus geutes II. 20.
hrsg. 1542). Lactaxtics (Institut. VLL Uff.); vgL Oniowrua, Da prinr,
IL 8. 1; III. 4. I - Ab immsssrblbs Wesen betrachten (vorwiegend unter Pbto
niiehim EinfluS) die Seele Nantnarcs (sdsis ndsareAht *e»W*«- II ^ •***•«
im&fmmmm, hrsg. 1802, IL 88 ff.), Gaaooa von Ntssa (4nA< m! deaViteeat fräs««,
D» anim. et rssarraou 88 0.; Ds opif. homin.. 11 ff.), Claudias« lüamrot (De
tut «um. I -III). Cauhodouvs. A*otns (De snim. ration. ad EulnL virgin. 10) u. »..
namsntHoh aber Aoooatnrca. Die 8. ist eine unraamUche, immaterielle Substanz
(„substentia spiritunhs"). einfsoh, sJahaJthfth, nnaarstorbsr. durch den gsnzei.
verbreitet (De trinitte* X-XI; Da quantitnte untax, 12 ff.; Ds anim. IV. 21
inunorttJ/anim.. 15). Eine iiamtHiliTli. sinfnai Substanz ist die 8. auch nach
Jon. Sootos Eatvom (Da divisioa. natur. LL 22 < . I \ . 1 1 . Hcoo von St. Victob,
Banmusn von Claiuvaox. Bovavsvtuba (Braviloau. II. 10) u. a, — Als substeo-
tisle „Form" des Organismus, bsw. als „erste Enssbchb" (Nperfeotk> prima"), die
asobt als immttsrblb. eintnohs „Bubstsm" bestimmt wird, fssaen die S. auf Avioaama
(De snims, 1 ff.), Amnnoae (Epitom. met. 4). nach welchem in allen Indiriduen eine
arnhnttlinhs Saale bt (Dssiinut. deetrocL, L 1. a. Iftonopsyehbrnos). Mamokidm u. »..
ALBXAJTDBB vo» HaUM (Sum. theoL IL 80, 2k Aubbtcs Maojtcs („eubstantia
incorporen", „endeleehia". Sum. theoL II. 68 ff). Thomas von AQOTJtO (Jnoorporan
et «ubebtens", „form* per ae eabablsni", „form* siee substanua simplez", Sum.
theoL I. 75; Oontr. gent. II. 65 u. ö.). nneh welchem die Saale mit dam Laibe mr
naturlichen Einheit (..nstursüs unio") dm Menschen tstbunden ist, wobei die Seele
selbst das Prinzip des Lebens, daa den lebenden OrgsniamuB an einem aolchen Gestal.
tende ist (anders bei Dbsoabtm, s. unten). VgL Doimnctxa GoiroimAUinra, De
snimn, hrsg. 1880. Hbxkrich von Gut, Dinrs Soorus u. a. nehmen aoJar dar Saab
noch eine ..form* corporeitatb" an. — Nach WaflU von Oocam ist die sinnliche
Saab mit dem Leibe „zirkumskriptir" verbunden, wahrend die intcllektive 8. eins
trennbare Substanz ist. — Dan MonopsTehbmus mUelan Stob* von BnABAjrr
(De anims inteUectävs, hrsg. 1801) u. a. Averroisten (s. d.).
Im sehobntboh-sristotelisohen Sinne daflnbron die 8. auch Svakkz (De snims I).
Zauaulla (De mente hum. 6) u. s,; vgL MaXAKCHTHO», De anim. f. IIb; Casmaj*>.
Seele. 577
Goclenius.. L. Vives (Da anim. I, 42 ff.) u. a. Als gaistiges Wesen bestimmen tie
NrooLAUS Cüsanus (De conieetur. II, 14 ff.), Marsilius Ficinus (Theol. Piaton.
VIII, 2), Telesitjs und Campanella u. a., die aber daneben noch einen körper-
lichen Lebensgeist („Spiritus") annehmen (vgl. auch F. Bacon, De dignit. IV, 3;
Xovum Organ. II, 40; Gassendi u. a.).
Den neueren Dualismus (s. d.) begründet Descartes, dsr Leib und Seele als
zwei völlig verschiedene Substanzen („substantiae incompletae") einander schroff
gegenüberstellt; nur durch Gott sind sie geeinigt, der auch ihre Wechselbeziehungen
ermöglicht („assistentia, concursus Dei"). Die S. ist einfach, unausgedehnt, unstofflich,
unteilbar, unzerstörbar, zu ihrem Wesen gehört das Denken (Bewußtsein). Sie ist
mit dem ganzen Körper verbunden (durch ,,unio compositionis", nicht „unio natu-
ralis"), wirkt aber unmittelbar von der Zirbeldrüse aus auf die „Lebensgeister" (s. d.),
vermittels deren sie die Richtung der Körperbewegungen zu beeinflussen vermag
(Meditat. VI; Princip. philos. I, 8, 53; Passion, anim. I, 30, 47; vgl. Wechselwirkung,
Tierpsychol.). Ähnlich die Okkasionalisten (s. d.). Als vom Leibe wesentlich und
numerisch verschiedene Substanz bestimmen die S. auch Locke (Essay concern.
hum. understand. II, K. 23, § 5), nach welchem wir vom Wesen der seelischen Substanz
keinen klaren Begriff haben, Berkeley (Principles, CXXXVff.), nach welchem
die S. rein aktiv und (außer Gott) das einzige Reale ist (s. Spiritualismus), Reid,
Hütcheson, Condillac, Bonnet (Essai analyt. IV, 20) u. a. — Als eine besondere
Art von „Monaden" (s. d.), die von den Körpermonaden nur graduell verschieden ist
(auch die letzteren sind unausgedehnte Kräfte, seelenartige Einheiten, aus denen sich
der Leib zusammensetzt), als immaterielles, vorstellendes und strebendes Kraft -
wesen, das (als Zentralmonade) mit einem Komplex niederer Monaden verbunden ist,
bestimmt die Seele Leibniz. Die S. ist ein „geistiger Automat", eine Welt im Kleinen,
in die nichts von außen hineinkommt, sondern wo sich alles stetig auseinander ent-
wickelt (s. Monade); sie „spiegelt" mehr oder weniger bewußt das Universum, und
zwischen ihr und dem Leibe sowie den anderen Monaden besteht keine Wechsel-
wirkung, sondern eine „prästabilierte Harmonie" (s. d. ; vgl. Monadol. 15 — 19;
Princip. de la nature 4; Werke, Gerhardt IV, u. ö.). Ähnlich — nur mit Annäherung
der Körpermonaden an dynamische Atome (ohne Vorstellungen) — lehrt Chr. Wolff.
nach welchem die S. ein sich seiner und anderer Wesen außer ihm bewußtes Wesen
ist (Vernunft, Gedanken von Gott ... I, § 192, 742 f.; Psychol. empir., § 20; Psychol.
rational., § 51 ff.), ferner Baumgarten (Metaphys., 1739, § 566), Crusius, Platner
(Philos. Aphorismen, 1776 ff., I, § 30, 66), Tiedemann (Untersuch, über den Menschen,
1777 f.), Mendelssohn u. a. Vgl. Rüdiger, Phys. divina I, 4; von Cretjz, Versuch
über die Seele, 1753, u. a.
Den Aktualitätsstandpunkt (s. d.) begründet in neuerer Zeit Spinoza. Die S.
ist keine Substanz, sondern der „Modus" eines „Attributs" der einen, unendlichen,
göttlichen „Substanz" (s. d.), die zugleich noch eine andere Daseinsweise, die Aus-
dehnung, die Körperlichkeit hat. Jedem körperlichen Modus entspricht ein geistiger,
denn die Ordnung und Verknüpfung der Ideen ist eins mit der der Dinge. Die Seele
ist die ideelle Seite eben dessen, was als Körper auftritt („idea corporis"), das zu einem
Körper (der dessen „Objekt" bildet) gehörige Bewußtsein (im weitesten Sinne).
Die S. ist etwas Zusammengesetztes („ex pluribus ideis composita"). Seele und Leib
sind ein und dasselbe Wesen nur in verschiedenen Daseinsweisen (s. Identitätstheorie).
Die S. handelt nach Gesetzen und ist gleichsam ein „geistiger Automat", dem das
Geschehen im Leibe parallel geht (s. Parallelismus). In Gott ist eine „Idee des Geistes"
(„idea mentis"), die vom Geiste untrennbar ist und dessen (zeitlose) Unsterblichkeit
Eisler, Handwörterbuch. 37
579
(». d.) begründet (Kth. II. prop. XI ff.). In »ndcrcr Webe vrrtr.tt den AktuaüUla-
•undpunkt Hm«. nach wekhem die 8. nur ein Bondel beständig rerinderikher
Erb Imker („a bandle of pereeptkme In a perpetuej fhtx and movement". Tre*-
•ct. 2. 6; »gl. Dialoge. & 197 ff.) h*. Kjter rndlich «-igt in aeiner Lehre von den
..Parelogbmen" (•. d.b daß es wohl berechtigt ist, die 8, ab logbrh r4t»h*ithVhro
Subjekt zu denke«, dnl aber db Tkeorie der entfärb
und willkürlich bt, „weil daa Fhtbnki In gnnz und an
kann" ( Kriu d. rein. Venu, & 6881 Dm „Ding «n sich'
int vielleicht (dem Weeen nach) gleicher Art mh de« Ding an eich der Korper. Ob
db 8. ein von Leibe trennbarer Gebt sei. Ut nicht erkennbar (vai. Ich. Wahrnehmung).
Ah) loeobll»» Mm kann der Seehmhegrdf nur dasn dienen, alle peycbJechen Beetint-
mengen ak In eine« i !■■!■■ Subjekte in betrachten und «eJb .
Räume ob von den Handlungen den Denkene gaox unteesehbdeo vorsuetelkn' .
Vgl On. Scwoot. Empir. Peeonol. 8. 153 ff.; Knüo, Handbuch der Philo». 1888.
L 80811; Pnina. Anthropol.. | S. u. a. - Akt Ueom der Einheit der Bewufkeeine
fonktfonen baeti««en später die Seele Consn (vgL KonteBagtnnd. der Elhik*.
8. 100 f. u Xarone. Laneertn. f. J. Hmnin (..Gseets der Ik wuWtnainaJndividuali
..funktiooak SeebnewheH'*. ..identbcher loh-Zuetand", Grdz. d. konetituu
1801. K.57. 1961
MH de« Cbhirn kbntifltbran db 8eeb Houn, Touuio. Pmsotlst. HoLOacn
(Syatbne de b nature I. K. 7b Untmii, Canasta. Boorsou» n. a. (•. unten;
\Kl MatortAlwmi»!.
Im 10. und 80. Jahrhundert bestehen db wethbikneün Auffaeeungen ihr
Seele nebeneinander, wobei aber neben der n«nodotafbohen hwondira die der
IdentitlUtheorie (a. d.) vorherrecht. Luifn tri« zuerst in kbohotbuhet Form
auf. 8o bei Picsrr*, der in daa leb (a. d. ) ein Sretem von ..Tatbandhmgen' vorlegt,
ahHalbare Begriff" dos Leibes, daa ideelb Oiginitlük n hlrtm« bt ( WW
108 ff. 417« ; 16,514b Hnonu Nach H. iat db 8. eine dbbhtbehe Entwicklung»
form der ..Idee" (.. dx dea ..Gebt«", zunächst dar objektive Gebt" In seinem
..An eich'* ab „Na turpem", db ..allgemeine Immateriaüut der Natur, deren ein
faobee ideelles Leben". Aber nur ob Einreibet hat db 8. Existenz. 8b bt dem
Leibe ..allgegenwärtige Einheit". ..Monade ■ db „fem Ute ToteÜUt Ihrer
Well". Seob und Leih aind „ein und dieselbe TotaüUt
(Phänomenologie; Eotyklop. 1 887 ff.). Ahnlbh bhren K. RoosaEaun (P»ychol.\
1863, 8. 44 ff.b J E. EnnMAjr», 8ouu.a A. Lwtnvox. noch welchem db 8. „ge-
atohende Form. Einheit ... Entelechie. innerer Zweck" irt (Der Leib, 1808; e. Leib) u »
— Ab lnneneein eben derselben Einheit, db ob Leib tretheinl bestimmen db Seob
Soeoramuunn. F. A. Lauge, Fk»b (Über db Seelenfrage. & 210«.; db 8.
- „den ewhcJtaohc Weeen, dos niemand ob aich eelbet erseht int". ..daa verknüpfende
Prinzip dea Lribes'b Pacuws, Adickos, Kümo. Lajmwtti (Seelen u. Ziele. 1006,
& VL EoBiJtonacs. B. Will», Lim (Lettfaden der Psychol». S. 7. 341 ff.).
H. Knut (Daa Wesen dos Seelen- und Qebteabbene«, 1007), Smoso. Fork, Hörr-
dito, Jodl, nach welchem db 8. db Geoomtheit der peychbehen Funktionen eines
kbendigen Organbmua ist (Lehrb. d. Psychol. I*. 1000. 100) u. a. So auch WtnrDT
(a. AktuaüUtstheorie). Der SuUtanxbegriff (a. d.) hat nur auf db äußere Erfahrung
Anwendung; im Gebogen bt db einheitlich identische Tätigkeit des Wollen» und
Denken» selbst der „Trfger" der Einxekrkbnieae. Die Einheit dee BewuBteein»
beruht auf dessen stetigem Zusammenhang, nicht auf einem einfachen Seebnweoen.
Seele. 579
Das Bewußtsein ist eine ähnliche Einheit wie der leibliche Organismus und wir können
annehmen, daß das, ,,was wir Seele nennen, das innere Sein der nämlichen Einheit
ist, die wir äußerlich als den zu ihr gehörigen Leib anschauen". Die menschliche S.
ist „nicht als einfaches Sein, sondern als das entwickelte Erzeugnis zahlloser Ele-
mente" ein Spiegel der Welt. Die S. ist zugleich das Lebensprinzip (s. Leben, Ani-
mismus), die „Entelechie" des Leibes, der „gesamte Zweckzusammenhang geistigen
Werdens und Geschehens, der uns in der äußeren Beobachtung als das objektiv zweck-
mäßige Ganze eines lebenden Körpers entgegentritt". Metaphysisch ist die S. „reiner
Wille", der empirisch als „vorstellender Wille", und zwar als Glied höherer geistiger
Einheiten gegeben ist (Grdz. d. physiol. Psychol. II4, 648; I«, 1908, 10 f.; II5, 756 ff.;
Grundr. d. Psychol.*, 1902, S. 386; Logik II 2, 245 ff. ; 3. A. 1908; System d. Philos. II3,
1907). Als „ideelles System individueller Wollungen, das in der gesamten Reihe
wirklicher Wollungen sich auslebt und doch in jedem neuen Akt sich mit dem gesamten
System identisch setzt", bestimmt die Seele Münsterberg (Grundz. d. Psychol. I,
1900, 395 ff.; vgl. Philos. d. Werte, 1908, S. 114). Vgl. R. Eisler, Leib u. Seele, 1906;
Das Wirken der Seele, 1909; Geist u. Körper, 1911.
Als eine immaterielle Substanz oder als Monade bestimmen die Seele die
neueren Scholastiker (s. Scholastik,) wie Gutberlet (Der Kampf um die Seele,
S. 84 ff.; 2. A. 1903), Hagemann (Psychologie8, 1911), Geyser, Pesch (Se«le und
Leib, 1893), Mercier (Psychol., 1906, I, 3) u. a. (s. Psychologie). Ferner F. Baader,
Günther, welcher Seele und Geist (s. d.) unterscheidet (vgl. Antisavarese, 1883),
Heinroth (Psychol., 1827, S. 151), Chr. Weiss (Wesen u. Wirken der menschl.
Seele, 1811, S. 300), Bolzano (Athanasia2,- S. 37 ff.), Chr. Krause, W.Cousin.
Gioberti, Mamiani, W. Rosenkrantz, C. H. Weisse, Trendelenburg, A. L. Kym
(Über die menschl. Seele, 1890, S. 6 ff.) u. a. — Als einfache, unveränderliche Substanz
mit „Selbsterhaltungen", aber ohne „Vermögen" und ohne alle Teile und Vielheit
bestimmt die Seele Herbart. Sie hat einen Ort, einen mathematischen Punkt im Gehirn
und steht mit dem Leite (bzw. dessen „Realen", s. d.) in Wechselwirkung (Allgem.
Metaphys., II, 1828/29, §312; Lehrbuch zur Psychol.8, 1887, S. 108 ff.; Psychol.,
1824/25 I, § 31; Enzyklop.2, 1841, S. 227 ff.); vgl." Volkmann, Lehrb. d. Psychol. I«,
1894/95, 58 ff., O. Flügel, Die Seelenfrage2, 1890, u. a. Ein immaterielles Wesen,
das aus „Grundsystemen" besteht und an „Spuren" immer reicher wird, ist die S.
nach Beneke (Lehrb. d. Psychol., §38 f.; Metaphys., S. 414 ff.). Als Monade
bestimmen die Seele Sengler (Erkenntnislehre, 1858), I. H. Fichte (Psychol. I),
nach welchem die S. ein „Triebwesen" ist, das im Leibe dynamisch gegenwärtig
ist (Anthropol., S. 262 ff.), Fortlage (Psychol., § 13), Ulrict, nach welchem die
S. eine „Einheit von Kräften" und ein ätherisches Fluidum ist (Leib u. Seele2, 1874,
S. 131 f., 323), M. Carriere („Kraftzentrum", „Triebwesen", „Organisationskraft"),
M. Planck (Seele u. Geist, 1871), L. Hellenbach („Metaorganismus"), du Prel
(Monist. Seelenlehre, 1887, S. 54: „transzendentales, individuelles Subjekt"),
M. Perty, Aksakow u. a., Harms, Witte (Das Wesen der Seele, 1888), Glooac,
G. Thiele, Brentano, Höfler, Witasek (Gr. d. Psychol., 1908, S. 47 ff.) u. a. —
Beeinflußt sind viele Monadologen von Lotze, der wiederum von Leibniz, aber auch
von Spinoza abhängig ist. Die S. ist eine immaterielle Monade, gefordert durch die
Einheit des Bewußtseins, aber nicht als „hartes und unzersprengbares Atom", nicht
unveränderlich, sondern nur als „relativ feststehender Mittelpunkt ankommender
und ausgehender Wirkungen". Der lebendige Inhalt des Psychischen selbst gewinnt
durch die Fähigkeit des Wirkens und Leidens den Charakter der Substantialität.
Die S. ist eine Zentralmonade und steht mit den Körpermonaden in Wechselwirkung
37*
B60 Sttl:
(vgL Seebneitx). AD» MfftMtn «bar eind Mrlifftf *iimtn dar »He«
Gottheit (Metepkra.« a481; lfikrokoem. II«. 144(1.; Kleine Schriften, 1885/91.
I i. 13«.). Ab Utige. bnerttck veränderliche Suhetaiu and Kraft feeeen die 8. auf
StawAMT (Logik II*. 1880/93. 107«.), K**aädt. L. Bom (Gebt u. Körper, IMS.
& SM ff.). Wim»iu, Wunoua. L. W. St«**, P. Arm (Db Überwind, dee
Materialiemua, 1909). H. Sotwa««, F. Scäcltx«. P. SarwABTtsorrr (Zrittehr. f.
Pkiloa., Bd. 134). Wrmn (Dm Ding an «ich, 1901). Kult« (Einbit. in db
Pkibe.«. 1907. & 176fLk E- Brno, Srtmrr, PmomriM (Prinzip, d. Ilttev
phye. I 2, 1912). Ladd (Ptuioaophy of Mind. 1995, B 308 ff.). J. Wa*d. J. Rorc«.
Paul Javkt. Jamm a. a.
Nach K. v. Haotmact bt db S. db 8b— m der «nf etneo Oigi ilii m gerickttMa
Tätigkeit dee „Unbev/ulW* (e. ±% db Einheit der unbewuSean pevokboke« Punk,
lionen. mm denen eock dee Ick (e. d.) inMaeingt, vmlnkea na DienflMiin gekort,
wikraod db Saab aelbet «nbev/noee lenlreknonede bt (Pkiloa. das UnbewnSten II >*.
60. 167; Db Moderne PeyekoL. 1901. 8. 197 ft). Äknttoh A. Duwt (Daa lob, 1997.
8. 301); rgL DtlMCT, Ordnmigahkrt, 191»; Db S. aa» elementarer Xetorfaktor. 1903;
B«adcst. Appearanoe «ad ReeJttv. & 199 ff.
Ab „reine Daner" («. d.), nba „Gedieh tob" faBt db Saab H. Bamoeo« aal.
Db Saab bt emtigdsamre. uhBpMibuka Entwicklung (e. dL). TTbilanhhia dar Ver-
gnngenheH In db Gegenwart, wftkrend db Materb eine
abrang, VerAoBernokang, 7MMiea«ng daa vom ..elan vital'
bt (a. Gebt, Gedioktnb; kUtiare et meaeoire«. 1910, 8.68. 146 ff.; Ueroletioo
creetrice», 1910, & Sl ft, S79). Aknliek «ekrt KL Joiu M Der Gebt db reine Verbäte,
der Korper db reine Kotartaute". rerdbktoM Ponktion (Dar freb WUb, 1908, & 987.
791). „Db Seeb bt reine Ponktion, db durck Wbderfcolung Dbpoeitionen eckafft.
dbebkecklbaibkrakori»rtk*rnOrga*e^
Dar Leib (e. d.) bt uneer .^Mkengebliebenee Laban**, bt „Fall-, wahrend db Saab
„8bg"bt. Nach SwnoLMi (Untergang d, Abendbndea, 1917. 406 f.) bt eine
eehait ron der Saab nnnaflgftch Daa Büd der Seeb bt in jeder Kultur
dee Weltbilde«. Dom „SeakMkflrpat" dar antiken etekt in der abentnind!»»«* n Pavako-
loab dar Soabnmun'' «eewnnher
Ab „konkret» BewuBterJn" definiert db Saab Rammt«. Db & bt kein Ding,
aondern ..ein Rewußtaein. daa mit einem Dinge oder Körper in HUiger Wlitarawlnkett
verknöpft bt" (Lekrb, d. allgemeinen PeycboL». 1906, 8. 73 ff.; Db Seeb daa
Menechen». 1906; Pkiloa. ab Cintndwbaenecbait, 1910). Kack SOBtrm bt db 8. daa
Subjekt, sn dem ein reurateitficher Bewußteeinatohalt (ab „Leib") ««kort (Dar
Zuaammenkang ron Leib u. Seeb, 1902). VgL Zxsan, Db iHgam Detbkangeei
twbchen Gekirn o. Seebnbben*. 1911
Auf daa Gehirn, bcw. auf den Zuaammenkang ron Gekimfunktiooen f fikren db
8. Eurfiek: Mol«9CHott. Voot. L, BOtaars«, J. C. Fwchjm u. «. (rgL MateriaUamua,
Payohbch). VgL Habckkl. WeKr&taeL & 128; I*benev/under. & 380, Zelbeebn u.
SeebnseUen. 1909; H. Käokll, Die S. im Lichte de« Monbmov, S. SO; U. Kiamab,
Db Hypotkeae der Seeb, 1898 (& ab Teil dee Welttthere); Mabschxe. Gebt u. Saab»
8. 7 ff.; Flscmoo, Gekirn u. Seeb«, 1896; A. Fo*»U Gekirn u. Seeb», 1910. - VgL
F. Vobxakdkk, Grundlinien einer erganiachen Wbeeneckaft der menechücken Seeb,
1841; H. SiBUTS, Zur Entstehung der S.. 1961; A. Matkr, Zur Seebnfrage, 1966;
J. B. Marx«, Philo». Zeitfragen, 1870; Ha»w«j». Grundzuge der Psychologie, 1874;
J. BntOMAKX. Archiv f. «yatemau Phüoe. IV, 1898; A. VaitkIbcs, 1. c. 1. 1S95 (8. »eine
aktuale, dynambehe. im Bewußtaein arlbat aich entfaltende Einheit); N. vok G«OT.
Seelenblindheit — Seelensitz. 581
1. c. IV; James, Principles of Psychology I, 160 ff., Steicthal, Einleit. in die Psychol.,
1881; Vaihixger, Die Philos. des Als-Ob, 1911 (die S. als System organisch-ziel-
strebiger Funktionen); Kroell, Der Aufbau der menschlichen S., 1900; G. Stosch.
Die S. und ihre Geschichte2, 1898; E. Ha^S-Fael, Die Seelentheorie u. die Gesetze
des natürlichen Esoismus u. der Anpassung, 1899; P. Kro>~thal, Über den Seelen-
befrriff, 1905; Nerven u. Seele, 1908; W. Schmidt, Der Kampf um die S., 1909;
( i. Büttner, Das Wesen der S., 1910; H. Boruttac, Leib und Seele, 1911 ; E. Becker,
Gehirn und Seele, 1911; Höfedlsg, Der menschliche Gedanke, 1911; J. E. Alaux.
Theorie de l'a-me humaine,'"lS96: Spies, L'äme et le corps, 1906; A. Bi>"ET, L'ame et
le corps, 1905; Syme, The Soul, 1903; P. Casus, The Soul of Man, 1891; Philosophie,
1911; L. Gilbert, Neue Energetik, 1911 (D. S. als „Psychie", d. h. als Korrelat zur
Energie); G. 3Iartius, Leib u. Seele, 1910. Nach W. Rathexau (Zur Mechanik des
s, 192010) ist die „Seele" kein Mittel im Kampf ums Dasein. „Sie trägt in sich
Streben und Erfüllung, Dissonanz und Auflösung. Ihr Wesen ist zweckfrei, ... sie
wird zum schlechthin Absoluten". Driesch, Leib und Seele, 19202 (Meine Seele ist
die „stetige Grundlage meines Selbst", S. 97); Müller-Freiexfels (Philosophie der
Individualität, 1920) sieht in der Seele die fiktive Vereinheitlichung der seelischen
Funktionen; Jrx. Schultz, Ein Mißverständnis des parallelistischen Theorems, Ann. d.
Philos. I, 1919; Rettig, Die physikalische Formel der Seele, 1921 (mechanistisch);
Haas, Die psychische Dingwelt, 1921 („Das Psychische ist nicht in un3, wir sind im
Psychischen"); Revecz, Geschichte des Seelenbegriffs, 1917. —Vgl. Geist, Psychisch,
Bewußtsein, Weltseele, Ich, Subjekt, Pflanzenseele, Traduzianismus, Kreatianismus,
Psychoid, Ätherleib, Tierpsychologie, Energie, Parallelismus, Wechselwirkung, Leib,
Unsterblichkeit, Leben, Diätetik.
Seelenblindheit (und Seelentaubheit) ist die pathologische Unfähigkeit,
einen sinnlich wahrgenommenen (gesehenen bzw. gehörten) Gegenstand zu erkennen
und zu benennen, mangels Hemmungen der Reproduktionen, der Funktionen des
Wicdererkennens (s. d.). Vgl. Külpe, Grundr. d. Psychol., 1893, S. 180 f.; Bebgsox,
Matiere et mdmoire6, 1910.
Seelenkrankheiten s. Psychosen. Vgl. Ziehen, Psychiatrie*, 1911.
Seelensitz ist jetzt nicht mehr als Ort zu denken, an dem sich die Seele
befindet und von dem aus sie auf den Leib wirkt» sondern als das physiologische
Korrelat des Psychischen, gegeben im organischen Leib als solchen, zentralisiert
bei den höheren Tieren in einem zur Rezeption, Fortleitung und Verarbeitung
(Koordinierung) von Eindrücken dienenden Nervensystem, insbesondere in einem
Zentralnervensystem und zuhöchst in der Rindensubstanz des Großhirns, in welchem
das zentrale Seelenieben sich auch in seiner äußeren Erscheinungsform zentralisiert,
hat, so daß es, ohne ein „Produkt" des Gehirns zu sein, empirisch an den Bestand
und die normale Arbeit eines solchen gebunden erscheint (vgl. Psychisch, Seele,
Identitätstheorie, Leib). Die Lokalisation der psychischen Funktionen besteht
in der Bindimg von Zusammenhängen solcher an bestimmte Partien des Gehirns und
deren Zusammenwirken, deren Funktionen Ix^stimmten peripherischen Verrichtungen
des Körpers zugeordnet sind (vgl. Wcxdt, Grdz. d. physiol. Psychol. I5, 1903, 341 ff.;
Ebbixghaus, Abriß der Psychol.2, 1909; Flechsig, Gehirn und Seele11, 1910; Die
Lokalisation der geistigen Vorgänge, 1896; Hitzig, Altes und Neues über das Gehirn,
1903; B. Holländer, Die Lokalisation der psychischen Tätigkeiten im Gehirn, 1909;
J. Soühy, Lesfonctions du cerveau, 1890; Bergson', Matiere et memoire6, 1910). E3
gibt Zentren für die Sprache, das Sehen (Vier- und SehhügeL Okzipitalhiin), Hören u. a.
Im Hot vorlegten dm & die Hebräer. Karrue (Aristoteles, De anima
im Hers die Ägypter (vielleicht schon im Hirn). AaisToraus (De partib. mim
10; De sena. 3). die Stoiker (dm frfot**,, Diogea. Leert. VII, 159). Epik i.
(L c X, 66, im mar die Vemmfteeek). In dm Kopf verlegt Platox dm dmkmdm
Teil der 8mm. dm „medgea" (»»«*) in die Brost, dm nigehniiiliin in dm Unterleib
(Tlneem 71 D, 77 B, RepabL 436 B). AI« 8. belnehtee dm Gehirn Alxmxio» von
Kroton (Tbeoparmt, De mm. 35 f. k HmoDim, Haormoi, Galmmv*. Daß
die & im gum Leu» ihren Ste hat. lehrt Puma (Eoamd. IV. 6. 6; vgl. IV. 3. 33:
dm Gehirn nie *iisgamm|iimkt Ihrer Tlngheil); lhalim Knmmnra, Auiwmme (De
(Sum. theoL I. 76, 6k — Nmh Dmcaarm hei die a ihren Sit« in der Zirbeldrüse
(glem pimeJie; Passion, anim. I, 30ff.; vgL Sees», Ubemgeieterk moh Bonmr im
..Bslkrn". nech Hamm in der Varokbrttcke, mch Borna« va im isillismihiii Merk.
nech PLATvm in dm Verhageln, moh Mmmmw in der fliihtinjlmaegiiill, moh
SwiDaeeuau (1745) in der RinrlsnmbsUai; vgl F. J. Oauu Anetomm ei phvsiologis
du syetmao nerveux. 1610 ff. (e. Phrenologie); FLOCaaas. Pejiehnlngie oompeise, 1664,
o. e. (gegen dm Lokametioa der peycamchen Funkdoasa, dm Oeldrn Im i
en ihnen beteiligt); H. Mtram. Ober die Funktion der Orodmnrmde, 1
Hör-, Kprschsphare usw.); Goltz, Pflöge« Archiv f. PbysioL XX, XXVI, >
Noch Lamra tat der Ort der See* cm bieder Punkt (Opern ed. Erdmann, 374 a.
457 e, 74« e), moh Karr (WW. VII. 116. 12t), Emmum (Psycho!.. 1617, 213)
n. a. nur ein geoimUiouhii Ort dm 2emmvmm der GchirnÜtigkeitro, m de6
dm 8. hemm Ott hei. DeJ dm & dm Leih durchdringt, lehrm Dkmokbjt.
Jos. MOlub, Caact, Bcaaaca. Hanau L H. Ficvtb, U&mat, ßamonanuv**.
Fnonarm ( Bhmonte dm Psycnophy«, H, 1660, »46 II. k Foonxt» a. e. Nach Heosabt
ist der Site der Seele inienhtohhei (Peychol. 1624/25. II, f 154k Nmh Lora mtder
floshinsili (in einem homognocn Parenchym) aar der (bewegliche) Ausgangs- and
Endpunkt der fteMiinliliiinyn (Mftrohosm I", 365; Grdr. d. Psycho* . 8. 65 V
Vgl Spreche. Apperzeption (Wtnrork Assrwlstinmesntrrn (FLaammk Owkhtminn.
Nuflibisten.
wurde, selbständige Kräfte der Seele em verborgene Ortode je einer Khane peyclueeher
Funktionen. In dkaem Sfane gibt es keine S. Iraajppn hm dm Seele (dm BowoSteein)
die Möglichkeit tu iwerjhfc denen Botengangs- and Imtendsailcn in eich, die eieh
nie Elemente (e. d-k Monrnnte, Sehen, miihwiimnii der m eieh einheitlichen Bewu&t-
seinsutigkeit onmreoheiden hmmn. Am dem (prunlren) „Trieb" (s. d.) entwickelt
eieh dm gcgBedeite BewuOmtln. dm em Ganzes, WnheJthnhen ein (febeodigee oder
gebräuntes) „Streben" ist, welche« em Momente Empfindung (oder Vorstellung) und
(Wühl einschließt und not höherer State mm Willen (s. d.) Im engeren 8tnne wird,
demen Betätigung im Denken, in der aktiven Phantasie, im praktischen Handeln
verschiedene Richtungen nimmt (s. Voluntarismus). Orundf&higkeiten der Seele
sind die ReseptivitAt gegenüber Reisen, die Fähigkeit dm ..Bewahren«" und Reprodu-
tferens von Eindrucken und der Verarbeitung (Verknüpfung) derselben. Die Seele
em Einheit verhalt eich teils reaktiv (..passiv"), teils aktiv (schöpferisch). Dasselbe
Ich, Subjekt, das empfindet, fühlt auch, strebt, will, denkt — in verschiedener Weiss
reagierend und agierend.
Nmh den Pythsgoreera gibt es vier Seelenvermögen («oee, fertenfpr, *•?«»
<iJV£r<rie). nach Plato» drei Seelenteile (/uff*/, **l)' die Vernunftercle (ior«<m««V.
rorr.xor). dm „Mutartige" (***»«*«**, *»^i«eV, der Affekte beherrschende Wille),
Seelenvermögen. 583
das Begehrliche (im&vurizixov; Republ. IV, 439 Bf.); nach Aristoteles vegetatives
(d,Qe:izty.6v), begehrendes (ögextixdv) und empfindendes (aladr^ixöv), bewegendes
(xtvrjvixdv) und (beim Menschen) denkendes Vermögen (vorjixöv: De anima II 2,
413 a 30 ff.). Die Stoiker unterscheiden gewöhnlich acht Seelenteile: die fünf Sinne,
die Sprachfähigkeit, das Zeugungsvermögen, die leitende Denkkraft (fjyepovixdv.
Aoyianxöv; Diogen. Laert. VII, 157 ff.). Die Einheit der Seele in der Vielheit ihrer
Kräfte (Svvdueis) betont Plotin (Ennead. II, 9, 2; IV, 9, 3). Ebenso Augustinus,
nach welchem Gedächtnis (memoria). Verstand (intelligentia), Wille (voluntas) dem
Wesen nach (essentialiter) eines sind (De trinitate XI, 1 1 ; De spirit. et anima, 13).
In allem ist Wille (De civit. Dei XIV, 6; vgl. Voluntarismus). Daß die eine Seele ver-
schiedene „operationes'" ausübt, betont besonders Thomas von" Aquino. nach welchem
es fünf „potentiae" der Seele gibt: „Vegetativum", „sensitivum", „appetitivum':,
„motivum", „intellectivum" (Sum. theol. I, 77; vgl. De anima 12). Daß die Seelen-
vermögen nicht bloß voneinander, sondern auch von der Seele real verschieden sind,
lehrt Aegidiüs von Rom (Quodlib. III, 11). Xach Duns Scotus sind sie voneinander
bloß „formal" unterschieden, nicht „real", das reale Wesen der Seele selbst ist das
Prinzip ihrer Tätigkeiten (Rer. princ. 11, 3, 13 ff. ; In II lib. sent., d. 16, 1); vgl. W. von
Occam, In I lib. sent. 1, 1, p. 2; ferner: Suakez, De anima II, 1 ff.
Xach Descaetes ist es die einheitliche Seele, welche vorstellt, fühlt und will,
denkt (Meditat. III, VI; Princip. philos. I, 32). Ähnlich Locke (Essay concern. hum.
understand. II, K. 21, § 17 ff.). Spinoza bezeichnet die S. als Fiktionen oder Abstrak-
tionen (Eth. JI, prop. XL VIII, schol.) und lehrt, daß Wille und Intellekt eines seien
(„voluntas et intellectus unum et idem sunt": s. Intellektualismus). Xach Leibniz
sind die S. nicht bloße Möglichkeiten, sondern funktionelle Dispositionen (s. d.)- Das
Streben, von einer Vorstellung zur anderen überzugehen, ist die Grund tätigkeit der Seele.
Die neuere Vermögenspsychologie begründet Che. Wolff, der aber die Einheit
der „vis animae" betont (Psychol. rational. § 57). Die Seele hat zwei Vermögen:
Erkenntnis- und Begehrungsvermögen (cognoscitiva, appetitiva), welches letztere
nebst ersterem aus der Vorstellungskraft („vis repraesentativa") hervorgeht (1. c. § 66,
529). Von Wolff beeinflußt ist Kant, der aber (mit anderen) das Gefühl (s. d.) als
drittes Vermögen einschiebt (Krit. d. Urteilskraft, Einl.; WW. VT, 402 ff.). Eine
Reihe von Seelenvcrmögen unterscheiden Reid („powers of mind"', Essay on the
}»r>wer I, 7), Th. Brown (Leotures on the philos. of human mind, 16. A. 1846),
Jouffroy, (iALLUPPi, A. Garnier (Traite des facultes de Tarne2, 1865) u. a.
Hegel erblickt in den S. nur Stufen der Befreiung des Geistes in seinem zu sich
selbst Kommen, „Tätigkeitsweisen'*, die nicht isoliert werden dürfen (Enzyklop. § 379,
440 ff. ; vgl. Dialektik). Als bloße abstrakte ..Klassenbegriffe" bezeichnet die S.
Herbart. Gefühle und Begierden sind nur Zustände der Vorstellungen (Intellek-
tualismus; vgl. Psychol. II, § 152; Lehrb. zur Einleit.5, § 159). Xach Beneke gibt
M nur einfache „Urvermögen" als psychische Kräfte, die schon vor allen Eindrücken
bestehen, behaftet mit einem „Aufstreben", einer „Spannung", welche durch die
Befriedigung aufgehoben wird, die die „Ausfüllungen durch die von außen kommenden
Reize" gewähren. Die S. „wachsen" in dem Maße der Ausbildung von „Angelegt-
heiten" (Lehrb. d. Psychol., § 23, 167, 298). Xach Lotze sind die S. bloße Möglich-
keiten der Reaktion, Äußerungsweisen der Seele (Medizin. Psychol., 1852, S. 150 f. ;
Mikrokosm. I, 1869, S. 188 f.). Entschieden gegen die S. ist die Assoziations-
psychologie (s. d.).
Gegenwärtig spricht man meistens von verschiedenen Richtungen des Seelen-
lebens, wobei meist intellektuelles (Empfindung, Vorstellung), emotionales (Gefühl
.'■» 1 Seelenwanderung — Sein.
der Last and Unlust). volteonebs BswuOfuin (Streben. WUb) unleisuhbtbri wird
(Lot», Horrmvo. Kult*, KwrimHPl, Ordx. d. Psyehol. 1. 187 f., Jodu Jaciun,
Käqhio, Bai«. Baldt/ts, Sclly u. a.). — Dm Gefühl (•. d.) betrachten ab um
Primire Hobwicz, Ziboub u.a, des Witten die Voluatsristen (s.d.). — F. Buvtabo
unterscheidet: Vorstellung. Urteil Phsnomeac der Liebe und de* Ifj—is; VjaOM:
Vorstellen, Urteilen, Fahlen, Btfunisn (Werttheorie, 8. 90; eo such Hörum u, a.L —
VgL Wtrvor. Ordz. d. pars. PsTeboL I«. 1908. B II ff. (vgl. Trieb); Hörram.
Psyehol.». I. 1809, 167 f.; Lirre, Leitfaden der Psyehol». 1000; Drmorr. Einfuhr,
in «He PlrreboL. 1008; JmnuiM, Lebrb. <L PsroboL«. 1007; WtTAASK. Orundr.
der Psyehol. 1008; Jon, Lebrb. d. PsychoL I». 1000, 171 ft, Srasonm, PsychoL L
1809 «f.. f 404; Bau**». Hsndbook of Piryehology P. 1800. 8. 96ff.; Stoot. Annlytb
Psyehology I. 1808. 115 ff.; F. Bbsvtabo, Von der sOsssifikstton der psychischen
10)1. Vgl Apperzeption. Akt, Element.
[Metempsyehose. Meteneometoee) MK die von
nach den Tode wandert die Seele der Reibe nach durch Andere nwns> hlkhn oder dureb
tWrbcbe u. e. Formen oder sb tobweif t too Oeetbn zu Oestfam u. dgL Ab eine 8.
gUoben eeboo verschiedene Netm »Otter. Die Lehre tob der 8. findet sich bei den
Ägyptern, in den tndbohen Upsnishsds (BrehmsJemus). tan Buddbiemne. necb
welebem ee ober eine Erlösung tob der Wiedergeburt gibt (s. Xfarvsaa). bei den
Orpbikcrn. bei PnanroB* (Cfcero, Disput. TueeuL L 18), beiden Pytbsgc:
(Otogen. Leert. VTTT, 91), Enrzoozxas (L e. VIII. 77). Platox fTimeeus 40 Bf..
09 B), Plottw. PBOBXVt, Vornanm, den Manirhacern. in der Ksbbsls. bri
Ltanrso, Bojrjrtr (e, Pshngenesie). J. B. Matbb (Db Idee der 8.. 1861). J. Baoujtk
(Unstrrbliebkrit und 8., 1000), bei modernen Theotopben u. a. VgL Abistotblks,
De anims II, 9 (gegen die &); 0. Ianovrcs, De |iiünfin— 1
1799; 80BXOOMB, Über die 8., 1781 ; Co«, Scbiokssk der I
1701 ; WrxDiscB, Bttddbae Geburt und die Lehre tob der Seelenwanderung. Abb. der
Siebs. Ges. d. Wbsensch-, 1006; Wcxor, Volkerperebologie VL 1016*. 906 ff. - VgL
nater Bttonem t roa, liaezjstenz, i iMosopn**,
Sehen s. Gcnchtssinn, Raum, Tiefe.
Soisl (afau, bxdfjMm, efeik, esse, eeewntb, exbtentia)
Sinne das S. sie Kopula (s. <LL logieebe fc^«— |
als Realität ab Dauer, oft auch das Betend« selbst. Im logischen 8mne ist Sem ein
oberster, elbjenwineiiii Begriff, der siebt etws aas dem Inbegriff der Erfahrung*.
inhalte abstrahiert ist, sondern die rteahmlMgs Setzung (Position). Gesetztheit
beliebiger Inhalte oder bgeudeinai BwiimmlhfU (..Sosein") bedeutet, mag dieser
Inhalt objektive Reahtit (*. d.) haben oder nicht ..S ist P" heißt allgemein: ein 8
wird ab P gesetzt beide werdest ineinander in Beziehung geeetst: mag nun A real
existieren oder nicht es gilt für das Denken ab) eis tob ihm als P Gesetztes, das Aner-
kennung ab) seiend fordert und tob dem in der Regel erwartet und gefordert wird,
dafi es in allem Denken so gesetzt wird, wofern dies die Gesetzlichkeit des I<ogbnhnn
und der Sachgehalt der Erfahrung bedingen. Die InherishungaHinnc tob S und P
eigibt das Urteil (s. d.), die Setzung von 8 und P Oberhaupt ergiot den Begriff (s. <L),
der stets in UrteUen gesetzt und in solchen nach verschiedenen Gesichtspunkten
bestimmt (und weiterbestimmt) wird. ,.A ist" (wahrhaft) bedeutet: A gilt. A ist
eine gältige Bestimmtheit iet ein ab gültig gesetzter Inhalt der sb solcher uBabhlnghj
bt vom subjektiven Erbben. Meinen, Wollen, der also albm bloß Finge hibbtwn,
Sein. 585
Vermeintlichen entgegengesetzt wird. Dieses logisch-objektive „Sein" eines Etwas
bedeutet eine theoretische Wertung desselben, es hat eben im Unterschied vom nicht
Seienden eine besondere „Dignität" (Seinsweit). Das empirisch-objektive Sein
bedeutet die „Existenz" im engeren Sinne, d. h. die Zugehörigkeit eines Etwas zum
System möglicher Erfahrungen, das feste Eingeordnetsein in ein solches, die gesetzliche
Möglichkeit, im Fortgange der Erfahrung unabhängig von aller subjektiven Willkür
und Besonderheit „vorgefunden" oder besser denkend an und in der Erfahrung
gesetzt zu werden (s. Realität). Von diesem empirisch-objektiven S. wäre noch das
transzendente oder metaphysische S. zu unterscheiden; es wäre das als Bedingung
der Begreiflichkeit objektiver Erfahrung und des Sinnes des Geschehens denkend
gesetzte, geforderte „Selbstsein", „Fürsichsein" oder „Innensein" des Wirklichen,
des (mindest relativen) „An sich" der Dinge (vgl. Transzendent); das Muster eines
solchen „Selbstseins" gibt die Existenzweise des Ich (s.d.), de3 Subjekts, das sich
unmittelbar in seinen Erlebnissen als ein Ich setzt (s. Cogito). Endlich wird das Sein
dem Werden (3. d.) gegenübergestellt und bedeutet dann das dauernde Sein, das
Permanieren eines Etwas durch alle Zeit hindurch oder in überzeitlicher Weise, zugleich
oft auch das mit sich identisch-Bleiben, das Beharren, die Unveränderlichkeit.
Doch läßt sich das Sein auch als Dauer im Wechsel, als Beharren (Konstanz) von
Gesetzen oder Relationen, oder als ein Dauerndes, das sich qualitativ verändert,
auffassen: Das Werdende ist und das Seiende wird. Im Absoluten (s. d.) ist vielleicht
alles Werden der Welt ein überzeitliches „Sein". — Bei aller Verschiedenheit dessen,
was ist, was als seiend gesetzt wird (des „Seienden") und der Art des Seins (Sein im
allgemeinen, ideelles, immanentes, logisches, mathematisches, ideales Sein, Wesen,
psychisches oder physisches Dasein oder Existenz, reales Sein usw.) bleibt der Begriff
des Seins selbst identisch (vgl. Relation, Mathematik, Gegenstandstheorie, Objektiv,
Geltung, Wahrheit, Bewußtsein, Erscheinung).
Daß das Sein und das wahrhaft Seiende Gegenstand des Denkens, nicht der
sinnlichen Wahrnehmung ist, lehren zuerst die Eleaten. So gibt es nach Parmentdes
kein Werden, kein Nichtseiendes, denn ein solches ist undenkbar. Denken (Gedachtes)
und Sein sind identisch (tö yctQ aizb voelv iazCv ze xal elvai — zaizbv 6' l<rtl voelv
zs xal oüvexev itrti vörjpa. Das Seiende ist unentstanden, ewig, unvergänglich, unver-
änderlich, einheitlich, stetig, unteilbar, homogen, unbewegt, es gleicht einer wohl-
gerundeten Kugel. Das Seiende ist das stets mit sich identische All -Sein, es ist
denkend, Vernunft, die Gottheit (thqI cpvaecoe, ed. Diels, 1897). Ahnlich lehrt
Met.issoS; das Seiende ist unbegrenzt, eins, da es nichts außer sich hat, unkörperlich
(vgl. A. Papst, De Melissi Samii fragmentis, 1889). Einheitlich ist das unveränderlich
Seiende auch nach den Megarikern (vgl. Plato, Sophist. 246 B ff.). Dem allen
gegenüber lehrt Heraklit, alles Sein sei ein Werden (s. d.); vgl. Pbotagoras (Plato,
Theaet. 152 D). — Als Mittel, zum Seienden zu gelangen, bestimmt Sokeates den
Begriff (s. d.). Ihm folgt Platon, der das Seiende, die „Idee" (s. d.) als Gegenstand
des reinen Begriffs von den stets veränderlichen sinnlichen Erscheinungen unter-
scheidet. Das Sein der Idee ist zunächst ihr zeitloses Gelten, an dem die Erfahrungs-
objekte nur „Anteil" haben (Methexis). Metaphysisch wird dieses Sein dann zu einem
Enthaltensein der Ideen in einem „überhimnüischen" Orte (vgl. Natoei", Piatos
Ideenlehre, S. 465 f.). Auch nach Aristoteles wird das Seiende im Begriffe (s. d.)
erfaßt. Das Seiende hat an allen Kategorien (s. d.) Anteil, ist aber kein Gattungs-
begriff, denn es hat keine Arten (Metaphys. III 3, 998 b 22; VII 1, 102S a 10 ff.;
vgl. V, 7; VI, 4; XII, 8; vgl. Form, Substanz, Wesen). — Nach Ploti>' emaniert das
Seiende aus dem „Einen" (s. d.) und ist Produkt des Geistes (vovs). Indem das Eine
566
■loh anschaut, wird et Denken und Sein ia Einem, so (hfldir Geist alba bt* de»!
(ab die „ateihgibb Welt") in rieh befefk, ab ein ewige* Schaffen, sich
de« Einen (Ennead. III. 8. 10; V. S. I; V. 4. J; VI. I. I; VI, S. 1« 0.|l
Ab daa absolut, wahrhaft, laiininlm Bebati gut oft Oott («. d.). Sonach
n>y Nthu, Awwhwi (Cbnfanasa. VII, 11); egl Job. Scotts Earron**, De
dreisten, natar. I. 3 ff. Die Sehola»tikrr nntmi hiiasii i« göttlichen & (wiw
per eaeentiam"). durch daa bloße Weaen aeboo Ezistiercn. daa ptrihsfffa, endliche 8.
(„etat partteipetum"), ferner Bebt Wesenheit (roniilb) «od Daarin (exbtcntte; ao
schon AncmmtA; „eetentia qnod eat". ond „eeee. ovo eat**: Taosus a. a, ). Daß daa
H«mM kein Gattungsbegriff ist, betont Taotue von Aotrao (8mm. theoL I. S. 5c;
Contr. genttl I. tt); ea iei der Begriff, in welchna der Intellekt „aus Befrifie auflöst
(„oaaca conncptionea itaolett**). Wirkliche Existenz tat daa reale 8eh» (weetc itialn**).
von den das btoO gedachte Sein tv nnteraeheiden iat (vgL Objektiv. Inexistent,
TlltMilsmsl) Die „Unieoketion" (Gleichartigkeit) des allgemeinen fbimbegriffee
betont Dtrwt Srxrrct («gL Mraoat, Pate*. Jahrb.. 1S07). — Daa ihtorats, eneer-
& achreibt Snaoa* dar einen, gouBekoa „fabttaiu" («. d.) zu. tu deren
Existent aotwsadig gehört („ad aalaaa tahttantiar iri tint t exietere —
tpsius easeatie iavotvit aeceatario exiateatiaai , Eth. I, prop. VII; prop. XX). Daa
Extertal m bt eine Vollkommenheit (prop. XI; vgl. Ontofagiteh). — N'ecbdem
Dase-aarn daa Vorbild alba Seine Ia denkenden Subjekt gefanden („cogito ergo
tum"), «riet LstMQS daraaf hin. dag wtr dea Begriff det fjelut (Waaeaa) aas ant selbst
haben („Je Tmritrt.il biea savotr, coauaeat aoas poaiTions avoir I'idee de 1'otre. ai
noat n'ettene det otrea nnia mtnaia et na trouvtona sinsi l'etre ea no»-
Esaais I. K. 2. § S3; vgl. Traoor. Encyclopedfe, Art. ..Existente"). Caa. Wourv
definiert Existent alt Aktualität oder ab Erfüllung dar MflgBuhhil C.[~m|)*'ii"al«n
pcaeibiliutb". Philo*, rational., | 174). Wirklieh iat daa vollständig hisnnmti Ding.
Ein Bebadet (eat) ia Allgemeinen ist „aUee, waa seia kann, ea aag wirklich eeia oder
fegt. Ficaxn, Ober Chr. Wjt Ontotogie, 1910). Ab daa Seat an einen
und in einer Zeit heatiaat die EihHeai Carstca rWmunftwahrheitea. f 40). Hrax
betont, der Begriff der Exbteai sei acht von dea eines Gegenstände* versehirden;
waa wir vorstellen, steUen wir eo ipso ab existierend vor („whattver wo eoneeree,
we conceive to he existent"). Die Idee dar ffibUni tagt der Varatelhag einea Gegen-
Standes nichts hinzu (..makea ao additioa to it"; vgl Treatise II, ect. 0; III. ■
Leutere* lehrt aueh Kasr, nach welchem Existent keine Eigenschaft aater
anderen Eigeaschsftfn eines Dinget ist. Sein bt «•hakt realea Prädikat, d. i. eia Begriff
von irgend etwas, waa xa dea Begriffe einea Diagee hiaaakoaaen könne. Et ist bloß
die Position einea Plaget oder eawbaw Batlamungea aa efahscH»t. " Im logischen
Gebrauch ist e« die Kopula einea Urteils, das, „was daa Prädikat beziehungsweise
aufs Subjekt srUt". Durch dea bloßen Begriff wird ein Gegenstand nur „mit den
allgemeinen Bedingungen einer abglichen empirischen Erkenntnis überhaupt ab
einstimmig", durch die Exbtmt aber ab „in dem Kontext der gesamten Erfahrung
enthalten" gedacht. „Unter Begriff von einea Gegenstände aag also enthalten,
waa and wieviel er wolle, so müssen wir doch aus ihm herausgehen, um diesem die
Existenz tu erteilen. Bei Gegenstanden der Rinne geschieht dieees durch den Zusammen-
hang mit irgendeiner meiner Wahrnehmungen nach empirischen Gesetzen; aber für
Objekte dea reinen Denkens bt ganz und gar kein Mittel ihr Dasein zu erkennen"
(Krit. d. rein. Vern., S. 472 ff.; vgl. Ontologbch). — Ab Settang bestimmt das Saht
auch Fichto, aber streng idealistisch : daa Sein bt nur ab ein vom „Ich" (s.d.) Gesetzte*
und nichts außer dem Ich, weichet alba daa atzt und sich entgegensetzt, was zu
Sein. 587
Selbstsetzung mitgehört. „Alles, was ist, ist nur insofern, als es im Ich gesetzt ist"
(Grundl. der gesamt. Wissenschaftslehre, S. 12). „Es gibt kein Sein außer vermittels
des Bewußtseins" (System der Sittenlehre, 1798, S. VII; WW. III, 2). Später faßt
Fichte das Sein als „Leben" (s. d.) auf (WW. VI, 631), dann auch als das „fixierte
und gefesselte Bilden" (Nachgelass. WW. II, 30, 78, 326 ff.). Nach Schet.ltxg ist
S. das „reine absolute Gesetztsein'', Dasein das bedingte eingeschränkte Gesetztsein
(Vom Ich, S. 123 ff.). S. ist ein „Begrenztsein der anschauenden oder produzierenden
Tätigkeit" des Geistes (S. 114). Im Ich sind Wissen und Sein identisch. Später lehrt
er: es gibt nur ein Sein, die „Identität" (s. d.) oder das Absolute (s. d.), Gott (s. d.)
als Identität von Idealem und Realem (vgl. WW. I 6, 157; II 1, 288 ff. ; II 3, 204 ff.).
In anderer Weise lehrt die Identität von Denken und Sein Hegel. Sein überhaupt
ist „Identität mit sich selbst", der „Begriff nur an sich'1. Das „reine Sein" macht
den Anfang der Dialektik (s. d.), „weil es sowohl reiner Gedanke, als das unbestimmte
einfache Unmittelbare ist". Es ist „die reine Abstraktion, damit das Absolut-
Negative, welches, gleichfalls unmittelbar genommen, das Nichts ist" (Enzyklop.,
§ 84 ff.). Das wahre Sein kommt nur dem „Begriff", der „Idee" (s. d.) zu. Das „Dasein"
ist die Einheit von Sein und Werden (1. c. § 89 ff.; vgl. Logik II, 118; vgl. K. Rosen-
kranz, System d. Wissensch., 1850, § 10 ff.).
Wieder als Setzung, aber in realistischer Weise, bestimmt das Sein Herbart. S. ist
„absolute Position", Anerkennung des gedanklich nicht Aufhebbaren und bedeutet, es
solle beim einfachen Setzen des Etwas sein Bewenden haben. In der Empfindung ist
die absolute Position enthalten, ohne daß man es merkt, im Denken muß sie erst aus der
Aufhebung ihres Gegenteils erzeugt werden (Allgem. Metaphys., 1828/29, II, § 201 ff.).
Als Gegenstandsbestimmtheit fassen das S. auf Lasswitz (Seelen u. Ziele, 1908,
S. 272), Lipps (Leitfaden der PsychoL, S. 156 ff.; 3. A. 1909; Inhalt und Gegenstand,
1905), O. Selz (Münchener phiios. Abhandl., Th. Lipps gewidmet, 1911) u. a. S. im
allgemeinen ist Setzungsbestimmtheit nach Deiesch (Ordnungs lehre, 1912, S. 38 ff.).
„Indem das Ich sich seine Erlebtheit überhaupt gegenübersetzt, setzt es das Sein;
auch es selbst, indem es als setzendes gesetzt erfaßt wird, ist so für sich Sein, ,ist' für
sich." Sein, d. h. „das, was ich überhaupt setze", ist das erste Ordnungszeichen. Das
„naturwirklich- Sein" ist eine besondere Art des Seins. „Dasein" bezieht eich auf
einen aus der Erlebtheit bewußt herausgehobenen Ausschnitt, der als gesetzter Aus-
schnitt erfaßt wird. — Nach Cohen ist alles Sein vom Denken gesetzt (s. Idealismus).
„Das Sein ist Sein des Denkens", das Denken „erzeugt" das Sein, dieses hat im Denken
seinen „Ursprung". „Nur das Denken kann erzeugen, was als Sein gelten darf" (Logik,
1902, S. 14 ff., 67 ff.). Als denkend gesetzte Bestimmtheit, Geltung betrachten das
Sein Natorp (Die log. Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910), Cassireb,
X. Hartmans, Lask u. a. Vom zeitlosen Sein (Gelten) des Idealen unterscheiden
die raumzeitliche Existenz Lotze, Husserl (Logik II, 101, 123; vgl. Bedeutung,
Wahrheit) u. a. Nach Rickebt hat das „Sein" nur als Urteilsprädikat einen Sinn;
es ist die „Form des Existentialurteils", ist nicht etwas, worüber geurteilt wird,
sondern etwas, was ausgesagt wird, Geltung. Dem Sein geht das Sollen (s. d.) voraus
(vgl. Platon, Fichte, Lotze u. a.; Der Gegenstand der Erkenntnis2, 1904, S. 119 ff.).
Nach Lachelieb sind Denken und Sein Korrelate; die Idee des Seins erzeugt sich
selbst (Psychol. u. Metaphys., 1908, S. 118 ff.). Nach A. v. Leclaer ist Denken „Denken
eines Seins", Sein ein gedachtes Sein, das aber in verschiedenen Wirklichkeitsgraden
besteht (Beiträge zu einer monist. Erkenntnistheorie, 1882). Sein ist nur der höchste
Gattungsbegriff alles dessen, was Bewußtseinsdatum ist oder sein kann (vgl. Der
Realismus der modernen Naturwissenschaft, 1879).
Dien rein ideeJbtnche Am*faeeaag ron 8eJa ab Idole» Vorgestellt- oder Gedeck t-
bioße» Bewußtsein, in einen BawuBteehi Entlultenocin vertreten Ooman
(Clerk univrreslu. 1713. ß.51.1. Knutn.tr. nach weithin wmtH gleich ..pereipi"
bt (vgL Ideelbmu»; Prbaapi™. 1 1 (. .. Fiokts (•. oben), J. 8r. Mux (8. -
Wein nuhnmagningHffhhi li, m. Objekt), Braves* (8. - Fortdauer in
PsrchoL f 09; 8. bt aber doch Rtaikt). Honesos u. »,. Sorem, nach weichem alire
den BrwußtaeJn imant (e. d.) bt, wobei aber ama 8eta euch die ateohrte Geeetdkn-
keit nogneber Wahmrhmune»* gehört (Gr. der Eikinwlnidibii u. Logik, 1894.
a »ff.; BiknaiHnbtbiuiH. Logik, 1878. f 23 U M. Kacitma»*. vo» Scavenrr
8ou»nw.H.Cownwoi(EmWt.iadi.Phik«., 1903. & t«3 tf. : Vf**uch ciiirr Theorie
der ITibtisJtbliiindb 1894; FibH ibeweihi 8tehen in
a. d.) heibhan dm Sein Macs. Avncaaro» (rgL Kritik der reinen Erfahr. II. 32 ff.:
„FiininHir» Panourr (Dne Weltproblem«. 191t) o. e, - Nech J. Baaoauvv iet
Sem mhfehet Mniok nlbet |iiul|liii»llil Bewußtsein '* (Metaphjs-, 1899. & 490 f.).
•ein mit anderen TUngen in dar Welt oder, kftraer, m eeinen Enthaheoeein in dar
Welt" (vgL Archir f. irrtrm. Philo». II. 1999; Sem n. Erkennen. 1990. 8. |(
i obbktreea IrtaiHmnai. 1999. 8. 117 g.L Die absolute Reeütet der Bewußt-
lekrt PwfaonsvK» (Prinzip, dar Metcphvs. I 1. 1904. 8. 9 0
• Sem Hanta». Browne (Enpir. FrrcboL 1 8, 1991. 11 ff.), Roeamn
(Logik. 1964. f StOff.; Nuoeo aaggw II. 1851, 15 ff.). Gioanm (Introdna. I. 1839/40.
rgL Ontoloebmus). Fnuu (Dell* idea deü* eeeere. 1999). C. H. Wnii (Grdz.
d. Meuphy*.. 1999, & 109), A. Donxn (Eatvklop. d. Philo».. 1910) u. a.
Auf die Unabhängigkeit von onatrem Erleben «ad Denken beliehen daa „Sem"
FirnuAcn (WW. IL 309; X. 071 Uuuct (Logik, 1963. & 49L, 94t). Stowabt
(Logik I*. 1999/93. 90fL; 4. A. 1911). G. v. HmuM (John Locke, 1993). Draorr
(Über daa f ib»»»»1i'li «griff. 1903, & 3 ff.. 91) u. a.
Auf die OigineHiMlIhihki it daa Otdrrbrffn, aei ei» nun realer oder bloÄ likielke
Art, bestehen daa Sem A. Msuoyo, neeh wslnhwm Sein and
„Bestand". „PaoiidoMiiK'ni*4 ale „Objektive*4 (a. d.) dea Urteilen
so onpngnwi anbei, wie dea Objekt der Vorstellung (Über QigsnHIartf höherer
Ordnung. 1999. 8. 199; Über Anaahmen». 1910. & 191 ; Zeitechr. f. Pkilos.. 139. Bd..
S. 66 ff.), ferner AaaaKPam (untersuch, rar G>geneterwknViorw. 1904. & 66 f.) u. ».
Nach Kinno bt de» 8. ») reale Exbtens von Außen- «ad Innentefaaohea, b) pheno-
meneke Sein ab Zeichen der realen Wirklichkeit, c) maaettioaabe Sein in der
■wHiinfl Die Wahrnehmung (e. d.) enthalt (implhdte) ein Fi bei nlb 'eMail (Die
mtellektoaUen Funktionen, 1909. & 140 ff., 273 ff.); vgL H. Pichle», Über die Arten
de» Sein», 1906; Baldwiv, Daa Denken und die Dinge I. 1908.
Aue dem Urteil leitet de» Sem Banrrxxo ab. „A iatu heißt : A iet »1» wahr Aner-
kannt (Pavchol. I, 1874. 279; Vom Ursprung sittlicher Erkeantab, 1899, S. 61 ff.);
Tgl. Maett. Viertel jahnechr. f. wies. Philo».. 1884, 18. bis 19. Bd.; F. HnxnmaxD,
Die neuen Theorien der kategor. Schlosse. 1891, S. 20. 27 f.
Ab „Stehen in Beziehung", Beriehungs- Setzung bestimmt da» Sein Lorxa
(Mikrokoan. IIP. 468 ff.; Metaphys.1, 1879, S. 36); vgL auch Siqwaet, Logik I*.
1889/93. 95; 4. A. 1911.
Daß Sein gleich „Wirken" oder Wirkensprodukt ist, lehren Che, Weiss, Sonorm-
haceb (Welt ab Wille u. Vorstell., L Bd., § 6), E. v. Haetiluik (Kategorieniehro.
Selbstbeherrschung — Selbstbesinnung. 589
1896, S. 176 ff.), Drews, Deussen, B. Erdmann (Logik I, 77, 111; 2. A. 1907; Viertel-
jahrsschrift 'f. wissenschaftl. Philos. X), L. W. Stern, W. Jerusalem (Die Urteils-
funktion, 1895, S. 209 f.; Existenz ist „Wirkungsfälligkeit") u. a. J. betont, daß die
Existenz implizite in der Wahrnehmung und Vorstellung enthalten ist (1. c. S. 210);
so auch Jodl u. a. — Als (konstante, beharrende) Tätigkeit, Produzieren bestimmen
das Sein Campanella („facere permanens", Univ. philos., 1638, VII, 4, 3), Fichte,
Schelling, Hegel, M. Carbi^re (S. ist „sich selbst bestimmende Tätigkeit"), Eucken,
O. Braun, F. J. Schmidt, Bergson (s. Entwicklung), J. Bergmann, Joel, L. Busse,
B. Kern, Wundt, Kühtmann (Zur Gesch. des Terminismus, 1911), Ostwald u. a.
(s. Werden, Energie).
Daß das S. im Grande Fürsichsein (s. d.) ist, lehren Leibniz, Lotze, Fechner,
Busse, Ladd, Boirac u. a. — Aus der inneren Erfahrung leiten den Seinsbegriff ab
D'Alembert, Turoot, Royer-Collard, Beneke (Metaphys., 1840, S. 67 ff.),
Günther, Teichmüller, J. Wolff, Hamerling, Nietzsche (WW. XV). — Vgl.
N. Hartmann, Piatos Logik des Seins, 1909; L'etre dans Pia ton, 1910; Schindele,
Zur Geschichte der Unterscheid, von Wesenheit und Dasein in der Scholastik, 1900;
M. L. Stern, Naturwiss. u. philos. Monismus, 1885, S. 129; Monist. Ethik, 1911 (Die
„Existenz" ist identisch mit Gott, dem unveränderlichen Sein); Dilles, Weg zur
Metaphysik, 1903 f., S. 7 ff.; H. G. Opitz, Grundriß einer Seinswissenschaft, 1897
bis 1904 (Gott ist Allbewußtsein, Allwille, der alles erschafft und umfaßt); Wundt,
Philos. Studien II, 167 ff.; System d. Philo3. I3, 1907; H. Gomperz, Weltanschauungs-
lehre I, 1905; O. Weidenbach, Das Sein, 1900 (das S. = die absolute Wahrheit, die
Idee, als Voraussetzung alles Daseins, des „Besonderswerden der allgemeinen Idee");
K. Geissler, Vierteljahrsschr. f. wiss. Philo3., 29. Bd. (verschiedene „Seinsstufen");
K. Marbe, Experimentalpsychol. Untersuch, über das Urteil, 1901 ; E. J. Hamilton,
Perzeptionalismus u. Modalismus, 1911; H. Schönbach, Das Seiende als Objekt der
Metaphysik I, 1910; P»ehmke, Philosophie als Grundwissenschaft, 1910; H. Leser,
Einführung in die Grundprobleme der Erkenntnistheorie, 1911 (Das Sein des Seienden
ist ein „Spezialfall des Geltenden"); F. R. Ltpsius, Einheit der Erkenntnis und Einheit
des Seins, 1913. — Vgl. Metaphysik, Ontologie, Wesen, Realität, Wirklichkeit, Objekt,
Substanz, Werden, Realismus, Idealismus, Identitätsphilosophie, Urteil (Brentano
u. a.), An sich, Ding an sich, Erscheinung, Transzendent, Immanent, Bewußtsein,
Relation, Erkenntnis.
Selbstbeherrschung ist die Gewalt des Vernunftwiliens über die Triebe,
Begierden, Leidenschaften, die Fähigkeit, solche Zustände zu hemmen, nicht zur
Entfaltung kommen zu lassen, sofern sie den Weit des Ich, der Persönlichkeit ver-
mindern. Hier steilen sich (gefühlsbetonte) Vernunftmotive anderen Motiven entgegen
und gelangen, bei genügender Übung (Erziehung) und Willensenergie zum Siege;
jeder neue Sieg macht den Willen stärker. Vgl. Sidgwick, Methoden der Ethik, 1909,
K. 3; Natorp, Sozialpädagogik2, 1904, S. 128; Paulsen, System der Ethik, II5, 1899;
Kultur der Gegenwart, I 6.
Selbstbeobachtung s. Beobachtung, Psychologie. Vgl. K. Groos, Zeitschr.
f. Philos., 1910.
Selbstbesinnung ist Reflexion (s. d.) auf das eigene Ich und dessen Inhalt,
auf dessen Verhalten, ferner die Reflexion auf die Grundfunktionen des Denkens
und Erkennens und auf die Erzeugnisse derselben, sowie auf die in der Gesetzlichkeit
des Geistes wurzelnden Bedingungen der Erkenntnis. Die Methode der S. betonen
Fries, Dilthey u. a. Vgl. Driesch, Ordnungslehre, 1912.
Bfi0 tilhttiMrtiniiMf — SeJbetbeurutteeln.
•»lfcrt>erti«««f ( Autodeterminetion) a. WiUrnafreiheit.
Verspüren. Dana wiid es durah immer echArbre «ad genauere Unmrecheidung dm
.ulea" (Objehta) aad >«(wi loa" von deav wm die« Uaterecheidung und
ffipiitHiimg macht aad mlilfaHttrh durch Uuterechetdung auch dar ffrbtinbtn i
ab tob her von Erbbenden iwi eigentlichen Sellbtbe wußteeitt, dat tuhöcbet in <
Srttungaurtail: «loh bin" w pi Aatdruck hommi Dm 8. mtpht abo ein» Entwicklung
durah, und « bt vom primarea. ■ndlrltitntbiliii Selhetgafahl dee eigentlbhc Seihet-
bewußt«» ab KorraUt tum Objekt- aad Aaleaailt^twiitamia, nihftobet dat reine
Htlbttbtwattarax dat Wbtea um die aOat Erkennen Im dingende identbebe Einheit
dat Subjekt» tu untrrrobeidcn; die» reine & Ut nbhta jfrjahiifaghwhet, aoadara
Natur, at bt gedacht alt Vottiaailninf rinhalllbhar Erfahrung»
b ideeile« Kwnltl ca dbeea (vgl. Iah, Apperavptbn. Idenu
Bewußtauin, Subjekt). Ab der ITiHah klang dat B ainrt htttiigt db httnarfart Kintft*M
dea ab «Leib" aeigefeßtaa Kocapbnea, Qimtinimpflt fangt n, die «doppelte
empfmdnng" bei dar Sribetberahrung dat Leibet, db Herrtcheit dat WUbat ibar
dbtea betreib der Bewegung, db Tataeebe dat Sehmetara, dm Stetigkeit <be Bewußt-
ttintiumiamtnhtnme, dat Ocdaehtnb, db Bahab dar Wllbnetellghfli a. a. Dm
„Selber, dat wir erfattea. bt aber nbbt eh» Suhetanx oder KjWt hinter dem Bewußt -
«Keonderndb aktivreaktive Kinheit det wollend-deokenden Bewuflt-
teint telbet. db abh durah daa Strom dar Erbbabte hinduroh forteetxt, immer
wieder «tat und erhalt, ab atatttHtbrb «Form" der Bewußtheit. Dat «empirbebe* .
aktuelb 8. gibt immer aar einen Ancaohni» aat dem nb ab Oanam gegeben« n Inhalt
det Ich, tu dem euch db Dbpoaltionen («. d.) sa Aktionen aad Baahtbaen gehören,
nicht bloß db nlitHiiin lehErbbnber (vgl Wahrnehmung, innere).
& im eng»«* Stau» bt «Selbatgefahl" ab Bewußteem dat I>« tteilhmk ei tt wettet,
dar Kraft and Ttcktigkriu dar Lebtungtf ihigkait dat Iah.
Den Begriff dea abh telbet Denke» dat Denken*, dea Gebtee hat tchoo AeieTo-
mn (edfwtt eo*}eea*. Metaphya. XI 9. 1074 b 24; «4*4» w eaef 4 rate ««•*
,.«<Ue*tr tee eweee*. L e. XII 7. 1072 b »f.). Kaeh Ernrmr vermag abh db
Denkkreft telbet tu erkennen (Dbeertat. I. 1. 4). aad nach Cicmto bt ea daa Hochete,
„anlmo ipco anJmum videre" (TuecuL dbpwt I. 22. 51; vgL I. 23. 55). Vom Selbst-
bewaßtteia (ewea/e^eir ehrt» dar Stab anrieht tneret genauer Puma. Der Gebt
wendet «in Denken auf abh «Ibat am (jMta/eJt; aVeMbaaeerr« te* ee»>«r«) and
apbgelt eich «lbtt (Ennead. I. 49; IV, 4, 2k — Nach Atmoarormj erkannt abh der
Cbbt durah abh «lbtt, in unmittelbarer Eri a«ung durah daa Denken (De triniu 1
X, 10; XIV. 6; Do anima IV, 20 f.). Nach Thomas vom Aqoimo erkennt tbh der Gabt
nicht durch unmittelbare Erfatanng «inee Weaena («per toam ewentiam"), eondern
in «inen Tätigkeiten, aot denen er «ine Exbtenx erfaßt («ex hoc enim ipao qnod
peroipit « agere, peraipit « eme", Oontr. gent. III, 46k Der Gebt erkennt »bh refbxie,
durah einen ahttrahbrenden Denkakt (Sum. theoL I. 87. 1). Wahrend nach Duat
Scotts db Seeb abh nur vermittelt einer „epeebe" (t. d.) erkennt (De rerum prtne 15),
erfaßt ab abh nach Wiurauf vos Oocam durah unmittelbare Intuition (In H
«nt. I, 1).
Db Evidenz der Selbaterkenntnb dee Gebtee betont Descabtbs (e. Cogito. ergo
tum): „Nihil faciliua et eridentba roea mente poe» a me pereipi" (Medit. II). Db
Ureprünglichkeit und unmittelbare Gewißheit dee Selbst bewuBteeins bhren auch
Selbstbewußtsein. 591
Malebranche (Recherche de la verite III, 2, 7), Tschirnhau.sen, Leibxiz („ipsi
nobis innati sumus"; vgl. Philos. Hauptschriften, II, 413 ff.), Locke (Essay coneern.
hum. understand. IV, K. 9, § 3; K. 27, § 16; vgl. Reflexion, Wahrnehmung), Berkeley,
nach welchem der Geist von sich keine Vorstellung (idea), aber ein Wissen (notion)
hat (Principles XXVII), Chr. Krause, Schleiermacher (Psychol., 1864, S. 9, 159 f.),
L. George, G. Thiele (Philos. des Selbstbewußtseins, 1895, S. 303 ff.), Gerbeb
(Das Ich, 1893, S. 213), I. H. Fichte (Ursprünglichkeit der „Selbstempfindung",
PsychoL I, 212 ff.) u. a.
Daß wir durch das Selbstbewußtsein nicht die Seele, das Ich an sich erkennen,
betont Kant (s. Ich). Das Ich denkt sich zwar als denkendes Subjekt, das als solches
nicht Erscheinung ist, aber es erkennt sich nur vermittels des „innern Sinnes" (s.
Wahrnehmung), als Erscheinung, d. h. so, wie es von sich selbst „affiziert" wird. l)a<,
Bewußtsein „ich denke", das „reine Selbstbewußtsein'" der transzendentalen Apper-
zeption (s. d.) ist eine formale Bedingung aller Erkenntnis (s. Identität). Daß ich bin,
weiß ich, um mich aber zu erkennen, bedarf es der Anschauung, und diese läßt mein
Ich nur als Erscheinung erfassen. „Das Bewußtsein seiner selbst ist also noch lange
nicht ein Erkenntnis seiner selbst" (Krit. d. rein. Vern.. EL 437 f., 675 f.; Prolegomena,
§ 46; vgl. Paralogismen). Vgl. Fries, Neue Kritik I, 120 f.; Psych. Anthropol., § 25;
Reinhold, Versuch einer neuen Theorie, 1789, III, 317 ff. ; B. Oristiansen, Vom S.,
1912.
Aus der Reflexion des Ich (s. d.) auf sein Tun leitet das Selbstbewußtsein Fichte
ab (vgl. WW. I, 247, 488 ff.). Die Identität von Sein und Wissen im Ich lehrt
Schelling, nach welchem das S. der Akt ist, durch den sich das Denkende unmittelbar
zum Objekt wird (System des transzendentalen Idealismus, S. 28 ff.). Die Quelle
dps S. ist das Wollen: „Im absoluten Wollen aber wird der Geist seiner selbst
unmittelbar inne, oder er hat eine intellektuelle Anschauung seiner selbst"
(WW. I 1, 401; vgl. Subjekt). Nach Hegel ist das S. die Wahrheit und der Grund
des Bewußtseins, aus dem es sich dialektisch entfaltet. Es ist lebendig im Urteilen
des Ich über sich selbst (Phänomenol. ; Enzyklop., § 423 ff. ; vgl. Michelet, Anthropol.,
1840, § 270 ff.; K. Rosenkranz, Psychol., 1837, S. 289 ff.). — Nach Schopenhauer
erkennt das Subjekt sich nicht als solches, sondern den Willen als Kern seines Wesens;
ea erkennt sich „nur als ein Wollendes, nicht aber als ein Erkennendes". Denn
das vorstellende Ich kann als Korrelat und Bedingung aller Vorstellungen nie selbst
Vorstellung oder Objekt werden (Welt als Wille u. Vorstell., II. Bd., K. 19, 22;
Parerga II, § 32, 65; Vierfache Wurzel § 41 f.).
Auf „Widersprüche" im Begriff des unmittelbaren Selbstbewußtseins weist
Herbart hin: „Das Ich stellt vor sich, d. h. sein Ich, d. h. sein Sichvorstellen, d. h.
sein Sich-als-sich-vorstellend-vorstellen usw. Dies läuft ins Unendliche." So wird
das Ich zu einem Vorstellen ohne endgültig Vorgestelltes (Psychol., § 132 ff.; Lehrb.
zur Einleit., S. 189 ff.). Das S. ist ein Entwicklungsprodukt, beruht auf der Apper-
zeption einer Vorstellungsgruppe (s. Ich). Ähnlich Volkmann (Lehrb. d. Psychol. II4,
1894/95, 217) u. a. Auch nach Beneke ist das S. nichts Ursprüngliches (Lehrb. d.
Psychol.3, § 150 ff.; System d. Metaphys., 1840, S. 171 ff.). Nach Lotze ist es nur
theoretische Ausdeutung des „Selbstgefühls" (Mikrok. I2, 280 f. ; vgl. Medizin. Psychol.,
1852, S. 493 ff.).
Als Produkt einer Unterscheidung und Entwicklung betrachtet das Selbstbewußt-
sein Ulrici (Leib u. Seele, 1868, S. 57 ff.), Jodl (Lehrb. der Psychol. II3, 1909, 240ff.),
Höffding, (Psychol.2, 1893, S. 182 ff.), Cf.sca ( Viertel jahrsschr. f. wissenschaftl. Philos.,
11. Bd.). Haoemaxn (PsychoL», 1911). (Jutberlet( Logik u. Erkenntnislehre2. B. 1701;
50| Selbiterhaltunf - Selbsterkenntnis.
Psycho!.. & 182 ff. ; dii. S^kwwflent too ihirni Akt*, dum Prf»St«e «ch *k Ich.
und cm die „qJbotnifceMntnls" dringt in im Wmm der Seele ein) u. a. Nach
Vif f aemr*a a* nrw ii ■ I ■ es ■■ m rftLm M«^«Ltn*kAM ViM«!«^ emmmm Q-*tiaifi ■ —■■**'■- - ' — ^^a*äN Ja il i m
daß sie beurteilt «erden (Die UrtnOrfnnktkm. 1606. & 167; vgL Lrhrb. <L PSTchoL«.
1007: rgl. DssnotB. Dm Doppel- Ich«. 1806, & 75«. a. a.L Naeh Wükdt ist den 8.
ein Erwttgnfa, nicht die Oiiiiirihga der Mjahhumtn Piaiii. in deren Stetigkeit m
BTvOCtot» Mfilnll n»C O&WI MB MB •WnWQSpVOQHKv MftBtffW wvMftnVnMVflMUMpMI I mHDI
und innerer Pili tmlmi. spater ein Voretrtlungakomplex samt Gefühlen und Affekten,
rieht «ich den & völlig naf den Willen «rock. In dem ee ran Animo* krtmh.lt
Ist» eher erst durch npuwiutlin AWIegaag rieh entfaltend (Grandr. d.
HrrohoL». 100t. & SM ff.; Grd*. d. phrriol. Psycho! HI*. 1003; Vorlee. aber die
u. Tfcresels*. 1011L Den & ist der einheithohe Zucsmmi nhsng dee Bcwuflt-
erlhet. - Ale Einhrit betrechwn dm & euch Lomal! (Gr. d. PsychoL. 1004.
S. 1371.). H Ma» (ftyehoL d. »mntirmslen Denken*. 1008, S. 800 ff. L Paul**-.
JoIl u. n. Ferner: F. J. Scan* (Ordx. <L konstitut. ErfahruagaphikMophte. I0U1.
H. SSSf.), H. ÜMnuci, Run« Hüssma (dee Ich als „Vcrkntnfunneeinhe.t .
„imkiltflrai Inhelrenueeunheit"; *. loh). Onus, nnch web hei den 8. ein
eine Aufgabe let („Wille ras Seihet": Ethik'. 1007. 8. 801 ff. 845) «ad
Bi wutmrin dm U*dern" hndmgt hu (ihnlich Kato*» M.U
von rornherrin Im Erkennen Jedes Ich nie FuaktmaagMoaes
berieht (Kaamnllt a. TVIeologie, 1004, 8. 171 ff.) n. e, - VgL E W. Hamtma«». Die
moderne Psycho!.. 1001; A. Dasars, Dm loh, 1807; GÖanro, System d. krit. FbOm. I.
1874/75, 168 ff.; Suvaet. Logik II*. 1880/03. 303 ff.; 4. A. 1011; Um, Seihst.
bewuAterin, Empfindung, GefahL 1001; Leitfaden dar PsychoL». 1000; IHuna.
Ordnungriehre. 1012; Jambe. PrincipW of PsychoL. 1800, I. S06 ff ; Baldw». Hand
book of PsychoL 1*. 1888, 143 f.; Mental DereJopment. 1806, K. 11. f 3; (Jan*.
Protegorneoa to Bthice. I88S: Annahme einee reinen, rritlossn. gfliÜlubia. den
viduen ragntnde hegrndiB StlhethewufitnriM (auch Teiele a. *.); CasvaUEE, Dm
Entstehen u. Werden dee S.. 1007 f. ; O. Kafka. Archiv f. d. gesamte PsychoL, 18. Bd..
1010: K. OasTsaaatca. Dm SelbetbewuB teein a. eeine Störungen, 1011; Phano-
menologte de* Ich L 1010; E. VournJüroBa, Vom Selbstgefühl. 1010; R. Mcu.ee
FaEiBJirau. Pbilcooph* der IndividualitAt, 1083«. Irraöonauornns. 1083. - Vgl
Wahrnehmung (innere). Identität, Pereon, Subjekt. DopprMch.
üelbuterhaltUBg; s. Erhaltung, Trieb.
SeUhaterkemaifmla iat reflexives, ■rlribrnilagm DewuStatia dm eigenen
Ich, eeiner Dieporitionen und Funktionen (s. SalhntbewaammaX ferner richtige Beur
taüang des Charaktere, doe Grundwibens, der rigenthohen Tendenzen, der Irislsnga
fabigkeit, der Stark* und Schwachen, dee Wertes der eigenen PUreonbchkeit. 8m
kommt raetande durch SelUtbcainnung, Selbstanalyss, »«gleichende Erfahrung,
praktische Erprobung u. dgL. bleibt aber immer mehr oder weniger lockenhaft, ist
Tauschungen auegeaettt, da die lernten, eigentlichen Motive uneeree HandVhm rieh
oft echwer aufspüren lassen. Wir erkennen um selbst nun Teil erst aus der Erkenntnis
anderer, die wir wiederum nach um selbst deuten (ScaiLum: Wulst du dich selber
erkennen usw.). Als Faktor des Sittlichen wie der Erkenntnis überhaupt betont
die S. (dM r***t eeeereV) SoolatM (rgL Xasorao». MemorabiL IV. 2. 25 f.);
vgL Kaut, Metaphys. der Sitten U, Tugendlehre. VgL v. BnocKOOKrr, Die wissen-
schaftliche S. 1006; Schelee. Die Idole der Selbsterkenntnis (in: Vom Umsturs der
Werte. 1010*) legt die Schwierigkeiten der 8. dar.
Selbstgefühl — Sensibilität. 593
Selbstgefühl s. Selbstbewußtsein. Vgl. Ribot, Psycho!, des sentiments,
1896, S. 263 ff.; Lipps, Leitfaden der Psychol.2, S. 279; Sully, Psycholog. II, 1884,
97 ff.; E. Voigtländer, Vom S., 1910; Über die Typen des Selbstgefühls, 1910:
Oesterreich, Phänomenologie des Ich I, 1910; Typen des Selbstgefühls bei
Müller- Freienfels, Persönlichkeit und Weltanschauung, 19222.
Selbstgewißheit s. Gewißheit, Evidenz, Prinzip, Schottische Schule,
Vernunft.
Selbstliebe ist Tendenz, die auf die Erhaltung und Pflege des eigenen Ich
abzielt; ihre Ausartung ist die Selbstsucht (s. Egoismus). Vgl. Jodl, Lehrb. d.
Psychol. IP, 1919, 380 ff.; Paulsen, Kultur der Gegenwart I 6, 307.
Selbstregulation s. Regulation, Organismus. Vgl. Östwald, Philos. der
Werte, 1913.
Selbsttätigkeit s. Spontaneität.
Selektion (engl, selection): Auswahl, Auslese, Zuchtwahl. Außer der künst-
lichen S. der Tier- und Pflanzenzüchter gibt es eine natürliche S. (Ch. Darwin),
welche in der allmählichen Ausmerzung des (relativ) Unzweckmäßigen, des im Kampf
der Arten und Individuen ums Dasein, um die Lebensbedingungen nicht Erhaltung» -
fähigen, und in der Erhaltung, dem Überleben der bevorzugten Variationen besteht
(s. Entwicklung). Die zum Teil stattfindende entgegengesetzte Auslese wird als ..Kontra-
selektion" bezeichnet. Es gibt ferner eine Personal-, Germinal-, Histonal-, Kormal-
Selektion (Weismann u. a.), ferner eine Sexualauslese, bei welcher meist im Wett-
bewerb der Männchen um die Weibchen die mit anziehenden Eigenschaften begabten
Individuen obsiegen sollen. Der extreme Selektionismus verkündet die „Allmacht
der Selektion" und betont auch in der Soziologie (s. d.) die Rasse verbessernde Wirkung
der S. (Ammon, Schallmayer, Lapouge u. a.). Vgl. dagegen besonders R. Gold-
scheid, Höherentwicklung u. Menschenökonomie I, 1911 (Kritik der Selektions-
theorie überhaupt), E. Becher, Der Darwinismus und die soziale Ethik, 1909, Mcller-
Lyer, Kropotkin u. a. VgL Unbehaun, Versuch einer philos. Selektionstheorie, 1896;
Plate, Das Selektionsprinzip, 1908; Th. Stebnberg, Die Selektionsidee in Strafrecht
und Ethik, 1911; Baldwin, Evolution and Development, 1902 („functional selection");
Plate, Selektionsprinzip und Probleme der Artbildung, 1912. Vgl. Rasse, Vererbung.
Auch im seelischen Leben gibt es eine S., eine Auslese unter den Reizen, auf
welche reagiert wird, unter den Vorstellungen, welche die Aufmerksamkeit festhält
und die das Denken verarbeitet. So nach James, Baldwin, F. C. S. Schiller, Stout
(Analyt. Psychol., 1896, S. 143 ff.), Bergson, Simmel (s. Erkenntnis), Wundt,
Ebbinghaus, Jodl, Jerusalem u. a.
Semasiologie (<7/]«a, Zeichen): Bedeutungslehre (vgl. H. Gomperz, Welt-
anschauungslehre II: S. — Lehre von den Denkinhalten). Über „Semiotik" u. dgl.
vgl. Locke, Essay concern. human understand. IV, K. 21, § 4; BrEal, Essai de
semantique3, 1904; Külpe, Die Realisierung I, 1912.
Sensation (sc-nsatio): Empfindung, äußere Wahrnehmung (Sensation: Locke,
s. Empirismus), Aufsehen. Vgl. Kant, Anthropol. I, § 13. — Vgl. Perzeption.
Sensibilität: Empfindlichkeit (s. d.), Fähigkeit, mit Empfindungen auf
Reize zu reagieren; starke Empfindlichkeit; Gefühls- und Begehrungsfähigkeit (so
bei Ribot, Psychol. des sentiments, 1896, S. 2 ff., u. a.). Vgl. Richet, Recherches
experim. et clin. sur la sensib., 1877. Vgl. Sinnlichkeit.
Eisler, Handwörterbuch. «jg
m
Sen-iti* m mnsua, 8hm. topfiad—g); nspflaifliuk, — prtndMm; Kapfin
dang vermittelnd (fletminv* Nerven; W ■ ■ - „amanihlh" Xmw).
Mrn»»riaw riMMiin gr meines mni rinpfindiinaaiigMi, Empfindung»
»ntram. Vgl. Oei
(eeansa, Sinn, fcjapfiadung): H^ptr¥h-ii*ttfat*rrTrpanri t.
Ableitung aller ErkrnntnM mm der flhm«awahra«hiaiing, »Her Vorstellungen and
Begriffe mm Euqrftadungeu oder ataahrbrn Eihbuhaen, Beschränkung aller Erkeantnh
crkaapfaag voa flinnairMlan. Redaxierung dar Cmhktr (e. d.) auf Komplexe
von Eaipfiadangrn (a. d.u alles thsoheaeaa aaf Veraaderaagan in den ReUtkmca
\"n kiiutli' )>• n anahajama I*»«" mmammtanmM i*»> » b<»i< »cm- nttaaMM *!•»-• >t«-1iim br
ah Entwinklttagsprodakt roa (aefahhbetonmn) Empfindungen und hugact eine eigene
Aktivität dal Gamma, dal Denken« aad Wallana. Die arasuaJhtM*
Akuvhai de« Denkern taarbea, beschrankte ah
■Heb gegebener I rnten aad hmtreiht «He apcinrhch gahigr
;u.«fratlarllg«Pi«aah|liia liwlartiii - Derprsktiseks8. iiklhii
Os*,deashe«.WcvtmtliifttaasalB»Uh»amaakm«^^
Ak eine ..tabula rata", (a d.k d. h ah vor der SuMsrnwahrBeumung noch ganxbcb
Irerr. erat dnrek hoe «ick mit Inhalt eifatteude Piaehe wird die Seele roa den Hto ■
(«-trachtet. AiMgeapcnrk»nfi fkraiMhaha aiad die Kyrcn«ik«r. Bpikurrrr. nach
»rieben alle Begriffe Mnnlhmrn Ursprung haben (ad» yif ***>•« **•** r*V «/i^aw
fatarai, Dmgaa. Laset, X. 32). Dha hart aaek CaMTamaxa (Da anra na
ferner Hoeaa* (Lrviathan I. I). (iaiwBXDi. Morraioys (Kmm II. IS). P. Baow*>
Locu betont: ..Nihil e«t in intelhctu, qood non prina fnerit in aeasu"; er beaeiehnet
dk> Seele ah Mwkite paper". auf daa erat dh Erfahrung (a. d.) Fhvhlraa reneichnet.
nimmt aber neben der „aenaation" nock die ..rrflexion" («. (Lkdiel
ah Erkmmtiihoorlh an aad achreibt daai Gemte dh> Fähigkeit der
Vorstellungen tu Main Gebflden sa (Eamy coneern. kum. uadeialaud. IL. K. 1. | 2ff. :
gegen Looks wendet ak» Laura; e. Intellekt). Aue Minereu aad lim in a Erhbnhaen
(..Impreaakm.") leitet alle reah Krkenntnh Hrax ab; dar Geht hat nur dh Kmft.
ana w vorsmi*tnnmB, am aeren «.noptra moo, sa sunmnma, am*
i mlinktn (Enquiry. «et. 2). Daa peychobgksmna 8. begimahi. »yate-
Goxotuac, aaek welchem alh payi hhahw Funktionen ana dar Empfindung
a> cl) nervorgenen; oan «einet wiru aer Keine naoa AuawivaamBma> vargMumao,
Urteil, Reflexion, ah «ehbeSt alh peychheben Fähigkeiten aa (..U aenaation enve-
loppetouteahafacultajderame". Traite de« aenaationa. I. K. 7. f 2: Extrait raiaonne.
a 35 ff.). Aa dam Behphl einer allmaalick durek Emdrnrke voa aamm buatelMn
Statue aeigt CoanimtC wie daa Seelenleben eich entfaltet (vgL Boxkkt. Eemi analvt.
II. 9 ff.). BanammHaa amd ferner Houucv, Hm-vancs. Laarmix, Camaxis.
BoauoMon u. a. Nach L. Kxarr ht aUea Denken nur „ Voratelhn der empfundenen
Sinnlichkeit" (System d. Recktaphiloa.. 1857. & 13 ff.). Ähnlich Fxvkuach, Molk-
schott, Csolbk (Neue DaratelL daa Senaual. 1866» S. 4 ff.). Ah denk ökonouuache
Ordnung tob Erhbnhaen betrachten dh Erkmmhih Mach, Praotw u. a. («. Element.
Empfindung). Ah Element aOea Seeihcnen betrachten dh Empfindung Srarcxa.
Bai*. Th. Zixhbh, yüxsTxmasao u. a. («. AaKmationapavchologie, InteUektnaasmue).
Einen gegen dh neuere Derikpeyohologh gerichteten fltamuhaniui hhrt TrrcarxNCx
(Lecturea on the Exp. psych, of Tbought procemve, 1912). Vgl. R. L Dabxxy. The
aensuaUatic phikw. of the 19th Century. 1876. Vgl. Erkenntnis. Erfahrung, Gegeben.
Tatsache, Rcnlitlt, Sinn.
Sensualität — Sinn. 595
Sensualität s. Sinnlichkeit. — Sensus: Sinn, Empfindung. — Sensus
communis: Gemeinsinn (s.d.), gesunder Menschenverstand, Gemeingeist, Vgl.
Prinzip, Schottische Schule, Sinn.
Sententiarier: die Verfasser von „Sentenzen" nach dem Muster des
Petküs Lombardus (Libri quatuor sententiarum, hrsg. 1477; Migne, Patrol. T. 192).
Sentimental s. Empfindlichkeit.
Sephiroth s. Kabbala.
Sermonismus s. Allgemein (Abaelard).
Setzung (Position, positio, &iois): Bestimmung, Bejahung, Behauptung,
Annahme, Fixierung als gültig. Die S. im weiteren Sinne ist eine allem Denken
zugrunde liegende Funktion, durch die ein Inhalt als ein bestimmtes Etwas heraus-
gehoben und — für sich oder in Beziehung zu einem andern Inhalt — als Geltungs-
einheit gedacht wird („A ist", „S ist P"; s. Begriff, Urteil, Satz). Im engeren Sinne
ist die S. die Bestimmung oder Anerkennung eines Etwas als Gegenstand, als vom
Erleben Unabhängiges, Selbständiges, als objektiv „Seiendes'" (vgl. Sein).
Auf eine Position führt Kant die Existenz zurück, auf eine „absolute Position"
Herbart (s. Sein). Nach Fichte schreibt sich das Ich (s. d.) das Vermögen zu,
„etwas schlechthin zu setzen". Das Wesen des Denkens ist Setzen, Gegensetzen und
Aufhebung des Gegensatzes (s. Dialektik). Etwas „ist" heißt: es ist im und durch
das Ich „gesetzt". Das Ich „setzt sieh selbst", und es ist vermöge dieses bloßen
Setzens (Gr. d. gesamt. Wissenschaftslehre, S. 3 ff.; vgl. S. 145 ff.). Nach I. H. Fichte
sind die Substanzen (Monaden) „Urpositionen" des göttlichen Absoluten. Nach
Driesch liegen dem Begriff und Urteil „Ursetzungen" des Denkens zugrunde, die
in den Kategorien ihren Niederschlag haben (Ordnungslehre, 1912, S. 26 ff.). Vgl.
Schuppe, Gr. d. Erk. u. Logik, 1894, S. 40 ff. („Position und Negation sind zugleich
gesetzt und fordern sich gegenseitig"; vgl. L. Gilbert, Neue Energetik, 1911; s. Kor-
relat); Münsterbercj, Philos. der Werte, 1908; Frischeisen-Köhler. Wissenschaft
u. Wirklichkeit, 1912; Külpr, Die Realisierung I, 1912, II, 1920, unterscheidet
Setzxmg und Bestimmung von Realem. Vgl. Grund, Hypothetisch.
Singulare Urteile sind Urteile, in welchen das Prädikat nur einem ein-
zigen im Umfange von S liegenden Begriff zu- oder abgesprochen wird (z. B. Caesar
war ein großer Feldherr).
Singularismus s. Monismus.
Sinn, logisch, ist soviel wie die Bedeutung (s. d.), der Inhalt eines Wortes,
eines Satzes (s.d.), das durch einen Gedanken Gemeinte, die durch ihn vertretene
Geltungseinheit, ferner auch der Grund oder Zweck einer Willenshandlung, die in
einem Geschehen sich verwirklichende Idee. Vgl. Jodl, Lehrb. der Psychol. II3,
1909, 319 f.; Messer, Archiv für die ges. Psychol. VIII, 1906; Swoboda, Viertel-
jahrsschr. für wissensch. Philos. VIII, 1906. Nach Rickert (Gegenstand der Er-
kenntnis, 1921 4, 229) liegt der „transzendente Sinn" „über" und „vor" allem
Existierenden und ist durch keine Ontologie zu erfassen; er muß als geltender Wert
verstanden werden. Lask, Die Logik der Philosophie, 1911; über Husserl u.a.
s. Bedeutung. Vgl. Wert (Rickert), Letensphilosophie, Metaphysik, Logos.
Sinn (sensus), psychologisch, bedeutet 1. die Gemütsart eines Menschen;
2. die Empfänglichkeit, das Verständnis für etwas; 3. die Fähigkeit eines Wesens,
38*
500
Vorrichtungen («■■■ in m^i). db durch Rebe (n, d.) erregt
auf dbae Beb» mit Empfindungen (e. d.) m wagbren. Dar
Ctt^^M U« -* Bf» hI«Lb rl ■ ■■■ bIaL
■ M i j I) 1 * * ' 3* ' f / 1 >t , "."i Itli, i* >»• i j* II* hl' n
Iwoiubwn Reis» (a. Energie) db eneaifbeheu Sbmt «rtwiokah haben. Bei etwas
höheren Organismen beetehen neben Imondman ttnwiiigsnsii noch Sfaneananmn.
«ebbe die Eindrucke der AuBenwelt an Sereenaeutren (Gangheu, Gehirn) leben.
Von den mechanischen Sinnen (Tttttfaa. Gehör) ■■Muuhildin ebb die ehem.
•eben 8inne (Oerocb. Oiinhmnlr. Geebbt) dadurch, de« bei den btateren in den
Shineeorgnnen eine phrsiotogieche ..Transformation" etettfindet (egL Wcbdt. Grds,
d. phre. PftjchoL i; 1006. 4» ff.; Grundr. d. ftrchol'. 1002. 8. 47 ff.). Der all-
Sinn (Hauteinu) umfaftt ein» Bett» ton BatpffabaaMMsktboen (egL T««t
■ ;brnsc;niuMbiinpfbrh
b
i; eoherb Sfauw «Ind. bot
Mittrl fui den Dsnbihimpl, Ferner beben db 8bn» de» a^nyflndangaav^n*!
im tue von «ebben fbr db Vorgenga, db
b der AuBenwelt; nof Omnd dfeen» Mabcbb,
wird, gebogen wb nr Erkenatnb dar Ifibirimun der Dinge, ohne dej eher etw» elk>
Begriffs mm den 8bnen et» ■nun (s. A priori) und ohne de* wir bei dem ebnlbb
Gegebenen stshsnbbiben (e. Brbenntnb).
'Der Scholastik gib der Sbn ab ab» ..peesiee Potenz", db von anlas erregt
wird; dar Sinn gabt aab Mitnahm, nicht anb Allgemeine (Thomas von Aqcixo.
8um. tbeoL I. 78, S; I. 70. I f.; Oontr. gent, II. 06). - Db biologische Funktion der
Leib» Natshch» nn d Bahlnlobi ■eerigan, betont
(Prlndp. philo*. II, 3); rgL KocixtA«, PsrchoL dee idees-forora I, 6. 1800.
F. Maomra, Spracbkritih I. 1001. »6 ff.: anaer» Sinne sind „Zufall..
ft, Nach Lnasru gewahren db Pinne nur ..eerworrene" Erkenntnis.
Kam bat der a nur ..ReaeptiTbU" (a> d.L er eerhUt ebb reb paaeb. & bt dae
„Vermögen dar Aneebannng b dar Gegenwart da» Gegenstandes". E» gibt Intet»
Sinne und einen „Innern Sinn" (a Wahrnehmung; rgL Sinnlichkeit, AneohsoungeiorM).
10t heetitnmten FJementen, bew. mit Netnrproaemea psmlbisbrea db
AnwroTKL»» (De iena. 2; De anima m, 1 ). 8cmBX»o (WW. I. 7, »48, 458),
(Über db Natur der Sbne, 1806) u. a.
Nach F. A. Lavoa sind db Sinne ..Abetnüttiooeapparate" und geben nur «üb-
HM HB ;.:;•!;;••. \ gm h< ürn.»-. i ; dm maaMMMjpBi Mm mm M;r mmmMMMMMi
(Geaob. de» Materiahmnn» I— II). — VgL Soiominurnn, Db Welt ab Wilb n.
Voratellung, II. Bd.. K. 8; Sraron, FaychoL L 1888 ff., f 130; L. Goono«, Db
fünf Sinne, 1846; PniYMt. Db fünf Sbne da» Menachen*. 1870; Bmureran. Db
fünf Sinne de» Menachen«, 1880; Knareio. Db fünf Sbne de» Menachen», 1007;
Buktavo, untersuch, rar WlilM»|oevhobgb, 1007; Maxoold, Unsere Sinnes-
organe, 1000; Jodl, Lehrb. d. FiycboL, 1000, I», 217 ff.; JmtvaaLmc. Lehrb. d.
Payehol.4, 1007; Laura Bridgemsn. 1800; M. Hcurtin, 1006; Ebbisohacs, Grdt der
Payehol. I«, 1006; 3. A. 1011; Bant, The Senee* and the Intellect», 1868; Purn,
Db Seeb de« Kinde«», 1012; Zeitachr. f. PsychoL u. Physiol. der Sinneeorgane. —
VgL Empfindung. Wahrnehmung, Qualität, Intensität, Statischer Sinn, Sensualbmus,
Tierpsychologie, Kinderpsychobgb, 8bneetAneehung.
Mimt, innerer, s. Wahrnehmung (innere). — Sinn, statischer, s. Statisch.
Vgl. Moralisch.
Sinnestäuschungen — Sinnlichkeit. 597
Sinnestäuschungen sind besondere sinnlich bedingte Irrtümer, falsche
Deutungen, Beurteilungen von Sinneseindrücken, die unter besonderen Bedingungen
(des Reizes, der Organbeschaffenheit, der Bewegung des Organes, des Kontrastes,
der Erregung, der Assoziation und Reproduktion, der Erwartung . . .) Zustande-
kommen und unmittelbar interpretiert werden. Die (normalen) Sinne für sich allein
täuschen nicht, geben nur zu Täuschungen Veranlassung. In den abnormen S.
(s. Halluzination, Illusion) liegen falsche Lokalisationen und Projektionen (s. d.) vor
(vgl. Volkmann, Lehrb. d. Psychol. II4, 1894/95, 145 ff.), ferner Verwechslungen
von Erinnerungs- und Phantasie bildern mit Wahrnehmungsinhalten. Zu den nor-
malen (konstanten) S. gehören Tast- und Bewegungstäuschungen und geometrisch-
optische Täuschungen (Pseudoskopien, T. des Außenmaßes, über Größe und Richtung
von Strecken, Lage, Abstand; sie beruhen auf dem Zusammenwirken der optischen
und motorischen Funktionen des Auges, Kontrast, Muskelempfindungen, Augen-
bewegungen, Phantasie u. a.).
Daß die Sinne ohne Vernunft „schlechte Zeugen" sind, betont Heraklit (Sext.
Empir., Adv. Mathem. VII, 126). Alkmaion von Kroton führt die S. auf Gehirn-
bewegungen zurück (Theophrast, De sens. 26). Die Täuschung durch die Sinne
betonen Demokrtt, die Eleaten, Platon (Republ. VII, 523; Theaet. 154 ff.), die
Skeptiker (s. d.). Nach Aristoteles beruhen die S. auf irrigen Urteilen (De sens. 4;
De anima II, 6; III, 1, 3), ebenso nach Epikur (Diogen. Laert. X, 51), Cicero u. a.
Die Sinne selbst täuschen nicht. Dies lehren auch Tertulltanus, Augustinus
(Contra Academ. III, 26; De vera religione, 62), Thomas von Aquino (Sum. theol. I,
17, 2), L. Vives (De anima I, 30 f.), Descartes, Gassendi, Malebranche, Locke
(Essay II, K. 9, § 8), Leibniz, Condillac, Reid, Lambert, Kant (Anthropol. I, § 10)
u. a.; vgl. Hagemann, Psychol.8, 1911; Kreibig, Zeitschr. f. Philos., 121. Bd.; Die
fünf Sinne des Menschen2, 1907. — Vgl. Purkinje, Physiol. der Sinne, 1823; Hagen,
Die S., 1837; Helmholtz, Physiol. Optik, 1859 ff.; 3. A. 1909 f; Lazarus, Zur
Lehre von den S., 1867; Hoppe, Erklärung der S.*, 1888; Lotze, Mediz. Psychol.,
1852, S. 435 ff. (Sinne + Urteil täuschen); Wundt (s. oben; ähnlich); Jodl, Lehrb.
d. Psychol. I3, 1909, 424 f.; Ltpps, Zeitschr. f. Psychol., 12. Bd., 18. Bd.; Zur Ver-
ständigung über die geometrisch-optischen Täusch. ; Stöhr, Psychophysiol. Optik,
1905; Brentano, Zeitschr. f. Psychol., 3. Bd.; Müller-Lyer, 1. c. 9. bis 10. Bd.;
Heymans, 1. c. 9. Bd.; Witasek, 1. c. 19. Bd; Zehender, 1. c. 20. Bd.; Schümann,
1. c. 23. Bd.; Ebbinghaus, Abriß der Psychol.2, 1905. Vgl. Richtungstäuschungen.
Sinnes vikariat: Stellvertretung eines fehlenden Sinnes durch einen
anderen, der dann durch besondere Übung schärfer wird (so der Tastsinn bei Blinden).
Sinneswahrnehmung s. Wahrnehmung.
Sinnlich (sensualis): 1. den Sinnen angehörend, ihnen entstammend, durch
Sinne vermittelt, erfaßbar; auf Sinnliches sich beziehend; an das Sinnliche geknüpft
(sinnliche Gefühle, Triebe, Begehrungen); 2. der Sinnenlust zugeneigt, nach sinnlichem
Genuß strebend. Das Sinnliche bildet den Gegensatz zum Geistigen, Intellektuellen,
Vernunftwillen, Sittlichen. Vgl. Übersinnlich, Intelligibel.
Sinnlichkeit (sensualitas) bedeutet: 1. Neigung zu sinnlichem Genuß,
sinnliche Erregbarkeit; 2. die FähigKeit, auf Reize mit (gefühlsbetonten) Emp-
findungen zu reagieren, die „Rezeptivität" (s. d.) für Eindrücke, welche die Seele
nicht aktiv erzeugt, sondern die in ihr durch etwas von der Denktätigkeit Verschiedenes
ausgelöst werden (s. Empfindung).
696
Die & bedeutet bei daa Scholastikern die Einigkeit des Fmpfln.kna, de«
»mnlichen Fohlens und Bigskinna (AfcMBTOt Maowa, Taoaus u. a.L Xaok Lmaau
ist die S. nur ein icswouao (e. d.) erkennender Intellekt «ad geht aar md die Br-
der Diane. fUnanp« nebt neck Kar Fikanainii (s. d.) nur aas der
von Stanliekkeit «ad Danken «error, «ad beide besieben eich aar eof
ErKbeinaa«ea(a.d.knidita«fdMwDinganaick>(TsLB^
Die Formen dar reinen &, Baaai aad Zeit sind sptkwisuke Biittnganajiin objektiver
Kri&hrung. Unna« iTihiiairtian tat aal „Oapaaaiada dar 8a>neM idagaaahiiiiit, crfeBt
nicht das Obaraanaaaaa dar Wa*aoakrit (Trasaaendeate), wobl «aar das lieiiaiailm
udea Buttngnngen aanaaaa hifhagtir Erhannlaii a faidic„Flkfc»ilt (OseiptliiUt),
„Vermittels dar Sbsaaeakeit ahn werden nae Gsgenntaade gejpbea, «aal aie allein
liefert «bb Ansehe« ungen, dank daa Veretnad «aar am den aie gedankt, aad too Ana
eatapringea Begriffe. ADes Denken «bar mu6 sich, ee aai anreden (direkte) oder im
üaawhwilai (kalliekstt Tanallark) pakaai Merkmale aaletat a«f
mithin, bei «na, «af aanaaaaksit belieben, «afl «an aaf andere WcJe» kam i
gegeben •erden kann." Et ist anognca, daB 8. aad Denken am einer ngemeinecaeit*
beben, aber aat aabekaansea Waraa!** entspringen (Krit. d. rein. Vernu. 8.
vgL AataropoL I. f 7 ff.). Xaek Fasan ist die 8. di» „Vernunft, wiefern aie in der
Malaria ibrer Kmganga« «ntsr daa OaHeia daa Sfasnce steht" (Nene ExUk L 76 L;
System <L Logik, Uli, 8. 40). VgL & Maoio*. Verenrh einer nenrn Logik, 1794;
2. A. 1911; Co«**. Prinzip dar Iafiaitraim.. 1882, & 1»; Ewald, Kanu krit.
IdeaJiamua, 1810. Kack L. Facsnaaca iat die 8. die „Einheit daa MeaarsrUrn «ad
Geistigen' . u \s MI!, lö). - VgL H. I.snatani,«, L* monde aaaaible. 1908;
FaiacntwB» KOHL««, Wkwnecaaft «. Wirklichkeit, 1912, 8. 49 ff. (Selbetandigkeii
«fff^^fi^t mit aber die Ricktigkeit Ibrer Auflösung). — VgL IntelbgibrL Konmenon ,
Verstand, y—i^w**«f»g, B>tftiit*lfinni rHfHtt überaiaanek, Trensscadent.
atabil gewordene Gewohnheit daa Verhaltens taaarhelh einer aotbilaa Geaariaarksf t.
b*w. der Inbegriff dar Nonnen f «r ein aohiaea Verkalten, der Regebmgen de*
heitern dar Mitglieder einer Gemeinaebeit ah Individuen wie im Verheltais aar
Gesamtheit. Dia & verfolgt mepitngbuh l»«ll«ise Zwecke, die spater oft kl
gessenbeit geraten; oft bleiben aar ff aitiaaeie» afcaar 8. (ObariebeeL survivals) xurttek.
und Sitten, die anfange biologisch oder eotial oder knltarell tweckmaftig waren,
werden apitar swecklos oder gar unnreckmaflig. Aach findet hier eine Art ..Bedcu-
tangawandel,<, eine Mutti reiwibbtbang statt, indem etwa mytbbchreligioer durch
eotialc und sittliche Zwacke ereetat werden (vgL Wein«; Graadr. <L PsychoL*. 1902.
8. 372ff.; Elemente der VölkarpercboL. 1912). Die & ist ein Produkt dea Gesamt-
geietee, dar Wechselwirkung ron Piniiilarha i ii (s. VöBoeipsychologie) und beeinflußt
stark daa individueUe Denken, Werten und Handeln. Abhängig iat die Entatebung
und Entwicklung der Sitten und (laxeren, auf engere Gruppen «ich beschrankenden)
Brauche von der Reese, dem natürlichen Milieu, der eotialen Struktur, der Wirtachaf t,
historieeben Schickaalen. Mythus (Religion) und Kultus sind vielfach QoeBen ron
Sitten (vgl. Wtjitdt, Ethik «. & 108 ff., 4. A. 1912; System d. Logik in*. 1908, & 568ff. ;
Vöfterpeycbol. I* 1910). Die Ur-Sitte bat sieb in Sittlichkeit. Recht, Sitten im engeren
Sinne differemuert. — In einem engeren Sinne iat „Sitte" soviel wie GeaHtnag, gute
Sitta, Lebensart („savoir vivre"), daa Schickbebe („bon ton"). — Vgl. Laxascb,
D«« beben der Seele, 1876 f., III«, 349 ff.; Ihebi50, Der Zweck im Recht, 1894/95,
Sittlich — Sittlichkeit. 599
1, 23; II, 242 ff.; Paulsen, System der Ethik I« 323 ff.; Tylor, Anfänge der
Kultur, 1873; Lubbock, Die vorgeschichtliche Zeit, 1874; Spencer, Principles of
Sociology, II— III, 1882 ff. ; H. Schurtz, Urgeschichte der Kultur, 1900; Tönnies,
Die Sitte, 1909; Stammler, Die Lehre vom richtigen Recht, 1902; Wundt, Völker-
psychologie VII a. VIII, 1917. Vgl. Soziologie.
Sittlich (/Jvhxds, moralisch) bedeutet: 1. alles, was in das Gebiet der
Ethik, der ethischen Weitung fällt, sowohl das Sittlich Gute als das Unsittliche, Böse;
2. das Sittlich Gute, das dem Sittengesetze, der Sitte Entsprechende. Vgl. Moralisch.
Sittlichkeit ist sowohl (subjektiv) das sittliche Verhalten, die sittliche
Gesiimung eines Menschen als (objektiv) das sittliche Sein als ein Bestandteil des
objektiven Geistes (s. d.), als ein Produkt des Gesamtgeistes, verkörpert in sittlichen
Relationen, Normen und Institutionen. Von Anfang an ist die S. an die soziale
Gemeinschaft gebunden, welche zunächst die Menschen triebartig zusammenhält und
durch Gewohnheiten und später die Sitte (s. d.) eine gewisse Regelung des Verhaltens
der Einzelnen zueinander herstellt, während Mitgliedern fremder Gruppen anders
begegnet wird („Ameisenmoral"). Aus diesem ethischen Zustande entwickelt sich
die eigentliche S. ; als Reaktion gegen alles vom „Normalen" abweichende oder sich
dem geradezu widersetzende Verhalten entsteht die soziale Norm, welche sich in die
Rechtsnorm und in die sittliche Norm spaltet. Die sittlichen Normen (Gebote und
Verbote) gründen sich auf Billigungen und Mißbilligungen, auf Wertungen von Willens-
handlungen und später auch von Willensintentionen, von Absichten und Gesinnungen,
deren besonderer Wert für die Zuverlässigkeit der Gemeinschaftsmitglieder erkannt
wird; man will nicht bloß gute Taten, sondern vor allem gute Menschen (Charaktere),
man will schließlich den Willen zum Sittlichen, den „guten Willen" selbst, welcher
Eigenwert erhält. Sittlich ist zuhöchst der Wille zu dem, was als Bedingung des
(Gemeinschaftslebens und der Verwirklichung der höchsten, idealen
Zwecke der Menschheitsgemeinschaft gewertet und gefordert wird
(vgl. Humanität, Kultur). Von engeren Kreisen breitet sich die S. allmählich auf
immer weitere aus; auch über die bloße Forderung der (Gesellschaft, des Sozialen im
engeren Sinne hinaus erstreckt sich die sittliche Forderung. Sie verlangt: Verhalte
dich in deinem Wollen und Handeln so, daß du dich dadurch zu einem möglichst
wertvollen Mitglied einer idealen Gemeinschaft, d. h. einer Gemeinschaft
als der Einheit wahrer Persönlichkeiten machst, zu einem Bürger des idealen
„Reichs der Zwecke" (s. d.), einer idealen Kulturgemeinschaf t , deren höchstes
Ziel die harmonisch-reichste Entfaltung der reinen Menschlichkeit
and des in ihr zum Ausdruck kommenden Geisteslebens ist. Die Idee
der reinen Sittlichkeit, das sittliche Ideal ist etwas Apriorisches, von ihr aus beurteilen
wir die einer Entwicklung unterworfenen historischen Gestaltungen der Moral, welche
von der sozialen Struktur, von der Bildungsstufe der Menschen, der Erkenntnis
tauglicher Mittel zum Sittlichkeitszwecke, der Verfeinerung des Gefühls u. a. abhängig
sind, bei aller Verschiedenheit aber auch einen Grundstock sittlicher Normen auf-
weisen. Gegenüber der positiven Moralität ist die ideale Sittlichkeit „Selbstzweck",
denn sie schließt das Postulat einer „vollkommenen" Menschheit und Menschlichkeit
ein, die allerdings noch — metaphysisch-religiös — sich der obersten Einheit des Alls
(drin „Weltzweck") unterordnet, dessen Geistesleben das menschliche einschließt. Die
sittlichen Normen setzt der reine Sittlichkcitswille, der ind en versittlichten Individuen
sich gefühls- und triebmäßig ankündigtund in den Personalwillen aufgenommen wird,
durch Erziehung und eigene Wertung (s. Gewissen, Pflicht, Imperativ, Autonomie).
eoo
Dm Sittliche wird teilt auf Gcfohle (fliniil—iinl) teita anf Vernunft. Reflexion,
teile auf Intuition, taue auf «In Willen oder auf Wertung wmwnhgeftmrt; ee wird
teile ale angeboren. ureprungHeb. tafle eis ei wotbon, oiU^lahnlt (othieeher Empiriemar.
Btirihitfamitiimt). teils eJe eprioriedb betrachtet. Ab Objekt dm ei tt Hohen W*fMHhtt
gilt teOi de« (eigene oder fremde) IndiriduuiB (eihiecher ImMihlasatiiiin). teile die
(soziale oder ideale) f mnlnuhaft (cthiecher UniveTsabsauns), teüi Uildca. Ak sitt«
ft>frr Zweck gut leib die Wohlfahrt (Eudsmontamus), daa Xtttxnehe (UUntartamus).
die Luet (Hedonismue), teüe die individuelle VcnoIBumunitung (Perfcktkmtamue),
die Tlkhllgkeit. FTtatfrnng (Energtamns), teüi «He Hffthwhr. getatige, knltufffl».
humane Entwtalowng ( Evoiutjontassus im eunriwu Stoma, tessoeogtaeher Idealismus),
teüe wird daa BheMohe hi dta ulata WiDeuabaaenfdlenbeit warlag» (ethieoher Forme-
Hamas, formaler Idsaasasos). Alt Kjittrium dee Stodtahcn gilt ersten mehr der hlofcV
Erfolg, metat die Gesinnung, oft mit dem F>fob» oder <lcr Handhsa« und deren Z*l
selbst verband«. Ali sittliche Motrre gelte» teile dar Allreiemaa (e. d.). teile der
Fgniantne (a. <L>. Endlich gibt aa «hm tatonooni und ahm hiturneomi, sntoritauve
Ethik (a.d.).
I» dar ahinaaieehaa Ethik wird von Kojrrrrsa die hWneehenliebe mW Gemein-
nfttrigkeit betont, in dar iadiechen kommt dm MlHeidaiefwi rar Gattung (Bud
dhi.mui), fai der jodischen and chrietlicben die Idee dar Gottesfurcht nnd
dar NichetrnJatbe, die TliiBunllHeiiln Dia Ttchtigkeit dm Individuums tan PlonaH
miner Gemeineohaft fordert die germanische wie die griechieehe and römische
Morel In der griechischen Philaeophie kummen sunachst vsreohtadene Formen dm
Fiirtlmnntamna (e, d.) rar Gattung. So bei Dmaoaair, dar die Oraokaciigknit (a. d.)
in die ruhige, frohe 6t(hnettmmtug aetat («dteptt, easaws). daa Wirken für dae
Genietnweaan nnd den Wert der Oiainnimg betont (vgl. NsTomr. Die Ethik* dm D..
1803). — Nach SonaaTta in dae Qnta ahm mit dam Schonen and wehrhaft NttaHeheii
(Xcvoraoy, lfamorabil. IT, OS; Platok. Protagor. SUD. 363 C f. V Die Tugend
tat lehrbar; war daa Gute wahrhaft rmatabt, dar tat aa aneh (Xenoph. Memo:
9, 4f.; IV. S; Piaton, Protagor. »f.; Apolog. SSC). Ahnlich die Kyn
nach welchen daa tugendhafte Leben Endziel tat und tur fntibmhskall ■uaresoht
(Diogen. Leert VI. 104 f.). — Den Uedontaaiw (*. d.) im tat tan die Kyrens»
die Tagend dient der Luet (Otogen. L. II. 01). Spater die Epikureer, nach welchen
Tagend and Olockaengkeit antrennbar eiod (l c. X. ISS, 188). Die Luet tat dae Ziel
dm Lebern, bcw. die Freiheit von Cnloet — Bei Plato» wird daa tunachet noch
cudaniontattache ron dem idealen, je mjettauhnn Moment Ohenrogan. Die Tagend
tat die Tüchtigkeit der Seele ra dem ihr eigenen Wirken (RepubL 861); eta epeltet eich
in mehrere Tagenden (s. Ksrdiiudtugcnd, Gerechtigkeit), die aneh eortalethtach
erörtert werden. Ideales Ziel tat die Dnrelidringang dm Lebern mit dem Getate dm
Guten, demen Idee die höchste tat» der eich alles unterordnet Daa Höchste tat ee
such, von den Banden der Sinnlichkeit frei ra winden and sieh Gott ra vershnHchen
(dpototc&e* +eA. RepabL 018 B; rgL Theaetet 170 A; Pheedo, 02 B, 67 A). Eud*-
montat, oder besser Energctfet tat Ajustottxes. Tagend (s. d.) tat die (ans
Anlage durch Betatigang entwickelte) Fertigkeit (Jf <e) ra TernanftgemAOer Tätigkeit
(tex^f Mf/«* «««* -toyor). Dia ethische" Tagend (**«<) tat die konstante
Willensrichtung (lf*r nfoatfttt**,) auf die ..richtige Mitte", die Bewahrung dm
rechten Mafios, die Vermeidung von Extremen. Die „dianoottacben" Tagenden
betreffen dae richtige Verhalten der Vernunft im Erkennen. Schaffen und Handeln.
Die Glückseligkeit das höchste Gut (s. d.\ besteht in der dem menschlichen Wesen
gemäßen (otatoe) Betätigung seihst (#r r*> ##/»»); die Lust tat nicht Ziel, sondern
Sittlichkeit. 601
Vollendung der Eudämonie und Tugend (Eth. I, 5 ff.; Nikom. II, 2 ff.). Die Stoiker
setzen die Tugend in das natur- und (damit) vernunftgemäße Leben (öftoAoyovuevcos
tr (pvoei £t}v, otieq toxi xaz' &(>exrtv gtfv. — ib xaxh X6yov £t}v). In der Tugend
selbst liegt die Glückseligkeit, sie ist Selbstzweck (aizrtv 6c' ai'zi,v elvai aloezi;v).
Aus der einen Tugend ergeben sich alle anderen, und es gibt nach vielen Stoikern kein
Mittleres zwischen Tugend und Laster, keine Adiaphora (s. d.); vgl. Diogen. L. VII,
86, 125 ff. Die Pflicht (s. d.) wird betont (vgl. Cicero, De officiis). — Nach Plottn
ist die Tugend wieder eine Verähnlichung (öuoteoene) mit Gott, eine Reinigimg
(xd&apois) der Seele vom Leibe (Ennead. I, 2, 1 ff.; I, 6, 5 ff.; HI, 6, 2); doch gibt
es auch soziale Tugenden (noPuzixai; I, 2 ff.).
Xach AUGUSTINUS ist das Sittengesetz göttlichen Ursprungs und dem Menschen
ins Herz geschrieben. Die Tugend ist die Liebe zu Gott und zu allem nach seinem
wahren Werte (Confess. II, 4; De civitate Dei XV, 22; De libero arbitrio II, 18).
Abaelard betont die gute Gesinnung (Eth. c. 3, 7, 13) und die Gottesliebe. Xach
Thomas von Aqutno ist gut, was der menschlichen Xatur und Vernunft gemäß ist
(Sum. theol. I, 2, q. 94). Die Tugend ist eine Vollkommenheit (perfectio), der zufolge
wir das dem göttlichen Gesetz Gemäße tun. Es gibt philosophische (intellektuelle,
moralische) und theologische Tugenden, die uns von Gott verliehen sind („virtutes
infusae"; 1. c. II, 56. 3; 58, 3; 64, 1 ; I, 55, 4). Xach Dens Scotus ist das Gute durch
den göttlichen Willen gesetzt; so auch nach Wilhelm von Occam u. a. — Im tho-
mistischen Sinne lehren später Kleutgen, V. Cathrein (Moralphilos. I, 237 ff. ;
5. A. 1911) u. a. (s. Scholastik). — In den Gehorsam gegen die rechte Vernunft und
damit auch gegen Gottes Willen setzt das Gute Melanchthon (Epitome pliilos.
moralis, 1589, S. 24 ff.). Ähnlich lehren Rüdiger, Crusius, Püfendoef, Paley
(in Verbindung mit dem Utilitarismus, Principles of moral and politic. philosophy,
1775), S. Johnson (System of Morality, 1746), S. Grubbe u. a.
Li das naturgemäße Leben setzt das Sittliche Jtjstcs Lipsiüs. in die Selbst-
erhaltung, Selbstvervollkommnung Telesils (De rerum natura IX, 5 ff.), Campa-
nella u. a. So auch Spinoza. Gut ist das dem Menschen wahrhaft Xüt/.liche, das
die menschlich-vernünftige Xatur Erhaltende und Fördernde, was die menschliche
Tüchtigkeit steigert („per bonum . ., intelügam id, quod certo seimus medium esse,
ut ad exeinplar humanae naturac, quod nobis proponimus, magis magisque accedamus";
„quo magis unusquisque suum utile quaerere, hoc est, suum esse conservare conatur
et potest, eo magis virtute praeditus est"). Sittlich handeln heißt vernunftgemäß
handeln („ex duetu rationis agere") und dies geschieht, wenn wir uns erkennend ver-
halten. Höchste Tugend ist das Begreifen aller Dinge aus der Einheit des göttlichen
All- Seins, womit die höclistc Gluckse ligkeit unmittelbar verbunden ist. Der Tugend-
hafte wünscht auch das Wohl seiner Mitmenschen; zum „Xützüchen" gehört auch
alles, was zu einem harmonischen Gemeinschaftsleben beiträgt (Eth. IV, prop. XX ff.).
Auch Geclincx betont die Gottesliebe. Höchste Tugend ist die Demut (s. d.); auf
die reine Gesinnung kommt allee an (Ethica, 1675). Leibniz setzt die Tugend in die
Liebe zu Gott und zu dem, was als Gottes Wille anzusehen ist; die Tugenden führen
zur Vollkommenheit (Monadolog. 90; Theodizee, I. B., § 181). Als eine „Fertigkeit . . .,
sich und andere so vollkommen zu machen, als durch unsere Kräfte geschehen kann",
definiert die Tugend Chr. Wolff (Vernunft. Gedanken von den Kräften des menschl.
Verstandes, S. 21 ; Philos. practica I, § 321 ff. : Ethica I, § 142). Das Endziel der
Menschheit ist beständiges Fortschreiten in der Vollkommenheit; diese ist „Zusammen-
stimmung des Mannigfaltigen" in uns. Die Sittlichkeit entspringt der Vernunft. —
Letzteies auch nach Ccdworth, Clarke, Butler, Price u. a. (s. Intuitionismus).
Naoh LocES enMMUM ds» sittlichen Mm» der Erfahrung; Tagend iet abermfl da».
wm »le premwurdtg gut (Essay ooocera. kam ndmUn
Einen morsiiscbrn (f.d.) 80« nehmen Hcrauso» u. s. »n. und bei rieten
«^htnFAhikmmmcbtw&HmGttokkmof^tithcnL In des WoUwoUen oetacn
die Tagend R. Crnnun) (De tegib. netar.. 1 ff.) and Hnraueo» (Philo», marsl. I.
K. 2), in da« richtig» Behandele dar Ding« Glases and Wouumo*. enss
fahrt die Selbstliebe darre MmWnhhilhuiwIgany snr Morel (e. Recht), eo each
nach Bousoeno*» (Philae. Work» IV. 9 ff.). eUaotnixB (Fahle of the Bres, 17»i.
ÜABTurr. La Bxksqwoocaold (Reflexion»). La Bncrta*. H numrtvi (s. Intenan»),
Holsacs a. n. (e. Egoismus). — Die eoeieien Krigungen Hunnen F. Baoon
\ II. 1 >. SsAfTsonünT. noch weJeheni die TTHllliittiitl hl der Hennome
Egoismus and Altruismus beeteht (BnnnJry U>1 Sennen oommt..
i ff . The Mormttete, deutsch 1910). Hcme. nach welchem die Tagend ein Verholten
(Enteil j eoneetn. eeerei. 1713. f I ff; Tiratise. 1711. III. I. f 2), A- Ssmi (Theorjr
of morei ewntinwnei'. 1769; rgL Svmpsthw). Fnnoceoa (Graadsuge det Morelphthw .
177t). Palst (e. oben), RoonoAV. Voutaiss, Vouibt u. n. Neck J. Bsrnun
int gat* wen die Summ» dee offentliehen, engenwenen Gnmnee enrgronert ; dee gront*
Ottte* der mBlem Annehl („ths gl lüeit linatmm of the gusmst oneeboO
fordern, wandt wir an» aeifaet ■idotdem («. Utilitsrtsmns). — Den (meist
II nwwMeWetaHnnSHtwMI {9*» Q*l DffeW« V- teWwsVtflnMsn) VW^PPtM»1 TO© MHMfVO fitnUKBI U *
Oonm (Gönn de philo». positive IV; Oninbiien po.it.. 1852. & 178«.: Altruismus).
L. FeceasAcn (WW. X. 88 f.; •bpnfeJl»). L. K*ajt (System der Reohtephilo».. 1867.
tsngointorrmiMk Low (Mikroko». »ff.). Fsossss. lamuva
(Zweck im Recht«. 1884/M. I dee Steifen» eis der „Egokano» d
eohefV). Ca*»ssi (Grandlrgang der Ethik, 1881; Vulen» angehe. - r modern»
Meench». 1801; Sitthehkeit o. Üorwinismus*. 18091, B. PnstDsnsa. Smwart
fragen der Ethik, 1886). v. Kunemu (Gr. d. Ethik. 1007. IUu »ei.
(Wehrateel. 1800, 8.401«.). Gotoki (Morslohiln».. 1880, S. »ff.). Antone
(Zeimrhr. för Philo».. Bd. 118. 8. »ff. % E. Bscse* i Ott*, 19<*.
..Maximum rom «rock der Ocmmlhcit alter fohlenden Wceen KMM (Wert-
theorie. 1902, 8. 108). J. 8r. Mai* Stoowic« (e. unten) u. a. (s. Utiumrisma»).
E. Den» (Cirdx. d. Ethik. 1000). Dostsa i
Den eoeieien Umprang dee SRtttrhen and die Bedeutung deeaelben ele <U» de«
Geuminechelt Fördernde betonen I>a»wiji (eosmte Instink Ul (IdV* .
u. Fbritiekonu», 1870/84. II, 222«.). Ennrno»uoe(Kaltarder Gegenwart 18, 2»«.).
.Tsm'hamm (Kinteit in die Philo».*, 1000. 5. A. 1013), Znxsss (Soctefe Ethik. 1906.
8. »ff.). Dibtiob». Kaotokt (Ethik u. m»nxi»hst. OwthklUeeeffeeming, 1906.
8. 111 ff.: Abhlngigknit der Morel von der Wirtschaft, der Mecht; kutere» betont.
A. Mono«, Nene «terutehre. 1906). Horror» (Ethik1. 1901. B. 42
Th. Zinoutn (Srulicbm Sein and »ittl. Werden. 1890. S. lüff), ArdioO (Werk. IN.
II ff). GoLoncnno (Zar Ethik dee GeeemtwiBen» I. 1909). Ostwali
LtTTBntnn. (Le morate'. 1907, 8. 18 ff.). L. Snmx (Science of Etbice, 1882.
kusdb (Mond Order «nd Progrem«. 1891 . P. ( arim (The Ethfeel
IVobtem« III, 1090 a. «. (e. antn WKematAncK mg a.
' »r»lliepriffe. I907/T19. I. I ff.. >o»KE», fmUv. a. eoefefe
Ethik, 190« schichte d. ritt. Denkens u. Lrhens, 1901.
Eine Reihe von Ethikern setst cbenfaUs de» sittliche Ziel nicht in einen subjek-
tiven Gtocketttitend. sondern in de», wo» der Förderung, Stärkung, Entwicklang dm
Sittlichkeit. 603
(physischen und geistigen) Lebens dient. So Ch. Darwin („füll rigor and health",
Descent of Man, K. 4), H. Spencer (Principles of Ethics, 1882 ff., I 1, § 8, 16, 24,
46 ff.), nach welchem die durch Nützlichkeitserfahrungen entstandenen sittlichen
Gefühle ererbt, angeboren sind, Huxley (Evolution and Ethics, 1893), E. Simcox
(Natural Law, 1877), C. ML Williams (A Review of the Systems of Ethics, 1893),
L. Stephen und S. Alexander (s. oben), A. Tille („Hebung und Herrlicher-
gestaltung der menschlichen Rasse", Von Darwin bis Nietzsche, 1895, S. 23),
O. H. Schneider („Streben nach möglichst vollkommener Arterhaltung", Der
menschliche Wille, 1882, S. 371 ff.), W. Rolph (Biolog. Probleme, 1882), Ratzek-
hofer (Positive Ethik, 1901, S. 39 ff.), R. Goldscheid (Entwicklungswerttheorie,
1908; Höherentwicklung u. Menschenökonomie I, 1911 ; s. Wert, Ökonomie), B. Weiss,
R. Waldapfel (Annalen der Naturphilos. V, 1906), Ostwald (Monist. Sonntags-
predigten If.), Ehrenfels (s. oben), W. Stern, nach welchem der sittliche Trieb
ein „Trieb zur Erhaltung des Psychischen in seinen verschiedenen Erscheinungs-
formen durch Abwehr aller schädlichen Eingriffe in dasselbe" ist (vgl. Krit. Grund-
legung der Ethik als posit. Wissenschaft, 1897, S. 302 ff.) u. a. — Ethischer Evolu-
tionist ist auch F. Jodl, nach welchem das Sittliche einer beständigen Entwicklung
unterworfen ist, zum bleibenden Wesen aber die „Abhängigkeit von einem höheren
überpersönlichen Willen" hat (Geschichte der Ethik in der neuern Philos. I2, 1906;
II2, 1912; Was heißt ethische Kultur? 1894; Lehrb. d. Psychologie II3. 1909, 441).
Nach J. Unold ist gut, was zur individuellen, sozialen und humanen Vervollkommnung
beiträgt (Grundlegung für eine moderne praktisch-ethische Lebensansch., 1896,
S. 47 ff . ; Aufgaljen u. Ziele des Menschenlebens3, 1909; Monismus u. Menschenleben,
1911: Ablehnung des Eudämonismus, Betonung der größten Tüchtigkeit der größten
Zahl). Die „Erhaltung und Förderung der Menschheit" betont J. Baumann (Elem.
d. Philos., 1891, S. 158 ff.), so auch R. Strecker (Kants Ethik, 1909, S. 38 ff.),
ferner die „sozialte leologische" Ethik Paulsens, deren „Energismus" die „persönliche
Wesensvollendung und vollendete Lebensbetätigung des einzelnen und der Gesamtheit"
fordert. Höchstes Gut ist ein „vollkommenes Menschenleben, d. h. ein Leben, das
zur vollen Entfaltung und Betätigung aller menschlichen Anlagen und Kräfte führt"
i System d. Ethik I5, 215 ff.; Kultur der Gegenwart I 6, 296 ff.); ähnlich F. Thilly
(Einleit. in die Ethik, 1908, & 210) u. a.; vgl. Külpe, Einleit. in die Philos.*, 1910,
S. 300 ff. Nach Bergemanx ist die „Förderung des Kulturfortschritts" sittlicher
Endzweck (Ethik als Kukurphiins., 1901» S. 7, .i2ff.). — Nach Guyau entspringt die
Sittlichkeit dem Lebensdrang, dem Trieb nach Entfaltung, Steigerung, Ausbreitung
des Lebens, nach Hingabe an ein umfassenderes Leben (Sittlichkeit ohne „Pflicht",
1909; s. Pflicht, Anomie). Nach Focillee ist sittlicher Endzweck eine Gemeinschaft
aller vernünftigen und liebenden Individuen (Morale des idees-forces, 1908, S. 211 ff.;
das sittliche Ideal wirkt „persuasiv", nicht imperativisch). — Einen ethischen Evo-
lutionismus, aber aristokratisch-individualistischer Art, vertritt Nietzsche, dem das
kraftvolle Leben (die „Macht") den obersten Wertmaßstab abgibt. N. unterscheidet
„Herren-" und „Sklavenmoral". Bei der ersteren bedeutet „gut" die Wertung des
Herrschenden, Machtvollen, Vornehmen, das Edle, Starke, „schlecht" das Verhalten
der Niedrigen, Schwachen. Nach dem „Sklavenaufstand" in der Moral, bei welchem
das „Ressentiment" der schwachen, aber in Massen vereinigten Herdenmenschen sich
in der Wertung geltend macht, wird umgekehrt das Lebenskräftige, Starke, aber
Harte, oft Grausame des Herrentums als „böse", das Schwächliche, Degenerierte als
„gut" benannt, und nun sind (besonders durch das Christentum) Demut, Mitleid,
Entsagung, Altruismus u. dgl. zu „Tugenden" geworden. N. fordert nun eine „Um-
0M
Leben kraftvoller
amn Hm ..nart enai nonnen (.^uaornaamas ;
kende" Tugrod der „ Vormei- Q. Gut iet eure, „was dee Gefühl der Macht, <
WQka aar Macht, die Macht sei bat im Menschen erhöht", fluattsat tat auea, wee
Schwache stammt (vgL MWetd). Dm Ziel der Msmokie liegt in
Eieaptaren" (s. Übermensch; rgL Jenseits f«Onnd Böe»t Sa
Morel; WW. XV). De« mbliebin Individualismus (a. d.) verttwtaa M Srnuran,
R. gram (Pbiloe. der Frvibe*. UM. 8. IfiOff). Gallwtto (Dee Problem der
Etafk. 1991k Koauwaacs i
Einen MoleUuataatauasa UaivereeJtamus vertreten Hanaaa (e. Humanität).
Caa. Kuar es a. a. laraer E. r. lUmmr*. der den Endlarnntaiae ■ efcaal, Die
Qnelta der Moral tat dta Tueaafl, der FwteuatUt dee alaataaaa Dimuftaalw hangt
m Welaarnaan ab. Dta & tat dta Mitarbeit an der Abhärtung
aad Filnisnsniigai des ..Unbswwaaen" aad biMibl in der mag* hu dm
*ller (Dee ritt Wahl Bewußtsein. IBM; Etbtaebe Stadien. 1996; Gr.
Prtaaiptaataare, 1907).
Aas der FtaeUbt ia dta WiianglilnHiM altar Lektanden anriebet dee Mtataid (*. d.)
eta dee ataataa echte erttbcae Motir (Dta beiden Groadprobtame der Etafk«. 1860;
TgL Ricaaao Waona, Dausen» u. a.). — In anderer Watae begründet Wcbdt
aaaaaMI sMaaswnsVlaBMH waHVaVapftaaanaVlaaa> Dta) 8» tM% CIO IrOQUJft OBS
GesamtwiUene und da* Sittbebe besteht in der geistigen und
■aatnaaeaer. eouas
tat nnd eeiae Motive mit dt—an Zwecken
ee nicht an» auch nicht eaf dta
S. IM dr
Der ideale eittUcbe Endzweck tat dta „Her-
allgemeinen Willenegeaieiaeebeft der Meaechheit, ata der
Grondtage für dta arigttebet groOe Entfaltung awisohhohcr Geisteskräfte". Die
Xatur eoU tu einem ..Substrat ff tatest? Zwecke" werden (vgL Fwarra, Scbleikk
MAOnm). Selbstaweck tat dta ..Erzeugung ff tatige r Schöpfungen" (Ethik«. 1912;
System d. Pbiloe. II». 1907); vgl. Enua. Oiiintftaffw der Pbiloe. dee
1008; Daiaeca. Ordaaagataare, 1911 (ktaeta Geaanaaimaft); dta Schriften
Sock» (e. Geist). — Idealistisch, dta Renaataraag der Meiuwhheita- oder
•chaftaidae betonend, lehren euch Tn«XD*LEX»r*o. Zbxlkb, Gmw (Protagomene
hios, 1883, & 160«.: Selbstverwirklichung dee wahren Selbst, der Menecbbei«»-
idee). C.looaü. Doaxaa, O. LxaaMAim (Gedenken u. Tatsachen II. 68 ff.. 410 ff. \.
Wna>»xaA!n> (Präludien*. 8. 406 ff.; 4. A. 1911). Rickbkt u. a. Nach Tbl Lrrrs
tat & „Peraönlichkeitawert". Dta Forderung dee ..idealen leb" geht auf aUgemrin-
gültiges Verhalten, auf gleiches WoOea bei gleichen Granden, auf Treue gagaa sich
selbst. Dta Menschheit, die Persönlichkeit in uns und anderen ist tu fördern (Dta
ethischen Grundfragen», 1906). ..Selbsttreue" fordert dta Ethik euch nach Mexsraa-
bkho; es tat sittliche Lebensaufgabe, ..schlechthin gültige reine Werte durch unsere
Tat tu vei-wirUichen" (Philos. der Werte, 1908, 8. 389 ff., 479). Die 8elbeteerwirk-
lichung dee Personlichkeitaideals betont J. Ssth (Study of Ethics, Principlcs», 1898).
Sittlichkeit. 605
auch Bradley (Ethical Studies, 1876), Green (s. oben) u. a. Als sittlichen End-
zweck betrachten die Wahrhaftigkeit Scholkviann, O. Stock (Lebenszweck, 1S97,
S. 140 ff.), Koppelmann (Kritik des sittlichen Bewußtseins, 1904) u. a. Als Hingabe
an ein Übergeordnetes bestimmen das Wesen der Sittlichkeit Royce (Philosophy of
Loyalty, 1906), B. Kern, Driesch, Jodl u. a. — Auf die Wertschätzung des Besten,
die richtige Wertung führen das Sittliche zurück Beneke (System d. prakt. Philos.,
1837/40; Grundlegung zur Physik der Sitten, 1822), Martineau (Types of Ethical
Theory II2, 24 ff., 37 ff.: Wertskala der Maximen), H. Cornelius, Meinong,
F. Krüger, Goldscheid u. a. (s. Wert).
Nach F. Brentano ist das Gute „das mit richtiger Liebe zu Liebende, das Lieb-
werte", und dieses finden wir mit ursprünglicher Evidenz, indem den sittlichen Willens -
akten eine „innere Richtigkeit" eignet (Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis, 1889,
S. 11 ff.). Intuitionisten (s. d.) sind ferner Mackintosh, Calderwood, Lecky,
Whewell u. a. Ferner schon Herbart, nach welchem das Sittliche Gegenstand
absoluter Wertschätzung ist. Gebilligt und mißbilligt werden unmittelbar „Willens-
verhältnisse", welche gefallen oder mißfallen. Aus den sittlichen „Geschmacks-
urteilen" (s. Ästhetik) gehen ethische Ideen (s. d.) hervor (Allgemeine praktische
Philos., 1808); vgl. die ethischen Schriften von Allthn u. a. (s. Ethik). — Den Intui-
tionismus verbindet mit dem Utilitarismus (s. d.) H. Sidgwtck (Die Methoden der
Ethik, 1909). — Nach Lotze besteht die „unvertilgbare Idee eines verbindlichen
Sollens" (Mikrokosm. II2, 340; Grdz. d. prakt. Philos., 1882). — Die Ursprünglichkeit,
Autonomie, Absolutheit des (allgemeinen, reinen) Pflichtbewußtseins lehren ferner
H. Schwarz (Das sittliche Leben, 1901; Grdz. der Ethik, S. 126 ff. : ethischer Nati-
vismus), M Wentscher (Ethik, 1902 f.), Elsenhans (Wesen u. Entstehung des
Gewissens, 1894, S. 295, 325 ff.), C. Stange (Gut ist das Pflichtgemäße, d. h. das
der Vernunft Gemäße, Einleit. in die Ethik, 1900 f.), P. Hensel (Hauptprobleme der
Ethik, 1903; Ethisches Wissen u. ethisches Handeln, 1889), A. Messer (Kants Ethik,
1904), B. Bauch (Ethik in: Die Philos. im Beginne des 20. Jahrh.); F. Medicus u. a.,
welche vier letzteren schon den ethischen Formalismus und Apriorismus vertreten.
Diesen Formalismus begründet Kant. Die Quelle der S. ist die praktische
Vernunft (s. d.), deren „Selbstgesetzgebung" (s. Autonomie) sich im Menschen geltend
macht. Die S. besteht aber nicht in der Verwirklichung eines äußeren Zweckes,
sondern ist von aller „Materie" des Willens (Lust, Glück, Vollkommenheit u. dgl.)
unabhängig. Das Sittengesetz ist a priori, unabhängig von aller Erfahrung gültig
und betrifft nur die Form des reinen Willens, die Allgemeingültigkeit desselben. Der
„kategorische Imperativ" (s. d.) fordert als unbedingtes Sollen: „Handle so, daß die
Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung
gelten könne". Man muß wollen können, daß unsere Maxime ein allgemeines Gesetz
werde. Nur ein solcher Wille, der dieser Idee entspricht, ist sittlich gut, und nur die
Achtung (s. d.) vor dem Sittengesetz ist ein wahrhaft sittliches Motiv; auf die Neigung
zu etwas kommt es nicht an (s. Rigorismus), sondern auf die gute Gesinnung, die im
Willen zur Pflicht (s. d.) um ihrer selbst willen besteht. Es gehört zur „Würde"* des
Menschen, sich als selbstgesetzgebend zu verhalten. Nun fordert der „praktische"
Imperativ, die Menschheit in jedem stets auch als Zweck, nie bloß als Mittel zu
betrachten, denn die Menschheit als Subjekt des sittlichen Gesetzes ist heilig. Der
Mensch (s. d.) gehört als vernünftiges Wesen zum „Reich der Zwecke" (s. d.), in
dem er sowohl gesetzgebend als auch den Gesetzen selbst unterworfen ist. Die Sitt-
lichkeit erweist sich nun schließlich doch als ein Mittel zum Zwecke, der aber ein
idealer ist: nämlich die Verwirklichung eines idealen (als Idee wirksamen) Reiches
fttf
der Zvnm, tonn daran die 8. bedangt ist* ein Zmmmhmi ■einttnftiger Wmmi
«Mar aUgenminen QmHm (System d. prekt. Vernunft, universal. BibL. 8. 37 ff.;
(JrdJ^g. tm- Mrtaphy«. <W 8itt*n, ümirt«*J B»bJ.. & 55 ff. ; Metaphysik der Sitt.
- Du Rlgoilaiaea (e. d.) Kam» mildert na IUI tamua (vgL Bebte» Seele),
während Fichtb Um gam streng faßt, eis volnge Unswordma ng «kr SioaUekkeit
tutaer die Vernunft. Hai Ii a nal stilas finilna. ealhsHialig TTnrirtrHtTtrrn, tlini fmdere
<r Mittel n diesem Zweck, «ar IliiasiiiBag des „reinen 1
Ifl.rhtiet. Endzweck ie4 ee, deJ nar die Vernunft in der Skanenwel
In der Oimilei reift gsbtigar Weeen (System der BUtSBhmi, 1798; WW. 1845/48;
Nirhgliiam ankeiften, Ute. IM. Aoek nach 8<sn man »rasa beeteht die 8.
rnfcBwaat in dem Hinein hildrn der Vernunft in die Katar, int ..Naturwerden der
Vernunft" (Pkttos. «elialiat i. j 79; Grundr. d. pkiioe. Ethik. 1841 ; WW. II '. 448 ff.).
Die Gebiete dm eHtikkm Handel» «lad Verkehr. Wgaatam, Pannen. Ciefah
VertsfaHafass: Reckt, nmUgkill, Glaube. Offenbarung; die
i: Staat* Oeeelkrheit, Schal», Khaae. Db ladfvhhmlralt hat
Dan ■ffcfaeasn Ideahemue uigiaaihn in objahtlm Web» Hanau der von der (eob-
jektfeen) ..MorahUt" (s. d.) dh> (uldoetiie) „fJllliiniiill" anssrerheidet ; beide sind
« - -*-- e e n .■ #»_ i-. _ _»• »tk an... a _ it * * -e a . .. tj^eä* -■••»•» — _■-_ *"* *-- - -
arUanNaTM IbW «jfflWPfAW^^W UlasPV a 1 laMJVmVaW Qäw QaVawVtalasOaaWkas awaaUaaawHBK ejgasas wJ9J9j9J9J9J9J
l*«" (e. d.). der Willi ii aaaft. Di» SbUaabknit tot dar abhdtfitfarte
.nftwille, dir „Idee dar Freiheit sie das bhtadaaj Oute", verkorueu im Staat
(a. d.) und im Botiebn (Ensyklop., % 513 ff. ; Rfchupbiio«,'. krag, von 0. f imnn. 1906).
.1. Caa. Kaum», Syst. d. Sittenlehre I. 1810; Abbdl. aar Sittenlehre, bieg. 1888
Von Kaut beeinfrant sind Haaaau Maasan, B. Bacca, Msnicca, W. Kivkku
VAtaiüoaa u. a., farner Rasotma» (Staeaee de la inorale*. 1908» I — II). Wot/n
(Kratern da» moral BswafHeeina, 1888). Baasera», Stacdi sosa (a. oben). K. Von-
Uhdbb (Kantatadien IV. 981 ff.; Kant n. Man, 1911). STAKaxas, I'. NaToar
[aataakai*«a|m^ lltli - 191 i « . aatani aaktai gaaj ta%taaa\af^Maai IMTn
d» ()enwü**h*ftaidee ketoaaa. So aaek Coaax, aaoh aaltfcim dar shaHobe WO«
auf Kinbeit im WoUea aad Handein gabt. Die Einheit dar reinen afiaeubbilt ist aar
in der Allkeit des 8taataa (a. d.) geeicbett ; aar in Staat aad Reobt entfaltet aieb die 8.
Der ..reine WiDe" bekandet aieb aicbt in blöder OieJmiaiig. eondern aaob im
selbst. Die eHtbche Entwicklung gebt auf ein ..Reich dm Zwsakn". auf die
ecbaft autonomer Weaen" (Ethik». 1907; Kants Bsytodung dar Ethik*. 1910). -
Vgl. Warn. 8yetem der epekslai. Ethik, 1841 f.; Wrrrn, Grdz. der Sittenmkra, 1882;
W. KncavAim. Grundbegriffe das Rechts u. der Moral«. 1879 (egL Achtang. Aatn-
riut); P. Ria, Über die Entatehang das Gewbnena. 1885 (a. <L); MOaafaaaaau.
Der Ursprung der &, 1888; Habjo. Ethik, 1889; H. Bbsdeb. Über das Weaen der a.
1894; Snoaav, Einleit. in die MorsJwiamnechaft », 1904; Aonaua. Ethik. 1904:
K. Duma, Daa Gate a. das Srttbche. 1911; M. I* »na», aVatfetisohe Ethik. 1911;
Vinkt. Eesaie de philo.. moreJe, 1897; F. Räch, L'experience morale«. 1909; I
RoatÄTY. L'Ethique, 1898; Riaor. Psycho!, des arntiments». 1908, 8. 284 ff.;
Sithesxakd, Origin and Groarth of the Moral Inetinct, 1898; Dawar, Ethica, 1891 ;
Tbojaxo. La füoa. morale. 1902; Jvtalta, Prolegom. a una morale. 1901 ; P. Solubb,
Morale et nrareiite, 1912; B. KJAR. Ethik, Erkenntnis, Weltanschauung, 1912;
E. Wnrracna, Grundr. der Ethik, 1913. Nach Snuuramm beruht daa Ethiache
immer auf einer Vcrgkichung der objektiven (gülugrn) Werte. Die Entetehungasteue
de« Ethischen ist immer der Konflikt (Lebenaformen, 2. A. 1921, 256). (Vgl die
Literatur unter ..KthiU'.) — Vgl. Sollen, Tagend, Pflicht, Gewissen, Out, Imperativ,
Norm, Soziologie. Recht, Humanität u. a.
Skeptizismus. G07
Skeptizismus (von axitpie, Prüfung, Erwägung) oder Skepsis ist die
Tendenz des Bezweifeins von Behauptungen, Geltungen, theoretischen oder prak-
tischen Werten. So gibt es einen religiösen 8., welcher jede religiöse Gewißheit,
jeden Glauben an eine Gottheit für problematisch erklärt oder nur positive Glaubens-
sätze bezweifelt, einen ethischen S., welcher die Gültigkeit überkommener mora-
lischer Wertungen bestreitet oder auch überhaupt keine allgemeingültigen sittlichen
Werte anerkennt, endlich den theoretischen S., sei es gegenüber bestimmten
Behauptungen oder Annahmen der Wissenschaft, oder gegenüber der Tragweite und
Sicherheit wissenschaftlicher Erkenntnisse im allgemeinen, sei es endlich, als
erkenntnistheoretisch-metaphysischer S., gegenüber der Möglichkeit einer
objektiven und sicheren Erkenntnis der Wirklichkeit überhaupt, entweder bloß des
absoluten ,,An sich'* der Dinge, oder auch des Wesens und der Relationen der objek-
tiven Erscheinungen. Der logische S., der allerdings selten vorkommt, bezweifelt
alle Gewißheit und Wahrheit, auch die strenge Gültigkeit der logischen Grundsätze
(s. Axiom, Denkgesetz). Dies führt leicht zum totalen und radikalen S. im
Unterschied vom partiellen und gemäßigten (vgl. R. Richter, Der S. I, S. XIII ff.)
und noch mehr vom bloß methodischen S. als Durehgangspunkt der Erkenntnis-
kritik. Die radikale Lehre: es gibt keine Wahrheit und Gewißheit, hebt sich selbst
auf, denn dieser Satz mindestens gilt dem Skeptiker als wahr und gewiß; sagt er:
nein, auch er ist ungewiß, dann ist eben diese letztere Behauptung wahr und gewiß,
usw. ins Unendliche. Die logischen Grundsätze wiederum kann man nicht ernsthaft
bezweifeln, ohne schon bei der Begründung dieses Zweifels die Gültigkeit derselben
vorauszusetzen (vgl. Denkgesetze). Ebenso lassen sich unsere Erlebnisse als solche
nicht bezweifeln. Die denkende, logische Verarbeitung des Erlebnisinhalts aber führt,
wenn schon nicht direkt zum absoluten „An sich'' des Seienden, doch zu objektiven,
allgemeingültigen Relationen (s. d.), deren in Urteilen über sie bewußte Gewißheit
bzw. Wahrscheinlichkeit (s. d.) teils empirisch, teils logisch-methodisch begründet ist,
sich festlegen läßt. Die Gründe, die der S. öfter angeführt hat, fallen für den Kri-
tizismus (s. d.) weg, welcher zeigt, wie objektive Erkenntnis möglich ist (s. A priori,
Axiom, Wahrheit).
Skeptische Äußerungen finden sich schon bei Heraklit, Xenophanes, Par-
menides, Demokrit (Sext. Empir., Adv. Mathem. VII, 49, 110, 135 ff.), bei den
Sophisten Protagoras (betr. der Existenz von Göttern), Goroias (s. Nihilismus u.a.).
Gegen den S. treten energisch Sokrates und Platon auf. Eine eigentliche Skepsis
tritt erst als Reaktion gegen den metaphysischen Dogmatismus der Stoiker u. a. auf,
und zwar als: 1. Pyrrhonismus (Pyrrhon von Eus, Timon von Phlios, Phtlon
von Athen, Xausiphanes von Teos); 2. mittlere und neuere Akademie (Arkesilaos,
Karneades); 3. spätere S. (Aenesidemus, Agrippa, Favorincs, Sextüs Empirictts).
— Xach Pyrrhon ist nichts an sich, sondern nur in Beziehung zu uns und durch
Satzung (vöf*<{) dk xal l&ei) schön und gut (Diogen. Laert. IX, 61). Die Wahrheit
ist unerfaßbar (äxaTaArjipia); wir können nur sagen, wie uns etwas erscheint, nicht
wie die Dinge selbst sind. Wir müssen uns des Urteils enthalten (*.TO£i'), um unsere
Gemütsruhe (diapagta) zu bewahren. Dies lehrt auch Timon, nach welchem wir
nichts entscheiden können (urt5lv öoi'Ztiv), denn Sinne und Verstand sind unzu-
verlässig und nichts ist mehr wahr (iiaAAov) als sein Gegenteil, welches mit gleichem
Grunde verteidigt werden kann („Isosthenie", laoaO-evtia rö>»- J.dyiov). Daß uns
etwas so scheint (boxFi, tpaivtiai) ist nicht zu bezweifeln, nur das ,.es ist so'* ist
zweifelhaft. Wir sollen nur sehen, wie die Dinge für uns sind, wie wir uns ihnen gegen-
über zu verhalten haben und was daraus folgt (Diogen. Laert. IX, 61 ff., 74, 86, lOöff.;
0U
8ext. Empir.. Pyrrhoo. hypotyp. I. 188 ff.; Adeersu* Mitbem. XI. 140). Nach
Aumum gibt ea kein* Cevitt*. Inte Wunen, ja niete einmal darüber mlbet
(v|L Cicero. Aead. post. I. 12^ dater haben wir an* de« Urteik tu erntete» Für
die Praxi* genügt die Wdmteteltefckatt; ete Krrasrium dar Wahrheit gibt es nicht
(vgL Dtogen. L. IV. UtL; Bert, Eeapte. Adv. Mattet. VII. IM f.). Noch uenmasgmr
lehrt Kasjnuoaa, der efae Theorie der WehrerteteKchteet (a. d.) gibt (vgl Diog. :
(ff*»«). Urftnde f ttr die 8hepatt auf .
d*- V.
iM MM
Ji null ihm Tiiliiiiilang iMi IlilaHiHll
d* Abhangigknt
(Seit.
Empir. Pyrrbon hypot, I. 36 ft; taten». L. IX. 7f 1h Aontrr*
aof fünf: Widerstreit da
Relativität, whieiiMii V«
Pyrrhan. hypoc I. 164 f.» Diog. I* IX **U
Tropen auf (Sexv. Empir., Pyiibon. hypot. I. 178 ff.)
dafl all» Tropen auf die Relativität (a, d.) der Fit law aiaaenhamn (L c I. »).
Im Mittelalter findet sieh wenig rose Sfeeptitmmne (Aloas«x* Mdxolacb von
AirrasoouaTu. «.). Pirna ihn wende» sieh Aoocsrorc» (..Ontnia. qsi ae dnbvmntcea
tmlBgli, wrtn tetalMglt et de hoo ro, nun» miilHgn, ocrtna est, Omni« igte
atrum sit mrife dubitet, in es ipso habet verum, aade non dubitet". De vere reii-
gione 73; De triaiu X. 1 f.). Das eigens denhands Ich kt Bedingen« sfiea Erteimemi
(a. Oogrteh dm» lehrt spater anch Dinamt, dar steh das amthoamotea Zweite» (a. d.)
• Dia Oswittsit and den Wart dar Wisssnsohaf t und Spekulation bfiwt'Mn
dar fehgJosrn nhiihinegswittsit Aourra (Ds imm Hlndim et vasusam
dtach. 1912). Caunnox (Ds la sagsssr. 1601; 2. ed. 1604h nach
die Wahrheit nicht erreichbar Ist, so dai wir ans mit Watesohatetteskait
mumcn, SajrceM» ( Quod nihü soHur. 1646). Pascal. (Psnssss. 1669. 1697). der
die Prinsrpien exakter (axatteumttemar)
oem wir tat rjeetttm ose w euruevtmoee saao. weosr i
(„La natura conJond ks Pyn honten» st In rate» eontend las dogniatmtea'').
ToUer Irrtümer. Sinne und Vernunft tlimohan einander aiuteihuilig Wir
nkhta über die letaten Dinge, aber das Gemüt anrieht in uns („Le eosnr a ses
que la rate» na nanaitt pas"k Im religiösen Omens« finden wir Ruhe (Jkm-
Tons, rate» Impaimanm"). Dan Primat das Glaubens vor dam Wimen betonen
auch La Vatku (Ctoq dialogora, 1671). Sonaxtaa. Foren*» (De la philo«, aeede-
mique. 1692), Hobt (Treite philo«, de la faibleme da reeprit, 1723). Poiarr. Hiasmaiu
(Ds typho geneim humani. 1676). Rann ( Dictiotmaire hmtor. et orte. 1696 f.).
Lsmmbxais (Oeuvres, 1836) u. «, Schon früher lehrt te skeptischer Wete» Movtaioxb
(„que saavje ?"), der ReUtivist tat. Die letaten Uraachen und dae Wesen der Dinge
aind unerkennbar, weder die 8inne noch der Verstand erfamen mit raeharhert dm
Wahrheit. Nur die Offenbarung führt uns, auch wo ihre Dogmen gegen die Vernunft
sind («o auch Bayk!) den rechten Weg (Eataia, 1660. 1693; deutach 1797 f.. 1908 f).
Nach Gurrou wimen wir nichu über die Dinge und über uns arlbet, nur in der
Religion hegt dss Heil (Scepsai scmntifioa, 1666; vgL N. Petreacu, G. und Hume, 1911 ;
TgL Kausalität). Einen „akademknhen", ..milderen" S. vertritt Hm«, nach weitem»
wir von den letaten Ursachen der Dinge nichts wimen; nur vom Erfahrbaren gibt es
Sklavenmoral — Solidarität. 609
(Wahrscheinlichkeits-) Erkenntnis und von den logisch-mathematischen Relationen
ein sicheres Wissen (Enquiry XII, 2, 3; Treatise IV, sct. 2; s. Kausalität, Substanz).
Dem S. als dem ohne vorangegangene Kritik gefaßten Mißtrauen gegen die
Vernunft stellt Kant den Kritizismus (s. d.) gegenüber, der den Grund der Möglichkeit
objektiver Erkenntnis in den wesentlichen Bedingungen des Erkennens sucht (Kleine
Schriften III2, 50, 158 ff.). Der S. hat die Kritik vorbereitet (Krit. d. rein. Vernunft;
über methodischen S. vgl. Herbart, Lehrb. zur Einleit.5, 1883, S. 62 ff.). Einen
, .kritischen" S. vertritt G. E. Schulze, (Aenesidemus- Schulze), nach welchem weder
die Erkennbarkeit noch die Unerkennbarkeit der Dinge an sich gewiß ist (Aenesidemus,
hrsg. 1911, Vorw., S. 24 ff.; vgl. Platner, Philos. Aphorismen3, 1793 bis 1800, Vorw..
§ 626 ff.). S. Malmon nennt sich, sofern er die bloße Wahrscheiiüichkeit der Natur-
gesetze lehrt, einen „kritischen" oder „empirischen" Skeptiker (vgl. Versuch einer
neuen Logik2, 1912). Neuere Skeptiker sind Nietzsche, Mauthner (s. Sprache),
R. Shute (Discourse on Truth, 1877) u. a.
Gegen den S. wenden sich Husserl (Log. Untersuch. I, 1900, 112 f.), Cornelius,
R. Richter (Der S., 1904—08, II, 121 ff.; II, 527; aber methodologischer, partieller
Wert des S.), Goldscheid (Zur Ethik des Gesamtwillens I, 1903, 109 ff.) u. a. (s. Wahr-
heit). — Vgl. Stäüdlin, Geschichte u. Geist des S., 1794 — 95; Tafel, Gesch. und
Kritik des S., 1834; V. Brochard, Les sceptiques grecs, 1887; R. Richter, Der S.
in der Philo3., 1904 — 1908; Goedeckemeyer, Gesch. des griechischen S., 1905;
Credaro, Lo scetticismo degli academici, 1889 f.; Saisset, Le scepticisme, 1865;
Sattschick, Deutsche Skeptiker, 1906; Französische Skeptiker, 1906; Kreibig.
Gesch. u. Kritik des ethischen S., 1896; Stumpf, Vom ethischen S., 1909; Hönigswald,
Die Sk. in Philos. u. Wissenschaft, 1914. — Vgl. Relativismus, Subjektivismus, Zweifel,
Wahrheit, Gewißheit, Sittlichkeit, Fiktion, Pragmatismus, Mystik, Akatalepsie.
Sklavenmoral s. Sittlichkeit (Nietzsche).
Skotisnras: die Philosophie und Schule des Scholastikers Duns Scotus
( Quaestiones quodlibetales, hrsg. 1506; Reportata super IV libros sententiarum, 1517f. ;
Opus Oxonience, 1620, u. a. ; Opera, 1639; 1891 — 95). Charakteristisch für den (beson-
ders den späteren) S. (der sich z. Teil gegen den Thomismus, s. d., wendet) sind die
Tendenz zu subtilen Distinktionen, zur Hypostasierung von Begriffen, der „Forma-
lismus" (s. Unterscheidung), der Voluntarismus (s. d.), die Lehre von der Materie (s. d.),
von der Willensfreiheit (s. d.) u. a. Vgl. Siebeck, Archiv f. Gesch. d. Philos. I, 1888;
Zeitschr. f. Philos., Bd. 94, 112 (1888, 1898); Minges, Der Gottesbegriff des D. Scotus,
1906; Philos. Jahrb., 1906; M. de Wulf, Histoire de la philos. medievale4, 1912
(deutsch in Vorbereitung). — Skotisten sind Franciscus Mwronis, Antonius
Andreae, Walter Burleigh, Peter von Aqutla, Johannes Anglicus, Petrus
Tartaretus u. a.
Solidarität äußert sich im Gefühl der Zusammengehörigkeit und im Willen
zum Zusammenwirken, zur Kooperation im Kampf, in der Arbeit, in kulturellem
Schaffen, humanem Wirken. Die S. (der Horde, Gruppe, des Stammes, des Volkes) ist
ein wichtiger biologisch-sozialer und historischer Faktor und die S. einer umfassenden,
idealen Menschheits- und Kulturgemeinschaft ist das oberste soziale Ziel. Vgl. Marion,
De la solidarite morale, 1907; Durkheevi, La division du travail social, 1893; Bougle,
Le solidarisme, 1907; L. Bourgeois, Solidarite, 1896; T. Labriola, Del concetto
teorico della solidarietä sociale, 1905; Goldscheid, Höherentwicklung u. Menschen-
Ökonomie I, 1911. Vgl. Mutualismus, Soziologie, Organismus.
i i - li- • Hunilw ; terbiioh
39
610 M|ptfMM Sollen.
Ni»l i gmieniii >» •...:•..
(s. <L; bei Ka*t bedeutet „8.** den praktischen Kfnbmu», Krit. «L preku Vera.,
Univ.BibL, 8. 80) bt die Lehre, daß eüe Objekte, euch dee Niremde Ich", uns nur eie
Inhalt uneeree ich gegeben sind» daß nur dee Ich dm Erkennenden ab»
eabtbrt, real ut, daß ee vielleicht nichte enden« gibt ab dieses Ich und seine Bewußt-
■eineinhalte, au welchen auch die „Auhendinfc" gebären, die eh) Inhalte dee indivi-
rtnesP HaMiiflteilni iuj_iLj-u_lflij ■ ■ *- * - ee— _ri 1 ■,1I1JIII 1. .w%k «la^ fm ■aaila
loh iet nach dem 8. etete nur ak ein vom erkennenden Ich »ra grnf.il tes oder gedeohte»
gegeben, nur ein Be wufiteeineinhaH unter anderen. — Abgeeehcn davon, daß dee
fremde Ich (a d.) ab eolehea nie mein bloßer Bewußuwaneinhalt iet, sondern als etwss
gedacht, gii im wird, wa«s»ihm cm Bewii fr »mimew^^
Der krit. Idoalbma», 1908» 8. 47 ff-L mufl der &. will er nicht tn abeurden Konse-
quenzen and Knnevsbhai pbnmii. rrtri defl dee „fremde Ich" eich innerhalb
dm BevmBtmme von eeinem ligeam loh im »iigenn Sinne mnweokridet. Dur & geht
damit eher echon in dea gamlttgtaum IdseHsmns (s. d.) aber, nach weichem dm ehuig
aheolnm Reale nicht mehr dee Einseiich alt »olckeebu sooderadss Bev/ußmria (s. d.)
Überhaupt oder am uairaimlm Ich, welche» außer objektiven Innaltnn eine %«««»■«**
einzelner Ich- Einheiten, Ich Kompbze cinechlbßt, umfaßt (vgL a, B. K. Haut,
P»ychologiemuft oder AnüpsvchoL. 1001, 8. 4 L, 107 IL und R. vo« Sarc»znT
BOLDau*. Or. einer Erkenntnietheorie, 1887. & 83ff.; Vbrteljabjsaohx. f. wisse nsuh
Philo».. 30. Bd.. 1906). VfL Objekt, Realität, Treneaendent.
Daß bloß dee loh mit »einen Voreteilungen existier ui konnte, nehmen
problematisch-methodisch an Pumas D'Anxr, Daecaaras (Princ philo«. I. -I .
alediuu IL Maxanasacaa (Recherche de la varite I) u. s. (vgl. Memoiren von Tu i
1713, 8 992). Den 8. vertreten — rem logisch, nicht praktisch — v. Schcbkht
8ou>amx (a> oben), M. Eatan. (Wert u. Urepr. der philo». Traim»Midem^ 1896, 8 68 ff.)
u. a, Nach OeTWaLD wäre gana honatquent ein „instaetaoer ' 8. dam aar die gegen
»artigen Bewaßtmlnainhaha ab das Wirkliche gelten; um ihn zu vermeiden, muß
der Inhalt uneerer Erfahrung „durch Interpretation und Interpolation* ' iweiikiiilßig
ergaatt werden (Annalen der Naturphilo». IV. 1904. S. 141). Nach Daiasca muß
oder kann die Logik (Ordnungsbhre) vom 8. ■aamhen, ohne aber bei ihm etehenzu*
bleiben (Ordnungabhre, 1912). Nach 8caor*xaaraa kann der 8. ab ernstliche
Überseugung nur im ToUhaoee gefunden werden (Welt ab Wilb u. VotstelL. I. Bd..
§19). Gegen dea & wendet «ich A. WataaaCTT (Ober Metnrialbrnus u. Idealiemus»,
1788, & 90ff.L Jaaüsauu« (s. oben), V. KaavT (Wcltbegriff u. Erkeaatabbegriff.
1912), nach welchem aller erkcnntnbtheoietieoher Idealbmue auf den S. hinauslauft,
FaiscaaisKHKöBxaa (Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912) u. a. — VgL Fichte,
Die Bestimmung dee Menschen. 1800; Zun. PsychophyeioL Erkeuntnielehrc*.
8. 39; PanoLDT. Vbrtrljahrsschr. f. wissenseh. Philoa.. 25, Bd.; Scaurra. Der
Solipsbraus, 1898. — VgL Realismus, Realität, Objekt, Subjekt, Immanenz, Tran-
mendenz, Mi.
Sollea bt db Forderung eince (fremden oder eigenen, personalen oder idealen)
Willens, db ab spezifische, ursprüngliche Art der Notwendigkeit oder Bindung ine
Bewußtsein tritt Dee „Sollen'' bt ein Willensdiktat, eine Zumutung, ee wendet sich
von einem übergeordneten an einen untergeordneten Willen, der db Nötigung
empfindet, das Geforderte sich cum Ziel zu setzen und zu verwirklichen — wenigstens,
wo ee sich um ein anerkanntes Sollen handelt. Des „du sollst" bt Imperativisch, des
„du solltest" anratender Art, dae „so sollte es sein" Ausdruck eine« Wunsches oder
einer Erwartung. Des hypothetische, bedingte Sollen bt auf bestimmte Mittel zu
Sollen. 611
bestimmten empirischen Zwecken bezogen, das kategorische, absolute Sollen auf die
Erfüllung oberster, idealer Zwecke, welche unmittelbare Werte bedeuten. So ist das
sittliche Sollen ein Ausfluß des Sittlichkeitawillens, dessen Ziel unbedingt, ohne
Rücksicht auf untergeordnete Momente, zu verfolgen ist (vgl. Sittlichkeit). So gilt
auch das logische Sollen unbedingt, als Diktat des theoretischen Vernunftwillens, des
Wahrheit» willens (vgl. Denkgesetze). Bei allem Sollen handelt es sich um eine Norm
(8. d.), um die feste Regelung, Ordnung eines Verhaltens wollender Wesen. Das Sein-
sollende wird im einzelnen aus der Vergieichung empirischer Gegebenheiten, kausaler
Zusammenhänge mit den besonderen Willenszielen (technischer, pädagogischer u. a.
Art, mit dem Rechts-, Staats-, Sodalwülen usw.) gefunden; es muß gesucht werden,
was sich als Mittel zur Verwirklichung des Seinsollenden, des bedingt oder unbedingt
Geforderten eignet. Mit dem Seinsollenden haben es die praktischen und angewandten
Wissenschaften (s. d.) zu tun, welche die Kausalforschung in den Dienst von Wiilena-
zielen, Postulaten und Idealen stehen. Das Band zwischen Sein und Sollen stellt der
Wille her, der die Verwirklichung eines Idealen fordert und dieses in das gesollte Sein
umsetzt. Aber das (objektive, absolute) Sollen gilt auch, wenn das Gesollte nie
realisiert wurde oder wird, es ist unabhängig von aller Subjektivität und Willkür,
durch einen objektiven Willen gesetzt (vgl. Norm).
Daß das S. eine spezifische Notwendigkeit ausdrückt, betont Kant, der das
bedingte und unbedingte Sollen unterscheidet (Über die Deutlichkeit der Grunds., § 2).
Das S. drückt „eine mögliche Handlung aus, davon der Grund nichts anderes als ein
bloßer Begriff ist". Das „kategorische" S. (s. Imperativ) stellt einen „synthetischen
Satz a priori" dar, indem zu meinem sinnlich motivierten Willen noch die Ide«
desselben, aber zur „Verstandeswelt" gehörenden „reinen Willens" hinzukommt,
welcher „die oberste Bedingung des ersteren nach der Vernunft enthält". So ist das
„moralische Sollen" ein „eigenes notwendiges Wollen als Gliedes einer intelligiblen
Welt und wird nur sofern von ihm als Sollen gedacht, als er sich zugleich wie ein Glied
der Sinnenwelt betrachtet" (Grdlg. zur Metaphys. der Sitten, Univ.-Bibl., S. 94 ff . ;
Krit. d. rein. Vern., S. 438 ff.). — Die Ursprünglichkeit (Lotze), Unableitbarkeit des
Soilens überhaupt lehrt Simmel. Das S. ist eine Forderung, die mit der Sache an sich
gegeben ist, eine „ursprüngliche Kategorie", wenn auch der Inhalt des Soilens sozial-
historisch bedingt ist („Wille der Gattung"). Das ideale Sollen ist unbedingt, weist
eine „innere Logik ideeller Ansprüche" auf (Einleit. in die Moralwissenschaft, 1892 — 93,
L S. 10 ff.; Vorles. über Kant2, 1905; Hauptprobleme der Philos., 1910). Die unmittel-
bare Gewißheit des Soilens lehren ferner B. Bauch, Windelbaxd, Rickeet, nach
welchem das „transzendente Sollen" der Gegenstand der Erkenntnis ist (s. Tran-
szendent), Cohex, nach dem das S. das Sein des Willens, das „gesetzmäßige Wollen"
ist (Ethik2, 1907, 26, 168), Xatorp, nach welchem die „Richtung auf etwas Sein-
sollendes" (auf „Einheit unbedingt") ursprünglich zum Bewußtsein gehört (Sozialpäd.8,
1904, S. 57 ff.). Stammler (Wirtschaft u. Recht2, 1906, S. 368), u. a. Ähnlich wie
Simmel lehrt H. Kelsen, nach welchem die Frage nach dem Warum eines konkreten
Soilens logisch immer wieder nur zu einem Sollen führen kann (Grenzen zwischen
juristischer und soziologischer Methode, 1911, S. 5 ff . ; Staatsrechtslehre, 1911). —
Als ein objektiv, durch den objektiven Wert der möglichen Zwecke menschlichen
Wollens bedingtes Wollen bestimmt das Sollen Ltpps (Die ethischen Grundfragen, 1905,
S. 126); das kategorische Sollen ist die Forderung des Ich, zuhöchst des idealen Ich
(vgl. Leitfaden der Psychol.2, S. 289 f.). Auf den Willen bezieht das S. auch Schufpe
(Grdz. d. Ethik, 1882, S. 46 ff.), ferner Deiesch (Ordnungslehre, 1912), Runze
(Metaphys., 1905, S. 397), Goldscheid (Zur Ethik des Gesamtwillens I, 1903, 87 ff.),
39*
SU MMM S -phintn.
betont* »«Wo
Idaungsfaktor wirksam zu sein, da ist es
soll, auf das tn si hlhifton, wm
';rgl liisnemoWNscaiiphfhn n 60 t; l^tsdnbtanga
1008. 8. 103 ff.. 17«g.;mfciiiMwlilrli^—dlliiMihiiiBlrBBorti I. 1011). -
die Anrieht, dal die (mim) WiaauKbalt es auch mit de» Sotten (normativ) za tu
hat (Sta*mxsjl BonoUB u. n.J. eind Hma (Eiuyklop.. ,6). K~ U*ax M. Wnsm,
Tönsum. KAimmowua. F. Löst. M. Adlu (Knoeelit. u. Teleologie. 1004) u. a.
Dm Solleu im Sinne Whwwihends u. Dhrherta will Mlhtmuno (Philo*, d. Werte.
1008) man— durch den absolute Wolfen. — Vgl. Biwiiiaa. Philos. WM*. 1 1 .
teniu, Werttheorie, 1803 L. L 106 f.; P. Bos. Übe* de* Sotten u. den Onte. 1800,
& 110; Bau. Wolle« und Sollen der Jaenachheit. 8. 1 ft; A. Km. Sein u. Sollen,
Philo». Einich, fai den Sttten- u d neuhlag-aeta. 1804; J. Kajta*. S. o. Sein, 1871.
VgL Pflicht. Recht. IHJluhOiU, Soziologie, Norm. Wort* Wahrheit. Richtig.
Nolftslaman (oeie4«/^Me: Stoiber): Sptachiehier. epraehbebe Zwei-
deutigbrit.
logi© (ony«. Korper): Kflrpariahf. ein TeU der Anthropologie.
ibnllanarae (PtmiotJB)t Schlaf, oder Nachtwandeln (Nufcfi-
QietemMBMiohir^T^oiwiiemliiiir.eimArtSchbtfnritnihellei^i
BenwgimgriMrigbnlt.
Em MHe0eehonM (cJairroyance)
oder m benonderen Einrieb trn in den eigene Ich hu xwar öfter
oner mu snswinzsert wofCM« wenn mn memonmn* eine sjswsms »er*
frtnerung von Sinneeperseptionen u. dgL beeteht (rgL Hypnose). Eine Uberach6ts*ang
dm a findet rieh bri Scullcto (WW. 1. 7. 1. 0). Escrsnauru, 8cu»mrr. Jvwnxv»
Knxn. ScHorKnurmn, I H Vtcrnn (PrjrchoL I. 66511.). dc Pul (Philo*, der
Mystik*. 1910. & 408) u. a. VgL Buont Le somn.. deotneh 1880; Www, Gnu.
dcrphyrioL Psycho!. III». 1003, S. 064 f.; Hzuj>acn. CiieiiahnemuUfVo der PeycboL
1001, & 888; KnAXrsux. Psychiatrie P. 1000.
Mophiasna s. Trugschluß Paule Vernunft.
Sophisten (esniern/) heilen ursprunglieh aüe grifohiinhin Denker und
Weh*. Philosophen, dann (seit dem 6. Jahrhundert) tieeondots diejenigen Lehrer dar
Bwmlmmhril. den niiMsnhasi». der f Or den öffentliche Leben notwendigen Bildung
und der Philoaophie, weiche gegen Demhleng ■iHaiiihwIii und hm Sinne einer
Aufklärung wirkten, wobei rie mriat du Relativismus (e. d.) oder Subjekti-
(e. d.) vertreten. 8h) liakwn die Anfmerknamkeit reo der Natur auf den
m und handelnden Msnachfn. stellten neue Piobbma auf und suchten rieh
von der Tradition ru emanzipieren (vgl. Recht). NkdtteeltennMchten rieh die Sophisten
durrh ihr prahleriacbea Gehaben, durch ihre Eitelkeit und manchmsl auch durch die
Tendenz, den Unrechte als Recht erscheinen zu Urnen (reV frra» Ä6jtor *#Wrr« »<n*lr),
mißliebig, wenigstens bri Pbiloaophen wie Piaton und Aristoteles, deren Urteile Aber
die S. freilich einseitig sind. Später beeooders versteht man unter einem ..Sophisten-
oft nur einen spitzfindigen, mit Schemwimen und Trugschlüssen operierenden Rhetor.
— Die bekannteaten 8. rind Psotaoobas (s. ReUtiriamus). Gouias («. Nihilismus).
Hipfias, Prodikos. Krttias, Thbasyhachos, Polos, Ecthtduos, Astithov. —
Vgl. M. Schaks, Die Sophisten. 1807; Gnom, History of Greece VIII. 474 ff. ;
Sophistik — Sozialpsychologie. 613
Th. Ft:>"CK-Bee>taxo, Les sophistes grecs et les s. contemporains, 1879; Diels,
Vorsokratiker2, 1907; Th. Gomferz, Griechische Denker P, 1911.
Sophistik (ocKpiozty.tA: 1. die sophistische Philosophie: 2. Scheinweisheit
{tfaivouivrj <jo(fta: Akistoteles, De sophist. elenchis 1, 165a 21), Dialektik (s.d.)
im schlechten Sinne. — Sophistisch: spitzfindig — trügerisch. — Sophisti-
kation: Trugschluß (s. d.). Über die „Sophistikationen der Vernunft" (Kaxt)
8. Dialektik, Idee.
Sorites {aoigeiir^: von otuoös, Haufe; sorites: Cicebo u. a. ; soriticus
Syllogismus: Maritts Victoresus u. a.) oder Kettenschluß ist eine abgekürzte
Schlußkette und entsteht durch Verschweigung, Fortlassung der Ober- und Unter-
sätze einer Reihe zusammenhängender enthymematischer Schlüsse. Der aristo-
telische S. ist regressiv und läßt den Schlußsatz fort, der im je folgenden Schlüsse
Untersatz ist, während der goklenische S. (nach Goclextüs, Isagoge in Organ.
Aristot. 1621, c. 4) progressiv in und den Schlußsatz fortläßt, der im je folgenden
Schlüsse Obersatz ist. 1. A — B | B — C C — D A — D. 2. C - D | B - C A-B
A — D. — „Sorite6" (acervus) heißt auch eine Art des Trugschlusses (Wieviel Körper
bilden einen Haufen?). Vgl. Acervus. — Vgl. Fries, System der Logik3, 1837, 1811,
B, 254 ff.; Ueberweg, System der Logik, I5, 1882, § 125; Hamilton, Erkennen und
Schließen, 1912.
So-sein: das Sein mit einer (qualitativen, raum-zeitlichen u. a.) Bestimmtheit.
Vgl. Mee?o>*g (s. Objektiv); Dbiesch, Ordnungslehre, 1912, S. 51 ff. (das „So-hier-
jetzt" als Bestimmtheit).
Sozial (von socius, Genosse): auf die Gesellschaft bezüglich, zu ihr gehörig,
durch oder für sie. Über „Soziabilität" vgl. Foetlleh, La science sociale, 1883,
GUTAU u. a. Vgl. Soziologie, Ich, Technik, Gesamtgeist.
Sozialethik (soziale Ethik) ist die Ethik des Gemeinschaftslebens, der Inbe-
griff ethischer Normen für das gesellschaftlich-staatliche Leben und das Verhalten
gegen die Menschen vom sozialen Gesichtspunkte ; ferner die Ethik, welche die Sittlich-
keit nach deren sozialen Bedingtheit und sozialen Bedeutung betrachtet. Vgl. A. vo>"
Oettingen, Moralstatistik, 1874; 3. A. 1882; R. Goldscheid, Zur Ethik des Gesamt-
willens I, 1903; G. Traeb, Ethik u. Kapitalismus8. Grundzüge einer Sozialethik,
1909; Xatorp, Sozialpädagogik3, 1909; Höffdixg, Ethik, 1901, S. 257 ff.; Revue de
morale sociale, r6d. par L. BrideL 1899 ff.; v. d. Goltz, Grundlagen der christlichen
S., 1908; Thteme, Die Sozial. J. St. Mills, 1910; E. Becher, Der Darwinismus und
die soziale Ethik, 1909; Litt, Individuum und Gemeinschaft, 1918; H. v. HÖbschel-
mank, Person und Gemeinschaft, 1920. Vgl. Sittlichkeit. Soziologie.
Sozialismus s. Soziologie.
Sozialpädagogik s. Pädagogik.
Sozialpsychologie ist teils die Psychologie des sozialen Lebens, die
Aufzeigung der psychischen Faktoren des Zusammenlebens und der verschiedenen
sozialen Prozesse, also der Vorstellungen, Ideen, Gefühle, Bedürfnisse, Tendenzen,
Triebe, Motive, Willensrichtungen, welche den sozialen Phänomenen als Triebkräfte
zugrunde liegen; teils ist sie (im engeren Sinne) die Psychologie aller Phänomene,
welche durch das Gemeinschaftsleben, durch die Vereinigung der Individuen zu
Gruppen, durch die Wechselwirkung der Individualgeister bedingt sind (s. Völker-
psychologie). Vgl. über soziale Gefühle usw. : Dabwix, Abstammung des Menschen ;
m
Rtaor. Psychol de* aentiment*'. IMS. 8. 278 ff.; Esto-as. Las soJstsa animalea-,
1878 u. a. (a, Soziologie). Vgl F. Ecunratrao, Ober die Möglichkeit riaer &, 1900;
E. A. Roaa, Sodal Payehology. 1908; W. Mc Docoall. Ab Introducüon to Social
Psyehology. 1914*; Oaaso. PnkoL sociale. 190t ; Houarrsu Panideal, 1901; Samml.
•oziaJpsycbol. Monographien, hrsg. von X. Bober; Saatn, Soziologie, 1908, 8. 558.
Vgl. Masse, Kultur (Vi-ouuxdt); H. L. SrouranMOM» uatererbeidet Soziopsycho*
logi* und Ptychonozlologie (Sozialpsyebologic, 1915, und Seelgrupplrhre [Psycho*
Soziologie]. 19»): Ca. A. Eixwoo». Socioiogy » tta psychol. AspecU. 1912;
Himsca, Dia Genesis das Ruhm*, 19U; Tösxtas, Zar Tbeorie dir ofhmthohen
Meinung. Schmorte« Jahrbuch. 1918.
»•ciolocie (..sociologie": Cosrnt; SortalphnoaophK social pbfloaopby":
Hoaaas u. a.). im ingowia Stane, im Unterschiede von dar öfter alt &
fii^liiitMtll famr l*^%wna\i^PBBsBsaa'f*^B«asVAB?tea4a. fca*# itaas a\IasBBsYaaiBB£*%
die Wissenschaf t vom sozialen Leben alt ao leben, vom Weaeo de« Socialen,
von dea Formen, Gebilden, Faktoren, GcectcBchkciscn, Pntsuhatigi and Ent-
D«r spezifisch wwrffflngiarhc G<aii hieixinl I ist die Betrachtung aOar innerhalb
tffrtahtn Oemeinecbalt Turkftwiirniiin Phänomens Im rTUt*>>t*H aal ihren
Charakter, d. b. eincissita aal ihre ffff-niglaaU durch da« faaamasiinfrlsin. daa
Zusammen* und Wccherlwirken dar in Gruppen * «reinigten Individuen, aodataaitf
auf ihr« eigenen Wechselwirkungen aad daa 1-'i 'lW'gaa in daa loilshtn Pansen durch
bedingtheit, dar sozialrn Phtaomeoe hsitolraiihtiyn taoD aad sa ihren Hilfe ■ aan n
arbeiten die Biolog» (Social biologie) alhH; «oder« Hihswiaeeoechaftrn sind die
Anthropologie, Ethnologie, Psychologie (s. Sozial-, Vö&erpcychologie). die ver-
gWghendff F*11!*"1**-! Rechav, laoraJwiaaaMohafi, Sprachwissenschaft, die National*
Ökonomie, die Geschichtswissenschaft u. a»; die einzelnen Sozialwissenecheitea geben
Qu* das Material für Ihr« Abstraktionen, Analysen aad fliiilluaiiii AOe diese Disziplinen
(auch die Erkenn tnialchrc. Ästhetik, Ethik a. a.) geahmeu riel durch Einführung dea
soziologischen Oeeichtepunktee all Ergänzung ihrer eigenen Erklaningsweiee, Für
da« Verständnis der aotialen Phänomene ist bteoaders die psychologieebe Erklärung
wichtig. Doch sind die sozialen Gebilde (Recht, Wirtachalt» Sitte nsw.) aad Institu*
Wirkung aeelischcr Weaea erwachsend, eine ..intersubjektive", OberindividueDe, eigene,
relativ selbständige Realität und Wirksamkeit mit beaoadwon Entwichlangatendenaen
und Oactxlichkeiten. und sie bedingen selbst daa payehiaebe EinseOebcn (s. Gebt,
objektiver). — Die Gesellschaft iat (abstrakt) der Inbegriff socialer Wechsel,
beziehungen oder (konkret) die Vereinigung dar ▼ergeaeDathafteten Individuen selbst,
genauer eine durch gemeinaame Bedürfnisse. Tendenzen. Interessen. Ziele aa einer
Einheit drs Seine und Wirkens verbundene Gesamtheit tob Individuen und Gruppen.
nheit dea Wirkens umfaßt* je nachdem, ein Zusammenleben. Zusammenwirken
(Kooperation), ein er jrc neinander Wirken, ein sich UnteiatflUen. Bekämpfen, eine
Unter* und Oberordnung usw. Die soziale Verbindung kann toi übergehend, flochtig
oder dauernd »ein. sie kann rein äußerlich bedingt, erzwungen sein (Zwangagemehv
schait) oder innerlich, spontan, freiwillig arm. Sie kann ferner durch rein naturhaft*
Faktoren (Milieu. Rasse, gleiche Abstammnag, Verwandtschaft, sozialisierende
Instinkte und Triebe: Gesclügkcitstrieb. Schutztrieb u. a»; Naturgemeinschaft)
oder durch bewußte Interessen, WiDensriele, Konventionen bedingt sein (Kultur*
gescllschaft). Die Gemeinsamkeit der Abstammung, dea Ortes, der Rfdnifnhaa,
Soziologie. 615
der Anschauungen usw. erzeugt die organische Gemeinschaft im Unterschiede von
der durch bloße Interessen, äußerliche Zwecke, Konvention verbundenen Gesellschaft
im engeren Sinne (Tönnies, Wundt, s. unten); der Weg führt von der Naturgemein -
schaft durch die Gesellschaft hindurch zu der universalen, idealen Kulturgemein-
schaft der sich auf die gemeinsam-menschlichen Kulturziele besinnenden, solidarischen
Menschheit (vgl. Sittlichkeit, Humanität). Von Anfang an ist es der (erst triebhafte,
später aktiv- bewußte) „Einheitewille", der die Gruppen zusammenschließt und deren
Beziehungen ordnet, regelt. Innerhalb der Gemeinschaft erwächst erst und erstarkt
die Individualität, und wirkt dann auf die Gesamtheit zurück. Individuen und Gesamt-
heit bedingen und fördern einander wechselseitig, und so ist das sozial-individuale
Ideal die größtmögliche Sozialität und Solidarität möglichst kraftvoller Individuen;
aus diesem Ideal fließt eine Reihe sozialer Forderungen, Normen. Das Postulat
höchster Solidarität bedingt auch Anstrengungen zugunsten der Kräftigung der
Schwachen durch Verbesserung der Lebensbedingungen und sozialen Verhältnisse
und die möglichste Ersetzung der brutalen Naturauslese und Ergänzung der rein
passiven Sozialauslese durch eine kulturelle, menschliche Energien sparende, erhöhende
und der Gesamtheit möglichst dauernd erhaltende Sozialpolitik (s. Ökonomie:
R. Goldscheid). Das soziale Ideal verlangt die Vereinigung wahrer, individuell
entwickelter, „freier" Menschen, und nur eine solche Gesellschaftsordnung ist ideal
die richtige, die für eine Entfaltung voller Menschlichkeit und harmonischer
Geistigkeit (vgl. Recht, Geschichte, Kultur, Aktivismus) Raum gewährt.
Ansätze zu einer S. finden sich schon im Altertum (s. Staat). So betrachtet
Aristoteles den Menschen als ein soziales Wesen von Natur aus ((fvasi £G>ov
tioAlzixÖv, Polit. I 2, 1253 a 1) und den Staat als ein Naturprodukt, das seiner Idee
nach dem Einzelnen vorangeht. Ähnlich lehren die Stoiker, nach welchen der Mensch
zur Gemeinschaft bestimmt ist (Diogen. Laert. VII, 131 ; vgl. Cicero, De rcpubl. 1, 1, 25 ;
Seneca, De ira II, 3). Hingegen beruht nach einigen Sophisten der Staat nur auf
..Satzung" (d-eaei) und nach den Epikureern beruht er auf einem Vertrag zum
Schutze gegen Feindseligkeiten (Diogen. Laert. X, 150 ff. ; Lucrez, De rer. natur. V,
922 ff.). Dieser Gegensatz der Anschauungen wiederholt sich bis ins 18. Jahrhundert
hinein (s. Rechtsphilosophie: Hobbes, Spinoza, Rousseau, Kant, H. Grotius.
Hume u. a.). Außer bei Philosophen überhaupt finden sich soziologische Ideen bei
den Rechts- und Staatephilosophen, bei Nationalökonomen (A. Smith u. a.) und
Historikern (vgl. Geschichtsphilosophie). Vgl. VorlXnder, Kant u. Marx, 1911;
Hegel, Rechtsphilos., hrsg. von G. Lasson, 1911 ; Herbart, Lehrb. zur Einleit.5, 1883,
§ 164; Nahlowsky, Grdz. d. Lehre von der Gesellschaft und dem Staate, 1865 (psycho-
logisch); Mayer-Moreau, Hegels Sozialphilos., 1910; L. v. Stein, Der Begriff der
Gesellschaft2, 1855; System der Staatewissenschaften II, 1856; Grünfeld, L. v. Stein
u. die Gesellschaftelehre, 1910; R. v. Mohl, Geschichte u. Literatur der Staatewissen-
schaften, 1855 f., I, 101 ff. („allgemeine Gesellschaftelehre"); J. St. Mtll, System
der Logik II, 1877 („Ethnologie").
Der eigentliche Begründer der systematischen S. ist A. Comte, nach welchem die
S. (oder „physique sociale") die Hierarchie der Wissenschaften abschließt. Sie zeifällt
in soziale Statik und Dynamik, je nachdem sie die Ordnung, die Wechselbeziehungen
des Sozialen oder die Entwicklung desselben untersucht. Die S. fußt unmittelbar
auf der Biologie (nebst Psychologie). Die Gesellschaft ist ein Gesamtorganismus
(„organisme collectif"; Cours de philos. posit. IV, 210 ff.; vgl. Geschichtephilosophie).
Weiter ausgebildet hat die Soziologie H. Spencer, auf biologisch-ethnologischer
Grundlage. Auch er ist „Organisist". Vertreter der organischen Auffassung (Analogien
Uf Scziolo^c
Omelbrkaft oder 8t— t und Oisnnbmini n km bei Piaton. Aibsambi. Caoaro,
Pluurrh, N. Oueenue, Becon. Hobbes, lTtwnsgnnsi, Chr. Kimm,
Bhmtechll, de Bonald. SarjrrSmo*. Oeuvre« ihibiu. 1856. reo dem Comte I
bt). Die Gesellschaft tat ein ..Cberoffanbchra". hat fiknkckkwiteo mit einem bio.
|«gMitw fTigsinsmni aber kein Seneorinm. kein flilkntisslissiii, von] aber Wach*-
tum. ArbtitsHileng, TUfliiinii g, Orgene und Gewebe (Tke Study of 8.. 1873;
denteck 1876, 1806; Prmoipbs of 8.. 1886ff.; Social Statten, 1860; 1 ed. 1808;
DeacHptiire 8.; Tb* man versus tke State. 1864; Indiridaalmmue). Die Oeeelleokeitrn
Zellen die Individuen sind, iet die Gesellschaft neck P. Louvmo (Gedenken ftbrr
die Sedehrlmeneek. der Zukunft. 1873«.). Ab rinrn r-ychischeo Organismus Uöt
db Geaelbckaf t A. ScnJLrvui auf, der auf dieselbe die Deeatndenitkeoric anwendet.
Db Ocaeusckoft bt ein sceharbsr frnnmmnibsng top Individuen mit geistigen und
Ottern (Ben und Leben de« sosiakm Körper»'. 1886; Akril der &. 1806).
1878). Bonnen (La rie dea sorictea, 1887), & Wc
Ominiikrfietn *bftnthiuu3lesfai hat (Ckganlimi etaooimi, 1886; Pnflmv deei
sociale*. 1804«.; Revue Intern, de soeiobgb). Iboclst (U rite modert*-. 1886).
R.DiiuGe>mwrn,BotTnaa*ü(UprchlemsdsUvK1601;8^
1807). Anntoo, Satau. und Vmcwrr (Introdoct. 8» tke Study of Sorirtv. 1884) u. ..
Kack FoPnx8i bt db Geaalbnkeit ein efck eslbet
(„nipnbim contrsctuel'). indem er ebb eelbei «111 („o. vokmtnin- ; La
eoobie*. 1886; Le eocblbme et In eoriologb reformiste, 1808). Ähnlich K. de OMmT.
neck welenem db Wirtenkeft den eosbJe Gtundpbanomen bt (Inttndnetbn k U
eooiot I. 1886; Lm lob socJokogiowss, 188S; SorioL generale. 1886). Ein psycelsohor
». eine geistige Orgenbetbn bt db Geaelbckaf t neck Wo * dt. neck
Natur- and Kalturgrmeinecbaft unterscheidet. Ee beateben abwickelnde Fiueathmsa
eoebiar Triebe zu wOBrni Heben QeemWmfleaktni und Insolationen enleker «u
sozialen Trbben (Logik HP. 600.; 8yetem d. Pkiloa. II*. 1807; Ethik*. 8. 187 ff.;
1018; vgl Oammtgabl. Voftuipayokok.gb). Ferner P. Bann, neck welchem dir
Clncalbnluft ein „gwbtigcr Organbmna, ein 8yetem von WUlenarinheiteu'' bt (viertel-
Jahreschrift f. wbeeneck. Pbilca^ 84. Bd.. 1800. 8. 83 ff.; vgL 1807; Db Philo«, der
GuNnbhte ab Soziologie I, 1887. S. 108ff.). Db Philoeophb der Geackickte bt
SoeJologb ab ,. Verauck der Wbaenackaft der Veränderungen, db db
in der Art ikrer Znsamsaernsti engen erleiden" (8. 4 ff.; a. Pädagogik). Ähnlich
Kuia (Soziologie, 1803; Grandlagen der Pkiloa. dea Oiiiitrobilirna, 1008). Aonus
(Soziologie«. 1808h PaOta* (8yetem der Ethik II*. 1880, 335). Yiemuxpt
(Zciteobr. f. Sorialwimenechaft. 1800), GiDDcnoe, neck welenem daa Gattungsbewußt
mm (..conaciouenem of Irind") soilshaWHSwl wirkt und nebtrebige Wulemkrafn» db
soziale Entwicklang bmtimmen (The Province of 8., 1800; The Tbeory of S., 1804;
Prinriplee of &, 1806; deutsch 101 1 ; The Elements of S.. 1880), XUcxisn« 1 1
to Social Philo«.*, 1895), Famnauss (An Introductkm to &*, 1808), L. F. Wano.
nach welchem db sozialen Kräfte wesentlich psychisch sind (Gefühle, Strebungen und
Intellekt; ..fceling conativr" und „intellect telic"; Geltung dea Prinzips des kleinsten
Kraftmaße«; aktive Vervollkommnung der GeseOschaft durch den Gebt: „socioer
Dynamic 8., 1883 f.; Outlinea of S., 1808; Pure S.. 1003; deutsch Beine S.. 1007 f.;
Applied S.. 1907; S. von heute, 1904; American Journal of Sociology). PsychoJogbch
gehen auch vor Haumiou (La ecience sociale, 1806), Cavxi (Saggi di filosofia sociale,
Soziologie. 617
1875), Bascom (Sociology, 1898), Combes de Lestrade (Elements de sociologie5, 1896),
Lagr£sille, Allievo, Le Bon (s. Masse), de Roberty (La sociologie3, 1893; Nouveau
Programme de s., 1901; Le psychisme social, 1896; Sociologie de l'action, 1908), nach
welchem die Gesellschaft durch den „kollektiven Psychismus" entsteht und die
Anschauungs- und Denkformen ein soziales Produkt sind, St. von Czobel (Die Ent-
wicklung der sozialen Verhältnisse, 1902), F. Eulenburg (Gesellschaft u. Xatur, 1905),
Wenzel (Gemeinschaft u. Persönlichkeit, 1899), L. Stein, welcher den Organismus
ablehnt, in der Gesellschaft nur eine „Organisation" erblickt und die S. psycho-
gene tisch-historisch betrieben wissen will; in der Gesellschaft gibt es nur empirische
Gesetze, Rhythmen, und eine immanente Zielstrebigkeit (Die soziale Frage im Lichte
der Philosophie2, 1903; Archiv f. systemat. Philos. IV, 1908). F. Tönnies unter-
scheidet von natürlich-organischer, dem „Wesenwillen" entspringender „Gemeinschaft"
die bloß äußerlich, mechanisch, ideell verbundene, auf dem „Kürwillen" (Interessen,
Zwecke, Konvention) beruhende „Gesellschaft". Die Gemeinschaft ist eine ursprüng-
liche, innere Einheit, ein „lebendiger Organismus" und erhält sich zum Teil auch in
der Gesellschaft, welche später die erstere verdrängt und in Gegensatz zu ihr tritt
(Gemeinschaft u. Gesellschaft, 1887, S. 3 ff.; 3. A. 1912; L'evolution sociale en Alle-
magne, 1896, 1902; Grundtatsachen des sozialen Lebens, 1897; Die Entwicklung der
sozialen Frage, 1907; Das Wesen der Soziologie, 1907; Zeitschr. f. Philos., 115. Bd.,
1899, u. a.). — Psychologisch fundiert die S. auch G. Tabde, welcher in der „Nach-
ahmung" (s. d.) das elementare soziale Phänomen erblickt; die Gesellschaft ist eine
Vereinigung einander nachahmender Menschen. Anschauungen (croyances) und
Begehrungen (desirs) sind die sozialen Kräfte. Die sozialen Phänomene sind etwas
Intermentales. Die sozialen Gebilde (Sprache usw.) entstehen durch das Zusammen-
wirken von Erfindung und Nachahmung. Das sozial Zweckmäßige geht aus der
„sozialen Logik" hervor (Les lois de 1'imitation5, 1907; Logique sociale3, 1904; Les
lois sociales5, 1907; deutsch 1908; Essais et melanges sociologiques, 1895; Sociologie
elementaire, 1898; vgl. D. Gusti, in: Schmollers Jahrb., 1898). Vgl. die Arbeiten von
Baldwin, Ellwood, Bagehot, Sichele, Steffen (Die Grundlagen der Soziologie,
1912), Lipps u. a. Vgl. Kultur (Mülleb-Lyer u. a.).
Auch nach Semmel sind die sozialen Verbindungen psychischen Charakters, und
er geht vielfach psychologisch-analysierend vor. Aber die S. hat es nicht mit psychischen
Vorgängen zu tun, sondern mit „Inhalten" solcher, mit der Sachlichkeit sozialer
Prozesse. Die S. ist keine Universalwissenschaft, sondern eine besondere Methode,
indem sie die soziale „Form" als solche abstrakt betrachtet. Sie ist die Wissenschaft
vom Gesellschaf thehen als solchen, von den Formen der Vergesellschaftung, von den
Beziehungsformen der Menschen zueinander, die Lehre vom „Gesellschaft- Sein der
Menschheit". Die besonderen Ursachen und Zwecke der Vergesellschaftung bilden
das Material des sozialen Prozesses, die soziale Wechselwirkung ist die Form desselben
(Über soziale Differenzierung3, 1906; Das Problem der S., Schmollers Jahrb., 18. Bd.,
1894; Soziologie, 1908). Ähnlich zum Teil Kistiakowski (Gesellschaft und Einzel-
wesen, 1S99). — Nach R. Stammler ist soziales Leben ein „durch äußerlich
verbindende Normen geregeltes Zusammenleben von Menschen". Die „Materie"
desselben ist das „auf Bedürfnisbefriedigung gerichtete menschliche Zusammen-
wirken" (Wirtschaft), die „Form" desselben ist das Recht (s. d.). Das Wesen des
sozialen Daseins des Menschen liegt im Wollen und Verfolgen von Zwecken. Der
„Monismus des sozialen Lebens" sucht die Ursachen und Wirkungen auf sozialem
Gebiete in der Einheit des Ganzen des gesellschaftlichen Lebens. Soziales Ideal ist
die „Gemeinschaft frei wollender Menschen", d. h. die „Menschengemeinschaft, in der
618 Soalologtn.
•in Jeder die objektiv bererhtiirten Zwecke dee andern m den «Wim macht" '
Schaft o. Recht». 1908. I *. 157. 9! U Lehre toib richtigen I
1901.8. «3 ff). Ähnlich lrhrt nnn TH! Natov. Materie drr sozialen Regelung eind
die „norUlrn Arbeitatriebe". Die eodeJe Vernunft gibt de« Rieht— lt für die eoefale
Reselt.-np and wirkt mir Im ponfehren fogehinfnyoott. Dm ZW bt ein Leben, in
>|< tu '!' \ ■ ". ■ . !• r< rlMM . Mffjfl feMÜM | \ » ** t* ■ :t '" V'.np
der Indiridualiuten (fc»rfalpedegogik«. 1904. 8 'f.).
Ab objektiv. epeiifbuhe Gebilde betrachtet die eoebbn Tatsachen Drunn.
nach wrlrbem die soziale Tetoaene ein Flganbliiii and «Int rigfüfwelilklikelt h»t ;
ele ist ein geregrrtea Verhoben, welch«* enf den Flamin» n efcaen lweii| auetbt
(Element* de eoriologb. 1899; La dfrlrion dn trareü ende)*. 1901 \ Lee recW de U
methode oonblogloa*, 1966; denteeb 1909V Ale ..OhbhUtoÜone.jsbmt", d. b.
bndlaanrn der Indhridnen «nd der Verlatttaba», die eich
betrirhnet die earJalen Gebilde O. Brav*, noch weichem die & die
., Funktion dleeer oyetotne für di
(Wirtorhaft n. Gesellschaft. 1907: Znr Logik der
1905: TgLlanaiaa, Der Zweck Im Reeht 1.1994/96. 98.299. 907 ff.. 419
Kanealltll und TMenlorf*. 1904. & 175 ff.; Blendet. rVobbnw, 1019:
Riorarr. afPownaannu «. a.. «ebne db ffadal. oder db O mhl.hli I Iifl
* - n - - 1 ,. ^ ■ -g» * - - ■»- * • n. t . .. >__... o* • » ■ »* i »
ww,Pi,Tgww" "^p9Jg* •an*no**^»an g •^»»n*nnn»o»äj «lawonw nvgf g^i9Mg99V9J>g9j9n *o«| VgggS ÖV9JV9MnVBgMnm9J9Si
Dm? in und wirkt*© \
Sa phyolktWornen (mnekimerkin, energetbchen) Kriflen
db eocbJen Phänomene fo Analogie Cansr (Prineipbe of Social Mono». 1858 f..
deatesb 1889). Qditiut (s. Stotbtik: PhWane eoebb. 1894). Wimun (Eeeai
enr b mecanique sociale; Herne philo*. 1998. 1900). Dn sfaai*m(8bt*madii
1901), Mmin. Pamnro. K. di »Lunwant. Wawmn (Psycho eneigat'ethe
tangawebe (Eequisee «Tone eocJologb. 1908). OoiwaLD (a. Kultor. Energb). Znarr.
Goxaecnrn u. s.
BlologbolMsnlnropoloeJovh verfahren db flcbkllonbton and oasjelea Darwinietea
Laroooi («. Raser). O. Anno» (Db nellnlfchs Aoabee beim Mrnoonen, 1999: Db
Geaeneeheftoordnang*. 1900; Zeitochr. f. ffrrblwtooeneuhefl IV). IfArnuir. Tau.
VanaiaParALB (La socfalogb, 1889). Vaooano (La lotto per reebbma. 1888; Le
bed de! dlritto e nVlk. Stet©, 1893). B. Kinn (Social BroraÜon, 1994; Bedeutung der
Religion), L. WoLTMAm (Pollt. Anthropol.. 1903, & ISO ff.). Scnazuiamn (Beltr.
m einer NatJonaJbfelogie. 1908; Vererbung tu Aneleee. 3. A. 1910). F. GaLTO*. Ptom
a. a. (e. Engeaik. Reese), HancnL, H. E. Ziaoxaa, Ifnirnnmiliei der Sammlang
..Natur und Staat", vertreten durch: MaTtar, Philo*, der Anpassung. 1904: Rrma.
Darwinismus u. 8otiahrbsenechaft, 1904 n. a.. ferner Lfronitav (Datwiiibmue und
Staat. 1905). L. t. Wrasn (Zur Grandbg. der Geeefbchaftolehrr. 1908). Stemmbt*
(Philo», des Kriege». 1907; Vicrteljahrseehr. f. wiasenseh. Phflos.. 38. Bd.. 1902) u. a. —
Gegen den extremen Scbklhoihiiiii eind Htm.iT. Kioromv, Nonoow (Die
Gerechtigkeit, 1907). Janmai (8orieleoaber. 1996), E. Bnena (Der
und die soziale Ethik. 1909) u. a.. beaooder» R. Gou>scaan>. der db
Ökonomie" und ..EntwirklnngsokonomieM auebaut and db 8ozbJbiobgb In den
Dienst des socialen Aktiriamus stellt, der planmaBigen Arbeit an der menschlichen
Höhorentwicklung. besonders durch Hebung dee sorialcn Miliea (s. Ökonomie, Wert,
Willcnskritik. Entwicklung; vpl. Annalen der Natnrpbilos. VIT. 1908; Puls In ■hinge
Werttheorie, 1908; Darwin, 1909; HöberentwickL und Menechenökonomic I. 1911:
e, unten).
Soziologie. 619
Auf Gruppenkämpfe führt die sozialen Prozesse L. Gcmplowicz zurück. Die
S. ist die „Lehre von den sozialen Gruppen, ihrem gegenseitigen Verhalten und ihren
dadurch bedingten Schicksalen". Die Gruppe, nicht das Individuum ist das „soziale
Element", das Individuum ist nur ein „passives Atom" in der Gruppe. Der „Rassen-
kampf" untersteht dem Gesetz, daß jedes mächtigere ethnische oder soziale Element
danach strebt, das in seinem Machtbereich befindliche schwächere Element seinen
Zwecken dienstbar zu machen (Der Rassenkampf, 1883; 2. A. 1908; Soziologische
ja, 1899; Grundzüge der S.2, 1905; Die soziolog. Staatsidees, 1902; S. im Umriß,
1910; Geschichte der Staatstheorien, 1905). Beeinflußt von G. sind G. Ratzenhofeb
(Die soziolog. Erkenntnis, 1898; Soziologie, 1907), F. Oppenheimer (Zeitschr. f. Sozial-
wissenschaft III; Der Staat, 1907), F. Savorgnan u. a. ; ähnlich lehren z. T. Cattaneo,
Nietzsche, Bagehot (Der Ursprung der Nationen, 1874), Vaccaro (s. oben) u. a.
Geographisch begründen die S. („Soziogeographie") Demolins, Ratzel (Anthropo-
geographie, 1898) u. a., ethnologisch Spencer (s. oben), Bachofe>* (Das Mutterrecht,
1861, „Matriarchat"), H. J. Sumner Maine (Ancient Law11, 1890; Village Commu-
nities5, 1890; Early History of Institutions*, 1890, u. a.). Mc Lennan, Morgan (Die
Urgesellschaft8, 1891. Lehre von der ursprünglichen „Promiskuität", „Gentilgenossen-
schaft"), F. Engels (Der Ursprung der Familie, des Privateigentums u. des Staates*,
1894), Post (s. Recht), Kohler, Grosse (Die Formen d. Familie, 1896), Cunow,
Hellwald, v. Dargcn, Wilke>", Starcke, Mucke (Horde u. Familie, 1895, Orts-
gemeinschaft), Letocrneau (La soeiologie2, 1892, u. a.), Achelis, Westermarck
(s. Sittlichkeit), Laveleye (s. Eigentum), Steinmetz, H. Schcrtz (Altersklassen
und Männerbünde, 1902: die aus dem Geselligkeitstrieb erstehende Männergesellschaft
als Kern der Staatsentwicklung im Gegensatze zu den reinen Geschlechterverbänden)
u. a. — Statistisch-demographisch gehen vor Coste (Princip. d'une sociol. objektive.
1899), G. Mayr (Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben, 1877) u. a. — Die Wirt-
schaft betrachten als soziales Grundphänomen K. Marx (s. Geschichte), ferner anders
Le Play. Fcnck-Bbentano (La science sociale, 1897), de Greef (Introduction ä la
sociol., 1886) u. a. ; über die soziale Seite des Wirtschaftslebens vgl. die Werke von
Schmoller, Phtt.tppovich (Gr. d. polit. Ökonomie P, 1899), Dietzel u. a. Vgl.
Loria, Die S., 1901.
Die Bedingtheit der Erkenntnis, ihrer Formen, Geltung und Resultate von sozialen
Faktoren betonen in verschiedener Weise Fecerbach, Cllttord, Baldwln. Royce.
Izoulet, De Roberty, Htjxley, L. Stein, W. Jerusalem (Einleit. in d.Philos.*, 1909;
5.-6. A. 1913; Soziologie des Erkennens, „Zukunft" Nr. 33, 1909) u. a. Betreffs der
Abhängigkeit der Religion (s. d.) und des Seelenlebens Oberhaupt vom Sozialen vgl.
die Arbeiten in der „Annee Sociologique" (Dcekhelm, Hcbert, Maess), Levy-Brehl
(Les fonctions mentales dans les societes inferieures, 1909), Guyau u. a. (vgl. Sittlich-
keit, Sitte, Recht).
Die Sozialpolitik und Sozialethik enthält zum Teil angewandte Soziologie, deren
Tatsachen im Sinne des sozialen Ideals kritisch-normativ zu verarbeiten sind. Gegen-
sätze sind der radikale Individualismus (s. d.), mager nun als extremer „Liberalismus"
(..Manchestertheorie") oder als Anarchismus auftreten (Sttrner, Kropotkin, Mackay
u. a.), der aber auch in kommunistischer Form existiert (Baboevf, Bakcnin u. a.),
und der Sozialismus im Sinne eines totalen oder partiellen „Kollektivismus", als
Forderung einer Gemeinsamkeit der oder eines Teiles der Produktionsmittel (der
Ausdruck „Sozialismus" stammt von Leroüx und ist durch L. Reybaed verbreitet
worden). Der S. tritt in verschiedenen Formen auf, so als „Staatssozialismus"
(„Kathedersozialismus"; Fichte, Rodberttjs, Schaffle, Ad. Wagneb, Schmolleb
Soziologie.
u. e.), ..RechtMotialkwn»" (Mnon. Dm Recht Mf de« rotte» Arbeitsertrag*. 1891 ;
Mi«* Staatslehre. 1909; L. Sno, Der soziale OfHiiilinjuii, 1906; E. A. Scbbokdbs,
Dm Recht der Freiheit, 1901. u. a.) oder all ■nisrnsiikuaii ■ ikiiihmiiiihn & (Social.
dcmokratic) oder eie Agraraorudiamos. zum TeÜ in ..hbcraier " Form ( F. Orrmnam*
"-•fl ^g Tir-f -nrUr rnp MM n e ) nihr eh ihiistlUi
ttrlnd lehrt der WneklHherili— in <F. Nadus»; vgl. J. Pomcs, F«
eine« neuen Steif luhls. 1909. B, eVj Dünuso. Kursus der National- und Social-
Ökonomie». 190t. u. e,;e. IndiriifasManius). Einen ethischen Sozialismus ab Forderung
gsBBdnaBawr Rigelssg der IsOcria UbentswrheUtmwm. soweit es die soziale Idee
bedingt, vertreten F. A. Lasob (Die Arbeiterfrage. 1999; 5. A. 199«). Cobbx ( EinleiU
mit k trag sb F. A, Langes Gase*, des htateriaJ.. 1999. & LXVff.; Ethik.
1907. & 909k BtACmmm (De> wirteehnfthohen Oismflims der Moral. 1907).
K. VoKUüros« (Kant «od dar rtamlBBBBB, 1900; Die ■■■■»■etyl
BneialisMM. 1909; Kant b. Marx. 1911; Gesch. der Philo*.». 1911. di
über den HnriaMawne); vgl. als et» Kant beetnflaht JaübB*. I* WotAsUBS. M
iMisaga» dw 8oriahsmn«. 190«; Zar Theorie «. Omehlosm des &\ 190«;
in der ..Neuen Zeit". „Sosiehat. MnaiMsifti") B, B» — fkubnatkahe Idee
sieh sohon Im Altertam (Platob u. a.k im Urchristentum, bei das Manichecern.
msBnhen Patrietikern. bei Tb. MbBBS (Utopie, 1515). Camtabblla (OmtM »ob*.
1090). u. s. (rgL ttber die „fl iaue.i" R. von Mohl. Geschichte der BUiBfwtmia-
schalten. 1955 f.. I. 171 ff.). Ferner bei Xouur (Code de U natnre. 1759). Masut
(Prindp. de !a IsgiaUtion, 1770). Babobot, Ob. Hau* R. Owbx (A new vicw of eociety.
1911 f.; OuUinea of ths rational system of eooiety, 1999. u. a.). Saxbt-Sibob (Le
nouveau ehrietianieme. 1999} Oillnil— i des Jmjustrieb, 1619; Lorgsnieeteor
bis 1990, u. a.) und den SLflisusnUiu Basabd, Ksrarm. M Cbbtaubb, Bailly
u. e., Cb. Fotmiaa (Theorie dn quatra aBOBtsamBls. 1919; Trab* de I'aesociatioo,
1611; Le noueasB monde helesüiel, 1999k Locis Rlabc (OrganiMtion du travsil.
1641). Pboudbob (Qu'cat ob qoe le proprio««? 1940; Ojiilliin dM umBedkiliuae
economique*, 1649; Le revolution sociale. 1851; Philo», du progras, 1859, «. s.{ nicht
kommunistisch; „MutuahsmM'), OrHrarntBiWT (Dsstinse sociale. 1834 f.). Lbbocx
.. *.. Wbctubo. 8tbomsysb, K. Mabio (Winkelblech) ti. a>. Ficsrre( Der geschlossene
Kandahstaat. 1800; Recht auf Existenz und Arbeit, Ragahjng der Produktion und
Verteilung der Otter durch den Staat, ..Landesgeld"). F. Lassallb (Reden und
Schriften. 1891 f.; Gesamterer!*, 1899 ff.; Produktiv- Assoziationen mit Stsatskredit,
..ehernes Lohngesetz*). Den „wissenschaftlichen" (gagenlber dam ..idsologlechrr
begründet (mit F. Kbobls) K. Mau (Zur Kritik dw pobt. Ökonomie, 1659;!. A. 1907;
Kommunistisches Manifest, 1847; Dm Kapital. 1867 ff.; 1.— 5. A. 1909 f.; Theorie
Ober den Mehrwert, hrsg. 1906). Die Grundlage der historisch-sozialen Entwicklung,
die eins streng neimgesiieiHuhe. beatbnmt gerichtete ist, bildet die mit der Technik
verbundene Wirtschaft (a. Geschichte k mebeeono^ere die Produktion von der»
die eosiale Struktur und der ^ideologische" Oberbau (Recht, Sittlichkeit new.) i
ist. Soziale Umwälzungen entstehen dadurch. da8 die ökonomische Grundlage zeitweiee
mit dem nnpaesend gewordenen ideologischen Oberbau in Widerspruch gerat. SchbeQ-
lich fuhrt der Widerspruch zwischen der kollektiven Produktionsform dM Gro6-
betriebes und der individualistischen Rechts- and ffigniilusaswiliiiiiif^ die Expro-
priierung dM Proletariats und spater auch der kleineren Kapitalisten durch den ssntrali-
eierten GroBkapitalismus cur kollektiven Gesellschaftsordnung, in welcher der ..Mohr
wert", den die Arbeiter produzieren, nicht mehr in die Hände von privaten „Aus-
Soziologie. 621
beutern" gelangt, da es kein Privateigentum an den Produktionsmitteln mehr gibt.
Über den Marxismus vgl. unter Geschichtsphilosophie. — Die Lehre vom
„organischen Mehrwert'1, von der durch den Unternehmer ausgebeuteten menschlichen
Energie, deren möglichste Erhaltung und Kräftigung im Interesse der Gesamtheit
hegt, stellt R. Goldscheid auf (s. Ökonomie, Wert). — Vgl. Dcprat, Science sociale
et democratie, 1900; Revue intern, de sociol., 1899; Stcckexbeeg, Introduct. to the
Study of Sociology, 1898; Pattex, The Relation of S. and Psychology, 1896; The
Theory of Social Forces, 1895: Ökonomie der Lust-Unlustgefühle als sozialer Kräfte;
M. Berxes, Sociologie et morale, 1895; G. Richard, L'idee d'evolution, 1905; Le
socialisme et la science sociale, 1897; Palaxte, Precis de sociol.2, 1903; Cosentixl
Sociol. genetique, 1905; Geoppali, Saggio di sociol., 1899; Asttraro, La sociol.
morale, 1900; La sociologia e le science sociale, 1907; Rigxaxo, Essais de synthese
scientifique, 1912; F. Sqctllace, Sociol. artistiea, 1900; Le dottrine sociol., 1903;
deutsch (Die sozio!. Theorien), 1911; I problemi fondam. di sociol., 1907; Dizionario
di sociol.2, 1911 ; La moda, 1912; Carter, Sociol. and social Progress, 1906; A. Samter,
Soziallehre, 1875; A. Fisches, Die Entstehung des soz. Problems, 1897; H. Scherree,
Soziologie I, 1905; Uxold, Organische u. soziale Lebensgesetze, 1906; Elbxthero-
pulos, S.f 1908; F. Somlö, Zur Begründung einer beschreibenden Soziologie, 1909;
G. F. Steffex, Der Weg zu sozialer Erkenntnis, 1911; V. Cathreix, Der Sozialismus5,
1892; Th. Ziegler, Die soziale Frage, 1894; H. Wolf, Gesch. des antiken Sozialismus
und Individualismus, 1909; Vogt, Die sozialen Utopien, 1906; J. Werxsdorf, Grundriß
d. Systems d. S. und die Theorie des Anarchismus, 1906; B. Wille, Philos. d. Befreiung
durch das reine Mittel, 1894; Eltzbacher, Der Anarchismus, 1900; Stammler,
Theorie des Anarchismus, 1894; E. Dührixg, Soziale Rettung durch wirkliches Recht,
1907; G. Bäumer, Die soziale Idee in den Weltanschauungen des 19. Jahrh.2, 1910;
Th. Hertzka, Das soziale Problem, 1912; Corxejo, Sociologie generale, 1911;
G. Richard, La sociologie generale et les lois sociologiques, 1912; Dttpreel, Le rapport
social. Essai sur l'objet et la methode de la sociologie, 1912; Chattertox-Htll, Indi-
viduum und Staat, 1913; M. Weber, Die Objektivität sozialwissensch. u. sozialpolit.
Erkenntnis, Archiv f. Sozialwiss., 1904; Religionssoziologie, 3 Bde., 1920 (erforscht
die Einflüsse der Religion auf das Wirtschaftsleben); Mcller-Lyer, Die Zähmung
der Xornen, I. Teil: Soziologie der Zuchtwahl und des Bevölkerungswesens, 1918;
O. Spann, Jahrbücher der Philos. I, 1913, II, 1914; B. Thorsch, Der Einzelne u. d.
Gesellschaft2, 1907; R. Pöhlmaxx, Gesch. d. sozialen Frage u. d. Sozialismus in der
antiken Welt, 1912; G. Maier, Soziale Bewegungen u. Theorien4; F. Mucexe, Gesch.
d. Sozialist. Ideen im 19. Jahrh. (Aus Natur und Geisteswelt); Sombart, Sozialismus
und soziale Bewegung8, 1908; Der Bourgeois, Zur Geistesgeschichte des modernen
Wirtschaftsmenschen, 19208; Der moderne Kapitalismus II2; Luxus u. Kapitalismus,
1913; E. Brinkmann, Versuch einer Gesellschaftswissenschaft, 1919; Deegener, Die
Formen d. Vergesellschaftung i.Tierreich, 1918; Ch. Ellwood, Sociology in its psychol.
Aspects, 1912; K. Haff, Grundlagen einer Körperschaftslehre, 1915; G. v. Mayr,
Statistik u. Gesellschaftslehre, I. Theoretische Statistik, 1914; W. Moede, Experi-
mentelle Massenpsychologie, 1920; S. Sieber, Die Massenseele, 1918; O. Spann, Kurz-
gefaßtes System d. Gesellschaftslehre, 1914; Stoltenberg, Soziopsychologie, 1915. --
Zeitschriften: Zeitschr. f. Sozialwissenschaft, hrsg. v. J. Wolf; Archiv f. Sozialwissen-
schaft; Politisch-anthropol. Revue; Vierte ljahrsschr. f. wissensch. Philos. u. Soziol.;
Revue internat. de sociol.; Annales de 1' Institut internat. de sociol.; L'annee sociolog. ;
Le mouvement sociol. ; Rivista italiana di sociol. ; The American Journal of Sociol., u. a. ;
vgl. „Philos. -soziol. Bücherei". Vgl. Politik, Staat, Statistik, Sprache, Kultur, Geschichte.
•cwiologiewua ut die Tendenz, das Erkennen, die Sittlichkeit die Rekgion
u. dgL rein mm soxiama Fsksorsa n erklären, aal solche iuit<*iiiflhien — Sozio«
murpbiifflui s. Religion (Gerat?).
•f«elM (.•**<*): An (s. d.), Form. Bild. - 8pee.es intentionslcs heifkm
bei den Scholastikern: 1. Dispositionen iwmslsi Art» weiche das n ■!■■■■!■
Bssbnorgsj» infolge Einwirkuiig der Ot>fc*m auf rUsmlhe annimmt UapecJ-impirwn''
und vermittels deren es die Objekte, waloho dm Seals „Inframkuen", wahrnimmt»
mvj
kjoi
(vgL Taoiiaa. Cootr. genu 1. 46; IL 60; Sum. thaoL I, 86, t; Dom Soorc
Scann, Da aaima Ul. 1. 4; 2. 1). 2. Di. Spamw werden auch von ■■nnhsa. durch
eine Vertjuiekuag der Artotomlisehan Theorie dar Wahrnehmung (s. d.) mit der
Damohrita «ad dar gplkuraer (ebda.), ab feinem Bilderchrn, Formen betrachtet,
Lult peeeieren und die Seal* cur Produktion
Sonach Hsisaica vo* Obst, Scauaa*
(Ejarahetiooce, 1611) u. a, Pegasys aind Wuasuf so* Oocaa, Caaaaxv. L. Vivas,
Dascaaras, Lmn, Mzutaaasau u. a. Bei Co. Wuurr u. e. ist die Mnpne*m
impreeea" an einer durch daa Objekt km Organ etssagssn Bewegung gewurdau (Pü/uhol
ratkmalks f 1021L). VgL GtmsaUK; l*.ycboL. 8. 16 f.
tfpekulatioa (»peculeuo. »awe/e): Betrachtung, Forschung, geistige
Aatohauung; intuitive, phaatasmvoUs, aber dabei logisch gatoitsm Erhebung rar
Einheit und Totalitat der Erkenntnis und dea Seme, mlMfb) Ideen, welche Ober dm
•uu partielle Erfahrung himtmmhsn und diese erganmn (vgL Metaphysik).
Ak geistige, übersinnliche Sohsnaag dea Göttliche«, Abeoluu o, Unbedingten
ist von der S. die Bede bei Plato*. Abistotelbs (Metaphy» M 1 . IX, 8). Puma,
den Mystikern (s. <L); N. Clsascs, Scbzluso, Baaoeoa (L'evolut. creatnee, 191U,
S. 214 fL) u. a. - .Spekulativ" („scientiec speculativac") nennen die Schote*
dio theoretischen Wiamatoaaftaa. Nach Jüurt hingegen ist
UtiV, wenn eis auf einen Gegenstand geht, ra dem man in !
kann (Krit. d. rein. Vern.. S. 497). Haoat. versteht unter dem spekulativen das
..dialekiucbe" (s. <LL auf die Totalität dea Wehren und Wirklieben gehende Denken
( Luzyklop., | 82; vgL die Einleik zur Enxyklop. von 0. Leeeon, 1906). Nach UsaaaBT
ist die Beseitigung der Widerspruche (s. d.) der Erfahrung die Aufgabe der 8.. welche
Begriffs erzeugt, die daa Reale darstellen (Allgem. Metaphys. IL f 163). Nach Uiaid
ist die 8. daa produktive, ergaaaeade Schauen dar Weileinheit (Glaube u. Wimen,
S. 282; vgL Wusdt. Ethik*, 1906, S. 16).
Mb* runa tisch s. Logos (Stoiker: ie>e« exfp+tmot).
Speaifikatioa: Beeonderung, Einteilung der Gattung in UntiigsUnngen,
Arten, Unterarten. Nach Karr gibt ea ein apriorisches Prinzip der „Urteilskraft',
das „Prinzip der Spezifikation" als „Grundsau der Verie tat des Gleichartigen unter
niederen Arten". Keine Art ist als die unterste anzusehen, es muß immer nach weiteren
Unterarten gesucht werden (Krit. d. rein. Vern., Methodenlehre; Krit. d. Urteilskraft,
Einleit.). VgL Falsa, System d. Logik, 1811, S. 105 ff . ; L. W. Stbss, Person u. Seche,
1906, 1, 389 ff.
Spezifisch: der besonderen Art eigentümlich, durch sie bedingt (z. B. spezi-
fischer Relativismus). — Spezifische Energie s. Energie. VgL Gesichtssinn (spezif.
mmVafesm}
Sphäre — Spino2ismus: 623
Sphäre (atfaipa, Kugel): Gebiet, Bereich (z. B. Wirkungssphäre, „sphaera
activitatis"), Umfang (s. d.) des Begriffs. Nach den Aristotelikern haben die Himmels-
Sphären seelische Lenker (vgl. Maiiio>"xde3, JDoctor perplexorum II, 5). Vgl. Harmonie
(Pythagoreer: Sphärenharmonie), Schluß.
Spiel ist eine Tätigkeit, Beschäftigung ohne andere bewußte (Haupt-) Zwecke
als die Ausübung der Tätigkeit selbst und die mit ihr verbundenen Anregungen,
Erregungen, Affekte. Das S. erfreut durch Befriedigung funktioneller Bedürfnisse
(s. d.), durch Betätigung bestimmter potentieller Energien, mit der zugleich oft ein
Ausruhen anderer Kräfte, also eine „Erholung" oder „Zerstreuung" (Entspannung)
verbunden ist. Das S. ist biologisch zweckmäßig, indem es unfertige Anlagen ausbildet
und eine Vorübung für ernste Arbeit und für den Daseinskampf einschließt; es bedingt
zum Teil eine Nachahmung ernster Tätigkeit, ist aber auch dann nicht „ernst gemeint*",
sondern es wird alles so genommen, als ob es das Wirküche wäre („Scheinobjekt";
vgl. Bald wix, Das Denken und die Dinge, 190S, 134 ff.; Meinung, Über Annahmen2,
1910, ö. 4211".; Vaihingeb, Die Philos. des Als-Ob, 1911). Es gibt körperliche
(Bewegungs-) und geistige Spiele, Sinnes-, Phantasie-, Gedankenspiele, Jagd-, Kampf-,
Tanz-, Liebesspiele u. a. Das S. ist von hoher pädagogischer Bedeutung und hat
auch eine sozialisierende Funktion. Die Kunst ist zum Teil aus dem S. hervor-, aber
über das bloße S. hinausgegangen (s. Ästhetik).
Das S. wird in verschiedener Weise erklärt. 1. Erholungstheorie: das Spiel
dient der Erholung der sinnlich-geistigen Organe (Schalleb, Das S. und die Spiele,
1861; Lazarus, Über die Reize des Spiels, 1863, S. 12 ii.; 2. A. 1907 u. a.). 2. Kraft-
ubersohuß-Theorie: das S. beruht auf aufgespeicherten, nach Betätigung ver-
langenden, nicht verbrauchten überschüssigen Kräften (Schilleb, Ästhet. Erzieh.
des Menschen, 27. Br.; Jean Paul, Levana, ij 49; Bexeke, Eiziehungs- a. Unterrichts-
lehre, 1835, I, 131; H. Spenceb, Psyehol. II, 1882 f., § 533 f.; Ribot, Psychol. des
sentiments7, 1908, S. 323; Höjtfding, Psychol., 1893, S. 369 ff., u. a.). 3. Nach-
ahmungstheorie: (Wcndt, Grundr. der Psychol.5, 1902, S. 355 f.; Grdz. der phys.
Psychol. IIP, 1903, 202 ff.; Völkerpsychologie II, 1, S. 66 ff.). 4. Ergänzungs-
theorie: das S. ist ein „Ersatz der Wirklichkeit" (K. Lasge, Das Wesen der Kunsv-,
1908, II, 6 ff., u. a.). 5. Einübungstheorie: das S. ist ein Ergebnis der natürlichen
Auslese, dient der Vervollkommnung ererbter Anlagen, ist eine „Vorübung'" und
„Einübung*' von Trieben (Wcndt, Gboos, Die Spiele des Menschen, 1899; Die Spiele
der Tiere2, 1907; Der Lebenswert des Spiels, 1910; Zeitschr. f. pädagog. Psychol., 1911 :
Das S. als Katharsis; Baldwin, Ebbinghaus u. a.). — Vgl. Volk elt, Ästhetik 1,
1905, 551 ff.; Paulhan, Le mensonge de l'art, 1907.
Spieltrieb s. Spiel. Nach Schiller gibt es einen Spieltrieb als die Ver-
einigung der Gegensätze von „Sachtrieb" (s. d.) und „Formtrieb"; sein Gegenstand
ist die „lebende Gestalt". „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des
Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt" (Ästhet. Erziehung,
15. Brief). Vgl. Ästhetik, Kultur.
Spinoziätiiag ist die Philosophie Spinozas, die eine Art des Monismus (s. d.),
der Identitätsphilosophie (s. d.), des Pantheismus (s. Gott) ist und den Parailelismus
(s. d.) der „Modi" (s. d.), der „Attribute" (s. d.), der göttlichen „Substanz" (s. d.), die
Beherrschung der Affekte (s. d.) durch andere und durch die Erkenntnis der Dinge
aus dem zeitlosen Wesen Gottes, die intellektuelle Liebe (s. d.) zu Gott lehrt (Ethica;
De intellectus emendatione; Epistolae; Tractatus theologico-politicus; Tractatus
politicus; De Deo, homine eiusque felicitate, u. a. Werke, 1895, van Vloten und in
ti'Jl Spiritismus — Spiritualismus.
der ..Phil«. JMbl"; vgL F. Rbbabdt, Die Phil«, dm & im Lieble der Kritik. 1906;
A. Wbxzbl. Die Weltanschauung 8-s. I. 1007). — Von & beeinflußt sind Suo»
db Vains, CorrsLOBB, Brotes a. a.. mm IUI mhIi Lmnco, Hbdu, Oobu,
(vgL Philo». WW. IV l. 1890). Scbblubo, Haosx u. a. („Sw-
■•'). Picht« (anfangs), Bamuwautnm, Fbckvbb, Wcbdt. Habcbbl.
8lSODm* K. DlllBBliW, H. BiXDn, C. Bbcbxbb u. a. Lanf» Zeit galt 8. ab ver-
raehter .JUkebt". «ad „Spinotbmas'' war gbichbcdc»tend mit ftthrbinm bis ihn
1 naaliil. Herder. üoethe. Jacob*, Bnhhwnmilw tu Ehren brachten (rgL Jacob».
SpmumvBOmUeia, krag. 1012; Streit mit Mradehnokn Ober timings Spinoxismus).
Vgl KaaBaoBB» Zar Oeaekickte dea 8. in Dmaaikbnd. 1991 ; CmtnrvaLO, fktinoii*
inDmt»eklaiid.l807;rY»A'DB«mu*&.sem
8. und sein Kram. 1000; IL B. Oajw. 8^ 1007» a Bbohhbb, Die I^hir von den Oebtigeu
und vom Volke, 1009.
9»IHtl»mma (von apvitue, Gebt) mt die Lehre tob den
Verstorbener), mit waiohen dar 1
■m tft. k-\im. mmml «*• »i< h ihm <bm h DOfBml und »lWU-t
oder dnrefc „Medien" (m— Cbki Person«) knadfban (d
Niederschrift u. a.L srobei sie sick mweiiej
Räume dringen aoDrn. Der & beruht, soweit nicht
msdien). auf nunttlimiibang. Auto- und
auf satomatbeben, untribawuami
Medien im Zustande dar ..Trance" (rgL Danton. Das DoppeMch«. 1909, 8. 90; Vom
Jenseits dar 8eele. 1018«. 8. 140 ff.; Wobot, Esaars, 2. A. 1009). Der um die Mim»
das 10. Jahrhundert» von wmerfts. nach Europa vmbrsimm 8. tritt ackoo frük ab
Qcbtci glaube auf and taklt nooh rieb Ankläger; roa Oebkrtea traten ikm bei
Ulbkb. Zollhbb (Wime nach. AhkandL. 1977 1% B. HsLunraacB. iL Pbbty. Caoosaa,
Ricbbt. LoMBaoao, DO Pbbl (Dar &, 1993). AxaaBOW (Animbmns «ad 8, 1990);
r. 8caMxca Norrao (kUterbamthmephlDneasa». 1014); data; M. v. Kjoartn.
Moderne Mediumfofseknng. 1014; O. Kabba. Ein Beitrag iur Methodik amdmmbtmcker
Untersochungan (Die Xatmebmaaukafl, 1013); Altb. Lbbvabb, AbergUabe und
Zauberei. 1009*. a. a. Vertreter dea 8 sind ferner J. Kaavsa, Darm. Aixax Kannte
u. a. (rgL Okkultismus). Zar Kritik des 8 rgL WOBDT, Basars. 1006; E. r. Habtmabb.
Dar aa. 1909; KncBVBa, Dar 8.. 1993; V. Scbultbb, Die Qrnndgedanken das 8.
1993; QtrrBBBurr. Der S., 1992; W. Scbbbidbb, Der neuere Oebtergmube. 1992;
2. A. 1013; R Hsjorto, Wunder u. Wbseimekaft. 1004; Der moderne Spuk, und
QcbHn glaube, 1000; HanawaaD CaaarKOTox, The Phvsioal Phenomena of Spiri-
tuaham, 1007; R. BJUtwaLD, Okknltbmn» und Spiritismus. 1020. VgL KiBBBWBrrBB,
Oeaekickte dea neuem Okkultismus*. 1801 f.; DO Vbbmb, Oeaekickte dea 8.. 1909 f.
Splritnaliamua (ron apiritus, Oebt) bt die nmtapkrabeke Theorie, nach
welcher das absolut Wirklicke, das ..An sich" der Dinge Gebt, gvbtiger Art bt (vgl.
Idealismus) oder aus eoelenartigen Wesen. Kräften (e. Monaden) besteht. Das Materiell
bt hiernach nur ein Produkt oder eine Ersrheinungswebe (Objektivation) dea Oibtigrn
oder aber man betrachtet die Wirklichkeit ab bloß ans seelischen, imiuitarbDsn
Substanzen bestehend, deren (allgemeine, objektive, unwillküilich sich einstellende
Wahrnchmungsinhalte das bilden, was ab Körper (s. d.) bezeichnet wird. Der 8. bt
eine Form dea ontologbeben Monismus (s. d.\ tritt aber auch ab eine Art des psycho-
logischen (anthropologischen) Dualismus (s. d.) auf, wenn er nämlich den Körper-
monaden eine besondere, den Leib beherrschende Seelenmonade gegenüberstellt
Spiritualität — Sprache. 625
(s. Seele). Von diesem 3ubstantialistischen unterscheidet sich der aktualistische S.,
nach welchem das „An sich" oder „Für sich" der Dinge in einem psychischen Geschehen
besteht (s. Panpsychismus). Dieser gemäßigte S., der die empirisch-objektive Realität
(s. d.) der Körper anerkennt, tritt jetzt auch als spiritualistisch gefärbte Identitäts-
theorie (s. d.) auf, nach welcher eben das Wirkliche, das an oder für sich psj'chisch ist,
für andere oder für die Erkenntnis der äußeren Erfahrung sich als physisch darstellt
(s. Objekt, Körper, Erscheinung).
Den S. vertreten in verschiedener Weise Flötist, Bbooke, Buethogge, Male-
bbanche, Leibniz (s. Monaden), Berkeley (Immaterialismus; s. Körper, Materie),
Lotze, I. H. Fichte, Uleici, Cabblüee, J. Bebgmann, L. Busse, F. Eehaedt,
Becher, Wyneken, Perty, Ladd, J. Ward, Ferrier, Fräser, Martineau, Royce,
Maine de Siran, V. Cousin, Paul Janet, Vacherot (Le nouveau spiritualisme, 1884),
Ravaisson, Lachelier, Renouvier, Boirac, Navtlle, Bostböm ü. a., ferner im
weiteren Sinn Fichte, Hegel, Schopenhauer, Fechner, Ltpps, Münsterberg,
Eucken (s. Geist), E. v. Hartmann, Wundt, Heymans, Ambrosl Strong, Möbius,
Paulsen, B. Wille, G. Landauee, J. Schultz, Fouillee, Boüteoux, Beegson
(s. Geist, Leben), Joel, F. J. Schmidt u. a. Vgl. Dumesntl. Le spirit., 1905. Vgl.
Voluntarismus, Wille, Seele, Animismus, Introjektion.
Spiritualität: Geistigkeit, Unkörperlichkeit (vgl. Seele). — Spirituell:
geistig, geistreich.
Spiritus (3piritus): Hauch, Lebenshauch, Geist (s. d.). Nach manchen älteren
Philosophen gibt es neben der immateriellen Seele noch einen „spiritus", d. h. eine
feinste, das Leben und Empfinden regulierende Substanz (Campanella, van Helmont,
Gassendi u. a.). — Spiritus animalis s. Lebensgeist. — Spiritus rector:
herrschender Geist, eine von Alchimisten angenommene Naturkraft.
Spontan (spontaneus): von selbst (z. B. spontane Bewegungen), aus eigenem
Antriebe. Eine „spontane Aktivität", die sich in psychischen und motorischen Vor-
gängen entladet, besteht nach A. Bain u. a. Nach W. Steen ist spontan „ein solcher
Akt der Person, der seinen Ausgang in der Person selber nimmt und von innen nach
außenhin verläuft". (Die menschl. Persönlichkeit, 1918 2.) Vgl. Ideomotorisch.
Spontaneität (spontaneitas): Selbsttätigkeit, Selbstbestimmbarkeit, Fähig-
keit, sich von sich aus, aus eigenem Antriebe aktiv zu betätigen (vgl. Che. Wolff,
Psychol. empir., § 933).
Nach Kant ist S. „das Vermögen, Vorstellungen selbst hervorzubringen" (Krit.
d. rein. Vern., S. 76) und diese S. ist die Quelle der Begriffe {s. d.). Als Synthese (s. d.)
ist ein Werk der „Spontaneität des Verstandes", der nach selbsteigener Gesetzlichkeit
sich betätigenden Einheitsfunktion, welche die apriorische Urbedingung der Erfahrung
und Erkenntnis ist (s. Apperzeption, Kategorien, Verstand). Kant stellt die S. des
Verstandes der „Rezeptivität" (s. d.) der Sinnlichkeit schroff entgegen ; vgl. Reinhold,
Versuch einer neuen Theorie, 1789; Fries, Neue Kritik I2, 79, 1828 — 31; Fichte,
WW. I 1, 440. — Daß S. und Rezeptivität zusammengehören oder nur graduell ver-
schieden sind, betonen Schleieemachee, Höffding, Fouellee, Jodl, Riehl, Siegel,
Wundt u. a. (s. Aktivität). Vgl. Willensfreiheit, Gesetz (Gompeez), Anschauung, Denken.
Sprache ist ein Inbegriff von Zeichen für Erlebnisse innerer Zustände wie für
Objekte solcher. Im weiteren Sinne ist S. jeder Ausdruck seelischer Erlebnisse
(Gefühle, Bedürfnisse, Strebungen, Vorstellungen) und eine solche S. findet sich
schon bei den meisten Tieren ; zu ihr gehört die Mienen- und Gebärdensprache, welche
Eis ler, Handwörterbuch. 4ß
u. a. *uch Uutgeberden einafihKill Im eagarea Sfaae iet db 8. Wortsprechc, ei«
System at okulierter Leute (Warter, Sitae), ab Ausdruck von psychischen Erlebnis» n
und Uedwiken and ab Binaorhrniag too Objekten; sie enthalt eine mehr oder eieigsi
eindeutige (manchmal schwankende) Zoordnonf von lauthomph'icn su Vorstslluagen
und deren iOiiganeilncbn. eine Verknüpfung van l^utvorstcttungen und ..Beden-
tmM" (e. <LL Diese Znordnaac saht an« nstumeaanW ■binhsriiain ■niaimnaa
Reaktionen der Menschen auf die Dinge und deren Kmdrtteke hervor . wird dann aber
im rinenlnan efllklitbib end fciwisaaaVaisIl und in eifcninnh. ■■ilnaa!, imitl. histnrin h
bedingt und wechselnd. Ein Laut- und Ibibnlaagwiiifal findet statt, dem teile
physiologische, ttüs psythoiogsache (itm uinaftigssin n angmnde liegen und der aa
nicht gestattet, die Struktur der 8. rein logiecb au erklären. In ihren Anfangen bt
db & reine Auadruckahewegung (e. d.) mit starke** Gerohleoharektar („pathogno-
0,«b
Der a gabt ein primArce, hon-
der Sprache, d. b. des ( ormuliertrn
Denken entwickelt (vgL B. Kai.HA»». Logik l». 1007,
0,307 ff.). Die 8. iet ein aoeiake Gebilde, insofern aie nvicthalb aodaler Qrappen
entsteht, die Gbicherrigkeit dea Benbnlsbcae «ad dar Erfahrungen Jener ab
«•Ae«^leaim^eM*aaew1m^a» ir n — n ■■ s « ■ * »«^1 — >*- -» -JM VLLa*a -* — i*l~- *■*■■■. ■■«■■■■ ji.hVl_i_.«__
ist; in ihr »erdichtet eich daa «male und nationale Denken und Werten. D.
dividuum iet nur die Spraohfthigkeit angeboren, ab Beaiu der Bprachaentren (dea
Zentrume im hintern Drittel der dritten Stinawindting,
Werniekeaehea Zentrum« kt den beiden hinteren Drittem der
Daa Kind brnt bald unter dem ffiiifliieji seiner Umgehung sab» Leut-
en Worten und Satten iweeitsa, ab mit VoreteUnngen and Objekts« sa
ab au vorstehen und wiHkttriich in gebrauchen. Durch Zeretörungen oder
Bj BttHBtt ii in in >;>r», h.< nt.» 1 1 Btttthj n vi r». h»> dttal Bpmi !».»t«>n;ii>r< n (». Aph»*».-.
ftsrephaeb).
Betreffe dea Ursprung» dar 8. bestehen rerechbdene Theorien. 1. Nach der
religiösen (baw. ..traditiooauetbub n") Theorie bt db & durch Gott dem Menschen
aaerechaffen oder geoffenbart worden (SCamaum. Beweis . . ., 1767; ttm Bo*AU>,
Baujuichb). 2. Kründungstheone: db 8. bt durch rndiriduan erfunden worden
und beruht auf bloBer Willkür, Sattung, Konvention (Sop bieten; rgL Plato».
Cratylu*. Am9Totbi.es, Warmrarr, Db Sprach Wissenschaft. 1874, S. 71 ff.). 3
tiriamue: db Sprache bt angeboren, ea besteht eebon ursprünglich eine heetimmte
Zuordnung von Lauten tu Vorstellungen und Objekten (Ernte*. Diogen. Laer
die 8. erat triebartig, spater auch konventionell; Lrcasz, De rar. natu.
1028 ff.; Herds*. W. v. Hcmsoldt. Rexax, Steixtbal, Laeascs u.a. 4. Em
pirietiech-genetbche Theorie: Entwicklung der Zuordnung ( Schleich*», Tylob,
Maety u. a.) vgl. K**t*io, Db inteUektnelbn Funktionen. 1000. S. 52 ff.), o
eprfmghchkeit nur der dkjemeinen SprechfaJdgkeit (Auocenxrs, Taoaaa vo»
Aqdiko, Look*. Emay III, K. 1. § 1 ff.; (;**»**, Db 8. und das Erkennen, 1884,
Haobma»», Psycho!. *, 1011. S. 205. u. a.). Spesielbre Theorien s. unten.
Sprache. 627
Psychologisch erklären den Ursprung der Sprache Desbrosses, Coxdillac, Tetens
(Über den Ursprung der S., 1772), Monboddo, Boxnet, Tiedemann (Versuch einer
Erklär, des Ursprungs der S., 1772), Sulzer, Herder, nach welchem die S. zunächst
als Ausdruck von Gef ühlen entsteht, dann aber auch durch die Besinnung zum Organ
des Verstandes wird (Über den Ursprung der S., 1772, I, 1 ff.) u. a. Nach W. von
Humboldt ist die S. etwas Organisches, ein Prozeß, eine lebendige Wirksamkeit des
Geistes, Organ und Ausdruck derselben, des Denkens, der gemeinsamen Natur der
Menschheit, des Volksgeistes. Die Poesie geht der Prosa voran, der Mensch ist zuerst
ein singendes Geschöpf (vgl. Herder, Spencer). Die S. ist eine „Weltansicht''.
Es gibt auch eine innere Sprachform (Über die Verschiedenheit des menschlichen
Sprachbaues, 1836; 2. A. 1880; WW. VI, S. 37 ff.; Sprachphilos. WW. 1884). Nach
Steinthal ist die S. eine Reflexbewegung, ein Ausdruck zunächst von Gefühlen;
sie wirkt „befreiend" (Einleit. in die Psychol. u. Sprachwissenschaft I2, 1881, 361 ff.;
Der Ursprung der S.4, 1888). Ähnlich lehrt Lazarus; die „innere Sprachform" ist
die Beziehung der Dinge zur subjektiven Auffassung (Das Leben der Seele II2, 23 ff.,
73 ff.; 3. A. 1883 ff.). Auf den „Sprachschrei" führt die Sprache L. Geiger zurück
(Urspr. u. Entwickl. der menschl. Sprache2, 1899, I, 22 ff.). Nach Jerusalem werden
ursprüngliche „Gefühlslaute" zu Sprachlauten durch Abstumpfung des Gefühls in-
folge Wiederholung (Lehrb. der Psychol.4, 1907). Nach Jodl besteht die S. zunächst
in impulsiven Ausdrucksbewegungen, welche dann zu Mitteln der Mitteilung werden.
Zu den Interjektionswurzeln kamen wohl früh onomatopoetische Laute, wobei auch
Bewegungen, Gestalten u. a. nachgebildet werden. Der S. geht (wie nach B. Erdmann)
ein „hypologisches" Denken voraus (Lehrb. d. Psychol. II3, 1909, 266 ff.).
Aus dem Mitteilungsbedürfnis leitet Marty die S. ab (Über den Ursprung der S.,
1875, S. 63 ff. ; vgl. Untersuch, zur Grundleg. der allgem. Grammatik u. Sprach-
philosophie, 1908; Zur Sprachphilos., 1910). — Die soziale Bedingtheit der S. betont
O. Caspari (Urgeschichte der Menschheit I2, 1877, 90 ff.; Einfluß tonangebender
Individuen auf den Bedeutungswandel; so auch L. Geiger). — Nach L. NontE (Der
Ursprung der S., 1877, S. 323 ff.) und M. Müller (Das Denken im Lichte der S.,
1880; Vorl. über die Wissensch. der S., 1863 f.) entstand die S. aus einem „clamor
concomitans", aus Lauten, Ausrufungen gemeinschaftlich arbeitender Menschen,
deren Spannung dadurch erleichtert wird. — Nach Wundt beruht die S. auf Ausdrucks-
bewegungen und tritt zunächst als Gebärdensprache auf (mit „hinweisenden" und
„darstellenden" Gebärden), wobei dann die Lautgebärden sich als die zweckmäßigsten
erweisen. Die S. ist ein Produkt des Gesamtgeistes. Die triebmäßig entstehenden
Laute assoziisren sich mit bestimmten Vorstellungen, diese Assoziationen befestigen
sich und breiten sich über größere Kreise der redenden Gemeinschaft aus. Erst der
unter dem Einflüsse der Apperzeption stehende Bedeutungswandel (s. d.) ermöglicht
das abstrakte Denken, während das konkrete Denken mit der S. gleichzeitig besteht
(Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 361 ff.; Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903, 542 ff.;
Völkerpsychol. I2, 1904 ff. ; Sprachgeschichte und Sprachpsychol., 1901).
Die Bedingtheit des Denkens (oder der Vernunft) durch die Sprache betonen
Herder (Vernunft und S., 1799), Hamann („Vernunft ist Sprache", Schriften IV, 73;
VI, 365; VII, 5, 360), Schleiermacher (Psychol., 1862, S. 133 ff.), L.Geiger
(s. oben), M. Müller (s. oben), Lemoine, Ravaisson u. a. ; nach Cohen (Logik,
1902, S. 275; Eth., 1904, S. 184) und O. Lang gibt es ohne S. kein Wollen. —
Nach B. Erdmann sind S. und Denken die beiden Seiten desselben Vor-
Stellungsvorgangs (vgl. Archiv f. System. Philos. II, III, VII; Sigw;iit-LYsts<.hiitt,
1900). — Daß das Denken an die S. gebunden ist, meint F. Mauthner, nach
40*
H| SprachphUoeophi« — Staat
mjh KffffniMl'ihiiilil „Sprachkritik" kt und dar akrtephorkche, höd-
Hehe, die Dinge mrfllararnrtn. Ahaliakla hjpm tashmnd« Charakter dar 8. ob jektire
Erkanntnk verhindert die aar in anschauliehen T*ik leite» n soiasgt (Bahr, ra einer
Krtt dar & I-IIJ» Wörterbuch dar Pbiloe.. 1911 ; ähnlich aeaoB Hamas*. Mmann
u. a.; rgL 0. Rom, Die Bedeutung der 8., 1886; & aad Baagkm. 1889; Metaphr»..
1996« & 96 ff. a> e». dar akht tu akratischen Ergebnissen gsiaagt; Begriff dar „(
fgychih", des ..Glottologkckin"). - Die KOaetbchkoit jeder 8. und d*
einer zweokjaattgsa, rfiideallgaa UntretnlepuaW betont a. a. OanrALO (Energet-
GrundL der Kdtunrkarnerkv, 1999; & l»ff.; Monktkoha Soaassgapied. I-II). -
Vgl Soauaona, Über die Bedeutung dar 8, 1866; Dia Darwinsch* Theorie und di*
Sprach wkaii nee Haft'. 1879; Buax, Ober daa Ursprung dar 8, 1969; LfrnwVAn,
Dar Ursprung dar &. 1901; H. PaOU TMnrtpka dar Sprachgeschichte«, 1908;
DzLaafoa. Ornadfi ■gen dar Sprachforschung, 1901 ; O. Drrnuca, Grdz. dL Sprach-
psyunoL I, 1904 t; H. Oaarmu Lecinrea aa tbe Study of Iingaiga, 1901; *a»
Pejcbol.. 64. BA, 1909; Qtaanr». Dia Haoptprobka» dar Spianawkaaniahaft
1999t B.Caooa, Aetb.uk, 1908, R 197 ff.; Srom, Logik. 1911. Küanuou Die
fUfaangaii dar &, 1977; Nraor. Qraauaaira da Ja taagae fiaaoaka IV,
1919; Glaba aad W. 8raaa. Dia lüaderapraehe, 1907-09; B. 8crao.
und &. 1904; K. Ono, Zar Qraadlegang dar Sprachwiansaachaft, 1919; &urnrau>-
Jaaas*, Dia Sprachwkaeaachaft; Voaat aa. Ober graaimeriaiaa aad payahoL Bpraeh
formen. Logos VHI; Dar Efauelne aad die Spreche, «od*. VIII. 966; Mütxxa
¥*m*xwwu (Irratknatikmaa, 1999. Kap. tili atitaiaaeht daa 7m aaimang ■ aiailaai
Denkaa aad Sprache). — Vgt Parok Interieure, Wort. Nene, Kiadeipa ycaologie.
Säte, Kopula, Prädikat. Kategorie. Logik, Metapher. Religion.
Nprarhphiloaophle im «eiteren Sinne umfaAt die Parchnlogk. Soziologic
and Logik dar Sprache (e. «Lk VgL Laaaoa, Die S der Alten, 1898-41; Bacaaa,
Dar Organkmua dar Sprache*. 1841; Hanau«*. Philoa. Orammatilr, 1658;
F. ScajLBOBW Philoa. Vorka. aber d. Philoa. dar Sprache, 1890, 1970.
Spraaigr (eahua) beiffc iogiech aha» Lanka tat Bohfklon oder im
Nach KiaaxaoAaD fahrt aar eJa „Sprang" tob einer Phaee dar ffkUgan
aar andern. — Ober daa ^Arteneprung" a. Mutation. VgL Stetigkeit
Spur a. Anlage, Dkpoaition, Engramm.
Htmmt (statua, rat publice, n«AtttU) iat eine Herrachaitaorganieation bzw.
die mit einer Herrachermacht ■ nag* st ■ Mstw Q«uktafcftiusis» hsft (rgL Jbluxib,
Aflgetn. Staatakhre, & 169 ff.), eine einheithch.zentreJkierte Organiaatioo der Gesell,
echaft unter Qeettatn tarn Zwecke daa Schutaee nach außen «ad innen aad ■chhafflieh
aar Rrmftgtichnng einea möglichst grakhaitan knhureJkn and sittlichen Lebens
(Baehtaetaat Kulturstaat). Der Staat hat keine reale Persönlichkeit aber ea kann
doch ron einem idealen „StaatswiDen*1 geredet werden, mag dieser nun konkret in
herrschenden Gruppen („KlaasensUat") oder in der Gesamtheit (Sozialer Staat
„Volksstaet") wurzeln. Hei vorgegangen kt der & teik aus praataatlichen Ordnungen
in der „Gentügenoaeenschait", teik erat aJaaafcUrh durch den Zussmmenechluß tob
YolkastAmmen unter einheitlicher Herrschaft amktena nach Kampf, Unterwerfung;
nach dem Gesetz der „Hctcrogonk dar Zwecke" kt der S., der oft der Wittkftr und
Gruppenmacht dient, allmählich zur Organkation der Gesamtheit geworden, und
ea besteht dk Tendenz zur Entwicklung im Sinne der reinen Staa taidee. dea Staate-
Staat 629
ideals. Der Staat dient den Individuen und deren Zwecken, zugleich aber der Ent-
faltung menschlichen Geisteslebens überhaupt. Das Wesen des Staates, dessen
Bedeutung, Funktionen, Zwecke xisw. untersucht die Staatsphilosophie. — Auf
den göttlichen Willen führt den Staat J. v. Stahl zurück (Philos. des Rechts5, 1878^,
Der christliche S.2, 1858), auf die bloße Macht Kallikles u.a. (S.Rechtsphilosophie),
L. von Haller (Restauration der Staatswissenschaften I2, 1820), Marx, Gumplowicz
(Allgemeines Staatsrecht, 1897; Die soziolog. Staatsidee2, 1902; Geschichte der Staats-
theorien, 1905), Ratzenhofer (s. Politik), F. Oppenheimer (Der S., 1907), A. Menger
(Neue Staatslehre, 3. A. 1906; Ideal des Arbeits- und Volksstaates) u. a. Als eine
Art Organismus betrachten den Staat Platon, Aristoteles, Hegel, Puchta,
Bluntschu (Die Lehre vom modernen S. I, 1875), Gierke, Wundt u. a. (s. unten).
Aus einem „Vertrag" leiten den S. ab Eptkur, Hobbes, Grotius, Pufendorf,
Chr. Wolff, Rousseau, Kant, Fichte u. a. (vgl. Rechtsphilosophie; s. unten).
Einen idealen S. konstruiert Platon. Der S., der gleichsam der Mensch im Großen
ist, beruht auf Bedürfnissen, auf dem Angewiesensein der Menschen aufeinander.
Zweck des Staates ist die Realisierung des Guten, und so hat sich ihm alles unter-
zuordnen. Die Ständegliederung erfolgt gemäß den Seelenteilen und Tugenden.
Hiernach gibt es die Herrscher (Regierenden), die Wächter (Krieger), die Bauern und
Handwerker. Die Herrschenden sollen philosophisch sein, d. h. im Sinne der „Ideen"
denken und regieren. Die Klasse der Herrscher und Krieger darf keine Eigenfamilie
und kein Privateigentum besitzen; die Frauen sind gemeinsam, die Kinder werden
öffentlich erzogen, mit Auslese der Geeigneten für die Herrscherklasse (Republ. 369ff. ;
451 ff. ; vgl. die spätere Schrift Xöpot,, Leges). Nach Aristoteles ist der S. ein
Naturprodukt (cpvaei) und logisch früher als der Einzelne, wenn er auch historisch
erst aus Familien und Gemeinschaften hervorgegangen ist. Dem Ziele nach ist er
das Erste ; um des Lebens willen entstanden, dient er dem guten und sittlichen Leben
{ei £ijv). Die Verfassung soll den Verhältnissen entsprechen, das Ideal ist die Herrschaft
der Besten, Vernünftigsten (Politik I, 2 ff.).
Nach Augustixus ist der irdische S. („civitas terrena") eine inferiore, durch die
Erbsünde bedingte Institution gegen das Böse, im Unterschiede vom idealen „Gottes-
staat" („civitas divina"; De civitate Dei, XIV, 28; X, 7; XIX, 5, XXI, 17, 19). Nach
Thomas von Aquino (vgl. De regim. princip. I, 1 ff.) u. a. ist der S. der Kirche unter-
geordnet. Dagegen erklären sich Dante (De monarchia), Macchtavelli (II Principe),
der die absolute Gewalt des Herrschers als Mittel zur Erhaltung eines zerrütteten
Staates anpreist, u. a. Den Absolutismus (zum Wohle des Staates) vertreten ferner
Hobbes (Leviathan II, 18), R. Filmer (Patriarcha, 1665) u. a. Die Souveränität des
Volkes lehren hingegen J. Bodin (De republica, 1584) und J. Althusius (Politica2,
1610), ferner die „Monarehomachen" (Languet, Hotomanus, Buchanan, Bellarmin,
Mariana u. a., vgl. J. Milton). Für den Konstitutionalismus sind Locke (Legis-
lative, exekutive, föderative Gewalt; Two treatises of government, hrsg. 1790;
Works II), Algernon Sidney, Montesquieu (Esprit des lois XI), Rousseau ( Contra t
social III), Kant u. a. Nach Pufendorf ist der S. eine „persona moralis composita"
mit einem Willen (De iure natur. VIII, 7). Nach Chr. Wolff ist das öffentliche Wohl
oberstes Gesetz (Institutio III, sct. 2, K. 1). Nach Kant ist ein S. die „Vereinigung
einer Menge von Menschen unter Rechtsgesetzen". Die Idee des Staates dient als
Norm des wirklichen Staates. Die gesetzgebende Gewalt kann nur dem „vereinigten
Willen des Volkes" zukommen (Rousseau: „volonte generale"). Die Idee, nach
welcher die Rechtmäßigkeit des den Staat konstituierenden Aktes zu denken ist, ist
der „ursprüngliche Kontrakt", nach welchem alle ihre äußere Freiheit aufgeben, um
630
sie „als Gtteder efaes p meinen WntM, «L L des Volk» ab Staat betrachtet M, wieder
anftiinelimcu, Dia einzig bleibende fllsHsniifuisHg ist die, „wo daa Gcee ts selbst-
herrschend iai und an keiner betmuHrn Pereon hangt" (Hat. ani««|pu»inLi dar
Reehtalehre, | 43ff.). Nach Item iat der (aal einem „Staatabuigaiewliac
ruhende) & „daa Recht seihst» an einer inlnpnilan Katarpwalt geworden". Er dient
dar Sittlichkeit, wirkt durch Sicherung dea Rechte« arriahtnrt und geht darauf au«,
„sich aalhat aufzuheben**, dann aa iat der .Jetttt Zweck aflar Regierung, die Regierung
Ondg zu machen" (Dia Rssllnmt daa QabhrtfB, 1 Voriaa.; WW. II. 529; vgL
hingegen die Macht dea Staate» m: DergeachloaaeneHandakwtaat. 1800;». Soziologie).
Hboet, betrachtet den & ale ein Moment in der dUlektiachan Entwicklung der ..
(s. d.). der Wettvamaft Dar & iat „die aelbetbewuftt« eittliche Substanz
| 552 ff.), die „windkaNssit dar srttrJcben Idea . daa „an und forsech Vernünftige**,
-Ji-. ^BTi *4v theaaW ■Mked a^aTaa* W^weaVaund^nnu Vwaa^fh^ttne) ** m.ftaaM^aadsmea ss>ou»Me««B«ni«s4«nia* fuWftan^*nBnaM«uf tt»
■^fcaa dia Freiheit an ihnm bOchatrn Backt ft*M*M'ftl aowia dmser lTndineok daa
Hlebste Recht gegan dia Emaemen hat**. Dia Ih Stimmung dar Indiriduen iat na oben,
ein „allgataeinee Lehen an fuhren". Ttm P art „in sink tsgaiiiafciir Iai .jDisnnsims»"
#1 W B»*n**t t"naraj*fc I ■ ■ n ar jajis fa^Maat n*na alnnsmn i^MdsntfnsfluSannwkaM** »*aWa% uansn^asaänAtina^MaelMu: a^^bflVnaSdMM
daa Omssm Man maß das & „wie ein Irdkch Göttliche« Tcrehren". Aber in
wohlgeordneten Staat „kommt dam Oeaeta aüem die objektive Seite zu,
der Monarch nur daa subjektive .Ich will' hinantuaetaen hat**. Die Persönlichkeit dea
fltatloi irt nur »h timr Prnmn. dTTMirnffnrh. TrfrhKrh (f^r— ■****» *r ***■***«■ **— »— i— «L
krag, roo O. Lsseou, 1911. f 257 ff.; vgL f 1«: die bajgat liehe Gcarlfechaf t ). Erna
fliiaeninw isfriHcihls'l hat der & nach Wnvr (System dar Philoa. II». 1907) u. a.
Vgl L. t. St»», System dar OtastsaJssusah,, 1862 f.; Jruira. ftllganiiirnn Staate,
lehre*. 1905. Naek Kj&ts» iat der „Staatawilfc" ein femetruklionsgebilde (Haupt-
Probleme dar Staatwaektakkre. 1911). - VgL R. t. Mobx. Geeehiehat n. Lttaratnr
dar SwtUalsoiiustiasfUii. 1855f.; R. Scaannr. Allgem. fiuatshhri. 1900L;
TazspsxExacao. Xaturreeht, 1986; Catbba*. Moratpkfloa.il. 449 ff.; Pavus»,
System d. Ethik II*. 1699; Gou>sann>. Höhereutwickl. o. Meitmdwndhonoinie II.
1911; Faltp, Die Bmstatdaatw unaerar Paanflmr. 1911 ; Ijcou». Die höchsten KuHur-
aufgaben dea modernen Staatre, 1902; Politik. 1912; Viebjuvdt. Sc u. GeacIIachaft in
der Gegenwart. 1916; A. Anno». Kationaigafuhl und Staategefuhl 1916; IL Pnaoae,
He* deutsche Volk und die Politik. 1915; M. ScULS», DerGeniuedra Kriege 1916«;
auAcaan, Hauptfragen dar modernen Kultur. 1914. — VgL Rächt, Indmdtia-
liamua (Hcxsoldt, Sraxcn u.a.), Soziologie, Ästhetik (Scanx»*). Politik.
Mtabilitnti Festigkeit, Gh^ohgewichtaaueUnd. Daß in jedem geechiossenrn
Syatem ein Fortschreiten von inatabüeren gn atabileren ZnstinrVn statthat, lehrt
Fscbkkb (Einige Ideen zur Schöpfungegeech., 1873, S, 25 ff.). Nach Pbtxoldt«cK
die Entwicklung der Lebewesen in der Richtung auf eine immer vonstftndigcn
wrndung der Kräfte für stationäre Systeme fort; die & ist Endziel der Entwicklung,
auch der socialen (Maxime, Minima u. Ökonomie, 1891. S. 49 ff. ; Einfuhr, in d. Philo«.
der reinen Erfahrung. 1900 f. II; Das WeltprobJcm*, 1912). VgL Organuunua (als
„stationirea" Gebilde: Ostwald), Entropie,
Htanm begriffe s. Kategorien (Kaxt).
Stürkungswert (Einprigungs-, Disponierungswert) einer Wiederholung
leim Ixrnrn ist daa „Quantum, um welches eine Disposition durch diene Wieder-
holung gestärkt wird" (Omn, Das Gedächtnis*. 1911).
Statik — Stetigkeit. 631
Statik: Lehr? vom Gleichgewichte der Körper (vgl. Mechanik). Statik
und Dynamik: vgl. Hemmung (Herbart), Soziologie (ComteK
Statischer Sinn heißt die in den drei halbkreisförmigen Bogengängen
hriabvrinths lokalisierte Empfindlichkeit für Gleichgewichtsvcranderungen des
Körpers. Durch die in den Ampullen befindlichen „Statolithen" ■werden statische
Empfindungen (als eine Art der Druckempfindung) ausgelöst. Vgl. Arbeiten von
Floubshs, Goltz, Breuer. Cbum-Bbowx, J. R. Ewald. Mach (Versuch über den
Gleichgewichtssinn, 1874). Verwork. E. v. Ctoh (Bedeutung für die Raum- und
Zeitvorstellung; Das Ohrlabyrinth, 1908) u. a. Vgl. Wuxdt, Grdz. d. phys. Psychol.
II5, 1903, 482 f. —Vgl. Schwindel.
Statistik (urspr. Lehre vom Staate) ist die mathematische Darstellung der
innerhalb einer Gruppe, insbesondere innerhalb einer sozialen Gemeinschaft zu
bestimmten Zeiten bestehenden Zustände (insbesondere wirtschaftlicher, sittlicher,
krimineller u. a. Zustände; vgl. Moralstatistik). Vgl. M. Gioja, Logica della Statist..
1803; Quetelet (s. Moralstatistik); G. Mayr, Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaf tr-
ieben, 1877; S. und Oäellschaftslehre, 1895; N. Reichesberg, Die S. und die
< Gesellschaftswissenschaft, 1893; Joel, Der freie Wille, 1909; Schxapper- Arndt.
Sozialstatistik. 1908; John, Geschichte der S. I, 1884.
Statne s. Sensualismus.
Staunen (Verwunderung) s. Philosophie (Platon. Aristoteles; vgi. Jeru-
K, Lehrb. der Psychol.4, 1907 („theoretisches Staunen").
Stauung: Xach Lipps gibt es ein Gesetz der , .psychischen Stauung", wonach
dieQuanti- -ychischen Geschehens sich steigert, wenn es in seinem Fortgange
gehemmt wird (Leitfaden der Psychol.2, S. 109 ff.. 342 ff.: 3. A. 1909).
Stetigkeit oder Kontinuität (continuitas, avvi-/eta) ist fortlaufe-)
ununterbrochener, lückenloser Zusammenhang oder Übergang. Stetig sind Vorg
Prozesse oder Mannigfaltigkeiten, Größen, und zwar jene, welche sich um unendlich
kleine Unterschiede vermehren und vermindern lassen. Solche Kontinua sind Raum
und Zeit, die als das Unendliche teilbar gedacht werden können. Die Zahl (s. d.) ist
eine nicht stetige, diskrete Größe, aber durch die irrationalen Zahlen läßt sich eine
stetige Zahlenreihe herstellen, wenn man dazu die Stetigkeit des identischen metho-
dischen Denkverfahrens berücksichtigt. Hier wie auch sonst zum Teil beruht d
auf der Einheit des Denkens, die das Gesetz für die Zahl- nreihe lieft vTorp.
Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910, S. 188 ff.: Die St. als
..qualitative Allheit, die jeder quantitativen logisch vorausliegt und sie erst
möglich macht"). Die S. ist ein Postulat des Denkens, als einheitlicher Zusammenhang
ein oberstes Denkziel; das Denken hat die Tendenz, das Diskrete oder durch analv-
•des Denken Gesonderte kontinuierlich zu machen, durch ..Kunstgriffe" dem
Stetigen so anzunähern, daß es methodisch so behandelt werden kann, als ob
sprünglich stetie wäre (s. Unendlich, Fiktion). Die ursprüngliche S. liegt vor in der
Anschauung als Fehlen bewußter Diskretheit und vor allem im einheitlichen Zusammen-
hange des Bewußtseins, des stetigen Ablaufs psychischer Erlebnisse (vgl. Seele, Ich).
Kontinuität und Diskontinuität ergänzen einander so, wie Analy-c und
Das Postulat der S. bekundet sich in der ganzen Geschichte der Wissenschaf
besondere auch in der Entwicklungsidcc.
Das Stetige definiert zuerst Aristoteles als dasjenige, dessen Teile durch
gemeinsame Grenzen verbunden sind (Metaphys. XI 12. 1069 a 5 ff.). Es ist das
ffll Stetigkeit.
im Unendlich* Teilbare (De eoelo 1 1. 168 a 6). Ahnlich die Seholastiker.
de eootinuit*") beengt, daß ea in der Katar keine Locke, keinen Sprung gibt, dal
aDee dnrch überging« neck unten «ad oben eei banden ist (..Tont va per degres
dem U nature et rien per eeut" (Hone. Eevais IV, K. 1«; Mathem. Schriften VT.
129W-). a herreckt in der flukmaaiou wie in der Knlzistseu. Die Aufeinanderf oige
der Zmtinde der „Monaden" (a. d.) iet rtciig geeetanOBig. durchlauft eOe Orede
(,Jex mmliiiuUetie eeriei euarum operataooum"). Der Setz der Kontinuität klagt mit
dem Prinzip dee mreiokenden Grundes tisjammen (Philoa. Hauptachr. II, 75 ff.;
I. 68 ff.. 103 f., 119 ff.; rgL Cm. WotfT, Vernunft. Gedanken von Gott ... I, 1 68;
Ontolog. 1 664). Nach Ka*T iet & die MBigemekaf t der Gräften, neck welcher an
ihnen kein T*ü der kV'^wrtm^gfrrkt (kein Teü einfach) ist". Raam und Seit eind
f Jreneen (Punkten und AugenbUeken) eittzmehlktftau, — fra»!» nur so, daß diear r
wiederum ein Raunt oder eine Soft iet**. Ea eind dm „fließende" Großen, weil die
„Synthcais" in ihrer Enevguug ein Fortgang bt der «tetig fliegenden Seit tat. Ee iet
ein aprlorieoher Grundsatz, daß alle Eraehemungen kontintthwtJche Oröflen eind,
begründet (Krit. d. rein. Vom», 8> 186 ff.). Ee beetekt ein Postulat, 6 bereu nach den
18* & 660.). Ober die Stellung dee Kontinnilllelmgilffe^iii Denken Coarmm vgL
Sootwu Goethe, 75 f. Am dar EfaJbeH dee Dmkene leiten den ■!■< Igen Zmomaeenhang
der Objekt» eh Bonn. (Der philo«. Kiitiiismm II 2. 46), Cosnc, neck welchem die 8.
ritte ..aflgeueeine Grundlage dee Bewußtsein«" (Prinzip, der Infinit.. 188t, & 87 ff.),
«in Deukgemte* Geeete der Operationen dea Denkane iet; für die Empfindung gibt
ee nur Diakreüan. Durch den Zueemmenhang iet der „Ursprung** (s. d.) bedingt,
der alle Elemente dea Denkens eraeugt. Die 8. iet dm Drokgesetz dea Zusammen*
hange«, welcher „die Braeogung der Einheit der Efkenatnb und dadurck die EmhHt
a — -e^ - — -- . -» - _ n - - - » -ii -1a ^»^fcjj ^.^^m •■ ^k^B^s^^^Bn^^M^^ijV^^M^k^ a*^«*ta*^^a««1m\sB>^iBu*Ba*at ?t***m«*jflpw **
t\i ■-, f, ^rw\ni'^ H » ml mV ''»r wr, :n!< rtp»> fi-n^n inu-niunrunc uru ki
(Logik, 1808, a 75«.). Ale Denkgemta betrachtet die 8. aoeh Kalo** (a. oben).
Ale Kategorien heethnmt die Knatznuittt und Imkoeeliiiiltl i Eörrvtwo.
einander voraus. Dar „Sprung" (a KJeikegeeid), mit dem dm
druckt eine Diskontinuität am, acut aber eine frohere KontinuitAt roreue und kann
«ich am Qnod einer ünlmHupeimn Konttauitlt taeihnie Vom „wnpirieebeu' ist das
„mtkmeBe" Kontttuum der Reflexion untrrechieden. Dm DaeeJtaein enthalt von
Aiyffcnfl an aoeh Diskontinuität. Dm **—**"» sucht die Kontinuität diekoathmieriieh
und dir Diskontinuität kontinuierlich zu machen. Der stetige Zueamnarnheng iet ein
unirerseiee Postulat (Der mimookl. Gedenke, 1911. 8. 1700.).
Bloß in dm unmittelbare Leben und Erleben setzt die Oteügkeil Bmuwo>
der Veratand serlegt zu praktischen Zwecken die 8. dea Geschehen«, der Bewegung,
der Auedehnung in diskrete, stabile Elemente, die er dann äußerlich miteinander
verbindet (Devolution creatrice, 1910, & 177 ff.; vgL 8 331 f. über die „kineinato-
graphieche" Natur unserer praktischen Erkenntnis; Matiere et memoire*, 1909,
S. 219). Die „reim Dauer" (a. d.) ist eirdieitlich-etetige Entwicklung (a. <L). — Wottot
(Logik II». 1907, a 233 ff.) u. e, verlegen die & in die Anechauung. — VgL Covnsor,
Essai 1851, I, 389ff., Dzdzxikd. Dm Stetige und die Zahlen*, 1905; G. Canon,
Grundlagen einer allgemeinen Mannipfalügkeitalehre, 1882; CotrrtmaT, Revue de
Metaphve. VIII, 1900; NaToar, Archiv f. syatem. Philo«. VII; Porscank, Wissen-
schaft u. Hypothese«, 1906; Mach, Beitr. zur Analvae der Empfind.4, S. 47 f. ;
Sthenisch — Stoizismus. 633
Ostwald, Vorles. über Xaturphilos.2, 1902, S. 127 ff.; Driesch, Ordnungslehre, 1912,
S. 101 ff. ; Lipps, Einheiten u. Relationen, 1902, S. 57 ff.; Palagyl Xaturphilos.
Vorles., 1908 (Kontinuität der Impressionen, Diskontinuität der geistigen Akte);
Müller, Das Problem der Kontinuität in Mathematik u. Mechanik, 1896; Vierkandt,
Die Stetigkeit im Kulturwandel, 1908 (unterscheidet an der Stetigkeit die Tatsache
der Kontinuität und den Mangel an Spontaneität). — Vgl. Unendlich, Antinomie,
Teilbarkeit, Entwicklung (Stumpf), Kausalität, Werden.
Sthenisch (von a&evos, Kraft) s. Affekt (Kant).
Stimmung ist (psychologisch) die mehr oder weniger wechselnde, von ver-
schiedenen Faktoren abhängige Gemütslage als Resultante von sich verbindenden
Gefühlen, die teils an Organe mpfindungen, teils an (dunklere) Vorstellungen sich
knüpfen. Die S. beeinflußt den Vorstellungsablauf, das Denken und Wollen; positive
S. fördert das Einprägen und Reproduzieren von Vorstellungen, depressive S. beein-
trächtigt beides (vgl. Offner, Das Gedächtnis2, 1911, S. 83 ff.). — Vgl. Beneke,
Lehrb. d. Psychol.8, § 59, 288, 372; Xahlowsky, Das Gefühlsleben3, 1907, § 24; Lotze,
Medizin. Psychol., 1852, S. 514 ff.; Rehmke, Zur Lehre vom Gemüt2, 1911, S. 71 ff.;
Jodl, Lehrb. der Psychologie IP, 1909, 420 ff. ; Wendt, Grdz. der physiologischen
Psychol. III5, 1903, 210 ff. (S. ist ein Affekt, welcher relativ schwache Gefühle enthält);
B. Christiansen*, Philos. der Kunst, 1909; Störring, Psychol. des menschlichen
Gefühlslebens, 1916 (S. 21: Bei der Stimmungslust haben alle jeweilig vorhandenen
Bewußtseinsinhalte Teil an der Lust, erscheinen wie in den Lustzustand eingetaucht);
Müller-Feeienfels, Psychol. der Kunst I, 1921 2. — Stimmung nennt die Tier-
psychologie Zustände, ,, worin nicht nur die Art der Spontanbewegimg eine neue,
sondern auch die Beantwortung der Reize von Grund auf verändert ist" (Zer
Strassen, Die neuere Tierpsychologie, 1908; Jennings, Behavior of the lower animals,
1906). Vgl. Einfühlung.
Stoff s. Materie, Form, Inhalt.
Stoizismus bedeutet, 1. allgemein, eine Geisteshaltung im Sinne der Stoischen
Lehre, ein allem Weichlichen abholdes, im Erdulden starkes, alle Triebe energisch
beherrschendes, der Sittlichkeit, Tugend alles unterordnendes Verhalten; 2. die
Philosophie der Stoiker, der Stoa (nach der Stoa poikile, in welcher die Schule
begründet wurde). Die Stoiker vertreten (von Heraklit, den Kynikern u. a. beeinflußt)
eine praktisch-sittüche Weltanschauung, den Empirismus (s. d.), Materialismus (s. d.),
Pantheismus (s. Gott), die Lehre vom Logos (s. d.) und der Vorsehung (s. d.), von der
alles durchwaltenden vernünftigen All-Kraft (s. Pneuma), den strengen Determinismiis
des Xaturgeschehens verbunden mit der Lehre von der sittlichen Willensfreiheit, die
Idee des natur- und vernunftgemäßen Lebens (vgl. Sittlichkeit), den Kosmopolitismiis,
die Humanitätsidee u. a. Auch für die Grammatik und Logik (s. Urteil) sind die
Stoiker von Bedeutung (vgl. Synkatathesis). Die jüngere Stoa ist konzilianter als
die ältere. Zur Stoa gehören deren Begründer Zenon von Kition, dann Klean™ es,
Chrystppos, Diogenes der Babylonier, Antipater von Tarsos, Boethtes,
Panaitios u. a. ; von ihr beeinflußt sind Cicero, Posidonies, L. Annaeus Sexeca,
Epiktet, Marc Aerel u. a. — Eine Erneuerung des S. versuchte Jestes Ltpsies
(Manuductio ad Stoicam philosophiam, 1604). — Stoische Anschauungen finden sich
bei Phtlon, verschiedenen Kirchenvätern und Scholastikern, bei Melanchthon,
Erasmes, Telesies, Herbert von Cherbery, G. Breno, Spinoza, Kant, Nietzsche,
u. a. — Vgl. J. v. Arnim, Stoicorum veterum fragmenta, 1902 f.; Weygoldt, Die
Philosophie der Stoa, 1883; L Stein, Die Psychologie der Stoa, 1886 f. (2 Bde.);
8M
Prnorr. Die Ethik dar alten Stna, 1806: 8cnonu Die Phüos. der lalUasieu Ssos.
1892; P. BAjrra. IV Stna«. 1808; Wmmn. Die Wandlung der stoischen Lehn
unter ihren »ptlrrrn Vertretern, I898>94. Vgl. Rjgoriamna, Rrcht. Pflicht. EVpjroeK
strafe ist die Verfeltanc eJaer Rehuld. «nee Vergehens oder Verbrechet»
(•. d.) tum Zwecke der Auxrcnatsraaitung einer Ordnung (besonder* Rechtsordnung).
DmetsstifcdM&a*wa|a6ne^eJBsAhlosnaf
eise Vcreinneitlicuung der vcrgstmaden, sowenrcndea. eaaataenda
VeileUaag dnransmlea Ordnung. Bin eodalrn Postulat iet e*. die
Resultate) su geben. Die Hiinunleh i img der 8. sebon rar Kdtarcatwirhlung. '
theocicn «ind: die AhschrccknaasUfcPorir (Swraca. «jat pecectur". De im I. I6| Hosane.
Pumuoar u. a.» fltehiiiingKhaiwiii (BvnuM, Unx, Ixwnom, F. Li-orr i
Ikamiiiagaihiiiiili. Veraertaagataeorii* flUrr. Ann, Hanau nach welchem die 8.
die Negation der Negnooa der Rschuejcdnaag damh den * «"ibreeher und des «.Recht
das Verbrecher«" iet. de sie dieaen als Mhghed dar Gesellschaft anerkannt. Rnxyklap..
| 480 ; ReehtenhOos^ hrsg. von Leeaon. 181 1. f 80«. ; Brentno, Wvxdt. Bth.«, 8.580ff.:
I I l91S:tugtsich Bucht und F.rr>huitgnmitl*J aad Buhne, Versöhnung d~ H
bswaOtaeü»; F. Hohdac*. Von dar Manual» des dünnet. Priarips in der 8trat>, 191 1.
o. a.). — Vgl Koaxan, Des Wessn der &. 1888s A. Marne au VergettsmssJdee nnd
Zweckgedsnhe im Strefrecht. 1888: ▼. Inr, Dar Iwsakgs danke ha Bttafreekt, 1888;
▼. l4StT. RrnKarrsm. Lrrra, Kuvnni. YYrseltangastrafe, RtuhlesUefc. SehaU-
strafe. 1806; J. Makakswicx, Einfuhr, in die Philo», des Stioiieohu. 1906; Radsbco.
Strafreehte, 1908; Tu. 8TsaJ»anu, Die Sebkiaaneidee In StreJrecht «ad Ethik.
P. Bakth. Eraieh. nnd Unterrieht*. 1908, & «Off. (pidegogleehe Bedeutung der R);
FonsTav Schuld und Sahn". 191 mim, Ursprung und Bedeataag der
eotiolog. Schule das Stratreehte. 1911. Vgl Recht.
(e>*4, e>ef*s, aupittlus. eoaatae) ist sJa slaaaaasfss WoDeo (im
»X ein Omiahwteala psyohiaohor Tätigkeit euf etwas (ein
am gel), ein von gefnhhuutrag aad in
Bedarfnissen (s. d.) auagraaader ..Dräne"
oder eher Vermridunff, Entfernung)
iet dae 8» der gehemmte, aber nicht beruhigtr. gegen die nemmaag
Trieb (s. dA Das einzelne. hesUauasa & heiBt eaah 8trebung. Dee
abwehrende R hciOt Widerstrebe a. Ee gibt emahuüiches aad arietigea. laemetfcihea.
logische* und piahlisuhea, sittliches R Etwas, was erst nur ela Mittel zu einem Zweck
crstiebt wurde, kann aplter um seiner selbst willen erstrebt werden (s. Ufkrosonw.
Wert). Eminentere, dumpfe Strebungen Reben schon »Dem Erkennen und euer gejetigen
Entwicklung voran: auch den amdwstea Organaanea eignet wohl schon ein Streben
nach Zustandsaoderunfr. und vielleicht kann man dem Wirklichen uberhau]
Analogon das Streben» ruechreiben (a. PanpsyaMemue, Voluntarismus), mag dieaea
auch r, Teil ..mechanisiert" min und nur in höherem Weeen tu eigentlichem Btigiihieii
und Wollen rirh entwickeln. Jedenfalls ist da« S. ein Faktor der organischen Ent-
wicklung (f>. d.). ein Anpaesongafsktnr (vgl. Kraft. WiDe. Erhaltung}.
Pas Phänomen des S. erörtern AwsroTax*> iker u. a. (vgl. Br;
Wille). Die Scholastiker macht das Aristotelische iptttint* zur ..vis q
Streckentäuschungen — Subalternation. 635
dem „Strebe vermögen" (vgl. die neueren Arbeiten von Mercier, Hagemann, Psychol.8,
1911, S. 117 ff.: S. = „alle psychische Tätigkeit, die nicht Empfindung und Denken
ist"). — Ein Streben nach Selbsterhaltung haben die Dinge nach Campanella, Spinoza
u. a. (s. Erhaltung). Xach Letbniz haben die „Monaden" (s. d.) ein Streben, von einer
Vorstellung rar andern überzugehen („tendance d'une pereeption k 1'autre", Monad. 15:
vgl. Che. Wolff, Psychol. rational. § 480 f.: „pereepturitio"). Xach Fichte hat das
Ich (s. d.) ein ins Unendliche gehendes Streben (s. Objekt).
Herbakt betrachtet das S. als einen Zustand der Vorstellungen selbst. Die
gehemmte, aus dem Bewußtsein verdrängte Vorstellung wird zu einem „Streben,
vorzustellen" (Lehrb. z. Psychol., S. 29). Beneke hingegen nimmt primäre Strebungen
(die „Urvermögen") an, welche auf „Erfüllung" durch Reize gehen; das S. geht dem
Vorstellen voran, indem jedes Urvermögen schon vor aller Anregung den Reizen
„entgegenstrebt" (Lehrb. d. Psychol., 1833, § 24 ff., 167 ff.; Begriff des „Strebungs-
raum"). Die Ursprünglichkeit des Strebens betonen ferner Fortlage (s. Trieb),
Döring, Bai» (The Emot. and the Will4, 1899), Ladd (Philos. of Mind, 1895),
L. F. Ward (Pure Sociology, 1903, S. 103 ff., 136 ff.), J. Ward (Encyclop. Brit. XX,
42 f.), Hodgson, James, Baldwin, Lachelier, Foutllee (Psychol. des idees-forces,
1896, L S. 111 ff.), Ribot, Paülhan, Wundt (s. Trieb; vgl. Grdz. d. phys. Psychol. III5,
1903, 248 f.). Jerusalem, Schmidkunz. Höffding, Paulsen, Tönnies, Jodl u. a.
Xach Ltpps hat jedes psychische Geschehen den Charakter des Strebens. S. ist „jedes
innere Zielen oder Gerichtetsein, jedes von mir erlebte Tendieren"; es besteht in einem
„psychischen Geschehen, in dessen Xatur es liegt, in irgendwelcher Weise fortzugehen
und dann dabei irgendwelcher Hemmung begegnet". Es gibt aktives S. („mein" S.) und
passives S. (S. „in mir"). Das S. hat einen Zielgegenstand (Leitf. d. Psychol.2, S. 18 ff.,
3. A. 1909). Ähnlich A. Pfänder (Phänomenologie des Wollens, 1900, S. 1 ff.), Losskij
(Grundl. der Psychol., 1904, S. 6 ff., 111 ff.), Bergson (L'effort intellectuel, Revue
philos., 1902 u. a. — Xach A. Sabatter ist in allem ein S. (Philos. de l'effort, 1908).
Auf einen Komplex von Spannungs- (Sehnen-) und Gelenksempfindungen führen
das S. zurück Münsterberg, Külpe (Grundr. d. Psychol., 1903, S. 274) u. a. (s. Wille).
Vgl. Geschichte, Richtung, Tendenz.
Streckentäuschunjjen sind optische Täuschungen über Größen von
Linien und Flächen, beruhend auf größerer oder geringerer Leichtigkeit der Bewegung
der Augenmuskeln (nach aufwärts, nach abwärts, ein- und auswärts) und auf Kon-
vergenzbewegungen. Vgl. Wundt, Grdz. d. phys. Psychol. II5, 1903.
Strom des Bewußtseins s. Bewußtsein (James).
Struktur: Gefüge, Aufbau, Anordnung (vgl. Rotrx, Gesammelte Aufsätze,
1895, II, 83 ff.). Dn/THEY versteht unter S. des Seelenlebens „die Anordnung, nach
welcher psychische Tatsachen von verschiedener Beschaffenheit im entwickelten
Seelenleben durch eine innere erlebbare Beziehung miteinander verbunden 6ind" (In:
Kultur der Gegenwart I8, S. 31 f.). Der psychische Strukturzusammenhang hat
teleologischen Charakter. Spranger (Lebensformen, 2. A. 1921) geht in seiner geistes-
wissenschaftlichen Psychologie (s. d.) „von dem Ganzen der seelischen Struktur aus".
Er versteht unter Struktur „einen Leistungszusammenhang; unter Leistung die
Verwirklichung von objektiv Wertgemäßem". Über „Strukturzusammenhänge''
W.r Stern, Die differentielle Psychologie, 19213, S. 284 f. Vgl. Organismus. Typus.
Subalternation (subaltcrnatio) ist, logisch, die Unterordnung von parti-
kulären (den „subalternierten") unter allgemeine („subalternierende") Urteile. Der
Subalternationsscbluß (Folgerung „ad subsltwnoaeuO erfolgt nach der Reg»)
des „dictum de omni et nullo" (e. <L): let dee eobehendecende Urteil wehr, denn iet
ee eoch dee subalternierte ; iet dee leinene falsch, eo let et such ds* erewm (vgl htagegan
F. Buxktauo. PtvchoL I. 1874. 306). VgL Siowanr. Logik I«. 188*793, 437 f.; 4. A.
1911; II. EaoMAJm. Logik I. 1907. 481 ff.
Mnbdi vielem (Dntrrrinteilvng) e.
Sakjekt (subicctum, »aueofrss ei) bedentet ■ngenWn dee
Zugrundeliegende. Die Scholastik veretekt (wie Axistotulus unter dem e*#«W^#»»r)
unter dm „sobfcvtum" den Gegenstand, dee Objekt einer Tätigkeit (z. B. einer
Wlseeimchaft), die Substanz, den Träger von Toetlndcn, euck den beetallen Träger
eolcber, d. h. die Person, dee enipflndende und denkende Weeen (vgL Thomas, Sum.
tkeoL I, 29. 1 c; 7 mct. 13 e; 6 phya. S e; 1 anim. 1 d; W. von Oocam. Quodlib. 2,
qu. 10). So erklärt z. & noek Cswsrcs dee & ek dasjenige, dem dm
enbemtieren (Vernunftwehrheit, f 30). Deneben wird unter & im
die erlebende Weeen verelenden (Hosen: „sobiectum ipeum est
•nimel". De eorpor. 38, 3; LlUTrlt .mibhwiliim ou Pums mime"), i
von Kaut en erhtlt 8. ■Ilgemehi die rein
Bedeutung. — OrouimetikeHenh logmnh iet dee & der „1
im Seme (s. d.k eres irgenderie bestimmt wird» von dem etwee prndmmrt wird (vgL
ürtefl).
fflnkmde, wollende Wesen im Osgenmlw tu den Objekten (s. d.) des Erlebene.
Erkennene, Handeln«. Des & ist tum Teil mit dem Ick (s. d.) einerlei,
denkt sieh dee psychologische 8.. dk «ich im
erhaltende reaktiv -aktive Einheit einee individuellen
mit dem payehologiecheu Ich. Des 8ubjekt erfaBt eich nuechst ek) konstante Einheit
psychisch-physischer Kigenerheften und Zuetinde, denn eis des, wee erkennend dVm
Zustände selbst «ich **m Gegenstände mecht und eis «J»fc*itltifce Aktivität des
Krkcnncns und Wollen» sich von ihnen wie von den äußeren Objekten und fremden
Subjekten unterscheidet. 8. und Objekt gehören tum (endlichen) Bewußtsein eis
solchen und ussdsn. eher nuf Orund ureprungUeher Beetimmtheteu, esst durch
Unterecheidung und Reflexion (s. d.) einender gigenabrngemUL Dee
selbet ..dirimiett" sieh in Subjekt und Objekt. Dee („tronssnndentnlc")
eis Einheit unewuuhsideneVhiielimmiiurlii und «ynthetieeber
Funktionen, nie Inbegriff der Erinmntniefunktinrten und
begrifflich fixierte Einheit tbcoretiecher und prektiecher Setzungen und Geltungen
ist das logisrh-crkenntnisthcoretische (absolute, reine, transzendentale) Subjekt.
Des von diesem abhängige „Subjektive" iet objektiv (e. <L) im 8inne der Una*hängig-
keit von den psychologischen, etnuelnen Subjekten (vgl Bewußtsein, Trensxendent,
8otipskunue).
In der älteren Pliilosopbie gilt als das S. die Seele (s. d.\ die meist ek) eine Art
Substanz aufgefaßt wird, mit der die Dinge (Objekte) in Wechselwirkung treten. Mit
der immateriellen Seefe identifiziert das 8. z. B. Bkkkzxkt. Dee 8. ist das, wm innen
die Vorstellungen existieren, wodurch sie erfaßt werden (Principl. II; vgl. XXVTL
LXXXIX). Hingegen erklärt Hcun des beharrende, identieche 8. für eine Fiktion
der Einbildungskraft; in Wahrheit ist das & nur ein „Bündel" von Erlebnissen
(Treatisc IV, sot 8; s. Ich, Sock). Der neuere, idealistische Positivismus lehrt ahnlich.
Nach E. Mach baut sich aus den Empfindungen als deren Komplex das S. auf, welches
Subjekt. 637
dann auf die Empfindungen reagiert (Beitr. zur Analyse der Empfind.4, 1903, S. 21 ff.).
Ähnlich Verworn, Petzoldt u. a. (s. Ich); nach Nietzsche (WW. XV) und Vaihinger
(Philos. des Als-Ob, 1911) ist das (selbständige, beharrende) S. eine Fiktion. Nach
Avenarius u. a. ist der Gegensatz: Subjekt- Objekt ein die Erfahrung verfälschender
(s. Introjektion, Prinzip ialkoordination).
Als aktive, im Denken und Wollen unmittelbar sich setzende Einheit betrachten
das Subjekt Kant (s. unten), Fichte (s. unten), Fortlage („eine sich selbst setzende
Tätigkeit oder ein Grundtrieb nach Manifestation seiner selbst", Beitr. zur Psychol.,
1875, S. 10), Wundt (S. im engsten Sinne ist der „in dem Ichgefühl zum Ausdruck
kommende Zusammenhang der Willens Vorgänge" oder auch das Denken selbst; es
ist nicht bloße Erscheinung; Grundr. d. Psychol.5. 1902, S. 265; System d. Philos. I3,
1907), Münsterberg (zeitloses wollendes, „stellungnehmendes" S. im Unterschiede
vom psychophysischen S.; Grdz. d. Psychol. I, 1900, 202 ff.), Joel (Der freie Wille,
1908, S. 255 ff.; S. 716 ff.: „Welteubjekt"), Th. Lipps, Petronievics u.( a. (vgl.
Voluntarismus).
Das erkenntnistheoretische S. unterscheidet Kant sowohl vom psychologischen
S. (vgl. Prolegomena, § 46; s. Ich) als von der Seele (s. d.). Das reine S. ist die Einheit
der die Erfahrung bedingenden Gesetzlichkeit des Anschauens und Denkens selbst,
das identische „reine Selbstbewußtsein" (vgl. Bewußtsein, Apperzeption, Tran-
szendental, Objekt* Verstand). Nach Reinhold ist S. „das, was sich bewußt ist".
Jede Vorstellung wird auf ein Subjekt und ein Objekt bezogen (s. Bewußtsein). In
streng idealistischem Sinne betont Fichte: „Kein Subjekt, kein Objekt, kein Objekt,
kein Subjekt". Das Ich (s. d.) setzt sich als dem Subjekt das Objekt (s. d.) gegenüber.
„Ist ein Bewußtsein gesetzt, so ist diese Trennung gesetzt, und es ist ohne sie gar kein
Bewußtsein möglich" (Grundl. der gesamten Wissenschaftslehre, S. 131 ff.; System
d. Sittenlehre, 1798, S. VI f.). Nach Schelling sind im Selbstbewußtsein Subjekt
und Objekt eines, das Ich ist „Subjekt-Objekt", auch die Natur ist es; in verschiedenem
Grade ist Subjektivität in allem enthalten, da das Sein, aus der „Indifferenz", „Iden-
tität" (s. d.) des „Absoluten" hervorgehend, beide „Pole" desselben aufweist (System
des transzendental. Idealismus, S. 1, 44 ff.; WW. I 10, 106, 229). Nach Hegel ist
die „Idee" (s. d.), das Absolute „Subjekt", Weltgeist, dessen Entfaltimg die objektive
Welt sowie die Vielheit der sie erkennenden einzelnen Subjekte ergibt; der „subjektive
Geist" ist das psychische Subjekt, welches die Inhalte des universalen Geistes sich
zum Bewußtsein bringt (Enzyklop. § 213, 387, 475). Schopenhauer bestimmt das S.
als „dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird". Es ist die „Bedingung
alles Erscheinenden, alles Objekts", einheitlich, zeitlos, raumlos, dem Satz vom
Grunde nicht unterworfen (willenloses, reines „Subjekt des Erkennens"; Welt als
Wille u. Vorstellung, I. Bd., § 2, 34; II. Bd., K. 30, 41 ; Parerga II, § 28; Neue Paralip.,
§ 11; vgl. Ästhetik). Nach E. v. Hartmann und A. Drews ist das absolute S. unbewußt
(s. Ich).
Ein absolutes, zeitloses, allumfassendes in allem identisches S. gibt es nach Green
(Prolegomena to Ethics, 1883, S. 54 f.), Martinetti, Hamerling (Atomistik des
Willens, 1891, I, 233), Rehmke, nach welchem das S. das „Grundmoment" des
konkreten Bewußtseins ist (Philos. 1910), Schuppe, M. Kauffmann, nach welchem
das S. die „oberste Einheitsform aller Objekte überhaupt" ist (Fundamente der
Erkenntnistheorie, 1890, S. 45), Uphtjes, Bergmann, Lipps u. a. (s. Bewußtsein, Ich,
Seele).
Als Einheitsform des Bewußtseins bzw. als mit dem Objekt durch dieses gesetzt,
gut das S. bei Cohen (Logik, 1902, S. 216 f.), Natorp (Einleit. in die Psychologie,
638 Subjskttw.
S. litt.; 2. A. 1013). Camum. B. Havcm u. a. (vgl. KAntianer). Von paycho-
iihjfabohiin (den beseelten Kflrum) und ptvckologbchea & anterscbeidet TT» IT
da« „m ksimuiklhiitsalauiaa" Behjsfct ab «in Abstraktes, bsgiifflkiba „»flpawiiaTi.
ummt^miimlimium U«nu6miii . . ., dw einzige, dw naneab Objekt, Bc wubua?insinhalt
werden kann" (Der Osganw»nd dar Erkenntob*. 1904, & Mi vgl. Gntnunm,
Erk. u. PijoboL dw Erkssuuw». 190t, & tS iL da« erk. & ab Ideal; vgL Com. Voraua-
Setzungen u. Zbb dw Erkennen«, 190»). Vgl. Ewald. Kau» krU. Irbsherrm«, 190b;
hnomn-Köim, Wb»eawhaft u. Wuklickkrit, 1911
Di» W»oawlb»ctingthrftt (Korrebtioa) vom & «ad Objekt bstoaen Bai*. Lax«,
Liebmajim (Oedaakea u. T»ts» cheo II*. 1904. 104 fU W. J. Üonon (Qrdi. der
konstant. Ertaawa*Bn»alww 1901. a 9g, 106 tU P. Cawm, Hdwpoi (Dw ■mahl
Uedanke. 1911) u. e. - De6 Objekt und Subjekt aae einer Untcrecheadang iniuwkelb
«%4an»%«e aaesaA ffMwaib eVaTäaiMa?aaanWBMfca^hB*auB>ala 94#wns flaahmä»n46»M aTe4a*aftl m«T*^6a%nWa-ff* rwliWMl Djmh /Ijm*
philo». Ifiitiibww II 1, 66k K6it% Wcwt (Svetem dw Philo», 1». 1907; Philo».
Studien X, 76; XIII. litt XII, 643, 3831.. 396«.: 40. ab BoitefevWMdamWk
R. Adamso» o.a.
Ober dw logisch grsmmilbrhs & vgl BaAOLsr (Appsorsncs «od Rsehty*. 1697.
a 1648 dw & bt ein» RoettaU); Htmaji» (Ow. und Etwa, dw wiaeiwiAattl Di www.
1690-94, a 49; 1. A. 1906; ebenso); B. Eboma*» (Logik 1«. 1907). - VgL
B. Cawtwtiwawa (Kritik d. Ktnteahan KiaanntJabtMrwwi. IV i^jra. Dm
Problem dw nigewilrnffliihkiH ia dw modsrnsa Logik, 1913 (Dw Subjekt, die
IchheU bt dw „labegritt dw dl» Wob koinilwiwindin and lonaoadoa Kategurbu".
dw peychbsbe ladividoaai bt nicht Tragw dw BcwuBawina. nicht Subjekt, aoadwa
Inhalt, Objekt de— Ibea; Subjekt and Objekt «ind «nr swel Seiten dcraelbeo
Welteiaheif); KCbtma»». Zar Oeeoafchte dw TiiminbwiiJ, 1911 («n «ich eind du
Dinge „Subjekte"; vgL PaafwyeJuaaua. Fteehheain); Stöoax. Lahrb. d. Philo. II*.
1916. - VgL Idealbsatta.
*iibj«kUv («ubtectivu»: Atclatüs u. a.) bedeutet: auf dw Subjekt 6h d.)
•teh beziehend, saat Subjekt fsborand. law ■nWiiamaait. ia Subjekt nbHinml. ia
»hm begründet, dureh w bedingt, von ihm erzeugt. Uisprengueh versteht n
...ubiectum" den tligaiwtand. dw Seiende, aad w bedeutet „wbjeetiv" (mm
tivum") da«, wa» wir jeut ab „objektiv" bawiehnen, dw Sachliche. ReeJe.
brkennen Unahaingige („in ipea re"). Dw jetzigen Bedsutang dw Subjektiven
entspricht dw „obbctive" (e. d.) dw 8ehol»stiker. Uaew „wbjektiv" wird früher
auch beeeichnet durch „sob rstiooe" ( Joa. Sooros Ebioosxa), „in noatra taatuia
oogitatiooe ". „in »ob mente" (D*»cabt»s). Die neuere Bedeutung hat „wbjektiv"
erat bei Baumoabt** (Metapbye., f 768). Tarna, Lausest. Kamt u. a.
„Subjektiv" iat abo jetet aoviel wate auf dw eriebende oder wkwaawd» Subjekt
betogen. zu dieeem gehörig, von ihm abhangig, durch w bedingt, in ihm begründet,
au» ihm •lammend, entspringend. Je nach dem Sinne, in dem vom Subjekt («. d.) db
Red» bt, bedeutet „aubjektiv" 1. db Abhängigkeit einer VomteUung, eine« Urteil«,
einer Wertung von der Beechaffenheit dw pijukologb»hen Emwbubjekte ab autehen.
von dawen Anlagen. Entwicklung. Habitue, Neigungen, Lftkbaaohaften. Vorurteik n
u. dgL Dbwa Subjektive wechaelt bei verschiedenen afrnorhfin und auch zum Ted
beim aelben hbeeohen, Sich von Vorurteilen aaw. nicht beeinflumen lawen, aondern
so urteilen und werten, wb es die Sache fordert, wb das unbefangene Subjekt urteilen
und werten müßte, gilt dann ab „objektiv". 2. „subjektiv" bedeutet ferner (nicht
das Individuell-, aondern) dw Allgemein. Subjektive („Intelsubjektive"), d. b. da.
von der gleichartigen Beschaffenheit aüer erlebenden Wesen (Menschen) Abhängige,
Subjektivismus. 639
zwar nur innerhalb eines Bewußtseins und für ein solches Bestehende (Wahre, Wirk«
liehe, Wertvolle), aber doch Allgemeine, Allgemeingeltende, weil durch die gleiche
Stallung zu den gleichen Objekten, die gleiche Verarbeitung des gleichen Erfahrungs-
materials seitens gleicher geistiger Organisation Bedingte. 3. Dieser Abart des psycho-
logisch Subjektiven entspricht zum Teil das Transzendental- Subjektive (S. im
rein logisch-erkenntnistheoretischen Sinne) als Inbegriff von Funktionen, Gesetzlich-
keiten, Geltungen, weiche eine Bedingung objektiv-einheitlichen Erfahrungszusarnmen-
hangs, also Grundlagen, Voraussetzungen des Objektiven (s. d.) selbst sind. Die
Subjektivität aller Erkenntnistätigkeit verhindert nicht die Objektivität der Erkenntnis -
Inhalte; der subjektive Erkenntnisprozeß ist gesetzlich-sachlich bestimmt, er vollzieht
sich im Sinne des „Willens zum Objektiven'", bindet und regelt sich selbst, als Reaktion
auf determinierende Faktoren, die auf ein „An sich"' der Objekte (s. d.) hinweisen,
aus dem Subjekt als solchen nicht zu begreifen sind. Im engsten Sinne sind subjektiv
die Gefühle und Willens Vorgänge, während die Empfindung (s. d.) unmittelbar durch
einen „Reiz'*, also objektiv bedingt ist (vgl. Qualität). Die „Subjektivität" von
Raum, Zeit usw. (vgl. Anschauungsformen, Kategorien) bedeutet nur das Bezogensein
derselben auf die Gesetzlichkeit des erkennenden Bewußtseins überhaupt, nicht die
individuell-subjektive, rem psychologische Bedingtheit. Die Objekte der Außenwelt
sind „transsubjektiv", wenn auch nicht absolut „transzendent" (s. d.).
Xach Kaxt sind Urteile „bloß subjektiv", wenn „Vorstellungen auf ein Bewußt-
sein in einem Subjekt allein bezogen und in ihm vereinigt werden" (Prolegom., § 22).
Das Subjektive im engsten Sinne ist das, was nicht Erkenntnisbestandteil werden
kann, das Gefühl (Krit. d. Urteilskraft, Einleit.). Die „Subjektivität" der Erkenntnis-
formen ist im Sinne des Transzendentalsubjektiven (s. oben) zu nehmen (s. Objektiv),
als Beziehung auf ein „Bewußtsein überhaupt"" (s. d.). — Als das, was unmittelbar
auf den Zustand des Subjekts selbst bezogen wird (Gefühl u. dgl.) bestimmen das
Subjektive im engern Sinne Riehl (Der philos. Kritizismus II 1, 63), Wundt (Grdz.
d. physiol. Psychol. I8, 1910, 404) u. a. Die gegenseitige Abhängigkeit des subjektiven
und objektiven Elements der Erkenntnis betonen Laas, Höffding (Der rnenschl.
Gedanke, 1911) u. a. Daß die Anschauungsformen (s. d.) subjektiv und objektiv
zugleich sind, lehrt u. a. Trendelenburg. Die Subjektivität der Sinnesqualitäten
wird von vielen angenommen (s. Qualität). — Vgl. Kreibig, Arohiv f. systemat.
Philos. XVIII, 1912. — Vgl. Idealismus (subjektiver), Objekt, Wert, Wahrheit.
Subjektivismus ist die Lehre von der Subjektivität der Wahrheit, der
menschlichen Erkenntnis (theoretischer S.) oder der Werte, insbesondere der sittlichen
und ästhetischen Werte. Nach dem S. beziehen sich unsere Urteile und Wertungen
nur auf die Art und Weise, wie wir als einzelne Subjekte zu den Gegenständen in
Beziehung treten. Für den S. gibt es also (etwa mit Ausnahme der rein logisch-mathe-
matischen Geltungen) keine streng allgemein-gültigen, sachlich bedingten Urteile und
Werte. — S. bedeutet auch die Verlegung des sittlichen Zweckes in einen subjektiven
Zustand des Handelnden oder anderer Individuen (vgl. Külpe, Einleit. in d. Philos.*,
1907). — S. ist auch der Solipsismus (s. d.) und Egoismus (s. d.).
Den S. bzw. den Relativismus (s.d.) vertreten die Sophisten (s.d.). Der Satz
des Pbotagoeas: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge" (s. Relativ) ist vielleicht
subjektivistisch zu verstehen, d. h. auf den einzelnen Mensehen zu beziehen. Xach
den Kyrenaikern kennen wir eigentlich nur unsere subjektiven Erlebnisse (Tiä&ij;
Sext. Empir., Pyrrhon. hypotyp. I, 215; Diog. Laert. II, 92). Vgl. Kierkegaard,
Werke; Höffding, S. Kierkegaard, 1896 (Die Subjektivität ist die Wahrheit). — Vgl.
Objektivismus, Psychologismus, Wahrheit, Idealismus.
010 Subjektlose 8ltM - Substanz.
Mabjektlnn« MtM keinen öfter manche Impersonalien, nämlich die
Sitze ohne bestimmt«« lngioohes Subjekt (wie: „es blitzt". „es klopft*, ^h wird
getanzt"). Indem man lehrt, dieee Sit» enthielten überhaupt kein logisches flnbjilrl.
sondern es verde olnfnoh den VorgeeteUte „anerkennt (oder „tei eoifeo ), „geglaubt ,
eje enetierend. Iinsiihmtl. ■InimUmilniiil hwotimmt (z. B. „ee refnet" bedeutet „Renen
ist", des Sein des* Regens wird enerknnnt). 80 nneb Pmmcun. HsnnaMT (Lrhrb, zur
HnleH.» 1889, f 63). TnmroBuxntma, Püu. Mnumoi (ron ihm der Ausdruck).
P. Ba**TA*o (Vom Urspr. sittlicher Erkenntnis. IS». 8. US ff.). A. Mastt (Viertel.
Jshrssehrift f. wimenseh. Philoe^ It. Bd.). Lim (Orundr. d, Logik. 1893, 8. 63).
O. Stczzxeznoza (Ober die sog. QnsntHit des Urteils. 1886) o. e,
DaO des „es*4 den iflgsmsins Sem oder «in tmbinUiemtea Subjekt ist, d*
Prädikat nlber bestimmt wird, lehren ScnJOUAcm, Uunwio, Pmayru Lotzs
(Grdz. d. Logik, 8. 33 f.k HrnsmuL, Laiastm, Wcwot (Logik 1», 1906), B. Eedhaxx
(Logik P, 1907) o.e. Aul die rlumliebe Umgebong des Sprechende* bezieben das ..0.'
Low» (Logik, 1 A. 1960k Sonnr» (Zmtsehr. t VBlkipsyebnl , 1866, 8. 649 ff).
JtacsAi.ni (Die Urteilsfnnktkm, 1896, & 135 f.). Vrnvm ( Viertel jalirssehr
wimensch. Phlkw-, 81. Bd.. & 460). Auf de* ganze wehrnehmbere Phänomen beziehen
des ..«1" ßcmvm (s. obenk Joou Roarirssr (Des Urteil 1899, & 84 L) u. a. - Vgl.
Kiowajct. Die Iinpereonnben. 1889s F. ScuoBon. Die subjektlosen 896m, 1969t
Srönr, Leitf «den der Logik, 1 906, & 66 ff . ; IL Jor axoeic*. Die ImpsisnnsMin. 1 896 ;
K. BOnxn. Kritische Mnsteiiing der nssntsn Theorien des Satzes. Indogerm. Jshr-
bbeher VI. 1919.
SuliUontritr « i(« .!: in jm. KutTim--; hSMmtdtl Ai.kxam.em fM
AranoDtsus) ist der Osgenssti (s. d.) znlsuhsn partikularen Urteilen, deren eine«
den verneint, wen des andere bejaht (Einig« 8 sind P — einige S sind nicht P). Beide
Urteile **j**w^— » wahr, aber nicht beide falorh min.
snMiinirruiiff: \, h im iyvh,wv.v, em tVrtsriokkmmnosmmg, g«mi
den Wunechregungen, meint sexueller Natur, zu wertvollen sw beeben Leistungen
Mnbordinntioat Unterordnung, mnmntllnh eines engeren (subordimerten)
unter einen weheren («uperordinierten) Begriff (rgL Stowarr. Logik P. 1899—93,
333 ff.; 4. A. 1911).
Snbrrption (subreptao): Ersehkichung der Anerkennung eines Urteils sie
wahr; kann auch unwieeentlich geschehen, auf Beweiefehlern beruhen.
Habnlntenui (subsistentia, eeniwste) iet 1. das. wodurch «hl Ding durch eich
besteht; 8, die abdoteuz durch sieh selbst, das selbständige Sein der Substanz, dae
Befand* (enek So nach der Scholaatik (rgL Auznr. Sum. theol. L 43. 1; Thomas,
Sum. tbeoL 1. 89. 80k
Smbntantlal (suhstanttalia): von der Natur der Substanz; Substantiale
Form (..forma substantielle") iat dasjenige, was einem Dinge sein spezifisches Wesen
und Wirken verleiht (Scholastik; vgl. Form, Seele).
Snbetsmn (aubetantia; zuerst bei Qüistojaitüs, Instit. orau 3, 6; Prastl,
Gesch. d. Logik L 514; r*o*#<>#*-or, bximaote. oioia) bedeutet populär bald einen
chemisch bestimmten Stoff, bald das Wesen, den Kern einer Sache, pbiloeopbisch-
wiaeenachaftlich aber das den wechselnden Phänomenen „Unterliegende", das Iden-
tische und Beharrliche im Wechsel der Erscheinungen, das zugleich meist als „Träger"
Substanz. 641
der Eigenschaften, als selbständig, für sich Seiendes gedacht wird, dem die Eigen-
schaften „inhärieren", während es selbst „subsistiert" (vgl. Ding, Inhärenz). Der
Substanzbegriff ist eine „Kategorie" (s. d.), vermittels welcher das nach einheitlichem
Zusammenhange der Erfahrung strebende Denken den Inhalt der äußeren, sinnlich
vermittelten Erfahrung verarbeitet, indem es das Unselbständige und Wechselnde
der Erscheinungen auf relativ selbständige, feste, als identisch angesetzte, beharrende
Einheiten bezieht, aus deren Wechselwirkung es den Wechsel der Relationen (s. d.)
der Dinge zu begreifen vermag (vgl. Element). Diese „Substanzen", zu welchen die
Dinge werden, sind Teile der materiellen Substanz überhaupt (s. Materie), deren Menge
als konstant zu denken, ein heuristisch fruchtbares, aber auch dem logischen Identitäts-
prinzip entspringendes Postulat ist (vgl. Erhaltung, Masse). Die S. muß aber nicht
als ein aller Eigenschaften bares Wesen hinter den Erscheinungen gedacht werden,
auch ist sie keineswegs identisch mit dem „Ding an sich'4, sondern die als objektive
Erscheinungen gegebenen Dinge (s. d.) selbst werden als „Substanzen'' gedacht, sofern
sie relativ konstante Ausgangs- und Angriffspunkte quantitativ bestimmbarer
dynamischer Wirkungen darstellen (vgl. Kraft). In diesen Wirkungen bloß, in relativ-
konstanten Relationen und Komplexen allein sind die Substanzen gegeben; abge-
sondert von ihnen bleibt der Substanz begriff leer oder aber er bedeutet ganz allgemein-
grundlegend („transzendental") die Voraussetzung der „Erhaltung" im Wechsel, des
Seins im Werden, des Beharrens in der Veränderung überhaupt (vgl. Energie). Ist
schon in der Naturwissenschaft der Substanzbegriff seiner Starrheit beraubt und
relativiert worden, sogar mit Versuchen, ihn ganz zu eliminieren, so bleibt er für die
Psychologie, für das Geistige als solches unbrauchbar (s. Aktualitätstheorie). Die
Seele (s. d.) ist keine Substanz, kein Ding, sondern Subjekt, Kraft, Tätigkeit, Ent-
wicklung, Prozeß. Wohl aber bezeugt das Ich (s. d.) eine Selbständigkeit, Identität
und Permanenz, die es zwar nicht zu einer eigentlichen Substanz, aber zu einem
„Subjekt" macht, welches nach Analogie seines eigenen Charakters die Objekte auffaßt,
die dann das Denken als „Substanzen" bestimmt. Man kann sagen: das Subjekt-sein
der Seele entspricht gewissen Bestimmtheiten, die im Substanzbegriff enthalten sind,
und anderseits entspricht wohl der Substantialität der Dinge etwas im „Für sich"
der Dinge, etwas, was sie erfolgreich als Substanzen denken läßt und was unserer
eigenen „Subjektivität" analog ist. Es gibt also etwas „Substantielles" im Seelischen
und etwas „Seelisches" in den Substanzen (vgl. Panpsychismus, Voluntarismus).
Die S. wird verschieden definiert, je nachdem die Merkmale der Selbständigkeit,
Identität oder Beharrlichkeit betont werden. Die S. gilt dem Realismus meist als
metaphysische Realität, sei es als materielles Element, sei es als seelenartige Substanz,
Monade. Für den Idealismus Ist die S. nur das Beharrliche im Wechsel der Erschei-
nungen selbst. Die S. wird ferner als unveränderlich oder auch als veränderlich, als
Kraft, gedacht. Auch wird 3ie zum Teil auf (relativ) konstante Relationen und Gesetz-
mäßigkeiten des Verhaltens zurückgeführt, auf funktionale Abhängigkeiten perma-
nenter Art (Ersetzung des Substanz- durch den Funktionsbegriff). Vgl. Monismus,
Pluralismus, Atomistik, Spiritualismus.
Die ältere Philosophie und Wissenschaft macht von dem Denkmittel der S.
umfassenden Gebrauch. Während Hebaklit das Beharrliche im gesetzmäßigen
Wechsel selbst sucht (s. Logos, Werden, Gesetz), forschen andere nach dem „Prinzip"
(s. d.), welches den Dingen zugrunde liegt und sich in sie verwandelt. Erst die Eleaten
prägen den Begriff des absolut unveränderlichen, beharrenden, identischen, einheit-
lichen Seienden (s. Sein), während Demokkit die Existenz einer Vielheit unveränder-
licher, einfacher Substanzen (s. Atom) lehrt. Einerseits geht der Substanzbegriff
Eis ler, Handwörterbuch. 41
parallel mit dem der Materie (a. <L), «ndaieaüa «erden von den Py t hagoreern Zahlen
(e. d.) und ZanlenvernUtataw, von Plato* tmn»br1illi Weaenbebn, die „Ideen"
selbst prigt genauer erat Anisroraua, dar aber :
deaeriben aebwnnku Die & (•#•*•, e»s«*/*#r»r)
(e. d.) and
<<
f ^4" "**' fataeaijdsee rasa* lfyttmt #4** ** anosejjrfe«) mW Jette, Geeegor. 6, la 1 1 ;
vgl. Analyt. p»ter. 111. 83a 14«.). & bt ihm bald daa Waaan (e. d.) überhaupt, daa
im Allgemeine« hegt, die ..Form" (Metaphy*. IV *. 1017 b 15). bald der Stoff (**e-
.■«f»f*- !"»• I« '• bald nnr daa ana Form und Stoff baatabende
(r^^Ur) Fbiiltttlig (L c. VI I 3, lotl a 30). Von dieaen „ersten Snbetanaen' («#£»««
•e#Au) unterer babbt er die „t«*iten Bai ■" (****« edaieA dm
(Gategor. Ä, Sa 14; 167). Aach db Stoiber betrachten die 8. ab
Allrn Dingen liegt eine embailnaha Kraft, daa JWtuai" (e. d.)
rtVr quaUtatslosen Materie (e. d.) innewohnt.
Ah) daa S. lUtandige. dnreh und in aieh Seiendr und ab «
itman db Suhstanx Pumi (Knnrad. VI. 3. 6). Mancsairoa Catwllk
U.tikrr (..in se eeae", „cna per er"), «riebe awnhebe (maesrbBe)
Hu Laternen nnteracheiden ; getrennte Bahelonani („enhatantbe eeparatae") eind db
rrinrnCiebter(Rngel). tkrtt (s. d.)e*H ab absolute Mubstana oder ab obereahetantbll
(.^upermtbaUntblb"). Vgl. ALaanrc« Maojtüs, Snm. thaoL I. 17; Thomas. Cbntr.
gast. 1. 15; »: II. §3; Sure, theoi 1. 10. 1 e; Siamn, Metaphy». dbputau 33. ■
naim, Metaphy*.*, & »ff. - Nach den arabbchm Mutakalhmun bestehen
^ubetanarn nnr ana den von Gott bat endig nea geaebaffenen Aksidentbn.
Db RnlliBtUdighall dar 8. betont aneh Dnaoairma. 8. bt etvaa. «na «t eriner
bedarf, «aa fnr ebb m beateben vermag („quae per aa apta
III . t~r eubetantiem nihil ajiod inteUigere ponmmoa. quam
rem qnae ita erietit, ut nulU aha re mdigaet ad exbtendnm*4. Prinrip. phifee. l
Absolute unerachaflene & bt Gott, durch deaeen Unteratttanng („ope coocoxeu*
db erschaffenen Hnbatanaen allein existieren, nanübh Gabt «nd Körper, ba«. db
denkende und iwgnfahnti 8. Seele (e. d.) «nd Leib bilden, ab ..unvolbttndige"
(incoraplrtae) Suhntanaen tueammen «rat ein „em per ee" (Rpbt. I. 90; vgl nenpona.
ad IV. obbet.). Wb adbon db Klcaten. Stoiker. Pum*. Pascno-DioiiTa. 1 1
DiifAirr. G. Barfto (DeUa oanaa V) u. a. db
betont hatten (a. Gott), ao gibt aa nach Srtxoxa nnr <
allen Dingen ab den „modi" ihrer „Attribute" (a. d.)
anagedrbnte und ..denhnnde" Substanz, db er Gott (a. d.) oder Xatnr (a. d.)
und deren Wcaen ihre Bxbtena «nachhält (». Oanaa aui). 8. bt „da*, «na in eich bt
und durch »ich erfaßt wird, deaeen Begriff aleo nicht daa Begriffe* eine* andern bedarf
(..per «ubetantiam intelligo id. qood in ee eat et per ee eoneipitur; hoc eet id. cnina
ooneeptus non indiget coneeptue alteriue rei, a quo formari debeat". Kth. I. prop. MI).
Db 8. hat daa logische Primi vor ihren Attributen und Modb (L c prop. I ; vgl. prop. V,
VIII. \ 1 1 ff; vgl. De Deo I, 1: ee kann nicht mehrere Suhetanxen geben). Von der
• in. ii. absoluten 8. apreehen spater in verschiedener Webe Fichtk (daa absolute .
ab „allumfassende" &, db freilich bloß eine Tätigkeit bt). Sanum ( WW. I 2. 190;
I 4. 144), Heoel (Logik III. 7. i. Subjekt) u. a.. Plakck (Db Weltalter. 1850. I. 101).
\ spm, A. Stkudbl (Philoe.. 1871 ff. I J MSfl , H Bnon, K. DiaTamtCH.
M. I. vru'.N. IMii.ks u. a. (a. Gott, Panthewmun). PmtoxncVTca (qualititsloee.
Substanz. 643
unwandelbare unendliche S.; Prinzip der Metaphys. I 1, 1904; I 2, 1912) u. a. Nach
Haeckel gibt es nur eine Weltsubstanz, welche psychisch und physisch zugleich ist
(Welträtsel, S. 245 ff. ; vgl. aber Atom). Er vertritt den „pyknotischen" Substanz-
begriff (wie J. G. Vogt; s. Materie).
Eine unendliche Vielheit einfacher, inimaterieller, seelenartiger Substanzen
(Monaden, s. d.) gibt es hingegen nach Leibniz. Freilich sind sie Ausstrahlungen
(„fulgurations'-) der göttlichen Monade, also nicht absolut selbständig, wenn auch
voneinander vollkommen abgeschlossen. Das Wesen der S. ist aber die aktive Kraft
(s. d.), die S. ist ein „wirkungsfähiges Wesen" („etre capable d'action") und als solches
unzerstörbar. Die Körper (s. d.) sind nur Aggregate von einfachen Substanzen („sub-
stantiata") und Erscheinungen dieser, deren Natur eine vorstellend-strebende ist,
etwas dem Ich Analoges. Rein erkenntniskritisch aufgefaßt ist die S. die dauernde
Einheit und Gesetzlichkeit einer individuellen Veränderungsreihe (Werke, Gerhardt I,
139 ff.; IV, 427 ff.; VI, 579 ff.; Nouv. Essais II, K. 23; Philos. Hauptschriften II,
143 ff., 292 f., 423 ff.). Als dauernde Grundlage der Veränderungen definiert die S.
Che. Wolff („subiectum perdurabile et modificabile dicitur substantia", Ontolog.
§768 ff.).
Als den an sich unbekannten Träger von Eigenschaften („unknown substratum")
bestimmt die Substanz Locke. Was in Wahrheit eine Verbindung von Vorstellungen
ist, belegen wir mit einem Namen, und weil wir uns nicht vorstellen können, daß
die einfachen Vorstellungen für sich subsistieren können, gewöhnen wir uns daran,
ein Substrat derselben anzunehmen, ,,in dem sie bestehen und von dem sie ausgehen"
(Essay concern, hum. understand. II, K. 23, § 1 ff.; § 16 ff.; K. 13, § 17 f.; IV, K. 6,
§ 7). Während nun auch nach Maxtpertuis, Bonnet u. a. das Wesen der Substanzen
unerkennbar ist, lehrt Berkeley, es gäbe nur immaterielle Substanzen (Gott, Seelen),
in welchen die Dinge (als Ideen, Vorstellungen) existieren (Principles VII, XVI ff. ;
vgl. Ding, Materie). Hume endlich erklärt die S. für eine Fiktion der Einbildungskraft.
Gegeben sind stets nur relativ konstante Komplexe von Eigenschaften bzw. Per-
zeptionen, die durch die Einbildungskraft vereinigt und die oft auf ein unbekanntes
Etwas bezogen werden. In Wahrheit bedürfen die Perzeptionen keiner S., sondern
bestehen selbständig (Treatise I, sct. 6; IV, sct. 3; sct. 5; s. Aktualismus). — Daß die
(absolute) S. nur eine (zweckmäßige) Fiktion ist, lehren später Nietzsche, Vaihingeb
(Philos. des Als-Ob, 1911), Avenarivs (Philos. als Denken der Welt, 1876, S. 55 ff.:
die S. ist ein „Hilf s begriff"). Nach Mach (Populärwissensch. Voiles.4, 1910; 1896,
S. 250), Petzoldt (Weltproblem2, 1912), Goldscheid, Ostvvald u. a. gibt es nur eine
relative Konstanz von Relationen, keine absolut beharrende Substanzen. Ostwald
bezeichnet die Energie (s. d.) selbst als Substanz (Grdr. d. Naturphilos., S. 142 ff.),
L. Gilbert nimmt nur einen „Subflux"" an (Neue Energetik, 1911; vgl. Werden). —
Als das Beharrende, Substantielle bezeichnen die Kraft selbst Platner (Philos.
Aphorismen I, § 864 ff., 930 ff.), C. Golden (Princ. of Action in Matter, 1752),
Herder, C. H. Weisse (Metaphys., 1835, S. 410 ff.), Heinroth, Hillebrand,
Wirth, Ulrici (Logik, S. 340 ff.), CabriÜre, F. Erhardt (Metaphys., 1894, 1, 580 f.),
F. C. S. Schiller u. a.
Als das Beharrende im Wechsel der Erscheinungen betrachtet die Substanz
Kant. Die S. ist nicht das Ding an sich, sondern eine apriorische Kategorie (s. d.),
durch die wir das Wechselnde auf das Beharrliche der Erscheinungen selbst beziehen.
Diese Beharrlichkeit selbst ist der Grund, warum wir auf die Erscheinungen die
Kategorie der S. anwenden, d. h. deren „Dasein zu aller Zeit" voraussetzen. Die S.
ist das „Substratum alles Wechselnden". Die „S. in der Erscheinung" ist „nicht
41*
644
absolute* Subjekt, sondern beharrlichen Bild der 8iaauckkait". Ohne
i«t die Kategorie der & aar eine „logbebe Funktion" «ad bedeutet ein
ExJstenx nur eJe die eine« Subjekte gedeckt «erden mal. Die ..Beharrlichkeit dee
Realen in der Zeit" iet dee ..Schema" (a. d.) der &, der Materie (ed.). Za dea
»Analogien der Erfahrung ' gekört aaek dar ayikaiattha Grundsatt: „Bei allem
Wechsel dar Ifiaikeiatingeii kekarrt die Sabetaas, aad das Quantum dareelbaa wird
in der Katar wader vermehrt aoek vermindert" (Krit- d. rein. Vera.. X. A.) oder:
„ ABe Ereckrinungen enthalte« dea BtfcarrBiihe (Baketans) ale dem Gegenstand eelbet
und dee Wandelbare, ale deeeea bloSe nmlmmaag, d. L eine Art, wie der
exiatterf (L r. I.A.. 8. 146«.; vgL Pruligomeae. |47L). Ale ein.
beliecihtaa die 8. euch Ftcarra, aaek «raschem die casptriech* 8. aar eia
der Aktideama eelkat kH(Or. d. gee. Wlimiiiihdilii. & 161; eal absah
(System d. traaenendeut. MuMimea. 8. 301 U\ Hanau aaak walakam die am.
pirieeke 8. die „Totaiittt der Akmdeaeea" aad die „ebsolate PormUtigkeit" iat
(Enxvklop.. f IM f.) u. a.. laakatmek aaek C. H. Warn (Hetapkjaw 1638, & «SO).
Tasxo>LB»ttraa (Ueaek. d. lümgorwa. 1*46 ff.. & 336h E. *. rLtamaya (Kate-
goriealekre. 1896. 8. 497 ff.; die Diag* eiad aar „ffeadueohsuasea". funktioaeüe
Kiaackrankangen der ebeolutru Substaas). Daaw« (ebenso), A. Doajaa (Dea
meneekL Ex kennen. 1887; Enxvklop. der Pkilos.. 1910). Voutexr u. ..
Im Stnne dee Kritkdamaa wird die 8. ale dea Beknrrhek* in der Erscheiaaag,
de« in eeinem Wie hui Bakarreade aafgefaBt, alt leatai Wmagmjatem far dea Wandel-
bare, all Einheit brkerrrnder Relsttonen; so von rUasx( Der pkilos. Kritixismae II 1.
II. 66). Usntaav (Gedaakea u. Tatsachen. II, 1904. 114 ff). H. Co«w
(..Immanent der Erhalten« to der Bewegung". Logik, 1902, 8. 200 ff.). Naroar
(Die log. Grundlagen dar exakten Wiearaeokaftea. 1910, 8. 73 ff.), Casaiaaa (8*b-
•tanibegriff u. Punktionebegtiff. 1910, s. Relation). B. Baoca (Dea Substastxprohk-m
in der grieckiacbeu Pnilos.. 1910). Köino u. a. Neek P. J. Senator iet die 8. eia
..Vcrknupfungajeaete" dar Erfahrung (Grdx. d. konstituu EHakrungepkiloe..
a 160ff). Neck Ewald (Kante krit. Ideakamae, 1908, 8. 171 L) a. a. iet ste die
Anwendung einer logiaekea Porm (Identität) auf die Aaeckaaaag.
Xacb HxasxBT iet die 8. der „roa aOra Maiknulan imuMHiai Trager der-
selben". Der SubeUnsbegriff in dieeer Porm tat widerspruchsvoll
gemattet werden in aea mgnn oee „neaiea (». a. j, a. a. einen wt
Qualität gegen „Störungen" an verlad*! heb bewahrt (ABgem. lfetephv*., 18»/»;
Lehrb. xur Psycho!.». 1887, 8. 66; vgl Inneren*). Scaornaauüxa elsaüfliiail 8. and
Materie (a. d.); die abetrakte 8. iet keine Kategorie. Daß die 8. aber beharrt, ihr
Quantum nicht verändert wird, eteht a priori feet (Weit eie WiBe u. VorsteB., L Bd..
| t Vierfache Wurzel. K. 4. f 20). Nach Lorxt iet die & nicht ei
Beharrliche*, aondern etwae der Veränderung* Fähige*, Wirkunga- und
Abeolute & iet Gott (MBtrokoam», 1896 (f.. 2. A.. I. 413 ff. ; IL 45 ff. ; Grdx. d. Psychol..
- 71 : rgt J. Bkäoxasn. Metaphys.. 8. 93 ff.. 1886; Dausen, Ordnungslehre. 1912;
cbt, Logik. 1889/93, I», 406 f.; II1. 113 ff.; 4. A. 1911; Lrw*. (;r. d. Logik.
1893, S. 92 f.). Neck Woiror iet 8. da«, „wen wir ala die Grundlage winkautodai
Zustande voraussetzen '. Sie iet ahmt den Ding aa eiok, hat aber „objektive Realität .
ist de* Ding, wie ee in logiacher Verurbeitaag der äußeren Erfahrung eich uns dar-
st« 11t, die Porm, unter der unser empirisch motiviertes Denken die Objekte apper-
xipiert, indem ee sie eis Komplexe von beharrenden Elementen begreift (a. Materie).
-ubstanzbegriff hat, eeinem Inhalte nach, einen hypothetiechen Charakter und
bkdbt ein bloGer „Hitfsbegriff". Die innere Kausalität dee geistigen Leben* varhindart
Substanzgesetz — Suggestion. 645
die Anwendung des Substanzbegriffs auf das Geistige (s. Seele, Aktualität). Die S.
hat aber ihr Vorbild im „beharrenden Selbstbewußtsein mit seinen wechselnden
Inhalten", ist die „Projektion dieses eigenen Seins auf die Welt der Objekte" (Logik I*
1893 f., 462 ff.; 546 ff.; 3. A. 1906 f.; System d. Philos. I— II, 3. A. 1907; Grdz. d.
physiol. Psychol. III5, 1903, 704 ff.). Letzteres lehren auch Leibxiz, Maine de Beran.
ROYER-COLLARD, JoUFFROY, FoUTLLEE, MaKSEL, LaDD, BaLDWIN, BENEKE, LOTZE
(Mikrok., III2, 539; 3. A. 1896 ff.). Teicr-muller, Witte, Glogau, Th. Ziegler.
J. Wolff, J. Schultz (Die Bilder von der Materie, 1905), Lüdemann, Erhaedt u. a.
— Vgl. Schuppe, Gr. d. Logik u. Erk., 1894, S. 33; Rehmke, Philosophie als Grund-
wissenschaft, 1910; R. Wähle. Das Ganze der Philosophie, 1894, S. 90 ff.; Paulsex,
Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos., 1. Bd., 1877; Lifps, Leitfaden der Psychol.2,
S. 119 ff.; Jerusalem, Einleit. in die Philos.4, 1909; A. Leschbrand, Der Substanz-
begriff in der neueren Philos., 1895; F. C. S. Schiller, Humanismus. 1911 ; E. König,
Die Materie, 1911; F. Enriques, Probleme der Wissenschaft, I, 1910; Stöcke,
Lehrbuch d. Philos. DI8, 1912. — Vgl. Seele, Aktualitätstheorie, Relativitätstheorie,
Körper, Wesen, Sein, Realismus.
Substanzgesetz ist nach E. Haeckel die Vereinigung des Gesetzes der
Erhaltung der Materie und der Konstanz der Energie (Die Welträtsel, 1899).
Substitution: Stellvertretung, Einsetzung, z. B. „Substitution of similars"
(S. des Ähnlichen) als Prinzip des Schließens nach Jevons (The S. of Similars, 1869)
u.a. (s. Qualifikation). Vgl. Stöhr, Leitfaden d. Logik, 1905, S. 147 ff.; Krelbig,
Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 215 ff.; Sigwart, Logik I2, 1889/93. 432 f..
4. A. 1911 (Substitutionsschlüsse); R. Avenarius, Der menschliche Weltbegriff2,
1905, S. 87 ff.
Substrat {t7io'/.elutvov): Unterlage, substantielle Grundlage. Vgl. Substanz.
Subsumtion: Unterordnung eines (Art-) Begriffs unter einen Begriff mit
weiterem Umfang (Gattungsbegriff), des Subjekts eines Urteils unter das Prädikat
desselben (nach der „Umfangslogik" besonders), des Besondern unter das Allgemeine.
Die S. ist eine Art der „synthetischen Einheit" (vgl. Xatorp, Die log. Grundlagen
der exakten Wissenschaften, 1910, S. 119). Vgl. Jerusalem, Der kritische Idealismus,
1905, S. 186 ff. — Subsumtiv: voraussetzend. Vgl. Urteil, Schluß.
Sufismus (von „süf", dem wollenen Kleid der Süfis) ist eine Richtung der
arabisch-persischen Mystik, eine vom Neuplatonismus, später auch vom Buddhismus
beeinflußte Emanationslehre (s. d.). Der S. lehrt die Wesenlosigkeit der Erseheinungs-
welt, die bloß eine Spiegelung der einzig wirklichen allumfassenden Realität ist,
ferner die durch Askese und Ekstase zu erreichende Vereinigung mit der Gottheit.
Süfisten sind Dschelal-eddix Rumi, Saadi, Schihab al-din al Suhr Awerdi
u.a. Vgl. Tholuck, S., 1821; A. Merx, Idee u. Grundlinien einer allgem. Gesch. d.
Mystik, 1893; Nicholson, The origin and development of Sufism. (Journ, of the
Roy. Asiatic Soc., 1906); Goldzieher. Vorlesungen über den Islam, 1900.
Suggestion (suggestio, engl. Suggestion, Eingebung) heißt 1. die Hervor-
rufung einer Vorstellung durch eine andere (Assoziation): so nach Retd (Enquiry II. 6).
Dugald Steward. Th. Brown (Lectures on the philos. of human mind, 1820) u. a.
(vgl. Schottische Schule): 2. (Braid u. a.) Beeinflussung des Denkens und Wollens
durch andere, insbesondere die Erweckung gefühlsbetonter Vorstellungen, Impulse
und triebmäßiger Handlungen bei Hemmung des selbständigen Denkens, der eigenen
Überlegungs- und Entschlußfähigkeit, der „aktiven Apperzeption" desjenigen, dem
816 ßukzeeelon Syllogismus
«•t wm euggsiieit wird. Dmondere im Inrtaiid» dar Hypnose (a. d.) gelingt ds» 8. von
Ding» niebt gewahrt. fehlende dagegen echeinher wahrnimmt, etwa
Geechmacke ar, reeepmt, einen haaUwaf CWaktar annimmt, eine
RoOe durchführt, einen Auftrag hHnd fpborchend vohziebt. Aber es gibt euch viels
- Wacheeggaet Jon* n" «ad femer gibt aa neben dar Fremd« ein«
Bei dar ..Tennineeggeetioo" bandelt aa aieb um eine Kachwirkung,
noch nach längerer ZeH „Befehle" ausgeführt werden. Die 8. beruht auf
4VQI f tfSPT l^f&KUflJE OaWQl089 ttnMOf timMam
Cliiiasiigangaa bei giutaluhaei Widerstand
kraft des ahtiren Geisteslebens. Dir 8. miliilisun aneh genas Gruppen von Indi
viduen minlaiiBiffiti Mhswnsuggssllnn"). Vgl. tann, Die 8.». 1886; Wem.
HrpnoUunus u. &. 180t; Ij^bacxt. La inmiil provoqas, 18tO{ 8. Ottolssob.
La iiiggsstloni, 1000; Bisrrr. U niggailibilHA. 1000; H. Sarjaoctm, Psycho!.
HS. 18«; Lrrra, Zur Psycho!, der B^ 1007; K. Warna, Zum Begriff drr S.. 1008;
O. 8tolu 8. and Hrpnotismus in dar Völkerpsychologie«, 1001; P. Socsja
lagpiliun dana Isrt». 1000 (Erregung einer Art Treuiumstand durch die Kunst);
C. Picerr. Hypnose. 8. u. ffubbang. 1013 (nach Gctaü); Lima»». Die Wirkung
von ninjaallifiagaii 1006; Tnoatxna, Hypnotiamus und Iwajaaliiwi, 1006;
D. J. Bat», Ober flügges« Inn. Zs. f. angew. Psychot.. 1010; HfMOBflUir.
und Erziehung, 1014: Hypnotiamus und fluggeetirtherapie. 1010;
media. Psychologie. 10».
Muksranina •. Zeit. — 8ukaeaaive Aasozietion s. Aasoziation (Wovor).
Maussnlotta sind die Verfseser von ..Summen", d. h. theologisch philo-
sophischen Kompendien (Alis, rov Hals«, Alsestvs Maosxa, Tnonas vok
Aqciko u. a.).
Mnprrnntnrnllamm« (SapramHuiaHamaa) iet dm lTiiihtmig auf das
Übernatürliche, den spekulstiT oder auf Grund dar Offenbarung angenommen
aneh der Glaube an eine fibrrnstürbchs Offenbarung.
Maperutitinnt Aberglaube, d. b. ein Glaube, eine Neigung tu Annahmen,
die mit den Postulsien dar Logik, dm methodisch verfahrende
lieben Denkens sowie mit den Ergebnissen dar Wlasenschsft im
Vgl. SraOnriL, Der Aberglsube. 1600: Alt*. Lmtn, AhergUuhe und Zauberei,
1006*.
Nnpposition (•uppositio): Annahme . Voranaaetsung (s. d.); Vertretung.
Die Scholaatiker verstehen unter „suppositio" auch die Geltung eines Wortes von
gleicher Bedeutung für Verschiedenes, ari es für seinen Laut seihet (..s. materialis"),
sei es für die hnanitihnaln Seche („s. formahs"). und zwar für diese selbst oder für
deren Begriff (vgl. Mjcuaeltos. Lex. philo«., 1653, Sp. 1042; GuTBKELrr, Logik u.
Erkenntnislehre«. S. 23 ff.). Vgl. Allgemein (Wiurtut vox Ooca*).
Nappo«itnn* heißt bei manchen Scholastikern die individuelle, aktuelle
Substanz, das Einzelding als Prinzip seiner Tätigkeiten, auch die Person (•. d.). Vgl.
HaoEMAjrx, Metaphys.*. S. 27: Stöckl, Lehrbuch der Philos. II«, 1912.
Syllogismus (eraaorieVc): Schluß, insbesondere Schluß vom Allgemeinen
aufs Besondere. SuUumtionsschluß (•. Schluß). — Syllogiitik: Lehre von den
Syllogismen. SyllogistischesVcrf ehren: rein schließende, deduktive (s.d.) Methode.
Symbiose — Symbolische Logik. 647
Symbiose: Zusammenleben von Organismen mit gegenseitiger Förderung
derselben. Vgl. db Baby, Die Erscheinung der S., 1879; O. Hertwig, Die S., 1883;
Goldscheid, Höherentwicklung und Menschenökonomie, I, 1911.
Symbol (ovpßoAov): Kennzeichen, Sinnbild, d. h. ein Anschauliches, Sinn-
liches, Besonderes, das ein Abstraktes, Übersinnliches, Geistiges, einen Sinn vertritt,
bedeutet, lebendig darstellt und ausdrückt. Es besteht oft die Tendenz der Veräußer-
lichung, Verknöcherung religiöser u. a. Symbole. Von großer Bedeutung ist der
Symbolismus in der Religion, in den Mysterien wie in der Mystik, so als Zahle n-
symbolik bei den Pythagoreern (s. Zahl), ferner in der Ästhetik (vgl. über das
Schöne als Symbol des Guten, Übersinnlichen, der Idee: Kant, Schiller, Hegel
u. a., unter „Ästhetik"; ferner: Vischer, Das Symbol, 1887; Volkelt, Der Symbol-
begriff in der neueren Ästhetik, 1876; Ästhetik, 1905 f., I, 151 ff.). Nach Spengler
(Unterg. des Abendlandes, 1917, 223 f.) sind Symbole Sinnliche Einheiten, letzte,
unteilbare und vor allem ungewollte Eindrücke von bestimmter Bedeutung. Ein
Symbol ist ein Stück Wirklichkeit, das für das leibliche und geistige Auge etwas
bezeichnet, das verstandesmäßig nicht mitgeteilt werden kann. Die gefühlte Einheit
einer Kultur (s. d.) beruht auf der gemeinsamen Sprache ihrer Symbolik.
Unter Symbolisierung eines Begriffes versteht Kant die indirekte Beziehung
desselben auf eine Anschauung (vgl. Krit. d. Urteilskraft, § 59). Nach Goethe ver-
mittelt das Symbol zwischen Erfahrung und Ideal („symbolische Pflanze"). „Nach
meiner Art zu forschen, zu wissen und zu genießen, darf ich mich nur an Symbole
halten." Chamberlain, Goethe, 1912, S. 308. Nach Schleiermacher findet im
Erkennen eine symbolisierende Tätigkeit der Vernunft statt (vgl. Philos. Sittenlehre,
§ 129). — Daß unsere Erkenntnis der Dinge symbolisch ist, d. h. aus Zeichen besteht,
welche die absolute Wirklichkeit vertreten, lehren Teichmüller, Lotze, Helmholtz,
Spencer, L. Dilles, Höffding (Der menschliche Gedanke, 1911), Wundt (s. Qualität)
u. a. (a. Zeichen). Nach H. Hertz machen wir uns „innere Scheinbilder oder Symbole
der äußeren Gegenstände", und zwar so, „daß die denknotwendigen Folgen der Bilder
stets wieder die Bilder seien von den naturnotwendigen Folgen der abgebildeten
Gegenstände" (Prinzip, der Mechanik, 1894, Vorw.).
Von der „symbolischen Funktion" der Erinnerungsbilder spricht H. Cornelius
(Psychol., 1897, S. 57 ff.; vgl. Offner, Das Gedächtnis2, 1911). — VgjL M. Schle-
singer, Die Geschichte des Symbolbegriffs in der Philos. (Archiv f. Gesell, d. Philos.,
1908), 1912; Ferrero, Les lois psychol. du symbolisme, 1895; L. W. Stern, Person
und Sache, 1906, I, 176 ff. — Eine besondere Bedeutimg hat die Symbolik der Vor-
stellungen in der Psychoanalyse (s. d.) gewonnen. Es ist eine von deren Haupt-
aufgaben, symbolische Vorstellungen als solche zu erkennen und die hinter ihnen
steckenden „verdrängten" Faktoren zu ermitteln. H. Silberer, Über Symbolik,
Jahrb. f. psychoanalyt. u. pathol. Forschungen, III, 1902; Der Traum, 1919;
W. Stekel, Die Sprache des Traumes. Eine Darstellung der Symbolik u. Deutung
des Traumes, 1912 (symbolische Trieb- und Wunschbefriedigung im Sinne der psycho-
analytischen Lehren S. Freuds, Bleulers u. a.); Pfister, Zum Kampf um die
Psychoanalyse, 1920, 76; Jung, Wandlungen und Symbole der Libido, 1912. —
W. Pollack, Perspektive u. Symbole in Philos. u. Rechtswissenschaft, 1912 („Sym-
bolologie" als Lehre von d. Symbolen f. prakt. Zwecke). — Vgl. Zeichen, Begriff, Traum.
Symbolische Logik heißt die mathematische Logik (s. d.). Vgl. J. Venn,
Symbolic Logic, 1881; Palagyi, Die Logik auf dem Scheidewege, 1903, S. 74 ff .
(Sinnfällige Darlegung des Wissens).
t ; l* Sympathie Synka tsthesls.
HyMputhle («,/*****•): 1. Mitleiden, Mhrnhien, MUge-fnhl (■. d.). Über-
einettmmung dm Fohlens ein» Wesens mit dem anderer Wesen oder Auftreten ent-
sprechender Gefühle. Fähigkeit der ..Nachbild«*" nn Gefühlen; 2. Zuneigung,
•ich hlngexogenf ühleu ca Jemand, oft auf Grand unbewuBt bleibender Rindrocke
und Motte» (vgl Xajuowssy. Dm Gefühlsleben». 1907); daa Oft
pathie. fljriuprthhipflhli htaajajai 9mm afaad ahm top den sympatheti«
Gefühirn („Prcasdgefahlen'') so untereebeideu.
Eine anirereale 8. all Miterregung aller Dinge (eesmAfa* i«r «7«»r ) gibt ee
nach TnaoraiuaT. den 8toikern (vgl. M. Aiin, In aa ipaum I i-on»
(Bnnrad. IV. 3. 8; 5, 3). Pico. pATumre, ('Aftnajroa, Camtamwula (Da aensa rerum,
I, 8k Aaairrx. Pjuucaxara. «I. B. ran Haxjiojrr (De magnet. 136 '
F. Bacok, SaufTMBntY. Swanaxaooo u. a. Die 8. wurde öftere tu den ..okkulten
Htm» i 1 1 stahl unter 8. die Fähigkeit» eioh in die Otmllniip indem sinaarflklen.
mit anderen n fühlen. Die & tat d» Qn*B» der WtlHehkait flYrottsr 1 1
II. 2,ert,5). Ahnlich A. Saum (Theory of moral ernttmenta, 1759. 1. I h
it. BmOB, Fax nnam u. a. Kack Um ist 8. daa ..Erwbrn tmarn-r selbst
In einem andern" (Die ethischen Grundfragen, IHM. & 207; Leitfaden der Faychol.*.
8. 281 ff, 1. A. 1900). Vgl. Jonu Lehrbuch dar Psycho!, II1. 1909. 377 ff.; I:
Pa7okol.dMaanttmenU.189«, 8.317 ff.; GnonnroisM. Zeitarhr. f. Psycho), 34
Smar, Zur Lehre von den eympath. Gefühlen. 190rt; Giddiso«, Prindp. of Soeiology;
deutsch 1911; M. Scasunu Zur Pblnomanolngk der Sympathlegefühle und von
La-be und Hag. 1913; Banoaoa. Rinfbi xfeUphyaik, 1910 (Dnrok „intellek-
tuelle Srmpattue" erfaßt der Gciat einfühlend daa Leben und Streben, welches die
absoluta' Wirklichkeit kl). - Vgl. Mitteid. Einfühlung. AKruiemua. Intuition.
Mj nadra aind nach 0. Caaraat die stets nur in Komnlawn vorkommenden
empfindenden WJrklliihkmtwkmc.nta Nach dam nsrtsphyaiarhrn .. Konstitutin
nalwmua" gibt M Im d Mammae keine abaolute Zentralmonade, aondern die Funk-
ttonsn desselben beruhen auf AibeitaMilung einer Reihe centraler Faktoren, unter
denen der reale Schwerpunkt wechselt (Dar Zummmeohing der Dinge. 1881, 8. 30,
453 ff.).
Ayndereala ». Rynteresie.
MyneehoUejIe (von eererfo. atettg): Lehre vom Stetigen, von Raum und
Zeit (Hkebaät).
Ayaergie (von swreeye;): Mitwirkung. ZtMammrnwirkcn. Vgl. Kibot.
Payehol. dea acnttmenU». 1904. 8. 228 f.; L. F. Waed, Pore Soeiology, 1903
L. Gilbbxt. Neue Energetik, 1911; GoLDacano. Hooerentwickl. u. Menschen-
Ökonomie I. 1911.
N> n< rgUmas heißt die Lehre, daß der Menach an aeiner Erlösung durch
- (Gnade) mitwirkt (PaXAorca. Mbxascrthok).
Synkutathcaift (ovyvatd&tvtf. aewnaio): aktive Zustimmung, Beifall
eeitena dea Urteilenden Auf (".rund der Eridrnz oder einer den Denkwillen determi-
nierenden Vorstellung (nach den Stoikern, welch*- die Theorie der 8. l«cgründen),
«iner ..katalcptiüchcn ' («. d.) Vorstellung, wobei alicr die Zustimmung immer als
«ine Jetzthin vom Willen abhangige gilt (Scxt. Empir.. Adv. Matbem. VII
I to. Aeadero. I. 11. 40: II i..: Seseca. E|.. I| L. 8tf.i
logie der Stoa, II. 1888. I'.M ff.j .IntrsALKH. Die Urteilsfunktion, 1895k
Synkategorematisch — Synthese. 649
Synkategorematisch sind Ausdrücke, welche nur in Verbindung mit
selbständigen („kategorematischen") einen Sinn haben (Partikeln, Flexionsformen).
Vgl. J. St. Mnx, Logik I, K. 21, 1877; A. Marty, Über das Verhältnis von Gram-
matik u. Logik, 1893: Husserl, Log. Untersuch., II, 1900/01, 295.
Synkretismus (avyy.g>jriau6s als Koalition streitender Parteien, ur-
sprünglich der Kreter; vgl. Plutarch, De fraterno amore, 19) heißt die Vermischung,
Ausgleichung verschiedener, zum Teil entgegengesetzter und einander widersprechender
Lehren. Synkretisten sind Cicero, Pico, Bessarion u. a. Vgl. F. Buddeus, De
syneretismo philosophico, 1701. Vgl. Eklektizismus.
Synopsis (ovvoiftig): Überblick einer Mannigfaltigkeit, /. B. durch die
sinnliche Wahrnehmung (Kant, Krit. d. rein. Vern., S. 114). Vgl. Jodl, Lchrb. d.
Psychol., 1909, I3, 242.
Syntagina nennt R. Eucken ein „Lebenssystem", einen Zusammenhang
der geschichtlichen Wirklichkeit, welcher die Fülle des Daseins in die Idee eines
charakteristischen Gesamtgeschehens faßt und aus derselben alles Besondere eigen-
tümlich gestaltet. Syntagmen sind der Idealismus, Intellektualismus, Naturalismus,
Ästhetizismus und dgl. (Die Einheit des Geisteslebens, 1888, S. 5 ff., 63 ff.).
Syntelie: nach W. Stern „das Überspringen der Zwecktendenz auf eine
Person, die dem Individuum als etwas Äußeres und zugleich als etwas anschaulich
Gegebenes gegenübersteht (Die menschl. Persönlichkeit, 1918 2, 46).
Synteresis (avvt^g^ats) oder Synderesis heißt in der mittelalterlichen
Philosophie und Theologie das ursprüngliche, dem Menschen eigene, auch durch
Adams Sündenfall nicht verlorene unmittelbare Bewußtsein des Guten und Schlechten
im Allgemeinen, der „Gewissensfunke" („scintilla conscientiae", bei Meister Eckhart:
„Fünklein"), der gegen das Schlechte aufbegehrt („remurmurat") und zum Guten
antreibt („instigat"), als ein dauernder Zustand, der die Gebote des natürlich-gött-
lichen Gesetzes bewahrt („habitus continens praeeepta legis naturalis"; Thomas,
Sum. theol. II, 94, 1 ad 2). Diese Lehre (die vielleicht auf das Plotinische Seelen-
zentrum zurückgeht) findet sich bei Hieron ymus (Comment. in Ezech., Opera, 1736,
V, 16), Basilius, Gregor dem Grossen, Alexander von Hales, Albertus Magnus
(„rationis practicae scintilla semper inclinans ad bonum et remurmurans malo, in
nullo . . . exstinguitur in toto", Sum. theol. II, 16, 99), Thomas (vgl. Sum. theol. I,
79, 12; vgl. O. Renz, Die S. nach dem hl. Thomas von Aquino, 1911), Bonaventura,
Duns Scotus, Joh. Gerson, Melanchthon (De anima, 216 a), Descartes (S. =
„conscientiae morsus", Passion, anim. II, 60) u. a. Vhl. Nitzsch, Jahrb. f. protestant.
Theol. V, 1879, S. 493; Siebeck, Arch. f. Gesch. d. Philos., 1897; vgl. II, 191 f.);
H. Appel, Die Lehre der Scholast. von der S., 1891; Leiber, Dyroff, Philos. Jahrb.,
1912. Vgl. Gewissen.
Synthese (Synthesis, avvO-eaig, Zusammenstellung, Verknüpfung) ist, all-
gemein, Verbindung einer Mannigfaltigkeit zur Einheit eines Ganzen. Psychologisch
ist die S. die Zusammenfassung des durch Analyse (s. d.) von Zusammenhängen
gegebenen anschaulichen Mannigfaltigen oder der durch das zerlegende Denken
gesetzten, erhaltenen Bestimmtheiten zur Einheit (Anschauung?- und gedankliche,
begriffliche S.). Die S. ist psychologisch eine Funktion der Apperzeption (s.d.), welche
aus dem anschaulich- oder gedanklich Gegebenen Teile hei aushebt, auswählt und zu
in uer. vorher noch niehtso gegebener Einheit verbindet; insofern ist die S., .schöpferisch".
Eine S. findet schon in und an der Wahrnehmung statt, sie ist an der Erzeugung von
0BO Svn^.rte.
Raum- ad Zcitronteüungen «nr. beteiligt. Aof eiaer 8. tonten ferner z. IUI dir
logischen Gebilde: Begriffe, Urleil. Sehlufi, in welchen denkend besondere Inhalte
snsiaender in l'—HiTtg gesetzt suiiam ffndBoh toi die 8. eine holte
liehe Btotoit und MialUfl, dem ..««hdtswfltea" folgend, synthetische IIa
des »TMTftrmHrfr ssfatisinin «ad des ft"tMLtf nesi«jtns Maaaigfaltigen dar Er-
fshningsdstsn aad dasaH srst objektive, srkewsngnhiga Tassmmsnhlnge (i. 0»
Die ,.Ai»ecb«iene*or»eo'' (Rena und Zeit) «ad JKaleforhm (•. d.) eiad begrifflieb
fixierte Formen eoleher synthetischen Ftatott, die .apriorisch" eiad, eofern in ibaen
nur objektive Erfahraasnsmsstasasklngi arigach eiad. die doreh sjlgemeingnltige,
aeertiikthe Verknüpfung dee Maaais^tigen aach Ursprung
lichkeit des Erkennens wurzelnden Einheite-Gesichtapunktcn bedingt
eiad. Die 8. ab stetig aad einhsttttoh stettfladr,ndsr Fortgang dee methodisch ver
fahremlen, sa imsssr aeaea Vwhaaafaagea aad Brwertoreagen des echon Vorkaapfteo
dar Oraadproceft dea Erkennen«, der Wtoraeetolt (vgl. Idee» Regulativ. Voluntarism—,
Tatsache, Uaeadüeh, Zahl).
0. bedtulil fnwi ilhi Mithnihi iha Hl* llnng nlnn Wlan naintolls durrh Ingiarht
Die ayattolfato» aar lanhsrt (sfr ^n>) «sssamnuWnde Tätigkeit de« Betragt-
ariae betont schon Plato» (vgL Ttoeet. ISS«.). Von der & dar Gedenken (eeVeW;
tic evfsMtsau» Äset •» «Vtate. De aahae III 4. 430 « 18) spricht Asjstotsxb*
Die fundamentale Bedentaag dar 8. lehrt aber «rat Karr. Der Veretaad kann
nichte saflosea. wo er nicht zuvor »ei banden hat, aleo iet die 8. logisch dae IVimarr
Alle logieehe Analyse ertst echoa «rapr angliche Syathesea vorsua. die in eigener.
aprtora«h«rOeertalichkeiteichToll«khea. Die Syatbeefc bringt zuersteine Erkenntnis
henror, die iueret noch „roh aad »etaoiiau eein kann «ad aleo der Analyeis bei
aber die 8. iet doch „dasjenige, was eigentlich die Eis saunte ca Bihinaitlilaa a Bammelt
aad sa eiaem gewissen Inhalte rereiaigt". Die 8. iet zunächst eine Kunkt»
„Kmbildangekraft " <s. d.k welche daa Mannigfaltige der Anechannng sa einheitlichen
Zueaminenhangrn dee Bewußtseins verknöpft (vgl. Appreheneioa. Rekognition.
Reproduktion). Ab *uf Begriffe sa bringen", iet eine Veretendcfnnktioo.
Dk) Verbindung dea Mannigfaltigen ist nie einnlich gegeben, eoadera eia Akt der
Spontaneität (•. d.). Wir können «ae ..nicht* als im Objekte eeibuudeu vorstellen . ..
ohne ea vorher selbst verbaadea sa haben". Jede Verbindung ist Vorstellun.
„syothetischen Einheit des Mannigfaltigen". Dk» Vorstellung die»
entsteht nicht erst aas der Verbindung, eoadera ..macht vielmehr dadurch. daB sie
.-ur Vorstellung des Mannigfaltigen hinzukommt, dea Begriff der Verbindung alfererst
möglich". Diese Einheit der 8yathcshi liegt aller Erkenntnis sagrande. welche suktst
durch die ..synthetische Einheit der Apperzeption" bedingt ist (s. Apperzeption).
..Reine Synthesis" ist apriorische Verknüpfung des Mannigfaltigen, aad diese reine 8.
ergibt, allgemein gedacht, eiaea ..reinen Verstandesbegrtff". eine Kategorie '-
die nichts snderes ansaagt ah dk» „reine syuÜiatisuho Einheit eines Mannigfaltigen"
und nichte ist als eine Art der synthetischen Einheit der Apperzeption selbst. Es gibt
eine apriorische S. des Gleichartigen (bei der Erzeugung extensiver und iatensitei
Größen) und eine 8. des Ungleichartigen (z. B. die Relation: Substanz— Akzidens,
Ursache— Wirkung). Aller Erkenntnis liegea aUgexaeingfiltige, notwendige .«synthe-
tische Urteile s priori" zugrunde (s. Urteil), durch welche ober des Subjekt hinaus-
gegangen wird, and »war unabhängig von der Erfahrung, rein auf die Geeetalkhkeit
Synthesis — System. 651
der (reinen) Anschauung und des (reinen) Denkens gestützt, aber als Bedingungen
objektiver Erfahrung zugleich Bedingungen der Erfahrungsobjekte (Krit. der reinen
Vera., S. 39 ff ., 94 ff., 158). Fries unterscheidet von der ersten, unmittelbaren S.
der Vernunft die mittelbare S. des Verstandes, welche erst auf die Analyse folgt
(System d. Logik, 1811, S. 116). Im kritizistischen Sinne betonen die Synthese Cohen
(Logik, 1902, S. 22 ff.: Vereinigung in der Sonderung, Besonderung des zugleich
Verbundenen; vgl. Ursprung), Natorp (S. als Erweiterung, beständiger Fortgang,
als Identifizierung des Unterschiedenen innerhalb des Zusammenhanges durch
„Ursprungseinheit", Korrelation von S. und Analyse im Fortechritte des Denkens;
Die log. Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910, S. 9 ff.), Casstrer u. a.,
Windelband (Sigwart-Festschrift, 1900), Riehl (Der philos. Kritizismus, II 2, 68;
II 1, 234; vgl. Identität), B. Bauch (I. Kant. 1911) u. a. — Nach Höffding ist die S.
die „erste Kategorie". Der Typus aller Erkenntnis und daher auch alles Erkannten
ist die „Verknüpfung einer Mannigfaltigkeit zur Einheit" (Der mcnschl. Gedanke,
1911, S. 168 f.). Nach E. v. Hartmann ist die S. eine unbewußte Intellektualfunktion
(s. Kategorie, Empfindung). Nach Siegel ist nicht die S., sondern das Trennen
primär (s. Analyse). Kreibig unterscheidet vom unwillkürlichen „Bemerken einer
Einheit im Mannigfaltigen" das willkürliche „Synthetisieren einer Einheit aus Mannig-
faltigem". Die Richtung des Verbindens bestimmt im Einzelnen das Interesse (Die
intellektuellen Funktionen, 1909, S. 100 ff.; 8.1071; „Anschauungssynthese").
Vgl. W. Schmied-Kowarzik, Ausgangspunkte f. eine neue analyt. Psychol., 1912.
Eine psychische Synthese von Bewußtseinselementen zu neuen Gebilden besteht
nach J. St. Mtll („psychische Chemie"), Wtjndt, nach welchem die „apperzeptive" S-
zu Gebilden führt, deren Bestandteile in ihnen eine neue Bedeutung erhalten und die
selbst diesen gegenüber etwas qualitativ und dem Wert nach Neues darstellen (Philos.
Studien X, 112 ff.; Grundr. der Psychol.5, 1902, S. 316, 394; Logik I, 33 ff.; II2 2.
288 f.; System der Philos. II3, 1907; Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903, 778 ff.).
Ein solches „Prinzip schöpferischer Synthese" im Geistesleben gibt es auch nach
Ltpps, Sigwart (Logik, 1889/93, II2, 199; vgl. I2, 63 ff., 328 ff., 4. A. 1911), Tönnies
(La synthese creatrice, 1900), G. Villa (Einleit, in die Psychol., 1902, S. 417 ff.),
Eucken, L. F. Ward, Lamprecht, Dwelshauvers (La synthese mentale, 1908;
vgl. Entwicklung; Bergson) u. a. — Vgl. Stoct, Analyt. Psychol. II, K. 1; J. Ward,
Encyclop. Britan. XX, 78 f. Vgl. Dauer (Bergson).
Synthesis 8. Synthese. Im engeren Sinne ist S. die Aufhebung von Gegen-
sätzen (Thesis — Anthithesis) in einem höheren Begriffe. Das „synthetische Verfahren"
in diesem Sinne sucht im Entgegengesetzten dasjenige auf, was die Gegensätze eint
(Fichte, Gr. d. gesamten Wissenschaftslehre, S. 31 ff. ; Hegel, s. Dialektik).
Synthetisch: durch Synthese (s. d.). Das synthetische („progressive")
Verfahren zieht aus gegebenen Voraussetzungen Folgerungen, leitet aus dem Allgemeinen
Besonderes ab. Vgl. Deduktion, Definition, Urteil.
Synthetismus nennt Krug seine Lehre, nach welcher Ideales und Reales,
Wissen und Sein „ursprünglich gesetzt und verknüpft" sind, so daß keins das Prius
hat (Fundamentalphilos., 1818, S. 117; Handbuch der Philos., 1820, I, 49 f.). Vgl.
Identitätsphilosophie.
System (avarr^ta, Zusammenstellung; vgl. Aristoteles, Stoiker) ist
1. objektiv: ein zusammenhängendes Ganzes von Dingen und deren Relationen,
von Vorgängen (z. B. des Weltsystems oder das „geschlossene System" der Mechanik,
t;72 6fU.m Tabula rata.
2.1ogiMb.M«p||: cmcinbeHbchca,
ana nsgneamves uaanss vub uMiaiaNHi. tae ..nasorncann
den Verwsndtsrkaftsn. TiMiagi hra ighs ihn. Tawmaiiwhsiaj« dar Dinge
«lr»t oWfebehst tt SOOspreeknn. Fy.tr m.tieeh heiOt soviel vir rtarh einheitlichen.
rnM hodiachen Piuuipam geordnet, in TiMiiwiwhMig gebracht.
Nach Kaut tat 8. am „Back Pyiniipien geordnetes Omn der ErhenntaaV*
(Mr uphya. Anf . der Xatwiawiwih.. Vorr. ). ..fljsUiaatbtih" ist dar Znaammenhanit
dar Rrkeontnie aoa einem Prinzip: sa beruht daa 8. anf aiaer ..VernanfteinbHi". anf
•teer »Idm", wekke „vofkrtaadig* Riabeil dar V> i afnib ix ininntnia" postuliert,
ooduick «ein nach antvandbjm Ganvtaen inaa wiihsngindia fljawia wird" (Krit.
d. rem. Vern.. Mctkodenbnn ). — Vgl. Haorx. Rnzyklop., 1 1 1 K*t>Ei.svatrao.
Logische ümarancb. II*. Uli Honsanu Logische üsliusilu 1900. I. 16; Siowast.
Logik IT. OBS. 4. A. 1011: rnntno. Svstrm der Lag»*. 1801; O. RrracHU 8, and
Metkode. 1006t Oonw. Logik. 1006, 8. SOO ff. (Das & ab) Kategorie):
Daa Problem des Lebens, 1600 (Dar Orgsnismus aia Cyrtii); B. Wut, Ent
1000; N. Ha*t*uj»*. »jilimit. MMsoJi. Logaa III. 1011 ; K. Kjura, Dar
bei Kant and IVhte. 1010; Lrasmrr. Dos Problem dar GeJteng. 1060*:
OoMaMUi, lYsnsaeadentale Systematik, 1010. — Vgl. Inframs.
Nator (Houuoy, Oigaisemaa, Klamifftaltiiii. Raafteilong. PbfloanpbK
MjfrtCam C s. C, Schwankung.
tta^ratlaanfjat Wissens-, Wim* nee haltaatandptmkt, Lebre von der wieecn-
■aniftrlobaa Big! aailmigamBgliiihfc lil ainar Wahrheit, eiaea Glaubens. Gegensatz.:
Pideiomns (reiner Gmnbcns-, VaititminotaiirlponiU beaoudoie in der Religion).
T bedeutet in dar Logik drn Terminus (s. d.) eine* Bckhaave.
Tab« (polvnesisch, nickt hinreichend Obetsetsbar) kaiftt „was man nicht
barikren darf oder eonet an* irgendeinem Grande meiden soll, aei ea «regen aeiner
rjcaonderen Heitigbett, ml es sack, trafl ea einen Besonder ■ schädlichen Einfluß
anaübt,' ab» im Gegenaau tum Heiligen .vnrein' tat*4; Wovor, Elemente der
Völkerpsychologie. 1011. 106.
Nach Fnisrn: Totem n. Tabu, „Imsgo", 1012/13 ist T. ein nraltea Verbot, von
au Den aufgedrängt und gegen die M Ärmsten GeMste dar Mira ihm garirbtet.
Last« ea zu abertreten, bestebt in deren l'nbrwuOtem fort; die Menaeken, dn dam T.
gekoreben, haben eine ambiraiente Einstellung gegen das rom T. Betroffene.
Tnbnln man: plnttc. leere, nnbesrhriebene Tafel; mit einer solchen wird,
besonders vom Sensuabsmns (s. d.\ die See» dm Mens&hen bei dar Gebort, vor süer
Erfahrung, durch die erst Eindrücke in drn Geist kommen, verglichen.
Mit einer Wschstafcl (■{#«**«• t*martler) vergleicht die See» betreff« des
Krinnern* Platox (Tbeaet. 191 C). Aristotkucs vergfeiekt den noch potentiellen.
noch nicht aktuell denkenden Ceist mit einer Schreibtsfel («tortf /r rf«r«r**r'/r-
De anima ITI 4. 430 a 1). SensnalUtiach meinen den Verglei« h alier erst die Stoiker
{t'tnttf x*t tV 'e#f7«v [tftf^or] fig ix^ftt^m. Plut. placit. IV. 1 1 ; vgl. -
Kmpir^Adv.Matbem.Vn.228). — Von einer airasl« *>*«••< spricht im aristotelischen
Takt — Tastsinn. 653
Sinne Alexander von Aphrodisias, von einer „tabula rasa" Albertus Magnus,
Thomas, Bonaventura (Baeumker, Aren. f. Gesch. d. Philos. XXI, 1908), Aegidius
Romanus (Prantl, Gesch. d. Log. III, 261). — Daß bei der Geburt die Seele ganz leer
sei, lehren Arnobius (Adv. gent. II, 20 f.), Abubacer (Ibn Tofail), Gassend i, Hobbes,
Locke („white paper", Essay concern. hum. understand. II, K. 1, § 2), Condilxac u. a.
Nach Leibniz hingegen gleicht der Geist bei der Geburt mehr einem geäderten Marmor
(Xouv. Ess., Vorw. ; vgl. Angeboren, Anlage).
Takt (tactus, Berührung, Tastempfindung) bedeutet: 1. die gleichmäßige Auf-
einanderfolge gehobener und nichtgehobener Eindrücke (vgl. Wundt, Grdz. der
physiol. Psychol., III5, 1903, 25 ff.); 2. das Feingefühl für das Richtige, Geziemende,
Schickliche, Anständige im Verhalten (vgl. Th. Ziegler, Das Gefühl2, S. 277; 5. A.
1912; Lazarus, Leben der Seele IIP, 1897).
Talent (tüJ.avzov, talentum, Gewicht, eine bestimmte Geldsumme, also ein
Teil des Vermögens; vgl. Matth. 25, 15 ff.) ist eine natürliche, angeborene, durch
Übung zu entwickelnde Anlage zu besonders leichten, sicheren, geschickten und guten
Leistungen auf einem bestimmten Gebiete, ohne daß die Schöpferkraft des Genies
(s. d.) vorhanden sein muß. Angeboren sind beim T. gewisse Dispositionen (s. d.) der
Sinne, Sinneszentren, der Assoziations-, Phantasie- oder Denktätigkeit, bestimmte
Koordinationsfähigkeiten, Triebe u. dgl. In der Regel äußert sich das T. triebmäßig
als Tendenz zu bestimmten Tätigkeiten. Es gibt verschiedene Formen des Talents
(intellektuelles, künstlerisches, technisches T. u. a.). Talente werden vielfach vererbt.
Vgl. Kant.. Anthropol. I, § 52; Sigwart, Kleine Schriften II2, 1889, 233; Volkelt,
Ästhetik III, 1914; Semmel, Philos. des Geldes, 1902, S. 438 („Koordination ver-
erbter Energien"); Wundt, Grundr. d. Psychol.5, 1900, S. 324; V.Fischer, Annalen
d. Xaturphilos. V, 1906; Relbmavr, Die Entwicklungsgeschichte des Talents und
Genies, 1908; J. Cohn u. F. Dieffenbacher, Untersuch, über Geschlechts-, Alters-
und Begabungsunterschiede bei Schülern, 1911.
Talion (talio): Wiedervergeltung.
Tao: vieldeutiges chinesisches Wort, das sehr verschieden übersetzt wird: Weg,
Xorm, Vernunftprinzip, sprechen, reden, Gott, Aoyos, Sinn, gleichsam nur eine Art
algebraischen Zeichens für etwas Unaussprechbares. Es ist der Zentralbegriff des
Taoismus, der Lehre des Laö-tse. „Als die Substanz und Xorm alles Seins ist
das Tao gewissermaßen zugleich causa sui und ratio essendi. Selbst unerschaffen, aus
dem Xichtsein hervorgegangen, unkörperlich, allgegenwärtig und ewig, bringt es alle
Wesen hervor, die nach vollendetem Kreislauf ihrer Entwicklung wieder in den Mutter-
schoß des Tao zurückkehren" (Grube), von Strauss, Laö-tses Täo-te-king, 1870;
R. Wilhelm, Laö-tse, Täo-te-king, das Buch der Alten vom Sinn und Leben, 1915;
DvobÄk, Laö-tsi und seine Lehre, 1903; Grube, Geschichte der chines. Literatur;
Ders., Die chines. Phil., in „Kultur der Gegenwart", 19132. Tao-te-king, übersetzt
von J. Grill, 1910.
Tapferkeit ist eine der Tugenden (s. d.), eine Tugend des starken, vor nichts
zagenden, zuhöchst des für das Seinsollende, die Pflicht furchtlos eintretenden, aus-
dauernden Willens. Vgl. Platon (s. Kardinaltugenden); Aristoteles (Eth. Xic. III 9,
115 a 6 f.); Kant, Metaphys. der Sitten II; Xatorp, Sozialpädagogik2, 1904; Cohen-,
Ethik2, 1907, S. 522 ff.
Tastsinn ist die Fähigkeit, Tast- und Druckempfindung zu haben; er ist
ein Teil des „allgemeinen" oder „Hautsinnes" (s. d.), zu dem auch der „Temperatur-
sinn" (s. d.), d. h. die Fähigkeit, Wärme- und Kältoempfindungen zu haben, gehört.
861 T* - TtngkeU.
ha nagoi in 8b»» amd db Fanfladaag <*» Qbtten, Rauhen a. dg».
Es gibt äußere und innere Tastempfindungen (egt Dreck, Mtsmebn^tfindang,
HfWEgnngmmrirliwtangon). Der T. bt von hoher Bedeutung für die Ausbildung
räumlicher Vorstellung (•. Raum), «och für db erste Stufe des Selbstbewußtseins
(i. d .). Vgl. K. H. W«»«b. T. und Gemeinwohl 1849 (Verwehe mit dem Tester-
«irker); Lora, Hedisfau Psycho^ IM* 8. 395 ff.; Kwnüci. Grunds, d. Psycho» *.
1905. 1. SSO (f.; Wrxtrr. ürdx. d. phye. Psycho!. l\ 1908. 422. 495. 508 ff ; I ! V I
hl. Paulan. Db Logik auf dem flshilaiwrg«, 1908, 8. 329 ff.; E. Bacaxa, Archiv
f. die gesamte Psycho! . XV. 1909. Vgl. HeuUtnn, Druekempfindengen, Lokalisation,
Tat bt dos Produkt der Tätigkeit (s. <L\ oh» ob» daran WIMisaiaiigii, Aktivität
Wesen*. Dm albm Sein „Tat" ob H— *^«g* Tätigkeit Mgrunde bogt, baren
S< heluso („ProduEiereu"). Ercsax. Jana*, F. C. 8. Scsrniw. Rot-roocx.
Men«Uo\ Wcmdt u. o. Vgl. Kauen; Db WoH oh Tot*. 1905; H. Deltt, Welt
u. Weltmoloa. Bin» Phllnsophb doi Linindlgsn u. der Tot, 1872. Vgl. Ahtlrhaaa e.
Tat t man aol (dos biot du) heoogt nooh der laiibiaan ViibaOphllnsraab,
doB oder scheinbaren Vielheit ron Dingo« oin lifaalbnin Selbst (Anuv)
liegt. Vgl. CbondogT» l'pcnuUd bei Daves*», 89 Unoniehoden. 1905. 187 ff.
Tatenlelb heiBt die da* loh überlebende individust» Oeo
Wirkungen (in drn Dingos, im goH hohen All Bewußtsein). 8o nooh Facavrn (Zend-
Arests I. 217; II. 430). Ba. Will«. Reha* «. e. Vgl. Dnotorrihohkott.
Tätigkeit (Aktion. Aktivität, *Wfr~s, ortio. oporotio) ha weiteren Sinne
iot Wirksamkeit, Äußerung oiam Krof Urntrum». Dkm» wird ursprünglich onolog
der T. im engeren Show, d. h. der unmittelboron Ich-TaUgkeit ouf gefegt, die taibj
oh) otrebende ..Reaktivität', teile ob SolbolHtigkoit im engsten Sin», ob WiUens-
widDentoitigbM%tb»ofetbohe Db|
(gobtige) T. bt weder ein Tun hinter dorn Iwwußtsein nooh ob» blol
paVVCJelotcJlCfi fbJt*fOPtsta?ft«, 9QQOaWe% 9tWM QOeUlioUl ▼*Urt0fHD V SptSttMaMMMe ÜB
liehen BcwslbmlasnaaiaminaiBsn oolhot eich Bse^ubados und bot gowbo» Gef uhb
und Fmintadnwf an Momralra. Vom msUphysbuhss 8tondpunkte liJt sich das
•ach" objektiver Wliwisgsisiiiumpehlng« ob oin System tob (reoktir-oktiren)
Tltigkeiten relativ sslbsltitdiger Bhihoiten ■atfiaasa (rgL Voluntarismus, Zweck,
Ponpayohbmus).
Ab Übergong ron der Potent rar Wirklichkeit betrachtet die Tätigkeit Abisto-
tklbs (s. Energie, Prexb). Ebenso die meisten Scholastiker. T. („operetio", ..actus
seeundus") bt Verwirklichung dm Potentiellen. 8b uiitwnbiihn ..immanente"
und „transeunte", btw. intransitive und transitive (über dos Titige selbst hinaus-
reichende) T. („ortio immanens, transitns"). ferner äußere und innere, intellektuelle
und praktische T. (vgl. Thomas, Sum. theol. I — IL. 3, 2 c; I. 14. 5 ad 3. Die T. ent-
spricht dem Sein (..operari sequitur ease". Tgl. Thomas, Oontr. gent. IV, 7; s. auch
Soawramuusa).
Psychologisch bestimmt Lrrrs die T. ab ..strebende Bewegung". T. wird
unmittelbar erlebt (Leitfad. der Psycho!.», 1908, S. 8, 25). So auch noch anderen
Psychologen, wie Brentano, Witasee. Keeibig. Wcndt u. a. (s. Akt, Wille), wahrend
nach E. von Habtmann die T. unbewußt bleibt (s. Psychisch) und es nach manchen
(Ziehen, R. Wähle u.a.) überhaupt keine psychische Tätigkeit, keine „Akte" (n.d.)gibt
Tatsache — Taylorismus. 655
Nach Wundt tritt bei der Willenshandlung ein „Gefühl der Tätigkeit von aus-
geprägt erregender Beschaffenheit" auf; es ist ein „Totalgefühl", ein auf- und
absteigender zeitlicher Vorgang, der sich über den ganzen Verlauf der Handlung
erstreckt (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 220, vgl. Apperzeption, Wille). Die absolute
Wirklichkeit besteht nicht aus Substanzen, sondern aus „substanzerzeugenden Tätig-
keiten" (s. Voluntarismus).
Daß in allem Wirklichen Regsamkeit, Tätigkeit steckt, lehren in verschiedener
Weise Heraelit, Plotin, Leibniz (s. Monade), Voltaire (Principe d'action I, 119),
Schelling, Hegel, Ostwald (s. Energie) u. a. (s. Werden). — Absolute Tätigkeit
ist nach Fichte das „Ich" (s. d.) mit seinen die Welt erzeugenden „Tathandlungen"
(Gr. d. gesamten Wissenschaftslehre, S. 1 ff.; vgl. Aktualitätstheorie). Nach Münster -
berg ist der Urgrund der Dinge geistige Tat (Philos. der Werte, 1908, S. 449 ff.).
Schöpferische Tätigkeit ist der Kern des Wirklichen nach Bergson (L'evolution
creatrice, 1910, S. 243), Keyserling (Das Gefüge der Welt, 1906, S. 263), Joel (Seele
u. Welt, 1912), Lachelier u. a. Vgl. Rehmer, Aligemeine Psychol.2, 1905, S. 353 ff.;
Schuppe, Gr. d. Erk. u. Logik, 1894, S. 141 ff.; Sigwart, Logik I2, 1889/90, 30ff., 70ff.;
Stöckl, Lehrb. der Philos. II8, 1912; O. Braun, Grundriß einer Philosophie des
Schaffens, 1912 (Die T. ist das Grunderlebnis, die Grundkategorie). Vgl. Tat, Akt,
Aktivität, Passivität, Spontaneität, Aktivismus, Pragmatismus, Denken, Wille,
Erkenntnis, Handlung, Arbeit.
Tatsache (vgl. Lessing, Schriften, hrsg. von Lachmann XI, 645; Herder,
„res facti, factum") heißt das, von dessen objektivem oder realem Bestand man über-
zeugt ist, was als wirkliches, vom Denken zu setzendes, anzuerkennendes Sein (s. d.)
bestimmt ist. Die Tatsachen der Wissenschaft sind nicht von selbst „gegeben" (s. d.),
sondern werden an der Hand der Erfahrungsdaten mit immer weiter gehender
Annäherung an das Erkenntnisideal methodisch erarbeitet und logisch bestimmt:
sie sind so das Ziel der Wissenschaften (s. Objekt, Objektivität, Realität, Sein,
Anpassung). — Diese kritische Auffassung der T. vertreten Kant (vgl. Idee, Regulativ),
Cohen (s. Sein), Xatorp (Archiv f. system. Philos. III, V; Die log. Grundlagen der
exakten Wissenschaften, 1910), P. Stern (s. Gegeben), Cassirer u. a.; B. Bauch
(Studien zur Philos. der exakten Wissenschaften, 1911) u. a. — Daß die Tatsachen
aktiv und fortschreitend erarbeitet werden, betonen auch James, F. C. S. Schiller
(Humanismus, 1911), Bergson, Jerusalem, nach welchem die Tatsachen vom Geiste
„geformt" werden (Einleit. in die Philos.4, 1909; 5. A. 1913; Die Logik des Unlogischen,
„Zukunft", XX, Xr. 34, 1912) u. a. — Xach Mach u. a. besteht die Erkenntnis in
einer „Anpassung" (s. d.) des Denkens an die Tatsachen, unter welchen die erlebten
Gegebenheiten selbst ohne alle „Zutaten" zu verstehen sind (so auch nach Avenarius,
Kleinpeter u. a.). Vgl. Wundt, Philos. Studien XIII, 91 ff.; B. Erdmann, Logik I2,
1907, 16; Rickert, Der Gegenstand der Erkenntnis2, 1900, S. 130 f.; Schuppe, Gr.
d. Erk. u. Logik, 1894, S. 66; Uphues, Grdz. d. Erkenntnistheorie, 1901; Bergson,
Matiere et memoire5, 1909, S. 201 f.; Enriques, Probleme der Wissenschaft, I, 1910,
S. 101 ff.; Frischeisen-Köhler, Wissenschaft und Wirklichkeit, 1912, S. 53 1'. Vgl.
Erfahrung, Erkenntnis, Kritizismus, Sensualismus.
Tautologie (lavtö Xiyeiv, dasselbe sagen, „idem per idem") ist der Fehler
der Zirkeldefinition (s. d.).
Taylorismus: Psychol. Prüf ungs verfahren zur Erzielung von Höchst-
leistungen im Wirtschaftsleben, nach dem Erfinder F. W. Taylor benannt. (Principles
cd scientific management, 1911 u. a.) Vgl. Psychoteclmik.
SM Te - TeilbarketL
Te ( chinesisch, sprich de): was die Wesen erhalt«, um iu Mühte, beißt de.
Übersetzt mit Leben. Katar, Gebt, Kraft, Tafrad. Vgl. Wilhelm. Leo tee, Taote-
klng, 1915, & XVL
Technik (-ir,^, auf die lijra, „Kunst" im weitestes Sinne beafigbch) ist
jede aktiv« Umgcetslhiitg, Formung aus« ßtotJee, eine« naturbeben Obildeu im
Dienste eines nnrtnifnbees, einen Zweck« oder einer Idee, auch die Methode dieaer
Umgestaltung, dar gaataltrad . erhallenden Tätigkeit. Dia T. beruht auf
trifte, mittels daran ar dm Na tur krel te hm seinen Dienst steil t und seinen
anpaßt. Die T. ist sine der Wuraolo dar Uerrachsit dra Mcnecben über
das Natur. Kr schreitet dann schlJefStrh auch tu einer soiislen Technik vor, welche
daa niniiinnhiftahlia im Anne eocielaumaaer und kultureller Bedürfnisse und
Ideen refeK. Die T. ist von den übrigen Csshilden das ..objebivra Geistes" beeinflußt,
wirkfuber arlbst auf diese (*. B. auf die Kunst, die Wiraashaft, die ProdukUoosf orm )
zurück. Bat Psyohotecknlk ist snewwasde» rsvuholofk, Lehre vondar Behmraohang
der psychischen Organ iastinn im Dienste gnwisesr Ziele (vgl. Mrxensssso. Psycbol.
u. Wirtaehaftsisben, 1912). Vgl. K. Mau. Daa Kapital I (s. Oeaehichm, Soziologie);
K. VL»TSS, Technik u. Kultur. 1906; J. WiBassn, Natur. Geist, Technik. 1910;
J. GoLoamur. Soxiologie dar T„ Internat. Wochenachrift 111. H » 1912;
Natost, Sosialpadagogik*. 1904, & 38 ff., SS; Golbscsbio. Höherentwicklung und
Mcenohenohonoiab I. 1911 (Biotechnik); Vaabuoss, Dm Philoe, dm Ab Ob, 1911
(T. dm Denkana); K. HasaiABoa u. J. Btcb, kfetaphyaik der T. 191 1 . < i Kwalo.
Kultur u. Technik. Logos III, 1912; W. BOMBAST. T. und Kultur. Archiv f. hoziaiwiss..
1912 (Abhängigkeit aller Kuhurgebarte von dar T.); E. Karr. Oruruilinien einer
Hiilosophie dar Technik, 1877; UrejiMir», Philceopbie der Technik. 1917; Fsasc*.
Bios: Dm Oeaetae dea Lebens. 1921 (untersucht die Zusammenhange zwischen
Technik und Biologie).
Teil (Vf**. !**•) k»l daa, waa durch mrlsgands Apperaeption, Analyse einer
KnmpSPTJon erhalten wird oder ahm durch Verbindung mit anderen eine Einheit,
ein „Gansee" ergibt. Ee gibt homogene und heterogene Teüc, logische, i
reale (physische) Teile. An den Voreteüungsinhalten lassen sieh Teils
aber daa aktiv-reaktive Bewußtsein selbst besteht sinkt aus „Teilen**, sondern gliedert
m „Momente" einet ninhuHUnli smlhjrai rinesears. VgL Asi*totslbs, Met*-
pbys. IV 26. 1023 b 12 ff.; Lmasu, Mathem. Werke VII, 17 ff.; Css, Woltt. Vernttnft.
Gedanken von Gott , . .1, f 24; HcstSBL, Log. Unterauch. II, 1900/01. 34 ff.; Unross,
Psycho!, dm Erkennens I, 1893, 89; Lim, Einheiten u. Relationen, 1901, 8. 45 f.;
Siowabt. Logik 1». 1889/93, 38, 41 ; II*. 62, 247 ff.; Basoaox. Devolution creat
1910, S. 228 f. (vgL Stetigkeit).
Nach dem Nominalismus (s. d.) gibt ee Teile ah) solche nur in der denkenden
Unterscheidung (Roscelix, Shxoxa u. a.). Vgl. Teilbarkeit, Efemrnt.
Tcilbnrkelt ist die Möglichkeit, ein Ganzes in Teils zu zerlegen, sei es r
mathematische (ideelle), sei es physische Großen (Stoffe). Weder der Raum noch die
Körper sind uns ab) aus unendlich kleinen, sieht weiter teilbaren Teilen bestehend
gegeben, die materiellen Teile, welche empirisch-methodisch gefunden werden (physi-
kalisch-chemische ..Atome". Elektronen u. dgL), sind nur relativ letzte Teile, relativ
unteilbar. Auch ist uns nicht* ab aus unendlich vielen Teilen bestehend gegeben,
(.edanklich und mathematisch bleibt die Möglichkeit unendlicher Teilbarkeit ab nach
«iiUwMtlichemQmetmsichvoUziebendesydankhoheZerbgs
Teleoklin — Teleomechanik. 657
Teile ins Unendliche. Diese Teile selbst erzeugt erst die Teilung, sie sind vor ihr nicht
gegeben. Damit fällt die Antinomie (s.d.) betreffs der Teilbarkeit weg, und es gilt,
was Kant sagt : „Die Menge der Teile in einer gegebenen Erscheinung ist an sich weder
endlich noch unendlich, weil Erscheinung nichts an sich Existierendes ist und die Teile
allererst durch den Regressus der dekomponierenden Synthesis und in demselben
gegeben werden, welcher Regressus niemals schlechthin ganz weder als endlieh, noch
als unendlich gegeben ist" (Krit. d. rein. Vern., S. 411 ff.; Metaphys. Anf. der Natur-
wissenschaft, S. 43; vgl. Einfach, Unendlich). Vgl. Aristoteles, Phys. III 7, 207 b;
Descartes, Respons. ad I. obiect.; Spinoza, Eth. I, prop. XII f. (Unteilbarkeit der
„Substanz"; vgl. Epist. 29); Hobbes, De corpore, c. 7, 13; Locke, Essay concern.
hum. widerstand. II, K. 17, § 12; Leibniz (s. Unendlich, Monade); Berkeley, Prin-
ciples CXXIVff. (keine Unendlichkeit von Teilen); Hume, Treatise, II, sct. 1 f. (Das
Räumliche und Zeitliche besteht aus unteilbaren Teilen); Wtjndt, System d. Philos..
II3, 1907 (das Gegebene als Anschauliches ist stetig, ins Unendliche teilbar, seinem
begrifflichen Wesen nach aber aus einfachen Elementen bestehend); Kroman, Unsere
Xaturerkenntnis, 1883, S. 405, 426 ff.; Bergson, Mauere et memoire5, 1909. — Vgl.
Atom, Anzahl, Unendlich, Stetigkeit.
Teleoklin: zielstrebig (0. Kohnstamm).
Teleologie (teleologia, von riP.eios, vollendet, zweckmäßig, zuerst bei Chr.
Wolff, Philos. rationalis, III, § 85): Zweck- und Zweckmäßigkeitslehre; Erklärung
des Geschehens und der Ordnung desselben mittels der Zweckidee, aus zwecksetzender
oder zielstrebiger Tätigkeit. Die T. tritt in verschiedenen Formen auf: 1. Tran-
szendenteT., nach welcher die Zweckmäßigkeit auf von außen (durch Gott, die Natur)
gesetzten Zwecken, Zielen beruht; 2. immanente T., nach welcher sie aus in den
Dingen selbst liegenden Faktoren (immanenten Zweckursachen, Zielstrebigkeit,
Bedürfnissen, Trieben, Willensakten) entspringt („Auto-Teleologie", „subjektive" T.:
Pauly). Eine Abart der transzendenten, äußerlichen T. ist die anthropozentrische T.,
welche den Menschen als Zweck der Schöpfung auffaßt und alles Geschehen auf ihn
bezieht. Den Gegensatz zur T. bildet der Mechanismus (s. d.), doch lassen sich auch
beide vereinigen, etwa zu einer „Teleomechanik" (L. W. Stern, Person u. Sache, I,
1906, 25). Von der Physikotheologie (s. d.) ist die Ethikotheologie (s. d.) zu unter-
scheiden (vgl. Kant, Krit. der Urteilskraft, § 85). Vgl. J. Ehrlich, Lehre von der
Bestimmung des Menschen als ration. Teleologie, 1842/45. Vgl. Zweck, Dysteleologie,
Kritizismus, Xorm, Denkgesetz, Logik, Pragmatismus, Entwicklung, Leben, Urteils-
kraft, Theodizee, Übel, Wert.
Teleologischer (physikotheologischer) Gottesbeweis ist der
Schluß von der Zweckmäßigkeit und Ordnung der Welt auf Gott als den Gestalter
und Ordner der Welt. Dieses Argument findet sich bei Sokrates (Xenophon, Mem. 1,4 ;
IV, 3), Platon, Aristoteles, den Stoikern, Cicero (De natura deorum, II, 5, 13 f.),
Philon, Tertullianus, Augustinus (De civit. Dei VIII, 6), in der Scholastik,
bei Leibniz, Chr. Wolff, W. Derham, Herbart (Metaphys. I, § 39), Drobisch
(Religionsphilos., 1840, S. 120 ff.) u. a. Nach Kant ist das physiko theologische Argu-
ment zwar kein wahrer Beweis, aber wir müssen uns doch die Dinge so denken, als
ob sie das Produkt eines göttlichen Verstandes wären (Krit. d. rein. Vern., S. 489;
Krit. d. Urteilskraft, § 35, 75; vgl. Ethikotheologie).
Teleomechanik : Ableitung des Mechanischen aus dem Teleologischen
(L. W. Stern, Person u. Sache, I, 1906, 25; vgl. S. 345 ff.).
Eisler, Handwörterbuch. ac)
gfjfj Teleophoble — Temperament.
Tctomaha-kie: Sekt« vor der Teesologie, vor Zwedumecbrn.
Teleoai»: organieche VervaOlmanumag (Haocxb.).
I. hpnthie tit,JU. »«Je*: Femfahlm) bei* die (vorgebliche)
unmittelbarer Werne, dwob eine .Art „Übertragung" auf den Ifihaa ■■mim, die Back
1fr omen Md einer Art radioaktiver „Emanation" berubt (N. Kons. Die Fmsnarhm
der psyohupbvamnmn Energie, 1906). An eine T. glauben Actirr*. PABAOBLBtfa,
SwBDKsnona, Ricbbt, J.Maxwbu. (Annes psycho!., IS, 1907), Gpbxby (Telepatkie,
1867) o.e. VfL hingegen E. Pabibb (Zar Kritik dea IsliBSthwcanB Bleib— Hnlin,
1867); A. Lmun (AbergUube «. 1— bei ei. 1906*; die T. berubt aaf einem Piastern)
it. *.; Deeno ra. Vom Jimuif der Seele. 1918*. 116; Zcbbo»ssb, Dm zweit» Genickt.
1913*; BIbwalo, Okkultmmue and Spiritkmw. i960. Vgl nagpatlnit
Trnmpeemjmemt (temperememtmn, Bf 6ms, Mmokung) ist die indlvidoett vor«
■rjalidinr Diapnsltion (s. d.) «ur Knutrhung von Gsmltsbswagaiigan (Gsfaklen.
Affekten) und damit viib— itenio Wllkmaregvngen «ad Vmilillingntllnlio, «ine
Deeonoere ax\ «er uemom- ona vi iiN'nmiii guaiwii. <#»asr mm
dorek: 1. SekneUigkeH (T ■inhtigkalt, Lebkeitigkeit) + Marke (Tiefe);
2. SehnelUgkoJt + ßekwieke; 1. 1 ■ngMmboil + Starke; 4. i.ingmmkett + Beksrnsas
der Butglrmkrit der Oer^f*» 1****^ ■"—*%—* tt^gyty»— rf R»«ktionen des Gnmtee
(vgl. Wüwot. Grda. d. pkymoL Psycho!. HI». 1906, 667 ff.). Den T. ist teiki phyam-
logmak, tafle peynhnioginnb bedingt «nd iet mm Teil in den rertr hkiiienen Ub»n»eitsrn,
bei dm unublioeiiea Gamihhuhmin and vor oukii denea Bamea and Völkern vor-
Physiologisch, aas einer beeonderen Mischwng der Elemente dm Körper» erklären
den Temperament Ebteoobubi (vgl. Tkoopareai, de man. 1 1 K PIatpb (Tism ss. 86 A ;
Republ. III. f 11). Abmtotblb* (De pari. nnim. 1. I f.) u. e^ kmnadem HnvosaaTae
naok de« „vier Hauptaiften": Hat (eangms). Schleim (pkmgma). echwar» GaOe
{p*Amyx*A4), gelbe oder weiBe Geile (z»24); neck dem Überwiegen eine» dieser Seite
undru^bderVerbindaagdeieelbtpgibtmdie iiiiibiirkm
(De nator. bomin. 4% baw., wie Galbwcs aaafakrt, acht Temperamente (,
De temper. I 6; 8; II. IX). Dient Lettre orklrt «ich. ao
physiologieeben Grundlage ■hgnlait, bie in die Neaarit . AnsUtt der Safte sinkt
Pabacelscs die Bestandteile Sah, Merkur, Schwefel heran, A. von Halle» dm Starke
und Reizbarkeit der Nervenfibern (Eiern, physiol. IL 5, sct. 2). Arn der lfmcbnng
..geistiger" und „tierischer" Kraft leitet daa Temperament Putm ab (PhUoe.
Aphoriemen», II. f 579 ff.). Kart anteracbeidet T. dea Gefühle und der Tätigkeit,
deren jede» mit Erregbarkeit (intensio) oder Abapannung (remkain) der Lebenekraft
verbunden eein kann (Antkropol. IL f 87). Kack Scbubbbbacbbb berubt daa T.
auf dem GegeneeU von Wecbeel und Dauer. Pamivitat und Aktivität (PsycboL,
S. 301 ff.), nach Huiait auf der Starke oder Schwache dm Lebenmyetema (WW. IX,
Krhrbach, S. 339 ff.). Nach Loni gibt ea reizbares und apathiechea T„ mit etarken
oder achwachen Reaktionen (Medizin. Peychol., 1852, S. 562; vgl. Haoemajcx, Psycho!.',
1911, S. 541 f., HörroiKO, Piycbol.', S. 447 ff. u. 4.). Kach N. Ach iat dae T. nicht
vom Gefühl, sondern diese« vom Willen abhangig. der wieder durch das T. beeinfluß«
i»t (Über den Willensakt und daa T.. 1910). — Vgl. DntcMEW, Die Lehre von den
Temperamenten. 1804; HanrnoTH. Psycho!.. 1827, 8. 262 ff.; C. G. CAnrs, Symbolik,
Temperaturempfindungen — Terminus. 659
1853, S. 30 ff.; Ribot, Psychol. des sentiments, 1896, S. 371 ff.; Fouillüe, T. et
caractere, 1895; Paulhan, Les caracteres, 1894; E. Hirt, Die Temperamente, 1905;
Muczynski, Die Temperamente, 1907; Met/mann, Intelligenz und Wille, 1908;
B. Hellwig, Die vier Temperament« bei Kindern10, 1909; Die vier Temperamente
bei Erwachsenen7, 1909; Heymans, Über einige psychol. Korrelation, Zeitschr. f.
angew. Psychol., 1908; Heymans u. Wieksma, Zeitschr. f. Psychol., 1901; Klages,
Prinz, d. Charakterologie, 1910; Elsenhans, Charakterbildung, 19152; Shand, Foun-
dations of character2, 1920; Kketzschmer, Medizin. Psychol., 1922. — Vgl. Charakter.
Temperaturempfindungen sind Empfindungen des allgemeinen oder
Hautsinnes (s. d.) und umfassen den Gegensatz von (kontrastierenden) Wärme- und
Kälteempfindungen, für die besondere Stellen der Haut besonders empfänglich sind
(Wärme-, Kältepunkte). Vielleicht entstehen sie durch die „Rückwirkungen, welche
die vasomotorischen Innervationen durch Ab- oder Zunahme des Blutzuflusses zu
den Nervenverzweigungen der Haut hervorbringen", also auf Grund einer chemischen
Reizung (Wundt). Sie entstehen nur, wenn die äußere Temperatur von der Eigen-
wärme der Haut verschieden ist (Steigen und Sinken derselben über bzw. unter den
„physiologischen Nullpunkt als Bedingung der Wärme- bzw. Kälteempfindung;
leichte Adaptation der Haut- an die Außentemperatur). „Konträr" ist die durch Reizung
der Kältepunkte seitens schwacher Wärmereize entstehende Wärmeempfindung,
„paradox" die durch starke Wärmereize entstehende Kälteempfindung (Kiesow,
Philos. Stud. XI, 145). Die Unterschiedsschwelle beträgt etwa 1/6° C — 1/20° C.
Vgl. Lotze, Medizin. Psychol., 1852, S. 411 ff.; Wündt, Grdz. d. phys. Psychol., II5,
1903, 6 ff.; Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 56 ff.: Goldscheider, Gesammelte Abhand-
lungen, I, 1898; Alrutz, Zeitschr. f. Psychol., 47. Bd., 1908; Arbeiten von Blix,
M. v. Frey u. a.; Fröbes, Lehrb. d. experim. Psych., I, 1917, 133 f.
Temporalzeichen s. Zeit.
Tendenz (tendance): 1. Neigung, Abzielen: 2. Streben im weiteren Sinne,
Gerichtetsein einer (gehemmten) Kraft, Spannimg zur Bewegung; 3. Richtung eines
Geschehens, einer Entwicklung, zu erwartender Fortgang derselben in bestimmter
Richtung. Vgl. Leibniz, Philos. Hauptschriften, I, 256 ff.; Cohen, Ethik2, 1907,
S. 127 ff.; Natorp, Sozialpädagogik2, 1894, S. 46, 56 f.; Stammler, Wirtschaft und
Recht2, 1896, S. 302; M. Adler, Marxistische Probleme, 1913. Vgl. Streben, Richtung,
Geschichte.
Terminalfunktion nennt Avenarixjs die Bestimmung der Grenzpunkte
eines wahrgenommenen oder vorgestellten Objekts als solchen und mithin die
Bestimmung jeder psychologischen Begrenzung überhaupt (Zur Terminalfunktion.
Aus A. Nachlaß, 1913.)
Terminismus (von terminus, Ausdruck, Begriff, Zeichen) ist die Lehre, daß
die „Universalien" (Gattungen, Arten, das Allgemeine) nur als (natürüche) begriffliche
Zeichen, Vertreter für Klassen ähnlicher Objekte Geltung haben (Occam u. a.). Vgl.
KÜTHMANN, Zur Geschichte des T., 1911; L. Kugler, Der Begriff der Erkenntnis
bei W. von Occam, 1913. — Vgl. Allgemein, KonzeptuaUsmus.
Terminus («fyos, eig. Grenze, Grenzmarke): Begriff, Urteilselement, das
Wort als Begriffsausdruck. W. von Occam unterscheidet „terminus vocalis" und
„t. mentalis" (Log. I, 1; 3; s. Allgemein).
Die „termini" des Schlusses (Sqoi, &%qo) sind: Oberbegriff („t. maior"), Unter-
begriff („t. minor") und Mittelbegrifi' („t. medius"). Der erste kommt im Obersatz
42*
Ternar Theumu«.
vor und tat im SchlunaaU Prädikat, der mite ist Untemü «ad kt im
Subjekt» der dritte in beide« Prlwiim (a. d.) «nd fallt im Scalufkate «na, da er
«oo Ober» «ad Unter begiiff verndttemde Holte spielt. — Vgl.
Trrnar : Draneit, von Getet, 8eeJe, Leib oder roa Gott ab Eraeoger (Vater).
(Sohn), Gate» (Baaoeb, Ober dea Urteraar. 1816: rgl. Gott).
I < i (iuan romparationla: diejenige, worin twei »ergliobene Objekte
ubereinatimmen.
i i tiiim nun dntar («kt Dritte» bteteki nfekt) «. Exotaai teriii.
Tests kl dar dlffcaaattettea ra/nbnlajte
ibretande. Vgl. Sr«a». Di« dtffareataaUe Pe yenologte ', 1980.
TetraUtj« [tttf+ntii): labegriff der rter «raten labten, darea
Zabl 10 ergibt (Prthagoreer).
I. i.ul, i u
i l.iiuatUaaa« (Mnua, Tod): Lear» roa dar tHwbNiakeal dea
(Habckbu W«ltrlteaL 1899, 8. 119 ff).
Theleaaaa (*«*«, Gott) ut dar Glaube aa eine« prnftrdioba«, einheitlich-
selbständigen and ■rlbatbaaruflten, „telmmUgan". roa dar Welt rereoatedenea, «bar.
«wltDoba« (traiaaenoanton) Gott, dar dte Welt geeobeffin bat oder ewig echafft. Dar
gern! tagte Tb. betont «eben dte Tranaaaadeaa aucb dte Immanent Gottoa oder deaaen
Wirken in der Welt, dar Pattentkeiamue (a. d.) daa EJabiMikloanaaiii« der Welt In
Gott (•. d.).
Der Tb. im laajn« Sinn« wird oft vom ..Dekmu«" (s. d.) untereebieden. So
glaubt naok Kaut dar Datei an einen Gott, dar Tkatet aa einen „liln«iag«a Gott
(Krit. d. rein. Vera, 8. 4M); er aclbet eartritt atoaa ,,moraltenh«n Theismen (Vorka.
über dte pkiloa. Religionetebxe, 8. »f.; rgL Morabacker Bovate). - Tbetetoa atnd
l*xoox, dte awtetea Soholastikcr. Descabtes, Locke, Leib*u, Bnaat.Br.
Cam. Woltt, Jaooat, Fama, Gürraaa, Uanaanr, Beseee. FaoBaTiamaa,
>i. Fische» (Dte Idee dar Gottheit, 1839), Dbctixobb, W. Ro«exe«axte.
TanvDSLBxaCBO u. a. Den „«peknUtiren Tb. mtieaaa C. H. Wo» (Dte Idee dar
Gottheit, 1833), Wurm (Dte «pekul. Idee Gottoa, 1845), EL Scaauas (Gott, H
und afenech. 1857). WnasaxaoBX (Vorlee, Ober den Paathekmue u. Thekmue, 186«),
1. H. Ficht« (Über dte Bedingungen dee epekaL Tbeiamua. 1835; Spekulative TbeoL,
1846—17; Dte tbeiatteche Weltanskht, 1873), l'uuci (Gott u. di. 1861).
J. Sbxoleb (Dte Idee Gottoa, 1845-52). F. HorntAXX (Tbeiamua u. Pantheiamue,
1861) u. a, Tneiaten aind ferner Th. Webeb, L. Schmd, Tbahxdobjt, R. Setdel.
F. Ruhme« (Wiaaenackaft u. Leben. 1871 f.). H. Späth (Welt u. Gott, 1867; Th. und
Pantbeiamua, 1878). X. StCbcejw (MeUphya. Eeeeye, 1882). A. L. Kym. J. Em.«
(Gr. d. Philo... 1892). Dobxk«, Class, Stölele. Gbyse» (Daa philo«. Gottoeprobtem,
1899), Stöcbx, GCTBBBJ.BT. Haoemaxx, Bbaio, Commek, Reine B. Des nebt. KOltb,
ScHWABTEEorrr, Wyxbxhx, Waaimjmaa, Jeecsalem u. a„ Fbaskb (Philo«, ol
Tbetem. 1899), J. Lixdsat (Reoent Adranoea in Tbetetic Philoa. of ReUgioa, 1897).
Mabtixbau, Romanes (A candid Examination of Theiam. 1878). Rotcb (The Ooeoapt
of God, 1897), J. Wabd, James, Jostu« (Prolegomena tum Th., 191 1 ) u. a. — VgL Gott,
Person, Scholastik, Dualismus, Henothekmue.
Thelematologie — Theophanie. 661
Thelematologie: Lehre von der Natur und den Wirkungen des Willens
(Cbusics, Feder u. a.: vgl. Windelband, Über Willensfreiheit, 1904, S. 66 ff.).
Vgl. H. Kbatz, Theletik, 1891.
Thelismus (Thelematismus) s. Voluntarismus.
Theodizee (theodicee, von d-eös. Gott und öUaios, gerecht) ist die Recht-
fertigung Gottes gegenüber den Übeln und Unzweckmäßigkeiten in der Welt, die mit
der All Weisheit, Allmacht, Alliebe Gottes nicht vereinbar zu sein scheinen (vgl. Kant,
Über das Mißlingen aller philos. Versuche in der Th.. 1791). Durch Erklärung der
Existenz oder Notwendigkeit des Übels wird der Zweifel an der Existenz einer dem
Vollkommenheitsideal entsprechenden Gottheit begegnet (s. Übel). Eine Th. ver-
suchen im Altertum besonders die Stoiker, in der neueren Philosophie besonders
Leibniz, der eine „Thöodicee" verfaßte (1712). Vgl. A. Jung, Panazee u. Th., 1875;
R. Wegeneb, Das Problem der Th. in der Philos. und Literatur des 18. Jahrhunderts,
1909; J. Kbemeb, Das Problem der Th. im 18. Jahrhundert, 1909; O. Lempp, Das
Problem der Th. in der Philos. und Literatur des 18. Jahrhunderts, 1910; H. Lind Ar,
Die Th. im 18. Jahrhundert, 1911 ; K. Wolf, Schillers Th., 1909. — Th. bedeutet auch
philosophische Lehre von Gott (vgl. Gutbeblet, Lehrb. der Philosophie I4, 1906).
Theogonie: Götterentstehung und Lehre von derselben, bzw. den Gottes-
vorstellungen (Hesiod u.a.; vgl. Schelling, Philos. der Mythologie, S. 123 ff.:
Fecebbach, Th., 1857).
Theologie (d-eoAoyia): Götterlehre (vgl. Aristoteles, Metaphys. III, 4,
1000 a 9), Gotteslehre, wissenschaftliches System der Religion (seit Abaelabd). Die
Scholastiker unterscheiden (seit Raymttnd von Sabtjnd) natürliche (rationale)
und geoffenbarte Th. Ferner spricht man von einer ,, mystischen" (symbolischen) Th.
(Joh. Gebson, De myst. theol. 6), von einer „affirmativen" und „negativen" Th.
(Psetjdo-Dionys, De myst. theol. 1 ff. ; Joh. Scottjs Ebttgena, Nicolaus Ccsancs,
De docta ignorantia I, 24, 26, u. a.; vgl. Docta ignorantia, Mystik). — Die Scholastik
unterscheidet scharf zwischen Philosophie (s. d.) und Th.; erstere beruht auf dem
„Licht der Vernunft", letztere auf dem „Licht der Gnade" (vgl. Thomas, Sum. theol. I,
1, 2). Nach Dttns Scottjs ist die Th. keine strenge Wissenschaft, sondern mehr eine
praktische Disziplin (In 1. sent prol.; vgl. III, d. 24, 1). — Eine „spekulative", den
Gehalt der Religion und der Dogmen philosophisch interpretierende Th. begründen
Schelxjng, Baadeb, Güntheb, Hegel, I. H. Fichte u. a. — Nach L. Feuebbach
ist das Geheimnis der Th. die Anthropologie, denn Gott (s. d.) ist nichts als das
„vergötterte Wesen des Menschen" (WW. VTII. 20). — Vgl. Theologia deutsch,
hrsg. 1907; Spinoza, Theol.-politischer Traktat, K. 15; Chb. Wolff, Theologia
naturalis, 1736; Kant, Krit. d. rein. Vera., 1781; Vorles. über die philos. Religions-
wissenschaft; Schleiebmacheb, Kurze Darstellung des theol. Studiums, 1811;
I. H. Fichte, Spekulat. Theologie, 1846 f.; Wernes, Geschichte der kathol. Theol.2,
1889; Dobneb, Gesch. der protestantischen Th., 1867; E. Catbd, Die Entwickl.
der Th. in der griechischen Philos., 1909; Tboeltsch, Die wissensch. Lage u. die
Anforderungen an die Th., 1901; G. Wobbebmin, Grundprobl. der systemat. Theol.,
1899; Th. u. Metaphysik, 1901; K. Thteme, Philos. Studien XX; Reischle, Th. u.
Religionsgeschichte, 1904; J. M. Vebweyen, Philosophie u. Theologie im Mittel-
alter, 1911. — Vgl. Gott, Religion, Wissen, Metaphysik (Aristoteles).
Theophanie (d-eocpdveta, theophania): göttliche Erscheinung, Offenbarung
Gottes in der Natur und in der Seele (Joh. Scotüs Erit/gena, De"divisione"naturae I,
Theorem Theo»ophle.
7 ff.; III. 4. 19; V. 25). in der Onsnhlshto (SonUDM» HsoB. s. «.). Vgl. F.
Theopbaaie. 1865. Vgl Offenbarung.
Theo res«: l>br«su («. d).
Theoretisch (9-fipimis, sfmoaletivus): auf dm Theorie, die Erkenntnu
lriif*#. «Isr Theorie »rrh, «kmnmhsflnVh. «in Bris (sieht Sollen) sum Gegeostasde
(•. d.) wird «ntwsuhfades. Vgl. Asistothlss, msmphys, V 1. 1015 b 15. Vgl. Philo,
sophie. Prektierh. Wl ulifl,
Themrie {9*mflm) holt« ursprtnglieh ftMr sohlung. yliUp Anschauung.
Th. in neueren 8bme bedeutet 1 . dm Gem<cmatt cur Prasm (e. d.y. dl» Uot» Erfcmttttk;
2. eines Gegaseets mr Erfahrung (im 8inne der Empirie), dm Unilfftlnlw Erklärung
einer Tataarhcngiuupo, die methodische Ableitung dseesllmn im ein*m einteilt lii lern
Prinzip, mm itlpmilnio. CTintoin. oft ob AbschmS einer Hypothese (.. d.) oder eh)
Hypothese, dm «ich an der Erfahrung dauernd bewahrt hol. Der Wort einer Th.
besteht in ihrer Ihannlanjhin ZeinfcmlJhjfcoil» d. h . in ihrer Eignen« nr fslitafJii
Imhorroohoag (Ordnen«. VseshsJmrUmhusg) de* Oigshassa. Vgl. AsmoTaxs«,
hfctephy». Xn 7. 1071 b U (Dm Th. öl» hBahUn Ort); Hckbu Log. Untersuch. I.
232; WoiroT. Logik I*. 1905. 44« ff.; Bomun, Pn|.Mmi-ni— ah. Sehrtfteu. 1905.
8. 75 ff.; Poctcas*. Wimrmdmlt und Hypothese, 1905, «od DwssM, Hol m. Struktur
der phyuihal. Theorie, 1909 (Dm WuTtluMuha, Konventionell* in der Tb); Mach.
Wärmelehre». 1900. 8. 999. 451 ; Ja* es, ftagmaflamisi. 1909, 8. 99 ff . (dm Th. ob
..Wetkaeug"); F. C. 8. Scsnxsn, Hnmsiimmus, 1911; Formal Logic. 1919. - Vgl.
Hypothese. Physik, Pr«fai«lsssm\ VolnnUimmnm. Vernunft (praktische), Aktivismua,
Pmxm.
Tlieofla (Armm* denVetio): VnmiHssf, Verthnttehnag der Seele mit Gott,
Aufgehen derselben m Gott, Vereinigung mit der Gottheit m der „unio myrtics"
eis höchstes Sei und Gut. So noch Plato* (4^ote9o9mt &*+, Republ. X. 6
Phoed. OtBff.), Pblov (Leg. ellegor. III. 9). Pumv (Enneed. U1;VM1
Pastroo Diokti» (De eccke. hier. 9). Jos. Score« Ehtcokxa (De divia. n»t
3fU Meister Eckbast (Deuteche Mystiker II, 543«.). Nicolai» CvsAXt» (De
filiat. Dei, f. 57. l\ Pico toh Maahdola. Massolit» Ftcnrom, Asssu» Stlsstc«,
J. Böhms, Ficstb (Anweisung tust seliges Leben) u. a. Vgl. Mystik. Nirwana.
SmSSSSJmwL
Theonophle (»eoeep/s, Gotteeweieheit): mystische, unmittelbnre Schaumig
und Erkenntnis Gottee; höhere« Wimen um Gott und die gotthohen QssSmv
nime der Sohöpfunp. Theoeophen sind die NeuplatoniW. C.noatiker (s.d.).
Mystiker (s. d.\ V. Wamst, K. Scswwcsrsu», 8. Fhavck. J. Böhms.
E. 8WKDEXBOS0 (Theo). Schriften, hrsg. 1904). OrrtMous, Baadbb (WW
Schbluso (vgl. C. Fra.vtx. S.a poait. Philos., 1979 f.). St. Mastix (Le ministerc
da l'honune d'caprit, 1802, u. s.) u. s. Zu einer Ober «im Erdteile verbreiteten Sekte
wt die Tbeosophie im 19. Jahrhundert vor allem durch H. P. Blavatsht und H. Sthll
Olxott geworden. ..Theosophieche Gesellschaft". 1875. Seit 1879 Hauptsiu Adyar
in Indien. Seit 1907 Vontitxender A.Bbsast. Devon tweigte sich 1913 die.. Anthropo.
sophische Gcsellschsit" ab, Vorsitz Rudolf Srxarre. Ziel der Theosophie Ist
„Erkenntnis der wahren Menechennstur oder des göttlichen Wesen«, das sUrm Dasein
als Einheit zugrunde liegt". Das wichtigste Mattel dazu ist Erkenntni» der „in der
Natur waltenden, noch wenig bekanntes Gesetae des Geiste«
Theosophie. ß&3
Entfaltung der im Menschen noch schlummernden höheren Seelenkräfte". — Der
Mensch ist zusammengesetzt aus 7 Grundteilen: Körper, Lebenskraft, Astralleib,
Tierseele, Menschenseele, Geistseele und Geist. Durch deren Entwicklung steigt der
Mensch stufenweise empor im kosmischen Alleben. Als Bindeglied zwischen den
niederen und den höheren Grundteilen dient die „Menschenseele" (auch Manas oder
Denker genannt). Kraft dieser Denkkraft kann der Mensch sich über das Irdische
zur Allgottheit erheben. Vermittels dieser Vergeistigung wird das Individuum eins
mit dem Makrokosmus, Gott.
Die Kosmologie der Th. ist mystisch-pantheistisch. Gott ist „die eine Kraft,
die eine Quelle, welche alles Dasein ernährt, aus der alles Dasein fließt und zu der
alles zurückkehrt*'. Gott ist der Allgeist, geistige Grundlage des Weltalls. Die Welt
selbst ist der Lebensprozeß in der Gottheit. In sieben Ebenen, die in der siebenfachen
Natur des Menschen ihr Abbild haben, schichtet sich die Welt übereinander. Die
niederste ist die physische Ebene, die höchste das Eingehen aller Individuen in das
Alleine, das Pari-Nirwana. — Ziel des menschlichen Lebens ist die Entsinnlichung,
die Vergottung. Das geschieht nicht in einer einzelnen Inkarnation, sondern in viel-
facher Wiederverkörperung. Es handelt sich freilich nicht um eine Wiedergeburt des
empirischen Individuums, sondern „um das Wiederoffenbarwerden des himmlischen
Menschen in einer neuen Persönlichkeit". Neben der Reinkarnation ist die Karma-
lehre ein Hauptbestandteil der Theosophie. Karma ist „das Gesetz von Ursache und
Wirkung auf der geistigen, moralischen und physischen Ebene". Es ist das Gesetz
des Ausgleichs im Menschenleben. Jede Tat, jedes Wort, jeder Gedanke haben nicht
nur äußerlich sichtbare und zu berechnende Wirkungen, sondern auch „innerliche".
Diese inneren Wirkungen formen im Augenblick des Todes den Keim unseres künftigen
Geschicks. Karma ist danach im besonderen „die Gesamtheit der aus dem Ego selbst
hervorgerufenen Ursachen". Jede Reinkarnation schafft so ein neues Karma, bis die
Nirwanastufe erreicht ist. Die geringste Zahl der Reinkarnationen, die sich außer
der Erde auch auf andern Planeten abspielen, ist 800. — So verquicken sich in der
Theosophie brahmanistische, buddhistische, christliche Elemente mit modern-
evolutionistischen, auch spiritistischen.
Die neueste Entwicklung der Theosophie, die Anthroposophie, ist besonders
von Rud. Steixer herbeigeführt, der mehr im abendländischen als im asiatischen
Kulturkreis seine Anregungen sucht. — Die anthroposophische Erkenntnis, das
„Hellsehen", wird durch eine komplizierte, aber erlernbare Praxis gewonnen, durch
die die höheren Fähigkeiten des Menschen ausgebildet werden (Geheimschulung).
Den Anfang macht eine „Grundstimmung", der „Pfad der Verehrung". Darauf folgt
die Schaffung von Augenblicken „innerer Ruhe". In diesen erwacht der „höhere
Mensch". Er findet sich in der „Meditation". Auf drei weiteren Stufen, 1. der Vor-
bereitung, 2. der Erleuchtung, 3. der Einweihung steigt der Geheimschüler dann
empor. Die Vorbereitung besteht in einer ganz bestimmten Pflege des Gefühls-
und Gedankenlebens. Dadurch werden Seelen- und Geistesleib mit höheren Sinnes-
werkzeugen und Tätigkeitsorganen begabt. — Die „Erleuchtung" geht von ein-
fachen Vorgängen aus, gewisse Gefühle und Gedanken, die in jedem Menschen
schlummern, gilt es zu erwecken. So bilden sich „Hellseherorgane", „Geistesaugen".
Damit sieht man „seelische und geistige Farben". Die höchste Stufe ist die „Ein-
weihung". Nach mehreren „Proben" betritt der Schüler den „Tempel der höheren
Erkenntnisse". Hierüber gibt die exoterische Lehre nur Andeutungen, der Ein-
zuweihende erhält den „Vergessenheitetrank", den „Gedächtnistrank" usw. —
Ergebnis des „Hellsehens" ist vor allem die Wahrnehmung von Gebilden wie „Rädern"
00| These - Theurfie
Psilinnanhaliinsngsn Es emd dts „Wnnasorganf der Seele**. Von dar
dar »ehmbstlltfrigaa Lotosblume a. B. klagt da» E» wer bang gewiaeer Fähigkeiten
ab. Von dar latajiaJktoBg dar aaAahliHrigaa iMsnhlama hingt die Plhigkeit »um
Verkehr mit Wesen höherer Walt ah. Dia svaJMlttrif» Lotuebhune bedingt die
MflgHehhatt, eich mit llBimu»dnsisa gaietigen Wesen in Virbiadaag ta eetsen usw.
(Vgl. bei Sranalt Wie erlangen «fr Fitwnnlaami dar höheren Wehe©. 1919".)
Abgesehen tob dar ..iihiimldaihiuiiMiühin" Graadfegang anmiattsnldat «eh
die A. wenig roa dar Tfasoeophk, Statt dar Mihanuhl berrecht diaDreiiahl im
drei: dar physische Leib, dar Atherteib, dar AatratWb; Jeder dieser serflllt wieder
ia drei Teile. Ähnlich wia a dar sitereu Tbeosophis «ird aar* roa dm Aathropoaonhir
ebw Evolution anmmnmiiw. am ManuiaaeiaM Fauns «einen m dm Welt dm
'irr Welt dir Sonwnwit dl«*
Aach dfa MiHiibbiltammhlihf «fad insiii a gedeutet. Dm
rmyatarium «rar. 8» stellt d» A.efam ia ammmihsflliiibta Oewand
giiljaiibjm Mjlhrtlngit dar, tint W*Tr*nmg -m Mjrtfr wrrf iiitilmbtaaaml fl|iabHaaaliBii
Grundlegend fflr Theosophie: H. P. Bulvatsst. flalmimlahie III. 19»
(davs»eh);KataehlriermIsfa(Iswuavvilr Itmujrr. Der Tod — aad wsadsnn?;
Reinkaroation; Karmas A. Bmurr «od C. W. Ls-adsbateu, Okkulte Chemie. 1913;
A. P. SivyiTr, Dia eaotmisuhs Lehre oder Oibefanhsddhiamm; F. Ha*tma*x. Was
ist Tbaoaaphie?. 1901; L. Dunuia, Das Mysterium dm Mfiohan, 1910. Weitere
IJmratar ia den Katalanen dm ttwomphsmkon Virhgahirswi Lsipsig. Zeitschriften:
Tbe Tbeoeophiet, Lotoeblaten, ffrphiffiff. Theos. Wagwaiaer, Theos. Kallar, Theos.
Bausteine, Praaa uew.
Grundlegend für die Anthroposophie: Rpp, Sramm, Dta Oefaeimarimsmu baft,
1921»-"; Wie erlangt man Rheuntuims dar höheren Wehen I. 1919»»-"; Dia
Schwalle dar gafamgan Wart: Dar Saal» Erwachen ; Dia Kernpunkte der eoeJalen Prag«;
Theoeophie; Die Mystik; Dm Christentum ab mystische Tema che; Philosophie der
Preibait (aas Osuiisaa vortheoeoph. Zeit); Dia Rltael der Phflosopbi* «rw.
Beurteilungen: A. Lksmawk, Aberglsube and Zauberei, 1908*; W. Baoav,
Theoeophie und Anthroposophie. 1921 ; Tbcoeophie und Theologie, 1907; bt Danton.
Vom Jenseita dar Seals. 1918*; K. Onranncn, Dar OkkaHiamos im Weltbild der
Gagansmrt», 1921 ; Chb. Gera, Theoeophie a. Religion. Tbeosoptnaa.TlamIogia.1919*;
RiTTKUiBTKa, Von der Theoeophie Rad. Steiners, 1919; HmnT.an, Anthroposophie
und Christentum. 1919; Teuus, R. Steiner als Philosoph «ad Theosoph, 1919;
Fnanuar, Moderne Theosophen. 1912; Die okkultietieche Bewegung, 1912; Rrrsn»
ixko. Philosophie ab) Kunst, 1920.
The»« (theeis, Moie): Behauptung, Setzung (s. d.). Thetiaeh ; schlechthin
setasnd. Thetiscbe Akte, aeinmetsende Akte im Gegensats au den doxkchen -
GUubenscharakteren bei Hcssasx (Ideen xu einer reinen Phänomenologie, 1913.
In thesi: in der Regel. Vgl. Antinomie, Dialektik, Synthetisch.
Thenrgie (£eee#/fo): Glaube an die Beeinflussung von Göttern und
Dämonen im Dienste menschlicher Zwecke (Jambuc«, Pboklüs u. s.).
Thnetopsychiten — Tierpsychologie. 665
Thnetopsychiten («topMpvgjtaM, von «»inj www, sterbe, tpt;/»;, Seele) heißen
die Anhänger der Lehre, daß die Seele zugleich mit dem Leibe sterbe und auferstehe
(POMPONATirS u. a.).
Thomismns heißt die Philosophie und Theologie des hl. Thomas von
Aquino, dessen Anhänger, die (meist dem Dominikanerorden angehörenden) Tho-
misten, erst (nach dem Lehrer des Thomas, Albertus Magnus) „Albertistae" hießen.
Im Gegensatze zum Th. steht zum Teil der Skotismus (s. d.) und Okkamismus. Der Th.
ist eine Synthese des (modifizierten) Aristotelismus mit der christlich-theistischen
Weltanschauung (mit Augustinischem Einflüsse); er vertritt den Intellektualismus
(s. d.), gemäßigten Indeterminismus (s. Willensfreiheit), gemäßigten Realismus
(s. Allgemein), die Lehre von der Einheit der substantialen Form im Menschen, von
der Individualität und Unsterblichkeit der Seele (s. d.), welche die immaterielle
„Form" des Leibes ist; das Individuationsprinzip (s. d.) ist die „materia signata".
Gott ist Schöpfer der Welt (mit der Zeit) und nur aus seinen Wirkungen erkennbar.
Alles in der Natur geschieht zielstrebig (Kommentare; Summa theologica, z. B. 1894;
deutsch 1891 f. ; Contra gentiles, 1892 u. a. ; Opera, 1570 u. a., 1882 ff. ; vgl. K. Webber,
Der hl. Th. von A., 1858 f.; Eccken, Die Philos. des Th. von A.2, 1910; Th. von A.
und Kant, 1900; Schütz, Thomas-Lexikon2, 1895; Jansen, Der hl. Th. v. A., 1898;
S. Bove, S. Tomaso de Aquino, 1913; Endres, Th. v. A.. 1910). Thomisten sind
Aegiditts von Colonna (Aeg. Romanus), Hervaeus Xatalis, Th. Bradwardine,
Aegiditts von Lessines, Siger von Courtrat, Johannes Veröor, Petrus Ntgri,
Thomas de Vio (Cajetanus), Domin. Sotho, Bellarmin, Tolettjs, G. Vasquez,
Suarez, Heinrich von Gorkcm, M. Saravettts, F. Silvestre u. a. Betreffs des
Neothomismus s. Scholastik. — Vgl. V. Grimmich, Lehrb. der theoret. Philos.
auf thomist. Grundlage, 1893; A. Portmann, Das System der theol. Summe des hl.
Thomas2, 1903; Grabmann, Thomas von Aquino, 1912. Ausführliche Literatur:
Ueberwegs Grundriß d. Gesch. d. Philos. (ed. Baumgartner), 1915, 166* ff.
Tiefenvorstellung entwickelt sich durch das Zusammenwirken beider
Augen, unterstützt durch den Tastsinn: von Einfluß sind die Größe des Netzhaut-
bildes, Licht und Schatten, Konvergenz bewegungen, Akkomodation. Vgl. Locke,
Essay II, K. 9, § 8; Berkeley, Theory of Vision, 16 ff.; Wtjndt, Grdz. d. physiol.
Psychol. II5, 1903, 587 ff.; H. Cornelius, Psychol., 1897, S. 274 ff.; Jodl, Lehrb.
der Psychol. I3, 1909, 431 ff.; E. R. Jaensch, Über die Wahrnehmung des Raumes,
1911 (T. primär durch die Wanderungen der Aufmerksamkeit erzeugt) u. a. (vgl. die
Literatur unter „Raum"; Entfernung). Nach Spengler (Unterg. d. Abendlandes I,
1917, 242) ist Raumtiefe — Zeit. Das Tiefenerlebnis ist mit dem Erwachen des
Innenlebens identisch.
Tief sinn ist die Fähigkeit, den verborgenen Gründen der Dinge nachzugehen,
schwierig erkennbare Zusammenhänge zu erforschen und bis zum innersten Wesen,
zu den Grundlagen des Gegebenen vorzudringen. Vgl. Chr. Wolff, Vernunft.
Gedanken von Gott .... I, § 209; Volkmann, Lehrb. der Psychol. II4, 1894/95, 298;
Hagemann, Psychol.8, 1911, S. 116.
Tierpsychologie ist die Lehre vom Seelenleben der Tiere auf Grund der
nach Analogie mit dem menschlichen Seelenleben erfolgenden Deutung der psychischen
Vorgänge in den Tieren. Diese Analogie muß mit kritischer Vorsicht gehandhabt
werden. Es zeigt sich, daß schon die niedrigsten Tiere ein primitives Empfinden.
Fühlen, Streben besitzen, auch wenn die Handlungen der Tiere von außen betrachtet
»>V, Tierpsychologie.
Art.
dm mit der
« t«j«t l . _ «w . »« ,._.! C V.l.» _
DCgnniMMPB t/rtrilr un<l :v n!U»»\ kurr <1h-
die ImsalHa Tetiiaiefken, die
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ete-hmi impfihtn. iwui such Instinkt* (s. d.) «am Teil wandhmmsWg sind und durch
indiriduellr Krf*hmafPO erganxt tw Am. Bei vielen TWeu ftndenekm Midi so«»»l.-
bw Dmkflhltlrert, ■ohrelbsa dm Tmrm
(De anima). Ponrnrn and dir Scholastik n. Hmenfsn iiliBufca« Oombs
Dmcabtm, MifiwiOTn, Snrau, Looks u. a. in dm TWm Male
Automaten. Hipp» echreibt H. Rosarius (1645) dm TWm Venranft su. Ver-
mittelnd lehrt Lroira, nach welchem dkm Tbrm ein ..Armiogrm dar Venranft"
(„analogon rmtionb". Vorstellung, (mdlchanlt, Asnotmtmw. Erwartung) zukommt
(Mooadol. »ff.); Ähnlich lehren Cn. Wocrr. Hirns, RjütT. 0. F. Mm (Venweh
Lahrgebeudea m dm Seelen dar Tiere. 1760). H. 8. Rsnuftva (Allan.
Oher die Triaba dar Tiara*. 1773). Q. LanoY (Lettre« aar ms
1781), O. E. Scbvub. Hanau Sonors» aACEn. Bcidac« (Komparst.
Psychol.. 1641 f.), C. O. Cascs (Verziehende Psycho!.. 1666). Scnrnn (Veraaah
«mar mllstlndigm Tlerpeychol.. 1640). Fuxmm (Psyehol. cnmparee*. 1664).
F. 8anrum (VergWcbmde Seelenkunde II. 1861-67). Vnnou (Ober db Funda-
inmUlgiaetae dar Intelügmx Im TWreich. 1676). O. Fifton. (Da. BiBSmlibm dar
Tiere». 1867). Bücnrm (Aaa dam OeirtmVbm dar Tiare«. 1866). Softnor» (Dar
tierische Wille, 1860). Pasr n, WcvoT (Vorlm. Ober dm mwwrmm- a. Tkweaem». 191 1 ;
Grds. dar phys. Psychol. I«. 1908. 51 ff, 159«.). Danen». Lraaocn (Dm Smne und
daa geistige Leben dar Tiara, 1669). Roma»» (mental Evolution in Ammab. 1663.
deataak 1888). C. L. Moboav (Animal Life aad InaalliaBnce. 1800f; H*bttandlnatinet.
1896 (deuUrh 1908); Introdnetion to comparative Physiology. 1894). Warhakk
(Instinkt und Intelligent im Tierreiche». 1905). Gaoos (Dia Spiele dar Tiere. 1896).
R. Geaksb» (Dia Vorstellungen dar Tiere. 1906), HAomsA*» (Psycho!.». 1911).
K. 8onrBDB ( Vorlea. fibar TierparchoL 1909) u. ». (rgl. M. Kttuxqkb, Zeitechr.
f. Psychol., 56. Bd.. 1909. 1911; v. UizxOix, Im Kampfe um die Tierseele. 1901;
Umwelt und Innenwelt dar Tiara. 1909). Rein nun hsnietJsrh deuten die Handlungen
der (niederen) Tiere J. Lou (Einleit. in die vergleichende (VhirnphysioL, 1901).
Brn» u. a. (s. Instinkt); Tgl. Zun Strasse*. Die neuere Tlerpeychol., 1907. — Vgl.
F. Ltnus. Psychologie der niederen Tiere. 1905; Vsawo*», Psychophysiol. Protisten-
•tudien, 1889: OsureLT-Xswix. Kleine philo«. Schriften. 1903; Zell. Ist das Tier
unvernünftig?, 1908; Prrjiroarr. Das Pferd des Herrn von Osten, 1907; K. Kraix,
Denkende Tiere, 1911; Foul, Das Sinnaaleben der Insekten, 1610; Dm psychieehm
Fähigkeiten der Ameieen, 1901 ; Ennron und CLAFABiDS, Ober Tierpsychologie. 1909;
Timokratie — Tod. 667
Nicolai, Die physiologische Methodik zur Erforschung der Tierpsyche, 1907; W. Mills,
The Nature and Development of aniraal Intelligence, 1898; G. Bohn, Die Entstehung
des Denkvermögens, 1911 ; Die neue Tierpsychol., 1912; Thorndike, Animal Behavior,
1909; Animal Intelligence, 1911; Clapar^de, Handbuch der Naturwissenschaften, IX:
Kafka, Einführung in die Tierpsychologie auf experimenteller Grundlage I; Die
Sinne der Wirbellosen, 1913; Handb. d. vergl. Psychol., 1922, I; H. Volkelt, Über
die Vorstellungen der Tiere, 1914 (T. haben kein Dingbewußtsein); Franken, Instinkt
und Intelligenz eines Hundes, Zeitschr. f. angew. Psychol. IV, V; C. v. Hess. Die
Entwicklung von Lichtsinn und Farbensinn in der Tierreihe, 1914; W. Köhler,
Intelligenzprüfungen an Anthropoiden, Abh. d. Akad. d. Wiss., Berlin 1917; Nachweis
einfacher Strukturfunktionen, ebda. 1918; Zur Psychol. d. Schimpansen, Psych.
Forsch., 1921 ; K. Schröter, Anfänge der Kunst im Tierreich und bei Zwergvölkern,
1914 (Über Gefühlsausdruck der Tiere). Vgl. Mneme, Ausdruck, Trieb, Instinkt.
Timokratie (Timarchie): Verfassung, bei welcher die Ehre die Grundlage
ist (Platon, Republ. III, 545 B f.) oder wo die Ämter sich nach demVermögen richten
(Aristoteles, Eth. Nicom. VIII 12, 1160 a 31 ff.).
Tod heißt die endgültige Sistierung des Lebensprozesses (s. d.), die Auflösung
des Organismus in seine anorganischen Elemente, infolge Überwiegens der Dissimilation
und Aufhörens der Assimilation, der Umsetzung anorganischer und fremder organischer
Energie in die spezifische Energie des Lebewesens, der Selbstregulation. Psychisch
ist der T. das Aufhören des empirisch-individuellen Bewußtseins, einer sinnlich wahr-
nehmbaren Erscheinung des Geisteslebens, einer bestimmten Form der „Spiegelung"
des Universums (s. Unsterblichkeit). In der Natur wirkt der T. als Züchter (s. Selektion)
und als Mittel zur Vermannigfachung des Lebens („ein Kunstgriff der Natur, viel
Leben zu haben", Goethe, WW., 40. Bd., S. 6). Die Erscheinung des Todes hat große
Bedeutung für den Mythus, die Religion, die Metaphysik, die Ethik, Soziologie usw.
Als Trennung der Seele vom Leibe, zugleich als Läuterung derselben betrachten
den Tod Platon (Phädo 67 D), Plotin (vgl. Ennead. I, 7, 3) u. a. Nach Epikur
braucht uns der T. nicht zu kümmern, denn das Aufgelöste empfindet nichts (ö d-dvazog
oiSbv 7iq6s ?;uäg, Diogen. Laert. X, 139); ähnlich lehrt Cicero: wenn wir sind, ist
der Tod nicht, wenn er ist, sind wir nicht (Tuscul. disput. I; Cato Maior 18, 66). Als
Folge des Sündenfalls betrachtet das Christentum den T. (vgl. Augustinus, De
civit. Dei XIII, 1). Nach Leihniz ist der T. eine „Involution" (Vereinfachung, Ver-
kleinerung) des Organismus (Monadol. 73; ähnlich Bonnet: s. Palingenesie). Als
Übergang zu einer neuen Art des Daseins betrachten den Tod Herder, Swedenborg,
A. Weishaupt, Chr. Krause, Beneke (System d. Metaphys., 1840, S. 456 ff.),
Fechner (Über die Seelenfrage, 1861, S. 120), I. H. Fichte (Anthropol., S. 317 ff.),
du Prel u. a. Nach Hegel ist der angeborene Keim des Todes die Uhangemessenheit
des Tieres zur Allgemeinheit, welche durch den T. aufgehoben wird, indem das
Individuum seine Einzelheit der Allgemeinheit einbildet. Das Lebendige stirbt „an
der Gewohnheit des Lebens". Durch den T. ist das „letzte Außersichsein der Natur"
aufgehoben, und die Natur geht nun in den Geist (s. d.) über (Naturphilos., S. 692 ff.).
Nach Br. Wille ist der T. „abgetanes Leben", dem Willen zum Sterben, zur Erlösung
von den Schranken des Ich entspringend (Offenbarungen des Wacholderbaums I,
222; II, 391 ff.). Nach Ostwald beruht der T. auf der Herrschaft der Entropie (s. d.)
im Organismus. Vgl. Schopenhauer, Welt als Wille und Vorstellung, II. Bd., K. 41 ;
Neue Paralipomena, § 287, 301, 29 (der T. trifft nicht das zeitlose Wesen des Menschen,
ist nur Erscheinung); Fechner, Das Büchlein vom Leben nach dem Tode5, 1903;
Ton Totalität.
Düarao. Der Wart daa lab— *, 8. 170 ff.; 6. A. 1901; Gott*. Über daa Ursprung
de* Tod««. 18»; H. Bacxaa. Aphoriexoeu ftber T. «ad Unsterblichkeit, 18»;
Boükobao. La prohlsmi da U mort*. 1804; TwaDun, Vom Laban «ad vom TodaT.
Studien aar Katar dea Mianihir. 1884; Mastsbu»ck. La mort, 1913; Gctaü. Dia
IrreUgioo dar Zukunft. 1810 (Dar T. i>i aar eine ..latent* B.sigaag daa eniveeeahm
Leben.'); Hnutau „Logo*". IilimaaiHtiaaag, 1918. II; Hosjnma, Weg« tarn
Laban, 18»; De Peau Der T». 1901; O.Buxm. Vom Tode. 19»; Daera«, Levis
ei U mort, 19»; P«*aao». Tbe flannai of Daatii: A. Wauausa. über die Dauer
de* Leben*. 1 8»; Ober Üben «nd Tod. 1884; RiaaneT. I>rr Tod aoe Ahermebwaebe.
18»; MCaxau»*. Daa AHera aad dar phvaioL Tod. 1810; Ja*««©*. Age. deeth aad
fwnjaaataai Pap. Schmoa Moath.. 1818; DoruB*. Daa UiiiIm «BnMaltiBi Uta« im
Tierreich. 1818; Mi um. Moderne Probleme der Biologie. 1813; W.Scaxao». Ishanslauf,
Alter. Tod daa Iadivideeme in „Kultur d. Gageaarart- III. 4 1. 1918; Dataeca.
Wirklirbkriulebra, 1917. 88*: ..Der Tod kann gerade«« das Tor tat Metaphysik
Art beißen"; MCLuavPasiBarBU. Philo*, d. IadJrhfualiut. 1980. - Tgl.
Ton (rar*«, toaat): 1. W|naatmgagiarl. So bat nach daa 8toikern daa
(a. d.) in iTiatadattaiaia TTingaa amen verschiedenen «•*•«. durch welchen
<\',i- »sjpjaaeaeaei Aal Daaftai baamgl wn'l [vgl I. a«nU< n^saaaL aal Baal I.
1888, 31 ff.); 3. einfacher Klang (a. <L); agL Gebcraea^tfndnag, Oberton; 3. T. der
Empfindung (.. Gefühkton). Vgl. W. Kon.**, Akustische Untersuchungen. 7, u* hr.
f. Psychol., Bd. 84, ». »gl« Ovar loa.
Toplk (r«.t(«4):UttrevondeaMOr«mi'>(f4»M).da«..lodoammttne* ((
Beweise tu finden (ao neck AataTOTBLse, Top. I 1. I» a 1 ff.; vgl Ctcaao. Topiea;
de inventione; Paraca Raxrs, Diaieetkaa inetitutione«. 1548; Klürnrna, Topik. 1818).
Vgl. Ära magna.
Toporcnr Homrale nennt HaureoLTX dasjenige am Realen, ««a uns
notigt, Qua einen harttmaitan Ort (r****) im Raum aaaaaaiaun (Vortrage u. Reden II ».
1808, 4»). — Ba heften ahm dem analog auch rbronogene «nd arithmo.
unterscheiden (Bedmguagen ■nHBchac «ad quantitativer Bastimmtheiten).
Totalitat: Ganzheit, Gesamtheit, VfAtlndighait, Allheit. T. ist «he Ver-
einigung der Teile aar Einheit eines ..Gänsen", die OmaaUailaang desdenkend-
tlblend Gesonderten, der Inbegriff der Teile (». d.). ferner (qualitativ) der Inbegriff
der Arten einer Gattung. Auf die ToUliUt des durch den abati ahn* t mh nVwiatand
in Elemente und Momente Gesonderten geht die Einheitasrnthese der Vernunft
(rgj.HaOK.: Dialektik; F. J.ScaiODT. Zur Wiedergeburt dm Ideahamus, 1907. -
daa Sichselb»t-Denken Gottes als Tot*ht*t*denken); ScanJJ«, Briefe über «etherische
Erstehung. „Totalitaten" sind such individuelle Ojatmafi, in «eichen die Parti*!,
funktionen sich durch Wechselwirkung tu einer Einheit verbinden, von dar sie dann
selbst «bhingig sind (vgl. Organismus). Es bandelt eich hier um ..Riohtungssysteme"
(vgl. GoLDSCK«TD, Höherentwicklung und Menaehenohnaomie T. 1911; Hörrnnra,
Der menschliche Gedanke, 1911. S. 838 ff.; Der Totahttubegriff. 1917: „Die Waraal
des Erkenntnisproblems liegt in dem Umstand. d*ß die Wahrheit ein Gänse* eein
muß.") Nach DaiasoH ist das „Ganze" eine einheitliche Anordnungsbesonderheit.
Totemismus — Tragisch. 669
Die „Ganzheitsverknüpfung" (z. B. im Organismus) beruht auf einem niehträumlichen,
„Einheits- oder ganzmachenden" Faktor („Einheitswerdebestimmer", „Entelechie";
Ordnungslehre, 1912, S. 184 ff ., 244 ff.; Wirklichkeitslehre, 1918). Betreffs des
„Gesetzes der Totalität, nach welchem Teile eines als Ganzes Vorgestellten sich mit-
einander assoziieren (Che. Wolfe u. a.), vgl. Assoziation. — Vgl. Xatorp, Die logischen
Grundlagen der exakten Wissenschaften 1910, S. 100 ff., 58, 63, 188 f. Vgl. Werden,
Zweck, Metaphysik, Teilbarkeit, Unendlich, Transzendent.
Totemismus (Totem ist das Hand- und Stammeszeichen der Indianer) ist
die Verehrung bestimmter Tiere oder auch anderer Xaturobjekte, die oft als Ahnherren
des Stammes gelten (Lubbock u. a.). Vgl. A. Lang, The Secret of Totemism, 1905
Wcndt, Völkerpsychologie II 2, 146 ff. ; Elemente der Völkerpsychologie, 1912
Frazer, Totemism and Exogamy, 1910; Pikler u. Somlo, Der Ursprung des T., o. J.
Trtlles, Le T. chel. les Fans, 1912; Feeud, Totem u. Tabu, „Imago", 1912/13
(Infantile Wiederkehr des Totemismus); Reik, Probleme der Religionsphilosophie,
1919 (psychoanalytisch: Über die Pubertätsriten der Wilden usw.).
Traditionalismas heißt die Lehre, daß Sprache und eiste Erkenntnis
unmittelbar von Gott den ersten Menschen offenbart und von diesen weiter überliefert
wurden (de Bonald, Oeuvres, 1857 ff., Lammenais, Ballanche, Oeuvres, 1833,
de Maistre u. a.).
Tradazianismns (von tradux, Sprößling) heißt die Lehre, daß die Seele
des Kindes aus dem Samen des Vaters hervorgeht. So besonders nach Tertullianus,
nach welchem die Seele ein Zweig aus der Seele Adams ist (De anim. 19 f., 27; 9).
Vgl. Kreatianismus.
Trägheit (inertia) bedeutet in der Mechanik die Eigenschaft, der gemäß ohne
eine äußere Ursache der Ruhe- oder Bewegungszustand, bzw. die Geschwindigkeit
und Richtung der Bewegung sich nicht ändert (Trägheitsprinzip). Die Forderung
der Erhaltung des Bewegungszustandes ist apriorisch-ideal und wird in der Erfahrung
nur annähernd verwirklicht. Absolut gilt die Erhaltung des Bewegungszustandes
für den idealen Fall eines isolierten Systems. Vgl. Galilei, Dial. I, 14 (erste Formu-
lierung des Prinzips gegenüber der aristotelisch-scholastischen Auffassung); Newton",
Philos. naturalis principia mathematica, 1687, praef., def. III; Leibniz, Philos. Haupt-
schriften II, 290 ff.; Kant, Kleine Schriften zur Xaturphilos. IIa, 359 f., 402 f.;
H. Hertz, Prinzip, d. Mechanik, 1894, S. 162 f.; Stallo, Die Begriffe u. Theorien
der modernen Physik, 1901, S. 164 f.; Mach, Die Mechanik, 6. A. 1908; Ostwald,
Vorles. über Xaturphilos.2, 1902, S. 188: H. Stbeixtz, Die physikalischen Grundlagen
der Mechanik, 1883; C. Xeumanx, Über die Prinzipien der Galilei-Xewtonschen
Theorie, 1870; F. Enriques, Probleme der Wissenschaft II, 1910, S. 418 ff.; Driesch.
Ordnungslehre, 1912; Xatorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften,
1910; Bergson, L'evolution creatrice8, 1910; Joel, Welt und Seele, 1912 (vgl. Ver-
änderung). — Xach L. Gilbert bedeutet das Trägheitsgesetz: „Jeder Körper tritt
in eine Konstellation anderer Körper nicht als Körper ein, sondern als kinetische
Energie" (Neue Energetik, 1911, S. 52). Vgl. G. Frege, Zeitschr. f. Philos., Bd. 98,
1890; L. Lange, Philos. Studien XX; Einstein-, Annalen der Physik, 20, 1906. Vgl.
Masse („Trägheit" der Elektronen).
Tragisch ist der Untergang des Starken, Großen im Kampfe mit überlegenen
Gewalten, wenn und wofern einerseits dieser Untergang uns traurig stimmt, indem er
uns die Xichtigkeit auch der stärksten endlichen Kraft zeigt, anderseits aber das
♦j7«J Trance — Transeunt.
kreitvolfe Ankämpfen mmn den fjmski*
(^tf» mtneefcHefc-eHtl. Pwflalhy»tlidbf*hMrl<iwlMrt wwAl. Dienern tragfeakea
Geecl»*eneatepriekt im tobpktdmq^m^MWärmTT^Hi^tiaHMch&thL
Ale die tregfeekea CMtkk worden vfetfack „Furcht aadJfithmT
zwar seit Plato« ( Phaedr. Sit C) «ad AasstoraLae {•. Katkarais).
die Tragodfe •» Neiihnfcmwag cener hufeateaeaea m eich
Handlung in schöner Sprache durch handelnde PBisfmen, dnrok MRfeid und Furcht
die Reinigung eolcker Affekte (oder: roo solchen Affekten) bewirkend («rue> eeV
»■^6*JrRjnpg^ 666^ VjvndJ ff ^wf eTmPp vnVVPW«! MM P*ÄflM(fc mtmwttwWm mg^9W9m\t ^99wfmWW^ AÄ**Rj6« H^tr**
4«n*f *> isW a/ldr eV i W« ftfimt, SfAvtm* ««i • * eV mMmjfAUm, eV AUee «*l pa^et*
m»Wmmm r$e eJe> i<*«er«v e^ipei«M> «*9«f««r, Pott. 6, 1449 b M «.). Nach
%tfjff Im die Tteffl ritte deau bestimmt, „die fismtlaf urteil, «renn efe durch einen
Affekt gewaltsam lefgebnlna worden. „auf letkslenihsm Weg «mihi hm eis Ihm an
kaefen" (Ober aaive aar! martematelieiki Ucktoag). DmZoetand dee Affekte aelbet srt
IneteoU (Ober die treglenke Knast. W R XI. IBM. 8. MI ff.; rgt & WO ff.). Dan
Erbebende im Tregfeekea, den vom Siege dee Allgemeinen (Weltordaung, sittlich*
Ordnung, «alverealce Leben «. dgt.) ■«■geht, betonen Haut (Vorfea. ftber Ästhetik HI.
830). Ca*. Kaacea (Ästhetik, f 70f.L 8caam.ni (Ästhetik I. 63. 1871/7* II. S41L
SoLoan (Vorfea. ober letketik, 18». & 90» ff.), Zauno (Ästhet. Forschungen, 1865.
8. SUff.L Vtecaaa (Ästhetik I, 1846 ff, 173), Haaa*. (WW. X, ISff.L Ta. ZtaoLsa
(Daa Gefühl«, 8.138 ff, 5. A. 1913k Lotaa (Geschickte der Aethetik, 1868, 8. 668).
Knmmcaa (vgl. Die Gebort d. Tragodfe noe d. Cfefetad-Maaik, 1871. a.AiKanaajck)u .
Daß ha Tregfechen dar (Jawort dee Lebens, dee tndiridnalfea Daeetea eiek
darstellt, lehren Scaoraxaatraa (Walt ale Wille aad VoretaUnag Bd. I. | 61;
II. Bd.. K. 37k Bannst* (Den Tragieeke ab WeltgeeeU. 1877). B. Waovan.
K. T. Hajmuaa (Philosophie den Schönen, 1867. 8. 373tf.). L. ZiaoLia (Zar
Metaphya. dee Tregfeekea. 1901 8. 46 ff.) n. a.
Die Loet am Kampf betonen im Tragfeckrn Simsen | (WW. VIII), Laiabi h.
K. Qaooa (Die Spfele der Manaahen, 1696, 8. 318 ff.) n. a, dfe Lnat ea dm Bewekraag
dm Groo* im Leiden oder am Warte dm Menschen Scanujso (WW. I 5, 693 (f.).
Boan (Die Idae dee Tregfechen, 1836), Gaooa, J. Coa*. Lim (Aethetik D, 1903/06;
Dm Ich und daa Tragieeke, 1891; Dm Streit 6km die Tragodfe, 1691) n. a. Die v«r-
•fllufrtfrfff* Arttnt fJeHtn «ad Mtmtwte dt TV*gfeirlt*^ *r ^rf*r *■ V*** »,*. »*«h „aj^tM»
dm Tragfeeke vom „Angelegtsein dm Welt auf Zerrüttung «ad Vernichtung dm außer -
ordentlichen Itomwkan" Kunde gibt, Ea gibt ein Tragisches der befrefendea und der
nicdcrdruckeiiden,derahrjfegend^^
1906; System dm Ästhetik. 1906 ff.). — Utifcime Typen dm Tragfeckea «amteuhahfet
Müixaa-FaaiairraLe, Psycho!, d. Kumt, 3. AufL, Bd. I; Poetik, 1. Aufl, 1920. —
Vgl. R. ZtaammaMK, über daa T„ 1866; J. Dtraoc, Die Tragik vom Standpunkt dm
Optimiamua. 1686; K. Lama, Daa Weaea der Knast IL USff.; R. Hama», Zeitachr.
f. Philoa, Bd. 1 17 bw 1 18; W. Wabsyat, Daa Tragieeke, 1909; Wc«dt. Völtorpeyckol,
1900 ff.. II 1. 663 ff. j Wrrasxa, Aathetik. 1904, S. 396 ff.; ScaacxaaT. Dm Pen-
traghunua, 1906; GaoaoT, Daa Tragfeeke ab Geaets dee Weltorgnniamue, 1906;
L. ZiaoLia, Zur Metaphyaik dee Tragfeckea, 1911. Vgl. Erhaben.
Timme«: eine Art eomnambufer Zustand (beeoadare gepflegt im Okkultismus).
Tranieiit (tranöens): hinsimmkond, Aber die Spkire eines Begriffe«,
Wirkenden hinaus, in die eines andern Begriffs, eines andern We
immanent (s. d.).
Transfinit — Transzendent. 671
Transfinit s. Unendlich.
Transformation: Umwandlung, insbesondere äußerer Reize (s. d.) in den
Sinnesorganen oder einer Energie in eine andere. Transformismus = Evolutionismus
(s. d.).
Transgredient nennt Volkelt (Gewißheit u. Wahrheit, 1918, 165) alles
„außerhalb des unmittelbaren Seins des jeweiligen Denkaktes Liegende". Das Trans-
grediente kann im Gegensatz zum Transsubjektiven (s. d.) intrasubjektiv sein.
Transsnbjektiv: außerhalb der Sphäre des Subjektiven (s. d.), des
subjektiven Bewußtseins, des Erlebens, unabhängig von diesem, ohne deshalb schon
ein „Ding an sich1" sein zu müssen. Es ist ein relativ Transzendentes, der Inhalt des
objektiven, logischen „Bewußtseins überhaupt", das allgemeingültig Gedachte und
Angenommene (vgl. E. Koexig, Zeitschrift für Philos., 103. Bd., S. 41 ff.). Trans-
subjektiv ist besonders das fremde Ich (s. d.) mit seinen Erlebnissen, das fremde
Subjekt. — Volkelt nennt transsubjektiv „alles, was es außerhalb meiner eigenen
Bewußtseinsvorgänge geben mag". Dieses wird durch Gedachtwerden nicht
„immanent". „Indem das Denken transsubjektiv gültige Bestimmungen ausspricht,
zieht es ja nicht das Transsubjektive in seinen Bereich herein: es fordert nur, daß
seine subjektiven Verknüpfungen für das Transsubjektive gelten." Es ist ein „trans-
subjektives Minimum" zur Erklärung der Erfahrung zu fordern. Wir sind subjektiv
gewiß, daß der Erfahrung ein An sich zugrunde hegt (Erfahrung und Denken, 1886,
S. 42 ff., 188 ff.; Die Quellen der menschlichen Gewißheit, 1906, S. 43 ff.; Gewißheit
und Wahrheit, 1918). Vgl. Transzendent, Objektiv, Realität, Solipsismus.
Transzendent (transcendens, axsq (pvoeag bneQijat, Heken>TCs): über
etwas hinausschreitend, etwas übersteigend, etwas überragend. Zuerst ist von „tran-
scendere" besonders im Sinne des die Xatur (Scottus Ertcgeka) oder die Vernunft
(Scholastik) Übersteigens die Rede (vgl. Transzendental). Sofern Gott (s. d.) als
die Welt überragend gilt, hat er Transzendenz und ebenso transzendieren seine Voll-
kommenheiten alles Endliche. Größen und Funktionen, die durch die gewöhnlichen
Operationen nicht dargestellt werden können, bezeichnet zuerst LsiBiaz als „tran-
szendent".
Vor allem aber hat „transzendent" eine erkenntnistheoretische Bedeutung (seit
Kaxt besonders). Zu unterscheiden ist hier: 1. Das absolut Transzendente, d. h.
das aller Erkenntnis Entrückte, Absolute, Überräumliche und Überzeitliche, Unend-
liche, Überseiende. Es ist erf ahrungs- und erkenntnis-transzendent, übersteigt
die Grenzen möglicher Erfahrung und logischer Verarbeitung derselben. Begriffe
und Urteile, die sich auf solche Wesenheiten beziehen, sind absolut transzendent
(z. B. der Begriff Gottes). T. in diesem Sinne ist das absolute „An sich" der Wirklich-
keit, d. h. die Wirklichkeit, wie sie unabhängig vom „Endlichkeitsstandpunkt"
bestehen mag (rein für sich oder als Inhalt eines göttlichen Universalbewußtseins).
2. Das relativ Transzendente oder das Bewußtseinstranszendente psycho-
logischer Art („Transsubjektive"), d. h. a) der zu postulierende „transzendente
Faktor" das Objektiven, , das relative „An sich" der Dinge, das Fürsich- oder Eigensein
des Wirklichen, das fremde „Innensein" oder Ich; b) was nicht Inhalt des individuell-
subjektiven Bewußtseins ist, nicht zu den subjektiven Erlebnissen gehört, sondern
als Objekt (s. d.) und Objektives (s. d.), als allgemeingültig Erfahr- und Denkbares
gesetzt, bestimmt, anerkannt ist, mag es auch seiner Beschaffenheit nach von der
/lichkeit des logischen, „transzendentalen" Bewußtseins überhaupt abhängig,
i.Tii Tran« tndent.
aieo HJttotanyiMBiMiit", „Eiaeheinnng (•. d.) »in ; im Verhältnis i
loh, psychologischen Subjekt bleibt w (dos Tisnmelijihlin') tnuusrodeat» bildet
i »im eigen*, top der ^ahjahlivaa** ««tm ach »den* „objektive" Sphlre der Frsitsiii
(vgl. Sein. BeuliUt, Körper).
Der 4ltere Dogmatismus (•. d.) halt da* r>fiaiiina»tisiuw»d*nm s. TeÜ (See*.
ünwerbJiehkrtt u. a.) f «r erkennbar, der Krftiaismns (s. d.) bestreitet
berkeit. Der nhi«alnalhimil«uhi Riikimni (•. d.) pflegt daa
tranemmdente fttr das von alkan Bewußtsein Unabhängige m erküren ; dar «3
IdeaJiemne ninunt w ohi Dear«B«solnalmme«e«saa an (e. Immanenz), dar kritiaohr.
Idealismus (s. d.) anlwwmsidst daa psychologische BewaStseinetrarsm ndwnl ■ einer-
Subjektiven, endrraeita vom „Ding an eich" «ad den Erfahrung»-
So vor allem JLurr. Alle Erkenntnis besieht «eh auf mögliebe
(a. d.) und CirgrneUnde solcher „Ersna. inungen (•. d.). Daa abaolut
las „Ding an eich" iat nur ein „Greeudmgn ;mrnoo).
d.) und die Kategorien (a. d.) gelten nur für
nid» fttr daa Unerfahrbare. Dar Gebrauch der
61 «w „tm«mnanfnr" «ad aar als aolohar. d. h. „in de«
am „traneaendrnt" (Krit, d. rein. Vernunft, & S93). Daa
■ie auf dir ..Vollständigkeit, d. i. die kollektiv« IfhHt dar
Erfahrung", d. h. „über jede giigatniaj Erfahrung elainaaiaa«. die nie
etete aar ■afgagahan, d. h. nur in eiaeea unendlichen ProaeS aaaitiahaa, nie erreicht
lat. Wahrend aioh die Grundaatae daa reinen Veratandee durch Erfahrung beatltiarn
iat diea bei den tranaaendenten Vernunfsarksnntnimin nicht «anglich (Pro*-
f 40f.; vgl. Idee. Dialektik, Antinomie. PareJcgJanmn. Metapby»
Nach WvitDT iat die Voraaaft (e, d.) die Quelle dar Tranaaendant. indem m» «ne (ur
halb der wirkhohaa Erfahrung auohen US« (vgl. Idee). Daa „Reol-
bloß auf der LWdhchkeit dea Forteehritta ha Denken.
auch auf der Eraaagnng qualitatiT von den Erfahrung»- «ad Vor-
•tandeabagriffea vmryiJiair Bagram (System d. Philo.. I» 1907; vgl Idee).
Dm Möglichkeit «ad Notwendigkeit, ein Bev/unMeumtrejmaeadenme gelten an
der Erfahrung «ad dar objektiven
E. vo« Haanuxx. EaaaaoT. Bcaas, Ladd. Volxblt (a. Traamabjeki
Bavmakx. B. Eaoauxx (Inhalt u. Geltung dm Ksusalmaelnta, 1906), E. Wurrscus*
(Phanomenahamua und nmhamaa, 1903, 8.206 f.), Rianx, Kult« (Einleit. in die
Philos.«, 1907. & 109. 194 ff.). A. Maesum (Einführung in die Ertamntnistheorie. 1909.
8. 65 ff). E. Dünn (Grundlage der realistischen Weltanschauung. 1907; Die Auf-
nmrkaamkeit, 1907. S.95ff.). W. FasTTao (Der nssliamm «ad daa Problem der
Tranaaendena. 1902. S. SS f.). F. Bo». Stumtv. Bacaan, Hcssanx. Idnom (Ober
Annahmen. 8. 93 ff. i Hörum, Kanaio (Die intellektuellen Punktionen, 1909).
G. Taxaxa, Doaim (Ensyklop. d. Philo«, 1910), V. Knarr (Erkeimtnkbagriff und
Weltbegriff, 1912. t. Objekt). H. Schwam (Waa will der kritiache Realismus», 1894).
Unroas. nach welchem daa BevruStaein der Tranaaendena im Urteil und in den mit
dienern verbundenen Wimen am Gegenstand* jeneeita dm Bewufimebm. im „Meinen
von etwas" liegt ( Viertel jahrmchrift t. wieernech. Philo«, 21. Bd.; vgl. Psycho!, daa
Krkennens, 1893; Grda. d. Erkenntnistheorie, 1901; Vom Bewußtsein, 1904; Erkennt-
niakrit. Logik, 1909), Th. Um, nach welohsm daa Transzendente in Forderungen
Transzendental. 673
des Welt-Ich gegeben ist (Leitfaden der Psychol., 3. A. 1909, Anhang; Naturwissen-
schaft u. Weltanschauung, 1906), Koch u. a. Nach Rickert ist der Gegenstand der
Erkenntnis ein „transzendentes Sollen", eine Norm, nach welcher sich das Erkennen
zu richten hat (Der Gegenstand der Erkenntnis2, 1904, S. 122 ff.).
Auf das Ideal nie abzuschließender Totalitätserkenntnis beziehen die Transzendenz
Cohen, Natokp, Casslrer, H. Lanz, E. Koenig (Zeitschr. f. Philos., 103. Bd.) u. a.
Daß die Außenwelt transsubjektiv ist, mag sie auch — gleich der Innenwelt — vom
„transzendentalen", rein logischen Bewußtsein abhängig sein, wird vom kritischen
Idealismus allgemein gelehrt; vgl. auch Reininger, Philosophie des Erkennens, 1911;
Frischeisen-Köhler, Wissenschaft und Wirklichkeit, 1912, S. 229 ff., 274 ff.;
Külpe, Die Realisierung 1, 1912 ; II, 1920. — Vgl. E. Koch, Das Bewußtsein der T., 1896.
Bestritten wird alles Transzendente vom Positivismus, empirisch-subjektiven
Idealismus und von der Immanenzphilosophie (vgl. M. Keibel, Wert u. Ursprung d.
philos. Transzendenz, 1886; Cornelius, Transzendentale Systematik, 1916). Vgl.
Objekt, Ding, Ding an sich, Kategorien, Qualität, Relation, Teleologie, Realität,
Sein, Solipsismus, Idealismus, Realismus, Phänomenalismus.
Transzendental (transcendentalis, überschreitend) hießen zuerst, in der
Scholastik, die über den „Prädikamenten" liegenden Begriffe allgemeinster
Bestimmtheiten (ens, unum, verum, bonum, idem vel diversum, contingens vel necea-
sarium u.dgl.; vgl. Duns Scotus, De anima, q. 21; Metaphys. IV, 9; Prantl,
Gesch. der Logik IV, 144, 163; F. Bacon, De dignitate III, 3; V, 4).
Eine neue Bedeutung erhält „transzendental" bei Kant. T. heißt hier, was sich
auf die Möglichkeit apriorischer Grundlegung der objektiven Erfahrung durch „reine"
Begriffe und Grundsätze bezieht. Nicht jede apriorische Erkenntnis ist also t., sondern
,,nur die, dadurch wir erkennen, daß und wie gewisse Vorstellungen (Anschauungen
oder Begriffe) lediglich a priori angewandt werden oder möglich seien'". T. ist die
Erkenntnis, wie solche Erkenntniselemente a priori, die von der Erfahrung unabhängig
sind, sich doch a priori auf Gegenstände der Erfahrung beziehen, also Geltung für die
Erfahrung und deren Objekte selbst haben können (Krit. d. rein. Vern., S. 80, 262 f.).
Diese Möglichkeit apriorischer Erkenntnis ergibt sich aus der Einsicht, daß die
Bedingungen objektiver Erfahrung zugleich die Bedingungen der Objekte der Er-
fahrung sind (vgl. Deduktion, Kategorie). — Die transzendentale Methode
besteht in der Rechtfertigung der objektiven Gültigkeit apriorischer Grundlegungen,
Voraussetzungen, Geltungen durch Darlegung ihrer Bedeutung, ihres Wertes für den
Zweck einheitlichen und allgemeingültigen Erfahrungszusammenhanges („Tran-
szendentallogisches" Verfahren, während das „transzendentalpsychologische" auf die
ursprünglichen, Erfahrung erzeugenden psychischen Funktionen oder Akte zurück-
geht). Das „transzendentale Bewußtsein" ist, rein logisch, ein Inbegriff apriorischer
Formen und Geltungen als Bedingungen aller Erkenntnis und deren Objekte (vgl.
Subjekt). — Vgl. E. v. Hartmann, Grundriß der Erkenntnislehre, 1907 (gegen den
transzendentalen Idealismus für einen tr. Realismus); Riehl, Zur Einführ, in die
Philos., 1903, 3. A. 1908, S. 115; Cohen, Logik, 1902; B. Bauch, I. Kant, 1911
H. Leser, Das Wahrheitsproblem, 1901, S. 38 ff.; Scheler, Die transzendentale u
die psychol. Methode, 1900, S. 28 ff.; L. Nelson, Die kritische Methode, 1904, S. 3ff.
Über das sogenannte Erkenntnisproblem, 1908; Windelband, Präludien3, 1907
S. 345; Kulturphilos. und t. Idealismus, Logos I, 1910 (die t. Methode ist theologisch)
Rickert (Kantstudien XIV, 1909: t. -logische und t.-psychologische Methode)
S. Hessen (Individuelle Kausalität, Studien zum transzendentalen Empirismus. 1909
Eisler, Handwörterbuch. ^3
»,74 Tr»naxendentali»mue
u. ».. im Uatarscabde vom t.
Cooro u. *.); N. Hiwiiin (Logos III. 1911); Coajrauoa,
TaiBiaiiinhsng ik r ffriiawBaai pi as i* flamm ■ Vgl Irtaslis, Ingb,
majij»), Objekt» tiobjekt, bewußtarm. Apperseptioa. Synthc—, Wübiatfraihrit,
\\ ahrhfit.
■ndrnt«li««ii: fftsnrtnanhl des tranaarmbotsba IdwM— — t
in Amrrib ab» Ali liliiiMühnlii llrlaphybk. Vgl. Kbc/tummm. Hbtory of T. b
.\ew*Bngbad. 1976.
>hilaaaphto bt nach Ka*T das »System albr
VeroamH" (Krit. d. rem. Venu 8. 46). Ob T. (ab ein IUI
) bstwrihart Votum) «ad VusBafl b
db gegeben wtren" (Krit. d. rem. Vera.; Üb
Venraaft). Db T. ontei sacht db ..nisiBsagss «od Regem dm reinen
O. OaWIHUflH«* wOQobTQbb %J«lfl«V«VflBQ«) TOUlm 4» pnOfl •bTUMb«b% «VOM
(Qr. rar bbtsphy». der 8bssa, Vorr.). — Ober Traasseadentalpsychologi* vgl.
O. Hcswnosa. TreneaiiiihntelpierbjU lall; O. Ewald. Kaata Mbhodohgb. 1909;
Rkäbbt. Isns Bsartbn. 1909. VfL Pixan. Dar höchste Kteadpaakt dar T.. 1911.
Vgl Trn.H.n.1. ■■■■!■
TranHBrndrna •.
logische, beabbi denn, da der Oipsrtmrt des Denkene
«selben bildet, sondera dasjenige bt, wm ün Denken Mge-
woraaf es „gerichtet" bt (Hoanat
O. Tanu» Unroas. 8caw*at u. a.). VgL
Leben sb Abbaf eoa „Trsambildern". d. h.
(s.d.). vermischt nifrlHiisiiiispirilliiii «nrisbi Art. Ansgcbst wbd der T.
und innere (orpuuWbr)
mdongse, «ebbe aber
VorstellunjBnlemrnte (Ilbssoasa).
vomrilunprn vor arm Mnarniaien, oft aucn (»orr scmeswspi immer)
ritbche Denken «ad WoDen
bbbbri and hwiniihwabjt and vielfach der Kaatrol
kommt es tu fabeben, abwesebeadea Deatanpav sa
Dinge and des aigaaea leb, rar SpsJtong des
erkürt sbh aas dem Wegfall der 8b
und aas sentiel erregten Kmpf indangen. Gans aubaai
Traombikbrn führen. Der T. bringt ras
kündigt aoeb manchmal HaTroagwi im Orgsabmns an („pathafegbeho*
Traume im Unterschiede von normalen „Rebtraumen"). Nor ein Teil des
bleibt in der Erinnerung; zuweilen erinnern wir uns nur im T. an früher
KtnfBmaasraaataa I bavtartvvvvaaaaaaai 9j ■ ■■«pmsssi ...-wiLu /aaafaaont aar^aly tu-ml rtpm Tesmi^ /ffafaatr
aber eines Halbwachens) ram Abschluß, in der Regel bt aber das hierbei Geträumt*
Triaden — Trieb. 675
wirr. Vgl. Platon, Republ. IX, 571 C f. ; Timaeus 45 E f . ; Aristoteles, De insomn. 3 ;
Kant, Anthropol. I, § 36; Schubert, Die Symbolik des Traumes, 1814, 4. A. 1862;
Tröxler, Blicke in das Wesen des Menschen, 1820, S. 133 ff.; Michelet, Anthro-
pologie, 1840, S. 165 ff.; Schopenhauer, Parerga I, 210 ff.; I. H. Fichte, Psychol. I,
508 ff. (T. — „symbolische Abspiegelung innerer Zustände"; „Ahnungs-, Heil-, Wach-
träume"); L. Strümpell, Die Natur und Entstehung der Träume, 1874; Volkelt,
Die Traumphantasie, 1875; Siebeck, Das Traumleben der Seele, 1877; Binz, Über
den T., 1878; Maury, Le sommeil et les reves, 1878; P. Simon, Le monde des reves,
1888; Yves Delage, Revue scientif., 1891; TissiE, Les reves2, 1898; Foucault,
Le reve, 1906; W. Robert, Der T., 1886; Spitta, Die Schlaf- und Traumzustände
der Seele2, 1882; M. Giessler, Aus den Tiefen des Traumlebens, 1890; Weygandt,
Die Entstehung der Träume, 1893; Wundt, Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 330
Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903, 652 ff.; Hagemann, Psychologie8, 1911
S. de Sanctis, I sogni, 1899; deutsch 1901; J. Mourly Vold, Über den T., 1910 f.
Veronese, Versuch einer Physiologie des Schlafes und des Traumes, 1910; Bergson,
Bulletin de l'Institut psychol. intern., 1901.
Eine wissenschaftlich fundierte Traumdeutung unternimmt die Psychoanalyse:
S. Fbeud, Über den T., 2. A. 1911; Die Traumdeutung3, 1911 (Der T. als „Wunsch-
erfüllung", als Erledigung eines „Tagesrest"); W. Stekel, Die Sprache des Traumes,
1911; Ders., Die Träume der Dichter, 1912; H. Silberer, Der Traum, 1919; Jones,
Der Alptraum in seiner Beziehung zu gewissen Formen des mittelalterlichen Aber-
glaubens, 1912; Jung, Wandlungen und Symbole der Libido, Jahrb. d. Psycho-
analyse IH; Maeder, Über das Traumproblem, ebda. V; Ders., Über die Funktion
des Traumes IV; Rank, Jahrbuch d. Psychoanalyse D, IV, VI; Sachs, ebda. III;
Stutzer, Geheimnisse des Traumes, 1917 ; — F. Hacker, Archiv f. die gesamte Psychol.
XXI, 1911; X. Vaschide, Le sommeil et les reves, 1911; H. Ellis, Die Welt der
Träume, 1911; Henning, Der Traum ein assoziativer Kurzschluß, 1914; A.Aal,
Der Traum, Zs. f. Psychol. 70; P. Köhler, Arch. f. d. ges. Psych. 23; Thompson,
Brit. Journ. Psych., 1914/15. Vgl. Symbol, Psychoanalyse, Seele.
Triaden (r^idöes): Dreiheiten, in welchen sich nach manchen (Proklus,
Hegel) ein Prozeß vollzieht.
Trialismus: Gliederung des Menschen in Leib, Seele und Geist (s. d.).
Trichotomie : Dreiteilung, Einteilung in drei Glieder.
Trieb («ty^, appetitus, instinetus naturalis) ist ein in ursprünglichen und
erworbenen Dispositionen der Lebewesen wurzelndes, intensives Streben, das an
gefühlsbetonte Empfindungen oder Vorstellungen sich knüpft und auf Erlangung,
Erhaltung eines lustvollen, Beseitigung eines unlustvollen Zustandes gerichtet ist.
Die Richtung auf bestimmte Objekte (als Mittel zur Triebbefriedigung) ist schon
durch Assoziation und Erfahrung bedingt, der Trieb selbst aber ist der allen Lebe-
wesen zukommende einfachste, ursprünglichste Willensvorgang, der sich einerseits
zum eigentlichen, aktiven Wollen entwickelt, anderseits durch „Mechanisierung" (s. d.)
reflexmäßig wird. Die höheren (intellektuellen, sittlichen) Triebe gehen aus den sinn-
lichen Trieben hervor. Zu unterscheiden sind die Selbsterhaltungs- und
Gattungstriebe; zu den letzteren gehören auch die sozialen Triebe. Trieb-
handlung ist die einfache, aus einem einzigen Motiv impulsiv hervorgehende Willens-
handlung. Eine Regulierung des Trieblebens durch den Vernunftwillen ist ethisch
gefordert. —Vgl. Cicero, De offieiis I, 4, 101 ; Seneca, Epist. 108, 23; Scholastiker:
43*
<;70 Triebfeder Tnn»chlus»c.
Gefühl, Instinkt; Kaä, AnthropoL; Souiab», Bride über die
8. Brief; Fiorra, Gr. der gmmlis Wissens hsfbhhrs. 8. »78 ff.
(Tgl. Streben. flUMihhll) Fobtlao«. PreehoL I-II (der T. ab seebeche Grund.
kreit;dee8eb)e^irtefa^Qre»dlrieb«ecaMi«ile»tiiine winsi ■iiIhsQ; I.H.
Fsjubol. I, 90 ff. (der Gebt ab ..Triebnnsen''; der „ürtrieb" ab Quelb de*
sab»; egt Bmu, Göbcm. Jmii, Hobwici u. a,). A. W. Gauss. Bliebe ins
Triebbben der Seele, 1861; G. H. 8ounu>o, Dir tierische WUb. 1880; J. Doaoc.
Qrondril linr ■ »■lilHiiim TViihliiwi. 1881; Jörn* Lehrb.d. Prrcbol. II». 1908, 6&;
Wottot. Grdx. d. php. PeychoL m» 1808, 147 ff.» Syatea d. Philos. II». 1907 (der T.
als physischer (hiindproenn. aas de» ekh die
i: T.-Mdee im Bisoltesii
Santnad piiHiHui phnjlnsii Zantnnd snrbsssuf4*rn»*');
Psycho!.». 1888, 8. 884 ff.; Hör» Psycho!, 1887. 8. 611 f. (T. ab
ltHlliiiiipiUHiltBii); H. Scsvajo. Psycho!, d. WBboe. 1800. 8. »ff. (Sei-
lidgiill dm Triebe.); ht P. Marx es». Refbxiouen. 1811 (T. ab Heineyriailu);
Job. Der freb WiDe. 1808, 8. 670 ff. (T eb .Jrnsstisti WUbaericbtanf ") ; Natov.
V 1904. 8. «ff.; KOtem, Gr. d. Psycho!., 1888. 8. 883 (T. eb Ver-
^m»a *** - *^*- * ■■^ rl s^ln^nnttn^^^^^^Jbnshrfbn^nsfc^nnnmm* ^sftf^sWmnts? Ysn^dhtanArA «anwA /^neannsnaMni
\ • '*; ' ■ . | | Ti : * t i * l | | n * »■ * . . : ■ . . ri' i . 1 1 ■ n ,'i ' | J.< » | p . i bMbbV | ll" I r1 ** >nn
beb, 1808; FknuD. Ober TVyohosaslyn», 1811 UAbresjbrun" ewdiingter Triebe
dareb Psyoboanelyse); W. D. Soarr. Dir Psychologie der Triebe, 1800; Hattow
Trieb and Instinkt. Zs. f. angew. PsychoL, 1880; Smax*, The FomdittoM of
1980». Vgl. Wilb. Begebren. Erkenntnis. Spieltrieb, ftiiHf, Leben.
Vilsntejs— , SHthebkeit
Triebfeder n. Motir.
Trilcmm» e. Dflemms
Tropen | Skeptixbmue.
Tropenin; 8treb— g (Haboul).
TrepbaM eind Bieigengie ro
db Onhwmlunft, liebt, Wim».
Thermo-. Chemo-, Gnlvanotrrjuhnaes u. •.). So
ist doch den Vorhandensein einen (roo m
chbohen Tmpubin eb „Inneneein" der Reaktion tum Teil
Vgl. Pfleneeneeeb. - Vgl. J. Lok». Die Bedeutung der Tropbmen für db Psychologie.
1808; J. Sorem. Db lfenebinentbeorie dee Lebern. 1908.
Trupr hl rinn* (Sophismen, ospiewam. fnOnein) eind auf DsnHahbra
beruhende falsche (nnriebtige) Schlösse; «erden eb an» nennt heb gefolgert, eo
eb Fehlschlüsse (Psralogbmen). 8b beruhen nnf der Mihi ibieUghei t •
und Worten (Tgl. Qosternio) oder febeben Prlmbsrn oder i
ron Urteibn im Schlosse (s. d.). Nach Ajustotklks gibt e* swei :
*«*n rbr ^U|ir (eeeundum dictioorm) und J|e> rfc Ul~* (extra dictiooem).
Zar ersten Ebene geboren db FaUncbn auf Grand der Homonymie (Aquiroketion,
.. d.\ Amphibobe (Zweideutigkeit in der SteDung der Worte).
Redeteüen (eyij*« r*s ^»«k. figurn dictionb) u. e. Zur rweiten
ex aookbnte (»«#* r* av?ß»ßip**, Verweebelong des Wesens mit dem unwesent-
lichen); f. a dicto eeeundum quid ad dictum simpuciter (ti ixAA* &c m^ AnXm«.
Verwechslung des Relativen mit dem Absoluten); ignoratio elenchi (s. d.); f. ex
Tugend. 677
quente ad antecedens (na^ä rö e7iö[*evov, bejahender Schluß von der Folge auf den
Grund); petitio principü (s. d.); f. de non causa ut causa {iö /xi] auiov &s alxiov,
Annahme eines falschen Grundes); f. plurium interrogationum (rö zä n Asien t^coz^juaia
Iv TioteZv, Verquickung von Fragen); De sophist. elenchis 6; Top. VIII, 11; Uebeb-
v.eg, System der Logik5, 1882; Jevons, Leitfaden der Logik, 1906, S. 172 ff.;
E. J. Hamilton, Erkennen und Schließen, 1912. — Vgl. Paralogismen, Krokodil-
schluß, Enkekalymmenos, Lügner.
Tugend (ägett), virtus, urspr. Mannhaftigkeit) ist sittüche „Tüchtigkeif,
habitueller, konstanter Wille zum Guten, die sittlich wertvolle Wülensrichtung, die
Betätigung im Sinne des Sitthchkeitswillens, der sittlichen Forderung. Jedes dauernde
Verhalten, das als wahres Mittel zur Realisierung des SittUchkeitszweckes gewertet
und gefordert wird, ist oder gilt als eine Tugend. Es gibt individuelle, soziale und
humane Tugenden, je nachdem es sich um Pflichten gegen sich selbst, gegen andere,
gegen die Gemeinschaft, die Menschheit handelt, um Pflichten, deren Befolgung in
den Willen der Handelnden selbst aufgenommen ist (vgl. Pflicht, Sittlichkeit).
Die Lehrbarkeit der T. behauptet Sokbates (s. Sittlichkeit). Nach Platon ist
die T. die Tauglichkeit der Seele zu dem ihr gemäßen Werke (Republ. I, 353; II,
376 E ff.; III, 401 B ff.; s. Kardinaltugend), nach Aristoteles die durch Übung
entwickelte Fertigkeit {i£ts) zur vernunftgemäßen Tätigkeit. Er unterscheidet
„ethische"' (Tapferkeit, Mäßigkeit, Freigebigkeit u. a.) und „dianoetische" Tugenden
(Vernunft, Wissenschaft, Weisheit; Kunst, Einsicht; s. Kardinaltugenden, Sittlichkeit).
In das natur- und vernunftgemäße Leben setzen die Stoiker die T., welche Selbst-
zweck ist und das Glück in sich trägt. Die T. hat keine Grade ; zwischen ihr und dem
Laster gibt es kein Mittleres (s. Sittlichkeit; vgl. Diogen. Laert. VIT, 81 ff.; vgl.
Cicebo, De legib. I, 8; 16; Seneca, Epist. 66, 31 f.). Nach Epikub ist die T. die
Bedingung der Glückseligkeit; Grundtugend ist die richtige Einsicht bei der Erwägung
(avfifieT^r{ais) der Folgen einer Lust (Diog. Laert. X, 132 ff.). Plotin unterscheidet
„politische" und „reinigende" Tugenden (s. Sittlichkeit).
Die christlichen — theologischen — Tugenden sind Glaube, Hoffnung und Liebe.
Sie kommen zu den „intellektuellen" und „moralischen" Tugenden hinzu (Thomas,
Contr. gent. II, 58, 3). Auch werden sie von den Scholastikern als „eingeflößte"
von den „erworbenen" Tugenden („infusae et acquisitae") unterschieden (Albertus
Magnus, Sum. theol. II, 102, 3; Thomas, De virtut. qu. 1, 9; Sum. theol. I, 55, 4;
Duns Scotus u. a.).
Nach Geulincx gibt es nur eine einheitliche T. (Eth. II, prooem., S. 66). Spinoza
verlegt die T. in die Selbsterhaltung des menschlichen Wesens (s. Sittlichkeit).
Che. Wolff definiert die T. als Fertigkeit, dem Naturgesetz gemäß zu handeln oder
sich und andere vollkommener zu machen (Philos. pract. I, § 321 ff. ; Vera. Gedanken
von den Kräften des menschl. Verstandes, S. 21). Nach Kant ist T. „die moralische
Stärke des Willens eines Menschen in Befolgung seiner Pflicht" (Metaphys. der Sitten II,
Tugendlehre, Einleit. ; Anthropol. I, § 10). Als sittliche Kraft des Einzelnen bestimmen
die Tugend Fichte, Hegel, Schleiebmacheb (Philos. Sittenlehre, § 295); Hebbabt,
Beneke, Tbendelenbubg, Lipps, Natobp (Sozialpäd.2, § 12 ff.: LT. der Vernunft =
Wahrheit, 2. des Willens = Tapferkeit oder sittliche Tatkraft, 3. des Trieblebens
= Reinheit oder Maß; 4. Gerechtigkeit) u. a. Nach Paulsen sind Tugenden „habi-
tuelle Willensrichtungen und Verhaltungsweisen, welche die Wohlfahrt des Eigen-
lebens und des Gesamtlebens zu fördern tendieren" (System d. Ethik II5, 1900, 3 ff.).
Vgl. E. Laas, Idealismus u. Positivismus, 1879/84, II, 270 ff.; Wundt, Ethik2, 1892,
S. 555; 4. A. 1912; Tönnies, Gemeinschaft u. Gesellschaft, 1887, S. 120; Cohen
♦ ;7s Tugendlehre Typus.
Ethik«. 1907. 8.441«.; C. Stajsob. Etaleit. in die Ethik. IL 1900/01. 35 ff.;
WiLOirm» Anjmlea dir Koturphiloe. V. 30© f. — Vgl. Sittlichkeit. I' n i iliesl
Tag« ndl, br* ieteia Teil der Ethik, nach Ka»t die Lehre roo den Pflichten.
die nicht unter inBerea Geactaea etihe» (Mctaphy». der Sitten EU TugradVare,
Einfcit.). Vgl. Pacunt*. System der Ethik I». 1900. 5.
Tu*» u«lpflichte« e. Pflicht (Kaxt).
Tu Üb» an (tu. du): «hnemaas (•. d.): Psoauuca n. *.
TyrhUeja« (r*rf, ZufaB): Lehre ron der Herrschaft des Zufall» (•. d.)
in der Welt. Vgl. Petbcb. im „Uneirt 111. 19t.
Type» (rewe«. Qeprtge): Mealnind. Urbild, die „Form, in «rieher die
eind" oder die finnuh Eigenecanft, die des Gkedern einer Gattung gememeam tu-
( Wü» dt). Grundform. OiHuugoiiln Van Type« ab ürhildern oder ewigen
Platom (•. Uee). AateTOOLM (e. Form), die Scholastiker.
Coro („Urbild", neck —lahm die Orp ■!■■■■ geformt sind; rgL H. St.Cba*.
BB*i^.LaUaQ904),CtmBsVAa*amn.To»^^
1877. 8. Off.). Ltnaujr*. Dobbbb (Eaeyklopame der Philoeophie. 1910. 8. 149.
* m9B jfCBB emVMQQP |flN OÖBT OeM flUemVemfleflMMMe» lmw UÜ SB OB|* \MftMmlA( JT
Indiridnen"). O. Sncs-B u. e, VgL Swwabt. Logik II*. 1899/99, 941. 491. 712;
4.A. 1911; Rrrecai, Die irsamlbalierhtuag in den Oitolmpmmiwifcafh'iii. 1901;
PotmjLtB. Moral» dea idemfatwo. 1908, 8. 145 ff . (T. ak eich eelbet verwirklichend»
Wuleamml); R. FaiBDaujr*. Vorwort nv Chnrokmrologie. Archiv fftr die geeamte
Psychologie, XXVII. 1919. - Typiech: dem Typen ingehBr^i dea Typae. dee
(Tgl. K. Labob. Den Woma der Kam* L 984). - Typische Vorstellung: e. All-
gemein. — Typen dea Gedieh tniaaes: a. Qedirhta».
Typen ala Deakmittel der vergleichenden Psychologie: ..Einpaycho-
■uspsener typue eje eine Torwmmaoe inepoaneaa payeameaer ooer peyeaopaymaca-
aoutiahr Art, die einer Gruppe eoa hVnaihnn in vergleichbarer Wem»
ohne daß dieee Gruppe eindeutig und slkeitig gegen andere Gruppen
wire.M (W. 8tbb*. Die dHmrautmtle ftyckologie'. 1990) R Mülleb-1
Prreoaaeaknit aad W ltiaareaeang, 1919 (Versuch, die WiUmmhieeame in
Religion a. Philoeophie auf payohologbuhe Grundtypen am noktuf Uhren); Psiuhohigh
derKnaat IL 1991 ' (Typik dm Kuaeigenir9iew und Taarteimiffcna); RIbwalo. Zar
Ps vi hol. .1 \ .>r>t. !i':nwM v|x n ..<!<• r mjsemjlBm» lemvmV >; .Tasters. P.«\vbo]o;jv <1< r
Welmaechauuagea. 1918.
Die aeuere Philoeophie atrobt vielfach danach, aa Stelle dm einheitlichen
Subjektbegriffa eine Mehrheit von Typen zu eeteea, die kategoriolea Charakter
bekommen. VgL beaondere Dilth«t. ..Doa Woma der Philosophie" (in ..Kultur der
Gegenwart" I, 6. 1907). Unterscheidet drei Grundtypea der Metaphysik: 1. Mete-
riahemu« und PoaiUriamua. 2. der objekive Ideeliemue. 3. der Ideahemus der Freiheit.
Vgl. ferner: Arch. f. Geechichte der Philoeophie XL ..Die Typen der WcHenooheuang
und ihre Ausbildung in dea amtapammuBWi Syatemen" in ..Weltanachauungu. 191 1 :
Noex. Stil und Weltanschauung. 1920 (enthalt: die Weltanschauungen der Malerei;
Typische Kunstatile in Dichtung aad Musik); K. Glase», Die Kunst Ostssir tw«. 1920
(statuiert die Diltheyacben Typen in der oatoa. Kunst): Gekstxxbebo, Cl. Lorrain
Übel. 679
und die Typen der idealen Landschaftsmalerei, 1919. — E. Spranger (Lebensformen,
1921 2) unterscheidet sechs Grundtypen der Individualität (Der theoretische Mensch,
der ökonomische Mensch, der ästhetische Mensch, der soziale Mensch, der Macht-
mensch, der religiöse Mensch). — Für die Religionsphilosophie bietet eine Typik:
W. James, Varieties of religious erperience, 1902 (onee-born und twice born);
H. Scholz, Religionsphilosophie, 1920. — In der Soziologie Sombart (Der Bourgeois,
1915 6), M. Weber, Tröltsch u. a.
Zeitliche Typen: J. Burkhard („Der Renaissancemensch", der „griechische"
Mensch), Worrin-ger (Formprobleme der Gotik, 1911), Scheffler (Geist der
Gotik, 1916, „Der gotische Mensch"). — „Kulturtypen" unterscheidet Spengler
(Untergang des Abendlandes, 1917). — Volkstypen: FouiLLfiE (Esquisse d'une
psychol. des peuples europeens, 1905), R. Müller- Freienfels (Psychologie des
deutschen Menschen, 1921).
Physiologische Typen (nach der Körperhaltung) stellt Rütz auf. (Musik, Wort,
Körper als Gemütsausdruck, 1911.) Typen des produktiven Schaffens Ostwald
(Große Männer, 1909; „Klassischer" und „Romantischer" Typus).
u.
Übel (xaxöV, malum) ist der Gegensatz eines Gutes (s. d.), etwas, was als
nachteilig, schädlich, störend, als unzweckmäßig gilt, was der Idee des Guten, Zweck-
vollen, Wertvollen, Seinsollenden nicht entspricht oder widerspricht, das Unvoll-
kommene jeder Art. Die Relativität des Übels besteht darin, daß vieles, was auf einen
Zweck oder ein Wesen bezogen als Übel gewertet werden muß, in bezug auf andere
Zwecke oder Wesen ein Gut sein kann. Ja, das natürliche (physische — metaphy-
sische) Übel liegt in der Relativität selbst, die wiederum mit der Endlichkeit der
Wesen zusammenhängt. Das Gut des einen Wesens in der Natur ist. korrelativ, das
Übel eines andern, und umgekehrt das Unzweckmäßige des einen das Zweckmäßige
eines andern. Das Zusammenbestehen einer Vielheit endlicher Wesen, die einander
beschränken und gewissermaßen die Totalität der Zweckmäßigkeiten einander streitig
machen, ist gleichsam die „Urschuld" des „Willens zum Leben", durch die das kos-
mische Übel bedingt ist. Im „Absoluten" sind alle Übel zeitlos aufgehoben. In der
Zeit aber schwinden immer wieder Übel durch Höherentwicklung der Wesen, durch
Erweiterung ihrer Macht. Insbesondere zeigt die Geschichte, daß Übel aller Art durch
Anreizung des Willens immer mehr überwunden oder in den Dienst des Guten gestellt
werden können. Es gibt immer wieder Übel, aber sie können und sollen möglichst
zum Quell des Guten, Zweck- und Wertvollen gemacht werden — das ist die akti-
vistische „Theodizee" (Meliorismus). Im Kampfe gegen das (physische, moralische,
soziale) Übel erstarkt und entwickelt sich der Geist und das Reich der Kultur.
Die „Theodizee" (s. d.) wird teils durch den Hinweis auf die Subjektivität oder
Relativität des Übels, oder auf dessen rein „privativen", nicht absolut positiven
(selbständigen) Charakter versucht, teils durch Betonung der Notwendigkeit des mit
der Endlichkeit der Wesen gegebenen Übels, das von Gott nicht gewollt, aber „zu-
gelassen" ist, weil es zum Teil mit der Willensfreiheit zusammenhängt, oder weil es
ein Mittel zur Förderung des Guten ist, einen erzieherischen Wert hat, zur Voll-
kommenheit des Ganzen beiträgt, u. dgl. (vgl. Optimismus). Der Pessimismus (s. d.)
verlegt das Übel ins Dasein überhaupt, spricht von einer Schuld, die durch den Willen
zum Leben kontrahiert wird.
»Mi Überlegung — ObOTMMCfc.
Defl Gott am UM keine ftpaaM hat, eondern «Um gut nywchiffcni hat» betont
(wie Mboa dM Alte Teetement) Platox CTuaaeua «2 D). «ad auch Aionmui Irhrt
Eine Tasodbae geben die Stoiker. Ein Obel bt eagenthch nur daa
Da »ogen. Übel sind für dsa Qaaae aotwsadtg and erhoben die Vollkommen-
das Seabchte nagt aar ia das Kuban aintaaaaB aad wird com Guten
(Ssxbca. Epbt. 87. 11; 94. 8; Mabc Acmau la ee ipsum V. 8; VIII. 38;
Mögen. Laert. VII. 98). AaaMea baren Pilo« (Lag, asagar. 11. 78), Puma. PnaiH
III. 2. 8 ff.; IV. 3. WJ.die^SaafiftvoaderWeit-.-Wrin.ttcl.licrl.ch. Phflo-
•ophie erblick» im Obal aar aiaa „Bereabang das Gatea" (e. Boa». Privat*»); ee bat
aar aiaa aagatjye Uraaebe („causa defiebae") aad tilgt aar Utte dee Gsaaaa bei
(Acocsrtyrs, De dritate IM XI. 18; XVII. II. Tbobastos AQOXao.Oaatr.gaot. I.
III. 71).
aetaabyaaabee.
Übel
Gast aioaa als Vna%niiinbilt gabea kaaaaa. bs darca das Wahv
i; daa uajaauhl Übel wirkt ab) Strafe oder ab) Di m iiiBfraairttil; daa
priagt dar WDiaaatraibaH aad wird tob Gott aaai Gate)
Alba Übel iet aar prirathr aad aar tob Gott ..mg-ibm n". abat s» wollt ;
aar db Harmonie dar Wehfaaaea, maoht dbeas iiiibei Ob Übel
nicht Gottea wlhaaabt, Wehste* «ad Lbbe (Tbeodiaee I, f *•
W. Knn (De origm. mah, 1702). Db RebarriaU das Übab betonen 8raosA(Etl
prop. XXX;DeDaoII.4),(^Dwo«n.Kiae«.a. TaniJbiia sei aa ahm W. DaaaAM
(Pbymko-Tbeoiogy. 1713), Job» Rat. Puaerurr. Romxrr (Da b aaaare 1
Caa. Wout, Bturraosa, Psasien. P. Viujttma(Voadaai Drapraag aad daa Abebbten
das Übab. 1788-87). Scauxaa, J. J. Waossb (Tbaodbee. 1808) a. a, Naab Haan,
wird ia dar Qaaaabaae daa Nigaän aaeaaaa ..Uatusaoiai
(TgLWW. IX. 18; Tgl. Paalogbmue. Varaaaft). Db Übeiaasduagdee Übab
Caa. Kjuosb. Doturaa, Rorca, Com (Ethik, 1804. 8. 4171 i u a.
Poshxvas liKliiml das Übel SoBorasaAca* (a. Peaiiailaaiw, WBb). - DaJ
das Übel aar im ..Gebiete dar FtinilkiHiii". abat im Abeobtea besteht, betont u. e.
(Zend-Areata», 1901. I. 844). - Vgl. Kajrr. Über das kflilbgaa albr paarns.
ia dar Taeodbee, 1791; Lots«, Milrrokneama». 1898 f.; Raawrmxa, La
aVamdologb. 1899. S. 454 ff .; Oaura-Kawia. KubmiiiHstib, 1897; Haasaun.
aabphraft'. 8. 198 f.; O. Castabi. Dar Tssaiannbeaf dar Dinge. 1881. & 41
Cosn, Db e U mab. 1886; Nattxu, Ls probate» da mal. 1889; E. L. Fisoaa«. Daa
Problem das Übab aad db Tbeodbea. 1883; O. WnxABara. Db Lehre tob Übel
bei Leibnix, 1898; Db Lehre rom Übel ia daa grata
Phikaophb und Theologie, 1903; Tgl. db Literatur
€ Veriecsms; (aawi, et>*e*M«*n«. reflexio, deliberatio) bt db einer Wahl
(e. d.\ einem Entachlueee. einem urteil Torangebende Erwägung der Motire oder
Grande, oder db Wertung. Prüfung der Mittel xu einem Zwecke. Vgl. Jodl. Lehrbuch
der Psychologie IP, 1909; Hörurs, Ptychol. 1897. S. 288; RarxAca, Zeitochr. für
Philo», u. philo*. Kritik, 1913; Gee. Schriften. 1921. Vgl. Reflexion (Kaut), EntechluB.
Wahl. Übung.
rbe rase nach nennt NraTmarsra teüe eine neue, bewußt benuuuxüchteade
Art, welche daa Menechen an Kraft und Wert übertrifft, teib beaonders kraftToIte
und genaue PeraiWiKohkaiten, wie ab dereinst kommen werden, nachdem aeboa ftraatae
xu solchen vereinreit bestanden haben, teib endheb ein reines Ideal, daa Ideal der
Obernatürlich — Übung. Qßl
kraftvollen, freien, kühnen, gegen sich und andere harten, sich selbst Gesetze gebenden,
jenseits von Gut und Böse die Dinge wertenden Persönlichkeit, deren Sein und Ausleben
Selbstzweck ist. Der Mensch ist „etwas, das überwunden werden soll". Der Über-
mensch ist der „Sinn der Erde". Der Mensch muß über sich hinaus schaffen, er ist
nur „ein Seil geknüpft zwischen Tier und Übermensch", ein „Übergang und ein
Untergang" (Also sprach Zarathustra, WW. "VII— VIII, XV; vgl. R. Richter,
F. Nietzsche2, 1909; O. Ewald, Nietzsches Lehren, 1903). Ansätze zur Lehre vom Ü.
finden sich bei Kallikles, Machiavet.lt, F. Schlegel, Carlyle, Renan (Philos.
Dialoge u. Fragmente, 1877, S. 75 ff.), Stirner u. a.
Der Ausdruck „Übermensch" (bzw. „übermenschlich") findet sich schon bei
H. Müller (Geistliche Erquickungsstunden, 1664 f.), Herder, Hippel, Jean Paul,
Goethe (Faust I; vgl. Gespräche mit Biedermann, LI, 263; vgl. R. Meyer, Zeitschr.
f. deutsche Wortforschung, I, S. 1 ff.). Vgl. Sittlichkeit, Genie.
i"'beriiatürlich (supernaturalis) s. Natürlich, Supranaturalismus, Wunder,
Gott, Geist.
i" bersinnlieli: 1. das sinnlich nicht Erfaßbare, nur dem Denken Zugäng-
liche, rein Logische, Abstrakte; 2. das über die Sinnenwelt Hinausgehende, die Welt
des Geistigen, das Göttüche, das absolut Transzendente. Dieses Übersinnliche ist
nach Kant nicht Gegenstand möglicher Erkenntnis, ist nur als „Idee" (s. d.) aul-
gegeben. — Vgl. H. Lubenow, Die übersinnliche Wirklichkeit u. ihre Erkenntnis, 1904;
Wtjndt, Sinnliche und übersinnliche Welt, 1912; Feldkeller, Graf Keyserlings
Erkenntnisweg zum Übersinnlichen, 1922. Vgl. Vernunft, Ahnung, Metaphysik,
Religion.
Überzeugung (persuasio) ist Durchdrungensein von einer Wahrheit oder
Richtigkeit, von der Gültigkeit eines Urteils, einer Wertung, einer Forderung. Je
nach den Gründen, auf die sich das Geltungsbewußtsein, das Fürwahrhalten stützt,
ist die Ü. eine subjektive (s. Glauben) oder objektive (s. Wissen). Vgl. Evidenz,
Gewißheit.
I bikation heißt, scholastisch, das „an diesem Orte Sein" eines Dinges im
Gegensatz zum Sein an einem andern Orte. Vgl. Stöckl, Lehrb. d. Philos. II8, 1912.
Vgl. Ort.
t" billig ist die durch Wiederholung („Einübung") einer Tätigkeit erzielte Modi-
fikation derselben, vermöge deren jede gleichartige Tätigkeit (infolge des „Übungs-
wertes") rascher, leichter, sicherer, zweckmäßiger vor sich geht. Die Ü. ist eine
Anpassung des Organs an die Funktion, der Impulse an die Bewegungen; infolge der
durch die wiederholten Vorgänge hinterlassenen Dispositionen (s. d.) verringert sich
der Widerstand im Nervensystem und in den ausführenden Organen, die Koordination
wird leichter und besser, es wird psycho -physische Energie erspart und positiv ver-
wendbar gemacht; die Überlegung, Wahl und andere geistige Arbeit fällt weg und die
zuerst willkürliche Tätigkeit wird triebmäßig, automatisch, mit geringster Bewußtseins-
intensität ausgeführt (s. Mechanisierung). Die Ü. hängt bis zu einer gewissen Grenze
von der Zahl der Wiederholungen ab, ist durch Unterbrechungen beeinflußt, wird
durch Ermüdung (s. d.) zum Teil paralysiert. Teilweise besteht eine an die Übung
bestimmter Funktionen sich anschließende „Mitübung" anderer; ob beim Gedächtnis
ist noch nicht eindeutig festgestellt. Physiologisch wird durch die Ü. die Erregung
in der Nervensubstanz erleichtert. Durch „funktionelle Übung" werden Organe
modifiziert, und diese Modifikation kann wohl zum Teil (als Disposition) vererbt werden
Umfang UilUtwaOt.
(vgl. Entwicklang. Vererbung). - Vgl Co. Woltf. FaychoL eaamr.. f IM f.; Wo» dt.
Grd^d.phTiioLPfeydri.,1« l«K.&lllff..390 «03.565ff.; jEnaKMUca.
Qrdx. d. Psycho).». 1. 1905. 578 f.; Jura, Prmcipk« of Psyühokgj I. 1890, «63 ff.:
Atbäamtb. Krit. d. reinen P.rfehrung, 1888-90. II. 30. 50; Ovrm, Dm Gedichtnk«.
1911. 8. »9«. (danatbet lihaiatni Mar Ol Jluheabttiang); 8. Xtm, 0. and
Gedächtnis. 190«; L. Komm. Instinkt «. Oiumhaaitt, 1908. Vgl
1 nefnnc (eu*/*«. ambitas) des Begrifft iet db
von dnn er gut. oder dar ihm anlmaeoidneaan nfcderen (weniger angoiiwinr«)
ntllaugaliigilfhi Ja pfttar dar umfang, desto Heiner bt In der Regel der Inhalt
(.. d.) dea Begriffet. Der f. des urteilt rieht* eich nach dam dea Subkttbegrifles
(egt QnantHAt). Vgl Uaaeawua, Logik*. 1881. | 53; Seawanr. Logik I«. 1899/93.
343, 397 ff.; 4. A. 1911. - Vgl Koordination. Subordination
I'anfam« dea BewnBtaeint t. Enge. Bto^ßmom, Cbar erperunaosaöe
Fimlitmug daa «,BownBtaiiiBeamf*ng*M vgl Woanr. Ord». d. paye. Psycho!. 1 1 1 •
1903, 304 ff. — Db „Enge dea BawuJtamns" wird aneh an dem Uarfang der Auf merk
tamkeit in rVibhang gebracht. vermöge deren nur ein (an* 6 bit 7 Teümheltru
r) Inhalt nana klar and danknah aerfaasrkeam erlebt wird, daneben noch
ihkrer (..anbseeerkearM) Inhalat. Vgl W. Wim. Pkflot. Stndiea XX;
Ptjohol. Otadim II. | K. Otto and Scstrura, Archiv f. d. nmmln Psycho). XIII.
1908; E. D9u. Die Lahr* von dar I atmet easmksil, 1907; Harnava. Ptyimnlogk
der Prao. 1909 (Untcrsckbde »wkuhta Mann and Fron).
rmfnngaloejik : »sffsaoang dm Crteflt (t. d.) ab Suheemtion dea Subjekts
unter den Umfang daa Prädikats im Oigtaaiti aar Inkeltalogik.
t nak<-hrnng a. Koovcreion. Konto ayoaiiioo.
I nbedingt t. Absolut, Tkdingang, Antinomie. Idee (Karr). Vgl 8o8muan.
W 9J F 3. 1 1 ff.
I'nbewaßt: l. aktiv: ohne ein BiiaaBteuin, ohne Wimen am etwa*, ohne
Aufmorkaamkeit auf etwas, ohne sein eigene* Ton an bemerken, ohne ea com Gegen,
ttinrt ittr Infmarkaamkitf in laanaan. t paarit a) nicht selbstbewußt, nicht gewoftt.
nicht beachtet, nicht bemerkt, nicht selbständig int Bewußtsein tutend oder ahm alt
Erlebnis abhebend, nur ab (nicht ..apperapfertea") Fbamiit oder Moment dea
ptjchbchen Zoatmmrnhtngee dorch seine Wirkungen konatatbebar; b) nicht im
Bewußtsein, nicht ab BewoBtaehmmhalt gegeben, ftr ein Subjekt nicht vorbanden.
Et gibt keine anbewafiten VoreteBangen. denn Jede Voretelmng iet ab aolohe ein
Bewufitaeineinhalt. Em (rektiv) unbewußtes Psyohischce ab ein nicht bemerkter,
nicht gegenatlndlit hei, rein funktioneller Bihihrd*h*atande»n. ab nicht für eich hervor-
tretande Erregung and Regung, nicht reflektierte p*yohbche Reaktion und Aktion
besteht. In diesem Sinne verlauft ein groBer Teil dea floobnkhens, inabeaondare die
sinnliche Innenseite der meisten organischen Prosrme (s. ParaUebsmus). ..unbewußt' .
Durch ..Mechenioferung" (s. d.) wird heatlndig Bewußtes anter- and anbewuBt.
Dos rektiv Unbewußte ist vom Bewußtsein (s. d.) nur graduell verschieden. Vgl.
Disposition.
Die Ribteni unbewußter Vorstellungen bestreiten DnacAXTKS (Reepona. ad.
obiect. IV), Malkbsaxchk (Recherche de U verite HI. 2. 7). Loci* (Essay ooncern.
hum. understand. II. K. 1. f 10). Bomrar (Easai de Psycho!.. K. 35) u. a. Dunkle.
Unbewußt. 683
unbemerkte, nur mittelbar bewußte Vorstellungen gibt es nach Kant (Anthropol. 1,
§ 5), Fries (System d. Logik, 1811, S. 49 f.), Lotze (Metaphys.2, 1879, S. 523),
Brentano (Psychol. I, 76), Ziehen, Wundt (Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903,
324 ff.), Külpe (Grundr. d. Psychol., 1893, S. 220 f.; Jodl (Lehrb. d. Psychol. I3,
1909, 155 ff.); J. St. Mtll, Spencer, Ribot, Fouillee u. a. Nach ihnen, wie nach
Horwicz, Rehmke, Höfeer (Psychol., 1897, S. 273 f.), Kreibig, Sigwart (Logik II2.
1889/93, 19.3; 4. A. 1911), Höffding (Psycho!.2, 1893, S. 95 f.) u. a. gibt es nur relatir
Unbewußtes (Unterbewußtes, Unbemerktes, Bewußtseinsdispositionen u. dgl.). —
Nach Matjdsley, Lewes, Sergi, Jodl, Ribot u. a. gibt es nur unbewußte „Zere-
brationen" (Gehirnprozesse ohne begleitendes Bewußtsein).
Die Lehre von den unbewußten „Perzeptionen" begründet Leibniz. Es gibt nach
ihm unmerkliche oder „kleine" Perzeptionen („perceptions insensibles", „petites
perceptions"), die nur in ihrer Summierung und Steigerung bewußt werden, nicht für
sich allein. Den organischen Vorgängen entsprechen psychische Zustände, die nicht
ins Bewußtsein treten (Xouv. Essais II, K. 1, § 11, 19; Werke, hrsg. von Gerhardt V, 48;
VI, 600; s. Bewußtsein). Ähnlich lehrt Chr. Wolff (Psychol. rational., § 58 ff.).
Unbewußte Vorstellungen gibt es nach Cudworth, Tetens (Philos. Vers. I, 265),
Platner (Philos. Aphorismen I, § 63 f.), Bolzano, W. Hamilton u. a. Nach Fichte
erzeugt das Ich durch seine unbewußte Tätigkeit die Vorstellungswelt (vgl. Gr. d.
gesamten Wissenschaftslehre, S. 399). Schelling spricht vom „ewig Unbewußten"
(WVV. I 3, 609). Das Bewußtsein geht aus dem Unbewußten hervor; so auch nach
C. G. Carus, Baader, Schopenhauer (s. Wille), Göring, Fortlage (System d.
Psychol. II, 26 f.), I. H. Fichte (Psychol. I, 6 ff.), E. v. Hartmann, nach welchem
die psychische Tätigkeit absolut unbewußt ist, während die psychischen Phänomene
immer bewußt sind. Das Wollen ist unmittelbar unbewußt; die unbewußte Vor-
stellung ist „ideale Antizipation eines zu realisierenden Willenserfolges", „logische
Intellektualfunktion". Die produktive, formende Tätigkeit in der Natur wie im Geiste
fällt nicht ins Bewußtsein, ist erschlossen (Philos. des Unbewußten I10, 1890, 51 ff.;
II10, 498 ff. ; III10, 300 ff. ; Die moderne Psychologie, 1901, S. 80 ff. ; s. Unbewußte, das).
Ähnlich lehren Drews, v. Schnehen u. a.
Ein unbewußtes „Streben, vorzustellen" nimmt Herbart an (Lehrbuch zur
Psychol., S. 16), unbewußte psychische Dispositionen (s. d.), Beneke. Nach Th. Lipps
ist die psychische Tätigkeit, aber nicht der Inhalt derselben unbewußt. Unbewußte
Erregungen wirken in der Psyche (Leitfaden der Psychol., 1893, S. 37 ff.; 3. A. 1909).
B. Erdmann unterscheidet „erregtes" und „unerregtes" Unbewußtes. Es gibt „unbe-
wußt erregte Gedächtnisresiduen als Bedingungen möglichen Bewußtseins" (Leib
u. Seele, 1908, S. 84 ff.). Ähnlich lehren Herbertz (Bewußtsein und Unbewußtes.
1908, S. 138 ff.), Offner (Das Gedächtnis2, 1911), Hagemann-Dyroff (Psychol8,
1911), Jerusalem (Lehrb. d. Psychol.4, 1907) u. a. Latente (in „Bereitschaft" stehende)
Vorstellungen gibt es nach Steinthal, Bergson (Matiere et memoire5, 1909, S. 153 ff.),
Ebbinghatjs (Grdz. d. Psychol. I, 53 ff.) u. a.
Als unterschwelliges, niederes Bewußtsein, ununterschiedenen Bestandteil des
allgemeinen Bewußtseins, bzw. als aus dem Bewußtsein durch Mechanisierung hervor-
gehend betrachtet das Unbewußte Fechner (Zend-Avesta I, 1851, 2. A. 1901, 159 ff.:
Elemente der Psychophysik II, 1860, 15, 39 ff.); vgl. Heymans (Einleit. in die Meta-
physik, 1905, S. 292 f.), Paulsen, Möbiüs u. a. Nach S. Freud, Breuer u. a. (s.
Psychoanalyse) wirkt das un- und unterbewußte Psychische (Triebe, Wünsche) auf
das Bewußtsein. Vgl. Loewenfeld. Bewußtsein und psychisches Geschehen. 1913;
F.. G. Jung, Die Psychologie der unbewußten Prozesse, 1917.
»jvj Unbewußte — Unendlich.
Unbewußte fliblßa» gib» es nach SoMtmutn, HaxauoLTz <Vo
Reden I«, 368 ff.) u. a, unbewußte Urteile nach JwniUM (Die
1884. 8. 2») u. a. <e. WeJuTwhmung). Nach aiancben gibt ee eine Beproduktton (.. d .)
mit uabswultea Miltalgliadsi n. — Vgl. WWMMDn» Zar Klärung de» Begriffs der
1879; Anw*. Safla natura delT laonnsuio, 188t; Caunr, Le rie
l'esprit, 1880; AfUMSumcx. Ober de« ezibewuß«. Denken. 1804» & «t ff.;
Ordaansslebre, 1911; Uraras. ITiiw— lliilatilU lyAolagta. 1910; Kuc». Der WÜJ
n. Mine Tli nfi ■■»« m Pabsaeßtsa. t. A. 191»; Dtbost. Efadeü. in die Psychologie,
1910; A. Dun De* Unbewußte in der tnodarneo Psycho!., Zeitachr. f. Philo*.
IM. Bd, 1909; J. Sorotn. Dia Mniibtaiailinih dea Lebern, lftr jeder
1908. I; W. HaureCB. UabewsJtes oder WiAhI all lang, Zeitachr. f. Psycho*..
♦». Bd.;M. Pauca. Jouraei o* abnormal ISycboh)gy III. 1908/09. Tb» eubconeeaous,
I I ''oogrea intern, de Psycho), 1910; M. Gmm, Pragmeat Ober des Begriff de*
Uabralkfto «Ml die psych. Realität (Jahrb. f. Philo», «. phaa. Fniinhang. 1811. -
Ineuaht, Zweck, fnseign^rchaanes, roycataeb. Reflexion, ApparzeptioB, Tissnaaadeat»
Traum, Autoenetiamue, ftrycboenaJyse.
IJatfcewaftte, des, nennt E. v. Hanna* v dne Absolute, dee, «ee allem Sein
iiml BeatifHetiln ingiuuih ttugi sta wlsj aalest uitai ßlswlwaalssi flnhi, itai In tltam
leriimlfng wirbt (s. Zwech. Instinkt). Dm ü. tat Einheit dee Logiecben and
..Alogiechen". der Attribute VorsteDang (Idee) and Wille; härterer «tat dee „Del",
dee „Was" dee Seins, Dreh die Idee wird die WUlroemtf eKung logwert und
Gotat, der Wel t ieimiaial, einfach, bat aber dta Miwagfi High eil dar In&ridusn in
eich, gliedert aiab in diese („konkreter atonisaua"). Dta Korper eJnd objehtiee
des ü, dta Seele (s. d.) tat dta Summe der auf eiaen Orsnmsmua gerieb,
Tätigkeit dee U. Dar Wehpreecl tat dta PiidnmgimHiMi das in dta WeH
easajeaaaajeaaa U. aad eanetab dar wag aar Erlösung desselben und dar Bbuesweaea«
In dar Hingabt dar IiaMihlaan aa diese obtabMie Tataologta des Wehproreeses besteht
dta Sittlichkeit (rgL Philo. . dea Unbewußten I-UI, 10. A. 1890. II. A. 1904; Des
U. vom Standpunkt der Physiologie und Deeewadeaitbi m k \ 1877; System d. Philo-
eopbie im Grundriß. 1907 f.; ArchiT f. System. Philo., 1900; Dam, E r. II * philo..
System«. 1906; O. Baarv. E. v. H, 1909).
1 mlarrhdringlirhkeU der Korper beruht auf Widerstanden, durch
die sie ihren Raum behaupten, der an gleicher Zeit tob eadeioa Körpern nicht einge-
nommen werden kann. Vgl. Ken. Kleine bebrüten zur Naturphik*. II«. 3&3ff.;
E. Bscas*. Pbilos. Voriiassf ungiii der Xaturwieeenech.. 1907. & 18 f. - Vgl. Atom
/SrÖHa* Wideretand.
Inendlirh (d.i«f*s. infinitos) tat, sllgoanrin. was ohne „Ende" ist, d. h. das
Greazenlosr. Allee Endliche, Einzelne grenzt an anderes EadBcbee, jeder Raum- und
Zeitteil an andere Baum, und Zeitteile, d. h. jeder eoJobe Teil tat „endb.
und Zeit selbst aber haben kerne Grenzen, d. b. dta Begrenzung eelbst gebt las
(ins Indefinite, Infinite), bort nicht auf. Grenzen gibt ee nur innerhalb der
und Zeitordnung. Es gibt keinen denkbaren Inhalt mogftaher Erfahrung, dar nicht
in Zeit oder Raum oder beides geartet werden muß. Die Möglichkeit und Notwendig.
Unendlich 685
keit des Fortgangs räumlich-zeitlicher Synthese ergibt die Unendlichkeit von Baum
und Zeit a priori, ohne daß das Unendliche — außer dieser Idee, durch die es positiv
,, aufgegeben" und postuliert ist — als abgeschlossenes Ganzes gegeben ist (s. Teil-
barkeit). Die primäre Unendlichkeit ist die der Zahlreihe, beruhend auf der Möglich-
keit unaufhörlicher Setzung von Einheiten nach oben wie nach unten. Das mathe-
matisch Unendliche ist eine Größe, welche über (Unendlichgroßes) oder unter
(Unendlichkleines, Infinitesimales) jeder endlichen Anzahl liegt (Überendliches,
„Transfinites"), dabei aber immer noch vermehrbar oder verminderbar gedacht
werden kann (Unendlichkeit verschiedener Potenz). Das Unendlichkleine ist ein
methodisches Mittel, das Stetige (s. d.) durch das Diskontinuierliche zu berechnen,
theoretisch-praktisch zu bewältigen. Metaphysisch ist das (absolut) Unendliche
das über die Vielheit endlicher Relationen der Phänomene Erhabene, sie als „auf-
gehobene Momente" in sich beschließende absolute All-Einheit des göttlichen Welt-
grundes, der göttlichen „Idee", deren Gehalt für den Endlichkeitsstandpunkt in einer
unendlichen Zeit sich entfaltet, während ihr selbst Ewigkeit (s. d.) im Sinne der
Überzeitlichkeit zukommt. Das Geschehen in der Welt ist unendlich nach rückwärts
wie nach vorwärts, mag es auch Perioden relativen Gleichgewichts durchlaufen oder
innerhalb eines Partialsystems sich stabilisieren (s. Entropie).
Die Idee der Unendlichkeit findet sich bewußt schon in der indischen Spekulation
(Rigveda 8, 69, 3), ferner bei Anaximander, nach welchem es ein Unbegrenztes
(s. Apeiron) gibt (vgl. Plutarch, Placita I, 3), bei den Pythagoreern (s. Zahl), nach
welchen die Welt unbegrenzt ist, bei Heraklit (s. Werden), bei den Eleaten, nach
welchen das Seiende durch nichts Äußeres begrenzt, durch sich selbst begrenzt ist
.(vgl. Diogen. Laert. IX, 24; Aristot., Physik III 6, 207 a 11 f.), Demokrtt, nach
welchem das „Leere" unbegrenzt ist und es unzählige Atome und Welten gibt (Diogen.
Laert. IX, 44; Stobaeus Eclog. I, 380), Platon, nach welchem die Materie unbegrenzt
.(unbestimmt), die Welt aber begrenzt ist. Im Ganzen gilt den Griechen (bis Philon)
die Begrenzung als vollkommener denn das Grenzenlose (vgl. J. Cohn, Geschichte
•des Unendlichkeitsproblems I, 33). Von Aristoteles wird betont, daß es kein aktual-
vollendetes, verwirklichtes Unendliches gibt (tveoyela), nur eine potentielle (Svväftei)
Unendlichkeit als Prozeß ins Unbestimmte. Zahl und Zeit sind unendlich, nicht das
Räumliche, nicht die Welt (Phys. III 4, 204 a 1 ff.; III 5, 204 a ff.; III 6, 206 a 14 ff.).
Nach den Stoikern ist der leere Raum unendlich, die Welt begrenzt (Diogen. Laert.
VII, 140), nach den Epikureern aber gibt es unendliche Welten (Diogen. Laert. X,
41 ff.; Lucretxüs Carüs, De rerum natura I, 958 ff.; II, 80 ff.). Die Unendlichkeit
Gottes lehren Philon, Plotin, nach welchem die Körper ins Unendliche teilbar sind
(Ennead. II, 4, 7 ff.; in, 7, 5).
Die Scholastiker schreiben nur Gott aktuelle (actu) Unendlichkeit, Seins-
vollendung zu ; im Geschaffenen gibt es nur potentielle (potentia) Unendlichkeit. Ein
aktuell Unendliches ist uns nicht gegeben (vgl. Thomas v. Aquino, Sum. theol. I, 86, 2).
Die Welt ist endlich (vgl. Ewigkeit, Zeit). — Nach Nicolaus Cusanus ist die Welt
•grenzenlos, Gott (s. d.) aber absolut unendlich; er ist das Maximum und Minimum,
das alles Umfassende (De doeta ignorantia I, 2, 12 ff.; II, 1, 4, 8, 11). Unendlich
ist nach G. Bruno das Universum; es gibt unendliche Welten (Dell infinit.; De la
causa V), was auch Galilei lehrt (vgl. De immenso I, 9 f.; VIII, 3). Die Unendlich-
keit Gottes lehrt Descartes (Respons. I). Gott ist absolut unendlich (infinit), absolut
•ohne Grenzen („in quo nulla ex parte limites inveniuntur"), Raum, Welt, Zahl
u. dgl. aber sind nur grenzenlos, „indefinit" („in quibus sub aliqua tantum ratione
finem non agnosco" (Respons. ad I. obiect.; Princip. philos. I, 26 f.). Das Endliche
QQ0 Unendlich.
iihnn ii wir durch riianihilakuug 4m üsssrWrhie (Epist. I. 119; hfediut III;
egL — oh M>t.miwn, Beijaaiuho de la earsss II, 6; HI. I. 2). Stoma lehrt d»
■l^olnto D^hmUitL^ i
ihrer „Attribute" (e. <L); Zahl. Maß, Zeit «od iadaßait (Et*. I, prop. VI ff.).
In die Uassagesohrinlrtboil des Fortgangs von dam Ghed nun andern ■!■■
die Unendlichkeit Hoiw (Lrrmthan I. 3; Db eorpore c. 7. 11 f.). Lücke (Eaeay
U, K. 17. f I ff.; KoBMMsdMahHwiuMM» der Synthese).
U. »* ono aieht gsgsbsa. So mm
dM abeohrt*. reale Unendliche, das jeder Zsaemsesasstenag rorsagaht, aar ia üott
liegt. Dae SMtsiSMtsjnhi U. wird ha nooknimil pninii, ■ liegt, durch fort-
1. 98 ff, 161 ff.; II. 361). Deal
» iin i r« vi« i>
Kaut; der Piueel geht ine Unbc-
Dfe Wett ** weder eadh
die
du» daß die Reih« der
(..Antinomie). brtein
Meeaa
baide anritt
ia der Weit bcdtagterweese. die WeH aber eelbsti
Art begrenst'* (Krit. d. rata. Vera, 8. 410«.; egL
1813, 8, 964 ff.). - Haam ■nte»theirjil dee ladefiaüe ale ,
Ton der wehren ü. Db eealeehte (aiplin) U. iet nur die
welches aber ebeaeo wieder entsteht". Dee wahre ü. iet die Überwindung der Zeit,
die Ewigkeit dee „Geisse**4, der „Idee" (Encyklop. f 60. 93 ff.; Logik DJ. 84. 156;
Xaturphiloe, 8. 96 ff.). - Q. Caaroa uaterecheidet: 1. dee absolut Infinite, dee nur
anerkannt, nicht erkannt werden kann; 2. dee aktuell Unendliche oder „Tranafiiute",
das ein aber aller aadHehan Große HigeeJci, aber noch Verseehrberes iet; 3. das
„Indefinite" (potentiell U.k als aber jede wndnnh* Oreaee Mnsas wachsende oder
aJwedinw.no> Große (Geeeasaadse Ahhendhtngrn L 18*0. 8. 8 ff.; Zehecbr. f. Philo*..
Bd. 88. 1886; Bd. 91. 1887; IfathaaMt. Anne Jen Bd. 31. 1883). In den Progreß aad
Regreß des Denkens und Zahlern »lata das OaaniBiehe E. ▼. HattTSuaa (Katogmien-
lehre, 1896. 8.274».), 8tamau>awia (Die Unendlichkeit d. Welt), Wovor (Logik II*. 1 .
S. 163, 461 U 3. A. 1908 f.; System d. Philo*.», 1907; Eessys*. 1906: ü. von Raum
und Zeit als begriffliches Postulat auf Grund der Konstant der Ansehen iingafoi isank
Rum. (Der philo». Kritizismus II 2. 285 ff.). DüHanra (Natürliche Dialektik. 1866.
8. 122 f.: ..Geeets der bestimm ton Anzahl", nach welchem keine Große iiwshMiiIi hrt;
ähnlich Raauuviaa) n. a. Ferner Daraeoa (Ordnungelehre. 1912), Naroar (Die
logiechen Grundlagen der exakten Wkaeseohefien, 1910, 8. 59. 111 1, 160 ff.. 193 ff.
Unendliche Urteile — Unsterblichkeit. 687
274 ff.), Cohen, nach welchem das Infinitesimale (Unendlichkleine) der „Ursprung"'
des Endlichen ist; es ist ein Erzeugnis des reinen Denkens und die Grundlage der
„Realität" (s. d.) des Objektiven, als solche das „legitime Instrument der mathe-
matischen Naturwissenschaft" (Das Prinzip d. Infinitesimalen, 1883, S. 133 f.; Logik,
1902, S. 106 ff., 31 ff.; ähnlich schon Leibniz, Kant; gegen die Ableitung des Infinite-
simalen aus dem reinen Denken: Jerusalem, Der kritische Idealismus, 1904, S. 85 f., 95
u. a.). — Nach Vaibjngeb ist das U. eine nützliche Fiktion (Philos. des Als-Ob, 1911).
Gegen den „Infinitismus", für den „Finitismus" ist B. Petbonievics. Das
wahre Unendliche ist die absolute Substanz, aus der die endliche Wirklichkeit stammt ;
die Welt ist endlich und diskontinuierlich; die Zeit ist nach unten absolut endlich,
nach der Zukunft unbestimmt endlich (indefinit), der Raum ist nach oben und unten
endlich (Prinzip, d. Metaphys. I 1, 1904; I 2, 1912; Die typischen Geometrien und das
Unendliche, 1907). — Im Anschluß an das Entropiegesetz wird öfter die Endlichkeit
des Geschehens behauptet (vgl. hingegen L. Gilbert, Neue Energetik, 1911, u. a.). —
Vgl. Fichte, Gr. d. gesamten Wissenschaftslehre, S. 232 ff . (Unendlichkeit des
„absoluten Ich"); Schelling, System des transzendentalen Idealismus, S. 72 ff.;
C. H. Weisse, Grdz. d. Metaphysik, 1835, S. 145 ff.; Bolzano, Paradoxien des Unend-
lichen, 1851; 2. A. 1889; O. Liebmann, Zur Analysis der Wirklichkeit2, S. 396, 4. A.
1911; Nietzsche, WW. XV (s. Apokatastasis); E. H. Schmitt, Kritik der Philos.,
1908, S. 86 ff.; Coutubat, De l'infini mathematique, 1896; K. Geissler, Die Grund-
sätze und das Wesen des U., 1902; Mögliche Wesenserklärung für Raum, Zeit, Unendl.
und Kausalität, 1900 (Begriff der „Weitenbehaftung"); C. Isenkbahe, Zur Termino-
logie des Endlichen und Unendlichen, in: Natur u. Offenbarung, Bd. 54, 1908;
G. Hessenbebg, Das U. in der Mathematik, 1904; Fullerton, The Conception of the
Infinite, 1887; L. Coellen, Das Sein als Grenze des Erkennens, 1911; Gutbeblet,
Das U., 1878; Caldebwood, Philos. of the Infinite3, 1872; J. Cohn, Geschichte des
Unendlichkeitsproblems, I, 1896, J. Bloch, Die Entwicklung des Unend-
lichkeitsbegriffes von Kant bis Cohen, 1907; Stöckl, Lehrbuch der Philos. II8,
1912; E. Becher, Weltgebäude, Weltgesetze, Weltentwicklung, 1915, 19 („unser
Raum kann endlich sein, ohne begrenzt zu sein"). — Vgl. Teilbarkeit, Ewigkeit, Welt,
Schöpfung, Transzendent, Gott, Endlich, Ontologismus.
Unendliche Urteile s. Limitativ.
Unio mystica s. Mystik.
Unitarismus: Einheitslehre, Monismus (s.d.).
Universal, Universalien, s. allgemein, Ars magna, Charakteristik.
Universalismus: Richtung auf das Allgemeine, auf die Gesamtheit als
Objekt des sittlichen Handelns. Vgl. Sittlichkeit.
Universum s. Welt.
Unlust s. Gefühl.
Unmittelbar s. Erfahrung, Wahrnehmung, Psychisch, Vernunft, Evidenz,
Intuition, Schluß.
Unmöglichkeit s. Möglichkeit, Notwendigkeit.
Unsterblichkeit (Immortalität) ist die Unvergänglichkeit des Geistes bzw.
die Fortdauer der Seele nach dem Tode. Das empirische, phänomenale Ich, das psycho-
physische Individuum als solches ist wohl vergänglich, entsteht und vergeht in der
ggg Unsterblichkeit.
Zeit. Unsterbheh bn aber «in: 1. die bsdividaahut de« Wirket», die weh dem
b-« — * - ** m> ■ ■ ^ _ O. M _n » - - ■ * -> »_ ,1t, „ . ,,, » ' » a -
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«ad Oiiiltgfcill, dw „Gabt an sioh". d»m in der Zeil
formen and Inhalte db iln ihm loh« (Subjekte) sind, die or mos «oh
entm» und m ofeh im •(hm ■■!, eo ober, da db
|_„.K,t »- unrfllM gitaanliil. 1_Ij_H.l Amr 11
Dwev&fliT . e«Umw VmmmmBW Am^mmmmmmmmm BHIVQI immo we mwm ^Bmw
nicht vergehen, weil «e der Zeit Unlipii bt (s. Bwigkmt); ob tat nicht in der Zeit,
eondern die leit bt in nnd on ihm, bt dnroh — gl iiliil, bt »oh» fmmtlbmg fOr den
..K Itliihmmmm
Die Ideo der U. findet oioh sohon bei
Psyche«. 1007). ferner In der indieehen
im Ptniinai, im oBJmrsn Judentum
Orphikor. Pinnron, Autsuio*.
Die Beeb iet iinefehhch, dmm ob iet ,
ihrem Weeen gehört, ob bt mit d
rine Knnnrnin« eo <Ue im Zaeteod der Preexietrns (s. d.)
(Pheedr. S48Cft\; RopoU. 600; Phoodo, «f.; 718«.; 106 DIL;
Tim. 60). Noch AntsTormwbtnnr der „Gebt" <•• d.). nicht dkgssm
lieh (Dr enime III ft. 430 a. 23«.). Von den Stoikern lehrt Kuimm de* nie
Seeten bb snm ■Hhilm Wettbrend (e. Ekprroeb) dauern. Cnriirr. d*0 nur dir
8eekmdmWemFofortdonr«(Dioe^UorUVn.lö6ff.). Nach 8«j»naA<Epbt.56ff.>.
Eranwr. hUno Aübql bohrt db 8mm nmn gMIluh m Afl-Emen sorooh. Dir i
■mm bhron Otamo (TmeaL dbpnt. 1. 27. 66). PLOTAWm, Pnu>* (Qood Dom
10), Pumv. NnnnMO» n. a„ wehrend IiTflMB nlo U. leugnet (De rerum
ni. 410
DbporommohsU. wird von dmtBmmmnFBBmBOB^
eo von Tmmuui (De nnmm 41 ff.). Onsosvn (Do prmaip. IL 6, SV Aoauomuo.
leOVOh WCfCflOtm« QJ0 Ue OmC Spmmm1 mVQB OmVmmn TDmmmmmtÄmm1 M Ckmml ffWgflNn «WmmVmMmmmml mOMR'
(De immortahtat» enJmee, 1 ff.). Maiwoxtdbs (Doetor perpbxorum III). Albxasdbb
tok Kalbs, BoKATmrromA. Albbbtcs Maovus. Thomas von Aqctvo. nooh wrlnhtm
der Wunsch iiach Fortbbsn sieht eitel sein kann (Sum. theo! 1 . 7 :. . fi : Oontr. frnt. II
49 ff.), Dmra Soaros a. o. VgL D. GtnrDtsAXvx, Do bnmori. ■nissir, hreg. 1807.
Nooh Avmnnois bt nur der ThjiMibi, aktive Inlellrkt (•. d.) uiwteibnck (Deotrnotio
deetruetionb IL Stf.). Ahnlich bhron StoBB vo* Bbabakt und andere Averrolsten
<s.d.). such solche der Bsmhmm; noch db Alexandristen (s.d.) leugnen db
indiridnene ü. Vgl. PoMrOKATZUS, De immorUlit. animae. C. 12 ff.
Nach Snrau bbibt vom BBensnhllthsn Gabt etwas Böiges bestehen, insofern
os in Gott eine Idee von ihm gibt (Eth. V. prop. XXIII). Unsterbnoh sind wir.
eofern wir Ewiges denken, uns „sub specb seternitstis" (ab in Gott seitics begründet)
betrachten (vgL De deo, C. SS; vgl. liebe). — Db personhehe U. bhron hingegen
M. Fionrcs, Dnciins, Gassbitdi. Cudwobth, H. Mobs. Lmni (s. Tod). Logo.
Bbbxblby (Principles CXLI), Coitdiixac. BomtR. Rocssbac. Chk. Wounr (unser-
störbarkeit der einfachen Seele; Vernunft. Gedanhen von Gott . . . L 1 026). Bach
qaxtwk (Metaphvs. f 776 ff.), Cvrsroa. G.F.Mmmv Mbxdblssobw (Fhsedon;
Argumente ahnlich wb bei Platok). Platxbb (Pbilos. Aphor. I. f 1174), Hbbdbb
(Die Seeb erhalt ein neues Organ), Oobthb (Gespriche mit Eckermsnn). Schiixbb u . s.
Unsterblichkeit. 689
— Gegen die U. sind Holbach, Lamettrie, Diderot, Hume (Über die U. der Seele3,
S. 164; Dialoge, Philos. Bibl.) u. a.
Daß die U. der Seele sich nicht beweisen läßt, betont (wie Hume) Kant (Krit.
d. rein. Vern., S. 691 f.). Doch ist die U. ein „Postulat" der praktischen Vernunft.
Die von ihr geforderte „Heiligkeit" (sittliche Vollkommenheit) ist nur in einem un-
endlichen Fortschritt zu erreichen. „Dieser unendliche Progressus ist aber nur unter
Voraussetzung einer ins Unendliche fortdauernden Existenz und Persönlichkeit
. . . möglich." Das höchste Gut läßt die U. postulieren (Krit. d. prakt. Vern., Univ.-
Bibl., S. 14; vgl. Vorles. über Metaphysik, 1821, S. 233 ff .).
Die U. des zeitlosen „Lebens" in den Individuen lehrt Fichte (WW. IV. 409).
Schleiermacher erklärt: „Mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unend-
lichen und ewig sein in jedem Augenblicke, das ist die Unsterblichkeit der Religion"
(Über die Religion 2). Nach Hegel ist der Geist (s. d.) ewig, das Individuum nur
als ein zeitloses Moment des universalen Geistes (vgl. Naturphilos., S. 693). Un-
persönlich faßt die U. ein Teil der Hegeischen Schule auf (vgl. F. Richter, Die neue
Unsterblichkeitslehre, 1833), ein anderer aber als persönliche U. (vgl. Göschel, Von
den Beweisen für die U. der menschlichen Seele, 1835; vgl. Hegelianismus, Theismus).
In die Zeitlosigkeit des allen Subjekten zugrunde liegenden „Willen" verlegt die Un-
sterblichkeit Schopenhauer (Welt als Wille u. Vorstellung, IT. Bd., K. 41 ; vgl.
Deussen, Elemente der Metaphysik4, 1907).
Die persönliche U. lehren wieder Herbart, Beneke (Metaphys., 1840, S. 385 ff.);
Baader, Günther, Bolzano (Athanasia2, S. 37 ff.), C. H. Weisse, I.H.Fichte
(Die Seelenfortdauer, 1867), Ulrici, Hellenbach, Spiller, F. Schultze, Class,
Teichmüller (Über die U. der Seele2, 1879), Schwartzkopff (Das Leben nach dem
Tode2, 1901), J. Bau.mann, Thiele, Huber (Die Idee der U., 1864), Gutberlet,
Hagemann, Dorner, Busse, James (Human Immortality, 1898), Ladd, Royce
(The Idea of Immortality, 1900), Renouvier, Joel (Seele u. Welt, 1912) u. a. (vgl.
Seele). — Nach Lotze ist nur sicher, daß das ewig fortdauert, was für den Zusammen-
hang der Welt einen unveränderlichen Wert hat (Grdz. d. Psychol., S. 74; Metaphys.2,
1879, S. 487).
Die Ewigkeit des Geistigen als solchen lehren E. v. Hartmann, Drews (Das
Ich, 1897, S. 299 ff.), Wundt (System d. Philos. II3, 1907), Münsterberg (Philos.
der Werte, 1908, S. 433 ff.), Eucken, Schuppe u. a. — Nach Fechner lebt der Geist
in seinen Wirkungen weiter, die seine Individualität festhalten und in Gott als
Erinnerung an das Individuum ewig fortbestehen. Es besteht hier eine Teilnahme
am göttlichen Selbstbewußtsein, ein „Erinnerungsleben im höheren Geiste" (Zend-
Avesta II, 191 ff.; Das Büchlein vom Leben nach dem Tode8, 1906; ähnlich Paulsen,
Br. Wille, Lasswitz, W. Pastor u. a., auch Renan, Dialog, u. Fragmente, 1877,
S. 101 ff.).
Die individuelle U. jeder Art (außer dem Fortleben im Gedenken der Nachwelt)
bestreiten L. Feuerbach (U. als Ausdruck eines Wunsches, WW. X, 209 ff.),
D. Fr. Strauss (Der alte u. der neue (Haube, 1872), Carneri, Büchner, Haeckel
(U. — „Erhaltung der Substanz", Welträtsel, S. 219 ff .), Ostwald, E. Mach u.a.
— Vgl. Spiller, Studien über Gott, Welt, U., 1873; E. Löwenthal, Wahrer
Monismus und Scheinmonismus, 1907; Stöhr, Gedanken über Weltdauer u. Unsterbl.,
1894; Kneib, Die U. der Seele, 1900; Die Beweise für die U. der Seele, 1903;
J. Spiegler, Die U. der Seele3, 1909; F. W. Gerling, Das Ich und die U, 1901;
Thoden v. Velzen, Gott, und IT., 1887; K. Andresen, Die Unsterblichkeitsfrage,
1906; E. H. Schmitt, Krit. d. Philos., 1908, S. 168 f.; M. L. Stern. Monist. Ethik,
Eisler, Handwörterbuch. 44
Unterbegriff — Unterecaeidaag.
0. Sauen* ia: Logos I. lehananahwai, 191»; O Ewald.
Beilage da Phüoe. 0 wlknktft in Wka. 19»; Tm. Snuaax». Der religio» Uaterb-
lioakaikgkabe. 1912; 8waa, BatwkHiagn rl «kr VinliBwaan rom Leben nach
dem Tod*, 1877; 0. Loooi. bcieoce «ad ImmwMlllj, 1909; FvLumrox. Ob Spiao-
zktfc Immortality. 1999; V. Baarae, Bph Hanna et ImnwtoliL 1901
l^Irreiigioo der Orfnnftt 1910 (Ijkü. der Seekk^
dk io da Welt fortwirke«); Xaruxa. La rk eteraelk'. 1909; H RUman
Ura^brkhkoikhoeeki Ia dar kitkohiikin Paüoa, aad Theologie. 1912; L'.-Beweia
ia dar kitkolkokea ni»kaaoa UtiiMa tob 1950-1900. 1912; Dowuax. Dai Un-
•tabtieakaikprobl. ia Tierreich, 191J; Kimnoo. UaekrUkakak, 192P
fahlen um ewig, weil wir ekrUa* amd); R. Miujb Kmunu Philosophie dar
IndirideeliUt, 1921 L.Wk eterhea, indem wir kbea. wir kbea, iadam wir eterben") ;
H. Scaou, Dar ü utMilkiiHn liak ab pake. Problem. 1920 (Fax dk perafial.
UiwBwbhoak.lt); 8oamaa, Voai Ewigen ia Hiaiain. 1921 I; Lava*. Tat Befiel
ia Qod aad Immortthty. 191«. - VfL
Itaabni. Tod,
IwtorfcemruBt (oafcooailia, eebeooeokot) kl da«
Dimeikk, nicht rar aka allein ErfaJa, aar durch eaka (Oefahk )
da klarere BewaJwaa aka Manlfclk li. unter Umetaadeo int klar«
Erbebbare (»gl. aaaktkn. Reproduktion). Unterbewußtsein keif« aaak aka
neben dem „OberbewuAeeia" eiikame floakak da Dfuftlaim, dk ia
Tarnenden (Hypnoa. Phänomen da Doppel- Ich, Automatkmue a. dgl.)
herrortritt. Vgl Daaora, Da Doppellok*. 1999; Da Interbewußteein, 1909;
I' U»bt, L'aotometkme pejcholog.. 8. 22211.; Jaeraow. La eubcoaakace. 1909;
R. Aaaatou. U subconecknte, 1911; Juan, Dk religio» Erfahrung. 1907 U>b-
limiaala Ick", wk Mrou n. e.). Dk Badaataag da Unterbewußte* ine („rer-dringter
Koapka") betont vor alka dk Piycaoaaalja (c d.); & Fasen. Über P«ycbo-
analya, 1912; Dar Wik aad aine Bakheng aaa Unbewußten; Dwmnuinma,
L'iaooaaka» daa k *k mont»li, BaBeta de k waa faeapek» de phfla. X 1910;
F. Mronn, The ■ubtiminal oonmaniama, Promo rnaa of the eockty ior pcychicel
reearch, VII— IX; Wnalsnraa, Da Uaterbewußterin, 1911; Lora»»rau>.
Bewußteein aad ptvobkeka Qaohakan, 1919 (Bedeutung da Unterbewußten);
B. Eapiuaa, Dk Fnaktkaan dar Pfcnnkok ia wkmnouk. Denken, 1919; L. IL hLum».
Ein experimenteller Beitrag «ur Erfereckung da Unterbewußten, 1Ö15 Vauvaovcs,
Ober da tot bewußte, pluntakraack Danken, 1922. Vgl unbewußt.
■Jmtera*ta •. Schluß.
UaterarheiduM* (itm***, «Mftaaa, dktiaetk) kt dk Settung,
tob Uateraoakdan ( VereeaJedeakaHaa), dk unmittelbare
etaaag von Inhalten oder Oigeeetlndeii da Bewußt-
abweichend, nicht ubereinetinunend, nicht idantkeh (xaammen-
fallend) oder nicht gleich. Da Untaeaaeiden kt ak aal unmittelbarer Vargkkaaag
voa lnaaiaa Daraaaaoa JBnaan inrer tseaoaoaraait una » enenwaennen \wree
.. AnderaKin") ein uraprünglicher BewnJtaaiafTorgang, tu dem dann noch da mittel-
bare (logkoh varmittelk) FatoteOea tob acMch-begrifflichen ünterechieden kommt.
Objektiv fundiert aind dk »achlich und gedanklich bedingten, geforderten Unter-
•cheidungen, deaaa «twa im Wirklichen enUpricht oder dk eine Geltung für da«
(empirkohe oder ideelle) Sein haben.
Unterschiedsempfindlichkeit — Ursache. 691
Verschiedene Arten der U. unterscheiden die Scholastiker, insbesondere die
Anhänger des Duns Scotus. Nach ihnen gibt es: 1. Realdistinktion (distinctio realis),
U. zwischen zwei real verschiedenen Dingen; 2. begriffliche, gedankliche U. (d. rationis),
U. zwischen verschiedenen Begriffen einer Sache; 3. Formaldistinktion, U. objektiver
Formbestimmtheiten („formalitates"), die im Dinge selbst begründet („ex natura
rei") sind. Eine solche U. besteht zwischen Wesenheit (essentia) und Einzelexistenz
(existentia) der Dinge (Duns Scotus, In 1. sententiar. 1, d. 2, 7; 2, d. 3, 6; Opus
Oxon. IV, d. 13, q. 1; die Skotisten heißen daher „Formalisten", „formalizantes"). —
Reale und gedankliche U. sondern Descartes (Princip. philos. I, 60 ff.), Hume
(Treatise I, sct. 7; II, sct. 6) u. a. Nach Kant sind „unterscheiden" und „den Unter-
schied der Dinge erkennen", was nur durch Urteilen möglich ist, auseinanderzuhalten
(Von der falschen Spitzfindigkeit . . ., § 6). Nach Hegel ist das Wesen positiv nur in
bezug auf das Negative. Jedes ist das Andere des Anderen, alles ist ein wesentlich
Unterschiedenes (Enzyklop., § 116 ff.). Als Grundprozeß, Quelle des Bewußtseins,
der Kategorien, der Trennung von Objekt- und Selbstbewußtsein betrachtet das
Unterscheiden Uleici (Logik, S. 86 ff.). Ursprünglicher Natur ist die U. nach Rehmke
(Allgem. Psychol., S. 481; Philosophie, 1910), Siegel (Zur Psychol. u. Theorie der
Erkenntnis, 1903), K. Heim (Psychologismus oder Antipsychol., 1902, S. 73, 134),
James (Psychologie, 1909, S. 242 ff .) u. a.; ferner nach Bain („law of relativity":
alles Bewußtsein beruht auf Unterschieden, Mental and Moral Science II, 82 f.),
Spencer, Rlbot, Höffding (Psychol.2, S. 149 ff., 383 ff.; Der menschliche Gedanke,
1911), Dührxng, Jodl u. a. — Vgl. Aristoteles, De anima III 9, 432 a 16; Metaphys.
V 9, 1018 a 12 ff.; V 10, 1018 b 1 ff.; Che. Wolff, Ontologia, § 183 (verschieden ist
das nicht Substituierbare); Sigwaet, Logik I2, 1889/93, 40, 170 ff.; 4. A. 1911 ; Wundt,
Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 305; Ebbinghaus, Greiz, d. Psychol.2, 1905, L 476;
Ltpps, Einheiten u. Relationen, 1902, S. 83 f.; Dbiesch, Ordnungslehre, 1912, S. 125 f.
Vgl. Definition, Identität.
Unterschiedgempfindlichkeit (U. E.) ist der Grad der Fähigkeit,
Reizunterschiede als Empfindungsunterschiede wahrzunehmen. Unterschieds-
schwelle s. Schwelle. Vgl. Webersches Gesetz.
Unvereinbar s. Disparat, Widerspruch.
Upanishad (Geheimlehre) heißt die spätere Veda-Philosophie (Vedanta).
Vgl. Deussen, Sechzig Upanishads, 2. A. 1905; Allgemeine Geschichte der Philos. I 2,
1899, S. 13 ff. Vgl. Brahman, Atman, Maya.
Urphänomen: Goethischer Ausdruck, für den er auch „Grunderfahrung"
sagt: etwas „das unmittelbar an der Idee steht, und nichts Irdisches über sich erkennt".
Farbenlehre, didaktischer TeiL § 741. „Der Naturforscher lasse die Urphänomene in
ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit dastehen, der Philosoph nehme sie in seine Region
auf, und er wird finden, daß ihm nicht in einzelnen Fällen, allgemeinen Rubriken,
Meinungen und Hypothesen, sondern im Grund- und Urphänomen ein würdiger Stoff
zu weiterer Behandlung und Bearbeitung überliefert werde." Farbenlehre, Didakt.
Teil, § 177. Siebeck, Goethe als Denker, o. J.3, S. 51; Chambeblain, Goethe, 1912;
E. Rotten, Goethes U. und die piaton. Idee, 1913.
Ursache {atxiov, alxla, causa) ist der objektive Grund (s. d.) eines Werdens,
einer Veränderung, nämlich der Inbegriff von Veränderungen an Dingen, durch welche
bestimmte andere Veränderungen (Wirkungen) mitgesetzt sind, als unausbleibliche,
notwendige Folgen. Nächste U. ist stets eine bestimmte Veränderung, der sioh eine
44*
Ursache.
•ödere, tu erklärende (qualiUltv and iBgünhal auch quanlita!
rJnro laßt ; in Wahrheit fad aa jedem
(a. d.K Schließfach die Totalität alias
vom and an
in Werkes Ihnrfahimmn sliain. daroh ihr
(stören, hemmen, reuen a. dgU aa ,
s äff aasen; aar ao erreicht da«
(e.
daroh dk
La weiteren Barn wird die U.
oft mit drm Graad (s. d.) earqaicht.
wird) oder die Form (a,d.k dm Graad der
(6 Uy »•• U 4» efae»). iaraar daa Qraad dar Variaderaac. aach daa Zwack
(Urtsphrs. V 2, 1012a UH.). Varaohiadraa Arte« von Ureerhen aateianashwa «fae
K«r (vgl. Sextus Eapir., Pvrrboo. favpoi. III. 15; SaaacA. Kpist. 66. 14
20 ff.), iaraar die Scholastiker (•. ceuaa). ü. fad daa, worauf etwa«
erfolgt (ecfaon Botmoa; vgL Taoaua, Saat. theo». II. ',:>. 1 ah, 2i. Nach Suj
bt ü. ein daa Sein ia ein Aadaraa ..ilafliiiincfan" Prinzip (Mrt. diapot. 12, act. 2).
DaA ia der ü. lalndistiw ao viel „Reafattt" ada maaar wie ia der Wirkung, betont
noch Daaoaam (Mediut. III). Als wahre C. aOea Oaarheheaa betrachten die Okka-
sioaelistea (a. d.) aad 8raaau <a. eaaaa «ui. Kausalität) (*»tt (vgl. aber La
Harmonie). Nach Caa, Wocrr iat ü. „ein Ding, welrfaea den Oraad tob einem
andern in eich enthalt" (Vernunft. Gedaakea roa Q !. f 29; vgl. f ISO).
Nach Locki lat U., was macht, daß etwaa anderes zu sein beginnt (Essay conoern.
harn, uaderataad. II. K. ». } 1 f.). Hraa. der daa swfajshtir usy^sfagh^h ,
der Kausalität (a. d.) lehrt, fahrt die Uraichhchkeit auf regelmäßige 8uk
zurück. U.art ein Gegenstand, dem ein anderer folgt.» daß. wenn das Erste
nicht geweeen wäre, das Zweite niemals hatte mtatiiia können; hierbei not .
Vorstellung dea einen Gegenstande«, die Vorstellung des andern aa etaaagen (Enquiry
\ 1 1. 2; Treatke, act. 14). Jede V. iat ein Geschehen (ao schon Bonn, De corpore
0. 9 f„ Smroca. Bkuklet).
Kajct. nach welchem die Kausalität (s. d.) eine apriorische Denkform ist. bestimmt
daa Kauaalnexus als ..besondere Art der 8yntheaia .... da auf etwaa A was ganz
verschiedenes B nach einer Regal gesetzt wird'4. Ein A ist so zu setzen, daß ..ein
anderes B notwendig und nach einer schlechthin allgemeinen Regel folge",
dadurch. daB wir die Folge der Erscheinungen dem Gesetze der Kausalität unter-
werfen, sie nach einer festen Regel ordnen, ist objektiver Erfahrungszuaammenhang
möglich (s. Analogien). „Wenn wir ah» erfahren, daB etwas geschieht, so setzen wir
dabei jederzeit voraus, daB irgend etwaa vorausgeht, worauf ea nach einer Regal folgt"
(vgl. Geeata, Grund. Regel, Objektiv). Daa einzige empirische Kriterium dea Kauaal-
nexus ist die Zeitfolge, mag auch die Zeit zwischen Ursache und Wirkung verschwin-
dend sein; es kommt nur „auf die Ordnung der Zeit, und nicht auf den Ablauf der-
Ursprung. 693
selben an". Der größte Teil der Ursachen ist mit ihren Wirkungen zugleich; nur
kann die Ursache nicht ihre ganze Wirkung in einem Augenblicke verrichten (Krit.
d. rein. Vern., S. 107 ff.; Prolegomena, § 53). Vgl. Riehl, Der philos. Kritizismus II 2,
239, 268; Xatorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910,
S. 78 ff. ; Cohen, Logik, 1902.
Xach Hegel ist die U. erst in der Wirkung wirklich und Ursache, sie ist daher
an und für sich „causa sui" (Enzyklop., § 153). — Während verschiedene Philosophen
die U. in tätige Dinge (oder Kräfte) setzen (C. H. Weisse, Hagemann, Harms,
E. v. Hartmann, Kategorienlehre, 1896, S. 377 ff.: Ursachen sind die tätigen Indi-
viduen, ähnlich Driesch, Ordnungslehre, 1912; Sigwabt, Logik II2, 1889/93, 179,
u. a.), betrachten andere nur Vorgänge oder Zustände als Ursachen (Schopenhauer,
Heymans, Wundt, Logik I2, 597 ff ., B. Erdmann u.a.).
Als Komplex von Vorgängen (Bedingungen) betrachten die „Ursache" L. Knapp,
J. St. Mull (Logik I, 1877, 393: „Summe der positiven und negativen Bedingungen"),
Bain, Schuppe, Verworn, der den Begriff der U. durch den der Bedingung (s. d.)
ersetzen will („Konditionalismus"; vgl. Kausale u. konditionale Weltanschauung,
L912); P. Volkmann. Hodgson u.a. Daß Ursache u. Wirkung nur methodisch
herausgehobene Glieder eines Gesamtziisammenhanges sind, betonen Riehl, Höff-
ding (Der menschliche Gedanke, 1911, S. 227 ff.; Psychol.2, 1893. S. 288 ff.), L. Dilles
(Weg zur Metaphysik I, 1903, 261 ff.). M. L. Stern. Xietzsche, Bergson, Vaihlnger
(Die Philosophie des Als-Ob, 1911), Bradley (Appearance and Reality, K. 4 ff.) u. a.
Bloß als Ereignis, auf welches ein anderes unabänderlich folgt, bestimmen die Ursache
Oo.mte, Kirchhoff, E. Mach (Erkenntnis u. Irrtum2, 1906, S. 272 ff.), Avenarius,
Petzoldt, Pearson. Vaihinger u. a. — Vgl. Heymans. Gesetze u. Elemente des
wissenschaftl. Denkens, 1S90/94, S. 349 f ., 376 ff.; Lipps, Zeitschr. f. Psychol. I;
Meinong, Humc-Studien II, 1882, 124 ff.; Schuppe, Erkenntnistheoret. Logik, 1878;
Rehmke, Philosophie als Grundwissenschaft. 1910: F. Enriques, Probleme der
Wissenschaft I, 1910, S. 210 ff.; H. Bergmann, Der Begriff der Verursachung u. d.
Problem der individuellen Kausalität, 1913 (Keine Kenntnis eines allgemeinen Kausal-
gesetzes); Stöcke, Lehrbuch der Philos. II8, 1912; Windelband, Einl. in die Phil.,
L915 (unterscheidet vier Formen des Verhältnisses von Ursache und Wirkung, ferner
Haupt- und Xebenursachen, wirkende und Gelegenheitsursache). — Vgl. Kausalität,
Kraft, Wirken, Tätigkeit, Veränderung, Wechselwirkung, Energie, Äquivalenz, Kate-
gorien, Fiktion, Zweck, Abhängigkeit, Funktion.
Ursprung (&{>x*l> origo): erste Entstehung, Erzeugung aus oder durch etwas.
Hervorgang, Herleitung. Die Metaphysik fragt nach dem U. der Dinge (s. Prinzip),
die Psychologie nach dem U. von Vorstellungen u. dgl., die Erkenntnistheorie und
Logik nach dem U. von Begriffen, Urteilen imd Annahmen, nicht im psj-chologiseh-
genetischen (historischen), sondern im logischen und „transzendentalen" (s. d.)
Sinne (Geltungs-Ursprung). Die Grundbegriffe und Grundsätze der Erkenntnis
haben ihren U. in Setzungen und PostuJaten des die Daten möglicher Erfahrung
verarbeitenden, nach einheitlichem Erfahrungszusammenhange strebenden Denkens
(vgl. Einheit, A priori, Axiom, Voluntarismus).
H. Cohen bezeichnet (von Platons Lehre vom relativen Xichtsein, urj 8v,
beeinflußt) als „Denkgesetz des Ursprungs" die Forderung, daß das Denken nichts
als „gegeben" gelten lassen darf, sondern seinen Inhalt sich selbst methodisch erzeugen
muß. Das im reinen Denken, welches das „Xichts" als Durchgangspunkt benützt,
gesetzte Infinitesimale (s. Unendlich) als Einheit der intensiven Größe („Ursprungs-
einheit') ist der „Ursprung" der Realität (s. d.). „Xur das Denken kann erzeugen,
IM Urteil.
dvf." Am der Einheit and Kontinuität der Denkartxung geht
d Um Oeganotlndrlniheit hervor (Logik. 190t« 6. 32 ff, 681.
100 f.; Tgl. Kentatndhn XVII. 1912; Katou». Di» logheben Grandlagcn der exakten
Winieiieakaften, 1910. ß. 21 ff.). Vgl. Sein. Ueahomaa, Urteil Logik. Hypotheuu.
Urteil (a*e>,re«. *,*««<«. Judicium, propomtio, mwiioliHn) keif* aowonl
der Urteihekt. die UrteiMunktkm all euch dir Inkalt, der den Sinn dee Urteile au. -
macht. Dm Urteileakl nie eoteken anterenckt die Psychologie ; dee Urteilen neigt
eiek kier ele ein peytAbeker Proer 9, der in der Regel ron
kt. »ricke durch aktive .Jkpperurpaoo" (e. d.) in
Berlefft t J ff* "'mx!» rt wrcV*n worauf dir Produkte rlmj \r\Alvw
in eine geeint, ijntkitaufc «nr Wannt ilen Doniiiniaianiihiagei Torfcnwpft werden.
Dee Urteilen iet ein tntellektacDrr Akt, iet aber durch Gcfakk». den throrcthch-
praktieck. Intereeee (». d. V den Denk- nnd Erkanntahwillen hecinflufK.
und fallt Je nnek den OioliknpBnhha der DinitiOeng raiiihmfra ane. Ein
liegt in der Regel (implicite) in Urteil, eher eret im Urteil t her oder
UrteOe tritt ee hervor. Formuliert wird dee U. im Sets (.. d\ in
ete Subjekt dnrak ein Prädikat beetimmt wird (». Kopula, Prädikat). Logt»
da. U. die begilfflkln BaeHnnaag einee noch (relativ) unbestimmten, tn beetim-
Inkaita Int Hinblick anf einen Inkalt, der tn ikai gekört, ru ihm in
ht. In U. Im etwee nie dorek etwae beetinunt geartet;
Inhalt dee Urteile hBdet dh flyntkieii der UrtelkgMerk.. mag
Begriffe («. d.) beetimmt and verknüpft, aoadern im Urteil aelbat arateken immer
wieder etat Begriffe, am dann die Grundlage an weiteren (^rntkeüecnen" oder
') Urteilen an bilden. Die eraten Begriffe eraengt daa Urteil an der
(„liiiikiBaagaaitifli** am Voratufe ilgenttioiii ..Begriffaurw
ÜrteÜ ahm Thnlnnthall n fei Heia li na enthalt . wie am objektiv
iet. den ..Sachverhalt" tum Aaadrnok bringt, ihm „entaprichr. iat ea eine
(.. d.).abtee. bat «Wahrheit (e.d). Der Aimpruck auf objektive
immanent, ofcna dafl dhae m dar Regnl eimrk iiarthik bakaamtet wird. Zu
Urteile.
ikkin.l«ki llam Wrih
(Kauaal., Fmalurteüe), R»hMiotri«onfh. Werturteile; Tgl. Wem. Logik P, 155 ff.;
B. Eju>maxv. Logik'. 1907. I; Siowaut. Logik I>. 1889/93. 631 f 1911;
Janu&aLBi. Dia Urteikfunktion; Kmmata, Dia iaanlhklmilkin Funktionen. 1909.
S. 178, o.a.). Die altere Einteilung iet die nack der Quantität (.. d.). Qualität (•. d.).
Relation (e. d.) und Modalitat (e. d.) und trifft tum Teil nur
dm Urteile oder nur die Art dea eubjektrren
dar Verbindung ron Urteilen TgL Kopulativ. Konjunktiv, Disjunktiv. Pivieiv;
battafla daa VmMlIiiiene ron UrteUen ineinander TgL Äquipollent, Kontradiktoriech,
Konträr, oubkontrir. Schluß, Widereprach.
Dae U. wird teile (meiet) ah Verknüpfung, in Beendung- Setcung, teih am Zer-
legung und Gliederung, teile ale Gliederung, Formung nnd Objektivierung beetimmt.
Ferner ah Voigkrfekung. Zuordnung, Attribution oder ah ureprtaglioher, nmfoohar
Akt (,.idiognmthokaM Theorie), ah Glaube, Anerkennung und Verwerfung oder eh
GeltungabewuSteein u.dgl. Loghck gibt ee 1. „Umfang.theorien": a) 8ab>
«umtionetkeorie (U. ah Unterordnung einer Art unter eine Gattung); b) Identttata-
theorie dea Umfange (Identität dee Begriffe- Umfang, ron Subjekt and Prädikat).
Urteil. 695
2. „Inhaltstheorien": a) Identitätstheorie des Inhalts (Inhalt von Subjekt und
Prädikat identisch); b) Einordnungstheorie (Theorie der „logischen Immanenz").
Beispiele: ad 1. a) Die meisten älteren Logiker: Aristoteles (Analyt. prior. I 4,
25 b 32), Apttletüs, Porphyrius, Boethtus, Kant, Twesten, Hegel (WW. VI.
326, 331), Ulrici (Logik, S. 482 f.) u. a.; ad 1. b) Aristoteles (Top.), Theqphrast,
Logik von Port-Royal, C. 17, Plottcquet( Sammlung der Schriften, S. 105, 175f.:
„Intellectio identitatis subiecti et praedicati est affirmatio"), Hamilton (Lectures on
Metaphys. and Logic I, 204 f.; II, 225 ff.: U. als Gleichung, Identifikation zweier
Begriffe ihrem Umfange nach) u. a.; ad 2. a) Hobbes, De corpore I, 1, 2 f., Plocc-
quet (s. oben), Lambert (Neues Organon, § 118 f.), Beneke, Lotze (Logik2, 1880,
S. 57, 69 f.), RiEHL (Der philos. Kritizismus, II 1, 16, 43, 226 f.), J. St.Mtll (Logik I, 5,
§ 3), Lewes, Jevons (Pure Logic, 1890; Leitfaden der Logik, S. 12, 195 ff.; s. Quan-
tifikation), E. Schröder, Russell, Couturat, Lachelier u. a.; ad 2. b) Die „Ein-
ordnungstheorie" (vgl. Leibniz: „praedicatum inest subiecto") vertritt besonders
B. Erdmann (Das U. ist die „in logischer Immanenz vorgestellte Ordnung eines
Gegenstandes in den Inhalt eines anderen", Logik I, 261 ff.). Ähnlich Höffding
(Der menschliche Gedanke, 1911) u. a.
Die „Attributionstheorie", nach welcher im Urteil dem Subjekt ein Prädikat
„attributiert" wird (S hat eine Beschaffenheit als P), vertreten Chr.Wolff (Vernunft.
Gedanken von den Kräften des menschlichen Verstandes, S. 68 ff.; Vernunft. Gedanken
von Gott ... I, § 288 ff.: das U. als Verknüpfung und Trennung zweier Begriffe),
Suabedissen, Bolzano (Wissenschaftslehre, 1837, II, 206 ff.) u. a. (vgl. über diese
ganze Einteilung: Kretbig, Die intellekt. Funktionen, 1909, S. 183 ff.).
Als Verknüpfung (ijvuKXo%rt) von Substantiv und Verbum bestimmt das U.
(A6-/os) Platon (Sophist. 261 E ff.; Theaet. 206 D). Auch nach Aristoteles ist das U.
eine Synthese, eine Ineinssetzung von Begriffen (De anima LTI 6, 430 a 27); das U.
ist eine Aussage (äszöfavais) über einen Tatbestand oder Mangel eines solchen
(<pa>vr] arjfiavtixij negl roß tnä^%nv zi JJ fifi inät^^Biv, De interpretat. 5, 17 a 20).
Das U. ist ein Satz, der Wahrheit (s. d.) oder der Unwahrheit enthält. Ähnlich lehren
die meisten Scholastiker.
Die Stoiker betonen die Zustimmung (s. Synkatathesis) des Urteilenden (vgl.
Diogen. Laert. VII, 63 ff.; s. Hypothetisch). — Die Zustimmung im Urteil betont
auch Wilhelm von Occam („actus iudioativus" durch welchen der Intellekt dem
Gedachten „assentit vel dissentit"; vgl. Log. I, 12; In 1. sent., prol. qu. 1, 2), ferner
Descartes (der „actus iudicandi" geht vom Willen aus, Epist. I, 99; Meditat. P7;
Princip. philos. I, 32 ff.). — Später verlegen das Wesen des Urteils in einen „Glauben"
(belief) oder eine „Anerkennung" Httme, J. St. Mtt.l (Logik I, 5, § 1 ; Examination,
K. 18), Bain, Sptr u. a. So überhaupt die „idiogenetische" Urteilstheorie, nach
welcher das U. ein elementarer Akt des (als wahr) Anerkennens und (als falsch) Ver-
werf ens eines vorgestellten Gegenstandes ist (A ist — A ist nicht; alle Urteile gehen
auf Existentialurteile zurück). So nach F. Brentano (Psychol. I, S. 276 ff.), F. Htlle-
brand, Marty u. a. Das U. ist eingliedrig, doch gibt es auch „Doppelurteile", welche
einem Gegenstande etwas zu- oder absprechen (Htllebrand, Die neuen Theorien
der kategorischen Schlüsse, 1891, S. 27, 95 ff.). Vgl. E. J. Hamilton, Erkennen u.
Schließen, 1912.
Verwandt damit ist die Tatbestands- und Geltungstheorie, nach welcher das U.
die Setzung oder Anerkennung eines objektiven Tatbestandes oder der Gültigkeit
einer Relation darstellt. So nach Uebebweg (Logik, § 67), J. Bergmann (Vorles.
über Metaphys. 1886, S. 115 ff.), Hönigswald, Ltpps (Psychol.*, S. 16; Gr. d. Logik,
1693. v Kais» (VierteJtelvaerhr. f. uteameoh. Philo... Bd. 1« u S3).
VfiMDtLMAMO ( Anrrkrnnung dar Oersnng «teer Baatekang ron Viinliüi^pirtilli n
durrh ,.r^tieoheaM. rom feJüend wtiUeaden Subjekt ■aamhrndrn Ak
..rWteüung . Prtludfcn*. 1907. 8. 19 ff.; Die Pate», im Btgtene des 20. Jahrb.
1910. 8. 199 ff.). Rices* cmstand der EiaaaiHiiii». 190«. 8. *:
Femer nach Bolxaxo (Wiserns oheftakki. I. 19)7. | SS. 34). Haossuxx (Psy< !
1911. 8. llOf). Miwaw (Uigsnntis i de» Urteil» iet dm Seine- oder fjornkm-Oby
Über Aniuhmen. 8. 149, 197 ff.; egl. UmiIiwi, OfcJahUi). Kasisto (Die iateUrk-
tuHIrn Punktionen. 1909. 8. 113 ff.. 177 ff.) u. «. - De9 dM ü. auf das Objektiv«
gerichtet ut, dieses ..metet". tetonan Volsslt (Ertakran« a. Deahea. 1999. 8 Mi,
1.17 ff.. 300 ff ). a Thibl« e. •, ferner BsanLsr. neck welchem im U. ei« Stock
der WirklKhkrrt begriffne« bestimmt wird (Legte, 1993. I. I. f l«. I. 2. | 1). Boa*«.
oo«T (I/Htir. 199«. I. 71 ff.) «. «. Um» (ttheiiÜiiehjU. Logik. 1909). Patiort
(Die Logik aaf des fliteiaia.gi, 1903. 8, 191 ff.) «. a. - Nach dar ..latrojstateas
thaor> HCALMU (»id. Loras. Mterofcaaaue P. Iftwlff.) bvteat da* ..Urtrib
funkuon" te eterm ■■. Pormro «ad 0».,rktivi«ri
kompksee. Da« U. iet katee Aases lal los (gegen Ztaass a. a.), eooder« «te
aktiver Vorsang. I« L*. wird i
«te ..llrefsmatram , di
te die längs hhv interna, afckeam ist, gedeetet . Da« Subjekt iai «te
Ding, dessen Tätigkeit oder Zoalaad da« Prädikat sasrnttAt. Dia Urteiknanktioo
iet dia aprachheh farmalterte „fundamentale Apperatptier. (•. d.) und dm Queue
ulnarer DratearMel (Dia Urteiksasktton, 1999. 8. 90ff.; Lebrb. d. Psycho!. *. 1907;
Kmteii „, .i Eüm \ um, I I 1911 DU te« idaajtewe, - 99 fl . soj (ateaha.
Wahrheit - Dal daa U. dar raaiaa Veitendung dar Dtem iteiuiliiat» tehroa SoaxuE»
MAoata (Diatektik. | 138 ff X H.Rirm. TnasDELSserao (Log. Untersucb II*.
110 ff. X Loras, raaaawaa u »
Ale Trennung. Analyse beetteunea daa Urteil Scamuso. Liunanisia, Hbosl
(..Wremtten dea Begriff, dareh steh eeibsf. EaxykJop. f 199 ff.; Logik III. 99 ff.).
K. Rossxsjukz, Sr assntsss* (U. - ..Tltigkrit, welche teflend etibtedat an<i
btedead teuf. Ordnen). Warn (Lahrb. d. Psycho!.. 8. 634). Wrxi.T. Haan ihm ist
daa U. ..Gliederung «tem Gedanken, in aaiaa Ba.tendt.il." sam Zwecks dar „Dar
ete&ung". Der Inhalt dm Urteile iet aaerat am anhwllmmam Gaaam (Gesamt tot-
atellang) gageben, aad «aa diesem «aaaaaat daa Urteil erat Begriffe aaa (Graadr. d.
Psycho!.». 1901, 8.311; Grd*. d. pbyetel. Psychol. IIP. 1903, 973 ff.; Legte P.
1993/95. 135 ff.; System dar Philo.. I». 1907); rgf. E. r. Hasnuini, Kategorien-
lehre. 1999, 8. IM ff.; Horroisa. Psycho!.», 1991, 8.141.
Dia Begriffe «raeaganda Etekattafaaktion dea Urteil, betont Kaxt. Da» I
..Vereinigung der VorateUungen te «team Bewultsein" (Prolegotseae, f 6). die Art.
^gegebene Brkanntnima aar objektiven Einheit der Apperaeption sa bringen", eine
Funktion der Einheit unter VorataBaagaa (Krit. d. rote. Vera, 8. 99). Alk« Denken
(a. d.) tat Urteilen, und die Grundformen dm Uran» sind der Leitfaden aar Auffindung
der Kategorien (.. d). Die analytischen Urteile aerfafteo daa Subjekt in eetee Teil,
begrifft, lehren nickte Nene«. Die synthetischen ürvefleiasangan m weitem d
nie, gehen über den Subjektebegriff hinaus, beathnmen ihn vollständiger und
auf Grund der Erfahrung (eynthet. U. a poateriori; s. B. Alle Korper «ted
oder der apriorischen, reinen Formen der iVimw hannng aad dm Denkens (,
Urteile a priori"). Die Notwendigkeit der analytischen Urteile ist eine formsDogtetea,
beruht auf dem Prinsip der Identität bsw. dm Widerspruchs (z. B. alle Korper sted
Urteil. 697
ausgedehnt; die Ausdehnung ist im Begriff „Körper"' mitgedacht, konstituiert ihn^.
Die Notwendigkeit und Allgemeingültigkeit der synthetischen Urteile a priori (z. B.
alles Geschehen hat eine Ursache) beruht darauf, daß sie die Bedingungen. Grund-
lagen, Voraussetzungen möglicher Erfahrung und deren Objekte enthalten (Krit. d.
rein. Vern.. S. 30 ff ., 155 ff.; Prolegomena, §2; s. A priori, Axiom, Erfahrung, Er-
kenntnis, Deduktion, Transzendental, Kritizismus. Mathematik, Xatur Wissenschaft,
Metaphysik). Über den Unterschied anal. u. synthet. Urteile vgl. Trendelenbcrg,
Log. Untersuch. II2, 1862, 241 ff.; 3. A. 1870: Sigwart, Logik I2, 1889/93, 128 ff.;
4. A. 1911; HrssERL, Log. Untersuch. II, 1900, 247; A. Messer, Einführ, in d.
Erkenntnistheorie, 1909, S. 93; Xatorp, Die logischen Grundlagen der exakten
Wissensch.. 1910; Driesch, Ordnungslehre, 1912, u. a.
Die Erzeugung des Begriffs im Urteil lehrt Cohen. Das U. erzeugt den Gegen-
stand der Erkenntnis, indem es die „sachlichen Grundlagen, als die Voraussetzungen
der Wissenschaff' erzeugt. Das U. ist der „Weg"' zur Kategorie (s. d.), diese das
..Ziel" derselben, eine Grundform der Urteilsvollziehung („Logik des Ürtefls"), Es
gibt Urteile der Denkgesetze, der Mathematik, der mathematischen Natura
schalt, der Methodik (Logik, 1902, S. 43 ff .). Ähnlich Cassirer. Kinkel u. a. Xach
E. Lask ist das Prädikat des Urteils stets eine Kategorie (Die Lehre vom Urteil, 1912).
Daß mit dem Urteil zugleich erst der Begriff erzeugt wird, betonen ferner Xatorp
(Die log. Grundlagen der exakten Wissensch., 1910, S. 28, 37, 40 ff.), nach welchem
das U. ursprünglich „Setzung eines Begriffs in Beziehung auf ein zu Begreifendes",
„Bestimmung" eines X zu A, B . . . ist, O. Liebmann, Windelband (Sigwart-Fest-
schrift, S. 46), Driesch (Ordnungslehre, 1912, S. 62 ff .), v. d. Pfordten (Urteil u.
Begriff, 1906). Reboike (Urteilen = „Gegebenes durch Gegebenes bestimmen oder
begreifen", Philos. als Grundwissenschaft, 1910; Unsere Gewißheit v. d. Außenwelt,
1894, S. 26 ff.) u. a. (vgl. Begriff); vgl. Herbart, Lehrb. zur Einleit. in die Philos.5,
1883, S. 91, 309; das U. ist die Entscheidung auf eine Frage ; dies auch nach Rickert.
Xatorp, R. Wähle, Mechan. des geistigen Lebens, 1906, S. 248 ff., u. a. — Vgl.
Beneke, System d. Logik, I 1842, 109 ff.; Bachmann, System d. Logik, 1828,
5. 106 ff.; Sigwart, Logik, 1889/93, I2, 63 ff ., 4. A. 1911 (Ineinssetzung von Vor-
stellungen); Schuppe, Grdz. d. Erkenntnistheorie u. Logik, 1893, S. 37 ff ., 135, 175 f.;
2. A. 1910; Cohn, Voraussetzungen u. Ziele des Erkennens, 1908; E. Schradeb,
Elemente der Psychol. des Urteils, 1905 f.; H. Mater, Psychol. des emotionalen
Denkens, 1908, S. 140 ff.; Jodl, Lehrbuch der Psychologie II3, 1909, 322 ff . (U. als
Verdeutlichung); K. Marbe, Experimentell-psychol. Untersuch, über das Urteil, 1901 ;
A. Messer, Experim. -psychol. Untersuch, über das Denken, 1906, S. 110 ff.; Bald-
win, Handbook of Psychology, 1891, I2, K. 14; Dewey, Studies in logical Theory,
1903, S. 108 ff.; F. C. S. Schiller, Formal Logic, 1912 (das U. als Wertung);
W. Kisch, Beiträge zur Urteilslehre, 1903; Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob,
1911; Müller-Freienfels, Das Denken und die Phantasie, 1916 (Urteil als moto-
rische Stellungnahme); M. Schlick, Das Wesen der Wahrheit nach der modernen
Logik, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos., Bd. 34; M. Brod u. F. Weltsch.
Anschauung u. Begriff, 1913 (Das U. ist Anerkennen und Zuerkennen bzw. Verwerfen
und Aberkennen; es gibt vorbegriffliche Urteile); Rickert, Urteil und Urteilen,
Logos III, 1912; Martius, Zur Lehre vom U., 1877; Stöhr, Die Vieldeutigkeit
des Urteils, 1895; Driesch, Wirklichkeitslehre, 1917, 216 („Das Urteil ist trotz seiner
Dreigliedrigkeit im Grunde Eins, nämlich bestimmte Beziehung"); Ritzel, Über
analyt. Begriffe, 1916 (Jahrb. f. Phil, und phän. Forschung3); Reinach, Zur Theorie
des neg. Urteils (Ges. Schriften. 1921). — Vgl. Schluß, Unbewußt, Wahrnehmung,
Qgfl Urteilskraft
Setz, Prädikat, Kopula, 8abbktlase Saose, Frage, Wahrheit, Wert»
Objektiv. Teteechen. Beahtat .
rrtelUkrmft (vb iiitlaiHvs): lbmblhasgsieisiflaiin, lo der Sc ho-
Ustik bedeutet ab die Flhigkeit, <*• Dtoge ibrem Wette neck richtig tu schätzen
(Ancsnu. De Nebe» H, t; Tbokas, Contr. fest. II. 00; StA»«, De eaim* I. 33).
Kaut iwatahi unter dvU.ek zwacbrn Veretead und Vernunft, Katar- und
Finü»dieuiii»hii msriUihtihi Veraefigea. aad die «Kritik der ü." uatareacht, ob
ab) ebeafaus „Prinzipien a priori bebe, ob dJaae konetttaUe oder biet regulativ eind".
I .,,'JV» VuanaaaVeJ *'. BaW Me^Paaal aV MeelHHHMI ...' • ** » * T V.n *fft"t\, auaN JW" *n >[i<)t ff
ab enthärten anter da» llajuiabim sa denken*. ..Ist dae ingassshv (die Regel.
dulVuujp.dssCbaeta)gea9ben.eobtdbUrt^^
subsumiert, besttmmead. Ist aber nur das Beeoodere angaben, wozu ab dee All
aaoeafaH finden soll, eo bt db UrteihAraft Idol ref lek tierend.' Die resümmet
aaler ilbjiaiilBia fl n, die dar Veretead gibt, bt nur oahsuaasrsnd, ihr üeeet*
btihra priori eorgaaebaaet (egt Krü. d. reia. Venu a 1» ff ). Db reflektieret
gliedert eich in die AathetUehe aad teleologische U.; eretare tot dee Vermögen,
db formab Zweckmäßigkeit . .. durch dee OefflhJ der Laat oder Uiüust zu beurteiba
(s. Ästhetik), btctere das Vermögen, db reale (objektive) 2e liaHeJgaH dar Natar
daroh Veretead aad Vernunft u rameaflaa, Dia reflektierende U. erklärt aicht
deutet aar db Natar, betrachtet ab eo. eb ob ia ihr ein Veretead alba
esetaea apeattbnart Bitte, aad ab betraohtet dae Geschehen Manch
dar Analogie mit dar Ksasstilsl nach Zwecken*', ohne db Erscheinungen aas Zweck-
ursaehea abcubitea (Teboiogb ab .regulatives'' Prinzip; s. Zweck; Ober Philosoph«
überhaupt, & 100 ff.» Krit, d. Urteilskraft, Einbit.). Vgl STinuta, KsaU Teboiogb.
1874; W. Fnoer. Dar Begriff dar D. bei Kant, 1806. - Vgl. Logik (P. Ramcs).
Iraeagang ( Archigonb, AaUJfuab, guiaiMiu aoaaivoca, spontane«) helft
' ll*1 r.U t < t' eaaaaM Paeal I el 1 1 «P M I aeaal H M ' ' 1 1 1 1 ■ 1 1 Iw * B LaWl bbM HI» t* | '1* III F-inf . 'i * I
e - a _ a*k ** %yg erw >- *. *. — a — ^a . _ a. _r_e » e s _ . i T> »mm ■ ■■
beeonoVn r iVHim^nin^rn. hine U. an in aar Uegeawert nJoat aaoasaariseen (Feaaaea)
gegen Popow), wenn ee mach, nach mznrmon. abht anaognoh erscheint, dat einet
priaritree masnlnli Weaaa känetHnb eraeagt werden. Die U. höherer Lebeweeea
(wb ab Karaiwaiiaa. tiianmiaa, Da gener. eabaal. II. 1. db Stoiker. Lccaarros
Casus. Da rer. natar. IL 843 ff ., Camdamv*, J. B. vak Heuiokt a. a. snnehssen).
gibt und gab ee nicht, wohl aber können in einem früheren Zustande der Erde gsaz
■ •Tibi Ift f ■ f_-t-^ %*- . . _ P* » - * * » --1- -kl - — t -U- -!---_ »* - ■ ■ ji—il ■ L ilt i
primtllW OfgoafaeaUtO enaenanMa. Uwaat CttaaMeaMM aWaaeas OK aMnl dettnai Wtef 6eBWWea5eaaefa»at.
Eine U. lehren Okxx („ürechbim", Db Zeugung, 1805), Tmjrtmujrrs (Biologie,
1803 f.X 8caonnATjm (Neue Psmlipomens, 1 188), Nabobxi. Habcksx (Qenereue
Morpliologb L 183; „Moneren"); Krcarca, Db Losung des Probbms der U.. 1907
(das Leben auf IonaatknsproseB ruröckgeführt); Lanuim, Flüssige Krbtalb u.
db Theorien dee Lebens, 1906, u. a. Vgl. O. Taschkxbebo. Db Lehre von der U-
1883. — Vgl. Leben, Orgsnbmus.
raiologie: Lehre vom Wesen (eoete).
Utilitarieasae (der Auedruck „utiliterian" zuerst bei J. Bbstthau:
..Utmterinnbm" bei J. St. Mnx u. s.; bei FaraaaACH: „Utilbmus") beult i
NfktahobkaitnTteadpunkt, Erwigung nach NOtznchkeiteprinripien, 8trebea
Notsliohen (s. d.). Im engeren Sinne bt U. jene Richtung der Ethik, nach
der Zweck des rittlichen Handelns der Nutzen der Individuen ut, und zwar identifiziert
Utopie. 699
der hedonistische U. das Nützliche mit subjektiver Glückseligkeit, Lust, während der
objektiv-eudämonistische U. den Nutzen als Wohlfahrt der Einzelnen und der Gesamt-
heit (Gemeinwohl) bestimmt (s. Hedonismus, Eudämonismus). Der U. tritt meist
nicht in egoistischer Form, sondern als sozialer U. auf, der das größtmögliche Glück
der größtmöglichen Anzahl erstrebt. Der U. erklärt auch teilweise den Ursprung des
Sittlichen (s. d.) aus Nützlichkeitserwägungen: es wird erst sittlich gehandelt um des
eigenen Nutzens willen, aus „wohlverstandenem Interesse", dann wird das sittliche
Verhalten zur Gewohnheit, zum Selbstzweck.
Über den älteren U. vgl. Hedonismus, Eudämonismus, Sittlichkeit. Das Prinzip
der „Maximation des Glückes" („great happiness-principle") findet sich schon bei
Beccakta, Htttchesox, Pbiestley, besonders aber bei dem Begründer des U. als
System, Jeeemy Bextham („the greatest happiness of the greatest number"). Die
Nützlichkeit einer Handlung besteht in der Vergrößerung der Glückseligkeit (Lust),
in der Förderung derselben. Gut ist das Handeln, welches in diesem Sinne nützlich
ist. Um richtig zu handeln, bedarf es eines moralischen Budgets, eines Lustkalküls
(,,hedonic calculus"), einer Abwägung der nützlichen und schädlichen Folgen der
Handlung, wobei die Intensität, Dauer, Nähe, Folge der Lust und die Menge der
Menschen, die ihrer teilhaftig werden, zu berücksichtigen sind. Der Egoismus zeigt
sich hierbei als nicht vorteilhaft; so scheint man zuerst gut, dann wird man es. Stimu-
lanzen dazu sind die verschiedenen (physischen, sozialen, politischen, moralischen,
religiösen) „Sanktionen". Indem wir das Wohl der Gemeinschaft fördern, fördern
wir uns selbst (Introduction to the Principles of Morals and Legislation, 1789; Grund-
sätze der Zivil- und Kriminalgesetzgebung, deutsch von Beneke, 1836; Deontology,
1834; deutsch 1835; Works, 1843; vgl. O. KBAtrs, Zur Theorie des Wertes. Eine
Bentham- Studie. 1902). Anhänger Benthams sind Bowbing, Doioxt, J. Austin u. a.
Einen sozialen U. vertritt J. St. Milx,. Nach ihm gibt es verschiedene Arten des
Glückes, niedere und höhere (geistige) Werte. Durch Assoziation (Motiwerschiebung)
wird das, was erst nur als Mittel gewertet wurde, das Sittliche, zu einem Eigenwert
(Utilitarianism, 1863; deutsch 1869). Mit dem Intuitionismus (s. d.) verbindet den
Utüitarismus H. Sidgwick. Das Gute ist das, was getan werden soll und dies ist das
allgemeingültig Begehrenswerte; seinem Inhalt nach ist es Glückseligkeit als allge-
meiner Zustand, wobei alle Menschen gleiches Recht auf Glück haben (Prinzip des
universellen Wohlwollens; The Methods of Ethics8, 1901; deutsch 1909; Practical
Ethics, 1898). Den sozialen (altruistischen) U. vertreten Gizycki (vgl. Vierteljahrsschr.
f. Philos., 8. Bd.), E. Bechek (s. Sittlichkeit) u. a. Vgl. Edgewoeth, Mind IV, 1879;
L. Busse, Zeitschr. f. Philos., 105. Bd. (gegen den U.); J. Bergmann, Über den U.,
1883 (gegen den U.); Leslie Stephen, The English Utilitarians, 1900; Ajlbee, History
of Utilitarians, 1902; Sinclatb, Der U. bei Sidgwick u. Spencer, 1907; Kaleb, Die
Ethik des U., 1885; Guyatj, La morale angl., 1879.
Utopie (öi> nicht, zönoe Ort: „Nirgendsheim"): gedanklich-phantasiemäßig
konzipierter Idealzustand, Idealstaat; Staatsroman (nach Thomas Mobus, De optimo
rei publicae statu deque nova insula Utopia, 1516; deutsch in der „Uhiv.-Bibl.").
Utopisch: phantastisch, ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit, das Historisch Gewor-
dene ersonnen, praktisch undurchführbar („Utopischer" Sozialismus). Vgl. Bacon,
Nova Atlantis, 1625; Cabet, Voyage en Icarie, 1842; Bexxamy, Looking backward,
1888; Th. Heetzea, Freiland, 1890, u. a. (s. Soziologie). Vgl. R. v. Mohl, Geschichte
u. Literatur der Staatswissenschaften I, 1855; V. Ktbchenheim, Schlaraffia politica,
1899; Voigt, Die sozialen Utopien, 1906; Mauthneb, Gesch. d. Atheismus II, 1921.
101
V
Yair<-«liiUani: | roe einer i
die eine
rbt: 8«b«<aitt,Qualrts4,Tatigk
heit. Inhereiu (•. Atom). Vgl. H. Olodum. in: Dk Kultur «Irr Gegenwart
Daran». ADg. Geech. d. Philo«. I. I900f.: RAn, Di* Uhr«praebe der Viipiabma
Phao^Ztocfcr.d.Mwpd.OmliA.XXl \\n .w H»m.t. I v «toauetkcae Graad-
lege dar Vaiteahilm-Philcaophk. 1900.
Variabilität: VcrtodarfehketU AbAnderungafehigkrtt, imheaonderc der
Ubeweeea <«. Entwiokhnt). V» \bart. — VfL Gocoecam», HaBoreut-
vieklaag a. MiBirkniBkonamli I. 1911. Vgl. Induktioo, Mutation.
V©4» UWiwa"): dk ikeato religio* Literatur der Inder. tum Zeil philoaophi* h
uaaieaed). Vgl. Dar«««». Gearh. d. Phil«. I». 1900 f.; Oheimlehrr der Vedt«.
1911.
\ • «lAnta: rur Kirbtung ■!• r n* h\t <iiv h< n fhikwnphie (vgl. ]k«hin«ti.
Alaun. Maja). Vgl. Dm», Aügaca. Oraah d. Philo«. I. 19061.; Dm Syetsai der
VedAata*. 1909; M. MCixaa. Lretarce ob tiv- V. lliiloMphjr. 1994; Oldumem. in:
Dm» Kultur dar Gegeawart 1. 5. Vgl. Upeakaad. Senkhya.
YeltoMt (veUritae): noch unwirksame Wükaaregung, Wunsch.
Ycrallffeaariaerunff s. Ueneralieatson. Induktion, üar
Teriladrraag; (jM«t«/«4<. AXXol*«ti, afeseis. mutet») tat An-:
Wechsel das ..Soeeins \ dar Merkmale eines Dinges, sei «-• der Qua! lorm.
dai Ortet (Ortarerftaderaag, a. Baangung). der rVUtion ru anderen Dinget
aabataathOan 8traktar eelbst. V. und Beharrung sind KomUtr; d.<* Denken
aa der Hand daa Erfanranganartariala beharrende Einbetten (Konstanten. Buhst«
and besteht aaf dieaa den Waekaal der Bestimmtheiten in Baum und Zeit, eo, daß
im Wechsel etw bleibt» »u«, .«ich verende
Bai der bloßen Ortererandernag bleibea die qualitativen Bestimmt}
bei der qualitativen V. erhalt eich eia Komplex tob Btemcaten oder fahl
Rcaktion««entecn aad Reaktionen). Daa Stetigkeitaprinup fahrt die elcbtb«
aaf unendlich kleine (infinitesimale) VeranderangaaNMarate anroch. Ph>>ik ..
nhnmkrh laeeea «ich die Verindaraagea der Dinge ak immer neue Gruppierungen
ihrer Teile bcw. als immer neos UmsrUungeo roa Energien in andere auffassen und
berechnen. Im Psychischen tat die V. eine qualitative und intensive, ea gibt hn r nur
relativ Beharrliche« innerhalb eine« stetigen EntwteUungsprozcssea (vgl. Irh.
Aktoalittt). Mag auch, metapb ystech betrachtet, die V. daa abaolute Sein ak unend
liehe Einheit und Totalität nicht betreuen, ao mal doch die ak zeitlicher Vorgang
erscheinende V. oder aber die Exktenx eoa Subjekte«, fax wcW»e Variodernag baseeht.
im absoluten MA« sieh" eine Grandlage haben.
Wahrend nach Haaaaxrr alle« sich ständig verändert (a. Werden), i«t n»
Eleaten die V. aar Schein; da« Seiende beharrt unveränderlich («. Sein). — Auf die
Verbindung und Trennung beharrender Taik fahren die V. zurück Ahaxaoobas
(«. Uomoeomarien), Ekranoaxas (ptitt r« Ji«XU|/f t« fu/immw, heia Entatehen aad
Vergehen), Dbmokrit. Eraroa (s. Atom). — Nach Platos sind die rUtuwmdmgs in
Veranlassende Ursache. 701
beständiger Veränderung, die „Ideen'' (s. d.) hingegen, die ewigen Urbilder der
Erscheinungen, unwandelbar (Phaedon 78 C f.; Philebus 58 f.). Xach Aristoteles
sind Materie (s. d.) und Form (s. d.) die beharrlichen Grundlagen der V. (Metaphys. XI 2,
1069 b 9 ff.). Die V. oder Bewegung (s. d.) im allgemeinsten Sinne ist die Verwirk-
lichimg eines der Potenz nach (dwäuei) Seienden (Phys. III 1, 210 a 10). Es gibt
vier Arten der V.: Orts Veränderung, quantitative (avi^aie xal y&ion), qualitative
ixlv^ais y.aiä tö jioiöv), substantielle V. (yevtois, cp&opd; De coelo I 3, 270 a 27;
Phys. III 1, 201 a 9 ff.; III 3, 202 a 22 ff.; V 1, 224 a 21 ff.). Xach den Stoikern
beharrt in der V. das Wesen (oiaia; Stob. Eclog. I, 434). — Über die scholastische
Auffassung vgl. Stöckl, Lehrb. d. Philos. II8, 1912. Vgl. Aevum, Dauer, Bewegung,
Gott.
In der V. beharrt das Wesen nach Che. Wolff (Vernunft. Gedanken von Gott . . .1,
§ 107 f.). Die Korrelation von V. und Beharrung (s. d.) lehrt ferner Kant. „Ver-
änderung ist eine Art zu existieren, welche auf eine andere Art zu existieren eben-
desselben Gegenstandes erfolget. Daher ist alles, was sich verändert, bleibend, und
nur sein Zustand wechselt. Da dieser Wechsel also nur die Bestimmungen trifft,
die aufhören oder auch anheben können, so können wir . . . sagen: nur das Beharrliche
(die Substanz) wird verändert, das Wandelbare erleidet keine Veränderung, sondern
einen Wechsel, da einige Bestimmungen aufhören und andere anheben.'" Veränderung
kann daher nur an Substanzen wahrgenommen werden, das absolute Werden ist kein
Gegenstand möglicher Wahrnehmung (Krit. d. rein. Vera., S. 179 ff., 194 f., 219).
Vgl. Cohen, Logik, 1902, S. 187ff.; Xatorp, Die logischen Grundlagen der exakten
Wissenschaften, 1910, S. 72 ff.; Dreesch, Ordnungslehre, 1912, S. 208 ff.; D.P.Rhodes,
The Philosophy of Change, 1909.
Ein absolutes Werden ist nach Herbart ein Widerspruch. Durch die ..Methode
der Beziehungen" wird eine Vielheit beharrender, an sich (ihrer Qualität nach) unver-
änderlicher „Realen" (s. d.) gesetzt, aus deren gegenseitigen „Störungen" sich ihre
„Selbsterhaltungen" im Wechsel des „Zusammen" der Realen ergibt (Allgemeine
Metaphys. II, § 224 ff.). Auch nach Bradley liegt in der V. ein Widerspruch
(Appearance and Reality, S. 44 ff.). Daß es an sich keine V. gibt, lehren M. L. Stern
(Monismus, 1885, S. 87 ff.), L. Dilles (Weg zur Metaphysik, 1903 f., I, 224 ff.) u. a.
Xach Bergson hingegen ist alles in stetigem Werden von bestimmtem Rhythmus
begriffen, das in heterogene Phasen sieh gliedert, und wird durch die Intuition (s. d.)
so erfaßt; der Verstand (s. d.) aber, welcher analysiert, trennt, geometrisiert. veräußer-
licht, setzt das Geschehen aus für sich fixierten statisch gemachten homogenen
Elementen „kinematographisch" zusammen (L'evolution creatrice6, 1910, S. 392 f i . ;
La perception du changement, 1912). Wcndt unterscheidet extensive und intensive
V. (Logik P, 1906, S. 507 f.). Xach Rehmke ist V. nur Wechsel von „Besonderheiten"
einer „Bestimmtheit", nicht Auftreten neuer Bestimmtheiten („Satz der Veränderung";
Lehrb. d. allgem. Psychol., 1894, S. 7 ff.; 2. A. 1905; Philosophie als Grundwissen-
schaft, 1910).
Die Bedingtheit des Bewußtseins durch V. betonen Spencer, Bain u. a. —
Vgl. L. W. Stern. Psychologie der Veränderungsauffassung, 1898: Joel, Seele u.
Welt, 1912 (Der Geist ist die reine „Variante", der Körper die reine „Konstante";
die Welt als Kampf von Geist und Materie, der Varianten und des Konstanten, des
Aktiven, Freien und des Trägen, Passiven); z. T. ähnlich wie Bergson (L'evolution
creatrice6, 1910; vgl. Schöpfung, Entwicklung, Wille).
Veranlassende Ursache („causae occasionales") s. Okkasionalismus,
Kausalität, Auslösung.
\ • unt wortliehkeit * Tsmaaisng
Verbindlichkeit •. Pfttebt. Vgl. Kart. Grdl. rar lietephys. der Sitten.
2. Abaohn.
Verbiadaaa; ut Zusemmenfogung roa Teuro zu einem
faltigkctt tu einer Einheit (s. Synthese). Xsch Kamt iet die V.
sateung" oder „Vertobafnag'' (Krit. d. rate. Vera.. & IM; s. 8yatheae). Vgl. Knaiaia.
Die intellektuellen Punktionen. 1006, 8. 88.
Ptycbieebs VerNnttengaa ated aeeh Wo *ut aas Bsstaadsaiira ussmmengesetst*
• (Qrda. d. physiol. Psycho!. IIP, 1803, 618). Es gibt „laomürt"
(.. d.) VnllHMgii (rgl. Vereeaawbaag).
% erbrechen ist egal (•ueeefuhrte o«W wirkss m eingetütet*) WIBenahatidlnng.
» Antlehaaag gsgen die
Begibt Vwbmibw all wsibese. »galm ibnuknbuhia
(Trisbsa), aber der groBes Teil der Verbreebea bermht auf
(Not»
u. a.).
Db) Lehre vom ■■im— Verbreeber (durch phyasesba EnaaiUiagai
MOeMO (Der Verbreeber. 1887-80). H. Ktnunxa (
Verbreeben, 1888), M. Basanterr. (Uvtt u. a. Die
Theorie dee V. uad der Strafe (e. d.) rertretea E. Fanai (Da* V. ah soziale
1888). GaaovaiA Oowaxvt (Orisaiaologia aoebde. 1888k A. Basa (Dar Verbreeber
in aatbropoi. BssJehaag, 1889k Fomau Lastr. Paura, AecaurraNBcea. R. Sommkh
(Kriminalparcbol, 1804) u.a.- Vgl. Baocaaia. Ober V.a.8trsJsn, 1764; deuUch 1805;
H. Qaoaa, Krteüasi^ychoiogis, 1888; ICaarrr Eatan, Orde. dar Kriauaalpevcbol«.
188t; 8. Ermroan, Daa Viilinabaiunlaaai in aatbropoi. u. eoziolog. Bibuchteng I.
1808; O. Taaoa, La crianaalite coaepares', 1810; T«. Srauraaso, Daa V. in Kalter
a. »ssanhbsa dar Hianiiiiil, 1812; altasTaaaaao. ftychology «ad Crime. 1808;
H. Qaoaa, KriaünalpaTebol. 1806»; Tamoa. La eriaaiaaliU eaeeparee«. 1807; Monats-
schrift für Kriminalpsycbol, 1804 ff.; H. Elus, Verbraeber «ad Verbreeben. 1884;
POLun, Psycho!, daa Varbraebara; R. Soutane, KriadaaJpeychol. and strairecbtl.
Ptyoaouatboiogbi, 1804; Woiim, PsychoL daa Verbreeber» II. 1808; Dar Sexnal-
Terbraobar. 1812; Getrau e. Wann* Verbreobertrpen. 1813 f.; Biaaaatm, Dm
psyohopath. Verbreeber. 1814; FaitDWCH, Db) IWdeateag dar Psychol. für
Bekämpfung dar Verbreeben, 1818; Katrrntaav. Die ftynholagh) des
1812; Williams, The Iateliiganca of tba Dsabxajsnt, 1818. — Vgl.
Strafe, 8chuld.
Verb am aaentla (Wort des Geistes): Gedanke, Begrifi. Verbnm oris:
Wort (8eholaatik). Vgl. Logos.
Verdr&ajraaj; heißt in der Psychoanalyse (a. d.) der eeeliache Vorgang, in
dem unlaatroUe Bewufltaeinainaalte ins Unterbewußteste abgeschoben «erden, ron
wo aus sie jedoch ab) Herde ron pathologischen KoarpisTen aich störend geltend
machen. Sie werden behoben durah daa psychoanalytische Verfahren. J. FeacD,
Ober Psychoanalyse, 1912*. Vgl. Psychoanalyse.
Vererbung ist. biologisch -psychotogbnh. ein Ausdruck dafür, daß Eigen-
schaften der Eraauger auf die Nachkommen übergeben, in der Weise, daß in diesen db)
Anlagen (a. d.) au bestimmten Beschaffenheiten und Funktionen schon in der Struktur
des Keimplasma bestehen und sich, wenn nicht besondere Umstände die Richtung
Vererbung. 703
der Entwicklung modifizieren, zu Eigenschaften entfalten, welche von denen der
Erzeuger (oder früherer Vorfahren, s. Atavismus) direkt abhängig sind, ohne ihnen
absolut gleichen zu müssen. In welchem Ausmaße auch Eigenschaften, die nicht bloß
das Keimplasma, sondern auch das „Soma" des Erzeugers während des Lebens erst
erworben hat, direkt vererbt werden, ist noch ungewiß; doch dürften manche Eigen-
schaften, die Generationen hindurch immer wieder erworben und durch Übung
gesteigert wurden, und dabei tiefergreifende Bedeutung für den Organismus haben,
auch das Keimplasma beeinflussen und auf diese Weise direkt vererbt werden. Jeden-
falls üben Reize, die auf das Soma wirken, oft auch zugleich eine modifizierende
Wirkung auf das Keimplasma aus. Die psychische V. besteht nicht in der Über-
tragung fertiger Vorstellungen u. dgl., sondern nur von Dispositionen (s. d.) zu
bestimmten Prozessen (vgl. Anlage, Talent); vgl. Schopenhauer, Welt als W'lle
u. Vorstellung, II. Bd., K. 43 (Der Wille vom Vater, der Intellekt von der il\ ItT
ererbt); Ribot, Die Erblichkeit, 1876, S. 54 ff.; Galton, Genie u. Vererbung, l'M'o;
Guyau, Heredite et education; 2. ed. 1892; Wundt, Grundz. der physiol. Psvefcci. III 5,
1903, 260 ff.; Büchneb, Die Macht der V.2, 1909.
Die V. somatisch erworbener Eigenschaften lehren Lamabck (Philos. zooLcique,
1809) und der Neolamarckismus (s. Entwicklung), Spencer, Darwin, Hafcef.i.,
Wettstein, Kassowitz, Kämmerer, Eimer, Reinke, Hatschek, Wcndt, Paüly,
France, A. Wagner, Ribot, M. Brunner, E. Ric-nano (Über die. V. erworbener
Eigenschaften, 1907; Theorie der „Zentro-Epigenese": Jeder spezifische nervöse
Strom setzt eine bestimmte Substanz ab, die fähig ist, diejenige Stromspezifität
wieder zu erregen, von der sie selbst abgesetzt wurde) u. a., ferner R. Goldscheid,
nach welchem das Soma (als „inneres Milieu") auf das Keimplasma (chemisch) wirkt,
die Keime aber nicht gleichsinnig modifiziert werden müssen. Die „Vererbung" ist
nur ein Bild, ist eigentlich „Fortsetzung von somatischen Koadaptationen in den
Keimen" (Höherentwicklung u. Menschenökonomie I, 1911, S. 225 ff.). Xach Hebinq
(Über das Gedächtnis, 1870) und R. Semon beruht die V. auf dem organischen
Gedächtnis (s. Mneme; vgl. Semon, Die Mneme2, 1908; Das Problem der Vererbung
erworbener Eigenschaften, 1912). — Eine Gesetzmäßigkeit in der V. hat G. Mendel
gefunden („Mendalismus").
Gegner der direkten V. somatisch erworbener Eigenschaften ist besonders
A. Weismann und seine Schule. Er lehrt die „Kontinuität des Keimplasma", vermöge
der nur das vererbt wird, was ein Keim dem andern übermittelt, darunter auch durch
Selektion (s. d.) entstandene Veränderungen. Das Soma überträgt seine Erwerbungen
nicht auf das Keimplasma; wohl aber wirken die das Soma beeinflussenden Faktoren
(Wärme, Lacht, Nahrung usw.) auch auf das Keimplasma (Vorträge über Deszendenz-
theorie I, 283 ff.; II, 55 ff., 2. A. 1909; Aufsätze über V., 1892; vgl. Schallmayer,
V. und Auslese, 1910). — Vgl. A. Goette, Über V. und Anpassung, 1898; E. Roth,
Die Tatsachen der V.2, 1885; Orchansky, Die V., 1903; Plate, Das Selektions-
prinzip, 1908; W. Johannsen, Elemente der exakten Erblichkeitslehre, 1909;
H. E. Ziegler, Die Vererbungslehre in der Biologie, 1905; Bebgson, L'evolution
creatrice6, 1910, S. 86 ff. ; O. Hebtwig, Der Kampf um Kernfragen der Entwicklungs-
und Vererbungslehre, 1909; R. Goldschmidt, Einführ, in die Vererbungswissen-
schaften, 1911; Thomson, Heredity, 1908; A. Greil, Richtlinien des Entwicklungs-
u. Vererbungsproblems I, 1912; Kammereb, Sind wir Sklaven der Vergangenheit . . .?
1913; L. Plate, Vererbungslehre, Handb. d. Abstammungsl. II, 1913; Johannsen,
Eiern, d. exakten Erblichkeitslehre, 1909; W. Stebn, Die menschl. Persönlichkeit,
19182. Vgl. Instinkt, Charakter, Angeboren, Talent.
901 Vergeltung - Vtrgl*ichun(.
R Sommo. " -TTffliniiiif um:
1907 (Viirfhdohfeidii Vateraachnng ander Oienitheie einer Psmihe);
Wirb. d. ans. wissenseh. riiMilog». 1999; RnMATi» Felslmla«gaw.i li d.
o.OeniasIf. »906; Csnpocm Z. Gesch. d. Wlnnsnh. a. d. GahheMu aalt «wai Jahrb.
(deutsch r. Ovtwald. 1911); Drrainrr. Fimniialifiihaag, !•■••: Ki-mlu, Di«
InulirktoeUen und die Vererbung. Ein B*iu rar Xstorgaach. begabter
1913; Jomono, DI» psych. Veierbwng, Aren. Gm. Psych.,
Vrrinlsgnng «ad Vererbung. 1916; Krmuss. ErbtteUaHtalel
1917; Ananoa. Dia Verarbaag psych. Mfsaiiihjftiw. 101
Cr* — •» - * — ^^^^ K^^ftAAk bl . , ii ■ L ■ «1 ** -- * in lc
voer rereraaag peyea. Bajnmaa«, ranecar. a. rvyen.. ivia.
Vergeltung i strafe, Ide» (Hauuar). Vgl K. Lamm. V. und Zarerheaag.
Vierlrijshresrhr. f. siswaeeh. Pkik», 1911; Joiu lw ferir Wut, 1909, 8. 404 ff.;
ejejrrntn. Die Idea dar Wh dm im» Hang, 1999 f.
\. rgcaoea httdM
aaf Heiwaagaa oder 8ehw««h«ngen (»Aftern
Mangel aa übuag schwächt dires Dayaationan imi
abnähme der DiipnHtiniHliba snteaga sehr schas
Orr»«a. Dm Gsdechtai.1. 1911. 8. 10t ff.). Im
■BbaattabiM d» aea mwbaau, am Uagsiuilm die frab
(daran Damoritioaen an mearteu gakraftfcjt werden: ..ReguadnnagiMti": Rraor.
Le* msladiesde U memoire, 8. 9*ff.) rrrgessea. Zaeret a
konkieei VorataDaagaa eergaaeen, das Ahatiakte bleibt ta
Wegfall eon Amiuelm (•. d.) kehren swarst jene Vonrte langen orte*, welche «nietet
vh|iiiip waren (..Rwtltetiorsaajerti . Riaor; rgl. ürnn, Dm Gedächtnis«. 1911.
8. H4 f.). - Da« ahmte sbsolot iiigima wird, lehren Hmar < • Vorstellung).
Orrirmn (Dm Gedachtem*. 1911. 8, 109) e. e. Daß dM V. eine Bedingung der
Erinnerung iet, betont W. Jaks» (ftyuautogie. 1909. 8. 901 l uaaov iet
•U» V. nur dareb anaere Kflrpeetiebkait bedingt. So such nach Banoeo* Dm Gehirn
iet ata laatramrnt der Auswahl deajinigss Vergangnem, das für unser Handeln
nuulioh ist; dM Ander« wird nipama. tlf—gin dM Gehirns fw bindet a die
Aktoalisierung der Erinnerung (Mattere et memoire«. 1910. 8. 111 ff.). Vgl. Brno-
HAOs, Grdx. d. Psycho!.«. I. 1909, 643 ff.. 3. A. 191 1 . Frei i>. Psyehopathol. d. Alltags-
leben«, 1930' ( Vergesaaa von Blgeasimm. fiimihmriihlgan Worten, von Namen and
Wortfolgen usw.). - Vgl Gedächtnis. Lernen, Memorieren. Reproduktion. Per-
sereretion.
Vergleiche»*« Pnyehologie s. Psychologie. Tieiusyehnlogir.
\ . i gleich»«; (compsratio) ist die Syntbess rweirr für sieh fixierter Inhalte
(Qualitäten. Formen, Quantitäten) durch einen Akt der Apperzeption (s. d.). der ab)
in einem Bewußtsein sneinender halt und wodurch sie. f ttr dis von einem Inhalt nun
afmerksamkeit. als gleich, ahnheb oder als veeaoasfdaa
erfaßt werden. Dm Brgebais der V. wird in einem Vi iglili hsegssiiifl
formuliert. Es gibt eine unmittelbare V. (von Wahrnehmunfnmhaheti.
miteinander) und eine mittelbare, welche ErfebniainhsJte begrifflich
Objekten suordnet oder solche Objekte miteinander vergleicht (t. B. beim Messen).
Ferner gibt es unwülkurhches and wiukürbcbss Verglichen (vgl. Horror*«, Dar
menschKcbe Gedanke. 1911. S. 68 ff.). Auf Terghnehaadan Ihiilnihlaagsn beruht
d» ..vergleichende Methode" der Wissenschaft. Vgl. LABOtOBVißBK, Leoons de
Vergnügen — Vernunft. JQß
Philosophie, 1820; Höffdikg, Viertel jahrsschr. f. wissensch. Philos., 14. Bd.; Wuklt,
Gnindr. d. Psychol.5, 1902, S. 304 f.; Rbeebig, Die intellektuellen Funktionen, 1909,
S. 95; Mach, Populärwissenseh. Vorles.4, 1910; Lipps, Einheiten u. Relationen, 1902;
R. Bruxswig, Das Vergleichen u. die Relationserkenntnis, 1910; Meixo>~g, Über die
Bedeutung des Weberechen Gesetzes, 1896; Koppeljlasn, Untersuch, zur Logik der
Gegenwart, 1913; Die psychol. Arbeiten über Vergleichungsurteile bei Fböbes, Lehrb.
d. exp. Psychol. 1, 436 ff., 1920. — Vgl. Abstraktion, Denken, Wiedererkennen,
Induktion, Ähnlichkeit, Analogie, Gleichheit, Unterscheidung, Webers.L
Vergnügen s. Lust, Hedonismus.
Vergottung s. Theoais, Theosophie.
Verhältnis 8. Relation, Kategorien, Schwelle, Webersches Gesetz.
Verhüllte, der, s. Enkekalymmenos.
Verifikation: Bewahrheitung, Bestätigung der Richtigkeit einer Annahme
durch die Erfahrung, Bewährung einer Voraussetzung, eines Postulats in der Erfahrung,
bzw. in der Anwendung des Denkens auf diese, im Progreß der Erkenntnis, der Wissen-
schaft. Vgl. Pragmatismus, Wahrheit, Hypothese, Fiktion.
Verknüpfung s. Synthese, Verbindung, Urteil, Kausalität. Vgl.E. J. Hamtl-
ios, Erkennen u. Schließen, 1912.
Vermögen {dvvaun, potentia) ist, psychisch, die Fähigkeit, etwas noch nicht
Seiendes, aber Erstrebtes, zu verwirklichen, ein gesetztes Ziel zu erreichen, Wirkungs-
fähigkeit des (theoretisch-praktischen) Willens. In den Dingen bedeutet V. (Potenz)
eine (von der Physik, Chemie genauer zu spezifizierende) denkend gesetzte innere
Grundbedingung der Reaktion (s. Kraft, Energie). — Vgl. Aristoteles, Metaphy?.
IX, 1, V, 12 (aktives und passives V.); Albebtts Magscs, Sum. theol. I, 76: Thomas,
Sum. theol. I, 77, 3 c (Reale Verschiedenheit des Vermögens von der Substanz bei den
geschaffenen Wesen); Leibxiz, Opera ed. Erdmann, S. 121 (Unterscheidung der
aktiven Kraft vom V.); Che. Wolfe, Ontologia, § 716; Vernunft. Gedanken von
Gott ... I, § 117 (ebenfalls; s. Seelenvermögen); Höfler, Grundlehren der Logik,
1890, S. 45; Sigwart, Logik II2, 1889/93, 206, 4. A. 1911. — Vgl. Psychologie, Seelen-
vermögen, Potenz, Möglichkeit.
Vermutung s. Konjektur.
Verneinung s. Negation, Position, Pessimismus.
Vernunft (von vernehmen; voüi, Aöyoi, diävoia, intellectus, ratio) bedeutet:
1. allgemein: Geist, Intellekt (s. d.); 2. im Unterschiede vom Verstand (s. d.) die
Fähigkeit umfassender, auf höchste Einheit der Erkenntnis und des Handelns gerich-
teter Geistestätigkeit, deren Produkte, die Ideen (s. d.), das Mannigfaltige der Erfahrung
und Veretandeserkenntnis zur Synthesis umfassendster Zusammenhänge verknüpfen.
Je nach dem Material der Synthese, dem Zielpunkt der Tätigkeit ist die V. theore-
tische oder praktische V.; in beiden Richtungen der V. ist schon der Wille, als
Vernunftwille, wirksam (s. Einheit). Die V. im weiteren Sinne ist eine Quelle
apriorischer (s. d.) Begriffe und Grandsatze. Erkenntnistheoretisch ist aber unter
V. nicht eine seelische Kraft zu verstehen, sondern der Inbegriff geistiger Funktionen,
durch welche die Erkenntnis ihre Grundlagen und ihre Zusammenhänge erhält, oder
— rein logisch („transzendental") — der Inbegriff der Geltungen, Setzungen (Begriffs-
und Urteilsinhalte), welche die Voraussetzungen objektiven Erfahrangszusammen-
Eiäler, Handwörterbuch.
45
7t h, Vernunft
hange» Midro. Dbae Funktionen. 8bUmb»ii «ad (liltaaajia i« fcu. ahatraht '•
die ..reine Vernunft dar (•. Subjekt). In daa Cebiet drr V. fallt auch dir Krkenntnu
und ftiiHilMiMj des niiklbaa. dM ZwerkmUifre.. Vernünftig ut, bantvrn. daa
Sin«, und fcw «kentte ab das durch V. tfefordettr. da» Logbebe im weiteren Minor.
Unter ob i innere Tewtabaag da« (ieaebrbena. db lofbek-
flinbgbihi Struktur dt« Seine xa riutihiw. Ka bortest ia der mbtlgan huhawarn
Entwicklung die Tendern, de« tiaarbene immer mekr veraanftfcj sa gratalte«, ee
nach (irundnftlaaa der V. xa ordne«, ta tafeln, WbJMnpturbetralai «nd Kinariligra
«ritiaen. in hBbtrtn Ponara ..auftuhrbrn" (tgl. Aktirbmu».
\ .luntarbmua, Wille).
\ » ifarh wird unirr V. nn höhere«, «af den Cbrrabadbka gubstri-
veraoaea mraHadoa. mebt pxbnfaibemanlrhe«, «wbkee den Mi necana eon ■■
l"t, ek Fähigkeit. logbc,b iie«mnunhlngind xu denken, ta eeaärBeo.
braoanro und «werkbrwuBt tu bandeln So naek Abj*totelb*
«alrnei tbiniMbeka and praktiacke V. <a*#« »wen«, Da an».
aaiei«ia^iifaltCaigajo(De|nfi' lintbuallu etraektro
.if9%4 Uy*. ..recta ratio") ab Quelle dar
BnVatU, Kpbt. 66». a«ck gibt ea anek innen (nie nark Hebaemt) eine Wak
In der atftkekUtrrhekea ftiJoaophir | .noaen abereinnlicher
Erkenntnb (Auovrr Duck wird dbaes Vermögen oft
nulit ab „ratio", eondern ale ..Urteile« i ..tetelk«entb" linilihnH un<*
Iwkunuren (s.d.), bcgnffbch-acklii fcncfc n Denken untrrataaedeo
u.aetur. 11.23; R.vo> ■ l. Hccoatempl
1 lUaftOM, Metalog. t V, I* u. a, apitrr a«rb X
u. «vi Naek Taoaua von I taxbkt eiek der ..intelbct«. auf die unmittelUr.
un* der Wahrheiten, die ..ratio" anf daa djnkarahre. arbneaende Ermitteln ron
Wahrheiten (..Intel Irctue enhn nonwn ■aailtar ab intbaa penetratione eeritatb.
nomrn autrm ratmnb ab inuabilloae et dkaaraa". Ha«, tkeoi. II II. 49. I
IfcB f den denkend ermittelt«« ■■■■■■■nhme. der Wabrneiten
lehren Locki (Eamy eoncarn. kam. «ndanleii«! i\ K 17. f 1 0 ,Bl »(fbeatfea IM.
art. 16), Sltaoaä, naek welchem dir V. dir Dan«) ,.«ub qaadaia aeternitatb apeeb''.
ab tritkw notwendig in (Jott gegründet arfatt i. nrop. XLff.l Lsrosa
(V. — „connabaance dea virilen neceaeairee et beraeaW'. Erkern nsrbalnr-
ment dea veritee". Xouv. Kaeab IT, 17, f 4: Opera ed. Erdmann. 393
bkat ..retio pura" vgl. 229 a. 290 b, 778 b\ Caa. Woltt (..faruKa« nexure veritatum
unirerealium percipirndi '. Peronol. empir. i 275. 483; ..ratio pura. ai in ratmcinand»
non admittimua nbi delinitionea a priori cognita«". f 4M) u. a.
Kant reratekt anler V. 1. daa „ganxe obere abatalabmaingm". und
n(t" bedeutet hier: da* ..Vermögen der Erkenntnb a priori . dir (Juelb
•prioriaober KitrenalnbUdingiiiijn n. der »yetrantaabe Zaaaaiwmabang der aprioriM-brn
(trannarndentabn) Crundattae aelre n, S. 43. 631 :
im engeren Sinne bt daa dem Veratand (i. d.) übergeordnete .
uheit der Vent.indraregrln agtf r rHnsipien". „Sie gebt abo niemab
aut Krfiihrung oder auf irgendeiana Gegenstand, eondern auf den Vrrntand um den
mannigfachen Krkenntniaaen demelben HbjbnM a priori dureh Begriffe xa gelten,
wekbe Vernunfteinheit heißen mag. Dar i •riindaaW bt, ..zu dem liedingteti Krkrnnt
nane <i< •* Verstände« daa Unbedingte r.u finden, womit die Einheit deaaelbea rottende»
wird". Sie tut d1** durch ..Vernunftachläaar" und ..Vernunftbegriff« Wn"
Vernunft. 7ü7
(s. d.) und verfällt hierbei, ohne Kritik, einer ,, Dialektik" (s. d.), wird „transzendent"
. statt bloß die „Einheit aller möglichen Verstandeshandlungen systematisch zu
machen- (Krit. d. rein. Vera., S. 264 ff ., 438, 517 f.; Krit. d. Urteilskraft I, § 49).
Die praktische V. ist nur eine verschiedene Anwendung derselben V., die auch
theoretisch ist (Grandleg. zur Metaphys. der Sitten, Vorr.). Die V. ist praktisch als
den Willen bestimmend. Die Kritik der praktischen V. soll die empirisch-bedingte V.
von der Anmaßung abhalten, den Bestimmungsgrund des Willens allein abgeben zu
wollen. Die reine praktische V. erweist sich als „autonom" (8. d.\ als Quelle der
Sittlichkeit (s. d.) durch ihren „kategorischen Imperativ" (s. d.). Auch stellt sie
eigene „Postulat - -. d. auf und hat vor der theoretischen V. insofern den „Primat",
als dasjenige, was theoretisch als unerkennbar sich erweist (Freiheit. Unsterblichkeit
usw.), f Li r sie ..praktische Realität" hat, für das Handeln wirksam, zum Behufe der
Sittlichkeit gefordert wird (Krit. der prakt. Vera., Univ.-Bibl.. S. 15 ff.). — Fries
definiert die V. als das „unmittelbare Vermögen der Erkenntnis in uns", während
de* Verstand diese Erkenntnisse bloß begrifflich formuliert. Die V. ist die Quelle
djr Kategorien, und ihren Erkenntnisformen kommt unmittelbare Evidenz zu (Nene
K-itik der VA 1828 — 31). Vom ..Selbstvertrauen" der V. sprechen auch Nelson u. a.
Vt-rtreter der Friesschen Schule (s. Kritizismus. Erkenntnistheorie).
Während Kant das LTber sinnliche im Sinne des absolut Unerfahrbaren als auch
durch die V. nicht erkennbar dartut, wird nach ihm mehrfach die V. wieder als eine
Q.ielle absoluter Erkenntnis bestimmt. Xach Jacobi ist die V. das unmittelbare
Innewerden des Übersinnlichen. Ewigen. Gottlichen, während der Verstand bloß auf
du Empirische geht (WW. II. 11; III. 318, 351 ff.. 378). Ähnlich lehren Günther.
Bachmaxn'. Lichte n-fet.s u. a. Aktiv ist die V. nach Fichte; die V. ist ..Un-
reines Tun", „Wirksamkeit nach Begriffen, Tätigkeit nach Zwecken" (System d.
Sittenlehre. 1798, S. 63 ff.; Die Bestimmung des Gelehrten. 2. Vorles.). Der Primat
der praktischen Vernunft, um deren sittlichen Zwecke willen eine Außenwelt als
Material der Pflichterfüllung ersteht, wird betont (s. Objekt, Idealismus). Xach
Schellixc; geht die V. auf das Unbedingte, Absolute; dieses selbst ist Vernunft
(WW 1. 4. 114 ff.; f. 4. 301; I 5. 270; I 6. 516; I 7. 146 f.). Zuletzt unterordnet er
de- V. dem auf das übersinnlich „Positive" gerichteten V VW. 1 Id. 174 .
Zum Weltpi in/.ip macht die V. der „Panlogismus" Hegel-;. Die „Idee"
objektive, an sich seiende, sich in den Dingen verwirklichende und im Bewußtsein
zu sich selbst kommende, dann bewußt eine < iei-t.--welt schaffende V.. als ein über-
zeitlich?" „Prozeß", dessen Momente — so einseitig und relativ unvernünftig sie
erscheinen, wenn man sie fixiert, isoliert — doch als Phasen einer Totalität, der Idee
nach „vernünftig", Durchgangspunkte der All-Vernunft sind: „Was vernünftig ist
das igt wirklich: und was wirklieh ist. das igt vernünftig" ( K •ehtsphilos.. Vorrede;
vgl. Philos. 1. (• schichte, l niv.-Bibl.. S. 42 ff.. 70; Phänomenol.: Enzyk]
417, 437: VYW L 109: HI, 7; V, 116f.; Vf. 95; VHI. 19; IX, 45; XVIII. >•»:... Die
aenntnifl gehl auf die Totalität, als dessen Momente sie das Besondere. Eind-
achtet, während der Verstand dieses isoüert. abstrakt betrachtet und SO
nicht das Wahre. Wirkliche erkennt (s. Dialektik). Ein«- allgemeine, unpersönliche V
■'in unpersonelle") aufler und in uns nimmt V. Gousen an 'Du vrai, 1>^7.
8. l'tti. . ferner I. H. Fichte i , Psy.-hol. II. 87) u. a., eine „ewige Weitrernunft"
ES. v. Hartmans- (s. Unbewußte, das), Vabhbüw u. a.
Xach Schi.eiebmacher ist die V. das ..[neinander alles Dinglichen un
alsG Philos. Sittenlehre. §47 ff.; vgl. Sittlichkeit). Als das „Vei mögen der
tkten Vorstellungen bestimmt die Vernunft Schope3THaukr
7< | Vernunftbegrfff - V
ab Will» 0. Vorstellung. I. Bd.. 1 8). Bach Hkuabt bt sb das „Vnmogss dar Über-
bgaag" (Psycho!, n. 1 1 17 ; ao sack JncuLn a. m\ naeh Buut dir „0— mtksH
dar höchsten normal ent«riohsBea, sajahbaha«, Gebilde" (Mrtaphre.. 1841. 8. 18).
Aal das ewig« Waaaa dar Dia«« oder db ewigen Wahrheit« gebt db V. nach
WtftTB (Zeitscar. f. Philo«. Bd. 88). J. H. Flora. Uuua, CtBartaH, Lernt (Grdx.
d. Psycho!.. 1 101). Bsuio, OuiUmxi (La raison, 1808, 8. 878 ff.) u. a. - Ab
Fähigkeit. Mdb rein aaeaMeaa Badaataaf dar Ding« sor-igan snHbs vorzustellen'-.
db Vernunft 8naoL (Emleit. In d. Ilorsjwbsenscbalt II. 218). Ab
tangeci aatar de» GessdUapuakt dar Idaatitat" betrachtet
sb MCasrsaasao (Pkibs. dsr Werte, 1808.8. 174 ff), der den Priamt der prshtbahea
V. Wart (wie WnraiLaa«D. Btcsjarr a. a,; «gl. Witt*, Wart, Wahrheit, SoUea; Laaa,
Ber. Ober den III. tatera. KoogreB f. Philos, 1808).
Woant r hl aaaar V. db Oilihillligtill, wsjieas „Mana" (a. d.) aarrorariagt
und durah dbaa db Brfaamng «ad db VifStsmfcaaiksimtnM argaart (s, Traaaaaadaat).
Db V. gebt aaf bgraadaag dar Walt, bt „begründende* D«ak**"(8rstsmd. Philo». P.
1907. 8. 181 (f.). Vgl J. Waaran, Db Laara eon dar prshtbrksi V. b dar grbchbehan
Philo... 1874; O. Wunasaaca. GraadriS «bar Bilnisi ntill. 1887-1904;
Ta. roa VaaaBOLaa, Db Laara roai Sab, 1888t Dar Organbaiae dar ABniasaft,
1881; Haaaa. Metaphysik, 1888 (V. bt „das Vermögen dar Freiheit . Milbaod.
La latbaat, 1888; K. J. Hamicto». Erkaaaaa «. Bnasblsa. 1818. - Vgl hritixbrnus
(Paiaa. Kblsob «. a.). Intellekt, RatiosaJbmas, Aaabgna ratioeb, Lagos, Evidens,
Wahrkeit, Bpraoka, 8rsanlngb, Wilb, Gabt, Backt, Praktisch.
Vernunft»», Kriff «Idee. — Vcra«nftgU«b« t, Gbab» (Kot).
mftmotive sind nach Wtravr , Ibatgjitaib db aas dar Vorstellung der
kbaba B Ulli ig das Mmosii «abmriagaau (Etkik». 8. 618; 4. A. 1912); begleitet
sind ab roa ,.Idea|gaf8kba". — Vsraunf treligiou s. Bebgion. - Vernunft will»
s. Vernunft. WOb («gl. 8. Lacai», Philo«, of Ethics, 1888: ..wiuiensoo "). Vgl. Gbube.
Ver,»fUrhtaag a, Pflicht, Backt, SoDaa.
Verweh le-deaühelt (»vee«Vss, differentia, direraitas) bt das durch Unter.
(.. d.) geastet« ..Andersertn" ron etwss im VerkaBab n «twns. mit dem e.
wird. Bs gibt avjaarbok« V. (dar Zahl nach) «ad qualitative (generelle) Y
Vgl. Weberecbes Geästs, SchawDs, Anderheit, ffilimsjba. ihaMekisit
Vrrwchsnelsang (psychische) bt db Vereinigung roa
in weichen gagonlilw dar
db (anderen) Element
ghbasriiga Empfindungen (t. B. in einer farbigen Flicks). TCm|rflndangsn
aclibdaner ffinasagaMlifa («. B. Geschmacks- mit Geracksearnffad). VorsteUaag»-
elemente mit Sümeswwhrnehmungen. Wortbedeutnngen mit I^tvorsteOungen osw.
(rgl. HAOBMAirx.DTBorr, Psychol.", 1911. S. 183 f.). Die V, ron der schon bei
AsjaTOT»l.asdieBedebt(Desnims447s28f.;Desem.et»rn«b.7).iitn»chHKa«A«T
db ..Vereinigung solcher Vorstellungen, db sa einerlei Kootinuum geboren'. Nach
der „Hemmung" (s. d.) verschmebea db ungehemmten „Baste" von Vorstellungen
miteinander (Psycho!. I. f 67 ff.; Lebrb. rar Psycho!». 8. 82. 28 ff.). Gleichseitige
Vorstellungen fließen tu einem Bewußtsein tusaaiman (rgl. Youocak*. Lehrb. d.
Psychol. I«, 836. 361 ff.). - Nach Wcror bt die ..assoziative" V. der Empfindungen
die fundamentalste Form simultaner Association (s. d.). Jede Vorstellung (s. I
ein Verse hmeltungsprodukt. Bei der intensiven V. verbinden sich nur gleich-
Verstand. 709
artige Empfindungen und Gefühle (z. B. Klang, zusammengesetzte Gefühle), bei
der extensiven V. ungleichartige Empfindungen (räumliche, zeitliche Vorstellungen,
Affekte, Willensvorgänge). In den Verschmelzungen gibt es „herrschende Elemente11
(Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903, S. 526 ff.; II5, S. 490 ff.; Grundr. d. Psychol.5,
1902, S. 113, 271 f.). — Nach James (Psychol., 1909, S. 197 ff.), Palagyi u. a. gibt
es keine V. psychischer Akte. — Vgl. Ltpps, Leitfaden der Psychol.3, 1909; X. Ach,
Die Willenstät. und das Denken, 1905 ; Bentley, Americ. Journal of Psychology XIV;
Jodl, Lehrb. d. Psychol. I3, 1909, 151 ; Kulte, Grundr. d. Psychol., 1893: Höffding,
Psychologie4, 1908. — Vgl. Assimilation, Allgemeinvorstellung, Wiedererkennen,
Verstehen.
Verstand {J.öyos, ixtozTjfir], Scdvota, intellectus, ratio) ist die Fähigkeit,
1. Begriffe zu bilden und logisch zu denken (zu urteilen, zu schließen), die Relationen
des Gegebenen denkend zu ermitteln, 2. das Mannigfaltige der Erfahrung synthetisch
zu objektiv gültigen Einheiten zu verknüpfen („reiner Verstand"). Der V. ist die
schon an der Anschauung sich betätigende Denkkraft; logisch ist er der Inbegriff
der die Erfahrungszusarumenhänge erzeugenden, bedingenden Funktionen, Gesetze
und Geltungen (Grundbegriffe, Grundsätze; s. Vernunft).
V. und Vernunft unterscheidet schon Platon (Phaedo, 189 D f. 1, 83 B; Theaetet
160 D, 185 A; Phaedr. 247 C; Republ. 511 D, 533 D). Aristoteles unterscheidet
tätigen und leidenden V. (s. Intellekt). In der mittelalterlichen Philosophie wird das,
was jetzt gewöhnlich als V. bezeichnet wird, der „ratio" zugeschrieben (s. Vernunft);
auch nach Xicolaus Cusanus ist die „ratio" diskursiv (s. d.), nicht wie die „intelli-
gentia" zur Überwindung der Gegensätze („transilire contradictoria") fähig (De con-
iectur. I, 11; II, 16). — Xach Thomas von Aquino u. a. ist der V. (intellectus) die
unmittelbare Ermittlung von Wahrheiten (s. Vernunft). — Xach Lelbniz, Chr. Wolef
(Vernunft. Gedanken von den Kräften des menschl. Verstandes, S. 23) ist der V. das
Vermögen, deutlich vorzustellen, deutliche Begriffe zu haben (Psychol. rational. § 64,
387; der „reine" V. ist das vom Sinnlichen freie Denken.)
Kant stellt den V. als aktive Geistestätigkeit der Sinnlichkeit und Anschauung
(s. d.) gegenüber (s. Spontaneität), als „Vermögen, Vorstellungen selbst hervorzu-
bringen". Der V. ist das „Vermögen zu urteilen". Der „reine" V. ist die Quelle
apriorischer Begriffe (Kategorien) und Grundsätze (s. Axiom) als Grundlagen der
Erfahrung und ihrer Objekte. Er ist so ein „formales und synthetisches Prinzipium
aller Erfahrungen", durch seine Synthesis (s. d.) kommt es erst zu objektiven Er-
fahrungszusammenhängen. Als „Vermögen der Regem" bringt der V. erst Ordnung
(s. d.) und Gesetzlichkeit in die Erfahrung, er ist so der „Gesetzgeber der Xatur"
(s. Gesetz, Regel). Der „gesunde Menschenverstand" reicht für die Philosophie nicht
aus. Sinnlichkeit und V. haben vielleicht nur eine Wurzel.
Gegen die „Reflexionsphilosophie" (s. d.) des abstrahierenden, vereinzelnden
einseitigen Verstandes wenden sich Hamann, Jacobi, Schelltno (vgl. WW. I 4,
299 ff.; s. Vernunft) und Hegel (dieser auch gegen Kant, Jacobi u. a.), nach welchem
die Vernunft (s. d.) die Einseitigkeiten, Untersehiedenheiten, Abstraktheiten und
Gegensätze, die der V. fixiert, überwindet (Enzyklop. §80, 422, 467; vgl. WW. I,
4, 25, 72, 183 ff.: II, 11, 53 f.; HI, 18; V, 115; XIV, 6 f.; XVL 116). Als „fixierendes"
Vermögen betrachtet den Verstand Fichte. Der V. ist „ein ruhendes untätiges Ver-
mögen" (Gr. der gesamten Wissenschaftslehre, S. 201 f.; vgl. WW. II, 29 f., 40).
Als anschauliche Erkenntnis bestimmt den Verstand Schopenhauer (Welt als
Wille und Vorstell. I, § 8; vgl. Anschauung). Xach Herbart ist der V. die Fähigkeit,
„sich im Denken nach der Qualität des Gedachten zu richten " (Psychol. II, § 117),
;nn
710 VerstandesbegrifTe Verworren.
H h.m u.a. ..B fihigung ru rhhtig— Urteil«
Nach Wrsirr .-mstande «ad • hun*
Begriffe n denken" (System d. Philo». 1». 1907. S. 306 f
Bmkmox «teilt dm. praktischen Zwecken, de« rUodem dienenden, da
«ii.ilv»irrndcn. In homogene, «tetbofcs KbwctHe gliedernden
»den. vtrlnlccMehtaoVw, fro—tihhimdin V de« ..Instinkt" un<i
■n "<•. d.) gegenüber. Dar V. bt a«a einer Anp*a»«ng an db n> ..cebanisch
gewordene Richtung der Entwicklung entetinde« und rrfaSt nur dbea Stufe oder
fr. Wirklichen adäquat, nicht da. frbeudige Werden, die nthoyleibtn.
llll*hj«J <» d .1. «U ..Lrbrn" (..d». dir InroittrlUrk'M und einheitliche TntaHUt
«Im (H^rhrhrtM (L'feohrtion ««striu . |t|0.
dem trannrndrntaJ fcftbchen Idealismus i ««griff
higbeker fJeartilblm*« «rlbat, dareh db i«yM«tihji« \Uteml rar Kinheit de«
.1. E. J. HAJOLto*. Mihi Mi ii «Kl Hifcsb««. 1912. -
* . rMnwdiMiWrfHfi
* < • «tebr« : Erfsmrn der Intention, lbm««g einer Bede, drasen, «u «r
hwgm will, dea Sinns, der Bcdratong («. d.) eine» Worin, eine« Katar«, indem
Ijniluwe mit ihm iwe<wm«l«mbi lepiwhiabitri Vorilelnngaelw n
dm«") oder der bloßen Disposition*« m «nicke« daa Gekörte oder t clmnr «sein.
(apprr/jpfrrt ), grdentrt wird. Wir mitehsn etwa« im ebneren Kinne, wenn w I
■ Worte ■ngw«tgt«ti gedanknenen T»««menh«ng «tiamen, krrateUrn. >
-•cn können oder dock daa Bewufttarin dieser Fkkigkrit bähen. IM*
«ki Deutung des Sinns ron Handhingen d«rck eins Art Einfühlung ist |
Ingir, die Ciblii«imi«ibfcftc«, die Grarkbktr wichtig (rgi
im der Individualität, 188g. 8. 399. 31 1 \ Kl. St« «mau
vW.». 1881. 3» ff.; B. KnOHAJi*. Wiaarnschaltl. Hypnthearn und
Seele, 1807. 8. 98 f.; ftyckologbche Untersuch, über daa Lesen. 1888
erregto Dbpoaitionen»; Die Boh> der Hianlabc im wkwensch
SiUungsber. «I sswdu, 18U{ BtUNal (Lil
formen, 1921 ; 3. Au, 368) ..Verstehe« fceißt in die be«ondere WertkonsleDat iui>
«rkrt igen T«—mmenb«ng«« eindringen. Ab sekundäre Fsktorm treten hinru die
Aufmerksamkeit auf die jeweils vorhandene Einsicht m db Sein«, und Ahlaufs
lb der xu Verstehende errebhl bat« und auf dir Xormgrmatt
WM im Htnhli.k «d die ««seinen Wertgebiete oder das t
kaxjks, „Zur Theorie des Verstehen«", Festackr 1918;
I wum, Zcitsrhr. f. ftjeami, 40. Bd.. 1906; H. Ccmv I. «n
gewandte IVyi-lml. I. 1881 H -»woboda. Verstehen und Btv )»hrs-
>.-hrift für wimenaeh. Iliil™.., 37. Bd.; Bntosox. Matiere et memoire. 1910. B I
>»>. Philo:,. Tcrminologb, 1908, 8.8«! La«, Kausalität u. irUologb,
1904 (Verständnis als Bedingung der Gesellschaft ); Riocncr. Die Grenzen
wbsensch. Bnpiffshildung*, 1913. — Vgl. Sorlenbhndl
\ « i \ollkommneasigs. lYtfcktionbmo«, Vollkommen»*
schritt, Entwicklung. Kultur.
Verworren «bjd Vorstellungen oder Gedanken, deren Bestandteile nicht
dt utlich (s. d.), d. h. scharf voneinander unterschieden sind. Vgl. Thomas, So«.
Verwunderung — Völkerpsychologie. 711
theol. I, 85, 4; Dcxs Scotus, In lib. scnt. 1, d. 3, q. 2, 21; Leibniz, Opera ed.
Erdmann, 79; Xouv. Essais K. 5, § 7 (Die niederen Monaden stellen das Universum
nur verworren vor).
Verwunderung b. Staunen, Philosophie.
Vielheit ist ein Begriff, der auf der wiederholten Sctzbarkcit einer Einheit
und Zusammenfassung von Einheiten beruht. Die „Mannigfaltigkeit", „Mehrheit"
als solche ist logisch nicht „gegeben", sondern muß ebenso wie die Einheit denkend
gesetzt werden, wobei das Denken aber in der Regel durch den Erfahrungsinhalt selbst
bestimmt, geleitet wird, so bei der Setzung einer V. von Objekten und Subjekten (Ichs).
Während der Pluralismus (s. d.) die Vielheit der Dinge (s. d.) als etwas Reales
ansieht, führt der Singularismus (s. Monismus) sie auf eine Einheit zurück (vgl.
Individuum, Individualismus, Pantheismus, Einheit) oder erklärt sie gar für bloßen
Schein (Vedanta, Elcaten, Schopenhauer u. ».). — Vgl. Thomas I, dist. XXIV,
qu. 1, a. 3 ad 2; Xatokp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910;
Stöckl, Lehrbuch der Philos. II8, 1912. — Vgl. Kategorien, Zahl, Monade, Atom,
Sein, Individuation.
Virtuell (von virtus, Kraft): potentiell, dem Vermögen, der Möglichkeit
nach; scheinbar. - Virtualismus nennt Bouterwek seine Lehre von der absoluten
Realität, welche „Virtualität", Einheit von inneren und äußeren, subjektiven und
objektiven Kräften, Kraft und Widerstand ist (Apodiktik, 1799, II, 68 ff.). — Vif«
tualiter bedeutet in der Scholastik auch soviel wie wirklich.
Vision (oortfia, visio, „Gesicht"): optische Halluzination (s. d.), Phantasmen
von Gestalten bei erregtem, ekstatischem Zustande (s. Ekstase). Vgl. Anschauung,
Intuition, Traum.
Visuell s. Gedächtnis,
Vital s. Psychisch (Palagyi), Vitaldifferenz.
Vitaldifferenz nennt R. Avenarius die Entfernung des Zustandes des
„System C" (s. d.) von der „Systemruhe", Störung derselben; Tendenzen zur Min-
derung bzw. Aufhebung der Vitaldifferenzen bestehen und von diesen Pro,"
(„Schwankungen") sind die „abhängigen Vitalrcihen" (die psychischen Vorgange,
Aussagen) funktional abhängig (Krit. d. rein. Erfahr. I, 85 ff.; II, 5).
Vitalempfindung s. Gemeinempfindung, Organempfindung.
Vitalismus s. Leben.
Volition (volitio): einzelner Willensakt, Wollung (negativ, „nolitio"). —
Volitional: durch ein Wollen ljcdingt (vgl. Dyroit, Einführ, in die Psychologie,
1908, S. 120).
Völkergedanke nennt A. Bastian die den verschiedenen Völkern eigen-
tümlichen geistigen Erzeugnisse, Ideen (Die Welt in ihren Spiegelungen unter dem
Wandel des Völkergedankens, 1887; Der V. im Aufbau eine Wissenschaft vom
Menschen, 1881).
Völkerpsychologie nennt zuerst Lazarus (und mit ihm Steinthai.)
die „Wissenschaft vom Volksgeiste", „von den Elementen und Gesetzen des geistigen
Völkerlebens'", auch die „Psychologie des gesellschaftlichen Mensehen oder der
menschlichen Gesellschaft" (Ursprung der Sprache'2, 1858, S. 142; Leben der Seele 1 -,
TU
3» f.; Zeitechr. f. VolluwpeTchol. I, 1800). Aneaeee rar V. faxten eich bei Monu
Qtrtav, Voltaibe. Vico. Roaiaaaoaf. W. so» Hcmolot, dem Geographen H Rittkk.
Hkuabt. Wim. A. Butui (Der Memo* in dar Oaiaafoam, 1980, u. e.) u. •
Nach Wovor bat db V. iÜ»j— igen pejcabthcn Vorgänge nun Gegenetaod.
gemein— «er pbthjM Ei ■■ »gsiau tos au^neriiigOllhjeai Werte laginBiki lbgen".
8m befegt eich mit den Braeagahaea der We< beelshkang der Qebtee, der ,, Volke-
eeeb" (e. Volk» gellt. Onimemejl), Spreche (.. d.l Mrtkee (e. d.). Sht Kaaet
und deren Kotwiekfangen (Pbüoe. Baadhs IV; Volkerperchologb P. 19*
Elemente der V.. 1912. Probleme der V.. 1011; GraadriS d. Pieekol.». 1808, 8. SO).
Die Volluwpaeckologb sieht «hl Fb. dar mineihl Geeeemechaft im ■flpiiin
eondem eh) Pe. der Hnwlnen Volker fegt Hcbwwjs, Die Seelen dar Völker. 1010.
MOtus-Pkananui (Peythologie de« dietoubia aVnmhsn «ad eakaar Kultur. 1021 1
wihH daflr den Aaedrack Volkepe. oder Volkeckerehterolofb. Hierbin gifcfltie:
FonuAa, Equiee* dune peycaoisgb dee peupbe eaiopbea, 1008; Hiu.se>
Zeiten. Volker «ad MiBirhi». 1878.
Da8 db Vomar oder flnitilpiriknlngh nea eine die eoeJekDi.lhegthiel itunVilw
lahaaa liiilkelnblbjarb leiWiliUikMjekulnghi «ein könne, meinen 8»»wa«t
(Logik n ». 1888/83, 102). SiaaaMSotblogb. 1808. 8. 868 f.) u e. - Vgl. P. Scannt.
Perehol. der Naturvölker. 1000; Houurrsu Archiv f. ■ Teil mit Pkiloe. IX. 1008;
Pnava. Potttham-aatkropol. Revue, II U 1002; Etxwooo, Amerie. Journal of
Soctology. 1800; P. Borna, SorJobgb a paicologie oolbttive, 1008; P. Omko.
Paieolog» ooüett.. 1808; Snuncb. Peycksi. coli.. 1808; C«ttajibo, Serittf d.
eofia I. 1802; L. Scawssoss. Pkiloe. d. Oeeekiekte. V. «. SoeJol.. 1800. Vgl. Sono
Yolk«g*>lst (Volkeewb) iet nickt eine gilitigi Suhetaas breonden i
— — .J— ^— J — tm% Amm \m l^nrf ienmae amTmeiimaMlemteiiV ■■»■ ■ -* — P1M M>l^l-4*r eaeäVebemaanrnm aaeanW#Amm%
*>*>!i'i* rn *1< r in CJe*r K'* TiMl^^n * « ^CV8aa«w»^B^ea ' ramaaaBaaar HPePlIpT^
ProeeB, eue welchem — ab Inhalt dee ..obbktieea Gebtee'' — Oebildr hanaegiben
(Reckt, Sitte, Bettgbo, Wirtschaft, Kunst, Wkaeneekaft, Technik), db toi.
eibin. in deren Ieolbrtkeit, nicht (oder nickt in aoloker Auebildeng)
tonten «ad db deaa aal db Fleiiljililii ist Sek Büken (e. Gesamt-
gebt, Geeamtwilb).
Vom V. (..eeprit geasrsl dee netbaa") eprickt echon MomaQtmo (L'eepnt
de« lob XIX. 4\ ferner Waoaus (..eeprit de« Betbas''). HttDta (Älteete Urkunde
dee aVneckengeeebbcbte. 1774). die h, »ton. ehe Rechte.chule. Picart (..\
gebter"), Haoat (Philo., der Umschichte, ünivere. Bibl., 8. 00 ff.; rgt Geecfai
Laxa*ü« a. ».. jetet beaondere Wcwdt (Volkerperrhol.. 1900 ff . I 1. 10 f
Geeamtgebt). Lrrr: Indiridnum und Geaadnaeaaft. 1010. — Ge^en den Begriff d
nind Jtujxts. Wsyrscass, Snona. u. e. Vgl. Bars. Der V. bei Hegel u. in der
kbtor. Rechtaechub, 1000.
Vollkommenheit (*&U*ee, perfectio) bt Fiebern von elbm
halten elbe deeeen. wae tum Wesen einer Serbe gekort, vu in der Idee der Seche
liegt, durch eb gefordert bt, einem Ideei (s. d.) entspricht, wae »ein eoll. Abeolute
und totsb V. bt ein Ideal, dee in Gott (dem ..Abeoluten' . Unendlichen) rerwirklicbt
gedacht wird. Eine Vervollkommnung neigt tum Tri! db otgaabike Entwicklung
(e. d.); db Kultur (e. d.) geht auf Vervollkommnung de« Mr necken, seiner Breeug-
nbee und seiner Umwelt aus, geleitet Tom Vcrrollkommnungewilbn (vgl. Humanität,
Sittlichkeit). — Vgl. Abistotslks, Metaphye. IV, 16. 1021b 12 f.; Thoba«-
Voluntarismus. 713
Aquino, Contr. gent. I, 38, 50; Sum. theol. I, 6, 3; I, 73, 1; Spinoza, Eth. IV, praef.;
Leibniz, Theodizee I B, § 33; Chk. Wolff, Vernunft. Gedanken von Gott ... I,
§152 („Zusammenstimmung des Mannigfaltigen"); Kant, Metaphys. der Sitten II
(Tugendlehre); Herbart, Praktische Philos., 1808 (s. Idee); Hegel, Philos. d.
Geschichte I, 51; Hagemann, Metaphysik II2, S. 18; Janet, Principes de meta-
physique II, 95 ff.; Stöcke, Lehrbuch d. Philos. II8, 1912; Harms, Metaphysik,
1885. — Vgl. Ästhetik (Batjmgarten), Pflicht (Stoiker), Realität (Anselm, Spinoza
u. a. erblicken'in der Realität eine Vollkommenheit), Ontologisches Argument, Ortho-
genesis, Entelechie, Unendüch, Gott, Optimismus, Übel.
Voluntarismus (von voluntas, Wille, auch Ethelismus, Theletismus
genannt; der Ausdruck V. stammt von Tönnies, Vierteljahrsschr. f. wissensch.
Philos., 1883, und ist von Paulsen angewandt und verbreitet worden) ist, allgemein,
die Betonung der Rolle des Willens als Prinzip, Faktor, Bedingung. Gegenüber dem
Intellektualismus (s. d.) betrachtet der psychologische V. (s. Psychologie) das
Wollen (nebst dem Fühlen) als etwas Primäres, aus bloßen Empfindungen, Vor-
stellungen, Denkprozessen nicht Ableitbares und als von Anfang für das Seelische
bestimmend, richtunggebend. Der psychologische V. tritt in zwei Formen auf; der
extreme V. betrachtet den Willen (im weiteren Sinne) als einfache, elementare Tätig-
keit, die dem Bewußtsein vorangeht und aus der die anderen seelischen Funktionen
hervorgehen, während der gemäßigte V. den Willen (s. d.) zwar als ursprünglichen,
spezifischen, aber nicht als absolut einfachen Akt, sondern als einen Empfindung
(bzw. Vorstellung) und Gefühl als Momente einschließenden Vorgang bestimmt,
als qualitativ eigenartigen Bewußtseinsablauf, der als Einheit „Wollen" (Streben,
Wahl usw.) ist. Für den V. nun ist das einen „selektorischen" Charakter aufweisende
Bewußtsein von Anfang an strebend; schon das erste Empfinden, Wahrnehmen, Auf-
merken, sich Bewegen, schon das niederste Seelenleben ist von Trieben (s. d.), dumpfen
Strebungen geleitet, wenn auch der eigentliche, d. h. komplexe Wille erst später
auftritt. An der ganzen Entwicklung (s. d.) der Lebewesen hat das Streben Anteil,
es bekundet sich im „Leben" (s. d.) schlechthin. Der Intellekt (s. d.) selbst ist durch
den Willen bestimmt, dieser ist der Motor des Denkens (s. d.), das Richtunggebende
für die Herstellung von Vorstellungszusammenhängen, teils reaktiv-triebhaft (s. Asso-
ziation), teils aktiv-willkürlich (s. Apperzeption), als Denkwille, der sich sachlich,
objektiv leiten läßt und auf das Wahre, Objektive (s. d.) hinzielt, indem er so die
alogischen und antilogischen Affekte, Neigungen, Triebe hemmt (vgl. Subjektiv).
Und so ist der logisch-erkenntnistheoretische Voluntarismus, mag er auch in
einer biologisch-pragmatistischen Form auftreten (s. Pragmatismus, Wahrheit) oder
auch ethisierend den Primat der praktisch-sittlichen Vernunft betonen, logistisch
durchführbar („transzendentaler" Voluntarismus), indem er den reinen Denk-
und Erkenntniswillen, den Willen zu einheitlich-allgemeingültigem Zusammen-
hang der Denk- und Erfahrungsinhalte zum obersten Prinzip, zur geistigen Wurzel
der Wahrheits- und Wirklichkeitssetzung selbst macht. Nicht „psychologistisch"
meint dies der „voluntaristische Kritizismus" (als „voluntaristischer Logismus''),
er geht nicht bloß auf den psychischen Vorgang des Wollens als Ursache zurück,
sondern findet als obersten, „transzendentalen" (s. d.) Grund den Willensinhalt,
die Willensforderung, das ideale Willensziel des „einheitlichen Zusammenhangs",
das in den „Kategorien" (s. d.) und „Grundsätzen" (s. d.) sich — an der Hand des
Erfahrungsmaterials und im geschichtlichen Prozeß wissenschaftlicher Methodik —
spezifiziert und verwirklicht. Durch die oberste Geltung des theoretischen, tran-
szendentalen Willen8zjeles sind alle logischen und apriorischen Geltungen bedingt,
711 Voluntartunu«.
mitgeertrt. mgitimrii. «enngteick am wUk rorht au* ihr im vorhinein drdu.
laeecn (rgl. Euum, Ktnifthr. in «Hb Erfa— tnküwoiw, 1907; Grnadmaaa ehr l
aophic dee iJeu.u-.lrhrn.. 1908; .. Wille. A»»m. IfrnkgearU. Logik. Kmhr,«. Poatulat.
\\ »hr brit. Norm, Z«
nictaph> lieht Im WiUro (odrr Streben) «hu ..Ihn« an »ich
oder doch dm innrr»lrn Kern, «Im ..Kftr ak-h" alle» Wirkbchea. aller Ihnjjr. d*
heitlicbr Prinrfp. drmm Krrn hrlnaag. AuDrruag. Aaaclrack, Objrktiration
tritüchrn PhAnomrnr samt da* TiiInihbi hl «fem («achehen. in aller Knimtrkiunir.
AlN kirr NN NNW fümrii «Im » . ru umVNMM: I. Ihr » i ngu I <
(„manmti ..mmt an »h* mwamma bInnHIIbiib Warna m.
Hin«» «ad Subjekte iat ikm nur Hchrtn odrr Kiwhmnnnc. drr plaralUtJ
(ladJrimMlmthHhi ) V. khrt dm Kxmtrtu riaer Jsnaaigfalt.. bgrr
Willi nmihn oder Wmmmmmmailaa. dm eich mHimiwiln tu n-Uti\ dam >
tliHltt.B (dm cd» Körner imhimin) rartjadra und rkmarlrr brrinflua*« n. I
antilogialiack» V. hetrarhtaf «km Willen am an «km «abeauBt •nalee
PHndp, am httndra. shdhme» Strrbca. am bJeara Lrbem mnt
arhnimmra lamBrkt Baraks aBtscl tat; drr loy oder ratloasJ
dm Intellekt am mit drm Wilma hgaadam rrrbaaden odrr in ihm drr Polen» nach
rnthattan, indem dar Wilk» aalhat anf daa ..Uejarar*' (km ai-iu-ren Slam
hm, H»le emtraht» Zwecke ertst, <k*rm Znaamimnk»Bg etar Vcr nonf tordnang. •
»nnanfllasa lanrnmiiBhiag und ProarS erfibt (raj. Z». ohne daO
dkmer «tarn achoa amf rinrr praaitn ra StmV dre imeekm cum Br wufttaein kommen
mußte. Im Miaaihaa, hm Krirke der (maeamhte and Kult h daa
atrabaa tarn siel» «dar ihamMMjahnaemka Vrrnaaftwillrn. am an
Vcra/irklfcmaag da» ewigen, ttbrracitbchen (maaha <k
daa göttlichen ..Weltwiüeua bildet, aktiv miUaarbcitrn. In der
• I «runter «daa dem (kernte (a. d.) anteraaordnrtr Lmaeiaaatttie hu »Urahn « ir«l. « u Wt
«Irr Wille teil» trichhaf t tmpula» . teil» ataiamarrt, aatmmati» Muhenkarraag.
Panpayckiamua, Lrbcn, Idee).
prjrtholagmrhi V. arigt ahm achoa rorarUM
kaUthcaiak Aiocansts (..volunU* rat quippe in omnibue". in allen Serien -
»leckt der Wilk. Dr • KIT. «; XIX, lj dar WUm iat dar Krra das mesm
vcl I . VI. lh. Jon. Score» Kaicossu (Da praed. 8, 2: „tota aaiasae natura
\oluntaa cat"). Ai.rAsAsi u. Im Csataot. (..Avicrbron
Scorvs den göttlichen, freien Willrn am l'rgrund alle» Srina. Der
im gaasea Seelenleben und gebietet drm — ihn allerdings «
Intellekt (..voluntaa rat auperior iatrllectu". ..voluntaa cat motor
"1*1*"". ..voluntaa imprrana intellectui". aber ..niai praeeedrnte c<v m in-
tclmctu ; in I. «rni. II. .1 t-\ « H Wh J. Bömmi
faadar Wille der Kwigkcit " ( Vierzig Kragen 1 ). Nach Dsacaaras iat an
vom Willen abhängig. Nach Hobbbs liegt im MrniM ■ n nach M
maml XI; wl mmmmm«h «*<,h SriBot* (aie nach den B u.a.) in
allen Dingen ein Streben nach Erhaltung (s. d.). Lsin
(». d.l ein Streben (». d.) »u. Cavsirs haaakjknet ala die ..herracben«!. Kt.ft in .1. r
W.lt und ala aeeliache (.rundkraft den Willen (Wrnunftwal.rheiten. f i
Un ..Primat der praktischen Vernunft 1. hrt K\nt Nach ihm i^
daa ..eigentliche Selbst" ((JrunHI. xur MeUph\-a. der Mit. i>. | \:
msmmml Wille iat daa absolut Wertvolk- (b. <-ut. Sittlnhkiit. Autom
Zwecke). Nasa i«ts>k«-r bstoal «lieaen Primat Fichte. Der Wilk- int <lv
Voluntarismus. 715
des Ich'", der „eigentliche wesentliche Charakter der Vernunft"', ja das „absolut
schöpferische Prinzip der wahren Weif (WW. IV, 390 f.; VII. 281). Der sittliche
Wille, der Wille zur Pflicht (s. d.) ist die Wurzel des Willens zu einer objektiven Welt
i. Ich, Objekt). — In anderer Weise lehrt Schelling: „Wille ist Urse- in": ein Wille
als das „blind Seiende'" ist im Absoluten, in Gott, und wird schließlich wieder zur
reinen Potenz, zum ruhenden Willen (WW. I 7, 360 ff.; I 10, 277 ff.; vgl. J. Böhme,
E. v. Hartmans). Als Äußerung eines Strcbcns faßt alle Bewegung A. L. Breguet
auf (Essai sur la foree animale, 1811). Ebenso Schopenhauer, der ein System des
antilogistischen, singularistischen, pessimistischen V. begründet. Als Erscheinung,
Objekt (s. d.) ist die Welt „Vorstellung", an sich ist sie „Wille", ursprünglich als
„blinder Drang", triebhafter „Wille zum Leben" auftretend. Her in allem eins und
ungeteilt, grundlos, ziellos, zeitlos, „endloses Streben'' voller Leiden ist. Er isr
Innerste, der Kern jedes Einzelnen und ebenso des Ganzen: ei erscheint in jeder
blind wirkenden Xaturkraft, er erscheint auch im überlegten Handeln des Menschen".
Er schafft sich in den Lebewesen eine Organisation und damit den Intellekt, den er
leitet, als das Treibende, Verbindende in der Assoziation, im Denken, als „Einheits-
punkt des Bewußtseins und das Band aller Funktionen desselben" (Welt als Wille
und Vorstellung, Bd. I, § 10 ff.. Bd. IL K. 15, 19, 30; Vierfache Wurzel, K. 7, $44;
Parerga, u. ö.). Der Leib (s. d.) ist die „Objektität" des Willens (vgl. Identitäts-
theoric, Parallelismus). Der Wille manifestiert sich auf verschiedenen Stufen der
„Objektivation" (s. Kraft), unmittelbar in den zeitlosen „Ideen" (s. d.). Durch den
Intellekt, der erst nur der Lebenserhaltung dient, kann sich der das Leben bejahende
Wille zur Verneinung desselben wenden (s. Pessimismus, Ästhetik. Sittlichkeit, Qnietiv,
Mitleid). — Mit buddhistisch-christlichen Elementen verbindet den Voluntarismus
Deussen (Elemente der Metaphvs.4. 1907). Von Schopenhauer sind ferner beein-
flußt E. 0. Lindner, Tauschinski, Th. Stieglitz, R. Wacjner, Fralenstaedt
(Briefe ober di - Schopenhauersche Philos., 18."»4; Blicke in die intellektuelle, phy-
u. moralische Welt, 1869; Wille und Vorstellung sind verbanden, relative Selbständig-
keit der Individuen), J. Bahnsen (iX^r Widerspruch im Wimen u. Wesen der Welt,
1880L; pluralistisch, pessimistisch; s. Dialektik), Mainländer (Philos. der Erlösung,
IS7B; pluralistisch, Lehre vom „zersplitterten" Urwillcn. Streben nach dem Nicht-
sein), R. Köber (Schopenhauers Erlösungslehic. 1882), R. Hamerling (Atomistik
Villens, 1891; pluralistisch, das Atom als Willcnseinheit). ('. Peters (Willens-
welt u. Weltwille, 1S83; wollende Atome), L. Xoire (Der monistische Gedanke, 1875,
u.a.; Kraft ist an sich Will"). A. Bilharz (Metaphysik. 1890 ff. : Kraft ist Willei.
Richvrd Wagner aus Odenhiusen (Ätber u. Wille, 1901 ibl wie E. Hae< kei.
dem Anorganischen schon Streben zu; vgl. Haacke, Sack u. a.; s. Atom, Hylnzoismus»,
Ribot u. a.
Nach Xietzsches optimistischem V. liegt allem der „Wille zur Macht" zugrunde
(WW. XV: das Wirkliche besteht aus „Willenspunktationen". die sich teils vereinigen,
teils gegen inander ankämpfen). X'aeh M. Dressler ist die Welt „Wille zum Selbst*'
(Die Welt als Wille zum Selbst, 190.3), nach A. Froehlich „Wille zur höheren Ein-
heit" (Der W. /.. h. E., 1908% nach E. Hurneffer „Wille zur Form" (Das klassische
Jd^al, 19o<5). - Nach R. Schellwien i.-t der Wille die „der Katar arsehöpierisch
voransteheii'le tebenagrundmacht" (Der Wille, 1898; Wille u. Erkenntnis,
Erkenntniswille als (Grundlage der Erfahrung). — X'aeh Mcnsterberg i.-t tue Welt
das System der Tathandlungen des göttlichen, zeitlosen Urwillens. der sieh in eine
unendliche Reihe von Strebungseinheiten sondert. Der „Wille zur Welt" liegt allem
Werten und Erkennen zugrunde. Die Natur ist „erstarrtes Wollen'" (Philos. d. V
716
1906). - Nach Tom» ist der Kam de« MBasahaa der .. Wesens wille" ("■!■!■■ nh
a. Gesellschaft. 8. 09 ff; 2 A 1912). Nach Paouu ist in allem Wille; üb
ist der Wille die ..primäre and radikale Seifte", dar „ureprangliche «ad in
San» kxmatsnU Faktor dae Bethahbaae" (OjiHni d. Ethik I«. 1900, 106; Einleit.
in d. Philos.. 21. A. 1909).
Haxtuamm achreibt deai „PabewaBaam" (s.d.) Vorstellung (Idee) «ad
Wille (dee ..AlogMcke') ak „Attribafte" aa. Doreh dea (aa aiek unbewußten) Willen
wird die Idee rnliekH, darok die Idee die Wilhawathleanf loghecrt aad ecaJietteh
la aOaai k* dar WUls aabewaft« wirkaaai; die Aftoass anal aa eich relativ aelbstiadige
(Philo., dee UabcwaJftoa". 1904; fljitim d. Philos.. 1907 f
beetsht dm Welt auch aach Wtsur. Die
Wrlt ut ein
in der Zeit* aickt sie eine
(Ornndr. d. Psycho!.*. 190t, 8. 17 ff.; Logik II • 1 1893 ff.
16t, 164 ff.; t. A. 1906f.). Der Wille iet nicht intelHsaailni, eondern die Intelligenz
»Ibst (Logik I*. 666k «r eteokt in allaal Denken (s. d.; »gl. Appsraeatkm). Vgl.
SKaiaAitowm, Wandte Vol. 1906.
Dan ananiajwaiuain V. mtiuftaa ferner A. KC htma»» (Gesch. d. Teraunüsmus.
191t). R. Farrsscas (Vcrackue» d. Philo». 1906, 8. 196). Henna. Mfcaura. Waran
(Die WeHaneoh. dar Gegenwart, 1907). Jon. (Seele «ad Walt, 191t, der Will» fct
..Schöpferkraft', ..Vsriationskreit''. dae „Aktire «ad Forteehreitende"; vgl
freie Wille, 1906, 8. 446 ff.). luc—jae (Psycho!, n. Metsphysik. 1908, 8. 10
Focnxia (Der Erofutioniamas der Kraft-Ideen, 1908; Peycbol. des ideat forte«. 1893;
rgl. Idee). Baaoeox (Einf. in die Metaphysik. 1910; Devolution creetnce«, 1910).
SaBATtan (Philoe. de l'effort». 1908), MaanxEac. J. Waao. L. F. Wann, Lim u. «.
Den psyobobgieoben V. »mfaatan I. H. Fichte, FoarLaoa (s. Trieb), Rümelix.
Töwkies, PacLSE*. Hörrunro (Psyche!.«, 8. 130 ff .; Der monechHrhe Gedanke, 191 1 ).
Lim (Leitfaden der Peycbol.«, 8. 26«.. 3. A. 1909), PtXkdee (.. Wille), Loesau
(Zritschr. f. Psycho!. 30. Bd. 190t; Orundlehren der Psycho*. 1904), GoLDSCHEin.
Jamvaauw. J. Schcltx, H. Man» (Psycho!, des emotionalen Denkens, 1908),
Hellfach. G. Villa, db SanLO, Caaoaao. Caleiks u. a. (a. Wille).
Die Bedeutung des Willens für das Denken und Erkennen betonen Fichte.
Manra de Bnax (Oeuvres pbilos.. 1841; Oeuvres ined. 1859). Tövxiev
Stowaar („Primat des Wollen« auf dem tbeoretiechen Gebiete ", „Drnkwflle". Logik 1 1 \
Voraussetzung — Vorstellung. 717
25, 4. A. 1911), Losskjj, J. Schultz (Psychol. der Axiome, 1899, S. 60), H. Maier,
Fouillee, Poincare, Hodgson, Ladd, Stadleb (s. Frage), Dilthey (s. Objekt),
Münsterberg (s. Objekt, Wert), Windelband („Wahrheitswille"; vgl. Präludien3,
1907, S. 273; „teleologischer Kritizismus"), Rickert („Wille zur Wahrheit", der
sittliche Wille als letzte Erkenntnisgrundlage ; vgl. Der Gegenstand der Erkenntnis2,
S. 223), J. Royce (Bericht über den III. intern. Kongreß f. Philos., 1909; die Logik
ist „logic of the will"; überindividueller Erkenntniswille, „reine Willensform",
„voluntaristische Wahrheit") u. a.; vgl. Driesch, Ordnungslehre, 1912. Ferner, zum
Teil im biologisch-praktischen Sinne, Schopenhauer, Nietzsche, Jerusalem (der
„Erkenntnistrieb" dient erst der Lebenserhaltung; Einleit. in die Philos.5, 1913),
Mach, Ostwald, Vathinger (Die Philos. des Als-Ob, 1911), W. Pollack, Bergson.
Le Roy, Blondel, Dewey, W. James, F. C. S. Schiller (Humanismus, 1911; Formal
Logic, 1912), R. Goldscheid, R. Müller-Freienfels (Das Denken und die Phantasie,
1916; Irrationalismus, 1922) u. a. (s. Pragmatismus, Wahrheit, Aktivismus, Postulat,
Axiom, Definition). — Vgl. Xatorp, Sozialpädagogik2, 1904; 3. A. 1909; E. Myr,
Der Weltwille, 1907; Eucken, Geistige Strömungen der Gegenwart, 4. A. 1909;
R. Knauer, Der Voluntarismus, 1907. — Vgl. Wille, Denkgesetze, Erkenntnis,
Denken, Einheit, A priori, Kraft, Anstrengung, Idee, Ideal, Sittlichkeit, Geschichte,
Soziologie, Wert, Norm, Sollen, Willenskritik, Ästhetik, Kritizismus.
Voraussetzung ist eine Geltung, eine Wahrheit, Annahme, ein Urteil, eine
Forderung, von der andere Geltungen, Wahrheiten, Urteile abhängig sind, so daß sie
nur gelten, wenn jene gilt. Das Denken der Wissenschaft muß „voraussetzungslos"
in dem Sinne sein, daß es nichts als gültig anerkennt, was sich nicht durch das Denken
(wenn auch nicht immer aus ihm) selbst als gültig (wahr, seiend, objektiv) recht-
fertigen, begründen läßt. Die Grundvoraussetzungen objektiven Erfahrungszusammen-
hanges und der Wissenschaft bilden das „A priori" (s. d.), das „Transzendentale" der
Erkenntnis und sind selbst Spezifikationen der Grundgesetzlichkeit des erkennenden
Bewußtseins oder der Grundforderung des einheitlichen Zusammenhangs möglicher
Erfahrungsdaten, die im nie abgeschlossenen Prozeß methodischer Erkenntnis zur
Erfüllung gelangt (s. Kritizismus, Voluntarismus). Vgl. Cohen, Logik, 1902; Natorp,
Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910; Poincare, Wissenschaft
und Hypothese2, 1906; Science et methode», 1910; Wundt, Logik P, 1906 (V. der
„Begreiflichkeit der Erfahrung", wie Helmholtz); Driesch, Ordnungslehre, 1912. —
Vgl. Hypothesis, Axiom, Kategorien, Anschauungsformen, Denkgesetze, Logik,
Erkenntnistheorie, Zweifel, Skeptizismus, Rationalismus.
Vorbildliche Ursache (causa exemplaris): die Idee (s. d.) als das Handeln
bestimmender Inhalt. Vgl. Stöckl, Lehrb. d. Philos. II8, 1912. Vgl. Exemplarismus.
Vornehmheit: Als besonderer Wertbegriff in die Ethik eingeführt von
Nietzsche: vgl. Jenseits von Gut und Böse, Wille zur Macht u. a.; Havenstein,
Vornehmheit und Tüchtigkeit, 19202.
Vorsatz (propositum) ist die Vorwegnahme einer Willensentscheidimg in der
Reflexion, ein Wollen, dessen Verwirklichung noch suspendiert ist, das aber „deter-
minierende Tendenzen" hinterläßt, Dispositionen zu bestimmten Bewußtseinsabläufen
(vgl. N. Ach, Die Willenstätigkeit und das Denken, 1905). Vgl. Aristoteles, Eth.
Nicom. III, 4; Volkmann, Lehrb. d. Psychol. II4, 1894/95, 460; Cohen, Ethik2, 1907,
S. 328. Vgl. Absicht.
Vorstellung (yaviaota, repraesentatio, idea) bedeutet sowohl den Vorgang
des Vorstellens, das Auftreten eines Vorstellungsinhalts in einem Bewußtsein, das
Vorstellung.
Zueta ndekomrocn . inra ■pbkm durch einen payeJriaekoa Protei) der Verbindung;
elementarer BewuBtaeiiui im ging», ab auch dm Vorstellongainkalt ab tobkm.
ab in drr Abstraktion vom Vorrtr Uuii|t> Vorgang untertrkbdman. nicht real gotre— l«n
»iakompb x ; endlbh bt noch iure Teil da« ..Vorgraldhe" ab \ > ng» •
■ t»nd»n unterscheiden, d. h. ab d— Objekt (». d.). wcbhra durch Dung
wrtwt», repräsentiert wird, auf oelehaa dbm kinwabk, auf wrlcke ab forte. n!l»»»mcin-
gallige Kinh.n das Denken db baiiflb/. mrtmasbili, subjel
grneUnd. Inkalt). - Ferner bedeutet V. teils db blofa Erinnerung»
PhmitaabwurHallig. kor* dke reprod >b diese sowohl ab auch db
Wahr nehm ui lluag. wb ab unmitulbar ab Kompbx vor.
. ikrm ..Elementen', auftritt, nicht ohne R-prodwht bombt»
ut ein payitkiacbrs UehiJde. da. Produkt rinor Synthe*. „iekt*
absolut Bslmrrendas und Srlbstindig«« und von selbst Titfrgn (•. Aaaowisthm. A ;
arptionk oaadorn db Voratetfungm aind Phaato des forUaufrndra IbwuBt
tofMHMnkoapa und Mummt» von Ptnas—n. db ob »kakritkrbf, totab Ablaufe
Wlfemrorgana* («. d.) sind. V„ Gefühl und Streben bilden ein (bnxra und »
nur ab ein aobkra. ab fnkalt dar rinkritlickm fbwwfkarinaskt
oder wilbntbck) Verbindungen, Okstbrangan. Ordnungen knratrll »km,
Synthese. Einheit ). Db KnimerwngsroreteUang bt nicht ein ui. U « u 8«
gebgraUfek auftauchendra Rihi aondrrn ein neue (bbikb, daa infolge navckbrk-
physischer Dispositionen (a. d.) ab Wirkung ureprungbeh* r Wahrnrkmungaroi ging»
rnrtando kommt (a. Gedächtnis. Reproduktion, Unbewußt. Hemmt!
KnnnrrunjairurateUungra aind in der Kegel (aber nicht immer; •. HaJlurination.
Illusion. Traum) weniger bbkaft (bbaaer) und intensiv U »hrnrhmun*»
voratcUnnfNi und entkaltm gewöhnlich amiger BraUndtrib ; ab
weniger modifüuert (vgl. Phantasbk qualitativ «her doch stet« auf vorange gange nr
»ehmunflrn oder Wakrnrkmunfarbmentc bezogen. Durok da*
wird da« auf AnbO drr Sinneurobc tioutbont VarateUungamaterul sl
H-jrriH. I ■ brorrtbrk aimi bt r«- h aimjrluatan
Stellungen ab Zrbhm für db Objekte («. d.k dir oh-jVktirea Zmimnwnklnga mogh
Vm rtaBonfrinhalte aelbat aber ab Rfprtomtsntcn rebtir t ranazr ndrntrr Faktoren,
ab Signal» für daa weckarbide Verhalten de ■ Subjekten, anzusehen (vgl.
Transarndent. Ding).
Im engeren Sinne ab reproduxbrtra (Je bilde wird die V. (v«*«-.«/«
■an. PlafOS, Amstotbum, der ab ab arelbeke Nachwirkung der
bestimmt (De .inimA III 3. 428 b II: 429 a 1 ff). Db Stoiker beatimmen
weiteren Sinne ab einen ..Abdruck (tfix-ati) in der Seeb. ab Modifikation {tAloim9tt)
oder ab Zustand (.■?«.*>•.•} derselhrn, der cugbbk auf arine äußere l'rsacb
(/e<5«ixrryrr«r re «*r£ ««1 ti w#*o< »»«*.. l1ntAr.lt. I' VII.
45. 50 ff.). Hb unterscheiden ansrhaulbhe («/a^rfriaw/) und unanarhauttche (•#■
alofrqttnmi, Diogen. Laert VII. .Vif.), ferner ..kaUbptbche" (n. d.) Vorstellungen.
.-(ik bezieht wb Aristotkle^ alba Denken auf Vors tellungifi und«
bgen und unteiacheidet db V. ab reabn Vorgang und ab Inhalt
<mi«I; vgl. Phaninsb. Wahrnehmung. Gedlektnb, Specba).
Im weiteren Sinn«« sprechen von der V. (s. Idee) Dsscarraa, Loa» (Rmay
iinden<tan.l. II. K. 8. f 8). I.f.ibmz. nach welchem d
<ii< ..Darstellung einer Mannigfaltigkeit in ein- bt (Monadol. 14. s. Monade)
u. a. N.teb i'hk W t-t die V. Miwohl Wahrnehmungs- ab Crinnerungavoratellung
(Vernunft, t^dinken \on < • »t t . hingen solcher
Vorstellung. 719
Dinge, die nicht zugegen sind, pfleget man Einbildungen zu nennen"). Das Vor-
stellen ist die (iiundkraft der Seele (s. Seelenvermögen). Im weiteren Sinne verwenden
dag Wort V. auch Kant (Krit. d. rein. Vern.. S. 27s f.), Reinhold (Versuch einer
neuen Theorie II. 230 ff.), nach welchem ., vorstellen" so viel ist wie ,, einen Stoft
zur Vorstellung empfangen (nicht geben) und ihm die Form der Vorstellung erteilen"
(S. 264; Die V. wird auf ein Objekt und auf das Subjekt bezogen: „Satz des Bewußt-
seins"). Fries (Nene Kritik I, 65; vgl. 144). Schopenhauer (s. Objekt), Herbart.
nach welchem die Vorstellungen ..Selbsterhaltungen" der Seele im „Zusammen" mit
anderen ..Realen" (g. d.) sind, einander widerstehen, hemmen und so zu Kräften werden,
imbewußt als „Streben vorzustellen" beharren, miteinander verschmelzen (Allgeni.
Metaphys. 1828/29, II, § 234; Psyehol. I, 1824 2.5. § 14; Lehrb. zur Psychol.3, 1887.
8. 15 ff.; s. Hemmung. Sratik, Reproduktion, Verschmelzung, Hilfe; vgl. Volkmann.
l>hrb. d. Psychol. I4, 1894,95, 165 ff.). Allgemein faßt auch die Vorstellung
F. Brentano auf i Psychol. I, 1874, 2fil : Klassifikation der psychischen Phänomene,
1911 ), nach welchem der Vorstellungsinhalt ein Objekt vergegenwärtigt (s. Intentional;
ähnlich Höfeer. F. Hillebrand, Twardow.ski. Witasek, Kreibtg. Meinong u. a.;
s. Inhalt, Gegcnstandslehre. Objekt): „gegenstandslose" Vorstellungen gibt es nach
Bolzano, welcher objektive „Vorstellung an sich" und subjektive V. unterscheidet;
ischaftslehre, lh37. III. § 270 ff.: Kreibig, Die intellektuellen Funktionen,
1909, S. 18 ff.: anschauliche und unanschauliche Vorstellungen; bei „erneuerten"
Vorstellungen fehlen nur die primären Wahrnehmungsurteile; Uphues, Vierteljahrs-
schrift f. wissensch. Philos., 21. Bd.; Psychol. des Erkennens; Husserl, Logische
Untersuchungen II. 1900 01. 427 ff.: V. als „Akt" bzw. „Aktqualität" und als „Akt-
materie"). — Ferner Lipps. B. Erdmann, welcher „Präsente" und „Repräsente"
unterscheidet (vgl. Vierteljahrsschr. f. wissenseh. Philos.. 10. Bd.), R. Wähle u. a.
Ebenso E. v. Hartmann, nach welchem die V. das Produkt einer unbewußten Synthese
l ttegorienlehre, 1896, S. 48; vgl. Unbewußt), und Wundt. Nach ihm ist V. jeder
objektivierte Bewußtseinsinhalt, der psychologisch aber ein fließender Vorgang ist
(g. Aktualitätstheorie. Reproduktion). Die Vorstellungen sind Gebilde, deren Elemente
Empfindungen sind. Es gibt „intensive*", „räumliche" und „zeitliche'" Vorstellungen
( ( tamdr. d. Psychol. I8, 1908, 404 ff. ; II 5, 370 ff. : Grundriß d. Psychol. 5, 1 968, S. 1 1 1 ff . ;
vgl. Verschmelzung, Synthese, Assoziation, Objekt, Voluntarismus. Gesamtvorstellung).
Als reproduziertes Gebilde bestimmen die „Vorstellung" Hagemann (Psychol.8,
1911), Dyroff (Einführ, in die Psychol., 1908), Offner (Das Odächtnis-, 1911).
RNELius. Bergson (s. Wahrnehmung), nach welchem die V. ein rein seelischer
(nicht physischer) Vorgang ist. u. a. Die qualitative Verschiedenheit von V. und
Wahrnehmung lehren Locke, Reid. Lotze, Cornelius. Witasek. Pfander, Ziehen
u.a. — Vgl.EBBiNGHAUs. Grdz.d. Psychol. I2, 1905; 3. A. 1911 : Abriß d. Psychol. * 1909:
Külpe, Grundr. d. Psychol., 1893 („zentral erregte Empfindungen"; auch Dyroff
u. a.l: A. .Messer, Über Empfindung u. Denken. 1906; Meumann. Ökonomie und
Technik des Gedächtni>s.s. 1906; Jodl, Lehrb. d. Psychol.3, 1909; Jerusalem. Lehrb.
d. PgyehoL* 1909 (s. Allgemeinvorstellung); Offner, Philos. Monatsh.. 2s. Bd.. 1892;
H. Cornelius, Psychol.. 1897; Störrin.;. Philo-. Studien XII. 1896; R. Sanis. .ek.
Zeitgehr. f. Psychol., Bd. 27: H. Semon, Die mnemischen Empfindungen, 1909;
Ziehen. Du Gedächtnis. 1908; X. Syrkin. Empfindung und V.. 1903: G. E. Müller.
Zur Analyse der Gedächtnistätigkeit u. d. Vorstellungsverlaufs. 1913 17: L. 1'eeiffer.
Über Vorstellungstypen. 1907: A. Eeuchtwanuer. Versuche über Vorstellungstypen.
Z. f. Psychol., Bd. 58; Bärwald. Zur Psychol. d. Vorstellungstypen. 1916 (berück-
sichtigt bes. die motor. Anlage): Betz. Vorstellung und Einstellung. Arch. f. d. ges.
780 Vom* - w
Psycho! . XVII; S«uau Ob« den Reprodaktsonetypae, Aldi. f. gee. Psycho!., XI!
Heu.«* PauBsrsL*. Dm Denken «ad db Ptmlisli, 1916 und ..Voratelten «od
■*. Z*. f. Psych«!., 60) Hwitot pw db PhibiiiIi der Ae*o*i*4k««^sy«ad»gii
Pfcydsd.; J. 8aoAi* über dM ViiHilf in Objekt«
Ibft, 1916; J. UntQMiT, W*«i«ihm-g und
Vorstellung. Z. f. Psycho!, 10; C. SoAnna. Neesee rbiiifct^ w dM Weeea der
tagen. IrteiBSMoebUnr.. 1916; Boa; Über einige Haepttypea dbi — iw Aesoebtton*
theorb. 1916; Rbomas». IU|>nwHilrtfcTwiyilnlBg|i» 1990; F.. Pminu Über
UiHiBgiilimiHi ■. rWmnkismhill, 1906; C. Kvttrrn. Onwiktp der HinhlrMi
dM Begriff» „Voratellung " vw Wdff bb Km* 1911; K. Komm Zur Andy» der
Tiiimn«Mii ■ Ihm TTiilw ltlt(TfiniifciiiMnti T iiliflinsms. iii ■nbllrimT
Mma, BOaUa «. «.); Waujuksk. Ist Psycho! e. Feind, der V. 1906;
B. J. Hamlto». tthi—i« «ad Bahlbfbii. 1912. VfL db Ulurti anter „Pavcao-
luifir" AMMbiaoa" (jMb^hteb*
Rdau, Begriff. IIiiümh PhleimiaiMi
«•in. Typisch, Üdaal («fear „Vorteil ■■■gifthl ' vgl. BaMMMUra. 1
Hört««. Wovor. Jose a. a.i fefear ViiHiOihm V ml iB lagji ■ : J. Br. Mai, Hotxxn.
vobb. K«Bi»oaAO«, Haatnu»« «. e.).
Verurteil: «orssaafetai UrtriL Bfrtdaiag aaf Grand «■■bfctfvar
oder IndJvidsjdbi Aalagaa eaw. Vgl. P. Baooa (•. Idol); DKsraar*» (•.
Zadfd). B. Horra. Db EbMeataHragea dar n>Üo*ophie. 1697.
\\ nrli«tiiaa geistiger Energie e. Energie. feaMBlU. Psyuhsiuh.
Wahl («eedeee««. ebetio) bt, wychBbgbch, Vafcaddang dM Wütet- fer
eine tob mehreren Mflglichknten dee Woltern and Handdne. ed ee primär. unmittclUr.
eri es erat auf Orund hsrrataead geamdeaei Motive (a. d.) ab Abschluß ebne
Schwanken*, Oberbgeaa. Db FlUgfeill, aktiv a« wehten, heidt WehUreiheit (vgl.
W.llendreindt). Dm ..Waaten" im ipiIIhi« 8mne (ab eamittelbare* Auswahlen,
Vorxtehen) bt eine Grnadfaaktion alba BewaBbilM, wdcaee baofern „MtekwV ist
(vgl. Sebhtion, Aufinerkaamkdt, Apperaeption, Denken). — Vgl. AauroULB«,
Bth. Nieom. 1 II 4. 1 1 1 1 b 6 ff. ; Tboha* vo« Aqcuo. In 2. 1. ee nt. 24, 1 ; Sum. thed. I.
69. 3 ob. I; H. Scmwabi, Psyohd. dM WUten*. 1900. & 246. 266 ff . (W. - „Lieber-
wouen .„«onoenen . oem MWigaagen anmnnoft etrettanoer v»nnecae vorangegangen
sind, ein Urphenomen; ..andytbofeea'' and ..syntaetbeae*- Vor rieben); Wcanr.
Orundr. d. Psycbd.». 1902. S. 224; Ordt. d. phymiol. Psycho!. III*. 1903, 266. 1
Wabmalaa bt eine Oebteekrankbeit, bei welcher Waharoratellvngen. d. b.
VontoOungen, Anndunen, db da« Objekte« «ad dem eigenen leb ganx vriderepreenen,
ohne d»Q diee vom Kranken bemerkt wird, samt den enteprechenden emotionellen
und rolitioneUen Folgen berreebend werden (Verfolgung*-. Größen-, reUgiöser a. a.
Wahn). Vgl. Kjtaaraux. Fayehbtrb I«, 1909; 8rö«a»o. P»ychopathol.. 1900, 8. 297.
329; ScHaaaca. Denkwürdigkeiten eine« Nervenkraakea. 1903; Fkkdmavb, Ober
den Wahn, 1910; Jasrats. Psychopathologie«. 1920; Sooldkr. W»hn und Bike—t
nb (Beziehungen zwischen Sduaophrenie und Erkenntnistheorie). 1916. Vgl.
Psychosen, Genie.
Wahrhaftigkeit — Wahrheit. 721
Wahrhaftigkeit (veracitas) ist Lauterkeit des Deakwillens, Wille zur
Wahrheit, Scheu vor Abweichung von der Wahrheit, vor Lügen. Als strenge Pflicht
betonen die Wahrhaftigkeit Augustixus, Käst (Metaphys. d:r Sitten IL, Tugendlehre),
Fichte, Feuchtebsleben, Cohex (Ethik, 1904, S. 471 ff.), Xatobp (Sozialpädagogik2,
1904, S. 103 u. ff.), Sidgwtce: (Methoden der Ethik, 1909, III, K. 7), Koppelmaxs
(Kritik des sittlichen Bewußtseins, 1904) u. a.; vgl. Jebusalem, Gedanken u. Denker,
1905; Die Aufgaben des Lehrers, 1911; Cliffobd, W. (The Ethics of Belief), 1909. —
Betreffs der „Wahrhaftigkeit Gottes" (Descabtes) s. Wahrheit.
Wahrheit (dAfjd-eia, veritas) nennt man zunächst sowohl den abstrakten
Charakter des „Wahrseins" („die" W.) als auch ein wahres Urteil selbst („eine" W.),
zuweilen auch den wahren Sachverhalt, die Wirklichkeit (s. d.), von der sie aber zu
unterscheiden ist. Der Frage: welche Urteile sind wahr? geht voran das Problem:
Was ist Wahrheit überhaupt, was bedeutet W., welches ist der allgemeine, abstrakte
Begriff der Wahrheit ? Der Begriff der W. bestimmt deren Wesen, und dieses ist vom
einzelnen Kennzeichen (Kriterium) der W. (wahrer Urteile) wohl zu unterscheiden.
Ferner ist W. nicht mit bloßer „Richtigkeit" (s. d.) zu verwechseln; Schlüsse, die
richtig, d. h. den logischen Gesetzen gemäß sind, können material doch falsch sein.
Doch wird diese Richtigkeit oft auch als formale (formal-logische) „Wahrheit" im
Unterschiede von der materialen Wahrheit bezeichnet. Formale W. ist Über-
einstimmung der Gedanken miteinander und mit den logischen Denkgesetzen (s. d.),
Widerspruchslosigkeit derselben. „Formal" in gewissem Sinne, aber zugleich auch
material ist die „metalogische" und „transzendentale" W.; erstere ist die Gültigkeit
der formal-logischen Denkgesetze (s. d.), selbst für das Denken überhaupt und für
alles, was Denkobjekt werden kann, letztere die apriorische Gültigkeit derjenigen
Voraussetzungen (Grundlegungen, Grundsetzungen, Grundpos tulate), ohne welche
einheitlicher Erfahrungs- und Erkenntniszusammenhang allgemeingültig-objektiver
Art nicht möglich ist (s. A priori, Axiom, Kategorien). Die „Wahrheit" der apriorischen
Grundsätze (der Kausalität, der Substanz, der Zahl u. a.) bedeutet, daß sie der
objektiven Realität (s. d.) deshalb „entsprechen", weil sie selbst diese (mit) kon-
stituieren, so daß eigentlich diese Realität selbst es ist, welche ihnen entspricht,
„konform" ist. Die apriorischen Voraussetzungen gelten für „Erfahrung überhaupt",
sie legitimieren sich als „wahr", insofern aller empirische Fortschritt auf ihnen fußt,
also durch ihren theoretischen Wert, ihre theoretische Leistung (s. Wille). — Die
empirische W. ist die W. der Urteile, deren Inhalt Relationen möglicher Erfahrungs-
objekte eindeutig zugeordnet ist, so daß diese Urteile einen Inhalt bestimmen, wie
er auf Grund gedanklich-methodischer Verarbeitung des Erfahrungsmaterials bestimmt
werden muß, wie es die Gesetzlichkeit des Logischen, Apriorischen in
ihrer Anwendung auf bestimmtes Erfahrungsmaterial verlangt, bedingt.
Das Urteil ist also wahr, gültig, wenn das „ist", „ist so", die im Urteil gc-
Bestimmtheit und Relation durch das zu Beurteilende gleichsam gefordert ist. Daß
dem so ist, daß eine „Annahme" wahr ist, zeigt sich durch die „Bewährung" derselben
im Denkzusammenhange oder im Erfahrungszusammenhange, indem sie diesem nicht
nur nicht widerspricht (entgegen ist), sondern sich ihm harmonisch einfügt und mit
dem Forderungscharakter konstant behaftet bleibt. Hierbei ist die „Relativität",
Einseitigkeit, Unabgeschlossenheit empirischer Urteile zu berücksichtigen; in diesem
— nicht im logischen — Sinne ist die (empirische) W. „relativ" und „partial", setzt
aber die absolute und totale (materiale) W. als Ideal und die absolute, streng allgemein-
gültige logisch-transzendentale W. als Grundlage voraus. In einem andern Sinne
bedeutet die „Relativität" (s. d.) der W., daß sie zwar in gewissem, rein logischem
Eisler, Handwörterbuch. 4g
7JÖ Wahrheit.
Sinne „an sich", allgaasaingahig, unabhängig von ti
heit de« Subjekt« und der «objektiven Denktatigkcit bt und sau>
..zeitlos ". nnahhangig vom Wechsel der Erfabrvag (wileMUteik u. a. Wahrheiten)
eher doch our für die Relatioaea («. d.) dee absolut Wirklichen („An «ich ') zum
erkennenden IVwwfkaeia Oberhaupt. «Jeo nur für dir ..Erscheinungen'' («. d.) gilt,
nickt du „An eich" selbst betrifft. „MnUpkjejecbif Keburbmu« bt ahm mit
metaphysischen Absolutismus ttberarbm. An sick im an
St krinr Wahrheit, nur Wirklichkeit; Wahrheit ist stet« ei lacht-
wveden) gebunden, ist theoretische <•• Itung eines Dankinhalte. and ohne «oirhen
sinnlos. — Insofern dm W. dW Urteile diese xu taagHeksn Mit
Denk- und Erkrnnutbwilbaa, also tkeorstmrk zwcckvofJ m*
Db theoretische (logbchs) ZweeJuahtfgkeit eines Urteile (einer Annahme, einer
Hypothese) ist sin Kriterium der WWhcit. abar aickt dae WWn dersrlbcn ; praki
hinkigisek'nntriieke Folgen ron Annehmen können aar ein Surrogat fltr eigentliche
W Ahrhritakriterim abgeben und weisen zuweilen auf UtaachUt I
izurrriaeaig, können auch bri f« an bin Urteilen eintreten. Um KoiwUtbrung
ii erfolgt ferner mlbet in Urteilen, deren Kur« ehrhalten
voratmgeeeUt (vgl. Skrpticbmu«). Dea Eintreffen dea Angraoauneta n. denkend
ipbrtcnodcrKoaripmiteatadcrcmplrfcaJb^ mpirbchrr
Wahrheiten (vgl. ColUgkeit. Henk
W. im praktmck-ethmakea Shinr (t. B. wahre Sittlichkeit, s
bedsatet Übereinstimmung eine« Srbnden, einra Vir kalten» mit tlner praktischen
in Ideal, einem B* <>etn Willen»
Die V . aar Regel ab „Übereinstimmung" des Unken« aut
oder der Wirklichkeit definiert, wobei amist unter der butenn die von allen Erknanrn
unabhingigs Realität verstanden wird (s. Realismus), teilweise aber dh
Krscheinungen. drr Kifahrungaobjckte oder der objektiven Bewaaaaamaakaltr
realktt beben Sinne fassen dkW.dk meisten alteren Denker auf. So PaaMftjnoB*.
l*UATox, nach welchem nur daa rein Ccdacbte wahr bt und nur das Sebade i -
gedacht wird (Repuhl. 608 K. Oatytas 386 B Mm (s. d.) f
absolut: gegen den Relativismus (a. d.) dea PaoTaooaas u. s. Wie Flatus (PhUebus
schreibt AkuaroTBUM db W. dem Urteil zu (nicht sehon der Vorstellung); wahr
bt ein Urteil, welches vom Sa back a aussagt. daS ea bt. vom Nu htwiendrn, daß • n
•st (Metapbya. IV 6, 1011 b 26 ff.; V ». 1014 b 25 ff.; VI 4. 10*7
aal wir ea denken, bt etwas wahr, sondern wir denken es, «eil ea so bt (S\
1051 b 7 f.). 1 r erörtern das Kriterium der W., ab weiches ab teib die
,.katek'|>tiarhi<'- («. d.) Vorstellung, teib db „rechte Vernunft" (*>£e* >ts>«) aaa
(Dingen. Laert. VII. .vi; Sawaca. Epbt. 66. 30; Cicxxo. TuacuL dbput. I. 30.
aeasas gentium ' ab Kriterium). Db Epikureer betrachten ab Kriterien die sinnliche
Wahrnehmung (vgl auch db Kyrenaiker, B Mathem. \'M.
196) und db „Probpeb " («. d.; vgl. Diogen. Leert. X. 31 &, 62). Vgl. Ski ptizbmus
(K-iii Kriterium der
Auch im Mittelalter gilt db W. ab ung des Denkens mit dem
1 HeEzbtenz absoluter, ewiger Wahrheiten wird gelehrt. £
naab welchem wahr ist, wae ao sich verhalt, wb ea dem Ik ml. indem erach
toqu. II. 6. S). Die W. bt zeitlos, ewig („erit igitur veritas, ctumsi mundua intei
1. o. II. I, .12; De immortalit. animac. 19). D .wandelbaren Urwal.
Wahrheit. 723
sind alle Wahrheiten vereinigt, und in ihm werden sie von uns erkannt (De vera religione,
68; R-tractat. I, 4, 4; De über, arbitrio II, 34; vgl. De civit. Dei VIII, 6; De trinitat.
XIV, 15, 21). Ähnlich lehren Anselm von Canterbury (De veritate 10, 12, 13;
Monolog. 1, 18), Thomas VOM Aquixo (Sum. theol. I, 10, 3), nach weichem die W. eine
quatio intellectus et rei" ist (Contr. gent. I, 59; De veritate 1, 2) u. a. „Tran-
szendentale" W. („veritas transcendentahV") bedeutet bei den Scholastikern die
begrifflich fixierte Wesenheit („entitas") des Dinges (vgl. Suarez, Disput, metaphys. 6,
s<-t. 2, 26). Diese (metaphysische) W. ist die Anpassung (adaequatio) der Dinge an
den göttlichen Intellekt und dessen „Ideen'' (s. d.) — Betreffs der Lehre von den
„doppelten Wahrheiten** s. Wissen.
Ewige Wahrheiten, die Gott selbst als wahr erkennt, gibt es auch nach Descaetes
(Epist. 104, 112; Princip. philos. I, 48 f.; Medit. V; s. Axiom). Das Kriterium der W.
ist die Klarheit und Deutlichkeit des Gedachten. Die klaren und deutlichen Begriff«
des „lumen naturale" (s. d.) kommen von Gott, der uns nicht täuschen kann („veracitas
Dei"; Meditat. III; De methodo, S. 24 f.; Princ. philos. I, 29 f.; vgl. Klarheit, dazu:
Leibntz, Opera ed. Erdrnarm, S. 79 f.). Ewige Wahrheiten gibt es ferner nach Spinoza,
nach welchem jede absolut „adäquate", vollkommene Idee wahr ist, mit dem Gedachten
(ideato) übereinstimmt (Eth. I, prop. XXX; II, prop. XXXIV; De emendatione
intellectus; Epist. 28). Die W. hat ihre Xorm in sich selbst, ist seibstevident („sicut
lux se ipsam et tenebras manifestat, sie veritas norrna sui et falsi", Eth. I, prop. XXIII,
schol.). Malebraxche unterscheidet „notwendige" (unwandelbare) und „kontingente"
Wahrheiten (Recherche de la verite I, 3). Leibntz, nach welchem die W. in der „Korre-
spondenz" der Sätze (propositions) mit den Dingen besteht (Xouv. Essais IV, K. 5,
"j 12; vgl. § 2) unterscheidet kontingente Tatsachenwahrheiten und notwendig-
nunftwahrheiten („Les verites de raison sont necessaire3 et leur oppose est impossible
tt eelles de fait sont contingentes et leur oppose est possible", Monadol. 33; Xouv.
ie I, K. 1, § 26; IT, K. 13, § 14: „gemischte" Sätze). Im göttlichen Geiste sind
..i-wige Wahrheiten", die vom göttlichen Willen unabhängig gelten, Gott ist die
„Region der ewigen Wahrheiten" (1. c. II, K. 17; IV, K. 11; Theodizee I 13, § 184;
vgl. Bosscet, Logique I, K. 36 f.). Ewige Wahrheiten in Gott gibt es auch nach
R. Cudworth (The ferne intellectual system, 1678) u. a. — Xach Herbeet v. Cherbury
ist der „instinetus naturalis" die Quelle allgemeingültiger Wahrheiten (Tractatus de
veritate, 1624). Später leitet die schottische Schule die „selbstevidenten"* Wahi-
Q aus dem „Gemeinsinn'' ab (s. Prinzip). — Daß es keine angeborenen Wahr-
heiten gibt, betont Locke (Essay concern. hum. understand. II, K. 32, § 1 ff. ; IV. K. ',,
§2 ff.).
Die absolute, zeitlose Geltung der W. lehren ferner Schelling (Vorles. über die
Method., 2) und Hegel. „Das, was wahrhaft isi . . .. ist wahr nicht nur heute und
morgen, sondern außer aller Zeit; und insofern es in der Zeit ist, ist es immer und zu
jeder Zeit wahr" (Philos. der Geschichte I, 16; vgl. S. 33). Die W. besteht darin, daß
..tut- Objektivität dem Begriffe entspricht, — nicht daß äußerliche Dinge m
Vorstellungen entsprechen; das sind nur richtige Vorstellungen, die ich von dieser
habe". Die W. im objektiven Sinne ist „die Übereinstimmung des Objekts, der Sache
mit sich selbst, daß ihre Realität ihrem Begriffe angemessen ist". Der „Begriff"
(s. d.) ist die „wahrhafte Idee" und diese ist das „Wirkliche"; so ist „Gott allein die
Wahrheit". „Wahr** ist nur, was ein Moment des zeitlosen Prozesses der Id^
nicht das abstrakt Einseitige der Verstandeserkenntnis (Enzyklop. § 213; Xaturphilos.,
S. 22 f.; vgl. Totalität, Dialektik, Vernunft). Absolute, ewige, von unserem Denken
unabhängige Wahrheiten gibt es nach Chr. Krause, V. Cousin (Du vrai, S. 33 ff.)
46*
, J J Wahr***.
u. a. Nach Bolzaxo Ut too der be>ohen. gedachten (erkannten) W. die obbkuvr
..Wahrheit aosbb" ra unteraeheidea abNSetz, deretwaeeo. wie es ist, eusaej
ich unbestimmt lasse, ob dieser Säte von irgend Jemand «pMtHflh gedacht ftdtr
aprochen aei oder nicht". Die W. an aich hat aber keine Exbtens in der Zeit (Wissen-
eehaftabhre 1, | 300.; rg). | I»). Ahnlieh erklärt Hoasxax: ..Waa wahr bt, iat
ebsulut, bt au sich wahr; che Wahrheit bt idealbch eine'. Die W. iet ewig, iet „eine
Idee und ab eolehe ahsrmitllnh", eh» MGeKungaemheit hm aanrithohen Reiche dar
Ideen*4. Wahr iet nicht der Urteibakt, aondarn der Urteihmnluut. dm „Sinn der Ao*
sage". Die Kridetu (s. d.) bt dea Erbbnb der W* dar „Zus.mmen.timmung
zwischen dar Meinung und dam Gegenwärtigen, Erboten, daa ab meint, urbuhea dam
mbbtea Sinn dar Aussage und dem erlebten 8achrerh.lt" (Logbche l
enehaagea 1. 1900/01. 117 «„ ISO f, 162.190 ff, 2*9, 23*; II. 694 f.). Ahiilich dcflnbrt
A. MBXOM db W. ab idaab Hals Hon twbehen Inhalt mW Gegenstand dea ürtrib
oder zwischen linti Olganiliert «ad Wirklichkeit. Wahr und fabeb
Ebaneehafteu dm „Objektir. " (e. d.). Wahr bt ein Urteil „deasen Oobkt Tetaerbe
bt" oder entern ea „«in avbndm Objektiv erfahr* (Ober ■nnshawi, 19U2. S. 116 ff..
IM tt.i UnlMtMih. rar Cliganmn infii nrii . 8. 18). Nach Ka«aw bt W. da. ..Merkmal
ahm Urteils, daa denjenigen Tatbestand behauptet, dar im Bereiche dar beurtaüteu
flagmwtlnds rorhanden bt" (Db hmitlihteillia Fmiktkmen. 190». S. 14* ff.; vgl.
TwaaDOweai. Archiv f. Philo*. VIII. 190*). — In ■■dm er (metaphrabehar) Wabe
bhrt Uracn db oberaeitibhe Geltung der W. Im Erkennen, webhee auf ..Kr buch
tnngM, „Teilnahme an dam BnmmltMnhmi Bewußtsein", „Oebteablbk". „Intuition"
beruht, haben wir db Wahrheit eamittiHni. indem wir in db ftberaeithehe. ewig»,
für alb gbbhe Walt nbhan, in daa ideab Reich oder Stetem dar Wahrheiten, die
Tom göttlichen Bewußtsein uberaeitbch un&faßt worden. „Was wahr ist, bt nur wahr,
weil es für alb Zeit und darum auch für db Ewigkeit gilt." ..Wirklich bt etwas nur,
weil ea an diesem Ewigkmtarharalrtrr dar Wahrheit teilnimmt" (Qrds. d. Erkenntnis
tbeorie, 1901; Zur Krbb in d. Logik, 1903; Eikcnnfmlakiil Logik. 1909).
M. PaUort laßt abh db W. nicht rom Denken abtrennen, bt aber unrergangibh.
„Db Tatsache vergeht, ihre Wahrheit aber besteht," Jedes Urteil bt ein „Ewigkeit*,
erbbnb". alb wahren ürteib sind Ihr db Ewigkeit gefallt» mdam dar Tatsache im
Reiche dm Seins arme unrurrttckbere Stslleng sukommt. Alb Erkoantnb (auch db
empirische) bt ein „Erfassen dm Ewigen im Vergingt tchen" (Kant u. Bobano, 1902;
Dar Streit der Psychobgbten u. Formalisten, 190*; Db Logik auf dem fluhalimwagn,
1903). - Absolut, überzeitlich bt db W. nach Bbaolxy (Appearance and Be*
1897, S. 166 ff.), Joacauc (The Nature of Truth, S. 91, 63 ff.) u. a. Denknotwendige,
absolute Wahrheiten (Axiome, Kategorien) gibt ea nach J. Rotce, nach welchem db
W. insofern „instrumenUl" bt, ab ab ein Mittel rar Erreichung dm WUbnexbbe bt
(Bericht aber den III. intarn. Kongreß f. Philo... 1909; „absoluter" Pragmatbmus).
Bei aller Berücksichtigung der Rebtiritet empirbcher Einaelwahrheiten bhrt
der Kritixbmus db apriorbche abeolute Gelteng dar Grandattaa dar Eikmuiteb
(s. A priori, Axiom. Kategorien). Ee gibt nach Kaxt Wahrheiten, db nicht tob der
Erfahrung abhangen, abo ..auf gar keine Zeitbedingung beechrankt" sind, d. h. „be
sind a priori ab Wahrheiten erkennbar, webhee mit dem Satae: ab sind ab notwendige
Wahrheiten erkennbar, ganz identisch bt" (Über eine Entdeckung . . „ 2. Afaechn.;
Kbine Schriften III», 60). Db W. beateht formal nicht in der Oberebntimmnng von
Urteibn mit an sich bestehenden Dingen, sondern in der „Übereinstimmung albr
Gedanken mit den Gesetzen dea Dankana, und abo untereinander" (Reflexionen, 927),
in der „Übereinstimmung mit den Gesetzen dm Vei Standes". Dieses formab Kriterium
Wahrheit. 725
ist die „negative Bedingimg aller Wahrheit", ein materiales Kriterium kann die Logik
nicht gaben, da diese formal ist (1. c. S. 81 f., 84). Die objektive W. apriorischer
Erkenntnis ist insofern „Einstimmung mit dem Objekt", als sie selbst das Objekt der
Erfahrung erst möglich macht, indem „sie nichts weiter enthält, als was zur synthe-
tischen Einheit der Erfahrung überhaupt notwendig ist". Die apriorischen Grundsätze
sind „a priori wahr" (streng allgemeingültig und notwendig) und zugleich der ,, Quell
aller Wahrheit, d. i. der Übereinstimmung unserer Erkenntnis mit Objekten, dadurch,
daß sie den Grund der Möglichkeit der Erfahrung, als des Inbegriffes aller Erkenntnis,
darin uns Objekte gegeben werden mögen, in sich enthalten" (Krit. d. rein. Vera.,
S. 261 ff.). Materiale W. ist Angemessenheit eines Urteils zu den Gesetzen des
synthetischen, Erfahrungserkenntnis erzeugenden Denkens (vgl. Krug, Handbuch
d. Philos. I, 131; Fichte, WW. VI, 19). — Als Übereinstimmung zwischen abstrakter
und anschaulicher Erkenntnis faßt die Wahrheit Schopenhauer auf (Welt als Wille
u. Vorstellung, IL Bd., K. 9; vgl. Metalogisch). Nach Windelband ist W. „Über-
einstimmung der Vorstellungen untereinander, der sekundären mit den primären, der
abstrakten mit den konkreten, der hypothetischen mit den sensualen, der »Theorie'
mit den .Tatsachen' " (Präludien3, 1907, 153 ff.). W. ist „Normalität des Denkens"
(S. 160). Anfangs ist der Lebenswert der W. der, daß sie eine Eigenschaft der Vor-
stellungen ist, die sie zu zweckmäßigen Mitteln für unser Handeln macht; aber später
wird das Mittel selbst zum Zweck und Wert, es entsteht der „Wille zur Wahrheit um
ihrer selbst willen". Logisch gilt die W. „zeitlos", nur unser Erlebnis der W. ist ein
zeitlicher Akt des Willens. „Der Sinn der Wahrheit steckt in ihrer sachlichen Geltung"
(Der Wille zur Wahrheit, 1909). Ähnlich lehrt Rickert, nach welchem die W. ein
Wert ist, der in einer absolut gültigen Urteilsnotwendigkeit gegeben ist (s. Tran-
szendent). Dem logischen Wahrheitswillen geht noch der überlogische sittliche Wille
voraus (Der Gegenstand der Erkenntnis2, 1904; vgl. B. Christiansen, Erkenntnis-
theorie u. Psychol. des Erkennens, 1902, S. 6 ff.: W. als Urteilsziel), Lask u. a. Ein
Wert ist die W. auch nach J. Cohn (Voraussetzungen und Ziele des Erkennens, 1908),
Münsterberg (Philos. der Werte, 1908, S. 53 f., 126) u. a. — Im kritizistischen Sinne
bestimmen die Wahrheit E. Arnold (Gesammelte WW. III, 1910, 129), Cohen (vgl.
Ethik, 1904, S. 83 ff.), Natorp (Philos. Propädeutik3, 1909; vgl. Logik2, 1901), Kinkel
(Ideal, und Realismus, 1911), Cassirer, Simhel (Zeitlosigkeit der W., absolute
Geltung der ideellen Inhalte, Hauptprobleme d. Philos., 1910; s. unten), Bauch,
Lask, H. Leser (Das Wahrheitsproblem, 1901), J. Guttmann (Der Begriff der
objektiv. Wahrheit bei Kant, 1910) u. a. Nach Volkelt (Gewißheit u. Wahrheit,
1918, 286) ist Wahrheit der gegründete Anspruch der Erkenntnisse auf Geltung.
Daß die W. etwas Relatives ist oder an ein Denken gebunden ist, lehren
Chr. Lossius (Physische Ursache des Wahren, 1775), Goethe (WW. Hempel, XIX, 53)
u. a. (s. Relativismus). Nach Sigwart gibt es keine W. ohne Denken eines Urteils
(Logik I2, 1889/93, 8, 238 ff ., 382 ff.; 4. A. 1911); ähnlich R. Richter (Der Skepti-
zismus II, 1904/08, 163 ff.), W. Jerusalem (Der krit. Idealismus, 1905, S. 108 f.),
R. Goldscheid u. a. (s. unten), welche alle die Existenz objektiver allgemeingültiger
(„inter-subjektiver") Wahrheiten anerkennen.
Statt der „Übereinstimmung" des Denkens mit dem Sein wird jetzt öfter von
einem bloßen „Entsprechen", einer symbolischen Zuordnung des Denkens zum absolut
Wirklichen, mit dem sich ja das Denken nicht direkt vergleichen läßt, gesprochen.
So von Höffding, nach welchem wir nur Gedanken und Erfahrungen miteinander
vergleichen können. W. ist „nicht Deckungsgleichheit oder Qualitätsähnlichkeit mit
einem absoluten Gegenstande, sondern Beziehungsähnlichkeit (Analogie) zwischen den
?_>.; Wahrheit.
im Porta und den aanmakaekea Gedanken". Nach dem
i) Wikrln^takaarin inmI die W. der Priacipmn der
ihm- Galligkeit, d. h. ihrem ..Arbeitewerte", darin, daß man m
arbeiten kann. d. h. ..da« man mit ihrer Hilfe km VnreUkiu. in dar I
Hahn Ordnung «ad Verknapfaag das Gegebenen, «eher ini ■liteikiiaja
uenaehL Gedanke. 1911. 8, 383 f.). Ahanc* fa* die W. der Gntndbrgrtffe and
Cianfratn VamaoBB aaf (Dia PaUea. da* AkOb. 1911; .. Fiktion, lUtegorirn).
Unsere denkend e Mm barmte Viiimltaimgiiill hat „Wahrheit" nur alt Mittel nr
Üworetieeh praktischen Bikini kling dm Oegahin.n (vgl. Hiwmil, WW
■ «k unaBBmBwm vwn ihwjbbbv me rem meoremeaa mmos aem Können,
ohne de3dW ein ..FJnv/a^gag^em Urteil" k*:WW.m
..Wir nennen diejenigen VarateOangmi wahr, dm eich am Motive dm
Mmmmnaom nnananm amm neuen . ürentv i. eyssem. rouos. i. iw.
Dywmkinfc km mwh dar Wakikaimiagilff von Jmwaiti W»hr ist efe Urteil „wenn
die dorm iiiifjoiiamim Formung and Owjektivmi ung dam ehfcUiaaa Vorgang in
der Warne entapfiakt. da Voreimmgan. d» eich aof dos gelallte Urteil
UtafuhHuk eialiilfaii. warum oana kayvorgefct. da dm Urteil dem aammtmn
>nt. pnrht. daB ca ihm ■ngaairwin oder adäquat mt". Daa Urteil bt
ommm «, Urvätern am vorm .
«ad dm TTinolikl aioluhat daB ein Urteil am aa verwertbarer iet, je mehr ea den
Tamaehen entspricht (Kadett, ia d. Flame. 4. 1909. 8. 13 1, 59. 74. 88ff . 99 ff.:
6. bie 9. A. 1913: Der krimmao Ideehemos. 1999, 8. 199 ff.). Den „1b»b itmmimmmiae"
auch OarwALO. Mao*, J. Soort/rx. G. Jacoav (e. PiegmiHamiw). Gow>-
F. Bodsb (e. Instinkt). Porucaa*. Mhjuüd u.a. — Feraer der Prag
matiemua (e. d.), der ia voraakmaaaoa Formen oafaitt. Urteile amd wahr, aofem
am ane tkearetmek oder prektiech fördern, mm im Deatken, im
han*. Im Leben und Headern waltet fafci an. mm dl
betten, aatadamrea laaoen. Dm W. beatekt ia dar vaeiamaami selbst, d. k . ia dar
Funktion dm am besten Fahreue, Vorwortakrmgmm im Denken und Haadem Daa
Kriterium der W. tat aleo der Erfolg, dm iweoknms WirkaamhaH aama ürtefla, oamr
Annahme in deren ..Koammmawa«* für Theorie und Praxie. Wahrheit iet relatie.
partien. nickt stabil, macht neuen, gm sei an Wahrheiten Fiats; doch gibt ea soviel
erarbeitete, relativ allgemeine Wahrkeiten; vgl. Dawar, Stadma ia Logical T'
1909, 8. 10« f.; W. Jambo. Dar Prugmatawaaa. 1909. 8.36'
naniamna, 1911. 8. 180 ff. : Formal Logic. 1913 («. Humanismus);
Bawaaoa, Devolution ereatriee, 1910, 8. 317 (a. Veratand. Intuition); C. Barana,
Von den Geistigen n. vom Volk» L 1909. — Vgl. Tarjawrauas», Madieine mentia.
1996, 8. 34 f.; Caa. Wotrr. Vernunft. Gedanken von Gott . T. f 396: Rf mgbb.
1> »man veri et fahu; 1733; Tarawa, Philo«. Versuch. 1776 f.. I. 633 ff.: Bn
Ober W. im Erkennen. 1631 : Haobmabh. Logik u. NoStik. 8. A. 1909; Rkkctavo.
Vom Urapnmg sittlicher Erkenntnis. 1999. 8. 17; Psvcbol. 1874, I. K. 3 (e. V
Anerkennen, 8ein); Tbahicdobtt. Was ist W.?. 1873; G. v. GumwArr. ZeHachr.
f. Philos.. 133. Bd.; A. GoaDacKaMsraa, Z. f. Philoa, 190. Bd.; Powarx, Truth
and Error. 1898; H. Stikjwicb. Mrad. N. 8. K. 1900; M. Pcauca. De« Wearn
der W. nach der modernen Logik, Vierteljahrsschrift f. waaeaocbaftl. Philos.. Bd. 34.
1010 (Wahr iet ein Urteil, „wenn ee einen bestimmten TetUMerd nrriVtit
aaV*)] J. Pktboldt, Einföhr. in die Krit. der reinen Erisbrurg IT, 287
cuard. Gesammelte Werke (Diederirbs, Jena; die Subjektivität iet dir V
Wahrheit — Wahrnehmung. 727
welche Sache des Glaubens, des persönlichen Gefühls ist); R. Saitschick, Quid est
veritas? 1907; Ecckex, Geistige Strömungen der Gegenwart, 1909; J. Schultz,
Kantstudien XVII, 1912, S. 90 ff. (Wahr ist ein Satz, wenn die durch ihn erregte
Erwartung bestätigt wird oder werden könnte; .,was jeder normale Erwartende
bestätigt findet oder finden könnte"); aIüller-Freienfels, Irrationalismus, 1922
(Wahr = zusammenhangsgemäß); Switalski, Der Wahrheitssinn, 1917; A. Läpp, Die
Wahrheit, 1913 (Orientiert an Rickert, Hussebl, Vaihinger); H. jIaier. Logik
und Psychologie (Festschrift für Riehl, 1914); H. Laxz, Das Problem der Gegen-
ständlichkeit in der modernen Logik, 1912 (Es gibt eine absolute, zeitlose Wahrheit,
aber sie ist untrennbar vom logischen, transzendentalen Bewußtsein; innerhalb des
Bewußtseins gibt es „Wahrheiten", „Sinn" und „psychische Zustände"); B. Croce,
Logica, 1909 (Die Begriffe der Naturwissenschaft haben nur praktischen Wert; absolute
Wahrheit hat nur die Geschichte und Philosophie); Stöcke, Lehrbuch d. Philos. II8,
1912; E. J. Hamilton, Erkennen u. Schließen, 1912; Grisebach, Wahrheit und
Wirklichkeiten, 1919. — Vgl. Falsch, Irrtum, Erkenntnis, Subjektivismus, Relation,
Rationalismus, Evidenz, Fürwahrhalten, Glaube, Gewißheit, Geltung, Voluntarismus,
Skeptizismus.
Wahrheit, doppelte, s. Wissen.
Wahrnehmung (aioÜTjcng, pereeptio), „äußere"' (Sinneswahrnehmung),
bedeutet sowohl den Vorgang, Prozeß des Wahrnehmens als auch die Wahrnehmung -
Vorstellung oder den Inhalt einer solchen. Die W. ist als Vorgang die Synthese einer
Mannigfaltigkeit von Empfindungsqualitäten zu Gebilden, an welchen auch repro-
duzierte Elemente beteiligt sind, vermöge deren sie entsprechend gedeutet, auf
bestimmte Gegenstände (Dinge oder Vorgänge) unmittelbar bezogen werden. Die W.
ist also mehr als bloße Empfindung, sie ist das Erzeugnis reaktiver, durch Reize
(bzw. diesen entsprechende Empfindungen) ausgelöster psychischer Arbeit, der eine
physiologische Koordination im Gehirn entspricht und bei der sich das Bewußtsein
..selektiv" (s. Selektion), gliedernd, verbindend, ordnend verhält. Die W. als Gebilde,
Inhalt hat unmittelbar objektive Bedeutung, wird als etwas Gegenständliches auf-
gefaßt, als etwas, wodurch wir ein von unserer Tätigkeit unterschiedenes Etwas
erkennen: aber erst die Reflexion scheidet uvteilsmäßig zwischen dem Wahrnehmungs-
inhalt und dem Gegenstand selbst, als dessen Repräsentanten, Zeichen (zuerst ab
„Bild") sie jenen auffaßt, nachdem die Abhängigkeit des unmittelbaren Inhalts vom
erlebenden Subjekt erkannt worden ist. Das Denken der Wissenschaft geht über die
unmittelbare W. der Objekte hinaus zu begrifflich fixierten, allgemeingültie'
liehen Zusammenhängen und Relationen, auf welche jede W. symbolisch hinweist
(s. Ding, Objekt, Realität, Transzendent).
Die W. wird in der antiken Philosophie zuerst als Aufnahme von Eindrücken
der Dinge durch die Seele bestimmt (s. Empfindung). So von Empedokles, nach
welchem die Seele Gleichartiges durch Gleichartiges (z. B. Wärme durch Wärme)
empfindet (yvöjois tov öuoiov tq) öuoiqj, Aristot., De anima I, 2; durch Ungleich-
artiges nach Anaxagoras und Aristoteles), Demokrit, nach welchem von den
Dingen „Bilderchen" (eidcoJ.a) ausgehen (Diogen. Laert. IX, 48). Nach Aristoteles
hingegen beruht die W. auf einer Verwirklichung des sowohl im (iejjenstande als in
der Seele der Potenz nach Vorhandenen und auf „Ver*hnKehung" <i- - Wahl n< hmenden.
indem dieser die „Form" des Wahrnchinungsobjektes ohne dessen Materie annimmt
(rö BtY.xiy.hv nZv alodrjüiv tict'v tvtv rife BÄiß, De anima II 12, 424 a 17 f.:
418 a 5; 417 a 6; III 1, 425 b 26 f.). Ähnlich lehren viele Scholastiker (s. species).
7H
s. Teil aber mit Annäherung an DeaeokiU (Ewanam vo» Gut u. ».). Betreff« dar
Stoiker (fegen dieee: Puma. Ennead. IV. 6, 1 f.) .. Vorstellung.
AbainaJttelbareBeriebjingder(dmxa^
tov Oocam. DMCAira (Pseainn aal». L 2SX Lock« (Eeaey
iUod.Ii.K.R.{im Ka»t (IWt. d. reio. Vera, a 1»; .. Aaeefcaawafrfonn) «. . .
Urania (Waknadaaeng «. Empfindung, & V. 38.j PeyeboL d. Elke —au
W. eis ..Oigiiiwteaikdii aiifttiiin")^ H. BamwAU (Das WakrnikmimeaernliMw. 1002,
8. S70ff.) o. a. - Em Denken, ein (EaietentiaJ.) Urteil enthalt (unplirite, nicl.
meliert) die W. neck Xioocacs Coaaaoa, CaairavnxA, Ol Caocaax, Bann, der
«wischen (obfcktirer) »peroeptkM" «ad (snbjektirer)
(Enouirv VI. SO: eo aucb Ta. Baowa, W. H«xxlto». aUxn Dl Biüü.
Baaoao« «. a.), Jaoo«l Ficbt» (WW. I 2. 647), Btaorijuurn (•. Amcbaeang).
Bolcavo (Wkaeaadkrftaaata. 1«7. 1. 8. 161 X Jaeea«. W. Bw>c« (Der Begriff der W..
1800k L H. Kicar» (Peycbol. I, 377 tt.k Hmjcboct* (Vortrage a. Bedea 1. 4. 11
H. Coavauva, Baal« ftw, BassTaao, Hönaa (Peecaoi* 1667, 8
■I aaHaatMaaaV. ^KaaSfl^lBaaaV aaaW* I . aüF « MHbbUi * 1 ' I Ca* 1 1
eHBaaaaaeWe^e«"e«g iaa*aaaaia| aa^^k-aa wvtaaa»aa «evas» ww e ^^Bvamaaaa« awamaWMaasawaWa^BViavvvaMBpMnaagHm
äa A aW ■ ■ ■ ■ » ^» ■ !■ a *--*-* — -* — - — 1^^^^_ wtara* * - r* / 6 , g ,__ , , t , - ^m t : * % - ■ — * - ' -
•>• «»«Me«ae«a^«««aMSpaaae«% aasaaaa^aa^waaaa eweaav »«»•»«■» te eaje^^Bse*«*mBie*w«M faaaMaaart ■aa^maa*^
DeakaateU (Waln iwkim>gaai teil}. Das primäre lagere Wa
nivi VwriMB ^*»< « <tes sskuMtar« nwaare vgAhm«hsBjii^Bs«re«il iweiBssBsi gtes Ob.
. | .. i Im 1 ■...,:,.>, ..,,-. P» - ■ aa afg II i ad aeaaaaV ab M Daai aab> kt ».n<!
fltir ClI© <DaaJlOaaHMv0 VaaawaattHHwAaa* MMMO| 01080 eea0Q aVnHaaaHftaa WNaW «MRT ■VaaaaVMaV
Wirklichkeit funktional sageoiduei sind (Über Wafcmakamng, 1011, 8.06f.; Dia
intellektoeUen Punktionen. 1000). Nach Hoeasex (Ideen a, a. r. Phaixmvmologie
1013, 7) kt W. originär Rebendr Eriabrung. Nach JaaoaaUDi ist die W. da* „ein-
fachst*, primiUeata Urteil", ab) formt aad objektiviert daa angs. ni itnMsii. ter-
wirrenden EmpfiadaojaanbaH". aber unbewuOt (Die Urteikrfunktion. 1006. 8. 210 1 ).
Ab auf Chpnetlafflnan beaafaaa primäre Vorstrihxng Bsiiaoksoa die Wabr-
nabmnng J. Baaoaaxa, Srrarr. B. Baoauira (rgj.\ »wteljabrajear. f. ii bemüh PhUoa.
X. Bd.). Jörn. (I-ehrb. d. Psycho).. 1000, I. 141), Wovor (Qrda. d. phyeiol. Psycho!.
II». 100t, 370ff.k Kaaranaica (AbriB dar layekaVigb, i.A. 1912). Horton«.
Xaxao« u. a. VYisrhfaibnfrHnh aad betont, daS da» W. aeboa leyadaabta« Elemente
• rubelt (Wovor, Jaeoaaijca. Jodl n. a.). So o. a. aoeb eon H. Bcaoao« (Ifatake
et memoire«, 1010). Die ..reine W.M („peroeptioa pareM) iat objektir, «kl
aar AufenweH aelbat; aie wird aubjektir aar darok db Affaktioa der
und durrh daa OedaebtaJa (a. d.), aalcaaa die flwneamaihaitan kl einen Inhalt kon-
trahiert (I. c. S. 244 f.). Jede W. bedeutet eine Mogticbkeit dea praictiaeben
Reagierena dea Subjekte auf die Dinge, einen Angriffapunkt dea Handeina
S. 35 ff.. 260 ff.: „lactMin poaribk de notre oorpa aar las aatrea oorpa");
MüixaaFaxrxirrxu, Daa Denken and die rhanteaie, 1016 ( Wahrnehmung echlic&t
ein aktive« SteUungnchmcn ein). — Vgl. Laxaaoa, Daa Leben der Seele II*. •
Uaanwaa, Logik*, 1882, § 36; W. Panna, Xatunrimenachaftbcbe Tateaekea
u. Probleme, 1800; E. Darant, Über Wahrnehmen und Denken, 1870; M. BaacDS,
Die Elemente dar reinen W„ 1809; Riaax, Der philo*. Kritiriamua II
RaHXXB, Allgemeine PeychoU S. 166 ff.; Hörvoiaa, Der menockhehe Gedanke.
1911 ; W. ScHArr. Beitrage aur Phänomenologie der W^ 1910; Tann, Der Verstand,
1880; A. Bntn, La pereeption ezterkure; F. Mast», La pereeption exterieure et
la acirnce positive, 1804; E. J. HaaaxTOK, Erkennen und Schließen, 1012; W. SrscHT,
Wahrnehmung. 729
Wahrnehmung und Halluzination, 1914; P. F. Lixxe, Grundfragen der Wahr-
nehmungslehre. Untersuchungen über die Bedeutung der Gegenstandstheorie und
Phänomenologie für die experim. Psychologie, 1918; B. Ebdmasx, Reproduktions-
psychologie, 1919. — Vgl. Objekt, Empfindung, Perzeption, Perzeptionalismus, Sen-
sualismus, Anschauung, Qualität, Impression, Erfahrung, Wirklichkeit, Element
(Mach, Petzoldt), Introjektion, Ästhetik.
Wahrnehmung, innere, ist die Wahrnehmung des „Innern", d. h. des
Psychischen (s. d.), als Inbegriff unserer eigenen Erlebnisse als solcher, in ihrer un-
mittelbaren, auf das Subjekt, nicht auf Objekte bezogenen Qualität. Die innere oder
besser unmittelbare W. im weiteren Sinne besteht aus den psychischen Erlebnissen
selbst, welche „Wahrnehmungen" sind, sofern sie Momente des Bewußtseins (s. d.)
sind; im engeren Sinne ist sie Richtung der Aufmerksamkeit auf den Ablauf der
Bewußtseinsvorgänge, das Wissen um diese in deren Charakter als Modifikationen
des reaktiv-aktiven Subjekts, das Wissen um das Haben von Bewußtseinsinhalten,
um den Prozeß des Erlebens, welches Wissen auch in einem Urteil zum Ausdruck
kommen kann. Der Gegenstand der unmittelbaren W., das Psychische, hat unmittel-
bare Wirklichkeit, wird nicht als Erscheinung eines unbekannten Seins aufgefaßt;
wohl aber wird er durch das Denken bestimmt, gegliedert und dann wieder verbunden,
so daß die psychologische Realität, wie sie in Urteilen gegeben ist, schon von gewissen
Formen des Denkens (Kategorien) abhängig ist, aber eben nur von jenen, welche zur
einheitlich-gedanklichen Verknüpfung des Materials unmittelbarer W. nötig sind
(Einheit, Vielheit, Kausalität u. a., aber nicht Substantialität im engeren Sinne u. dgl.).
Bei aller Bedingtheit auch des Psychischen vom Erkennen, sofern es dessen Gegenstand
wird, bleibt es doch in seiner Qualität als Geistigkeit, als lebendiger Bewußtseins-
prozeß eine unmittelbare Wirklichkeit, ein „Selbstsein", „Fürsichsein" (s. Ich, Tran-
szendent, Bewußtsein, Ding an sich), im Unterschiede von den begrifflich-symbolisch
bestimmten Relationen der Außendinge (s. Objekt). Daß die innere W. im einzelnen
Irrtümern ausgesetzt ist und ihre „Evidenz" nur auf das Konstatieren von Erlebnissen
schlechthin (ohne Deutung) sich beschränkt, steht dem nicht entgegen, ebenso nicht
die Bezogenheit aller Erfahrungsinhalte auf ein logisches „Bewußtsein überhaupt"
-'-.bjekt).
Die innere W. wird in der älteren Philosophie teils mit dem Selbstbewußtsein
(s. d.), teils mit dem Gemeinsirm (s. d.) — Aristoteles (De memor. 1), Thomas
(Contr. gent. II, 74) — meist aber mit dem „innern Sinn" („sensus interior"), zu
dem nach manchen auch der Gemeinsinn gehört (Thomas u. a.) in Verbindung gebracht.
So von ArGUSTrsrs (De anima IV, 20; De libero arbitrio I, 3 f.; II, 4; 23), Wilhelm
vox Occam (In 1, sentent. 3, 5); die innere W. erfaßt die Zustände und Akte der
Seele unmittelbar, nicht — wie Thomas u. a. — durch Reflexion (s. d.), indirekt.
Während öfter dem „innern Sinn" die Funktion der Vorstellung, Erinnerung,
Phantasie, Beurteilung u. dgl. zugeschrieben wird (Avicexxa, De anima IV, 1 ;
Thomas, Sum. theol. I, 78, 4; Melaxchthox, Caskaxs u. a.), wird er („internal
sense") bei Locke zur innern W. als „Reflexion" (s. d.) auf die eigenen Tätigkeiten
der Seele („the notiee which the mind takes of its owns Operations"), die eine eigene
Quelle der Erkenntnis (s. d.) ist (Essay concern. hum. understand. II, K. 1, § 4).
Nach Letbxiz ist der innere Sinn („sens interne") die Vereinigung der verschiedenen
Sinnes Wahrnehmungen (Werke, Gerhardt VI, 501); die innere W. hängt mit der
„Apperzeption" (s. d.) zusammen. Xaeh Che. Wolff erfaßt sich der Geist „sensu
quodam interno" (Philos. rational. § 31).
730 Wahrnehmung.
ftkenntnlstheocetiech bedeutsam wird der Begriff dm ..inneren Siniw*" durch
Ka*t. AuDrr das aoJeren tan gibt es noch eine Art, durch „Rssrptivitat"
Vomteflunnru ru empf .ngen. m ist dmi d» „ AUektkm" das OeJstm durch ach »Int
oder durch* ..Gemüt ". d. h. «einen r,lsunen Zuetend ( Anthropol. I. f IS). Wir iikiam m
um nicht so, wie «wer Ich (e. d.). Subjekt (•. d.) oder Geh* an sich ist, sondern wie
dieser rieh ttne in der „Fora" darstellt, die er durch das Fikauma rr*t annimmt
Diese Form iet die ftmiihaaunfafiiim dar Seit (a. d.); alles, wae wir von um seihet
erkennen, wird ..in VerhUlniaaf u dar Seil vorgestellt". I> Form de«
inncm Sinne«, d. i. de« Ana r haue na «naerer aelbat «od unairii innem Zustande«".
Da nun alba, wm durch einen 8mn (d. h. reueptiv) vormasalh wird, Erscheinung (a. d. )
bt, ao wird da« Subjekt durch danarlben nag «m ITiei hihmng t nrpetelh. „Wenn da.
Vsimftgso. eich bewuSt tu uidsn, das, waa Im Oimftte hegt, iiifeanhuu (appreben
dieren) «oll, ao muB «a dasselbe affigieren and kann allein auf eolche Ar'
achaoung «einer aelbat hervorbringen — . da ea dann aieh ananhanet, nicht wie ea airh
unmittelbar selhstSanig TorstelJan wurde, aonoern nach der Art, wie ea von innen
affhdert wird, folgbrh wie ea aieh erscheint, nicht wie ea iet" (Krit. d. rein. Vem..
8. 80 ff, n f.. ISO; Tgl. AppertrpUon. Salbet BiwaJmsm; Tgl. Rmmou>. Theorie
der VorateH, 17». 8 MO; Fwue, Psych. Anthropol., f 15; Neue Krit.V I. 1 1 !
— Wahrend Vaflnmsm meint, Kant verstehe unter dam Material dm Inneren Sinne«
die seelischen Tätigkeiten aethat (Kant. Kommentar II. 48S). halt Rnmnn die
b tatet »n für dm llfaihiiiiiihi, too dam wir «innbehe BOder In dar Zeit heJwmmen
(Kants Lahm rom innern 8mn. 1900, 8. SS ff.). Dia Lehm rom 1. 8. iet ao tu faaarn.
daB dm Ich reibet in «einem SrlhstbcwuBtaein an dieaelben allgemeinen Erfahrungs-
bedlngungen geknüpft iet wie die Tatsachen dm iuBern Krfahrung. Nicht von
piriechen Ich aber, welche« nur empirische Realität (a. d.) ho«, hn dm Obj.
abhängig; ao wird dem subjektiven Tduhsmm dm Boden entzogen. Außen- und
Innenwelt sind Korrelate, cwoi Seiten einer Oemmtwiikihhheit. Die Außen»
nicht in einem Ich, wohl aber nie ohne ein Ich (ibid.; TgL Phflos. dm Erkennen«.
Wimenarh. Beilage der Philo«. QmelJaeh. in Wien, ISIS); Tgl. Fuiwiton-
Könum, Wissenschaft u. Wirklichkeit, ISIS: ähnlich r. T. dm traaamndent«Jk><b»rbe
Idealismus (e. d.; Oom, Natobt. Laus n. «.: Tgl. Subjekt, BewuOteein. Tremsen-
drnt). — Don die innere W. durch AasunteJafunktlonon TormttseJt ist, betonen
Hartkaxs. Dnnwt (•. loh) u. a„ KfLra, A. Museum (Einfuhr, in die Erkenntnis-
theorie. 1SO0, 8. 76 f.). Htrtmmx (Log. Untersuch. T. 1900. ISS) u. a. Vg<
(Keine besondere innere W.. sondern nur „biTeree Besinnung". Reflex;
ober die BewuSteeinamodifikationen ; Die Lngik auf dem Scheidewege, 1908, S
S40).
Gagen die Theorie dra ,, inneren Sfanea Ter ficht die Unmittelbarkeit, dk
durch eine Vorstellung vermittelte Erkenntnis der Bewufltminaemglngi l üixb
(Psych. Anthropoid 8. IM ff.). Ficht« (s. Anschauung. mteDektneDe), Scuxeikb-
MACHum (Dialektik, 8. SS ff.), H. RrrncB, Bswem. nach welchem bei der inner
dm Sein unmittelbar, ohne Zusatz, mit voller oder absoluter Wahrheit Torgmtcllt
wird (Lrhrb. d. Psyrhol.. f 1S9; System d. ifetaphye.. 1840. 8. 88 ff). Hkubabt
(..Apperzeption" durch Vorstenungsmasscn ; Lrhrb. d. Psyehol.». 1807. S. 43, 66 f.:
Perehol. n. I8S4/2S, f ISS), üuuunwno (Logik*, 1882, f 38; W -naansch..
8. 29 ff.), T. KmcHKAinr, Brbxtaso (Evidenz der innern W., Peychol. I. 1874, 8. 1 19).
Hötlur, MalKOKO (Die rMfthnmgegrundlagcn unsere« Wissen«. 1908, S
gibt innere Tot« Erlebnisse, innere Akte, ideale Pserjdooljckte), Kkkibic. nsch
welchem die innere V il enthält und die Erkenntnis der Inr.rnv
Wahrnehmungsmöglichkeiten — Wahrscheinlichkeit. 731
evidente ist (Lvber Wahrnehmung, 1911, S. 37; Die intellektuellen Funktionen, 1909,
S. 14, 288 ff.); vgl. HrssERL, Log. Untersuch. I, 1900, 122), J. Bergmann (Vorles.
über Metaphys., 1836, S. 190 ff.), Lipps (Leitfaden d. Psychol.2, S. 14), E. H. Schmitt
(Krit. d. Philos., 1908, S. 181), "Dilthey, Bergson u. a. Auch nach Wundt hat der
Gegenstand der innern W. unmittelbare Realität. Unsere inneren Erlebnisse sind
unmittelbar gegeben und werden so von der Psychologie (s. d.) untersucht, deren
Erkenntnis eine „unmittelbare oder anschauliche" ist. ..Äußere" und „innere"
Erfahrung sind nur verschiedene Gesichtspunkte der Auffassung und Bearbeitung
der Daten der Gesamterfahrung (vgl. Psychisch, Naturwissenschaft). — Vgl. E. Samt/el,
Hat die innere W. einen Vorzug vor der äußern?, 1907: Stumpf, Erscheinungen und
psychische Funktionen, 1907; Külpe, Die Philosophie der Gegenwart4, 1908:
I. Kant2. 1908; H. Bergmann, Untersuch, zum Problem der Evidenz der innern W..
1908; H. Maier, Psychol. des emotionalen Denkens, 1908; A. Messer, Empfindung
und Denken, 1908 (W. enthält schon ein Denken, einen „vergegenständlichenden
Akt"); B. Christiansen, Vom Selbstbewußtsein, 1912 (Das Selbstbewußtsein und
da? Wissen vom Seelischen ist ,, konstruierende Erfahrung", nichts Unmittelbares);
A. Monzel. Die Lehre vom inneren Sinn bei Kant, 1913; Scheler, Die Idole der
Selbsterkenntnis (Vom Umsturz der Werte II, 1920 2). — Vgl. Beobachtung. Intuition,
Kategorien, Introjektion .
Wahrnehmiingsmöglichkeiteii s. Objekt (Mill).
Wahrnehmungsnrteil s. Wahrnehmung, Erfahrungsurteil.
Wahrscheinlichkeit (probabilitas) einer Annahme beruht auf dem
Überwiegen von Gründen, welche zu derselben veranlassen, sie motivieren, fordern,
gegenüber den gegen sie sprechenden Gründen. Je nach der Art der Gründe, je nach-
dem, ob ßie bloß für ein individuelles Bewußtsein als solches fungieren oder Gründe
für ein Denken überhaupt, logisch und sachlich bedingte Gründe (Geltunoren) sind,
ist die W. psychologische (subjektive, „moralische") oder logische (objektive) W.
Die mathematische (quantitative) W. setzt eine Reihe gleich möglicher Fälle
voraus und bedeutet das Verhältnis der in bestimmter Hinsicht günstigen Chancen
zur Anzahl der möglichen Fälle. Die qualitative („philosophische") W. beruht
darauf, daß nach allgemeinen Grundsätzen aus einer Reihe von Fällen oder auch aus
einem einzigen Falle auf eine Regelmäßigkeit, ein Gesetz oder einen bestimmten
Zusammenhang geschlossen wird. Apriorische Wabrseheinlichkeitsschlüsse beruhen
teils auf der allgemeinen Gesetzmäßigkeit des Erkennens in deren Anwendung auf
Einzelerfahrungen, teils auf der Kenntnis bestimmter Bedingungen eines Ereignisses ;
empirische W. beruht auf der beobachteten Häufigkeit der Fälle (s. Induktion,
Analogie).
Eine Wahrscheinliehkeitslehre findet sich angedeutet bei Arkesilaus (Sext.
Empir., Adv. Math. IV, 158 f.) und Karneades (1. c. VII, 166V Nach diesem gibt
es drei Grade der W. (xi&avörrs), indem eine Annahme entweder für sich wahr-
scheinlich (ntd-avf;) ist oder auch im Zusammenhanpe mit anderen (jc. xal anrniciTaToi)
od^r auch wiederholt erhärtet (n. xa'i d. xai nfpttodevutvr;). Daß die sinnliche
Wahrnehmung (Erfahrung) nur Wahrscheinlichkeit, nicht absolute Wahrheit, gibt,
betont Platon (Timaeus, 78 f.; vgl. Aristoteles, Top. I, 1 f.; s. Dialektik). Auch
nach Kant gibt bloße Erfahrung und Induktion (s. d.) nur Wahrscheinlichkeit, so
hohen Grades sie auch sein mng (s. A priori, Erfahrung). — Vgl. Locke. Fssav concern.
hum. undeistand. IV, K. 15. § 1 ff.: Leieniz. Xouv. Essais IV. K. 151.; Hfmf.
Treatise III, sct. 11; IV, sct. 1; Erquiry VI (s. Kausalität): J. BiRNoriLi, Ais
Ol WarmssrnnOnanng — Wrtarnkia Gesetz
comectandi, 1713; LAnac«, Theorie da* probehintss, 1813; EmI philo-, aar Im
probebüitea, 1814. dtach. 1888; FaAaaacxxs, Ober db Lehre 4m Wakrtnkemlicken,
1773; Fw». Versnob einer Kritik «Im- Prinzipien der w^w-k^it^' ■-) i,,, an» ans.
1842; Cotrnsor. Expo«, de U thearie dee ebene» et de« probabÜJte*. 1843 (Die W.
ist objektir ergründet, „ProUbilkmu."); Paoa»o. Logic« dei probsUu. 1808;
BotXAMo. Wkewnaekeltak hrr III. f 317 ff.; QütTHjrr. Lettre* ev U pmUbüite,
1848; Uno. Logik«. 1843. 8.411 ff.: A Fic*. Versuch Über die Wahrsclwinlich.
keilen. 1883; B. r. lUnTMAV». Wertelbkresckr. f. ahminuh. Phile*.. 38. Bd., 1004;
Maub. XaturphUae. üalereeek. tw We.li 1 1 riilaMnhmkmakM. 1808; C. Ciceem.
Die Entwiokhaig der Wnmszkomlnlkilldiii . 1800; Bnmrr. Ober des Begriff der
matketnat. W, 1803; ». Kbim. Die Prinzipien der Wahl snkemhshhntiai n iikmmg,
1886: PoarcABt. Caleul de« probabitttea, 1806; J. V«»*. Tb* Logic of Chance, 1886;
I'sAueo». Qreiiet ei SeJenee. 113 ff.: K. Guuim, Db pklioe. Grundlagen der
WehrinhileHiddwif i ihnang, 1010; Wcinzr. Logik I» 1006; Kuan. Die mtelfek,
tueilen Fwnktioom, 1000: Mmww, Ober HV%Hokkelt und Wahiii hemhehhall, 1016;
H. Gottraa, Dm Problem der Wimnafiilhiil, 1007. 8. 116 f.; O. flllllWl». Zar
Logik «. NsturphÜos. der WitintielllnttiiHilili i. 1011; Umus, WertcJbhraaehr.
•arnech. Pkikw.. Bd. 36; F. Ktrvru, K*nt-8tod»rn XXIII. 1013; Dvaota.
Ordonngslchrr. 1912. 8. 168 H Haältoji. Erkennen und 8ekoeJM. 1013;
Kam». Die Entwicklung der Wsiuwrhairtfbhkaimbfcie, 1800; Db Gkriehfcsmigkeit
drr Welt I. 1916. II. 1010 (Untersucht die prektiecke Bedeutung der WJehre vom
■tatbtbukeo AMgJeJck. annisukeidet maiaematlaoba
l , _f - % W V* .t
>\ .li im < nipf i mluujt T. niiKTÄtuminn
WcImticIh". <.tvl» U | '!•• | 1 '. | hi :< •» :•• [.• v hop., >m»>< h<»
Gesetz). Nachdem D. BouiocuJ (De ■anmrs eortie. 1738). Latlacs. Bbstham
u. a. auf des Zurftckbiribea der lawbaiishaui Unter dem Vieinoannasawech*
gewbeen, L. Eoum, Lajoot. Heu«. Dunm a. ». da* Verhaltens des
dnngBuntereokb<fce nun Bei i unter eokbd erörtert hatten, fand E. H. Wnn (j
tatjornw anatomiom et pevainbgbac, 1834; ferner: Wagnera Handwörterbuch d.
Physiol., 1846, III 3, 560 ti.\ da* die relative UnterachiedeackweUe (s.d.). die Große
dee eben inerklichon üedwMfchirhie von Bthatmmii fbiAbbibt, d. h. da* der Zu wache
tu einem Bebt in einem liinliiaHiii. knasUntrn Verhältnis ru diesem ateken
muß. damit ein eben merklicher TTmirfliidiiitgaMitiin hiid atattfindet. Hat i. B. ein
Lichtreis die Intensität 1. so wird er ab starker erat dann empfunden, wenn der Bett
um Va» gewachsen bt; ist er 3, erst wem» er am */m gewachsen bt, u. a. f. Je starker
der rViz, desto gröfier maß der Zuwachs sein, damit db Steigerung dea Bcisea bemerkt
werden kann. — Fuchse» geht weiter. Hack ihm ttttapeethen gleichen relativen
Beisunterechbden ateta gleich große FiiipfliiihiissniiiinFOi kkidr. Dar ebenmerk-
Hohe EmpfinduugaanteieUibd dient ab pevchbehe Maßeinkeit. Db
Kmpf indungen gelten ab Summen aus den gfaicJtftftigen ebenaserklichei
unterschieden, und so laßt sich der Reihe der Beizinteneititen einet bsatimmten
F^piindnngBgebfatM eine Reihe dar Fiiipfiialoiifaiiihiiaiilltan anordnen. Die Differens
iwebr Emnfindungsintenaittten bt hiernach eine Funktion der Quotienten der swei
entsprechenden Bebte und umgekehrt (Gutb.ou.ct. Psychophysik. 1006, S. 158 ff.;
HAomtAinr.DTBOlT, Psycho!.', 1011. 8. 316 ff.). Wahrend db Reize in geometri-
schem Veihaltniaee zunehmen, wachsen die zugehörigen Empfindungaintensittten
nur im arithmetischen Verhältnisse oder proportional den Logarithmen der I
Wechselbegriffe — Wechselwirkung. 733
intensitäten (E = K log R), wobei als Einheit der „Schwellenwert" (s. Schwelle)
des Reizes gilt (Fechnee, Elemente der Psychophysik II, 13 ff.). — Nach dem
Merkeischen Gesetz entsprechen, bei der Wahl großer Intervalle, gleichen absoluten
Unterschieden von Reizen annähernd gleich merkliche Empfindungsunterschiede
(vgl. J. Merkel, Philos. Studien, V, X).
Gegen die Gültigkeit des Weber-Fechnerschen Gesetzes sind öfters (Brentano,
Hering, Külpe, Meinong u. a.) Einwände erhoben worden (namentlich gegen
Fechner, gegen die Auffassung der Gleichheit der ebenmerklichen Unterschiede u. a.).
Es hat sich gezeigt, daß da3 Webersche Gesetz nur innerhalb gewisser Grenzen (für
mittlere Intensitäten) annähernd gilt. Die Deutung desselben ist verschieden.
Nach der psychophysischen Auffassung gilt es für die direkten Beziehungen der
psychischen zu den physischen (physiologischen) Prozessen (Fechner, Philos. Studien
IV, 18S7; vgl. Lotze, Medizin. Psychol., 1851, 206 ff.); nach der physiologischen
Auffassung betrifft es das Verhältnis der Nervenerregung zum äußeren Reize
(G. E. Müller, Dessoir, Jodl, Ebbinghaus, Mach, Meinong, F. A. Müller,
Spencer, James u. a.), nach der psychologischen die Vergleichung von Empfin-
dungen miteinander (Weber, Delboeuf, Ziehen, Sigwart, Th. Lipps u. a.). So
ist nach Wtjndt das W.sche Gesetz nicht ein Empfindungsgesetz, sondern ein
„Apperzeptionsgesetz", ein Spezialfall des Gesetzes der Relativität unserer psychischen
Zustände, ein „Gesetz der apperzeptiven Vergleichung". Psychische Größen können
eben nur nach ihrem relativen Werte verglichen werden. Die physiologische Deutung
ist damit nicht unvereinbar. Gleichen Reizunterschieden entsprechen gleiche Merk-
lichkeitsgrade der Empfindung (Grdz. d. physiol. Psychol. I6, 1908, 614 ff.; Philos.
Studien I — II). — Vgl. die Literatur unter „Psychophysik"; ferner: Hering, Über
Fechners psychophys. Gesetz, 1875; Grotenfelt, Das Webersche Gesetz, 1888;
Meinung, Zeitschi-, f. Psychol., 11. Bd., 1896; R. Wähle, Das Ganze der Philosophie,
1894, S. 414 ff.; Th. Lipps, Psychol. Studien2, 1905; G. F. Lipps, Grundr. d. Psycho-
physik2, 1909; Jodl, Lehrbuch der Psychologie I3, 1909, 266 ff.; Ebbinghaus,
Grdz. d. Psychol.2, 1905, I, 495 ff.; 3. A. 1911.
Wechselbegriffe s. Äquipollent.
Wechselwirkung ist das gegenseitige Wirken der Dinge aufeinander,
die wechselseitige kausale Abhängigkeit derselben als Ordnungsprinzip für ver-
schiedene Reihen des Geschehens, die ebenso in kausale Relation zueinander zu bringen
sind wie die Momente je einer Reihe untereinander (vgl. Natorf, Die logischen Grund-
lagen der exakten Wissensch., 1910). Im engeren Sinne bedeutet W., daß jede Wirkung
eines Körpers auf einen andern zugleich eine (äquivalente, entgegengesetzt gerichtete)
Gegenwirkung des anderen Körpers auf den ersteren ist, so daß dieser durch sein
eigenes Wirken entsprechend verändert wird (Gleichheit von Wirkung und Gegen-
wirkung in der Mechanik: Newton u. a.; vgl. E. Mach, Die Mechanik6, 1908;
Driesch, Ordnungslehre, 1912, S. 195 f.: „Ausdruck der Vernichtung der Ursache
durch die Wirkung"). Die wechselseitige Abhängigkeit der Erscheinungen weist,
metaphysisch, auf Verhältnisse zwischen den „transzendenten Faktoren", die das
(relative) „An sich" der Dinge konstituieren, hin. Zwischen diesen Faktoren und der
Seele (s. d.) besteht eine reale W., während das Psychische dem Physischen als solchen
(Materiellen) nur parallel geht, funktional zugeordnet ist. In W. stehen ferner Geist
und Leib (s. d.), sofern letzterer seinem unmittelbaren Sein nach (als Komplex sinn-
licher Vorgänge) betrachtet wird (nicht als Stück Materie oder als Energien-Komplex).
Dies ist die relative Wahrheit der Theorie der psychophysischen W., die also nicht
734 Wechselwirkung.
ab Wirken de« Gcbtigen auf du Materielle alt »olches «ad umgekehrt gedacht
werden darf (s. ldcntiUletheorie. Paialbansnas, ftychbeh).
Ali eine eigene „lUtegorb •• (.. d.) betrachtet die W. („Gaaanaschait ) K.axt.
W. iat .. rUu.au tat einer Sobetanx in lllUtamaiig dar anderen' . Indem die Folge
den Grund bestimmt, macht rie mit diesem ein Osama aas. Die dritte aprioriech
gültige ^Analogie " (.. d.» lautet: ..Alk» auUtannm. sofern ab sagbieh sind, stehen
in duirhglngigar (lrnu lasche ft (d.i. Wi tauul Wirkung) isalm ibiaaitm .^ Oder (2. Aufl.):
..Alb Suhstsnisn. sofern ab ha Räume ab uigbich anhimm
stnu m aateagaagsger wseassfsrwnnng. aas utstegone aar w ., onr .
FoigedWniitlameigis "daTingbbh«Tbt>ivadsnDa^
läge drr wiMsiiliiltlgiis Foigea dar Waanamaanagaa honstbub I: iJas Zugleich
asm dar 8ar.sUnaf im Raasas kaaa aar unter dar VorsnaerUaag einer Wechsel.
dsr Dinge seihst ab GigsBilssJi dar Erfahrung (Krit. d. rasa. Vcm, & IM ff.),
alle Kausalität W. bt, hetaat äcasxuao (System d. trsasasadentsl. fiaulbaim.
8. t»i; vgl. Haosx. Kazykiop.. J
Eins dbakts W. dsr Ding« bestreben die Okka»iun«li»trn (». d.) und '-■■■■'■■
■Unaonb). Nash Loras bt db W. der Igmas durch db snmMrki Substan«
vermittelt, deren Msdiflhetbnsn ab sind (MMuukusm. III«. 4SI. 184). Es an
ein innerer Zustand des einen Dinges auf db innere Natar des andern; db Änderung
I -%ge und lbwcgaag bt aar siae MEradwinaasnweaw" dbeee Innern Veras rbas
(Medkda. Psycho!., 1851. 8. 208; vgl. Hsaasar: „Real").
Eine psychophysische W. nehmen aa DascAarae (»her nur mittelbar, ■
Assbtsns Gottcu), nach «wiehern db Sseb aar db Rbhtwuj, dsr Bewegung (ohne
Energieaufwand) andern kann (Reapoas. ad IV. obiect. ; dagegen Latanz; a. Richtung;
ahnlich Vourjtaxa, E. v. Ha*tua* n. Db moderne Paycbol., 8. SM t, »
8asb wirkt senkrecht rar Richtuag der Bewegung, drehend). GOanaa, Lom
krokoeui. I*. 308«.). I. H. Ficm. Hoawica, H. Kcawaaa. Kwwa«t (Logik 11
1889/93. 571. 4 A. 1911). JaacaaLSM (Db Urteibfunktion. 1895. 8. 261 f.). Rarams,
Draorr. Höruea. Ptakdbb (Einfuhr, in d. Paycbol.. 1904k Jaus» u. a. Piychbche
Funktionen können neben dsr usyi hbnana aoeh eine physische Wirkung, oder pby-
saabs Wirkungen neben physbehen aoeh eins psyihbiihe Ursache haben nach Srvnr»
(Leib a. Seab«. 1903. 8. 28). Eaaaairr (Db Wechselwirkung swbcaei Sssb.
1897. 8. 85. 94k Rnaxu (Augem. Psychol«. 1906, 8. 110 (f.), WanTscaaa (Zritachr.
f. Mul».. Ilf. M Über phys. u. psych. Kausalität, 1898) u. a. Nach manchen kann
phyabt'lw, Energie durch psychische Vorginge erseugt oder doch susgalost werden
(Srcanr. Borna. Gebt u. Körper. 1903, 8. 387 ff.; Kulte, Einbit. in db Philo«.*.
1897. 8. 114; vgl. 4. A. 1907. S. 196 ff.; Wnrracaaa: Auslosung potentieller Energie
ohne Energieaufwand möglich: vgl. Daiasca unter „Entebchie .d 8eeb*\
1920»). Nach E. Baoajra stehen materielle Dinge an sich mit
in Wechariwirkung. Db prinxipieü ssoglichen Erscheinungen da
parallel (Gehirn u. Seele. 1911). Nach Kebxkk besteht weder eigentliche W. noch
Paralbhsmaa, sondern ein „Wirken des Leibes auf db Sseb und Wirken der Seele
auf den Leib" (vgl. Wechselwirkung oder Paralblbmus, 1902); Jul. Schcltz, Db
•onen der Biologie. 1921. - Vgl. L. Busse, Zeitachr. f. Philo«.. Bd. IM.
1889; Bd. 116. 1900; Db Wechselwirkung swbehca Leib u. Seeb, 1900; Riceekt.
IVyrbophys. Kausalität u. payehophys. Parallelwmua, 1900 (Sigwart-Featsch
Höflsr, Db metaphys. Theorien von Leib u. Seele. 1897; A. Mülles, Zeit* i
rVuaaaL, 47. ... 49. Bd irEB, I. c. 45.. 46.. 48. Bd.; B. Erdmaxk, Db
Weisheit — Welt 735
wissenschaf tl. Hypothesen über Leib u. Seele, 1908; A. Klein', Die modernen Theo-
rien üljer das allgem. Verh. von Leib u. Seele, 1906; Mc Dougall, Body and Mind,
1911; Retninger, Das psycho-phys. Problem, 1916; Eisler, Leib u. Seele, 1906;
<JHst u. Körper, 1911.
Weisheit (oocpia, sapientia) ist möglichste Vollkommenheit der vernünftig-
ivoilen Gestaltung des Lebens als Ausfluß der Einsicht in den Sinn desselben
und Erkenntnis der Mittel, die zur Erfüllung desselben führen können. — Als den
wahrhaft freien, kraftvollen, sich völlig in der Gewalt habenden Menschen preisen
den Weisen und Tugendhaften die Inder, die Kyniker, die Stoiker (vgl. Se>"eca,
De Providentia 1; Cicero, De offieiis), Spinoza (s. Affekt), Schopenhauer o.a.
— Ais eine göttliche Potenz bzw. als einer der göttlichen , .Äonen'" (s. d.) erscheint
die W. im „Buche der Weisheit" bzw. bei den Gnostikern (s. d.). „Weisheit" will
neuerdings Keyserling lehren („Schule der Weisheit"' in Darmstadt). (In d-
wird dcis Wissen vom toten Ballast, vom zersetzenden Element zur aulbauenden
Lebensmacht. Plülosophie als Kunst, 1920, 277; Reisetageb. eines Philosophen, 192U.)
Wähle, Die Tragikomödie der Weisheit, 1915. — Vgl. Wissen, Philosophie, Lebens-
phüosophie.
Welt {xöouos, mundus) ist die Gesamtheit aller wirklichen und möglichen
durch Wechselwirkung verbundenen endlichen Dinge und Vorgänge, die als solche
nicht gegeben, sondern eine „Idee'" ist, das „Universum"; im engeren Sinne ist „Weif
ein plane taiisehes System, im engsten die Erde. Erkenntnistheoretisch ist die W.
der Inbegriff objektiver, begrifflich fixierter Erscheinungen (die Außenwelt der Natur-
wissenschaft), ferner die Welt unmittelbarer Erlebnisse als solcher („Innenwelt"),
endlich der Zusammenhang der „transzendenten Faktoren", des „An sich" der objek-
tiven Phänomene (s. Objekt, Transzendent); vgl. J. Schultz, Die drei Welten der
Erkenntnistheorie, 1907: 1. objektivierte Sinnenwelt; 2. begrifflich konstruierte,
mechanische Welt und die psychologische Welt; 3. die unmittelbare Erlebniswelt.
Nach Kant ist die W. das „mathematische Ganze aller Erscheinungen und die Tota-
litat ihrer Synthesis ". als solches eine Idee (Krit. d. rein. Vern., S. 348; s. Unendlich,
Antinomie).
Als „Kosmos"" soll die Welt zuerst Pythagoras bezeichnet haben (Stob. Eclog. I,
Als beseelt fassen die W. auf Heraklit, Platon, nach welchem sie ein sicht-
Gott (&eo^ aio&ijTÖi), ein Abbild des Denüurgeu (s.d.) ist (Timaeus 30, 46c,
'.'_ B; Phaedo, 98 B). die Stoiker (Diog. Laert. XIL, 139 ff.; s. Apokatastasis), welche
io Tiäv (All mit dem leeren Raum) und tö 5Xov unterscheiden, Plintus (Histor. natural.
II, 16), Plotin (Ennead. IV, 6, 32) u. ;t. Nach Philon ist sie der jüngere Sohn Gottes,
nach Plotin eine Emanation (s. d.) der Gottheit. Nach den Scholastikern ist sie
durch Schöpfung (s. d.) entstanden. Xicolacs Cl.sancs bezeichnet die W. als „Kon-
traktion" der Gottheit (De doeta ignorantia II, 4). Beseelt ist die W. nach Campa-
nella, Bruno, nach welchem es unzählige Welten gibt. u. a. öfter wird von der
sinnlichen die übersinnliche (inteliigible und intellektuelle, s. d.) Welt, von der himm-
lischen (s. Äther) die „sublunarische" Welt unterschieden (Aristoteles, Scho*
lustiker, Pico, Agrippa u.a.).
Betreffe der Stellung der Erde im Universum vgl. Heliozentrisch. Die Lehre
von der Entwicklung der Welten aus einem „elementarischen Grundstoff" durch
umenballung der Dunstmasse begründet Kant (Allgemeine Naturgeschichte u.
Theorie des Himmeis, 1766), Bpfttei in anderer Weise Laplace (Kxposition du Systeme
du munde, 1796: „Xebularhypothese"). — Vgl. üescartes. Le momK 1664; Mac-
388
ramm, Basal de coemolngb, 1750; Lxmmkmt. Koanolngbche Briefe, »ra-
xbxi, Eatretbne aar U pluralite des moadca, 1750; Ossa, Ober du Umo-num,
1808; J. E. v. Be*ot^Philos.DerateU.dee Weltalb L 1808; Hku, \VU
(Ob endliche W. ab „Moment" im absofartea Gebt); Scaorsxaacaa. Welt ab WUb
u. Voretellung. 1818 («. Voluatarbma*. Objekt); MaanJCXDaB. Philo«, der Erlösung.
1878; 1884. 8. 108 („Gott bt gcetorbea. «ad «Od Tod war da« Leben d
H Kaasi, Das Weltprobbm'. 1881; Numcu, WV WaH »u
Tat«. 1805; II. Ka»*. Welunechauung u. Welterkenntnb, 1911 (Di- .Ein-
hritedenkcn ". deaaen Inhalt db Dinge eind); Jota, 8e«b a. Welt, 1912; Hakckku
Db WehralarL 1899 u. 6.; MOrraaaaao. Philo*, der Wart«. I9ü-
8. Aaaaaaios. Das Werden dar Waten*. 1908; K. Oavraaaxtca. Da« Weltbild der
Oegaswart, 1980; Baoaaa. Wateahaads, Wiltgoaeta», Wrlu-ntwicklung, I
Eocaa*. Mensch oad Walt» 19J0,j SmaoLaa (Untergang dee Abendlandr*
& HS) „Db WaK dar Inbegriff roa Symbolen In benig auf eine Saab"; JcLuaaa,
Dat Waltangebalianb». 1911. - Vgl. Wittsish, Ewigkeit, Wirklichkeit. Barabamas,
Ekpyroab, aiftiiisinai na, aVwgaobgb. Gott. Objekt, Net dOyaTaasBO).
Kraft» Eaergb. Leben, ffntaialaag. Aufbuwvlt, Schöpfung, Gab«, Tebologb,
Tbeodbee, Übel, Entropb.
Weltan*rh»uang bt db Art und Webe, wb dar lau— wnbing der
Ding» und der 8ba da» Dasstns anfgaratK and gedeutet wird (». Pbitoaophie, Mi u
physik, Spekulation, Monismus, Dualbmue auw.). Teilwebe bt ab rom Ouu
von dar PeraöoJkmkeH abhängig, «am Teil bt eb eaoh etaabca. abaorbeb und eotbJ
bedingt. „Wae für eine Philosoph* man wahb . . .. hangt davon ab, waa aw
ein Manaeh bt" (Fiom; vgl. Paüiaa*. Kth. I», 997 f.; Awcam Charakter ■
1905; MCix«a Kaauwrsu», rVreöoücbkrit u. Weltanschauung. 1919 (aaabt
mfiglfahan Weltanachaanngen in Religion, Kunst, Philoaophb auf einige psycho].
Grundtypen zarOckauf Ohren); Jaaraaa, Paychologb dar Wrftsnsnaamingen. 1919.
Data RicKJUtT. Logo« IX. 1910. Db Philoaophb wird nwatbo ab ..Weltanschauung*
lehre" beaebhnet (Düatanra, Jaacaauns. Diltut (System. Phüo*
Gegenwart, 1907) u.a.; vgl. H. GoMraax, Wclunechauungabhre I— D Vgl.
R. Hu-nanaa*©. Gedanken Ober Gott, db Walt u. daa Ich. 1910: E. ZaoaOMxaa.
Das Welterbbnb. 1909; K. Faaaio». Philo«, u. Weltanschauung. 1911; B. Kaa*.
\V. lunechauung und Weltarkonntnb. 1911; Raonu, Db Kunst der W, 1911;
P. Kumxb, Db Haaptpiobbana dar W, 1910; B. WmssTKiN i Lebens
anachauungen. 1910; H. ScHwaa«, Grundfragen der Wrltejunhaaang, I
G. P. Ltrra, W. u. Bildungaideal. 1911; Weltanschauung, hrsg. von M
IHIthey u. a„ 1911 ; Wtti. Snax. Vorgedanken zur WjuMchauung. 1915; A. Massaa.
Weltanschauung und Erabhung, 1911. — Vgl. Philoaophb, Iebcnephilneophie,
Physik, Idealbmus (GoLDaenarD: „Weltwollung"), Gebt (Eccaaa), Individualiamue.
q inj kgaaa«
» . -Ilhriiiiil
Welt begriff („coneeptus cosmkus"): 1. ein Begriff, der „das b
was jedermann notwendig mtexrasbrt". im Ougausati cum „Schulbegrif:
Krit. d. rein. Vera. S. 633; vgl. Pbilosophb); 2. Reabtatabcgriff. Begriff dea Einheit,
tnaammenhsngs dar Walt, der ayatamatbrhen Einheit das Erfahrungaiiaaiiiiiisfinhaagea
Oberhaupt ab Voraussetzung der Wissenschaft (vgl. V. Kaamr, Wcltbegriff u.
Erkenntnbbegriff, 1912. S. 1 ff.). Der Weltbegriff des Realbmua (a. d.) bt. nach
Weltbewußtsein — Werden. 737
V. Kraft (1. c. S. 230), so zu charakterisieren: „Außer dem, was wir erleben, ist
unabhängig davon eine objektive Wirklichkeit vorhanden, welche so beschaffen ist,
daß sie das Einheitlich-Konkrete dessen darstellt, was in unserem Bewußtsein von
ihr in langwierigen Synthesen abstrakt individualisiert ist." — Xach R. Avenarius
setzt sich der „natürliche" W. aus einem „Vorgefundenen" und einor Hypothese
(Annahme der prinzipiellen menschlichen Gleichheit) zusammen (s. Empirio-
kritizismus).
WeltbewuJJtsein : 1. Bewußtsein der Außenwelt, Objektbewußtsein
(F. Schtjltze, Philos. der Xaturwissensch. II, 220, u. a.); 2. göttliches All-Bewußtsein
(Green, Kramar, Lipps u.a.; vgl. Bewußtsein, Weltseele). Vgl. E. Löwenthal,
Das W., 1908.
Weltgeist s. Gott, Geist, Weltseele.
Weltschmerz (Jean Paul, Seiina; Heine) s. Pessimismus. Vgl.
J. B. Meyer, Weltelend u. Weltschmerz, 1872.
Weltseele ist, nach der Annahme mancher Philosophen, ein einheitlich in
allen Dingen wirksames, gestaltendes, lenkendes, ordnendes, beseelendes Prinzip,
aus welchem nach manchen die Einzeiseelen hervorgehen. Die Existenz einer W.
lehren die Pythagoreer, Platon (Timaeus 34 B f.), die Stoiker (vgl. Marc Aurel,
In se ipsum IV, 40; VI, 40), Philon, Plotin (Ennead. V, 1, 2), Plutarch von
Chaeronea, Prokltjs, die Manichaeer, Agrippa (De occulta philos. II, 67),
Oardancs, F. Zorzi (De harmonia mundi, 1525), Patritius (Panpsych. IV, 54 ff.),
Campanella (De sensu rerum III, 1 ff.), R. Fludd, S. Malmon (Über die W., 1790),
Schelling (WW. 1 4, 569), Goethe, Novalis, Fechner, Emerson („Überseele") u. a.
Vgl. James, A Pluralistic Universe, 1903; Möeitjs, Im Grenzlande, 1905. — Vgl.
Panpsychismus, Bewußt-sein, Gott, Logos, Unbewußte (das).
TVerden {yivsois, fieri) ist Übergang von einem relativen Nicht-sein in ein
Sein, von einer Seinsbestimmtheit zur andern, eines „Soseins" zum „Anderssein";
Wechsel des Zustandes (s. Veränderung), Auftreten eines solchen (oder eines Zustands-
komplexcs) in einer Phase der Zeit. Alles endliche Sein ist geworden, aus anderem
Endlichen hervorgegangen und selbst werdend, sich verändernd, der Reihe nach
andere Bestimmtheiten annehmend, infolge der Wechselbeziehungen aller Wirklichkeits-
faktoren. Das Sein (s. d.) selbst ist Erhaltung im Werden, relativ fixiertes, angehaltenes,
gehemmtes Werden, ein Moment im Werdeprozeß, der als ein stetiger zu denken ist.
Das „Seiende" selbst ist das „Werdende", und das Werdende „ist", erhält sich relativ
im Wechsel seiner Zustände (vgl. Substanz). Das unendliche Werden der Welt läßt
sich metaphysisch als Projektion der überzeitlichen Unendlichkeit des „Absoluten"
(s. d.) in die Zeit auffassen. Die Totalität der Werdemomente selbst ist nicht zeitlich,
schließt das Zeitliehe nur ein; im Absoluten bilden Sein und Werden eine Einheit,
i.^t das Werden selbst ein Sein oder „Überscin".
Während nach den Eleaten (s. Sein) das W. bloßer Schein ist, das All absolut
beharrt, ist es nach Herakxtt der Wechsel selbst, der allein beharrt. Alles fließt
(nävta $el), ändert sich, so daß man nicht zweimal in genau denselben Fluß steigen
kann (nach Kratylos auch nicht einmal); nichts bleibt (dn nävia y.o)Qsi xal ovSlv
uivei). Aber das W. ist streng gesetzmäßig, geregelt, dem „Logos"' gemäß (Diels.
Vorsokratiker I; Platon, Cratylus 402 A). Daß alles in beständigem Werden ist,
lehrt auch Protaqoras (Platon, Theaetet 152 D). Xach Platon sind nur die sinnlich
wahrnehmbaren Erscheinungen stets werdend, nie absolut seiend, die „Ideen" hin-
gegen ohne Werden (Timaeus 27 D, 52 A; Philebus 59 A; vgl. Phaedo 70 E f.). Nach
Eis ler, Handwörterbuch. ±-
738 w«^
Ajujtoteuu sind die Prautpirn (s. <L) der Dings iiagaarailaii (wie nach
da» Atome, usw.). Die „Form" (». d.) Mi alt Prinxip ungcworden. du W. selbst besteht
in der Verwirklichung eiaee Potentiellen, durch die ee eine nsetimmtii Form saaimmt
tMetephys. III 4. 999 b 5 ff.; Hl 6, 1010 a 16 i!.). Annlion lehren d» SchoU. t
Wabrand Sruoaa de« W. aus der „SubeUnx" (•- d.) samobliint, die inrfHahen
Dinge nber als rtindtg eich imiadarnrt -irlf-IH, auch den Setahaha (•• AHtn^'*»*
theorieL Hanaanr ein ebeolutee Werden für wider eprarimvoll halt (•. Veränderung,
Reale), nach rer—nb denen Palltsnphea an amh kein W, aar «in Sein baaUht (vgl.
iL L. Sna*. Monismue, 1986, 8. 121 ff.; Munietieehe Ethik, 1911; Prraoaiavica,
p. der hlrtephjaik I 1, 1904. * ibstsnik Kaxr des W. *is nur von den
selbst nie abeolutee Werden, alt Proeefl das Flanmf ngt immer anane Momeate, ab
Tai(e. d.)oder Entwicklung (•. d.). So Haanan, Gorrnn, Ficsna. tum Teil Scsuaxnio.
LMM. (rgl. WW. XIII, 334; Baayklop. f 88 f.; .. Kategorie.
Dialektik; daa W. tot dm Bmhrit, das Reeattai von Sein und Nichte;
dar dielrktieuae Fraaat ala Üanare iet aritlee); Nianaoaa. WtfYtrr (System dar
Philoe. 11», 1907k KOmmn, B. Kn*. Maat, Parsourr. R. W«. ^ir.
Jaaaa, F. a S. Scauxaa (e. WirUkmknit), Bnaoaos (a. Eotwiekraag; L'tvolatioo
craalrice«, 1910. S. 20U ff, 398). C. Bacaaan (•. Ding). Jolu Varawoaa. Grrwau>.
Qot.nawm. L. Giuanr (Neue PreugaHs. 1911, „Sahflax | a. a, Vgl. Daimaoa,
Ordnuagalenr«. 1911; WttkBoakaHaleara, 1917. .Werden wird |
min dar NMuringinttlndliiihsml in raracamdeoai
(S. 89f.). Dan erfshrnngahsftc Werden bat einen WiHüickköteemn. Ntroar, Die
logischen Qrandlagea dar eaakton Wkwenaenaften, 1910; A. DaaacÄia. Werden.
Sein, Vergehen, 1997. Mach WrjroaxaaJtn, Einkit. in die Philoe, 1914. 134 (Daa
u erden am nar am eine gelte im noatp aat ueacaeaana; ettoroar» oaa uawmmammi
Wert iet die Bedeutung, dm etwa« dadurch benUt oder annimmt, daß ee *ls
Bedttrfnie an liefj ledigen, tat aa anmittelber („Eigenwert ), am at durah <
(„Wfrtaingewert"); auch daa wertvolle Objekt aalbat wird ala „ein W-
Dia Wertung beataht darin, daß etwa« ala liiidmfammmlrl and damit am
entweder unmittelbar gefohlt and cretrebt oder auf Grund von Brf iln iingan beurteilt
(„Werturteil") und gewollt wird. Durch «in Werturteil wird auch sekundär, »ul
Grand vorsagegangenac Wertungen, bestimmt. daS etwa« einen Wart hat» d. h. deB
ea flnstititen U Wertgrundlage") besitzt, die aa gaslmm auohen, CliipntUinf einer
primären Wertung eu werden. Die Beurteilung der Wertgrobe einea Gegenstände* im
Verhältnis au anderen (baw. einem „Grundwert") iat ahm „Bewertung" (Sehatsung).
Dar Wert aelbat iat too dam pajmhamhen Vorgang dar Wertung an
„Inhalt" oder »Sinn*4 daa Wertungaaktea, ala daa, waa damar „m
..Gegenetand". Einen Wert hat etwaa „an sich", ineofern ein „wahrer" Wert rorliegt,
d. h. ein solcher, der eine objektive Wertgrandlage hat. Ein solcher Wert iat unab-
hängig von subjektiver hVinwng, ist objektiv bedingt and allgemein gültig, mag er
nun au irgendeiner Zeit erkannt werden oder nicht. Aber daa schließt die allgemeine
Beaogenheit aUea Wertea ala solchen auf eine mögliche (ideelle) Wertung, auf die
„Stellungnahme" einea tweckeetjenden Willens überhaupt, nicht aus, denn ein „Wert"
„existiert" nicht im metaphysischen Sinne „an sich". Von den indi vidueU-subjektiven
nur für bestimmte Subjekte geltenden (nur für sie wertvollen) Werten sind die „inter-
subjektiven", allgemeinen (gaUungamafligen) und die „absoluten" Werte au unter-
Wert. 739
scheiden (der Wert der Wahrheit, des Schönen, des Sittlichen u. a.). „Absolut" ist
ein Wert, der unbedingt, schlechthin anerkannt werden muß, weil er die Urbedingung,
der Urquell aiier anderen Werte und Wertungen ist. Die einzelnen Werte lassen sich
in ein „Wertsystem'* bringen; sie sind zum Teil durcheinander bedingt, mitgesetzt,
stehen in einem logischen Zusammenhange („Logik der Werte"). Je nach dem Bedürfnis
oder Willensziel, das etwas zu befriedigen, bzw. zu fördern vermag, sind die Werte
qualitativ verschieden (biologische, Entwicklungs-, materielle, geistige, religiöse,
sittliche, ästhetische, soziale, wirtschaftliche, ideale Werte, Kulturwerte). Der wirt-
schaftliche Wert güedert sich in Gebrauchs- und Tauschwert. Letzterer hängt von
verschiedenen Faktoren ab und verkörpert ein Quantum von Arbeit (bzw. Arbeits-
ersparnis; A. Smith, K. Mabx u. a.). — Die Wertung ist ein Grundfaktor des Seelen-
lebens, sie ist nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch wirksam, hat Bedeutung
für die Aufmerksamkeit, Apperzeption, das Interesse, das Gedächtnis, das Denken
(s. Wahrheit) usw. Die Wertung selbst entwickelt, differenziert sich in der Geschichte;
Wirkungswerte werden oft zu Eigenwerten („Wertverschiebung"). In den teleologisch-
normativen Disziplinen gehen (objektive) Wertungen in die Methodik ein (vgl. Sollen,
Zweck, Norm).
Ais das Bedürfnisgemäße wird der W. betrachtet von Aristoteles (Eth.
Nicom. V, 8), den Stoikern (vgl. P.Barth, Die Stoa2, S. 173 ff.), J. Buridan,
Grotius, Condillac, A. Smith (Gebrauchs- und Tauschwert, Arbeit als Maßstab;
Wealth of Nation I4, 1786, K. 5 f.) u. a. Nach Kant haben alle Gegenstände der
Neigungen nur einen „bedingten Wert", denn sie setzen die Neigungen und darauf
gegründete Bedürfnisse voraus. Im Reiche der Zwecke hat etwas entweder einen
„relativen Wert" (Preis) oder einen „inneren Wert" (Würde) und ist dann ohne
Äquivalent (Grundi. zur Metaphys. der Sitten, 2. Abschn.). Der sittliche Wille hat
absoluten Wert (s. Gut).
ö.ter wird der W. in die Fähigkeit eines Objekts, ein Gefühl der Lust zu er-
wecken, gesetzt. So von Hüme, Bentham, Fries, Czolbe, Fechner, Schuppe
(Grdz. d. Ethik, 1887, S. 7 f.; die absolute Wertschätzung ist die „Lust am Bewußt-
sem", S. 108), A. Döring (Philos. Güterlehre, 1888, S. 2 ff.), Jodl (Lehrb. d.
Psychol. II3, 1909, 438), H. Cornelius (Einleit. in die Philos., 1903, S. 33S ff.) u. a.
Nach A. Meinon'ü ist Werthaltung „Existenzgefühl", Bewertenein Werturteil. Der W.
eines Objekts besteht in dessen Fähigkeit, die „Grundlage für ein Wertgefühl" ab-
zugeben und das Wertgefühl selbst beruht auf einem Urteil über die Existenz des
Gewerteten. Es gibt wahre (objektiv fundierte) und eingebildete Werte (Archiv f.
systemat. Philos. I, 1895; Psychologisch-ethische Untersuch, zur Werttheorie, 1894;
Üoer Annahmen, 1902; 2. A. 1910); ähnlich Höfler (Psychol., 1897, S. 421 fr.).
Nach Kreibig ist W. „die Bedeutung, welche ein Empfindungs- oder Denkinhalt
vermöge des mit ihm unmittelbar oder assoziativ verbundenen aktuellen oder dispo-
sitionellen Gefühles für ein Subjekt hat". Werten ist „Zumessen einer gefühlsmäßigen
Bedeutung", an weiche das Wollen anknüpft. Objektiv ist der Werteines Gegenstandes
„nach dem Urteil eines Idealsubjekts, welches bei vollendeter Kenntnis der Seinsstufe,
der Bestimmtheiten und Beziehungen jenes Gegenstandes alle der Idealpsyche mög-
lichen Gefülllsreaktionen ohne zeitliches Schwanken vollzieht" („timologisches Ideal-
subjekt"; Psychol. Grundleg. eines Systems der Werttheorie, 1902, S. 3 ff.; Archiv
f. systemat. Philos. XVIII, 1912).
Auf das Streben, Begehren, den Willen beziehen den W. (als das Willens-
ziel oder das diesem Dienende und Begehr bare) Nietzsche, nach welchem aller W.
sich nach der Steigerung der „Macht", des „Willens zur Macht" bemißt und das
47*
740 Wert.
kraft volk Loben dm Grundwert darstellt (WW. XV), R. Ricsrza, Roi
(Stddkti cor Werttheorie, 1902). K. v. Einiun (Zritarhr. f. Philo. . 108. Bd.. 18»;
Grundrig der Anokgk, 1907), H. SoarwAM (rVyrhol. das Wfflm». 1901, 8. 3;
BBHBVBi (W. eine« Dmgee tat mm MB«galOTmrkatt , System der Wwttbwif I,
1897/98. 81 ff.; Archiv f. ijiUmI Philo«. II). 0. Kjuce (Zar Theorie dm Werte*.
1902). Focnxg« (Je deairabkMk F. K*Co«* (Wertvoll kt das rege! ml Big, ..koo-
staut" Begehrtc. sbeohrt wertvoll dk Fähigkeit dM WwkM eeJbat; Der Begriff dM
abaolut Wertvoiko, 1898, 8.33fU West* (Ethik*. 8.4; ..Wachetum grietiger
Wert 1912; Grds. d. pbvaiol. Psvchol. III». 1908, 815 f, 780 ff.; a, Par
alkfkmm). Hoitddm, nach wilnhim Wert (- eine Mkkak Kategorie") hat, „waa
einen Drang befrkdift od dadurch LaUfrflhl unutiht oder üaJastfifuhl ab»
Vqwii— tmng kt hkr ein Strebea w gseissn „Richtung4' (ao auch R. OoUMOnu».
a. unten), eine Totalitat mit SelhctcraarningvNndtni. Alk Wertung gabt auf einen
..Grundwert" rarnck, dar den WertssaJetab tiestimmt. Ea gibt ihesialii i and ideak
(vorgeateiKe), ■■mittsfram and ndterihere. ehsuans und potmtkik Werte, indivi
duefle, eotJak. koamkehe Werte (Der meewehhehe Gedanke. 1911. S 260 ff, 880 ff.):
R. MCUÄFamKrrsxs. Philoaophk «kr Individnattttt, 1980 {V
MUlrr Bedftrfnka.). Nach Oo» kt ea der „reine Witt»
Wert* erarugt (Eth, 1904, 8. 188; vgl 8. 874). Nach Riam eutapringen Wart» nna
dem praktischen BewuBtariu; ak werden nkhi erfunden, modern »«deckt (Zar
Einfuhr, kt dk Philo«.. 8. 171 ff.). Batretti Menraino a. unten.
Auf dk Forderung dar peychkehen Entwicklung betkht den Wart BMami
( I/hrb. d. Iwyebol.«. f 868«.). Eine ..Entwktiungewerttheorku «teilt R. GoLonomo
auf. Ein W. kt wahrhaft, waa ein »notwandigae Bagskrca" befriedigt waa der
Befriedigung gaeatkrhaftHih nolwdkjn oder dank eanaiikimBiilii Bedaifakm
dknt, d. h. solcher, welche dk Erhaltung und Höherentwicklung dar Individuen und
der (Wkthift bewirken. Dk gewollte fnfliitl— gplilHm^ kt dar lakfktai für
dk Arbelt. Höchster EutwicUungawert kt eW Menaeh aelbat(l
Mehrwert" a. ^"-nb. Entwicklung). Dkae Warttheorie kt ragWc
(Steigerung lantieohrkh-organkchav Fnargk); vgl Imavo, lunakn d. Matninhll »
1905; OarwALO. Philoaophk dar Wart*. 1918; gnirptknhi Grundlagen dar Kultur-
wiaaenachait, 1908 (Der W. hat dk „Entropk" nur Grundlage).
Da8 ea Warte nur in Brakhung an einem Subjekt, nicht an nkh gibt.
Jodl (Lebrb. d. PivchoU 1909. 1I>, 459). A. Mssesu (Einfahr, in dk
theork, 1909. 8. 189 ff.); Matsat. Phil. d. Anpsesung, 1905, u. rkk andere. -
dinga wird auch wieder dk Eckten* absoluter (unbedingter) Werte gekhrt. Hlbjrmein
gültige, objektive Werte gibt ea nach Käst, Fun. Hubabt. Lotxb. Rani« Com»,
Natow. EüCKKt, Wuudt, Lim (Vom Fuhkn, Wollen u. Denken*. 1907. S. 188 ff.;
Leitfaden d. Pavchol.«, 8. 81 f. 3. A. 1909), Wan>aUAjrn {•. Kritiskmue, Philoaophk,
Norm), J. Cohs (Voraumetsungen u. Zkk dea Erkennen«, 1908). KbOob» u.a.
So auch nach MexsTamunno. der erklärt, alka Bewerten aetae ..einen Willen voraus,
der Stellung nimmt und Befriedigung findet". Aber ea gibt Werte, dk von aller
Besiehung auf einsehe Subjekte, Persönlichkeit, subjektives Gefühl und 8treben
unabhängig sind, weil ak »für jedes Gekteswesen gültig sind, das mit uns unaere
Werte teilt". Dk „r ergehen sich aus dem ..Willen aar Welt", aus der
Forderung, dag ea eine einheitlich lussmue nhlngnnrk, objektive Wirklichkeit geben
»oll. Dk Bewertung geht dem Sein voraus; unaer frekr Witts entscheidet, daB wir
Wert. 741
die ursprünglich als Willensniotiv erlebte Wirklichkeit in ein wertfreies Universum
von Objekten verwandeln. Der Wert, der die Existenz setzt, ist ein „Daseinswert".
Aus dem Grundwert ergibt sich das System der übrigen reinen Werte. Es gibt:
Daseins-, Einheits-, Entwicklungs-, Gotteswerte; Werte des Zusammenhangs, der
Schönheit, der Leistung, der Weltanschauung . Alle Werte treten als Lebens- oder
als Kulturwerte auf (Philo«, der Werte, 1908, S. 8 ff.; The Eternal Values, 1909). —
Xach Rickert setzen Wille, und Tat schon das primäre „Reich der Wertgeltungen"
voraus. Werte sind für uns immer mit Wertungen verbunden, können aber gelten,
ohne daß ein Wertungsakt ausgeübt wird, also absolut. Die Werte sind weder in den
Objekten noch im Subjekt, sondern bilden „ein Reich für sich, das jenseits von
Subjekt und Objekt hegt". Der „Sinn" der Wertung ist die „dem wertenden
Akte innewohnende Bedeutung für den Wert". Das „dritte Reich" ist das des Sinnes,
welcher vom Werte aus gedeutet wird, „Einheit von Wert und Wirklichkeit". Die
Philosophie ist (wie nach Wixdelband u. a.) Wertwissenschaft; die „reine Wert-
lehre" will zu einem System der Werte gelangen. Die „teleologische" Begriffsbildung
der Geschichte (s. d.) schließt eine „Wertbeziehung" (auf die „Kulturwerte") ein
(Die Grenzen der naturwissenschaftl. Begriffsbildung, 1896/1902; 2. A. 1913; Kultur-
wissenschaft u. Xaturwissenschaf t 2, 1910; „Logos" L, 1910). Vgl. die Arbeiten von
B. Christiansen, E. Lask u.a.; ferner: O. von der Pfordten, Konformismus,
1910; Croce, „Logos", 1910. Xach Scheler (Der Formalismus in der Ethik, 1921 2,
12) sind die „Werte materiale Qualitäten, die eine bestimmte Ordnung nach ,hoch'
und , nieder' zueinander haben; und dies unabhängig von der Seinsform, in die sie
eingehen". Gegen die Wertung als Methode theoretischer Wissenschaft sind M. Weber,
Tönnies, Sombart u. a.; vgl. auch M. Adler, Kausal, u. Theol., 1904; Marxist.
Probleme, 1913.
Ein ursprüngliches Phänomen ist das Werten nach Simmee, nach welchem es
„übersubjektiv" gültige Werte gibt (Philos. des Geldes, 1900, S. 6 ff.; Hauptprobleme
der Philos., 1910) u. a. Xach F. Somlö ist Wert „eine elementare psychische Er-
scheinung, die als Maßstab anderer Dinge dient". Es gibt nur einen streng
„absoluten" W.; die Wahrheit (Das Wertproblem, Zeitschr. für Philos., Bd. 145,
1912). — Vgl. Fries, System der Metaphysik, 1824; Eucken, Die Einheit des Geistes-
lebens, S. 372 ff.; H. Maier, Psychologie des emotionalen Denkens, 1908, S. 640 ff.;
K.Marx, Das Kapital, 1893 f.; K. Menger, Grdz. der Volkswirtschaftslehre I
(„Grenznutzen"); L. Brentano, Die Entwicklung der Wertlehre, 1908; O. Conrad,
Die Lehre vom subjektiven Wert als Grundlage der Preistheorie, 1912; O. Ritschx,
Über Werturteile, 1895; M. Reischxe, Werturteile u. Glaubensurteile, 1900;
W. Strich, Das Wertproblem in d. Philos. der Gegenwart, 1909; H. Lüdemann,
Das Erkennen u. die Werturteile, 1910; H. de Vos, Werte u. Bewertungen in der
Denkevolution, 1909; Stanton, Die Werte des Lebens, 1909; Vaihinger, Die
Philosophie des Als-Ob, 1911; Frischeisen-Köhler, Wissenschaft u. Wirklichkeit,
1912; Kaula, Die geschichtliche Entwicklung der modernen Werttheorien, 1906;
L. Brentano, Die Entwicklung der Wertlehre, 1908; F. C. S. Schiller, Humanismus,
1911 (Betonung der Rolle der WTertung in der Erkenntnis); Dewey, Studies in Logical
Theory, S. 227 ff . (daselbst H.W.Stuart); Bosanquet, The Principle of Indivi-
duality and Value, 1911; W. M. Urban, Valuation, 1908; S. Alexander, „Mind",
X. S. L, 1892; v. Wieser, Urspr. u. Hauptges. des wirtschaftl. Wertes, 1884; K. Marx,
Theorie über den Mehrwert, hrsg. von Kautsky, 1905; B. Christiansen, Philos. d.
Kunst, 1909 (voluntaristisch); R. Müller- Freienfels, Psychologie d. Kirnst II,
1921 2; O. Kraus, Die Grundlagen der Werttheorie (Jahrb. d. Phil. II, 1913); Masci.
712 Werttheorie - W«
La ffloaofla dei valori. 1018; Amwnran, Roten. Warten. Wollen. 1912:
HU. Wertbegriff nod WertpMoeophie. 1020; Masse, Die Owichforalgfceit In der
Welt Tl. 1910. 152 f.: 8nuMB. febeneformeu. 1021 'ras. GrundVgung
der Wertlehre. 1016: HXsreo, UatefwerJrnngen nr P>rcholo*w der Werten*. A-
d. Km. IVrrh.. 24. 27. 27. - Vgl. üiis» eiern si, Prisiiii'aaaei. Wehrhett, Zweck.
Vji_mjl fflmnii ti«ft Tfiilmiiait— ■■■ Willi. t.»ii . «»-«■■ 0_«
Nora* WMMHMnt TOMMIMM^ URnM^ IBaTSn, MB*.
»» crtthcorlc ' , .Timolocie , Wertlehre, WertoBioraatifc. ..reine Wertlehre ,
Wrrtkritfk) Ut die Theorie der PHnfipha der (richtigen) Werteng. die Lehr» ron der
frnvwimg. Rangordnung und tom inneren. VsgieehcB Zneammcnhsrc der Werte
(Mrotoiea, Kasmo. B. ▼. Hammr*. Counuira. OotMann» a. e„ Lars, Ricxbbt,
Mf srntsssno .!. Tv. Inssisu. Arehhr f. svetemei. Philo». XTV. 1006;
r,A*r«nr Cajuod, Dee Wesen der Philosophie. 1000. S. 76). — Vgl. Wert» Philosophie .
WeHTCtnchlehsas heeteht derm. da ein neuer Wert eo entdeckt wird*
daß es sieh srlgt, dej der Orundwert, hei dem maa hteher HaJt amehte. Wirkungen
oder Konerquineen tob esibstaadigem Wert mit eieh fahrt» (Hoffmbu, Der amnerhl.
Gedanke. 1011). Vgl. ffiitiinpsn..
Weera (e«eie. lamaBe, ■■UiIHik, «an) let: 1. Dee TlamiwsmB, de« einsehet
Ding eh) Trager tob Flgansuhafti a, dee ehmste» Bebfelrt (t. B. Lcbi moie, Vernunft-
weeen); 2. dee WhkHaha (*. d.) bb Oipasiai «um aehete; J. dh> Wesenheit (Eeasas)
ele dee, wee die „Neter*4 einer Oetteng tob Plague oder eines efaeelacn Dinars
iiWiiwnen. nie r.inn«*n rM»ttT eonessnssc iweiimHiiiicrera (..wvocmaeaermsrsjBSSS V
dareh welche ein Ding tob eaderea u**uIMBub unterechJedcn nnd eelhet eindsatig
lastgahgt wird. Daa Weeea (WinelMiti) einer Sache Ist aaeh dasjenige ai
WOTaVtlT 4b« iftr DHrtilaalBto U)M)rt*wJBKD*Blpa)aY«aaMVB0 bvIPMbbb) AMIKObTIOIw^ Wbbä mmt G*Y«n£t
für bestimmt* QcoicJrtepunkte teih*s*»ss. wioatig Ist. Da* Wti'n i«? Pir.ee ist»
sauiiiaihsrsn'ie'i, der Inbegriff Jener Flgsnaohefwn. BeletJonfn nad Gewlin\hksi»SB,
aae welehea die sei afcaarteiaa and beaoadsMn Vnr*tn*e erklärbar dal. Dieer*
Weeen der orjckiieoa Krertwinungen wird tm'Proeeß mcthodlecbpr Denket heil aa
nr r Hand der Erfahrung fauaer genauer aad ToOstahdlgrr erkannt, hier gibt bb keine
prinzipiellen Grensrn. Da* ahanlnte „An ahm*' der Din*e hingegen tat kein 0*gt uatsod
poelth« Fikeantah, «He ea stete mit BiUHimsa endlicher Dinge, mit Gegenstanden
möglicher Erfuhron« ru ten bat (.. Eraoheinung, Ding aa eich. Obkdrt, Traneaer.
..Tim Innere der Neter dringt Beobachtung «nd Zergliederung dar Krecheintmgcn,
mti man kann nicht whaea, wie weit dieeee mit der Zeit gehen werde** (Ka*t\
DaA das Wesen des Dinge* (ore/«, r* tt #e efew«, Jd aaod erat esee**) im Begriffe
bestimmt wird (« X4ymt r*r oMa* 6fttrt\ betont (wie schon Plato*
AJUfrroTBXX* (Metanhys. VIT 4. inso » «; TV psrtib. animal. IV, 6). — Die 8cho.
I sstiker untw scheiden (satt AncmaK*. Wilhilm tob Autbbovb) laiauhea ..cesentia*'
(Wesenheit) und ..existent»**. In Gott sind beide eins. In den endlichen Dinpen »her
entwedei real (Thomas n. s.) oder nnr ..formal**, brw. begriffBch (Dtnr* Fcortra,
fr abbc Met. diepat. 15. act. 0. 5; 31, eet. 1 ff.) nnterschieden (s. Sein). Das Weeen,
die einem Dinge einwohnende Bestimmtheit, dfe ihm sein Sein verleiht, erfaßt der
aktive Intellekt (s. d.) durch seine Abetraktionaatiekeit ans dem Gegebenen beraos.
Vri. HAontAir*, MeUphyaik». 8. 21 ff ., 6. A. 1001 (individuelle und spealfische
WeeenbeitV
Als daa Koastiteens des Dinges, von dem dessen Kieenschsften »hhinc
ohne das ea nicht gedacht werden kann, hestimmen das Wesen Rptkoia (Fth . TT. dV I
Lockb, welcher nominales und reales Weeen unterscheidet (Essay conccm.'hrm.
Wesenschauung — Widerlegung. 743
understand. HI, K. 3, § 15 ff.), Chr. Woltf („dasjenige, darinnen der Grund von
dem Übrigen zu finden, was einem Dinge zukommt", Vernunft. Gedanken von
Gott ... I, § 3; das W. ist notwendig, unveränderlich, ewig), Kakt (..Grundbegriff
aller notwendigen Merkmale eines Dinges"; vgl. Erscheinung, Ding an sich), Fbies,
Sigwart. (Logik I«, 258; 4. A. 1911), Riehl (Der philos. Kritizismus LI 2. 25). Wttsdt
u. a. — Bei Hegel ist das W. eine Kategorie (s. d.) und bedeutet den Begriff als
gesetzten, das „Sein" als Scheinen in sich selbst, das „In-sich-sein". Das W.
manifestiert sich selbst in der Erscheinung (Enzyklop. § 111 f.). Eine Kategorie ist
das W.auch nach C.H. Weisse (Grdz.d.Mctaphys., 1835, S.265ff.). Vgl.E.F.APELT.
Metaphysik, 1857. Nach Htjsserl ist ein individueller Gegenstand nicht bloß ein
Dies da!, ein einmaliger, er hat als „in sich selbst "soundso beschaffener seine Eigenart,
seinen Bestand an wesentlichen Prädikabilien, die ihm zukommen müssen, damit ihm
andere, sekundäre, relative Bestimmungen zukommen können. Es gehört zum Sinn
jedes Zufälligen, ein Wesen (Eidos) zu haben (Ideen zu einer reinen Phänomenologie,
1913, S. 9); J. Herixg, Bern, über Wesen, Wesenheit u. Idee, Jahrb. f. Philos. u.
phän. Forsch. IV, 1921. Nach Müxstebberg (Phil. d. Werte, 1908) stehen die Wesen
im Gegensatz zu den Dingen, in ihnen wirkt sich ein Wille aus, der verstanden werden
muß. Ihr absolutes Dasein besteht darin, „daß der Wille in der Stellungnahme zu
jedem möglichen Objekt sich selbst identisch setzt".
Als das Gesetz der Verhaltungsweise eines Dinges bestimmt das W. z. B. Lotze
(Metaphys., 1880, S.65ff.), als Gesamtheit möglicher Relationen einer Sache Ostwald
(Vorles. über Naturphilos.2, 1902, S. 216). — Die Bedingtheit des Wesens durch
Interesse, Denkzweck betonenJAMES (Psych. IL 333f.),F.C. S. Schiller (Humanismus,
1911; Formal Logic, 1912) u. a. Nach Volkelt ( Gewißheit u. Wahrheit, 1918, 170)
vertieft sich das Sein zum Wesen, „indem es als in sich verknüpftes Sein besteht". —
Vgl. Schindele. Zur Geschichte der Unterscheidung von Wesenheit und Dasein in der
Scholastik, 1900; Stöcke, Lehrb. d. Philos. II«. 1912. Vgl. Substanz, Sein, Merkmal,
Absolut, Ding an sich, Idee, Möglichkeit, Individuation, Ontologie, Metaphysik.
Wesenschauung (auch Wesenserschauung, Ideation). Nach Hesserls
Phänomenologie (s. d.) eine von der „natürlichen Erkenntnis" zu unterscheidende
Einstellung. Erfahrende oder individuelle Anschauung kann durch ein besonderes
Verfahren, die phänomenologische Reduktion (s.d.), inWesensschaunng umgewandelt
werden. „So wie das Gegebene der individuellen Anschauung ein individueller Gegen-
stand ist, so ist das Gegebene der Wesensanschauung ein reines Wesen." Das Wesen
(Eidos) ist ein neuartiger Gegenstand. (Htjsserl, Ideen zu einer reinen Phänomenol.,
1913, S. 11 ff.). — Vgl. Phänomenologie, Eidos, Reduktion.
TVesenswissenschaften (auch eidetische Wissenschaften) sind nach
Ht/sserl solche Wissenschaften, die im Gegensatz zu den Tatsachenwissenschaften
keine Sachverhalte zur Erkenntnis bringen als solche, die eidet;sche (s. d.) Gültigkeit
haben, die also entweder unmittelbar zu originärer Gegebenheit gebracht werden
können oder aus solchen „axiomatischen" Sachverhalten durch reine Folgerung
erschlossen werden können. Wesenswissenschaften sind außer der reinen Phäno-
menologie z. B. reine Logik, reine Mathematik, reine Zeitlehre, Raumlehre usw. —
Vgl. Ideen zu einer reinen Phänomenologie, 1913, I.
"Wesenwille s. Soziologie (Tönktes).
VFiderlegung (lAeyyos, dvaoxevtf , refutatio) beruht logisch auf der Darlegung
der Unrichtigkeit oder Falschheit einer Behauptung, Annahme einer Schlußfolgerung
744 Widersprach.
durch Hinwei» auf die Erfahrung, kritische Analyer der Argumente,
Denkfehlern. Bewebfehtung. Vgl. Aanroimn, Dp aopha*. sbneahi 1 . l'iinww.
System d. Logik». 18«. | 136.
\\ idirmprneh {imifmm u, coatradtetto) bt nicht realer Wbbrstecit (>. Clip»
uU), eondern etwM Ideelbe «ad ansteht In der Aufhebung eines itonhrnrt Gearteten
durch «In» enteegeneaaetete Deakaetenag. Seteen vir etwa« ab A. an Mist" ee A und
bleibt A. eoU im DrntasBunmenbaa« A bbibea (e. IdeatitUk es darf abo, ab A geastet,
nicht in Nicht-A werden (A bt nicht nirhi-A; Satt dee Whkiapiathaa. „prinerpium
a-- Jf.^t t_»a — -* — Q.|a — - -* .J — a^ *JfM^M -|» , ■ „ M" M^ ■^nsMsaaaassaw /iwImmm^m
19118.440.). Dar Wldwsntasa bt etwas ünbgbtba, denn bgbsam Beriten
will und aatei etehrHMohea Tsaammanhang und wird durch
(ap riorieehe) Bedingung alba Denken«, «in Poatulat. dam steh alba ftp« man.
Überhaupt DenkinhaH werden kann, abo auch ipdankJbhrn
Inhalte und da* in fctehniiigwrtetbn Imaiiitii M8ebade". Db
wsoSrsprOohcn bt eine Aufgabe nicht nur dar LfigHr» aondwin auch dar Brkrnntnb-
theorb und Mrtephyaik (rgl. HnsaaT. Angers. Metephje.. 1826/29, L »ff.: rgt
Mwtefihysfh. Beziehung. Ich, Inharr nz. Dum). Dar Wilb m ginhatiananminanhing
fordert aoloha Ananaantang; theoretboh ab auch praktbch. in dar ganhbhtlfchnn
(•oziajrn. kultarelbn) Tni wink lang macht abh dbaaa Ekahaiteatrebaa gtbaad
dbaem Sinne und ab Motte aar Überwindung ron gagac
db das abeteakte, boHanada PartbJdeakaa mit aba bringt, bt dar
daa treibende Janas»! de« NdiabtobchenM. auf Totalität (a. d.) »bzirbadeo Denk-
und Wilsnsproaaasas (a. Dialektik. Miprion. Vernunft: Haosx; rgl. M Asiat. Marx
ab Denker. 1908» 8. 87 f.; Mandat. Probbme. 1913).
! • . Mb i' d l \\ .'»<:' i'M;. !>< f i ir<i tasjasaanaaBf ba eofasssarl Bb) Hag
aba» sagbbb (A) sab) und nicht (A) arte. - Krteem Dinge (Subjekt)
Prädikat an, daa ihm widerspricht. — Eteaader widerepreehende Begriffe
nicht aar Einheit ejaaa ürteib itaaminrngtaiin. Iwci kontradiktei beb (a. d.) <
gase täte Urteile können nicht in gbicher Thwbhuag beide gnitig eein, emea muß
unrichtig sein, — Daasalba urteil kann nicht sagbbh bejaht and verneint werden. —
1*latoh, Phaedo 1180; Aataronua, Metephy*. HI 2. 998 b 88 ff.; De inter-
pretetiono 8, 17 a 33 f.; DasoastTas, Prmcip. phJloa. I. 49; Lamra, Nonr. Essa:
K. 2, | 1; Mmvtdol. 31; Ca». Woltt, Vernunft. Gedanken ron Gott . . . I, 5
Kaut, Kritik d. reinen Vernunft, 8. 151 f. (der Säte de« W. bt daa Prinrip der
analrtbchen Urteile); Fun, Pyatem d. Logik. 1811. 8. 121. 190; Picht», Grdr. H
geanmtea Waeeoechaftabhre, 8. 15 ff. (W. au» der Tathandlung, durch welche daa
Ich abh ein Nicht-Ich antgegtneetit, abgabitet); Hsoeu Logik I. 77; Easyklop. f 48
(daa Endliche ab solohss bt widerspruchsvoll, indem ea daa Eiil#igwigssrittte teib
aomehheßt, teib in abh hat, da es db Konkretheit dar „Idee" sieht adäquat zum
Auedruck bringt, nur ab Moment in dar Seibsteatfaitang dieser galtig bt, nicht aber
ab etwas Selbatandigra, Abgeachloearnee aufgefaßt: vgl. A. Lassox, Ober den Säte
vom Widerspruch. 1886, S. 222; daß Haosx unter .. Widerspruch" z. Teil auch das
Kontrare oder den Widerstreit, nicht bloß daa Kontradiktorische begreift, bt öfter
dargetan worden): Bahnsen (b. Dbbktik); Pbocdhoh. Systeme des contradbtbes
economiquea, 1846; deutech 1847; Tbkndelbnbcbo, Logische Unterauchungen II1.
152; Ukbbbwbo, System d. Logik*, 1882, f 77; Hcssasx, Log. Untersuch. I, 1900,
81 ff.; Cohen. Logik, 1902, S. 90 f.; Siowaht, Logik I«, 1889/93, 182, 385; 4. A. 1911 ;
Wchdt, Logik I*, 581 ff.; 3. A. 1900; Soanm-Draoirr, Die matbem. Elemente dar
Widerstand — Wiedererkennen. 745
Erkenntnistheorie. 1878; Zeit u. Raum, 1875; Bradley, Appearance and Reality2,
1897 (Die Erscheinung ist das Widerspruchsvolle, nur relativ Wirkliche, Unselbständige ;
das Kriterium der Wirklichkeit ist Übereinstimmung mit sich selbst); Milhacd, Le
rationnel, 1898; F. G. S. Schiller, Humanismus, 1911 ; Formal Logic, 1912; Vaihinger,
Die Philos. des Als-Ob, 1911 (s. Fiktion); Paulhan, La Logique de la Contradiction,
1911 (Der W. als wesentliches Element des geistigen Lebens; der W. muß verwertet
werden; das geistige Leben ist „une suite de contradictions, resolues et employees
ä l'harmonie"); H. Pichler, Möglichkeit u.Widerspruchslosigkeit, 1912; E. J. Hamil-
ton, Erkennen u. Schließen, 1912. — Vgl. Denkgesetze, Wahrheit, Richtigkeit, Axiom,
Postulat, Kontradiktorisch, Konträr, Gegensatz, Qualität, Philosophie (Wundt),
Einheit, Fiktion, Antinomie.
Widerstand (JjmtvJtla, resistentia) ist Widerstreben, Ankämpfen gegen einen
An- oder Eingriff ; die Gegenwirkung einer Kraft gegenüber einer andern. Die Masse
(s. d.) der Körper (s. d.) ist als Komplex von Widerständen aufzufassen. Das Bewußt-
sein des erlabten Widerstandes, der Willenshemmung ist von Bedeutung für die Genesis
des Glaubens an die Existenz äußerer Objekte (s. d.). Vgl. Leibxiz, Xouv. Essais II,
K. 4 (s. Materie); Ulrich, Gott u. die Xatur, 1866, S. 461 ff.; Spencer, Psychol. I,
1882 ff., § 152, § 347 ff. (alle Empfindung ist Widerstandsempfindung); Höffding,
Psychol., S. 263; Riehl, Der philos. Kritizismus II 1, 275. Nach Müller-Freienfels
(Irrationalismus, 1922) ist das Widerstandserleben das Grunderlebnis der Gegen-
standserkenntnis. Vgl. Materie, Kraft.
Widerstreit (Repugnanz) s. Gegensatz.
Wiedererkennen ist das Bewußtsein, daß etwas, ein auftretender Inhalt
schon „bekannt", d. h. schon einmal erlebt ist, ist Identifizierung eines neuen mit
einem schon erlebten Inhalt, während das „Erkennen" (im rein psychologischen Sinne)
die Einordnung eines Neuen in eine Klasse bekannter Inhalte bedeutet, wodurch es
bestimmt, gedeutet wird. Die „Bekanntkeitsqualität" (Höffding; ,,Xotal":
Avenartus) beruht darauf, daß mit dem neuen Inhalt die „Residuen" (unbewußte
Dispositionen oder unterbewußt bleibende Reproduktionselemente) früherer Vor-
stellungen desselben Gegenstandes verschmelzen. Von der unmittelbaren (direkten)
ist das mittelbare W. (vermittelte) zu unterscheiden, bei welcher ein Gegenstand
mittels irgendwelcher begleitender Vorstellungen und deren Merkmale erkannt wird.
Eine bewußte Vergleichung des Neuen mit Erinnerungsvorstellungen findet nur
selten statt.
Auf Verschmelzung oder auch eine Assimilation bzw. Assoziation führen das W.
zurück A. Lehmann (Philos. Studien V, VII), James, Wundt (Grundr. d. Psychol5.,
1902, S. 285 ff.), Külfe (Grundr. d. Psychol., 1903, S. 177 ff.); Hagemann-Dyroff
(Psychol.8, 1911), Jodl (Lehrb. d. Psychol. IP, 1909, 152 ff.), B. Erdmann (Viertel-
jahrsschrift f. wissenschaftl. Philos., 10. Bd., „Gedächtnisresiduen", „Residual-
komponenten") u. a.; vgl. Offner (Das Gedächtnis2, 1911, S. 116: Verschmelzung,
keine Assimilation); Bergson (Matiere et memoire5, 1909, S. 91 ff.; aber kein Ver-
gleichen) u. a.
Auf die bloße Erleichterung der Auffassung durch das infolge des früheren Erleb-
nisses modifizierte seelische Organ führen das W. (bzw. die „ Bekann theitsqualität")
zurück Bonnet (Essai analytique, 1770—71, § 91 ff.), Höffding (Vierteljahrsschr. f.
nach. Philos., 13. Bd.; Philos. Studien VIII; Der menschliche Gedanke, 1911),
Fouillee, J. Ward, H. Cornelius, Ziehen, Claparäde u. a. — Vgl. Meinong,
Zeitschr. f. Psychol. VI, 1894; Rehmer, Allgem. Psychol., 2. A. 1903, S. 502 ff. (Ver-
7}f, Wiederkunft — wm«.
gbiehirng); ßwox. Db mi>emisebeu Empfmdangss. 190». 8. »Off. (ebenfalb);
Jambs, PeTrhokxrir, 1000. 8. 300 f.: Houjwtwobtb, Am. Journ. of P»wh, 1913;
Dfttt, Erketintzibtheorb. 1010: SrOnam. Viiihsanpii Ober rVecbopethologie. 1900;
A. Fisarn. Zeitsehr. f. Psycho!.. 00. Bd.; ebda. 01. Bd., 1011 75. Bd. 1015: H. Mira,
BcreJtarhaft u. Wh de ic< kennen, Zeitaehr. f. Psych., 70. 1014; R. MüUjm-FasxsjrrBLS,
Dm Denken und die Phantasie. 1010 (GefBhb and motorische Fakt, bedingen des
Wiedererkennen); E. Mrrn. Ober dl» Oeseta» dar eimoltanen Aesnebtfon und da«
Wiedererkennen, 1010; Coajrsxrcs, Treaeseadeatab fliebmelll. 1010, OS (unter-
Arten de« Wiedererkennen«). — Vgl.
Wledtorkaaft «. ftpnket— ttah, Tbeoaopkie
U I lle) pfbaAsatf. Chartas) bedenket sowohl die eJbgaaeb» Flhigkilt. «n
ab die Einheit, dea Inbegriff der WnBaiimii, Wluoaeprorfesi ab euch den Inhalt dea
Wollen«, die „Wabiiemclnang". ihijmbj. worauf dae WoOen eieh richtet, den
„WUknugefeiMtand". dea „WUleoaziel". Ferner versteht man unter Wlllea (Wollen)
tefb das Streben (a. d.) Oberhaupt daa Trieb (e. d.) wie den
Motiveokampf . Überlegung bei immhenihn, beeonne nen WOba,
Dea Wotba im »ettsrea Sfame bt
Vorgängen oiekt raatlea a blei t barer peTchbeher lYoeaB. der aber niebt ahtarat
db in Ihrer flondeiung ab Fmprleileag (bcw. VonOnllimg) and Oelthl
nd. eieh aaa dem einbeitachcn Ablaof. ..Wollrn" genannt, heran».
uno in oer r.ntw»eaiung ose oeeesmeneae aaoa vieseea su emer remuesa
Selbständigkeit ineofcrn gelangen, ab db an eb eich knöpfende „Tendenz eehr
schwach werden kann. Dbea „Tendenz", dieee ..Richtung", db tn altem Wollen Hegt,
macht den Wilbnevorgaag sa etwa« eeinen Komponenten gegenOber qualitativ
Nenem. eo daß er nicht eb db „flamme** dotsalbea betrachtet werden darf. Ans
dieser Tendern ergeben sich Vrrundeninp
Wollenden, vermitteb dieee« dann aoeh
Dinee. Je nachdem db Fbigen des WDlene ftndersngen physischer Art (Bewegung*.
Inderungen) oder aber gebtiger Art sind (Veränderungen an Voreteuuagea and deren
Zusammenhingen ab aolchen), «ind tuBere and innere Wllbnshaadhmg sa unter-
eehekVn. Elafaehe WIDeierrorgange smd Jene, welche „Impulsiver" Katar sind.
tob gefthbbetonten Empfindungen oder M» —l ■mi*nnnyti aasgeben («. Trieb,
Motive ; ..Triebwille"): soesmmengeeetste WIBeashsndlungen gehen sos dem
wmiiBiBwnsii ich mehrerer Motive hervor, «ind durah Gedenken, Voraussicht, Uber-
legung u. dgl. bedingt (Wahl-, WiltkOrhandlunjen, „Vernunftwille"). Im btateian
Falb bt daa Wollen durch Assoziationen, Erfahrungen. Ideen, den Intellekt, dea
Denken vermittelt, es wird von momentanen Reizungen unabhängig, aus einer
ursprOnglich reaktiven ru einer aktiven Funktion, welche den Auedruck derembeit-
lieben Persönlichkeit, der in ihr verdichteten Vergangenheit und der von ihr ideell
antizipierten Zukunft bildet, es wird seihet- and zielbewußter Wille, der planvoll
reguliert, hemmt, gestaltet, organisiert, zuhochst eb echoprer beber Kulturwille,
inge. Kräfte, Verhiltnieee aller Art im Sinne höchster, idealer Ziele \ ei ai borten
läßt. Im IVnken und Erkennen ist der W. sowohl ab primäres Streben, welches in
der Aufmerksamkeit (s. d.), Apperzeption (s. d.), Besinnung usw. eich bekundet, wb
ab bewußter Erkcnntnwwille wirksam (s. Erkenntnis, Einheit, Voluntarismus). Der
W. ist der Vernunft («. d.) nicht entgegengesetzt, sondern diese bt db Richtung dea
Wille. 747
besonnenen, höheren Willens selbst, der das VorstelJungs- und Triebmaterial beherrscht,
lenkt, zu einheitlichem Zusammenhange verknüpft. Durch Übung im Bewältigen von
äußeren und inneren Hindernissen erstarkt die Willenskraft, und es ist eine wichtige
Aufgabe aller Erziehung, nicht nur den Intellekt, sondern auch die Energie des
theoretischen und praktischen Willens zu steigern und in die kulturgemäße Richtung
zu bringen. Wichtig für die Erziehung wie für das Geistesleben überhaupt ist die
„Mechanisierung" (s. d.) von Willenshandlungen, die durch Übungen triebhaft und
zuletzt oft automatisch, reflexmäßig werden und nur eines ersten Willensimpulses
bedürfen. Das Wollen hat auch Nachwirkungen („determinierende Tendenzen", Ach),
die dem Ablauf des psychischen Geschehens eine bestimmte Richtung im Sinne der
„Absicht", des „Vorsatzes" geben. — Betreffs der erkenntnistheoretischen und
metaphysischen Bedeutung des Willens s. Voluntarismus.
Nach der autogenetischen Willenstheorie gilt der Wille als spezifisches,
primäres, zum Teil als elementares oder als das fundamentale psychische Geschehen
(s. Voluntarismus): nach der heterogenetischen Theorie ist der W. sekundär,
abgeleitet, ein bloßes Produkt anderer Bewußtseinsvorgänge, sei es eine Funktion
des Vorstellens oder Denkens, sei es eine bloße Gefühlswirkung, sei es ein Komplex
von Empfindungen und Bewegungen (s. Reflex).
Als spezifischer Bewußtseinsvorgang, als intellektuell geleitetes, einsichtiges,
rationales Streben, Beaehren, welches vom eigentlichen (sinnlichen) Begehren, der
Begierde scharf unterschieden wird, bestimmen den Willen Platon (Gorgias 466 D,
Charmides, 163), Aristoteles (De anima III 11, 433 a 23 ff.: Eth. Nicom. ITI 4.
1111b 21 ff.), die Stoiker (Diogen. Laert. VTI, 166), die Scholastiker, welche
zwischen „appetitus naturalis" und „rationalis" unterscheiden. Der W. ist nach
Thomas von Aqutno ein rationales Streben, welches von Natur aus auf ein Gut (s. d.)
gerichtet ist, und durch den Intellekt, welcher das Prius hat („intellectus altior et
prior volunta,te") geleitet wird (Sum. theol. I, 80, 2; I, 82, 3; Contra gent. I, 72).
Hingegen ist (vgl. ATJGTJSTTNxrs) nach Dttns Scotxjs der W. dem Intellekt überlegen
(s. Voluntarismus), er „gebietet" diesem („imperans intellectui"), wird aber selbst
durch ihn erleuchtet, erhält von ihm sein Objekt (in 1. sent. IV, 49, 4; II. 42, 4;
vgl. Siebeck, Zeitschr. f. wissensch. Philos. Bd. 112). Nach Wilhelm von Occam
sind Wille und Intellekt nur ein Vermögen mit verschiedenen Funktionen (In 1.
sent. II, 24).
Nach Descartes ist das Denken (der „actus iudicandi") von der Zustimmimg
(„assensus") des Willens abhängig. Behaupten, Verneinen, Zweifeln sind Willensmodi
(Princip. philos. I, 32). Es gibt innere und äußere Willenshandlungen (Passion,
animae I, 17 f.). Spinoza, der im Wollen nur einen Modus des „Denkens" (im weiteren
Sinne) erblickt und W. und Intellekt identifiziert („voluntas et intellectus unum et
idem sunt"), anerkennt keinen Willen als Vermögen, nur die einzelnen Wollungen,
d. h. die in den Ideen liegenden Bejahungen und Verneinungen („affirmatio", „negatio" ;
Eth. II, prop. XLIX). Che. Wolfe nimmt hingegen ein eigenes „Begehrungsvermögen"
(ß. d.) an. Der Wille ist rationales Streben auf Veranlassung einer deutlichen Vor-
stellung eines Gutes, ist die „Neigung des Gemütes gegen eine Sache um des Guten
willen, das wir bei ihr wahrzunehmen vermeinen". Es findet hier eine Bemühung
statt, eine gewisse Empfindung hervorzubringen (Psychol. empir., § 880 ff. ; Vernunft.
Gedanken von Gott ... I, 492, 504, 878, 910). Als eine Grundkraft der Seele bezeichnet
den Willen Crusitjs. Nach Herder ist der W. eine Funktion derselben Kraft, die im
Verstände wirkt. Erkennen und Wollen bedingen sich gegenseitig (Vom Erkennen
u. Empfinden, 3).
7iA wim.
Käst untw scheidet dm Wüten vom Verstände und rom Gefühl. Der W. ist
eernnnftig bestimmte* Begehrnngsvermogen (Metephys. dar Sitten I), ein ,
sieh eelbst zur Erwirkung derselben . . . d. i. sein* Knosajitat zu beetimn
d. prmkt. Vernunft, EinteiU, Unir.Bibl, 8. 15). Der W. iet niebu als ..praktieche
. „tis Vermögen, nur dasjenige zu wählen, was die Vernunft iiTuhhingig
too der Neigung nie praktisch notwendig, d. i. am gut, ernennt*. Der ..reine" Wflte
iet der völlig nne spriorteafcsn PinuipliiB I iHfimmli Wüte (Grdfeg. zur MrUphys. d.
Sitten, Unir.Bibl, 8. 17, 46. 63; s. Gut, flUÜiuhkiit» Aston omie, Imperativ). Neeb
Fxcutb fet der W. den „Vermögen der absoluten SelbMbestbamong in Beziehung auf
einen Begriff" (NubgalisJini Werke 111. I» f.; e, Voluntarksau*). - Nach Hm
iet der W. praktischer Geist, freie Infedttganz (Enzyklop. f 443. 481). eine „breondere
Weiee dee Denkens: dne Denken ele eich nbernrteend ii» D*«r4* ate Trteb. sieh Deerin
sn geben". Kein Wille ohne Inteüigetu, keine IntetHgem ohne Wilk
wir denken, sind wir eben tätig". Der wahrhafte WUle wül die Freiheit, und
WlBs ist wahrhaft unendlich (Orundttnfan der FMIns. dss SsekJs* ki^ enn G. Lssson.
1911. | 4 ff. n. 8. «gg.). — Dieser JnteOeklsiHsIsiuk gsfütliin WlBenstheorie stettt
sieh der Voluntarismus (s. d.) 8orMrsjriAVM gsganftber. nsoh «sinkest der Wüte
der Kern alles Seins und BewuBteeü». des Weeen der Dings ist. Der W. Ist (Ursprung,
lieh) unbewudt; dies Iskrsn eneh E. W, Hakiha«». neck welchen» der W. unbewußte
prodttktiTS Tätigkeit iet (Moderne Psyehnlngie. 1901. 6. 197). Dnnws (Des Ich. 1997.
8. 182 ff.). C. Gönn» (System d. krttteobeo Philo* I. 1874/76, 80 ff.) u. h.
Alm smwi f nfwtlftsiVft smnmsnTflmiömsm e**sm»s* Ps»mmmsm%tnsmBmmVkm'^9V«ks,tmn,r# r^em TV'smVKmnT'mßMk ftmMsVHmmmm%
Begehren definieren den Willen (im engeren Sinne) HnnAST (Lehrb. snr P»ychol»,
1887. 8. 154 f.: Psycho!. II. 1884/35. f 151). der des Begehren aber s«s dem Vorstellen
ableitet (e. Inteltektnahmnus). Dnosxscni (Empir. Psycho!.*. 1898, | 99V Volmäas*
(Lehrb. d. Psychol. I«, 1894/95, 461 f.). O. FLOon. (Vterteljalnsachr. f. ninwnssk.
PhÜos, 18. Bd, 1890) u. a„ ferner Bmo (Lehrb. d. Psychol.. 1833. 4
f 301). HAonuürn (Psycho!.*. 1911). Genau» (FryoboL, 1878, S. 171 ff.). Jodl,
(Lehrb. der Psychol. II«. 1909. 53 ff., 443 ff.), nach welchem des Streben fl
etwas Primäres ist, u. s. - Letcterss Iskrsn such I. H. tarn, Fostlage, K. Fiscun
(Des Verhütete swiseken Wollen n. Verstand». 1906). Lora (Mikrokosmus I». 1899.
388 ff ., 5. A. 1898 ff.). SwwAnr. Natoet. neck welchem der W. »7ii lsswimg, Vorsaht
einer Idee, d. L eines Oeenllten" Ist (Stndslpldsgogik'. 1904. 8. 5, 37 ff., 55 ff.; 8.
Vernunftwille; Allgemeine PsyekoL, 1904; Archiv f. System. Philos. I- III. 1804 f.).
H. Comn (Ethik, 1904, & 183 ff.; Kante Dsgiindiiag d. Ethik*. 1910; i
Affekt). WnrDBxnAjro. MOxsnmnsno, nach welekem der W. alle ..Phänomene der
Selbstetellung" umfafit (Grdz. d. Psychol. I. 351 ff.; e. Volunteriamns; vgl. unten),
TöJtians (Gemeinechaft tu GemUschart*. 1913; „Wesenwille" u. . Tgl.
Soziologie), Pacxsss, G. H. SarjrsxDtt (Der mrmechliohe Wüte, 1883; Der tierische
W.U.-. 1800). Kidmo, Jkecsalem. Jodu Rnun (Aügem. Psychol, 1894, & 486,
3. A. 1905), HörxsK (Psychol, 1897. S. 19 f, 500 ff.), H. Scbwabz (Psychol. des
Wüten*, 1900, S. 40 ff.: das „Vorziehen" als Urpbinomen). Lim (Leitfaden d.
Psycho!., 3. A. 1909; Vom Fühlen, Wollen und Denken*, 1907), A. PrÄXDin (Des
Wollen ist das siegreiche Streben des Ich; Phänomenologie des Wüten*, 1909, S. 105 ff.).
Lossku (Zeitechr. d. PsychoL XX, 1903; Grdz.d. PsyoboU 8. 8 ff. k H.Mai» (Psychol.
des emotion. Denkens, 1908, 8. 537 ff.). Stchtt (Zur Wiedergeburt der Phüos., 1908,
I . J. Schultz, Goldschkid (Zur Ethik des Geeamtwütene I, 1903, 79; a. Willens-
kritik, Richtung), Diltmt, F. J. Schmidt, Jotx, HörroiNo (Psychol.1, 1893, S. 130.
Wille. 749
398, 424 ff.; Der menschliche Gedanke, 1911), nach welchem alle Bewußtseinstätigkeit
„Richtung" hat, Wille ist, Vaihinger, Kühtmann, Kromann, Ribot, FouillEe,
Lachelier, Guyau, Bergson, Ladd, Baldwin, J. Ward, L. F. Ward, F. C. S.
Schiller, James u. a. (s. Voluntarismus).
Eine „ursprüngliche Energie des Bewußtseins" ist der W. auch nach Wundt.
Willenshandlungen sind durch einen Affekt vorbereitete und ihn plötzlich beendende
Veränderungen der Vorstellungs- und Gefühlslage. „Der Affekt selbst zusammen mit
dieser aus ihm hervorgehenden Endwirkung ist ein Willens Vorgang." Das Gefühl
(8. d.) kann ebensogut als der Anfang einer Willenshandlung wie das Wollen als ein
zusammengesetzter Gefühlsprozeß betrachtet werden. Trieb (s. d.) und Willkür (s. d.)
oder einfache und zusammengesetzte Willenshandlung sind zu unterscheiden (vgl.
Wahl). Der äußeren geht eine innere Willenshandlung voran. Der W. ist die Intelligenz
selbst (s. Denken, Apperzeption; vgl. Grdz. der physiol. Psychol. III5, 1903, 242 ff.;
Grundr. d. Psychol.5, 1902. S. 218 ff.; System d. Philos.3, 1907). — Aus dem Gefühl
leitet das Wollen ab Horwicz (Psychol. Analysen, 1872 ff., III, 4 f., 59 ff.; I, 201 ff.),
ferner Th. Ziegler (Das Gefühl2, 1893, S. 308 f., 5. A. 1912), Simiiel („Gefühls-
reflexe", Zeitschr. f. Psychol. IX, 211 ff.) u. a.
Aus Empfindung (Vorstellung) und Gefühl besteht der Wille nach Ebbinghacs
(Gi dz. d. Psychol. I2, 1905, S. 168, 561 ff.; Abriß der Psychol.2, 1909), B. Erdmann.
Driesch (Ordnungslehre, 1912), E. Wentscher (Der Wille, 1910) u. a. — Eine gewollte
Handlung ist nach X. Ach ein auf die Wirksamkeit von früheren „determinierenden
Tendenzen" einer „Ziel Vorstellung" zurückzuführender Ablauf geistiger Prozesse
(Über die Willenstätigkeit und das Denken, 1905; Über den Willensakt und das
Temperament, 1910; s. Determination); Lindworsky, Der Wille, 1919; Experimentelle
Psychologie, 1921, 224 f.
Aus Vorstellungen (bzw. z. Teil aus Bewegungsvorstellungen mit motorischen
Tendenzen) leiten den W. ab Hobbes, Herbart (s. oben), Chr. Ehrenfels (Wert-
theorie, 1897/98, I, 222, 248 f.), Mecmann („Übergehen von beurteilten Zielvor-
stellungen und ihrer Zustimmung in Handlungen", Intelligenz und Wille, S. 274 f.),
R. Wähle (Mechanismus des Geisteslebens, 1906, S. 163 f., 371 ff.), W. James
(Bewegungs Vorstellung plus dem „Fiat", daß die sinnlichen Konsequenzen einer
Bewegung wirklich werden sollen, Princ. of Psychol., 1890, II, 559 ff.; Psychol., 1909,
S. 420 ff.; das Wesentliche ist hier die Aufmerksamkeitsanstrengung, „effort of
attention"), Ribot („ideomotorischer" Prozeß. Der Wille, 1893, S. 3 ff.), Paulhan
(L'activite mentale, 1889, S. 138 ff.), Spencer (Psychol. I, 1882 ff., § 218; vgl. A. Bain,
Emotions and Will3, S. 302 ff.: spontane Bewegungstendenz, Assoziation zwischen der
Vorstellung des zu Bewirkenden mit Bewegungen), Münsterberg (Die Willens-
handlung, 1888, S.62, 96 ff.), Ziehen (Leitfaden d. physiol. Psychol., 1891; 9. A. 1911),
Külpe (Grundr. d. Psychol., 1893, S. 462 f., 275), E. Mach (Beiträge zur Analyse der
Empfind.4, 1903, S. 132 ff.) u. a. — Xach B. Kern ist das Wollen die Energie des
bewußten Denkens (Das Wesen des Seelen- und Geisteslebens2, 1907, S. 100 ff.; vgl.
oben Hegel, Xatorp u. a.).
Als Reflexkette betrachten die Willenshandlung Wähle, Kassowitz, J. Loeb
(s. Tropismen) u. a. Xach Spencer u. a. ist der W. aus Reflexen hervorgegangen (auf
Grund von Assoziation). — Als Form der Energie (s. d.) faßt den Willen Ostwald
auf (Vorles. über Xaturphilos.2, 1902; 3. A. 1905). — Vgl. Augustinus, De duabus
animis, 10; De civitate Dei, XIV, 6; Avicenna, De anima IV, 4; Hobbes, De
corpore, C. 25, 13; De nomine XI, 2; Locke, Essay concerning human understanding
II, K. 21, §5 ff.; Condillac, Tratte* des sensations I, K. 3, §9; Bonnet, Essai
70u
saalytiquc XII. 1 (7 f.; Mai*« d> Bi*a* (s. VolunU.-ismas); J. Edwards. Treetise
oa the Will. 1754; Psoas, Ontirseoh, aber den ■imnstiisis Wüten. 1779—93;
L. KscanaAca. WW. X. hrsg. von Bolin, Sl ff.; A. Srn, Denken a. Wirklich*,
163 ff. (Dar W. ist Ausdruck das in unserem Wesen hngaadsa Widerspruchs, dtMB
Beseitigung «ritt Ziel ist); Wuroauuno, Vierteitehrsaehrift für v/tewnsuhsitl Phflo*.
1978; Kult«, Philo*. Stadien V; B. Sauzo. L c. XX; IL Qiwub, Viertel.
jahrsschr. f. wuwsnseh. Philo*, Sl. Bd.; Orm. Grundriß einer 8*te**i uhsft,
1997 f. I 3; U. Kasn, Thstettk, 1991; Gsrsaa, Lehrb. <L iflgssnls Psycho!.,
1. A. 191t; Msacua. ftychotegte. 1996 f.; O. Wiujia**, Bmpir. Psynhotogte, 190«;
Witassk. OmnilHnlio dar Psjutsalngte, 1909; Draorr, Einfahr, in die PsyoaoL.
1909; TCacsMM. Zar Plryeholoste d« Wilteas. 1900; J. Pi*x*n, Th. tapp.' Versuch
eta*rTI»oftede*Wllkm*. 1909t E. DOM. Dte Lahr» von dar Ämlmm hssmhi.it, 1907;
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1911; Archiv** dt Psyuholagis X, 1910; Fahiudo, Wolka eine
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La voloot**. 1911; La««. Logt*** 4» la volonU. 1903; Pacuu*. La logiqoe d.
U *ontr*dtot»on, 1911 (S. 10ff.: Logik da* Wttlaai); O. TAJUjrrwo, Saggte aaDa
volonte, 1997; Caxsj**, Dar doppatte StearfpanH m dar ftjnhotogte, 1909;
Die Wilhaafiiihill, 1911 (Dar W. ist des Dieeßtesiii. aafara es steh
afaw hm Lfahte dar Last toi gestellte !■>*— «g besteht" im Oagaaaate aar Unlust an
etwas); BotDliiiArrr, Motiv* fore* aad nwUvatiou trank*. 1911. Nach
rgang dt* Abendlands* L 406«.) tet Wüte dar Bepriaentant des
Gefühls. — Di* P*thologi* da* Wollene hfthaadala: Rtaor. Lm moladie* de la
volonte, 1994»; Ja*«. Lm nevroec«, 1909; BtnxaACM, Dte krankhafte Witten*.
*ah wache aad Ihr* En hilssagafmann. 1911; Sroanuto, Vorlesungen über Psycho.
Pathologie. 1900; Jastbbs, Allg. Psyehopetnol.. 1930». VgL Volantariemas.
Streben, Trieb, Wahl. Willkor. B Sektion, Handlang, Motiv. Wutenefreihe it.
Volition. Xolitten, Zweck, Idonlilltethoorte. ParsJbbamus, Wittenak :
abjivm**j wiinimaaii» tssoe», Mona, imperativ, ooiiea. ABmevtaanssnan» uanaaa,
Staat. OeaamtwilK Geschichte, Soziologie.
Wülemafrelhelt (Freiheit). Da* Wort „Freiheit" hat eine negative und
ein* positive Bedeutung, es bedeutet sowohl dte Unabhängigkeit von irgendwelchem
Zwang*, das Fehlen ete** solchen, ah auch die Figanheit, rtelhstindigtreit de* Handeln-
den oder das Handelns and Wollen*. Freiheit ist rnnlnhst Handlungsfreiheit
und besteht darin, daß ein Wesen steh so verhalt, wie es seine eigene Natur verlangt,
daß es also im Sinne dar ureigenen Tendenzen, dar ulgsaun Richtung sa reagieren
vermag. In dieeem Sinne ist nichts in der Welt absolut anfrei, so eindeutig beetimmt,
regelmäßig, „notwendig" auch dte Reaktion der Wesen sein mag. Dte Gesetze (.. d.)
des Gesehenen* sind nicht Ober den Dingen sehwehands Machte, sondern ein Ausdruck
ihrer Wechselwirkungen. Je hoher entwickelt, differenzierter, komplizierter ein
Wesen ist, je mehr es potentielle Energien in sich autspeiebert und tu benatzen vermag,
desto selbständiger, aktiver tritt es der Umwelt gegenüber, desto unabhängiger wird
es von momentanen Finflftssnn derselben und schließlich nach von momentanen
Reizen aus dem eigenen Kraftesystem. Es wird befähigt, die individuell ein
liehe Grundrichtung seines Wesen« gegenüber allem Fremden. Entgegengesetzten
durchzusetzen, es befreit sich immer mehr, wirkt immer mehr aus dem Fonds des eigenen
Energiesystems, in dem seine ganze dynamische Vergangenheit ihre Spuren
hinterlassen hat. So wachst das Maß der Freiheit immer mehr, physisch sowohl wie
Willensfreiheit. 751
psychisch, denn das organische Kräftesystem ist nur die „Außenseite", die objektive
Erscheinung eben dessen, was unmittelbar, für sich ein Willenssystem, eine gegliederte
Einheit des Strebens und Wollens ist. Der Mensch hat also Freiheit des Handelns,
weil er einen Willen hat und unter normalen Umständen zu realisieren vermag, was
er will. Er ist ferner frei, weil er unter normalen Umständen nicht blinden Trieben
gehorchen muß, sondern die Fähigkeit hat, Triebe zu hemmen und das zu tun, was
sein besonnener, vernünftiger, sittücher Wille fordert oder was er tun soll (Sittliche
Freiheit). Dies beruht darauf, daß zu den Motiven (s. d.), welche die Richtung des
Wollens veranlassen, auch (gefühlsbetonte) Vorstellungen dessen gehören, was das
Ich eigentüch erstrebt, worauf es im Grunde abzielt, was ihm wahrhaft wertvoll
erscheint, und daß solche Motive im Wettstreit mit anderen zum Siege gelangen,
wenn der „Ich- Wille" (H. Maieb) genügend erstarkt ist. Die psychologisch-
sittliche Willensfreiheit schließt also eine gewisse „Determination" des Willens
nicht aus, aber von Zwang u. dgl. ist hier nicht die Rede, denn das „Determinierende"
ist das selbstbewußte, besonnene, vernünftige Ich (oder dessen Vernunft) selbst. So
ist Freiheit des Woiiens und Handelns aktive Selbstbestimmung, zuhöchst
Wollen und Handeln gemäß den vom Ich selbst gesetzten oder anerkannten Werten,
Zielen, Ideen und Idealen als Inhalt und Ausdruck des obersten, reinen Willens selbst.
Unfrei ist nur derjenige, dessen Wille sich infolge irgendwelcher (z. B. intellektueller
Hemmungen entweder gar nicht regen kann oder dessen Energie gegenüber zu hef-
tigen, abnormen Reizungen (Trieben, Affekten) zu schwach ist (vgl. Zurechnung);
anderseits ist absolute und konstante Freiheit nur ein Ideal, das wir uns etwa in der
Gottheit verwirklicht denken. Das Freiheitsbewußtsein besteht darin, daß wir
oft vor der Tat glauben, Verschiedenes, ja Entgegengesetztes wollen und tun zu
können, oder daß wir nach der Tat meinen, wir hätten auch anders wollen und handeln
können, Die Kritik dieses Freiheitsbewußtseins, auf das sich der Indeterminismus
zu stützen pflegt, ergibt: 1. Der Kampf der Motive, das Schwanken bei der Über-
legung beruht darauf, daß noch nicht ein bestimmtes Motiv herrschend geworden
ist; daher das Gefühl der Ungebundenheit bei der „Wahl", welches durchaus berechtigt
ist, denn im Wählenden sind tatsächlich mehrere Handlungs- und Entscheidungs-
möglichkeiten angelegt, aus deren Konkurrieren erst eine siegreich hervorgeht, oft
ohne daß der Handelnde selbst weiß, welche es sein wird. Nach der Tat erinnert
man sich der anderen, nicht realisierten Möglichkeiten und meint dann, man hätte
sich auch für diese entscheiden können. Gewiß! Aber eben nur dann, wenn damals
die Konstellation, die Bewußtseinslage eine andere, etwa die, wie sie jetzt nach der
Tat (bzw. infolge derselben) sich darstellt, gewesen wäre. So frei der Mensch sein
mag: daß schließlich jedesmal sein Wollen so ausfällt wie sein Charakter, seine Per-
sönlichkeit unter bestimmten Umständen wählend sich entscheidet, ist zugleich not-
wendig, kann (im Nachhinein) nicht anders beurteilt werden als eine Folge zureichender
Gründe, mit denen sie gesetzt ist. Da aber das Ich sich entwickelt, fortschreitet,
durch sein eigenes Wollen und dessen Folgen modifiziert wird, so ist es — bei allem
Überwiegen einer Gesamttendenz — nicht ein für allemal in seinen Willensreaktionen
festgelegt, es ist also durch Fremd- und Eigenerziehung, in verschiedenem Maße,
beeinflußbar, und wir können nicht mit absoluter Bestimmtheit voraussagen, wie
es in Zukunft wollen wird. Das Prinzip des „Wachstums geistiger Energie", die
qualitative Besonderheit der psychologischen Kausalität, die „schöpferische Ent-
wicklung und Synthese, die für das Geistesleben, welches seine eigene Gesetzlichkeit
hat, charakteristisch ist, verhindern dies.
Die Theorien betreffs der W. gehören dem Determinismus (s. d.) oder dem
m
Indeterminismus (s. d.) oder »ermittelnden TTiiktnmjsii an. Dsr extrem«
(naturalietfeehe. mi hanfetfenhs) Determinismus betrachtet des Wolfen als notwendige,
uiiebijufertfeke Wirkung Äußerer (nkjafeuhii) Paktoren, der psyokofegfeuhe D. als
wwBmt darch ftacfar* psywitdbi Vorging* (grtflhhhBCoot* Voi itt Uanipo )» ra oberst
TOfB (JBbWsUE$91% VOO QBT J^fftÖOÄclUBWt» W «Co* flu* OVO HotnfQ ffM*HW1nl'1>faWlriaw
oder de beeinflußt. Dam* verbindet afeh dum die Lehre von der sittlich, n Freiheit
begründet, aber unkt nur. daß dfe Moll«« den WUfen nickt nötigen, an daß er ~ch
as stärkste Motiv intenfeldsa kann, wt er selbst dar ligsntkiiht Qnmd
WUfeoMktn, ■■■ftsasjl er sich Mite» mit volfer Freikeit, «mm auch tat
(kr Regel gewisse Tsndensru (neck einem „Oute") bekundend und nun Teü ron
dar Vernunft sich feiten I il Dm* Mensch hat Wehtfretheit. kmnn afeh f ftr das
EaSmmssmsistnts rem — ■ dm» trafen WUsn ksraua snlankslcfen. nfekta „de» rmlnfeif
Um, nötigt Um n etwas, euch nickt das Denkm. Von ■■■■hin wird die absolute
Freiheit in nimm Znwtnnd dnr ftnesJetana (•. <L) od» km ftbeeseitbobs Sein gmlil
V. ■ m .tr.v '. ti l -.»,. .'. Bjaj \>tu. -v! „•►. .! | « KWWJ !''• • •• ■ Hu'' * i» n. «lt
■ ln«n iL. .I.Li . . - « m » J- «- -Mr. T|T 1 i II i I ll »U »I. ■ ■»■!. ■■ . .mlii.l
Freikeit. Od» aa wird dfe hdfeJt — ok auf des m filkinn Vorgingen niokt schon
In der antiken Pkifeaopkfe wird mefet dfe Wahn* reihei t, dfe piryvIHiEgrTrh ■Ikfenkn
Freiheit dm Wolfen« und Handel» gofekrt, dfe MoglfekkriU ff^wmuc •«• «fek kernt«.
»Ibstandig, Miimirfhmmlr) tu bandeln. 80 fekren Sokjutm (Xenophon, MmnorabU.
IV, 5). Platos (Pbaedo 81 B; Rcpubl. «17 E). Ajuätotxles (Ml Nicom. 111 I.
1110a; III 3. 1111 s30f III 4. 1112a 1: III S. 11121 U III 7. 1113 b) u.a. 80
•uck d» Stoiker, weiche trota Utrea mHaBkvsfenken Drterminfemna, dem gern«!
in der Welt alfea nntwwadif erfolgt, da« „bei mm Stakende M (*f ' ^k) betonen, dfe
frwtimimiim, (a. Synkatatbeefe) da« Wolfenden km Denken und dem WeltW gegen-
über, aowfe dfe FihlgfeUl, Affekte ta beherrschen, dfe besonder» den Weisen. Tugend-
karten frei, unabhängig mackt (Diogen. Leert. VII. 121; Cicamo, De feto 1«. 24. 36;
Skxbca. Epist, 107). Auch dfe Eplkareer neknmn troU ikrar atrang ■iiulisililiirhin
Wcltauffaasung eis« WTTk anfi aikiil aa; aekon dfe Atome (a. d.) weichen mawiiudfek
von der geraden Richtung ihrva Falfea ..ein wwmg*4 ab (Dtogen. Laert. X. 133; Lccsex.
De rerum natura II. 243 ff.). - Neck Ptom fei dfe Seefe im Inteiligibfen abeolut
frei, auf Erden aber von den Dumm abkingig. dock auch kfer aittifek frei, van afe
der Vernunft folgt (Ennead. III. I. 8 f ..• 2. 10; VI. 4. 8; 8. 21 ; vgl. Ouotm Oontr.
Ofenm VII, 742, Kamt, Scsraxxno o. s.).
Dan InikU hifemaa mueim imankfeifemi Patrittiker (Joaroros, Cudum
Autxainmiiroa u. •.), PsLaonm, ». T. auch Aoocsrnroa. Dfe abeolute W. („pome
non pecoare") beaaß nur Adam vor dem Sttmfenfalfe, jeUt haben dieMeoachen nur
noch die iMvekologfech-aittliche Freümit vernünftiger Selbatentacheidung. Der gute
Wille fet uneer eigener Wille, aber tetaten Enden von Gott (und deea?n Gnade) almingig
(..Tbeofegfecher Detm^infemue'; De Ubero arbitrio I. 12: III. 3: 25; vgl. über „theol.
Determ.": Th. BnaDwanDiXB, Jobanx vom MxuootwT, Lotkbb, De nervo arbitrio.
Opera VII, 1873, c. 17. Zwixou, CaLvw, Dbxubtbs, Lssanro. J. Edwakds. WtnrDT
u. a.; s. Prideatination). — Dfe Scholastiker lehren mefet mdetennmfetiaok und
betonen beaondera dfe Wahlfreiheit gegenüber gfeicken wie iintmimiiimmdBtnn Motiven
i..liU-rum arbitrium indifferentiae"). Der Wille erstrebt, nack Thomas, naturgemäß
das Gute, hat aber die Neigung tu den Mitteln dazu in seiner Gewalt, ist Herr über
Willensfreiheit. 753
das Wollen oder Nichtwollen, wenn er sich auch vom Intellekt erleuchten, sein Ziel
vorhalten läßt („intellectus movet voluntatem . . . per modum finis"; Sum. theol. I,
82, 1 ff.; II I, 109, 2; Contr. gent. I, 72). — Einen noch ausgesprocheneren Indeter-
minismus vertritt Dcns Scotts. Der Wille gibt den Motiven seine Zustimmung, ist
nur durch sich selbst bestimmt (,,ut voluntatis causa sit ipsa voluntas"), kann sich
für das Entgegengesetzte entscheiden, richtet sich aber auch nach der Vernunft,
ohne von ihr determiniert zu sein („voluntas libere assentit cuilibet bono"). Gotfefl
Wille ist absolut frei (In 1. sentent. 1, d. 1 ff., d. 8, q. 5; d. 39, qu. 5). Vgl. tfnHHCa,
Ist Duns Scotus Indeterminist '?, 1905; Der Gottesbegriff des D. Sootus auf seinen
angeblich exzessiven Indeterm. geprüft, 1907 (s. Voluntarismus). — Die Frau
sich der Wille für das Entgegengesetzte entscheiden kann, erörtert Buridan", hält
sie aber für nicht bestimmt lösbar (Eth. III, 2 f.; vgl. Buridans Esel). — Im Sinne
des Thomismus lehren später Gutberlet (Die W. und ihre Gegner, 1893), Cathrein"
(Moralphilos. I, 28 ff.), Hagemann (Psychol.8, 1911), Ph. Kseib (DieW., 1898),
A. Seitz (W. und moderner psychol. Determinismus, 1903), Stöckl. Commer u. a.
is. Scholastik).
Als Fähigkeit des Willens, seine Zustimmung zu etwas zu geben oder zu ver-
sagen, sie zu suspendieren, bis die Einsicht klar ist, faßt die Willensfreiheit Descartes
auf (Meditat. IV, 36 f.; Princip. philos. I, 39 f.). Einen gemäßigten Indeterminismus
(bzw. Determinismus) vertritt auch Leibniz. Frei handelt der, dessen Wille durch
die Vernunft geleitet ist. Kein Wollen ohne zureichenden Grund, ohne Motive, mögen
sie z.T. auch unterbewußt sein; aber die Motive (s.d.) nötigen nicht, inklinieren nur
(,,incliner sans necessiter"), und in ihnen ist der Geist selbst wirksam. Der Wille folgt
immer den stärksten Motiven (Monadol. 79, 36; Theocüzee § 45, 49; Philos. Haupt-
schriften I, 168 ff.; Opera, ed. Erdmann, 517, 590a, 669, 761 b, 763 b). Ähnlich lehrt
Chr. Wolff (Psychol. empir. II, § 94, 899 ff.) u. a. — Indeterministen sind H. More.
C'i.arke, Price, Reib-, Crcsivs, Tetexs (Philos. Vers. II, 59, 64, 143) u. a.
Den kosmologischen verbindet mit dem psychologischen Determinismus Spinoza.
Gott (s.d.) oder die „Substanz" handelt frei, d.h. gemäß seinen eigenen Gesetzen,
und nur er ist eine „freie Ursache" („Deus ex solis suae naturae legibus et a nemine
coactus agit" (Eth. I, prop. XVII). Da alles aus der göttlichen Natur (zeitlos) hervor-
geht, so kann es nicht anders ausfallen (I, prop. XXXII, coroll.). In der Welt sind die
„raodi" alle voneinander abhängig, alles ist Wirkung einer Ursache — ins Unendliche.
Auch unser Wollen ist determiniert, auch wenn wir uns der Motive nicht bewußt sind,
worauf allein unser Freiheitsgefühl beruht (II, prop. XLVIllf.; XXXV). Sittlich
frei ist, wer der Vernunft folgt und so seine Affekte beherrscht (IV, prop. XLVI, schol.).
Daß nur das Handeln, nicht der Wille frei ist, betonen Hobbes (De homine XI, 2;
De corpore c. 25, 12 f. ; Treatise of liberty), Locke (Essay concern. hum. understand. II,
K. 21, §7 ff.), Hume (Enquiry VIII, sct. 1), Habtley (Observations I, 34 f.),
Priestley (The doctrine of philosophical necessity*, 1782, S. 7 ff.), Condillac
(Dissert. sur la liberte, § 18), Voltaire (Le philosophe ignorant XIII). Vavve-
nabgces (Traite sm le libre arbitre), Destctt de Tracy, Maine de Biran u. a. —
Einen strengen Determinismus vertreten Holbach („nous agissons necessairement".
Systeme de la nature I, K. 11), Helvettüs, Lamettrie u.a.
Einen psychologischen Determinismus (zum Teil mit ^deterministischem Ein-
schlag), nach welchem das Wollen zu oberst durch den Charakter, die Persönlichkeit,
die Vernunft bestimmt ist, so daß der Mensch sittliche und Wahlfreiheit, Selbst-
bestimmung hat, vertreten Schleiermacher (Dialektik, S. 150; Psychol. S. 327),
Beneke (Lehrb. d. Psychol.3, §362; System d. Metaphys., S. 337 ff.; Sittenlehre I.
Eiiler. Haml Wörterbuch. 4g
V.A
I uuiAftT (Zur Lhit von dar Freiheit, 183«. & 46 ff.; W W. 1. 1
I -rrschaft der stärksten Vomlidhiiigssassaiiiik Daoeisca (Die
morai. Statistik. 1»37>. u. FlCom. ( Viertel jahraeohr. f. wiseensch. Philo. I
önurraAU L. Fiumici (WW. I. 78 ff. ; X, 76). Ficuin(Z«fldAn«u 11.11
Dthttwo (WiridieJikeitsnkilos, 1806. 8. 374 : : Scunon. K . v .1 uitmass
(Phioommotogw des rittliehen Isjwiileislns, 1886. 8. 401 ff.; Absolute Freiheit tut
nur das Absolute). Paulas» (System der Ethik 1». 1900. 428 ü.k Adicsiäs (Zeit-
echrift für Pkik». II. 116«.). Lern (Ob ethischen Grundfragen. 1906, 8. 24
Tu. Zinuuts, J. V*out, Ktrax (Der philos. Kriurismos II 8,
Kxiuau. G. Tom» (Wilhnefielhi.il n. wahre Freiheil, 1904k F. Kmaäot. Ktxrs,
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Kranauto«, Jone (Lshrb. d. PsyehoL U\ 1908, 436 ff. k Jbbosaubm. Oman
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Camui. Toxins*, F. W. FönsT» (W. u. oittbohe Vetantworthehkeii, 1696, 8. 39 (f.).
Ztrara, W. Html*. Donma, B. Kam». Foml, Stöuum, B. Wra, Ootraaran»
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H. Aarm (Von der ■mhbHIijih Freiheit, 1896), P. Mwiwn (Die W. 1896k
P. RA« (Die LUuekja der W, 1666k Höiromo (Psycbol.'. 1893, 8.1131..
J. 8t. Max. (Logik II, 1876. 439 ff, eher die „Notwendigkeit des Wollene rit keine
renle Macht, nur subjektive Kneartung einer Abfelgek Bam. Sraxora (Psycho!,
1683 ff, 1 319k J. Ttxdau, Root, Focnxtx (Iwycbol. des foress', 1696.
die Idee der Freiheit renjiriert sieh seihet; Marals dss ideeeforoce, 1908,
Asoanö (Opere III. 79 f, 113 f.) u. a, aoeh 8, T. Numson, obgleich er keine real
detsrminisrenden Gceetse anerkennt (WW. VII, XII, XV). - Einen strengen Deter-
Mocnecnort, Voor. BOcsunm. J. C. Fiscu» (Die Freiheit dss
Wittens, 1871k K. Hamms«, Bccsxx u. a. — Nach Ostwald muß,
da die Ansah! der auf jedes Erlebnis einwirkenden Faktoren unbegrenzt groß ist, für
unser begienitei Denken ststs ein unbestimmter Best in jedem Erlebnis bleiben, so
da6 wir uns so Terhalten können, als sei die Welt nur teilweise rtufrwhrisrl (Vorles.
Über Natnrphilos.». 1903, a 430; Qrundr. d. Natnrphiloe, 1908, 8. 60 f.; TgLChestiiaki
Tbeoris der W, 1897; ftrgoliinf dss Zeitmsnes dss peyohjoohen Oesohshens durch
Katalyse), fth iiinn Uhsnk ■ ■■[■■iUMp FllHinn (i I ) tir ulimmt rllr TrTTTi mV'1-"
\ Amman (Die Philosophie des Ab-Ob. 1911).
Einen linhtrimlNMlejnli.il Einechleg hat die Theorie Wcmrrs. Dss Wollen ist
durch die Motiv* und (besonders) durch den Charakter, durch die ,
des loh bestimmt, welche die freie Tat denselben sugkrfoh d«
hange dee Geschehens eingliedert, dem illgsnviem WeHgrunde sieh unterordnet.
„Was den maneohhohen Willen tot den aufleren Motiven dstm minies!, ist der
Charakter." Bei den WUleneakten erscheint die Wirkung als „ein neues Ernengnis,
das swar bestimmte Ursachen fordert, niemals aber zu diesen in ein Verhältnis quan-
Mm Ml st Äquivalent gebracht werden kann" (Grdx. d. phys. Psycbol. III*. 1903,
513 ff.; Logik I«, 1893 ff, 654 f.; Ethik«. 1893, 8. 463 ff, 4. A. 1912). - Nach
W. .Iambs, der schon mehr Indeteiminist ist, bedeutet die W, daß in unserer
Neues entsteht, daß die Zukunft nicht eine bloße Wiederholung der Vergangenheit
ist. Das Wehganse wird nicht durch einen Teil derselben eindeutig
schiedene Altern»tiven sind möglich. Auch ist die Natur vielleicht nur
Willensfreiheit. 755
weise gleichförmig (Der Pragmatismus, 1908, S. 74 ff.; Princ. of Psychol., 1890, II,
S. 569 ff.; A Pluraüstic Universe, 1909). Ähnlieh lehrt F. C. S. Schiller, nach
welchem die Welt „plastisch", verschieden determinier bar ist (Humanismus, 1911).
Xach Boütroüx gibt es in der Welt „Kontingenz" (s. d.) und relative Indeterminiert-
heit (Contingence des lois, 1895, S. 31 f., 170 ff.). Nach H. Bergsox ist es die Rolle
des Lebens (s. d.), Freiheit in die Materie zu bringen; vermittels der Organisation
(Gehirn) wird es Herr über das Gewohnheitsmäßige, Automatische, Einseitige, aber
es muß sich beständig freimachen, gegen die Bindung ankämpfen. In der „realen
Dauer", als welche der Geist unmittelbar sich erfaßt, gibt es keine Kausalität äußerlich
einander bestimmender Elemente, sondern ein Hineinwirken der Vergangenheit des
Ich in die Zukunft (Matiere et memoire6, 1910; L'evolution creatrice6, 1910, S. 137 f.,
181 f.; Zeit u. Freiheit, 1911). Xach R. Masno gibt es Variation, Produktion, Xeu-
schöpfung in allen Gebieten des Geistes. Das „Prinzip der Differenzierung" ist das
Ding an sich, als welches das Subjekt frei ist ( Rieht ungbesti m m ung nach einer Idee;
Zeitschr. f. Philos., Bd. 137, 1910). Ähnlich lehrt schon Joel. Der Wille (s. d.) ist
da.i Variierende, Selbständige, Aktive, die Notwendigkeit, das Passive ist erst durch
ihn gesetzt, ist das Korrelat zu ihm. Das Unfreie ist das Willenlose oder beruht auf
Hemmung, auf Einseitigwerden des Willens. Durch „Überwindung der Konstanz"
befreit sich der Wille, um zugleich in Freiheit dem Ganzen zu dienen (Der freie Wille,
1908; Welt u. Seele, 1912; vgl. L. W. Stern, Person u. Sache I, 1906, 262 ff.). — Diu
Einseitigkeiten des Determ. u. Indeterm. sucht auch H. Goiiperz zu überwinden. Xach
seiner „spontanistischen" Theorie sind Xaturgesetze nur „Durchschnittsregeln des
stofflichen Massenverhaltens", und im Organischen machen sich eben die Abweichungen
mehr kenntlich, indem sie sich summieren. Die Ereignisse sind an sich weder notwendig
noch möglich, sondern wirklich oder unwirklich. Jeds Motiworstellung oszilliert
zwischen einem Minimum und einem Maximum von Lebhaftigkeit, diese ist also keine
konstante Größe, sondern wechselt im Prozesse des „Schwankens" (Das Problem
der W., 1907, S. 76 ff.).
Den Indeterminismus, z. Teil in Verbindung mit deterministischen Momenten,
vertreten in verschiedener, oft sehr gemäßigten Weise, eine Reihe von Autoren .
zunächst Kant. Die W. besteht negativ in der Unabhängigkeit von sinnlichen Trieb-
federn, positiv in der Leitung des Wollens durch die Vernunft, in dem „Vei mögen der
reinen Vernunft, für sich selbst praktisch zu sein". Sittliche Freiheit ist „Autonomie"
(s. d.), Selbstgesetzgebung, Wollen und Handeln unter der Idee der Freiheit. Da*,
Subjekt muß sich so betrachten, als ob es sich als wahrhaft frei erkennen würde, obzwar
die absolute Freiheit nur eine „Idee" (s. d.) oder ein „Postulat" (s. d.) ist; Gegenstand
der Erkenntnis bildet nur die relative Freiheit als innere Determination des Handelns,
die bloße „Freiheit eines Bratenwenders". Wie ist aber absolute Freiheit, als Fähigkeit,
„einen Zustand von selbst anzufangen", der also nicht in einem andern Zustand
naturgesetzlich begründet ist, möglich? Xur so, meint Kaxt, daß der Wille als
„intelligibler Charakter" (s. d.) frei ist, der nicht in der Zeit liegt, nicht Erscheinung
ist, während seine Wirkungen der Erscheinungswelt angehören. So kann 1 in Willens-
entscheid seinem übersinnlichen Ursprung nach frei sein, in seinen Wirkungen aber
kausal, gesetzlich mit anderen Vorgängen in der Xatur verknüpft sein, so daß diese
Wirkungen (Handlungen) insoweit notwendig, prinzipiell vorhersagbar sind. „Alle
Handlungen vernünftiger Wesen, sofern sie Erscheinungen sind, stehen unter der
Naturnotwendigkeit; eben dieselben Handlungen aber, bloß respektive auf das ver-
nünftige Subjekt und dessen Vermögen, nach bloßer Vernunft zu hand.-ln, sind frei"
(Prolegomena, § 53; Krit. d. rein. Vern., S. 428 ff.; Krit. d. praktischen Vernunft,
48*
7.'.;
HbL, 8. 118; Grendleg. aar hfetanhyeih der «Mm. 3. Abachn.; vgl. ün
Kanta: BramJta, Pubs u. e.. ab Gegner Kante: Uuucn. Bbutbiiobgb. 1788).
Db Freiheit de. Ich alt riilhitlieetlmmaBg «** Wllam. ab ahMhrt apoataMO Haadeln
and Sehaffen betont Ficbtr. dar teeret DeMraUnbt war (W\V III. 9; IV, 8841.;
VI. 308; Syetem der Sittenb-hrr. 1798. 8, 8 ff „68 ff.; egl. W. Kaam. hUatetodien VI.
1901). Maefa Haan, bt db MbH daa Waaam daa Gebe»; das idaab Endabl <br
Wate bt daa „BmStMM daa Oebtoe eon aeber freihält and »beademit db Wirklich-
keit «einer Freiheit". Dbaa FreJhait bt Bilralgaiif Mnahill, i ahn. 6t db »aneaiWaba
Not wendbjkeit" afa (egl. Geachichte, Recht). Dar Wflb bt, ab ..natarlbher Wflb",
,, ,« mmm n -!-*■»» «, I „ml ..k.tij -1-1. IM all I itn. nfc jW. anmii" fcUitiiinli ram
• r»t nur («an ewa un hm aaa ■es muhon onran va Nwmr nMBMm nm
„an and für sieh aabadaaM Wflbn, damen Geennetand ar aalbat bt, aa dal ar an and
flr abb toi bt ab dar WBb dm Ulbyiaiiina. Objakafean, nbbt blo8 SabfebJHan
(BnsybJop. f 469; OrnndHabn dar PbJba. das Rechte, brag. von C. Lnavm, 1911.
|4ff.).
In ein „8»lbetaetaen". „ür- «nd Qiandwotbn" eartagt db nwtanbyaboba ItiMih
smnxwo. Db Tat, nodareb daa Üben dat MiMohia fai dar lab baatanaat bt, gabt
dnrab db Xatt blndnreb ab ab« dar Meter aaab ..ewige Tat" (»uloa.Unairaaan.nbar
daa Weam dar nuaiibllDbw Fiilbib, 1898, & 46811.; WW. I 6, 688 «.; 1 7. 886 ff.).
Nacb Btmonanaren Ibgt db Freiheit nbbt bn Haadaln, aoadam ba Saaa, dani fanatt
da» Handeln bt („operari aequitar eefe"). 8o wb ob bfraaeb bt, ao bandelt ar not
pByobologbabar Will aaniHglall ana dem «■>|t*t*—»^« Charakter, and dbaar bt db
■aattgibbn Charaktere (e. d.). daa
b Ihm abb m.nllaotbrt. daa Sab
f Ar dbam aatoan Charakter ftblt abb dar hfeneeb anab
(Db Weitab Wflb o. Voratalfaaag, I. Bd.. f 83. 66; Über db Freue*
WUbna V). Abnbeb lehrt Bajnmn. naob welchem db Motive
Wflbn ■hhlngen. aar laalprnai. iiiianil arbban (lam Verbiltnb lebihaa
WUbn und bfotie. 1889), ferner btuiiiJümtn (Philo., dar Erl&eeng I. 1879. 669);
rgl. Lax«xax. Nord a. Snd. 1880; K. Ftaonan. Über daa Probbai dar aarnerhl. Freiheit,
1876; Onnmn. Probgomona to Bthka III Nach Wonrnnan» ergibt ebb db
Freiheit au» der Deuitcfluag dar Oegeaatinda ohne Rnobabht
(Über W.. 1904, S. 197 ff.; Freiheit bt ..Beathnmang <h
dorcb Hm Normal bewuBtaein"; Prahaibn*. 1907. & 8081.). Ahnlieb bhrt P.
( Haupt probl. der Ethik, 1803, 8. 101 f.). ferner K. Laaewm o. a. Ab mtiliche
Autonomie betracbten db Wiilenafreibeit Lianna** (Gedanken u. Tataaeben*. 1904.
II. 80 ff.). Coumn (Ethik, 1904, & 870 ff.). Xaronr (Arehir f. Phile* -*bl-
pidagogik', 8. 47 1% A. Hassan (Kanta Ethik. 1904. S. 403 ff.; Dm Problem dar W„
1911) n. a.
Ab Fähigkeit, der den Motiven gegenüber eelbetindigea KuMuliihliina, and der
Einleitung nenar. ün Vergangenen nbbt begiondetei Vorgänge, abo ab relatfee
rnahhingigkeit vom K.uMlgcaeU betracbten db Wilbnattaibeife Loiza (Mikro-
koamue» I, 1869, 883 ff.. 6. A. 1896 ff.; Grdc. d. prakt. Philo..«. 1884). H. Sonamn
(Weaen u. Bedeut. der roenechlichen Freiheit*. 1886). M. WanTsonaa (Ethik I, 863 ff.).
J. JlxsL (Db Freiheit de« menachl. Wilfene, 1906). Cocain, Seckätan. Fonsnanrra
(EMai aur b libre arbitre1, 1896). Rmrowun, LAcntutn, Banoaox. MAamraar.
1 Won, Korea u. a. Indcterminbtbrb lehren ferner Hanns. H. Wim (Über db
Freiheit de Willen«. 1882), M. L. Stkrx. Wth*xkk, E. Damna, H. Schwarz
(Paychol. dea Willena. 1900. S. 360 ff.: da. GeeeU dea Wilbna aelbtt kann den Wflbn
Willenskritik — Wirken. 757
bestimmen, dieser kann sich dem Motivenzwang entziehen), J. Mack (Kritik der
Freiheitstheorien, 1906, S. 29 ff.), F. Mach (Die W., 1887), Löwe (Die spekulativ©
Idee der Freiheit, 1890), v. Rohland (Die W., 1905), Schölten (Der freie Wille, 1874),
Froehlich (Freiheit und Xatur, 1908), Uphtjes (Erkenntnistheor. Psychol., 1909)
u. a. — Vgl. C. Göring, Über die menschl. Freiheit und Zurechnungsfähigkeit, 1876;
Lehmann, Das Problem der W., 1887; M. Stern, Das Anderskönnen, 1888; Wiener,
Die Freiheit des Willens, 1892; Berger, Das Problem der W., 1896; Caldemeyer,
Versuch einer theoret. und praktischen Erklärung der W., 1903; Ölzelt-Xewin.
Weshalb das Problem der W. nicht zu lösen ist, 1900; R. Manno, H. Hertz für die W. ?,
1890; K. Dunkmann, Das Problem der Freiheit in der gegenwärtigen Philosophie,
1899; Münsterberg, Grdz. d. Psychol. I, 397; Philos. der Werte, 1908, S. 162;
L. PocHHAitMER, Zum Problem der W., 1908; E. Lange, Das Problem der Freiheit
des menschlichen Willens, 1910; J. Verweyen, Das Problem der W. in der Scholastik,
1909; C. Gutberlet, Die Willensfreiheit und ihre Gegner, 1909; G. F. Lipps, Das
Problem der W., 1912; J. Rehmke, Die Willensfreiheit, 1911 (kein Gegensatz zwischen
W. und Xot wendigkeit); H. Schwarz, Grundfragen der Weltanschauung, 1912;
G. Sülzer, Die W., 1912; H. Kelsen, Hauptprobleme d. Staatsrechtslehre, 1911;
v. Kern, Die Willensfreiheit, 1914; E. Wentscher, Grundzüge der Ethik, 1913:
Schlechtweg, Moderne Willenstheorien, 1913; O. Braun, Grundriß einer Philosophie
des Schaffens, 1912; Die Freiheit des Willens, Jahrb. d. Philos., 1914; Müller-
Freienfels, Philos. d. Individualität, 1921 (Die Freiheit des Willens beruht auf einer
nichtmechanischen Kausalität); Messer, Das Problem der Willensfreiheit, 1918. —
Vgl. Motiv, Notwendigkeit, Gesetz, Kausalität, Parallelismus, Identitätstheorie,
Zweck, Aktivität, Zurechnung, Moralstatistik.
Willenskritik oder „Willenstheorie"' im engeren Sinne ist die Prüfung der
Leistungsfähigkeit des Willens in theoretisch-praktischer Hinsicht. Sie hat, nach
R. Goldscheid, zu untersuchen, welchen Einfluß der Wille auf das eigene geistige
Sein, auf die Xatur, auf die sozialen Verhältnisse, auf die geschichtliche Entwicklung
auszuüben vermag und wie er erkenntnisgemäß wirken muß. Die W. muß bis zu den
„Grundbedingungen des Willens überhaupt" zurückgehen und ist die Basis des
„Aktivismus" (s. d.), dessen Postulat es ist, „daß wir nicht eher ruhen, bis wir die
Zweckmäßigkeit des Geschehens bewerkstelligt haben" (Grundlinien zu einer Kritik
der Willenskraft, 1905, S. 5 ff.).
Willkür bedeutet sowohl die Wahlfähigkeit, die Fähigkeit, sich selbständig
wollend zu entscheiden, das auf dem Zusammenwirken mehrerer Motive beruhende
Wollen (Wcndt u. a.; s. Wille), als auch, im engeren Sinne, das Wollen aus individuellen
Impulsen heraus, ohne Rücksicht auf objektive, allgemeingültige Beweggründe.
Tönnies unterscheidet die W. vom „Wesenwillen" und versteht unter jener den im
Denken enthaltenen, auf Zwecke eingestellten Willen, der die Grundlage der „Gesell-
schaft" (im Gegensatz zur „Gemeinschaft") bildet (Gemeinschaft u. Gesellschaft.
1887; 2. A. 1912; in der 3. A. 1920 allerdings statt Willkür stets Kürwille); vgl.
Soziologie. — Vgl. Aufmerksamkeit, Theorie, Definition.
Wirken ist Hervorbringung einer Veränderung seitens eines Dinges (s.
Kausalität). Das Ich setzt sich selbst unmittelbar als tätig und deutet zunächst nach
diesem Muster das Verhalten der Objekte, betrachtet es als Äußerung, Ausdruck
innerer Wirksamkeit. Die Metaphysik kann, in kritischer Weise, die kausale Ver-
knüpfung der physischen Vorgänge als Erscheinung einer für unser Bewußtsein
transzendenten „Regsamkeit" deuten, welche mit der unseren in Wechselbeziehung
758 Wirklichkeil.
sieht (t. Wechselwirkung. Panpsyohkmoa. Paralklkmua. Leib). Diese Regsamer N
kt zkktrebig. wmiipitrrM in Ihrer noch nicht auteanstkfarten Form (•. Zweck), und
■ •' ' | K I ■ I HM i riMB ..'« l'"!"^'-^ h". Nasa HriiMKK «rford« t t )«•<!»•«
wirtoll wenigsten* zwei bwmmü („Bete am wirken* , f%lna. ak Gnmdwkeen*
arhaft, 1010. R. 240 ff.). - Vgl Bwwait. Logik I». 1800/tt. 07; IT*. 1»; 4. A
mm. Weg cor Metephysik I. 1008 ff, L. W. Bmn! rVreoo und Sack» I. 1008.
22S. JS6 ff. (..perwwÜM** Wirten ak ..Selbetbeatkamung". tefefegkeh» stauealiUt):
HTÖcax. Lehrbuch der PhD» 1P. 1011. Vgl. WiionwUlifcung, Tätigkeit.
m irUllehkrlt (acteaHtea, realitee) bedeutet sowohl du Wkkneh-srin ak
den Inbegriff dee Wirklichen. Vielfach wird W. mit RanBtil (■. d.) Identifiziert,
let der Begriff der W. ein weilerer. Er bildet dm Oegenemte um Schein (e. d.) ond
bedeutet dann dee wehrhelle, UtelchbVbe. mit Recht geartete ©rfahrun*»- o<to
oenkimtweucage Bein ein Etwss, mag dieeee nun ein Ding oder eine Eigenschaft,
etwaa Phyakchcs oder Psych ■übe» sein. Etwa* ist „wirklich" oder „vn,
wenneein osm oonr possni wen» osoo aer sarmung nsen, in oce manisaae. TvraniHiung.
täuschenden Tis Stellung besteht, sondern ah) des, sie was es geartet, gemeint ist.
Ob des Wirkliche nur „Ersehsfarang** Ist (empirische, phlnomensk. Immanente W.)
oder ein »An sieh bedeutet (trenssmdente, absolute W.) kt eins andere Frage. Von
der unmittelbaren, »objektiven W. dar Erlebnisse ak soleher kt dk begrifflich ver-
mitteile, objektive W. der Dinge t o unteracheklen. Objektiv wirklich kt, was in dem
geseteHchen Zueammcnhanx dee synthetkeh verknüpften Fi fein »nfwissn kk. eins
SteDe einnimmt, dessen Beteung im Fortgange methodkeher Erfahiragavejmhaltung
*k onaufbrbbar und daher ak anxoerkrnnen sich bewahrt. Diese W. kt nicht fertig
gegeben, sondern wird, immer genauer ond eolktOndlgci, erst erarbeitet. Auch ohne*
davon kt dk Wirklichkeit (ak Inbegriff dee Wirkliche») ha besttndigen Werden
(s. d.): imnwr neue Momente eerwvsjionen steh, werden „wirklich , d. h. non im obssjs
dee Übergangs soa der bioneu Möglichkeit («.<U PbCentklHit in die Aktualität, in des
„Aia^nw litte" und ssibst nun Wkhaimii nnd WHrwngsfihky. An der Schaffung neuer
Wirklichketten kt der Wflk mitbeteiligt, der Überhaupt eine Fähigkeit der Verwirk.
Hilmng in» sfngMiwhsleiiii snd ihmn hholkn Antiilpstionan (Ideen Idealen) bedeutet.
Betreff» der ? anahlüknen h sffi mmpa der W. im Sinne der Rentttlt, a. Reaütnt,
Dem potentiellen (a. d.) wird daa abtaste Sein (aeajjafa, ..aetn eeae". ..acta»")
gegenObargasteDt von Axistotkle», den Scholastikern u. a. (». Akt). Dk V
oft ak „Erfüllung der Möglichkeit" (Moompkmentam potentiae"), eo besondere (ak
Exktenz) nach Che. Woli» (Vernünftige Gedanken von Gott . . . I, f 14). Wirklich
ist, „was in dem Zusammenhang der Dinge, welcher dk gegenwärtige Welt ausmachet,
gegründet kt" (1. c. | 572). Kasrr imteesthekkt W. von Realität (t. d.) und rechnet
erster© zu den „modalen" Kategorien, dk sich auf dss Verhaltak der Objekte zum
Erkennen selbst beziehen. Wirklich ist, nach dem zweiten „Postukt des empirischen
Denkens Überhaupt", „was mit den materiakn Bedingungen der Erfahrung (der
Empfindung) zusammenhingt". Dk W. der Dinge kt aus bloßen Begriffen nicht zo
ersehen (s. Ontologiach, Sein). Vor der Wahrnehmung kann man auch dk Existenz
von Dingen erkennen, wenn es mit Wahrnehmungen nach den r: rundsitzen drr
empnteehen Verknüpfung derselben (s. Analogien) zusammenhingt; denn dann gehört
das ak existierend Gesetzt© doch ru einer „mfiplichrn Erfshrunp" (r. B. der direkt
nicht wahrnehmbare Äther). Die objekttv-phinomrnale W. der Pinp© im R«um ist
durch die Äußere Wahrnehmunjr unmittelbar gewihrfc ti» fest, wfc dk
W. des (empirischen) Ich. Aber daa beiden zugrunde liegende „Ding an sich" kt nicht
Wirklichkeit. 759
gegeben, nicht Erkenntnisobjekt (Krit. d. rein. Vera.. S. 206 f., 316 f.). Vgl. Cohen,
Logik, 1902, S. 108 ff., 391 ff.; Natorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissen-
schaften, 1910, S. 88 ff. (Bewährung des erst als möglich, als Hypothese Gesetzten
im synthetischen Prozeß des Erkennens). — Nach Hegel ist die W. ebenfalls eine
(aber objektive) Kategorie. W. ist die „unmittelbar gewordene Einheit des Wesens
und der Existenz, oder des Innern und Äußern". Absolut wirklich ist nur die Totalität
des Seienden, das Besondere ist wirklich nur als Moment und Erscheinung derselben,
der in allem sich manifestierenden „Idee" (Enzyklop. §142; Logik II, 184 ff.; vgl.
Vernunft, Panlogismus). Von der absoluten unterscheidet die „gemeine" W. auch
C. H. Weisse (Grdz. d. Metaphysik, 1835, S. 436 ff.).
Als das Wirkungsfähige bestimmen das Wirkliche Schopenhauer (Welt als
Wille u. Vorstellung I, § 4), E. v. Hartmann (Kategorienlehre, 1896, S. 348 ff.; Begriff
des „Überwirklichen"), Dilthey, Ostwaed (s. Energie), Riehl (Der philosophische
Kritizismus II, 2, 195; vgl. Zur Einführ, in die Philos., S. 160 f.: ein und dieselbe W.
liegt den Subjekten und Objekten zugrunde als „gemeinsame Quelle von Natur und
Verstand"). Nach Deiesch (Wirklichkeitslehre, 1917, 11) hat das Wirkliche „los-
gelöstes", nämlich von der Ichbezogenheit „losgelöstes Sein". Müller-Freienfels,
Irrationalismus, 1922, nennt W. den „Wirkungsgegenstand". Ferner B. Erdmann,
nach welchem die Gegenstände wirklich sind, „sofern in ihnen das Transzendente,
Seiende, Wirksame als zugrunde liegend gedacht wird" (Logik I2, 139 f.); vgl. Ladd,
A Theory of Reajity, 1899, Kreibig, Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 142,
299 f.; Meinong, Die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens, 1906, S. 98 ff . u. a.
(s. Transzendent). — Hingegen ist das objektiv Wirkliche ein Teil des Bewußtseins-
inhalts selbst nach Beekele y, Fichte, Schuppe, M. Kauffmann, Green (s.
Immanenzphilosophie, Sein) u. a. Nach anderen ist die W. selbst Geist oder seelisch;
so nach Hegel, Schopenhauer, Fechner, Lotze, J. Bergmann, Wundt, Lipps
(Philosophie u. W., 1909), Class, Eucken, Münsterberg, O. Weidenbach (Mensch
u. Wirklichkeit, 1907), Bradley (Das Wirkliche ist „self-existent", „individual",
harmonisierende Totalerfahrung), Royce, J. Ward, J. Schultz (s. Welt), Gurewitsch
(Archiv f. Philos., XI, 1908) u. a. (s. Spiritualismus, Voluntarismus, Panpsychismus,
Monaden).
Nach James (Der Pragmatismus, 1908, S. 143 ff.), F. C. S. Schiller (Humanismus,
1911), Bergson (L'evolution creatriee8, 1910), Joel (Seele u. Welt, 1912), Goldscheid
11. a. ist die W. nicht abgeschlossen, sondern noch unvollständig, werdend, „plastisch",
neu gestaltbar, modifizierbar.
Daß „W." ein Wertbegriff ist, lehren Rickert, Münsterberg, Royce, Stuart
u. a. — Vgl. O. Liebmann, Zur Analysis der W.4, 1911; H. v. Gumpenberg. Kritik
des Wirklich- Seienden, 1892; G. Wernick, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos.,
30.— 31. Bd.; K.Lasswttz, Wirklichkeiten, 3. A. 1908; A. Hinze, Erscheinung und W..
1908; Husserl, Log. Untersuch., 1900 f., II, 715; Frischeisen-Köhler, Wissen-
schaft und Wirklichkeit, 1912, S. 273 ff. (s. Wissenschaft); Höfpding, Der menschliche
Gedanke, 1911 (Das Kriterium der W. ist der feste und gesetzmäßige Zusammenhang
des Gegebenen ; die W. ist ein Ideal, dem sich das Denken immer mehr nähert) ; B. Kern,
Das Erkenntnisproblem2, 1911 („Eine und diese!! e Wirklichkeit liegt im begreifenden
Ich und der begriffenen eder zu begreifenden Umgebung. Ptides ist ein und dasselbe.
Unsere Erkenntnis ist der Form und dem Inhalt nach wahre und ungetrübte Erkenntnis
der Wirklichkeit". Die W. 1( steht aus „Begriffsinhalten"); Eb. Grisebach, Wahrheit
u. Wirklichkeit, 1919. Vgl. Bewußtsein, Objekt, Subjekt, Trnnszer.cVnt.Wahinrhmung,
Geschichte (Rickert), Form, Entelechie, Kraft.
7i/i WlrkUchkettslehre Wissen.
II irkli« l,k«-it*lrhrr: Bei Darancn gbiihtemotaud mit Metaphysik.
'»■'in im, (../■::• ,• r J0&ät ' .-'• f.r« • .1 | r.i. ht ^-..r.ltxt. BjadteW ..erkannt
ww.hu »rill T iikllilifciilehouu 1917. 8. II).
\\ ii L li< liUri(M«t«ndpa«kt mjmi KCura un Gr.gr nmte tm RmMw u*
•l>< l, «1W« Reden und Meten tob Realitäten ftr cte Zuut spckuUtiver
Phantasie auegibt und m Ute Steife die Mole Nachbildung von Empfindung
l'autiviamua. immanente Phiteopftir. Idealminus). Vgl. Db
Realisierung I. 1911, II. 1920.
Wirk ans I «rsoebe. Wirke«. Wmihmlwiiliung. Ökonom» nx.
Wirkanfttunammcnlmiif omni IHlthst den (libiilngMii i
Mmmcnhaag der grnrhichtlbb-gcaeJkwhaftbcbca Welt, da* (Matten und einer
Objecto**». Vgl. Gebt, P*ychbrh.
II intern, ist: I. klare* BrwuBteem (*. d.) von etwa*; t. ob/< I
freie, mchere Ulm mii*iiii* grwimr* Urteilen oder die Dbposition. Poten* i
Urteilen, w Bildung und V crkntpf ung beuttmratcr Begriffe, nv Bestimmung von
Cigniwf luden, wie eie »IbjiinolngftlUg gefordert bt. 1» ■ Unternshtede vom
Pronem* des Erkennene erlbet die (relativ) ihmiihlmimi Erkecmtnb (e. d.y. der
Breite der w stiebten Einsicht und Wahrheit, den Vertagen Aber Vorstellungen und
Gedenken« die eine eindeutige Beziehung som Reimden irgend »eigner Art aufweisen.
Itea W. gründet sieh entweder direkt e«f Anschauung und Erfahrung oder auf ein
Folgern, Schürften (unmittelbare«, ndttelbare«; ■nsohtanohes. begrifWiehni Wlaeen).
Wahres, objektive« Wteen tet bcoahitea, grskihnitie, nniinntWilnbii Gwlsung*
bewuBterin. Ee gibt ein ..«baolutrV Wimen In diesem Sinn» (e. A priori. Relation,
Geganeteadetneorfe, Gewißheit). *ber nirbt in Sinne de* volbtandten und voll-
hrunmenwn, eUbefa*scnden Wiaarm et« Ideal, wie ee oft In Gott mwüklbbt gednekt
wird (uberseithehee TotalitaUwiaeen). Ein Minimum von Wiaat-n anerkennt
schweigend) auch der SkrpUafcmue (s. d.\ wenn er bestimmt behaupte t (alao doch
)"). daO man nicht* wiesen könne (vgl. Zweifel. GogÜo).
Gegenüber dem 8nbjcktivi*mu* (». d.) und ReUtiviamus (*. d.) betonen da« Wimen
Sojoutbs (*. Begriff) und Plato*. nach welehem (wie nach PauinrtDM) der Gegen-
•Und dm Wimen* da« absolut Seiende iet (•. Idee); von den vertndei Hrnen Sinnen
dingen gibt e* nur Meinung (**?«). Auch nach Aai.vronxn* besieht eich d
auf da* begrifflich bmthnmte Anniete (And. poet. I 38, 88 b 30; Metephy*. XII 10,
1087 a 15; vgl. I, 1). Dee W. (eleVeai) echlirOt die Erkenntnia dea Grunde*, der
Ursache. (*%*<) einer Sache ein (PI 194 b 18). Ab eieherce. featee Krfaaatn
cinm Gegenstände« neetiinmen das W. die Stoiker (Diogen. Laert. VII. 47) - Ab
vollendete Erkenntnia (..perfecta cognoscero") definiert dae Wiasrn Tiioha-
\qi iv-> (vgl. Oontr. gent. I. 94: ..rei cognitio per propriam eauaam' ').
Aelchea »ich eelbst erteugt) gibt es nach Ficht», 9
11' ff.; II 8. 320). Schkllixo. nach welchem im absoluter
rina »ind. Das ..AU weiß in n philo«. I. 71 : WW Hswax.
vkki. I«>gik. 1866, S. Kncnuxs, Katechiamua d. Philo*.*, 1888.
f. : Die Philoaopbie de* Wimen». 1864; Die Lehre vom Wimen'. 1886; G. Gmn,
Daa Ich, 1893, S. 331 ff.; Göjuno, System d -n Philo». I. 1874 J
\hi.k. Das Gänse der Philosophie. 1908. S. 356 ff men um da« abaolut
Wirklich, h .1.1 ophie als Ork i «na.
begriff, 1906; Hussnx, Logbche Untersuch., 1900. I, 14; Höfleb, Logik, 1897, B
Wissen und Glauben Wissenschaft. 761
Meinono, Zcitschr. f. Philos.. Bd. 129, 1906; Ribot, L'evolution des idees generales,
1897; 2. ed. 1903, S. 148 („savoir potentiel"); Brunswig, Das Vergleichen und die
Relationserkenntnis, 1910 („latentes Wissen" ohne Erinnerungsbild, als Grundlage
des Vergleiche ns); Kleinpeter, Der Phänomenalismus, 1913; G. M. Klein, Beitr.
zum Studium d. Philos., 1805, S. 99 (Es gibt, wie nach Schelling, nur ein wahres,
absolutes Wissen, das der Vernunft, das Wissen vom Unendlichen, Unbedingten,
Identischen, Absoluten); Driesch, Wissen und Denken, 1919 (Es gibt kein Denken
(und Wollen) als einen bewußt erlebten Vorgang; es gibt nur Wissen als Besitzen, als
Haben oder, wenn man will, als „Schauen"). — Vgl. Erkenntnis, Evidenz, Kon-
jektur, Docta ignorantia, Wissenschaft, Fürwahrhalten, Gewißheit, Positivismus,
Agnosie, Ignorabimus.
Wissen und Glauben ergänzen einander, da ohne ein Glauben (s. d.),
ohne Annahmen die Erkenntnis lückenhaft bleibt und anderseits ohne Wissensgrund-
lagen der Glaube objektiv unbegründet ist. Wo das Wissen prinzipiell aufhört, d. h.
betreffs des absolut Transzendenten (s. d.), da tritt ein aus Bedürfnissen des fühlenden,
wollenden, wertenden Menschengeistes erwachsender Glaube in seine Rechte, der aber
den Gesetzen und Postulaten logisch-wissenschaftlichen Denkens und Erkennens,
sowie den Ergebnissen derselben nicht widersprechen, wohl die wissenschaftliche
Erklärung der Dinge und deren Relationen ergänzen, aber nicht verdrängen, verrücken,
beschränken darf. Ein solcher Glaube kann und soll, da er einer ganz anderen
Betrachtungs- und Deutungsweise entspringt, dem Wissen nie widersprechen (vgl.
Religion, Metaphysik).
Daß der wahre Glaube nicht wider-, aber übervernünftig sein könne, lehrt
besonders der Katholizismus (Thomas von Aquino u. a.; vgl. Gtjtbeblet, Glauben
u. Wissen, 1903; Ph. Kneib, W. und Glauben2, 1905; vgl. dazu A. Messer, Einführ,
in die Erkenntnistheorie, 1909, S. 156 ff., über den Protestantismus). — Die Lehre
von der „doppelten Wahrheit", wonach etwas philosophisch wahr, theologisch aber
falsch sein könne, vertreten Averroes, Duns Scotus (Report. Parir.. IV, d. 43, qu. 3;
s. Zweifache Wahrheit), Wilhelm von Occam, Siger von Brabant, It. Holcot,
Pomponatius, F. Bacon u. a. — Nach Bayle sind die Glaubenswahrheiten wider-
vernünftig; desto verdienstlicher ist es, sie zu glauben (Dictionnaire, 6. 6d. 1741). -
Kant scheidet reinlich zwischen dem Erkennbaren und dem Übersinnlichen, Tran-
szendenten, welches nur einem „Vernunftglauben" offen steht (s. Postulat, Moralischer
Beweis, Glaube). — Vgl. Fries, Wissen, Glaube, Ahndung, 1805; 2. A. 1905; Baader,
Über das Verhalten des Wissens zum Glauben, 1833; J. E. Erdmann, Über Glauben
u. Wissen, 1837; C. Güttler, W. u. Glauben, 1893; Th. Ziegler, Glauben u. Wissen,
1899; Adickes, W. u. Glauben, 1898; H. Schneider, Durch Wissen zum Glauben,
1907: Boutroux, Science et religion, 1908; deutsch 1910; Wundt, System d. Philos. P,
1907; Jerusalem, Einleit. in die Philos.4, 1909; 5.-6. A. 1913; Maywald, Ober
die Lehre von der zweifachen Welt, 1871; J. M. Vebweyen, Philosophie u. Theologie
im Mittelalter, 1911 (1. alle Dogmen sind vernünftig zu begreifen: Eriugena, Abaelanl,
R. Lullus, R. von Sabunde; 2. nur einige Dogmen: Anselm, Albertus Magnus, Thomas,
Duns Scotus; 3. keine Dogmen: Occam, Biel, spätere Mystiker); A. White, Gesch.
d. Fehde zwischen W. u. Theologie, 1911; Messer, Glauben und Wissen, 1919.
Vgl. Theologie, Gottesbeweise, Monismus (besonders die Schriften von Haeckk.l,
Ostwald n, a.; gegen sie: Dennert, Reinke u. a., der „Keplerbund").
Wissenschaft (imorfoij, seientia) ist systematisiertes Wissen, der Inbegriff
zusammengehöriger, auf ein bestimmtes (icgenstandsgebiet sieh beziehender oder
i VVlSasneCUBft.
Betrachtung
ider Erkstmtnisae. Jede W. enthalt
aufter den positiven Filsnalraawn Tbrarira (e. d.) «ad Hypothesen (•. d.) «ad ver-
arbeitet Oven Stoff sowohl mittel« der sügfaiilmn Inghifciq als auch mit HBJ»
spezieller Metboden (s. d.k Die owsistea Vnn— itiiiipm «ad gste, weiche jeder W.
"i/'ini<i< ..••.•• :>. f.rv fi aSB tssfJBBSSSBai psassSSpaaS ii» r i BsStwaaBasn| [I Hasrnsssaal
taeorie, Logik), ebenso die aflgssaciastea sBrfsaassss dar wa«eanobeften (■. Philosophie,
Metaphysik). Die WlawaetaefU a gehen rem Teil auf die Bsanatsftaag, Analysr.
kauealr «ad ywileuan BrUlmaf (e. d.) tob Tatsache« aaa, tum TWI fataialhnH sie
auch Regem, Horsaco (s. d.) ftr die VeTwJrldieaaag bestimmt! i Bete, fit die Metaode
der Praxi» fprektieohr. eirtinbrhfi, aormatire WieaeaedeafVn); solche Diszipanen
gehen tum Teil kritisch, objektiv .wertend vor. beafhsitea tum Teil de»
logisch, setzen aber oberste Normen de* Verhaltens voraus (vgl. Sittlichkeit. Ethik.
Reckt. Ästhetik, Soziologie), totste Sites «lad dst Wkanasiihiften. die steh san
sjaa «aa dsai M-. t n ;• •::. l ■!• • !'•• aasapaal flasteai ;>rt ). >)• n. n .■• ;•• eas «ceJcaaaVai
Baiarfakaen, ab) Mittel zur te— rin Oeetaltaag dea Lebern. Spater warde ah
I^Bafa^aBaffaVaaBBaB^V d^aafl as*a1*kasä%ää4BBKaarirn*BWftfesaai W^BastfaäaWjk alaBätBBBBBBVBBBBBeaaV m ■ ■■ 4 s\m m _r»ax # .»■■ j^sse«. Y*aTaaaaa>«aai
er-lbat wiDea. will einheitlichen 7u«aninsrnhsng in das Erfabmagaaiatrrial bringen.
iatorcadert sieh aaek für Diage, die nickt dem |weilbnbiiii Laban unmittelbar dienen,
aber dock dam Gcbteelcben. In heeHndJgwr Wechsel w irknag mit dar Praxi« «ad dea
Badlifnkaan dea Lebern stehend, oft ana dieaea aeae Probleme swwavmnd und das«
bestimmt, sie ein eminenter Faktor aktiver Kaitaren twirklung sa wirken, hat dock
die Wiese naoheft nickt nur ihren hohen Ttsnaaiit als ein besoaderes Kaltarge bildr.
sondern es sind aaek vor allem ikre Metboden vm^ Voraaeartcungen n
»uf praktfehe Ziele hin sa orientieren, Baadern dadurch sa legitimieren, daß und
inwiesrrit sie theore tisch zanbmlfttg und wartvoll sind, indem sie wahre Krkenatnie
konstituieren «ad fordern; als sind durah daa reinen Krkenntnie willea gefordert «ad
selten logisch, nicht weil sie dem Leben, sondern well sie der geistigen Beharre
des Gegebenen dieaea (vgl. Pragmatismae, Yoluntariemue, A priori, Wahrheit). Das
Crundrrrfahren aller Wissenschaft ist Logifizicrung ihrer Daten. HersteDuag rationaler
Zusammenhange von aolrhen. Wahrend die formalen (oder idealen) Wiaernschaftrn
(Mathematik, Logik) sich «n die Formen der (reinea) ..Anachauung" «ad das Denkens
halten «ad einen apriorischen Charakter haben, gehen die ms trrialm (oder raatea)
Wisse nethsft* a auf Immer wtitai fortschreitende Synthesen von Daten zu objektiven,
«llgcmeingfiltigcn Brfahiungasuseain« nhlngwi aas, wobei sie sum T«il nati
mich abstrakte Untersuchangen anzustellen haben, Analyse, Induktion fl
IVrliiktioa (s. d.) verbinden müssen. Die realen Wisarnechaiten gliedern ei< !
und Qefatoawisat nm haften, die beide systematisch oder historisch verfshren können.
Einen Teil der Geisteswissenschaften bilden und Sozialwisaen*
Soziologisch betrachtet ist die W. ein Produkt dea Zusammen wirken« der Menschen,
deren Erfahrungen und Denkleistungen in ihr aufgespeichert nn<! • t sind; sie
ist ein Erscugni« dea Gesamtgeistes (L. FatrsanacH am,
Rrxax. Kults, Cohsk, Xatost u. a.; vgl. besonders JancsALSM. Kir
Thilos., 5.-«. A. 1913: Bedeutung der hsuVidoaBti
Die Bedeutung ur das Leben, für das Handeln betont <
(s. d.) und der Pragmatismus (s. d.). Sie eoll nach frans.
sagen, brrechnen, <! i nd die Liter
fordern. SV. «ueh nach Comtk („savoir pour pi< OviWAi.r» {>!
D IH, 285). C.OLDSCHXin. JSSUSALSV MIoS.4, )U>9.
Wissenschaft. 763
5.-6. A. 1913), J. Schultz, Vathixger (Die Philos. des Als-Ob, 1911), Petzoldt,
Kletxpeter (Der Phänomenalismus, 1913; die W. hat, wie nach Mach, Erfahrimg,
Wissen zu vermitteln, direkte Erfahrung zu ersparen; 8. Ökonomie, Anpassung),
Clifford, Peaesox u. a. (s. Positivismus).
Daß die W. nur die Relationen (s. d.) der Dinge erkennt, betonen Comte, Mach,
PorxcARE, der auf das „Konventionelle", das Übereinkommen und zum Teil Will-
kürliche in den Axiomen (s. d.) und Theorien (s. d.) der W. hinweist (Der Wert der W.,
S. 201 ff.: 2. A. 1910: Wissenschaft imd Hypothese, 1904), Le Roy (Revue de meHa-
physique "VTI — IX) u. a. (vgl. Relativismus, Positivismus). Xach Bergsox ist der
analysierenden, geometrisierenden, alles in quantitativ-mechanische Relationen
umdenkenden Wissenschaft die „Intuition" (s. d.) überlegen (vgl. Verstand); doch
muß diese anderseits sich auf die Ergebnisse der verfeinerten wissenschaftliehen
Methoden stützen (vgl. Einführ, in die Metaphys., 1910).
Klassifikationen der W. sind wiederholt unternommen worden. So schon im
Altertum (s. Philosophie) und Mittelalter (vgl. DoMurrcrs GcxDissALixrs, De divi-
sione philo&ophiae), F. Bacox, nach welchem Wissen Macht ist („tantum possumus,
quantum scimus": Parallelisierung der Wissenschaften mit seelischen Funktionen:
Geschichte — Gedächtnis, Poesie — Einbildungskraft, Philosophie — Verstand;
De dignitate et augmentis seientiarum, 1623; Xovum Organum, 1620; Opuscula
philos., Werke V, 129 ff.), d'Alembert (ähnlich; Discours preliminaire zur „Ency-
clopedie", 1753), Schopexhacer (Welt als Wille und Vorstellung, IL Bd., K. 12).
Ampere (Essai sur la philos. des sciences, 1834 — 43). Comte gliedert die Wissenschaften
nach Stufen abnehmender Abstraktheit und Allgemeinheit und zunehmender Kom-
pliziertheit der Phänomene; die „Hierarchie" der Wissenschaften („sciences fonda-
mentales") ist: Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Soziologie;
Cour8 de philos. posit. I, 1 ff. Ähnlich klassifiziert Spencer, nach welchem W. ..teil-
weise vereinheitlichte Erkenntnis" ist (First Principles, § 37; The Classification of the
Sciences, 1864, 3. ed. 1871; Essays5, 1891); vgl. Masaryk (Versuch einer konkreten
Logik, 1887). Pearsox (Grammar of Science, 1892, S. 304 ff.; 2. A. 1900). Xach
Ostwald ist alle W. Xaturwissenschaft ihrer Methode nach (Grundr. der Xatur-
philos., S. 63 ff.; vgl. Monistische Sonntagspredigten LT). Xatur- und Geisteswissen-
schaften (als reale neben den formalen Wissenschaften: Grassmaxx u. a.) unter-
scheiden Bextham (Works, V11J), Ampere, J. St. Mill, Hegel, Steixthal, Helm-
holtz (Vorträge5, 1903, I. 123 ff.), Dilthey, Masaryk, Jodl, Külpe, Wundt
(Philos. Studien II, 1 ff.; V, 1 ff.; System d. Philos. P, 1907, 13 ff.), A. VaxnErcs
(Vetcnskapssystematik, 1907; viel Literatur); Becher, Geisteswissenschaften und
Xaturwissenschaften, 1921. Untersuchungen zur Theorie und Einteilung der Real-
wiesenschafte n, u. a. — Gesetzes- und Geschichts- (bzw. Kultur-) Wissenschaften
unterscheiden Harms. Wixdelbasp, Rickertu. a. (s. Geisteswissenschaft, Geschichte,
Xaturwissenschaft), Objekt- und Subjektwissenschaften Schcppe (Zeitschr. f. imma-
nente Philos. I, 1898), objektivierende und subjektivere nde Wissenschaften Müxster-
beeg (Grdz. d. Psychol. I, 1900), Garfeix-Garski (Ein neuer Versuch über das
Wesen der Philosophie, 1909), Xatur- und Kulturwissenschaften A. Menzel (Jahres-
bericht d. philos. Gesellschaft zu Wien, 1G03), Xatur- und Sozialwissenschaften
Max Adler (Kausalität u. Tekologie, 1904, S. 236 f.) u. a. — Vgl. Xaville, Archiv f.
systemat. Philos. IV, 1898; Xouvelle Classification des sciences1, 1901; Coblot,
Essai sur la Classification des sciences, 1898; B. Ebemaxx. Vierteliehrsschr. f.
wisfensch. Phile«. II, 1878; &TFMPF, Zur Eirteihrg der Wfcw nschafttn, 1907;
B. Weiss, Archiv f. systemat. Philos. IX, 1903: Frtv;ckhrg. If08; A. Messer,
IM Wlsvaaaehaftslehre Witt.
in dl» Eih— ntnblhiniii. 1909; P. 01 Bow-Rbthosid, Über die Grund-
lagen der Erkenntnis in den exakten WaasaankiltiB. 1880; R. Feascb. Der
der W.» 190» irre, Mythenbüdung «ad Erkenntnis, 1907; EvaiocE«.
Probiene der W . 1910; Natobt. Die logischen Gnmdlagea der exsktm Wiesen
Inhalten., 1910; HAaaexa». PbUoenpUe «ad W.. 1910; H. Dibqlbb. Greaaea u.
Ziele der W . 1910; B. Baccb. Stadiea aar Philosophie der exshten Wissrnsckaften.
1911; (.rundJ.eiarr Kritik nad rzaktsa Tkeorio der Waaeiawaaftea. 1907; Feine«.
■HW-Köaxa«, Wissenschaft aad Wirklichkeit, 1911 (Aue W. ist eaf eia V
ad der stak akt aae den (onaalea
i; dae Wieeea roa Renntet rht eiler W.
i)l B. Wanwna«. Die «afla». Oi aadhgan der Wkaaistaaiflia, 1808; Don»«*,
Die Einheit dar Will lull» 1908; R. Hövmmvaun 2
XVII. 191*. K» ff.; C«. W.
ol th* eoieuora*. 1808t Ricbbbt. Knltarwie*. a. Katarwaa.*. 191
Dee VrrbAltnie d. Paüoe. ca d. Kineilei— eidiaflia. 1918. — Vgl. fft ■■!■«■■ iii.Wkeea
u. Glauben. Mathematik (Habt). Xatai «raauagkaft. Pkraik,
Tstaeche. Realität, Objekt» Vat Ihm» Problem.
Methode, Praktisch. Nana« Sotten. Wart» Zweck. Eckt,
w* ineorte ose niem «aa os
die Wissenschaft tob dra Methoden. Gntadlagen. Voraus»* tMingaa aad Zirleo der
WkaeaaeaaftaB. Ak W. fungirrt dir. Logik (besonder, ele Methodenfckra) m Verbindung
Jrr KrkrnntnMthcorte.
Von einer W. epriebt zuerst (in WritrrbUdttng der lUrreuaoii Vernnnftkritik.
treaaawdeatalea Logik") Fkxtb. Naah ihm bat die W. die Aufgab.
(absolute) Wieern in eriaer Entstehung dorek 8etaon«rn (..Telkeadatagea") dee
Gekrtee, insofern aleo ..genetisch", zu betrachten, ee «a begründen, aa kgitirnWen
Sie enthalt die „Form des Wissens ron allen mogheben Objrktr: kn Begriff
■'Hi Grundlage der gesamten W.. 1794; JA. 1 SOS; Grundriß dee Eigr>
lieben der W., 1785; Brat» Einleitung in die W.; Veraaeb oiaer neuen Darst-
>7; Daretenung der W„ 1801 ). Eine idealietierbe W. enthalt die Logik (e. d.)
H. CoHbxs; da« logisch gmetisobe Verfahren betonen ferner Natobt, Mbdicc« u. s.
- Vgl. Bolxaso. Wieeenechatukh 8 f.; IT, | H KoawnrBAJrTX,
Wissenschaft dee Wissen*. 1886—88. I, SS ff.; HrsaaaL. Logieche Untersuch.. 1900.
I. IS&| Wvmtfft, Logik II 2», 1893-96. 641 f.; 3. A. 1908f.; lt.
Logik I*. 1907; Danaca, Ordnungafekre. 1912; ferner auch: Chaltbabü*. VI
G. BlKPKRaAKN. W„ 1856 60; R. Gbassma a75-76; J. StoBI» Har :
der W„ 1888. Vgl. Logik. «lilosophie. Wissenschaft.
Vt ita ist die Fähigkeit. Ähnlichke.ten zwischen Verschiedenem tu finden oder
(in engeren 8inne) sebeinbar gaas entfernte, unvereinbare, miteinander sonst nickt
in der Vorstellung verbundene Dinge in eine aaae. uawaaitete, aberraachende, etat
Spannung, dann lustroUe Lösung bringende anerhauhohe Relation tu bringen. Aaok
die ReUUonssrtxung selbst beißt < Der W I von der Phantasie
geleitete« spielend . / | Fischbb, Über die Entstehung u. die
sieidungeforrnen de« Witze««, 1888. 8. 97 ff.; Kleine Schriften. 1889 f.). — Vgl.
Ghb, Wourr, Vernunft. Gedanken von ' LI 868; Che, Ga«v«, Sammhing
•fajjgar Abbsndlungen I. 64 ff.; Käst, Anthropologie I. §62 f.; Jr.o
schule der Ästh« t.k II. j 4l'; Lirrs. Komik und Humor. 1898; 8. Fbecd, D
und seine Besiehung zum Unbewußten. 8, A I8tt,
Wohlfahrt — Wort. 765
Wohlfahrt s. Eudämonismus, Utilitarismus, Sittlichkeit.
Wohlwollen s. SittüchKeit. Vgl. Herbabt, Lehrbuch zur Einleit.5, 1883,
S. 138 f. (Das W. als eine der fünf sittlichen „Ideen"); Sidgwick, Methoden der
Ethik, 1909, III, K. 4; K. 13.
Wort ist ein Lautkomplex (oder Laut), der in der Regel zum Ausdruck eines
Erlebnisses, einer Vorstellung, eines Gedankens und zugleich als Zeichen für einen
vorgestellten oder gedachten Gegenstand dient. Die Wörter haben dadurch einen
Sinn (s. d.), eine Bedeutung (s. d.), daß sie einem bestimmten Vorstellungs- oder
Begriffsinhalt zugeordnet sind und sich auf einen Gegenstand beziehen (s. Sprache).
Verstanden werden die Worte, indem sie bestimmte Vorstellungen in uns hervorrufen,
zu Herstellung bestimmter gedanklicher Relationen veranlassen, auffordern; ein
potentielles Vorstellen, Wissen, Urteilen ist in ihnen (als Elementen des Satzes) ver-
dichtet, festgelegt, sie sind feste Punkte, um die sich die Vorstellungen gruppieren
und ermöglichen erst die Bildung oder Festhaltung abstrakter Begriffe. Die ursprüng-
lichen Wörter hatten schon Satzbedeutung (Waitz, Fb. Mülleb, Jespebsen,
M. Mülleb, Romanes, Steinthal, Wtjndt, Jebusalem u. a.; dagegen Delbbück
u. a.). Als psychisches Gebilde sind die Wortvorstellungen Komplexe von Gehörs-
und Bewegungsempfindungen; je nach dem (akustischen, akustisch-motorischen,
optischen) Typus der Menschen überwiegt bald das akustische, das akustisch -
motorische oder das Gesichtsbild des Wortes. Die reproduzierten Wortvorstellungen
müssen beim Sprechen nicht deutlich bewußt sein, sie wirken oft als unbewußte
(relativ unbewußte) Residuen oder als Dispositionen. Die Neigung, Wörter, die etwas
ganz Abstraktes bedeuten, so zu gebrauchen, daß das Abstrakte hypostasiert, zu
einem selbständigen Dinge gemacht wird, ist groß und gegen diesen „Wortfetischismus"
muß immer wieder kritisch-analytisch vorgegangen werden (vgl. besonders
F. Mauthneb, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, 1901 f.; 2. A. 1909 f.; Wörter-
buch der Philosophie, 1910). — Vgl. Hobbes, Leviathan I, 4; Goethe, Sprüche in
Prosa („Gegensinn", der durch jedes Wort erregt wird; vgl. Abel, Der Gegensinn
der Worte); Steinthal, Einleit. in die Psychologie2, 1881, 396 ff.; Stbickeb,
Studien über die Sprachvorstellungen, 1880; B. Ebdmann, Logik I*, 1907, 33 ff.;
Archiv f. systemat. Philos. VII, 1903; Umrisse zur Psychologie des Denkens2, 1908;
R. Dodge, Die motorischen Wortvorstellungen, 1896; Dyboff, Einführ, in die
Psychol., 1908, S. 86 ff.; Jebusalem, Lehrb. d. Psychologie4, 1907; Uphues,
Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos., 21. Bd.; EL Schwabz, Zeitschr. f. Philos.,
Bd. 132, 1908; Stöhb, Leitfaden der Logik, 1905, S. 36 f.; Sigwabt, Logik I2,
1889/93, 30 ff.; 4. A. 1911; Stout, Analytic Psychology, 1896, 1902, I, 78 ff.; II,
186 ff.; A. Sidgwick, The Use of Words in Reasoning, 1901; Offneb, Das
Gedächtnis2, 1911; J. Cohn, Zeitschrift für Psychologie, Bd. 15; P. Babth, Zur
Psychologie d. gebundenen und freien Wortvorstellungen, 1902; Leibniz, Dialogus
de connexione inter res et verba, Opera ed. Erdmann, S. 72 (Die Zeichen sind
willkürlich, haben aber doch in ihrem Gebrauche etwas Unwillkürliches); K. O. Ebd-
mann, Die Bedeutung des Wortes2, 1910; Bühleb, Über das Sprachverständnis.
3. Kg. f. Ex. Psych., 1909; W. Stern, Die Kindersprache, 1907; „Einwort-
satz"; Mecmann, Die Entstehung der ersten Wortbedeutungen beim Kinde,
1902; Die Sprache des Kindes, 1903; Tbacy, Die Psychologie der Kindheit,
1899 (Kap. V, Die Sprache). — Vgl. Name, Sprache, Bedeutungswandel, Satz,
Begriff, Terminus, Gedächtnis, Vorstellung, Psittazismus, Metapher, Allgemein,
Verbum.
7»>; Worttaubheit Yoc*.
\\ ordnubhcit Mi ein auf der Zerstörung einer Gehirnpartie (im Wernick*.
achan, eenaariauhan Spraaluentrum) beruhender pathnioffachwr Zustand, bei wvlchem
das Wurtveretandnis fehlt» der Sinn de* Gehörten nicht erfaßt wird. Analog d*xu
i-t die Wortblindheit. Vgl. Alex». Aphasie.
>\ naseh ist ein durch dk Voretellung too Hindernissen des UmA In» oder
der Verwirklichung eines Willinsililn gehemmtes, schwächeres Begehren. Vgl.
Bmu, Lahrb. d. Payehol*. f SOI; Hörrowo. Psycho!.«. 1803, 8.446; W cjtdt.
Grdz. d. physiol. Psycho! III*. 1003, 340. - Vgl. VelleiUt. Traum (ab ..Wunach.
erfQllung": 8. Fasco).
Wirte ist (philosophisch) peiaoaaln Wart, die forbatsmg, weich» die
vernQnitig-aittliche Pereönbchkett an und für sieh hat, die sie au einem Selbem weck
macht, ihr aber auch Pflichten ausstiegt. Dia „aVnei mncOids" in jedem in '"ht"1
and sa wahren, ist eine ethiache Oruadfordamng,
oh Karr hat W„ Jnnarsa Wart", waa über allen Preis erhaben ist. W. hat
daa raraftnfUg aiUHuae Wesen, das «keinem Paulas gehorcht als dem, das ea zugleich
. am las dar Wart, daa die «reine amwohhelt" in jedem aaa verleiht (Onmdlag.
cur Mruphya. dar Sitten, 3. Abschnitt). Nach Bramto ut die W. der Ausdruck
einer erhabanan Osainnong, dar MBeharrachang der Triebe duroh da» moraliacaa
Kraft" (Ober Anmat and W.). — Vgl. W. Jaausac«*. Einlcit. in die Philo. ». 1913;
01a Aufgaben daa Lehrers an höheren Schulen. 1013. S. 376 ff. ( Menacbaapflicht und
alenachenwQrde).
\\ ii gaaj dar wofcttsoasn (s. Tao) Kthik dm Lehre vom Nichtstun
heilige Mensch verweiH in dar Tätigkeit daa Nichtstuns und Abt Belehrung aaa ohne
v. ■•
1.
Yang: nach daa thlassisehnn Kommentaren tarn Yihking, dem ..kanoniachrn
Bach dar Wandlungen", neben dem Yin (s. d.) eine der kosmiachen Duaikrifte. und
»war die lichte. -»—«^ mögende. Daa Tang verkörpert sich Im Himmel. Daa
waa an Yin und Yang unergründlich ist, nennt man Geiet. Ana dem Wache* 1
Yin und Yang enteteht daa Tao. < incax. Die ohinea. Philosophie in ..Kultur d. Gegen-
wart". 1913*.
Vi«: neben Yang (s. d.) daa dunkle, weibliche, empfangend
Vofa (Joga): eines der sechs orthodoxen Systeme indischer Philosophie
>un* vom Dasein, mystische Vereinigung mit der Gottheit, Aakeee). Y. ut eine
beeondme «Praxis", die ffliajaiiiilimg mit dam Atman iu verwirklichen. Die var-
^m^t^tn Zustande, die der Yogi durchlaufen muß. heißen in den Upaniahaden:
1. pranayama, 3. prstyabara. 3. dhyaaam, 4. dhirans, 5. tarks, 6. aamidhi.
Samadhi ist ein Zustand dea ÜberbewuBteeine. worin kein Gefühl des Selbst
besteht, der Geiat wunschlos, frei von aller Unruhe, ziellos und körperlos wirkt
Vorschriften der Praxis gehen auf Diät, Körperhaltung, Atmen, intellektuelle
aentration, moralische Zucht. - Bei den Buddhisten iat Dhyana noch Ober Samadhi.
wieder verschiedene Stufen unterschieden werden. VgL Yoga VasiahU Mahn
Ramayana. i tat, KalkutU 1891—96. Ins Kngl. übereetat von Vihan Lsla afitrs;
vEXAKaima. Raja Yoga, London 1896; Janas, Varietiea of reUgious
Zahl. 767
Expsrienee, 1901; P. Tuxen, Yoga, 1911; J. C. Oman, The Mysties, Ascetics and
Saints of India, 1903; R. Schmidt, Fakire und Fakirtum im alten und modernen
Indien, 1903; Garbe, Sämkya und Yoga, 1896; Keyserling, Reisetage buch eines
Philosophen^ 1922.
z.
Zahl (&Qid-u6j, numerus) ist ein Grundbegriff, dessen Inhalt nicht irgendeine
gegebene Eigenschaft von Dingen bildet und der überhaupt nicht aus der Erfahrung
abstraliiert ist, mag er auch durch diese veranlaßt sein und an ihr sich zuerst reali-
sieren, in ihr auch ein „Fundament" (für bestimmte Anzahlen) haben. Den Inhalt
des Zahlbegriffes bildet vielmehr etwas Formales und Ideales, nämlich die Synthese
denkend gesetzter und besonderter, gleichartiger Einheiten, die Verknüpfung einer
denkend gesetzten Mannigfaltigkeit zur komplexen Einheit. Das Zählen besteht primär
in dem Fortgange von einer Einheitssetzung zur andern, in der Bildung einer Reihe
(s. d.), in welcher jedes Glied seine bestimmte Stelle erhält (Ordnungszahl) und
zugleich, wenn man von dieser Stelle absieht, zum Inbegriff von Einheiten wird
(Anzahl). Die Reihenbildung wird von ein und demselben, identischen Gesetz des
Verfahrens beherrscht, wie weit sie auch geht und nach welcher Richtung sie auch
erfolgt (s. Unendlichkeit). Die Xull bedeutet den „Denkpunkt, von dem aus irgend-
ein Denkschritt oder eine Folge von solchen . . . gezählt wird" (Natorp, Die log.
Grundlagen der exakten Wissenschaften, 1910, S. 122). Die Zahl als Anzahl ist von
dem zeitlichen Prozeß des Zählens logisch unabhängig, bedeutet eine bestimmte,
feste Relation, die Gesetzlichkeit möglicher, oft psychologisch gar nicht ausgeführter
Synthesen. Da die Z. Ausdruck eines Denkverfahrens ist, dessen Gesetzlichkeit also
für das Zählen überhaupt maßgebend ist, so hat die Arithmetik eine logisch-aprioiische
Grundlage, auch wo es sich um Zählung anschaulicher Inhalte handelt. Eben weil
die Zahl als solche von allem Inhalt des Gegebenen unabhängig gilt, kann sie für
alles gelten, was nur immer den Anlaß zur Setzung als einfache oder komplexe Einheit
bieten, zum Zählverfahren auffordern kann. Alle Dinge sind zählbar, lassen sich
einer Zahl „zuordnen". Indem durch die Zahl erst eine bestimmte, geordnete Mannig-
faltigkeit scharf unterschiedener Erfahrungsinhalte gesetzt wird, ist sie eine Bedingung
objektiver Erfahrungserkenntnis und wird ferner zu einem Denkmittel, welches erst
exakte Erkenntnis der Objekte als solcher ermöglicht (vgl. Quantitativ).
Als Inbegriff von Einheiten bestimmen die Zahl Euklid (Elem. VII), Platon
(vgl. Parmenides, 153 f.), Aristoteles (Menge des Gemessenen, Metaphys. X ü,
1057 a 3; XI 9, 1085 b 22), Boethius, Thomas von Aqüino, Dtjns Scotus (vgl.
De rerum princip. XVI, 201 ff.), Süarez (Metaphys. disputat. 41, sct. 1, 16 ff.) u. a.
Nach Descartes liegt die Z. nicht in den Dingen, sondern sie ist ein Denkmodus
(„modus cogitandi", Princip. philos. I, 58 ff.; so auch Spinoza, Epist. 29). Locke
leitet die Z. aus der Wiederholung der Verbindung der mit jeder Vorstellung gegebenen
Einheit ab (Essay concern. hum. understand. II, K. 15, § 1 ff.). Ähnlich lehren
Berkeley, Condillac, Bonnet u. a.
Als Synthese bestimmt die Zahl Kant (vgl. De niundi sensibil § 12). Es
liegt ihr die Zeitanschauung zugrunde, derm sie ist eine Vorstellung, welche die
„sukzessive Addition von Einem zu Einem (Gleichartigen) zusammen befaßt". „Also
ist die Zahl nichts anderes, als die Einheit der Synthesis des Mannigfaltigen einer
gleichartigen Anschauimg überhaupt, dadurch, daß ich die Zeit selbst in der Appre-
m *•*-
beaabn der AnadteJUttg eraras**' (Krit. <L reine« Vernunft. S. 145. II«; Probgomena.
f 10). Hier hegt aber doch noch der Gedenke. da* die Zeit durch dasselbe Verfahren
natoliht, wabhes die Zahl oiaingV und in der 1. fturbge der „Krit. d. reinen Vernunft"
wird die Zahl Oberhaupt noch nicht zur Zeit in Beziehung gebracht. - Deß die Zahl
(als Anzahl) rom witHrhen Vorgang dm Zahlen« anehhingig bt, betonen Hnnanr
(Psycho!, ab) Wnnansehaft II. 104/». 162 f.). Hrum (vgl. Philo», der Ar.thn,
1891. 8. 24 ff.; Log. Untersuch I. IM*. Z. bt zeitlos, die ..ideale Speciea.
die . . . echlechtbin eine ist, in we lohen Akten ab auch gegenständlich werden
mag"). G. CaWTOn (Tgl. Halbem. Annabn XXIk Kiessix, Co» Ptdba.
Prinzip der Mathematik, 1908. 8. 46ff„ 282f.k M. Methodik
des Rechnens «ad der Mathematik ». IWIMK. Xaroar u. a. Das Zeitmommt betonen
■Ingcpa HnuarocTi (IzPsi Pmteahiift, 1887). Kaosnrxta (1. e. 8. Ml ff.) u. a.
Wahrend nach J. 8r. Mu. (Logik I. 2. K 6. | 2) u . die Z. durch Abstraktion
von Gruppen (gbiehar Obbkte) entsteht (rgl. JaarizLan. Ob Urteibfunktion. 188«.
8. 254 f.; Der kriibebe Hl !■■■!, 1808, 8.40H.: Orspass gbbber Obbkte ver
snbsaen aar Wbderborang eto and deterlbta Benenn angearteib). wird von anderen
• i>< / mir von D8BlM8B8Bg84B Mei 84N6J >\uUr- i. llgaMblOj t« il» psm h>i!<.K'u*-h.
tetts rein bgbeb. So ran Wriarr (Logik I» 1883 HS. &2I H «Off.;
3. A. 1808k Hösvntaa (Dar ■■■■LoJhbi Gedanke. 191 1 ; ..Hvntbeee ideatbeber
schbdsnhcitcn"k Bosnrrra. Baüuxx*. 8jnwaaff(Logik II \ 1889/88.90«' ' v 1911».
Um (Phibs. Sladbn \ I \IU Faao« (Db (irundbgen dar Arithmetik,
1884k Dbdbkko (Was sind and was eolba db Zahlen 7, 2. A. 1892) u. i
(Üb bgbeben Grundlagen dar exakten W kannst herein. 1910. 8.81 mmcm
(Ordnangabhre. 1912) n. s. Nach Com*» bedeutet db Z.. walebe «in reine
..Urteil der Reahtat" eutepringt, and deren Lobt sag db
Krfahmng (Logik, 1902. 8. 116 ff.; auch Kairo. Cananin n. a.; vgl.
Köaxna, Wbaenschalt n. Wirklichkeit. 1912; Lasndhckkeit. Real.
O. Ewald entspringt db 2. dar Verbindung dar formabn Logik mit der reinen
(Kante krit. IrbshnnuM, 1908, & 122 ff.).
Nach B. Mac* besteht jede Z. in der Ausführung einer Ofnwatoon; db
OSaVHv OgfgJgJBJHa^n ^AQSITmpTlaafll ▼*#»■ \Jm UOHea^pHnjaaia^Hr 1 M H » U» . \Ww*
haben den Zwack, dm direkte Zahlen tu tuspsun (Erkenntnis
tum. 2. A. 1906. 8. 318 f.). Nach Sraixo sind db Zahbn ..Gruppen oder Reiben
int« lkktuclbr Appifb tsaonea ohne Besag auf daran Inhalt" (Db Begriffe und
Tbeorbn der Physik, 1901. 8. 273«.). Ähnlich Riaor. OarwaLO (Grandr
phibs.. 8. 87 ff .k nach welchem das Zahbn in dar Zuordnung je eines Gliedes einer
•pe den subinsnderfokitinden Gliedern der Zahbn reibe besteht (so auch nach
anderen). Vgl. KxsurcTKB, Der pBanonawalbrnua. 1913.
Zum Wesen der Dinge machen db Z. db Pythagorccr. Die Dins
.Itnbeen sind Abbilder oder „Nachahmungen" der Zahbn, daran Prinzipbn das
Gerade und Ungerade oder Unbegrenzte (ämttfom) and Begrenzte (a«nre«a.«rrwa)
■und und db selbst aus der Einheit (naaar) hervorgehen. Db Welt ist Zahl und
Harmonie; db Zahbn sind etwas Seiendes, Ordnungsprinzipien, weiche db Bestimmt
beiten der Dinge fcatbgen. Db Dinge selbst sind Zahbn (*>«.****« efrtu .
*-pa>n«rak und diese sind das Prinzip des Seins sowohl wb der Erkennbarkeit des
fbinndon. dann db Z. ist „kniailnbspuwbnd" für albs an den Dingen (PutoLaoa).
Auf ibr Sechssahl beruht z. B. db Beseeltheit, auf der Sbbenzahl db Vernunft, auf
■bj db Gerechtigkeit. Auch db Tugenden beruhen auf Zahbn (vgl. Aaisro-
Zeichen — Zeit. 769
teles, Metaphys. I 6, 985 b, 23 ff.; Diels, Fragmente der Vorsokratiker I, 1903,
2. A. 1906; Th. Gomperz, Griechische Denker I3, 1911), Platon bestimmt (in
seiner letzten Periode) die Ideen (s. d.) als „Zahlen" (vgl. Aristot., Met. I, 6, XIII,
XIV); so auch Xenokeates (1. c. VII, 2). Metaphysische Bedeutung hat die Zahl
auch nach den Neupythagoreern (s. d.), der Kabbala, den „lauteren Brüdern".
Thtebby von Chabtees, Nicolatjs Cusanus (De coniectur. I, 4), F. Zobzi (De
harmonia mundi, 1549), L. Oben (alles Reale ist eine Zahl, welche ein Akt des
Absoluten, ein Produkt seiner „Selbstentzweiung" ist, ein Ding ist „eine sich bewegende
Zahl", Lehrbuch d. Naturphilos., 1809—11; 2. A. 1831). Über Zahlenmystik vgl.
W. Schultz, Altionische Mystik, 1907; Joel, Zeitschr. f. Philos., Bd. 97; Zur
Geschichte der Zahlprinzip, i. d. griech. Philosophie, 1890; Dessoib, Vom Jenseits
der Seele, 1918 2, 210. — Vgl. W. Bbix, Philo3. Studien V; Baumann, Die Lehre
von Raum, Zeit und Mathematik, lS68f.; O.Stolz, Größen und Zahlen, 1891;
C.Michaelis, Über Kants Zahlbegriff, 1884; Über St. Mills Zahlbegriff, 1888;
PoincabE, Wissenschaft u. Hypothese, 1904; Heymans, Gesetze u. Elemente des
wissensch. Denkens2, 1905; A. Voss, Über das Wesen der Mathematik, 2. A. 1913;
Natobp, Archiv f. System. Philos. VII, 1901 ; Cohn, Voraussetzungen und Ziele des
Erkennens, 1908; Zitscheb, Philos. Untersuch, über die Zahl, 1910; Vaihingeb,
Die Philosophie des Als-Ob, 1911 ; Offneb, Das Gedächtnis2, 1911 (Zahlengedächtnis);
Stöcke, Lehrb. d. Philos. II8, 1912. Eine Relativierung der Zahl unternimmt
O. Spengleb (D. Untergang d. Abendlandes I, 1917, 81 f.). „Eine Zahl an sich gibt
es nicht und kann es nicht geben. Es gibt mehrere Zahlenwelten, weil es mehrere
Kulturen gibt ... Es gibt demnach mehr als eine Mathematik." Sp. unterscheidet
außerdem die mathematische (starre) Zahl, in der sich das Geheimnis alles Aus-
gedehnten verkörpert, von der chronologischen Zahl. — Zahlen sind gestaltetes,
in Form gebanntes Weltgefühl. Natur ist das Zählbare. Alle großen Künste sind eben-
soviel Arten zahlenmäßiger bedeutungsvoller Grenzgebung. Vgl. Mathematik, Anzahl,
Tetraktys, Einheit, Fiktion, Zeit, Unendlich.
Zeichen (otjusiov, Signum, terminus) ist etwas, wofern es auf etwas hinweist,
ihm so zugeordnet ist, daß es ihn zu vertreten vermag. Die Wörter sind künstliche
Zeichen für Vorstellungen und Begriffe, die Empfindungen und Vorstellungen natürliche
Zeichen für Bestimmtheiten der Wirklichkeit (s. Qualität). Unsere Vorstellungswelt
ist ein „Zeichensystem", dem Verhältnisse im „An sich" der Dinge entsprechen mögen
(Wilhelm von Occam, Logik I; Lotze, Helmholtz, Wundt, Kbeibio, L. Dilles,
A. Kühtmann u. a.). — Vgl. Chb. Wolff, Vernunft. Gedanken von Gott ... I,
§ 292 f.; Fbies, System d. Logik, 1811, S. 370 ff.; Helmholtz, Vorträge u. Reden5,
1903; L. Dilles, Weg zur Metaphysik, 1903 f.; Kbeibig, Die intellektuellen Funk-
tionen, 1909, S. 50 f.; Tönnies, Philos. Terminologie, 1906, S. 1 ff.; Romanes, Die
Entwicklung des Geistes beim Menschen, 1893, S. 152 ff.; R. Gaetschenbebgeb,
Grundzüge einer Psychologie des Zeichens, 1901; Dbiesch, Ordnungslehre, 1912;
M. Webtheimeb, Zeitschrift f. Psychol., Bd. 60 (Die Z. bei den Naturvölkern). —
Methode der phys. Zeichen zum Verstehen fremden Seelenlebens: Becheb, Geistes-
wissenschaften und Naturwissenschaften, 1921, 119; E. Spbanger, Zur Theorie des
Verstehens (Festschr. f. Volkelt, 1918). — Vgl. Symbol, Wort, Name, Semiotik,
Bagriff, Terminus, Allgemein, Empfindung, Lokalzeichen, Zeit (Temporalzeichen),
Kausalität.
Zeit {%q6vos, tempus) ist zunächst eine „Anschauungsform" (s. d.), d. h. eine
Art und Weise primärer Synthese von Daten möglicher Erfahrung zur Einheit,
Eis ler. Handwörterbuch. ^n
eine Grundart der Ordnung derselben -t nickt eine gegebene Eigenschaft
einsamer Brfohninfttnhalie, von denen sis abstrahiert wird. Mindern besieht in einem
Zusammenhange, hrs/t du— «in Inhalt m andern hl bestimmter (eben der
xeiUfehen) BeUtion steht« «in Inhalt dm andern «in* „Stelle" gibt. Db Z. ut
die Form. OTiliiiingageaissJishsli attsr Data» der BifcsajilMs, ingan dbae der tannren
an den unmittelbaren Krfebnbsen gssetst« dbae werden, auf Urund gnwi— n Rfelhnmt
heiten. die sich mit ihnen («machst beaondera («bore- und Testeimlrttcfen) verbinden
.poraUrichen"). anmisiillisi - aber mit Hüft dm flsdlnfctsjbjas und der
Erwartung — and unwillkürlich (reaktiv) xu einer Reihe dm Nacheinander* geordnet.
in welcher die Gbeder. nach nach Ihrer Bsrbhsag na relativ ihimradin Iah, •!■
„gegenwärtig' ', „vergangen", „lukBoftig" (jetzt« froher, spater) r harsjrteru» i :
acheinen; hierbei treten oft Vergleiche mit phvmeche« AblUfeei mitnaUUsiud und'
dar Zeit iai aber «m den am Zrit
wie dm 1TIiiis1n4sssI
Zu dieeen Kaktoren gehOna Fi iiiitssMjsmilafe, Hpeanungaempfindungen im Gefolge
«iadi
Die aubjeklive Zeitachattuag lat relativ, wecheelnd;
von &m. Iai unaer Bewußtsein leer von Inhalten, ohne daß «na irgend
wird nna die Zeit lang (wir empfinden „Langeweile"), ebenso wenn wir
„auf sich warten laßt". In der Bihmmmig ■laoheint mm die
erbbte Zeit kort, warn am wenige und dabei unintwrwamnte Inhalte darbot, Ung hin-
wenn vieles, mf^Hohal noch Iutinsnaln, erlebt wurde. Im allgemeinen
bei dar iiamUlaltiann IsImiMiiMsg kleine lamm •her*, große Zeiten unter
sohlest t arfalhe leimt r*ohra imhilsis goß* ab gsmirr Isere, und das Rhylhiainii in
der Erodrücke epirlt hier eine Rolle. Dstisth der Daner psychischer Vorgange s.
K<-i»kti«»n . lt
Vom unmittelbaren, ao^haubeben ZeitbewuBtaein ist d*
au onisrscheiden. Diese ist «in Produkt dssücsnder (logischer) Verarbeitung der
prnniran Zarthchkrit. und Ist so gedacht, dal ab dar OemUlfcmlrah das Dsahens ganngi.
Sie bi eine denkend gesrtxte Ordnung, bei welcher vom Qualitativen und den Varia,
das subjektiv individuellen Zeitbewußtseins lt gern lim wird, ein fester, kon-
r, für alba Denken und Erkennen ulcntbcher Rahmen, in den jedes Geschehe»
eingefügt wird. Dbae „sbaoli. I in idesiea Gebilde und doch, weil ein unent-
behrliches Mittel am ung objektiv allgemeingültigen Erfabruiigsruenmmen.
hangas, von ..empirischer Realität* . d. b. für alb mögliche Erfahrung und deren
Objekte gültig; sie ist eroe „apriorische" Vorausartxung. hat ..tranessndet
Bedeutung. Dbae „maihematiser* I das Merkmalen nicht bloß der
.limeniiionaliut" oder ..Kiminnigkeit", sondern such der Stetigkeit and Homo?
sddfeßt die R dar phywkaliachen Zeitmcewung nicht aus (mit bestimmten
relativ konstanten Veränderungen ab Maßstab; vgl. Rrlativitataprinzip; vgl. Naturt.
Log. Grundlagen der exakt. Wiasensch., 1910« 326 ff.). Waa auch immer ab ..phyw-
kalbche" Zeit sngeaeixt werden mag, jedenfalb ordnen « ir in
gültiges Zeitsystem die begriffln h (kategorial) erarbeiteten Inhalte möglicher
Erfahrung, db Dinge und Vorginge ein, ordnen sb bestimmten Zeitwerten xu.
wir sonst keine einheitliche „Welt" von Objekten haben können. Alb Objekte mög.
Ihmsc Erfahrung, alb „Erscheinungen" (s. d.) stehen daher notwendig in de:
Iva Bestimmt)* it< n Tätlicher Ordnung kann im „An sich" der Dinge etws-
Zeit. 771
sprechen, mag auch das absolut-transzendente, alles in sich befassende, positiv-
unendliche Sein einen überzeitlichen Charakter haben, alle Phasen des zeitlichen
Werdens zur Totalitätseinheit zusammenfassen. Zeitlos im rein logischen Sinne sind
Geltungen und Gesetze, die abgesehen von aller zeitlichen Bestimmtheit oder auch
für alle Zeit gültig sind oder gelten sollen (s. Wahrheit, Mathematik).
Psychologisch wird die Zeitvorstellung teils aus der Wahrnehmung der
Sukzession und Dauer abgeleitet (Empirismus: Locke, Hume, James Mill, J. St.Mill,
Oondillac, Bonnet u. a.), teils als ursprüngliche Eigenschaft von Bewußtseins-
inhalten betrachtet (Nativismus), teils auf das Bewußtsein der psychischen Arbeit
(der Aufmerksamkeit) zurückgeführt, teils genetisch aus der Verschmelzung ver-
schiedener Elemente erklärt. — Nach Herbakt ist die Z. eine Reihenform, bei welcher
die Wahrnehmungsfolge nicht umkehrbar ist (Lehrb. zur Psychol.3, 1887, S. 118 ff.;
vgl. Volkmann, Lehrb. d. Psychol. II4, 1894/95, 13 f.). Nach Spencer ist die Z. das
Abstraktum aus allen Beziehungen der Lage zwischen aufeinanderfolgenden Bewußt-
seinszuständen (Psychol. II, § 337). — Eine angeborene oder ursprüngliche Eigenschalt
ist die Z. nach Vierordt (Der Zeitsinn, 1868), Külpe (Grundr. d. Psychol., 1903,
S. 394 ff.), Ebbinghaus (Grdz. d. Psychol. I2, 1905, 457 ff.; 3. A. 1911), Ribot,
Hodgson u. a. Eine spezifische „Zeitempfindung" besteht nach E. Mach, nach welchem
wir die Arbeit der Aufmerksamkeit als Zeit empfinden (Populärwissensch. Vorles.4,
1910, S. 160 ff.; vgl. Erkenntnis u. Irrtum, 1896, S. 417 ff.). Daß wir die Arbeit der
Psyche (bzw. des Gehirns) als Z. wahrnehmen, lehren auch W. James (Principl. of
Psychol., 1890, I, 605 ff.), Jerusalem (Lehrb. d. Psychol.4, 1907) u. a. — Aufmerk-
samkeit und Muskelempfindungen hegen der Zeitvorstellung zugrunde nach Th. Brown
(Lectures on the philos. of human mind, I, 297 ff., 19. ed. 1856), Bain (Senses and
Intellect, 1855, 4. ed. 1894, S. 106 ff.), Münsterberg (Beitr. zur experim. Psychol.,
1889/92, II, 13 ff.; IV, 89 ff.), Schumann (Zeitschr. f. Psychol. IV, 1 ff.; XVII; XVIII;
Psychol. Studien II), J. Ward, Stout, Baldwin, Guyau (La genese de l'idee de
temps, 1890, S. 35 ff., Bewegungsanstrengung), FourLLÜE (Psychol. des idees-forces II,
1893, 2. ed. 1896, 81 ff.; die Zeitzeichen knüpfen sich an das Streben) u. a. — Nach
Wundt ist die Zeitvorstellung ein Verschmelzungsprodukt von objektiven Emp-
findungen mit qualitativen (Erwartungsgefühle) und intensiven Zeitzeichen (innere
Tastempfindungen). Jedes Element einer zeitlichen Vorstellung wird nach dem
unmittelbar gegebenen Eindrucke geordnet, nach dem „innern Blickpunkt" der
Vorstellung (Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903, 2 ff ., 86 ff.; Grundr. d. Psychol.5,
1902, S. 170 ff.; vgl. E. Meumann, Philos. Studien VIII — IX). Auf einer Verschmelzung
beruht die Z. auch nach Th. Lipps (Einheiten und Relationen, 1902, S. 51 f.; Leitladen
der Psychol.3, 1909). — Vgl. Höffding, Psychol.2, 1893, S. 253 f.; Jodl, Lehrb. d.
Psychol. II3, 1909, 203 ff. u. a., ferner: IL Einer, Experiment. Studien über den
Zeitsinn, 1889; L. W. Stern, Zeitschr. f. Psychol. XIII (Präsenzzeit); Hüttner, in:
Beitr. zur Psychol. u. Philos. I, 3. H., 1902; Masci, Sul senso del teinpo, 1890; Nichols,
Amer. Journal of Psychol. IV; L. Lange, Philos. Studien IV, 1888; V. Benussi,
Archiv f.d. gesamte Psychol., 1909 (Zeitvergleichung); P. Salow, Psychol. Studien VII,
1911; Erdmann u. Dodge, Psychol. Untersuch, über das Lesen, 1898; E. v. Cyon,
Das Ohrlabyrinth, 1908 (dieses ist Organ der Zeitvorstellung).
Erkenntnistheoretisch gilt die Z. teils als Erfahrungsbegriff, teils als
apriorische Form der Anschauung oder als Kategorie, teils als subjektiv oder als ideell
(immanent), teils als objektiv, real, transzendent.
In der älteren Philosophie gilt die Z. in der Regel als etwas Reales, unabhängig
vom Erkennen Existierendes, als eine Bestimmtheit der Bewegung. Nach Platon
49*
772 Ztlu
freilich bt db Z. eine Bcctimmtbefr — r dar endend« Umi ■ Tlngi , dir „MW (a. d.)
äad «vif, Ober aller Zeit (vgl. das „BaJeade" der Eleatea, euch dm indischen
Idealbmue). Die Z. bt ein Bild der Ewigkeit and erst (wie später euch nach Philo»
u. s.) mit der Weh de« Oewoi denen iiblsn diu (Thanoos 38 B, »7 0 f„ 28 A f , 4? H f ;
Republ. 629 D). SpMwbd»rtPwm».dtoWteeiMaiebte«Berb^bder8»le''.»oodern
Lebe« der Seeie. At»s<bbnongc4i^8iilsd*hini(Fnnanrn I! vgl. Bbsoso»;
Ibnbeb Jaimucaos. - Neeb AniSTOTBLae wird die 2. «agbbb mit der Bewegung
(Veränderung) webifieniim. ab dee Pithm oder Spiler In derselben. SU iet den
kU8 der Veränderung betreffe dee Froher oder 8pftter (ip&jU* esejeesji) «ad
für une nlebt ohne die tfbbnde 8seb. Di» Z. bt stetig, niebt au* diekreten Teilen
i nmingoM bt, and unendlich. Dee Unwandelbare bt niebt in cfer Zeit (Phys.l
218* 8; IV 11. 218b »ff.; IV 11 221 b 201.). Meob doa Sto.k.rn ut db Z. die
Ausdehnung (eWrano) der Btesgaag «ad ab solch» unkorperbcb (doo>»ro»;
Diofea. Leert. VII. 141t Btobeeua» Belog. I. 280«.).
Db Bedingtbert der Z. If bllinng dareh psychisch« Vorgänge (Erwartung, Auf-
lacrkaemkeft. Cbdiehtnb) betont Awwrinaa, DbZ. bt erst mit der Welt entstanden
«od «a db Verladernag snbnwpft (Cbnfcawoa. XI. 14 ff.; De eiefe. Dri XX 6 f.).
DbBienbos^i^dsiZ.a^dsrWcitbbrcoa«ebkUneoro
and Thomas ron Aqütxo, der eb wb Aristoteles defini'
prine et posterius"; 8am. tbeol. I. 10. I e: vgl. Obatr. gent, I. 15. 68). - Koeb Dtm
Scotüs bt die Z. ron der Bewegung aar gedenk Heb aalereobiedpn (De rer. prinr.
qu. 18, 1 ff.). Vgl. 8UABM, Dbputat. metaphys. 80. ort. 8 ff.
AU Bcwegnng uwwemd» Zebl bestimmt db Z. eaeb Dascjurras (Princip. philo* I.
67). 8b bt keine rttnglnbe Klgew aoft. eoadern gedeakarh na den Dingen fwetat
(„modus corftnodi"). 8o eaeb nach SrarotA (OogiuU metepbys. I
Eth. II. prop. XXIV). UAsesroi. — Meob Home bt die Z. ein
und wird dorob db Bewegung giinwoean (De corpore, e. 7. 3). neeb Locu di«
feeenng der Dauer dee Geeebebeoj (Essay conoern. boni. uoderetend. II K
Nnob Bbbksjit beetebt db Z. bloft bt der Voreteunngefolge (PriacipL XC
neeb Html in der Art und Webe, wb Hwliüobe ia ibrer .
(Treetbe II. eet. 3). — Nbwto* iintnuiihsMit ron der sinnlich
rebtiren db sbcolote, wmbre. gblnhmlrig tuenonde. inMhiBMtbobs Zeit („tempus
absoluta», renun ei matbcmaticum", NetamL philo., prineip. matbemat.. def. VIII .
eo noeb Clabxb).
Ideell bt db Z. neeb Bnoou. E. Law (Enquiry. K. 1). Amblos SuJtnv» u. a,
Neeb Lamra bt db bere Zeit bbn eine Jdeab Mognebkrit " („poseibilite ideeb").
Db Z. bt die „Ordnung dee niebt aagbieb Existierenden", dee Nscbeinenders. db
Ordnung <br möglichem Veränderung and bst sb solcbe eine „ewige Webrh.
Eeeeb II. K. 14. f 16ff.; Phibe. Heaptechriften I u. II). Ab Ordnung dee nach-
einender Folgenden bestimmen db Z. naeb Omu WoOT(Oatolog„ f 872, B^rMOAuraji
(Metepbys., $ 239) u. e.
Auch nach Kaut bt db Z. eine Ordnaugeform, aber weder eine empirisch gegebene
Ordnung ron Dingen oder Vorgingen na ebb, noch eine bloße Bestimmtheit der
individuen-eubjektiven Erlebnisse, sondern db Form, in welcher wir alba, was
Gegenstand der Erfahrung werden kann, anschauen und denken müssen, eine
apriorische „ Anschauungsform" («. d.). welche «war n: ^beiauagen" (s. d.i.
für diese aber allgemein und notwendig gilt (vgl. De mundi sensibili . . , 1 14). 1 '
bt kein empirischer Begriff, „denn das Zuglcichsein oder Ausrinanderfolgefl würde
selbst nicht in db Wahrnehmung kommen, wenn db Vorstellung der Zeit nicht a priori
Zeit. 773
zum Grunde läge". Die Z. ist eine notwendige, allen Anschauungen a priori zugrunde
liegende Vorstellung, und auf diese Notwendigkeit gründet sich die Möglichkeit
arithmetischer Axiome (s. d.). Die Z. ist nichts „Diskursives", sondern eine „reine
Form der sinnlichen Anschauung"; alle bestimmte Zeitgröße ist nur durch Ein-
schränkung einer „einigen zum Grunde hegenden Zeit" möglich. Die Z. besteht nicht
an sich, sondern ist (zunächst) die „Form des innern Sinnes, d. i. des Anschauens
unserer selbst und unseres innern Zustandes". Sie ist die „formale Bedingung a priori"
zunächst der inneren (psychischen) und mittelbar auch der äußeren Erscheinungen.
A priori können wir daher sagen: „alle Erscheinungen überhaupt, d. i. alle Gegenstände
der Sinne, sind in der Zeit", trotzdem die Z. keine „absolute" Wirklichkeit hat, d. h.
nicht an sich, unabhängig von möglicher Anschauung der Dinge besteht; insofern
ist sie „subjektiv" (ideell) und hat trotz ihrer „transzendentalen" Ideaütät zugleich
„empirische Realität", d. h. „objektive Gültigkeit in Ansehung aller Gegenstände,
die jemals unseren Sinnen gegeben werden mögen. Psychologisch ist die Z. nicht
angeboren, sondern „durch Veranlassung der Wahrnehmungen" gegeben (Krit. d.
rein. Vera., S. 60 if ., 374). Die Einheit der Zeit, die Bestimmung des objektiven
Zeitzusammenhanges ist logisch, durch das synthetische Denken und dessen Grund-
sätze bedingt (vgl. Kausalität, Objektiv; vgl. ferner Schema, Ich, Selbstbewußtsein,
Wahrnehmung, Zahl). — Daß die Z. die Form der Anschauung überhaupt, nicht bloß
des innern Sinnes ist, betont Fries (System d. Logik, 1811, S. 78 ff.; vgl. später
Reixinger, Kants Lehre vom innern Sinn, 1900; Philos. des Erkennens, 1911; vgl.
Wahrnehmung, innere). — Ideell ist die Z. nach Fichte, der sie aus der produktiven
Einbildungskraft ableitet (Gr. der gesamten Wissenschaftslehre, S. 179, 444 f.) und
später die Z. als Erscheinung des „Lebens über aller Zeit" bestimmt (WW. IV, 409;
VI, 365), Schellin g, nach welchem die Z. das Ich selbst als in Tätigkeit gedacht ist
(System d. transzendental. Idealismus, S. 213 ff.; vgl. WW. I 5, 648; I 6, 45, 220, 672;
II 3, 307). Xach Schopenhauer ist die Z. apriorisch, rein subjektiv, ideell, gehört
der bloßen Vorstellung an, nicht dem Ding an sich, dem zeitlosen „Willen". Die Z.
ist nur „unser eigener, ungestört fortschreitender, mentaler Prozeß" (Parerga II,
§ 29, 142 f.). Xach Hegel ist die „Idee" (s. d.) zeitlos. Die Z. ist durch den Prozeß
der endlichen Dinge gesetzt, eine Folge desselben, nichts Primäres. Nur das Xatürliche
ist der Zeit Untertan, das Wahre aber, die Idee, der Geist ist ewig; der „Begriff" ist
die „Macht der Zeit", von ihr unabhängig. Die Z. ist das Werden selbst, das beständige
„Sich-auf heben", das „an sich selbst Xegative", das „angeschaute Werden", das
„unsinnlich Sinnliche" (Naturphilos., S. 52 ff.; Enzyklop., § 258, 448). Xach
Teichmüller ist die Z. die „perspektivische Erscheinung der zeitlosen Weltordnung"
(Xcue Grundlegimg d. Psychol. u. Logik, 1899, S. 44 ff.). — Die Idealität oder
Phänomenalität der Z. lehren ferner F. A. Lange, Liebmann (Zur Analys. der Wirklich-
keit2, 1880, S. 92 ff., 4. A. 1911 ; Gedanken u. Tatsachen, 1882 ff., I, 346 if ., 2. A. 1904),
Münsterberg („Der Wille setzt die Zeit, aber er selbst erfüllt sie nicht", Philos. der
Werte, 1908, S. 158; Grdz. d. Psychol. I, 1900, 255 ff.), Heymans (Gesetze u. Elemente
des wisse nschaftl. Denkens, 1890/94, S. 262 ff.), F. Schultze (Philos. der Natur-
wissenschaft, 1877, II, 72 ff.), H. G. Opitz (Grundriß einer Seinswissenschaft, 1897
bis 1904, 1, 92 ff.), P. Mongre (Das Chaos, 1898, S. 24 ff.), Bradley (Appearance and
Reality, 1893, S. 35 ff., 2. ed. 1897) u. a. Vgl. Kühtmann, Zur Gesch. d. Terminismus,
1911.
Eine Kategorie, eine Setzung des Denkens zur Ordnung des Gegebenen, zur
Herstellung einheitlichen Zusammenhanges ist die Z. nach Renoüvier, Schmitz-
Dümont (Zeit u. Raum, 1875, S. 7 f.) u. a., ferner H. Cohen. Die Z. ist die „Kategorie
771 ft*
Am A ■>■!■■'■■■ il IT. " ■■■■il l__ffl «.M i4mm f^BWM -1-- bT—»—J1— ■!.■■■ - -»
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refaea Denken» (Logik. 190* 8. 1»«.. 160ff). Bukaimii« «ad Zujricicheeu sind
HJUBt gegObeB. OOndcTO denkend gCOütet. Nach P. N ATOBT bt db Z. MN lllpwly
' >rnnnni'«w« b . MM I« 'lirn'imi.' <i*t ..RiiMr nzl«~«tininmr.f in BggBOBBi r.:f*«hrunc
DbZahl(..d.)wirier«tabZeit«adrla«m««Bkiet. DU BUthrmirboas Z. bt Jeet-
ii!i\ • rr .' k(. •■:« . » :nri»"» < MMBBj Dil Z '•-' HM >vMri>»«- IM OMMi
ab» )h«ihioii«g«fni«i (Db loRMdm OiMilbp« der exakte»
1910. 8. 72«.. «88«. »8 ff.) Ab denkend g Ordnung
db Zeb braer Cunn, Kam* Dbimcb (Ordnaaptehrr, 1910> «.
Vgl. dam Bacmaby. Db Lehren tob Raum. Sab «ad Mathematik. II. 868 ff.; Ron,
Der philo.. Killhbana II I. K. S: Bcssovr. ZmtlichkaH a. Zebloagkrit. IM1;
FmimmuMMMKOmLm, Wieseaaehart «. WWdichkeH. 1812, 8. 323 ' icher
der Phik». I. 1913; F. J. Sc«*, dt. Grd». «bar konetbut. Errata a«g««Bl1iii. 1901.
8. IS2 ff.; Wovor. Log» I«, 1888/88. 8. 488 ff.; 3. A. 1808; System d. Phil»
1807; Borrmvo, Dar ■■■nMhhj Gedanke, 1911.
Mit der Wahraeharaag aajbba gajohai (ob Form dereelbe») ha db Z. nach
Haaaajrr (•. ohea; vgl. Netephve. II. 808. 841k Bmran (SjUii d. aVtepbv»..
1840. 8. 283 ff). Jörn. Wovor (Logik I*. 1893/98. 481«.. 3. A. 1908). Borrm»o.
Riaast. u. «.
•bjrktive lbrt«»j*Bart dar S. bbroa L. Boia* (Reflexion* aar ranav«
tcmps. 1748k 8raTjmpr«4oaam. B. Rtrna, F. BaaDss (Üher das Begriff d
IH18). L. Fat BMAca. Hkroakt. Bavaaa. I. B.FicsTB(P«ychnl. 1.333 ff. ). FoaTCAor,
Uuucj, TssaDBLSSBcsa. W. RxMssssairn, Ubsbbwso. Lotes, K. ▼. Rastxas*
(K»tr«orirnk-hre, 1898, 8. 98«; des Wolba ästet db aaliadliaiay db .
bestimmt« Zebbehkeit; in dar objektiv-resJeu Sphäre gfbi «B ZtatMuhii, Tätigkeit,
«brr keine Sab, db ab «olohe «rat durah «ba aarbrboha OjmUmsi entsteht). Dssws,
0. Srtraaa, A. Dobiso (Sab «. Raum. 1884). Huouni (Metaphya. ». 8. 3
Koni. W v aar. Sraacaa, Rraax. L. Bcsas. Errraar (Über db Z. 1 87 1). B . Baöasa
(Db Beahtlt dar Z. Zebaehr. f. Phlba. 114. Bd. 1899k F.. Pose« (Thaorb d
1898/97; Vierteljahmchr. f. «haaMuh. Phik». Bd. 33-34. 1899/1900; db Z. eelb*t
bi «objektiv) o. a. — Ab eine Form dm Ab abh selbst, welche* B»sbb«bmb bt,
betrachtet db Zeit Bssokait* (Sjateai den objektiven Ideeibmus. 1908. 8. fi.
Nach Qorao bt db Z. db form dar Enlwiiilaag. «hat »EaaMipami den Übergangs
vom Homogenen tum Beterognsea" (La genese de l'idee da tempe«. 1903, 8.
Basoaos uBtat aohahbt db haaaogaa
geeetete msthonmtbch-phyeirilbche. Iah (..t
ist und dem des Wirkliche so prakta
Verataado entspringt, von dar ■ihBusaaihi n Z. (..temps-inveoteur"). der reinen,
wahren, reabn „Dauer" (s. d.k der SeJbabchopraag immer aener PhaasB einen stetigen
Werde proxemea, wie er durch Intuition (•. d.), zaaaahat im Ich. unmitaalbar erlrbt
wini (vgl. Mntiera et memoire. 1910. S. 306 f.. 225 ff.; Zeit u. Freiheit I' II : Devolution
crentrbe«, 1910, 8. 5 ff. 318 ff.); vgl. Job. Web «ad 8eeb. 1912. Dbibsch. Wirklich.
;■ t-:. in,, im:, s. gfft \ h InBBBUi [TJatergaag daj AIibiibbbiIii f. IM7fl
ist Zeit kein Begriff, wbKiachnftibh abht i«g8nghVh. bt, ab Nkjhtumkehrb*
8ohbaaal (8. 184). — Vgl. ExanorBna, Archiv f. tjatem. Phik». IV. 1898; Ost*
Abh&ndl. u. Vortrage, 1904, III. 241 ff.: Ewald. Kante kritischer Idealismus. !
Pktrohtbtiob, Prinzipien der Erkenntnislehre. 1900; Prinzip, der Metaphysik. I 1.
: L Brssa, Philosophie und Erkenntnistheorie. 1894. 1 mtt, Logik.
1889/93, II», 84 ff.; 4. A. 1911; Ramraa, Philosophie ab CnindwisseBachsIt. 1
Zeitschwelle — Zufall. 775
Uphues. Kant, 1906; F. C. S. Schiller, Bund, X. S., IV, 1895; Riddles of the Sphinx2,
1910; M. Palagyi (s. Raum); G. H. Francke, Eine Untersuch, des menschlichen
Geistes, 1908 (Z. ist Raum); K. C. Schneider, Das Wesen der Z. (Wiener Klinische
Rundschau, Xr. 11— 12), 1905; Xatorp, Allgem. Psyehol. 1, 1912; PoincarE, Der Wert
der Wissenschaft2, 1912; Schmied-Kowarzik, Umriß einer neuen analyt. Psyehol.,
1912; Stöcke, Lehrbuch d. Philos. II8, 1912; V. Benussi, Psychologb der Zeit-
auffassung, 1913; H. Werner, Über optische Rhythmik, Arch. f. ges. Psych., 38. —
Die moderne Relativitätstheorie (s. d.) bringt nicht sowohl eine neue Theorie der Zeit,
als eine neue Art der Zeitberechnung. — Vgl. Anschauungsform, Dauer, Ewigkeit,
Relativitätstheorie, Werden, Veränderung, Unendlichkeit, Stetigkeit.
Zeitschwelle (Ausdruck von Czermak, Ideen zu einer Lehre vom Zeitsinn,
1879), das kleinste Intervall zwischen zwei Reizen, das eine Zweihcit von Empfindungen
erregt. Vgl. Wtjndt, Grundz. der physiol. Psyehol. III5, 1903, 45 tf.
Zetetiker s. Skeptiker.
Ziel, Zielstrebigkeit s. Zweck. Zielvorstellung s. Determination.
Zirkelbeweis s. Cireulus, Beweis. Zirkeldefinition s. Definition.
Zivilisation s. Kultur. Vgl. Carpenter, Die Z., 1903.
Zuchtwahl s. Selektion, Entwicklung.
Zufall (ti-/i]. avzöfiaiov, casus) ist das unvorausgesehene, unberechenbare
Zusammentreffen von Vorgängen, die nicht selbst im Verhältnis von Ursache und
Wirkung stehen, aber doch ihre bestimmten Ursachen haben, die Kreuzung eines
Kausalnexus mit einem andern. Zufällig ist, was nicht als gesetzmäßige Folge zu
antizipieren ist, was als individuelles Faktum aus der vom Denken nicht im Vorhinein
bestimmten Konstellation einer Mehrheit von Faktoren sich ergibt, ferner was
einem Zwecke, einem Willen entspricht, ohne gewollt, beabsichtigt, wollend realisiert
zu sein. Der (relative, gesetzlich fundierte) Z. spielt eine Rolle besonders in der
Geschichte, aber auch in aller Entwicklung, allem Werden überhaupt. Einen absoluten
Z. im Sinne des Grund- oder Ursachlosen, des außerhalb alles Kausalzusammenhanges
Stehenden gibt es nicht in der Welt, so wenig wir imstande sind, alles Einzelgeschehen
gesetzlich-eindeutig festzulegen. — Vgl. Aristoteles, Physik II, 5 — 6 (s. Akzidens);
Lücrez, De rerum natura II, 216 ff.; Spinoza, Eth. I, prop. XXXIII, schol. 1; IV,
dt f. III (D. Zufällige beruht nur auf einem Mangel kausaler Erkenntnis; ebenso
Hobbes; Httme, Treatise III, sct. 11 ; Schelling, WW. I 10, 101 ; II 2, 153 (Urzufall);
Hegel, Logik II, 205; Xaturphilos., S. 36 f. (Das Zufällige als das nicht restlos in
den Begriff Eingehende). Der Zufall als Zusammentreffen zweier Kausalreihen:
,T. St. Mill, Logik, 1877, II, 55; Schopenhauer, Welt als Wille u. Vorstellung,
1. Bd.; K. E. v. Baer, Studien auf dem Gebiete der Xaturwiss., 1874, S. 71 ; Rümelin,
Reden u. Aufsätze, 1875 — 1894, II, 130; Carneri, Sittlichkeit u. Darwinismus, 1871,
2. A. 1903, S. 124; Jodl, Z., Gesetzmäßigkeit, Zweckmäßigkeit, 1911; Windelband,
Die Lehren vom Z., 1870, S. 22 ff.; Der Begriff des Gesetzes, 1908 (Der Z. ist das
„vereinzelte Faktum'' als solches; der Z. ist nur „ein Prinzip unserer Betrachtung,
nicht ein Prinzip des Geschehens") u. a.; die Zufälligkeit (Kontingenz) in den Dingen
selbst: Cournot, " James, Boutroux (vgl. O. Boelitz, Die Lehre vom Z. bei
E. Boutroux, 1907) u. a. (s. Kontingenz). — Vgl. C. B. Peter, Das Problem des
Zufalls in d. griechischen Philosophie, 1909; M. Cantor, Das Gesetz im Z., 1877;
L. Noel, La philos. de la contingence, Revue Xeo- Scolastique IX, 1901; C. Revel,
lli>
Le hesard, 1906; Uuikh, Ordnnngabhro, 1912; E. J. ILutu.it>».
Schließen, »LS; Sroau, Lehrbuch <L Phil». II*. 1912; A. Lassos. Über den Zerfall.
1917; nach Snmo (Untergang des Abendlands« I. 1917 ff, S. 196 ff.) kl da«
PhtaMMB des Zufalls, das dem Schicksal erst VoUkommeahett gibt, Bar aus dar Um
des Urpbanoincns tu begreifen. Vgl. Akzidens, Gestts, Notwendigkeit, Got tobe weis.
Wahrheit (Lewst*). Zweck.
Zuordnung e. Ordneng. Zahl. Wahrheil, Urteil. PeralleHcau».
Zurrrkiiunjc nputetio) iel dt* arteihnattge Zuordnung einer Tat zu etner
Person ah Alm! daicolbsn, Inehmondmu ab aae ihr— WBsu, ihrer Abmäht, ihr—
Charakter oder ihrer Oesianuiig iplifitfinj (äußerliche, wyrihologieehe. ethische
und ■trefrechtttche 7m»nhnung, bzw. Zurechenbarkeit). Zurechnungsfähig
Ut nur, «er ober ein mibe» Maß von Bewußtheit um die Art und die Folgen seines
wen nicht unftberwindhehe (etwa pethoingbeht)
Defekt« an dem Wollen und Anefuhren einer Handtung hindern; es
gibt rotte und twmindWte ZiuiiAnenguflbifJinlt, je nach dem Grade dm den „frohm".
d. b. der PerefaHchkatt inbpilnganrliiii Witten üemmiiutiin Verantwortlich ist
für min Ten oder Unterbauen fader Tmiiieiiungeflelp, von dem mummt wird, daß
er etwas rechthob oder mtthoh Gefordertes, Gesollt« haue eineeben, «ollen un.
er eoOe für eum Verhalten (und dornen Folgen) mit
Pereon ilntnlcn, es n iikllntlgsn oder eher, falb dbe mißlingt, amntaall dafür
büßen. VoriiinmiiMt wird «he McghohkeH, daß nach der ab ^normal" betrachteten
psychologischen OmsUflontull gewbes Vorstellungen dm Sohne Moü veUuoakrait
erhalten honten. Hatten ob trote „Dornuho" TlmcitmiemmUiniic die nötige
motteutnrhe nicht, denn wird der Handelnde fm* «^ohuldbjj befunden. Dm Einsicht,
erwachsen. — Vgl. Pl*to9. Timeout 98 Bf.; Asmoraum, Eth. III.
8oBoramuvn, Über db Freiheit dm nwnaohHnhen Willens V; Mmsoso, \
theorfa, 1894; 8. 203 ff.; Ltrre, Ethische Grundfragen*. 1908. & 248 ff.; Garen.
MoralpbilcaoDbk . 1888, S. 278 ff.; J. Hör«. Ob Zurechnungutehigkeit. 1877;
ROauu». Reden u. Aufsetze, 1878 ff.; E. Laas, Viertel iahrmchr. f. wissenseh. Philos. V.
1881; VI. 1884; Uetium, 1. 1888; VLTL 1884; Wi5delba»d. Präludien».
1907. 8. 314; Stock* Einbit, in db Moralwfaaeneehaft*. 1904, . &jud,
Db Grenaen swbohen jurbtbcher und soziologischer Methode. U' ! Fonora*.
Willensfreiheit u. sittliche Verantwortlichkeit. 1896, S. 50f.; Foul. Ober die
Ztiwwrhnnngefihtghett dee normalen Meneohen*. 1904; L. KtmunrencK, Der Seh
begriff, 1892; Tu. Dssnoom, La rrepoosabiute morefa, 1896; H. Hoexe. Fre.
and human Rceponsibility, 1912; H. Kaxsas. Hauptprobleme der Staatereohtakhre.
1911; M. Omrn, Z. u. Verantwortung, 1904; Wilbnsfreiheit, Zurechnung und
Verantwortung, 1904 (Zurecbnungefihigkeit bt „der Zustand eines Meneohen. in
welchem er sich wollend und handelnd eo heutigen kann, wie es in seiner wahren
Natur, seinem Charakter liegt"; db Verantwortlichkeit eines Msmehem besteht
der Möglichkeit, daß er, f*|la sein eigenes H*r*d*ln oder des von »h« abhangige ff*mfflTT
anderer ab gewiesen von ihm freiwillig oder gezwungen anerkannten Forderungen
widersprechend und berechtigte Erwartungen enttäuschend betrachtet wird, von
dem enttäuschten Vertreter jener Forderungen . . . genötigt wird, vor ihm oder seinem
Stellvertreter den Nachweis zu liefern, daß jene Handlung in Wahrheit jenen Forde-
rungtn nicht widerspricht und db berechtigten Erwartungen nicht enttäuscht bat,
Zusammenhang — Zweck. 777
so daß die Vorwürfe, die Entrüstung, die Empörung nicht begründet sind");
Vathisger, Die Philos. des Als-Ob2, 1913. — Vgl. Willensfreiheit, Sollen, Verbrechen,
Recht, Xorm.
Zusammenhang s. Einheit, Denken, Erkenntnis, A priori, Voluntarismus,
Synthese, Kausalität, Zweck, Wert. Zusammenhangswerte sind nach Mr>"STER-
beeg: Natur, Geschichte, Vernunft (Philos. d. Werte, 1908).
Zustand (na&os, passio, modus) ist ein leidentlich (reaktives) Verhalten, eine
Bestimmtheit, die etwas eine gewisse Zeit hindurch annimmt. Vgl. Aristoteles,
Metaphys. V 21, 1022 b 15 f.; Che. Wolff, Vernunft. Gedanken von Gott ... I, § 121 ;
Wu>-dt, Logik I, 3. A. 1908. — Vgl. Affektion, Modus, Eigenschaft.
Zustandsbewußtsein (Gefühle, Affekte u. dgl.) unterscheiden vom Gegen-
standsbewußtsein Ltfps, Rehmke, Messer u.a.
Zustimmung s. Synkatathesis, Urteil, Beifall, Anerkennung.
Zwang s. Notwendigkeit, Willensfreiheit, Recht. Vgl. H. Schwarz, Psychol.
des Willens, 1900, S. 1 ff. (Xatur- und Xormzwang).
Zwangsvorstellungen sind Vorstellungen, Ideen, welche zwar als
abnorm erkannt werden, aber trotzdem ihre Herrschaft im Bewußtsein behaupten,
nicht zu unterdrücken sind. Vgl WesTPHal, Zeitschr. f. Psychiatrie III; Störrtsg,
Psychopathologie, 1900, S. 297 ff.; Kraepelts, Psychiatrie8, 1909 ff.; Facser, Zur
allgemeinen Psychopathologie der Zwangsvorstellungen, 1908; Loewesfeld, Die
psychischen Zwangserscheinungen, 1904; Friedman, Monatsschr. f. Psychiatrie, 21;
Zeitschr. f. d. ges. Xeur. u. Psych., 21 (1914); Stöcker, ebda., 23 (1914); Oesterreich.
Die Besessenheit, „Deutsche Psychologie" I, 1916; Jaspers, Allgemeine Psycho-
pathologie, 19202.
Zweck (is'Aog, finis, „Zweck" in der jetzigen Bedeutung seit J. Böeoie)
bedeutet vor allem „Zielpunkt" und ist als solcher ursprünglich auf eine Willens-
tätigkeit bezogen, die auf etwas, ein Ziel eingestellt, „gerichtet" ist. Der Z. ist durch
den Willen gesetzt, denn erst dadurch, daß etwas gewollt, ein „Willensziel" wird,
charakterisiert es sich als Zweck. Von den unmittelbaren, immanenten Wille ns-
zielen ist aber der Zweck des Handelns zu unterscheiden. Auf die Frage: zu
welchem Zwecke (wozu) tut man dies? lautet die Antwort: der Zweck dieser Handlung
ist die Verwirklichung dieses und jenes Willenszieles, welches eben nur unter der
Bedingung der Handlung, durch diese, „vermittels" ihrer zu realisieren ist. Jetzt
haben wir erst die korrelaten Begriffe Zweck und Mittel (s. d.) und verstehen unter
dem Zweck einer Handlung eine jm Bewußtsein vorweggenommene (vorgestellte oder
gedachte) Änderung, deren gefühlsbetonte Vorstellung den Willensimpuls zu einer
bestimmten (inneren oder äußeren) Handlung auslöst. Alle unsere besonderen Zwecke
sind Willensziele als Bedingungen anderer Willensziele, die sich insgesamt zur Einheit
oberster Zielsetzungen oder eines Endzwecks verbinden. Ein „Grundwille", ein
ursprüngliches Grundziel geht allen auf Grund von Erfahrung entstandenen Ziel-
strebigkeiten voraus, läßt uns alles das anstreben, was als Mittel zur Befriedigung des
Grundstrebens geeignet erscheint oder sich als geeignet, als „zweckmäßig" erwti.-t.
mögen auch vielfach diese Mittel selbst zu Zwecken („Selbstzwecken") werden. Wie
immer auch Zwecke und Zweckmäßigkeiten besonderer Art entstehen mögen, welchen
Anteil an dieser Entstehung auch die Erfahrung, der „Zufall", das Milieu, die Selektion
usw. haben mögen, ein Grundstreben mit einem immanenten, allgemeinen Ziel (Selbst-
77* Zweck.
erbaJtung u. dgl.) trifft daa Omm, ist permanent siisasai Zu Utrebigk.
diseem rein immumtra nwaat, Mi Streben nach Erhaltsjng bcw. \ cranderung w
eigenen Zuatandra. ist die Urvoreoasrtcung alle r eesTuadlrt« lasufcji and aller Zweck -
mAttgkritrn. In Vc rbindang mit einer primlren ErhaltungafahigkeU der Wesen,
äußeren EifUlüssrn und innerrn Anpssraaprrnktfaoen erzeugt sie phyto- und ooto
gtMtsach ein imnst rwalMuheiaa, »aif mm ndsrrs. aktiveres ZweckbewuHtscm und
ein« fartaefarritendr .sOigkeit. d. h. Organe und Punktionen, welche
J.T» i/ti' t • i.'i'l, iIh \r ru h* i«r»*tr n Art' n v«»n Z» Mi •*» Mr« )■ :i» und Wollen» wrwirk.-
Hohen zu U*»rn. Warnen wir — meUphysknk — an, d»B ein elementares Strebe«
allem relativ selbständigen Wirklichen prfanir zukommt, mag es such m Teil «nto*
msthnsrl sein (s. Mejhaissslmiitg, Panpsyehismus, Voluntarismus), dann ergibt sich
f'»ntclismus". «fast universale Teleologie immanenter Art, «fast .. '
Teleologir Iwmach ist dh) bewufit-aktive Zv*ekaat«ung und Zweck
Verwirklichung vernünftig- woOrnder Wssen von du« Bsskthwssn der nii daist an Wesen
nur graduell vireohbrlen ÜheraH in der Walt gibt aa Zlsbtiibin und
iU ■! lis ssnilwiiikwi Fsnhaiian asltusnauibi la Iisiflftl gaiaaa
stobt und oft nicht gelingt, so gibt es nicht hio8 (r*k«ir) ZwecfanlAgea, sondern anch
(relativ) rnzwacbalJIgea (vgl. Obal). We Mittel tnr ZWverwirldichwng sind grollen
trik nicht von vornherein gegeben, sondern müssen erat erworben, durch das
Zussmmenwirken der Wesen and ihres Milieu aar Entwicklung gelangen
(vgl. Entwicklung).
Dirne Tek*ologir ist nicht ..dualisti* h . d. h. sie ist wwder sotiksuanfastiscb noch
snümrchanistiscb. noch fuhrt ab) besondere ..Zweckursachen'' neben d<
uiaaobj Alles in der Welt geschieht vielmehr sogleich final und kausal, und
alle Kausalität der (aud -ur ist, vom Sundpunkt der äußeren Erfahrung
betrachtet, mechanisch (im uaitmen Sinne, also auch dynamisch oder energetisch).
Ebendieselbe Reihe dea OMchsbsaa, in welcher ein Glied als ..Mittel", daa ■
als ..Zweck" wollend und derdtend geseUt wird und iiuwferneine Fin ,!r< ihe dsrstellt,
ist eine Kaasalrcihc. sofern die Zweok verwirk Brhang, die erreichte Veränderung
als Folge (Wirkung), die Handlung als Re*lerund (Ursache) beurteilt wird (s. Kau*.
Daa unmittelbar lebendiee Oesebeben in dessen ..Fmwicfaeria'' ist Fortgang von
einer IMaliiiliiing tur andern, jede fbikwiibsng ist aber zugleich ein Vorgang, der
einen andern xur Folge bat and aalbat durch einen andern bedingt ist. So ist dk-
gante Kette von Vorgängen in der Welt ein System von
und zugleich, in anderer Betrachtung« weiee, «hl kausales System, in
Glied eindeutig bestimmt ist; denn ea verstoßt gegen dir Einheit
quens der Denkmethode, die Standpunkts der Betrachtung so zu vermengen.
daBcin Ghed der Finalreibe als eine neue, besondere Dresche („Zwcikur*.
in die Kausslreihe cingesteJH wird. Das ergibt eine falsche, die kausslc Forschung
hemmende, einschrinkendc Tcleologie (s. Leben, IdenüUtstheoric. ParaOebamua).
Nirgends durchbricht dk Finalittt die Kausalreine, sondern diese seihst ab Ganzes
ist die Erscheinung, der Ausdruck der Fin»lrcihc. Die Zwecke wirken
von der Zukunft her für sich, sondern wirksam sind nur gegenwartige Vorging«
(Reaktionen, Aktionen), au deren rein qualitstiven Bestimmth-
grund das Strebrnsxiel gebort. Waa wir denkend kauaal ordnen, sind schon die final
qualifizierten Faktoren selbst, insofern die Reaktion der einen von der Reaktion der
anderen abhangig ist. Die qualitative Unbestimmt h« it der einzelnen WirkJichkeits-
faktoren selbst ist keine „Ursache" neben anderen, aber die l'rbcdingung, daß aus
Zweck. 779
dem „Zusammen" der Faktoren gerade solche Vorgänge als Ursachen und Wirkungen
sich ergeben. Sowohl in den Natur- als in den Geisteswissenschaften muß stets nach
Ursachen des Geschehens gesucht werden, aber verstanden wird vieles erst, wenn
wir imstande sind, den „Sinn" der als Ursachen eingestellten Handlungen, die ihnen
immanenten Strebensziele zu erdeuten, wenn wir uns also fragen, zu welchem Zwecke
ist dies oder jenes Geschehen oder geschieht dies? Die regulative Zweckbetrachtung
findet, indem sie bestimmte Wirkungen als Zwecke denkt und nach den Mitteln sucht,
die zu ihnen führen, Ursachen, die sonst nicht (oder nicht so schnell und vollständig )
entdeckt worden wären, darunter auch zielstrebige Faktoren. Für das Geistesleben
als solches aber ist der Zweckbegriff konstitutiv, denn Geist ist seinem Wesen nach
Zielstrebigkeit, Zweck^etzung. Das ganze psychische (s. d.) Leben ist zielstrebig,
von Trieben durchsetzt, auf bestimmte Zustände gerichtet (s. Selektion, Aufmerk-
samkeit, Gefühl, Interesse, Denken, Instinkt, Wert u. a.). Bewußte Zwecksetzung
neben triebhafter Zielstrebung durchzieht die menschliche Geschichte (s. d.), die
eanze Kultur (s. d.) ist im sozialen Leben richtunggebend (s. Soziologie). In der
Erkenntnis (s. d.) herrscht der theoretische, logische Zweck (s. Einheit, Voluntarismus,
Kritizismus, vgl. Pragmatismus), im Recht (s. d.) und in der Sittlichkeit (s. d.) ein
praktischer Zweck, im Ästhetischen (s. d.) eine andere Art des Zieles. Überall aber
ist, wie auch im Biologischen, das Prinzip der „Heterogonie der Zwecke" zu beachten
(vgl. auch Mittel). Die angewandten, praktischen und normativen Wissenschaften
lehren, zu bestimmten Zwecken die richtigen, zwecknotwendigen Mittel
durch Kombination ursächlicher Faktoren herstellen und gebrauchen, auf Grund
kausaler Erkenntnis, aber doch mit spezifischer Methodik, und sie verwenden zum
Teil Willensziele als Normen fs. d.) zur Beurteilung des Wertes von Gebilden und
Handlungen. Vgl. Eisler, Der Zweckbegriff, 1913.
Die Teleologie wird teils als „transzendente" T. (äußerliche Setzung von Zwecken
der Dinge durch Gott oder die Natur), teils als „immanente" T. gelehrt (Setzung von
Zwecken durch die Wesen selbst). Die dualistische Teleologie nimmt „Zweckursachen"
neben den „bewirkenden" Ursachen an, die „monistische" nur eine Art des Geschehens,
das sowohl final als kausal ist, wobei das Kausale meist auf Finalität gegründet wird.
Der Zweckbegriff wird teils als „konstitutiver" (objektiver, metaphysischer), teils
nur als „regulativer" Begriff (als bloße Betrachtungsweise zur Erweiterung der
Kausalität) gebraucht. Die Zweckmäßigkeit wird auch rein kausal zu erklären gesucht,
und hierbei wird dann oft alle Finalität, alle Teleologie verworfen.
Teleologisch denken Anaxagoras, nach welchem der „Geist" (s. d.) alles zweckvoll
geordnet hat, ohne aber im einzelnen regulierend einzugreifen, Sokrates, welcher
die Zweckmäßigkeit der Dinge für den Menschen betont (nach Xenophon, Mcmorabil. I,
4, 4 f.; IV, 3, 3 f.), Platon, nach welchem der Demiurg alles nach den „Ideen" (s. d.)
zweckvoll gestaltet hat; daneben gibt es noch die blindwirkenden, in der „Materie"
(s. d.) begründeten Mitursachen (gvvaiuai; vgl. Timaeus 46Cff.; Phaedo 97 Bf.;
Philebus 54 C; s. Optimismus). Aristoteles rechnet den Zweck (rd ob ivtxa) zu
den „Prinzipien" (s. d.) der Dinge und identifiziert ihn mit der „Form" (s. d.), welche
alles Werden (s. d.) leitet. Dieses ist Übergang von der Potenz zur Wirklichkeit und
enthält das Streben zum Vollendungszustand eines Dinges (s. Enteleehie). Wenn
auch die Hemmungen seitens des Stoffes Unzweckmäßigkeiten bedingen und ts
„Zufälliges" gibt, so geschieht doch in der Natur nichts zwecklos {oHhv udrr;v).
Endziel der Welt ist Gott (s. d.), dem alles zustrebt (Metaphys. I 3, 983 a 31 ; V 2,
1013 b 26; XII 7, 1072 b 2 f.; De anima III 12, 434 a 31 ff.; De eoelo I, 2 ff.). Die
Stoiker lehren z. Teil die auf den Menschen zugeschnittene Zweckmäßigkeit der
7W»
Weitordnung ab Geoess ((kno, De fiaibus III. 10. 67; De natura deorum II. 53;
•. Optimiemua, Übel). Neck da« Neeplatonikern gibt es twaiaailfag ■ hhjaib
Kräfte (ie><M w»f/MiW) fai den Dianen. Hingeaea bkrea die Epikureer streng
mnubinbtbi li und ■nlbwhnlmjbai (vgl. Lccans, De rcrum natura I
lebobfbok bt messt die Will miifc ■ ■■ng dea U re, Goit hat die
VVi 1l i we< jfc mtflig gnankaffan. alle D*ngp haUaj ihre Bfsttmmungq *IW dient btilmmsrm
Zwecken, ial auf aolehe garbksst, dar Masinh tat der Hbtilnimhl der Ouhflpfaag
(Aatkropc-Tclenlogb). Di» tlilin^Hgaiitl aller üuiuhia bkrea Aoocsrnrcs (De
gener. ad Htt. IX. 17. 33; Tgl. IV. 33, 31) and tot allem die Scholastiker (auch
In» Gaamot. u. a.). Der Zweck Ist, neck Tbomaj vo» Aqciso. die „Ursache dar
Ureachcu". daan er treibt (ab JEweckaraacbe". ..cwuaa final» ) die hswbiamb
.'..: iraBmMBanBn pwi >f*r <;>• l»». Mi.nj; ..omnc ippj in
»•), im Meascbea rermitteb dar Ersnamtab aad Wertung das
„Guten". Er bt sowohl daa Erste ab (wenn erreicht) daa Leiste keim Wirket» (Jiai.
1L.t n,l.- naai In inli aatl ma» a ■iWI—iimi laa ■ ■■ ■ ■lifnai w **i %f* - *- *■■■- aaa ■ iLliI i * * /Vigj
(und deaara Verherrlichung) iat das Badabi reu allem (rgt Tkomee. 8am. tkeol. I.
La«, 4. II. 1. 1; Coatr. gmtt. : :». Ähnlich lehren Scannt (Meuphy*.
dbput. 33) u. a.; spater UMWUM9 (Metaphya.«, & 41 L, 6. A. 1301), GuTaanurr
(Dar nmeken. Moabmua, 1393. 8. 0 ff.). T. Paeca. Oosfxna. J. Udb (Moabtboka a.
tcbobf. Weluasckeuung. 1307. & 31 f.) u. a.: rgL H. Boolu Gatt a. Gabt,
1303/33. L 137; IL 333 (rgL unten K. E. ▼. Bas* n. e.); Srtcn, Lehrbuch d.
Pkiloa. II». 1013.
Ia dar Raaabaanoe nekmea verschiedene Xaturpeiloaopkea (Panacaura,
va* Hblmoxt u.a.; s. Fuiparckbmua) ■aiiikwlatg alikeade Agenzien aa (vgL
Arokeoa; ..Pbstbok < 'ODWoara). Aber db exakte Naturwbsensekaft bkrt
bald atreng kauaal dnahen, aad man bknt dann oft elbZwi ■■nnkan ab. SoF.Baoos,
Hoaans, Daacaaraa (wenigstens für db Physik Im weihsnn Sinne, Prinrip.
pkiloa. III. 3k Gambym, 8raioaa (Etk. I. prop. XXXVI). Hvx», Maoraanrm,
Haxvanoa, HoLatca. Laxamu u. a.
Ekma vermittelnden Standpunkt aimmt I-T— — ein. Alba ia dar Natur gekt
msohtniark. kauaal aa, aber db Geaetalichkeit daa aleckaniamus eelhat bt «ia Aaa*
druck dar gottgewollten, i weck vollen Wullm rtaaag, dar göttlichen Wabhab.
daa,./Hiujmaeamna"aiokrfiliaiiin b»3. Der Mecheniamu. rertrirklickt die
Ordnung, bt sugbiok Folge aad kCttcl deraelbea (Ja aouroe de U
dana la metapkyuique"; „que tont ae fait maoaaiqnmnent <
memo tampt"; Werk», Gerhardt III. 307; IV. 437 ff.; Philo». Heupteckriften IL
133 ff.; a. Harmonie, Optimitmua, Theodbee. Übel). Ähnlich bkrt Ca*. Woltt. der
aber wieder mehr von Zwwokuraackea anrieht und db Zweckmäßigkeit dar Dinge im
Hinblick aal den Munsaken beurteilt. Db Natur bt „voll göttlicher Akaki
db Gott durch db Dinge und durch den Meckaniamua arlbat verwirklicht, um seine
Heirliohkeit tu offenbaren (Vernunft. Gedanken von Gott ... L f 1033 ff.; Vernunft.
Gedanken von den Absichten der natürlichen Dinge, 1743). Keixabcs,
Db lenokmaBigfn Einrichtungin in allen Reichen dt; 1S17.
Auch Kamt kalt es für möglich, daß im Grunde der Natur die ..pkrabch-
meckanbeke und db Zweckverbindung an denselben Dingen in einem Prinzip
auaammenhangrn mögen ikderaft, { 70). Aber Zwecke sind uns direkt
nur im geistigen Leben gegeben, db Natur beurteilen wir nur nach Analog» des
Zweckes» okne einen solchen in ihr su erkennen. Dieser regulative Zwcckbegrifl,
Zweck- 781
der das Geschehen so betrachtet, als ob es nach Zwecken erfolgte, entspringt der
reflektierenden „Urteilskraft" (s. d.) und dient nur zur Herstellung „systematischer
Einheit" und zur Erweiterung der kausalen Erkenntnis selbst. Die besonderen Natur-
gesetze betrachten wir so, als ob ein Verstand sie gegeben hätte, als ob er „den Grund
der Einheit des Mannigfaltigen ihrer [der Natur] empirischen Gesetze enthalte".
„Der Begriff von Verbindungen und Formen der Natur nach Zwecken ist doch
wenigstens ein Prinzip mehr, die Erscheinungen derselben unter Regeln zu
bringen, wo die Gesetze der Kausalität nach dem bloßen Mechanismus derselben nicht
zulangen." Aber wir können nicht Naturprodukte aus absichtlich-wirkenden Ursachen
ableiten. Wir müssen soweit als möglich alles nach dem Prinzip des Mechanismus
(s. d.) erforschen, können aber zugleich, wo es notwendig ist, noch von der Zweckidee
ausgehen (s. Organismus), „Naturzwecke" für sich sind nur die Organismen, denn nur
sie sind von sich selbst Ursache und Wirkung, bloß bei ihnen sind die Teile „nur
durch ihre Beziehung auf das Ganze möglich". Die Biologie hat daher die „objektive
Realität" des Zweckes anzuerkennen; hier besteht nicht bloß äußere, relative, sondern
„innere Zweckmäßigkeit des Naturwesens". Zweck überhaupt ist der „Begriff von
einem Objekt, sofern er zugleich den Grund der Wirklichkeit dieses Objekts enthält"
oder, enger gefaßt, „waa dem Willen zum objektiven Grunde seiner Selbstbestimmung
dient". Der sittliche Mensch (s. d.), die „vernünftige Natur" überhaupt, ist „Zweck
an sich selbst", nicht bloßes Mittel. Es gibt ein Reich (s. d.) der Zwecke (Krit. d. Urt.,
Einleit., §65 ff.; Über Philosophie überhaupt, 1794; vgl. Über den Gebrauch teleo-
logischer Prinzipien, 1788; Idee zu einer allgemeinen Geschichte, 1784; vgl. A. Stadler,
Kants Teleologie, 1874; 2. A. 1912; P. Menzer, Kants Lehre von der Entwicklung,
1911; W. Ernst, Der Zweckbegriff bei Kant und sein Verhältnis zu den Kategorien,
1909). — Nach Fries ist das einzelne Geschehen in der Natur kausal, mechanisch
zu erklären, aber für die „ästhetische" Wcltbetrachtung („Ahnung") wird das All
zu einem sinnvollen Zweckzusammenhang in Gott (Wissen, Glaube und Ahndung,
1805; 1905; System d. Metaphysik, 1824; vgl. Apelt, Metaphysik, 1857; R. Otto,
Naturalistische und religiöse Weltansicht, 1904). — Als regulatives Prinzip, welches
den Grundsatz der Kausalität nicht beschränken, sondern erweitern soll, fassen die
Idee des Naturzwecks auf Stadler (s. oben), Cohen (Kants Begründung der Ethik.
1910, S. 105 ff.; Logik, 1902, S. 309, der Z. als Kategorie), Natorp, X. Hartmans,
B. Bauch, Riehl (Zur Einführ, in die Philos., 1905, S. 173, 3. A. 1908), F. Schultze
(Philos. der Naturwissensch., 1877, II, 328 ff .), Lasswitz (Seelen u. Ziele, 1908,
S. 116 ff.), M. Adler (Kausalität u. Teleologie, 19ü4, S. 191 ff.; Marxist. Probleme,
1913), Kelsen u. a. Nach Sigwart hat die teleologische Betrachtung heuristischen
Wert; der regressive Zweckbegriff geht von den Wirkungen zu den Ursachen: sollte
dieser Erfolg herauskommen, so mußten die Ursachen soundso beschaffen sein.
Hätten wir eine volle Einsieht in den Kausalzusammenhang der Welt, so würdvn
beide Betrachtungsweisen sich vollkommen decken (Kleine Schriften II2, 43 ff.;
Logik II2, 1889/93, 252; 4. A. 1911). Ähnlich lehrt u. a. Wundt (Logik I2, 1893,
631 ff.; 3. A. 1906; System d. Philos. II3, 1907; Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903,
685 f.; s. unten). Daß Mechanismus und Teleologie im Absoluten zusammenfallen,
betonen auch Kant, Schelling (Vom Ich, S. 206; vgl. Xaturphilos. I, 61 ; vgl. Heoel,
Naturphilos., S. 10 f.; Enzyklop. §201), v. Hartmann, Lotze u.a.
Eine objektive Teleologie, welche von der Einheit der Weltordnung ausgeht und
darauf die kausale Verknüpfung selbst zurückführt, lehren Schopenhauer, nach
welchem die Einheit des mit sich übereinstimmenden Willens die Einheit der
Erscheinungen als Beziehung und Abhängigkeit aller Teile eines Wesens voneinander
781
bodmgt (Welt ak Wille und Varetellang, I. IU-, | 28; 11. Bd.. K. 28; vgl. Volun
tninui; eknbek Maulä»»«*, Pailoa. «iir Erioeung, 1878, 2. A. 1884, I. 108).
«>»«*▲* rz (Wieeaneabeft das Wieeeaa II. 1884/88, 23611). M. Caui2as,
«, BMh mhkM dk Kawmnmt Mite» Mfanlagknk kt ( Grund*, d. M*U-
phyv.l«a f " ' " ~- .' .— -1— 'rl— 1i" 'r-1
arok db mipiftaglki i lannwang der Veriultnime dar Dinge «»1 dem* Kräfte
tos Mite» earwkMJekt wud (afikniknanm ■', 1881» >88), Cn. Planck
(Logbete« rianlmrnei «. ■HüMohi ST— rirmllligk 088888, B. Zaxu»
(Üurr tekoi. v. ■ »■■■In«! NUMlIlll»!» 1878). kl (Kelimonepkik».,
1892. r kmmum (^ndAvwU, 1881, 2. A. I8UI. 1. H i agcaeneickt,
1878, 2. A, 1908, 8. 110M.; eJudkk Pacl*«*, Kuala*, u» db Pk.U, 180»;
dar Nelmbuf b6 di» .Jtejatellaat dt kmern, wknlogbaten 1— lamenkangm aller
Momente in dar gntlHate« Wn ■■■■! 1 kling ffjr «mm« eiimHnte Erkennt
U. Snoun (Vera** «teM pnh niilUaliamlffj, 18U1. S. 80(1.), A. Dum».
<kr niügiBMpyioi,, 1999. 8. 28 f, 942; Easjrklop. d. Pkilae.. 1810: der Z. ab ..kkok
Kategor* •) u.a.
Nack T« rannt «g»uao Mi der Zweck da« db Web tcgkrcnde Prinzip. Um
<!■— b» ab Idee vor dm Teilen «ad eo beatlmml db Zukunft daa Uegenw4rtige.
Ute» Krait ateki im Dwnate da« Zwecken, «ad dkeer rerwutkcbt aiek (1
Oimiili^ii) ron kman ana, er gibt den Ureiotea ikra Irina lang, bedt
liekkeit (Logbote Untenankangei . 2. A. 1870). Akuliok bkrt A. Laaoo«
(Ib cooek fmaliboe, 1878; Der Laib, 1898; Ober Zwecke Im Ualmvanm, 1876).
von Barn gibt ea in der Kater JSbblubigteb" ab «Vorgang, daooea Re— bat
vorker beetimmt bt", indem jeder Imtiai in einem Kftnfügeu arin Ziel k»
Zweckbewaßteite gib» ea nur in mrnnaftim« Wen» (Baden IL 1884 ff, 2. A. 1889,
82 ff.; Tgl. R. STOUUJt, K, K. ron Beer and arme Waltanarkinimg. 1897; aknliok
kxmt, dar ebeufaik eine „knemkrte Intelligent" annimmt; Dk Weltanaek
atmfutaukma, 1908; kt ÜoU tot?. 1908; Vom Bkiliibgar dm Dar-
1904, a. 8*| ferner K. C. ScaraioEa u. a.). Eine Kaeagork kt dar Zweck
aock neck K. »o» HAnratxx. Dar Z. kt daa ..ideelk primum morene"; in albm
kerrackt db FinaktAt dm „Unbewußten (.. d.). und diene bmtimmt daa Oeoate der
KnuaalitAt aelbat ak logkok not windig« Determination. Kaueakut «ad FinaktAt
sind nur iwei Aapekte einer Sacke ^KnaaMangbttef lf mlimai •)■ Dar Weltaweck
kt die Ruckkekr dm WUkna in dk bloße Potent (e. Pmaimkmm. Unbewußt; vgl.
lliiloa.cVa In bewußten»'. 1W04; Kntegorknknre, 180. ; aknkck A. Daawa
u. ».). Kam Kategork (Unterklame der Kntegork der ..IndiTiduakut") kt dk
FineüUt auck nack H. Dautaca. Wu wirkt, kt nickt daa Zkl aelbat. aondarn daa
Hakan dm Zkba in dar AntuipeUon. Ea gibt in den Organkmen Pionmv von
^tatkcktckoiogkekem' Typua, wekke auf Grundlage einer maaekfamlkn Bank
zweckmäßig rerlaufen; dien» Bank (Organkation) aaltet aber kt durck dk „Ente-
leeab" (a. d.) geackaffen worden („Dynemkcbe Teleologk'; Untererbeidung ron
„vorgebddet-zwecknmßig'* und „neubkkndaweckinaßig ). Daa Oanns, dk Kinbeit
dea werdenden, aick entwickelnden Dingen bedmgtdaamaKn4wkklang;mdenKnbam
rganiamen ateokt eine „prospektive Potenz" (Pbikeopkk dea Organiacben, 1809;
ungakkr«, 1912; Dk organkcben RagabAfcmou, 191 .Ukmu*, 1905, u. a.;
a. Leben, Organkmoa, Entwicklung). Ein Dank- und Seineprinxip kt dk FinahUt
nack J. Rkkkx. nack welctem dk Kaueeliut zkktrebig kt (Einkit. in dk tbeoretkcbe
BkJogk, 1901. S. lü ff.; Die Welt ak Tat*. 1908; Xaturwkwnucbaftl. Vortrage, 1908;
Zweck. 7g3
s. Dominanten). Ähnlich lehren Ude, J. von Hansteix (Über den Zweekbegriff in
der organischen Natur, 18S0), A. Mühry (Naturphilos.5, 18S2), E. Necjiann (Der
Urgrund des Daseins, 1897), J. Fiske (Outlines of Cosmic Philosophy, 1884),
F. Erhardt (Mechanismus u. Teleologie, 1890), O. Liebjiann (Zur Analysis der
Wirklichkeit2, 1880, S. 389 tf, 4. A. 1911; Gedanken u. Tatsachen, 1882 if., 2. A. 1909;
II, 140 fi., 230 ff.) u. a. Teleologen sind ferner Ravaisson, Renouvter, Paul Janet
(Lee causes finales, 1877), Lachelier, nach welchem die Idee des Ganzen das
Gesehehen bestimmt, so daß die Zwecke (als Ziele der Kräfte) die wahren Gründe
der Dinge sind (Metaphys. u. Psychol., Die Grundlagen der Induktion, 1908, S. 53 fl.),
Mc Doügall (Body and Mind, 1911) u. a. — Einen „Pantelisnius" vertritt L.W. Stern.
Das Mechanische ist die „Widerspiegelung des Teleologischen". ,. Alles Wirken ist
zielstrebig." Die Wirküclikeit besteht aus „Personen" (s. d.), und diese wirken als
Ganzes auf ihre Teile zum Zweck des Ganzen, das sich zu erhalten strebt („Personal-
teleologie"). Alle Mechanik ist „Teleomechanik", dient der Zielstrebigkeit, verwirklicht
diese, wo dies mögüch ist (Person u. Sache I, 1906, S. 225 if., 345 ff ., 426 ff.). Xach
Joel sind Mechanismus und Teleologie wechselbedingt. Alle Kausalität ist erst durch
die Perspektive des zwecksetzenden Willens gesetzt (Der freie Wille, 1908, S. 526 ff.;
Seele u. Welt, 1912). Vgl. Münsterberg, Grdz. d. Psychol. I, 1900; Philos. der Werte,
1908; Windelband, Präludien3, 1907 (s. Norm). — Nach P. Cossmaxn hat die
Kausalität Allgültigkeit, aber nicht Alkingültigkeit. Die Finalreihe besteht aus drei
Gliedern: Antecedens — Medium — Succedens; letzteres ist konstant, mögen auch
die beiden ersten Zustände wechseln (Elemente der empirischen Teleologie, 1899).
Vgl. Dühring, Wirklichkeitsphilos., 1895.
Eine immanente Teleologie, welche al3 Innensein kausaler Prozesse Strebungen,
Triebe, Willens Vorgänge annimmt, welche im Sinne der Befriedigung von Bedürf-
nissen (s. d.) wirksam sind, vertreten Lamarck, Pflügeb (Die teleologische Mechanik
der lebend. Natur2, 1877), Wcndt (s. oben), nach welchem der Wille der Erzeuger-
objektiver Naturzwecke ist (vgl. Heterogonie, Leben, Entwicklung, Sittlichkeit),
E. König, Heymans (Einführ, in die Metaphysik, 1905, S. 317 ff.), F. Erhardt
(s. oben), Fouillee (Der Evolutionismus der Kraftideen, 1908, S. 37 f.), Pauly
(„psyehophys. Teleologie", „subjektive Teleologie", Darwinismus und Lamarekismus,
19U5, S. 5 ff.), Ad. Wagner, France, Kohnstamm (die „teleoklinen" Reaktionen
sind „optimale Reizverwertungen") u. a. (s. Entwicklung, Leben); E. Becher, Die
heniddienliche Zweckmäßigkeit der Pflanzengallen und die Hypothese eines ü'ui-
individuellen Seelenlebens, 1917 (nimmt ein überind. Seelenleben an, das mit seinen
Verzweigungen in die lebenden Einzelwesen hineinragt). — Nach Bergson ist die
Finalität nicht als Wirken von Zweckursachen anzusehen, sondern als aufwärts
gerichtete, erfinderische, schöpferische Entwicklung, die einen „elan vital" enthält
(s. Entwicklung, Leben).
Höffding betrachtet alles Geschehen als gerichtet. Richtungen, Richtungs-
tendenzen können sich verbinden, so daß „Totalitäten" (s. d.) „mehr oder weniger
harmonische Systeme von Kauaalitätsreihen" sich bilden. „Wegen der Ursprünglich-
keit der Richtung ist die Totalität nie ein zufälliges Resultat." Die Organismen sind
solche Totalitäten oder „Richtungssystein» " (Der menschliche Gedanke, 1911,
Sff.; vgl. Cohen). Ähnlich (aber unabhängig davon) lehrt R. Goldscheid.
Ihm ist das Ziel stets nur ein „Durchgangsstadium des Geschehens". Das Gerichtet-
sein, die „Richtungsintensität'1 ist ein Urphänomen, eine Bestimmtheit jeder Kraft
oder Energie, so daß es nicht der Annahme besonderer „Richtkräfte" bedarf (gegen
Reinke u. a.). In einem organischen Gesamtsystem ordiu t sich alles, ohne Finalität,
7&4 Zweck.
der ..Richtangtkoaipbzion" ein. db durch die innige Wechselwirkung der
dem ..MutuaHtlt**. entsteht. Bm Brhaltangsttreben im Vorhinein, ein von l
wtrfemdes Zbl gibt ee nbht. Aüee geht mechanisch tu. aber im Organischen beerbt
•hm ..Synergb". deren RmuRet die (tftete nur rebtiee) Brhalttmgsg-manV
Dm organische System and dessen Erhebung bt „nbht Rmtimtlon eines Selee,
eoadeni de« Figsbnb and db Flzbiung eines Ksnmmczui bestimmt grich
(Pf den „MnmnbbmM*« der IBslennshm-). Den
let „Km i Hp initmiiiwenfaie— mit der V-.iv-
\ njniitin '»-'-•u!t*t. Kiti" ox»»'.'' K'ftrwhtm? li'-r rbMsgSU Mittel ru r*<*hti>r n
Zwecken bt luflglbh and notwendig (Aimebu d. Neturphibs. VI; Entwicklung« Wert-
theorie, 1006. 8. 174 ff.; RohcreertwbhJnnf and Mencohsstosuiooiin
vgl L. GiLumw. Nene RnmgeUk, 1911). Bbeufalb ein Oegntr dm Viulismu« und
der drnsmbehou Teleobgie let J. taübtt. Dee Omenihw let stets rem kausal,
eonet wire et nbht mehr ilmlittg lintimml Db TwnemlrngbeM dm Ablaufs
Lebene. 190», & Sl ff.; Db Onmdfflrtsoneu der Biologie. 19». - Oegner euer Zweck-
sind üorrus, Danen*. Snmm» BOanrn, Oavnuu, ffinonm., Ostwald.
(WW. XII: Zveokmlmgkeit nb lefJTMgsi Erfolg). 8m, K. to« Rousn
u. u, («. Entwicklung. Selektion), nach welchen f eimmltigfciiit dee Wo6> Produkt
kausaler bzw. rem ■nahinbah mnrgetbob wbbmdei Faktoren bt. — Vgl. Kccnzw.
Oebtigc Qtiomungen der Oegenwert, 1909; Xatouf. Bosblpedagoglk Mit;
Stammu*. Db Lehre mm riobtigen Recht, 190t (t. Recht, Socbfagb); RioKarr
(s. Geschieht«); O.Oasrani. Der Tnmmmmhing der Ding*. 8. 114 ff. (kern W
zweck); J. B. Metub, Phibe. Ziltfismst. 1970; KsMunsTsm, Tebobgb u. Der
wmbmos. 1979; A. Mfrzubis, Dm Gesetz der Isiinwlmgbil im ewnoohHnhen
Orgenbmue. 1901; E. Kösno. Pbib«. Studbo XIX; Aounuz, Archiv f. Geschieht«
d. Phibe. IV; O. LuroBXrana, Db ZweckmettgkcH der psychischen Vorgio.
Wirkung der VorsteUungshemmung. 1994; KOlw, Einbit. in db Phibe.«
8.228ff.; Jone* ZufeJU Qi.eHinUmgbiit. Zwcofanstfgkeit. 1
Phibe. Qrundfregen der Btobgb. 1912: VAmneou*. Db Phibe. dee Ab
2. A. 1913; J. N. BULKM. Metaphysik, 1941 (Der WelUneeh bt ein morelbeber.
db Verwirklichung dm Outen, Bsbnrwn und Wehren eb nnstlmsumg dm Humanen
und euer tuiunultigen Wimen); P. Ensunnr, M iihsnbmu« und Tsfaofagb. 1990.
8. 68 (. (Der Z. bt nur von Emflun, indem er In den Ureaeheu mit gegenwtrtig und
wirkend bt» ebo nbht eb oeoee finalia. eondern eb ceAmseifieiens: db enmme finabs
sind eine Art der eeuMe effbbntM selbst, es eind db tebokigbnh wirkenden oigenbeben
Kräfte): Donmm, Ensykb>pedie, 1910, 8. 1351.. 238 ff.; Suiat Psconoim
Iichzt. Le probleme dee oeueee finebe*. 1907; RjtcritAinr. La oeuee finale;
Möurus. Im Qrenxbode. 1906 (Überall Zieb. suhoohet in der Welteeeb. eber wir
kennen den Zweck dee Lebens nbht); Rmontz, Db Wtlbnsfreihcit. . *ck-
erweiterung" bt dee Wollen von Mitteln zu Zwecken, ..Zweokbeeonderung'' db
konkrete Geeteitung eine« ellgemeinen Zwecke«); Stziwsüchzl, Der Zweckgedenke
in der Phibe. dee Thomee von Aquino. 1912; Trenn. Dm Weeen der Evolution, 1911
leologisch); H. ScmrzrDZn, Philoeophb vom Zweck ans, I. 1919; Knoirnm,
Zweck und Gesetz in der Biobgb, 1913; Run. Eklzä. Der Zweck, seine Bede»
für X«tur und Gebt. 1914; Manu, Db GlebhtörmigkeJt in der W !t II. 1919.
zun Strassen, „Db Zweckmzßigkeit" (Kultur der Gegenwart III. 4. I. 87. 1915).
Für das Verständnis der Geschichte wird der Zweckbegriff vielfach eb anentbehrlich
angesehen: Bonirarx. Lehrbach der hbtor. Methode«; Bbacx. Gezchbhtephilo.
Zweifache Wahrheit — Zyni9mu3. 7**
sophie (in Grundr. d. Geschichtswissensch., hrsg. v. A. Meister, I, 1913); Becher,
Geisteswissenschaften u. Naturwissenschaften, 1921, 294. — Vgl. Mechanismus, Seele,
Psychisch, Pragmatismus, Norm, Wert, Motiv, Geisteswissenschaft, Recht, Soziologie,
Dysteleologie, Orthogenesis, Selektion, Anpassung, Entwicklung, Leben, Organismus,
Praktisch, Geschichte, Fiktion, Theodizee, Teleologie, Kritizismus, Sollen. Lelens-
philosoplue.
Zweifache Wahrheit s. Wissen. Nach Mixges hat Drxs Scotus die
Lehre von der zweifachen Wahrheit nicht vertreten.
Zweifel (dubitatio) ist der gefühlsbetonte psychische Zustand der Unent-
schiedenheit, des Schwankens zwischen mehreren Urteilsmöglichkeiten, deren keine
zur Geltung gelangt, weil kein genügend starker, zureichender Grund für die Denk-
entscheidung besteht. Die Behauptung des extremen Skeptizismus (s. d.), es lasse
sich an allem zweifeln, hebt sich selbst auf, denn damit gibt man zu, etwas zu wissen:
die Bezweifelbarkeit von allem. Aber auch wenn man vorsichtig meint: vielleicht
läßt sich an allem zweifeln, ich weiß auch dies nicht, ob sich an allem zweifeln
läßt, ich glaube es nur, dann ist — abgesehen von der unzulänglichen Begründung
der Notwendigkeit einer solchen Skepsis — doch ein Wissen vorhanden, nämlich
um die behauptete Möglichkeit des Zweifelns oder um den Zustand des Glaubens
an diese oder um das Zweifeln selbst.
Daß ein absoluter Z. nicht mögüch ist, betont schon AüGrsrrxrs („Omnis qui
se dubitantem intelligit, verum intolligit et de hac re, quam inteUigit, certus
De vera religione 39, 73; vgl. Thomas von Aqctxo (Sum. theol. I, 2, 1). — Den
methodischen Z. („doute methodique") macht Descartes zum Ausgangspunkte der
Erkenntniskritik. Da alles, was er zu wissen glaubt, falsch sein kann, so will er zunächst
an allem zweifeln, und da zeigt es sich dann, daß eins absolut unbezweifelbar ist:
die Existenz des Zweifeins, des Denkens, des denkenden Ich („cogito ergo sum", s. d.,
vgl. Discours de la methode; Meditationes ; Principia philosophiae I, 1 f.). — Vgl.
Hcme, Enquiry, deutsch in der Univ. Bibl.; Xahxowsky, Das Gefühlsleben, 1862,
S. 110 ff.; 3. A. 1907; Wundt, Grdz. d. physiol. Psychol. 111«, 1903, 625; F. Ehres-
berg, Über Denken und Zweifeln, 1801; Sollter, Le doute, 1909. — Vgl. Aporie,
Wahrheit, Problematisch.
Zynismus s. Kyniker.
Eis ler, Handwörterbuch. 50
Im Verlage E. S. Mittler & Sohn, Berlin, erscheint
Herbst 192
DIE PHILOSOPHIE DER
GEGENWART IN IHREN
HAUPTSTRÖMUNGEN
von Richard Müller- Freienfels
AUS DEM INHAL
Einleitung: Die Philosophie im neunzehnten Jahrhundert.
Erster Teil: Philosophie der Wissenschaft und Philosophie
als Wissenschaft
I Kantianitrous und Neukantianismus.
Di« PhiloeoobJe der Marburger Schul« (Cohen. Natorp.
Cas«i«r«r. Liebart tuwl
III Di« Philoaophi« d«r Bodiscben Schal« (Winde Iband,
Rickerl. Lask. Münsterb«rg aiw I
IV. Di« Wenduni tum Realismus (Kulpe. VolkeU. Fr,
V. PoaUivismua. Empiriokrititismus usw (Mach. AfSM
rios, Petxold. Corneliu». Ziehen. Oftwald utw.)
Phänomenologie. Gegenstandstbeorie und verwandte
Strömungen (nueaerl. Scheler. Meinong. Behncke <
Zweiter Teil: Philosophie des Lebens und Philosophie als
LlbteV
I. Di« Bahnbereiter: Schopenhauer, Nietzsche. Kd v
Hartmann.
II. Antirationalistische Erkenntnislehrc (Mauthncr. Prag-
matismus. Vaihinger, Schillers Humanismus. Simmel usw.)
III. Intuition. Einfühlung und Mystik (Bergson. Rathenau.
Dilthey. Spranger. irrationalistische Religions-
philosophie)
IV. Metaphysik des Lebens (Bergson. Simmel. Keyserling)
V. Rationale Lebensphilosophie (Driesch. W Stern. Becker.
J. Schultz u. a.)
VI Kulturphilosophie (Dilthey. Spranger. Chsmbcrlain
Spengler. Breysig. Tönnies. Sombart. M. Weber u. a)
Abschluß: Gesamtbild der Philosophie der Gegenwart.
Brost StsgMed Mittler and Sohn. Buchdrackerel O. m.b.H., Bertta SW6S. Kodsstr. «f— Tl.
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