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Full text of "Handwörterbuch der Philosophie;"

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K^ove      EISLERS 
HANDWÖRTERBUCH 

DER 

PHILOSOPHIE 


ZWEITE  AUFLAGE 

NEUHERAUSGEGEBEN 

VON 

RICHARD  MÜLLER.FREIENFELS 


BERLIN  1922 
VERLEGT    BEI    E.  S.  MITTLERN   SOHN 


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Alle  Rechte  aus  dem  Gesetze  vom  19.  Juni  1901 
sowie  das  Obenctzungirecht   sind  vorbehalten. 

Copyright  1922  by  E.  S.  Mittler  &  Sohn,  Berlin 


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Vorwort  zur  ersten  Auflage. 

Der  Verfasser  verfolgt  in  seinem  in  drei  Bänden  erschienenen  „Wörter- 
buch der  philosophischen  Begriffe"  (dritte  Auflage  1910)  die  Absicht,  den 
gewaltigen  Stoff  möglichst  umfassend  und  erschöpfend  zu  behandeln. 
Während  also  in  jenem  Werke  die  philosophischen  Begriffe  in  möglichster 
Vollständigkeit  erörtert  werden,  ergab  es  sich,  daß  nebenher  ein  kürzeres, 
gedrungenes  Handwörterbuch  zweckmäßig  zum  Gebrauch  für  Studenten 
und  Lehrer,  aber  auch  für  die  weiten  Kreise  derer  sein  würde,  die,  ohne  sich 
an  der  philosophischen  Forschung  beteiligen  zu  können,  doch  aus  Neigung 
und  Anlage  zu  philosophischen  Studien  nach  einer  klaren  und  bündigen 
Erläuterung  der  philosophischen  Begriffe  verlangen.  Dies  Werk  soll  natürlich 
weder  das  Studium  der  philosophischen  Autoren,  noch  das  philosophie- 
geschichtlicher Kompendien  ersetzen,  sondern  sie  ergänzen  und  als  Hilfs- 
mittel und  Nachschlagebuch  dienen,  womöglich  auch  zu  eigenem  Nach- 
denken und  tieferem  Studium  anregen. 

Das  „Handwörterbuch",  das  sich  also  an  den  großen  Kreis  aller 
Gebildeten  wendet  und  daher  auch  in  seiner  Darstellungsform  auf 
diesen  Rücksicht  nimmt,  behandelt  alle  Ausdrücke,  Begriffe,  Pro- 
bleme von  allgemeiner  philosophischer  Bedeutung,  indem  es  philosophisch 
unwesentliche  Dinge  zurückstellt,  anderseits  jedoch  auch  wichtigeren 
Begriffen  aus  den  Grenzwissenschaften  (Psychologie,  Biologie. 
Soziologie  usw.)  Berücksichtigung  schenkt.  Es  stellt  sich  aber  nicht  etwa 
nur  als  eine  Auswahl  aus  dem  Begriffsmaterial  des  großen  Wörterbuches 
dar,  sondern  bietet  eine  durchaus  neue  Bearbeitung  des  Stoffes, 
wobei  die  eigenen  Erörterungen  des  Verfassers  oft  ziemlich  ausführlich 
gehalten  sind.  Wie  in  dem  größeren  Werke  wurde  auch  hier,  wenn  auch  in 
größerer  Kürze,  Wert  darauf  gelegt,  die  typischen  Formen  der  Begriffs- 
definitionen und  Problemlösungen  historisch  vorzuführen  und  sie 
vielfach  mit  den  Stellen  aus  den  Originalschriften  antiker,  mittel- 
alterlicher, neuerer  und  moderner  deutscher  wie  ausländischer  Philosophen 
zu  belegen  oder  doch  wenigstens  auf  diese  Schriften  hinzuweisen.  Den 
Schluß  jedes  Artikels  bildet  der  Nachweis  wichtigerer  Literatur  über  den 
betreffenden  Gegenstand  als  Ergänzung  der  historischen  Darlegungen. 


VI  Vorwort  zur  ersten  Auflage. 

Für  reichere  historische  Details  muß  freilich  auf  das  größere  „Wörter- 
buch" verwiesen  werden,  doch  sind  die  Darlegungen  so  ausführlich  wie  bei 
dem  verhältnismäßig  geringen  Umfange  irgend  möglich  gehalten,  besonders 
wasche  fundamentalen  Begriffe  der  Erkenntnistheorie,  Metaphysik  usw. 
betrifft.  Der  Stoff  ist  in  übersichtlicher  Weise  geordnet,  so  daß  in  der  Regel 
das  inhaltlich  oder  historisch  Zusammengehörige  hervor 
der  Darstellung  selbst  war  der  Verfasser  bemüht,  überall  Objektivität  xu 
wahren,  wenn  er  such  in  seinen  eigenen  Erörterungen  der  bedeutsameren 
Begriffe  selbständig  xu  den  Problemen  Stellung  nimmt.  OssUgMi  des 
Biographischen  und  der  Gesamtlehren  der  einzelnen  Philosophen  sei  suf 
das  ergänzende  ..Philosophen-Lexikon'1  des  Verfassers  (Berlin  1912)  ver- 
wiesen. 

Für  freundliche  Zusendung  von  Berichtigungen  und  hu  tti  hsioht igwis 
werten  Schriften  wird  der  Verfasser  stets  dankbar  sein. 

Wien,  Frühjahr  1913. 

Der  Verfasser 


Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 

Als  der  Verlag  mit  dem  Angebot,  die  zweite  Auflage  des  Handwörter- 
buches an  Stelle  des  besonders  durch  ein  Augenleiden  behinderten  Herrn 
Verfassers  zu  überwachen,  an  mich  herantrat,  war  ich  mir  klar,  daß  einer 
Neubearbeitung  des  Werkes  gewisse  Grenzen  gesetzt  seien.  Zunächst  galt 
ps.  das  wertvolle,  von  zahlreichen  Fachleuten  aufs  wärmste  empfohlene  Werk 
der  Öffentlichkeit  möglichst  in  der  bestehenden  und  als  gut  erkannten  Form 
zu  erhalten:  das  war  für  mich  nicht  bloß  selbstverständliche  Rücksicht- 
nahme auf  den  Verfasser,  sondern  auch  Sache  persönlicher  Überzeugung, 
da  ich  die  Eislerschen  Wörterbücher  seit  langem  schätze  und  benutze. 
Gewiß  kann  man  in  der  Gruppierimg  des  Stoffes  im  einzelnen  verschiedener 
Meinung  sein,  ich  habe  jedoch  die  Eislersche  Anordnung  zuweilen  selbst  dort 
besteben  lassen,  wo  infolge  der  Entwicklung  der  Wissenschaft  gewisse  Front- 
verschiebungen eingetreten  sind,  und  sie  nur  in  zwingend  notwendigen 
Fällen  geändert. 

Zu  Erweiterungen  sah  ich  mich  in  den  folgenden  Punkten  veranlaßt: 

1.  Infolge  des  wachsenden  Interesses  für  die  asiatische  Philosophie 
habe  ich  deren  Hauptbegriffe  stärker  berücksichtigt. 

2.  Von  den  älteren  Denkern  habe  ich  nur.  mehr  als  das  früher  geschehen 
ist.  Goethe  herangezogen,  dessen  philosophischer  Standpunkt  in  neuester 
Zeit  infolge  der  Werke  von  Simmel.  Chamberlain.  Gundolf.  Siebeck  und 
zahlreicher  anderer  in  ein  neues  Licht  gerückt  worden  ist. 

3.  Wesentliche  Erweiterungen  waren  vor  allem  durch  das  stärkere 
Hervortreten  zahlreicher  neuerer  Denkrichtungen  bedingt,  deren 
Terminologie  berücksichtigt  sein  wollte.  Ich  nemie  nur  den  Neovitalismus. 
die  Phänomenologie,  die  Psychoanalyse,  den  Personalismus.  die  Psycho- 
technik,  die  Relativitätstheorie  usw.  Dadurch  allein  erfuhr  die  Zahl  der 
Stichworte  eine  beträchtliche  Mehrung. 

4.  Auf  Wunsch  des  Verlegers  wurde  auch  die  Theosophie  und  der 
Okkultismus  mehr  beachtet,  was  sicherlich  den  Wünschen  zahlreicher 
Leser  entgegenkommt,  ohne  den  streng  wissenschaftlichen  Charakter  der 
übrigen  Teile  des  Buches  zu  schädigen. 


YJ II  Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 


Die  Berücksichtigung  der  Terminologie  neuer  Bttcher  geschah  unter 
dem  Gesichtspunkt,  daß  nur  solche  Begriffe  Aufgenommen  wurden,  von 
denen  sich  eine  Weiterwirkung  irgendwelcher  Art  feststellen  ließ.  In  der 
Auswahl  der  Literatur  war  ich  bestrebt,  die  gleiche  Unparteilichkeit  zu 
wahren,  die  das  Werk  von  jeher  snsgesrinhnwt  hat.  Ich  war  bemuht,  die 
anzuführenden  Bttcher  möglichst  selbst  ru  prüfen.  Zu  meinem  Bedauern 
war  das  der  neuesten  ansiindischen  Literatur  gegenüber  sehr  erschwert, 
da  selbst  unsere  größten  Bibliotheken  infolge  der  Msrkentwertang  nur  wenig 
Material  ru  liefern  vermögen.  Manches  konnte  ich  dank  eines  Anfenthsites 
im  neutralen  Ausland  ausgleichen,  doch  wird  jene  Lücke  vom  daulsclmu 
Publikum  schon  darum  weniger  empfanden  werden,  als  jeder  Leser  den 
gleichen  Schwierigkeiten  in  der  Beschaffung  neuer  snsilndieoher  Werks 
gegenübersteht.  Daß  bei  der  Hochflut  der  neueren  deutschen  Literatur, 
die  noch  nicht  von  dar  Zeit  gesiebt  ist,  manches,  selbst  Wichtiges  einem 
einzelnen  entgehen  konnte,  wird  kein  BUligtknkender  tu  hoch  anrechnen. 
Für  Hinweise,  die  in  evtl.  Nachtragen  benutzt  werden  können,  werde  ich 
stets  dankbar  sein. 

Berlin-Halensee,  Frühjahr  1981 

Richard  Müller*  Frcienfels. 


A. 

A  ist  in  der  Logik  ein  Zeichen  für  das  allgemein  bejahende  kategorische  Urteil 
(Alle  S  sind  P):  „Asserit  a,  negat  e,  sed  universaliter  ambo"  (bei  Petrus  Hispanus, 
Michael  Psellos;  vgl.  Pbantl,  Gesch.  d.  Log.  I  u.  III).    Vgl.  Potenz  (Schellikg). 

A  =  A  (A  ist  A,  oder:  A  soll  A  bleiben)  ist  das  Schema  für  das  Denkgesetz  der 
Identität  (s.  d.)  und  bedeutet,  daß  ein  bestimmter  Begriff  (A)  sich  selbst  gleich  ist 
oder  besser  gleich  bleiben  soll,  in  welchen  Modifikationen  immer  er  —  in  einem  Urteils- 
zusammenhange —  gebraucht  werden  mag.  —  Nach  J.  G.  Fichte  ist  der  Satz  A  =  A 
der  Ausgangspunkt  der  „Wissenschaftslehre"  und  folgt  aus  der  absoluten  Selbst- 
setzung des  Ich  (Ich  =  Ich)  als  Abstraktion  aus  dieser  „Tathandlung"  (s.  d.). 

A  =  nicht  non- A  (A  ist  nicht  non-A,  oder:  A  soll  nicht  non-A  werden)  ist  das 
Schema  für  den  Satz  des  Widerspruches  (s.  d.)  und  bedeutet,  daß  ein  bestimmter 
Begriff  (A)  nicht  —  in  einem  Urteilszusammenhange  —  durch  Negierung  seines  Inhalts 
aufgehoben  werden  darf.  —  Nach  J.  G.  Fichte  entsteht  der  Satz  durch  Abstraktion 
aus  einer  Tathandlung  des  Ich  (s.  d.),  der  Gegensetzung  des  Nicht-Ich. 

Abbild  vgl.  Idee  (Platon),  Empfindung  (Demokeit),  Species  (Scholastiker), 
Wahrnehmung,  Erkenntnis.  —  Abbildtheorie  bedeutet  erkenntnistheoretisch  die 
Lehre,  daß  das  Erkennen  ein  Abbilden,  Widerspiegeln,  Wiederholen  der  Wirklichkeit 
sei.  Die  Abbildtheorie  findet  sich  vor  allem  im  naiven  Realismus,  aber  auch  auf 
andern  Standpunkten.  Gegner  der  Abbildtheorie  sind  die  Anhänger  der  Marburger 
Schule,  ferner  Windelband  (Prinzipien  der  Logik,  1911,  S.  181  f.,  Einl.  i.  d.  Phil., 
1914,  S.  197);  Bauch  (Studien  zur  Philosophie  der  exakten  Wissenschaften,  1911, 
S.  181  ff.);  Husserl,  Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie,  1913,  S.  79,  186; 
Vathtnqeb,  Die  Philosophie  des  Als-Ob,  5.  Aufl.,  1919;  Volkelt  (Gewißheit  und 
Wahrheit,  1918,  S.  280)  sieht  das  relativ  Richtige  in  der  Abbildtheorie  darin,  „daß 
die  Ahnlichkeitsurteile  in  einem  den  gemeinten  Gegenständen  immanenten  Ähnlich- 
keitsfundament gegründet  sind".  Vgl.  Kauffmann,  Die  Abbildungstheorie,  Zeitschrift 
f.  immanente  Philos.  III,  1898. 

Abdnktion  (abductio)  heißt  der  Übergang  von  einem  Satz  zum  andern  beim 
Schließen. 

Ab  esseadposse  valet,  a  posse  ad  esse  non  valet  consequentia:  Vom  Sein 
läßt  sich  auf  das  Können  (von  der  Wirklichkeit  auf  die  Möglichkeit),  aber  vom  Können 
nicht  aufs  Sein  (von  der  Möglichkeit  nicht  auf  die  Wirklichkeit)  schließen.  Nach 
dieser  Regel  modaler  (s.  d.)  Konsequenz  folgt  aus  der  Gültigkeit  des  assertorischen 
(s.  d.)  Urteils  die  des  problematischen  (s.  d.),  aber  nicht  umgekehrt  aus  der  letzteren 
die  erstere. 

Abfall:  Aus  einem  „Abfall"  von  Gott,  dem  Absoluten  erklären  verschiedene 
Philosophen  teils  die  Existenz  des  Bösen  (s.  d.),  teils  das  Bestehen  einer  Vielheit  (s.  d.) 
von  Dingen  (Schellixg,  E.  v.  Hartmann,  Deussen  u.  a.). 

Eisler.  Hün<lwi".it<»rl>uch.  1 


Abgekürzter  SchluA        Abreaktion. 


Al>c<  karxier  Seklaß  s.  Enthymem,  Sorites.  Über  bealogisch  ptychitche 

„Abkürzung"  vgl  Mechanisierung,  Übung,  Assoziation. 

Abgeleitet  sind  Begriffe  oder  Urteile,  die  tos  anderen  Begriffen  oder  Urteilen 
folgen,  gefolgert  aind.    VgL  Beweis,  KorolUr.  PradiUbihen. 

VUiKnajie;  ut,  wm  seiner  Existenz,  Beschaffenheit  oder  Gültigkeit  nach  durch 
ein  Anderes  bedingt,  bestimmt,  gesetzt  ist,  tn  ohne  dieses  Andere  sieht  oder  nieht 
so  sein  kann.  Abhängigkeit  (Dependcnz)  bedeutet  die  OebondenheK  eines  Etwas 
an  ein  Änderet,  nach  dem  8ohema:  a  ist  (gut)  nur,  wenn  b  ist  (gilt). 
Form  der  Abhängigkeit  ist  die  logische  A..  das  Bedingtsein  einet  Urteils 
andere,  der  Folge  durch  den  Grund  (a.  d.\  der  Konklusion  (s.  d.)  durch  die  Prämissen 
(s.d.)  des  Schlusses.  Eine  Anwendimg  des  Logieohon  aarf  das  formale  der  AisasmiHiiif 
ergibt  die  mathematische  A.,  die  als  „Funktion"  (s.  d.)  auftritt  und  auch  für  die 
exakte  Naturwissenschaft  Geltung  hat.  Eine  Form  der  realen  (physischen,  psy- 
chischen) A.  ist  die  Kausalität  (s.  d.L  aber  nicht  Jede  A.  (z.  B.  die  s iahst hwilifi  A. 
des  Psychischen  und  Physischen)  ist  schon  ein  Kauaal  Verhältnis  (vgL  ParaQeUsmua). 
Erkenntnistheoretiach  bedeutet  die  AhhingjtjMt  der  Objekte  vom  Erkennen 
den  Umstand,  daß  die  Biaiilitffanhait  dwrtlbrn  (nach  msnohen  auch  ihre  BsJttenz) 
durch  das  Bewußtsein  und  dessen  Gesetzlichkeit  bedingt  ist  (TgL  Idealismus). 

Kaut  rechnet  dieA.  tu  den  Kategorien  (s.d.).  E.  Maoa  will  die  Kauteüut  (s.  d.) 
durch  den  Begriff  der  funktionalen  Abhängigkeit  ortetet  wissen :  wir  iihinnm  am  die 
..Abhängigkeit  der  Phänomene  Tooeinander"  (Mechanik«.  8.  270);  so  auch  Vaawon» 
(e.  Bedingung)  u.  a.  R.  Aman»  best  ich  net  die  psychischen  Phinomene 
(Erlebnisse)  als  „Abhängige"  dea  im  GroBhirn  toktmatr»  gedachten  „8yetom  CT.  — 
Main  (Die  Gleichförmigkeit  in  dar  Welt,  1916,  I,  8.  261 H.)  unterscheidet  mehrer. 
Formen  der  Abhängigkeit.  VgL  Bedingung.  Kausalität,  Kooditionabamus,  Mate- 
riatantsm 

Abhängickeitaajcfiihl  vgl.  Religion  (Scnxmmtucasn  u.  a.). 

Ablotjeaeate  -  Urzeugung  (a.  <LL 

Abklingen  s.  Anklingen. 

Ablauf  der  Vorstellungen  a.  Reihe,  noproduklioa. 

Ableitung  s.  Abgeleitet,  Deduktion,  Beweis. 

Abneigung  ist  der  Oegenatte  der  Neigung  (a.  <L). 

Abnorm:  normwidrig,  gegen  die  Regel,  über  das  gewohnhohe  Maß  hinaus. 

Vgl.  Norm. 

Ab  oportore  ad  enne  valet,  ab  esse  ad  oportere  non  valet consequentia 
Müssen  (von  der  Notwendigkeit)  laßt  eich  ante  Sein  (auf  die  Wirklichkeit)  schließen, 
aber  nicht  umgekehrt.    Nach  dieser  Regel  modaler  (a.  <L)  Konsequenz  folgt  tot  der 
Gültigkeit  dea  apodiktischen  (s.  d.)  die  Gültigkeit  dea  assertorischen  (s.  d.)  Urteils, 
aber  nicht  letztere  aus  der  ersteren. 

Abraxan  nennt  der  Gnostiker  (s.  d.)  Bastjudes  die  Einheit  der  366  Sphären, 
Geister,  Äonen  (s.  d.).  Der  Name  A.  besteht  aus  den  griechischen  Buchstaben-Ziffern 
a  (1)  -f  ß  (2)  +  q  (100)  -f  a  (1)  +  i  (60)  +  a  (1)  -f  a  (200),  deren  Summe  366  (nach 
den  Tagen  des  Jahres)  ergibt. 

Abreaktion  heißt  die  seelische  Entspannung,  die  bei  starken  Affekten  durch 
Umsetzung  derselben  in  irgendwelche  Handlungen  eintritt.      Besonders  durch  die 


Abscheu  —  Absolut. 


Psychoanalyse  (s.  d.)  kann  eine  beabsichtigte  Beseitigung  störender  Komplexe  (s.  d.) 
erzielt  werden. 

Abscheu  ist  das  Gegenteil  der  Begierde  (s.  d.). 

Abschreckungstheorie  s.  Strafe. 

Absehen  s.  Abstraktion. 

Absicht  (Intention)  ist  die  bewußte  Anstrebung  eines  Zieles,  die  Einstellung 
des  Bewußtseins  auf  ein  solches,  auch  das  bewußt  erstrebte  Ziel  selbst,  sofern  es  noch 
nicht  verwirklicht,  nur  gewollt  ist.  Man  spricht  von  guter  und  schlechter  Absicht, 
der  Teleologe  (s.  d.)  von  einer  Absich tlichkeit  im  Naturgeschehen,  von  den  Absichten 
Gottes  (s.  Zweck).  —  Den  Begriff  der  A.  bestimmt  Sigwart  so:  „Wo  die  Möglichkeit 
der  Ausführung  als  vorhanden  angenommen,  aber  der  bestimmte  Weg  zum  Ziel  noch 
nicht  gefunden  ist  oder  nicht  sofort  betreten  oder  wenigstens  nicht  mit  einem  Schritt 
zurückgelegt  werden  kann,  existiert  der  bejahte  Zweck  als  Absicht"  (Kleine  Schriften 
II2,  1889,  S.  150).  Windelband  (Einl.  in  die  Philos.,  1914)  scheidet  scharf  zwischen 
Zweck  und  Absicht.  Nur  die  Teleologie  des  Zwecks  ist  echt,  denn  dieser  Zweck  als 
das  zukünftig  Wirkliche  bestimmt  selbst  die  zu  seiner  Verwirklichung  erforderlichen 
Mittel.  Die  „schiefe"  Teleologie  der  Absicht  behauptet  weiter  nichts,  als  das  unter 
den  Ursachen,  die  ihrer  Wirkung  vorhergehen,  es  auch  solche  gibt,  die  in  Vorstellungen 
des  Zukünftigen  und  den  darauf  gerichteten  Willenstätigkeiten  bestehen  (S.  166.)  Vgl. 
X.  Ach,  Über  die  Willenstätigkeit  und  das  Denken,  1905.  Vgl.  Gesinnung,  Motiv, 
Sittlichkeit,  Zurechnung,  Zweck,  Determination. 

Absolut  (absolutus,  losgelöst):  unabhängig  von  einer  oder  jeder  Beziehung, 
unabhängig  und  selbständig,  bedingungslos  (unbedingt,  s.  d.),  uneingeschränkt, 
schlechthin;  Gegensatz  des  Relativen  (s.  d.).  „Relativ  absolut"  ist  dasjenige,  was  wir 
denkend  als  selbständig  setzen  und  wovon  wir  anderes  abhängig  machen,  wobei  wir 
davon  absehen,  daß  auch  jenes  „Absolute"  letzten  Endes  zu  anderem  oder  zu  unserem 
Bewußtsein  in  Beziehung  steht;  wir  behandeln  es,  als  ob  es  absolut  wäre,  zu  bestimmten 
Denk-  oder  praktischen  Zwecken.  Wirklich  absolut  kann  nichts  Endliches  sein,  denn 
alles  Erkennbare  steht  in  Beziehung  zu  anderem  Erkennbaren  und  kann  höchstens 
zur  Annahme  eines  nicht  erkennbaren  Absoluten  (als  Grenzbegriff)  Anlaß  geben. 
Absolut  im  strengsten  Sinne  kann  nur  das  All  des  Seins  oder  die  Gottheit  sein,  die 
alles  Seiende  umfaßt.  Hingegen  kann  man  von  absoluter  Gültigkeit  sprechen, 
insofern  es  Urteile  gibt,  die  von  aller  Subjektivität,  von  aller  Willkür  und  aller  Ver- 
schiedenheit der  Erkennenden  unabhängig  gelten;  hier  bedeutet  „absolut"  soviel 
wie:  für  jedes  Denken  und  Erkennen  gültig,  und  dies  sind  vor  allem  die  logischen 
Grundsätze  (s.  Denkgesetze),  deren  Gegenstand  „absolute  Relationen"  bilden.  Im 
Sinne  des  schlechthin  Gültigen  kann  man  auch  von  „absoluten"  Werten  (s.  d.)  sprechen, 
wobei  aber  nie  vergessen  werden  darf,  daß  weder  Wahrheiten  (s.  d.)  noch  Werte  ohne 
ein  Denken  bzw.  Wollen  möglich  sind,  so  „objektiv  fundiert"  sie  auch  sein  und  so 
unbedingt  sie  auch  gelten  mögen.  —  Als  das  Absolute  wird  der  über  die  Vielheit 
der  Dinge  sowie  den  Gegensatz  von  Subjekt  und  Objekt,  Ich  und  Nicht-Ich,  Geist 
und  Körper  erhabene,  überräumliche  und  überzeitliche,  ewige  Urgrund  der  Dinge 
bezeichnet  und  meist  mit  Gott  (s.  d.)  identifiziert. 

„Absolut"  entspricht  dem  „An  sich",  y.a&'abzö  bei  Platon  u.  a.  Bei  den  Scho- 
lastikern bedeutet  „absolutum"  soviel  wie  „sine  ulla  conditione",  „non  dependens 
ab  alio",  „carentia  respectus",  „completum".  Man  spricht  vom  „absoluten  Willen" 
Gottes.  Gott  ist  „absolutum",  sofern  er  in  sich  ist  („secundum  quod  in  se  est",  Thomas 

1* 


4  Absolutismus  —  Abstrakt. 

vos  Aqctxo,  Summe  theolog.  I,  qu.  85.  3).  Den  Begriff  des  Absoluten  wenden  auf 
Gott  (s.  d.)  an  Pt/ms,  Jos.  Scott»  Esjcoexa,  Ecuakt.  Nicola  üs  Cusajtcs  (Oocta 
ignorantia,  II,  9).  Kamt  behauptet  die  Unerkennberkeit  des  Absoluten,  Unbedingten 
(s.  <L).  Die  Philosoph*  des  Absoluten,  die  schon  bei  0.  Bscso  und  Sptxosa  (s.  Sub- 
stanz) auftritt»  begründen  in  idsshsthuher  Weise  J.  0.  Ficarra,  der  mm  „sbsobten 
leb"  (s.  d.)  ausgeht,  8cBBLLaro.  dar  daa  Absolute  ab  „Indifferenz''  (a.  d.)  und  „Iden- 
üUt"  (•.  d.)  Ton  Subjekt  und  Objekt,  Geist  und  Natur,  Idealem  und  Realem  (die 
dessen  „Pole"  sind ;  s.  Gott)  auffaßt,  Haotx,  der  ee  als  Geist  (s.  <L)  bestimmt,  Scaors* 
Baun,  für  den  es  grundloser  WiDe  (a.  d.L  Ed.  V.  Haätmaks.  nach  dam  es  das  „un- 
bewußte" (a.  d.)  ist.  Die  Unerkaoabarkeit  des  Absoluten  lehren  W.  Hammos.  Maxsb* 
8ra»os»  (First  Princtplea,  1 16;  daa  A.  ist  „uidmowable"),  Rnu  Horroara.  Jodl 
u.  a,  Nach  Wom  ist  daa  A.  Waltwille  (a.  Gott),  nach  Scamxwtn  u.  a.  ■bsjjfilhi 
Wille,  nach  Lotzb,  Roroa  u.  a.  selbstbewußte  IWmttnhksJi,  nach  Pmm,  J.Bno- 
maxh.  Tb.  Lim  u.  a.  Dssruitsatn,  nach  Bbadlby  dis  snusifssssriris,  sieh  selbst 
durchdringende  („aelf -perrading")  Erfahrung  als  geistige  Einheit,  nach  Bsaoeo»  daa 
als  schöpferische  Entwicklung  sich  betätigende  Leben  (a.  d.).  welches  wir  durch  ..In 
tttitton"  (s.d.)  erfassen.  Ähnlich  auch  JokX  welcher  erklärt:  „Das  Absolute  ist  weder 
eins  noch  Tielee,  weder  gleich  noch  ungtesch,  weder  seiend  nc<h  werdsod,  weder  8a  b 
jekt  noch  Objekt,  weder  Seele  noch  Körper,  sondern  die  h^ilj.i-j*  n  «Jhun,  die 
Wirklichkeit  zu  keinem"  (Seele  und  Welt,  1912,  &  79).  Nach  H.  Basbdau.  Ist  daa 
Absolute  die  Qemeinsobaft,  welche  Gott  und  die  anderen  Oeiatar  umfaßt.  —  Als 
Fiktion  (a.  d.)  bestimmt  das  A.  Vanrao»  (Phüos.  daa  AhvOb,  1911.  &  I14f.).  H. 
Soaou  (RaMgloiamhItoaoptuw.  1921.  8.  225)  scheidet  das  metaphysisch  Absolute 
(das  kosmisch  gedacht  wird)  vom  religiös  Absoluten  (das  eine  ifcjiihtliuhi  Größe 
sei).  VgL  K.  Gbxsslbb.  Archiv  für  systemat.  Philoa.  IX.  Dtroas,  Labsolu.  1904.  VgL 
Relatir,  Gott;  Gültigkeit,  A  priori.  Position.  Sein  (H»*a*t).  Ding  an  sich, 
Idee,  Notwendigkeit,  Wahrheit»  Wert»  Wirldichkeit,  Geist,  Ich,  Ideeham, 
Identität,  Monismus,  Unbedingt»  Werden  (Hsaasxrr  u.  e.). 

Absolntlanuas,  logischer:  die  Lehre  ron  dar  absoluten  Gültigkeit  der  Wahrheit 
(s.  d.).    Ebenso  gibt  et  einen  ethischen  und  ästhetischen  Absolutismus;  OegenaaU: 
RelatiTismus.  VgL  Logik.  Wert  —  Ober  A.  im  staatsrechtlichen  Sinn  TgL  Recht* 
philoaophie  (Hossss). 

Absorption,  psychische,  ist  nach  Ta.Lrm  1.  die  aktive  Tendenz,  alle  psychische 
Kraft  durch  einen  psychischen  Vorgang  zu  aha«  hieran,  d.  h.  in  sich  zu  mslnlgen; 
2.  die  pasaive  Tendenz,  wonach  jeder  fartiga  psychische  Vorgang  durch  das  gleich- 
zeitige psychische  Geschehen  absorbiert  tu  werden  strebt  (Vom  Fühlen,  Wollen  und 
Denken,  8.  123f.;  2.  Aufl.  1907).  Nach  dem  Gesetz  dar  A.  verliert  ein  psychischer 
Vorgang  um  so  mehr  an  Energie  und  beansprucht  um  so  weniger  psychische  Kraft, 
je  automatischer  eine  Tätigkeit  ist  (Leitfaden  d.  PsychoL*.  1906,  8.  97;  Tgl.  Omra, 
Daa  Gedächtnis*.  1911.  a  64). 

Ab*toUung,  TgL  Äther,  Materie  (Kakt),  Anziehung. 

Abstrahieren,  s.  Abstraktion. 

Abstrakt  (abgezogen)  bedeutet  soviel  wie  unanschauhch,  rem  gedanklich,  be- 
grifflich. Das  „Abstrakte"  hat  als  solches  nur  im  Denken  Bestand,  es  wird  durch  die 
Denktatigkeit  aus  oder  an  Vorstellungen  oder  Begriffen  Itecansgehoben,  fixiert,  für 
sich  gesetzt,  wobei  von  den  anderen,  vorstellungs-  oder  hogiiffiinlMg  gegebenen 
Merkmalen  des  Gegenstandes  abgesehen  (abstrahiert)  wird.     Abstrakt  im  weiteren 


Abstraktion. 


Sinne  ist  jeder  Begriff  (s.  d.),  im  engeren  Sinne  nur  der  Begriff,  dessen  Symbol  bloß 
in  einem  Worte  besteht  und  dessen  Gegenstand  eine  völlig  unanschauliche  Zuständig- 
keit (z.  B.  Röte,  Weisheit),  Relation  oder  eine  Denkform  (bzw.  eine  logische  Forderung) 
bildet  (z.  B.  Gleichheit,  Sein,  Kausalität).  Den  Gegensatz  zum  Abstrakten,  nur  im 
isolierenden  Denken  Existierenden,  bildet  das  Konkrete  (s.  <L).  —  Aristoteles  nennt 
abstrakt  xä  iS  äyaigeoeo;  Aeyöueva.  Analyt.  post.  I,  13,  81  b  3;  Met.  1061  a  29)  das 
Allgemeine,  Abgesonderte,  z.  B.  das  Mathematische.  Die  Scholastiker  nennen 
abstrakt  die  Begriffe  und  Namen  von  Eigenschaften  und  Verhältnissen,  kurz  von 
Unselbständigem,  während  sie  die  Gegenstandsnamen  als  konkret  bezeichnen  (vgl. 
Prantl,  Gesch.  der  Logik  III,  363).  Ähnlich  Hobbes,  J.  St.  Mtt.t,  u.  a.  Ein  abstrakter 
Begriff  ist  nach  Chr.  Wolfe  ein  Begriff,  welcher  Eigenschaften,  Zustände,  Beziehungen 
abgesondert  von  den  Dingen  zum  Inhalt  hat  (Logik,  §  1 10).  —  Die  Existenz  abstrakter 
Vorstellungen,  d.  h.  allgemeiner  (s.  d.)  Begriffe  bestreitet  Bebkeley:  abstrakt  sind 
nur  die  Namen  für  eine  Vielheit  gleichartiger  Dinge;  so  auch  Httme  (Treatise  II, 
sct.  3).  —  Nach  Hegel  ist  nur  der  rein  formale  Begriff  abstrakt  (Enzyklop.  §  164), 
während  der  objektive  „Begriff"  (s.  d.)  schlechthin  konkret  ist,  als  „Einheit  unter- 
schiedener Bestimmungen",  als  Vereinigung  von  Allgemeinheit  und  Besonderheit. 

Schote  nennt  abstrakt  jedes  gesondert  gedachte  Wirklichkeitselement,  das  für 
sich  allein  nicht  wahrgenommen  weiden  kann  (Erkenntnistheor.  Logik,  1878,  S.  162ff.). 
Rehmke  identifiziert  „abstrakt"  mit  „veränderlich"  und  betont:  „Das  Konkrete 
besteht  aus  Abstraktem  und  das  Abstrakte  besteht  nur  als  wirkliche  Bestimmtheit 
des  Konkreten"  (Allgem.  Psychol.,  1894,  S.  6 ff.).  Nach  Wcndt  sind  jene  Begriffe 
(s.  d.)  abstrakt,  denen  eine  adäquate  Vorstellung  nicht  entspricht  und  deren  Re- 
präsentanten nur  in  Worten  bestehen  (Logik  I*,  1893,  S.  46ff.).  Daß  die  Abstrakta 
bloße  gedankliche  Zusammenfassungen  und  Heraushebungen,  sonst  aber  Fiktionen 
sind,  denen  nichts  Wirkliches  entspricht,  lehren  Locke,  Condillac,  Berkeley, 
Httüe,  Gruppe  (Antaeus,  1831),  Macth>~eb  u.  a.  sowie  Vathtxgeb  (Philos.  des  Ais-Ob, 
1911,  S.  383ff.).  Die  abstrakten  Begriffe  sind  nach  ihm  „Partialbegriffe,  welche 
von  ihrem  Ganzen  losgerissen  sind".  Die  Abstrakta  sind  zweckmäßige  Hilfsmittel 
des  Denkens,  die  nicht  zu  Wirklichkeiten  erhoben  werden  dürfen.  Vgl.  Wo*dt,  Zur 
Geschichte  und  Theorie  der  abstrakten  Begriffe,  Philos.  Stud.  II;  Kbelbig,  Die 
intellekt.  Funktionen,  1909,  S.  30,  96f.;  Frä>-kel,  Abstrakta  und  Abstraktion,  1911. 
Vgl.  Konkret,  Begriff,  Allgemein,  Abstraktion,  Denken,  Sprache,  Verstand  (Bebgsox). 

Abstraktion  (abstractio,  dcpaigeoi;)  ist  das  Absehen  von  Merkmalen  einer 
Vorstellung,  Vorstellungsgruppe,  eines  Begriffes,  das  Vernachlässigen  derselben  seitens 
des  bestimmte  Erkenntnisziele  verfolgenden  Denkens,  als  Begleiterscheinung  der 
„Attention",  der  Fixierung  bestimmter  Merkmale  durch  die  Aufmerksamkeit,  die 
synthetisch  zur  Einheit  des  Begriffs  (s.  d.)  zusammengefaßt  werden,  um  selbständig 
im  Denken  behandelt  und  verwertet  zu  werden.  Das  Abstrahieren  ist  ein  „selektiver" 
Bewußtseinsvorgang,  es  enthält  eine  Wahl  dessen,  was  jeweilig  dem  Denkzweck  ent- 
spricht; es  ist  eine  Funktion  des  „Denkwülens".  Die  A.  ist  ein  fundamentaler  Prozeß, 
ohne  den  es  keine  Begriffe,  keine  Urteile,  keine  exakte  Wissenschaft  geben  könnte; 
die  quantitative,  mechanistische  Naturerklärung  z.  B.  beruht  auf  Abstraktion  vom  rein 
Qualitativen  und  Subjektiven  in  der  Erkenntnis.  Einen  Gegensatz  zur  A.  bildet  die 
(logische)  Determination  (s.  d.). 

Als  Absehen  vom  Besonderen,  Zufälligen  zugunsten  des  Allgemeinen,  Formalen, 
Wesentlichen,  Notwendigen  erscheint  das  Abstrahieren  bei  Platon*,  Aristoteles 
(Anal.  post.  74a  37;  Met.  1036b  3)  und  bei  den  Scholastikern.  Durch  „abstractio" 


6  1  lialina  il,a(..J 

ADCtrus  —  ANura. 


beraiMfshoban  und  fttr  sich  gedacht  („Form»«  fiunt  rateUectse  in  acta  per  abstrsc- 
tionem",  Thomas  vos  Aqcxxo,  Contra  genl  I.  44.  98;  II,  82).  „Per  modum  compo- 
aruonk"  wird  abstrahiert,  wenn  gedacht  wird,  etwas  bestehe  getrennt  eon  einem 
anderen,  „per  modern  simplicitatisM,  wenn  etwas  anter  Absehen  ron  andern  gedacht 
wird  (ibid.).  Es  gibt  ferner  eins  A..  durch  welebe  dss  ftflgsnulm  rom 
und  eine  A.,  durah  welche  die  Form  eon  der  Materie  abstrahiert  wird 
formam  a  materia  Lndividuali ').  Als  gceonderts  ftiiffsaraag  mn  Dingen  mit  Vor- 
iisiJillasigiiug  dar  Nebenumatnnde  betrachten  die  A.  Locke,  Bbsjuclky.  Hcmk. 
Cokdiixac  (abetraire  c'eet  eeparer  une  idee  d'une  autre  a  laqueUe  eUe  parolt  natorrlk 
ment  unie".  Traite  des  i-nasnons,  L  C.  4,  f  2).  J.  8r.  Mnx  (Exassnmtion,  8.  MK) 

mm       mt  AI.     TH  m  I       im       m   m     Jm  m  m      f^  »  ■  i  ■   ■  t  m  ■  *    *        *  ^»  «   ■  ■  .   i  **  ,m     ■■ *  -  —     %».  ^—  m      \ 

u.  a.  —  am  FuDsrung  ose  uemaMwamen  veraotueoeoer  vofseeuongsn  nnsar  varnaon* 
leasigung  das  Besonderen,  Veraohiedenen,  Unweeenüiubsn  betrachten  die  A>  Kamt 
(Logik,  f  6,  Kleine  8chriften  s.  Log.  n.  Hei.*  L  a  97).  umkamt  („Hemmung  das 
Verschiedenen  visier  Vorstellungen"  und  Versohmehmngdes  Gkuobartigcn,  Psycho!.  IL 
|  121)  u.  a.  -  Das  Positive  in  der  A.  betonen  Hmoh.  (Logik  H.  20).  lerner  UnroBs 
(PsychoL  d.  Erk.  I.  239).  N.  Acm.  der  die  positive  A.  ab  *JUtetttmnM  nuil-hsil  (D. 
WilleneOt.  u.  d.  Denken.  1908,  8.  219H..  2390.)  und  verschiedene  Arten  dar  A.  unter, 
scheidet,  Kümo  (InteU.  Funkt..  1909,  &  90.  96f.)  u.  a.  Nach  Tm.  Lim  ist  die  A. 
die  ..Heraushebung  unselbständiger  BseiifMsshMwlsimnte  durah  das  Wort 
Logik,  1893.  &  126);  die  aktire  A.  vollzieht  sich  durch  eine  „Absorption"  des  Nicht- 
Appsrsipierten  durah  das  Apperdpierte  (Lehled.  d.  PtyeboL*.  1909).  Kritieche 
Prüfung  fiterer  Abstraktionstheorien  gibt  HusexBX.  Log.  untere.  191 S*.  II,.  8.  127  ff. 
Nach  Wtrm  ist  die  A.  die  aktive  Apperseption  (s.  d.)  liastimmtef  Vorstellung*- 
rltnwnte,  Die  *>ooerende"  A.  besteht  in  der  Abtrennung  ein«  bestimmten  Teiles 
von  einer  komplexen  Bieubolnirng,  dm  MgeneralUsronds**  A.  in  dar  abaichthchen  Ver- 
nachlaesigung  von  Merkmalen  (Logik  !•  und  II».  1908.  8.  llff.);  t/gL  K.  MrrrxxxwsT. 
Über  abstrahierende  Apperseption.  Psyobot  8tndL  II.  1907.  Ober  die  Ermngnng 
ron  Fiktionen  (s.  d.)  durch  Abstraktion  rgL  Vaimuioe»,  Philo*,  des  AavOb,  1911. 
&  383ff.  Über  experimentelle  Behandhmg  des  Abstrahiereoa  TgL  KCira.  Ber.  über 
den  I.  Kongreß  für  exper.  Psyehol.  1904.  GsCvbaom.  Über  Abstraktion  der  Gleich- 
heit, Archiv  f.  gas.  Psych.  XII.  Acmxxbacm:  Experimentaistudie  über  Abstraktion, 
ebenda  38,  1918.  Raxobtts:  Die  sie,  ment  ■reo  Inhalte  der  Ikinlprninms.  ebenda 
38,  1917;  Beod  c.  WmvrscM.  Aneohauung  und  Begriff,  1913*  Qr/XYxaT.  L'abstrac. 
tion».  1901.  PauutaM.  Berns  phikMc,  Bd.  27-28.  ExoMAjrv.  MethodoL  Konseqnensen 
aus  der  Theorie  der  Abstraktion.  SHsungsber.  pr.  Akad.  d.  Wies.  1918.  — 
perimen teile  Untersuch unpen der  Abatraktionsfihigkeit  bei  Kindern:  EMOtT,  Abstrakte 
Begriffe  im  Sprechen  und  Denken  dee  Kinde*.  1914;  KocM,  Zeiterhr.  f.  sngew.  Psycb. 
VII;  Ha  brich,  ebda.  IX;  M.  T.  Küxxsuao.  ebda.,  XX.;  Skotmt.  Zur  Psychologie 
der  Abstraktion  und  Gestaltauffanrang,  Zteeh.  f.  Psych.  78.  1917.  sowie  die  unter 
„Logik"  und  ..Psychologie"  angeführten  Lehrbücher.  —  Vgl  Begriff,  Allgemein. 
Allgemein  i  restelliing,  Fiktion. 

Abatrun:  dunkel,  unverstandlich. 

VhfttufungsmethodeM  s.  Psychologie. 

Abstumpfung :  Abnahme  der  Erregbarkeit  durch  Gewöhnung,  Alter,  Krank» 
heit.     Intensive  Gefühle  erleiden  durch  öftere  Wiederkehr  eine  Abstumpfung. 

Absurd  (absurdus):  ungereimt,  widersinnig,  denkwidrig,  gedanklich  unvoll» 
uchbar.     Ad   absurdum  führen:  jemanden  durch  Nachweis  von  Widersprochen, 


Abulie  —  Accidenz. 


die  er  nicht  bemerkt  bat  oder  die  aus  seiner  Behauptung  folgen,  widerlegen  (deductio 
ad  absurdum,  ij  elg  tö  &8ivaiov  äyovaa  äTtöditZig).     Vgl.  Ironie  (Sokkates). 

Abulie  (äßovXia):  Willenlosigkeit,  abnormer  Zustand  des  geschwächten,  ge- 
hemmten Willens,  Unfähigkeit,  sich  zu  einem  Willensentschluß  aufzuraffen  oder  diesen 
auszuführen.  Vgl.  Ribot,  Les  maladies  de  la  volont6,  25eed.  1909;  Störring,  Psycho- 
pathologie, 1900. 

Abundant  s.  Definition. 

Ab  universali  ad  particiliare  valet,  a  particulari  ad  universale 
non  valet  consequentia:  Vom  Allgemeinen  läßt  sich  (mit  absoluter  Notwendig- 
keit) auf  das  Besondere  schließen,  nicht  aber  umgekehrt,  ist  eine  Regel  für  das 
deduktive  (s.  d.)  Verfahren  (vgl.  hingegen  Induktion).    Vgl.  Dictum. 

Ab  utili  (sc.  demonstratio):  Argument  aus  der  Nützlichkeit  einer  Annahme 
(z.  B.  der  Existenz  Gottes). 

Abzählungsmethoden  s.  Psychologie. 

Accidenz  (Akzidenz)  heißt  das  unwesentliche,  mehr  äußerliche,  zufällige,  wech- 
selnde Merkmal  eines  Gegenstandes,  auch  die  (veränderliche)  Eigenschaft,  der  Zustand 
des  Dinges,  der  Substanz.  Akzidenzien,  akzidental  (accidentalis):  unwesentlich, 
nebensächlich,  zufällig,  nicht  notwendig,  nicht  im  Wesen  der  Sache,  des  Dinges  hegend. 

Als  das  Unwesentliche,  einem  Gegenstande  nicht  notwendig  und  nicht  in  der 
Regel  Zukommende  (o£V  £§  uvdyxrjg  ovt  iul  xb  noXv)  tritt  das  Akzidenz  {tö  avußeßrixög) 
bei  Aristoteles  auf  (Met.  IV  30,  1025a  14;  z.  B.  das  Weißsein  der  Menschen).  Das 
Akzidentale  ist  das,  was  einem  Dinge  nur  beziehungsweise  zukommt.  Gegenüber  der 
Substanz  sind  die  übrigen  Kategorien  (s.  d.)  Akzidenzen.  Insofern  das  Akzidentale 
unbestimmt  ist  (äÖQicrzov),  gibt  es  kein  strenges  Wissen  von  demselben  (Met.  X  8, 
1065  a  4).  Im  Anschluß  an  Porphyr  definiert  Boethtus  das  A.  als  das,  „quod  adest 
et  abest  praeter  subiecti  corruptionem";  auch  unterscheidet  er  ein  trennbares  und 
untrennbares  A.  In  der  Scholastik  ist  das  A.  das  Unselbständige  („res,  cuius  naturae 
debet  esse  in  alio",  „inesse").  Das  A.  trägt  nichts  zur  Konstitution  des  Wesens  bei. 
Unterschieden  werden  „a.  proprium",  „a.  commune".  „Per  accidens"  wird  dem 
„per  se"  gegenübergestellt.  Von  den  substantialen  werden  die  akzidentalen  „Formen" 
(s.  d.)  unterschieden  (vgl.  Thomas  von  Aquino,  Sum.  theol.  I,  54;  III,  77;  Suaeez, 
Metaphys.  disput.  37,  sct.  2;  Prantl,  Gesch.  der  Logik  III).  Die  Motakallimün 
(s.  d.)  lehren  die  beständige  Neuschöpfung  der  Akzidenzen  eines  Dinges  durch  Gott. 
Im  Sinne  der  Scholastik  definiert  das  A.  auch  A.  Bacmgarten  (Metaphys.  1739, 
§  191  ff.),  während  Kant  unter  Akzidenzen  die  „Bestimmungen  einer  Substanz,  die 
nichts  anderes  sind  als  die  besonderen  Arten  derselben,  zu  existieren"  versteht  (Krit. 
d.  rein.  Vernunft,  Universal-Bibl.,  S.  178);  die  Akzidenzen  wechseln,  während  die 
Substanz  (s.  d.)  beharrt.  Daß  die  (einzelne)  Substanz  selbst  aus  ihren  Akzidenzen 
besteht,  nichts  hinter  diesen  ist,  betont  J.  G.  Fichte  (Grundl.  d.  ges.  Wissenschafts- 
lehre2, 1802,  S.  161).  Von  neueren  Logikern  bestimmt  J.  St.  Mill  die  Akzidenzen  als 
„alle  Attribute  eines  Dinges,  die  weder  in  der  Bedeutung  des  Namens  eingeschlossen 
hegen,  noch  in  einem  notwendigen  Konnex  mit  den  darin  eingeschlossenen  Attributen 
stehen"  (System  der  Logik,  deutsch  von  Schiel,  I4,  1874).  F.  C.  S.  Schiller  (Formal 
Logic,  1912,  S.  48)  hebt  die  Schwierigkeiten  im  Begriff  des  Akzidenz  hervor,  die  Un- 
möglichkeit, zwischen  entbehrlichen  und  unentbehrlichen  Akzidentien  klar  zu  scheiden. 
Vgl.  Substanz,  Form,  Ding,  Eigenschaft,  Modus. 


Accomodation    —   Actu» 


Arcoinmodation  s.  Akkomodation. 

Aeetle  (4*1** tu):  Trägheit,  Stomplheit,  GMohguhajkait  ppi  ein  Gut 
dM  Dasein  („taedium  interni  boni".  Thomas  tojt  Aqüxvo,  San.  tbeoL  I.  63. 
PwmaBGS,  De  oontemn.  mundi  III). 

Aeervum  (a»e/i «; $;  i  Trugschlufi  des  „Hsufeo«",  der  mnliifc-sl  den 
(«.  d.)  dszu  dient,  die  srnnefifsJHg*  Wlridichkoh,  welche 
der  Dinge  —igt,  eis  8ohain  dunkln,  durch  ft  iifiiigaaa,  iimh  (i 
Spruches.  Nach  Z»oi  tob  Hm  kann  «in  fallender  KornhaaJo  (Wyxeafc>  in  Wahrheit 
kamOoraueohbmroibdi»ann,fr 

Falle  auch  zu  hören  sein  müßten,  wen  nicht  geschieht  (hier  wird  da«  Geeeu  dar 
„Schwelle",  «.  «L,  nicht  bsracsafahtigt).    Nach  Euscltdss  ist  nioht  zu 
wie  viele  Korner  bereite  eben  „Heuten''  machen,  dar  aleo  gar  nioht  1 
kann,    VgL  Ajustotxls*.  Phys.  VIII  6,  250b  SO;  Diogenee  Uartins  IL 

Achamoth  Uz****)  belBt  im  gnottieoben  (e.  d.)  System  des  VaLurrnros 
eine  durch  Venundigung  des  low  (s.  <L)  „Wsameit"  f—ftm)  ontslaaditia  niedere 

WViimhänff       Wfltltfthem    ÜTJUl    tgtMm     ä\rsWfaB>lr'b*ft       ift    JllreSl     nL*hfw«*Ma     WännTJjHa    «■aa^etatli^^Ba^Mft.    witvl     ejswt 

dort  den  Demiurgan  (s.  d.)  ertrugt   VgL  W.  ScaTOun,  Doe^saanSe  dar  Onoste,  1910. 

AchlUcmabolfretoTondomrTloetonfiTOgsttTl^ 
dar  Bewegung  (s.  d.)  ssfas  Hinter  8ohhdL   Dar  schnellste  Linier,  Anhüben,  kam  die 
langsame  Schildkröte  nioht  **nb^H«.  sobald  sie 
ihm  hat;  dann  die  trennende  Diatens  bestell 
Zwbcbenorten ;  die  Schildkröte  hat  aber  ihren  Ort  1 
diesen  erreicht  hat,  und  so  wird  die  Diäten*  als  Oberwunden  ( vgL  AnisTOTBLaa,  Phya. 
VI  0,  239b  Uff.;  Diog.  Las*.  IX.  »).    VgL  Bewegung. 

Achtung;  iet  die  gefuhbinlBige  und  im  praktiecben  Verbalten  tum  Ansdrurk 
kommende  Anerkennung  das  Wertes,  dar  wurdigksst  einer  raison  (in  rechtlich» 
Rodaler,  sittlicher  Hinsicht),  auch  das  Werte«  oder  der  Gültigkeit  des  (Rächte-  oder 
Sitten-)  Gesetees. 

Ka*t  definiert  die  A.  als  die  .,  Vorstellung  von  einem  Warte,  dar  mainer  Selbst- 
liebe Abbruch  tut"  (Grundleg.  s.  Metephye.  dar  8itteu,  Recbuneche  Anagabe,  8.  31). 
Die  Sittlichkeit  (>.  d.)  beruht  nach  Karr  «ubjektir  auf  Achtung  tot  dem  Sittongasete, 
dessen  Urheber  wir  eelbet  (als  übersinnlich*  Wesen)  sind  und  dam  wir  uns  beugen, 
such  wenn  es  den  Nelgiinsym  ewtaafniigasiilil,  Ist  (s.  Plgisbmns).  A  bt  die  ..unmittel - 
bare  Bestimmung  de«  Willens  durch  Gaset«  und  Bewußtsein  deraelben"  (ib.).  „Ab 
Geeete  sind  wir  ihm  untciworfen,  ohne  die  Selbstnebe  tu  befragen;  ab  von  uns  selbst 
auferlegt,  bt  ee  doch  eine  Folge  unseres  Willens  und  h«t  in  dar  ersten  Rucksicht 
Analogie  mit  Furcht,  in  der  zweiten  mit  Neigung"  (ib.).  Indem  das  Sittengesete  den 
Eigendünkel  schwächt,  bt  es  ein  Gegenstand  dar  Achtung.  Da«  Gefühl  dar  Achtung 
bt  durch  Vernunft  bedingt  und  bt  die  einzige  moralisch*  Triebfeder  (Kritik  der  piakt, 
Vernunft,  1788).  —  v.  KracmUTOi  bezeichnet  die  sittlichen  Gefühb  ab  Achtung«- 
gcfflhb.  Das  Gefühl  der  Achtung  entsteht  einer  Autorität  gegenüber,  d.  h. 
Macht  und  Kraft,  in  Vergleich  mit  welcher  die  Kraft  des  »inreinen  lfanscihsa 
schwindet  (Grundbegr.  d.  Rechte  u.  d.  Moral*.  1873).  VgL  Gubwwrscbl  Zur  Ge- 
schichte des  Achtungsbegriff«,  1897.  —  VgL  Sittlichkeit. 

Aetna:  Akt  («.  d.),  Wirklichkeit,  Wirksamkeit.  Unter  a.  epprehensivu* 
versteht  Wilhelm  von  Occax  die  Auffassung  des  Wahrgenommenen  (Pasicn,  Gesch. 
der  Logik,   1855,  III,  333),  wahrend  der  S,  indicativus  im  Urteil  (s.  d.)  vorliegt. 


Ad  absurdum  —  Adiaphora. 


A.  entitativus  nennt  Dcsrs  Scotus  das  Sein  der  formlosen  Materie  (De  rer.  princ.  7). 
A.  primus  ist  die  Form,  durch  welche  etwas  sein  Wesen  hat,  a.  secundus  ist  die 
Wirksamkeit  („operatio";  vgl.  Thomas  von  Aqueto,  Contr.  gent.  II,  59).  A.  purus: 
reine,  von  PotentiaÜtät  und  Stofflichkeit  freie,  leidlose,  aktive  Wirklichkeit.  So  ist 
nach  Aristoteles  Gott  (s.  d.)  „reine  Energie"  ohne  „Dynamis"  (Met.  XI  7,  1072bff.) 
und  nach  Thomas  „purus  actus,  non  habens  aliquid  de  potentialitate"  (Sum.  theol. 
V,  3,  2  c).  Auch  Letbxiz  bestimmt  Gott,  die  körperlose,  rein  aktive,  höchste  Monade 
(s.  d.),  als  „a.  purus"  (Monadol.  72).    Vgl.  Akt,  Wirklichkeit. 

Ad  absurdum,  s.  Absurd. 

Adam  Kadmon  ist  nach  der  Lehre  der  Kabbala  (s.  d.)  der  himmlische 
Mensch,  das  Urbild  der  Menschheit  und  der  irdischen  Welt,  der  Sohn  Gottes,  das 
vom  göttlichen  Ensof  (s.  d.)  ausstrahlende  große  Licht,  dessen  Körper  die  Welt 
„Aziluth"  ist  (vgl.  A.  Fraxck,  Systeme  de  la  Kabbale  1842;  deutsch  1844).  Nach 
der  Lehre  der  gnostischen  (s.  d.)  Sekte  der  Ophiten  (Naassener)  ist  der  Sohn  des 
Demiurgen  der  vom  göttlichen  Geiste  beseelte  marin-weibliche  Urmensch  (Adam). 
Vgl.  W.  Schultz,  Dokum.  der  Gnosis,  1910. 

Adaptation  (Adaption):  Anpassung  (s.  d.)  des  Sinnesorgans  der  Auf- 
merksamkeit (s.  d.)  an  den  Reiz. 

Adäquat  (adaequatus):  gleichkommend,  angemessen,  vollkommen  ent- 
sprechend. A.  muß  jede  gute  Definition  (s.  d.)  sein,  a.  sollen  ferner  unsere  Begriffe 
und  Urteile  sein,  indem  sie  möglichst  genau  den  Relationen  der  Dinge  gerecht  werden, 
sie  möglichst  genau  und  vollständig  zum  (wenn  auch  symbolischen)  Ausdruck  bringen, 
ihnen  möglichst  eindeutig  entsprechen. 

Als  „adaequatio"  des  Denkens  mit  dem  Sein  wird  in  der  Scholastik  die 
Wahrheit  (s.  d.)  bestimmt.  Unter  einer  adäquaten  Idee  („idea  adaequata")  ver- 
steht Spinoza  einen  Begriff,  welcher  alle  Merkmale  des  wahren  Begriffes  aufweist 
(„per  ideam  adaequatam  intelligo  ideam,  quae  quatenus  in  se  sine  relatione  ad 
obiectum  consideratur  omnes  verae  ideae  proprietates  sive  denominationes  intrin- 
secas  habet",  Eth.  II,  def.  IV).  Die  Seele  leidet,  wenn  sie  sich  durch  inadäquate 
Ideen  bestimmen  läßt,  sie  verhält  sich  aktiv,  wenn  sie  adäquate  Ideen  von  den 
Dingen  hat  (Eth.  III,  prop.  I,  III).  Nach  Letbniz  ist  die  Erkenntnis  (s.  d.)  adäquat, 
wenn  sie  alles  deutlich  erfaßt  oder  alles  bis  aufs  letzte  analysiert  hat  (Opera,  ed. 
Eedmann,  S.  79;  Gerhardt  IV,  S.  422 ff. ;  Hauptschriften,  deutsch  von  Buchexau, 
Philos.  Bibl.  I,  24).  Micraelius  definiert:  „Adaequatus  conceptus  est,  qui  rem 
perfecte  repraesentat"  (Lexicon  philos.  1653,  Sp.  38).  —  Adaequata  causa:  ent- 
sprechende, zureichende  Ursache. 

Ad  Iiominem  {y.ai  üv&qüi.tov)  argumentatio:  ein  der  Denkweise  und  dem 
Verständnis  einzelner  Menschen  angepaßter,  nicht  allgemeingültig-strenger  Beweis. 

Adiaphora,  (ädidtpoQa):  im  Werte  nicht  unterschiedene,  vom  ethischen 
Standpunkte  gleichgültige  Dinge.  Nach  der  Lehre  der  Kyniker  (s.  d.)  gibt  es  nur 
ein  Gut,  die  Tugend,  und  nur  ein  Übel,  das  Laster;  was  dazwischen  hegt,  ist  gleich- 
gültig, ein  Adiaphoron  (Diog.  Laert.  VI,  105:  ia  ueiaSv  doeirg  y.al  /.axiag  ädid- 
<poga).  So  lehren  auch  die  älteren  Stoiker  (s.  d.),  nach  welchen  selbst  das 
Leben  an  sich  keinen  Wert  hat  und  daher  im  Notfall  aufgegeben  werden  darf  (1.  c. 
VII,  130;  Seneca,  Epist.  12,  10).  Die  späteren  Stoiker  unterscheiden  neben  den 
eigentlichen  sittlichen  Werten  und  dem  absolut  Gleichgültigen  ein  „Vorzuziehendes" 
(nnorrfuei-a),  z.  B.  Gesundheit  und  „Abzulehnendes"  (äxo.TQowiva),  z.  B.  Krankheit ; 


10  Ad  oculoe  -  Affekt 

Stobaeus,  Eolog.  II,  158.  Über  Pmooixoe.  der  den  Begriff  dar  an  «ich 
gteicughlugen  Dinge,  die  erat  tob  der  richtigen  Veineodang  ihren  Wert  empfangen, 
geprägt,  TgL  Oomperi,  Griech.  Denker  1911,  I:  in  dienen  8fcme  urteilt  teer  da* 
Leben  J.  G.  Ficht«  (vgL  Pflicht). 

Ad  oralen:  augenfällig,  einfeuchtend,  anecheoHnh. 

Adraatea  CAifdgu»*):  die  Uneatfnenbere.   d.  b.   den  Ruhbhesl  (Plato*. 
Pheedr.  248C;  PLorar.  Enneed.  III.  S.  13) 


Advnita:  in  der  mdieohcn  Phiioaophie  Nicht-Zweiheit,  Fleh  in 
▼on  der  Einheit  der  Seelen  (rat  Vedaata).  Dscnrav:  60  Dpenkhede  d« 
s.  Hü 


A  ffrkt  (affectue,  paarin,  *<f*o?)  heifit  fan  »eiteren  (altem)  I 
floiiiuleei  legiing.  Jeder  Gefuhlscustand  überhaupt,  bn  engeren  Banne  ein  beeou- 
derer,  jäher  und  fateneifer  Gefonleverlauf ,  der  an  hneare  Reine  oder  lantimmss  Vor- 
Stallungen  eich  knöpft,  aDe  fibrinen  BenuBteeinainhelte  an  vordrangen  die  Teadeus 
bat,  mit  einem  Streben  ew  banden  iet  und  in  Terechiedener  —  >  nagender  «ad 
hemmender  —  Wem»  eieh  pbTeJologieca  entladt  (Wirkungen  auf  dee  Ben,  die  Bfcat- 
gefafie.  die  Atmung,  die  DrOnanaaneoadernag.  die  Bewegung),  wodurch  Empfm 
düngen  und  Oef  Ahle  eotetehen,  welch,  auf  dea  Affekt  anrtckwirken.  Jeder  Affekt 
iet  eine  pHttiibVbt  Verrenkung  dee  aeeueeben  Gleichgewicht*,  die  eine  Wilfenehand- 
hing  einfetten  kann,  wofern  der  A.  nicht  gehemmt  wird  oder  die  fiiegnag  nicht 
abklingt  (Hemmung  dee  A.  durch  gef ahfebetoote  Vorstellungen,  duroh  den  Willen, 
durch  die  Aufmerksamkeit,  die  «ich  auf  ihn  richtet).  Jeder  A.  hat  «inen  beeonderen 
phyatolofiaobon  ,,AnedrnckM  (a.  d.i  Ea  Umwn  ejoh  atarke  «ad  eehwaobe,  i  nHiaiiiidi 
«ad  deprimierende  Affekte  unterscheiden.  Zu  den  Affekten  neboren  Zorn,  Prende. 
Entrfietung  u.  a..  Furcht,  flehraohea,  Varieefflung,  Brennen,  Neid,  Traaer  n.  a. 
Die  Beberrechung  der  Affekte  iet  ein  |itdaangfeoh  ethienhw  Postulat,  Vom  A.  iet 
die  Uideimgaaft  (e.  d.)  m  untsteohosdeo 

Im  Altertum  «ad  Mittelalter  versteht  man  unter  dea  Affekten  Gamiteaveafmde, 
welche  aaek  Gefühle,  leideransaftan.  Triebe  nmfeemn  (TgL  Gefühl).  Die  Kyre- 
naiker  (a.  d.)  nnterecheklen  ewei  Affekt«  (edeNf):  Luet  oder  Freude  («eewdj 
und  Unlust  oder  Leid  (***>;);  eistet s  baethnmen  nie  nie  sanfte,  letatere  ab  etar- 
mieche  Bewegung  [Attar  —  teagatsw  «/»■«»,  Diog.  Leert.  II,  86;  TgL  Gefühl). 
AW8TOTD.M  unterscheidet  Affekte  [*d&r,\  die  tob  der  Seele,  «ad  solche,  die  Tom 
Leibe  eaegehen,  wobei  aber  auch  die  enteren  mit  physischen  Zuatanden  tnbuadan 
sind  (Eth.  Kicom  II.  4.  1105b  21ff.;  X,  2,  1173b  9).  Affekte  sind  Furcht,  Mitleid, 
Mut,  Liebe,  Haß,  Neid,  Begierde  n.  a.  (De  anima  I  1.  403a  16ff.).  Die  Stoiker 
bestimmen  den  A.  als  abnormale,  naturwidrige,  wharmlftiga,  Ternunftlaee  Erregung 
der  Seele  (*  äXoyos  *al  *«*e  ftW  «-exft  «^n*«*  t,  eeaif  *JUov4(ot>oa,  Diog. 
Leert.  VII.  116%  Den  Affekten  liegen  falsche  Urteile  augrunde  (rgL  Cicbbo, 
Tuscul.  disput.  IV.  6.  11:7.  14).  Hauptaffekte  sind  Leid,  Furcht.  Begierde,  Fronde 
(Diog.  Laert.  VII,  110);  daneben  gibt  ea  auch  gute  Affekte  (re*rf»«ai:  Diog. 
Laert.  VII.  116).  Der  Weise,  Tugendhafte  unterdruckt  die  Affekte,  die  gegen  die 
Natur  der  Seele  sind  und  uns  unfrei  machen  (Otcno.  Tusc  disp.  III.  9;  IV,  19; 
Sknwu,  Epist  116;  De  ira  U,  17,  7).  Die  Scholastiker  fassen  die  Affekte  ab)  Er- 
regungen dea  Trieblebens  (dea  „appetitus  sensibüis";  Thomas,  8um.  theoL  I,  II. 
24,  2  c;  De  verit.  qu.  26.  2;  „pernio"  ab)  jede  Form  dee  8trebunwveimogena,  ,.po- 
tentiae  appetitivae":  Goclkc,  Lex.  philo*.  8.  602)  auf.     Mit  dea  Affekten  befaBt 


Affekt.  11 

sich  ausführlich  L.  Vives  (De  anima  III,  146 ff.).  Aus  Streben  und  Widerstreben 
besteht  der  A.  auch  nach  Hobbes,  der  ihn  mit  Bewegungen  des  Blutes  in  Verbin- 
dung bringt  (De  corpore  c.  25,  12;  Leviathan  I,  6).  Auch  Descartes  erklärt  die 
A.  physiologisch,  aus  gewissen  Bewegungen  der  „Lebensgeister",  welche  das  Hirn 
erregen  (Passion,  aniin.  I,  27;  II,  51).  Sechs  Grundaffekte  gibt  es:  Bewunderung, 
Liebe,  Haß,  Begierde,  Freude,  Trauer  (1.  c.  II,  69).  Eine  wichtige  Rolle  spielen  die 
A.  bei  Spinoza,  welcher  (wie  schon  F.  Bacon)  betont,  ein  Affekt  lasse  sich  nur  durch 
einen  andern  Affekt  bekämpfen  (so  später  auch  Hume).  Der  A.  ist  eine  „verworrene 
Idee"  („confusa  idea",  Eth.  III,  Schluß).  Affekte  sind  Zustände  des  Organismus, 
durch  welche  dessen  Kraft  gestärkt  oder  geschwächt,  gefördert  oder  gehemmt  wird, 
sowie  das  Bewußtsein  dieser  Erregungen  („corporis  affectiones  quibus  ipsius  corporis 
agendi  potentia  augetur  vel  minuatur,  iuvatur  vel  coercetur,  et  simul  harum  affec- 
tionum  ideas",  Eth.  III,  def.  III).  Es  gibt  drei  Grundaffekte:  Freude,  Trauer, 
Begierde.  In  der  Herrschaft  über  die  Affekte,  welche  durch  adäquate  Erkenntnis 
des  Wesens  der  Dinge  erlangt  wird,  besteht  die  menschliche  Freiheit  (s.  Willens- 
freiheit). Über  die  Unterscheidung  der  Affekte  (Neigungen)  bei  Shaftesbury  vgl. 
Sittlichkeit.  Im  Sinne  der  Scholastik  faßt  die  A.  Che.  Wolff  auf  (Psychol.  empir. 
§  603 ff.).    Vgl.  Hagemann,  Psychol.8,  1909. 

Das  Jähe,  Heftige  des  A.  betont  Kant;  A.  ist  „das  Gefühl  einer  Lust  oder  Un- 
lust im  gegenwärtigen  Standpunkte,  welches  im  Subjekt  die  .  .  Überlegung  nicht 
aufkommen  läßt"  (Anthropol.  §  71  f.;  vgl.  Leidenschaft).  Die  „sthenischen"  oder 
„wackeren"  A.  steigern,  die  „asthenischen"  oder  „schmelzenden"  A.  schwächen 
die  Lebenskraft  (1.  c.  §  74).  Das  Heftige,  Plötzliche,  Explosive  des  A.  betonen  auch 
NahlowSky  (Das  Gefühlsleben  1862,  S.  247),  Schopenhauer,  Jodl  (Psychol.  II3, 
S.  411  ff.),  Höffding  („plötzliches  Aufbrausen  des  Gefühls",  Psychol.2,  S.  292), 
Ribot  („un  choc  brusque",  Psychol.  des  sentiments,  1896,  S.  67;  Essai  sur  les  pas- 
sions,  1907)  u.  a.  Nach  A.  Lehmann  ist  der  A.  derjenige  Seelenzustand,  „in  welchem 
starke  Gefühle  mit  größerer  oder  geringerer  Störung  des  normalen  Vorstellungs- 
verlaufes verbunden  sind"  (D.   Hauptgesetze  des  menschl.    Gefühlslebens2,   1908). 

Verschiedene  Psychologen  erblicken  in  Organempfindungen  und  physiologischen 
Veränderungen  (Bewegungen,  vasomotorische  Veränderungen)  die  Grundlage  (nicht 
erst  Folge)  des  A.  So  (früher)  W.  James,  nach  welchem  wir  z.  B.  nicht  weinen,  weil 
wir  traurig  sind,  sondern  traurig  sind,  weil  wir  weinen  (Princ.  of  Psychol.  II,  K.  25; 
Psychologie,  deutsch,  1909,  S.  573ff.),  C.  Lange  (Über  Gemütsbewegungen,  1887), 
Sergi  (Dolore  e  Piacere,  1894),  Ribot  (Psychol.  des  Sentiments,  1908 7),  E.  Förster 
(Über  die  A.  Monatsschr.  f.  Psychiatrie  u.  Neur.,  1906).  Störring  (Psychologie  des 
menschl.  Gefühlslebens,  1916,  S.  16)  nennt  A.  „eine  Verschmelzung  von  Organ- 
empfindungen solcher  Art,  daß  sie  auch  durch  Wahrnehmungen  oder  Vorstellungen 
im  normalen  Seelenleben  ausgelöst  werden  können,  wobei  die  Verschmelzung  der 
Organempfindungen  mit  den  sekundären  Gefühlstönen  die  Qualität  des  Verschmel- 
zungsproduktes bestimmt  und  wobei  zuletzt  Organempfindungen  in  dem  Ver- 
schmelzungsprodukt auch  als  solche  hervortreten. 

Als  Gefühlsverlauf  faßt  den  A.  besonders  Wundt  auf.  Der  A.  ist  ein  psychi- 
sches Gebilde,  und  zwar  geht  jedes  intensivere  Gefühl  in  einen  A.  über.  Von  einem 
A.  ist  da  die  Rede,  wo  sich  „eine  zeitliche  Folge  von  Gefühlen  zu  einem  zusammen- 
hängenden Verlaufe  verbindet"  (Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  203).  Jeder  A. 
beginnt  mit  einem  intensiven  Anfangsgefühl,  das  in  einer  von  außen  hervorgeru- 
fenen Vorstellung  („äußere  Affekterregung")  oder  in  einem  assoziativ  oder  apper- 
zeptiv  bedingten  psychischen  Vorgang  („innere  Affekterregung")  seine  Quelle  hat; 


12  Affektion  —  Affirmation. 


darauf  folgt  ein  von  cntapreobenden  flefihbfl 
Schluß  bildet  ein  Endgef 6hL  in  weichem  der  A  abklingt,  falb  er  nicht  aof ort  in 
daa  Anfangsgefühl  einea  neuen  nffeJrtanfalb  abergeht  (L  c.  &  S04;  Grunde,  d.  phya. 
PaychoL»,  1802ff..  III.  8.  208fL,  rgL  Gefühl.  Wille).  Müuja-Farjxxrsxs  (PsycboL 
d.  Kunat  I«.  8.  206)  untereebeidet  Trbbefiekte  und  fllbwingaafbhls  Je  nach  dem 
größeren  oder  garingerwn  WuTenaenirbb  darin.  VgL  Html.  Ob  Um  pisrnni»,  1751 ; 
Brmtrf.  Zeitachr.  f.  Psych,  der  flnaiinraaiii  XXI.  &  47ff.  (Urteile  ab  Grund- 
lagen  d.  A);  Kults.  Grundx.  d.  PayohoL.  1883.  &  SSlff.;  Lore,  Leitlad.  <L 
PaychoL»,  1000;  Rxsotxx,  Lehre  rom  Gemüt».  1011 ;  Droorr.  Einfuhr,  in  d.  PiryenoL. 
1006  (8.  100:  A  bt  ein  ..jäher  Verbnf  ebne  — gl  w  Wh  ehr*  heftigen  Qefebb"). 
FXexnaxa.  Lehrb.  d.  Peych..  1011.  8.  «74.  Mmn,  Psjdii>sugb,  1820».  &  262. 
E.  F&unrjuuaxn,  Über  Weeen  and  Bedeatang  der  AfSektirttit,  1010  (eucht.  ihn 

für  die   aflektben   Vorginge).    Fbobm:   Lehrbach  der  experim.  Irjiiiolagb  IL 
S80.  10».  -  Vgl  GefthL  Gemttubetregang.  I  eideneohafl,  Wilb  (OotV.  Www). 

Affekt  len  (affectio)  bedeutet  1.  im  engeren  Sinne  eorbl  wb  TanskjaBg, 
Vonbbe;  eo  ipricht  man  tob  einem  . .  Af f ektionepreb  .  der  einer  individBetl -sub- 
jektiven Wertung  entapricht;  1  im  weiteren  Sinne:  TaaUiHbliiilnana,  Erregung. 
Zustand,  Eigenacbait  (eo  bei  den  Scholastikern,  welche  von  den  „■rboHonae 
entb",  ron  äußerer  and  innerer  affectio  epreohen  (egL  Gocls*.  Lex.  philo».  8.  78; 
Mioublto«.  Lex.  philoa.  8p.  ßtfL),  famer  bei  8roroxa  (a.  modi).  8tnnesaffek- 
tion  bt  db  Erregung  der  8inneeorgane  durch  Bebe  (a.  d.).  Gemßteeffektion 
eine  Erregung  dee  fohlenden  Bewaßteeina.  Affilieren  (afffoere)  beißt:  Bringen, 
einen  Zaetand  snalBoen  Daß  db  Dinge  am  „affilieren",  wird  ron  alteren  Philo- 
eopben  wb  DxecAxra  (Paaa.  anim.  II,  1)  u.  a.  gesagt.  Nach  Kajrr  heroben  db 
Aneohanongen  (a.  d.)  aof  „Affehtionen".  db  Begriffe  auf  „Funktionen"  (Krit.  d. 
Min.  Vorn.  S>  66).    UagenetinOe  sind  una  m 

aof  gewbee  Webe  „alflxbren".  <L  h.  infolge  einer  „RezepÜriUt  (a.  d.)  dee 
nenden  Subjekte,  dee  auch  aich  nur  dadaroh  erkennt,  daß  et  ebb  eelbet  afßxbtt 
(Krit.  d.  rein.  Vernunft  8.  48;  AnthropoL  |  7).  VgL  Bnoeo»,  Meliere  et  memoire*. 
1808.    VgL  Ding  an  ebb.  Wahrnehmung  (innere).  Ion,  Apathie,  Ataraxb. 

Affektiv:  gefühlsmäßig,  x,  B.  ..affektives*'  Gedieh  toi.  (a.  d.).  Affek 
t  ional:  nach  R.  Avxkaxjüs  dee,  wee  einen  Inhalt  („K  Wert",  e.  d.)  zum  „Empfin 
den"  macht  (Krit  d.  rein.  Erfahr..  1688f..  IL  23.  68f.). 

Affinität  (affinhea):  Verwandtachaft  (beeondera  obemiache  Ak  Psy- 
chologische A:  Ähnlichkeit  ron  VoreteOungen  ab  Grundlage  der  Assoziation 
(s.  d.k  Logische  A:  Verhiltnb  ron  Begriffen,  db  tu  einer  Art  geboren.  —  Karr 
versteht  unter  A  den  ..Grand  der  Möglichkeit  der  Assoeistirm,  sofern  er  im  Objekte 
liegt".  Diese  „empirbche"  A  bt  db  Folge  einer  auf  der  Einheit  des  reinen  Selbst- 
bewußtseins beruhenden  „transzendentalen"  A  (Krit.  d.  rem.  Vernunft  B.  126L, 
132).  Alb  Eracheinungen  stehen  in  einer  durchgängigen  Verknüpfung  nach  not- 
wendigen Geeeteen  und  mithin  in  einer  „transiendentalen  Affinitit".  Daa 
Geeeta  der  „Affinitit  aller  Begriffe"  gebietet  dem  Denken  „einen  kontinuierlichen 
Übergang  von  einer  jeden  Art  au  jeder  andern  durch  stufenartigee  Wachstum  der 
Verschiedenheit".  Ea  bt  daa  Prinzip  der  „Kontinuitit  der  Formen",  eine  regulativ 
(s.  d.)  wirksame  Idee.     VgL  Stetigkeit. 

Affirmation  (affirmatio.  xatd<faou):  Bejahung,  eine  Art  der  bgbehen 
„Qualität"  (s.  d.)  dee  Urteils.    Ein  Urteil  bt  affirmativ,  in  welchem  einem  Sab» 


Affizieren  —  Ähnlichkeit.  13 

jekt  ein  Prädikat  positiv  zuerkannt,  eine  logische   Beziehung  anerkannt  wird  (S 
ist  P).     Vgl.  Negation,  partikulär,  Urteil. 

Affizieren  s.  Affektion. 

Agathobiotik:  Lehre  von  der  guten,  richtigen  Lebensführung  (  = 
„Diätetik"). 

Agathologie:    Lehre  vom  Guten  (äya&övj  oder  von  den  Gütern  (s.  d.). 
Agens :   das  tätige,  wirksame  Prinzip,  die  Kraft,  das  Verursachende. 

Agglntination  (Anleimung).  Bei  Wundt  die  einfache  Form  der  apperzep- 
tiven  (s.  d.)  Verbindung,  bei  welcher  die  Bestandteile  für  sich  bewußt  bleiben  (z.  B. 
Vorstellung  des  Kirchturms;  Grundz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903,  S.  573).  In 
der  Sprachpsychologie  das  Zusammenreihen  von  Worten.  Agglutinierende  Sprachen 
bei  W.  v.  Humboldt  im  Gegensatz  zu  isolierenden,  flektierenden  usw. 

Aggregat :  äußerliche,  durch  Aneinanderreihung  der  Teile  entstehende  Ver- 
bindung ohne  innere  Einheit,  im  Unterschiede  von  einer  organischen  Verbindung. 
Nach  Leibniz  sind  die  Körper  Aggregate  von  „Monaden"  (s.  d.).     Vgl.  Atom. 

Agnosie  (äyvwaia):  Unwissenheit.  Als  methodisches  Prinzip  voraussetzungs- 
losen, kritischen  Denkens  erscheint  die  A.  bei  Sokrates  („ich  weiß,  daß  ich  nichts 
weiß",  vgl.  Platon,  Apolog.  21  A  f.).  Als  Ausdruck  des  Skeptizismus  (s.  d.)  bei 
Goegias,  Arkesilaos,  Sanchez  u.  a.  Vgl.  Nihilismus.  In  der  Psychopathologie 
Erkennungsunfähigkeit:  Seelenblindheit,  Seelentaubheit  usw.  Jaspers,  Allg. 
Psychopathologie,  19202,  S.  118.    Fröbes,  Experim.  Psychol.  II,  60,  1920. 

Agnostizismus  heißt  der  positivistische  (s.  d.)  Standpunkt,  wonach  es  keine 
metaphysische  Erkenntnis  des  Absoluten,  jenseits  aller  Erfahrung  Liegenden, 
Transzendenten  gibt  und  dieses  uns  auch  nicht  zu  kümmern  braucht,  da  wir  uns 
mit  dem  Erfahrungsmäßigen,  Positiven,  mit  den  gegebenen  Phänomenen  und  Be- 
ziehungen begnügen  können.  Der  Ausdruck  „Agnostiker"  stammt  von  Huxley 
(Nineteenth  Century  XXV,  169);  Agnostiker  sind,  abgesehen  von  den  Skeptikern 
(s.  d.)  und  manchen  Vertretern  des  Kritizismus  (Kant,  F.  A.  Lange,  Adickes 
u.  a.)  namentlich  Comte,  Ch.  Darwin,  Spencer,  Du  Bois-Reymond  (s.  „Ignorabi- 
mus"),  Carneri,  R.  Wähle  u.  a.  Vgl.  Absolut,  Positivismus.  Vgl.  R.  Fltnt, 
Agnosticism,  1903;  E.  de  Roberty,  L'Agnosticisme,  1896. 

Agraphie  (ä-yQacpeiv):  pathologische,  durch  Gehirnverletzung  bedingte 
Unfähigkeit  des  Niederschreibens  von  Worten.  Vgl.  Wundt,  Grundz.  d.  phys. 
Psychol.  I6,  1908,  S.  367. 

Ahani  brahma  asmi  (indisch):  „ich  bin  Brahma".  In  der  indischen 
Philosophie  überintellektuelle  „Innewerdung"  der  Vereinigung  mit  dem  Brahman. 
Brihadäranyaka-Upanishad  I,  4,  10.  Deussen,  Allg.  Gesch.  d.  Phil.  I3,  19202. 
S.  634. 

Ähnlichkeit  ist  ein  Prädikat,  welches  das  vergleichend-beziehende  Denken 
Gegenständen  zuschreibt,  deren  Merkmale  —  in  der  Einheit  des  vergleichenden 
Bewußtseins  aneinandergehalten  —  das  „Fundament"  der  Ähnlichkeitsrelation 
abgeben.  A.  ist  Gleichartigkeit  des  qualitativen  Verhaltens  oder  partielle  Über- 
einstimmung, Gleichheit  von  Teilen,  Seiten,  Eigenschaften  verbunden  mit  Un- 
gleichheit anderer  Elemente  der  verglichenen  Objekte,  wobei  aber  das  Bewußtsein 
der  Ähnlichkeit  eine  einheitliche  Apperzeption  (s.  d.)  seitens  des  erkennenden  Sub- 


14  Ahnunj  —   Akademiker. 


jekta  einschlieft.  Die  Voraussetzung:  Ähnlich«  verhalt  sieh  ähnlich,  ist  eine  Grund. 
Inf»  des  Induktion»-  and  A  nslogieeohlisnws  (s.  d.).  Auf  Ä.  beruht  eine  Art  dar 
Assoziation  (s.  <L). 

Definitionen  der  A.  finden  eich  bei  Abutotilm  (Mrt  V  9.  1008  »L« 
Botraros  (..rerum  differentiarum  eadem  qualitas";  ihnlich  Lxtaxix)  u.  a.  Die 
Bedeutung  der  A.  für  die  Eikaualais  betont  Ht  ux  (vgl  Kausalität).  Nach 
Th.  Lim  ist  daa  Bewußtsein  der  A.  das  fli  srußteutn  einer  pp  nKanrfrirh  bedingten 
Forderung,  „eine  bestinunte  Art  der  EinkeiteapperzeptÄon  zu  vwlhishia"  (Einheiten 
und  Relationen,  1001,  8.  82  ff.).  Bei  dar  „qualitativen  Nachbarschaft"  (z.  B.  Krehv 
linie  und  Ellipse)  ist  daa  Verglichene  ab  Gancea  Ihnlich  (Lritfsd.  d.  Psycho!.  •.  1906, 
&  7 2).  Daneben  gibt  es  eh*  A.  von  komplexen  Inhalten,  «eiche  in  der  Gleichheit 
oder  Ähnlichkeit  einzelner  Merkmale  bei  Ungleichheit  der  übrigen  beatalit  (Tgt. 
Omn,  D.  Gedächtnis*,  1911,  8.  164f.).  -  Ober  daa  8etx.  daß  Ähnliches  durch 
Ahnliches  erkannt  werde,  rgL  Gleichheit.  —  VgL  E.  Maat,  D.  Ähnlichkeit  u.  d. 
Analogie  als  Leitmotive  d.  Koreebang.  Annahm  d.  Naturphikm.  I.  190t;  Hörmrao, 
Dar  mawohtfahe  Gedanke.  1911 ;  Manu  (Die  GIcicMornughe*  in  dar  Welt  I.  1916. 
II.  1919)  braucht  für  A.  den  Auadruek  Glseohfornugkeit  (a.  <Lk  -  Vgl 
Aii.i  1' NflsflL   W  taBHHBHHHHai 

Ahnung:  pflnkailMge  Erkanntais  oder  ans  unbewußt 
SohlQsaen  snhmringsnrlas  Erwarten  honfttgoc  Ereigniaae.  Dia  A  tritt  in  verechie . 
denen  Graden  auf  („leise",  .fiebere"  A)  und  ist  bald  rein  subjektiv  und  unberech- 
tigt,  bald  aber  auch  daa  Zeichen  einer  richtigen  Sparkraft  das  ..Ahnungsvollen  . 
-  Firm*  versteht  unter  A.  („Ahndung")  eine  nur  aus  Gefühlen  ohne  liaeHmaitsn 
Begriff  entapringende  Überzeugung  von  der  Reabtat  das  Cbereinnlichen,  die  una 
einen  Reflex  dea  Wesens  der  Dinge  in  den  TTnihiinangan  gibt,  daran  ewigen  Sinn 
und  zwcckvoUen  Zusammenhang  sie  im  Schonen  und  Erhabenen  der  Natur  erfaßt. 
Die  A.  ist  auch  daa  Organ  der  Religion  (System  d.  Logik,  &  423ff.;  System  der 
Metaphys.  1824;  Wissen,  Glaube  u.  Ahndung  1806,  1  A  1906,  8.  173«.:  A  dea 
Ewigen  ha  Endlichen  ist  „Erkenntnis  durch  reines  Gefühl). 

AjaUl:    Nichtwerden,  Grunddogma  daa  Vedauta  (e.  <Lk    Dxcssx».  60  Upani- 
ahade,  1906. 


\  Uaca:  In  den  üpanJahaden:  Äther.  Raum  (als  materielles  Element).  Leere. 
Dxuasax,  60  Upaniahada,  1906;  Dxaa..  AUgem.  Geaohiehte  der  Philus.  III.  SSI. 
3.  Aufl.  1921. 

Akademie  ('A*a6^>nta).  Platonische,  hat  ihren  Namen  nach  dem  Hain  dea 
Heros  Akademos  bei  Athen,  in  dessen  NU»  Platox  lehrte.  Der  fiteren  (ersten) 
A.  gehören,  außer  Platox.  Srxrsxrros,  Xkxok*atks,  Knarxs.  HxaaoDoaoa, 
Pouacox,  Praurr  vox  OrrxT.  Knaxroa  an;  der  mittleren  (zweiten  und  dritten): 
Arxksilaos,  Kabxxadxs;  der  vierten  (neueren):  Phoox  vox  Laanaa;  der  fünften: 
>chos  vox  Askalox.  Wahrend  die  erste  A.  die  (pythsgoreiaierende,  letale) 
Richtung  des  platonischen  Denkens  weiter  führt,  huldigt  die  zweite  und  dritte  K. 
daa  Skeptizismus  (s.  d.);  die  vierte  und  fünfte  vertritt  eine  Mischung  platonischer 
mit  anderen  Lehren.  Eine  neue  platonische  A  begründete  in  Florenz  (1440)  Cosmo 
von  Medici;  der  erste  Leiter  derselben  war  Georgios  Gemisthos  Plethon.  VgL 
Piatonismus. 

Akademiker  bedeutet  zuweilen  auch  „Skeptiker"  (vgl  Augustinus,  Contra 
Academicos).     Huas  z.  B.  nennt  sich  einen  „akademiechen"  Philosophen. 


Akatalepsie  —  Aktiv.  15 

Akatalepsie  (iauuaAq+te):  die  von  den  Skeptikern  (s.  d.)  des  Altertums 
behauptete  Unerfaßlichkeit  des  Wesens  der  Dinge.     Vgl.  Aphasie. 

Akosmisnius  (ä-xöauog)  ist  ein  Ausdruck  für  jene  Form  des  Pantheismus 
(s.  d.),  für  welche  Gott  als  All-Einheit  das  einzig  wahre  Seiende  ist,  so  daß  die  Welt, 
die  Vielheit  der  Dinge  keine  absolute  Realität  hat  oder  die  Dinge  nur  Modifikationen 
der  Gottheit  sind.  In  diesem  Sinne  lehren  der  Vedanta,  Spinoza  (auf  dessen 
System  Hegel  den  Ausdruck  A.  anwendet,  Enzyklop.  §  50),  Schopenhauer  u.  a. 
H.  Scholz  (Religionsphilosophie,  1921,  S.  158 f.)  sieht  in  akosmistischen  Erleb- 
nissen, d.  h.  solchen  von  unvergleichbarem  Wertgefühl,  die  Grundlage  der  rel.  Er- 
fahrung.    Vgl.  Gott. 

Akribie  {äxQtßeia/.  strenge  Sorgfalt,    peinliche  Genauigkeit  der  Forschung. 

Akrisie  (äxgiaia):  Urteilslosigkeit,  Kritiklosigkeit. 

Akroamatisch  (äy.goauatixog,  äxQoany.ög,  hörbar)  heißt  das  in  zusam- 
menhängenden Vorträgen  Gelehrte,  im  Unterschiede  von  der  erotematischen  (s.  d.) 
Methode.  A.  heißen  insbesondere  die  esoterischen  (s.  d.)  Schriften  des  Aristoteles, 
die  aus  Vorträgen  (äy.Qodosig)  hervorgingen.    Vgl.    Gelltcs,   Xoct.   Atticae   XX,  5. 

Akt  (actus)  heißt  allgemein  die  einzelne  Tätigkeit  (Denkakt,  Willensakt). 
Verschiedene  Psychologen  (Brentano,  Meinung,  Witasek,  Kreibig  u.  a.)  unter- 
scheiden „Akt"  und  „Inhalt'*  als  zwei  Seiten  der  psychischen  Vorgänge,  z.  B.  Vor- 
stellungsakt und  Vorstellungsinhalt,  Akt-  und  Inhaltsgefühl  (Witasek).  Bei  den 
Scholastikern  bedeutet  „actus"  (s.  d.)  die  Wirklichkeit,  Verwirklichung,  Wirk- 
samkeit (als  Übersetzung  der  aristotelischen  ivt'gyeta;  „actus  primus"  =  Wirk- 
lichkeit, „a.  secundus"  =  Wirksamkeit,  „operari";  „actu"  —  in  Wirklichkeit,  im 
Gegensatz  zu  „potentia1",  dvi'duei^.  Neuerdings  ist  der  Begriff  des  Aktes  bes.  von 
der  Phänomenologie  (s.  d.)  Hcsserls  hervorgehoben  worden.  Das  konkrete  Phä- 
nomen des  sinnbelebten  Ausdrucks  gliedert  sich  in  das  physische  Phänomen  und 
die  Akte,  „welche  ihm  die  Bedeutung  und  evtl.  die  anschauliche  Fülle  geben  und 
in  welchen  sich  die  Beziehung  auf  eine  ausgedrückte  Gegenständlichkeit  konstituiert ". 
(Log.  Untersuchungen,  1913,  IL  Bd.,  I2  37  u.  panim.)  Die  Existenz  psychischer 
Akte  bestreitet  R.  Wähle.  Vgl.  O.  v.  d.  Pfordten,  Psychologie  des  Geistes,  1912 
(„Aktpsychologie";  Unterscheidung  der  geistigen  Akte  von  den  vitalen  Erschei- 
nungen, jene  sind  die  Quelle  des  Werfens  und  Xormierens;  ähnlich  wie  Palägyi). 
Messer,  Empfindung  und  Denken,  1908;  Psychologie,  1920.  „Erst  durch  die  unan- 
schaulichen Akte  des  Gegenstandsbewußtseins  erhält  aller  anschauliche  Bewußt- 
seinsinhalt, d.  h.  alles  Empfindungsmaterial,  seine  Beziehung  auf  Gegenstände  und 
findet  damit  seine  Auffassung,  seine  Deutung"  (S.  202).  Nach  W.  Stern  (Die 
Psychologie  und  der  Personalismus  1918)  bilden  die  Akte  (Taten)  die  zweite  psy- 
chische Schicht  über  den  Erlebnissen  (Phänomenen).  In  jedem  Akt  ist  eine  Mehr- 
heit von  Erlebnissen  zur  Einheit  zusammengefaßt"  (S.  10).  Spranger  (Lebens- 
formen, 1921,  21)  versteht  unter  einem  geistigen  Akt  die  aus  verschiedenen  seelischen 
Funktionen  zusammengewobene  Tätigkeit  des  Ich,  wodurch  es  eine  geistige  Leistung 
von  überindividuellem  Sinn  hervorbringt.     Vgl.  Aktivität,  Tätigkeit,  psychisch. 

Aktion    (actio):      Tätigkeit,      Wirkung.        Vgl.     Aktivismus,      Psychologie 
(Münsterberg). 

Aktiv:  tätig,  wirksam.    VgL  Intellekt  (Aristoteles  u.  a.). 


16  Aktivismus. 

\  I»  (  i  \  iimu» :  .\kt!viUit*j>ianiijjunku  BBtaBni  *k» 
Aktiven  im  Oaiaiigen  (vgL  Aktivität),  imbesondere  aber  dar  auf  die  Praxi*,  auf  die 
aktiv«  Beetofhissung  de*  Lebern  gerichteten  Wirksamkeit  dae  Geistes,  des  Willen«, 
der  Erkenntnie,  der  Wissenschaft.  Diese  kt  hiernach  nickt  afaaolater.  letaler  Zweck, 
eondern  bei  alleaa  Flgenwwrt  enhHcfttinh  dock  ein  Mittel  nr  rweckvollen  Gestal- 
tung des  individneUan  und  amrialea  Lebens  im  Sinne  der  Katar»  «ad 
Idee.  Der  A.  verbindet  sieb  teihreiaa  mit  dem  Pragmatismus  (e.  d.).  kann  aber 
(ao  bei  Eocbbv)  einen  meUpbysieobao  Charakter  aanahmen 

Das  Prehtisch-8ittliehe,  data  alles  Erkennen  sa  dienen  bat,  betonen  die 
Stoiker,  die  praktieoke  fiedeataag  der  Wieaenechaf i  („Wimen  ist  Macht")  F.  Baooa, 
die  Dedoataag  der  Tat  Gobtbs  („Es  tat  nickt  gsaag  sa  wirnsn,  man  muH  aaok 
uin'k  den  „Primat",  Vorrang  der  „praktischen  Vernunft"  (a.  d.)  Kabt.  Aktivist 
iat  im  imlnaaten  Sinne  J.  0.  Ficbts,  neck  dem  das  aiuiicbe  Handeln 
Grund  der  ffraUmi  eiasr  Auasawelt  ist,  dis  aar  das  versinnliebte  Material 
Pflicht  kt  (vgl  Objekt).  Kack  Sobblubo  ist  der  Meoeck  dasa  da,  sa 
der  Welt  pgenobcr  an  batltkjaa  (Pallas,  d.  Natur«.  S.  5f.k  Aktivistsa  smd 
Laor.  Scann)  (Das  Gessts  der  Persönlichkeit,  1862k  K.  Maax,  Ntsnscas,  Janas» 
Casoa  (FUosofia  den"  azione,  1907k  Tbojabo,  Buurom,  (L'action,  1893),  Caaxixs, 
Ta.  Lataoro  („Philosophis  der  Tat".  Arcb.  f.  systetn.  Philo*.  XV.  1909k  W.  Jbbc 
salb«  (Einleitung  m  d.  Pkfloa.«.  1909,  8.  2;  8. 100:  aktivistiacbe  Ws 
Wahrheit  einas  Urteilt  ah)  „Hediugiing  ssiaer  Vei  eei tbarkeit  far  die 
der  nötigen  Malnahmen").  F  C.  a  tanusa  (vgl  Humanismus). 
VaiBWOBB  (Philos.  d.  AkvOb.  1911k  Ostwsad.  Maca  u.  a.  ..Aktionsthcoric' 
Mosstbbsbbo  seine  Psychologie,  der  gemtA  jede  Empfindung  aad  aoaüt 
ment  dae  Be  wuatsehmmbaha  dem  Übergang  von  Erregung  sa  Entladung 
gebiet  sugeordnet  ist.  (Grundlage  dar  Pajohologia  I,  1900,  8.  648.)  Ems  „akti 
vwlstvbt  Psyobologia",  die  an  Stalle  der  Asaoxiationen  vor  allem 
aar  Erklärung  heranzieht:  Müubb-Fbsxbbtbu,  Das  Denken  aad  die 
1916.  Den  A.  (und  aktiven  Rtomtkaiismas)  begründet  in  eigener  Wams  R  Gou> 
amn»  (e.  WUlsaskritikk  dar  dis  „ektiristiscba  Waadaag  dm  gessnUsn  Wiesen- 
•chatobetriebs"  fordert  aad  erklärt:  „Dia  ideale  WeltwoUung  zwingt  tu  tat 
kräftigem  EingrenVn  im  Dienste  der  socialen  Entwicklung"  (Krit,  d.  Wilk-nakreft. 
1906,  a  121  f.). 

Nach  J.  G.  FtCBTB  baut  sich  die  Geieteeweh  aktiv  auf;  die  göttliche  Idee  baut, 
im  Menschen  pereönlich  geworden,  aaf  daa  Trümmern  dar  alten  asas  Welten  auf 
(Ober  d.  Weasn  d.  Gelehrten.  2.  Vorlas.).  Nach  R  EocKBB.  der  einen  metaphysisch 
gefärbten  A.  vertritt,  entwickelt  das  Oikmahnnn  (e.  d.)  ans  sich  selhtt  i 
höhere  Wirklichkeiten.  Es  besteht  ein  Kampf  am  einen  § 
aktives  Arbeiten  an  der  Erhöhung  dm  Leben«,  mittels  dessen  das  selbattadige. 
universale  Geistesleben  im  Menschen  aad  ssiaer  Welt  zum  Durchbruch  gelangt 
(D.  Einheit  d.  Geisteeleben*,  1888;  D.  Kampf  um  einen  geiat.  Lebensinhalt,  1896; 
2.  A.  1907;  Grundlin.  einer  neuen  Lebensansclu,  1907;  D.  Sinn  u.  Wert  des  Lebens, 
1908).  „Aktiviamua"  nennt  sich  ueumdiasj  auch  eine  philosophisch  und  polrtiech 
interessierte  literarische  Richtung,  an  deren  Spitse  Kubt  Hjixbb  steht.  Vgl  dessen 
Aufsatz:  Ortsbestimmung  dm  Aktivismus,  in  dem  Jahrbuch  „Die  Erhebung",  o.  J. 
(1918).  Ferner  die  Jahrbücher  „Das  Ziel"  I  bis  IV  (IV,  1920).  Vgl.  O.  Bbaub,  Grund- 
riß der  Philosophie  des  Schaffens,  1911;  Müixbb-Ltbb,  Der  Sinn  dea  Lebens,  1910. 
Eno,  Activism,  1920.  VgL  Geist,  Wissenschaft.  Wahrheit,  Wille,  Erkenntnis, 
Zweck,  Entwicklung,  Aktivität,  Pragmatismus,  Idealismus,  Kultur.  Tat. 


Aktivität  —  Aktualitätstheorie.  17 

Aktivität:  Wirkungsfähigkeit,  aktiver  Charakter,  Vermögen  spontaner' 
selbständiger  Tätigkeit.  Von  der  Passivität  (s.  d.)  ist  die  A.  in  der  inneren  Erfahrung 
des  Tätigen  mehr  oder  weniger  deutlich  unterschieden  (vgl.  Wille),  doch  gibt  es 
Übergänge  zu  jener,  und  schließlich  ist  alle  A.  endlicher  Wesen  eine  „Reaktivität", 
ein  Reagieren  auf  irgendwelche  Reize,  die  aber  bei  der  eigentlichen  A.  aus  der  zen- 
tralisierten Einheit  des  Wesens  selbst  kommen,  so  daß  dieses  der  Umwelt  gegenüber 
eine  in  der  Entwicklung  der  Lebewesen  sich  immer  mehr  steigernde  Selbständig- 
keit und  Eigenkraft,  Eigenrichtung  besitzt  (vgl.  Willensfreiheit).  Im  seelischen  Leben 
gibt  es  keine  absolute  A.,  aber  auch  keine  absolute  Passivität,  da  selbst  die  Empfin- 
dung eine  Reaktion  des  Subjekts  bedeutet,  während  das  Denken  und  (eigentliche, 
höhere)  Wollen  aktive,  eine  Eigengesetzlichkeit  befolgende,  gewisse  Ziele  anstrebende 
Aktivität  des  Bewußtseins  darstellen,  die  im  Ablauf  und  Zusammenhange  des- 
selben selbst  (also  nicht  getrennt  als  einfacher,  gesonderter  „Akt")  zum  Ausdruck 
kommt. 

Nach  Spinoza  beruht  das  aktive  Verhalten  des  Menschen  auf  adäquaten  (s.  d.) 
Vorstellungen,  während  er  leidet,  wenn  er  inadäquate  Vorstellungen  hat  („mentis 
actiones  ex  solis  ideis  adaequatis  oriuntur",  Eth.  III,  prop.  III;  vgl.  Willens- 
freiheit). Nach  Lexbniz  sind  die  Monaden  (s.  d.)  aktiv,  wenn  ihre  Vorstellungen 
deutlicher  werden.  Nach  Gettlincx  ist  nur  Gott  wahrhaft  aktiv  (vgl.  Okkasiona- 
lismus),  nach  Berkeley  nur  der  Geist  (s.  d.),  während  die  Körper  (als  bloße 
Wahrnehmungsinhalte  von  Geistern)  rein  passiv  sind. 

Kant  stellt  der  „Rezeptivität"  (s.  d.)  der  Sinnlichkeit  die  Aktivität  des  Den- 
kens (s.  d.)  als  „Spontaneität"  (s.  d.)  gegenüber.  Die  Aktivität  des  Geistes  betonen 
Laromiguiere,  Jocffroy,  Maine  de  Biran,  Hamilton,  Lotze,  James,  F.  C.  S. 
Schiller,  Foutllee  (vgl.  Idee),  Höffding,  Ltpps,  Wundt  (s.  Apperzeption,  Tätig- 
keit), Messer,  Natorp,  Rehmke,  Jodl,  Eucken,  Boutroux,  Melhatxd  („activite 
creatrice"),  Bergson  (s.  Leben,  Entwicklung),  Joel,  Vatbinger,  Goldscheid 
u.  a.  Vgl.  Montgomery,  in:  Monist,  III.  Vgl.  Psychisch,  Tätigkeit,  Wille,  Geist, 
Aktualitätstheorie,  Leben. 

Aktualität  (actualitas) :  Wirklichkeit,  Wirksamkeit.  „Aktual"  (actualis)  wird 
dem  „Potentiellen"  oder  „Virtuellen"  gegenübergestellt. 

Aktualitätgtheorie  (Aktuali3mus)  ist  die  Lehre,  daß  eine  Art  der  Wirklich- 
keit oder  diese  überhaupt  nicht  in  einem  substantiellen,  ruhenden  Sein  (s.  d.),  sondern 
in  Tätigkeit,  einem  Werden  (s.  d.),  in  einem  Geschehen,  in  einem  Prozesse  besteht. 
Die  metaphysische  A.  faßt  alle  Wirklichkeit  als  nirgends  ruhendes  Werden,  als 
Ausfluß  einer  oder  vieler  Tätigkeiten  auf,  die  sich  dem  Denken  als  Dinge,  Substanzen 
(s.  d.)  darstellen,  letzten  Endes  aber  nicht  absolut  beharrende  „Träger"  gebunden, 
sondern  selbständig  sind.  Die  Dinge  sind  hiernach  nur  Momente,  Querschnitte,  Ver- 
dichtungspunkte einer  ewigen,  schöpferischen  Entwicklung  (s.  d.).  Das  Sein  ist  nur 
ein  Spezialfall  des  Werdens,  ein  sich  Erhalten  im  Werden,  ein  relativ  stabilisiertes 
Geschehen.  Nach  der  psychologischen  A.  ist  die  Seele  (s.  d.)  keine  Substanz, 
sondern  Tätigkeit,  Prozeß,  Geschehen  und  ist  in  der  Wirklichkeit  des  Bewußtseins, 
des  Erlebens  unmittelbar  (nicht  als  bloße  Erscheinung  eines  unbekannten  Wesens) 
gegeben  (vgl.  psychisch). 

Die  metaphysische  A.  begründet  Heraklit  durch  seine  Lehre  vom  ewigen 
Werden  (s.  d.).  In  neuerer  Zeit  leitet  das  Sein  (s.  d.)  aus  reiner  Tätigkeit  des  „abso- 
luten Ich"  J.  G.  Fichte  ab,  der  auch  psychologischer  Aktualist  ist.  Auch  der  Vo- 
luntarismus (s.  d.)  Schopenhauers  ist  aktualistisch,  ebenso  der  Panlogismus  (s.  d.) 
Eisler,  Handwörterbuch.  9 


18  Aktuell  —  Algebra. 


i '  ii       . 


Hxoaxa,  nach  welchem  die  „Idee"  (..  (U  die  den  Weltgrund  bildet, 
diaickticohor  (a.  d.)  Prosen  ist.  In  der  Gegenwart  wird  die  A.  hauptsächlich  doreh 
Wcvdt  vertreten,  nach  welchem  leuten  Endet  nicht  fhihglaaoMi,  eoadern  Wittens- 
tttigkeiten  (e.  d.)  eis  ..substajiaeneiigende"  Aktionen  existieren;  erat  in  ihren  Wechsel- 
wirkungen stellen  eich  diese  Tttigkeiten  dem  Denken  eis  Substituten  der.  Akt  tu  Heran 
sind  ferner  Müsstkukxo.  B.  Km,  Pacxsxx,  Jota.  (8eels  u.  Welt,  1911).  Ostwau> 
(a.  Energie),  E,  Macb  (s.  Element),  fisrasxisa,  Bxxoeov.  nach  wslnhcm  des  8ein 
eohopraiieqha  Entwicklung  (s.  d.)  ist  („il  n'y  s  pss  des  chosee,  il  n'y  a  qee  des  setions" 
Evolut.  ereatrice,  8.  170),  NiETxecms  (s.  Werden).  F.  C.  8.  SOaülO,  C.  Bfctrv*  tx, 
VAnmron  (».  Ding),  L,  Gtunrr  (s.  Arbeit)  u.  a. 

Die  psychologische  A.  vertrete«  besonders  SnxoxA,  Heus  (Die  Seele  eis 
„Bündel"  fortwährend  w»ohramd»r  Erlebnisse),  tarnt  („die  TiUilUgsm  ist  dem 
Idesüemns  ein  Tan  and  ebsorat  niehu  weiter;  nicht  einmal  ein  Titiges  soll  Sana  ei» 
nennen",  WW.  I  1,  440).  Haosx,  ScHorxxxACKx,  Fnatvxx  (Über  die 
a  S06).  Pacun,  Wtnror.  Nach  ihm  ist  jeder  p-ychieebe  Inhalt  ein  V« 
unmittelbare  Wirklichkeit  (Philo*.  Stadien  X.  101;  XII,  42.  81f.).  Die  innere  Er- 
fahrung ist  eaa  „fatnamonhsng  roa  Vorgingen",  sie  besteht  eae  „Prozessen' 
der  falschen  Vetdinghchung  der  Vorstellungen  hat  eich  die  rsyohofagic  tu  hüten. 
D^  geistige  Laben  ist  eben  „nicht  eine  Verbindung  anrefinderter  Objekte  and  wech- 

t»»tfwVsw>  yieatliwaei    aWMw4etff*n  In  evlLuft  sWtiffBäwn  RnäBAAfnff'^afa^eYl  Enriollal.  nLnltt.  1 

eoadern  Tätigkeit,  nicht  Stillstand,  sondern  Entwicklung"  (Vorles.  ober  d 

u.  Tiereeele»,  &  4M).    Das  Ptjchieche  ist  ein  „fortwahrend  wach 

in  der  Zeit"  (Grundrifl  d.  Psycho!  \  &  17L).  Ak  lue  leiten  amd  ferner  Dmnr, 

so»,  Ktariacan,  Horrmxo.  Focuxts.  Jodl,  B.  Koma,  E  Mao«.  Rtxnx,  Wahuk, 

Jxxdsalkm,  Jota*  RieoT.  Eaarjnuuos,  Hstmass,  Q.  Villa  u.  e.   nsdenkea  gagaa 

den  extremen  A.  Äußern  E.  v.  Hastmaxx.  A.  VAxyxacs  n.  a.,  anch  L.  W.  Stmin. 

welcher  meint:  „So  wenig  wir  ans  psychische  Phänomene,  .Oegsbenbelten'.  sab- 

■trat los  im  All  berumsch webend  denken  können,  ronaogaa  wir  psychisohs  Funktionen 

oder  Tätigkeiten  ab  absolute,  d.  h.  lotgelBtts.  vorbanden  tu  denken"  (Person  u.  Sache, 

1006, 1. 211).  Vg!  Seele.  Werden,  Akt,  Aktiriamna,  loh,  Ding,  Energie.  Dynamisch. 

Isychieoh» 

Aktuell  (actoans):  wirksam,  gegenwärtig  bedeutsam.  Vgl  Potential!  Energie 
(Axistotklxs). 

Alalie :  Pathosogboho  Storong  des  Sprechaktes.  Unfähigkeit,  deutliche  Worte 
tu  sprechen. 

Alexandriner:  1.  Vertreter  der  jüdisch  griechischen  Philosophie  in  Alexandria 
(Ägypten),  wie  AxnrroarLos.  Philo  Jcdaxus.  S.  Neupythsgoreer  (s.  <L),  wie  Nrhdtos 
Fioülus,  und  Neuplatoniker  (s.  d.)  daselbst.  3.  Christliche  Lehrer  an  der  Katecheten- 
schule  su  Alexandria,  wie  Clxmxxs,  Okioksks  u.  a.  Vgl.  VACamoT,  Hietoire  crit.  de 
l'ecole  d'Alexandrie.  1846—61.  —  In  der  Ästhetik  Typus  eines  rem  intellektuellen 
Verhaltens  der  Kunst  gegenüber,  ohne  Fähigkeit  anmittelbaren  Erlebens. 

AlexandriMmnn  (Alezandrinismue)  TgL  Averroismus. 

Alexie  (d-JUyuv):  auf  Großhirn  Verletzung  beruhende  pathologische  Unfähig- 
keit, geschriebene  (btw.  gedruckte)  Worte  mit  Verständnis  ru  lesen  (vgl.  Wortblind- 
heit).   Vgl.  Wüxdt,  Grundr.  d.  phys.  Psycho!  I*.  1908. 

Algebra,   logische,  s.  Logik. 


Algedonisch  —  Allgemein.  19 

Algedonisch  nennt  man,  zuerst  wohl  H.  Rutg.  Marshall,  die  Lust-  und 
Unlustgefühle  zusammenfassend,  im  Gegensatz  zu  andern  emotionalen  Stellung- 
nahmen.    Becher,  Ztsch.  f.  Psych.  74,  1916. 

Algorithmus  (nach  dem  Araber  Alchwarizmi)  bedeutete  früher  die  Rechen- 
kunst, auch  das  Rechenbuch.  Als  logischen  A.  bezeichnet  man  die  mathematische 
Behandlung  der  Logik  (s.  d.),  die  symbolische  Darstellung  logischer  Prozesse  durch 
Gleichungen. 

Alienation:  Geistesstörung,  Geistesverwirrung. 

All:  der  Inbegriff  alles  Seienden,  das  „All  der  Dinge",  das  Universum  (s.  d.). 
Aristoteles  (Met.  IV  26,  1024a  38)  und  die  Stoiker  unterscheiden  das  All  {näv) 
vom  Ganzen  (öAov),  bei  welchem  die  Stellung  der  Teile  in  Betracht  kommt.  Vgl. 
F.  Htjtdeesin,  Die  Lehre  vom  All,  1911.    Vgl.  Allheit,  Gott. 

Allbeseelung   s.  Panpsychismus. 

Allbewußtsein  (der  Ausdruck  schon  bei  Herder)  s.  Bewußtsein,  Gott, 
Panpsychismus. 

All-Einheit :  die  Einheit  des  Alls,  welche  alle  Vielheit  der  Dinge  in  sich  befaßt, 
als  Gott  (s.  d.)  gedacht.  Gott  erscheint  als  das  „Ein  und  All"  (lv  %ak  näv)  bei  Xexo- 
fhan~es  (Stobaeus,  Eclog.  I,  60)  und  bei  anderen  Pantheisten  (s.  d.). 

Alles  in  allem  {ndvxa  iv  ndvxi):  vgl.  Homoeomerien.  Vgl.  L.  Haller, 
Alles  in  Allem,  1888. 

Allgegenwart  (Omnipräsenz):  das  Attribut  Gottes  (s.  d.),  demgemäß  Gottes 
Wirken  überallhin  sich  erstreckt,  die  Überräumlichkeit  Gottes. 

Allgeist:   der  Geist  des  Alls  als  Einheit  gedacht.    Vgl.  Gott  (Vexetianer). 

Allgemein  (universal,  generell)  ist,  was  einer  ganzen  Klasse  von  Gegenständen 
gemeinsam  als  Merkmal  zukommt,  was  ein  Ding  mit  anderen  teilt,  was  es  anderen 
gleichmacht,  worin  es  mit  anderen  übereinstimmt,  was  der  Art  oder  Gattung,  nicht 
dem  Einzelnen  als  solchem  eigentümlich  ist.  Das  Allgemeine  ist  also  nicht  eine  eigene, 
selbständige  Wesenheit,  sondern  findet  sich  in  der  Wirklichkeit  nur  an  den  einzelnen 
Gegenständen,  in  deren  gleichartigem  Verhalten  es  sein  „Fundament"  hat.  Für  sich, 
gesondert  besteht  das  A.  nur  im  Denken,  welches  das  einer  Gruppe  von  Gegenständen 
Gemeinsame  (durch  „isolierende  Abstraktion")  heraushebt,  fixiert  und  im  Begriff 
(s.  d.)  einheitlich  zusammenfaßt,  um  es  dann  in  zweckvoller  Weise  auf  das  Einzelne 
anzuwenden.  Auch  durch  „Verallgemeinerung"  (Generalisation)  gelangt  das  Denken 
zum  Allgemeinen,  in  Raum  und  Zeit  sich  Wiederholenden,  Wiederkommenden,  zu 
mehr  oder  weniger  umfassenden  Gesetzen  (s.  d.,  vgl.  Induktion).  Das  Gemeinsame 
einer  Reihe  von  Gegenständen  enthält  der  Allgemeinbegriff  (Klassen-,  Gattungs- 
begriff). Das  Bewußtsein  der  Allgemeinheit  besteht  psychologisch  in  dem  Neben- 
gedanken, irgendwelche  Einzelvorstellungen  sollen  nur  als  Vertreter  einer  ganzen 
Klasse  gelten,  es  komme  an  ihnen  nur  das  mit  anderen  Gemeinsame  in  Betracht. 
Die  einzelnen  Worte  (s.  d.)  bezeichnen  in  der  Regel  direkt  etwaä  Allgemeines,  sind 
meist  Zeichen  für  eine  ganze  Klasse  von  Gegenständen.  In  der  Wirklichkeit  sind  die 
besonderen  und  allgemeinen  Merkmale  an  den  Dingen  zusammen  gegeben  und  also 
beide  „real";  das  Allgemeine  stellt  sich  als  Besonderes,  das  Besondere  als  Modifikation 
des  Allgemeinen  dar.  Das  A.  ist  also  weder  rein  subjektiv,  d.  h.  ohne  WirkJichkeits- 
grundlage,  noch  darf  es  zu  einer  selbständigen  Wirklichkeit  gemacht  („hypostasiert'") 

2* 


20  Allgemein. 

werden.    Bein  rffgH**!  luno  man  vom  Allgemeinen  aufs  Besonders  sobJkoen,  aber 
nicht  umgekehrt  (vgl  Ab  univereali,  Deduktion). 

Auf  die  Art  der  Exieten*  und  Gültigkeit  de*  Allgemeinen  bexkhtaichdsa  Cnivrr 
■alienproblem  (Univereelkn  dnd  die  Allgemein  oder  Gattungsbegriffe).  Ee  fangt 
sieh  nlmliob.  ob  du  Allgemeine  (die  Gattung.  Art)  nur  im  Denken  oder  noch  in  der 
Wirklichkeit  besteht,  oder  ob  ee  in  Wirklichkeit  nur  ein  Besonderes,  Individuelles, 
Bnarinas  gibt,  so  d*ß  denn  dss  Allgemeine  nur  im  Begriffe  oder  gar  aar  im  Worte 
liegt  (Konzeptusliamua  u.  Terminiemu«  oder  Xominalitmut).  Die  Ansieht, 
dafi  des  A.  Realität,  objektive  GnMgkeit  beertet,  bei*  Begriff». Reeliimui  (rom 
■■Ikaum  wohl  an  nnteieotieiriont);  dJessr  lehrt  sk  extremer 
ois  seiner  ann  ige,  oen  euoesumgi 
keit  des  HHpminn  („univereaUa  ante  rem"),  ak  gems8igter  R. 
TTihlini  des  A.  in  den  Dingen  salbst  („in  rebus")  und,  ak  kgkohss  Gebilde,  naeh 
Dingen  („post  rem"),  ans  welchen  es  der  Verstand  abstrahiert.  Für  dk 
exktkrt  des  A.  nur  „post  rem",  bot  gedanfcHoh 
eins  Klasse  von  Geganstlnden  in  allgemeiner  Wel 
forranHert  wird  das  Uni  renn  lienprobkm  in  dss  Bobtotvs 
dss  Poarnra;  ss  wird  gefragt,  ob  dk  Gattungen  und  Arten  „übe  subsktent  ehre  in 
sotk  ttodk  intellectibus  poaiu  eint,  «ive  sobsistsotk  oorporaUa  an  Inoorpornlk,  et 
utrum  ssperata  a  •ensibtliboe  poeita  et  circa  haeo  oonsktenti*". 

Den  (Begriffs-)  Realismus  rennten,  extrem,  Plato»  (vgL  Idee),  AjusronLas, 
der  gnmlfngtof  TNisIkt  kl  Das  A.  hat  vor  dem  Einsamen  nur  dk  logische  Priorität, 
es  kt  das  eigentliche  Obkkt  reinen  Wieeene(  $  f /xt«^4*«  >«*  m*«^»v,  De  anima  ! 
wird  aber  nur  an  den  fftnisklmgen  and  später  nk  dkm,  ans  denen  es  abstrahiert  wird, 
erkannt  (Metaphvs.  VII,  1018b  83).  Realisten  sind  dk  Nsuplatoniker  (e.  d). 
darunter  Poethtb  (rgL  Pnarru  Qeeoh.  d.  Logik  L  838). 

Im  Mittelalter  vertreten  den  extremen  RsaHsmns  Jos.  Score«  Bnoawa, 
vos  CairrxnscTsr,  Bxnnano  von  CnAHTass.  Ruuuiut  von  At 
von  CBäMPnaux  (dk  Individuen  sind  nur  durch  dk  MeimkjfsJtighott 
Akxidentkn.  nicht  ihrem  Wesen  naeh  verschieden;  vgL  O.  Lefevre,  Las  Variation,  de 
Q.  de  Gh.  et  k  qoestkm  dss  unirwmux,  1888)  n.  s.  Den  pml8%ten  R.  (mit  dem 
Zusätze,  daß  tot  den  Dingen  dk  Unirsraatten  im  göttlichen  Geiste  existieren,  ak 
..Ideen",  s.  d.)  rettielau  Avtcsmu.  Albert  der  Große.  Thomas  von  Aqcwo  n.  a. 
Dk  fcgkche  Albjimeinheit  entsteht  im  Intelkkt  durch  Abstraktien  ( Jnssfleetas  in 
formk  agit  Universalitäten» ").  Thomas  definiert  das  A.  ak  das  von  Vkfcm  Anssegbere 
und  lehrt,  dk  Gattungen  seien  nicht  ■sfhslinrilge  Wesen,  senden  in  den  Dingen  ent> 
halten:  „universalia . .  non  eont  res  eubaktontei.  sed  habent  < 
(Contra  gent.  I,  88).  ans  denen  sk  der  Intelkkt  abstrahiert  i 
universale  abstrabendo  a  materia  individuell"  (San.  theoL  1.  qu.  9.  5).  Vor  den 
Dingen  eind  die  UniTerseüen  im  ..mtellectos  eeternus"  Gottes  (Sum.  theoL  I.  qu.  18,  7). 
sk  Urbilder  der  Dinge.  Dem  A.  entspricht  etwas  in  den  Dingen  selbst.  Letzteres 
behaupten  auch  Dtnts  Sootus  („universak  est  ab  intellectu  .  .  H  univsresli  antem 
aliquid  extra  correepondet";  vgl  Psaxtl,  Gasen,  d.  Log.  III.  807),  Scannx  (Met. 
dispuU  6,  sct.  2,  1)  u.  a. 

In  neuerer  Zeit  denken  im  Sinne  des  ..Realismus"  der  Begriffe  Nioolavs  Ccsaxus, 
Cudworth.  H.  Morb,  x.  T.  Stwoxa.  nach  dem  das  Einsame  nur  ein  Modus  (s.  d.) 
der  universalen  Substanz  ist,  Fichtx,  Schxluko,  ScHorxxHACxn,  ScHLxrxsMAcnrra, 
Chb.  Kbausk,  Hkoxl,  nach  welchem  das  A.  das  „Wahre,  Objektive,  Wirkliebe  der 
Dinge  selbst"  kt  (vgl  Begriff.  Idee)  u.  a..  und  viek  Denker  nehmen  einen  i 


Allgemein.  21 

Standpunkt  ein  (Dühring,  von  Kikchmann  u.  a.).  Nach  Schuppe  ist  das  A.  als  ein 
Stück  der  Wirklichkeit  im  Einzelnen  enthalten;  er  unterscheidet  ein  „numerisch" 
und  „inhaltlich"  Allgemeines  (Grundr.  d.  Erkenntnistheor.  u.  Logik,  1894).  Nach 
Busserl  ist  das  A.  ein  Denkgegenstand,  das  ein  vom  Denken  unabhängiges  ideales 
Sein,  eine  objektive  Gültigkeit  besitzt  (Log.  Untersuch.  1900—1901,  LT,  111,  123f., 
146ff.,  501;  vgl.  Gutberlet,  Log.  u.  Erkenntnistheor.3,  1898,  S.  240ff.).  Rehmke 
identifiziert  das  Allgemeine  mit  dem  Unveränderlichen,  welches  am  Einzelwesen 
seinen  Bestand  hat  (vgl.  Veränderung). 

Den  Nominalismus  (bzw.  Terminismus  oder  Konzeptualismus)  vertreten 
die  Stoiker  (die  Gattungen  sind  nur  Gedanken,  iwofjuaza,  Diog.  Laert.  VII,  61), 
Marcianus  Capeixa:  vermittelnd  lehren  Boetrtus,  Macrobius  u.  a.  Als  Begründer 
des  scholastischen  Nominalismus  gilt  Roscelinus,  der  in  den  Universalien  nur  Worte 
(„voces",  „flatus  vocis")  erblickt  haben  soll  (vgl.  Prantl,  Gesch.  d.  Log.  II,  78;  1, 260; 
vgl.  aber  M.  de  Wulf,  Histoire  de  la  philos.  medievale,  1912,  nach  welchem,  wie 
nach  Adlhoch,  R.  nur  ein  „Pseudo-Nominalist"  war).  Nach  Abaelards  gemäßigtem 
Standpunkt  ist  das  A.  eine  von  mehreren  Dingen  mögliche  Aussage  („sermo  praedi- 
cabilis",  „Sermonismus",  vgl.  Prantl,  Gesch.  d.  Log.  II,  181  ff.).  Den  Nominalismus 
gestaltet  zum  Terminismus  Wilhelm  von  Occam.  Nach  ihm  ist  das  A.  als  solches  nur 
ein  „Signum",  ein  Zeichen  für  eine  Vielheit  gleichartiger  Gegenstände  (per  signi- 
ficationem,  quiaest  signum  plurium"),  welche  es  vertritt  („supponit"),  als  "allgemeiner 
Ausdruck  und  Begriff  („terminus  secundae  intentionis").  Die  Universahen  existieren 
nicht  außerhalb  des  Geistes  („nullum  universale  est  extra  animam  existens",  „uni- 
versaliter  est  tantum  in  anima"),  nur  als  Zusammenfassung  des  Ahnlichen  einer  Reiho 
von  Dingen  („ficta,  quibus  in  esse  reali  correspondent  vel  correspöndere  possunt 
consimilia";  vgl.  Peantl,  Gesch.  d.  Log.  III,  337 ff.).  Als  „termini"  faßt  die  Univer- 
salien Buridan,  als  „conceptus  meutis"  (Begriff)  G.  Biel,  als  Zusammenfassung 
durch  einen  Gattungsnamen  Nizolius,  als  Begriff  („modus  cogitandi")  und  Gattungs- 
namen Descartes  (Princ.  philos.  I,  58 f.)  auf.  Ähnlich  lehren  Leibniz  (Opera,  Erd- 
mann, S.  305,  398,  439),  Chr.  Wolff  u.  a.,  ferner  Hobbes,  Locke  (die  Dinge  sind 
einzeln,  auch  die  Vorstellungen  als  psychische  Vorgänge ;  allgemein  ist  nur  die  Geltung 
von  Begriffen  und  Worten,  Essay  concern.  hum.  understand.  III,  K.  3,  §  11),  Berkeley, 
nach  dem  es  nicht  einmal  Allgemeinbegriffe,  sondern  nur  Vorstellungen  als  Zeichen 
für  andere  derselben  Art,  die  sie  im  Bewußtsein  vertreten,  gibt  (Principles  XI,  XV; 
vgl.  Begriff),  Hume  (Treatise,  sct.  7),  Condillac  (Logique,  1781,  1811,  S.  29,  34,  106; 
das  A.  ist  nur  eine  „Denomination").  J.  St.  Mill,  Bain,  Helmholtz,  Mauthner 
(„Art  ist  Wort",  Beiträge  zu  einer  Krit,  d.  Sprache  1909,  II,  379;  vgl.  III,  621 ;  Wörterb. 
d.  Philos.  1911),  Vathinger  (Allgemeinbegriffe  als  theoretisch  und  praktisch  zweck- 
mäßige „Fiktionen",  objektiv  gibt  es  nur  Einzelnes,  Philos.  des  Als-Ob,  1911,  S.399  ff.), 
E.  Mach  u.  a.    Vgl.  F.  C.  S.  Schiller,  Formal  Logic,  1912. 

Kant  unterscheidet  induktiv  gewonnene,  „komparative"  und  „wahre  oder  strenge 
Allgemeinheit",  welch  letztere  nicht  aus  der  Erfahrung  (s.  d.)  stammen  kann,  sondern 
der  Gesetzlichkeit  des  erkennenden  Bewußtseins  selbst  entspringt  (s.  a.  priori).  Die 
bloße  Erfahrung  sagt  uns  nur:  „so  viel  wir  bisher  wahrgenommen  haben,  findet  sich 
von  dieser  oder  jener  Regel  keine  Ausnahme"  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  648f.,  vgl. 
S.  35).  Goethe:  „Was  ist  das  Allgemeine?  Der  einzelne  Fall".  Chamberlain :  Goethe 
1912,  S.  577,  349.  —  Vgl.  C.  Grube,  Über  d.  Nominalismus  in  d.  neueren  engl.  u. 
französ.  Philos.,  1889;  H.  Spitzer,  Nominalismus  u.  Realismus  in  d.  neuesten  deutschen 
Philos.,  1876;  J.  H.  Löwe,  D.  Kampf  zwischen  Realismus  u.  Nominalismus,  1876; 
Reiners,  D.  aristotelische  Realismus  in  d.  Frühscholastik,  1907;  D.  Nominalismus 


22  Allgemeinbegriff  —  AUgemeinTorttellung. 

in  d.  Frnhscbofastik,  1910;  A.  Ktrnuxv,  Zur  Geschichte  d.  Tennmismue.  1911; 
Mraon,  Der  angebliche  exzessive  Ihialmmiis  de*  Dan«  8eotai;  Drau 
lehre.  1912.    Hcssxsx,  Log.  Untersuchungen  1913»,  IL  1.  S.  106f.    Vgl 
Vorstellung,  Allgemeingültig.  Abstrakt»  Begriff.  Geltung,  WiesMaohaf  t 
in  Gesetzes-  und  Ckm  lihiliUai— sohaften:  Wiydelbajto,  Rickkxt). 
notiBeptwelttmaa,  Universal,  Urteil. 

\llk<nH  Inbegriff  bedeutet  im  Gegcnssm  nun  Individualbegriff  den 
Gsttungs.  oder  Artbegriff.    VfL  nllsuinom,  BegrifL 

Allffrsuelaer  ninm  a.  8mn,  TsUafiMt 

A I  Igrmrliiffultlff:  gültig  für  jedes  Denken  und  Erkennen,  alao  nntbhlngig 
vom  individuell-subjektiven  Danken  und  Wahrnehmen.  ««0  für  jede  mftgHoko  Er- 
fahrung, für  jedea  niogfone  Erfaemuakobjekt  gültig.  VgL  Gültigkeit,  Gehung.  A  priori. 
Objektiv.  Wahrheit,  Wert. 

AILjesmela  vvrutellaas;  kt  nicht  eine  estuuuuus  Vorstellung  daa  Allge- 
meinen, etmdtrn  eine  „typisobs**  VoretsDung,  d.  h.  eine  titlest,  an  dar  die  < 
von  Objekten  gen»  mal  man,  für  einen  heafhnmton  Typen  eharakteriatii 
besondere  hervortreten  oder  fixiert  morden  und  die  ao  aar  Reprüaaotaatin  dar 
Klasse  wird,  als  Vorstufe  oder  Symbol  dss  Begriff»  (a.  d.\  ron  dam  am  alao  wohl  ra 
mtomhtfrftn  lü> 

Ans  der  Veraohmeimng  dss  Mlgsmirnsn.  OhinherUfin  einer  Gruppe  von  Vor- 
»•<!!•:'„••  n  ssjgdmVsj  AflgMMmv  Bmv  «vvjmmmjBjalsBmmmi  bjmIi  Hr-mum  f,.o*Amt 
fftndrüpke  ron  akuM«^—  Gegenstanden",  „ir<MTu<rW**,  worin  das  Ah"lM»t  der 
Teihroratellungen  sin  Übergewicht  hat  Ober  dorn  VstsoUedsneo".  Lehrbuch  d.  Psych.». 
&  127).  Unmrwso.  KCu-s,  B.  EsMLasm  („Aus  den  Geritrhtniowlersonssn  dss  Ge- 
mernsamen  und  Konstanten  eiUatehan  . . .  Vnrstallungan,  die  weeantiioh  dm  gfeioben 
Elemente  der  wiederholten  Wahrnohmungsa  snthahon",  Wmmnsuh,  Hypoth.  über 
Laib  u.  Seele,  1907.  S.  73).  Momsx  (..Common  represenutiou").  Galtos  („blended 
inemorics".  „generio  imagea".  Mmd  IX,  1994).  Stoct.  Ribot  (..images  geoerioue.  . 
Levolut.  des  kttes  generale«  1903.  &  Uff.)  u.  ft, 

Gegen  die  Annahme  von  Vorttelhingen,  die  bloß  sin  Alkmmeinea  (a.  d.)  ram 
Inhalt  haben,  erkliren  eich  Loa«  (rgl.  Begriff).  Bxsxxlxt,  nach  dem  die  Vorstellung 
etwa  von  einem  sllgaineinon  Dreieck  nur  Jn  den  Köpfen  der  Gelehrten"  existiert, 
wahrend  es  in  Wahrheit  nur  atefl  sei  tic  tonde  Ein  aal  torsseUungao  gibt  (Principlss, 

.  Hrux,  J.  St.  Mnx  u.  a.  —  Typische.  isprisentative  Vorstellungen  gibt  es  nacb 
Wdxdt  (s.  Begriff),  Kümo  (Iotellektuelle  Funktionen.  1909.  S.  36)  u.  a.  Nach 
Horronco,  von  dem  der  Ausdruck  „typische  Vorstellung**  stammt,  gibt  ee  typische 
In  !nidual Vorstellungen  neben  den  Getnemvorstellungen.  „Wie  die  Gemeinvor- 
stellung  eine  Vorstellung  ist,  die  ab  Beispiel  oder  Representation  einer  ganzen  Borne 
von  Wahrnehmungen  verschiedener  Erachemungen  auftritt,  ao  ist  die  typische  In- 
dividual  Vorstellung  eine  Vorstellung,  die  ala  Beispiel  oder  als  Repräsentantin  einer 
ganzen  Reihe  von  Wahrnehmungen  einer  und  dsvsslben  Eracheinung  auftritt"  (Psycho- 
logie, 1908,  S.  224 ff.).  JnrsALmi  nennt  typ.  Vorstellungen  solche,  die  als  Vertreter 
einer  Gruppe  fungieren,  die  also  ..repräsentativen  Charakter"  haben.  Sie  entstehen 
sehr  früh,  noch  ohne  Abstraktion,  als  anschauliehe,  individuell  bestimmte  und  doch 
allgemeine  Gebilde,  deren  Entstehung  biologisch  bedingt  ist;  jede  typ.  V.  ist  zunächst 
der  „Inbegriff  der  biologisch  wichtigen  Merkmale  eines  Objekte"  (Lehrbuch  d.  Psych.*, 
S.  97 ff.,  4.  A.  1907;  Einleit.  in  die  Pbilos.,  1909,  8.  96,  197 f.).    Bbod  und  WmxTStm. 


Allgenügsamkeit  —  Alternieren.  23 


Anschauung  und  Begriff,  1913.   Müller-Freienfels,  Das  Denken  und  die  Phantasie, 
1916.    Betz,  Psychol.  d.  Denkens,  1918.    Vgl.  Begriff,  Allgemein. 

Allgenügsamkeit  s.  Aseität. 

Allheit  ist  die  zur  gedanklichen  Einheit  zusammengefaßte,  als  vollständig  ge- 
dachte und  zu  einem  Ganzen  vereinigte  Vielheit.  A.  ist  nach  Kant  eine  Kategorie 
(s.  d.),  eine  Grundform  des  Denkens;  sie  ist  „Vielheit  als  Einheit  betrachtet"  (Krit. 
d.  reinen  Vernunft,  S.  99).  Nach  Cohen  ist  sie  eine  unendliche  Zusammenfassung 
verschiedenen  Grades  (Ethik,  S.  5;  Logik,  S.  149 ff.).  Die  Idee  des  Staates  fordert, 
daß  die  Allheit  des  Volkes  im  Staate  lebendig  und  wirklich  wird;  der  Staat  erteilt 
jedem  Einzelnen  seinen  Anteil  an  der  Allheit  (Kants  Begründ.  d.  Ethik2,  1910,  S.  433; 
vgl.  Rechtsphilosophie).  Vgl.  Stöhe,  Leitfaden  d.  Logik,  1905,  S.  31;  Husserl, 
Philos.  d.  Arithmetik,  1891 ;  Xatorp,  Die  log.  Grundlagen  d.  exakten  Wissenschaften, 
1910  (Quantitative  u.  qualitative  A.).  —  Vgl.  Totalität. 

Allmacht  (Omnipotenz):  die  absolute  Macht  Gottes,  den  göttlichen  Willens- 
inhalt  (der  seiner  Natur  nach  nichts  Antilogisches,  Vernunftwidriges  enthalten  kann) 
zu  verwirklichen. 

Allorganismas :  das  All  als  eine  Art  Organismus  (s.  d.)  gedacht  (Schelling, 
Fechner,  B.  Wille  u.  a.).     Vgl.  Welt3eele. 

Allotrop  s.  Kausalität  (E.  v.  Hartjiann). 

Allsinn  heißt  in  der  Schule  Schellings  ein  Vermögen  des  Geistes,  das  universale 
Leben  der  Dinge  unmittelbar,  intuitiv  (als  „anschauender  Verstand")  zu  erfassen 
(vgl.  G.  M.  Klein,  Anschauungs-  und  Denklehre,  1824,  §  77).  Vgl.  Intuition  (Bergson). 

All  Weisheit  (Allwissenheit,  Omniszienz):  das  alles  (vergangene,  gegenwärtige, 
zukünftige)  Sein  und  Geschehen  in  einem  Akte  umspannende,  überzeitliche  Wissen 
Gottes,  bzw.  zunächst:  Gottes  überragende,  alles  durchdringende  und  mit  höchster 
Vernunft  durchwaltete  Einsicht. 

Allwille   s.  Wille,  Gesamtwille. 

Alogisch  (äXoyog'j:  des  Logischen  ermangelnd,  vernunftlos,  vernunftwidrig, 
irrational  (s.  d.),  durch  das  Denken  nicht  zu  beherrschen.  „Alogisch"  ist  der  grundlose 
„Wille"  (s.  d.)  bei  Schopenhauer,  während  bei  E.  v.  Hartmann  der  alogische  Wille 
als  das  eine  Attribut  des  „Unbewußten"  (s.  d.)  durch  ein  zweites  Attribut,  die  „Idee", 
ergänzt  wird. 

Als  oh    s.  Fiktion. 

Altera  (oder  secunda)  pars  Petri:  der  zweite  Teil  der  „Institutiones  logicae" 
des  Petrus  Ramus,  der  vom  Urteil  handelt. 

Alteration:  Beeinträchtigung,  Aufregung,  Gemütserregung. 

Alternieren:  miteinander  abwechseln,  z.  B.  das  Unter-  mit  dem  Oberbewußt- 
sein bei  der  Erscheinung  des  Doppel-Ich  (s.  d.),  der  Spaltung  der  Persönlichkeit  (s.  d.). 
Alternative  (alternierende)  Urteile  sind  1.  Urteile,  die  miteinander  vertauscht 
werden  können,  ohne  daß  ihr  Sinn  sich  ändert  (z.  B.  S.  hat  P.  beleidigt,  P.  ist  von  S. 
beleidigt  worden);  2.  disjunktive  (s.  d.)  Urteile  von  der  Form:  S  ist  entweder  Pj  oder 
Pj,  S  ist  entweder  P  oder  nicht  P  (vgl.  Wundt,  Logik  I3,  1906).  Eine  Alternative 
ist  die  Wahl  (s.  d.)  unter  zwei  Möglichkeiten.    Vgl.  R.  Clay,  L' alternative. 


Altersbunde  —  Amnesie. 

Altcrsbfinde:   in  der  Völkerpsychologie.     Gruppenfaildung  nach 
Lebensalter. 

A  ItruiMiini  (alter,  frans,  autrui).  ein  von  A.  Com  berrfttaender  Ausdruck 

■uft*    oQloSUOSMdkCttfe    wQ0UBQDfti»Q^BBBtth    mj^iv^i^^IlfT'Tyi^nimi.    iDftsusSsvOOußfV   ftuT  CL*1b»    US* 

interessierte  Fühlen,  Praken  and  Hendeln  "»r»  Wohle  anderer  llsnerhen  und  der 
Menschheit  überhaupt.    Vom  Egoismus  (s.  d.)  ale  Sslbstsoeht  unterscheidet  akh  der 

Hsndeln  des  eigene  loh  eelbat  befriedigt  oder  die  Lbhe  tum  andern  für  dae  lob  luetvoll 

ist»  Denn  eben  die  Preude  an  der  Betätigung  für  ander«,  verbunden  mit  dem  Zurück- 

fcretsnlaascin  des  eigenen  Vorteile  und  mit  dem  Willen  sur  Übernahme  von  „Opfern" 

bt  das  ffermwbhsn  eines  „umgobtbibtn"  Verhaltens.    Fgntomui  und 

heben  steh  ans  einem  ""j  f«,isjJMi  mehr  tHr  "FHitm  Verhshan  entwicka 

noch  nkht  rein  egalstsuk  Ist,  sondern  essen  eeeimen  MliiitoMas  beeengt  (Verhiltnle 

von  Mutter  und  Knut,  sorisler  Tnsb  in  der  Bords). 

Den  A.  fordern  m  verschiedenem  Maße  die  meisten  EthJksr  (vgL  Sittlichkeit), 
insbesondere  die  ebristliche  Moral  (Prinzip  der  Nschetenttehe).  Die 
sprttngneber  altruistischer  Neigungen  lehren  Baoox.  8surras»rsY.  \\\ 
Heus,  A.  Sierra,  Comtb  (vgl.  flrttHnhheit),  J.  8r.  Hill,  Danen*,  L.  Slam  es, 
Srnowiac  Sa*.  Almxaxvzx.  Hörrmvo,  Jodl,  Woiror.  8r8Jca*  u.  a.  LrUterer 
nennt  a.  Jede  Handlung,  „welche  fan  normalen  Verlauf  der  Dinge  anderen  Xutscn 
eehaff t  statt  dem  Hsiwtohvbn  selbst".  Die  a.  Freuds  tot  ssrar  tos  Grunds  such 
egotottoob.  aber  wenigst.»  nicht  besmJt  egobtbch  (Prms.  d.  Ethik,  1881,  L  1 73f.  06). 
fl*weusn  wuu  sngenommen,  «er  a.  est  uenw  wJaovnrversonjSDung  sus  utspruuguon 
sgetottoehem  Verhalten  entstanden,  indem  das,  wes  erst  Mittel  tu  egoasttoobem  Zwecks 
(s.  B.  Ehrgeis)  war,  epiter  selbst  Zweck  wurde.  Ab  „Gruppen- Egoismus"  fasten  den 
ursprüglichen  A.  Innmo  und  Baaub  (Einbit.  in  die  Morels tomnsoh .  1004.  !. 
113.  02)  suf.  sb  vererbten  Instinkt  P.  Rte.  Sara.  u.  a.  Nach  Wtnrnr  tot  der  A 
nur  im  Dienste  der  Idee  sittlicher  Hohsveotwloklung,  nioht  sehen  an  sieh,  nicht  un- 
bedingt  sittiich.  Vgl  TmxT.  Einfuhr,  in  die  Ethik.  1007.  &  104 ff.;  Mentorn,  Wen- 
tbcorb.  &  00ff.;  Danocv,  Egobmus  u.  Altruismus,  1885;  D.  Gusn.  Egoismus  u. 
Altruismus,  Vlerteljshrsscbrift  f.  wisssnsoh.  Philos..  SS.  Bd..  1004.  •-  VgL  Sittlich, 
seit,  Mitleid,  Liebe,  Sympathie,  oosiobgb. 


Alyta  idirt«,  UneuiToslicbes)  nennen  db  hfagarihcr  (a.  4)  ihre 
(a.  d.L 

A  muiori  ad  miau*:  roo  Größeren  auto  Kleinere.  Was  schon  für  dss 
Größere,  Stärkere  gilt,  muß  um  eo  mehr  vom  Kleineren,  Schwächeren  gelten,  sber 
nicht  umgekehrt  (nicht  e  minor!  ad  malus). 


Asabignitat  (ambiguitas):  Zweideutigkeit  der  Worte  oder  Begriffe. 

Amcrhnninrh  s.  Psychisch  (Avesamius). 

Amnesie   (d-fiiftw*attm):    Kichterinnern.   Gedieh tnbsrh wiche,   Wegfall 


Wbdererkenncns  ab  Alters-  oder  pathologbohe  Erscheinung,  beruht  suf 
und  Hemmungen  peychophysbbgbcber  Art,  suf  Abeohwichung  der  Reproduktions- 
bedingungen, suf  Zerstörungen  in  bestimmten  Hirnpartien,  Unterbrechung  von 
Leitungsbahnen.  Es  gibt  partielle  und  totale,  ferner  temporare,  periodische,  pro- 
gressive Amnesien  (vgL  Vergessen,  Paramnesw).  VgL  db  (bei  Wovor,  Gnindsnge 
der  phys.  PsychoL  I*,  1900,  liticrten)  Arbeiten  von  Kussmaul,  Latoock,  Solu», 


Amnestik  —  Analogie.  25 


Störrtng  (Psychopathol.,  S.  182)  u.  a.,  von  Ribot  (s.  Vergessen),  Bergson  (Matiere  et 
memoire,  deutsch  1908),  Oftner  (Das  Gedächtnis2,  1911),  Hellpach  (D.  Grenz  - 
wissensch.  d.  Psychologie,  1902).  G.  E.  Müller,  Zur  Analyse  der  Gedächtnistätig- 
keit und  des  Vorstellungsablaufs,  3.  Bd.,  1911,  1913;  Ra>"schbcbg,  Das  kranke  Ge- 
dächtnis, 1911;  S.  Freud,  Psychopathologie  des  Alltaglebens,  19207  (führt  die 
Amnesien  auf  verdrängte  Komplexe  zurück);  Jaspees,  Allg.  Psychopathologie,  19202, 
S.  127;  Feöbes,  Exp.  Psychologie  DI,  52  f.,   1920.  —  Vgl.  Vergessen,  Aphasie. 

Amnestik:  Kunst  des  Vergessens,  des  sich  aus  dem  Sinne  Schlagen  unange- 
nehmer Erinnerungen. 

Amoralisch  ist  1.  was  mit  der  Moral  nichts  zu  tun  hat,  das  ethisch  Gleich- 
gültige (vgl.  Ehrenfels,  Grundbegr.  d.  Ethik,  1907,  S.  7);  2.  das  die  herkömmliche 
moralische  Wertung  umwertende,  sich  jenseits  von  deren  Gegensatz  zwischen  Gut 
und  Böse  stellende  theoretische  Verhalten  (Nietzsches  „Immoralismus").  Vom 
„Immoralismus"  oder  „Antimoralismus"  spricht  u.  a.  schon  Krug  (Philos.  Hand- 
buch, 1820,  II,  271). 

Amphibolie  (äf*<pißoÄta):  Zweideutigkeit,  Verwechslung  (vgl.  Diog.  Laert. 
VIL  62).  Kant  bekämpft  die  Amphibolie  der  Reflexionsbegriffe  (s.  d.),  deren  sich 
besonders  Letbniz  schuldig  gemacht  habe. 

Aniphilogie  (äucpi/.oyia):  logischer  Widerstreit,  Widerspruch. 

Amusie  (diiovaia):  1.  Mangel  an  Kunstempfinden;  2.  pathologische  Einbuße 
der  Auffassung  für  Ton  Verbindungen  oder  der  Fähigkeit  des  musikalischen  Aus- 
drucks. 

Anagoge  (dvaya>yrL):  1.  Hinaufführung,  allegorische,  einen  höheren,  abstrak- 
ten, philosophischen  Sinn  hineinlegende  Deutung,  z.  B.  bei  Philo  Judaeus;  2.  die 
logische  Reduktion  (s.  d.). 

Analgesie  {dva/.yralu):  Aufhebung  der  Empfindlichkeit  für  Schmerzen. 
Vgl.  Anästhesie. 

Analogie  (dva/.oyia)  ist  Gleichheit  eines  Verhältnisses  (vgl.  Aristoteles, 
Eth.  Nie.  V  6,  1131a  31;  „proportio  aliquorum  inter  se",  Proportionalität);  „Ähn- 
lichkeit zweier  Verhältnisse  zwischen  ganz  unähnlichen  Dingen"  (Kant),  „quali- 
tative Beziehungsgleichheit"  (Höffding).  Analog  ist,  was  bei  sonstiger  Verschie- 
denheit von  etwas  sich  in  einer  Weise  verhält,  die  dem  Verhalten  des  anderen  ent- 
spricht, zu  vergleichen  ist.  Die  Auffassung  der  Dinge  nach  der  Analogie  des  eigenen 
Ich,  des  wollenden,  tätigen,  reagierenden  Subjekts  ist  eine  erkenntnistheoretisch 
und  metaphysisch  bedeutsame  Tatsache  (vgl.  Objekt,  Introjektion,  Kategorien, 
Kraft),  wie  sich  dies  besonders  bei  Leibniz,  Schopenhauer,  Beneke  u.  a.  zeigt 
und  wie  besonders  A.  Biese  (Philos.  d.  Metaphorischen,  1893,  S.  72 ff. ),  Nietzsche, 
Mauthner  u.  a.  betonen  (vgl.  Metapher).  Die  Rolle  der  A.  für  die  Erkenntnis  der 
Naturgesetzlichkeit  betont  u.  a.  E.  Mach;  nach  ihm  ist  die  A.  „eine  Beziehung  von 
Begriffssystemen,  in  welcher  sowohl  die  Verschiedenheit  je  zweier  homologer  Be- 
griffe als  auch  die  Übereinstimmung  in  dem  logischen  Verhältnis  je  zweier  homo- 
loger Begriffspaare  zum  klaren  Bewußtsein  kommt"  (Erkenntnis  u.  Irrtum2,  1906, 
S.  218;  Populärwiss.  Vorlesung.,  S.  263ff.;  Annalen  d.  Naturphilos.,  I,  1902,  S.  5ff.). 
Vgl.  Hoppe,  D.  Analogie,  1873;  L.  W.  Stern,  D.  Anal,  im  volkstüml.  Denken, 
1893;  Kreibig,  D.  intellektuellen  Funktionen,  1909;  Höftding,  On  Analogy,  Mind, 
1905;  Das  menschliehe  Denken,  1911;  Vathtngeb,  D.  Philos.  des  Als-Ob,  1911  (vgl. 


Analogien   —  Analogieschluß. 


Fiktion);  Kram,  Kitt.  Versuch  über  den  Erkeontniswert  daa  AnaJogfobegriffB, 
1912;  Taxna  u.  Mamas.  Experim.  untersuch.  Ober  d.  Grundlage  der  spreohttohen 
Analogiebildung.  1901.  In  der  Biologie  beißt  analog:  funktionell  gkdohwoitig,  im 
Geganaats  an  homolog:  rnorphologieab  gleichwertig.  Own,  Ob  tba  arohetype  and 
honologSe  of  the  rertebrate  Skeleton.  1848;  Sraajnr.  Zar  Geschichte  u.  Kritik 
de«  Begrifft  dar  Homologie  (in  „Kultur  dar  Gegenwart").  1915.  8.86.  VgL  Analogie- 
aoblufi. 


der  Empfindung,  fljiiaislkuafcin,  ketten  die  (suweüeu  msibtsu) 
eigenartigen  Verschmelzungen  van  Earprmdungee  verachiedf 
imboaondtiro  von  Gabor»-  mit  rirbniMimpflndungan  („soditioo  oolore« 
s.  B.  bona  Tone  mit  bellen  Farben  eich  verbinden,  Jader  Vokal  in  eigener  Färbung 
auftritt  (a.  B.  e  violett,  a  weiß  usw.,  bei  taracnbuanimi  Individuen  verschieden). 
Erklart  werden  diaaa  f— >^f-  ana  Anaatomoaen  im  Gehirn.  Aanoziation.  gleich- 
artigen Geffihletönen  (ao  hei  Wr/anr.  Rxaor.  Fboonvor  u.  a,L  VgL  Wim*, 
d.  pbve.  PeyoboL.  1902fL.  II».  »Off.;  IIP.  118.  Reichhaltige 
hei  W.  8nu,  Die  dHlwantiafl»  reyohologks  1910». 

Annlngiendrr  Erfahrung  nennt  Kur*  GrundaUaa  (s.  d.\  Bafeln,  die  für 
alle  nur  dankbare  Erfahrung  (s.  d.)  fan  Torbinein  mit  strenger  Notwendigkeit  (d.  b. 
a  priori)  gelten,  «all  »Je  Bedingungen  objektiver  Erfahrung  und  daran  Oigansllnrhi 
sind.  Sie  emd  Regem,  nach  welchen  nana  Wahrnehmungen  Einheit  dar  Erfah- 
rangen  entapringen  eoll"  (Krit>  d.  reinen  Vera*  8.  173),  und  betreffen  dm  Ver« 
knüpfung  dar  Wahrnehmnngamhalte  nach  dar  Zeitbeetimmmng  (Probgomena, 
f  28).  Ihr  angemetner  Gründest»  lautet:  ^Alle  Erfahrungen  «toben,  ihrem  Daaain 
nach,  a  priori  unter  Regem  dar  fts  Stimmung  ibrea  Verhältnisses  in  dar  Zeit*4  (Kriu 
d.  rein.  Venu,  &  170).  Da  die  drei  Grundbestimmungen  der  Zeit  Beharrlichkeit, 
Folge  und  Zugleiobeein  sind,  ao  ergeben  aioh  drei  Analogien:  1.  „ABa  Eraohehwagen 
enthalten  daa  Beharrliche  (Substanz)  ala  den  Osgsnstsnrt  aalbai  und  da»  Wandel- 
bare ala  dornen  bloße  BaHlmmung,  d.  L  eine  Art,  wie  der  0  ig«  notiert  exfcrtiert.'' 
2.  „Alke,  wa»  geschieht,  eeut  etwee  voraus,  worauf  es  nach  einer  Regel  folgt/' 
S,  Jüle  Substanzen,  sofern  sie  zugleich  emd.  staken  in  dmY4g8ngiger  Gemeine« 
(L  c  8.  170«.).  Erfahrung  ist  nur  durch  die  Vorstellung  einer  mit  sandigen  Ver- 
knüpfung möglich,  und  die  Objektivität  dar  Erfahrung  kommt  nur  dadurch 
„daß  eine  gewiaae  Ordnung  in  dam  Zettveriilltnkee  unserer  VocstaDna 
wendig  tat".  Die  A.  der  E.  atelien  die  Naturembeit  im  Zuaammenhange  aller  Er- 
acheinungen  dar  und  aagen:  „alle  Eraehenmngen  liegen  in  einer  Natur  und  mOaeen 
darin  hegen,  weil  ohne  diese  Einheit  a  priori  keine  Einheit  der  Erfahrung,  mithin 
auch  keine  Bestimmung  der  GfigenHlnd»  in  derselben  möglich  wire"  (Krtt.  d.  rein. 
Vera.,  2.  A..  Ausgabe  von  Valentinar.  Philo»  Bibl..  &  219ff.).  VgL  E.  Laas,  Kants 
Analogien  d.  Erfahrung.  1878;  Com.  Logik.  1902. 

Analoajlearhlnfi  (ratiocinatio  per  analogiam)  ist  ein  (mit  kritische, 
sieht  su  handhabender,  sonst  leicht  irreführender)  Schluß  ans  dar  feststehenden 
Übereinstimmung  sweier  Gegenstände  in  gewissen,  bedeutsamen  Merkmal«*!  auf 
die  Übereinstimmung  auch  in  anderen  Merkmalen,  also  ein  Schluß  auf  das  analo- 
gische Verhalten  von  Gegenstanden  (x.  B.:  Die  Erde  ist  bewohnt  |  Dar  Mars  ist  der 
Erde  in  manchen  wichtigen  Eigenschaften  ähnlich  |  Also  iat  der  Mars  [vielleicht] 
bewohnt).  Vgl.  Abistotkles  (^agdiuyita,  Analyt.  prior.  II.  24),  THSormssT 
(bei  Praxtl,  Gesch.  d.  Log.  L  381.  891;  808L  die  Epikureer  (der  A.  -  6  «uro 
rJJv    öftoiitrja   »pd.vo;,    Gomperz,  Uerculanena.    Studien,   H.    1)    u.    a.       Ferner: 


Analogismus  —  Analytik^  27 

Ueberweg,  Logik,  4.  A.  1874,  §  31;  B.  Erdmann,  Logik,  1892,  I,  612ff.;  Wtjndt, 
Logik  I3,  S.  327  ff.  Auf  Analogieschluß  wollen  viele  Theoretiker  die  Erkenntnis 
fremden  Seelenlebens  zurückführen.  Wenn  es  sich  auch  ohne  Schlußbewußtsein 
vollzieht,  so  soll  es  doch  in  erkenntnistheoretisch-logischer  Betrachtung  durch  in- 
duktiv-analogisches Schließen  legitimiert  sein.  Vgl.  Erdmann,  Erkennen  und  Vor- 
stellen, Sitzungsberichte  d.  pr.  Akad.  d.  Wiss.  1912,  S.  1259;  E.  Becher,  Geistes- 
wissenschaften und  Naturwissenschaften,  1921,  S.  285;  Lipps,  Das  Wissen  von 
fremden  Ideen  in  Psychol.  LTntersuchungen  I,  1907,  S.  709ff.  Den  Analogieschluß 
weist  zurück  Scheler,  Zur  Phänomenologie  der  Theorie  der  Sympathiegefühle 
1913,  S.  118f.  Vgl.  Volkelt,  Das  ästhetische  Bewußtsein,  1920,  S.  111;  Finbogason, 
L'intelligence  sympathique,  1913.  —  Vgl.  Analogie,  Einfühlung. 

Analogismus  (ävaAoyioftös):  Analogie  verfahren,  Analogieschluß.  Vgl. 
Analogie. 

Analogem  rationis:  ein  der  Vernunft  Ähnliches,  ein  Analogon  der  Vernunft, 
d.  h.  ein  dem  menschlichen  Denken  in  seinen  Leistungen  entsprechendes,  niederes 
Bewußtsein  der  Tiere,  welches  an  Stelle  von  Begriffen  und  Schlüssen  assoziativ 
begründete  Erwartung  ähnlicher  Wirkungen  aus  ähnlichen  Ursachen  enthält.  Ein 
A.  rationis  schreibt  Leibniz  den  Tieren  zu  (Monadol.  26,  28),  auch  Chr.  Wolff 
u.  a.     Vgl.  Htjme,  Enquiry,  sct.  9.  —  Vgl.  Tierpsychologie. 

Analyse  (ävdlvai$,   Auflösung)    bedeutet    die   Zerlegung  eines   Komplexes 
in  Bestandteile,  die  aber  nicht  schon  vor  der  Zerlegung  selbständig  oder  in  dieser 
Form  existiert  haben  müssen  (wie  James,  Bergson  u.  a.  betonen).    So  z.  B.  ist  das 
seelische  Leben  als  stetiger  Zusammenhang  von  Erlebnissen  gegeben,  innerhalb  dessen 
erst  die  psychische  und  psychologische  Analyse  Seiten,  Momente,  Elemente  heraus- 
sondert (s.  Element,  psychisches).    Die  A.  und  ihr  Gegenstück,  die  Synthese  (s.  d.), 
wechseln  im  Bewußtsein  von  Anfang  miteinander  ab;  Trennung  und  Verbindung 
gehören  zum  Wesen  des  Bewußtseins  (vgl.  C.  Siegel,  Zur  Psychol.  u.  Theorie  d. 
Erkennens,  S.  5  f.;  Höffding,  D.  menschl.  Gedanke,  1911).     Die  A.  spielt  in  der 
Psychologie  (s.  d.)  eine  große  Rolle.  — -  Unter  logischer  A.  versteht  man  in  der 
Regel   die   Begriffsanalyse,    die   Zerlegung  eines   Begriffs   in  seine   Merkmale    (vgl. 
Definition),  ferner  die  Analysis  im  Sinne  der  analytischen  (s.  d.)  Methode.     Die 
kausale  A.  ist  die  Methode  der  Zerlegung  eines  zusammengesetzten  Falles  in  dessen 
Bestandteile,  zur  Feststellung  der  ursächlichen  Beziehungen,  der  funktionalen  Ab- 
hängigkeiten zwischen  ihnen;  so  ersetzte  schon  Galtlei  die  Vergleichung  vieler  Fälle 
durch  die  A.  eines  Falles,  aus  dem  er  das  Gesetz  (des  freien  Falles)  gewann,  welches 
dann  experimentell  erhärtet  wurde   (vgl.   HÖnigswald,   Beiträge   zur  Erkenntnis 
theorie,  S.  lff.).    Über  A.  vgl.  Aristoteles  (Eth.  Nie.  III 5,  1120ff.);  Condillac 
Logique  I,  K.  2;  Riehl,  D.  philos.  Kritizismus,  1876ff.,  II  2,  S.  68;  Wtjndt,  Logik 
1906,  1908,  II3,  1906,  S.  lff.;  Natorp,  D.  logischen  Grundlagen  d.  exakt.  Wissensch 
1910,  S.  8ff.  (A.  setzt  Synthese  voraus,  hat  die  zugrunde  hegenden  Synthesen  aufzu 
decken).     Über  psychische  A.:  Meinong,  Zeitschr.  f.  Psych,  d.   Sinnesorgane,  VI 
340ff.  —  Über  mathematische  Analysis  vgl.  Wtjndt,  Logik.  —  Vgl.  Analytisch 
Analytik,  Urteil  (Kant,  Wtjndt  u.  a.),  Regressiv,  Induktion,  Methode,  Element 
Empfindung,  Psychologie,  Verstand  (Bergson),   Stetigkeit,  Psychoanalyse,  Mathe 
matik. 

Analytik  (ävaAvtiv.ös):  die  Methode  des  Zerlegens  der  Gedanken  und  das 
Vordringen  zu  den  Elementen,  Prinzipien  derselben  und  der  Wahrheit.     Die  Logik 


Analytik  —  Anderheit 


de«  AftisTorauM  enthalt  swei  „Analytiken":  die  ersten  A.  (eVsUeaaad  xfittpa, 
A.  prior»)  bandeln  von  den  Schifteten,  die  zweiten  A.  («V.  fctifa,  A.  posterior») 
von  den  Beweisen.  Null  ff  irr  Mi!  ilin  ■llgiiwilim  Tilgt!  illi  nsiisiiaiiigabsi  in 
Ihre  Fbmanro  auf  und  stellt  sie  sie  ftlaafpbn  aller  logbnhin  Beurteilung  «ms? 
Erkenntnis  dsr;  dieser  Teil  der  Logik  ist  die  A.  (Kriu  <L  reinen  Vern„  2.  A„  S.  113). 

Analytik,  transzendentste,  ist  nach  Kam  derienlf»  TbO 
aenrbnUbn  Logik  (a  d.).  der  „die  Bbmeole  der  reinen  V« 
tragt,  and  die  Prinripbn.  ohne  weiche  überall  kein 
kann".  Oe  ist  eine  „Logik  der  Wahrheit",  denn  ihr  1 
sprechen,  ohne  daß  sie  ungleich  allen  Inhalt  verlöre,  d.  L  alle 
Objekt.  mithin  alle  Wahrheit".  Di»  tr.  AnaL  ist  die 
samten  fthsimlnbsM  a  priori  in  die  Elemente  der  reinen  V« 
die  Aufsuchung  dar  fiimlssasateb«  niiHngimpn  das  ITiiiiisasiii  in  der 
kelt  des  fewußtscine,  meofern  dies«»  objektive  Erfahrung  gawmnen  wüL  Die  tr. 
A.  gliedert  sich  in  db  „A.  dar  Begriffe  ,  welche  so  den  Kategorien  (s.  d.)  gslsngt  und 
deren  Gebrauch  and  Geltung  prüft,  und  In  die  JL  der  Gründest«"  ab)  „Kanon  für 
die  Urteilskraft .  .  n  dar  sie  bort,  db>  Vera  tarn  h  »rngilff»,  welob»  dh>  Bedingung  n 
Regeb  a  priori  enthalten,  auf  Frenhfinungsn  anzuwenden"  (Krit  d.  rein.  Vera.. 
8.  84 ff.).  Es  gibt  sooh  eine  A.  der  praktbchen  Vernnnft  eowb  eine  „A.  des 
und  „A.  de»  Erhabenen  ,  etstiBrh  »in»  A.  dar  „tebobgbrheo  UrtaÜskrsit ' 


AnaJjttMfi  i^mlmtmii):  auf  dam  Wage  der  Analyse  (a  <LV   A.  Methode 
A.  UrUil  s.  Urteil 


(d»e>n:e*c).  Erinnerung.  Wiedererinnerung.  Nach  Plato» 
das  Urnen,  die  Erkenntnis  da»  Allgemeinen.  Typboheo, 
fa  das  Dingen  auf  einer  A.,  auf  einem  Bewußt  wer  den  angeborener 
Anlagen,  welche  das  einstige  8chsuen  dar  Ideen  (a  d).  der  Urbilder  dar  Ding«, 
denen  db  Saab  tan  Zustande  dar  Prgexbtens  (a  d.)  unmittelbar  ppnfthiatead. 
binterbseen  bat  Db  Sinneswahrnehmung  gibt  den  Anlaß  cur  Baafnnnng  auf 
das  Begriffliche,  mrtteei  dessen  wir  das  Einatme  tilnb»ltllim  uswiiiiixsifisei  n 
und  nach  festen  M*art*kfii  beurteibn  —  da»  bt  dar  bgbehe  Kern  dar  A.- Lehre, 
db  freilich  auch  einen  n*Uphrsiech  mythischen  Charakter  bat  (Je?  y*e  e*r*fs»xe* 
ftWecu  aar'  «Mec  /U/dneeae,  «w  nwXXm*  Um  «Irs^dwaww  //>  f»  Aoyto/tjß 
fpyeifodeiswey  teure  eV  /erie  Srd^njeif  hulvmp,  &  sei*  «fear  fa**  •)  ?*X4 
9vu.toftv9iioa  dt?  aal  »«»«sog—  s  ewe  «fra/  ysyr»  ual  Armut f mm  sie  rA  «V 
eVr«#c,  Pbaedrua  249  Bf.;  fatw  s)  pd£c*tc  »an  äXAo  ü  f,  d*«a>raw*c  rrjrxdin  eeeu. 
nal  natä  roero*»  dpdynij  xov  f«4c  «V  xpef/fw  fiel  rfeVy  fWftmdqufra*  ä  rfw 
ivautuvr^utöa,  Pheedo  72  E;  vgL  75  C,  Mono  8ß  A;  vgl.  Natoe».  Pbtons  Ideen- 
lehre,  1903).  Annlich  bhren  Namanra,  Maas.  Ficnrc»  (TbeoL  Piaton.  XU,  1)  u.  e. 
VgL  Angeboren,  Idee. 

Annsnncntik:  Erinnerungskunst    VgL  Mnemonik. 

Annntheale.  (dwvuaihjoia,  insensibüitas):  Unempfindlichkeit,  Gefühllosig- 
keit; Aufbebung  einer  Sinneeempfindhchkeit,  insbeeondere  der  Tastempfindung 
(vgl.  HsXLracH,  D.  Grenxwbssnsoh.  d  PsychoL  1902,  8.  221  ff.).  VgL  Hyper- 
ästhesie. 

Anderheit  (iiredriyc,  alteritaa,  alietaa):  db  Gegensetzung  dee  von  der 
Einheit  Verschiedenen,  Anderen,  mit  ihr  nicht  Identischen,  r..  T.  als  Korrelat  (a  d.) 
derselben.    Plato  versteht  unter  dem  „Andern"  (foeoV)  den  Oeganssti  rar  Ein- 


Anerkennen  —  Angeboren.  29 

heit,  das  Mannigfaltige,  Unbestimmte  (Parmenides,  158  C;  Phaedo  100  C).  Nach 
Plotin  besitzt  der  „Geist"  (s.  d.)  eine  „Anderheit",  weil  er  die  Zweiheit  von  Er- 
kennendem und  Erkanntem  aufweist.  Hegel  nennt  die  Natur  (s.  d.)  das  „Anders- 
sein" der  Idee.  Ein  Streben  nach  dem  „Andern",  Neuen  gibt  es  nach  Avenabitts, 
Münstebberq  („Wille  zum  Anderssein")  u.  a.  Vgl.  L.  Gilbert,  Neue  Energetik,  1911. 

Anerkennen:  die  Wahrheit  oder  den  Wert  von  etwas  gelten  lassen,  zu- 
geben, nicht  in  Frage  stellen;  etwas  für  wahr  oder  wirklich  halten,  es  so  werten, 
beurteilen,  wie  es  Anspruch  darauf  macht,  gewertet,  beurteilt  zu  werden.  Über 
Anerkennen  und  Verwerfen  als  Funktion  des  Urteils  (Brentano)  vgl.  Urteil,  Wahr- 
heit, Glaube. 

Angeboren  (eingeboren,  iupvtog,  innatus)  sind  Funktionen  und  Anlagen 
(s.  d.),  sofern  sie  der  Organismus  von  Anfang  hat,  aufweist,  insbesondere  aber, 
sofern  er  (bzw.  das  Keimplasma)  sie  ererbt  hat.  Aber  auch  das  Angeborene 
bedarf,  um  in  Funktion  zu  treten,  der  Auslösung  durch  (äußere  oder  innere)  Reize, 
die  es  oft  erst  zu  voller  Entfaltung  bringen.  Angeboren  sind  —  außer  gewissen 
physiologischen  Mechanismen,  Verbindungen  im  Nervensystem  usw.  —  nur 
Dispositionen  (s.  d.)  psychophysischer  Art,  welche  die  Arten  und  Individuen 
hinsichtlich  der  Qualität,  Richtung,  Intensität,  Leichtigkeit,  Sicherheit  usw. 
ihrer  Funktionen  unterscheiden.  Vom  Angeborensein  fertiger  Vorstellungen,  Be- 
griffe, Ideen  u.  dgl.  kann  keine  Rede  sein;  nur  Anlagen,  Tendenzen  zu  psychischen, 
logischen,  ästhetischen  Funktionen  können  angeboren,  ererbt  sein,  auf  Grundlage 
der  Übung  (s.  d.)  vieler  Generationen.  Aber  dieses  Angeborensein  ist  scharf  vom 
„Apriorischen"  (s.  d.)  zu  unterscheiden.  Die  Lehre  von  den  „angeborenen  Ideen" 
hat  zum  Teil  nur  eine  logische,  nicht  eine  psychologische  Bedeutung;  sie  bezieht 
sich  dann  nur  auf  die  ursprüngliche,  in  der  Natur  des  Denkens  liegende  Notwendig- 
keit und  Allgemeinheit  der  Grundbegriffe  und  gewisser  Grundsätze  (vgl.  Rationalis- 
mus). Die  Lehre  von  der  Ursprünglichkeit  der  Raum-  und  Zeitvorstellung  im  psycho- 
logischen Sinne  heißt  Nativismus  (s.  d.). 

Die  Lehre  von  den  angeborenen  Erkenntnissen,  die  nur  der  Erweckung  seitens 
der  Erfahrung  bedürfen,  um  bewußt  zu  werden,  begründet  Platon  (s.  Anamnese), 
während  Abistoteles  nur  ein  rein  potentielles  Begründetsein  der  Grunderkennt- 
nisse in  der  Vernunft  lehrt.    Aus  den  allen  „gemeinsamen  Begriffen"  (xotvai  üvvoiai) 
der    Stoiker    werden    bei    Cicebo    „notiones     innatae"    (Gottesidee,     Idee    des 
Guten  u.  a. ;  Tuscul.  disput.  I.  24,  57;  De  natura  deorum,  II,  12;  De  finibus  IV,  3) 
Von  angeborenen  Ideen  sprechen   Justtnus,   Abnobiüs,    Joh.    Scottts  u.   a.   m. 
während  nach  Thomas  nur  eine  „Präexistenz"  gewisser  Wissenskeime  in  uns  be 
steht.    A.  Ideen  gibt  es  nach  Mass.  Fictnus,  N.  Taubellus,  Hebbebt  vok  Cheb 
buby,  H.  Mobe,  Cudwobth,  Melanchthon,  Malebrakche  u.  a.     In  rationalisti 
scher  Weise  faßt  Descabtes  das  Angeborene  als  das  logisch  Ursprüngliche,  Denk 
notwendige  auf,  das  in  unserem  Geiste  angelegt  ist,  durch  das  Denken  selbst  bedingt 
ist  („a  sola  facultate  cogitandi  necessitate  quadam  naturae  ipsius  mentis  manant"). 
—  Die  Lehre  von  den  a.  Ideen  bekämpft  Locke,  der  sie  psychologisch  auffaßt.    Das 
allgemeine  Vorkommen  von  Begriffen  und  Urteilen  beweist  nicht  deren  Angeboren- 
sein;   außerdem    besteht    aber    diese    allgemeine   Verbreitung   nicht    (Hinweis    auf 
Kinder,  Ungebildete,  Völkerschaften).   Daß  etwa  die  mathematischen  oder  logischen 
Grundsätze  ursprünglich  unbewußt  in  der  Seele  liegen,  ist  undenkbar,  denn  alle 
Vorstellung  ist  als  solche  bewußt.     Der  Einsicht  in  die  vorgeblich  angeborene,  all- 
gemeine  Wahrheit   gehen   viele    Einzelerkenntnisse   voraus    (Essay   concern.    hum. 


.'{'i  Angemessen  —  Anglelcbung. 


amierstand.  I.  K.  2).  Difpa  rechtfertigt  wieder  Lm»n  des  „Eingeborene  im 
rttionelistischen  Sinne  (rgL  s  priori),  wobei  er  zugleich  dee  Potentielle.  „Virtuelle" 
des  Angeboceoseins  betont.  Die  engeborenen  Wehrheiten  eind  im  Geiste  so  na* 
gelegt,  den  sie  die  Erfahrung  nur  zu  ihrer  Aaslrtsnng  hrseeben  and  dsJ  der  Geist 
sie  eis  wehr  and  nuln  endig  einwebt,  eobeid  er  ekh  ihrer  bewußt  wird.  In  dienern 
Sinne  ist  die  gsnze  Mathematik  angeboren",  eis  „Dispocit  innen"  so  gewissen  Be- 
griffen and  Urteilen  (Xouv.  Eeseie  I.  K.  1.  f  II!.,  21«.;  vgL  d.  Vorwort;  „c'est  sinsi 
qae  les  idees  et  lee  voritm  noas  eont  Innern,  oomme  dee  inehnatfous.  dee  diepositioos, 
dee  bsbitudee  oa  des  virtueiites  netareOee").  Der  Geist  ist  bei  der  Gebart  keine 
„UbuU  mm"  (wie  Locn«  meint),  sondern  gleicht  einem  Msrmor.  in  dessen  Struktur 
die  künftige  Figur  in  gssheim  Sinne  vorgebildet  ist.  Gegen  Lock«  Mnihil  est  in 
intelleettt  quod  noo  prfhs  faerit  hl  sensu"  «imiritt  Lamra:  „xxM  ipm 
(L  c.  1 1.  K.  2.  f  2)  -  der  Geh*  selbst  ist  eioh  eingeboren,  denkt  nach 
Gesetzlichkeit  De8  in  die  Seele  nicht*  von  eu&en  hineinkommt,  sondern  alle  Vor- 
stellangen  mm  den  ftnlapn  der  8mm  selbst  ahm  ontfahoo,  lehrt  (im  Ulbnimoben 
Shrne)  On.  Wolf»  (Vernunft.  OsiUntsa  von  Gott  1 .  1739.  I.  f  819). 

Mach  Heu  kann  man  nagen,  dsfl  eile  unsere  „Eindrooke**  (Empfindongen.  Gefthle) 
angeboren,  d.  h.  ursprünglich,  eile  unsere  Voretelhingsn  aber  nicht  angpliiwmi  sind, 
eondern  am  Eindrucken  btratsmmsn  (Enquiry  III,  Anmerk.). 

Kamt  vorwirft  die  Annehme  ■ngsnoransr  Begriffe.     Das  „A  priori"  (s.  d.)  hat 

awal*     ilaea       a t_ 1—      eslnfc  le      m—      wwaen       maaulaam      o.  -  -l     -- A     *        J.O  ■  -  -  , ,  „   ,    ■  m  m  — 

DU*     fJPul  .  *M     mV     Vmmna     osQQIBBeao     MQmwnmmmm    Ownow     BJpv/momm     V 

OHnVf     IQ    OnW     MVmmVmmmMMHeV    CnW    emmmwSmWQMnW    ttOfl     mJ9tkm\Wtm%    ■tffTeeNVWi    BOvWmVHmWnr 

Reumeneehsuung  (*.  d.)  z.  B.  iet  eprioriech.  aber  niobt  angeboren;  a.  ut  nur  der 
„erste  formale  Grund"  im  Subjekt,  der  die  Baiinmnanhannng  eo  und  so  möglich  macht 
(Übereilte  Entdeckung....  Kleine  8okriftena.  S.  43f.L   Die  ICritih  erlaubt  schlechter- 

->i a.  .  *-   - .  s    ,  ms> — i ■■  eitineie  ■■    X*     ■■  ■  ■  II   i  ■■  eei  ■        — H-  ^t^*t    ■  ■  am  n  r-a • matte* 

QeBfli  BMaW  mNflMMQmNDMMQ  OQm  WMBDONQ0Q  TOIlHMmMKai  Mmt  MeMe  •e^POTOVO  {  NfllH 

e»D0e*  osUCsl     0IB0   eeVfSSCwInnfDOQV    ETWSfvttBgX         smvSulNo  CnnV   mOCOI  OnV    eAmmMmMMNmlC    »Mmm 

dm  Denkens,  weiche  der  Intellekt  „sos  sieb  mlbet  a  priori"  toetande  bringt  (ibid.). 
H.  Srarcan  erblickt  Im  Angeborenen  des  Produkt  der  „Erfahrung  aller  Vor- 
fahren"; data  gehören  die  Umii ngoforwisn  (s.  d.)  and  Kategorien  (s.  d.k  Ann- 
lieh lehren  L.  Sra*.  nach  dam  dar  Kulturmensch  die  Piqniiltiamn  i 
VonteUungreihindongen  auf  die  Weit  mitbringt  (An  d.  Wende  d. 
1000.  S.  90k  J.  Schul«.  Psychologie  der  Axiome.  1999  u.  e.  W.  Srax.  Die 
liehe  Persönlichkeit,  1919*.  8.  96.  VgL  Wcrot,  Grdz.  d.  physioL  PsycboL  1908. 
IIP,  327£f.  —  VgL  A  priori.  Anlage,  Netivismus,  Morahunn,  rUtionelismus. 

Angcnmeamem  s.  Adäquat,  Definition 

Ange nehmt  ist,  was  dem  fühlend-begehrenden  Wesen  in  der  Empfindung 
willkommen  ist,  dm  sinnlich  Gefallende,  waa  lustbetonte  Empfindongen  hervor- 
ruft. Wenn  euch  des  Angenehme  vom  8ohonen  so  unterscheiden  ist,  eo  ist  doch 
des  Angenehme  von  Stnneeeindrücken  (z.  B.  von  Farben,  Tönen)  an  dem  Zustande- 
kommen ästhetischer  (s.  d.)  Gefühle  beteiligt.  —  Xsch  Kamt  ist  s.,  „was  den  Sinnen 
in  der  Empfindung  gefallt"  (Krit.  der  Urteilskraft,  $3).  Des  A.  ist  individuell- 
subjektiv, es  reizt  des  Begehren  und  ist  daher  vom  Ästhetischen  (s.  d.)  scharf  su 
sondern.    Vgl.  Jahx,  Psychologie»,  1907,  8.  »Äff.  —  VgL  Ästhetik. 

Angleiehnng.  Dee  Geeeu  der  A.  lsutet  nsoh  Th.  Lim:  „Alle  psychi- 
schen Vorginge  haben  die  Tendenz  der  Angleichung.  d.  h.  der  Minderung  ihrer 
Unterschiede"  (Leitfaden  d.  PsychoL,  1903,  S.  84f.). 


Animalisch  —  Anmut.  31 


Animalisch:  tierisch,  sinnlich.  A.  Funktionen  sind  die  Körperbewegung 
und  Empfindung,  im  Unterschiede  von  den  „vegetativen"  Funktionen. 

Animismus  (animus,  Seele)  ist:  1.  der  bei  primitiven  Völkern  stark  ver- 
breitete Glaube  an  die  Wirksamkeit  von  Seelen,  Geistern  in  der  Natur  (vgl.  Tylob 
—  von  dem  der  Ausdruck  stammt  — ,  Anfänge  d.  Kultur,  1873;  Wundt,  Völker- 
psychol.  1900ff.,  II,  46ff.),  Keuyt,  Het  Animisme  in  den  Indischen  Archipel,  1906. 
Dagegen  neuerdings  ein  Präanimismus,  vertreten  durch  K.  Th.  Peeuss,  Die  geistige 
Kultur  der  Naturvölker,  1914,  u.  a.,  vgl.  Präanimismus;  2.  die  Auffassung  der  Seele, 
des  Seelischen  als  Lebensprinzip  (s.  Leben),  bei  Aristoteles,  Pabacelsus,  Leibniz 
u.  a.,  besonders  bei  G.  E.  Stahl,  nach  welchem  die  Seele  die  Bildnerin  des  Organis- 
mus und  die  Lenkerin  des  organischen  Lebens  ist  (,,anima  et  struit  sibi  corpus  et 
regit  illud  ipsum",  Disquis.  de  mechan.  et  organ.  diversitate,  S.  44;  Theoria  medica, 
1707).  In  der  Gegenwart  vertritt  eine  Art  „Animismus"  Wtxndt,  der  die  Seele 
(s.  d.)  als  Prinzip  des  Lebens  auffaßt  und  nach  welchem  1x3 ben  und  Beseelung 
Wechselbegriffe  sind  (Grundzüge  der  phys.  Psychol.  1909,  III5,  S.  725 ff.).  Vgl. 
Aksakow,  A.  u.  Spiritismus3,  1898;  Saisset,  L'äme  et  la  vie,  1864;  Tissot,  L' ani- 
misme, 1865;  Boecheet,  Der  A.,  1900;  J.  Tatjssat,  Le  monisme  et  1' animisme, 
1908;  Höffding,  Der  menschliche  Gedanke,  1911,  S.  118ff.  (S.  130f.:  Verhältnis 
des  Piatonismus  zum  A.). 

Anklingen  der  Gesichtsempfindungen  ist  die  Tatsache,  daß  es  eine  ge- 
wisse Zeit  braucht,  bis  der  optische  Reiz  die  Gesichtsempfindung  auslöst.  Unter 
dem  Abklingen  der  Gesichtsempfindung  versteht  man  das  noch  eine  kurze  Zeit 
währende  Anhalten  der  Empfindung,  auch  nachdem  der  Reiz  verschwunden  ist; 
es  kommt  dabei  zu  positiven,  dann  negativen  „Nachbildern"  (s.  d.);  vgl.  Wt/ndt, 
Grundzüge  der  phys.  Psychol.  II6,  1910.     Vgl.  Perseveration. 

Anlage  (indoles)  ist  biologisch  die  ursprüngliche,  ererbte  Beschaffenheit 
des  Organismus,  vermöge  deren  die  Fähigkeit  und  Tendenz  zu  bestimmten  Funk- 
tionen oder  die  Neigung  zur  Erwerbung  bestimmter  Zustände  in  ihm  hegt,  vor- 
bereitet ist.  Die  biologischen  Anlagen  sind  teils  mehr  allgemeiner  Art  und  im  Laufe 
der  individuellen  Entwicklung  noch  variabel,  nach  verschiedenen  Richtungen  hin 
entfaltbar,  teils  von  Anfang  an  in  ganz  bestimmter  Weise  gerichtet.  Das  gilt  auch 
von  den  psychischen  Anlagen,  von  den  ererbten  Dispositionen  (s.  d.)  zu  seelischem 
Verhalten  (des  Vorstellens,  Denkens,  Fühlens,  Wollens,  des  Charakters,  der  Phan- 
tasie usw.).  Im  engeren  Sinne  ist  die  „Anlage"  die  ererbte  Fähigkeit  zu  leichteren, 
schnelleren,  zweckmäßigeren  Funktionen  psycho-physischer,  besonders  geistiger 
Art  (vgl.  Talent,  Genie).  Es  gibt  allgemeine  Anlagen  der  Art  oder  Rasse  (s.  d.)  und 
individuell  verschiedene  Anlagen;  letztere  treten  oft  schon  im  frühen  Lebensalter 
deutlich  hervor,  bedürfen  aber  der  Ausbildung,  sofern  sie  gute,  der  Zurückdrängung, 
sofern  sie  schlechte  A.  sind.  Auch  von  „erworbenen"  Anlagen  (durch  Übung,  s.  d.) 
wird  gesprochen.  Vgl.  Wundt,  Grundz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903,  S.  628 ff.; 
Peeyee,  Die  Seele  des  Kindes7,  1908;  Goldscheid,  Darwin,  1909  (Verhältnis  von 
A.  und  Milieu).  Vgl.  Disposition  (Beneke,  der  von  „Angelegtheit"  spricht,  u.  a.), 
Talent,  Angeboren,  Böse  (Kant),  Geschichte  (Kant),  Spur,  Vererbung. 

Anmut  ist  die  Schönheit,  die  in  den  Bewegungen  eines  Menschen  zum  Aus- 
druck kommt  und  auf  dem  harmonischen,  sichern,  gewandten,  mühelosen  sich 
Abspielen  dieser  Bewegungen  beruht.  —  Die  Dichterschule  der  „Schweizer1'  im 
18.  Jahrhundert  versteht  unter  „A."  die  undeutliche  Vorstellung  einer  Schönheit 


32  Annahme  —  Anpaaaung. 

de«  Kleinen  (»gL  Dmoo,  Geaah.  d.  neueren  FayoboL  I«  S96).  Fb. 
definiert  A.  ab  eine  vom  Subjekte  aelbet  hcrvorgebrach»  „Schönheit  dir  Geatalt 
unter  dem  Einfluß  dar  Freiheit".  8b  kommt  uraprongUeh  nor  dar  Bewegung  tu, 
doch  können  ruhige  Zöge  ala  Spuren  früherer  Bewegungen  Anarat  »igen.  8b  iat 
AnaanicK  aer  „ecuonea  oeaae  (a.  o.),  m  aar  rannitcBBeit  naa  «cfBaan»  Meagaag 
und  Pflicht  harmoobeb  »anlnigt  aind  (Über  Anmut  und  Würde,  179S;  vgL  &a 
Phfloe.  Schriften,  heranageg  tob  Kahnemann».  1910).  VgL  Tb.  VtacBBB,  San 
Sabona  und  die  Kunet«,  1907,  H.  19t;  E.  r.  Habtbubb,  Aatbeük  II,  168f< 
VgL  Würde. 

Annnbaae:   1.  Vorn— ituing  beim  matbematboaaa  Beweb;  f.  Hypotbaea 
(a.  d.);  S.  die  SeUung  eine*  InhaJta  dar  Dankaa 
wirklich  nur  ta  iniNmmiin  Zeauaen.  ala  Wille  tai 

ebne  VorgeeteOtea  oder  Qadaoktaa  ohne  Obaraeagaag  von  dW  Wahrhaft 
Wiridiabkait  daa  lapanamiam,  Ja  oft  trete  dar  Oberatagang  von  dar  Unwahxbait 
oder  Nbhtexbten*  ilaaanlluin  (vgL  Fiktion).  Dia  A.  iat  nach  Mimwita  aia  Mltthiraa 
iwbcneu  Vorateüung  and  Urteil;  aia  iat  eine  haarmdara  BawuBtaaiaaart,  akt  „Urteil 

«awtvaeB     nhaaaaliaMiia' *  \  uba      AfloäBamBaBBäBBll     eüfwi  PlS  aj  alt  ata aanaia-taailao**       WaBaT#BBäaBffaih     aajk^|L#aa%aB 

Urteile  and  epbbn  ab»  groia  BaDa  in  daa  Tätigkeiten  dar  Phantaaii.  in  dar 
bai  Hypotbaaaa  uaw.    (Ober  Unnahmia.  190t;  1  A.  1910).   VgL  aUarr. 
f.  PejcboL  d.  Sinneeorgene,  40.  BU,  1906  (gegen  Meinong);  Renata,  Di. 
toalbB  Funktionen,  1909,  &  176  (A.  ab  „Phantaabarteir);   VenraoBa.  D.  Phfloe. 
daa  Ab  Ob,  1911;  Kbblbb,  Ober  A.,  1910. 


Annihilation:  Wrni  Munß. 

Anomalie  (eVepeuUe):  Abweichung  tob  dar  Regal  (a.  <LL 
Geeetx.  Der  Auadruck  Ja"  bedentet  bei  daa  Stoikern,  das  ein  Wort  dem 
Begriff  nicht  eatapricht,  im  Oegonaati  aar  ..Anelogb"  (rgL  P.  Babtb,  Die  8toe«, 
1908,  a  190). 

AaeaeJe  (eVep/a):  Oamulwigfcait.  WÜTkür.     VgL  Autonomb  (Gcyac). 

Anonlnnng  a.  Dbpoaition,  Ordnung, 

Anorganiarh  rgL  Organbob,  Anpaaaung,  Panpajcbbaraa,  Hyfaaobmaa. 

Anpamanc    (Adaptation,     Adaption.    Akkomodation) 
Tlaiatalliiiig  oder   F-"lalmlmng  daa   VerbAhniaeea  dar 

Be- 
bt 

Verbindung  bleiben  können.  In  die  um  ■IbaaMbaiiin  Smaa  gibt  ea  ab»  A.  aobon  faa 
Anotganbcben.  Iraheeontbre  apricht  man  aber  ron  einer  biologiechen  A.,  einer 
Formung  der  Organbmen  im  VerbUtnb  rar  aatailbban  Umwelt  (a.  Milieu)  und  deren 
Lebenabedingungen.  Angepaßt  iat  ein  Organbaraa,  wann  er  ao  beachaffea  iat  und  ao 
funktioniert,  daß  er  in  einem  beetimmten  MUbu  ebb  ra  erbalten  rarmag.  Ja  nach 
der  Art  der  Erhaltung  iat  die  A.  mehr  oder  amiipr  vollkommen,  wobei  aber  auch 
die  mit  A.  zuweilen  verknüpfte  partial-nni  emä lalntgan  Enrerbungaa  ra  berück- 
aichtigen  aind.  Man  unteracbeidet  indirekte,  durah  Selektion  (a.  d.)  bewirkte, 
und  direkte,  unmittelbar  mit  dem  MUbu  xueammenh  tagende  A.  (A.  für  daa 
Müieu  —  A.  durah  daa  MUbu).  Paaair  iat  db  twangatnlWge,  ohne  Zutun  dea 
Organbmus  erfolgende  A..  aktiv  db  auf  eigener  Tätigkeit  deaaelben  beruhende  A.. 
db  ihren  Höhepunkt  in  der  Anpaaaung  der  Natur  an  db  Bcdürfnbae  und  Ziele  dea 


Anregbarkeitsbreite  —  Anschauung.  33 


Menschen  erreicht  (vgl.  Kultur).     Unter  funktioneller  A.  versteht  man  (Rotrx 
u.  a.)  die  A.  der  Organe  an  ihre  Funktionen  (vgl.  €*bung).    Die  Lehre  von  der  bio- 
logischen A.  haben  besonders  Lamarck,  G.  Saixt-Hilaire,  Ch.  Darwin,  Spencer 
begründet  (s.  Entwicklung,  Leben).  Vgl.  ferner  (die  unter  „Entwicklung"  aufgezählten) 
Schriften  von  Haeckel,  Weisma.kk,   Rorx  (Archiv  f.  Anatom,  u.  Physiol.,  1883 
Der  Kampf  der  Teile  im  Organismus,  1881),  L.  Plate  (D.  Selektionsprinzip,  1908) 
Pauly,  Reinke  (Einleit.  in  d.  theoret.  Biologie,  1901,  S.  lOöff.)  u.  a.,  ferner  Gold 
scheid    (Höherentwickl.    u.    Menschenökonomie,    1911,    S.    XVII  ff.),    Detto    (Die 
Theorie  d.  direkten  Anpass.),  Matzat  (Philos.  d.  Anpass.,  1904),  O.  Prochsow  (D 
Theorien  d.  aktiven  A.,  1910).    E.  Becher,  Naturphilosophie,  1914,  S.  394.  —  Vgl 
Mcnsterberg,    Die   Lehre   von  der  natürlichen  A.,    1885;   IL    L.    Sterx,   Monist 
Ethik,  1911,  u.  a. 

Physiologisch  ist  die  A.  die  Einstellung  von  Organen  an  bestimmte  Reize, 
z.  B.  der  Augenlinse  bei  verschiedener  Entfernung  der  Gegenstände  (vgl.  WrxnT, 
Grundz.  d.  physiol.  Psychol.  II«,  1910). 

Psychologisch  gibt  es  eine  A.  der  Sinnesfunktionen  an  die  Reize  (vgl.  Energie, 
spezifische),  der  Aufmerksamkeit  an  den  sie  auslösenden  Reiz. 

Logisch  oder  erkenntnistheoretisch  gibt  es  eine  A.  des  Denkens  (der  Be- 
griffe, Urteile)  an  die  Erfahrung  und  die  Tatsachen,  sowie  umgekehrt  eine  A.  des 
Erfahrungsmaterials  an  die  Formen  und  die  Gesetzlichkeit  des  Denkens,  des  Bewußt- 
seins. E.  Mach  betrachtet  die  Erkenntnis  als  „Anpassung  der  Gedanken  an  die  Tat- 
sachen", verbunden  mit  der  Theorie,  d.  h.  der  „Anpassung  der  Gedanken  aneinander". 
Die  instinktive  A.  wird  durch  die  Denkgewohnheiten  modifizierende,  methodische  A. 
ergänzt  (Populärwissenseh.  Vorles.  S.  231  ff. ;  Erkenntnis  u.  Irrtum,  S.  3,  163). 

In  den  „Anpassungen'*  (adaptions)  erblickt  Tarde  ein  universales  Phänomen 
(Die  sozialen  Gesetze,  1908,  S.  72 ff.).     Vgl.  Entwicklung,  Selektion. 

Anregbarkeitsbreite  ist,  nach  Offner  (Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  125  ff.) 
der  „Spielraum  für  direkt  die  Dispositionen  anregende  mehr  oder  weniger  adäquate 
Reize".     Vgl.  Disposition. 

Anschaulich  ist  das  unmittelbar  als  Einzelgegenstand  Gegebene,  Wahr- 
genommene im  Gegensatz  zum  Abstrakten,  Begrifflichen,  ferner  das  leicht  in  der 
Anschauung  oder  Vorstellung  Erfaßbare.  Nach  Kreibig  ist  a.  „eine  Vorstellung,  wenn 
sie  in  ihrem  Inhalte  alle  jene  Merkmale  zum  Bewußtsein  bringt,  die  bei  Erfassung 
des  Gegenstandes  als  eines  Dinges,  Vorganges,  Zustandes  oder  Ablaufes  der  Wirk- 
lichkeit vorhanden  sind".  Unanschaulich  ist  eine  Vorstellung,  „sofern  ihr  Inhalt 
bloß  einen  Teil  der  bei  einer  solchen  Erfassung  des  Gegenstandes  bewußten  Merkmale 
wiedergibt"  (D.  intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  28ff.).  Unanschaulich  heißen 
in  der  neueren  Denkpsychologie  solche  seelischen  Akte,  die  nicht  durch  Reproduktion 
erklärbar  sind  (vgl.  Denken,  Begriff).  Nach  Dessoir  ist  a.  das  Einzelne,  sei  es  seelisch 
oder  körperlich,  sofern  es  konkret  und  außerbegrifflich  bleibt  (Arch.  f.  systemat. 
Philos.  X,  1904,  S.  21).  Nach  Wcxdt  ist  ebenfalls  „alles  konkret  Wirkliche"  an- 
schaulich ;  a.  und  unmittelbar  ist  die  Erkenntnis  der  Psychologie  (s.  d.).  In  der  Ästhetik 
wird  „Anschaulichkeit"  bes.  in  der  Dichtung  gefordert.  So  von  Vischer,  v.  Hart- 
KLUra  u.  a.  Dagegen  Dessoir,  Th.  A.  Meyer.  Rötteckew  Vgl.  Mtli-er-Freien-fels. 
Psychologie  der  Kunst  I,  192 1*. 

Anschauung   (intuitus,  intuitio)  bedeutet   1.  die  Tätigkeit  des  Anschaue ns 
oder  der  Erzeugung  der  Anschauungsvorstellung;   2.   diese  selbst,   als  psychisches 
Gebilde,  die  Wahrnehmung  (s.  d.).    Die  A.  wird  dem  Begriff  gegenübergestellt  und  ist, 
Eisler,  Handwörterbuch.  3 


,">  1  AnSChSUUng. 

sofern  sie  äußere  A.  ist,  ab  die  ohne  Vermittlung  von 

Zusammenfassung  (Syntheee)  einer  M«Biilgf«lt%fcwit  tob  Iftndilinsn  in 

lieber  Ibstlmmllmil  so  definieren,  während  innere  A.  die  Rbhtaag  der 

samkeit  suf  die  eigenen  aoatbchen  Erbbnbse  bedeutet  (vgL  Wahrnehmung,  innere). 

Inhalt  und  Form  der  Anecbatnmg  sind  xu  unterscheiden  (s.  Anechenongefonrmn); 

die  reine  Aaachauiinfsform  eis  solche  wird  (von  Käst  u.  e.)  ab  „rem. 

Ober  die  „gebtige"  Anschauung  rgL  Intuition;  Aber  msthsssHhttbl  A.  TgL 


Daß  daa  Denken  (s.  d.)  von  der  A.  ausgeht,  lebren  AnororxLM  «ad  db  Scho- 
lastiker. Eine  slgani  Theorie  der  Anaiheatiaj  gtbt  Käst,  der  sb  vom  Denken  ■okerl 
unssrsohohbt  und  eie  der  „ReseptivitAt"  (a.  d.)  des  IbsuBsssiai  ntwoiei.    Wahrend 

ab  ainnlich.  auf  ..Affektionen*4,  denn  ab  enthiHen  nur  db  Art,  ..wb  wir  roe  Gegen- 
atlnden  affiliert  werden"  (Krit.  d.  rem.  Vem..  a  77.  88).  Db  A.  bt  „diejenige  Vor. 
»tHlung,  db  tot  aOem  Denken  gegeben  sein  kann",  db  Vorstellung,  „so  wb  ab  an* 
mittelbar  von  der  Gegenwart  de»  Osgenelsndaa  «Mi Ingen  warde",  eine  unmittelbar* 
und  einzelne  VoreteJJong.  durch  db  der  Oipastsnil  der  ffiheemliihi  gegeben  wird 
(Krit  d.  r.  Vem-,  8.  669;  Probgomena.  |8;  Kleine  Schriften  II«.  91:  Über  d.  Fortechr. 
d.  Metaphya.).  Db  A.  bt  nicht,  wb  db  1  iHinbbmr  mibis,  ehe»  „fvroorrono"  (e.  d.) 
vom  Uenken,  vom  Begjrifli  asas  eerenhieojen  uns  hann  für  steh 
verschaffen,  ao  unentbehrtbh  ab  fnr  dbae  bt«  „Dar  Veteasad 
niehta  ■nwenhiain.  «ad  db  Sinne  »wägen  nkhta  an  denken.    Nur 

(iaVU  aaf  attOQ  ^PwVHaaaMHaW  awaaaaaa  aaaTawMttttaUal  QBtsMMaaMBaaw         e^OsdawaaaaVB  OlULaV   UaaVaaM  I 

bar.  Aiwnhanansna  ohne  Begriffe  eind  bttnd"  (KriL  d.  r.  Venu  &  77). 

utdbA..  wenn  „Empfindung  darin  enthalten  bt"  oder  wenn  ebek 

•tand  durch  Kuurfutduiig  beabht"  (L  c  8.  48.  76).   Stoff  und  Form  (s.  <L)  der  A.  eind 

and  eaitlbhe  Ordnung  derselben.  Db  ^rerne"  A.  bt  db  4aeraJiaangef»WTn  (a.  d). 
db  „a  priori,  aooh  ohne  einen  wiihMohen  Oiganstsnij  der  Sinne  oder  Raipfhataag 
ab  eine  bloße  Form  dar  fwnnlbhaatt  ha  Oemate  stattfindet"  (L  c  8.  49.  76).  Db 
Grundbegriffe  das  Erkennen»  (Kategorien,  a.  d.)  haben  aar  in  ihrer  Anwendung  aaf 
db  A.  Geltung  und  Sinn.  -  Rein  idealistisch  faßt  db  A.  Fichte  auf.  nämlich  ab 
unbewußte  Produktion  aeitena  des  loh  (a.  d.)  infolge  eines  ^Anetoßea"  auf 
ina  Unendliche  gehende  Tätigkeit,  db  nach  innen  getrieben  wird  und  dann 
wirkt  (Grundleg.  der  geeamten  Wbaenaehaitabhre».  1802.  8.  964).  Db  A.  bt  ein 
„absolute*  Zusammenfassen  und  Übersehen  eines  Mannigfaltigen  vom  Vototelbn" 
(\VW.  I  2,  S.  7).  -  Entgegen  Kant  betont  Scaonanuca«  db  „Intrlbktualität"  der 
A.,  der  „primären  Vorstellung".  Sie  bt  eebon  „Erkenntnis  der  Ursache  aus  der  Wir- 
kung", enthalt  ein  unbewußtes  Urteil  (a.  Objekt);  ähnlich  Hslxboltx,  Ad.  Ficx. 
Ltaaaumr  u.  s,  —  Vielfach  betont  wird  db  Bedeutung  der  Anochamrng  von  Goaru, 
„Ohne  unmittelbares  Anschauen  begreife  ich  gar  nichts."  CsUsnaaLsl*,  Goethe.  1912. 
8. 177 ;  „In  dem  Auge  spiegelt  sich  von  außen  db  Welt,  von  innen  der  Mensch."  Cham- 
berlain,  ebda..  S.  407 ;  Wovor  nennt  A.  eine  Vorstellung,  db  sich  auf  einen  wirklichen 
Gegenstand  beabht  (Grunds,  d.  phys.  Psycho!.«,  I.  1910).  Db  „reine"  A.  u 
sebauung.  sofern  wir  uns  einen  beliebigen,  übrigens  rollig  homogenen  Inhalt  vorstellen ; 
sogleich  bt  ab  Begriff,  sofern  sich  mit  ihr  der  Gedanke  verbindet,  daß  statt  des  zur 
Vergegenwirtigung  der  Form  gewählten  Inhalts  ein  jeder  anderer  gewählt  werden 
könne  (Log.  I*.  1893—95,  S.  480).  Nach  H.  Cos»  ist  die  A.  nicht  Erkenntnis,  sondern 
nur  Erkenntnismittel  (D.  Prinzip  d.  Infinitesimalmethode,  1882,  S.  18 ff.);  seine  Er* 


Anschauung.  35 

kenntnislehre  geht  später  nicht  wie  die  Kants  von  der  A.,  sondern  vom  Denken  (s.  d.) 
aus.  Nach  Hussekl  gibt  es  „kategoriale"  Anschauungen  allgemeiner  Art  mit  eigenem 
Inhalt,  die  den  logischen  Formen  entsprechen  (Log.  Untersuchungen,  1900L).  — 
Höfleb  versteht  unter  A.  das  Auffassen  der  „Gestalt"  (vgl.  Gestaltqualität).  Vgl. 
Reitz,  Zur  Geschichte  u.  Theorie  d.  Anschauungsbegriffs,  1901;  K.  Dusel,  A.,  Begriff 
u.  Wahrheit,  1906;  W.  Schmied -Kobwakzik,  Raumansch.  u.  Zeitansch.,  Arch.  f.  d. 
gesamte  Psychol.,  Bd.  18,  1910;  Intuition,  Wissensch.  Beilage  der  Philos.  Gesellsch. 
zu  Wien,  1911,  S.  43 ff.;  Höffding,  D.  menschl.  Gedanke,  1911,  S.  48f.;  Natorp,  Die 
logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissensch.,  1910,  S.  277  (in  der  A.  wird  die  letzte 
wechselseitige  Durchdringung  aller  reinen  Denkleistungen  antizipiert).  Brod  und 
Welsch,  Anschauung  und  Begriff,  1913.  —  Vgl.  Intuition,  Anschauungsformen, 
Konstruktion,  Synthese,  Wahrnehmung,  Ästhetik,  Mathematik. 

Anschauung,  intellektuelle:  geistige,  übersinnliche,  unmittelbare  Er- 
fassung des  Wesens  der  Dinge,  der  absoluten  Wirklichkeit;  Schauen  des  (göttlichen) 
Intellekts,  der  über  den  Gegensatz  von  Objekt  und  Subjekt  hinausgehend,  das  Seiende 
so  erfaßt,  wie  es  an  sich  ist;  unmittelbares  Erfassen  des  geistigen  Produzierens.  Die 
„intellektuelle  Anschauung"  ist,  soviel  von  einer  solchen  beim  Philosophen  die  Rede 
sein  kann,  eine  Leistung  der  Einfühlung  (s.  d.)  in  die  Dinge,  der  Phantasie  und  des 
spekulativen  Denkens,  bzw.  der  Besinnung  auf  das  Wesen  der  eignen  Geistestätigkeit ; 
das  Resultat  solcher  Prozesse  ist  ein  „synthetisches  Schauen"  auf  Grundlage  von 
nicht  zum  Bewußtsein  kommenden  Operationen,  die  nichts  Mystisches  an  sich  haben. 

Ein  geistiges,  produktives,  die  Gegenstände  der  Anschauung  erzeugendes  Schauen 
besitzt  der  kosmische  Geist  (vovg)  nach  Plotin  (Enneaden  III,  8;  VI,  9,  3),  Gott 
nach  Augustinus  (Confessiones,  XIII,  53)  u.  a.  Nicolaus  Cusanus  spricht  von  einer 
„visio  intellectualis".  Kant  glaubt  an  ein  göttliches,  urbildliohes  Schauen  (De  mundi 
sensibil.  sct.  II,  §  10).  Intellektuell  ist  eine  nicht  auf  „Rezeptivität",  sondern  auf 
Selbsttätigkeit,  schöpferischer  Produktivität  beruhende  Anschauung,  „durch  die 
selbst  das  Dasein  des  Objekts  der  Anschauung  gegeben  wird"  und  die  nur  Gott  zu- 
kommen kann  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  72,  75,  685).  Unsere  menschliche  Anschauung 
ist  stets  sinnlich  und  bezieht  sich  nur  auf  die  Erscheinungen  (s.  d.)  der  Dinge,  nicht 
auf  das  Übersinnliche  (gegen  Eberhards  Lehre).  Schon  der  Nachfolger  Kants,  Fichte, 
nimmt  eine  int.  Anschauung  an  und  versteht  darunter  „das  unmittelbare  Bewußt- 
sein, daß  ich  handle  und  was  ich  handle",  „das,  wodurch  ich  etwas  weiß,  weil  ich  es 
tue"  (WW.  L  463);  sie  ist  die  Urquelle  der  philosophischen  Erkenntnis,  der  Rückgang 
auf  die  produktiv-synthetische  Funktion  des  Geistes  (s.  Ich).  Nach  Schelling  ist 
die  produktive  Anschauung  schon  intellektuell,  der  erste  Schritt  des  Ich  zur  Intelligenz. 
Unter  int.  A.  im  engern  Sinne  versteht  Schelling  das  Vermögen,  „uns  aus  dem  Wechsel 
der  Zeit  in  unser  innerstes  .  .  .  Selbst  zurückzuziehen  und  da  unter  der  Form  der 
Unwandelbarkeit  das  Ewige  anzuschauen"  (Philos.  Briefe  über  Dogmatismus  u. 
Kritizismus,  1796,  auch  in  den  „Philos.  Schriften",  1809).  Sie  ist  der  Punkt,  wo  das 
Wissen  um  das  Absolute  (s.  d.)  und  das  Absolute  selbst  eins  ist;  vermittels  ihrer 
schaut  sich  der  Geist  unmittelbar  als  das  Objekt  produzierend  an,  indem  er  produziert 
(Syst.  d.  transzendentalen  Idealismus,  S.  51).  Hegel  verwirft  diese  int.  A.,  spricht 
aber  von  einem  „übersinnlichen  Anschauen"  und  einem  „anschauenden  Verstand" 
(WW.  III,  328 ff.).  Gegen  die  Lehre  von  der  int.  A.  erklärt  sich  u.  a.  Schopenhauer, 
ohne  sich  allzuweit  von  ihr  zu  entfernen  (vgl.  Wille).  E.  H.  Schmitt  versteht  unter 
int.  A.  die  Anschauung  der  Erkenntnisformen  ab  konkrete  „Lebenswirklichkeiten 
unserer  Innerlichkeit".     Alle  Denkformen  sind  „Anschauungsformen  höherer  Art", 

3» 


'i>>  Anechsuungsfonnen. 


und  so  ist  •Ob  Wissenschaft  in  der  Intuition  begründet  (Kritik  d.  Philosophie,  1908, 
a  Stf..  164ff).  Eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  der  int.  A.  hat  dir  ..Intuition"  (a.  d.) 
hei  SrmotA,  Bebosos.  Hcssbbl,  Kbysbbuxo  (1 


1921».  S.  318)  u.  s.  -  VgL  Koni— platten,  Erkenntnis,  Mystik. 


\  n*c  li  a  uti  ii  je«  formen 
.Formen",  d.  b. 
•«baulich,  wahrnehmbar 


aaf 

und 

»wohl  der  Raum-  und  Zeitbegriff  ab  auch  die  ürundsntae  der  HHhiMtih  <■ 

Die  „Apriontat    (a.  d.)  der  ^  nrim-Bgalr  imin  tieft  in  der  „^■■■■■ngsaolaiHlg 

kait"  deraelben  «ad  in  der  Villi i »g,  daJ  an  f 9r  all«  mftglichs  Erf  sbrung 

in  gleicher   Uesettlichkeit  gslwa 
aar  Herstellung  objektiv** 


aus  dem  Flusse  dar  Eriebniaa»  hsrsasbsban. 
exakter  Nstunrhanatnb     Die  „Idealität"  (a.  d.)  da 
dad  sie  am  nioht  ab  „Dings  aa  nkh".  ab  ron  allem 


nie  ab  in  einer  Erfahrung  »barhaupt 

mit  dar  „Obbktbttat"  «aa  Raam  aad  San«  d,  h.  mit 

für  alle  Erfahrung  und  für  alle  (eadlkben)  Subjekte  (f*r  «inj 

welchea  ron  dar  Individnautat  dar  ElkaiMMixbii  unabhanp. 

Und  wann  nach  Raum  und  Zeit  nioht  BaeUmmlhsimn  dar  „Dings  aa  sich"  sind,  so 

hindert  doch  nichts,  anzunehmen.  daA  ihnen  im  absoluten,  vom 

bingigen  Sein  etwas  entspricht.  dsJ  in  diesem  ein  „Grand"  hegt,  dar  dt 

notigt.  die  Raum-  und  Zsitbsstbsmthsitsu  aasahsuend  und  denkend  so 

In  der  alteren  Philosophb  gelten  Raam  (s.  d.)  aad  Zeit  (a.  d.)  in  der  Regal  ab 
Beschaffenheiten  oder  Verhältnisse  dar  absoluten  Wirklichkeit  salbst  (AaisTOTBLB*, 
Stos.  Atomiatik,  Scholsatik.  Dbscabtbs,  Sttkosa.  Loras  u.  a.),  obwohl  hier 
und  da  auch  dir  Idealität  der  Zeit  gelehrt  wird.  Den  Raum  faßt  ab  blöde  Erscheinung 
Lxtaira  auf.  die  Idealitat  der  .\nachsuungsformen  lehren  BnooKK.  Ed.  Law.  Bubt- 
booob  (vgL  Cassibbb,  D.  Erkenntnisprobbm,  1908  f.).  Den  Begriff  ..Anschauungs- 
form"  prägt  aber  erat  Kamt  aus,  der  ab  auch  ab  „reine  Anschauung"  beseichneU 
Die  Form  (».  d.)  der  Erfahrung  ist  das,  was  macht,  „dal  das  Mannigfaltig*  dr 
scheinung  in  gewissen  Verhaltnissen  geordnet  sngsschsuet  wird".  Db  Farm  dar  An- 
schauung ist,  „das,  worinnen  «ich  db  Empfindungen  ordnen";  ab  kann  daher  nicht 
selbst  Empfindung  sein,  sondern  „muß  zu  ihnen  insgesamt  im  Gemute  s  priori  bereit 
Magen  und  daher  abgesondert  von  atter  Empfindung  können  betrachtet  werden". 
Raum  und  Zeit  sind  „nichts  ab  subjektive  Formen  unserer  sinnlichen  Anschauung", 
nicht  Bestimmungen  der  Dings  an  aich,  sondern  der  Erscheinungen  (s.  d).  für  welche 
ab  sber  allgemein  und  notwendig,  a  priori  (e.  d.)  gelten.    Waa  von  der  reinen  An- 


Anschauungsformen.  37 


schauung  des  Raumes  und  der  Zeit  gilt,  gilt  auch  für  die  anschaulich  erfaßten  Gegen- 
stände als  Anschauungsobjekte,  woraus  sich  die  strenge  und  objektive  Geltung  der 
mathematischen  Grundsätze  ergibt.  „Zeit  und  Raum  sind  demnach  zwei  Erkenntnis- 
quellen, aus  denen  a  priori  verschiedene  synthetische  Erkenntnisse  geschöpft  werden 
können  ...  Sie  sind  nämlich  beide  zusammengenommen  reine  Formen  aller  sinnlichen 
Anschauung  und  machen  dadurch  synthetische  Sätze  a  priori  möglich."  R.  und  Z. 
sind  Bedingungen  der  Sinnlichkeit  (s.  d.),  Formen  des  äußeren  und  (bzw.)  des  innern 
Sinnes  (s.  d.),  formale  Bedingungen  der  Erfahrungsgegenstände  (der  „Erscheinungen"), 
welche  notwendig  sind,  „welcher  Art  auch  unsere  Empfindungen  sein  mögen".  An- 
geboren (8.  d.)  sind  aber  die  Anschauungsformen  nicht  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  49ff.). 
Im  Sinne  Kants  lehren  Reinhold,  Beck,  Krug,  Fries,  Schopenhauer,  F.  A.  Lange, 
Liebmann  und  andere  Kantianer,  wobei  aber  Renouvier,  H.  Cohen,  Xatorp  u.  a. 
Raum  und  Zeit  nicht  als  Anschauungsformen,  sondern  als  „Kategorien""  (s.  d.)  be- 
stimmen. Xach  J.  Baumann  sind  die  Anschauungsformen  apriorisch,  in  ihren  Be- 
stimmtheiten aber  empirisch-objektiv  begründet. 

Objektive  (d.  h.  hier:  für  das  vom  Erkennen  unabhängige  Sein  geltende)  Be- 
deutung haben  sie  nach  Schleiermacher,  Beneke,  Trendelenburg,  Ueberweg 
(„das  gemeinsame  Resultat  subjektiver  und  objektiver  Faktoren"),  Fechner,  E.  von 
Hartmann  („transzendentaler  Realismus"),  Dühring  u.  a.  Objektiv  bedingt  sind 
sie  nach  Herbart,  Lotze,  J.  H.  Fichte,  Bolzano,  Mansel,  Spencer,  Riehl  (die  A. 
sind  zugleich  „empirische  Grenzbegriffe,  deren  Inhalt  in  gleichem  Grade  für  das  Be- 
wußtsein wie  für  die  Wirklichkeit  selber  gültig  ist",  D.  philos.  Kritizismus  I  2,  S.  73), 
Jodl,  Wundt,  Külpe,  Adickes,  Wentscher,  W.  Freytag,  E.  Dürr,  L.  Busse, 
Dorner,  V.  Kraft  u.  a. 

Gattungsmäßig  erworben,  individuell  angeboren  sind  die  A.  nach  Spencer, 
Lewes,  Ostwald,  J.  Schultz  („angeborene  Gewohnheiten  der  Seele"),  L.  Stein 
u.  a.  —  Die  empirische  Grundlage  der  A.  betonen  Herbart  („Reihen"  von  Empfin- 
dungen, deren  Ordnung  schon  in  und  mit  ihnen  gegeben  ist,  Metaphys.  1828 — 29,  II, 
411),  Beneke  (System  d.  Logik  1842,  II,  29),  Ueberweg,  Laas,  J.  St.  Mill,  Jodl 
(„Abstraktionen  von  der  uns  gegebenen  Wirklichkeit,  durchaus  auf  sie  bezogen  und  in 
ihrer  formalen  Beschaffenheit  für  jeden  Inhalt  unserer  Erfahrung  gültig,  ihrem  Inhalte 
nach  von  unserer  Organisation  abhängig",  Lehrb.  d.  Psychol.  II3,  1909),  Wundt. 
Xach  ihm  ist  die  Trennung  von  Form  und  Inhalt  der  Anschauung  nichts  Ursprüng- 
liches, sondern  dazu  führt  erst  die  „Konstanz  der  allgemeinen  Eigenschaften  der 
formalen  Bestandteile";  diese  Konstanz  beruht  auf  der  Unabhängigkeit  der  räumlich- 
zeitlichen Form  von  der  Veränderung  des  Wahrnehmungsstoffes.  Das  Apriorische  der 
A.  bedeutet  die  Unableitbarkeit  des  Spezifischen  derselben  sowie  die  ihnen  zugrunde 
liegende  Gesetzmäßigkeit  des  Bewußtseins.  Psychologisch  entstehen  die  A.  zugleich 
mit  der  Wahrnehmung  als  Ordnungen  des  Wahrnehmungsinhalts  selbst,  als  Ver- 
schmelzungsprodukte (Logik  1893—95,  I2,  S.  487 ff.;  System  d.  Philos.  1907,  I», 
S.  98 ff.).  Xach  Müller-Freienfels  sind  die  Anschauungsformen  Leistungen  des 
instinktiven  und  einfühlenden  Erkennens  (Irrationalismus  1922). 

Xach  E.  Mach  sind  die  A.  physiologisch  „Systeme  von  Orientierungsempfindungen 
welche  nebst  den  Sinnesempfindungen  die  Auslösung  biologisch  zweckmäßiger  An 
passungsreaktionen  bestimmen".  Physikalisch  sind  Raum  und  Zeit  „besondere  Ab 
hängigkeiten  der  physikalischen  Elemente  voneinander"  (Erkenntnis  u.  Irrtum,  1903 
S.  426).  —  Über  die  Relativität  von  Raum  und  Zeit  vgl.  Relativitätsprinzip.  Vgl 
Isenkrahe,  Idealismus  und  Realismus,  1883;  Baumann,  D.  Lehren  von  Raum,  Zeit 
und  Mathematik,  1868—69;  Döring,  Über  Raum  und  Zeit,  1894;  M.  Palagyl,  Xeue 


3^  Anechauungsnotwsndigkeit  —  Antagonismus 

Theorie  des  Räume*  and  der  Zeit,  1901  {Zaearnmen«e^örijckeit  von  Rem  and  Zeit; 
vgL  Ream);  H.  Mimuwm.  Raum  and  Zeit.  1009  (RelatiritAUprinrip:  die  Zelt  eie 
vierte  Ditnenrion);  O.  Ewald.  Rente  krit  Ide»u«maa.  1906:  R  Rmmion,  Philo*, 
d.  Erkennen*.  1911 ;  P.  Natobt.  D.  log.  Grundlagen  <L  exakten  Wmamooheftuu,  1910. 
8.  SOJff.  (Renn  und  Zeit  «ind  Voreneeetsamgei 
echeften  ergehen  rieh  rein  ao*  der  Forderange 
Ordnung  de*  Mit-  and  Keehotnendor);  rgL  Dum,  Ordnaag*k>hn 
Raum.   Zeit,  e  priori.  Mathematik.  Axiom.  Xatlrismua, 

An»rhaaiin*;«netwf  adlckett  —  nloht  min  1 
wendigkeit  —  heben  neoh  0.  Ltnuum  u.  a.  dm  i 


iet  der  Inhalt  indrridnell 
ParehoL«.  1907.  &  lUf  V 

Ab  elrh  {—»'*H4.  Ja  •»")  bedeutet  den  Oigsoaat*  cor  Reriebung  auf  ein 
Andere*,  de*  8ein  (Oed*ohtverden)  elnee  Etwa*  In  dornen  Unmittelbarkeit  and  8elb- 
stAndigkeit  *o  wi*  e*  fttr  rieb  besteht,  «einem  eigenen  Warna  neoh  (TgL  Platox. 
Pbeedo  78  D.  Ponnsnlrtoi  119  A;  Awstotol«.  Eth.  Nie.  I  S,  1099b  10;  die  Sehe 
U.tlker).  Nach  Hoobl  Im  alle*  sonaobst  „an  rieh".  In  dar  üiuaittetbarkeit  dar 
Potent  xa  einem  ImUmmh«  Sau  (*.  R.  als  Beb«  einer  PftonseL  dann  Jtfkr  stob"  ob 
Ebtseme*,  Gesondertes  and  endHeh  „*n  aad  fbr  atebM  •*•  nTimii^  AOir*"'" 
wickelte*,  ib  fflntill  In  ihn  ManaigfilUgaril  um  Riatlmmiiiswin  Ea  gibt  eine  „dhv 
lektmoh*'  (*.  d.)  amb  ooAfnrssndo,  dar  WaR  «agrande  Biosan1!  Vernunft  an  ahm.  De* 
Jümfebeein**  tot  da*  „Sein  dar  QoelitAt  *k  *olebeeM  (EnxykJopld.  |  91.  83).  -  Vor- 
echtodene  Phthmophon  apwehan  von  „Wahrhaften  an  rieh-  (*.  d-J,  *o  b**ood*r*  Rotv 
SAiro,  der  aoob  „Vorrtcthmgen  an  rieh"  annimmt 

Im  erkenn tnk4heoret*when  Stoma  bedaatot  daa  „An  aieh"  der  Dinge  iloitontojri. 
wo»  den  Eraeheinnngen  (a.  d.)  der  Dmge  ■agiaade  legt»  die  Friitmerl  aad  He- 
sehsffenheit  der  vom  Bewufkeein  oder  von  dar  Erkenntnis  uruhhlagigen  Wirklichkeit, 
•oweit  man  eine  eolebe  annimmt  Im  Vorbiltnto  xom  Phystochon,  dem  Sem  i 
„für  andere",  tot  da*  Psvehtoebe  (*.  d.L 
eine*  fremden  Erleben*,  Rewu6teein*  worden  kann,  relatir  ein  „An  *m"  (oder 
•tob  Sem")  der  Dmge,  wahrend  da.  aboolate  „An  rieh  8ein"  dar  Wirklichkeit  die 
Art  und  Webe  bedeatet  wie  diese  ab  anendBohe,  öberraumlicbe  and  öbeneiüiche 
Totalität  besteben  mag  (rgL  Fonts,  der  anter  „Sein  an  rieh"  daa  „ewige  Sem  bei 
Gott"  versteht;  Wiesen,  Glaube  and  **-*— g_  neae  Auogobe,  1906,  8. 6).  VgL  Ding 
an  sich.  Erscheinung.  Objekt,  Getot 

Aantreagam*;  tot  ..ein  mtenarvare*  Wollen,  mit  dem  sich  aber  sofort  die 
Gefühle  verbinden,  welche  die  höchste  Spannung  unserer  Moakeln  begfetten"  (8w- 
wabt.  Kleine  Schriften  1689.  IT*.  131).  Der  Regriff  der  Wiltonsanatrengong  („effort 
touIu")  spielt  bei  M.  D*  Bnux  eine  wichtige  Rolle  (TgL  Objekt).  VgL  Bat». 
and  Will  1869;  Lim.  Vom  Fühlen.  Wollen  and  Denken,  S.  121  f..  1907 
Psychol.  de  l'effort  1889;  A.  Sabatixb,  Philo*,  de  Teffort*.  1008;  Ja***,  PsvetoL 
1909,  S.  434  ff.    VgL  Kraft  Streben.  Wille. 

Antagoniamn*:  Widerstreit  Kampf. Oegensstx  xweler  Krtfte  oder  Faktoren 
physischer  oder  psychischer  Art«    Antagonismen  gibt  es  in  der  anorganischen  Natur, 


Antecedens  —  Anthropomorphismus.  39 

im  Organismus,  in  der  Seele,  in  der  Gesellschaft,  in  der  geschichtlichen  Entwicklung. 
Vgl.  Dühring,  Wirklichkeitsphilosophie,  1895.  Vgl.  Gegensatz,  Kampf,  Dualismus 
(religiöser),  Soziologie  (Kant). 

Antecedens:  das  Vorhergehende,  ist  im  Schlüsse  (s.  d.)  jede  der  beiden 
Prämissen  (s.  d.),  also  der  Ober-  und  der  Untersatz;  im  Beweise  (s.  d.)  ist  es  der  Beweis- 
grund; im  Geschehen  ist  es  die  Ursache.    Vgl.  Consequens. 

Antemundan  (ante-mundus):  vorweltlich,  vor  der  raum-zeithchen  Existenz. 
Vgl.  Präexistenz. 

Anthropologie:  Lehre  oder  Wissenschaft  vom  Menschen  (äv&gcoxog),  vom 
menschlichen  Leben  (physiologische  oder  somatische  und  psychische  A.);  sie  bildet 
jetzt  eine  eigene  (nicht  philosophische)  Wissenschaft,  deren  Ergebnisse  für  die  Psycho- 
logie und  Soziologie  von  Bedeutung  sind  (vgl.  Rasse). 

Kant  unterscheidet  „physiologische"  A.,  die  auf  die  Erforschung  dessen  geht, 
was  die  Natur  aus  dem  Menschen  macht,  und  „pragmatische"  A.,  die  dasjenige  unter- 
sucht, was  der  Mensch  als  freihandelndes  Wesen  aus  sich  selber  macht  oder  machen 
kann  und  soll  (Anthropol.  in  pragmat.  Hinsicht,  1798,  Vorwort).  Wesentlich  als  Art 
der  Psychologie  (s.  d.)  betreiben  die  A.  G.  E.  Schulze  (Psych.  Anthropol.  1819,  §  1), 
Fries  (Psych.  Anthropol.  §  1),  nach  dem  die  „philosophische  A."  die  Theorie  des 
inneren  Lebens  des  Menschen  gibt  (Neue  Kritik  d.  Vernunft,  1807,  I,  S.  34 ff.), 
Michelet  (Anthropol.  S. 4)  u.a.  Vgl.  Bxtbdach,  Anthropologie,  1846;  Planck,  A.  u. 
Psychologie,  1874;  Perty,  A.,  1873;  Th.  Wattz,  A.  d.  Naturvölker,  1859ff.;  Huxley, 
Zeugnisse  für  d.  Stellung  des  Menschen  in  der  Natur2,  1874;  A.  Bastian,  Der  Mensch 
in  d.  Geschichte,  1860;  J.  Ranke,  Der  Mensch2,  1893f. ;  D.  Folkmar,  Lecons  d'an- 
thropol.  philos.  1900;  Anthropologie,  herausgeg.  von  G.  Schwalbe,  Kultur  der  Gegen- 
wart III5  (enthält  Arbeiten  von  Schwalbe,  Mollison,  Hoernes,  Gräbner,  E.  Fischer), 
1920  u.  a.;  Archiv  f.  Anthropol.  1866 ff.;  Zentralblatt  f.  Anthropol.,  Ethnol.  und 
Urgeschichte,  1896 ff.  —  Vgl.  Rasse,  Eugenik,  Mensch,  Anthropologismus,  Soziologie. 

Anthropologismas  ist  1.  die  Ableitung  des  Religionsgehaltes  aus  mensch- 
lichen Anschauungen,  Wünschen,  Strebungen,  Idealen ;  so  insbesondere  bei  L  Fetjer- 
bach,  nach  dem  die  A.  das  „Geheimnis  der  Theologie"  ist  (D.  Wesen  d.  Christentums, 
Reclam,  S.  27);  2.  die  Auffassung  der  Erkenntnis  und  ihrer  Formen  als  spezifisch 
durch  die  menschliche  Natur  bedingt  (vgl.  Anthropomorph.).  So  ist  nach  Bäkenbach 
alle  Philosophie  menschliche  Philosophie,  die  Logik  eine  Lehre  von  der  „Wirkungs- 
weise der  Naturgesetze  des  menschlichen  Intellekts"  (Prolegomena  zu  e.  anthropol. 
Philos.  1879,  S.  272).  Vgl.  Daumer,  Der  A.  u.  Kritizismus  d.  Gegenwart,  1844;  Harms, 
Der  A.,  1845.  Vgl.  Humanismus  (F.  C.  S.  Schiller),  Homo  mensura-Satz  (Prota- 
GORAS).  Windelband  (Einl.  in  die  Philosophie,  1914,  S.  208)  braucht  den  Ausdruck 
Hominismus  in  ähnlichem  Sinne. 

Anthropomorpliisnins  (äv&Qco.-iduoQcpog)  ist  die  Auffassung  der  Dinge 
nach  Analogie  des  menschlichen  Wesens,  insbesondere  die  Vorstellung  von  Gott  (s.  d.) 
als  menschenähnlich.  Ein  „kritischer  A."  muß,  wenn  er  schon  das  Wirkliche  nach 
Analogie  des  im  Menschen  sich  darstellenden  Innenseins  (als  seelisch,  Leben  u.  dgl.) 
auffaßt,  von  den  besonderen  menschlichen  Zügen  absehen. 

Den  religiösen  A.  bekämpft  schon  der  Eleate  Xenophanes;  die  Menschen  stellen 
sich  ihre  Götter  menschenähnlich  vor.  Gegen  den  A.  wendet  sich  auch  besonders 
Spinoza,  auch  Kant,  der  einen  „subtileren",  „symbolischen"  A.  von  bewußt  analogie- 
haftem Charakter  zuläßt,  nach  dem  wir  uns  Gott  so  denken  können,  als  ob  er  ein 


1'  i  Anthroponomie         Antinomie. 

Wohlgefallen,  dura  Verstand  usw.  bitte  (Krit.  <L  rein.  Vera..  2.  A.  8.  587f.;  egL 
VAumron,  D.  Philos.  de*  Als  Ob.  1911).  —  Einen  „krrtiaehen "  A.  (ab  Asiresonag 
der  Dinge  nach  Analogie  de»  menachJkshen  Innenewine)  mrtonbai  Banns,  Pauukv, 
J.  Scbcltz.  L.  W.  Brav,  F.C.&  ScnUAn.«.  VgL  A.  Ltnnrr.  —  Dafi  der  Mansch 
du  „Msßailer  Dinge" ist.  lehrt  PaXffaooaas  (vgL  Erkennte*).  Dm  Anthrapomorphe 
unwrer  Ei  kenn  lab  betonen  in  rarecbiedener  Wein  Gosraa,  W.  JavuuM,  Rani, 
HL  Coanuua,  F.  C.  &  Berti  w.  Xrsrsacai,  Mavnunm  u.  a.  (vgL  Introjekthm). 
VgL  Kausalität,  Kreit.  Metapher.  Anthropopethiamus.  Introjektion. 

Anthrnp+netnsir  nennt  Ran  die  normativ  praktische  Pbiloaopbie  (WW. 
IX.  154). 

AnthrapoputhUmn«  (ej*e«Mre:rd#«M):  die  Auffassung  Gottea  ab  einea 
mit  menschlichem  Fahim  und  Wollen,  mit  Affekten  (*d*% )  das  Zorne*  oew.  bsharsrtee 

Anthroposophie:  MinmhaiisrbhiH  (egL  Zucmbbju*«.  Anthroposophie 
im  UmriB.  18«).     Ober  &  Bmnm  A.  vgL  Theoaopbie. 

AnthropotechniU  :       n  W.  Sraajt  für  Psvrhotecfcnik  (a.  d.)  vorgeacbU- 
sr  AnedradL    (Person  und  8acbe.  1917.) 

Anthrop^arntrfaeai  iet  Jene  Anaraavnng,  die  den  Menschen  jMfmaf) 
Zentrum,  sum  Mittstpwnkt  der  Weh,  sum  ffnitotol  der  8chopfang  macht  (vgl 
Zweeh).    Die  altere  Phiknophb  denkt  meist  a,  (beaondera  8oaam.  Csm.  Wourrk 

»tehendr.    Sofern  Kasrr  im 

A»r  Si'K<itifiin<r  rrhlirkt    rW>nkt  »r 

Anfleht  hon  (der/geW):  Gegraerdr.  nach  der  Lehre  der  Pytbagor«- 
der  Erde  gegenüber  mm  daa  „ZentrsJfeoer"  eich  hewagandir  Hlmisabhftrper,  der  die 
Zchniahl  der  Gestirne  volhnacben  aoll  (vgL  AubToTsxss.  Metaphvs.  I  5.  9Ma  10: 
Kai   tä  f*f4fU9m  umti  re*>  aefMin  Mm  s)#»  tlmmi  aueir,  fww  et  eWas  ft4r~r 
ra>e  pasueale  Im  teere  eandt^e  r^e  eWx**r«  sotofeir,  Da  conto)  II  13.  293a  20). 

Antilogle  (art,Xo7ia):  Widerepruch  (e.  d.).  imbeaondere  der  nach  Aneicht 
der  alten  Skeptiker  mögliche  Wkierepracfc  eo  Jedem  Desciagiuude  (**>*);  infolge 
dee  Umstände«,  das  die  Beweisgründe  einander  dm  (ikicb  gewicht  halten  aoDen 
{laoc9/rt,a  tAr  I6ymr).  hme  »ich  nicht»  Ober  die  Wirklichkeit  entacheiden  (Dbg. 
Leert.  IX,  108).    Vgl.  Skeptizismus,  leoethenie. 

Antilogi»ch  (amUoy^):  dem  Logwehen  zuwider,  ratgegengeaetit.  wider 
vernünftig,  widersinnig.  Eine  .. AntUogik"  besteht  nach  Bonn  in  der  Welt  (rgL 
Widerspruch). 

Antimorulinsnus:     Lehre,  die  gegen  die  (herkömmliche)  Moral  gerichtet 
metzsghb)  oder  d*a  Moralische  aufhebt,  umkehrt.     VgL  Amoraliach. 

Antinomie  (artirouta):  Widerstreit  rweier  Geaetae  („duarum  tognm 
contrarietas");  insbesondere  der  Widerstreit,  GegramU  swrischen  Verstand  und 
Anschauung,  begrifflichem  Denken  und  sinnlicher  Auffassung  (vgL  Stetigk 
endlich  der  Widerepruch.  in  den  der  Intellekt  beim  Zu -Ende -Denken  gewisser  Pro- 
bleme, die  er  weder  positiv  noch  negativ  ganz  befriedigend  erledigen  kann,  gelangt, 
bis  er  kritisch  die  wahre  Natur  dieser  Probleme  (des  Unbedingten,  Unendlichen. 
s.  d.)  erkennt  und  dann  aus  den  Widersprüchen  herauskommt  —  durch 


Antinomie.  41 

falscher  Fragestellungen  oder  durch   Besinnung  auf  die   Voraussetzungen  und  Be- 
dingtheit des  Erkennen?. 

Über  den  Ausdruck  „A."  vgl.  Goclex  (Lex.  philos.  S.  110),  Micraeltts  (Lex. 
philos.  Sp.  128:  „et  theologi  occupati  sunt  in  antinomüs  legum  et  scripturae  dilu- 
endis"),  Bonnet  u.  a. 

Der  Begriff  der  A.  findet  sich  schon  bei  ZnOH  von  Elea  (s.  Bewegung),  Platox, 
Aristoteles,  den  Skeptikern  (vgl.  Isosthenie),  Locke,  Collier,  Ploucqcet. 
Aber  erat  Kant  begründet  eine  eigene  Theorie  der  Antinomien,  eine  „transzen- 
dentale Antithetik".  Antinomien  sind  „Widersprüche,  in  die  sich  die  Vernunft  bei 
ihrem  Streben,  das  Unbedingte  zu  denken,  mit  Notwendigkeit  verwickelt,  Wider- 
sprüche der  Vernunft  mit  sich  selbst".  Sie  entstehen  dadurch,  daß  die  Vernunft 
in  ihren  „Ideen"  (s.  d.)  die  absolute  Totalität  der  Erscheinungen  fordert,  nach  dem 
Grundsatz:  „Wenn  das  Bedingte  gegeben  ist,  so  ist  auch  die  ganze  Summe  der 
Bedingungen,  mithin  das  schlechthin  Unbedingte  gegeben."  In  diese  A.  gerät  die 
Vernunft  „von  selbst,  und  zwar  unvermeidlich",  sie  beruhen  auf  einer  „natürlichen 
Täuschung",  weil  die  Vernunft,  die  auf  das  positiv  und  abgeschlossen  Unendliche, 
Unbedingte,  Absolute  abzielt,  die  Idee  der  absoluten  Totalität,  welche  nur  für  das 
Reich  des  „Ding  an  sich"  gelten  kann,  auf  die  Erscheinungen  desselben  anwendet, 
für  die  es  nur  einen  immer  weiter  gehenden  Regreß  des  Denkens  ohne  letzten 
Abschluß  geben  kann.  Berechtigt  ist  eben  nur  die  Forderung,  nirgends  in  der  Reihe 
des  empirisch  Gegebenen  und  Denkbaren  eine  absolute  Grenze,  bei  der  man  stehen 
bleibt,  anzunehmen,  d.  h.  die  Idee  des  Unendlichen  (s.  d.)  hat  nur  „regulative" 
(s.  d.)  Bedeutung.  Kurz,  Kant  löst  die  A.  durch  seinen  kritischen  Idealismus  auf, 
welcher  Ding  an  sich  und  Erscheinung  unterscheidet,  und  durch  den  Hinweis  darauf, 
daß  uns  die  Dinge  nur  im  Zusammenhange  und  Fortgange  denkend  verarbeiteter 
Erfahrungen  gegeben  sind,  nicht  aber  als  absolute,  nach  unten  oder  oben  abgeschlossene, 
endliche  oder  unendliche  Ganzheit.  Vier  A.  gibt  es  nach  Kakt,  zwei  „mathematische"' 
und  zwei  „dynamische"  A. ;  und  von  beiden  hat  die  Vernunftkritik  den  „dialektischen 
Schein"  (s.  d.)  aufzuklären.  Jede  A.  besteht  aus  einer  „Thesis"  (Behauptung)  und 
„Antithesis"  (Gegenbehauptung).  1.  A.:  Thes.  „Die  Welt  hat  einen  Anfang  in  der 
Zeit,  und  ist  dem  Raum  nach  auch  in  Grenzen  eingeschlossen."  —  Antithes.  „Die 
Welt  hat  keinen  Anfang  und  keine  Grenzen  im  Räume,  sondern  ist  sowohl  in  An- 
sehung der  Zeit  als  des  Raumes  unendlich."  2.  A. :  Thes.  „Eine  jede  zusammen- 
gesetzte Substanz  in  der  Welt  besteht  aus  einfachen  Teilen,  und  es  existiert  überall 
nichts  als  das  Einfache  oder  das,  was  aus  diesem  zusammengesetzt  ist."  —  Anti- 
thes. „Kein  zusammengesetztes  Ding  in  der  Welt  besteht  aus  einfachen  Teilen,  und 
es  existiert  überall  nichts  Einfaches  in  derselben."  —  Hier  sind  überall  Thesis  und 
Antithesis  gleich  falsch.  Die  Gegenstände  der  Erfahrung  sind  als  solche  nur  in  der 
Erfahrung,  nicht  an  sich  gegeben;  die  „Welt"  existiert  nicht  unabhängig  vom  Fort- 
oder Rückgang  denkender  Erfahrung,  also  weder  als  an  sich  unendliches  noch  als 
an  sich  endliches  Ganzes.  Ebenso  ist  die  Menge  der  Teile  in  einer  Erscheinung  weder 
endlich  noch  unendlich,  weil  „Erscheinung  nichts  an  sich  selbst  Existierend! 
und  die  Teile  allererst  durch  den  Regressus  der  dekomponierenden  Synthesis  und  in 
demselben  gegeben  werden,  welcher  Regressus  schlechthin  ganz  weder  als  end- 
lich, noch  als  unendlich  gegeben  ist".  —  3.  A.:  Thes.  „Die  Kausalität  nach  Gesetzen 
der  Natur  ist  nicht  die  einzige,  aus  welcher  die  Erscheinungen  der  Welt  insgesamt 
abgeleitet  werden  können.  Es  ist  noch  eine  Kausalität  durch  Freiheit  zur  Erklärung 
derselben  anzunehmen  notwendig."  —  Antith.  „Es  ist  keine  Freiheit,  sondern  alles 
in  der  Welt  geschieht  lediglich  nach  Gesetzen  der  Natur."     4.  A.:  Thes.  „Zu  der 


42  Antipathie  —  Antithese. 


Welt  gehört  etwae,  das  entweder  ab  Ihr  Teil  oder  flu»  Ureaehe  aha 

wendiges  Waaen  kt."  -  Antitb.  „Ee  exktkrt  überall  kein  schlechthin 

Weeen.  weder  fat  der  Weh,  noch  aofier  der  Welt,  ab  ihre  Ursache."  —  Hier  gilt 

überall  die  TheeJe  für  die  WbhJkhkait  an  akh.  die  Anüthaaia  für  die  Fil  lil ijiii, 

eo  daB  alao  beide  —  aber  aal  vetaohJadenem  Gebiete  —  wahr  amd.    In  dar  Kater 

Mal     lOPfrfrrtif     TOB     Ba^MO0iMUMMtt    emmVaffOekv    NOvVPML|bB0BHI%     mVOmaT    CDmom)    «MmUemmaH 

IMhafi  Im  an  akh  Seienden  nicht  am  (vgL  Kerns  HmA  Charakter).     Ebenen  Iat 
kam  (»ad  dar  Eil  Inlnangarilhi  abeohrt,  unbedingt;  aber  aa  kann  die  gaam  Rate 
maam  oarsa  man  **v  'ii,rn,  M-m  (vgL  loeej). 

Dia  .jLommmlm"  (vgL  Krit.  d.  rem.  Vera-,  a  J40«)  heben  Korr  in 
dar  Idealitat  von  Ramm  «ad  Zeit  »■■■■Uni  liiilnfmil  (rgL  aoe 
dar  Vernunft  P,  Vorrede),  Es  gibt  nach  Kavt  aoeh  ahm  A,  dar  utahUaubeo  Var. 
nanft  (rgL  GHabuMgkilt)  «ml  dar  Urteilskraft  (rgL  Gmehmack).  Nach  taors*. 
uon  amd  m  Kum  mathamaommm  Ast.  nr  dm  Antithesen  richtig,  nach 
Rnrournai  aar  dm  Thaaan  dar  Aat.;  nach  Wovor  amd  m  beeng  aoi  Ram  und 
Zeit  Tbeak  «ml  Aathhmm  gktmbereobtigt,  mdam  dm  mtni  auf  dm  Tramfimm 
(die  ToOmdem  üammmmmmL  dm  mmmm  aal  dm  Inflam»  (die  ■miilmiiWuH  ün- 
eodlichk.it)  «km  besieht  (Logik  IIP.  1906).  VgL  F.  EmuBor.  Kritik  d. 
A.- Lehre,  1888;  Paol  Honumi  (Dia  antrdkstmobe  8trakti 
1914.    Die  Antmomk  hm  Probmm  dar  QtMgkiH.  lil)  f  intakt  «atar  A.  swei  akh 


Im  V mal «an,  dm  ■■imamwlnli  und  unbaatraHbar  amd.  aber  im 

dm  Strafte  mm*  mg rli9  werden".  -  VgL  Unendlich.  Teilbarkeit, 

Cbaraktar,  Unbedingt,  Walt,  Idee,    Antinomiemut  nennt  WtVDELasVD  die  Lehre 
too  der  Dualität  rwkoben  Sem  and  8otma.   Dar  eebkktive  A.  bakaadat  akh  m  alkn 

^n.  aar  OBfeamve  a.  vermgt  am  uvhui  in 
IkhkarL  Za  dar  Tatmcba  dm  Wertem  gebort  aotaaadig  dk  DuatttAtdea 
«ad  dm  Wailablikjm     (BaL  in  <L  Phüoaophia,  1914,  &  int.) 


\ntipathir  (drti^ddfia):  enraammlMge,  matmktrra,  oft  eabamber  grond 
kma  Abneigung.  RraoT,  L'Antipethk  (in  „Problhmea  da  FayceoL  affaetfro",  1910). 
VgL  Sympathie. 

Aatt«*rl«emala  (eVtsaaefesaasc):  Weobaal  dm  Ortm  Im  atatig  erfafima 
Raum  (ABi8TOT«un  u.  a.). 

Ant  Iplcntaten  (oder  Vakukten)  hkBen  früher  dk  Anhinger  dar  Theorie 
dm  leeren  Räumen,  Im  Ogenaats  m  dm  „Pknkten". 

Antipaychologinmaa  e.  Pawchologkmm. 

Antintrephoa  (dmere^efe,  dar  Umkehrende)  iat  der  Name  efama  Trug« 
Schlusses,  dar  ina  Oegentefl  gewandt  werden  kann,  etwa  eo:  Euathloa,  ein  Schaler 
dea  Pbotago&as,  hat  mit  dkaem  ausgemacht,  er  werde  ihm  nach  Gewinnung  dm 
ersten  Prozesses  min  Honorar  voll  aussahkn.  Er  führt  nun  keinen  Prozeß,  zahlt 
nicht  und  wird  von  eeinem  Lahrer  verklagt,  welcher  erklärt:  Du  mußt  in  jedem 
Falk  bezahlen;  gewinnet  du,  kraft  unaerea  Vertrages,  vertierst  du,  infolge  dm  richter- 
lichen Verdikts.  Euathloa  erwidert:  Keineafalk  werde  ich  zshkn;  gewinne  ich.  kraft 
dm  Urteils,  verliere  ich,  laut  dea  Vertragea. 

Antithea«  (drti&tois)  i  Gegenbehauptung.  P.  Hontum,  Ober  dk  anti. 
thetische  Struktur  des  Bewußtseins,  1914.    Dk  antithetkehe  PnrtiineagSHlinnhiaat 


Antithetik  —  Aoristie.  43 


des  Kritizismus  beleuchtet  Liebert,  Wie  ist  kritische  Philosophie  überhaupt  möglich, 
1919.    Vgl.  Antinomie,  Dialektik,  These. 

Antithetik:  Aneinanderhaltung  von  Gegensätzen.  Nach  Kant  ist  A.  der 
„Widerstreit  der  dem  Scheine  nach  dogmatischen  Erkenntnisse  .  .  .,  ohne  daß  man 
einer  vor  der  andern  einen  vorzüglichen  Anspruch  auf  Beifall  beilegt".  „Tran- 
szendentale A."  ist  die  „Untersuchung  über  die  Antinomie  der  reinen  Vernunft,  die 
Ursachen  und  das  Resultat  derselben"  (Krit.  d.  r.  Vern.  S.  349).  Vgl.  Antinomie, 
Dialektik,  Widerspruch. 

Antitypie  (ävziTvxia  bei  den  Stoikern)  nennt  I/ktbniz  die  passive  Wider- 
standskraft der  Materie  (s.  d.). 

Antizipation  (anticipatio,  ngoZ^xins):  Vorwegnahme  einer  Sache,  einer 
möglichen  Erfahrung  (vgl.  Prolepse).  Unter  „A.  der  Wahrnehmung"  versteht 
Kant  einen  der  transzendentalen  „Grundsätze"  (s.  d.),  auf  welchen  alle  objektive 
Erfahrungserkenntnis  beruht,  und  zwar  eine  „Erkenntnis,  wodurch  ich  dasjenige, 
was  zur  empirischen  Erkenntnis  gehört,  a  priori  erkennen  und  bestimmen  kann". 
Antizipiert  können  nur  die  formalen  Bedingungen  der  Wahrnehmung  werden,  also 
die  „reinen  Bestimmungen  im  Raum  und  in  der  Zeit,  sowohl  in  Auffassung  der 
Gestalt  als  Größe".  Der  Grundsatz  der  A.  lautet:  „In  allen  Erscheinungen  hat 
die  Empfindung  und  das  Reale,  welches  ihr  an  dem  Gegenstande  entspricht,  eine 
intensive  Größe,  d.i.  einen  Grad"  (Krit.  der  reinen  Vern.,  S.  163 ff.).  Bei  Goethe 
geht  die  „Antizipation",  zunächst  eine  künstlerische  Begabung,  auf  seine  „innere 
Welt";  Simmel,  Goethe,  1913;  Hendel,  Kantstudien,  1920. 

Antrieb  (impetus):  Kraft-  oder  Bewegungsimpuls,  Tätigkeitsaufschwung 
bei  der  Arbeit  (s.  d.).     Vgl.  Kraft,  Leben. 

An  nnd  für  sich  s.  An  sich  (Hegel). 

Anvikshilti:  altindisch  (wörtlich  „die  auf  Prüfung  beruhende  [Wissenschaft]) 
Philosophie  im  Gegensatz  zu  Theologie  und  praktischen  Wissenschaften.  Vgl. 
Oldenberg,  Die  ind.  Phil,  in  „Kultur  d.  Gegenwart"  I,  5,  19132. 

Anzahl  s.  Zahl.  —  Nach  Renottvteb  und  E.  Dühbtng  spricht  das  „Gesetz 
der  bestimmten  Anzahl"  gegen  den  Begriff  einer  positiven  Unendlichkeit  (s.  d.). 
„Eine  jede  Anzahl,  die  als  etwas  irgendwie  Fertiges  gedacht  wird,  ist  eine  bestimmte, 
d.  h.  sie  schließt  den  Begriff  der  Unendlichkeit  aus.  Nur  das  Unfertige  in  der  Zahlen- 
anhäufung kann  auf  eine  Unendlichkeit  hinauslaufen;  denn  nur  zu  dem  noch  nicht 
Geendeten,  also  nicht  Vollendeten,  kann  noch  etwas  hinzukommen.  Eine  abgezählte 
Unzahl  oder  Unendlichkeit  von  Einheiten  wäre  der  völligste  Widerspruch"  (DÜHRrNG, 
Wirklichkeitsphilos.,  1895,  S.  5;  vgl.  dagegen  Fe.  Engels,  Herrn  Dührings  Um  wälz, 
d.  Wissensch.3,  1894,  S.  39f.). 

Anziehung  s.  Attraktion,  Materie,  Schwere,  Atom. 

Aon  {altov,  aevum:  die  unveränderliche  Dauer  eines  geschaffenen  geistigen 
Wesens)  heißt  bei  den  Gnostikern  (s.  d.)  jede  der  aus  Gott  hervorgehenden 
geistigen  Kräfte,  deren  Inbegriff  das  „Pleroma"  (s.  d.)  ist. 

Aoristie  (äogiazia) :  Unentsehiedenheit.  Nach  der  Lehre  der  älteren 
Skeptiker  (s.  d.)  läßt  sich  über  das  Wesen  der  Dinge  nichts  bestimmen  (ovöiv 
ögigeiv),  ist  alles  unbestimmt  (dögiara;  vgl.  Diog.  Laert.  IX,  104ff.). 


44  Apajoguch         Apodiktisch 

Apa»;oa;i»eh:  Unter  „Apegoge"  (änmymrf,  abdaetio)  imsssht  Auaro- 
Taxaa  die  Zm acafHiraHg  mn  Probbaoi  mb  ein  anderes,  einen  unsicnern,  rbeto- 
riechen  Schluß  aas  eine»  sicheren  Obersau  und  einem  Untcreeta,  der  nicht  ebber 
ist,  »her  der  Folgerung  en  Gewißheit  nicht  «ahmet  (AnaL  prior.  II  25.  69  e  20; 
TgL  Mictutxira,  Lex.  philo»..  8p.  2k  Apagogieeh  beifit  der  indirekte  Beweis 
(s.  d.)  aus  der  Falschheit,  Wkbiaiaalgkait  des  Gsgsntstb  einer  Behauptung  oder 
aus  der  Unwahrheit  aller  rhrbnkma  Annahmen,  die  an  Stelle  der  aa  hiwaisimba 
gemacht  werden  konnten  (Wtnror,  Logik  IIS,  1907,  8.  78flk 

Apathie  (dadeW):  Uneu^rmdbohkett,  QerwkBneegksit  (auch  als  patbo. 
logischer  Zustand);  Freisein  tob  Affekten  aad  l^denschaften.  Letstaraa  ist  ein  Ideal 
for die  Kynikcr.  Megariker.  Skeptiker  aad  besondere die  8toiker  (rgL  Affekt; 
TgL  Enxnrr.  Dboert.  III.  f.  4;  4,  9;  Snrace,  Epbt.  9k  in  gleichem  Mafie  auch  für 
Pbtlox,  Clemev»  AuuAaoaijroa,  Snaota,  Karr  (AnthropoL  |  73k  Vgl  Auraxie. 

Aprtraa   (aasige»,   den    Unbegrenate)   nennt    AyaxmaxDca    das    Prinaip 
(a>X<).  doa  Urgrund,  aas  dem  atts  Dinge  hiiiiiigagangen  send  aad  in 
A.   ist  qualitativ   unbestimmt,   unentstau 

Es  mnfitt  aad  beberrecht  allee  (aege/gese* 
xdrta  *vfi*(rd*).  DI»  Ftnmldinga  gehen  aus  ihm  durch  Aasacaaedaag  (4 
toeeg/eeeSHu)  berror  aad  kehren  hm  A.  zurück,  „um  au  büßen  far  ihr  Varechaiden 
nach  der  Zeitordnuag"  (4*44*m  /dg  «eVd  tlm»  aal  eVac»  rff  dlsafeg  aara  r^r 
red  rgeVe*  (df<ek  Der  Urgruad  mufi  uukignaH  eein.  damit  doa  Werden  sieh 
nicht  erschöpfe  (Diog.  Labt.  II.  1;  8tobaaaa  BcJog  L  IM« 
der  Voreokratiker*.  1908k     Das  A.  ist  entweder  ab  Oimiam 

(AaisToraxBa.  Met.  Mi.  I .  Rrnraa,  Tncantixan),  oder  aber  ab 

AmsaJof       ÄW      n       t  1 1    i    i  i       -l:_        Itsi  ■■■"  ifc  ■  —       ^h»*1tlll*n      i  ntsn*»-**      _**ek_l*~.** 
aal      wTf*IC  iW  II  i  .  *  1*   II     r  n  1 1 1  Ja. i  le*  Ji 

sind  (Zelle*,  Ueeebwbo  u.  a.;  rgL  WiXDaxauaD,  Cboch.  d.  Philo**,  1910k  — 
Bei  Platos  ist  (wie  bei  dea  Pythagoreern)  laeigse  das  Uahattlmmte.  Nicht 
Bebada,  dea,  nach  Platox.  erat  durch  db  Begrenzung,  Btalimmung  (*/•*>)  zum 
Seienden  wird;  auch  in  den  Ideen  (e.  d.)  gibt  ea  ein  Inmeos-  (TgL  Aaurroraxjsa, 
Met  I.  6;  Xatobt.  Platos  Ideenlehre,  1903k 

Apaaate  (Afasta,  Sprachlosigkeit):  1.  Uater  A.  reretehen  db  Alteren 
8keptiker  (s.  d.)  db  Enthaltung  (/*eX<)  tob  jeder  heatimmten  Aaeeage  aber  dea 
unerkennbare  Wesen  dar  Dinge;  man  könne  stete  aar  eagen:  ea  schämt  so,  nicht: 
es  ist  so  (Sext.  Empir..  Advera.  Matbem.  I.  12,  13k  —  2.  Unter  pathologieeber  A. 
ist  tu  verstehen  ab»  Störung.  Hemmung  dar  Sprachfihigkeit  bei  UnremehrtheH 
dea  Artikubtkmamediaabmaa,  aar  durch  Störungen  ha  Gehirn  bedingt.  Ei  gibt 
verschiedene  Grade,  Auedehnungen  und  Arten  der  A..  insbesondere  motorische 
(Innervation»-,  etaktiacbe)  und  sensorische  (amneetieche)  A..  bei  welcher  db 
Erinnerung  an  db  Bezeichnung  der  Gegenstande  fehlt.  VgL  KtranutTL.  D.  Störungen 
d.  Sprache.  1885;  Ca.  Bastia»,  Über  Aphaab.  1902;  Wubdt.  Grda.  d.  phya.  Psycbol. 
1*.  1908,  >  365f.;  Bbbgsox.  Mauere  et  memoire,  deutach  1908;  Gctxbaxx. 
Kongr.  f. experim.  Psych..  1914;  Jasraas,  Allgemeine  Psychopathologie.  1920*.  D 
FaÖBBS,  Exp.  Psychol.  II.  25,  1920.   —  VgL  Wortblindheit,  WorUaubh. 

Apodiktik  (aawBeanmei):  Wissenschaft  der  Beweisgrunde;  W.  tob  den 
letzten  Gründen  dea  Wissens  (Bocrawn,  Apodiktik  1799,  I,  6,  29k 

Apodiktisch  (<LT*V*e«f«>.  Beweis):  unumstößlich,  unbedingt,  streng  not- 
wendig.   A.  ist  ein  Urteil  von  der  Form:  S  muß  P  sein,  ist  notwendig  P  (TgL 


Apokatastasis  —  Apologeten,  45 

lität).  —  Nach  Kant  sind  die  mathematischen  Axiome  (s.  d.)  apodiktisch,  an- 
schauungsnotwendig, „mit  dem  Bewußtsein  ihrer  Notwendigkeit  verbunden1*.  Da 
Erfahrung  (s.  d.)  keine  strenge  Notwendigkeit  gibt,  so  können  die  mathematischen 
Axiome  nicht  empirisch  sein,  sondern  gründen  sich  auf  die  Apriorität  (s.  d.)  der 
Anschauungsformen  Raum  und  Zeit. 

Apokatastasis  {änoxardcnaoic;):  1.  Wiederherstellung  der  Seelen  in 
deren  Einheit  mit  Gott;  Wiederbringung  derselben  am  jüngsten  Tag  (Ortgenes, 
De  princip.  III,  1,  3;  Minccitts  Felix,  Octavius  c.  34,  9).  2.  Periodische,  ewige 
Wiederkunft  alles  dessen,  was  gewesen,  aller  Dinge,  Personen,  Zustände,  Begeben- 
heiten, in  immer  wiederkehrenden  Welten,  im  ewigen  Kreislauf  des  Geschehens. 
Eine  solche  Annahme  findet  sich  bei  den  Pythagoreern,  Heraklit,  den  Stoikern 
(vgl.  Ekpyrosis)  u.  a.,  später  bei  Blanqui  (L'eternite  par  les  astres,  1871),  G.  Le 
Bon  (LThomme  et  les  societes,  1878),  Bahnsen  u.  a.,  besonders  bei  Nietzsche, 
dessen  Lehre  von  der  „ewigen  Wiederkunft1'  züchtend  wirken  soll,  indem  die  Schwäch- 
lichen diesen  Gedanken,  daß  alles,  also  auch  das  Leiden,  immer  wiederkehren  soll, 
nicht  ertragen  können.  Zugleich  ist  diese  Lehre  für  Nietzsche  ein  Ersatz  für  den 
Unsterblichkeitsglauben,  ein  Ausfluß  seiner  stärksten,  heroischen  Bejahung  des 
Lebens  mit  allen  Freuden  und  Leiden  desselben.  Die  Zeit  Ist  unendlich,  aber  nur 
eine  endliche  Anzahl  von  Kombinationen  der  Kraft,  deren  Maß  begrenzt  ist,  i*t 
möglich.  Alles  kehrt  wieder;  hätte  die  Welt  ein  Ziel,  es  müßte  schon  erreicht  sein. 
Die  Welt  ist  ein  Kreislauf,  der  sich  unendlich  oft  bereits  wiederholt  hat.  eine  feste 
Größe  von  Kraft,  „ewig  sich  wandelnd,  ewig  zurücklaufend,  mit  ungeheuren  Jahren 
der  Wiederkehr",  eine  „dionysische  Welt  des  Ewig-sich -selber- Schaffens,  des 
Ewig-sich-selber-Zerstörens"  (vgl.  WW.  Nil,  XV;  Horneffer,  Nietzsches  Lehre 
von  der  ewigen  Wiederkunft,  1909).  Nach  Riehl  „könnte  eine  und  dieselbe  Kom- 
bination von  Energieformen  auf  unendlich  vielen  Wegen  erreicht  werden  und  un- 
endlich verschiedene  Folgeerscheinungen  nach  sich  bringen'1  (Zur  Einführ,  in  die 
Philos.  S.  231). 

Apollinisch  -  Dionysisch  (nach  den  Göttern  Apollon  und  Dionysos): 
ein  Gegensatz,  der  im  Denken  Nietzsches  eine  Rolle  spielt.  Er  unterscheidet  zu- 
nächst die  Kunst  des  Bildners  als  apollinische  von  der  unbildlichen,  dionysischen 
Kunst  der  Musik,  auf  zwei  verschiedenen  Trieben  beruhend,  die  zuletzt  „das  ebenso 
dionysische  als  apollinische  Kunstwerk  der  attischen  Tragödie"  erzeugen  (vgl. 
Tragisch).  Jeder  Künstler  ist  entweder  „apollinischer  Traumkünstler11  oder  „diony- 
sischer Rauschkünstler"  oder  beides.  Der  apollinische  Trieb  geht  auf  das  Beschau- 
liche, Maßvolle,  Geordnete,  der  dionysische  auf  das  Kraftvolle,  Leidenschaftliche, 
Heroische,  Schöpferisch-Zerstörerische  des  Lebenswillens  (Die  Geburt  der  Tragödie 
aus  dem  Geiste  der  Musik,  WW.  I).  Dionysisch  ist  die  Bejahung  des  Lebens  trotz 
aller  seiner  Schmerzen  und  Leiden,  die  Lust  des  Ewig-sich-selber-Schaffens  und  des 
Ewig-sich -selber-Zerstörens  (vgl.  Apokatastasis,  Leben).  Vgl.  H.  Spitzer,  Die  Ver- 
teilung des  apollinischen  und  dionysischen  Moments  in  den  Künsten,  Zeitschrift 
für  Ästhetik,  I.  Bei  Spengler  ist  das  Apollinische  Wesenscharakter  der  antiken 
Kultur  und  ist  vor  allem  dem  „Faustischen"  entgegengesetzt.  (Untergan_ 
Abendlandes,  1917.)  Die  psychol.  Grundlagen  der  apollinischen  Haltung  unter- 
sucht Müller-Freienfels,  Psychologie  der  Kunst  I,  1921-. 

Apologeten  (äxoJ.oyeio&at,  verteidigen),  christliche,  heißen  die  Ver- 
teidiger des  Christentums  gegen  die  Angriffe  heidnischer  Autoren  und  der  Nicht- 
christen  überhaupt;  sie  sind  zum  Teil  von  stoischen  und  neuplatonischen  Lehren 


V,  Aportm  —  Apperzeption. 

beeinflußt.  Zu  ihnen  gohBmn  Tatlax,  Qcadeatcs,  Jusrnrcs,  Atxxj«aoo«as, 
TxaonoLoe,  Hninii,  Ukxakcs,  HirroLTTcs,  Morocrcs  Fkux,  Tnrvuuüui 
u.  a.  (um  120-250  n.  Chr.).    VgL  Haxxack.  Dngmeisjoi  «Jahn  I»,  8.  4M  ff. 


Aportm  (An6fif»m):  logische  Schwierigkeit;  nach  Axmtotxlxs  «in  dia- 
kdrtisober  Wkiersprochsscbiuß  (Top.  VIII  11.  162*  17). 

Apwrttiker  (e^nafftiae/):  ein  Keine,  den  rieh  die  alten  Skeptiker  (e.  d.) 
beilegten  (Diog.  Leen,  prooem.  16). 

Apwrlc  («***/«):  Zweifel,  Schwierigkeit  in  einem  Problem,  auch  metho- 
dieob  aufgestellt  ele  Einwand  gegen  eine  ITihiiejIeut  (TgL  Platox,  Apok>g.  SS  A; 
AxoroTXLxe,  Pbvs.  I,  S.  18öb  11). 

A  pe>et*rUri  e.  A  priori. 

Appnrenn  s.  Erscheinung. 

ApperxeptUa  bedenlet  allgemein  die  neeondeie,  bewußte  Pifsssimg 
eines  Inhalts,  die  *-»»rl>-~  einte  Inhalte  in  den  Besitsstand  de*  Iweeimelm  Der 
Begriff  der  A.  b*t  vereehicdenen  Inhalt  engenommen.  und  eo  wird  beute  unter  A. 
beid  dee  verstanden,  wen  enden  „Aorimflertnn"  (e.  d.)  nennen,  beld  wiederum  das, 

InbeJte  durch  die  euf  ihn  gerichtete  Anfnmritaemkait  (s.  d.),  im  Untereohiede  von  der 
Porosption  (e.  <L).  dem  Erleben  schlechthin.    Die  A.  geht  entweder  von  einem  mit 
einer  VoreteDnng  rieh  tw  bindenden  ehmemen  Streben  (Trieb)  eoe  Upeeriee 
oder  eher  vom  eigentoonen  wuien  („aktive    A.).    Dm  Apperripierte  iet  dm  jeweilig 
em  klarsten  Bewußte,  ee  hegt  gmohonm  im  „ iwieaptinlr t    dee 
•  iunh    <l«'n    Willen    l»*«ummti 
aosgeseichnet,  ■wgewltilt,  fixiert 

Verbindungen  (s.  d.).  Im 
(s.  d.),  in  der  Pheateeiethrigkeit,  hm  sweekbewuBten  Hendeln  ist  die  akute  A.  ron 
fundementeler  Bedeutung;  beteiligt  ist  die  A.  bei  der  Analyse  und  flruthm,  beim 
Vergistoben  «ad  Bsrishsn,  bei  der  Bildung  ron  Begriffen,  Urteilen,  flohltsiiii  usw. 
Die  ektire  A.  ist  eh»  Funktion  des  loh,  der  nenumlirierten  Einheit  dee  ui  Ebenda« 

Wenn  euch  dee  Apperxipieren  eis  enfmeritsemee  Erleben,  Dsmertsn  eines  InbsJu 
eohon  froher  bekennt  wer,  so  bei  doch  erst  Lkxbxiz  den  Begriff  der  A.  siisgshlkwit. 
Unter  A.  versteht  er  die  (bloB  den  höheren.  menechUohen  u.  a.  Seelen  eigene) 
reflexive  Erfeesung  dee  inneren  Zustendee  der  „Monade"  (s.  d.),  dee  Erlebnisses 
derselben  („oonnsisssnee  reflexive  de  est  «et  Interieur"),  die  mit  Aufmerksamkeit 
und  Qedichtnis  verbundene  Vorstellung,  zugieieb  die  Erhebung  einer  VoreteUnng 
ins  Selbstbewußtsein,  dee  selbstbewuBto  Erfseeen  eines  Inhalts.  Die  A.  ist  eine 
bewußte,  eis  Ich-Erlebnis  bewußte  Pereeptioo  (s.  d.)  von  besonderer  Klarheit  (Soor. 
Essais  II.  K.  9,  §4;  Monadolog.  30;  vgl  Hauptechriften,  Philos.  BibL.  Bd.  II.  4251., 
4391.).  Ähnlich  Cm.  Woltt  (PsychoL  empir.  825).  Txtxxs  versteht  unter  einer 
epperripierten  eine  „beachtete"  Vorstellung. 

Kamt  versteht  unter  „empirischer"  A.  das  wandelbare,  seinen  Inhalt  wech- 
selnde Ichbewußtsein,  „das  Bewußtsein  seiner  selbst,  nach  den  Beetimmungen 
unseres  Zustendee  bei  der  inneren  Wahrnehmung",  den  „innern  Sinn"  (vgL  Wahr- 
nehmung).  Von  dieser  empirischen  ist  die  „reine"  oder  ..traneeendentale"  A.  (s. 
den  nächsten  Artikel)  tu  unterscheiden,  die  „durchgingige  Identität  seiner  selbst 


Apperzeption.  47 

bei  allen  möglichen  Vorstellungen",  das  „ursprüngliche  und  notwendige   Bewußt- 
sein der  Identität  seiner  selbst"  (Krit.  d.  rein.  Vern.  S.  121  ff.). 

Eine  neue  Bedeutung  bekommt  das  Wort  „A."  bei  Hebbabt.  Er  versteht 
unter  A.  die  Aufnahme  und  Beeinflussung  von  Vorstellungen  durch  andere,  besonders 
durch  Gruppen  anderer  („Apperzeptionsmassen"'),  die  mit  jenen  verschmelzen. 
Neue  Vorstellungen  werden  apperzipiert  (angeeignet),  indem  „ältere  gleichartige 
Vorstellungen  erwachen,  mit  jenen  verschmelzen  und  sie  in  ihre  Verbindungen  ein- 
führen" (Psychol.  als  Wissenschaft  II,  §  125;  Lehrb.  d.  Psychol.  S.  32f.).  Auf  der 
A.  beruhet  alles  Verstehen,  Erkennen,  Lernen,  alles  in  Beziehung  Setzen  von  Vor- 
stellungen zum  erworbenen  Schatze  an  Einsichten,  alle  Deutung,  alles  Begreifen. 
Eine  Fortbildung  erfährt  die  Herbartsche  A.-Lehre  durch  Steinthal,  welcher 
identifizierende,  subsumierende,  harmonisierende,  disharmonisierende,  auch  „schöpfe- 
rische" A.  unterscheidet  (Einleit.  in  d.  PsyehoL  u.  Sprachwissenschaft2,  1881). 
Ahnlich  denken  über  die  A.  Lazarus,  B.  Erdmann,  nach  welchem  die  Apperzep- 
tionsmasse als  „erregte  Disposition"  wirkt  (Vierteljahrsschrift  f.  wiss.  Philos.  X; 
vgl.  Wiedererkennen),  Vathinger  (D.  Philos.  des  Als-Ob,  1911),  Jerusalem,  der  auch 
von  einer  „fundamentalen  A."  spricht  (s.  den  nächsten  Artikel),  Jodl,  Stout,  Avk- 
narius  (Philos.  als  Denken  der  Welt  gemäß  dem  Prinzip  des  kleinsten  Kraftmaßes, 
1876;  2.  A.  1903)  u.  a.  Vgl.  Willmann,  Empir.  Psychol.  1904;  Hagemann-,  Psychol., 
8.  A.  1910. 

Eine  weitere  Entwicklungsstufe  erreicht  der  Apperzeptionsbegriff  bei  Wundt. 
A.  ist  der  einzelne  Vorgang,  durch  den  ein  psychischer  Inhalt  zu  klarer  Auffassung 
gebracht  wird,  die  Erhebung  eines  Inhalts  in  den  „Blickpunkt  des  Bewußtseins" 
(durch  die  Aufmerksamkeit,  s.  d.),  während  das  bloß  „Perzipierte"  das  „Blickfeld" 
des  Bewußtseins  ausmacht  (Grundriß  d.  Psychol.5,  S.  249ff.).  Die  A.  ist  der  Vorgang 
der  Bewußtseinssteigerung  selbst,  nicht  ein  gesondertes  Seelenvermögen;  physio- 
logisch entspricht  ihr  ein  Hemmungsprozeß,  durch  den  das  Klarwerden  anderer  als 
der  fixierten  Eindrücke  verhindert  wird;  es  gibt  ein  (vielleicht  im  Stirnhirn  lokali- 
siertes) „Apperzeptionszentrum"  (Grundz.  der  phys.  Psychol.  1903ff.,  I5,  320ff.). 
Unvorbereitet  oder  passiv  erfolgt  die  A.,  wenn  der  neue  Inhalt  sich  plötzlich  und 
ohne  vorbereitende  Gefühlswirkung  der  Aufmerksamkeit  aufdrängt;  vorbereitet  oder 
aktiv,  wenn  die  Aufmerksamkeit  schon  vor  dem  Eintritt  des  neuen  Inhalts  auf  ihn 
gespannt  ist,  wobei  ein  Erwartungsgefühl  besteht,  das  schließlich  durch  ein  Tätig- 
keitsgefühl abgelöst  wird  (L  c.  S.  260).  Die  passive  A.  ist  eine  Triebhandlung,  die 
aktive  eine  Willenshandlung,  die  au3  einer  Mehrheit  von  Motiven  hervorgeht.  Die 
aktive  A.  hegt  aller  geistigen  Tätigkeit  zugrunde  (vgl.  System  d.  Philos.  II3,  1907, 
S.  140ff.).  Reine  A.  ist  die  von  allen  Inhaltsbestimmungen  unabhängig  gedachte 
A.,  der  reine  Wille  (s.  d.);  sie  ist  in  der  Erfahrung  nicht  anzutreffen,  wohl  aber  die 
Bedingung  zur  Erfahrung,  und  als  eine  solche  Tätigkeit  ist  sie  das,  was  Kant  die 
transzendentale  A.  nennt  (1.  c.  P,  S.  377).  Ähnlich  wie  Wundt  bestimmen  die 
A.  Külpe,  K  Lange  (Über  A.2,  1906),  O.  Staude  (Philos.  Studien  I,  149 ff.),  Hell- 
fach,  G.  Villa  u.  a.  Nach  Tbl  Lipps  ist  die  A.  die  „Heraushebung  des  apperzi- 
pierten  Gegenstandes  aus  dem  allgemeinen  psychischen  Lebenszusammenhang". 
Objektiv  bedingt  ist  die  A.  als  „Forderung"  des  Gegenstandes  und  Erfüllung  des 
Anspruches  derselben  (Leitfaden  d.  Psychol.,  S.  83 ff.).  Die  A.  ist  die  Grundlage  der 
Einheiten  (s.  d.)  und  Relationen  (s.  d.).  Eine  „unbewußte"  psychische  Tätigkeit 
ist  die  A.  nach  E.  von  Habtmann  (Moderne  Psychologie,  1901,  S.  140).  Vgl.  Volk- 
mann, Lehrbuch  d.  Psychol.4,  1894—95;  Jodl,  Lehrb.  d.  Psychol.  1909,  II3,  86ff.; 
N.  Ach,  Die  Willenstät.  u.  das  Denken,  1905  (experimentell);  Müller- Fbeienfels, 


tf 


Den  Denken  und  die  Phantaeie.  1016  (betont  die  Beteingung  ewtorieohoc  Pro  mm 
und  der  Gefühle);  Zin»,  Leitfaden  <L  pbys.  PsycboL*.  1803,  &  174«..  9.  A.  1011 
(gegen  Wovor);  Koora,  Zar  Analyse  <L  Appmssptinnstmgitftss,  1983;  Lüdtkk. 
Krit.  Geschichte  d.  Api>ereeptiouehegr..  1911  (Z.  f.  Philoe.).  -  VgL  Aarnmeheem. 
keit,  Bewußtsein.  Klarheit,  Einheit,  Wille.  Denken.  Relation,  PereonHihathm. 

Apperzeption,  fundamentale  e.  den  nlrhstoa  ArtikeL 

Appcraeptlem,  reine  oder  transzendentale,  let  nach  Karr  die  iden- 
tiache,  ursprüngliche,  rein  formale  Einheit  den  irfcsanindi  n  Bewußtseins  sl  - 
bedingung,  oberete  Quelle  auch  aUer  objektiv  ^ynthstiecbeu.  d.  h.  dea  Erfshrnnga- 
material  tu  einhehiirhen  Znaeinmenhanfen  isikniumndsn  Einheit  (a.  <L).  Im  Unter- 
schiede von  dar  eiapirischen  „A"  (a.  d.)  ist  die  „traneaendeatals"  oder  „reine"  oder 
„tirsprnnglicbe"  A.  eine  der  Erfahrung  (logisch)  niisngaiiiiisi  efc  erat  möglich 
machende  Bedinge  ng,  alt  ubimwi  „Grund  der  Einheit  dea  Bswutaaaias  in  der  Syn- 
theo»  dea  Msiwlgfslllpn  aller  imiiiii  Anerhauungen.  mithin  auch  der  Begriffe 
der  Objekte  überhaupt,  folglich  aach  aller  fligsnsllads  der  Erfahrung".  8»  iet 
dea  ..reine,  uispr  angliche,  unwandelbare  BewuAtaein",  worauf  in  BeeJshung  alle 
Voreteliung  von  Giganstlnimn  und  alle  objektive  Einheit  (auch  die  räum  seitliche) 
Im.  Allee  Mianlgfslrtgs  der  Anechauung  besieht  sieh  auf  das  „Ich 
In  einem  Hinl'vh  tiliPitn-Hn  Subjekte;  den  Ilseeßmsm  „Ich  denke" 
»  Voretsllungen  bsghdian  können  und  ist  in  alle m  Erkennen  ein  and  den»' 
Dea  „stehende  und  bleibende  Ich"  der  reinen  A  Ist  dea  Korrelat  aUer  unserer 

mflgftohor  nswltssleslrmsrw.  so  daß  alle*  Bewußtsein  n  einer  ..all 
einen  Apperseptiou  gehört"  (Krit.  d.  rein.  Vera.  8.  Die 

Identität  (s.  d.)  des  reinen,  formalen,  gttoheo  8eIbstbewuBtaeins  ist  die  Vorana 
setaung  der  MftgHnhbok  sinhsitiohsr  Bit— toh  and  objektiver  Einheit; 
erfahrbar  ist  nur.  was  sur  Einheit  (e.  d.)  der  trenne.  Apperaeption  verknep 
werden  kann.    Anderseits  kommt  die  Identität  dea  Bewußtseins  im  VorateUen  nur 
dadurch  sustande,  daß  ein  Ms nnlgfs Herne  ilnbartHrh  In  einem  Bawußtsoin  verknüpft 
wird.    So  ist  die  ...ynthetische  Einheit"  der  A  der  kflchets  Punkt  der  &  kennt  eis, 
sie  ist  eins  mit  dem  Verstand  (s.  d.)  selbst,    Sie  „macht  aus  allen  ■Bgjlnkoe  Er- 
häng aller  dieser  Vorstellungen  nach  Ossstssn".    „Denn  diese  Einheit  des  Bewußt 
seine  wäre  unmöglich,  wenn  nicht  das  (iemüt  in  der  Erkenntnis  des  Mannigfaltigen 
sieh  der  Identität  der  Funktion  bewußt  werden  könnte,  wodurch  eis  dasselbe 
thetisch  in  einer   Erkenntnis  verbindet  vgL   Einheit,   Synthese. 

Kategorien). 

Der  Begriff  der  tränet.  A  winl  in  der  Folge  seit  teils  mehr  peyokologmch 
rein  logisch  (erkenntniakritiach)  aufgefaßt.      Fntns  unterscheidet   ..rein« 
Selbsttätigkeit  des  Geistee,  und  ..transzendentale     A,  ..daa  unmittelbare  (Jan/ 

mtnia"  (Neue  Kritik*.  1828f.).  Nach  H.  Cohex  ist  die  tranea.  A  nichts  Sub- 
jektives, Psychologisches,  sondern  die  objektive,  aberindividuelle,  rein  logische 
..Kinhcit  des  wissenschaftlichen  Bewußtseins",  welche  sich  in  den  Kategorien 
(a.  d.)  entfaltet,  ihnen  nicht  übergeordnet  ist  (Logik,  1902;  vgL  Kanta  Begrund.  d. 
Ethik*,  1910,  S.  Ö8L);  ähnlich  Natoet,  Caasinn,  Knnttx  u.  a.  Bei  Ficht«  wW 
dk  transa.  A  aur  Tätigkeit  des  absoluten  Ich  (s.  d.).  Wdsdt  versteht  unter  reiner 
A.  die  reine  Willenstatigkeit  (s.  Apperaeption). 

Unter  „fundamental  -teht  \V.  Jebcsalem  die  „genau  bestimmte,  speziell 

menschliche  und  vermenschlichende  Formung  .  .  .,  die  jeder  Inhalt  erfahren  muß. 


Apperzeptionspsychologie  —  A  priori.  49 

damit  er  unser  geistiges  Eigentum  werde".  Durch  sie  werden  alle  Gegenstände  als 
Kraftzentren  (analog  dem  menschlichen  Ich)  aufgepaßt  (Einleit.  in  d.  Philos.4,  1909, 
S.  93 ff.;  vgl  Urteil).  —  Vgl.  Einheit,  Identität  (Riekl  u.  a.),  A  priori,  Kategorien, 
Synthese,  Objekt  (Kant  u.  a.),  Bewußtsein,  Einbildungskraft,  Aufmerksamkeit. 

Apperzeptionspsychologie  s.  Psychologie,  Assoziation. 

Apperzeptionsverbindungen  nennt  Wcndt  jene  Vorstellungsver- 
bindungen, bei  welchen  den  Verbindungen  ein  Tätigkeitsgefühl  vorausgeht,  so  daß 
sie  „unmittelbar  als  unter  der  Mitwirkung  der  Aufmerksamkeit  zustande  kommend" 
aufgefaßt  werden,  als  „aktive  Erlebnisse".  Sie  ruhen  auf  Assoziationen  (s.  d.),  ohne 
daß  sie  aber  ganz  auf  solche  zurückführbar  sind  (Grundr.  der  Psycho!5,  1900,  S.  301  f.; 
Grundz.  d.  phys.  Psychol.5,  1903ff.,  II — III).  Die  simultanen  A.  zerfallen  in  Agglu- 
tinationen, apperzeptive  Synthesen,  Begriffe;  die  sukzessiven  in  den  einfachen  und 
zusammengesetzten  Gedankenverlauf  (Grundz.  d.  phys.  Psych.,  1903f.,  III5,  572ff.). 
Vgl.  Denken,  Gedanke,  Phantasie. 

Apperzipieren :  1.  aufmerksam  erfassen,  bemerken;  2.  in  den  Vorstellungs- 
zusammenhang aufnehmen,  geistig  verarbeiten.     Vgl.  Apperzeption. 

Appetenz  (appetentia):  Strebung,  Begierde  (s.  d.). 

Apport  heißt  bei  Spiritisten  die  Manifestation  der  Geister  durch  Heranbringen 
von  Gegenständen  (Dessoir,  Vom  Jenseits  der  Seele,  15 f.). 

Apprehension  (apprehensio):  Erfassung  eines  Vorstellungsinhalts,  Auf- 
nahme desselben  in  das  Bewußtsein;  Auffassung,  Verständnis.  Die  Scholastiker 
verstehen  unter  „apprehensio  simples"  die  noch  ohne  Urteil  erfolgende  Erfassung 
eines  Inhalts  durch  das  Bewußtsein  („actus  apprehensionis"). 

Kant  erblickt  in  der  „Synthesis  der  Apprehension"  eine  Bedingung  der  Er- 
kenntnis, indem  alle  unsere  Erkenntnisse  der  Zeitform  unterworfen  sind,  in  welcher 
sie  „geordnet,  verknüpft  und  in  Verhältnisse  gebracht  werden  müssen".  Jede  An- 
schauung enthält  ein  Mannigfaltiges  in  sich.  „Damit  nun  aus  diesem  Mannigfaltigen 
Einheit  der  Anschauung  werde  (wie  etwa  in  der  Vorstellung  des  Raumes),  so  ist  erstlich 
das  Durchlaufen  der  Mannigfaltigkeit  und  dann  die  Zusammenrehmung  derselben 
notwendig,  welche  Handlung  ich  die  Synthesis  der  Apprehension  nenne." 
Diese  Synthesis  muß  nun  auch  a  priori  (s.  d.)  ausgeübt  werden  können.  „Denn  ohne 
sie  würden  wir  weder  die  Vorstellungen  des  Raumes  noch  der  Zeit  a  priori  haben 
können,  da  diese  nur  durch  die  Synthesis  des  Mannigfaltigen,  welches  die  Sinnlichkeit 
in  ihrer  ursprünglichen  Rezeptivität  darbietet,  erzeugt  werden  können.  Also  haben 
wir  eine  reine  Synthesis  der  Apprehension"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  115).  Vgl. 
Rekognition,  Reproduktion. 

Apraxie  (&nQa£la):  Untätigkeit.  Über  pathologische  „A."  vgl.  Pbeyeb,  Die 
Seele  d.  Kindes8,  1912.    Jaspers,  Allg.  Psychopathologie,  19202,  S.  132. 

A  priori  (vom  Früheren,  im  vornhinein)  bedeutet:  1.  ohne  Rückgang  auf  die 
Erfahrung  aus  dem  bloßen  Begriff  einer  Sache  beurteilt,  der  aber  selbst  aus  der  Er- 
fahrung stammen  kann;  in  diesem  Sinne  „steht  etwas  a  priori  fest",  man  braucht, 
um  es  zu  wissen  oder  zu  erkennen,  nicht  erst  auf  die  Erfahrung  zu  warten  oder  sich 
auf  sie  zu  berufen.  2.  (im  erkenntnistheoretischen  Sinne):  unabhängig  von  aller  Er- 
fahrung, nicht  aus  ihr  stammend,  nicht  durch  sie  gegeben,  nicht  auf  ihr  beruhend 
oder  auf  sie  sich  stützend,  nicht  aus  ihr  abstrahiert  oder  durch  Verallgemeinerung 
von  Erfahrungen  gewonnen  (also  nicht  empirisch,  nicht  „a  posteriori")  —  sondern: 
Eisler.  Handwörterbuch.  a 


',)()  A  priori* 


gewiß,  streng  notwendig.  allgemeingültig.  Erfahrung  und 
ImdlufMid,  ennogbchend,  Itagitagiaml.  aa  den  Von  1—11I  mumm  dar  Erfahrung  ge- 
hörend,  für  jede  mögliche  Erfahrung  gültig.  Mit  dem  Angaboreaaein  (a.  d.)  hat  du 
Apriorische  der  Erkenntnis  nichts  xa  tun;  es  geht  nicht  aerthch,  sondern  logweh  der 
(objektiven,  slkma^sanen,  inshseondara  der  methodkehen)  Erfahrung  varaa  (ab  deren 
korarütuierende,  gninrThgaeids  Bedingung),  <L  h.  es  ist  nicht  prehotogisch -subjektiv, 
sondern  „trsnaxendentaT  (a.  d.)  «ad  überindividuell,  objektiv  (d.  h.  für  aBee  Erfahr. 
bare  oder  Denkbare)  gültig.    Apriorisch  ist  die  reim  Form  (a.  d.)  der  Erfahrung  and 

dea  Denkern,  a.  aind  die  OiundalUe  (a.  <U  die  eich  auf  daa  n Wnln  in  den  An 

schaonngaformen  (Raum  and  Zeit)  and  den  Kategorien  (a.  d.J,  den  Grundbegriffen 
tob  Substanz,  ffsuaaHtll  oaw.,  beziehen,  apriorisch  aind  aoeh  die  loaiacbea  Denk- 
gmsjtaa  (a.  dk  Die  ganze  Wissenschaft  beruht  formal  auf  apiiorhxben  Vorsim*  tninmn 
and  Poetubten  (a.  d.).  die  erst  einheitlichen,  ■Ugamaingflltigaw  fnsammanlisng  dar 
ErfahrtuuBBabnlta  baretelleB  and  dam  ««rainao  ISrksnBBttswMlsB  satanrfaisjeBa  dar 
die  aprioriaoh  snlllmai  fnaa in menhinar.  8yntbesea  (a.  d.)  an  (nicht  aoa)  dar  Erfahrang 
baratallt  and  «um  DaauBiaaia  bringt,  wobei  die  Anwendung  daa  Aptmriaebaa  aich 


»-•halt  »jeh  entaprachand  modifbiert.    Aprioriaoh  aind,  allgemein,  all»  Urteile, 

Kf*lt      OC"6     QfYaMk&tOdMa'      JBWttBHKOH      ttttfl      Q0T     mamsHillHmmsmsfllmm^s^s^s^s^s^Hmi 

OOMT  UOtVWMIIfQ  QUO  AUpnMlIgftJufk)  DNIlllgttlfM  OBT  BnWdltalS  eMWI- 

Aprioriech  aind  ah»  die  nasbassdhilisii  Mittel  aar  Varwirklichang 
daa  rainan  Erkanntniawillena,  durch  deeeen  idaalaa  Ziel  die  apr 
•  oben  Formen  bedingt,  gafordart  aind.  Erarbeitet  werden  am  durch  Be- 
m^mm—tg  mf  die  Erfordernisse  streng  olijakUiat  Erkenntnia.  Dia  IWmifftnitihanria 
findet  sie  durah  Rückgang  auf  die  Voreaasetaungeu  und  Bedingungen  aokhrr 
fc^r^wt«  ahm  auf  logisch -anal  vUechem  Wege,  nicht  durah  bloOe  psychologische 
Beobachtung  (vgl  FihmmliiJatltaoi  in) 

Dia  alteate  Bedeutung  dea  „A  priori"  ut  die  der  Erkenntnis  von  etwaa  aue  seinem 
Qrunda  oder  aeinar  Uraache.  80  ist  nach  AaiaTOTaxaa  daa  Allgemeine  (a.  d.)  daa  von 
Natur  Frühere  (*eet«fo»  ?*•••),  aber  in  Beziehung  auf  daa  Eihwumn  daa  Spatere 
,*»*«*•*  »gag  KMi  oder  Bj/tfr.  Anal  poat.  I  2.  71  b  33;  McUphjs.  V  11,  1018b  32. 
und  aa  iat  zugleich  dar  Grand  daa  Etnaalnan,  daa  aua  B»«»  erkannt  wird.  BoAtbtcs 
unterscheidet  »per  priora"  and  „per  postcriora".  Bei  .Ujut  vob  Sacbbbb  findet 
aich  dia  Beaeichnung  „e  priori"  für  amen  Beweis,  dar  tob  den  Uraachen  aa  den 
knnmm  gabt  („demooetratio  quaedam  aat  procedena  ex  oauaie  ad  efmotum  et  vooatur 
demonatratio  a  priori"),  im  Otigiinaatafi  aar  „demonstratio  a  poatariori",  die  von 
den  Wirkungen  au  den  Uraachen  gabt  (Pbabyl,  Oeaoh.  d.  Logik  1K  I    vgl 

Süabbx,  Disput,  met  XXX,  7,  3).  Ahnlich  aber  echon  Hxbvaxcs  Xatalm  (geet.1323). 

Die  begriffliche  im  Gegenaats  cor  empirischen  Erkenntnia  bezeichnet  „a  priori" 
bei  Lkibxix  („connattre  a  priori";  a  poatariori  =  „tire  dea  experiencee").  Ca».  Wourr 
(„si  veritaa  a  priori  eruitur.  ex  notionlbua  ....  per  ratiocinia  oolligitur";  „quod  ex- 
pariando  addiaeimua,  a  poateriori  cognoaoara  diciraur  ";  PaychoL  empir.  f  5.  434  ff., 
460 f.).  BariioABTB!»,  Htm  (Enouir.  IV,  1)  u.  a. 

Die  erkenntniatheoretiache  Bedeutung  dea  Apriorischen,  tob  dar  Erfahrung 
acblechthin  Unabhängigen,  aua  reiner  Ananhanong  oder  reinem  Denken  fUsmmsartsii. 
die  Vorauasetsuag  dar  Erkenntnis  BUdendea  kennen  echon  Platox  (vgl.  Natobt. 
Piatos  Ideenlehre,  &  138ff.),  DaacAaTBS  (vgi  „lumen  naturale",  Wahrheit),  Herbxkt 
von  Chbrbtjrt  (vgl.  Wahrheit),  Giuun  (vgl  Mathematik)  u.  a.,  Leibbiz  (vgl.  Wahr- 
heit), der  von  ..preaderea  veritaa  a  priori"  spricht,  welche  aua  der  Natur  daa  Intellekts, 


A  priori.  51 

bei  Gelegenheit  der  Erfahrung,  aber  nicht  aus  ihr  entspringen  und  absolut  denknot- 
wendig sind.  Nach  Locke  und  Htjme  gelten  nur  die  Denkgesetze  und  die  mathe- 
matischen Axiome  a  priori  (vgl.  Empirismus,  Relation).  Die  schottische  Schule 
nimmt  selbstgewisse  Wahrheiten  an. 

Der  eigentüche  Begründer  der  Aprioritätslehre  ist  aber  Kant.  Erfahrung  (s.  d.) 
sagt  uns  zwar,  was  da  ist,  aber  nicht,  „daß  es  notwendigerweise  so  und  nicht  anders 
sein  müsse",  und  sie  ist  daher  nicht  streng  allgemeingültig.  Wahrhaft  allgemeine 
Erkenntnisse,  die  zugleich  „den  Charakter  der  innern  Notwendigkeit  haben",  sind 
von  der  Erfahrung  unabhängig,  für  sich  selbst  klar  und  gewiß;  „man  nennt  sie  daher 
Erkenntnisse  a  priori,  da  im  Gegenteil  das,  was  lediglich  von  der  Erfahrung  erborgt 
ist .  .  .,  nur  a  posteriori  oder  empirisch  erkannt  wird".  Es  zeigt  sich  nun,  „daß  selbst 
unter  unsere  Erfahrungen  sich  Erkenntnisse  mengen,  die  ihren  Ursprung  a  priori 
haben  müssen  und  die  vielleicht  nur  dazu  dienen,  um  unseren  Vorstellungen  der  Sinne 
Zusammenhang  zu  verschaffen.  Denn,  wenn  man  aus  den  ersteren  auch  alles  weg- 
schafft, was  den  Sinnen  angehört,  so  bleiben  dennoch  gewisse  ursprüngliche  Begriffe 
und  aus  ihnen  erzeugte  Urteile  übrig,  die  gänzlich  a  priori,  unabhängig  von  der  Er- 
fahrung entstanden  sein  müssen,  weil  sie  machen,  daß  man  von  den  Gegenständen, 
die  den  Sinnen  erscheinen,  mehr  sagen  kann,  wenigstens  es  sagen  zu  können  glaubt, 
als  bloße  Erfahrung  lehren  würde,  und  daß  Behauptungen  wahre  Allgemeinheit  und 
strenge  Notwendigkeit  enthalten,  dergleichen  die  bloß  empirische  Erkenntnis  nicht 
liefern  kann."  Der  Zeit  nach  geht  keine  Erkenntnis  der  Erfahrung  vorher  und  mit 
dieser  fängt  alle  an.  „Wenn  aber  gleich  alle  unsere  Erkenntnis  mit  der  Erfahrung 
anhebt,  so  entspringt  sie  darum  doch  nicht  eben  alle  aus  der  Erfahrung."  Was  unser 
Erkenntnisvermögen  „aus  sich  selbst  hergibt",  ist  apriorisch.  „Rein  apriorisch"  ist 
eine  Erkenntnis,  der  gar  nichts  Empirisches  beigemischt  ist;  „schlechterdings  a  priori" 
ist  ein  Satz,  der  nur  aus  einem  apriorischen  Satz  abgeleitet  ist.  Die  Kennzeichen  einer 
Erkenntnis  a  priori  sind  „Notwendigkeit  und  strenge  Allgemeinheit",  „Bewußtsein 
ihrer  Notwendigkeit"  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  35 ff. ;  Prolegomena,  §  6).  Entgegen 
dem  Rationalismus  (s.  d.)  lehrt  Kant:  Apriorische  Erkenntnis  (s.  d.)  gibt  es  nur  von 
„Gegenständen  möglicher  Erfahrung",  von  Erscheinungen  (s.  d.),  vom  Formalen 
derselben,  d.  h.  von  ihrer  raum-zeitlichen,  substantiellen,  kausalen  usw.  Gesetzlich- 
keit; die  materiellen  Bestimmtheiten,  Einzelheiten  der  Phänomene  können  nur  em- 
pirisch erkannt  werden.  „Subjektiv"  oder  „ideell"  ist  das  Apriorische  nur,  sofern  es 
in  der  Gesetzlichkeit  des  erkennenden  Bewußtseins  begründet  ist;  es  ist  aber  nicht 
im  psychologischen  Sinne  subjektiv,  sondern  gilt  objektiv  (s.  d.),  für  alle  Erfahrungs- 
objekte. Insofern  es  objektive  Erfahrung  ermöglicht,  ist  es  „transzendental"  (s.  d.). 
Der  Mathematik  (s.  d.),  reinen  Naturwissenschaft  (s.  d.)  und  Metaphysik  (s.  d.) 
liegen  „synthetische  Urteile  a  priori"  zugrunde  (s.  d.),  als  Voraussetzungen  der  be- 
treffenden Erkenntnisse  und  Erkenntnisobjekte.  Ein  A  priori  gibt  es  auch  in  der 
Ethik  (s.  d. )  und  Ästhetik  (s.  d. ).  Es  gibt  apriorische  Erkenntniselemente :  Anschauungs- 
und Denkformen  oder  Kategorien,  Ideen  (s.  d.),  apriorische  Urteile,  Grundsätze  (s.  d.) 
und  „subjektive"  Bedingungen  des  Apriorischen  (vgl.  Sinnlichkeit,  Einbildungskraft, 
Verstand,  Vernunft). 

Das  „A  priori"  wird  von  den  auf  Kant  folgenden  Denkern  teils  mehr  psycho- 
logisch („transzendentalpsychologisch"),  teils  rein  logisch  („transzendentallogisch") 
aufgefaßt;  auch  wird  zuweilen  versucht,  den  Apriorismus  mit  dem  Evolutionismus 
so  zu  vereinigen,  daß  die  Erkenntnisformen  als  apriorisch  für  das  Individuum,  als 
aposteriorisch  für  die  Gattung  betrachtet  werden  (Spencer,  Psychol.  1882ff.,  II. 
§  332;  Lewes,  L.  Stein  u.  a.).   Soziologisch  (als  Produkt  der  Gesamtarbeit  von  Gene- 

4* 


f>2  A  priori. 


rationen.  der  Wechselwirkung  der  Individuen)  erkliren  de«  A  priori  E.  Ol  Robbbty 
(8oeiologie  de  reetkm.  1908)  u.  a. 

Piyübotogkoh  (all  durch  die  Funktion  des  Gefatas  bedingt)  fassen  du  A.  tut 
Bbbbxb,  Bcmormnuvwm,  Jon.  Müun  (rgL  Energie,  epesü.),  Hblxboltx,  J.  B.  Mite*. 
O.  Schhkdeb,  Fb.  A.  Labos.  der  von  einer  „psrchopbreiscbeu  OigeiBeetlnii"  spricht, 
welche  ror  aller  Erfahrung  gegeben  brt  (Geechichte  d.  MMiriihsiBee  II».  8.  tt.  30), 
Fb.  Scvoxtzb  u.  a..  in  anderer  Weiss  FtcoTB  („oreprfingnehe  Bestiaunung  des  I 
8oarBLUBO.  E.  tob  Habtslabb  (De*  A.  iet  eine  „unbewuBts  srathslaeobc 
des  „Prins  alles  BcwufhmSMlnhilts",  Ketegnrienlehre,  8.  VIII).  J.  H. 
Kobtlaob  u.  a. 

Dnreh  innere  Erfahrung  entdeckt  werden  die  epriorteohen  FjfcsnBBBkdiMtsoilitni 
in  der  Struktur  der  Vernunft  (a.  d.)  nach  Fbibs  and  deesen  Anhingern,  «nah  nach  der 
neuen  Fries  8chuie  (Nbubob.  Obblubo  u.  a.;  rgL  Erkenn  tnietneocw),  nach  F.  A. 
Labob.  J.  B.  Mbybb,  O.  Ewald  (Kant«  kritieeber  Hn raun «■.  1908;  rgL  Kategorien) 
u.  a.  —  Nach  Www  hegt  die  Aprioritit  nicht  In  fertigen  BsgrifJen.  eondern  In  der 

Msj  bbbbIMbbi  bb«I  Bafhet  «IbbbbbbBbi  bbbI  »!!»;'•  tnoitwt/« 
Krfehrungen  (Logik  I».  1906).  Nach  Rim  hegt  die  Aprioritat  In  dar  Identität  (a.  d.) 
des  SelbstbewuJmsins  begründet  -  Jbhosaum  könnt  nur  ein  ^rolutasniMasehee 
A  priori".  niBBlon  die  ^imlnBOlirti  OrganieatJon  des  Ich"  (Berieht  ober  den  III. 
Inlern.  KongreS  f.  PhHos..  1909). 

atrang  (tranaeendental)  logiecb  faBt  das  A.  auf  0.  Libbmabb;  es  hat  sieht  sub- 
jskUee,  eondern  wa«»takoanuseheM  Bedeutung  und  besteht  in 
welche  Jede  Intelligent  beherrschen,  in  strenger  AnsehannnfB 
kalt  (Zur  Analra.  <L  Wirklichkeit«,  1890,  B.  971t.  90911).  Ferner  K.  Fiscal «m,  Stau- 
dibq sa,  Ribbx,  WrjrDBLnajro  (rgL  Norm)  u.  a.,  die  ..Marburger  Schule"  (Natobt, 
Kjxbbl,  C>sot  u.  a.),  an  daran  Spitse  H.  Ookbb  steht  (rgL  Ideeliemue).  Hier 
nimmt  der  Aprioriamus  eine  ratiooalistiecbe  (a.  <L)  Färbung  an.  Das  Apriorisohe  ist 
die  logische  Vorsuesetsong,  «**w.yt;  irmanll—nei  BBBMiws'isfllinh  iiisibiisHoi 
Erfahrung,  eine  Joethode"  (s.  <LL  „Hrpothesis"  (e.  d.).  „Qrundlegung"  der  Er- 
kenntnis  durch  das  ..reine  Denken",  das  „Denken  des  Ursprungs*4,  welches  die  reinen 
Formen  so  nkogiiohor  Erfahntn«  naeh  sslbsssinsnsr  Oesotsiiohhcit  erseogt  (Oobtsw. 
Kants  Theorie  d.  Erfahrung«.  &  8S,  195,  JUff.;  Kant«  Begrtnd.  d.  Ethik«.  1910. 
&  35:  e.  aind  „die  obersten  Grundaatse  einer  in  gedrooktsn  Boohorn  gegebenen  und 
in  einer  Oeechichte  wirklich  gewordsnen  Erfahrung";  Logik.  8.  30ff. ;  rgL  Knaegorien). 
—  Nach  Rsrjraran  Ist  e  priori  nicht  die  h  iwsSsiiiingsf  nrm  selbst,  sondern  nur  unser 
Urteil  Ober  ihre  Unaufhebbarkeit  in  aller  Erfahrung  (Philoa.  <L  Erkennen«.  1911).  - 
VgL  B.  Bauen.  L  Kant,  1911. 

Nach  Mbixobo  sind  apriorische  Erkenn tniaze  „in  der  Natur  ihrer  Gegenstände 
begrondet,  haben  Evidenz  für  Oewifibeit  und  gelten  mit  Notwendigkeit  ohne  Rück- 
licht darauf,  ob  ihre  Objekte  existieren  oder  nicht"  (Über  die 
unseres  Wissens,  &  Stf.,  110;  rgL  OusemlendUhinrifi).  Scbblbb  (Der 
in  der  Ethik,  1981«,  S.  43)  beseichnet  ak  A  priori  „alle  jene  Bedeot 
Satze,  die  unter  Abeeben  von  jeder  Art  ron  Setzung  der  sie  denkenden  Subjekte  und 
ihrer  realen  Naturbeechaffenheit  und  unter  Absehen  ron  jeder  Art  ron  Setzung  eines 
Gegenstandes,  auf  den  sie  anwendbar  waren,  durch  den  Gehalt  einer  unmittelbaren 
Anschauung  zur  Selbstgegebenbeit  kommen**. 

Ein  praktisch-sittliches  A  priori  gibt  ee  u.  a.  nach  KbbtbvbObx  (Philoa.  Monats- 
hefte, 18.  Bd.),  H.  Schwab«  (PsychoL  d.  Willens,  1900,  S.  333  ff.:  ..voluntariztawber 


Apriorismus  —  Arbeit.  53 


Apriorismus"),  R.  Goldscheid  („dynamisches  A.",  vgl.  Wert).    Das  religiöse  Apriori 
erforscht  Tböltsch,  Ges.  Schriften  n,  754,  1913;   Otto,  Das  Heilige,  1917. 

Über  die  Gegner  des  Apriorismus  vgl.  Empirismus.  —  Vgl.  Anschauungsformen, 
Raum,  Zeit,  Form,  Axiom,  Mathematik,  Kategorien,  Idee,  Logik,  Denkgesetze,  Tran- 
szendental, Rationalismus,  Urteil,  Erfahrung,  Relation. 

Apriorismus:  Annahme  apriorischer  Bedingungen  des  Erkennens  und 
Handelns.    Vgl.  A  priori,  Kritizismus,  Erkenntnistheorie,  Rationalismus. 

Apsychie  (äipvxta):  Unbeseeltheit;  Bewußtlosigkeit. 

Äquilibrinm  (aequilibrium,  Gleichgewicht):  Gleichgewicht  zwischen  gleich 
stark  wirkenden  Motiven.  Es  kommt,  wo  annähernd  etwas  Derartiges  vorkommt 
(absolutes  Gleichgewicht  ist  nie  vorhanden),  zu  keinem  Entschlüsse  oder  aber  es  wird 
schließlich  impulsiv  oder  automatisch  gehandelt  (vgL  Motiv,  Willensfreiheit).  Aqui- 
librismus  ist  die  scholastische  Lehre  von  der  Möglichkeit  absolut  freier  Wahl  zwischen 
gleichwertigen  Motiven. 

Aqaipollenz  (aequipollentia,  looSvvaula  „propositionum  verbis  discrepantium 
in  sensu  convenientia",  Micbaeltus,  Lex.  philos.,  Sp.  51  f.):  logische  Gleichgeltung 
von  Begriffen  oder  Urteilen.  Äquipollent  sind  1.  Begriffe  von  gleichem  Umfange, 
deren  Inhalt  nur  durch  die  Hervorhebung  anderer  Merkmale  sich  unterscheiden; 
2.  Urteile  von  gleichem  Inhalte,  aber  verschiedener  Form,  die  auseinander  sich  ab- 
leiten lassen,  oder  Urteile  von  gleichem  Inhalte,  aber  verschiedener  „Qualität"  (s.  d.). 
„Propositiones  aequipollentes"  (als  Übersetzung  von  laodvvauoCaai  ngotdoeig  bei 
Galen)  zuerst  bei  Apületus  (Pra>*tl,  Gesch.  d.  Logik  I,  568,  583).  Vgl.  Uebebweg, 
System  d.  Logik5,  1882;  Wusdt,  Logik  I3,  1906,  S.  214ff. 

Äquipotentiell  s.  Organismus  (Deiesch). 

Äquivalenz:  Gleichwertigkeit,  Ersetzbarkeit  einer  Größe  durch  eine  andere, 
die  ihr  entspricht.  Insbesondere  besteht  eine  Ä.  zwischen  Wärme  und  Arbeit  (mecha- 
nisches Wärmeäquivalent  =  428  mkg).  Das  Äquivalenzprinzip  ist  ein  Bestandteil 
des  Prinzips  der  Erhaltung  der  Energie  (s.  d.)  und  bedeutet,  daß  jeder  Energieumsatz 
auf  Kosten  einer  bestimmten  Energiemenge  erfolgt  und  daß  jede  physische  Wirkung 
durch  ihre  Ursache  quantitativ  eindeutig  bestimmt  ist. 

Aquivokationen  sind  verschiedene  Ausdrücke  für  gleiche  Begriffe,  mehr- 
deutige Wörter.  Sie  zerfallen  in  Homonymien  und  Amphibolien.  Vgl.  Höflee, 
Grundlehren  der  Logik,  1890,  S.  8. 

Arbeit  ist,  allgemein,  eine  mehr  oder  minder  Kraft  erfordernde,  Hindernisse 
überwindende,  auf  ein  Ziel  gerichtete  Tätigkeit.  Es  gibt  physische  (physikalische, 
mechanische,  chemische,  organische)  und  psychische  (geistige)  Arbeit,  so  daß  man 
sagen  kann,  in  der  Welt  besteht  überall  eine  stetige  Arbeit  als  Betätigung  von  Kräften. 

Die  mechanische  A.  ist  die  Leistung  einer  Kraft  (s.  d.)  auf  einem  bestimmten 
Wege  in  bezug  auf  deren  bestimmten  Widerstand  (A  =  p  X  s).  Die  Arbeitamenge 
in  einem  „idealen  Falle"  ist  konstant  (Satz  von  der  „Erhaltung  der  A.").  Physikalische 
A.  ist  nach  Maxwell  „Übertragung  von  Energie  von  einem  System  auf  ein  anderes", 
nach  Heetz  „die  Vermehrung  der  Energie  eines  Systems,  vorgestellt  als  Folge  einer 
auf  das  System  ausgeübten  Kraft"  (Prinzip,  d.  Mechanik,  510),  nach  Ostwald  der 
„Aufwand,  der  für  die  Ortsbewegung  physischer  Körper  erforderlich  ist"  (Grundr.  d. 
Xaturphilos.,  1908,  S.  139ff.;  vgl.  Energet.  Grundl.  d.  Kulturwissenschaft,  1909, 
S.  lff.),  nach  L.  Gilbert  „die  Beschleunigung  —  Verzögerung  einer  Energie  (d.  i. 


M  Arbeitahypotheee  —  Arbeitstellung 

einer  Bewefunfnfinkjkofe,  einer  Materie)."  Die  A.  iei  das  ..Primire  in  der  Welt". 
Die  WeH  let  eine  „mnendttehe  Arbefeeketae".  welche  als  ..Arbeitswecheer  unendboh 
in  Raum  und  Zeit  erhalten  bleibt  (Neue  Energetik.  1911.  a  34ff .  151  ff.;  Tgl.  Materie. 
Energie). 

Im  psychologischen  Sinn»  tot  A.  Jedes  Überwinden  Ton  Hindern  tonin  dank 
aooftocho  Anstrengung  oad  Tätigkeit,  oder  jede  *"*— pi»«^  fjrh^'Kt  Tätigkeit,  deren 
Wirkungen  in  gewollten  und  ptoninlmg  eintonnten  geistigen  Wetten  beetebt  (Wmnrr. 
Grdz.  d.  obre.  PsycboL.  lOOlff.,  III».  615).  Imbcaondere  wird  in 
Proteasen  getotige  A.  rerriebtet  (..Denkerbeit").  und  eJb  Cikenulnto 
„Verarbeitung"  dm  Oegsriinie  Die  Große  der  peycniochen  Arbeit  ergibt  ntok  eoe 
dem  Maße  der  getotigen  Leistung  in  bestimmter  Zeit;  bei  der 
A,  tot  den  Verhältnis  istonsm  Qualität  (Wert)  und 
MnssftM  HM  J'">  Mi  kl  tk  M  "'n  M  glHM|  ft  gfHH  MI  wl«  n»  un<i«T>r  «  i«ier- 
stand  oder  dto  dafür  verbrauchte  Energie  and  Je  großer  die  Anzahl  dar  i 
Hemirmngen  oder  Wtoderholiingen  derselben  Einheit  tot  (D.  C  Kaution,  Ober 

ve  TtoaUirnnng  der  psych.  Arbeit,  1011;  TgL  A.  Hörus.  Psychische  Arbeit, 
1804.  8.  mt.).  Auf  das  Maß  und  die  QialitU  der  A.  sind  u.  a  dto  Ermüdung  (a  d.L 
Anpassung,  Übang  (s.  d.L  dm  loteresee  von  Einfluß;  egjL  KJusrsux.  Psycholog. 
Arbeiten,  1885  ff. ;  Ober  getotige  A..  1003;  Dto  Arbeitekurre.  Phifce.  Sindton  XIX. 
1002;  Bixrr.  La  fatigue  btellectuelle.  1806;  Lirrt,  Leitfaden  d.  PerehoL«.  1000; 
Mscmaxx,  Experün.  Pädagogik,  1007.  1  A.  1011;  Orrxsn,  D.  getotige  Ermüdung. 
1010  (dort  euch  Ober  dto  Begrub  „Anregung".  „Antrieb".  ..Arbeitabereitach 

M»xno.  Ober  d.  EinfluO  ron  Pausen  auf  d.  getotige  Amtsfähigkeit.  Psycho!. 
Arbeiten,  hrsg.  ron  Kracpeun,  I.  1806;  QuranlDB.  Psychol.  dt  renfant*.  1000. 
deutsch  1011. 

Der  Wert  der  Arbeit  in  etbiteber  Hinsicht  wird  vielfach  betont,  schon  ton  den 
Kynikern  und  Stoikern,  von  Lotus  u.  a.  (rgt  Na-ronr.  Boris Iptd  >,  &  65f.. 
151).  Eine  energettoobe  Arbeitetheorie  in  soaiaier  Htosicht  gibt  J^aurc  (Elemente 
einer  allgemeinen  Arbeitetheorie,  8.  16ff .  V  Xeon  R.  OotMCOD  (wie  nach  Ootwalo) 
tot  der  Zweck  der  nisntubHrnen  A.  die  „Umwandlung  der  SaUuenainjton  in  Kultur- 
energteu"  (Entwk^klungawerttheorto.  1008.  8.  65;  vgL  Wert).  Für  dto  Pidap 
wird  der  Begriff  der  A.  bea.  in  der  ^ibtisttekntoM  nuUber  m  machen  gesucht.  Zu- 
nächst  faßte  man  A.  als  äußere  WiDenebeUtigung,  Handarbeit  (Kereoheneteiner). 
spater  erweiterte  man  den  Begriff  und  faßte  als  A.  euch  dto  getotige  Arbeit,  den  selb- 
ständige Erarbeiten  des  Wissens  (Geudig).  VgL  Brnos*,  Arbeitaptdagogik.  Ge- 
schichte.  Kritik.  Wegweisung.  1014.  Weitere  Literatur  s.  unter  Pädagogik.  _  Als 
Maß  des  wirtschaftlichen  Wertes  wird  dto  Arbeit  (brw.  dto  Arbeitszeit)  ron 
K.  Manx  u.  a.  bestimmt  —  VgL  Naotx,  Dto  WeH  sto  A..  1000;  H.  Wbtxaxd,  Antike 
und  moderne  Gedanken  über  dto  Arbeit,  1911;  E.  Macs,  D.  Geschichte  u.  d.  Wurzel 
d.  Sateea  ton  d.  Erhaltung  der  Arbeit.  1871;  1.  A.  1000.  —  VgL  Ermüdung,  Wart, 
Soziologie,  Entropie. 

Arbeitnhypotheue  e.  Hypothese. 

Vrh«  it»t<  ilnngri  die  Verteilung  von  Funktionen,  welche  auf  früheren 
Entwicklungsstufen  von  einem  einzigen  Organ  ausgeübt  wurden,  auf  mehrere  Organe, 
wodurch  eine  Verbesserung  der  Arbeitsleistung  erzielt  wird.  Es  gibt  eine  biologische 
und  eine  soziale  A.  Die  A.  ist  durch  dto  ^Differenzierung"  (s.  d.)  des  Organismus 
bedingt,  wirkt  aber  auch  auf  sie  steigernd  zurück.    Das  Prinzip  der  A.  formulieren 

PLATOX,   ASI9TOTXLS8,    BüFTOX,    GOETHX,   CLAUDE  BkSXAED,   H.   MiLSE-EdWASDS, 


Arbeitswelt  —  Ars  magna.  55 


Dabwi:*,  Spencer,  Haeceel  u.  a.;  A.  Smith,  Dcbkketm,  Izoulet,  Simmel  u.  a. 
Vgl.  E.  Haeckel,  Arbeitsteil,  in  Natur-  u.  Menschenleben,  1911.  —  Vgl.  Soziologie, 
Organismus. 

Arbeitswelt  ist,  im  Sinne  von  Eccress  „Aktivismus"  (s.  d.),  ein  Name 
für  die  „gemeinsam  anerkannten  Werkzusammenhänge  der  menschlichen  Kultur'' 
(Scheler,  Transzendentale  u.  psyehol.  Methode,  1900,  S.  181). 

Arbitrium  liberum    s.  Willensfreiheit. 

Arbor  Porphyriana    s.  Porphyrischer  Baum, 

Archetyp  (dß/ertvrav):  Urbild,  Urform.     Vgl.  Idee. 

Archeus  (Archaeus):  „Herrscher",  heißt  bei  Paracelsus  der  von  ihm 
angenommene  unbewußte  Naturgeist,  der  in  den  Körpern,  insbesondere  in  den  Orga- 
nismen zweckmäßig  wirkt  und  im  Menschen  das  Prinzip  des  Lebens  ist,  welches  gegen 
die  Krankheiten  kämpft  (vgl.  Ruxxer  u.  Sibee,  Leben  u.  Lehrmeinungen  berühmter 
Physiker  I,  1819,  Auszug  aus  den  Schriften  des  Paracelsus;  Strunz,  Th.  Paracelsus, 
1903).  Nach  J.  B.  van  Helmont  ist  der  A.  ein  gestaltendes  Lebensprinzip  („prin- 
cipium  vitale  et  seminale";  Archeus  Faber,  4;  Rixxeb  u.  Sibee,  1.  c.  VTI). 

Archigonie:   Urzeugung  (s.  d.). 

Architektonik  ist,  methodologisch,  die  Systemlehre.  Sie  ist  nach  Kant 
„die  Kunst  der  Systeme".  „Weil  die  systematische  Einheit  dasjenige  ist,  was  gemeine 
Erkenntnis  allererst  zur  Wissenschaft,  d.  i.  aus  einem  bloßen  Aggregat  derselben  ein 
System  macht,  so  ist  Architektonik  die  Lehre  des  Szientifischen  in  unserer  Erkenntnis 
überhaupt,  und  sie  gehört  als  notwendig  zur  Methodenlehre."  Die  „A.  der  reinen 
Vernunft"  betrachtet  die  Arten  der  Erkenntnis  im  Zusammenhang  (Krit.  d.  rein. 
Vern.,  S.  628ff.).  K.  Gboos,  Untersuchungen  über  den  Aufbau  der  Systeme.  Ztschr. 
f.  Psyehol.,  1908—17.  Vgl.  Kategorien  (Schopenhauer).  Vgl.  Lambert,  Anlage 
zur  A.,  1771. 

Aretologie:  Lehre  von  der  Tugend  (ägetr,),  als  Teil  der  Ethik  (s.d.). 

Argument  (argumentum):  Beweis  (s.  d.),  Beweisgrund,  Erwägung.  Man 
unterscheidet  argumentum  ad  hominem  (s.  ad  hominem);  a.  ad  veritatem 
(objektiver,  allgemeingültiger  Beweis);  a.  ex  concessis  (aus  Zugestandenem);  a.  e 
consensu  gentium  (aus  der  Ü^reinstimmung  aller  Denkenden,  aller  Menschen); 
a«.  e  contrario  (aus  dem  Gegenteil);  a.  a  priori  (aus  rein  logischer  Erwägung);  a.  a 
posteriori  (aus  der  Erfahrung);  a.  ab  utili  (aus  der  nützlichen  Folge)  u.  a.  — 
Argumentation:  Beweisführung,  Schlußfolgerung,  Begründung.  Argumentieren: 
Beweisen,  Folgern,  Begründen. 

Argntien  (argutiae):  oratorische  Spitzfindigkeiten. 
Aristotelisnius    s.  Peripatetiker. 

Arrhepsie  (äggeyta):  seelisches  Gleichgewicht,  Gemütsruhe  als  Folge  der 
skeptischen  Urteilsenthaltung  (Diog.  Laert.  IX,  74).    Vgl.  Ataraxie. 

Ars  magna  („Große,  Lullische  Kunst")  heißt  der  Versuch  des  Raymodus 
Lullus  (oder  Lullius),  durch  mechanische  Kombination  elementarer  Begriffe  neue 
Wahrheiten  und  eine  „scientia  generalis"  zu  gewinnen.  Die  allgemeinsten  Begriffe 
sowie  die  allgemeinen  Prädikate  der  Dinge  werden  auf  sieben  übereinander  ange- 
brachten, konzentrischen,  um  einen  gemeinsamen  Mittelpunkt  drehbaren  Kreisen 


56  Art  —  Attertorisch. 

durch  dun  Drehung  nun  die 


•Chili  (Oper»,  1508;  rgL  Pi^rru 
Geaoh.  d.  Logik.  1865.  III.  148ff.L  Damit  befaftten  eich  aoch  C  Aourra.  G.  Bmo 
u.  a.  —  Lnsmz  reratebt  unter  „are  oombinetorto",  „riisrcnoartotino  mdverealto"  eine 
Art  symboltoeber  Logik,  welohe  smeinfaebeten  Begriffen  und  Urteilen  (durch  1 
KeikOJ  vermitteto  Zeichen)  Wahrheiten  ableitet,  ab  Grundlage  eint 
tarnet"  (Nour.  Bern»  IV,  K.  8,  f  18;  Opern,  ed.  Erdnuum,  &  86e.  163a.  b,  161; 
Ool  Wocrr,  PayoboL  enpir.  f  887L  Etwee  Khnrtohea,  eine  Kombtaetorik.  eehwebt 
W.  OcnrALO  vor.    VgL  Fnnoa,  Begriffaechrift,  1878.  -  VgL  Logik  (eyboltoohi). 


Art  («Mo*,  epeoiee):  1.  logtoch :  der  de«  höheren  « 
(„qu*e  eet  Mab  sdoigaato  genore".  Borrmr  s),  oonlgar  Bilge meine  Begriff  (Arthegriff), 
der  für  noch  weniger  allgemeine  Begriffe  eetbni  einen  GaJOangebegriff  lUintafll.  bei 
herab  au  den  untersten  Arten  (Mapeciee  inÜmee"L  die  nicht 
können  (gibt  ea  nach  B.  Emniujnr.  Log.  L  148.  nicht).  Die  A.  enthalt  die 
Merkmelo  einer  KJaeee  tob  Elnaeldingen  (^einguterium  ehnuuudo  ,  Cn.  Woltt, 
Ontotag.  |  SS);  Log.  |  «4L  Dar  Begriffe- Reeltomue  halt  die  Arten  fttretvas  Reales. 
tot  oder  in  den  Wv  '  "ngon  Existierende«,  der  Nominalianina  rieht  in  fhnen  blofte 
rnienimenfeeaende  Aoedrficke  oder  fliehen,  der  Kcnaeptnahaorae  hiofte 
PmVg^km«  (g.  Allgemein). 

S  Biologtooh  tot  eine  A  der  Inbegriff  ähnlicher. 
»nf  hörender,  miteinender  kroenbarer  Individuen  (..Nstnniobe    A-L    Die  A>  gliedert 
rioh  In  Abarten  and  Varfetiten.    Wahrend  froher  in  der  Regal  die  Konetana  dar 

Ctnra»  o.  a.),  lehrt  die  wtadontoltoiihi  Bblogte,  die  Dsmindsnethiarii  die  MogHefa. 
keit  dea  Veritorene  von  Arten,  der  Entwicklung  von  Arten  ans  Verhalten  auf  stetige 
oder  eprungbafte  Wetoe  (TgL  Entviokiung.  Mutation,  Selektion).  Ober  Gokthks 
Begriff  der  Art  rgL  Omrinunt,  Goethe.  181t  &  618ft  VgL  Erhaltung, 
KIiMwifikmion,  Spczifikstion.  Allgemein.  Biogenettoch.  Gettung,  Trieb. 

Artefakt  (erte  factum):  Fi— spmiluai, 

AaeYtAt  (eeeitac,  Ma  ee  eoee".  von  eich  oder  durch  rieh  eelbet  eetn)  hetf 
larttoch  die  Abeolutbeit,  abeorute  Ureptongrkhkeit,  Ciiahbangigkeit,  flngeiinpsieiiill 
8elbetindigkeit  Gottaa  (Dons  Scorua  u.  a.),  nach  8cuonunutma  dea  Willen»  (s.  d.). 
nach  E.  toh  Hantitami  dee  „UnbewuSten"  (a.  d.). 


Anke««  (äü%f^t$):  Übung  in  der  Tugend. 
Schmereen  und  Leiden,  In  der  Itobomohnng  der  SümMohkeH;  Filtrier»  Abtotung 
der  Begierden  ale  Mittel  aur  Heiligkeit,  aur  Erkonntnto  dea  Göttlichen,  cur  Läuterung 
der  Seele  (Vedanta,  Buddhiemus,  Neuplatoniker,  Eeeaer,  Christentum, 
Mystiker  u.  a..  ScHoraiaucaa,  Tolstoj;  A.  als  Zucht  fordert  auch  KnmacoiL 
VgL  Pauls«*,  System  der  Ethik,  1800,  LI*.  16  ff.  —  VgL  O.  Zöarxn,  Krit  Geechiohte 
der  Askeee,  1888. 

Anomatinek    (d<ru«<troc):    unkörperUch,    körperlos.      A.   sind   nach   den 
Stoikern  nur  der  leere  Raum  (s.  d.),  die  Zeit  und  die  „Lekta"  (s.  d.). 

Anpekt   TgL  Identitttstheorie. 

Anaertorioch :    schlechthin  behauptend  oder  verneinend,   eine  Form  dar 
Modalität  (s.  d.)  dea  Urteils  (S  tot  P,  S  tot  nicht  PL 


Assimilation  —  Assoziation.  57 

Assimilation  (ad-similis),  Verähnlichung,  Umwandlung:  1.  Umformung 
eines  Stoffes  durch  einen  Organismus  in  die  organische  Substanz  desselben  (vgl. 
Lichtempfindungen:  Hering);  2.  Verähnlichung  im  Akte  der  Erkenntnis  (s.  d.)  nach 
der  Lehre  der  Scholastiker;  3.  psychologisch:  eine  Art  der  simultanen  Assozia- 
tion (s.  d.),  bei  Herbart  u.  a.  =  „Apperzeption"  (s.  d.).  Sie  besteht  nach  Wujtdt 
„in  der  Veränderung  gegebener  psychischer  Gebilde  durch  die  Einwirkung  von 
Elementen  anderer  Gebilde"  (Grundriß  der  Psychol.5,  S.  270ff.).  Insbesondere 
findet  eine  A.  dann  statt,  wenn  neue  Eindrücke  ältere  reproduzieren,  die  mit  jenen 
sich  verbinden,  also  Komponenten  der  Wahrnehmung  oder  Vorstellung  bilden  (z.  B. 
beim  Überlesen  von  Druckfehlern,  wobei  das  Richtige  hineingelesen  wird;  Grdz. 
d.  phys.  Psychol.  III5,  528 ff.).  A.  gibt  es  bei  Gehörsvorstellungen,  räumlichen  Vor- 
stellungen, Gefühlen,  Erkennungs-  und  Wiedererkennungs Vorgängen  usw.  Vgl. 
Th.  Ijpps,  Leitfaden  der  PBychol..  1903,  S.  7  4 ff.  Vgl.  Verschmelzung,  Einfühlung, 
Wiedererkennen. 

Assoziation  (associare):  Vergesellschaftung,  Verbindung  zu  einer  Gruppe 
(vgl.  Soziologie).  Psychologisch  ist  die  A.  („Ideenassoziation")  diejenige  Verbindung, 
Verknüpfung  von  Bewußtseinselementen  (Empfindungen,  Vorstellungen),  welche 
ohne  Mitwirkung  der  aktiven  Apperzeption  (s.  d.),  also  passiv  (automatisch,  trieb- 
mäßig) vor  sich  geht;  insbesondere  die  Verbindung  von  Vorstellungen,  vermöge 
deren  die  Disposition  (s.  d.)  zur  Reproduktion  (s.  d.)  der  einen  durch  die  andere  ent- 
steht, wobei  physiologisch,  im  Großhirn,  eine  Art  „Bahnung"  oder  sonst  eine  Ver- 
bindung von  Gehirnpartien  bzw.  von  Gehirnprozessen  vorliegt.  Vorstellungen, 
die  öfter  zusammen  odei  nacheinander  auftreten  oder  einander  ähnlich  sind,  kurz, 
die  im  Bewußtsein  zusammen  eine  Einheit  bilden,  gehen  miteinander  Assoziationen 
ein  (Berührung8-,  Ähnlichkeitsassoziation).  Die  A.  ist  im  besonderen  Falle 
von  verschiedenen  Faktoren  abhängig,  vom  Interesse  (s.  d.),  also  vom  Gefühl,  von 
der  Individualität  des  Subjekts,  von  der  momentanen  Bewußtseinslage  usw.,  stets 
aber  ist  das  Streben  nach  Wiederherstellung  einheitlicher  Gesamtheiten,  zu  denen 
sich  Bewußtseinselemente  verbanden,  in  der  A.  wirksam,  welche  ein  (mehr  oder 
weniger  „mechanisierter")  Triebvorgang  ist.  Das  durch  A.  gelieferte  Vorstellungs- 
material bildet  die  Grundlage  für  die  höheren,  „apperzeptiven"  Geistesprozesse 
(s.  Denken);  keineswegs  sind  aber  die  letzteren  bloße  Assoziationen,  wie  dies  die 
„Assoziationspsychologie"  behauptet. 

Die  Lehre  von  der  A.  ist  alt.  Sie  findet  sich  schon  bei  Platon  und  Aristo- 
teles (A.  nach  Gleichzeitigkeit  und  Sukzession,  Ähnlichkeit  und  Kontrast,  De 
insomnis,  3;  De  memoria,  2).  In  neuerer  Zeit  wird  sie  von  Hobbes  und  Locke 
(Essay  concern.  hum.  understand.  LT,  K.  33)  psycho-physiologisch  begründet,  weiter- 
gebildet durch  Hartley,  Pbiestley,  Boxxet  u.  a.  (physiologische  Erklärung). 
Große  Bedeutung  hat  die  A.  bei  Hume,  nach  welchem  sie  eine  Art  „Anziehung  in 
der  geistigen  Welt"  ist.  Als  „Prinzip  des  erleichterten  Übergangs  von  einer  Vor- 
stellung zur  andern"  ist  sie  die  Quelle  des  Begriffs  der  Kausalität  (s.  d.),  und  auch 
der  Annahme  von  Objekten,  Substanzen  (s.  d.)  liegt  sie  zugrunde.  A.  gibt  es  nach 
Ähnlichkeit,  räumlichem  oder  zeitlichem  Zusammensein  (Berührung,  contiguity), 
Ursächlichkeit  (Treatise  I,  sct.  4;  On  passions,  2).  Assoziationspsychologen  sind 
ferner  Erasmtjs  Darwin,  James  Mnx,  Th.  Brown  (s.  „Suggestion"),  J.  St.  Mtll, 
der  die  A.  an  Bedeutung  der  Gravitation  gleichstellt,  A.  Bain,  nach  welchem  es  nur 
Berührungs-  und  Ähnlichkeitsassoziationen  gibt  (The  Senses  and  the  Intellect3, 
1868,  S.  327 ff.),  Spencer  (Psychol.  §  189)  u.  a.    W.  James,  der  Gegner  des  „Asso- 


H 


Ut,  erkMri  die  A.  fmvakuogfceh  durch  da«  „Geaetx  dar  Gewohnheit" 
betont«  die  A.  finde  nioh  t  twieohen  den  VorBSBDuneaakSan,  eondem  deren  Gegen* 

•Utt  (PeycboL.  190«.  8.  «ttfU 
Unter  enejboh-fwniAibehosi  EtofluB  wurde  im  1«.  Jehrhvndert  die  assnih 
tioneiehre  nneh  in  Deotachland  auagebaat.  So  bei  Cn.  Woltt  (PeycboL  ampir. 
|  104),  der  eebon  dee  „Geaets  der  Totalität '.  die  Reproduktion  einea  Koorpbsae 
darob  draeen  Teile,  auasprichu  Tarawa,  IL  Hans,  Hinauss  (Geschichte  der  Lehre 
Ton  den  A.  1777).  Uwuo.  Tisdeuas».  Put»,  Maas  u.  e.  Ferner  hei  Fnwa. 
der  die  A.  aua  der  Einheit  dea  Mittlrem  Leben*  erklart  (fljeteia  der  Logik.  8.  56). 
Hkssabt  (a.  Benrodnhtion)  u.  a.  Da«  an  der  A  Gefühl  and  Trieb  beteiligt  aind. 
betonen  ScaoraxBAcas,  Wixdslsasd.  K.  r,  Hastoas*.  HömMso, 
Wtnror  (a.  unten)  u.  a.  Von  den  AanTcfe'rmapayohofagon  definhi 
ab  „Vorgang  der  Anrinanderreihang  der  VoretoOangen".  Ihr 
„Jede  Vorstellung  ruft  ali  ihre  Vocgtagerin  entweder  eins  VnrateUsng  hervor, 
welche  ihr  fob^fttieh  Ähnlich  hg,  oder  eine  Voratelmng.  mit  welcher  eh)  oft  gfcich- 
ssWg  aufgetreten  Ist.  Die  Asnnrtathm  dar  cuteiea  Art  .imimaat  man  sush  ab 
Innere,  db  der  tweiten  auch  ab  ha  lere  AesjsbhVm*»  (Leitrad,  d.  phv*.  Peyehol.*. 
8.  140ff .  9.  A  1911).  -  Wie  Kults,  Drnorr.  Wabxs  n.  a.  beetbsmt  M.  Omn 
db  A.  ab  eine  Twuosuss«*wf  der  Reproduktfcm,  ab  „db 


nnd  fttr 
der  Eiregnng  von  der  einen  in 
nicht  errafft  su  eain  braoobtM  (Das  Gediohtnb*.  1911,  8.  Jlff.).  Er  erörtert  db 
..mittelbare"  oder  ..Oberepnngendeu  A  («her  db  nleheten  Reihengneder  binweg. 
db  „■bgehtute"  A,  vgL  Aoaachaltung)  a.  I 

Oesenlbei   der  liiitiB««Bitos«  AssssbSbneuijuhubgb   betont  Wüsot,   da« 
rbmentarere  Aasnifellonapiootaoe  lebwhsa  ihren  Be- 
ll hegt  kein  Grand  für  db)  Beeokrtakung  der  A  auf 
llungepfosssea  vor  (Orundr.  d.  PerchoL».  &  999).     E.  gibt  etmaltenc 
A  (Verachmehmng.  Amimiblkwi,  FornpHkaHnn)  und  eukteeeive  A    Bei  „mittel, 
baren"  A  bbibt  oft  das  icpinnejbiiinrb  Ebssent  aassrbewuat,  aber  ea  fehlt  nfe 
(gegen  db  „fribtilganrlt  n"  VorataUongen.  e.  d.).     Db  sog.  „Awjooiationa. 

ebmentare    Gleichheit«-    und    Berfthrangeaaaotiationen;    je    nachdem    db 

*MTW*fs   OQPr   ^1HE   AVIldOt^BQ    uOMTVastaeVaäui  GÄttBwBDsJwa1    SIawMUHUew9QflQ09was«6   Af* ' 

Berfmranamaanrbhm.n  (L  e.  8.  BMfL;  Grunds,  d.  phye.  PejokoL,  190911.. 
öl8ff.;  II».  565ff.).  Db  A  aind  Jens  Verbindungen,  db  abh  .bei 
dar  Aufmerkeamkeit  bilden".  Sb  eind  Trbbvorgaage.  Erst  db  aktive 
(a.  d.)  gestaltet  daa  AmouatioaamateriaJ  tu  höheren  VwbisJangen.  Vgl 
baüs.  Grunds,  d.  ftychoL  L,  007;  I*.  1911;  Jodl,  Lehrb.  d.  PrveboL  1900.  II>. 
140ff.;  Wabxb,  Ober  den  sfanhanbmas  d.  pblfejsn  Lebens,  190«,  8.  497 f.;  Hörr 
©wo,  Peychol.«.  1998,  &  445ff.;  A  Laamura,  Phiba.  Studien,  VII  -VIII 
Berühningaaaeoriation);  Köln,  Grundr.  d.  Peychol..  1993,  8.  191  ff.;  R.  Sxaos. 
Db  mnemiacben  Empfindungen.  1909  (A  —  „Verbindung  von  Engrammea  bsw. 
dar  aua  ihnen  ekphorierten  mnembchen  Empfindungen");  ZiSJtsw,  Db  Ideen» 
■eeoTUtion  dea  Kinde«.  1898 f.;  AscHArrsxsrso,  Experiment.  Studien  ober  A. 
1896 f.;  WssscBDrsa,  Reproduktion  u.  A  der  Vorstellungen.  1907;  ClafabAdb, 
L'eaaociation  dea  ideee,  1903;  Souusm,  L'aaaocbtaon  en  Psychologie;  Band  erb. 
et  theor.  eur  raaeocfetaon,  1907;  Bssosos,  aUtäere  et  memoire,  &   178 ff.;  Josl. 


Assoziationspsychologie  —  Ästhetik.  59 

Seele  und  Welt,  1912;  E.  Meyer,  Über  die  Gesetze  der  simultanen  A.  u.  d.  Wieder- 
erkennen, 1910;  Meumann,  Archiv  für  d.  ges.  Psychol.  IX,  1907;  C.  G.  Jung, 
Diagnostische  Assoziationsstudien,  Journal  f.  Psychol.  u.  Neurologie  III,  IV,  VI 
(1904 — 05);  Störring,  Psychologie  des  menschl.  Gefühlslebens,  1916,  S.  123: 
Müller-Freienfels,  Das  Denken  und  die  Phantasie,  1916  (betont  die  Bedeutung 
von  Gefühlen  und  motorischen  Prozessen).  Als  „transzendentale  Gesetzmäßigkeiten'' 
faßt  die  A.  Cornelius,  Transzendentale  Systematik,  1916,  S.  129;  Koffka,  Zur 
Analyse  der  Vorstellungen,  1912;  L.  Ferri,  La  Psychol.  de  Tassoc.  depuis  Hobbes 
jusqu'ä  nos  jours,  1883;  D.  Markus,  Die  Assoziationstheorien  im  18.  Jahrhundert, 
1901.  —  Vgl.  Reproduktion,  Disposition,  Apperzeption,  Denken,  Urteil,  Erinnerung, 
Wiedererkennen,  Reihe,  Soziologie,  Ästhetik,  Synthese. 

Assoziationspsychologie  (  =  Assoziationismus)  s.  Psychologie,  Asso- 
ziation. 

Assoziationszeit  s.  Reproduktionszeit. 

Assoziationszentren  (durch  Assoziationsfasern  verbunden)  als  ana- 
tomische Grundlage  der  Assoziation,  als  Zentren  der  Verarbeitung  der  Sinnes- 
eindrücke, der  Ko-agitation  („Kogitationszentren")  nimmt  —  ziemlich  vereinzelt 
—  Flechsig  an  (Gehirn  und  Seele,  1896,  S.  23 ff. ;  vgl.  dagegen  Hellpach,  Die 
Grenzwissensch.  d.  Psychol.,  1903,  S.  73f.). 

Asthenisch  s.  Affekt  (Kant). 

Ästhetik  (aesthetica)  heißt  wörtlich  die  Lehre  vom  Wahrnehmbaren 
(alo&rjtöv;  vgl.  den  nächsten  Artikel).  Unter  „Ä."  versteht  man  jetzt  die  Wissen- 
schaft vom  ästhetischen  Phänomen,  vom  ästhetischen  (Kunst-)  Schaffen  und  Ge- 
nießen, von  den  ästhetischen  Gegenständen  und  den  Normen  der  Beurteilung  ihres 
ästhetischen  Charakters.  Die  Ä.  untersucht  das  Wesen  des  Ästhetischen,  d.  h.  des 
in  der  Anschauung  unmittelbar  und  ohne  Beziehung  auf  praktische  oder  Erkennt- 
niszwecke, an  sich  selbst  Gefallenden;  sie  analysiert  es,  forscht  nach  den  Bedingungen 
und  Grundlagen,  nach  der  Bedeutung  ästhetischen  Verhaltens  in  subjektiver  und 
objektiver  Hinsicht,  mit  Zuhilfenahme  der  Psychologie,  Biologie,  Soziologie,  Kultur- 
geschichte. Die  A.  ist  aber  nicht  bloß  beschreibend  und  erklärend,  genetisch,  sondern 
kann  auch  kritisch-normativ  verfahren,  d.  h.  allgemeine  Gesichtspunkte  für  die 
Beurteilung  des  Wertes  ästhetischer  Objekte  an  die  Hand  geben,  auf  Grund  der 
Gesetzlichkeit  des  ästhetischen  Verhaltens  und  jener  Bedingungen,  denen  Natur- 
und  Kunstobjekte  genügen  müssen,  um  Anspruch  auf  einen  ästhetischen  Wert  (auf 
Schönheit)  machen  zu  können,  wobei  aber  auf  die  Wandelbarkeit  des  Geschmacks 
und  auf  alles  andere  bloß  „Relative''  im  ästhetischen  Empfinden  und  Urteilen  Rück- 
sicht zu  nehmen  ist.  Arten  des  Ästhetischen  sind  das  Schöne,  Charakteristische, 
Erhabene  (s.  d.),  Tragische  (s.  d.),  Komische  (s.  d.)  usw.  Schön  ist,  was  den  Willen 
zum  Schauen,  zum  einheitlich-harmonischen,  lebendigen  Zusammenfassen  bedeut- 
samer Inhalte,  durch  seine  objektive  Beschaffenheit,  durch  die  besondere  Anord- 
nung und  die  Verhältnisse  seiner  Teile,  sowie  durch  die  mit  seiner  Wahrnehmung 
verschmelzenden  Vorstellungselemente,  Gefühle  und  Strebungen  befriedigt,  zu 
befriedigen  vermag  oder  doch  befriedigen  sollte  (wenn  ein  guter  Geschmack,  ein 
genügendes  ästhetisches  Verständnis  vorläge).  Am  Zustandekommen  des  ästhetischen 
Gesamte indrucks  beteiligen  sich  „ästhetische  Elementargefühle*'  (s.  d.),  Empfin- 
dungen verschiedener  Art,  assoziativ  erregte  Vorstellungen,  befriedigte  „funktionelle 
Bedürfnisse"  (s.  d.),  die  „Einfühlung"  (s.  d.).     Gehalt  und  Form  des  Kunstwerkes 


m 


wirken  als  Einheit,  wobei  eher  die  eine  oder  die  andere  mehr  tur  Geltung 
keim.     Die  Kamt  etellt  ein  Bedeuteemee,  ein  von  der  knnel 
Gestaltetee,  eis  Embett  Oeeahaaeae  and  Empfanden«  ■nsrhiaHna  der.  nie  Im  ein 
Auedruck  der  Art  and  Weins,  wie  der  Klnellar  Eiudinuke  enfiihnrnt  and  verarbeitet, 

_  f. ALl^t--*!     I  ,         -,   ■    -J f* A-t*      -  M    li  ■       J —    *» w**      _  »n  .      -        ■  t  _e^_  w    . 

MDB  vDJGKBwnVfllllK  OBS  wOVVnUvOBHMwSnflH  QBT  XmBnVUBCBVV gr , 

jL|m    VtfWft    Dil*    flMiJinnfjkfi         IfMkei**    fefneif    e^sArä*    VWn    Oiw*  ssnY^nelfnnni 

affordert.    Die  K.  ist  nrsprorjgttofa  mit  enfkwaothstseohen  Z 
KsJtn*  Zauber  u.  a.)  m banden  «od  wird  erat  spater  an  einer  ee 
betatigung.  dfe  mit  dem  Spie»  (a,  d.)  verwandt  int»  aber  ■ehr  ab  Spiel  iet  and  eoeb 

Der  Käme  JUtheÜk"  etemnrt  tob  A.  Barmaam  (AiHhitin,  1700. 
flu  e.  unten)  and  bat  eich  besonders  durch  F*.  Brnrnia»  ilnplilhpil     In 
gebraooht  man  aoob  den  Anadmok  „criticsam*4. 

Die  Anfange  der  JL  finden  eich  echoe  im  Altertum.  Plato»  ästet  die  Schönheit 
in  dae  Harmomeobe  and  den  8rmmetrkMhe,  dee  an  eiob  neflfll  and  eigene  *H»hfr 
ereeugt  (PhUeboe.  51).  tagleioh  eher  in  dee  Hin  tot  i  \  i  ii  i  !■  i  ■  der  .Idee"  (e.  d.) 
durch  dee  Sfamhobe  (Pheedrue,  100  B  ff.:  Keim  der  opekuietreeo  »CkmilmaethoUh'T. 

Ordnung  and  Wimamlisi  and  fahrt  die  Kanet  auf  den  Hihilimenplilili  and  auf 
die  Freude  an  den  Prodokten  nsnhahasaader  OeelelUing  nwnnk.  DU  Könnt  ahn» 
eher  mehr  daa  Typische  nach  oder  führt  dae  in  der  Natur  UnroUendeta  an  Ende: 
ak)  wirkt,  beaondere  m  dar  Tragödie  (a.  Tragiech)  JnUhartaMh**  (e,  Katharsis). 
Spelnüaüv-ideeJfcrJech  iet  die  A.  Pixrnw.  Daa  8ohöne  tat  daa  „an  dar  Idee  gleich- 
.  es  gibt  em  IhinmarMii  Urbild  dar  ah 
V-V1).  -  Im  afllükiHat  kommt  für  die  A. 
Thomas  tos  Aojtmo  m  Betracht.  Daa  8chone  gefallt  durch  eich  aalhat  and  m  dar 
Aneohanong  („polohram  cuiue  ipea  epprehenaio  placet".  8om.  theoL  II  1.  27  a, 
1  ad  3;  I,  88,  8  c;  vgL  Jrjvoaujr»,  Ästhetik.  1884;  L.  ScerOn,  Lehrbuch  d.  JL».  18«; 
J.  MOllbb,  Eine  PhlJceophie  daa  Schönen,  1897). 

ak  sinnliche  Erkanntnia  einer  VofJhoouaenheit)  taut  m  Daatachlond  aalt  T-Tn**TT 
auf ,  dar  die  Luat  an  barmoniaoben  VorhlHiuoson  nun  einem  unbewußten  Vergleichen 
and  Zahlen  erkürt  (Opera,  ed.  Erdmann.  8.  7ik  Dia  dentache  A. 
erat  A.  Bauitoajrnai  (vgL  E.  Bmoauum.  D.  Begrond.  d.  deutachen  A. 
0.  Baumgarten  u.  O.  F.  Meier.  1911).  Aethetik  iet  die  Logik  daa  unteren  Flhaimtaei 
Vermögens,  Theorie  der  ahmHnhen  Brkenatnie  (Harnentin  nrignillnnai  eeustrivae") 
und  Darstellung  (..gnoeeologia  inferior",  „am  pulchre  cogHandi".  Metaphv*.  1739. 
§  519ff.).  „Der  Zweck  der  A.  („aeathotfca  oritioa*4,  „ers  formandi  goetom")  in  die 
Vollkommenheit  der  atnnliohen  Erkenntnis  ah)  solcher,  in  welcher  die  Schönheit 
besteht"  (Aeetbetioa,  1760.  |  14;  „perfectJo  pnaenomenon":  Metephya.  |  88t).  Ahn- 
lieb  B.  T.  O.  F.  MmxB  (Aiifajupgründe  aller  schönen  Wissenschaften,  1748-80; 
vgL  daa  oben  zitierte  Werk  von  Bergmann,  8.  f  8ff.),  J.  O.  Sulzkk,  nach  weloham 
schon  ist,  „was  ohne  Begriff  als  Gegenstand  eines  notwendigen  Wohlgefallens  er- 
kannt wird",  ohne  Rücksicht  auf  den  Wert  des  8toffee,  nur  wegen  seiner  Form  (All- 
gemeine Theorie  der  echönen  Künste.  1771-74).  und  Schönheit  auf  Einheit  in  der 
Mannigfaltigkeit  beruht.  Nach  F.  J.  Riedel  iet  schön,  „was  ohne  interessierte  Ab- 
sicht sinnlich  gefallen  und  auch  dann  gefallen  kann,  wann  wir  ee  nicht  besitaen" 
(Theorie  der  echönen  Künste  n.  Wissenschaften,  1767;  vgl.  Wir«,  F.  J.  Riedel  u. 
seine  Ästhetik,  1907);  ähnlich  Mixdklssohx  (Briefe  über  d.  Empfindungen,  1765. 


Ästhetik.  61 

2;  Morgenstunden,  1786,  Schriften,  1819,  II;  Schönheit  =  „Einheitlichkeit  im 
Mannigfaltigen")  u.  a.  Vgl.  auch  Hebdeb  (Kalligone,  1800:  Die  Schönheit  liegt  in 
dem,  was  „ausdrückend"  ist).    Vgl.  G.  Jacoby,  Herders  und  Kants  Ä.,  1907. 

Von  den  französischen  Ästhetikern  betont  Boileau  das  intellektuelle  Moment, 
Batteux  die  Nachahmung  der  Natur  (Les  beaux  arts,  1746),  Dubos  das  Gefühl 
und  das  funktionelle  Bedürfnis  (Reflexions  crit.  sur  la  poesie,  la  peinture  et  la  mu- 
sique,  1719). 

Eine  psychologisch  begründete  Gefühlsästhetik  geben  die  Engländer.  So 
Shaftesbüby,  H.  Hohe,  welcher  innere  und  relative  Schönheit  unterscheidet 
(Elements  of  criticism,  1762 — 65),  Btjbke,  nach  dem  Schönheit  eine  „soziale  Quali- 
tät" ist,  da  das  Schöne  zum  Zusammensein  mit  ihm  reizt,  Liebe  zu  ihm  erweckt, 
an  sich  gefällt  (A  philos.  inquiry  into  the  origin  of  our  ideas  of  the  sublime  and  the 
beautifuL  1756;  deutsch  1773),  E.  Dabwtn,  Hogabth  („Schönheitslinie")  u.  a. 

Kritisch  begründet  die  Ä.  Kant,  der  das  Ästhetische  von  der  Erkenntnis  und 
vom  Praktischen  scharf  abgrenzt  und  nach  den  Voraussetzungen  ästhetischer  Ur- 
teile fragt.    „Ästhetisch"  im  allgemeinen  ist,  „was  an  der  Vorstellung  eines  Objekts 
bloß  subjektiv  ist,  d.  i.  ihre  Beziehung  auf  das  Subjekt,  nicht  auf  den  Gegenstand 
ausmacht".     Dieses  „Subjektive",  was  gar  keine  Erkenntnis  werden  kann,  ist  das 
mit  der  Vorstellung  verbundene  Gefühl  der  Lust  oder  Unlust,  welche  die  subjektive 
formale  „Zweckmäßigkeit"  des  Vorgestellten  ausmacht.     Das  ästhetische  oder  Ge- 
schmacksurteil ist  bloß  „kontemplativ",  d.  h.  es  bezieht  sich  nur  auf  das  gefühls- 
betonte Vorgestellte  als  solches,  ohne  Interesse  an  dessen  Existenz,  Besitz  u.  dgl. 
Schön  ist  der  Gegenstand  eines  uninteressierten  Wohlgefallens,  was  ohne  Begriff, 
unmittelbar  anschaulich  erfaßt  wird.     Schönheit  ist  „Form  der  Zweckmäßigkeit 
eines  Gegenstandes,  sofern  sie  ohne  Vorstellung  eines  Zweckes  an  ihm  wahr- 
genommen wird".    Diese  Zweckmäßigkeit  besteht  in  der  Harmonie  im  „Spiele  der 
Erkenntniskräfte  des  Subjekts",  im  harmonischen  Spiel  von  Einbildungskraft  und 
Verstand.    Das  Schöne  muß  einen  „Grund  des  Wohlgefallens  für  jedermann"  haben, 
es  hat  „subjektive  Allgemeinheit"  (Gemeingültigkeit),   wir  sind  berechtigt,   jeder- 
mann ein  ähnliches  Wohlgefallen  zuzumuten.     Die  „freie"  Schönheit  setzt  keinen 
Begriff  von  dem  voraus,  was  der  Gegenstand  sein  soll;  die  „anhängende"  Schön- 
heit tut  dies.     Letzten  Endes  ist  die  Schönheit  das  „Symbol  des  Sittlichguten"; 
sie  ist  der  „Ausdruck  ästhetischer  Ideen".     Die  Kunst  ist  Hervorbringung  eines 
Werkes  durch  Freiheit,  als  ob  es  ein  Naturprodukt  wäre,  sie  ist  das  Produkt  des 
Genies  (s.  d.),  in  welchem  die  Natur  Regeln  gibt  (Krit.  d.  Urteilskraft,  1790;  vgl. 
Beobachtungen  über  d.  Gefühl  des  Schönen  u.  Erhabenen,  1764).  —  Die  kritizistische 
Ä.  wird  in  der  Gegenwart  von  Cohen  (Ästhetik  des  reinen  Gefühls,  1912),  Natobp, 
J.  Cohn  (Ä.  als  Wissenschaft  von  den  Werten,  die  im  Schönen  und  in  der  Kunst 
herrschen;  Allgemeine  Ästhetik,  1901,  S.  7 ff.)  u.  a.  vertreten.  —  Eine  Weiterbildung 
erfährt  die  Ästhetik  Kants  durch  Schiller.     Der  Gegenstand  des  „Spieltriebes" 
(s.  d.)  ist  die  „lebende  Gestalt".    Im  Schönen  stimmen  Sinnlichkeit  und  Vernunft, 
Empfänglichkeit  und  Tätigkeit  zusammen;  das  Schöne,  die  Kunst  verbindet  den 
„Stofftrieb"  („Sachtrieb")  und  „Formtrieb"  (s.  Form)  zur  Einheit.    Die  Schönheit 
ist  so  die  „Bürgerin  zweier  Welten,  sie  ist  „Freiheit  in  der  Erscheinung"  (vgl.  Schein), 
macht  die  Sinnlichkeit  zum  Ausdruck  einer  Idee,  den  Menschen  erst  zum  vollen 
Menschen;  denn  er  ist  „nur  da  ganz  Mensch,  wo  er  spielt".    Die  ästhetische  Kultur 
geht  dahin,  „das  Ganze  unserer  sinnlichen  und  geistigen  Kräfte  in  möglichster  Har- 
monie auszubilden".      Die   Schönheit  stellt  die  Totalität  des  Menschlichen  wieder 
her  und  führt  ihn  zur  Freiheit,  vermittelt  zwischen  Natur  und  Sittlichkeit  (Briefe 


62  Ästhetik. 

ober  iethet.  Erstahang  da«  lanneohen;  rgL  &a  philo«.  Schriften,  Phika.  BibL.  1  A. 
1910;  rthnemenn,  Kam  und  Seh*  Begrund.  <L  Am*»*.  1186).  Di» 
nsxmotue  m  (mmnonen  ns  tteseugaai  hmm  anen  w.  tom  ttovBOurr  (i 
phil«.  Schriften.  Phile«.  BibL  1910).  —  Nach  Ooran  tot  das  Sehte»  dann  tot- 
banden,  „wenn  wir  daa  piiiliinlHigi  Islumlhji  in 
Voükowmenhoit  eohaoen,  wodurch  w 
labandig  und  in  höchate  Tätigtest  rwatest  fohlen"  (WW.  hrsg.  von  L.  Geiger.  Bd.  27, 
&  122). 

Eina  idoelklkiste  Gebaltelethetik  begründet  fkamuno,  nach 
halt  ..daa  Unendlich«  andlich  datgaetelh  tat".  Dia  Kam*  tat  d* 
an.  ab  aberwiadet  in  mait  laWil  ir  Wate 
(8yetem  d.  tnneaaadentalan  Hl  iMimai.  &  466fL;  Ober  d. 
Verbaten»  dar  IiIMiHh  Kante,  an  dar  Natnr.  1807.  1885).  Ali  Vefatandkhoag  dar 
Idaa  haariwman  daa  Sabona  Socota  (Voriaa.  aber  Ästhetik.  1898),  Cam.  Kmacsa 
(Voriaa.  aber  Atehatik,  hreg.  1888),  On.  Wann  (Syteem  d.  AttheUfc.  1880)  u.  a. 

*»—     än«|i^Mi«MaV^     *-      SeTflmrsmte        *-      • 

dar  Idaa",  da»  Kante  dia  sinnliche  Daratrikng  daa  INnlaiin  a* 
symboiieche.  umintiiuhi  Kante  auftritt  (Vorlaa.  «bar  d.  Ästhetik.  1888h  K, 
KMAXt,  Znaoro  (Thooria  daa  „plitiani  Schnitte«',  s.  ±\,  Tu.  Vtsonm  (Sehte  h 
dir  ..Idaa  in  dar  Form  begrenster  Bteoktemsg".  AathaUk.  1846-88;  rgL 
..Daa  Schön«  u.  dta  Kunst".  1887,  wo  V.  daa  flehte»  ata  ..«iniliauharai 
definiert  «ad  ahte  Esm^hasgetbeoita  gibt),  IL  CtaW  (Atebeta*,  1888,  I 

dar  Sphtre  einer  idaafen  Phanoaaenalitat  tat  und  dta  Kante  ..arttaittatei  flihil« 

gefahte"  erweckt  (Pbiloa.  da»  Sehtaan.  1887),  Tajüwoonrr  (Atehatik,  1887).  Scaorn- 
■ACE».  Nach  ihm  tat  Jede»  Ding  eohte,  aofiarn  aa  „Aoadruck  einer  Idee*4  tat. 
Die  Kante  wiederholt  ^Üe  dareh  rata 
wobei  dta  Motek  abar  daa  Weaen  dar  Dinge  (e.  Wille)  gen* 
druck  bringt.  In  dar  latlwttaefaan  Anaohaanng  aind  wir  vom  Joche  da»  Wtltana  be- 
..r+ino»  Subjekt  dae  Erkennen«".  So  tat  die  Kante  ein  PaOtatir  gegen  daa  Leiden, 
welche*  dar  Lebanewüle  mit  aieh  bringt  (Welt  ata  WH»  and  Vorstellung.  BtL  I, 
f  Mff.).     VgL  R.  Waovs*,  Schriften*    1912. 

Dta  fonnaJktieehe  A.,  welche  dl 
welcher  dta  Objekte  tmgarteul  werden,  ron  formatan  Va 
Kmh.it.n  BM8tafhj  Bjbj  Ußt.  Ujrnin<Vt  in 
JUtbetik"  dta  (Ethik  and  ilgeatlili  A.  umfaesende) 
griffen,  mit  welchen  rieh  Urteile  daa  Beifalls  «kr  Mißfallene 
„Muteerbegriffen"  («.  Ideen).  Terteehu  Daa  lethettache  Gefallen  haftet  an 
Voratelhaajrrafhihiitamn  (Harmonie,  Rhythmus  aaw.  (PaycboL  ata  Wtaeenaeh 
Ahnboh  tahrt  Ron.  Znomiuni  (Allgem.  Atehatik,  1885;  Geaohiohte  d.  Atehatik. 
1868),  B.  Haxsuck  (Vom  maeiksKanh  Schonen*.  &  8080.)  u.  a..  teUwetae  euch 
F.  MABKond.  —  Zwtacben  Form-  and  Oehaltaatebetik  vermitteln  Köstuk  (Ateha- 
tik. 1863f.,  8.  67),  Sikbbck.  nach  welchem  dta  form  afeh  aalbat  den  Inhalt  gibt  and 
im  Ästhetischen  ein  Seelische«  an  sinnlichem  Anadroek  kommt  (D.  Weaan  d. 
Anschauung.  1876),  Wovor,  nach  \ 
der  Form  an  den  Inhalt"  gefallt  und  die  Kante  dta  „ideale  Wirklichkeit"  darteeUt 
(System  d.  Philo».  II».  1907,  S.  267ff.;  vgl  Völkerp«ychologie  II  1.  &  87 ff  ;  IIP. 
1906)  u.  n,  Nach  Voucsur  tat  die  Ä.  eine  beaehreibende,  analysierende  and  norme- 
tive  Whneneohsft.    Daa  aethettaebe  Urteil  tat  am  Wart-  and  sogleich  ein  Verstand- 


Ästhetik.  63 

nisurteil.  Beteiligt  sind  am  Ästhetischen  eine  Lust  der  Einfühlung,  eine  Lust  am 
Menschlich-Bedeutungsvollen,  eine  Lust  der  Entladung,  eine  Lust  an  Gliederung 
und  Einheit.  Der  Gegenstand  der  Kunst  ist  das  „Menschlich-Bedeutungsvolle'*. 
Ein  Gegenstand,  der  einen  ästhetisch  befriedigenden  Eindruck  machen  soll,  muß 
auf  uns  als  „organische  Einheit"  wirken.  Das  Schöne  und  das  Charakteristische 
sind  zu  unterscheiden  (System  d.  Ästhetik,  1905 ff.).  Xach  Dessoie  ist  die  Ä.  die 
Wissenschaft  von  den  äußeren  und  inneren  Bedingungen  gewisser  Wertvorgänge. 
Die  im  Leben  genossene  und  in  der  Kunst  genossene  Schönheit  sind  verschieden. 
Aufgabe  der  Kunst  ist  es,  ein  durch  subjektive  Zutaten  abgeändertes  Bild  der  see- 
lisch-körperlichen Realität  zu  bieten;  dem  Künstler  ist  das  All  schön,  weil  er  es  liebt, 
und  weil  er  seiner  Liebe  Ausdruck  zu  geben  vermag,  deshalb  vermittelt  er  uns  den 
reinen,  selbstlosen  Genuß  am  Dasein.  Xach  dem  „ästhetischen  Objektivismus" 
hat  das  ästhetische  Sein  objektive  Wirklichkeit  und  objektiven  Wert  (Ästhetik  und 
allgemeine  Kunstwissenschaft,  1906,  Abhandlungen  in:  Zeitschr.  f.  Ästhetik  I  ff., 
Archiv  f.  systemat.  Philos.  V — VI,  X,  u.  a.). 

Schon  die  zuletzt  genannten  Ästhetiker  ziehen  vielfach  die  Psychologie  heran. 
Xoch  mehr  ist  dies  bei  den  folgenden  der  Fall.  Die  experimentelle  Ä.  begründet 
(vgl.  Zeising)  Fechner,  der  eine  empirische  Ä.  „von  unten  auf"  fordert  und  zwischen 
„direktem"  und  „assoziativem"  Faktor  unterscheidet  (Vorschule  d.  Ästhetik  I, 
S.  121).  Experimentelle  Untersuchungen  über  Farben-,  Tonverhältnisse  u.a.  betreffend 
vgl.  Ligthner  Witmer  (Philos.  Studien  IX),  J.  Cohn  (ibid.),  Külpe  (Ein  Beitrag 
zur  experim.  Ästh.,  1903;  Viertel jahrsschr.  f.  wiss.  Philos.,  1899;  D.  gegenwärt. 
Stand  d.  experim.  Ä.,  1907),  der  (wie  E.  Landmann-Kalischer,  Analyse  d.  ästhet. 
Kontemplation,  1902,  u.  a.)  die  „Kontemplationstheorie"  vertritt,  Meumaxn, 
Dessoir,  J.  Segal  (Arch.  f.  d.  ges.  Psychol.  VI— VII,  1905 f.;  Zeitschr.  f.  allgern. 
Ästhet.  II)  u.  a.  Ziehen,  Über  den  gegenwärtigen  Stand  der  exp.  Ästhetik,  Ztschr. 
f.  Ästh.  1913;  Mecmann,  Ästhetik  der  Gegenwart,  1917,  3.  A.;  Külpe,  Bericht  des 
II.  Kongresses  f.  exp.  Psychologie,  1907. 

Der  Hauptvertreter  der  psychologischen  Ästhetik  ist  Th.  Llpps,  nach  welchem 
die  Ä.  „angewandte  Psychologie"  ist.  Das  Schöne  ist  ein  ästhetisch  Wertvolles, 
das  zugleich  ein  ethisch  Wertvolles  ist,  indem  es  die  Menschlichkeit  fördert.  Das 
Wesen  des  Ästhetischen  liegt  im  Mitleben  mit  den  ästhetischen  Objekten,  in  der 
„ästhetischen  Sympathie",  die  auf  einer  „Einfühlung"  (s.  d.)  beruht,  durch  die  wir 
das  Objekt  beseelen,  unser  Ich  und  dessen  Leben  und  Streben  hineinlegen.  Schön- 
heit ist  so  „die  in  der  Betrachtung  eines  Objekts  gefühlte  und  daran  fühlbar 
gebundene  freie  Lebensbejahung";  objektiv  ist  sie  die  vom  ästhetischen  Objekt 
geforderte  Wertung.  Das  Ziel  der  Kunst  ist,  „Leben  in  eine  sinnliche  Erscheinung" 
zu  bannen  und  es  darin  unmittelbar  zu  erleben  (Raumästhet.  u.  geometr.  Täuschungen, 
1897;  Ästhetik,  1903—06;  Kultur  der  Gegenwart  I,  6).  Psychologisch  begründen 
die  A.  ferner  H.  von  Stein  (Vories.  über  Ä.,  1897;  D.  Entstehung  der  neueren  Ä., 
1886),  Dilthey  (Die  Einbildungskraft  des  Dichters,  1S87;  D.  Erlebnis  u.  die  Dich- 
tung2, 1910;  Das  Schaffen  des  Dichters,  Zeller-Festschrift,  1887),  Witasek,  nach 
welchem  die  ästhetischen  Gefühle  „Inhaltegefühle"  sind  (Grundz.  d.  allgem.  Ästhetik, 
1904),  Jodl  (vgl.  W.  Börner,  F.  Jodl,  1911,  S.  104f.).  R.  Wähle,  Meumann,  der 
aber  die  objektive  Seite  des  Ästhetischen  betont  (System  der  Ä.,  1914),  W.  Jeru- 
salem, nach  welchem  die  Ä.  genetisch  und  biologisch  sein  muß  und  das  ästhetische 
Genießen  eine  Art  der  „Funktionslust"  ist  (Einleit.  in  d.  Psychol.*,  1909);  ähnlich 
schon  A.  Döring  (Zeitschr.  f.  Psychol.  I,  1890;  vgl.  E.  Utttz,  Die  Funktionsfreuden 
im  ästhet.  Verhalten,  1911)  u.  a. 


M 


Peyohologieoh  und  bioiogiaoh  begründet  die  Ästhetik  K  Geooa.  Dar 
Genuß  ist  ein  .^elende»  iiniiriim»  Erleben",  um  edelste  8piel  (a.  d.)  der 
Dm  Zootrum  des  infinit  hohen  Omktlnm  ist  dM 


)Um  dem  Prinxlp  der  Nsehshiaimg  sind  dM  Prinzip  der  „flnlMldsrstaBeng"  und 
in  der  Kunet  wirksam  (Efaüeit.  in  d.  JL.  IMS;  D.  Spiele  dM 
1890;  D.  aethet»  Genoß.  1902;  D.  Anfinge  der  Konet).  Am  dem  ,.8piel" 
(e.  d.)  leiten  die  Knnei  Sraron.  Boot  u.  o.  ob.  Neeh  B.  UOixsa-Fmmxnu 
eind  dM  IsHiitlinhi  and  die  Konet  eioh  mir  teilweise  ilenhemle  Begriffe.  Dm  Äitho 
tieahe  let  „nichts  objektiv  Qsgebonm.  eondem  «ine  Art  dM  Krlebene,  die  ihren  Weit 
in  eioh  eelber  tragt  and  nicht  ■aPer  ihr  eelhet  liigsnrlsn  Zwoab 
wird"  (Psychologie  dar  Knnei  I*.  1921.  9).  Dm  Biolnghehi  Im 
handeln  ferner  Dabwi*.  TUkäm,  Kaoxrtxo,  Kokbotax*  (1 
&  Ö6(f.);  dM  Phyokdogioobo  Quast  Allsx  (Physiol  Iis«HIm,  1977).  G. 
(Aufgeben  d.  Konetahyufelogie'.  1997),  ScsmoBTsn,  Anfinge  der  Konet  im 
und  bei  Zwergvölkern.  1919;  Vbuwou*.  Auflage  der  Kumt»  1909;  IL 
Den  Mietern  uppenetnie  I  okotau.     8renek  Arkir  för  Pedagogik.  1914.  u.  o, 

Konet;  KuMtetmiinuh  Stadien.  1900).  Yart  Haut  (Origwe  of  ort»  1902, 
1901),  K  BCcuuu  (Arbeit  u.  Rhythmus),  der  die  geeelbge  Arbeit  ab 
rhythmieober  Funktionen  betrachtet,  u.  a.;  den  SoxieJe:  Poocdbo»,  IL  Tai«  (Ab- 
hlngigkait  dar  Koset  vom  .juiheu",  von  dar  Bern,  dam  „Mornsnl".  Philoe.  de  lert. 
1990;  deotech.  1  A.  1880).  GvtaO.  naoh  walohem  die  Konet  eoeiele  Gaftble  erweokt 
und  ein  neum  sotiakw  Milieu  eobeift;  in  der  Kunet  erreicht  um 
en  InteneiUt  und  Expansion  (L'ert  ea  point  de  voe  eoctologiqoe.  1999; 
1911;  vgl.  Nnrrucu:  Die  Kunet  am  „Stanmlann  tum  Üben").  IL  Bobobsabo, 
E.  Raum.  Boom  o.  e,  —  Eine  bealogmebe  med  eoaieie  Punktion  bat  die  Konet 
neeh  K  Laxob.  der  die  „Illueioostheorie"  vertritt,  die  Lehre  von  der  Ml 
SelbetOoeohung".  Dar  ntthoimohe  Genuß  let  die  Wirkung  de*  8ebi 

ichkeite.  und  Sohoinli  ■  uOtaeiu.    SobOn  an,  mwm  Meneoben  mit  richtiger  und 
mmnatvar  Nataranaonauung  in  Dlaeion  rerrnttt"  (Dm  Weeen  dar  Kunet'.  1909). 

Eine  „phlnniMnologjsohs*'  Ästhetik  eieUebeu  Gexobb:  Jahrb.  für  PhiL  und 
phinom.  Forechong  L  1918;  Mbcbacbb:  Ästhet.  Idm  und  Kamtthoorio,  Kant- 
etadien.  1918. 

Vielfach  wird  die  Psychoanalyse  (s.  d.)  für  die  Ästhetik,  bee.  die  Aufhellung 
dM  dichterischen  Schaffung,  fruchtbar  au  maoban  geweht;  Fbbud.  Eine  Kindheit* 
erinnerang  dee  Leonardo  da  Vioci;  Ptutsb,  Zum  Kampf  um  die  Psychoenaiyse, 
1920.  110;  Rute.  Dar  Künsücr.  1918*;  Dm,  Dm  Inxestmotiv  io  Dichtung  und  Saga, 
1912;  Raab  a.  Sachs,  Die  Bedeutung  der  Psychoanalyse  für  die  Geistes  wissen- 
scheiten.  1913;  u.  e. 

Eine  Sonderang  von  Ästhetik  und  allgem.  Koostwissenschef  t  wunooht 
nach    Fiedlers,    SpHners   und  Demoin  Vorgang  Uttw,    Grundlegung   der   Mlgnm 
Kunstwissenschaft  I.  1914,  LL  1920. 

Ab  .Ausdruck"  dM  äußeren  ond  inneren  Lebens  betrachten  die  Kunst  E.  Vbbob 
(L'Mthetiqae*.  1883).  S.  DB  Saucns,  B.  Cbocb,  naoh  welchem  „schön"  der  „gslungeM 
Aasdruck"  ist  (Bstetice,  1902,  1910;  deateoh  1900).  An.  Hildbbbaxd  (D.  Problem 
d.  Form  in  d.  bildenden  Kunst*,  1898),  C.  Fisdlbb,  Bbbosox  (Le  rire.  1901)  a.  a.  — 
Vgl.  Boutbbwbb,  Ä.,  1800;  3.  A  1824;  Bouaxo,  Über  d.  Begriff  dM  Schonen.  1843; 
EL  FiscHKR,  Diotima,  1802;  J.  Batbb,  Ä..  1803;  Cohbx,  Die  dichterische  Phantasie, 


Ästhetik  —  Ästhetische  Elementärgefühle.  (35 


1869;  Kants  Begründ.  der  Ä.,  1889;  Ästhetik  des  reinen  Gefühls,  1912;  Lifps  und 
Werner,  Beiträge  zur  Ä.,  1890ff.;  H.  Spitzer,  Krit.  Studien  zur  Ä.  der  Gegenwart, 
1897;  P.  Stern,  Einfühlung  u.  Assoziation  in  der  neueren  Ä.,  1898;  G.  Seailles, 
Essai  sur  le  genie  dans  l'art,  1897;  deutsch  1904;  Soukiaü,  La  reverie  esthetique, 
1906;  Paüxhan,  Le  mensonge  de  l'art,  1907;  Diez,  Allgemeine  Ä.,  1907;  Carl 
Lange,  Sinnesgenüsse  u.  Kunstgenuß,  1903;  Worringer,  Abstraktion  und  Einfühlung, 
3.  A.  1911;  Ch.  Lau),  Les  sentiments  esthetiques,  1910;  B.  Christiansen,  Philos. 
d.  Kunst,  1909;  Münsterberg,  Philos.  der  Werte,  1908;  Vaihinger,  Die  Philos. 
des  Als-Ob,  1911  (Bedeutung  der  Fiktion);  Stmmel,  Philos.  Kultur,  1911;  Rembrandt, 
1917;  W.  Dohrn,  Die  künstlerische  Darstellung,  1910;  J.  Walter,  Geschichte  der 
Ä.  im  Altertum,  1893;  Schasler,  Krit.  Geschichte  der  Ä.,  1871;  Lotze,  Gesch.  d. 
Ä.  in  Deutachland,  1868;  Bosanqüet,  History  of  Aesthetics,  1892;  A.  Fischer,  Über 
symbolische  Relationen,  1905;  Zur  Bestimmung  des  ästhet.  Gegenstandes,  1907; 
Wize,  Abiiß  einer  Wissenschaftslehre  der  Ä.,  1909;  P aschal,  Esthetique  nouvelle 
fondee  sur  la  Psychologie  du  Genie,  1910;  A.  Guttmann,  Die  Wirklichkeit  und  ihr 
künstl.  Abbild,  1912;  R.  Hamann  (Aesthetik,  19192,  19)  faßt  als  Grundproblem 
der  Ästhetik  „die  Eigenbedeutsamkeit  der  Wahrnehmung"  auf,  F.  Medictjs,  Grund- 
fragen der  Ästhetik,  1917;  Major,  Die  Quellen  des  künstlerischen  Schaffens,  1913; 
Bernheimer,  Philosophische  Kunstwissenschaft,  1913;  F.  Lippold,  Bausteine  zu  einer 
Ästhetik  der  inneren  Form,  I,  1920;  Pap,  Kunst  und  Illusion,  1914;  Vernon  Lee,  The 
Beautiful,  1913;  Metjmann,  System  der  Ästhetik,  1914;  P.  Moos,  Die  deutsche  Ästhetik 
der  Gegenwart.  Mit  bes.  Berücksichtigung  der  Musikästhetik,  1920;  Pilo,  Estetica, 
1908;  Wulff,  Grundlinien  und  krit.  Erörterungen  zur  Prinzipienlehre  der  bild. 
Kunst,  1917;  Tietze,  Die  Methode  der  Kunstgeschichte,  1914;  Deri,  Versuch  einer 
psychol.  Kunstlehre,  1912.  —  Vgl.  Erhaben,  Komisch,  Tragisch,  Einfühlung,  Form, 
Spiel,  Geschmack,  Phantasie,  Genie,  Idee,  Intuition,  Selektion,  Urteilskraft. 

Ästhetik,  transzendentale,  nennt  Kant  die  „Wissenschaft  von  allen 
Prinzipien  der  Sinnlichkeit  a  priori"  (als  einen  Teil  der  „transzendentalen  Elementar- 
lehre"), die  „transzendentale  Sinneslehre",  welche  die  apriorischen  (s.  d.)  Fak- 
toren der  Sinnlichkeit,  der  Wahrnehmung  untersucht,  nämlich  die  „Anschauungs- 
formen" (s.  d.)  Raum  und  Zeit  als  Bedingungen,  unter  denen  uns  Gegenstände 
gegeben  werden  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  Einleit.,  S.  49).  In  der  tr.  Ä.  wird  zuerst  die 
Sinnlichkeit  isoliert,  indem  alles  abgesondert  wird,  was  der  Verstand  hinzudenkt; 
von  der  dann  noch  bleibenden  empirischen  Anschauung  wird  alles,  was  zur  Emp- 
findung gehört,  abgetrennt,  „damit  nichts  als  reine  Anschauung  und  die  bloße  Form 
der  Erscheinungen  übrigbleibe,  welches  das  einzige  ist,  das  die  Sinnlichkeit  a  prioii 
liefern  kann".  Die  tr.  Ä.  beantwortet  die  Frage:  wie  ist  Mathematik  (s.  d.)  möglich? 
durch  Aufzeigung  der  Apriorität  von  Raum  und  Zeit. 

Ästhetisch:  1.  zur  sinnlichen  Wahrnehmung  gehörig  (Griechen,  Kant); 
2.  unmittelbar  in  der  Anschauung  oder  Phantasie  gefallend,  mißfallend  (ä.  im  weiteren 
Sinne)  oder  soviel  wie  „ästhetisch  wertvoll",  schön,  reizend  usw.  (ä.  im  engeren 
Sinne).  Über  ä.  Beseelung,  Einfühlung  s.  Einfühlung;  über  ä.  Gefühle  s. 
Ästhetik,  ä.  Elementargefühle;  über  ä.  Urteile  s.  Ästhetik,  Geschmack.  Vgl.  Idee 
(Herbart),  Schein. 

Ästhetische  Elementargefühle   sind  die  Gefühle,  die  als  Elemente 

ästhetischer  Wirkungen   vorkommen,   ohne   daß  sie  selbst  einfach   sind   (Wtjndt, 

Grundr.  d.  Psychol.5,  S.  195).    Es  gibt  „intensive"  Gefühle  dieser  Art,  die  aus  dem 

Verhältnis  der  qualitativen  Eigenschaften  der  Empfindungselemente  einer  Vorstellung 

Eisler,  Handwörterbuch.  k 


66  Asthetixismus        Atheismus. 

r-nUpringrn.  und  ,.exten*ive".  die  mm  der  räumlichen  oder  enit  liehen  Ordnung  der 
Elemente  hervorgehen  (Lt.S.  IM);  letztens  seriellen  In  „ForagefOhle''  und  „rhyth- 
mische" Gefühle,  entere  in  Gefahle  der  Klang-  und  der  Farbenharmonie  (Ordz. 
d.  pbvs.  FejeboL.  1908«  .  IIP.  123«.).  Vgl.  (^mi,  Farbenlehre,  didaktischer 
Teil  VI;  Facasraa.  Vorschule  der  Ästhetik,  1876.  I;  R.  Vaoua.  Dee  optische  Form, 
gefohl  1873,  sowie  Abhandlungen  tob  Voucblt.  Kmcnuxx.  J.  Oora  u.  a. 

lataeUalaaeao:  ästhetische  foboneaiiff.asiinf,  fa  welcher  dee  astbstioohs 
Oeoblea  and  GeeUHen  den  höchsten  Wert  bildet  (Romantiker  u.  a,k    Die  Fön 
settigkeH  dee  Ä.  neigt  R.  Book»  (Der  Kampf  um  e.  geistigen  Lebenewhalt*.  1807; 
Der  Sinn  n.  Wert  dee  Lebens«,  1810.  u.  e.L 

\  «fhnnnnaiaeli   a.  Ideattenme  (BaUrwrx). 

Aetralg*  tnter:   ClibUi  der  Cicatime  (Anierornuat,  Arix  i   ».). 

VfL  PsnpsyeJriemus  (Fncnenn). 

1  »frei leib  (skhmecher  Leib)  ist  nach  Pakacwlmv»  die  uneicbtbare  Holle 
der  Seele,  die  vom  Lebenefriet  unmittelbar  gestaltet  wird  and  eelbet  den  ainnhVnen 
Leib  gestehet.   Etwas  ähnliches  nehmen  die  Okkultisten  (e.  d.)  an.   Vgl  All 

Aatrepatcalach:    In  der  IWapejcnobfie  (s.  d.) 


Atnrnale   (ev«*a|f«):     Unstscheteerfachkeit,    Seelenruhe.       8b    ha   nach 
naondera  aber  nach  den  aktiven  Skeptikern  (s.  d.)  dee  böchete  Ziel 
und  Gut  und  ist  die  Wirkung  der  Urteüsenth.hunc,  (Ding.  Leert.  IX.  II) 
Apathie. 

\tn\i«naa«  ist  der  ROckachiag  der  Fjgaaenhsften  von  entlernten  Ahnen 
(auvi).  da*  Hervortreten  von  Eigenschaften  der  Vorfahren  in  apAteren  Oeneretionen 
nach  Obetepiingang  der  ■Inkotea  (am  Indirekte  Vererbang).  Atavistisch! 
grsssion  beiftt  in  der  ftychoenalve»  (a.  d.)  des  Auftreten  von  Erecbeinungen  aae 
rOlkerpayehologmoben  FrOhsteJen  im  Traum,  in  der  Neurose  new.  VfL  Vererbang, 
Entwicklung,  Ptogens  Ilsen. 

Ataxie  (dcaf/«):    mangelnde   Ordnung   der    Bewegungen   trotz   erhaltener 
Kontrektionaanergte  der  Ifnekeln  (vgL  Wciror.  Grands,  der  phye.  Psycho*  II*.  1810) 

Athnnabie  («eV#/«):    Unereohrnokenbeh,    Bsstenruki.    welche   Daaonmrr 
preist  (Ojcaao.  De  finibua  V,  88,  87;  Sroeaain.  Belog.  IL  76). 

Athnnnaie  (itamoia):   Uneterbnchkeit  (a.  d.).    Athanatologie:  Unotert 
lichkeitalehre. 

Athnonenaie  (idavpacia):    Stessohor  Grundeau  der  Veiw I igehmig- 

keit,  des  Ober  nicht»  Staunena  (oeeer  #*w/»d£*ir.  Diog.  Leert.  VTI.  12f.L  aich  durch 
nichts  in  Verwunderung  bringen  Laeeene  („nil  edmirari",  Honzz,  Epist.  I,  6.  1). 


I  (d*eoc):  Qottlneigkatt,  leagnnng  der  Existenz  eines  Gottes, 
Annahme,  daß  die  Welt  durch  aich  eelbet  besteht.  Zuweilen  wurden  Panth eisten 
(s.  d.L  wie  Sitxoxa  u.  a.,  des  Atheismus  beschuldigt.  Atheisten  sind  bewußt 
Laj&rtkib,  Holbach,  Snnxxa,  Nietzsche,  DChxixo,  BCchhkb,  Haeckel,  Ddboc 
(Leben  ohne  Gott,  1875),  Gbaxt  Alls*  (The  evolution  of  the  idea  of  god,  1887) 
u.  a.,  annähernd  auch  Fecehbach,  D.  F.  Stbaüss,  Soauraaaucna,  MaixlXndeb 
u.  a.  Der  Kritizismus  (s.  d.)  Kaxts  zeigt,  daß  die  Existenz  Gottes  weder  xu  beweisen 


Äther  —  Ätherleib.  GT 

noch  zu  bestreiten  möglich  ist;  so  bleibt  für  den  Glauben  Platz.  Nach  F.  Bacon 
führt  ein  wenig  Philosophie  vielleicht  zum  A.,  eine  tiefere  Philosophie  aber  wieder 
zur  Religion  (De  augment.  scientiarum,  I,  5).  Vgl  Hüme,  Drei  Dialoge  übar  natürl. 
Religion,  deutsch  von  Paulsen,  Philo3.  Bibl.,  3.  A.,  1905;  Blackie,  Natural  history 
of  atheism,  1877;  F.  A.  Lange,  Geschichte  d.  Materialismus7,  1902;  Hönigswald, 
Religiöse  Skepsis,  1908;  Vaihinger,  Die  Philosophie  des  Als -Ob,  1911;  Maüthner, 
Geschichte  des  Atheismus  im  Abendlande,  I,  1918,  II,  1920.  —  Vgl.  Gott,  Religion, 
Wissen  und  Glauben. 

Äther  (al&rtQ,  aether)  ist  (nach  physikalischer  Anschauung)  ein  hypothe- 
tischer, feinster,  den  Weltraum  erfüllender,  alle  Körper  durchdringender,  unwäg- 
barer, elastischer  Stoff,  dessen  Schwingungen  die  Erscheinungen  der  strahlenden 
Wärme,  des  Lichtes,  der  Elektrizität  erklären  sollen.  Über  die  nähere  Beschaffenheit 
des  A.  herrscht  keine  Übereinstimmung.  Während  manche  Physiker  die  Hypothese 
des  Ä.  für  überflüssig  oder  widerspruchsvoll  halten  und  sie  beseitigen  wollen  (Planck, 
Einstein*  u.  a.),  führen  andere  alle  Materie  (s.  d.)  auf  Verdichtungen  des  A.  zurück. 
DerÄ.  wird  bald  als  stetig,  bald  als  atomisch  gegliedert  („Ätheratome"  mit  abstoßen- 
den Kräften)  gedacht. 

|  Ursprünglich  war  der  „Äther"  ein  mythisches  Wesen;  er  ist  nach  Hesiod  ein 
Sohn  des  Erebos  (Dunkel)  und  der  Nys  (Nacht)  und  erscheint  bei  den  Orphikern 
(s.  d.)  als  Weltseele  (Stob.  Eclog.  I,  42).  Als  feinster  der  entstandenen  Stoffe  gilt  der 
Ä.  bei  Anaxagoras,  Empedokles,  den  Pythagoreern,  Platox,  Aristoteles, 
nach  welchem  er  das  fünfte  Element  (s.  Quintessenz)  darstellt;  er  ist  an  Quaütät 
das  „erste"  Element,  der  ungewordene  und  unvergängliche,  in  kreisförmiger  Be- 
wegung befindliche  Stoff,  aus  dem  die  Himmelskörper  bestehen  (De  coelo,  I,  3;  De 
generat.  et  corrupt.  II,  2 f.).  Als  Feuerstoff,  in  welchem  sich  die  Gestirne  bildeten, 
betrachten  ihn  die  Stoiker  (Diog.  Laert.  VII,  1).  Als  feinsten  Stoff  bestimmen  ihn 
die  Neuplatoniker,  die  Naturphilosophen  der  Renaissance,  Agrippa,  G.  Bruno 
u.  a.,  in  nüchterner  Weise  Hobbes,  Newton,  Huygens  u.  a.  —  Nach  L.  Oken  ist 
der  Ä.  die  „erste  Realwerdung  Gottes,  die  ewige  Position  desselben",  der  „göttliche 
Leib"  (Naturphilos.  I,  1809,  44).  Mit  der  göttlichen  Urkraft  identifizieren  den  A. 
Spiller  („Ätherismus"),  Ed.  Löwenthal,  Haeckel  u.  a.  Bald  als  elastisch -fest, 
bald  als  gallertartig  oder  als  „gyrostatisch"  bestimmen  den  A.  Fresnel,  Maxwell, 
W.  Thomson  (Lord  Kelvin),  Stockes  u.  a.  Der  Urstoff  ist  der  Ä.  nach  Secchi, 
Crookes,  Lorentz,  Le  Bon,  O.  Lodge,  B.  Kern  (D.  Problem  d.  Lebens,  1909, 
S.  236f.),  Haeckel  u.  a.  Gegen  die  Annahme  des  Ä.  ist  besonders  Ostwald  (Vorks. 
über  Naturphilos.2,  1902).  Vgl.  J.  Larmor,  Aether  and  Matter,  1900;  W.  Thomson, 
Populäre  Vorträge  u.  Reden*,  1891;  E.  Becher,  Philos.  Voraussetzungen  d.  exakten 
Naturwissenschaft,  1907;  Naturphilosophie,  „Kultur  der  Gegenwart"  VII,  1914; 
Weltgebäude,  Weltgesetze,  Weltentwicklung,  1915;  P.  Ehrenfest,  Zur  Krise  der 
Lichtätherhypothese,  1913;  W.  König,  Die  Lebensgeschiohte  des  Äthers,  1912; 
Mie,  Moleküle  —  Atome  —  Weltäther,  1911;  Lenard,  Ä.  und  Materie,  1910.  — 
VgL  Materie,  Atom,  Relativitätstheorie. 

Ätherisch:   aus  Äther,  ätherartig.     Ätherismus  a.  Äther  (Spiller). 

Atherleib  (pneumatischer,  Astralleib):  die  von  manchen  angenommene 
feine,  sinnlich  nicht  wahrnehmbare  Hülle,  als  halbgeistige  Organisation  der  Seele, 
als  unmittelbares  Organ  oder  Produkt  derselben.  So  lehren  Aristoteles,  die  Stoi- 
ker, die  Epikureer,  Paulus,  Plotin,  Porphyr,  Jamblich,  Proklus,  Origenes, 
Agrippa,  Paracelsus,  Leibniz,  Platnkk,  Prikstley,  Bonnet  (Palingenesie,  17G9, 

5* 


I.  III).  J.  IL  Ficht*  (Anthropologie,  &  273L),  Sraxu  u.  a.    Vgl.  Ott*»*,  I).  Psy. 
ohologb  Bonnets,  8.  709«.  -  Vgl  Leib  (Lamm). 

Ätiologie  (o/no-ioy/a):  Lehrt  von  den  Ursachen,  tob  KsismInsTrus. 

Ätnann  (Hauch.  Odem,  Ubenebauch)  heifit  in  der  Vcdiseben  Philosophie 
der  Inder  de*  eine,  iinlmieeb,  ffttllrhT  Selbst,  de«»«  Erscheinungen  die  ^Mtln-tn 
Seeleo  sind  (»gl.  Dkcbsk».  Allgem.  Geschichte  d.  Philo*.  1894  ff..  I  1.  285«.).  I» 
Vedanta:  Zuweilen  des  Selbst  schlechthin,  femer  die  individuelle  Seele,  dritten, 
die  höchst«  Seele.  Die  nsdsatansjen  spielen  oft  Ineinander  Ober.  Diu«*».  00 
nishads.  1906.  Ober  den  Begriff  das  Alma  in  der  osoboddhistiochen  Tbeoaophie 
vgL  Daaaoa  (Vom  Jenseits  der  Seele,  1917.  SSS). 

Atona   (dfo/»ee,  daa  Unteilbare),  physiches,    beifit  das  (relativ)  einfachste 
Korpcreioment,  daa  als  (relativ  oder  absolut)  imssilbei  gedacht  wird.     Atome  als 


und  ■hstonandso  Kräften,  sind  vom  Stand- 
punkt« dar  kriüsoben  Philosophie  kerne  abeohilen  Wirklichkeiten,  sondern  metho 
disch-denkend  gemtits.  »isjnnnmmnnj  fflnhsllsn  der  Körper  (s.  d.)  am  solcher,  am 
objektiver  Ereoheinungen.  Sie  sind  Dankmittel  tnm  Zwecke  dar  Berechnung,  der 
■  iskfj,  quantitativen  Erklärung  dar  XstnipbAnomene,  —td  diese  Denkmitml 
bleiben  m  Otttfl«^  auch  wenn  die  tuerst  am  „Atoms"  betrachteten  Korparammanta 
(die  Atom»  dar  Chemie  s.  B.)  «loh  spater  als  noch  weiter  seriegber.  etwa  aus  „Elek- 
(ek>ktriscben,  elskUssuh  gnladnnen  „TTiatomon"  oder  ffleltiiiitlleiiBimmilaii) 


Die  Atomistik  (Atomtheorie)  fafit  die  Atome  snarst  als  susgcdshnu  Körper- 
elemente,  später  mm  Teil  als  ensdshnnngaiom  Kraftpunkte  auf  (Dynamisch«- 
misük).  Der  dogmstianhe  Atnmiamn»  glaubt  an  die  absolute  Realität  der  Atome, 
im  Unterschiede  von  dar  oaatbodisch  kritischen  Atomistik,  für  welch«  die  Atoms 
Dank-  und  ReohanmHtal  oder  gar  nur  Fiktionen  sind.  Von  verachiedener  8cite  wird 
die  Annahme  von  Atomen  völlig  ■hgalshnl  —  Ober  ..qualitative"  Atomistik  vgl. 
Klement;  über  oawlwnartig«  Atome  vgL  Monaden 

Atoms  am  Isttte  Korpsceluments  nimmt  in  Indien  die  Vsiceebika  Lehre  an. 
Degiftudet  wird  die  Atomistik  von  Lsoxxrro»  und  DmiOEnrroa.  Letaterer  unter- 
echaidet  da»  Seiende  oder  Volle,  Feste  und  dm  Kiebtseiende,  den  leeren  Raum.  Daa 
Seiende  besteht  ans  einer  unbegrenzten  Menge  von  „Atomen"  («free«,  ejrf/MK«), 
welche  ewig,  unentatanden,  unaetatorbar  sind,  als  fThjensiihsftiin  nur  Ausdehnung, 
Gestalt  und  Bewegung  haben  (vgL  Qualität)  und  eich  nur  durch  diese  sowie  durch 
ihre  Grofie  und  Lage  unterscheiden.  Sie  bs wegen  sieh  von  Ewigkeit  hm*  im  leeren 
Raum,  drucken  und  stoßen  einander.  Durch  ihren  Znsammenstoß  bilden  sich  Wirbel 
(«J/rij),  aus  diesen  Walten  und  in  diesen  Körper  als  Ansammlungen  (evptfifuum) 
von  Atomen  (Diog.  Leert.  IX;  Aristoteles,  Pbys.  II.  III.  VIII).  Aus  feinsten  Atomen 
besteht  die  Seele  (a.  d.k  Alles  Geschehen  erfolgt  rein  mechsxüach.  In  ahnlicher  Weh« 
lehren  die  Epikureer,  nur  dafi  sie  auch  die  Schwere  (ßdfs)  zu  den  ursprimguchen - 
Eigenschaften  der  Atome  rechnen.  Anfangs  bewegten  sich  diese  in  gerader  Linie 
nach  abwärts,  dann  aber  erfolgte  (ohne  Grund)  eine  Abweichung  von  dieser  Rieh* 
tung  („decellere  paulum").  wodurch  die  Mannigfaltigkeit  von  Dingen  und  die  Willen« 
freiheit  erklärt  werden  soll  (Diog.  Laert.  X,  41;  Cicnao,  De  finib.  I,  16,  18;  Lucas 
Tiüs  Casus,  De  rerum  natura  IL  217 ff.;  I,  615ff.). 

Im  Mittelaltar  nehmen  Atome  an  die  Mutaxiliten,  Isaak  Isbaku,  Wilhelm 
VON  Conchks,  Nicolais  CüSAXüs  u.  a.    In  neuerer  Zeit  treten  als  Atomistiker  suf 


Atom.  69 

Daniel  Sennert,  Seb.  Basso,  Magnenus  (vgl.  Lasswitz,  Gesch.  d.  Atomistik, 
1890,  I — II),  Galilei,  G.  Bruno  (s.  Monaden),  Gassendi,  nach  welchem  die  A.  von 
Gott  geschaffen  sind  (Syntagma  philos.  Epicur.  II,  sct.  1),  R.  Boyle  (bei  ihm  zuerst 
der  Name  „Atomist"),  Hobbes,  Leibniz  in  seiner  Jugend  (später  Gegner  der  ma- 
teriellen Atome,  s.  Monaden),  Holbach  u.  a.  Empfindungsfähige  Atome  nehmen  an 
Diderot,  Buffon,  Robinet  u.  a.  (vgl.  Hylozoismus),  Lesage  (Physique  mecanique, 
1818),  später  Naegeli,  Noire,  0.  Hertwig,  J.  Sack,  Zöllner,  Hamerling, 
E.  Haeckel  u.  a.  —  Die  chemische  Atomtheorie  begründen  Dalton,  Avogadro, 
Richter  u.  a. 

Den  dynamischen  Atombegriff  haben  Boscovich  (Theor.  philos.  natural.,  1763), 
Kant,  nach  welchem  die  Atome  aus  abstoßenden  Kräften  bestehen,  durch  die  sie  erst 
einen  Raum  erfüllen  (Metaphye.  Anfangsgründe  der  Naturwissenschaft,  WYV.  IV, 
S.  427;  s.Materie),  Schelling,  J.H.Fichte,  Ulrici,  E.  von  Hartmann  (D.Weltansch. 
d.  modernen  Physik2,  1909),  Fechner  (Über  d.  physikal.  u.  philos.  Atomenlehre2, 
1864),  Wundt  (System  d.  Philos.  II3,  1907,  S.  6ff.),  Liebmann,  J.  Schultz  (Die 
Bilder  von  der  Materie,  1905)  u.  a.,  ferner  Ampere,  Cauchy,  Carnot,  Faraday, 
Redtenbacher  u.  a. 

Atomistiker  sind  Boltzmann,  Stöhr  (durchdringliche  „Uratome",  die  noch 
teilbar  sind;  Philos.  der  unbelebten  Materie,  1907),  E.  Becher  (Philos.  Voraussetz.  d. 
exakten  Naturwissenschaften,  1907;  Naturphilosophie,  „Kultur  d.  Gegenwart"  VII 1, 
1914,  Weltgebäude,  Weltgesetze,  Weltentwicklung,  1915  u.  a.,  A.  Wiessner  (unaus- 
gedehnte Atome  als  „Richtungsenergien",  als  Kraftäußerungen  des  Raumes;  Das 
Atom,  1875;  Vom  Punkt  zum  Geist,  1877)  u.  a.  „Wirbelatome"  gibt  es  nach  Tait 
und  W.  Thomson  (Populäre  Vorträge  u.  Reden  I2,  1891).  Aus  wirbelfönnig  sich  be- 
wegenden, einander  anziehenden  „Elektronen"  (Ausdruck  von  Stoney)  oder  „Kor- 
puskeln" bestehen  die  Atome  nach  Rutherford  (Lehre  vom  Atomzerfall),  J.  Thomson 
(Die  Korpuskulartheorie  d.  Materie,  1908),  Lodge,  Larmor,  A.  Lorentz,  W.  Wien  u.  a. 
Einen  Atomismus  der  Strahlung  (Quantentheorie)  stellt  Planck  auf.  Auf  Grund 
der  Quantentheorie  entwirft  N.  Bohr  ein  neues  Atommodell.  Ferner  sind  beteiligt 
an  der  neueren  Atomlehre  Kossel,  Einstein,  v.  Laue,  Moseley  u.  a. 

Während  Stallo  (Begriffe  u.  Theorien  d.  modernen  Physik,  1901,  S.  75ff.,  309ff.), 
Ostwald  (s.  Energie),  Poincare  u.  a.  die  mechanistische  Atomtheorie  ablehnen, 
erblickt  E.  Mach  in  den  Atomen  bloße  Denkmittel  und  mathematische  Modelle  ohne 
Realität  (Die  Mechanik4,  S.  251  f.),  Vathtnger  eine  zweckmäßige  Fiktion  (D.  Philos. 
des  Als-Ob,  1911);  ähnlich  auch  Nietzsche,  C.  Brunner  (Die  Lehre  von  den  Geistigen 
gl  dem  Volke,  I,  1908)  u.  a.  Als  Denkmittel  zur  geistigen  Beherrschung  der  Erschei- 
nungen, als  etwas  bloß  Phänomenales  fassen  das  Atom  auf  Kant,  Schopenhauer, 
Fechner,  Paulsen,  Adickes,  Riehl,  Ltpps,  Cornelius,  O.  Liebmann,  Cohen, 
Natobp,  König,  Hannequtn,  Bergson  (s.  Stetigkeit)  u.  a.  Über  Goethes  Ablehnung 
der  Atomistik:  Chamberlain,  Goethe,  1912,  S.  282.  Vgl.  G.  Le  Bon,  D.  Entwicklung 
d.  Materie,  1909;  Kelvin  (W.  Thomson),  Vorles.  über  d.  Molekulardynamik,  1909; 
Wundt,  Logik  II3,  1907;  H.  Ziegler,  Die  Struktur  der  Materie,  1908;  W.  Wien, 
Über  Elektronen,  1909;  A.  Right,  Die  modernen  Theorien  der  elektrischen  Erschei- 
nungen2, 1908;  G.  Mie,  Moleküle,  Atome,  Weltäther2,  1908;  Die  Materie,  1912; 
Mabelleau,  Histoire  de  la  philos.  atomistique,  1895;  K.  Lasswitz,  Geschichte  der 
Atomistik,  1890;  A.  Drescher,  Der  Aufbau  des  Atoms  und  das  Leben,  1908;  The 
Svedberg,  Die  Existenz  der  Moleküle,  1912,  Die  Materie,  1914;  Rubens,  Die  Ent- 
wicklung der  Atomistik,  1913;  J.  Perrin,  Die  Atome,  1914;  Gettel,  Die  Bestätigung 
der  Atomlehre  durch  die  Radioaktivität,   1913;    v.  Laue,   Das  physikalische  Welt- 


Tu  Atomlsmus  -   Attribut. 

bild.  1921;  P.  KiBcnnosa.  Die  Entwicklung  dar  Atomtheorie,  19*1  -  Vgl. 
M*tene,  Energie,  Ebtanat*  Hna^öeaaunaa»  Mi  rtisnbwme,  UTjoioiamue,  noomv, 
Korpoekel.    DynsmbiBiis,    Mechanistisch.    Seele.    Körper.    Pjknotboh,     Substanz, 


A<omi»mn«  lat  dia  Annahme.  da6  allra  Naturgaaehaben  aas  dam  Spiel  im 
Atomen  (•.  d.)  aus  daran  Verbindung  und  Trennung.  Anordnung.  Uaüagerung. 
Schiebung,  Aiubhung  und  Abeloauag  tat.  beatebt  (Dnomr,  Eratm,  Lrcau, 
OAmorof,  HoLBaos,  Bfcnwaa,  RiKfn. a.  a,).  Knan  psychologischen  A.  (odar 
eine  atomiatiaaha  PejunologbV  naob  webhem  daa  SaaBaoba,  das  Bewußtsein  aus 
peyohieohon  Ebmaafcaa  (a.  d.)  ebb  aufbeut,  ab  Wmamarhm  daraalban.  tnHiotaa  Hrae, 
J.  St.  Mol,  Semrcaa  („unha  of  iaalrngi").  Tai*»,  OuFroan  (a.  Mmd-afff).  Ztsnx. 
MOiraraaaaao,  R.  Warna  a.  a,  Dm  payehobe^obea  A.  hehl  ■plan  anter  Hlnwei« 
auf  dia  ureprangnobe,  aaa  aiaar  Vblbeit  itlhiiliMlbjat  Elemente  nicht  ableitbar« 
Haheit  (e.  d.)  daa  BsweiWea  Lant  QfJkrohnam.  \\  Jans  (PHndplea  of  Psychol. 
1900,  I.  143  ff X  Dn/nrer.  Rnam.  Oomxvuv*.  L.  Bunan,  Ew*t.n.  P.  Moaurs, 
Rwoaooa.  F.  J.  aVamiuT.  Buoaon  n.  a. 


AMeatlaR  iat  der  Akt  daa  Paathaltana  einer  Reihe  von  Maihaesba  ein. 
•trllungaobbkta  dnrob  dia  Anfn»«rkaamkeit;  durch  aia  intetihia  unanerbaulieho 
Vorateönngan  und  Begriffe  (rgL  N.  Am.  Db  WTOsaatlUgkeit  n.  d.  Denken.  1005. 
&  $45:  Kaamto,  Dia  Intelirk tollen  Punktionen.  1001,  8.  »f.V 


IttraktUa  (Anziehung)   und  Repulsion  (Ab-  odar  ZuruehatoBong)  aind 
Vorgang«  ■  ■buhan  daa  Atomen  (a.  d.)  baw.  zwischen  KArpern  (Magnetismus.  I 
triziut).   Eine  »IVmrine  „AnsbhaugatiarV*  bedingt  daa  Phänomen  der  Grsrit 
«II«  aber  auch  ruweifen  doreh  abstoßende  Atherkraft  erklart  wird.  Nach  Ka»T  besteht 
dia  Malaria  (a.  d.)  aaa  Attraktloae*  «ad  RefmleionekrliW  Obtwai  n  spricht  nur  wn 
..DUuntenergie"  (Vorlea.  «bar  NeJarphuW.  1001% 

Attrlbat  (ettributum.  daa  Beigelegte):  Merkmal.  BkjaaaaVaiU 

daa  Sein  lumatitubrende  Plguiaiilufi.  bleibende  BnUtigunga 


dia 
trennbare  EkjaaaaValt  (an  rV  tf  arWp  eWe)  aoa  der 
deeaelben  (Met  V  30.  1015a  90).  So  auch  db  8cholattik  (rgL  Mtrauaxnrs,  L  i 
phiba.  Sp.  170:  „attribute  —  rei  affectiouee  eeaentialea"),  webhe  naawntBnh  rtm 
den  Attributen  Gottre  (Allwissenheit  uew.)  spricht.  In  der  arabiaehan  und  jodi- 
neben  Phibaophb  spielt  daa  Problem  dar  gWHMmaia  Attribute  eine  grola  Rotte  (rpl. 
Kaffmajck,  Geech.  d.  Attributenlehre.  1077;  I).  Xkcvabx.  Oearh.  d.  jl 
daa  Mittelalters  II,  1910).  Dascaaraa  rerateht  unter  Attributen  db 
erhalten  der  Substanzen,  Gebt  baw.  Aaaiahnung  (Princip.  phiba.  T.  56).  Ähnlich 
auch  Spthoea.  nach  dem  ea  aber  nur  eine  göttliche  Snbatanx  (a.  d.)  gibt.  A  iat.  waa 
der  Gebt  ab  daa  db  Weaenbeit  der  SubaUnz  Konstituierende  auffaßt  („per  attributum 
intelligo  id  quod  intellectua  de  su  betende  percipit  tanquam  cius  eesrntiam  < 
Eth.  I,  prop.  IV).  Db  Substanz  (a.  Gott)  beatebt  in  unendlichen  Attributen. 
jadna  ihr  ewiges,  onendliobee  Wesen  ausdruckt  (I.  prop.  XI);  nur  zwei  dieser  Attribute 
sind  uns  bekannt.  Denken  (cogitatio,  Bewußtsein)  und  Ausdehnung  (ertonefo).  Jedea 
A.  bt  so  ewig  wie  db  SubaUnz  selbst  und  tritt  in  Modb  (s.  dX  Kinielbceonderungen 
auf  (1.  c.  I,  prop.  X,  XIX;  II,  prop.  I— II).  Wahrend  manche  (eo  K.  Ftnamt)  in  den 
„Attributen**  Spinozas  rwei  real  prsonderte  Dateinaarten  erblicken,  halten  ab 


Attributionstheorie  —  Aufmerksamkeit.  71 

(so  J.  E.  Erdmann)  für  bloße  Betrachtungsweisen  unseres  Denkens.   Vgl.  Eigenschaft, 
Merkmal. 

Attributionstheorie  s.  Urteil. 

Audition  coloree  s.  Analogien  der  Empfindung. 

Auffassung  ist  die  Aufnahme,  Aneignung,  geistige  Verarbeitung  eines  Vor- 
stellungsmaterials, die  Fähigkeit  verständnisvoller  Beurteilung  eines  Gegebenen  (vgl. 
Apprehension),  auch  die  vom  Subjekt  abhängige  Betrachtungsweise  von  Gegenständen 
(vgl.  Relativismus).  Vgl.  L.  W.  Stern,  Psychol.  d.  individuellen  Differenzen,  1900, 
S.  71ff.;  2.  A.  1911);  J.  Finzi,  Zur  Untersuch,  d.  Auffassungsfähigkeit  u.  Merkfähig- 
keit, Psychol.  Arbeiten  (hrsg.  von  Kraepelin)  III,  1901;  A.  Xetschajeff,  Über 
Auffassung,  1904. 

Aufklärung  heißt  im  18.  Jahrh.  die  einer  individualistischeren,  subjektiveren 
Lebensauffassung  und  einem  Hervortreten  der  Vernunft  mit  ihrer  kritischen  Tätigkeit 
entspringende  Verbreitung  freierer,  selbständigerer,  von  Autoritäten  unabhängigerer, 
klarerer,  vorurteilsloser  Anschauungen  über  Welt  und  Leben,  Staat  und  Individuum, 
das  Verhältnis  des  letzteren  zur  Welt  und  zur  Gesellschaft,  über  Erziehung,  philo- 
sophische Probleme,  das  seelische  Leben  usw.  Klares,  vernünftiges,  selbständiges 
Denken,  Kampf  gegen  Aberglauben  und  Vorurteile  ist  die  Devise  der  A.,  welche  in 
ihrem  manchmal  platten  Rationalismus  wenig  historischen  Sinn  zeigt,  aber  grund- 
legend für  die  moderne  Kultur  wurde.  In  den  verschiedenen  Ländern  nimmt  sie  einen 
etwas  verschiedenen  Charakter  an,  am  extremsten  wird  sie  in  Frankreich;  in  Deutsch- 
land kommt  sie  zum  Teil  in  einer  stark  psychologisierenden  Popularphilosophie  zum 
Ausdruck,  welche  für  religiöse  Probleme  viel  Interesse  aufweist  und  dem  Deismus 
(8.  d.)  zuneigt,  der  übrigens  auch  in  England  und  zum  Teil  in  Frankreich  (neben  dem 
Atheismus)  auftritt.  Vorläufer  der  A.  sind  F.  Bacon,  Locke,  Descartes,  Spinoza, 
Leibniz,  Chr.  Wolff.  In  England  sind  als  Aufklärer  Toland,  M.  Tindal  und  andere 
Deisten  (s.  d.)  und  „Freigeister"  zu  nennen;  in  Frankreich  Bayle,  Montesquieu, 
Voltaire,  Rousseau  (der  aber  schon  eine  Reaktion  gegen  den  Intellektualismus  der 
A.  bedeutet),  die  „Enzyklopädisten"  (s.  d.)  Grimm,  Helvetius,  Holbach,  Diderot, 
D'Alembert,  Lamettrie  u.  a.,  die  zum  Teil  Materialisten  sied;  in  Deutschland 
Friedrich  der  Grosse,  Lessixg,  Mendelssohn,  Nicolai,  Reimarus,  Abbt,  Garve, 
Bahrdt,  Feder,  Lichtenberg  u.  a.  Eine  Reaktion  zur  A.  bilden  die  Anschauungen 
Herders,  Hamanns,  Jacobis,  der  Romantiker,  zum  Teil  auch  Kants,  der  von 
Rousseau  beeinflußt  ist,  die  Selbständigkeit  des  kritischen  Denkens  in  neuer  Weise 
legitimiert,  aber  auch  scharf  die  Rechte  des  Gemüts  und  des  Glaubens  verficht 
(s.  Vernunft).  Kant  hat  gleichsam  die  Aufklärung  über  sich  selbst  aufgeklärt  und  die 
Grenzen  derselben  festgelegt.  Unter  „A."  versteht  er  den  „Ausgang  des  Menschen 
aus  seiner  selbstverschuldeten  Unmündigkeit"  mit  der  Devise:  Sapere  aude!  Habe 
Mut,  dich  deines  eigenen  Verstandes  zu  bedienen!  (Was  ist  A. ?  Berl.  Monatsschrift, 
1784).  Vgl.  Lecky,  Geschichte  des  Geistes  der  A.  in  Europa2,  1885;  Dilthey,  Das 
natürl.  System  der  Geisteswissenschaften  im  17.  Jahrh.,  1892;  Mauthner,  Geschichte 
des  Atheismus  II,  1921.  —  Vgl.  Sophisten. 

Auflösung   s.  Dissolution,  Regression. 

Aufmerksamkeit  {xQooo%i'i,  attentio)  ist  derjenige  Zustand,  in  welchem 
die  Psyche,  das  erlebende  Subjekt  auf  das  Erlebnis  eines  Inhalts  besonders  (mehr 
oder  weniger  „konzentriert",  einseitig,  mit  Abwendung,  Abhaltung  alles  anderen} 
eingestellt   ist,    die    Sinnes-,    Vorstellunga-    und    Denktätigkeit   einem    bestimmt«  u 


72 


Erfobntamhalt  rawendet,  diesen  dadurch  berorxugt,  hersoahebt,  fixiert,  bewußter, 
klarer  «ad  deutlicher  erfaßt  oder  tu  erfassen  vermag.  Die  A.  tat  also  der  rabtaktive 
Zoetand,  dem  die  „Apperzeption"  (fan  Bmne  Wtnrpra).  die  Klanrcrdung  eines  Inhalt«, 

Je  naehdom  dta  A.  durch  starke  Beb», 


im  Vorhinein  elnpHilH— .  «artenden,  ■wllibmbii  WUtan  bedingt  tat, 
heißt  ata  unwillkürliche  (passive)  oder  wiflhurhehe  (aktive)  A-,  wobei  aber  ra 
tat.  daß  ein  8t/eben  m  aller  A.  enthalten  tat;  ebenen  geboren  dani  Oeftthta  der ! 
und  LSeong  aowto  fysiiminssenieiwalansmw    Die  A.  tat  etaZaetand  erhöhter  Aktivität 

*** -  _     -M    Osswe,«^«B>ä>^B*s» »- -» —  Li     CTasm^ms*«    m  ■■  il  ■  m  ■    ** ■*- /■J 

TOQ  QOBHBOVBBIIvIl  UDQ   «UnameVePBQwJB   wWJVvwnemQnYen  Bl|  «W^BBHDH  IBORvT  MUH  IIB. 

ober  die  Tltmmnnga ,  Unlentttnmga..  Pili nengelhi nihil  bei  Hnnanr.  Wrimr. 
Rreor,  Stoct,  0.  E.  Mttxnm,  Pniw  n.  e.;  Eeanroeurs  u.  n>i  E.  Dünn,  Dta 
Lehre  von  der  A..  1908,  &  1460.).  Dnrob  dta  A.  können  aneh  schwache  Elndrneke 
zu  klarer,  scharfer  Ertaasang  Imeaeaen,  je  nach  dem  Wort»  den  dtaee  Eindrucke  für 
das  Subjekt  haben,  nach  dam  Intereme  (e.  d.)  usw..  welches  dta  Aafaserkaamkeit  oft 
bedingt.  In  einem  Akt»  können  nur  wenig«  Elndrneke  enirjwrkaam  erfaßt  werden. 
Ei  besteht  «hl  Hpertadtacfaea  Schwanken-  der  A-,  «in  Nachlassen  und  Wieder- 
in«paiuim  derselben.  Dta  Wlriangaa  dar  A.  anf  daa  Hn  ■  uBwniu  (a.  d.)  i 
tatar  Art;  dta  A.  wirkt  ^mtakü»",  ata  führt 
Inhalte  and  rar  Zarnckdrlngvnf 
Mnsanmim  — mI  m  I  nbietarii  iguiii     Mm  UmA  krs/l    namMl)  wirkt 

hJLiTi**««  T^inl  iinoiMl  *ni^tatfa£iL-  mI  M  in  ^mw  DMiksrtwit-  mri  mm  !■»  PVakt^w4M>A-     ImV 

A.  tat  eine  Itadlngang  dar  Abstraktion,  Analyse.  V«rgtetahung.  Battahang.  knn  aflea 
Dtnkew  und  BikmirtM,  aneh  «in  gfliartignr  Faktor  für  daa  Oedaobtafe.  Merken, 
lernen,  Wtadererkennen  usw.  (vgl.  Enge). 

Von  den  mehrten  Iweukolugau  wird  die  A.  ata  beaondere  Funktion  dar  Psych*, 
ata  beaondere  Aktiriut  derselben  ■ngeiihnn.  vierfach  geradere  ata  WUknarnnktion. 
So  ron  AüoufiLRua,  DnacanTne,  Locke,  Lmaatx  (a.  Apperaepttan,  Bewußtsein), 
Cum.  Wour  (Payrbol.  empirioa  f  237)  u.  a.  Planem  unterscheidet  mit 
iwtaoben  paesiver  und  aktiver  A.  Ata  Form  der  Aktivität  der  Seele  faßt  die  A  . 
Bedeutung  er  betont,  Bomr  anf  (Banal  enaryU,  8.  Il8ff.),  ferner  Lanoanopitaa 
(„concentretion  da  ractirit«  da  I*4me  rar  an  objet",  Leoone  de  philo*.  1816f.;  1  ed. 
1820,  L  216  n.  tt),  M  vn  Bmav.  nach  dem  ata  «ine  WüTenafunktk*  Ut  (Oeuvre*  toedites, 
1850,  U\  Rbd,  Tn.  Bnown  u.  a.,  ferner  Karr  („Beatreben,  atab  i 
bewußt  m  werden",  AnthropoL  I,  f  3).  Fntna  („willkhrncbe 
unserer  Tätigkeiten"),  Scnoraraacnn,  Born  FonrLaoB,  Lonn,  Fnonrnn,  E.  von 
HanTiiajnt,  Höftdiso  (PaycboL«,  1808.  8.  160,  431;  4.  A.  1006).  K.  Unrnnaonnr 
(ArchiT  f.  System.  Philoa.  IV.  1808),  Eannrmn,  Kimio  („ein  Wollen,  daa  darauf 
gerichtet  tat,  einen  äußern  Eindruck  oder  eine  reproduzierte  Vorstellung  bzw.  be- 
stimmte Einzelheiten  darin  klar  und  deutlich  bewußt  ra  machen".  Die  A.  ata  Willens 
erscheinung,  1000,  S.  2 ff.).  Jodl  („Fixierung  dea  Bewußtseins  anf  einen  bestimmten 
Inhalt"),  R.  Wahls.  RcxotTTm,  FornxAn,  Bsnonov  (Mattere  et  Memoire,  8. 102 ff.), 
J.  Wann,  Stoüt,  Balowth,  Tnomm  u.  a.  Als  „innere  WiDenahandlung**.  wenn 
auch  nicht  ausschließlich,  charakterisiert  die  A.  Lomwonssr,  Experim.  Pajohologie 
1021,  8.  240f. 

Jfsch  Wüitdt  tat  die  A.  die  „Gesamtheit  der  mit  der  Apperaepttan  eon  Vor- 
Stellungen  verbundenen  subjektiven  Vorgänge",  der  durch  eigentumliche  Geinhta 
charakterisierte  Zustand,  der  die  klare  Auffassung  eines  psychischen  Inhalts  begleitet 
(Grundr.  d.  Paychol.*.  1003 ff.,  8.  240).    Dta  A.  tat  ein  „innerer  Willensprozeß",  ein 


Aufrechtsehen  —  Augenschein.  73 

Trieb-  oder  ein  Willkürakt.  Die  Adaption  der  A.  an  den  Reiz  bekundet  sich  in  Span- 
nungsempfindungen (Grdz.  d.  phys.  Psychol.,  1903 ff.,  III5,  S.  331  ff.;  Tgl.  Apper- 
zeption, Bewußtsein,  Klarheit).    Ähnlich  Külpe  (Grundriß  d.  Psychol.,  1894)  u.  a. 

Im  Gefühle  (bzw.  im  Interesse)  erblicken  die  Bedingung  der  A.  Th.  Ziegler 
(Das  Gefühl2,  1893,  S.  47ff.,  5.  A.  1912),  Claparede,  Sttmpf  (A.  =  „Lust  am  Be- 
merken selbst"),  Jerusalem,  der  die  biologische,  lebenerhaltende  Bedeutung  der  A. 
betont  (Lehrb.  d.  Psychol.,  1909,  S.  82ff.),  was  auch  Rlbot,  K.  Geoos  und  Ebbixg- 
hat/s  tun.  Nach  letzterem  ist  sie  eine  Auswahlerscheinung,  bedingt  durch  das  In- 
teresse und  die  Verwandtschaft  der  Eindrücke  mit  dem  seelisch  Vorhandenen;  sie 
besteht  in  dem  „lebhaften  Hervortreten  und  Wirksamwerden  einzelner  seelischer 
Gebilde  auf  Kosten  anderer"  (Grundz.  d.  Psychol.  I2,  575 ff.,  3.  A.  1911).  Ähnlich 
lehrt  W.  James,  der  den  „selektiven"  Charakter  der  A.  betont,  die  in  einer  Konzen- 
tration „Fokalisation"  des  Bewußtseins  sich  äußert  (Principles  of  Psychol.,  1882ff.,  I; 
Psychologie,  1908,  S.  216ff.;  vgl.  Wille).  —Nach  Th.  Ribot  ist  die  A.  ein  „Mono- 
ideismus", eine  einseitige  Konzentration,  das  Herrschendwerden  eines  einzelnen 
Bewußtseinsinhalts  verbunden  mit  einer  Hemmung  anderer;  sie  enthält  etwas  Mo- 
torisches, eine  Muskelhemmung  (Psychol.  de  l'attention11,  1908;  deutsch  1908).  Vgl. 
F.  Arnold,  Attention  and  Interest,  1910;  Hagemann,  Psychol.8,  1911;  Ostebmaxx, 
Das  Interesse8,  1912. 

Als  bloße  Verstärkung  eines  Bewußtseinsvorgangs  mit  Hemmung  anderer,  ohne 
besondere,  hinzukommende  Tätigkeit  betrachten  die  A.  namentlich  Hobbes,  Herbabt 
(„Fähigkeit,  einen  Zuwachs  des  Vorstellens  zu  erzeugen",  Psychol.  als  Wissenschaft  II, 
§  128),  Th.  Lxpps  (A.  =  „die  psychische  Kraft  der  Vorstellung",  Leitfaden  d.  Psychol.5, 
1906,  S.  33ff.),  H.  E.  Kons-  (Zur  Theorie  der  A.,  1895),  Cobntxtts,  Rehmke  LAÜgem. 
Psychol.2,  1905,  S.  524ff.),  Th.  Kerrl  (D.  Lehre  von  der  A.,  1900,  S.  71),  Ebbinghatts 
(Abriß  d.  Psychol.3,  1910),  Wähle,  E.  Dürr  (A.  =  besondere  Höhe  des  Bewußtseins- 
grades;  Die  Lehre  von  der  A.,  1908),  Ziehen  u.  a.;  vgl.  hingegen  G.  E.  Müller  (Zur 
Theorie  der  sinnlichen  A.,  1873;  Pilzecker,  D.  Lehre  von  der  sinnlichen  A.,  1889); 
Revault  D'Allonnes  (L'attention  indirecte,  Rev.  phil.,  1914).  —  Nach  DrBOFF  ist 
die  A.  „nicht  eine  Eigenschaft  des  Willens  oder  Gefühls,  sondern  das  Ergebnis  unseres 
auf  das  Gegenständliche  gehenden  psychischen  Verhaltens"  (Einführ,  in  d.  Psychol., 
1908,  S.  125).  Vgl.  Offner,  Das  Gedächtnis2, 1911 ;  Witasek,  Grundlinien  d.  Psychol., 
1908.  A.  Makk.  Zur  Psychol.  u.  Psychogr.  d.  Aufmerksamkeit,  Ztschr.  f.  angew. 
Psych.,  1915;  Pillsbcby,  Attention,  1908;  Mecmaxn-,  Exp.  Pädagogik  I'.  1911: 
Fröbes,  Experim.  Psychologie  n,  70  ff.,  1922.  —  Vgl.  Apperzeption,  Bewußtsein, 
Klarheit.  Attention,  Abstraktion,  Analyse,  Denken,  Wille. 

Anfrechtsehen  der  Gegenstände  trotz  Entstehung  eines  umgekehrten 
Bildes  derselben  auf  der  Netzhaut,  wird  bald  durch  Projektion  (s.  d.),  bald  durch 
Berichtigung  seitens  des  Tastsinnes,  bald  durch  die  den  Objektpunkten  entsprechendm 
Bewegungen  der  beiden  Augen  erklärt.  Einer  im  äußeren  Raum  nach  oben  gehenden 
Richtung  der  Blicklinie  entspricht  in  dem  Raum  des  Netzhautbildes  eine  nach  unten 
gehende  Richtung,  und  umgekehrt  (Wundt,  Grundr.  d.  Psychol.5,  1906,  S.  163 f.). 
Vgl.  Joh.  Müller,  Zur  vergleichenden  Physiol.  d.  Gesichtssinnes,  1826;  Volkmanx, 
Beiträge  zur  Physiol.  d.  Gesichtssinnes,  1856;  Helmholtz,  Handbuch  der  physiol. 
Optik3, 1909  f.,  Wodt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  II',  1910,  S.  720ff. ;  Witasek,  Psychol. 
d.  Raumwahrnehmung  d.  Auges,  1910;  Stöhr,  Grundfragen  d.  psychophysiolog. 
Optik,  1904.    Vgl.  Raum. 

Augenschein  s.  Evidenz. 


74  Aura  —   Aufdruck. 

Aar«:  In  der  Parapeycbologk  (s.  d.)  artge  Miene  ftamlialilimgaii  das 
lieben  Körpers,  die  den  Körper  vi»  eine  Gaakolk  nssgahsa  and  in  Farbe  und  Ge- 
staltung esclkche  Tatbestände  offenbaren  sollen. 

Aasdebsmna;  (exteaab)  kt  die  nicht  veiter  daflniathaia  FkjantnialWikah 
dea  Raumes  (a.  d.),  sieb  naeb  verachkdenen  Dimanaiorwn  (s.  d.)  za  erstrecken,  oder 
die  Kigrnsehaf  t  der  Reumhnhkrit,  dar  räumlichen  Anordnung,  daa  Nebeneinander* 
von  Teilen,  aei  ee  in  der  Anschauung  (optische,  taktik  A.),  aei  aa  für  da«  Begriff,  der 
daa  Formale  dar  Anschauung  «um  Inhalt  bat  und  dk  A  ak  homogen  «ad  in» 
endliche  sich  erstreckend  erfaßt.  Die  räumliche  Anadabnang  an 
der  Körper  (a.  d. )  und  daran  Teile,  aofern  nieb t  imaimmdshnas  Fkmiati  ( 
Atome)  angenommen  Verden,  wobei  dann  die  A.  ak  Resultat  der 
wirkender  Kräfte  betrachtet  wird,  ab»  nicht  ak  iirsprtnganh.  aondara  am  dynamkoh 
bedingt.  Dar  iikiPiitnkthiaiHhehi  IdetHamaa  erbflokt  b  dar  A.  nar  ahm  Form  top 
dar  Krtahrnaanmaihia,  dar  PliInnmmMmii  i  (baw.  aoeb  dar  Spiri 
i)  am»  f..  hitsusg  naanmaihkakr.  tmmsmrkl).r  Substanzen.  Jedeafelk 
die  A.  ak  aokae  nur  eine  Daminevaks  dar  Objekte  sein,  wie  nie  f ftr  uns, 
nicht  wk  ak  an  aiob  liirtihiit.  im  „An  eich"  dar  Dinge  ein  Omnd  dafür  vorbanden 
man,  daß  wir  ak  ak  ao  und  eo  anagedebni  wnbrnebmeo  und  denken  ataaeen. 

Wahrend  Daecejrrae.  8nsosa,  naeb  velnbem  ak  eoa  „lall mal**  dar  einen  «Sab» 
etans  '  (a.  d.)  kt,  Hoaasa  u.  e.  das  Waaea  dar  Materie  (e.  d.)  in  dar  A.  erbtkkaa,  be- 
■timmt  Lnasnx  die  Materie  dynamkoh  (a.  d.)  and  betrachtet  dk  A.  nur  ak  „wohl- 

„Moaedea"  (a.  Ak    Nach  Baexa^T  kt  ek,  wßhrend  ak  naeb  Loon 

Wgananhaftea  dar  Dinge  gebort  (vgl  Qualität),  aar  ein  TTil limaagalahill   etwaa 

Ideellea  (rgL  Idealkmus).  Kajrr  erblicht  in  ihr  eine  apriorische 
welche  allen  Dingen,  ak  Ckgeaallndan  iuOerar  Erfahrung,  ak  , 
kämmt»  nicht  aber  dam  unerkennbaren  „Ding  aa  aiob*4  (rgL  Raum).  Zogkkh  be 
trachtet  er  dk  A.  ak  Produkt  von  Kräften  (rgL  Gedanken  von  dar  wahren  Hrallaang 
lebend.  Kräfte.  |  9;  e.  Materie),  vorm  Qua  earaohkdane  Denker  folgen.  80  kt  n-ch 
I'lbjoi  dkA.dk  „Folge  einer  den  Raum  ilaaahmanib  11  und  gegea  daa  Flaibingii» 
eines  andern  Widerstand  hktiaaen  Kraft"  (Laib  aad  Seele.  i960,  8.  36).  Annika 
J.  H.  Fichtb,  E.  roa  Haätmau*.  Sruroxn  u.  a.  TTingepn  kt  nach  Caocsa  dk  A. 
geradezu  dk  „Substanz"  dar  Atome  und  dee  Baumes  (Grenzen  und  Dianrang  der 
nwiaxfthohan&hnaatnk,  1868. 8. 78 f. .90).  -Deßdk  A.  nbm  iiispinngnehe  lTgonsrhaft 
dar  Empfindung  sei.  meinen  Janas.  Baaoeoa  (a.  Raum).  Kültb  u.  a.  Vgl  luramuna, 
Psyohol.  u.  Metaphysik,  1008,  &  00L;  Baaoaoa.  Metiere  et  Memoire,  a  900  ff.  - 
Vgl  Raum,  Netiviamue,  Empfindung,  Körper,  Paralkdkmas  (Snaotä),  8sek. 

Aaadrnek  kt  dk  Äußerung.  Darstellung  seelischer  Vorginge  durch 
wahrnehmbare  Zeichen  (Bewegungen,  Worte  uew.).  Dea  Psychische  (s.  d.),  das 
kban,  daa  Für-eich-Srin  der  Dinge  kommt  im  Physischen  zum  Ausdruck  (vgl  Iden- 
titetstheorie).  Gefühle  (a.  d.)  und  Affekte  (s.  d.)  haben  ihren  Ausdruck  in  Bewegungen 
(mittels  Dynamometer  gemessen)  in  Veränderungen  des  Pulses  (mit  dem  Sphygmo» 
graphen  registriert),  in  Atmungs Veränderungen  (Pneumatograph),  in  Schwankungen 
der  Blutgefaßfüllung  oder  dea  Volumens  eines  Körperteik  (Plethysmograph);  dies 
alles  ermittelt  dk  psychofegkoho  Ausdrucksmethode  (vgl.  Wüxdt,  Grdz.  d.  phye, 
Psyohol..  II*.  1903 ff.,  263 ff.;  A.  LxmLur*.  Dk  körperlichen  Äußerungen  psychischer 
Zustande,  1898H.).  Nach  JamtrsaLBi  besteht  ein  eigenes  „Ausdrucksbedürfnis" 
(Lehrb.  d.  Psyohol.«.  1009.  S.  163).   Vgl.  Hussebl,  Logkohe  Untersuch.,  1900-1901, 


Ausdrucksbewegungen  —  Aussage.  75 


II,  46,  80f.,  Jaspers,  Allg.  Psychopathologie,  1920»,  S.  158.  —  Vgl.  Wort,  Objekt 
(Uphtjes),  Sprache,  Ästhetik. 

Ausdrucksbewegnngen  heißen  die  im  Gefolge  von  Gemütsbewegungen, 
von  Gefühlen  und  Affekten  (s.  d.)  auftretenden,  teils  (meist)  unwillkürlichen,  teils 
willkürlich  auslösbaren  Bewegungen.  Ursprünglich  alle  triebhaft,  sind  sie  vielfach 
automatisch  geworden  und  erfolgen  oft  reflexartig  (Mienenspiel,  pantomimische  Be- 
wegungen). Mit  den  A.  befassen  sich  Lavater  (Physiognomische  Fragmente,  1783 ff.), 
Engel  (Ideen  zu  einer  Mimik,  1785 ff.),  Ch.  Bell  (Essaj-s  on  Anatomy  of  Expression, 
1806),  Piderit  (Mimik  u.  Physiognomik2,  1866)  u.  a.,  ferner  Darwin  (Der  A.  der 
Gemütsbewegungen,  1872),  Spencer  (Psychol.  II,  §  502),  A.  Lehmann  (Die  körper- 
lichen Äußerungen  psychischer  Zustände,  1898 — 1901),  Kohnstamm,  nach  welchem 
sie  „ateleoklin",  ohne  Zielstrebigkeit  sind  (Die  Kunst  als  Ausdruck,  S.  12ff.),  S.  de 
Sanctis  (Die  Mimik  des  Denkens,  1907)  u.  a.  Nach  James,  C.  Lange  u.  a.  sind  die 
A.  nicht  Wirkungen,  sondern  Ursachen  der  Affekte  (s.  d.).  Dagegen  wendet  sich  (mit 
vielen  anderen)  Wcndt,  nach  welchem  sie  automatisch  gewordene,  ursprünglich 
bewußte  Leistungen  ( —  wird  von  manchen  bestritten  — )  und  zugleich  (wie  nach 
Darwin)  ererbte  Gewohnheiten  sind.  Sie  zerfallen  in  rein  intensive  Symptome, 
qualitative  Gefühlsäußerungen  (mimische  Bewegungen)  und  Vorstellungsäußerungen 
(pantomimische  Bewegungen;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.,  1903  f.,  Dil5,  284ff.;  Grundriß 
d.  Psychol.9,  1900,  S.  206 ff.;  Völkerpsychologie  I8,  1904).  Vgl.  Hcghes,  Die  Mimik 
des  Menschen,  1900;  Klages,  Die  Probleme  der  Graphologie,  1910;  Ausdrucks- 
bewegung und  Gestaltungskraft,  1913;  Handschrift  und  Charakter,  1920;  Schneide- 
mühx,  Die  Handschriftenbeurteilung,  1920!;  Mcixer-Fretenfees,  Psychol.  d.  Kunst 
P,  1920,  115ff.;  Rt/tz,  Musik,  Wort  und  Körper  al3  Gemütsausdruck,  1911;  Kruken- 
berg,  Der  Gesichtsausdruck  des  Menschen,  1913;  v.  Bechterew,  Objektive  Psy- 
chologie, 1913;  Fröbes,  Experim.  Psychologie,  1921,  DT,  370. 

Ansdrncksmethode   s.  Ausdruck. 

Vnsfragemethode:  In  der  Psychologie  geübte  Methode  zur  Erforschung 
des  Denkens,  der  Phantasie  usw. 

Ausgeschlossen  s.  Exclusi  tertii  prineipium. 

Alisklingen  s.  Perseveration. 

Anslösnng  einer  Bewegung,  Kraft  oder  Energie  ist  die  Freiwerdung, 
Aktualisierung  derselben  durch  eine  ihr  nicht  äquivalente,  geringe  Energie,  welche 
dazu  genügt,  eine  Hemmung  zu  beseitigen.  In  den  physiologischen  Vorgängen  handelt 
es  sich  meist  um  Auslösungen  durch  äußere  und  innere  Reize,  auch  im  Seelischen 
kann  von  Auslösungen  geredet  werden.  Empfindungen  (s.  d.)  werden  durch  die  Reize 
nicht  erzeugt,  sondern  (als  Reaktionen  des  Subjekts)  nur  ausgelöst,  veranlaßt.  Vgl. 
Du  Bois-Reymond,  Reden  und  Aufsätze*,  1886,  I,  405 ff.;  Ostwald,  Philos.  der 
Wort^,   1012.     Vgl.  Wechselwirkung  (psychophysisehe). 

Ansnahme  s.  Qeaetz,  Regel. 

Anssage  (praedicatio,  enunciatio)  ist,  allgemein,  jedes  sprachlich  geformte 
Crteil  (s.  d.),  jeder  etwas  behauptende  oder  verneinende  Satz  (s.  d.).  Die  A.  ist  ein 
psychischer  Akt,  der  einen  Inhalt  (Aussageinhalt)  hat;  jede  A.  meint  etwas,  will 
etwas  zum  Ausdruck  bringen,  bedeutet  etwas,  was  von  der  Individualität  des  Aus- 
sagenden unabhängig,  objektiv  gelten  kann  (vgl.  Hcsserl,  Log.  Untersuch.,  1900  f., 
IT,  5,  44;  H.  Gomperz,  Weltanschauungslehre,  1905—08). 


76  Ausschaltung         AuftenwetL 


Nach  R.  Atisamüs  sind  aOe  mnnsnhHrilun  Aimngen  (s.  ..S-Werto**)  slfrloajfcj 
JT  (a.  <L);  ab  serfslbn  in  „ll.msli"  («.  d.)  «ad  „Cksraktere"  (e,  <U 
bt  auch  «in  Bericht  aber  einen  Vorgang:  die  Tit»,  Zurerlaarigkeit 
der  A.  bt  tob  Tersekbdenen  Faktoren  abhängig  (richtige  juITm— iif^,  Gedächtnis, 
PhanUsieruUten.  Alter,  Geschlecht  osw).  Die  Psychologie  der  A.  strebt  an 
..die  Kenntnb  de«  losgehen  Wskrkehswertes  and  de«  irtorshsoheii  Wahrbaltigkeiu 
werte«  der  Ansssgse,  die  Bfcmbkt  in  die  Bedingimgen.  «eiche  dien  Werte  positiv 
und  negativ  lifHnfli—en.  und  die  Eröffnung  von  Wegen,  aal  wslcfcoa  ob  verroll- 
kommnet  werden  können"  (L  W.  Stw.  Bei*,  s.  PsychoL  der  A-,  H.  1. 1903.  S.4off.: 
Ober  Inhrthamostsrlba  «ad  Intefllaanilypeu,  1915).  VgL  Wunnm,  Zar  Psychol 
der  A-.  Areh.  f.  d.  gee.  Psychol..  1904;  0.  LtrsuBV,  Neuere  Arbeiten  aar  Psycho!, 
der  A..  Jonrnal  f.  Psychol  a.  KearoL  III.  1904;  A.  StObb,  PaychoL  der  A..  1911; 
P.  Sommkb,  Die  Fmaukaisjea  aar  Psychologie  der  A..  1906;  FaOaas,  Experte». 
Psychologie  II.  IM.  1990. 

Aanurhaltaag,  Ooeeta  der.  bewirkt  nach  KOltb.  „db  bei  dem 
oder  onl  anal  ran  7aeoaiiininliaiig  dreier  Iahalto  a.  b  nad  c  eateteadei 
irndeaa  iwieuben  e  und  c.  daß  aOanlklbk  a  direkt  darek  a*  okae  Venaittlang  von  k» 
erragt  wfad"  (Qraadr.  d.  PayokoL.  1991.  8.  »1»;  egt  Ottwbb,  Das  OiiÜsklnii'.  1911. 
—  VgL  Mi  nhenbbining 

Aa»»cl.hiU  vorführe»  ist  eine  newsknasskuib,  weiche,  nach  Lorca. 
„etmUicha  denkbarea  Wnaelfane  eines  silge meinen  Fafleo  aufzahlt  aad  eoa  aDen 
übrigen,  anBer  einem,  bs weist,  daB  sie  unmöglich  eJad.  so  daB,  falb  Oberhaupt  fest. 
steht,  daB  irgendeine  Art  des  allgemeinen  Falke  stettflndon  muß.  dann  dieser  akrig* 
gebliebene  notwendig  gihig  Ist"  (Grundriß  der  Logik*.  1991.  f  74V    VgL  Methode. 

A  aßen  weit  ist:  1.  der  Inbegriff  dar  Anfkevringe  ab  der  vom  beawltoa  Korper 
dea  Wahrnehmenden  unterschiedenen  Korper  mit  thron  Tlaanenheften  aad  den  Vor- 
gingen  an  ihnen.  Das  wahrnehmende  Subjekt  unterscheidet  seinen  eigenen  Lew 
(e.  d.)  durch  db  doppelte  TiiSninpflndung  bei  eigener  Ibtthraag  diaafhia.  durch 
db  besondere  Bakeit  aad  Koasteas,  kl  dar  er  steh  dsrbtetet,  durah  db  Art  ssener 

■  Mi  i  y.\  I  ,k>  :!    ggasj    <!«  |    \\  |  .!<  n.    \<>ri   drri   frrrr.d«  n    Ihr.?»!'..   <hf   >\r  tri  BBJBBB1   1/;!* 

Widerstend  leisten,  eoa  ihm  anehhlngig  woaeata  aad  vertieren,  ihm  Zernag  antun, 
rom  WUba  dea  Ich  rmsbhtaglg  sind.  Db  AaBeaasIt  kl  diesem  Sbme  bt  abo  der 
Inbegriff  dessen,  was  im  Raum  aafbr  aad  neben  dem  ikajnnn  Leibe  oder  lob  sink 
findet;  db  Zustande  dieses  Ich  selbst  bfldea  db  „Innenwelt"  im  gröberen  Sinne. 
S.  Db  A.  bt,  im  engeren  Sinne,  der  Inbegriff  aDer  raum-ssithch  bestimmten,  ab  Körper 
(a.  d.)  sich  darstellenden  Dinge,  den  eigenen  Leib  dea  Erkennenden  mbegriffen,  kurs 
der  Inbegriff  und  Znaammenhang  aDer  Objekte  (a.  d.)  der  äußeren,  ohmhok  vermittelten 
Erfahrung  (a.  d.)  und  mittelbaren  Erkenntnis.  Db  A.  in  diesem  Same  umfsßt  abo 
db  fremden  Dinge  (das  „Nicht-Ich")  nebst  dem  eigenen  ab  räumliches  Objekt  suf 
gefaßten,  betrachteten  Ich.  dessen  Erbbnisakte  ab  solche  (Vorstellen,  Denken.  Fühlen. 
Wollen  und  deren  Inhalte)  db  Innenwelt  bilden.  Die  A.  ist  abo  in  jedem  Falb  unab- 
hängig rom  einseinen,  empirischen,  psychisch  -physisch  betrachteten 
Ich  und  dessen  Innenwelt  (Empirischer  Realismus),  wenn  ab  auch,  rein  er- 
kenn tniakritbch  betrachtet,  den  Inhalt  eines  erkennenden  „Bewußtseins  Qberkaupt" 
bildet,  auf  welches  sb  ebb  besteht,  ohne  welches  eb  nicht  ab  soundso  beschaffene 
A.  existieren  würde  (Kritischer  „Ideshsmun",  e.  <LL  Hingegen  hindert  nichts,  daB 
(3.)  „transzendente"  (s.  d.)  Faktoren  besteben,  welche  den  ron  allem  Bewußtsein 
unabhängigen  Grund  darbieten,  daß  für  jeden  &  kennenden,  unabhängig 


Äußeres  —  Autognosie.  77 


Willen  und  seinen  subjektiven,  wechselnden  Zuständen,  eine  bestimmt  beschaffene 
Außenwelt  existiert,  als  „Erscheinung"  (s.  d.)  der  absoluten  Wirklichkeit  (die  evtl. 
auch  als  „transzendente  Außenwelt"  bezeichnet  werden  kann). 

Nach  der  Ansicht  des  Realismus  (s.  d.)  existiert  die  A.  unabhängig  vom  er- 
kennenden Bewußtsein,  sei  es,  so  wie  sie  wahrgenommen  wird  („naiver  Realismus"), 
sei  es  in  begriff  lieh  zu  bestimmender  Form  („kritischer"  R.).  Nach  der  Lehre  des 
Idealismus  (s.  d.)  existiert  die  A.  nur  als  Inhalt  des  subjektiv-individuellen  Be- 
wußtseins („subjektiver"  Idealismus  oder  „Solipsismus",  s.  d.)  oder  als  Inhalt  eines 
überindividuellen,  universalen,  göttlichen  Bewußtseins  („objektiver"  Idealismus) 
oder  als  Inbegriff  wirklicher  und  möglicher,  allgemeingültiger,  gesetzlich  zusammen- 
hängender Erfahrungsinhalte  („kritischer"  oder  „transzendentaler"  Idealismus). 
Für  den  objektiven  Phänomenalismus  (s.  d.),  der  sich  mit  dem  kritischen 
Idealismus  verbinden  kann  und  als  „Ideal-Realismus"  zu  bezeichnen  ist,  ist  die  A. 
die  Erscheinung  für  oder  an  sich  bestehender,  als  raum-zeitliche  Objekte  sich  dar- 
stellender Faktoren  (s.  Ding  an  sich).  Für  den  (idealistischen)  Positivismus  sind 
Außen-  und  Innenwelt  nur  verschiedene  Betrachtungsweisen  einer  einzigen  Wirk- 
lichkeit. Vgl.  über  das  ganze  Außenweltsproblem:  Objekt,  ferner  Ding,  Sein, 
Realität,  Subjekt,  Körper,  Materie,  Objektiv,  Bewußtsein,  Erscheinung,  Positivis- 
mus, Materialismus,  Spiritualismus,  Monaden,  Transzendent,  Immanenz,  Illusio- 
nismus. 

Äußeres  und  Inneres.  Das  „Äußere"  ist  1.  das  räumlich  außerhalb  eines 
Körpers  Liegende;  2.  das  räumlich-materielle  Sein  jedes  Dinges  im  Verhältnis  zu 
dessen  „Innensein",  zu  dem,  was  es  für  sich,  unmittelbar,  nicht  erst  in  der  Be- 
ziehung zu  einem  wahrnehmenden  Subjekte  ist.  Das  „Innensein"  kommt  im  Mate- 
riellen zur  „Äußerung",  analog  der  Äußerung  unseres  Innenlebens,  unserer  psychi- 
schen Zustände.  „Außer  uns"  ist:  1.  was  räumlich  von  uns  gesondert  existiert; 
2.  was  unabhängig  von  unserem  Ich  („praeter  nos")  existiert,  mag  es  nun  Inhalt 
eines  erkennenden  „Bewußtseins  überhaupt"  (s.  d.)  sein  oder  „an  sich"  bestehen 
(s.  Objekt).  Vgl.  Hegel,  Enzyklop.,  §  138;  Cohen,  Logik,  1902,  S.  161  f.  (vgl.  Raum). 
Vgl.  Natur  (Hegel),  Außenwelt,  Introjektion  (Avenabius),  Identitätstheorie,  Wesen. 

Aliswahl  s.  Selektion,  Aufmerksamkeit,  Psychisch,  Wahl. 

Autarkie  (at'idgy.tia):  Selbstgenügsamkeit,  insbesondere  der  Tugend  zur 
Glückseligkeit ;  so  nach  den  Kynikern  (aöidgxr]  öi  i\v  äg£itti>  71005  eiöatuoviav, 
Diog.  Laert.  VII,  11)  und  den  meisten  Stoikern  (Diog.  L.  VII,  65). 

Autisntus:  In  der  Psychoanalyse  (Bleuler)  festgestelltes  typisches  Verhalten, 
l>ei  dem  die  Betätigung  in  der  Außenwelt  zugunsten  eines  Überwiegens  des  traum- 
haft-phantastischen Innenlebens  zurücktritt. 

Autüdeterminismus:  Lehre  von  der  Determination,  Selbstbestim  • 
mung  des  Handelns  und  Willens  durch  die  Gesetzlichkeit  des  Bewußtseins,  des  Ver- 
nunftwülens,  der  Persönlichkeit,  der  Idee  (Kant,  Lipps,  Fouillee  u.  a.).  Vgl. 
Willensfreiheit,  Autonomie. 

Antodynamisch  (aöcoövvaiios):  durch  sich  selbst  wirksam. 

Autoerotismug  von  Havelock  Ems  eingeführte,  in  der  Psychoanalyse 
benutzte  Bezeichnung  für  die  Richtung  der  Sexualbetätigung  auf  die  eigene  Person. 
S.  Feeud,  Drei  Abhandlungen  zur  Sexualtheorie,  19102,  41. 

Autognosie :  Selbsterkenntnis. 


78  Autohypnose    -   Autonomie. 

Autohypaoar  ».  Hypnose. 

Antosaat  {aiiöftatoi.  von  selbst  gehend,  geschehend)  igt  ein  ohne  seelische 
Innerlichkeit  rein  mechanisch  funktionierender  Apparat.  Kack  Dsscabtbs  Man 
die  Tiere  Automaten  ohne  Seele  (e.  Tierpsychologie)  Emea  getstigeu  A^  in  wslohsm 
alle  Erlebnisse  ohne  direkte  Einwirkung  seitens  dar  Dinge  eich  entfalten,  nennt 
Leibxix  die  Seele  (s.  d.);  vgl.  Sraotu,  Verbesserung  den  Verstandes,  Binfemsnbi 
BibL.  8.  40.  -  Automstentheorie  nennt  W.  Jamm  (PriarJpfes  of  Psycbol.. 
1801.  I.  1S8H.)  die  Ton  ihm  bekämpfte  Anaicht  dea  pejohophywechen  Pszmlfeliamus 
(•.  d.),  daf)  die  Handlungen  der  Organ  fernen,  der  Measohen  ao  erfolgten,  ab  ob  sie 
rein  naeohanfeoh  ■bhsfen,  da  daa  Psyrkische  auf  dea  Phjafeuhi  nicht  einwirken  aoll. 
Vgl.  L.  Bern*,  Gebt  und  Korper.  1903.  &  MSB. 

Aatonaatisrhr  Bewegungen  aind  ITfciieilaesgaagsii  auf  Grund  Innerer. 


lieben  Ifewnflaaaies      Darob  Übung  (e.  d.)  erfolgt  vielfach  eine 

froherer  Wülenehandlungen  (vgL  Meckonfeferuag).     VgL  Wowr,  Orot.  d.  phya. 

PayoboL.  III».  1903 ff..  196  ff. 

Viiioanatieneae  iat  daa  antomatiache.  halb-  und  unterbewußte  («.  d.)  er- 
folgende  Handeln  mit  xweckmAAiawm  Resultat,  auch  im  Zustande  der  Hypnose 
(s.  <Lk  der  Spaltung  der  PersonHekkoit,  in  sog.  „spintistisebeu''  Vorgingen  usw. 
Vgl.  Dsseoai.  Dea  Doppel  Ich*.  1996;  Vom  Jenaeita  der  Seelr.  1917*;  Puui  Jamrr. 
I.'*utomatieme  psyuhotagique*,  1999. 

Aateaeasle  (errers/t/e):  8eibstgee»tigebuag,  Firn  ngwtilhkisil  (s.  B. 
des  Lebern  nach  Dausen  u.  a.),  Selbständigkeit  im  Olgansi  U  zur  Heteroaomie. 
Es  gibt  außer  der  poütieobeo  insbesondere  eine  ethische  (arttfJobe)  A,  insofern 
die  Sittlichkeit  (s.  d.)  ein  Produkt  dea  OaaMsniuhs flau  mens  iat.  der  sie  in  objek 
Verhältnissen  und  Normen  niederfegt,  die  dann  von  den  Individuen  als  Träger  dieses 
Willens,  den  sie  to  ihrem  eigenen  machen,  anerkannt  und  selbetAndig  gefordert 
werden.  Der  sittliche  Vernunftwille  gibt  sich  so  im  otnselnca  wie  in  der  Gesamtheit 
seine  Qasataa,  vor  denen  er  eich  seihet  anerkennend  beugt. 

Dan  Begriff  der  ethfeoben  A  bat  besonders  streng  Ka*T  ausgebildet, 
der  ..Heteroaomie  der  Willkür"  versteht  er  des  Handeln  und  Wollen  aas  Motiven, 
die  nicht  in  der  Form  des  sfttHnhea  Willens  selbst,  sondern  in  mstorfafen  Zwecken 
(egoiatfeeber  oder  auch  aJtrulstJsoher  Art)  liegen  (Gruadfeg.  au  einer  Metaphya.  d. 
Sitten,  Reclam,  8.  79f.).  AuL  des  Willens  hingegen  ist  „die  Beschaffenheit  dea 
Willen*,  dadurch  derselbe  ihm  selbst  (unabhängig  von  aller  Beschaffenheit  der  Gegen 
stände  dea  Wolfens)  ein  GeeeU  fet".  Daa  Prinzip  der  A  ist,  „nicht  anders  au  wählen 
als  so.  daB  die  Maximen  seiner  Wahl  in  demselben  Wolfen  all  auf* meines  GeeeU 
mit  begriffen  seien"  (L  c  8.  79;  vgL  Imperativ).  Dia  ..praktische  Vernunft 
iat  sittlich  salbet  geeettgebead.  8tttlioh  fet  nur  die  Handlung,  bei  der  eich  der  Wille 
durch  eciae  Maxime  selbst  ab  gaset  igehend  betrachten  kann  (1.  c  S.  71).  Wir  m&ssen 
so  handeln,  als  ob  wir  in  einem  durch  Freiheit  des  Willens  mogüoben  „Brich  der 
Zwecke"  (a.  d.)  gesetzgebend  waren;  darin  besteht  die  Wurde  eines  vernünftigen 
Wesens,  „daa  keinem  andern  Gesetze  gehorcht  als  dem,  daa  es  zugleich  gibt".  Daa 
„noumenafe"  Subjekt  (s.  d.)  ist  es,  was  sich  selbst,  als  Erscheinung.  Gesetze  gibt. 
Die  sittliche  A  als  persönlich  freie,  selbständige,  gewollte  Sitüichkeitsbetätigung 
betonen  Lots,  Ribhl,  Wovor,  Cohen  (A  ab  Gesetzgebung  zum  Selbst,  das  Selbst 
ab  Aufgabe,  Ethik,  1904,  S.  327).  Natorp,  CaMTen  (Freiheit  und  Form,  1910)  u.  a.. 


Autonomische  Moraltheorie  —  Averroüsmus.  79 


ferner  Guyau,  FoutllEe  (Selbst Verwirklichung  der  sittlichen  Idee)  u.  a.  Die 
Autonomie  der  Kunst  behandelt  J.  Cohn,  Kongreß  für  Ästhetik  und  allgem.  Kunst- 
wissenschaft, 1914;  B.  Christiansen-,  Philosophie  der  Kunst,  1907.  Vgl.  Sittlich- 
keit, Ethik,  Rigorismus,  Pflicht,  Achtung,  Imperativ. 

Autonomische  Moraltheorie  s.  Ethik. 

Autopsie  (aiioilia  :  Eigene  Beobachtung. 

Autorität  (auctoritas)  ist  die  besondere  Geltung  einer  Person  oder  einer 
Institution,  sozialen  Gemeinschaft,  Idee,  die  Macht  dieser  über  die  Geister,  die  an 
sie  glauben,  sich  ihrem  Urteil  oder  Willen  unterwerfen.  Der  Autoritätsglaube, 
der  besonders  für  die  Psychologie  der  Massen  (s.  d.)  Bedeutung  hat,  wirkt  oft  zweck- 
mäßig, denk-  und  willensökonomiseh,  leitend,  organisierend,  sozialisierend,  aber  teil- 
weise auch  schädlich,  schwächend,  hemmend  (vgl.  Goldscheid,  Ethik  d.  Gesamt- 
willens I,  1903;  L.  Steix,  Philos.  Strömungen  d.  Gegenwart,  1909,  S.  401  ff.).  Die 
Bedeutung  der  A.  betont  der  Katholizismus,  von  Philosophen  besonders  Abisto- 
teles,  Augustinus,  Thomas  u.  a.  Über  die  Bedeutung  der  A.  für  die  Ethik 
vgl.  Höffdixg,  D.  Grundlage  der  humanen  Ethik,  1880,  S.  37ff.  L.  Stein  unter- 
scheidet A.  durch  Furcht,  durch  Gewohnheit,  durch  Vernunft  (Archiv  f.  Rechts-  u. 
Wirtschaf  taphilos.  I,  1907).  Die  A.  in  der  Pädagogik  erörtert  Jerusalem,  nach 
welchem  sie  eine  suggestiv  wirkende  geistige  Macht  ist,  und  nach  welchem  es  „in- 
tellektuelle" A.  (auf  das  Denken)  und  „moralische"  A.  (auf  das  Fühlen  und  Wollen) 
gibt  (Die  Aufgaben  d.  Lehrers  an  höheren  Schulen2,  1912,  S.  229ff.).  Vgl.  Balfour 
(Foundations  of  Belief,  1895);  Slmmel,  Soziologie,  1908,  S.  136ff.;  F.  v.  Tessen- 
Wesiebsei,  Der  Autoritätsbegriff  in  den  Hauptphasen  seiner  Entwicklung,  1907; 
L.  Ihmels,  Die  Bedeutung  des  Autoritätsglaubens,  1902.   —  Vgl.  Aufklärung. 

Autoritative  Ethik:  Ableitung  der  Sittlichkeit  aus  Geboten  staat- 
licher oder  religiöser  Autoritäten  (Paley,  Rüdiger,  v.  Ktbchmanx.  P.  Ree  u.  a.). 
Vgl.  Ethik,  Sittlichkeit. 

Autosuggestion   s.  Suggestion. 

Autotelie  (ävToxiJ.tia,  ävioteAijs):  Selbständigkeit,  Unabhängigkeit.  Bei 
W.  Stern,  Die  menschl.  Persönlichkeit,  19192,  19,  System  der  Selbstzwecke,  Selbst- 
erhaltung und  Selbstentfaltung.     Im  Unterschied  von  Heterotelie. 

Averroismus:  die  Lehre  des  arabischen  Philosophen  Avebboes,  der  den 
Aristotelismus  z.  Teil  neuplatonisch  auffaßt  und  besonders  durch  seine  Lehre  von 
dem  einen,  allen  Menschen  gemeinsamen  „aktiven  Intellekt",  welcher  von  Gott 
stammt,  bekannt  ist;  unsterblich  ist  der  Geist  nicht  als  individuelle  Seele,  sondern 
nur  so  weit,  als  er  nach  dem  Tode  in  den  allgemeinen  aktiven,  göttlichen  Intellekt 
zurückgenommen  wird  (vgl.  Renan,  Averroes  et  l'averroisme3,  1869;  Munk,  Me- 
langes  de  philos.  juive  et  arabe,  1857,  S.  418ff.).  Im  Mittelalter  trat  als  Averroist 
besonders  Sigeb  von  Bbabant  auf  (vgl.  Mandonnet,  S.  de  B.  et  l'averroisme  latin 
au  13me  siecle,  1889).  Seit  dem  14.  Jahrhundert  traten  in  Padua  und  Bologna 
„Averroisten"  auf,  welche  die  Unsterblichkeit  nur  des  in  jedem  enthaltenen,  all- 
gemein tätigen,  vernünftigen  Geistes  annahmen  (X.  Vernias,  Alex.  Achillini, 
A.  XrEHUS,  Andbeas  Caesalpinus,  Caesabe  Cbemonini  u.  a.),  während  die  an  den 
Kommentator  des  Aristoteles,  Alexander  von  Aphrodisias  sich  mehr  anschließenden 
Alexandristen  gar  keine  individuelle  Unsterblichkeit  zugaben.  Vgl.  Gott,  Intellekt, 
Unsterblichkeit,  Monopsychismus.  —  Vgl.  Picavet,  L'averroisme,  1902;  M.  de  Wulf, 
Gesch.  d.  mittelalterl.  Philos.,  1913. 


90  Avum  —  Axiom. 


Armm  e.  Ewigkeit»  Ion. 

Axiologie  a  Wertlehre. 

Axlons  (*£/«/<«,  digniue;  „propositio  fide  digns  qua*  negari  non  poteet", 
Miorsetiue,  Lex.  pbiloa  Sp.  176)  ist  in  weitem  Sinn  jeder  oberste  Grundsau  einer 
Krkenntni*;  ein  Sau,  der  weder  b*  weither  iet  noch  eine«  Baweim  bedarf,  weil  er 
eelbet  die  Grundlage,  Voranssstmag  Jede«  Beweieee  iet  und  klarer,  sicherer,  not 
winrtigsi,  svidsntsr,  tilge  »seiner  Im  ab  alfes.  w jdureb  er  hi  wissen  werden  solL  Die 
des  logfcnhao  Denkene  (s.  Denkfeie«»)  eind  Kornea,  die  lür 
n  priori  (a  d.)  gehen,  Forderungen,  die  an  jede*  Denken  bersagabrnebt 
dee  richtigen  Denkern,  notwendige  lÜUel  m  Verwirklichung 
durob  dm  reinen  DenkwiDen.  Kbeneo  stnd  die  Axiome  der 
Vniaiisssliiiiigaii  sthhsftHrA-nnaminsnhmgander.  ellgaanringnltiger  Er- 


in  der  Oasslsliohfcelt  der  (I 

von  Rena  «ad  Zeit  (bsw.  Bewegung).    8b 
ober,  wie  eile  Atte—,  für  au»  Er- 
fahrung und 

Die  mniatrn  llterea  Deairer  orblioboa  m  den  Ornndettaen  der  Logik  Alias, 
die  im  Wen; n  des  Pankow  bagitodst  sind.    Kaok  Plato»  muß  von  dam  relativen 

ürnndtats  (ewewewf)  mm  tot »reegelnnn  „Prinnp"  (•.  d.)  iiiiliitgsgasgis 

(RopubL  610  B).  Aunorui  vnrsuht  unter  A.  (&»/-)  einen  niebt 
(Analvt.  post.  II.  71  e  14  ff.).  Einen  durob  eieb  eelbet 
evidenten  Bete  Mwlibin  aatar  A.  die  Stoiker,  Bolxucs,  die  Seholsstikcr 
(c  Wahrheit). 

Rationalistisch  betont  die  Deakaotwmdigkait  dar  togjmam  Axiome  Da> 
castes  („veritse  altema,  qua*  m  mante  aoetra  eedem  bebet  voeatorque  ooauna« 
nie  notk»  eim  axiomn",  Prindp.  pbiloa.  I.  49).  Evident  eind  eie  aaeh  nach  Pascal, 
Cauud  („d*  per  se"),  Lnexrx,  der  eie  eis  apriorische  (*  d.),  von  der  Erfabraag 
unahblngign.  uuteatw.ll  angeborene  (a  d.)  Wabrbeitm  betrachtet.  Htm  (Enquiry 
IV,  1),  Rbxd.  nacb  weichem  ee  sträng  notwendige  und  ■ItesmiiiiM  Pianlpiiii.  „selbst- 
evidente  Wabrbeitm"  gibt  (Essays  ob  tbs  power  II.  17011)  n.  e. 

Kaxts  Kritizismus  »igt.  daB  es  Grundestee  gibt,  die  aus  ..reiner  Vernunft" 
entspringen,  a  priori,  unabhängig  von  aller  Erfabraag  gelten,  aber  (ha  Oagenssta 
tum  RatJonaliemos)  nicht  für  die  „Dinge  an  eich"  eondern  nur  für  mögliebe  Er* 
fahrung  und  für  Erfahrungeobjekte  („ Erscheinungen").  Im  eagerm  Sinne  versteht 
Kant  unter  Axiomen  nur  „synthetische  Grundsatae  a  priori,  sofern  sie  unmittelbar 
gewiß  sind".  Solche  A.  gibt  ee  nur  in  der  Mathematik,  niebt  in  der  Philosophie;  dort 
eind  eie  möglich,  weil  die  Mathematik  „vermittele  der  Konstruktk»  dar  Begriffe 
in  der  Anschauung  des  Gegenstände*  die  Prädikate  denselben  *  priori  und  unmittel- 
bar verknüpfen  kann,  s.  B.  daß  drei  Punkte  jederzeit  in  einer  Ebene  liegen".  Wah- 
rend ..diskursive"  Grundsitce  noch  einer  „Deduktion"  (Rechtfertigung)  bedürfen, 
sind  die  „intuitiven"  Grundsaue  oder  Axiome  evident.  Dss  „Prinzip  der  Möglich- 
keit der  Axiome  überhaupt"  oder  der  „A.  der  Anschauung"  lautet:  „Alk*  Anschau- 
sind  extensive  Größen."   Die  Erscheinungen  sind  insgesamt  Größen,  „weil  aie 

Anschauungen  im  Räume  oder  der  Zeit  durch  dieselbe   Svnthesis  vorgestellt 


Axiom.  81 

werden  müssen,  als  wodurch  Raum  und  Zeit  überhaupt  bestimmt  werden"  (Krit.  d. 
rein.  Veru.,  S.  159 ff.;  s.   Quantität).     Da  Objekte  für  uns  durch  dieselbe  Synthese 
(s.  d.)  entstehen,  welche  Räume  und  Zeiten  mit  deren  Gesetzen  erzeugt,  so  gilt  alles, 
was  die  auf  Axiome  gestützte  Mathematik  (s.  d.)  von  der  Gesetzlichkeit  der  An- 
schauungsformen sagt,   zugleich   von  den   Gegenständen  äußerer  Erfahrung.      Die 
arithmetisch-geometrischen  Grundsätze  können  nicht  aus  der  Erfahrung  stammen, 
da  sie  sonst  nicht  streng  allgemein  und  notwendig,  apodiktisch  gewiß  wären.     Die 
Axiome  sind  „synthetische  Urteile  a  priori"  (s.  Urteil),  sie  drücken  das  von  der  Er- 
fahrung unabhängige  rein  Formale  der  reinen  Raum-  und  Zeitanschauung  aus,  die 
apriorisch  feststehenden  Eigenschaften  von  Raum  und  Zeit.  —  Die  apriorischen 
Grundsätze  überhaupt  enthalten  die  Gründe  anderer  Urteile  in  sich  und  sind  nicht 
weiter  bedingt,  sondern  hegen  aller  Erkenntnis  zugrunde;  doch  sind  sie  legitimierbar, 
nämüch  „transzendental"  (s.  d.),  als  Bedingungen  möglicher  Erfahrung  von  Objekten. 
Der  oberste  Grundsatz  aller  analytischen  Urteile  ist  der  Satz  des  Widerspruches  (s.  d.), 
der  oberste  Grundsatz  aller  synthetischen,  zu  neuen  Erkenntnissen  führenden  Urteile 
lautet:  „Ein  jeder  Gegenstand  steht  unter  den  notwendigen  Bedingungen  der  syn- 
thetischen Einheit  des  Mannigfaltigen  der  Anschauung  in  einer  möghohen  Erf ahrung. " 
„Die   Bedingungen  der  Möglichkeit    der    Erfahrung  überhaupt  sind  zugleich 
Bedingungen  der  Möglichkeit    der    Gegenstände  der  Erfahrung  und  haben 
darum  objektive  Gültigkeit  in  einem  synthetischen  Urteile  a  priori."    Der  Erfahrung 
liegen  „allgemeine  Regeln  der  Einheit  in  der  Synthesis  der  Erscheinungen"  zugrunde. 
Die  Quelle  dieser  Grundsätze  ist  der  reine  Verstand  (s.  d.),  das  „Vermögen  der  Regeln", 
zu  welchen  die  Erfahrung  stets  nur  den  einzelnen  Fall  gibt.    Diese  Regeln  sind  die 
Gesetze  (s.  d.),  welche  erst  Natur  (s.  d.),  d.  h.  den  gesetzlichen  Zusammenhang  der 
Erscheinungen  möglich  machen.     Die  Grundsätze  des  reinen  Verstandes  enthalten 
nur  das  „reine  Schema  zur  möglichen  Erfahrung".     Sie  sind  Regeln  des  objektiven 
Gebrauchs  der  Kategorien  (s.  d.).    Es  gibt  vier  Arten  transzendentaler  Grundsätze: 
1.  mathematische,   die  a  priori  „konstitutiv"    (s.  d.)   sind   und  in  „Axiome  der 
Anschauung"  sowie  „Antizipationen  (s.  d.)  der  Wahrnehmungen"  zerfallen;  2.  dyna- 
mische,   die  bloß  „regulativ"   (s.  d.)  sind  und  sich   in  die  „Analogien  (s.  d.)  der 
Erfahrung"  und  „Postulate  (s.  d.)  des  Denkens"  gliedern  (1.  c,  S.  172ff. ;  Prolegomena, 
§  10 ff.,  23 ff.). 

Ähnlich  lehren  die  verschiedenen  Kantianer  (s.  d.).  Unter  ihnen  erklärt  Fries, 
die  Grundsätze  seien  die  „höchsten  Prinzipien  der  Systeme  von  Urteilen"  (System 
d.  Logik,  1811,  S.  292).  Schopenhauer  betont,  die  Wahrheit  der  mathematischen 
Axiome  leuchte  nur  mittels  der  Konstruktion  in  der  Anschauung  ein.  —  Nach  Windel- 
band sind  die  Axiome  ,, Normen,  welche  unter  der  Voraussetzung  gelten  sollen,  daß 
das  Denken  den  Zweck,  wahr  zu  sein,  das  Wollen  den  Zweck,  gut  zu  sein,  das  Fühlen 
den  Zweck,  Schönheit  zu  erfassen,  in  allgemein  anzuerkennender  Weise  erfüllen  will" 
(Präludien3,  1907,  S.  328ff.).  Alle  A.  sind  „Mittel  zum  Zweck  der  Allgemeingültig- 
keit" (1.  c.  S.  345).  Ais  logische  Bedingungen,  Grundlagen  der  Erkenntnis  fassen  die 
Grundsätze  Cohen  (a.  Kategorien),  Natorp  u.  a.  auf. 

Das  Logische  und  allgemein  Gesetzliche  des  erkennenden  Bewußtsems  in  den  A. 
betonen  Bardili,  Trendelenburq  (Log.  Untersuch.  I2,  292),  Lotze,  E.  von  Hart- 
mann u.  a.,  auch  Riehl  (s.  Identität),  Siowart,  Ewald,  Wundt,  nach  welchem  das 
Donken  sich  an  den  formalen  Bestandteilen  der  Objekte  am  unmittelbarsten  und 
einfachsten  betätigt;  die  mathematischen  A.  sind  Anwendungen  des  Satzes  vom 
Grunde  auf  mathematische  Grundbegriffe,  auf  die  Anschauungsformen  und  haben 
ihre  Quelle  in  ursprünglichen  Induktionen  (Logik  I  u.  II,  3.  A.  1906  f.). 
Eisler,  Handwörterbuch.  ß 


AliluUt  -  Bedeutung 

Auf  Erfahrung,  Induktion  (a.  d.)  und  Geiieraliaatioo  oder  da« 

;  «töten  die  Axiome  J.  8r.  Mnx(8ymtrm  der  Logik.  1843,1, 277 IL).  Vi 
wwa(8rstemd.  Logik«.  1874.  8.  aOff.y.  Ormji,  E.  I^fUttformitAtder. 
formen)  u.  a.    Rinun  (WW.  &  475L).  HaurnoLTZ  (Vortrage  und  Reden.  1884. 
I IV  S  2».  ff.).  B.  Eaoauw*  (D.  Axiome  d.  Geometrie.  1877.  &  91  ff).  Ostwalo  u.  a. 
halten  die  geomeHtenen  Axiom«  Ar  iau.iirw.lii  Setns.    Als  Pustelste  faßt  .1 
Sovuui  die  Axiome  auf  (PaycboL  der  Axiome.  1899). 

\k  MnBn  rriifmitinnait  twi  ■■■Teil  alTttiillrlior  ■naisnilimsltsi,  imiilillkjiii 
Art  fernen  die  A.  der  Mathomssih  (brw.  auch  der  Medmaik)  Stalu»  (Begriffe  und 
Theorien  d.  med.  Physik,  1901.  8.  tttf.).  Macb.  Kunmm,  Miuiaco.  PowcAat 
u.  ft,  aaf.  Nash  lauterem  sind  die  geometrieohen  Axiome  ..verhallte  Definitionen' . 
die  der  ..BtipumlWiinll-  haiber  so  gewählt  werden.  Ihnlnh  rethlll  es  sieh  mit 
den  A.  der  Mechanik;  es  sind  ..Koavsationan",  die  aber  stliisyinshafisl  «ad  der 
hVfahreng  anaspsßt  aste  mimt  (8okmes  et  hypothess.  190t:  deutsch«  1908;  U 
vsleur  de  In  sdenes,  denteoh  1908). 

Kordeningen.  Postulat*  (s.  d.)  sind  die  A  naoh  J.  Samuvn  (PsyohoL  dar  Axiome, 
1899.  &  3).  Faulart.  W.  Poixacx  (A.  -  „Willsnssltss  ",  Philo*. 
Forschung,  1907),  Datasoa.  F.C8.  frsrm— ,  neoh 

fassen,  and  erst  dämm  ibrs  sslsktivs  BswAhmng  m 
der  Erfahrung  so  A.  «erden.  8b  intepriagan  dm»  WDkm  xnr  Harawawawaaag  ■i—i  m 

die  Welt  iiimn  an  W&naohea 


Hie  sind  »10111  an  sieh,  sondern  nur  deshalb  notwendig,  weil  and  wofern  wir  sie  ab) 
IamkmitseJ  braoeben  (Axiomee  an  Postulates,  tat:  Peraonal  Tims  Ham,  ed.  by  Stert; 
deutete  nebst  sndswsm  in:  TTiiSMnkaasa  1911).  VgL  TTinkmaites,  flemls,  Mathe- 
matik, flratelat.  Raum,  Wahrheit,  Norm,  ffslnflorhm.  Enroiriokrittech.  Physik. 
MsnhsnOr.  Maximen,  Imperativ. 

Axllnth  s.  Kabbele. 


Itnmnlip  beißt  in  der  formalen  Logik  der  erste  Modus  der  Sterten  Sohruß- 
flgor:  Obersau  alkjsmwrn  bejsbend  (a),  Untersstx  sbenfaUs  (a).  Folgerang  psrtikalar 
bejahend  (iL  PaM  |  Ma8  |  8iP.  x.  B.  Alle  Oüte  sind  schädlich.  Alles  Schädliche 
totzuveruKriden.  Folghoh  ist  einiges  zu  Vermeidende  Gift.  VgL  Schlußfiguren,  Sebluß- 
modL 

Barbara  beißt  der  erste  Modus  dar  ersten  Schlußfigur:  Obersstz,  Unteraatx, 
Folgerung  allgemein  bejahend  (a).    MaP  |  8aM  |  SaP.  x.  B.    Alle  Körper  sind  aus- 

gedehnt.  Alle  Mineralien  sind  ausgedehnt-   Ab»  sind  alle  Mineralien  aasgedehnt.   VgL 

m  iinflfimn.il     o^i.inn_^vj; 
.  uuguren,  cwnraamoQi. 

Baroro  beißt  der  vierte  Modus  der  zweiten  Schlußfigur:  Obereatt  sllgemain 
bejahend  (a),  Unteraatx  and  Folgerung  besonders  verneinend  (o).  Pa M  |  8oM  |  So  P. 
x.  B.  Jede  sittlich  gute  Tat  findet  ihren  Lohn  in  sich.  Einige  Hand  hingen  finden  ihren 
Lohn  nicht  in  sich.    Also  sind  einige  Handlungen  keine  sittlich  guten  Taten.    Vgl. 

Schlußfiguren,  Schlußmodi. 

Bödenlang;  ist,  allgemein,  dasjenige,  was  ein  Wort  (s.  d.)  zum  Ausdruck 
bringt,  das,  waa  anter  einem  Worte  xu  »«»stehen  ist,  auch  der  „Sinn"  (s.  d.)  des  Wortes. 
Psychologisch  ist  die  B.  in  Vorstellungen  and  Begriffen  gegeben;  logisch  ist  die  B. 


Bedeutungswandel  —  Bedürfnis.  yj 

des  Ausdrucks  (so  lauge  sie  festgehalten  wird)  ein  im  Wechsel  des  Sprechens  und 
Denkens  konstanter,  von  der  subjektiven  Tätigkeit  unabhängig  gültiger  Inhalt  (vgl. 
HUS3EKL,  Logische  Untersuch.,  1900  ff.,  II,  30ff.,  90ff.,  nach  welchem  die  „idealen 
Bedeutungen"  zeitlos  gelten;  s.  Wahrheit).  Die  B.  von  Wörtern  ist  oft  ohne  anschau- 
liche Vorstellungen  klar,  so  daß  N.  Ach  sagen  kann,  die  „Inbereitschaft-Setzung  von 
Vorstellungen  oder  Anregung  von  Reproduktionstendenzen"  genügt  für  die  bewußte 
Repräsentation  dessen,  was  wir  Sinn  oder  Bedeutung  nennen  (Die  Wülenstätigkeit 
u.  d.  Denken,  1905,  S.  210ff.;  vgl.  Offneb,  Das  Gedächtnis2,  1911).  —  VgL  Maettnak, 
Psychol.  Untersuch,  zur  Bedeutungslehre,  1901;  G.  Fbeöe,  Üoer  Sinn  u.  Bedeutung, 
Zeitachr.  f.  Püilos.  u.  philos.  Kritik,  Bd.  100;  F.  C.  S.  Schiller,  Formal  Logic,  1912.  — 
Vgl.  Wort,  Sprache,  Wahrheit,  Meinen,  Zeichen,  Pragmatismus  (Peibce),  Kategorien 
(Kant). 

Bedeutungswandel  ist  der  Wechsel  der  Bedeutung  von  Wörtern  im 
Laufe  der  Zeit,  die  Erweiterung  oder  Verengerung,  Verschiebung  derselben.  Psycho- 
logisch beruht  er,  nach  Wcndt,  auf  „allmählich  sich  vollziehenden  Veränderungen 
in  denjenigen  Assoziations-  und  Apperzeptionsbedingungen,  welche  die  bei  dem  Hören 
oder  Sprechen  des  Wortes  in  den  Blickpunkt  des  Bewußtseins  tretende  Vorstellungs- 
komplikation bestimmen";  er  ist  „ein  Prozeß  bald  mehr  assoziativer,  bald  mehr  apper- 
zeptiver  Verschiebung  der  mit  der  lautverbundenen  Vorstellungskomponente  der 
sprachlichen  Komplikation"  (Grundr.  d.  Psycho!.5,  1900,  S.  364L;  Völkerpsychol. 
II2,  1904,  S.  449ff.).  Vgl.  H.  Paul,  Prinzipien  <L  Sprachgeschichte*,  1909. 
Sandfeld-Jensen,  Die  Sprachwissenschaft,  1915.     VgL  Sprache. 

Bedingung  (bxö&tois,  conditio)  ist  dasjenige,  wovon  ein  Anderes  abhängig 
ist,  woran  das  Dasein  oder  die  Geltung  eines  Anderen  gebunden  ist,  so  daß  das 
Bedingte  (conditionatum)  wegfällt,  wenn  die  Bedingung  aufgehoben  wird  („posita 
conditione  ponitur  conditionatum;  sublato  conditione  tollitur  conditio").  Es  gibt 
logische  und  reale  Bedingungen;  letztere  sind  die  Umstände,  welche  das  Eintreten 
von  Wirkungen  infolge  von  Ursachen  ermöglichen,  sei  es  permanente  Beschaffen- 
heiten in  den  Dingen,  sei  es  bestimmte  Vorgänge,  die  erst  die  Ursache  (s.  d.)  vollends 
konstituieren  (vgl.  Sigwart,  Logik,  1889—1893,  LI2,  157;  Wündt,  Logik,  1906—1908, 
la,  192 ff.).  Nach  verschiedenen  Autoren  gibt  es  keine  eigentlichen,  besonderen  „Ur- 
sachen", sondern  nur  Komplexe  von  Bedingungen  für  jedes  Geschehen.  Einen  solchen 
„Konditionalismus"  vertreten  Hodgson,  Vebwobn  (Naturwissensch.  u.  Weltansch., 
S.  44),  E.  Mach,  Ostwald  u.  a.  —  Nach  W.  Hamilton  ist  das  Denken  (s.  d.)  ein 
Bedingen  („to  think  is  to  condition");  gemäß  „dem  Prinzip  des  Bedingten"  („law 
of  the  conditioned")  ist  alles  Denkbare  durch  ein  Undenkbares,  Unbedingtes  begrenzt, 
alles  Erkennbare  bedingt  (Lectures  on  Metaphys.  and  Logic,  1865  f.).  —  Die  Er- 
kenntnistheorie (s.  d.)  untersucht  die  Bedingungen  der  Erkenntnis  und  Erfahrung 
(s.  a  priori,  transzendental,  Axiom).  Vgl.  E.  J.  Hamilton,  Perzeptionalismus  und 
Modalismus,  1911;  Veewoen,  Kausale  u.  konditionale  Weltanschauung,  1912;  Mabbk, 
Die  Gleichförmigkeit  in  der  Welt  I,  1916;  IL  1919.  Vgl.  Absolut,  Relativ,  Unbedingt, 
Unendlich,  Ursache,  Notwendigkeit,  Grund,  Abhängigkeit,  Hypothetisch,  Milieu. 

Bedürfnis  ist  (objektiv,  als  „Erfordernis"  oder  „Bedarf")  etwas,  was  ein 
organisches  Wesen  (auch  ein  Gemeinwesen)  zu  seiner  Erhaltung,  normalen  Funktion, 
Entwicklung  braucht,  nötig  hat;  subjektiv  ist  B.  das  Gefühl  eines  Mangels  an  etwas 
Erforderlichem  verbunden  mit  dem  Streben  nach  Aufhebung  dieses  Mangels,  mit 
einem  Drängen  nach  Beseitigung  des  Störenden,  der  Unlust,  nach  „Befriedigung" 
des  Bedürfnisses.    Es  gibt  körperliche  und  seelische  (geistige)  Bedürfnisse,  materiale 

6* 


B!  Bedarfnielosifkett         Begehren. 


(stoffliche)  und  funktionelle  (oder  Funktion»)  Bednrfnhne,  ih.B.  nach  Betätigung 
physischer  oder  psychischer  Kräfte,  uhenohnasegor  Energien.  Die  payoMeehon  Be« 
ilnifnliii  ■hui  feuhlhmelki  rtrt.  ek  enrfalbci  tn  fnlfffltfc1iitBntnmntifinelb,TfttH»mtik  ff 
Ee  gib»  ferner  logische,  ethische,  ■ethetische,  religiöse  Bedftrfnfa— ,  ferner  individuell- 

sasslilnsS  ta  —      m9tmmmmimmmtmt      miumlmtm.      flas  nnneeti  1 1  H        ee  m  •  hh— II  n  I    ■     -  -  —  -»    *-** -**  -*■   -  - 

I '-1 1 * ■  1 1 1  • «  ,   .\ ! . ■  in*  lfi*  ,  BOTHHHL  HBHHHeVi  M   J*  •  Tii'urii   s*^  utvl  k  uiibt  .1   ?;»•    urwp* 

liehe  und  (dort*  Gewohnheit,  Nachahmung)  si  not  b«s  B.  Dae  B.  iet  ein  wichtiger 
perenologieeher  Faktor,  ee  führt  cn  siehnrebinsn  Psnhtinsjia.  tu  aktiver 
(e.  ±\  tur  KntwirkJung  (*.  d.).  Die  fhijsnraig,  Verfeinerung.  Differen- 
ler  Bedürfnisse  iet  —  trete  nller  ihrer  Gefnhren  —  tadti fordernd  and  aelbet 
Wirkung  der  Knttnr. 
DefinlHonen  de»  B.  finden  elek  bei  Hurt,  der  von  den  Hiillifnisssii  der  Keignng 
die  MVernuiiftbedattnhneM  ■iiiHahilJit  (rgL  Glaube)  u.  a.  (rgL  dnitber  O.  Krane, 
Dm  Bedürfnis.  1894L  Die  biobgieahe  Bedeutung  dm  &  betont 
„Oeesu  der  wbowefeohso  Mechanik"  Untrt:  „Die  Ursache  je* 
hhonrtigan  Weeene  iet  «gleich  die  Urenobe  der  Befriedigung  dm  Bedorfoicsee'  (Die 
teleoL  Mechanik  d.  Xetur».  1877);  ähnlich  betrnohten  dee  B.  eh  Ursache 
Zweckmässigkeit  and  Hohereotwieklnttg  Latus*»  and  die 
(•.  Leben),  nie  Pacly.  Pussct,  A.  Waonsn  n.  n.  Den  Begriff  i 
■nösiBMadsieai  ^sulnffnsBM"  «L  h  «V»r  MMhhwublhelnbAM  &a^^_i^u  »rswt 
R,  ÜOLononvo  aus  (fettwfclüuiigsweruknorie,  190«,  &  4ff.;  rgL  Wert).  Die  Unter 
enhohhing  meterieler  und  formehr  odrr  Fiinktionehetiirfnieni  begründet  in  der  Gegen» 
wert  beeonden  A.  Doauo  (Philo*.  Unterlehre.  &  74  ft),  ferner  W.  Jen rrtai.nn. 
betont,  daß  eUe  Ornndfhnktionen  dee  Bswuttesins  nneh  Betätigung  ver- 
(die  Sinne,  die  Phantasie,  dee  Denken,  dee  Fohlen,  den  Wollen;  intettektneUe 
und  eoeotionelh  B..  Ausdrecksbedürfnis;  Lehrbuch  d.  PsyehoL4.  1907.  S.  IßOff). 

T)hJI      Rittest  IttfiinoT      nrM       nTaennV  it/l*ljjLBulfl>*TitLn^e>lt      n\m      Aaf  fteAtneärsImdufi      frsntf  flsTesnfi      fonenk  •*     s"hs"nanr 

weniger  AnnrroTtxss,  Dunos,  Hon,  Hcusn,  Hcntixen,  8nMoan,  Kabu>wbkt, 
ii  v  Srtur.  Wob.  Wowdt,  Dtanro,  Jescsajlbh,  MCixtu-Fnany  rnu  «.  e.  (vgl. 
Ulm,  Die  Fuiiktfcroefreuden  int  fethstssohen  Verhärten.  1911).  VgL  L.  BubstaXO. 
Vereuoh  einer  Theorie  der  Bedürfnisse,  Sitzungsberichte  der  Bsji  buhen  Ahnden). 
d.  Whnenech..  1908;  Gratwrroca,  Arohiv  f.  erstem.  Philoe.;  F.  Cent,  Zur  Lehre 
ron  den  Bedorfnhwsn,  1907.  —  VgL  Wert. 

Hedfirfalulnuifkelt  eh  Unehhengigkeit  too  Bedexfniiein.  innere  Frei- 
heit betonen  Sonuna  (Xanophon,  MemorebiL  1 6, 10),  die  K  yniker,  Stoiker  u.  ». 
VgL  Tugend. 

Kf-fchlnautnmatie  iet  die  eutometioche  (•.  d.)  Ausführung  ron  Be- 
wegungen, welche  der  Hypnotientor  «nrlnngt  (rgL  Wü»dt,  Grundr.  d.  PejohoL*. 
1900.  a  S31L     VgL  Hypnoee. 

Regrhreit  iet  im  wetteren  Sinne  klentiech  mit  Streben  (e.  d.).  Woben,  im 
engeren  Sinne  Iet  ee  dee  Verlangen,  Streben  nach  einem  vorgmUiDtau  Objekt  oder 
Zoetand,  deaeon  Mangel  Unluet  erweckt;  dee  Gegenteil  dee  B..  dee  Wideretreben 
gegen  etwaa,  dornen  Vorstellung  Unluet  erweckt,  iet  das  Verabscheuen.  Die  sur 
größeren  Intensität  erwachsende,  auf  einen  Genuß  gerichtete  llsphieiig  heißt 
Begierde,  deren  Gegeneau  der  Abacheu  iet.  Durch  Befriedigung  wird  die 
Begierde  gestillt;  öftere  Befriedigung  sinnlicher  Begierden  kann  aber  ebenso  cn 
deren  Owkjnning  fuhren,  wie  die  Unmöglichkeit  der  Befriedigung.  Die  altere 
Psychologie  unterscheidet  sinnliche«  und  geietigee  Begehren  bzw.  „Begehrnnge 
vermögen  . 


Begeisterung  —  Begreifen. 


Einen  begehrenden  Teil  der  Seele  (ini&vtut]ux6v)  nimmt  Platon  an  (Republ.  IV, 
441  B).  Nach  Aristoteles  entspringt  das  B.  (iiti&vuta,  Sge$ts)  gefühlsbetonten  Vor- 
stellungen (De  anima  II  3,  414b  4ff.;  III,  9;  III,  11).  Als  vernunftloses  Streben 
bestimmen  die  Begierde  die  Stoiker.  Epiktje  teilt  die  Begierden  ein  in  natürliche  und 
ritle  (Diog.  Laert.  X,  127;  149).  Die  Scholastiker  unterscheiden  vom  Erkenntnis- 
das  Strebungsvermögen  („vis  appetitiva")  und  verstehen  unter  Begierde  (cupiditas) 
das  Streben  nach  einein  Gut  („passio  quae  tendit  in  bonum").  Wie  Aristoteles  sondern 
sie  das  sinnliche  Begehren  vom  Willen  oder  intellektiven  Begehren;  zu  ersterem  (dem 
,,appetitus  sensitivus")  gehören  (wie  nach  Platon)  die  „concupiscibilitas"  (Begehr- 
lichkeit) und  „irascibilitas"  (Thomas,  Sum.  theol.  I,  81,  2;  vgl.  Sttarez,  De  anima  V 
1,  2).  —  Nach  Descartes  ist  die  Begierde  eine  durch  die  „Lebensgeister"  (s.  d.)  be- 
wirkte Erregung,  vermöge  deren  die  Seele  nach  angenehmen  Objekten  verlangt 
(Passion,  anim.  II,  86ff.).  Nach  Spinoza  ist  das  Begehren  ein  bewußter  Trieb  („appe- 
titus  cum  eiusdem  conscientia",  Eth.  III,  prop.  IX.  schol.);  das  Streben  gehört  zur 
Natur  des  Menschen  und  dient  zu  seiner  Erhaltung  (1.  c.  III).  Chr.  Wolff,  der  neben 
dem  „Erkenntnisvermögen"  ein  „Begehrungsvermögen"  annimmt:,  definiert  das  Be- 
gehren als  Neigung  der  Seele  zu  einem  Gegenstande  nach  Maßgabe  des  in  demselben 
wahrgenommenen  Guten  (Psychol.  empir.  §  559).  Das  sinnliche  B.  entsteht  aus  der 
verworrenen,  das  vernünftige  B.  aus  der  deutlichen  Vorstellung  des  Guten  (1.  c.  §  580, 
880);  Vernunft.  Gedanken  I,  §  434).  Kant  unterscheidet  ein  unteres  und  oberes 
Begehrungsvermögen,  welch  letzteres  mit  der  praktischen  Vernunft  identisch  ist. 
Das  B. -Vermögen  ist  das  Vermögen  eines  Wesens,  durch  seine  Vorstellungen  Ursache 
von  der  Wirklichkeit  ihrer  Gegenstände  zu  sein  (Krit.  d.  prakt.  Vern.  1.  Teil).  Begierde 
ist  die  „Selbstbestimmung  der  Kraft  eines  Subjektes  durch  die  Vorstellung  von  etwas 
Künftigem,  als  einer  Wirkung  derselben"  (Anthropol.  §  71 ;  vgl.  Maass,  Über  d.  Leiden- 
schaften I,  lff.  —  Nach  Herbart  entstehen  Begierden  durch  die  Hemmung  (s.  d.) 
von  Vorstellungen;  es  sind  Vorstellungen,  die  wider  eine  Hemmung  aufstreben  (Psychol. 
als  Wissensch.,  1824—25,  II,  §  104,  150;  vgl.  Volkmann,  Lehrbuch  der  Psychol.,  II4, 
405).  Ebenfalls  intellektualistisch  bestimmt  v.  Ehrenfels  das  Begehren  (Werttheorie, 
1893  ff.,  I,  248).  Alles  Begehren  (Wollen)  ist  gerichtet  „auf  die  Existenz  oder  die 
Entstehung  eines  Dinges,  das  Eintreten  oder  Zutreffen  eines  Vorgangs,  oder  aber  auf 
die  Nichtexistenz  oder  Vernichtung  eines  Dinges"  (1.  c.  S.  6,  18).  Vgl.  Witasek, 
Grundl.  der  Psychol.,  1908,  S.  349  ff.  Als  einen  mit  Vorstellungen  verbundenen  Trieb 
definieren  das  B.  Wundt  (Grdz.  d.  phys.  Psych.,  1903  f.,  III5,  246ff.),  Höffding, 
Jodl,  Siqwart  u.  a.  Vgl.  Hemsterhuis,  Lettres  sur  le  desir,  1770;  Hagemann, 
Psychol.8,  1911.  —  Vgl.  Streben,  Wille,  Trieb,  Wert. 

Begeisterung  s.  Enthusiasmus. 

Begierde  s.  Begehren. 

Begreifen  (comprehendere)  heißt,  etwas  geistig  durchdringen,  es  seinem 
Wesen  nach  erfassen,  den  Grund,  Zusammenhang,  Zweck  von  Dingen  einsehen,  das 
Warum  oder  Wozu  von  Handlungen  kennen.  Begriffen  ist  etwas,  wenn  es  in  einen 
inneren  (logisch-kausalen)  Zusammenhang  mit  anderem  gebracht,  wenn  es  der  Gesetz- 
lichkeit der  Vernunft  unterworfen  ist.  Vgl.  Cicero,  Academ.  I,  41 ;  II,  47,  145  (über 
die  Stoische  „Katalepsis");  Riehl,  D.  philos.  Kritizismus,  1879,  II  2,  237;  Wundt, 
System  d.  Philos.  I3,  1907  (Voraussetzung  der  Erkenntnis  ist  die  „Begreiflichkeit  der 
Erfahrung");  Swoboda,  Verstehen  und  Begreifen,  Viertel jahreschrift  f.  wiss.  Philos., 
27.  Bd.,  1903;  Vaihtnger,  D.  Philos.  des  Als-Ob,  1911  (B.  gibt  es  nur  als  „empirische 
Umsetzung  der  Empfindungen  in  Kategorien",  nicht  als  Erkenntniszweck;  die  Welt 


Begriff. 

«elbst  bt  ..nicht  begreiflich,  nicht  wtthv".  8.  MQff.V    VgL  Dum.  Dm  Wesen  de* 
Begriffs  u.  des  Begreife».  1911.  -  VgL  Kaialeptboh.  V« 


Begriff  (ie>e>-.  fwani,  ooaoeptM.  not».  kbe)  ist  tob  der  ihn  rertrctandun. 
■elTontoOng  sowfe  von  der  nmmlnwalilfeag  («.  d.).  durch 
Analyse  er  entsteht,  sa 
(Bjiall»«!  « 


rnthtlt  das  fttr  dkne 

Kaaatitubranda,  «ad  twer  am  eo 

emkter.  mrthodbebar  der  Begriff  bt.    Exakte 

ErtshrungsbegrifJea  durch  methodbchti  Verarbeitung  das  OnmbaBsa  berror.     Aue 

ilgantHfTiBr,  Begriffe  sind  Produkte  sktirer,  ersparaeptirer  (a.  d.)  OriabetlUgliill 

fr.  Abstraktion),  afaht  paaatr  enssbhertda  SfanospVodukle.   Der  Inhalt  des  Begriffe«. 

dM,  wm  seinen  Gehalt  bOdet  (der  ..objektles"  B.).  leSt  eich  aar  In  einer  Reibe  von 

Urteilen  (a.  d.)  denken,  daran  Ebmeute  db  Begriffe  bikfea.  wekme  insofern  pototielfe 

Urteile,  UrteibmogHohkoilen  und  Formeln  für  »lobe  sind;  ab  eotatahan  teib  Im  und 

mit  dam  Urteilen,  toib  geradeso  ab  Nbdameallga  tob  Urteilen,  aad  Hegen  ngbieh 

l'i  tj  iltin  I   l^tfrifmnfta(WiM)  Mi—m-j-u-fa     TkMiifb  ^mA  ktfbA  TiLah    db  im 

ortgange  dM  Kthsnaan«  immer  mehr,  aber  ab  roüig  anabht  werden 
(a.  Wesen),  eoaer  wo  M  aieh  am  rem  formab  Begriffe  handell  Zagbbh  sind  ab  For  • 
iV  iiinfpo,  Poetubte  nach  einem  tsalimmasn  Inbegriff  nmammeagahorigar  Urteib. 
in  welchen  jeder  Begriff  bbeadig,  vm  absucht  wird.  Daa  »Inhalt"  (a.  d.)  dM  Begriffet 
bildet  dar  hastimmto  BiiblksanaMmmatihang  tob  Mwtmaba,  deren  Bmheit  er  bt: 
„Umfang"  (e,  d.)  db  Gegenstands,  auf  db  er  efeh  erstreckt.  Den  Inhalt  tot. 
\  Mib  ampirbobe  hferkmab  (Erfahraaaabagriffe).  teib  Beziehung«. 
(Rrbtaoaabagriffeh  hrib  bbta  fkMlaüiiitiiitan.  Postulats,  ITpithoatin,  Ideab  dM 
theoratbohaa  oder  praktbebea  BewuBtaaba;  eo  hat  abo  jeder  echte  Begriff,  waaa  er 
auch  nicht  immer  am  der  Erfahrung  abstrahiert  bt,  aein  „Fundament"  in  etwM 
Voihegrifflfehea,  datT.  aach  eine  antohaalbaa  ErbfaaiaaeHe  bat,  tob  dar  aber  der 
i.k^lb  Gehalt,  der  objektire  Inhalt  des  Begriffe«,  dM  m  fem  albaaarf&glMg  Gedachte, 
knri  db  rem  logiache  Saite  dM  K,  wohl  an  mIihmiHbii  bt  Db  Begriffe  aind  nicht 
selbst  db  Dinge,  aoodern  ideab  Objekt»  aad  Dank-  aad  Iihimilabmlllil;  aber  ab 
können,  wenn  richtig  gebildet,  objektfee  Geltnng  haben,  d.  h.  für  db  WirUichkett 
gelten,  auf  ab  anwendbar  ante,  Graadcage  das  Verheizen*  dar  Dinge  in  dar  Web»  de« 
Rewußtaeina  zum  (symbottsoben)  Auedraok  bringen  und  roasrnmenfssaen,  eo  daa 
den  Begriffen  etwM  in  der  Wirklichkeit  entspricht  8ofern  db  btstare  ab  Objekt 
(e.  d.)  der  Erfahrung  auftritt,  wird  dM  objektirphanotnanab  „Wesen44  dar  Dinge, 
daa  Konstante,  flamtilkihe  ihrer  Ersebeinungswebe  aar  in  Begriffea  erfaßt,  fixiert, 
bestimmt,  wobei  db  Regriffe  im  ammban  je  nach  den  bssonrferca 
und  Gesichtspunkten  der  Betrachtung  Terschbden  sein  können  („Mbktires* 
der  Begriffe).  Db  Begriffe  sind  abo  das  Produkt  dM  fortschreitenden,  ab  TnlbnibMa. 
analTtboh-synthetbchen  Erkenn tnbprosessea  und  db  Mittel  cur  Bestbamaag  dar 
objektrren  „Tatsachen"  (e.  d.). 

Über  db  Arten  der  Begriffe  und  der  BegriffeTerhiltnbm  a.  Abstrakt,  Konkret, 
Allgemein,  Gattung,  Koordination,  Subordinicrung.  Äquipollent,  Diaparat,  Kontra- 
diktorisch, Kontrar,  Kategorie,  Idee. 

Bezüglich  des  Ursprungs  und  Erkenntniswertes  der  Begriffe  TgL  RatfcmnHaania, 
ffeasuatbmus,  Empirismus,   Erkenn  toi«.   Angeboren.  A  priori,  Kritizbmu«.  Denken. 


Begriff, 87 

Den  Vorrang  der  begrifflichen  Erkenntnis  (s.  d.)  vor  der  sinnlichen  betonen 
schon  Heraklit,  die  Eleaten,  Demokrit  u.  a.,  aber  erst  Sokeates  beschäftigt  sich 
ausdrücklich  mit  der  methodischen  Bildung  allgemeingültiger  Begriffe  durch  „In- 
duktion" (s.  d.),  „Mäeutik"  (s.  d.),  auf  dem  Wege  des  Zusammendenkens,  der  Prüfung, 
<ier  Besinnung  auf  das  Wesentliche  der  Objekte  (t^^iei  10  iL  iativ;  vgl.  Xenophon, 
Memorabil.  IV  5,  12;  Aristoteles,  Metaphys.  XIII,  4);  so  tritt  er  dem  subjektivistischen 
Relativismus  (s,  d.)  der  Sophisten  entgegen.  Diese  Arbeit  nimmt  Platon  auf,  der 
den  Inhalt  des  Begriffes,  das  Typische,  zum  Wesen  je  einer  Klasse  von  Dingen,  zu 
deren  „Idee"  (s.  d.)  macht,  welche  unwandelbar,  zeitlos,  an  und  für  sich  besteht  und 
durch  deren  Erfassung  Einheit  und  Bestimmtheit  in  das  Erkannte  kommt  (Ueno  72 ; 
Phaedr.  232  D;  Phaedo  65  D;  Phileb.  23  E,  26  D).  Ein  Wissen  gibt  es  nur  vom  be- 
<yüflich  Bestimmbaren  (Theaet.  201  D).  Auch  nach  Aristoteles  geht  der  B.  auf 
das  Wesen  (ovaia,  ib  ti  fkv  elvai),  die  „Form"  (s.  d.)  der  Dinge  (De  anima  II 1,  412  b  16; 
414  a  9).  Die  B.  sind  zeitlos  gültig,  unwandelbar  (Metaphy3.  VII  15,  1039  b  24ff.). 
Unter  dem  „materiellen"  B.  {ß.öyog  vAivog)  versteht  A.  den  im  Objekte  potentiell 
steckenden  Begriff,  den  der  Verstand  abstrahiert.  Auch  die  Stoiker  glauben,  obzwar 
sie  sonst  Empiristen  sind,  daß  erst  das  begriffliche  Denken  wahre  Erkenntnis  ver- 
schafft. Die  B.  entstehen  aus  der  Wahrnehmung  und  Erfahrung,  teils  von  selbst 
Icpvoixöj;,  ävexizsytfzcos),  teils  durchplanmäßige  Geistesarbeit  (Si'^uete'^agSidaaxa/.ia; 
y.al  i.-iiueJ.eiag).  Es  gibt  allen  gemeinsame,  allgemein  geltende  Begriffe  (xoival  Ivvoiai, 
„notitiae  communes"  bei  Cicebo,  vgl.  P.  Baeth,  Die  Stoa2,  1908).  Nach  den  Epi- 
kureern sind  alle  B.  sinnlichen  Ursprungs  (xä;  J.oyog  ä.tö  luv  ala&fjoecav  ffgirjiat, 
Diog.  Laert.  X,  32:  VII,  61).  Daß  in  den  Dingen  objektive  „Begriffe"  (Äoyoi)  sich 
betätigen  und  manifestieren,  glauben  die  Xeuplatoniker  (vgl.  Plott>",  Enneaden  LI 
6;  I  8,  8;  vgl.  Hegel). 

Die  Scholastiker,  welche  das  begriffliche  Wissen  oft  einseitig  überschätzen 
und  gern  begriffliche  Gebilde  zu  objektiven  Wesenheiten  erheben,  denken  über  die 
Bedeutung  des  B.  verschieden,  je  nachdem  sie  Begriffsrealisten,  Xominalisten  oder 
Konzeptualisten  sind  (s.  Allgemein).  Die  Begriffe  (coneeptus  bzw.  terrnini)  sind  vom 
Verstände  aus  den  Wahrnehmungen  abstrahiert  und  haben  das  Wesen  der  Gegenstände 
zum  Inhalt,  indem  sie  dieses  geistig  nachbilden  (vgl.  Thomas,  Contra  gentil.  IV,  11,  6; 
Prantl,  Gesch.  d.  Logik  LEI  u.  IV).  „Formaler"  B.  (B.  als  Denkgebilde)  und  „ob- 
jektiver" B.  („coneeptus  obiectivus",  Begriffsinhalt)  werden  unterschieden,  ferner 
„einfache"  und  „zusammengesetzte"  Begriffe.  Der  B.  wird  auch  als  „terminus  men- 
talis" (oder  „t.  coneeptus")  bezeichnet;  so  von  Wilhelm  von  Occam,  der  im  B.  ein 
„natürliches  Zeichen"  für  eine  Klasse  gemeinsam  bezeichneter  Dinge,  die  er  vertritt 
(„supponit"),  erblickt  (Log.  I,    12;   vgl.  Prantl,   Gesch.  d.  Logik,  1855,  IT,  362). 

Von  der  anschaulichen  Vorstellung  unterscheiden  den  B.  scharf  Descaetes, 
Spinoza  („mentis  coneeptus",  „idea",  s.  Idee),  Letbniz,  Tschtexhausen  u.  a.  (vgl. 
Rationalismus).  Che.  Wolfe  versteht  unter  B.  (notio)  die  Vorstellung  der  Dinge 
im  allgemeinen  oder  der  Gattungen  und  Arten  („repraesentatio  rerum  in  universali", 
Psychol.  empir.  §  48)  oder  auch  „jede  Vorstellung  einer  Sache  in  unseren  Gedanken" 
(Vernunft.  Gedanken  von  d.  Kräften  des  menschl.  Verstandes9,  §  4).  Die  allgemeinen 
B.  erhalten  wir,  indem  wir  auf  das  Gemeinsame  einer  Reihe  von  Dingen  achten  und 
es  sowie  dessen  Träger  besonders  benennen  (Psychol.  rationalis,  1732,  §  392). 

:  Als  bloße  Zusammenfassungen  des  Ähnlichen  einfacher  Vorstellungen  unter  einem 
gemeinsamen  Xamen  betrachtet  die  B.  Locke  (Essay  concern.  hum.  understand.  II, 
K.  12,  §  1;  LTI,  K.  3,  §  13).  Nach  Berkeley  haben  wir  nur  insofern  Begriffe,  als  ein- 
zelne Vorstellungen  zu  Repräsentanten  von  Vorstellungen  gleicher  Axt  werden  (Prin- 


dpfecXV).  Allgemeine,  abstrakte  Vnrstslliiiujiin  (etwa  ein  Dreieck,  daa  wxfer  gh-Kh- 
saftig  noch  mtefrerrsiaftig  noch  echJefwmhcHg  bt)  gibt  es  nicht.  Ähnlich  lehren  Hess 
(Treatiee.  I.  ect.  7).  J.  8r.  Max«  Bars  u.  a. 

Zwischen  Begriff  und  Anschauung  unterscheidet  scharf  K  axt.    B.  iat  nach  Im 
eine  ■llganiibii  Votstellung  oder  «Im  Vorstellung  dessen,  was  rsnhrsron  Objekteo 

(Logik,  hrsg.  von  Jasscas.  a  139).    Der  B.  ist  eine  „srtselbere  Vorstellung",  er  ist 

OeV    mJBBb9Sv   CaVsl    JpSWnBnvWHnsl  ^MCBSMflBQ0f    VOCBwa*UtllntBBO  ABfepvrtH3D0    Bf . 

9S«nttBB0tt  wWBB    *  <0VHHMBlHHML  sMOHBQQ  SBtfl  A  D0KfflJCuOQL     eUNHBMnt  tot  •«  ■  ■ 

durah  Begriffe".  Begriffs  bestehe«  ebb  ab  „Prädikate  ingthlwi  urteile"  auf  «ins 
f<seu)afbjej  paa  bJbjbj  §aaj  un>«-»ti.mniv  n  I  h  p  Ml  M  !  fj  kujaj  mrntrhlichrn  Kr- 
krnntnli  gehotsn  Anschauung  (a.  <L)  «ad  Begriff;  erster»  ohne  letaleren  iet  „blind". 
Wahrend  aber  db  Aneehasrurajea  ab  sinnlich  auf  ,  flfbfclhiaan"  dss 

Vorstelhmgan  unter  eine  panbmkiflililni      In  Jedem  Urteil  wird 

■ribbltisr  auf  VofstsOnngsn  und  varmittsb  dbser  auf  den  Geganstsnd  rinn  gas     80 

gibt  es,  wasche  maUsSangig  von  der  Erfahrung  entspringen  and  «priori  (■.  «I.)  für  alle 


in  Begriff  gedacht;  aOer  Erfahrung« rhewnti 

Begriffs  von  Oegeastasjoan  eheraeopt  ale  Bsoingttngen  a  nrioci 
durah  db  allein  Krfshrang  mflgiirb  bt  (Krft.  d.  rein.  Vera.,  &  88ff .).  „Basal 

rntliAltrn    I; 

die  Subsumntkm  der  Anschauung  unter  dk»  reinen,  snrbrbchen  Beariffe  iribt  es 
„Erfahrung"  (a.  d.)  und  .JSrfahjiineaurteib"  von  objektin 

iiliilila  tllin  illn  rihlini  um  fhiejnmtl'ntbn  nnlenhhulnn  airibn  (ffgnn  iVn  „fTnln 
•;a.  Sab). 

>  erbUekt  Haosx.  fan  „Begriff"  saaaaesn  dos  objektive  Wesen  dss  Dinges 
selbst;  sc  bt  nbht  bloB  eine  subjektive  Vorstellung,  sondern  db  ..an  eich  seiende 
Sachs",  db  „Wahrheit  des  Sans  und  dss  Wesens",  db  saftlose  „Totalität ".  in  der 
Jedes  Moment  dss  Gänse  bt,  dss  er  bt,  dss  „Freb",  Msokbohtbin  Konkrete",  daa 
Allgeinrm  Besondere,  Der  B.  tritt  auf  ab  „Idee"  (a.  d.).  in  der  Natur  ab  ..bthv 
rein  objektiver  Begriff,  den  such  ab  subjslrtfver  oder  „formeUer"  Begriff  (Im  Gebte 
des  Denkenden).  Er  bt  an  ebb  eine  mit  der  objektiven  „Vernunft "  (s.  d.)  und  ent- 
wickelt  ebb  nach  eigener  Cnili*  hhill,  rein  aus  eich  heraus.  ..dbbktbch"  (vgL 
Ensyklop..  flOöff,  Logik.  I.  «ff.;  e.  Dialektik).  Nach  anderen  bt  der  Begriff  nicht 
mit  dem  Seienden  identbch.  aber  er  bt  dss  ideelb  Korrelat  desselben.  80  nach 
Scsxsrsasucsas;  dem  B.  entspricht  das  FBiahnssin  der  Dinge,  db  substantiell« 
Ibr»  derselben  (Dialektik,  &  SOvf.).  Ähnlich  H.  Ritts»,  Tszxdbxkxbuso  u.  a. : 
vgl  such  Usssswso.  Logik*  1882,  f  56.  —  B.  Ksss  versteht  unter  „Begriff"  jeden 
Denkinhalt,  von  der  Empfindung  angefangen  bb  zum  abstrakten  B.  (Daa  Erkennte» 
Problem».   1911). 

Daß  db  B.  eigentlich  „bgbohe  Ideale"  sind,  betont  Hekbart,  der  unter  drm 
logbeben  B.  ..jedes  Gedachte,  bloß  seiner  Qualität  nach  betrachtet"  oder  eine  Vor- 
Stellung  mit  Hfaiblbk  bloß  auf  dae.  waa  durch  ab  vorgestellt  wird,  abgesehen  von 

ihrer  peychologbehen  Ifabbl g.  versteht  (rVvcbologb  ab  W—inerb ,  1814—25, 

I.  408;  II.  119;  Lehrb.  d.  Psychol.»,   1860,  8.  126ff.).    Ähnlich  Dsobisch,  I 
Mass    u.  a.    —    Ab   Zusammenfassung   gemeinsamer    aVirimeh    bestimmen    den 


Begriff.  89 

Begriff  Czolbe,  O.  Schneider,  Helmholtz,  Boütroüx,  Ostwald  u.  a.  —  Als 
anschauliche  Vorstellung  mit  repräsentativem  Charakter  und  konstantem  Inhalt 
definiert  den  Begriff  Kreibig,  nach  welchem  den  wissenschaftlichen  Begriffen  die 
,, denkökonomische  Auswahl  der  besonderen  Merkmale,  welche  in  den  Inhalt  auf- 
genommen sind",  eigentümlich  ist  (D.  intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  39ff.).  — 
Lotze  unterscheidet  vom  werdenden  den  verwirklichten  B.,  welcher  dann  da  ist. 
wenn  der  „unbestimmte  Nebengedanke  der  Ganzheit  überhaupt  zu  dem  Mitdenken 
eines  bestimmten  Grundes  gesteigert  ist,  welcher  das  Zusammensein  gerade  dieser 
Merkmale  .  .  .  rechtfertigt"  (Logik,  1891,  S.  39).  Nach  Wundt  hegt  der  Anfang  der 
Begriffsbildung  in  dem  „Nebengedanken",  daß  eine  Vorstellung  nur  repräsentative 
Bedeutung  hat.  Psychologisch  ist  der  B.  ein  im  Bewußtsein  isolierbarer  Bestandteil 
eines  durch  die  Zerlegung  einer  „Gesamtvorstellung"  (s.  d.)  entstehenden  Satzes. 
Die  Apperzeption  bevorzugt  bestimmte  Elemente  der  repräsentativen  Vorstellung 
und  maeht  sie  zur  herrschenden.  Logisch  ist  der  B.  ein  Denkinhalt,  der  aus  einem 
Urteil  durch  Zergliederung  desselben  gewonnen  werden  kann;  seine  Eigenschaften 
sind:  Bestimmtheit,  Konstanz  des  Inhalts  imd  Allgemeinheit  (Grandr.  d.  Psychol.5, 
1900,  S.  321  ff.;  Logik  I3,  1906,  S.  91  ff.;  System  d.  Philosophie  I3,  1907).  —  Vgl. 
v.  D.  Pfordten,  Versuch  einer  Theorie  von  Urteil  und  B.,  1906. 

Als  Elemente  oder  Niederschlag  (Produkt)  von  Urteilen  oder  als  potentielles 
Urteil  wird  der  B.  verschiedenerseits  bestimmt.  So  von  Trendelenburg,  Gruppe. 
Lipps,  Stmmel,  Spicker.  Schuppe,  Ribot,  Bosanquet,  Romanes,  Kern,  Rieht, 
(Der  philos.  Kritizismus,  II  1,  224),  Jerusalem  (Die  Urteilsfunktion,  1895,  S.  22), 
Windelband,  Rickert,  nach  welchem  der  B.  nicht  ein  Abbild  der  Wirklichkeit  ist, 
aber  für  sie  gilt  (D.  Grenzen  d.  naturwißsensch.  Begriffsbildung,  1896  f.,  S.  67,  247: 
vgl.  Gesetz),  H.  Cohen,  nach  welchem  das  Urteil  den  B.  vollziehen  muß.  Der  B.  ist 
nie  gegeben,  sondern  eine  „Aufgabe";  er  ist  eine  Urteilsart,  eine  Kategorie  (Logik, 
1902,  S.  267  ff.,  499).  Ähnlich  Cassirer  (B.  als  Funktion,  als  Einheit  der  Synthesis), 
W.  Kinkel,  Natorp  (Logik8,  1910)  u.  a. 

Als  Funktion,  als  eine  „bestimmte  Reaktionstätigkeit,  welche  eine  Tatsache  mit 
neuen  sinnlichen  Elementen  bereichert",  faßt  den  Begriff  E.  Mach  auf  (Wärmelehre2, 
1900,  S.  416ff.;  Erkenntnis  u.  Irrtum,  S.  112f.).  Als  bloße  „Bereitschaft"  zu  einer 
Vorstellungsreproduktion  bestimmen  den  Begriff  R.  Wähle,  F.  Mauthner  (Krit.  d. 
Sprache,  1901,  f,  I,  410),  für  den  der  B.  fast  bloß  ein  Wort  ist. 

Als  Zusammenfassung  von  Empfindungen,  als  ein  Symbol  für  Empfindungs- 
pruppen  bestimmt  den  Begriff  Nietzsche.  Nach  VATHrNGER  sind  die  abstrakten  und 
allgemeinen  Begriffe  nur  bequeme  Denkmittel,  Werkzeuge,  „Kunstgriffe  des  Denkens", 
zweckmäßige  Fiktionen  (s.  d.)  zur  Beherrschung  des  anschaulich  gegebenen  Er- 
fahrungsmaterials; wirklich  Bind  nur  die  einzelnen  Phänomene,  die  Verhältnisse  der 
Begriffe  sind  rein  logisch,  subjektiver  Natur.  Die  Begriffe  sind  (wie  nach  J.  St.  Mtll 
nur  Durchgangspunkte  für  das  Einzelne  (D.  Philosophie  des  Als-Ob,  1911,  S.  383ff.): 
vgl.  F.  C.  S.  Schiller,  Studies  in  Humanism,  1907,  S.  64ff.,  Formal  Logic,  1912, 
Mach,  Ostwald,  Avenarius,  Nietzsche,  Mauthner  u.  a.  Den  aktivistischen  Cha- 
rakter der  Begriffe  (B.  —  Aktionszentrum  betont  R.  Müller-Freienfels,  Das 
Denken  und  die  Phantasie,  1916;  Irrationalismus,  1922).  —  Vgl.  Sigwakt,  Logik, 
1904,  I2,  331  f.;  B.  Erdmann,  Logik  I2,  1907;  Ribot,  L'evolution  des  idees  generales, 
1897;  James,  Psychol.,  1909,  S.  239ff.;  Stöhr,  Leitfad.  d.  Logik,  1905,  S.3f.;  Dyroff, 
Einführ,  in  d.  Psychol.,  1908;  Uphues,  Grundz.  d.  Erkenntnistheorie,  1901;  Rehmke, 
Philos.  als  Grundwissenschaft,  1910  (B.  ist  das  als  „Bestimmung  eines  Urteils 
betrachtete  Allgemeine",  „dasjenige  Gegebene  .  .  .,  durch  das  Gegebenes  »begriffen4, 


BjQ  Begrifflich  —  Beharrung. 

d.  b.  bestimmt  wird".  Dm  Bewußtsein.  1910);  CAMnn,  Bubstansbegriff  u.  Funk 
ikmabegriff.  1910  (Begriffe  antatifci*  nicht  durch  Abstraktioc;  der  R  tat  e*n  Geaet/ 

uLtt*  V ^TTCfTffpf mUf  UftO  «wOOsTQtttKCsnä1  V0O  tuHBOOBEB«  Oftfi*  MMftt^  - 

selbst);  H.  Taüscvdiuu.  Dar  Begriff,  1866;  K.  Gnu,  Archir  f.  sjsqjs*.  Philo« 
luoi,  \Tertdjahrsechr.  L  wissen«*.  Philo*..  1896;  Funktion  and  Betriff. 
»801 ;  Aam,  Die  Idee.  1812;  EvatQüE*.  Probleme  der  Wanenscustt,  »'■'  Unw- 

aacn,  Untereocb.  tur  Uhr»  vom  Begriff.  1910;  A.  Last.  Dar  B..  Anh.  f.  seotasn. 
Philo«.,  Bd.  17. 1911  (Begrifmatad  „Worte,  die  faa  laaathetiran  Varhiifta  ras  inaB.hr 
geordnet  eind");  II.  La»«,  Dm  Prohtan  der  (1ipneMndB*b«H  in  dar  modernen 
Logik,  1916  (Dar  B.  im  logtaehen  Sfame,  ata  Uta,  tat  kam  Produkt  dar  Abstraktion 
oder  einer  bewuflieu  Tätigkeit;  ee  gibt  viele  Bogriffe, 
Bewufitaein  geknsnmen  eind);  A,  Doaa,  Dat  Weeen  d 
1911;  Dataeoa,  Oidnangafehre,  1916;  Bnou  a.  Wi 

1919  (rieht  des  „Veraisi anm— nh*ita|ilil e«iT  ftr  dta  nigiiftaltlihieg  baren); 

Ben,  PsyoboL  das  Danas«,  1918;  Avausu.  On  the  ,  Tminnwim  of  the  universal 
and  the  Indiridual  1918;  P.  PgLOUU.ni  (Grel  KerenMuni  Erkonnlntaaig  nun 
OWraiaeUobeo,  1961.  106)  stellt  eine«  nnkrdanrigon  and  leilihilislli  Ollis  Begriff, 
den  „VtaUngrifl"  euf.  —  Vgl  ftlkwnaln  Afrrtrahl.  Idee,  VoreteUnng,  Wort, 
Itankan.  OeeohJobU.  Natarvtaasneoheit  (RtouaT.  Wovor).  lUtagorien.  Urteil. 
Hrkenntnta,  nathmaltamia.  NotJoo.  Fiktion.  Objekt,  Prolaps»*.  Angeboren.  Logik 
(dta  Literatur). 

Brgrlf f llrh :   tum  Begriff»  gehörig,  durah  Begriffe,   aus  oder  in 
Ober  begriff  liebe  Erkenntnis  a.  Begriff.  ftkannUita,  Erfahrung, 

llegrlffagefftnl    tat  dos  Gefühl,    aefchee  entsteht,  aann  „sich 
Vorslellungen.  dta  sämtlich  dta  aar  Vertretung  des  Begriff*  geeigneten  Eigeneohef trn 
bentaen,  in  der  Form  wecheemder  Eritussrungsbiktarr^Auffaseung  dringen 
(irundr.  d.  Psychol.»,  1900,  8.  6661.). 

Begriff  «real  iensnn  (a.  Hlhjmiini,  Idee)  tat  dta  Vena-Ibstandsgun«.  Hypo- 
Ibnsntelsso  tu  objektiven  Woassmeneo.  sn  etaras  unabhängig  von 
\  A    nnj8n 
Brgriffaachrlft  *.  Psasgraphta,    Vgl.  Faso*,  BegrUfaechrift,  1879. 

Begriff  »nrteile  sind  Urteile  Ober  iJatJehnngan  von  Begriffen  oder  Urteile, 
deren  Subjekt  ein  Begriff  tat»  im  Unterechtade  von  Anschauung*-  oder  Wahrnehmung*  • 
urteilen  (vgL  Jucsalem.  Die  Urteitafunktion,  1896,  &  168«.;  bei  Run.:  ..begriffliebe 
Sitae",  bei  Ejus*:  ..nomoiogtacbe"  Urteil*).  Bouavo  spricht  von  ..Begriffswahr 
beitea"  (WtasenschefUlehre.  1837.  II.  |  133). 

BegrlffnverhaUtmlaae  s.  Begriff.    VgL  Wovor,  Logik  I».  1908. 

Urgründen  beifit,  den  Grand  von  etwa*  angeben,  Urteile  oder  Handlungen 
rechtfertigen,  die  logisch -teleologisch«  Notwendigkeit  derselben  dartun.    VgL  Riehx, 
Der  philo*.  Kritizismus,  1879,  IT  1.  637;  Wovor.  System  der  Philo*.  I*.  1907. 
Vernunft,  Grund. 

Behalten  s.  Gedächtnis.  VgL  Mvovavv,  Experimentelle  Pädagogik,  1907, 
S.  176 ff.;  Omra,  Dm  Gedächtnis«,  1911. 

Beharrung;  tat  daa  Verbleiben  in  einem  Zustande,  die  beständige,  unver- 
änderliche Dauer  (s.  d.)  eines  Etwas,  eine*  Dinges,  oder  eines  Gasetae*  oder  einer 
Beziehung.    Da*  Beharrende  im  Räume  tat  dta  Materie  (s.  d.),  dta  körperliche  „Sub 


Beifall  —  Bejahung.  91 


stanz"  (s.  d.),  die  nach  manchen  als  Kraft  (s.  d.)  oder  als  „Energie"  (s.  d.)  aufgefaßt 
wird.  Die  Beharrlichkeit  ist  überhaupt  ein  Merkmal  des  Seins  (s.  d.)  im  engeren  Sinne, 
mag  dieses  auch  nur  als  „Erhaltung  im  Werden",  als  relative  Konstanz  von  Be- 
ziehungen zwischen  den  Wirklichkeitsfaktoren  bestimmt  werden.  Ohne  ein  (relativ 
oder  absolut)  Beharrendes,  auf  das  sie  bezogen  wird,  läßt  sich  Veränderung  (s.  d.) 
nicht  denken.  Das  Beharren  der  Bewegung  oder  Ruhe  im  abstrakt  gedachten  Falle 
ungestörten  Daseins,  also  ohne  Einwirkung  einer  äußeren  Kraft  drückt  das  Trägheits- 
prinzip  (s.  d.)  aus.  Die  Beharrung  der  Masse  (s.  d.)  oder  der  Materie  (s.  d.)  und  die 
Beharrung  der  Energie  (s.  d.)  sind  Prinzipien  der  Naturwissenschaft.  Im  Wechsel 
Beiner  Erlebnisse  oder  Modifikationen  beharrt  auch  (formal,  relativ)  das  Ich  (s.  d.). 
Beharrung  und  Veränderung  sind  in  der  Entwicklung,  insbesondere  auch  der  geschieht  ■ 
liehen,  vereinigt.  —  Für  die  Ethik  kommt  die  Beharrlichkeit  (perseverantia)  als 
Ausdauer  im  Handeln,  im  Verfolgen  eines  Zieles,  in  Betracht  (vgl.  Schleieemacheb, 
i'hilos.  Sittenlehre,  §  315ff.;  Natorp,  Sozialpädagogik2,  1904,  3.  A.  1909). 

Das  Beharrungsgesetz  der  Körper  in  Bewegung  und  Ruhe,  welches  im  Altert  tun 
T'och  nicht  bekannt  war,  hat  in  der  Neuzeit  zuerst  Galilei  exakt  formuliert  (s.  Träg- 
heit). Descartes  führt  es  auf  Gott  zurück,  dessen  Unveränderlichkeit  (immutabilitas) 
den  Naturgesetzen  zugrunde  liegt;  jedes  Ding  bleibt,  sofern  es  einfach  und  unteilbar 
ist,  in  demselben  Zustand,  wenn  es  nicht  durch  äußere  Ursachen  verändert  wird 
(Princip.  philoß.  II,  37).  Nach  Spinoza  haben  (wie  nach  den  Stoikern)  die  Dinge 
ein  Bestreben,  in  ihrem  Sein  zu  beharren  („unaquaeque  res,  quantum  in  se  est,  in  suo 
esse  perseverare  conatur",  Eth.  III,  prop.  VI;  s.  Erhaltung). 

Nach  Kant  ist  beharrlich,  „was  eine  Zeit  hindurch  existiert,  d.  i.  dauert".  Der 
„Grundsatz  der  Beharrlichkeit"  lautet:  „Alle  Erscheinungen  enthalten  das  Beharrliche 
(Substanz)  als  den  Gegenstand  selbst  und  das  Wandelbare,  als  dessen  bloße  Be- 
stimmung, d.  h.  eine  Art,  wie  der  Gegenstand  existiert."  Nur  in  dem,  was  beharrt, 
können  wir  das  Wechseln  bemerken;  alle  Zeitbestimmung  setzt  etwas  Beharrliches 
in  der  Wahrnehmung  voraus,  und  dieses  Beharrliche  „kann  nicht  etwas  in  mir  sein, 
weil  eben  mein  Dasein  in  der  Zeit  durch  dieses  Beharrliche  allererst  bestimmt  werden 
kann".    Das  Beharrliche  im  Räume  ist  die  Materie  (Krit.  d.  rein.  Vena.,  S.  174ff.). 

Über  psychisches  Beharren  vgl.  Heebart,  nach  welchem  jede  Vorstellung  als 
Stiebung  in  der  Seele  weiter  beharrt,  wenn  sie  nicht  mehr  bewußt  ist,  ferner  den 
Begriff  der  „retentiveness"  (des  primären  Gedächtnisses)  bei  den  englischen  Psycho- 
logen, endlich  den  Begriff  der  „Perseveration"  (s.  d.).  Vgl.  Rehmke,  Allgemeine 
Psychol.  1905,  S.  107;  Dühring,  Wirklichkeitsphilos.,  1895;  L.  W.  Stern,  Person 
u.  Sache  I,  1906.  Vgl.  Erhaltung,  Trägheit,  Substanz,  Materie,  Sein,  Werden,  Element 
(Mach),  Perseveration. 

Beifall  {avyy.azd&eaig,  assensus):  Wohlgefallen  an  einem  Urteil  oder  Handeln, 
Zustimmung  zu  demselben.  Vgl.  Synkatathesis,  Gefallen,  Anerkennung,  Ästhetik 
(Herb aet),  Beurteilung. 

Beiordnung  s.  Koordination. 

Bejahung  (Affirmation)  ist  die  positive  Stellungnahme  des  Urteils-  oder 
Wertungswillens  zu  einem  Gegenstande,  die  Aussage  des  Statthabens,  des  Gehens 
eines  Urteilsinhalts,  die  Anerkennung  desselben  durch  den  Denkwillen.  Der  Begriff 
des  bejahenden  Urteils  (xardtpaots)  findet  sich  zuerst  bei  Aristoteles.  —  Nach  Fort- 
lage bedeutet  das  „Ja"  die  Aktivität,  das  ..Nein"  die  „Suspension  der  Aktivität 
eines  vorhandenen  Begehrens  oder  Triebes".  „Ja  und  nein  sind  Triebkategorien" 
(Psychol.  I,  91  f.).     Nach  Münsterbebo   sind    die    Urteile   „Bejahungen   oder  Ver- 


Bckannthcitegefuhl  — 


(Philo*,  der  Werls,  1908. 
&  17V).  WihrBod  nach  Wovor  u.  a.  «Um  Urteilen  aiapilngBia'i  «ad  iihim  Warn  n 
nach  afrirmbrend  bt  gabt  nach  JbbcsaUM  der  B.  die  , 
Negation  Tom»".  DmJ."  bedeutetem« 
dar  Easlimmimg  (Db  Urtailafaaktfan.  1886,  &  189).  --  Von  dar  ..Bejahung"  daa 
Labana  durch  den  Willen  (a.  d.)  anrieht  SoaVJranuoM,  aoeh  Kta  neuem  u.  a.  (»gl. 
Optimismus).    Vgl  Negation,  Wart 


KrknnntlH  it-grföhl  • 

Verhaltene:   Jahbs,  The  Variaties  of  mligfcus  srperbn»,  1907»»;  8tabbook:  The 
p«yobok^cirehgion.lW)l;OBeTaBaa^ 

Brln  Claaben  (Hon). 

H«  II  her  Sau  bt  der  tob  (^Bbix  (The  iwrroas  System  of  the  homan  body. 
1880;  dantach  1888)  ■afassUlhi  Bat«,  wonach  die  abtiiia  Wnraahi  dar  RücW 
inailfMuuin  eeueibb  {BmnfBiirsngir )  die  rnrderan  aber  aaotorbohe  Nerrenfaaern 
onthahea. 

B>llaaa  omninn   a.  Recbtaphflneophie  (Hobbbs). 

WH'JMWalHalftl'Jrluna)  and  Urteils,  hl  wabaea  eiwae  benannt  «ad  damit 
«JadMthj  hmtealegt  gedeutet  wird.   VgL  Fiqwabt,  Logik«,  1880  f..  8.  A.  1904;  Jaar 
bäum,  Dia  Urteibfenktioa,  1886,  8L  lllff. 


Wahrend  die  Objekts 
Krf abrang  durch  die'  Beehsnhtiing   nicht  »ertnderl  «erden,  mudiflibrt  die  wiflktr- 

Ablauf  peyohboheT  Vorgänge  oder  hemmt  ihn  gar  (heaoadera  Gefühle,  Affekts). 

Wb  die  aufiere  mnB  daher  die  innere  B.  ( Jatroeaectioo")  daroh  4 

(e,  d.)  unterstütst  aeffdea,  aaoh  iet  sie  am  besten  nie  onwümürtica 

nehmung"  oder  ab  „unmittelbare  Eramerang"  aa  bandhaben,  nicht  ab  ■igentHohi 

(willkürliche)  ..8elbathaohaohtaagu. 

Wahrend  im  AJtertam  «ad  hflleebhai  db  B.  oft  noch  nicht  recht  oder  getrabt 

durch  YorgefaOm  etil p«  aar  flellaig  kommt  (Ananahmen  sam  Teil  bei  Hirro- 

kxatbs,  Abo/totbus,  Oauaroa*  daa  „ea^pMechea**  Anten,  Albbbtos  Maoitob, 
Room  Bacok  u.  a,),  wird  in  der  Neuaeit  db  Bedeutung  einer  exakten,  tob  JBeob» 
achtuagafehbrn"  möglichst  freien  B.  für  die  Wbasaaohaft  immer  nmreasennVr 
erkannt  So  tob  Koraansoa,  Kbtlbb,  Gauls.  Descabtes,  L.  da  Vura  u.  s.. 
methodofegboh  besonders  too  F.  Baoov,  welcher  betont  der  Mensch  wiese  tob  der 
Natur  nur  eo  Tbl,  aber  too  ihr  beobachtet  habe  (..Homo  naturae  mmbter  et  mterpres 
tantum  facit  et  intelligit,  quantum  de  naturae  online  re,  Tel  mente,  obaerrsTerit 
nee  amphna  seit  aut  poteat",  Novum  Organum,  1880,  1 ;  De  dignitate  et  aagmentb 
soientisrnm,  1888). 

Wahrend  rbb  Psychologen  wb  HaaBABT,  Bbbbxb,  Watte,  Foetlaoe  u.  a. 
db  psycbologbohe  Selbstbeobachtung  uneingeechrankt  verwerten,  wahrend  besonders 
Oomtb  sb  für  geradssa  "»m*gKAi.  erklart  (Gburs  de  philo»,  posit.  1830ff..  III,  768ff.; 
I,  SOff.),  wird  sb  in  modifisbrter  und  vorsichtigerer  Form  tob  Hörrouro,  James, 


Beraubung  —  Beschreibung.  93 


Lipps,  Volkelt,  Jodl,  Jerusalem,  Brentano  u.  a.  für  zulässig  erklärt,  zum  Teil 
nur  als  Wahrnehmung  aus  „unmittelbarer  Erinnerung"  oder  als  unwillkürliche  innere 
Wahrnehmung;  so  u.  a.  von  Wündt,  welcher  den  Einfluß  der  Beobachtung  und 
besonders  der  Absicht,  zu  beobachten,  auf  das  Psychische  betont.  In  der  Individual- 
psychologie  ist  eine  exakte  B.  nur  in  der  Form  der  experimentellen  B.  möglich;  nur 
in  der  Völkerpsychologie  (s.  d.)  ist  die  reine  Beobachtung  zulässig  (Grundr.  d. 
Psych.6,  1900,  S.  27 ff.;  Logik,  1893—95,  II2  2,  S.  169ff.).  Vgl.  J.  St.  Mill, 
System  d.  Logik5,  1862;  Wundt,  Logik  II3,  1907;  B.  Erdmann,  Zur  Theorie  d. 
Beobachtung,  Arch.  f.  syst.  Philos.  I,  14 ff.;  Meumann,  Intelligenz  und  Wille, 
1908,  74;  W.  Stern,  Beiträge  zur  Psychologie  der  Aussage,  1903—06;  Über 
Intelligenzstadien  und  Intelligenztypen,  1915.  —  Vgl.  Experiment,  Induktion, 
Methode,  Wahrnehmung  (innere). 

Beraubung  {axi^^aig,  privatio)  bedeutet  in  der  aristotelisch-scholasti- 
schen Philosophie  das  Fehlen  oder  den  Wegfall,  die  Aufhebung  einer  Form,  Eigen- 
schaft, Zuständigkeit,  die  sonst  in  der  Natur  eines  Dinges  liegt,  ihm  normal  oder 
potentiell  zukommt.  Die  „B."  ist  nichts  Positives,  Wirksames,  sondern  nur  der 
Mangel  eines  Positiven  (z.  B.  Blindheit  als  Beraubung  des  Sehens).  Unterschieden 
werden:  vollkommene,  unvollkommene,  ferner  absolute,  partielle  B.  Das  Böse 
(s.  d.)  wird  zuweilen  als  B.  des  Guten  bestimmt.  Vgl.  Aristoteles,  Metaphys.  V,  22; 
X,  4,  1055b;  Thomas,  Contr.  gent.  II,  41;  Sum.  theol.  I,  17,  4  c;  Chr.  Wolff: 
„Defectus  alicuius  realitatis  quae  esse  poterat",  Ontolog.  §  273;  Sigwart,  Logik, 
I2,  167.  —  Vgl.  Nichts. 

Bereitschaft  ist,  psychologisch,  die  Fähigkeit  rascher  und  leichter  Re- 
produktion einer  Vorstellung.  Ein  Inhalt  ist  um  so  „bereiter",  je  rascher  und  je 
öfter  er  reproduziert  wird  (vgl.  Offner,  Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  139ft. ).  Vgl. 
Disposition. 

Berührung  (contiguity)  ist  psychologisch  das  räumliche  oder  zeitliche  Zu- 
sammensein von  Vorstellungen  bei  der  Assoziation  (s.  d.). 

Beschaffenheit   s.  Eigenschaft,   Qualität,  Zustand. 

Beschaulichkeit  s.  Kontemplation,  Mystik. 

Beschreibung  (bjioygacpri,  descriptio)  ist  die  geordnete  Aufzählung  der 
charakteristischen  Merkmale  eines  Gegenstandes,  welche  genügt,  um  den  Gegen- 
stand klar  vorstellen  und  von  anderen  unterscheiden  zu  können.  Die  B.  ist  von  der 
Definition  (s.  d.)  und  von  der  Erklärung  (s.  d.)  zu  unterscheiden.  Vgl.  Diog.  Laert. 
VII,  60  (Stoiker);  Kant:  „Exposition  eines  Begriffs,  sofern  sie  nicht  präzis  ist", 
Logik,  §  105.     Über  beschreibende  Urteile  vgl.  B.  Erdmann,  Logik  I2,  1907. 

Verschiedene  Forscher  wollen  in  positivistischer  Weise  an  Stelle  der  Erklärung 
der  Phänomene  aus  Ursachen  und  Kräften  die  vollständige  „Beschreibung"  der 
funktionalen  Abhängigkeiten  der  Phänomene  voneinander  setzen.  So  Comte,  Rob. 
Mayer,  Kirchhoff  (Vorles.  über  d.  mathem.  Physik  I,  1876),  Ostwald,  E.  Mach, 
(Populärwiss.  Vorles.  S.  251  ff.),  Petzoldt,  Avenarius,  H.  Cornelius,  Nietzsche 
z.  T.  auch  B.  Kern  u.  a.  Hingegen  betont  z.  B.  Wündt,  daß  eine  solche  „Beschrei- 
bung" schon  eine  Erklärung  einschließt  (Logik,  1895—97,  II2,  1,  28ff.,  343ff.). 
Ähnlich  Volkelt,  Gewißheit  und  Wahrheit,  1918, 131;  Becher,  Geisteswissenschaften 
und  Naturwissenschaften,  1921,  40;  O.  Kraus,  Kantstudien,  1921.  —  Vgl.  Erklärung, 
Psychologie. 


Beseelt  —  Betonung . 

Heaeelt  (/>i*t>x°>.  animatm)  ist,  was  ahm  Beste  (».  <L)  hat,  odar 
iUgungen  fähig  bt.  MB«MliM  und  in  geviMm  M*fle  «oU  «ixsh  dia  POmucii  (•.  d). 
js,  mm*  der  Lehr«  des  P»npsTchbssns  («.  d.).  aus  Ding»  („Allbreeelung").  -  Über 
lieeeelung  TgL  Ästhetik,  Einfühlung.  Intropktion. 

Kreenoenheit:   primitive  Vorstellung,  defl  lioh  fremde  Seelen  eine  ■» 

euch  In  der  katbol.  Kirche,  bei  den  Jüdischen  Chsssidim  ad  im  modern,  epirit.  Lehren 

eine  RoOb.     Vgl.  K.  T.  Onwmfci mm,  Deutsche  lYrchcsogb  I.  1916;  Funnurov, 

Mystiquc  moderne,  Arch.  dt  PtvcboL  XV;  Dsssoa,  Vom  Jenseits  der  8sa>,  1917*. 

Koinnanf  (sich  besannen)  ist  dos  sküve  Dsytodsssswo  von  Vorstellungen 

*    -       -*-       -ll-        s -•--      —    s s  s.  9        __  % j S        S> t 1 

| .  >»  i    ■    i, .*     -\i^*-  . *  . .  .,  . iir*    |  .*  *    mHmmmmVMmmflmVH    DVmmL    0 I     UHHDVH   ■  ••  r    .Vi*  iwr  *».► -t    . ».»  H 

uuf  bestimmte,  gewollte  Erinnerungen  and  die  Verwirklichung  dieser  durch  den 
Wille*.  VgL  Wovor.  Grands,  d.  php.  Psych.  IIP,  6130.;  Drmorr,  Einfuhr,  in 
d.  PsyoboU  1906,  8.  49,  UOff  Nach  Voucilt.  Oreirmsb  «od  Wahrheit,  1916,  61, 
SU  die   Selbstbssinnung  der  Ausgenfspunkt  der  Krkenntnk.  —  VfL  ^»"^"i 

lt.H.,inliruiiU:    «nupu-h:    msnfsml    mm   b*OOim    Bsfrifl   drr    Ml  Mm 
tion.  Indrehliisnmsrawj  (s.  <Lk   VgL  Tu.  Lrrr.  Individuum  «ad  OimiinsoLifU  1919. 
der  dm  sosiologisebe  Wechselwirkung  ab  Ineinswlsrwiiken  von  Angbichung  und 
liesooderung  f»6u    Ein  Oeseu  der  Bssouderung  lehrt  P.  Wüst,  Dt»  Auferstebung 
der  Metaphysik,  i960. 

Bcaaauenhelt  (siest«rf»i,  weiche«  Wort  eher  such  Msmslten  u.  s. 
mitbedeutet)  ist  die  Tugend  odar  Fähigkeit  rkajsabjsn,  der  mit  voUsi 
da?  Folgen  ssiner  H*it  HLnogaii  bandelt,  dar  alba  in  Betracht  Kommende 
sbwigt,  überlegt  Diese  Tugend  erörtern  PlatO»  (RopubL  443  DL  AlOTOTBUm 
Ni  III.  13),  die  Stoiker.  firan.UTmsuoum (Phflos.  Sittenlehre,  1609.  >  3131  , 
u.  s.     Vgl.  Com,  Ethik,  1904,  &  493.  -  VgL  KsrdinsJtugenden. 

Bentimmtbelt  ist,  psychologisch,  Utteib~8mbulmt,  OewiÄheit  (e.  d). 
Bestimmt  ist  am  Begrifl.  weaa  min  Inhsit  und  Umfsag  gansu,  eindeutig  feet- 
gebgt  Int  (VgL  Definition}.  „Bestimmt"  ist  ferner  nUss  logisch,  rational  Festgelegte, 
logisch  Geformte.  Subsumierte,  unter  slbninofflo  Begriffe  Gebrachte.  „Bestimmt" 
ist  auch  der  durch  Motive  bedingte  WUle  (vgL  Wubosfreibeit).  —  Kursus  unter 
scheidet  Eigenschaft  und  „Bestimmtheit'  (s.  B.  dss  Fühlen)  sowie  „Bestimmt 
beiubesonderheiten"  (s.  B.  Lust).  Denken  ist  logisch  ein  „Bestimmen"  (Philo.. 
ab  Grundwissenschaft,  1910,  &  6330.;  Allgemeine  PsychoL  8.  478 ff.).  NsTonr. 
Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wmmnsch.,  1910,  S.  39  (B.  bt  der  logische  Grund- 
akt,  die  Grundform  des  Urteile);  Faiscurssx  Komm,  Whmmschaft  u.  Wirklich- 
1912  (Die  Bestimmtheiten  dar  Objekte  und  Pmpnndiingon  sind  nicht  rein  ans 
der  Denk,  und  ErhsnnrnmnmtilNiksii  ableitbar,  sondern  determinieren  das  Er- 
hirrmt"!  selbst,  geben  erst  den  Inhalten  derselben  die  bestimmte  Stalls  im  Relations- 
system). Das  Problem  der  Bestimmbarkeit  der  Realität  behandelt  Kütm,  Des 
Realsnerung  IL.  1920.  196.    Vgl.  Apeiron  (Plstov).  UrteU.  Veränderung. 

Bestimmung  s.  Determination,  Motiv,  8chickssk  Prädestination.  B.  bt 
auch  soviel  wfe  Aufgabe,  Zweck  (s.  d.)  eines  Wesens.  VgL  Fichte.  Die  B.  des  Menschen, 
1606;  J.  Fun.  Destiny  of  Man,  1864;  deutsch  1690. 

Bestrebung  s.  Streben. 

Betonung  s.  Gefühl,  Rhythmus. 


Betrachtung  —  Bewegung.  % 


Betrachtung  ist  aufmerksames  Erfassen  eines  Gegebenen,  ruhige  Lenkung 
der  Aufmerksamkeit  auf  die  Merkmale  desselben,  Durchgehen  derselben  im  Geiste; 
auch  soviel  wie  Reflexion,  Meditation  (s.  d.).  Das  Betrachten  von  Objekten  ohne 
Hinblick  auf  einen  praktischen  Zweck,  nur  um  der  Lust  am  Betrachten  und  Be- 
trachteten selbst  willen,  ist  für  die  Ästhetik  (s.  d.)  bedeutsam  („Kontemplation"). 

Beurteilung  ist  die  Abgabe  eines  Urteils  (s.  d.)  über  die  Bedeutung  oder 
den  Wert  einer  Sache.  Nach  B.  Erdmann  ist  sie  ein  Urteil  über  ein  Urteil  (Logik, 
1892,  I,  §  56).  Windelband  unterscheidet  Urteile  und  Beurteilungen  und  bemerkt 
dazu:  „In  den  ersteren  wird  die  Zusammengehörigkeit  zweier  Vorstellungsinhalte, 
in  den  letzteren  wird  ein  Verhältnis  des  beurteilenden  Bewußtseins  zu  dem  vor- 
gestellten Gegenstande  ausgesprochen."  Alle  Beurteilungsprädikate  sind  Äuße- 
rungen des  Beifalls  oder  Mißfallens.  Alle  Erkenntnissätze  enthalten  eine  Kombination 
von  Urteil  und  Beurteilung  (Präludien3,  1907,   S.  52ff.). 

Beweggrund  s.  Motiv. 

Bewegung  (xlvyois,  motus)  ist  im  weitesten  Sinne  soviel  wie  Tätigkeit, 
Veränderung,  im  engeren,  gebräuchlichen  Sinne  ein  räumlicher  Vorgang.  B.  ist  als 
solcher  soviel  wie  Veränderung  des  Ortes  in  der  Zeit,  Veränderung  der  Lage  eines 
Körpers  oder  Raumpunktes  zu  anderen,  zum  Räume,  zu  einem  gegebenen  oder  ge- 
dachten Koordinatensystem.  B.  ist  Zurücklegung  eines  Weges,  sei  es  durch  innere, 
von  außen  nur  ausgelöste  Kräfte  (wie  bei  den  Organismen,  welche  die  Eigenschaft 
der  „Selbstbewegung"  haben),  sei  es  durch  Stoß,  Attraktion  usw.  (B.  durch  andere 
Körper).  Jede  B.  hat  eine  bestimmte  Geschwindigkeit  und  Richtung  (s.  d.).  Die 
physikalischen  „Kräfte",  welche  Bewegungen  bewirken,  sind  für  die  mechanische 
Naturauffassung  selbst  Bewegungen,  von  denen  andere  funktional  abhängig  sind; 
man  spricht  auch  von  „verborgenen  Bewegungen"  (der  Massenteilchen).  „Wirklich" 
ist  jene  B.,  welche  unmittelbar  bewegenden  Kräften  entspringt;  „scheinbare"  B. 
ist  das  bloße  Bild  der  Ortsveränderung  ohne  unmittelbar  dynamische  Grundlage; 
die  wirkliche  B.  ist  ferner  die  methodisch  festgestellte,  denkend-bestimmte,  allgemein- 
gültige, vom  Standpunkte  des  einzelnen  Beobachters  unabhängig  gedachte  B.  Aber 
auch  die  wirkliche  B.  ist  als  B.,  als  Ortsveränderung,  Lagenwechsel  „relativ",  stets 
auf  einen  andern  Raumpunkt  bezogen;  eine  „absolute"  B.  existiert  nur  im  Denken, 
durch  Annahme  eines  festen,  als  ruhend  gedachten  Punktes  im  Weltraum,  auf  den 
andere  Bewegungen  bezogen  werden.  Die  B.  ist  als  ursprüngliche  Bestimmtheit 
der  Körper  aufzufassen,  denn  Ruhe  (s.  d.)  ist  nur  gehemmte  B.  oder  nur  relative 
„Ruhe"  (in  bezug  auf  bestimmte  Raumpunkte).  Doch  darf  die  B.  nicht  als  etwas 
von  allem  Erkennen  Unabhängiges  betrachtet  werden,  aus  dem  etwa  auch  das  Psy- 
chische hervorgeht  (s.  Materialismus),  denn  noch  so  komplizierte  Bewegungen 
bleiben  räumliche,  physische  Vorgänge.  Die  B.  läßt  sich  als  „Erscheinung",  als  äußer- 
liche Sichtbarwerdung  von  „an  sich"  bestehenden  Verhältnissen  der  Wirklichkeiten 
und  deren  Wechsel  auffassen,  so  daß  man  von  einem  „Innensein"  der  Bewegung 
sprechen  kann,  analog  dem,  was  wir  in  uns  selber  finden,  wenn  wir  uns  selbst  und 
andere  bewegen.  In  den  (realen)  Bewegungen  kommen  Veränderungen  von  Rela- 
tionen der  Wirklichkeitsfaktoren  zueinander  zum  Ausdruck,  zur  „Objektivation". 

Im  übertragenen  Sinne  spricht  man  auch  von  „B."  auf  geistigem  Gebiete 
(Gemütsbewegung,  Denkbewegung;  s.  Dialektik),  auch  von  sozialer,  geschicht- 
licher B. 

Im  Altertum  und  Mittelalter  gilt  als  der  ursprüngliche  Zustand  vielfach  nicht 
die  Bewegung,  sondern  die  Ruhe.    Doch  ist  nach  Herakut  und  nach  Protaooras 


8|  Beweine- 


alle«  in  beständiger  B.  und  d»  Buk*  nr  rwnmnerhain  (»■■luin'M  Phre.  VIII. 
3,  153  b  10)  und  nach  ÜXMOxarr  Ut  die  geradlinige  &  ein*  ureprongtiohe  Eigen- 
sehalt  der  Atome  (a.  d.).  ebenso  nach  den  Epikureern.  Hingegen  erklären  die 
Eleatcu  (PanauxtD»  u.  ».)  die  B.  für  bloßen  Schein.  8o  bringt  Zxxox  von  KU* 
eine  Bein«  tob  Argumenten  gegen  die  ReaMttt  der  B.  tot  (vgL  Afrni.no«>  PrxtL: 
vgL  Diog.  Leert.  IX,  72;  AataToraxnt,  Phy«.  VI,  9,  238  b  33).  wogegen  Axi*totxi.h 
auf  die  Verkennung  der  flrnlsgksJl  der  Benngung  und  der  Zeit  eufmerkeem  macht 
(Phre.  VI,  9,  239  b  8;  Aber  die  ZencnUoe.sn  Antinomien  AnBern  man  auch  Lnaau, 
Juri.K,  Hkokl.  DOnntxo.  Tu.  Gouraaz,  Bxnoeox.  Kfhormtavx.  Grund: 
Philoa^  1888,  S.  83(f..  u.  a.L  Plsto*  untereebeidet  qualitative  R  (ewUe/eie.gy 
und  Ortabewegung  (acgifcfd)  und  beiracbtet  die  eich  ealbet  bewegend».  Welteeeie 
(a.  d.)  alt  Prinzip  aller  hnarnUrhcn  Bswsgungce  (Tim ihm,  43fL).  AuaroimM 
definiert  die  &  (im  ilUntnUjin  Sinne)  aU  Verwirklichung  einee  Moglkmsn.  Ober- 
gang  ana  der  Potenz  (e.  d.)  In  die  Wirklichkeit  ({  ree  lernt»!,  f  eVenreV,  /• 
Phre.  III  1,  201  b  4;  rgL  III 1.  201  a  lüf.)  Es  gibt  vier  (oder  auch  «che)  Arten  drr 
B.  (a.  Veränderung),  Rntetehen  und  Vergehe«,  Zu-  und  Abnahme.  Umwandlung  und 
(a/rew*c  aev*  reaav,  yood,  Pbya.  III  8.  208  a  31).  Sie  bedarf 
i(a.d.keondernietOrttweohmlimerfAttlanBaome(drr<a/f/«rmTi;. 
Phre,  VIII  10.  267  a  18).  Die  TolBmmmenate  B.  Ut  die  dem  lther  (a.  d.)  und 
Sternhimmel  eigene  KmUlwwtgnng  Der  „erete  Beweger**  iat  OoU  (a.  d.).  Im 
Sinne  den  AateroTtxta  lehren  die  Seholaetiker.  8o  definiert  Tnottat  die  B.  am 
„extern  de  potentia  in  aotnm"  (dum.  theoL  L  78,  I;  rgL  .Scanne,  Metaphya.  dhv 
puutionet,  40.  4).     Vgl  Örocex,  Lehrbooh  d.  Philoa.  11*.  1812. 

Durch  die  Arbeiten  von  Koraurncva,  Kanne,  Qua»  knmmen  neue,  exaktere 
dninfneimp«  betreff»  der  B.  auf  (s.  TrAgheit).  Die  mtehtnUoh»  (a.  d.)  Naturauf- 
feeeung  macht  man  geltend,  eo  bei  Honnnt,  Dnecanme  u.  a.  Nach  UtaUnm  iat 
Jede  B.  Ortaverenderung,  Obergang  einee  Körper«  aue  einem  Orte  in  einen  andern 
(„actio,  qua  corpue  aliqued  ex  uno  looo  in  attum  nügret".  Princip  philoa.  II.  23ff.). 
Gott  hat  die  a  ereohaffen  und  erhalt  die  „Bs  esgangagrnoc"  (m.  r.)  in  der 
konmenf  (rgL  KreftmaB).  Nxwroa  definiert  die  «nfmointe**  B.  ale  Übertragung 
einet  Körper,  nun  einem  ahaolaten  Ort  hl  nimm  andern,  die  „relative  *  B.  ab  Ober, 
tragung  aue  einem  reUtiren  in  einen  inlaUren  Ort  (Natorate  philoa.  prinoipia 
mathematice,  IV).  Die  wahre  B.  beruht  auf  Kräften  in  den  Körpern.  Nach  Lammt 
iat  die  B.  wirklich,  wenn  flu«  unmittelbare  Ureache  im  Korper  eelhet  nagt.  B.  iat 
Änderung  der  Lage  (Philoa.  Hauptaohriften  I.  58,  243ff.).  Die  B.  ha  nur  eine  wohl- 
fundierte ..Bracheinung''.  daa  Wahrnehmungabiid  von  Kraftimpulsen  (a.  Materie), 
deren  Träger  immaterieUe  „Monaden"  (e.  d.)  sind.  Nach  BxnxxLXT  iat  die  ■ 
mn  Wahrnehxtnnanmhalt,  da  ea  an  eieh  keine  Korper  gibt  (s.  IdeaUamot,  Materie); 
alle  B.  Ut  „reUtiv"  (PrincipUe,  102). 

Kajrr  erklärt  in  eeiner  fOtkritUobon  Periode  ebenfall«  jede  B.  für  relativ 
(Kleine  Schriften  tur  NaturphUos.  IL  403;  Gedanken  von  d.  wahren 
der  lebend.  Kräfte.  1747,  $  4).  SpAter  betont  er  ebenfalls,  alle  ei 
konttatierbare  B.  eei  relativ.  B.  einee  Dinget  Ut  „die  Veränderung  der  Anneren 
Verhältnisse  deeaelben  zu  einem  gegebenen  Raum"  (Metaphya.  Anfangsgründe  d. 
NaturwUa.,  S.  5 ff.).  Die  B.  Ut  als  Begriff  eine  der  „Pradikabiben"  (a.  d. 
„sinnlich  bedingter  Begriff  a  priori"  (Ober  die  Fortschritte  d.  Metaphya..  Kleine 
Schriften  a.  Logik  u.  Metaphya.  IIP,  98),  kein  rein  apriorischer  Begriff,  weil  B. 
außer  den  Anschauungsformen  Raum  und  Zeit  noch  die  Wahrnehmung  eine»  be- 
weglichen Etwas  voraussetzt  (L  c.  8.  Sff. ;  Krit.  d.  min.  Vrrn..  &  68).     Die  B.  Ut 


Bewegung.  97 

keine  den  Dingen  an  sich  zukommende  Bestimmtheit,  sondern  eine  solche,  die  den 
Erscheinungen  (s.  d.)  der  Dinge  als  Gegenstände  äußerer  Erfahrung  zukommt, 
insoweit  aber  notwendig  und  allgemein,  objektiv.  —  Als  Erscheinung  oder  als 
objektiven  Bewußtseinsinhalt,  also  nicht  als  „an  sich"  seiend,  fassen  die  B.  auf  Fichte, 
Hegel,  Schopenhauer  (s.  Wille),  Hebbart,  nach  welchem  die  B.  „natürlicher 
Schein"  ist,  da  an  sich  alles  Sein  beharrt  (Metaphysik  II,  §  295),  Lotze,  nach 
welchem  den  Bewegungen  Innenzustände  der  Monaden  zugrunde  liegen  (Grdz.  d. 
Xaturphilos.  1882,  §  5 ff.;  §  25),  J.  H.  Fichte,  E.  v.  Hartmann,  Fechner,  Lipps, 
F.  A.  Lange,  Spencer,  nach  welchem  alle  B.  in  der  Richtung  des  kleinsten  Wider- 
standes erfolgt  (First  Principles,  §  16),  Nietzsche,  Liebmann.  Riehl  (Der  philos. 
Kritizismus,  1879,  II  2,  297)  u.  a.,  auch  Wundt,  der  die  B.  als  relative  Lageände- 
rung gegebener  Raumgebilde  definiert  und  sie  als  allgemeine  Eigenschaft  der  Sub- 
stanzelemente bestimmt  (Logik  1893—95,  I«,  518ff.;  System  d.  Philos.  I3,  1907, 
S.  116  ff.).  —  Idealistisch  fassen  die  Bewegung  Cohen  (Logik,  1902,  S.  198 ff.), 
Natorp,  Schuppe  u.  a.  auf.  —  Eine  absolute  Realität  hat  sie  nach  Descabtes, 
Holbach,  Czolbe,  Ueberweg,  Dühring,  Büchner,  Haeckel  u.  a.  Vgl.  L.  Lange, 
Die  geschichtl.  Entwickl.  d.  Bewegungsbegriffs,  1886. 

A.  Trendelenburg  versteht  unter  „Bewegung"'  das  dem  Denken  und  Sein 
Gemeinsame.  Die  „konstruktive"  B.  ist  das  A  priori  im  Denken  und  Anschauen, 
die  „ursprüngliche  Tat",  welcher  die  Formen  der  Erkenntnis  und  des  Seins  (Raum, 
Zeit,  Materie  usw.)  entspringen  (Log.  Untersuch.  1862,  I,  143 ff. ;  Gesch.  d.  Kategorien, 
S.  365 ff.).  —  Nach  C.  Brunner  führt  das  abstrakte  Denken  alles  auf  die  Bewegung 
(„Veränderung  des  Nebeneinander")  zurück  (D.  Lehre  von  den  Geistigen  und  dem 
Volke  I,  1908,  S.  226 ff.).  Alles  ist  (für  den  praktisch  orientierten  Verstand,  nicht  an 
sich)  Bewegung;  alle  Dinge  (s.  d.)  sind  Bewegung,  Bewegungszustände.  Eine  Be- 
wegung durchdringt  alles;  die  ganze  Welt  ist  ein  bewegtes  Ding  ohne  Ruhe  (1.  c. 
S.  266 ff.).  „Bewegung  macht  das  einheitliche  Wesen  aller  der  verschiedenen  und 
ineinander  umwandelbaren  Erscheinungen  der  Welt  aus,  die  deswegen  verschieden 
erscheinen,  weil  die  Bewegung  eine  verschieden  geschwinde  ist,  und  die  deswegen 
sich  ineinander  umwandeln,  weil  die  geschwinderen  und  langsamen  Bewegungen 
ineinander  übergehen"  (1.  c.  S.  289ff.).  Auch  nach  Bergson  ist  alles  Sein  in  Bewegung, 
im  Werden  („Mobilismus).  Die  wahre,  reale  Bewegung,  die  wir  nur  durch  „Intuition" 
(s.  d.)  erfassen,  ist  ein  stetiger,  unteilbarer,  einheitlicher  Vorgang,  der  nur  für  den 
analysierenden  Verstand  als  eine  Vielheit  von  instantanen  Lagen  außereinander 
liegender  Punkte  erscheint,  während  die  B.  selbst  ein  stetiges  Durchlaufen  ist,  die 
von  der  teilbaren  Bahn,  die  sie  gleichsam  absetzt,  hinter  sich  läßt,  scharf  zu  unter- 
scheiden ist  (Matiere  et  memoire8,  1910,  S.  207ff.).  Die  reale,  absolute  B.  ist  ein 
Zustandswechsel  in  den  Dingen  (1.  c.  S.  217 f.).     Vgl.  Zerbst,  B.,  1912. 

Absolute  B.  gibt  es  nach  Liebmann,  C.  Neumann  (Über  d.  Prinzip,  d.  Galilei- 
Newtonschen  Theor.,  1870),  Petrontevics  u.  a. ;  nur  relative  B.  nach  Maxwell 
(Substanz  u.  Bewegung,  S.  Uff.),  Ostwald,  Mach  (Die  Mechanik8,  1908),  Pear- 
son,  Stallo  u.  a.  —  „Wegung"  (kinetisches  Gleichgewicht)  und  „Bewegung"  (Be- 
schleunigung, Verzögerung.  Arbeit)  unterscheidet  L.  Gilbert  (Neue  Energetik, 
1911,  S.  28ff.). 

In  eine  neue  Phase  ist  die  Theorie  der  Bewegimg  durch  die  neueren,  an  die 
Versuche  von  Fizeau  und  Michelson  anknüpfenden  Theorien  getreten,  die  Rela- 
tivitätstheorie (vgl.  Relath  ität*prinzip).  Vgl.  M.  Planck,  Das  Bewegungsgesetz 
der  Welt2,  1908;  Poincare,  Die  neue  Mechanik,  1912;  E.  Rethwisch,  Die 
Bewegung  im  Weltraum3,  1899;  Petzoldt,  Annalen  de:  Naturphilos.,  1908; 
Eialer,  Handwörterbuch.  - 


96  Bewegun 


icbtke,  Tlswogimg,  die  rterte  Dinameiriii,  1912;  J.  Kunus,  Dm  Probten 
cter  B..  I,  191t;  Eonrn,  Die  Qrnadteg»  der  allgem.  RrUuriUtatbeorie,  1016; 
Üb«  dte  eptrteDt  «ad  die  ■llfiimtiii  noteliTitltsiheorte.  1921**;  Loura,  Biyerw^ 
Mmowoo,  Dm  ReUüritMeprianfe;  r.  Lara.  Dm  Reutiritatsprinxip»;  Luiid, 
Ober  feUUvitAamrinzip.  Atber.  Greritatioo«.  —  VfL  Atom, 
Morsienflr.  Tflnemeilk.  Pboronomte,  Körper,  Meierte.  Kraft,  Energie, 
Gen*  (ABAXaooaas),  Gestalt,  Raum,  Habe,  Riebtang.  Quantitativ,  Körper 
Wechselwirkung    (peycbopbyetecbc ),    ParsttsIkaaM.   Eiapßndang,   Bete, 


(oder  kinastbetisehe  B.:  Ca.  Bastu») 
sind  dte  an  dte  (ektire  oder  ueeitee)  Auaf uhrung  tob  K/Wperbewegaagna  geknüpften 
Verbimiangan  ron  Gelenk-,  Sehnen-,  Mental  and  Hrammpfladangaa  Dte  B 
etad  tob  Beden teng  für  dte  eashfldang  der  rUanMorstelhing  (s.  d.L  kommen  aber 
euch  eoaet  menabjfeoti  In  Betrecbt  (tEia  lethstteihau  Oentenea,  worauf  t  B. 
Voläblt  hinweist).  Vgt  Basen*.  Lm  eenaatione  fauernee,  K  Stf.;  EsataaBACs, 
Gr.  d,  PsyoboL  I.  1908.  SMS.;  Wem.  Grds,  d.  phys.  PejokoL.  1903,  II».  I 
Jodl.  Lehrb.  d.  PayoboL.  1909, 1».  206ff.  -  VgL 


ut  nte 

eind  (rgl. 
HnxrAcn,  D.  Oieatnteeeneek.  d,  PsyoboL.  1903.  &  340). 


dte    Wa 

Mit  der  bloßen  Vorstellung  < 
Bewegung  tet  tnebr  oder  weniger  eine  Tendenx  rar  Auaf ührung  der  Bewegung  ver- 
bunden, worenf  Stbicsbb  (Stadtee  ober  dte  BewegunMTotstdlaBgen.  1892),  Rdot, 
Jkbc&albm  u.  e,  binweteen;  eonet  wird  eaeb  dte  „ideoaaHorteche",  bewegungs- 
tateadierende  Eigenschaft  des  Psychische»  betont,  eo  tob  Rrnor,  Jamb*  (Psycho'-. 
1891.  K  1  u.  23).  Focnxti  u.  t,  (rgL  Peytnteob).    Vgl  Zun*.  Leitfad.  <L  phys. 
PsycboL«,  1893.  a  18;  EaaucaBsca,  Grds.  d.  PsycboL  I.  1908,  467;  Wovor.  < 
PsyoboL».  8.  134 f.;  Grdx.  d.  phys.  PiycboL  n\  1903.  474ff .  lW3ff.;  Tb.  Hnxxa, 
Hutes,  Städten  XI;  BIbwalo,  Zar  Psychologie  der  VoretoUungstypsn.  1916.  (I 
ecbektet    Voratellunge-    und    FBU,ifte)iliiiM«intni  iker    171  f.).     —      Bewegung« 
Wahrnehmung,    froher   nie    SchJnßproesfl   stifgsfaßt,    auch    nie    iiiaalhetlndbjre 
Moment  der  Empfindungen,  wird   neuerdings   ate  Snoatetfell  der  GeeUltwehrneh- 
mung  («.  d.)  angesehen.     VgL  T  ifBomrs,  Kritik  der  heapteiehltohetjen  Theorien 

Ober  den  unmittelbaren  IteeegiiBMehMl k    Z.  (.   Psych.  61;  M.  Wbbtsjbmkb, 

Exp.  Studien  Ober  da«  Sehen  tob  Bewegungen,  Z.  f.  Psych.  61.  —  VgL  Motorischer 
Typus,  SUttecber  Sinn,  Wort,  Wüte. 

Bewein  (AwtUeifc,  argumenutio,  ihanuiatieliii,  probatio)  tet  dte  Dar- 
legung der  Richtigkeit,  Wahrheit  (oder  WahrscbeinhchkHt)  eines  Urteile  (Sets») 
durch  Schlüsse,  in  welchem  da.  UrteU  all  folge  anerkannter,  richtiger  Urtette  auf. 
geengt  wird.  Em  „Beweis",  der  dte  Wahrheit  eines  Urteils  durch  Rückgang  auf  dte 
Anschauung  dartut,  beißt  „Demonstration"  (im  engeren  Sinne).  Ein  8aU  wird 
bewiesen,  indem  die  Gründe  aufgesucht  werden,  aus  denen  ab  Prämissen  der  SaU 
ate  Konklusion  folgt.  Diene  Gründe  oder  Urteile,  auf  die  man  steh  beruft,  heißen 
Beweisgründe  („argumenta  probandi",  „prineipia  demonstrandi");  ate  gelten 
ate  bewiesen,  sind  aber  selbst  noch  beweisfahig,  bte  man  zu  obersten,  unbeweisbaren 
Voraussetzungen  altes  Beweisen»  gelangt  (e.  Axiom).     Die  Beweiskraft  („nerrus 


Bewertung  —  Bewußtheit.  99 


probandi")  liegt  in  den  Beweisgründen  und  hat  verschiedene  Grade  (s.  Apodiktisch, 
Wahrscheinlichkeit).  Ein  richtiger  B.  darf  weder  zu  viel  noch  zu  wenig  beweisen 
(„nimium,  parum  probare"),  nicht  auf  ein  fremdes  Gebiet  überschweifen  („Hetero- 
zetesis",  „metabasis  eis  allo  genos");  er  soll  stetig,  lückenlos,  ohne  „Sprung  im 
Schließen"  („saltus  in  concludendo")  sein,  nicht  von  falschen  Voraussetzungen 
ausgehen  („proton  pseudos"),  auf  keinen  ihn  selbst  voraussetzenden  Satz  sich  be- 
rufen („hysteron  proteron"),  nicht  einen  beweisbedürftigen  Satz  als  richtig  ansetzen 
(„petitio  principii"),  das  zu  Beweisende  nicht  schon  in  den  Prämissen  voraussetzen 
(„circulus  in  probando"),  nichts  erschleichen  („subreptio"),  nicht  das  Beweisthema 
verrücken  („ignoratio  elenchi").  Zu  unterscheiden  sind  der  direkte  und  indirekte 
oder  apagogische  (s.  d.)  B.,  progressive  (s.  d.)  und  regressive  (s.  d.),  induktive  (s.  d.), 
objektive,  subjektive  u.  a.  Beweise  (s.  Argument). 

Den  B.  definiert  zuerst  Aristoteles  als  die  Ableitung,  den  Schluß  aus  richtigen 
Grundsätzen  änööeigig  filv  oiv  iaxiv,  Sxav  i§  äAr^üv  y.al  tiqcjxcov  6  avAÄoyiaudg 
?l  fj  ix  xoiovxaiv,  ä  öid  xivu>v  ngioxcov  y.al  aÄrftiLv  xr\g  negl  aixä  yvüoecog  xrtv  dgy^v 
sTZTjvev,  Top.  I  1,  100  a  27;  ^  änö&ei^ig  tuiv  iaxt  ovAAoyiOftög  dewxiy.bg  alxlag  y.al  xov 
diu  xi,  Anal.  post.  I  24,  85  b  23;  vgl.  12,  71  b  ff.).  Die  obersten  Grundsätze  (die 
obersten  dp^al  xrjg  änodet^emg)  gelten  unmittelbar  (äfieaa),  durch  sich  selbst, 
bedürfen  keines  Beweises  (Anal.  post.  I  2,  72  a  7).  Die  Skeptiker  bestreiten  die 
Möglichkeit  einer  Beweisführung,  weil  jeder  Beweis  ins  Unendliche  führe  (d  elg 
üxeiqov  iy.ßdXP.oiv),  zu  jedem  B.  ein  Gegenbeweis  mögüch  sei  und  es  überhaupt 
keine  Gewißheit  gebe  (Sextus  Empiricus,  Pyrrhon.  hypotypos.  I,  164ff.;  II,  234ff.; 
Ad  versus  Mathe  mat.  VIII,  316ff.).  Die  Scholastiker  verstehen  unter  B.  einen 
notwendigen  Schluß,  der  das  Wissen  erzeugt  („Syllogismus  faciens  scire");  sie 
unterscheiden  „demonstratio  a  priori"  (B.  aus  den  Ursachen)  und  „d.  a  posteriori" 
(B.  aus  den  Wirkungen).  Während  F.  Bacon  (im  Gegensatz  zur  Scholastik)  die  syl- 
logistische  (s.  d.),  demonstrative  Methode  zugunsten  der  Induktion  (s.  d.)  ablehnt, 
ist  nach  Locke  die  „Demonstration"  nach  der  Intuition  (s.  d.)  die  nächstsichere 
Erkenntnisart,  sofern  sie  sich  bei  jedem  Schritt  auf  die  Anschauung  beziehen  muß; 
nicht  bloß  in  der  Mathematik,  auch  in  der  Ethik  ist  demonstrative  Gewißheit 
erzielbar  (Essay  concern.  hum.  understand.  IV,  K.  2 — 3).  Großes  Gewicht  auf  den 
Beweis  legen  Spinoza  und  Chr.  Wolfe  (vgl.  Von  den  Kräften  d.  menschl.  Ver- 
standes, 1738,  K.  4,  §  21  f.).  Die  einzige  streng  demonstrative  Wissenschaft  ist  nach 
Hume  die  Mathematik  (s.  d.).  Kant  versteht  unter  „Demonstration"  nur  den 
apodiktischen  Beweis  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  562;  vgl.  Krit.  d.  Urteilskraft,  §  90; 
s.  Demonstrabel,  Deduktion).  —  Von  neueren  Logikern  definiert  Siowart  den  B. 
als  syllogistische  Ableitung  eines  Satzes  aus  anderen  Sätzen,  die  als  gewiß  und  not- 
wendig erkannt  sind  (Logik,  1889,  II2,  S.  275)  und  Wundt  als  „Darstellung  der 
Gründe,  durch  welche  die  Wahrheit  oder  Wahrscheinlichkeit  eines  gegebenen,  einen 
realen  Erkenntnisinhalt  aussprechenden  Urteils  festgestellt  wird"  (Logik  II3,  1907, 
S.  65 ff.).     Vgl.  Gottesbeweise. 

Bewertung  s.  Wert. 

Bewußtheit  (als  Gegensatz  zu  Bewußtsein):  Natorp  (Allgemeine  Psycho- 
logie nach  kritischer  Methode,  1912,  S.  24ff.)  nennt  Bewußtheit  die  Beziehung 
zwischen  Bewußtseinsinhalt  und  Ich:  „daß  irgend  etwas  irgendwem  bewußt  ist". 
J.  Geyser  nennt  Bewußtheit  „den  Zustand  unseres  Wahrnehmens  oder  unmittel- 
baren Wissens  der  verschiedenen  Erlebnisse  unsere  Innern"  (Lehrb.  der  allgemeinen 
Psychologie,  1911,   S.  33).     —    Im    Sinne   eines  „unanschaulichen  und  unmittelbar 

7* 


io<» 


gebraucht  den  ftaeitraak  M.  Aob.  Ober  die  Wffbnetitigtiit  and 
da*  Denken.  1908.  —  Grade  der  BewuBtheit  unterscheidet  8noi.  Ibwoatmina 
Vorgang  od  Gekfruproaeft,  19». 

HrwnBtfeli  (der  Auadrock  teerst  bei  Gm.  Wocrr;  ee*»/*e«'?.  coo- 
ecientin)  ist  «in  Wort  too  rnmohbdeniii.  weiterer  oder  lafwi  Bedeutung.  1  I 
im  ■ngemoinlf  Stane  tat  gbVh  bedeutend  mit  des  rVrobiaenen  (s.  <L)  überhaupt; 
eta  BiieiiOnsiHl  bnben  neigt  dann  neychbche  Erlebnisse  haben,  F— y""'1"".  Fohlen. 
Vorstellen,  Wollen.  Etwas  iat  in  nartaem  Diwanwndn  kalt«  dann:  aa  an  me. 
febnb,  wird  von  nur  eocgaafllt  oaw.    In  diesem  Sinne  kann  ea  ke 

1  B.  at  lerner  dar  finkwitHoba  ynaamasinhsng  payekiaober  RHehniasi.    Ja 

innijier  assser  nswausnowuunsisL  ja  swuanusenwaw/  wnn  awjnwjonouwr  sj 

•  irht  ***■*  H      ITlwas  *■*  in  mmmmi  1 

bat  etaa  Statt»  ta  asnaea  nlubia  eankesUiokan  TaiimmialiBg,  bt  darin  enthalten. 
3.  B.  bt  femar  nickt  blof  daa  attent  Pftyekbckeu  m  an  inaaian  ITibkaa  riaaaal 
haben,  Daaeta  aiana  Inhaha  Mr  ata  Subjekt,  sondern  anek  ata  anfnmk—ss  Kr 
Art  Jianlbaa,  ata  MWbaen"  (a.  d.)  baw.  ata  Gewuttaeta  too 
t  (-.  d)  and  Sicherheit  (a.  Uewigbeit).  In  diese«  Sinne  gibt 
ea  (relativ)  „UnbewuaHaeM  (a,  d.),  nioki  Gewattten,  BaiwjOtaa  oder  nickt  aufmerk- 
■M  BkMwl    moU  •tat>f  SwkGov  bvwiR  nk    ba*iBt :  im  w  uu  cMbc«m  gMflvt* 

flMMIw*  OOg?l*  WCUflM*  lUauf*  VOCwÄpOWÄ*  OBMEf^ttHow  O0W«BiBHI  OQMT  €Ä  SO  uMnwVnwflBMft  könti** f > 


i  baang  aal  Art.  Grad.  Starke,  Richtnag,  Inhalt  ■hi.lagta 
iat.  Alba  B.  hat  twei  Saiten;  nach  dar  etaen  iat  aa  ata  Vorgang,  ata  Akt,  eine 
Tätigkeit  („  Ha  n  uOtaahai  i  im  ging"),  nach  dar  anderen  tat  aa  Inkillllnh 
( Jfcnrdkaetauktaalt").      „BewuSt"  iat  etwas,  sofern  aa  a)  psychisches 

oder  ata  gewvtwja  Brbbeu  aalbat  iat»  •)  aofara  aa  endlich  aoek  noch  ala  Zoatand  daa 
Ick  erlagt,  ine  „Selbetbewuntaata''  (e.  d.)  erhoben  bt  Daa  B.  «antat«  dasjenige, 
waa  erlabt,  weit  (..!»■  uftwhawaibfrkt".  „Subjekt",  a.  d.)  and  daa.  waa  erlabt, 
gewuBt  wird  (daa  „Bewuntaemeobjekt ').  In  iiBamnhilfbB  atad  aoeh  Individual- 
und  Oaaamtbewwtfnaln  (a.  ±\  farner  „AllbewaBtaauV*.  ata  welchen  G< 
vielfach  aufgefaßt  wird.  Bin  „MumiuHahinathnhi"  wird  a>anokaraaita  (Ion, 
Kkthnkr.  Wcsdt.  KfRTMA**  u.  a.)  achon  den  niedersten  We 
(e.  Panpsychbrnoa).  Durch  Übung  and  Gewohnheit  erfolgt  ob» 
(s.  d.)  von  BawnBlaiiiiaiHUgtallwi     VgL  Enge,  Umfang. 

Daa  B.  gilt  in  älterer  Zeit  meiat  ab  etaa  eigene  Tätigkeit  oder  Kraft  der  Saale, 
die  su  den  Frk  hnbann  kinsnkonunt,  aa  innere  Wahrnehmung,  ali  etaa  Reflexion, 
ein  Wunen,  ab  eine  Art  inneren  Licht,  etaa  Erleuchtung,  ein  Bemerken,  Unter- 
scheiden u.  dgL  So  bei  Platox  (Tbeaetet  185  D),  AnnTOTtxna  (s.  Gemeinainn; 
vgl.  De  anima  m*.  425  b  12).  den  Stoikern  (vgl  Babth.  Die  Stoa».  1908,  S.  91). 
ALKXAXDKR  vo!C  AramODIStAS  (erra/e*?e»c).  CaLEN  (intyrutatg.  xafanoAoi&fir 
ij  etaeafn).  Plottx  (eeeeeic,  eeea/e^etc  ab  Reflexion  dea  Oedankena  auf  eich 
aelbat;  vgl  Enneaden  I.  4.  10;  IV.  4.  18).  Atrorsrnrcs  (De  libero  arbitrio  II 
Thomas,  Locxx  (vgl.  Wahrnehmung,  innere)  u.  a,  Dkscabtbs  versteht  Bwk 
(conacientia)  soviel  wie  „sich  bewußt  sein"  ab  untrennbare  Eigenschaft  der  Seele, 
aber  auch  alba  psychische  Geschehen  („cogitatio"  im  weitesten  Smne;  Prineip. 
phikw.  I.  9;  Renpona.  VTI,  f  8:  „sunt  .  .  .  alit  actus,  quo*  vocamua  cogiutivf- 


Bewußtsein.  101 

intelligere,  velle,  imaginari,  sentire  etc.,  qui  omnes  sub  ratione  communi  cogitationis 
sive  perceptionis  sive  conscientiae  conveniunt").  Leibkiz  bezeichnet  das  B.  meist 
als  „Apperzeption"  (s.  d.);  diese  ist  das  B.,  das  Erfassen  des  inneren  Zustandes  der 
Seele  („la  conscience  ou  la  connaissance  reflexive  de  cet  etat  interieur",  Philos. 
Schriften,  hrsg.  von  Gerhardt,  VI,  600).  Die  Seele  hat  stets  Perzeptionen,  apper- 
zipiert  aber  nicht  immer  (s.  Unbewußt).  Die  Perzeption  wird  bewußt,  klar,  apper- 
zeptibel  durch  einen  Zuwachs  an  Stärke  (Nouv.  Essais  II,  K.  9,  §  4).  Die  Monaden 
(s.  d.)  unterscheiden  sich  voneinander  nur  durch  die  Klarheit  und  Deutlichkeit  ihres 
Bewußtseins,  bzw.  dadurch,  ob  sie  nur  Perzeptionen  haben  oder  (vom  Menschen 
angefangen)  auch  bewußte,  bemerkte  Eindrücke  (Begriff  des  Bewußtseinsgrades). 
Chr.  Wolff  verstellt  unter  B.  das  Wissen  um  unsere  Erlebnisse,  ein  „Gedenken", 
insbesondere  ein  „Unterscheiden".  Wir  sind  uns  bewußt,  d.  h.  „wir  wissen,  was  wir 
gedenken".  Die  Gedanken  sind  „Veränderungen  der  Seele,  deren  sie  sich  bewußt 
Vernunft.  Gedanken  von  Gott,  der  Welt  u.  der  Seele  des  Menschen,  1738,  I, 
§  194ff.,  73-3,  802).  Wir  sind  uns  der  Dinge  bewußt,  „wenn  wir  sie  voneinander 
unterscheiden"  (1.  c.  1,  §  769;  Psycho!  ration.  §  10;  vgl.  auch  Ulrict,  Leib  u.  Seele, 
1860,  S.  293 ff.).  Bewußt  ist  jeder  Wissensinhalt  als  solcher.  So  auch  nach  Ka>t. 
der  aber  auch  unter  B.  das  Wissende  und  das  Wissen  versteht.  Er  unterscheidet 
„Vorstellung"  und  „Vorstellung  mit  Bewußtsein",  ferner  „empirisches"  und 
„transzendentales"  B.  (s.  den  nächsten  Artikel).  Reixhold  versteht  unter  dem  B. 
das  „Bezogenwerden  der  bloßen  Vorstellung  auf  das  Objekt  und  das  Subjekt"  und 
erklärt,  das  B.  sei  von  jeder  Vorstellung  unzertrennlich  (Versuch  e.  neuen  Theorie 
d.  mensch  1.  Vorstellungsvermögens,  1789,  S.  321  ff.). 

Als  Produkt  einer  Tätigkeit  des  absoluten  Ich  (s.  d.)  faßt  das  B.  Fichte  auf 
(Grundlage  der  gesamten  Wissenschaftslehre,  S.  23ff.).  Nach  Schelling  ist  die 
Wurzel  des  B.  das  „ewig  Unbewußte";  das  B.  ist  das  Produkt  einer  Tätigkeit,  die 
nur  durch  ihr  Resultat  in  das  Bewußtsein  kommt  (WW.  I  10,  S.  93).  Nach 
Schopenhauer  geht  das  B.  aus  dem  ursprünglich  unbewußten  Willen  (s.  d.)  her- 
vor. Nach  Hegel  ist  es  ein  Moment  in  der  dialektischen  Selbstentwicklung  der  „Idee" 
(s.  d.).  Der  Geist  (s.  d.)  ist  Bewußtsein  überhaupt;  das  B.  ist  die  Stufe  der  Reflexion 
des  Geistes  (Enzyklopäd.,  §  412ff.),  das  Bei-sich  der  Idee,  die  Beziehung  derselben 
auf  sich  selbst.  Das  B.  ist  nur  das  Erscheinen  des  Geistes,  zuerst  als  sinnliches  B. 
(vgl.  Phänomenologie,  1807).  Als  Produkt  einer  an  sich  selbst  unbewußten  Tätigkeit 
^ilt  das  B.  bei  J.  H.  Fichte,  nach  welchem  es  eine  „innere  Erleuchtung  vorhan- 
dener Zustände"  ist  (Psychol.,  1864f.,  I,  81ff.),  Fortlage  (System  d.  Psycho!, 
1855,  I,  54ff.),  der  es  aus  einer  „Triebhemmung"  ableitet.  E.  VOM  Hartmann. 
nach  welchem  es  die  „Stupefaktion  des  Willens  über  die  von  ihm  nicht  gewollte 
und  doch  empfindlich  vorhandene  Existenz  der  Vorstellung"  ist  (Philos.  d.  Unbe- 
wußten3, 1869,  S.  404).  Das  B.  ist  eine  Erscheinung  des  Unbewußten  (s.  d.),  un- 
produktiv, rein  passive  Begleiterscheinung  unbewußter  Vorgänge  (Die  moderne 
Psychol.,  S.  122).  Ähnlich  Drews  (Das  Ich,  1897,  S.  144ff.)  u.  a.  —  Als  „Epi- 
phänomen",  als  zu  den  „Zerebrationen",  den  (psycho-physischen)  Hirnvorgängen 
hinzukommende  Begleiterscheinung  fassen  das  B.  Hvxley.  Macdslew  Lewes, 
Sergi,  Ribot  („surajoute"),  Nietzsche  u.  a.  auf.  —  Daß  das  B.  eine  „intermit- 
tierende" Funktion  ist,  betonen  Jodl,  Riehl  u.  a.  Vgl.  Pikler,  Die  Stellung  des 
B.  in  der  Natur,  1910;  Haeckel,  Die  Welträtsel. 

Als  Eigenschaft  der  Vorstellungen  betrachten  das  Bewußtsein  Malebranche, 
Locke  (Essay  II,  K.  1,  §  9),  Hcme,  James  Mill  u.  a.  Ein  besonderer  Grad  des  psychi- 
schen  Erlebens  ist  es   nach   Leibniz  (s.   oben),   Beneke  (Lehrbuch   d.   Psychol.2, 


Mi 


1838.  |  57).  TstODfÜLUB  u.  a.  -  Eine  ».aiTinmiigas  uno  de*  Peychiecben,  nickt 
die««  selbst  iit  du  B.  nach  Koro  (EmleiL  m  d.  Philo*.«.  1907.  &  181)  u.  a. 
Als  Richtung  auf  eis  Jntanttoaal»"  Objekt  (e.  d.)  lisclisjini  n  das  Bewußtem 
F.  Bmvtavo  (PeycboL.  1874.  I.  181).  Höru»  (PeychoL.  1887.  8.  173 f.)  u.  a.  VgL 
Haovmavv.  PeychoL».  1911. 

Ab  allganMiinatea  Msisiail  daa   Paycaiacbeo,   ale  daa  Gerne  maame  der  p*y- 

dararlbeo  gut  daa  B.  bei 

nnaamobeidet  (rgL  Psychiccb).  8nm  (B.  gibt  ea  nur.  wo  n«tsrsimisds  beateben). 
Horrorvo,  Zoonv,  Urnen*  (PeyeboL  d.  Erk.  I).  JncaaLnc.  B.  Enotuvv.  Hn- 
««*«  (Bewußtsein  u,  UnbewuAcet,  1808,  &  67.  108%  FooiliA«.  F.  nUonum 
(Tiiisssnmiln«|  dar  u-'ni  -ajiNhbn)  hUcv  (Zoeammenhang  dar  Empfindungan) 
u.  a.  Naeb  Wovor  beatabt  daa  B,  ba  aileusisa  Ssane  darin.  d*6  wir  Oberhaupt 
Znstl«d»  und  Vorging«  hl  una  finden;  es  int 

.  da«  Munamit* 

ist  ee  der  .Tummmenhsng  dar  M«^iklw»oii  Vor- 
gange"  (Orundr.  d.  PeyohoL»,  1800.  &  343ff.;  Ords,  d.  obre.  PsyoboL  III».  1803. 
33011;  Syatem  d.  Fhihm.  II».  1907).  Das  B.  hat  MMohntlans  Grade  der  KJnrheit 
(a.  d.  und  Appeneption). 

auch  Lim  (rgL  PayahoL  Untere.  I,  1906).  Wovor.  Hörrouw  u.  a.  -  Die  Einheit 
de«  B..  welche*  keine  Teile  hat,  «ondern  «in  stetige*  Fließen  ron  Eriebnhnen.  «in 
.Strom"  (etream)  mit  Unllndigoren,  H— htaprartigan"  lluhinUleM  und  ..tranoi 
üren"  Bi*sg«ug*Bisnsn  iet.  betont  W.  Juno  Ee  bat  einen  Herd  (focue)  und  einen 
Hof  (balo)  ron  Relationen  Uringes".  Fransen,  *.  d.).  Da*  B.  iet  „eelehtlr".  es  rer- 
halt  eich  auswählend  (Peyefc***,  1809,  8.  149«.).  Letxteres  eowie  die  stetig« 
üiihiiH  de«  B.  lehrt  (wie  auch  Damr)  booondars  auch  H.  Bvaoeo*.  De*  B. 
bedeute»  Zaudern  oder  Wahl  IhhuUUon  ou  enou")  und  ist  intenair,  wo  riele  gleieh 
mögliche  Aktionen  roriiegen  (L'eromtioo  «rantrioe.  1907,  8,  1360.).  B.  k* 
au  Wahl,  woau  noch  Unteraoheidung  kommt.  Daa  B.  iet  daa  Haß 
Eulwirkung  auf  die  Dingo  und  hingt  mit  uneeran  Bedürfnissen  und 
aanunen  (ee  bedeutet  „actioo  poeaible".  Hatiere  et  memoire».  1910.  8.  S6ff..  «Off. 
Ein  B.  bildet  das  FTginils  da«  Wirkttehen  (a.  Leben),  die  Natur  iet  «in  neutrau- 
smrtee,  latenten,  gebemmtee  B.  (I.  c.  8.  378;  rgL  Lee  rltmnsns  h«medielea  de  U  con- 
eemnoe».  1910;  deutaoh:  Zeit  und  Freibett,  1913). 

Nach  Rkhxkb  ut  B.  ein  Ik«seh«iig*l>otiirf  der  dae  Verhältnis  der  Inhalte 
aor  8eele  beaeiohnet  oder  auch  die  Saale  selbst,  daa  „geiiMiinesnm  Allgemeine  aller 
Seelen"  («.  Saal«).  Daa  Bewußtsem  bedeutet:  1.  „Wuuendee  echlechtweg"  („Geiet '). 
3.  ..Wimen  aohleohtweg".  3.  „Wiaaenagegenatand  echlechtweg"  (Daa  Bewußtsein, 
1910;  Philo»,  alt  Gnindwieeenechaft,  1910).  Dae  B.  iet  keine  „Titigkeit".  Ea  gibt 
gegemttlndhoh«u.  tustandlicbee,  uraachlichee  B.  ale  rcreebiedene  „BewuBteeme- 
beetimmtheiten"  mit  verschiedenen  „Beetimmtheiubeeonderbeiten"  (VoreteDung. 
Gefühl  usw.;  Allgem.  PeychoL«,  1906,  S.  133ff..  458ff.). 

VgL  J.  OcHonowicx,  Bedingungen  des  Bewußtwerden*,  1874;  J.  F.  TTlOCsI, 
Theorie  dee  B  .  MiCHXus,  D.  Philo*,  dee  B.f  1877;  E.  Scuxuoel.  Dee  B.. 

1891;  Lossku,  Grundl.  d.  Psycho!..  1904,  S.  55ff.;  Lots.  Leitfad.  d.  Psychol.», 
1909  (s.  Unbewußt,  Psychisch);  UracES,  Vom  B^  1904;  B,  Odebk»cht.  Beitrage 
ru  einer  Systematik  d.  reinen  B.,  1909;  Dbaohicbsoo,  Le  probleme  de  la  ooneeeence. 


Bewußtsein.  103 

1907;  Rigxano,  Scientia  II,  1908;  Varisco,  La  conoscenza,  1904;  Brunneb,  Die 
Lehre  von  den  Geistigen  u.  vom  Volke,  1908,  I;  Kcpperberg,  Zur  Philos.  des  Be- 
wußten I,  1910;  M.  Porten,  Das  Entstehen  von  Empfindung  und  Bewußtsein,  1910; 
Joel,  Seele  u.  Welt,  1912;  Dyroff,  Einführ,  in  d.  Psyehol.,  1908  (Unterscheidung 
des  „vollkommenen"  und  „unvollkommenen"  B.);  O.  Lang,  Am  Wendepunkt  der 
Ideen,  190Ä  (Bedingtsein  des  B.  durch  die  Sprache;  ähnlich  zum  Teil  G.  Run'ze, 
v.  Majewski  u.  a.);  H.  Friedmans,  B.  und  bewußtseinsverwandte  Erscheinungen, 
Zeitschrift  f.  Philos.,  139.  Bd.;  Volkelt,  1.  c.  Bd.  112,  118;  Bernh.  Schulz,  Das 
Bewußtseinsproblem,  1915;  Löwexfeld,  Bewußtsein  und  psychisches  Geschehen, 
1913;  A.  Mager,  Die  Enge  des  Bewußtseins,  1920;  A.  Phalex,  Zur  Bestimmung 
des  Begriffs  des  Psychischen,  1914  (Bewußtsein  ist  stets  „Bewußtsein  von  etwas"). 
—  Vgl.  Psychisch,  Unbewußt,  Unterbewußt,  Doppelbewußtsein,  Rückenmarks- 
seele, Wissen.  Apperzeption,  Empfindung,  Selbstbewußtsein,  Klarheit,  Aufmerk- 
samkeit, Panpsychismus,  Gott,  Seele,  Subjekt,  Ich,  Materialismus,  Energie. 

Bewußtsein  (erkenntnistheoretisch)  ist  die  Grundbedingung  aller  Er- 
kenntnis (s.  d.),  deren  Inhalte  insgesamt  auf  ein  Wissen  schlechthin  bezogen  sind. 
Was  nicht  in  ein  B.  eingeht,  nicht  in  den  Formen  (s.  d.)  des  Bewußtseins  erfaßbar 
ist,  gehört  nicht  zum  Erkennbaren  oder  Erfahrbaren.  Alle  Erkenntnisobjekte  als 
solche  (s.  Objekt)  sind  Gegenstände  eines  „Bewußtseins  überhaupt",  d.  h.  sie  sind 
dann  von  uns  erkannt,  wenn  wir  sie  so  denken,  wie  sie  unabhängig  von  jedem  Einzel- 
subjekt und  dessen  individuellen  Zuständen  und  Zutaten,  allgemeingültig,  von 
allen  logisch-methodisch  Denkenden  in  gleicher  Weise  gedacht,  begrifflich  bestimmt 
werden  müssen  (gleichsam  als  ob  sie  Inhalt  eines  allgemeinen  Bewußtseins  wären, 
das  aber  keine  Realität  außer  den  einzelnen  Subjekten  zu  haben  braucht,  so  daß 
dann  das  „B.  überhaupt"  rein  logischen,  ideellen  Charakter  hat  oder  auch  als  ideale 
Voraussetzung  des  Erkennens  oder  als  idealer  Zielpunkt  desselben  fungiert).  Die 
Objekte  der  Außenwelt  sind,  obwohl  sie  auf  ein  erkennendes  B.  bezogen  oder  beziehbar 
sind  (als  „Erscheinungen",  s.  d.),  in  ihrer  Existenz  und  Seinsbestimmtheit  unab- 
hängig vom  individuellen  Erleben,  vom  empirisch -psychologischen  Subjekt  oder 
Ich,  dem  gegenüber  sie  „empirische  Realität",  Selbständigkeit  des  Daseins  und 
Wirkens  aufweisen  (s.  Transzendent,  Ding  an  sich). 

Das  B.  als  Bedingung  der  Erkenntnis  und  ihrer  Objekte  wird  vom  empirischen 
Idealismus  (s.  d.)  psychologisch  aufgefaßt  (Berkeley,  Hume,  Laas  u.  a.),  von  ver- 
schiedenen Vertretern  des  objektiven  Idealismus  als  metaphysisches  oder  doch  als 
reales  B.  (s.  unten),  vom  kritisch-transzendentalen  Idealismus  in  der  Regel  als  rein 
logisches,  ideelles  B.,  als  „transzendentale"  (s.  d.)  Voraussetzung,  als  etwas  Begriff- 
liches, Abstraktes. 

Kant,  der  unter  B.  (bei  ihm  auch  „Gemüt"  genannt)  die  „Tätigkeit  des  Zu- 
sammenstellen des  Mannigfaltigen  der  Vorstellung  nach  einer  Regel  der  Einheit 
desselben"  versteht  (Anthropol.  I,  §  7),  unterscheidet  vom  „empirischen"  B.  ein 
..transzendentales"  (oder  „ursprüngliches")  „Bewußtsein  meiner  selbst",  als  die 
ursprüngliche  „Apperzeption"  (s.  d.).  Dieses  B.  geht  aller  besonderen  Erfahrung 
vorher,  ist  eine  Bedingung  derselben  und  ihrer  Objekte  (Kritik  der  rein.  Vern.. 
S.  127 f.).  Nur  dadurch,  daß  ich  das  Mannigfaltige  der  Vorstellungen  in  einem  Be- 
wußtsein vereinigen  kann,  nenne  ich  sie  meine  Vorstellungen.  Der  Gedanke:  diese 
Vorstellungen  gehören  mir  zu,  heißt:  ich  vereinige  sie  in  einem  Selbstbewußtsein 
oder  kann  sie  wenigstens  darin  vereinigen.  Im  Wahrnehmungsurteil  vereinige  ich 
die  Wahrnehmungsinhalte  in  einem  „Bewußtsein  meines  Zustandes",  im  Erfah- 
rungsurteil  (s.  d.)  aber  „in  einem  Bewußtsein   überhaupt",  d.   h.   allgemeingültL', 


104 

objektiv  (Brobgomena,  f  20).    AB«  Erkennbare  steht 

Iteeme,  ml  fe  db  Formen  de— Iban  (Raum,  Zeit,  Kslaaba) 
«ad  bt  insofern  nicht  „Ding  an  «eh",  sondern  „Erecbefaung "  (a.  d.). 
dnbti  aber  doch  obfektir  (..  d.).  vom  rinilnin  Subjekt  nimhhangig  -  Ab  obenrtc 
Srinsnacas  betrachtet  dnt  „Bewußtsein  uherhaopt"  RBliUte, 
„Sau  das  Bewußtseins*'  »uf «teilt:  „Im  Dt  cuBtesb  «%d  die  Vor- 
Voretelfenden  und  vom  Vtagreullaai  iintemiiiiiihiii  and  aal  beide* 
(Vi  i muh  einer  neuen  Theorie  d.  mrnsahlbhca  Vorstelm  nsy  eecnsogsns, 
1780).  Vom  B.  eberbaupt  bt  auch  bei  S.  Maimo».  Knco,  Fic-rm  u.  a.  db  Rede. 
Nach  Ootn  bt  der  Gab*  B..  eofem  er  Wbaenacbaft  craeagt  (Logik.  1901,  &  365: 
vgl  &  510).  Etwas  Iligi  Irin  ihn  bt  des  B.  ftbrrheupt  nach  Rtaai.  (Dar  aaiba. 
KitlbliMiii,  1874.  II.  K.  lt.).  HonoawAU»  (Ksntetudbn.  Bd.  IX  1808). 
(Dar  flisanifnrt  d.  Erkenntnis*.  1804,  8.  2211;  vgl  Subjekt).  A.  Sara. 

(Philo*,  daa  Wth 1911).  H.  Aaaaata  (Kante  Lehre  vom  B.  Oberhaupt.  1909. 

8.  89«.).  VamnioBa,  nach  welchem  es  eine  iweckmAßig*  Piktäm  ist  (D.  Philo., 
daa  AhvOb.  1911).  u.  a.    Nach  B.  Knx  ist  das  „B.  aberhsupf  logiaeh  der  räum- 
und  sebjaee  Aaedrork  far  daa  emheitlbhen  7ansmminksnf  und  für  die  ob). 
Mlpatektejhlgfcrlt    voa    Varatelbjaa»lnliih>n    (Daa    Kibanntnienrobirm',     1911. 
a  1001).    Nach  B.  Laaa  gibt  ea  ein  eanphdeubca  B.  tberhaupt  (Kaata  Analogie«  d. 
Erfahrung,  f  2*k  sugbba  aaah  aia  kbabs,  in  den  Indiridnen  vorhaadtnee  9 
brwuBterin.     Vgl  Fatacaataaa-KOau».  Wisernecbsit  u.  Wirklichkeit,   1912  <un 
perednlbhea,  die  Totahtat  dar  Erfahrungen.  Anten-  und  Innenwelt  iimfaaarndi » 

Bai  in  allen  Ichs  cbheltHrhss  Subjekt  nsttaphycbchcr  Art  bt  das  „B.  absrhaupt" 
nach  ScBtrrr«  (Zeitarbr.  1  hamanaata  Phikw*.  1  37  «.),  nach  welchem  alba)  8ein  i 
Bewußtsein  ist.    Nach  Kaunas  gibt  as  ein  absolute*.  «JlumfaaaiindM,  aUea  gemein- 
aamea  Bewußtsein.    Ein  gfluHohea  Allbewußteein   gibt   ea  nach   Lora*  (s.  • 
J.  Bkbomax*  (System  <L  objektiven  Idealismus,  B  Bang*  Um  (Lniti  > 

luychoL»,  1909),  Unroaa  (Vom  Bewußtsein,  1904,  Grds.  d.  Erkenntnbtheorb.  ) 
vgl  Wshrbrit).  Paulavi.  MCKsTamaano.  L.  W.  Bnas.  (■■■■,  BaanLBT  < 
fahrung),  J.  Boren,  La  od,  Lacaauaa  (daa  „intellektuelle"  B.  ab  Otaadbge  der 
Objektivierung  daa  Gegebenen.  Psycho!  a.  Metephys.  1908,  &  11411).  Ravaumo». 
Baaoaoa  <*.  Leben).  Jo8l  (Saab  a.  Welt,  1912).  C  Bacaaaa,  Pacub»  u.  a.,  ins» 
beeondere  auch  aaah  Facasaa,  nach  welchem  B.  ein  Sein  bt,  „das  weiß,  wb  es  bt, 
und  gans  so  ist,  wb  aa  weiß.  d«B  ea  bt"  (Über  db  Seebnirage,  1861.  8.  189).   Es  gibt 
eine  Stufenfolge  voa  Bewußteehssembeiten;  db  nbderen  sind  in  den  höheren  ent- 
halten, alb  aber  im  göttlichen  AllbewuBteein  (vgl.  Gott,  Unbewußt)  OB*. 
VorauseeU.  u.  Zbb  d.  Erkennens.  1908;  Loasau.  Db  Umgeateltung  dea  Bewußtseins- 
begriffea  in  der  modernen  K.rkenntnbtheorir.  in:  Enxyklop.  dar  philo*.  Wieaeanch., 
hrsg.  von  A.  Rüge,  1  1912;  Natobt.  Allgemeine  Psychologie.  I.  1913;  PaTBomavics, 
Prinupbn  der  Metaphysik  I  2.  1912  (Absolute  Beeiltet  dea  Bewußtseins,  dl 
Erfahrung;   „relativer    RrwuBteemaavabmnus");    Hkrbebtz.    Bewußtes  nnd    I 
wüßtes,  o.  J.;  E.  BacBKft,  Naturphilosophie.  1914.  74.  unterscheidet  das  (Gegenwärtig- 
Bewußte    und    das    Uneweifelhaft  Bewußt*  :    II.  >emox    (Bewußter  in*  vorgan* 
Gehirnproteß,    1920)    sucht    db    energetischen    Korreiste    der    Eigenschafte i. 
Empfindungen  feateustelbn;    L.  Klag  es.    Vom  Wesen   des  Bewußtseins.    191 
Vgl.    Erkenntnis,   Objekt,   Panpsychbmus,  Idealbmus,    Sein.   Immanenz,    Subjekt. 
Appenteption,  Transsrndenx,  Subjektivismus. 

Kewaßtneiaaelcaueate   s.  Ebmente.    —   Bewußtseinsenge    s.  Enge. 
Bewußt  sein«  läge  nennen  Maebe  (Experim.-psychoL  Unteraucb.  über  das  Urteil, 


Beziehen  —  Bildung.  105 


1901,  S.  llff.)  und  J.  Okth  (Gefühl  u.  Bewußtseinslage,  1903,  S.  69ff.)  die  Bereit- 
schaft von  Vorstellungen  zur  Reproduktion,  etwa  beim  Verstehen  eines  Wortes. 

Beziehen  (Beziehung)  ist  der  psychische  Vorgang,  durch  welchen  zwei  Inhalte 
des  Bewußtseins  durch  die  Apperzeption  (s.  d.)  in  Beziehung  gesetzt  werden  oder  ein 
Bewußtseinsinhalt  als  von  einem  Gegenstand  abhängig  erfaßt  wird.  Das  Beziehen 
im  engeren  Sinne  ist  eine  Funktion  des  Denkens  (s.  d.).  Vgl.  Relation,  Beziehungs- 
gesetze, Kategorie,  Vergleichung. 

Beziehungen.  Die  „Methode  der  Beziehungen"  dient  nach  Hebbart  zur 
Bearbeitung  der  Begriffe  und  Beseitigung  der  ihnen  anhaftenden  „Widersprüche" 
(s.  d.)  dadurch,  daß  etwa  die  einheitliehen  „Dinge"  (s.  d.)  in  eine  Vielheit  von  „Realen" 
(s.  d.)  gegliedert  werden,  aus  deren  Beziehungen  die  Mannigfaltigkeit  der  vielen  Eigen- 
schaften einheitlicher  Dinge  begreiflich  werden  (Hauptpunkte  d.  Metaphys.,  1808, 
S.  8ff. ;  Allgemeine  Metaphysik,  1828  f.).  Eine  Psychologie  der  Beziehungen  gibt 
X.  Stka^seb,  1921. 

BeziehnilgSUegriffe  sind  Begriffe,  welche  Relationen  (s.  d.)  zum  Inhalte 
haben.  —  Nach  Wuxdt  haben  die  „reinen  Beziehungs-  oder  Verstandesbegriffe" 
Beziehungen  des  logischen  Denkens,  welche  auf  die  Objekte  des  Denkens  übertragen 
werden,  zum  Inhalt;  sie  sind  nicht  Gattungsbegriffe,  sondern  entspringen  aus  der 
„gesonderten  Auffassung  gewisser  Beziehungen,  die  unser  Denken  zwischen  seinen 
Vorstellungen  auffindet",  und  sind  die  letzten  Stufen  jener  logischen  Verarbeitung 
des  Wahrnehmungsinhaltes,  die  mit  den  empirischen  Einzelbegriffen  begonnen  hat" 
(Logik  V-,  1893—95,  S.  103,  121,  461;  System  d.  Philos.  I3,  1907;  vgl.  Kategorien). 
Rehmke  unterscheidet  die  Beziehungsbegriffe  (z.  B.  „Gefühl",  „Vorstellung")  scharf 
von  den  Gattungsbegriffen  (Philos.  als  Grundwissenschaft,  1910).  —  Über  Bezie- 
hungsgefühle  vgl.  A.  Lehmaxx,  Das  menschliche  Gefühlsleben2,  1908,  S.  227; 
Höffdinc,  Psychol.2,  1901,  S.  387f. 

BeziehmigSgesetxe.  psychologische,  gibt  es  nach  Wündt  drei:  Gesetz 
der  psychischen  Resultanten  (s.  d.);  G.  der  psychischen  Relationen  (s.  d.);  G.  der 
psychischen  Kontraste  (s.  d.).    Vgl.  Synthese,  Gegensatz,  Webersches  Gesetz. 

Bild  bedeutet  psychologisch  den  Wahrnehmungs-  oder  Vorstellungsinhalt  als 
Darstellung  des  Gegenstandes,  von  dem  er  aber  eigentlich  nur  ein  Zeichen,  ein  Symbol 
(s.  d.)  ist,  während  man  früher  glaubte,  daß  von  den  Dingen  „Bilderchen"  (eiöwAa 
ausgehen  (Demokbit)  oder  Abbildungen  der  Dinge  in  der  Seele  entstehen  („Abbildungs- 
theorie", s.  d.).  Vgl.  Species,  Wahrnehmung,  Vorstellung,  Erkenntnis,  Theorie,  Materie 
(Bergson),  Mechanistisch,  Symbol,  Abbild. 

Bildung  (das  Wort  bedeutete  zuerst  die  äußere  Gestaltung,  erst  seit  Justus 
Moser  und  Goethe  die  geistige  Gestaltung)  ist  — wo  sie  von  Einseitigkeit  und  Äußer- 
lichkeit frei  ist  —  die  in  der  Teilnahme  und  dem  Verständnisse  für  alles  menschlich 
Bedeutsame  sich  bekundende,  durch  Erziehung  des  Intellekts,  Gemüts  und  Willens 
erzielte  Harmonie  geistiger  Kräfte,  Funktionen  und  Inhalte,  die  Ausgestaltung  des 
Geistes  im  Sinne  des  (jeweiligen  und  allgemeinen,  zeitlosen)  Kulturideals,  wie  es  in 
der  Geschichte  und  sozialen  Gemeinschaft  sich  entfaltet  (vgl.  Kultur,  Humanität). 
Lebendiges  Erfüllteein  von  dem  Gehalte  des  Geisteslebens  einer  Zeit  und  Fähigkeit, 
an  diesem  verständnisvoll  teilzunehmen,  macht  die  wahre,  echte,  allgemeine  Bildung 
aus.  Den  Begriff  der  Bildung  im  Sinne  der  Ausbildung  der  Humanität  (s.  d.)  haben 
besonders  Herder,  Schiller,  W.  v.  Humboldt,  Goethe  („Das  einzige  Erfordernis 
ist,    daß    sie    ein     Ganzes    ausmache")    geprägt.      Vgl.    Lazarus,     Das   Leben    der 


10H  BUdungstrieb  -  Biolocie 


Seele.  I».  187«,  6f.,  SO;  Vavuum,  System  d.  Ethik.  I*.  »4;  Natow.  8ouajpid 
agogik*.  8.  200;  JntnuLEM.  Db  Aufgaben  des  Lehrers*.  191t.  8.  29f 
B.  ab  Jisnmmbche  Entfaltung  «Her  im  peycbophysieahan 
angelegten  Punktiooeii");  Sarcrrs.  Wm  IM  B?  1000;  Jodl.  Wm  beifit  B.?  1900; 
a  Bddde,  Db  Wandlung  des  IMitangaMi  ■»  in  unserer  Zeil,  1909;  8anrBa*-8ou>n*. 
Über  den  Begriff  der  allgemeinen  K,  1896;  MfunTuinnu,  IHMsmm  and  Er- 
riehungsldsslc,  1921;  IL  hnomn-KtaLO,  Bildung  and  Weltanschauung.  1921. 
—  Vgl  Kultur  (Cummo  u.  a.). 

Kildangstrlrb   („nisus  Ibrmativus")   ist  nach  BunanrnAOi  die  auf  dir 
Gestaltung.  Erssugung,  Rspffidiifclinn  dm  Organismus  usw.  garichtsts  Lebenskraft 
(Über  den  BOdamjsirbb*.  1791).    Bildende,  phstbohi  Krähe  nahmen  «man  Utero 
Autoren  an  (s.  Leben).    VgL  Plastbob,  TVisimanaan,  fmmbimh.  Pbantasie  (Faoa 
scBAimn),  Ofgsnisstinn. 

BUliskoit  (aeqoitas)  ist  db  der  baatmderen  Saoblags  Raonnong  tragande. 

GIB    UAflBMI  CHS    CjCmVfSMfiTBCDt^B  mSQmTftUBQdmV  CHmWml    Emmmm'Mm1   flmflfltflnmm)   OUm^QBmMQBMf/ 

(s.  d.L    Hmnasr  Unit  unter  den  ftnf  nrektboben  Idaan  (s.  d.)  soob  db  Idee  der 
a«H|Wt«L  oder  Vargaltong  (a.  d.)  aof.    VgL  Recht. 

Itilllgmas;  ist  d»  Bejahung,  das  für  gut.  richtig 
Handlang.    VgL  Warnen*,  Ethik.  1902-06,  I.  41 

ltinonulanuaa  nennt  Zinn  (Erkeantnmthsnrb  i 

1913;  Logik  aal  ncaJüihHhuhar  Oraaffligs,  1920)  i 
dar  bot  swui  Haaptarten  guseaumhsr  Bssbhanaeu  im 
Oegabenen  *n"  f  sannt,  dm  Knasahjmetss  and  dis  „Psrslhlgrsrtan" 

Blaea?rg*tlk  bt  die  Energetik  (s.  d.)  das  Äotboheu.  dar  Ubensptoaeasr 
(Ootwald,  QotMOmo  u.  a.;  vgl.  L  W.  Srmur.  Person  and  Sache,  1906,  I.  418 f.) 

Itioffra  beifit  nach  msnahin  (Hmtre/n  u.  a.)  die  Orundsubstanz,  das  orga- 
nbebe Element  des  Prompbamas,  VgL  M.  Vmwou,  Db  Bbgnnbypothesr.  1908.  - 
VgL  Urganismna. 

Bltgcmettaciban  Orandgasata  ist  das  (vom 
angafochtene)  Oeests,  nach  wilntam  dm  individuelle. 
(„Ontogenb")  ahm  sbgehliiis  and  modifbbrm  Rsknpitabaon 
wickmng  („Pbylogenb")  mV  Emma  Ähnbobss  lehren  schon  Enamroa  Danwi». 
Tosschow,  Okm,  ferner  Fun  Mfixn  (Für  Darwin,  1864).  Formuliert  wird  daa 
b,  O.  besonders  von  E.  Hajkkjo.  (Generelle  Morphologie,  1866;  WeKrataeL  &  93f.. 
166L).  Kritisch  stellt  sich  tarn  biegen.  QrandgeaeU  Heotwio,  Das  Werden  der 
Organismen,  1917,  Handbuch  d.  vgl.  u.  experim.  EntwickJaogsgeacb.  IIL  1906,  8.  149. 
Vielfach  wird  es  such  psychologisch  verwertet;  auch  in  der  Ästhetik  (Vsnwon». 
BocxAinr,  Ztachr.  f.  angew.  Psych.,  1919)  und  Pädagogik  wird  (ron  Zrxxxa  u.  s.) 
etwas  Analoges  angenommen.    VgL  BL  Scmasr,  Das  biogenetische  Gesetz*.   1909. 

Biologie:  Lehre  vom  Leben  Me>©$).  die  Wissenschaft  vom  Organiseben  im 
Allgemeinen,  von  den  Formen,  Proatantn,  Gesetaen  des  Lebens  oder  such  von  den 
Lebensbedingungen  („Ökologie").  Der  Ausdruck  „Biologie"  stammt  von  Lamaocz. 
Die  Biologie  beschreibt,  analysiert,  erklart  die  Ubeumiecbemungen  and  betrachtet 
ab  genetisch  (s.  Entwicklung).  8b  gabt  zunächst  kauaal  vor,  indem  sie  nach  den 
Ursachen  der  I«bensNaehemungen  fragt,  und  sucht  diese  nach  Möglichkeit  phy- 
Mkalisch -chemisch,  tum  Teil  auch  experimentell  zu  erforschen.    Schhefihcb  erginst 


Biologismus  —  Biozentrisch.  107 


sie  den  Standpunkt  der  äußeren  Erfahrung  und  Erkenntnisweise  durch  die  psycho- 
logische Betrachtungsweise  und  gelangt  so  zu  den  psychischen  Agenzien,  deren  ob- 
jektive Symptome,  Erscheinungen  die  physischen  Lebensäußerungen  sind,  wobei  die 
B.  auch  vom  Zweckprinzip  (s.  d.)  Gebrauch  macht.  Die  B.  ist  also  Biomechanik 
(bzw.  Bioenergetik),  Biochemie  und  Biopsychik.  Die  biologische  Methode 
wird  zum  Teil  auch  in  der  Psychologie  (s.  d.),  Ästhetik  (s.  d.)  und  Soziologie  (s.  d.) 
verwertet,  auch  in  der  Erkenntnistheorie,  die  manchmal  den  Charakter  des  Bio- 
logismus  (s.  d.)  annimmt.  Vgl.  Lamabck,  Philosophie  zoologique,  1809;  Darwin. 
Die  Entstehung  der  Arten  (1859),  deutsch  in  der  Univ.-Bibl. ;  Spencer,  Principles 
of  Biology,  1908;  Rolph,  Biolog.  Probleme2,  1884;  Kassowttz,  Allgemeine  Biologie, 
1898ff. ;  Haeckel,  Die  Welträtsel,  1899;  Weismann,  Vorträge  über  Deszendenz- 
theorie, 19133;  Driesch,  Philos.  des  Organisehen,  1909;  Relnke,  Einleit.  in  d.  theoret. 
Biologie,  1901 ;  2.  A.  1911 ;  Biolog.  u.  Philos.,  1908;  Pauly,  Darwinismus  u.  Lamarclris- 
mus,  1905;  Wundt,  Vorles.  über  d.  Menschen-  u.  Tierseele,  4.  A.  1906;  0.  Hebtwtg, 
Allgem.  Biologie^,  1921;  Grasset,  Les  limites  de  la  Biologie8,  1909;  F.  le  Dantec, 
Theorie  nouvelle  de  la  vie,  1896;  Traite  de  Biologie,  1903;  Bourdeau,  Le  probleme 
de  la  vie,  1901;  W.  Mackenzie,  Alle  fonti  della  vita,  1912;  Goldscheid,  Höher- 
entwicklung und  Menschenökonomie,  Grundleg.  d.  Sozialbiologie,  1911;  E.  Radl, 
Geschichte  d.  biolog.  Theorien  seit  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts,  19132;  M.  Bene- 
dikt, Biomechanik  und  Biogenesis,  1912;  H.  Schmidt,  Wörterbuch  der  Biologie; 
Albrecht,  Vorfragen  der  B.,  1893;  N.  Hartmans,  Philos.  Grundfragen  der  B.,  1912; 
May,  Große  Biologen,  1914;  Tschulock,  Das  System  der  Biologie  in  Forschung  und 
Lehre,  1910;  Schaxel,  Über  die  Darstellung  allgemeiner  Biologie,  1919;  Grund- 
züge der  Theorienbildung  in  der  Biologie,  1920;  Kroner,  Das  Problem  der  histo- 
rischen Biologie,  1919;  Julius  Schultz,  Die  Grundfiktionen  der  Biologie,  1920; 
Allgemeine  Biologie  in  „Kultur  der  Gegenwart",  1915  (darin  Abhandl.  v.  Johannsen, 
Radl,  Roux,  Spemann,  Zur  Straßen  u.  a.);  Kammerer,  Allgem.  Biologie,  19202: 
Kölsch,  Das  Erleben,  1920.  —  Vgl.  Leben,  Organismus,  Psychobiologie,  Natur- 
philosophie, Entwicklung,  Vitalismus. 

Biologisniiis  heißt  diejenige  Richtung  der  Erkenntnistheorie,  die  das  Er- 
kennen als  biologischen  Vorgang  auffaßt,  als  einen  Akt  der  Lebenserhaltung  oder 
Lebenssteigerung.  Biologisten  sind  Nietzsche,  Mach,  Avenartüs,  Vaihinger,  Jul. 
Schultz,  Bergson,  die  Pragmatisten  (s.  d.),  Üxküll,  Bausteine  einer  biol.  Welt- 
anschauung, 1913;  Ludovici,  Das  organische  Prinzip,  1913;  Müller-Freienfels, 
Der  Irrationalismus,  1922;  Ders.,  Philosophie  der  Individualität,  1921. 

Gegen  den  Biologismus:  Rickert,  Die  Philosophie  des  Lebens,  1920;  ferner 
Scheler,  Versuch  einer  Philosophie  des  Lebens  (vom  Umsturz  der  Werte,  1919);  vgl. 
Lebensphilosophie. 

Biononiie:  Lehre  von  den  Gesetzen  des  Lebens  (L.  F.  Ward).. 

Bionten  nennt  H.  Wolfe  die  (von  Gott  geschaffenen)  Wirklichkeitselemente, 
welche  nach  ihm  „einfache  Lebenszentren"  mit  Streben,  Gefühl  und  Empfindung  und 
unvergänglich  sind  (Kosmos,  1890,  II,  113ff.). 

Biotisch:  auf  das  Leben  (ßlog)  bezüglich.  —  Biotik:  praktische  Lebenslehre 
(Chr.  Krause  u.  a.). 

Biozentrisch  ist  die  prinzipielle  Betrachtung  des  Naturgeschehens,  der  Ent- 
wicklung vom  Standpunkt  des  menschlichen  Lebens  und  dessen  Wertungen  aus  (Gold- 
scheid,  Höherentwicklung  und  Menschenökonomie,  1911 ;  gegen  den  „Biozentrismus"). 


106 


ist  die  Bhü  der  „objektiven  Philosoph*  '  «an 
I    H    KEA*ct  (Bio«.  Di»  Geeetae  der  Welt,  1911;  Zoeab,  IM». 


I(li<  kflftrhr    und  Blickpunkt  des  BcwuBwnilna    vgl  Apprrarptior 

neriunmL 

ltlinden|Mi)che>UK..  vor.  Grds.  d.  pkys.  Psych..  1902  ff .  I!1. 

4«:.ff. ;    III».  4ftT>f(  mklubs.   Studien  Mir  Blmdenpsyckol..   1904.;     Fnöass 

Lchrb.  d.  rxprrim.  Psychologie  I.  1990.  349. 

Itlodalaa  s.  ldkHir. 

Itlondr  Hr-i ,.  Ninwm  der  l'rtypna  der  vornefcsstn  Rasen 

Genealogie  der  Morel  I.  1907.  f  lll 

Koi  nrde  heim  der  flaute  Modue  der  dritten  SokJnflfigttr 
eirmsasitil  (ok  Untere**  alkjeajein  bejahend  (m\  Fnlgsraag  boonaihes  Mmsiasiit  (o). 
MoP|Ma8|8oP.  Z.B.:  Efaie*  Minrrmhen  «md  nickt  dwrckaickti«:  Alk*  Mmerehen 
•lad  Körper;  Ab»  sind  einig*  Körper  nicht  duiiheinkteg. 

»Ine  (dee)  »t  dee  Csgaalail  dte  Gute«  (a.  <L);  ee  iet  dae 
*«  i  ■eimH\  scsuecatsua  i/useiusEBe;  aee  ecnsBenvrr,  vwraeruiei, 

bew/nM  Negierende  ;  dee  drei  Genanaeckertewilbn,  deaecn  Nomen  und  Zwecken 

lej  rücksichtslos  Selbstsüchtige.  Brutale.  Zeretoreri*  I« .  eine  Lu*t 

Unetttnckcn  «erratende. 

Zu  einen  selbständigen,  dee  Oute  beklmplroden  Prinrip  machen  des  Böse  die 

Ägypter  (..Tvphon').  derHatdäismu»(..Ahriman"k  die  Manichierfegl.  Gstlss, 

Den  8yetera  dre  Menfehliemm,  1875)  u.  a.,  welch«  eile  den  theologischen  Dualbmus 


Am  der  Matche  und  ihrer  Unbestimmtheit  feitet  dee  Böse  (bsw.  dee  Übel,  dee 
Schlechte)  Platou  ab  (Tbnfne,  68  Ek  der  aber  auch  von  einer  ..bösen  Wclteeele' 
epriebt  (fegee,  896  £),  worin  eich  ibm  epitrr  Plctabc*  von  Chaironea  anecblirOt 
(vgl  R.  Vouiuxn.  Leben  und  Bebrüten  dee  P».  1872).  Neck  Tmxo  gebt  dee  B. 
eue  der  Verbindung  dar  Seele  mit  der  Materie  (e.  d.)  her  vor.  Dieae  iet  neck  Pums 
«"Tibet  etwa«  Börne  (aanfek  eo  anek  neck  den  Gnostikern.  Die  Stoiker  eetaen  dae 
ß.  nur  in  Teile  dee  als  Gennw  guten  Koeaeoe;  durch  dee  B.  kommt  dae  Gute  cur 
Gattung,  dieeee  wird  durefc  jenes  anfordest  (egt  Lamms);  eo  euck  Boiranvs  (De 
coneolat.  philo*  IVk 

Im  MitteUlter  wird  vielfach  der  rein  negative  Ckarektrr  dee  B.  betont;  ee  ist 
nur  eine  ..Beraubung"  (s.  d.)  dee  Guten,  nickte  Eigene«,  selbständig  Wirksame* 
So  lehren  OLmtsss,  Ouosxss  (Da  prmetp.  I.  109k  AuoceTn.cs  (De  cJvitat< 
XI.  22;  XII.  6ff.k  der  dee  sittlich  Böse  (wie  schon  Ploti»  eus  einem  Abfall  dar  Seele 
von  Gott  erklärt  (Enchirid.  23k  Thomas,  nach  welchem  Gott  das  B.  cur  Forderung 
dee  Guten  „tugelasecn"  hat,  u.  e..  später  auch  SfiaKMU,  Lnaxix,  Hssdkb  u.  a 
IM  i-ssx.  System  d.  Ethik.  1900, 1 ».  306ff. k  —  Lmrnuz  leitet  es  aus  der  Beschraru 
der  endlichen  Wesen  eb;  ee  dient  der  Vollkommenheit  des  Gänsen  und  wird  vor 
nicht  geschaffen,  aber  zugelassen  (Theodiaee  II;  s.  Übel). 

Ab  ein  im  göttlichen  Urgrund  selbst  enthaltenes,  negativ  treibendes,  cum  Werden 
anreisendes  (vgl.  Goethe,  „Faust')  Prinzip,  ak)  „Zomfeucr"  in  Gott,  ab  „Gegen- 
wurf" de»  ( äiten  betrachtet  das  Böse  J.  Böhms  (Aurora,  1612).  Ahnlich  lehren 
später  F.  Baadsb,  Schelusg,  Volkelt  (Ästhetik  dee  Tragischen*,  1906). 


Brahma  —  Buddhi.  109 


Aus  einer  freien  Entscheidung  des  Menschen  leitet  das  B.  (vgl.  schon  Origenes, 
Augustinus)  Kant  ab,  nämlich  aus  einer  „transzendentalen  Handlung",  durch 
welche  der  Mensch  in  den  Stand  der  Sünde  tritt  und  mit  einem  „radikalen  Bösen'' 
in  sich  auf  die  Welt  kommt.  Der  Mensch  ist  böse  heißt,  „er  ist  sich  des  moralischen 
Gesetzes  bewußt  und  hat  doch  die  (gelegenheitliche)  Abweichung  von  demselben 
in  seine  Maxime  aufgenommen''.  Er  ist  dadurch  böse,  daß  er  die  „sittliche  Ord- 
nung der  Triebfedern"  umkehrt  und  „die  Triebfedern  der  Selbstliebe  und  ihrer 
Neigungen  zur  Bedingung  der  Befolgung  des  moralischen  Gesetzes  macht,  da  das 
letztere  vielmehr  als  die  oberste  Bedingung  der  Befriedigung  der  ersteren  in  die 
allgemeine  Maxime  der  Willkür  als  alleinige  Triebfeder  aufgenommen  werden  sollte". 
Im  Menschen  liegt  ein  Hang  zu  dieser  Verkehrung  seiner  Maximen,  ein  „natürlicher 
Hang  zum  Bösen".  Dieses  Böse  „ist  radikal,  weil  es  den  Grund  aller  Maximen 
verdirbt".  Nur  durch  sittliche  Wiedergeburt  ist  dieses  Böse  auszurotten,  nämlich 
durch  eine  Entschließung,  das  Sittengesetz  wieder  zuhöchst  zu  stellen;  nur  so  kann 
er  zum  Guten  beständig  fortschreiten  (Die  Religion  innerhalb  der  Grenzen  der 
bloßen  Vernunft,  1793;  Univers. -Bibl.,  S.  28ff.).  Aus  einer  vorzeitlichen  Tat,  einem 
„Abfall"  von  Gott,  erklärt  das  Böse  Schelling  (WW.  T  7,  403;  Über  d.  Wesen 
d.  menschl.  Freiheit,  1809). 

Nietzsche  leitet  den  Begriff  des  „Bösen"  aus  dem  „Ressentiment"  der 
Schwachen  gegen  die  „Herren ",  die  Starken,  Mächtigen,  Harten  ab.  In  der 
„Sklavenmoral"  liegt  der  Herd  für  die  Entstehung  des  Gegensatzes  gut  —  böse. 
„Ins  Böse  wird  die  Macht  und  Gefährlichkeit  hinein  empfunden,  eine  gewisse  Furcht- 
barkeit, Feinheit  und  Stärke."  Gegenüber  der  von  ihm  als  schwächlich,  entartend 
empfundenen  altruistischen  „Herdenmoral"  betont  Nietzsche  oft  den  Wert  des 
„Bösen"  im  Sinne  des  Harten,  Starken,  Rücksichtslosen  (Jenseits  von  Gut  und 
Böse;  s.  Gut).  Vgl.  Herbart,  Gespräche  über  das  Böse,  1818;  Blasche,  Das  B. 
im  Einklang  mit  der  Weltordnung,  1827;  H.  Ritter,  Über  das  B„  1869;  W.  Anger, 
Die  Stellung  des  B.  in  der  Weltanschauung  Schleiermachers,  1909;  Dühring,  Ge- 
samtkursus der  Philos.,  1894f.;  E.  Fuchs,  Gut  und  Böse,  1906;  Lipps,  Ethische 
Grundfragen,  1899,  S.  53ff.;  Paulsen,  Einleit,  in  d.  Philos.2,  1893,  S.  435;  Wündt, 
Ethik3,  1903;  A.  Arndt,  Über  das  Böse,  1904;  M.  L.  Stern.  Ethik,  1912.  —  Vgl. 
<  <ut,  Übel,  Sittlichkeit,  Pessimismus,  Optimismus. 

Brahma  (das),  auch  brähman,  ist  nach  den  Lehren  der  indischen  Veden, 
ursprünglich  das  Gebet,  das  heilige  Wort,  später  das  All-Eine,  das  göttliche,  wahre 
Wesen  der  Dinge,  das  ewige,,  unwandelbare,  immaterielle  Sein,  das  göttliche  Selbst 
(„Atman")  in  allen,  da  alle  Dinge  an  sich  wesensgleich  und  im  Grunde  eines  sind 
(„aham  Brahma  asmi";  „tat  twam  asi",  das  bist  du).  Wo  brähman  und  ätman 
unterschieden  werden,  ist  ersteres  das  kosmische  und  zu  bestimmende,  das  zweite 
das  psychische  und  bestimmende  Prinzip.  Während  nach  den  älteren  Veden  die  Welt 
aus  dem  B.  hervorgeht,  ist  sie  nach  der  Vedanta-Philosophie  nichtig,  Illusion 
(„Schleier  der  Maja").  Den  Gott  Brahma  (maskul.)  bezeichnet  das  Wort  erst  in 
den  jüngsten  Teilen  des  Veda.  Vgl.  Deussen,  Sechzig  Upanishads  des  Veda*,  1905; 
Das  System  des  Vedanta2,  1906;  Allgem.  Geschichte  d.  Philos.,  1894ff„  2.  A.  1906f.; 
Walleser,  Der  ältere  Vedanta,  1910;  Deussen,  Die  Geheiralehre  der  Veda4,  1911; 
Oldenberg,  Buddha,  19148,  28. 

Buddhi:  Im  Vedanta  (s.  d.)  Erkenntnis,  Vernunft,  Einsicht,  neben  manas 
(s.  d.)  besonderes  Vermögen,  die  Vorstellungen  des  Manas  zu  Entschlüssen  stempelnd, 
worauf  diese  vom  Manas  durch  die  Tatorgano  ausgeführt  werden.  Deussen,  60  Opa* 
nishads,  1905,  892. 


110 


It.HldhUma»  ist  die  Lehre  Buddhas  (d.  L  der  „ Erkennende",  der  „Er- 
wachte")  und  die  deren  eich  enenh Heftende  Welt-  und  Lebensenechauung.  Dee  ein- 
seine  Ich  ist  nichts  Beetes.  Hort  die  Dsgbrdii  na  Leben  auf,  dann  ist  anch  die 
Seelenwanderung  xn  Ende,  und  die  Seele  geht  aae  der  Seheinwelt  der  ..Seneara" 
in  den  Znetand  der  abeolnten  Bahn  and  WunechJoeJgaeit,  in  dae  „Nirwana"  (a.  d.) 
ein.  VgL  H.  OuDaxarao.  Buddha*.  1906;  H.  Kann,  Dar  K.  1882L;  WAixaenu, 
Die  bttddhfcrt.  FhiksL,  1904-12;  Buddha.  Beden,  deataeh  van  Nonmsnn,  1901t.. 
Duojo,  Buddhismus  ab  Weltanschauung.  1912;  H.  Bncna,  Dar  Bedrihlsaras. 
2.  Bd,  1916;  Garer*.  Die  Lehre  des  Buddha,  die  Bougiou  der  Vernunft.  1916; 
Kbtssbuvo.  BeieHafebuch  einea  Phüoeophea  I.  1920*;  DwomMM.  Ilkjini  Geech. 
d.  Phil  III».  192W.  115(1.;  E.  Homun.  Die  Grandgedanken  daa  Buddhauaen  and 

•  rheiuüe  cor  OoUeaidse.  1920;  Kare  David«,  Der  Buddhismus  (o.  J.);  Lnor. 
Der  ewige  Buddho.  1921. 

aewBf  uer.  nneoueu  nw  genasen  auu  gemsu  eunsrassu  neu* 

|  angi  Bl    *  t*  BHML    ai  Hanl *■"*' BH    tt*. u u.    nag   M   * »  •  *    Hui    Lr : <>*"•   »k- rw  H  **  n   rntv  f.<"i(ji'H 
hangt  Bhjdel  »i ■  an  V<  i-)>*\  mhi  m  «Im  MaXeni  <lr»  s  !.<.lA*nkrr»  Jor.  Uran»** 
Etwae  Ihnhchee  kommt  eher  bei  Amtaruraua  (De  eoelo  II  12.  296  b.  SS)  und  Da*tb 
(Perediee  IV.  1-9)  vor.    Vgl  WUheefremerL 


C  (VgL  K). 

C  wt  in  der  Logik  daa  Symbol  1.  für  eine  „eouvereio".  Umkehrang  des  Urteils, 
ninüich  die  „ooutrepoeitio"  dsssslhsn  (s.  Konversion);  S.  für  den 
flugainnls  ihn  riiiknilMiikjiiimg  wikninr  tirl  isr  TirrlinefMining  rbei 
und  dritten  SeUuflfigur  (s.  d.)  auf  die  Modi  der  ereten  ab)  unmöghVih  dargetan  wird 
(..ductio  per  oontrediotoriam  propcaitionem  sire  per  impoeribile").  VgL  l'iiuwio, 
Sjetem  d.  Logik*.  1882.  |  113. 

<  :  IL  ArmwABTOa  nennt  „8vetem  C"  die  im  Großhirn  lokalisiert  gedachte  Ein- 
heit der  ritalen  Bedingungen,  von  denen  die  psychischen  Vorginge,  die  inenerh- 
lieben  Erfebnioaa,  die  „Aueeegeinhalte"  (E  Werte,  e.  d.)  abhängig  sind.  Die  rotte 
Erhaltung  dieses  8ystems  ist  daa  „vitale  ErheJtungsniaxinnun'';  die  „Schwan, 
kungen"  denselben  besluhm  in  Vermehrung  oder  Verminderung  der  Svsteroerbal- 
fang.  Durch  ..Kongregation"  entstehen  „Ojetame  C  höherer  Ordnung"  (Kr 
rein.  Erfahr.  I.  33  ff.).    VgL  Vilskllftei Psychisch. 

«nie AI,  logischer,  t.  Logik. 

Cnlcme-a  beißt  der  rweite  Modus  der  vierten  Schlußfigur  (s.  d.):  Oberes ta 
alkjemem  bejahend  (a).  Untareata  und  Folgerung  allgemein  verneinend  (e). 
PaM  |  Me8  |  SeP.  Z.  B.:  Jedes  Laster  ist  verwerflich;  Nichte  Verwerfliches  ist 
wahrhaft  nütslich;  Kein  Laster  ist  wahrhaft  nfitanah. 

(alrai  (fewtoeueV).  „Kahlkopf",  ist  ein  Trugschluß  dee  EracxrDaa,  bei 
dem  ee  sich  darum  handelt,  anzugeben,  wie  viele  Haare  fehlen  müssen,  damit  jesesnd 
als  Kahlkopf  bexeiehnet  werden  kann  (Diog.  Leert  IX  108).     VgL  Soritea. 

Cnnaentren  heißt  der  rweite  Modus  der  zweiten  Schlußfigur  (s.  <L): 
Obersats  allgemein  bejahend,  Untersau  und  Folgerung  sttgemein  veraeinend. 
PaM  |  SeM  |  So  P.  7.  B.:  Alle  Körper  sind  taflbar;  Kein  Geist  ist  teilbar;  Also 
ist  kein  Körper  ein  Geist 


Cardinaltugenden  —  Cesare.  Hl 


Cardinaltngenden.  Cartesianismus,  Casuistik  s.  unter  K. 

Causa:  Ursache  (s.  d.),  Grund  (s.  d.).  Insbesondere  unterscheiden  die  älteren 
Philosophen:  c.  efficiens,  bewirkende  Ursache;  c.  exemplaris,  vorbildliche  U.; 
c.  finalis,  Zweckursache;  c.  formalis,  gestaltende  Ursache;  c.  materialis,  Ur- 
sächlichkeit des  Dinges,  welches  die  Wirkung  erleidet;  c.  instrumentalis,  Mittel; 
c.  prima,  oberste  Ursache  (Gott);  c.  seeunda,  abgeleitete,  sekundäre,  endliche 
Ursache;  c.  proxima,  nächste  U.;  c.  remota,  entfernte,  indirekte  U.;  c.  adae- 
quata,  der  Wirkung  entsprechende  U. ;  c.  vera,  wahrhaft  wirkende,  reale  U.; 
c.  deficiens,  negative  U. ;  c.  per  se,  selbständige,  durch  eigene  Kraft  wirkende  U. ; 
c.  per  aeeidens,  zufällige  U. ;  c.  pkysica,  physische  U. ;  c.  moralis,  geistige, 
sittliche  U.  (vgl.  Micraelius,  Lex.  philos.,  1653,  Sp.  211  ff.).  —  Zwischen  c.  vera 
und  c.  fieta  unterscheidet  besonders  Newton  (vgl.  Hypothese). 

Causa  cessante  cessat  effectus:  mit  dem  Aufhören  der  Ursache  hört 
auch  die  Wirkung  auf  (vgl.  Thomas,  Sum.  theol.  I,  96,  3),  ist  ein  Satz,  der  durch 
das  Trägheitsgesetz  (s.  d.)  eine  Einschränkung  erfährt.     Vgl.  Ursache. 

Causalität   s.  Kausalität. 

Causa  sui:  Ursache  seiner  selbst,  bedeutet  die  Absolutheit  Gottes,  ver- 
möge deren  sein  Sein  in  seinem  Wesen  selbst  begründet  ist,  aus  diesem  selbst 
begrifflich  hervorgeht,  folgt.  Daß  Gott  sich  selbst  (ewig)  setzt,  lehren  Plotin, 
Lactantius  („ipse  ante  omnia  ex  se  ipso  proereatus"),  Hieronymus,  Augustinus  u.  a. 
Als  „ens  a  se"  wird  Gott  bezeichnet  von  Avicenna,  Albeetus  Magxus,  Suaeez, 
(Disput,  metaphys.  XXVLII,  sct.  1)  u.  a.  Gott  ist  „a  se"  durch  seine  Wesenheit 
und  als  von  allem  Unabhängiges  (im  Gegensatz  zu  den  Dingen,  welche  „ab  alio" 
sind),  aber  nicht  etwa,  weil  er  sich  selbst  geschaffen  hat  (In  diesem  Sinne  gibt  es 
keine  c.  s.  nach  Thomas  u.  a.).  So  erklärt  z.  B.  Micraelius:  „A  se  quod  est,  non 
ideo  dicitur  a  se  esse,  quasi  sit  sui  ipsius  causa  et  effectus  .  .  .,  sed  quod  non 
dependeat  ab  alio  tamquam  a  causa"  (Lex.  philos.  1653,  Sp.  166);  vgl.  Descaetes, 
Meditationes  III;  Resp.  I;  Epistol.  II  (Freudenthal,  Zeller-Festschrift,  S.  119  ff.). 
—  Spinoza  prägt  den  Begriff  der  „causa  sui"  neu  und  bezeichnet  so  die  ewige,  ein- 
heitliche göttliche  Substanz  (s.  d.),  deren  Wesen  die  Existenz  einschließt  oder  deren 
Natur  als  seiend  gedacht  werden  muß  („per  causam  sui  intelligo  id,  cuius  essentia 
involvit  existentiam,  sive  id,  cuius  natura  non  potest  coneipi  nisi  existens",  Eth.  I, 
def.  I).  —  Nach  Fichte  setzt  das  „Ich"  (s.  d.)  sich  selbst;  nach  Schelling  hat 
Gott  in  sich  einen  „Grund  seiner  Existenz"  (WW.  I  7,  357  f.).  Nach  Hegel  ist  jede 
Ursache  „c.  sui",  die  sich  in  den  endlichen  Dingen  auseinander  gezogen  hat  (Enzy- 
klop.  §  153).  Vgl.  Lipps,  Grundr.  d.  Logik,  1893,  S.  162;  Schell,  Kathol.  Dog- 
matik  II,  1890,  S.  20. 

Cavillation:   Trugschluß  (s.  d.). 

Celareut  heißt  der  zweite  Modus  der  ersten  Schlußfigur  (s.  d.):  Obersatz 
allgemein  verneinend  (e),  Untersatz  allgemein  bejahend  (a),  Folgerung  allgemein 
verneinend  (e).  MeP  |  SeM  |  SeP.  Z.  B.:  Kein  Säugetier  atmet  durch  Kiemen; 
Alle  Huftiere  sind  Säugetiere;  Also  atmet  kein  Huftier  durch  Kiemen. 

Cesare    heißt  der  zweite  Modus  der  zweiten  Schlußfigur  (s.  d.):   Obersatz 
und  Folgerung  allgemein  verneinend  (e),    Untersatz  allgemein  bejahend.     PeM 
SaM  |  SeP.    Z.  B.:  Kein  Säugetier  hat  Flügel;  Alle  Vögel  haben  Flügel;  Also  ist 
kein  Vogel  ein  Säugetier. 


112 


raoM   ». 


<  liaaa  (%4*s,  von  x«/*w.  km  gähne),  der  klaffende  Abgrund,  der  leere  Welt- 
der  Urzustand  des  noch  angssormteo  Weitssoffee,  dee  wirren,  regellosen, 
oidnungsloaen  Durt&einander  der  Bing».     Der  Begriff  dee  „Chaos"  kenn  für  die 

d  nur  einen  relativ  angeordneten  and  un- 
Von  einer  Art  Chaos  Ist  die  Rede  in  der 
(„tohuweboha"  der  Brno),  in  mythischer  Wen»  bei  Hnoo,  nach 
von  allem  surrst  den  „Cht»  antatenS.  et»  dem  „Dankel"  and 
dingen  (Tbeogon.  V.  116«.).  Aach  den  Orphlkern  <«.  d.)  gilt  dee  Chaos  ab  aas 
•wn  (vgL  Urphica,  krag,  von  E.  Aaax,  J88Ö).  fhaolbua  war  einet  die  Walt 
neck  Axaxaoobas  («.  GebU)  und  Platos  (TiaiAus,  90  Alf.);  vgL  dagegen  AamTo- 
•mm  (De  coelo,  t).  Von  der  rohen,  gMultkwen  Ifaass  spricht  Ovro  (..nid» 
indigeetaque  ssolas".  Metamorpbo«    I.  7  Raab  der  Ka*t  LAJ-LAca'ecben  Theorie 

rntutanden  die  Htmmelakflrper  ans  einem  ..Urne  bei    (s.  Weit)  bew.  ans  einem  (babaO. 

Nach  Xiimcn  las  die  Welt  an  «irk  ein  „Chaos"  ohne  Zwang,  ohne  öl- 
Hingen  schwebende  Geantan  (a.  <LL    P.  Moaoa*  erblickt  in  der  ans  gegibiiaai 


(Daa  (aaos  ia  ■  iumsmaii  Aaslese,  1806).    VgL  Li  IHirrnc.  La  rhaos  et  l'harmonic 
1011 


Charakter  (rae— rs>,  (byraan,  Merkmal;  das  Wort  un  deutet  bei  Tnno 
nrajurr.  4«Vnal  gaeaarfaef.  u.  a.  soviel  wie  „Charakterbild'  ;  bei  Arocanvr« 
u.  a.  ein  daroh  die  Sakramente  dar  Seele  i  Ingaprtgtea  Zeichen,  später  „character 
sacrementaas"  genannt;  die  jetzige  Bedeatung  hat  „Charakter'  mH  La  Hat  v fear.. 
Lm  caracteres,  1667;  vgL  Eres**,  Cwietige  Strömungen  der  Gegenwart»,  1004. 
&  35 ff.)  bedeutet:  1.  die  C rundbeat li a fjanhe It  ahme  Wesen«,  die  fasle  Basti' 

meines  Verhaltens.  Rcsgicrens,  Wirkeos,  insbesondere  die  Art  und  Weise  dee 
WoDens,  die  individuelle   Willcrsaiiepasition.      Ia  diesem  weitsrea  Same  gibt  es 
and  «cbwankrnden  niarakter;  1  bedeutet  Ch.  eine  b» sondere  WlDeaadis- 
die    Fähigkeit   dm   festen,   sioberna.   entschiedenen,   einbeittteh  stetigen, 
ziben,    aasdaaernden.    konsequenten,    unerschütterlichen    Wollen«,    die    Fahi. 
den  Willen  durch  teste  Grundsatae  aa  leitea  and  von  dieasn  Orundeitasn  nicht  oder 
nicht  leicht,  nicht  ohne  Not  «bau weichen.   Da  solcher  Charakter  kann,  «och  wann  die 
Charakterstärke  ale  aolohe  geteilt,  hose  mm;  ein  „guter".  «itUirher  Clmrakter  ist 
gut  durch  die  Beacbsifenheit  der  Grandsaae,  denen  er  gehorcht.     Der  Charakter 
Oberhaupt  beruht  auf  uirhtea  ilideain  die  aber  daroh  die  Umwelt  (daa  „Mib> 
durch  Erstehung  and  Selbstsucht  mehr  oder  weniger  neodiffiiert,  geeteigi  rt  werden 
können,   wofern   nicht  ungünstige   IHaalifciingan   die  CbarakteranUge   vorder 
..ünveranderüch"  ist  der  Charakter  aar  in  masssta  (z.  T.  pathotegkwhaa)  Fallen, 
wenn  auch  wohl  immer  ein  gewimer  Oraadsag  der  WUlensrenktion  verbl« 
den  Angeborenen  Charakteranlagen  ist  der  erworbene  Ch.  sa  unterscheiden,  der 
daroh  die  eigene  Betätigung  des  Ich,  oft  im  harten  Kampfe  mit  eich  erltet 
schiedenen  Trieben,  Leidenschaften  usw.  anstände  kommt  (KinfluO  der  Cbuo^:. 
Disziplin,  dm  Wittens  auf  den  Ch.).   „Charakterlos"  ist  der,  dessen  Wollen  and  I 
dein  schwankend,  ohne  Stetigkeit  und  Kuiimnaant  ist»  oder  aaoh  derjenige,  der 
eine  niedrige  Gesinnung,  Mangel  an  sittlicher  Wurde  sesgt. 

DaB  der   Charakter  eines   Menseben   sein    Schickaal    bestimmt,    lehrt 
Hkraki.it  («J*«v  ydo  dedawap  iafuttr).    Im  ethischen  Sinne  erörtern  den  Ch. 


Charakter.  113 

Platon  und  Aristoteles  (vgl.  Pebkmann,  Der  Begriff  d.  Charakters  bei  Pia  ton  und 
Aristoteles;  S.  16ff.).  Als  konstanten  Willen  bestimmt  den  Charakter  Seneca  („semper 
idem  velle  atque  idem  nolle",  Epist.  29,  4).  In  neuerer  Zeit  erklärt  Goethe  den 
Ch.  dahin,  „daß  der  Mensch  demjenigen  eine  stete  Folge  gibt,  dessen  er  sieh  fähig 
fühlt"  (Sprüche  in  Prosa,  587).  Nach  Kant  (s.  unten)  bedeutet  einen  Charakter 
haben  „diejenige  Eigenschaft  des  Willens,  nach  welcher  das  Subjekt  sich  selbst 
an  bestimmte  praktische  Prinzipien  bindet,  die  es  sich  durch  seine  eigene  Vernunft 
unabänderlich  vorgeschrieben  hat".  Der  Ch.  hat  „einen  inneren  Wert  und  ist  über 
allen  Preis  erhaben"  (Anthropolog.  §  87).  Nach  Hebbart  ist  der  Ch.  das,  was  der 
Mensch  eigentlich  will  (Allgem.  Pädagogik,  S.  299).  Nach  Th.  Ziegleb  ist  er  die 
„Summe  der  Willeusdispositionen"  (Das  Gefühl2,  1893,  S.  297ff.).  Ähnlich  Jode, 
Jerusalem  u.  a.  Nach  Cohen  ist  der  Ch.  nicht  gegeben,  sondern  eine  Aufgabe  des 
sittlichen  Selbstbewußtseins  (Ethik,  1904,  S.  597);  so  auch  Natorp,  Ewald  u.  a. 
Nach  Wundt  ist  der  Ch.  „ein  aus  der  vorangegangenen  geistigen  Kausalität  resul- 
tierender Totaleffekt,  der  selbst  wieder  an  jeder  neuen  Wirkung  sich  als  Ursache 
beteiligt".  Der  Kern  des  Ch.  ist  ererbt,  ist  etwas  Ursprüngliches  (Grdz.  d.  phys. 
Psychol.,  1903,  III5,  637 ff.). 

Vom  „empirischen"  unterscheidet  Kant  den  „intelligiblen"  Charakter.  Eine 
jede  Ursache  muß  einen  „Charakter"  haben,  d.  h.  „ein  Gesetz  der  Kausalität,  ohne 
welches  sie  gar  nicht  Ursache  sein  würde".  „Und  da  würden  wir  an  einem  Subjekte 
der  Sinnenwelt  erstlich  einen  empirischen  Charakter  haben,  wodurch  seine  Hand- 
lungen, als  Erscheinungen,  durch  und  durch  mit  anderen  Erscheinungen  nach 
beständigen  Naturgesetzen  im  Zusammenhange  ständen  und  von  ihnen,  als  ihren 
Bedingungen  abgeleitet  werden  könnten  .  .  .  Zweitens  würde  man  ihm  noch  einen 
intelligiblen  Charakter  einräumen  müssen,  dadurch  es  zwar  die  Ursache  jener 
Handlungen  als  Erscheinungen  ist;  der  aber  selbst  unter  keinen  Bedingungen  der 
Sinnlichkeit  steht  und  selbst  nicht  Erscheinung  ist"  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  433ff.). 
Der  „intelligible"  Ch.  kommt  dem  „Noumenon"  (s.  d.),  der  „reinen  Vernunft"  zu 
und  ist  frei,  während  die  Handlungen  des  Subjekts  als  Erscheinung  notwendig, 
determiniert  sind  (s.  Willensfreiheit).  Schopenhauer,  nach  welchem  der  individuelle 
Charakter  angeboren  und  absolut  unveränderlich  ist  (Über  die  Freiheit  des  Willens  III, 
Neue  Paralipomena,  §  220),  lehrt,  daß  der  intelligible  Charakter  jedes  Menschen 
als  ein  „außerzeitlicher,  daher  unteilbarer  und  unveränderlicher  Willensakt"  zu 
betrachten  sei,  dessen  Erscheinung  der  empirische  Charakter  ist  (Welt  als  Wille  u. 
Vorstellung,  I.  Bd.,  §  55;  vgl.  Willensfreiheit).  Nach  Windelband  sind  empirischer 
und  in  teil.  Charakter  nur  zwei  Betrachtungsweisen  des  Willens  (Über  Willens- 
freiheit, 1904,  S.  200f.).  Vgl.  Bahnsen,  Beiträge  zur  Charakterologie,  1867;  J.  Bau- 
mann, Über  Willens-  und  Charakterbildung,  1897;  E.  Adickes,  Ch.  und  Welt- 
anschauung, 1907;  S.  Smtles,  Der  Charakter,  Univ.-Bibl.;  G.  Kerschensteiner, 
Charakter  und  Charaktererziehung,  19152;  Ribot,  Revue  philos.,  Bd.  34,  1892; 
Die  Persönlichkeit,  1894;  Ribeby,  Essai  de  Classification  natur.  des  caracteres, 
1902;  Paulhan,  Les  caracteres,  1894,  S.  8  ff. ;  Malapket,  Les  elements  du  caractere, 
1906;  Pbat,  Le  car.  empirique  et  la  personne,  1906;  Dugas,  L'eclucation  du 
caractere,  1912;  Elsenhans,  Charakterbildung,  1908;  F.  W.  Föbsteb,  Schule  u.  Ch., 
191913;  A.  Adler,  Über  den  nervösen  Ch.,  1912;  Kollabits,  Charakter  und  Ner- 
vosität, 1912;  W.  Böbneb,  Charakterbildung  d.  Kinder,  1914;  Moll,  Sexualität 
und  Charakter,  Z.  f.  Sexualwissensch.,  1914;  Gaudig,  Die  Schule  im  Dienste  der 
werdenden  Persönlichkeit ;  Shand,  The  Foundation  of  character,  19202;  W.  Stebx. 
Die  menschliche  Persönlichkeit,  19182.  Klages,  Prinzipien  der  Charakterologie,  1910; 
EUler,  Handwörterbuch.  g 


114  Charaktere  —  Cogito,  ergo  »um. 


Handachrift    and   Charakter.    19».   -    VgL   WIDe.    WTllieefismtll,    Motiv,   loh. 
Temperament,  Person.  Individuairtat. 

<  hnrnktorc  nennt  R.  Atmiajuc»  die  gefthkoUAigea  Erkfafikformen  (lust 
voll,  bekannt,  wahr  u»w  ;  Kriu  d.  reinen  Erfahr..  18» -90.  I.  16).    Vgl  Positiooal, 
Pathempirinrae. 

<  liuruLterologie:  Lehre  vom  Charakter  (vgL  Basxm*,  Beitrage  aar  Ch.. 
1867)  difJerentklk  lndsvidua}|>syd»olog*  (*.  <L);  DnmT,  Beiträte  nr  Ck.,  1904; 
L.  KLaon,  Prinzipien  d.  Ch  .  1»10;  R,  MClle*  PemartrcLS,  Psvehokgfe  de«  deutschen 
Menschen  and  eeiner  Kahar:  Vsruoeh  «int«-  Volkaebarakteroiogie.  19«.  Che- 
rakterologiseh:  dt«  Oinraktor  betreffend  (vgl  Motiv,  Typ»). 

('kennte,  psychische,  ak  ein  Anedrock  for  dl»  Tntotehmg  nener  geistiger 
Poemen  «ad  Werte  mm  der  Verbindung  von  HiwiiHwIm Inliiltm:  J.  8r.  Mnx»  Hörr 
DOM,  Www  a.  a.     VgL  Synthese. 

Christa*»  »ei——  (Christliche  Wissenecbait ).  Von  M.  Barn  Kodv 
(Science  and  koeHh,  Aach  deatarh)  Isgiimkbi  Sekte  thtooophsnhiii  Charakter«,  dir 
doreh  Konaentratkm  von  Willen  and  Denken  aal  Gott  eile  Übel,  aach  körperliche 
Krankheiten  heilen  «HL  VgL  Moll,  fTi  williiHB,  Mertiiln  and  Okkultkmus,  190t; 
Sröacm  und  8ctnrae«ntee».  ChrietL  Wkwaeeh.  u.  Glaabeneheilang,  190t;  Disoon. 
Vom  Jeanette  der  Seele.  19! 

Cfcmnoekn»  (Chronograph):  ekktrieebee  Begktnerapparat,  der  dir  Kr- 
aktioneaeit  (s.  <L)  bk  suf  »/in»  MnMmn  angibt.  VgL  Wojwt,  Ordz.  <L  phye.  Psychol.. 
IIP.  1903,  8.  883ff 

<  hurirtflmi   ■  gej  \  I  Ifcgfgji  m***   Ihloki   mmeUmmnf,  Hg  emUkj  *■ 


CHrcmltM  wltle>a«a   oder  circulus   in   probando:  Zirkelbeweis,  Bewek 

(«.  d.).  der  das  zu  Bussksnds  nun  Bsaekg 1  nimmt  (vgL  AntoroTBUta.  Analyt. 

prior.,  II  6,  676  18;  Uunwao,  System  der  Logik.  1881  |  117).   VgL  SrkoL 

4'ivilUntlon    «    Kultur. 

Clairvoyamcez  in  der  Parapevchologk  —  Holkokon. 

Clom  (eohottkoh):  m  der  Volaarpeythoiogk  Ilmlihiiang  f*r  pitmiilve  Oiappia 

bildung. 

<  lnre  et  diotiaete   s.  Klarheit  (Descaätm). 
tTItmmlfflel  gell  ■■   ..  Klassifikation. 
CaCxlatean  usw.  s.  Koexistenz  oew. 

<  ogitatl«   s.  Denken.  Bewofitaein  (Dmwasns).     VgL  Aasozktionszentren. 

Cogito.  ergo  «uns:  ich  denke,  ako  bin  ich.  Dieaer  Sau  kt  der  Aoedrook 
der  unmittelbaren  Erfaaeung  der  Ezktenz  des  erkbenden  Subjekts  (s.  d.)  ak  FmheH 
innerhalb  des  Bewnßtscintrnssmmrinhsngea  eelbet  (eko  nicht  ak  „Subetanz"  hinter 
dem  Bewußtsein).  Dea  BewuBteein  and  demen  Punktion,  wir  sie  im  Denken  eich 
betätigt,  kt  den  Sicherate,  was  ea  für  une  geben  kann.  An  der  Kxieteni  einea 
Bewußtseins  kann  nicht  gezweifelt  werden,  denn  jede  Beatrettang  «etat  hier  daa 
Bestrittene,  Bezweifelte  unweigerlich  voraus,  weil  Zweifeln  selbst  schon  eins  Art  des 
Bewußtseins  kt    Das  Bewußtsein  kt  ako  nicht  bloß  psychologisch  eine  Urtetoaohe 


Coincidentia  oppositorum  —  Conceptualismus.  115 

(zu  der  auch  der  Bewußtseinsinhalt  als  solcher,  also  das  im  Bewußtsein  gegebene 
Objektive  gehört),  sondern  es  ist  auch  apriorisch,  es  „setzt"  sich  selbst  mit 
Denknotwendigkeit  (logische  Apriorität  des  Bewußtseins,  des  Denkens,  des  Denk- 
subjekts als  oberste  Voraussetzung,  Grundlage,  Bedingung  alles  Erkennens). 

Daß  das  Denken  die  Existenz  eines  Denkenden,  das  Subjekt  einschließt,  betonen 
schon  die  indischen  Upanishads  (vgl.  Deussen,  Allgem.  Gesch.  d.  Philos.,  1894  f., 
I  2,  240).  Femer  erklärt  Augustinus:  wer  zweifelt  oder  irrt,  lebt,  existiert,  muß  sein 
(De  trinitate,  X,  14;  De  vera  relig.,  72 ff. ) :  „Cogitare  te  scis?  Scio"  (Soliloqu.  2,  1). 
Ähnlich  lehren  Thomas,  Wilhelm  von  Occam,  Campanella  (Univers,  philos.,  I,  3,  3). 
Descartes,  der  mit  dem  methodischen  Zweifel  (s.  d.)  an  allem  beginnt,  bis  er 
etwas  absolut  Gewisses  erreicht,  findet  dieses  in  der  Existenz  des  denkenden  Subjekts, 
das  ihm  freilich  gleich  zur  Seelensubstanz  wird.  Mag  auch  alles  Täuschung  sein,  keine 
Außenwelt  existieren,  so  kann  doch  nicht  einmal  ein  Gott  bewirken,  daß  ich,  der  ich 
zweifle  und  also  denke,  nicht  bin,  indem  ich  denke.  Das  Denken  ist  vom  Ich  untrennbar, 
das  Ich  vom  Denken  („ego  sum,  ego  existo,  certum  est",  Meditationes  II).  Es  ist 
nicht  möglich,  daß  das,  was  denkt,  nicht  existiert  („repugnat  enim,  ut  putemus  id, 
quod  cogitat,  eo  ipso  tempore,  quo  cogitat,  non  existere").  Und  so  ist  das  ,,cogito, 
ergo  sum"  die  ursprünglichste,  sicherste  Erkenntnis  ('Princip.  philos.  I,  7);  und  zwar 
ohne  Syllogismus  („nullo  syllogismo"),  unmittelbar  (Respons.  ad  II,  object.)  ist  der 
Satz  klar  und  deutlich,  gewiß.  Er  ist  die  Grundlage  aller  weiteren  Erkenntnis  und 
bildet  zugleich  den  Ausgangspunkt  zum  späteren  erkenntnistheoretischen  Idealismus 
(s.  d.).  Descartes  faßt  das  denkende  Ich  als  „res  cogitans"  auf  und  glaubt  damit 
eine  immaterielle,  substantielle  Seele  festgestellt  zu  haben,  was  nach  Hobbes  u.  a. 
nicht  zutrifft  (vgl.  die  „Objectiones").  Nach  Gassendi  (Object.  V)  u.  a.  läßt  sich  die 
Existenz  des  Ich  aus  jeder  Tätigkeit  erschließen,  nicht  bloß  aus  dem  Denken.  Nach 
Leibniz  hegt  das  „ich  bin"  schon  im  „ich  bin  denkend"  (Xouv.  Essais  IV,  7,  §  7), 
während  Che. Wolfe  das  „c,  e.  s."  als  Beweis  auffaßt.  Xach  Maine  de  Biban  ist  es 
besser  zu  sagen:  ich  will,  also  bin  ich  (,,volo,  ergo  sum",  Oeuvres  inedites,  1859,  III, 
410ff.;  ähnlich  Bahnsen  u.  a.).  Riehl  formuliert  so:  „cogito,  ergo  sum  et  est"  und 
erklärt:  „Indem  ich  mir  meines  eigenen  Daseins  bewußt  werde,  werde  ich  mir  unter 
einem  des  Daseins  von  etwas  bewußt,  was  ich  nicht  bin"  (Der  philos.  Kritizismus, 
1876ff.,  II2,  147;  vgl.  Kant,  unter  „Objekt").  Xicht  mein  Selbstbewußtsein,  mein 
Bewußtsein  ist  mir  ursprünglich  gegeben  (ibid.).  Daß  das  Ich-Bewußtsein  schon  das 
Bewußtsein  anderer  Subjekte  einschließt  („cogito  ergo  sumus")  betont  Foutll£e 
(vgl.  auch  Cohen,  M.  Adleb  u.  a.). 

Daß  man  eigentlich  nur  schließen  dürfe  „es  denkt  in  mir",  oder  gar  „es  wird  ge- 
dacht", meinen  Lichtenbebg  (Vermischte  Schriften,  1800 ff.),  Schelling,  Xietzsche, 
nach  welchem  das  Ich,  das  Subjekt  nur  fingiert  ist,  Vaihingeb,  J.  Schultz  u.  a. 
Vgl.  L.  Fischeb,  C.  e.  s.,  1890.    Vgl.  Denken. 

Coincidentia  oppositorum   s.  Koinzidenz. 

Common  Sense   s.  Gemeinsinn,  Prinzip. 

Conästhesis    s.  Gemeingefühl. 

Conatus  .s.  Streben,  Erhaltung.  „Conatus  der  Geschichte":  Richtung  der 
geschieh tlichen  Entwicklung  (vgl.  L.  Stein,  Der  soziale  Optimismus,  1905,  S.  20ff.). 

Concansae:  Mitwirkende  Ursachen  („plures  causae  eiusdem  causati",  Christ. 
Wolff,  Ontolog.,  §  885). 

Conceptualismus    s.  Konzeptualismus,  Allgemein. 

8* 


III  Conclu.io    -    Credo    quia 


<  onclueln:  Folgeraag  (a.  d.),  BaMaiMti,  Coocluaio  aequitur  partem 
debiliorem:  dar  Sehlafbati  folgt  dem  echwieberca  Tau,  <L  h.  er  bt  Begatte  oder 
partikular  (a.  d.).  wenn  «Jan  dar  beide«  Pr  Im  bann  (a.  d.)  aegatiT  oder  partikalar  bt. 

(onrnraas  (oder  ataittentia)   Del:  Mitwirkung  Gottes  bei  den  Wiohaal- 
besfebuifen  tabuben  Laib  and  Seeb,  db  aa  laianafailaii  aiad.  ab  da£  ab  direkt 
aufeinander  einwirken  können  —  nacb  der  Lehre  Db»cabtbs*  und  der  Okkaiiona 
liaten  (a.  d.1    VgL  Wiiatilahiwig  (parobopbjraboba). 

Conditio  sine  qna   aon:  uorrUdlkbi 
(•.d-k 

C»miartawl— II  Schlaft,  oder  Fulgaaati.    VgL 

(omratai:  Cbersinstimmung  der  Dankenden,  bildet  oft  eiaaa  dar  Kriterien 
der  Wahrbeit  (a.  d. \  bt  aber  allein  nicht  wreirttaag,  da  es  nacb  ■%■■!■  eerbreitete 
Irrtümer  gab  and  gibt.  Coassaaae  gentium:  db  übetebatimmang  dar  Völker 
in  besag  auf  dea  Qbuibea  an  db  FrtHini  einer  Omtaalt,  wird  öfter  ab  Be web  far 
dbaa  Babteas  angefahrt,  ao  tob  Ctcaao  (TuaeaL  iHaaaial  I.  16,  96k  Mab  welchem 
kam  Volk  ao  niedrig  Habt»  da*  ea  aicht  aa  eiaea  Gott  gbabt,  Maroorva  Fmux  (Oc- 
uriaa,  VIII.  1.  betrag» der  Unstarbliobkah) u,  a.  Dtnirwioaaiaaui"  wird  eoa  manchen 
ab  nicht  baabband  beatrittea  (rgL  Locke,  Eaaay  oonorra.  hum.  änderst.  I).    VgL 


<  ontiguiM 
Cw»ÜnK« min  mundi  a.  Ifnamnlngbnhir  Baaab.    VgL 

iia.li.ii«!    in   ii, 
aprach  euer  Begiiflarefknapfung  (s.  B,  runde«  Vbraokk 

<  outra  prinripla  nofanteaa   aoa   eat  diaputandum:  Oegen  dea, 
der  db  Voraiaae Illingen  da«  Argameata  bestreitet,  ab  nicht  teilt»  Iftftt  aiob  aicht 


Contra!    nodal    ».   ILchupluL-ophir 

Caaverala  e.  Konecrsioa. 

Copnla  e.  Kopubv 

<  «m  .uitua  («esat/res,  der  Gehörnte).  Hömerfrage,  beißt  ein  FangschraB  daa 


EuacuDts:  „Hast  du  deine  Hörner  «arloraa?   Sein-   Abo  hast  du  ab  noch"  (Diog. 
Laert-  VII.  187). 

<  orollarimu   ■.  Korollar. 

<  rcatianUmua  (creatio,  Schöpfung)  bt  db  Lehre,  daß  db 
Seal»  tob  Gott  bei  der  Gebart  daa  Laibes  erschauen  and  diesem  eingefugt  wird  (im 
OiganesU  nun  ..Traduzianbmna").  So  lehren  Aaxoatus.  Aanaosrcs.  Hilabics, 
Acousrnrus,  Alkxaxdkb  tox  Halbs,  Wojl  tos  Chabteaüx,  Pitrcj  Lovbabdcs. 
Thomas,  Dtnrs  Scotus,  Calttjc,  Pabaoklscs,  J.  B.  tax  Hsutoire  u.  a.,  auch  Lotzk, 
L.  Bossi  u.  n. 

Oratio  roiitiima         - 

Credo,  qaia  aUnrdam:   ich  glaube  es,  weil  ea  unsinnig,  widervernünitig 
int.  d.  h.  weil  es  die  Grenzen  der  Vernunft,  dea  Ternanfttgen  Bugiaifa'na  tthsrstelgt. 


Credo,  ut  intelligam  —  Darstellung.  217 

Dieser  Satz  wurde  Tebtullian  zugeschrieben,  der  aber  nur  bezüglich  des  Todes  und 
der  Auferstehung  Christi  sagt:  „Et  mortuus  est  Dei  filius;  prorsus  credibile  est,  quia 
ineptum  est.  Et  sepultus  resurrexit;  certum  est,  quia  impossibile  est"  (De  carne 
Christi,  5). 

Credo,  ut  intelligam:  Ich  glaube,  um  zu  begreifen,  ist  ein  Satz,  der 
die  Bedeutung  des  religiösen  Glaubens  (s.  d.)  und  die  Notwendigkeit  der  Begreiflichkeit 
des  Glaubensinhaltes  ausdrückt.  Schon  Augustinus  sagt:  „Credimus,  ut  cogno- 
scamus,  non  cognoscismus,  ut  credamus"  (De  vera  religione  5,  24).  Und  Anselji  von 
Cantekbuby:  „Xeque  enim  quaero  intelligere,  ut  credam,  sed  credo,  ut  intelligam" 
(Proslog.  1). 

Crocodilinus   s.  Krokodilschluß. 

Cynismus    s.  Kyniker. 

Cyrenaiker   s.  Kyrenaiker. 

I>. 

Daimonion  (datuöviov)  nennt  Sokrates  die  von  ihm  für  eine  Art  gött- 
licher Eingebung  gehaltene  innere  Stimme,  die  ihn  von  der  Begehung  unrichtiger, 
unzweckmäßiger  oder  nicht  guter  Handlungen  abhalte,  ihn  warne  (ipol  8h  zoit'  iaxlv 
ix  .iai8ög  äggdfievov  (foivfi  tig  yiyvo/iävrj,  Tj  5tav  yeinjrai  äei  duioT^inei  fie  tovzo 
5  äv  (tjJUUt  ngdtteiv,  ngotginEi  6k  ovTtoze,  Apolog.  31  D;  vgl.  Xenophon,  Memo- 
rabil.  I,  1,  6;  4,  15;  IV,  3,  13;  8,  6;  vgl.  Volquardsen,  Das  D.  des  Sokrates,  1862). 

Daltonismus  s.  Farbenblindheit. 

Dämonen:  Geister,  insbesondere  böse.  Der  Glaube  an  solche  ist  auf  einer 
gewissen  Stufe  der  Entwicklung  fast  bei  allen  Völkern  verbreitet  (s.  Animismus); 
auch  verschiedene  Philosophen  nehmen  die  Existenz  von  „Dämonen",  von  geistigen 
Kräften,  die  zwischen  der  Gottheit  und  den  Menschen  vermitteln,  an  (Xenokrates, 
die  Stoiker,  Xeupythagoreer,  Xeuplatoniker,  Tatian:  „hylische  Geister", 
verschiedene  Philosophen  der  Renaissance  u.  a.).  Xach  Wuxdt,  Völkerpsycho- 
logie IV,  Die  Religion  I,  19102,  457ff.,  Elemente  der  Völkerpsychologie,  1911,  knüpft 
der  Dämonenglaube  hauptsächlich  an  Krankheit  und  Tod  an. 

Darapti  heißt  der  erste  Modus  der  dritten  Schlußfigur  (s.d.):  Ober-  und  Unter- 
satz allgemein  bejahend  (a),  Folgerung  partikulär  bejahend  (i).  MaP  |  MaS  |  SiP. 
z.  B.  Alle  Affen  sind  Säugetiere;  Alle  Affen  sind  Wirbeltiere;  Also  sind  einige  Wirbel- 
tiere Säugetiere. 

Darii  heißt  der  dritte  Modus  der  ersten  Schlußfigur  (s.  d.);  Obersatz  allgemein 
bejahend  (a);  Untersatz  und  Folgerung  partikulär  bejahend  (i).  MaP  |  SiM  j  SiP. 
z.  B.  Alle  Planeten  bewegen  sich  um  einen  Zentralkörper ;  Einige  Himmelskörper  sind 
Planeten;  Also  bewegen  sich  einige  Himmelskörper  um  Zentralkörper. 

Darstellung  ist  die  Veranschaulichung,  die  anschauliche  Wiedergabe,  Kon- 
struktion von  Gegenständen,  Begriffen,  Ideen  (ästhetische,  mathematische  D.).  Xach 
Leibniz  stellen  die  Monaden  (s.  d.),  jede  von  ihrem  Standpunkt,  das  Universum  dar, 
indem  sie  es  vorstellen  („representent").  Xach  Kant  muß  alle  mathematische  (s.  d.) 
Erkenntnis  ihren  Begriff  in  reiner  Anschauung  darstellen,  so  daß  ihre  Urteile  jederzeit 
„intuitiv"  nicht  „diskursiv"  (s.  d.)  sind  (Prolegomena,  §  7).     Vgl.  Ästhetik. 


118 


■»arvrinlamnui  ist  die  l>aarsirlanitiirini1ii  oder  AlartemmaBsnhmiii  in  der 
Dorm,  die  ihr  Cbablss  Dabwix  gegeben  (Ob  Ihe  origm  of  epeciee  by  means 
of  Mlwil  ssteotioa.  1800,  deutsch  in  der  l'nir.KbL;  The  Deeeent  of  Man.  1871. 
deuuch  ebd.;  Tgl.  F.  Dabwib,  Life  «ad  Letters  of  Ch.  D..  1887,  deutsch  1884).  8b 
lehrt  die  Entwicklung  der  Arten,  die  Faleteheag  aaaar  Arten,  eaf  Grand  der  An 
häuf  ung  kleiner  Variationen,  im  Kampf  aaai  Dasein,  in  welchem  die  simsmnnsafahi- 
■ich  durch  netariJobe  Auslese,  Seiektkm,  erhalten  «ad  ihr«  Hnpeseangfn  (•.  d.) 
(•.  Entwicklung).  Dar  Neoderwinismus  (Wstsatavy  u.  «,)  leugnet  die 
erbong  (e.  d.)  todiridueü  er  wo»  bener  Firns«  fasftis  and  fahrt  alle  Eat- 
Wicklung  am*  die  Selektion  («.  d.)  wrack.  Dar  Darwinannas  hat  vielfach  nicht  bloß 
die  Biologie,  «andern  auch  die  Psychologie.  Ethik.  8oriologh>.  Philosoph»  («ach  die 
Erkonntnietboorie)  hssinfhiOt,  wann  jstst  «ach  «ndere  Richtangeo  de«  „Evolutionis- 
buh  dem  strengen  Derwmiemus  Konkurrens  machen  (lamerr kiemue  usw.).  \  gl. 
Riou  Geaehiohte  dar  bioL  Theorien  FI.  1806—1808.  I  Ulaam.  BW.  (Kultur 

dar  Gegenwart  III.  4.  1)  1818,  Uff.    Vgl  Eatwieklaag.  Biologie,  8o«iologie. 

I»aa«la  (erieteati«)  k*  die  maaaotlnfftirhs,  llngUnbi    reale 
üaesreohisda  vom  Sern  (s.  d.)  schlechthin  and  vom 
(eesentia,  8o  asm).    Vgl  8em,  Objekt,  ReaÜUt, 

l>a«elaafrvlt  ohne  Backeicht  «af  laala  Esisteas  betrachtet,  rein  formal- 
geganetlndlinh.  ata  Qsgenstsnd  das  Dsskaas  panmmi«  (s,  B.  irgendel 
tische  oder  hfgfwh*  Heletion  lalauhn«  Gedachtem).  Den  Auedruck 
gebraucht  besonder»  die  „GcannstsiNhlheiiiis"  (s.  d.)  Mnsosoi  u.  «.  Dafas  Gegen- 
stände ohne  Wirklichkeit,  Esisteas  gibt  ( Vorstellungen.  SAUe.  Wahrheiten  an  «iah), 
betont  schon  BoLaaBO  (Paradozien  das  unendlichen1.  1888.  8.  8fl 

l>a«r  inawrrt :    o«ch  Müxstuukbo  (Ph.  d.  Werte  1808,  83)  logischer  Wert, 
Ousanstead  der  bloBen  Anerkennung. 

I>ati-.l  bei8t  der  vierte  Modus  der  dritten  8duaJßgur  (s.  d):    ObarasU  all- 
gemein  bejshend  («);  Unteramts  asd  Folgerung  partikular  bejahend.    MaP  |  M i  3 
S  i  P.  s.  B.  Jeder,  der  mit  seinem  Lose  safriedaa  Ist»  fatsJecsJiah;  Eerip.  dfc  mit  fcrrm 
Lose  sufrieden  sind,  sind  arm;  Ahm  sind  einig«  Arme  glücklich. 

I»aarr  (duretio)  iet  das  Verharren  eines  Oiganslsndcs,  VorstelhuupunhaJtea. 
Erlebnisse«  in  der  Zeit,  das  «nvoritodmBuha  Basfnon,  Dasein  des  Zeitinhalte«,  die 
ununterbrochene,  stetig«  Existenz,  aach  den  seitlose  (ftberserUicbe)  Wehren  (s.  Ewig. 
keit);  Dauer  als  („protenaiv«")  Größe  ist  die  Lange  der  Zeit,  die  ein  OaiahehiiB  (oder 
ein  Erlebnis)  in  seinem  Ablaufe  beansprucht,  objektiv  gimiimiin  an  konstanten,  regel- 
mafiigen  Bewegungen  (Erdumdrehung)  mit  deren  Ablauf  die  Dauer  des  einsamen 
Geschobene  verglichen  wird.  Psyobokgisch  ist  des  Bewußtsein  der  „Dauer"  durch 
die  Art  der  Erlebnisse,  das  Interesse,  die  Erwartung  anderer  Inhalte,  die  Aufmerk- 
samkeit bedingt  (TgL  Zeit).  Dm  Maß  der  Dauer  ist  hier  subjcktivindividuell  vari 
ierend;  von  Wichtigkeit  ist  hier  die  Einstellung  auf  das  Kommende,  des  Bewußtsein 
des  „noch  de"  eines  Inhalts,  wahrend  ein  anderer  erwartet  wird,  und  des  „noch  nicht 
da"  des  Erwarteten  (vgl.  Vouofajnr,  Lehrbuch  d.  Psychol.  II«.  80).  Als  dauernd 
erfaßt  sich  das  erlebende  Ich  (s.  d.),  welches  im  Ahlauf  und  Wechsel  semer  Bihdmhmi 
sich  als  aktiv-reaktive  Einheit  ständig  and  stetig  setat  und  findet  and  an  seiner  Be- 
harrlichkeit den  Wechsel  seiner  Erlebnisse  inifit.  8eine  eigene,  unmittelbar- reale 
Dsuer  legt  dss  Ich  in  die  Objekte  hinein,  die  nun  trotz  ihrer  äußerlichen  Verlade- 
rungen als  etwas  Dauerndes  sich  darstellen  (vgl.  Substanz). 


Dauer.  119 

Daß  nichts  dauernd  ist  als  das  Werden  und  die  Gesetzlichkeit  desselben  lehrt 
zuerst  Herakxit  (s.  Weiden,  Sein). 

Als  objektive  Beharrung  im  Sein  wird  die  D.  von  den  Scholastikern  definiert 
(„permanentia  in  existentia",  vgl.  Suarez,  Metaphys.  disputat.  50,  1,  1).  Man  unter- 
scheidet reale  und  vorgestellte,  absolute  und  relative  D.,  „Aeviternität"  (s.  „aevuin"), 
sukzessive  D.,  unendliche  D.  (Gottes).  Nach  Spinoza  ist  die  D.  die  unbegrenzte  Fort- 
setzung des  Daseins  („indefinita  existendi  continuatio",  Eth.  II,  def.  V.;  vgl.  prop. 
XLV).  Locke  erklärt  sie  schon  psychologisch  als  Abstand  zwischen  dem  Auftreten 
zweier  Vorstellungen  oder  als  Dasein  nach  dem  Maße  unserer  Vorstellungen  (Essay 
concern.  human  understand.  II,  K.  14,  §  3f. ;  vgl.  Hume,  Treatise  II,  sct.  3;  Con- 
dillac,  Traite  des  sensations,  1754,  I,  K.  4,  §  11).  Nach  Leibniz  hingegen  wird  die 
Idee  der  D.  durch  die  Folge  der  Vorstellungen  nur  ausgelöst;  die  Konstanz  der  Zeit 
selbst  ist  eine  „ewige  Wahrheit",  eine  Denknotwendigkeit  (Nouv.  Essais  II,  K.  14). 
Etwas  „Apriorisches"  (s.  d.)  hat  die  D.  nach  Kant.  Die  D.  besteht  „in  dem  Dasein 
der  Erscheinungen  in  der  Zeit,  insofern  die  Zeit  selbst  als  eine  Größe  genommen  wird". 
„Durch  das  Beharrliche  allein  bekommt  das  Dasein  in  verschiedenen  Teilen  der  Zeit- 
reihe nacheinander  eine  Größe,  die  man  Dauer  nennt.  Denn  in  der  bloßen  Folge 
allein  ist  das  Dasein  immer  verschwindend  und  anhebend  und  hat  niemals  die  min- 
deste Größe."  Die  „Beharrlichkeit  des  Realen  in  der  Zeit"  ist  das  „Schema"  (s.  d.) 
der  Substanz.  „Die  Zeit  verläuft  sich  nicht,  sondern  in  ihr  verläuft  das  Dasein  des 
Wandelbaren.  Der  Zeit  also,  die  selbst  unwandelbar  und  bleibend  ist,  korrespondiert 
in  der  Erscheinung  das  Unwandelbare  im  Dasein,  d.  i.  Substanz,  und  bloß  an  ihr  kann 
die  Folge  und  das  Zugleichsein  der  Erscheinungen  der  Zeit  nach  bestimmt  werden" 
(Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  176ff.). 

Als  Eigenschaft  der  psychischen  Erlebnisse  betrachten  die  Dauer  Ribot,  Baldwik, 
Külpe  (Gr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  394ff.)  u.  a.  Nach  Wxtndt  ist  die  Vorstellung  einer 
absoluten  Dauer,  d.  h.  einer  Zeit,  in  der  sich  nichts  verändert,  ohne  Übertragung  der 
Zeitanschauung  auf  den  Raum  nicht  möglich.  Dauernd  ist  daher  nur  „ein  Eindruck, 
dessen  einzelne  Zeitteile  einander  ihrem  Empfindungs-  und  Gefühlsinhalte 
nach  vollständig  gleichen,  so  daß  sie  sich  bloß  durch  ihr  Verhältnis  zum  Vor- 
stellenden unterscheiden"  (Grundr.  d.  Psychol.5,  1900,  S.172;  Grdz. d.phys. Psychol., 
1903,  III5,    lff.). 

Daß  das  Bewußtsein  der  Dauer  psychologisch  schon  das  Sukzessionsbewußtsein 
bedingt  und  daß  jenes  aus  der  Identität  (s.  d.)  des  Ich  entspringt,  betonen  Royeb- 
Collabd,  Riehl  (Der  philos.  Kritizismus,  1876ff.,  II  1,  73;  vgl.  Zur  Einführung  in 
die  Philos.,  1903,  S.  210)  u.  a.  —  Bebgson  unterscheidet  die  unmittelbar  erlebte, 
stetige,  wahre,  reale  Dauer  („duree  reelle",  „vraie  duree")  von  der  äußerlichen,  quanti- 
tativ meßbaren,  homogenen  Dauer.  Die  wahre  D.,  in  der  wir  uns  lebenstätig  erfassen, 
ist  eine  innige  Durchdringung  aller  unserer  Zustände,  ganz  verschieden  von  der  „homo- 
genen" Zeit.  Im  wirklichen  Erleben  und  Geschehen,  durch  die  „Intuition"  (s.  d.) 
erfaßt,  ist  die  D.  eine  „qualitative  Mannigfaltigkeit",  nicht  eine  äußerliche  Sukzession 
gleichartiger  Momente  (Essai  sur  les  donnees  immediates  de  la  conscience,  1889,  S.  74ff., 
172ff.;  Matiere  et  Memoire,  1896,  S.  205).  Die  „reine"  D.  („duree  pure")  ist  vorwärts- 
gerichtete Gegenwart,  welche  die  Vergangenheit  in  sich  enthält;  sie  ist  schöpferische 
Zeit  („temps-inventeur"),  „schaffende  Entwicklung"  (s.  d.),  stetiger  Fortschritt  des 
Gewesenen  in  die  Zukunft  hinein  (Evolution  creatrice,  S.  5,  deutsch  1912),  die  absolute 
Wirklichkeit  und  Wirksamkeit,  die  nur  der  (praktischen  Zwecken  dienende)  Verstand 
veräußerlicht,  verräumlicht,  in  gesonderte  Momente  und  Elemente  auseinander  reißt, 
stabilisiert.     Vgl.  Baümann,  Die  Lehren  von  Raum,  Zeit  und  Mathematik,  1868; 


m 


Dsixaca.  OrdBungslehre,  1012.  VVirkbchkeiulrhrr.  1917.  80.    VgL  Zeit.  Ewigkeit, 
Unsterblichkeit,  Werden.  Sein.  Substanz,  ReUüritataprimüp. 

Deekertaaervagea  nennt  die  PejohoMuljw  (e,  d)  inhaltlich  gleich- 
galtige  Erinnerungen,  bes.  aus  der  Kindheit,  die  Arsmtrhmgen  auf  ein  iuQerlich  oder 
innerlich  mit  jener  VoreteJlnng  «wbundenoe  hochwertiges  Erlebnis 

Dedarflo  ad  absurd»   a.  Absurd. 


Deduktion  (dedortio.  it^rl,  Ableitung)  ist  die  Methode  der  Ableitung 
m  dem  Allgemeinen,  die  Erklärung  de*  Bosondsrn  durch  Darlegung 
am  Folge  oder  Hpariansfl  oinos  wflpmilnin.  omae  Oeasems.   Die  D.  die  in 
der  Mathematik  «ad  methemetmahea  Naturwiafeaeohaf  t  eine  groBe  Rolle  spielt,  geht 

IIa    «HO    0flUNRMBMm     vv^aMMHamMtflMl     VQB    ttBOfla     taa    QtT     RMM    taadttfcttV    flflaftnsttauswflWw* 

Induktion  (e.  d)  nicht  mit  Uiluheihtlgt  worden  wmrea  aad  bewahrt  eich,  wenn  die 
Krfahrung  (hcw.  den  Experiment)  dm»  Feile  oder  die  aas  dem  llhjpmahian  ebge. 
leiteten  DtepoderhiHea  mteaehrWi  beeUtigt  (TgL  OeTwau».  Orundr.  d  Naturphllc*., 
S.50f.).  In  der  Phikaophle  wurde  riebach  versucht,  aal  rein  dsduktirem  oder  kon- 
struktivem (e.  d)  Wage  tu  Filminliihai  n  tu  aslangsn.  wobei  aber  den  eefaehiber  min 
begrifflich  ebgeiehete  Beeondere  in  Wahrheit  eae  dar  Eriahraag  entlehnt  wurde  (eo 
t.  T.  bei  Haas.  u.  a.L  Doch  mal  die  Phlloeophie  wie  Jede  andere  Wkwenechaft  von 
obersten,  allgemeinsten  Voreaeeetaangan  (s.  Axiom)  eaephea  and  «ie  mal  die  Mannig- 
faltigkeit der 


Bei  Amstotslss  bedeutet  AxBymrf  die  Lösung  eines  Probleme  durch  Rückgang 
auf  ein  rertreutaree  (Anal  prior.  U  Sa,  69  a  SO).  Voa  einer  ..deducteo"  ha  togiechrn 
8inne  spricht  eohon  BoaTurcs.  In  der  Scholastik  epislt  die  deduktive  Methode 
swar  nicht  die  elhinherwohanrle,  aber  doch  eine  große  Rolle.  Das  deduktiv  aytto- 
gartieohe  Veriahrea  bekämpft  in  dessen  Fmmlligkelt  P.  Bsooa;  eine  gute  D.  muß 
auf  methodisch  richtige  Induktion  (a.  d)  sieh  stfltaea  (Nov.  Organ.  14).  Höber  be- 
wartat  dm  Deduktion  DbscabTBS  (e.  Pelieiiemimiai).  Von  spateren  Empiristen  bringt 
beeondere  J.  8t.  Mnx  die  D.  in  Verbindung  mit  dar  Induktion  (s.dL  Wtnnrr  unter 
eeheidet  synthetische  und  snalytieche  D.  Entere  geht  tob  ainfaohan  Sitaen  tob 
Oehung  sos  «ad  leitet  aus  der  Verbindung  derselben  andere  Sitae  tob 
memt  EUgfoioh  vsrwickelterem  Charakter  ab;  eie  bt  eine  Form  des 
SyUoganBue".  Die  analytische  D.  besteht  sas:  1.  der  Zerlegung 
Begriffes  in  seine  Bestandteile.  J.  dem  Übergang  tob  einem  allge- 
meinen zu  einem  in  ihm  enthaltenen  engeren  Begriffe  oder  tob  einem  allgemeines 
Gesetze  zu  einem  epazirllen  Falle  Juamlban.  S.  der  Transformation  yigubansi  Begriffe 
miUele  einer  Teriadertea  Vuliiiiiliiiigseiaa  ihrer  Elemente  (Logik  II*.  1007.  8.  30M.). 
VgL  Uxbxewxo.  System  d.  Logik».  1882;  Siowabt.  Logik  II*.  1004.  Coamxrua, 
Einl.  in  d.  Philo*..  1003.  S.  150f.;  E  Mach.  Erkenntnie  o.  Irrtum.  1006,  &  302; 
ScHcrrx.  Grundr.  d.  Erkenntnistheorie  u.  Logik,  1804.  8.  163;  Vailati.  D  metodo 
dedod..  1807;  Schill**,  Formel  Logic,  1013.  187.  —  VgL  Induktion.  Progressiv, 
Synthetisch.  Konstruktion.  Mathematik.  Logik. 

Deduktion,  trsnazendentsle  und  metaphysische.  Unter  der  „meta- 
physischen" D.  der  Kategorien  (s.  d.),  der  Grundbegriffe  der  Erkenntnie  (Substanz, 
Kausalität  usw.)  versteht  Kamt  die  Ableitung  der  Kategorien  aus  den  ..allgemeinen 
logischen  Funktionen  des  Denkens",  also  durch  Rückgang  auf  geistige  Prozesse. 


Definition.  121 

Davon  ist  die  transzendentale  D.  zu  unterscheiden,  welche  die  Möglichkeit  der 
Kategorien  (und  damit  auch  der  Anschauungsformen)  als  Erkenntniselemente  a  priori 
(s.  d.)  von  Gegenständen  einer  Anschauung  dartut.  „Deduktion"  bedeutet  hier 
den  Nachweis  der  Befugnis,  des  Rechtsanspruchs  betreffs  einer  Sache,  die  Legitimation. 
Es  gibt  nun  Begriffe,  die  unabhängig  von  der  Erfahrung  gelten,  und  es  ist  nun  zu 
erklären,  wie  es  möglich  und  berechtigt  ist,  daß  diese  Begriffe  „sich  auf  Objekte  beziehen 
können,  die  sie  doch  aus  keiner  Erfahrung  hernehmen''.  Kategorien  können  nur 
a  priori,  im  reinen  Denken,  entspringen,  und  doch  sich  auf  die  Erfahrung  und  deren 
Objekte  beziehen,  für  sie  gelten,  weil  und  sofern  sie  Bedingungen  der  Möglichkeit 
objektiver  Erfahrung  und  der  Erfahrungsobjekte  selbst  sind,  weil  sie 
also  erst  Erfahrung  (s.  d.)  begründen,  konstituieren.  Die  Kategorien  enthalten  „die 
Gründe  der  Möglichkeit  aller  Erfahrungen  überhaupt".  Die  Natur  (s.  d.)  muß  sich 
nach  der  Gesetzlichkeit  des  Denkens,  der  denkenden  Verarbeitung  des  Erfahrungs- 
materials richten,  weil  sie  (als  Inbegriff  von  „Erscheinungen")  durch  diese  Gesetzlich- 
keit selbst  besteht  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  103  ff.).  —  Daß  sich  die  Kategorien  nicht 
aus  einem  obersten,  einzigen  Prinzip  deduzieren  lassen,  sondern  durch  innere  Er- 
fahrung aufgefunden  werden,  lehren  Fries,  L.  Nelson,  O.  Ewald  (Kants  kritischer 
Idealismus,  1908)  u.  a.     Vgl.  Kategorie,  Transzendental. 

Definition  (definitio,  ögiopög),  Begriffsabgrenzung,  ist  die  Angabe  der 
Bedeutungeines  Wortes  durch  Angabe  der  Merkmale,  welche  den  durch  das  Wort  be- 
zeichneten Begriffsinhalt  konstituieren.  Die  D.  ist  ein  Urteil,  in  welchem  der  zu 
definierende  Begriff  das  Subjekt  bildet.  Außer  den  bloßen  Worterklärungen  gibt  es 
Nominaldefinitionen,  welche  ein  Wort  nicht  bloß  durch  ein  bekannteres  ersetzen, 
sondern  die  begriffliche  Bedeutung  des  Wortes  angeben,  und  Realdefinitionen, 
welche  damit  zugleich  objektive  Beziehungen  feststellen,  die  objektive  Gültigkeit 
des  Definierten  annehmen,  anerkennen.  Die  analytische  D.  zerlegt  gegebene  Be- 
griffe, die  genetische  (oder  synthetische)  baut  sie  aus  ihren  Bestandteilen  auf  (z.  B. 
Ein  Kreis  entsteht,  wenn  ein  Punkt  sich  in  gleichem  Abstand  um  einen  andern  Punkt 
stetig  bewegt).  In  der  Regel  erfolgt  die  D.  durch  Angabe  der  nächst  höheren  Gattung 
(„genus  proximum")  und  der  spezifischen  Merkmale  („differentiae  specificae"),  doch 
kann  auch  zu  einer  entfernteren  Gattung  übergegangen  werden.  Einfache  Begriffe 
lassen  sich  nicht  eigentlich  definieren,  nur  charakterisieren  oder  umschreiben  („zirkurn- 
skriptive"  Def.).  Definitionsregeln  sind:  1.  Die  D.  darf  weder  zu  weit  noch  zu  eng 
(„abundant")  sein,  d.  h.  sie  darf  nicht  zu  wenig  und  nicht  zu  viel,  muß  aber  die  kon- 
stitutiven Merkmale  enthalten,  sie  muß  „adäquat"  sein.  2.  Die  D.  muß  präzis  und 
klar,  ohne  Zweideutigkeit  und  Dunkelheit  sein,  sie  darf  keine  bloß  bildlichen  Aus- 
drücke enthalten.  3.  Die  D.  darf  keine  „Tautologie"  (s.  d.)  enthalten,  d.  h.  nichts 
aussagen,  was  genau  dasselbe  besagt  wie  das  zu  Definierende.  4.  Die  D.  darf  nicht 
mit  einer  Einteilung  verwechselt  werden,  nicht  den  Umfang  des  Begriffes  angeben, 
statt  dessen  Inhalt  zu  analysieren.  5.  Die  D.  muß  jeden  „Zirkel"  vermeiden  (s.  d.  u. 
Diallele). 

Auf  die  Definition  legt  zuerst  Sokbates  großes  Gewicht,  dem  es  auf  die  möglichst 
objektive  begriffliche  Festlegung  der  Dinge  ankommt  (rovg  r'  t.taxcty.ovg  Xöyovg  xal 
zb  ÖQt^ea&ai  xad-6/.ov,  ARISTOTELES,  Metaphys.  XIII  4,  1078b  27;  ££Sjzei  zb  zi 
iaziv,  1.  c.  1078b  23;  vgl.  Xenophon,  Memorabil.  IV,  61;  Platon,  Phaedrus,  265). 
Daß  die  D.  das  Wesen  der  Dinge  bestimmt,  lehren  Platon  (Theaet.  200  E),  und 
besonders  Aristoteles  bgcatuög  iazi  Aöyog  zb  zi  ?tv  elvai  arjftaivcjv.  Top.  VII,  5); 
sie  besteht  aus  der  Angabe  der  Gattung  und  der  Artmerkmale  (ö  ögiofibg  Ix  yivovg 


IM 


%al  iiafopir  iett»,  Top.  I  8,  101*  15).  Nominal-  und  RaoViefhillluaaB  amden  hirr 
schon  unterschieden  (4  o>ifs>s*sf  lefei  so«»  f  U  in»  f  ti  iyn/m  lofsna*.  An*), 
post.  II  7).  Nach  Cicano  toi  dto  Definition  die  Angabe  der  IThjamraofni«  ebea 
Dinge*  (TgL  Top.  5.  J6).  Dto  Skeptiker  kalten  dto  Definition  Ar  unnttt*  <8*xtüs 
Evrnioos,  Pbyrrhon.  hypotyp.  II,  906ff.).  Dto  Scholastiker  erklaren,  dto  Definition 
gebe  da«  Weeen  der  Dinge  na  („deßnhio  ksdbai  ml  iwiddljeeam  ei  iiiiHiim " 
Taosus,  Sun.  theo!  □  II.  4.  lc).  Dtoe  meint  aoek  Brnos*  (Ktk.  Iprop.Mll 
DeJ  dto  Definition  dto  Buh  lag  eine*  Wortee  feattogt,  betonen  Loa»  (Eeeey 
oonc  harn,  undcretand.  III.  K.  4.  f  8).  Rno  n.  e.  Hingegen  nntereebeiden  Lamm. 
Ca*.  Woxrr  u.  a.  Nominal  «ad  Rsildslmltbaan.  ««tone  li  tonnen  dto  Mogaaakjeit 

<  I«  »     I  I     :  fi  :<  r  * > -  v.    :*  HH  n         UM    . .  VI  I  I  fei  I  *  I r  Hl  H  • :        BaWHaaWal    m    '1*  r    , .  \.Tt*s\\  l'lfij?   i  Ulla**  r 

wird":  dto  „Sacaetaabnagen"  ankjea  ..dto  Art  und  Weise,  wie  eure*  atogttok  tot" 
(Ca*.  WoLrr.  \Yrnftnft.  OHmkin  von  d.  Kräften  d.  ■  inirhl   VhiIiiiJii»,  1798» 

8.  daiff.s  Philo»,  rational..  1718,  f  15*.  191).    Naek  Kaa?  beüi  ilifbi „den  ar> 

\« » ':.;  <  na I  i  nagi 
toi  ton*,  wetoae  nicht 
ReetiUi  deandbea  deatlfeh  macht  (KrÜ.  d.  rem.  Vorn..  &  999,  999% 

Unter  den  neueren  Logikarn  wird  rieb*  ach  jede  D.  ato  eine  Art  Nominaldefml  Üoo 
aufgefaßt.  So  toi  dto  D.  naek  Siowabt  ..ein  ürteü.  in  weloktm  dto  Bedentnng  eine« 
data  Begriff  hoaotoknondon  Wortee  angegeben  wird"  (Logik  I«.  1899-99,  870ft). 
Ähnlich  lehren  J.  Ar.  htnx(0riism  d.  Logik  I).  Hmun,  SrOam.  aUtmrjram,  Mabtv. 
Hörua,  Lim  u.  a,;  rgt  Kasnso,  Dto  bteltoktoeDen  Funktionen,  1909,  a  91.  Nach 
Wovor  besteht  dto  D.  darin.  .,da9  ein  Wort,  deaana  lagllrtmih**  Saat  noch  nicht  feet- 
geateDt  toi,  durcfc  Worte  beaiimait  wird,  deren  Ijegilfttuae  Bedentnng  all  bekannt 
rorauageeeut  werden  darf".  Bei  der  Xominaldef.  atoki  man  ron  dem  wis.eneeh.ft 
liehen  Zoaemmenhing  ab.  in  welchen  der  Begriff  gebracht  werden  soll  (Logik  II' 
1907.  8.  «Off.). 

Von  Russell  u.  a.  wird  dto  D.  ato  eine  logische  Gleichung  zwischen  einem  ein- 
fachen  and  einem  maammungeeetiten  Auedrook  aafgafsat.  ato  eine  Gleichung,  die 
aa  stob  weder  wahr  noch  falsch  toi  (OorrcaaT.  Prinripton  d.  Msthematik.  1908, 
S.  38  fU 

Nach  manobea  Forschern  sind  die  Axiome  (s.  d.)  nicht*  als  Definitionen  - 
Vgl.  üsanwao.  870*0«  d.  Logik1, 1989;  E  Maoa.  Popularwtos.  Vortes.,  1998,  8.  987; 
Rrrnwiaca.  Der  Begriff  d.  Definition.  1880;  W.  L.  Datum»*,  The  Logic  of  Definition. 
1885;  Sroam.  Logik.  1911;  BaaiQüa».  Probleme  der  Wissenschaft  I.  1910;  F 
ScanxBB,  Formal  Logic.  1919;  Darasca,  Ordnnagatokre.  1912;  Rickxbt.  Zur  Lohn 
v.  d.  Definition.  1915.  (Dto  weeentL  Letotung  der  D.  beruht  auf  Begriffsbestimmung, 
d.  h.  auf  synthetischer  Funktion  dar  Bildung  ab  auf  analyt.  Funktion  der  Zerlegung 
dea  Begriffs.)  —  Vgl.  Beschreibung.  Erörterung,  Mathematik,  Physik. 

I»<  ifikntioa  *.  Theosto. 

I»<  iwana*  (von  deus.  Ooü)  toi  dto  der  „natürlichen"  oder  „Vernunftreligion" 
eigene  Annahme  eines  Gottes,  der  dto  Welt  erschaffen  bat  oder  ihr  Urgrund  tot,  aber 
nicht  in  den  Lauf  der  Naturbegebenheiten  eingreift«  keinerlei  Wunder  tot,  sich  atoki 
personlieh  offenbart,  sondern  in  der  Welt  selbst  sich  manifestiert.  Der  D.  steht  im 
Gegensats  sum  Theismus  (s.  d.)  im  engeren  Sinne,  zum  Supranaturabamus  (s.  d.) 
und  verhalt  sich  der  Offenbaninjrsrelijrioa  gegenüber  kritisch ,  „freidenkend" 
thinker"). 


Dejä  vu  —  Denken.  123 


Der  Ausdruck  „Deist"  kommt  als  Gegensatz  zum  Atheismus  schon  bei  Viret 
(Instruction  Chretienne,  1564),  der  Gegensatz  von  „theist"  und  „atheist"  bei  Cud- 
worth  vor  (vgl.  Eucken,  Beiträge  z.  Geschichte  d.  neuem  Philos.2,  1906).  Als  „Deist" 
bezeichnet  sich  als  einer  der  ersten  Ch.  Blount.  Die  bekanntesten  englischen  Deisten 
u.  „Freidenker"  sind  Herbert  von  Cherbury,  Blottnt,  Toland  (s.  Pantheismus), 
M.  Tindal,  A.  Collins,  Bolingbroke  (WW.  1754),  Shaftesbury;  in  Frankreich 
treten  J.  Bodin,  Voltatre,  Rousseau  u.  a.  auf,  in  Holland  schon  Coornheert,  in 
Deutschland  Edelmann,  Bahrdt,  Reimarus,  Lessing  u.  a.  Dem  Deismus  kommen 
Spinoza,  Locke,  Hume  (gegen  Wunder)  u.  a.  nahe,  ohne  aber  zu  den  eigentlichen 
Deisten  zu  gehören.  —  Kant  erklärt:  „Der  Deist  glaubt  an  einen  Gott,  der  Theist 
aber  an  einen  lebendigen  Gott"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  494ff. ;  vgl.  Prolegomena,  §  57). 
Vgl.  Locke,  The  Reasonableness  of  Christianity,  1695;  Toland,  Christianity  not 
mysterious,  1696;  Tindal,  Christianity  so  old  as  the  Creation,  1730;  Httme,  Enquiry, 
deutsch  in  der  Univ.-Bibl. ;  Drei  Dialoge  über  natürliche  Religion,  deutsch  von  Paulsen 
3.  A.  1905;  H.  S.  Reimarits,  Abhandl.  von  den  vornehmsten  Wahrheiten  d.  natürl. 
Religion,  1754;  6.  A.  1791;  Wolffenbüttler  Fragmente  eines  Ungenannten,  hrsg.  von 
Lessing;  Lechler,  Geschichte  des  englischen  Deismus,  1841 ;  H.  Scholz,  Preußische 
Jahrbücher,  CXLII,  H.  2;  Mühlenhardt,  D.,  Pantheismus  u.  natürl.  Theismus,  1909; 
Matjthner,  Geschichte  des  Atheismus  II,  1920.  —  Vgl.  Gott,  Religion,  Theismus. 

Dejä  vu  vgl.  Gedächtnis,  falsches. 

Deklaration  (declaratio)  ist  eine  Art  der  Erklärung  (s.  d.)  oder  Definition  (s.  d.). 

Deliberation  s.  Überlegung. 

Demiurg  (Srj/MovQyös,  Werkmeister):  Weltbildner,  Weltbaumeister,  Gott  oder 
eine  göttliche  Kraft  als  Gestalter  der  Weltordnung  aus  dem  Chaos,  aus  einer  Urmaterie. 
Als  Demiurgen  bezeichnet  die  Gottheit  zuerst  Platon;  Gott  (s.  d.)  ist  der  Erzeuger 
und  Gestalter  der  Welt  (noiTjzrjg  Kai  nazt}Q  xov  jiavxög,  Timäus  V,  28Bf.)  vermittels 
der  Weltseele  (s.  d.).  Plotin  bezeichnet  den  „Geist"  (vovg),  der  aus  dem  „Einen" 
emaniert,  als  D.,  Porphyr  einen  Teil  der  Weltseele.  Die  Gnostiker  (s.  d.)  unter- 
scheiden den  Weltbildner  von  dem  höchsten  Gott  (s.  d.)  und  betrachten  ihn  z.  T.  sogar 
als  etwas  Böses.  Auch  Numentus  unterscheidet  den  D.  als  „zweiten  Gott"  von  der 
höchsten  Gottheit.    Von  anderen  wird  der  D.  mit  dem  „Logos"  (s.  d.)  identifiziert. 

Demonstration  (demonstratio):  1.  Beweis  (s.  d.),  2.  intuitiver  Beweis, 
Darlegung  aus  der  Anschauung  (Kant,  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  562f.).  Demonstrabel: 
beweisbar,  aus  oder  an  der  Anschauung  darzutun.  Nach  Kant  sind  die  Kategorien 
(s.  d.)  „demonstrabel",  d.  h.  es  kann  und  muß  der  ihnen  entsprechende  Gegenstand 
in  der  Anschauung  gegeben  werden;  hingegen  sind  die  „Ideen"  der  Vernunft  in- 
demonstrable  Begriffe  (Krit.  d.  Urteilskraft,  §  57). 

Demut,  als  die  aus  dem  Bewußtsein  der  eigenen  Kleinheit  und  Schwäche 
fließende  gefühlsmäßige  Unterordnung  unter  den  göttlichen  Willen,  ist  eine  spezifisch 
vom  Christentum  betonte  Tugend,  besonders  auch  von  den  Mystikern  (Bernhard 
von  Clairvadx,  De  grad.  humilit.  1,  2)  und  von  Geulincx,  nach  dem  sie  die  Haupt- 
tugend ist;  denn  es  gilt  der  Satz:  Wo  du  nichts  vermagst,  da  wolle  nichts  („ubi  nihil 
vales,  nihil  velis").  Die  D.  beruht  auf  Betrachtung  und  Verachtung  seiner  selbst 
(„inspectio  et  despectio  sui"  (Eth.  I,  2,  sct.  2,  §  2). 

Denken  {voelv,  cpgovelv,  cogitare)  bedeutet:  1.  allgemein -populär  auch  das 
„Gedenken",  das  sich  Erinnern,  Achten,  Vorstellen;  2.  im  engeren,  wissenschaftlichen 


124 


Tora  bloßen  Vorstellen  untersch irdene  Tätigkeit.  Funktion  des 
D—  D.  ist,psyohiuogtook.  gsiitjg*  Arbeit, afctree  Vcrail  filsngoin 
dang*-  und  Viiiswin*rsnuasliitols,  welches  durch  die  wunrnsnutiun  (••  d.)  erfaßt  *»rd. 
es  tot  Gltoderung,  Verknüpfung,  Ordnung.  Vereinbetthnkung  dieses  toi  Brtol 
und  durch  Aesoziation  (s.  d.)  mwlmu  Materials,  Csstslians;  nisswlbsa  hm 
den  Denk  willens,  der  dto  Mssnngfshigtsil  dar  Vniiiitlaagst  so  bearbeitet,  daß  \>r 
hlMiiisMii,  Gebilde,  TiiMmm  ■■klage,  entstehe«,  dto  den  Denkt  wecke 
Di*  Denken  tot  siso  «ins  WülenetetJgkei  t,  welche  dran  Vuilliu* 
Richtung  gib«,  ihn  hemmt,  gliedert  usw„  kurz  ihn  so  regubrri.  daß  dns  DenkxtoL 
streng  einheitlicher  Zusammenhang  der  VocsUilliiiracn  nnd  Gedenken,  ntogbobet 
erreicht  wird.  Des  Denken  trennt  und  verbindet,  rergkdoht  nnd  bezieht,  gliedert  und 
bildet  »frffffn.  Urteils,  nialassn  hcw.  besteht  In  allen  diesen  F—fc  Ismen 
■eeutei  am  aenssnjsne  snnunuer  verotnaungee  ist«  als  den  nessonsjen  (*.  a.) 
der  Wirklichkeit  ■■snjiisulisii  kflanon,  bsw.  in  denen  solche  ReUaonen  selbst  rw*» 
(■jmriiiltoinm  ideellen)  Antdreok  kommen.  Rein  logisch  tot  des  Denken  ein  Zu- 
von  Urteilen  (s.  d.),  in  welchen  bestimmt  wird,  wes  tob  den  Gsgeu- 
es  Denkern  tu  gelten  hat,  wes  nicht.  Richtig  (*.  d.)  tot  eh) 
euf  nillkjteJi  berechtigt  tot»  sich  bewehrt,  weil  es  dem 
tot,  weil  es  so  erteilt,  einen  söhnen  Tos ■rarasehsng  korst» 

erfordern  (sachlich  Ugieudetes  Denken);  fornel  richtig  tot  de*  D„ 
nufetii  es  mit  sich  seihet  ftberetowtinunt,  dem  eilen  Denken  ssgrands  hegendrn  Ein* 
heitswilton  genügt.  J*  weniger  von  subjektiven  Neigengen,  Oef eklen.  Rhshsngon 
des  D.  beeinflußt  tot,  desto  objektirer  kenn  et  seht;  eher  des  hindert  nicht,  sondern 
fordert,  de*  der  reine  Denkwille  logisch  (eto  Wareneinheit,  nicht  eis  Funktion)  dem 
Denken  Richtung.  Zbl  nnd  Normen  gibt  (*.  Denkgeeetse),  so  wie  usrukologtoth  des 
Wogen  der  Motor,  der  Antrieb  der  DenktltigkeR  tot.  „Reine*"  Denken  ist  des  Denken 
der  eigenen  Formen  und  Osestns,  des  eus  diesen  eltoln  schöpfende  Denken  (*.  Kate- 
gorton),  des  eher  stet*  nur  en  der  Erfahrung  sich  betätigt  und  sich  hm 
de»  ■rJehrssesmilirlel  so  anpaßt,  wie  diese«  sich  der  DenkgeeetodkbkeR 
fugen  mu8(e  Erkenntnis).  De«konkreU(nrinaiv)D.TererbeimtdtoW*hrnehmung*- 
und  Vorstellunpiinhelte  direkt,  des  abstrakte,  begrifflich«  Denken  arbeitet  mit 
Begriffen  und  Urteilsinhalten.  Das  Denken  tot  kam  Akt,  der  getrennt  ron  einem 
Inhalt  besteht,  der  Denkinhalt  gehört  konkret  In  einen  lebendigen  Denkzueammen- 
hang,  eus  dem  er  nur  durch  Abstraktion  liirsoamknliiii  wird  und  so  betrachtet  wird, 
eis  ob  er  selbständig  wäre.  Denken  tot  „Denken  eines  Inhalte";  dir  Zusammenhange. 
Relationen  der  Dankobjekte.  Denkgehilde  emd  dto  objektir*  Seite  dissee,  was,  noynho» 
logisch  betrachtet,  als  Ziwsminenhsng  eon  Dsnipfnseseiin  eich  darstellt,  so  daß  dto 
Gesetse  des  Denkens  zugleich  Geeetee  alles  dessen  emd,  wes  Dankobjekt  werden  kann. 
Dto  denkend  gesetsten  Bestimmtheiten  dar  Dinge  selten  unabhängig  vom  subjekur- 
individueüen  Denken;  eto  gelten  für  „das  Denken  überhaupt"  und  für  alle  Denkobjekte 
(s.  Wahrheit),  bilden  einen  anzuerkennenden  Geltungssnsammenhang. 

Ober  dto  Natur,  den  Ursprung,  die  Tragweite  des  Denkens  denken  verschieden 
der  Rationalismus  (s.  d.).  Empirismus  (s.  d.\  Sensualismus  (s,  d.),  Idealismus  (».  d.). 
PanJogtomus  (s.  d.\  Voluntarismus  (s.  d.),  Ontologtomus  (s.  d.). 

In  der  Regel  wird  da*  D.  als  eigene  GetotesUtigkeit  bestimmt,  welche  Begriffe 
erzeugt  oder  gewinnt  und  auf  das  Allgemeine  der  Dinge,  auf  das  Typische,  Konstante, 
Wesentuche  derselben  stob  richtet,  auf  das  Seiende.  So  nach  Hekakut,  nach  welchem 
da*  Denken  allen  raenachwn  gemeinssm  ist  ((reo*  den  *äoi  td  ^ovtiv).  nach  den 
Eleaten  (s.  Sein),  nach  DzMOKmrr  (s.  Erkenntnis)  u.  a.    Nach  Platoh  denkt  dto  Seele 


Denken.  125 

das  Allgemeine  (s.  Idee)  rein  durch  sich  selbst,  ohne  leibliches  Organ  (Theaet.  185E): 
das  Denken  ist  ein  inneres  Sprechen  der  Seele  mit  sich  selbst  (Theaet.  189  E).  Aristo- 
teles sondert  das  D.  vom  Empfinden,  betont  aber,  alles  Denken  habe  eine  anschauliche 
Grundlage  (oiiöexoie  voel  uvev  (favxäauaxoo  f;  üv/t],  De  anima  III  7,  431a  16). 
Das  D.  geht  aufs  Allgemeine,  auf  das  Wesen  (s.  d.)  der  Dinge  (De  anima  II  5,  417  b 
2  2 f f . ) ;  indem  es  die  ..Formen"  (s.  d.)  der  Dinge  erfaßt,  wird  es  ideell  eins  mit  diesen 
Formen.  Gott  (s.  d.)  ist  reines  Denken  seiner  selbst  (vörjarig  vorjaetog).  Als  eine  Art 
„Bewegung"  bestimmen  das  Denken  Theophrast  und  Straton.  Betreffs  der  Stoiker 
und  Epikureer  vgl.  Erkenntnis. 

Als  inneres  Sprechen  faßt  Augustinus  das  D.  auf  (De  trinit.  XV,  10;  vgl.  XI, 
3,  6).  Die  Scholastiker  (s.  d.)  schließen  sich  meist  an  Aristoteles  an  und  erblicken 
im  D.  eine  unterscheidende,  vergleichende,  abstrahierende,  auf  das  allgemeine  Wesen 
gerichtete  Geistestätigkeit  (s.  Intellekt):  „Proprium  obiectum  intellectus  est  universale, 
sicut  singulare  e3tobiectumsensus"  (vgl.  Thomas,  Sum.  theol.  II,  8,  l;Cont.  gent.  II,  60; 
III,  41);  vgl.  Species,  Begriff,  Urteil,  Verstand. 

Die  Bedeutung  des  Denkens  für  das  Erkennen  betont  in  neuerer  Zeit  Descartes 
(s.  Rationalismus),  der  unter  „cogitatio"  jedes  Bewußtsein,  auch  Vorstellen  und 
Wollen,  versteht,  so  daß  die  Seele  eine  „res  cogitans"  Ist  (Princ.  philos.  I,  9;  Meditat.  II) 
und  Malebranche  sagen  kann:  Die  Seele  denkt  immer  (Recherche  de  la  verite,  I,  3,  2). 
Auch  Spinoza  faßt  „Denken"  (cogitatio)  im  weiteren  Sinne  auf  und  rechnet  es  zu  den 
„Attributen"  der  göttlichen  Substanz  (s.  d.).  Gott  denkt  Unendliches  auf  unendliche 
Weise,  indem  er  sein  Wesen  und  alles,  was  daraus  folgt,  denkt  (Eth.  II,  prop.  I ;  prop.  III, 
dem.).  Das  vernünftige  Denken  erfaßt,  im  Gegensatze  zur  „imaginatio"  (s.  d.), 
die  Dinge  in  ihrer  ewigen,  zeitlosen  Notwendigkeit  (s.  Vernunft).  Daß  das  D.  seine 
eigene,  von  der  Erfahrung  unabhängige  Gesetzlichkeit  hat,  lehrt  Lelbntz  (s.  Denk- 
gesetze, a  priori);  alles  Erkennen  ist  ein  deutliches  oder  verworrenes  „Denken"  (im 
weiteren  Sinne).  Im  weiteren  Sinne  faßt  das  „Denken"  Chr.  Wolff  auf,  als  „Bewußt- 
sein von  Dingen  außer  uns"  (Vern.  Gedanken  von  Gott  ....  I,  §  194;  Psychol.  empir. 
§  23).  Zum  D.  gehören  Wahrnehmung  und  Apperzeption,  Aufmerksamkeit  und  Ge- 
dächtnis (Psychol.  rational.,  §  26,  44).  Nach  Tetens  heißt  Denken  schon  „selbständig 
Vorstellungen  bearbeiten".  Es  ist  ein  „Erkennen  der  Verhältnisse  und  Beziehungen 
in  den  Dingen"  (Philos.  Vers.  L  295,  607). 

Als  verbindend -trennende,  die  Vorstellungen  verknüpfende  Tätigkeit  bestimmt 
das  Denken  Locke  (Essay  conc.  hum.  understand.  II,  K.  9,  §  1).  Nach  HrME 
ist  es  ein  Vergleichen,  ein  Feststellen  von  Beziehungen;  im  weiteren  Sinne  ist 
„thinking"  zugleich  Vorstellen  (Treatise  III,  sct.  2;  s.  Relation).  Eine  Art  Rechnen, 
ein  Addieren  und  Substrahieren  ist  das  Denken  nach  Hobbes  (Leviathan  I,  5), 
ferner  nach  Leibniz,  Condillag  (La  langue  des  calculs,  1798),  der  es  aus  der 
Empfindung  ableitet  (s.  Sensualismus),  Bardili,  J.  J.  Wagner,  M.  Müller  u.  a. 
(vgl.  Logik). 

Als  Vergleichen,  Unterscheiden  oder  Beziehen  bestimmen  das  Denken  Helmholtz, 
Ulrici  (s.  Unterscheidung),  Spencer  („establishment  of  relations",  Prinzip,  d. 
Psychol.,  1882,  §  378,  174),  Tönnies,  Höffding  (Psychol.*,  1901,  S.  236)  u.  a.  Kreibio 
erklärt  das  D.  so:  „Denken  ist  jene  psychische  Aktivität,  welche  die  Bewußtseins- 
inhalte erneuert,  trennt,  verbindet,  in  Urteile  und  Schlüsse  faßt,  und  zwar  nach  Ge- 
setzen, die  ihre  Begründung  teils  in  den  Beschaffenheiten  der  von  dieser  Aktivität 
ergriffenen  Gegenstände,  teils  in  der  psychischen  Organisation  des  Subjekts  finden" 
(Die  intellektuellen  Funktionen,  1909.  S.  3ff.);  das  D.  ist  eine  Willenstätigkeit  (D.  Auf- 
merksamkeit, 1897,  S.  3). 


12o 


Ak  aktive,  vimtnkiiltinkmds.  eynthetkcbe.  üb  Urteil  (a,  d.) 
t nwumiMln Tlligisil  bwlinrl  iIm  Denken  K»«*  IkaD.eatepringtder, 
(s.  <L)  des  Verstandee  (ii),(iiit  Aktiv«  „Funktion 
ohne  an*xnftu.lkh*Ti  Inhalt  amd  fest,  so  wie 
Der  Venund  Mlb*t  vennn  nickta  MmiKhMira,  dto ; 
nur  aue  ihrer  Vereinigung  kenn  Erksnntnk  (e,  d.)  entepringaa    Dm  Denken  hat  m-uv 

^keit  nur  iur  mögliche  Ertekningaonkate.  nickt  ftr  den  (aMrirenarnii )  „Ding 
an  eich";  vir  können  raennk»  denken,  ohne  damit  nie«  Brksantnk  m  haben,  die  eben 
auf  eine  Ansohsnnng  (s.  d.)  hsskkhar  sein  muß.  Denken  ksifk  aber,  MVoreteUnnfen 
in  einem  Bewuotaein  rerehtigen  (Prokgomena,  |  22).  Dia»  Vetemigung  **  <**• 
Urteil,  und  eo  ui  „ Denken  soviel  ak  Urteilen  oder  Voretethmgeo  auf  Urteik  Oberhaupt 
bestehen"  (ibid.).  Denken  k*  „trkssaiaii  dank  Begriffe",  «ad  Begriffe  (s.  d.)  be- 
liehen  eich  eia  Prädikat«  saoghohsr  Urteile  auf  einen  lieg*  Mtenrl.  boistdennl' 
Handlang,  »»biet  Anirhteang—  aaf  «kam  fliasaateait  a«  hisfefcs«"  (Kriu  d.  rein. 
Varsv.  &  80(L,  SS»).    Zn  ■■titsmihlie  fei 


ort  an    ä\JLfefP    eV*#^nvWntffinT    ftuänt&flänanaL    ä^nMMano         «^n\Jl^liito.a««a«m    itanft   t»>MMa#t    W»aa««s«»«nai**      «Sawanalaää    4*  aas 

Vorstellungen  daroh  die  „rieegorfea"  (s.  d.)  aar  obfektivsa  FfefciH  (a,  d.)  virkpapha. 
Ober  Kam  ■feaasgabini,  «dl  Haan,  aas  da»  „rvinm  Denken"  aaab  daa  Er* 
(ehrungagehalt  ■hauten.  Dm  D.  fei  hier  et«M  Oberindlvidaalfea,  Obkktivea.  das 
Dingen  buiewohttende«,  in  Urnen  eelbai  aiek  Bntfehendea.  akk  aalkat  Denkend«, 
eine  objektiv«,  im  BcwsBteeiu  nur  refkkuerte  Daabhiaagaag  (e.  Dkkktik).  Dm 
D.  kt  dM  ..tätige  Allgemeine";  daa  reine  D.  hat  akk  aelbst  am»  lakalt  (Ensyklop. 
f  20«..  Logik  DJ).  Dm  (ha  WUfea  akk  dnrokmtaaade)  Denken  kt  die  Aufhebung 
der  tfesondsrniiil  und  dM  ITi  bebau  denelben  fea  Allgemeine  (Orundun.  dar  Phiks. 
dM  Reohta,  |  21).  Dar  Wille  kt  «fea  kmondare  Seite  d»  Danknna.  „daa  Denken  afe 
akk  Ibereeteend  hm  Dasein,  ak  Trieb,  akk  Data»  sa  geben".  Ohne  WUfea  kein 
Denken,  denn  Inda»  wir  denken,  sind  wir  tatig  (1.  e,  Zoaata  sa  f  4;  ■nsgafn  von 
(i.  Lasso*.  1911.  8.  268  f.).  Denken  und  Sein  (a.  d.)  aind  identkch.  Dk  „Lfee"  (s.  d.) 
kt  dM  Danken,  ak  „dk  akk  entwickelnde  Totalita«  aafear  liaantlmlhkin  Basti». 
lentaa,  dk  m  akk  salbst  gibt".  Die  „Widerspräche",  die  ba  Danken 
durch  dM  Denken  selbst  „aufgehoben".    Dar  reine  Gedanke  kt  dee 

-1 *» *-  -      a^lKm*     /  u  ml        ¥*■  eiln  ■■■■■■■■■■  fflei  ene  M  IM  mal«      ■  ■L«enas      a»f«jn  «so  «ja»  «a  n  f*M  ■  ■ 

MB    Qa9«     OaMaaw    ■MSvfv    I  «Kl«     äT«VIuOKasn*w*awle        VMammmSamaVoT    awaa»»a»    «eVaaVssB»an»aaambas«m»»Bg4 

TsjutOBLantrao,  nach  wekbeni  dk  „Bewegung"  (a.  d.)  de»  Denken  and  de»  Sein 
gemeinsam  angehört  (Ossok.  d.  Kategmkn  1846ff..  &  364 ff.;  Log.  Unters.  1662,  I*. 
136  ff.).  Lorca,  Usssawao,  DCssiao,  Sjowakt,  Wcsdt  u.  a..  daß  dM  Sem  dem 
Danken  nur  entspricht  (e.  Paralkbamna,  logkohsr;  Konformiut).  —  Nach  B.  Kann 
kt  dM  All  ein  objektiv»  „GeMmtdsnkaa",  ein  Denkgewebe ;  ein  „noetiecn»"  Denken, 
eine  objektiv«,  kbendig«  nnifeiilaaaal  Shilling  besteht,  dk  in  um  bewußt  wird 
(D.  Wesen  d.  menechL  Seelen,  u.  Oekteakbem*.  1607;  Dm  Erkenntnkprobkm*.  191 1 ; 

tri,   oMEIuf)> 

Nach  OOBM  „erzeugt"  da«  Denken  metkodkck  dM  „Sein"  der  Objekte  (s. 
Idealkmue),  dM  Sein  (a.  d.)  hat  im  Denken  seinen  „Ursprung".  Dm  reine  Denken 
kt  eüm  unpersönlich«,  rein  logkcbe  Funktion,  eine  Produktion  der  Formen,  welche 
ak  objektive  Realitäten  (s.  d.),  ak  Bestimmungen  der  Objekte  zu  gelten  haben.  Denken 
kt  „Denken  dM  Ursprungs"  (s.d.).  Dae  D.  eneugt  dk  ..Grundlagen  dee  Seine".  Dk 
Einheit  dM  Urteils  (s.d.)  eneugt  dk  Einheit  des  GegeMtandea  (Logik,  1902,  S.  1 
Im  Denken  findet  „Erhaltung"  zugktn  mit  8onderung  und  Vereinigung  atett  (vgl. 
Kategorien).  Kritiristisch  fassen  auch  da*  Denken  Nstosf  (Logik,  1904), 


Denken.  127 

W.  Kinkel  u.  a.,  in  anderer  Weise,  als  normbedingte,  durch  Werte  geleitete  Tätig- 
keit WlNDELBAND  (s.   Nomi),   RlCKEBT,   J.  COHN,    MÜNSTERBERG  U.   a.   auf. 

Gegenständlich  ist  das  D.  nach  Dobneb,  Thiele,  Uphues,  Schwabz,  Stöbring, 
Dyroff,  Meinung,  Kbelbig,  Messer  (Einführ,  in  die  Erkenntnistheorie,  1909; 
s.  unten),  Külpe,  Hcsserl,  nach  welchem  das  Gedachte  unabhängig  vom  Denkakte 
gilt  (s.  Wahrheit)  und  der  Denkakt  und  logische  „Bedeutung"  (s.  d.)  unterscheidet 
(vgl.  Log.  Untersuch.,  1900 — 01,  II,  472).  Nach  Volkelt  ist  das  D.  ein  „Ver- 
knüpfen der  Vorstellungen  mit  dem  Bewußtsein  der  logischen  und  sachlichen  Not- 
wendigkeit", ein  „Postulieren  transsubjektiver  Bestimmungen "  (Erfahrung  und 
Danken,  1886,  S.  96, 163).  In  „Gewißheit  u.  Wahrheit",  1918,  196,  betont  V.  den  Akt- 
charakter des  Dankens.  Und  Lipps  betont:  „Im  Denken  geht  oder  greift  das  Bewußt- 
sein über  sich  hinaus"  ( Naturwisse nsch.  und  Weltanschauung,  1906,  S.  5).  Die  Natur- 
wissenschaft (s.  d.)  muß  die  Dinge  so  „umdenken",  daß  sie  der  Gesetzmäßigkeit  des 
Geistes  sich  fügen  (1.  c.  S.  11).  Nach  Sigwart  geht  das  Denken  auf  das  Seiende;  es 
will  in  dem  Bewußtsein  seiner  Notwendigkeit  und  Gemeingültigkeit  beruhen  (Logik, 
1889 — 93,  I2,  2ff.);  es  entspringt  einem  „Denken  wollen"  (S.  3).  Nach  B.  Ebdmann 
besteht  das  Ziel  des  wissenschaftlichen  Denkens  in  allgemeingültigen  Urteilen,  um 
ein  „gedankliches  Gegenbiid  des  Seienden"  zu  gewinnen  (Logik,  1907,  I2,  6  ff.).  Er 
unterscheidet  „intuitives"  und  „formuliertes"  Denken,  ferner  „vorbewußtes"  D., 
„Nebendenken"  an  der  Grenze  des  ober-  und  unterbewußten  Denkens  (Umrisse  zur 
Psychol.  d.  Denkens2,  1908). 

Als  Willenstätigkeit  betrachten  das  Denken  Augustinus,  Schopenhauer,  Paulsex, 
Tönnies,  Rümelin,  Höffding,  Sigwart,  H.  Maier,  (Psychol.  d.  emotionalen  Denkens 

1908),  MÜNSTERBEBG,  LOSSKIJ,  SIEGEL,  JoDL,  FOUILLEE,  J.  ROYCE,  J.  WaBD,  JaMES 

(selektive  Funktion  des  Denkens,  Princ.  of  Psychol.,  1890,  II,  324 ff.;  Psychol.,  1909, 
S.  352  ff.),  Bald win  (Das  Denken  u.  die  Dinge,  1908  f.),  Dewey  (How  we  think,  1909), 
F.  C.  S.  Schiller,  Jerusalem  u.  a.,  besonders  auch  Wundt,  nach  dem  es  eine  „innere 
Willenshandlung",  die  Funktion  eines  regulierenden  Willens  ist,  welcher  der  Assoziation 
entnimmt,  was  dem  Denken  für  seine  Zwecke  dienlich  ist,  und  zurückweist,  was  ihm 
störend  ist.  Das  D.  ist  eine  Leistung  der  aktiven  Apperzeption  (s.  d.),  es  ist  subjektive, 
selbstbewußte,  beziehende  Tätigkeit.  Es  wird  von  einem  Gesetz  der  „diskursiven 
Gliederung"  beherrscht  und  setzt  schon  an  der  Anschauung  ein.  Die  Merkmale  des 
logischen  Denkens  sind  Evidenz  (s.  d.)  und  Allgemeingültigkeit;  Realität  kommt  ihm 
nur  als  Erkennen  zu.  Das  Denken  ist  dem  Sein  konform;  die  Gegenstände  selbst 
liefern  das  Denkmaterial.  Die  Denkfunktionen  sind  die  Hilfsmittel,  mit  denen  wir 
die  realen  Beziehungen  der  Erkenntnisobjekte  symbolisch  nachbilden  (Grundr.  d. 
Psychol.5,  1900,  S.  301  ff.;  Grundz.  d.  phys.  Psychol.,  1903,  III5,  581  ff.;  System  d. 
Philos.  I3,  1907;  Logik  I3,  1906).  Nach  N.  Ach  wird  durch  die  „determinierenden 
Tendenzen",  die  von  der  „Zielvorstellung"  ausgehen,  der  Gedankenverlauf  bestimmt 
(Über  die  Willenstät.  und  das  Denken,  1905).  Als  „Anknüpfungen  von  Beziehungen 
an  die  Vorstellungen"  faßt  Meumann  das  Denken  auf  (Intelligenz  u.  Wille,  1908). 

Auf  bloßer  Assoziation  (s.  d.)  beruht  das  Denken  nach  Ziehen  (Leitfad.  d.  physiol. 
Psychol.2,  S.  171,  9.  A.  1911),  Wähle,  Flechsig,  Ribot  (L'evolut.  des  idees  generales, 
1897),  Binet  (Psychol.  du  raisonnement,  1886),  J.  St.  Mill,  Bain  u.  a.  —  Aus  dem 
Gefühl  leiten  das  D.  ab  Horwicz,  Th.  Ziegler  u.  a. 

Die  biologische,  dem  Leben  und  dessen  Erhaltung  sowie  dem  Handeln  dienende 
Rolle  des  Denkens  betonen  Avenarius,  Mach  (s.  Ökonomie),  Jerusalem,  Nietzsche, 
James,  F.  C.  S.  Schiller  (Humanismus,  deutsch  1911),  nach  dem  es  zielstrebig  ist, 
bestimmten  Bedürfnissen  und  Interessen  dient,  Jul.  Schultz  (Psychologie  der  Axiome, 


128  Denken. 

1899),  R.  UeuM-FmmxrwL»  (Das  Denken  and  die  Phsntecw,  1010).  „Denken  bt 
ektirm  Stelbmgnehmea'*  n.  n.    C.  Bmihi,  Bn«tt«oa  a.  a.  unterecneidon  da«  dar 

der  Wirklichkeit  dun*  du  gitiüfi  Denken  b*w.  dank  die  „Intuition"  («.  d.).   N«ch 

Va£D«obb  bt  (wie  nach  SmRliU  Bmbit»  in  die  PryokoL.  1871.  Low«,  SiowutT. 

Wuaor  u.  a.)  dae  D.  eine  iiigeemijei,  tweckUtig  wirkende  Funktion  (D.  Philo«,  d. 

Ab-Ob.  191 1.  a  1«.).  Der  Zweck  de*  D.Uegt  nickt  Inder  Abmiegehn^euwr  objektiven 

Welt,  eondern  in  der  „Erasoghebai 

wirken«  euf  den  btetore".    Den  D. 

•iah  inmiihilemii  rejisinmki  nnd  Famtgiins  («.  Fiktion),  inen 

ee  kommt  naf  Umwegen  ron  Bmpfsnn'iiugen  n  ■oder—  rie|iflmliiBm 

Mittel,  nur  ein  Übergang  top  der  Anechaunag  «ur  Anenheeiiinf .  Dnrch 

Fiktionen  rerflleobt  en  die  WirkMohkeit  mm  Zwecke  ihrer  I 

Ibhanwhwig  (U&  MOB,  i  hhahefc  Hormon,  hUcm,  D«n,mu«  «.  e. ;  egt  Ka+jgmba, 

Veremnd). 

DeJ   Denken   «ml    Spreekea    ideotieek   etod.    Whren    Ha*a»».   IC.   Mfun. 
F.  llAtrfnm  u.  e.  (e.  Spreche). 

Betreffe  Experimente  Aber  das  D.  TgL  «V  Ml— mi  ( Experten -peychoi.  Untern. 
Aber  d.  Denken  Archiv  f.  d.  gemmte  PsycooL  VIII.  1906;  F^eprawba  «, 
1908;  Perokoi.  1980*  u.  n.  (Wftrxbarger  Sckaie:  Küir«,  BCna,  Watt. 
Bsilrago  su  einer  Peyck-  den  Denkene  Arck.  f.  gen.  Peyck.  IV.  1908  u.  e.,  e.  Urteil), 
Mau«,  Zor  ftrckoiogie  dm  Denkene,  1914. 

Betreffe  dm  „emotione bin*'  Denkene  TgL  beeondere  H.  Mai««  (PeynkoL  dm 
«motionslon  Denken«,  1908).  Die  Peytatologb  den  e.  D.  anterenckt  die  in  den  «motte 
nnien  Vorstellungen  wirkenmeo  lugbeksu  Finkrin—w  «ad  die  Betntigimgon  dm  nnf 

DOwnjxo,  Logik,  1878,  &  171ff.;  Scworr«,  Urnndr.  d.  ITiiaimlablfcsm.  «.  Logik. 
1  A.  1910;  Rum«.  Allgem.  Psycho!..  1894;  Lim,  Leitf.  d.  PejchoL.  1908;  Doninm. 
Bnsyklop.  d.  Phika.,  1910;  Gbosma*».  D.  Oeneeie  dm  Denkene,  1880;  HAfrMM, 
Der  menschliche  Gedenke.  1911;  Unrtra«,  Erkenntnbkrit.  Logik.  1910;  St«o«u  Von 
d.  Natur  den  Denken«,  191 1 ;  Dmorr.  Einbit.  in  d.  PSyohoL.  1908;  PmoLST.  Bteftthr. 
in  d.  Philo«  d.  reinen  Erfahrung.  19001;  Mao«.  Biknmiklfci  u.  Irrtom',  1906;  J«nc 
aAUDt,  Einlrit.  in  d.  Philo«.  \  1909;  J.  Osts««,  Einfuhr,  in  d.  Psycho!,  d.  Denkror 
ginge.  1909;  M  Oo«n.  Ober  dm  Denken.  1909;  Xoasmrr  Stim,  Dm  Denken  und 
mm  Qegcnetend.  1909  (tob  Lim  brofeflutt);  Mact«wb«,  Wörterbuch  d.  Philo«.  I. 
1911;  Hajoltox.  TNiesulinaelbmns  n.  ModsHeeeen,  1911;  K.  BOnu«,  Arokre  I 
gammle  PeychoL  XTI.  1908;  Wem*.  L  c.  XI.  1908;  Perchol.  gtadkm  III.  1907; 
J.  Giras«.  L  c.  XIX,  1910;  J.  Mbmanwraa,  Zur  Perchol.  dm  Denken«.  1910; 
.1.  ilKicHWXüf,  Die  neueren  Dnteramkaagen  «bar  Peyckologic  dm  Denken«.  1910; 
Haockakh,  Psychologie«,  hing,  tob  Dmorr.  1911;  Dkoscb,  Oidnungelekre.  1912 
(D.  ist  „Endgultigkettallaben  mit  Rucksicht  auf  Ordnung",  keine  Tätigkeit, 
ein  Erleben,  ein  ..Wnnen  um  endgültige  Ordnung  in  der  Erlebtbeit,  ein 
geordnete  Erfabtfaeit,  ineofern  sie  geordnet  tat");  Dkxbkb,  Wkwen  und  Denken.  1919. 
„Es  gibt  gar  kam  Denken  (und  Wollen)  ab  einen  bewußt  erlebton  Vorgang;  m  gibt 
nur  Wiesen  als  Beaitxen,  ale  Heben,  oder  wann  man  will,  ab  .Schauen'."  (S.  2.) 
O.  Sau,  Die  Geeetae  der  produktiven  Tätigkeit,  Arck.  f.  gen.  Peyck.,  XXVII; 
J.  Lixowoasxr,  Dae  schlußfolgernde  Denken.  1916;  Dana.,  Experte*.  Psycho!.. 
1921,  117;  H.  Laüx.  Dae  Problem  der  OagaBStlndhehkeit  in  der  modernen  Logik. 
1912   (Dae  Denken   bt   kein   Objekt,   bt  nicht»   real    Betend«,    bt    nsitioe-ideal. 


Denkformen  —  Denkgesetze.  129 

identisch,  nicht  Funktion  des  empirischen  Ich,  welches  selbst  Denkinhalt  ist. 
„Sofern  wir  denken,  existieren  wir  nicht",  „Cogito,  ergo  non  sum",  „Cogitatus  sum, 
ergo  sum".  Das  Denken  ist  nur  in  seinen  Produkten,  bildet  mit  ihnen  eine 
Einheit);  Bastian,  Die  Lehre  vom  D.,  1903 f.;  Schuppe,  Das  menschl.  D.,  1872; 
de  Veies,  Der  Mechanismus  des  D.,  1907;  Hönigswald,  Prinzipien  der  Denk- 
psychologie, 1913;  Werthelmer.  Über  das  Denken  der  Naturvölker,  Ztschr.  f. 
Psychol.,  60  (Zahlen  und  Zahlengebilde);  Ders.,  Schlußprozesse  im  produktiven 
Denken,  1920;  W.  Betz,  Psychologie  des  Denkens,  1918;  Tttchener,  Lectures  on 
the  Experim.  Psychology  of  the  thought  processes,  1910  (gegen  die  Würzburger  Rich- 
tung. „Sensationalismus").  —  Vgl.  Denkgesetze,  Gedanke,  Verstand,  Urteil,  Schluß, 
Erkenntnis,  Erfahrung,  Ökonomie,  Fiktion,  Diskursiv,  Anpassung  (Mach),  Begriff, 
Intellekt,  Verstand,  Vernunft,  Identitätstheorie,  Sein,  Idealismus,  Parallelismus 
(logischer),  Aktivismus,  Pragmatismus,  Wahrheit,  Logik,  Sprache,  Wahrnehmung, 
Relation,  Dialektik,  Kategorien,  Objekt,  Realität,  Voluntarismus,  Intellektualismus, 
Zweck,  Postulat,  Anschauung,  Bestimmung. 

Denkformen  s.  Kategorien. 

Denkgesetze  sind:  1.  die  psychologischen  Gesetze  des  Denkens,  mag  dieses 
nun  richtig,  logisch  sein  oder  nicht;  2.  die  Gesetze  des  logischen,  richtigen  Denkens, 
die  Normen,  denen  alles  Denken  gehorchen  muß,  wenn  es  ein  richtiges,  einheitlich - 
stetiges,  konsequentes  Denken  sein  will,  wenn  es  das  Denkziel  erreichen  will;  die 
Bedingungen,  Voraussetzungen  des  logisch  zweckmäßigen,  gültigen  Denkens.  Es 
sind  Forderungen  des  reinen  Denkwillens  an  alles  Denken,  teleologisch- 
logische  Notwendigkeiten,  welche  im  Vorhinein,  a  priori  für  jedes  Denken  überhaupt 
Geltung  beanspruchen  und  welche  absolut  gelten,  weil  ohne  sie  ein  wahres  Denken 
nicht  möglich  ist.  Insofern  alles  Denken  das  Denken  eines  Inhalts  ist,  ein  im  Geiste 
gesetzter  und  erfaßter  Zusammenhang  von  Denkobjekten  ist,  sind  die  logischen 
Denkgesetze  zugleich  Gesetze  der  Denkobjekte  als  solcher,  sie  drücken  notwendige, 
allgemeingültige,  vom  einzelnen,  subjektiven  Denken  unabhängige  Relationen  (s.  d.) 
der  Denkinhalte,  des  Gedachten  aus,  sowie  Gesetze  alles  Erfahrbaren,  Objektiven, 
sofern  es  in  das  Denken  eingeht.  Das  wirkliche  Denken  weicht  oft  von  den  logischen 
Gesetzen  ab,  die  sich  im  Denkprozesse  selbst,  sofern  er  zielgemäß  abläuft,  bekunden. 
Erkannt  werden  die  Denkgesetze  in  ihrem  Wesen  und  in  ihrer  Notwendigkeit  durcli 
Besinnung  auf  ihre  unauf hebbare  Existenz  und  Notwendigkeit;  jeder  Versuch,  sie  zu 
leugnen,  hebt  sich  selbst  auf,  zeigt  ihre  Unentbehrlichkeit,  ihren  das  richtige  Denken 
konstituierenden  Charakter.  Die  Denkgesetze  gliedern  sich  in  die  Prinzipien  der 
Identität  (s.  d.),  des  Widerspruchs  (s.  d.\,  des  ausgeschlossenen  Dritten  (s.  Exclusi) 
und  des  zureichenden  Grundes  (s.  d.),  als  Normen  zur  Herstellung  des  formal- 
einheitlichen Zusammenhanges  de3  Denkens  und  des  Gedachten. 

In  der  Regel  gelten  die  logischen  Denkgesetze  als  durch  das  Wesen  des  Denkens 
selbst  geforderte,  notwendige  Denkbedingungen,  die  zugleich  meistens  auf  das  Gegen- 
ständliche, Seiende  übertragen  werden.  So  bei  Platon,  Aristoteles,  den  Scho- 
lastikern, Descartes,  der  sie  als  „ewige  Wahrheiten"  ansieht  (Princ.  philos.  I,  49), 
Leibniz,  Herbert  von  Cherbury,  Cudworth,  der  schottischen  Schule,  Christ. 
Wolff  u.  a.  Fichte  leitet  sie  aus  „Tathandlungen"  des  Ich  (s.  d.)  ab.  Schopenhauer 
bezeichnet  sie  als  „metalogische"  Wahrheiten.  „Apriorisch"  gelten  sie  ferner  nach 
Kant,  Hamilton,  Trend elenbübq,  Lasson,  Riehl  („Gesetze  des  Gedachten,  des 
Gegenständlichen  überhaupt"),  Cohen  (Logik;  s.  Urteil),  A.  Messer,  Külpe,  Lieb- 
mann, Husserl,  Meinono,  Ewald  u.  a.,  nach  welchen  sie  „Idealgesetze"  sind.  Sie 
Eis ler,  Handwörterbuch.  q 


13)  Dcnklehre  -  Deekription. 


nach  Nato»»:  ,.W«on  man  so  und  ao  dankt. .  m  ao  denkt  man  Wahren". 
Dia  Gewißheit  gründet  aiob  klar  rein  auf  den  Inhalt  daa  Gedachten,  ohne  Backakht 
auf  den  Denkvolkug  (ftwkfrfciagngih';  1904,  &  SO«.;  Philoa.  Propädeutik».  1906; 
Logik1.  1910). 

TelaologkMba  MiilaaarMghall  (ala  Mittal  tum  Denk« weck)  haben  aia  nach  Lowe. 
8jowa*t  (Logik».  1904k  Wun>B*AjrD  (»Notwendig«  Mittal  daa  Wahrheitatriehee ". 
Präludien«.  1907.  B.  S76k  F.ai  SOBOLam  (Hnmana—iia.  1911).  Vamnroam  u.  a. 
—  Nach  Wckdt  amd  aia  Osaatoi  daa  WUlena;  aia  aind  „Normen,  mit 
daa  Denken  herantreten,  um  aa  auf  aeine  Richtigkeit  i 

aia  die  alkjemeineteu  Qeaetaa  daa  DenkmhaJu  aalhat 

(8yataa  d.  Philoa.  I>.   1907,   8.  55ff.L   -  Poatnlate  aind  sie   auch   nach 
J.  Scann.«,  F.  <X  &  Scarxujm  (Pormal  Logic,  1911).  B.  kUcu, 
nach  den  awei  kttatajanannten  aind  aia  angMah  Petitionen.  VgL 
lehre,  1911 

PirycboantiapfafaaanndkD.asu*UT^ 
Denkana«,  1905)  u.  a.  -  Ana  der  Erfahrung  und  Entwicklung  daa  Denkens  teilen  die 
Penkgaanea  ah  Jawraauni  (Dar  krit.  Idealiamua.  1905,  8.  96.  102).  Boumus*, 
Oarwaxo  u.  a,  —  Dan  aoikkn  Uraprung  dar  Daakgesilai  lehrt  B  m  Bonrnr.  — 
VgL  Uunwao,  Ojmm  d.  Logik«.  18*2;  Jörn,  Lahrhoeh  d.  Payuhoi«,  1909; 
H.  Gonrmu.  Wehiii  1 1  iimgelihn.  1905—1908,  II.  15;  Kimto.  Dia  mtallaktneUan 
IWiHinaan,  1901,  a  399  fl;  Don«.  fcaTkkmndie  d.  Pkfloa^  1910,  S  an* 

Qrondr.  d.  Tikanwfkünoiii  n.  Logik.  1994;  gtOmmaa,  Eeuflhrung  In  d. 

theorie.  1909;  8»xi,  Die  Geaetae  dar  prod.  Tätigkeit,  Arch.  f.  gm  Peyeb.  17.  ■--  Vgl. 

Axiom,  Norm,  Poatulat,  Logik,  Wahrheit,  Konformität. 

Denklekre  a.  Logik.  —  Denkmittal  a.  Fiktion,  Kategorien.  —  Denknot- 
wendigkait  a.  Notwendigkeit.  —  Denkökonomie  a.  Ökonomie. 

Danominatlai  (denominatio):  Deneuuuag  nach  eteaa  (vgL  Tnoataa,  8cn. 
theoL  I.  II.  15.  2  ob  1 :   ,.D.  fit  e  potiori"). 

■»«•»ntologir  I*hre  eom  ceoe.  vom  SemeoUanden):  Pflichtentehre,  Ethik  *!■> 
Lahr»  eon  den  beatan  Mitteln  cur  rnitlhwkeit,  aar  Erreiehung  dar  Wohlfahrt;  ao  bei 
J.  BtotbUM.  Deootologj  er  the  Soience  rf  Mcretity.  ed.  «jyBowritkf.  1834;  deutreh  1835). 

■»«•pendrni:    Abhängigkeit  (a.  <LL 

IMprrewnuliaution  heilt  dar  annwilan  eintretende  Zustand,  in 
der  QegeneatB  eon  Ich  und  Walt  Terech  wunden  tu  aein  acheint  und  allee 
mene  aia  fremd,  aia  eine  Art  Traum  eraohamt.  VgL  Hjmtajra,  Zateehr.  I  PaychoL, 
95,  Bd.,  a  Hl;  Dnanotn,  Daa  Untmbewultaem.  1909,  8.  6;  K.  Onratuurs.  Die 
Phänomenologie  daa  Ich.  1910  f.    Jasraa.  Allg.  Psychopathologie.  1910»,  58. 


lftt»pre*ninn :  Gedrücktheit,   Herabatimmung  der  payebieeben  Wkanghi.  ina- 
heeondara  dea  Gemütes,  der  Oefühkerregbarkeit,   beaondera  im   Gefolge  gewiaaer 
Affekte  (Kummer  usw.)  und  in  der  Melancholie.  GegenaaU:    Exaltation,  Gc!.. 
beit,  Erregung.  Überschwang  der  Gefühle;  oft  von  einer  Depression  gefolgt. 

Wüitot,  Grundr.  d.  PaychoL«.  1900.  8.  315 ff.;  HcrriCH,  G eisewwuh.  d.  PaychoL, 

1903,  a  328 f.;  Über  depreeaire  Charaktere  MrJixm  FanasrcLS:   Peraönlichk> 
Welunachauung.  1919.    VgL  GeftthL  AB 

Deekription:  Beschreibung  (s.d.).     Deskriptiv  a.  Psychologie. 


Deszendenztheorie  —  Deutung.  131 

Deszendenztheorie  (Abstammungslehre)  s.  Entwicklung.  Eine  Aszen- 
denztheorie,  eine  Theorie  der  Höherentwicklung  gibt  R.  Goldscheid,  Höherent- 
wickl.  und  Menschenökonomie,  I,  1911.    Vgl.  Eugenik,  Übermensch,  Rasse,  Biologie. 

.Determination  (determinatio,  ngoad-sais),  Begrenzung,  Bestimmung  (s.  d.) 
bedeutet  logisch  die  Einengung  eines  Begriffsumfangs  durch  Erweiterung  des  Be- 
griffsinhalts, wodurch  man  von  allgemeineren  zu  weniger  allgemeinen,  von  Gattungs- 
zu  Artbegriffen  gelangt;  die  Synthese  allgemeiner  Begriffe  zu  besonderen  (vgl.  Aristo- 
teles, Anal.  post.  I  27,  87a,  34 f.;  Ueberweo,  System  d.  Logik,  1882,  §  52;  Wundt, 
Logik  II3,  1907,  S.  17ff.). 

Nach  Spinoza  ist  jede  Determination  eine  Negation,  jede  Bestimmung  zugleich 
eine  Ausschließung  anderer  Merkmale,  also  eine  Begrenzung  („omnis  determinatio  est 
negatio",  Epistol.  59).  Von  der  all-einen,  unendlichen  „Substanz"  (s.  d.)  ist  daher  die 
D.  ausgeschlossen.  Ähnlich  Schelling,  System  d.  transzendentalen  Idealismus,  S.  69. 

Eine  D.  gibt  es  auch  in  bezug  auf  das  Wollen  und  Handeln  (s.  Willensfreiheit), 
wie  im  psychischen  Leben  überhaupt.  Besonders  spricht  N.  Ach  von  der  „Determi- 
nation" bei  der  Reproduktion  von  Vorstellungen  im  Denken,  Handeln  usw.  Die 
„determinierende"  Vorstellung  wirkt  auslesend,  bestimmt  die  Richtung  des  Bewußt- 
seinsablaufs, und  zwar  so,  daß  die  durch  die  Zielvorstellung  in  Bereitschaft  gesetzten 
Tendenzen  jene  Reproduktionstendenz  verstärken,  welcher  die  Bedeutung  der  Ziel- 
vorstellung entspricht.  Unter  dem  Einflüsse  der  „Zielvorstellung"  steht  die  Apper- 
zeption, und  durch  die  im  Unbewußten  wirkenden,  von  der  Bedeutung  der  Zielvor- 
stellung ausgehenden  „determinierenden  Tendenzen"  wird  der  geordnete,  zielstrebige 
Ablauf  des  geistigen  Geschehens  bestimmt  (Über  die  Willenstät.  u.  das  Denken,  1905, 
S.  192ff.;  vgl.  Offner,  Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  182). 

Determinismus  ist  die  Lehre  von  der  Determiniertheit  des  Handelns  und 
Wollens,  die  Bedingtheit  desselben  durch  Beweggründe  und  Triebfedern  (Motive), 
durch  äußere  und  innere  Ursachen;  die  Ansicht,  daß  auch  das  Wollen  begründet,  ver- 
ursacht ist,  nicht  grund-,  nicht  ursachlos  erfolgt.  Der  mechanische  oder  natura- 
listische D.  betrachtet  das  Wollen  als  Produkt  äußerer  und  innerer  Faktoren,  als 
notwendiges  Ergebnis  derselben,  besonders  der  Einwirkungen  der  Umwelt.  Der 
psychologische  D.  betont  die  Wirksamkeit  der  inneren  Willensbedingungen,  der 
Motive,  des  Charakters,  der  Persönlichkeit,  des  Ich  und  nähert  sich  zuweilen  dem  ge- 
mäßigten „Indeterminismus"  (s.  d.).  Der  theologische  D.  lehrt,  die  menschlichen 
Willenshandlungen  seien  letzten  Endes  von  Gott  bestimmt,  womit  auch  'der  meta- 
physische D.  (Spinoza  u.  a.)  übereinstimmt.  Der  D.  ist  vom  Fatalismus  (s.  d.) 
wohl  zu  unterscheiden,  so  sehr  er  sich  ihm  zuweilen  nähern  mag.  Vgl.  Willens- 
freiheit,  Schicksal,  Prädestination,  Motiv,  Strafe. 

Deutlichkeit   s.  Klarheit. 

Deutung  ist  Erfassung  des  Sinnes  einer  Rede,  eines  Tuns,  der  Bedeutung 
(s.  d.)  desselben,  der  Motive  einer  Handlung.  Die  D.  der  Sinneseindrücke  besteht  in 
der  Möglichkeit,  mit  ihnen  bestimmte  Vorstellungen,  zu  denen  sie  gehören,  auf  die 
sie  hindeuten,  zu  verbinden,  sie  richtig  zu  beurteilen  (vgl.  Jerusalem,  D.  Aufgaben 
d.  Lehrers  an  höheren  Schulen2,  1912,  S.  70).  Die  D.  von  Handlungen  und  Ereignissen, 
geistigen  Erzeugnissen  spielt  in  den  Geisteswissenschaften  (s.  d.),  insbesondere  in 
den  historischen  eine  große  Rolle.  Die  Philosophie  will,  als  Metaphysik  und  Ethik, 
den  Sinn  des  Daseins  deuten,  will  verstehen,  was  die  Erscheinungen  im  Grunde  be- 
deuten. Über  Deutung  in  der  Psychoanalyse  Pfister,  Zum  Kampf  um  die  Psycho- 
analyse, 1920.     Vgl.  Elsenhans,  Die  Aufgabe  einer  Psychol.  der  Deutung,  1904. 

9* 


m 


Itharana:  Im  Yoga  («.  <L): 

IM, «rinn:     I«  Vedsnta:  1.  subjektiv:  die  Pfheht,  f.  objektiv:  des  Recht, 
3.  da*  eigentliche  Weeeo  der  Dinge,  4.  aber  auch  umgekehrt  die  vfelbeitlichen,  daher 


Dialektik  (iimlnu*),  Kunet  der  Unterredung)  bedeutet  die 
wickhmg  rein  mm  dem  Denken  her»—  (nie  Methode  der  Eiksaatiib  oder 
fuhrung),  eher  nach  die  Lehre  ron  der  dieJektiechen  Oedaaaaabewegung.   Dialektisch 

neuer  Poeitionoaf.  Das  Denken  bewegt  eich  hier  in  Cli g.  nelteen ;  indem  ee  die  TotsliUt 
der  Beetimmungen  eeiner  Objekte  erfaaeeo  will  und  eich  bewußt  i«u  d*B  jede  poeitiee 

-  _-    .  **■      *     _  n  »  e  -B     W-» t^t     n      t  +      - 1 a  BB-  n*       ^^^^el^^e     — —     «bWa 

etwne  eme  ADstrearoon  na  EmemagBen  •■nmm*  STgsrnsr  ee  mm 
ndem  ee  auf  dem  Weg»  der  Negation  «ad  OigaslniietiBnag  die  Ein» 
wieder  eufhew.   Doch  ech legen  nicht  die  Begriffe  tob  selbst  hmmnnder  um, 
der  Denk,  und  ErkenntnkwnW  iet  ee,  der  die  Begriffe  —  aber  mit  Hinblick 
auf  die  Erfahrung,  nicht  rein  deduktiv   -  kjgiach  aueeinender  entwickelt  und 

Dieser  (II  ausmachen)  Bedeutung  ron  »Dialektik"  gehen  aber 
Torher.  Ab  den  Erfinder  der  D.  nennt  Arbtotebs  Zsvoa  ron  Erna  ( Diog.  Laert   \  !  I ! 

ron  Bewegung  (a.  d.)  und  Vielheit  fahrt  (e.  Antinomie).  Eine  D.  hm  schbchtsa  Sinne, 
ata»  Mstirmtik  des  lugbiama  flohslna.  dar  Sehembewehw.  der  Trugschlüsse,  dar  „8o- 
phattikatioaea".  Oben  manche  8opbieten  (e.  d.)  aas.  Ale  Kttnat  tat  dar  Unterredung, 
im  Zusammen  Denken  Begriffe  sa  produiiersn,  objektive  Wahrheit  sa  finden,  er- 
echeint  die  D.  bei  Sobbatbs  (rgL  XtsorBo».  MeiaorsbiL  IV.  6,  12).  Bei  den  Mega- 
nkrrn  (•.  d.)  wird  die  D.  aar  „Erbtik" (s.  d.k  Platob  versteht  unter  D.  die  Methode 
dee  etreng  logiechea  and  philoeophiechen  Verfahrene  der  Begriffabildung.  dar  Defi- 
nition, der  Analyse  Bad  Syntheee  ab  Portgang  tob  niederen  sa  hoher 
Begriffen,  ab  Erkenntnis  den  Seienden,  Unwandelbaren,  fcltkmaa,  den 
Urbilder  der  Dinge,  der  „Ideen"  (s.d.);  dee  Auieteigen  rnm  Unbedingten, 
aus  dem  dann  das  Deeondwe  sa  begreifen  tat,  das  ..Zuaammeaachanen"  das  Vbbn 
sur  Einheit  (Phaedrue  265;  PhUebua,  87Ef.;  RepubL  543  B,  811  B.).  AawroTBUts 
hingegen  »aisteht  unter  D.  das  Verfahren  mit  Wahl  ■ilieliiBililiiilah«  astaan  pssJaaaaaal 
»eerdretc.  Anal  prior.  1 1.  24a  22;  Top.  1 2, 101  b  2t.),  das  Beweisen  aas  überlieferten 
84Uen  (4(  /e*Vf|a,e);  ..dialektisch"  (4iaieeviiM&c)  bedeutet  bei  ihm  manchmal  nach 
..sophistisch".  Die  Stoiker  heaeichnen  ab  D.  teik  die  Grammatik  und  Rhetorik,  taue 
die  Logik  (s.  d.)  und  Erkenntnbbhre,  die  Wbsenechaft  rom  Wahren  und  Pabchen 
(Diog.  Leert,  VII.  41  ff. ;  vgl.  Cickbo,  Disput.  Tusculan.  V,  25,  72;  Top.  2.  6;  Ssttbca, 
Epbt  I,  1 ;  89. 9).  I.m  Mittelalter  versteht  man  unter  D.  meist  dasselbe  („veritati* 
eea  fabitstis  dberetio".  Abaelasd,  DiaL.  &  438),  tum  Teil  die  Logik  (e.  d.)  überhaupt 
oder  such  einen  Teil  der  Topik  (s.  d.k  die  Lehre  ron  den  W« 
Pbtbus  Ramus  rersteht  unter  D.  die  Kunst  des  Dbpatierens  and  der 
(..doethna  dimerendi".  Dialect.  institntiones,  1543,  8.  Iff.;  rgL  Mbxajmbriox, 
Dialekt.  I,  1 :  „an  et  via  docendi"). 

Kaut  geht  ron  der  D.  ab  ..Logik  des  Scheins",  ab  eophbtiechem  Mißbrauch 
der  Logik  aus  and  bietet  mit  seiner  ..treassendentafen  Diabktik"  eine  „Kritik  des 
dialektischen  Scheine",  eine  Kritik  dee  „treasaeadeatafen  8chema".  Es  gibt  namhoh 
„eine  natürliche  und  unvermeidliche  Dialektik  der  reinen  Vernunft",  vermöge  deren 
h  Auf  ig  Begriffe  und  Urteile,  die  nur  für  mögliche  Erfahrung  und  Gegenstände  einer 


Dialektik.  133 

solchen  gelten,  d.  h.  „immanenten"  Gebrauch  haben  sollten,  über  alle  Erfahrung 
hinaus  („transzendent")  angewandt  werden,  wodurch  es  zu  Widersprüchen  kommt, 
die  nur  durch  die  Unterscheidung  von  Erscheinung  und  „Ding  an  sich"  und  durch 
die  Festlegung  der  Grenzen  des  Erkennens  gelöst  werden  können.  Die  D.  der  Vernunft 
besteht  darin,  daß  „die  subjektive  Notwendigkeit  einer  Verknüpfung  unserer  Be- 
griffe zugunsten  des  Verstandes  für  eine  objektive  Notwendigkeit,  die  Bestimmung 
der  Dinge  an  sich  selbst,  gehalten  wird"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  263  f.),  daß  die  Ver- 
nunft dasjenige  aufs  Transzendente,  aufs  Ding  an  sich  bezieht,  was  nur  zur  Leitung 
des  Denkens  selbst  im  Fortgange  desselben  und  in  bezug  auf  mögliche  Erfahrung 
dient  (Prolegomena,  §  40),  kurz,  daß  die  „Ideen"  (s.  d.)  der  Vernunft  statt  bloß  „regu- 
lativ" (s.  d.)  konstitutiv  gebraucht  werden.  Es  gibt  drei  Arten  von  „dialektischen 
Vernunftschliissen",  von  „Sophistikationen"  der  Vernunft:  die  transzendentalen 
Paralogismen  (s.  d.),  die  Antinomien  (s.  d.),  das  Ideal  (s.  d.)  der  reinen  Vernunft.  Es 
gibt  auch  eine  D.  der  praktischen  Vernunft  und  der  Urteilskraft. 

Nachdem  schon  Fichtes  „antithetisches"  und  „synthetisches"  Verfahren  das 
Übereinstimmende  im  Entgegengesetzten  nach  dem  Schema:  Thesis,  Antithesis, 
Synthesis  aufgesucht  hat  (Gr.  d.  ges.  Wissenschaftslehre,  S.  31 ;  vgl.  Ich)  macht  Hegel 
die  D.  zur  Universalmethode  seiner  Philosophie  und  zugleich  zur  geistigen  Entwick- 
lung, in  welcher  das  Seiende  selbst  sich  logisch  entfaltet  (Ansätze  dazu  bei  Hebakt jt, 
Prokltjs  u.  a. ;  s.  Gegensatz,  Triaden).  Die  D.  ist  die  wissenschaftliche  Anwendung 
der  in  der  Natur  des  Denkens  liegenden  Gesetzmäßigkeit,  ferner  diese  selbst  und, 
da  Sein  und  Denken  identisch  sind,  die  Gesetzmäßigkeit  des  Seienden,  welches  an 
sich  „Idee"  (objektive  Vernunft)  ist.  Der  „Widerspruch"  (s.  d.)  ist  die  Triebkraft 
der  objektiv-subjektiven  Denkbewegung,  die  aus  sich  selbst  das  System  der  Erfahrung 
erzeugt,  als  „Totalitätsdenken"  (vgl.  M.  Adler,  Marx  als  Denker,  1908).  Die  D. 
besteht  darin,  daß  das  Denken  „sich  in  Widersprüche  verliert,  somit  sich  selbst  nicht 
erreicht,  vielmehr  in  seinem  Gegenteil  befangen  bleibt".  Notwendig  erfolgt  daher 
das  „eigene  Sichaufheben"  der  abstrakt-einseitigen,  endlichen  Bestimmungen  und 
ihr  Übergehen  in  entgegengesetzte,  indem  durch  „Negation  der  Negation"  der  Wider- 
spruch in  einem  höheren  Begriff  (der  Synthese  von  Thesis  und  Antithesis)  „aufge- 
hoben" wird  (z.  B.  Sein  —  Nichte  —  Werden).  So  entwickeln  sich  die  Begriffe  in 
selbständiger,  innerer  Gesetzmäßigkeit,  ohne  jede  Willkür  des  Denkenden;  die  D. 
ist  das  „Waltenlassen  der  Sache  selbst  oder  der  allgemeinen  Vernunft  in  uns,  die  mit 
dem  Wesen  der  Dinge  identisch  ist".  Das  „Umschlagen"  der  Begriffe  in  ihr  Gegenteil 
und  die  Synthese  der  Gegensätze  in  einem  höheren,  konkreteren  Begriff  ist  ein  ob- 
jektiver Prozeß,  dem  das  subjektive  Denken  gleichsam  nur  zusieht  und  durch  den  die 
Totalität  der  Denkbestimmungen,  wie  sie  in  der  „Idee"  (s.  d.)  an  sich,  potentiell 
angelegt  sind,  zur  Entfaltung  gelangt  (Enzyklop.,  §  11  ff.,  80ff.,  577).  —  Von  den  „Neo- 
Hegelianern" gibt  es  manche,  welche  die  dialektische  Methode  nicht  annehmen  (so 
z.  B.  Croce;  vgl.  Windelband,  Die  Erneuerung  des  Hegelianismus,  1910).  —  Die 
ökonomische  Geschichtsauffassung  von  K.  Marx  ist  von  der  HEGELschen  Dialektik 
beeinflußt  (vgl.  Soziologie).    Vgl.  Ptjrptjs,  Zur  D.  des  Bewußtseins  nach  Hegel,  1908. 

Bahnsen  lehrt  die  „Realdialektik"  als  Resultat  des  in  verschiedenen  Richtungen 
auseinanderstrebenden,  selbstentzweiten  Willens,  als  unaufhebbare  „Weltnegativität". 
Da3  Seiende  ist  antilogisch,  voll  Widerspruch  und  Gegensatz  zwischen  Wollen  und 
Nichtwollen  (Der  Widerspruch  im  Wissen  und  Wesen  der  Welt,  1880f.,  I,  2,  37ff., 
151  ff.;  vgl.  Wille).  —  Nach  Dühring  gibt  es  eine  „natürliche  Dialektik"  (Natürl. 
D.,  1865);  es  besteht  eine  „innere  Logik"  der  Dinge  und  ein  „Antagonismus  der 
Kräfte". 


134  Dialektiker  —  Dictum  de  omni  et  boIIo. 


Kmo  ScMLMmMMMm  tat  die  Philosophie  ^Dtaiektik"  ata 
Denkern,  Organon  des  Wissens,  Knast  den  Begrundens  und  des  „**■— i^ftrlitM^nf". 
de  eilee  Wiesen  (a,  d.)  sin  gemaariaohsfihrhcs  Denken,  eine  ÜbmsinsUiamnng  der 
»blander  tat  (Dialektik.  18».  &  SIL.  22,  66,  20»«.). 

Unter  „dtatakltaitm  Methoden"  «ersteht  Wovor  Jans  philosophischen  Ms- 

»     i     A^^^mt    miim    a^^al^^^Mi    la^vvtfbMi    mnaSltela   «irwr    r»in    L^tia^J^Hk    1»a 

wicklnng  anders  Begriffs  itigilillil  «erden"  (Philo*.  Stadien  XIII,  68).  —  VgL 
Die  poeitire  Dtaiektik,  1846;  Q.  Esom*  Die  rtislskttaohs  Methode  and  die 
fiUiraranrissaag,  1860;  Hajusxuo,  Atomistik  dss  Willens,  1891, 
I,  72 IL»  H.  Ooatraas,  Wiliansiliasngsliire,  1906—1806,  I.  216;  Baxowrjr,  Das 
sosJata  a.  eittbebe  Üben.  &  «litt.  (^Dialektik  dss  soatatan  Wachstum.'');  E.  Faun. 
Das  Prinzip  dar  rnikdrttanhsa  Byathists  L  d.  Ksnrtaokss  Falk*,  1911t  Dm  ms, 
Das  Wesen  der  monsohl.  Kopfarbeit  a.  a.  (Das  misinMnfci  Danken  ist  sm  Teil  dee 
dtaJstrttanb  stak  entfaiamden  Weitprosseeee);  Hörrnua,  Dar  man 


atakt  darob  retan  Bilsiüalsiuhlant  dss  Dssaasi).  —  VgL  Logik, 

Dialektiker  fsWsarianf,  dialsetid)  beiften  1.  die  ..Msgaifkai"  (e,  d.L  2.  riete 
Scholastiker  (s.  ±\ 

»iallele  < 6«UJLnJU>i)  baut  dar  ZUrtbeonta  (a.  <LL  saob  dtataatajs  Definition, 
«wiche  das  so  Definierende  in  anderer  Form  selbst  aar  Erklärung  beranztehu    VgL 

<  'irculu*. 

IHanaCtik  (4t4*otm,  die  Dsokkralt):  Denklebre;  bei  Lau» 
nxvn:  Diaaoiologis.    Ober  dta  „lliiinHtaikia  Tugenden    egL  Tagend  (J 

Iliapnaoa   (itä  nsoir  gsf*s>  ssnpaefaj:  Bsminhnung   der  J 

bei  Lajoumcmt  gisrAlthtsphflnsophtaob  dss  eilen  Knltareracbemunsr  n 

i *^--t-  -i- 

inrr   i  in'*i<'. 

DiAtetik  r**aMfr«<>  Lebenabznet,  Lehre  rom  richtigen,  ■■■nkillUpii  (pbjr* 
■laclwn  oder  gatatigaa)  Leben.  VgL  Fsinii  urt  ttit.  PUtetih  dar  Ooeta.  1828;  wv4 
in  der  Univ.-BibL;  KuoKao,  D.  der  Seele,  1872;  B.  ▼.  Srors,  Zur  Kultur  d.  Seele, 
1908.  _  VgL  Lebcnephüoeophic. 

Dichotomie  ;e.Zoie^!.    Zweiteihmg.  leeiglkulrigs  EmtsUung  (e.  d 
Wükdt.  Logik  II»,  1907.  &  62  ft 

Dirhtkrnft :  Wreinigung  too  Vorstellungen  iu  einem  einheitlichen  Gänsen, 
einem  Begriff.  Dieser  Ausdruck  kommt  im  18.  Jahrhundert  öfter  tot  (rgL  O.  F. 
Mann,  Metaphye.,  1755L,  III;  PsyohoL,  f  687  f.).  Nach  Tarairs  stellt  die  Seele  durch 
ihr  ..Dkhtungi  vermögen"  aus  mehreren  Vorstellungen  neue  Vorstellungen  her  (Philo«. 
Versnobe  Ober  <L  mensohl.  Natur.  1776  LL    VgL  Phantasie. 

Dictum  de  oaanl  et  nnllo  (Säte  von  Allem  und  Keinem)  tat  das  Ingtaahe 

Prinzip,  nach  welchem  das,  «ras  vom  Allgemeinen,  von  der  Allheit  gilt,  auch  dam 
Desondern.  iBm»!«»»»  zukommt,  und  was  Keinem  zukommt,  auch  nicht  rom  Be- 
eondern  gelten  kann:  „Quidquid  de  omnibus  valet,  ralet  etiam  de  qoibasdam  et 
singuus;  quidquid  de  nuUo  ralet»  nee  de  quibusdam  rel  singulta  ralet."  Jedem  Subjekt 


Differential  —  Dimension.  135 


kommt  das  Prädikat  seiner  Gattung  zu.  Das  „d.  d.  o.  e.  n."  ist  das  Grundprinzip  des 
Schließens.  Hierher  gehört  auch  die  Formel:  „nota  notae  est  nota  rei  ipsius,  repugnans 
notae  repugnat  rei  ipsi"  (Das  Merkmal  des  Merkmals  ist  auch  ein  Merkmal  des  Dinges, 
das  dem  Merkmal  Widersprechende  ist  auch  mit  dem  Dinge  nicht  vereinbar).  Vgl. 
Aristoteles,  Categoriae  3,  1  b  10) ;  Chr.  Wolef,  Philos.  rational.  §  346  f. ;  Lambert, 
Organon  I,  Vorrede  (L.  fügt  das  „d.  de  diverso,  de  exeinplo,  de  reeiproco"  hinzu); 
J.  St.  Mill,  System  d.  Logik,  1874,  II,  K.  3  (naeh  M.  wird  vom  Besondern  aufs 
Besondere  geschlossen);  Cohek,  Logik,  1902,  S.  176. 

Differential  s.  Infinitesimal,  Unendlich.  —  Daß  das  mathematische  D. 
eigentlich  nur  eine  zweckmäßige  Fiktion  ist,  betont  Vatbtnger,  Die  Philos.  des  Ais- 
Ob,  1911. 

Differentialpsyehologie   s.  Individualpsychologie  (L.  W.  Stern). 

Differenz  (differentia,  öiayogci):  Verschiedenheit,  Unterschied  (s.  d.). 
Unterschieden  wird  generische  D.  („differentia  generica,  remota"),  spezifische  D. 
(„d.  speeifica",  öiacpopä  elSoxoiog,  Aristoteles,  Top.  VI  6,  143b  8),  welche  in  der 
Regel  für  die  Definition  (s.  d.)  verwendet  wird,  numerische  D.  („d.  numerica"),  d.  h. 
der  Inbegriff  der  Merkmale,  durch  welche  sich  verschiedene  Individuen  einer  Art 
unterscheiden. 

Differenzierung  ist  die  Entstehung  von  Unterschieden,  Verschieden- 
heiten der  Merkmale,  Funktionen,  Organe  durch  Milieueinflüsse  und  verschieden 
starke  und  verschieden  gerichtete  Inanspruchnahme  von  Teilen  der  Organismen.  Nach 
Spencer  zeigt  die  ganze  Entwicklung  (s.  d.)  der  Welt  einen  Wechsel  von  ..Differen- 
zierungen" und  „Integrierungen"  (First  Principles;  Princ.  of  Biology;  Princ.  of 
Psychology),  also  auch  die  organische,  geistige,  soziale  Entwicklung.  Vgl.  Simmel, 
Über  soziale  D.3,  1906;  R.  Goldscheid,  Höherentwickl.  u.  Menschenökonomie,  1911, 
S.  138 ff.;  B.  Weiss,  Entwicklung,  1908.  —  Vgl.  Arbeitsteilung. 

Dilemma  (dc/.>tuua.  zweiteilige  Annahme)  ist  ein  hypothetisch-disjunktiver 
(s.  d.)  Schluß,  dessen  Obersatz  hypothetisch  und  zweigliedrig-disjunktiv  ist,  von  der 
Form:  Wenn  A  wäre,  so  müßte  es  B  oder  C  sein;  Nun  ist  es  weder  B  noch  C;  Also 
-:  A  nicht;  oder:  Wenn  S  nicht  gilt,  so  müßte  es  weder  A  noch  B  sein;  S  ist  A;  Also 
gilt  S.  Das  D.  wurde  öfter  zu  Trugschlüssen  (s.  d.)  gebraucht,  kann  aber  auch  dazu 
dienen,  die  Unmöglichkeit,  logische  Unhaltbarkeit  einer  Behauptung  darzutun.  — 
Im  weitern  Sinne  ist  D.  der  Zustand,  in  welchem  man  nur  die  Wahl  (Alternative) 
zwischen  zwei  unangenehmen  Möglichkeiten  oder  zwischen  zwei  Übeln  hat.  Vgl. 
Krokodilschluß,  Antistrephon,  Cornutus. 

Diniatis  heißt  der  dritte  Modus   der  vierten  Schlußfigur  (s.  d.):   Obersatz 
und  Folgerung  partikulär  bejahend  (i),    Untersatz  allgemein  bejahend  (a).     PiM 
MaS  |  SiP.  z.B.:    Einige  Deutsche   sind  Sozialisten;  Alle  Sozialisten  sind  Gegner 
des  Bestehenden;  Also  sind  einige  Gegner  des  Bestehenden  Deutsche. 

Dimension  (dimensio)  ist  die  Ortsbestimmung  im  Räume  durch  Abmessung 
oder  auch  die  Ausdehnungsrichtung  nach  Länge,  Breite,  Tiefe  (Höhe).  Die  Zeit  ist 
ein-,  der  euklidische  Raum  (s.  d.)  dreidimensional.  Den  Gedanken  eines  Raumes  von 
mehr  als  3  Dimensionen  haben  schon  (in  mathematischer  Beziehung)  Kant,  Gauss, 
dann  EL  Grassmasn  (Ausdehnungslehre,  1844),  Rikmaxx,  Helmholtz  (Über  d.  Ur- 
sprung u.  d.  Bedeut.  d.  geometr.  Axiome,  1870),  der  (wie  Fechxer)  die  Fiktion  vom 
„  Flächen  wesen"    mit  der   Vorstellung  eines   nur  2-dimensionalen   Raumes   macht, 


m 


Zfcum  (OMMUBrito  Abhandt,  1878).  der  den  Begriff  dir 
spIriUalboh  verwertet,  u.  s,  (rgL  dagegen  Bonaao,  Abhandl  d.  bohsrinftan  Oimihijh. 
d.  Wbeuuaili.,  1845).  Die  phroftafciiliii  „rtebuivitttatheorie"  (a.  d)  betrachtet  die 
Zeit  ab  vierte  D.  des  Rennes,  —  MetephveWh  lehrt  eine  vierte  D.  schon  H.  Horb; 
sie  iei die  „Weaeieslichtbjkert"  („episaitadn  cewntieae")  der  iaaBiiiiiiiTh»  Bahnte  man 
(Enebirid  inetaphrs.  I.  88,  f  7).  Vgl  PeTBoxiarics,  Prhnrfp.  der  laetsphvelh  I. 
1804.  841;  Kl—WM*»».  Philo».  Stadien.  XIX;  A.  Lbtt,  Die  dritte  Dimension,  1808; 
Zsnasr.  Die  vierte  D.  1808;  G.  Itrarraa,  Bewegung,  die  rierte  D..  1913;  IC  Gbmus, 
Die  Dimensionen  dee  Binarne,  Archiv  für  erstemat.  Philo»..  XIII.  N  atoet.  Die  log. 
Grandlegen  der  exakten  Wawneili..  1810,  K.  840  ff. ;  Hirro*.  The  fourth  dunentton, 
1808.  —  VgL  Rann«.  MittganaeHrhili.  Tiefe. 

IHng  (zH**»  «•■»  an»)  ist,  ■Ibsenln.  jede  „Seche",  jeder  „Gegenstand  .  dir«. 
we»  gegeoatandnen  gedacht  werden  kann,  aai  ee  nun  eJn  hloOe»  „Gedeahandtag**  („ene 

|    IW^^i    Tibi    i^ww.     wmm^h        ai  <""a*^^    "^^^0*    ^^    T^^^^^^^^^m    w^m*     W^M* 

tt  aha«  fluasniliiibj  nicht  Verknüpfte™  (..Unding-)  aad 
mm  Winatesbnden.  dam  Nlehla  (a.  d).  Durch  flinaiteiiiag  ihre»  Inhaltes  1804  sieh 
die  logbebe  Kategorie  (a.  d)  JDfngH  aaf  atta»  anwarb«,  tatkan  Subjekt  ettaa 

TTvfhaaaaW    ■■■MäaVBHaaVi      tt\&8Ma    ttManaV    äuVjaT    Kfti^ajMa^Bf^ssatfteeae      YrVwMmflaaävai       V^a^ar4aaft»aaaaawaMk    fileteethi         \*a» 

i).  U»  engen  Sinne  btdae  Ding  (d 


etwas,  dessen  iierkmalr.  Veränderungen  ha  Waohsrl  <tes 
Geschehene  konstant  rarkntpft  bleiben,  was  sich  sie  Ftnhsit,  ab  Aoagangspunkt  ron 
Kräften.  Wirkungan  und  ab  Angriffaponk  t  ron  solchen  mehr  oder  weniger  baharrffeh 
erbalt.    Die  „Dings"  sind  uns  nicht  gegeben,  sondern  auf  Grand  HUHiHg»  räum 
Insammsnhlnga  fast  da»  Danken  liutlmmtii  Msanigfshigkatoa  ron  (ge- 

ili«*n  na  festan  Einheiten  susammcn,  die  es 
nach  A*"V>gu  das  eigenen,  nhihaitlirh  **— **n^g  tiUgrn  Ich  auffaßt,  deutet, 
(ab  „Geganloh").    Ab  Stelle  de»  narren  Dtagbegriffs  aatat  die 


(s.  Substant).  wobei  ei»  sowohl  tob  daa  sfcmhch  ge- 
gebenen Qualitäten  (a.  d)  dar  Wehrnabanagadfaga  ab  such  ron  „Innenaeia"  der 
Dinge,  welches  wir  ihnen  analog  ■uaaram  eigenen  IniMnnh  (ab  woUend-tatigce 
Subjekt)  »Inbgsn  (a.  IntrojektJon),  shetrahiert,  so  ds8  sie  hier  nur  mit  objektiven 
„Erscheinungen"  (e.  d.\  mit  Gegenständen  eines  „IWuQtseins  Oberhaupt"  tu  ton 
hat,  welche  rwar  vom  Indlf  Iduell  -subjektiven  Wahrnehmen,  nicht  aber  ron  dar  Ge- 
»txlichkeft  dea  Erkennena  unabhängig  sind  (».  Objekt).  Um  des  ..An  sich"  der  Dinge 
kümmert  sich  die  Naturwbneneoheft  nicht  direkt»  nur  um  die  Art  und  Webe,  wie  für 
jeden  Erkennenden  die  Wirklichkeit  sich  not  send  ig  «od  aUgsmein  darstellt  mal  ge- 
dacht  werden  muß.  Die  „Dings"  dar  Wissenschaft  sind  slso  von  den  Vc 
die  der  »*"— »t»»«»  ron  iho*^  hat,  aowb  ron  deaaen  Empfindongen  wohl 
aoheiden,  ab  eindeutig,  begrifflich  beatimmte  Einheiten,  die  für  jedei 
Subjekt  die  gleichen  eind  oder  aein  können.  Im  Verhiltnis  zueinander 
und  cum  Ich  bilden  die  Dinge  eine  Vielheit  (s.  d.)  relativ  selbständiger  und  konstanter 
Selnafaktoren  und  Kraftzentren,  wss  nicht  hindert,  daB  ab  btttan  Ende»  (meta- 
physisch) Modifikstionrn  einer  einheitlichen  Wirklichkeit  oder  Momente,  Knoten- 
punkte  eine»  stetigen  Werdens  (a.  d.)  aein  konnten. 

Der  Realismus  (a.  d)  betrachtet  die  Dinge  ab  vom  erkennenden  Bewußtsein  oder 
vom  Ich  unabhängige  Wirklichkeiten.  Dar  subjektive  Idealismus  (a.  d.)  halt  eie  für 
bloße  Vorstellungen,  Wahrnehmungsinhalte,  der  (ideeJbtbche)  PoaiÜvbmot  für  Korn- 


Ding. 137 

plexe  von  Empfindungen.  Der  kritische  Idealismus  sieht  in  den  Dingen  Gegenstände 
des  überindividuellen  „Bewußtseins  überhaupt"  oder  methodisch  erarbeitete,  denkend 
gesetzte  Gebilde,  gesetzliche  Verknüpfungen  von  begrifflich  fixierten  Inhalten.  Der 
objektive  Idealismus  faßt  die  Dinge  als  Inhalt  eines  universalen,  göttlichen  Bewußt- 
seins auf.  Der  objektive  Phänomenalismus  (s.  d.)  bestimmt  sie  als  Erscheinungen  von 
„an  sich"  bestehenden  Faktoren  (s.  Ding  an  sich).  Der  pantheistische  Monismus  hält 
die  Dinge  für  Modifikationen  eines  einheitlichen  Wesens  (s.  Gott,  Vielheit).  Der  Ak- 
tualisnus  (s.  d.)  sieht  in  ihnen  nur  Ausschnitte  aus  einem  stetigen  Werden,  Ver- 
dichtungspunkte des  Geschehens. 

Über  das  Ganze  ist  der  Artikel  „Objekt"  heranzuziehen;  im  folgenden  wird 
hauptsächlich  nur  das  den  Ausdruck  „Ding"  („ens")  und  den  Begriff  „Einzelding" 
Betreffende  behandelt. 

Aristoteles  bestimmt  das  Einzelding  als  Ganzes  (avvoAov )  aus  Form  (s.  d.)  und 
Stoff.  Die  Scholastiker  verstehen  unter  Ding  („ens")  jeden  bloß  vorgestellten, 
gedachten  („ens  rationis")  oder  auch  realen  Gegenstand  („ens  reale");  letzterer 
existiert  nicht  nur  „obiective"  (s.  d.),  d.  h.  in  unserer  Vorstellung,  sondern  unabhängig 
davon,  außerhalb  des  Geistes  („extra  animam";  vgl.  Thomas,  1  sentent.  25,  1,  4c; 
vgl.  Sein,  Wesen).  Nach  Leibniz  ist  ein  Ding  alles  als  möglich  Denkbare  (Opera,  ed. 
Erdmann,  S.  442).  So  auch  nach  Chr.  Wolff:  „Ding"  ist  „alles,  was  sein  kann,  es 
mag  wirklich  sein  oder  nicht"  (Vernunft.  Gedanken  von  Gott  ...  I,  §  16;  vgl.  Ontolog. 
§  134f.). 

Während  Leibniz  die  Dinge  individualistisch  als  „Monaden"  (s.  d.)  auffaßt, 
sind  sie  nach  Spinoza  nur  Modifikationen  der  Attribute  der  göttlichen  „Substanz" 
(s.  d.),  also  nichts  Absolutes,  Selbständiges,  nur  flüchtige  „Affektionen"  des  einen 
Wesens  („res  particulares  nihil  sunt  nisi  Dei  attfibutorum  affectiones,  sive  modi, 
quibus  Dei  attributa  certo  et  determinato  modo  exprimuntur";  Eth.  I,  prop.  XXXV, 
corollar.). 

Ein  D.  ist  nach  Herbart  eine  „Komplexion  von  Merkmalen,  noch  ohne  Frage 
nach  ihrer  Einheit,  die  dabei  blindlings  vorausgesetzt  wird".  Die  Vorstellung  des 
Einzeldings  entsteht  durch  „Zerreißung"  der  Umgebung.  H.  bestimmt  dann  das  D. 
als  „Substanz,  welcher  die  Merkmale  inhärieren"  und  findet  in  diesem  „Inhärenz- 
verhältnis"  (s.  d.),  in  dem  Verhältnis  der  vielen  Eigenschaften  zu  dem  einen  Ding 
einen  Widerspruch,  den  die  „Methode  der  Beziehungen"  durch  Zerlegung  des  Dinges 
in  eine  Vielheit  von  „Realen"  (s.  d.)  auflöst  (Lehrb.  zur  Psychol.,  S.  86  ff.;  Allgem. 
Metaphys.  II).  —  Nach  Lotze  ist  ein  Ding,  was  die  Form  der  Selbständigkeit  und  der 
Fähigkeit  zum  Tun  und  Leiden  hat;  der  Dinge  Beständigkeit  besteht  in  der  Folge- 
richtigkeit ihrer  inneren  Zustände".  Wir  legen  unsere  Einheit,  Ichheit,  unser  Fürsich - 
sein  in  die  Dinge  hinein  (Mikrokosm.  I2,  146;  III2,  517,  531).  Nach  Riehl  legt  das 
Ich  seine  eigene  Identität  (s.  d.)  in  die  Dinge;  diese  sind  „konstante  Gruppen  von 
Eigenschaften,  zur  Einheit  des  Bewußtseins  gebracht",  wobei  die  Regel  der  Ver- 
knüpfung auf  ein  „An  sich"  der  Dinge  hinweist  (Der  philos.  Kritizismus  II  1,  234  ff., 
295).  Eine  „Introjektion"  (s.  d.)  unseres  Innenseins  in  die  Dinge,  welche  dadurch  zu 
uns  analogen  Wesen  werden,  erfolgt  nach  Beneke,  Teich  Müller,  Ueberweg,  Hor- 
wicz  (das  Ding  ist  ein  „  Quasi-Ich"),  Jerusalem,  H.  Gomperz  u.  a.  Auch  nach  Wundt: 
„Die  Selbständigkeit  unseres  Ich  und  der  stetige  Zusammenhang  unserer  Vorstellungen 
werfen  ihren  Reflex  auf  die  Dinge  außer  uns."  Die  Dinge  der  Erfahrung  sind  nichts 
absolut  Beharrendes,  sondern  nur  das,  „was  im  fortwährenden  Wechsel  der  Erschei- 
nungen zusammenhängt".  Der  Dingbegriff  ist  psychologisch  ein  Produkt  der  „apper- 
zeptiven  Synthese".   Anlaß  zur  Bildung  eines  solchen  Begriffes  ist  überall  da  gegeben, 


138  Ding. 

* 

„wo  einerseits  ein  Komplex  von 

mit  denen  er  in  Bsriehtmg  stallt»  «ad  wo 

in  Ebwnidkej»  wfad  Im Im  ilmsk  ith  niingsiii,  iiindstill,  Isiliei  In  In  iln  fh 

Ding  aufgefaßt  wird  (Logik  I*.  1893-95.  462  «.; 
s.  Objekt,  Substanz).  Nach  8mwa*t  iet  dee  D.  ein  „VorgsstsDtss,  das  als  eine  reumhoh 
sbangrsnste.  ■  der  Zeit  dauernde  Oostsll  sink  uns  demssüt"  (Logik.  1901,  11\  11 
Neoh  B.  BftDHuni  ist  ein  VorgeeteOtae  ein  D..  sofern  es  sich  als  „lishsrrsndes  selb, 
ständig  Wirklfcsnee,  d.  h.  als  iiltiWlUg  Wirkend«  and  Leidend«"  n  erkennen  gibt 
(Logik.  I«.  1907). 

de«  D.  naf  die  Scbolestlkor. 

Jodu  Vouult.  KCltb.   W.  FmtTAO. 
1911).  ürrurr.  Mmroyo. 

»>. 
Erfehrwngemhahe, 

Brkenntnuunbelt*   feesen   die 
Dmge  eaf  Kawt  (s.  Krsnsiiosng,  Objekt.  Ding  en  sich).  Oons*.  Wi»d«laaw>, 
KijtKiu  C>nw,  E.  KOma,  Lasswto,  Nahmt  n.  e.  (s.  Objekt).  —  Inbelte 
fewuBtoeine  emd  die  Ding«  nnob  Fmbtb  (e.  lob). 
Unrtrns.  Lim  n.  e.   Die 
•af  des 

(AJlgem.  Plr/aboL.  1  A.  1906.  &  44;  Philo*,  eis 
iM-hsit.  1910).    X*rh  Lim  ist  dasjenige,  wns  Dings  so  solobeo  macht,  „des  mit  den 
i  des  Dinges  nicht  gegebene,  sondern  rosa  Denken  «of  Omnd  der  Erfahrung 

mselseitigen  logiseben 
O  Relstion  swisoben  den  Elementen"  (Grandr.  d.  Logik,  1991.  8.  99; 
u.  Relationen,  I90S.  &  90;  rgL  Oourauvs.  Etnffthr.  in  d.  Pbllos..  1903. 
&  1670.).  Noch  Hosnu,  emd  Dings  „die  doreb  eine  KsnsessssesthWireit  ein 
beitlioh  nnwpennten  Konkrete"  (Log.  Unssrsnck^  1900-01.  IL  94t V 

die  Dmge  nnob  BniiiT,  Hum.  J.  8r.  Mtxl.  Ooemucs,  &  Waäls  (der  nbnr  noch 
..Urfaktoren"  nnnimmt)  u.  a.  Noch  Mach  ist  des  „Ding"  nur  eine  .,denkokonx»miscbe" 
Einheit  tu  praktischen  looosoii  „ein  Notbebelf  nr  vorläufigen  Orisatisr«ngM.  eine 
reletir  konstante  Gruppe  von  „Elementen  '  (a.  d.)  oder  „  Empfind nnjen"  (Beiu 
AnaJym  d  Entpfind.«,  &  8  ff.).  Ee  gibt  keine  teoherten  Dinge,  sondern  „leb"  und 
„Ding"  sind  ..provieorisobe  Fiktionen"  Erkenntnis  u.  Irrtum.  &  13).  Ahnlich  fahren 
Prxoldt  (Des  Weltprobfem*.  1912.  Vorwort),  Avbhakics,  Vi 
OarwAU>(Vorles.aberN«4ornbilos.a.S.77L:  Dinge  ab  objektive.  | 
Erlebnisse";  Annel.  d.  Naturwios.  IV.  1906:  „energetisches"  Ding  en  sieb  eis  idealer 
Grenzbegriff,  eis  Energfenkomplex).  Vakuoiu,  noob  welobem  des  „Ding"  eine 
Fiktion  ist.  indem  des  Wirkliche  ein  Kluß  raumseitlich  verknüpfter 
ist,  den  nur  des  Denken  in  Subjekt  und  Objekt  gliedert  (Die  Fbilos. 
des  Als-Ob.  1911.  S.  297  ff.).  Des  „Ding"  ist  nur  eine  Apperzeptiooaform.  in  der  «oh 
Empfindungen  verbinden  (rgL  Stsuthax.  EnüeiU  in  d.  PsychoL  I«,  1881,  &  91 
Der  Anssu  von  „Dingen  mit  Eigenecbsiten"  verfälscht  den  Tatbestand,  die  einheit- 
liche „Empfindungsreihe".  Mit  Hilfe  der  Ding-Fiktion  wird  des  Denken  Herr  tbsr 
des  Meer  der  snstflrmenden  is«pf  *  ngiei.  es  kenn  damit  in  ihnen  Ordnung  schaff r n. 
Es  ist  bis  eu  einem  gewissen  Punkte  möglich,  die  Welt  so  zu  betrachten,  „als  ob  ee 
Dinge  gibe"(l.cS.  307).    Daß  wir  Eilmsidinge  nur  sus  Gesichtspunkten  der  Prsjdedes 


Ding  an  sich.  139 

Denkens  und  Handelns  setzen  müssen,  lehren  in  verschiedener  Weise  Bebgson 
(3.  Leben),  Joel  (Seele  u.  Welt,  1912),  C.  Brenner  u.  a.  Nach  letzterem  sind  die 
Gegenstände  des  praktisch  orientierten  Denkens  „bewegte  Dinge",  wobei  die  Dinge 
selbst  nur  Bewegung  (s.  d.)  sind  („ein  Ding  geschieht,  ein  Geschehen  ist  ein  Ding*'). 
Unmittelbar,  in  der  „Grunderfahrung",  ist  das  D.  „eine  Summe  von  Sensationen, 
verbunden  mit  dem  Verschmelzungsprodukte  aus  denjenigen  mit  diesen  Sensationen 
gleichzeitig  produzierten  Vorstellungen,  auf  welche  wir,  als  sie  verursachend,  jene 
Sensationen  beziehen"  (D.  Lehre  von  den  Geistigen  u.  vom  Volke  I,  1908,  133  ff.). 
An  sich,  für  das  „geistige"  Denken  ist  die  Wirklichkeit  ein  einheitlich-stetiges  Ganzes. 
Nach  Müixeb-Fbeiexfels  ist  das  Dingerlebnis  zurückzuführen  auf  motorische 
Stellungnahmen,  Instinkte  (Irrationalismus,  1922).  Nach  E.  Becher  (Naturphilosophie. 
1914,  122)  ist  das  Ding  ein  an  Hand  der  Erfahrung  gebildetes  Produkt  des  vorwissen- 
schaftlichen Denkens.  Es  ist  die  Grundlage  des  Substanzbegriffs.  —  Vgl.  Hegel. 
Enzyklop.,  §  125;  Bergmann,  System  d.  objektiven  Idealismus,  1903,  S.  114;  ÜPHrES. 
Psychol.  d.  Erkennens  I,  1893,  57 f.;  Schuppe,  Grundr.  d.  Erkenntnistheorie  u.  Logik, 
1894,  S.  123  ff.  (Unterscheidung  von  Raum-  und  Zeitdingen  sowie  des  „Ichding"); 
v.  Schubert- Sold  ern,  Gr.  einer  Erkenntnislehre,  1887,  S.  68,  126  ff.;  James,  Principl. 
of  Psycho!,  1891,  LT,  78;  K.  Dieterich,  Grundz.  d.  Metaphys.,  1885,  S.  22  ff.  (vgl. 
Substanz);  R.  Reininger,  Philosophie  des  Erkennens,  1911  (kritizistisch);  B.  Kern. 
Das  Erkenntnisproblem2,  1911;  Höffding,  Der  menschliche  Gedanke,  1911;  Haas. 
Die  psychische  Dingwelt,  1922.  —  Vgl.  Objekt,  Ding  an  sich,  Erscheinung,  Körper. 
Atom,  Monaden,  Substanz,  Materie,  Kraft,  Immanenzphilosophie,  Transzendenz,  Gott , 
Spiritualismus,  Panspychismus,  Voluntarismus. 

Ding  an  sich  ist  die  Wirklichkeit  der  Dinge,  so  wie  sie  unabhängig  von 
unserem  Vorstellen,  Denken,  Erkennen  besteht,  das  jenseits  aller  möglichen  Erfahrung 
liegende  („transzendente")  Sein,  das  nicht  selbst  Objekt  (s.  d.)  oder  Inhalt  des  er- 
kennenden Bewußtseins  ist,  aber  als  letzter  Grund  für  das  Dasein  und  die  Bestimmt- 
heiten, Besonderheiten  der  Objekte  angesetzt  wird  oder  werden  kann.  Die  Objekte 
der  Außenwelt  selbst,  die  empirisch  gegebenen  Dinge  sind  dann  als  „Erscheinungen" 
(s.  d.)  eines  „An  sich"  der  Dinge  zu  betrachten,  das  in  ihnen  zum  Ausdruck,  zur 
Sichtbarwerdung  gelangt;  es  ist  nicht  selbst,  nicht  unmittelbar  erkennbar,  aber  die 
objektive  Erkenntnis  bezieht  sich  in  symbolischer  Weise  auf  das  „An  sich",  auf  die 
absolute,  von  allem  Bewußtsein  unabhängige  Wirklichkeit.  Als  „relatives  An  sich" 
ist  das  „Fürsichsein"  der  Dinge,  ihr  „Innensein"  zu  bezeichnen,  welches  niemals 
Inhalt  eines  fremden  Bewußtseins  werden  kann,  weil  es  selbst  einem  solchen  analog 
ist,  eine  Art  „Subjektivität"  darstellt,  in  deren  Begriff  schon  die  Selbständigkeit 
gegenüber  dem  einzelnen  Ich  liegt  (s.  Subjekt,  Ich).  Dieses  (etwa  unserem  eigenen 
Streben  analoge)  „An  sich"  der  Dinge  stellt  sich  „für  uns"  als  physisches  (s.  d.)  Sein 
und  Geschehen  dar.  Im  absoluten  Sinne  aber  ist  das  „An  sich"  die  Wirklichkeit  (s.  d.), 
wie  sie  —  völlig  unerkennbar,  unbestimmbar  —  als  Inhalt  eines  über  die  Schranken 
und  Grenzen  jedes  endlichen  Erkennens  erhabenen  unendlichen,  zeitlosen,  göttlichen 
Bewußtseins  bestehen  mag  oder  jedenfalls,  wie  sie  unabhängig  von  den  Formen,  in 
denen  sie  sich  einem  endlichen  Erkennen  darstellt,  besteht. 

Der  Realismus  (s.  d.)  hält  meist  die  Dinge  so  für  erkennbar,  wie  sie  an  sich, 
unabhängig  vom  Erkennenden,  existieren  und  beschaffen  sind.  Der  phänomenalistische 
Kritizismus  (s.  d.)  nimmt  ein  „Ding  an  sich"  an,  hält  es  aber  für  absolut  unerkennbar, 
während  der  Spiritualismus  (s.  d.)  und  Voluntarismus  (s.  d.)  es  für  etwas  Seelenartiges, 
Geistiges  erklärt.  Für  den  kritischen  Idealismus  ist  das  „Ding  an  sich"  nur  ein  „Grenz- 
begriff", ein  Hinweis  auf  die  im  menschlichen  Erkennen  nie  auszuschöpfende  Unend- 


II" 


möglicher  IMahrangamhalte.  Dsr  wImUmIm»  Ua^fawM  («.  d.)  baMmte» 
dto  Extotem  eine*  „Ding  an  atob",  halt  es  ftr  eine  Mol»  Fiktion  oder  ftr  etat«  „üb- 
betriff ".  de  alles,  tu  wir  denke«.  dadurch.  daA  es  gedacht  wird,  erhoa 
von  Bewußtsein  abhängig  sei  (a.  Bern). 

Zwischen  den  wahren  Sein  und  der  bloßen  Eraoksheang  der  Dingo 
sebondie  indische  Fhitoeophto.  PiMtimwt  Dmomf  (dw|  —  — >y, e.  QoahUtml, 
dl»  Kyreaaiker.  Piuto»  (a.  Idee),  CnrstiT.  die  Skeptiker  (•.  d.),  Pumx  u.  a. 
Die  8oboleatik  unterscheidet  „esse  in  re"  «od  „esse  hl  mteileeUT\  wirkliche«  und 
gedachtes  Sein  (e.  Objekt).  Der  Breuhslnoug  („■ppsraatis")  wird  epaeer  des  „per 
ee  esse**  gigialfcngiiliUt  (rgL  Mmbauci,  Lex.  philoe.  8p.  107).  Necb  DaacaxTas 
tohree  am  die  Dinge  nicht,  wie  die  Dinge  es  eiob  eelbet  (Ja  ee  ipakO  emd  (Princ. 
pafioe.  IUkoad  eaob  MiiMiM»  eprkbi  m  des  „cfcosee  ob  stt»  ■len" 
(Reoberebe  de  to  «Arte*  I,  Vorw.k  Ahnhoh  lehren  Gmaa,  Bamooos  (Esser 
1604)  o.e.  Necb  Lrasnx  etod  die 
(e.  <Lk  Unbekannt  emd  die  Ding»  en  eiob  Mob  Loa»  („thmgs  in 
Hhej"),  Hcmb,  lUvrarnne,  CoxmxLar,  Boxxxt  („abäse  ob  eoi"  —  „ee  qae  U 
eboee  pereH  etre**,  „ohoose  ea  eltos  BWi"  —  „per  lapport  k  noae").  D* AumsxxT. 
Hmiiiuub,  TwTS*au.s.  Lajobbt  uo  u  rstboidot  dto  Seche  „wie  eie  en  eiob  et" 
und  die  Seobe,  „wie  wir  ob  lamflnliB.  Yorstellea"  (Hevea  Oigannii,  1764.  PMao* 

1.  !*»• 
Aber  erat  durch  Kabt  kommt  der  Begriff  ..D.  a.  a."  aar  fietlejaf    War  erkennen 
K.  aar  „Fisihelnaugiii"  (e.  d.).  d.  h.  durch  Kesiajartoii  (a.  d.)  «Inhailltoh  gesets- 

doeb  niobt  vom  „Bewußtsein  fiberbaapt"  («.  d.i.  von  den  Formen  dar  An- 

Denkern.    Dto  Objekte  (a.  d.)  in  Boom  and  Zeit  emd  nur  Phano- 

existieren  ato  eolobe  aar  far  «ka 

and  dto  Butlamibeiien  da 

dto  ffrsrhstoaagea  aaf  ein  ato  hiirtogsniin  „Ding  aa  eich"  hin. 

t  .',  iitutL^mmIi  if    i*#      ■  »•  •  I    fi-<*     B  »r      I  ri      aal    ■  r  1>  I  #■  n    wir    u  iK  BbbbI  al  n\t         i*nH    rirnLr>n 

aaf  daaeelbe  niobt  aaweadbar  emd;  eelbet  TilHiai"  „Wirken"  aaw.  laßt  atob  aar 
meofera  tob  Bub  mengen,  ato  aain  Verhältnis  sa  aaa  aeboa  in  der  ose  gern!  Bon 
Daalrwatoe  beatimmt  wird.  Aaa  dem  Begriffe  dar  Brsnhsmaag  folgt»  „dal  ihr  etwas 
enUprechea  aasse,  was  aa  atob  eelbet  niobt  Braobekaaag  tot",  ein  »Korrelat"  der 
Erscheinung,  ein  MaberamBttcber  Graad"  deraetbea;  dsaa  Fiaia'ieliiang  kann 
ohne  etwas  sein,  waa  da  orooheenl    Dto  Dtoga  aa  atob  emd  aber  nicht  eelbet  ein  Inhalt 


d.  b.  ato  „enthalten  den  Graad,  das  V« 
an  bestimmen".  Karr,  der  froher  lehrte,  daß  die  Sinne  aas  i 
wahrend  der  Veratand  dto  Dtoga  salbet  erfaßt  (Da  mondi  eemäbihe  aiqae  totolbgibibs 
forma  et  principüe,  1770),  betont  später  dto  Unerkennbarkeit  dar  Dinge  aa  atob  eelbet 
auch  durch  den  Verstand,  weil  dieser  eteta  aaf  sinnliche  4ueibsiiang  baaoaaa  bleibt. 
Ea  gibt  Dinge  außer  uns,  „eilein  tob  dem,  was  ato  aa  aieb  eelbet  asm  mögen,  wiesen 
wir  nichts,  sondern  kennen  nur  ihre  Eiaoheinaagen.  d.  L  die  Vorstellungen,  dto  ato 
in  uns  wirken,  indem  ato  unsere  Sinne  effilieren"  (Prolegomena,  |  13,  Anmerk  II). 
Dto  Dinge,  dto  wir  anschauen,  sind  „nicht  das  an  atob  selbst,  wofür  wir  sie  anach* 
Wir  kennen  nur  die  Art  und  Weise,  wie  wir  dto  Dinge  wahrnehmen  and  denken  (Krit, 
d.  rein.  Vera.,  S.  06 ff.;  Über  eine  Entdeckung . . .;  Kleine  Schriften  aar  Logik  u. 
Metaphya.  III  \  20  f.).  Ala  Gegenstand  des  Denkens  nennt  Kaxt  das  D.  a.  a.  .. 
menon"  (s.  d.).    Kaxt  neigt  manchmal  dexa,  das  D.  a.  s.  als  bloßen  „Grenzbegriff" 


Ding  an  sich.  141 

ohne  Realität  anzusehen,  ja  er  nennt  es  zuweilen  eine  „Fiktion''  (vgl.  die  Stellen  bei 
Vaihinger,  D.  Philos.  des  Als-Ob,  1911);  aber  auch  die  Tendenz,  in  der  praktischen 
Philosophie  den  reinen  Willen  des  „noumenalen''  Menschen  als  ein  „An  sich"  zu 
betrachten,  liegt  vor,  obwohl  Kant  sonst  auch  das  (empirische)  Ich  (s.  d.)  für  bloße 
„Erscheinung"  erklärt  (vgl.  Idee,  Postulat). 

Daß  bei  Kant  die  Annahme  eines  D.  a.  s.  zu  Widersprüchen  führe,  da  Existenz, 
Wirken,  welche  doch  zur  Beeinflussung  des  Subjekts  durch  das  D.  a.  s.  nötig  seien, 
nach  Kant  selbst  auf  dieses  unanwendbar  seien,  betonen  Jacobi  (W.  W.  II,  301  f.), 
Aenesidemus- Schulze  (G.  E.  Schulze,  Aenesidemus,  2.  A.  1910,  S.  262)  u.  a.  Beck 
und  Maimon  streichen  das  D.  a.  s.  ganz  und  Fichte,  nach  welchem  die  Dinge  durch 
das  „Ich"  (s.  d.)  gesetzt  sind,  hält  es  für  einen  „Ungedanken".  Nach  A.  Stadler 
(Kants  Teleologie,  1874;  Die  Grundzüge  d.  reinen  Erkenntnistheorie  in  d.  Kantischen 
Philos.,  1876),  F.  A.  Lange  ist  es  nur  eine  Idee,  ein  „Grenz begriff"  ohne  positiven 
Inhalt;  wir  wissen  nicht  einmal,  ob  der  Gegensatz  zwischen  Erscheinung  und  Ding 
an  sich  außerhalb  unserer  Erfahrung  eine  Bedeutung  hat  (Geschichte  d.  Materialismus, 
II3,  49).  0.  Liebmann  hält  das  Kantische  D.  a.  s.  für  ein  „Unding"  (Kant  u.  die 
Epigonen,  S.  45  ff. ;  2.  A.  1912).  Nach  Cohen  ist  es  ein  bloßer  Grenz-  und  Idealbegriff, 
es  weist  auf  die  unendliche  Aufgabe  des  methodischen  Erkennens  hin  (Kants  Theorie 
d.  Erfahrung,  S.  252;  Ethik,  1904,  S.  25).  „Die  Erscheinungen  sind,  dieweil  und 
sofern  es  Gesetze  gibt,  in  denen  sie  Sein  gewinnen;  in  denen  die  Flucht  der  Er- 
scheinungen Bestand  erlangt.  Das  Gesetz  selbst  ist  also  der  schlichteste  Ausdruck 
jenes  Ding  an  sich"  (Kants  Begründ.  d.  Ethik2,  1910,  S.  27).  „Das  Gesetz  ist  die 
Realität."  Die  „Erscheinung"  ist  „das  halbreife  Objekt,  das  wir  nach  Art  der  An- 
schauung uns  gegenüberstellen"  (I.e.  S.  28  f.).  Ähnlich  lehren  Natorp,  Cassirer, 
Staudinger,  Kinkel,  Windelband,  Rickert,  F.  J.  Schmidt,  B.  Kern  u.  a. 

Keinerlei  „Ding  an  sich"  gibt  es  nach  Laas,  Schuppe,  Rehmke,  Leclair, 
Schubert- Sold ern,  Cornelius  (Einleit.  in  d.  Philos.,  1903,  S.  323ff.),  Ziehen, 
Verworn,  Hodgson  (Philos.  of  Reflection,  1878, 1,  167,  213  ff.),  Avenarius,  R.Willy, 
H.  Gomperz,  Petzoldt  u.  a. ;  nach  E.  Mach  (Analyse  d.  Empfind.4,  1903,  S.  10), 
Nietzsche,    Vaihinger  (D.  Philos.  des  Als-Ob,   1911)  u.  a.  ist  es  eine  „Fiktion". 

Unerkennbar  ist  das  D.  a.  s.  nach  Fries,  der  vom  „An  sich"  der  Erscheinungen 
spricht  und  darunter  das  Ewige,  Unendliche  versteht  (Wissen,  Glaube  u.  Ahndung2, 
1905),  V.  Cousin,  W.  Hamilton,  Herbart  (s.  Realen),  Comte,  Spencer,  Huxley, 
Carneri,  Helmholtz,  Riehl,  B.  Erdmann,  E.  Wentscher,  Höffding  (Der  menschl. 
Gedanke,  1911),  Jodl,  R.  Wähle  („Urfaktoren"  als  Grundlagen  der  „Vorkomm- 
nisse") u.  a. 

Geistiger  Art  ist  das  „An  sich"  der  Dinge  nach  Leibniz,  Hegel  (s.  Idee),  Schopen- 
hauer (s.  Wille),  Ed.  von  Hartmann  (s.  Unbewußt),  Beneke,  Lotze,  Fechner, 
Bergmann,  Lipps,  Paulsen,  Renouvier,  Fouillee,  Bergson  (s.  Leben),  J.  Ward, 
Royce,  L.  Busse,  Eucken.  Münsterberg,  Wundt  u.  a.;  nach  letzterem  ist  das 
wollende  Subjekt  „Ding  an  sich",  wenn  darunter  der  „Gegenstand  unmittelbarer 
Realität"  verstanden  wird.  Auch  auf  das  über  jede  Erfahrung  hinaus  Liegende  müssen 
die  Denkgesetze  und  Denkformen  angewandt  werden  (Logik  I2,  1893 — 95,  546 ff.; 
Philos.  Studien  VII,  45 ff.;  vgl.  Wille).  —  Vgl.  Herder,  Verstand  u.  Erfahrung,  1799, 
II,  180  f.;  Clifford,  Über  die  Natur  der  Dinge  an  sich,  1903;  Deussen,  Elemente  der 
Metaphys.4,  1907  (Das  D.  a.  s.  ist  der  räum-  und  zeitlose,  für  uns  transzendente  Inhalt 
des  „transzendentalen"  Bewußtseins  an  sich);  Zeller,  Über  Bedeut.  u.  Aufg.  d.  Er- 
kenntnistheorie, 1862;  Jerusalem,  Der  kritische  Idealismus,  1905,  S.  141  (die  Dinge 
sind  nicht  nur  so,  aber  auch  so,  wie  sie  uns  erscheinen);  Asmus,  Das  Ich  u.  d.  Ding 


142  Dlnfhtit  -  Dltkret. 

mi  Mob,  1873;  Wrmn,  Dm  Dmg  an  eich  u.  dm*  Katurgeaeu  der  Saue,  1901; 
Dbokocb.  Kante  Dinge  an  ebb.  IMS;  E.  ▼.  Ham***.  Dm  Ding  an  rieh.  1871; 
R.  Lbkoi,  Kanu  Lehre  vom  Ding  an  eich.  1878;  Mawooo,  DI»  Brfabniagagi  iind 
lMjm  «MM«  Wimen*,  190«,  &  910.;  Bnmrr,  Philo*.  Reden  und  Vortrage,  1910; 
V.  Kbjjt,  Weltbegriff  and  Frfceamwbhsgiiff.  1911;  BniMB,  PhUoa.  dea  Er- 
tonnen*.  1911;  B.Knx.  Daa  fthom Hlhayi  iiMaiii  *.  1911;  Umtb,  Kant  u. 
Vorginger.  1908;  Grund*.  <L  IM—liihUlufb.  1901  (Die  Dinge  ab  Inhalt 

„D.  a.  a.**efa  ..Unbegrifr);  L.  Gilb«t.  Neu* 
1911;  Kult*.  Di»  Reahmtrung  U.  1990.  SOS  (i 

Ding  an  akh;  wird  ab  Argument  gegen  db  Hl  llmmlllli  H  der  Realität  abgelehnt). 
—  VgL  Fi  i  hl  big.  Objekt, 

flott,  P»jrrhUrh.  Ws 
BeweJlaiin,  Charakter. 


IMmfmvJt  dar  aUgemeine  Ding-Cbaraktar.  da«  8hb  ab  Dbg-aeb,  ab  Gegen 
stock  aar  „Iehheit-  (a.  <LL 

IHonynUcb  s.  HBnlMnbw     Beide  Bagrtfb  achon  bei  F.  ?.  Sckloobl. 

MNmtftl  unnüttelbar,  a.  Ästhetik  („direkter  Paktor**:  Vmmxm),  Erlahmng 
(unmittelbare  Erfahrung:  Wottdt).  „Direkt"  gaaahan  wird  daa,  deeeen  BOd  auf  den 
..gelben  Fbck"  dar  Netaheut  fallt. 

»fj— ll   beißt  dar  dritte  Modi»  dar  dritten  Schluftfigur  fß.  d.):   Obereeu 
und  Folgerung  partikular  bejahend  (iL  Untere.»  ilhjinttla  bejahend  (a).    MiP 
Me8|8iP.    Z.  B.:  Einige  Körper  sind  kugelförmig;  Alb  Körper  *iad  aoegedehnt; 
Also  ist  einige*  ■  immihonb  kugelförmig. 

Dlejaakt  (gaaokbcba)  omd  Begriffe,  data«  Umfange  lusibintbiu-po  and 
db  ■»■■«Win  einem  höheren,  ifkjiiltami  Begriff  anmim«rhuu  omd,  etwa  ab 
Arten  einer  Gattung  (r.  B.  Hand  —  Rata*,  welche  beide  tu  einer  Gattung  der  Sing«, 
tiere  gehören). 

Diajaaktiaa  Ut  db  Gefnatberstellung  nrabr  Begriffe  innerhalb  eine* 
ihnen  übergeordneten  Begriffe*. 

Disjunktiv  sind:  1.  Irteile  mit  abjonkUren.  einander  auaachlbfbnden 
Begriffen  ab  Prädikat  (8  bt  entweder  P,  oder  Pt).  Vom  dbjunkueen .  U.  ($ut~y?*9~) 
ut  achon  bei  den  Stoikern  db  Rade  (Dbg.  Leert.  VII,  72).  VgL  UvDvmvLsoutfB, 
Logik,  &  74 f.  8.  Schlüsse,  daran  Oberaal*  am  dkjunktire*  Urteü  bt  and  in  daran 
Unteraata  Quader  der  Dbjonktion  geaetat  oder  aofgahoben  worden:  1.  8.  bt  ent- 
weder P,  oder  P,  oder  P,  |  8  bt  P»  .  Abo  bt  8  weder  P,  noch  P,  (Modo*  ponendo 
tolbna);  2,  8  bt  entweder  P,  oder  P,  oder  P,  |  8  bt  weder  P,  noch  P,  | .  Abo  S  bt 
P,  (Modoa  toUendo  ponena);  3.  8  bt  entweder  P,  oder  P,  oder  P,  j  8  bt  nicht  P,  . 
Abo  bt  8  entweder  P,  oder  P,  (ebenfalb  M.  toll.  pon.).  Ein  hypothetbch-dbjunktieer 
Schluß  bt  daa  Dibmma  (*.  d.).    VgL  ünnwn,  System  d.  Logik*.  1882, 

ltiakontinnierlirh:  unstetig,  unterbrochen.    VgL  StetJgV 

Diakrepans  (dberepantia):  Abweichung,  Unverträglichkeit;  Auseinander - 
liegen  zweier  Begriffe.    VgL  LiXDxn-Locuua,  Logik,  8.  62. 

Dlokret:  abgesondert,  getrennt.    Diskrete  Größen  sind  Grüften,  derer 
nicht  stetig  tnaammenhingen  (r.  B.  db  Zahlen).    VgL  8fÜgke4i. 


Diskursiv  —  Disposition.  143 


Diskursiv  (von  discursus  =  ratiocinatio,  Durchdenken,  Schließen;  vgl. 
MiCRAELitrs,  Lex.  philos.,  1653,  Sp  335f. ;  Thomas:  „discursus  est  quidam  motus  in- 
tellectus  de  uno  in  aliud"):  begrifflich,  schließend,  auf  logische  Weise,  von  Vor- 
stellung zu  Vorstellung,  von  Urteil  zu  Urteil  übergehend,  als  Gegensatz  zum  „Intui- 
tiven" (s.  d.).  Dieser  Gegensatz  findet  sich  z.  B.  bei  Thomas  („discursive"  —  „sim- 
plici  intuitu",  Sum.  theol.  LT.  II,  180,  6  ad  2;  vgl.  Chb.  Wolff,  Philos.  rational.,  §  51). 
Nach  Kant  ist  das  menschliche  Denken  nicht  anschauend,  keine  „intellektuelle  An- 
schauung" (s.d.),  sondern  „diskursiv",  die  Mannigfaltigkeit  des  Gegebenen  durch  seine 
Funktion  zu  Begriffen  verknüpfend,  nur  vermittels  der  Begriffe  erkennend.  Raum 
und  Zeit  sind  keine  „diskursiven''  oder  allgemeinen  Begriffe,  sondern  Anschauungs- 
formen. Von  der  „intuitiven"  ist  die  „diskursive  (logische)  Deutlichkeit"  (d.  h.  durch 
Begriffe)  zu  unterscheiden  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  9,  52,  88;  vgl.  Fries,  System  d. 
Logik,  1811,  S.  87).     Vgl.  Höffding,  Der  menschl.  Gedanke,  1911,  S.  10. 

Disparat  sind  1.  Empfindungen  verschiedener  Sinnesgebiete  (Hebbart); 
2.  Begriffe,  welche  verschiedenen  Gattungen  angehören  und  miteinander,  ohne  Gegen- 
sätze zu  sein,  unvereinbar  sind  (z.  B.  Tugend  —  Dreieck;  vgl.  Lindner-Leclatr, 
Logik,  S.  45).    Vgl.  Boethtus,  bei  Prantl,  Gesch.  d.  Logik  I,  686. 

Disposition  (dispositio,  öid&eois)  bedeutet:  1.  logisch-methodische  An- 
ordnung, Gliederung  (vgl.  Logik  von  Port  Royal,  S.  IL);  2.  Anlage  (s.  d.)  zu 
einer  Funktion,  besonders  zu  einer  psychischen  („psycho-physische"  Disposition). 
Es  gibt  ursprüngliche,  primäre,  angeborene  und  sekundäre,  erworbene  Dispo- 
sitionen; erstere  beruhen  zum  Teil  auf  genereller  Übung  (Ü.  vieler  Generationen), 
letztere  auf  individueller  Übung  (s.  d.).  Durch  die  Wiederholung  psychischer  Funk- 
tionen bleiben  in  der  Psyche  „Spuren"  zurück,  d.  h.  ähnliche  Funktionen  werden  später 
leichter,  rascher,  sicherer  ausgeführt.  Die  D.  sind  nicht  selbst  bewußt,  aber  Nach- 
wirkungen von  Bewußtseinsvorgängen  und  Bedingungen  solcher;  sie  treten  vielfach 
als  Tendenzen  bestimmter  Richtung  auf,  zur  Reproduktion  (s.  d.)  bestimmter  Vor- 
stellungen, Vorstellungsreihen,  Vorstellungsverbindungen  (s.  Assoziation),  als  „Be- 
reitschaften" (s.  d.),  als  Gemüts-,  Willens-,  Charakteranlagen  usw.  Physiologisch 
entsprechen  den  D.  bestimmte  Modifikationen  der  organischen,  besonders  der  Nerven - 
Substanz,  auch  bestimmte  Anordnungen,  „Bahnungen",  Koordinationen  u.  dgl.,  ferner 
eine  Aufspeicherung  potentieller  Energie  im  Zentralnervensystem,  im  Großhirn. 

Angedeutet  ist  der  Begriff  der  psychischen  D.  schon  bei  Platon  (Theaet.  191  C) 
und  Aristoteles  (De  anima,  III,  2),  Straton,  den  Stoikern,  Plotin  (Ennead.  IV, 
6,  3),  Augustinus.  Die  Scholastiker  reden  von  einer  „intellectus  dispositio". 
Micraelius  erklärt:  „Alias  dispositio  contradistinguitur  habitui  et  est  qualitas 
afficiens  subiectum  idque  praeparans  ad  habitum"  (Lex.  philos.  1653,  Sp.  336f.). 
Physiologische  Dispositionen  kennen  Descartes  (s.  „ideae  materiales"),  Malebranche 
(ebenso).  Spinoza  („Spuren",  vestigia,  Eth.  HI),  Hobbes  (Leviathan,  K.  3),  Locke 
(Essay  concern.  hum.  unterstand.  II,  K.  33,  §  6),  Hartley,  Priestley.  Condillac, 
Bonnet  („dispositions  des  fibres",  Essay  de  Psychol.,  1775,  K.  6;  Essai  analyt.,  1759, 
§  59ff.,  163ff.,  610ff.),  A.  v.  Haller  u.  a..  welche  die  D.  ins  Nervensystem  verlegen. 
Später  tun  dies  auch  Meynert,  Ziehen  („bestimmte  Anordnung  in  bestimmter  Weise 
zusammengesetzter  Moleküle  der  Ganglienzelle",  Leitf.  d.  physiol.  Psychol.2,  1893, 
S.  109ff.),  Verworn,  R.  Semon  (s.  „Engramm"),  R.  Wähle,  Jodl,  Ribot,  Delboeuf, 
Spencer,  Maudsley  u.  a. 

Dispositionen  nicht  bloß  physiologischer,  sondern  psychischer  Art  gibt  es  nach 
einer  Reihe  von  Forschern.    So  nach  Spinoza  („vestigium"),  Leibniz,  nach  welchem 


in 


die  Brak  xa  allem,  tu  ak  mm  AnlaS  der  Erfahrung  eoretellt  and  denkt, 

hu  (e.  Aiigrboren).  ab  Twin  i  i  Utendanoee")  nr  Produktion  von  Ck- 

JntMaV  flUVw  0Ä  •9W^0fnMNm9  lUflBQCttflQSMNI  AJB  KaSattdUBCa» 

■  {  ^^frp^tfrfl«  T-1—nt  ijtt  rntrr  in  hii|iia»wi«i  «■■!■■  ilmi  Tili  imii 
Um  qua  dam  I»  oorpe*\  Nour.  EmIi  U.  10.  f  *).  Ak  JEnrtegkakan"  baatknmt  dk 
MiMiBhin  Dkp.  („Spui^i")  Plosn»  (Philo..  Aphor.  I.  f  339ff.).  Kajtt  «p  riebt  tob 
.Angewohnheit  Im  Gemüt"  ( AnthropoL  I.  §  »  B).  lünot  von  einem  „8treben. 
(Lehrt»,  e.  PeycnoL.  1977.  8.  16).  Bmu  himinanit  die  D.  ak  „Aa- 
i>it"  b.w.  ak  „Spur".  Skktrempjrt*kch.ktdae,..waaeou 


(Lehrtmeh  d.  Parohot.  f  27;  vgL  PijchJeck,)  —  Nach 
Beate  bewnJ<nTTltk>ail;ak  gehen  „form,  and  rirhtaaggarnnr!  hv 
bewaBia  Tätigkeit  mit  ein"  (Zend  Areeta.  1851. 1.  3801.).  Ehe 
fatt  die  peycbkche  DkpoaitfcM  Wem  auf;  ek  beataht  aar  ak  Erkkhterung  das 
Wiedereintritt*  beatimmtar  BewnaWnaturgange  (Gnfa.  d.  phya.  PtyahoL,  1900. 
330).  Ähnlich  KOltc,  Hormon.  8cllt.  Jutaa,  Buaoeo».  Baavraao,  Mehtojrj. 
aa.  JnoaaLBf  u.  a.;  aach  kuterem  kt  dk  D.  em  „HÜfabegriff.  dar  nach  dar 
Analofk  daa  Begriff«  dar  potentiellen  Energie  gebadet  kt"  (Lehrt»,  d.  Peyrhol .«. 
1907,  &  »ff.;  Wahrnehmung*-.  Erhmerunge-.  Urteile..  Gefühle-.  WWenedkpoa.). 
Ak  unbewufke  (e.  d.)  Zaeeaade  fafti  dk  Dkpoaition  B.  Kat»au»x  auf.  Inune' 


(Wkaenaeh.Hrpoth.  Aber  Uibu  Seele,  1908; 
n.  Unbewufke*.  1908).  Ähnlich  khrt  Lim;  dk  D.  aind  unbewußte 

VotateUaiigaa,  indem  ak  rar  Tätigkeit  ei  ngt  urerdr  n  (( 

1883,  8.  96;  Leitfaden  d.  Peychol.».  1910).   Nach 
D.  ahm  Bedingung  das  Voreteöeaa  ekma  m  aeiner  QualiU 
..bleibende  Veränderung"  in  der  8eek  (and  im  Groflhirn).  Vor  der  „Anregung"  kt  eie 
„ktent".  wirkungeke.    Angeregt  wird  ek  durch  einen  Hak,  der  mit  dem  dk  I) 

qiMklitotir  fdrnlkch  kt  oder  *bee  dnreh  einen  thnlMrea  Bek  ffder  endlHi  dureh 

Gedachtak».  1911,  8.  17ff.).    Ea  gibt  VoraaeOnnga-  and  Wiiwikhangattkpnmtlrwiii 
Dk  „Starke"  einer  D.  kt  dar  „Orad  ihrer  Tililaa pflfclgfciir.    ..Imtkktarke"  kl 
«In-  Reproduktionafahigkeit  rmnrittHhar  nach  Schaffung  dar  D.    Wird  dk  Starke  dar 
1).  rpatcr  erhöht,  dann  kommt  ea  «nr  „Marimaktlrke".    Dk  an  irgendeinem  Punkte 

der  Entwicklung  gimi Starke  dar  D.  kt  dk  ..Prlaenaatarke".    Oim i  wird 

dk  Starke  ron  DkpoaJtkmeey  hadern  dk  anter  werheemdaa  Biftigaege*  gimhiffmii 

1 1 >t *  11     in     \V  gfanamämmamSmaV   mmmmtlmmv   Vmäma    I 

(Methode  der  hehalteoen  Glieder;  IL  der 

M.  der  Treffer  und  Zeitmethode;  IL  dar  Hitfan;  IL  der  „identkeben  Reiben' . 

a  35ff.;  vgL  „Reproduktion"  und  dk  Literatur  daaelbet).    VgL  Witassk.  Archiv 

f.  ayatemat.  Phlkaophk  UL  Kaeh  W.  Sma*  emd  dk  Imyoaltirmcu  Teüfaktoren  der 

Entekchk(acL).  wu  Ai~-  «f~j  ^n  |n>»iwnklki  TTimlulilaikkiiiaaai,  aiglnieagalwulaiflig. 

mehrdeutig,  üektrebig,  peychophyakch-neutral.  aber  uneelbetandig.    (Die  menachl. 

Pereonhchkeit,  1918«,  &  70.)    Vgl  Oedachtnk,  Pereeveration,  Aaaorktton, 

Dlaatmilation  a.  Aaeimilation,  Geeichteempfindung,  Organkmue. 

IHanolntton  (Auflöaung)  kt  im  beeondern  der  GegenaaU  sur  Evolution, 
zur  differenzierenden  Entwicklung  (Srixcaa).  Dk  D.  auf  allen  Gebieten  uatereacht 
beaondera  Lalandu.    Dk  D.  arbeitet  im  Sinne  dar  Differensen  und  bringt  achnefttioh 


Dissonanz  —  Dogmatismus.  145 


alles  in  ein  harmonisches  Gleichgewicht  (La  dissolution,   1889,   S.  5ff.,  70ff.,  456; 
ähnlich  Tarde).     Vgl.  Entropie. 

Dissonanz  s.  Konsonanz,  Schwebung.  Vgl.  Wundt,  Grundr.  d.  Psychol.5, 
1900,  S.  119f.;  ferner  die  einschlägigen  Arbeiten  von  Helmholtz,  Stumpf  u.  a. 

Dissoziation  bedeutet  (seit  Parish)  psychologisch  den  Zerfall  von  Be- 
wußtseinszusammenhängen, die  Aufhebung,  Verhinderung  einer  Assoziation,  z.  B. 
durch  Affekte.  Vgl.  James,  Psychol.,  1891,  S.  251;  Ltpps,  Leitfaden  d.  Psychol.2, 
1906,  S.  98 ff.;  Claparede,  L'association  des  idees,  1903,  S.  359f.;  Morton  Prince, 
La  dissociation  d'une  personnalite,  1911;  Müller- Freienfels,  Das  Denken  und  die 
Phantasie,  1916. 

Distinkt:  deutlich,  unterschieden.    Vgl.  Klarheit,  Unterscheidung. 

Division  s.  Einteilung.  Divisive  Urteile  sind  Urteile  von  der  Form:  S  ist 
teils  P,  teils  P2,  teils  P3  (vgl.  Lindner-Leclair,  Logik,  S.  73). 

Docta  ignorantia:  gelehrtes,  bewußtes  Nichtwissen,  d.  h.  das  Wissen 
von  der  Unerfaßbarkeit  Gottes  als  des  Unendlichen,  der  über  alle  positiven  Prädikate 
erhaben  ist  und  zugleich  alle  Gegensätze  zur  Einheit  verbindet  („in  divina  compli- 
catione  oninia  absque  differentia  coincidunt").  So  lehrt  Nicolaus  Cusanus,  nach 
welchem  Gottes  Wesen  unbegreiflich  ist.  Je  mehr  wir  uns  dieser  Unerfaßbarkeit  seines 
Wesens  bewußt  sind,  desto  einsichtsvoller  sind  wir.  In  der  „d.  ignorantia"  umfassen 
wir  das  Unbegreifliche  in  unbegreiflicher  Weise  („ad  hoc  ductus  sum,  ut  incomprehen- 
sibilia  incomprehensibiliter  complecterer  in  docta  ignorantia",  De  docta  ignorantia, 
I,  1;  26;  II,  praef.;  III,  peror.).  Die  d.  i.  führt  zur  mystischen,  unbegreiflichen 
Schauung  Gottes  („visio  sine  comprehensione",  1.  c.  I,  26).  Ähnlich  lehrt  Bovillus 
(De  nihilo  II,  7);  ferner  Pico  (De  ente,  1601),  Campanella,  Locke  („avowed  igno- 
rance"),  Montaigne,  Gassendi,  Pascal  („ignorance  savante")  u.  a.  —  Den  Begriff 
der  „d.  i."  hat  zuerst  Augustinus  (Epist.  ad  Probam,  130,  K.  15,  §  28);  ferner 
Dionysius  Areopagita  (äyvdJoTais  ävavdd-rji),  Bonaventura  (vgl.  Übinger,  Archiv 
f.  Gesch.  d.  Philos.  VIII).    Vgl.  Gott. 

Dogma  (öoypa):   Lehrsatz  philosophischen   oder   theologischen    Inhalts,  un- 
umstößliche Lehre.    Vgl.  Cicero,  Quaest.  Academ.  IV,  9;  Kant,  Krit.  d.  rein.  Vern., 
'S.  616;  Harnack;  Dogmengeschichte,  1894,  P,  3,  482. 

Dogniatiker  ist,  wer  Dogmen,  feste  Behauptungen  und  Lehren  aufstellt, 
besonders  im  Gegensatz  zum  Skeptiker  (s.  d.),  „Dogmatistes"  in  diesem  Sinne  bei 
Pascal  u.  a.,  „dogmatici"  z.  B.  bei  Chr.  Wolff  (Psychol.  rational.,  §  46),  „Dog- 
matiker" (  —  Metaphysiker)  bei  Kant  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  Vorwort  zur  1.  A.,  S.  4; 
vgl.  Diog.  Laert.  IX,  74). 

Dogmatismus  ist  —  im  Unterschiede  vom  systematischen,  schließend- 
beweisenden  „dogmatischen  Verfahren"  —  das  unkritische  Vertrauen  zur  mensch- 
lichen Erkenntnisfähigkeit,  die  Aufstellung  metaphysischer  Lehren  und  Systeme 
ohne  vorangehende  Erkenntniskritik,  insbesondere  die  Anwendung  von  Begriffen, 
die  nur  innerhalb  möglicher  Erfahrung  und  zur  Vereinheitlichung  dieser  dienen,  auf 
das  jenseits  aller  Erfahrung  und  Erkenntnis  Liegende. 

Einen  dogmatischen  Charakter  haben  zum  Teil  die  Lehren  der  alten  und  mittel- 
alterlichen Philosophen,  die  Systeme  eines  Descartes,  Spinoza,  Chr.  Wolff  u.  a., 
der  Materialisten  (s.  d.),  des  naturalistischen  „Monismus"  u.  a.     Dem  D.  steht 
der  Skeptizismus  (s.  d.)  und  der  Kritizismus  (s.  d.)  gegenüber,  wie  er  bei  Locke, 
Eisler,  Handwörterbuch.  j(j 


14t>  Dominanten  —  Doppel- Ich 


Laura»  Hvmi  n.  a.  "  *  ■■■h-1  HL  *■»«  g*— '  -— -^g—lttrlr«  ^igifliiilsi»!  grl-nfi 
Unter  »Dogntsfi—  dar  Metaphysik"  versteht  er  „das  Vorurteü.  in  ihr  ohne  Kritik 
der  reinen  Vernunft  fortzukommen*'  (Krit,  d.  rein.  Vera..  Vorrede  zur  2.  A..  S.  26). 
„des  Hpsiihii  Zntranen  aa  ihren  Prinzips»  ohne  vorhergehende  Kritik  de» 
mnftvemfifSM  seihst**.  Die  Kritik  ist  nicht  dem  »dngamlmwhan  Verfahren"  der 
iwmon  Erkenntnis  ans  sinhsroa  PrmeJaira  sntssjsnapsstst,  wohl  aber  „dam  Dogmstism, 
ler  Anmsflnng.  «mit  einer  reinen  Erkenntnis  ans  Begriffen  (der  philosophischen), 
naeh  Prinrrpien,  so  wie  sie  die  Vernunft  langst  im  Gehrauo  he  hat,  ohne  Erkundigung 
der  Art  und  des  Rechte,  wodurch  sie  dsao  gelangt  ist,  süs»  forttuknenmen".  ..Dogm»- 
ttsm  ist  also  das  dogmatische  Verfahren  der  reinen  Vernunft,  ohne  vorangehende 
Kritik  ihres  eigenen  Vermögens"  (L  c  &  29).  Eine  ^randttcbe  Metaphysik 
als  WiMonschaft"  ist  ohne  Kritik  (s.  d.)  nicht  möglich.  —  Ober  Karr  liln  lismhinil 
nennt  Plcsrrn  jede  res  Us tische,  eine  Einwirkung  eon  Dingen  suf  das  loh  annehmende 
Philosophis  dnf  srtwe  (Gr.  d.  gas.  Wim kiftilihn.  8.  41       am*  Naruar  tat 

feste»      -*—  —        f  hu  in«  ■  t  ■  i  ■        -» *+  -    -■ ~-m%A       -* lTssTL  ■  ss  ■  äse  t  s  _    t,    .   -    an         -Ai    __,    _  ,e       _» 


snfinrsuesn,  eis  eine  nnendlirhe,  ah)  völlig  abgeschlossene  betraohtet 
lehre,  1008,  &  86911.).  —  Ob  Lehre,  <UA  wir  die  „Dinge  en  sich"  ahmt 
kftnnen  oder  die  BsheuntsusL  daS  sie  ahmt  da»  Formen  unserer  Ansehet 
unseres   Deakens  tragen,  wird  zuweilen  als  „nagativsr  Dogmeissmus"  b 
(so  von  G.  K.  Mcbolu).  —  VgL  flnaauran,  Briefe  aber  Dogastkenns  ui 
aismus,  1790;    I      M    Kuau,  Beitrage  sam  Studium  d.  Pliilosoph» 
„die  Bsetimmong  der  absramalieaea  Qogonstsnds  durch  die  von  dsa  sinnliche 
nntlihnlsn  saarkissls")   VgL  Tihiiismus.  lsstsphjslk. 


jss^aaVMgjMsssm  N  Mofafoi  ssssam 
Kmniu.  8b  lossmn  kerne  ssnaaaamoae  Arbeit,  srmdsra  kmhea  den  taiigaiiliiii 
im  Oigsiikmusi,  als  „formgebende.  gejssnUbürlindi  Kräfte"  („Gsatalsaaaadnmi- 
nanten"),  welche  dea  Orgaaismns  sufbauea.  in  welchem  daaa  weitere  Domsasnten 
aafaaabfg  htata  a*amj  •!»<•  am  ras  bVmBbbI  amui  mVJssm  kta  lafnataM  -  «Wh 
geistigen  (Die  Welt  als  Tat,  18»,  8.  273  ff.,  4.  A.  1906;  Einleit.  in  d.  theoreu  Biologie. 
1901.  S.  1720.;  Phiksv  d.  Botanik.  1906,  8.  41  ff.).     Vgl.  Leben,  Zweck. 

Dona  in  Irrend    (vorherrschend)  sind   hsatiaisUr   psychische    Elemente   in 
Vexsohmecsungen  (s.  d.)  und  Komplikationen  (a.  d.).    VgL  Wcwur.  (.rdx.  d.  , 
PsycboL,  1903,  III»,  8S6ff. 

Ivoppt'l-Irh    („Doppeltes    Bewußtsein",    „double 
ds  deux  porsonnco")  ist  che  snsnshmswstss  oUUfiadsndo 
keit  in  swei  (oder  euch  mehrere)  Ichinhalte,  in  swei  oft 
sich  verhaltende  Petnonliolifcostan.  bcw.  die   Gliederung  dm  BewuBtseins  in  swei 
verschiedene  Sphären.     Nach  Dasaota  Ist  die  Persönlichkeit  aas  mindestens  swei 

deutlich  trennbaren  Sphären  —-■■■§- ,  die  jede  für  sich  durch  eine  Er- 

innerungakette  sussmmengehalten  wird.  „Wir  tragen  ghänhsam  eine  verborgene 
Bewußtseinesphsre  in  uns,  die,  mit  Veratand,  Empfindung,  Willen  begabt,  eine 
Reihe  von  Handlungen  sa  bestimmen  fähig  ist.  Des  gleichseitige  Zusemmeneein 
beider  Sphären  nenne  ich  Doppeibewu ßtsein"  (Das  Doppel-Ich ",  1896,  &  1,  11. 
79f.;  Dsa  Unterbewußtsein,  S.  1909).  Die  Spaltung  der  Persönlichkeit  tr 
bypnotischen  und  manchen  .spiritistischen",  auch  in  direkt  peUiologischen  Zustanden 
auf,  wo  periodisch  das  «  mit  dem  andern  abwechselt.     VgL  fteannaem- 


Doppelte  Wahrheit  —  Dualismus.  147 


Notzesg.  Über  Spaltung  der  Persönlichkeit,  1896;  Störrtng,  Psychopathologie,  1900, 
S.  204ff.;  Pierre  Janet,  L'automatisme  psychol.2,  1894;  Ribot,  Les  maladies  de 
la  personnalite,  1885,  S.  139ff.;  Binet,  Les  alterations  de  la  pers.,  1892;  K.  Oester- 
reich,  Die  Phänomenologie  des  Ich,  1910.  Die  Besessenheit,  Deutsche  Psychologie, 
1916;  F.  Azam,  Hypnotisme,  double  conscience  et  alterations  de  la  personnalite,  1887; 
R.  Henning,  Zeitschr.  f.  Psychol.  49.  Bd.;  A.  Renda,  La  dissociazione  psicologica, 
1905;  C.  Sabatier,  Le  duplicisme  humain,  1906;  Flourxoy:  Une  mystique  moderne, 
Arch.  de  Psych.,  1915.  —  Vgl.  Unterbewußt,  Dissoziation,  Ich. 

Doppelte  Wahrheit   s.  Wahrheit. 

Doute  methodique  s.  Zweifel  (Descartes). 

Doxisch.  Doxische  oder  Glaubenscharaktere  stellt  Hesserl  (Ideen  zu  einer 
reinen  Phänomenologie,  1913,  S.  214)  in  Gegensatz  zu  thetischen  (s.  d.)  oder  seins- 
setzenden Charakteren. 

Drittes  Reich  heißt  öfter  die  Sphäre  des  Ideellen,  Gedachten,  der  „idealen 
Geltungen",  das  System  geltender  Urteils-  und  Wertgehalte,  der  allgemeingültigen, 
vom  einzelnen  Denken  unabhängigen  Relationen  als  objektiver  Denkinhalte  im  Unter- 
schiede von  den  physischen,  realen  Existenzen  und  den  psychischen  Vorgängen  und 
Akten,  in  welchen  die  „idealen  Bedeutungen",  die  Wahrheiten  und  Werte  erfaßt 
werden  (Hcsserl,  Smmel,  Rickert  u.  a.;  vgl.  hingegen  Jerusalem,  Der  kritische 
Idealismus,  1905,  S.  223).     Vgl.  Wahrheit,  Wert. 

Druckempfindungen  sind  Empfindungen  aus  der  Sphäre  des  „all- 
gemeinen Sinnes",  des  Tastsinnes  (s.  d.)  im  weiteren  Sinne.  Ausgelöst  werden  sie 
(in  der  Haut,  den  Muskeln,  Gelenken  usw.)  durch  Druck,  Stoß  u.  dgl.;  sie  sind 
Zeichen  für  Widerstände,  welche  das  gereizte  Organ  erfährt,  und  von  den  eigentlichen 
Tast-  oder  Berührungsempfindungen  nur  graduell  unterschieden.  Ihre  Qualität  ist 
abhängig  von  der  Beschaffenheit  der  drückenden  Objekte,  welche  je  nachdem  als 
rauh,  glatt,  hart,  weich  usw.  empfunden  werden;  auch  ist  ihre  Beschaffenheit  durch 
die  gereizten  Stellen  der  Haut  bestimmt  („Lokalzeichen",  s.  d.).  Hautstellen,  die 
für  Druckempfindungen  besonders  empfindlich  sind,  heißen  „Druckpunkte",  und 
dies  führt  zur  Annahme  besonderer  Drucknerven;  jedenfalls  münden  in  die  Tast- 
zellen (Tastkörperchen,  Vater-Pacinische  Körperchen)  Hautnerven.  Die  Intensität 
der  Druckempfindungen  ist  abhängig  von  dem  Reize,  aber  auch  von  der  Hautstelle 
und  der  Größe  der  gereizten  Fläche;  am  größten  ist  die  Druckempfindlichkeit  an 
beweglichen  Hautstellen  (Fingerspitzen,  Lippen  u.  a.).  Die  Reizschwelle  (s.  d.)  des 
Drucksinnes  ist  etwa  V1000  Erg.,  die  Unterschiedsschwelle  (s.  d.)  l/s  (vgl.  Webersches 
Gesetz).  Vgl.  E.  H.  Weber,  Tastsinn  und  Gemeingefühl,  in  Wagners  Handwörter- 
buch d.  Physiol.  III2;  Goldscheider,  Archiv  f.  Physiologie,  1885 ff.;  Gesammelte 
Abhandlungen  I,  1898;  Blix,  Zeitschr.  f.  Biologie,  Bd.  20—21;  Wcxdt,  Grundr. 
d.  Psychol.5,  1900,  S.  57 f.;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  LI5,  1903,  S.  lff.  —  Vgl.  Tast- 
sinn, Mechanistisch. 

Dualismus  (Zweiheitslehre)  ist,  allgemein,  die  Annahme  zweier,  vonein- 
ander verschiedener  Prinzipien.  1.  Religiöser  D. :  Annahme  einer  Gottheit,  der 
eine  selbständige  Gegengottheit  entspricht;  erstere  ist  das  schaffende,  positive, 
gute  Prinzip,  letztere  das  negative,  zerstörende,  böse,  finstere  Prinzip,  welches  gegen 
das  erstere  ankämpft,  sich  ihm  aber  schließlich  doch  unterordnen  muß  (Mazdäis- 
mus,  Plütarch  von  Chäronea,  Manichäer  u.  a.).  In  diesem  Sinne  wird  der  Aus- 
druck „Dualismus"  schon  von  Thomas  Hyde  (Historia  relig.  veterum  Persarum, 

10* 


L4fl 


1700,  K.  0)  gebraucht  S.  Ontologiecher  (nzetophToisrhii)  D.: 
Sobmjrinripbn  im  AU,  zweier  rrmohmncbr  quslitatir  and 
Arten  de«  Beb*,  des  Wirklichem  Es  giU  hwrosch  rwei  ron  Grund  aus 
selbeHndlg«  Substanzen  («.  «Ly,  Gabt  and  Materie  odW  Körper  (O.  dar  Substanz) 
oder  doch  zwei  Orandartea  dm  Geschehens  (D.  das  Geacheheos).  3.  Anthropo- 
logischer IX;  Annan—  iwitf  8ahotanzea  oder  Vorgengekompbze  ab  Ba- 
der LaU>  qiietllelli  eelkat  all  ein  K*mipbit  siishnsfibjsr  Eleaamie  ■  qfss.fi  fli 
(spiritaoibtbcher  D.)  oder  aber  von  dar  Seele,  welche  inunaterieU  eein 
soll,  aaok  qualitativ  ganz  rarsnh  Jeden  gedeckt  wird.  In  der  Ragal  lehrt  dar  D.  ab» 
Wechselwirkung  (•,  d.)  leleuhse  Gebt  and  Körper,  Laib  and  Seele,  aber  er  bona 

Poialbbomae"  (e.  <L)  snnshsosa,  I«  onto 
eprioht  roea  Duahemae  zuerst  Ott.  Wourr  (rgL 
PerchoL  rational.  |  30).  4.  Brkanntnisthcoretiecher  D.:  ■anshms  einer  Vor- 
eohbdenheit.  TaaMieil  von  Sabjekt  and  Objekt,  Dsoeltonhi  and  Sein,  lab  und 
Nicfct-Ich.  meg  auch  snakeilbh  nar  eine  Art  der  Wirklichst  ingmnieiie  werden. 
-  Im  Uatereobiede  rom  inetaphreiech  enthropol.  D,  welcher  Miinohitoni  Schwierig 
bietet,  da  rar  Annehmt  einer  breonderen,  mit  dem  Leibt 


m  .0    #— i  .  ii  t  a  k —  —  *  f.    ~  J,l ..  ^f  ■--*■■  — ,     ***  *  --    -*      i  —       n  www*     _  .   _.  _     e    _  m*  »  o  /  _ ^ 

■a  montnarea  omwoaoeagmeoea  rrtnzzpiea  aer  wmmaeeoan  zuwider  oh 
(rgL  Seele.  Monismas,  ParoUelbmae,  Weehaelwirkwng,  KensoHrit.  Energie)  —  toi 
ab)   empirisch-pblnomenaler.    methodologischer   D.    ■iimtehj.  welcher  dar 

V^ewf^äf^tVmlörm%A)häwift    tffema     fttAJWalLMlum'  tju    g^mm*    Mao  fmsma     a*Jifi    r^agaa    c^a#>    ftflMmmw*Jh  /aemasomyAgb^mYaksB  fw*  *    I 

Erfahrang  «ad  Erkenntnis  euhu   fTinlimmg  trogt  and 
ao  untersucht,    als  ob  er  wirklick  aas  rwei  real 


derselben  ITInbelt  aind  (e.  Psyckbek.  IdantiHtetbeieris.  Moniemae). 

Aach  von  abkam  ethischen  D.  tot  die  Bodo,  weloher  Vernunft  and  Sinnlich  - 
imv  i'ueim»  una  rtetgang,  nimm  nun  mammmmgpsm  twmar  emiwwi  gngpnuuri . 
stellt  (Stoiker,  KowT  u.  o.k 

Anaitae  tarn  D.  finden  ahm  bei  AJUTsooas«,  obwohl  dar  „Oetot"  (o  d.\  der 
aUea  geordnet  bat,  wohl  eelbst  nicht  gern  Immaterieller  Notar  tot  Piatom  unter- 
scheidet  die  nicht  „eetonden",  immer  eeronderticheo,  werdenden  fWnmmiliiem  von 
den  immateriellen,  ewigen,  .getrennten"  (x»t*n4)  «Ideen"  (s.  <L)  and  auch  die 
immaterfeUe  Seele  (o  d.)  vom  Leibe.  Aeistotblss  unterscheidet  „Form"  (s.  d.)  and 
Stoff  ob  zwei  Prinzipien  (o,  d.)  and  nimmt  einen  immaterieUen  Gebt  feetcj  an.  dar 
zum  beseelten  Leib  „ron  auflen"  (tetomfer)  hinzukommt  Suhroflet  geeultet  sich 
der  Dualismus  ron  Gebt  and  Materie  fo.  d.)  im  Xeuplatonismus.  denn  bei 
Aoocamros  u.  a.  Die  Scholastiker  eoheiden  scharf  zwisuhen  gebt  ige  i,  im- 
moterieUer  „Form"  (o  d.)  and  Korper;  db  8eeb  (o,  d.)  bt  eine  bebbende  „Form" 
des  Organismus  and  bildet  mit  dam  Leibe  db  Einheit  eines  Menschen.  8ehroffar 
gestaltet  dann  den  Anthropologischen  Dualismus  Dkscaktso  Ee  gibt  zwei  völng  vor- 
schbdoim8abatonzen(s.d.).dbsusmuinhnte, 

rkwikiwwb  Sabstonz  („reo  cogitene"),  welche  immateriell,  etefech,  ansiamriimbal  tot 
und  ob  Seeb  (s.  d.)  mit  dem  Leibe  in  Wechselwirkung  steht,  db  freilich  nar  durch 
db  „Assistenz"  Gottes  möglich  bt  (rgL  Princip.  phibe.  I.  60).  Bei  Sraroco.  der  ab 
Monist  za  >^— ^""^  bt,  werden  Gebt  und  Körper  zu  bloßen  „Attributen"  dar 
reinen  „Substanz"  (o  d.).    Lsnunx  erblickt  im  Körper  ein  Aggregat 


Dualität  —  Dynamis.  149 


Einheiten,  unterscheidet  aber  die  Seele  als  obere  „Monade"  von  den  Körpermonaden, 
worin  ihm  Chr.  Wolff,  Hebbart,  Lotzb,  I.  H.  Fichte,  Ulrici,  L.  Busse,  Erhardt, 
Wentscher,  Ladd  u.  a.  folgen.     Vgl.  Veitch,  Dualism  and  Monism,  1895. 

Einen  „kreatürlichen  Dualismus"  vertritt  A.  Günther,  welcher  die  Seele  (s.  d.) 
zur  „Natur"  rechnet  und  von  beiden  den  immateriellen,  denkenden  „Geist"  unter- 
scheidet, der  mit  dem  beseelten  Leib  in  Wechselwirkung  steht,  während  die  Materie 
nur  eine  „Erscheinung  des  Xaturprinzips"  ist  (vgl.  Antisavarese,  hsg.  von  P.  Knoodt, 
1883);  so  auch  P.  Knoodt,  Veith,  V.  Knauer,  Elvenich,  Th.  Weber,  Löwe, 
Kaulich,  F.  X.  Schmid  u.  a. 

Im  scholastischen  Sinne  sind  Dualisten  Gutberlet,  Geyser,  Lehmen,  Klimke, 
Commer,  Cathrein,  M.  de  Wulf,  Mercier  u.  a.  Anthropologische  Dualisten  sind 
ferner  in  verschiedener  Weise  J.  B.  Meyer,  Pfänder,  O.  Flügel,  Külpe,  Jerusalem, 
O.  Portig,  Rehmke,  Stumpf,  Höfler,  Meinong,  Reinke  (Die  Welt  als  Tat4,  1905), 
Dennert,  Wasmann,  A.  Schneider  (Die  philos.  Grundlagen  der  monistischen  Welt- 
anschauungen, 1912)  u.  a.,  wie  überhaupt  der  D.  sich  z.  Teil  wieder  gegen  den  Monismus 
erhebt.  Einen  bloß  „funktionalen"  D.  vertritt  Kassowitz  (Welt,  Leben,  Seele,  1908, 
S.  347 ff.).  Einen  dualistischen  Einschlag  hat  auch  die  Lehre  Bergsons  (s.  Seele; 
vgl.  auch  Joel,  Seele  und  Welt,  1912).  Nach  L.  Stein  ist  der  D.  eine  „psychologische 
Tatsache",  aber  der  Monismus  ist  sein  „zureichender  logischer  Grund"  (Dualismus 
u.  Monismus,  1909).     Vgl.  Seele,  Wechselwirkung,  Scholastik. 

Dualität:  Gesetz  der  logischen  Gliederung  des  Denkinhalts  in  je  zwei  Teile 
(Subjekt  —  Prädikat).    Vgl.  Wundt,  Logik  I2,  1893—95,  S.  34f. 

Ductio  per  impossihile  s.  „C". 

Dunkel  ist,  psychologisch -logisch,  der  Gegensatz  zum  Klaren.    Vgl.  Klarheit. 

Durchdringung  s.  Undurchdringlichkeit,  Atom  (Stöhr),  Dauer  (Bergson). 

Dyas  (Svds):  Zweiheit  als  Prinzip  des  Seins  gedacht,  so  bei  den  Pythagoreern 
(Diog.  Laert.  VIII,  25),  Xenokrates,  Plutarch  von  Chäronaea,  Schelling  (W.  W. 
I  10,  236).    Vgl.  Zahl. 

Dynamiden  nennt  Redtenbacher  Atome,  die  von  Ätherteilchen  mit  ab- 
stoßenden Kräften  umgeben  sind.  E.  v.  Hartmann  versteht  unter  einer  D.  das  „System 
aller  gleichzeitigen  und  potentiellen  Kraftäußerungen  mit  gleichem  Durchschnitts- 
punkt" (Die  Weltansch.  d.  modernen  Physik,  1902,  S.  206  f.). 

Dynamik  (öwafim^):  Lehre  von  den  bewegenden  Kräften  und  von  den  Ge- 
setzen der  durch  sie  hervorgerufenen  Bewegungen.  Es  gibt  auch  eine  Lehre  von  den 
psychischen  Kräften  und  deren  Leistungen  (Psychische  Dynamik:  Herbart, 
Fouillee  u.  a.),  wobei  aber  als  psychische  Kräfte  Strebungen,  Willenstendenzen 
anzusehen  sind,  ferner  eine  soziale  D.  (vgl.  Soziologie).  Vgl.  Kahane,  Grdz.  der 
Psychodynamik  I,  1912.  Bei  Spengler  (Untergang  des  Abendlandes,  1917,  405  f.)  ist 
Dynamik  das  Kennzeichen  des  faustischen  Menschen;  „Dynamiker",  im  Gegensatz 
zu  „Statikern",  nennt  Müller-Freienfels  denpsychol.  Typus,  der  die  Welt  wesent- 
lich als  bewegt  erlebt.  (Persönlichkeit  u.  Weltanschauung,  1919.)  Eine  spezifisch 
historische  Dynamik  „mit  ihrer  beständigen  Erzeugung  und  Verschmelzung  der  Gegen- 
sätze, ihrem  immer  flüssigen  Ineinander  aller  Einzelheiten  und  ihrem  untrennbaren 
Durcheinanderspielen  von  Vergangenheit,  Gegenwart  und  Zukunft"  erörtert  Tröltsch. 
Die  D.  der  Geschichte  nach  der  Geschichtsphilosophie  des  Positivismus,  1919.  Vgl.  Statik. 

Dynamis  (dvvaftig)  s.  Potenz,  Vermögen,  Möglichkeit. 


160  Dyn.mi.mu.         Egotsrnns 


l»ynami*iraM  oder  dyiumhini  Welt-  oder  Kt Im esffaasi iif  ist  die  Zurhok- 
f  uhrung  «Um  Seim,  «Her  Dinge  mI  Kai»  (e.  Krsft).  alles  Geet*ehene  s«f  das  Wechssl- 
epiel  top  Kräften,  wobei  diese  hUtsisn  snweücn  eh  etwas  Psycnhches,  eh  ctws.  der 
WiUenekraft  Analoges  gedankt  werden;  jtdtnfrTlff  taBt  »iah  ■miiluem.  deJ  den,  was 
wir  durch  äußere  Erlehrung  od  denkende  Verarbeitung  derselben  ah  reah  Kräfte 

Lcm«,  JJvua,  I.  H.  Ficsrrs,  Foutlaob.  Bd.  ▼.  Hxmxhax*. 
Wtnror,  Raruraonn»  M.  Mftcnajnx.  Künr- 
aus*.  J.  Scauui  u.  a.  Dymiiathuii  faaaeo  die  Atome  (e.  d.)  baw.  die  Mamrh  (a.  d.) 
sef  Lsjara,  Cn.  Wocrr,  Ka*t.  Boeooncu,  Aicrftu.  Fasaday.  flcaneurai,  On 
«tot,  Fkmii,  E.  r.  Habtkaxs.  r.  8u— am i  Wühdt.  J.  Scann.«  (Die  Bilder 
top  der  Materie,  190S)  u.a.  VgL  A.  H.  Lu>to.  Drnaaaie  IdeaÜaaa.  1881;  Ed.  t.Jütu. 

f^äV     f    liinieiiilii     -^ ir_lijiw  Mann     H«l<«^  ■    ewee        ' J     — ■    -   -  -    *        *  — »..  •■* .  n. „ 

1904;  F.  Maack.  Di.  Weisheit  ron  dar  Weltkreft,  1887;  RCtr.  Metaphysik.  1888  lf.; 
Bbcubb,  Nnturphihsophie.  1914.  —  Vgl.  Atom.  Kraft.  Materie.  Energie.  Korper. 

l))n>moffi:  fositesuslossud.    D.  sind  nacb  Ol  Fta*  n.  s.  dir 
düngen  (Sensation,  et  mou  »  essen  ta.  18T7.  S  61). 

DjaaMtMlaaii  nennt  M.  Mtf  *m  seine  Lehre  ron  der  mit 
sein  und  Willen  begabten  Weltkreft  (Mareiana,  1908). 

Dynknlle  s.  Knknbs. 

I»««.|clr»liigii-:  I,  :  rr  Mal  l'nr».  |  kn  tUip-t.  bj  djl  N»tur  (HnMBH, 
WeltrttssL  1880.  &  108«.).    VgL  lekologie.  Zweck. 


i:. 


E  1.  Symbol  für  dsa  ■  Ihn  mein  esrneinsnde  Urteil  („neget  e,  ssd  unieereettter") 
ron  der  Form:  Kein  8  ist  P  (egL  Negation);  1  Symbol  für  dfc  Eeapfindliohkeit  (..  d.) 
gsganabet  einem  Reise.  —  unter  E- Werten  rersteht  R.  Amain  jeden  ..der  Br 
echrciboiigtugsnglfcfceoWert.  cofsTncr  eh  Inhalt  emer  Aussage  eines  andern  mensch- 
Honen  Indiridnums  angenommen  wird**.  DieE* Werte  seriellen  mMEfomenei  (a.d.)und 
..Charaktere"  und  aind  Aosssgeinbslte.  die  ron  den  „Schwenkungen"  des  ,.8ystem  C" 
(s.  C.)  abhangig  amd  (Krit.  der  reinen  Erfahrung,  1888-80.  L  15;  II.  1' 

Ebenmerklicfc  s.  Schwelle. 

Kduktion    (cductk>)  beißt,  bei  den  Scholastikern   der  Denutgang  einer 
..Form"  (e.  d.)  aus  der  Potenz  des  Stoffes  („eduetio  formae  de  potenü. 
Scann.   Düpuuu   metaphys.  L  15,   S;   „produetio  formae  in  materia  ab 
natursli",  Micnaxuirs.  Lex.  phUce.,  1653.  Sp.  865). 

Ff  fort  vonln:  spontane,  aktive  Kraitbetatigung.  Anstrengnng  des  WUkna, 
nach  M.  Di  Baus  die  Quelle  des  Kraft-  und  Keuaalhetsbegriffee  (s.  d.).  Ober  ..Effort 
intcllcctucl"  BnosoR.  L'Energie  epirituelle.  1820«.    VgL  Objekt. 

Egoismus  bedeutet:  1.  (früher)  den „SoBpshmue"  (..  d. ;  =  „theoretischer 
9.   ah  ..praktischer"   E.:    den   Standpunkt   dea   Eigennutxee,   des   Handeln«   ans 
Motiven,  welche  auf  die  Förderung  dee  eigenen  Icba.  des  eigenen  Wohles  abzielen, 
mag  auch  unter  Umstanden  die  Handlung  anderen  nfltsen;  im  engeren  Sinne:  die 


Ehrfurcht  —  Eidos.  151 


rücksichtslose  Selbstsucht,  die  auf  Kosten  des  Wohles  anderer  nur  auf  das  Wohl  des 
eigenen  Ichs  schaut,  um  fremde  Interessen  unbekümmert  ist,  brutal  sich  über  sie 
hinwegsetzt,  im  Unterschied  vom  —  vielfach  berechtigten  —  gemäßigten,  „natür- 
lichen" E.,  der  mit  einem  „.Altruismus"  (s.  d.)  vereinbart  ist  (vgl.  Interesse). 

Eine  Definition  des  E.  gibt  Kant,  der  dazu  neigt,  allen  „Eudämonismus"  (s.  d.) 
als  egoistisch  zu  bezeichnen;  er  nennt  einen  moralisten  Egoisten  jenen,  welcher  „all*1 
Zwecke  auf  sich  selber  einschränkt,  der  keinen  Nutzen  worin  sieht,  als  in  dem,  was 
ihm  nützt,  auch  wohl  als  Eudämonist  bloß  im  Nutzen  und  der  eigenen  Glückseligkeit, 
nicht  in  der  Pflichtvorstellung,  den  obersten  Bestimmungsgrund  seines  Willens  setzt." 
(Anthropologie  I,  §  2).  Nach  Meinong  begehrt  egoistisch,  „wer  begehrt  um  der  eigenen 
Lust  willen"  (Werttheorie,  1894,  S.  97ff.).  Ähnlich  Lipps  (Ethische  Grundfragen, 
1899,  S.  10),  Sigwart  (Vorfragen  d.  Ethik,  1886,  S.  6)  u.  a.  Während  nach  manchen 
schon  das  Lustmoment  eines  Beweggrundes  ein  Wollen  zu  einem  egoistischen  macht, 
besteht  nach  vielen  anderen  ein  E.  erst  da,  wo  die  eigene  Lust  zum  eigentlichen  Zwecke 
des  Handelns  gemacht  wird.  Nach  Paulsen  gibt  es  in  Wahrheit  keinen  absoluten 
Egoisten  (System  d.  Ethik,  1899,  I5,  232;  vgl  Thilly,  Einführ,  in  d.  Ethik,  1907, 
S.  194ff.).  Die  egoistischen  Motive  ah  primäre  Quelle  des  (sittlichen)  Handelns  be- 
tonen Hobbes,  Spinoza,  La  Rochefoucauld  (Reflexions,  1665),  La  Bruyere  (Les 
caracteres,  1687),  Mandeville  (Fable  of  the  Bees,  1714),  Holbach,  Helv£ttus, 
Lamettrie,  Volney  u.  a.  Auch  Schopenhauer,  der  eine  altruistische  Mitleidsmoral 
vertritt,  meint:  „Die  Haupt-  und  Grundtriebfeder  im  Menschen  wie  im  Tiere  ist  der 
Egoismus,  d.  h.  der  Drang  zum  Dasein  und  Wohlsein"  (Über  d.  Grundl.  d.  Moral, 
§  14).  Nach  H.  Spencer  kann  auch  die  altruistische  Freude  im  Grunde  stets  nur 
egoistisch  sein,  aber  sie  ist  wenigstens  nicht  bewußt  egoistisch  (Prinzip,  d.  Ethik, 
1882 ff.,  I,  §  96).  Daß  der  Egoismus  dem  Altruismus  nicht  vorangeht,  lehren  Spencer, 

DÜHRING,   WUNDT,    HÖFFDTNG  U.  a. 

Den  E.  vertreten  die  Sophisten,  die  Kyniker,  Kyrenaiker,  Epikureer. 
Einen  geläuterten  E.  lehrt  Spinoza,  nach  welchem  der  sittliche  Mensch  sein  Eigensein 
(„suum  esse")  bewahren  will,  aber  nicht  auf  Kosten  anderer,  deren  Wohl  er  auch 
wünscht  (Eth.  IV.  prop.  XVIII).  Einen  radikalen  E.  verkündet  der  Individualist, 
Stirner,  nach  welchem  das  Ich  keine  Pflichten  gegen  andere,  nur  das  eigene  Interesse 
anerkennt;  dem  Ich  geht  nichts  über  das  Ich  selbst  (Der  Einzige  und  sein  Eigentum, 
1845).  Alles  ist  für  das  Ich  da;  die  Gesellschaft  ist  nur  als  ein  „Verein  der  Egoisten" 
anzuerkennen  (vgl.  schon  Fr.  Schlegel).  Individualist  ist  z.  T.  auch  Nietzsche, 
der  aber  jeden  kleinlichen  E.  ablehnt  und  als  höchsten  Wert  das  kraftvolle  Leben 
im  Menschen  betrachtet  (vgl.  Sittlichkeit,  Übermensch).  Vgl.  E.  Pfleiderer, 
Eudämonismus  u.  E.,  1881;  A.  Drx,  Der  E.,  1899;  E.  Hanspaul,  Die  Seelentheorie 
u.  d.  Gesetze  d.  natürl.  Egoismus  u.  d.  Anpassung,  1899;  Wundt,  Ethik",  1903. — 
Vgl.  Sittlichkeit.  Recht  (Ihering),  Utilitarismus. 

Ehrfurcht:  Ihre  Bedeutung  für  die  Weltanschauung  betont  besonders 
Ooethe:  „Ehrfurcht  ist  ein  höherer  Sinn."  Wanderjahre  II,  Buch  1;  ein  „Quell- 
punkt", vgl.  Chamberlain,  Goethe  1912,  580,  662,  722. 

Eidolologie:  Lehre  von  den  Erscheinungen,  nach  Herbabt  ein  Teil  der 
Metaphysik  (Allgem.  Metaphys.  I,  71).  Die  Eidologie  (Geysers  E.  oder  Philosophie 
als  Formerkenntnis)  steht  dem  Gedankenkreise  Husserls  nahe  (s.  Eidos). 

Eidos  (griechisch  elSog,  Gestalt,  Idee)  von  Husserl  (Ideen  zu  einer  reinen 
Phänomenologie  I,  1913)  für  „Wesen"  (s.  d.)  gebraucht.  —  Eidetische  Wissen- 
schaften —  Wesenswissenschaften  im  Gegensatz  zu  Tatsar-henwisscnschaftm. 


Eigenschaft    -    Eifentum. 

r*.igrn»chAf<  (TSior.  proprium,  attributum,  qualitas,  psssin)  fei  im  ueiesnin 
Pinne  jedes  einen  Zustand  (s.  d.)  bedeutende  Prädikat,  das  von  einem  Subjekt  aus- 
gesagt weiden  kann,  im  enteren  outne  jede  relativ  beharrende,  konstante  Beschaffen 
mee  Dinge*,  welche  als  zu  deaaea  Katar,  zu  dessen  Wesen  sehorig.  in  ihm  wuraemd. 
ans  ihm  entspringend  betrachtet  wird.  Daa  Ding  («.  d.)  iat  fOr  uns  eine  Einheit,  welche 

»i'h  in  i  !'!•  r   Mi!i-'  ;v»r,.'iii  it  \<»ti  iiini  <*v  r  ■  B>  r    \rt  I  .;.■  i.tumltfli«  ti  1-  SSSmBinUB1BB\ 

armen  Eigensch  alten,  die  es  von  anderen  Dingen  untssurhsldan,  die  es  aber  z,  T. 
den  Dingen  armer  Art  gemein  hat,  erhalt.  Ka  gilt  als  dasjenige,  was  die  Eigenschaften 
„hat",  ab)  drr  ..Trager"  der  Elgenschaf ten ;  diear«  „Inharemverbaluiis"  (».  d.)  drückt 
zweierlei  am;  erstens  die  empirische,  methodologisch  immur  genau  an  ermittelnde 
Zugehörigkeit,  Zuordnung  von  Msvfciuak  n  ro  der  Ding*Bmheit.  dem  als  ..Ding'4 
anfgefaOtrn  rmhritllcf.cn.  relativ  konstanten  7iwsmmrnhanf,  zweitens  daa  nach  der 
Analogie  das  Verhältnisse*  das  eigenen,  erlebenden  IeJw  n  seinen  Zustanden  auf 
gefaßte  „Einwohnen'*  dar  fflftnsnhsftrn  in  den  Dingen.  Dia  B.  sind  Dam  bis  a  uhaii 
des  Dinges  selbst  und  nichu  nhna  dfrer*.  nicht  tot  mnen,  wie  umgakrhrl  such  daa 
Ding  nichts  Ist  ohne  seine  Fkjsiawtsf at  n.  nichts  getrennt  von  mnen  (oder  einem  Kern 
i).  Dm8  and  Eigemcbaften  sind  eben  Grundhegriffe,  die 
theo  und  sich  ffg^fh  aufeinander  beaieoau;  so  wenig  es 
lose,  reine  Dinge  gel««  kann,  so  wenig  gibt  es  dmglose.  In  der  ladt  »rh  webende  Eigen- 
schaffen. 

Die  E.  der  Ding»-  "md  una  zunächst  in  sinnli«  hen   Qaal  „•.  gehen. 

welche   Zaiohsn   quantitatir. dynamischer    Bestimmtheiten   der   Dinge   (räum 

scheinungen  ,  AtiOerungen  von  —  dem  ericeaaaanden  Bwwußtsem  nicht  gegebenen  — 
..an    sich"   bestehenden    Zustanden.   Verhahnngawiiistin  das  Wirkliche; 
BSJSjSJ    1*    i  !r:nk'  :\t  *n<i<rvm   \N  irklf  hen»  ■  Wn  kflBJSBn, 

Primäre,  konstitutive  {Utm  ämJLSg)  und  srkundli»  flgonatsisftrn  (Mi«  um i  orpfi» 
ffeaej)  unterscheidet  suerst  AEl.vroTEt.E-«  (Top.  VI.  128  b  16;  fan  Mittelalter  und  spater: 
..pmpn »  conatitutira"  und  ..p.  ennseeutiva").    K.  Ist  das,  waa  einer  heatimmti 

BotmirfH:  ..quod  soll  alieui  spaciri  acetdit";  vgl.  Attribut). 
( "Hm.  Wolit  ist  E.  daajenige.  „was  «einen  Grund  im  Wesen  der  Sache  hat 
ihr  .««kommt'  (Von  den  Kraiten  d.  menschl.  Verstände«,  K.  I,  f  6;  Ontotogie,  f  66k  — 
Herbart  findet  im  Begriff  dea  einen  Dinges  (a.  d.)  mit  vielen  Eigenschaften  • 
Widnrapru.li.  den  er  dadurch  Met,  daB er  die  K.  aus  Besiehungen  des  Dinges  au  anderen 
Dingen  ableitet.    Daß  die  B.  das  Dingen  nur  im  Zusammenwirken  mit  anderen 
beetimmten  Bedingungen  zukommen,  betonen  Lora  (Gr.  d.  Metaphy».*.  1687,  E 

scheid  u.  a.  Als  Wirknngsaelseu  der  Dinge  lieatiinmeu  die  Eigenschaft  Hörr-mac. 

Jerusalem   (..potentielle  Wirkung  ktocmm  u.  a.;   vgl  ScuxniEUT  Sold  zun 

i ncr  r>kcnntnistheorie,  1664,  &  132  ff.).  —  Nach  Wüiror amd  E.  im  engern  Sinne 

nur  die   dauernden  Merkmale  eines   Dinges  (Phitos.  Studien  XIII.  666;  Logik   1*. 

1606.  &  460  I 

Nach  positivistischen  Denkern  wie  Mach,  Petzoldt  u.  a.  besteht  daa  Ding  selbst 
aus  einem  Komplex  von  Eigenschaften,  iat  nichu  außer  diesem;  vgl.  Vaubhoee. 
Die  Philos.  d.  Als-Ob,  1011  (s.  Ding);  Deiesch.  Ordnungslehre,  1012.  —  Vgl.  Attribut, 
Qualität,  Zustand,  Erscheinung,  Subjektivismus,  Relativismus,  Relation,  Akzidenz 

F.  igen  tu  na  ist,  im  Unterschiede  vom  bloßen  „Besitz",  die  rechtliche  Unniiisfi 
Ober  ein  Gut.  Betreffs  der  Natur  und  Grundlage  dea  E.  gibt  ca  verschiedene  Theorien: 
1.  Natürliche  Eigentumstheorie,  nach  welcher  da«  E.  ein  ..Urrecht"  ist,  welches  die 
menschliche  Persönlichkeit  zu  ihrer  Menschlichkeit  und  Freiheit  nötig  hat  (Fichte. 


Eigenwert  —  Eindeutigkeit.  153 

i * 

Stahl  u.  &.):  '2.  Okkupationstheorie  (E.  durch  erste  Besitzergreifung  und  deren  Ver- 
erbung); 3.  Arbeitstheorie  (E.  auf  Arbeit  sich  stützend;  Locke  u.  a.);  4.  Vertrags- 
theorie (Gbotccs,  Pufexdobe,  Kavt  u.  a.);  5.  Legaltheorie  (E.  auf  das  positive  Recht, 
Gesetz  stützend:  Hobbes,  MosTESQCiEr,  Kant  u.  a.).  Die  Soziologie  zeigt,  daß  neben 
dem  Privateigentum  an  Waffen,  Gerät,  Sehmuck  u.  dgl.  auf  früheren  Kulturstufen 
vielfach  ein  Gemeineigentum  an  Boden  bestand  und  besteht.  Der  (strenge)  Sozialismus 
fordert  die  Aufhebimg  des  Privateigentums  an  den  Produktionsmitteln;  der  Anarchis- 
mus anerkennt  z.  T.  keinerlei  Privateigentum.  Der  Ausspruch  Procdhoxs:  „La 
propriete  c'est  le  vol"  ( Qu'est  ce  que  la  propriete?  1840;  ähnlich  schon  BbissoT; 
bezieht  sich  wesentlich  auf  das  Eigentum  an  Boden.  —  VgL  A.  v.  Kostaxecki,  Dante? 
Philos.  des  Eigentums,  Archiv  f.  Rechts-  und  Wissenschaftsphilos.,  1912;  Käst. 
Metaphys.  der  Sitten,  I,  §  lff. ;  §  8:  „Etwas  Äußeres  als  das  Sein  zu  haben,  ist  nur  in 
einem  rechtlichen  Zustande  .  .  .  möglich";  Fichte,  Der  geschlossene  Handelsstaat, 
1800;  Grundlage  des  Xaturreehts,  1796;  Felix,  Entwicklungsgesch.  d.  Eigentums, 
1883  ff. ;  De  Lavelete,  De  la  propriete4,  1891 ;  deutsch  (Das  Ureigentum)  von  Bücheb. 
1879;  Esgel.5,  Der  Ursprung  der  Familie  usw.13. 1910;  Wcndt,  Völkerpsychologie  IX, 
Das  Recht,  1918.  —  Vgl.  Rechtsphilosophie,  Soziologie,  Gerechtigkeit. 

Eigenwert  ist  der  Wert  (s.  d.),  den  etwas  für  sich  selbst  hat,  insbesondere 
der  Persönlichkeitswert.  Vgl.  Ltpps,  Ethische  Grundfragen,  1899,  S.  29;  Döresg. 
Philos.  Güterlehre,  1888.  Nach  Mülleb-Fbeientels  (Psychologie  der  Kunst,  1920: 
ist  ..eigenwertig''  das  ästhetische  Erleben.  —  Vgl.  «Sittlichkeit. 

Eignungspsychologie  s.  Psychotechnik. 

Einbildung  ist  eine  Vorstellung  ohne  realen  Gegenstand  oder  eine  unbe- 
gründete Meinung,  eine  grundlose  Annahme.    Über  Einbildungskraft  s.  Phantasie. 

Einbildungskraft,  produktive  (reine,  transzendentale)  ist  nach 
K_AS"T  eine  der  „subjektiven  Erkenntnisquellen",  welche  zwischen  Anschauung  und 
Denken  vermittelt  und  die  Anwendung  der  Kategorien  (s.  d.)  auf  den  Erfahrungs- 
inhalt ermöglicht.  Sie  gehört  einerseits  zur  Sinnlichkeit;  anderseits  Ist  sie  durch  die 
Aktivität  („Spontaneität")  ihrer  Synthese  (Vereinheitlichung  des  Mannigfaltigen) 
schon  eine  Wirkung  des  Verstandes  auf  die  Sinnlichkeit  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  673). 
Sie  ist  eine  „apriorische  Bedingimg  der  Möglichkeit  aller  Zusammensetzung  des  Mannig- 
faltigen in  einer  Erkenntnis",  vermittels  ihrer  wird  das  Mannigfaltige  der  Anschauung 
mit  der  Bedingung  der  Einheit  der  reinen  „Apperzeption"  (s.  d.)  in  Verbindung  ge- 
bracht, und  so  entstehen  erst  Gegenstände  der  Erfahrung  für  uns  (1.  c.  S.  128  ff.). 
Die  „Synthesis  der  produktiven  Einbildungskraft"  verknüpft  unmittelbar  das  An- 
schauliche gemäß  den  Formen  des  Verstandes,  und  zwar  in  apriorischer  und  dabei 
objektiver,  allgemeingültiger  Weise.  Xur  vermittels  dieser  „transzendentalen  Funk- 
tion" der  E.  ist  die  Assoziation  (s.  d.)  der  Erscheinungen  und  die  Erfahrung  selbst 
möglich,  weil  es  ohne  sie  keine  Gegenstände  geben  würde.  Auf  die  „sukzessive  Syn- 
thesis" der  produktiven  E.  in  der  Erzeugung  von  Gestalten  gründet  sich  die  Geometrie 
mit  ihren  Axiomen  (vgl.  Synthese,  Einheit).  —  Fichte  leitet  aus  der  produktiven  E.. 
welche  unbewußt  tätig  ist,  die  Anschauung  und  deren  objektiven  Inhalt  ab  (Gr.  d. 
ges.  Wissenschaftslehre,  S.  415).  Die  Bedeutung  der  E.  für  die  Erkenntnis  betonen 
auch  Hüme  (s.  Kausalität,  Substanz),  Malmox  (s.  Idee),  Vathixgeb  (s.  Fiktion)  u.  a. 
Vgl.  Phantasie. 

Eindeutigkeit  ist  die  feste  Bestimmtheit  eines  Vorgangs,  der  und  dessen 
Abhängigkeit  von  anderen  genau  festgelegt  sind.  Dieses  „Gesetz  der  E."  will  Petzoldt 


i:»i 


(ihnBoh  wie  Umm  u.  a.)  an  die  Stallt  des  KenseJprinaipa  »Ina  (Einfuhr,  in  d.  Philo«. 
d.  reinen  Erfahrung,  1900.  I,  30;  Ylerteljehimchr.  f.  ■immiL.  Philo».  Bd.  19).  VgL 
Natobt.  Di»  log.  GrundUgcn  dar  exakten  Wmwmtrhtfm  n,  1910  (a.  Rannt); 

1912.  VgL  rUuaahtet.  Eindruck.  Empfindung  (MCaarnaaano),  W.lir 


■I  Variationen  de* 

•-inwirkting  in 

Percbol.  I*.  1909,  99  CT.). 

I  •  »faeli  (simples)  tat.  was 
hat,  steh  nicht  teilen  IUI. 
nicht  um 
..Elektron"  u.  dgL).    Absolut  einfach  tat  der  nmtbemsttaehs  Punkt.    Da«  Ich  <■ 

tflf  #»infs\/*H**       g«^ff|     i»     armneng«    s9Jw*9«n     ^sfsnJMüfavf Uklf4tfV«na#     VtfHI     9£a^m#jL9wlgbfli     taem^smshAeaf        aIm» 

doch  formal  (ata  flnlillilum  da«  Bewu*aeme)  nicht  m  „Tuffe"  aarfegber  tat;  dann« 
folgt  ahar  nooh  nicht  die  Annahme  einer  unteilbaren  sebeunt ielien  Saab  («.  d.).  Die 
wird  oft  al«  Merkmal  etaar  gntan  Hypothese  (s.  d.)  mmli  n  (Tgl.  öko 
dm  Danken«). 

Erörtert  wird  daa  Einfache  in  dar  Scholastik  (Unterscheidung  Ton  abeotntar 
und  reUtirer.  Ingischsr,  physischer,  maf  nhyatauhiit  E.L  hat  Lamm  (».  Monade), 
hat  CDU  Wout  (Ontologte,  f  678  ft)  o.  a.  Nach  Kajrr  tat  daa  Einfache  in  der  Er 
fahrung  nicht  gegeben,  es  tat  für  uns  ein  „btofl  nagatrrar  Begriff",  der  d—  „Unbedingte 
ra  allem  Zwmmimngamtstan"  enthalt  (Über  a.  Entdeck.  .  .  .,  Kleine  Schifften  aar 
Logik  u.  Metaphye.  in1.  99).  VgL  Fscaan.  Efemanta  d.  PtTchophra..  1999,  IL  899; 
Wotot,  Syatam  d.  Phitea,  I».  1909;  Logik  II1.  1907.  8.  342  ff.  -  VgL  Teilbarkeit, 
Element,  Atom.  Saale.  Ökonom», 

Eitafthlaia*  tat,  iTImmita,  dte  fftaligm»  ..Introjektiou"  (..  d.)  nnmtsi 
in  die  Dinge,  fan  baaondarn  ahm;  ata  ästhetische  E^  die  durch 
.Vrrechmelxung"  (».  d.)  Termtttelte.  aber  al«  unmittelher  «ich 
Belebung  und  Beseelung  von  Objekten,  in  denen  wir  unaara  eigenen  Kräfte, 
Aktionen,  unaara  Gefühle, 

ao  erleben,  daß  die  Objekte  aalbat  too  aDan  dieeeo  fnallndtm.  welche  steh 
dar  Art  dar  Oeganatande  modifirierrn.  erfüllt  so  erin  Schemen.  Dia  E.  tat  jeden- 
falls  ein  fundamentaler  Faktor  dm  Ästhetischen,  wann  auch  nicht  dar  einzige 
oder  primäre. 

Der  Begriff  der  E.  findet  eich  bei  Haans«  (Vom  Erkennen  u.  Empfinden 
Kalligone,  1800),  Jbak  Paul,  Novalis  u.  e.,  dann  bei  Ku.  Tu.  ViMam  (Dm  Schone 
u.  die  Kunst1,  1897.  S.  69  ff.).  Rom.  Viacm*  (D.  opttaehe  FormgefahL  1878),  Lora 
(auf  Grund  von  Reproduktionen;  Mikrokosm.  II.  1856  ff..  201  ff.).  Wtnmr  (auf  Grund 
einer  Gefühls  verechmelrang;  VöBmrpeychoL,  1900  ff..  II.  50.  61).  Volssxt  (Ästhetik. 
1905. 1, 212  ff.).  Gnooa  («.  Ästhetik)  u. «.,  baaondma  bei  Lim.  Bei  der  ..«pperaeptirau" 
E.  lagen  wir  unsere  Tätigkeit.  Tendenaen,  Staabungen  in  das  Objekt  hinein  (wir  streben 
mit  der  Saufe  empor,  u.  dgL);  die  „Natureinfühlung44  beseelt  die  Objekte,  femer  wird 
auch  unsere  Stimmung  den  Objekten  gebeben  („Stimmungseinfühlnng"),  kurs,  wir 
erleben  uns  und  unsere  Tätigkeit  in  einer  uns  befriedigenden  Weise  in  den  Objekten, 
deren  Leben  wir  anschauend-fühlend  mitleben  (..sympathische"  E. ;  Ästhetik  1, 105  ff.; 
Kultur  d.  Gegenwart  I  6,  356  ff. :  Von  der  Form  d.  ästhetischen  Apperarptäoo,  I 


Einheit.  155 

Während  Lipps  seine  Ästhetik  wesentlich  auf  die  E.  gründet,  betrachten  K.  Lange, 
Witasek  (Allg.  Ästhetik,  1904,  S.  122  f.),  Ch.  Lalo,  Meümann  (Die  Grenzen  d.  psychol. 
Ästhetik,  1905;  Einführ,  in  d.  Ästhetik  d.  Gegenwart,  1908,  S.  47  ff.),  Dessoir  (Beitr. 
zur  Ästhetik  III,  74),  W.  Worringer  (Abstraktion  u.  Einf ühlung,  3.  A.  1911),  Müller- 
Freienfels,  Psychologie  der  Kunst  I,  1921 2,  Th.  A.  Meyer,  Ztschr.  f.  Ästh.,  1912, 
u.  a.  die  Einfühlungsästhetik  als  einseitig.  Nach  Vernon  Lee  (Ztschr.  f.  Ästh.  V, 
Beauty  and  Ugliness,  1912,  The  Beautiful,  1913)  ist  das  Einfühlungsphänomen 
wesentlich  motorisch  bedingt.  Vgl.  P.  Stern,  Einfühlung  u.  Assoziation  in  der  neuern 
Ästhetik,  1898;  A.  Prantl,  Die  E.,  1910;  M.  Geiger,  Über  d.  Wesen  der  E.,  Bericht 
über  den  IV.  Kongreß  f.  experim.  Psychol.,  1911;  Finbogason,  L'Intelligence  sym- 
pathique,  1913;  Volkelt,  Das  ästhetische  Bewußtsein,  1920.  —  Den  Erkenntnis- 
wert der  Einfühlung  („Verstehen",  s.  d.)  betonen  Dilthey  und  seine  Schule,  Lipps 
(Weiteres  über  Einfühlung,  1912),  Müller-Freienfels  (Irrationalismus,  1922). 

Einheit  (fiovag,  unitas;  „E."  zuerst  bei  Leibniz,  früher  „Einigkeit")  bedeutet 
zunächst  die  numerische  E.,  die  durch  einen  Denk-  oder  Zählakt  gesetzte  „Eins",  aus 
deren  Verbindung  mit  anderen  Zahlenelementen  Einheiten  höherer  Ordnung  ent- 
stehen (s.  Zahl).  Es  gibt  „natürliche"  Einheiten,  d.  h.  Einheitszusammenfassungen 
auf  Grund  des  Gegebenen,  und  künstliche,  kollektive  Einheiten;  auch  bei  den  natür- 
lichen Einheiten  ist,  obgleich  sie  ein  „Fundament"  im  Gegebenen  haben,  die  Setzung 
der  Einheit  mehr  oder  weniger  relativ,  von  bestimmten  Gesichtspunkten  und  Zwecken 
abhängig.  Eine  „synthetische"  E.  ist  jede  Einheit,  zu  der  wir  ein  Mannigfaltiges 
verknüpfen,  zusammenfassen,  und  diese  E.  ist  objektiv,  wenn  das  Mannigfaltige  selbst 
die  Einheitsfunktion  auslöst,  d.  h.  wenn  es  eine  Zusammengehörigkeit  oder  Überein- 
stimmung aufweist,  die  zur  Einheitssynthese  allgemein  und  notwendig  auffordert. 
Die  Einheiten,  die  das  Bewußtsem  anschauend-denkend  herstellt,  sind  bedingt  durch 
den  Einheitswillen,  durch  das  Streben  nach  einheitlichem  Zusammenhange  (der 
Empfindungen,  Wahrnehmungen,  Vorstellungen,  Begriffe,  Urteile,  Erfahrungsinhalte, 
Handlungen  usw.).  Der  Einheitswille,  dessen  Inhalt  zuhöchst  ein  überindividuell 
gültiges,  methodisch  zu  verwirklichendes  Ziel  und  Ideal  ist,  ist  die  Quelle  der  Katego- 
rien (s.  d.),  welche  Formen  der  objektiven  Einheitssynthese  und  Mittel  im  Dienste 
des  Einheitswillens  sind;  er  ist  aber  auch  die  Quelle  der  logischen  Einheit  der  Begriffe 
und  Urteile,  der  Forderung  der  Übereinstimmung  des  Denkens  mit  sich  selbst,  ferner 
der  ästhetischen  Einheit  (s.  Harmonie)  und  endlich  auch  der  Einheit  im  Praktischen, 
Sittlichen,  Bechtlichen,  Sozialen.  Einheit  bedeutet  hier  Vereinbarkeit  verschiedener 
Inhalte  miteinander,  das  Zusammengehen  derselben  in  ein  Ganzes,  ferner  das  Zu- 
sammenwirken in  einer  Richtung  (dynamische  E.),  die  Vereinigung  von  Mitteln  in 
der  Richtung  eines  Zweckes  (teleologische  E.).  Von  der  äußeren  ist  die  innere,  auf 
innerem  Zusammenhange  beruhende  E.  zu  unterscheiden;  letztere  Art  der  E.  kommt 
dem  Organismus  (s.  d.)  zu,  dessen  zentralisierte  Einheit  im  Gehirn  zum  Ausdruck 
gelangt.  Eine  innere  Einheit  hat  auch  die  Seele  (s.  d.),  das  Ich  (s.  d.);  es  ist  dies  eine 
Einheit,  die  sich  in  der  Mannigfaltigkeit  ihrer  Zustände  und  Tätigkeiten  setzt  und 
erhält,  ein  einheitlicher  Zusammenhang,  der  alle  Bewußtseinsvorgänge  zusammen- 
schließt und  durchdringt.  Diese  Einheit  (sowie  das  Bewußtsein  der  E.)  hat  in  der 
Zentralisation  des  Gehirns  ihr  physiologisches  Gegenstück,  nicht  aber  die  „tran- 
szendentale", logische  Einheit,  welche  eine  begriffliche  Voraussetzung  alles  Erkennens 
und  ein  ideales  Ziel  derselben  ist,  also  kein  Sein  oder  Geschehen,  dem  etwas  im  Gehirn 
direkt  parallel  gehen  könnte  (wie  Liebmann,  Hönigswald  u.  a.  betonen).  Nach 
dem  Muster  der  eigenen  Ich-Einheit  betrachtet  das  Subjekt  die  Dinge  (s.  d.)  als  Ein- 
heiten.    Die  Vernunft  strebt  schließlich,  alles  Gegebene  zu  einer  höchsten,  allum- 


I.V. 


irinfcin  ■■  imfciii|iii«,  1*1111  ihn  ii  wiigiiuii  fii.  im 

die  Maimiefrhagkait  und  Werne*  (a.  d.)  abxukitea  (vgl.  Kmaanus). 

Deaabeolute,aneieh  Einehe  au**  mM)  und  des  releüee  Eine  (fr  «et*  ewe*s#ew*V 
uaewaulishkU  ABtsroTSUH,  nach  wslnhim  die  Einheit  die  Quelle  der  Zehl  hrt.  Die 
Scholastiker  rechnen  die  E.  als  Jajdrrlefo  in  ao"  au  den 
der  Dinge  („omne  mm  eet  vertue,  mwnw,  bouam").  Von 
tetta"  wird  dk»  „a.  numarane"  naher uhh  Jim;  eestere  (« 
tatle",  „a.  reeJta")  iet  de«,  wodurch  Jedes  Die*  «am  ibejallsjlii«ii  8eia  hei  (egL 
In    «•       *.        •!..  .1    I.  7«.  ||  F.  11.  1;  !>»  nh  BOOTOa,  In  liKr.  wnlrnu.tr.  II.  .Iwi.  III. 

I  Qrjwmaaauatra,  De  ealtete  c4eao,  hrsg.  18+1,  &  1).  Ahiüfch  lehrt  Lninx: 
„Ob  qni  n'eel  pee  rerftabfement  «n  eetre.  n'eet  pee  m  plaa  eariubbrnsnl  an  e» 
(Philo«.  Werke,  krag,  von  Gerhardt  II.  97);  ohne  wahre  fflaksltea  gibt  ee  keine  VW- 
beit  (e.  Monade). 

Die  («ndamenulr  flute  et  an g  der  Einheit  ftr  da*  fihieiileli  (Tgl.  Platob  unter 
..Idee")  betont  saarst  kl  ttiilatuk«!  Weh»  »U»T.  Aue  Erkenntnis  (s.  d.)  besteht  in 
der  Verknüpfung  des  Oienbiatn  m  objektiver  Einheit  dank  die  Katag'atea  (a.  d.) 
des  Verstandea  vereitte»  der  produktiTwo  Embildungakreit  (e.  d.).  Alk?  Urteile 
der  Einheit  enter  eneeren  Vorstelleng«»".  Denken  beifit  ..Vor- 
Die  „8*ueheafc"  (a.  d.)  iet  die  Vereinigung 

nVNeVMflaQNlMKettieV  «B  VaaMC   anWauaMaeftltteW   ttOQ 

der  Veraund  bringt  diese  Srntheek  aal  Begriffe.  ADe  Verbindang  ist  »Vorstellung 
der  synthetischen  Einheit  des  ManaigfsrtJnao".  Die 
entsteht  also  nickt  ans  der  Verbindang.  eondetn  macht  d 
erat  möglich.  Die  Urbedingong  der  Erkruatais  und  deren  Objekt»  iet  die 
dentale  EinkeHw  der  „Apperneption"  (a.  d.).  Der  oberete  Onindeau  der  Erkenn uns 
ist  es,  das  Mannigfaltige  aar  objektiven.  il|pn»ingflrligae  Einheit  diearr  Apper 
aeption  an  rerknftpfen.  „Objekt. .  iet  das,  m  deaaen  Begriff  des  ktannigfaltige  einer 
Ananhanung  vereinigt  iet.  X«n  erfordert  aber  alle  Verekiignng  der  Vor- 
in  der  Synthese«  daasalben.'  Die 
E.  dar  Appetaapteou  tet  die  QaeOa  ata»  Aprioraienea  (a.  aU  Sie  aaaoht  aas  i 

jCfantaamWailt)    EiSlaVt)lC   QM   eOMflaua*.  ONbaVMlOVaaaa^BHaaaMn   CstV   taTaa^a»aaÄaWeOaWlla%JPO    ApP^sTWpterOO^ 

dea  „Ich  denke",  nicht  aaoghok  htt  (KriU  d.  rein.  Venu.  &  1 19  1  ■  lauer  Ein- 

heit iet  die  Kategorie  ..Einheit"  sa  aetemeaedan  (egL  Syetem.  Idee).  —  Aknbch 
lehren  Rar— om,  Kaco,  Fatsa  a.  a..  anok  Soamua:  „Dea  Selbstbewußtsein  »t  da, 
and  sagfeiok  mit  dar  anreranderbcheo  Einheit  atemiriin  iet  dea  Oseets  der  Einheit 
für  alles,  ni  f  ftr  den  Manioken  da  iet,  and  für  alle«,  waa  durch  ihn  wetten  soll, 
für  «ein  Erkennen  und  Handeln  aufgestellt"  (Über  d.  ietbet.  Eraiehong  dea  Meuecben, 
19.  Brief). 

Im  8inne  dea  Kritizismus  bestimmt  dm  objekure  Einheit  der  Erkenntnis  Ooaaa 
(Kante  Begründ.  d.  Ethik*.  1910.  8.  58  f.).  welcher  erklärt :  „Die  Einheit  dea  Urteil« 
ist  die  Eraeogang  der  Einheit  des  Gegenstände*  in  der  Einheit  der  Erkenntnis"  (Logik, 
1902,  8.  64  ff.;  rgl.  S.  361);  die  wahre  „Einheit"  besteht  im  Unendlich  kleiner  (1.  c. 
S.  116).  Ferner  NAToar.  nach  welchem  durch  da«  Grundgesetz  des  Bewußtseins 
„Einheit  unbedingt"  gefordert  ist  (Soztelpadagogik«.  1904,  8.  34,  43  ff.:  Philosoph*-. 
1911),  STAMMxaa  (s.  Rechtsphilosophie),  Caanasa  (Des  Erkenntnisprohlrm  II. 
1900/07,  643),  KnrKSX.  u.  a.  Als  Grundforderung  dea  Denken«  fassen  die  E.  aaok  auf: 
LoTZi,  Rikhl  (s.  IdenUtät).  A.  Masses,  Soocxl  (Kant,  8.  23  f.,  Hsuptproblemc  d. 
Philos..  1911).  Hörroufo  (Der  menschliche  Gedanke,  1911;  „Bedürfnis  der 


Einklammerung  —  Einstellung.  157 

B.Kern  (Das  Erkenntnisproblem2,  1911:  „Einheitsstreben"  des  Denkens),  Llpps' 
nach  welchem  alle  E.  in  der  „Einheit  zusammenfassenden  Denkens"  besteht  und  die 
„Einheitsapperzeption"  eine  Tendenz  des  Geistes  ist  (Einheiten  und  Relationen,  1902, 
S.  22  ff.),  Green,  F.  J.  Schmidt  („Die  funktionale  Einheit  ist  die  konstituierende 
Bedingung  aller  Erfahrung  überhaupt",  Grundzüge  d.  konstitut.  Erfahrungsphilos., 
1901,  S.  133),  E.  v.  Habtmaxx,  Wuxdt,  nach  welchem  die  Apperzeption  und  damit 
der  Wille  eine  „Einheitsfunktion"  ist,  Jerusalem  u.  a. 

Etwas  Ursprüngliches,  Unableitbares  ist  die  Bewußtseinseinheit  nach  Liebmaxx, 
Xatorp  (Einl.  in  d.  Psychol.,  2.  A.  1912),  Rehmee  u.  a.;  Heymaxs,  Dilthey,  Jame* 
(Principl.  of  Psychol.  I,  278  ff.),  Bergsox,  nach  welchem  das  Ich  über  die  Kategorien 
von  Einheit  und  Vielheit  erhaben  ist,  die  beide  nicht  der  „Intuition",  sondern  dem 
Denken  angehören  (vgl.  Evolution  creatrice,  6.  A.  1907,  S.  280),  L.  Busse,  nach  dem 
die  primäre  E.  des  Bewußtseins  kein  physiologisches  Korrelat  hat  (Geist  u.  Körper, 
1903,  S.  226)  u.  a. 

Die  Einheit  des  Seienden  betonen  die  Eleaten  (s.  Sein),  Spinoza  (s.  Substanz) 
u.  a.  Metaphysisch  leiten  aus  der  Einheit  die  Dinge  ab  die  Pantheisten  (s.  Gott). 
Ein  „Prinzip",  Ursprung  der  Dinge  ist  die  E.  (fiovag)  nach  den  Pythagoreern, 
Platon  (s.  Idee),  Moderatus  u.  a.  Plotin  bezeichnet  das  göttliche  Absolute,  aus 
dem  alles  hervorgeht,  als  das  „Eine"  {?v;  8.  Gott).   Vgl.  Hasse,  Von  Plotin  zu  Goethe, 

2.  A.  1912. 

Daß  Einheit  und  Vielheit  zusammengehören  und  gleich  ursprünglich  sind,  be- 
tonen Külpe,  H.  Marcus  (Die  Philos.  des  Monopluralismus,  1907,  S.  2 ff.)  u.  a., 
ferner  W.  James,  nach  welchem  (wie  nach  F.  C.  S.  Schiller)  die  volle  Einheit  ein 
Letztes,  ein  Ziel  ist,  indem  die  Welt  immer  mehr  vereinheitlicht  wird  (Der  Pragma- 
tismus, 1908,  S.  86,  93 ff.).  Vgl.  Sigwart,  Logik  I2,  1889—93,  258 ff.;  Husserl, 
Philos.  d.  Arithmetik,  1894;  Logische  Untersuch.,  1900 — 01,  II,  272 f.;  Liebmann, 
Gedanken  U.Tatsachen,  1882 ff.,  II,  204 ff.;  E.  Häxzel,  Der  Einheitstrieb,  1891; 
J.  A.  Froehlich,  Der  Wille  zur  höheren  Einheit,  1905;  Ardigo,  L'unitä  della 
coscienza,  1898;  Wähle,  D.  Mechanismus  des  geist.  Lebens,  1906,  S.  3  („E."  nur  als 
Verbindung  vorhanden;  ähnlich  E.  Mach  u.  a.);  Dorxer,  Enzyklopädie  d.  Philos., 
1910,  S.  140 ff.;  Natorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissensch.,  1910, 
S.  100 ff.  (1.  Das  Eine  gegenüber  dem  Andern;   2.  das  Eine,  abstrakt  genommen; 

3.  der  Verein  beider;  vgL  Platon,  Parmenides,  153  f.);  Lipsicjs,  Einheit  der  Er- 
kenntnis u.  Einheit  des  Seins,  1913;  Driesch,  Ordnungslehre,  1912;  Rickert, 
Logos  I;  Stöckl,  Lehrbuch  d.  Philos.  II8,  1912.  Nach  Müxsterberg  (Ph.  d.  Werte. 
190S,  186)  sind  Einheitswerte  ästhetische  Werte,  Gegenstand  der  Freude,  und  um- 
spannen: Harmonie,  Liebe,  Glück.  —  Vgl.  Monade,  Zahl,  Individuum,  Seele,  Ich, 
Apperzeption,  Kategorie,  Synthese,  Subjekt,  Objekt,  Vernunft,  Monismus,  Singu- 
larismus, System,  Gott,  Harmonie,  Ästhetik,  Identität,  Denkgesetze,  Denken,  Begriff, 
Vielheit,  Bewußtsein,  Paralogismen,  Prinzip,  Emanation. 

Einklammernng  (auch  Ausschaltung):  ein  zur  phänomenologischen 
Epoche  (s.  d.)  gehöriges  Verfahren,  die  ganze  natürliche  Welt,  auch  alle  auf  sie  bezüg- 
lichen Wissenschaften,  ohne  sie  in  skeptischer  Weise  zu  bezweifeln,  auszuschalten, 
von  ihren  Geltungen  keinen  Gebrauch  zu  machen.     Vgl.  Phänomenologie. 

Einstellung  (der  Ausdruck  zuerst  bei  G.  E.  Müller  und  F.  Schumann, 
Pflügers  Archiv,  Bd.  45,  S.  37),  psycho-physische,  ist  physiologisch  eine  „Prädis- 
position sensorischer  oder  motorischer  Zentren  für  eine  bestimmte  Erregung  oder 
einen  beständigen  Impuls"  (Külpe,  Grundr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  41)  und  besteht 


|0B  Einstellunesmethoden  —  Ektl 


in  einer  Tendenz,  da«  besondere  häufig  flibbaiH  b  db  Verwirklichung  i 
Anforderungen,  db  an  sie  faeteOt  werden,  hinrinialiagea  (Eantyoaaca,  Grdz.  d. 
Peyohol..  1906. 1.  Ml  f.).  tot  abo  eine  Übungeerecheinung.  Die  gndankfbae  E.  auf  Vor- 

(rgL  Omn,  Dm  Gedachtab«,  1911.  S.80ff.).  Fbtilraag  ab 
wir  Vorstellung,  triebt  reproduktives,  enadura  raahtieM  Element  der  8eele 
bei  MOUA-htnunu,  Dm  Denken  und  die  Phantaab.  1919.  Ähnlich  W.  Bart. 
Vorstellung  ond  FfraMlbng  Arch .  f.  gea.  Psych.  XVII.  XX.  Ei  gibt  euch 
rieobe.  aaHorbcbe.  eataotbohs  E.  (rgL  Urnen***.  Einfahr,  in  d.  Ästhetik  d. 
wart,  1909,  &  19;  durch  die  astanbohi  B.  werden  nkht-letbetiech 
ac*geeobaltet;  rgL  J.  Sboal.  Baitr.  aar  experua.  Ästhetik.  Archiv  f.  d 
PsvcboL  VII,  1906);  LavTStrax:  Ztaebr.  f.  Psyvbotaerspir  II 

KlnafHInngwnaethodra    i.  Ptychopbysik. 

Urtaibo,  db  ab 


iat  ron 

gruppieren  will  (r.  B. 
nach  ihr«  Verwandtarhai  t,  nach  dea  Btsuhgeflfhn.  naob  Farben, 
Nutaen  in.  ilnsablH  werden);  ea  ergeben  sieh  hierbei  oft 
NV  bonotptaihuiaan,  ao  wie  sadarseHs  die  weitem  G iiadernag  dM  I 
ibtsirangan  (^bdrvbfaoca")f*brt(a.  Kbartfftittoa»,  Nach  der  Zahl  dei 
gUader  gibt  m  Dbho-,  Triobo,  Polytombn  (rwei-,  drei-,  rbhjlbrtrlai  B.I 
muß  adäquat  (weder  cu  eng  noch  am  weit) 

9^m>#2bT      BtfMs^BMH9jMit-     f«|M^XMAtt«    fta%ia%~     dal* 

aAtblen,  Vgl  Plato«.  Pblbbus  16  C;  Aacnonue,  AaaL  prior.  I 
Taotua,  Sunt,  taaol.  I,  II,  38,  8;  Uaaaawao,  Logik».  1992.  f  69;  Wcanr.  Logik  II*. 
1907.  8.  47ff.  Neaerttoh  riej  hohsnrbh  dae  Probbai  dar  Fbtsfbeg  der  Wiesen 
aohaften.  WnroaUejrD,  Oaaahkhte  a.  Naturwbajnechalt.  Präludien  II*.  191 A: 
Brut:  Die  Grenana  dar  aaturw.  Begriffnbildung*.  I»I2;  Bacaaa:  Öaaaafwkaaa* 
scheiten  u.  Natorwissensohsitsa.  1991. 

Elaaeldlaf  s.  Ding,  Individuum,  Begriff. 

Bimaelart*ile>  aind  Urteile  mit  einem  Indiriduaibegriff  ab  Subjekt 
(Dieeea  S  iit  P). 

EJe-kt*  (d.  h.  Herauverbgte)  heißen  nach  Roaaxas,  Ouffoao  u.  a.  aus  dem 
eigenen  Erleben  heran»  projizierte  Empfindungen,  welche  teib  napaiafmliftli.  an  ahm, 
tafli  ab  Erbbnbee  fremder  Subjekte  existieren,  wahrend  die  „Objekte"  nur  Erschei- 
nungen im  erkennenden  Bewußtsein  sind.  Vgl.  Roaaxas,  D.  geistige  Entwicklung 
d.  Menschen.  1893,  &  198,  206;  CurroaD,  Von  dar  Natur  der  Dinge  aa  sieh,  1903. 
8.  28  ff.  —  VgL  Objekt. 

Ekel  ist  eine  mit  Geschmacks-  und  Geruchsempfindungen,  aber  auch  mit  der 
Vorstellung  widerlicher  Eindrucke  sich  verbindende  Empfindung  muskulärer  Art 
(vgl.  Wtnrnr,  GnU.  d.  phye.  Psychol.  II»,  1903,  S.  66). 


Eklektiker  —  Elektron  159 

Eklektiker  (iv.XeY.xiv.6g,  der  Auswählende;  vgl.  Diog.  Laert.,  Prooem.,  21, 
wo  al3  erster  Vertreter  der  ixAenuxi]  atQeaig  Potamon  von  Alexandria  genannt  wird) 
heißen  jene  Philosophen,  welche  aus  verschiedenen  Systemen  das  entlehnen,  was 
ihnen  als  richtig  dünkt,  wobei  manchmal  Theorien  zusammengestellt  werden,  die 
zueinander  nicht  passen  (Eklektizismus  im  schlechten  Sinne).  Etwas  Eklektisches 
—  ohne  schlechten  Sinn  —  haftet  vielen  Systemen  an.  Eklektiker  sind  besonders 
Philon  von  Larissa,  Antiochos  von  Askalon,  Potamon,  verschiedene  spätere 
Stoiker  und  Kyniker,  Platoniker  und  Peripatetiker,  Cicero,  verschiedene  Scholastiker, 
deutsche  Popularphilosophen  des  18.  Jahrhunderts,  verschiedene  Anhänger  der 
Leibniz-Wolffschen  Philosophie,  V.  Cousin  d.  a.     Vgl.  Synkretismus. 

Ekphorieren  nennt  R.  Semon  die  Auslösung  einer  psychischen  Disposition 
(„Engramm",  s.  d.)  durch  einen  („ekphorischen")  Reiz  (Die  Mneme,  1908).  Vgl.  Ge- 
dächtnis. 

Ekpyi'osis  (ix/ivgiooig)  ist  der  Weltbrand,  die  Auflösung  der  Welt  in  das 
Urfeuer,  aus  der  sie  dann  wieder  hervorgeht,  um  periodisch  denselben  Prozeß  durch- 
zumachen. So  lehren  Heraklit  (Diog.  Laert.  IX,  8)  und  die  Stoiker  (Stobaeus, 
Eclogal,  304). 

Ekstase  (ixataaig);  Außersichsein,  Verzückung,  ist  ein  rauschartiger  Exal- 
tationszustand der  Psyche,  in  welchem  auf  Grund  von  Halluzinationen,  Visionen  u.  dgl. 
das  Übersinnliche,  Göttliche  unmittelbar  erfaßt  zu  werden  scheint.  Die  Mystiker  (s.  d.) 
streben,  durch  Askese  u.  dgl.,  den  ekstatischen  Zustand  künstlich  herbeizuführen. 
Nach  Plotin  wird  die  E.  durch  „Reinigung"  (y.d&ctQcrig)  der  Seele  erreicht,  als  ein 
Zustand  des  Einssein  mit  Gott,  mit  dem  „Einen",  wobei  die  Seele  nichts  mehr  von 
sicli  als  Einzelwesen  weiß  (Enneaden  VI,  9,  7;  9,  11;  7,  25).  Ähnlich  lehren  Richard 
von  St.  Victor,  Bonaventura,  Joh.  Gerson  („ecstasis  est  raptus  mentis  cum 
uessatione  omnium  operationum  in  inferioribus  potentiis"),  Eckhart  u.  a.  Vgl. 
Achelis,  Die  E.  in  ihrer  kulturellen  Bedeutung,  1902;  P.  Beck,  Die  E.,  1906. 
K.  Oesterreich,  Die  Besessenheit,  Deutsche  Psychologie,  1916;  Flournoy,  Une 
mystique  moderne.   Arch.  d.  Psych.,  1915,  189. 

Ektropie  (ixTQonrj)  nennt  besonders  P.  Auerbach  die  noch  nicht  entwertete, 
in  Arbeit  umsetzbare  Energie,  als  Gegensatz  zur  „Entropie"  (s.  d.).  Im  Organischen 
besteht  ein  Ektropismus,  eine  Tendenz  zur  Steigerung  der  Ektropie  im  Kampfe 
gegen  die  Entropisierung  der  Energie  (Ektropismus,  1910;  Die  Weltherrin  und  ihr 
Schatten).  Vgl.  G.  Hirth,  Die  Ektropie  der  Keimsysteme,  1900  (von  ihm  der  Aus- 
druck „E."). 

Elan  vital:  Lebensschwung,  Lebensantrieb s.  Leben,  Entwicklung (Bergson). 

Eleaten  heißen  die  meist  aus  Elea  in  Unteritalien  stammenden  oder  dort 
lehrenden  Philosophen,  welche  die  Einheit  und  Unveränderlichkeit  des  Seins  (s.  d.), 
die  Nichtigkeit  des  Werdens  (s.  d.)  und  der  Vielheit  (s.  d.)  betonen  (Xenophanes 
von  Kolophon,  Parmenides,  Zenon  von  Elea,  Melissos).  Eleatismus  im  weiteren 
Sinne  ist  die  Lehre  von  der  Unveränderlichkeit,  der  absoluten  Beharrlichkeit  des 
Seienden  (Platon,  Megariker,  Spinoza,  Herbart  u.  a.),  im  Gegensatz  zum  „Herakli- 
tismus".    Vgl.  Sein,  Substanz,  Bewegung,  „Achilleus",  Gott. 

Elektra:  Name  eines  Trugschlusses  der  Megariker,  ähnlich  dem  „Ver- 
hüllten" (s.  Enkekalymmenos). 

Elektron  s.  Atom. 


u;u 


Kicni«  ntnrc<dank<n    nennt    Au.  Bastias    die   «Uro    Völkern 
iui  gleichartiger  Organtoation  (W   («eiste*  entspringenden 
(k.  B.  der  Animiamns;  TgL  Ethnische  Ek-irentargedanken  in  der  hehre 
1896).    VfL  Volkergedankan. 

I  I.  um  iitarC.  fiihlr   .    A»tl.ru*rhe  E- 

■1— mt  (ahminfia,  9i«t,iov,  4**4).  phystoehee,  tot  ein  (iimtojini  bisher) 
qualitativ  nicht  ambgbarar,  einfacher  Stoff  als  Bestandteil  von  Körpern,  «in  Grand- 

_»JLff      -J —  i.  _ —    »l—    a*^a     ilJ    L  t^t  ■■■      i|,.M  ,-     /_     ^1   %    L^^^L^-J    _-J_a4  n  i 

■tOCI,  CWT  «MäX  Ml  ■■§  flHHMVOBHI  JAQMi  IS»  OL)  MnHMOQ  flMMQmsv  WBMft  «*AOD. 

Oeganv/trtig  Hhlt  mm  etw»  SO  Amwfci  Ehmrati,    Msnrjmrasim  (Paotrr  u.  a.) 

wild  iMNHMHWt  dnn  dis  eeenchiedeoen  xomnanta  mv  modtfikationen  einr  ■ 
ibmiHi  sind.    In  Irthoreo  Zeiten  glaubte  man  an  die  Umwaudelbexkeit  von  Ele- 
n»m  incinender,  nnf  welcher  t  «nah  ms  die  Alchimie  beruht.    Nniiitm»  haben 
Ramsay.  Hoodt  u.  a.  die  Vervendhing  von  Radium  in  Helium  und  andere  Ebmanti 
dargetan,  wobei  es  «iah  über  doch  nooh  fragt*  °*  ktor  ■■nUant  Eh— m  in  andere 

Dt»  Lehre  von  dnn  „vier  Elementen "  (Krde.  Weeeer.  Ladt,  Feuer)  findet  eich  bei 
dem  Inder  KahIda.  Eursnoaxas,  der  die  E.  ..Wurm«"  der  Dinge  (&-)  nennt 
(Wog  Lürt.  VIII.  76);  die  Py  theg  oreer  (Dbg.  Leert.  VIII.  26)  und  Amuronum 
nehnumdaaunoeh  de«  Äther  (s.d.).  Nech  Pa«J««jrn>«s  amd  die  K  Keuer  und  Wmuer. 
Nach  Platom  ated  (wie  nach  den  Pythegoreern)  die  E.  npbnliini  Körper,  die  naoh 
ihm  an*  lüeineo,  lechturmkMgen  Dreirokeo  beetahen,  ao  dal  ein  Element  eich  in  «an 
(Tbnaoa,  63C,  64  E).  Nech  Ajustotblm  beeteben  die 
daa  Vwuer  ana  dam  Warmen  und  Trochemm.  die  Luft 

aus  dem  Kalten  «ad  Trockenen;  nur  der  Äther  iet  iingemienht  (De  gener.  et  oormpt. 
11.2;  egLMetaphy*.  V.3).  Ab  „abmenta"  beaeichnet  Locus  die  Atome  (.. <L).  Dae 
Mittelalur  denkt  hmngltoh  darK.  aaairt  Ikniich  wto  A«aTOTHL«a.  Mach  Wi 
von  CoscHsa  iet  daa  K.  ein  ebüeobcr,  kbinatat  Teil  dae  Kor] 
crfsQt  wird.  In  jedem  der  vier  Elemente  tot  etwee  eon  der  Netur  der  tbrhjen  (Eiern, 
philo*.  I.  1132  f>.  Nech  PAJtaoaune.  beatahen  dbE.su«  „Sek**.  ..» 
„Schwefel"  (..sei  rnercur.  eurpbur '),  <L  b.  aus  Stoßen,  die  aieb  analog  den 
verhalten  (De  natura  rar.  30.  1).  Von  Boru;  Phibstlsy.  ftrar— i  u.  a.  wurden 
der  Reine  naoh  die  onemtooben  Elemente  gefunden.  Hnnanr  nennt  ab  E.:  Erde. 
Oaloricum  (Watmetoffl  Ebctricum,  Äther  (WW.  VI.  496). 
dar  Elemente  (in  daran  ehemiaoban  Verhasdnngan)  «teilen  auf , 
(bildlich)  Mach,  Ostwald  (Vorbe.  Aber  Naturphiloa.«.  a  999  L).  VgL  Lasswiti, 
Oeachichte  d.  Atomistik.  1990;  Duu.  Klamentnm,  1999;  L.  Msran,  Die  modernen 
Theorien  der  Chemie«,   1999.     VgL  Atom.  Homoeomerien.  Monade.  Äther. 

I  liraente  nennen  Aykhabivs,  E.  Mach.  Pstsoldt  di»  als  objaktir.  nicht 
ato  bloße  Bewußtseinsinhalte  gedachten,  in  der  Empfindung 
(wie  rot,  hart,  warm  usw.),  aus  denen  die  Dinge,  Körper  (a.  d.),  auch  die  Ich- 
beetehen. Es  existieren  an  sich  nur  solche  voneinander  funktional  abhängige  Eh?« 
mente  in  bestimmten,  relativ  konstanten  Verbindungen.  Vgl.  Avxxabics,  Krit.  d. 
reinen  Erfahr.,  1899—1890, 1. 16;  Der  mensch  1.  Weltbegriff.  1891.  S.  11  f..  80;  Mach, 
Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906,  S.  8ff.;  Pktxoldt.  Dan  Weltproblem,  1906,  2.  A.  1912. 
—  Vgl.  Ding,  Empfindung.  Ich,  Körper,  Psychisch,  Objekt.  Ebbte. 

Eteaaeate  psychische,  sind  die  —  nicht  selbständig  existierenden,  sondern 
durch  isolierende  Abstraktion  herausgehobenen  —  einfachen  Bestandteile,  in  die  sich 


Elenchus  —  Emanation.  161 

der  einheitliche  Zusammenhang  des  Bewußtseins  zerlegen  läßt,  der  aber  mehr  ist  als 
ein  Aggregat  oder  eine  Summe  solcher  Elemente.  „Objektive"  Bewußtseinselemente 
sind  die  Empfindungen  (s.  d.),  „subjektive"  die  elementaren  Gefühle  und  Strebungen. 
—  Von  „psychischen  Elementen"  (Trieb  und  „Sinn")  ist  schon  bei  Chr.  Weiss  die 
Rede  (Das  Wesen  u.  Wirken  d.  mensch  1.  Seele,  1811,  S.  28ff.);  sie  gehen  durch  „Zer- 
setzung" aus  einem  „Urzustand"  hervor  (S.  83f.). 

Psychische  Elemente  gibt  es  nach  den  Assoziationspsychologen  (s.  Psycho- 
logie), nach  Clifford  (s.  Mind-Stuff),  Spencer,  Bain  u.  a.  (vgl.  „feelings").  Gegen 
den  psychologischen  Atomismus  (s.  d.)  sind  Dilthey,  James,  Beroson  u.  a.  Ohne 
einen  solchen  Atomismus  zu  vertreten,  halten  Ebbinghaus  (Grdz.  d.  Psychol.  I, 
1905, 164),  Külpe,  Jerusalem,  Jool  u.  a.  die  Zerlegung  des  Bewußtseins  in  E.  für  not- 
wendig. So  auch  Wdndt,  nach  welchem  die  psych.  E.  „Produkte  begrifflicher  Ab- 
straktion" smd,  die  isoliert  nicht  vorkommen  (Gr.  d.  Psychol.5,  1900,  S.  35  ff.).  Die 
Elemente  des  objektiven  Erfahrungsini] alts  sind  die  Empfindungselemente,  Empfin- 
dungen, die  subjektiven  E.  sind  die  einfachen  Gefühle  (ibid.).  Zu  beachten  ist,  daß 
jedes  psychische  E.  ein  spezifischer  Erfahrungsinhalt,  aber  nicht  jeder  spezifische 
Inhalt  ein  psychisches  Element  ist  (1.  c.  S.  37;  Grdz.  d.phys.  Psychol.  I6,  1908,  14,  44; 
vgl.  Wille).    Vgl.  Empfindimg,  Impression,  Seelenvermögen. 

Elenchus  {iAeyyog):  Gegenbeweis,  Widerlegung  (s.  d.),  so  bei  Aristoteles 
(6  2Aey%os  ävTiq>do£ü>s  ovAAoytotiös,  Analyt.  prior.  II  20,  66b  11;  De  Sophist,  elench. 
1,  165a  2),  Beweis  (s.  d.).  Ignoratio  elenchi  (fj  zov  ikiyyov  äyvoia)  ist  die  Ver- 
kennung, Verrückung  des  eigentlich  zu  Beweisenden  (vgl.  Heterozetesis,  Ignoratio). 

Eleutherologie :  Freiheitslehre  (vgl.  Ulrich,  Eleutherologie,  1788;  gegen 
Kant).  Unter  Eleutheronomie  versteht  Kant  das  „Freiheitsprinzip  der  inneren 
Gesetzgebung"  (Metaphys.  d.  Sitten  II,  Vorrede). 

Elische  Schule:  die  philosophische  Richtung  des  Sokratikers  Phaedon  von 
Elis  und  seines  Schülers  Menedemos.     Vgl.  Tugend. 

Ellipse:  In  der  Psychopathologie  intellektuelle  Fehlleistung.  Vgl.  Psycho- 
analyse, Verdrängung. 

Emanation  (emanatio,  Ausfluß)  heißt,  metaphysisch,  das  Hervorgehen  eines 
niederen,  weniger  vollkommenen  Seins  aus  einem  höheren,  vollkommeneren  Prinzip, 
welches  selbst  hierbei  unverändert,  unvermindert  bleibt,  nicht  in  das  Emanierte  ein- 
geht (im  Unterschiede  von  der  „Evolution"). 

Eine  Emanationslehre  oder  einen  „Emanatismus"  vertritt  unter  den  Philosophen 
zuerst  (nach  Ansätzen  bei  Platon,  Xenokrates  u.  a.)  Plotin.  Aus  dem  göttlichen 
„Einen"  (£*>),  dessen  Fülle  (v.TtQ.tAij^es)  gleichsam  überströmt  (vTieQQOij)  gehen  die  ver- 
schiedenen Seinsstufen  (der  „Geist",  die  „Idee",  die  Seele,  die  Körperwelt)  hervor, 
durch  eine  Art  der  Ausstrahlung  (7te^lAafiipig),  mit  abnehmenden  Graden  der  Voll- 
kommenheit bis  herab  zur  Materie  (Enneaden  V,  1,  3;  2,  1;  VI,  7,  9).  Hierbei  bleibt 
der  Urgrund  unverändert  (VI,  4,  3).  Nach  Jamblichos  emanieren  aus  dem  Urgründe 
(&(>%*])  das  „Eine",  aus  diesem  die  „intelligible  Welt"  (nöafiog  vorjiög),  aus  dieser  die 
„intellektuelle  Welt"  (nöofiog  voeQÖg)  mit  dem  Geist  (vovg),  aus  diesem  die  Seele  und 
aus  dieser  die  Sinnenwelt;  nach  Proklus  ist  die  Reihe  der  Emanationen:  Urgrund, 
Henaden  (s.  d.),  Triaden  (s.  d.),  Hebdomaden  (s.  d.),  Seele,  Materie.  Emanatistisch 
lehren  auch  andere  Neuplatoniker;  im  Mittelalter:  Dionysius  Areopaoita,  Joh. 
Scotus  Eriuoena  (s.  Gott,  Theophanie),  Alfärabi,  die  spätere  Kabbala  (s.  d.), 
z.  T.  Avicebron,  Eckhart  u.  a. :  später  Nicolaus  Cusanus  (vgl.  De  doetn  ignorant  iall, 


Eis  Irr,  Handwörterbuch. 


11 


b.:..p:.uAui\f. 


4;  27),  .1.  Böhme.  R,  Plüdd  «.  a.  Nach  Lamms  sind  die  Monaden  <>.  d.)  ..Fulgura 
tionen"  Gottes,  «m  dMMB  Einheit  sie  ausfließen  („effhmnt".  Opera  ed.  Entsann. 
147  f.). 

An  Stau»  der  „Km>n>rtowtMofi»M  de«  Liefet»«  (Nkwtov)  trat  bald  die  „Vibra- 
tionjtheorte"  (Tmw,  w,  a.)  unrl  nalem  dte  ,^h>ktrom>gn*fieths"  Theorte  (Maxwell, 
Ha»  u.  ».).  In  der  hsutigsa  Uhr»  tob  der  „Redioektrvitei".  den  ..X-Strahlm' 
u.  dgt  wird  die  Hiwwmmm«  Erna nalkamthmiiMi  a,  T.  erneuert. 

Xeon  Kons  (Die  K.  der  psTcn.Knenpe.  1908)  «,  a.  geht  vom  Gehirn  eine 
netten"  aus,  weiche  ■■asnkrk  (n«f  Papier)  fixiert  «erden  kam  «ad  0«imHlMM 
Ablesen  von  Gedanken  sndorsi  gestatten  eoll.  -  VfL  Gott,  Pro»«.  Inteltigibel.  vi 
seete.  Getet. 


F,  an  Inen  irr:  in  überragender.  h<«rrer  Wein«,  s.  B.  betrefft  de«  Beafeaes  eim-r 
VoJikonunenbeit. 


K.tnotUn:  Geartatowegung  (s.  d.),  Affekt  (».  d.),  Emotion »1 
auf  de*  Gefohi  («.  d.)  besagtem.  Vgl  Jana.  PsyoboL.  1881.  8.  373ff.;  rUaor.  PbvcnoL 
dm  eentimrnu.  1886,  &  8t  ff.;  H.  Maibb.  Psychoi  de«  smctinnilra  Pike-,  1808 
(«.  Denken).    Vgl  ■■talMantemsi.  Bedürfnis,  Affekt,  (Wild. 

fr'.npf  Indllehk«  If  bedeutet  1.  im  liieren,  engeren  flmne  dm  Dteposttion  ra 
tetehter  EnagboikaU  von  Almkirn,  etwn  eum  sohnetten  Zorn  (Gem.  Woltv.  Vom. 
Gedsakna  Iber  Gott . . .  1.  j  478);  1.  im  wettern,  nisi»n  Sterns  dte  BsammTitlt  (a,  d.1 
dm  Fähigkeit  ra  »mpfmusn,  ImAonandmo  nkor  dm  Feinheit  de«  Fmufhiilim  km  Vor. 
haltnte  rar  Gtofte  de«  Reite«  (oder  feiianterechtedes).  ra  der  sie  «km  umgekehrt 
verhalt  und  durch  dm  ste  pmimm  wird;  Je  starker  der  Bebt  min  muß.  um  «hm  Emp- 
findung eben  eueralöaen,  desto  geringer  iet  die  Empfindlichkeit  (E).  Von  EinfluO 
auf  dm  E.  sind  Aufmerksamkeit,  Erwartung,  Gewohnung.  VgL  W« 
phyamL  PsychoL.  1908 ff..  I«  508ff.  —  VgL  Psychophyeik.  Schwelle. 

fr'.mpf  indaamkrit  (Sentimentalität)  tat  dm  Anlag»  ra  latenter  Rührung, 
ram  8chwekmu  in  Giffmma.  losnndrn  «olohen  weicher  Art;  dm  «mm  Bereitscb»ft, 
auf  Erfebutese  mit  dorn  Gemfi*  ra  Regieren.  ..Sentimental"  kommt  bei  L.  Smxi 
vor  (Sentbnenul  Journey.  1767;  deutach  von  Bode  1768).  „Empfind—  in"  summt 
von  Lmmora,  kommt  dann  bei  Adbxcko  (Wörterbuch)  vor,  bei  J.  H.  Gaatra  (über 
Empfindsamkeit  und  Empfindend,  1779),  Tanura,  Srarrira,  weicher  ..naive 
..aentimenultache"  Dichtung  unterscheidet,  u.  a»  Kaut  imlaisimsfcisl  E.  und  ..Emp- 
findelei" und  versteht  unter  tetatmw  „eine  Schwache,  durch  leibmhmung  «■ 
Zustande  anderer ...  «ich  auch  wider  Wüten  affkoeren  ra  Ismen"  (AnthropoL  II.  f  60). 

Empfindung  («Te*«rc«c  *d*oc,  sensio,  aenaetio)  bedeutet,  populär,  oft  jedes 
sinnliche  Erleben,  ahm  auch  daa  Gefühl  (a.  d.),  otemnKihsftlteh  aber  jeut  nur  die  vom 
Gefohi  der  Lost  und  Unlust  unterschiedene,  elementare  BewuBtseinaregung  von  be- 
stimmter Qualität  ( Kmpf  indurigamhalt)  und  Starke  (Intensität),  die  entweder  durch 
allgemeine  Zustande  des  Organismus  bonotgetufeii  ist  (Organ-  oder  Vital-  oder 
Qemeiimnipffadnng)  oder  aber  ra  bestimmten  Reben  in  eindeutiger  Besiehung  steht 
(Smneeampftndnng).  Ausgelöst  wird  sie  durch  physikalisch  -chemische  ..Reim"  (s.  d.). 
welche  die  Sinnesorgane  erregen,  von  wo  die  (entsprechend  umgeformte)  Erregung 
vermittels  dar  Sinnes-  oder  sensnrmoben,  asntitpe  taten  Nervenfasern  zum  Gehirn 
geleitet  wird,  wo  als  „Innenaein"  der  Erregung  die  Empfindung  ausgelost  wird.  Die 
E.  teteine  Reaktion  der  Psyche  auf  den  Reis,  nichteine  rein  passive  Wirkung  desselben. 
nichts,  was  fertig  von  außen  in  die  Seele  gelangt;  die  Reise,  welche  die  E.  auslosen. 


Empfindung.  163 

sind  zunächst  äußere,  die  dann  im  Organismus  zu  inneren,  physiologischen  Reizen 
werden,  manchmal  nur  innere,  vom  Organismus  selbst  ausgehende.(peripherische  oder 
zentrale)  Reize.    Die  Qualität  der  E.  ist  von  der  Beschaffenheit  des  Reizes  und  des 
Sinnesorgans,  soweit  dieses  an  einen  spezifischen  Reiz  angepaßt  ist  (s.  Energie,  spe- 
zifische), abhängig,  die  Empfindungsstärke  von  der  Intensität  des  Reizes  und  von  der 
Empfindlichkeit  (s.  d.)  des  Sinnesorgans  abhängig.    Einfache,  „reine"  Empfindungen 
sind  Produkte  einer  isolierenden  Abstraktion;  die  konkrete  E.  ist  stets  Bestandteil 
eines  Erlebens,  welches  ein  Gefühls-  und  Willensmoment  einschließt;  ursprünglich 
ist  die  E.  nur  als  Inhalt  eines  Strebens  (s.  d.)  gegeben,  nicht  als  rein  „intellektuelles" 
Element.     Die  Empfindungen  sind  Zeichen  für  Vorgänge  außerhalb  und  innerhalb 
des  Organismus;  sie  sind  nicht  selbst  die  Außendinge,  sondern  Symbole,  welche  uns 
objektive  Relationen  anzeigen,  in  welchen  sich  wiederum  das  „Innensein"  der  Dinge 
bekundet.     Die  E.  ist  also  kein  Abbild  des  Wirklichen,  steht  aber  zu  diesem  in  Be- 
ziehung und  dient  so  zum  Ausgangspunkt  der  objektiven  Erkenntnis  (s.  d.),  die  freilich 
von  den  subjektiven  Empfindungsqualitäten  abstrahieren  muß,  um  zu  den  nur  be- 
grifflich erfaßbaren  objektiven  Zusammenhängen  und  Einheiten  vorzudringen,  auf 
Grund  denkender  Verarbeitung  des  Empfindungsmaterials  und  der  „Formen"  (s.  d.), 
in  welchen  uns  dieses  sich  darstellt.    Empfindungen  sind  als  solche  stets  von  einem 
empfindenden  Subjekt  abhängig,  als  dessen  Reaktionen,  Funktionen  sie  auftreten; 
objektiv,  an  sich  kann  nie  die  E.,  sondern  nur  dasjenige,  was  eine  E.  auszulösen  im- 
stande ist,  existieren  —  ein  Umstand,  den  der  „Empfindungsmonismus"  (s.  unten) 
verkennt.    Der  Begriff  „E."  hat  nur  Sinn,  in  bezug  auf  den  Begriff  des  empfindenden 
(„in  sich  findenden")  Subjekts.     Die  E.  ist  etwas  nicht  Beschreibbares  und  nicht 
weiter  Ableitbares,  sie  kann  nicht,  wie  eine  Richtung  des  Materialismus  (s.  d.)  meint, 
aus  der  Bewegung  entstehen,  sondern  ist  ein  Zustand,  dem  eine  Bewegung  parallel 
geht  oder  der  als  Gehirnbewegung  sich  äußerlich  darstellt,  erscheint  (vgl.  Identitäts- 
theorie,  Parallelismus).      Die   Empfindungen    sind   Elemente   von  Wahrnehmungen 
(s.  d.)  und  haben  einen  „Gefühlston"  (s.  d.),  auch  eine  zeitliche  Dauer.    Die  Stärke 
der  E.  ist  meßbar  (s.  Psychophysik).  —  Külpe  (Gr.  der  Psychol.,  1893),  Dyroff  u.  a. 
unterscheiden  peripherisch  und  zentral  erregte  Empfindungen;  Semon  spricht  von 
„mnemischen"  (reproduzierten)  Empfindungen  (s.  Gedächtnis). 
Der  Sensualismus  (s.  d.)  leitet  alle  Erkenntnis  aus  der  E.  ab. 
Die  E.  wird  zunächst  durch  „Ausflüsse"  f&nodQoal)  erklärt,  welche  von  den  Dingen 
ausgehen,  in  die  Poren  der  Sinnesorgane  eindringen  und  sich  mit  den  von  diesen 
ausgehenden  Ausflüssen  begegnen,  wobei  Ahnliches  durch  Ähnliches  empfunden  wird 
/  yvüioig  xov  öuoiov  t$  öpol<f>).  Solehrt  (wie  z.T.  ALKMAEOKvon  Kroton)EMPEDOKLES 
(vgl.  Aristoteles,  De  sens.  2,  438a  4;  437b  26  f.;  De  anima  I,  2).   Nach  Axaxagoras 
wird  durch  das  Ungleiche  in  uns  empfunden.  Demokrit  erklärt  die  E.  aus  „Bilderchen" 
(eticoAa),   welche  (als  Atomkomplexe)  sich  von  der  Oberfläche  der  Körper  loslösen  und 
in  der  Seele  (s.  d.)  die  Empfindung  auslösen  (Diog.  Laert.  IX,  44ff.).    Protagoras 
leitet  die  E.  aus  dem  Zusammentreffen  der  vom  Körper  und  vom  Sinnesorgan  aus- 
gehenden Bewegungen  ab  (Platon,  Theaetet  156  ff.).    Nach  Platox  entsteht  die  E. 
durch  eine  Art  Erschütterung  (oeiofiog)  im   Organismus,  welche  die  E.  in  der  Seele 
auslöst  (Philebus,  34).     Nach  Aristoteles  ist  sie  ein  Zustand  der  mit  dem  Leibe 
verbundenen  Seele,  eine  qualitative  Veränderung,     eine  Verwirklichung  des  Poten- 
tiellen des  Sinnesorgans  zugleich  mit  der  Verwirklichung  des  Äußeren,  des  Reizes. 
Die  E.  oder  Wahrnehmung  (s.  d.)  ist  so  die  Annahme  der  „Form"  des  Gegenstandes 
ohne  dessen  Stoff,  also  ohne  materielle  Übertragung  (De  anima  II,  12,  424a  17ff.). 
Nach  den  Stoikern  ist  die  E.  oder  Wahrnehmung  eine  durch  die  Dinge  bewirkte 

11* 


]i;i  Empfindung. 

Veränderung  In  der  Seele  feUJeJawtcj  oder  eis  ..Abdruck"  (rtmmt*;  Die*  Leen 
45ff).  wahrend  dp  Epikureer  wieder  die  IHldmfc—  Theorie  soinehmrn  (Die«. 
Leert.  X.  31.  61:  Lira**,  De  mu  natura  IV.  7»  ff.).    Neck  FLorn  ert  die  E.  ein 
lone rlkfcsr  Vorgang  kl  der  Seele  ohne  ..Abdruck1  ■.  dgL  (Fnnrsdta  III.  61 
4—6).   Narh  Arooenacs  ist  In  der  E  die  Stele  «rlbst  tatig  (De  mos.  VI.  5).   Beiden 
Scholastikern  berreckt  man*  die  (*.  Teil  anler  dem  Ekdkwe  di 
Lekre  modulierte)  arUtotehseh»  Tbeorie.    Dank  die  Dinge  weiden  kl  um 
■e«rfbae«M(e.d)emgt.d.ludte8eabwirdeopfarMt,dfc9Mierl,  daß  sie 
dieeer  Formen  die  QnaliUlsa  dir  Dinge  sikiaisaaUi  aunfkrasl  («.  B.  bei 
n>«  Garr  tu  a.)  werden  dien»  «npeciee**  enck  als  laiaMueHslle  „Bi 
die  von  den  Körpern  n  isgjhm  end  dank  die  Luft  kl  dk*  8mummoi 
(»fl.  Wihrnifci— fj.  Keck  Wujulm  von  Oocam  sind  dk>  Fanjflndangan  sabjsktier 

(egL  Qaalitat). 


'(id.)nii 
IV.  IWff  );4bnlicklekrtMALS»«AVca>(Kr 

rke««fcedekiTkrite.l676.IIi.l.2;l.l2;rgLlde«n>.  Ak  Baaktion  des  ff i  nun  auf 

^».^«^.w^.  i|i||  iiig>I-*^1Tr^^ff~TfHMfnnwHtr*tnT{LeTfciifc*ii  I.li  ITeni  pfcilne 
de  corpore.  SS.  S).   Neck  Locsa  wird  sa»  dank  Druck  und  Stoß  naf  dir  8kwuMorgan« 

direkt  oder  indirekt  etwa,  in 

Abnbcri  lekren  rUaruar.  Painsruar.  Hcaa  (rgL  Impreauon).  Harn  u.  a„  aack 
CüXDtiXAC  neck  wekkem  die  Seele  eelbat  bei  Gekgeakeit  der  Organerrecaaaeaaafladet 
(rgL  SanaaaJkwaae),  Houaaca  (Syst.  de  la  aatara  I.  K.  8).  Bonr,  Lamm»  a.  e, 

bei  GekignnlsMl  einen  iaaeiau  Rshwe  ■■laniaipailii  Zaeuad  (laooadolog.  IS  f„  26). 

Naek  Caa.  Wourr  ^etnpßnden**  wir  etwa*  „wann  u 

wärtkj  bewußt  sind    (Vernunft.  Gedenken  too  d.  Klärten  d. 

K   I.  {  1 );  die  R  sind  „Gedenken  tob  uaa  eaajawflrtheja  Plagen"  and  eind  (wie  naek 

rationaL  |  83.  W;  rgL  f  CS). 

I*  Taeßnne*  V*  m     I  ■  nrlnntf"     wnanvannnnaV  A      Qu«  •  aaa      mtsnm     enase*  A I«  aaiftnBsß'fWianU)      nwnff^aurwveMna*      Vm 

■lalliiug  de«  eigenen  Baataadee;  eo  aack  kfaxDBuesoaa  tu  a.  (rgL  Gefühl).  Taraw* 
unterscheidet  eoa  „Entpfharmc"  (Gefflkl)  die  „Empfindung'  (Philoa.  Vereacbe. 
1768/67.  I.  130.  214  ff);  eie  an  eine  durch  dae  Objekt  eeraaUtte  ,.  Modifikation  der 
Seele"  (I.  166). 

Kaht  fuhrt  die  Enipfmdungsu,  waleke  den  „8toff' "  (• 
auf  eine  ..Affektion"  den  Subjekt«  dank  die  Dinge  «ruck.   E  ist  „die 

Gegeneunde*  »uf  die  Vorteil pMikjiili  sofern  wir  von  annawltirn  af< 

Sie  ist  eine  „Modifikation"  den  Zuetanden  den  8ubjekts  und  «etat  die  wirkliebe  Gegen- 
wart des  Gegenstände!«  Torane,  «nf  den  sie  akk  besieht  (Kriu  d.  rein.  Venu.  S.  46. 
76.  878;  Kriu  d.  Urteilskraft,  f  3;  rgL  Gefflkl).  In  ideanstteeber  Weise  leitet  Rem 
dkl  K.  aus  einer  Begrenzung  der  Tätigkeit  des  Ick  ah.  dessen  Produkt  die  E.  ist 
d.  gas.  Wkaauathaftelehre.  S.  439  ff.).  —  Nach  Haoau  ist  die  E  ein  „In  sich  finden". 
dkl  ..Form  des  dumpfen  Strebens  des  Geist«  in  semer  bewuöt-  und  wretendwkwen 
lanilhlnslaH.  in  der  alle  Bestimmtheit  noch  unmittelbar  ist"  (Enxyklop.  f  400 f.).  — 
Daß  der  R  schon  eine  (strebende)  Betätigung  der  Seele  tagrunde  nagt,  betonen 
ScHUUK&MAnua,  Bsmkkb  (Logik  1833.  II.  S4H.),  Foaruaoa.  J.  H.  Ficht«  u.  a. 
I      v     Hutmvvn  ist  die  E.  ein  ..Produkt  aktiver  synthetischer  Intrllektaal- 


Empfindung.  165 

funktionell",  eine  Synthese  aus  nicht  bewußten  Gefühlen  der  Uratomc  (Kategorien- 
lehre, 1896,  S.  55;  Moderne  Psychol.  1901,  S.  195  f.).  Einen  Akt  des  ürteilens  enthält 
die  E.  nach  Riehl  (Der  philos.  Kritizismus,  1908,  II 1,  34  ff.).  Als  ein  primäres,  primitives 
„Denken"  faßt  die  Empfindung  B.  Kern  auf  (Das  Erkenntnisproblom2,  1911).  Cohen 
betrachtet  sie  als  etwas,  was  erst  durch  das  Denken  seine  Rechtfertigung  erhält;  sie 
hat  keine  Selbständigkeit,  sie  bezeichnet  nur  „einen  dunklen  Drang";  wohin  sie  zielt, 
das  kann  erst  das  Denken  beleuchten,  welches  sie  durch  das  „Infinitesimale"  (s.  d.) 
objektiviert  (Logik,  1902,  S.  400 ff.;  vgl.  Realität). 

Als  bloße  Zeichen  für  die  äußeren  Objekte  fassen  die  E.  auf  Herbart,  Lotze, 
F.  A.  Lange,  Helmholtz  (Vorträge  u.  Reden  I*,  393,  5.  A.  1903),  welcher  „Modalität" 
und  „Qualität"  (s.  d.)  der  E.  unterscheidet,  Ueberweo,  jode,  Riehl  u.  a.,  auch 
Spencer,  nach  welchem  sie  die  subjektive  Seite  der  Gehirnerregung  ist  (so  auch 
Fechner,  Höpfding,  Jodl  u.  a.,  vgl.  Identitätstheorie),  ferner  Wundt.  Empfindungen 
sind  die  „Elemente  des  objektiven  Erfahrungsinhaltes";  „reine"  E.  sind  ein  Ab- 
straktionsprodukt. Jede  E.  ist  ein  „intensives  Quäle".  Die  Qualitäten  (s.  d.)  der  E. 
sind  gleichförmig  oder  mannigfaltig,  ein-  oder  mehrdimensional;  das  System  der 
Intensität  (s.  d.)  innerhalb  einer  Qualität  ist  ein  geradliniges  Kontinuum.  Was  die  E. 
eigentlich  erzeugt,  ist  nicht  die  Bewegung,  sondern  das  Innensein  derselben,  welches 
selbst  psychischer  Art  ist  (wie  Fechner,  Paulsenu.  a.;  Gr.  d.  Psychol.5,  1900,  S.  36  ff.; 
Grdz.  d.  phys.  Psychol.  I6,  1908,  409  ff.).  Vgl.  Preyer,  Elemente  der  reinen  Emp- 
findungslehre,  1877. 

Auf  Empfindungen  führen  Czolbe,  Ziehen,  Wähle,  Mach,  Münsterberg  u.  a. 
alles  Psychische  zurück;  nach  letzterem  ist  die  E.  „derjenige  einfachste  Bestandteil 
der  Wahrnehmung,  der  noch  in  noetischem  Verhältnis  zu  Bestandteilen  des  Wahr- 
nehmungsobjektes steht".  Nach  der  „Aktionstheorie"  ist  die  E.  dem  „Übergang 
von  der  Erregung  zur  Entladung  im  Rindengebiet"  zugeordnet  (Grundz.  d.  Psychol., 
1900,  I,  310,  531,  549). 

Als  „physisch"  bestimmen  die  Empfindungsmhalte  (im  Unterschiede  von  den 
geistigen  Akten)  F.  Brentano  (Psychol.  I,  1874,  103ff.)  u.  a.  Nach  Palägyi  gehören 
die  E.  zu  den  „vitalen  Vorgängen"  (Naturphilos.  Vorles.,  1908,  S.  9ff. ;  vgl.  Im- 
pression);   ähnlich  v.  d.  Pfordten;    vgl.  unten  Stumpf. 

Als  Elemente  der  Dinge  selbst  (s.  Objekt)  betrachten  die  Empfindung  Berkeley, 
Hüme,  J.  St.Mill,  Schuppe  u.a.  Nach  Clifford  sind  sie  „Dinge  an  sich"(Von  der  Natur 
der  D.  an  sich,  1886,  S.  42ff.;  vgl.  Mind-Stuff).  —  Nach  E.  Mach  erzeugen  nicht  die 
Körper  (s.  d.)  E.,  sondern  Komplexe  von  „Elementen"  (Farben,  Töne,  Härten  usw.), 
welche  nur  ihrer  Abhängigkeit  von  Sinnesorganen  nach  „Empfindungen"  heißen,  also 
sonst  keine  subjektiven  Zustände  sein  sollen,  bilden  die  Körper.  Diese  „Elemente'* 
existieren  auch  unabhängig  vom  Subjekt,  in  unpersönlichen  Verbänden  (Beitr.  zur 
Analyse  d.  Empfind.*,  1903,  S.  V,  14ff.;  Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906,  S.  8f.).  Ähnlich 
lehren  R.  Avenarius  (Krit.  d.  reinen  Erfahrung  1888/90,  II,  78f.),  und  auch 
J.  Petzoldt  (Das  Weltproblem,  1906;  2.  A.  1912),  Ziehen  („reduzierte  Empfin- 
dungen" sind  das  Objektive,  Psychophysiol.  Erkenntn.,  1907,  S.  32f.,  101  ff.), 
Verworn  u.  a.  Auch  nach  Vaihinger  besteht  das  Wirkliche  aus  raum-zeitlich 
verbundenen  Empfindungen  (Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911);  vgl.  K.  C.  Schneider, 
Vitalismus,  1903.  — Nach  Ostwald  empfinden  wir  nur  Unterschiede  der  Energie- 
zustände  gegenüber  unseren  Sinnesorganen.  —  Gegen  den  „Empfindungsmonismus" 
polemisieren  Külpe,  Wündt,  Riehl,  Ewald,  Hönigswald,  Buzello  u.  a.  —  Vgl. 
Herder,  Vom  Erkennen  u.  Empfinden  der  mensehl.  Seele,  1778;  Volkmann,  Lehrb. 
d.  Psychol.,  I*    1894/95,  212ff.;    Horwicz,  Psychol.  Analysen,  1872ff.,   I,  306,  ::.»s 


166 


(Anleitung  der  E.  ms  dem  Gefühl;  ahnhch  Tnw,  B.  Bbsmak«.  Jnmun  u.  a.); 
UnroM,  PsychoL  d.  ITi-SMUms.  1893.  I.  158;  Jon«  Lehrt»,  d.  Piychol  P.  1909; 
Ebuvuuus,  Ord*.  d.  PsychoL,  1906.  I.  10ff.;  XnoM,  Vk«ie4jahra*chr.  L  wiesen. 
eehafU.  Philo*.  Xu— XIII;  Witasez.  Zeitachr.  f.  PsychoL  d.  6iiu*me*gane,  XIV; 
Leitfaden  d.  physmL  PsychoL».  1893,  &  86ff..  9.  A.  1911;  N.  8Y*nv. 
1901;  A.  Mim,  Implied  u.  Denken.  1908;  J.  Paul- 
os. Dm  Probten  d.  F-wprmdung,  1907;  Smo*.  Die  ■■■■iitliin  Fn^fh-fwagse, 
1909;  BewuBtseinsTorgsng  and  OiMiefinnl,  1990;  M.  v.  d.  Pnb»,  Dm  Knt- 

---»---       iij_ii.      l'n.nli.J,,..     n       Till  lll    Wl  I      In  Ifkll.     lTl_l.l_.ll_l J_    W.TL- .  ■ 

MM   TOB  AMpO-WR-Bf  U.   DSWWJNeetn,    1V1I.    fliw,- __WUI-JMT-fl  ■ 

u.  Wirklichkeit.  1812,  8.  4160.   (Db  B.  tritt  moht   eil  Mm  Subjektives 
ele  Xiehtleh,  eJe  Objekt,  iet  -na  der  piynUnfcii  Funkt» 

1907   -  i  -Hi—itili  Im     Die 


Teil  objektiver  OmüMmi).  lmjifiHiii«;  _  Vnrililmng.  Abb.  d.  Pr. 
1918;  A.  Hnru.  Brenhihieng  «d  WliwMnhewIt,  1907;  0.  W.  C___r»_u. 
in  der  Lehre  von  den  Im»  Hb  ito«j».  1916  (encht  Va__wo«_  AhvOb- 
fftr  dm  Pajmhotngki  nutaber  m  eneh.e);  P.  BontAjra. 
1919  (lkt«  ■■iilliiUBheji  Hemmt  ea  «_ 
m  iet  etete  ein  VoMtilleagesbmml  derkt  'mimnthehtu);  < 
-ob  Kotra,  Droorr.  Jncuuoi,  Lim.  p~~-~n.  fliiiw,  Lkw«.  EU»,  Dswbt. 
Baldwxv,  Sclly.  8rorr,  J-jfxe,  Trrcrora,  Börrmvo,  Rwor,  WomuJtm, 
(s.  Wehraehmang)  u.  e.  (unter  „Psychologie").  —  VgL  Wi 
(epesifmohe),  Sinn.  Hykmoiamas,    Objekt,   Ding. 


Kmpfinrfungnkrtie«  nennt  B.  H.  Wim  die  Beutelellen. 
swei  TtcrthningM  (mit  dem  „TMtenirkel")  nie«  mehr  ele  issjuhm«u  eaf • 
K-f-Ot  -erden  (Tastsinn  u.  Gememgcfuhl;  Wagners  Handwörterbuch  d.  PhysioL  HL 
AbwnmngS). 


iptrle  e.  Erfahrung.    Empiriker  iet,  «er  bioß  eae  Erfahrungen,  durch 
die  Prexia,  ohne  Theorie  in  Einrichten  gelangt;  Empirist  hingegen  iet  der , 
des  Empirism«  (s.  <L). 

Empirl«kritl_l»«e.-  nennt  R.  Avojabtüs  eine  poritivietmeh  • 
rietieche  Theorie  der  ..reinen  Erfahrung".  Der  E.  will  die  Erfahrung  ron 
verflJechendeu  ..ZuUten"  reinigen,  die  reine  Erlehrung  dm  „inltiliiihsn"  Wert- 
begriffe  wiederherstellen.  Wirklich  iet  nur  die  Erfahrung  ihrem  Inhal*  (Empfindung) 
und  ihrer  Form  (Bewegung)  neeh.  Die  Speltung  dm  Gegebenen  in  Subjekt,  Objekt, 
Innen-  and  Außenwelt,  Psynhnnhre  and  Physisches  verfälscht  den  Tatbestand. 
In  Wahrheit  gibt  ee  nur  Individuen,  welche  Aber  ihre  „Umgebung' 
deren  Inhalte  sowohl  ron  der  Umgebung  selbst  als  ron  den 
des  (im  Gehirn  lokalisiert  gedachten)  „System  C"  (s.  d.)  ■hhirigkj  sind.  Durch  die 
„Introjektion"  wird  dieser  natürliche  Weltbegriff  verfälscht,  und  die  Kritik  mu8 
daher  die  Spaltung  des  Gegebenen  in  Subjekte  mit  inneren  Vorstellungen  and  davon 
verechiedenen  Objekten  wieder  aufbeben.  Die  „reine"  Erfahrung  enthalt  nichts 
als  —  durch  die  Umgebung  bedingte  —  Komplexe  von  „Elementen"  (s.  d.)  und 
„Charakteren"  (a.  d.);  alles  ist  in  seinem  eigenen  Zusammenhang  physisch,  in  seiner 
Abhängigkeit  vom  vorfindenden  Individuum  psychisch  (a.  d.).   Die  ganze  Erkenntnis 


Empirisch  —  Empirismus.  167 


und  ihre  Form  ist  unmittelbar  von  biologischen  Prozessen  (im  System  C)  abhängig, 
die  selbst  wieder  von  den  Umgebungsbestandteilen  (R)  sowie  von  Stoffwechselver- 
änderungen (S)  abhängen  (vgl.  Vitaldifferenz).  Der  gereinigte,  ideale  Weltbegriff, 
der  sich  auf  die  „Allheit  der  Umgebungsbestandteile'"  bezieht,  ist  von  der  „Multi- 
poniblen"  höchster  Ordnung,  von  der  Endbeschaffenheit  des  „Systems  C"  abhängig. 
Von  A.  beeinflußt  sind  Carsta>-je>-,  J.  Kodis,  W.  Heinrich,  R.  Willy,  J.  Petzoldt 
(jetzt  mehr  von  Mach),  H.  Gomperz  u.  a.  Gegner  des  „E."  sind  WTODH  (Philos. 
Studien  XII— XIII),  O.  Ewald  (R.  Avenarius,  1905)  u.  a.  Vgl.  Avenabies,  Philos. 
als  Denken  der  Welt,  1876,  2.  A.  1903;  Krit.  d.  reinen  Erfahrung,  1888/89,  2.  A. 
1907 f.;  Der  menschl.  Weltbegriff,  1891;  3.  A.  1912;  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch. 
Philos.,  Bd.  18 — 19;  F.  Carstaxjen.  R.  Avenarius'  biomechanische  Grundlegung 
d.  reinen  allgemeinen  Erkenntnistheorie,  1894;  Der  E.,  Vierteljahrsschrift  f.  wissen- 
schaftliche Philos.  1898;  Petzoldt,  Einf.  in  die  Philos.  d.  reinen  Erfahrung,  1904/06; 
Das  Weltbild  vom  posit-  Standpunkt  aus,  19112;  J.  Sütkr,  Die  Philosophie  des 
R.  Avenarius,  1910;  Raab,  Die  Philos.  des  Richard  Avenarius,  1913;  Kclpe, 
Die  Realisierung,  I,  1912.  —  Vgl.  Erfahrung,  Prinzipialkoordination,  Introjektion. 
Objekt,  Ich,  Psychisch,  Ökonomie,  Element,  Sache,  ExistentiaL  NotaL,  Vital- 
differenz, Schwankung,  Erhaltung. 

Empirisch  (iuxeiQixög):  aus  der  Erfahrung  (s.  d.),  auf  ihr  beruhend, 
aus  ihr  entspringend,  stammend,  abgeleitet,  von  ihr  abstrahiert,  auf  sie  gestützt. 
Gegensatz:  rational,  apriorisch,  transzendent  (s.  d.).  Vgl.  Bewußtsein,  Apperzeption, 
Ich,  Wissenschaft,  Erfahrung,  Psychologie. 

Empirismus:  Standpunkt  der  Empirie,  Erfahrung  (iicrsipia);  Ableitung 
aller  Erkenntnis  aus  (äußerer  und  innerer)  Erfahrung,  welche  als  die  einzige  Quelle 
unserer  Begriffe  gilt.  Nach  dem  (erkenntnistheoretischen)  E.  gründet  sich  alle  Er- 
kenntnis, alles  Wissen  auf  Erfahrung;  alle  unsere  Begriffe,  auch  die  allgemeinsten 
(s.  Kategorien)  stammen  aus  ihr,  sind  aus  ihr  abstrahiert;  alle  unsere  Urteile,  auch 
die  Grundsätze  der  Erkenntnis  (s.  Axiom)  sind  durch  Erfahrung  und  Induktion  (s.d.) 
gewonnen,  selbst  die  obersten  Denkgesetze  (s.  d.)  sind  nach  vielen  Empiristen  empi- 
rischen Ursprungs,  wie  überhaupt  der  extreme  E.  nichts  „Apriorisches"  (s.  d.),  keine 
der  Erfahrung  vorangehenden,  von  ihr  unabhängigen  Begriffe  oder  Urteile  aner- 
kennt. Die  objektiven  Tatsachen  (s.  d.)  sind  uns  „gegeben",  durch  deren  Einwirkung 
auf  das  Subjekt  entsteht  die  Erkenntnis.  Doch  anerkennt  gegenüber  dem  sensua- 
listischen  (s.  d.)  der  „rationale"  oder  „kritische"  E.  eine  Formung  und  Bearbeitung 
des  Erfahrungsmaterials  durch  das  Denken,  und  er  lehnt  nicht  wie  der  extreme 
„Positivismus"  (s.  d.)  alle  „Denkzutaten"  ab.  Der  E.  betont  ferner  oft,  daß  Er- 
kenntnis nur  so  weit  reicht  als  mögliche  Erfahrung,  also  nicht  über  alle  Erf ahrbarkeit 
hinaus,  nicht  in3  „Transzendente"  (s.  d.).  Methodologisch  ist  der  E.  das  Prinzip, 
alle  Wissenschaft  auf  Erfahrungstatsachen  und  deren  methodischer  Verarbeitung 
aufzubauen,  ihre  besonderen  Daten  also  nicht  aus  bloßen  Begriffen,  aus  reinem 
Denken  zu  konstruieren.  Abgesehen  von  den  rein  formalen  Disziplinen  (Mathematik, 
in  allen  ihren  Anwendungen,  Logik)  und  normativen  Wissenschaften  (Ethik  usw.) 
befolgt  die  moderne  Wissenschaft  dieses  empiristische  Prinzip  in  hohem  Maße. 

Den  Gegensatz  zum  E.  bildet  der  Rationalismus  (s.  d.),  zum  Teil  auch  der 
Kritizismus  (s.  d.),  sofern  dieser  Apriorismus  (s.  d.)  ist;  in  der  Psychologie  steht  dem 
E.  in  bezug  auf  die  Vorstellungen  von  Raum  und  Zeit  der  Nativismus  (s.  d.)  gegenüber. 

Empiristen  sind  die  Kyrenaiker,  Stoiker  (vgl.  aber  „Erkenntnis"),  Epi- 
kureer (s.   Sensualismus).     Im  Mittelalter  betonen  die  Erfahrung  (s.   d.)  mehr  als 


Empyreum         Energetik. 

die  anderen  Scholastiker  heeondan  Wilhelm  vox  Ott  am.  Kooeb  Baoob.  Empi- 
ristbche  Tendenzen  haben  L.  Vivbs,  Nuout  -.  i  ^hmxu,  Lbuxaboo  da  Visa. 
Pbacastobo  (vgL  Cassibeb.  Um  Erkenntnbproblrm.  1906/07.  I.  208lf  .  Tara 
cxlsüs  u.  a.  Den  methodologischen  E.  befreundet  F.  Baoov  (s,  Erfahrung,  Induk 

wahrend  Loa»  den  nettem  «hmmlnnihi ilihf  B.  begründet  (s.  Erfahrung), 

der  bei  Bebe  rxsr  lind  noch  mehr  bei  I  *«itivieti» 

»nnimmt,  bei  ('oedillac.  Lamettbix.  Hole  ACT.  P.  Btorn  u.  a.  «na 

winj.      JVA5TH   AnulHMM  (8.  a.)  MrffttM  «He   HHilBMM  OM 

und  Empirismus,  eehrinkf  aber  alle  Erkenntnb  auf  die  (irenaen  drr  Erfahrung 

Kinen  kritischen  oder  ..rationalen"  E   vertreten  Hkboeb.  Goethe  u.  a,.  eptter 
Bexeex.  Ueeebwk  c«.  Fat  wiach.  Kmai*.  E.  Df  nuw,  C.  GostBo. 

>an  Jodl,  O.  <  w»ai.  Jkbvaalem.  tum  Teil  auch  Wcxut.  Paulseh,  Hörr 
MMo,  Aaoioo.  Hoooftox.  R.  Ad  am  so*.  W.  Jamm  (..radikal  PisgmalbmM. 

HnmanbaiM)  H.a.     Einen  „poeitivietbchen**  K.  MHieten  J.  Nr.  Mn.i 
AvKXARiva.   Macs.   R.  Wähle.   Phteoldt.    II   Cobseuo.    H.  Oonnu  (..Pub 
eiaptibiM1,  aar«  welchem  die  Formen  der  aktive«  EtfikiHHf  Geftbb  aind;  I 
snnihaaaaMbhrt.  1906,  I.  SM)  H.  s.  (vgl  EmpiriokrttbbmM).     Einen  ..trananm- 
eirntalen".    fclllMlJi  fclMlkUHMIHi II  ..Empirismus''    vertritt    K.    HxsaEX    (Individuelle 
Kausalität.  Ktodiro  nun  tranaaendenulen  IL.  1909;  KanUt udirn.  F-rgaiumngahef  | 
—  VgL  Otxoomeb,  Handhttdi  der  Logik,  168t;  W.  Jambe.  Eseaye  in  radioal  Empirist», 
1912.  —  V'gL  Erfahrung.  Erkenntnis,  A  priori  (SrsxcEB,  L  Arm  u.  a.),  Raom, 
Kategorien.  Axiom,  Mathematik.  KiHiiiamin,  Posiüvismus,  A ■geboren.  Form. 

Kmpjnuw    frHSfg,   feurig)  heiOt  der  Pcuerhinuncl.   der  den    euL> 
•  räum«  bildet  (pATBrnrs  u.  a.k  drr  oberete  Himmel  (TboMAS. 
tbcol.  I.  qu.  61  ff.;  Daxte,  Parad.  30ff).     BS  b>  himmlisch 

Bad  «•  I  g r  h  i  •  i  /  •  S,JUx,,a.  eontMoatio):  Fortdauer.     Vgl  Kt 

Endlich   ist.  was  in  Raum  und  Zrit  oder  der  Kraft  nach  brgrei 
einen  Anfang  und  ein  Ende  hat,  wm  durch  andere  Dinge  begrenzt,  bescbrtnlt  in 

'  ndlich).   Nach  Srisosa,  Scmeluxq,  Hboel  u.  a.  hat  da*  Endliche  ab  solches, 
da*  Verander  In  he.  Begrenzte,  keine   abaolute  Realität  und  Wahrheit,  dir  nur  dem 

»nderluhrn.  Unendlichen,  Ewigen  xukommt.  VgL  f.  Isebbeahs,  Zur  Terminu- 
mgb  dra  EndbVhen  o.  Unendlichen,  „Natur  u.  Offenbarung". 
die  l.  Recmee.  Weltgebaude.  WeltgcscUc,  Welten twickrang. 

K.    VgL  Anuhl.  Unendlich. 

EasJttgrBi:    im  Innern  entstanden;  GegrneaU  exogen. 

£■«•*•  fTsdefai:  .\nnahmen    ab  Wshm-bcmlichkcitsgrunde    (vgl  Abmto- 
teles,  Top.  I.  1). 

I  itdur»ncli<>.  Kn«l/w<.k  a,  Iwnrir 

I  m  rgetik  :      l     Energie  lehn-;   '2.  energetische  Natur-  odrr  trung. 

Zurttekffthrung  alles  Sin»  und  Geaehehrna  auf  Energie  (a.  d.).     Die  ..quslit- 
K.  nimmt   ab  da«  Ursprüngliche  qualitativ  verschiedene  Energien  (Li«  ht-,  Wanne-, 
mechanbehe  u.  a.  Energie)  an  (Ostwald,  Helm  u.  ».).    Energetisch:  von  der  Natar 
der  Energie,  den  Charakter  der  Energie  und  Energiebetitigung  habend.     Früher 
bedeutete  „energetisch"  die  Wirksamkeit  der  („energetica  est  omnb  forma, 

quia  omnb  ab  Ula  oritur  operatio",  Micrakltcs.  Lex.  philo*..  1653,  8p.  SM 

Einen  „energetischen  Idealismus44  vertritt  hmidt  (Der  philo«.   Sinn, 


Energie.  169 

Programm  des  energet.  Idealismus,  1912).  Vgl.  Ostwald,  Die  Cberwind.  d.  Wissen- 
schaft! Materialismus,  1895;  Vorlesungen  über  Naturphilos.,  1901,  3.  A.  1905; 
Die  Energie,  1908;  Energetische  Grundlagen  d.  Kulturwissenschaft,  1908;  Die  Philos. 
der  Werte,  1912;  L.  Gilbert,  Xeue  Energetik,  1911;  G.  Helm,  Die  E.  nach  ihrer 
geschichtlichen  Entwicklung,  1898;  A.  Rey,  L'Energetique  et  le  Mecanisme,  1907; 
Goldscheid,  Höherentwicklung  u.  Menschenökonomie  I,  1911.  Die  energetischen 
Korrelate  der  Eigenschaften  der  Empfindungen  untersucht  Semon:  Bewußtseins- 
vorgang und  Hirnprozeß,  1916;  Energetisch  orientiert  „angewandte  Lustenergetik" 
ist  Neutra,  Seelenmechanik  u.  Hysterie,  1920.  —  Vgl.  die  Zeitschr.:  Annalen  der 
Naturphilosophie,  hag.  v.  Ostwald. 

Energie  (ivegyeta,  energia,  operatio)  bedeutet  1.  früher:  Wirksamkeit, 
Wirklichkeit,  Verwirklichung  der  Potenz  durch  die  Tätigkeit  der  „Form"  (die 
wirkende  Ursache  ist  ein  tvegyovv,  ivegyov/tevov:  vgl.  Micraelius,  Lex.  philos., 
1653,  Sp.  380  f.);  dann:  Tatkraft,  Wirkungsfähigkeit;  2.  physikalisch  (seit  D'Alem- 
bert,  besonders  aber  seit  Young,  Lectures  on  Natural  Philosophy,  1807,  Rankike, 
1853,  von  dem  der  Ausdruck  „potentielle"  E.  stammt):  Arbeitsfähigkeit,  Fähig- 
keit eines  Körpers,  mechanische  Arbeit  zu  leisten,  d.  h.  einen  Widerstand  zu  über- 
winden. Die  E.,  die  ein  bewegter  Körper  vermöge  seiner  Geschwindigkeit  besitzt, 
ist  die  kinetische  E.  („E.  der  Bewegung"),  welche  stets  eine  aktuelle  E.  ist, 
während  die  im  Körper  „aufgespeichert"  gedachte  Arbeitsfähigkeit  potentielle 
(virtuelle,  ruhende,  „E.  der  Lage")  E.  heißt.  Die  Formel  für  die  „lebendige  Kraft" 
(im  Unterschiede   von   der   „Spannkraft",   etwa  einer  Uhrfeder,   einer  gespannten 

Sehne)  ist  — '—  .  Bedingung  des  Geschehens  sind  unkompensierte  Intensitäts- 
differenzen von  Energien. 

Gemäß  dem  Prinzip  der  Erhaltung  der  Energie  kann  E.  weder  aus  nichts 
entstehen,  noch  zu  nichts  werden,  sondern  jedes  Auftreten  von  Energie  hat  das 
Verschwinden  eines  bestimmten  Quantums  Energie  zur  Ursache  und  umgekehrt 
(Äquivalenzprinzip),  und  die  Summe  der  aktuellen  und  potentiellen  Energie 
bleibt  im  Prozeß  der  Umwandlung  von  Energien  in  andere  (innerhalb  eines 
„geschlossenen  Systems")  unverändert  (Konstanzprinzip).  Dabei  findet  freilich 
im  Fortgange  des  Geschehens  eine  Entwertung  und  Zerstreuung  von  E.  statt 
(s.  Entropie).  Das  Prinzip  der  Erhaltung  der  E.  beruht  auf  einem  durch  Erfahrung 
erhärteten  Postulat  des  Denkens,  des  Kausalprinzips  (s.  d.);  es  gilt  auch  für  das 
Organische  und  steht  der  Annahme  einer  Wechselwirkung  (s.  d.)  zwischen  Psy- 
chischem und  Physischem  sehr  im  Wege.  Das  Psychische  selbst  unterliegt  einem 
Prinzip  des  „Wachstums  geistiger  Energie"  (Wündt);  es  ist  nicht  selbst  eine  Energie 
im  naturwissenschaftlichen  Sinne,  kommt  aber  in  Gehirn-  und  Nervenenergien  zum 
objektiven  Ausdruck,  zur  Erscheinung  (vgl.  Parallelismus)  und  hat  eine  gewisse 
rein  qualitativ-intensive  „Energie",  Leistungsfähigkeit  innerhalb  des  Bewußtseins 
(s.  Arbeit).  Die  physische  Energie  ist  keine  Substanz,  kein  Ding,  überhaupt  nichts 
Absolutes,  Primäres,  Selbständiges,  sondern  ein  gemeinsames  Maß  für  die  Betätigung 
von  Kräften  oder  Kraftzentren,  aus  denen  die  Körper  (s.  d.)  zusammengesetzt  sind. 
Es  gibt  keine  „Energie  schlechthin"  in  der  Natur,  sondern  E.  ist  eine  Abstraktion 
ron  den  besonderen  Formen  der  Arbeitsleistung,  welche  die  Körper  in 
bestimmten  Zuständen  im  Verhältnis  zueinander  verrichten  oder  unter 
gewissen  Bedingungen  verrichten  können.  Die  E.  darf  nicht  verdinglicht  werden, 
sie  ist  eine  Leistung  und  das  Maß  einer  solchen,  ein  Funktions-  und  Relationsbegriff 
(vgl.  Kraft,  Materie).     Endlich  ist  Energie  kern  „Ding  an  sich",  sondern  wie  alles 


]  7<  i  Energie. 


dm  begrifflich  gefaßte  „Erecheinung"  (a.  d.)  mdn  «Ab  «oh", 
in  dem  eie  ihren  „Grund  .  ihr  „Inneaeem"  heu 

Dm  Begriff  der  B.  im  fiteren  8huie  hei  Aoistotblb»  geprägt  Koch  ihm  »t 
alles  Qcsohcbon  Verwirklichung  ahme  Potentiellen,  Übergang  dm  stieret  aar  dar  Mög- 
lichkeit nach  (eWeW*)  Seienden  in  die  Wirklichkeit  (/We/„«)  durch  die  Tätig- 
keit einer  «Form"  (a.  d.).  die  selbst  Energie.  Wirklichkeit  and  Umnähe  wie  Ziel  der 
Verwirklichung  ist  Den  Sehen  m.  B.  ist  die  „Energie"  der  der  Petent  nach  eahendrn 
Auges,  die  Vsrwsrktiemrng  dieaer  Potenz  (Metephyu,  IX,  6«.;  8.  1049b  5Ü.). 
Im  Mittelalter  iat  dt»  Unterecheidong  von  E.  (actna,  »»toatitea,  operatio)  und 
Flamm  itlgsonoi  Im  Shme  ron  „wirksam"  wird  „iBiigUhili"  gebrencht  von 
O.  Bauao  (Opern  VI.  147:  ..vis  aeo  ineiste"),  Guano*  (De  oatnra  suhstantiee 
energetioe,  1871)  o.  a,  -  Im  IS.  Jahrhondert  iat  öfter  von  der  „Energie'  de«  Willen, 
u.  dgl.  die  Rade. 

Dan  Begriff  der  „tobendsjen  Kräfte"  (ha  Unterschiede  von  den  „toten")  hat 
schon  Laura,  nach  weichem  die  Menge  dar  Kraft  (m  .  t»)  und  ihre  Richtung  (e.  d.) 
im  Unhrereum  koneteot  bleiben  (Haapteeariften  I.  846  ff.;  II.  157  ff.),  was  anoh 
Hcrons  (Hotukglam  cnctilatorium  IV)  and  D'Ai.mranaT  (Traite  da  dynemique, 
1748)  lehren.  Dieses  Gaeets  ward»  ha  1«.  Jehrhandert  ■mpirhoh  gefanden  (mecha 
niaohee  Äquivalent  dar  Warme:  R.  Maybb,  1842;  J.  P.  Joclu,  1880)  and  ron 
Oounvo.  Jons,  Ron.  Matbu,  Hblmoolts  mlhstnndig  begrtndet.  Nach  R.  May an. 
der  daa  Enmgkwjrimdp  für  ahm  anmlltaflmi»  Konesquens  da»  ITmmil|iiinil|n  halt 
(ao  anch  Ron*  Wovor,  Dumm  o.  a.)  iat  die  Kraft  im  AB  unneretörtich;  ea  gibt 
nur  eine  Kraft:  ..Im  ewigen  Wecheel  kramt  ammlhs  m  dar  toten  wie  in  der  lebenden 
Natur"  (Bemerk,  über  die  Kräfte  der  unbelebten  Katar,  184S;  DI»  organische 
Bewegung.  1848;  Bemerk.  Aber  daa  machen.  Aquirelent  der  Warme,  1880;  Über  die 
Erhaltung  dar  Energie,  hrag.  1888k  Kech  HounoLTi  kann  lebendige  Kraft  ahm 
ebenen  grode  menge  Arbeit  nmdmmwiigaii.  wie  die,  ao»  der  am  aelbat  cntetendan 
iat,  „AIU  Verandarang  hl  dar  Katar  besteht  darin,  daß  dm  Arbeitakraf t  ihm  Form 
und  ihren  Ort  wechselt,  ohne  da8  deren  Quantität  verändert  wird.  Daa  Weitet  I 
beritet  ein  for  allemal  ata»  Sabal ■  ron  Arbeitskraft,  dar  durch  keinen  Wcoheel 

■  lFi  ■  ,1  ■  Iib  ii  ■■  ihm  ---*--■»  -  *     -      ,,  il,,-  ■  »-  -* *      —  ■    I-,,      Wamm"     / V Mmkmtma 

OST     &aV08mwmmmH|flmml  VCriBPÄnm    OOB»     ▼^KmWaVImTw     aPPTOBO     KmVuIl        I  VOIhMB 

u.  Reden  I\  33  ff„  187  ff.k  Maeh  Mao«  gilt  den  Bnergisprhuip  mar  for  Jene  Falle, 
wo  Proasms  wieder  rückgängig  snamM  neiden  können  (Wärmelehre*,  1800. 
8.  845;  TgL  Die  Oeechichte  u.  die  Wanal  d.  Satee»  dar  Brhaltung  der  Arbeit«  1872; 
S.  A.  1808k 

Anhanger  einer  qualitativen,  ahaohtten  Energetik  (a.  d.)  amd  Stauxj.  Mach. 
Haut  (Die  Energetik,  1888)  u.  a,.  beaondem  dar  Degi ander  derselben,  W.  Ostwald. 
welcher  durch  am  den  „wimnneohaft Hohen  Materialismus"  dar  inanhsnisrh  stnrnisti- 
•eben  Natureuffansung  überwinden  will  und  in  dar  Energie  daa  dem  Pbyaiechen 
und  Psychischen  geomfamame  Geeofaefaen  erblickt  Di»  Energie  iat  die  wehre  „Sub- 
stanz" der  Dinge,  die  selbst  nichta  aind  ab  Knmplain  refachiedener  Energien;  eile», 
waa  wir  ron  der  Außenwelt  wissen,  amd  Energien,  nicht  unbekannte  „Kräfte", 

JUome"  u.dgl.  Die  Meterie  (a.  d.)  ist  cur  eine  „räumlich  zussiniwingMi Gruppe 

von  Energien".  Die  Körper  beetehen  an»  der  Kapazität  für  III  eegungawief gki 
(„Marne"),  Formenergie,  Vobmaoargl»  (Rauinerfüllung),  Legenenergm  (Gewicht) 
und  chemischer  Energie.  Allee  Geechehen  mt  entweder  Wanderung  dar  Energie 
im'Raum  oder  Umaetsung  verechiedener  Energieexten  ineinander.  E.  aelbat  iat  eine 
„Große  von  immaterieller  Beachaffenheit"  mit  verschiedenen  „Erscheinung« 
formen".    Sie  ist  „Arbeit,  oder  alles,  waa  aua  Arbeit  entsteht  und  sich  in  Arbeit  um- 


Energie.  171 

wandeln  läßt"  (Die  Energie  und  ihre  Wandlungen,  1888;  Die  Überwind.  d.  Wissen- 
schaft! Materialismus,  1895;  Vorles.  über  Naturphilos.3,  1905;  Die  Energie,  1908; 
Grundriß  d.  Naturphilos.,  1908,  u.  a. ;  vgl.  Organismus,  Kultur).  Es  gibt  auch  eine 
psychische  oder  Nervenenergie  (vgl.  Psychisch).  O.  wendet  die  Energetik  auch  auf 
das  kulturelle  und  soziale  Leben  an  und  stellt  einen  „energetischen  Imperativ" 
auf:  Verschwende  keine  Energie,  verwerte  sie!  (Annalen  der  Naturphilos.  X,  1911; 
Der  energetische  Imperativ,  1912;  vgl.  Kultur).  Gegen  die  Einseitigkeit  der  reinen 
Energetik  sind  Boltzmann,  Höfler,  E.  v.  Habtmann  (Die  moderne  Physik,  1902, 
S.  76ff.),  v.  Schnehen  (Energetische  Weltanschauung?  1908),  Stöhe,  E.  Becheb, 
Riehl  (Zur  Einführung  in  die  Philos.,  1903,  S.  148),  Wundt  (Grundz.  der  phys. 
Psycho!  III5,  1903,  714  ff.;  System  d.  Philos.  LT3,  1907;  vgl.  Logik  1906—08,  I3, 
III3);  nach  ihm  bezieht  sich  das  Erhaltungsprinzip  nur  auf  quantitative  Beziehungen, 
während  im  Psychischen  qualitativ  ein  Prinzip  des  (intensiven  und  extensiven) 
„Wachstums  geistiger  Werte"  (s.  d.)  besteht. 

L.  Gilbert  definiert  die  Energetik  als  „Lehre  von  der  bewegten  Materie". 
Alles  „Weltwirken"  stellt  sich  den  Sinnen  als  bewegte  Materie  dar.  Energie  ist  „jedes 
Stück  Materie  (Körper)  in  Hinsicht  auf  seine  Bewegung  oder  Bewegungs- 
fähigkeit".  Es  gibt  nur  eine  E.,  die  Materie  (s.  d.),  bzw.  ist  es  die  Energie, 
was  man  stets  Materie  nannte.  [Die  Materie  ist  E.,  sofern  sie  Raum-  und  Weg- 
behauptung ist.  Jeder  Körper  ist  zugleich  Innen-  (potentielle)  und  Außen- 
(kinetische)  Energie.  „Energon"  oder  E.  im  engeren  Sinne  ist  die  bloße,  latente 
Arbeitsfähigkeit  (Gleichgewicht;  Neue  Energetik,  1911,  S.  23  ff.).  Die  Welt  ist  eine 
„unendliche  Arbeitskette",  sie  ist  nicht  Substanz,  sondern  Subflux"  (s.  Arbeit). 
Jeder  Energiewert  stellt  ein  Gleichgewicht,  jede  Arbeit  eine  Störung  dar.  In  der 
Natur  gibt  es  eigentlich  nur  Störungen,  nur  Arbeiten.  Alles  „erhält"  sich,  rein  theo- 
retisch, mathematisch,  als  feste  Beziehung,  die  Arbeitsprozesse  selbst  aber  stellen 
die  „Nichterhaltung",  die  rastlosen  Übergänge  der  Gleichgewichte  in  andere  dar 
(1.  c.  S.  110  ff.).  —  Nach  J.  Schlesingeb  sind  die  Energien  etwas  Substantielles, 
was  in  seiner  Verdichtung  die  Erscheinung  der  Materie  ergibt  (Energismus,  1901). 
—  Vgl.  Dbiesch,  Der  Vitalismus,  1905,  S.  233  ff.;  Lrpps,  Naturwiss.  und  Weltansch., 
1907,  S.  109;  Reinke,  Einleit.  in  d.  theoret.  Biologie,  1901,  S.  109  ff.;  K.  Tschetjsch- 
neb,  Die  philos.  Voraussetz.  d.  Energetik,  1901;  Atwateb,  Ergebnisse  d.  Physio- 
logie, 1904;  M.  Planck,  Das  Prinzip  d.  Erhaltung  der  E.2,  1908;  K.  Haas,  Die  Ent- 
wicklungsgeschichte des  Satzes  von  der  Erhaltung  der  Kraft,  1909;  H.  Hebz,  E. 
u.  seelische  Richtkräfte,  1909;  Fb.  Liedes,  Die  psychische  E.  und  ihr  Umsatz,  1910; 
Joel,  Seele  u.  Welt,  1912;  B.  Kebn,  Weltanschauung  u.  Welterkenntnis,  1911; 
Waxwetleb,  Notes  sur  les  formules  d'introduction  a  l'energetique  physico-  et  psycho- 
sociologique;  Esquisse  d'une  Sociologie,  1906;  Dbiesch,  Ordnungslehre,  1912; 
Bebgson,  L'Energie  spirituelle,  19204.  —  Vgl.  Materie,  Kraft,  Mechanistisch,  Psy- 
chisch, Wechselwirkung  (psychophysische),  Dynamogen,  Spiel,  Organismus,  Gott 
(Aristoteles,  L.  Stein),  Entropie,  Dominanten,  Entelechie,  Monismus. 

Energie,  psychische,  s.  Psychisch. 

Energie  (Sinnesenergie),  spezifische,  ist  die  eigentümliche  Reaktions- 
weise, vermöge  deren  verschiedenartige  Reize  in  einem  und  demselben  Sinnesorgan 
dieselben  Empfindungen  und  anderseits  die  gleichen  Reize  in  verschiedenen  Sinnes- 
organen verschiedene  Empfindungen  hervorrufen  können.  Diese  Erscheinung  beruht 
auf  einer  Anpassung  der  Sinnesorgane  an  bestimmte  („adäquate")  physikalisch- 
chemische Reize,  wobei  auch  heterogene  Reize  in  ihnen  Reize  auslösen,  denen  stets 


172  Energiemus         Entartung 


die  gleiche  Art  der  Empfind««  raptaihwl  ist.  - 

der  Außenwelt  unabhängig*,  rem  subjektive. 

der  Shuwontncn  besteht  mehl  wie  die«  gegen  Jon.  Memm  (Handbuch  d.  Phys». 

logie  der  Sinne.  1837;  Zar  wrahdahaaiwa  Phymioi  de*  Ol ■! Uni i.  1816)  Htxjt 

holtx ( Vortrage  und  Reden  1*.  88 ff.).  SraacKS,  Jone*  Rirau  Hailid.  u.  a. 

Ho  auch  Warnr.   nach  welchem  die  lai|ifaiaaaj| ultH  durch  die 

gange  in  den  Fhtnnnrgaain  bedingt  in  und  jeaa  Ja  emn  Linie  von  <h 

hall  dar  physikalisehsn  Haimsfiiiii    und   erat  hl   «weher  von  dar  durch   die 

Anpassung  an  diese  Reha?  eoammsndea  aaanaamalcJaaarn  der  Aufnahmeapparate 

abhingen"   (Grandr.  d.  FrychoL*.    1808,   8.  81  ff.).    VgL  Wbvmavx.    Ihr  Lahr« 

too  den  spant  faianwaregh  a.  1888.    VgL  QnalrUi. 

ttnrrnjlanaaa   Ut   die   Bewertung  der  Tätigkeit,  der  tweckvoflen   Lebern- 
•gang,  ttk>  -nuaere  oder  Uhu  ■aaefnha  ah)  höchstes  Out  (Patrtawk 

\  ..i    nu*av  ia,.,,    i. ,~ . .., 

» ,J     r»Miinnaru,    rJH'igiD. 

r'.ngr   de«    Krs  uUtaetma   (..nairownem  of  the   i  nnstb— nf ';  Lockb. 
Ksasy  eoncern.  num.  ualrretai..!    II.  K.  10.  f 1)  ist  die  Baarhrinkthaw  das  Bewußt 
seins  auf  eh»  geringe  Zahl  gwichaehhjer  Inhalte  (etwa  8  »Inf sehn  Tons,  8  Punkte). 
r>  Ribt  auch  ahm  „Enge  drr  Aufmcrkaamkcit"  (Kantato,  Die 
1887,  8.  14  Li  VgL  Wem,  Grands.  <L  phys.  Psycho!.  111*.  1801. 
Erklärung  der  Kann  des  BewaBtseias:   Paraourr  (Einf.  in  die  PhiL  <L  reinen  Erf.. 
I.  1888).  -  VgL  Umfang. 

Hagel  (angrU)  heiBen  immateriellr.  geistige  Mitsuis  ms  a  isisuana  (iott  and 
Menschen,  geschaffen,  aber  unmglnglii  h.  mit  Intelleht  and  WilliaafiiÜaiU  begabt. 
8k*  bilden  eine  Rangordnung:  Throui,  Cherubim.  Seraphim;  ltominaUonea.  VfaUites, 
Potentste*;  Pro*  ipatua,  ArehaageU.  Aagett  droa  nos  (rgL  Micaaaxroa.  Lex.  philo».. 
1881,  8p.  108  f.).  Engel  gibt  es  nach  dem  Psraismu».  Judentum,  (bristen 
tum.  nach  Philo  Jidascs,  Oaiasaaa,  den  8chola«tikern  u.  a.   —  Pauanaa 

vergleicht   die  von  ihm  ■laannma „Gasthneaaaar»*  mit  den   Engem  (Zend- 

Avesta*,  1808). 

r'.najrasnsn  rannt  it.  Saao*  die  bleibende  Veränderung  (Spur,  Disposition), 
die  eine  Erregung  in  der  organiachen  Sahatans  hmtrrlifk;  bei  paruHk  r  « 
derjenigen  imigUmohea  Situation,  die  ronnah»  .^turrsphiach  gewirkt  hat  (in  GeataR 
von  Original,  oder  von  ..mnemiarhen"  Erregungen),  wird  daa  E.  ..ekphorirrt ",  und 
es  kommt  cur  Reproduktion  (a.  d.)  der  früheren  Erscheinung  (Die  Mneme*.  1808; 
Die  mnemw-hrn  Empfindungen.  1808k    VgL  Oedachtaia.  Mneme.  Vererbung. 

r haJhakml]  snanraam   (ryuaaaAe/i/t/esc,    vr  latus.  Kam« 

eines  Trugschlusses  des  Et  srunss  (Diog.  Laert.  II,  108).     Man  fragt:  Kannst  du 
deinen  Vater  erkennen?    Ja.     Erkennet  du  diesen  Verhüllten?     Hak,     bat 
Vater,  und  du  kämmt  also  deinen  Vater  nicht  erkennen  (vgl.  Lccian.  Vita  auetor.  22). 
Ahnlich  int  die  „Elcktra". 

San:  Substantive*  Sein,  Seiendes,  Wesen.  Ding. 

Eaaapa  a.  Kabbala. 

Katartang  (Degeneration):     Verfall   einer    Art.    eines    Individuum». 
kümmerung  von  Organen  und  oiganiachen  Kräften.     Nach  Xirrxscu  beruht  die 
Wertung  altruistischer  Tugenden  (Mitleid  usw.)  suf  einer  E.   (Decadencek      VgL 
W.  HiBSCa,  Genie  und  Entartung,  1894;  P.  Mobbiüs.  Über  E.,  1800;  Noedac. 


Entelechie  —  Entropie.  173 


E.3,  1906;  Hildebrandt,  Norm  und  Entartung  des  Menschen,  1920.  (Entartung  ist 
die  erbliche  Abweichung  von  der  Norm.) 

Entelechie  (ivtede'xeia,  was  das  ivteXeg,  das  Vollendete,  Vollkommene 
oder  das  ziXog,  das  Ziel,  die  Vollendung  in  sich  hat)  nennt  Aristoteles  die  „Form" 
(s.  d.)  als  Verwirklichung,  Vollendung  des  Potentiellen,  als  vollendete  Wirklichkeit, 
als  der  durch  die  Wirksamkeit  (ivegyeia)  erreichte  Vollendungszustand  eines  Dinges 
(„perfectihabia",  perfectio  rei).  So  nennt  Aristoteles  die  Seele  (s.  d.)  die  „erste 
Entelechie"  des  Organismus,  als  die  lebendige,  aktuelle,  gestaltende  Funktionskraft 
desselben  (vgl.  Metaphys.  IX  8,  1050  a  23;  De  anima  II,  1;  II,  2;  11,4  415  b  15  ff.). 
So  auch  die  Scholastiker,  welche  z.  Teil  (wie  schon  Cicero,  Tuscul.  disput.  I, 

10,  22)  die  E.  mit  „endelechia"  (fortgesetzter  Tätigkeit)  verwechseln,  wie  dies  später 
auch  Melanchthon  tut  (Commentarius  de  anima,  1540;  im  Gegensatz  zu  V.  Auer- 
bach, De  anima,  1542).    Leibniz  nennt  die  Monaden  „Entelechien"  (Nouv.  Essais, 

11,  21 ;  Monadol.  18),  weil  sie  ihre  Zustände  strebend  aus  sich  selbst  entfalten  und 
eine  gewisse  Vollkommenheit  in  sich  haben  (eyovat,  rö  ivzeXig).  Goethe  be- 
zeichnet jede  Seele  als  „Entelechie'',  so  auch  Wundt  (s.  Seele).  Driesch  nennt  E. 
das  unausgedehnte,  unräumliche,  immaterielle,  individuelle,  Energien  suspendierende, 
regulierende,  gestaltende  Lebensprinzip;  es  ist  ein  Naturagens,  die  „Individualitäts- 
konstante" der  Organismen  (Der  Vitaüsmus,  1905,  S.  242  ff.;  Philos.  d.  Organischen, 
1909;  Zwei  Vorträge  zur  Naturphilos.,  1910;  s.  Leben).  Bei  W.  Stern  ist  E.  die 
„Tendenz  und  Fähigkeit  der  Person  (s.  d.),  sich  selbst  (d.  h.  das  System  der  Eigen- 
zwecke) zu  verwirklichen".  (Die  menschl.  Persönlichkeit  19182,  68.)  Vgl.  Lieb- 
mann, Gedanken  u.  Tatsachen,  1882  ff.,  I,  89  ff.;  Anctllon,  Recherches  critiques  et 
philos.  sur  l'entelechie  d'Aristote,  1804  f.;  Teichmüller,  Aristotelische  Forschungen, 
1859—73,  III. 

Enthusiasmus  (iv&ovaiaafiög):  Begeisterung,  leidenschaftliche  Erregung 
durch  eine  Idee,  ein  Ideal,  durch  das  Gute  und  Schöne.  Vgl.  G.  Bruno,  Degli  eroiei 
furori,  1585;  Shaftesbury,  Letters  concern.  enthusiasm,  1708;  Ein  Brief  über  den 
E.,  Die  Moralisten,  deutsch  von  Frischeisen-Köhler,  1909;  Kant,  Krit.  der  Urteils- 
kraft, §  29;  Metaphys.  der  Sitten,  Einleit.,  XVEL 

Mntliy iiiöm  (ivd'vfiTjfia)  bedeutet  bei  Aristoteles  einen  rhetorischen 
Wahrscheinlichkeitsschluß  (avXXoyia^bg  1%  tiv.6n.ov  ^  (jTjpeitov,  Analyt.  prior.  II 
27,  70  a  10),  sonst  aber  einen  unvollständigen,  abgekürzten  Schluß,  bei  dem  eine 
Prämisse  (s.  d.),  der  Ober-  oder  der  Untersatz,  nicht  ausgesprochen  wird  (z.  B.  Du 
bist  ein  Mensch,  also  bist  du  sterblich).  Als  unvollständiger  Schluß  („Syllogismus 
imperfectus")  kommt  das  E.  vor  bei  Quintilian  (Institut,  orat.  V,  10,  3),  BoETHirs 
(Opera,  S.  684;  in  Mignes  Ausgabe,  Bd.  64,  1050  B),  Thomas,  Melanchthon  u.  a.  — 
Zu  den  Enthymemen  rechnet  man  auch  die  Entgegensetzungsschlüsse  (Oppositions- 
schlüsse).    Vgl.  Ueberweg,  System  d.  Logik6,  1882.  —  Vgl.  Epicherem. 

Entität  (entitas):  Wesenheit,  Wesen  (s.  d.). 

Entropie  (ivtQonla,  Innenwendung)  heißt  jener  Teil  der  Energie  (s.  d.), 
der  nicht  mehr  in  mechanische  Energie,  in  Arbeit  umsetzbar  ist,  also  die  entwertete, 
ausgeglichene,  zerstreute  Energie.  Es  kann  nach  Carnot  Wärme  nur  dann  in  Arbeit 
verwandelt  werden,  wenn  sie  von  wärmeren  zu  kälteren  Körpern  übergeht,  und  nach 
Claüsius  kann  Wärme  nicht  von  selbst  von  einem  kälteren  auf  einen  wärmeren 
Körper  übergehen.  Die  Umsetzung  der  Energien  ineinander  hat  nun  die  Richtung, 
daß   immer  mehr  Intensitätsdifferenzen  kompensiert  werden,   immer  mehr  Arbeit 


174  Entschlaf  —  Entwicklung 


In  Warme  lieh  wnwfcH  die  sieht  umgekehrt,  wieder  nr  ArbeH 
sondern  sich  Immer  mehr  meghlBht  and  zerstreat,  bb  enhheffflrh  aOs  Energb  ent- 
wertet bt,  kerne  Arbeit  mehr  gabortet  wird,  alles  im  ua  veitoderhch 
bleibt  (..  Wannetod'*.  „Mithm i  der  Entropie**).  Der  Bete  von  der 
Zunahme  der  E-,  der  nicht  mehr  nutzbaren,  arboimfahigsn  Energb  kenn  auf  dee 
Weltganse  aar  angewandt  worden*  wann  die  Unendlichkeit  der  Zeit  und  dm  Raum- 
inhalte nicht  berücksichtigt  wird.  Die  Lehre  von  der  E.  vertreten  W.  Thomsos 
(Kelvin;  Msthemstkal  and  physbel  Papers,  16611.),  HfJfni.Tt.  Boctocavm. 
die  E.  ein  Anednack  dsior  bt,  d*6  die  Energie  m  einem  System  immer 
in  wahrnaheinlh  hue  -  and  dee  emd  gerade  die  praktisch 
wird  (Popullrwu»,  Schriften,  1903.  SM  lt.). 
Ostwald,  Chwolso*  (Hegel,  üeiekel,  Kosrath.  1906).  E.  vom  Habtmaxx  u.  a, 
Oegan  die  Anwendung  dm  Eulioubuini  auf  das  Wellganm  emd  Ltnnn,  Caarau. 
Stow*  (Philo*,  d.  anbelebten  Meterb.  8.  166  ff.),  Haut«.,  Doissol  L.  W.  St»* 
(Zeitechr.  f.  Hdloa,  Bd.  111.  1903).  Amansmce  (Dm  Werden  der  Wallen*,  1906). 
L.  Gonmrr  (Nene  Energetik.  1911)  o.  a.  Nach  P.  AnwuoB  verzögert  das  orga- 
nbohe  Leben  db  Emunds  (s.  Ektropb);  ihnHrrh  auch  ffawfftrr  (Evolution  oraatrios, 
S.  164  ff.).  L.  W.  Brau*  u.  a.  -  Vgl.  Wald,  Die  Energie  and  ihre  Entartung.  1696; 
Wovor,  Logik  11«.  1907;  IL  Plajkk.  Das  Bewogungnaemu  der  Weh,  1906;  Ost 
wald,  Db  Philosophie  der  Wert*;  1911  (die  E.  ale  Ursache  dar  Wertung).  Nach 
SrasouB  bt  db  E,  die  irreligiöse  Fassung  des  Mythos  dar  QotserillmiiMiniBg 
(Unterg.  d.  Abendi  1917.  60  f.) 

■atoehla»  (EntachlbBung)  iet  dar  Abschlul  ahme  Kunpess  von  Motiven 

e.  o.j»  uns  iieriaonenjoweni'"n  einer  Dccttmmum  w lusnencntunL  om  auwanoung 
des  wollenden  loh  su  einer  von  verechiedenen  WunmentoghoUndlen,  die  feste  Ab- 
sieht,  eis  tu  iMHrioren»  der  oft  om  Ülsibssu,  Schwanken,  Erwägen  vorangahL  „Den 
der  Tf*TYdl*i**>a  unmittelbar  vomnnshanden  psvehboben  Vorgang  des  mehr  oder  wonbjBr 
ntetmUehanHaftaahanduuidanadm 

bandlangen  im  illge meinen  die  Entscheidung,  bei  den  Wahlhandlungen  die  I 
Schließung".  Beide  Vorginge  sind  von  entepioehenden  Gefühlen  begleitet  (Wovdt. 
Qrandr.  d.  Psychol»,   1900.   &  H6f.;  Grdx.  d.  phys.  PsvcboL  IIP.  1901,  H6«.). 
Vgl.  WUle,  Wahl. 

Entstehen  und  Vergehen  a.  Werden,  Veränderung.  Bein,  Schöpfung. 

Ratwicklnng  (Evolution)  hu,  allgemein,  das  H*i  entgehen 

•  Hii-r  ■  m«iormori  mur  in.\n  i>r.  wo  <i.iu  *i<  \\  »in**  nnwnji  tv-ux»  <tj.im, 
dm  einseinen  formen  ab  einander  herrortreibende  oder  aus  dar  gamemaeman  Unter- 
lage hervorgetriebenen  Momente,  Phasen,  Bornen  eines  einheitlichen  Proceceee, 
Werdegänge  sich  darstellen.     Insbesondere  bt  E.  Hervorgang  ^hoharar*',  kompli 

Ikommenerer'*  Formen  ans  wonignr  voll- 
(„Höherentwicklung"),  wenn  ee  auch  iftckscnreitende  Entwicklungen  gibt. 
Eine  wahre  E.  erleben  wir  runichst  in  unserem  eigenen  Seelenleben  (pevchbebe  E.), 
welches  ein  fortwährendes  Hei  totbrechen  neuer  Zustande  aus  alteren,  x.  T.  \on  aufien 
veranlaßt,  stets  aber  unmittelbar  durch  Triebkrifte,  Tendenzen  der  Sseb  (s.  d.) 
eelbst  bedingt,  auf  webt.  Db  psychische,  gebtige  E.  eowohl  dee  Etnwdnan  wb  der 
Gesamtheit  (s.  Gesamtgebt)  seigt  im  ganssn  einen  Aufstieg  zu  steigander  Diffe- 
renzbrung  verbunden  mit  immer  neuer  „Integrbrung",  Vereinheitlichung  dm  wach- 
■enden  Reichtums  von  gebtigen  Qualitäten  and  Werten.  Des  Bewultsom  wird  immer 
reicher,    umlernender,    feiner,    zusammenhangender,    aktiver,   selbstbewußter.       In 


Entwicklung.  175 

der  geistigen  E.  betätigen  sich  „zielstrebige"  Kräfte  (s.  Zweck),  es  findet  ein  Kampf, 
Wettstreit  der  Ideen  und  Werte  statt,  es  besteht  eine  geistige  Auslese,  Anpassung, 
Vererbung  u.  dgl.  Das  Geistesleben  hat  eben  auch  seine  biologische  Seite,  und  die 
Faktoren  der  biologischen  E.  wirken,  z.  Teil  modifiziert,  auch  in  der  psychischen 
und  sozialen  E.,  bei  aller  Eigenart  beider  (s.  Soziologie,  Kultur).  Die  E.  der  Lebe- 
wesen beruht  teils  auf  äußeren,  teils  auf  inneren  Faktoren.  Die  Organismen  variieren 
durch  Kreuzung  und  durch  die  Einwirkung  des  „Milieu",  der  natürlichen  Umgebung 
und  der  Lebensbedingungen,  und  werden  diesen  angepaßt;  sie  variieren  und  ent- 
wickeln sich  ferner  durch  funktionelle  Übung  (s.  d.),  durch  Betätigung  (bzw.  Nicht- 
gebrauch) von  Organen,  bedingt  durch  Bedürfnisse,  Tendenzen,  die  wiederum  durch 
Veränderungen  des  Milieu  oder  durch  den  Wettbewerb  um  die  Lebensbedingungen, 
den  „Kampf  ums  Dasein"  bestimmt  sein  können.  Endlich  findet  auch  eine  „Selektion" 
(s.  d.),  eine  „natürliche  Auslese"  statt,  indem  vielfach  die  ihrem  Milieu  nicht  an- 
gepaßten Lebensformen  ausgemerzt  werden,  während  die  (relativ)  angepaßten  sich 
erhalten,  ihre  Eigenschaften  vererben,  bis  nach  vielen  Generationen  eine  neue  Art 
da  ist,  an  deren  Zustandekommen  das  Milieu,  die  funktionelle  Übung,  die  Selektion, 
die  Vererbung  beteiligt  waren,  wobei  in  verschiedenen  Fällen  verschiedene  Faktoren 
überwiegen.  Die  E.  ist  kein  bloßes  Zufallsprodukt,  nichts  rein  mechanisch  Bewirktes, 
sondern  es  sind  an  ihr  in  hohem  Maße  die  eigenen  Kräfte,  Reaktionen,  Aktionen  der 
Organismen  beteiligt,  um  so  mehr,  je  höher  die  Organismen  schon  entwickelt  sind 
(„Aktiver  Evolutionismus").  Von  Anfang  an  sind  an  der  E.  auch  psychische  Faktoren 
(Bedürfnisse,  Strebungen,  Triebe,  nicht  etwa  immer  klarbewußte  Zweckvorstellungen 
u.  dgl.)  beteiligt,  nicht  aber  als  Ursachen,  welche  den  physischen  Kausalnexus  durch- 
brechen, sondern  als  das  „Innensein"  der  organischen  Kräfte  und  Handlungen  selbst, 
in  denen  sie  zu  objektiver  Erscheinung  gelangen.  Erst  im  Menschen,  in  der  geistigen, 
sozialen  kulturellen  E.  werden  diese  psychischen  Faktoren  z.  Teil  zu  zweckbewußten, 
vorausschauenden  Willensakten;  nur  im  weitesten  Sinne  also  ist  der  „Wille"  (s.  d.) 
die  innerste  Triebkraft  aller  Entwicklung,  die  „von  außen  gesehen"  sich  als  rein 
physischer  Prozeß  darstellt.  Vermöge  der  „Heterogonie"  (s.  d.)  der  Zwecke  werden, 
ohne  daß  von  Anfang  an  das  erreichte  Zweckmäßige  schon  voraiisgesehen  oder  ge- 
plant ist,  die  Organismen  immer  zweckmäßiger. 

Der  Ausdruck  „evolutio"  bedeutet  bei  Nicolaus  Cüsanus  die  Entfaltung  des 
Punktes  („linea  est  puncti  evolutio").  J.  Böhme  gebraucht  das  Wort  „Auswickelung", 
Leibniz  „evolution"  und  „involution"  im  psychologischen  Sinne. 

Die  Keime  zur  heutigen  Entwicklungs-,  Deszendenz-  oder  Transmutationstheorie 
finden  sich  schon  im  Altertum.  Heeaklit  lehrt  ein  ewiges  Werden,  ein  Umschlagen 
von  Gegensätzen  ineinander;  der  „Kampf"  (s.  d.)  ist  der  Vater  alles  Geschehens  (vgl. 
Diog.  Laert.  IX,  9).  Nach  Empedokxes  traten  durch  Urzeugung  (s.  d.)  erst  viele 
Mißgebilde  (Tiere  bloß  mit  Augen  usw.)  auf,  welche  zugrunde  gingen,  während  die 
lebensfähigen  Formen  sich  erhielten  (vgl.  Aristoteles,  De  coelo  III2,  300b  28). 
Auch  Anaxagoras,  Demokbit  u.  a.  lehren  eine  Urzeugung.  Nach  Anaximander 
gingen  Landtiere  und  Menschen  aus  dem  Wasser,  wo  sie  erst  in  Fischform  lebten, 
ans  Land  und  paßten  sich  diesem  an  (Plutarch,  Quaest.  symp.  VIII,  1,  4).  Die 
Auslese  der  zweckmäßigen  und  die  Ausmerzung  der  unzweckmäßigen  Formen 
lehrt  Lucrez  (De  rerum  natura  V,  834  ff.).  —  Nach  Aristoteles  ist  alles  Werden 
Entwicklung  in  dem  Sinne,  daß  Potentielles  sich  verwirklicht,  formt,  vollendet  (vgl. 
H.  Meyer,  Der  Entwicklungsgedanke  bei  Aristoteles,  1909). 

Letbniz  nimmt,  kraft  des  Prinzips  der  Stetigkeit  (s.  d.),  eine  Stufenordnung 
von  Monaden  (s.  d.)  an,  in  welcher  nirgends  ein  Sprung  besteht,  sondern  alle  möglichen 


Entwicklung. 

hrn  Pflanze  und  Tier  (die  „Pflanzrntiere")  geben.  In  den  Monaden  and  in  der 
Beete  bt  das  Geschehen  «in«  iaasre  Kntfaltang  (evolntion)  von  7*Brtandea  (MonedoL 
11.22),  und  überall  gibt  ee  w  Uazloimtmgen  („d^teppemeoU  K  keine  Neuem 
etekeng  und  keine  wahre  Vernbhtang  (MonedoL  72;  Prkectpe  de  I«  Betör«,  f  6;  rgt 
damit  die  „Prafocmatiomtkeorb"  von  8wimmt)iw,  Lunmuu,  Mauton 
u.  a.k  Eine  Tendern  mr  Ilftkmea lahhlimg  zeigen  die  Lebeweeen  nach  Cybavo  ob 
Bnouuc  (vgL  LuBwaaerBiB.  Area,  f.  Geeck.  d.  Philo»..  Bd.  16, 1908).  Neck  Robisbt 
gibt  ee  (wir  nach  Bcrro»)  nfgaabiei  Kahne  alt  eeasr  BatwjeklrmaBhrart  (Jan* 
•vomtive").  Albe  tot eine  etetige  Entwicklung  („tont  a'eet  an' an  dsuteupsai  l 
•ine  etetige  fflBzenfaim  f  ukrt  von  den  niedersten  bb  so  den  höchsten  Weeen.  Alb 
Weeen  eind  Variationen  eine»  Urtvpus  Uneototype");  kl  der  Natur  beetnkt  eine 
I  Yogresaion,  woneck  snetet  dk  oiafsokeeso, 
«ntetrben  (De  1»  naturr*.  1766;  Owmideretinne  pkilne  enr  le 
forme«  den  etree,  1766).  Ab  Anfitbg  von  Biederen  ca  iauaer  koksrea  Foratee  Ußt 
db  E.  in  der  Gisehliab  Hbbobb  auf.  Aack  in  der  Xatar  etekjert  ebb  db  Form  der 
Organbstba.  »■Im  etrebt  and  rankt  webar"  (Ideen  ear  Palma,  d,  Cbeckbkt«.  1764  f.)- 
Nach  Gobtbs  liegt  den  fbnaaa  der  Ptbnaea  aad  Tbre  em  „Urbiki"  tngnu» 

AbWaUatlllllläVUL.         ^t|aaM||L^B.M     mim*     gUJ  JDamHzam  RiatfMzBBBBmlJ'zwh*  *     Mal 

hlinflliMan  ii**'i'«n       <  >  f    !  «       /  -m  i-     Li-  r-v.*     I   i   i        t    '  4 1        •'       4  m       I     ...u      ,      *        i     •       \\   \\ 

II.  XIX,  XXX).  Neck  Emaavvs  Daawi*  sind  wokl  eib  Tbre  „ans  ebaw 
Filament«''  entstanden,  welckee  dank  aekee  ikm  von  Hnkkafir  iiia»|wbni»  (psy- 
ckbcke)  Tätigkeit  ekk  vervollkommnet  bat.  Veränderte  Ubenebediagangea  wirkten 
anpeaeend  aal  db  Lebewwnen  aad  infolge  dar  Überproduktion  aa  solchen  findet  ein 
Kampf  am  db  Fvlslsrai  etaU  (Zoonomb  XXXIX;  Tempte  of  Katarr  Kamt 

fordert  daa  Prinzip  der  ..Ifnalfcaalall  dar  F« 
von  einer  jeden  Art  tu  jeder  andern  durck  ataaeaartbaa  Wi 
bah"  (Krit.  d.  reinen  Vernunft).  Auherdem  aber  keetekt  db  Veramtaag  einer  „wirk, 
ticken  Verwandtschaft'  der  Arten  kl  d> 
Urmutter"  sn  Reckt  Be  können  aae  dem  Mutter» 
von  Blinder  zweckmässiger  form  lawworgegaagai 
ikrem  Tsagaagsablai  and  ikrem  Verkahabee 
erzeugten,  ab  db  kantige  Reibe  der  Arten  zustande  kam  (Alkjam.  Natuiaaeck.  a. 
Theorie  dee  Himmels.  1755;  Krit.  d.  UrteOekraft.  |  80).  In  der  Osankbfcts  fi 
beetebt  ein  kultureller  and  eoeJabr  Forteckritt  ( vgL  P.  Mbbbbb,  Kante  Lehre  von  dar 
Entwicklung  in  Natur  n.  Geschichte.  1011).  Nach  Scbblukq  beetekt  in  der  Natur 
ein  Prinzip  der  „Steigerung",  «kl  „Trieb  and  Drang  neck  immer  höherem  Leben" 
(vgL  BanoeoB).  Db  fllnninfubjs  der  organbeben  Weeen  bat  ebb  dureb  „■IkaikHrke 
Entwicklung  einer  und  dereelben  Organbation"  keranaaebildet  (Von  der  Welteeeb, 
1706).  Ähnlich  lehren  E.  v.  FeeffBB,  L.  Okbx.  Srsmxa.  Tasacnow  u.  a.  Hbobl 
veretekt  db  E.  in  eeitbaem  Sinne,  ab  dialektischen  (s.  <L),  bgbeben  Prozeß  der  Be- 
griffscntfaltung.  ab  ein  Heraustreten  alba  dessen,  was  „an  ekk"  im  „Absoluten" 
sngsbgt  bt,  bb  cur  SelUterfaasung  dee  absoluten  Geiste«  (s.  d.)  im  Proaeme  der  ge- 
schichtlichen Entwicklung,  welche  slbin  auch  seitlich  aufzufassen  bt.  „Db  Ent- 
wicklung des  Gentes  bt  Heransgehen.  BhhaaaMnsnrtertegrn  und  zugbick  Zu-ateh- 
kommen"  (Phil.  d.  Geschichte.  Univ.BibL.  S.  06L).  Db  Natur  hingegen  bt  ein 
„System  von  Stufen',  „deren  eine  aus  der  andern  notwendig  hervorgeht .  .;  aber 
in.  an  so.  daß  db  eine  aus  der  andern  natürlich  erzeugt  würde,  sondern  in  der  innern, 
den  Grund  der  Natur  ausmaehenden  Idee.     Db  Metamorphose  kommt  nur  dam 


Entwicklung.  177 

Begriff  als  solchem  zu,  da  dessen  Veränderung  allein  Entwicklung  ist"  (Xaturphilos. 
S.  32 f.).  Eine  zeitliche  E.  von  Arten  auseinander  bestreitet  auch  Schopenhauer. 
Die  neuere  Evolutionstheorie,  im  Gegensatz  zur  Konstanztheorie  (Linnl,  Ccvier) 
setzt  mit  den  Arbeiten  Üeoffroy  de  St.  Hilatres,  der  die  E.  aus  den  Einflüssen 
der  Umwelt  („monde  ambiant")  erklärt,  und  Lamarcks  ein.  Die  E.  der  höheren  Arten 
aus  niederen  ist  bedingt  durch  das  Milieu  und  durch  Kreuzung,  besonders  aber  durch 
den  Gebrauch  und  Nichtgebrauch  der  Organe,  durch  die  Üoung  (Gewohnheit),  welche 
durch  Bedürfnisse  veranlaßt  wird  und  die  erbliche  Vervollkommnung  der  Organe  zur 
Folge  hat  (Philos.  zoologique,  1809,  deutsch  1903,  S.  28ff.,  112ff.).  Gegenüber  der 
,, Katastrophentheo rie"  Cuviers  lehrt  dann  Ch.  Lyell  (Principles  of  Geology)  die 
stetige  E.  der  Erde.  Endlich  begründet  Charles  Darwin  (1859)  die  Deszendenz- 
theorie als  Selektionstheorie  (gestützt  auf  das  Bevölkerungsgesetz  von  Malthus.  1798). 
Die  E.  erfolgt  ohne  Zweckursachen,  auf  rein  kausalem  Wege,  als  notwendiges  Produkt, 
in  der  Regel  durch  Anhäufung  kleiner  Variationen  der  Lebewesen,  die  sich  vererben. 
Die  Vermehrung  der  Lebewesen  über  das  Maß  der  erreichbaren  Lebensmittel  hinaus 
führt  zu  einem  „Kampf  ums  Dasein"  (struggle  for  life),  zu  einem  (direkten  und  in- 
direkten) Wettbewerb  um  die  Existenzbedingungen,  in  welchem  durch  die  „natürliche 
Auslese"  (natural  selection)  die  begünstigten  Individuen  und  Rassen  erhalten  bleiben, 
überleben,  wählend  die  der  Umwelt  nicht  angepaßten  untergehen;  auch  eine  sexuelle 
Auslese  findet  statt  (s.  Selektion).  Es  wirken  aber  neben  der  Selektion  auch  das  Milieu 
direkt  sowie  die  „korrelative  Veränderung"  der  Organe,  der  Gebrauch  und  Nicht- 
gebrauch derselben,  die  „Migration"  (Wanderung).  Indem  die  (spontan  auftretenden) 
Variationen  immer  wieder  neu  ausgelesen  und  vererbt  werden,  gehen  in  langen  Zeit- 
räumen aus  Varietäten  neue  Arten  hervor;  daneben  gibt  es  aber  auch  Stillstand  und 
Rückbildungen.  Alle  höheren  Tierformen  stammen  von  vier  bis  fünf  Urformen  ab; 
der  Mensch  hat  sich  aus  affenartigen  Vorfahren  entwickelt.  Die  E.  beherrscht  auch 
das  seelische  und  sittliche  Leben  (On  the  origin  of  species  by  means  of  natural  selection, 
1859;  deutsch  in  der  Univ.-Bibl.;  The  Descent  of  Man,  1871;  Werke,  deutsch  von 
Carus,  1899). 

Zur  Basis  semer  ganzen  Philosophie  macht  die  Entwicklung  H.  Spencer,  nach 
welchem  das  „Überleben  des  Passendsten"  (sur%-ivance  of  the  fittest)  eine,  aber  nicht  die 
einzige  Ursache  der  organischen  E.  ist,  die  besonders  durch  das  Milieu  sowie  durch 
funktionelle  Übung  bedingt  ist.  „Evolution"  und  „Dissolution"  sind  die  Form  alles 
Geschehens.  Alle  E.  ist  Übergang  von  einem  aufgelösten,  homogenen  in  einen  konzen- 
trierten, heterogenen,  von  einem  unbestimmteren  zu  einem  bestimmteren  Zustand, 
Abwechslung  von  „Integration"  (Ansammlung)  von  Materie  plus  „Dissipation"  (Aus- 
breitung) der  Bewegung  und  „Absorption"  der  Bewegung  plus  „Disintegration"  der 
Materie.  Differenzierung  und  Integrierung  sind  Phasen  des  kosmischen,  organischen, 
psychischen,  sozialen  Geschehens.  Der  Rhythmus  von  E.  und  Auflösung  ist  ein  all- 
gemeiner, ewiger,  streng  gesetzlicher  (System  of  synthetic  Philosophy,  1862ff„  deutsch 
1882 ff.).  Evolutionistisch  ist  auch  die  Philosophie  E.  Haeckels,  der  einen  gemäßigten 
Darwinismus  (mit  Berücksichtigung  des  Milieu,  der  Übung  usw.)  vertritt  (Die  heutige 
Entwicklungslehre,  1878;  Gesammelte  populäre  Vorträge  aus  dem  Gebiete  der 
Entwicklungsgeschichte2,  1902;  Der  Kampf  um  den  Entwicklungsgedanken,  1905; 
Das  Weltbild  von  Darwin  und  Lamarck,  1909;  Welträtsel,  1899:  Die  Lebens- 
wunder,  1904). 

Den  „Neodarwinismus",    der   die   „Allmacht   der    Selektion"    betont,    vertritt 
besonders  A.  Weismann.  Die  Selektion  ist  eine  „Selbstiegulierung  der  Art  im  Sinne 
ihrer  Erhaltung".  Nur  das  möglichst  Beste  erhält  sich.  Das  Selektionsprinzip  „schafft 
Eisler,  Handwörterbuch.  14 


17"  Entwicklung. 


iwm  nicht  die  ptiatfioji  Viilntfceeagae.  wohl  aber  bestimmt  ee  die  Entwicklaage- 
haanea,  welche  diese  itninbligen,  reo  Anfang  bb  Ende".  Funhtiooelb  Übonge- 
waltete  werden  nicht  vea atbtt  db  Variation  erfolgt  aar  im  Keinmbema  (s.  Ver- 

OTDUDgjt   IMtW   TOfli   wOntHa%      aUG  OMI    » 6ftUMierVBpH&  W  UI|UinUI  UMl    De* 

wiid  (Die  HTJrhrignng  dar  Darwinschen  Theorie.  1876;    Vorteige  Ober 
lOOf  Li  Dia  flihkfliaaniinrii,  1909).  Dar  „Wa 
eoadere  ia  dar  8aiielfaiokgb  (a.  Saabsogb). 

tw.    V#Oa*D60aW),     Ol 

vertritt  und  die  aktive  ftiniaaaiiag  (baroaden  dea  Milieu  aa  dea 
Zwecke)  betont,    Er  bekämpft  dea  ..Millhamiaaaass 

Knta^kJungsfektoren  ia  anter  Linie  dea 

„Art  de  scharfe  fbbbttaa  War  anflanaombik  ist,  db  Ver- 

Verbesserung  der  Lei  n  ilutfamiagn.  durch 


Die  Frachtherkeit  bt  schon  (i 
ebbhaagj beiub  1901t  Danrhi  ab 

Ehae  „Muutkmsthsorb"  UArts*asnruiigbhr»M}  vgL  eohoa  Dane/in. 
rox  a.  a.)  etellt  H.  o«  Vataa  eoi.    ha  gibt  (heaaadara  bei  POaaaaa) 
epoatane  „TTulrill  anai"  (sprunghafte  Verietioaen),  db 


sind,  wobei  die  Selektion  aar  dea  Utuweckasiftge  iiiianiii,  (Die 
1900L;  Arten  u.  Varietäten,  1909;   Die  hfutsAionea,  1909). 

Die  Lehre  von  dar  „Ortkajaeaab"  etellt  Sana  aal,  nach  welche«  die  E. 
innere  Tendenz  nach  einer  besassUBsea  Richtung  hat.    Diree 
Entwicklung     (Orthogene«»)   iet  ein  Aoedraeh   dea   durch  < 

Wechetnme  dea Plasma  (MOrsnnophyabu) aad  die  iiiHlfutHi  Uteeehe 
U  ihre  ssetbawobe  Unterbrechung  UOeaanteteae**)  iet  die  haapt- 
alchbehste  Unaaka  der  Trennung  der  Orgaabaamkstte  ha  Arten  (Entstehung  der 
Arten,  1888 f.;  vgL  K.  Lanraas.  Die  Ahetemnumgalehre.  üaiv.-B»bL.  S.  178). 

.Mea-Uauankaanae'.  welcher  die  funktannelb  Übung,  die  aktive  Aa- 

QBL9   saVOaMtfaVaMt  OBB    CawaaVMBOaaaw    aUfed   JBttaaSanVa^vKttSaaaw  OB«*   UUaaW|   u&v   4aawMEuV 

Vererbung  uatabasss  ffsasiiifciflia  betoat»  wobei  vkde  nach  die  Rolle 
Faktoren  (Bedürfnis,  Buqefladaag,  Streben)  hervorheben,  vertreten  B.  Wi 
Warnrnox.  Prarraa,  Roux  (Begriff  dar  ..funktionelbn  Anpassung",  s. 
mechenik).  lUssowm  (Welt»  Üben,  Seeb.  1908k  P.  EmsTaaaa  u.  «..  Dat-wo. 
Cora,  J.  La  Coara,  MoaToostaav.  La  DaxTec.  Yiomou.  Dzzkks,  Daoqob  (Der 
lanaendtnigadanke,  1903),  Bevor,  Kostxstajui.  J.  U.  Voor  (Lehre  vom  „Organ- 
intelbkt"),  A.  Paüly   (Danrinbmus  und  Lsanarckbmua,   1906,  a.  Leben.  Zweck). 
R.  FbancE  (Der  heutige  Stand  der  Derwinechen  Frege.  1907),  A.  Waoxaa(< 
dee  Lamarckbmue,  1908)  u.  a.  „Psycho  I«niarckbten".   Paychbche  oder  doch 
aktive  Faktoren  der  E.  nehmen  auch  an   Fbchxbb  (Ideen  zur  Schöpf,  a.  EntwickJ 
der  Organ.,  1878).  Gcyaü,  Dubaxd  db  Gaoe,  FotnuAa  (Der  Evolutionbmua  der 
Kraftideen,  1908,  &  360ff.).  Jonu.  L,  W.  Sraaa  (Pereon  u.  Sache.  1906,  I.  891 
F.  Ebhabdt,  Xibtzschz.  Hambbuko,  Pauxsbx,  E.  v.  Habtmaxx  (Philo«,  des 
bewußten.  1904,  TU1*,  SSlff.).  Wüxdt,  nach  welchem  db  Sebktkm  i  iülfa- 

printip"  bt,  db  funktionelle  Übung  eine  große  Rolle  apblt  und  der  „Wille"  db  Trieb- 
kraft echon  der  organbehen  E.  ist,  welche  db  Vorstufe  der  ga tätigen  E.  bt  (Grunds, 


Entwicklung.  179 

d.  phys.  Psychol.,  1903,  III5;  Logik  LEI3,  1906—08;  System  d.  Philos.  II3,  1907)  u.  a. 
Vgl.  Becher,  Leben  u.  Beseelung,  1912. 

Gegen  die  Einseitigkeit  des  Prinzips  des  Daseinskampfes  betont  den  „Mutualis- 
mus",  die  gegenseitige  Ausbildung,  Kropotkin  (Gegenseitige  Hilfe  in  der  E.,  1904). 

„Zielstrebig"  ist  die  E.  nach  K.  E.  v.  Baeb  (Reden  u.  kleine  Aufsätze*,  1886), 
A.  Wigand  (Der  Darwinismus,  1873 — 76),  Denkest  (Die  gescbichtl.  Entwickl.  d. 
Deszendenztheorie,  1890;  Vom  Sterbelager  des  Darwinismus2,  1906),  Reinke 
(s.  Leben),  Deiesch  (u.  a.  Logische  Studien  über  Entwicklung,  1918.  Unterscheidet 
drei  Arten  von  E.:  Kumulation,  d.  h.  regellose  Mannigfaltigkeitserhöhung,  maschi- 
nelle und  nichtmaschinelle  Evolution)  u.  a.  Gegnern  des  Darwinismus,  den  Wasmann 
nur  für  den  Menschen  nicht  gelten  läßt  (Die  moderne  Biologie3,  1906;  Der  Kampf 
um  das  Entwicklungsproblem,  1907).  Nach  E.  v.  Hartmans  wirkt  die  natürliche 
Auslese  nur  negativ;  das  Zweckmäßige  stammt  aus  einer  unbewußten  Abänderungs- 
tendenz, welche  final  bestimmt  ist;  der  Kampf  ums  Dasein  ist  nur  ein  „Handlanger 
der  Idee"  (Das  Problem  des  Lebens,  1906).  Ein  entschiedener  Gegner  des  Darwinismus 
ist  A.  Fleischmann  (Die  Darwinsche  Theorie,  1903).  Gegner  sind  ferner  J.  B.  Meyer, 
Agasstz,  Kölliker,  J.  Huber,  Frohschammer,  Ulrici,  W.  Schneider,  Gutberlet, 
üde  (Der  Darwinismus,  1909),  R.  Otto  (Goethe  u.  Darwin,  1909);  vgl.  Planck, 
Testament  eines  Deutschen2,  1912;  Teichmüller,  Darwinismus  u.  Philosophie,  1877; 
H.  Friedmann,  Die  Konvergenz  der  Organismen,  1904  (vgl.  Variation). 

Anhänger  des  Darwinismus  sind  A.  R.  Wallace,  der  gleichzeitig  mit  Darwin 
die  Selektionslehre  aufstellte  (Beiträge  zur  Theorie  d.  natürl.  Zuchtwahl,  1870),  Fritz 
Müller  (Für  Darwin,  1864),  G.  Jäger  (Die  Daiwinsche  Theorie,  1869),  O.  Caspari, 
C.  Sterne  (E.  Krause),  O.  Schmidt,  H.  Spitzer  (Beitr.  zur  Deszendenztheorie,  1886), 
Du  Peel,  B.  Vetter,  Bölsche  (Entwicklungsgeschichte  der  Natur,  1896),  Büchner, 
O.  Hertwig,  L.  Plate  (Die  Abstammungslehre,  1901 ;  Selektionsprinzip  u.  Probleme 
der  Artbildung3,  1908),  Huxley,  Romanes  (Darwin  and  after  Darwin,  1892f., 
deutsch  1892  f.),  Bald  wen  (Development  and  Evolution,  1902),  B.  Hatschek, 
K.  C.  Schneider  (Einführ,  in  d.  Deszendenztheorie,  1906;  Versuch  einer  Begründ. 
d.  Deszendenztheorie,  1908),  M.  L.  Stern  (Ethik,  1911),  B.  Weiss  (Entwicklung, 
1908),  Unold,  Ammon,  Schallmayer,  Ploetz,  L.  Stein,  Slmmel,  J.  Schultz  u.  a. 
—  Die  Evolutionstheorie  wird  vielfach  auf  die  Psychologie  (Romanes,  Baldwin, 
C.  L.  Morgan,  Marshall  u.  a.),  Erkenntnistheorie  (s.  d.),  Ethik  (s.  d.),  Soziologie 
(s.  d.)  angewendet.  —  Gegen  den  Darwinismus  wird  eingewandt,  er  setze  die  zweck- 
mäßige Variation  schon  voraus,  die  Selektion  könne  Zweckmäßigkeit  nicht  schaffen, 
dem  „Zufall"  werde  zu  viel  Spielraum  gewährt,  kleine  Variationen  hätten  keinen 
Nützlichkeitswert,  u.  a. 

Gegenüber  dem  mechanistischen  Evolutionismus  stellt  H.  Bergson  die  Lehre 
von  der  „schöpferischen"  oder  „schaffenden"  E.  („evolution  creatrice")  auf,  welche 
mit  der  wahren  „Dauer"  (s.  d.)  zusammenhängt.  Die  E.  selbst  bringt  immer  Neues,  sie 
ist  produktiv,  Tendenz,  innerlich-stetig.  Von  einem  „elan  originel",  einem  ursprüng- 
lichen „Schwung"  („elan  vital",  Lebensschwung),  einem  Emporstreben,  welches  zu 
immer  höheren,  bewußteren  Zuständen  führt,  geht  die  E.  aus,  die  nur  durch  Nach- 
lassen der  „Spannung",  durch  Schwächung,  Hemmung,  Stauung,  Umbiegung  zur 
Divergenz  der  Arten  führt,  von  denen  die  einen  stehen  bleiben,  während  (im  Menschen) 
andere  die  ursprüngliche  Richtimg  nach  aufwärts  beibehalten,  ohne  daß  von  außen 
ein  Endziel  gegeben  ist,  rein  aus  innerem  Streben  der  Kraftentfaltung,  der  aktiven, 
freien  Lebensbetätigung  (L'6volution  creatrice8,  1910,  deutsch  1912;  vgl.  Leben).  — 
Eine  schöpferische  Entwicklung  im  Geistesleben  lehren  auch  Wundt,  Münsterberg, 

12* 


lsn  Entwicklungsmecbanik  —  Epsgogf. 


Eccsxs  (».  Geist),  Snotsu  Tororsa,  Jarm»,  0.  Bkacx,  J.  Gocdstktx.  Boc- 
tkoux,  Dwelmuctim,  Lccqcbt,  Jofc.  (Seele  u.  Weh.  1912)  u.  a.,  «och  F.  C.  8. 
fianujm ,  James  (•.  Wukliiihhslt)  u.  e.  —  VgL  B.  Km,  WHuoachauung  n.  I 
erhsnninie.  1911;  Dm  Problem  des  Lebern,  1909;  »rrmrw.  Leib  and  Stele;  Der 
Brtwfekimigagedaake*.  1903;  O.  Kam.  E..  1909;  Cor«.  The  Primary  Feeton  of 
Reohition,  1999;  G.  Rictus».  Lide» d'eeomtkm,  1903;  J.  Unmutf*.  Vatench  ehest 
philo.,  Selektion» thsurte,  1999;  M.  Adi.sk.  Mach  o.  Mars  (Archiv  für  flosialsawaa 
anhält  XXXIII.  1911;  E.  bloß  für  dir  Well  der  Erkeemtaisobjekie  geltend);  Dsrro. 
Theorie  der  direkt«  AnV»nm%.  1904;  U.  Stadler,  Dl  Entwicwhragefc-hr«  hie  sk 
Ihre«  heutigen  Stand*.  191«-.  u  Maco— B.  ABe  fonti  dela  rite.  1912; 
IL  BaocssK,  LWwinhmras  «.  Uaiatrh  terms.  1913  <  Wbuaarckistiech); 

Die  Qrenaea  der hwinsik  Rigjlflitndiiiig,  &  491«.  (E.  setzt  eia  Ziel 

in  hrzug  auf  wiche*  ein  Werden  erat  »i»  emieerUfche  Reibe  bildet;  ahn! 
Grdnungaiehre.  1913,  u.  a.);  MCversaasna  (Ph.<L Werte.  1909,  S.  199)  nennt  Eswerte. 
die  er  den  ethieohea  Werten  inieuhmt,  solche,  die  sich  auf  deo  Akt  dea 


rjrrwno,  Ehmsats  der  Kntaickkttgslehre*.  1910,  Dat  Werden  dar  Orgssliann. 
1917*;  8.  Tiktsr.  Das  Wesen  der  Endution.  1911;  R,  f.  Wett*tew.  Der  Mao- 
Laniarckietnua.  19U3;  AxosaanAC*,  Zorn  Begriff  der  KntviokJanf.  1913.  -  Oberhisto- 
rlsohs  Entwicklung:  Ta.  Lmwwo,  OmiMihti  ab  raangsissg  des  Beantnesa.  1919; 
DKisat-n,  WirkJiebheitetehre.  1917.  -  VgL  Üben, 
Vererbung,  Phrndnlhwi.  KampX.  Selektion 
Erkenntnis,  Geist,  Oifiasets  (Wcrdt*  Zweck.  Witte.  Walt  (Kast-Lamacs), 
Paychatch,  Evoratiouiemu*,  Genetmch.  Werden.  Ektropiemua,  Praformation.  Tod 
(I.sissn),  Wert,  Ökonomie,  BlHhjhill.  Msnanh. 

I  iii>MrlJ.niBMn.rlmnik  nennt  W.  Rovx  dir  Lehre  von  der  durch 
mechanische  Faktoren  bedingten  Formbildung  der  Otganisuan  (Die  Entwicklung« 
mechanik.  190S;  Gesamnielte  AbhandL  Aber  E..  1996);  Laqcevr.  Entwicklung*- 
mrchanik  tierischer  Organismen,  Attgem.  Biologie  in  ..Kalter  d.  Gegenwart",  1915. 

i  in»»  et  kliingalknnnnalr    ».  Ökonomie,  Wert. 

I  m««irlilans«p«i>rhologir:  Untersacht  die  Entwickhing  des  Seelen- 
iebens beim  Kinde,  bei  Naturvölkern  urw.  F.  Kat'osR:  Entwii  tlsags|Mj<  hnkigisiihe 
Studien,  1914  ff. 

Hn»j  klopldie  (fyuHüUf  amsW«,  siMjnhmaf rtis ;  vgl.  Aristoteles 

l  3,  1096*  3):  der  Krrw.  Inbegriff  des  Whwens  und  der  Wissenschaften  (..orbis 
doctrinarum",  „comp  eye  naeiiam  adantiantm  et  artu  umfaßte  hm  Mittel- 

eitel  die  ..ziehen  freien  Künste"  („Septem  arte  Überale*"):  Grammatik,  Rhetorik, 
Dialektik.  Arithmetik,  Geometrie,  Astronomie,  Musik.  Enzyklopädische  V 
verfaßten  Martiakcs  Cafeixa.  Vixcexx  von  Beawais  u.  a.  Die  größte  E.  alterer 
Zeit  ist  die  ..Encyciopedie  ou  dictionnaire  raiaonn«  de*  sciences,  des  arte  et  des 
1751  ff.,  mit  Einleitung  von  D'Alemrsrt  (deutsch  in  der  „Philo»  Bibl."). 
der  sie  mit  Diderot  herausgab.  Mitarbeiter  waren  auch  die  ..Enzyklopädisten" 
Holsach,  Baron  (Jrimm  u.  a.  Aufklarer,  mit  tum  Teil  arrtsuaustiechen  und 
materialistischen  Anschauungen.  —  VgL  Heoel,  Enzyklop.  d.  phüos.  Wissenschaften, 
1817;  auch  in  der  ..Philo*.  Bibl.";  Dorner,  Enzyklop.  d.  Philo*.,  1910;  E.  der 
phikw.  Wissenschftften,  hrsg.  von  A.  Rcos.  1913  f. 

llpagoge  iixaymyf,.  induetio)  s,  Induktion. 


Ephektiker  —  Erfahrung.  181 


Ephektiker  (iyexuxoi) :  Beiname  der  Skeptiker  (s.  d.)  des  Alterturas 
(nach  der  inoy^,  Urteilsenthaltung;    Diog.  Laert.  IX,  70). 

Epicherem  (£nt%eiQf]fta)  bedeutet  zuerst,  bei  Aristoteles  (Top.  VIII  11, 
162  a  15)  u.  a.,  einen  „dialektischen",  d.  h.  Wahrscheinlichkeitsschluß,  später  eine 
verkürzte  Schlußkette  (s.  d.)  von  der  Form:  M  ist  P,  denn  es  ist  A  j  S  ist  M,  denn 
es  ist  B  !  S  ist  P.  —  Vgl.  Enthymem. 

Epigenesis   s.  Präformation,  Recht  (Goldscheid). 

Epikureismus :  1.  hedonistischer  (s.  d.)  Standpunkt  des  Lebensgenusses, 
Wertung  der  Lust,  des  Genusses  als  Endziel;  2.  die  Lehre  Epikurs,  welcher  den 
Atomismus  (a.  Atom),  Materialismus  (s.  d.),  Sensualismus  (s.  d.),  Hedonismus  (s.  d. 
und  Glückseligkeit)  vertritt  (vgl.  Sittlichkeit,  Gott,  Religion).  Epikureer  sind 
Metrodoros  von  Lampsakos,    Herjiarchos,  Polyainos,  Timokrates,  Kolotes, 

POLYSTRATOS,    APOLLODOROS,    ZeNON    VON    SlDON,    DIOGENES    VON    TARSOS,    PhTLO- 

demos,  T.  Lucretics  Carcs  u.  a.  (vgl.  Epicuri  fragmenta,  ed.  Usener,  1887).  Den 
Epikureismus  erneuert  im  17.  Jahrhundert  Gassendi  (Syntagmaphilos.  Epicuri,  1655). 
—  Im  tadelnden  Sinne  wird  das  Wort  „Epikureer"  (=  Atheist,  Lüstling)  seit  dem 
Mittelalter  oft  verwendet.  Vgl.  Diog.  Laert.  X;  Lucrez,  De  rerum  natura,  1886; 
deutsch  in  der  Univ.-Bibl. 

Epiphänomen  (Begleiterscheinung)  ist  das  Psychische  (s.  d.),  das  Bewußt- 
sem nach  Huxley,  Maüdsley,  Ribot  u.  a. 

Epistemologisch:  zur  Erkenntnislehre  (engl,  „epistemology")  gehörig, 
auf  die  Erkenntnis  bezüglich. 

Episyllogismus  (Xachschluß)  s.  Schlußkette.  Episyllogis tisch  (oder 
progressiv)  heißt  der  Fortgang  vom  Prosyllogismus  zum  Episyllogismus. 

Epoche  (en;o%fj):  Enthaltung  vom  Urteil,  von  entschiedener  Behauptung 
über  das  Wesen  irgendeines  Dinges.  Die  phänomenologische  Epoche  ist  nach  Hüsserl 
(Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie,  1913)  eine  gewisse  Urteilsenthaltimg,  die 
sich  mit  der  unerschütterten  und  ev.  unerschütterlichen,  weil  evidenten  Überzeugung 
von  der  Wahrheit  verträgt.  Vgl.  Einklammerung,  Phänomenologie,  Skeptizismus, 
Aphasie. 

Erblichkeit  s.  Vererbung,  Entwicklung. 

Ereignis    s.  Werden,  Veränderung,  Aktualismus,  Geschichte. 

Eretriker  (Eretriaci)  heißen  die  Anhänger  des  Menedemos  von  Eretria. 
Vgl.  Tugend. 

Erfahrung  (ifAxeigta,  experientia;  „erfahren"  schon  bei  Xotker)  bedeutet 
1.  das  einzelne  Ergebnis  einer  E.,  die  durch  E.  erreichte  Erkenntnis,  2.  den  Prozeß 
des  Erfahrens,  den  Erkenntniserwerb  durch  die  erfahrende  Tätigkeit.  Zur  E.  gehört 
nicht  bloß  Wahrnehmung,  Erlebnis,  sondern  Verknüpfung  einer  Mannigfaltigkeit 
von  Wahrnehmungsinhalten,  Erlebnissen  durch  das  erkennende  Bewußtsein,  ii 
Formen  (s.  d.)  nicht  selbst  aus  der  Erfahrung  stammen,  sondern  die  objektive  E. 
selbst  erst  ermöglichen,  konstituieren  (s„A  priori).  Erfahrung  im  objektiven  Sinne 
ist  von  subjektiver  Erfahrung  zu  unterscheiden;  erstere  ist,  besonders  als  methodische, 
wissenschaftliche  E.,  ein  Erkenntnisinhalt,  der  auf  Grund  einer  denkenden  Verar- 
beitung, Synthese,  Deutung,  Kritik  des  Wahrnehmungsmaterials  in  allgemeingültiger 
Weise  erworben  ist  und  die  Grundlage  zu  fortschreitender  Erkenntnis  bildet,  die  nicht 


|0|  ■riMefrtaf 

Oberste 


bt  (e,  Erkeaatab).    „Reine''  E.  bt  ein  blofie»  Ab- 
«traktionsprodukt»  die  ta4»ankaohe  E.  bt  achoa  eon  dm  Formen  der 
und  de*  Denken«  durcheetst ;  E.  1*4  ohne  Denken  ein  leen 
bleibende«  Erbbnb,  den  nook  kerne  Erkenntnb  gewahrt.    DI» 
E.  »uorugeben,  bt  grnlenteih  berechtigt  aber  «e  dnrf  niek 
das  Formale,  des  vir  la  dar  Erfakrung  finden  oder  darek 

bringen,  tocb  Ialelbkt  «nt  in  ab  ktrwmgekgt  ward»  und  da*  die  E, 
Formab  eckoa  bedingt  tat,    fitwiluh  bt  Verarbeitung.  Synthese  de« 


der  naofc  oinkrilHnhim,  ■ihsjmihngnlikejni  Tn»»mm»nh»noji  de«  Erfahfangamsten*!» 
wb  der  Erfahrung«!»,  tasnhaa  «msbl  Clegenabir  daa  »aaJagaa,  emmlnaa,  onbbktreoo 

aaJaRMttUBflBO      Q9f*    lOulTlOOMI   MlttHOHOvC  du    B0t»9OdiBQB*kritaVGSt   SHHBHI   cr*t» 

wm  w»krk«(te,  allgemeingültige,  objektive  E.  aad  damit  sugback  neck,  wa» 
wahrhaft  Erfahrung.objekt.  Brfahrungstateaoka  bt  (egL  Teteeoke).  Obbktre» 
bt  nickt  feftjg  r gehen,  «oadera  wird  aktre  amlfcndboh  erworben  (egL 
Induktion).  Mit  der  E.  «eut  de«  Erkennen  ein,  aa  und  m  ikr  beutigt 
CoattattokkaH  aad  darek  db  E.  wird  rblfach  des 
LrigallilHi  bestätigt.  Wbeenecknitkek» 
rebbt  a»  weit  ab  denkmftgWnae  E.  (egL  Metapbrefk).  Db  auftere. 
mite»ItoE.»*aaidbObbtod»rAa»bawett,anfd^ 

wb  ab  sieh  ab  fiieiilbiinoniglug«  (d.  k.  eben  Jnnere  Erfnkrungen") 

l.fi,,,.  »     rl  ■  ■     ii  ■■■    ^JlMi^ft—  a».     ->-t  ->*ll,l  .  —      w?a   m  .  a  _   — _  —     Ä*  — ** 

I  "^  1 1  ■ 

BecagUek  dar  E,  ikrer  Katar  aad  Quer  Bedeatang  denken  earaokbdea  dar 
(a  d.y.  Wh—  Mlbniw  (a  d.).  PoeHirbmu»  («.  d.).  nitionslbmas  (a  d.), 
(a  dk  MjiiibiiiH  (ad.). 

«gangspunkt  aad  AnbB  dar  Ei  bi  na  sali  (a  d.)  kommt  db  E.  bei  Platok. 
bei  Aanroriua  xnr  Oehaag.  E.  bt  Erkenntnb  de»  Einmman,  Beaondera 
und  lekrt  an«  nur  da«  Wo»  (#»*),  nickt  da»  Waram  (i*4u)  dar  Dinge;  dock  wird 
•u»  ikr  do»  äfbemiinii  abstrahiert  (Metephys.  I  1.  981a  15«.;   Phya  VU.  3).    Die 

E.  geht  au»  der  Vereinigung  tob  Filaa ig  m  kerror  (Met.  I  1,  900b  »).   Lstateree 

lehren  »uch  db  Stoiker  (ifumfim  ye>  «st»  t«W  4/ntiiüm  pswi—iaV  mJL^$f), 
wrlcke  ron  der  gemeinen  db  inethodbehe  E.  (4.  «Mwäduuf)  unterscheiden.    I> 
bt  db  Grundlage  de»  Erkeanen»;  noch  mehr  btab  db»  nach  den  Epikureern  (egL 
8en»ttaJbma»). 

Db  8chol»«tiker  Uaeea  db  E.  Unter  dem  begrrffuehen  Denken  muatkUelon, 
betrechten  ab  aber  doch  wb  Amwiaji  ab  Ausgangspunkt  dar  Erkanatnb. 
E.  (experientia)  bt  Erkenntnb  das  Emsamnn  („amguWium  cognitio").  Für  db  Natur- 
wbaenachaft  weben  auf  die  E.  beeondeis  Atimt-s  Maobtus  und  Rooaa  Baoox  hin, 
welcher  Oberhaupt  erklärt,  ohne  E.  gib»  es  kam  »sekeres  Wiesen  (Nama  azperbntb 
nihil  »uffiebnter  seih  poteet").  Es  gibt  äußere,  sinnliche  und  innere,  geistige  E. 
(„sebntia  intorior";  Opus  maius  VI).  Nach  Wilhelm  voh  Oooam  beruht  db  Er- 
kenntnb  auf  keßerer  und  innerer  E.  Db  Mystiker  («.  d.)  glauben  durch  innere  E.  das 
übersinnliche  unmittelbar  erf  aasen  su  können  (Von  „innerer"  E.  spricht  er«  V.  Ware  kl). 

In  der  Renaissance  kommt  db  E.  methodobgbeh  rbl  mehr  sur  Geltung,  bei 
Ksrua,  Gaulsi,  L.  da  Vixo,  Paaacauroa  u.  a,  aber  auch  bei  dem  Ratsonahsten 


Erfahrung.  183 

Descartes.  Empiristen  sind  Fracastoro,  Telesius,  Campanella  u.  a.  (vgl. 
Cassireb,  Das  Erkenntnisproblem,  1906 f.;  2.  A.  1911). 

Den  methodologischen  Empirismus  begründet  F.  Bacon  (Baco  von  Verulam). 
«Gegenüber  dem  rein  begrifflich-schließenden  Verfahren  (s.  Schluß)  betont  er  die 
Wichtigkeit  der  planmäßigen,  methodischen  Erfahrung,  welche  sich  an  der  Natur 
selbst  orientiert  (Novum  Organon  I,  100  ff. ;  vgl.  Induktion).  Auch  Hobbes  bewertet 
die  E.  hoch;  sie  ist  die  Erinnerung  an  eine  Vielheit  von  Dingen  („memoria  multarum 
rerum",  Leviathan  I,  S.  9).  Den  neuern  erkenn tnis theoretischen  Empirismus  be- 
gründet Locke,  der  die  Lehre  von  den  angeborenen  (s.  d.)  Ideen  bekämpft  und  alle 
Erkenntnis  auf  äußere  („Sensation'')  und  innere  E.  („reflection")  zurückführt.  Vor 
aller  E.  gleicht  der  Geist  einem  „weißen  Blatte",  auf  das  erst  die  Erfahrung  Zeichen 
einprägt;  nichts  ist  im  Denken,  was  nicht  erst  als  Wahrnehmung  gegeben  war  („nihil 
est  in  intellectu,  quod  non  prius  fuerit  in  sensu").  Doch  hat  der  Geist  die  Fähigkeit, 
Vorstellungen  aktiv  zu  verknüpfen  und  zu  gliedern  (Essay  concern.  human  under- 
stand.  I,  K.  2  ff.;  II,  K.  1).  Berkeley  gibt  der  innern  E.  den  Vorrang  vor  der 
äußern  (s.  Idealismus),  während  Condillao  den  Sensualismus  (s.  d.)  vertritt.  Nach 
Hume  ist  E.  eine  Folgerung  auf  das  Eintreffen  von  Tatsachen,  und  diese  stützt  sich 
auf  Assoziation  und  Gewohnheit  (s.  Kausalität).  Alle  Begriffe,  die  Erkenntniswert 
haben,  stammen  aus  „Eindrücken",  primären  Erlebnissen  (Treatise  I,  sct.  1;  Enquiry, 
deutsch  in  der  „Univers.-Bibl.").  Tatsachen  sind  nur  durch  Erfahrung  erkennbar, 
und  diese  ist  von  einem  biologischen  Prinzip,  einem  „natürlichen  Instinkt"  beherrscht, 
der  uns  zum  Glauben  an  die  Wiederkehr  des  Gleichen  treibt,  obzwar  wir  weder  Ur- 
sächlichkeit, innere  Verknüpfung  des  Geschehens,  noch  Kraft  erfahren.  —  Empiristen 
sind  P.  Brown,  James  Mill,  Bonnet,  D'Alembebt,  Herder,  Goethe,  nach  dem 
aber  die  Erfahrungen  vom  Denken  „aufgefaßt,  zusammengenommen,  geordnet  und 
ausgebildet"  werden  („rationeller  Empirismus").  Die  „höhere"  E.  umfaßt  eine  Mehr- 
heit von  Erfahrungen  (vgl.  Siebeck,  Goethe  als  Denker2,  1905). 

Daß  die  E.  nur  ein  Anlaß  zur  Bewußtwerdung  der  Denkgesetzlichkeit  ist,  lehrt 
Leibniz.  Der  Intellekt  ist  sich  selbst  eingeboren.  Von  den  empirischen,  zufälligen, 
sind  die  apriorischen,  ewigen,  denknotwendigen,  zeitlos  gültigen  Wahrheiten  (s.  d.) 
zu  unterscheiden.  Die  E.  allein  sagt  uns  nichts  absolut  Notwendiges  (vgl.  Nouv. 
Essai,  Vorwort;  II,  K.  1;  IV,  K.  1).  Auch  die  schottische  Schule  lehrt,  E.  sage 
uns  nur,  was  ist,  nicht  was  sein  muß  (Retd  u.  a.).  Chr.  Wolfe,  nach  welchem  das 
Empirische  durch  „vernünftige  Gedanken"  begründet  werden  muß,  definiert  E.  als 
„die  Erkenntnis,  dazu  wir  gelangen,  indem  wir  auf  unsere  Empfindungen  und  die 
Veränderungen  der  Seele  achthaben"  (Vernunft.  Gedanken  von  den  Kräften  des 
menschl.  Verstandes,  K.  V,  §  1).  Die  Erfahrungen  sind  „Sätze  von  einzelnen  Dingen" 
(1.  c  §  2  ff.). 

Daß  alle  Erkenntnis  mit  der  E.  einsetzt,  aber  Faktoren,  „Formen"  enthält, 
welche  nicht  aus  der  E.  stammen,  sondern  Bedingungen  objektiver  E.  sind,  diese 
erst  möglich  machen,  lehrt  der  von  Kant  begründete  Kritizismus.  Bloße  E.  gibt 
Urteilen  keine  strenge  Allgemeingültigkeit  und  Notwendigkeit,  sie  lehrt  uns  nur 
„was  da  sei  und  wie  es  sei,  niemals  aber,  daß  es  notwendigerweise  so  und  nicht  anders 
sein  müsse"  (Prolegomcna,  §  14).  Wahrnehmung  ist  noch  nicht  E.,  sondern  wird 
zu  einer  solchen  erst  durch  intellektuelle  Formung.  Sie  besteht  in  der  „synthetischen 
Verknüpfung  der  Erscheinungen  in  einem  Bewußtsein,  sofern  dieselbe  notwendig  ist". 
Die  E.  ist  nur  durch  apriorische  (s.  d.)  Begriffe,  die  Kategorien  (s.  d.),  und  Grund- 
sätze (s.  Axiom)  möglich,  welche  das  Wahrnehmungsmaterial  zu  allgemeingültigen, 
objektiven  Einheiten  verknüpfen.     Zur  „Materie"  der  E.  kommen  die  Formen  der 


1 B  \  Erfahrung. 


M  der  auch  Bon*  and  Zeit  geboren,  hinzu.    E.  beruht  ..auf 
der  evnthetawhen  Einheit  der  Eineheinungen  «ach 
der  ErnoheinangM  Äberheupt,  ohne  welche  eie  nicht 
eine  Rhapsodie  von  Wahrnehn-wngen  sein  wurde**.  . .Ine  Erfahrung  hat  el»o 
ihrer  Form  a  priori  mm  Grunde  Hefen,  nämlich  illgawrini  Boy  In  der  Ein) 
Kynthenuder  Erecneunntfen."  Anriortoehe  Erhrantato  tot  nur  mogbch.  weil  ..die  Be. 
diogungen  der  Möglich.  Erfahrung  überhaupt  ...  cugJcich  Bedingungen 

der  Möglichkeit  der  Gegenattndc  drr  Erfahrung**  sind.    Möglich  tot  B.  nur 
dun  h  die  .. Voratelhmg  einer  ■fUsinitif-ii  Verknüpfung  der  VorateUunget 

die  Mdnreh  Wahnnhiengan  ein  Objekt  bortnunu".    M  hie  tot  also 
de*  aelhet  nicht  in  der  Wahmehniwng  enthaften 

in  einem  Bewußt- 
dar  Objekte  der  8». 
dt  Irfshiung . . .  ■■—•■!  kl**  (vgl,  Anslngn»),  Erfahr  an  g  -ind  von  btoten 

..  W«hnv  hm«nfaurtrik*n**  m  unt«*«eh*iden;ereteeeerforderui 
Veretandeabegrüfr.    Kategorien,    welche    ea    n 

objektiv  gwftig  tot.   Nur  tone  awrdrto.  ha«  Urteile  entd  ErfiinnganMini.  hei 
WahrnehaMMfon  unter  aprioiinuhe  Begriffe  nbsuauert  «forden  (s.  B:    Die 
erwtrmt  den  btein,  iat  «hl  ürteü.  weich«  den  spetortoebe«  Begriff 
enthalt;  lVahfn«»ni.  |  IS  ff.).     E.  iat  ein  l'rodakt  d.  ndea.  der  den 

„n>n«'ii    M<»ll  BUinii' nrr    l.nijitin'iun^rn   MHMM  BW   i*' 

eimifwngfl«  (dem  „Gegebene«"). 

aioh  eatbat  hergibt",    ffil««ni«to,  enoh  apriorbxher  Art«  gibt  ea  aber  nur  „in  dem 
Onnaen  aller  «abhoben  Erfahrung  ".  nur  von  Eiwohe  klangen  (*.  <LL  d.  h.  ('igen- 
■tlnrfca  einer  «tägliche«  Erfahrung.     Dm  Unetfahrbarr.  Traiuemdent»  (a.  4 
kein  Gegenstand  der  Erkenntnis  (s.  Ding  an  tnoh;  vgt  Km«    .1   rr.n  ttfL, 

110  ff..  647  ff.).  Innere  B.  tot  nickt  ohne  tußrre  E.  mögbeb  I ;  vgl  Ol 

—  VgL  Ctnant,  Kante  Theorie  der  E.'.  18«;   Rsum-os«,  Kanu  Lehre  vom  Innern 
8km,  1900;    PhOoa.  dea  Erkennen«.  1011. 

Ähnlich  wie  Kamt  Irkren  F.  A.  Lasos,  Lianna**.  1).  Baren  u.  a..  | 
(Die  lngnubwn  Grundkgen  der  exakten  Wissenschaften.  1910),  Conny  u.  a,  „Sc«. 
kantlaner*4,  von  denen  ein  Teil  (besondere  Consn.  Naronr  n.  a.)  dir  E.  ato  Bwngnto 
dca  methodischen  Denkene  suffaOt  (vgl.  Kategorien.  IcWuawiua).  —  Nach  B.  Ku* 
cnthalt  schon  der  einfachate  Erfahi «ngai oifang  ein  Denken  (Den  r>ke«oauirprobiein'. 
1911.8.914).  Nach  F.  J.ScnniDTietK. der. .Inbegiiff  der einheithehen  Vc 
euer  Bewuotecinsbcstiininungen  Überhaupt".  Eikenueu  heißt.  jnsh  der 
luicrcnden  Bedingungen  der  Erfahrung  individuell  bewußt  werden"  («.rundiüge  d. 
konatitutiven  Krfihruagaphik« ,  1901«  8.  99  ff.).  -  Nach  PrTmoxi-moa  enthalt  die 
E.  rationalr.  evidente  Tatsachen  ato  Grundtogen  der  Mathematik  und  Metaphysik 
(Prinzip,  d.  Meupkva.  I  1.  1904,  &.XW 

Daß  xur  Erkenntnto  (a.  d.)  Erfahrung  und  Denken  f  hören,  betonen  die  meisten 
Philosophen.  So  Goethe.  *h  m  nninnin,  Hxuabt  (vgl.  Widerspruch),  Bnui, 
Iahte.  Ki».  v.  riAXTMAXN.  Voleext  (Die  Quellen  der  mensch!.  Gewißheit,  1908; 
Erfahr,  ti.  Denken.  1886.  GcwiBhcit  u.  Wahrheit.  1918);  Riehi,  nach  welchem  K. 
„ein  eozialer.  kein  individuell  psvchologtocher  Begriff",  ein  Produkt  dea  ..gemem- 
achaitlichen  oder  interaubjekUven  Denkena"  tot»  daa  aber  etwaa  ..tVrcmpiriachea". 
die  Gesetzlichkeit  (Idcntitf  t,  s,  d.)  dea  Bewußtseins  enthalt  (Der  philo«.  Kritizismus 
1876L,  II  1,  8.  3 f.;    II  2,  8.  64 f.;  Zur  Einfuhr,  in  d.  Phüos.,  1908.  8.  69,  244). 


Erfahrung  -     Erfindung.  185 

Wundt,  nach  welchem  reine  E.  und  reines  Denken  „begrif fliehe  Fiktionen"  sind 
(Sj'stem  d.  Philos.  I3,  1907,  vgl.  Psychologie),  Külpe  (Philos.  der  Gegenwart,  1908, 
S.  20  f.),  Störring  (Einführ,  in  d.  Erkenntnistheorie,  1909),  A.  Messer  (Einführ, 
in  die  Erkenntnistheorie.  1909),  Ewald  (Kants  krit.  Idealismus,  1908)  u.  a. ;  Jeru- 
salem, Jodl,  Meinong  (Die  Erfahrungsgrundlagen  unseres  Wissens,  1906,  S.  14  ff.), 
Stumpf,  E.  Dürr,  Höffding  (Der  mensch!  Gedanke,  1911),  Caspari,  Baumann, 
Heymans,  Dorner  u.  a. 

Aus  der  E.  leiten  alle  Erkenntnisse  ab  J.  St.  Mill  (s.  Induktion),  Bain,  Comte 
(s.  Positivismus),  Dühring,  Czolre,  Ueberweg,  C.  Göring  (Über  den  Begriff  der 
E.,  Vierteljahrsschr.  f.  wies.  Philos.,  1877  f.),  E.  Laas  (Ideaüsmus  u.  Positivismus, 
1879 — 84),  Ostwald  u.  a.  —  Den  Standpunkt  der  „reinen",  von  den  „Zutaten" 
des  Denkens  möglichst  zu  befreienden  E.  vertreten  verschiedene  Positivisten.  So 
Avenarius;  „reine"  E.  ist  ein  „Ausgesagtes",  das  „in  allen  seinen  Komponenten 
rein  nur  Bestandteile  unserer  Umgebung  zur  Voraussetzung  hat"  („synthetischer" 
Begriff  der  reinen  E.)  oder  die  E.,  „welcher  nichts  beigemischt  ist,  was  nicht  selbst 
wieder  Erfahrung  wäre"  („analytischer"  Begriff  d.  E.;  Krit.  d.  rein.  Erfahr.,  1888 
bi3  1890,  I,  S.  4  f. ;  vgl.  Introjektion,  Prinzipialkoordination,  Welt  begriff).  Daß 
alle  Erkenntnis  Beschreibung  von  Erfahrungstatsachen  ist,  „Anpassung"  (s.  d.)  des 
Denkens  an  die  E.  betont  E.  Mach  (vgl.  Ökonomie).  Nach  H.  Cornelius  besteht 
;t'.les  Wissen  in  der  „Zusammenfassung  unserer  bisherigen  Erfahrungen  und  der 
darauf  gegründeten  Erwartungen  für  die  Zukunft"  (Einleit.  in  d.  Philos.,  1903,  S.  256); 
Transzendentale  Systematik,  1916.  H.  Gomperz  vertritt  einen  „Pathempirismus", 
nach  welchem  die  Kategorien  (s.  d.)  „Formgefühle"  sind,  welche  der  „reaktiven" 
E.  angehören  (Wcltanschauungslehre,  1908,  I,  257  ff.).  —  Vgl.  Willy,  Der  Primär- 
monismus, 1908,  S.  146  ff.;  Vaihinger,  Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911  (s.  Fiktion). 

Daß  sich  alle  Urteile  und  die  Postulatc  (s.  d.)  des  Denkens  in  der  E.  erst  be- 
währen müssen,  betonen  F.  0.  S.  Schiller,  James  (alle  Bewahrheitung  liegt  in  der  E.), 
Jerusalem,  Höffding  u.  a.  (vgl.  Pragmatismus,  Wahrheit,  Axiom).  Daß  der  E. 
ein  „Instinkt"  zugrunde  liegt,  lehrt  F.  Boden  (Die  Instinktbedingtheit  der  Wahrheit 
u.  Erfahrung,  1912,  S.  48  ff). 

Nach  Bradley  ist  das  göttliche  Absolute  eine  allumfassende,  alles  Seiende  in 
sieh  vereinigende  „Erfahrung"  (Appearance  and  Reality2,  1897).  Vgl.  Hodgson, 
Metaphysic  of  Experience.  189S;  Phal£n,  Beitrag  zur  Klärung  des  Begriffs  der 
inneren  Erfahrung,  1913;  H.  Scholz  (Rel.  phil.,  1921,  154)  nennt  Erfahrung  „im 
primären  Sinne  des  Wortes  denjenigen  Gehalt  unseres  Wirkliehkeitsbewußtseins,  der 
weder  auf  Spekulationen  noch  auf  Überlieferung,  sondern  auf  persönlichen  Erlebnissen 
aufruht".  Konst.  Oesterreich,  Die  religiöse  Erfahrung  als  philosophisches  Problem, 
1915.  —  Vgl.  Empirismus,  Empiriokritizismus,  Erkenntnis,  Wahrnehmung,  Form, 
Denkgesetze,  Norm,  A  priori,  Anschauungsform,  Kategorien,  Axiom,  Induktion, 
Wahrheit,  Metaphysik,  Psychologie,  Natui-w  issenschaf t,  Idealismus,  Idee,  Transzen- 
dent, Immanent,  Transzendental,  Erkenntnistheorie,  Positivismus,  Beschreitung, 
Tatsache.  Erlebnis. 

Erfahrung,  innere,  s.  Wahrnehmung  (innere),  Psychologie. 

Erfahrungsurteile  s.  Erfahrung  (Kant). 

Erfindung  (inventio,  einoQia)  ist  im  Sinne  der  Logik  die  Findung  des  Mittel- 
begriffs oder  Beweisgrundes;  nach  P.  Ramus  bildet  die  Lehre  von  der  „inventio"  den 
ersten  Teil  der  Logik.  Vgl.  Paulhan,  Psychologie  de  l'invention,  1900.  —  Vgl.  Sozio- 
logie (Tabde),  Nachahmung,  Ars  magna. 


1»;  Erfolg  —  Erhaltung 


V.rtnlg  s.  Prsgmetiemna,  Wahrheit.    VfL  F.  Borax,  Die 
d.  Wahrheit  «.  Erfahrung,  1911.  S.23f.  -  Erfolgsmoral  beißt  der  StesitfismU. 
wonach  der  Erfolg  einer  ITsinflmis,  deren  eHtüehen  Wer»  bestimmt. 

Krfüllung  nennt  Honm  (Log.  Untersuchungen,   1913,   11».  65)  „gewisse 
Formen  der  IV  iiliflimriing.  weiche  une  dem  Erkenntniesfel  naher  hängen.    In  jeder 
KHtilhtng  findet  eine  mehr  oder  minder  vollkommene  Vnrsimnhaiilirhiinf  statt. ' 
der  Erfttüung  erleben  wir  gwinhsss i  ein  ..dee  iet  ee  seihet". 


Wir  werden  mm  hierbei  de*  Überamnhahen.  Unbedingte«,  nnaeier 
flnÜieiiBBg,  dm  ober  aOat  Kalnrhalm  hmaoeragt,  dee  „ober 
VermBgene"  m  mm  bevrttt  mmere  0;im6tmHmmimg  ••«>•*  **  «rhebeo. 
Fähigkeit,  dnt  Unsnfllchi  denken  sn  komm«  (Krit.  d.  IMkkrait,  f  2 
Des  E.  iet  ein  Gigs  ante  eil,  «deaeen  Vorstellung  dm  Qemtl  beetimmt»  eich  dV 
sataiuhbaikiiit  der  Natar  ah)  Darstellung  von  Ideen  an  rtssksa  '.  Dee  ^mathematmeb" 
K.,  daa  (J  rotte  der  Aneohaonng  (s.  B.  dee  unbegronsten  Oeeane)  iet  vom  ^dynimieoh 
K.  n  untereoheidan,   daa  aof  dae  nisjihi  ngs  iimngn   «km  besieht  (L  c.  f  24). 
dynamisch  e.  ist  die  Notar  als  Macht,  dm  tber  mm  (am  tHiiiamnlinfc  elmMiki  Woaen ) 
kerne  Gewalt  hat  (L  o.  | »;  vgL  AnlhropoL  U.  |  68).   Ähnbch  erkürt  Scmauum  dee 
Oefnhl  dm  E.  am  frulikinJ  ..emsrealte  aoa  dem  Gefühl  unserer  Ohnmacht  und  B» 
snssmmsg»  einen  Gegenstand  sn  erfassen,  andeemeta  mm  dem  Oesfthm  unserer  Über- 
macht,  weiche  vor  keinen  Qrenaen  erecihriekl  «ad  rieejnnige  eioh  geistig  unterwirft, 
dem  tmeera  rlnnHnaie  Kräfte  utterhegen"  (WW,  Gutta,  XI.  287;   Vom  Erhabenen, 
1792;  vgL  Pbiloa.  Schriften,  hrsg.  von  Kabriamann,  2.  A.  1910).    Nach  Lim 

..dasjenige,  in  siiliihsm  iah  ealbet  mkm  innerlich  grofl  oder  ober  dae  pmihi Matt 

hinausgehoben  fühle"  (Kultur  d.  Gegenwart  L  6,  264;  ÄathcUk  IL  1906).  Kaoh 
Volkblt  hegt  der  Gehalt  des  E.  im  Übermächtigen.  Obernmneehbehen  (System 
d.  Ästhetik,  1906!.).  Vgl.  Brut  Enquiry.  1766,  I,  7;  Jbas  Pacx,  Vorschule  d. 
Ästhetik,  27;  Hnosx,  Ästhetik  I.  467;  ScHorwrHAüsn,  D.  Weit  ale  Wille  u.  Vor 
Stellung,  I.  Bd..  |  39;  Voom,  Ästhetik,  1848-^8,  J  63;  Fscavsn,  Vorschule  d. 
Ästhetik,  1876,  II.  141  ff.;  K.  v.  Haktmait»,  Ästhetik,  1866-87,  U.  J  262  0. ;  Lofn. 
Gesch.  d.  Ästhetik,  1868,  S.  324  ff.;  Gnooa,  Einleiu  in  <L  Ästhetik,  1892,  S.  318  ff  ; 
Witassx,  Allgemeine  Ästhetik,  1904,  &  319  f.;  F.  Umura.  Der  Begriff  des  E,  1898. 

Erhaltung;  der  Energie  s.  Energie,  Kraft;  E.  der  Materie  s.  Materie, 
Masse,  Element  (Ostwaid).  Der  Selbsterhaltungstrieb  ist  das  Streben,  eines 
Wesens  oder  des  Ich,  gegenüber  den  Störungen,  Angriffen  seitens  der  Umwelt,  sein 
Dasein,  Gleichgewicht,  seine  Einheit  oder  Form  ru  bewahren,  wieder hersusteüen . 
Das  Erhaltungsstreben  betonen  besonders  die  Stoiker  (rirsfeteasesd,  Diog.  Leert. 


Erinnerung  —  Erkenntnis,  187 

VII,  85),  Telesiüs,  Campanella,  Spinoza  („unaquaeque  res,  quantum  in  se  est,  in 
suo  esse  perseveratur",  Eth.  III,  prop.  VI),  Hobbes,  Letbniz,  Holbach,  Herder, 
Lambebt  u.  a.  Nach  Hebbabt  kommt  den  „Realen"  (s.  d.)  eine  „Selbsterhaltung" 
ihrer  Qualität  gegen  drohende  „Störungen"  zu  (AUgem.  Metaphys.,  1828 f.;  vgl.  Vor- 
stellung, Seele).  Das  Moment  der  Selbsterhaltung  betonen  ferner  Schopenhauer 
(„Lebens-wille",  s.  Wille,  Fobtlage,  Tönsies,  L.  W.  Stern  (Person  u.  Sache  I, 
265  ff.,  Die  menschl.  Persönlichkeit,  1917),  Avenabtcs,  nach  welchem  das  im  Gehirn 
lokalisiert  gedachte  „System  C"  sich  stets  zu  erhalten  sucht,  mit  dem  idealen 
Zustand  des  „Erhaltungsmaximum"  (Rrit.  d.  rein.  Erfahr.  I,  62  ff.),  Spicker. 
Müller-Freieneels,  Irrationalismus,  1922,  u.  a. 

Die  E.  der  begünstigten  Arten  im  Kampf  ums  Dasein  lehrt  Darwin  (s.  Ent- 
wicklung). Nach  Goldscheid  erhalten  sich  die  Arten  entweder  durch  Steigerung  der 
Quantität  des  Nachwuchses  oder  durch  dessen  Qualitätssteigerung ;  auf  die  „Art  der 
Erhaltung",  nicht  nur  auf  die  E.  der  Art  kommt  es,  insbesondere  beim  Menschen, 
an  (Höherentwickl.  u.  Menschenökonomie,  1911,  S.  200  ff.). 

Nach  J.  Pikler  ist  die  Selbsterhaltung  das  Prinzip  des  Psychischen  (Physik  des 
Seelenlebens,  1901).  Nach  Cohen  ist  E.  logisch  „Durchdringung  von  Sonderung 
und  Einigung"  im  Denken  (Logik  1902,  S.  118).    Vgl.  Erkenntnis. 

Erinnerung  s.  Gedächtnis,  Reproduktion,  Anamnese,  Engramm.  —  Er- 
innerungsbild s.  Vorstellung,  Gedächtnis.  —  Erinnerungsgewißheit  s.  Gewiß- 
heit. —  Erinnerungsoptimismus  s.  Optimismus.  Über  Erinnerungsurteile 
vgl.  W.  Jerusalem  Die  Urteilsfunktion,  1895,  S.  130  ff. 

Erinnerungsvertrauen  nennt  E.  Becher  die  weder  denknotwendige 
noch  beweisbare,  aber  unentbehrliche  Voraussetzung  für  die  Realitätserkenntnis,  daß 
gewisse  Bewußtseinsinbalte,  Erinnerungen  genannt,  uns  Vergangenes  richtig  wieder- 
zugeben vermögen.  Vgl.  Naturphilosophie,  S.  79  ff.,  Philos.  Voraussetzungen  der 
exakten  Naturwissenschaften,  S.  64  ff.,  Geisteswissenschaften  und  Naturwissen- 
schaften, S.  43. 

Eristik  (igianx.^):  Disputierkunst,  Kunst  des  Streites,  der  Polemik.  Eri- 
stiker  hießen  die  Anhänger  der  Megarischen  Schule  (s.  d.),  des  Eekleides  von 
Megara;  vgl.  Diog.  Laert.  II,  107. 

Erkennen  (Erkennung)  s.  Wiedererkennen. 

Erkenntnis  bedeutet:  1.  den  Vorgang  des  Erkennen*,  den  Erwerb  der 
Erkenntnis,  den  Erkenntnisprozeß,  2.  das  Produkt,  Resultat  des  Erkennens,  die 
(einzelne  oder  allgemeine)  Erkenntnis,  sei  diese  nun  unmittelbar,  anschaulich,  konkret 
oder  mittelbar,  begrifflich,  abstrakt,  Verstandes-  oder  Vernunfterkenntnis,  empirische 
oder  metaphysische,  naive  oder  methodische,  kritische  E.  (Erkenntnisarten).  Das 
Erkennen  ist,  psychologisch,  eine  Funktion  des  erkennenden  Subjekts  (s.  d.),  welche 
auf  ein  Ziel,  die  Erkenntnis  selbst  (das  „reine  Erkenntnisziel")  gerichtet  ist,  wobei 
die  letztere  wieder  ein  (praktisches)  Ziel  haben  kann,  das  aber  nicht  den  Maßstab  für 
die  Beurteilung  des  theoretischen  Wertes  der  E.  Hefern  kann  (s.  Wahrheit,  Pragma- 
tismus). Erkenntnis  entsteht  nicht  „von  selbst",  ist  nichts  Passives,  Gegebenes, 
sondern  ein  Erwerb  auf  Grund  von  Reaktionen  des  Subjekts  gegenüber  Erlebnissen, 
die  es  in  fortschreitender  Weise  aktiv  verarbeitet.  Es  folgt  hierbei  einerseits  der 
Gesetzlichkeit  des  erkennenden  Bewußtseins  selbst,  den  Forderungen,  Normen  des 
reinen  Erkenntniswillens,  welche  logische,  „apriorische"  (s.  d.),  „transzenden- 
tale" (s.  d.)  Bedingungen  objektiver  Erkenntnis  sind,    anderseits  den  Intentionen, 


1  h  s  Erkenntnta. 


*f  objektiveo  Erfebnhaaheltr.  durrh  das  ea  eich  im 
motivieren,  leiten  laßt.  Denn  so  aekr  da«  Krkrnnrn  eine  „suh- 
jektivo".  aajefelan  Tätigkeit  art*  so  «ehr  wird  ca,  wofern  ea  rahme,  wahren  Erkennen  »t. 
vom  Willen  tur  Objektivität  geleitet.  Dar  Erkenntniewük»  geht  anf  dia  Er- 
der Existenz  «ad  Beachaffenheit  der  Sarben  aethet,  er  ort  gegenständig  h 
iL  Erkenntnäi  art  aoamit  die  (mehr  oder  weaJaar  genaue .  adAquate  und  voll- 
■Hadige)  Baannat  In  die  llinihiilwiill  «ad  den  Tammmanfcang  dar  Dana»  anal  dea 
Geschehet*»,  die  Bestimmung  dea  Saint  aad  Soaeioa  der  Objekte  und  ihrer 
Beziehungen.  Djeaa  Featatathana  gelangt  in  Urteilen  tarn  Aaedrock.  und  ao  laBt 
«ich  aagen:  EthaiaHaai  art  eh»  objakthr  bacaadttea  Urteil;  Erkennta»  art  aea  (ab) 
8jateai)  m  illpaaiaajiaafaB.  objaküian  UraeOaa  gngabin,  in  UrteUea.  welche  ob- 
Zaaaauaanbaa4pa>L 

Dinge  bn 
art  etwa*. 
I  wa>  ea  art,  nie  ea  eich  I 
Laga  uew.  verhalt,  ade  ea 
dmWa 

krtean  ürtefl, 

spricht,  laaararhail,  werden  kann  and  muß,  ein  Urtafl.  daaaa n  Inhalt  Auadrnck  ehmr 
objektiven  Relation  art,  daa  ab»  für  daa  Objektive.  Seiende,  Geltang  hat. 
Alb  wahre,  eckte  E.  bt  objaktir.  enthalt Zoaamme nhlnga.  da*  vom  efcuekwa  8u> 
unabhängig  aind.  von  jedem  erkannt  werden  m  aasen;  iaeoferu  art  ab)  aack  „absolut". 
Db»  E.  brt  anderaeite  .relativ  (ad.),  aoweit  aie  nickt  daa  (ahaolnta)  „An  eich 
Dinge  (e.  Ding  aa  eich),  die  ahaolnta  Wirklichkeit  (a.  d.)  aelbat,  eondrrn  aar  deren 
objektive  ..Erecbemung"  (a.d.)  erfaßt,  die  aaa  Beübungen  besteht,  welche  für  daa 
.Bewunmem  überhaupt"  (a.  d.)  Oehaag  haben.  Da»  E.  brt, 
wo  aie  anf  Wahrnehmung  und  Erfahrung  (a.  d.)  eirh  atütxt,  von  lar  auegebt, 
sich  aaf  aie  besieht,  ateai  ein  Werk  dea  Intellekte,  daa  Denket»,  welchen  aa  de«  Er- 

bhrtbt,  aa  nicht  angapilrft  kaiainunt;  auaetoem  brt  E.  dank  daa  Wate  bedingt, 
wobei  aber  der  ErkenntniawiUe  die  atorenden  Fatflüam  von  Trieben, 
absuwehren  hat  und  nicht  rar  Willkür  werden  darf.  E.  »t  daa  Reaultat  dea  i 
wirkene  von  Danke«  und  Erfahrung  (Wahrnehmung),  db)  einander  wecaealeeitig  kon- 
trollieren, wobei  da>  feataa  Geafeatapnnkte  (s.  Kategorien)  dea  Erkanaaaa,  db)  au. 
gemeinen  DenhmHaaL  eich  iwar  immer  mehr  entfalten,  verfeinern.  epaeJalbaafea, 
aber  unverrückbar,  ab)  oberem  Voraussetzungen  der  E.  Deataad  haben  (Krita- 
uamua).  Daa  Geärtiga  ab)  Inbegriff  voa 
mittelbar"  (ohne  ea  ab)  Svmbol  eines  ana  nur  durch 
Sana)  betrachten  aa  miauen),  wenn  auch  nicht  ohne  denkende  Verknüpfung,  afota- 
physisch  laßt  aich  daa  Eigen-  oder  Fnraiehsein  der  Dinge  ab  demjenigen,  daa  wir 
unmittelbar  in  uns  finden,  analog  denken  (a.  Panpsychiemus),  ohne  daß  n 
achon  jedem  Objekt  eine  eigene  „Seele"  oder  Beaeeltheit  i  iimkannan  darf. 
iat  d»  abstrakt  begriffliche  Erkenntniaweiae  dea  Veratandea,  der  db)  Matmigfahigknit 
der  Etacheinungen  gliedern,  ordnen,  einheitlich  und  allgeunsmgültig  verknüpfen  will  und 
muß,  nicht  eins  mit  dem  Sem  der  Wirklichkeit,  wie  ea  für  aich  oder  ab)  Inhalt  einen 
unendlichen,  uberseiüichen,  allbefaaeenden  Bewußtaeina  (a.Tranaxendent)  Bestand  bat. 
Nachdem  realiatiaehen  EikcnntnbbegrifJ  besieht  aich  die  K.  auf  Objekte  (a.d). 
die  unabhängig  vom  Bewußtsein  existieren;  der  idealistische  Erkcnntniebegriff  be- 
stimmt E.  als  Einordnung  eines  Inhalte  in  den  (objektiven)  BcwuOtafinanammmenhang 


Erkenntnis.  189 

Die  Möglichkeit  sicherer  E.  bestreitet  der  Skeptizismus  (s.  d.).  Der  Subjektivis- 
mus (s.  d.)  lehrt,  alle  E.  sei  bloß  subjektiv,  der  Relativismus  (s.  d.),  alle  E.  sei  relativ. 
So  stellt  schon  Fkotagoras  den  Satz  auf:  Aller  Dinge  Maß  ist  der  Mensch  {nävxoiv 
XQ^ucaoiv  uetQov  äv&Qo>7io$,  Diog.  Laert.  IX,  51).  Der  theoretische  Nihilismus  eines 
Gorgias  bestreitet  die  Möglichkeit  objektiver  E.  (Sext.  Empir.  Adv.  Mathem.  VII, 
66,  77ff.).  Der  Rationalismus  (s.  d.)  betrachtet  als  wesentliche  Quelle  der  E.  die 
Vernunft,  das  Denken,  wie  dies  schon  Heraklit,  die  Eleaten  (vgl.  Sein),  Demokrit 
u.  a.  tun.  Nach  letzterem  geht  die  „echte",  gedankliche  E.  (yvrjoti))  auf  das  Wahre, 
Seiende  (s.  Atom,  Qualität),  die  „dunkle"  Sinneserkenntnis  auf  den  Schein  (Sext. 
Empir.  Adv.  Mathem.  VII,  135 ff.).  Gegenüber  dem  Subjektivismus  der  Sophisten 
betont  Sokrates  die  Allgemeingültigkeit  der  E.,  die  in  den  Begriffen  (s.  d.)  Hegt. 
So  auch  Platox.  Auf  das  wahrhaft  Seiende,  die  Idee  (s.  d.)  geht  das  reine  Denken, 
das  zugleich  ein  Zusammenschauen  zur  Einheit  des  Gedachten  Ist;  die  Sinne  erfassen 
nur  das  „Xichtseiende"  Veränderliehe,  geben  kein  Wissen,  nur  „Meinung"  (dö$a). 
Eine  Mittelstellung  nimmt  die  mathematische  (s.  d.)  E.  (durch  öidvoia)  ein.  Das 
Seiende  wird  durch  den  Geist,  das  Wissen  {vovg.  v6i;oig,  emaiiju^)  erfaßt,  wobei  eine 
Art  Wiedererinnerung  (s.  Anamnese)  an  das  von  der  Seele  vor  der  Geburt  Geschaute 
stattfindet  (vgl.  Phädo,  65—67;  Republ.  476  E  f.,  505  ff.,  533  f.;  vgl.  Gut).  Nach 
Aristoteles,  der  an  den  Empirismus  (s.  d.)  etwas  mehr  Konzessionen  macht,  aber 
auch  Rationalist  ist,  gibt  es  einen  natürlichen  Erkenntnistrieb  (Tidvreg  äv&Qcanoi 
tov  elöt'vai  ÖQiyovrut.  tpvoti,  Metaphys.  I  1,  980  a  21).  Die  wahre  E.  fJbtMmfff)  geht 
zwar  von  der  Wahrnehmung  des  Einzelnen  aus,  hat  aber  das  Allgemeine  zum  Inhalt 
y.a&öAov  ya.Q  al  i^iaxr^iai  ndvnav,  Met.  III,  6,  1003  a  14),  ist  begrifflicher  Art,  wobei 
die  Vernunft  das  Allgemeinste,  die  obersten  Prinzipien  des  Seienden  durch  sich  selbst, 
unmittelbar  erfaßt.  Vollendete  E.  ist  eins  mit  dem  Erkannten,  ist  eben  das  auf  geistige 
Weise,  was  das  Wirkliche  real  ist  {täte  6'  ■>)  iftiat^fnj  piv  zä  inioir^ä  nojg,  De 
anima  III,  6,  8).  Empiristisch  leiten  die  E.  ab  die  Stoiker  und  die  Epikureer 
(s.  Sensualismus).  Eine  E.  des  Übersinnlichen  gibt  es  nach  Plotix  u.a.  (s. Mystik). 
—  Vgl.  S.  Aicher,  Kants  Begriff  der  E.  verglichen  mit  dem  des  Aristoteles,  1907; 
<  Jörlaxd.  Aristoteles  u.  Kant,  1909. 

Die  Scholastiker  fassen  die  E.  als  eine  Art  geistiger  Nachbildung  der  Wirklich- 
keit, als  eine  „Verähnlichung"  des  Erkennenden  mit  dem  Erkannten  auf  („omnis 
cognitio  fit  per  assimilationem  cognoscentis  et  cogniti'*,  Thomas,  Contra  gent.  II,  77). 
Das  Erkannte  ist  dem  Erkennenden  und  den  Formen  (species,  s.  d.)  des  Erkennens, 
durch  die  es  erkannt  wird,  gemäß  („cognitum  est  in  cognoscente  secundum  modum 
cognoscentis",  „omnis  cognitio  est  per  speciem  aliquam  cogniti  in  cognoscente").  Die 
E.  geht  von  der  Wahrnehmung  des  Einzelnen  aus  und  erfaßt  vermittels  des  Intellekts 
das  Wesen,  das  Allgemeine  der  Dinge  („omnis  cognitio  a  sensu  incipit,  qui  singularium 
est";  „cognitio  sensitiva  occupatur  circa  qualitates  sensibiles  exteriores;  cognitio 
intellectiva  penetrat  usque  ad  essentiam  rei",  Contr.  gent.  II,  37;  Sum.  theol.  II,  8,  1). 
Durch  Reflexion  erkennt  der  Geist  seine  Funktionen  (Sum.  theol.  I,  87.  1).  Alle  E. 
beruht  auf  einer  Angemessenheit  („proportio")  zwischen  der  Erkenntnisfunktion  und 
dem  Gbjekt.  Roger  Bacox  unterscheidet  schließende  und  empirische  EL,  Wilhelm 
von  Gccam  intuitive  (s.  d.)  und  begriffliche  E.  Die  intellektive  E.  setzt  die  sinnliche  E. 
durch  äußere  und  innere  Erfahrung  voraus  („omnis  cognitio  intellectiva  praesupponit 
necessario  imaginationem  sensitivam  tarn  sensus  exterioris  quam  interioris"  (In  Lib. 
sent.  I,  3).  —  Im  Sinne  der  Scholastik  fassen  die  EL  auf  Gutberlet,  Commer,  Haoe- 
maxn  u.a.  (vgl.  Thomismus).     Vgl.  Stöckl,  Grdz.  d.  Philos.,  1910  ff. 

Als  eine  „Assimilation"  und  als  ein  Messen  der  Dinge  an  der  eigenen  Einheit  des 


190 


betrachtet  das  Erkennen  Nioolacs  Oonanve.    Dm  eiiikligete 
mittel  iet  die  Zahl,  fillii  F  hl  um  eh»  fluni  hm  mg  sn  ilss  slisnliitoi  Wimen,  nei  „¥<« 
Jektnr".  Die  8tufen  dar  E.Mhmmh,  „ratio".  Jntaüectm".  .^pecoletio"  (De  < 
ignorentia  III,  10;  Dt  coniectnr.  II.  14).    VfL  DooU. 

DM 
Ik;:t:i<hkrjt  d.r 
(«.  Wahrheit)  und  tob 

Dw  Verstand  beeiut  sngahorm ■  (a.  <L)  Begriffe, 
gehen.    Wir  erkennen  die  Ding«,  m  wto  sie  sind,  enreaoga  den  Denkens  (e.  Objekt). 
Nach  lüunaan  nfc wir  die  Dinge  in  Gott,  fei  Quicklet  db  Ideen  (e.  d.) 

Srnrot*  imsstnahaidct  drei  Artet»  der  E.:  shinloh  iQieteOeMfeMeJhji 

wie  eie  eeiUoe  in  Gott  Hepa,  nie  notwendig  nne  dem  nflHMnhm  Weeen  folgend  (jmb 
cpanie  netemitniie").  nie  Mp*feMiioeii  der  gUHlifcin  Natur  (Bln.  II.  prop.  XLfU 

EiisuhJeÜnuh  Mim  die  E.  nb  Camtaxwuu.  Fmaoaerono  u.  a.  (rgL 
One  Erksonrnesptnbtsm.  1907 f.),  F.  Baoo»  (e.  Fj  fehl  mg,  Induktion)  n.  n. 

E.  (rgL  Mnthomttfk)  am 

'  CeJeÄ(eWÄmeOm\       WMS  fjajVeVawQVejOQ^J*      «6»  aw%  Btf  SB0fB6evn  VMM  Qew    VC 

i;  «e  iet  die  Fifaming  der  Verknüpfung  and  Ober- 

K.  I  IL).    Es  gibt  fatnfcree,  deummtrettre  und  efenfaohe  E;  die  fammm  E.  (rmi 
unserem  leb)  na  unmittelbar  gewiO  (L  c  K.  1.  f  1).    B. 
der  Dinge  auf  une  und  dnmb  aktree  Verknüpfung  der  eo 

mos).    Covdillao  leitet    alle   E.    nne   der   Enyflndnag  ab   (rgL    H hemm). 

Nach  Hom  et  kennen  wir  nur,  wae  nne  dnmb  die  Wahrnehmung  angeben  iet; 
die  E.  in  bedingt  durch  bioloe>ch-myehologieche  Faktoren,  durch  AeeoeJatton.  Er- 
wartung. Gewohnheit,  PbentaeJe,  Instinkt  (rgL  Kaueahtet,  Objekt,  flauem  ni).  Wir 
erkmmm  nur  7eminmanhlnge  ron  Erfehrungamhatton,  nicht  krtste  Drnachm  und 
Kräfte.  Unabhängig  ron  euer  Erfahrung  (rgL  aber  „Mathematik".  Qcgenetnnde- 
theorie)  gibt  ea  keine  Fiheiniteni  (Enquliy;  1mm).  Auf  ^eelbetguwme  Wahr- 
hoieau"  dea  „Qemmmmm"  (eommon  eanee)  staut  die  eehottieehe  8ohule  (Brno 
u.  a.)  die  B. 

{^  Einen  gsaiHngliii  BAtsmammm  mrtritt  Lram,  der  ein  A  priori  (a.  d.)  der  B. 
annimmt,  nämlich  dm  Intellekt,  dar  die  Anlagen  mr  BonutUmgang  ron  üi  teilen 
hat,  die  streng  notwendig  galten  (e.  Wahrheit).  E.  iet  ein  Produkt  dee  Geistes,  rar 
anlaßt  durch  die  Erfahrung,  nicht  ron  auBen  bewirkt  Die  E.  ist  dunkel  oder  klar  (s.d.). 
die  klare  E.  deutlich  oder  »mouuon  (a.  d.),  die  deutliche  E.  adäquat  oder  inadäquat, 
symbolisch  oder  intuttir.  Der  Geest  erfaßt  denkend  dae  Weeen  der  Dinge  seihet 
(Nourmux  Eeaais;  Monadologie;  MadlUttoma  de  oognitione,  reritate  et  ideie;  rgL 
Mathematik,  Axiom.  Logik).  Nach  Cn.  Wour  iet  E.  der  Akt  der 
Vorstellung  oder  einen  Begriffs  ron  einem  Dinge  („actio  animae,  qua 
idanm  reisibiacquiru  '.  PsychoL  empir.  §52).  Es  gibt  eineeine,  allgemeine,! 
symbolische,  empirische,  rationale  (philosophische),  historische,  mathematische  E. 
Tmrnxs  (Philo*.  Versuche,  1770  f.)  und  Lamm  (Neues  Organon,  1704;  Anlage 
tur  Architektonik,   1771)  unterecheaden  aaiauhm  Form  (e.  d.)  und  Stoff  der  E. 


Erkenntnis.  191 

Diese  Unterscheidung  ist  grundlegend  bei  Kant,  dem  eigentlichen  Begründer  des 
Kritizismus  (s.  d.).  E.  ist  nach  Kant  nicht  eine  Abbildung  gegebener  Objekte, 
sondern  die  Herstellung  eines  einheitlichen,  objektiven,  allgemein- 
gültigen Zusammenhanges  durch  die  in  den  Kategorien  (s.  d.)  und  Grundsätzen 
(s.  Axiom)  am  „Stoffe"  der  Erkenntnis  sich  betätigende  synthetische  (s,  d.)  Funktion 
des  Bewußtseins.  Ebenderselbe  methodische  Prozeß,  in  welchem  uns  Objekte 
(8.  d.)  erstehen,  zeitigt  auch  die  E.  dieser  Objekte,  die  aber  nicht  „Dinge  an  sich", 
sondern  nur  „Erscheinungen"  (s.  d.)  solcher  Dinge  sind,  von  denen  nur  der  Stoff, 
nicht  die  Form  der  E.  herrührt.  E.  ist  das  Erzeugnis  apriorischer  (s.  d.)  Faktoren, 
bezieht  sich  aber  nur  auf  Gegenstände  möglicher  Erfahrung  und  reicht  nicht  über  die 
prinzipielle  Erfahrbarkeit  hinaus,  lehrt  uns  nur,  wie  die  Dinge  sich  einem  „Bewußt- 
sein überhaupt"  darstellen,  nicht  wie  sie  an  sich,  unabhängig  von  den  Formen  des 
Erkennens  sein  mögen.  Zu  aller  E.  gehört  Anschauung  (s.  d.)  und  Denken  (s.  d.), 
ein  Begriff,  durch  welchen  ein  Gegenstand  gedacht  wird.  Die  Kategorien  Hefern  uns 
Erkenntnis  von  Dingen  „nur  durch  ihre  mögliche  Anwendung  auf  empirische 
Anschauung",  obzwar  sie  Dicht  aus  der  Erfahrung  stammen.  Es  ist  uns  keine  E. 
möglich  als  „lediglich  von  Gegenständen  möglicher  Erfahrung".  E.  ist  nur  möglich, 
weil  die  Objekte  der  Erfahrung  sich  nach  der  Gesetzlichkeit  des  Bewußtseins  richten, 
weil  diese  selbst  die  „Gründe  der  Möglichkeit  aller  Erfahrung  überhaupt"  enthält. 
Die  Einheit  der  transzendentalen  Apperzeption  (s.  d.)  ist  die  oberste  Bedingung  aller 
Erkenntnis.  Etwas  wird  erkannt,  wenn  ein  Mannigfaltiges  von  Inhalten  zu  allgemein- 
gültiger, fester,  objektiver  Einheit  verknüpft  ist,  nach  einer  Regel  welche  die  Zu- 
sammengehörigkeit von  Erfahrungsinhalten  vorschreibt.  Erkenntnis  besteht  in  der 
„bestimmten  Beziehung  gegebener  Vorstellungen  auf  ein  Objekt",  und  „Objekt"  ist 
eben  das,  „in  dessen  Begriff  das  Mannigfaltige  einer  gegebenen  Anschauung  ver- 
einigt ist".  Diese  Vereinigung  hat  zur  Voraussetzung  die  „transzendentale",  „syn- 
thetische" Einheit  der  Apperzeption,  welche  aus  Erscheinungen  einen  gesetzlich  not- 
wendigen Zusammenhang  macht.  E.  ist  ein  Urteü,  dem  ein  korrespondierender  Gegen- 
stand in  der  Erfahrung  gegeben  werden  kann,  und  reicht  so  weit,  als  mögliche  Er- 
fahrung reicht,  die  auch  das  „Innere"  der  Natur,  das  begrifflich  bestimmbare  Wesen 
der  Dinge  (als  „Erscheinungen")  erfaßt,  aber  nie  abgeschlossen  ist  (Krit.  d.  reinen 
Vernunft,  S.  23,  99  ff.).  Die  „subjektiven  Gesetze,  unter  denen  allein  eine  Erfahrungs- 
erkenntnis von  Dingen  möglich  ist,  gelten  auch  von  diesen  Dingen,  als  Gegens finden 
einer  möglichen  Erfahrung"  (Prolegomena,  §  17).  Von  den  Dingen  an  sich  haben 
wir  keinerlei  (auch  keine  „verworrene")  E.  (gegen  Leibniz  u.  a.).  —  Ahnlich  lehren 
Rein-hold,  Krug,  Feies  (Neue  Kritik  d.  Vernunft,  1807;  2.  A  1828—31)  u.  a.  Auf 
Kant  fußen  auch  Schopenhauer,  F.  A.  Lange,  nach  welchem  die  E.  von  unserer 
„psychologischen  Organisation"  abhängig  ist  (Geschichte  des  Materialismus  II3, 
36  ff.)  n.  a.  Ferner  die  „Neukantianer"  Liebmann,  Stadler,  Lasswitz,  B.  Bauch, 
E.  König,  F.  Medicus,  Natorp,  nach  welchem  die  E.  die  „Ordnung  der  Erscheinungen 
unter  Gesetzen",  eine  immer  weitergehende  Synthese  ist  (Die  log.  Grundlagen  d. 
exakten  Wissenschaften,  1910;  Philosophie,  1912),  W.  Kinkel  (Beitr.  zur  Erkennt- 
nistheor.,  1900),  Cassirer  (Substanz begriff  u.  Funktionsbegriff,  1910;  Der  krit. 
Idealismus,  1906),  Görland  u.  a.  Nach  Cohen  erzeugt  das  reine  Denken  die  E. 
methodisch  durch  seine  Grundlegungen  in  den  Grundformen  des  Urteils  (s.  d.).  „Nur 
das  Denken  kann  erzeugen,  was  als  Sein  (s.  d.)  gelten  darf",  in  ihm  hat  das  Sein  und 
damit  die  E.  den  „Ursprung"  (Logik,  1902,  S.  lff.;  vgl.  Idealismus,  Objekt).  —  Aus 
dem  reinen  Denken  leiten  schon  früher  die  E.  ab  S.  Matmon,  Fichte  (aus  „Tat- 
handlungen"  des  Ich),  Hegel  (Enzyklop.  §  445;  vgl.  Dialektik)  u.  a.  —  Auf  dem  Boden 


T.fJ  Erkenntnis. 


aber  mit  Beton««  dm  Willens  (nr  Wahrheit)  als  Grundlage  dar  E.. 
delbaxi»  (lVeJudieu».  1907.  &  32t).  Utnwrmuao,  Meli  snluhim  der 
Wille  cm  die  Efkmnmleabjekte  echeift  (Ords.  d.  Psycho!..  1900,  S.  03.  06;  Philo*. 
der  Werte,  1Q08.  8.  31.  Ml;  e.  Objekt).  J.  Rorcu,  Ricubt.  nach  welchem  dee  Er» 
kennen  ein  Werten  fc*  (D.  Cijteilin  I  d.  Erk.».  190«.  8.  109«.).  Last;  vgl  J.  < 
( Vorsimwliiingen  n.  Heb  «L  ftkmiw.in,  1909).  Kxitisattamk  beetinunen  den  Erkennt- 
nisbegriff  ferner  F.  J.  Scn»* (Grand*,  d.  kooath.  Ertshrungaphflni  .  1909.  8.  106  ff.). 
BlNX»  (e.  Aktiviamus).  B.  Kens  (Den  Kita  antraaprolh  m',  191 1 >.  Geeee.  Beadlst. 
Rnnorrnca,  Lacnnu»  u.  a..  auch  Um,  neeh  welchem  B.  die  M\eiwendlung  einen 
asindlliilhar  yj^U-nrn  Zuansanaenhanges  in  einen  geeet  imiQigen  Zesammeabang'* 
iet  (Gr.  d.  Logik.  1993.  8.  S;  Leitfaden  d.  Puychot.  1909.  8.  177  «.).  Snmn.  (Haupt- 
probt  d.  Pkünc.  1911.8.19(1.).  Rnnrosamt  (Pkflee.  d.  Etkianini.  1911)  u  ...  ferner 
Heasam,  nach  wslohem  B.  die  „Erfüllung  der  niiliulimgamiintiiiii"  iet  (Log.  Unter- 
euekv.  1900,1)1,  IL  OOOfU   Urnen«,  nach  weichem  E.  enf  ..Rrieuektsmg  .  auf  Teil. 

Bawsl.sim    faernbt    (Grit.  d.   mhuaneseUoiiili,     1901; 

19Q9;    egL    Peerhet    dee   Elke  nee  m.    1993)  n.  a.     Vgl 
&  Cnnterf  ae«ex.  Kantkrhm  l.  181 1 

man  die  E.  nb  Hnon, 
(Dialektik.  8.  43 ff.;  e.  Wiesen).  T»sxi>ele<büeo, 
'den  Realen  erhallt,  Hebsibt. 
da*  innere  Knanrang  MM  ebsotatv  Erkenntnis  gewehrt  (System  d. 
Logik.  1991  IL  399:  fegen  Kaut).  Lote«,  naeb  welchem  die  E.  erat  naoh  AbocbJuO 
der  Denkarbeit  mit  den  Dingen  tliiriieilimnt  (Logik.  1991.  &  503).  TncnnCxxa«. 
Baumas*.  HnuraocTX,  nach  wehmem  wir  die  gaeculirho  Ordnung  der  Dinge  eym- 
üonaek  erkennen  (Die  Tateaeben  in  d.  Wahrnehmung.  1979.  8.  39k  BaUJW.  Dcltesv. 
Kulte,  Vouuur  (Krfabr.  n.  Denken,  1999,  &  349).  Mauono,  Kanu,  neck  weichem 
wir  die  AnSare  Renkte*  indirekt  dareb  die  Pkenoeaea«.  dm  eanere  Reaktat  eber  direkt 
(Die  intelieku  Funktionen,  1909),  Hrcnrr.  HOruot  u.  a.;  Ewald  (Kanu 
1909),  L.  W.  Sun«,  der  eine  ..neraonaJeMamke     (s.  d.)  Er- 

(Person  und  Sache.  1909.  I).  Jodl.  JnncnauM  (BtebU.  in 
d.  PhiloeA  1909).  Sinoau  V.  Knarr  (Erkanntnmbegriff  n.  Welt  begriff.  191 1 1. 
J.  SorOLTB,  Hörrwxo  (Dar  mirnehl  (fedanke.  1911).  A.  alnrnn  (Einfahr. 
Erkenntnmtbeotir.  1909).  B,  DCna  <  Erkenntnuthc  »r*\  1910).  SrOnnun  (Ektf.  in  d. 
Erk..  1909k  P.  Sarwanrnoerr  ( D.  Wenan  d.  Erkenntnie.  1909)  n.  a,  Nach  A. 
iet  E.  das  „mittelbare,  durch  betrüb»  Denkakte  bei  »«gel« achte,  von 
begleitete  Wiesen".  Etkennen  beißt,  „das  Qeseheben  auf  das  Sein,  auf  lilurMiti 
Benannte  und  unveränderliche  Begriffe  des  Geschehens,  die  wir  Gesetae  der  Natur 
nennen.  xurückfOkren".  Zwisoken  den  ITifciaiiilBaelraeii  ii  und  den  Grundvrrhait- 
nieern  der  Wirklichkeit  besteht  ekm  Kongruenz.  Wir  erkennen  nur  die  „Greaaea" 
der  Dinge,  nicht  deren  An  sich  (Der  philo*.  Kritiiiemus  I>.  1909.  II  1,  8.  0.  19.  34; 
1 1  %  40).  Ahnlich  wie  schon  Soamuno  (WW.  I  9,  140;  I  10.  337;  ahnlich  auch 
Siowast)  erklärt  auch  Rtxnx:  ,.Ee  ist  dieselbe  Wirklichkeit,  aus  der  Samara  Sinne 
stammen,  und  die  Dinge,  die  auf  unsere  Sinne  wirken.  Die  nämliche  erhallende  Macht, 
die  schon  in  den  einfachsten  Dingen  am  Werke  ist,  setst  ihr  Werk  in  uns,  durch  uns 
fort.  Sie  ist  die  gemeinsame  Quelle  von  Natur  und  Verstand.  Sie  hat  den  Diagan 
ihre  begriffliche  Form  gegeben  und  uns  das  Vermögen,  tu  begreifen"  (Zur  Einfuhr  in 
<l.  Prüms,  d.  Gegenwart*.  S.  178  f.;  3.  A.  1908k  R.  betont  auch  den  socialen  Faktor 
der  E.  (so  auch  FxunnacH.  Jerusalem,  Baldwtn.  Di  Rosset t.  Taede  u.  a.). 
Nach  dem  ..Konformismus"  O.  vox  Dan  PronDTERS  muß  das  den  No 


Erkenntnis.  193 

Gedachte  dem  Wesen  der  Dinge  entsprechen,  konform  sein  (Konformismus,  1910). 
Nach  Wcndt  ist  E.  ein  Denken,  „mit  dem  sich  die  Überzeugung  von  der  Wirklichkeit 
der  Gedankeninhalte  verbindet".  Indem  die  Erkenntnisobjekte  die  Probe  bestehen, 
daß  sie  sich  durch  unser  Denken  in  einen  begreiflichen  Zusammenhang  bringen  lassen, 
zeigt  es  sich,  daß  unser  Denken  auf  die  Erkenntnis  des  Wirklichen  angelegt  ist  (ähnlich 
Siqwabt,  Kleine  Schriften,  1889,  II8,  67).  Die  E.  ist  ein  „Resultat  der  Bearbeitung 
unmittelbar  gegebener  Tatsachen  des  Bewußtseins  durch  das  Denken".  Die  Stufen 
dieser  Bearbeitung  sind  die  Wahrnehmungs-,  Verstandes-  und  Vernunfterkenntnis. 
Von  den  Außendingen  haben  wir  in  der  Naturwissenschaft  eine  mittelbare,  begrifflich- 
symbolische, von  unserem  Geistesleben  eine  unmittelbar-anschauliche  E.  (System  d. 
Philos.  I3,  1907;  Logik  I3,  1906).  —  Einen  kritischen  Erkenntnisbegriff  haben  femer 
Schuppe  (Erkenntnistheoret.  Logik,  1878;  Grundriß  d.  Erkenntnistheorie  u.  Logik, 
1895),  Bergmann  (Die  Grundprobleme  d.  Logik2,  1895;  System  d.  objektiven  Idealis- 
mus, 1903),  Heymans  (Die  Gesetze  u.  Elemente  d.  wissenschaftl.  Denkens,  1900  f.), 
Nelson  (Über  das  sogenannte  Erkenntnisproblem,  1908),  Caspari  (Das  Erkenntnis- 
problem, 1909),  J.  Schultz  (Die  drei  Welten  der  Erkenntnistheorie,  1907),  Eisler 
(Einführ,  in  die  Erkenntnistheorie,  1907),  Splr,  Hönigswald,  Elsenhans  (Fries 
u.  Kant,  1906),  Thiele,  Deneke  (Das  menschliche  Erkennen,  1906),  Palagyl, 
Petronievics  u.  a.  Vgl.  Rehmxe,  Philos.  als  Grundwissenschaft,  1910;  Meyerholz. 
Erkenntnisbegriff  und  Erkenntniserwerb,  1908. 

Empiristisch-realistisch  wird  die  E.  z.  B.  von  Ueberweg  bestimmt,  als  „Tätig- 
keit des  Geistes,  vermöge  deren  er  mit  Bewußtsein  die  Wirklichkeit  in  sich  repro- 
duziert". Das  Wesentliche  der  Dinge  wird  durch  unsere  Wahrnehmungs-  und  Denk- 
formen erkannt  (System  d.  Logik5,  1882;  Welt-  u.  Lebensansch.,  hrsg.  von  Brasch, 
1889).  Hier  sind  ferner  Feuerbach,  Dühring,  v.  Kirchmann  (s.  Realismus)  u.  a. 
anzuführen. 

Als  Erfassung  der  konstanten  Relationen  der  Dinge  fassen  die  E.  auf  die  Posi- 
tivisten  (s.  d.)  Comte,  Moleschott  u.  a.,  auch  E.  Laas,  nach  welchem  E.  die  „Heraus- 
sonderung des  objektiv  Zusammengehörigen  aus  dem  subjektiv  Zusammengesetzten" 
ist  (Ideal,  u.  Positivismus,  1879 f.);  vgL  Ziehen,  Psycho-physiol.  Erkenntnistheorie*, 
1907;  Verworn,  Die  Frage  nach  den  Grenzen  der  E.,  1908;  Volkmann,  Erkenntnis- 
theoret. Grundzüge  der  Naturwissenschaft2,  1910;  Kleinpetekm,  D.  Erkenntnis- 
theorie d.  Naturwiss.  d.  Gegenwart,  1905.  Als  „Beschreibung"  von  Tatsachen  der 
Erfahrungstatsachen  und  denkökonomische  Ordnung  und  Verknüpfung  derselben 
fassen  die  E.  auf  E.  Mach,  Aven'arius,  Petzoldt,  Clifford,  Stallo,  Pearson, 
Kleinpeter  u.  a.  Diese  Positivisten  betonen  auch  den  biologischen  Ursprung  und 
den  biologisch-praktischen  Zweck  der  E.  So  ist  nach  Mach  (Erkenntnis  u.  Irrtum2, 
1906)  die  Wissenschaft  (s.  d.)  ein  Mittel  im  Dienste  der  Selbsterhaltung,  und  nach 
Avenartus  ist  die  E.,  die  sich  zwischen  „Problematisation"  und  „Deproblematisation" 
bewegt,  eine  physiologisch-biologische  Funktion  (s.  Empiriokritizismus).  Nach 
Nietzsche  steht  die  E.  im  Dienste  von  Instinkten,  Trieben,  Lebensbedürfnissen,  des 
„Willens  zur  Macht"  ( VV  W.  XV).  —  Nach  Spencer,  Lewes,  Ribot,  Simmel,  Potonie, 
L.  Stein  u.  a.  spielen  biologische  Faktoren  (Auslese)  eine  Rolle  in  der  Entwicklung 
der  E.  (s.  Wahrheit).  Nach  Jerusalem  ist  die  E.  ein  Mittel  zur  Erhaltung  des  Lebens, 
das  später  aber  zu  einem  theoretischen  Funktionsbedürfnis  wird;  E.  ist  ein  Produkt 
sozialer,  gemeinschaftlicher  Arbeit  (Einleit.  in  d.  Philos.4,  1909;  Der  krit.  Idealismus, 
1905;  Lehrb.  d.  Psychol.*,  1907;  vgl.  Wahrheit).  Das  Biologische,  sowie  die  Be- 
deutung des  Willens  und  der  Zwecksetzung  in  der  E.  betonen  auch  der  Pragmatis- 
mus (8.  d.)  und  „Humanismus"  (s.  d.):  James,  F.  C.  S.  Schiller  u.  a.  Auch  BERG- 
IG Mler,  Handwürterbuoh.  io 


l'U  Erkanntnlalehre. 


no»,  nach  welchem  die  Iwgrifflmha  E.  um  nur  die  Dinge  so  neigt,  vis  ab  dar  dem 
Handeln  i!H-irfr  Verstand  sieh  witimtltgt  (Ihnhcb  Nimaou,  C.  Btram  u.  •,), 
nicht  wie  eie  die  „Intaition"  (a.  <L)  rnimattalhar  ccfaAt  (Meliere  et  ■  iMQirs,  1900. 
a  103).  Daß  die  E.  dem  tätigen  Leben  dient,  ahmt  8eJb.Uweck  ist,  betont  der 
Aktirismus  (s.d.)  nberhaopt  (egL  echon  ScmontxuAVnm.  Brnniu  o.e.). 
VofunUfktmah-mboiogiech.  eküristmoh  lehrt  euch  VaJUnao«*,  nach  weichem  der 
Zweck  da»  Dsaksmi  und  Krkarmeue  dm  Ordnung.  ,Hmnh— ng,  Bshmiorhnng  des 
Gagebima,  die  Förderung  ummmr  Einwirkung  auf  de*  Oiirhiam  ut  (Die  Phihm. 
dm  AhvOb,  1911.  8.  60.).  De*  durch  die  Spreche  (e.  d.)  «mm»  ganm  K.  verfälscht 
wird,  beumt  biwondefs  F.  hUormvBB.  -  VgL  Litnnunu,  Zw  Analyais  dm  Wirklich- 
keit».  1900t  B.  v.  Hammaw,  «irundr.  d.  Erhannlnadshrc.  1910;  E.  R  Souott. 
Kritik  d.  HdVwv.  1909,  K.  109;  Uqud.  Enzyklopädie  «L  Phikm,  1910;  M.  Arnu 
Die  (iniadproblemw  dm  Krke— tomthe« b.  1904;  Pocncaat,  U  seien»  et  Ibypo- 
theae,  1902;  deutack  1909;  U  vahrur  de  In  emmme,  drutach  1909;  F.  MairruaEa, 
Sprachkritik.  I.  1901  (f.;  Wörterbuch  d.  Phiiue..  1911;  FUacao**»  Konum,  Wimen- 
enheit  u.  Wirklichkeit,  1911.  &  49f.  (Erkenntnis  im  Beetimmung  einea  dm  Erkaantuai 
rorgingig  Gegebenen,  dee  nicht  durch  Erkemncnm  gmetst  ist,  eoodern  ihr  dit  Riehtung 
gibt);  Au>r«  MOlus,  Wahrheit  n.  Wirklichkeit.  1911  (real);  fturrnasmi 

1913:  Pbldkbxk*,  Untersuchungen  «hm  nutmaL  u.  nichtnorraatirea  Denken  |  I 
Ihm).  1914;  Graf  Keymetinga  Bi  kennt  «law  eg  mim  CberainnHnhen  (untrraebeidet 
inshrera  Dsrifcdiaickte);  U.  Wbkusu  Kritik  dm  Mamm,  1914;  Km.  Lamm,  Dm 
Begreifen  dm  Welt,  1914;  Owi.n,  Die  RaeJitit  d  Außenwelt,  1913;  Couäbuc*, 
Tiwneaendenua?  Systematik.  1916;  Bnm  Rcasnu  „Our  knowledgc  of  the  eaternai 
worid  aa  a  Seid  f or  ecmotiTtc  method  in  philoaupky ".  19)16  (ualnnuMUsIntliflhi 
Theorie  t.  Raum.  Zeit  u.  Materie);  De*»..  Myetkasm  and  lugic,  1917.  Ün  ammOttlo 
method  in  phiioeophy;    IL  ScauoK,  AUg.  Rrhenntnielekre,   191  .-nneu  Ut 

riiumathms  Beaeickneu  «ad  Ordnen  der  Gegenetiade);  R.  Mtu.a  Kaunrsut. 
Irratinrmliamna.  192t  (untemebeidrt  neben  dam  rnthmjden  »kennen  mehrere 
NWtnJewege);  H.  Matt«,  Dna  g  inhhhtL  Erkennen,  1914,  -  VgL 
Wimen.  Kihiliamna.  Objekt.  Sem,  Objektivität,  Gültigkeit,  Urteil. 
Wahrheit,  Begriff.  Erfahrung.  Denken,  Erarhrinung.  Bemtkm.  Reknirl— an.  hleta- 
phyaik,  Fiktion.  Idcaliamue,  RcaJiemiis,Tateachr,  Wirklichkeit,  Paralkiliamiai  (logiacher). 
IdentiUtalehre.   Voluntarismus,   Onammlandmbi  wa.    A  priori,    Axiom,    Kantianer, 

Wlliflniiili  hl  i  im  weitem  Sinne  ist  dk*  Lehre  vom  Erkennen  nnd 
dm  Erkennt  n»  (».  d.).  Sie  umfaßt,  außer  dm  Logik  (a.  d.)  im  oUtom  Smae.  die 
Erkenntnishiologie,  Erkenntnispsycbologtc  und  Soziologie  des  Er- 
kennens  sowie  die  Erkenntnisgesekichte.  Die  Biologie  dm 
snoht  die  Abhängigkeit  dmaelben  mm  biologischen  Faktoren  wie 
Kampf  ums  Damm,  Selektion.  Anpammng.  Vererbung  usw..  Faktoren,  dir  beim 
»prang  und  der  Entwicklung  des  Erkmiiiism  ains  gs  a  issn  Rolle  spielen.  Die  Erkenntnt« 
Psychologie  benchreibt  und  analysiert  den  ErkenntaiaproneB  und  dessen  Gebilde,  sie 
betrachtet  daa  Erkennen  genetisch,  in  dessen  afrtwirhhmg,  nnd  sie  migt  dm  peycki- 
Faktoren  auf,  durch  weiche  Erkenntnis  luatanrtr  kommt.  Die  Hrwinlngm  dm 
erforscht  die  Bedingtheit  der  Erkenntnis  durch  sociale  Faktoren,  durch 
die  Wechselwirkung  der  Individuen,  durch  die  gmnejnmrna  Denk-  und  Foraohnngav 
arbeit  derselben,  durch  den  Geaarntgeist;  auch  befaßt  aie  sich  mit  den  Einwirkungen 
der  Erkenntnis  auf  daa  Geeamtlebcu.  auf  dir  Entwicklung  der  GeaeUsohaft. 


Erkenntnislehre.  195 


Die  Erkenntnistheorie  im  engeren  Sinne,  die  zugleich  Erkenntniskritik 
ist,  ist  die  Wissenschaft  vom  „Ursprünge",  von  den  Quellen,  Voraussetzungen,  Be- 
dingungen, Zielen  der  Erkenntnis,  von  der  Möglichkeit,  dem  Wesen,  den  Grenzen  und 
dem  Umfange,  der  Tragweite  derselben.  Sie  ist,  kurz,  die  Lehre  von  den  Prinzipien 
der  Erkenntnis,  die  sie  nach  ihrem  Gehalt  analysiert  und  nach  dem  Wert,  nach  der 
Leistung  ihrer  Faktoren  beurteilt.  Sie  ist  eine  kritisch -wertende  Disziplin;  sie 
untersucht  den  theoretischen  oder  Erkenntniswert  der  Erkenntnismittel  und 
Erkenntniselemente  und  wertet  sie  nach  ihrer  Tauglichkeit  zur  Verwirklichung  des 
reinen,  unmittelbaren  Erkenntniszweckes.  Sie  geht  nicht  beschreibend-genetisch  vor, 
sondern  „transzendental'*  (s.  d.),  indem  sie  zeigt,  auf  welche  theoretische  Grundlagen, 
Grundlegungen  sich  alle  Erkenntnis  stützen  muß,  um  objektive  Erkenntnis  zu  sein. 
Sie  geht  in  ,, analytisch-regressiver'"  Weise  auf  die  „Gründe"  (nicht  psychologische 
„Ursachen")  der  E.  zurück  und  legitimiert  („deduziert")  die  Grundbegriffe  und 
Grundsätze  der  Wissenschaft  als  unentbehrliche,  theoretische  Erkenntnismittel,  als 
notwendige,  „konstituierende"  oder  als  „regulative"  (s.  d.)  Erkenntnisbedingungen. 
Sie  zeigt  kritisch,  was  die  Erkenn tnisfaktoren  leisten  können,  was  nicht,  welcher  Art 
deren  Gültigkeit  ist  und  worauf  sie  beruht.  Indem  sie  sich  auf  die  Voraussetzungen 
aller  Erkenntnis  besinnt  und  den  Leistungswert  der  Erkenntniselemente  ermißt,  wird 
sie  zu  einem  Mittel  gegen  den  Dogmatismus  (s.  d.)  und  zur  Begründung  einer  kri- 
tischen Weltanschauung.  In  ihr  kommt  das  Erkennen  zum  vollen  Bewußtsein  seiner 
selbst;  sie  geht  vom  Erkenntniswillen,  vom  Anspruch  auf  Erkenntnis  aus  und  zeigt, 
in  welcher  Weise  und  wieweit  das  Erkenntnisziel  erreichbar  ist,  wobei  sie  die  Gültig- 
keit der  Denkgesetze  (s.  d.)  —  deren  Bestreitung,  wie  der  Zweifel  an  jeglicher  Er- 
kenntnis zu  einem  Selbstwiderspruch  führt  —  voraussetzen  muß  (vgl.  Skeptizismus). 

Der  Name  „Erkenntnistheorie"  kommt  zuerst  bei  E.  Reinhold  vor  (Theorie  des 
menschl.  Erkenntnisvermögens,  1832).  Bei  A.  BArMGARTEX  findet  sich  zuerst  der 
Ausdruck  „Gnoseologie"  (s.  Ästhetik). 

Erkenntnistheoretische  Untersuchungen  finden  sich  schon  im  einzelnen  bei 
älteren  Denkern  (s.  Erkenntnis).  Aber  erst  Locke  begründet  eine  systematische 
Erkenntnistheorie.  Diese  will  „den  Ursprung,  die  Gewißheit  und  die  Ausdehnung  des 
menschlichen  Wissens  sowie  die  Grundlagen  und  Abstufungen  des  Glaubens,  der 
Meinung  und  Zustimmung"  erforschen  (Essay  concern.  hum.  understand.  I,  K.  1,  §  2; 
vgl.  Riehl,  Der  philos.  Kritizismus,  1908,  I"2).  Erkenntnistheoretiker  sind  ferner 
Berkeley  (Principles  of  human  knowledge,  1710)  und  Httme  (Treatise  on  human 
nature,  1739  f.;  deutsch  1895,  2.  A.  1904;  Enquiry  concern.  hum.  understand.,  1748; 
deutsch  in  der  „Univ.-Bibl."),  welcher  die  Erkenntnis,  die  Erfahrung  nach  ihrem  Ge- 
halte analysiert,  nach  dem  Ursprung  unserer  Begriffe  forscht,  die  „verborgenen 
Quellen  und  Prinzipien"  des  Verstandes  sucht,  um  die  Grundlagen  und  Grenzen  der 
Erkenntnis  festzustellen,  Reib-  (Essay  on  the  powers  of  the  human  mind,  1788)  u.  a., 
ferner  Letbniz  (Nouveaux  Essais),  Lambert,  Tetens  u.  a.  (vgL  Erkenntnis). 

Als  der  eigentüche  Begründer  der  Erkenntniskritik  gilt  meist  Kant.  Er  will  die 
Erkenntnis  nicht  psychologisch  behandeln,  sie  auch  nicht  ableiten  — ersetzt  sie  voraus  — , 
sondern  sie  legitimieren;  insbesondere  will  er  zeigen,  wie  objektive  Erfahrung  möglich 
ist,  wie  es  möglich  ist,  daß  wir  unabhängig  von  der  Erfahrung  Begriffe  und  Urteile  (s.  d. ) 
gewinnen  und  mit  diesen  doch  die  Objekte  der  Erfahrung  erkennen  können.  Er  will 
„die  Vernunft  selbst  nach  ihrem  ganzen  Vermögen  und  Tauglichkeit  zu  reinen  Er- 
kenntnissen a  priori"  der  Prüfung  unterwerfen,  durch  eine  „Kritik  der  reinen  Ver- 
nunft". Diese  ist  die  Kritik  „des  Vernunftvermögens  überhaupt,  in  Ansehung  aller 
Erkenntnisse,    zu  denen  sie,   unabhängig   von    aller    Erfahrung,  streben  mag, 

13* 


100  Erkennt  ni  »lehre. 


mithin  die  EnaMaeidang  der  Möglichkeit  oder  ünmrtgtirhkcit  einer  Metaphysik  Ober- 
baupt  and  die  Binlhamaitg  sowohl  der  Quellen,  ab  dej  umfange*  and  dar  Grannen 

Die  Eraaemtnbkritik  *t  trennenden tsl  (a.  d.); 

wta  eoll"  m  tan  (Krft.  d.  rem.  Vernunft,  S.  6  ff..  681k  Die  triiwsieaentab  „De. 
duküon"  (e.  d.)  aeigt,  dan  die  afrangorbn  <a.  d.)  Beiting— gw  dar  Erfahrung  (s.  d.) 
und  der  Rriihningaohbkte  saftet  sind,  woraus  ea  ebh  begreift,  daft  wir  e  priori  (s.  d.) 

fnr  aia  geben  (rgL  Kxitbbmea). 

die  Grundbedingungen 

lavgaanaUstl 

-  Die  Weiteiwat» 

der  aar  Krön 

VrwsueaUiunge 

fragt»  and 

a>  n>k  ner  oa  flraaaauaai  aal  imeuiiei  etaaa  psyenosogieon  aa  aemrjmemmmn  rro* 

.«DKNUgBBBV    |>       1MUSOTI   gIDl  • 

Dan  losanjavtreneaendentabn  oder  logbohsn  Standpunkt  eerteaeen  Mausob, 
LiBaaua«,  Rieux»  Hö«io*w*u>.  Hceasnu  Küura,  A.  Maas  an,  B.  Baron,  B. 
(Daa  likiBntaiapiohhai',  1911k  F.  J.  Sonaanr,  Vouult  &*,  ferner  Kanon?. 
Kmnu  Caaenan,  Oonutvn  u.  e.  Vertreter  der  „Marburg**  Schule-",  an 
H.  Conen  steht  Neon  ihm  geht  die  R  (-  „Logik",  s,  d.)  nicht 
Bändern  von  den  „mehBeaan  Werten  dar  Waaaanonei t,  den  rein« 
ans.  Dane  and  am  dam  ..Tammmenhanga  der  Vernanft"  ab  „Urapranga",  Grand, 
(e.  Hvpotheeb)  der  TfihenaUni  an  itoitiiriaraa.    Die 


i  Maaatab  fax  die  Kritik  daa  Erananams  abanban  (Lag»,  190t,  &  11. 
17,  SS,  610;  Kanu  Begrund.  d.  Ethik».  1910,  8.  ltk  AnUpsychriogartboh (kritisch- 
wartend,  teieologiach)  iet  die  R  nach  Wi bobuubd  (s.  ffillbiasjna,  Nor»),  Rioksbt. 
■nah  welchen]  kritbch  daa  Verfahren  tat,  „welches  twbohon  wutioOsp  and  wert' 
loeen  Zielen  der  Erkenntnis  ■oheirtet  and  nun  Bnoanbht  auf  aia  db  Geltung  der  aa 

Labe,  B.  Ononunmu,  J.  Oon,  MOasTnaaEao.  Stadub»,  nach  welche«  die  krJ. 
tische  Besinnung  in  dem  Nachdenken  „Ober  daa,  wae  man  lugenlnoa  wflL  wenn  man 
erkennen  will"  beateht  (K*otetn<tieo  XHL  143  ff.)  u.  a.  VgL  ?■!■!■  ■■■■•Koaxmy 
Wissenschaft  u.  Wirklichkeit.  19»;  Rkhxxb,  Philoa.  ab  Grund eiemnanheft,  1910; 
Rawijroaa,  Philoa.  dm  Brammana,  1911 

Bei  Fama  bt  db  R  nicht  payonobgbUauh,  aber  meofern  payonalogboh.  ab  daa 
Apriorische  der  Erkenntnb  dareh  innere  Erfahrung  entdeckt  wird,  ab  Beetand  dar 
Vernunft,  in  deren  Natur  ea  liegt,  eo  und  nicht  andere  aa  erkennen  (Nene  Krit.  d. 
Vernunft*.  1828  f.).  Ahnlich  lehrt  die  neue  Friea-Schub.  Nach  L.  Naxsoa  kamt  m 
im  heifeouunhohen  Smne  nicht  geben,  da  ab  aehon  die 
Ea  gibt  nur  eine  Kritik  ab  ,.Whnan- 
aohaft  aaa  innerer  Erfahrung".  Die  Vernunft,  deren  „Selbstvertrauen"  rar  Wahrheit 
ihrer  den  „metaphyaiachen"  Urteibn  vorangehenden  unmittelbaren  Erkenntnhae  etwa* 
Ursprünglicbea  iet,  enthalt  die  apriorischen  Bedingungen  der  Erkenntnb,  dem« 
Gültigkeit  vor  Ihrer  pejohologbohen  Entdeckung  schon  featsteht»  durch  ein  „re- 
gressive*" Verfahren  schon  aufgeseigt  bt  (Die  kritische  Methode.  1904;  Über  da* 
sogenannte  Erkenntnisproblem.  1908;   Db  Unmöglichkeit  der  R,  1911).     Ahnlich 


Erkenntnislehre.  197 


zum  Teil  O.  Ewald  (Erkenntniskritik  und  Erkenntnistheorie,  Wissenschaftl.  Beil.  d. 
Philos.  Gesellschaft  in  Wien,  1910;  s.  Deduktion). 

Als  Hilfswissenschaft  der  E.  wird  die  Psychologie  anerkannt  von  Schuppe, 
Sigwabt,  Uphues,  Pai^gyi  (Die  Logik  auf  dem  Scheidewege,  1903),  Metnong 
(s.  Gegenstandstheorie),  Höflee,  Kbeibig,  Jodl,  Siegel,  Stumpf  ( Psycho!,  u.  Er- 
kenntnistheorie, 1891;  Philos.  Reden  u.  Aufsätze,  1910),  Ltpps,  Dilthey  (Methode 
der  „Selbstbesinnung"),  Zellee  (Über  Bedeut.  u.  Aufgabe  d.  E.,  1862)  u.  a.  Wusdt 
gliedert  die  Erkenntnislehre  in  formale  Logik  und  reale  Erkenntnislehre,  welche 
wieder  aus  der  Erkenntnistheorie  (allgemeine  E.  und  Methodenlehre)  und  Erkenntnis- 
geschichte besteht.  Die  Aufgabe  der  Erkenntnistheorie  ist  die  Darstellung  der  Begriffs - 
bildung,  wie  sie  nach  logischen  Motiven  innerhalb  der  Wissenschaft  stattgefunden 
hat,  verbunden  mit  Kritik  der  wissenschaftlichen  Erkenntnis  (Logik  I3,  1906).  Vgl. 
Ladd,  Philos.  of  Knowledge,  1897;  Störbxng,  Einführung  in  die  E.,  1909;  Höftding, 
Der  menschliche  Gedanke,  1911. 

Auf  die  Psychologie  basieren  die  E.  Heedeb  (Vom  Erkennen  u.  Empfinden 
der  menschl.  Seele,  1778),  Beneke  (Erkenntnislehre,  1820),  Schopenhauer, 
F.  A.  Lange,  J.  B.  Meyee,  Helmholtz,  J.  St.  Mtll,  Spencer,  H.  Cornelius  (Ein- 
leit.  in  d.  Philos.,  1903,  S.  13 ff.;  2.  A.  1911),  Heymans.  Nach  ihm  ist  die  E.  „Psycho- 
logie des  Denkens",  die  „exakte,  durch  empirische  Untersuchung  des  gegebenen 
Denkens  zu  ermittelnde  Feststellung  und  Erklärung  der  kausalen  Beziehungen, 
welche  das  Auftreten  von  Überzeugungen  im  Bewußtsein  bedingen"  (D.  Gesetze  u. 
Elemente  des  wissensch.  Denkens,  1905,  S.  3  ff.).  Ferner  Spencer,  James,  F.  C.  S. 
Schiller  (s.  Pragmatismus),  Vathinger,  Avenabius,  Mach  u.  a.  Vertreter  des 
„Biologismus";  auch  Jerusalem:  „Die  Erkenntnistheorie  fragt  nach  der  Möglichkeit 
und  nach  den  Grenzen  der  Erkenntnis.  Die  Erkenntnistheorie  setzt  diese  Möglichkeit 
bereits  voraus  und  sucht  den  Ursprung  und  die  Entwicklung  des  menschlichen  Er- 
kennens  zu  erforschen"  (Der  krit.  Idealismus,  1908,  S.  21;  vgl.  Einleit.  in  d.  Philos.4, 
1909).  —  Vgl.  die  Literatur  unter  „Erkenntnis",  ferner:  Hegel,  Enzyklop.  §  10 
(gegen  die  MögHchkeit  einer  E.);  Czolbe,  Grundz.  einer  extensionalen  Erk.,  1875; 
R.  Pboelss,  Der  Ursprung  d.  menschl.  Erkenntnis,  1879;  Koch,  E.  Untersuchungen, 
1883;  F.  Bon,  Die  Dogmen  der  E.,  1902;  Helm,  Psychologismus  oder  AnüpsychoL, 
1902;  M.  Kauffmann,  Fundam.  der  E.,  1890;  v.  Schubert- Sold ern,  Grundlagen 
einer  E.,  1887;  A.  v.  Leclaer,  Der  Realismus  der  mod.  Naturwissenschaft,  1879; 
Beitr.  zu  einer  monistischen  E.,  1882;  Mach,  Erkenntnis  u.  Irrtum2,  1906;  Bbaig, 
Vom  Erkennen,  1897;  Elsenhans,  Fries  u.  Kant,  1906 f.;  M.  Scheleb,  Die  transzen- 
dentale u.  d.  psychologische  Methode,  1900;  E.  Grimm,  Zur  Geschichte  d.  Erkenntnis- 
problems, 1890;  Casslrer,  Das  Erkenntnisproblem  in  d.  Philos.  u.  Wissensch.  der 
neueren  Zeit,  1906 f.;  2.  A.  1911;  Hobhouse,  Theory  of  Knowledge,  1896;  F.  C.  S. 
Schiller,  Humanismus  (deutsch),  1911;  Mautkneb,  Beitr.  zu  e.  Kritik  d.  Sprache, 
1901  ff.;  Wörterbuch  d.  Philos.,  1911;  F.  Deeyeb,  Studien  zur  Methodenlehre  u. 
Erkenntniskritik,  1895 — 1903;  Lossklj,  Die  E.  des  Intuitivismus,  1910;  F.  Meyer- 
holz, Erkenntnisbegriff  u.  Erkenntniserwerb,  1908;  H.  Lüdemann,  Das  Erkennen 
u.  die  Werturteile,  1910;  Dübe,  Erkenntnistheorie,  1910;  H.  Leser,  Einführ,  in  die 
Grundprobleme  der  E.,  1911;  Euceen,  Erkennen  u.  Leben,  1912;  E.  Mach,  Meine 
naturwissensch.  Erkenntnislehre,  Scientia  VII,  1910;  Driesch,  Ordnungslehre,  1912; 
A.  Läpp,  Die  Wahrheit,  1913  (Gegen  Rickebt  u.  Hussebl,  für  Vathinger); 
Th.  Ziehen,  Erkenntnistheorie  auf  physik.  u.  psychophysiol.  Grundlage,  1912,  s.  Bino- 
mismus. Zum  gegenwärtigen  Stand  der  Erkenntnistheorie  (zugleich  Versuch  einer 
Einteilung  der  Wissenschaften),  1914;   Cornelius,  Transzendentale  Systematik,  1916; 


tfjg  Erklärung  -    Erlebnis. 


E.  v.  Am,  Versack  aa  «nee  MtaniigUnihinj  das  Mnabinaaiii,  1913;  Moritz 
Schxjc*.  *lkjimibi  Krkwuitnbbhre.  1918;  Mxwono,  Gm.  AnhandL  II.  1915  (Ab 
handL  über  Fkienaliiblhiiwb  a.  OtgerMlsnrtetaiiiiki);  Garan,  Grundkgang  der 
Logik  a.  IftfcBMUiaalhciab.  1919;  MouAFmaTXxraxa,  Batfcaisba  u.  iiisiiuaolin 
Ann.  d.  PhJL  II.  1919.  IrTillnsiBiami,  19»;  y.  Anrät,  Clatahbhtii  der 
1921.  -  VfL  Fifcsnilnii,  Wkaiasi  lnfufchr*.  Logik.  Meteahyeik. 
bmus,  l^ihnbgkaeaa,  Problem.  Metankyeah,  Vokutfarkoea*. 

Krkllramn;  bt  die  Darlegung  der  Uiaeche  einee  Cmrhihian,  die  Einordnung 

dereelben  auf  ein  eflgeaeinee,  bekanntes  Gsechehen,  auf  ein  Oeeriii.  sb  dessen  Special» 
Uli  eie  erscheint.  Erkürt  iet  etwae  im  efesebvn.  «m  es  ek  Folge  ektee  Gnmdee 
dergeten  iet,  der  ans  dee  Auftreten  einer  Teteecke  tagjaffnuh  meoht.  Die 
K.  beetekt  fe  der 
de*  Gceohaheas,  db 

her  eind.  Db  psychnaogboks  K>  okner  Hendmng  beetekt  in  der  wnfejhjatg  der  Trkb- 
federn.  Motive,  aus  denen  ab  entepringt;  dbas  Motiv«  end  schließlich  nickt  veter 
rrkUrber,  eber  uiimlltarhar  reretAndUck.  veQ  mm  Weeen  dee  Subjekte,  der  Psych* 
Eine  reetloee  B.  ellee  Geeckekene  in  allen  sssneu  Ehuelheiteu  bt  nickt 
etwee  „lrretiooeJee"  (s.  d.)  bleibt  Inuner  tarnet.  Alb  E.  gebt  Ober  die 
(e.  d.)  hinaus,  bt 
iv-p-iüwruiening  im  %ow\  w»  i»Minitj<>n  (•   n  ). 

An  Strlk  der  E.  wollen  db  „Beschreibung**  der  Teteecken  and 
Verknüpfungen  eetaen  Ootm.  R.  Maran,  Kiacanorr,  neck  welchem  ee  db 
der  Mechanik  bt,  ..db  in  der  Notar  tot  eich 

und  nrar  volbUndig  and  eaf  db  einfachaal  Wabe  an  beeckrwibeu' .  d  k. 
welchee  db  Ersnhawianaan  sind,  db  ■liHflndaii  (Vorbs.  aber  <L  mathom.  Physik».  1877. 
Vorredek  Mac«.  Ostwald  u.  a.     Kack  IL  Coaaaxrcs  bt  bde  aaankbeke  E.  ab» 

d.  Philoa.,  1903,  8.  30  ff.).    VgL  hingegen  Uaunocn  (Vortr.  u.  Baden  II«. 

akt  (Logik  II*.  1904,507),  Wovor  (Grda.  d.  phye.  PeyokoL  III  ».1803,  «80  f.). 
HcsasaL  (Log.  Untersuche  1900-4)1,  IL  30).  Lars  (Xatarwka,  u.  Weltaneeh..  1907. 
S.  103k  J.  ScauLTi  (Db  Maeohkamthaorb  dee  Lebens,  1909,  8.  7  ff.)  u.  a.  Diltukv 
bemerkt:   „Db  Ketur  erklären  wir.  dee  flmleakbcn  i  ustihm  wir."  VgL  Psycholog». 

aMetasla  bt  das,  was  wfr  aiindltofhti  sncikaaKnh,  d.  h,  ab  BewwBliineinkelt 
vorfinden,  bevor  wir  ane  damit  denkend  beschäftigen,  eowb  der  ektaelna  Vorgang  das 
Erbbens.  Erbbnbae  akal  abo  db  wechselnden  Inhahe,  db  eäeem  Smbbkt,  ebnae  leb 
ebb  deretelbn  und  welche  —  eo weiten afah am  ■atnBnh  aagakene,  top  anfba  vcraaUBt» 
Erbbnhac  handelt  -  durch  den  Intellekt  erat  na  ohhltlna  Erfahrung  (a.  d.)  and 
Erkenntnis  (e.  d.)  veiurbeiatt  werden.  Db  unmittelbare  Wirklichkeit  der  Erbbnbee 
bt  von  der  nur  begrifflich  bretimmbexen  Realität  der  Objekte  (e.  ±\  euf  welche  db 
Erbbnbee  beaogen  werden,  tu  unterscheiden  Unmittelbar  ab  Zustande  des  Ich  ge- 
nommen, bilden  db  E  das  Peychbehe,  Das  ..Erbbob"  wird  oft  in  einen 
zur  „Form",  sowohl  der  logischen  wb  der  sethetbeken,  entascht.  Db 
Wirklichkeit  der  Erbbnbee  betonen  Mach,  Willy.  J.  Schult«,  Joel. 
Vaihinokr.  B.  Kkbk  u.  u,  VgL  KClpe.  Grundr.  d.  PsychoL,  1893,  S.  1 ;  H.  Conxmjua, 
Einbit.  in  d.  Philoa,,  1909,  8.  334;  HuaeamL,  Logische  Untersuchungen,  II.  336; 
SwoaoDA,  Harmonb  snimae,  1907.  &  30  ff.;  Ostwald  (s.  Physisch);  MCI  Uli  ■■■—!, 
Philoeophic  der  Werte,  1908.   Db  Unteiecheidung  von  Erbbnb  und  Geltung  fordern 


Erlösung  —  Erregbarkeit.  199 


Münch,  Erlebnis  und  Geltung,  30.  Beih.  d.  „Kantstudien'";  A.  Liebebt,  Das  Problem 
der  Geltung,  2.  A.  1920.  In  der  Ästhetik  wird  das  „Erlebnis"  betont  von  Dilthey, 
Das  Erlebnis  und  die  Dichtung,  1906;  Gcndolf,  Goethe.  1916,  lf.  (unterscheidet 
Urerlebnisse  und  Bildungserlebnisse);  Ebmatingee,  Das  dichterische  Kunstwerk,  1921 
(unterscheidet  Gedankenerlebnis,  Stofferlebnis,  Formerlebnis);  Walzel,  Leben,  Erleben 
und  Dichtung,  1912;  Müller- Fbeienfels,  Psychologie  der  Kunst,  II2,  1922.  — 
Vgl.  Aktualitätstheorie,  Objekt,  Wirklichkeit,  Leben,  Positivismus,  Psychisch. 

Erlösung  von  den  Leiden  der  endlichen,  individuellen  Existenz  durch  Auf- 
gehen in  das  All-Eine  lehren  derBuddhismus,  Schopenhauer,  MainlÄnder  (Die 
Philos.  der  Erlösung3,  1894),  E.  v.  Haetmann  (s. Unbewußt),  Deussen,  nach  welchem 
Gott  das  „Prinzip  der  Welterlösung"  ist  (Elemente  d.  Metaphysik4,  1907);  L.  ZrEGLEB, 
Gestaltwandel  der  Götter,   19223  u.  a. 

Ermüdung  ist  ein  (physiologisch  wohl  auf  zu  starker  Dissimilation,  Aus- 
nutzung organischer  Substanz,  Produktion  von  „Ermüdungsstoffen'*  beruhender) 
Zustand,  in  welchem  die  Arbeitsfähigkeit  des  Organismus  oder  bestimmter  Organe 
nachläßt  und  schließlich  fast  ganz  aufhört.  Die  geistige  E.  zeigt  sich  in  einem  Nach- 
lassen der  Aufmerksamkeit,  in  einer  Verlangsamung,  Erschwerung,  Verschlechterung 
der  geistigen  Leistung,  der  Reproduktion,  des  Denkens,  in  einer  Unlust  zu  weiterer 
Anstrengung.  Beeinflußt,  zum  Teil  paralysiert  wird  die  EL  durch  den  Willen,  das 
Interesse,  die  Gewöhnung,  Übung  (s.  d.),  Arbeitspausen,  Arbeitswcchsel  u.  a.  Gemessen 
wird  die  E.  teils  durch  physiologische  Methoden  (Dynamometer,  Ergograph),  teils 
durch  psychologische  Methoden  (Prüfung  der  Haut-  und  Schmerzempfindlichkeit, 
Messung  der  Dauer  psychischer  Vorgänge,  Methode  der  Probeaufgaben:  Rechnen  usw., 
M.  der  fortlaufenden  Arbeit  mit  Berechnung  der  „Arbeitskurve"  usw.).  Vgl.  J.  Loeb, 
Pflügers  Archiv,  1886;  Mosso,  La  fatica,  1891,  deutsch  1892;  Kraefelin,  Psychol. 
Arbeiten,  1895  ff.,  Iff.;  Binet,  La  fatigue  intellectuelle,  1898;  Wundt,  Greiz,  d.  phys. 
Psychol.,  1908,  I8,  584  f.;  II5,  22  f.;  III5,  617  f.;  Meemann,  Vorles.  zur  Einführ,  in  d. 
experiment.  Pädagogik,  1907;  Gineff,  Prüfung  der  Methoden  zur  Messung  geist. 
Ermüd.,  1899;  Ebbinghaus,  Grdz.  d.  Psychol.  I2,  1905;  Arbeiten  von  Ambebg,  Bett- 
mann, Bbahn,  Bubgebstein,  Clapabede  (Psychol.  de  l'enfant2,  1909),  Helleb, 
Hieschlaff,  Höpfneb,  Joteyko,  Kemsies,  Lobsien,  Noikow,  X.  Vaschlde  u.  a. 
(vgl.  die  Literatur  bei  Offneb,  Die  geist-  Ermüdung,  1910).  Vgl.  D.  C.  Nadejde, 
Über  quantitative  Bestimmung  der  psychischen  Arbeit,  1912;  Bethe,  Der  Einfluß 
geistiger  Arbeit  auf  den  Körper,  191 1 ;  Mcnstebbebg,  Psychol.  U.Wirtschaftsleben,  1912. 

Erneuerung  s.  Reproduktion.  Über  „erneuerndes  Denken"'  vgl.  Kbeibk;, 
Die  intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  55  ff . 

Erörterung  (expositio)  ist,  im  engeren  Sinne,  die  Ermittlung  des  Verhält- 
nisses eines  Begriffs  zu  anderen  (vgl.  Fbies,  System  d.  Logik,  1811,  S.  399;  Hagemann, 
Logik  u.  Xo^tik,  1909).  Unter  „transzendentaler"  E.  versteht  Kant  die  Erklärung 
eines  Prinzips  als  eines  solchen,  „woraus  die  Möglichkeit  anderer  synthetischer  Urteile 
a  priori  eingesehen  werden  kann"  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  53). 

Eros  (Platon)  s.  Liebe. 

Erotematisch  {iftmt/UKrtwis)  heißt  ein  Unterricht  in  Form  von  Fragen,  auf 
die  der  Schüler  antwortet.    Vgl.  Akroamatisch. 

Erregbarkeit  (Irritabilität)  ist  die  Eigenschaft  der  lebenden  organischen 
Substanz,  auf  Reize  zu  reagieren.    In  den  Nervenfasern  machen  sich  bei  der  Nerven- 


•_>r#r»  Erscheinung. 


I:  ■nlnhf,  die  auf  dm 
Arbeit  (Mnaanlsnoknag*  INn|  eon  mtiibmIm  u.  o.)  gerichtet 
solche,  «»loht  dir  frei  werdende  Arbeit  wieder  an  bsnden  etreben  (rgL  Wen*.  Grdx, 
d.  phys.  PsyehoL  I«.  190*.  8.  106  ftk  Psychologisch  iet  Erregbsrkeh  dir  Ftnigkrit 


od  Gatnb>  i«  regeren  (vgl  Kclt«.  Grnndr.  d.  Iwyeaol.  18«.  &  80). 
ripfhut-pfcitiki  (*,  B.  intens»™  rote  Kerbe)  «od  Yorstellungan  wirke« 
et  legend  ettf  dee  Bewußtsein.  Necb  Wc*dt  gibt  es  iiwfBndw  Gefühle  ala  eigene 
Richtung  des  Gefühls  (a.  d). 

(pmis>inse,  epparrnn*.  apperitin,  phacnomrnon)  bedsnmt  im 
(a.  B.  ein  Bliuk  Im  iwgjiiin.  philosoph* 
btR.dirTO«8clWin(ad)*:hAHwunlrracbeideniat,dJ.ArtundWe4». 
wie  akb  daa  Wirkliche,  daa  „Ding  an  sich"  (a.  d).  einem 
ab  Inhalt  oder  Oamnata  nd  da— ilbin.  ah  in  dcssra  Formen  (s. 
der  Weiae  unaerea  Wi 

können  sein:  1.  subjektiv  >iadreid«slle,  anwinene  K;  am  bedenten  die  Art 
wmaiokdaaWMülekedemElnmbwaamaolckenmvimi 
darstellt:  1  objektrre.  Hu  ihiiHihlnal  gattige  E.;  am  Inibaf  dm  Art  < 
daa  Voretrirungamaterial,  den  in  mm 
daa  Denken  (e.  Kategorien), 
schaff,  m  eJnhehlrnmi  gnaammen  hange 
rerar bettet  iet,  in  welchen  wir  auf  i 
kert  aelbat  gerecht  werden.   In 

brit  der  Etanthubjekte  enabUngigen.  den  Inhalt  einen  thi  nmtlsokaa 
üherhaupi  (s.  d.)  bildenden  ftiuhihiummj  kommen  die  BtnUiamlheiten  «ad  Vor- 
hihaime  dea  :An  aich"  nun  symbolmearn  Anadrock.  Dm  Körper  (e.  d.)  ah  eolokeamd 
in  ihnen  com  Anadmek  kommenden  Eigen-  oder  FarafcJmrma, 
.InimrfiohkeitM.  dm  Irgendwie  dar  unerigBU  analog  ist.  Dea  (akttee,  reine)  Be 
wußtaetn  (e.  d.)  aelbat»  die  ürhsdingung  and  Vorsnsmtsnng  dafür,  daß  Erackeiaungen 
möglich  sind,  mt  nicht  aelbat  bloß*  E.  (a.  Ich.  Wahrnehmung.  Geht). 

Wahrend  für  den  objektrre«  Palaoa«m«amn«a  (e.  d.)  den  Reuheineimw.  ein 
„An  aich**  entspricht,  welchea  der  liltiaihe  Idealismus  KaJrn  u.  a»  faetnea  für  «n» 
erkennbar  erkmrt«  versteht  dar  atrenge  IdeeJmmne  unter  E.  einen  geordneten,  gern  tauch 
verknüpften  Zusammenhang  von  BrwnataeamlnhaJten  ohne  Annahme  ebne  ..Ding 
an  sich";  hiernach  ei  kennen  wir  nicht  bloB  nur  EamkaJamagen,  aondern  ea  gibt  nur 
Eracheinungen,  b.w.  dar  Osama«  b  twinehea  E.  «od  „Diag  aa  aich"  taut  weg. 

Dm  Unteraoheidnng  von  E.  (f  ies>ies>)  im  Sinne  dea  8mnenfaJliaea  gegenüber 
dem  durch  daa  Denken  beatim m baren  wahren  8ein  findet  eich  achon  in  der  indUchen 
Philosophie,  ferner  bei  Dbmokbit  (Sextaa  Empir.  Ade.  Math  .  VII.  140).  Hexakut. 
den  Eleatrn  ii.  a.  (s.  Ding  an  aich.  Sein).  Ferner  bei  Platow  (•.  Ideen).  AueTonLKs. 
CnYStrr  (1.  c.  VIII.  11),  Plxmx  (die  Sinnenwelt  ala  Krsrheinung  einer  Heutigen  V 
u.a.—  Den  Begriff  der  E.  gebraucht  atnrk  Jon.  Sootüs  Eaiooxic  a  („bte  mundua 
aenaibua  apparena".  vgl.  Theophaniek  Manche  Scholastiker  nennen  daa  Sein  der 
Gegenstände  in  unserem  Bewußtsein  „esse  apparena**.  Auch  wird  „appareutia"  der 
Wahrheit  und  Gewißheit  gegenfibergeatellt  (vgL  Gocux.  Lex.  philo«.,  S.  1 
Micha Ktius,  Lex.  philo«..  1063,  8p.  142,  bemerkt:  „f*wrd>era  aunt  apparentia,  üla 
nempe,  quae  non  *Vr«*c  et  realiter  sunt,  sed  ita  eidentur  esse").  Hoaan  versteht  unter 
„phaenomena"  Bewußtseinsinhalte,  die  sich  auf  Objekte  beziehen.  BtrrraooaB 
bezeichnet    die    Objekte   der   Erfahrung    ala    ..phaenomena"   oder 


Erscheinung.  201 

Berkeley  erblickt  in  den  Körpern  bloße  (von  Gott  bewirkte)  Inhalte  unseres 
Bewußtseins  („appearances  in  the  soul  or  mind",  Principles,  XXXIII f.)-  Den  Begriff 
der  objektiven,  im  Wirklichen  „wohl  begründeten"  E.  („phaenomenon  bene  fun- 
datum")  prägt  Letbniz.  Durch  die  Sinne  haben  wir  eine  „verworrene"  Erkenntnis 
der  Dinge,  aber  auch  die  vermittels  des  Denkens  bestimmten  „phaenomena  realia", 
die  Körper  (s.  d.),  sind  nur  Erscheinungen,  nämlich  der  Monaden  (s.  d.),  deren  Zu- 
stände, Kräfte  ihnen  entsprechen;  real  (s.  d.)  sind  die  E.,  sofem  sie  geordnete,  ge- 
setzlich verknüpfte  Zusammenhänge  sind. 

Kant,  der  zuerst  wie  Letbniz  die  sinnliche  E.  von  den  durch  die  Begriffe  des 
Verstandes  erfaßbaren,  „intellektuellen"  Dingen  unterscheidet  (De  mundi  sensibilis 
atque  intelligibilis  forma  et  principiis,  1770),  bezeichnet  später  das  „Ding  an  sich" 
oder  das  „Noumenon"  (s.  d.)  als  absolut  unerkennbar,  schränkt  also  alle  Erkenntnis 
auf  Erscheinungen,  d.  h.  auf  Gegenstände  möglicher  Erfahrung,  so  wie  sie 
in  den  Formen  unserer  Anschauung  (Raum  und  Zeit)  und  unseres  Denkens  (Kategorien) 
sich  darstellen,  ein.  Auch  sich  selbst  erkennt  das  Ich(s.  d.)  nur  als  Erscheinung.  E.  ist, 
allgemein,  „was  gar  nicht  am  Objekte  an  sich  selbst,  jederzeit  aber  im  Verhältnisse 
desselben  zum  Subjekte  anzutreffen  und  von  der  Vorstellung  des  ersteren  unzertrenn- 
lich ist"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  73).  E.  ist  „der  unbestimmte  Gegenstand  einer  empi- 
rischen Anschauung".  Das,  was  in  der  E.  der  Empfindung  korrespondiert,  ist  die 
„Materie"  der  E.;  „Form"  der  E.  ist,  was  macht,  „daß  das  Mannigfaltige  der  Er- 
scheinung in  gewissen  Verhältnissen  geordnet  werden  kann".  Die  reine  Anschauung 
und  der  reine  Verstand  liefern,  unabhängig  von  der  Erfahrung,  die  Formen  (s.  d.) 
der  E.  Alles  muß,  um  Erkenntnisobjekt  werden  zu  können,  in  diese  Formen  eingehen, 
Raum,  Zeit,  Substantialität,  Kausalität  usw.  sind  Bestimmungen,  welche  den  Dingen 
nicht  an  sich,  sondern  nur  in  Beziehung  zu  unserem  Erkennen  zukommen;  wir 
erkennen  nur  die  Art,  wie  wir  die  Dinge  wahrnehmen  und  denken  müssen,  mögen  wir 
noch  so  weit  ins  „Innere"  der  Natur  dringen.  Die  Erscheinungen  selbst  aber  sind  nicht 
Schein,  sondern  haben  „empirische  Realität"  (s.  d.),  sie  gelten  für  jedes  erkennende 
Bewußtsein,  sind  Objekte  (s.  d.),  auf  welche  sich  die  subjektiven  Erlebnisse  allgemein 
beziehen  lassen.  Erscheinungen,  „Phänomena",  sind  durch  Kategorien  (s.  d.)  und 
Grundsätze  (s.  Axiom)  einheitlich-gesetzlich  verknüpfte  Inhalte  eines  Bewußtseins 
überhaupt.  „Erscheinungen,  sofern  sie  als  Gegenstände  nach  der  Einheit  der 
Kategorien  gedacht  werden,  heißen  Phänomena"  (1.  c.  S.  231 ;  vgl.  Noumenon,  Objekt). 
Die  „Phänomena"  sind  die  Erscheinungen,  „wie  sie  als  Gegenstände  der  Erfahrung  im 
durchgängigen  Zusammenhange  der  Erscheinung  müssen  vorgestellt  werden".  Da 
wir  ohne  Anschauung  (s.  d.)  nichts  erkennen  können,  so  kommen  wir  über  den  Bereich 
der  E.  nicht  hinaus,  mögen  wir  uns  in  die  entfernteste  Vergangenheit  oder  Zukunft 
versetzen  und  zur  feinsten  Struktur  der  Dinge  vordringen.  Wenn  wir  „unser  Subjekt 
oder  auch  nur  die  subjektive  Beschaffenheit  der  Sinne  überhaupt  aufheben",  würden 
alle  Verhältnisse  der  Objekte  in  Raum  und  Zeit,  ja  Raum  und  Zeit  selbst  verschwinden. 
„Was  es  für  eine  Bewandtnis  mit  den  Gegenständen  an  sich  und  abgesondert,  von 
aller  dieser  Rezeptivität  unserer  Sinnlichkeit  haben  möge,  bleibt  uns  gänzlich  unbe- 
kannt." „Was  die  Dinge  an  sich  sein  mögen,  weiß  ich  nicht  und  brauche  es  auch  nicht 
zu  wissen,  weil  mir  doch  niemals  ein  Ding  anders  als  in  der  Erscheinung  vorkommen 
kann."  „Ins  Innere  der  Natur  dringt  Beobachtung  und  ZergUederung^der  Erschei- 
nungen, und  man  kann  nicht  wissen,  wie  weit  dieses  mit  der  Zeit  gehen  werde"  (vgl. 
Wahrnehmung). 

Als  auf  ein  „An  sich"  hinweisend  fassen  die  E.  auf  Fries,  Schopenhauer 
(s.  Objekt),  Herbart  (Lehre  vom  „objektiven  Schein";  „Wie  viel  Schein,  so  viel  Hin- 


m  Erscheinung. 


;  Mf  Bea»*4.  Allgen.  Metapkys.  II.  330,  161).  Bums,  nach  wtktmm  dfe  bwi« 
Krf  Abrang  mehr  ab  blooe  E.  bietet  (so  Mick  Boss«,  Www,  Bsbktako,  Kinno. 
Bssooow  u.  a),  Tsssostssstmo.  Lotte  (Mikrokusn.,  1956-6«.  III»,  231  ff  LI 
Kkvtz,  E.  v.  Haatmav»,  Kocasss.  Pavubss,  Anicsas,  Boots,  Krkasot.  QtfRM; 
Baomax*.  HArrmso  (Der  saaauihl  <**d*ulu\  101 1).  P.  BcawAatsaorrr.  Doasas. 
Zsllss.  Siowast.  KOura,  R.  Waexe,  Jbbosaum.  Wovor,  Risex  (..Ich  erkenne 
ruck  selbst,  wie  feh  im  üefMTvrhiltni*  so  den  Objekten  aalan  BewiiooMm 
sekeioe'';  Bor  pkik».  Kntextoraus,  18761..  II.  1,  163k  Joou  Liesmaxw.  Po.  Scoolttk. 
Hcucoolti.  B.  Esoeuxw.  Wumm.  Bbsxtaoo,  traras,  H.  Scowas*.  Srsscsa, 
ify  mtltox  u.  a.  E.  v.  Hastwasx  an  teeaijka  Hm  von  daa  subjektiven  die  ..objektiv- 
«  raodern*  PeyrboL.  1901.  8.  93t).  Nach  Broarr  süvl 
RPH  (Parkas,  Ton.  u.».)  dos  Material,  woraus  der  Pkysfker 
der  Aeeganyni unkt  des  flutoatoonne  (Pbikw.  Reden  ond 
Vortrage,  1910;  Branhiaiaaaaa  und  p-rrkWb»  Funktionen.  1907V  Vgl  Hvassai.. 
Log.  IhHiiiiiieiioaae,  1900-01.  II.  106«..  Lrrrs,  Naosrwfes.  s.  Wertanack.  190«, 
&  101  ff. 

Kack  Boamuaa  «od  Haan,  tot  dea  Ksrlinh».  vom  VeoJtoode  Aalsnsaftte  E. 
paoslhsr  dorn  wakroa  Hak»  dee  ITwofflnhea.  der  IbtaJBoa.  Nach  Honst,  tot  E.  <U* 
Woojo  selbst  la  eeiner  •uBcHkawo  Klimas,  dea  wootortoasKs  gnhilaiii".  Du  We 
tot  afeki  hinter  oder  jcnaeJte  der  asALSitoaag  (Essykk».  f  III) 

Ale  blofe  BrwusWiMobjrkta  feeoM  die  E.  oof  Bacs,   Maiwos.  Etcora  a. 

(e.  Objekt).     Kaek  üoass  and  El hitoaagan  die  Objekte, 

„die  durah  die  Geestss  dea  mry 

Anediaannf ".    Dea  Ding  an  aieh  (s.  d.)  tot  nur  das   Gaeoto  der   Eraekei 
noogen  (Kautel  Bogrond.  d.  EthJk,  1910,  &  31  ff),  ea  tot  eki  Motor  „Grensbegnff 
(vgl  P.  A.  Laxos),   die  Uee  der  Aufgab»  otooe  ofe  bsendstna  Fortschreitens  im 
Rofeko  dar  ftirMitoiinpi    AknBck  tokran  Natoot.  Oajobob,  Voblaxdbb.  Kixeei. 
a.   a.    -    Nach   WixoBtaaXD    tot   E.   „dfe  doreh  eine  stolbewu9t»  Abafekt  aaa 
der   C'mi  ■taste)   der  Fjhilmiaoi   hussa»»  arniitelii   VorateOtongawetor.    deren   Wert 
allein  darin   beateben  kann.   da8  ato  deni  Zweck,  der  dfe  Aoawakl  bratim 
weit  ato  moguck  entspricht"  (Ober  Whsisifiilhiit,  1904.  8. 193  f.).   Ahnlich 
die  E.  auf  Rice  est.  Moooraaaaao  u.  a..  aoek  Jambe,  P.  C.  8.  Boamus, 
Hoooaos  u.  a. 

Ato  Inhalt  einee  an  sieh  luiiihfJn  saoadtohoa  Bswaftva«**  betrachten 
Beboma  xk.  Um,  Urncss,  Palaoyi.    Hcotrrrs.  RsasutE,  Bbadlst  (a.  Wtrkhch 

Royce.  Bonuc  u.  •,  VgtRKasx.  Du  Erkenn  tnfeprobfem.  I0U;K.  J.Sor 
Unit.  d.  konaUtuU  ErtahnrngspauW.  1901. 

Ato  Ertehntomhaha  objektiver  Art  ohne  Hiaweto  aai  ein  ..Ding  an  sieh     l- 
trachten  die  Phsnoaaeoe  dfe  „Pkaaomrnslfeteo"  und  ..PoaHivtotcn''  J.  St.  Mnx. 
Maos,  Cossbucs  (..Dfe  rnihifeeiaaiii  sfed  dfe  t4oselseo  PlUe  der  in  den  »oee>«*a* 
gegebenen  allgemeinen  Regel".  EbileiU  in  d.  Philo»..  1903.  8.  303,  TraneosnriV 
Svatematik,  1916).  ATSXAsroa,  Zms.x.  Vsswosk.  Vaihisoss  (Dfe  Pbilos.  dea  Ato- 
Ob,  1911)  u.  s.    Nach  Pstxolot  tot  daa  Gegebene  „weder  Erecbeinung.  noch  Dmg 
an  efek"  (Daa  Weltproblem.  1906;  2.  A.  1912);  Ktu-s.  Dfe  ReeJtohrsog  FI.  1990 
(wandet  efek  gegen  dfe  Kanttoone  Trennung  von    E.  und  „Ding  an  sich"). 
Objekt,   Ding  an   »ich,    RealitAt,    Qualitkt,   giiiemlsh,  IdeaJtonua,   RueBojme, 
Poaitivtomua,  PliIiiomMiaBamua,   Sein,  Wirklichkeit,  Vorantartomua,  0|iiilliiessoiiej, 
Materie,    Korper,  Mechanismus,    Ick,  Psychisch.  Physisch,    Wahrnehmung  (innere), 
Relativismus,  IdenUUtotheorfe,  Montonus,  Immancnzphiloeoplife, 


Erschleichung  —  Ethik.  203 


Erschleichung  (subreptio)  ist  eine  auf  Schluß-  oder  Beweisfehlern  be- 
ruhende oder  sonst  nur  scheinbar  begründete,  scheinbar  logisch  abgeleitete  Auf- 
stellung eines  Satzes.     Vgl.  Petitio  prineipii. 

Erwartung  ist  Spannung  oder  Einstellung  der  Aufmerksamkeit  auf  einen 
künftigen  (in  der  Vorstellung  oder  nur  gefühlsmäßig  antizipierten)  Eindruck,  Vor- 
bereitung, Bereitschaft  von  Sinnesorganen  und  des  Bewußtseins  zur  Aufnahme  be- 
stimmter Reize,  „vorbereitende  Aufmerksamkeit"  (Külpe).  Im  Zustande  der  E., 
der  auf  Grund  einer  Assoziation  (s.  d.)  von  Vorstellungen,  der  Gewohnheit  (s.  d.) 
ausgelost  werden  kann,  ist  das  Bewußtsein  einseitig  gerichtet,  konzentriert,  auch 
wenn  es  sich  um  eine  „unbestimmte i-  E.  handelt.  Begleitet  wird  die  E.  von  einem 
spannenden  Gefühl  und  von  Spannungsempfindungen;  nach  dem  Eintritt  des  Er- 
warteten tritt  ein  Gefühl  der  „Erfüllung"  auf  (Wundt,  Grundr.  d.  Psychol.N  1902, 
S.  260;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  HI5,  1903,  346  ff.).  Die  E.  kann  auch  in  einem  „Er- 
wartungsurteil" zum  Ausdruck  kommen  (vgl.  Jerusalem,  Die  Urteilsfunktion,  1895, 
S.  134  ff.).  Die  E.  hat  außer  ihrer  biologisch-psychologischen  auch  eine  erkenntnis- 
theoretische Bedeutung,  insbesondere  als  E.  der  Wiederkehr  gleicher  Abfolge  und 
Zusammenhänge  in  der  Zukunft,  gleicher  Fälle  überhaupt  (vgl.  Kausalität:  Httme), 
als  Projektion  der  Vergangenheit  in  der  Zukunft,  welche  bei  der  Ausbildung  des  Sub- 
stanz- und  Kausalbegriffes  beteiligt  ist  (vgl.  Aabs,  Die  Erwartung,  1911). 

Erziehung  s.  Pädagogik. 

Eselsbrücke  („pons  asinorum")  bedeutet  ursprünglich  eine  logische  Ver- 
hältnisse veranschaulichende  Figur  (vgl.  Prantl,  Gesch.  d.  Logik,  1855,  IV,  206V 

Esoterisch   s.  Exoterisch. 

Essentia  :  Wesen  (s.  d.),  Wesenheit. 

Ethelismus  (i&e'Ao,  ich  will)  =  Voluntarismus  (s.  d.). 

Ethik  (tä  f,d-ixä.  von  ?,&o$,  Sitte;  „philosophia  moralis",  schon  bei  Seseca; 
„ethica",  „Sittenlehre"  zuerst  bei  Mosheim)  ist  die  Wissenschaft  vom  sittlichen 
Wollen  und  Handeln.  Die  empirische  „E."  im  weiteren  Sinne  ist  Moralwissenschaft, 
d.  h.  Psychologie  und  Soziologie  des  sittlichen  Verhaltens,  Entwicklungsgeschichte 
desselben.  Die  philosophische  E.  ist  die  kritisch-normative  Wissenschaft  vom  Sitt- 
lichen, vom  sittlichen  Wollen  und  Handeln,  von  den  sittlichen  Werten,  von  den  Prin- 
zipien der  Sittlichkeit.  Während  die  beschreibend-genetische  E.  den  psycho- 
logisch-soziologischen Tatbestand  sittlichen  Fühlens,  sittlicher  Begriffe  und  Urteile, 
sittlicher  Handlungen  darlegt,  analysiert,  aus  biologischen,  psychologischen,  sozialen 
Faktoren  genetisch  ableitet,  begreiflich  macht,  entwickelt  die  philosophische  E.  die 
Prinzipien  der  Bewertung  des  Wollens  und  Handelns  im  Hinblick  auf 
den  Inhalt,  das  Ziel,  das  Ideal  des  Sittlichkeitswillen.  Sie  legt  die  Grund- 
sätze dar,  auf  welchen  die  Sittlichkeit  beruht  und  aus  welchen  die  sittlichen  Normen 
sich  herleiten,  sie  „deduziert"  die  sittlichen  Normen  selbst  als  Mittel  und  Bedingungen 
zur  Verwirklichung  des  reinen  Sittlichkeitswillens.  Die  Normen  gewinnt  sie  aber 
ihrem  konkreten  Inhalte  nach  nicht  au§  sich  selbst,  sondern  an  der  Hand  der  historisch 
entwickelten  Gebilde  des  Gesamtgeistes,  welches  eben  die  objektive  Sittlichkeit  (s.  d.) 
heißt.  Die  E.,  eine  normative  Wertwissenschaft,  ist  nicht  von  der  Metaphysik  ab- 
hängig, mündet  aber  schließlich  leicht  in  eine  solche;  auch  ist  ja  die  Lebens-  von  der 
Weltanschauung  —  bewußt  oder  unbewußt  —  mehr  oder  weniger  beeinflußt.  Alle  E. 
muß  neben  dem  rein  individuellen  auch  das  soziale  Moment  des  Sittlichen  berück- 


Bi  Ethik. 


doch  gibt  as  auch  ahm  baeondeee  „SoaJebthik"  (a.  d.).  ahm  „E  daa 
(rnlibnhaM) 

Die  E.  fragt  nach  dam  ütaprang  da»  «hMbIib  (aatorilalite,  auumombtboas  ML). 
nach  den   Quellen  deamibea  {Kthb-V" 

ETomtionbmat).  nach  den  Motiren  daa  flHtHnaai  (Rafbxione-,  Geftthbmoral), 
Zweck  i 

Objekt 

(Erfolg»-,  Abaichu, 
J).    Über  dbse  BJthtcrngen  «ad  tber  da*  Materbb  der  R  überhaupt 
e.  baeoadera  Sittlichkeit. 

Der  Methode  «ad  Aufgabt  nach  gibt  ee  eine  empirbch  posttire,  deekripuV 
„••  i»«  t !••  li»" ,   *]«•  kiiiAt i\  >)•  >!uk ti\  • ,    IbWH  *'r .    BBOBSfl i * '     r.  .    r. .    »1»    \\  <  rl*  im«  n»i  h.t!  t 

(a,  <Lk  ab  Knaetbhm,  Dmsstfk  (Paclmm)  b.  dgL 

MMm^M«ttUbji  An  Vaim+kmkm  him  mmtotärnkm  rhiWThr. 

bei  Platob  (a.  Shtttebkeit).  aber  erat  ABtntKBU»  begraadet  ab»  Ethik  ab  be- 
Dbxiphn  auf  psychologbcher  Butt,  ab  IUI  der  „praktischen  PMkmophb"  nnd 

Guten  larulirtin  («f  Aym»oi  rtr*p**n,  Eth. 
II  2.  IHMb,  36ff.);ebbt  Guter  und Tafandkkre,  Db  E  der  Stoe bt  Göter  . 
TVajand  «ad  Pfflchtbhre  (Dtog.  Lehrt.  VU,  64);  ab  etaht  Im  VuidetgtuiMb  dar  Philo, 
aophb.  So  aaeh  die  E.  der  Epikureer  (egL  Wog.  Laart.  X.  90k  -  Bat  daa  S 
lastihem  (egt  Aa.T.an,  Scito  to  rpeum.  hrsg.  1711)  bildet  die  E.  messt  einen  Teü 
der,*lu«moplüaprectb*^etwnab.^cirtttbcth^  Eine  B.  (EtbJoae 

doc*rhmecbmcat^l600;ITiilrmT»n^ 
Inter  „Ethma"  versteht  man  ferner  leib  db 

,  hre  vom  hocket* n  Oute  and  ron  der  Tagend  (vgl  Mkbusuüs,  Lex,  philo».,  166». 
Hp.  470).  Bei  GSOUBCX  bt  ab  Tugendbhre  ( JW#i  arawteV  aire  Ethioa,  1676). 
8n>OBU  „Bthice,  online  gaometrba  deawnatrau"  (hreg.  1677)  db 


Nach  Hoaaaa  bt  db  B.  db  Lahn  von  dam,  was  far  db 
*ut  und  erhlecht  bt  (Levbthan.  K.  16k  far  ahm  damoaUteÜn  SBeuf  Whnaiüh  ilt 
halt  db  Ethik  Looks;  ab  bt  db  William hift,  welche  db  Regein  und  daa  Anhalt  für 
db  awemrhhnhwn  Handkingan,  db  aar  GMibmagkiH  fahren,  aowb  db  MhteL  ab  au 

mn.under.taod.  IV, K.J.  f  18;  K  21. f 3).  I«eycho 
db  Ethik  8HAmcaarBT.  Coimi.iwd,  Hutobbsob,  Homb  (En 
quiry  concern.  tha  prhmipbe  of  morab,  1761).  A.  Smith  (Tbeory  of  moral  nalliin  nta. 
1760),  Bbhtbam,  Holbacb.  Hblvbttos,  nach  welchem  db  Ethik  wb  ahm  „physique 
rxperirnental"  tu  hr.hearbhi  bt»  u.  a. 

Ab  WbsenechaftvomglftekBehgea  Leben  fafit  db  E  auf  G^  Tbomaävs  (Emkut. 
in  d.  Sittenlehre.  1603;  Ausübung  dar  SKambhre.  1606).   Bai  Ca».  Wolft  ist  die  E 

MI  der  praktischen  PhUoaophb  (a.  d.);  db  „Ethik"  oder  „Sittenlehre"  („phikv 
eophia  morahe")  bt  db  Lehre  ron  der  nMurgaminan  Leitung  dm  iimtmoMmaan  Han 
deine  nach  rernünftigen   Normen  (Phfloe.  morahe  aive  ethioa,    17601.;   Vernunft. 
Gedanken  ron  der  Menschen  Tun  und  Lassen,  1700).    Ähnlich  Bacmoabtbb,  Ethba 
phitoeophica,  1740. 

Ab  kritbche,  db  oberaten  Bedingungen  dm  sittlichen  Handeina  untersuchende 
Wiseenschaft  begründet  db  Ethik  Käst.  Db  E.  hat  ea  mit  den  Geeetxen  der  Freiheit  au 
tun.  Sb  hat  einen  empirischen  („praktische  Anthropologb")  und  einen  ratmnabn 
Teil  („Moral").  Db  „Metaphysik  der  Sitten"  untersucht,  wb  ebl  db  reine,  aus  sieh 
selbst  schöpfende  Vernunft  praktisch  sittlich  bbten  kann;  diese  „reine  MoralphUo- 


Ethik.  205 

sophie"  sieht  von  allem  Empirischen  ab,  um  nur  die  „  Quelle  der  a  priori  in  unserer 
Vernunft  liegenden  praktischen  Grundsätze"  zu  erforschen.  Sie  soll  „die  Idee  und 
die  Prinzipien  eines  möglichen  reinen  Willens  untersuchen  und  nicht  die  Handlungen 
und  Bedingungen  des  menschlichen  Wollens  überhaupt,  welche  größtenteils  aus  der 
Psychologie  geschöpft  werden".  Das  „oberste  Prinzip"  der  Sittlichkeit  ist  vor  allem 
festzulegen.  Die  „Kritik  der  praktischen  Vernunft"  (s.  d.)  fragt,  ob  und  wiefern  „reine 
Vernunft  zur  Bestimmung  des  Willens  für  sich  allein  zulange".  Sie  leitet  die  Sittlich- 
keit aus  dem  Gesetze  der  praktischen  Vernunft  (des  sittlichen  Willens)  selbst  ab 
(Grundleg.  zur  Metaphysik  der  Sitten,  1785;  Kritik  der  prakt.  Vernunft,  1788; 
Metaphysik  der  Sitten,  1797).  Im  Sinne  Kants  lehren  Chr.  Schmtd  (Versuch  einer 
Moralphilos.,  1790),  Jakob  (Philos.  Sittenlehre,  1794),  Krug  (System  der  prakt. 
Philos.,  1817f.)  u.  a.;  vgl.  Fries  (Handbuch  der  prakt.  Philos.,  1818).  Idealistisch 
ist  auch  die  Ethik  Fichtes  (System  d.  Sittenlehre,  1798;  WW.  1845L),  Schillings, 
Hegels,  der  aber  über  den  Kantischen  Formalismus  hinausgeht  (s.  Sittlichkeit).  — 
Als  kritische  (z.  Teil  auch  normative)  Wissenschaft  definieren  die  Ethik  Windel- 
band (Präludien3,  1907,  S.  382 ff.),  Rickebt  („Lehre  von  den  Normen  des  Willens"), 
Mehlis,  Probleme  der  Ethik,  1918  (Das  grundlegende  Phänomen,  der  Gegensatz 
zwischen  Sein  und  Sollen),  B.  Bauch  („Wissenschaft  vom  Werte  des  menschlichen 
Handelns"),  P.  Hensel  (Hauptprobleme  d.  Ethik,  1903;  Ethisches  Wissen  u.  ethisches 
Handeln,  1883),  A.  Messeb  (Kants  Ethik,  1904),  Vorländer,  Staudinger  (Das 
Sittengesetz,  1887),  Natorp  (Sozialpädagogik2,  1904;  3.  A.  1909),  Kinkel  u.  a., 
besonders  auch  H.  Cohen.  Die  E.  ist  die  „Logik  der  Geisteswissenschaften",  die 
Prinzipienlehre  der  Rechts-  und  Staatsphilosophie,  die  auf  die  Rechtswissenschaft 
hin  orientiert  ist,  indem  sie  sich  selbst  als  Rechtsphilosophie  durchführen  muß.  Sie 
ist  E.  des  „reinen  Willens"  (Ethik  des  reinen  Willens2,  1907).  Die  ErfahrungsreaUtät 
erhält  in  der  E.  ihre  Ergänzung  durch  Ideen,  welche  auf  eine  andere  Art  der  Realität, 
ein  „Reich  des  Sollens"  hinweisen  (Kants  Begründ.  d.  Ethik2,  1910). 

Keine  normative,  sondern  eine  „beschauliche",  darstellende  Wissenschaft  ist  die 
E.  nach  Schleiermacher  (Entwurf  e.  Systems  der  Sittenlehre,  1835;  Grundr.  d. 
philos.  E.,  1841).  Vgl.  Dorner,  Das  menschliche  Handeln,  1895;  C.  Stange,  Einleit. 
in  d.  Ethik,  1900  f. 

In  verschiedener  Weise  begründen  die  E.  idealistisch  Herbabt,  nach  welchem 
die  „praktische  Philosophie"  die  Lehre  vom  Tun  und  Lassen  und  die  auch  zur 
„Ästhetik"  im  weiteren  Sinne  gehörende  E.  die  Lehre  von  den  Billigungen  und  Miß- 
billigungen von  Willens  Verhältnissen  ist  (Allgem.  prakt.  Philos.,  1808),  At.tjhn  (Gr. 
d.  allgem.  Ethik,  1861,  S.  12  ff.),  Steinthal  (Allgem.  Ethik,  1886)  u.  a.,  ferner  Lotze, 
M.  Wentscheb  (Ethik,  1902  f.),  Ltpps  (Die  ethischen  Grundfragen,  1899;  2.  A.  1905), 
H.  Schwabz  (Das  sittliche  Leben,  1901;  Grdz.  d.  Ethik,  1896),  F.  Brentano  (Vom 
Ursprung  sittl.  Erkenntnis,  1889),  F.  Krüger  (Der  Begriff  des  absolut  Wertvollen, 
1898),  Martineau  u.  a.;  in  anderer  Weise  auch  E.  v.  Hartmann  (Das  sittliche  Be- 
wußtsein, 1886),  Paulsen  („Wissenschaft  von  den  Gütern,  die  dem  Leben  absoluten 
Wert  geben,  und  von  den  Normen  und  Kräften  des  Wollens  und  Handelns,  worauf 
deren  Verwirklichung  beruht",  Kultur  d.  Gegenwart  I,  6,  283;  vgl.  System  d.  Ethik6, 
1903;  7.  bis  8.  A.  1906),  Külpe  (Einleit.  in  d.  Philos.5,  1910),  Wundt.  Nach  ihm  hat 
die  E.  „erstens  auf  der  gegebenen  Grundlage  die  Prinzipien  zu  entwickeln,  auf 
welchen  alle  sittlichen  Werturteile  beruhen,  und  dieselben  in  bezug  auf  ihren  Ursprung 
und  ihren  wechselseitigen  Zusammenhang  zu  prüfen;  und  sie  hat  sodann  die  An- 
wendungen der  ethischen  Prinzipien  auf  die  Hauptgebiete  des  sittlichen  Lebens  .  .  . 
ihrer  Betrachtung  zu  unterwerfen".    Sie  hat  nicht  aus  sich  Normen  (s.  d.)  zu  geben, 


JIM]  Ethik. 


„db  ftaioblbk  ptada  Hamm  de« 
and  ihren  Uraprung  m  prüfen".  8b  «et  Nonnen  zu  Baden  und  zu  erklaren  (Etkik.  1*. 
1903;  I«.  1912).    VgL  Sröasoa,  Marmlphiloe.  flu  illfi  igen.  1908;  Etkbeke 
fragen.  1906;  Db  bttL  TAnfliiaagaa  and  db  Frage  «■*»  OtUbjWt.  1990  (i 
toi  ewmmnn  «ad  eeargbtawker  BtkJk). 

Auf  db  Werttheorie  («.  d.)  biäiran  db  Btkik  Bum  (Grundka,  de«  naturl. 
Rjntemad.  prmkt.  Pkiba.  1837  L).  OoUMoasu»  (Zar  Blank  daa  0  wHwflb—  I.  1901) 
u.  a,  ferner  Msiaoaa,  B—ifU«.  Ktttuo  «.  a 

Fmpbbnh,  pobür.  rrututbaaetbeh  bt  db  B.  bei  T?aaiaiM.  J.  8t.  Mjll.  GnrcKi 
u.  a  (a  Utitttariemue).  brner  Laa«.  R*rxax«or««.  Hurroixo  (Etkik«.  1901.  8  8  ff.). 
Umold,  P.  Baaoanux«  (B.  ab  KaltaipMb«..  1904).  W.  Brama  (Krit.  Grundbg.  dar 

-M7).  Ciixnu,  IL  U  Hraax  (klone*.  Btkik,  1911).  Jammuum  (Einbit.  in  d. 
Pkiba«.  1909).  Srmcaa  (Prkt*fc>  d.  Etkik.  18«*«..  I.  1.  f  21).  &Auun>n. 
Wiixiaju.  L  8t«f««x  (bebaue  of  Bthk*.  1882.  8.  38  ff. ).  Bornta.  Till«. 
Kut««.  Antau*.   (taindbgaag  ebne  Etkik  das  hl  walte  a  Lebena.   191s 

dar  ..1  ■liinauefloanpak''.  a  d.)  u.  a.    Mae«  Jone.  m«8  db  E.  auf  Pejuhnbab 
voaMetafmreikarin.  abfragt:  Waaietalttabk  waebtdaa  «ItirabT 

Laben  dem  ahmte«  Zurecfce  entaptachend  sa  aaaultan,  ab»  db  An- 
kher  daa  sittlich  Weueotb  uiibatb,  Idaab  aafetaibade  WbMoachsit 
(vgL  Geaek.  d.  Etkik'.  1908/12;  Ober  d.  Waaan  «.  d.  Aalgabe  dar  Btk  QuauttacUft  \ 
1909;  Waaan  u.  Zbbdaraik  Beengung  b  Lbu  bshbn.fr*,  1908;  Was  haut  etk  Kaakart 
1894;  Lehrb.  d.  Psycho!.».  1908).  -  Von  dar  Maral  ab  normativer  Kanaibkra  ■cbaidst 
aokarf  db  bbft  erklärende,  iminlngbrh  fundiert»  Moralubaaeaekaft  U»»ßirHi. 
(U  Morab  et  ba  aabaeaa  daa  moeur*.  1902;  8.  ed.  1907). 

Von  Etkikern  auf  hstbobaoher  Baab erklärt  V.  GatBBamV  db  E.  ( Moralpkiloeonkb) 
ab  „db  ana  da»  bOiikab«  Vn««aflgia«(blaiia  «dt  da»  aMtiMuhin  Iiekia  dar  Ver- 

■'"'*•  *  »^*^B«a^BJBh^He»,ew   fr  ae^Bnn^BJBalewBM %•  e\Ä8a  a^a^82Maa8jBX82f  S2iaamBna^«fSa)       *^äue^uVa«a1«^B9JBXnM98e»#  B89^P*«"u    8    «   e^k   • 

Foaar««.  Lebanatahrnag,  1914»;  AutoriUtund  Freiheit.  191 1 «.  a  —  VgL  E.  Lajtd. 
«ua«.  Hauptfragen  dar  Etkik.  1874 ;  Stau«,  Einbii  in  d.  Moral ■«niwbeft.  1892  f. ; 
DoRiao.  Handbock  d.  maaathaoh  nattrt  Sitteabhre.  1898;  Sidowic*.  Mrtkoda  of 
Etkice*.  1901;  deutarh  1909;  F.  Tmlly.  Einfuhr,  in  d.  E\.  1907;  Soarrea.  «.runda. 
.  1882.  &  1  ff.;  E.  Bsc«««.  Db  Grundfragen  der  K..  190h.  .  Aoklu. 

Ktl,.k\1903;  EaaaxrsLa  Grundbegriffe  der  E..  1907;  W.  F«Jtjnt«u  Grundr.  der  E. 
1908;  Dt««,  Qrda  d.  Etkik,  1909;  W.  HeaaMAXX.  Etkik«;  1910;  B  v.  |fiBffaU88, 
«;nmdr.  d.  etk.  Prtoainbnlehn».  1909;  M.  WrmiAXX.  Db  Grondfragen  der  Etkik. 
1909;  P.  O.  Faax*.  Ideaket,  Sitteabbir.  1909;  r.  8c«c«««t-Sold««x.  Grundlagen 
der  E..  1887;  R  na  Rossarr.  L'Eüdque.  1898;  R«»ocv«a«,  La  aebnea  de  la 
Morab*.  1908;   A.  Lamd«y.  Principca  de  morab  ratfoneUe,  19m> .  <*.  Morab 

das  ideeaforcea,  1908;  Boro«,  Phiba.  of  Loyalty.  1908;  Caoc«,  Fibaofb  detU  pratba. 
1909.  —  Mbinkrh,  Alferm.  Geaek  dar  altem  und  neuern  F...  18t*-  rlaxdb«. 

«*acb.  der  philo*.  Moral  .  .  ..  1866;  T«.  ZlBULK«,  Qeack  d.  K..  1881/86;  Kü 
(back  der  E.  1.  1887;  JoDL,  (back,  der  E.  ab  pkiba.  Wbaenach.«.  1908/12;  Jixrr. 
Hbtoire  de  U  philo«,  morab  et  poliu,  1868;  3.  A.  1887;  Makthtkaü.  Type«  of  Etkbal 
Tbeorj1,  1891;  L,  Schmipt.  Db  E.  der  alten  Orbehen.  1882;  M.  Wüxdt.  Geaek. 
der  grbekbcken  E..  1908L;  Lctba«dt.  Geaek  d.  chriatkekea  E..  1888L;  V.  8T«ax, 
i-'.iiifiihning  in  db  Probbme  u.  Ge«ebbhte  der  Etkik,  1913;  Else  WKXTaoaxB, 
•  .lundtQge  der  Ethik.   1913;    A   Mass««,  Etkik.   Eine  phil.   Erörterung  der 

tfragan,  1949;  ^utscbw.  Der  Mensch  u.  «ein  Ziel.  1914;  Fkldkklls«,  Etkik 


Ethikotheologie  —  Eudämonismus.  207 

für  Deutsche,  1919;  Scheler,  Der  Formalismus  in  der  Ethik  u.  die  materielle  Wert- 
ethik, 1921  2  (sucht  eine  absolutistische  und  objektive  Ethik  zu  begründen.  Alle 
Werte,  Sachwerte,  Werte  von  unpersönlichen  Gemeinschaften  und  Organisationen, 
sind  den  „Personwerten"  unterzuordnen:  darum  auch  „ethischer  Personalismus"). 
Über  Ressentiment  und  moralisches  Werturteil  (in:  Vom  Umsturz  der  Werte  I, 
1920 2);  D.  v.  Hildebrand,  Zur  Analyse  der  Handlung,  Jahrb.  f.  Phil.  u.  phänomen. 
Forschung,  1914.  —  Will.  Stern,  Grundgedanken  der  personalistischen  Philosophie, 
1918;  E.  Spranger  (Lebensformen,  geisteswissenschaftliche  Psychologie  und  Ethik  der 
Persönlichkeit,  1921 2,  256)  erkennt  das  Ethische  „an  dem  normativen  Charakter, 
der  im  Konflikt  der  Werte  den  höheren  oder  höchsten  objektiven  Wert  auszeichnet". 
„Das  Sittliche  wird  erkennbar  als  die  zu  den  Wertinhalten  des  Lebens  hinzutretende 
Form  des  Sollens.  Seinem  Gehalt  nach  ist  es  die  persönliche  Richtung  auf  den  höchsten 
objektiven  Wert  unseres  eigenen  inneren  Wesens";  W.  Rathenau,  Zur  Mechanik 
des  Geistes,  1920"  („Ethik  der  Seele",  S.  191).  —  Vgl.  Sittlichkeit,  Tugend, 
Pflicht,  Gut,  Norm,  Moralischer  Sinn,  Sollen,  Intuitionismus,  Rigorismus,  Imperativ, 
Kudämonismus,  Hedonismus,  LTtilitarismus,  Perfektionismus,  Werttheorie. 

Ethikotheologie  s.  Moralbeweis. 

Ethisch  bedeutet:  1.  sittlich  (s.  d.).  sittlich  gut;  2.  zur  Ethik  gehörend,  in 
das  Gebiet  derselben  fallend. 

Ethologie   nennt  .T.  St.  Mill  die  Charakterologie  (s.  d.). 

Ethos  (föog):    Sitte,  Sinnesart,  Charakter  (s.  d.). 

Euhulie  (etßovAta):  Klugheit,  Einsicht.  Vgl.  Aristoteles,  Eth.  Nicom.  VI,  10; 
Thomas,  Sum.  theol.  I,  II,  57  („habitus,  quo  bene  oonsiliamur").  Gegensatz: 
„Dysbulie". 

Eudänioniftmus  (evSatuoviaiiög,  von  tidaiuovla,  Eudämonie,  Glückseligkeit, 
Wohlfahrt)  ist  derjenige  ethische  Standpunkt,  nach  welchem  das  Endziel  des  (sitt- 
lichen) Handelns  die  (eigene  und  fremde)  Glückseligkeit  (s.  d.),  die  (individuelle  und 
allgemeine)  Wohlfahrt  ist.  Der  E.  kann  egoistischer  oder  auch  altruistischer,  indi- 
vidualistischer oder  sozialer  E.  sein.  Wird  die  Eudämonie  in  die  Lust,  in  das  Glücks- 
gefühl als  solches,  in  den  Genuß  gesetzt,  so  ergibt  sich  der  Hedonismus  (s.  d.).  Ein 
Teil  der  „Ctilitaristen"  (s.d.),  welche  insgesamt  (sozial  gerichtete)  Eudämonisten 
sind,  denkt  hedonistisch.  Gegen  den  E.  ist  zu  bemerken,  daß  zwar  alles  Handeln  von 
last-  und  unlustbetonten  Vorstellungen  ausgeht,  daß  aber  nicht  alles  Handeln  bloß 
Lust  oder  Glückseligkeit  zum  Ziele  hat  und  daß  ferner  Glück  oder  Wohlfahrt,  so 
wichtig  sie  sind,  doch  nicht  den  vollen  Inhalt  des  Sittlichkeitswillens  selbst  dar- 
xMlen  (vgl.  Sittlichkeit). 

Eudämonisten  sind  in  verschiedener  Weise  Demokrit,  Sokrates,  die  Kvniker, 
Kyrenaiker,  Epikub  u.  a.,  aber  auch  Aristoteles  (s.  Gut)  und  teilweise  sogar 
Platon,  ferner  Spinoza,  Locke,  Leibniz,  Shaftesbury,  Helvetica,  Holbach, 
Bentham,  J.  St.  Mill,  Feuerbach,  D.  F.  Strauss,  Fechner,  Sigwart,  Adickes, 
Dühring,  Th.  Ziegler,  Sidgwick,  Schuppe,  Dürr,  E.  Becher  (Die  eth.  Grund- 
lagen, 1908),  E.  Pfleiderer  (Eud.  und  Egoismus,  1880),  Döring,  Gizycki,  Spencer 
u.  a.    Vgl.  Jodl,  Gesch.  d.  Ethik,  II,   1912. 

Ein  Gegner  alles  E.  in  der  Ethik  ist  Kant  (s.  Rigorismus).  „Eudämonist"  ist 
ihm  ein  „Egoist",  der  „bloß  im  Xntzen  und  in  der  eigenen  Glückseligkeit,  nicht  in 
der  Pflichtvorstellung,  den  obersten  Bestimmungsgrund  seines  Willens  setzt"  (An- 
thropol.  I,  §  2).     Sittlich  ist  nur  eine  Handlung  aus  Achtung  vor  dem  Sittengesetz, 


106  Eugenik  —  ErolunonJmnm. 


ohm  Rocksiebt  aof  materiak  Zwecke  dm  Handelns  (egL  «ttSmfcmL  QhV*«ehgke4t) 
Doch  gibt  •■•ddblliohakraekt.dbmflMehPflknMirind:  „Flgaai  VoMmmmenbeu 
-  fremd»  QmühmHgkail  "  Gofnor  de*  E.  sind  ferner  mm,  Hnom,  E.  *.  Habt 
lun,  N'iimcn,  Www,  K6irs  (Einleit.  in  die  Philo».4.  S.  324  ff).  Wi 
H.Scbtwam,  Uvolo,  H.  Coerxa.  Na-ro&r.  Bsaolbt  u.  «.  ;  Srxnjm,  Der  1 
in  dm  Ethik.  1921«.  245  ff.  -  VgL  Hrnn,  Der  E.  m  der  grmcWhen  Phflosophk.  1883. 


.  i.\ut..r  <lrr  |nj|  *»1fP<)  k> 
oa  Heroen  (vgl. 

Dmlin  I il>dE) 

Bakolle  (roWfe):  Heiterkeit.  ftokamn;  Gigannta:  Dyskolie  (Stall 

Kakrmele  (r*n«m*/a):  gut»  Mieofamf  dir  Korpmkrkft*  (..bona  corporis  tem- 
%  hannonbchns  Tempirimwl      Gefenmu:   Djskrasie  (mtemperies) 

K.phori«  :    Osftkl  giltikaili«  Lebern. 

I  ..pmilr   (rimfmiU):   Recbttun,   richtig«  Handeln  (vgl  Xworno».    Me 
mornk.  III.  9,  14;  Amamrmm.  Eck  Nimm.  1 11.  1101  fc7l 

l»*9ifi*tm):   Gotlmfmckt.  Frömmigkeit. 

(•dwmmfffe):  Knast  des  guten  Starkene  („am  bea 


I  I  ideas  (eridentia,  ird^um)  tat  die 
deren  sie  um  eo  „stnknohmn"  dal  wir  gmOtlft  «Ind.  i 
für  gültig,  wehr  m  keilen  (mm.  m  negieren).  Dm  Streit  dreht  eich  im  eilem  um  die 
frag«,  ob  E.  In  einem  subjektiven  fliwakikeitmu  einer  UrteiknMgung  oder  in  einer 
objektiven  Tatatekttchkeit  heatrht.  Urunrtlsibare  E.  kommt  Art-irk^iinpiiitnflsii 
sowie  «prtarkohen  («.  d.)  Urteilen  »her  IUihthmen  (s.  d.)  an.  VgL  Locke.  Eaeey 
oonmrn.  hum.  undereUnd.  IV,  K.  1  1 1 :  MnrDBjmon.  Okm  die  E.  in  d.  meta- 
phym.  Wimeneck..  1  A.  1786,  IL  S.  10 ff.;  Samsr.  Logik.  1904,  I*.  94;  W 
Logik  I».  1908,  &  760.;  Bnun,  Der  Oiganitantl  d.  Erkenntnis«.  1904 
Hunmu  Log.  Unterrock..  1900/01.  I,  16S ff.;  11,  699:  E.  k*  den  „Erkbnis  der 
Wahrheit";  lütoroao.  Ober  Annahmen,  1908,  S.  67;  Okm  dm  Hrfifcrnngagi und 
wann  um.  Wmarna,  1908;  Knnrnan,  Die  inteUektueilen  Funktionen.  1909.  S.  189. 
146  u.  ff.;  Onran,  Okm  Wahrkeit  and  Evident,  1918:  „Die  Erkies»  bmteht  darin, 
daß  der  rom  Urteüsakt  lnmndimm  mpnaUaffluhr  Sachverhalt  in  «einen 
Seihet  diesem  Akte  gegenwärtig  kt";  Hörum.  Orundlehren  der  Logik.  1890; 
f.  Philo«.,  Bd.  137.  1910  (E.  ak  innerm  Kriterium  dm  Wahrheit;  e«  gibt  evident  wahre 
und  evide.nxlos  wahre  Urteile);  H.  BmoMAKV,  Unterrock,  mm  Problem  der  Evidens 
der  innem  Wahrnehmung.  1908;  Bm,  Psychologie  de«  Denkens.  1918.  —  VgL  Klarkeit 
(Deaoartea),  Wahrnehmung  (innere).  Wahrheit,  Gewißheit*  Prinaip  (ackottmoka 
Schule),  Axiom,  Denkgesetae, 

I Solution    ».  Entwickhing,  Praformation. 

Kvolutioninmms:  1.  Entwicklungslehre;  2.  evorotioiustische,  entwick- 
lungstheoretiache  Welt-  und  Lebensauffaasung ;  evolutiooistische  Betrachtung  und 
Erklärung  eine«  bestimmten  Gebiete«,  etwa  des  Seeknieben«,  der  sittlichen  Tatsachen. 
de«  Erkenn  tnlsproweeee;  3.  diejenige  Richtung  der  Ethik,  nach  welcher  dm  Sitt- 
liche  («,  d.)   einer   Entwicklung   unterliegt   (Snrffoaa,    Jodl,    Horror™.   Womr, 


Ewigkeit.  209 

S.  Alexander,  L.  Stephen,  Carneri  u.  a.)  oder  nach  welcher  auch  die  geistige 
Entwicklung  selbst  das  sittliche  Endziel  bildet  (Wundt  u.  a.).  Die  evolutionistische 
Erkenntnislehre  (Spencer,  Nietzsche,  Potonie,  Mach,  Jerusalem,  L.  Stein, 
F.  C.  S.  Schiller,  zum  Teil  auch  Simmel  u.  a.)  erklärt  die  Entstehung  der  Grund- 
begriffe und  Grundformen  unseres  Erkennens  aus  biologischen  Faktoren  oder  als 
Mittel  zur  Lebenserhaltung.  „Im  Kampf  ums  Dasein  erzeugt  das  Gehirn  vornehmlich 
solche  Vorstellungen,  welche  ihm  diesen  Kampf  erleichtern"  (L.  Stein).  Die  Nütz- 
lichkeit der  Erkenntnis  schafft  die  Objekte  der  Erkenntnis  (Simmel;  s.  Wahrheit). 
Erkenntnisformen,  wie  Raum,  Zeit,  Kausalität  u.  a.,  welche  die  Vorfahren  empirisch 
erworben  haben,  sind  jetzt  durch  Vererbung  apriorisch  (Spencer,  Stein  u.  a.).  Vgl. 
Baldwin,  Darwin  and  Humanities,  1911;  H.  Driesch,  Philosophie  des  Organischen, 
1909;  J.  Schultz,  Die  Grundfiktionen  der  Biologie,  1920,  22.  Vgl.  Entwicklung. 
Ewigkeit  (aeternitas)  ist  im  strengen  Sinne  des  Wortes  nicht  eins  mit  un- 
endlicher, unbegrenzter  Zeit,  sondern  zeitlose  oder  überzeitliche  Dauer  des  Seins, 
Zeitlosigkeit  oder  Überzeitlichkeit.  E.  ist  ein  idealer  Grenz  begriff,  der  die  Denk- 
forderung  enthält,  von  aller  zeitlichen  Bestimmtheit  abzusehen.  Das  Ewige  ist  zu- 
höchst,  was  durch  alle  Zeit  hindurch  währt,  was  von  der  Zeit  nicht  berührt  wird, 
vielmehr  dasjenige  ist,  was  alles  Zeitliche  aus  sich  entläßt  und  es  zur  überzeitlichen 
Vergangenheit,  Gegenwart  und  Zukunft  in  Einem  darstellenden  Sein  zusammenhält. 
Ewigkeit  ist  die  überzeitliche  Seinsweise  dessen,  was  vom  Endlichkeitsstandpunkt 
als  unendliches  konstantes  Geschehen  sich  darstellt,  denken  läßt.  Ewig  ist  das  Ab- 
solute (s.  d.),  die  Gottheit  und  alles,  sofern  es  zeitlos  in  ihr  beschlossen  liegt,  als  die 
„Idee"  einer  sich  zeitlich  entfaltenden,  auseinanderlegenden  Einheit.  Sofern  alles 
am  unge wordenen,  unvergänglichen  Sein  (s.  d.)  partizipiert,  hat  alles  einen  Ewigkeits- 
kern,  es  gründet  im  Ewigen,  sei  es  nun  Ding  oder  Ich,  Subjekt,  Geist  (s.  Unsterblich- 
keit). Die  Welt  (s.  d.)  als  solche,  als  Inbegriff  der  Einzeldinge  und  des  Einzel- 
geschehens, ist  nicht  selbst  ewig,  aber  die  Projektion  des  ewigen  Seins  in  die  Zeit, 
das  zeitliche  Hervortreten  des  zeitlos  Angelegten. 

Während  nach  Heraklit  das  Werden  (s.  d.)  ewig  währt,  ist  nach  den  Eleaten 
das  Sein  (s.  d.)  ewig,  ungeworden  und  unveränderüch.  Ewig  sind  die  Atome  (s.  d.) 
Demokrits,  die  „Ideen"  (s.  d.)  Platons,  die  „Formen"  (s.  d.)  des  Aristoteles. 
Das  Ewige  (alwv)  wird  von  der  Zeit  nicht  berührt,  schließt  die  Zeit  in  sich  ein 
(De  coelo  I  9;  Phys.  IV,  12).  Die  Welt  ist  ewig,  ohne  Anfang  und  Ende 
(De  coelo  II  1,  283  b  28);  ewig  ist  auch  die  kreisförmige  Himmelsbewegung.  Ewig  ist 
der  unbewegte  Weltbeweger,  Gott  (£$ov  ätdiov,  Metaphys.  XII,  7).  Die  Stoiker 
lehren  die  E.  des  göttlichen  „Pneuma"  (s.  d.),  der  Weltsubstanz  (Diogen.  Laert.  VII, 
137).  Wie  Platon  lehrt  Plotin,  die  Zeit  (s.  d.)  sei  erst  mit  der  Welt  entstanden. 
E.  definiert  er  als  „Leben,  das  identisch  bleibt,  welches  das  Ganze  stets  gegenwärtig 
hat",  als  das  „Sein  in  völliger  Ruhe"  (Ennead.  II,  7,  3).  Nach  Boethius  ist  die  E. 
das  „nunc  stans"  (stehende  Jetzt),  die  unbegrenzte  vollkommene  Lebensfülle  („inter- 
minabilis  vitae  tota  simul  et  perfecta  possessio"),  die  von  der  zeitlichen  Beständigkeit 
(„sempiternitas")  zu  unterscheiden  ist  (De  consolat.  philos.  V).  Augustinus  unter- 
scheidet die  (erst  mit  der  Welt  geschaffene)  Zeit  von  der  E. ;  nur  letztere  ist  ohne  Ver- 
änderung. Die  Welt  war  nur  in  Gott  ewig  (De  civit.  Doi  XI,  4,  6;  Do  trink.  II,  5; 
Confession.  XI,  11).  Während  Nemesius,  Avicenna,  Averroes  u.  a.  die  E.  der 
Welt  lehren,  betrachten  die  christlichen  und  jüdischen  Scholastiker  die  Welt  als 
von  Gott  mit  der  Zeit  geschaffen.  Unterschieden  wird  die  E.  von  der  Zeit  sowie  vom 
„aevum",  der  unbegrenzten  Dauer  des  Geschaffenen  („mensura  eorum,  quae  facta 
sunt,  sed  finem  non  habent",  Albertus  Magnus,  Sum.  theol.  T,  5,  qu.  23).  Gott  ist 
E i s  1  e r  ,  Handwörterbuch .  1 A 


210 


auBer  der  Zeit  („extra  oirtinem  temporie')  (Thomas    u.  a.;   Tgl.   Scabbx.   Metaph. 
dwpuUL  00). 

Ewig  i>i  da«  Unirereum  ah  EmheU  nach  O.  Baoao  and  nach  SrorotA.   IM*  B. 
dar  „Subatam"  (a.  d.)  bedeutet  die  im  W« 

(Eth.  I.  def.  Villi    Auch  die  „Attribute"  (a.  <L)  dar  gottttohea  Suhatana  «ad 
unrertadarttoh  wie  üou  eelUt  (L  c  prop.  XIX«.).   Da»  ■  Behau  ftbmmlalMil  ietdb 
dar  Dinge  „sab  apada  aaternitatis".  d.  h. 

(..Kaa 
ad< 
taDeo 
".  Eth.  V.  prop.  XXIX.  aohoU    Dm  JLM 
(«.  d.)  hat  aichta  mit  mmlkiher  Dauer  au  tun  (L  c,  I.  daf.  VI ! 

Da  nach  Karr  dk  Zeit  (a.  d.)  aar  nmn  Aaechausngalnre!  tat,  ao  ha—  da«  „Ding 
an  eJoh"  nicht  aalhat  In  dar  Zeit  «ein.  aa  nal  bmaJsa  aa»  awhjan.  ueilbssa  Saht 
fflhtHw  Ufa  übtrasrÜkJümH  daa  .*'  *  tan"  betonen  Fscara,  Stmoru* 
(a.  üimilMiMnHk  Bmuammätmm  Oax  Enaom  Bcamuno  a.  a.  Nach 
an  dar  „ilfcilsslsniha"  ProaeO  dar 
Dar  (objaktrfa)  ..Begriff",  dm  „Idae"  (a.  <Lb  dar  H(hhtM  (a.  <L)  iat  aritloe*wig,  die  Zeit 
UrtduTch  Um  er»t|r»eet«U  er  btd»  „Macht  der  Zeit".  MNnr  daa  NatnrJkha  kn  danun 
dar  Zait  Untertan,  inaohirn  na  andHah  iat;  daa  Wahr»  digagen.  die  Idee,  der  Qatat.  iat 
ewig"  (EnarkJop.  f  256).  Ali  naitkaa  Gültigkeit  ti  Ulli  will  d»  Ewigkeit 
Bajn»  (Pramd.\  1007,  8.400b  Nato**  u.a.  Nach  Ooon  badantat  dm  E  de. 
den  „WWrpajiht  für  daa  rsatlom.  endloee  Vw  anHaauhiaian 
(Kthik,  1007.  8  MO,  900b  Ala  die  „mal  fuimuhnhiaJi  ewig«  Zeh"  (aOt  die  E. 
Castam  auf  (Der  Tianmamnning  dar  Dinge.  1001.  8  170b  auch  Nimmi  („ewige 
Whxmrkunft").  Banoeow  <•.  Daner);  nach  J.  Rorcn  mt  die  Zait  afc  Qanaaa  die  E. 
(Tha  World  and  the  Indiridual.  10001..  8  Ulli.  »7.  057b  Ehta  £.  nr  das  Qe- 
wordenen,  nicht  a  parte  ante,  gibt  aa  nach  DOnmo,  Rsnocrmn  u.  a.  (rgb 
Zait.  Unandhchb  Nach  O.  Ewaip  iifimin  wir  daa  Ewiga  „blofl  in 
auf  die  Zeit".  Von  dem  Begriff  aeiUoaar  Identität  gaaiagen  wir  mm  Begrifl  dar  E. 
(Zar  Analyse  daa  Unatarh&mhatmprohL.  Warn  Bailaga  <L  Philoa.  Oimlhah  in  Warn. 
1912.  8.  100f.b  -  Über  das  Ureprung  dar  Ewhjkaitaidee  rgL  Lock*.  Easey  oonc 
bnm.  undaratand.il.  K.  14,  fOl;  Laxanx,  Nonr.  Erna«  II.  X.  14,  §27;  Vot* 
MAmr.  Lshrb.  d.  Paychoi.  1004.  II«.  SO;  Woxpt,  Logik  I'.  1000.  8  470.  VgL  m 
der  Sammlung  ..Weluneohauung".  1010,  den  Beitrag  ron  JotL;  Sanum.  Vom 
Ewigen  im  Menschen.  L  1021.  —  VgL  Zait.  UnandVch,  ÜMluliHnhlriiH,  flahslaaa, 
Walt.  Schöpfung,  Apokataataate.  Wahrheit. 

Exakt  (vollendet),  genau,  den  togischen  Aniorderungan  roUkomn 
methodologiach  einwandfrei  dargetan,  genau  und  ToOattadhj  definiert, 
ba Wimen.  Exakt  im  engeren  8inne  sind,  außer  der  reinen  Logik,  die  mathematisch, 
quantitativ  begründeten  Wianenachaften.  VgL  DCnnro.  Logik,  1005,  8.  24;  Rntnx. 
Der  philoa.  Krithuamua.  1876L,  U  2.  8  28;  Liebhast»,  Zur  Analys.  d.  Wirklichkei  t ». 
1000,  8  202;  Wukdt,  Logik,  I",  1000,  8  476;  Xatorf.  Die  togischeu  Grundlagen 
der  exakten  Wissenschaften,  1010,  S.  1  ff.;  L.  Gilbest.  Fundamente  dm  exakten 
WimenaL  1011. 

Exaltation:   Erregung  (a.  d-b    Anfragung.   Geganaata:  Depnssion  (Nieder- 
gceehlagenheit). 


Exclusi  —  Experiment.  211 


Exelusi  tertii  (medii)  principium:  Satz  vom  ausgeschlossenen  Dritten 
(Mittleren):  A  ist  B  oder  Nicht-B;  ein  Drittes  ist  nicht  möglich.  Von  zwei  einander 
kontradiktorisch  (s.  d.)  entgegengesetzten  Urteilen  muß  eines  richtig,  wahr  sein; 
es  können  nicht  beide  Urteile,  das  bejahende  und  das  verneinende,  zugleich  falsch 
und  etwa  ein  drittes  Urteil  gleichen  Inhalts  wahr  sein  („tertium  non  datur").  Vgl. 
Aristoteles,  Metaphys.  X  7,  1057  a  33;  Hegel,  Enzyklop.,  §119;  Heebabt,  De 
princip.  legis  exclusi  medii,  1833;  Sigwabt,  Logik,  1904,  I2;  B.  Ebdmaxx,  Logik, 
1892, 1,  366;  Wundt,  Logik  I3, 1906,  S.  555  f. ;  Cohen',  Logik,  1902,  S.  339;  Dbiesch, 
Ordnungsielire,  1912. 

Exemplarismus  ist  die  Lehre  von  den  ewigen  Urbildern  (exemplaria), 
Ideen  (s.  d.)  der  Dinge  in  Gott  ( Augustinus  u.  a.). 

Existenz  s.  Sein,  Wesen.  —  Existentialurteil  s.  Sein,  Wahrnehmung 
(Kbeibig),  Urteil  (Bbentavo  u.a.).  —  Existential:  Seinscharakter  eines  Aus- 
aageinhalts  (Avenabius).  Vgl.  H.  Cobnelius,  Versuch  e.  Theorie  d.  Existential- 
urteile,  1894. 

Exklusiv:  ausschließend.  E.  Urteile  („propositiones  exclusivae")  sind 
Urteile  von  der  Form:  nur  S  ist  P  (z.  B.  Gott  allein  ist  vollkommen).  Vgl.  Ausschluß- 
verfahren. 

Ex  mere  negativis,  ex  mere  particularibus  nihil  sequitur:  Aus 
zwei  verneinenden,  zwei  partikulären  Prämissen  ergibt  sich  kein  gültiger  Schluß. 

Exogamie:  In  der  Völkerpsychologie  die  im  Totemismus  geltende  Ehe- 
regel, daß  das  Mitglied  eines  Clans  nur  Mitglieder  eines  anderen  Clans  heiraten  darf. 
(Wundt,  Völkerpsychologie,  VLTi,  1917,  365 f.) 

Exogen:    von  außen  stammend.     Gegensatz:  endogen. 

Exoterisch  (i$a)T£Qix6s),  nach  außen  hin,  für  die  Außenstehenden,  Xicht- 
Eingeweihten,  Laien;  populär;  Gegensatz:  esoterisch  (iaazegtxös),  innerlich,  in 
tieferer  Bedeutung,  für  die  Eingeweihten,  nach  strenger,  tieferer,  methodischer  Denk- 
weise. Diese  Unterscheidung  rührt  von  der  Einteilung  der  Schriften  des  Aeistoteles 
in  exoterische  (populärer  gehaltene  Dialoge,  Schriften  über  Rhetorik  u.  a.)  und  eso- 
terische (Vorträge  über  schwierigere  Themata;  vgl.  „akroamatisch").  Vgl.  Aeisto- 
teles, Top.  Vin  1,  151  b  9;  Eth.  Nicom.  I,  13;  VI,  4;  Ciceeo,  De  finibus  V,  5,  12; 
Gellius,  Noctes  Atticae,  XX,  5,  2. 

Experiment  (experimentum),  Versuch,  Herstellung  künstlicher,  eindeutig 
bestimmter,  beliebig  variabler  Bedingungen  für  das  Auftreten  von  Vorgängen,  deren 
Ablauf  beobachtet  wird.  Das  E.  ist  ein  planmäßiges,  einem  Erkenntnisziele  dienendes 
Eingreifen  in  das  Geschehen,  eine  willkürliche  Anordnung  von  Faktoren  mit  Ab- 
haltung, Isolierung  anderer.  Das  E.  ist  eine  Frage,  die  wir  an  die  Natur  stellen  und 
ist  von  gewissen  Grundsätzen,  oft  auch  von  Annahmen  geleitet,  die  durch  das  E. 
bestätigt,  verifiziert  werden  sollen.  Durch  das  E.  wird  erst  eine  exakte,  quantitativ 
bestimmte  Naturerklärung  möglich,  und  auch  in  der  Psychologie  (s.  d.)  können  exakte 
Beobachtungen  zum  Teil  nur  durch  das  experimentelle  Verfahren  angestellt  werden. 
Die  Notwendigkeit  des  E.  hat  in  neuerer  Zeit  als  einer  der  ersten  F.  Bacox  betont 
(Novum  Organon  I,  70,  82,  100).  Eine  Vergleichung  der  Instanzen  (s.  d.)  ist  erforder- 
lich, besonders  kommt  es  aber  auf  die  „prärogativen",  maßgebenden  Instanzen  an, 
zu  welchen  die  „Instanzen  des  Kreuzes"  gehören,  welche  die  untrennbare  Verknüpfung 
von  Eigenschaften  zeigen  (1.  c.  II,  36;  davon  der  Ausdruck  „experimentum  crucis", 

14* 


212  ExpueHe  ~  Farbenblindheit. 


entscheidender  Versuch).  VgL  J.  8r.  Miu,  System  d.  Logik.  1874;  Wcinrr.  Logik. 
1007.  II  •;  Mac«.  Erkenntnis  a.  Irrtum.  1008.  &  108f.  -  Gedankenexperin 
(Mach  u.  a.)  sind  Versacke,  dkmuim  bioffen  Denk»,  avt  Dsnkobfekten  macht, 
etwa  auf  Grand  der  Frag«:  was  kommt  heran»,  «m  wir  dies  «ad  da«  annehmen  ? 
VgL  F.  C.  a  8cmxo.  Forawl  Logic.  1018.  -  Üb»  •tpnli—mlh  Peyokologb 
egL  swynboiogie. 

I  \|.li«ite    (entfaltet),    besonders,    gesondert    dargefegt:     implici 
rtabeechlossen.  nickt  ■ueililialine 


I  vponibel:    rrklirbar.  erklerangebedarftJg  (^xponibihV 
exponlhUm"  bei  den  Scbols.t  ikern)    Nnak  Kawt  keine  «ine  Vor 
bfldungakrslt  exponiere«",  efe  ^  Begriffe  Magen".    Dm 
iet  «in*  ..kmiponibkt"  VorseeUaag,  d.  k.  efe  kenn  ab  < 
ikr  kein  Begriff  adlaaat  bt  (Krit.  d.  Urteilskraft,  f  57). 

I  BMMfl       der  Aaedeknong  (s.  d.)  neck.  srageikliiH       ^L   Bann. 
Stellung  (Wovor). 

I  McrnnILntlaa  «.  lohsheetion 

KxtreJektU«  a.  Introfektioo  (Mac«). 

I  Mramental:   außerhalb  des  Ceietea  (extra,  mens). 

einer  Materie,  korpwaokee  Objekte.    Vgl  Objekt»  Sera, 

I  Mrnpolattem   bt  der  SckfeJ  era  einer  Beräe  von  gegebenen  Falfen  auf 
einen  Greaxwert  nie  Ideelfall  (Ostwalo,  Oraadr.  d.  Nauirphikm,  1808.  8.  56). 

Kxaentriacb  e.  Protektion. 


Fakfinhfttt    Gegebenheit,  Teteiokaeakoh. 

r  «Marien   (falbcfee):    fabeka,    trftgerbnbi    Schlosse,    Fekl     «ad    Trag. 

ecklOme  («.  d.). 

Fälle  s.  Instant,  Pfeyoaopkyeik. 

Falsch  bt  der  Gegearats  ron  wekr.  richtig.  Fahek  kann  eein 
eine  Schlußfolgerung,  eine  Definition,  eine  Ihiwekfneniug.  eine  Aussage,  ein  Vor- 
fahren.  Die  FabckheJt  eine»  Urteib  beateht  darin.  da8  ea  entweder  dem  Tatbestände, 
dem  Sachverhalte  nicht  angememen  ist,  oder  daß  ea  richtigen  Urteilen  widerspricht 
Gibt  ea  „Wahrheiten  an  eich",  eo  muß  man  auch  annehmen,  daß  etwas  ..an  sich  fabch'4 
»ein  kann.    VgL  Irrtum,  Wahrheit.  Ricktigkeiu 

Farbenblindheit  (..DaltooJamos".  nach  Daltoic,  der  zuerst,  1704,  diese 
Erscheinung  festgestellt  hat)  bt  der  Mangel  1.  alfer  Farbenempfindung,  wobei  aar 
Helligkeiten  empfunden  werden  (totale  F.),  8.  bestimmter  Farbenempfmdwagen : 
Rot-,  Grün-.  Kot-Grün-,  Blau-.  Gelb- Blindheit  (partielle  F.).  VgL  Hbxxboltz. 
PhysioL  Optik»,  1886 ff..  S.  1173 ff.;  Weser.  Grdx.  <L  phys.  PsychoL  II«.  1910, 
S.  236  ff.  Über  Farbenblindheit  im  künstlerischen  Schaffen:  A.  GrmiAJ»»,  Die 
Wirklichkeit  n.  ihr  kiinstterieches  Abbild.  1912.  —  VgL  Geeicktesinn. 


Fatalismus  —  Fesapo.  213 


Fatalismus  (fatalis,  verhängnisvoll),  extremer  Schicksalsglaube,  Glaube  an 
die  absolute  Macht  des  Schicksals  (s.  d.),  durch  welches  nicht  bloß  olles,  was  geschieht, 
notwendig  geschieht,  sondern  auch  alles  Geschehen  so  vorausbestimmt,  festgelegt  ist, 
daß  niemand  etwas  daran  ändern  kann,  mag  er  auch  tun  oder  unterlassen,  was  er 
will.  Der  F.  übersieht  den  Umstand,  daß  wohl  alles  Geschehen  durch  Ursachen  be- 
dingt ist,  daß  aber  zu  den  Ursachen,  welche  Glieder  des  Kausalnexus  bilden,  die 
eigenen  Kräfte  und  Handlungen  der  Dinge,  insbesondere  des  wollenden  Menschen, 
gehören,  und  daß  also  der  Mensch  nicht  bloß  seinem  Geschick  (fatum,  „kismet") 
unterliegt,  sondern  sich  zum  Teil  selbst,  durch  seine  Aktivität,  sein  Schicksal  bereitet 
(Heraklit:  t]&og  äv&goJxq)  öaificov;  Schiller:  „In  deiner  Brust  sind  deines  Schicksals 
Sterne").  Da  wir  nicht  immer  wissen  können,  was,  auf  Grund  aller  Faktoren,  schließ- 
lich der  Erfolg  unseres  Handelns  sein  wird,  so  sollen  wir  jedenfalls  so  verfahren,  als 
ob  es  kein  Schicksal  gebe;  sonst  determinieren  wir  uns  eben  selbst  zum  Mißerfolg, 
rein  durch  unsern  Fatalismus  selbst. 

In  verschiedener  Weise  huldigen  dem  „Fatalismus"  der  Islam,  einige  Stoiker 
(Diog.  Laert,  VII,  149)  u.  a.  Vgl.  B.  Conta,  Theorie  du  fatalisme,  1877.  Vgl.  Schick- 
sal, Willensfreiheit,  Prädestination,  Vorsehung. 

Faule  Vernunft  (dgyös  Aöyog,  ignava  ratio)  ist  die  Verzichtleistung  der 
Vernunft  auf  ihre  Arbeit  (vgl.  Kaxt,  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  534),  des  Vernunft- 
willens auf  das  Handeln,  in  der  Meinung,  daß  man  keinen  Einfluß  auf  das  Geschehen 
habe,  weil  alles  vorherbestimmt  sei  (vgl.  Cicero,  De  fato  12,  28). 

Faustisch  nennt  Spengler  (Untergang  d.  Abendlandes,  1917)  die  abend- 
ländische Kultur  (s.  d.). 

Feclmersches   Gesetz  s.  Webersches  Gesetz. 

Fehler  s.  Psychophysik. 

Fehlschluß  s.  Paralogismus,  Trugschluß. 

Felapton  heißt  der  zweite  Modus  der  dritten  Schlußfigur  (s.  d.):  Obersatz 
allgemein  verneinend  (e),  Untersatz  allgemein  bejahend  (a),  Folgerung  besonders  ver- 
neinend (o).  M  e  P  |  M  a  S  |  S  o  P.  z.  B.  Kein  Mensch  ist  sündenfrei;  Alle  Menschen 
sind  Geschöpfe  Gottes;  Einige  Geschöpfe  Gottes  (mindestens)  sind  nicht  sündenfrei. 

Ferio  heißt  der  vierte  Modus  der  ersten  Schlußfigur  (s.  d.):  Obersatz  all- 
gemein verneinend  (e),  Untersatz  besonders  bejahend  (i),  Folgerung  besonders  ver- 
neinend (o).  MeP  |  SiM  |  SoP.  z.  B.  Kein  Mensch  ist  unsterblich;  Einige  Geschöpfe 
sind  Menschen;  Einige  Geschöpfe  (mindestens)  sind  nicht  unsterblich. 

Ferison  heißt  der  sechste  Modus  der  dritten  Schlußfigur  (s.  d.):  Obersatz 
allgemein  verneinend  (e),  Untersatz  besonders  bejahend  (i),  Folgerung  besonders  ver- 
neinend. M  e  P  |  M  i  S  |  S  o  P.  z.  B.  Keine  Leidenschaft  ist  ungef ährlich ;  Einige 
Leidenschaften  bewirken  Gutes;  Also  ist  einiges,  was  Gutes  bewirkt,  nicht  ungefährlich. 

Fertigkeit  (£iig,  habitus)  ist  die  durch  Übung  (s.  d.)  erworbene  günstige 
Disposition  (s.  d.)  zu  einer  Tätigkeit,  Handlung.  Vgl.  Aristoteles,  Eth.  Niconi.  I,  13; 
II,  2;  VI,  4  (vgl.  Tugend);  Schleiermacher,  Philos.  Sittenlehre,  1809,  §  310 f.; 
Jerusalem,  Lehrb.  d.  Psychol.*,  1907,  §  10. 

Fesapo  heißt  der  vierte  Modus  der  vierten  Schlußfigur  (s.  d.):  Obersatz  all- 
gemein verneinend  (e),  Untersatz  allgemein  bejahend  (a),  Folgerung  besonders  ver- 
neinend (o).    PeM|  MaS|  SoP  (Gekünstelte  Schlußform). 


2U  Festin©  —  Fiktion. 


FcstiB«   beißt  der  dritte  Modus  «kr  isiit«  8ohfarJfigor  (s.  d):   Obersatz 
(e),  nnteesaU  besonders  bejisied  (i),  Folgerung  besondere  w- 
Pe  M  |  8  i  M  |  8 o  P.  z.  B.  Kein  Ttar  (im  w^m  8hm)  hat  abstrakt»  Be- 
griffe;  Einige  Wesen  heben  solche;  Ab»  sind  einige  Wesen  keine  Tiere. 

m  (tob  dem  |inHngJistaril»ii  Wort  fertioo):  Verehrung  von 
m«  räuberische  Kräfte  zoeehreibt.  de  msn  sie  eis  Statte  ron 
eis  ron  Outatern  beseelt  ■sjffsll  Der  F.  ist 
Animtamus  (s.d.).  Vgl  F*.  8f  iiini,  Der  F..  1171;  Wmrvr.  VC 
1900 ff„  II.  460.  -  VgL  Keaseirtil  (Mac«).  -  In  der  Psychopathologie  die  Ver- 
schiebang  der  Libido  (s.  d.)  ron  der  Person  aaf  gewisse  Attribute  derselben  (Haarr. 
Kleider  usw.). 

Flktlem  (fictso,   Erdichtung;      null  im   lurta".   BinfclsfUilliwiii)    bedeutet 
(s.  d.).  die  wir  zu  bestimmtem  (theoreiieobesi  oder 
i)  Zweck»  »sehen,  wobei  wir  ron  der  UnwibrsBeimMiishsll,  Ja  in  litin 
Uawh+ltehsaH  oder  gar  üaadgjiceü^t  des  F  Die  (eis  sotehe 

bewußte)  F.  ist 

Verhlllnissee,  eis  obeeeo  wire,  wie  wfc-eeuaei 

am  demit  beeeer 

Die  F.  stimmt  mit  der  Wirklich. 

wekbt  ron  ihr  eh.  rertefecht  sie  mm  Teil,  teils  durch  ..Zusatz«". 


VirtingMiimig  n.  dgL     Gleichwohl  ist 

dieche)  F.  oft  zwechmeßig,  ei»  tat  oi 

des  Erkennen  and  Headern  fördert   In  der  nsuhtsetamnsiiisft,  Ethik.  Methrmsük. 

Physik  (rgl.  Atom)  usw.  spielt  die  F.  eine  nicht  geringe  Rolfe,  und  es  tat  erkennt ais- 

theoretisch  ron  Wichtigkeit,  einsaeehen,  daß  eine  Reihe  ron  Begriffen,  die  wir  diirkt 

1  >nc  Wirknohkelt  beetahen.  etgontnoh  nur  ructsonen  sind,  wie  eooh  mnnobee, 
wm  eis  rerifistarbare  Hypothese  oder  Theorie  gut.  nigonthnh  aar  eis  Fiktion  be- 
rechtigt tat.  Doch  braucht  dies  nicht  au  einem  Fiktionelismus  xu  fahren,  der 
schon  in  dm  Grundbegriffen  der  Erkenntnis,  den  lfetegnriiin  (s.  d.)  Unter  Fiktionen 
eraooxu 

Einen  solchen  Rtendpankt  rertriU  (wie  sehen  Ibnm  n.  a.)  Vi 
eine  urnfeeeende  Theorie  der  F.  gibt.  Fiktionen  send  „Kunstgriffe''  des 
Die  F.  tat  eine  „wtascnschsfüiohe  lTiiTliihUmg  sa  prekttachen  Zwecken",  ein  zweck- 
mäßige« Gebilde  der  Emlshliingskiift  sur  Erkichterang  des  Denkens,  cor  Beherr- 
schung der  Wirklichkeit  durch  Denkmittel,  welche  bloB  Ihr  widerepiechen  („Semi- 
fiktionen",  „Halbfiktioaen")  oder  eooh  in  sieh  selbst  widerepruchsroU  sind  (Die 
Phifes.  des  AU  Ob,  1011,  8.  24  ff ..  66  ff.).  „Die  bewußte  Abweichung  ron  der  Wirk- 
lichkeit soll  die  Erreichung  der  letzteren  vorbereiten"  (Lo.6. 37);  so  z.  B.  ist  die 
Vernachlässigung  der  enderen  Motire  des  Handelns  gegenüber  dem  rem  egoistischen 
eine  nützhehe,  „ebstraküre"  F.  der  Netfaneiokonomfe  (bei  A.  Smith).  Wichtig  sind 
besondere  die  symbolischen,  sneiogtachen  Fiktionen  (s.  Kntegwkin.  Gott).  Alle  AU- 
gemein- und  abstrakten  Begriffe  sind  ata  eolche  FOttionen  (a  53  ff.).  Die  „heuristieebe" 
F.  setzt  direkt  ein  ganz  Unwirkliche  an  Stelle  des  Wirklichen  (z.  B.  den  „Äther"). 
Eine  „praktische"  (ethische)  F.  tat  z.  B.  die  Freiheit  des  Willens  (S.  65);  wir  müssen 
so  handeln  und  den  Menschen  so  beurteilen,  ata  ob  wir  frei  waren.  Fiktionen  ron 
ungeheurem  praktischen  Wert  sind  auch  die  „Ideale"  (8.  67  f.).  Mathe msttache 
Fiktionen  sind  der  foere  Raum,  der  Punkt»  die  absolut  gerade  Linie  usw.  (8.  71  f.) 


Finalität  —  Form.  215 


Fiktionen  sind  ferner  das  Atom,  die  Materie,  das  „Ding",  das  „Ding  an  sich",  die 
Kraft,  das  „Subjekt"  usw.  „Das  Denken  macht  Umwege"  —  das  ist  das  Geheimnis 
aller  Fiktionen,  welche  nur  „Durchgangspunkte  des  Denkens"  sind.  Durch  die 
„Methode  der  Korrektur"  und  der  „entgegengesetzten  Fehler"  („entgeg.  Operationen") 
werden  die  vom  Denken  absichtlich  begangenen  Fehler  schließlich  wieder  eliminiert, 
das  fiktiv  eingeführte  Gebilde  wird,  nachdem  es  seinen  Dienst  getan,  wieder  entfernt 
(S.  194  ff.).  Die  Partikel  „Als  ob"  dient  dazu,  „ein  vorliegendes  Etwas  mit  den 
Konsequenzen  aus  einem  unwirklichen  oder  unmöglichen  Falle  gleichzusetzen" 
(S.  591).  „Wir  kommen  im  theoretischen,  im  praktischen  und  im  religiösen  Gehiet 
zum  Richtigen  auf  Grundlage  und  mit  Hilfe  des  Falschen"  (S.  VIII).  Es  besteht 
die  „Notwendigkeit  bewußter  Fiktionen  als  unentbehrlicher  Grundlagen  unseres 
wissenschaftlichen  Forschens,  unseres  ästhetischen  Genießens,  unseres  praktischen 
Handelns"  (S.  XV;  vgl.  Positivismus,  Idealismus).  Über  die  Geschichte  des 
Fiktionsbegriffs  und  der  Anwendung  der  F.  vgl.  S.  230ff.,  613  ff.  —  Vgl.  F.  Bacon, 
Xovum  Organon  I,  60;  II,  36;  Chr.  Wolff,  Eleinenta  Matheseos.  1741 ;  S.  Maimon, 
Versuch  über  d.  Transzendentalphilos.,  1790;  Versuch  e.  neuen  Logik,  1794;  neue  A. 
1912,  S.  263ff.;  Krit.  Untersuch,  über  d.  menschl.  Geist,  1797;  Hebbart,  Einleit. 
in  d.  Philos.,  §  152,  162;  Lotze,  Logik,  1881,  S.  400;  Gr.  d.  Logik,  1891,  S.  87; 
F.  A.  Lange,  Gesch.  d.  Materialismus  I,  1902;  Xietzsche,  WW.  XV  (vgl.  Perspektivis- 
mus, Logik);  Marchesisl,  Le  finzioni  de  11'  anima,  1905;  F.  C.  S.  Schilleb,  Mind,  X.  S.. 
XXI,  1912  (Kritik  des  Vaihingerschen  Werkes);  J.  Schultz,  Kantstudien  XVII,  1912, 
S.  85 ff. ;  Dittbich,  Die  allg.  Bedeutung  der  Phil.  d.  Als-Ob  (Ann.  d.  Phil.  I);  H.  Scholz, 
Die  Religionsphil.  d.  Als-Ob  (Ann,  d.  Phil.  I);  Kelsex,  Zur  Theorie  der  Jurist.  Fiktionen 
(.Ann.  d.  Phil.  I);  Tischeb,  Die  mathem.  Fiktionen  (Ann.  d.  Phil.  I);  Kowalewski, 
Ansätze  zum  Fiktionalismus  bei  Schopenhauer  (Ann,  d.  Phil.  I);  O.  Lehmann,  Das 
Als-Ob  in  der  Molekularphysik  (Ann.  d.  Phil.  I);  Jul.  Schultz,  Die  Grundfiktionen 
der  Biologie,  1920;  Mülleb-Fbeienfels,  Philosophie  der  Individualität,  1921; 
L.  Fischeb,  Das  Vollwirkliche  und  das  Als-Ob,  1921.  (VoUwirklichkeit  und  Als-Ob 
6ind  sich  ergänzende  Begriffe.)  Zeitschr.:  Annalen  der  Philosophie  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Philosophie  des  Als-Ob,  1919 ff.  —  Vgl.  Idee,  Ideal,  Hypothese, 
Kategorien,  Unendlich,  Relativitätstheorie. 

Finalität,  Finalursache  8.  Zweck. 

Fixe  Idee   s.  Zwangsvorstellung. 

Folge  (äxoAovdrlats,  consecutio)  s.   Grund,  Sukzession. 

Folgerang  s.  Konklusion,  Schluß,  Konsequenz.  Das  Folgern  besteht  im 
„Innewerden  .  .  .,  daß  das  Fürwahrhalten  der  conclusio  aus  dem  Grunde  des  Fürwahr- 
haltens der  Prämissen  erfolgt"  (Kbeibio,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909, 
S.  201  f.). 

Forderung  s.  Postulat,  Objektiv. 

Form  (forma,  elSog,  (toQcpfi)  ist  das  Korrelat  zu  Stoff  oder  Inhalt  und  bedeutet 
allgemein  gegenüber  dem  „Was"  eines  Gegebenen  oder  Herzustellenden  das  „Wie", 
die  Art  und  Weise  desselben.  Genauer  gefaßt  ist  F.  ein  Einheitsbegriff,  der  Begriff 
der  Zusammenfassung  einer  Mannigfaltigkeit  von  Elementen  zur  Einheit  eines  be- 
stimmten Zusammenhanges,  einer  bestimmten  Verbindung,  einer  bestimmten  An- 
ordnung der  Teile  eines  Ganzen.  Zu  unterscheiden  sind:  äußere  Form  oder  Gestalt 
(bei  den  Körpern  auf  zusammenhaltenden  Kräften,  oder  auf  einer  „Formenergie": 
Ostwald,  beruhend),  innere  F.,  organische  Form,  Form  von  psychischen  und  logischen 


ilfi 


Gebilden  (Vorstellungen.  Urteilen  usw.).  ästhetische,  snitaki  Form. 
Imreteondere  emd  tob  Wichtigkeit  «Vi  Fernem  der  Erkenntnis,  die 

(a.  d).  Baum  und  Zeit,  und  dm  Denk  formen  (a.  EatemMwn).  Die« 
sind  nicht  ■Bgalncenr.  von  dar 
Formen    der    Einheitssrnthese,   durch  dm 
oboneo  wie  durch  die 

<1«t   \  <  rknujif uti^   umi 

objektiver  Erfahrung  und  top  fr  feta  engen!» jsh  tan,  far  dm  am  daher 
*  priori  (s.  d^  gehen,  fiinhnlngm  k  enlakdttm  ahn 

emaieuur 
isatlmga 

»k    Die 

tiein 
i  im  „An  Mob  der  Dinge  Hb«  was  inn* 
-  Von  der  Form  (Struktur)  der  Ding»  klagt  rieH  ach  dm 
ab.  MJirttlti  im  aber  die  F.  eelbet  durch  Kräfte  bedingt ; 
zeigt  eich  dme  bei  den  Orgeammen  (tu  <L). 

Wibrend  Plato»  dm  ..Ideen"  (f.  <Lk  dm  ..reineo  Formen",  dm  Urbilder,  dm 
Typen  der  Dinge  von  dienen  trennt  nnd  am  an  liaenndaran,  jimtlii  dar  Er- 

i  die  Formen  in  die  Dinge 
aelbst.   Dm  F.  (ebmc)  mt  emaa  dar  Printfcjha  (tkegtaf)  der  Pmge.  am  bfldat  daa  Weaan 
(a.  d.k  den  objektiven  Begriff  (Aeyec)  derselben,  iat  daa,  wae  den  imi  pimnilitHaittilbi 
tnnami  Stoff  e«t  an  otweaWhiJmmmt  nnd  Be^  Geataltnngs- 

prlntip.  daa  am  innere  Kraft,  am  Sei  daa  Werdens,  dar  Entwicklung  m  den  Dingen 
iat.  Die  ..Formen"  emd  ewig,  «ngrwordan  nnd  unvertfUiedich.  nfcht  werdend, 
den  Werdana:  dm  reine,  etoffmee  F.  iat  Gott  (e.  <L).  Nur  m  der 
Abatraktion  gibt  aa  einen  aiimlnimtiii  Stoff  nnd  mar  mt  Hmblick  anf  weitem  Qe~ 
ataltnng  mt  etwaa  formlos  (a.  B.  der  Marmor  mgenlbm  dar  ana  ibm  haianllbmen 
Statue).  Die  Dinge  streben  nach  der  Form,  diese  iat  dm  WMdiehhvit.  Verwirklichung 
(a.  Energie).  Vollendung  (a.  Entekchm)  daa  Dinge«,  dem  am  daa  Sein  und  Weaan,  dm 
Besonderheit  nnd  Bestimmtheit  (rase  r«)  vermint,  am  der  aktive 
imamHiiin  (i-B.dk  ..Henoi  hlsihkett"  iat  den  jenige,  wna  eine 
tarn  Menschen  gestaltet).  Dm  Form  iat  daa  Allgemeine,  daa  Weaan,  die  Substanz 
{oMm)  der  Ding*.  Bhm  „Form"  iat  euch  dm  Seele  (e.  d.k  VgL  Metaphy».  VII  7. 
19Mb;  VII  8;  VII  10;  De  anima  I  I 

In  diesem  Sinne  lehren  baHaffa  dar  F.  aneb  dm  Sebolaetiker.  Von  den  außer 
lieben  Formen  („formae  aocedentaJea")  unterauhmden  am  die  Weeeonform  (..form« 
substAntialis"),  welcbe  entweder  mit  einem  Stoffe  verbunden  iat  („formae  adhaerentee") 
oder  (bei  den  reinen  IntnIHganaen,  Engem)  atoffma  existiert  (..formae  seperatae"). 
Die  F.  (..forma  meUphysioa")  iet  daa  Prinzip  daa  Wirkens  (..prineipium  agendi  in 
uno<pjoque")  und  gibt  dem  Stoffe  die  Wirklichkeit  (..forma  dat  materiae  e«e").  Die 
Urformen  („formae  exemplarea")  der  Dinge  Hamm  im  göttlichen  Intellekt  (e.  Idee\ 
VgL  Thomas,  Sum.  theol.  I.  105.  Ie.;  III.  13.  1  c ;  Oontr.  gent.  II.  30;  47;  Süabet, 
liataphva.  disput.  15. 

In  der  neueren  Philoaophie  und  Wiemnecihaft  bedeutet  die  F.  meist  nicht  mehr 
oin  aktives,  inneres  Prinzip,  sondern  ein  passives  Produkt,  eine  Komplexion,  eine 
Art  der  Zisminnwnsetiiing  von  Elementen  (vgl.  schon  Dexokbxt,  Atom).  Bei 
F.  Bacox  schwankt  noch  der  Form  begriff :  er  bestimmt  die  F.  aber  doch  als  Gesetz 
und  Weise  der  Anordnung  und  Konstitution  („nos  enim.  quum  de  formb  loquimur. 


Form.  217 

nil  aliud  intelligimus,  quam  leges  illas  et  determinationes  actus  puri,  quae  naturam 
aliquam  simplicem  ordinant  et  constituunt"  (Xovum  Organum  II,  17;  3 f.).  Bei 
Leibniz  kommt  der  Begriff  der  substantialen  Form  nochmals  zur  Geltung  (s.  Mo- 
naden). Chr.  Wolff  definiert  die  F.  als  die  „ Wesens bestimmtheiten':  („determina- 
tiones essentiales",  Ontolog.  §  944).  Nach  Hegel  ist  die  F.  das  „Setzende  und  Be- 
stimmende" das  „Tätige"  (Logik  II,  80);  innere  und  äußere  F.  sind  zu  unterscheiden 
(Enzyklop.  §  133).  Die  F.  wird  im  dialektischen  (s.  d.)  Denk-  und  Entwicklungs- 
prozeß selbst  zum  Inhalt. 

Form  und  Stoff  (s.  d.)  der  Erkenntnis  unterscheiden  Lambert,  Tetens  (Philos. 
Versuche,  1776 — 77,  I,  336),  und  besonders  Kant  (vgl.  schon  De  mundi  sensibil.  ac 
intelligibil.  forma  et  principiis.  §  13ff.).  Die  Form  der  Erscheinung  ist  „dasjenige, 
was  macht,  daß  das  Mannigfaltige  der  Erscheinung  in  gewissen  Verhältnissen  geordnet 
angeschauet  wird"  (2.  A.:  „geordnet  werden  kann").  Die  F.,  die  Ordnung  des  Emp- 
findungsmaterials, kann  nicht  selbst  Empfindung  sein,  sondern  muß  „abgesondert 
von  aller  Empfindung  können  betrachtet  werden"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  49).  Die 
F.  ist  ein  „Zusatz"  zum  Gegebenen,  den  wir  vom  „Stoffe"  der  Erfahrung  „nicht 
eher  unterscheiden,  als  bis  lange  Übung  uns  darauf  aufmerksam  und  zur  Absonderung 
desselben  geschickt  gemacht  hat".  Diese  F.  liegt  a  priori  (s.  d.)  bereit,  als  „reine  Form" 
der  Anschauung  und  des  Denkens.  Die  „reine  Form"  der  Sinnlichkeit  (s.  d.)  ist  „reine 
Anschauung".  Die  reinen  Formen  der  Erkenntnis  (Raum,  Zeit,  Kategorien)  sind 
„formale  Bedingungen"  möglicher  Erfahrung,  Formen  der  Dinge  als  Erscheinungen 
(s.  d.),  nicht  als  Dinge  an  sich  (s.  d.).  Die  Form  des  „äußeren  Sinnes"  ist  der  Raum 
(s.  d.),  die  des  „inneren  Sinnes"  die  Zeit  (s.  d.).  Diese  Formen  sind  Arten  der  Wahr- 
nehmung und  des  Denkens,  nicht  etwa  besondere  Gebilde.  Die  Form  der  Erfahrung 
ist  die  „synthetische  Einheit  der  Apperzeption  derselben  im  Verstände".  Apriorische 
Erkenntnis  gibt  es  nur  von  dem  Formalen  der  Erscheinungen  (vgl.  Prolegomena, 
§  9ff.).  Ähnlich  lehren  Krug,  Reinhold  (s.  Vorstellung),  Fries  u.  a.  (s.  Kantianer). 
Vgl.  Cohen,  Kants  Theorie  d.  Erfahrung,  1885,  S.  39  ff.,  und  Cassirer,  Funktions- 
begriff und  Substanzbegriff,  1910,  welche  die  rein  funktionelle  Bedeutung  der 
„Formen"  betonen  (vgl.  E.  H.  Schmitt,  Krit.  d.  Philos.,  1908,  S.  84);  Cassirer, 
Freiheit  und  Form,  1916,  weist  den  Gegensatz  von  Fr.  u.  F.  in  der  deutschen  Geistes- 
geschichte nach.  Über  Goethes  Formbegriff  vgl.  Simmel,  Goethe,  1913.  —  Nach 
Herbart  werden  die  Formen  der  Frfahrung  mit  den  Empfindungen  als  Ordnungen 
derselben  gegeben  (Allgem.  Metaphys.  II,  411).  Ähnlich  Beneke,  Jodl  u.  a.  Ver- 
mittelnd fassen  die  Formen  der  Erkenntnis  als  Ordnungsweisen  auf  Riehl  (Der 
philos.  Kritizismus,  1876f.,  II,  1,  104f.,  235 ff.);  Höffding  (Psychol.,  1901,  S.  149ff., 
383 ff.);  Wündt  (System  d.  Philos.,  I3,  1907,  S.  98 ff.),  nach  welchem  Form  und  Inhalt 
Reflexionsbegriffe  und  ursprünglich  nicht  gesondert  sind;  Ewald  (Kants  krit.  Idealis- 
mus, 1908,  S.  101,  211)  u.  a.  Nach  H.  Comperz  ist  die  Erkenntnisform  ein  Gefühl 
(s.  Empirismus).  —  Ästhetische  F.  ist  einheitliche,  harmonische  Verbindung  an- 
schaulicher Elemente  (vgl.  Schiller,  Über  die  ästhetische  Erziehung  des  Menschen, 
22.  Brief;  Vischer,  Das  Schöne  u.  d.  Kunst2,  1897,  S.  48 ff.;  Volkelt,  Ästhetik,  1905, 
428  ff. ;  über  Herbart  u.  a.  s.  Ästhetik).  Vgl.  Hildebrand,  Das  Problem  der  F.  in 
der  bildenden  Kunst,  1910;  K.  Wyneken,  Der  Aufbau  der  Form  II,  1907;  Bergson, 
Evolution  creatrice,  1907,  S.  327;  F.  Gross,  Form  u.  Materie  der  Erkenntnis  in  d. 
transzendentalen  Ästhetik,  1910;  P.  Carus,  Philos.  als  Wissenschaft,  1911;  E.  Hor- 
neffer,  Das  klassische  Ideal,  1909  („Wille  zur  Form"  als  Weltprinzip);  Driesch, 
Ordnungslehre,  1912.  Über  organische  Form,  1919;  Jul.  Schultz,  Die  Grundfiktionen  der 
Biologie,  1920,  10;  P.  Wust,  Die  Auferstehung  der  Metaphysik,  1920,  69 ff.;  Simmel, 


218  Formal  —  Fortschritt. 


Lcberiesoecheuung,  1918;  Giro*  Ekiologb  oder  Ptomeophb  ab 

Subjekt  (KACrrMAxy).  K iiiIhimj— ■— ,  Pauli II—  m  (logbober).  Loben.  Orgejuemo«. 

Korsnnl  (formaib):  nr  bloß«.  Form  pkorig.  die  bfcfte  Fora  dea  Seine  oder 
Denken«  oder  der  Omiiiewt  tiHefbnl  (vgL  Logik,  Wehrt* 

Db  Schols.tiker  i  irMihin  unter  „formeT  dos  nr  Form  Gebarende,  Wesent- 
liche, Wirkliehe;  eo  wird  z.  B.  der  „cooorptos  lormine",  der  Begriff  ob  peychkwheo 
Gebilde,  Akt  dem  „objektrrea",  d.  k.  bloA  gedockten  BegrifMidieit  aegenAbergeololH 
(Scabh.  Ifeupbym.  dbput.  II  1.  I).  Ovn  8oan»  sstoiscleakbl  „reeb"  and  „for- 
mell" Untcrookcidung  (e.  <LL  VgL  Zweck  (Kaut),  flmlirkkrit  (Kajct).  FnrmsBsmos, 
OeftkL 


(••d.) 

DenkJnhelte,  db 
oaf  db  Formen  der  Svmmstrb.  nermonb  usw.,  der 

;  und  Ordnung  de« 
liebkost  (e.  d.)  blo«  neck  der  Form  des  reinen  Wüleae, 

Forunallatea  Uormaifarnnte.')  beifbn  die  8ootietei 
der  Lehre  von  der  „dbtinctio  formelieM,  der  ewbohsti  dem  ■Mgewipmen  Wem«  and  der 
IndJTidooÜU»  dm  Dmgee  liilibioiie  bmt  ^ormeien'«  Lmtsnuailrtung  (s,  d.L  VgL 
Pautm,  Geoch.  d.  Logik  IH.  2»  ff.;  IV.  146, 

I  ■•■  mallter:  der  Form,  der Weeenhoit,  der  WirkHchkrit  noch  (SrhoUttik) 

VurnlllMk  iei  noch  Scanu  —  ein  Trieb,  der  von  der  vcrninftbsn  Notar  dm 
it  and  dahin  geht,  ,.ikn  in  Freikoit  m  mtsan,  Hormonie  m  db  Vor- 
eimmn  and  bei  eQem  Wockoel  dm  Zaetoadm  eoine 
Dar  F.  gibt  Oeoetee  für  bdee  Urteil  and  Jeden  Willen, 
etwoe  ob  zeitlos  gültig,  ole  eein  eoQond.  Bei  dboer  TlHiHgaag  ^emd  wir  ahmt 
Indiriduon,  oondern  Qet*ungM  (Briefe  Aber  db  asthet,  Rrsbhtmg.  U.  Brief).  VgL 
Ästhetik,  Kultur. 

Fortschritt  bt  eine  Bnteiekmng  (s.  d.)  von  ruederon  zu  hBhins  Zaetimbn. 
mimmm   an  •.*•■»  mmml  tu  mmmWHamg    ■awanai  mmvam 
Prosen1  ob  F.,  indem  er  on  der  Idee  amaaokmmer  Kultur  (s.  d.)  and 
Kultunneneckheit  seinen  Msfbtsb  erhalt,  indem  gefragt  wird,  ob  er 
Differenzierung,  Verfeinerung.  Veremheitttokang  von  Kultur-  und 
■in ton  Ulli  mm  nli  dki  Tbuogiingh ika  ltliihUingitni laban ITiiltar  und 
willens  lbgt.    In  der  Geechickto  woohseln  Perioden 

mit  eolohen  eine«  (portblkm)  Btflbiaiwb  and  RookoohrfUa  ob,  eo  doB  ober  hm 
dock  eine  Richtung.  Tendenz  noch  oben,  noch  immer  lobheror  and 
Verwirklichung  der  Kultur-  und  rTnni*"*t*^'"ugf"  zu  bemerken  bt,  wobei 
immer  mehr  und  immer  selbstbewußter  der  aktive  Fortschr  i  tttwille  zur  Gebang 
kommt,  welcher  immer  wieder  regulierend,  snsgbbhend.  leitend  eingreift 

Der  Begriff  dos  erttttohon  Fbrloukiolleus  deo  Rmeelnrn  (aoouossj)  findet  rieh  echaa 
bei  den  Stoikern  (Stob.  Belog.  IL  146).  —  Den  F.  in  der  Geeehichto  bhren  F.  Baco». 


Frage  —  Freisteigend.  219 


Pascal,  Leibniz,  Vico,  Condorcet,  Lessing,  Herder,  Goethe  (F.  in  „Spiralen"), 
Schiller,  Humboldt,  Kant,  Hegel,  Comte,  Proudhon  (Philos.  du  progres,  1853), 
Marx,  Lavrow,  Buckle,  Spencer,  Giddings,  S.  Alexander,  Wundt,  Jodl,  L.  Stetn, 
Goldscheid  u.  a.  Nach  H.  Cohen,  Siebeck  (Über  die  Lehre  vom  genetischen 
Fortschritt  der  Menschheit,  1892),  Etjcken  u.  a.  ist  der  F.  eine  ethische  Aufgabe. 
Den  geschichtlichen  F.  bestreiten  Rousseau,  Schopenhauer,  Tolstoj,  Renoüvier 
u.  a.  —  Vgl.  Rickert,  Die  Grenzen  d.  naturwiss.  Begriffsbild.,  S.  468  (F.  =  „kon- 
tinuierliche Wertsteigerung");  Münsterberg,  Philos.  der  Werte,  1908,  S.  333; 
J.  Delvaille,  Essai  sur  l'histoire  de  l'idee  du  progres  jusqu'ä  la  fin  du  18e  siecle,  1910; 
Michatlowsky,  Qu'est-ce  que  le  progres?,  1897  (Vielseitige,  harmonische  Ent- 
wicklung der  Anlagen  des  Individuums);  C.  F.  Dole,  The  Ethics  of  Progress,  1909; 
Lotze,  Mikrokosmus8,  1896 f.  —  Vgl.  Geschichte,  Soziologie. 

Frage  ist  der  Ausdruck  für  das  Verlangen,  Begehren  nach  einem  Wissen  um 
etwas,  um  ein  Sein  oder  So-sein,  um  ein  „Was",  „Wie"  oder  „Warum".  Der  Fragende 
hat  den  Willen  zu  einer  Einsicht,  zu  einem  Urteil,  zur  Gewißheit  eines  solchen  und 
fordert  eine  Antwort,  die  ihm  dieses  Urteil,  diese  Urteilsgewißheit  bietet.  Im  engeren 
Sinne  sind  „Fragen"  soviel  wie  Probleme    (s.  d.). 

Während  ältere  Logiker  die  F.  für  eine  Art  Urteil  halten  (vgl.  auch  Wähle, 
Zeitechr.  f.  PsychoL,  I,  310  ff.,  B.  Erdmann,  Logik,  1907,  I,  272;  „geltungsloses 
Urteil"),  wird  sie  jetzt  meist  als  Wille  zu  einem  Urteil  aufgefaßt.  Vgl.  Bolzano, 
Wissenschaftslehre,  1837,  I,  §  22;  Kbetbig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909, 
S.  175  f.;  Marttnak,  Das  Wesen  der  Frage,  Atti  del  V.  Congr.  Roma  1905;  Meinong, 
Über  Annahmen,  1902,  S.  55;  Ltpps,  Grundr.  d.  Logik,  1893,  S.  24;  Jerusalem,  Die 
Urteilsfunktion,  1895,  S.  172;  Cohen,  Logik,  1902,  S.  69;  Höffding,  Der  menschl. 
Gedanke,  1911,  S.  81;  Stadler,  Kantstudien  XIII,  1908,  S.  238  ff.  (Die  F.  =  eine 
„Grundbedingung  der  Erfahrung";  der  Erkenntniswille  ergibt  die  Grundfragen, 
welche  die  „grundlegenden Hypothesen  desErkennens",  das  A priori  desselben  liefern); 
O.  Liebmann,  Kant  u.  die  Epigonen,  2.  A.  1912,  S.  54  ff.  (F.  als  subjektiver  Grund  der 
Erkenntnis);  Natorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910 
(Die  F.,  als  Richtung  auf  die  erst  zu  vollziehende  Bestimmung,  ein  Moment  des  Denk- 
prozesses). 

Freidenker  (Freethinker  zuerst  bei  Molyneux)  vgl.  Deismus.  Vgl.  A.  Collins, 
A  Discourse  of  Freethinking,  1713;  J.  M.  Robertson,  Short  History  of  Freethought, 
1899;  Noack,  Die  F.  in  der  Religion,  1853—55. 

Freiheit   s.  Willensfreiheit,  Notwendigkeit,  Kontingenz. 

Freisteigend  nennt  Herbart  Vorstellungen,  welche  durch  bloßen  Fortfall 
der  Hemmung  seitens  anderer  Vorstellungen  zur  Reproduktion  gelangen  („wenn  eine 
beengende  Umgebung  oder  ein  allgemeiner  Druck  auf  einmal  verschwindet",  Lehr- 
buch zur  Psychol.3,  S.  15,  21).  In  Wahrheit  werden  aber  auch  die  sog.  „freisteigenden" 
Vorstellungen  durch  psycho-physiologische  Reize  verschiedener  Art,  wobei  der  Anlaß 
oft  nicht  gesondert  zum  Bewußtsein  kommt,  ausgelöst.  Gegen  die  f.  V.  (Annahme 
unterbewußter  Verbindungsglieder)  sind  Wundt  (Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903, 
596),  Kreibig  (Die  intell.  Funktionen,  1909,  S.  81)  u.  a.  Vgl.  Chr.  Weiss,  Das  Wesen 
u.  Wirken  der  Seele,  1811,  S.  148f.;  Swoboda,  Studien  zur  Grundleg.  d.  Psychol., 
1904;  Die  Perioden  des  menschlichen  Organismus,  1904  (nimmt  f.  V.  an);  Offner, 
Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  157 f.;  Kiesow,  Archiv  f.  Psychol.  VI,  1905.  —  Vgl.  Per- 
severation,  Periode,  Unbewußt. 


no 


Freneddirnlirh  nennt  E.  Bbcmbb  eine  Art  von  7Bnlrmll%fci.il   die  nicht 

Mflm  «ad  db  Hypothese  ebne  klBwkedbldwawBa  Srelenbhen» 
FreBaslaaggesjsibsi  a.  8tyntot 

Prent*««  heißt  der  fünfte  Modus  dar  vierten  ScbJußfigur  («.  d):   Obersau 
allgemein  verneinend  (eL  Untrreau  besondere  bejahend  (iL  Folgmuug  beeondere 
(o).   PeM  |  PiS  1  8oP.  s.  B.  Kein  Zufriedener  ist  bedauernswert;  Eiaife 
Mio  sind  einige  ITtiobi  niebt  sufrbden. 

FrtMeto  bt  ein  Affekt  (s.  d.)  nugonibi  Art,  der  von  der  VoreteUung  eine« 
iwertbnn  oder  so  erwartenden  Gutes  ausgeht  und  psychisch  wie  pbjeboh  be- 
wirkt. VgL  Sbbbca,  KpiM.  fit,  2;  DtKiim  Peeeion. 
eoim.  II,  61 ;  91 :  ..canskferetio  praasentb  booi  excitat  kl  nobb  gandium');  SnaoxA. 
Eth.  III,  prop.  XVIII.  echoL  II  („larüue  ort»  ob  imagfee  fei  preeteritee");  Cbl 
Wourr,  PeyehoL  eaipir.  f  «Uff.;  Kamt,  AntltropoL,  f  73;  Wovor,  pbya. 

Psycbol.  III*.  1903,  331:  H.  8rmaa,  Zeitachr.  f.  A»W  I   ZsaeeT.  Die  Philo 

eophb  der  Freude,  1304;  Lcbbocb,  Db  Freuden  dm  Lebens*.  1981  .  La 

jofe  paasivr,  1008;    .Vaea  Dbabbobx.  The  Emotion  of  Joy.  1830;  W.  Mavbx 
Phtnonetnologk  abnormer  Gif^ekegeffth!  rathopsych ..    1014. 


(..Freneen")  nennt  W,  Jambo  den  „psychischen  Oberton '*,  den  „Hof 
von  Rektionen",  der  den  bwslfcgen  I)iiBB9Kaejen«beh  umgibt  alt  ti— rhu«  Unter- 

KWUClf  Qof  IhB  ■Hb  SDQBIVBo  ▼OnTnHvBVSBIIOBB  VWHM|  IBO  mi  MMBIW  BBMMB90UMI 

des  stetigen  ErbbcJsxnscmmea  banges  kl  unmittelbare   nnuhaag  aetat  (Prine.  of 
PayonoL,  1880,  I,  358;  Peyehologb,  1808,  8L  104).    Vgl. 


Klbleai   bedeutet:   1.    im  tlterw»  oder  populären  Sinne:  empfinden;  Tast- 
haben, euch  ein  unbestimmtes,  ^gefOhlrmäflige»"  Bewußtsein;  3.  im 
etreag  psychologischen  Sinne:  ein  Lust-  oder  Unluetgefnhl  heben,  einen  Ge- 
mütexuetand  erleben.    VgL  Gefühl. 

Panda  in rnt  (fundementum):  Grundlege,  insbesondere  Grundlege  ahnst 
Begriffs  (a.  d-L  ebne  ellgemrbaa  (a.  d.*  abar  Rabtion  (a.  d.L  Beziehung;  im  butaren 
Feile  besteht  dee  F.  hu  den  auwunandwr  beeogenen  Gliedern  (Objekten,  Vorstellungen) 
bsw.  in  ihrer  Twenhsffenhoil,  db  der  Ibibhang  ihre  objektive  Grundlage  gibt  (x.  B. 
pmninesmn  Eigenecbaften.  wegen  deren  wir  «wei  Gegenetande  ab  „ähnlich"  auf- 
feeeen).  VgL  Mioauauoa,  Lex.  phiioe.,  1663,  8p.  466f.,  ferner  db  Schriften  von  Bbbjc 
tako,  aIbxhobo,  Höixbb,  KatTBIp  u.  e,  —  VgL  Objekt,  Erscheinung. 

KundnnirntalpliiloHophie:  philosophische  Grundwfeaeneehaft,  Prin- 
upbnlehre.  VgL  Karo.  Fundamen  talphik»,»,  1819;  J.  Baues*.  F.,  3.  A.  1861: 
Rshxkb,  Philosophb  der  Grundwfeeaneehaft,  1810. 

Fundiert  i  Objekt  (Mbisoxo).  Rabtkm.  Fundierte  Inhalte  s.  Gestalt- 
qualit&t. 

KiniUtiosi  (funetio)  bedeutet:  1.  db  Verrichtung,  Leistung.  Betätigung  eines 
Organs,  dee  Organismus,  der  Psyche  (dee  Denkana,  Urteils,  Willens  usw.);  2.  die  Ab- 
hängigkeit swebr  variabler  Größen  i  onebanibr,  der  zufolge  eine  Veränderung  dar 
einen  Große  durch  db  der  andern  (der  „unabhängig  Verfehlen")  bedingt  ist:  y  -  f  (x). 


Furcht  —  Ganzes.  221 

Das  funktionale  Verhältnis  ist  umfassender  als  das  der  Kausalität  (s.  d.).  Das  Psy- 
chische (s.  d.)  z.  B.  ist  vom  Physischen  funktional  abhängig,  aber  nicht  dessen  Wirkung 
(vgl.  Parallelismus).  Die  Lust  an  der  normalen  Ausübung  einer  psychischen  P.  ist 
„Funktionsfreude"  (s.  Ästhetik,  Bedürfnis).  Vgl.  Kant,  Krit.  d.  rein.  Vcrn.,  S.  88 
(s.  Begriff,  Verstand);  Cohen,  Logik,  1902,  S.  239f.  (Die  Kategorie  der  F.  =  das 
Grundmittel  der  reinen  Erkenntnis;  ähnlich  Cassirer,  Funktionsbegriff  und  Substanz- 
begriff, 1910;  Xatorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910, 
dazu  Schacb,  Die  Umwandlung  des  Substanzbegriffs  zum  Funktionsbegriff  in  d.  Mar- 
burger  Schule,  1914);  F.  J.  Schmidt,  Grundz.  d.  konstitutiven  Erfahrungsphilos., 
1901,  S.  126 ff.;  Wtjndt,  System  d.  Philos.  I3,  1907,  S.  244ff.  (Die  F.  gehört  zu  den 
„Form begriffen");  Frege,  Funktion  u.  Begriff,  1891;  Lagb£sille,  Le  fonctionisme 
universel,  1902;  Stumpf,  Erscheinungen  und  psychische  Funktionen,  1907.  —  Vgl. 
Anpassung,  Bedürfnis,  Disposition,  Selektion,  Entwicklung,  Akt. 

Furcht  ist  ein  Affekt,  der  durch  die  Vorstellung,  Erwartung  eines  ÜbeLs,  einer 
das  Ich  bedrohenden  Gefahr  ausgelost  wird  und  psychisch-physische  Hemmungen, 
die  bis  zur  zeitweiligen  Lähmung  gehen  können,  bewirkt  (Stocken  des  Atems,  Er- 
bleichen, Zittern,  Einfluß  auf  die  Sekretion,  Verwirrung  usw.).  Vgl.  Aristoteles, 
Rhetor.  II  5,  1382a  21  (vgl.  Tragisch);  Hobbes,  Leviathan  1,  6;  Descartes,  Passion, 
anim.  II,  58;  Spinoza,  Eth.  III,  def.  XIII:  F.  =  Traurigkeit  aus  der  Vorstellung  einer 
Sache  mit  ungewissem  Ausgang;  Mosso,  Über  die  Furcht,  1894;  Wündt,  Grdz.  d. 
physiol.  Psychol.,  II5,  1903,  S.  221  ff.;  Jerusalem,  Lehrbuch  der  Psychol.4,  1907; 
W.  Ludwig,  Beiträge  zur  Psychologie  der  Furcht  im  Kriege  (in  Beihefte  zur  Zeitschr. 
f.  ang.  Psychol.  XXI,  1920). 

Fürsichsein  bedeutet:  1.  bei  Hegel  die  Vereinzelung  als  Selbstbeziehung 
des  Daseins  auf  sich  selbst  (Enzyklop.  §  91  ff.;  vgl.  Unendlich);  2.  das  Eigensein  der 
Dinge,  die  Art  und  Weise,  wie  sie  „innerlich",  in  sich  selbst,  nicht  als  Objekte  fremder 
Erkenntnis  sind  (vgl.  Lotze,  Mikrokosmus,  1856—64,  III8,  S.  531).  Vgl.  Objekt, 
Ding  an  sich,  Panpsychismus,  Subjekt,  Ich. 

Fürwahrhalten  ist  das  als  Meinen  (s.  d.),  Glauben  (s.  d.)  oder  Wissen 
(s.  d.)  auftretende  Geltungsbewußtsein,  welches  entweder  eine  Seite  des  Urteils  (s.  d.) 
selbst  bildet  oder  aber  in  einem  besondern  Urteil  über  die  Wahrheit  (s.  d.)  eines  Urteils 
zum  Ausdruck  kommen  kann.  Es  gibt  ein  F.  aus  subjektiven  und  ein  F.  aus  objektiven 
Gründen.  Vgl.  Kant,  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  620f.;  Wundt,  Logik  I3,  1906.  Vgl. 
Pragmatismus. 

u. 

Galenische  Schlnßfigur  ist  die  (wohl  von  Galenüs  aufgestellte)  vierte 
der  Schlußfiguren  (s.  d.),  eine  ziemlich  gekünstelte  Umkehrung  der  ersten  Schlußfigur. 
Schema:  P  ist  M  |  M  ist  S  |  Also  ist  S  P.  Sie  hat  fünf  Modi  (s.  d.).  Vgl.  Prantl, 
CJesch.  d.  Logik,  1855,  I,  571. 

Ganzes  (totum,  8).ov)  ist  das  Korrelat  zum  Teil  (s.  d.),  das  aus  Teilen  Be- 
stehende oder  in  Teile  Zerlegbare.  Es  gibt  ein  Ganzes,  das  als  Einheit  den  Teilen,  in 
die  es  sich  gliedern,  aber  aus  denen  es  sich  nicht  durch  Summation  gewinnen  läßt, 
vorangeht,  und  ein  G.  als  Produkt  der  Zusammensetzung,  Synthese.  Dasjenige  Ganze, 
das  nicht  eigentlich  aus  Teilen  besteht,  nennen  ältere  Philosophen  „totum  perfec- 
tionale"  (Gott)  oder  „totum  proportionale"  (Seele).    Die  Gattung  wird  ihren  Arten 


>  „totum  unirnrasb*4  beeeichnc U  Ferner  wird  —  saraehbd* 
(aus  gfeicUrtifBO  Teibn  liiiühiinlii)  und  hsisiiigwiiM"  („organische«") 
Nach  AmurroTSLn  geh t  da*  Qu»  dm  Teilen  togbob,  tny^MfaVi*  Toraas  (Metaph  ys. 
V«,  1023b  26).  Über  Goanaa  Begriff  de«  Gänsen,  da*  mtuktir  erfaßt  wird.  Tgl. 
Cbamubuux:  Goethe,  I912,a67f£  VgL  Cta.  Wocr».  Oatolog.  f  Sil;  Hcnm,  Log. 
üntereoch-,  1900-01.  IL  266;  Duo,  Zwei  Vortrage  rar  Nuarphik»..  1910. 
Für  Dubks  tat  die  Frag*  nach  den  Einen  Qmm  dm  Problem  de*  „Ordaung*. 
laoninau«",  aeine  Made  sind  der  Zof «iL  den  Bon»,  der  Infam.  ( Waklichkeitabhre. 
1917,  154ff.);  VintMO,  Db  PMka.  de«  AbOb.  1911.  -  VgL  Allheil,  Individua- 
lität, TotaÜUL 


I.nttnn«  (gönn.  r/ro* )  bt  logisch  (Oattaiaybegiiff)  ata  iHg«iihiir  Begriff, 
dem  «fee  Reibe  ron  Begrlfba  mit  taOwebe  «jiniihniiira  Inhalte  (Artbegriffe)  unter- 
geordnet  sind.  Der  Gattaagstaagriff  bt  dem  Artbagriff  üb«fg«ordnet.  d  b.  sein  Umfang 
(s.d-)kt  großer  ab  d«rd««btr««i«*w«hr«nd«»^  Di« 


Wahrend  Platox  die  G«tfng»n  ra  «»Ihrtnndigan  „Ideen"  («.  d.)  erbebt,  be- 
trachtet  AnisTora-*»  die  O.  al«  da«  WsesnUfah- 1 Hg« mihi  eine*  Gruppe  ähnlicher 
Ding«  (Tgl.  Metaphys.  V  28,  1024«  29I.L  ab  sekundäre  Wesenheit"  (*#*«*«  «e«7«f 
VIII  1.  1042«  22).  Dan  Stoikern  gut  die  G.  gar  nur  ab  ImgriflliiA»  Zusammen- 
faarung  (Diog.  Leert.  VII,  60).  VgL  Botnotrs,  Porphyr.  Iaagoge.  8.  26.  Die  Scho- 
la«tik«r  nntomohikhn  „genas  nafarmb",  da«  ■hnHehan  Dingen  Oe—ii— nw,  und 
„g.  bgieum"  (rgL  Paejm*  Oeech.  d.  Logik  III,  274).  Nach  Wunu  tok  OocaM 
bt  db  0.  aar  ein  ifsnnrinir  Name  (Logik  L  20).  Nach  Loon  bt  ab  am  bloßer 
Kolbkurbsgrill  (Essay  ooneara.  hum.  ■■■dsiaUnd,  III,  K.  8.  f  1SL  -  Nach  Soavrri 
ist  das  ..Gattungsmäßige"  im  IndiridoeUen  selbst  enthalten,  mit  dieee 
db  Dinge  sind  Inhalt  afaas  MOattaag«ha«mit«abau.  -  VgL  AlbjsaneJ 
wioklung,  Trieb,  GedAchtnb. 

Crebftrden  sind   unwillkürlich«  (triebhafte)  oder  willkürliche 
welche  Gefühle,  Affakt*,  WoUungaa  aad  Gedanken  na  Ausdruck  bringen.     Vgl. 
Ausdruck,  Mimik,  Sprache. 

Gebilde,  psychische,  sind  Produkte  dar  Verbindung  oder  Sjntheae  ron  Be 
wußtseinsebmenten  ra  relativ  «nllalssaligeii  >^ haften  mit  ram  Teil  neuen  Eigen- 
schaften.   E«  gibt  «uch  Gebilda  da*  „objektiven  Gebt»".  ..Kulturgebilde"  (Recht, 
Sitte  usw.).  VgL  Bamaca,  Lehrbuch  d.  Psychol.,  f  19;  Wüxdt.  Grundr.  d.  PsychoL*, 
1902,  a  109ff.  -  VgL  Synthese. 

Gebot    s.  Imperativ,  Sittlichkeit,  Norm,  Sollen. 

4jredstehtnia  (memoria,  /«»•«}*••? ;  Erinnerung:  leminbcentia,  «V*>e«ui<)  bt  dar 
Ausdruck  für  db  Fähigkeit  dar  Psyche,  durch  Eindrücke,  db  ab  einmal  erfahren  hat, 
so  modifiziert  ra  werden,  daß  ab  unter  gegebenen  Umstanden  gbichartige  (wenn  auch 


Gedächtais.  223 

__ — . — _ 9 

meist  abgeschwächte,  etwas  veränderte,  anders  sich  präsentierende)  Bewußtseins- 
inhalte zu  produzieren  vermag  (s.  Reproduktion).  Das  G.  besteht  also  darin,  daß 
Erlebnisse  nicht  spurlos  vorübergehen,  sondern  daß  sie  gleichsam  „Spuren",  Dis- 
positionen (s.  d.)  hinterlassen,  vermöge  deren  bestimmte  neue  Erlebnisse  ältere, 
genauer:  den  früheren  inhaltlich  gleichende,  auszulösen  vermögen.  Findet  eine  solche 
„Reproduktion"  in  Verbindung  mit  dem  Bewußtsein  oder  Gefühl  der  Bekanntheit, 
des  schon  einmal  Erlebthaben  des  betreffenden  Inhalts  statt,  so  heißt  dieser  Prozeß 
eine  Erinnerung.  Die  reproduzierte  Vorstellung  heißt  Erinnerungsbild.  Alle 
Erinnerung  beruht  auf  Assoziation  (s.  d.).  Physiologisch  ist  das  G.  als  eine  Art  „Ab- 
stimmung" der  Gehirnsubstanz,  als  molekulare  Veränderung  derselben,  als  Auf- 
speicherung potentieller  Energien  u.  dgl.  aufzufassen ;  jedenfalls  entspricht  der  Tendenz 
zur  Wiederherstellung  früherer  Eindrücke  eine  physiologische  Erhaltungs-  und  Wieder- 
herstellungstendenz, so  daß  man  sogar  „Gedächtnis"  im  weitesten  Sinne  als  allgemeine 
Eigenschaft  der  lebenden  organischen  Substanz  bezeichnen  kann  (Hering,  Über  das 
Gedächtnis,  1870,  2.  A.  1912;  Preyer,  Haeckel,  Mach,  Ostwald,  Hessen,  Forel, 
James  u.  a. ;  vgl.  unten  Semon).  Das  G.  ist  in  seiner  Leistungsfähigkeit  sehr  ver- 
schieden an  Stärke,  Umfang,  Treue,  Dauerhaftigkeit,  Leichtigkeit,  an  Merk-  und  Er- 
innerungsfähigkeit. Abhängig  ist  es  von  der  Intensität  und  Klarheit  des  Erlebten, 
vom  Interesse,  zum  Teil  vom  Merkwillen,  von  der  Übung,  von  spezifischer  Veran- 
lagung, von  Affekten,  Depressionen,  Erregungen,  Müdigkeit  usw.  Es  gibt  ein  be- 
sonderes Ged.  für  Konkretes  oder  für  Abstraktes,  für  Namen,  Zahlen,  für  Sichtbares, 
Hörbares,  für  Bewegungen  („visueller",  „auditiver",  „motorischer"  Typus;  vgl. 
Offner,  Das  Gedächtnis8,  1911,  S.210ff.).  Nach  manchen  gibt  es  auch  ein  „affektives" 
oder  „emotionales"  Gedächtnis  (ETinnerungsvorstellungen  von  Gefühlen  und  Stre- 
bungen; vgl.  Ribot,  Psychol.  des  sentiments,  1908,  S.  166;  Paut.han,  Revue  philos., 
1902 — 03).  Zur  Prüfung  der  Leistungsfähigkeit  des  G.  hat  man  verschiedene  Me- 
thoden: 1.  Reproduktionsmethoden:  Erlemungs-  oder  Memoriermethoden  (Auswendig- 
lernen von  Silben,  Wörtern,  Sätzen);  Methode  der  Treffer  (Müller  und  Ptlzeckee), 
Methode  der  Hilfen.  2.  Vergleichs-  oder  Wiederholungsmethoden:  M.  der  identischen 
Reihen,  der  Vexierhilfen,  u.  a.  (vgl.  Offner,  Das  Gedächtnis1,  1911,  S.  38 ff. ;  vgl. 
die  Literatur  unten).  Ebbinghaus  erklärt:  „Die  Quotienten  aus  Behaltenem  und 
Vergessenem  verhalten  sich  etwa  umgekehrt  wie  die  Logarithmen  der  verstrichenen 
Zeit"  (Über  d.  Gedächtnis,  1885). 

Die  ältere  Psychologie  faßt  das  G.  meist  als  eine  Art  Aufbewahrung  von  Vor- 
stellungen oder  der  Nachwirkungen  von  Erlebnissen  in  der  Seele  (bzw.  auch  im  Gehirn) 
auf.  So  schon  Platon  (Theaetet,  191  C;  Philebus,  34  B;  vgL  Anamnese),  Aristo- 
teles (De  anima  HI,  3;  I,  4;  De  memoria  lf.),  Straton,  auch  die  Stoiker  (vgl. 
Cicero,  Academ.  II,  10,  30)  u.  a.  Nach  Plottn  ist  (wie  nach  Platon)  die  Erinnerung 
ein  rein  geistiger  Akt  (Enneaden  IV,  6,  3).  So  auch  nach  AuousnNtrs,  welcher  sinn- 
liches und  intellektives  Ged.  unterscheidet  und  auch  von  den  „Spuren"  (vestigia) 
der  Seelenregungen  im  Leibe  spricht  (Confession.  VLTL  14;  X,  17 f.;  De  quantitate 
anim.  33;  De  trinitate  XI,  2  ff.;  Epist.  6 — 7).  Nach  Thomas  hat  das  G.  die  Funktion 
der  Aufbewahrung  der  Vorstellungsbilder  („conservare  species  rerum";  „thesaurus 
vel  locus  conservationis  specierum",  Sum.  theol.  I,  79,  6f.).  Von  einer  „Gedächtnis- 
zelle" („cellula  memorialis")  spricht  schon  Adelard  von  Bath.  —  Als  Behaltungs- 
kraft  betrachten  das  G.  auch  L.  Vives  (De  anima  H,  50  ff.),  Descartes  (De  nomine, 
S.  132),  Malebranche  u.  a.  (s.  Ideen,  materielle). 

Nach  Locke  ist  das  G.  eine  Behaltungsfähigkeit  („retentiveness"),  die  Fähigkeit 
der  Reproduktion  (Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  10,  §  2).    Ähnlich  Hume, 


1  Gedichtete. 

— e» i  ,  , 

Rbo  a.  a.  Mit  Dispositionen  (u.  d.L  Tlisi  jungen  im  Oihhn  liitepii  duG.in  Ver- 
bindung R.  Hooek,  H abtl« y.  Bov  vrr.  Holbaob,  OOVMUAO  (Trait.  de«  wnestinns  I, 
K.  3.  f  38;  f  6.  f  39),  mit  der  Assoziation  (••  d.)  Jas»  Hill  u.  a.  Nach  Cn.  Wolff 
tet  O.  „dm  Vermögen.  Onrlsnlnen,  db  wir  rorhin  gebebt  haben,  wieder  ra  irhsunsn, 
deß  wir  eie  eehoo  gebebt  beben,  wenn  ete  vne  wieder  vorkommen"  (Vernunft.  Ge- 
denken  von  Gott  .  .  ..  I.  f  989;  vgl.  PercboL  empir.  f  175.  230: 
ReproduktionefiJilgkeit ).  ReprorhOrrtrewilhigkull  ist  dee  G.  eocb  necb  K  * 
mcchsnhehni.  tags  ■Mm.  JiiMriflni  C.  unterscheidet  (Anthropol.  I.  f  33)  Deß  ee 
nicbt  ein  G..  eondern  riete  „Oedechtntese*'  gibt,  betont  (wie  echoe,  Gau.)  He*babt  ; 
jede  Vorstellung  erbiit  eich  ete  Stieben,  wieder  bewußt  n  werden  (e.  Reproduktion: 
rgL  Vol**am.  Lehrb.  d.  PeycboL  1894/95.  I\  480;  dtenmung  -  ^Reproduktion 
der  Reiben  ron  ilnim  gerne  ineebeftMehen  Hndgltedo  aus",  I,  417).  Nach  Bbvbci  iet 
0.  die  Kraft  dee  prruhteobjn  Seine,  dea  unbewußten  Forts  xbtteisns  einer  VoreteOnng 
(Lebrboeb  d.  PsvohoL.  1877.  I.  f  101«.).  Necb  B.  Pjuma»».  Herne c»tx  u.  a.  bt 
dee  0.  der  Inbegriff  der  MRenidnenM  von  Wahrnehmungen,  der  LnnpouHionrn 
rar  Repräsentation.  Ähnlich  auch  Um  (Leitfed.  der  PsychoL.  &  48«.).  Neeb 
Omm  iet  dee  O.  Mdte  Plbigkell  der  Seele,  vorraetnibn**.  „früher 
■ilniiriibnlnw  -  Inhalte  und  Ich  Erbbnbee  -  unter 
tomnhroderwiitejii  IhnlteberWetee  etediiiuecbiben,,(Dee  nir||  hteii».  1911.fr 
Ke  iet  die  Fähigkeit.  „  Dispositionen"  m  VoiwteUuttgen  n  erwürben  und  wirkeem 
werden  tu  laescn"  (8.  7).  Ete  „Erinnern"  beben  wir  erat,  wenn  dee  (evtl.  nur  dunkle) 
BewuBteein  auftritt,  daß  wir  die  inigenteUten  Inbelte  eenon  früher  einmal  gebebt 
haben (8.8).  Neeb  JaM«e(Princ.  of  Psycho!..  1880. 1.  834«.;  Psycho!.,  1808.8.38?«.). 
H.  Cownuv  (EteteR.  in  d.  Phfloe,.  1909,  &  310  «.;  PeycboL.  1897.  8.  30«.)  enthält 
dee  Oodachtnbbild  einen  „Hteweb  auf  ein  Nlehtfsgrawartigee"  (..eymbolbche 
Funktion").  Den  G.  beeteht  in  einer  ..Portwirkung  der  rirgenginie  Inhalt« 
Necb  JODt,  iet  ee  eine  Teodens  dee  Portbeetehene  der  pcyohieeheu  Erregung.  „Pri- 
mären" O.  iet  dee  Verbleiben  der  Wahrnehmung  mit  abgeechwichter  Intemdlll  ..in 
einer  gewtemn  Nahe  der  Sehwelle*'  (Lehrbuch  d.  Psycho!.*.  1808.  I  II  >  Nach 
J ncaALm,  Sunomani  u.  e.  iet  dee  0.  eine  Diepoeition  ra  Fi  hiusi  iiiigeroretelkwagen. 

nmJb    jtln     XnwefeaVKlneitMe«     Ite  tnnfitJsr    t  eWieü  tan rnrälmter  ■     Vri  n  rw*riin0ellulVmiar     iffl 

(„Reteutten")  glaubt  (Dee  Gcdicktnb.  1908.  S.  4ff.L  eprfeht  Kßin 
nur  ron  „zentral  erragten  Empfindungen".    X»  Erinnerung  wird 
erat  durch  ein  Urteil  (Orundr.  d.  PsychoL.  1903,  &  175«.). 

Ab  einen   Fall  sukarssiver  Assostetton  betrachtet 
Wüjtdt.     Erinnerung  erfolgt,  wem  die  der  neuen,  die 

WäxkfVMikfnitns    tarwßntvwßwonitameiwßjaew    X^fnave^awJeWvüeSeMblWBWsaWcTüf'nw  hmulHm   nran   e*ifWeß"JI    |MbMHmTm1l9*AA    Ve"hu*» 

stclmngegebildc  vereinigen,  das  direkt  auf  einen  früher  rtattgefundenen  Mndrnek 
beaogen  wird,  womit  ete  „Eiiniawungegefnhl''  eich  verbindet.  Eitenerange  und 
Wehrnehmungsvontcilungen  weichen  nicht  nur  qualiutir  und  tetenefr.  eondern 
auch  in  ihrer  elementaren  Zuaammeneetrang  ronetennder  ab  (Orundr.  d.  Psycho!.*, 
1903,  a  389«.;  Qrda.  d.  phys.  PsychoL  IIP.  1903.  595«.). 

Nach  Beboso  x  gibt  es  keine  Anfepeieherung  ron  Fibiiwiinngrin  im  Gehirn. 
Dieses  bewahrt  nur  Dispositionen  motorischer  Art,  welche  frühere  Handlungen  re 
produzieren  lassen  („des  babitudee  motrioee  capeblee  de  jouer  le  paeae").  Dieses 
motorieebe  G.  bereitet  nur  Handlungen  vor,  ist  nichts  als  Gewohnheit.  Übung. 
Davon  ist  das  reine  Gedächtnis,  die  reine  Erinnerung  („memoire  pure",  souvenir 
pure)  zu  unterscheiden.  Dieses  rein  geistige  Gedächtnis  nimmt  den  Auegang  von 
einem  „virtuellen  Zustand",  den  wir  durch  eine  Reihe  von  Bewußteeineetnfen  hin- 


Gedächtnis.  225 


durch  bia  zur  Materialisation  in  einem  Wahrnehmung.3 bilde  realisieren;  jener  virtuelle 
Zustand,  jene  Verwirklichungsmöglichkeit  ist  die  „reine  Erinnerung",  die  von  einem 
Gehirnzustand  nicht  bewirkt,  sondern  im  Gegenteil  gefolgt  wird,  während  sie  rein 
geistig  ist,  das  Wesen  des  Geistes  (s.  d.)  selbst  bildet  (Matiere  et  memoire8,  1910, 
S.  252  ff.).  Die  Wahrnehmung  (s.  d.)  ist  stets  von  Erinnerungsbildern  („souvenirs- 
images")  erfüllt,  und  diese  wieder  haben  Anteil  an  der  „reinen  Erinnerung",  die  sie 
zu  verkörpern  beginnen  (1.  c.  S.  143  ff.;  S.  73  ff.;  vgl.  Vergessen).  Es  gibt  ein  G., 
welches  die  Vergangenheit  nur  „abspielt",  und  ein  G.,  welches  sie  „repräsentiert" 
(S.  79).  Letzteres  ist  „un  progres  du  pas3Ö  au  present",  „duree  agissante  et  irrever- 
sible". —  Ein  allgemeines  organisches,  ein  Gattungsgedächtnis,  aus  welchem  auch 
die  Vererbung  (s.  d.)  zu  erklären  ist,  gibt  es  (wie  nach  Hering  u.  a.,  s.  oben)  nach 
R.  Semon.  Er  nennt  es  „Mneme".  Als  „Engramm"  (s.  d.)  bezeichnet  er  die  im  Or- 
ganismus durch  eine  primäre  Erregung  (Originalempfindung)  hinterlassene  „latente 
Veränderung",  durch  deren  Auslösung  („Ekphorierung")  die  „mnemische  Empfindung" 
(Erinnerungsbild)  entsteht  (Die  Mneme2,  1908;  Die  mnemischen  Empfindungen,  1909). 
Vgl.  J.  Huber,  Das  G.,  1878;  Dörpfeld,  Denken  und  G.3,  1886;  Forel,  Das  G., 
1885;  Fauth,  Das  G.,  1898;  Kraepelin,  Psychiatrie,  1909;  Mauthner,  Sprach- 
kritik I,  1901,  187,  558;  Ebbinghaus,  Abriß  der  Psychol.2,  1909;  Dyboff,  Einführ. 
in  d.  Psychol.,  1908;  Müller  und  Pilzecker,  Experim.  Beiträge  zur  Lehre  vom 
Gedächtnis,  1900;  Müller  u.  Schumann,  Zeitschr.  f.  Psychol.  der  Sinnesorgane,  VI; 
J.  Müller,  Zeitschr.  f.  Philos.,  Bd.  107,  109;  F.  Reuther,  Psychol.  Studien  I— II; 
Meümann,  Ökonomie  und  Technik  des  Gedächtnisses3,  1912;  Wreschner,  Das  G. 
im  Lichte  des  Experiments2,  1910;  Sollier,  Lös  troubles  de  la  memoire,  1892; 
Ribot.  Lss  maladies  de  la  memoire,  1881;  deutsch  1882;  Lasson,  Das  G.,  1894; 
J.  van  Biervliet,  La  memoire,  1901;  Colegrove,  Memory2,  1901;  J.  v.  Kries, 
Über  die  materiellen  Grundlagen  d.  Bewußtseinserscheinungen,  1901;  Lobsien, 
Zeitschr.  f.  experim.  Pädagogik,  HI,  1906;  A.  Pohlmann,  Experim.  Beiträge  zur 
Lehre  vom  G.,  1906;  Wähle,  Über  den  Mechanismus  des  geistigen  Lebens,  1906; 
M.  Sokoloff,  Über  d.  Gedächtnisproblem  in  d.  modernen  Psychologie,  1911; 
H.  Pieron,  L'evolution  de  la  m6moire,  1910;  H.  Schöneberger,  Versuch  e.  krit. 
Darstellung  der  Gedäcktnisforschung,  1911;  N.  Kraemer,  Experiment.  Untersuch, 
zur  Erkenntnis  des  Lernprozesses,  1912;  W.  Moede,  G.  in  Psychol.,  Physiol.  u.  Biol., 
1911;  Jesinghaus,  Beitr.  zur  Methodol.  d.  Gedächtnisunters.,  1912;  G.  E.  Müller, 
Zur  Analyse  der  Gedächtnis tätigkeit  und  des  Vorstellungsverlaufs,  III.  Bd.,  1913; 
Müller-Freienfels,  Studien  zur  Lehre  vom  Godächtnis,  Archiv  für  ges.  Psycho- 
logie XXXII;  S.  Freud,  Psychopathologie  des  Alltagslebens,  1920 7  (Über  Ver- 
gessen, Versprechen,  Vergreifen  usw.);  Lindworsky,  Fordern  die  Reproduktionsersch. 
ein  psychisches  G.  ?  Phil.  Jahrbuch,  1920;  Pieron,  L'evolution  de  la  memoire,  1914. 
—  Vgl.  Reproduktion,  Disposition,  Phantasie,  Vorstellung,  Assoziation,  Amnesie, 
Vergessen,  Wiedererkennen,  Mnemotechnik,  Lernen,  Übung,  Anamnese,  Reihe. 

Gedächtnis,  falsches  (Erinnerungstäuschung,  „Paramnesie",  „illusory 
memory",  „Deja  vu"),  ist  das  Gefühl,  eine,  in  Wahrheit  neue  Situation  schon  einmal 
erlebt  zu  haben,  das  an  etwas  Neues  —  auf  Grund  einer  Verschmelzung  —  an- 
knüpfende Bakanntheitsgefühl.  Die  Ursachen  sind  verschieden;  Verwechslung  par- 
tieller Ähnlichkeit  mit  Identität,  Übereinstimmung  des  Gefühlston^,  der  Stimmung 
mit  älteren  Vorstellungen,  falsch  gedeuteter  erleichterter  Vorstellungsablauf,  zu  weite 
Zurückversetzung  eines  unterbrochenen  und  wieder  auftretenden  Erlebnisses.  Vgl. 
Aristoteles,  Ilegl  ftirfwg,  1;  James,  Princ.  of  Psychol.,  1890,  I,  675;  Ribot,  Da* 
Gedächtnis  u.  seine  Störungen,  1882,  8.  121;  Offner,  Las  Gedächtnis*,  1911.  S.  124. 
Elfi  er,  Handwörterbuoh.  ]<j 


298  Gedanke         Gefohl. 

4.<<l«nke  Mt  das  IlsahsabJMa.  Deakprodukt,  4m  dttb  Mo—r.  wm 
Daukuiosssses,  ab  Begriff  oder  ürtiü  aufuatsad.  PkyabologMdi  iat  der  O.  ein 
bilde,  welch«  durch  die  aktive  „Apperaeptioo"  (*.  d.)  eahMi,  also  ein  Kr  ■  «gab 
geistiger  Aktivität.  Rnin  logisch  genommen,  hat  jeder  Gedanke  einen  Inhalt  oder 
<  tohalt,  der  too  der  subbkUvindividneuee  Tätigkeit  — ■khlng%  gut,  vom  Subjekt« 
«inert»  «vnot  wbvomi  oiuii»  voltni  wt  ovob  dp  loclLMfeBB  Nocbmo  oqmt  obpbb  Caw  toBsc««*) 
Vererbsltang  von  Erfshissigemessilsl  bedingt,  gaeaidsit  ist.  Ihrem  objektiven  Ge- 
haiin  nach  bnaea  «ich  Gedanken  in  illgemiba^higa.  far  jeden  Issrikanden  gültige 
Verbtndnagen  «ad  Timmminhlngi  hringon.  In  wlafcin  i»  Teil  den  „Wesen",  der 
Mnimgnheli  der  Dinge  tarn  Aaedinnlr  gelangt.  Nach  Haan,  aind  dl»  Dinge  Mnasenb 
dm  „objektiven  Oadaakaai*.  dar  Wslusmmsfi  (a.  Psalraneejas».  Her  Gedanke  eelbet 
ist  db  Seche.  Wae  gedeckt  bt,  iat;  was  bt,  an  nur,  eobcn  ea  Gedanke  bt  Db  Ge- 
daidu»  sind  „b^aHe^(1isnnilesir  der  Ulih^^  Objektiv 

B  Kmmm  (Paa  Weaanda»  miBiakL  8sohev  «.  flilm  ihhnV.  1907;  Willisinhmsngii 
Itrrkenntnk.  1911).  Objektive«  «ad  sebbktlvon  Gedanken  «neneuaeidst 
U.  Gonreax.  ferner  Matnoao.  Hussaa*.  «. «.  (a.  Bidsstaag).  Nach  Wovor  iat  dar 
0.  db  einer  Imhaiaibii  Analyse  unterworfene  „fhnaitirwmlliiin"  (Grundr.  d. 
ItycboL*.  190t,  a  »IL  Durch  die  Zerlegung  ron  antobe«  V  iiliflipii  eotataht 
ein  „OedeakeaveriauT'  (vgl  Pum:  .asrllnhta  J—HlUgar*4  «ad  wiflkaxhcher. 
giarber  Gednnkenhud '.  System  d.  Logik,  1811,  &  63).  Ab  „Gedeaheu"  bsselcknst 
BOaxa»  ■■isinhiaHohn  »sshenhi  laatien,  Areale  L  gas.  Psych.  IX  u.  XI L  Dagegen: 
Tmateaam,  Kta.Payek.af  tkeugkl  arooissss,  1911.  -  VgL  Denken,  Dialektik,  Begriff, 
Idee,  Identität,  Paralbbsmua  (logischer).  I an ■  «Hing  (MacaL  h^saoaUrgaibars 

«edankon verlauf,  unwillkürlichen  (gedaoktabnUfiigen)  und  Willkür- 
liehen  (logischen)  unlsvsoathhjt  Fan«.  Db  flhaihnMraH  bt  die  Vernunft  eelbet  in 
denjenigen  ihrer  Äußerungen,  welche  der  Anregung  am  nächsten  hegen.  Alb  Erkennt 
um  beruht  auf  selbsttätiger  Verarbeitung  das  smnlieh  nngaiwgten  (System  d.  Logik, 
1811}  lyrchbche  Anthropologie,  18S0L);  Jocuaxx,  Le  coura  da  noa  kbee,  Rer. 
■ML  35. 

«tefaUlea  und  Mißfellen  aiad  Auedrncke  dafür,  da«  «at  etwaa  in  d 
Stellung.  Betrachtung  „paßt"  oder  »nicht  paßt",  d.  h.  unseren  rorsteUenden  V. 
unmittelbar  befriedigt  oder  ahmt  befriedigt.  VgL  Fncaxsa.  Vorechuk  d.  Ästhet. .. 
M  l  sDT.  Grundr.  d.  PsycboL».  1901,  S.  196f. ;   H.  Schwab«,  PoychoL  d.  WiDena.  19UU. 
8.  92ff.  (G.  und  M.  »ind  nicht  Gefnhb,  aondern  Wlftawregnnarn  mit  ei» 
ti^rungagoacta").    VgL  Ästhetik. 

«.<  fohl  wird  in  der  neueren  Psychologie  echarf  tob  der  Empfmdnng  («.  d.) 
und  Voretellung  untererhieden  und  bedeutet  db  subjektive  Seit»  dea  payenbohen 
Erlebens,  db  unmittelbare  Reaktion  dea  Ich  auf  db  Qualität,  Inteneitet,  den  Ablauf 
und  Zusammenhang  der  Empfindungen  und  Vorstellungen,  db  unmittelbare,  wertende 
Stellungnahme  dea  ich  xu  seinen  Erbbnissen.  Db  Gef  uhb  aind  qieilfbtilai,  Ursprung- 
liehe,  nicht  abbitbare  Zustande  dea  Ich,  nicht  etwa  Produkte  von  Ifinpfinriiiiigaa. 
anderseits  kommen  sie  nicht  isoliert,  getrennt,  selbständig  vor,  sondern  bilde: 
den  Empfindungen  und  Vorstellungen  sowie  mit  den  Wubnsvorgangen  ein 
bares  Games,  an  dem  nur  bald  diene,  bald  jene  Seite  starker  ausgebildet  (baw. 
gebildet)  ist  oder  starker  hervortritt.  Indem  das  Ich  Eindrucke  erfahrt,  erfolgen  von 
seiner  Seite  psychische  Reaktionen,  xu  welchen  Empfind iingsinhalte.  Lust-  und 
Unlust betonungen  (Gefühl)  und  Streben  (baw.  Widerstreben)  geboren.    Gefühl  «ad 


Gefühl.  _-7 

Streben  gehören  besonders  innig  zusammen;  jedes  Streben  setzt  mit  einem  Gefühis- 
moment  ein,  jedes  Gefühl  ist  (ursprünglich  oder  dauernd)  das  Anfangsmoment  eine« 
Strebens  (s.  Wille).  Die  Gefühle  haben  verschiedene  Richtimg,  Qualität  und  Inten- 
sität, sie  verteilen  sich,  von  einem  relativen  Indifferenzpunkte  aus,  innerhalb  je 
zweier  Maxima  von  Gegensätzen,  die  zueinander  kontrastieren  und  einander  ver- 
stärken (z.  B.  wird  Lust  nach  Unlust  stärker  empfunden).  Im  Gegensatze  zu  den 
Empfindungen  wirkt  die  auf  sie  direkt  gerichtete  Aufmerksamkeit  schwächend, 
hemmend,  öfter  erlebte  starke  Gefühle  stumpfen  sich  meist  ab,  die  Gewöhnung 
«pielt  hier  betreffs  der  Gefühlsfähigkeit  eine  große  Rolle,  auch  indem  sie  Unlust  ver- 
ringert. Das  Gefühl  ist  biologisch  bedeutsam,  es  zeigt  —  aber  oft  nur  den  unmittel- 
baren, partiellen  Wirkungen  nach  —  Nutzen  und  Schaden  von  Reizen,  fördernde  und 
hemmende  Effekte  solcher  an  und  treibt  selbst  zu  zweckmäßigen  Reaktionen,  bedarf 
aber  beim  Menschen  der  Regelung,  Disziplinierung  durch  die  Vernunft,  den  Vernunit- 
willen.  Es  gibt  sinnliche  und  intellektuelle  (bzw.  ästhetische,  logische,  sittliche, 
soziale,  religiöse)  Gefühle,  Form-  und  Inhaltsgefühle,  je  nach  den  Erlebnissen,  welch« 
sie  begleiten.  Reproduziert  werden  Gefühle  nur  mittels  ihrer  Vorstellungsgrundlagen. 
Die  Gefühle  haben  ihren  Ausdruck  (s.  d.)  in  körperlichen  Vorgängen  (Muskelbewegun- 
gen, Schwankungen  des  Pulses,  des  Atrnena,  der  Blutfälle,  der  Drüsenabsonderung  usw. ; 
Lust  z.  B.  bekundet  sich  in  einer  Verstärkimg  des  Pulses  und  in  der  Vertiefung  de* 
Atemholens  sowie  in  emer  Erweiterung  der  Blutgefäße  und  dadurch  bewirkten  Volunis- 
/.unahme  von  Organen).  Physiologisch  entsprechen  den  Gefühlen,  unmittelbar, 
Prozesse  in  den  Nervenzentren  als  objektive  Seite  der  Art  und  Weise,  wie  das  Ich 
Reize  als  ihm  und  seinem  momentanen  Zustand  angemessen  oder  unangemessen  erlebt. 

Das  Gefühl  gilt  jetzt  meistens  als  besondere,  subjektive  Seite  des  Seelenlebens, 
irie  rs  in  Deutschland  zuerst  Sulzer  (Vermischte  philos.  Schriften,  1773f.,  I,  227), 
iUndelssohn  (Briefe  über  die  Empfindungen,  1753),  Tetens  (Philos.  Versuche, 
1766/77,  I,  215)  und  Kant  („was  jederzeit  bloß  subjektiv  bleiben  muß",  Krit.  der 
I  'rteilskraf t,  Einleit.,  I,  §  3)  dargetan  haben.  Es  ist  ein  „Zustandsbewußtsein"  nach 
Benere,  v.  Ktbühmann,  Rehmke  (Allgem.  Psyehol.,  1905,  S.  295  ff. ;  Die  Lehr© 
vorn  Gemüt8,  1910),  H.  Schwabz  u.  a. 

Als  Bewußtsein  der  Förderung  oder  Hemmimg  der  Seele  oder  des  Lebens  be- 
trachten das  Gefühl  Diogenes  von  Apollo nia,  Abistipp,  Pi.aton,  Aristoteles  (Eth. 
Nicom.  VII,  13;  De  ankna  426a,  30f.),  Thomas  (Sum.  theol.  I,  36,  3),  L.  Vives, 
Descabte.s  (Passion,  anim.  II,  91;  I,  29),  Spinoza  („laetitia  est  hominis  transitio  a 
minore  ad  maiorem  perfeetionem",  Eth.  III,  def.  II),  Leibniz,  Sttlzer,  Mendels- 
sohn, Kant,  Beneke,  Lotze  („Maß  der  Übereinstimmimg  oder  des  Widerstreites 
zwischen  der  Wirkung  eines  Reizes  und  den  Bedingungen  der  von  ihm  angeregten 
Tätigkeit",  Medizin.  Psyehol.,  1852,  S.  263;  vgl.  Mikrokosm.,  1856/64,  I*.  269f.). 
Spenceb  (Psychel.  I,  §124),  Bain  (The  Emotions  and  the  Will,  1899,  K.  lff.). 
A.  Lehmann  (Hauptgesetze  des  menschl.  Gefühlslebens,  1908,  S.  148  ff.),  Ribot 
(Psyehol.  des  sentiments,  1902,  8.  VIII,  32 ff.),  Ebbinghaus  (Gr.  d.  Psycho!.,  1905, 
1,  542 ff.),  Jerusalem  (Lehrb.  d.  Psyehol.*,  1907,  S.  148 ff.),  Kbeibio  u.  a. 

Nach  Th.  Zieoleb  zeigt  das  G.  „den  Wert  an,  den  ein  Reiz  für  mich  hat1'  (Da* 
Gefühl2,  1893,  S.  99;  5.  A.  1912).  Nach  Ltpps  sind  Gefühle  Ich-Erlebnisse,  Sym- 
ptome dafür,  „wie  psychische  Vorgänge  zur  Seele  oder  zum  Zusammenhang  des  seeli- 
schen Lebens  sich  verhalten  oder  stellen,  oder  wie  sie  in  den  psychischen  Lebens  - 
Zusammenhang  sich  einfügen"  (Vom  Fühlen  .  .  .,  1907,  S.  2  ff.;  Leitfaden  d.  Psycho).. 
1909).  Nach  Wttndt  ist  das  G.  die  Reaktion  des  Bewußtseins,  der  Apperzeption  ai 
die  ia  dasselbe  eintretenden  Vorstellungen,  die  Art  und  Weise,  wie  diese  vom  Icit 

15* 


m 


aufgenommen  ««den  (Grd*.  d.  phys.  PsychoL  1908.  1«.  suvn..  II1,  3571).  Die 
„nrfnhsaihmiBiils"  oder  „■*-(■  rhu  Gefühle"  «ad  die  jwbjtktinm"  E*tm*nt*  des 
Bewußtsein*.      Es  gibt  drei  Grundrichtungen  «Im  Q.:   Lust-Unlust  (Qusliuu 

nf*«6jHnjBj*ftf|  \      BnnM  *— •  BMUlHMf    llAftBfiflilAtBtllflAtflBflBflL     ODAfltmflFtf*  —  T^ffjMMp 

m      m  '  '   ^^^^^^^#P  ^^™^^*#^^^9  ^^^^*S"^^^*#  U™—  ■^^^^■^^F^^^'^^^^^^^^^p^^^  ff  "— -W^"^  ^^»w^^™^| 

(Zeitriohtungen).    Aw  den  Verbindungen  ■tnfnnher  gehen  „imimmmflni  uti 
I uh»  hervor,  bei  welchem  du  „TbulgetfühT  dao  ..Purtmlgefuhlsn"  gsgeefiber  qu.h- 
Uli»  etwa«  Netms  ist.    Die  ..THrr'l  der  GefühkUgc"  m  jedem  Mrmwn.1  beruht  tu! 
der  Einheit  dee  WiDene.     Alle  Gefühle  enthalten  am  Streben  oder  Widerstreben. 
O.  and  Wille  (s.  d.)  eind  ..Toikrechumangett  ein«  and  ihwilliiB  Vorgangs'.   Gel 

-  ? — l        *  — * — *  -       ■■»  ,1       ** — 8-  ** *  *~  J  -        -.  —       ******  —  -  *  -    -    —        i/l—.-  ,1—         _| 

PsychoL».  190t  &  36ff .  1991t.  220ff.;  Grds.  d.  phys.  PsychoL.  1903.  II*.  263 (f.. 
305fL,  3531L).  -  Ale  Wlllensmoment,  Wüleossymptom,  Wilhmsreehtion  fassen  die 
G.  naoh  aal  die  Scholastiker,  Baayrano  UFhtnonmw  der  liebe  and  dee  Hamas". 
PsychoL  187«,  1.  307f.;  vgL  116 ff.).  Fnousn.  WurosLnaan,  E.  e.  Habtmass 
(Philoe.deeüob.wua«w»'*.  1890.  8.  341t;  Die  modern.  Psychologie.  1901.  S.  1951*.). 
HiMmtao.  Ntrrxscnm,  Rieor.  Loses».  Paclsos.  MCmiuuo  (PhJloe.  drr 
Warte,  1908,  8.  64  ff.)  o.a.  Vgl  HiOWAn,  PsychoL«.  1911;  BuHrrano.  Von 
der  Klassif.  d.  psych.  Pnlnomene,  1911. 

rTmgngm  betrachten  andere  dee  G.  ale  ahm  Art  Brhwnntnb  (Puma.  Looks. 
Launxu.  Cna.  Wounr  n.  a.)  oder  nie  Zustand  and  Wirkung  von  Vorstellungen  (Hxa 
oa»t,  PsychoL  alt  Wmmnsoh,  1824/26,  L  66ff.;  Kanxownvt  «Innewerden  der 
Hemmung  oder  Forderung  unter  den  eben  im  Bewußtsein  vorhandenan  Voretnfhingnn*4. 
Den  Grfühleleben,  1862.  8.4211..  I.A.  1907;  Vouuia*»:  „Bewußtwerden  dee 
Spinnsngagrsdes  dee  Vomtalhme ".  Lehrbach  d.  PeychoL.  1894/96.  II«.  302  u.  a.). 
Oder  man  betrachte»  dm  Gefühle  auch  am  Arten  von  Empfindungen  oder  Emp- 
lindungakomplexen  (Maca.  Zranx  u.  a.;  R.  Wahu:  ..Kärparerregang  mit  dnen 
gshOrlgao  Phantasmn  and  Ideen".  Dos  Ganm  d.  Philo«..  1894.  8.  378;  TgL  8.  899. 
369f.;  Mmiiiimmi  dm  gehdgen  Lebens.  1908.  &  101).  Vgl  MCjrrnmarao.  Bei- 
trage rar  PsychoL.  1880-92,  H.  VI.  1892.  Die  «peripher«  Gel 0 b  1. 1 hcorie"  ahmt 
m  den  Gefühlen  Verschmelzungen  reo  Oisniiimpfmrtimgtn  La  so«,  Ober  Gemüta- 
Uwegungea.  1886;  June.  Princ.  of  Psych.  U.  442 1. ;  Rinor,  U  peyehologk  dee  een- 
timante,  1908';  Prohlemce  de  psyoboiogi*  affective,  1910;  iL  Kaum***.  Die  Ab 
%**>1%>M>>  der  Atem-  and  Pubreraaderang  vom  Bau  und  vom  Gefühl  Aren,  f.  gee. 
Peych.  V.  1906;  Sammelberhmt  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Erörterung  einiger 
Grundproblema  der  Geiulimpevahologie,  ebda».  XV11I;  La o es soso.  Den  Gefühle- 
problem,  1906. 

Umgekehrt  iet  nach  manchen  dee  G.  dee  Ursprünglichste  im  Seelenleben.  So 
nach  Hoawios  (PeychoL  AneJyeen.  1872U  III,  111.).  Ta.  ZinaLxa.  nach  welchem 
dae  G.  ein  Zeichen  für  den  Selbetbehauptangeakt  des  Memmhen  iet  (Dee  Gefühl*. 
1893.  &  106.  5.  A.  1912;  u.  a.  -  Vgl  Mbwoko.  Werttheorie.  1894,  S.  43ff.  (Vor. 
steUung».  and  Urteilegefühlc);  Hön-ra,  PeychoL,  1897.  &  387 ff.;  Witasbx,  Gr.  d. 
Peychol.,  1908,  aS16ff.;  OownLTüa,  PeTchoL.  1897.  &74ff.;  Laxasü«,  Üben  dar  Seefa, 
1883.  P.  285 ff.;  Höitdi*o,  PsychoL*.  1893;  4.  A.  1908;  Jodl,  Lehrb.  d.  PnycboL». 
1909;  Sullt.  Handbuch  d.  PaychoL,  1898.  &  310«.;  Omm,  Des  Gedächtnis*, 
1911.  S.  68 ff.;  DTmorr,  Einführ,  in  d.  PsychoL,  1908,  S.  96 ff.;  Srvitrr.  Zeitachr. 
t.  PsychoL  d.  Sinnesorgsno,  1907  (..Gefühbcmpfindungcn*);  Stoboiso,  Archiv  f. 
itychoLVI,  1905;  Brahn,  Philos.  Stadien  VIII.  1901;  Kkumajtx  u.  Zoseft, 
l'hilos.  Stud.  XVIII,  1901;  J.  Obth,  Gefühl  u.  Bewußtseinslsge,  1903;  P.  Dvoots, 
\  amunf t  u.  Gef UhL  1910;   H.  Maikb,  PsychoL  d.  emotionalen  Denkens.  1908,  8. 391  ff. ; 


Gefuhlssinn  —  Gegensatz.  229 


F.  v.  Feldegg,  Das  G.  als  Fundament  d.  Weltordnung,  1890;  Beiträge  zur  Philos. 
des  Gefühls,  1900  (Das  G.  als  metaphys.  Prinzip);  R.  Mcnzer,  Aus  der  Welt  der 
Gefühle,  1907;  G.  Gerbeb,  Die  Sprache  u.  das  Erkennen,  1884;  P.  Salow,  Gefühl, 
Affekt,  Wille,  1911;    Cesca.  Vierteljahrsschr.  f.  Philos.,  Bd.  10,  1886;    Bobtscheff, 

iefühlslehren,  1888;  Savescc.  Die  Gefühlslehren  in  der  neuesten  französ.  Psycho!., 
1900;  Oesterbeich,  Phänomenologie  des  Ich  I,  1910  (pluralistisch);  A.  Wohl- 
GEiTCTH,  Pleasure  —  Unpleasure,  1919;  Stöbbxng  (Psychologie  des  menschl.  Ge- 
fühlslebens, 1916)  unterscheidet  „Gefühle  im  engern  Sinne"  von  Affekten  (a.  d.)  und 
Stimmungen,  lehnt  die  rein  sensualistische  Theorie  ab,  erkennt  aber  die  Bedeutung 
der  OTganempfindungen  an.  Becher,  Gefühlsbegriff  und  Lust-Unlustelemente, 
Zschr.  f.  Psych.  74,  1916;  Müller-Fretrnfels,  Das  Denken  und  die  Phantasie, 
1916.  —  Vgl.  Emotion,  Gemüt,  Affekt,  Lust,  Interesse,  Logik  (des  Gefühls),  Motiv. 
Reproduktion,  Ästhetik,  Vorstellung,  Pathempirismus,  „Charakter"  (Avenartus), 
Ethik,  Soziologie,  Perzeption  (Leibne),  Sprache,   Psychoanalyse. 

Gefühlsmischung  besteht  darin,  daß  Gefühle  verschiedener  Art  (der 
Lust  und  Unlust)  rasch  einander  folgen,  miteinander  abwechseln  und  so  eine  Art 
„Gemischtes  Gefühl"  ergeben.  Vgl.  Nabxowsey,  Das  Gefühlsleben,  1862,  S.  58 
(„  Gefühlsoszillationen"). 

Gefühlssinn:  ältere  Bezeichnung  für  den  allgemeinen  oder  Tastsinn  (s.  d.). 

Gegeben  ist  dem  Denken  ein  anschauliches  Erfahrungsmaterial,  welches  zu 
objektiver  Erfahrung  (s.  d.),  zur  Einheit  objektiver  Tatsachen  (s.  d.)  erst  verarbeitet 
wird.  „Gegeben"  ist,  was  ohne  und  auch  gegen  unsern  Willen  als  Erlebnisinhalt 
von  der  Psyche  produziert  wird,  auf  Veranlassung  von  Reizen,  welche  in  ihr  Emp- 
findungen auslösen,  als  Ausgangspunkte  der  Erkenntnis,  als  Anknüpfungspunkte  für 
das  Denken  (vgl.  Objekt,  Erkenntnis). 

Nach  Korr  werden  uns  die  Gegenstände  dadurch  „gegeben",  daß  sie  uns  „affi- 
zieren",  daß  wir  von  ihnen  Empfindungen,  Anschauungen  haben.  „Vermittels  der 
Sinnlichkeit  .  .  werden  uns  Gegenstände  gegeben"  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  48). 
Hingegen  darf  nach  Cohen  das  Denken  nur  dasjenige  als  gegeben  betrachten,  was 
es  selbst  aufzufinden  vermag  (Logik,  1902,  S.  68).  Die  objektiven  Tatsachen  sind 
nicht  gegeben,  sondern  „aufgegeben"  (vgl.  Riceebt,  Der  Gegenstand  der  Erkenntnis2, 
1904,  S.  165,  ISO).  So  auch  Natobp  u.  a.  (s.  Objekt).  Nach  P.  Stern-  liegen  den 
scheinbaren  Gegebenheiten  der  Anschauung  schon  gedankliche  (kategoriale)  Elemente 
zugrunde  (Das  Problem  der  Gegebenheit,  1903,  S.  7  ff.,  73).  —  Nach  Rehmer  sind 
Außen-  und  Innenwelt  beide  gleich  unmittelbar  gegeben  (Philos.  als  Grundwissen- 
schaft, 1910).  Das  „Gegebene"  zerfällt  in  Einzelnes  und  Allgemeines,  d.  h.  in  Veränder- 
liches und  Unveränderliches  (I.e.  S.  35f.,  203f.,  407f.).  Ziehen  (Erkenntnistheorie, 
1913)  nennt  die  Gegebenheiten  Gignomene  (s.  d.)  —  Vgl.  Rationalismus,  Denken, 
Sein,  Idealismus. 

Gegensatz  (oppositio)  ist  da3  Verhältnis  des  realen  oder  ideellen,  logischen 
Widerstreites.  In  realem  Gegensatze  stehen  Kräfte,  die  einander  entgegenwirken, 
aufheben,  hemmen.  In  logischem  G.  stehen  je  zwei  Begriffe  oder  Urteile  zueinander, 
die  einander  ausschließen,  so  daß  etwa  das  eine  Urteil  ebendasselbe  verneint,  was 
das  andere  bejaht  (vgl.  Widerspruch).  Es  gibt  einen  kontradiktorischen  (s.  d.)  und 
konträren  (s.  d.),  bzw.  subkonträren  Gegensatz  (vgl.  Aristoteles,  Metaphys.  V,  10; 
AnaL  prior.  I.  2;  II,  15).  Da3  „dialektische"  (s.  d.)  Denken  bewegt  sich  in  Gegen- 
sätzen, die  es  zur  Einheit  verbinde.   Dan  Unterschied  zwischen  logischem  und  realem 

G.  betont  zuerst  Kant  (WW.  II,  75 ff.;  vgl.  Krit.  der  rein.  Vernunft,  S,  410). 


■I  Gegenstand  — 


Auf  GesMMeaae.  die  »blander  ab  Kombi»  (a.  <L)  rag»Mdaal  sind,  nur  hin  Mtf 
markaam  diu  Pythagoreer  (rgL  Aiirtotab».  Metaphy«  I.  AK  C-orni,  Sonaxuru. 
Boom,  u.  »..  L  Gamr  (Neue  Energetik,  1911)  o.  *.  -  Nach  Nicolacs  Cosakcs 
bt  Gott  (a.  d.)  db  ..ITniniideai  dar  Gcgeoalte»".  —  Don  O.  ab  treibende«  Priosip 
i  HtnAKUT  (yrfeeeoW  tt  »drtrn  mmt'  /ewuet  ?m).  nach  « 
de»  Werden»  (a.  <L)  alba  b  »ein  Gegenteil  u— arhbgt,  wobei  db 
rar  Einheit  ranwinptmi  (Aummn,  Pfaya.  111.  5:  Best.  Empir.,  Pyrrbon. 
hypotyp.  in.  00;  ftrosASc»,  Beb«.  1, 60:  rgL  Harmonie),  J.  Bonn  (..OeynwurT). 
Heoax  (e.  Widereprocb).  Tabds  (L'oppoeHbn  unirvreetb.  1807)  u.  e.  Do»  Gaoatc 
der  Entwicklung  in  G»g»n»Ut»n,  welche»  nteimrlwi  b  der  Qeeohkihte  eicb 
geltend  macht,  erörtert  namentlich  Wovor  (ürundr.  d.  Paych.».  1901.  &  4 
Ix>gik  11*.  1996.  &  »ff,  3.  A.  1909).      VgL  W.  Lawureoa».  Gegeneate  n. 

todbn  tu  Pbto  «.  Arbtotebe.  1910;  X.  Hmo.  De»  Denken  u.  eefe 
1909.  &  199;  JotU  8eeb  u.  Wort.  1919.  &  179;  Patt».  Tbrory  of 
Roebl  Force*.  1996;  Cmiti,  Der  Oty— ■U-Stondpnnkt,  1970;  Piaxkb,  Dm  Be- 
harren o.  db  GifM lUn.iabeh  de«  Erleben».  1909;  Looona.  Db  Pflugacber. 
PbUoaophb  de»  0»pwMMM\  1991  (Db  CipojiHi  gbbnen  ekh  mm,  mm  der 
richtige  Mittelbegriff  gefunden  wird).  -  VgL  Polarität.  Widerstreb.  Korrebu  Gefohl. 
Opposition,  Antinomie,  Antftfaetik. 

a.  Objekt.  -  Nach  Mojom  satfatbn  db  ..Ge^eneUnd."  in 
„Objekte"  und  „Ob jektir»".  Begibt  femer  abetrektr  ..^genaUnde  höherer  Ordnung" 
(rgL  Objekt). 

<ee#TM«J9lMi»tMll Irb    nennt   A.  Movom    db    illgiWfibi   Theo 
..Oegenjundee".  de»  OipnMinifuuhin  im  Vorstellen  und  Denken,  aflee 
,.»u»  der  Natur  eine»  Gefanatandea,  abo  a  priori,  in  betreff 


ab ea an  tan,  tkra  Betrn hl ■■§»■!■■  bt abatrakt>  wd«Mbafni".  Sokannababb 
Mit  MiaV%lbhen  Gegenständen  (t.  B.  „rbreckigar  Kreb")  tufamim.  Da- 
IUbtbnon  (a.  d.)  der  Gefanatlnde  (Gleichheit.  Vrret*bdeiiheii  vaw.)  bauen  airh 
iinahhlntlf  ron  der  Erfahrung  rein  auf  Grund  der  Einsicht  in  das,  waa  an»  der 
des  VorsraesOten  und  Gedeckten  ra  anderen  OsrnrnsHiabfi  aich  ergibt. 

Bai  BOi  MD0  «NQBMBMDV   VSQ   98af   OwvOOQHv   \jnwEfmJUmDmWMmP%P*W}  IBI  OoT 

Mathematik,  Logik.  Pretnosngb  uaw.;  Untersuchungen  rar  Oageamndalheorb, 
S.  40 ff.;  Db  SteUung  d.  Qisanateiubthiorin  fan  System  der  WbsMaachaften.  1907: 
Über  MögUchkeit  u.  Wahrscheinlichkeit.  Beitrage  rar  GegMMtajMMMaorie  i 
kenntnbtheorb,  1916).    Db  G.  behandeln  auch  Ammojdsx,  E.  Maixy,  W.  Pkavkl. 
R.  SAxnron,  Pichle*  u.  a.  Genauere  Literatur  in  afrtnongp  Beitrag  rar  ..Phikeophb 
der  Gegenwart  in  Selretdarstellungen"  L  1991.  —  Anaiue  dexa  finden  abh  acbon 
bei  Lmbmz,  HriiB,  Chb.  Wölkt,  Lausest  (Theorie  de»  „Gedenkbarin ').  Bouaso. 
Itbxsoh  (Rerue  de  meUphyaique,  1904).    Vgl.  DmioscH.  Ordnungslehre.  1912. 
Vortrage  zur  Naturphilna..   1910;  Kanaio.  Db  intellektuellen  Punktionen.  1909. 
S.  308.  —  VgL  Objekt.  Logik. 

(«egena  art  s.  Zeit.   —  Daß  in  der  Gegenwart  acbon  db  Zukunft  poteatbll 
enthalten  bt,  bhrt  baaonder»  Lamra.  —  Vgl.  Gediebtab  (Bkbosov). 

«■ohini  s.  SeefensiU.  Seele.  ParaJfelbmua. 

dlfhir  (Gehörasinn)  bt  der  Sinn  für  Gehorsempfindungen,  Sohalbsnprmdnngen 
Db  Geborarebe  aind  db  ron  schallenden  Körpern  raagehondon  bngitudinabn  I 


Gehörnte  —  Geist.  231 

Schwingungen,  welche  durch  das  Trommelfell,  die  Gehörknöchelchen  und  die  Laby- 
rinthflüssigkeit aufgenommen  werden  und  den  Hömerven  erregen;  die  Endfasem 
dieses  Nerven  breiten  sich  in  der  „Schnecke'*  aus,  welche  die  „Grundmembran"  (mit 
den  Kortischen  Bögen)  enthält,  deren  Fasern  auf  die  verschiedenen  Töne  abgestimmt 
sind  und  einzeln  oder  in  Komplexen  erregt  werden  können  („Schneckenklaviatur'  . 
nach  der  Theorie  von  Hkt.mttoltz).  Je  nachdem  die  Schwingungen  regelmäßig- 
periodischer  Art  sind  oder  nicht,  hören  wir  Klänge  oder  Geräusche.  Die  einfachen 
Klänge  oder  reinen  Töne  entsprechen  einfachen,  pendelartigen  (Sinus-)  Schwingungen. 
Die  Intensität  des  Klanges  hängt  von  der  Schwingungsweite  (Schwingungsenergie) 
ab.  die  Tonhöhe  von  der  Schwingungsanzahl  (Dauer  der  Schwingungen),  die  „Klang- 
farbe" von  der  Schwingungsform.  Die  Klangfarbe  hängt  hierbei  von  den  „Ober- 
tönen" ab,  welche  in  verschiedener  Anzahl,  Lage  und  Stärke  mit  dem  ,. Grundton'", 
dessen  ganze  Vielfache  sie  bilden,  verschmelzen.  Tonempfindungen  haben  wir  ab 
Wirkungen  von  etwa  12  bis  etwa  50  000  Schwingungen  in  der  Sekunde.  Aus  einer 
unvollkommenen  Verschmelzung  von  Einzelklängen  entsteht  ein  „Zusammenklang'". 
Die  Superposition  der  Schwingungen  innerhalb  des  Gehörapparats  ergibt  „Differenz  - 
töne"  verschiedener  Ordnung;  mit  ihnen  zusammen  bilden  die  „  Summationstöne  " 
die  sog.  „Kombinationstöne".  Der  Grad  der  Tonverschmelzung  ist  durch  das  Ver- 
hältnis der  Schwingung« zahlen  bedingt  (vgl.  Konsonanz,  Harmonie).  Die  Töne  bilden 
nach  ihrer  Höhe  und  Intensität  eine  zweidimensionale  Mannigfaltigkeit.  Vgl.  Helm- 
holtz,  Die  Lehre  von  den  Tonempfindungen5,  1896;  Stumpf,  Tonpsychologie,  1883 
bis  1890;  Ebbinghaus,  Grundz.  d.  Psychol.  I,  1902,  3.  A.  1911;  Wuxb-t,  Grundriß 
d.  Psych.5,  1902,  S.  II4Ä.J  Grdz.  d.  phys.  Psych.,  1903ff.,  II5,  S.  63ff.;  E.  Waetz- 
ma>ts,  Die  Resonanz  theo  rie  des  Hörens,  1912;  W.  Köbxeb,  Akustische  Unter- 
suchungen, Zschr.  f.  Psychologie,  Bd.  54. 58, 64. 72.  —  Vgl.  Ton,  Schwebung,  Harmonie, 
Konsonanz,  Halluzination,  Statischer  Sinn. 

Gehörnte  s.  Comutus. 

Geist  (voi-c.  mvi/Hij  animus,  mens,  intellectus,  Spiritus)  ist  ein  Ausdruck  von 
verschiedener  Bedeutung.  G.  heißt  1.  der  auf  einer  primitiven  Stufe"  der  Religion, 
aber  auch  vom  Spiritismus  angenommene,  au3  einer  Art  feinsten  Stoffes  bestehend« 
Träger  seelischer  Zustände;  2.  eine  metaphysisch  oft  angenommene  immateriell« 
Substanz  (s.  Seele)  oder  auch  die  aktuale  Seele,  das  Psychische  (s.  d.),  das  Bewußt- 
sein; 3.  ein  besonderer  Teil  oder  eine  besondere  Kraft  oder  Fähigkeit  der  Seele,  die 
Denk-Seele,  das  denkende  Prinzip,  der  Intellekt  (s.  d.)  im  engeren  Sinne,  oder  die 
als  Einheit  gedachte  höhere  zweckvoll-aktive  Bewußtseinstätigkeit,  wie  sie  sich  als 
Verstand,  Vernunft,  Vernunftwille  gegenüber  dem  Sinnlichen,  dem  Gefühlsmäßigen, 
dem  Gemüt  (s.  d.)  bekundet;  4.  eine  besondere  Beweglichkeit,  Feinheit,  Schärfe  des 
Denkens  („esprit"),  oder  die  Denkweise.  Den  Gegensatz  zum  G.  bildet  je  nachdem: 
die  Materie,  der  Körper,  die  Natur,  das  Physische,  Sinnliche,  das  Gemüt,  die  „Seele". 
—  Bezüglich  des  Verhältnisses  von  Geist  und  Körper  vgl.  Identitätstheorie,  Monismus, 
Dualismus,  Seele.  Geist  und  Natur  verhalten  sich  so  zu  einander,  daß  das  Geistes- 
leben im  weitesten  Sinne  schon  in  der  Natur  (s.  d.)  angelegt  ist  und  sich  aus  diesen 
Anlagen  zum  Geist  im  höheren  Sinne  entfaltet  und  steigert,  der  nun  eine  eigene 
Geistes  weit  aus  sich  gestaltet,  die  der  Natur  sich  zum  Teil  überordnet  und  ihre 
eigene  Gesetzlichkeit,  ihre  eigenen  Zwecke,  Werte,  Normen  hat  (vgl.  Kultur).  Meta- 
physisch lassen  sich  Natur  und  Geist  einem  universalen  Geistesleben  einordnen,  dessen 
eine  Richtung  der  als  solcher  bewußte,  aktive,  schöpferische  Geist  ist,  während  die 
Natur  dessen  andere  Richtung  oder  Stufe  bildet,  wie  sie  anderseits  die  Außenseite 


G«..: 


des  CTwbllgan  im  wetteten  Stoma  dsisnullt  Aus  der  luemieehon  potentiellen  Getetigkeit 
entwickelt  steh  der  sobjektivs  (individuelle)  Gebt  dm  Menschen.  Am  der  Osmekv 
echaft  miteinender  in  Weoheehrirtamf  ■tobender,  eine  Wirkmmrmheit  bildender  m- 
memamemjetoter  ergibt  steh  ein  auf  die 

Gesamtfeiet  (a.  d.\  dessen  GebÜde  (Renkt, 
-h«ft  usw.)  lueammen  den  objektiven  (objektiv  gfoidsnen )  Gabt  • 

fwetec  Die 
des  Als,  tot  der  gflttHens  Welt  c 

(s.Gott).  So  bt  vom  all  Bliebe  —  dem  trtohwlmgae  nnd kinldnin"  Gilitlgsr, 

—  km  mtm  hBcbmin  Sein  der  Geiet  (des  Geistige)  ein  Urprmtip  dm  WkkJkmen,  sber 
niokt  sie  ein  beeondsres  Ding  1 

anm».  sie  „IiimmnehV*  ai reift  in  IWrMmhkaiu  die  rom  Stea.luankm  ■■■wm  El  feto  eng 

den  objektiven  Ansdrnek, 
(im  weitesten  Sksne) 
WÜlmi  (e.  d.)  -  ab  Trieb  oder 
1  typkmke  Inhalte,  ITUlengmli  b  ra  „Ideen"  (s.  d.)  «nd  „Ideelen" 

im  Gemteebben  der  Zweck 

ftilp g(e.nmnynkteV 

"(••4*>i 
Der  G.  tot  htor  ober  knom  eckon  gmu  ■ulirfrluh  gedeckt { er  ist  dm 
Kraftvollste  von  eüem.  daroksus  komcgen  (eVri  yd*  AtnvdsaseV  m  nebie»  xe*:.—*'»* 
>y  Er  ist  unbegrenst,  ■■mmbskl  mit  dem  Übrigen,  «fhemndhj 
für  steh  seiend  (^••eec  edssg  •>'  semmd,  Aumm«,  Phve.Vlll  5,1Mb  UtL).  Er 

mW    mmlWHmVOQ    VBO    wmmmmWwMfl^L    Qw    UawBSB    OB«    «MmmVBmflnm    OmV   VOmnjB    Ol 
Dti^L*it      -      -  -  ■*-■  fU— ^     *  —  -• *  -  —  -* ma  Jmm  .    —    —  M -    .    -  ^w      ae^LsM 

MkrangmW*  gKJVYulr  Vr    1  inj^    (fftfn  mfwm  •*«•«•£*  fftflVf  *^*>  "fB"*i   WtwPl 

edoc.  Sntruonrs,  Ad  Aristot.  Phys. 33;  vgL  Ablot,  Archiv  ftr  Oimahbhte  der  Pbflcs. 
VIII).  -  Ab  obersten  Teil  der  Saab  betrecktet  den  G..  die  Denkkreit  (i*r.#i «*■  ■ 
Platov  (Rrpubl  IV.  436).  and  neck  Aumnui  ist  er  die  höchste  Krsit  der 
Seele,  dos  Denkprmdp  derselben  {Hy  M  ee4w  d  lim  »frei  md 
4  *»X4.  De  snime  Ifl  4.  429s  23).  Er  ist  niokt  mit  dem  Leibt  Ter- 
tot  omfeoh.  stetig,  leidloe,  rein,  vom  Leiko  trmmber  (gern«***«  sät  d*aw% 
sei  dfurk.  L  c  III  6,  430s  17).  unvergänglich,  gottbch  (******•»  *.);  er  stemmt 
..Ton  süßen"  (wdgedW)  and  tot  allem  unsterblich  (.. d.).  VgL  F.  Buurraao,  Aristoteles' 
Lekre  vom  Ursprang  dm  mensukl  Ödstes,  1911.  —  Wlkrend  die  Stoiker  db  Em- 
beit  von  Gebt  (e.  Pneama)  «nd  Stoff  tobren.  betrecktet  Plön«  den  G.  wieder  ab 
etwas  Immaterielles.  Dar  „Gebt"  (sw»c)  tot  eine  elbamimi  Fmanarton  (e.  d.)  mm 
dem  göttlichen  „Einen";  indem  er  dtoma  denkt,  tot  er.  and  min  Sein  besteht  im 
objektiven  Denken,  in  der  Qmnmttmtt  der  „Ideen"  (s.d.).  Die  „Ander 
Gegeneete  von  Denken  and  Gedecktem  bt  ihm  eigen.  Aas  ihm  geht  denn  db  9 
eeeb  (e.  <L)  hervor,  and  in  der  Seele  (e.  d.)  eelbst  tot  der  eade  db  oberste  Krsft 
(Enneaden  IV  1;  5;  8;  II  9.  2). 

Im  Mittelalter  wird  unter  Gebt  (ephitos)  meist  eine  unmaterblb.  vernünftige 
nnd  wollende  Sabetans  veratanden,  ferner  (mens)  db  höchste,  das  Abstrakte.  All 
gimgkip  erfassende  Denkkraft  (vgl.  Intellekt;  nach  Thomas  bt  der  G..  ..mens".  Jpee 
inteUecttts  ezanünans  ms";  „mens  in  anima  nostra  dicit  illud,  quod  est  aluminium 
in  virtute  ipetoa"). 

In  schroffster  Webe  stellt  Doscuxra  G.  and  Korper  i  mmatei  fugoalutir  (s.  Das- 
lismus,  Seele).    Der  Gebt  bt  eine  einfache,  anauegedehnte, 
Sabstanx.     Srcwosa  hingegen  faßt  Gebt  and  Korper  ab  Deeeinsweisen  der 


Geist. 233 

Substanz  auf  (s.  Identitätstheorie).  Der  Spiritualist  Leibxiz  betrachtet  die  Körper 
als  Erscheinung  geistiger  „Monaden"  (s.  d.),  unter  denen  aber  nur  die  eigentlichen 
..Geister"  Denken  und  Selbstbewußtsein  haben.  Nach  Berkeley  existieren  an  sich 
nur  Geister,  denkend- wollende  Substanzen  (Princ.  of.  hurn.  knowledge,  XXVII;  vgl. 
Objekt,  Idealismus).  Hingegen  führen  die  Materialisten  das  Geistige  auf  etwas 
Physisches  zurück.  Nach  Kaxt  endlich  liegt  dem  Geiste  wie  dem  Körper  ein  uner- 
kennbares „Ding  an  sich"  zugrunde.  Er  betont,  daß  uns  die  Seele  nicht  als  ein  Geist, 
d.  h.  als  ein  immaterielles,  einfaches  Wesen  gegeben  ist,  daß  wir  über  ihre  Geistigkeit 
in  diesem  Pinne  gar  nichts  ausmachen  können  (gegen  den  Spiritualismus,  auch  gegen 
Swedenborg,  nach  welchem  ein  Reich  von  Geistern  existiert,  die  miteinander  in 
Verkehr  stehen,  Theol.  Schriften,  1904;  Käst,  Träume  eines  Geistersehers,  erläutert 
durch  Träume  der  Metaphysik,  1766).  „Meinen,  daß  es  reine,  ohne  Körper  denkende 
Geister  im  materiellen  Universum  gebe,  heißt  dichten,  und  ist  gar  keine  Sache  der 
Meinung,  sondern  eine  bloße  Idee,  welche  übrigbleibt,  wenn  man  von  einem  denkenden 
Wesen  alles  Materielle  wegnimmt  und  ihm  doch  das  Denken  übrigläßt"  (Krit.  d. 
Urteilskraft,  S.  455 f.;  vgl.  H.  Dreyer,  Der  Begriff  Geist  in  der  deutschen  Philos. 
von  Kant  bis  Hegel,  1908).  Im  engeren  Sinne  versteht  Kant  unter  „Geist"  das  „durch 
Ideen  belebende  Prinzip  des  Gemütes"  (Anthropol.  I,  §  69B;  Krit.  d.  Urteilskraft, 
§  49).  „Geisteskräfte  sind  diejenigen,  deren  Ausübung  nur  durch  die  Vernunft  möglich 
ist"  (Metaphys.,  Anfangsgründe  der  Tugendlehre,  1797,  S.  111).  Herbabt  nennt  G. 
die  Seele,  „sofern  sie  vorstellt"  (Lehrbuch  zur  Psychol.3,  1850,  S.  29)  und  auch  sonst 
wird  unter  G.  die  Seele  als  selbstbewußtes  Denkprinzip  verstanden.  —  Von  der  be- 
seelten Natur,  bzw.  vom  Körper  und  der  Seele  unterscheidet  den  immateriellen,  selbst- 
bewußten „Geist"  Günther  (Antisavarese,  1883). 

Als  die  beiden  „Pole"  des  „Absoluten"  (s.  Gott),  der  „Indifferenz",  der  „Iden- 
tität" betrachtet  Schelling  Geist  und  Natur.  In  allen  Dingen  sind  beide  Pole  ent- 
halten, nur  überwiegt  erst  der  eine,  dann  der  andere.  Der  Geist  ist  schöpferisch,  er 
vermag  eine  objektive  Welt  zu  schaffen  (Naturphilos.,  S.  312).  Kein  Geist  ist  möglich, 
ohne  daß  eine  Welt  für  ihn  da  ist  (WW.  II,  222).  Wie  Hemsterhüis  die  Materie  den 
geronnenen  Geist  nennt,  bezeichnet  sie  Schellixg  als  den  erloschenen  Geist  (WW.  III. 
453).  Hegel  bestimmt  das  Absolute  selbst  als  „Geist",  als  an  sich  seiende,  die  Welt 
aus  und  in  sich  entfaltende,  sich  in  der  Welt  manifestierende  Vernunft,  welche  sich 
schließlich  ihrer  selbst  bewußt  wird.  „Das  an-  und  fürsichseiende  Wesen  aber,  welches 
sich  zugleich  als  Bewußtsein  wirklich  und  sich  selbst  vorstellt,  ist  der  Geist  .  .  .  Der 
Geist  ist  das  sich  selbsttragende  absolute  reale  Wesen"  (Phänomenologie  des  Geistes, 
S.  327 ff.).  Der  Geist  ist  „in  Wahrheit  sein  eigenes  Resultat;  er  bringt  sich  selber  aus 
den  Voraussetzungen,  die  er  sich  macht,  hervor".  Er  ist  Anfang  und  Ziel  des  Werdens, 
die  „Wahrheit"  der  Natur  (s.  d.),  aus  dem  „Tode  des  Natürlichen"  als  subjektiver 
Geist  hervorgehend,  dann  sich  zum  objektiven  und  endlich  zum  absoluten  G. 
gestaltend.  Der  G.  ist  das  „Beisichselbstsein"  der  „Idee"  (s.  d.),  die  „unendliche 
Subjektivität"  derselben;  seine  Tätigkeit  ist  „Hinausgehen  über  die  Unmittelbarkeit, 
das  Negieren  derselben  und  Rückkehr  in  sich",  sein  Wesen  die  Freiheit.  Subjektiver 
G.  ist  er  in  seiner  unmittelbaren  Beziehung  auf  sich  selbst  (im  Empfinden,  Fühlen, 
Denken,  Wollen  der  Individuen);  objektiver  G.  ist  er  „in  der  Form  der  Realität  als 
einer  von  ihm  hervorzubringenden  und  hervorgebrachten  Welt  .  .  .,  in  welcher  die 
Freiheit  als  vorhandene  Notwendigkeit  ist"  und  deren  Formen  Recht,  Moralität  und 
Sittlichkeit  sind;  absoluter  G.  ist  er  in  seiner  „absoluten  Wahrheit",  als  der  sich  als 
solchen  wissende  Geist  (in  Kunst,  Religion  und  Philosophie).  In  der  Geschichte  (s.  d.) 
bringt  der  „nur  erst  an  sich  seiende  Geist  sich  zum  Bewußtsein  und  Selbstbewußt- 


Ml  Mg* 


sem*4  und  wird  eo  nun  ».ngsmetonn  ..Weltnebt"  (Enxrkiop..  f  381  ff..  483ff..  534ff.; 
Phik».  der  Geschiente,  &M(.  119ff.).  astmaxn  tot  der  absolut« 

das  ..UnbewuÄto*4  (s.  d.).  wahrend  nach  Wem  ein  unbewußt*»-  Geist  — mflgJWi  ist. 
Gott  (s.  d.)  ist  Geist  und  zugleich  6bergetotig.  Die  Natnr  ist  die  Außenseite  eine«  an 
sich  geistigen  Seins,  des  stob  von  den  niedersten  Stufen  hinauf  entwickelt  (8y*tew  d. 
Phflos.  II".  1907;  vgl  Voluntarismus.  Seele;  vgL  Grd*.  d.  phys.  Psycho...  1908,  I«. 
Uff.;  Geist  —  „das  innere  Sein,  wenn  dabei  keinerlei  7—niisnbmg  ■ütsinem  Inlern 
Hein  ha  BAoknfcbt  fallt").  BOOK»  versteht  unter  G.  den  „bei  sieb  selbst  I 
und 


ist 
sie  „Oberwelt".  Subjekt  «ad  Objekt  i 
hl  Bswuitsain  o.  Tu  der  Menenhhslt.  188t;  Dir 
t».  1907;  Grundlinien  n.  netten  Lebenssnsobi 
u.  Wert  des  Lebens*.  1910;  Einfuhr,  in  e,  Philo*,  d. 
-  Nneh  H.  Bnoni  tot  der  Geist  des  ■ohdpJeriieln  Leben  (e.  d.)  in 
in  welcher  es  aktiv  and  frei  eich  snswwkt.  Int 
tot  der  a  reines  „Oedeohtnto"  (s.  d.k 
int  Hinblick  suf  dto  Zukunft,  Znsamnteratohung 
Testen  seiner  Imohham  auf  die  Körper,  von  denen  der  G.  nioht  ab  Substanz, 
sondern  dnroh  die  Spannung  (tansfam)  der  ..Dauer"  (s.  d.)  »ersehtoden  tot.  Der  Gebt 
ist  das  mnshreinhen  der  Vergangenheit  hl  dto  Gegenwart,  er  tot ..  Fortschritt* .  wahr*. 
„Entwicklung"  (Evolution  eraatrfee,  1907.  8.  818IL.  dentsoh  1911).    Der 

im  Getote  besteht  schon  in  der  Materie,  die  aber  der  ™  ' iing  and 

sowie  dee  BahPpfcrtotihfin.  ininer  Neues  Zsrtinenden  ontbehrt  (Ilatiere  et 
8.  144H..  deutsch  1908k    Ober  Hnoa,  Humboldt  u.  e.  vgL  Dmarn.  Der  Begriff 
„Getot".  1908;   Ganm.  Wörterbach  IV;  Omurrio.  Der  Getot  in  d  1850; 

W.TrrnfAXK.  Ober  den  Getot.  1852;  Pasuss.  Getot  and  Stoff.  1883:  Bncvsmrwicu. 
Trttroduction  a  la  rie  de  reeprit».  1906;  Joit,  8eele  and  Welt,  1912;  MCWTMee— a, 
Grund*,  d.  Psycbol..  1900,  L  74ff.;  C.  Bbotuteb,  Dto  Lehre  von  den  Geistigen  and 
Tom  Volk*  I.  1908;  Haack*.  Vom  Strome  des  Seins,  1905,  8»  62 f.;  B.  Kam».  Das 
Problem  des  Lebens.  1909;  O.  Beau».  Hinauf  man  Idealismus,  1908;  Grundriß  d. 
Philosophie  des  Schaffens,  1911;  E.  Ijjtd«,  Natur  u.  Geist,  1907;  H.  Sch«a»  Das 
Problem  des  Geistes«.  1897;  DrLTHST,  Einleit.  L  d.  GcUtc*  Wissenschaften  I,  1883; 
P.  Apsl.  Geist  and  Materie*.  1905;  E.  Hamxaxy.  Der  menechL  Geist,  1900; 
A.  J.  Gias,  Die  meneohi  Geisteetatigkeit,  I.  1910;  L.  Bonn.  Getot  u.  Korper,  1903; 
ErsLn.  Geist  u.  Körper.  1911;  Grandlagen  der  Philo»,  dee  Geisteslebens.  1908: 
V  kr  wo  RH,  Die  Mechanik  des  Gcutcalebens,  1908;  Wahl«.  Ober  d.  Mechantomua  d. 
geistigen  Lebens,  1908;  Stjoiru  Philoeophtocbe  Kultur.  1911.  S.  246 ff.  (objekürer 
Getot))  Hauptprobleme  der  Philosophie,  1910;  0.  Ctox.  Leib,  Seele  and  Geist,  1909; 
v.  d.  ProBDTBV.  Psychologie  dee  Getotes,  1912;  Jodl.  Lehrb.  d.  PsychoL  II«.  1909 
(Begriff  dee  „objektiven  Geistes");  Ricarda  Huch,  Nstur  u.  Getot  sto  dto  Wuneln 
des  Lebens  und  der  Kunst.  1914;  W.  Rathbxac,  Zur  Mechanik  dee  Geistes.  1921». 


Geist  —  Geisteswissenschaften.  235 


Geist  nenne  ich  den  Inbegriff  alles  innerlich  Erlebenden  (S.  27);  Simmel,  Lebens- 
anschauung, 1918  (Die  Wendung  zur  Idee).  —  Vgl.  Seele,  Panpsychismus,  Welt- 
seele, Gott,  Psychisch,  Gesamtgeist,  Volksgeist,  Intellekt,  Bewußtsein,  Subjekt,  Idee, 
Vernunft,  Dialektik,  Monismus,  Wechselwirkung,  Kultur,  Wert,  Zweck,  Aktivismus, 
Panlogismus,   Sittlichkeit  (Wtjndt  u.  a.),  Spiritualismus,  Idealismus,  Akt. 

W  Geist:  Philosophie  des  Geistes,  ist  die  Wissenschaft  von  den  Prinzipien 
des  Geisteslebens,  vom  Wesen  des  Geistes  und  seiner  Gebilde,  vom  geistigen  Schaffen, 
von  den  geistigen  Werten  und  Zwecken.  Sie  ist  eine  Philosophie  der  Geisteswissen- 
schaften und  zum  großen  Teil  „Kulturphilosophie"  (s.  Kultur).  Zunächst  sucht  sie 
„auf  der  Grundlage  der  Psychologie  und  unter  Zuhilfenahme  der  Erkenntnistheorie 
eine  zusammenhängende  Auffassung  des  geistigen  Lebens  zu  begründen"  (Wundt, 
System  d.  Philos.,  1907,  I3,  24).  Dieser  „philosophischen  Psychologie"  ordnen  sich 
dann  Ethik  und  Rechtsphilosophie,  Ästhetik,  Religionsphilosophie  unter,  und  endlich 
sucht  die  Philosophie  der  Geschichte  eine  historische  Gesamtanschauung  des  geistigen 
Lebens  der  Menschheit  zu  gewinnen  (ibid.).  Vgl.  Hegel,  Phänomenologie  des  Geistes, 
1S07,  1907;  J.  Hillebrand,  Die  Philos.  des  Geistes,  1835;  G.  Biedermann,  Philos. 
des  Geistes,  1886;  Dilthey,  Einleitung  in  die  Geisteswissenschaften  T,  1883; 
Spranger,  Lebensformen,  19212;  ferner  die  Zeitschrift  „Logos",  19101  —  Vgl. 
Kultur,  Geist,  Soziologie. 

Geisteskrankheiten  s.  Psychosen,  Idiotie. 

Geisteswissenschaften  sind  jene  Disziplinen,  die  es  mit  Erzeugnissen 
geistiger  Prozesse  zu  tun  haben.  Wenn  sie  auch  die  Naturbedingtheit  dieser  Gebilde 
(Recht,  Sitte,  Kunst,  Sprache,  Religion  usw.)  berücksichtigen  müssen,  so  nehmen  sie 
doch  wesentlich  den  Standpunkt  der  unmittelbaren  Betrachtungsweise  der  Wirklich- 
keit ein,  für  welche  es  nur  Qualitäten,  Werte  und  Zwecke  geistiger  Art  gibt.  Die 
Geisteswissenschaften  verfahren  beschreibend,  analytisch,  erklärend,  genetisch,  sie 
gehen  davon  aus,  daß  es  innerhalb  des  Geistigen  eine  besondere  Art  der  Kausalität 
's.  d.),  des  Zusammenhanges  gibt,  zu  dem  aber  auch  teleologische  Faktoren  (s.  Zweck) 
l>eitragen.  Die  Auffindung  von  Zielstrebigkeiten  und  Zwecksetzungen,  von  teleolo- 
gischen Notwendigkeiten  ist  denn  auch  von  größter  Wichtigkeit  für  das  Verständnis 
geistiger  Produktion.  Dazu  kommt  dann  noch  zum  Teil  die  Anwendung  des  kritischen 
sowie  des  wertenden  und  normativen  (s.  d.)  Verfahrens.  Auch  die  Geisteswissenschaf- 
ten gehen  von  gewissen  „apriorischen"  Voraussetzungen  aus,  auch  sie  bedienen  eich 
gewisser  „Kategorien"  (s.  d.),  mittels  deren  sie  Ordnung  und  Zusammenhang  in  ihre 
Gebiete  bringen.  Grundbedingung  ist  hierbei  die  Fähigkeit  der  verständnisvollen 
Deutung  der  geistigen  Prozesse.  —  Nach  Dilthey  sind  die  G.  „das  Ganze  der  Wissen- 
schaften, welche  die  geschichtlich-gesellschaftliche  Wirklichkeit  zu  ihrem  Gegenstande 
haben"  (Einleit.  in  die  Geisteswissenschaften,  1883,  I,  5);  ihre  Aufgabe  ist  es,  die 
Manifestationen  dieser  Wirklichkeit  „nachzuerleben  und  denkend  zu  erfassen1' 
(Kultur  d.  Gegenwart,  1907.  16,  S.  2 f.;  vgl.  Studien  zur  Grundlegung  der  Geistes- 
wiss.,  Sitzungsberichte  der  Preuß.  Akad.  der  Wissensch.,  1908;  Das  natürliche  System 
der  Geisteswiss.  im  17.  Jahrhund.,  Archiv  f.  Gesch.  d.  Philos.  V— VI;  Über  das 
We3en  der  Geisteswiss.,  Sitzungsber.,  1909).  Ähnlich  Frischeisen-Köhler  (Archiv 
f.  systemat.  Philos.  XII— XIII).  Nach  Wündt  besteht  der  Inhalt  der  G.  „in  den 
aus  unmittelbaren  menschlichen  Erlebnissen  hervorgehenden  Handlungen  und  ihren 
Wirkungen"  ( Grund r.  d.  Psychol.3,  1902,  S.  19 f.).  Sie  handeln  teils  von  geistigen  Vor- 
gängen, teils  von  geistigen  Erzeugnissen  (System  d.  Philos.  I3,  1908,  19 ff.).  Sie  haben 
/um  Iuhalt  die  „unmittelbare  Erfahrung,   wie   sie  durch  die  Wechselwirkung  der 


Gellufickeittcetets  — 


<  >»»  j*kte  mit  erkennenden  md  ■■■frhiiha  Subjekt««  beethamt  wird",  und 

MOB  BNH  OCT  ABTOBKMO— I  M  W  B  jpOWMMCSMI   lllaMMgmW  <ÄT  IttMOTMBO* 

eehaften   (Orandr.   d.   FkyekoL*.    1908.    S.  tt|   rgL  Logik  in».  1006  «L.  8   I 

etetlangnnhaamdea  Subjekt  «ad  dm  Akten 
deo  „objeklhferandcn"  Nitarwfema anhaften,  n  welchen  nach  dfe  Pajuaohia>  fi 
febört;  nicht  Erklärung,  aonderu  Deutung  und  WertbeartaOaag  sind  dfe  Methoden 
der  G.  (Grdx.  d.  PeyeboL,  1000,1.  «7 ff.).  Dfe  Uuteteciwfching  ™m  Gefetee-  und  Natur 
■  feaiiaiihafu  ii  rrvUm  WrjraaLaajro  und  Ricsaar  dank  dfe  in  Qeachfehte*  und 

aaaenlHuk  .TulliirufemnaaWenrr  (Dfe  Gmun  der  ailai  afemaiiiaahL  Begriff*- 
bOdaag.  1808  ff„  &  147  ff..  175  fL.  MO  !U  Vjd.lt  Anco.  Taeaaltnlt  a.  Teleologfe. 
100f(farda»Vo*iaa«darhaaB*1ing^n0b^  E.Bacan. 

entwickelt  eine  geerteewfeaacwchaltl.  IHrychoJagfe.    (VfL  8nuxoia,  Zar  Theorie  dee 
Veretehene  and  aar  ■aafeanlaniachaftl.  Perchologfe,  1018.     Fcateehr.  f.  Volkelt.) 
—  „Gefeteewfeernnrhaft"    nennt   eurh  R.   SraoraB  feine  Anthroposophie 
Tbeoeophie;  M*snou>:  Dar  Wag  tum  Oefet,  1017.  —  Vgl.  Kultur.  Geechichte.  \ 
Zweck.  Paycbologfe. 

«Hlafickcitegeaeta  fet  das  Geaete  dar  llihlngkjhk  der  Rrproduk- 
tioneaott  eon  dar  Anten!  dar  wiecVrnolungen,  bcw.  eoa  dar  daran  dran  bedingten 
im  Moment  der  Reproduktion  priemten  Starke  der  DwyceJ Honen  (K*Axnu*. 
TaACTaraotnr.  Tavwa  and  hUnsx,  MjommarB  u.  a. :  rgl.  Ornrsa.  Dm  Gedlrhtnfe*. 
1011.  &  144). 

Geltem*  fet  dfe  Dmhhaung  für  ahm  dem  „Sem*,  dem  ..Erleben"  prmxrpirll 
entrückte  Sphäre,  dfe  in  Cnihhaagigtail  eowohl 
8am  sa  denken  fet.    ADerdmga  bedeutet 

m  Setaa  ia  dar  Richtung  auf  er  ine  fTihahiiag  Ober  daa 
Faktbitat  aar  TalallaVaftaH.  — «  Gehalt»  d.  L  aar  fu>1— »g, 
dfe  da  aoeeagt,  daß  daa  Sem  nicht  aar  iat.  aondern  da8  ea  nach  gilt,  daß  ea  etwaa 
bedeutet.  daB  aa  einen  Sinn  hat**  (Lfebert).    Indeaaen  fet 


Der  Begriff  der  Gehang  fet  alter  ala  ihr  Name.  Der  Namengeber.  Lotte.  h»t  dm 
Begriff  xueret  für  eeine  Deutung  tob  Platom  Ideen  eingeführt:  „Nichta  aonet  wollte 
Platon  lehren:  die  Geltung  Ton  Wahrheiten,  abgeeehen  daron,  ob  afe  an  hgamk  im  m 
Oaganatand  der  Außenwelt,  ala  deaeen  Art  tu  aetn,  aich  beatitigen;  dfe  ewig  ahm  aelbet 
gfefehe  Bedeutung  der  Ideen,  dfe  bamar  akut  waa  afe  aind.  gfeichrid  ob  e*  Dmge  gibt, 
die  durch  Teilnahme  an  Omen  afe  in  dfeaer  Außenwelt  aar  Eracheinung  bringen,  oder 
ob  ea  Gefeter  gibt,  welche  ihnen,  fadem  afe  afe  denken,  dfe  Wirklichkeit  eine*  aich 
«eignenden  SeefenzueUndee  geben.  Aber  dar  gifechferhia  Sprache  fehlte  damafe 
und  »paterein  Auadruck  für  dieeen  Regriff  dea  Gehen*,  der  kein  Sem  eineohbVBt;  eben 
dfeaer  dea  Seine  trat  allenthalben,  eehr  häufig  unaohldTfeh.  hier  rarhlagnivtroU  an 
»eine  Stelle"  (Lora,  Logik,  1874,  Neudruck  1018,  &  513).  Ebenfalla  noch  ohne  daa 
Namen  tritt  ein  eehr  verwandter  Begriff  in  Boltaxos  „Setzen  an  aich"  auf.  „Die- 
jenige, waa  man  afeh  unter  einem  Satx  notwendig  roreteUen  muß  —  waa  man  aich 
unter  einem  Säte  denkt,  wenn  man  noch  fragen  kann,  ob  ihn  auch  jemand  ausge- 
sprochen oder  nicht  aaageaprooben.  gedacht  oder  nicht  gedacht  habe,  fet  eben  daa, 


Gemeinempfindungen  —  Gemeinsinn.  237 

was  ich  einen  Satz  an  sich  nenne  ..."  (Wissenschaftslehre  I,  S.  76.)  Im  Anschluß 
an  Bolzano  hat  Hussebl  scharf  zwischen  psychologischem  Akt  und  seiner  logischen 
Geltung  und  Bedeutung  unterschieden. 

In  den  Mittelpunkt  der  Logik  wird  der  Gelt ungs begriff  von  Lotze  gestellt:  „Wir 
alle  sind  überzeugt,  in  diesem  Augenblicke,  in  welchem  wir  den  Inhalt  einer  Wahrheit 
denken,  ihn  nicht  erst  geschaffen,  sondern  ihn  nur  anerkannt  zu  haben;  auch  als  wir 
ihn  nicht  dachten,  galt  er  und  wird  gelten,  abgetrennt  von  allem  Seienden,  von  den 
Dingen  sowohl  als  von  uns,  und  gleichviel,  ob  er  je  in  der  Wirklichkeit  des  Seins  eine 
erscheinende  Anwendung  findet  oder  in  der  Wirklichkeit  des  Gedachtwerdens  zum 
Gegenstand  einer  Erkenntnis  wird  (Lotze,  Logik,  S.  515).  Lotzes  Feststellung  des 
kategorialen  Charakters  des  Geltens  wirkt  bis  in  die  Gegenwart  nach. 

Nur  auf  die  Form,  nicht  auf  den  Inhalt  der  Erkenntnis  will  Rickert  die  Kom- 
petenz des  Geltungsbegriffs  zulassen.  Das  wird  von  La.sk  zu  einer  „Zweiwelten- 
theorie" ausgebaut.  Im  Umkreis  des  Nichtsinnlichen  werden  von  ihm  die  Bezirke 
des  Übersinnlich-Überseienden  und  des  Geltenden,  d.  h.  des  Unsinnlichen,  abge- 
grenzt. Jenes  ist  das  Gebiet  der  Metaphysik,  dieses  das  der  Geltungsphilosophie. 
Es  ist  der  Fehler  des  Hypostasierens,  daß  das  Geltend-Unsinnliche  mit  dem  Meta- 
physisch-Übersinnlichen zusammengeworfen  werden.  —  Auch  in  der  „Marburger 
Schule"  steht  man  der  Geltungslehre  nahe  (Liebeet). 

Gegner  der  Lehre  vom  reinen  Gelten  ist  z.  B.  Volkelt,  Gewißheit  und  Wahrheit, 
183 ff.  —  Vgl.  Liebekt,  Das  Problem  der  Geltung,  2.  A.  1920;  Ssalaooff,  Vom  Be- 
griff des  Geltens  in  der  mod.  Logik,  Diss.  Heidelberg,  1910;  Münch,  Erlebnis  und 
Geltung,  1913. 

Gemeinempfindungen  (oder  Organ-,  Vitalempfindungen)  sind  die 
durch  Reize  in  inneren  Organen  ausgelösten  Empfindungen,  zu  welchen  nach  manchen 
auch  gewisse  Empfindungen  des  Zustandes  der  äußeren  Haut  (Wärme-,  Kälte-, 
Schmerzempfindungen)  hinzukommen.  G.  sind  in  jedem  Falle  die  inneren  Wärme-, 
Kälte-,  Schmerz-,  Druckempfindungen,  ferner  die  an  den  Zuständen  des  Hungers, 
Durstes,  der  Wollust,  des  Ekels,  des  Kitzels,  des  Schauderns  usw.  beteiligten  Organ- 
empfindungen. Sie  vereinigen  sich  zu  einem  unbestimmten  Gemeingefühl  („coen- 
aesthesis"),  welches  dem  augenblicklichen  Zustand  des  Organismus  entspricht.  Organ- 
empfindungen beeinflussen  die  Stimmung,  das  Denken,  die  Affekte,  die  Vorstellungs- 
reproduktion, das  ästhetische  Gefühl  u.  a.  Vgl.  Ebbinghaus,  Grdz.  d.  Psychol.,  1905, 
I,  404ff.,  3.  A.  1911;  Beaünis,  Les  sensations  internes,  1889,  K.  lff.;  Jodl,  Lehrbuch 
d.  Psychol.,  1909,  I3,  297 ff.;  Külpe,  Grundr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  145 ff.;  Wündt, 
Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  57,  192;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  II6,  1910,  S.  lff.  Über 
den  Zusammenhang  der  Gemeinempfindungen  mit  den  Gefühlen,   vgl.  Gefühl,  Affekt. 

Gemeinschaft   s.  Soziologie,  Wechselwirkung. 

Genieinsiim  (xoivr;  aTa&^aig,  sensus  communis,  common  sense)  bedeutet 
entweder  den  Inbegriff  der  Gemeinempfindungen  (s.  d.)  oder  den  gesunden  Menschen- 
verstand, der  bei  allen  Menschen  gleicher  Art  ist  oder  das  soziale  Empfinden,  den 
Sinn  für  das  Gomeinschaftswesen. 

Daneben  bedeutet  der  G.  —  und  zwar  ursprünglich  —  die  gemeinsame  Wahr- 
nehmung von  Bewegung,  Ruhe,  Gehalt,  Größe,  Anzahl  durch  die  verschiedenen  Sinne. 
So  nach  Aristoteles  (De  anima  III  1,  425a  15  ff.),  nach  dem  wir  zugleich 
wahrnehmen,  daß  wir  sehen  und  hören  (1.  o.  III  2,  425b  12).  Nach  den  Stoikern 
nehmen  wir  uns  vermittels  des  G.  (xoivq  cu<7#7jat£)  auch  selbst  wahr  (Stobaeus,  Ecloga 
I,  50).    Die  Scholastik  rechnet  den  G.  zu  den  „inneren  Sinnen"  und  versteht  unter 


„\X  Oemeln  Vorstellung  —  Oenie. 


>hm  die  Fähigkeit  der  Wasiusham ag  des  O  isflnsis»e  ■smikimlismi  Sm»e  sowk 
Hie  Auffassung  des  durch  die  Sfame  Kmpfsngsnon  (vgL  8oab«,  De  aakae  III.  SO) 
LMe  scbottUche  8ehale  (Rata.  LKjoald  SrawaftT  b.  a.)  erbtickt  im  G.  (McomaoK 

u\  ju^  i  w«IU  *  -      -    -    im  i    ■      Hl  ii  itniiM  Hu  -■-  —  —  ■     •* 

seaes  j  <ne  ^jaeue  aagjeoorsmst,  mapeaagncaer,  aomreaamer.  «wwmMiiir  wear  • 
mm  lneoretamner  ona  eiansusmr  Af>  is.  tTunnpy. 

Oeaeeiavaratcllung    •.  AUgenv-uvoremlkatg. 

tirall  ist  der  Inbegriff  von  QsftlhliimnjoiUbiiie  eines  Mimohin,  ferner  dk 
MUghell»  abf  and  knab;  nt  f tkba.    Im  0.  »-»""fftl  sink  db  hinsu  entslhishme  der 


Die  ersprfmgkeki  Biibslomg  voa  „Ornat"  «etat  auf  dm  InmiHimTsil  < 

r.  J.  Bosatn  u.  e,  imeuhsa  dernamr  dee  ssntrebn  lau  der  Seele.  Kurt 
G.  dee  DieeBtsefe  (s.  II.:  „Im  Gemüt  e  priori  fegen".  Knu  d.  rem. 
&  48k    Gebt  «ad  Gemüt  aatereebeidrt  man  gegea  Ernte  de*  1«.  Jahr 
so,  dat  OmH  «die  Seele  in  Ansehung  der  Bogk«bm  med  des  Willens' 
bedeutet  (APHDIW,  Wörter  bück.  1796).  Dm  ü.  wird  auch  öfttw  eis  „Hers* 
(vgL  Kamt,  Aatkiopol.;SoAMDtass«u.e,).  Gabt  end  Gseet«  enssistife  ab 
Ooar«*,  Ficsr.  II.  »7;  Ksdea  e«  db  demmasm  Kation.  Laiv..BibL,  4.  Bede. 

S.  71:  Db  Deemoheo  haben  „na  Gebt»  uek  Mm  Gemüt").    Nach  Huiut  bj 

■  Seele,  „eofera  eb  fohlt  med  begehrt"  (Leark.  nr  FejckoL*.  1800k  &  SB) 
Kmncu.  Zar  Lekre  vom  G.1.  191 1 ;  Jvwqham».  Do*  O,  1895;  U.  Dbjt,  Philo*,  dee 
GemBte,  1893;  &  RoonuJiei*,  Ami  der  Innenwelt.  I«*"  •■  u.  Cker*  ■ 

1888.  —  VgL  Stimmung,  Ataraxb. 

(■  I' III  H  t  •»  Im- W  «'jf  II II  g«' II        IHM!      «  n.otH'li».      Jrnii.  .     MlH'll'MM 

Gefühle,  Affekts,  f ■lilitiibeflin.  Stknmaagea  u,  dgL,  kurz  Ablaufe 
bwpbim  Gefahanmetiade  vmliaadoa  mit  Wiflineili miaue.    VgL  Afml 


tieaerali-atioa  e.  Viiifkamiinsiaiig,  Induktion. 

Urncratio  e«>quivore  >  (.'rreugung. 

Ueaerifikatioa:  Zurückfükruag  der  Arte«  auf  ikre  Gettuagen. 

«Jeaeriecm:  zur  Gattung  (s.  d.)  gehörig,  geituegemllUg 

Ctometiarh:  etil  den  Ursprung,  dee  Werden  (yreeet»*)  hetngknh,  d» 
Wicklung  betreffend.  So  beetkamt  db  geaetbeke  Deiiaition  (e.  d.)  dea  Begriffsinhalt 
dureb  Darlegung  eekmr  ff i  magnag,  aad  db  gsastbahe  Methode  erklärt  Gebilde  durch 
Rückgang  auf  db  Faktoren,  durch  db  eb  zuetaade  koataum  (vgL  Psychologb).  to^ 
..genetischer"  Methode  wird  euch  zuweilen  db  Abbitang  von  Eikenntnbinbalten 
aue  dea  Bediagaagea.  durch  db  eb  meb  wgbok  ereeagetv  veretaade«^  Im  UntaaaolmMb 
von  dar  peycbologbckgcnetieehen  Krklaruag  (Ficht«,  WW.  IV.  379L;  F.  Mxoioue, 
Natort.  Db  log.  Grundlagen  der  exakten  Wkmmeoh,,  1910.  &  Uff.;  Platoe  Ideen- 
lehre, 1908.  S.  388ff.  Db  Krkeaatab  bt  ProeeB  wie  db  ..T»taacheM  der  Wkeeimchaf %. 
„Dee  Fbri  albia  bt  dee  Faktum.")    VgL  Raum. 

Cremte  (genius.  ingenium,  genb)  bt  eine  da«  Kormale  weit  aberragende,  ur- 
wüchsige, angeborene,  durch  Übung  und  Lernen  nicht  erwerbbare  geistige  Begabung; 
auch  der  Beettser  einer  solchen  beißt  ein  Genb.  Das  Genb  besitzt  eine  ganz  außer - 
ordentliche  Fähigkeit  geistiger  Intuition,  eine  gewaltige  Kraft  des  Hohsnons,  dee 
Bmabauens  tob  Zusammenhingen,  ein  ganz  besonderes  Maß  produktiver,  schöpfe- 
rischer, erfinderischer  Phantasie  verbunden  mit  der  Kraft  originaler  Gestaltung 


Genuß  —  Gerechtigkeit.  239 


Darstellung  des  Erschauten  und  Erfundenen.  Es  gibt  auch  Genies  des  Denkens  und 
des  praktischen  Schaffens,  im  engeren  Sinne  aber  ist  das  Genie  besonders  auf  dein 
Gebiete  der  Kunst  zu  suchen.  Vielfach  kommen  die  Konzeptionen  des  Genies  aus 
dem  „Unbewußten",  d.  h.  sie  drängen  sich  ihm  auf,  ohne  daß  es  recht  merkt,  woher 
die  „Fülle  der  Gesichte1".  Die  Ausarbeitung  der  intuitiv  Erzeugten  aber  erfordert 
viel  Reflexion,  Planmäßigkeit,  Übung;  auch  das  Genie  bedarf  der  Kultivierung  und 
Disziplinierung.    Im  Gegensatz  zum  Talent  (s.  d.)  vererbt  eich  das  G.  selten. 

Die  meisten  Definitionen  des  G.  betonen  die  Originalität  und  Kraft  des  Schaffens. 
So  (ähnlich  wie  Gerard,  Essay  on  Genius,  1774)  Kant.  G.  ist  die  „meisterhafte 
Originalität  der  Xaturgabe  eines  Subjekts  im  freien  Gebrauch  seiner  Erkenntnis- 
vermögen" (Krit.  d.  Urteilskraft,  §  49),  die  angeborene  Geistesanlage,  „durch  welche 
die  Natur  der  Kunst  die  Regel  gibt'"  (1.  c.  §  46).  G.  ist  auch  „das  Vermögen  ästhetischer 
Ideen"  (vgl.  0.  Schlapp,  Kants  Lehre  vom  G.,  1901).  Das  G.  produziert  ohne  bewußte 
Zwecksetzung.  Dieses  „unbewußte"  Schaffen  betont  auch  Goethf,  und  Schiller 
betont  die  „Naivität"  des  Genies,  während  Jean  Paul  da3  Wesen  desselben  in  die 
„Besonnenheit"  setzt  (Vorschule  d.  Ästhetik,  §  12).  Als  „vollkommenste  Objektivität" 
bestimmt  die  Genialität  Schopenhauer,  als  „Fähigkeit,  sich  rein  anschauend  zu 
verhalten".  Das  Wesen  des  G.  liegt  in  der  „Vollkommenheit  und  Energie  der  an- 
schauenden Erkenntnis"  (Die  Welt  als  Wille  u.  Vorstell.  I.  Bd.,  §  36;  IL  Bd.,  K.  31). 
Ähnlich  H.  Türck  (Der  geniale  Mensch6,  1903,  S.  13ff.).  Nach  Humboldt  ist  das  G. 
tin  Mensch,  in  dem  sich  eine  Idee  geltend  macht  (vgl.  Kittel,  H.s  Ideen  über  G.  u. 
Welt,  1900). 

Auf  die  Verwandtschaft  des  G.  mit  pathologischen  Geisteszuständen  weisen 
Aristoteles,  Cicero  (Tuscul.  disput.  I,  33),  Schopenhauer,  Lombroso,  Nordau, 
Möbius,  Dilthey  u.  a.  hin.  —  Vgl.  Dilthey,  Dichterische  Einbildungskraft  und 
Wahnsinn,  1886;  Brentano,  Das  (-enie,  1S92;  E.  Gystrow  (=  W.  Hellpach),  So- 
ziologie des  GL,  1900;  Tarde,  Logique  sociale,  1895,  S.  162ff.;  G.  Seatlles,  Das 
künstlerische  G.,  1904;  Lombroso,  Der  geniale  Mensch,  1890;  Genie  und  Irrsinn, 
l'iüv.-Bibl.;  P.  Möbius,  Über  Kunst  und  Künstler,  1901;  W.  Hirsch,  G.  und  Ent- 
artung, 1894;  Radestock,  G.  und  Wahnsinn,  1884;  A.  Paul,  Wie  empfindet,  denkt 
und  handelt  der  geniale  Mensch?  1909;  A.  Reibmayk,  Entwicklungsgeschichte  des 
Talentes  u.  Genies,  1908;  F.  Galton,  Genie  u. Vererbung,  1910;  L.  P  aschal,  Esth6tiquo 
nouvelle  fondee  sur  la  psychologie  du  genie,  1910;  W.  Ostwald,  Große  Männer,  3.  u. 
+.  A.  1911;  J.  Cahan,  Zur  Kritik  des  Geniebegriffes,  1912;  Stadelmann,  Psycho- 
pathologie u.  Kunst,  1911;  Hennig,  Das  Naturgefühl,  Die  Inspiration,  1912;  Major, 
Die  Quellen  des  künstlerischen  Schaffens,  1913;  Mullkr-Freienfels,  Psychologie 
der  Kunst  II,  19212;  Das  Denken  und  die  Phantasie,  1916,  Poetik,  19202;  Volkelt, 
Ästhetik,  Bd.  III,  1914;  Utitz,  Grundlegung  der  allgem. Kunstwissenschaf t,  192o.  lf; 
Ztlsel,  Die  Geniereligion  I,  1918.  —  Vgl.  Talent,  Geschichte,  Übermensch. 

Genuß  s.  Hedonismus.    Vgl.  Allostis,  Die  Tugend  des  G.,  1904. 

Geozentrisch:  von  der  Erde  als  Mittelpunkt  aus  betrachtet,  die  Erde  als 
Mittelpunkt  des  Universums,  um  die  sich  alles  dreht,  betrachtend  (im  Ptolemäischen 
Weltsystem,  dem  das  heliozentrische  Weltsystem  entgegentritt).     Vgl.  Welt. 

Gerechtigkeit  (öixaioovv  rt,  iustitia)  ist  das  rechtmäßige  Verhalten  sowie  der 
Wille  zum  Rechtmäßigen,  die  Tugend  der  Gerechtigkeit.  Gerecht  ist  im  juridischen 
Sinne,  was  dem  positiven  Rechtswillen  entspricht,  im  rechtsphilosophischen  Sinne, 
was  dem  Rechtsideal,  dGm  Rechte,  wie  es  sein  soll,  wie  es  als  Bedingung  einer  voll- 
kommenen Gemeinschaft  erscheint,  entspricht.   Das  Postulat  der  formalen  Gerechtig- 


_M«)  Gtrnnhaaatpandungcn. 


keit  gebt  dahin,  dafl  jeder  Staatsbürger  fas  gtoioher  Wetoe  aar  eo  hr handelt  wird 
ae  das  Gesetz,  bsw.  dar  RiMhaeaflla  verlangt,  wanread  die  O.  im  höheren  Sinai 
Behandlung  jede«  Meaechea  in  dar  Art,  wie  er  aa  aia  Mitglied  der  eotiaU 
schalt  beaaapruehea  darf,  und  ao,  via  ee  dar  ideale  Gcaseiaechaf  tswille  arlbet  bed 
einachHeßt.  Daa  Ideal  aoäelreehüichrr  G.  kann  immer  aar  annähernd,  durch 
flaBaahme  auf  daa  positive  Renkt,  auf  die  Gceeasaabaag  aad  Rrmhawuhrtphrng, 
verwirklichen.  Dana  gehört,  daft  jader:  1.  nach  «einer  Wink  ala  Mansch,  1  ala  Go- 
mainanhaftemitgifctii  überhaupt,  3.  auch  aewem  puriflaHahaa  Wart,  auch  aeinen  Lei- 

■SB   '  >\>itrii     *  h.»:i'i-  it    wtrd 

baadmmt  die  Gerioattojheil  Platos,  dar  am  m  das  natur- 
aachlm8uu«a,aettt(ReiHibl.  IL367H.).  Nach 
dwhAchaa>deraMbea.die 
(«W  **♦*  «f»r9e  ***•«*  *f*f 
aXUr.  Eth-Nioom,  V  6.  1 110b  18«.;  V  3.  Ilttbüfi.).   Im  engern  8iane  tot  aia  aus 
O.  (#»  salc  itmfflg).  nach  gsnanlitoakiai  Verhältnis,  aad  su» 

^Www&^rmwimWw*  mW  Mmg)  ww*ajAMmTm^wlw  aauBa»   tW  j    am*' : 

nach aritaawttooham  Vcrhahato  (Eth.  Xic.  V  6,  llSObSl;  V6,  USlbtt;  V7.  IlSSal). 
Spater  wird  die  G.  gawflhaanh  ala  die  Tagend  definiert,  weiche  „jedem  daa  Seme" 
tukommea  laAt  (..rirtua  -  qua  iua  aaaa  caioua  tribaitar".  On.  Wolv».  Eth.  11. 
f  676).  Nach  Sraacaa  lautet  die  Formel  dar  O.:  ..Ea  steht  jedermann  frei,  tu  tun. 
waa  er  will,  eoweit  er  aicht  dia  gtoieha  rreiaeit  Jadaa  a ädern  baaaaaraaataga  (ftlao. 
of  Ethioe,  1888fL,  IL  f  «7).  Nach  PaOLaaa  tot  O.  die  „Wülenariehtuag  un<i 
hahungswetoe,  die  vor  störenden  Obergriffen  in  daa  Leben  aad  dia  Interaaaeakretoe 
anderer  aalhar  aieh  hütet  aad  aaoh  ihre  Verttbuag  durah  andere  nach  MögUehhei t 
hindert"  (8yetem  d.  Ethik,  II»,  ISS).  Nach  R,  8r«jf»xaa  tot  aia  ..der  feata  WUto  daa 
Ctoaataaahara,  «ahm  emnirtook  bediagtea  Bansm  unser  dam  obarataa  Zaslnsmkus  daa 
eotialaa  Lebens,  der  üeawmaohaft  frei  wollender  Mi  nach  an  aa  unten"  ( Wirtaohaf t 
u.  Recht,  1896,  &  601).  VgL  Naroar.  Sostolpadagogik.  1604.  &  SIS  f.;  Goioaonmo. 
Eatwioklungawwrttheorie,  1606.  8.  16811.  (Begriff  dar  „epigroettocheo  -  G.);  Wcxnr. 
Ethik*.  189*.  8.6831.,  4.  A.  161St  Daa«..  Völkerpsychologie  X;  Daa  Recht,  ivi». 
8. 40;  B.  Snaa,  Archir  f.  erstemal  Philo«,  X  610  ff. ;  rUraowamr.  Zur  Bitaanlah 
der  Idee  der  G  ,  1904.  -  VgL 


«.<  rmliH«  mpfimluiii;«  ii  amMaJmi  im  h  Rajasmj  d.  r  lt..-<  hn.rv.u  in 
den  KirchteUen  dar  Xeaenechtoknhaute;  dtoaa  Reisung  geht  von  gaafnrwlgan  Teilchen 
der  riechenden  Stoffe  aas,  nach  denen  die  Gerüche  benannt  werden.  Dia  G.  treten 
in  den  Terachtodeneten  QaaHtlUMi  aad  Intenaitatan  auf;  Gerüche  nitonhan  eich  mit 
einander  tu  qualitativ  aaaaa  Geröchen,  ferner  verbinden  eich  OarofthaeamflniUimjan 
mit  Geschmacks,  und  Hautempfmdungen  aa  Giaaialaindinnkan  Dia  Beziehungen 
dar  G.  an  den  Reiten  «ind  noch  nicht  eindeutig  festgestellt.  Dar  Geruchaeinn  gehört 
tu  den  chemtofhen  Sinnen.  Nach  der  Qualität  unterscheidet  man  öfter  Ithertoche, 
aromattoohe,  balsamisch«,  Ambor-Mnti  ihimjai  Bona ,  lauohartige,  brenxliohe,  Bocks-, 
widerliche,  ekelhafte  Gerüche.  Gerüche  können  einander  kompensieren.  Der  Geruchs 
sinn  hat,  besonders  bei  den  Tieren,  grofte  biologtoche  Bedeutung.  VgL  ZwaaanaMaaaa, 
Physiologie  des  Geruchs,  1895;  GiBSium,  Wegweiser  aa  einer  PsychoL  dea  Geruchs. 
1894;  Wr/XDT.  Grdx.  d.  physioL  PsychoL,  1903.  II*.  46ff.;  Grundr.  d.  PsychoL*, 
1903,  S.  64 ff.;  Naflm*  Vergleichende  physiol.  u.  anatom.  Untersuch,  über  de:, 
rucha-  und  Geschmackssinn,  1894;  G.  Jaoaa,  Die  Entdeckung  der  Seele.  1879; 
UBX.MIXO,  Dar  U..  1916.     Vgl.  Olfaktormeter. 


Gesamtgeist  —  Geschichte.  241 


Gesamtgeist  ist  weder  die  bloße  Summe  der  Individuen  noch  ein  besondere* 
Wesen  außer  ihnen,  sondern  die  durch  die  Wechselwirkung  und  den  einheitlichen 
Zusammenhang  der  einzelnen  menschlichen  Geister  zustande  kommende  geistige  Ein- 
heit, welche  einerseits  in  den  Individuen  selbst  wirksam  ist,  anderseits  aber  durch 
ihre  Normen,  objektiven  Gebilde  und  Institutionen  dem  Einzelnen  als  selbständige 
Macht  entgegentritt  und  die  Einzelnen  von  Anfang  an  beeinflußt.  In  der  Wissenschaft, 
im  Recht,  in  der  Sittlichkeit,  Religion  usw.  ist  der  Gesamtgeist  schöpferisch  tätig, 
ein  „Gesamtbewußtsein"  und  ein  ,, Gesamtwille"  kommen  hier  zur  Geltung.  Vgl. 
Wukdt,  Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  378  f.;  Völkerpsyehol.,  1900 ff.,  I  1,  S.  9  ff.; 
System  d.  Philos.  II3,  1907;  Ethik*,  1912:  Schäffle,  Bau  und  Leben  des  sozialen 
Körpers2,  1896.  —  Vgl.  Geist.  Soziologie,  Volksgeist. 

Gesamtvorstelluilg  ist  nach  Wcxdt  ein  Produkt  „apperzeptiver  Syn- 
these", dessen  Vorstellungsbestandteile  als  die  Träger  des  übrigen  Inhalts  betrachtet 
werden  können"  (Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  316 ff.).  In  der  Zerlegung  und  Glie- 
derung der  G.  besteht  z.  Teil  die  Denk-  und  Phantasie tätigkeit  (Logik  I2,  1893—95, 
33  ff.). 

Gesamt wille  s.  Gesamtgeist    Rechtsphilosophie  (Rousseau,  Wundt),  Wille. 

Geschehen  s.  Werden,  Veränderung,  Zeit,  Kausalität. 

Geschichte   bedeutet  sowohl  die  Geschichtswissenschaft  als  das  historische 

Gesehehen  selbst.  Die  Geschichtswissenschaft  ist  keine  abstrakte  „Gesetzes- 
wissenschaft",  sondern  hat  zum  Gegenstand  die  historische  Entwicklung,  das  histo- 
rische Geschehen  in  seinem  kausalen  und  teleologischen  Zusammenhang;  sie  forscht 
auf  Grund  versclüedener  Quellen  nach  dem  Ablauf  der  historischen  Begebenheiten, 
nach  der  historischen  Entwicklung  von  sozialpolitischen  Gesamtheiten,  von  Kultur  - 
ge bilden  (Recht,  Religion  usw.),  von  Ideen.  Sie  verhält  sieh  aber  nicht  bloß  be- 
schreibend, sondern  sucht,  auf  Grund  ..apriorischer"  Voraussetzungen,  einheitliehe 
Zusammenhänge  des  Geschehene,  auch  sucht  sie  das  Einmalige,  Individuelle  nicht 
bloß  in  seiner  Eigenart  zu  verstehen,  zu  deuten,  sondern  es  auch  möglichst  aus  allge- 
meinen, typischen,  psychologisch-soziologischen  Faktoren  begreiflich  zu  machen, 
ohne  deshalb  historische  „Gesetze"  aufstellen  zu  müssen,  an  Stelle  derer  sie  sich  mit 
Typen,  Rhythmen,  konstanten  Tendenzen,  Richtungen  u.  dgl.  begnügt.  Die  Be- 
deutung der  großen  Individuen,  der  „führenden  Geister",  darf  nicht  unterschätzt 
werden,  so  berechtigt  auch  die  „kollektivistische"  Geschichtsauffassung  verfährt, 
wenn  sie  das  Wirken  des  „Gesamtgeistes"  (s.  d.)  und  den  Anteil  der  „Masse"  (s.  d.) 
am  historischen  Geschehen  betont.  Auch  spielt  der  „Zufall"  (s.  d.),  das  „Irrationelle" 
(s.  d.),  Unvorhergesehene,  Unbeabsichtigte  eine  wichtige  Rolle  in  der  G.  Die  Maß- 
stäbe historischer  Wertung  liegen  in  den  obersten  Kulturzieien  und  Werten,  von 
welchen  aus  sich  Fortschritt  (s.  d.)  und  Rückschritt  beurteilen  lassen.  Für  das  Ver- 
ständnis historischer  Begebenheiten  sind  Rasse  (s.  d.)  und  Milieu  (s.  d.)  zu  berück- 
sichtigen. Das  Politische,  die  Staatengeschichte  wird  wohl  am  besten  im  Rahmen 
der  „kulturgeschichtlichen"  Methode  behandelt.  Die  ökonomischen  Faktoren  der  G. 
werden  gebührend  herangezogen  worden  müssen,  wobei  aber  freilich  auch  auf  die  Ab- 
hängigkeit der  Wirtschaft  von  den  anderen  Kulturgebilden  (Rächt,  Rsligion  usw.) 
Rücksieht  zu  nehmen  ist,  mit  denen  sie  eine  gemeinsame  Wurzel  in  der  menschlichen 
Organisation  hat.  Triebkräfte  der  G.  sind  die  Bedürfnisse  der  Manschen,  Triebe, 
Wdlensimpulse.  Id3en  (s.  d.)  realisieren  sich  iu  der  G.  als  typische  Willeusziele.  Indem 
die  Menschan  durch  ihr  triebhaftes  und  willensgemäßes  Tun  die  Lebensbedingungen, 

El sler,  Handwörterbach.  ig 


Hfl  Geschichte. 


sie  «ich  immer  mehr  einen  ripicrrn.  ak. 
»ehr,  immer  reicher«,  feinere,  hww^hw»  Kultur  (s.  d.)  und  ende  hau  «eh  htarbf-i 
selbst  immer  mehr,  immer  aktiver,  freier  and  be  wu8t*r,  im  Same  der 
Mensckhsitnidee.  der  reinen  and  vollen  „Humanität"  («.  d.) 
Ysrnnirftwtlta**. 

Dnf  e*  kein*  hlilminki*  „Gentu*     gibt.  <l*S  dta  GeeokkkUwieeenecheft  ee 

mit  dem  KinmeÜfMi.  Individuellen,  Wbtgiilliiit  xu  tan  hat,  betonen  Counsor.  N  a  vill«, 

rUniu  (PejcnoL.  1878.  8.  81  IL;  die  ü.  ist  dm  Reich  der  WlOinelutlte).  BOnuK. 

BBH  (Kinknt.  in  d.  Oen^edmtinu  kalten.  1888»  1.  180«.),  Sunt  (Die  Probten* 

«chioht*pfciins«,  1808,  8.  74f.L  Uuma»  ((icdanknn  u.  Tatsachen  1889/1804. 
IL  458M.)  u.  a,    Xack  Wiydsum»d  ist  die  G.  «ini 
•chai  t,  die  «  nur  mit  dem  sfanuHfrn.  ekk  nickt 
hat  (Geschickt*  a.  Xaterwtamnrkeit.  1894.  &  20«.;  Pr4JndW.  1807.  S.  3 
\"«ck  »fawr— *  Int  der  Geschickte  die  „inith  Hin!**«  runde"  Begriäsbildung 
Die  htitinilmihnii  Wiee»n*sksft*n  grnri«  lieb  ran  nickt»  hiben  nickt 

dicke  tum  ZW.  eondern  dm  Bhunslkje  der  mumttnlbnim  Wlrfcttokkeit  m  Xatur 

»alitat").    Allgemeine  Bngrifle  nmd  nier  nur  Mittel  der  Erklärung,  wakrcod  dm  Ziel 
der  flsschinhls  tue  „fliii»|>snmdhhliielllll"  tau     Die  „HHTtacfctn  ItiiUiiintassii 
«cksiten"  bedienen  «ick  der  MtekM>tagtacken"  Itegi jffinlrfkilnmn    sie  bothkon  dnt  In- 
diriduclle  nnf  sbsorate  ..Kulturworte"  (Rehgkm.  Kunst  usw.;  Prmmp  der  „Wert- 
heetabong").    Die  „Entwicklung  der  mrnmkBonrn  K  dm  Objekt  der 

fkiftfctf  im  engeren  Smne,  m*hrmmA  die  gsorkinkiHi  In  Methode  im  *%  meinen  enofc 
auf  pkystecke  Objekte  anwendbar  iet  (Di*  Grauen  der  i»f  rwiemmxkeftL  Bsgrtfhv 
bildung,  1888-1802.  8.  3« ff.:  Kulturwisernachaft  u.  Natunrieerneckeit*.  1810). 
Neck  Bäumt*  tat  die  O.  „die  Wissenschaft,  «nicke  die  Tatsachen 
der  Mnsrhon  kl  ihren  («ingoJaren  wie  typtacken  und  kollektiven) 
eomnb  Weoen  im  kaussten  7.misnunneng«  erforscht  und  darstsuY*  (Lekrbncb  d. 
ktator.  Metkode«.  &  8«.;  8.  A.  1808}  C^k Juhtmweonung  n.  Geackioktspbilo«..  1880; 
Urteil  in  die  Oesckicktsn  tamnschaft,  1805).  —  Htatortack»  Cum  km  gibt  e*  nach 
Bucsxa,  LAümncnT  u.  n.  —  VgL  Xumutn.  Unmitgemlfte  Betrncbtangr 
Vom  Nutten  n.  Nachteil  drr  Utatorie  für  dnt  Leben.  1 874;  A.  GnorarrmA  Die  Wert- 
•ehattung  in  der  Q.,  1808.  S.  40.;  Geeckicktl  Wcrtmeltetibo,  1808;  MOmrmnsna. 
Philo«,  der  Worte.  1808.  &  1871!.;  Gonu  Archiv  f.  Soiialvrisaetischafu  XXI I 
XXIV;  Die  Grcnxrn  der  O.,  1804;  femer:  Fshcheu«*  Kösxe*.  Archiv  f.  systemat. 
Pbilae..  XII—  XIII;  TovxTCft,  Arch.  f.  erstem.  Philo«..  VIII;  GoLDtcnno.  Annaleu 

uirphilos..  VII.  1808;  L.  Snw.  Philo».  Strömungen.  1808,  8.  436« 
Die  Kulturgencbicbttcbreibuug.  1878;  K.  Luinion,  Die  kultarktatortaek*  Methode. 
1800;  Moderne  (^^hichttwtaeenecbaiu  1805  (KoIfekUvtattache,  Iraltnrhtatorieche 
Methode);  BftKrmo.  Aufgaben  u.  Maßstäbe  allgemeiner  Geachichtachrcibnng.  1800; 
Ed.  Mbtxr,  Zur  Theorie  u.  Methode  der  G„  1808;  Ed.  Srnanon,  Die  Grundlagen 
der  Geacbichttwuwenechafu  1805;  O.  Loum,  Die  Goschkhtswissenschaft,  18881.; 
Lacomb*,  De  Thtatoire.  1894;  Xksoroi*  Principe«  fondamentauz  de  Phi-toire«,  1908; 
Oabxtls,  Hcrocs  und  Uero  Worship,  1841 ;  deutacb  in  der  Univ.-Bibl.  (Bedeutung 
der  Persönlichkeit);  Bücklk,  History  of  Civilisation  in  England.  1857-81;  dentach 
1881  (Bedeutung  de«  Xaturmilieu);  Dilthbt.  Der  Aufbau  der  geschichtlichen 
in  den  Geisteswissenschaften.  1010;  E.  Rothacker,  Über  die  Möglichkeit  und  den 
Ertrag  einer  genetischen  Geschichtachreibung  im  Sinne  K.  LaMmncn*,  1912; 
vgL  Vierteljahmchr.  für  wimenech.  Philo«..  1012;  Dsnsca.  Ordnungslehrc.  1912; 


Geschichtsphüosophie.  243 


Wirklichkeitslehre,  1917  (Problem  der  Entwicklung,  der  Ganzheit  in  der  Geschichte, 
191  ff.);  Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  u.  Wirklichkeit.  1912  (Das  historische 
Denken  ist  retrospektiv,  geht  von  „historischen  Prinzipalbegriffen"  aus  und  wählt 
das  aus.  was  zur  Erklärung  gewisser  Endzustände,  Wirkungszusammenhänge,  dienen 
kann;  die  Wertbeziehung  ist  kein  leitendes  Prinzip);  W.  Sulzbach,  Die  Anfänge  der 
materialist.  Geschichtsauffassung,  1911.  Nach  Spengler  (D.  Untergang  d.  Abendl., 
1917,  S.  137)  ist  Geschichte  wie  Natur  (s.  d.)  eine  extreme  Art,  die  Wirklichkeit  als 
Weltbild  zu  ordnen.  Sie  ordnet  alles  Gewordene  dem  Werden  ein.  Alles  Geschehen 
ist  einmalig  und  nie  sich  wiederholend.  Es  unterliegt  dem  Prinzip  der  Richtung,  der 
Xichtumkehrbarkeit.  „Kerne  tiefe  und  echte  Geschichtsforschung  wird  nach  kausaler 
( k setzlichkeit  forschen."  Ihr  Prinzip  ist  die  Gestalt.  Th.  Lessing  (Geschichte  als 
Sinngebung  des  Sinnlosen,  1918)  hält  Geschichte  weder  für  Wirklichkeit  noch  für 
Wissenschaft.  „Geschichte  wird  erst  dann,  wenn  in  einer  nach  einem  Wertgesichts- 
punkt geordneten  Zeitreihe  das  Geschehnis  den  Charakter  des  Ereignisses  erhält'" 
(S.  10).  „Geschichte,  aus  Wunsch  und  Wille,  Bedürfnis  und  Absicht  entsteigend,  ver- 
wirklicht Traumdichtungen  des  Menschengeschlechts.'"  H.  Maier,  „Geschichte  ist 
die  Gesamtheit  der  durch  geistige  Vererbung,  durch  Tradition  vermittelten  Ent- 
wicklungen" (Das  geschichtliche  Erkennen,  1914,  29).  Spranger,  Lebensformen,  1921  -; 
Zur  Theorie  de*  Verstehens  und  zur  geisteswisseaschaftl.  Psychologie,  Festschr.  f. 
Volkelt,  1918.  Vgl.  Geschichtsphilosophie,  Soziologie,  Zufall,  Heterogonio,  Zweck, 
Idee,  Kultur,  Wert,  Philosophie,  Wissenschaft. 

Gesckichtspllilosophie  („Philosophie  der  Geschichte";  „philosophie 
de  l'bistoire"  zuerst  bei  Voltaire)  ist  die  Wissenschaft  von  den  formalen  und  mu- 
terialen  Prinzipien  der  Geschichte  (s.  d.),  von  den  Voraussetzungen  und  logischen 
Bedingungen  der  Geschichtswissenschaft  als  Methodologie,  Logik  und  Erkenntnis- 
theorie der  Geschichte,  sowie  die  Lehre  vom  Wesen,  den  Faktoren,  den  Tendenzen, 
der  Richtung,  den  Zielen,  vom  „Sinn"  der  Geschichte.  Auf  Grundlage  des  Materials 
der  historischen  Wissenschaft  sucht  die  G.  eine  Gesamtanschauung  der  historischen 
Entwicklung  zu  gewinnen,  die  innersten  Triebkräfte  und  die  tiefere  Bedeutung  der- 
selben zu  erfassen  und  die  G.  der  allgemeinen  Weltanschauung  einzuordnen. 

Zuerst  tritt  die  G.  in  theologisierender  Form  auf,  indem  sie  die  Verwirklichung 
lies  Reiches  Gottes  auf  Erden  als  Ziel  der  Geschichte  auffaßt.  So  stellt  Augustinus 
don  Gottesstaat  über  den  irdischen  Staat  und  unterscheidet  drei  große  historische 
Perioden:  die  Zeit  des  gesetzlosen,  des  gesetzlichen,  des  gnadenvollen  Lebens  (De 
civitate  Dei  XI V — XV).  Die  göttliche  Leitung  des  Menschengeschlechts  in  der  Ge- 
schichte betont  Bossr/ET  (Discours  sur  l'histoire  universelle,  1682).  In  anderer  Weise 
auch  Lessing,  nach  welchem  die  G.  eiue  Erziehung  des  Menschengeschlechts  durch 
Gott  ist;  die  Zeit  der  Vollendung  wird  da  sein,  wenn  der  Mensch  das  Gute  uui 
»einer  selbst  willen  tun  wird  (Die  Erziehung  des  Menschengeschlechts,  1780).  Nach 
F.  Schlegel  ist  die  Geschichte  eine  „göttliche  Epopöe'"  (Athenaeum  Is,  91;  Vorles. 
über  Philos.  der  Geschichte,  1829).    Vgl.  Bocholl,  Philos.  der  G.,  1878;  2.  A.  1911. 

Die  Bedeutung  des  „Milieu"  (s.  d.)  in  der  G.  betont  schon  Ibn  Chaldun,  ferner 
J.  Bodin,  Montesquieu,  Turgot,  Voltaire,  von  dem  der  Ausdruck  „philosophi« 
de  rhistoire"  stammt  (Essai  sur  Im  moeurs  et  l'esprit  des  nations,  1765),  Condorcet 
(Esquisse  d'un  tableau  historique  des  progres  de  l'esprit  humain,  1795).  Nach  Vico 
ist  die  G.  eine  „Metaphysik  des  Menschengeschlechts".  In  der  Geschichte  sind  von 
Bedeutung:  das  Milieu,  der  Volksgeist,  Interessen,  Triebe,  Ideen  (Principii  di  una 
scienza  nuova  d'intorno  alla  commune  natura  delle  nazioni,  1725;  deutsch  1822).  Die 
psychischen  Triebkräfte  der  Geschichte  berücksichtigen  J.  Iselin  (Geschichte  der 

16* 


•J-W  Gcschichtsphilosophie. 

Mrnechheit,  1791).  J.  Wt»KU*  (Sur  la  philo»,  de  rhktoire,  1770-74;  Histoin»  uni- 
verselle, 177«;  Brief»  Ober  dm  Wert  der  Geecaichto.  178S)  a.  n.  Nach  Huun  ist 
die  gease  HVnspbiegesnnirkei  Mete»  reine  yueifiiiiUibH  eiiiMiihMiilii  i  Krulto. 
Handnmnea  and  Triebe  nach  Ort  and  ZeitM.  In  der  O.  herrecnt  GeeeUliehketi  de« 
Pwtechrittou,  nd  dieeer  tieh  auf  die  Herreehnft  Tej  Vernunft  und  Liebe,  enf 
manitAt"  (Ideen  rar  Philo».  <L  Genehiebte  der  Mwnatahnll,  1794  ff.).  Ahnlich  lehn 
W.  to»  HcMBomr (Greemrnarto  8eartftan.  19030.;  vgL  SraasoEn,  W.  von  H.a. die 
HumsnitltaVJee.  1909).    Xach  Kajtt  bei  die  OmMnbli  einen  „ruilnlfllgn  Gang" 

•***     *-"»n^^^^9^n    u^^nnw    ^^MR^^H   ^Bwnw    »WW^»^»kP»^BT^P9s^B^n»eaW    HwRIt^m^^K    •aunsl     ^^HM 


Den  Mittel  ra  dieeer  Entwichinnf  iet  der  ..AnUfoniemo.  in  der  Oneefkebnf u  d.  h. 
„die  angesellig»  Geselligkeit  der  Menschen",  «»lebe  den  Menschen  w  Kultur 
treibt    Da  di»  eeeneebWeben  Anlogen  nur  in  der 

■lad.  eo  iet  eine 


Den  Ideal  iet  beer  ein 

ir  all»  Kriege,  ntte  Gewalt 
Recht  barraebt  (Idee  n  einer  illgernwimn  Omttbirhto  in 
1794;  Itoewieion  von  Herden  Ideen  nr  Philo»,  d.  Oaeek,  179»; 
1799;  vgl.  P.  Mnm  Kante  Lehre  von  der  Entwicklung  in  Notar  u. 
1911).  -  VgL  FBerma,  Roneeean  u.  die  deatncbe  Ü„  1990. 

Di»  Reibe  der  spekulativen.  iiinMunnbin  QBerhinbtepbnnenpben  nraffnet  Fiobt* 
In  der  Genehiebte  wirkt  die  Vernunft  erat  ei»  Instinkt  (Stand  der  Unschuld),  dann 
ab  Autorität,  gegen  weiche  db  Auflüarung  eieb  auflehnt,  bei  endlich  die  Zeit  der 
freien,  aktiven.  Tsrnlnftig  ejitlbiban  Geetaltang  bonunt,  mit  dem  Endznatand  der 

»«ndigkaU  «ad  Freiheit;  »tttore  kann  nur  in  der  Bindung  wertvoll  sein.    Di»  G.  hu 


da»  Aheotate  erat  ei»  Behiokesl  dann  als  X» targeeets,  andüeh  als 
and  Gott  etat  in  der  totsten  swtsnde  »ein.  becraenen  wird  (ovstem  d. 
htsshnaas,  &  417 ff.;  Vorlegungen  Iber  d.  Methode  d.  ehedem.  Studiums».  8.  1531). 
Xech  Haotx  ist  db  »Philo»,  dar  Q»ochiohto"  dto  „ttonhond»  Betrechtang"  der  G.  Di» 
Weltgeeohiohto  ist  der  „vernünftige,  iiiHeiinitig»  Gong  den  Wehgetste»".  Di»  ein- 
der  hhttjortoohen  F^twiohlnng  sind  db)  VoTkergetotor,  deren  Jeder 
;  aad  deaa  von  anderen  ■hgasflet  wird,  so  daO  (wie  nach  Schilucs) 
di»  Weltgeschichte  den  „Weltgericht"  iet.  Der  8km  der  G.  iet  der  ..Portechriu  ha 
Bewußtsein  der  Freiheit"  bat  tn  voffiger  Selbstbewußtheit  de»  Geiste»  und  eeinet 
Freiheit.  Es  iet  die  „Litt  der  Vernunft",  die  Intereeeen  und  Leidenechof ten  der  In 
dividoen  für  sieh  arbeiten  tn  leaeen  (Philo»,  der  Oenotaabta,  WW.  IX.  euch  in  der 
Univ.-BibL;  Enzvklop.  f  549 ff.).  VgL  Ca».  Kauusa,  »IhjiinhMi  Lebeantohre,  1943; 
2.  A.  1904;  Amt,  Die  Epochen  der  Geechiehto  d.  afrneohheit.  1945/49, 

Die  Wirksamkeit  von  Ideen  (s.  d.)  and  gttsÜgen.  petuhtochen  Faktoren  in  der  G 
betonen  E.  von  La&atjlx.  Q.  Msannra,  V.  Oousw,  Jouftbot,  Michilst.  E.  Qcisbt. 
Roasmrr,  Giosson,  Lorca,  HnaausTW  (Philo*,  der  G.,  1970),  Paaosa,  Dsotsen. 
L.  v.  Rainuc,  Laiabüs  (Über  die  Ideen  in  der  G.*,  1872).  Fbackxstaedt,  Lavoow 
(Historische  Brief».  1901).  A.  Oomtb  (Cours  de  philo»,  positive  IV,  442  ff.:  latoUekt 
•1s  Houptfektor  der  G.;  Gesetz  der  „drei  Stadien":  theologische*,  metephvaisehee, 
positive»  Stadhun)  u.  •*,  ferner  O.  Flüokl,  Rüatsx»,  Coaxx  (Ethik,  1904.  S.  37 f.). 


Geschichtsphilosophie.  245 


Sigwart  (Logik  II2,  1893,  605 ff.),  Harms,  Windelband,  Rickert,  Münsterbebg, 
Tönnies,  Th.  Lindner  (Geschichtsphilos.2,  1904),  Breysig,  Bernheim  (Lehrb.  der 
histor.  Methode6,  1908;  Einleit.  in  d.  Geschichtswiss.,  1905),  L.  Stein  („Conatus  der 
Geschichte"),  Wündt  (System  d.  Philos.,  1908,  II3,  211  ff.),  P.  Barth  (Die  Philos. 
der  Geschichte  der  Soziologie,  I,  1897;  „eine  vollkommene  Soziologie  .  .  .  würde  sich 
mit  der  Geschichtsphilosophie  ganz  und  gar  decken"),  Eucken  (Die  G.  ein  „Aufnehmen 
eines  Kampfes  gegen  die  Zeit",  der  Schauplatz  eines  Kampfes  um  das  überhistorische, 
zeitüberlegene  Geistesleben;  Der  Kampf  um  einen  geistigen  Lebensinhalt,  1896, 
S.  36ff.;  Kultur  der  Gegenwart  I6,  268ff.),  Tröltsch  u.  a.  Nach  K.  Lamprecht 
besteht  ein  „Gesetz  der  sozialpsychischen  Lebensentfaltung  in  einer  Reihe  von  Kultur- 
stufen". Es  gibt  „Kulturzeitalter",  Perioden  einer  „innern  höchsten  Wandlung  der 
nationalen  Psyche,  nach  Zeitaltern  des  symbolischen,  typischen,  konventionellen, 
individuellen  und  subjektiven  Seelenlebens"  (Moderne  Geschichtswissenschaft,  2.  A. 
1909;  Die  kulturhistor.  Methode,  1900;  Einführ,  in  das  histor.  Denken,  1912). 

Während  Buckle  (Geschichte  der  Zivilisation  in  England  I,  1881,  S.  10ff.), 
Taine  u.  a.  die  Bedeutung  des  „Milieu"  hervorheben,  legen  andere,  wie  Gobineau. 
H.  St.  Chamberlatn  u.  a.  auf  die  Rasse  (s.  d.),  Spengler  auf  die  organismenhaften 
„Kulturen"  (s.  d.),  Müller-Freienfels  (Psychologie  des  deutschen  Menschen  und 
seiner  Kultur,  1921)  auf  die  Volkscharaktere  Gewicht. 

Die  ökonomische  (sog.  „materialistische")  Geschichtsauffassung  begründen 
K.  Marx  und  Fr.  Engels.  Nach  Marx  haben  die  „Klassenkämpfe"  in  der  G.  eine 
ökonomische  Grundlage.  Die  technisch  bedingten  Produktionsverhältnisse  bilden 
die  „reale  Basis,  worauf  sich  ein  juristischer  und  politischer  Überbau  erhebt,  und 
welcher  bestimmte  gesellschaftliche  Bewußtseinsformen  entsprechen".  „Die  Pro- 
duktionsweise des  materiellen  Lebens  bedingt  den  sozialen,  politischen  und  geistigen 
Lebensprozeß  überhaupt.  Es  ist  nicht  das  Bewußtsein  der  Menschen,  das  ihr  Sein, 
sondern  umgekehrt  ihr  gesellschaftliches  Sein,  das  ihr  Bewußtsein  bestimmt."  Ideen 
wirken  nur  als  Reflexe  ökonomisch-sozialer  Tendenzen,  nicht  primär  (Zur  Kritik 
der  polit,  Ökonomie,  1859;  2.  A.  1907;  Das  Kapital  I,  1867;  4.  A.  1892;  vgl. 
F.  Mehring,  Aus  dem  literarischen  Nachlaß  von  K.  Marx,  Engels  u.  Lassalle,  1902; 
M.  Adler,  Marx  als  Denker,  1908;  Vorländer,  Kant  u.  Marx,  1911).  Vgl. 
Engels,  Briefe,  in:  Der  Sozialist.  Akademiker,  1895;  L.  Woltmann,  Der  histo- 
rische Materialismus,  1899;  0.  Lorenz,  Die  materialist.  Geschichtsauffassung,  1897; 
Plechanow,  Beiträge  zur  Geschichte  d.  Materialismus,  1896;  Ed.  Bernstein, 
Die  Voraussetzungen  des  Sozialismus,  2.  A.  1904;  Kaütsky  u.  a.  in  der  Zeitschrift 
„Neue  Zeit";  ferner  die  kritischen  Auseinandersetzungen  bei:  P.  Barth,  Die  Ge- 
schichtsphilosophie Hegels  u.  der  Hegelianer,  1890;  P.  Weisengrün,  Das  Ende  d. 
Marxismus2,  1900;  Hammacher,  Das  philos. -ökonomische  System  d.  Marxismus, 
1909;  R.  Goldscheid,  Verelendungs-  oder  Meliorationstheorie,  1906;  Grundlinien 
zu  einer  Kritik  der  Willenskraft,  1905  (Aktivistischer,  willenskritischer  Idealismus); 
Tugan-Baranowsky,  Die  theoretischen  Grundlagen  des  Marxismus,  1905;  Masaryk, 
Die  philos.  u.  soziolog.  Grundlagen  des  Marxismus,  1899;  B.  Croce,  Materialismo 
storico  ed  economia  marxista2,  1907;  II  concetto  della  storia,  1896;  A.  Labriola, 
Del  materiaEsmo  storico,  1902;  I  problemi  della  filosofia  della  storia,  1887;  Cha- 
rasoff,  Das  philos.-ökonom.  System  des  Marxismus,  1909. 

Für  die  Erkenntnistheorie  der  Geschichte  kommen  besonders  in  Betracht 
DrLTHEY,  nach  welchem  eine  „Kritik  der  historischen  Vernunft"  nottut  (Einleit.  in 
die  Geisteswissenschaften  I,  1883),  Simmel,  nach  welchem  die  Geschichte  apriorische 
Denkforraen,  Kategorien,  „Aprioritäten"  voraussetzt,  durch  welche  aus  dem  Erleben 


■_'.}•'  Geschlecbtsptychologic  —  Gtschmack. 

Geschichte  ab  Wberns.hsft  wird  (Die  Probleme  der  GeacJuchtepbJloa.'.  1905; 
1006).  Snuaaaa  (Grundbge  «kr  Qaachbhtsaiaaenei.hsfu  1905)  u.  ».  -  Vgl.  t.Cie« 
«owmu.  ProbgomrnA  rar  Hbtorioeophie.  1838;  3.  A.  1908;   Long,  Mikrokosmus». 
1896 f.;    O.  Rikdkkma»«.  Phik».  der  Geschichte.  1884;    9t«ra«aaa»,  Zar  Philo*, 
der  G..  1894:   M.  Xoboac.  Der  8mn  der  C,  1909;    Rgvotmga.  Phil«.  snalrt.  de 
rhbtoire,  1896/97;   Uchronb,  I*«topb  dam  Hibtoire".  1901;   R.  May«,  Die  philo», 
'.irbtaa offsssang  der  SeoarR  f.  18T7;  R.  Puirr,  Hbftorrnf  the  Philoe.of  Hbtory. 
1899;    Ba»*««**.  Uhrbach  der  abtor.  Methode  «ad  d.  G^rhichtaphik».«.  1908 
Iitrretur);    C.eachkbterorachung  «ad  Gceeaicertaphitoeopbk»,  1880:   W.  Elk«t. 
Prolrgonwaa  der  (^htrhtaphibs..    1911;    H.   K*o«aT.  IVbobgb  «.   Kau»« 
Pia  Orundprobbrn  der  Geecabat*phik.s..  1911;    P.  Mf»m.  Dm  Probbai  dV 
Kant-Stadba,  Bd.  XVI f.  191t  fTranafrndmtab  Methode;   db  Im  wiesen - 

erhaitlbaa  Saftet- Bewustarin  van  Sinn  der  Geschichte)    Taovrac*.  Oee.  .Schriftm 
11.  1013:  dar»:  Moderar  Geacabhtaphik».  673-718,  g.  T.  pfea  Bbkrrt;  Db  Dy 
ruuafk  der  Geechbhae,  1918;   J.  Hraaca.  Db  Genesis  dee  Ruhm«.  e*a  Beitrag  rar 
Metlmdenbhre  der  Gearhicbte.  1914;    H.  »au  Meta*hyefk  a.  Geschichte  I. 
(«Jtereaeat  dea  KbiraB  metephre.  Begriffe  aaf  db  Aaffaaamg  de«  hbtorbehrn 
Pro«— ee);    Wr»n«L«AKi>.  Grorhbblephnrwopltb  (eae  drm  XaehbBk  1916  (unter- 
sucht,  wb  weit  drr  Gbabe  aa  e4naa  Uft  »  drr  Geschichte  der  tthaaaUib  ru. 
g&ngtirh  n);  K.  PrxswBKao.  Db  Logik  der  Oeetah hie ■bmiiexibaft,  1914;  O.  Bi 
Oeechkhtaphilos.  (ha  Or«adri8 dar  Oeauabtoabm iw h.  heraoeg.  ▼.  A.  Meister).  1913: 
U  Rt««,  Rbtorik.  1913  (psjchologbche  Oraadbpinj:  aar  <«*hfchte);  Ta.  Lsanao, 
Geechkhte  ab  8iaagehaag  dee  Stanfeaen.  1919;   H*rai*o.  Db  Struktur  drr  I 
greehichte,  1931  (gegeaSprogbr). --  Vgl, Ponarbnti.ll.im-iiii«i.Kuliur..Sorinknr>- 

Oe— klecbtapoy  choUgic     (Psrchologb  lAiabaaaturetbiiiii ). 

Hitmaxs,  Pe>xbologb  d.  Prau.  1908;  O.  LintA»«.  larchbrh«  <  i'whbchtaoabaacabdV. 
1917  (auaf.  Iitrratur);  W.  LtsniAffK,  Pajraaofcajb  der  Frau,  1930;  Kafka.  Erl 
und  Theorb  in  Pichte*  Lehre  rom  Verhiltab  dar  Gaiehbchter.  Z*.  f.  engew.  Psycho 
bgb  XVI;   GiKag,  Der  romantische  Charakter  I.     Daa  Aadrogyaepiebba«,  1918. 

Bewertungen.  ..guter"  G.  db  Fernhält  «ad  Hohe  daa  iathetbehe 
Wertes*.    Bei  albr  Rebtivilat  «ad  hiatorbchea  Waadhuig  dea  Geechmaoks  g; 
doeh  gewisse  formab  Normen  für  db  Bearteihaag  dar  Pemheit  dee  flainhaiengi  aad 
eine    IHfferenrwrung   deaeelbea   im    Sinne   der   HraWienlekfclinaj,   daneben   aaah 
Perioden  der  „GearJuaacksYerirTuag**. 

JVn  G.  definiert  Kakt  ab  ..daa  Vermögen  drr  aethetbchen  Irteibkraft,  all 
gemeingültig  tu  wahbn"  (Anthropol.  I.  f  65)  oder  ab  „daa  Benrteüangarermogen 
einea  OegenaUndra  oder  ein  ingwi  durch  ein  Wohhjefalbn  oder  M18- 

fallen.  ohne  alles  Interesse"  (Krit.  d.  Urteibkraft  I.  f  5).    Em  Geachmackirarteil. 
auf  welche«  Reiz  und  Rührung  keinen  EinfluB  haben,  welches  also  „bloß  db  Zweck- 
mäßigkeit der  Form  zum  Rcetiramunesgrund  hat",  bt  ein  „reines  Geschmacksar 
Dee   Geechmacksurteil   gilt  tu  bjektir  •allgemein,  es  sinnt   jedem   Übereinstimmung 
im  Urteibn  an,  weil  db  Übereinstimmung  einer  Vorstellung  mit  den  Bedingungen 
«ler  Urteibkraft  ab  für  jedermann  gültig  a  priori  angenommen  werden  kann  (1.  c. 
5  7  ff..  17ff..  40ff..  57).  Vgl.  A.  (imiAun.  Essay  nn  taste,  1759:  rtentaeh  1766;  M.I 
Versuch  über  den  Gesehm  i  k.  iTTrt;    Hknoavio,  \Vn«iich  e.  C>c«chmaeksbhre,  1799; 
Schill««,  Philos.  Schriften  u.  ( ^dicht^.  hrsg.  von  Krthnemann,  2.  A.  11' 
Vorlesungen  über  Ästhetik,  1897;    R.  Schavkal.  Vom  G.'.  1910.  —  Vgl.  Ästhetik. 


Geschmacksempfindungen  —  Gesetz.  247 

Geschmacksempfindungen  entstehen  durch  Reizung  der  Geschmacks- 
nerven in  den  Schmeckzellen  der  Mundhöhle  (den  Schmeckbechem,  Geschmacks- 
knospen auf  Zunge  und  Gaumen)  durch  flüssige  oder  sich  im  Munde  verflüssigende 
Stoffe.  Die  G.  sind  stet--?  mit  Geruchs-  und  Tastempfindungen  zu  Gesamteindrücken 
vereinigt,  lassen  sich  aber  (durch  Anästhesierung)  auch  isolieren.  Geschmäcke  ver- 
mischen sich  miteinander,  sie  können  einander  zum  Teil  kompensieren  und  durch 
Kontrast  verstärken  oder  schwächen.  Die  Zungenspitze  ist  am  empfindlichsten  für 
Süß,  die  Zungenränder  für  Sauer,  die  Zungenbasis  für  Bitter.  Grund qualitäten  de* 
Geschmackssinnes  sind:  süß,  sauer,  salzig,  bitter;  der  metallische  und  alkalisch* 
(laugenhafte)  Geschmack  beruht  schon  auf  Mischung  mit  Tastempfindungen.  Vci. 
W.  Xagel,  Vergleichende  Untersuch,  über  den  Geruchs-  u.  Geschmackssinn,  1894; 
P.  Kiesow,  Philos.  Studien  IX— XII,  XIV;  W.  Stzrxberg,  Geschmack  u.  Geruch, 
1906;  Wcndt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  11«,  1908,  S.  58 ff.;  Grundr.  d.  PsycholA 
1902,  S.  66 f.:  Kbecbig,  Die  fünf  Sinne  des  Menschen5,  1908:  Poxzo,  Zentralbl.  f. 
Psychol.  II,  Hr.  20. 

Gesellschaft  s.  Soziologie. 

Gesetz  (vöuog.  lex)  ist  zunächst,  als  Rechts-  oder  Sittengesetz,  das  durch 
einen  Willen,  eine  Xorm  Gesetzte,  Geforderte,  als  gültig  Statuierte;  es  drückt  ein 
Sollen  (s.  d.)  aus,  ein  Gebot  oder  Verbot,  es  ordnet  an,  wie  gehandelt,  verfahren, 
gewollt  werden  soll,  es  normiert,  ordnet,  vereinheitlicht  das  Handeln  und  Wollen, 
im  Hinblick  auf  die  zu  realisierende  Rechts-  oder  Sittlichkeitsidee,  als  Ausfluß  des 
Rechts-  oder  Sittlichkeitswillens,  der  dem  Einzelwillen  der  Individuen  fordernd, 
gebietend  gegenübertritt  (vgl.  Recht,  Sittlichkeit).  Ebenso  normativ  sind  die  logischen 
Denkgesetze  (s.  d.).  Sie  sind  zuhöchst,  wie  auch  andere  Gesetze,  Zweckgesetze, 
welche  Mittel  und  Zwecke  einander  allgemeingültig  zuordnen.  Von  allen  diesen  Ge- 
setzen sind  man  die  Xaturgesetze  des  physischen  und  psychischen  Geschehens 
zu  unterscheiden,  wenn  auch  der  Begriff  derselben  sich  an  dem  des  praktisch- juridischen 
Gesetzes  ursprünglich  orientiert  hat.  Ein  Xaturgesetz  istein  Ausdruck  (eine  Formel) 
für  einen  allgemeinen  und  konstanten,  überall  und  immer  wieder  unter  bestimmten 
Bedingungen  anzutreffenden  Zusammenhang  von  Vorgängen,  für  konstante  Ab- 
hängigkeiten, Verhältnisse,  insbesondere  für  immer  wiederkehrende,  sich  gleich- 
bleibende kausale  Verbindungen,  kurz  für  Gleichförmigkeiten  des  Geschehens. 
Die  logische  Wurzel  des  Gesetzesbegriffes  ist  das  Identitätsprinzip,  welches  erwarten 
läßt,  daß  unter  gleichen  Bedingungen  sich  Gleiches  gleich  oder,  besser.  Ähnliches 
ähnlich  verhält,  daß  die  Dinge  ihr  Wesen  nicht  wechseln,  daß  sie  in  ihrem  Wirken 
sich  gleichbleiben,  wann  und  wo  immer  sie  wirken.  Das  Xaturgesetz  gilt  daher  für 
jede  beliebige  Zeit  („zeitlos").  Es  bedeutet  stets  einen  Idealfaü,  ist  etwas  Ideelles, 
wobei  von  allem  Zufälligen,  Besondern,  Störenden  abstrahiert  wird,  und  trotz,  ja 
gerade  wegen  de?  ..Fiktiven'",  das  zum  Teil  im  Xaturgesetz  liegt,  gilt  es  für  die  Wirk- 
lichkeit, ist  es  auf  jeden  beliebigen  Fall  anwendbar;  es  erleidet,  sofern  es  richtig 
formuliert  ist  und  sich  bewährt,  keine  Ausnahmen,  nur  Komplikationen,  Entgegen- 
und  Zusammenwirken  verschiedener  Gesetzlichkeiten  bedingen  die  scheinbaren  Aus- 
nahmen. Das  Postulat  der  Gesetzlichkeit  der  Erscheinungen  ist  „apriorischer"  Art, 
es  bildet  eine  Bedingung,  Voraussetzung  wissenschaftlich-exakter  Forschung  und 
Erklärung,  mögen  auch  die  einzelnen  Xaturgesetze  selbst  auf  Grund  der  Erfahrung, 
durch  Analyse  (s.  d.),  Induktion  (s.  d.)  oder  Deduktion  gefunden  werden.  Sind  auch 
<ii>>  Xaturgesetze  keine  selbständigen,  über  den  Dingen  schwebende,  sie  von  außen 
„zwingende"  Mächte,  so  sind  sie  doch  auch  mehr  als  rein  subjektive  „denkökonomisch«"" 


I  }  I  Cf  t c  t x. 


i;  sie  «od  der  Auadruok  für  OaiiafrSmifhsitiii,  Ar  relativ  kniMQlsli   R*. 
der  Dinge  ygrawinoadei.  wie  eie  vom  Wleadpanlrle  dm  erkennend» 

ftr  RegelmiMgtrritoa  im  Auftreten  md  Zassmmonhssg« 
bbv.  dei  nsji  hiishea  Vorgang».  DeBsich  vom  TTsaiin 
tmrn.  hat  rta  ..Fund*me*r  im  ttirkhehen 
«ad  dessen  Viiielhnimm  selbst.  Der  Verstand  „gut  der  Mater 
•ich  bierbri  von  ihr  »lbet  leiten  sa  Urnen,  sieh  ihr  immer  wiedei 
mmme  ■     memsmmm  Jr'  mamam  mmamm  ^inrni  r.inociti»-  tui<i 

bedormie,  semem  VmilkjiBim epil  iln  anpaOt.  de«  FteS  dm  Geodnmnm  m 

mm4  med  fixiert» 
Der  Geestombegrif  f  wird  zunächst  ab  Rechet-  «ad  Sitteagsmtx.  ab  dm  ..uags- 
(Jrsnfcc  *6pfu  welches  dm  Headern  aormbrt,  bew-aBt  (vgl. 
IV.  4.  1»;    Hirsel.  AbhandL  d.  pkfloe.  hktoc. 
d.  WlmiHi  ■  .  SO.  Band.  1900). 
Wurm!  dm  CnHmolngjlfh;  die  Oomer 
«ad  der  Oou  dm  Moooiaeiemae  im  der 

Hnuaur  tngbmh  dm  Webgemts  (es)**,  dam),  dem  sieh  allm  m  fBgsa  bat;  die 
ba  Umlauf  ihm  male  nicht  Hiirnhgiliia.  tonst  wftrdea  die 
Die  Stoiker  mhmftaa  dm  Witeimiili  dm  Wiltmaaaft  s 
dal  am     isralaftlgas,  ewiges  Ornats  dm  AB 

(K  f |M A  KTlMl      LUOmVCS  Si 

WmATOOd     uJB      FOflUoMDe)    RftOBmVWmmmWmtOllmmw    CflMMI     ABBQRmQK    mm%    Bmmtta)    CmW     »»NmtUT* 

rachm'4  febraaeht  (vgL  Ctaaao,  Dt  repubhca  H,  1IL).    Im  hflttelaltec  gut 
Mbx  netnraHt"  ab)  Anteil  dm  GesehdpJm  am  „ewigen  Gsseta"  dm  TH1-Hf  der 
durah  Gott  (Taotue  vov  Aqcwo,  fima.  theoL  II.  01.  IL).    Die 


Zbba  („tnrHna rinne»  rerum  m  proprioo  dam".  Sum.  tbeoL  I.  00.  5a).  Der  Begriff 
dm  unpersönlichen,  auenahmeloe  wirkseumn.  Quantitativ  formunerbsran  Katar- 
gssetse  m  neuerar  Zeit  bei  G.  Bainro  (Ja  mviolabili  intrmrrabUique  natura«  lege"). 
F.  Baoo*  ( „hoc  est  fcma  natuios  poteutia").  Uoasas.  Dsscims,  8raraaa  (..neturae 
bgm  eeouadsm  qum  omnia  Bunt").  Karum.  Gauls.  Lamra,  Nswto«  u.  a.  cur 
Gehung  (TgL  Quantitativ),  wobei  suob  db  OiMtiiiihhell  in  der 
Besam-  aad  OmaBmmnmtehsa  aar  ITikiisaisb  galongl  aad  von  BnfluO  wbd 
Momsqcrav.  Do  reeprit  dm  km,  1748). 

In  kritiach-iili  iKstbiam  Woim  fatt  den  Gesetmsbegriff  Karr  auf. 
sind  Regem,  „oofern  sie  objektiv  smd".   Gemu  iet  die  Vontefiong 

nach  welcher  ein  gusimm  Mannigfaltige  (mitbin  auf  einerlei  Art) 
muB  (Krit  d.  rein.  Vera..  8.  125,  IM).  Die  Katurgomme  smd  Gemtne  dm 
Dinge  all  Erscheinungen  (».  d.),  faste,  objektive  Regeln  ihres  Zueammenbanges  aad 
haben  im  Veretande  ihre  Quelle,  hadern  die  „Bedingungen  a  priori  von 

|  17).    Die 

\  crknüpfung  dm  Brecheinungan*  ..die 
nicht  von  der  Erfahrung  entlehnt  sind,  eondera  vielmehr  den  Breche  in  ungen  ihre 
Gemtsammglam  vereohaffen  und  eben  dadurch  Erfahrung  möglich  machen  mnmen". 
Der  Ventand  ist  „salbet  die  Geactagebung  für  die  Natur",  d.  h.  ..ohne  Vorstand 
wurde  es  überall  nicht  Natur,  d.  h.  synthetische  Einheit  des  Msnnigfslthjon  dm  Er» 
schemungen  nsch  Regeln  geben".    Der  Verstand  iet  in  diesem  (formalen)  Sinne  „der 


Gesetz.  249 

Quell  der  Gesetze  der  Natur'*,  wobei  aber  die  einzelnen  Gesetze  nur  an  der  Hand 
der  Erfahrung  erkannt  werden  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  135 f.;  vgl.  Axiom,  Sittlichkeit, 
[mperativ).  —  Ähnlich  fassen  das  Gesetz  auf  Cohen  (Logik,  1902,  S.  222;  vgl.  Ding 
an  sich),  Xatorp  (Die  log.  Grundlagen  d.  exakten  Wissenschaften,  1910),  W.  Kinkel 
(Idealismus  und  Realismus,  1911),  K.  Fischer,  Lasswitz,  Bauch  u.  a.  —  Nach 
Ltpps  ist  das  Naturgesetz  „das  Gesetz  des  Geistes,  mit  einem  in  der  Erfahrung  ge- 
gebenen Inhalt  erfüllt".  Gesetze  sind  „notwendige  Abhängigkeitsbeziehungen  zwi-chen 
reinen  Bedingungen  und  ihren  reinen  Erfolgen"  (Naturwissenschaft  u.  Weltan- 
schauung, 1906,  S.  102 f.). 

Nach  Liebmann  ist  die  allgemeine  Gesetzlichkeit  des  Naturgeschehens  die 
„Logik  der  Tatsachen",  die  „Vernunft  im  Universum"  (Zur  Analys.  der  Wirklich- 
keit9, 1880,  S.  280f.;  vgl.  Cournot,  Essai,  1851,  II,  384 f.;  Sigwart,  Kleine  Schriften, 
1889,  II2,  64).  —  Daß  aus  den  allgemeinen  Naturgesetzen  noch  nicht  die  besonderen 
Vorgänge  folgen  und  daß  kein  Gesetz  sich  in  einer  Wirkung  rein  darstellt,  betont 
Win'delband  (Zum  Begriff  des  Gesetzes,  Bericht  über  den  III.  internat.  Kongreß 
für  Philos.,  1909;  Präludien*,  1911;  vgl.  Geschichte).  Ein  G.  ist  die  „reale  Abhängig- 
keit des  Besonderen  und  Einzelnen  von  einer  allgemeinen  Bestimmung".  Daß  die 
Gesetze  zeitlos  gelten,  betonen  Lotze,  Teichmüller,  Stmmel  (vgl.  Hauptprobleme 
der  Philos.,  1910),  Siegel  u.  a.  —  Nach  Wundt  sind  die  Gesetze  allgemeine  Regeln, 
die  eine  Gruppe  von  Gleichförmigkeiten  des  Seins  oder  Geschehens  zusammenfassen 
(Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903,  S.  790;  vgl.  Logik  EP,  1895,  132ff.;  3.  A.  1908; 
Philos.  Studien  III,  XIII).  Ähnlich  F.  Eulenburg  (Naturgesetze  und  soziale  Gesetze, 
Archiv  f.  Sozialwissensch.  XXXI,  1911,  auch  historisch),  nach  welchem  die  reinen 
oder  abstrakten  Xaturgesetze  durch  isolierende  Abstraktion  entstehen,  stets  für 
ideale  Fälle  gelten. 

Während  die  Vertreter  des  Realismus  (s.  d.)  die  Gesetze  als  Formen,  Notwendig- 
keiten des  Verhaltens  der  Dinge  selbst  betrachten  (vgl.  W.  Freytag,  Die  Erkenntnis 
der  Außenwelt,  1906,  S.  46 ff.;  V.  Kraft,  Weltbegriff  und  Erkenntnisbegriff,  1911. 
S.  103,  189 f.),  erblickt  der  empirische  Idealismus  (s.  d.)  und  idealistische  Positivismus 
(8.  d.)  in  ihnen  nur  verallgemeinernde,  vereinfachende  Zusammenfassungen  von 
Abhängigkeiten  zwischen  Erfahrungsinhalten  (vgl.  Cornelius,  Einleit.  in  d.  Philos., 
1903,  S.  267).  So  E.  Mach,  nach  welchem  die  Natur  selbst  nur  einmal  da  ist,  so  daß 
Naturgesetze  nur  für  uns,  unsere  geistigen  Bedürfnisse  existieren  (vgL  Bergson, 
Evolution  creatrice,  1907,  S.  249 f.;  Petzoldt,  Das  Weltproblem*,  1912).  Sie  sind 
„Einschränkungen,  die  wir  unter  Leitung  der  Erfahrung  der  Erfahrung  vorschreiben" 
und  gelten  nur  hypothetisch  unter  gewissen  Bedingungen  (Erkenntnis  u.  Irrtum, 
1906,  S.  282,  441  ff.;  Die  Mechanik,  S.  515f.).  Ähnlich  lehren  Pearson,  Stallo, 
Nietzsche,  F.  A.  Lange,  Vaihxnqer,  nach  welchem  die  Gesetze  rein  nur  für  kon- 
struierte, fingierte  Idealfälle  gelten.  Das  „Gesetz"  ist  nur  ein  „Hilfsausdruck 
für  die  Gesamtheit  der  Relationen  unter  einer  Gruppe  von  Erscheinungen";  es  ist 
eine  „summa torische  Fiktion",  kein  Erklärungsmittel,  nur  eine  „brauchbare  Fiktion" 
(Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911,  S.  419  ff.).  —  Gemäßigter  betonen  Lotze,  L.  Busse, 
M.  L.  Stern  u.  a.  nur,  daß  die  Naturgesetze  keine  über  den  Dingen  schwebende 
Mächte,  sondern  der  Ausdruck  für  ein  konstantes  Verhalten  der  Dinge  selbst  sind. 
—  Geradezu  als  Ausdruck  für  „Gewohnheiten"  der  Dinge  betrachten  die  Gesetze 
James  (Psychol..  1909,  S.  131),  F.  C.  S.  Schiller  (Humanismus,  1911;  Formal  Logic, 
1912),  Peirce,  N.  Stern  (Das  Denken  u.  sein  Gegenstand,  1908,  S.  175  ff.)  u.  a. 
WDie  bloß  approximative,  annähernde  Geltung  der  Gesetze  betonen  Cournot, 
James,  Duhem,  Ostwald."  J.  Schultz,  Goldscheid,' H.  Gomperz  („Durchschnitts- 


l'.Vi  Gesicht  —  Gesicht»»»» 


regem  de*  stofflichen  MesaMvark*4u>ns'.  Dm  Problem  de«  freien  Willrne.  1907. 
&  Iftff.).  Borraocx.  weh  weichem  in  der  Katar  auch  faftlWgkret.  Kontingent 
(i.  d.),  nicht  absolute,  umversab  Notwendigkeit  herrscht  (Ib  b  coatiageaoe  des  W» 
de  U  nature«.  1902;  De  l'idee  de  loi  naturelle,  1803;  deutech  1908).  -  Vgl.  BVOKS*. 
Oehrtb*  Blrfwaungan  der  Gegenwart,  1904.  &  15111.;  Xavius».  Tnrsagcr  ZmWIu. 

f.  d.  gee.  St bntnnift,  1891;  J.  St.  Umll,  fljstun  <L  dedukt.  a.  fedukt  Logik*. 

1877;  G.  May*.  Die  Ofyitlgiill  in  Gteanwebflsbhsn,  1877;   Zaume. 
•  1    W.  m  in   Netnrgeeetae,  1893;    E.  v.  HsaraU*«,  lUfegorbnlehre,  &  431  ff.; 
HsuinoLT«.  Vortrage  a.  Redra,  5.  A.  1903;   Zelle*.  Ober  Begriff  e.  Begrftadnng 
der  sittlbhea  Oeeetw.  1883;  L.  W.  Bni,  Person  a.  Bach*  I.  1908.  388  IT.;  Jotu 
Reeb  e.  Weit,  1918;    Aaas.  Beben  die  KUeigeeien  Wirklichkeit?.  1907  (Keine 

j__^„     «n—  a_a«    n  a.    e,     _g.  _    *.»_- _*._. «*»  -  -  -    Am-    a Ä    anj  ■  * f     * 

08WQQQM*«vD    ff  inUMWeTIt  ' 

•ehalten»,  1910;   R.  Rataaeaas,  PUfeeophb  dre  Erkennen»,  1911  (Meter-  «ad  Ver 
emd  in  Grande  idratbch);  O.  Betrau  Begriff  u.  Ureprang  der  Natur- 
1911;  A.AanPT,  Ober  dbEnhett der  Omb 

keittvoi»ine»Unng  ein  Prodakt  der  Wknesaohaft;  hsdeesen  bt  ah) 
f ar  die  TTnileiennwi  hefiii  «ad  voa  einen  Beere*  kam  keine  Bade  erb  (Natur- 
philosophie. 1914,  8.  114  tt.  Weitgehende.  Weltgeseese,  Weitentwichrang.  1916); 
staaau  Lebeneerewkeaang.  1918  (Das  mtf  viducDe  Oeaets  „la  den  OeeuHtendue 
jedes  ibnban  Tan«  lag»  die  Veteatwortang  lar  unsere  genee  OmnlBhli,  843); 
R.  H.  Pbaüce.  Bioez  Db  Oreetee  der  Weh,  1921;  Zoeels;  Ena  lenflhraag  n  db 
Gentee  der  Welt  (F.  untsrsnheidsl  7  Wileneutn.  db  Ordner  dee  Erhlens  and). 
-  VgL  Induktion.   Geeckten*.  8osbbgb.  Statistik,  ftvukobgb,  Logik.  Mona, 


Crenlek«  bedeutet  1.  dea  Oeeaneaaaa,  1  db  Vbba  (s.  d.).| 

Gealehtaalaa  iet  der  Sma  für  lieht  and  Fsiliiiiinnjibiiiingiin  ss*b  ab 
Mittel  rar  db  Wihinehnung  eaa  Geetaleen.  Gronau,  PiiihtiiBgm,  Bewegungen. 
Entfernungen  (•.  d.k  ebo  euch  eine  Qnelb  räumlicher  Vnretillnagan  Er  bt  ab 
chemischer  Bnn,  durch  «eichen  db  ebktrunagnetboaea  treneeereebn  Athereohvrin- 
gangea  in  der  Ansah!  eaa  etwa  400-800  Billionen  in  der  Sekunde  (Rot-Violett) 
eine  Transformation  erfahren.  Des  innere  fniimiiigsii  bt  db  von  iwsiihwribnin 
Uchtbrechenden  Körpern  (Wlenrlgs  Flttesigkoit,  Krbtalamn,  Ghshbrper)  und 
Hinten  (Hornhaut,  Aderheut,  Regenbngenheut  oder  Irb  mit  der  Pupille)  ■ngeheni 
Neteheut,  «ebbe  aue  awkiarea  8okichten  besteht  Wahrend  db  (mit  „Sehpurpur- 
bedeckten)  „8t*bchen"  genennten  Zellen  für  Helligkeiten  empfindlich  and,  ver- 
mitteln db  „Zspfchen"  db  larbenanpfb^anjea.  An  dar  Eintritteetelb  des  Seh- 
nerven, dem  ..banden'4  Fbck".  «ird  nicht«  geeehen  (Fehlen  beider  Zelleonbhten). 
an  den  Randern  dee  Augee  «ird  ein  ferblaeee  Gren  ampfanden  (.indirekte«"  Sehen), 
wehrend  der  „gelbe  Fleck"  db  Stelle  dee  deutlichsten  Sehens  bt.  Damit  eine  Ge 
eichtsempfindung  zustande  kommt,  muß  aber  db  Erregung  bis  ms  Gehirn  (Sehsaatrum) 
dringen.  Für  des  Sehen  wichtig  ist  db  Akkomodatiomfehigkeit  (s.  d.)  der  Augen 
und  db  Art  ihrer  Beweglichkeit  durch  drei  Muekelpaare.  Es  besteht  dee  Bestreben, 
db  Netthautbilder  auf  db  Stelle  dee  deutlichsten  Sehens  sa  bringen  und  ferner 
besteht  eine   „Synergie"   beider  Augen    im   plastischen   Sehen.    Db 


Gesinnung  —  Gestalt,  Gestaltqualitäten.  251 


Oesichtseinpfindungen  sind  die  farblosen  und  farbigen  Lichtempfindungen,  oder  Licht- 
und  Farbenempfindungen.  Die  Weiß- Grau- Schwarzreihe  wird  als  Reibe  der  „reinen 
Helligkeitsempfindungen"  bezeichnet.  Die  Farbenempfindungen  (Rot,  Orange, 
Gelb,  Grün,  Blau,  Indigo,  Violett)  bilden  eine  dreidimensionale,  stetige  Mannig- 
faltigkeit, deren  Glieder  nach  den  drei  Merkmalen  des  „Farbentons"  (abhängig  von 
der  Wellenlänge  und  Intensität  der  Ätherschwingungen),  „Sättigungsgrades" 
(Größere  oder  geringere  Annäherung  an  die  farblosen  Liehtempfindungen)  und  der 
„Helligkeit''  (Lichtstärke)  sich  (in  einem  „Farbenkreis")  anordnen  lassen.  Je  zwei 
Farben,  die  einander  diametral  gegenüberstehen,  heißen  Gegenfarben  oder,  weil  sie 
sich  zu  Weiß  ergänzen,  Komplementärfarben  (z.  B.  Orange  und  Blau). 

Nach  der  YouNG-HELMHOLTZschen  Hypothese  ist  jedes  Xetzhautelement  dreier 
elementarer  Erregungen  fähig  (Rot-,  Grün-,  Violett-Erregung);  durch  deren  Ver- 
bindung entstehen  die  übrigen  Farben.  Nach  Heki>*g  gibt  es  drei  „Sehsubstanzen*", 
deren  jede  eine  Dissimilation  und  eine  Assimilation  durchmacht  (weiß-schwarze, 
rot-grüne,  gelb-blaue  Sehsubstanz).  Xach  Wundt  gibt  es  zwei  photochemisch? 
Prozesse,  einen  „achromatischen"  (mit  Zersetzung  und  Restitution)  und  einen 
..chromatischen".  Vgl.  Aristoteles,  De  anima  II.  7:  Goethe,  WW.  Hempe!, 
XXXV:  Schopenhauer,  Ober  das  Sehen  und  die  Farben;  Purkinje,  Beobachtungen 
und  Versuche  zur  Physiologie  der  Sinne,  1819  ff. ;  Preyer,  Die  fünf  Sinne  des  Men 
scheu,  1870;  Helmholtz,  Physiol.  Optik3,  1909f.;  E.  Hering,  Zur  Lehre  vom  Licht- 
sinn, 1878;  J.  von  FvRiES,  Die  Gesichtsempfindungen,  1897 — 1902;  Wundt,  Grund/. 
d.  yhys.  PsychoL  II6,  1910,  S.  14öff.;  Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  67 ff.;  Ebbing- 
haus,  Gr.  d.  Psychol.,  1905,  I,  ISOff.;  Theorie  des  Farbensinns,  1893;  G.  Allen. 
D  -  Farbensinn,  1880;  G.  F.Lipps,  Grundr.  d.  Psyehophysik,  1899:  Kreibig,  Die  fünf 
des  Menschen2,  1908;  C.  Hess,  Vergleichende  Physiologie  des  Gesichtssinnen, 
1912;  Jaensch,  Zur  Analyse  der  Getriehtswahrnehinungen,  1909:  A.  König, 
Abhandl.  zur  physiol.  Optik,  1903;  D.  Katz,  Die  Erscheinungsweisen  der  Farben, 
1911;  Stumpf,  Die  Attribute  der  Gesichtsempfindungen,  1917;  Piklee,  Hypothesen  - 
freie  Theorie  der  Gegenfarben,  1919.  —  Vgl.  Raum,  Tiefenvorstellung,  Purkinjeschfs 
Phänomen,  Kontrast,  Farbe nblindheit,  Lokalzeichen,  Horopter,  Sinnestäuschungen. 

Gesinnung  ist  der  seelische  „Habitus",  die  psychische  Disposition  (s.  d.), 

wiche  dein  Handeln  zugrunde  hegt,  die  Richtung  der  Willensmotivierung,  die  Willens- 

inrention  insbesondere  mit  Rücksicht  auf  die  Sittlichkeit  und  Rechtlichkeit  der  Denk- 

und  Gemütsart,    Die  G.  ist  das  subjektive  Kriterium  der  Sittlichkeit  (s.  d.);  sittlich 

ei  aus  sittlicher  Gesinnung,  d.  h.  aus  Liebe  zum  Guten,  aus  dem  Willen 

ittlichen  Zweck  heraus  handelt,  mag  der  nicht  in  seiner  Macht  stehende  Erfolg 
auch  wider  Erwarten  ausbleiben.  Im  Laufe  der  sittücheu  Entwicklung  der  Völker 
wird  die  G.  immer  mehr  geschätzt,  während  anfangs  der  Erfolg  des  Handelns  fast 
ausschließlich  in  den  Vordergrund  rückt.  Den  Wert  der  G.  betonen  die  meisten  Ethiker, 
so  besonders  Demokrit,  Platon,  Aristoteles,  die  Stoiker,  die  christlichen 
Ethiker,  Abaelard,  Geülincx,  Kant  u.  a.  Vgl.  Kreibig,  Werttheorie,  1902,  S.  107 f.; 
Natoep,  Sozial^iidagogik2,  1904  S.  109;  Cohen,  Ethik,  1904,  S.  112;  Jodl,  Gesch.  d. 

;  II,  1912,  4.^0;  Pfänder,  Zur  Psychologie  der  Gesinnungen,  1913;  Saxder, 
D.  experim.  Gesinnungsprüfung,  Z.  f.  ang.  P-ych.  XVII,  1920.  —  Vgl.  Absicht, 
Moralität,  Sittlichkeit,  Pflicht,  Rigorismus. 

Gestalt,  Gestaltqualitäten    („fundierte    Inhalte'-,    „fundierte    Gegen- 
stände":  Meinong)  ist  das  zur  Summe  der  anschaulichen  Bestandteile  einer 
bmdang  von  psychischen  Inhalten  auf  Grund  bestimmter  Relationen  derselben  zu- 


neu«  Merkmal  de»  Genien,  der  „Gestalt".  Form 
Synthese;  eo  wird  «.  B.  eine  assarheit  von  FlnreftHngm  «ad  Akkorden  durch  eine 
eawnae  amfedieche  und  rbythattaohe  Anordnung  ni  einer  Geeuluraeüttt.  Der  Begriff 
„Gestalt"  triu  bei  früheren  Denkern  ab  eine  Art  Üfaesuetsang  de. 
auf ;  vgL  ScaiLLaa,  „Daa  Ideal  und  da.  Leben";  GoaTaa,  ^Die 
sieh  dort  am  wunderbarsten  auf.  wo  nie  dem  Auge  ganz  verschwindet  und  aar  vom 
Gaiate  verfolgt  werden  kann".  —  „Der  Deutache  hat  für  den  Komplex  den  Daaeina 
einen  wirklichen  Weaeaa  da«  Wort  Geetalu  Er  abatrahiert  bei  dienern  Auedruck 
von  dem  Beweglichen,  er  nimmt  an,  da*  ein  7iMimmtnm«niijii  »estgestellt,  ab» 
I  in  Min  im  CwJiakm  fjxfcct  ari"  (^Jorphntogm",  egL  flootn,  Goethe. 
Forechung  hat  das  Prohbrn  dar  CanHH  aliw  »riebe 
Gruppe  jüngerer  Forecher  (Koma,  Köaxaa, 
hnpirineialhing  ihre«  Intal  l  in  ab  „Gestalt- 
VgL  Enamau,  Vkntrljahxnschrift  f.  «tarn  na  oh. 
Di« inatOaktuellrn  Funktionen,  1900.  8.  II' 
Rtnn««npu>r  II.  VI.  XXI;  Cbrr  Annahmen. 
1902.  8.8L;  Coajrautm,Z.LftyeaoLXX!I;  Lot«.  Z.  f.  Payubol  XXII  („Gesamt- 
quafitaaan"  «Ja  „appmaepü»«  VenrinheitHobnngan");  Hörua,  PsychoL.  1897, 
8.  151  ff.;  Wiraan.  Orundhnien  d.  PaychoL.  1908,  &  2»«.;  Dan«.  ftjwjtaaorio 
dar  IUumwahrnahm«nff  das  Augen,  1910;  G.  Asacstn.  Über  Oanteltqnriitlann. 
1909.  Über  die  „Gaatalt"  egt  W.  8cncm>.KovAjmK.  Intuition,  Wimeaaehaftl 
Beilage  d.  Philue.  OeeeDscaaft  aa  Wien,  1911;  Komu,  Beitrage  aar  ftetmoingin 
dar  Gestalt-  and  niw»gtMia«mbmihna.  Z.  f.  Psycho!.  87.  72.  73,  83;  r»ychc4ogiaohe 
rbraohung  I.  1981;  Bairoaax,  Die  Oeeultwahriiihmaagaa,  Za.  f.  Paych.  89.  Archiv 
f.  dm  gee.  Psych.  32;  BOnxaa,  Die  Geataltwmhnwhmangea  1, 1913;  IL  Wi 
Erp.  8tod.  ober  d.  Sahen  too  Bewegung,  Za.  f.  Paych..  1912; 
Lehre  von  dar  GaataH  (Psycho!.  Forechung  I,  1921).  (Nicht  aind 
Summe  hmnikommnnde  Inhalte"  aal  primär  gaeabinio  Stacken  «ich  „eubjektiv 
aaft»aaadeM,  koattagaata,   „aar  subjektiv  bedingte",    „bebebige"  Gebilde;  nicht 

i  ■tararasfl  mttA  aa^hef^m^* 

mit 
um  Strukturen  mit  konkreten 
OUiiktuiutüulpean.)  W.  Köaxaa,  Dia  phyriachea  Geatnhen,  1920  («ueht  auf  rein 
phyafkahachnm  Boden  [Elektrostatik]  nach  «elbatlndiger  OMliUgeiiUlahkatt,  die 
■ich  nicht  in  anmmenhaite  KaueaHtftt  anHonaa  Hat).  Dazu  E.  Bacaan,  Cber  Köhlern 
phyaikaliache  Theorien  uew.,  Za.  L  Paych.  87,  1921;  Um;  Grundfr.  d.  1 
nehmungak-hre.  1918.  —  VgL  Qjuthom 

>*  Cfewiaaea  (eeeatfawg,  ooearieatia)  ist  daa  aubjektiTe  —  gefühlsmäßige  oder 
deutliche  —  Bewußtsein  daa  Reoaeaa  oder  Unrechten,  SemaoOenden  oder  Nichtsein* 
«ollenden,  Guten  oder  Bösen,  aa  Tuenden  oder  aa  Unterlassenden.  Ea  tritt  vor  dar 
Tat  mahnend,  ratend  oder  warnend,  abhaltend  auf  und  folgt  der  Tat  billigend  oder 
mißbilligend  (Gewissensbiß).  Daa  G.  ist  eine  Reaktion  dar  rittlichen  PeraonMchkeH 
gegenüber  dem  Wollen  und  Handeln  im  einzelnen;  ea  ist  ein  Niederschlag  aorialnr 
Wertungen  und  Forderungen,  die  der  Persönlichkeit  einverleibt  aind.  die  Stimme  dea 
GeaemtgeJrtee,  che  im  einzelnen  rieh  geltend  macht,  wobei  aber  zuweilen  die  sittliche 
Persönlichkeit  in  eigenartiger,  neuer,  fernerer  Weise,  als  daa  aoriale  Gewissen  ea  ein- 
schHeßt,  wertet  und  urteilt  (vgl.  .TaausaLBM.  Einleit  in  d.  Philo«.4.  1909,  8.  230f.: 
„soziales"  und  „individuelles"  G.).    Daa  G.  ist  sozial  erworben  und  wirkt  dann  auf 


Gewißheit.  253 

den  Gesamtgeist  zurück,  geht  oft  über  die  historisch  gewordene  Moral  hinaus.  Angeboren 
ist  nicht  das  G.  selbst,  sondern  nur  eine  gewisse  Disposition  zur  Gewissenhaftigkeit. 
Auch  ist  das  G.  keineswegs  unfehlbar;  ein  „gutes"  G.  muß  noch  nicht  ein  objektiv 
richtig  urteilendes  G.  sein  (vgl.  Paulsex,  Kultur  der  Gegenwart,  I  6,  282  ff.). 

Den  Scholastikern  gilt  das  G.  als  ein  dem  Menschen  von  Gott  eingepflanztes 
Vernunfturteil  über  das  Rechte  und  Unrechte  (vgl.  Thomas,  Sum.  theol.  I,  79,  13  c). 
Als  Organ  des  göttlichen  Willens  betrachten  das  Gewissen  Martexsex,  R.  Hofmanx, 
W.  Schmidt  (Die  Lehre  vom  G.,  1889),  Rothe  u.  a. 

Als  Ausspruch  der  sittlichen  Vernunft,  des  sittlichen  Willens  betrachtet  das  G. 
Kant.  Es  ist  ein  (angeborenes)  „Bewußtsein,  das  für  sich  selbst  Pflicht  ist*'  (Die 
Religion  innerhalb  der  Grenzen  der  bloßen  Vernunft  IV,  §  4),  die  dem  Menschen 
„seine  Pflicht  zum  Lossprechen  oder  Verurteilen  vorhaltende  praktische  Vernunft", 
die  „sich  selbst  richtende  Urteilskraft".  Es  entspringt  aus  dem  Übersinnlichen  in  uns. 
Nach  Fichtb  ist  ee  „das  unmittelbare  Bewußtsein  unserer  bestimmten  Pflicht"  und 
unfehlbar  (System  d.  Sittenlehre,  1798,  S.  225  f.).  —  Nach  Lipps  ist  es  „die  Stimme 
unserer  strebenden  und  wertschätzenden  Natur,  oder  das  System  unserer  Strebungen 
und  Wertschätzungen,  da3  als  Ganzes  gehört  zu  werden  verlangt  und  gegen  die 
Schädigung  durch  die  einzelne  Strebung  sich  auflehnt"'  (Die  ethischen  Grundfragen, 
1905,  S.  161  f.).  Nach  Paclsex  ist  das  G.  das  Bewußtsein  des  Einzelnen  von  der 
sittlichen  Pflicht  (System  d.  Ethik,  1900,  I5,  S.  320,  341).  Nach  Wuxdt  äußert  sich 
das  G.  in  der  Herrschaft  imperativer  Motive;  es  gibt  ein  gesetzgebendes,  antreibendes 
und  richtendes  G.  (Ethik2,  1892,  S.  481  ff.;  4.  A.  1912). 

Den  sozialen  Ursprung  des  G.  lehren  Fetjerbach,  Ch.  Darwin,  Spexcer  (Princ. 
of  Ethics,  1888,  §  45),  Güyac,  Carxeri,  P.  Ree  (Entstehung  des  G.,  1885),  Laas, 
Höftdixg,  L.  Stephex  (Das  G.  ist  die  Stimme  des  „public  spirit  of  the  race",  Science 
of  Ethics,  1882,  S.  311ff.),  Jerusalem;  Jodl,  Simmel  (Einleit.  in  d.  Moralwissen- 
schaft, 1892—93,  I,  407 ff.)  u.  a.  —  Vgl.  Hegel,  Rechtsphilos.,  S.  179f.;  Besehe. 
.Sittenlehre,  1837,  I,  471  ff.;  J.  Hoppe,  Das  G.,  1S75;  RrrscHL,  Über  das  G.,  1876; 
Kahler,  Das  G.,  1878;  Elsexhaxs,  Wesen  u.  Entstehung  des  G.,  1894;  Goldschkid, 
Zur  Ethik  des  Gesamtwiilens,  1903,  I;  Royce,  Philos.  of  Loyalty,  1908,  S.  177 ff.; 
Stäudlix,  Geschichte  d.  Lehre  vom  G.f  1824;  Fried maxx.  Die  Lehre  vom  G.  in 
den  Systemen  des  ethischen  Idealismus,  1904;  E.  Becher,  Grundfragen  der  Ethik  o.  J. 
Wuxdt,  Völkerpsych.  IX,  Das  Recht,  1918.  Gegen  die  „Gewissenssubjektivitat ': 
Scheler,  Der  Formalismus  in  der  Ethik,  1921 2,  329».  —  Vgl.  Sittlichkeit  (Abaelard 
u.  a.),  Sollen,  Inperativ,  Synteresis,  Moralischer  Sinn. 

Gewißheit  (certitudo)  ist  die  Festigkeit,  Sicherheit,  überzeugtheit,  mit  der 
Urteile  gefällt  werden,  die  theoretische  LVtenniniertheit  des  Denkwillens,  die  sieh  in 
der  Bestimmtheit,  Festigkeit  des  Gedachten  bekundet.  „Gewiß"  ist,  was  wir  nicht 
bezweifeln  oder  negieren  können,  was  „feststeht",  worüber  wir  nicht  schwankend 
sind,  was  im  Wechsel  der  Urteilsakte  immer  wieder  behauptet  wird,  werden  kann  oder 
werden  muß.  Während  die  rein  subjektive  G.  eine  bloß  gefühlsmäßige  Unterlage 
hat  oder  doch  nur  auf  psychologischen  Motiven  des  Fürwahrhaltens  beruht,  ist  die 
objektive  G.  die  Bestimmtheit  des  allgemein  Urteilsnotwendigen,  des  für  jeden 
Wahrnehmenden  und  Denkenden  Feststehenden.  Die  unmittelbare  G.  beruht  auf 
Anschauung  oder  Erinnerung  (Anschauungs-  und  Erinnerungsgewißheit),  die  mittel- 
bare ist  durch  Begriffe,  Urteile  und  Schlüsse,  Beweise  vermittelt.  Die  G.  der  Erkennt- 
nis wurzelt  in  der  denkenden  Verarbeitung  des  Erfahrungsmaterials,  wobei  die  obersten 
Voraussetzungen  des  Erkennens,  die  Axiome  (s.  d.),  unmittelbar,  a  priori  gewiß  sind 
(vgl.  Evidenz).    Unmittelbarste  G.  hat  das  Bewußtsein  (s.  d.)  selbst  und  der  Bewußt- 


I5|  Gewohnheit    -  Glaube. 


als  «olrhrr.  dro  Mich  der  nrtrnnaito  Bkuptiti—m  (e.  d.)  nicht  Iwi  uuifaln 
kann.  VgL  Locsz.  Eeaay  conoarn.  hum.  understand.  IV.  K.  6.  |  3);  LuiMt.  fei 
Kaeaia.  IV.  K.  0.  f  3;  Käst.  Logik,  &  98.  107 f;  Haosauvs.  Logik  u.  Noeuk».  1873. 
78 ff.;  8.  A.  1900;  Wcw.  Logik.  1*.  1906;  B.  Kmduamx  Logik,  1892.  I.  171  f.; 
WuroBLnaai*.  Präludien».  1907.  &  SSI;  Über  die  G.  der  Erfcenntnäi,  1873;  E.  DCna, 
Ober  die  Greunen  der  O,  1903;  Maiaono.  Über  die  Krfekrt^eji  nndlegi  a  uneerea 
Wimen*.  1906;  alujuco.  Eeaai  mar  lee  onndltinae  ei  Im  bmitat  de  k  oertiuide 
logique*.  1898;  D.  Meacjsa,  GUtariologia.  1899;  Volmlt.  Die  Quellen  der  mansch]. 
Gewißheit,  1906;  Zeitschrift  f.  Fhikm.  Bd.  116. 1901  (Erini>erungar*iAbeit);  Gewiß- 
heit und  Wahrheit.  1916.  (Hier  werden  eeeenhiedene  Typen  «ad  auch  ..Ursprünge  ' 
derCliwtlhill  — lireoyiilii,  Gewißheit  bedentet  den  eubjcktiveu  Pul  de«  Erkennen*, 
ron  dam  eue  der  Weg  nr  objektiven  Wahrheit  fuhren  muß.)  Vgl.  Wimen.  Glaube. 
Wahrscheinlich  kriu  Hrpotheae,  Oogito.  Zweifel.  Evident. 

>)   iet   die   durch   ..Gewoiumng".   d     h 


iflunar  leichter,  ateherer.  i  werk  umeagnr,  eueometmehor  eich  vnuimben  laßt.    Durch 
die  Gewöhnung  ie.HU  Im 
eine  Jueebaniaiening  *  (a.  d) 

Tneten  glatt,  triebartig.  unwlUkerncb  er  folge  u.  wodurch  Energie  arepart  uird.    Die 
•  wirkt  auch  eine  Abstumpfung  der  Gefühle  mabeeondere  der  Unlust; 

nach  Aueftbung  dre  Gewohnten,  nach  gwlohmliigai  Punktion  ■iimiiüajl      Die  G. 
iet  von  Bedeutung  für  die  Pädagogik  (Lernen.  rWrtigkeiten,  Zorl 
(a.  Wtte). 

Die  Bedeutung  der  G.  f Ür  die  Entstehung  dea  Begriff»  der  KauaaJ  i*to«t 

k;  die  Gewohnheit,  «wei  Erdenke»  aufriainiiir  rege  hu  ■  füg  folgen  tu  erben.  laßt 
bei  das  Auftreten  dea  einen  auch  die  Wiederkehr  dea  andern  erwarten,  und  dmse 
■ubjoktive,  peyehosagmoba  Notwendigkeit  deuten  wir  ab  objektive  Tfol  uniwUgkeil 
uraichueber  Verknüpfung  (Treada«  L  acu  7;  III,  aci.  8;  Enquinr.  act.  V).  —  W.  Ji 
»ieht  in  der  G.  eine  Eigenechaft  eHea  Wirklichen,  auf  walohnr  dm  Nstaimaetae  I 
(PrinoipLof  Psycho!..  1890.  I.  104 «.;  Psycho!.,  1909.  8.  130ff.;  e.  Gm* 
II  Hanno»  ist  da«  körpernebe  Gedichtni*  (a.  d.)  eine  «iifsMahmarimf  von  Gewöhn, 
beiten  nie  eaotoriachan  M«nhiuiomcn  (..nOraniaiuea  naoteura").  Den  Oehim  iet  ein 
zeug.  Tenniteab)  deaaen  den  Leben  (e.  d.)  dem  Antomatiemua.  der  Gewohnheit, 
der  Meoneabnerung  dea  Geästes  entgegenwirkt  und  Freiheit  in  die  Materie  hineinträgt 
(Matiere  et  memoire«.  1910;  deutaoh  1908;  Devolution  orentrice*.  1910);  vgl.  Jofe* 
Seele  u.  Welt*  1918.  —  Vgl  Foonxfta.  Dar  Evolutioniemus  der  Kraftideen.  1909. 
8. 887 ff.;  TOKHCTa.  Oemeinocboit  o.  QamlWoh»f  t,  1887.  8.  108 ff.;  Qirm,  DiegieiÜga 
Ermüdung.  1910;  Lloyd  Mouoa«.  Instinkt  und  Gewohnheit»  1909.  —  VgL  Geeeta. 
Habitue.  Meohnnaderung.  Übung.  Entwicklung  (Lamarck),  Instinkt. 

(«ignomene  bei  Zrsnx  (Brkenntniatbeorie.  1913;  Grundlagen  der  r»ycbo- 
logic,  2.  Bd.,   1915  u.  a.)  unmittelbare,  nicht  weiter  rediiMerbare  Gegebenlmiten, 

4«laube  (niou;    fidea)  heißt  sowohl  der  Glaubensakt  ab)  auch  der  Glauben« 
iuhalt  und  bedeutet:  1.  die  Meinung  (a.  d.).  2.  eine  beeondere  Art  des  Fürwahrhaltene, 
eine   Form  aubjektiver   Gewißheit,    Überreiztheit,  eio   Durchdrungenaein  von  der 
Wahrheit  einer  Annahme,  ron  der  Bealit&t  eines  Objekte,  rein  aus  subjektiven  Grün- 
den, ohne  die  für  das  objektive  „Wiesen"  notige  ErkenutnisgrundUge,  oft  aber  mit 


Glaube.  256 

derselben  Überzeugungsstärke.  Der  G.  enthält  außer  der  Vorstellung,  an  die  er  sich 
knüpft,  Gefühlselemente  (Zutrauen,  Hingebung,  Erwartungsgefühl)  und  ein  Willens- 
moment, näinlich  den  ..Willen  zum  Glauben'"  als  Willen,  etwas  gelten  zu  lassen,  es 
für  wahr  oder  wirklich  zu  halten  und  allen  Zweifel  zurückzudrängen.  Der  religiöse  GL 
insbesondere  enthält  eine  feste,  innige  Zuversicht,  mag  sie  nun  dem  Vertrauen  zur 
Autorität  der  Kirche,  der  Tradition  usw.  entspringen,  oder  auf  Grund  persönlicher 
Erfahrungen,  innerer  Erlebnisse,  seelischer  Bedürfnisse,  Tendenzen,  Wünsche, 
Forderungen  zustande  kommen  (s.  Religion).  Der  G.  ergänzt  das  Wissen  vielfach; 
vieles  muß  auch  rein  theoretisch  geglaubt  werden,  weil  der  Wille  zu  einheitlichem 
Znsammenhange  der  Erkenntnisse  zu  Annahmen  betreffs  der  Existenz  und  Beschaffen- 
heit von  Gegenständen  drangt.  Keinerlei  Glaube  darf  aber  mit  dem  Wissen  (s.  d.) 
ernstlich  in  Widerspruch  geraten;  ein  solcher  kann  denn  auch  immer  nur  scheinbar 
bestehen,  wofern  nur  der  G.  seine  Kompetenz  nicht  überschreitet  imd  das  Wissen  auf 
das  Erkennbare  sich  beschränkt. 

Daß  der  G.  das  Wissen  antizipiert,  erklärt  zuerst  Clemens  Alexa>*dri>T3 
{.roö/.r^i;  Siavolag,  Stromata  IV,  4,  17),  nach  welchem  der  G.  höher  steht  als  das 
Wissen,  die  Erkenntnis  (y.vQiojxeQov  otv  rr;-  *!?Ti<m';uTtg,  \.  c.  II,  4,  15).  Das  Willens- 
moment im  G.  betont  schon  Augcstints  („cum  assensione  cogitare''),  ferner  auch 
Thomas  (..actus  intellectus  secundum  quod  movetur  a  voluntate  ad  assentiendum ", 
Sum.  theol.  IL  II,  4,  2  c),  Drxs  Scotts  u.  a.  Unterschieden  wird  allgemein  der  sub- 
jektive Glaube  („fides,  qua  creditur")  und  der  Glaubensgehalt  („fides,  quae  creditur"). 
—  Als  Zustimmung  aus  subjektiven  Gründen  bestimmen  den  Glauben  Locke  (Essay 
>  oneern.  hum.  understand.  IV,  K  18,  §  2,  7)  u.  a.  So  auch  Kakt,  nach  welchem  der 
<  L  ein  subjektiv  zureichendes  Fürwahrhalten  ist  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  622  f.). 
GL  ist  die  „moralische  Denkungsart  der  Vernunft  im  Fürwahrhalten  desjenigen,  was 
für  die  theoretische  Erkenntnis  unzugänglich  ist"  (Krit.  d.  Urteilskraft,  §  91).  Die 
Glaubensgewißheit  ist  nicht  logischer,  sondern  „moralischer  Art'',  aber  ebenso  stark 
wie  die  des  Wissens.  „Ich  glaube"  heißt:  „ich  bin  moniisch  gewiß",  d.  h.  „der  Glaube 
an  einen  Gott  und  an  eine  andere  Welt  ist  mit  meiner  moralischen  Gesinnung  so  ver- 
-  webt,  daß,  so  wenig  ich  Gefahr  laufe,  die  erstere  einzubüßen,  ich  ebensowenig  besorge, 
daß  mir  der  zweite  jemals  entrissen  werden  könne'"  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  626). 
„Vernunftglaube"  ist  ein  der  Vernunft  entspringender  Glaube  (s.  Postulat).  Das 
Ütjersinnliche  ist  nicht  erkennbar,  wohl  aber  Gegenstand  eines  berechtigten  Glaubens 
(s.  Wissen). 

Unter  Glauben  (belief)  versteht  Hi'ME  die  gefühlsmäßige  Überzeugung  („a  feeling 
or  sentiment")  von  der  Existenz  eines  Gegenstandes,  eine  bestimmte,  eindringliche, 
energische,  lebendige  Art  der  Vorstellung,  Erfassung  („coneeption")  eines  Inhalts 
(Enquiry,  sct.  V;  Trentise  III,  sct.  7);  vgl.  J.  St.  Mill,  Baix  u.  a.  —  Eine  „Glaubens- 
philosophie" vertritt  F.  H.  Jacobi,  nach  welchem  es  eine  unmittelbare  Erfassung 
des  Übersinnlichen  gibt  (Werke,  1812— 2ö,  II,  109ff.);  Goethe,  „Dor  Glaube  ist  ein 
heiliges  Gefäß,  in  welches  jeder  sein  Gefühl,  seinen  Verstand,  seine  Einbildungskraft, 
sü  gut  als  er  vermag,  zu  opfern  bereit  steht",  Dichtung  und  Wahrheit  XIV;  vgL 
Chamberlaix,  Goethe,  1912,  666. 

Den  „Willen  zum  Glauben"  analysiert  besonders  W.  James.  D?t  G.  beruht  auf 
einem  Bedürfnis  und  ist  richtig,  wenn  er  es  wahrhaft  befriedigt  (vgl.  Pragmatismus). 
..Wir  fordern  eine  Beschaffenheit  des  Universums,  zu  der  unsere  Gefühlserregungen 
und  Betätigungstriebe  passen"  (Der  Wille  zum  Glauben,  1899,  S.  60  ff.,  91).  Der  G. 
selbst  besteht  in  der  „Bereitwilligkeit,  für  ein©  Sache  zu  handeln,  deren  glücklicher 
Ausgang  uns  nicht  im  voraus  garantiert  wird"  (1.  c.  S.  98).  —  Die  Glaubenselemente 


_'.>,  flUIrmHwmlglrsU  —  Gbichhcl 


der  frhanatab  betoot  A.  Balioob  (The  Pirna  ihHoaj  of  Beheb,  1896;  deatsuh  1996). 
—  VgL  Fatas,  Wissen.  Glaube  a.  Ahndung.  1906,  2.  A.  1906;  Frtxaaaac«.  Das  Wem 
des  Christentum«.  K.  14;  PMOU.  Die  drei  Motive  u.  Gründe  dm  Glaubens,  1863. 
2.  A.  1910;  Uluci,  Glauben  a.  Wkaen.  1866;  Don»  an,  Qr.  d.  mi%lriiasihiha , 
a  249ff.;  EinmiAN,  Ahrit  der  PirychoL».  1006;  Jbusauem.  Emleit.  in  d.  Philo..«, 
1900;  Um.  Leitfaden  d.  Pt^ohoL.  1909.  S.  163  ff.;  2.  A.  1909;  Vaonaoaa,  Ob  PhOon. 
das  Ak»  Ob.  1911;  C  Bon,  PayehoL  de  In  croyanee,  1906;  J.  1'ayot.  De  b  orojanee. 
1996;  Oaatr  I>orai6,  Ctoyanc*  reilgbase  et  er.  mteUectuelk».  1908;  H.  Scmou.  O. 
imdUngbubcbdcrWdimiobJihti.  1911:  nilbloanyhltasuubii,  1921;  F.W. ft>aaaTaa, 
Autorität  a.   Freiheit,   1910t  TnöcT-c*.   Artikel  mOImI.  Db   Religion  in 

(Schichte  and  Gegenwert"  II.  1918;  VouULS.  Gewifmett  and  Wahrheit.  1919«  198 
(O.  bt  unmittelbare  Gawiaaeb  intuitiw  Art);  Kbtsmum,  UinaeHmchkeit,  1981*; 
miiiUfsaanh  ei—  Philosophen.  1991*;  Lsc»a.  The  heÜef  in  t lod  end  immortelitv. 
1916;  LZiauum,  Geateltwaudet  der  Götter.  19H*.  -  Vgl.  Annehme,  Wiesen 
(W.  u.  Glauben).  Wahrheit  (doppelte).  Credo,  Objekt,  ReafaUt.  Urteil  Clou,  Gate». 


(sleirbrftraalwkeit:    Von  Maas«  (Die  Ohamtffrmkdrsb  fc  der  \\ 
1916,  II.  1919)  im  gbichia  8mae  wie  J^hnnehkeit  gshraaoht,  kann  aar  aa*  «ine  Vblheit 


aie  hl  wmwlnsn  Teilen  oder 
oder  aar  wenig  rooeiaaader  Tsrsohbden  sind ".  (818.)  QUirhhaft  iat  die 
Gleiehförmigkrit.      Beeondere  auf  den   Begriff  der  Mama  bt  ..GteinhfarnuV 
anwandbar. 

<■  hirligemlchteeinn  e.  Statischer  Sinn. 

Gleichheit  (wdrff.  arqualitae)  iat  übstwfaatimmaag  swebr  Gagaaatnade 
in  jeder  Hinsicht  oder  nnr  betreib  dar  Gr09e  (geocnetihxhs  Q.%  EreetabarkeH  de« 
>inen  anderen,  ihm  aeiaaa  Eigeaaohsiten  aad  Wirkaagaa  nach  völlig  ent 
ahn  8abatitnierbarkeit  einer  Sache,  «bar  Gr©8e,  «bar  Operation  dnreh 
eine  andere  ohne  Änderung  da«  Effekte.  Abaolut  gVirhe  Dinge  gibt  ee  nicht,  wb  di* 
Stoiker  and  Lmara  betonen  (a.  Identitaa  iiuhsceenibihnm);  aber  wir  köaaea  aa 
bsatimmma  Itjfcsaiisaha  winke«  taai  Dmge  a»  betraohtea,  ab  ob  ab  völlig  gbbh 
waren,  indem  wir  von  ihren  Verschiedenheiten  ■batiken,  Die  G.  bt  ein  i 
Begriff  (eine  „Kategorie"),  db  peyckologboh  «aa  der  Vargbbhaag  (e.  d.) 
welche  eine  Funktion  dar  Apperaeption  (a.  <L)  bt.  Db  O.  bt  eine  ReUtion  (a  d.). 
ein  Verhältnis,  in  die  wir  iwei  Iahalte  lueinaodersrt«*.  wobei  aber  db  airgünhaam 
Objekte  aelbet  durch  ihm  OliwiaMlhamimih«  Iswimah  da«  ..Fundament '  dar  Gbbh. 
heitabeibhangan  abgeben.  Daß  Gbichea  aich  anter  gbbhea  Umstanden  gbieh  verhalt, 
bt  ein  Grundsau,  eine  Voraumeteong  alba  Erkennen.  (rgL  Induktion).  Im  Begriff 
dea  Naturgeeeteea  kommt  db  Erwartung  der  Wiederkehr  gbbhac  (gbbhartkjer) 
fawninwiililngi  tum  Ausdruck.  —  VgL  Aaisrorsum,  Categor.  6,  6  a  96;  Caa. 
Wolft.  Ontolog.  |  439;  Vernunft.  Gedanken  von  Gott  I.  §  22  ( Substituier  bar . 
Düaarao,  Natürliche  Dialektik,  1865;  B.  Eaostaaa.  Logik,  1898,  L  265 f.;  Sröaa, 
Leitfaden  d.  Logik.  1905.  S.  12;  Oswald,  Vorbe.  aber  Naturpbiloe.,  8.  114,  836 
(Subsütubrbarkeit).  L.  W.  Sraaa,  Pereon  u.  Sache.  1906.  I.  359ff.;  Wcxdt,  Logik, 
1893—95;  I*.  182 ff.;  Lim,  Einheiton  and  Relationen.  1902;  F.  C.  &  Seaman, 
Formal  Logic,  1912  (Gfeicheeteung  aa  bestimmten  Zwecken);  Vnmon,  Db  Philo«, 
des  Ais-Ob.  1911;  A.  GaOvaaUM.  Arohiv  f.  d.  gesamte  Psychol.  XII.  1908.  Nach 
MaaSB  (Db  Gleichförmigkeit  in  der  Welt  I.   19lti.   Ii.  1919)  bt  Gleichheit  db  Omans 


Glossolalie  —  Glück.  257 

der  Gleichförmigkeit  (g.  d.).   —  Vgl.  Apokatastasis  (,, Wiederkunft  des  Gleichen"), 
Uniformität,  Ähnlichkeit,  Identität,  Rechtsphilosophie,  Soziologie.  Assoziation. 

Glossolalie :    Zungenreden,   automatisches  (s.  d.)   Sprechen,  meist   religiös 
ausgedeutet  Oesterreich,  Einf.  in  die  Religionspsychologie,  1917;  Müller-Freien 
fels,  Psychol.  d.  Religion  I,   1920;  Dessoir,  Vom  Jenseits  der  Seele,   19172. 

Cjrlück  (Glückseligkeit,  siöaiuovii,  beatitudo)  ist  der  dem  Grundwillen 
einer  Person  völlig  angemessene  Lebenszustand,  bzw.  der  Zustand  der  dauernden 
Willenäbefriedigung,  der  Erfüllung  der  zentralen  Wünsche,  der  Verwirklichung  der  am 
höchsten  gewerteten  Zwecke;  sofern  dieser  Zustand  gefühlsmäßig  betont  ist,  besteht 
ein  „Glücksgefühl".  Je  nach  der  Art  des  Grund  willens  ist  das  Glück  für  verschiedene 
Menschen  verschieden;  es  kann  in  eine  objektive  Lage  oder  in  ein  rein  innerliches 
Verhalten  gesetzt  werden,  im  sinnlichen  Genuß,  in  der  Tätigkeit  und  Arbeit,  im 
Schaffen,  im  sozialen  Wirken,  in  der  Macht,  Ehre,  in  der  Schmerz-  und  Bedürfnis- 
losigkeit oder  auch  in  der  Tugend,  Sittlichkeit  selbst  gefunden  werden.  Der  Eudämo- 
nismus  (s.  d.)  macht  die  Glückseligkeit  (bzw.  die  , .Wohlfahrt")  zum  Prinzip  des  sitt- 
lichen Handelns,  während  der  Rigorismus  (s.  d.)  sie  als  sittliches  Motiv  nicht  anerkennt. 

Die  antike  Philosophie  legt  auf  die  Glückseligkeit  als  Ziel  des  Handelns  hohen 
Wert.  Während  Demokrat  sie  in  den  Seelenfrieden  (evd-uuia,  eöeaiut)  setzt  (Stobaeus, 
Eclog.  IL  76),  besteht  sie  nach  dem  Kyrenaiker  Aristtpp  in  der  Summierung  einzelner 
Lustgefühle  {evdaiuovlav  dk  rö  ix  twv  usov/.Gjv  ffiovStv  avait;ua,  Diog.  Laert.  II,  87; 
x)tv  y.aiä  uiooi  ^iov^v,  ibid.;  vgl.  II,  94),  nach  Epikxr  in  der  Lust,  der  keine  Unlust 
folgt  (1.  c.  X,  128  ff. ;  s.  Hedonismus).  Sokrates  und  die  Kyniker  legen  Wert  auf 
die  Bedürfnislosigkeit  (s.  d.),  Hegesias  auf  das  leidlose  Leben  (Diog.  Laert.  II,  94). 
Nach  Platox  ist  glücklich,  wer  das  Gute  und  Schöne  besitzt  (Sympos.  202  C).  Nach 
Aristoteles  besteht  die  G.  im  vernunftgemäßen  Verhalten,  in  der  sittlich  guten  Be- 
tätigung der  Seele  (/,  evdaiaoi'ia  tyvy.?,~  tviqyeiä.  HC  y-a.t  dger^v  re).tiav,  Eth. 
Nicom.  1 13,  1102  b  5;  vgl.  X,  7).  Die  höchste  G.  liegt  im  reinen  Denken  und  Erkennen, 
daher  ist  Gott  der  Seligste  (X,  8).  Nach  den  Stoikern  ist  die  G.  eine  Folge  der  Tugend 
(s.  d.),  des  natur-  und  vernunftgemäßen  Lebens  (vgl.  Cicero,  Tuscul.  disput.  V,  28,  82; 
Sexeca,  De  vita  beata;  Dialogorum  libri  XII,  1886;  Vom  glückseligen  Leben,  1909). 
In  die  Zuwendung  der  Seele  zum  Göttlichen  setzt  (wie  zum  Teil  schon  Piaton)  Plotix 
die  G.  (Enneaden  I,  4,  8). 

Die  Scholastiker  erblicken  in  der  (reinen)  Glückseligkeit  das  höchste  subjektive 
Gut  („bonum  perfectum  intellectualis  creaturae",  Thomas,  Sum.  theol.  I,  26,  ad  1). 
Das  Wesen  der  G.  besteht  in  der  Vernunftbetätigung  („essentia  beatitudinis  in  actu 
intellectus  consistit").  —  Auch  Spinoza  setzt  die  G.  in  das  vernünftig-sittliche  Leben, 
in  die  geistige  Vervollkommnung,  in  die  Erkenntnis  und  Liebe  Gottes  (Eth.  IV,  app.  IV : 
V,  prop.  XXXVI,  schol.).  Sie  ist  nicht  eine  Belohnung  der  Tugend,  sondern  liegt  in  ihr 
selbst  („beatitudo  non  est  virtutis  praemium,  sed  ipsa  virtus",  1.  c.  prop.  XLII). 
Ähnlich  Leibxiz  (Theodizee,  Vorw.  §  5;  vgl.  Schriften,  hrsg.  von  Gerhard  VII,  86). 
Nach  Kaxt  ist  G.  zwar  kein  sittliches  Motiv,  aber  ein  Bestandteil  des  höchsten  Gut^s 
(s.  d.)  als  Folge  der  Sittlichkeit.  G.  ist  „der  Zustand  eines  vernünftigen  Wesens  in 
der  Welt,  dem  es,  im  Ganzen  seiner  Existenz,  alles  nach  Wunsch  und  Willen  geht" 
oder  „die  Befriedigung  aller  unserer  Neigungen"  (Krit.  d.  prakt.  Vernunft  I,  2.  B., 
2.  Hptst.;  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  611;  vgl.  Grundleg.  zur  Metaph.  d.  Sitten,  1.  Abschn.; 
Krit.  d.  Urteilskraft,  §  87).  G.  findet  äich  nirgends  in  der  Natur;  nur  die  „Würdigkeit, 
glücklich  zu  sein"  vermag  der  Mensch  zu  erreichen.  Daß  alles  Glück  nur  negativ, 
d.  h.  höchstens  Freisein  von  Unlust  sei,  betont  Schopenhauer  (vgl.  Pessimismus).  — 
Eisler,    Handwörterbuch.  y] 


BM  Gnosi»         Oott. 


VgL  H.  Sobwabs,  Glück  a.  fltaliiiiilt,  1908;  Utsrnrnrnma,  Pkflos.  der  Warte. 
1906,  &  «7«.;  Emmmkwwu.  STatem  d.  Werttheorie.  1997-98,  I.  1900.;  E  Bus. 
Db  Grundfrage  der  Ethik.  1906;  Wcxdt,  Ethik«,  1903.  &  603;  Omn,  Moni 
philoe..  1904.  I,  83ff  (  0    6,  Lutdxbb,  Dm  Problem  dee  Glücks.  1666;  M.  Scauot. 
<a&ckwUgkeiteiekre.  1900;  P.  Arn*  Dm  innere  Glück,  1909;  J.  Lax,  Der  Wille  com 
Mttck.  1910;  J.  Pt»or.  Glftakadsjkett,  1910;  W.  Ostwald,  Annelen  der  XaturphOos.. 
IV.  1006  ( Energetische  Oriukrfoienil);  ScsrcBBBT- Solds»».  Dm  meneckHohr  < 
d.  sozisb  Frag»,  1696;  R.  WiVDWB,  G„  1913;  E  t.  Habt«»»».  Phinomenol.  d. 
1879;   Kimm«,  Ebd.  in  die  IfnrsJwbseaschsit,  1906«.  L  363: 
Dar  fbraadbanie  1»  der  Ethik,  1931*.  373.     -  Vgl.  Optimismus,  Boda 
üt 


I)  wollen  aar  da»  rehgaOean  Glauben  dargh  phitaeopkieche  Er  • 
Die  Mg.  „hiretbchea"  Oaoatfkar  kfngsgen  (Basujdbs,  Valb» 
Satobbuiv«.  Cbbdob.  hUacsoB,  Antue,  Kaktokaatm. 
Uphiten  und  Perstsa)  deotra  rcagiftsa  hfrmasM  spekulativ 
Batiluase  neupbtoobchar  Aaaohaaaagaa.  Ee  emanieren 
.Urvater"  die  JLoaea"  (s.  d.).  data»  leutar.  db  „Sophie"  (Web- 
t)  ah)  „Acks  Barth"  durch  Abfall  ine  Leiden  verfallt,  tob  dam  ab  dareh  ChrieU» 
(Jena)  erlöst  wird.  VgL  P.  Cam.  Bacb.  Db  nhrirtiiki  Oaosb,  1636;  W.  Scbxltx. 
1910;  E.  H.  Scbmtt.  Db  Gnosb,  1903;  J.  Mattbb,  Kriu 
1833;  Boossbt,  HaaptprobL  d.  Gnoab,  1907.  -  Pbtb 
Sophia,  deataoh  1906.  —  VgL  lleroma,  Gott,  Demiarg.  Theoaophb. 

(»oldcner  Hchaitt   <vgL  Loca  Pacaoco,   Da  dforna  proportJoae,   1600) 
betftt  db  Teilung  einer  Strecke  in  der  Webe,  daA  der  kbaaaa  Ted  aiok  zum  groaeren 

VgL  Zbooni.  Ästhet.  Forsrhnngan.  1666;  Haas  Lahr»  tob  den  Ihopoitioaaii  aas 
aasnsohL  Körper*.  1664;  Fbokxbb,  Zar  experim.  Ästhetik.  1871;  Voraohab  d. 
Ästhetik,  I;  Wr/Bor.  Ordz.  d.  phvs.  PsToboL  HI».  1903.  148«. 

Gatt  (Je*,  dem)  bt  de.  „hBohMs  Wesen",  dee  „Absolute",  der  „Urgraad" 
der  Welt,  dbjeoige  Etnheit,  weiche  Denken,  Gemüt  and  Wilb  ab  oluiUea  Prinzip 
fordern.  G.  bt  kam  Oiiganaiaiiii  dar  Erfahrung,  aoadara  eine  „Idee";  er  bt  abaolut 
„traaaMndant'*  (a.  d.L  wird  aber  aal  Grand  tob  Erfahl  anga»  aad  Bibhwbsan  gegiaabt 
oder  postuliert,  u»  OemQte.  wb  bm  theoretbehen  Ibitnifnbssn  hetaa»  (s.  Religion) 
Db  Natur  der  Ootteakfae  bt  eine  solche,  daß  alba,  wa  wb  tob  Gott  aasssgaa  kflBBiB, 
aein  abaolutea  Weeen  nicht  erschöpfen  kann;  Gott  konnte  aar  Gott  erkennen,  eadhohe 
Weaen  urteibn  immer  nur  vom  Endlichkeitattandpunkt  und  können  mit  da»  Kate- 
gorien ihrea  Denkens  das  über  alb  Rcbtkmea  aad  Bestimmtheiten  erhabene  „Über- 
eein"  dee  Abaoluten  nicht  treffen.  O.  bt  demnach  etwM  anderea  ab  etwa  der  Inbegriff 
aller  Dinge,  ebensowenig  aber  bt  er  ein  besonderes  „Dmg".  Sondern  er  bt  db  Aber 
den  GegensaU  ron  Subjekt  und  Objekt,  Ich  und  Nicht-Ich,  Natur  und  (endhohea) 
Gabt,  mimarische  Einheit  und  Vielheit  erhabene  All -Einheit,  db  weder  ab  unperson 
lieh  noch  ab  meiiecblich  persönlich,  sondern  ab  ..überpersönlich'*  zu  denken  Ut ;  nicht 
ab  (seitliche)  „Ursache",  sondern  ab  oberster,  überzeitlicher  ..Grund"  der  Welt,  die 
Welt  in  eich  beschließend  und  ab  zeitlos  setzend,  von  ihr  —  sb  der  Totalität  einzelner 
Dinge  —  unterschieden  und  sich  unterscheidend,  in  ihrer  Allheit  sich  offenbarend, 
ab  überzeitliche,  positive  Unendlichkeit,  sb  ewiger  Weltwille,  der  alb  Einzel- 


Gott.  259 

willen,  die  einander  gegenüber  selbständig  sind,  in  sich  zu  höchster  Einheit 
zusammenfaßt  (Panentheismus). 

Der  Theismus  (s.  d.)  faßt  G.  als  ein  von  der  Welt  verschiedenes  und  geschiedenes, 
persönliches,  schöpferisches  Wesen  auf  (vgl.  Deismus).  Der  Atheismus  (s.  d.)  nimmt 
überhaupt  keinen  G.  an.  Der  Pantheismus  (s.  d.)  betont  die  „Immanenz"  Gottes 
in  der  Welt;  Gott  ist  nicht  ein  von  der  All-Einheit  verschiedenes  Wesen,  sondern  die 
ursprüngliche,  wahre  Einheit  desselben  Seins,  das  als  Welt  eine  Summe  von  Dingen 
bildet.  Je  nachdem  diese  All-Einheit  als  Natur  oder  als  Geist  aufgefaßt  wird,  ist  der 
Pantheismus  naturalistisch  oder  idealistisch.  Der  Panentheismus  (s.  d.) 
vereinigt  die  Transzendenz  mit  der  Immanenz  Gottes:  die  Welt  ist  in  Gott,  Gott  in 
der  Welt,  aber  so,  daß  Gott  eine  von  der  Natur  als  solcher  verschiedene  (persönliche 
oder  überpersönliche)  Einheit  darstellt. 

In  einer  dem  eigentlichen  Theismus  nahekommenden  Weise  lehren  betreffs  der 
Gottheit  Anaxagobas  (s.  Geist),  Sokeates  (Xenophon,  Memorabil.  I  1,  19;  IV, 
III  3,  13;  I  5,  18).  Nach  Platon  ist  G.  die  „Idee  des  Guten",  das  „Gute  an  sich", 
erhaben  über  alle  Dinge  (avzb  xad1'  avzd  fieP  alzd  fiovosiiSh  dsl  Sv,  Sympos.  211  B), 
überseiend  (i.tixeiva  r^s  oialae,  Republ.  VI,  209  B),  der  Weltgrund,  „Demiurg'* 
(s.  d.).  Nach  Aristoteles  ist  G.  reine  „Form"  (s.  d.),  unveränderliche  Tätigkeit 
(ivifyeia  dxivtjacae),  reines  Denken  seiner  selbst,  seines  eigenen  Denkens  (vöijoi* 
vofjoecoe,  Metaphys.  XII 9,  1074  b  34),  der  unbewegte  „erste  Beweger"  (ixqüzov 
xivovv,  1.  c.  XII  7),  der  aber  in  die  Welt  nicht  mehr  eingreift,  sondern  nur  durch 
die  „Liebe"  der  Dinge  zu  ihm  sie  beeinflußt  (xivel  &h  <bg  ig<huevov,  1.  c.  XII  7, 
1072  b  3).  —  In  panthe istischer  Weise  lehren  im  Altertum  die  indischen  UpanischadB 
(vgl.  Deussen,  AUgem.  Gesch.  d.  Phil.,  1894—99, 1,l.u.2.  Teil;  vgl.  Brahma),  Lao-tse 
(s.  Tao),  Anaximander  (s.  Apeiron),  Heraexit  (s.  Logos),  Xenophanes,  nach 
welchem  Gott  das  All-Eine  ist  (Sv  zd  dv  xal  Tiäv;  zd  %v  elvai  cpqoi  zdv  &eöv,  Aristoteles, 
Metaphys.  I  5,  986  b  24),  einheitlich,  ungeteilt,  ewig,  leidlos,  allwissend,  allherrschend 
(Sext.  Empir.,  Adv.  Mathem.  IX,  144;  Diog.  Laert.  IX,  19;  vgl.  Anthropomorphis- 
mus).  Ferner  Parmexides  (s.  Sein),  Straton  aus  Lampsakos,  Plinius,  die  Stoiker, 
nach  welchen  G.  ein  „Pneuma"  (s.  d.),  ein  ätherisches,  gestaltendes  „Feuer"  (.ri>p 
[fyvixöv)  ist,  das  als  Einheit  in  den  Dingen  wirkt,  als  Vernunftkraft,  Vorsehung  und 
Schicksal  (Diog.  Laert.  VII,  139, 147  f.;  Stobaeus,  Eclog.  I,  30,  66;  Cicero,  De  natura 
deorum  I,  14;  Seneca,  Quaest.  natural.  I).  —  Die  Epikureer  halten  die  Götter  für 
ätherische  Wesen,  die  aus  den  feinsten  Atomen  bestehen  und  in  den  „Intermundien" 
selig  leben,  ohne  sich  um  die  Schicksale  der  Sterblichen  zu  kümmern  (Diog.  Laert.  X, 
123).  —  Die  Neuplatoniker  rücken  die  Gottheit  hoch  über  alles  Sein  hinaus,  lassen 
aber  die  Welt  aus  ihr  hervorgehen  (vgl.  Emanation).  Nach  Plotin  ist  G.  das  über- 
«eiende,  übergeistige  „Eine"  (s.  d.),  das  im  verändert  bleibt,  während  die  Welt  aus 
seiner  Überfülle  ausfließt  (Enneaden  III,  V,  VT).  Ähnlich  Jamblich,  Prokxus  u.  a. 
Auch  die  Neupythagoreer  (s.  d.)  lehren  die  Überweltlichkeit  Gottes.  Ebenso 
Phtlon  der  Jude,  der  den  jüdischen  Monotheismus  philosophisch  zurechtlegt.  G.  ist 
einzige,  einfache,  allseiende,  allwissende,  noch  über  das  Gute  erhabene  Einheit  (Leg. 
allegor.  II  1;  De  mundi  opif.  I  2;  vgl.  Logos). 

Das  christliche  Mittelalter  denkt  mit  wenigen  pantheistischen  Ausnahmen 
(Amalrich  von  Bene,  David  von  Dinant  u.  a.)  theistisch  (oder  auch  zum  Teil 
panentheistisch).  Die  „häretischen"  Gnostiker  (s.  d.)  unterscheiden  vom  Demiurgen 
den  höchsten  Gott,  den  überseienden  „Urvater"  (jigoTtdrcog:  Valentinus).  NacL 
Augustinus  ist  der  (dreieinige)  Gott  das  höchst  reale  Wesen  („ens  realissimuru"), 
das  höchste  Wesen  („summa  essentia"),  das  höchste  Gut  („summum  bonum"),  die 

17* 


2Ö0 Oott  

Wahrbeil,  Schönheit  an  «ich  (De  triniute  VIII.  3  f.;  Üb  im  religio«-.  21 ;  Dp  ctriute 
IM  XI.  21  ff).  Wahrend  Dtovrsnrt  Akbotaoita  („Peeado-Dfcmra")  «ad  Jonas»** 
Soorca  Ekivosaa  den  chrutliehen  OotteaUigiUI  mit  aeaabtorusLUiit  Anechauungen 
rerbmdco,  wobei  mm  dem  7weitge>nennien  Polt  f  Inni  iib  aber  den  Sern  erhaben  bt, 
ab  Urgrund  der  tt  ihm  hiiunleejinin  Dinge,  anderarite  in  ihnen  eich  manifeetbrt 
(De  divbione  natura*  I— III;  rgL  Theophaab).  hosttmasrn  dm  SchoU.tiker  du 
Weeen  Gottes  unter  ■iktnmHeehem  Einfluß  im  Hnnfie  taiiitimain  Sinne.  Nach 
A«am*roaCurraa«<mTietQottdaeilbni*bteflea^il^^ 

Hflehefe  („id  oao  meine  eogitari  aeouit",  Moaniog.  1  IL;  TgL  Oatologbch).  Neeh 
Tmotun  tos  Aqcwo  bt  G.  db  oberste  Ursache  «ad  lagbiua  den  Badsbl  ron  elben. 
Toa  nichte  ■halngtg  (rgL  Aaeftat).  reine,  stoffloat  Wirklichkeit  („aetae  puras"). 
nnendloh.  zeitJos,  unveränderlich,  in  allem  wirksam,  earaaaftig,  gatig  (Sam.  Um 
Coatr.  gaal  I— II).  Nach  Dom  Score»  ist  0.  eheotute  Macht  «ad  absoloter  Wille, 
eine  „freie  Ursache"  (Opera,  1891-95).  -  Voa  dea  Mystikern  kommt  beaoaders 
Meister  Baauaet  in  Betracht.  Nach  ihm  hat  Ü.  Pmelmhnhksil  erat  durch  dea  (seit- 
losen)  Akt  dar  fhhftprang,  vor  der  nar  die  aber  alle  Cligiaalbi  erhabene  „Gottheit'", 
die  „ungenatarte  Katar**,  daa  eich  aelber  noch  aahekanate  „Klebte"  besteht-  Gott 
bt  in  allea  Dingen  ehheam.  er  wird  sich  seiner  erat  ia  der  „gaaetatam  Natur'*  (ata 
rtnbblgar  Poet)  bswuft;  er  «gebart"  eich  in  den  8aahm  «ad  hebt  ahm  ia  allem  aslbst 
(Mystische  Sohriftea.  hrsg.  roa  H.  Battaer,  1901  f.;  Schriften  «.  Predigten.  19021.). 
Ia  anderer  Webe  bringt  dann  Niootaoa  Cueavca  einen  pinlhriitbehm  Zag  hl  die 
chrbUiche  Onitmaffsmimg  O.  ist  ■  boomte  (drebmlge)  Einheit,  die  ..  Koinzidenz 
aller  Gegensitae  („r'ni'lanim  oppositorum").  aber  alle  Prädikate  iahe  hon,  aber- 
auglaieh  Zentrum  «ad  Peripherie  dar  Wate,  Maximal 
(..omnia  sunt  in  eo")  und  allem  aJa  Warn 

lb  docte  ignorantia  I— DJ;  rgL  Falcheaberg,  Grundzüge  dar  Philo«, 
des  N.  GL.  1890k 

Daa  Theiemue  ia  rrrtrhlnffnrr  flchatimning  »mliateu  roa  den  nc asten  Philo« 
sophen  DaeoanTBa,  Mauumusobs,  nach  waloaam  G.  der  „Ort  der  Geietar**  fe- 
rn welchem  die  Ideen  (a.  d.)  «Dar  Dinge  eathateea  amd  (Recherche  de  la  verit*  II. 
5-6),  Lamra,  nach  dea  G.  die  „Monade  der  Monaden",  der  oberste  Gabt  bt, 
der  mit  hfluheteT  Klarheit  dea  BswuJteatas  daa  Unireraum  erfaftt  aad  voa  dam  die 
einzelnen  Monaden  (a.  d.)  aaaatraahm  (MooadoL  28,  47;  Schriften,  hrsg.  ron  Gerhard 
M  töOf..  613f.).  Locxa,  Nswto».  Cum  Bbuut  (Princ.  of  Knowledge. 
CXLVJ  H  i  Ca«.  Wocrr.  nach  welchem  Gott  ein  ron  den  Seelen  und  ron  der 
Terachiedenea.  absolutes  Waaaa  bt.  „darinnen  dar  Grand  ron  der  Wirklichkeit  der 
Welt  und  der  Seelen  ru  finden"  (Vernunft  Gedanken  ron  Gott  ....  f  929,  928.  946; 
Theologie  naturalis,  1736/37).  Cacaroa  u.  a.  (rgL  Debmue).  —  Za  den  Thebten 
gebort  auch  Kamt,  obawar  er  db  theoretische  Unerkennbarkeit  Gottes  und  eeiner 
Sxbtenz  betont  (rgL  Gotteabewebe).  G.  wird,  nach  einem  aymbohacben  Anthropo- 
roorphbmna.  ab  Weeen  gedacht,  daa  durch  Veratand  und  Wilfe  db  Ursache  der 
Natur  tot,  ab  unendbeber  Gebt  und  Wille.  Für  den  „moralischen  Thalamus  '  bt  G. 
aiwbsend,  allmächtig,  heilig  und  gerecht.  Db  Gotteaidee,  daa  „Ideal  dee  höchsten 
Weeens"  bt  für  die  praktischutüiohe  Vernunft  unentbehrlich,  theoretbch  aber  nur 
ein  „regulativee  Prinzip  der  Vernunft,  alle  Verbindungen  in  der  Welt  eo  anzusehen, 
ab  ob  ab  aua  einer  allgenugsamen  notwendigen  Ursache  entspringe"  (rgL  Kriu  d. 
leinen  Vera.,  &  486;  KriL  d.  Urteilskraft;  Krit.  d.  prakt.  Vernunft;  Vorlea,  ober 
d.  philo«.  Rcagionebhre.  hrsg.  von  Pöutx,  2.  A.  1830.  S.  31  ff.;  rgL  db  SteUen  bei 
Y.luunub*,  Db  Philos.  dea  Ab-Ob,  1911,  der  erlbst  db  Gotteaidee  ab  praktisch- 


Gott.  261 

sittlich  wertvolle  „Fiktion"  betrachtet).  —  Als  Theisten  sind  femer  zu  nennen  Fries, 
F.  H.  Jacobi  (Von  den  göttlichen  Dingen,  1811),  Beneke,  Herbart,  Drobisch  u.  a., 

F.  Baader,  nach  welchem  Gott  als  Vater,  Sohn  und  Geist  einen  „Ternar"  bildet 
und  sich  durch  die  Natur  offenbart  (WW.  I,  195 ff.),  Günther,  nach  welchem  G.  die 
Welt  als  seine  „Kontraposition"  geschaffen  hat  (vgl.  Antisavarese,  hrsg.  1883),  die 
Anhänger  der  Hegeischen  „Rechten":  Gabler,  Hinrichs,  Göschel,  Daub  u.  a., 
femer  Trendelenburg,  W.  Rosenkrantz,  Chr.  H.  Weisse,  Teichmüller,  Trahn- 
dorff,  die  „spekulativen"  Theisten  J.  H.  Fichte  (Spekulat.  Theologie,  1846L,  S.77ff.), 
Ulrici  (Gott  in  der  Natur,  3.  A.  1875),  Wirth  u.  a.,  femer  R.  Seydel,  O.  Pfleiderer, 

G.  Thiele,  H.  Schwarz,  Sigwart,  Dorner,  Baumann,  Busse,  Wentscher,  Erhardt, 
Kym,  Eitle,  Class  (Die  Realität  der  Gottesidee,  1904),  Glogau,  Külpe,  Uphues, 
Jerusalem,  Spicker,  Delff,  Reinke  (Die  Welt  als  Tat,  1904),  Dennert  (Ist  Gott 
tot?  1908),  H.  G.  Opitz  (Auf  dem  Wege  zu  Gott,  1907),  Gutberlet  (Lehrbuch  der 
Philos.4,  1909f.),  Heman,  Lehmen,  v.  Hertling,  Schell  (Gott  u.  Geist,  1895)  u.  a. 
(vgl.  Thomisten).  —  Ferner  Lotze,  nach  welchem  Gott  persönlich  ist,  aber  alle  Dinge 
in  sich  einschließt  (Mikrokosmus  III2,  1869f.,  5.  A.  1896ff.,  545ff.).  Es  erinnert  dies 
an  den  „Panentheismus"  (s.  d.),  wie  ihn  (All-in- Gott-Lehre)  besonders  Chr.  Krause 
begründet,  nach  welchem  Gott  oder  „Wesen"  die  Welt  in  sich  befaßt:  „Alles  ist  und 
lebt  in,  mit  und  durch  Gott"  (Vorles.  über  d.  System  d.  Philos.,  1828;  Die  absolute 
Religionsphilos.,  1834 — 43).  Panentheistisch  ist  auch  die  Lehre  Fechners,  nach 
welchem  Gott  der  alle  Geister  einschließende  „Allgeist"  ist,  dessen  Leib  die  Welt  ist 
(Zend-Avesta,  1851,  2.  A.  1901,  I— II).  Ähnlich  lehren  Paulsen,  Lasswttz,  B.  Wille 
u.  a.  Nach  Wundt  ist  Gott  der  „Weltgrund",  der  „Weltwille",  dessen  Entfaltung  die 
Welt  ist  und  an  dem  die  Einzelwillen  teilnehmen  (System  d.  Philos.3,  1907).  Nach 
Simmel  ist  Gott  „absolute"  Persönlichkeit,  das  Ideal,  die  Idee  derselben  (Philos. 
Kultur,  1911,  S.  208ff.).  Vgl.  Joel,  Seele  und  Welt,  1912,  femer  die  Schriften  von 
Eucken  u.  a.  (s.  Religion). 

Den  Pantheismus  begründen  (naturalistisch)  in  neuerer  Zeit  besonders  Giordano 
Bruno,  der  Gott  mit  der  „Natur"  (s.  d.)  identifiziert  (Gott  ist  die  „natura  naturans", 
die  in  allem  wirkende  Einheit,  aus  der  alles  mit  innerer  Notwendigkeit  hervorgeht; 
De  la  causa,  principio  et  uno;  deutsch,  in  der  „Philos.  Bibl.",  1902;  Gesammelte 
philos.  Werke,  1890ff.)  und  Spinoza.  G.  ist  die  eine,  unendliche,  unteilbare  „Sub- 
stanz" (s.  d.),  deren  Modifikationen  die  Dinge  (s.  d.)  sind.  G.  ist  absolut  („causa  sui", 
s.  d.),  mit  unendlichen  Attributen  (s.  d.)  ausgestattet,  die  alle  sein  unendliches  Wesen 
ausdrücken.  Er  ist  notwendig,  und  alles  geht  mit  (logisch-mathematischer)  Not- 
wendigkeit zeitlos  aus  ihm  hervor.  Alles  Seiende  ist  in  Gott  („quicquid  est,  in  Deo 
est")  und  G.  oder  die  Natur  („Deus  sive  natura"),  die  „natura  naturans"  (s.  d.)  ist 
der  Welt  immanent,  ist  in  ihr  wirksam  („Deus  est  omnium  rerum  causa  immanens, 
non  vero  transiens").  G.  geht  als  Einheit  den  Einzeldingen,  deren  Inbegriff  die 
„natura  naturata"  bildet,  logisch  voraus;  die  Dinge  sind  nichts  Selbständiges,  sondern 
Zustände  („affectiones")  der  All-Einheit,  ohne  die  sie  nichts  wären  („omnia  in  Deo"). 
Der  menschliche  Geist  ist  ein  Teil  des  unendlichen,  göttlichen  Intellekts.  G.  denkt 
Unendliches  und  in  ihm  sind  Freiheit  und  Notwendigkeit  eins  (Eth.  I).  —  Panthei- 
sierend  sind  ferner  die  Anschauungen  J.  Böhmes,  nach  welchem  G.  „Herz  und 
Quellbrunn  der  Natur"  ist  (Aurora,  1612;  Werke,  Auswahl  von  Classen,  1885f.), 
R.  Fludd,  Angelus  SrLEsrus  u.  a.,  ferner  Diderot,  Deschamps,  Herder  (Gott, 
1787),  Lessing,  Goethe  („Was  war  ein  Gott,  der  nur  von  außen  stieße",  „Ihm 
ziemts,  die  Welt  im  Innern  zu  bewegen,  Natur  in  sich,  sich  in  Natur  zu 
hegen")   u.  a. 


Gott. 


wrtriU  Wumn.  nech  wslnhrai  0.  die  ekti>  * 
Wahlordnung",  aplter  dos  »tobte  Ich  (s.  «L).  ratetet  ^-^ffi^tf  Ober 
„Leben"  bt.  derara  BreAeinrng  dte  Weh  tot  (WW.  V.  182ff.;  Ober  den 
Grand  m  Gleebens  enetee  gottL  Weitordnong.  1798;  WW.  1845— «0;  Neebgeteüeae 
Schriften,  IMS).  Nach  Scnuon  tot  G.  dee  JUnoeste",  die  „Identität"  («.  d.)  ran 
Subjekt  und  Objekt.  Netur  ttad  Geht.  Dee  ünirerram  tot  eine  Eraekeiattng  Gottee: 
„Gott  iet  dee  UnJeereum.  tos  der  8rJte  der  Identität  betrachtet"  (WW.  I  4.  1»; 
Ideen  ra  einer  Philns.  d.  Xetur  I».  &  71  «.),  Speter  ocbreibt  Scsoixaro  Got 
•onBohkeit  m  (WW.  I  7.  386fU  and  endnek  eprtokt  er  (wie  J.  Bona)  «ra  „ün 
«rendM.  ran  der  „Katar"  in  Gott,  era  der  die  Weit  wird  (WW.  XI-XIV).  Nech 
Sonxnrajuontn  eted  Welt  and  Oott  Kanntete;  O.  iet  dte  „rotte  Emhett"  der  Welt, 
ewiges  unpereftnjich**  Leben,  nfeht  ohne  die  Weh.  ra  wto  dto  Welt  nirat  ohne  Gott 
»t  (Dialektik.  &  168  f!„  4M«.).  Haan,  feftt  O.  eh  abratet»  Geht  auf.  eh  leben. 
difra  „Prosen,  rate  Anderes,  dte  Welt,  ra  seteen".   Gott  tot  nr  Gott,  raten  er  steh 

eefbet  weit,  and  rate  Bhhnl«Hii'l ist  erat  „MbetbeweBteefa  ha  Mi  muh  in".  Dh 

Weh  iet  dte  Bnttshong  dm  gotthehea  WmitojihjUii,  der  Wehraruanf t,  die  in  ihr 

(Bnsyklop.  f  864«.;  Vortee.  tber  d.  PnOra.  dar  Bekgion.  hrsg.  1801.  1808).  Nech 
B.  V.  Eanun  iet  0.  dee  „Unbewunte"  (e.  d.k  wn^rsonkober  Geht,  Einheit  in 
der  Vielheit  („konkreter  MonJearat";  Tgt  Fteiierwtonhkio.  1888.  &  6S8CL);  thnhW, 
A. Dnnra.  Scmaxwint.  Vnrermm  o.a.  Koch  MAOtLUronm  not  Gott,  dar  dee 
..übersein"  wer.  atok  ralbet  n  einer  Weh  ran  Dann  eervphttort.'  „Gott  tot  je- 
and  rate  Tod  war  des  Leben  der  Welt"  (PhDas.  d.  Erlös..  1878).  -  Fan 
(s.d.)  eted  ferner  Genutu  («flraripratlwknnn").  Vouult.  Dsuosa* 
d.  Metophjs.«,  1807).  P.  Cact  („fothewnoe",  The  Idee  of  God.  1888). 
H.  Baron,  K.  DtsTnoron  (Grds.  d.  Metepkra^  1888k  A.  Srnrnnu  A.  Sra  (Danken 
a.  WMdfekkoH«.  1884;  Gesammelte  Werke,  1808L),  D.  Fn.  Snucn  (Der  ehe  and 
dar  nana  Gteabe,  1878).  B.  HennuL  (Dte  Wehtiteel.  1888;  Dar  Monismus  ah  Band 
twieoken  Bongion  and  Weaanacnaft,  1883k  L»  9t  au  (»^amrgettoober  Punterannue"), 
M.  I*  Braut  (G.  iet  dte  ..Bateten".  Montet  Ethik,  1911).  Bötacnt,  B.  Ronmarna. 
H.  Sotnu  (BeL  Phfl.  1881.  801)  bestimmt  dee  Gotthehe  dank  dte  Kstegorton  dee 
Unirdteohon.  dee  meekteofl  Ergebenen  ond  de»  ewig  ltonlu  aussei  tau.  Htinurom 
(Hauptfragen  dar  mod.  Kahnr.  1814,  888),   Gott  tot  de 


Werden,   dee   Reich  der  ewigen   Wahrheiten.    Lsnu.    The   Beltof 
Immortelity.   1018.  n.  o, 

Idraltottook  tot  der  Gotteebegriff  bei  Fonaaoo,  F.  A.  Lakos.  Wm>nuu*i> 
(Prelndton*.  1007,  8.  433).  Neionr  (Beugten  innerkelb  der  Grenran  der  HumeniUt  ». 
1006).  H.  Conm.  nech  welchem  a  da»  Zentrum  aller  Ideen",  die  „Idee  der  Wahr- 
heit", die  Bargaohaft  dee  Stogee  das  Goten  bedratet  (Ethik.  1004.  S.  417«.;  Einleit. 
mit  krit  Nachtrag  ra  F.  A.  Leagee  Gesch.  d.  Matertehumus,  6.  A.  1006),  VAnmrona 
(Gott  ah  wertroUe  „Idee'*.  Die  Phflos.  dee  Ah-Ob,  1011)  u.  e.  —  VgL  Lnaaea.  Dee 
Christentum  d.  Vernunft,  1763;  Ls  Philoeophie  bieg,  ran  Lorente.  1000;  Gönnt. 
Philosophie,  hreg.  von  Heynecher.  1005;  W.  Jena,  A.  Pluralistic  Uniraree,  1000; 
F.  a  &  ScnLuta,  Biddlee  of  the  Sphinx.  1010;  Woaaniaif,  Montomue  a.  Mono 
thatomra,  1011;  R.  Hildkbjukd,  Gedenken  Ober  Gott,  die  Welt  and  dee  Ich,  191": 
J.  Sack,  Montottoehe  Gottee-  und  Welteneeheaung,  1600;  J.  Schlaf,  Religion  o. 
Kosmoe,  1011;  E.  na  Ctom,  Gott  u.  die  Wtoeraecheit,  1012  (Thetottoch);  ScnnnT. 
Der  Ureprung  der  Gottesidee.  1012;   G.  Atxnr,  Die  Entwicklung  des  l 


Gottesbeweise  —  Grund.  263 


1906;  K.  Breysig,  Die  Entstehung  des  Gottesgedankens  u.  der  Heilbringer,  1905; 
H.  Schwarz,  Der  Gottesgedauke  in  d.  Geschichte  d.  Philosophie,  1913;  L.  Ztegler, 
Gestaltwandel  der  Götter,  1920 2.  — VgL  Dualismus,  Atheismus,  Äther  (Spiller  u.  a.), 
Agnostizismus,  Absolut,  Deismus,  Religion,  Theologie,  Thomismus,  Schöpfung,  Welt, 
Bewußtsein,  Personalismus,  Ich,  Xatur,  Voluntarismus,  Logos,  Idee,  Monismus, 
Fiktion. 

Gottesfoeweise  sind  die  Argumente,  die  betreffs  der  Existenz  Gottes  oft 
aufgestellt  wurden,  aber  nur  verschiedene  Gründe  enthalten,  welche  zum  Glauben  (s.  d.) 
an  das  Dasein  Gottes  bestimmen  können,  ohne  daß  ein  rein  logischer  „Beweis"  für 
dasselbe  möglich  oder  notwendig  ist.  Solcher  „Beweise"  gibt  es  eine  ganze  Reihe. 
Die  wichtigsten  sind  der  ontologische  (s.  d.),  kosmologische  (s.  d.),  teleologische,  mo- 
ralische (s.  d.)  Beweis,  ferner  der  Beweis  „e  consensu  gentium",  aus  der  Verbreitung 
des  Gottesglaubens  bei  allen  Völkern  (Aristoteles,  de  coelo  I,  3;  Cicero,  Tuscul. 
disput.  I,  13,  u.  a.),  aus  dem  angeborenen  Gottesbegriff  (Justtntjs,  Terttllian, 
Descartes  u.  a.),  aus  dem  Vorhandensein  der  Gottesidee  in  uns  (Descartes,  Medi- 
tatione3  III,  u.  a.),  aus  der  Zweckmäßigkeit  der  Gottesidee  (,,ab  utili"),  aus  der 
menschlichen  Geschichte  (Schelling,  Hegel  u.  a.),  aus  dem  religiösen  Bedürfnis 
(Fechner  u.  a.)  u.  a.  Eine  Kritik  der  Gottesbeweise  geben  die  Skeptiker,  Hume 
(Drei  Dialoge  über  natürliche  Religion,  deutsch  von  Paulsen,  1905)  und  besonders 
Kant  (Krit.  d.  reinen  Vernunft,  S.  468 ff.),  nach  welchem  die  alle  mögliche  Erfahrung 
nnd  Erkenntnis  übersteigende  Existenz  Gottes  weder  bewiesen  noch  bestritten  werden 
kann,  aber  ein  Postulat  der  „praktischen  Vernunft"  ist  (vgl.  Moralbeweis).  Vgl. 
Fortlage,  Darstellung  u.  Kritik  der  Beweise  für  das  Dasein  Gottes,  1840;  Dorner, 
Grundr.  d.  Religionsphilos.,  1903,  S.  200 ff.;  Grünwald,  Geschichte  der  Gotte«- 
beweise  im  Mittelalter,  1907;  Thomas  von  Aquino,  Texte  zum  Gottesbeweis,  hrsg. 
von  E.  Krebs,  1912.  —  Vgl.  Religion. 

Gotteswerte :  Nach  Münsteeberg  metaphysische  Werte,  Gegenstand  des 
Glaubens,  die  der  Selbst  Vollendung  der  Welt  dienen;  sie  umfassen:  Schöpfung,  Offen- 
barung, Erlösung  (Phil.  d.  Werte,  1908). 

Größe  s.  Quantität,  über  psychische  G.  vgl.  Wundt,  Grundr.  d.  Psychol.8, 
1902,  S.  306;   Grdz.  d.  phys.  Psychol.  I«,  1908,  539  f.  —  VgL  Psychophysik. 

Grand  (Aöyoe,  ratio),  nicht  mit  Ursache  (s.  d.)  zu  verwechseln,  ist,  logisch 
verstanden,  nicht  etwa  ein  Geschehen,  welches  ein  anderes  bedingt,  sondern  derjenige 
Erkenntnisinhalt,  dessen  Gültigkeit  die  Geltung  oder  Aufstellung  eines  Urteils  (der 
.Folge")  rechtfertigt  („begründet").  So  wie  wir  eine  Handlung  nur  begreifen,  wenn 
wir  ihren  „Beweggrund"  kennen,  so  können  wir  ein  Urteil,  das  nicht  unmittelbar 
(a  priori)  oder  auf  Grund  der  Wahrnehmung  einleuchtet  und  gilt,  nur  für  wahr  halten, 
gelten  lassen,  wenn  wir  einsehen,  daß  es  aus  andern,  anerkannten  Urteilen  folgt.  Mit 
dem  Grunde  ist  die  Folge  gesetzt,  mit  der  Folge  der  Grund  aufgehoben  (aber  nicht 
umgekehrt).  Der  Satz  vom  Grunde  oder  des  zureichenden  Grundes  ist  das 
Postulat,  die  Norm:  im  Fortgange  des  Denkens  nichts  als  gültig  zu  behaupten  oder 
anzunehmen,  ohne  es  in  Erkenntnisgrundlagen  logisch  zu  verankern,  ohne  es  also 
als  notwendige  Folge  aus  gültigen  Urteilen  zu  legitimieren.  Dieses  Prinzip  ist  das 
Prinzip  des  Denkzusammenhanges,  der  durch  den  Willen  zum  einheit- 
lichen Zusammenhange  gefordert  ist,  als  („apriorische")  Bedingung  des  logischen 
Denkens  überhaupt.  Da  ohne  dieses  Prinzip  eine  zusammenhängende  Erkenntnis 
nicht  möglich  ist,  so  gilt  das  Prinzip  zugleich  für  alle  objektiven  Inhalte  der  Er- 
fahrung, welche  also  in  einen  dem  logischen  Zusammenhang  von  Grund  und  Folge 


8j8J  CrundbefrifTe         Grondsriaecnachaft. 


entap  reckenden  Zuaa m inen  hang  gebracht   werden  mosecn.  wöbet  der  .,  Erkenn  tnb- 
pnind"  mm  ,,8rtosgrundM  wird  (vgL  K.iwntst). 

In  früherer  Zrit  winden  Grand  ud  Lraaeke  mM  niest  scharf 
gehalten  („canee  eira  ratio":  Dmcabtxa)  Lamm 
..rabon"  and  ,,0Ma»M  (Noar.  Emu«  IV.  K.  17.  1  h.  und  C«m.  Wour  detto* 
ab  „dubnige,  wodurch  man  mtlr hen  kann,  ffirra  etame  bt*4  (Veratafi.  Gedanken 
ran  Gott  ...L|  »f.):  «r  »■kuaukatibi,  HMNpnd",  ^l^iiMüibynil"  ..Grand 
de.  Werden."  (Ontotog.  f  176«.).  Scharf  acheklet  «Lurr  twbchen  Jogiecket. 
and  ..RasJgrund".  Vgl  8ww«jrr.  Logik.  1904.  I*.  SM;  B.  Kuwait*.  Logik.  2.  A. 
1907;  Wüwüt.  Logik  I*.  190»,  8.  «86«.;  Jbboxaum.  Dar  taten***  lili  ■■■■■,  1906. 
S.  197  ff.    (Begriff  aW  ..hypoth«n*cnen  FaraeeTk 

Dm  Fronte  4m  lujtikthendan  Grande*  wird  raeret  mit  dem  K.i—lprinifr  rar- 
■ingl  (vgl  Platox,  AmwroTBjH.  Ds*ca*tb*,  Sramu  u.  *.).  Luid  foraiaJbrt 
ee  sneret  genener  (ab  „prtnoipe  de  U  rabon  eoff«««teM):   Bi  bedarf 

*  .  :,  ■  I«  ii       '  »  ;■   r    . .   1«  *'      | : .  !*i:  ■   n  !.I*  I.        |  •  *    .  !*■  1*  v    <!■-.  V.  .*.    |      .<  .t*    |   \  i*'  :*  * ! 

wahr  bt  (Monedolog.  3t;  Tkeodfae*  I.  J44:    Schriften,  hng.  ran  Gerhard.  VII.  419) 
Dm  Pttaxip  gilt  f tr  db  larnkbchm  Wahrheiten  ( rgL  U.nnqajto»?*«!  II.  418,  ■ 
Ok*.  Wotrr  erkltrt:  ..Alk«,  wm  bt.  hat  erinen  laiilukenden  Grand,  amrain  m  rbl- 
mehr  ort,  aIh  nicht  bt"  (Vernunft.  Gedanken  ran  Gott  ....  I.  f  99*,  80:   Abbitang 
aus  dem  Set»  <be  WkiweptuuM).  Ned»  lürf  bt  der  Sets  ran»  tareeok.  G.  der  ..Grand 

Ol— 81-1 «V-l»  i._.  ■*—**  LajIb^       —  —        -■-  '-*-|lM  ,    -,         9aMMMM*«lkAH«       Ann 

III«  "^  II        II»     I  |,|    |l«lll    lillfe  •         ■  ••'S»     III        *      I         MOJ     J*     w"    '  •  *         #  '  '*  »»!••##"      I  l  I  *  •■  4       .  ,11 

(Krit.  d.  rein.  Vera»,  8.  1891.).  Ficarr*  biset  dm  Printip  aus  a 
dra  Ich  Ab  (Gr.  d.  gm.  Whniiiuuhiftabfcr»,  8.  88).  Nach  8o*or*jraac*a  bt  der  8*u 
ram  Grande  der  albjaaatku**  Ausdruck  fax  db  aoekabohe  Verhunzung,  in  «ebne 
elbr  ErfahnitgatohiH  etogebca  muß.  «au  „nichts  fftr  ebk  Bi8ifciiM  and  Un*k- 
hAngigM.  Aach  nicht«  Ebuetoes  and  AbgerbseoM  Obbkt  fax  un.  werden  kann'.  Der 
8*t*  hei  «8»  ..vierfache  Wunel"  and  tritt  *af  ab  8*1*  ram  Grande  dra  Werden*, 
dee  Brkennena,  de«  8etos  and  de«  Handetoe.  Stet«  gut  er  nar  für  db  Erachetoengea ; 
dM  Ding  An  «ich.  der  ..W0bM  (e.  d.)  «ird  ran  ihm  nickt  betroffen,  er  bt  „grandba" 
(Db  vierfache  Warael  dM  &  ram  cor.  G..  f  16ff .).  Nach  Wtnrnr  bt  der  8.  r.  0.  dM 
iibneU»  der  AbhAngigkeH  unserer  Denkakte  rancinander"  and  dM  ..Prinzip 
der  Verbtodnng  »Aar  Tafle  dM  gesamten  Erkenntnkvnhalta".  Er  bedarf  der  An 
ackAoong  tu  er  inen  Anwendungen,  erwogt  eher  ealhet  erat  den  Erfahrung« 


hang  (Logik  I».  1908,  &  80911;  Bratem  d.  Phike.  I«.  1906,  8.  84ff.).  -  VgL 
Db  Intellekt.  Funktionen.  1909;  Dixtbkt.  EkdeH.  in  d,  OihliiaabniMofcaftM,  1888, 
I.  497ff.;  Ri**x,  Der  philo..  Kritiziamae.  1876f  II  1.  2.isff  ;  HöfTDWo 
menechl.  Gedanke.  1911;  Oonv,  Logik.  1908,  &  969ff.;  Ewaia,  Kanta  krit.  Ideal«, 
tnu*.  1908;  Jakkku  Der  8*ts  dM  toreioh.  Grande«,  1878;  PsTnonsno*.  Der  S*tx 
ram  Grande.  1898;  F.  E**a*dt.  Der  Set«  ram  Grande.  1891.  -  VgL  Kauealität. 
Axiom,  Denkgeeetse.  Ding  an  abk,  Rebtk»,  Erkenntnbtkeorb,  Hypotkrab,  Schluß. 

Grundbegriffe  a  Kategorien. 

<>ruml*9itxe    s.  Axiom,  Prinup.  Maxime,  CharAkter. 

Orandtrrrte :  Nach  MOmfrsnxxno  (Ph.  d.  Werte.  1908)  metaphy*.  Werte, 
Oegenitand  der  übemeugung.  db  der  Selbst  Vollendung  der  Welt  dienen:  Weltall. 
Menschheit,  Über-Ich. 

Ornndwinnrnwrlinft  nennt  Rkhux*  (Phibeopfab  ab  Grundw..  1910. 
Anmerkungen  cur  Gw..  1913)  »eine  Philoaophb.  db  eine  begriffHche  Analyee  der  eil- 
gemeinsten  Tatbestände  der  Bewußt«« üwinhalte  darsteUt. 


Gültigkeit  —  Gut.  265 

Gültigkeit  ist  die  Eigenschaft,  Geltung  (s.  d.)  zu  haben,  in  Geltung  zu 
stehen,  d.  h.  als  (theoretischer,  praktischer  oder  ästhetischer)  Wert  (s.  d.)  anerkannt 
zu  werden.  Logische  Gültigkeit  haben  Urteile,  deren  Anspruch  auf  Richtigkeit  oder 
Wahrheit  anerkannt  wird  bzw.  anerkannt  werden  muß,  weil  diese  Urteile  den  Denk- 
gesetzen oder  der  Erfahrung  entsprechen  oder  der  Ausdruck  unabweisbarer  Pos  tu - 
late  (s.  d.)  der  theoretischen  oder  praktischen  Vernunft  sind.  Ist  diese  Geltung  eine 
im  Wesen  des  Denkens  oder  der  denkenden  Verarbeitung  des  Erfahrungsmaterials 
begründete  und  durch  die  Gesetzlichkeit  Erkenntnis  geforderte,  dann  ist  sie  „All- 
gemeingültigkeit" (s.  d.).  A  priori  (s.  d.)  gilt  ein  Urteil,  welches  unabhängig  von 
einzelnen  Erfahrungen  und  von  der  Existenz  der  Objekte  gilt.  „Objektive"  Gültigkeit 
ist  durch  die  Gegenstände  der  Erkenntnis  und  die  Erkenntnisformen  selbst  geforderte 
Allgemeingültigkeit  (vgl.  Realität).  Das  von  der  subjektiven  Willkür  und  Beschaffen- 
heit unabhängige  „ideale"  Gelten  (s.  Geltung)  von  Wahrheiten  (s.  d.)  und  Werten  (s.  d.) 
ist  nicht  mit  selbständiger  „Existenz"  dieser  zu  verwechseln  (Bolzaso,  Lotze,  Logik, 
B.  DU,  K.  2;  HrssERL,  Meinoxg.  Xatorp,  Slmmel.  Rickert,  Lask,  Bcbxoff  u.  a.). 
Ebenso  ist  „objektive  Gültigkeit"  von  „absoluter  Realität"  zu  unterscheiden.  So 
haben  Raum  und  Zeit  zwar  objektive  Gültigkeit,  d.  h.  sie  sind  Formen  jeder  mög- 
lichen Erscheinung,  aber  nicht  absolut  reale,  d.  h.  unabhängig  vom  erkennenden 
Bewußtsein  existierende  Dinge  oder  Eigenschaften  (Kant,  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  61  f.). 
Nach  verschiedenen  Logikern  enthält  das  Urteil  ein  „Geltungsbewußtsein"  (v.  Kries, 
Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.,  23.  Bd.,  1899;  B.  Erdmaxn,  Logik  I,  1907). 
Mit  Geltungszusammenhängen  hat  es  die  (reine)  Logik  (s.  d.)  zu  tun,  mit  den 
Voraussetzungen  der  Gültigkeit  der  Erkenntniselemente  die  Erkenntnistheorie  (s.  d.). 
Vgl.  Kant,  Krit.  der  Urteilskraft,  §  8;  Lask,  Die  Logik  d.  Philos.  u.  die  Kategorien- 
lehre, 1911;  Windelband.  Der  Wille  zur  Wahrheit,  1909;  Volkelt,  Erfahrung  u. 
Denken,  1886,  S.  74f.;  Ltpps,  Vom  Fühlen,  Wollen,  Denken«,  1908,  S.  16; 
F.  C.  S.  Schiller,  Formal  Logic,  1912;  Humanismus,  deutsch  1911;  Driesch. 
Ordnungslehre,  1912,  S.  7ff.,  163ff.;  v.  Bcbxoff,  Zeitlichkeit  u.  Zeitlosigkeit,  1911; 
P.  Hofmann-,  Die  Antinomien  im  Begriff  der  Gültigkeit,  1921 ;  Liebert,  Das  Problem 
der  Geltung,  1920 2.  —  Vgl.  Geltung,  Objektiv,  Urteil,  Gegenstandstheorie,  Evidenz, 
Wahrheit,  Drittes  Reich,  Denkgesetze,  Relation,  Transzendental. 

Garn:  Führer,  geistiger  Trainer  in  der  Theosophie  (s.  d.). 

Gut  (ä/a&d;,  bonus)  ist  etwas,  sofern  es  positiv  gewertet,  d.  h.  als  zur  Befrie- 
digung eines  Bedürfnisses  tauglich  empfunden  und  beurteilt,  als  zweckdienlich,  als 
<  inem  Willen,  einer  Forderung  entsprechend  gebilligt,  anerkannt  wird.  Die  „Güte" 
eines  Objekts  kommt  ihm  also  nur  in  Beziehung  zu  einem  Willen,  einem  Zwecke, 
einem  wertenden  Bewußtsein  zu,  nicht  ohne  alle  Beziehung  auf  ein  Wertungszentrum. 
Doch  ist  nicht  alles  Gute  nur  „subjektiv",  sondern  es  gibt  auch  ein  objektiv  („inter- 
subjektives") Gutes,  d.  h.  ein  Gutes  für  alle  Wertenden,  weil  in  der  Natur  derselben 
wurzelnd;  ferner  ein  objektiv  Gutes  in  dem  Sinne,  daß  in  den  Merkmalen  des  ge wer- 
teten Objekts  selbst  das  objektive  „Fundament"  liegt,  welches  zur  allgemeingültigen 
Wertung  desselben  veranlaßt  oder  zwingt,  auch  ein  objektives  Gutes  in  dem  Sinne, 
daß  dessen  allgemeine  Anerkennung  gefordert  werden  kann  (das  Sittlichgute).  „An 
sich"  gut  ist  das  von  subjektiver  Besonderheit  und  Willkür  unabhängig  Wertvolle, 
insbesondere  sofern  es  nicht  bloß  als  Mittel  oder  Bedingung  eines  andern  Guten, 
sondern  um  seiner  selbst  willen,  schlechthin  gewertet,  bejaht,  gefordert,  ge- 
wollt, gesollt  wird.  Je  nach  dem  Bedürfnis  und  Zweck,  auf  den  das  Gute  sich  bezieht, 
gibt  es  verschiedene  Arten  des  „Guten".    Keineswegs  fällt  das  Gute  immer  mit  dem 


Cut. 


Loeteolbn  toMBUMn,  aa  gibt  tW  Gutta,  abo  Wartrolbe, 


Willenaziel  bxw.  emar  Willenafordrrung  moJ  alba,  im  Anspruch  auf  ..Gate" 

macht,  entapreeken.     Gnt  amd  nicht  bloß  Ding»  «ad  Handhmgan,  anok 

(Charaktere)  «warn  ab  „g»tM  gewartet,  aaaa  ab  das  WIBm  aad  db  Fakdgkatt 

Guten  haben.  —  Em  Gat  bt,  waa  db  B| 

weÜ  w  Daillo  loben  tu  kefriadbjaa  iniuiag  (Natur-, 

u.  a.  Otter).    Dm  höchste  Got  (common  bonom")  bt  da«  nikdikst  Beamte*. 

Georderte.  —  Babaflb  daa  8ittlichgoten  a.   Sittliehl 

I  arr  DflflnKa  CH0  VvVlafB  flHajBaw  SQaMHt  aa%  «IMT  flflt  t  ■ 

Ecaxro  TO*  Maoana  macht  daa  Ob»  mm  Weltprbadp  (Dbg.  Leart.  II.  106).  «ad 
Plato*  erbhcht  m  Qua  dao  Oraad  daa  Seme  («*au*s*  **  eaafea,  BapabL  «OB  B). 
da*  Oute  gabt  dam  Sem  im  ans,  begrandi 
Db  Idee  daa  Oaba  baw.  daa  „Gern  aa  abk*  bt 
PrfcmfcjdmBBfae.d«Wekrenand8ck/ineo(^  Xacl 

bt  got.  wonach  alba  «trabt  (Ktk.  Nbam.  I  1.  1094a  2).  Ea  gibt  efaH 
(a>»te  ämAAt,  bat  daa  Sabobatikata  „bonum  amoparber.  faraa**)aat 
asImaBmma  Qema  fi>aitär  f sei,  lifeeo  aaaas.  eV  aXte»  -bonnm  md. i 

■BjjgBBBBBBmaBBBBjaBBf  Vr«BjBBBB)  ^Bl^VW  aWBF    tliay    ******     •W^Ba^a«  MTW      ^M*#«W^  «9  OBaBOmnBBBBl  V«ia|  «. 

aeeJdene";  TgL  Ha.  Mb.  I  I.  l  lk  aaaar« 

VHS).   Alba  WlikMnka  btaa  abk  got;  db  Qtta  t  »bfcl  tkorafl  tn  dar  Vn  afcllikaag 

Db  8toiker  lihoaMibiin  daa  Gata  ad»  daai  Bitllbkfn  ha  Sbjaa  daa  Natur-  aad 
Vuinaiifbjemlflaa  (Dbg.  Lairt.  VH.  94«.).  Ba  Got  bt  aar  db  Tugend  (e.  d.). 
wahrend  db  Bplkaroor  db  Loat  ab  orataa  «ad  oiqwiagkVaoa  Got  tiinlikiiii 
(Dbg.  Laart.  X.  1»)-  Nack  Puma  gibt  aa  wbdar  ein  „Gates  aa  abk".  ein  gftttlbkra 
Urgntaa  ab  Qoalb  alba  Lebana  (Enaaad.  I  7.  8). 

Aaok  db  mhaabharfacke  Pbaoaopkb  keant  an  Gotea  an  abk,  eto  Mkoekatr^ 

i;  Gott  (a.  d.)  aalbat  bt  daa  hBafcab  Got.  Mnapkjdi  li  btdaa 
ba  »baden  („qniquid  est,  boaaai  eet"t  AOBnarorr 
Terei*hgkme,81;Tw»lAa,8umtkeol.ia,3).  Got  bt,  waa  arine  Ihm  gemäß, 
kommenbeit  hat,  waa  albjeawm  eratrebt  wird  („qood  omnb  appetant".  ..inquantum 
est  appetibib".  Troaua.  8om.  theo!.  I  6).  hfrtapbyebch  bt  db  Gata  dar  Dinge, 
ihre  Übeiataatiiumung  mit  dem  glHilbkaa  WBbn.  VgL  Cathbbw.  Moraipkfloa. 
I,  tS7ff.;  Srocax,  Lehrbnoh  d.  Philoa.  II«.  1912;  V.  Ootraw.  Do  erat,  do  baau  et 
da  bbn«,  i960. 

Auf  den  Willen  besbkee  —  ab  Oeganataad  daa  Otiubeat.  Dcgchrene  —  daa  Gute: 
Hobbbb  (Larbthan  I  6),  SrnroxA.  nach  webkem  wir  nickt  etwaa  erstreben,  weil  m 
got  bt,  aondern  erat  onaer  Streben  etwaa  nun  „Guten"  macht  (Etb.  III.  prop 
IV.  praef.)  und  dbaea  Goto  mit  dam  wahrhaft  Nütxlicben.  der  Erhaltung  und  Vor- 
vollkommnong  Dienenden,  identbch  bt  (Etk.  IV).  Auch  nach  Caa.  Wour  bt  got. 
„waa  uns  und  unsrrn  Zustand  ToHhommaner  machet"  (Vernunft.  Gedanken  von 
Gott ....  I,  f  422;  Philo«,  practica  I.  {  374).  Nach  Kaut  bt  „got".  waa  „vermitteb 
der  Vernunft  durch  den  bloßen  Begriff  gefallt"  (Krit  d.  Urteuekraft  I.  |  4f.).  C 
waa  geechiUt,  gebilligt  wird,  waa  Achtung  erweckt  (ibid.).  Daa  höchste  Got  bt  db 
Tugend,  daa  Tollendete  Gut  aber  schließt  auch  Glocksehgkeit  in  genauer  Pioyoitioo 
zur  Sittlichkeit  ein.  Wir  sollen  daa  höchste  Gut  ro  befördern  suchen  (egl.  ftber  den 
..guten  Willen":  Sittlichkeit;  Tgl.  Unsterblichkeit,  Moralbeweb). 


Güterlehre  —  Habitus.  267 


Als  das  dem  Willen,  Begehren  Entsprechende  definieren  das  Gute  Schopenhauer, 
Hakms,  Witte,  Paulsen,  James,  Gebest,  Nietzsche  (s.  Böse,  Sittlichkeit)  u.  a.  Als 
das  einem  Zwecke,  der  Erhaltung,  Vervollkommnung,  Dienende  bestimmen  es  Beneke, 
Lipps,  Wundt,  Paulsen  (System  d.  Ethik  I6,  1899,  320),  Höftding,  Spencer  (Princ. 
of  Ethics,  1888ff.,  I,  §  8)  n.  a.  Als  das  Lusterregende  betrachten  es  Locke  (Essay 
concern.  hum.  understand.  LT,  K.  20,  §  2),  Fechnee  (Über  das  höchste  Gut,  1846, 
S.  66 ff.),  Schuppe  (Grdz.  d.  Ethik,  1882,  S.  19),  Gizycki,  Kkeibig  (Werttheorie,  1902, 
S.  18ff.),  Bechek  (Die  Grundfrage  der  Ethik,  1908,  S.  63ff.)  u.  a.  Als  positiv  Wert- 
volles gilt  das  Gute  bei  Ulricl,  Döring  (Philos.  Güterlehre,  1888,  S.  2,  76),  Ehren- 
fels. C.  Stange  (Einleit.  in  d.  Ethik,  1901,  II,  11,  19)  u.  a.  Nach  Semmel  (Einleit. 
in  d.  Moralwissenschaft,  1892/93, 1,  47)  u.  a.  ist  das  Gute  das,  was  verwirklicht  werden 
soll,  es  ist  eine  unmittelbare  Qualität  des  Wollens.  Vgl.  Lotze,  Mikrokosm.  III2, 
1869,  605 ff.  (Das  Gute  als  Grund  des  Seienden);  Sptb,  Gesammelte  Werke,  1908 f. 
(Gott  ist  das  Gute,  die  höchste  Norm);  Liaed,  La  science  positive  et  la  nie'taphysique s, 
1907,  deutsch  1910  (Das  Absolute  ist  das  Gute);  Brentano,  Vom  Ursprung  sittlicher 
Erkenntnis,  1889,  S.  17  (,,Das  mit  richtiger  Liebe  zu  Liebende,  das  Liebwerte  ist  das 
Gute");  G.  E.  Moore,  Principia  ethica,  1903:  H.  Rashdall,  The  Theory  of  Good  and 
Evil.  1907;  Stöckl,  Lehrbuch  d.  Philos.,  LT«,  1912;  E.  Fuchs,  Gut  und  Böse,  1906; 
Nietzsche,  Jenseits  von  Gut  und  Böse,  1886;  Dürr,  Das  Gute  u.  d.  Sittliche,  1911; 
ScHELER,  Der  Formalismus  in  der  Ethik,  19218  (Gut  und  Böse  sind  Personworte).  — 
Vgl.  Sittlichkeit,  Wert,  Optimismus,  Rigorismus,  Sollen,  Pflicht,  Böse,  Tntui- 
tionismus. 

•orüterlelire  ist  derjenige  Teil  der  Ethik  (s.  d.),  der  das  Wesen  und  die  Arten 
der  geistigen,  sozialen,  sittlichen  Güter  behandelt  (vgl.  Schletermacher  u.  a.).  Als 
..Wissenschaft  von  den  Werten"  definiert  sie  A.  Döring  (Philos.  Güterlehre,  1888, 
S.  6ff.).  Güter  sind  physische  oder  geistige  Objekte,  die  Anspruch  auf  positive  Be- 
wertung haben,  weil  sie  geeignet  sind,  das  menschliche  Leben  und  dessen  Ziele  zu 
fördern ;  sittliche  Güter  sind  die  den  Sittlichkeitszweck  fördernden  Objekte,  Verhält- 
nisse, Organisationen,  kulturellen  Gebilde. 

Verschiedene  Arten  der  Güter  unterscheidet  Aristoteles,  welcher  die  geistigen 
Güter  zuhöchst  wertet,  aber  auch  physische  Güter  als  Unterstützung  des  sittlichen 
Lebens  schätzt  (Eth.  Nicom.  I  8,  9;  VLT  14;  Polit.  VLT  1).  Nach  den  Stoikern  sind 
wahre  Güter  nur  die  Tugenden  (s.  Adiaphora),  doch  gibt  es  nach  den  späteren  Stoikern 
nuch  noch  „Vorzuziehendes"  (vgL  Diogen.  Laert.  VII,  95 ff.).  —  Nach  Schleter- 
macher ist  ein  Gut  jedes  „Einssein  bestimmter  Seiten  von  Vernunft  und  Natur". 
Höchstes  Gut  ist  die  „Gesamtheit  der  Wirkungen  der  menschlichen  Vernunft  in  aller 
irdischen  Natur".  Die  ethischen  Güter  sind  Staat,  Gesellschaft,  Schule  und  Kirche 
(Grundr.  der  philos.  Sittenlehre,  1841,  §  91  ff.).  Vgl.  A.  Döring,  Philos.  Güterlehre, 
1888;  J.  Class,  Ideale  a.  Güter,   1886. 


H. 

Habitus  (l§ie,  habitus):  Gewohnheit*  Beschaffenheit  (Platon),  dauernde  Eigen- 
schaft, dauerndes  Verhalten,  Fertigkeit  (Aristoteles,  Metaphys.8,  IV  19;  20;  die 
Tugenden  sind  £|»te  rpvx^g,  Eth.  Nicom.  I  13;  II  2;  vgl.  Perkmann,  Der  Begriff  des 
Charakters  bei  Platon  u.  Aristoteles,  1909,  S.  11  ff.;  Thomas,  Sum.  theol.  II,  50,  1). 
Vgl.  Kretbig,  Werttheorie,  1902,  8.  192.  —  Über  das  „Haben"  vgl.  Kategorien  (Aristo- 
teles), Objekt  (Rehmke),  Urteil. 


HaerecYta«:  ..Dbabett"  (Co.  Wour),  Dbsee  —  Bris  {t*i*  n,  Aaiaronus) 
bedeutet  seit  Dom  Scotts  (Qssrstinn.  «aper  Kbr.  hfetaphya.  VII,  qu.  10.  9)  dir 
individuelb  Besonderheit  (»^Bswenoe  indifklsnnu  ).  dMi  wus  db  Art  zum  Iudividmi 
macht,  die  Wesenheit  des  Indmdtirlkn  (z.  R  db  „Socratits**4).   Vgl  Indiriduation. 

Ilallurinatlaa   bt  eh»  EriuaerunsavorsteJhug.  die.  infolge  ebnormer  Er 
regung  and  ( vorübergehender  oder  bleibender)  Btfriaageii  des  Gehirns  bsw.  der  P»  yr  bc . 
wo  stark  und  lebtieft  Jet,  d*S  eie  ab  eine  Sinne^rearnelunnnjt  erscheint.    Der  Hallu- 
linierende  ebbt  aicbt  Toruandene  Dinge  (MViekineo^  er  tort  Stimmen  (..Akoeenvo*). 
Von  der  Illusion  («.  d.)  bt  die  H-  nar  grednell  vsrsehbdeu.  es  fehlt  euch  bei  den 
Hslluxinationsn  niebt  an  werte— nrhn  Wihinismiii^haasntii n.  mit  dem 
ionerungefh—te  vsrsehssatsen.    Den  „I^iudu-nalhimalhTnsn**  mangelt  der  Ein- 
dmck  de*  Objektiven.  Vgl  Esocrnoc.  Des  ■alaiilw  mentaba,  1838;  Pabxsx.  Über  die 
Trogwabrnebmungen.  1884;  Scixt.  Die  1  Häsinnen.  1883:  Wovor,  Grunde,  d.  pbysiol. 
l^ryehoL  IIP.  1801.  8.  643ff;  St6bju»o.  Psyrbopathoiogb.  1900.  8.  31  ff .;  Htui 
Dm  Grrnnrbsenschafan  der  rVycbologb.  1801.  &  8080.;  K.  Göttern« 
1913;  W.  8rarjR.  Wahrnehmung  and  HsJJarfnstion.  1914;  PntasDourr.  Z.  f.  d.  ges. 
New.  u.  Psych.  XIX;  Jami,  AUgem.  rYydKmetbologb.  1910«.  40. 

Ilnndlnng  («Hl««*  actio)  ist  dm  VererMükmnng  einer  Wumnsmtenti 
UrtAugang  dss  WiUens  in  beeng  aetf  das  B>wn8tsein  selbst  als  sobhs  („binare  Hand- 

nttstf    #  OOsJkTn  WsTBmMVmVB  OBk*  089W^MRgmUBOV!0UI0w  fle)  BMHC  8o*n*  O j©  AOBBOWs t«  8Vv  *T»l ' 

hl  dbsslbs,  als  aktive  Veränderung  von  objektiven  Tustiiak  n  oder  Vi  ihllini— n 
(..suBers  Handlung".  H.  im  engeren  Saune).   Die  H-  iat  eine  Wirkung  von  Impiliin. 
die  psychisch,  unmittelbar  erfsot,  Wilhnsimfuhs  sind,  objektiv,  „von  außen 
wnonte  t  nner  /tnsiovnsmsn  not' 

in  der  fSjmmlBSJhjH  »ui  rrn.  phvniv  li' n  HAixliuni;  /.um  .\ui*lni<  k.  zur  Ki  ■ 
sie  bildet  das  ..lnnrnsetn"  dtrtttbf  Gef uhbbetonte  Vorstellungen  bilden 
die  Aiifaiemuusnsnm  der  HsndJmngsn,  db  salbst  js  in  ainaw  Ablauf  peyoho-orgaubuhei 
, durch umfahr ein m der Vorsbflnag  uns iggiinoiiimenea Zbl erreicht 
eoU  (vgL  Zweck).  Durch  ..hVnbinkSsning"  (s.  <L)  können  Hsnrfhmgsn  am.. 
matiach.  triebartig,  refbxiuanig  werden.  Jede  Handlung  ist  physiologisch  aus  voran 
Vorgingen  hm  Organum«  (mit  bestimmter,  individuell  vsri- 
>;  ingknea  ist  als  nur  so  su  imasiihsn,  daß  als  sls 
i  gedeutet  wird,  der  in  ihr  tum  Ausdruck  gelangt 
(vgl  ParslblUmu*.  IdenütAUtbeorir). 

Daß  dio  Erkenntnia  dar  Wawjrnschaf t,  dem  Handeln,  der  praktbchen  Betätigung 
KU  dienen  hat,  betont  der  Aktivbmus  (s.  d.L  Dar  Pragmatbmus  (*.  d.)  betont  db  Be- 
deutung des  erfolgreichen  Handelns  ab  Kriterium  der  Wahrt»  Scaorss- 
haukb,  Bsnosox,  C  Bnoinran,  VaiHucosn,  Ls  Rot  u.  a.  bt  der  Verstand  (».  d 
Werkzeug  für  das  Handeln  (vgl.  Intellekt,  Gedachtnb,  Wahrnehmung).  —  VgL  Asiirro 
tslks.  Eth.  Nirom.  VI.  4;  Buiu.  Lehrbuch  d.  PsychoL,  1833,  §  205 ff.;  Wovor. 
Cn.ndr.  d.  Pnychol.  1901,  S.  115ff.  (vgL  WUb);  N   Ach,  Über  db  WiDenaUtigkeit, 
und  das  Denken,  1905;  W.  Srsax,  Über  den  Begriff  der  Handlung,  1904;  Vannxom, 
Db  Pbilos,  des  Ab-Ob.  1911;  Bmoaox,  MaUere  et  memoire,  1910;  Dausen. 
Vitalbmus,  1905;  D.  v.  Huldibsusd,  Db  Idee  der  aittl.  Handlung,  Jahr 
u.  phanom.  Forschung.  1916.  —  VgL  Wilb.  Tat,  Aktivität,  Produktion,  WiUens- 
fn  ih.it,  Zweck,  Denken,  Praktbck,  Fiktion,  Sutbtik,  Reaktion. 

Hang  (propensio)  bt  eine  payohbehe  Disposition  su  bestimmten  Riohtungen 
des  Affekts,  des  Begehrens,  eine  triebsrtig  gawordene  Neigung  (s.  d.)  oder  Bsgbrde.  — 


Haplose  —  Harmonie.  269 


Nach  Kaxt  ist  der  H.  „die  subjektive  Möglichkeit  der  Entstehung  einer  gewissen 
Begierde",  „die  Prädisposition  zum  Begehren  eines  Genusses"'  (Anthropol.  I,  §  77; 
Religion  innerh.  der  Grenzen  der  bloßen  Vernunft,  S.  27  ff.:  angeborener  Hang  des 
Menschen  zum  Bösen).    Vgl.  Bexeke,  Lehrbuch  d.  Psychol.3.  §  175ff. 

Haplose  (ä.T/w(7i=.  Vereinfachung)  bedeutet  bei  Plottn  die  Zurückziehung  der 
Seele  vom  Leibe  und  ihre  Vereinigung  mit  Gott  im  Zustande  der  Ekstase  (Ennead.  VJ 
9,  11). 

Haptisch  (ä.iziy.dg):  dem  Tastsinn  (s.  d.)  angehörend. 

Harmonie  (dguovia,  Stimmung,  Einklang,  Ü^reinstimmung)  ist  zunächst  das 
Zusammengehen  einer  Mannigfaltigkeit  verschiedenartiger  oder  auch  gegensätzlicher 
Anschauungselemente  zur  wohlgefälligen  Einheit  (ästhetische  H.),  Übereinstimmung 
verschiedener  Willensrichtungen,  Triebe,  Interessen,  Zwecke,  psychischer  Tendenzen 
zur  Einheit  der  Persönlichkeit  (ethische  H.,  H.  des  Charakters),  Übereinstimmurg 
verschiedener  Individuen  und  ihrer  Zwecke  zur  Einheit  einer  Gemeinschaft  (soziale 
H.).  Jede  Art  der  H.  bedingt  ein  Zusammenfassen  des  Verschiedenen  und  die  H.  der 
Welt  beruht,  soweit  sie  vorhanden  ist,  auf  einer  wechselseitigen  Anpassung  der  Dinge, 
ist  also  ein  Entwicklungsprodukt,  wobei  die  Tendenz  zur  Harmonie  im  Wesen  des 
Alls  von  vornherein  begründet  sein  mag,  wie  sie  jedenfalls  im  Organischen  und  im 
Geistesleben  zum  Ausdruck  kommt  (s.  Einheit). 

Den  Begriff  der  musikalischen  H.  übertragen  die  Pythagoreer  auf  die  Welt,  in 
welcher  die  Gegensätze  harmonisch  vereinigt  sind;  alles  ist  Harmonie  oder  harmonisch 
geordnet  (ibv  oÄov  ovgavbv  äouoviav  tlvai  xal  ä.oid'uöv,  Aristoteles,  Metaphys.  I  5; 
vgl.  Diog.  Laert.  VHI  33;  vgl.  Zahl).  Eine  H.  ist  auch  die  Seele  (s.  d.),  die  Tugend 
(Diog.  L.,  VIII  33).  Es  besteht  auch  eine  Sphärenharmonie,  ein  (von  uns  nicht 
wahrnehmbarer)  Zusammenklang  der  um  das  Zentralfeuer  sich  bewegenden  Planeten 
(  Aristoteles,  De  coelo  II 9).  Nach  Heraklit  gehen  die  Gegensätze  in  der  Welt  zur  Har- 
monie zusammen  wie, .Bogen  und  Leier"  {xaÄivtgoxos  aouovir,  öxioaneg  1650V  xal  Ävgrt~. 
Fragm.  25ff.).  Die  Weltharmonie  lehren  die  Stoiker,  Plotln,  die  „Schrift  von  der 
Welt",  später  Xicolaus  Cusancs,  Paracelsus,  Kepler,  Giordaso  Brcxo,  Shaftes- 
bury,  nach  welchem  die  Tugend  in  der  H.  zwischen  selbstischen  und  altruistischen 
Neigungen  besteht  (vgl.  Die  Moralisten,  deutsch  von  K.  Wolff,  1910),  Schiller  (Philos. 
Briefe,  1786),  Herder,  Kant  (in  der  vorkritisehen  Periode),  Swedexborg,  der  von 
einer  „konstabilierten"  H.  spricht,  u.  a. 

Den  Begriff  der  prästabilierten  (von  Gott  voraus  hergestellten)  H.  („harmonie 
preetablie",  „harmonie  universelle")  stellt,  in  Weiterbildung  des  Okkasionalismus 
ja.  d.),  Leibxiz  auf  (vgl.  Philos.  Schriften,  hrsg.  von  Gerhardt,  III,  67,  121  f.).  Hier- 
nach können  die  „Monaden"  (s.  d.),  die  einfachen,  immateriellen  Substanzen,  einander 
nicht  direkt  beeinflussen,  aufeinander  nicht  direkt  einwirken,  da  sie  als  einfache  Wesen 
von  außen  nicht  modifizierbar  sind  (sie  haben  „keine  Fenster").  Gleichwohl  aber 
stehen  sie  in  streng  geordneten,  gesetzüchen  Beziehungen  zueinander,  so  daß  alles 
.ehen  so  abläuft,  als  ob  die  Dinge  miteinander  in  Wechselwirkung  ständen-  In 
Wahrheit  besteht  hier  nur  ein  „idealer"  Einfluß:  Gott  hat  ursprünglich  die  Monaden 
so  geschaffen,  daß  deren  Zustände  einander  genau  angepaßt  sind,  mit  „Rücksicht" 
auf  die  der  anderen,  also  im  genauen  Parallelismus  zu  ihnen,  ablaufen,  einander 
koordiniert  sind.  Jede  Monade  hat  Bezüge,  durch  die  alle  anderen  Monaden  aus- 
gedrückt werden;  ihre  Zustände  entsprechen  einander  so,  als  ob  der  eine  die  direkte 
Wirkung  eines  andern  wäre,  indem  diese  genaue  Zuordnung  doch  nur  in  der  von  Gott 
stammenden  Weltordnung  herrührt    („il  faut  necessairement  que  chacune  ait  recu 


870  Harmoiitocb-loolpotentieU  — 


l'aa  sott  perfaitcmcot  decoord  t  oorreepondant  areo  raan»**  (Samt,  Ena»  IV,  f  1 1 : 
rgL  H^H4t  51  fL).   '■■ »— "i<f'it  txwteht  eine  eolehe  HL  i«e»Auu  Leib  «ad  Seele, 

Mi  de»  gnwwn,  wobei  jede  Reihe  «Im  GMchohea»  umso  eigenen  Garnison  folgt. 
Gebt  «ad  KBcpar  drücke©  rianalbi  Urdvereum  jeder  Mf  «eine  Weite  au»  (..L'imc 
■uit  «m  propre«  lote,  ei  b  oorps  auaei  In  nennet,  et  lb  m  renoontrent  en  rarta  de  l'har- 
t^nfff^  pieete  Mki  entre  toutee  Im  «ubsianoae,  pubau'olbs  eont  tontet  tos  i 
d'un  man»  unirers"  (llonedoL  780.).  Seele  und  Leib  gbichec  swei 1 

1K  140,  IM).  Bedach  besteht  noch  eine  H.  rwtoohen  nMh»nbmn»  und  TVdcofagie. 
kriechen  Netur  «ad  SRtBohkeii,  den  „Reiche  der  Natur"  und  dem  „Reiche  der 
Gnade",  TereV%e  welcher  ellee  ■ohHetnoli  tarn  HeU  fahrt  (ManadoL  87fL;  rgL  Philo«. 
Hauptechrtftenl-ri).  h  nhlngar  der  Lehre  rem  der  praot.  Hm  aMaie  atmi  Ose.  Wocrr, 
BAUMoamna,  BiLrwoae,  Rasovma  e.e„  Offner  ROnioan,  Hotxaurs,  IL  Kar/ras» 
(rgL  B.  Banause.  IL  K.  und  eeiae  Zelt,  1876)  e.  a.  —  VgL  Joat*  Der  üreprang  d. 
Nattrrphilo«..  1808;  Swoboda,  Hanaoaia  aabnae,  1807;  F.  C  8.  SoaTnjJn,  Human» 
mm,  181t;  R.  Paasch,  Btoe,  Die  Oeeifi  der  Weh,  1881. 80,  (De»  QonU  der  Hanaoale 
iet  daa  letal»  der  stehen  WehgeeHae.)  —  VgL  PerelaWaaiai,  Krnsrnani.  Einheit. 

Unreaaalech  Kajalpwtcattlcll  bt  aaeh  Dazaaoa  jede«  organbcbe 
System,  in  dem  jedem  etanbnn  Zellektmeate  die  gleiche  „proepektire  Bonos"  (d.  h. 
Fähigkeit,  je  nach  der  Lage  jeden  HHtHgm  Trü  de»  »Infi igen  ladiridaame  tu  bilden) 
sukommu    VgL  Leben. 

HAAUeh  tot  da»  texte? 
(a.  Ästhetik),  da»  Diahenaoniaehe,  UiayopMtanaarai 

kenn  ein  im  wirklichen 

dargestellt  werden,  daS  er  ■■laathohei  Gefallen  erweckt; 

f>tn  Ingrediens,  eine  i 

hlMkth"  (abetoaead,  lumwial)  «»nminen    VgL  die 

Schriften;  Rooa.  Nene  Voreehule  der  Ästhetik,  1887.  &  88  (Abfall  der 

Idee  ran  «ich  aalhat);  K.  RossxKaasi,  iathetfk  da»  mWiahan,  1888;  K.  r.  Hat- 

aus*.  Ästhetik,  1888/87.  IX  808«.;  Luve,  Ruber  der  Oipaeart  I.  8.  885  (H   »t. 

wai  „eine  Lebeasramaiaaag  m  ahm  aehltefk"). 

Ilautnlna  s.  Tastsinn,  Dniokempfindiingan 
llcaiitononaie  s.  Autonom»  (Käst). 

Hedoninmas  (#ori}.  Last)  tot  der  Lust-Staadpimku  d.  h.  diejenige  Rlchtnng 
de«  Eudamonteuras  (•.  d.L  nach  welcher  die  (•innliche  oder  getotige,  oder  euch  nur  die 
sinnliche  Lost,  der  Genuß)  Motir  und  Zweck  eile«,  ahm  auch  dm  dttbchen  Handeln« 
tot.  Die  Last  gut  hier  ab  höchster  (subjektiver)  Wert,  ab  höchste«  Gut,  ab  Endziel 
dM  Streben«,  wahrend  «te  in  Wahrheit  mebt  nur  mit  nr  „Triebfeder"  dM  Handehai 
gebort,  nicht  denen  „Zweck"  bildet  and  rar  allem  nicht  ab  objektir-sittlicbes  Wüten*, 
siel  aufgestellt  wird  oder  werden  kann  (s.  Sittlichkeit).  f- 

Hedonbten  sind  AaisTtrr,  nach  welchem  die  (einreine)  Last  ein  Gut  (•>«*•*). 
Selbstsweck  («V  «er**  «*?«■})  «nd  Endstel  dM  Handelns  (tlloe)  bt  (Diog.  Lee. 
86  ff.;  rgL  Aber  andere  Kyrenaiker:  11. 84  ff.),  die  Epikureer,  nach  welchen  die  Lust 
Motiv  und  Ziel  dM  Leben»  bt  ($*W$r  Aorfyr  *al  ttJU*  Myop**  Jp*t  reo  /tmwmftm  Cfr, 


Hegelianismus  —  Hegemonikon.  271 

Diog.  L.  X,  128;  toixov  yäp  %äoiv  anavxa  nq&xiouev,  ötküs  u^t'  dAywpev  p^Ts  Taoß&ftev, 
ibid.;  also  Freisein  von  Unlust  als  Ziel:  „negativer"  Hedonismus).  Die  Lust  ist  das 
erste  und  naturgemäße  Gut,  aber  nur  die  Lust,  der  keine  Unlust  folgt;  daher  ist  eine 
richtige  Abmessung  {ovfiuixg-qais)  der  Lust  und  ihrer  Folgen,  also  Einsicht,  Maßhalten 
nötig  (I.e.  X,  129ff.).  Die  höchste  Lust  ist  die  geistige  (1.  c.  X,  137;  vgl.  141).  —  Spätere 
Hedonisten  sind  Laub,  Valla  (De  voluptate,  1431),  Helvetcus,  Holbach,  La 
Mettrie,  Volney,  Bentham  u.  a.  (vgl.  Eudämonismus).  Hingegen  betont  man  ver- 
schiedenerseits,  daß  das  Willensziel  nicht  die  Lust,  sondern  etwas  Objektives  oder 
die  Betätigung  selbst  ist  (Wundt,  Münsterberg,  Unold,  Paulsbn,  Syst.  d.  Ethik, 
1898,  I5,  238 ff.),  Thtlly,  Sidgwick,  Külpe  u.  a.).  Vgl.  Watson,  Hedonistic  Theories, 
1895;  H.  Gompebz,  Kritik  des  Hedonismus,  1908.  —  Vgl.  Lust,  Glückseligkeit,  Sitt- 
lichkeit, Tugend,  Utilitarismus,  Motiv,  Zweck. 

Hegelianismus :  die  von  Hegel  und  dessen  Anhängern  vertretene  Philo- 
sophie, deren  Kern  der  „absolute  Idealismus"  und  „Panlogismus"  (s.  d.)  ist,  wonach 
das  absolut  Wirkliche  „Idee"  (s.  d.),  Geist  (s.  d.),  Vernunft  (s.  d.)  ist.  Denken  und 
Sein  sind  identisch,  das  Seiende  ist  eine  „dialektische"  (s.  d.)  Entfaltung  eines  univer- 
salen „Denkens"  (vgl.  Kategorien).  Auf  dem  Umwege  der  Natur  (s.  d.)  und  der  Ge- 
schichte (s.  d. )  kommt  der  allen  zugrunde  hegende  Geist  zum  Bewußtsein  seiner  selbst. 
Die  Logik  (s.  d.)  ist  zugleich  Metaphysik,  denn  alles  Vernünftige  ist  wirklich,  alles 
Wirkliche  dem  Wesen  nach  vernünftig.  Nach  Hegels  Tode  spaltete  sich  die  Hegeische 
Schule  in  eine  (theistische)  „Rechte"  und  eine  (pantheis tische  oder  naturalistische) 
„Linke".  Zur  „Rechten",  bzw.  zur  mehr  gemäßigten,  vermittelnden  „Mitte"  gehören 
Gabler,  Göschel,  Hinrichs,  Vatke,  Daub,  Marhetneke,  Michelet,  K.  Rosen- 
kranz, J.  E.  Erdmann,  G.  Biedermann,  K  Fischer,  Schaller,  Schasler  u.  a. 
Zur  „Linken":  Rüge,  Bruno  Bauer,  Feuerbach,  D.  Fb.  Strauss  u.  a.  Von  den 
Neuhegelianern  lehnen  manche  (Croce  u.  a.)  die  Dialektik  ab,  andere  (Sterling, 
Green,  Bradley,  Mc  Taggart  u.  a.)  verbinden  Hegeische  mit  Kantischen  An- 
schauungen. Von  Hegel  sind  mehr  oder  weniger  beeinflußt  C.  H.  Weisse,  Planck, 
A.  Lasson,  Vera,  Ceretti,  Spaventa,  Monrad,  Bolland,  Tschitscherln  u.  a., 
zum  Teil  J.  Kohler,  Cohen,  Hammacher,  Wündt,  Bosanquet  „Caird",  u.  a.  (vgl. 
Ueberweg-Heinze-Oesterreich,  Grundriß  der  Geschichte  der  Philos.  IV11,  1916). 
Der  H.,  der  erst  eine  große  Herrschaft  ausübte,  dann  ganz  zusammenbrach,  beginnt 
wieder  Einfluß  auszuüben,  zum  Teil  in  modifizierter  Gestalt.  Neuhegelianer  sind 
G.  Lasson,  W.  Purpus,  Erich  Frank,  J.  Ebbinghaus  u.  a.  —  Vgl.  Hegel,  Werke, 
1832  ff.;  Neuausgaben  von  G.  Lasson,  Phil.  Bibl.;  R.  Haym,  Hegel  und  seine  Zeit, 
1857;  K  Fischer,  Geschichte  d.  Philos.  VIII;  Dilthey,  Die  Jugendgeschichte 
Hegels  (hrsg.  v.  Nohl),  1921;  Nohl,  Hegels  theol.  Jugendschriften,  1907;  B.  Croce, 
Lebendiges  und  Totes  in  H.s  Philosophie,  1909;  Windelband,  Die  Erneuerung  des 
Hegehanismus,  1910;  G.  Lasson,  Beiträge  zur  Hegel-Forschung,  1909  f.;  A.  Bul- 
linger,  Die  Quintessenz  der  wahren  Philosophie,  1905;  W.  Purpüs,  Zur  Dialektik 
des  Bewußtseins  nach  Hegel,  1908;  Die  Dialektik  der  sinnlichen  Gewißheit  bei 
Hegel,  1905;  Roques,  Hegel,  sa  vie  et  ses  Oeuvres;  Hammacher,  Die  Bedeutung 
der  Philos.  Hegels  für  die  Gegenwart,  1911;  Ders.,  Hauptprobleme  der  modernen 
Kultur,  1914;  H.  Scholz,  Die  Bedeutung  der  Hegeischen  Philosophie  für  d.  phil. 
Denken  der  Gegenwart,  1921 ;  Hegelarchiv  (seit  1912),  hrsg.  G.  Lasson.  —  Vgl.  Idealis- 
mus, Phänomenologie,  Recht,  Sittlichkeit,  Staat. 

Hegemonikon  (fiyeuovixdv,  das  Herrschende,  Leitende)  nennen  die  Stoiker 
die   ulx-rste    Seelenkraft,   deren  Sitz    im  Herzen   ist,   die   Quelle  der  Vorstellungen, 


m  mm 


Otdai ton  und  Wollungen  «y^seWr  JJ  Wr«.  i4  «reMiere*  i<*  «Hrfe  '"  v>  «' 
yartaeUi  mmi  ml  ifpal  jifvmvtmt  mmi  19—  •  JUjrot  <Mif/s#i*j)  und  der  einheit- 
lichen Verbindung  der  psychischen  Punktione«  (Wog.  Leert.  Mi.  Ho.  1570.). 

Iliills:  syeilfbüh  religio»  Kategorie,  vom  Qhtlluhi«  n  tnonrn.  begrifflich 
schwer  «i  (mm.    R.  Orro  (Dm  Heibge.  19»»)  fahrt  die  Bimiohning  ..numinos' 
dafür  ein.   Ab  erst«  Beflcxwirkung  de*  Xuuunoscn  im  SdbJtgnfnhl  gilt  dM  ..Kxcstur 
gef Ohl".    Nach  Wi*diuu*d  (EfnL  in  die  PUL,  1914.  3»)  bt  das  Heilige  das  Reich 
<W  n  UgkJeen  Wart».    KaDnuaua,  Dm  Seslonbbon  der  ffnlsmii.  1917. 

II.  IIIghHt  .    HieJohMiinn 

Hell»«**«*  s.  HnrnnsmluiUsmus,  Tneoaophb. 

!«■■•■!   bt  Verhinderung,   Eiechwerung.   Herabsetzung,   Inteihrechung 
einer  Tätigkeit  durch  mm  ihr  liissasnsjshMBili  Kraft.    Db  physiologische  Hein 
nuing(Eo.  Wsa«)bwtshlbdMBooinflMMssgotfMno^^ 

Nerven.  Psyohologisoh  giblos  Htm  mengen  dM  Abbofea,  der  Boprotuhtion  (s.  d.) 
von  VoMwOiüMin.  dar  Asnoriation.  dM  Gedenk— ra  rhwfm,  darch  OtfMMjMflMhMgna, 
slibnhsnvih  Eindrucke,  Gefühle,  Affekte,  von  lfliliMJ  «nd  Oefthbn  dank  die  auf 
ab  fwichiele  Aufn*erkeamkeit,  von  Trieben.  «.  a.     ffamnwnrt  «Mmi  nicht  Vor- 


dunkelnd  wirkt  die  AufmerkMjnkeit  (a.  d.),  die 

,:_-      a -'im  ■■■■  ■      ■Tim  ilaM  n  ■  ■       mU       ■!■!   iL   i  ■  III   ■     ■       Vea 

tritt  dar  aktive  WiO»  den  Trieben  gegenlbar.  die 

Die  pfjohbnbi  H.  kannte  bereite  AjtUTOTtXM.  nach  wrluhei  db  Sias  hei  s  Vor- 
stellung db  schwächere  verdunkelt  (Da  mm  7.  437a,  Uff.),  ferner  Laons  (Opera, 
ed  Brdmann,  740b).  CO.  Wolft  („swmilln  fortior  oheenrat  debinorem' .  Payohol. 
empir.  |  76).  Kart  u.  a.  —  Db  Lehre  von  dar  gup  nebligen  H.  der  ab  Kräfte  auf ge 
feSten  VorataUnngen  hat  Hnaarr  ■nfgaatent.  dar  ahm  „Statik"  und  „Mechanik"  des 

tueammeutreffen,  eo  hemmen  ab  einander,  d.  h.  bde  «etat  db  IntsMiltt,  BewuBtheit 
der  anderen  herab.  Db  gehemmte  Vorstellung  wird  tu  einem  8treben, 
und  kann,  wem  dM  Hmdarab  weicht,  wbder  bewuBte.  wirkliche  Vorstellung 

HrmraungMomme"  bt  das  ..Quantum  des  Vorstellen*, 
entgegenwirkenden  VorsteDungen  guMmmengenommen  met  gehemmt  warnen".   Dm 
..Hcraraongsverheltab'  bt  dM  Verhältnis,  nach  webhem  db  IfliRUBMmuiiiwa  ebb 
auf  db  ehuemen  gehemmten  Vorstellungen  verteilt.   Jeo»  Vorstellung  erbkbt 
im  umgekehrten  Verbal tnb  ihrer  8tarke  (Psychol.  ab  WiseeeechsJt,  1824/25,  1. 1  38 ff.: 

uch  d.  Psycho!.».  1850,  8.  15 ff.;  vgl.  Voucxaxx.  Lehrbuch  der  Peycbol  I*. 
1894L,  341  ff.;  Wirrerer»,  Nene  Behandlung  d.  umthematpayehol.  ProbL.  1845). 
In  der  neueren  Psychologie  aprbfat  man  von  „aavoxiativer''  (Bnnrosuus,  Grda.  d. 
Psychol.  I*.  1905)  oder  generativer"  (MOtjub  und  Ptxsraon)  H..  von  „Repro- 
duktionahemmungen"  (Kbbixohaüs)  oder  „effektuelbr"  oder  H.  der  ..Dbpositinns 
Wirksamkeit"  (Orrxta,  Dm  Gedächtnis1,  1911.  S.  163ff.)  u.  a.  (vgl.  Heymaxs,  Ztechr. 
f.  Psychol..  Bd.  21,  26.  34,  41);  Aall,  Ztechr.  f.  PiychoL.  Bd.  47.  Wovor  schreibt 
der  Apperwption  und  dem  WUbn  hemmende  Wirkungen  xu  (vgl.  Grdx.  d.  phys. 
Psychol..  1903,  II*.  516ff.;  III».  579.  596,  210f.,  256f.).    Vgl.  Hypnose. 

Ilonaden  (*rdeW):    Einheiten,  sind  nach  Platox  (Phibbua,  ISA)  db  I 
(s,  d.),  nach  Prokj.cs  aus  dem  „Einen"  emanbrende  gebtige  Kräfte. 


Henismus  —  Heterozetesis.  273 


Henismus  oder  Singularismus  (Gegenteil  Pluralismus)  sagt  Windelband 
(Einl.  in  die  Phil.,  1914)  statt  Monismus  (s.  d.). 

Henotheismus  (sh,  9-eög)  nennt  1£  Müller  die  Verehrung  einer  einzigen 
(Stammes-)  Gottheit,  ohne  daß  die  Existenz  anderer  Götter  schon  geleugnet  wird, 
also  eine  Vorstufe  des  Monotheismus  (Vorles.  über  d.  Ursprung  u.  d.  Entwicklung  d. 
Religion,  1880,  S.  158f.). 

Hevaklitismns  ist  der  (zuerst  von  Heraklit  vertretene)  Standpunkt  der 
..Aktualitätstheorie""  (s.  d.).  wonach  alles  Sein  ein  Werden  (s.  d.),  Geschehen,  Tätigkeit 
ist  (Mach.  Nietzsche,  Bergson,  Joel,  Wcndt  u.  a.). 

Herlmrtianismus:  die  Philosophie,  Psychologie  (s.  d.),  Pädagogik  (s.  d.) 
J.  Fr.  Herbarts  (s.  Reale,  Metaphysik,  Beziehung,  Widerspruch,  Seele,  Hemmung, 
Statik,  Vorstellung,  Intellektualismus,  Gefühl,  Interesse,  Apperzeption,  Ich,  Idee, 
Sittlichkeit  u.  a.).  Vgl.  WW.  1850—93,  1887—1913.  —  Herbartianer  sind  mehr  oder 
weniger  Drobisch,  Hartenstein.  Strümpell,  R.  Zimmermann,  Thilo,  Ziller. 
O.Flügel,  Rein.  Volkmann  von  Volkmar,  Xahlowsky.  Stoy,  Schilling.  Stieden- 
roth  ii.  a.  Vgl.  E.  Wagner.  Vollständige  Darstellung  der  Lehre  H.s,  1886; 
W.Kinkel,  H.,  1903;  O.  Flügel.  H.2,  1911:  Zimmer,  Führer  durch  die  deutsehe 
H.-Literatur,   1910. 

Herrenmoral   s.  Sittlichkeit  (Nietzsche). 

Heterogen  (sitoo/ein'^);  von  einer  andern  Gattung,  ungleichartig,  von  Grund 
aus  verschieden. 

Heterogonie  der  Zwecke  nennt  Wendt  die  Entstehung  von  Zwecken  aus 
Nebenwirkungen  und  Folgen  von  Handlungen,  Willensakten.  Es  stellt  sich  eben  das 
Verhältnis  der  Wirkungen  zu  den  vorgestellten  Zwecken  so  dar,  daß  ,,in  den  enteren 
stets  noch  Xel>eneffekte  gegeben  sind,  die  in  den  vorausgehenden  Zweckvorstellungen 
nicht  mitgedacht  waren,  die  aber  gleichwohl  in  neue  Motivreihen  eingehen  und  auf 
diese  Weise  entweder  die  bisherigen  Zwecke  umändern  oder  neue  zu  ihnen  hinzufügen" 
(Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  400).  Die  Effekte  der  Willenshandlungen  reichen  immer 
über  die  ursprünglichen  Willensmotive  hinaus,  und  so  entstehen  neue  Motive  mit 
abermals  neuen  Effekton;  auf  diese  Weise  wachsen  die  Zwecke  und  Zweckmäßigkeiten 
(im  Organischen,  Geistigen),  ohne  daß  die  erreichten  Ziele  von  vornherein  erstrebt 
wurden,  aber  auch  nicht  durch  rein  mechanische,  , .zufällige'"  Einflüsse  (Ethik2.  19o.!. 
S.  266;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903,  787 ff.).  Das  Prinzip  der  H.  der  Zwecke 
ist  auch  für  die  Entwicklung  der  Sitte.  Sittlichkeit,  Religion  usw.  bedeutsam  (vgl. 
Zweck).  Ähnlich  lehren  auch  Vico,  Hartley,  Fichte,  Schelling,  Heg  kl.  Mili.. 
Spencer,  Windelband,  Hering.  Nietzsche.  Höffihsg.  Jodl,  Simmkl  u.  a.  (vgl. 
Motiv  Verschiebung). 

Heteronomie    s.  Autonomie. 

Heterotelie  (Fremdzwecke)  nennt  W.  Stern  alle  Zwecke,  die  übergeordneten 
oder  nebengeordneten  Personaleinheiten  oder  abstrakten  Ideen  dienen.  (Die  menscbl. 
PersönUchkeit,  19182,  S.  40.) 

Heterozetesis  (ittoo^/jr-ats,  „fallacia  plurium  interrogationum"'):  so- 
phistische, mehrdeutige  Frage,  welche  je  nach  dem  Sinne  verschieden  zu  beantworten 
ist  (vgl.  Cornutus);  Beweisverrückung,  wobei  die  richtige  Folgerung  sich  mit  dem, 
was  zu  lie weisen  war.  nicht  deckt. 

Ei  sie  r,  Handwörterbuch.  jq 


urietik  —  Homologie 

HearUtik  (,<■#/*«**,  finden):  PifindaagntiiiiM,  Lehr»  ron  der  Metkodik  <W 
Kntwicklung  von   Wahrheiten  (durch   Kmnbiaatlon.   Induktion.   Experiment. 
duktion  usw.;  vgL  Ars  nufu,  ftrfiadoag.  Topik).  —  HrunHuch:  auf  das  Fladen. 
Kutdeckea  heruglico     80  eprickt  nun  von  einem  ..heuristischen  Verfahrt 
ItonoeDang  einer  Wieeeoeoaaft.    Heuristisch  wirksam  sind  gute  Hjpotkraen  (• 
mm»  Fiktionen  (rgL  Vaiaisoau.   Die  Philo«,  dm  AU  Ob.  1911.  8. 19«.).    Vgl.  Idee, 
Regulativ.  Zweck  (Käst). 

il«»*la  s.  Habitus. 


BUM  sind  nach  Hmuit  Vorstellungen,  die  ehtsader  im  Tragen  der 
Hemmung  (s.  d.)na»r»tttaen  (PryehoL  ab Wnaanichift  I.  f  42«.;  vgl.  Rrprodaktion). 
-  Hilf. begriffe  sind  Begriffe,  denen  kein  direkter  CigenstanJ  w  ^  Rrfnbnuig 
•  rtutpriekt.  die  aber  die  EfTeaokuag  das  LVnkxweeke*  rrrmltteln.  erleichtern  (rgL 
\  Aimacaa,  Die  Philo*,  das  Ab-Ob.  1911.  S.  19«.).  -  VgL  Motuabsmus.  Helene 
(\Vr*or). 


iat  die  Tendenz,  die  geistigen  Gebilde  oder  Kuiturgebilde 
( Recht.  aatttanfcaH,  RaBgina  aew.)  ab  Produkt  hbtni  liobn  Eatwickhxng  za  Utraektea 
odar  nie  ab  kbtorieak  bedingt  «ad  waodalbar  n  beurteilen  und  zu  awtea.  vokal  daa 
Überajstorboke  von  OamtiHnhsaiten,  Postulatea.  Normen,  veleke  im  Warna  de« 
<  Jebteabbens,  dar  Kultur,  des  Gemetnaohaltabbens  überhaupt  würze»,  verkannt  wird. 
Wann  auch  db  Geaakickte  ab»  nneatbehrtiaku  Quelle  für  db  ftiamifb  dar  Ent- 
wlnklangatendanma  dar  Meaaohbsh  bildet,  so  kann  dock  dss  „Sollen  (..  d.)  bb>0 
•us  dam  Sein.  Gewesen-  und  Gewordener»  nickt  abgabitet  werden.  VgL  Nibtxucuz, 
Unatitgamafie  Betrachtungen  II;  Vom  Nutarn  und  Narkteil  der  Hbtorb  für  des 
Leben  (Wir  brauokea  Gesekiekte  „zum  Leben  und  zui  Tat,  nicht  zur  bequemen  Abkehr 
rom  Laban  und  ron  der  Tat";  „nur  soweit  db  Hbtorb  dam  Laben  dient,  wollen  wir 
ihr  dienen);  WCVDT,  Logik  111«.  1908.  &  540«.;  Bccaav  tur  der  Gegen 

wert  I  6,  S.  247«.;  Las«,  in:  Db  Pkilos,  im  Beginn  das  20.  Jahrhunderte,  hrsg. 
von  Wwdelbancl.  II.  1  IT .    w  imcin,  Ktuik,  1902,  1.  125;    Goumcaai 
luuen  zu  einer  Kritik  dar  WUbnahraft.  1905  —  alb  gegen  db  Einseitigkeit  d«  - 
Tboltsc«.  Db  Bedeutung  dar  Geaokickta  für  db  Weltanschauung,  1914.   --  Vgl. 
i:<-chtt{>hilov>phi«- 

4.nt 


llolomcriancr  hieSen  db  Vertrater  der  Ansicht,  nseh  welcher  db  im- 
materielle. Seele  ganz  (SA*)  in  Jedem  Teib  (*/ee*)dc*  Leibes  existiert,  im  f".egensatJt- 
xu  den  Null  1  bitten,  nach  welchen  der  Gebt  nirgend«  (nullibi),  d.  b.  in  keinem  raum- 
lieben Orte  «ich  befindet  (vgl.  H.  afoaa,  EnckirkL  metaphys.  27.  1).    VgL  Seefensit,. 

Homoffi:    von  einer  Gattwag,  gleichartig.     VgL  Entwicklung  (Sraxcxa). 

Homologie  («.«eievi'a):  Übereinstimmung  des  Handelns  mit  der  Nstv; 
«ler  Vernunft  (*.«oAererWrs#*  J$r;  vgL  Sittlichkeit;  bei  Cicano:  „convenientia 
finibus  III  6.  21 ;   bei  Srwbca:   „acqualitas  sc  tenor  vitse  per  omnia  ennsouan*  - 
Kpbt.  31,  8).    In  der  Biologie  bedeutet  H.  Übereinstimmung  von  Organismen   in 
der  Struktur,  Lege  und  Punktion  von  Organen,  homolog  beißt  soviel  wie  morpho- 
logisch gleichwertig.    Im  Gegensatz  zur  Analog»  dar  Organe  (s.  d.).    VgL  Srnuxa. 
Zur  Geechichte  u.  Kritik  des  Begriffs  der  Homologie  in  Allgem.  Biologie  (Kau» 
Gegenwert),  1915.  63  f.    In  die  Geschichtsphilosophie  fuhrt   m kkolzr  (1 
gang  des  Abendlandea,  1917.  161)  den  Begriff  <I 


Homo-mensura-Satz  —  Humanität.  275 


Homo-niensura-Satz:  die  Lehre  des  Protagoras,  der  Mensch  sei  das 
Maß  der  Dinge.    Vgl.  Relativismus. 

Hoinöomerien  (6uoioueort)  öuoioue'oeiat;  homoeomeria:  Lucrez,  De  rerum 
natura  I,  830 ff.)  nennt  Aristoteles  (Metaphys.  I  3,  984a  14;  De  coelo  III  3,  302a  31) 
die  von  Anaxagoras  angenommenen  qualitativen,  unveränderlichen  Elemente 
(a.-Te'puaia)  der  Dinge.  Es  gibt  ihrer  unbegrenzt  viele,  und  zwar  vereinigen  sich  gleich- 
artige Teilchen  (z.  B.  Gold-,  Knochenelemente)  zu  den  Körpern,  mit  denen  sie  gleich- 
artig sind  (Gold,  Knochen  U3W.),  oder  es  überwiegen  wenigstens  in  diesen  Körpern 
die  gleichartigen  Elemente,  denn  eigentlich  ist  „alles  in  allem"  (Diogen.  Laert.  II,  8; 
Stobaeus,  Eclog.  I,  298 f.). 

Hörnerfrage  s.  Cornutus. 

Horopter  ist  der  Inbegriff  der  Raumpunkte,  deren  Bild  in  beiden  Augen  auf 
korrespondierende  Stellen  fällt  (vgl.  Wundt,  Grdz.  der  phys.  Psychol.  II6,  1903, 
612  ff.). 

Humanismus  bedeutet:  1.  die  Bedeutung  der  Pflege  der  antiken  Sprachen 
und  der  klassischen  Literatur  der  Alten,  aus  welcher  von  den  „Humanisten"  (Reuchlin, 
Ebasmus  u.  a.)  das  Ideal  humaner  Bildung  und  Kultur  geschöpft  wurde;  2.  (als 
„humanism")  der  Standpunkt,  nach  welchem  alle  Wahrheit  und  Erkenntnis  mensch- 
lich, durch  menschliehe  Bedürfnisse,  Interessen,  Ziele  bedingt,  nicht3  Absolutes,  an 
sich  Geltendes  ist  (F.  C.  S.  Schiller,  Humanism,  1903;  Studies  in  Humanism,  1907; 
Humanismus,  deutsch  1911).  Für  diesen  H.  (der  nach  Windelband  besser  „Homi- 
nismus"  heißen  sollte)  geht  die  Philosophie  vom  Menschen  und  von  der  menschlichen 
Erfahrungswelt  aus,  der  Mensch  ist  das  Maß  seiner  ganzen  Erfahrungswelt,  der  Er- 
zeuger aller  Wissenschaften,  aller  Erkenntnis,  aller  Wahrheiten,  welche  insgesamt 
psychologisch,  durch  menschliche  Zwecke,  Wahl  bedingt  sind  (Humanismus,  1911, 
S.  IX  ff.,   lff.;   Formal  Logic,  1912;  vgl.  Pragmatismus,  Logik),  Relativismus. 

Humanität  (humanitas,  Menschheit,  Menschlichkeit)  ist  das  menschliche 
Wesen  („hominis  essentia"),  das,  was  den  Menschen  zum  Menschen  macht  („quidditas, 
qua  homo  est,  quod  est"),  also  der  Inbegriff  derjenigen  Eigenschaften,  welche  den 
Menschen  ihren  Gattungswert  verleihen.  So  genommen  ist  H.  ein  Wertbegriff,  eine 
Idee,  ein  Ideal,  ein  Willensziel,  welches  im  Laufe  der  menschlichen  Entwicklung  zur 
annähernden  Verwirklichung  gelangt,  bedingt  durch  das  allmählich  reifende  und  immer 
neu  aufzuregende  Bewußtsein  von  der  Zusammengehörigkeit  der  Menschen  in  der 
Einheit  der  Gattung,  in  der  Gemeinschaft  des  Wirkens,  des  Strebens,  des  Zieles, 
der  Kulturaufgabe.  H.  ist  nicht  bloß  Menschenliebe  aus  Mitleid,  sondern,  subjektiv, 
der  Wille  zur  Anerkennung,  Achtung  und  Förderung  des  rein,  positiv  Menschlichen 
in  jedem.  Höchste  Ausbildung  des  Geistes-,  Gemüts-  und  Willenslel)ens,  zu  harmo- 
nischer Einheit  ist  das  Ideal  der  Measchenkultnr,  die  nur  innerhalb  der  sozialen  Ge- 
meinschaft möglich  Ist  (vgl.  Kultur). 

Die  Idee  der  H.  im  Sinne  der  universalen  Menschlichkeit  ist  durch  die  Stoiker 
und  besondere  durch  das  Christentum  zur  Geltung  gekommen.  Die  Humanisten 
der  Renaissance  gestalten  den  Begriff  der  H.  zu  dem  einer  klassischen  Bildung,  wobei 
ihnen  die  Alten  so  recht  als  Prototyp  wahrer  Menschen  erscheinen.  Ähnlich  denken 
und  werten  im  18.  Jahrhundert  Winckelmann,  Lessing,  Schtller,  Goethe  u.  a. 
Als  Ziel  der  Geschichte  (s.  d.)  bestimmt  die  Humanität  Herder,  nach  welchem  die 
Ausbildung  aller  menschlichen  Anlagen,  die  „Bildung  zur  Humanität"  auch  das  Ziel 
der  Erziehung  ist.     Humanität  ist  der  „Charakter  unseres  Geschlechts",  der  aber 

18* 


gM  Humor        Hylomlsmss 


von  umi  erst  ensgahilrbtt  wrrdsa  muß  (Briefe  nr  Beförder.  der  Humar 

K.  ist  der  „Zweck  de»  Mrrachiagaiihhuhf  *.  8»  ■*  Vueinigang  von 
Vernunft  und  Liebe,  (MM»  und  Qemotahultuj  (Ideen  nr  Philo«,  der  Geschichte. 
17*4 f(.).    Auch  bei  W.  ros  Rvumtun  spielt  das  HumsnitAUideal  eiae  groSe  Bolle 
a**o«a,  W.  v.  H.  und  dir  HomaniUtaidec,  1900:    II  die  Reform 

des  BiMwnssaiiauat,   1910;  W.  JsacftAUm,  Die  Aufgebe  dee  Lehrers  an  höheren 
lim*,   1912).     VgL   P.  Lxaocx,  De  i'humanit/.   1848;  Wi  k>.   1903. 

S.  2*7  ff ..  493  ff ..  679  ff . ;  Co««».  Ethik,  190«,  &  88«  ft(H.  -  dee  „Grundgesetz  d. 
liehen  Harmonie"   dea  „Zaatrsm  allrr  Tugenden);   W.  Kix«i 
gedanke.  1908;   Suoiku  Soüologie.  1908,  &  T71  ff 

u.  MBnaohfnftbnnomb.  1911;  SanrsioKWtjr.  Die  antike  Humanität,  1897;  ILuukyk. 
Jeair  der  H..  I9U2;   K«rra.ca  «trntam,  184*  >  f.  F«Kr««rsr.«. 

BUdunga-  u.  Enfekungaideale.  1921.        V«L  Mensch.  Sittlichkeit,  Norm.  BUduag, 
Kultur.  Religion  (XaToar). 


Humor 

Hjrle  (*An):  Stoff.  Materie  («.  d.*  ha  OigssiMe  tu  Morph*  (*•#«•<>.  Form. 
norpbunui:    Lear«  roa  dar  VerhJadang  «Bar  fbtaau  mit  einem  Stoffe 
t«iaot*  Doim  Scott«  «.  «.).    VgL  Babolanik  (Liter 

II  |  Ml88«Sf  stofflich.  Bei  Hrssaax,  (Ideen  l  e.  reinen  Phenoearnoiogi 
1721.)  hybtlsche  DaU  ungefähr  entaprechend  den  aeaaneUen  Daten,  die  durch  die 
noetiechen  (e.  d.)  einngs  banden  Momenti  geformt  werden, 

Hyl«««!«—«  (Ms,  Stoff;  («4.  Leben;  dar  Ausdruck  aeboa  bei  Cuuwoat») 

iti-iUt  <lk    \*  hrr  \><n  «Irr  iW->tii,inc  BaMMMM  Mi  IU8MM  «OaH  d«T  Bfl^aaajlamj  r»t-  . 
i  «tt  alle,  «aab  da»  anorganische  Materie  voa  sieb  aat  empfindend. 

Dar  H.  ist  eine  raehslische . 
noch  unkritische  Form  des  Paapsyrhisaius  (e.  d.). 
Hyioeoisten  sind  besonders  da*  joaJseaaa  Xstnrphilosopben:  Tarn  «t.  nach 
welchem  dar  Magnet  beaealt  ist.  weil  er  das  Eisen  anzieht  und  allss  roa  Seals  erfüllt 
ist  (Akjstotxlbs,  De  «ahm«  L  2;  8;  Diog.  Leert-  L  27).  AxAJcmxjrs«,  Hijukut. 
femer  Evrsoonxa«  u.  a.  (rgL  Prinzip),  ferner  die  Stoiker  (s.  Fneuma).  Sf> 
PtBtrtatTs,  Caaoaxus,  raa  Hklmoxt.  Gioädajso  Bsrxo.  Sttsosa.  Gassxxdi. 
SsxinurT,  Guasox,  Ccnwoara.  H.  Mo««.  Maur«amui  (Oeuvres  II,  136«.).  Dtaaaor 
(Oeurres  IL  soff.).  KoatxKT  (De  la  nature  IV.  K.  6).  Brrrox.  DsacBaai  ■«.«. 

AM  empfindend  betrachten  die  Atome  Zoujrsa  (Ober  die  Natur  der  Kometen.  ,1882. 
S.  321  ff.).  L.  Gnoaa  (Der  Ursprung  d.  Sprache.  1868 f..  S.  2O0ff.).  L.  Xoia*  (Apbo- 
rhunen,  1877).  L.  A.  Ros«sthal  (Die  monistische  Philo».,  1880).  W.  H.  Psaxss  |  < 

>ff.  1883;  Die  psych.  Bedeutung  des  Lebens  im  Universum.  1879).  Xasosu. 
Pkitkr  (Über  die  Erforsch,  des  Lebens,  1873k  W.  BöLsca«,  Hkrtwio.  Sack. 
K.U.TA2C.  E.  Habckkl  („Lust  und  Unlust,  Begierde  und  Abneigung,  Anriehung  und 
AbstoBung  müssen  allen  Massen-Atomen  gnawiinsim  sein".  Die  Petigeacsh)  der  Plasti- 
dulr.  1876,  S.  38 f.;  Weltrateel,  &  2841.),  J.  O.  Vogt  (Lust  bei  Verdichtung,  Unlust 
bei  ftp****** g  der  Materie),  Ratxexhofkr.  Mechanik  (s.  Dynamotoümm).  Dtäasd 
D«  Gros,  Lk  Dahtbo  u.  a.  —  Nach  Käst  wäre  der  H..  der  nach  ihm  das  Tragbeits- 
prinrip  aufbebt,  der  ..Tod  der  Naturphilosophie"  (Mctaphys.  Anfangsgrunde  der 
Katurwisasnachaft;  vgl.  Krit.  d.  rrteiUkraft  II.  §  71  VfL  J.  Soüxy.  Koarn 

ls^l :    H    vi  itzkb,  Ursprung  und  Bedeutung  de«  HyloxoKmua,  1881  (gegen  d« 


Hyperästhesie  —  Hypostase.  27  i 

aber  doch  für  eine  „Innerlichkeit"  der  Materie);  R.  Seydel,  Der  Fortschritt  der 
Metaphysik  innerhalb  der  Schule  des  jonischen  H.,  1860.  Vgl.  Panpsychismus,  Volun- 
tarismus, Spiritualismus. 

Hyperästhesie:  Überempfindlichkeit,  abnorme  Erregbarkeit  der  Sinnes- 
organe. —  Hyperalgesie  :  übermäßige  Schmerzempfindlichkeit.  — Hypermnesie: 
abnorme  Steigerung  der  Vorstellungsreproduktion  (vgl.  Ribot,  Maladies  de  la  memoire, 
S.  138  ff. ;  Flournoy,  Die  Seherin  von  Genf,  1901 ;  Rlchet,  Proceedings  of  the  Society 
for  Psych.  Research.  XIX).  —  Hyperphysisch:  übernatürlich,  srrpranatural  (s.  d.). 

Hypertelie  nennt  W.  Stern  die  übergeordneten  Zwecke,  die  in  überindivi- 
duellen Personaleinheiten  wurzeln  (Die  menschl.  Persönüchkeit,  1918 2,  40). 

Hypnose  (v.-tvos,  Schlaf;  der  Ausdruck  H.  stammt  von  J.  Braid,  Neur- 
ypnology,  1841 ;  Der  Hypnotismus,  deutsch  1882)  ist  ein  durch  Bewirkung  geistiger 
Ermüdimg  (vermittels  Fixation  eines  Gegenstandes,  Streichen  der  Augen  u.  dgl.) 
oder  durch  bloße  Suggestion  (s.  d.)  herbeigeführter  künstlicher  Schlaf  zustand  mit 
Einengung  des  Bewußtseins  und  Bindung  des  Willens,  dessen  Tätigkeit  den  Befehlen 
des  Hypnotiseurs  automatisch,  triebhaft  folgt.  Die  H.  besteht  in  der  Hemmung  der 
aktiven  Apperzeption  (s.  d.),  Aufmerksamkeit  und  des  Willens  in  Verbindung  mit 
gesteigerter  Erregbarkeit  der  Sinneszentren,  die  eine  halluzinatorische  Verarbeitung 
der  Sinneseindrücke  zur  Folge  hat,  beruhend  auf  einer  besonderen  Disposition  des 
Nervensystems.  Die  H.  ist  ein  Zustand  erhöhter  Suggerierbarkeit  und  tritt  in  ver- 
schiedenem Grade  auf,  deren  höchste  nicht  zu  häufig  vorkommen,  wenn  auch  die 
Mehrzahl  der  Menschen  hypnotisierbar  ist.  Das  starre  Beibehalten  suggerierter  Stel- 
lungen seitens  des  Hypnotisierten  heißt  hypnotische  Katalepsie.  Das  in  der  H.  Aus- 
geführte wird  in  der  Regel  nach  dem  Erwachen  vergessen.  Die  „posthypnotischen 
Wirkungen"  bestehen  darin,  daß  das  in  der  H.  Suggerierte  in  einem  späteren  Termin 
ausgeführt  werden  kann.  Es  gibt  Personen,  die  sich  selbst  hypnotisieren  können 
(., Autohypnose").  Der  Inbegriff  der  hypnotischen  Phänomene  sowie  die  Lehre  von 
der  H.  heißt  Hypnotismus. 

Die  schon  im  Altertum  bekannte  H.  wurde  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  auf 
die  Mitteilung  eines  „Fluidums"  zurückgeführt  („tierischer  Magnetismus",  .. Ma- 
nierismus": Mesmeb,  Puysegur  u.  a.').  Den  wissenschaftlichen  Hypnotismus  hat 
Braid  begründet.  Während  die  Schule  von  Paris  (Charcot,  Richet,  FEr£  u.  a.) 
die  H.  auf  physische  Reizung  zurückführt,  leitet  sie  die  Schule  von  Nancy  (LiEbaflt. 
Beatjnis,  Bernheim,  Die  Suggestion,  1888,  u.  a.)  aus  der  Suggestion  ab.  Vgl.  Preyer, 
Die  Entdeckung  des  Hypnotismus,  1881;  R.  Heidenhain,  Der  sog.  tierische  Magne- 
tismus, 1880;  A.  Lehmann,  Die  H,  1890;  A.  Moll,  Der  Hypnotismus*,  1907; 
LiEbault,  Der  künstliche  Schlaf,  1902;  Fobel,  Der  Hypnot.«,  1911;  O.  Vogt, 
Zeitschrift  für  Hypnot.  Hlff.  (1.  c.  VT:  Ltpps);  Wundt,  Hypnot.  u.  Suggestion,  1892; 
Grdz.  d.  phys.  Psychol.,  1903,  II5,  452ff.,  III5,  663ff.;  Grundr.  d.  Psychol.5,  1902, 
S.  331  ff.;  Hellp ach,  Die  Grenzwissenschaften  d.  PsychoL,  1902,  S.  337 ff. ;  O.  Stoll, 
Suggestion  u.  Hypnotismus  in  der  Völkerpsychologie,  1904;  Th.  Lessing,  H.  und 
Suggestion,  1907;  Dessoir.  Bibliographie  des  modernen  H.,  1888/91,  Vom  Jenseits 
der  Seele,  1917 2;  Trömner,  Hypnotismus  u.  Suggestion,  1908;  ClaparEde  und  Baade, 
Arch.  de  Psych.,   1909;  Hirschlaff.  Hypnotismus  u.  .Suggestivtherapie,  1919*. 

Hypokeinienon  (i.ioxeiuevov)  s.  Substanz,  Subjekt. 

Hypostase  (vxöoxaois,  Grundlage):  einzelne,  besondere  Substanz  („sub- 
8tantia  cum  proprietate"),  Person  (s.d.).  —  Hypostasieren:  vergegenständlichen. 


27*  Hypothek. 


eoheft  iwbr  Ibihhiing  ruht  ab  Iibe.  Ideelles 

heJtmsohen    Vgl  Vaimwoeb,  Di*  Phikwophbdes  Ab-Ofc  1911.  VgL 

(Kavt),  flcholaalih,  Augeamm,  Sprache. 

H)  pwthe«*  (»«^mi)i  aanshm*.  Voiamm Hunt  (a.  Hypothmb).  Im  en 
pfM  Sinne  bt  di»  H.  die  vorUufis*  Annahm*  dar  Gültigkeit  emes  noch 
rt  4b  Annahme  emas  ErklarwAsagruades  für 
nicht  danm  db  Erfahrung  gegeben,  auch 
wendig  bt,  aber  rar  Ansftlbmg  der  Locken  der  Erfahrung  und  rar  Herstellung  i 
widerepraehekeen  7mttmmanhanfm  von  Erfabrunsvmhalteu  geeignet,  erscheint.  Db 
H.  setzt  also  etwas  ab  Ursache,  am  welcher  eb  «in»  Kieme  von  Erscheinungr- 

Ah  4b  W    l^tt^^liHvt.  rVililär  kt 

db  eieh  nw  Ihr 

Widersprochen  ab  Fihhiaagammsiian 
H. 

|(L  h.  vieles  erkmrettd) 

gbbh  braaohbaivn 
If ypotheeeo   besteht  oft 

i  hl  Batrecbt  kommen  kann,  ao  wird  ab  aar  Theorie  (a.  d. ).  Ander» 
seit»  seigt  es  sich,  dat  manche  H.  ■amniBeh  nnr  eine  „Fiktion"  (■■  d)  bt  (vgl 

DbFUke.d«AhvOh,ltlI).  Db H.  btahi  aaealhihrtmw  Darohgnaawri.iBht 
i;  nur  vor  aDra  hnmuMibiwii,  annntoen,  aaiei  ■lalSigiiB  Hypothesen 
bat  ebh  db  perillT  Wbseaeohaft  ra  htm*.  Anah  db  Philoeopbie  kam  dar  H.  nicht 
entbehren.  Db  „TTjpolhommihnhb"  dm  IVwitiibnuai  bt  abo  nicht  gans  berechtigt. 
-  Arbaitshypothass  (..workmg  hypothcab".  hUxwaxx)  bt  eme  H.  aar  rar 
Hegwhmg  «ml  Brbbhtorang  der  Tniiiihnag,  ahmt  ab  endgültige  naffiamiij,  der 
Wirklichkeit  (rgL  W.  Vom*.  Arbeitehrp othemn.  1906;  vgl  ParaOetbmne). 

Gegen  db  Aufstellung  willkürlicher  Hypothesen,  aber  nicht  gegen  db  H.  aber 
haupt.erkla>raskdiLoar1(EBmyoon<»rahum  Nkwto» 

(„hypothesse  non  fmgo";  rgL  Philo*.  natural  HI,  act  V)  u.  a.  Nach  Kavt  i 
«hm  hhmnng.  db  mit  dam  WbkHnhen  and  Gewbeen  ab  Erillieagaginnif  in  Ver 
badung  gebracht  bt  Zar  Erklärung  gagebanar  Erscheinungen  können  aber  Imme 
Grande  gesamt  werden  ab  eoloke,  welche  „nach  echon  behelmten  Oiimiaan  der  Er • 
■ehimangsa  mit  den  gsgsbsnsa  hi  Verknapfnag  geeetst  worden".  Eumasig  sind  abo 
nicht  ..trenanandantab"  oder  ..hyperphysbche".  *lb  Erfahrnng  ftbaraohraltandr. 
sondern  nur  ..phyiusche"  Hypothiaan.  d.  h.  solche,  welche  das  Gebest  asoghoher  Er- 
fahrung nicht  überschreiten,  nicht  uitBrfshrbare,  unerkennbar«  Ursachen  erstatten. 
Reine  Vernunft  bedient  sich  keiner  Hypothese  oder  hotihseani  ra  ..praktischem 
brauch"  und  rar  Abwehr  der  Gegner  (Krit  d.  rein.  Vera.:  Db  Disziplin  d.  rein.  Vera, 
in  Ansah,  der  Hypothesen;  rgL  Logik,  8. 1»  ff.).  -  Gegner  der  konetruküsen  Hypo- 
thesen sind  Contra  (Oours  de  philos.  poaH.  L  TL  357  ff).  Mach,  welcher  Anhänger 
einer  möglichst  ..hypothesenfrebn  Wissenschaft"  bt  (vgl  Erkenntnb  u.  Irrtum,  1908, 
8.  SS»,  Ostwam>.  nach  welchem  ..nur  die  tatsachlich  in  den  darru«tell*ndeu  Er- 
eeheinungen  angetroffenen  und  nachgewiesenen  Ebmente"  in  db  Darstellung  auf* 
genommen  werden  sollen,  wodurch  alle  „anschaulichen  Hypothesen  oder  physikalischen 
Büder"  ausgeschloseen  sind  (Vorlas,  aber  Naturphilos.».  1901  8.S13f.);  doch  sind 
vorlaufige  Annahmen,  Ergänzungen  der  direkten  Erfahrung,  „Protothesen**  raliasig 
(1.  o.  8.  399f.).     Raab  PodtoabS  mfissen  die  —  viel  KonventionrlW.  Willkürliche« 


Hypothesis  —  Hypothetische  Urteile.  279 


enthaltenden  —  Hypothesen  zweckmäßig,  fruchtbar  sein  und  durch  die  Erfahrung 
verifiziert  werden  (Science  et  hypothese,  S.  2ff.,  179ff. ;  deutsch  1904).  Nach  Wcndt 
sind  Hypothesen  Voraussetzungen,  welche  zur  Erklärung  der  Tatsachen  gemacht 
werden  und  durch  diese  selbst  streng  bestimmt  sind  (Logik  l3,  1906,  S.  437 ff.).  Den 
Unterschied  zwischen  der  verifizierbaren  H.  und  der  von  der  Wirklichkeit  bewußt 
abwe ichenden,  nur  „justifizierbaren"  „Fiktion"  (s.  d.)  betont  Vaihingeb,  welcher 
auch  zeigt,  wie  durch  „Ideenversehiebung"'  Fiktionen  zu  Hypothesen,  Hypothesen 
zu  Dogmen  werden  und  umgekehrt  (Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911,  S.  219  ff.).  —  Vgl. 
Ueberweg,  Logik5,  1882,  §  134;  E.  Xaville,  La  logique  de  rhypothese,  1S80; 
Sigwabt,  Logik  II 2,  1893,  4.  A.  1911 ;  Beiträge  zur  Lehre  vom  hypothetischen  Urteil, 
1879;  Stöhb,  Lehrbuch  der  Logik,  1910;  Philos.  der  unbelebten  Materie,  1907 
(„Hypothetik");  Hillebrand,  Zur  Lehre  von  der  Hypothesenbildung,  1896; 
P.  Biedermann,  Die  Bedeutung  der  H.,  1894;  Cohen,  Logik,  1902,  S.  371  f.; 
E.  Lehmann,  Idee  und  Hypothese  bei  Kant,  1909;  Jevons.  Leitfaden  der  Logik, 
1906,  S.  282  ff. ;  P.  Volkmann,  Erkenntnistheoretische  Grundzüge  der  Naturwissen- 
schaften, 1896;  2.  A.  1910;  Enriques,  Probleme  der  Wissenschaft,  1910;  Görland, 
Die  H.,  1911;  J.  Schultz,  Die  Grundfiktionen  der  Biologie,  1920.  —  Vgl.  Physik, 
Theorie,  Mechanistisch,  Beschreibung,  Logik. 

Hypothesis  (i.iöd-eaie):  1.  Bedingung,  Vordersatz  eines  hypothetischen 
Urteils  (s.  d.);  2.  Voraussetzung  (s.  d.),  Grundlegung  der  Erkenntnis  durch  das 
Apriorische  (s.  d.)  des  reinen  Denkens  als  Bedingung  objektiver  Erkenntnis,  der 
Gegenstandsbestimmung.  Vgl.  Platon  (Phädon,  100—101,  107  B;  Bepubl.  VI,  510  B; 
VII,  533  C;  Gorgias,  475  E,  482  C);  Aristoteles  (Analyt.  poster.  I  2,  72  a  18;  Analyt. 
prior.  I,  10;  I,  44);  Cohen,  Ethik,  1904,  S.  81,  481;  Natorp,  Piatos  Ideenlehre,  1903; 
Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissensch.,  1910;  N.  Hartmann,  Piatos  Logik 
des  Seins,  1911,  S.  235ff.  —  Vgl.  Idee,  Kategorie,  Ursprung. 

Hypothetisch  (<?|  i.iod-e'aeojg:  Aristoteles):  bedingt,  unter  einer  Voraus- 
setzung, fraglich. 

Hypothetische  Schlüsse  (Bedingungsschlüsse)  sind  Schlüsse  mit 
einem  hypothetischen  Urteil  als  Obersatz  (gemischt  h.  S.)  oder  mit  zwei  hypothetischen 
Urteilen  als  Prämissen  (rein  h.  S.).  Die  h.  S.  stützen  sich  auf  die  Regel:  Mit  dem 
Grund  (s.  d.)  i3t  die  Folge  gesetzt,  mit  der  Folge  auch  der  Grund  aufgehoben,  ver- 
neint. Hauptformen  der  gemischt-hypothetischen  S.  sind:  1.  Modus  ponendo 
ponens:  Wenn  S  ist,  ist  P;  S  ist;  Also  ist  P.  2.  M.  ponendo  tollens:  Wenn  S 
Ist,  ist  P  nicht;  S  ist;  Also  ist  P  nicht.  3.  M.  tollendo  tollens:  Wenn  S  ist,  ist  P; 
P  ist  nicht;  Also  ist  S  nicht.  4.  M.  tollendo  ponens:  Wenn  S  ist,  ist  P  nicht; 
S  ist  nicht;  Also  ist  P  (vielleicht).  —  Der  rein  hypothetische  S.  hat  die  Form:  Wenn 
M  ist,  ist  (ist  nicht)  P;  Wenn  S  ist,  ist  M;  Wenn  S  ist,  ist  (ist  nicht)  P;  oder:  Wenn 
8  ist»  ist  (ist  nicht)  M;  Wenn  S  ist,  ist  nicht  (ist)  M;  Wenn  S  ist,  ist  nicht  P;  oder: 
Wenn  M  ist,  ist  P;  Wenn  M  ist,  ist  S;  Bisweilen,  wenn  S  ist,  ist  P.  —  Hypothe  tisch  - 
disjunktive  Schlüsse  haben  die  Form:  1.  Wenn  A  ist,  so  ist  entweder  B  oder  C 
oder  D;  A  ist;  Also  ist  entweder  B  oder  C  oder  D;  2.  Weder  B  noch  C  noch  D  ist; 
Also  ist  A  nicht  (vgl.  Lindner-Leclatr,  Lehrbuch  der  allgemeinen  Logik3,  1903, 
S.  1 12ff . ;  die  Logiken  von  Ueberweg,  Wündt,  Sigwart,  B.  Erdmann  u.  a. :  Kreibig. 
Dio  intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  219  f.).  Betreffs  Theophrast,  Eudemos, 
Curysippüs  vgl.  Prantl,  Geschichte  der  Logik,  1855,  I,  476 ff. 

Hypothetische  Urteile  (Bedingungsurteile,  auvrLufiiva,  hypothetioa 
cMuditionalia)  sind  Urteile,  deron  Gegenstand  die  Abhängigkeit  der  Geltung  eines 


Hypotypoee  —  Ich. 


8a  tarn  (Naofcmlr.  Thesta.  mmaqmia«,  ****•*<)  ron  <fer  eine*  andern  (VorderaaU. 
anasoedena,  Hypothesta,  *«*«**«)  bildet:  Wenn  A  tat  (nicht  tat),  m>  tat  (tat  aart 

'  r  Q0f*  BAQaMalB««  KaMMt  ««ttCJll  4NHfll  S0vno6fl0  OQMT  IraMtft 

«wkn(WoAin,btCi  Waaa  AtautetC;  ..  Abhangigkertanrtetta"  im  weitem  Sinne). 
Daa  hypothettaebe  U.  behauptet  die  Notwcndtajkeit  dar  Abfolge,  dar  fi«*t— §  einer 
„Folge' bei  (>ltuiig  eines  ..(Jnmdea*.  auadem ata «eh  ergibt.  VgL  ttber T»J»nraa«rr. 
Buuioi  «ad  dk>  8toiker.  welche  meist  daa  kyp.  U.  erörtern,  Paarn*  OranakJHa 
d.  Logik  I;  ferner  Cm.  Wouv.  Philo*,  rational.,  f  216ft;  Käst,  Logik,  f  SS;  die 
logiaoken  Schrift«  ron  Hkbba*t.  Tuvmuiwm,  Uiranrn,  Hörum.  A.  t. 
Laraara,  Stmurra,  Wovor.  8«owabt  (vgL  BalUlg»  nr  fear*  rem  kypothet  Urteil, 
1879).  B.  EaoMAVS  (Log*,  1992.  I.  405«..  2.  A  1907V.  Jucaauni  a.  a.  (a.  onter 
..Logik"). 

H>  patj  paar  ( » *.re*«»e«.  Entwurf):  Dsretrfmng  (*gl  Ssrrra  Ennsjcc*. 
Jreffd— •«  Maraadawi).  Kajtt  versteht  unter  H.  die  ..Veraiimbehung''  eines 
Begrifb  dnrek  Untertegang  einer  Anschauung  (Krit.  d.  Urtettakr.fi  L  J  »). 

der  logtaoka  Fekier  daa  Biaiani  eine.  Setaee  dnrck  etwa«,  was  erat  doick  diesen  Sau 

tat;  die  Hi tataaag  ata»  8ohwtacigaran  «ad  Vamkkeitaren  ata 

f«r  daa  Latentere  «ad 


i.  «j. 

I :    /dicken  ftr  daa  baaoudatB  fpartfkular)  bejahende  Urteil  (..aaaerit  i.  aed  par- 
tJculerhee"):   Ebttga  8  atod  P. 


Ich  tat  dar  Auedrwek,  mit  dem  daa  arkennande  «ad  kandalnda  Subjekt 
eka  aalbat,  im  Unterschiede  vom  Nicht- Ich  mal  anderen  Subjekten,  bezeichnet 
Charakter  dm  Ich-Sema.  die  „Iohheit".  tat  «nahteitbar.  tat  «tarne  Uraprtnghch«. 
rar  Form  das  Bewußtseins  Oehörendea.  Daa  Ick  tat  iimlikal  dar  eigene  (baaealte) 
Laib  dm  Erkannenden,  den  er  auf  Grund  «einer  bnmadmn  rTonetaai,  di 
Tastempfindung  beim  Berakran,  aeiaar  beaoadern  Bewegnngafahigfceit,  dar 
*..wj**Au*q  uawM  roa  daa  Diagen  dar  Umaalt  (Außenwelt)  unterscheidet,  dann  aber 
dasjenige,  aas  tob  dtaaam  Ich  Objekt  ata  rtgralnnara  Subjekt  unterschieden  wird. 
namBok  die  im  Weekaal  dar  Erlebaiaaa  bekarrende,  bei  aller  Ver- 
änderung dea   Inhalte   formal   identiach    bleibende,    reaktive   und   ak- 

.  erlebende,  denkcnd-wollende  Einkeit  dea  BewußUeine.  Da«  Ick 
tat  „empirisches"  (oder  „htatoriachea')  Ich,  aofera  auf  daa  emtkjan  Bewußtseins* 
Zusammenhang,  in  dem  es  eich  atata  findet,  also  auf  die  besonderen  ModJflkattoaaa, 
welche  «einen  Inhalt  bilden,  geachtet  wird.  Daa  ..reine"  Ich  hingegen  tat  die  Ick 
Form  ata  solche,  wie  ne>  dem  Bewußtsein  allgemein  eigen  tat  «ad  in  der  Abstraktion 
ftr  sich  gedacht  werden  kann,  ata  Voranaaetrang  alias  Erkannena  und  Handelns;  es 
tat  also  nicht  ata  objektiver  Voratelhmgamhalt  gegeben,  ebensowenig  ata  eia  erlb- 
stindig  extatfereadea,  aubatantieUea  Wesen,  aber  auch  nicht  etwa  ata  ein  Komplex 
von  Vorstellungen,  welcher  ata  solcher  schon  daa  Bewußtsein  mit  dessen  Ich-Form 
voraametst  Das  „reine"  Ich  tat  daa  (eritenntntatheoretieeb.  nicht  metaphysisch) 
OborindiTiduellB  im  Individuum.  ..es"  unterscheidet  „aick"  (psychologisch  wie  logisch) 
vom  „Nicht-Ich",  besteht  geradezu  in  diesem  beständigen,  cinheitlich-ctetigen  Akte 
ilca  Unterscheiden«  (Setsrna  und  UcgenscUcn»)  selbst.  Daa  empirische,  psychologische 


Ich.  281 

Ich  ist  schon  ein  Setzungs-  und  Entwicklungsprodukt  des  Bewußtseins.  Das  Ich- 
Bewußtsein  tritt  (zunächst  rein  gefühlsmäßig)  als  Korrelat  des  Objektsbewußtseins 
gleichzeitig  mit  diesem  auf.  wird  aber  erst  allmählich  zum  eigentlichen  Selbstbewußt- 
sein (s.  d.)  und  zum  Wissen  vom  Ich  als  solchen.  Als  Form  des  Bewußtseins  überhaupt, 
als  Ausdruck  seiner  Rückbeziehung  auf  sich  selbst  ist  das  Ich  mehr  als  bloße  „Er- 
scheinung" (s.  d.),  denn  es  ist  die  Voraussetzung,  Urbedingung  aller  Erscheinung, 
das  Erscheinung  Produzierende.  Doch  wird  das  Ich  niemals  seiner  Totalität  nach 
erkannt,  es  übersteigt  stets  den  jeweiligen  Inhalt  des  Selbstbewußtseins,  wird  nie 
restlos  zum  Gegenstand  der  Erkenntnis,  auch  ist  es  empirisch  nur  in  seiner  Beschränkt- 
heit durch  anderes  gegeben,  also  nur  so,  wie  die  Ichheit  sich  vom  Endlichkeits- 
standpunkt darstellt.  Störungen,  seelische  Krankheiten  („Spaltungen",  „Doppel-Ich", 
s.  d.,  u.  a.)  betreffen  stets  nur  den  psychologischen  Ich-Zusammenhang,  Ich-Inhalt, 
nicht  die  reine  Ichform  (vgl.  Person).  Das  Ich  ist,  als  erlebende,  wollende  Einheit, 
als  Zentrum  des  Erlebens,  als  einheitlicher  Funktions-  und  Dispositions- 
zusammenhang, als  aktives  Bewußtsein  etwas,  was  vom  objektiven  Vorstellungs- 
inhalt scharf  unterschieden  ist;  so  kann  denn  auch  das  fremde  Ich  niemals  als  solches 
Vorstellungsinhalt  eines  Erkennenden  werden,  sondern  ist  ebenso  real  und  selbständig 
wie  das  Ich  dieses  Erkennenden,  der  das  fremde  Ich  nicht  direkt  wahrnimmt,  sondern 
es  auf  Grund  der  Wahrnehmung  eines  menschlichen  Organismus  setzt  und  als  sich 
selbst  analog  deutet,  wobei  eben  das  fremde  Ich,  das  fremde  aktive  Bewußtsein  als 
etwas  dem  eigenen  Ich  an  Existenzweise  Ebenbürtiges,  Gleichwertiges 
gesetzt  und  anerkannt  wird,  seinem  Sinne  nach  so  gesetzt  werden  muß,  mag 
es  auch  mit  diesem  zusammen  zum  Inhalt  des  theoretischen,  abstrakten  „Bewußtseins 
überhaupt"  (s.  d.)  gehören  (vgl.  Transzendent). 

Vielfach  wird  das  Ich  als  immaterieller  Träger  des  Seelischen,  als  das  denkende 
und  wollende  Wesen  bestimmt  (vgl.  Seele,  Subjekt).  So  besonders  von  Descaetes 
(s.  Cogito,  ergo  sum),  nach  welchem  das  Ich  ein  „denkendes  Wesen"  (res  cogitans), 
rein  geistig  ist  (s.  Seele);  zum  Ich  gehört  nicht  der  Leib,  sondern  nur  das  Bewußtsein 
(„videmus . . .,  ad  naturam  nostram  pertinere  . .  cogitationem  solam",  Princ.  philos.  1, 7). 
Die  Existenz  des  Ich  ist  das  Gewisseste,  was  es  gibt  (Meditat.  II — III).  Ein  geistiges 
Wesen  ist  das  Ich  auch  nach  Locke  (Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  25 
welcher  aber  auch  die  Stetigkeit  und  Identität  des  Bewußtseins  als  das  Ich  kon- 
stituierend ansieht  (1.  c.  §  25,  §  16f.,  25),  Leibniz  (Xouv.  Essais  II,  K.  27,  §  19), 
Berkeley  (Principles.  XXVII),  Che.  Wolff,  Boxnet  u.  a. ;  ferner  Jocffboy,  Teich- 
müller,  Lotze,  Gctbeblet,  Der  Kampf  um  die  Seele,  1898,  S.  105),  H.  Schwarz. 
J.  Geyseb,  Palagyi,  L.  W.  Stern  (Person  u.  Sache,  1906.  I,  205 f.)  u.  a.  Vgl.  Flügel, 
Das  Ich  u.  die  sittl.  Ideen5,  1912. 

Ein  „Modus"  (s.  d.)  der  einen  „Substanz"  (s.  d.)  ist  das  Ich  nach  Spinoza  (vgl. 
Selbstbewußtsein),  also  nicht  selbst  eine  Substanz.  Xach  Hume  ist  das  Ich  ebenfalls 
nichts  Substantielles;  es  ist  nur  ein  „Bündel"  („bündle  or  collection")  verschiedener 
Perzeptionen,  die  einander  mit  unbegreiflicher  Schnelligkeit  folgen  und  beständig  in 
Fluß  und  Bewegung  sind  (Treatise  IV,  sct.  6).  Später  betrachtet  J.  St.  Mtll  das  Ich 
als  permanente  Möglichkeit  („permanent  possibility")  von  Empfindungen.  Als  Komplex 
von  Empfindungen,  Gefühlen,  Erinnerungen  u.  dgl.  betrachten  das  Ich  auch  Vebworx, 
Ziehen  (Psycho-physiol.  Erkenntnistheorie,  1898,  S.  35  ff.),  Ostwald,  Cliffobd, 
Petzoldt,  Willy,  R.  Wähle  (Das  Ganze  der  Philos.,  1894.  S.  72  ff.;  Über  den 
Mechanismus  des  geistigen  Lebens,  1906,  S.  76 ff.),  F.  Mauthneb  (1.  =  „Kontinuität 
des  Gedächtnisses",  Sprachkritik  I,  600 ff.),  Taine,  Ribot  (Maladies  de  la  personnalite, 
1885,  S.  169),  Ebbinghaus  (Grdz.  der  Psychol.,  1905,  1,  S.  11  ff.)  u.  a.   Xach  E.  Mach 


Ich. 


besteht dnUiM „Ebmenteo" (a.  d.);«i«tmr  „eine eUrkc  r 
Qnipp>To«F1iBinlf,wrlnhwkaad>miCif  pindkinArt«  chwtcheri 
hingen".     Ei  bt  nicht  scharf  altgagrenzt;  fan  will 8mne  nmfaBt  aa  db  Welt. 

nicht«  Renke,  l^lrrinbaihniba.  Bfclbendes  (Beitrage  nr  Analyse  dar  Empfind. ',  1908, 
a  1 10«. ;  ttki  ansah  n.  Irrtnm.  1906. 8. 9f..  11, 6>f„  454).  KaohMwwonaifWW 
bt  dea  mlbstlndiga  Ich  nur  eine  „FfktW';  ebenen  nach  Vamnon  (Die  Phfbn.  des 
AhvOb,  1911.  &84ff.)  u.  a 

Mit  daai  payuhtmhjabijhsa  Iadrehfamm,  daai  biinhaa  Laib  hbatafinhi daa  Ich 

Fnoanaar«.  L.  Knarr.  &  ArmtAMtm  (Dar  ■mthlrii  Weltbegriff.  1991.  S.  I 
rgl.  IMnibbnmniiBnsslne)  u.  n. 

Von  der  Saab  nateriismirbl  daa  Iah  II— aar.  Im  Begriff  dee  reinen,  ebb  selbst 
—  OUahh  nsnuejenden  Iah  Maat  ein  Wldsmnranh,  ei 
Reihen".  Dna  Ich  h»  nnr  ein  Jftlisyanll  wnahaibnVr  Vc 
pbabn".  aa  Hag»  in  daa  jeweflg  ..ipyeniph.no.hwr  V  niete  IIa  aganiiw  in  („rYj»bui. 
nie  Whwneehafl  I,  |  17 ;  U,  |  1»;  Lehrbuch  aar  Faenhai*.  &  140ff.).  -  Ab  Witte. 
Eh^eHdaa  woflnaden  BewiBteiiei  fcuilliam  dee  Ich  in  tmiiihhiiiaai  Webe  Map.» 
na  Bau*  (Oeamn  III.  Uff.).  Scswrsjnuom  nach  wehen  ni  dea  „theoretbchc 

bt  (Weh  ab  Wtb  a.  VoreeaBang.  Bd.  n.  K.  19t  V,  Posm^  („SyM  von  Trbben**), 
Banwanji  o.  n..  ferner  Hdrrocno  (RrychoL*.  1901,  8.  tu;  vgl  &  I«lff.;  Dar  i 
Gedanke,  1911),  Lamra  („UbenawiBe"),  FoimxtB,  Paous»,  Toram, 
H.  Main  („Icbwilb".  PeychoL  daa  eaanthaiabaj  Denkern,  1909).  JancaauD*.  MCi 
aano  („iteUutu^hmaadse'*  8albat)  u.  n.  (egt  Vohmurieaioa).   Nach  Wovor  bt  daa 
Ich  WDb,  „mlntirer  Indiriduehrflb".  „ronwrthmdar  WflbM  (Syetea  d.  Phflo* 
1907).  Paaahaiegbuh  bt  dee  Ich  In  ebnem  nbhnltMnk  itswgan  Bi  ii  elteihnainiin • 


hinge  gegeben.   „Indem  . . .  db  WIDeaaeorglage  ab  in  ebb  «eanamaaaahlngenili  and 

1  eVIlCr    e  stf^MMsMlaMs^sM^  BBffBBf  ^s^fl|smffbj  |W9MfleT^e>rtB|BB>  wOfJ^yBjBJB)  BB^MM^aVBa^  wWnsfOsMf,  aBf|%fj%f>ht 

Gefahl  dbaea  Tiammiaananngia.  daa  snnftehst  aa  des  eibe 
Oeflhl  dar  TatbVit  ^knöpft  bt,  dann  aber  ...  Aber  db 

bh  laHihat,     Dbaee  Ocfthl  daa  Tniimmenkiagei  elbr 

ri  i;\  l  !';••!!> ■  r*v.-ht5«"h»-n  BJS  I  smM  m I ; anü :>  w I  1 1 1 II  •  ■  w  [mHahamd  I'»v  hali *. 
1908,  &  184;  TgL  Orda.  d.  phrs  Psychol   ITI*.  1903.  R.  l?4ff.).  -  ■ 
und  ein  ..sekundäre**4  Iah,  welch  bteteiee  ein  Fjttwickhmgaprodakt  bt, 
Marmore  (Gehirn  n.  Gearttang,  8.  11  ff .k  Jon*  Janosauo*  u.  a. 

Dal  daa  Tab  nicht  ab  JMag  an  ebb".  sondern,  dnrch  da 
Erscheinung  gegeben  bt,  lehrt  Kakt  (».  Wahrnehmung,  innere).  Ab 
erkennbar  bt  nur  den  ..paeefaclogbehe**  Ich  nb  .^mptrbchee  Buwultoain",  de« 
dee  Objekte".  An  dam  „loh  daa  Subjekte",  dem  Jngbuhen  Ich"  bt  nichte  weiter  an 
ab  dal  ea  ab  dea  „Ich  denke",  nb  logbche  Emheit  V« 
bt  (a.  Apperseption).  Erna  einfache  Snbetenx  wird  da 
nur  die  ..krieche  Embeit  dee  Subjekte"  drückt  der  reme  Ichbegriff  nne.  dee  „Subjekt 
der  Apperaeption",  db  Zueanimenfassung,  0  inline»  nfiee  Erboten : 
loh  bt  keine  SuheUnt,  aondern  nur  „den  Duniiftteahi  meinen  Denkene",  btol , 
qualitative  Einheit  dee  Selbetljewulteema  im  Denken  überhaupt".  Im  reinen  Denken 
denke  bh  mich  weder  wie  ich  bin  noch  wie  bh  mir  erscheine,  aondern  nur  mein  8ein 
nb  „Subjekt  dar  Gedanken  oder  noch  ab  Grand  den  Denkene",  ohne  hier  echon 
db  Kategorien  dar  Substanz  oder  der  Urenche  auf  mein  reines  Ich  anzuwenden.  Db 
einfache,  leere  Vorstellung  „Ich"  bt  kein  Begriff,  aondern  „ein  bbles  Bewu8tarin, 


ich. 283 

das  alle  Begriffe  begleitet".  Die  Apperzeption  „Ich  denke"  macht  erst  die  „transzenden- 
talen" Begriffe  (Kategorien)  möglich,  ist  das  „Vehikel  aller  Begriffe  überhaupt"  (Krit. 
d.  reinen  Vernunft,  S.  302  ff. ;  Fortschritte  der  Metaphysik,  1804).  Das  Ich  i3t  nur  „die 
Beziehung  der  inneren  Erscheinungen  auf  das  unbekannte  Subjekt  derselben",  „Gefühl 
eines  Daseins"  (Prolegomena,  §  46ff.).  —  Kritisch,  transzendental,  als  Einheits- 
bedingung des  erkennenden  Bewußtseins,  bestimmen  das  reine  Ich  Liebmann  (Ge- 
danken u.  Tatsachen,  1889ff.,  II,  28ff.),  Natorp  (Einleit.  in  d.  Psychol.,  1888,  2.  A. 
1912),  Cohen,  Kinkel,  Cassirer,  Rickert,  auch  Riehl,  Husserl  u.  a.  (s.  Subjekt  . 

Zu  einer,  Außen-  und  Innenwelt  durch  seine  „Tathandlungen"  setzenden,  produk- 
tiven Tätigkeit  macht  das  reine,  „absolute"  Ich  Fichte.  Das  Ich  als  „absolutes 
Subjekt"  ist  dasjenige,  dessen  Sein  „bloß  darin  besteht,  daß  es  sich  selbst  als  seiend 
setzt".  „So  wie  es  sich  setzt,  ist  es;  und  so,  wie  es  ist,  setzt  es  sich,  und  das  Ich 
ist  demnach  für  das  Ich  schlechthin  und  notwendig."  Das  Ich  setzt  also  sein  eigenes 
Sein.  Ich  und  Xicht-Ich  sind  „Produkte  ursprünglicher  Handlungen  des  Ichs".  „Ich 
setze  im  Ich  dem  teilbaren  Ich  ein  teilbares  Nicht-Ich  entgegen"  (vgl.  Idealismus, 
Objekt).  Das  Ich  umfaßt  den  ganzen  Umkreis  aller  Realitäten.  Das  Ich  als  Intelligenz, 
Vernunft  ist  ein  Strebensziel  (Grundleg.  der  gesamt.  Wissensehaftslehre,  S.  9ff„  224: 
v>_'l.  WW.  I,  463f.,  ölof.;  II.  382).  Nach  Schelling  ist  das  absolute  Ich  das,  „was 
schlechterdings  niemals  Objekt  werden  kann"  (Vom  Ich,  S.  12ff.).  Das  Ich  ist  „nicht* 
außer  dem  Denken",  es  ist  „reiner  Akt,  reines  Tun",  der  ewige,  zeitlose  Akt  des  Selbst- 
l>ewußtseins,  unendliches  Produzieren  (System  d.  transzendental.  Idealismus,  S.  1, 
45 ff.).  Nach  Hegel  ist  das  Ich  das  „Allgemeine,  das  bei  sich  ist",  die  „reine  Beziehung 
auf  sich  selbst"  (Rechtsphilos.,  S.  43f. ;  Enzyklop.  §  20).  —  Ein  absolutes,  zeitloses 
Ich  nehmen  Green,  Bradley,  G.  Thiele  (Philos.  des  Selbstbewußtseins,  1895, 
S.  393 ff.),  Schuppe  u.  a.  an. 

Daß  das  Ich  als  solches  nichts  Reales,  sondern  Erscheinung  eines  solchen,  bloße 
Form  des  Selbstbewußtseins,  nicht  das,  an  sich  unbewußte,  reale  Subjekt  ist,  lehren 
T.  H.  Fichte  (Psychol.  I,  1864,  167 f.),  E.  v.  Hartmann  (Kategorienlehre,  1896, 
S.  501  ff.),  Drews  (Das  Ich,  1897,  S.  132ff.)  u.  a.  —  Als  reale  Bewußtseinseinheit, 
als  Bewußtsein  selbst  bestimmen  das  Ich  Bergmann  (System  d.  objektiven  Idealismus, 
1903,  S.  1  ff.),  Rehmke,  Schuppe  (Ich  als  „Einheitspunkt"  des  Bewußtseins;  dessen 
Individualität  hängt  vom  Bewußtseinsinhalt  ab.  der  das  empirische,  objektive  Ich 
darstellt;  das  „gattungsmäßige"  Ich  ist  unräumlich,  überzeitlich;  Erkenntnistheoret. 
Logik,  1878;  Grundriß  der  Erkenntnistheor.  u.  Logik,  1894,  S.  16ff.),  R.  v.  Schubert- 

dern,  A.  v.  Leclaib,  F.  J.  Schmidt,  K.  Hetm  u.  a. 

Nach  Lipps  ist  das  Ich  der  „Zusammenhang  von  Möglichkeiten  eines  Bewußtseins- 
lebens", wobei  sich  die  „Momentan-Iche"  zur  einheitlichen  Gesamtpereönlichkeit 
verdichten;  das  Einzelich  ist  die  Manifestation  eines  „transzendenten  Welt-Ich",  das 
in  vielen  Punkten  sich  als  begrenztes  Ich  setzt  (Leitfaden  d.  Psychol.*,  1903;  Natur- 
wissenschaft u.  Weltanschauung8,  1907;  Psych.  Unt.  I,  4).  Als  Weltprinzip  bestimmt 
das  (göttüche)  Ich  auch  G.  Gerber  (Das  Ich  als  Grundlage  unserer  Weltanschauung. 
1893).  —  Vgl.  Lotze,  Mikrokosmos  HF,  1869,  376 f.;  Ulrich,  Zeitschr.  f.  Philos., 
1 24.  Bd. ;  Beneke,  System  d.  Metaphysik,  1840  (Das  Ich  nicht  Erscheinung,  sondern 
an  sich,  unmittelbar  erkannt ;  dies  auch  Bbentano  u.  a.);  Külpe,  Philos.  Studien  VII; 
Dyroff,  Einführ,  in  d.  Psychol.,  1908;  Höffding,  Psychol.8,  1900,  S.  182ff.;  C: 
Vierteljahrsschrift  f.  wissensch.  Philos.,  11.  Bd.;  Keyserling,  Das  Gefüge  der  Welt, 
1906;  Husserl,  Logische  Untersuchungen,  1900/91  II,  331  f.;  H.  Cornelius,  Einleit. 
in  d.  Philos.,  1902,  2.  A.  1911 ;  J.  Cohn,  Voraussetzungen  u.  Ziele  des  Erkennens,  1908; 
F.  H.  SrHMiDT,  Kritik  <!.  Phüos.,  1908;  Bebgson.  L'övolution  cieatiice.  1910;  Baldwin 


JM 


Handbook  of  I^cboiogy.  1800;  Dm  towlr  u.  efctuehe  Leben.  S.  412  ff.;  K.  OuTU- 
MUX.  DI»  Phaaonwnologb  das  Ich.  1910  1.  <  Cberwcht  der  patboL  IchuieUnde;  du 
lehbewuAtMin  wurzelt  im  Onftal);  Datnecn.  Oidaiumsbhre.  1912;  H.  Law, 
Dm  Probbm  der  CiBmlUilliihlriU  in  der  nmderaea  Lag*.  1912  (Dm 
Ich  ab  Inhalt  dM  fianaarerbtahs  BcwaBmib*);  FiMiMi  Kltoa, 
eehaft a.  Wirklichkeit,  1912,  8.  1741.  (  Um  Ich  oder  8rlfaet  Jmastitabrt  eich 
nur  in  oam  inocgnn  vub  pejuaaeonen  fwinwee,  uuittn  wuamw  om  i 
akh  im  Oeajemmta  ru  der  GeMmtheit  di 
»  m  eich  ehi  Subjekt  eoadcrt.  dir  thm  eia  Objekten tgagantrsten'  );  W.  Janaa, 
ParchoiofK  1909.  &  174  ff  (bioS  fna klimm»  Identität  dM  Mfohobgbiksn 
G  K  xnu,  Vcreoch  e.  krit.  Dar»u>lhmg  der  wem  He>  kaaaag  iber  dM  Ich  Probbm. 
1910;  MOuJB-FkJBSKnx*  Phibeophb  der  IadrridualsUu  1990  (rocht  db  Irratio. 
nahmt dM  Ich  an  aiMuhraiban);  (Jims,  PerchoL  Beitr.  1. 1916  (Dm  Ich  abKompbx); 
r.a>  Die  Seele,  ihr  Vcrhiitnb anm  Bewnfraeia «od  »na  Leihe,  1914 ;  OnrnuK«. 
Der  BHisHshiUuuHisi  Deutsche  Perrh.  I.  1916.  -  VgL  Doppel- Ich,  Subjekt. 
Identität.  Dauer  (Banoaos).  Wahr«  km  nag  (innere). 
Seele.   Akt— lllilatkanrb,  Einheit, 


Ideal  (idenlia):  I.  ah  Idee  (s.  d.).  MMtrrbild  exbtbread.  der  Mm 

»;  2.  den  Inhalt  eine*  Denken*  bildend,  am»  Gederhtea.  Blimiliibgehalt 
gehörend  (e.  Wahrheit.  Gültigkeit);  8.  -  ideell:  nw  in  der  Vomtellung.  im  Denken. 

vom  nkiUMsflis  BiwsJimm  aablbwad  (vgl.  IdeaJbarask  VgL  Hcum,  Logianhe 
l'ntereuchunge«  1900/01  IL  96;  Vaiiruionn,  Die  Phons.  dM  Ala-Ob.  191 1  (Ober  ..ideale 
FaDe".  aaf  welche  nick  db  OeeetM  beriehen).  —  VgL  Bedeuten*.  Dritt«  fc 


Ideaal.    Em  IdeeJ  (dM  Wort  hat.  ab  SobeUntir.  wohl  coerat  der  Jeeuii 
1670.  gebraucht)  btein  Miawhttd  dM  Handehm  nad  Oiamltene,emobwaMi  Ihilpmifct 
dM  WObne,  etwa*.  dM  dM  Bae  Slawin  ab  Votmadaagmaati 
Verwirklichung  aagaababi  wird,  am  ab  roüeudet  gedacht 
ibahkam  Viaunrnmasksh    Ea  gibt  rereehbdeue  Ideale,  je  nach  der  Art  dM 
rieb«  Qogboke,  dtahnka.  lalhafb  )ia,  inriab  a.  a.  Ideab).  So  bt  t.  B.  abeoluaa  Wahrheit 
eia  Ideal  der  Erkenntnb.   Ideab  amd  moht  roöig  erreichbar,  wirken  aber 
dM  Wilbna,  dämm  OamaataaJ  ab  bilden,  ab  Faktoren  indiridueuer. 

Abtrruniicn.  Knsnpamv  Rankachritnsa»  noanwaeeak  doah  oft  beattmmen  oder  waamansas 
beeinflnaaea. 

Nach  Kant  bt  daa  Ideal  db  TiiHmmg  ibi  ■  niliailaan  ab  iiintn  Tili  \  arllqyatea 
Wesena'  (Krit.  d.  l'rteilekraft  I.  f  17)  oder  ..die  Idee  nicht  bloß  in  concreto,  sondere 
in  individuo".  ein  vollkommenstes  Warna  ab  Urbild  (Krit.  d.  rem.  Venu,  &  452). 
Solche  Ideab  haben  zwar  käme  „objektive  Reahmt"  (Exbtenx),  amd  aber  dock  nicht 
igespinsto".  aondere  von  „praktbcher".  ^regabtrear*4  Bedeutung,  indem  ab 
unmrem  Handeln  db  Richtung  aaf  Vollkommenheit  geben  and  db  Norm  ea 
Beurteilung  liefern.  Dm  ,.  transzendentale  Ideal".  dM  Musterbild  aller 
bt  Gott.  Dbeea  Ideal  bt  kern  Erkenntabobjekt,  sondern  nur  ein  „regulai 
Prinzip  der  Vernunft,  alb  Verbindungen  m  der  Welt  *o  anxueeben,  ala  ob  sb  aus 
einer  allgenugsamen  notwendigen  Ursache  entsprangen".  Qott  bt  abo  m  tbtor  tbabw 
BesbJnmg  ein  „fehlerfreie»  Ideal,  eia  Begriff,  welcher  db  gsaas  msasrhMrha 
Erkenntnb  schließt  und  krönt    .  I  a  S  501 ;  vgl.  VannHoa*.  Db  Phikw.  dM  Ala-Ob, 


Idealismus.  285 

1911,  S.  642ff.).  —  Nach  F.  A.  Lange  bedarf  der  Mensch  der  „Ergänzung  der  Wirk- 
lichkeit durch  eine  von  ihm  selbst  geschaffene  Idealwelt''  (Geschichte  des  Materialis- 
mus7, 1902).  Diese  „Welt  des  Ideals'"  erzeugt  die  „dichtende  und  schaffende  Synthesis"' 
(vgl.  über  diesen  „Standpunkt  des  Ideals"'  Vaihinger,  1.  c.  S.  756  ff.,  der  ähnlich 
denkt).  —  Vgl.  Schiller,  Die  Ideale:  W.  v.  Humboldt.  WW.  IV;  Hegel,  WW.  X; 

33,  Ideale  und  Güter,  1886;  O.  Liebmann,  Zur  Analvs.  der  Wirklichkeit2,  1880, 
3.  A.  1900,  S.  567 ff.;  Cohen,  Ethik,  1904,  S.  401ff.  („Der  Wille  allein  erzeugt  das 
Ideal");  L.  Stein,  Der  soziale  Optimismus,  1905,  S.  30ff. ;  A.  Schlesinger,  Der 
Begriff  des  Ideals,  1908;  Hcghes,  Ideen  u.  Ideale,  1908,  S.  24 ff.;  Horneffer,  Das 
klassische  Ideal,  1900;  A.  Svoboda,  Krit.  Gesch.  der  Ideale  I,  1901;  Ideale  Lebens- 
ziele, 1901;  R.  Willy,  Ideal  u.  Leben,  1909;  K.  Okakcra,  Die  Ideale  des  Ostens, 
1922  (bes.  japanische  Kunstideale).   —  Vgl.  Idee,  Idealismus. 

Idealismus  ist.  ei  kenntnistheoretisch,  der  Standpunkt,  nach  welchem 
die  Außenwelt„ideaT* („ideell*'),  d.h. nicht  unabhängig  von  allem  Bewußtsein,  existiert, 
sondern  nur  als  Gegenstand  möglicher  Erfahrung,  als  Inhalt  objektiver,  allgemein- 
gültiger Erfahrung,  oder  nur  als  Inhalt  eines  erkennenden  Bewußtseins,  als  etwas  dem 
Bewußtsein  „Immanentes".  Es  gibt  hiernach  nicht  Außendinge,  Objekte  absolut  an 
sich,  sondern  nur  in  Beziehimg  zu  einem  erkennenden  Subjekt,  zu  einem  Bewußtsein 
(a.  d.).  Es  gibt  aber  verschiedene  Formen  des  erkenntnistheoretisehen  Idealismus. 
Die  extremste  Form  ist  der  „Solipsismus"  (s.  d.).  Der  subjektive  I.  lehit,  die  Dinge 
existieren  nur  als  Vorstellungen  (Wahrnehmungsinhalte)  einzelner  Subjekte,  als 
Komplexe  von  Empfindungen,  die  mit  gesetzlicher  Notwendigkeit  auftreten.  Der 
objektive  I.  betrachtet  die  Außenwelt  als  Inhalt  eines  allgemeinen,  universalen, 
göttlichen  Bewußtseins;  auch  hier  ist  alles  Sein  (s.  d.)  ein  Bewußt-Sein,  aber  die  Dinge 
sind  doch  von  den  einzelnen  Subjekten,  die  ebenfalls  vom  universalen  Bewußtsein 
umschlossen  werden  oder  Modifikationen  desselben  sind,  unabhängig  gegeben  und 
denkbar.  Diese  Form  des  Idealismus  kommt  dem  metaphysischen  Idealismus  nahe, 
nach  welchem  das  Wirkliche  selbst  Idee,  Geist,  Vernunft  ist  und  die  Dinge  Momente, 
Erscheinungen,  Entfaltungen  des  an  sich  bestehenden  Geisteslebens  oder  geistigen 
Gehaltes  sind,  der  an  sich,  sowie  in  objektiver  und  subjektiver,  selbstbewußter  Form 
auftritt  (Absoluter  Idealismus).  —  Der  kritische  oder  transzendentale  I.  unter- 
scheidet die  Objekte  (s.d.)  der  Erfahrung,  die  Dinge  als  durch  Kategorien  (s.d.)  ver- 
knüpfte Mannigfaltigkeiten,  als  gesetzliche  Zusammenhänge  von  Inhalten  eines 
theoretischen  „Bewußtseins  überhaupt"  (s.  d.),  ab  methodisch  erkannte  allgemein- 
gültige, konstante  Einheiten  und  Relationen  von  den  wechselnden,  indivi- 
duell verschiedenen  Erlebnissen,  Wahrnehmungen,  Vorstellungen  der  einzelnen 
Subjekte  als  solcher,  ohne  aber  deshalb  schon  die  Außendinge  als  solche  für  „Dinge 
an  sich"  (s.  d.)  zu  halten.  —  Der  positivistische  Idealismus  oder  „idealistische 
Positivismus"  neist  dazu,  die  „Dinge"  auf  bloße  Empfindunorskomplexe  zurück- 
zuführen, aus  welchen  hier  auch  die  Subjekte  bestehen  sollen  (vgl.  Element).  —  Der 
erkenntnistheoretische  Idealismus  begründet  seine  Lehre  durch  den  Hinweis  auf  die 
Abhängigkeit  der  Qualitäten  (s.  d.)  der  Dinge  vom  Subjekt  und  dessen  Funktionen, 
durch  die  Idealität  von  Raum  (s.  d.),  Zeit  (s.  d.)  und  der  Verbindungen  in  ihnen,  ebenso 
der  Kategorien  (s.  d.).  Es  wird  auf  die  Korrelation  zwischen  Objekt  und  Subjekt 
hingewiesen  („Kein  Objekt  ohne  Subjekt)',  es  wird  betont,  daß  uns  nichts  gegeben 
sei  ab?  der  Inhalt  unseres  Bewußtseins  oder  eines  Bewußtseins  überhaupt,  daß  alles, 
was  wir  denken  können,  dadurch,  daß  es  gedacht  wird,  schon  zum  Bewußtseinsinhalte 
werde,  daß  also  etwas  vom  Bewußtsein  unabhängig  Existierendes,  Transzendentes, 
undenkbar  sei;  höchstens  wird  zugegeben,  daß  es  außer  dem  eigenen  noch  ein  fremdes 


M  Idealhwm*. 


Bewußtsein  oder  ich  (•.  d.)  gibt,  obzwM  der  «nnw  IdcshemM  Mich  dM  fremde  Ich 
/um  bloßen BewnBusiiminhsit  —cht.  iwWr,,...k,  i^-*|hfim  Mmruwi ■ntrtwinl 
j-.  « — *-  >-u  t-  ^  j  -i — t-w^.i^-p  f  ^f-^t-inlgirnil  linn  Im  limim  (implibnhii) 
Ich;  dM  erkenntm. theoretische  Subjekt  (s.  d.)  oder  dM 

die  Objekte  (s.  <L)  ab 
logieohea 

bt  die  Einheit  „treneasndeutaier-   (e.  d.) 

logisch  abhängig  bt  (rgi. 
DM  Ausdruck  „Idasibt''  tritt  eoi  im  lt. 
Wocrr  („I  JenibtM  dkmn Im  fj  i 

136). 

Der  metsphysiscbe  I.  tritt  £  ruber  auf  ein  dM  < 
bei  PLatox,  nacb  welchem  die  „Ideen"  (s.  d.)  dM  Wahrheit  SilleJi  sind  und  d» 
IdM  dM  Guten  dM  Grand  dM  Setes  bt  (ethischer"  L),  dM«  hei  Pixmx  (s.  mtelligibal) 
u.a.  I»  Mittelalter  werde«  rietfaoh  Ideea  ele  Muefrbilder  dM  Dinge  in  Oott  enge- 
nomnma  (rgL  WtUMAMS.  Geeduchte  dM  Hiilbmsi,  I8MIL,  t.  A.  1907.  111.  KM). 
Spater  tritt  dM  metephwbohe  L  öfter  ab  8pJrlHMll— w  (a.  d.)  Md.  Bei  Fiobtb  gebt 
dM  erkeontnwtheMetiMhe  L  (e.  «Mm)  ia  deo  mstephjnbuhen  über,  noch  mehr  bei 
*c*wuAMO.d*tmM„ob^r~'LTmrtnii(,fLlteuui,l4t»)uadHmaKU  Nach 

Q0*MtMl  ««AlMOllltMB     mjSABCBUM  flattd  Qil  DmOkfla)  JflMmMsn%tul  Sttdl  KcSOBMSIIBgytO  Q9T  »« IobM 

(».  d.),  dar  ekh  dbbktboh  MttttJtemhm  obhjtaitmi  Verrnrnft  (PMdogmmM).  Im  Qcgmv 


WeiM  Pautsax.  Wow  u.  e,  rertreteo  (a,  Voluntarismus).  Ab  Gebt,  genügen  Proaeß 
UMtimmeo  dM  Wirkliche  euch  Facaxaa,  Lorxa  (..veieoiogkeher*-   L),  BBaouax». 

BonODM  (Dm  philo».  Sinn.    Programm  dM  smim  Umhin  Idcalbrnna,  1 
Koolmm  (e.  Gabt).  O.  Baaux.  Um,  &  Kau.  MCxsTamaaaa,  E.  «aus 

»bewußt)  n.  e-,  Cocstx,  Ravaiasox.  BBaoeox.  CaaxTLB,  Korea,  BoatsoM  u.  a. 
VgL  H.  Simox,  Dm  magboha  L.  Sind,  «ur  Philo».  dM  NoTalb,  1906,  VgL  8p  MmiHibm 

Der  erifenntnhnheoretäeehe  L  wird  Mhon  in  den  inrtbnh«  Uphanishads  gelehrt. 
Die  Erkenntnb  dM  Subjektivität  ahme  1mm»  dM  Wahrmhmungsinhalu  oder  dM 
Sinneequelittten  (HmiiTT.IT.  Kleeten.  Dmouur  u.  »*,  epAMr  bei  W.  VOM  Oocam. 
Lucas  u.  •.;  a.  goeUtit)  bereitet  den  IibilbmM  vw 
Zweifel"  epricht  die  htogüohkeit.  daß  die  Dago  nrikVo 
ohne  daß  eber  Dascanrns  mit  dem  IdeeüemM  Enmt  meeht  (».  Oogito).  Aneh  nach 
\lAi.K»aaxcu»  konnten  die  Wahrnehmungen  stettfindsn.  ohne  daß  m  Dinge  außer 
ihnen  gäbe,  deren  Vorstellungen  nach  iL  unnüttelbM  nm  Gott  herrühren  (s.  Idee). 
Daß  alle»  Sem  dM  AnBandmge  (Korper)  nur  VorotelhragsinhaH  im.  behaupten 
A.  Colubb  und  Bkuh.it.  Lauterer  betrachtet  ahmt  (wie  Locaa)  nur  die  „sekun- 
daran",  eondern  auch  die  „primären"  QjnsKtitfm  (Auedehnung,  Dichte  usw.)  als  etwa« 
bloß  Ideelle»  und  lehrt,  dM  Sein  dM  Außondingo  beetebe  nur  in  ihram  Vorgestell  Uein 
(mm  -  pereipi;  Principles,  II.  IX).  Die  Objekte  (s.  d.)  existieren  nur  ab  Wahr- 
nehmnitgainhalte,  Emplindungakniupbxe,  außerdem  noch  ah)  Ideen  im  göttlichen 
Bewußtsein.  Es  gibt  an  sich  nur  GeistM  und  deren  Vorstellungen  (Inunateriausxaue). 
Nach  Lbibxu  sind  die  Korper  («.  d.)  Erscheinungen  gebtiger  Wesen  (Mona deo). 
existieren  also  ab  ■nage dehnte  Dinge  nicht  unabhängig  von  dar  Vorstellung. 

Den  kritischen  (formalen,  transzendentalen)  1.  begründet  Kajrr.  Hiernach  amd 
die  Dinge  als  räum -zeitliche  Objekte,  ab  Substanzen,  die  miteinander  in  Wechsel- 
wirkung stehen,  nur  „Kraebeinungen"  (s.  d.),  Inhalte  möglicher  Erfahrung,  nicht  das 


Idealismus.  287 

unerkennbare  „Ding  an  sich.".  Was  in  Raum  und  Zeit  erkannt  wird,  ist  zwar 
„empirisch  real",  wirklich,  empirisch  konstatierbar,  wahrnehmungsnotwendig,  aber 
existiert  nicht  unabhängig  von  aller  Erfahrung,  von  allem  Bewußtsein  in  dieser 
Beschaffenheit  (Krit.  d.  rein.  Vorn.,  S.  312  ff.,  401  ff.).  „Es  sind  uns  Dinge  als  außer 
un3  befindliche  Gegenstände  unserer  Sinne  gegeben,  allein  von  dem,  was  sie  an  sich 
selbst  sein  mögen,  wissen  wir  nichts,  sondern  kennen  nur  ihre  Erscheinungen,  d.  i. 
die  Vorstellungen,  die  sie  in  uns  wirken,  indem  sie  unsere  Sinne  affizieren"  (Prolegomena, 
§  13,  Anmerk.  II).  Dar  kritische  I.  stürzt  den  gewöhnlichen  I.  um,  indem  durch  jenen 
alle  apriorische  (s.  d.)  Erkenntnis  erst  objektive  Rsalität  (Gültigkeit  für  die  Objekte) 
bekommt,  was  ohne  die  Idealität  von  Raum  und  Zeit  nicht  möglich  ist  (1.  c.  Anhang; 
s.  Anschauungsformen).  —  Vgl.  Lichtenberg,  Vermischte  Schriften,  1800 f.;  Beck, 
Maimon  (Kein  Ding  an  sich). 

Während  bei  Kant  ein  „Ding  an  sich"'  schließlich  doch  anerkannt  wird,  schreitet 
Fichte  zu  einem  totalen  Idealismus  fort.  Die  Außenwelt  ist  ein  Produkt  des  absolute; 
„Ich"  (s.  d.),  durch  die  (unbewußten)  „Tathandlungen"  desselben  als  Beschränkung 
seiner  ins  Unendliche  gehenden  Tätigkeit  gesetzt.  Sie  ist  nur  das  „versinnlichte 
Materiale  unserer  Pflicht",  nur  um  des  Sittlichen  willen  da  (ethischer  L).  Ein  „Ding 
an  sich"  gibt  es  nicht;  kein  Objekt  (s.  d.)  ohne  Subjekt  (Grundl.  der  ges.  Wissenschafts- 
lehre, S.  131  ff. ;  vgl.  Schelung,  System  des  transzendentalen  Idealismus,  S.  63ff.). 
Nach  Schopenhauer  ist  die  Welt  der  Objekte  (s.  d.)  als  solche  nur  unsere  Vorstellung, 
„nur  für  unsere  Erkenntnis  da"  (Die  Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  Bd.  I,  vgl.  Illusionis- 
mus); an  sich  ist  die  Welt  „Wille".  —  Dan  objektiven  I.  vertreten  Hegel  (s.  Idee), 
Bergmann*,  Green,  Bradley,  Royce,  Munsterberg  u.  a. 

Djn  kritischen  Idealismus  vertreten  J.  B.  Meyer,  F.  A.  Lange,  Fries,  Liebmann, 
Stadler,  Arnold,  L.  Goldsohmidt,  Wernicke,  Windelband,  Rickert,  Münster- 
berg,  Simmel,  Reininger  (Philos.  des  Erkennens,  1911),  B.  Kern  (D.is  Erksnntnis- 
problem2,  1911),  B.  Bauch,  K.  Vorländer  u.  a.  (s.  Objekt).  Ferner,  in  mehr  ratio- 
nalistischer Form  („methodischer"  I.)  H.  Cohen.  Der  I.  geht  nach  ihm  nicht  vom 
Psychischen,  sondern  von  den  „sachlichen  Werten  der  Wissenschaft,  den  reinen 
Erkenntnissen"  aus.  Das  Sein  (s.  d.)  der  Dinge  hat  seinen  „Ursprung"  im  Denken: 
„Nur  das  Denken  kann  erzeugen,  was  als  Sein  gelten  darf"  (Logik,  1902,  S.  507  ff.). 
Ähnlich  lehren  Natorp  (Philosophie,  1912;  Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wissen- 
schaften, 1910),  Cassirbr  (Das  Erkenntnisproblem,  1906—07;  Der  krit.  Idealismus, 
1907;  Substanzbegriff  u.  Funktionsbegriff,  1910),  W.  Kinkel  (Idealismus  u. Realismus, 
1911),  A.  Görland,  N.  Hartmann,  G.  Falter  u.  a.  (vgl.  Kantianer). 

Idealistisch  ist  ferner  die  Lehre  der  Immanenzphilosophie  (s.  d.)  bei  Schuppe, 
Leclatr,  Schubert- Sold ern,  Kauffmann  u.  a.  —  Einen  idealistischen  Positivismus 
(s.  d.)  vertreten  J.  St.  Mill,  E.  Laas,  Vaihinger,  Mach,  Cornelius,  Ziehen, 
Verwohn  u.  a.  —  Vgl.  L.  Stein,  Der  Sinn  des  Daseins,  1904;  Philos.  Strömungen, 
1908  (Historisches). 

Einen  „personalen"  Idealismus  („personal  idealism"),  nach  welchem  die  Wirk- 
lichkeit durch  das  Wirken  der  Subjekte  gestaltet  wird,  vertreten  W.  James,  F.  C.  S. 
Schiller,  Rashdall,  Underhill,  Howison,  Sturt  (Personal  Idealism,  1902)  u.  a. 
Baldwin  lehrt  einen  „ästhonomischen"  Idealismus,  nach  welchem  uns  das  Absolute 
nur  in  einer  „hyperlogischen,  ästhetischen  oder  sogar  mystischen  Form  der  Erfahrung" 
gegeben  ist  (Das  Denken  u.  die  Dinge  I — IT,  1908  f.).  —  Vgl.  Foutlleb,  Le  mouvem. 
ideal.2,  1896. 

Gegner  des  erk.  Idealismus  sind  E.  v.  Hartmann,  Volkelt,  Höfler,  Jerusalem 
(Der  kritische  Idealismus,  1905),  W.  Freytag,  Külpe,  V.  Kraft  (Weltbegriff  und 


Ideallsmus        11   il  TT  i  illsann 


19in  E.  Bscanu  Sm  a.  e.  (•  Itetbsmas).  -  VgL  Bin.  Kr 
1798-96;  S.  Maimo«.  Versuch  über  die  Traiuuxmdentaiphilee.. 
1790;  Verasch  e,  neuen  Logik,  1794,  8.  A.  1912;  (iuo,  Work«.  1885«.:  Kansas*, 
Work».  1875;  Ba  adlet.  Appsaranee  and  Reabtv«.  1897;  Rorcm.  The  World  «ad  the 
IndividueJ.  19001.;  MffMIlWH,  Philo*.  «L  Wem.  1908;  BsaoaAVK.  System  d. 

Philosoph«  u.  Wakliehkeit.  1908;  X*turphüoeoph».  in:  Ob  Philosophie  hm  rkigj—il 
de«  80.  Jekrhund..  hra«.  roa  Wlndclbsnd  II«.  1907;  <"«*.  *|r/rr.  Ideaaamns  4.  1907; 
0.  Base».  Hinauf  n  IdseJtemaa,  1908;  F.  J.  Sonaor,  Zur  Wiedergeburt  de« 
1908;  BOOK».  Sehriften  (unter  „Gete-  MaocKDoarr.  Die  wiesen 

fclUirwisalsii».  1911;  li  v  mtmum.  De»  Gelage  der  Weh.  1908; 
K.  HAMMAcan.  Kritik  de«  Manrfsmu«.  1910;  J  BaataaBana»  Rshaver  a.  absoluter 
Irleehsmas,  1909;  Knooaa.  Dte  Wilmas  .■■aaBgafcssi»»mten  Ideal.  1909;  WnxaASS. 
i».  1907;  (Iran <«■'■■  Idealer  Wefamahannag,  1806;  Kaoaraa- 
Qsacainhte  de«  rhi«ie«he«  Ide^hsmi».  1908/1 .  a.  Lide* 

1905;  Bacawcanoo.  L'HliMim  eontentftorain.  1905;  R.  Kassaaa.  Dar 
Ideahamue,  1908;  Dwnjuumrsa«.  La«  pratcspst  de  rideei.  acsmttfane,  1898; 
Gsoitim,  Im  raison»  de  l«*e*l..  1908;  IUc«ca»*BEao«s,  Dm  krittecbr  liifHaa- 
und  seine  Widertegan«.  1918.  -  VgL  Objekt.  Ding.  Ideal -Realsaaue,  Hein.  Wakhefc- 
keit.  Qualität.  BewuBtecin.  3ubk*k4ivtemaa.  HnHpaaia— .  Idee,  tteechiehte.  Hisattena- 

IMMMMrflMH 


Tv^n«Satfbaae^Mft#       m*a^*Bsinsafta»i«W9mta«»'^e>«h»i       tat a'k#w^ai«a       %sfm9»nn«BSB       4m*a,+w«afeBaiWe»B#       JLskfffia»*»  ■  Lt 
m  t  rail~/"il*™ I* * ,     r»i  K"fi " I It 8V%apPOa^äe«    B*«Jf|**^l%    JhVaVi^WPa   flBOTHWMIt  ^Hk^HPVHa^ 

Tamache. 

I drali «mu«.  p-aktteeber,  Ut  eine  Form  der  Lfbemaaaduuuag  und  Iabsns- 
».•llung.  bj|  fl.  \ü*U«rhc  Gesinnung  und  Tender»«,  d.  h.  ein  Streben.  Ideen  und  ! 
im  individuelta  und  eatialrn  i  vrprirklirhea.  da«  L  l*n  im  Sinne  ideeler 

Konirrungen  zu  gestalten.    !)»•  Idee,  da*  Ideal  aoll  Realität  erlangen,  d 
»»Il  idealisiert,  d.  h.  in  der  ltirhtung  höchster,  idealer  Willen* 

malen,  hktoriseh  gewordenen  Verbaltaiaw  nicht  Rücksieht  gaaomsseii 
wird,  wenn  da?  ffniwhfchinjsaingfhwljiiili  u  auBcr  acht  gileasnn  werden,  daaa  kommt 
as  an  einem  schwärmerischen,  utopischen  I..  an  dessen  Stelle  ein  tatkräftiger,  «ktivar. 
sbar  hataansnaf.  methodisch  vorgebender  Idcahsmu»  tritt,  der  alls  Gebiete  das  Leben« 
ergreifen  kann  und  soll.  In  diesem  Shaw  denken  Plato».  Hcaosa,  Karr,  Scanxca 
(▼gl  Über  naire  und  asarimontala  Dichtung;  Idealist  ist,  aar  „aus  reiner  Vernunft 
seh»  BsstimmungsgrOnde  nimmt";  ..wahrer" und  „falscher",  pbsntastisoher  ILW.ro» 
Humboldt.  Kkttt«.  Scamxt»o.  Hboel,  ScaunnaAcasa,  Lotxb.  Wcxdt.  Kuck**. 

BLBAXD.  GOBBS.   NaTOBT.   KlSBKi  tCXSSX,  JOOU  O-tTWALU. 

I'.m  iuJk«  u.  a.  Einen   akttvistischen,  „willenskritischen"  Idealismus,  welcher  sieh 
mit  Idealer  Weltanschauung  begnügt,  sondern  die  „i«L*»ir  Weltwollung"  fordert, 
vertritt  R.  Gournoama  (s.  Willenskritik».  VgL  Aktirismus.  Sittlichkeit.  Idee.  Kultur. 
Soziologie,  Geschichte. 

M<  «|-K<>ali«aaas  (Rc»llde«Jiamus)  äu  1.  die  Ansicht,  dafi  das  Ideals 
selbst  zugleich  das  Reale  ut.  dafi  Idealitat  und  Realität  Korrelate  sind,  dafi  das  Reste 
aus  ideellen  Prinzipien  abzuleiten  ist  (Ftcars.  Grundl.  d.  y  ■ernten  Wu 
S.  889 f.;  Scaatxixu.  Ideen  zur  Naturphilos.,  S.  87;  System  d. 
Idealismus,  S.  79);  2.  die  Lehre,  dafi  dem  Idealen  etwas  Reales  entspricht  aad  dafi 
das  Baals  sich  im  Idealen  manifestiert,  in  den  objektiven  Bewußtseinsinhalten  erscheint 
(CAaadwa  u.  a.),  sowie  die  Ansicht,  dafi  das  Reale  Trager  und  Organ  des  Idealen  int 


Idealwissenschaften  —  Idee.  289 


(Schleiermacher,  Herbart,  Beneke,  Trendelenburg,  Lotze,  Ulrict,  E.  von 
Hartmann,  Ueberweg,  Zeitschr.  f.  Philos.,  Bd.  34,  1859;  L.  Weis,  Idealrealismus 
und  Materialismus,  1877,  H.  Struve  u.  a.).  —  Nach  Wündt  ist  der  „allein  berechtigte 
kritische  Idealismus  zugleich  Idealrealismus".  „Er  hat  nicht  .  .  .  aus  realen 
Prinzipien  die  Realität  spekulativ  abzuleiten,  sondern,  gestützt  auf  die  berechtigten 
Begriffe  der  Wissenschaft,  das  Verhältnis  der  idealen  Prinzipien  zu  der  objektiven 
Realität  nachzuweisen."  Es  ist  anzunehmen,  daß  die  idealen  Prinzipien  sich  in  der 
objektiven  Realität  wiederfinden  (Logik  I2,  1895,  S.  86  ff.).  Vgl.  Objekt,  Erscheinung, 
Realismus,  Identitätsphilosophie,  Phänomenalismus. 

Idealwissenschaften  (Gegensatz:  Realwissenschaften)  heißen  diejenigen 
Wissenschaften,  in  denen  die  Realität  der  Objekte  ganz  außer  Frage  bleibt,  so  daß  sie 
es  mit  bloßem,  vom  Denken  erfaßten  Sosein  zu  tun  haben.  Dazu  gehört  vor  allem  die 
Mathematik.  Darüber  hinaus  aber  soll  ein  idealwissenschaftliches  Forschungsreich 
möglich  sein,  das  die  Mathematik  als  Teilgebiet  sich  einfügt.  Vgl.  Gegenstandstheorie, 
Wesenswissenschaften.  Meinung,  Über  die  Stellung  der  Gegenstandstheorie  im 
System  der  Wissenschaften,  1906;  E.  Becher,  Geisteswissenschaften  und  Natur- 
wissenschaften, 1921,  24. 

Ideation.  Nach  Husserl  besteht  die  „Ideation"  in  der  Beziehung  des  Kon- 
kreten auf  die  Idee,  in  der  Erhebung  des  Besonderen  zum  Allgemeinen,  zur  zeitlosen 
identisch  bleibenden  Geltungseinheit  (Logische  Untersuchungen,  1901  f.,  I,  129).  Vgl. 
Wesenserschauung. 

Idee  (iöia,  eUos;  eigentlich  Gestalt,  Bild,  Form,  Typus)  bedeutet:  1.  dem 
populären  Sprachgebrauch  nach  soviel  wie  Vorstellung,  Gedanke,  auch  neuer,  ori- 
gineller Gedanke,  Einfall;  2.  das  im  Geiste  erfaßte,  dem  Denken,  der  Phantasie,  dem 
Handeln  vorschwebende  Mustsrbild,  welches  die  Tätigkeit  leitet,  dem  Schaffen  die 
Richtung  gibt;  das  einheitliche  Ganze,  welches  der  Geist  als  das  Wesen  eines  Dinges 
konstituierend  erfaßt,  den  „Typus",  den  „Sinn".  Ideen  sind  höchste  Zielpunkte  des 
theoretischen  oder  praktischen  Willens,  Konzeptionen  höchster,  abschließender, 
mustergültiger,  normgebender  Einheit  eines  Gebietes.  Die  Ideen  existieren  und  wirken 
psychisch  nur  als  Willensziele,  zu  deren  Erreichung  mehr  oder  weniger  bewußte 
Tendenzen  in  den  Wesen  bestehen.  Im  ganzen  läßt  sich  die  Weltentwicklung  als 
zeitliche  Entfaltung  dessen,  was  zeitlos  in  der  Idee  jedes  Dinges  beschlossen  liegt, 
betrachten.  In  der  Geschichte  (s.  d.)  werden  Ideen  immer  bewußter  zu  Zielpunkten 
menschlicher  Entwicklung.  Indem  der  Wille  zu  einheitlichem  Zusammenhange  das 
Denken  und  Erkennen,  das  Schauen  und  Gestalten,  das  sittliche  und  soziale  Wollen 
und  Handeln  reguliert,  kommen  hier  überall  Ideen  als  oberste  Gesichts-  und  Richtungs- 
punkte zur  Geltung;  sie  fungieren  auch  als  Normen  der  Beurteilung  und  Bewertung, 
der  Bestimmung  des  „Richtigen". 

Den  Ausdruck  „Idee"  anbelangend,  bedeutet  er  ursprünglich  (bei  Piaton,  s.  unten) 
etwas  an  sich  Seiendes,  ein  Urbild  von  Dingen,  dann  (bei  den  Stoikern)  einen  subjek- 
tiven Gedanken,  weiter  ein  Urbild  im  göttlichen  Geiste.  Von  Descartes  an  bedeutet 
„Idee"  einen  Inhalt  des  Bewußtseins  („quod  immediate  percipitur",  Respons.  III,  15), 
einen  Gedanken  oder  Begriff  (Spinoza:  „per  ideam  intelligo  mentis  conceptum'', 
Eth.  II,  def.  III;  Chr.  Wolff:  Ideen  sind  Vorstellungen  einer  Sache,  sofern  sie  objektiv 
betrachtet  wird,  Psychol.  rationalis,  §  86,  u.  a.),  eine  Vorstellung  (Locke,  Essay  1, 
K.  1,  §  8)  oder  Erinnerungsvorstellung  (Berkeley,  Principles  I,  XXX11I;  Humk. 
Treatise  I,  sct.  1;  Condillac  u.  a.),  einen  Gedanken  in  der  neueren  englischen  und 
französischen  Philosophie  („idea",  „idee").  Daneben  aV.er  erhält  sich  auch,  /.um  Teil 
KUler,  Handwörterbuch.  in 


HO 


MB  WMM  MOS  aOtHltllfa, 

(ab  Mmterbiki  gabtbnr  Tätigkeit)  erhalt. 
Der  Degittudei  der  Ideen  Innre  bt  Plstoji.     Ursprftngneh  faßt  er  db  Um 
logisch  auf,  Ab  ideeb  nenhahthbtea.  ab  Tlihjimlrli  da*  Danket»,  ab  durah  den 
grusligen  Bttck,  durah  ..Tismiiimanashanaa''  ertaBte  Typet», 
nilliiiigamlfngi  bah» 


■■il  illi  iiiaMiilsli  masi  isFiIHib,  Ji  ■■  „nnitoni"  aeiiba  (Tlailas)  — 
Dbldee(/s7e,  •««)  bt  der  objektive  Inhalt  de«  C^tongsbegriC«,  an  dem  db  Einsei 
dinge  teilhaben  (^»af«,  Ptrmenidea,  13JD)  und  der  in  Ihnn  sirh  deretattt (««fesw <a, 
Phaedo,  100D).    Db  Ideen  sind  bmübh  nfehi  wenrnehmbe,.  aar  gobug  erfaßbar 
(.*•*>•*.  Timaus,  UA).  8b  bad  db  ewigen,  ran«  and  aeitiai 

„oberhirsnihanhsn"  Ort»  bsfmdlbhea,  an  und  fw  abh  ejiitrliri  ür-  aad  Mesis  rMHir 
(*«e«eWr*«f.)  der  Dia*;  db  butareu  bad  aar  sohnttonhnrm  Abbilder  (rfeW.). 
Nachbilder  (mtßi^tm).  Fi mtib angin  dar  Idna.  deraa  —  ao  ebb  gibt,  ab  Arten  von 
Dingen  oder  Eiaeneoheiten  exbtbreu  (rgL  aber  Aamormaa,  Metaphy«.  XI,  J).  Wb 
dar  höhere,  illatrtilni  Begriff  dem  abderen  übergeordnet  bt,  ao  besteht  aneh  im 
Reiche  dar  Ideen  ah»  Über-  aad  Unterordnung;  db  ■Oofcab  Idee  bt  db  Idee  de« 
Outen  (a.  <U  db  M8onne  im  Reich  dar  Ideen-,  dat  Urbild  dea  Seienden,  das  Wahren 
und  dea  BohOnan,  dar  Urgraad  von  alba»,  dar  ab»  bt  mit  der  göttlichen  Vernunlu 
Daß  Ideen  anranihmin  und  dat  ab  ohbhbe  sind,  dtdatbrt  PLtio»  am  dar  Unat: 

■■  ■■-     ~a^  —     Q- 1  ■  -,  ,1  ■     L^     — fa. n j&V.     +***■  _t-.__i  —  j  _     — «  -1  a         I.  ,„     fta«a^i^aVlia^     n?*pVsanam>uWaa 

DOP  OaTav    OMSQOar    M%  OvVBnVUBVfffa   QnrnO)   OTMflSnWJVNaOV   amamBma   QMB    QVAwBUawH    JamanflaBaWVraap 

dam  BagrWamhah  mal  abo  Obbtttettft»  ■uhtimratn  (BepnbL  V.  478C;  amram« 
Metaphea.  I.  6).  In  einer  spateren  Periode  luillaiail  Piaton  pTthagorebiereod.  db 
Ideen  ab  JbabaM<AattlOVman,  Metaphre.1.6;  XIV.  1;  rgL  Pheedo  lOODff.;  8>m- 
pobon  211  B.  U1U  Parmenidea  130H.;  RepobL  478C,  507  B,  696A;  Phaadru.  I 
Timaena  Älff.;  Thoaetet.  Phibbus).  VgL  AtrtTaaxr.  Db  pbton.  Iasinbhrs,  18*3; 
Naroar.  PUtoa  Ideenbhre,  1908  (N.  fast  db  Ideen  ab  apriorbehe  „Qrmadbgnngej, 
dar  Erkenntnis,  ab  Formen  dar  ..hypotheeb*'  auf);  N  Habtka»».  Piatos  Logik  d<e 
Samt,  1000t  &  hliacK.  Db  piaton.  Ideenbhre.  101t;  J.  A.  Stbwakt.  Piatot  Doctriae 
of  Ideen,  1008;  L.  Ron».  La  theorie  utatanlabmm  dat  idees  et  dat  aombrea  d'sprai 
Arbtot»,  1008;  UB««awaa-Hm«a.  Gruadrift  dar  riiinMnhli  dar  Phüoa.  IM.  1000.  - 
Db  Ideenbhre  bekämpft  Ajustotsxus;  db  Plitnnbebtn  Ideen  bad  nach  ihm  nur 
«weokloso  Verdoppehmgan  dar  Dinge;  •»  gibt  ewige  „Formen"  (a.  d.).  aber  nicht 
gatondert  Ton  den  Efenmldmgan,  denen  vbanahr  dat  Ulbamiinii  (a.  d.)  immanent  bt 
(Metaphye.  I,  8;  VII.  IS;  XIII-XTV;  Aaaljt.  poeter.  L  11k.  Wahrend  das  Stoikern 
db  Ideen  ab  bloß  subjektive  Begrifft  gelten  (#*»•♦>«•,  perrae^ar«  «***>), 
werden  ab  bei  Pklov  tu  phtbaa  Kräften,  durah  welche  Gott  db  Materie  gestaltet 
(Dt  aacrific.  II.  116).  bei  Pum»  sn  Beatandteibn,  Inhalten  dea  am  dam  göttlichen 
„Barn"  haitmashambu  ..Gebtes"  (»•#*),  db  ab  gebtige  Kräfte  in  den  Dingen 
wirken  (Ennead.  m,  0;  IV.  8,  3;  V.  0.  8ff.;  vgL  Fauna,  Db  Idee  bei  Philo  und 
Ptoün.  1008). 

Im  MtetokHar  gelten  db  Ideen  mebt  ab  db  bt  gottUoben  Geiste  weaenhaf  t  und 
»itloa  tetbaanatn  Urbilder  der  Dinge,  nach  welchen  Gott  alba  gestaltet  hat.  So 
sind  db  Ideen  nach  Aüocsnirct  db  Urformen  der  Dinge  („ideae  principabs  fonnee 
quaedam  Tel  ratbans  rerum  stabile«  atoue  incommuUbilea  .  .  .  quae  in  dirina  in- 
telligentb  continentor",  De  divin.  qu.  48).     Nach  Thomas  sind   eie  Musterbilder, 


Idee.  291 

Gründe  der  Dinge  („formae  exemplares",  „rationes  rerum",  Sum.  theol.  1, 14;  1, 44,  3c). 
Nach  Wilhelm  vox  Occam  sind  die  Ideen  nicht  etwas  Reales,  Selbständiges 
(„subiective  et  realiter")  in  Gott,  sondern  nur  Inhalte  des  göttlichen  Intellekts 
(„tantum  sunt  in  ipso  obiective,  tanquam  quaedam  cognita  ab  ipso"),  und  zwar  gibt 
es  nur  Ideen  von  Einzeldingen. 

Ideen  al3  Urbilder  der  Dinge  nehmen  ferner  an:  Eckhart,  Nicolaüs  Ccsaxtts, 
Patrittcs,  Pico,  Marsilics  Ficdjcs,  Agreppa,  Marcus  Marcl.  Hirxhaim,  R-  Cüd- 
worth  u.  a.  Nach  Malebraxche  sind  die  Ideen  der  Dinge  in  Gott,  dem  Unendlichen 
enthalten,  und  wir  erkennen  die  Dinge  mittels  der  Ideen,  deren  Gegenstand  die  Aus- 
dehnung des  Unendlichen  ist  („obiectum  omnium  idearum  est  extensio  xov  infiniti, 
intelligibilis,  immutabilis  et  incommensurabilis,  ex  cuius  intuitu  formamus  quidquid 
ad3picimus,  sive  intra  sive  extra  nos";  vgl.  Recherche  de  la  verite  DI,  1).  Auch  nach 
Berkeley  sind  die  Ideen  der  Dinge  in  Gott  (Three  Dialogues  between  Hylas  and 
Philonous,  1713;  deutsch  1901;  Siris,  1744). 

Als  zeitlose,  in  den  Dingen  zur  Erscheinung  gelangende,  produktive  Formen  des 
universalen,  geistigen  Lebens  werden  Ideen  auch  in  der  Philosophie  des  19.  Jahr- 
hunderts angenommen.  Nach  Fichte  ist  alles  Leben  in  der  Materie  „Ausdruck  der 
Idee";  die  Idee  selbst  ist  ein  „selbständiger,  in  sich  lebendiger  und  die  Materia 
belebender  Gedanke"  mit  dem  Streben,  sich  zu  entwickeln  (Grundz.  d.  gegenwart. 
Zeitalters,  1806;  WW.  VI,  368).  Das  schöpferische  Reich  der  Ideen  bekundet  sich 
besonders  in  der  Geschichte,  im  Geistesleben.  Nach  ScHET.T.rvG  sind  die  Ideen  die 
Urformen  des  Lebens  (Jahrb.  der  Medizin  I),  „Synthesen  der  absoluten  Identität  des 
Allgemeinen  und  Besondern",  die  „Wesenheiten  der  Dinge  als  gegründet  in  der  Ewig- 
keit Gottes",  die  „Seelen  der  Dinge",  „produktiv"  (Vorles.  über  d.  Methode  des 
akadem.  Studiums3,  S.  98,  240f.;  WW.  I  6,  183).  Nach  Schopenhauer  sind  die  Ideen 
Stufen  der  Objektivation  des  an  sich  seienden  „Willens",  die  „ewigen  Formen"  der 
Dinge  zeit-,  räum-  und  grundlos,  ewig  (Die  Welt  als  Wille  und  Vorstellung,  I.  Bd., 
§  25 ff. ;  vgl.  Ästhetik).  Hegel  bezeichnet  die  Weltvernunft  als  die  „Idee".  Sie  ist 
die  „Einheit  von  Begriff  und  Realität",  der  „adäquate  Begriff",  das  „objektive 
Wahre".  Sie  ist  das  Denken  als  „sich  entwickelnde  Totalität  seiner  eigentümlichen 
Bestimmungen  und  Gesetze",  die  „absolute  Einheit  des  Begriffs  und  der  Objektivität". 
Das  Absolute  ist  „die  allgemeine  und  eine  Idee,  welche  als  urteilend  sich  zumSystem 
der  bestimmten  Ideen  besondert".  Sie  ist  die  „Dialektik"  (s.  d.),  ein  ewiger  Prozeß, 
ewige  Lebendigkeit,  ewiger  Geist.  Das  einzelne  Sein  ist  eine  Seite  der  Idee,  der  objektiven 
Vernunft  (Logik  HT,  236 ff.;  Enzyklop.  §  19,  213 ff.).  Die  Idee  ist  „die  Vernunft 
eines  Gegenstandes"  (Philos.  des  Rechts,  §  2).  Vgl.  K.  Rosenkranz,  Wissensch.  d. 
logischen  Idee,  1858f.  —  Objektive  Ideen  gibt  es  nach  Goethe  („Die  Natur  muß  sich 
in  die  Idee  fügen";  „im  Gesetz  aller  Erscheinungen";  „In  der  Erfahrung  ist  sie  nicht 
darzustellen";  vgl.  Chamberlain,  Goethe,  1912;  Smmel,  Goethe,  1913,  121);  Oersted, 

ESCHEKMAYER,   CaRCS,  J.  J.  WaGXER,  CHR.  KRAUSE,  GlOBERTT,  V.  COUSIN,  MOXRAD, 

Carriere,  Frohschammer,  J.  H.  Fichte,  Lotze,  Glogau,  (Abriß  der  philos. 
Grundwissenschaften,  1880 — 88),  Class,  O.  Liebmann  (Ideen  als  „Gesetzeskompli- 
kationen"), Steinthal,  Willmaxn,  H.  St.  Chamberlatv,  H.  v.  Keyserling  (Das 
Gefüge  der  Welt,  1906),  0.  Wetdenbach  (Die  Wirklichkeit  ist  Idee,  Vernunft;  Mensch 
und  Wirklichkeit,  1907)  u.  a.  Nach  Foutllee  gibt  es  „idees-forces"  (Ideenkräfte  oder 
Kraft-Ideen),  wirkende,  sich  selbst  verwirklichende  psychische  Faktoren  (Der  Evolu- 
tionismus der  Kraft-Ideen,  1908,  S.  5ff.,  60ff.,  175ff.).  VgL  Rosmeo,  Nuova  saggio 
sulT  origine  delle  idee,  1851/52. 

In  der  Geschichte  (s.  d.)  wirken  Ideen  nach  Vico,  Herder,  Fichte,  Hegel, 

19* 


W.  t.  Humboldt  (WW.  VII,  Uff.),  Rabbbu.  a..  Hamm»  (ab  rVUbnainhaheik  Lababxs 
(Über  dfe  Ideen  in  der  Gceobbhte*.  1871)  u.  a^  ab  Imm««*.  psychische  Faktorm, 
Zblgedankrn  und  Strctiiingai  bh  noch  nach  LuiraacaTr.  FlCoku  Jool,  Tb.  Lixdxek. 
O.  Barth.  M.  Adlbb  (ab  „  Formen  der  sozial  perta  denen  8clb*terhaltung".  ..Richtung»- 
rlrmente  sozialer  KaueabtJU")  u.  a.  (vgL  <k>cr>nuED*tCB.  Ob  historische  Ideenbhrc 
in  Deutschland,  1902). 

Ali  abecUbfieader  Vernaaftbegriff.  obereter  ITlBBaltamiilsjiis,  hflolisSni  Rieb 
tunfepunkt  (Qr  dne  Denken  und  Handeln  tritt  die  Met  (vgL  eebon  Platou)  bei  Kabt 
»uf.  Idee  int  metbodiecBrn  Sinne  bt  „dir  Vernaaftbegriff  von  der  Form  eiims  üeziaan. 
eofem  durch  dbnmlbsn  der  Umfang  des  Msiinigfsliigan  sowohl  alt  die  Stell»  der  Teile 
unirreinander  *  priori  bestimmt  wird'  (Kitt.  d.  min.  VanL,  Meüiodeabhrc  III 
Ihr  Architektonik  dar  reinen  Vernunft*.  -  Die  Ideen  rind  ..Vernusitbegrifle.  denen 
kern  Pap  artend  in  dar  Erfahrung  Begeben  »erden  kann'  (Anthropol.  I.  f  41; 
Prolegommn.  f  40).  So  wie  dar  Veratand  die  Quaae  der  Kstsanrisa  (a,  d.)  bt,  sritigt 
dm  Veraonft  (a.  d.)  durch  Ihm  fcbardb  Erfahraag  ibfamkiailin  Bnhlemi  aeriorieeha, 
..reise  Vernunltbegrifle'.  „trezauamdentab  Ideen*,  deren  ea  ao  riet»  giU  ak  Arten 
dat  Verbaluuaem*  dm  dar  Veretand  ahm  veemitteb  dar  Katogorien  dankt.     Dmm 

TuiaüUt  der  Bedingungen  ;  am  dienen  nun  „Aubtetgea  hl  dar  Reihe  dar  Bedin- 
gungen  bu  cum  Unbedingten".  8b  rind  „nicht  willkaribh  erdichtet,  aondern  durch 
die  Natar  dar  Vernunft  eelbet 
auf  den 

die  Crenarn  aller  Erfahrung,  in 
kann,  der  der  treneaendentabu  Idee  edaoust  wäre".  Holehe  Ideen  rind  die  der  8e-»b, 
der  WaR,  der  Unandhehkeit  im  GroBea  wie  im  Kleinen.  Gottes,  der  Fmiheit,  der 
Uneterbuchkeit  (rVjrehohmbcJm,  knimolofMBBi  Ideen,  thaohmboha  Idee;  rgL 
DiabkUk.  Antinomien,  Paralogbama).  Dieae  Ideen  rind  niemab  eon  Jumetttativem 
Gebrauch",  es  werden  durch  ab  keine  OimnUlnib  gegeben,  eondem  ab  haben 
nur  ..regulativen  Gebrauch",  dbaas  dazu,  „den  Veratand  tn  einem  gewbmn  Ze-ie 
xu  richten,  in  Aamicht  auf  wrbhea  die  Riiihlaamillnba  aller  miner  Regeln  in 
Punkt  lueanunenUnfon".  Sie  geben  auf  höchst  erreichbare  Einheit  und 
VcObttndigkri t  dar  Vcrrtsinheaririinnlnb  db  aber 
da  ein  ..absoluten  Gaame  der  Erfahrong "  unmogUch  ut.  Db  Ideen  rind  eben  nicht 
Begriffs  erkennbarer  Objekte,  aondern  in  theoretbcher  Beriehnag  aar  Jaaibmiohe 
Fiktionen",  Leitbegriffr  l'.k-btung  der  VeretandeetAtigkeH  und  zum 

noch  von  ..praktbcher  Realität  *  (vgl  Primat;  Prukigninwii,  f  I  rein. 

-    279ff.,  642);  über  db  «etherische  Idee  rgL  K  rteibkraft,  |  17.  66; 

vgL  E.  Lbbmabb,  Idee  and  Hypotheee  bei  Kant,  1909;  Vatbibobb,  Db  Philoa.  dea 
Ab  Ob,  1911.  8.  680ff.:  db  Ideen  ab  nützliche,  wertrolb  „Fiktionen";  vgl.  achon 
S.  bUdio  ntereuch.  Aber  den  amasebi.  Gebt.  1797;  Versuch  einer  neuen 

Logik,  1794;  2.  A.  1912  (Ideen  ab  „bk>Be  Erfindungsmethoden,  die  bloß  cum 
Behuf  der  Einbildungskraft  abgegebene  Objekte  fingiert  werden");  F.  A.Lasoe, 
(icechichtc  des  alateibibmus',  1902  (Ideen  ab  Atmdrack  von  ..Emheimbeetmbozur 

*■  Jaoobx  offenbart  rieb  dem  Qebte  in  den  Ideea  daa  Cbeieinnliche  nnmittelbar 
(WW.  1812/25). 

Nach  H.  Cohbx  ist  db  Idee  db  „Hypotbeab",  db  Grandbgung  der  Erkenntnis 
und  dea  Seine,  das  „Selbstbewußtsein  dea  Begriffs",  db  reine  Setzung  dea  Denkens 
ab  apriorische  Voraussetzung,  ab  ..Methode"  (Logik,  1902.  &  5  ff . ;  vgL  Kants  Begrund. 
der  Ethik.  1910.  S.  86 ff.k   ÄhnbYh  XsTosr  Blick- 


Ideenflucht  -  -  Idcntitas.  293 


punkt  der  Erkenntnis"),  Casstrer,  Kinkel  (Idealismus  u.  Realismus,  1911)  u.  a. 
Vgl.  A.   Stadler,   Kants  Teleologie2,   1910. 

Wuxdt  versteht  unter  den  Vernunftbegriffen,  welche  ,,alle  Erfahrung  umspannen 
und  doch  keiner  Erfahrung  angehören",  „ergänzende  Gesichtspunkte  zur  Erfahrung". 
Die  ontologischen,  kosmologischen  und  psychologischen  Ideen  schließen  alle  einen 
Rückgang  zur  unendlichen  Totalität  und  zur  unteilbaren  Einheit  ein  (System  der 
Philos.  P,  1907;  vgl.  Transzendent).   Vgl.  Apelt,  Metaphysik,  hrsg.  von  R.  Otto,  1911. 

Praktische  Ideen,  die  aus  „(jeschmacksurteilen"  über  Willensverhältnisse  hervor- 
gehen und  Musterbilder  des  sittlichen  Wollens  darstellen,  gibt  es  nach  Hebbabt  fünf: 
Idee  der  inneren  Freiheit,  der  Vollkommenheit,  des  Wohlwollens,  des  Rechtes,  der 
Billigkeit  (W.,  Kehrbach,  II,  3-32;  IV,  118ff.).  —  Vgl.  K.  G.  Carüs,  Xatur  und  Idee, 
1861;  Lotze,  Mikrokosmos  II2,  165ff. ;  Riehl,  Zur  Einführ,  in  d.  Philos.,  S.  19,  192f. 
f., Ideen  sind  Willensbegriffe,  nicht  Sachbegriffe",  ,,Willensaufgabcn",  „Ziele  des 
Schaffens  und  Handelns";  „sie  gelten,  aber  sie  sind  nicht");  Cohen,  Ethik,  1904, 
S.  26;  Wcndt,  Ethik2,  1903,  S.  510;  System  d.  Phibs.  II3,  1907:  Idee  im  ethischen 
bzw.  im  ästhetischen  Sinne);  Lachelieb,  Psychol.  u.  Metaphysik,  1908:  fl.  St.  Cham- 
beblaix,  I.  Kant2,  1908;  Aars,  Die  Idee,  1912;  Nach  W.  Stern  (Die  menschliche 
Persönlichkeit,  19182)  sind  die  Ideen  die  Lebensformen  übcrindividueller  Personen 
(Konkreter  Idealismus).  Freyeb,  Antäus,  1918;  Sfmmel,  Lebensanschauung,  1918. 
(Darin:  Die  Wendung  zur  Idee.)  P.  Janet,  Xevros^s  et  idees  fixes,  1899 — 1904;  Diepe, 
Untersuch,  über  die  Bedeutung  der  Denkform-Idee  in  der  Philos.  und  Geschichte, 
1892;  C.  Heydeb,  Zur  Geschichte  der  Ideenlehre,  1878.  Vgl.  Ästhetik,  Vorstellung, 
Begriff,  Ideologie,  Soziologie,  Geschichte,  Unbewußt  (v.  Hartmanx),  Vernunft 
(praktische),  Postulat  (Kant),  Regulativ,  Transzendent,  Ideal,  Unendlich,  Seele 
(Kant),  Kategorie. 

Ideen,  materielle  („ideae  materiales"),  nannte  man  früher  die  von  den 
Dingen  im  Gehirn  bewirkten  gruppierten  Eindrücke,  denen  die  Vorstellungen  unmittel- 
bar zugewandt  sind  oder  welche  den  Vorstellungen  entsprechen.  Vgl.  Descartes, 
Princip.  philos.  IV,  196f. ;  Malebeaxche,  ('kr.  Wolff  (Psychol.  rational.,  §  118), 
Platner  („Ideenbilder",  Neue  Anthropol.  1772—71,  §  344ff.)  u.  a. 

Ideenflucht:  pathologischer,  ungehemmter,  übermäßig  beschleunigter 
Ablauf  von  Vorstellungen  und  Gedanken,  ohne  inneren  Zusammenhang  und  Ordnu'i^. 
VgL  Wuxdt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903,  S.  570 ff  ;  Kbaei-elix,  Psychiatrie, 
II*,  1909;  Lifmann,  Über  Ideenflucht,  1904;  Külpe,  Psychologie  u.  Medizin,  22 ff. ; 
Jaspebs,  Allgem.  Psychopathologie,  19202,  98.  —  Vgl.  Zwangsvorstellungen. 

Idees  forces  s.  Idee  (Fouillee). 

Identität  indiscernibilium:  Identität  des  (begrifflich)  Xichtunterscheid- 
baren,  also  reale  Verschiedenheit  alles  qualitativ  Verschiedenen,  so  daß  es  nicht  zwi 
absolut  gleiche  Dinge  in  der  Welt  gibt.  Dieses  Prinzip  findet  sich  bei  den  Stoikern 
(Cicero,  Academ.  17,  18,  26;  Seneoa,  Epist.  113,  13),  ferner  bei  Nicolai"  s  Ci - 
(De  doeta  ignorantia  I,  11)  u.  a.,  besonders  aber  bei  Leibxiz,  nach  welchem  alle 
Monaden  voneinander  irgendwie  innerlich  verschieden  sein  müssen  (Monado!.  9; 
Xouv.  Essais  II,  K.  27,  §  1).  Dagegen  wendet  Kant  ein,  daß  schon  die  Verschieden- 
heiten der  örter  die  Vielheit  und  Unterscheidung  der  Gegenstände  als  Erscheinungen, 
auch  ohne  Monadologie,  möglich  und  notwendig  mache;  denn  ein  Teil  des  Raumes  ist. 
obgleich  er  einem  andern  völlig  gleich  sein  mag,  doch  außer  ihm  und  dadurch  von 
ihm  verschieden.  So  sind  zwei  nur  dem  Orte  nach  untersclüedene.  sonn  ober  gleiche 
Dinge  nicht  identisch  (Krit.  d.  rein.  Vem.,  S.  242  f  f.). 


■>r\\ 


l.l<  ntitmt  (Identität,  tnMt*):  Selbegkeit,  Ia«mlhb>ail>  Fsnsihfhiil,  Sich. 
Im  ■  rilajia  8fame  bt  „IdentitlA"  db  völlige  Übereinstimmung 
UounterscheedbarkeH 
LM* 

ta  dm  Efakeit  des 
Individamne.  Objektive  IcbctitAt  bt  da.  Sa^-etjbet  GbfckbMben  < 
dM  ninimni  la  Wecksei  «einer  Veffmfafvngen  «ad  Bnabhiingan;  *  btem 
dafür,  dnfi  wir  tat  Denken  etwa«  eis  koostaale  a*aahait  bei  nahen  wdQm  um 
Dm  Musterbild  albr  renk*  JdeoütAV'.  die  wv  den  Diafen  bsüeena.  imdb  Idrouut 
dm  Iok  (a.  d.k  dm  renma.  fnrawba  Binislaiaalmiaa.  dar  km  Wiofcml  der  Brbbnbss 
•ick  thsie^asflisatSMi  JLehheit**  ab  Tfrianfanjsjiill  aa  Psnsaa,  Wollea  aad  Handeln 
and  all  Vorauemttung  dar  frfceaatras  («.  Apperzeption).    Peyokologbak  beruht  db 

Vw«)^,inabasjfdsrTnn daidawaaBelHibidm  Hu  1 bjiln  li    „Grand. 

wfflaai**.    Indem  wir  db  Diana  ab  „Sali "  (a.  d.)  —ff— 

derlekldenUtMAaaloaaBaabla^aia.  Bog rif f •  sind JdsatbehM, 
Inhalt  und  Umfang  neben;  im  silssiaa  Ssnae  krÜen  »Hefai«.  aad 
(s,  d.)  Begriffe. 

Vmjala    J._ Ln«   ALm.    f      sVbaVsnam    J —    am^a_       _«. fm_tl — l„     ■_»-,    ■** *--  -*- - 

I%aaQB  ABaVTwaBaaaaS  W%  CDar  aU  JHMRI  QW  QMBa?  OtOvr   THMUMV«  TOO  vPBBOBVaaMHB • 

er  antmaoanhkH  eamrinai  (e#eM«)  aad  anamrinoae  (ae**  «>*«*)  libatitli  (Mete, 
phveik  V  9,  1018a  7,  X.  3;  8).  Neck  Taoeu«  vo»  Aqctao  iet  den  Uouatsrsckeidbere 
kbutboh  (vgl  Stöcex,  Lekrk.  dar  Pküoe.  II».  1912).  Nach  Loon  besteht  I.  dum, 
waaa  dm  ab  itbmTbsn  erkkVtea  Vmsmiiinpn  ahm  niokt  top  dam  ■■iiiukilrfcn.  wne 

gegenwärtige«  vergbfckt  (Bemy  ccacera.  kam.  unöaretnnd.  IV.  K.  27.  f  lflL;  vgL 
dam  Lamra,  Noot.  Emab  II.  K.  27;  Hcxs,  Treatbe  IV,  ecu  2;  scu  6;  I.  ect  6). 
Die  Identität  dm  reinen  Selhatbewufltasius  betrachtet  Karr  ab  Bedingung  dar 
Erimnatab  (n>  Appareoptsou).  Er  betont  ferner,  db  „I  den ti tat  dm , 
aaaal  ta  lanaäaaaaaan  Znvr,  '  mJ  m  ,inr  laaaab  äasaamai 
aad  ikree  ZoeamnmnhangniM  aad  beweise  noch  ahmt  db  rmmmbuhu  Identität  dee 
Subjekte  ab  einer  Subetena  (Krit.  d.  mm.  Vernunft,  &  «Ml  Nach  Ooasx  bt  db 
„SelbigkeH  dm  Sekte  ein  Reflex  dar  IdenUut  dm  Denken«"  (Logik,  1902,  8.  78f.). 
Nach  Riaax  bt  db  L  dm  Seltethewulfcseitts  db  „QuelJe  aller  apriorbchea  Begriffe". 
Niehta  kann  erfahren  vmden.  was  nicht  an  einem  aad  demselben  Bewufitoem  ver- 
einigt gedacht  werden  kann  (Dar  pkilos.  Kritizismus,  1876!..  II  1.  78.  234f.;  rgL 
Schmidt.  Grund«,  d.  konstitutiven  Erfaki angapaflne ,  1900,  8.  113«.).  Neck 
Hörrmso  bt  (wb  nach  Kboma»)  das  Bedfirfnie  nach  Identität  ahm  Vorn  mm  trnng 
dar  Erkenntnb  (Der  inemaiiliHi  1  ■  Gedanke,  191 1.  8.  09, 270  ff . ).  Nach  F.  C.  6.  Scanxaa 
bt  Identität  ein  Postulat,  nbhts  Gegebene«  (Humanbmua,  1911 ;  Formal  Logic,  1912). 
—  VgL  Haoax,  Eniyklop.  f  1 16;  EacawniATBn,  PsychoL.  1817,  8.  296;  B.  Eu>maxv. 
Logik,  1892,  I.  168ff.;  Sroaa,  Leitfaden  dar  Logik,  1906.  SL  16;  Mnxoio,  Hume- 
Saadbn  II,  1882.  137«.;  H.  Coavauva,  EhabaV  in  d.  Philoa..  1903,  S.  247;  Baj  dwi». 
Daa  Danken  und  db  Dinge,  1908,  I.  187«.;  J«xas,  Psychologb,  1909,  8.  2<- 
Atkcajucs,  Krit  d.  reinen  Erfakrung,  II,  28«.;  Scaum,  Grundr.  der  Erkaantnb- 
theorb  u.  Logik,  1894.  8.  39,  46,  122;  Falaoti.  Db  Logik  auf  dem  flnheidewege, 
1903,  8.  167.  217;  E  Maranaoa.  Identite  et  renkte,  1908;  MOaaTaaaaaa,  Philo«, 
der  Werte,  1908;  Paülhak,  Logique  de  b  coatrndbtkm,  191 1 ;  r.  Broxorr.  Zeitlickkcit 
und  Zcitlomgkeit,  1911  (I.  ab  konstitutive  Kategorie  bt  db  ..beharrende  ReaüUt  im 
zeitliehen   Wechsel*',  rein  logisch  bt  ab  eine   „Gmndbeetimmnng    aller   eeiüoaea 


Identität.  295 

Gebilde");  Fullerton,  On  Sameness  and  Identity,  1890.  Vgl.  Identitätsurteil,  Identi- 
tas,  Identitätsphiloßophie,  Selbstbewußtsein,  Wahrheit  (Hussebl,  Palagyi),  Einheit, 
Apperzeption,  Korrelat  (Gilbert),  Urteil,  Schluß. 

Identität,  Satz  der  (Identitätsprinzip,  ,,principium  identitatis";  A  =  A), 
ist  ein  logisches  Denkgesetz,  nämlich  die  Forderung,  das  Postulat,  im  Urteil  und  im 
Verlaufe  eines  Denkzusammenhanges  einen  Begriffsinhalt  einheitlich  festzuhalten, 
ihn  nicht  unvermerkt  durch  einen  andern,  ihm  widersprechenden  zu  ersetzen.  ,,A  soll 
A  bleiben",  dieses  Postulat  bildet  die  Voraussetzung  alles  Denkens  und  gilt  zugleich 
für  alles,  was  Denkinhalt,  Denkobjekt  werden  kann.  Innerhalb  eines  Denkzusammen- 
hanges muß  jedes  Wort  in  seiner  Bedeutung  festgehalten  werden,  jedes  Symbol 
seine  begriffliche  Bedeutung  beibehalten,  sonst  ist  ein  logisches,  einheitliches  Denken 
unmöglich ;  das  Identitätsprinzip  gilt  daher  a  priori,  es  ist  durch  den  „reinen  Denk- 
willen" gesetzt,  gefordert,  der  auf  die  in  Eins-Setzung  des  Übereinstimmenden  geht. 

Das  Identitätsprinzip,  das  schon  bei  Pabmenides,  Platon,  Aristoteles  (Analyt. 
prior.  I,  32;  Metaphys.  IX,  10)  angedeutet  ist,  wird  zunächst  vielfach  in  der  Form: 
„Jedes  Ding  ist,  was  es  ist",  „Was  ist,  ist",  „Jedes  Ding  ist  mit  sich  identisch,  sich 
selbst  gleich"  aufgestellt  (Locke,  Leibniz,  Lotze,  Jevons  u.  a.;  vgL  B.  Ebdmaxn-, 
Logik,  1892,  I,  172ff.).  —  Aus  einer  „ursprünglichen  Tathandlung"  des  Ich  leitet  das 
Prinzip  Fichte  ab.  Der  Satz:  Ich  =  Ich  („Ich  bin")  begründet  den  Satz:  A  =  A 
als  Form  der  Folgerung  vom  Gesetztsein  auf  das  Sein  (Grundl.  d.  ges.  Wissenschafts- 
lehre, S.  11  f.;  vgL  Schelltng,  System  d.  transzendental.  Idealismus,  S.  57;  WW.  I  4, 
116;  I  6,  147).  —  Nach  Hegel  ist  das  Prinzip  nur  ein  Gesetz  des  „abstrakten  Ver- 
standes" (Enzyklop.  §  115). 

Als  logische  Forderung  faßt  das  Identitätsprinzip  Wcndt  auf:  es  soll  überall  das 
Übereinstimmende  gleichgesetzt  werden.  Im  Prädikat  soll  der  nämliche  Begriff 
festgehalten  werden  wie  im  Subjekt  des  Urteils  (Logik  I2,  1895,  558ff. ;  System  der 
Philos.  P,  1907,  S.  60ff.).  Nach  H.  Cobnelitjs  ist  das  Prinzip  die  „Forderung  der 
feststehenden  Bedeutung  der  im  Urteil  gebrauchten  begrifflichen  Sym- 
bole" (Einleit.  in  d.  Philos.,  1903,  S.  287).  Ein  Postulat  ist  der  Satz  auch  nach 
Jebusalem,  J.  Schultz,  F.  C.  S.  Schtlleb  (Humanismus,  1911;  Formal  Logic,  1912) 
u.  a.  —  Nach  Cohen  (Logik,  1902,  S.  79ff.),  Palagyi  (Logik  auf  dem  Scheidewege, 
1903,  S.  241  ff.)  u.  a.  drückt  das  Prinzip  die  Identität  dessen  aus,  was  im  Wechsel  des 
Denkens  gesetzt  oder  gedacht  wird  („A  ist  A  und  bleibt  A,  so  oft  es  auch  gedacht 
wird",  Cohen,  a.  a.  O.).  —  Sigwabt  unterscheidet  vom  Identitätssatz,  welcher  eine 
Forderung  enthält,  das  „Prinzip  der  Übereinstimmung":  „Das  Urteil  ist  uns  darum 
gültig,  weil  es  notwendig  ist,  Übereinstimmendes  in  eins  zu  setzen"  (Logik,  1893,  I. 
S.  102ff.;  4.  A.  1911).  —  Nach  A.  Spib  ist  das  Identitätsprinzip  das  A  priori  des 
Denkens,  durch  dessen  Zusammenstellung  mit  den  Erfahrungsinhalten,  die  ihm  wider- 
streiten, die  Grundsätze  der  Substanz  und  der  Kausalität  entstehen  (Denken  u.  Wirk- 
lichkeit3, 1884).  —  Vgl.  Uebebweo,  Logik  §  71;  Jevons,  Leitfaden  der  Logik,  1906; 
Höffding,  Der  menschl.  Gedanke,  1911;  Schuppe,  Erkenntnistheoret.  Logik,  1878; 
B.  Petronievics,  Prinzipien  der  Metaphysik  I,  1904;  Ewald,  Kants  kritischer 
Idealismus,  1908;  Kbeibig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909;  Fbischeisen- 
Köhleb,  Wissenschaft  u.  Wirklichkeit,  1912,  S.  29  f.  (Kein  normativer  Grundsatz, 
beschreibt  nur,  was  das  Denken  nach  seinem  Gehalt  bedeutet,  die  Setzung  des 
Gedachten  als  mit  sich  selbst  identisch,  als  unabhängig  von  dem  Umstände,  daß 
wir  es  denken;  vgl.  Driesch,  Ordnungslehre,  1912.)  Vgl.  Denkgesetze,  Widerspruch 
(:Satz  des). 


Id<nli  Uta  !■■■«>*>    (bea.    Identitatsphilosophie)    m 

ronn  Ott  MOftMBItSfl  (ft>  O*)*  BttOB  VUtoff  OMBtHpM  OBfl  KiBnHRHBl^  IvJflDhsVOlmsW  000 

Physische«,  Objektives  «ad  Subjektives  nicht  mi  imaihmaihi  iwmIMm  «ad 

Dsseinsweben.  fleila«,  ErachesBuagea  oder  BetrachMsMrsMsM  eme*  „lirnttioasa". 

d.  h.  MM  und  desselben.  MD   invieiiei  Weise  NN  dersMIbanen,  msntlcstic readea 

Wesens  «od.  wsbhss  an  sich  selbst  betrachtet  weder  psyisann  noch  phvsbch  oder 

Mar  dea  Geganaitt  voa  Gabt  aad  Körper,  Snbjekt  aad  Objekt  erheben  oder  sher 

btJdai  xngbba  tat.    Wahrend  db  reelistUeb«  Form  dar  Identitawlehre 

IBM  iworpernoase  asi  gama  wwmBoae  aiuiduw,  amssnmwvmM  «wer 

Sobslan*  battaawH»  bt  aaea  dar  ide»  <lie  arbibjs,  psynalarhi  Sri* 

AM    d|0    laaaflaa^WaaaWMO«    TOM    aaWaaaaaSS    vMQflaatfaWI    «mwVMMMsl    OaaaaOlaaaaMQMM    Qame    a^DaaaCll* 

oder  BigeMam  4m  WMdkhaa.  wahrend  dM  PaManhe.  Körperaehe  I  anii  obbktli» 
KialwiaaaarwdM  bOdct.    W«  far  sieh,  ab  Inhalt  der  Innern,  namhselbarr 


Wirkliches  (et waam< 

sowohl  ab  Ablauf  peyuhbaMr  Faakiaioie  wie  aaea  ab  Spsel  voa 
Dar 

KörperaeaM  nicht  identisch  (1 
(«-Wi 
Regubtion. 
t)  gibt  sich  ia 

..Ideatitfcmbare"  beißt  auch  db  Ansieht,  dat  Daakaa  «ad  Seat  fat«»i-A  und. 
daB  dM  Sein  (e.  d.)  mlbst  ein  Daakea  oder  objektiver  Oedank.  (s.  d.)  bt 

DbM  Lehn?  wird  naret  von  PaajonoM  sefyMgt.  nach  welchem  Deahea  aad 
Sein  in  dem  Sinne  kbatbeh  «mi  dat  das  Daakaa  dM  Seiende  mm  Inhalt  hat  aad 
dM  Seiende  selbst  ein  denkendes  Bshndn  bt  (re  y±t  «er*  r~*r  *«v«>  mml  «/reu  — 
reersV  #*  Mrl  rw(r  t*  mml  nimmt*  an  r*V  •«  »e  ~if  am  re#  eeers«,  h>  ? 
Mfucß/n,*  i0tir,  •*#<•*"  re  ewsf*.  J7*nl  fma,  hrsg.  von  Dieb,  1897).  — 
Nach  tarnst«  (s.  unten)  bt  db  Ordaaaf  dM  Gedaehtm  eine  mit  der  Ordnung  des 
•»den,  denn  Daakaa  aad  Sern  smd  aar  twoi  Attribute  der  einen,  gflt lachen 
„Substanz"  („Ordo  et  roanexb  ibiria  kJem  eet  ac  ordo  et  connerio  rcrum". 
1 1.  prop.  VII).  Die  Identität  von  Daakea  und  Sein  (s.  d.)  macht  Hegel  mm 
Kern  seine«  System«  (s.  Dialektik).  ITmMMi  bt  nach  ScxLEnousacsma  nur  db 
Form  des  Denkens  identbeb  mit  der  dM  Sab«  (vgl  Dialektik.  &  75),  und  nach 
Trem>ei»enei-*o  nahen  Denken  und  Sab)  db  „Bewegung"  (s.  d.)  «b  Identische*. 
Db  Ideatitamphiloeophic  im  engeren  Sinne  begründet  Snsoxa.  Nach  ihm  smd 
Ausdehnung  und  „Denken"  (ha  stimstia  Sinne)  svrei  „Attribute"  (s.  d.)  der  allen 
Dingea  lUgruaAncgmden  eben,  einheitlichen,  göttlichen  Substanz,  daran  endliche 
DMOMbtaagaa  db  Dinge  bilden,  and  rvar  amd  db  Körper  und  ihre  Zustande  Modi 
der  unendlichen  Ausdehnung,  die  Seelen  und  ihre  Zustande  Modi  des  uaeraflbhan 
Denkens.    Seele  Mal  bt  und  Körper  sind  also  nicht  (wie  nach  DseCAETS*) 


Identitätstheorie.  297 


zwei  Substanzen,  sondern  nur  zwei  Dascinsweisen  eines  und  desselben  Wesens,  wobei 
jedem  Modus  des  Denkens  (Bewußtseins)  ein  Modus  der  Ausdehnung  entspricht,  da 
beide  ein  und  diareibe  ausdrücken  („substantia  cogitans  et  substantia  extensa  una 
eademque  est  substantia,  quae  iam  sub  hoc,  iarn  sub  illo  attributo  comprehenditur. 
Sie  etiam  modus  extensionis  et  idea  illius  modi  eademque  est  res:  sed  duobus  modis 
expressa",  Eth.  II,  prop.  VII,  schol. ;  vgl.  Parallelismus,  Panpsychismus).  Xach 
Goethe,  der  von  Spinoza  ljeeinflußt  ist,  existiert  und  wirkt  „die  Materie  nie  ohne 
Geist,  der  Geist  nie  ohne  Materie",  Beide  suid  die  „notwendigen  Doppelingredienzicn 
des  Universums"  (vgl.  Heynycher,  G.s  Philosophie,  1905).  Naeb  Kant  wäre  es 
denkbar,  daß  „ebendasselbe,  was,  als  äußere  Erscheinung,  ausgedehnt  ist,  innerlich 
(an  sich  selbst)  ein  Subjekt  sei,  was  nicht  zusammengesetzt,  sondern  einfach  ist  und 
denkt'1  (Krit.  d.  rein.  Vern..  8.  305f.).  Xach  Fries  sind  Geist  und  Körper  „zweierlei 
Ansichten  derselben  Weif  (Neue  Kritik,  1828f„  II,  113;  vgl.  Anthropol.,  §  2).  Xach 
Fichte  sind  Wille  und  Leib  zwei  Erscheinungsweisen  des  Ich  (System  d.  Sittenlehre. 
1798,  S.  XVII).  Die  „Identitätsphilosophie'"  als  System  begründet  Schelling,  der 
das  Fichtesche  „Ich"  zum  Begriff  des  „Absoluten"  fortbildet.  Er  hegt  die  Über- 
zeugung, daß  „was  in  uns  erkennt,  dasselbe  ist  mit  dem,  was  erkannt  wird".  Subjekt 
und  Objekt,  Geist  und  Xatur,  Ideales  und  Reales  sind  die  beiden  „Pole",  in  welche 
das  Absolute,  die  absolute  „Identität",  die  „Indifferpnz"  auseinandertritt,  wobei  im 
Verlaufe  der  „Steigerung"  des  Seins  der  eine  Pol,  das  Geistige,  immermehr  in  den 
Dingen  dominiert.  Die  Xatur  ist  der  „sichtbare  Geist",  der  Geist  die  „unsichtbare 
Xatur",  das  „Absolute"  ist  über  alle  Gegensätze  erhaben,  ist  das  „gleiche  Wesen" 
des  Subjektiven  und  Objektiven.  Gott  und  Welt  sind  nur  „verschiedene  Ansichten 
eines  und  desselben".  Alles,  sofern  es  wahrhaft  ist,  ist  die  absolute  Identität;  das 
Einzelne  als  solches  ist  nicht  wahrhaft.  Die  verschiedenen  Seinsstufen  des  Absoluten 
nennt  Seh.  „Potenzen"  (s.  d.).  Die  Xatur  (s.  d.)  lehrt  Seh.  schon  früher,  ist  die 
„Hülle,  in  welche  der  Akt  des  ewigen  Produzierens  sich  kleidet",  die  reale  Seite  dieses 
schöpferischen  Handelns  (Philos.  Schriften,  1809;  Werke,  1856;  vgl.  Objekt). 

Daß  der  Leib  die  „Äußerlichkeit"  der  Seele  ist,  betont  Hegel  (Ästhetik  I,  154ff.). 
Xach  Schopenhauer  ist  der  Leib  (s.  d.)  der  sichtbare  Ausdruck,  die  „Objektivität" 
des  Willens,  der  „sichtbar  gewordene  Wille".  Was  an  sich  „Wille"  ist,  erscheint 
objektiv  als  Leib,  Körper.  Willenshandlung  und  Bewegung  sind  „eins  und  dasselbe, 
auf  doppelte  Weise  wahrgenommen ;  was  nämlich  der  innern  Wahrnehmung  (dem 
Bewußtsein)  sich  als  wirklicher  Willensakt  kundgibt,  dasselbe  stellt  sich  in  der  äußern 
Anschauung,  in  welcher  der  Leib  objektiv  dasteht,  sofort  als  Aktion  desselben  dar" 
(Die  Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  IL  Bd.,  K.  lff.).  Durch  Seh.  und  noch  mehr  durch 
Fechner  ist  der  Identitätsstandpunkt  in  der  modernen  Psychologie  stark  zur  Geltung 
^kommen.  Xach  Fechner  sind  Materie  und  Geist  nur  „zwei  Erscheinungsweisen 
desselben  Wesens".  Das  Geistige  ist  die  „Selbsterseheinung",  das  „Innenscin"  der 
Dinge,  die,  je  nach  dem  Standpunkt  verschieden  erscheinen,  wie  etwa  ein  Kreis  von 
außen  konvex,  von  innen  konkav  sich  darstellt  und  doch  nur  ein  Dimr  ist.  „Was 
dir  auf  innerem  Standpunkt  als  dein  Geist  erscheint,  der  du  selbst  Geist  bist,  er- 
scheint auf  äußerem  Standpunkt  dagegen  als  dieses  Geistes  körperliche  Unterlage" 
(Über  die  Seelenfrage,  1861;  Zendavesta  I2,  1901,  S.  252ff.;  II,  135 ff.;  Elemente 
der  Psychophysik,  1860;  3.  A.  1907).  Ähnlich  lehren  Paulsen  (System  d.  Ethik  p, 
1899,  207;  Einleit.  in  d.  Philos. 2,  1892,  S.  115).  Möbius,  Adickes,  Breuer,  Lasswitz, 
W.  Pastor,  B.  Wille,  Strong,  Ebblnghaus  (Grdz.  d.  Psychol.,  1905,  I,  42ffA 
P.  Carus  (Philos.  als  Wissenschaft,  1911),  B.  Erdmann  (Wissenschaftl.  Hypothesen 
über  Leib  u.  Seele,  1908),    Siegel,  Eisler  (Leib  u.  Seele,  1906;  Geist  u.  Körper,  1911). 


Ideologie. 


Kernt***  u.  a.  Nach  Woror  ist  das,  wm  wir  8eeb  (e.  d.)  nennen,  „das  inner« 
Mb  dar  nlniHahm  Einheit  .  .  ..  db  wir  taawaoh  ab  dea  m  ihr  whhrhjw  Leib  er - 
kennen".  -  Nach  Himn  bt  die  Wirklichkeit  ..primär 


in  <L  Metaphysik.  1906;  8.  «70. j  Zilbu  hilft  f.  PsyoboL.  Bd.  17).    Nach  R 
eiod  die  peydnaah»  und  pbyaboha  Beim  ihrem  Inhalt  nem  idratbch.    „Ve 
iet  nur  die  Form«  in  der  wir  db  reeJe  Wirkliokkeh  cnr  wmahenamligai 
eb  denteUrodrn  Auedraok  bringen,  vwjwmiedm  bt  nur  < 

"   II*  ■■■enibii.  ■! 1  In  iliimMm  watei  blh,  ihm  aailaui  Mal 

4  (Dm  Problem  dm  Lebens.  19».  &  28Sfl.).  -  Dm  Idmaeate 
femer  H.  Sraacaa  (Prmc,  of  Psychot.  f  468).  Bat*  (Thmrb 
i  Wnd  md  Body,  K.  7k  Htntxsr.  Lawm.  Hoimmok.  Tai-«». 
RraoT.  Aaotoö  (vgL  .Ondbtmio";  Opp.  I,  166).  F.  A.  Laaoa.  D.  F.  Snur«. 
Haan,  G.  B.  MOuh,  MMaai  ■■■«,  H.  8mm.  Jone.  (Lefabwch  d  Psychol  I». 
1006k  Horromo  (lyabotogb',  160»,  &  00«.;  Der  missckL  flidmm,  1011.  8.  066t), 

1070t,  II  I,  68,  170»  »Daawtm,  wm  rm  Bnafriuhl  dm  Ich  cm 

proeeO  bt,  bt  von  den  dw  Nicht- Ich  «in  ewe hiebe  Vorgang";  Zwr  Bmfehr.  hl  d. 

Philo*..  1000,  8.  164:   ..Db  W«H  bt  am  einmal  de;  eher  ab  bt  dem  ubbhüim, 

•MB   wenV   «wO  IV"  r*"  T1     IM  n  09    UGatOflNvMw    flaTM^JmmBBO«1    wm   «GQaVmma«ttt«aa«mmatf  ^HMAlttaMBw^kV   DnV' 

Vorginge  wnd  Dam  gambea.  wahrend  «in  T«il  dermlbm  Welt  ahm  he- 
Individuum  ab  seine  hiwuOtea  Funktionen  and  deren  Zu- 
>btMh  Ootjscaarp,  L,  Quam*  (News  Bmrmtth.  1011).  Uwoco, 
J.  Sovoxn  u.  a.,  aaeh  kttca.  ParaoLO,  Vaawoax  a.  a.  (a.  Psychbch). 

Gegner  dw  IJinUllwwlaadpaafceee  emd  Lora,  KUirt,  Höruta.  Waatauaaa. 
F.  EaasanT.  L.  Borna  (Gabt  and  Korper.  1003)  u.  a.  (vgL  Dualismus).  -  Vgl 
Psyohbeh.    Seele.    Paranetbmus,    Mnahaam,    Law,   UabawaOt   (E.  v.  Ha«t» 


Idoniiifti^nrioll  (Idmawcaw  D.)  bt  ein  Urteil  in  welchem  dw  PMdftat 
mit  dam  Subjekt  entweder  dw  Form  odw  dam  begriffBohsn  Inhalt  nach  identbch  bt 
(formal,  mal  kbntbohw  U.;  rgL  Wovor.  Logik  I*.  1006)  odw  dornen  Prädikat  dm 
SubbktnmmanderwBeibhaag  wiederholt  f^  Banitaw.  Logik.  1801. 1. 172.  302  f) 
—  Nach  Bnuoa  aad  nach  Ajusiasam  aatd  eigentlich  nur  Idmdtamarteil 
reohtigt  (Platox.  Tbeaetet..  101;  Sophbtea,  161  B;  Aamorauak  Metaphy*.  V  J0. 
1024  bff.).  Dm  logbchm  Nuteeo  identischer  ürteöe  betont  (gegm&ber  Loca«) 
Latara  (Noav.  Easab.  IV,  K.  6,  f  3f.k 

Ideographie  (tUa,  yeaaei»);  Degiiflmohrift,  eymbomobe  Darstellung  tob 
Bagrübrerkjiupfungm.  VgL  Ntaraamiaa,  Ober  Pwb/aphik  u.  Ideographik,  1800. 
VgjL  Ars  magna,  Paejgraphb,  Logik. 

Ideologie  (idaologb):  Whmmehaft  ron  dw  Idw;  Lehre  vtm  dm  psycbi- 
eohen  Funktionen  und  Gebilden,  von  der  Entstehung  aad  Entwioklung  dm  Deukwm 
ab  Grundlage  für  db  Pädagogik,  Ethik,  Politik,  Pnilosophb  (Cojtdillac.  Diaim 
dbTbaot.  Elements  d'Ideologb,  1803ff..  1825f..  Roraa-OouaaD  u.  a.k  VgL  Karo. 
Handbuch  der  Phüoeophb  II.  1810,  S.  11  ff.  (JUthetbche  Ideologb");  Gioja. 
Ideologie,  1813;  D'Aoqvxsto,  TretUto  di  ideologb.  1868;  Picavkt.  Las  ideologuee, 
1801.  —  unter  einem  Ideologen  versteht  man  (seit  Nafolook  I-,  dw  das  Wort 
zuerst  in  diesem  Sinne  gebraucht)  einen  echwaxmerbchen,  db  Realität  nicht  ge- 
bührend berücksichtigenden  Idesibten,  besonders  in  der  Politik-  —  Der  Marxitmui 


Ideomotorisch  —  Ignorabimus.  299 

betrachtet  die  „ideologischen Faktoren"  (Religion,  Sittlichkeit,  überhaupt  alle  Formen 
geistiger  Kultur)  ab  bedingt  durch  die  ökonomische  Entwicklung. 

Ideomotorisch  heißt  (seit  Carpenter,  1883)  die  Bewegung  auslösende 
Kraft  lebhafter  Bewegungsvorstellungen  (vgl.  Ribot,  Les  maladies  de  la  volonte, 
1883,  S.  3ff.). 

Ideoplastisch  nennt  Verwohn  (Ideoplastische  Kunst,  1914;  Die  Anfänge 
der  Kunst2,  1920)  im  Gegensatz  zur  physioplasüschen  Kunst  diejenigen  Darstellungen, 
die  nicht  eine  unmittelbare  Beobachtung,  sondern  Ideen,  Überlegungen,  abstrahiertes 
Wissen  zum  Ausdruck  bringen. 

Ideotelie  nennt  W.  Stern  „abstrakte  Zwecke"  (vgL  Idee).  Die  menschl. 
Persönlichkeit,  1918 2. 

Idiogenetisch    s.  Urteil  (Brentano  u.  a.). 

Idiographisch  s.  Geschichte  ( Wind elb and);  vgl.  Gottl,  Archiv  f. 
Sozial  Wissenschaft  XXII — XXTV. 

Idiopathisch  (tiioe.  .täd-os)  heißen  die  Gefühle,  die  sich  auf  das  eigene  Ich 
und  dessen  Wohl  beziehen. 

Idiosynkrasie  (idtos,  eigen;  trv/y.paai.;,  Mischung)  ist  die  in  der  Konstitution 
des  Organismus,  des  Ich  wurzelnde  oder  auf  früherer  Erfahrung,  Assoziation  be- 
ruhende, ganz  individuelle  Art  der  Neigung  und  Abneigung  bestimmten  Objekten 
oder  Eindrücken  gegenüber. 

Idiotismus:  meist  angeborener  „Blödsinn"'  im  pathologischen  Sinne,  Un- 
fähigkeit zu  verständnisvoller  Auffassung,  zu  zusammenhängendem,  logischem  Denken 
und  Sprechen,  zur  Erwerbung  von  Begriffen,  Einengung  des  Geisteslebens  auf  ein 
triebmäßige3,  impulsives  Reagieren,  bei  Wechsel  von  Erregungszuständen  mit  solchen 
völliger  Stumpfheit.  Vgl.  Kraepelin,  Psychiatrie7,  1903;  Solleer,  Psychologie  de 
l'idiot  et  de  l'inibecile2,  1902;  deutsch  1891;  Th.  Heller,  Über  Psychol.  u.  Psycho- 
pathologie des  Kindes,  1911;   Piper,  Zur  Ätiologie  der  Idiotie,  1893. 

Idol  (tcdcoJ.ov,  Bild):  Götzenbild,  Trugbild.  —  F.  Bacon  nennt  „Idole"  die 
natürlichen,  angeborenen  oder  erworbenen,  Vorurteile  des  Menschen,  welche  der 
Erkenntnis  der  Dinge  im  Wege  stehen  und  daher  ausgeschaltet  werden  müssen.  Die 
„Idole  des  Stammes"  („idola  tribus")  wurzeln  in  der  menschlichen  Xatur  als  solcher 
(Anthropomorphismus  u.  a.);  die  „I.  der  Höhle"  („idola  specus")  sind  die  individuellen 
Vorurteile;  die  ,.I.  des  Marktes'  („idola  fori")  sind  durch  die  Gesellschaft,  den  Ver- 
kehr, die  Sprache  bedingt;  die  „I.  des  Theaters"  („idola  theatri")  beruhen  auf  der 
Macht  der  Autorität,  der  Tradition  (Xovum  Organon  I,  38ff.).  Scheler,  Die  Idole 
der  Selbsterkenntnis.     (Vom  Umsturz  der  Werte  LI,  lff.,  1920*.) 

Ignava  ratio    s.  faule  Vernunft 

Ignorabimus  (Wir  werden  es  nicht  wissen)  ist  ein  von  E.  du  Bois-Reymond 
herrührendes  Schlagwort,  welches  die  Schwierigkeit  bzw.  die  Unlösbarkeit  einer  Reihe 
von  Problemen  ausdrückt.  Prinzipiell  lösbar,  aber  ungelöst  sind  nach  ihm  die  Fragen 
nach  dem  Ursprung  des  Lebens,  der  organischen  Zweckmäßigkeit,  der  Ursprung  der 
Vernunft  und  Sprache;  absolut  unerkennbar  sind  das  Wesen  von  Materie  und  Kraft, 
der  Ursprung  der  Bewegung,  die  Entstehung  von  Empfindung  und  Bewußtsein,  das 
Wesen  der  Willensfreiheit  (Über  die  Grenzen  der  Naturerkenntnis,  1872;  Die  sieben 
Welträtsel,  1882;   Reden  u.  Aufsätze*,  1886). 


.'{Hi  Ignoratio  elenchi  —  Immanent. 


Ignoratio  <-l<  iirhi  {Syrotm  ra#  iA/rjov):  Brweiererrückung.  wobei  et»  «a 
ändert«  bewiesen  wird,  ab  an  beweisen  war  (AmsroTSLSs,  Ob  sophbt  ibnebii  6, 
106  a  18).    Vgl.  Hcterosetesb. 

Jim»:    ..  indbeh:  lebend).  Im  Vodanu  (s.  d.)  dm  bbende.  m^etdimmi  Seeb. 
«isv,    00  üpanialmda. 

Innnmukla:  ndtrM.PU.*rW  Lrbeeitrn  Krifletr.  Dnwgsjnj, 
AlJgem.  Geeok.  d.  Phil    IIP.  «90*. 

IIIhhIom    (Uluem,  Tauwbung).   pajrehobgbehe,  iai  «am  Vorstellung.    « 
infolge  almot— i  Dbpoaiaiomm  ebm  aoaska  Assimibtsm  (a.  d.)  von  fOwiiiwbdiftchcn 
durch  iwfsmdmktles  Kaimmm  enthalt,  da*  dm  im4rlLb>  »6lhg  Im  «amo  dawar  Eb- 

>—      -  i -J m  m\  I- aV  ali  ■  ■— i        —   -  -     -      -  *-  —       A  ^^JaWa^a^aaBk^aa^a^a^La^     ~  *   —    -  *     ^  -  ■  il  n  n     W!ak4Saaak 

lA  *'  in**r   TOR  CMv  Ol* K"  m  *       '  il«    nOl^mawMBam  amBDHaV*flHHVwVSaw  ■QVVSIHHHI    ww  ~W* 

gedeutet  «mrhm     So  «raelmmt  *.  B.  em  weiOaa  Laken  ala  Qammaat.  «well 

ab  Stimme  vom  Hknmel.  a.  dgt    Vgl  DescAJrres,  Pamma.  anl 

Psycho!.*.  1901  &  »I.  »6:  Grands,  d.  phya.  Psyrb«».  III».  IVK 
Scixy.  Mi  niuaionen.  1004;   I'auh.  Ober  dm  Trogwmhmrhniun*.  I0M;   Mt  u.sa 
KswauraxÄ.  Dm  Denke«  «ad  dm  Pbanuair.  1910.  19U  <l.  lledrutung  der 

Uefthb  f» 

Db  Bedeutung  drr  «^irfcudrn  Ilhmkm,  dar  ..bewußten  Selbsttassfebung"  für  dm 
Ästhet*  (a.  d.)  brumi  beaondcr«  K.  Las»»;  vgl  K.  Gaoo*.  Db  Spfeb  dra  Menschen. 
1009.  SoirmiAC.  U«gm*ttMidanarart,  I89J:   Uiwvwrbeatlmtique,  1906; 

. .  Kunat  und  Ilhiaion.  1014. 

Im  praktischen  Sinne  bt  eher  «lUmmm"  db  SrlbatUiiarlmng  Immmbtirw  dar 
Wattmg  von  Objekten,  db  afcb  of t  am  unbegründet,  unhaltbar  erwebL    Der  Pes»i 
mbnraa  (a.  d.)  neigt  dam.  Jede«  GenuO,  den  ein  Mrmih  inusfmihn  kann,  ajej 
llluakm  suracksufuhreu.  alle  YY.  rte  dea  Lebcue  für  Suhninsmrte  zu  eitleren.     Zu 
diraem  prsttbekan  bt  da«  QassmiiOuh  dt  i  theoretische  Illusionismus,  nach  welchem 
db  AuBmwclt  ab  aofche  nkku  Beabs.  nur  ein  Trugbild,  nur  unsere  Voratrlbmg. 

am*   Illusion  bt  (..ScbJeier  der  >!  leYf   ..n*ant**nmgoöe\ 

phinomen":  Sraormiirn).  —  Den  Nntaen  der  nbmkmen  für  daa  Leben  betonen 

rson  („Wille  tum  Sehern-).  I*  »rra.  GL  Aoum  (Db  Bedeutung  der 

lOwdon  fftr  Politik  u.  nodales  Leben.  1004)  u.  a.    Vgl  VAtKraa,  Db  Philo. 

Ob.  1911.  -  Vgl  Hailudnation.  Fiktion. 

ImngittatioM  a.  Phantaaie.  Vorstellung.  —  Ober  daa  Imsginere  ab 
xwcetaaflige  „Fiktion"  vgL  Y'Aiarxusa.  Db  Phikm.  des  AbOb.  1911;  Natorp. 
Db  mg.  Grundlagen  dar  exakten  Wmmwih..  1910,  S.  237 u. 

Imhcrillitftt    I,  Schwächsten. 

Imniiiiit'iil       nmanens;  ärt-xifj**:    AnurroTSLas):   darin 
wohnend.  r  eine  Sphäre  hhiaimphinrl     Immanent  ist  r.  B.  eine 

welche  innerhalb  dea  Tätigen  wirkaam  bt»  nicht  ein  iuBerea  Ding  beeinflußt, 
auf  dieses  übergreift,  *.  B.  ein  gebtiger  Akt  (..actio  immanens"  im  Gegensat/ 
..a.  tr.msi, n>   :  Thomas  u.  a.).    Nach  SptKOtA  bt  Gott,  die  eine  ..Substanz"  (a.  d.). 
weiche  allen  Dingen  ab  deren  wahres  Wesen  innewohnt  (Pantbebmua),  eine  ..imma- 
nente'.  -1.  h.  in  den  Dingen  selbst  wirkende,  der  Welt  nicht  iuBerlich  gegansber 
stehende  ürsaehe.  der  reitkms  Urgrund  alles  Geachehens,  welche«  aus  ihm  ab  Folge 
hervorgeht  („Dcus  est  omnium  rerum  causa  immanens,  non  vero  transiens",  K 
prop.  Will:  vjjl.  Ursache). 


Immaterialismu9  —  Imperativ.  301 


Erkenntnistheoretisch  bedeutet  „immanent":  1.  innerhalb  möglicher  Er- 
fahrung bleibend,  auf  ein  mögliches  Erfahrungsobjekt  sich  beziehend,  nur  für  ein 
solches,  also  nicht  für  das  unerfahrbare  „Ding  an  sich"  gültig,  nicht  dessen  Wesen 
betreffend.  So  zuerst  Ka>"T:  ,,Wir  wollen  die  Grundsätze,  deren  Anwendung  sich 
ganz  und  gar  in  den  Schranken  möglicher  Ei  fahrung  hält,  immanente,  diejenigen 
aber,  welche  diese  C4renzen  überfliegen  sollen,  transzendente  Grundsätze  nennen" 
(Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  271).  Erkenntnis  (s.  d.)  gibt  es  nur  innerhalb  der  Grenzen 
möglicher  Erfahrung  (s.  d.)  —  2.  bedeutet  „immanent":  innerhalb  des  Bewußtseins 
(s.  d.)  verbleibend,  nur  als  Bewußtseinsinhalt  gegeben  und  wirklich,  nicht  unabhängig 
von  dieser  Art  des  Gegebenseins  existierend.  So  bemerkt  Fichte:  „Der  Kritizismus 
ist  darum  immanent,  weil  er  alles  in  das  Ich  setzt"  (Grundl.  d.  ges.  Wissenschafts  - 
lehre,  S.  41),  und  Schelling  spricht  ebenfalls  von  einer  „immanenten  Philosophie" 
(Vom  Ich,  S.  113).  Die  Immanenzphilosophie  betrachtet  das  Seiende,  die  Ob- 
jekte (s.  d.)  als  unmittelbar  im  Bswußtsein  gegebene  Inhalte;  „Sein"  (s.  d.)  heißt 
Inhalt  des  erkennenden  Bewußtseins  (s.  d.)  sein  (Schuppe,  M.  Kacffmanx.  R.  v. 
Schubert-Soldern,  A.  v.  Leclair,  O.  Stock,  Ilariu-Socoliü,  Bullaty,  Gcre- 
witsch,  Marttnetti  u.  a. ;  vgl.  Zeitschrift  für  immanente  Philosophie  I).  —  Einen 
„immanenten  Erfalnungsmonismus"  vertritt  F.  J.  Schmidt  (s.  Erfahrung).  Vgl. 
Rehmke,  Philosophie  als  Grundwissenschaft,  1910.  —  Gegen  den  Immanenzstand- 
punkt, Wundt,  Philos.  Studien  XII—  XIII;  Külpe,  Die  Realisierung  I,  1912; 
Volkelt,  Gewißheit  u.  Wahrheit,  1918,  313.  —  Vgl.  Transzendent,  Idealismus, 
Objekt,  Subjekt,  Allgemein  (Aristoteles),  Gott,  Urteil  (B.  Erdmann),  Kategorien, 
Idee,  Intention. 

ImmaterialisnillS  heißt  die  Leugnung  der  Realität  der  Materie  (s.  d.), 
an  sich  existierender  Körper  (so  besonders  Collier  und  Berkeley),  die  Ansicht, 
daß  an  sich  nur  geistige  Wesen  existieren  (vgl.  Spiritualismus).  Vgl.  T.  Collyns- 
Simox,  Einleitung  zu  Berkeleys  „Principles",  1878;  J.  F.  Ferrier,  Institutes  of 
Metaphyrica,  1856.  —  Vgl.  Seele,  Idealismus,  Körper. 

Immoralismns    s.  Amoralismus. 

Imperativ,    energetischer  (Ostwald)  s.  Energie. 

Imperativ,  kategorischer.  Im  Unterschiede  von  der  Maxime  (s.  d.) 
ht  Kant  unter  „Imperativ"  die  Formel  eines  „objektiven  Prinzips,  sofern  es 
für  einen  Willen  nötigend  ist",  d.  h.  eines  Gebots.  Alle  Imperative  werden  durch  ein 
Sollen  (s.,d.)  ausgedrückt  und  sagen,  „daß  etwas  zu  tun  oder  zu  unterlassen  gut  sein 
würde".  Die  hypothetischen  Imperative  gebieten  etwas  als  Mittel  zu  einem  Zweck. 
Hingegen  gebietet  der  kategorische  I.  eine  Handlung  für  sich  selbst,  ohne  B»- 
ziehung  auf  einen  Zweck,  auf  die  „Materie  der  Handlung".  Er  betrifft  nur  die  „Form" 
der  Willenshandlung.  Er  lautet:  „Handle  so,  daß  die  Maxime  deines  Willens  jeder- 
zeit zugleich  als  Prinzip  einer  allgemeinen  Gesetzgebung  gelten  könne."  Dies  ist  das 
unbedingte  Gebot  der  praktischen  Vernunft,  welche  als  gesetzgebend  auftritt.  Wir 
sollen  so  handeln,  daß  wir  dabei  die  Allgemeingültigkeit  dieser  Handlungsweise  wollen 
können.  Oder:  „Handle  so,  als  ob  die  Maxime  deiner  Handlung  durch  deinen  Willen 
zum  allgemeinen  Naturgesetze  werden  sollte."  Das  Kriterium  der  Sittlichkeit 
einet  Handlung  hegt  darin,  daß  wir  die  Maxime,  aus  der  sie  hervorgeht,  als  allgemeines 
Gesetz  wollen  können.  Der  Mensch  existiert  nicht  bloß  als  Mittel  zu  einem  Zweck, 
sondern  muß  „in  allen  seinen  sowohl  auf  sich  selbst,  als  auch  auf  andere  vernünftige 
Wesen  gerichteten  Handlungen  jederzeit  zugleich  als  Zweck  betrachtet  werden". 
Und   so   lautet   der   ..praktische    imperativ":    ..Handle   so,   daß   du   die   Menschheit 


Impersonalien 


Zweck,  niemab  bloß  ab  Mittel  bvauchat' (Grundleg.  war  Metaphve.  d.  Sitten,  WW.  IV. 
S61  ff;  KriL  der  praküechea  Vernunft,  8  22 ff.;  vgL  schon  Paut.  The  princrpba 
ofmoraitndpoutiodphUonophy«.  1788).  VgL  Com».  Kante  Begründung  der  Ethik  «. 
1010;  A.  Mau*  Santa  Ethik.  1004;  P.  Hnran*  nsapeproblssas  der  Ethik,  1003; 
Boom*  Vorieenngen  Ober  Kant».  1006;  FlabHang  In  die  Morel »i— uimtlinft,  180t 
big  1803,  IT.  &  1  ff.  (Der  keieg.  L  gut  nur.  wenn  bh  bereite  etwas  ab  sittlich,  «ein 
m»llwnd  voraiiagecatat  hebe);  ahnheh  Jone  n.  e.;  floii>fW»\,  Im  aWhfc  dee  O  lesen 
Willem  I,  1003.  8. 85  ff.;  Vauxmam,  Db  Phüos.  de«  Ab-Ob.  1011.  S.  OSOff..  TM  ff. 
(der  ket.  Imp.  ab  nOtahebe  „Fiktion");  Oerwexo,  Vom  aneeaetbohen  Imperativ. 
1012;   Sohl».  Der  Pormahemee  In  dar  Ethik«.  1021.  308 f.  -  Vgl  Sittlichkeit, 


InaBerennnlim   s.  Subjektlose 

loipoaaibilltAtt  UamBgBahkwii.    Vgl.  DnotJo,  Mngaskhah 

linprtnnl»«!    IThidinek,  rMiiiissilnitiair     —    Htm 


OefuhL  Streben  auf  tritt.    Dir  Impreeafcmen  unterscheiden  sieh  von  den 
vomelhmgen  („kbee")  dnreh  Ihre  Ubhaittgkeit  und  Intenaiut;  Jede  VorateUung  bt 
db  Kopb  einer  Imprraainn  (Enqniry  erf  hojnan  nnrteiettiiil  >  -.-atbe  I.  set,  I ; 

III.  «ct.  8;ect.I4).  Em  Begriff,  an  deaa  afah  keine  Jmprseafcm"  nnehweben  HBt, 
btem  Seheinbegriff.  -  Nach  M.  PaiJtori  beeteht  jeder 
loa  vielen  aehhohen  Ibanbnllfn"  nnd  bt  daher  ftr 
(Db  Logik  auf  dem  flehainawien,  1003,  8.  176  ff.).  VgL  Banoeoa.  Materie  n.  Ge- 
mmVjgm,  Hwt 


Im  pale    (impobua):   Antrieb,    Anstoß,    Einwirkung  einer   Monmntnnkrait. 
momantane.  soalöccnd  wirkende  WUbneregnng  (MWiQenaimpnb').     Vgl.  Wt 
Grdx.  d.  phye.  Psychol  III».  1003,  300,  380k    VgL  Trieb,  Wilb. 

Imputation:    Zurechnung  (a.  <L). 

Inadäquat:    uningeineaaan,  a.  Adäquat 

Inbegriff  bt  db  TsiMsainifi-ong  einer  hbhrbait  von  Inhalten,  Gegen- 
standen,  an  einem  imfcrilnnkan  Geaaan.  VgL  Botxuro.  Wbaeneehaftabhre.  1837.  I. 
303  L;  Hoaamvu  Pbiba,  der  Arithmetik,  1801.  I.  70 ff.;  B.  Eudmavx.  Logik,  1802, 
I«,  162. 

Indeteranlnienaaa:  Lehre  von  dem  NkwtrdetarndnbrvSein  dee  WUbna. 
der  ab  durch  AoBere  and  Innere  Ursachen  nicht  bestimmt,  nicht  bedingt  betrachtet 
wird,  eondern  unabhängig  von  den  „Motiven"  ahm  gana  «na  eigener  Macht  für  oder 
wider  etwaa  entacheiden  kann.  Der  I.  tritt  in  verschiedenen  Formen  auf.  VgL 
Willensfreiheit,  Motiv. 

IndiflVr«  nti-mne:  Gleichgültigkeit  oder  Unentaohbdenheit  hinokmtimh 
dee  Wertes  und  Wesens  von  Problemen  fundamentaler  Art;  sittliche,  religiöse  Gleich- 
gültigkeit. 

ludifforenx:  Ununterechiedenheit.  So  nennt  Scumso  dae  „Absolute", 
db  „Indifferenz"  von  Subjekt  und  Objekt,  weil  ee  Aber  diesen  Gegensatz  erhaben  bt, 
erst  in  der  Erscheinung  in  diese  beiden  „Pole"  auaeinandertritt  (WW.  I  10.  130,  146k 
—  Indifferenzlage  dee  Gefühls  beißt  der  Zustand  (relativer)  Gleichgültigkeit  ab 


Indifferenzlehre  —  Individualität  303 


Durchgangsmoment  im  Wechsel  des  Gefühls  von  Lust  zur  Unlust  oder  umgekehrt. 
Vgl.  Wcndt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.,  1903,  II5,  315. 

Indifferenzlehre  heißt  die  von  den  Scholastikern  Adelabd  von*  Bath 
(De  eodem  et  diverso,  hrsg.  1903),  Waltheb  von  Mobtaigne  u.  a.  aufgestellte  Lehre, 
daß  dieselben  Objekte,  je  nach  der  Betrachtung  als  Individuen  oder  —  wenn  nur  das 
nicht  Verschiedene  beachtet  wird  —  als  Gattungen  erscheinen  (vgl.  Pbantl,  Gesch. 
d.  Logik,  1855,  II,  138  ff.). 

Indistinto  nennt  R.  Abdigo  die  primäre  Wirklichkeit,  die  sich  erst  in  Ob- 
jektives und  Subjektives,  Psychisches  und  Physisches  sondert  (Opere  filosof.,  1882  ff.; 
vgl.  Blcwsteln,  Die  Weltanschauung  R.  Ardigös,  1911). 

Individualbegriff  (Ein/elbegriff)  ist  ein  Begriff  (s.  d.)  mit  kleinstem 
Umfang  und  größtem  Inhalt,  nämlich  ein  Begriff,  der  das  Allgemeine,  Konstante, 
Typische,  Wesentliche  eines  einzelnen  Gegenstandes  heraushebt  und  fixiert.  VgLWtrsDT, 
Logik  I3,  1906,  S.  100  f. ;  Kretbig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  39. 

Individualismus:  1.  Betonung  der  Bedeutung,  des  Wertes  des  Indi- 
viduums, der  Individualität  für  das  sittliche  Handeln  (ethischer  I.)  oder  für  die 
Gesellschaft,  wobei,  als  Extrem,  die  Individuen  als  absoluter  Selbstzweck  aufgefaßt 
werden,  während  in  Wahrheit  auch  die  Gesellschaft  ein  Zweck  und  Eigenwert  ist 
(sozialer  L).  Ethische  Individualisten  sind  die  Kyniker,  Kyrenaiker,  Epi- 
kureer u.  a.,  F.  Schlegel,  M.  Stirner,  Nietzsche  (z.  Teil),  Tolstoj,  R.  Steiner 
(Philos.  der  Freiheit,  S.  154ff.)  u.  a.  Soziale  Individualisten  sind  z.  B.  W.  v.  Hum- 
boldt, Spencer,  Ibsen,  A.  Smith,  Bakcntn,  Tolstoj,  J.  H.  Mackay,  B.  Wille, 
J.  Popper  u.  a.  (vgl  Soziologie).  Der  historische  I.  betrachtet  die  großen  Per- 
sönlichkeiten, „Heroen'*,  als  Hauptfaktoren  der  Geschichte  (s.  <L).  —  2.  Meta- 
physisch ist  der  Individualismus  die  Lehre,  daß  die  Wirklichkeit  aus  Individuen, 
selbständigen  Einzeldingen  besteht  (s.  Pluralismus)  oder  daß  nur  das  Einzelne 
wirklich  ist  (s.  Allgemein).  Vgl.  Jerusalem,  Einleit.  in  d.  Philos.4,  1909;  Gold- 
scheid. Höherentwicklung  und  Menschenökonomie,  1911;  H.  Wolf,  Geschichte 
des  antiken  Sozialismus  u.  Individual.,  1909;  E.  Focbniebe,  Essai  sur  l'indivi- 
dualisme2,  1908;  K.  Frier  am,  Die  Entstehung  der  individualist.  Sozialphiloa.,  1912; 
H.  Sommer,  I.  oder  Evolutionismus?  1887;  F.  J.  Winter,  L,  1880.  —  Vgl.  Mona- 
dologie, Sittlichkeit,  Egoismus,  Soziologie. 

Individualität  ist  die  Einheit  der  ein  Individuum  (s.  <L),  ein  Einzelding, 
besonders  eine  Einzelperson  konstituierenden,  charakterisierenden  Sondermerk- 
male, Sonderreaktionen,  Sonderdispositionen.  Im  engeren  Sinne  ist  ,,eine  Indi 
vidualität"  ein  Mensch  mit  besonders  ausgeprägtem,  eigenartigem  Habitus  und 
Verhalten.  Die  Vereinigung  starker  Individualitäten  mit  größter  Solidarität  derselben 
bildet  das  soziale  Ideal.  Eine  Gesellschaft  erfordert  starke  Individualitäten  zu  ihrer 
Höherentwicklung,  und  die  Individuen  werden  nur  in  der  und  durch  die  Gesellschaft 
stark  und  differenziert.  —  Als  eine  besondere  Kategorie  betrachten  die  „Individualität 
im  weiteren  Sinne  Cohen,  Driesch,  (Zwei  Vorträge  zur  Xaturphilos.,  1910;  die 
„Entelechie"  als  „Individualitätskonstante"*;  vgl.  Entelechie,  Leben)  und  L.  W.  Stern 
(Person  u.  Sache  I,  1906,  S.  120ff.);  R.  Mclleb-Fbeientxls,  Philosophie  der  In- 
dividualität, 1920  (betont  das  Irrationale,  zugleich  aber  die  Rationalisierbarkeit  der  L); 
Shand:  Foundations  of  Character,  1914.  Vgl.  Sigwabt,  Kleine  Schriften,  1893,  II, 
212  ff.;  Gugleb,  Die  Individualität,  1896;  Bosanqcet,  The  Principle  of  Individua- 
lity  and  Value,   1911   (neuhegelianischer  Standpunkt);    Lynkecs   (J.  Poppkb),  Das 


In}  Indlvldualpsychologie  — 


Individuum  und  die  Bewertung  mi—iOliiliii  n\!\\\  im.  1910;  J.  IL  Fnonucn, 
Die  I.,  1807;  La  Dairrnr.  L'mdividualita  et  l'crreor  iodirkhudMtc*.  1011;  Roüikat. 
IVraonlichkeit.  1011;  F.  ScMSiDm.  Dm  Studium  der  Individualität,  1910; 
Maekcsb,  Die  Individualität  als  Wert  u.  die  Philo«.  Fr.  Kieuacbre,  Die*.  B< 
Simmkl.  I*bcnaaneckauung.  1017  ..De*  individuelle  Gesetz");  R  Snusou. 
Lebeneforaea».  1021;  W.  9nsv.  Die  menscht  rVreöolichkrit,  1018.  -  Vgl  I« 
•l.nim.  Charakter,  Ick.  rWwiokkoil,  Geeckickt*.  Sotiologw. 

Indivldnnl|>*> 

log*  der  tvpkchen  Vorginge  de*  individuellen  nwiMoksVihsn  Bewufkjeine,  im  i 
schied  roo  der  wVBfcerpeytkoIoe>  "  (Wujidt.  Logik,  1006,  IIS*.  168);  2.  dir  ..Diffr. 
d»  ..ftyehologk»  der  mdividnellrn  DWhwiib",  der  indivi 
Variationen  ose  Heeueeken  (L*  W.  Srann,  Psychologie  der 
individuellen  Difhieneeii.  1000;  1.  A.  1020);   A.  ADtne,  Praxhi  u.  Theorie  «V 
dlvidoeJpeyekologir.    1020.    JWterkrift    f.    litdfvidnajpevehol..    seit    1014.    -    Vgl. 
fhorellefnlogb, 

Inditidunflnn    (todividuatio):     Beeanderung  doi    IHpmihii«,   de 
in  Bnzeldinge,  dee  Seienden  In  eine  VHheit  («.  d.)  von  Individuen.    Du  in 
doationaprinzip  (..prineipium  individuetionni")  iet  der  die  Individuetion  begrün 
dende  Faktor    Dieeer  hegt  nnek  AnmroraLM  im  Stoffe  (Metnph>  i  38); 

eo  auch  nnek  Anos^NA.  \r  aznre«  Maosc*  u.  e.  Neck  Tuoaus  beruht  die  1.  *u( 
dein  geformten  Stoffe  („materia  eignet»  vel  individtuUk '.  Snm.  tkeoL  III.  qu.  77.  2; 
I.  3. 2).  neck  De**  Sootoo  enf  der  ..Form ".  welche  die  ..quiddiu»'  w  „kneooritns" 
(».  d.)  macht  ( In  hb.  sententiarum  2).  Neck  den  Nomiaalisten  (Prruts  AcanoLCt, 
Dotuxd  vok  8t.  Poübcai*.  Wtimtut  von  Occam  u.  a.,  Lstnm,  De  prkaosp.  indhrid. 
f  4)  iet  den  winnoke  dnrok  omk  edbet  Individuell  (..querübet  rm 
eeteingulerie").  Neck  SraoftA  ist  die  L,  die  ..DetefndnatkxT  {* 
ahm  „Negation".  Kinochr4nfcong  dm  einen  Ssisnaen  (e.  Modus).  Nnek  Cn*.  Wolvt 
iet  dm  IndrviduaJtonanrinzip  die  alhwWge  UnoiniUlung  dornen,  wm  dem  Dmne 
(Ontolog.  |  80.  228).  Nnek  Scaornnuca»  oind  Raum  und  Zeit,  dm  nur 
armen  sind,  der  Qmnd  dafür.  da8  der  eine  JffBfe".  d« 
„Ding  an  eich",  ab  Vielheit  von  Immlmjmn  erscheint  (Die  Weh  ale  Witte  o. 
Stellung  I.  Bd..  f  26.  63).    M.  Gumxm,  Dan  Prinzip  der  I..  1887.    Vgl.  Vielheit- 

Individuell:  Dem  Einzelnen,  dem  Individuum  zukommend,  im  Unter- 
arhiede  vom  Generellen.  Allgemeinen.     VgL  Oeackiokte.  Individuum 

Individnunn  (4io.«or,  dm  Unteilbare):  Emanhliag,  Bnmlweeen,  m> 
mal  in  raumseitticher  und  qualitativer  Beatimmtheit  Daseiendes,  eine  im  Weckael 
dm  Geaoknkena  relativ  konstant  bleibend«  Kompfeidone- Einheit;  kmbooondara  der 
Einxelmenaeh.  Dar  Kern  jede*  Individuum«  iet  etwa«  Irraoonellee,  au«  dam  All 
gemeinen,  aus  Gesetzen  nickt  restlos  Ableitbare«.  Insbesondere  iet  die  Eigenart  dee 
menschlichen  Individuums  durch  die  ganze  Vergangenheit  seines  Ursprungs  bedingt, 
wie  m  selbst  durch  die  Eigenrichtung  «eines  Verhaltens  einen  ..zufalligen",  d.  h.  nicht 
auf  eine  allgemeine  Formel  zu  bringenden  Faktor  dm  Geschehens  danteilt  (vgl. 
Geschichte).  Individuum  und  Gesellschaft,  Individual-  und  Geeamtgeixt  heein- 
fluaeen  einander  von  Anfang  an  wechselseitig  (s.  Individualität,  Soziologie). 

Definitionen  des  Individuums  (vgl.  Aristoteles,  hfetapby».  VIII.  6;  nur  das 
Individuelle.  Besondere,  das  ttft  n,  hat  Existenz;  e«  ist  ein  Ganzes,  ovvoXov,  aus 
Form  und  Stoff)  gchi-ii  SsiriCA  (IV  providentia,  ß),  Boffrn  sj  est 


Induktion.  305 

in  se  indistinctum,  ab  aliis  vero  distinctum")  u.  a. ;  das  I.  wird  von  den  Scholastikern 
auch  als  „suppositum"  bezeichnet.  Chr.  Wolff  bestimmt  das  I.  als  „res  omni  modo 
determinata",  allseitig  bestimmtes  Ding  (vgl.  Ontolog.  §  227).  Über  Goethes  Begriff 
des  Individuums  vgl.  Chamberlain,  Goethe,  1912,  620ff.  Vgl.  NXgeli,  Die  Indivi- 
dualität in  der  Natur,  1856;  Haeckel,  Über  die  Individualität  des  Tierkörpers,  1878; 
O.  Caspari,  Der  Zusammenhang  der  Dinge,  1881;  L.  W.  Stern,  Psychol.  der  in- 
dividuellen Differenzen2,  1911;  Person  u.  Sache,  1906,  I  (vgl.  Person);  J.  Royce, 
The  World  and  the  Individual,  1900;  J.  Schlaf,  Religion  u.  Kosmos,  1911 ;  Schuppe, 
Grundr.  der  Erkenntnistheorie  u.  Logik,  1894,  S.  79 ff.;  Driesch,  Zwei  Vorträge 
zur  Naturphilos.,  1910;  Rickert,  Die  Grenzen  der  naturwissenschaftl.  Begriffs- 
bildung, S.  236,  372;  S.  Hessen,  Individuelle  Kausalität,  1909  (Transzendentale 
Begründung  des  Individuellen);  Wundt,  Ethik2,  1903,  S.  485 ff.;  P.  Barth,  Die 
Philo3.  der  Geschichte  als  Soziologie,  1897,  I,  222;  Jerusalem,  Die  Aufgabe  des 
Lehrers  an  höheren  Schulen,  2.  A.  1912;  Fawcett,  The  Individual  and  the  Reality, 
1909;  Litt,  Individuum  u.  Gemeinschaft,  1919.  —  Vgl.  Individualität,  Pluralismus, 
Vielheit,   Persönlichkeit,   Ich,   Monaden,    Geschichte,   Kausalität,    Gesetz,   Totalität. 

Induktion  (inductio,  ixayw/f;)  heißt  sowohl  der  „Induktionsschluß"  vom 
Besondern,  Einzelnen  aufs  Allgemeine,  als  auch  die  Methode,  mittels  solcher  Schlüsse 
zu  allgemeingültigen  Sätzen,  zu  allgemeinen  Gesetzen  des  Verhaltens  von  Objekten 
zu  gelangen. 

Die  Induktionsschlüsse  folgern  aus  dem  Umstände,  daß  in  Einzelfällen 
S  und  P  miteinander  verbunden  auftreten,  auf  die  allgemeine  Zusammengehörigkeit 
von  S  und  P.  Etwa:  Mx,  M2,  M3  .  .  .  sind  P  |  Mx,  M«,  M3  .  .  .  sind  S  |  Also  alle  S 
sind  P.  Solche  Schlüsse  können  immer  nur  auf  (wenn  auch  oft  sehr  hohe)  Wahr- 
scheinlichkeit Anspruch  machen;  nicht  auf  absolute  (logische)  Gewißheit.  Es 
kommt  ferner  keineswegs  auf  die  bloße  Anzahl  der  Einzelfälle  an,  sondern  es  kann 
auch  schon  ein  gut  beobachteter  Fall  zu  einer  Induktion  berechtigen,  wenn  er  als 
Repräsentant  für  viele  gleichartige  Ermittlungen  betrachtet  werden  kann.  Schon 
eine  einzige  Gegeninstanz  macht  die  Induktion  ungültig.  Die  Häufigkeit  und  Regel- 
mäßigkeit der  Fälle  eines  Zusammenhanges  ist  nicht  der  logische  Grund  der  Gültigkeit 
der  L,  sondern  die  durch  diese  Regelmäßigkeit  bedingte  Erwartung  einer  kausalen 
oder  Abhängigkeits-Beziehung  zwischen  S  und  P.  Vor  voreiligen  Verallgemeine- 
rungen hat  man  sich  zu  hüten,  ebenso  vor  der  Verwechslung  des  ,,post  hoc"  mit 
dem  „propter  hoc".  Absolute  Gewißheit  hat  die  „vollständige"  I.,  bei  welcher  die 
Anzahl  aller  möglichen  Einzelfälle  gegeben  ist,  insbesondere  auch  der  Schluß  von 
n  Gliedern  auf  das  (n  +  l)te  Glied  einer  stetigen  Reihe  mit  gleichbleibendem 
Bildungsgesetz  (J.  Bernoulli).  —  Voraussetzung  der  Induktion  als  Methode  ist 
die  apriorische  Einsicht,  daß  Gleiches  sich  unter  gleichen  Umständen  gleich  verhalten 
muß,  sowie  die  allgemeine,  ausnahmslose  Gültigkeit  des  Kausalitätsprinzips  (s.  d.). 
Vielfach  stützen  sich  mehrere  Induktionen  gegenseitig.  Durch  die  Möglichkeit  einer 
Deduktion  (s.  d.)  neuer  Fälle  aus  dem  induktiv  Erkannten  wird  die  Induktion 
verifiziert,  abgeschlossen.  Die  obersten  Grundsätze  des  Denkens  und  Erkennens 
beruhen  nicht  auf  I.,  sondern  3ind  logische  Bedingungen  aller  Induktion  (vgl.  Axiom, 
A  priori,  Mathematik).  Die  empirische  Erkenntnis  erwächst  aus  einer  Verbindung 
von  Induktionen  und  Deduktionen  (vgl.  Analyse). 

Als  logisches  Verfahren  der  Gewinnung  allgemeiner  Begriffe  betreibt  die  Induktion 
Sokrates  (er  suchte  tobt  r'  ixaxitxubi  Aö/ovt  y.al  tb  öpigeofrat  xuPJÄot'.  Aristoteles, 
Mt-uiphys.  XIII,  4,  1078  b  28;  vgl.  Xenophon,  Memorabil.  IV,  6,  13  ff.),  ebenso 
Platon    und    Aristotei.es     (totayarrf         lt  dnö  w&p  m*'  Ixaaiov  4*1    r«  tm&iAov 

Eisler.  Haudwörterbuch.  20 


306  loertialsyetem 

«H«,  Top.  1 12.  106a  13;  egL  Analyt.  prior.  II.  23k  welahar  aar  d» 
durch  iilafanhs  Anfaahma g  «he  .mdmetio  per  leiiMUiUnoiai  eimpliernT) 
aar  die  irifcHmllge  I.  ab  niaoamnihsflMtih  anerkennt  (tmmjmj^  Stä  x4rr«M>k  Daa 
Wert  der  I.  keaaea  schon  die  WuJruniw  Zanoa  aad  Pmu>- 
(rgt  nowraas.  HercuUA  Stadien.  1866~66k  Im  MHtcUhrr  «peilt  die  L 
all  Methode  «ine  geringere  RolpTaaeh  wird  rir  oft  Biekt  exakt  faheartheht  —  Kiae 
Theorie  der  I.  gibt  tuen*  F.  Baoov.  der  che  biet  aylJogbtbtkc  Methode  (a.  Schluß) 
bekämpft,  aber  aooh  die  gawftbalHki,  eiafache  Induktion  für 
erklärt.     Wertvoll  iet  aar  die  „wehre'    (  . 


oa  größter  Allgeaaeaaheit  aufateigt,  wobei  aebea  dea  poaitiwra 
aoeh  die  aagatiena  lanmnoan  (a  d.)  her!  iihiUbjt  werdea  ■■aooa  (Komm  Oiannoo  1. 
Bt&h  Spater  hat  J.  St.  Mn*ofamana»  Theorie  der  Lgsphia,  Sie  iet  nach  ihm 

Puib«  Rs  beeteht  eiae  aataraohe  sicigMsg  dee  Goosoaa,  oehm  Erfahruanan  zu  eenerali- 
abtun,  aad  alle  I.  beraht  aaf  der  Voraumsstauag  dar  Gleidsfomiglmit  dea  Katar- 
laafM  („aaiformitr  of  natura ')  ale  ■lUhsuhe  i  benibm  Oberes  u,  der  rnlbsi  «uf 
ajlgeamtaeten  lndaktioo  beruht  (Syetem  der  indukt.  u.  dedukt.  Logik  1.  111.  K.  2). 
Vier  Methoden  der  iadaktftna  Fbreohaag  gibt  tat  1.  Mrlhnde  der  übatemeummung 
(..method  of  agreement");  2.  M.  der  Unterscheidung,  DilfciaaiBWthode  („m.  of 
differenoO;  2.  M.  dar  Rente,  Buckstande  (..m.  of  modo.  .4  M  «kr  einander 
begbisendoa  VWlafhiangsn  (^m.  of  concomitaat  Variation")  (1  Kg). 

Daß  der  I.  eeboo   logbche  oder  eprioriarhe  Yrnnuaattaaaaej 
betonen  Karr,  Arn*  (Theorie  der  ladaktioa,  1864.  S.  17  fU  Wamtx  (< 
der  induktiven  Wiaaemu haften,  deataeh   l840f.;   Philo»,  of  the    tadncu 
1840).  Cook,  Natoar.  Ria«,  u.a..  R  Kanaan»  (Logik,  1882,  I,  868  ff).  Hit  I 
(Qeaetae  aad  Eh  miete  dea  wieatmerhafU.  Deukena,  1880-84,  8.  280  ff..  402  f.)  u.  a 
Vgl.  Lamm.  Logik.  1880.  f  101  f  ;  neue  A.  1812;  J.  Kcrnex.  Im-  Methode  der  induktiven 
Forschung.  1886;  Bai*.  Logic.  1870.  II.  1  ff.;  Vaan.  Logic.  1888,  8.  83 ff.;  Javoaa, 
Pikiulnha  of  Soiraoe  I.  1877.  168 ff.,  282 fL;  Siowabt.  Logik,  1804.  li 
4.  A.  1811;  Wum,  Logik  II«.  1886,  8.  20 ff.;  3.  A.  1806/08;  (iaataaa,  Deduktion 
u.  Induktion,  1888;  Höfua.  <  tandbhrea  der  Logik.  1880;  Ktnno.  Die  intelbktaelbu 
Funktionen.  1808,  &  224  fL  (Die  I.  ab  Form  dee  ^MOgreaeirea  flehheaea";  I. 
alkjemeamruag  dea  in  eseeekaen  Ftilaa  beeonaeiton  Sabjekta  d 
Schlußaata  .  .  «,  wofür  der  Untat  aalt  daa  Begrandunaaprinsip  he''- 
behrijaeh  der  Logik.  1810;  LaomauBa,  Psycho!,  u.  Metaphya..  Die 
Induktion.   1808  (KaaaeiiUt  und  FinaÜUt   ab  Grundlagen);  B.  Baocb,  Stadien 
aal  Philo*,  der  exakten  Wkaniemhaftaa.  1811;  F.  C.  8.  Sgbiu.br,  Formal  Logic. 
1812;  LeuearaxD,  Zar  kgbchea  Lehre  der  I.,  1884-88.  -  VgL  Kaoeatitat.  unbewußt . 
Metaphyaik  (v.  HaaTMaim).  Mathematik.  Rmpiibmus,  Methode.  Schluß,  Analyse. 


lurrtinUyateaa    vgl.  Relativitateprinzip. 

liuxiHtena   a  IntenticnaL  Objekt. 

Infinit  (un.l  indefinit)  s.  Unendlich.    Infinitesimal  a  Unendlich.  Realität 

(Gönn). 

Infi iixn«:  Kinfluß.  die  Wirkung  der  Ursache,  eines  „Wirklichen"  („quod 
eat  in  actu")  auf  ein  der  Potenz  nach  Seiende«  (Thomas  von  Aqcino  u.  a.k 
Influxua   phyaieus:    direkte    Beeinfluaeung  der  Seele  durch  dea  Leih.       Xarh 


Inhalt  —  Instinkt.  307 

Descartes  und  den  Okkasionalisten  (s.  d.)  vermag  der  Leib  nur  durch  Vermitt- 
lung Gottes  („assistentia  Dei")  die  Seele  zu  beeinflussen,  nicht  direkt,  nicht  durch 
„influxus  physicus".  Vgl.  Harmonie  (Letbniz),  Wechselwirkung  (psychophysische), 
Kausalität. 

Inhalt  ist  ein  Korrelat  zur  „Form'',  die  Mannigfaltigkeit  der  in  bestimmter 
Form  auftretenden  Merkmale,  Gegebenheiten.  Über  Inhalt  des  Begriffs  (eomplexus) 
s.  Begriff.  —  Inhalt  eines  Gegenstandes  ist  die  ihm  eigene  Gesamtheit  der  Merk- 
male, die  ihm  „logisch  immanent"  sind  (B.  Erdmann,  Logik  I,  1892,  129  f. ;  2.  A.  1907). 
—  Inhalt  der  Empfindung  s.  Empfindung.  —  Inhalt  des  Bewußtseins  s.  Bewußt- 
sein. —  Inhalt  der  Vorstellung  ist  der  Inbegriff  des  in  ihr  unmittelbar  Erlebten, 
im  Unterschiede  vom  Gegenstande,  auf  den  sie  sich  bezieht  (s.  Objekt);  diese 
Unterscheidung  machen  Twardowski  (Inhalt  u.  Gegenstand  der  Vorstellung,  1894, 
S.  1  ff.),  Meinung  (Zeitsehr.  f.  Psychol.,  21.  Bd.),  Höfleb,  Witasek,  Krelbig  (Viertel- 
jahrsschrift f.  wissensch.  Philos.,  28.  Bd.,  1905;  Die  intellektuellen  Funktionen, 
1909),  Lrpps,  Heymans  u.  a.  —  Vgl.  Urteil,  Schluß,  Gestaltqualität. 

Inhärenz  heißt  das  Verhältnis  der  Eigenschaften  zum  Dinge,  der  Akzidenzen 
zur  Substanz  (s.  d.).  Vgl.  Hume,  Treatise,  set.  5;  Kant,  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  178. 
Vgl.  Ding  (Hebbart). 

Initial-  und  Finalbetonung:  Vorzug  der  ersten  und  der  letzten  Stellen 
in  eingelernten  Reihen  für  die  Merkfähigkeit  (vgl.  Offner,  Das  Gedächtnis2,  1911). 

Inkomplett  (unvollständig)  nennt  die  Scholastik  jene  Bestandteile  eines 
zusammengesetzten  Dinges,  die  sich  zueinander  wie  Anlage  (Potenz)  und  Vollendung 
(Aktualität)  verhalten  (z.  B.  Leib  —  Seele).  Vgl.  Stöckx,  Lehrbuch  d.  Philos.  II8, 
1912,  S.  124f. 

Innensein  s.  Fürsichsein,  Identitätsphilosophie,  Psychisch,  Seele,  Pan- 
psychismus,  Introjektion,  Wesen. 

Innenwelt    s.  Außenwelt,  Psychisch,  Introjektion  (AvENABrus). 

Innere  Erfahrung  s.  Wahrnehmung  (innere).  —  Innerer  Sinn  s.  Wahr- 
nehmung (innere). 

Innervation:  Xervenerregung,  Erregung  von  Organen  durch  Xervenimpulse. 
Über  „Innervationsempfindungen"  (die  nach  den  einen  zentralen  Ursprungs,  nach 
anderen  peripherisch  ausgelöst,  in  Wahrheit  nur  Bewegungsempfindungen  sind)  vgl. 
.1.  Müller,  Handbuch  der  Physiologie,  1840;  Wundt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  I8, 
1910,  S.  91  ff.;  II5,  32ff.;  James,  Principl.  of  Psychology,  1890,  II,  493ff. 

Instinkt  (instinetus,  Antrieb)  ist  eine  Art  des  Triebes  (s.  d.),  der  seine  Grund- 
lage in  ererbten,  angeborenen  psycho-physischen  Dispositionen  hat,  vermöge  welcher 
das  Lebewesen  aus  einem  an  gefühlsbetonte  Empfindungen  sich  knüpfenden  Drang, 
Impuls,  seines  Zieles  nicht  bewußten  Strebens  in  zweckmäßiger  Weise  sich  betätigt. 
Der  zweckmäßig  funktionierende  Mechanismus  ist  hierbei  angeboren;  es  wechseln 
triebmäßige  Impulse  mit  rein  automatischen  Reflexauslöaungen  ab,  auch  können 
Wahrnehmungseindrücke  an  dem  Ablauf  der  InstinkthancUungen  teilnehmen,  und 
es  können  Instinkte  durch  Erfahrungen  modifiziert  werden.  Im  allgemeinen  sind  die 
Instinkte  die  Resultate  der  immer  zweckmäßiger,  sicherer  gewordenen  Betätigung 
der  Gattung;  sie  beruhen  also  auf  einer  Mechanisierung  \on  ehemaligen  Willens- 
handlungen und  Triebvorgängen,  sind  aber  lücht  rein  physische  Prozesse,  sondern 

20* 


:** 


enthalten  psychische  Momente,  ohne  daß  es  eher  ra  einem  TorsosschaueodfO, . 

vollen  DeeuBmeln  kommt.     Von  anbewuateu  Vorstellungen.  Gedenken,  Urteilen, 

Planen  u.  dgL  kann  hier  nicht  die  Rede  «ein.  Wahrend  bei  den  Tieren  de*  Instinktbben 

stark  suegnprigt  bt,  treten  beim  Msnsrhrn  dm  Instinkte 

wußten  ZwsnkhsndmngaB  zarftek,  dm  Ewer  nicht  no  ebb 

def  ttr  aber  bemer  neuen,  TMBmtea  Umstanden  sich  «iwnemn  bmen.  ahm  nicht  eo 

•terr,  ao  einseitig,  so  bHnd  wie  dm  Instinkte  amd.    Bs  gibt  anch  enrbhabiTnrb  «ad 

(sekundere,  im  aamlhMhaimfehea  Leben  enteteodene)  eosJab 

In  der  altere«  Philoeophie  iet  vom  JaHlnnai  natarae"  ah) 
Trieb  (*.  d.)  die  Rade  (vgl  Tbomas  tos  Aqciso.  Contra  geat  III.  75).  Hoinr  von 

Cbebscey  leitet  mm  dem  „Inttmctmi  naturehs"  die  ■Ihjimmnan.  nlmslnsllia uVm 

Begriffe  dm  Mira  oh  ia  ab  CD»  varitate.  1624)      Nach  Ron  haben  die  Tier*   ihr* 
Natur  iMpfangan  (Enouiry.  IX).        Nach  einer  froher  oft  m- 
die   Imiinlitiamlliinawi   auf   Zweckiaamgkeiteehv 
flhrmi  rmb  Vmtntot  dm 
nrial 
den    I 

SomoranutJmi  (Die  Wem  ab  Wille  «ad  VorsteUang,  IL  Bd..  K.  27 ).  Nach  B.  tos 
II  aktmax*  iet  dm  L  „iBiikmlmgm  Handeln  ohne  Bewußtsein  dm  Zweck*",  b*  wußte* 
Wollen  dm  Mitleb  sa  einem  anbewnßt  gewollten  Zweck  ( Philo*,  dm  Unbewafiten  I  »• 
1890,  76).  —  Aal  angiihiaann  Via ■bBaagaamofta I innen,  unbewußte  Vor 
u.  dgL  fahren  den  I.  zurück  Cctieb,  J.  R.  Ficbtb,  C  0.  Cabüs  u.  a.  -  •  Auf  reribteu 
Gewohnheiten  beruht  dm  L  nach  Dabwi*  (a.  Bai alii lang)  a.  a.  ~  Ab  Refbsiatig 
briten  famea  db  Instinkte  aal  8macaa  (Princ  of  Psycho!.  I.  f  1". 
A.  Bbtbe,  J.  Loa*.  Rassowm,  B.  Mac*  a.  e. 

Ana  der  ..Meehanbbruag",  Bmabang  tob  BewaßtesmetataghaimB  dm 
leiten   den    I.    ab   Umabte,    LaaontB   (L'hebitade   et  l'instinct,    1876),    Lawas 
(Probbma  I.  1874.  ««ff.).  RraoT.  Romases,  Habcbel  (Weiteste*!,  1898.  RH 
Facanraa,  Pbbyeb,  G.  H.  Scbybtdsb  (Dm  tbrbehe  Wille.  1880,  8.  MM 
Pault,  Horrors*.  ParuKK,  Focuxbe  u  a.,  Wcbdt.  nach  welchem  d» 
gewordene  Willen*  and  Tihlihintllaagmi  rbmr  QiasraUnaia  amd,  db 
anch  unter  dam  Bmilmmi  von  Motiven  stehen  (Grdz.  d.  phya.  Psychol  HI«,  1903, 
260ff.;  Grundr.  d.  Psychol.«,  1901,  &  JOS  ff.;  Vorlas,  Ahm  d.  Menschen   u.  Tiereeeb«, 
1911)  u.  a. 

Mach  H.  Baaoaox  ateht  dm  Iaatinkt  in  näherer  Beziehung  zur  unmittelbaren, 
absoluten  Wirklichkeit  dm  Dinge  ab  der  durch  «eins  Begriffe  db  Wirklichkeit  nur  b 
äußerlichen  ReUtiooen  ergreifende  Ventand  (Devolution  createice.  1907.  &  191  f.; 
TgL  Intuition).  VgL  F.  Rode*.  Db  Instanktbedtngtheit  der  Wahrheit  u.  Krfahrung. 
1912.  Dan  Brkenntnbwert  der  Instinkte  untersucht  MeLum-Faanurraui,  Irrstio- 
nahamua,  1928.  —  VgL  Lama  eck.  Philosophie  zoofegique,  1809;  Flocebxs,  Da 
linatinct  et  de  Intelligente  dm  animaax«.  1861 ;  Romaxes,  Db  gebtage  Entwicklung 
h,  1885;  M*sta«it,  Instinct and  Reaeon,  1898;  James,  Psychologie,  1908. 
S.  391  ff.;  Q  L.  Moboax,  Instinkt  u.  Gewohnheit,  1909;  Redtke,  Einbit.  in  db 
theorat.  Biologie,  1902;  Jodl,  Lehrbuch  d.  Psycho!.«,  1909;  R.  Saxox.  Mneme«. 
1908;  Foasu  Db  paychbchen  Tätigkeiten  der  Ameisen,  1901;  Da*  Sinneabbaa  der 
Insekten,  1910;  Wasmaxx,  Instinkt  u.  Intelligenz  im  Tierreich«,  1905;  J.  Lobe. 
Vergleichende  Gehirnphysiologie,  1899;  li  B.  /.ieoleb.  Der  Begriff  des  Instinkte 
einst  und  jetzt,  4.  A.  1920;  Liebmann.  Zur  Analvsb  der  Wirklichkeit4.  1911 ;  Wich 
mann.  PUtos  Lehre  vom  Instinkt  und  Genie.  1917;   HacHBT-Socrt.ET.  La  ganme  dm 


Instrumentalismus  —  Intellekt.  309 

instincte,  1919;  Dreyer,  Instinct  in  Man,  1917;  Trotter,  Instinct  of  the  herd  in 
peace  and  war,  1915.  —  Vgl.  Tierpsychologie,  Unbewußt,  Zweck,  Trieb,  Mechani- 
sierung,  Soziologie. 

Instrumentalismus  heißt  der  Standpunkt,  daß  das  Denken  und  seine 
Begriffe  nur  Instrumente,  Werkzeuge,  Mittel  zur  Ordnung  des  Empfindungsmaterials, 
zur  geistigen  und  praktischen  Beherrschung  der  Wirklichkeit  sind  (vgl.  Vathinger, 
Die  Philosophie  des  Als-Ob,  1911,  S.  off.,  82ff.);  ferner  ist  I.  eine  Bezeichnung  für  den 
Pragmatismus  (s.  d.)  und  dessen  Wahrheitetheorie  (s.  d.).  Vgl.  Baldwin,  Das  Denken 
u.  die  Dinge,  1908  f. 

Integration :  Vereinigung,  Verbindung  des  Differenzierten.  Vgl.  Entwick- 
lung (Spencer). 

Intellekt  (intellectus):  Geist  (s.  d.),  Verstand  (s.  d.),  Denkkraft,  Inbegriff 
der  das  Empfindungsmaterial  verarbeitenden  geistigen  Funktionen.  Der  I.  ist  nicht 
eine  vom  Willen  verschiedene  Kraft,  sondern  die  Betätigung  des  Willens  selbst  als 
„Denkwillen'*  (vgl.  Wille,  Voluntarismus,  Denken);  anderseits  beeinflußt  der  Intellekt 
den  praktischen  Willen. 

Einen  zweifachen  I.  (vovg)  gibt  es  nach  Aristoteles.  Der  „passive",  gestaltbare 
I.  (vovs  ntUhjtix6e)  ist  der  I.  als  Potenz,  der  Inbegriff  der  Verstandesanlagen,  welche 
durch  den  leidenlosen,  reinen,  „trennbaren",  unsterblichen,  von  außen  kommenden, 
„aktiven"  I.  verwirklicht  werden;  der  aktive  I.  gleicht  dem  Lichte,  welches  die  poten- 
tiellen zu  wirklichen,  als  solche  empfundenen  Farben  macht  (De  anima,  III,  5).  Über 
verschiedene  Deutungen  dieser  Unterscheidung  vgl.  Brentano,  Die  Psychologie  des 
Aristoteles,  1867,  S.  5 ff. ;  As  Lehre  vom  Ursprung  des  menschlichen  Geistes.  1911; 
Siebeck,  Geschichte  d.  Psychol.,  1880 — 84,  I  2,  S.  67 f.;  Ueberweg-Heinze,  Grundr. 
der  Geschichte  der  Philos.,  I™    1909. 

Mit  dem  göttlichen  Geist  identifiziert  den  tätigen  I.  {voii  noiiftutde;  hier  zuerst 
der  Ausdruck)  Alexander  von  Aphrodisias,  der  im  Menschen  den  „materiellen" 
(voii  biutdg)  und  „erworbenen" I.  (rovz  i.Ti'y.rrjos)  unterscheidet  (De  anima  I,  f.  138 ff.). 
Nach  Averroes  gibt  es  nur  einen  (göttlichen)  aktiven  Intellekt  in  allen  Wesen,  welcher 
den  „potentiellen"  zum  „erworbenen"  I.  formt  (vgL  Siger  von  Brabant,  De  anima 
intellectiva,  hrsg.  1901).  Nach  den  christlichen  Scholastikern  ist  der  aktive  I. 
ein  Vermögen  der  menschlichen  Seele  selbst.  Durch  „Erleuchtung"  (ülustratio)  seitens 
des  aktiven  Intellekts  wird  das  potentiell  Denkbare  zum  wirklichen  Gedanken;  ferner 
geht  vom  aktiven  I.  die  Abstraktionstätigkeit  aus  (vgl.  Albertus  Magnus,  Sum. 
theol.  II,  14,  3;  II,  77,  1;  II,  93,  2:  über  „intellectus  possibilis"  und  „adeptus";  Thomas, 
Sum.  theol.  I,  79,  3;  I,  85,  1).    Vgl.  de  Wulf,  Gesch.  d.  mittelalterl.  Philos.,  1913. 

Nach  Spinoza  ist  der  Intellekt  ein  Modus  des  Bewußtseins  („modus  cogitandi''). 
Die  einzelnen  Intellekte  sind  Modifikationen  des  unendlichen  und  ewigen  göttlichen 
Intellekte  („mens  nostra,  quatenus  intelligit,  aeternus  cogitandi  modus  est'').  Der 
unendliche  Intellekt  erfaßt  nichts  als  die  Attribute  Gottes  und  deren  Besonderungen 
(Eth.  I,  prop.  XXXI,  dem. ;  LI,  prop.  IV,  XV).  Der  menschliche  I.  als  solcher  gehört 
zur  „natura  naturata". 

Daß  der  Wille  der  „Ursprung  und  Beherrscher"  des  Intellekts  ist.  betont  Schopen- 
hauer. Xach  ihm  ist  der  I.  bloße  Erscheinung,  Willensprodukt,  er  dient  in  erster 
Linie  dem  Willen  zum  Leben,  um  freilich  bei  höchster  Besinnung  diesen  Willen 
schließlich  negieren  zu  müssen  (Die  Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  IL  Bd.,  K.  15,  19,  30). 
Xach  Wundt  ist  der  Wille  selbst  der  Intellekt  (s.  Voluntarismus).  —  Daß  der  Intellekt 
in  erster  Linie  den  Zwecken  der  Lebenserhaltung  dient,  nicht  reiner  Erkenntnis,  und 


310  Intellektualitmui 


dafi  er  daher  db  Wirklichkeit  immlUg  auffallt,  ab  daran  sein»  Begriffe  verfabcht, 
lehren  Mmaon,  Vaidmb  (Db  Philo*,  d.  Ab-Ob.  1911;  s,  Fiktion), 
(s.  Verstand,  Intuition)  u.  a.  Vgl  A.  Bar/rosa,  Die  Lahm  von  den  Genügen  u. 
Volke,  1, 190«.  —  Einen  „Organmtelbkr  ab  Faktor  dar  Entwickhing  nimmt  J.  0. Voo* 
an  (Zeitschrift  für  den  Auabeu  der  Entwicklung*  hrr.  HL  1909).  -  Vgl.  A.  Baue. 
The  Senat*  and  the  Intelbct*.  1994;  Ramnorm,  Die  Kritik  dm  Intelbku.  1901; 
Kbeibio.  Dia  Intellektuellen  Punktionen.  1909.  —  VgL  fieneuahsmua.  Denken 
•tand,  Erkenn  tni*.  Vernunft,  Averrabaros. 

Intcllektaallasnna  bedeutet,  iTlpmem,  dm  Btsmmng  dm  Intellekte,  dm' 
Intellektuellen.  Der  1.  ist  I.  -  Bationahamna  (a.  <LL  im  OigsnmU  tum  8eneualiamua. 
So  trtwulnhnfl  Kaut  PUtoo  ab  Vertmtrr  der  „Inmfbkt*fl|rlriH-rlrTT*'.  nach  welchen 
die  wahren  Oigmitlnrti  „blot  m»elhgib*r  assd  und  nach  welchen  mm  dm  Ventand 
dm  Wahre  m  kennt  (Krit,  <L  rem.  Vera-,  MiHnrlmbiw,  IV;  Db  Qmomchte  dm resnen 
Vernunft):  S.  bedeutet  der  L  db  Bevorzugung  dm  Dualem  «ml  Fi  hau  mim  vor  dam 
Fohlen,  Wollen  und  Handeln,  db  Wertung  dm  Erlmmrtnb  ab  Endzweck  dn  inensch- 
liehen  Swsbuue  (Plato*.  Puma,  8rrxoa*  u.  a>;  ibgsnun  Booanur.  Harnora,  Kajtt. 
Ficra  a.  *.);  3.  auch  db  ^nsioht,  daldnroh  den  latssbht,  ansah  db  Vernunft,  durch 
Reflexion  mm.  aOm  Handeln  au  biten  ml  (ethiacher  L;  Sossarsa,  Kajrr  ■ 
4.  dm  psychologische  I.  betrachtet  daa  Intrllektuelb  (dm  Dsahsa.  VorsteOen)  ab 
das  Tilmlio  im  Seeleubben,  von  dam  alba  andern  abhängt  oder  worauf  auch  dm 
Gefühl»,  «nd  Wilbnebben  tmruckxufuhran  bt  (Tnoaus:  ..teteOectus  altior  et  itobibor 
volantam";  Beteoca:  „ab* priiBUMset»o^»od  »*■■■■!  mm tbeeat  com 
IIbsbabt.  Kann  u.  *.).  —  Gegner  dm  (emmitbjm)  I.  amd  Dtnm  Sootos,  Bor- 
Haan  am,  Hamaitk,  Jaoom,  Ficars,  Senorasaaria.  Nmnii,  Pädia».  Toxsibs, 
i  DamuKD  (Gedanken  ihm  Gott . .  *  1910).  Wr »dt.  Diltbbt.  Sdocix,  Ecosb* 
(Db  Einheit  dm  Oebbtbbim.   8.  63«.;    Geblige  8toomungeu  dm  Gegenwart, 
1904),    Goumrarjt   (Wandlungen   in  d.  Philo*,  dm  Gegenwart,    1911k   Bmi bi. 
Vanmroaa,  Boctbocx,  BsaoaoB.  Jamxs.  F.  CL  8.  8mnj.ta  (Humanbmu*.  1911). 
Ostwald,  GouMCsntro  u.  a>  (vgL  Voluntarismus,  Pajchofegb).  —  VgL  M.  Wcvdt, 
Der  L  in  der  grbchboheo  Ethik.   1907;    R.  Goumcusn».   Zur  Ethik  dm  Gesamt. 
willens  I.  1903,  77ff.;  H.  8cbwaju\  FiyehoL  dm  Wübns,  1900;  B.  Mbuiukn.  In 
telhgenx  u.  Wüte,  1907.  —  VgL  Denken,  WBb,  Voratellung.  Aktivbmus,  Ventand. 
Pragmatbmue,  Vernunft  (praktische).  Intelligenz.  Intuition,  Irrational,  logbrnns    • 

IntrllcUtii«  II  ■  llertuaüa.  *•***•);  gebt  ige  r  Natur,  dem  InteDekt  enge, 
borig,  auf  den  Intellekt,  dm  Denken,  das  Erkennen  harugnch,  durch  den  Ventand, 
db  Vernunft  (vgL  Kaut,  Probgomena,  |  34).  —  I.  Anachaunng  s.  Ansohsanng  — 
I  Funktionen:  vgL  Wem*.  Grds.  <L  phys.  PsyehoL,  IIP,  1903,  681ff.;  KasxniQ, 
Die  inteüekt  Funktionen,  1909.  —  1.  Gefühle:  höhere,  geistige  (Vogbche,  ethbehe 
u.  a.)  Gefühl».  VgL  db  Psychologien  von  Wem*.  Jörn,  u.  a.  —  I  1.x  he  a.  liebe 
(SfixosaL  VgL  Kmiiu,  Db  Intelbktuelbn  u.  db  Gmelbchaft,  1913.  —  VgL 
[ateOglhb  W. 

Intellektuelle   vVelt   ».  Intelligibrl. 

Intelligenn  (inte lügen tia):  Gebern-,  VerstandeaUtigkeit;  Denk-  und  Er- 
kenntniskrait,  besondere  Auffaasunga-  und  ürtftibfihigkeit;  geistiges,  mit  Intellekt 
begabtes  Wesen,  Gebt  (vgL  Thomas  von  Aqoxxo,  Sum.  theoL  I,  79,  10;  I,  84. 
Spinoza,  Eth.  IV,  app.  V;  Kaut,  De  mundi  aenaibilia  atque  intelligibilia  forma  ac 
prineipiis.  II,  3).  —  Nach  Mbcmavx  besteht  die  I.  (im  engeren  Sinne)  in  SelUtandig- 
koit  des  Urteile,  Originalität  und  Produktivität  dm  Denkens,  in  „Urteil afahigk 


Intelligibel  —  Intensität.  31 1 


Die  I.  ist  dem  Willen  gegenüber  primär;  der  Wille  selbst  ist  ohne  intellektuelle  Elemente 
nicht  möglich.  Es  gibt  „Intelligenzfomien  des  Willens"  und  „Wülensformen  der 
Intelligenz"  (Intelligenz  und  Wille,  1907,  S.  9ff.).  —  Über  Intelligenzprüfungen 
vgl.  Meumann,  Intelligenz  u.  Wille,  1907,  S.  29ff.;  Experimentelle  Pädagogik,  2.  A. 
1911;  Lay,  Experimentelle  Pädagogik,  1908,  2.  A.  1912;  Ziehen,  Prinzipien  und 
Methoden  der  Is,  1918;  Ders.,  Über  das  Wesen  der  Veranlagung  und  ihre  method. 
Erforschung,  1918;  W.  Stern,  Die  Intelligenz  der  Kinder  und  Jugendlichen,  1920; 
W.  Stern  und  O.  Wichmaxn,  Methodensammlung  zur  Intelligenzprüfung,  1920; 
Jäderholm,  Untersuchungen  über  Theorie  und  Praxis  der  Intelligenzmessung,  1914 
(schwedisch),  2  Bde.,  Zs.  f.  angew.  Psych.,  1911.  12;  O.  Bobertag,  Über  Intelligenz- 
prüfungen, Untersuchungen  über  die  Methode  Binet-Simon,  Zs.  f.  angew.  Psych.,  1916. 
—  Vgl.  Taine,  De  Tintelligence6,  1892;  deutsch  1880.  —  Intelligenzalter:  Die 
Intelligenzstufe,  die  jemand  auf  Grund  der  Binet-  Simontests  dem  Alter  nach  besitzen 
müßte.  —  Vgl.  Talent. 

Intelligibel  (intelligibilis,  vorjös):  1.  verständlich,  begreiflich;  2.  nur  durch 
den  Intellekt,  den  Geist,  die  Vernunft  erfaßbar,  nicht  sinnlich  wahrnehmbar  (Platon: 
s.  Ideen;  Aristoteles,  De  anima  III  8,  431b  21,  u.  ö.,  Phtlon,  Plotin,  Proklus, 
Acgcstincs,  Thomas:  , .proprium  obiectum  intellectus  est  intclligibUe",  Gontr.  gent.  II, 
98,  u.  a.).  Nach  Kant  ist  an  einem  Gegenstande  dasjenige  „intelligibel",  „was  selbst 
nicht  Erscheinung  ist"  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  432).  Intelligibel  sind  „Gegenstände, 
sofern  sie  bloß  durch  den  Verstand  vorgestellt  werden  können,  und  auf  die  keine 
unserer  sinnlichen  Anschauungen  gehen  kann"  (Prolegomena,  §  34).  Während  Kant 
in  der  Schrift  „De  mundi  sensibilis  atque  intelligibilis  forma  ac  principiis"  (1770)  noch 
die  Gültigkeit  der  Kategorien  (s.  d.)  für  die  inteUigiblen,  sinnlich  nicht  wahrnehmbaren 
Objekte  anerkennt,  bezeichnet  er  später  das  Intelligible  als  unerkennbar  (s.  Xoumenon). 
Vgi.  Fries.  Wissen,  Glaube  und  Ahndung,  2.  A.  1905  (Idee  einer  „inteUigiblen  Welt 
freiwollende-r  ewiger  Intelligenzen").     Vgl.  Charakter,  Mensch. 

Intelligible  Welt  (xöo//os  vorjös,  mundus  intelligibilis):  übersinnliche, 
durch  das  Denken,  die  Vernunft,  die  geistige  Intuition  erfaßbare  Welt,  die  Idealwelt 
(die  Welt  der  Ideen  bei  Platon;  s.  Idee).  Eine  solche  Welt  gibt  es  nach  Philo n 
(De  mundi  opif.  4),  Plottn  (Ennead.  V,  9)  u.  a.  Nach  Jamblichtjs  geht  aus  ihr  die 
intellektuelle  Welt  geistiger  Kräfte  (xöa^oe  voepöt)  hervor.  Proklus  unterscheidet: 
intelligible,  intelligibel-intellektuelle,  intellektuelle  Welt  (Theol.  Platon.  III,  24); 
die  beiden  ersten  Welten  gliedern  sich  in  Triaden  (s.  d.),  die  letzte  in  Hebdomaden 
(1.  c.  IV).     VgL  Joh.  Scotus  Eritjgena,  De  divisione  naturae  V,  18;  24. 

Kant  versteht  unter  der  int.  Welt  die  Idee  einer  sittlichen  Welt,  eines  nur  durch 
das  Sittengesetz  beherrschten  „Reichs  der  Zwecke"  (s.  d.),  welchem  der  Mensch 
(als  „homo  noumenon",  als  Vernunftwesen)  sich  als  angehörig  betrachten  muß 
(Grundleg.  zur  Metaphys.  der  Sitten,  3.  Abschnitt).  Die  „moralische  Welt"  („regnum 
gratiae")  ist  die  Welt,  „sofern  sie  allen  sittlichen  Gesetzen  gemäß  wäre".  Sie  ist 
„eine  bloße,  aber  doch  praktische  Idee,  die  wirklich  ihren  Einfluß  auf  die  Sinnenwelt 
haben  kann  und  soll,  um  sie  dieser  Idee  soviel  als  möglich  gemäß  zu  machen",  ein 
„System  der  Freiheit"  (Krit.  d.  rein.  Vera.:  Vom  Ideal  des  höchsten  Guts). 

I  ntelligibler  Charakter  s.  Charakter. 

Intention  (intensio):  Spannung,  Kraftanspannung,  im  Unterschiede  von 
der  Extension,  der  räumlichen  Ausdehnung. 

Intensität  (intensitas):  Spannungsgrad,  Stärke  der  Kraft,  Kraftgröße.  Die 
Intensität  der  Empfindung  (s.  d.)  ist  ihre  von  der  Stärke  des  Reizes  abhängige  Energie, 


m 


mit  welcher  sfe  im  Unterschieds  eon  Enpfuuiunsm  zr*  her  Qualität  auftritt.  Dfe 
jede*  |iij  kfeiai»  IffenwH  bilden  ein  grrartWnlgw  Kontmeum. 
i  dfe  MssisaaJ.  — d  Marimafenyflnilnnt,  (k>.  dM  M.»  und  IL-Onfn«) 
Aid  (rgL  Www.  Gnmdr.  d.  Iwycnol.*.  IMS.  8.  37f.k  Nach  F.  Bekttawo  ist  <lr 
I.  da»  „Maß  roo  Dichtigkeit"  in  drr  erhember  ifüf«  Erflllnng  m 
(Zur  Lehr»  tob  dm  EnTOfindsAgen.  1697;  egt  R.  Wauj,  Dm  0«m»  drr 
1696.  &  186  ff.;  Bbmmo».  Essais  «ur  Im  dnwln  ImmM  de  U  «mscirn<e.  1904. 
8.  6:  kerne  uijnkfetsm  LV 

Nach  Kamt  lautet  des  Prinzip  der  „aatlifeitliaia  der  WahrneaMMMen": 
„In  «Um  EnoMMM«  kM  4»  Easpimdung  «w  dM  Reale,  wslnhn  ihr  an  dem 
ClipMlMdi  Mtnpriiikt  .  .  .,  mm  intensive  GröBe.  d  L  erneu  Grad."  Dia 
jBMMiM  OfM"  dM  Objekts  fet  dar  Grad  dM  KasfliiHM  Jrmilfcm  auf  drn  Stau 
(Krit,  d  rein.  Varav.  &  IM  ff.;  2.  A.  nrag.  ron  Vsfcutfcmr.  8.  «05  ff).  Dm 
GroBe,  die  jeder  Ersobstnung  a  priori  tafmnrMm  werden  muB,  ki 

Negation  ein  ..kontinuirr 
.feinerer   Wahrneh 
Bm  „Kalrforte"  iat  dir  I.  nach  E.  f.  Htfüttn    Kategorien 
lehre,  1806,    8.  68)  u.  a.     V|L  L  W.  htm».   Person  u.   Snnke.   1906, 
W.  Runs*.   Dar  Iaaiimiaililmyllf  in  drr  ftsdnifagfe,    1911       -    Vgl.  Quer 
Unendlich  (Courx). 

Ini<-ntlnn  (inieatio):  Absicht  (s.  d.),  Anstreben;  Gerichts  tMm  dM  Cifeiu, 
Hm  Willen»  auf  ein  Objekt,  ein  Ziel.    Intentional  iat,  vorauf  dM  Denken  gen 
iat,  wm  n  ..meint*4;  intentional  iat  ein  Objekt  (a.  d.),  aofern  re  nur  dm  Inrmlt  einer 
Vorstellung,  ein»  Gedankens  bildet,  aofern  M  immanenter  Gegenstand  de« 
steifem  und  Denke«  (VüipHiBtn,  Gedachtes),  nickt  dM  reale  Ding  U 

Dfe  8ckolaatiker  rerateben  unter  ..intentio  prima"  dir  direkt* 
gerichtete  Etksnnlnb,  btw.  den  OimmIsiiJ  diraer;  „intentio  areunda"  ist  dir  ab» 
oder  relfezive  Erkenntnis,  bcw.  dar  Cngenaland  der»  tentio  formal»* 

JL  obieeUva- .  In  tentio  alt  Akt  -  I.  ala  Inkalt  denselben).    Ein  ..inten  tionales 
(„MM  intentionele")  haben  dfe  abstrakten  flegenstinde  (Gattung.  Art  usw.).     Vgl 
Tboma«,  In  I    1  8entent.  22.  I  fcnB*fc,  Gsook.  d  Logik  TU.  149.  265  f..  299, 

III.  206|  (Jon.«».  Lax.  philoa..  8.  252 ff.  —  Naefc  P.  Bbswtaxo  hal^n  dir  psyeewrhen 
(-.  H .>  Akte  ein  ..mtesitfenufes  Objrk  kauern.  Dir  mtellektnel  men. 

1909.  8.  142.     Von  „münlkmaka   Einheit"  ala  dem  gemeinten  identischen  Inhalt 
Hoeamx  (Log.  Untersuch,  1900-01.  II.  97).    In 

1913.  &  169.  170.  verwendet  Hrwot  nickt  mehr 
wie  in  den  Log.  unterm,  dfe  DagiUla  Akt  und  Intentkmalca  Erfebnfe  ala  gleichwertig. 
Akt  beißt  nur  noch  der  aktuelle,  vollzogene  Akt.  Kn  gibt  daneben  aber  auch  unvoll 
aogene  „ Regungen M,  dfe  im  Hintergrund  auftauchen,  ohne  vollzogen  zu  arm.  Inten* 
tionalitat  ist  dfe  ffjgonlliit  von  Krlebruasrn.  BewuBtaein  eon  etwaa  cu  acin;  ffegeann 
gehört  nickt  tum  Weaen  der  InteotionaliUt  da«  Operifiatke  dM  „cogito",  drr  ..Bück 
Iww.  die  Ichzuwendung.    VgL  Namen,  Speere. 

Iniorenne  (intereeae):  1.  Nutzen,  Vorteil,  Eigennutz,  2.  Anteil,  Teilnahme 
dM  Ich  an  etwaa,  das  teilnahmsvolle,  lustbetonte  Verweilen  bei  einem  Gegenstände, 
einer  Vorstellung  oder  einer  Tätigkeit  Interessant  ist.  wm  unser  Interesse  erweckt, 
dfe  psychische  Energie  auf  sich  lenkt,  die  Psyche  zur  Beschäftigung  mit  ihm  ■ 
Etwas  interessiert  uns,  wenn  m  zu  irgend  etwas,  wm  uns  Lust  erregt,  was  wir 
anstreben,  werten,  in  Beziehung  steht,  wenn  es  unseren  Wissenswillrn  anregt.    Wm 


Interferierende  Begriffe.  313 


uns  interessiert,  uns  irgendwie  „bedeutsam"  erscheint,  ruft  unsere  Aufmerksamkeit 
(s.  d.)  wach.  Unser  ganzes  Denken  und  Handeln  ist  durch  ein  Interesse  bestimmt. 
Es  gibt  ein  sinnliches  (materielles),  geistiges  (ideelles),  praktisches,  theore- 
tisches (logisches),  ethisches  und  ästhetisches  I.:  letzteres  ist  „uninteressiertes" 
I.,  d.  h.  hier  kommen  nicht  praktische  Zwecke,  sondern  nur  die  Lust  am  Schauen, 
das  „reine  Gefühl"  in  Betracht.  Beim  theoretischen  I.  ist  uns  am  Denken,  am 
Erkennen,  an  der  Erreichung  des  Denk-  und  Erkenntniszieles  gelegen,  es  besteht 
hier  ein  Streben  nach  Wissen.  Für  die  Pädagogik  ist  das  I.  von  hoher  Bedeutung, 
denn  das  Interessierende  wird  genauer  beachtet,  schärfer  aufgefaßt,  besser  gemerkt 
und  geistig  verarbeitet. 

Der  Begriff  des  „wohlverstandenen  Interesses"  („interet  bien  entendu"),  vermöge 
dessen  die  Menschen  trotz  ihres  Egoismus  sittlich  handeln,  findet  sich  zuerst  bei 
Helvbtiüs  (De  l'esprit  I,  87  ff.;  II,  17).  —  Nach  Garve  interessieren  uns  Dinge, 
welche  vermöge  ihres  Wohlgefallens  sich  „unserer  Aufmerksamkeit  bemächtigen", 
weil  sie  „unsere  Kraft,  zu  denken"  beschäftigen  oder  uns  „in  Affekt  bringen"  (Samm- 
lung einiger  Abhandlungen  I,  1802,  211  ff.).  Kant  versteht  unter  dem  I.  das  Wohl- 
gefallen, das  wir  mit  der  Vorstellung  der  Existenz  eines  Gegenstandes  verbinden; 
es  hat  Bezug  auf  das  Begehren  (Krit.  d.  Urteilskraft  I,  §  2).  I.  ist  „das,  wodurch 
Vernunft  praktisch,  d.  i.  eine  den  Willen  bestimmende  Ursache  wird"  (Grdleg.  zur 
Metaphys.  d.  Sitten,  3.  Abschn.,  S.  90;  vgl.  35).  Das  Schöne  gefällt  ohne  Interesse, 
d.  h.  uninteressiert  (s.  Ästhetik).  Herbart,  der  die  pädagogische  Bedeutung  des 
Interesses  betont  (Umriß  pädagog.  Vorles.  I,  K.  4  f.;  WW.  X),  Steinthal  (Einleit. 
in  d.  Psycho!.,  1881,  S.  330)  u.  a.  erklären  das  I.  als  Bereitwilligkeit  einer  Vorstellungs- 
masse zur  Apperzeption  eines  Inhalts;  vgl.  Ebbinghaüs,  Grdz.  d.  Psychol.,  1905, 1, 577. 
Als  Lust  am  Bemerken  bestimmen  das  Interesse  Stumpf  (Tonpsychologie,  1883 — 90, 
II,  280),  Th.  Kerrl  u.  a.  Xach  Jerusalem  ist  es  die  „Lust  aus  der  Betätigung 
unseres  intellektuellen  Funktionsbedürfnisses"  (Lehrb.  d.  Psychol.4,  1907,  S.  161). 
Das  theoretische  I.  ist  „die  Freude  an  der  erfolgreichen  eigenen  Tätigkeit  unseres 
Verstandes"  (Die  Aufgaben  des  Lehrers  an  höheren  Schulen,  2.  A.  1912,  S.  75  f.; 
vgl.  S.  166  ff.).  Xach  Stout  (Analyt  Psychology  I,  1902,  224  ff.)  u.  a.  ist  das  I. 
die  Aufmerksamkeit  selbst.  Nach  Ostermann  (Das  I.3,  1912)  ist  Interesse  „Werl- 
bewußtsein  oder  Wertschätzung"  und  beruht  auf  dem  Gefühl  oder  wächst  aus  diesem 
heraus.  Verschiedene  Forscher  (Ribot,  Jodl,  Kbeibig  u.  a.)  unterscheiden  unmittel- 
bares Gefühlsinteresse  und  Assoziationsinteresse.  Die  Bedeutung  des  I.  für  das 
Denken  und  Erkennen  betonen  von  Condillac  bis  herauf  zur  Gegenwart  viele 
Autoren;  vgl.  F.  C.  S.  Schiller,  Humanismus,  1911;  Kreibig,  Die  intellektuellen 
Funktionen,  1909.  —  Von  einem  „inhärenten  Interesse"  als  angeborener  Triebfeder 
alles  Handelns  spricht  Ratzenhofer  (Positive  Ethik,  1901,  S.  64  ff.).  —  Vgl.  Ribot. 
Psychologie  de  l'attention,  1888;  Jodl,  Lehrb.  d.  Psychologie,  1909;  Offner,  Das 
Gedächtnis8,  1911;  James,  Psychologie,  1909;  Petzoldt,  Einführ,  in  die  Kritik  der 
reinen  Erfahrung  I,  1900,  104  ff.;  Lipps,  Leitfaden  der  Psychologie,  3.  A.  1909; 
Ostermann,  Das  I.3,  1912  (auch  historisch);  O.  Lifmann,  Die  Spuren  interw- 
betonter  Erlebnisse  und  ihre  Symptome,  1911;  C.  Xagy,  Psychologie  des  kindlichen 
Interesses,  1912;  F.  Arnold,  Attention  andlnterest,  1910;  Walsemann,  Das  Interesse, 
19203  (pädag.  psych.  Untersuchungen). 

Interferierende  Begriffe  sind  Begriffe,  deren  Umfange  sich  kreuzen, 
also  teilweise  decken  (Dampfschiff  —  Kriegsschiff).  Vgl.  Lindner-Leclair,  Lehrbuch 
d.  allgemein.  Logik3,  1903,  S.  46. 


314 


Interim  ntnl  :      *i^\yn    MHÜadaM    «*iMem;    •     ■eaBnBBfj   \\V,  h*el. 
enuhea  iiiiaihnttenea  Subjekten  (Tanns-  o.  a.). 

Int«  i  niundlrn  Mntrnnundinm.  /uirnndm/u**):  Zwtsebenwelten.  in  welchen 
nach  Kp ikur  die  Götter  «in  aeMgee  Leb»  fahren  (Wog.  Lehrt.  X.  80;  Cicero.  Dp 

divin.»    M.  IT.  40). 

Interpolation    ist   muh  0.  Liamteva  die  Ausfüllung  dm  lückenhaften 
WabrnehmniigBnvetenals  durch    BenBchaltaag  der  feJdeaden  ZwncaeagtJeder   ver- 
mitten  der  Prindpfen  der  realen  TihaillHI,   «Im*  ItaaealKli.   drr  Kontimnt« 
KTirrttf.  der  ffaaaalitll.  der  K>atHwH4t  des  Geerbebens  (Gedanken  u.  Tataar  h<  n  1 1 . 
AI  ff.;  2.  A.  1904;  Die  Klimax  der  Theorien,  1184.  IL  7).    Vgl.  fetrapolation. 

I ..  uraaajektlw    ist    dea   ftr  eh»    Vielheit   von    Subjektes  ga  min  aar. 

i ..  it<  mir     i    \\  u:  .    Iik'    ai  tm    QajgagonD  '«.  i  >.    fgJ    ObJeaarT,  fJanaananaatj 
Wert. 

Iniraaabjektlr  iet  dasjenige,  bei  dem  van  allem  abgesehen  wird,  am 
ee  eeJernttb  meine»  individuellen  Bswunteoine  noch  geben  m*g  ( Vota  sxt.  GewiS- 
heit  u,  Wehrhrit.   I 

lntrn«nrintlon:  In  der  «UffnentteDen  Psychologie  die  Schwenkung™  in 
der  Lnertungefahigkeit  dweslbon  Pereon  tu  verodttedeoea  Zeiten  bei  gleicher  Aufgehe . 

lim  ..i<  Uiiun:     Kmktguitg.     inrnteMriegnng    payehieebrr    Zeetlnde   und 
Tätigkeiten  in  die  Dinge,  «elehe  eleo  nach  ftnalogh  dos  ninbandeti,  wollender 
mfgrfaBt.  gedeutet  weiden.   Schon  auf  der  primitivsten  Stufe  dea  Rrkennen«  norden 
die  Dinge  an  beaealte  Snbjehte  aufgefaAt  (s.  Atumismus)  und  noch  im  natunriseen 
aohaitlichen  Kreitbegriff  (e.  d.)  siUeri  die  Introjektion  der  WUfenakraf t  in  die  Dinge 
nach.     Der  Spirituaikmue  (a.  <L)  und  Panpavchiamua  (e.  d.)  achreibt  bewnat  den 
Dingen  na  akh  irgendeinen  Grad  tob  Beaeeltheit  an.    Die  exakte  Xatarerneeaechaf  U 
die  eich  nur  um  die  quantitativ  beetimmbaren  Relationen  der  Diana  behämmert, 
abstrahiert  mit  Recht  tob  aller  Introjektion;  aia  darf  and  matt  eo  verfahren.  aJ 
dm  Dinge  kein  „Innomein"  hatten.  Die  Metaphyem  freilich  kenn  und  muß 
jektfcm  —  aber  in  kritischer  Weiee.  frei  von  allem  Anthioponaorphaanaa  —  wieder 
aufnehmen,  damit  den  ..Farsichsein*'  dee  Wirklichen  xur  Geltung  gelangt.  —  Ale 
Introjektion  wird  auch  die  Emlegung  der  Wahmehmongamhalte  ela  eolcher  in  die 
erlebenden   Subjekte   beaefehnet.      Wird  damit  nicht  fananiiH.  daß  jene  Inhalte 
irgendwie  räumlich  in  den  Subjekten  stecken,  eondern  nur  dies,  daß  sie  Erlebnisse 
von  Subjekten,  Abhängige  tob  aolchen  and,  daaa  in)  dieee  .. 
anfechtbar  (vgl.  Psychisch). 

Die  Introjektion  (im  erstgenannten  Sinne)  ala  Erkenn  tnisfaktor,  an  eine  Quelle 
von  Begriffen,  wie:  Kraft,  Substanz,  Ding,  oder  als  sie  beeinflussend,  betonen  Lbmku. 
Huxa  (Treatieo  III,  eot.  14),  Scaoranucaa  (a.  Wille),  ScaunajucHBa,  Bbkkkb 
(Metaphys..  1840,  S   -  kbbbwbo,  Lotxe,  Hoawicx  (Psychol.  Analysen,  181 

II  I.  141  H .i.   lEicaxüixaa,  Xoibk,  A  Buna,  Um  (Leitfaden  der  PfeychoL, 
1808;  vgl.   Einfühlung),   Harnans  (Einfuhr,  in  die  Metaphys,,   1805,   S.  227 
Romahbs,  CcmoaD  (vgL  Ejekt),  J.  Schcltb,  H.  Gomtbbx,  L  W.  > 
JaaoaaiJDf,  der  eine  .Jntrojetoionstheoric"  dea  Urteile  (s.  d.)  aufstellt.  Wsaxicxx, 
J.  Wolft,  NiaiaeuHa,  Vaihixobb  (e.  Fiktion),  Baaoaov  (s.  Intuition),  A  H.  Llotd 
(Dynamic  Ideaham,  1888),  E.  H.  Schmdt  u.  a. 

Der  Auedruck  „Introjektion''  stemmt  von  R.  AvBBaaros,  nach  welchem 
die  I.  in  jedem  Sinne  dee  Worten  die  natürliche  Weltansicht  verfälscht,  die  V 


Introspektiv  —  Intuition.  315 


lichkeit  verdoppelt  wird,  indem  sie  sich  jetzt  in  Außen-  und  Innenwelt,  Objekt  und 
Subjekt,  Dinge  und  deren  Vorstellungen  spaltet,  während  es  in  Wahrheit  nur  „Um- 
gebungsbestandteile" in  Beziehung  zu  menschlichen  Individuen,  welche  über  jene 
Aussagen  machen,  gibt.  Die  I.  muß  wieder  beseitigt  werden  (Der  menschl.  Welt- 
begriff, 1881,  8.  25 ff.;  Vierteljahrsschrift  f.  wissensch.  Philos.,  18.  Bd.;  Petzold, 
Das  Weltbild  vom  Standpunkt  des  Positivismus2,  1912;  vgl.  Empiriokritizismus?, 
Prinzipialkoordination,  Psychisch).  Gegen  Avenarius:  Jerusalem,  Die  Urteils- 
funktion, 1895,  S.  244  f.;  O.  Ewald,  R.  Avenarius,  1905,  u.  a.  —  Vgl.  Ding,  Objekt, 
Kategorien,  Kraft,  Substanz,  Kausalität,  Sein,  Tätigkeit,  Wirken,  Personalismus, 
Intuition,  Voluntarismus. 

Introspektiv:  durch  innere  Beobachtung,  innere  Wahrnehmung  (engl, 
„introspection",  „introspective  Observation"). 

Introzeption  nennt  W.  Stern  die  Aufnahme  der  Heterotelie  (s.  d.)  in 
die  Autotelie  (s.  d.)  „Innere  Zielaneignung".    Die  menschl.  Persönlichkeit,  19182,  55. 

Intuition  (intuitio):  Anschauung  (s.  d.),  geistiges  Schauen;  Geistesblick, 
unmittelbare,  nicht  durch  Erfahrung  oder  Schlüsse  vermittelte  Erfassung  des  Wesens 
einer  Sache  oder  eines  Verfahrens;  unmittelbare  Einsicht  in  eine  Wahrheit,'  in  den 
Wert  einer  Sache,  in  eine  Relation.  Im  engeren  Sinne  ist  die  L,  besonders  nach 
H.  Bergson,  das  unmittelbare  Erleben  der  Wirklichkeit  in  deren  konkreter  Gegeben- 
heit, Ganzheit,  Ungebrochenheit,  Einheit,  Stetigkeit,  in  deren  Eigensein,  Innerlichkeit, 
Regsamkeit,  Lebendigkeit,  welche  von  der  Seele  gleichsam  mitgelebt  wird,  in  die  sich 
das  Ich  einfühlt.  Während  der  Verstand  (s.  d.),  das  begriffliche  Denken  und  Erkennen 
im  Dienste  praktischer  Zwecke,  der  Lebenserhaltung  steht  und  das  einheitlich- 
stetige, lebendige  Geschehen  fixiert,  stabilisiert,  künstlich  in  Elemente  trennt,  die 
dann  wieder  äußerlich  miteinander  verbunden  werden,  steht  die  Intuition  dem  Instinkte 
näher  und  dringt  mit  („intellektueller  Sympathie")  ins  Zentrum  des  Geschehens, 
ins  „Absolute",  in  die  „schöpferische  Entwicklung"  des  aufwärtsstrebenden  „Lebens" 
(s.  d.)  ein  (Introduction  ä  la  metaphysique,  1903;  deutsch  1910;  L'6volution  creatrice6, 
1910,  S.  47  ff . ;  deutsch  1912).  Den  Erkenntniswert  der  „Intuition"  betonen  schon 
Platon,  Plotik,  die  Mystiker,  Spinoza,  nach  welchem  die  I.  immer  das  Wahre 
trifft  und  die  „scientia  intuitiva"  die  höchste  Erkenntnisart  ist  (Eth.  II,  prop.  XL  f.), 
Fichte,  Schelling,  Schopehnauer,  Fechner  u.  a.  (s.  Anschauung,  intellektuelle).  — 
Nach  E.  H.  Schmidt  offenbart  sich  uns  die  göttliche  Natur  des  Menschen  in  „intellek- 
tueller Anschauung",  alle  Wissenschaft  ist  in  der  Intuition  begründet;  die  Denkformen 
sind  „Anschauungsformen  höherer  Art"  (Kritik  der  Philosophie  vom  Standpunkt 
der  intuitiven  Erkenntnis,  1908,  S.  7  ff.,  165  ff.).  —  Nach  W.  Schmied-Kowarzik 
ist  die  I.  eine  Synthese,  ein  „zusammenfassendes  Erlebnis".  Sie  erfaßt  Einheit  in 
der  Mannigfaltigkeit,  hat  Geltungsanspruch  (Möglichkeit  der  Existenz),  erfaßt  Gestalt, 
Harmonie.  Der  Kern  des  ästhetischen  Erlebens  ist  das  „synthetische  Erlebnis  der 
Intuition";  das  ästhetische  Gefühl  ist  „Intuitionsgefühl"  (Intuition,  Wissenschaft!. 
Beilage  der  Philos.  Gesellschaft  zu  Wien,  1911,  S.  43  ff.;  vgl.  Analyt.  Psycho!.,  1912); 
Volkelt  (Gewißheit  u.  Wahrheit,  1918,  224)  nennt  intuitive  Gewißheit  „das  unmittel- 
bare Gewißsein  von  etwas  Unerfahrbarem,  Bewußtseinsjenseitigen".  Vgl.  Losskij, 
Die  Erkenntnistheorie  des  Intuitivismus,  1910  (mystischer  Empirismus);  A.  Steex- 
bergen,  H.  Bergsons  intuitive  Philos.,  1909;  Dwelshauvers,  Raison  et  Intuition, 
1906;  Gagnebin,  La  philos.  de  l'int.,  1912;  M.  Losacco,  RazioDalismo  e  intuizionismo, 
1911;  Bergson,  L'intuition  philosophique,  Revue  de  Metaphys.,  1911;  Husserl, 
Logos  I,  Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie,  1913  (vgl.  Wesensschau);  H.  Keyseb- 


UM.  Dm  Wem  der  I..  Logo«  III.  1912;  MOuB-Fummu,  Irretionslaaaas,  1922.  - 
VgL  Anschauung.  Metaphysik,  Mystik.  Koatoeaplatina,  IrratkmaL  Evidenz.  C« 
•undttheorie,  Wahrheit,  Prinzip  (Rain). 

Iiituitioalaeaaa  iei  die  Lehre  von  der  ursprünglichen  Gewißheit,  von 
der  unmittelbaren  Kridrax  der  Sittbchkrtumaetallaagea,  des  vorsteuunge-  oder 
aafahlsmlfag  erfafttea  UntererbJeds  tob  Out  aad  Boss  (Prrzeptionater  —  emotio 
haW  \.\.  lntulthmlsma  «ad  Oomroara.  Cuuuts,  Pasta,  Rbd.  Btrrua,  Lbcsy. 
MaanMuar.  CALoaiwooo.  Poataa,  V.  Oooar*,  Jzwrr  u.  a.,  Horcaaaos.  F.  Bas«. 
ta»o  o.  a.  Mit  dem  I.  teibindsa  den  Utflllsiaaaaa  MacKxsToaa  (A  iliaiiinatkm  oa 
ü»  profreai  of  ethkml  phftoa.'.  1882)  aad  H.  Snwwics  (Die  Methoden  der  Ethik. 
1909).  VgL  M  Losaood,  Biiiiieiaaain  •  lataalnalaan,  1911;  Macaant* 
Intaitioaeuaua  aad  aeiae  Ehmeate  bei  H.  Bergaoo,  1917.    VgL  BJttttaateJt 

imiiitlvt  mitaiaaaa,  durch  Aaecezanag  (a.  <LL  aaatfhaa  Scheuen  erfaBt. 
Intuitive  Erksemtam  tot  eine  iinmHenlhar  aal  Waaraaaaeaag  ( Vorstellung)  beruhende, 
nicht  erat  durch  Urteile,  ffuaHin  oder  Aaateahahaam  vermittelte  Erkeaatat« 
eoaaaangearteAl)  oder  de»  unmittelbar»  Bnadeht  in  eiae  Relation  (t.  d. ) 
Aaaeaattaag.  Diekarair. 

I  n  |  oralaa :  Abnormität  dea  BsTaalareas.  Paaoo  (Drei  Abhandlungen  aar 
Kexualtbeoric.  1910,  S)  unterscheidet  absolut,  laajhihaii  aad  okheainaaB  Invertierte. 
Zum  Begriff  dea  typus  inversus  vgL  BUhiea,  Die  RoQe  der  Erotik  in  der  mann- 
lieben  Oearltechaft,  1917. 

luxolutiaa  (involutio):  Einwiokiuag;  Zttraekbildaag  doe  Organismus, 
hl  estaapnaaamter  Richtung  tar  Evolution  (vgL  Tod:  Letasix).  Unter  L  einer 
Votaeelhuigarethe  versteht  HaasaST  die  Reproduktion  (a,  <L)  durch  die  zuletzt  auf- 
treteade  Voratallung  (rgL  Vououas.  Lehrbuch  d.  PsycboL  I«.  1994  (f..  460).  - 
Involvieren  (einhüllen):  eamhlteasn.  in  eich  begreifen  (z.   B.  der  ..Folg* 

■af*  bedingen,  nach  steh  atehoa. 

.liiHi-riirr  sni/:  DI  B*mathjpAai  Mtaafcmh  •  ■"  ma  l*:T>*n  •inr*  Maflai 
ahat  bedhagt  durch  dä>  groaea  Anaahl  eaa  WeiiliihiihaifagmuMiB  bei  gleicher  Qcaamt- 
sahl  der  Warhrimmaasa  (A.  Joar.  Zeitschrift  f.  I'-ycboL.  Bd.  14;  vgL  Orrsaa. 
Daa  Gedachte»*.  191  IL 

Ironie  (AfMMh  von  rfp»r.  Hpotter)  ist  Viirajnlluag,  Tedem,  lliharakifc» 
machen  unter  dem  Seaaeae  das  Brnettwhmena,  dea  Loben*,  das  Rechtasbene,  Bilhgeae. 

I  »«..   I     L  m««m  »liiai  akswaaaV  mummmaa«  «1mm  *»t sva^eaaa  1  «Ja  «nnUn  aeaa#4  mar*  Irmas  aa  mwa*»ee  «tassasmaa  aaaaak amtaanaevaa 
I  *V*   I .   K  Aflfl  maGQ  aaapCaa  flBBQms  WWBQi  «Ca»  aWflOBaa  ^ft*l  mmer  KJBflD  HOB  VHH  svamlTUr  rn  . 

tadeln,  um  dadurch  daa  Unwert  freaeder  Urteile  indirekt  erkennen  sa  leeeen  oder 
um  eich  der  Oberlegeaheit  dea  Gemtea  auch  aber  die  Vetaalliiapeiaiii  des  Ich  recht 
in,w!iUt    ii  wi min 

Die  8okratieche  Ironie  besteht  darin,  daß  man  sich  selbst  als  unwiesend  atelli, 
daa  andern  aber,  mit  dem  maa  sieh  unterredet,  aohambar  für  wiesend  halt,  um  ihn 
erst  recht  sein  Nichtwissen  offenbaren  »  lassen  (Xenophon,  MemorsbU.  I.  3,  8; 
Gbero,  Aoadem.  II.  15).  —  Romantische  I.  iet  die  Erhebung  des  Ich,  Genies  Aber 
•lies  Bedingte,  Ober  alle  Werte,  auch  Aber  die  eigenen  Produkte,  die  Fälligkeit,  ahm 
und  sein  Tun  immer  neu  an  „überwinden",  ahm  keiner  Sache  hmiugiiwm,  durch 
kein  Oeaets,  keine  Norm  binden  tu  lassen,  spielerisch  über  sllem  zu  schweben  (Faisns. 
Schlbosl  u.  a.;  rgL  R.  Hara,  Die  romsntieche  Schule.  1870).  VgL  SotASa,  Erwin, 
1815;  Vories.  über  Ästhetik,  1829;  Ta.  Vnoaaa,  Ästhetik,  1896,  |  201;  Scausxaa, 
Das  Reich  der  Ironn  tSUSaa;  \*  morste  de  1'ironie.  1909;  F.  BafooaasKii. 

Die  Ironie  als  entwicklnngsgeaohichtiiohes  Moment,  1909. 


Irradiation  —  Irrtum.  317 


Irradiation  nennt  Ziehen  (Leitfaden  der  physiol.  Psych.7,  1906)  die 
Übertragung  z.  B.  des  Gefühlstons  einer  Vorstellung  auf  eine  andere. 

Irrational:  durch  den  Verstand  oder  die  Vernunft  nicht  erfaßbar,  logisch 
nicht  bestimmbar,  begrifflich  nicht  erschöpfbar,  nicht  ermeßbar.  Über  die  Irra- 
tionalzahlen als  nützliche  Fiktionen  vgl.  Vaihinger,  Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911. 
Der  erkenntnistheoretische  Irrationalismus  nimmt  neben  der  rationalen 
Erkenntnis  irrationale  Erkenntnismöglichkeiten  an:  reine  Empfindung,  Instinkt, 
Einfühlen,  Intuition  usw.  Der  metaphysische  Irrationalismus  faßt  die  Wirk- 
lichkeit als  werdend,  als  schöpferische  Entwicklung,  als  immer  neu  sich  bereichernd, 
als  in  feste  Gesetze  nicht  Eingehendes,  durch  bloßes  Denken  nicht  Erfaßbares  auf 
( Schopenhauer,  Eücken,  Bergson,  James,  F.  C.  S.  Schiller,  Vaihinger, 
Mauthner,  Keyserling,  Hammacher  [Die  Hauptfragen  der  modernen  Kultur,  1914]. 
W.  Rathenau  u.  a.).  Das  Irrationale  der  Religion  betonen  Otto  (Das  Heilige,  1918), 
H.  Scholz,  Religionsphilosophie,  1921,  Joh.  Müller  u.  a.  Vgl.  J.  Goldstein, 
Wandlungen  in  der  Philos.  der  Gegenwart,  1911;  Die  Technik,  1912;  Benrubi,  Leben 
u.  Metaphysik,  Bericht  über  d.  III.  int,  Kongreß  f.  Philos.,  1909;  Höffding,  Der 
menschl.  Gedanke,  1911;  F.  Boden,  Die  Instinktbedingtheit  der  Wahrheit  und 
Erfahrung,  1912.  Rickert,  ausgesprochener  noch  Lask  (Die  Logik  der  Philosophie 
und  die  Kategorienlehre,  1911)  unterscheiden  eine  Irrationalität  des  Gegenstands 
und  eine  Rationalität  der  Form.  „Alles  ist  gleichmäßig  irrational,  und  alles  ist  gleich- 
mäßig rationabel"  (Lask  a.  a.  0.  223).  Mehrere  Arten  des  Irrationalen  unterscheidet 
Volkelt  (Schopenhauer- Jahrbuch,  1920,  Gewißheit  und  Wahrheit,  1920).  Als  Typus 
eines  irrationalen  Seins  sucht  R.  Müller-Freienfels  die  Individualität  verständlich 
zu  machen  (Philosophie  der  Individualität8,  1922).  Eine  irrationale  Erkenntnislehre 
entwickelt  er  in  „Irrationalismus",  1922.  Hasse,  Rationalismus  und  Irrationalismus 
bei  Schopenhauer,  1912.  —  Vgl.  Unbewußt  (E.  v.  Hartmann),  Verstand,  Volun- 
tarismus. 

Irrelevant :  unerheblich,  unwesentlich,  ohne  Bedeutung  für  einen  bestimmten 
Zweck.     Vgl.  F.  C.  S.  Schiller,  Formal  Logic,  1912. 

Irritabilität   s.  Erregbarkeit. 

Irrtum  (error)  ist  Verwechslung  des  Falschen  mit  dem  Wahren,  unrichtiges 
oder  falsches  Denken,  ein  unrichtiges  oder  falsches  Urteil,  welches  für  richtig  oder 
wahr  gehalten  wird  (formaler  —  materialer  Irrtum).  Wir  irren,  begehen  Irrtümer, 
wenn  wir  anders  urteilen,  als  die  Denkgesetze  oder  die  denkende  Verarbeitung  des 
Erfahrungsmaterials  es  fordern  (vgl.  Wahrheit).  Irrtumsquellen  sind:  Vorurteile. 
Mangel  an  Urteilskraft,Un  Vollkommenheit  der  Sinnes  Wahrnehmung,  Sinnestäuschungen, 
ungenügende  Aufmerksamkeit,  ungenaue  Beobachtung.  Übereilung,  Schwäche, 
mangelnde  Energie,  Konzentration  oder  Stetigkeit  des  Denkens,  unzureichendes 
Erkennt uismaterial,  subjektive  Stimmungen,  Dispositionen,  Leidenschaften,  Kritik- 
losigkeit, unmethodisches  Verfahren,  Übersehen  von  Fehlerquellen,  vorschnelle 
Verallgemeinerungen  u.  a.  Nur  durch  beständige  Selbstkontrolle  kann  sich  das 
Denken  vor  zu  vielen  Irrtümern  hüten.  Im  L\ufe  der  Entwicklung  zeigen  sich  oft 
vermeintliche  Wahrheiten  als  Irrtümer,  aber  auch  vermeintliche  Irrtümer  als  Wahr- 
heiten; immer  mehr  Irrtümer  werden  ausgeschaltet,  je  selbstbewußter  das  Denken, 
je  kritischer  das  Erkennen  wird. 

Daß  Wahrheit  (s.  d.)  und  Irrtum  nicht  in  den  Vorstellungen  als  solchen,  sondern 
im  Urteil  liegt,  wird  seit  Aristoteles  meistens  betont,  so  von  Locke  (Essay  eoneern. 


(ttfi  UoUOon  —  JastlBnerun(. 


bam.  WMfawtenH  II.  K.  «IL)  IV,  IL  20,  I).  Ca*.  Wocrr  (Vernunft. 

I.  f  3M).  Ka»  (Logik.  &  78  «.^  BMh  ««fehsM  der  I.  «»  <Ihi 

der  «nnhobkait  auf  deo  Veistsml  entspringt",  wodurch  wir  subjektive  Grunde  für 

objektive  halten  (vgL  Schein).    In  einer  Erkenntnis,  die  „mit  den  \rr»undeage«rt»en 

durchgingig  meemmenetimir-  .  Imum;  in  den  «Wien  allein,  welche  nicht 

urteilen,  iet  euch  kein  Irrtam  (Krit.  d.  rein.  Vom..  Transseodsntale  Dialektik  1). 

Vgl  FftOH.  System  der  Logik,  IM  t  u»fl. 

Aul  die  Freiheit  des  (eieh  abereiwodso)  WOleas  fuhren  den  L  Sebols 
zurück  (rgL  echon  At-ucenaca,  Soliloqu.  K.  6.  9  ff.)  wie  Dtrst  Scotts,  Scark 
(ssetaphy*.  dwi  '.  6)  u.  a.    Nach  Dascaarat  beruht  der  I.  darauf,  daß  dar 

Wille  weiter  reicht  ab  der  Vrratand  („qood  cum  latfaaps^t  voluntM  quam  üitclk*<  tu«, 
illam  non  intra  coadrm  timitea  contineo.  «cd  etiam  ad  Ula.  qua*  nan  intellig«.  rxtendo' , 
MediUtionee  IV;  Princip.  philo«.  L  6.  29.  31  ff.).  Nach  Broofta  beruht  der  I. 
nur  auf  einem  Mangel  an  Rrkanntnie  infolge  unengiiiiiiemnii  (inadäquater)  Ideen 
(Eth.  II.  prup .    \  \  i  i     \  \    i  I  '     .  Ähnlich  Lsuns  (Theodisee  I  den 

I.  au«  der  Verwechslung  ibaHnhsr  VorsaeUaafna  ab  (Treatiee  IV,  ert  2). 
ObereUung  fuhren  den  I.  ntrnck  Uuuca.  Jakob  (Logik.  1788.  f  433).  Cal* an  (Logik. 
1822,  |  222)  u.  a.    Nach  Wem*  gabt  der  I.  an»  eJanr  „unvollständigen  Anwendung 
unserer  Denkkraft  hervor"  (Logik  I*.  1894.  &  025  fl 

Nach  N'trrxwn«  «ind  unsere  Wahrheiten  aar  etagewun*  ltr  ..Irrtümer",  die  sich 
als  nuulich.  als  artrrhaltend  bewahrt  haben.     Die  „fsUrhsetri  lt.  die 

..•yntbrtiacben  Urteile  a  priori",  sind  uns  für  das  Leben  am  ttnentbshiliubswm  So 
ist  die  Falschheit  eine«  Urteils  „kein  Einwand  gegen  ein  Urteil"  (rgL  W\ 

Ähnlich  a,  Teil  Varaisoaa,  nach  welchem  die  ..Fiktion-  »uBt* 

ner",  fruchtbare  Irrtümer  xu  praktischen  Zwooken  sind  (Die  Philos.  des  Als  Ob, 
1911.  8.  128, 165;  rgL  Wahrt»  b  dem  Pragmatismus  (s.  d.)  «ind  Irrtümer 

Urteile,  die  sieh  nicht  als  fruchtbar,  d.  h.  für  die  Dank,  oder  Lrbenspmxis  nfttatteh. 
rweokmafiig  bewahren  (rgL  F.  C.  8,  Scmxnm,  Humanismu«.  191 1 ;  Pormal  Logic. 
1912;  Error,  in  PrnmsiWnmi  of  the  AiistotsHsn  Sooiety.  1911 ;  E  Mac«.  Erkenntnis  u 
Irrtum.  1906,  S   1 14  ff.,  nach  welchem  R,  und  I.  ans  den  gleichen  Quellen  fließ. 
VgL  Pascal,  Prnseea,  1868,  IV.  8;  Haoesuhk.  Logik  u.  Noetik».  1872, 
Stöbb.  Leitfaden  dar  Logik.  1905.  8.  112;  Bnocnano.  De  rerreur*.  1897;  Pownu, 
Truth  and  Error.  1898;  Brwi.n,  Die  Idole  dar  Selbsterkenntnis  fVom  Umsturz  der 
Warte*.  1919,  II)  unterscheidet  Irrtum  und  Tauschung.  —  VgL  Wahrheit,  K 
Skeptizismus,  Idol.  Sprache.  flliasslliiii  kling,  Richtigkeit,  Schluß. 

Isolation  bedeutet  für  das  Denken  und  Erkennen  die  Herauahebung  eines 
Teilinhaltea  von  Vorstellungen  aad  die  gesonderte  Betrachtang  desselben  („isolierende 
Abstraktion").  VgL  P.  Volkmavx.  LVkenntnistheorct  Orundsage  der  Xatarwisaea- 
Schäften.  1896.  S.  70  ff. ;  2.  A.  1910;  Vaukqbb,  Die  Philo«,  des  AlsOb,  191 1  (..Kunst- 
griff  der  Isolierung",  ..fiktive  I.",  S.  372  ff.).    VgL  AbstzsJuion. 

lanathenie  (/ev*Hr«u):    Gleiche  OeHaagakraft   der   Gründe   uad  Gegen, 
gründe,  von  denen  keiner  mehr  gilt  ah  der  andere  —  nach  Ansicht  der  antiken 
sis  («.  d.).     VgL  Analogie. 

Iteration  s.  Perseveration. 

.ludizio«  8.  Gedächtnis  (Kart).    VgL  Omrn,  Das  Gedächtnis*.  1911. 

JuNtifiaierung-:  Rechtfertigung  einer  Fiktion  (s.  d.)  als  zweckmäßig, 
brauchbar,  nützlich  (YAraiHon,  Die  Philos.  dee  Abi-Ob,  1911,  &  150 ff.). 


Kabbala  —  Kampf.  319 


K. 

Kabbala  (Kabbalah,  Überlieferung):  jüdische  Geheimlehre,  Mystik,  ver- 
bunden mit  Zahlen-  und  Buchstabensymbolik,  auf  Grund  älterer  Spekulationen 
zwischen  dem  9.  (Buch  Jezirah)  und  13.  Jahrhundert  (Buch  Zohar)  entstanden  und 
später  noch  weitergebildet  (Isaak  Luria,  Horwitz).  Die  K.  ist  vom  Xeuplatonismus, 
Xeupythagoreismus  und  Gnostizismus  beeinflußt.  Aus  dem  göttlichen  Einen,  Unend- 
lichen, „En-Soph"  (dem  „Urlicht",  dem  „Verborgenen",  dem  „Alten  der  Tage") 
gehen,  durch  Emanation  (s.  d.),  durch  Selbsteinschränkung  zehn  „Sephiroth"  (Ideal- 
zahlen, Lichtkreise)  hervor,  deren  Einheit  der  „Adam  Kadmon",  der  göttliche 
Urmensch,  der  Sohn  Gottes  ist,  und  aus  welchen  vier  Welten  hervorgehen:  Azilah 
(Idealwelt),  Beriab  (Welt  der  als  Geister  gedachten  Ideen),  Jezirah  (Welt  der  Sphären- 
geister, der  Seelen),  Asijah  (Welt  der  Körper  und  Sinnenwesen).  Der  Mensch  gehört 
den  drei  letzten  Welten  zugleich  an.  Es  gibt  eine  Präexistenz  (s.  d.)  und  eine  Seelen- 
wanderung. Beeinflußt  durch  die  K.  sind  auch  R.  Lullus,  Mabsilids  Ficinus, 
die  beiden  Pico  von  Mirandola,  Reuchxin,  Paracelsüs,  Agrippa  von  Nettesheim, 
H.  More,  St.  Martin  u.  a.  Vgl.  Ad.  Franck,  Systeme  de  la  Kabbale,  1842;  deutsch 
1844;  Sepher  ha  Zohar,  französisch  von  J.  de  Pauly  1906  f.;  A.  Jeixinek",  Beiträge 
zur  Geschichte  der  K.,  1852;  Bloch,  Geschichte  der  Entwicklung  der  K.,  1894;  Aus- 
wahl kabbalistischer  Mystik,  1858;  Xeumark,  Geschichte  der  jüdischen  Philosophie, 
1907,  I,  1;  Papüs,  Die  K.,  1910.  Dessoir,  Vom  Jenseits  der  Seele,  19172;  Erich 
Bischoff,  Die  Elemente  d.  Kabbala,  1913. 

Kahlkopf  s.  Calvus. 

Kalam  (arab. :  das  Reden,  die  mündl.  Verhandlung):  in  der  Geschichte  des 
arab.  Denkens  übliche  dialektische  Methode,  geübt  von  den  „Mutakallimün"  (s.  d.). 
(Vgl.  Goldzieher,  Die  islam.  Philosophie  in  „Kultur  d.  Gegenwart",  1913,  I,  52. 

Kalokagathie  (y.aAoxäyadia,  Die  Schöngüte):  Vereinigung  des  Schönen 
mit  dem  Guten,  sittliche  und  zugleich  schöne  Lebensweise. 

Kältepunkte  sind  Hautstellen,  welche  für  Kältereize  besonders  empfindlich 
sind  (besonders  an  den  Augenlidern,  an  der  Stirn  usw.).  Vgl.  Goldscheider,  Ge- 
sammelte Abhandlungen,  1898;  Wundt,  Grundz.  d.  phys.  Psychol.  1903,  II5,  S.  8  ff . 

Kampf,  im  weitesten  Sinne,  als  Antagonismus  (s.  d.),  als  Gegensatz,  Wider- 
streit der  Kräfte,  der  Tendenzen,  der  Willensrichtungen,  ist  ein  Grundmoment  des 
universalen  Geschehens.  Dies  lehrt  zuerst  Heraklit,  nach  welchem  der  Kampf 
(Streit)  der  „Vater  der  Dinge"  ist  (nöJ.euos  nävTxav  filv  nax/rf  toxi,  Txävxcov  dl 
ßaaiÄeve),  indem  er  aus  der  Einheit  die  Verschiedenheit  hervorgehen  läßt  (vgl. 
Diog.  Laert.  IX,  8).  —  Ein  Kampf  ums  Dasein  („struggle  for  life").  d.  h.  ein  direkter 
und  indirekter  Wettbewerb  um  die  Existenzbedingungen,  zwischen  verschiedenen 
Arten  und  zwischen  Individuen  einer  Art,  spielt  in  der  Xatur  eine  gewisse  Rolle 
(Erasmus  Darwin,  Goethe,  Schopenhauer  u.  a.),  die  Ch.  Darwin  in  den  Vorder- 
grund rückt  (s.  Entwicklung).  Xach  W.  Rolph  (Biolog.  Probleme,  1884)  besteht  ein 
„Kampf  um  Mehrerwerb",  nach  Xietzsche  ein  K.  um  die  Macht.  —  Verschiedene 
darwinistische  Soziologen  (Ammon,  Schallmayeb  u.  a.)  betonen  die  Bedeutung  des 
Daseinskampfes  für  die  (menschliche)  Höherentwicklung,  während  Wigand,  Kropotkin 
(8.  Mutualismus),  Xovtkow,  Jentsch,  R.  Goldscheid  (Höherentwicklung  u. 
Menschenökonomie,    1911;  Entwicklungswerttheorie,   1908.   S.   XXIff.;   Begriff  des 


„richtigen  Kampfes"),  Bnm  u.  a  die  BedaatBiig  de«  Kampfes  riel  niedriger  «"in 
■oharere.    VgL  State  «atl,  Die  Philo«,  daa  Krieges,  1907;  Bowi.o.  Der  Oeoim  de* 
Krieges  and  der  deutsche  Krieg.  1915;  Krieg  and  Aufbau.  1918;  Gomtox.  Philo 
sophie  des  Krieges,  1916.    Ober  dm  „ewigen  Frieden"  a  RechtsplusoaopbJe  (K 

knnonlk  (»aw««*  von  »eewe.  Richtschnur)  nennt  Etocüb  die  Logik  (•.  d.) 
aU  Lehre  von  den  Normen,  Kriterien  der  Wahrheit  (Diog.  Leert.  X.  29ft;  Cfeero. 
Acad»  m.  II.  30).  —  Karr  verweht  unter  ..Kanon"  den  „Inbegriff  dar  Grwmfeetas 
•  priori  de«  richtigen  Gebrauchs  gewisser  PiieaalnisMissnasu  überhaupt* .  Die 
..transzendentale  Analytik**  fat  der  „Kanon  daa  reinen  Verstandes";  d>.  ..Kanon 
der  reinen  Vernunft"  betrifft  nicht  den  theoretischen  (spekulativen),  sondern  nur  da« 
..praktische«  Vetuurftgebraueb"  (Kitt.  d.  rein.  Venu.  8.  604  ff.),  deaa  die  Ideen  dar 
Wüfenafreibriu  dar  UnaterbHahtalt.  dea  Deaeina  Gottes  biete«  keine  Erkenntnis 
»bjekta,  aondarn  regulieren  aar  unser  Verhatten. 

kantlanUma«  istdi* kritzsJetiscas  (a d.k  Ussamriathntsh (a <L) Philoaophie 
iMaaH  u.  K  <  vni.  mit  ihrer  Untsischssduiig  von  Porm  <a  d. )  und  Stoff  der  Erker, 
dea  Apriortaehen  (a  d.)  vom  Apwteiioifeohna,  Ihrem  kritiechen  Idealiemu«  (- 

ihrer  Lehre  von  dar  Idealität  der  a  Barth ngafnrman  (a  d.)  Raum  «ad  Zeit  aad  der 

Katagaihiu  (a  <U  ihrer  BunJirlakang  aier  Erlmantais  auf  En  1  ifaiiagin  (• 

d.  h.  auf  flipaallmh  mogtinhtr  IMahrung,  wahrend  dea  „Ding  aa  eich"  (a  d.)  absolut 

unerkennbar  bleibt  and  eine  hictaphysfk  (a  d.)  —  als  tranatearsiair  (a  d.)  Wkwenechef  t 

-  ala  Iüuaion  hrngaateiBt  wird,  da  die  Ideen  (a  d.)  der  Vernunft  nur  regulative  (a  d.L 
praktiaohe  Bedeutung  haben.  Karer  lehrt  den  Primat  der  praktierhea  Vernunft  (a  d. ). 

die  «ttitohkatt  (a  d.)  aus  der  Autonomie  (a  d.)  dieser  Vernunft  ab.  die  «ich  im 
tatugutlauheii  Imperativ  (a  d.)  geltend  macht,  aad  vertritt  daa  alhienasn  Fortnaliamue 
und  Rigorismus  (a  d.).    Zwischen  thtoretJeeher  aad  praktiacher  Vernunft  vermittelt 
dia  Urteilskraft  (a  «Lk  die  Quelle  der  iethetiachen  Urteile  (a  d.)  und  des  Zweck 
begriffe«  (a  d.k  Die  Religion  (a  d.)  ist  auf  die  Ethik  an  stutzen,  ahmt  umgehe) 
Reagfaa. 
K*ntianer  (bzw.  H alb- Kantianer  oder  von  Kamt  leeoadei»  beeinflußte  Philo- 
soeben)  «ind  J.  Scact/n,  Ca*.  E.  Scaain,  Reiybocd,  L.  Beck.  Kbüo.  Homutraa. 
JaVka,  Mbjlub.  Bbxdavid.  Maa«*.  Ttafiauaa,  Tbksbmakx.  A.  Brsxs,  Kiaaa- 
warraa,  Aauarr.  Fatae,  8ranj.aa.  Mxmov  u.  a    Gegaer:  A   Wawaarrr.  Faoaa. 
Kbbbhabd.  TtanBMAXx.   Hbbdbb.   OL   K   Scarut,  Jacoat.   Hamas*.   Ba» 
Boctbbwee.  B.  Stattubi  u.  a  Ab  Kabt  knüpfe o  Ftcara,  ScaorexaAL  an  u.  a  an 
(a  Idealismus).     In  den  60er  Jahren  dea  19.  JeU-auadmts  rraohsllts  (bei  Zau.au. 
LtaaMAK».  Kant  und  die  Epigonen,  1866;  2.  A.  1911  u.  a)  der  Bei:  Zurück  ca  Kant  I 

-  Die  Neukantianer  verkünden  z.T.  den  reinen  Kant,  teil« suchen  sie die  Kantieehe 

sophie  selbständig  weiter  au  entwickeln,  ».  T.  in  Anlehnung  an  altere  Nachfolger 
Kanu  wie  Pichte.  Fries,  Hegel  mm.    Za  denjenigen,  die  «Veh  strenger  aa  die  rem 

nche  Überlieferung   halten,  gehören   u.  «.   K.  Ptacaaa,   V  Rktcsb, 

L.  OoLoecaMiDT.  E.  Absolut.  Wbbbtcbb,  E  Mabcus  (Logik*.  1912).  A.  Kr« 
Laaswrn,  TnrBJt  u.  a  Unter  dea  ehjwulichwn  Neukantianern  unterscheidet  man 
(vgl.  vor  allem  Uaaaawao«  Grundriß  d.  Phil.  IV.  hrsg.  v.  K.  Oaaraaaaica.  1916) 
die  physiologische  Richtung,  die  eine  BcstAtigung  der  Kantischen  Aprioritatslehre 
in  .hr  Sinnesphysiologie  findet:  F.  A.  Labob,  Hblmboltx,  Fb.  Schcltze,  VataiaaBB 
(in  seinen  alteren  Veröffentlichungen),  A.  Clabsbb.  .Trucs  8cbttltz  u.  a 
metaphysischer     Weise    deuten     Ksnt     aus:    Likbmaxn.     Volkklt.     Kkh,rkt. 

DOt,    K    Oesterrkich   u.  a    —   Realistisch  gibt  -  Neukant 


Kant-Laplacesche  Theorie  —  Karma.  321 

besonders  bei  Riehl,  Hönigswald,  Külpe,  Dürr,  Messer.  Freytag,  Frischeisen  - 
Köhler,  Sternberg  u.  a.  Zu  einem  reinen  Logismus,  für  den  die  Sinnesfaktoren 
nicht  „gegeben'',  nur  „Aufgabe"  sind,  entwickelt  den  Kantianismus  die  „Marburger 
Schule":  H.  Cohen,  P.  Xatorp,  W,  Kinkel,  E.  Cassirer,  K.  Vorländer,  Falter, 
Görland,  N.  Hartmans,  Liebert,  Buchenau,  Staudinger,  Statjder,  Stadler, 
Kell  ermann.  Kinkel,  P.  Stern  u.  a.  Die  werttheoretische  Richtung  des  Neu- 
kantianismus, die  allerdings  mehr  zum  Neufichtianismus  geworden  ist,  wird  vertreten 
durch:  Windelband,  Rickert,  Münsterberg,  J.  Cohn,  Kronee,  Mehlis,  Hessen 
u.  a. ;  zum  Fiktionalismus  (s.  d.  Fiktion)  entwickelt  den  Neukantianismus 
Vaihinger  in  seiner  Phil,  des  Als-Ob,  in  der  die  Kategorien  als  Fiktionen  erscheinen; 
relativistisch  faßt  Simmel  den  Kantianismus  auf.  —  Im  Sinne  von  Fries  inter- 
pretieren mehr  psychologisch  Kant  die  Xeufriesianer :  Nelson,  Hessenberg, 
Apelt,  Bernays,  Brinckmann,  Eggeling,  Fränkel.  Grelling.  Kopperschmidt, 
Meyerhof,  Rud.  Otto  u.  a.  —  Eine  Synthese  von  Kant  und  Husserl  unternimmt 
J.  Gcttmann.  —  Weiter  bewegen  sich  in  Kantischen  Bahnen:  B.  Bauch,  O.  Ewald, 
Elsenhans,  F.  J.  Schmidt,  O.  Schneider,  Müller-Braunschweig,  Koppelmann, 
Kühnemann,  Kronenberg,  Hensel,  Reininger,  Chamberlaln,  Romcndt,  B.Kern, 
F.  Medicus,  Adickes,  M.  Adler,  E.  König,  H.  Leser  u.  a.  Im  Ausland  u.  a.: 
Renouvier,  Green,  Cantont,  Tocco.  —  Vgl.  Kants  Schriften,  hrsg.  von  Harten- 
stein, 1838,  neue  Ausgabe  1867 — 69;  von  Rosenkranz  und  Schubert,  1838 — 42;  von 
der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin,  1900  ff. ;  in  der  „Philos.  Bibliothek"; 
von  Cassirer,  F.  Groß  (1912  f.);  Vathtn'ger,  Kommentar  zur  Kritik  der  reinen 
Vernunft,  2  Bde.,  1881  f.;  Cohen,  Kommentar,  1909;  K.  Fischer,  Geschichte  der 
neuern  Philos.  III,  1898  ff.;  Kronen-berg,  Kant4,  1910;  Paulsen,  K.,  4.  A.  1900; 
Chamberlain,  I.  K„  1905;  Uphues,  K.  u.  seine  Vorgänger,  1906;  Simmel.  K„  2.  A. 
1905;  Külpe,  K„  1906;  E.  v.  Aster,  K„  1910;  B.  Bauch,  K„  1911;  B.  Erdmann, 
K.s  Kritizismus,  1878;  Reflexionen  zu  Kants  Krit.  d.  rein.  Vern.,  1884;  Cohen,  Kants 
Theorie  der  Erfahrung2,  1885;  Kants  Begründ.  der  Ethik2,  1911;  Eisler,  Worte 
Kants,  1911;  Literatur  über  Kant  vgl.  bei  Ueberweg-Heinze.  Grundriß  der  Gesch. 
d.  Philos.  III — IV;  A.  Stadler,  Kant,  1912;  Natorp,  Kant  u.  die  Marburger  Schule, 
1912;  Casstrer,  Kant,  1920.  —Vgl.  die  Zeitschrift  „Kant- Studien".  Vgl.  Kritizismus, 
Erkenntnistheorie,  Ethik,  Erfahrung,  Transzendental,  A  priori,  Apperzeption,  Objekt, 
Idealismus,  Mathematik,  Realität,  Tatsache,  Sein,  Geschichte,  Soziologie,  Willens- 
freiheit, Charakter,  Ich  u.  a. 

Kant-Laplacesche  Theorie  s.  Welt. 

Kardinaltugenden  heißen  die  Grundtugenden,  aus  welchen  sich  die 
anderen  Tugenden  als  Spezialformen  oder  Folgen  ergeben.  So  gibt  es  nach  Platon 
vier  Kardinaltugenden:  Weisheit  (ooyla),  Tapferkeit  (ivootla),  Maßhalten,  Besonnen- 
heit (acacpooavvr,),  als  Tugenden  der  einzelnen  Seelenteile,  und  Gerechtigkeit  (dtxaioavvrj) 
als  richtige  Betätigung  aller  Seelenteile  und  Tugenden  zusammen  (Republ.  433 ff.). 
Über  die  Gliederung  der  Tugenden  bei  Aristoteles  u.  a.  s.  Tugend.  Die  christlichen 
(theologischen)  Kardinaltugenden  sind  Glaube,  Liebe,  Hoffnung  (Ambrostus).  Von 
Platon  beeinflußt  ist  die  Aufstellung  der  Kardinaltugenden  bei  Schleiermacher 
(System  der  Sittenlehre,  §  296)  und  Natorp  (Sozialpädagogik2,  1904,  S.  103ff.). 

Karma  (auch  Kaiman):  ursprünglich  das  Werk,  im  Vedanta  das  Unsterbliche 

im  Menschen.     Deussen,  60  Upanishads,    1905,  431.     Später,  bei  Brahmanen  wie 

Buddhisten,  „der  gewaltige  Weltmechanismus,  welcher  den  Wanderungen  der  Seele 

von  Dasein  zu  Dasein  den  Weg  vorschreibt  und  der  in  diesem  Leben  so  oft  unerfüllt 

Eis ler,  Handwörterbuch.  21 


M  KartisJialisjn  —  Kaltgarte. 


DHMUMQflMB   JrO(O0RMMt  fllH9QM9Mr  VlMvSibttMt   CMP 

Genüge  tat".  Ou>nMK.  Buddha,  1914«.  ÖL  69.  -  Eine  Weiterbildung  i 
lehn  «ntetnlmmt  dte  laaoaophte  (e.  <U 

knrt<  «iuiilanamt    Dte  Philosophie  Dwuim'  (Utiate»  »müs). 

das  Begründers  dw  neuen  Barin— Hubm  (s.  d.)  «ad  Dualtema«  (..  d.).  Er  will  dir 
Philoaophte  inrsiaailiiingaWa  aafbaoen.  geht  rom  methodtechen  Zweifel  (•.  d.)  »u- 
und  gewinnt  in  dar  Tataache  den  iifciaaiailia  Bis  elf  hm  dte  Qrundtege  den  Philo- 
eophternns  (e.  OogHo).  Ate  Vorbfld  alter  MetnodOt  dea  Kikaaww  gut  ihm  dte  Mathe- 
matik.    Kterheit  (s.  d.)  «ad  Deutlichkeit  nmlohan  er  ate  Krltertem  der  Wahrheit 

».   Dte  k«tsstenlsnhs  Physik  ist hintelluh  (•  d.).  dte  Materie  (a.  d.)  ka4 

fl teteaianhafam  hl  Ausdehnung  «ad  Bewegung;  innare  Krtlte  koeaasen  ihr 

i  He  Brate  (a  d.)  tet  stas  eoat  Körper  enaag  i  muhte  Jim  8abstaaa.  Quasmtnrsifce. 
i960,  18S4  bte  96  (ed.  V.  Ornate).  1097».;  deateeh  hl  dar  „Philos,  Bibttothek '.  Vgl. 
F.  Bounxna,  Htetotee  da  la  phftea,  Oiitteiiaai,  2.  ed.  1999;  Nato**.  Daanrtea' 
rlrkeimtatettoorie,  Itttt  Kasto,  Btadtea  rar  nenera  Erkatmtatethaorie  I,  1909.  - 
K»n*s  inner  ahat  K«*«air«,  Baors,  Bnxaa,  OiacaBaa,  CoantaoY.  AaxAru>, 
Nioota.  Mannas**,  Co.  Snma  u.  a.  Von  DaaoasTss  beeinfroftt  sind  RrtsoCA. 
<  ci  u*rar,  Mu—saoaT»  u.  a.  —  VgL  Oknnnionahsmne,  Gott,  Wahrhaftigkeit. 

tiaauallaaaaa  (cnsus,  ZaiaU):    Ziifeflslshre.  Zuruckführunf  dar  Weitem 
•trhung  oder  des  Werdens  auf  den  Zufall  (ad.).  Vgl  aatwiiwhsng,  Atom.  10m  Ungern, 

Kasuistik:  Lahr* ron daa Koafante* ■wteuhsn einnhlHimn  Pfltehteii 
\  sj  GteMwA  Dl  m  H  i.  I>7fl  .  I  hat  mm  Oka  i  i  IV*a*s*a**l  fei  MtmmJUm 

K  atale pt  Isr he  Vorutellaag  (f  «««,*/«  «-r«iT*u««)  nennen  dte  S I 
dte  den  Beifall  (s,  Sjiikautheate),  dte  Anerkennung  derselben  ate  wahr  beatimniende 
(mataoMmom  \p>it  •/#  ev/waraV»—»»),  rom  Objekt  ■tsswhi'nds.  erktena»  Vorstellung, 
durch  welche  ein  reales  Objekt  erfaOt,  eigiMfca  wird  («aMutaaftnhe^ee,  fr  Kf«r4#«a« 
>/ni  t*r  mfj/tHmv  f*uN*.  r  J,e  yissaiee-sr  daa  e**fga*f  ae  aal  /r«j»o^#/m/^/nyr,  Diog. 
Leert.  VII,  igff.;  Se«tus  Empir..  Adr.  Methan*.  VII.  257.  499;  Cicero.  AcudY 

ll.41;rgliharraiMbtefeBaAaff ngsndsrk.  V.:  Znxaa,  Pluload  OttecbenllPI. 

86;  L.  Sna.  Psychol  der  Stoa  II.  174;  P.  Baata.  Dte  8toa«,  1909.  B  104 ff. ;  Uaaax 
wao  Hauet«.  Grandr.  d.  Geschichte  d.  Philo...  1906ff.  I»).    Vgl.  Wahrheit,  flh 
ttemus. 

Kategorie  («ar^/of/«,  prsedicumentum.  Aaraage):  aflysaaton  Kteaat  ron 
Begriffen,  ron  Aussagen.  Logkvh^i^enntntekrittech  aind  dte  Kategorien  den  Denkern 
dte  Grundformen  der  denkenden  Verarbeitung  des  Erkenntnismeteriels, 
bzw.  die  Begriffe,  welche  diene  Grundformen  zum  Inhalt  haben  (Kategorien  ate 
Punktionen  —  ab  Formbegriffe).  Sie  aind  weder  angeborene  Begriffe  noch  empirische, 
aaa  dem  Erfahrungsinhalt  abrtrahterte  Begriffe,  eondem  Begriffe,  welche  psycho- 
logtech  durch  Reflexion  auf  die  synthetische,  rergleichend-beriebende  Funktion  das 
Bewußtseins,  deren  Produkte  ate  aind,  zustande  kommen.  Bein  logisch,  erkenntnte- 
kri tisch  betrachtet,  sind  sie  apriorische  (ad.),  d.  h.  cmhetthoh-wiaamaswaaagenrlc. 
objektive  Erfahrung  bedingende,  ermöglichende,  konstituierende  Formen,  Formen  des 
einheitlichen  Zusammenhanges  ron  Erfahrungsinhalten.  Mitu-1  nr  HerateUnng 
einen  solchen  Znsammenhanges,  deren  „Ursprung"  im  ..reinen  Erkenntniswillen 
Wüten  zu  einheitlichem  Zusammenhang  alter  möglichen  Daten  der  Erfahrung  hegt. 


Kategorie.  323 

Sie  sind  durch  diesen  Willen  allgemein  gesetzt,  gefordert,  und  gelten,  da  ohne  sie 
objektiv-einheitlicher  Erfahrungszusammenhang  nicht  möglich  ist,  für  alles,  was 
Gegenstand  der  Erfahrung  werden  kann,  also  objektiv,  für  die  objektive  Wirklichkeit 
oder  für  die  Gegenstände  eines  „Bewußtseins  überhaupt"  (s.  d.),  d.  h.  Gegenstände, 
wie  sie  als  allgemeingültige,  vom  individuellen  Erleben  unabhängige  Realitäten  gedacht 
werden  müssen.  Die  Besonderkeit,  in  der  die  Kategorien  auftreten,  unterliegt  einer 
Entwicklung,  von  den  primitivsten  bis  hinauf  zu  den  differenzierten,  exaktwissen- 
schaftlichen Formen  etwa  des  Substanz-  und  Kausalbegriffes;  aber  die  Grundformen 
der  Auffassung  des  Gegebenen,  die  obersten  Gesichtspunkte  derselben,  wie  Einheit, 
Vielheit,  Qualität,  Quantität,  Dingheit,  Wirksamkeit  usw.,  bleiben  hierbei  konstant, 
da  die  selbsteigene  Gesetzlichkeit  des  denkenden  Erkennens  sie  allgemein  und  not- 
wendig mit  sich  bringt  und  da  der  Erkenntniszweck  sie  unweigerlich  bedingt,  so  daß 
sie  von  (theoretisch-)  theleologischer  Notwendigkeit  sind.  Die  Anwendung  der 
Kategorien  in  einzelnen  freilich  ist  stets  durch  den  Erfahrungsinhalt  mitbedingt,  so 
wie  auch  die  Kategorien  als  Begriffe  erst  an  und  mit  der  Erfahrung  selbst  auftreten, 
also  nicht  etwa  ihr  zeitlich  vorangehen.  Stammen  sie  auch  nicht  aus  der  Erfahrung, 
ist  ihre  Gültigkeit  auch  nicht  bloß  aus  der  Erfahrung  darlegbar,  so  bleiben  sie  doch 
stets  auf  mögliche  Erfahrung  bezogen,  an  welcher  sie  sich  auch  bewähren,  indem  sie 
nicht  nur  als  Erkenntnisbedingungen  jeden  Versuch,  sie  zu  negieren,  ad  absurdum 
führen,  sondern  auch  ausnahmslos  als  unentbehrliche  und  zweckmäßige  Mittel  zur 
Herstellung  allgemeingültiger,  objektiv-einheitlicher  Erfahrungszusammenhänge  sich 
geltend  machen.  Ohne  z.  B.  die  Veränderungen  auf  konstante  Einheiten  zurück- 
zuführen, oder  ohne  Vorgänge  als  voneinander  abhängig  aufzufassen,  können  wir 
weder  objektive  Erfahrung  noch  allgemeingültige  Erfahrungsobjekte,  zum  mindesten 
aber  keine  einheitlichen,  begreiflichen  Erfahrungszusammenhänge  erfassen.  Die 
Kategorien  logisieren  das  Erfahrungsmaterial,  sie  bringen  die  Anschauung  und 
Anschauungsform  (s.  d.)  in  Beziehungen,  welche  zwar  nicht  rein  logisch  sind,  aber  das 
Logische  enthalten,  reflektieren;  sie  sind  ein  angewandt  Logisches  in  verschiedenen 
Spezifikationen.  Sie  sind  aber  noch  mehr.  Indem  wir  das  Erfahrungsmaterial  kategorial 
verarbeiten,  das  Gegebene  als  Substanz,  Kraft,  Tätigkeit  usw.  auffassen,  beurteilen, 
setzen  wir  es  (implicite)  unserem  eigenen,  sich  als  tätige  Einheit  unmittelbar  setzenden 
Ich  (s.  d.)  gleich.  Die  exakte  Wissenschaft  beseitigt  allen  hierbei  entstandenen 
Anthropomorphismus,  aber  die  Metaphysik  kann  nicht  umhin,  die  Auffassung  der 
Dinge  als  unserem  Ich  analoge  tätige  Einheiten  in  kritisch-besonnener,  modifizierter 
Weise  zu  restituieren.  Dann  ergibt  sich,  daß  die  Kategorien  zunächst  nur  Formen 
der  Dinge  als  Erscheinungen  (s.  d.),  als  Gegenstände  möglicher  Erfahrung  sind,  daß 
sie  aber  weiter  auf  ein  Verhalten  und  auf  Relationen  im  „An  sich"  der  Dinge  hinweisen, 
welches  den  Grund  dazu  enthält,  daß  wir  etwas  als  Substanz,  ab  Ursache  usw.  mit 
Erfolg  setzen  können.  Die  Kategorien  sind  also  apriorische  Formen  von  Er- 
fahrungsinhalten, objektiven  Erscheinungen,  und  sie  haben  ein  „Fun- 
dament" in  der  Erfahrung  (bzw.  Anschauung)  sowie  im  „An  sich"  oder 
doch  „Für  sich"  der  Dinge  (vgl.  Transzendent,  Idealismus). 

Kategorien  als  oberste  Begriffe,  welche  auf  das  Gegebene  angewandt  werden, 
kennt  bereits  Platox  als  solche  {xoivä  .teol  :zä.vx<ov,  Theaetet.  185 E;  ut'yiara  yivrt. 
Sophistea  254C— D);  Seiendes  {Sv,  Identisches  (tuötöv),  Anderheit  {litoov),  Ver- 
änderung (xi'vjjois),  Beharrung  (ordnis;  Sophistes  254C— D).  Der  eigentliche  Begründer 
der  Kategorienlehre  ist  aber  Aristoteles,  der  dabei  von  grammatikalischen  Gesichts- 
punkten sich  leiten  läßt  (vgl.  Tbendelenbcrq,  Geschichte  der  Kategorienlehre, 
1846ff.,  S.  209).    Die  Kategorien  {xarr^/oolai.  ft*%  t&v  xarrjogiüi')  sind  Grundformen 

21* 


M  Katecorie. 


der  Aumsgrn  Aber  das  Bniaaih»  oberem  Begriffe,  aaeer  db  ebb  dieses  ■iibaiimbiea 
laßt.  7wnlnaet  nimmt  A.  m«  K.  ea:  Subtuu  (eeeiak  Qaeatltlt  («eeaVk  Qualmt 
(noU0\  Relation  («fit  «),  Ort  («•»),  Zeit  (»<*/).  Lege  (»WeJ«*).  Heben  (/ 
Tun  (««Wr^  Leiden  (*eo*#«r);  Topik  I  9.  103  b  20ff.{  Camgor.  4.  1  b  23  «.).  Spater 
zahlt  er  nur  aebt  Katsgorii«  aal  (ohne  Lag»  and  Heben;  Analvt.  pcet.  I  23.  83  a  21). 
dann  aar  drei  ( Substanzen,  Zaetaade.  Rebtionea;  Metaphy*.  XIII  2,  1089  b  SS); 
aoob  stellt  er  dar  Bahamas  (e.  d.)  die  ihrigen  K.  ab  Akridcmsa  (ewßß»ß^m4ta) 
entgegen  (AmUyt.  pcet.  L  SS).  Vier  Kategorien  gibt  es  aach  den  Stoikern:  Substanz 
(**a»W)»**r),  Qualität  (*<**>).  Verbalten  («*v  h**\  BebHion  (aa*  ü  «ew  f/oej. 
wobei  db  Sabstaas  db  oberem  K.  ist.  Puma  anmrstmshbt  Kabgoiba  dar  Sümen 
wall  (Subetaai,  RaUtinn.  Qeantttlt.  frir  Ift*^  Veränderung)  und  K.  dar  Idealwelt 
(Seiendes,  Beharren,  Vereaderaag,  Idaatitat»  ladtrasU,  Eaaaad.  VI.  1  fU 

Die  8eholastiker  baren  betreib  dar  K.  („praadioameata")  wie  AnisTOTaue, 
wobei  ab  spater  ab  abeomrn  K.  aar 

Wojul«  yoi  OooaJf  zahlt  drei  K.  auf:  Substanz,  Quaktet,  Besag.     -  In 
Fbiloaopbb   aafraoaeidan    Daecanras,   Srwosa,   Looks  (I 
U.K.  12,  |  3)  u.a.  drei  K.: 


und  Leiden.  Rabtioo  (Noev.  Eeeab  Ilt.  K.  10.  1 14).   Wahrend  db 

db  Kabgorba  ab  objektiv  gültige  Begriffe  ■affsaue,  eiad  ab  aaeb  R,  Bnraooai 

aabjektira  Deakfonaan;  aaob  Hon  amd  db  Begriffe  dar  Kausalität  (s.  d.)  «ad  dar 

8abetaiu  (a.  d.)  rein  subjektiven  Ursprungs.    Nach  Tbtbxs  sind  db 

VarblHnbtmgiiffcr  (Idaatitat.    KeaeeHtlt   aaw.)  subjektive 

auf  db  Objekte  ObmUegea  werden  (Philoa.  Verweb.  L  303  ff.).    VgL  Caaamsn,  Daa 

Erke«mtnbprobbm\  1911. 

Dar  Schöpfer  dar  kritbeb  ideabatbeaaa  Katagorbabbre  bt  Kaar.  Schon  vor 
dar  „Kritik  dar  reinen- Vernunft"  anrieht  er  tob  Bagilfbn,  db  aaa  dar  Hemlilkihrnlt 
das  Oebtea  eelbet  sampringoa  („e  bgibaa  meatb  Inaftb  .  .  .  abstracti").  glaubt  ab 
aber  aoob  (wb  Laura.  Caa.  Wounr  u.  a.)  auf  db  Dinge  aa  ebb  (ab  Jtatelbgibb" 
Objekte)  anwendbar  (Da  maadi  aenattalb  etaee  aitelhglHIb  forma  et  princapib, 
1770.  ect  IL  |  8fL).  In  eeiaer  etreng  „kritizbtbchen"  Periode  hingegen  betrachtet 
er  db  K.  ab  aprforbebe  Formen  dar  Lange  aar  ab  Krscheinungen.  ab  Objekte  mög- 
licher Erfahrung  and  Aaaoheaaag  (a>  d.k  8b  amd  „tarne  Veretandesbegriffe".  db 
..Summbegriffo  daa  reinen  Verstandes",  apriorieebe  ..DenUonnen".  „Uedenken- 
formen".  „reine  Erkenntnbm  a  priori",  „reine  Begriffe",  db  im  Veretande  „vor- 
bereitet  hegen,  bb  ab  .  .  bai  Oihganhsit  dar  Erfahrung  entwickelt  .  .  .  werden". 
Sb  entspringen  aaa  dar  „Spontaneität  das  Denkene".  beruhen  auf  „Funktionen" 
dea  Verstandes,  aal  Funktionen  der  „reinen  8jBtbeabM.  webher  ab  Einbeit  gaben. 
„Db  reine  Syntheee,  allgemein  vorgestellt,  gibt  .  .  den  reinen  Verstaadesbet 
Und  »war  gibt  dieeelbe  Funktion,  welche  im  Urteib  Einheit  herstellt,  auch  der 
flj nilmii  Tinnheihinei  Tnntnlhii^pMi  In  nhii  i  flnsrJunimf  ffhihrrh  itiir -ptVtf-iraT 
Einheit,  dbam  Qeaete  dar  Verkuttpfang  einea  eneohauBoh  Mannigfaltigen  rar  Einheit 
bt  db  Kategorie.  Ea  gibt  eo  ebb  Kategorien  ab  ea  logisch©  Funktionen  in  alba 
Arten  von  Urteilen  gibt:  zwölf  Kategorien,  db  eich  gemäß  den  Kbaeen  der  Urteib 
(nach  der  reripbrten  Logik)  in  vier  Kiemen  bringen  lamea:  1.  Kau  der  Quantität: 
Einheit.  Vielheit,  Allheit;  S.  der  Qualität:  Realität,  Negation,  Limitation;  3.  der 
Relation:  Inharenz  und  Subabtenx  (Sabetanz  und  Akzidenz),  Kansslitat  und 
Dependens  (Uraacbe  und  Wirkung),  Genminechaf  t  (Wechselwirkung) ;  4.  der  Modalität : 
Möglichkeit  —  Unmöglichkeit,  Dasein  —  Nichtsein,  Notwendigkeit  —  Zufälligkeit, 


Kategorie.  325 

Die  ersten  zwei  Klassen  von  Kategorien  sind  die  der  „mathematischen",  die  beiden 
letzteren  die  der  „dynamischen"  Kategorien;  erstere  gehen  auf   Gegenstände  der 
Anschauung,  letztere  auf  die  Existenz  dieser  Gegenstände.   In  jeder  Klasse  entspringt 
die  dritte  Kategorie  aus  der  Verbindung  der  zweiten  mit  der  ersten  ihrer  Klasse. 
Die  Kategorien  sind  die  Begriffe,  durch  die  der  Verstand  ein  Objekt  der  .Anschauungen 
denkt,  durch  die  er  erst  aus  den  Erfahrungsdaten  objektive  Erfahrung  und  zugleich 
Erfahrungsobjekte  macht;  und  dies,   daß  die   Kategorien   Bedingungen  objektiver 
Erfahrung  sind,  erklärt,  daß  sie  sich,  obzwar  sie  apriorische  Denkformen  sind,  doch 
auf  Erfahrung  und  deren  Objekte  beziehen,  für  diese  selbst  gelten  („Transzendentale 
Deduktion''  der  Kategorien;  s.   Deduktion):   „Begriffe,  die  den    objektiven  Grund 
der  Möglichkeit  der  Erfahrung  abgeben,  sind  eben  darum  notwendig."  „Die  Bedin- 
gungen a  priori  einer  möglichen  Erfahrung  überhaupt  sind  zugleich  Bedingungen 
der  Möglichkeit  der  Gegenstände  der  Erfahrung."    Der  reine  Verstand  (s.  d.)  ist  in 
den  Kategorien  das  „Gesetz  der  synthetischen  Einheit  aller  Erscheinungen,   und 
macht  dadurch  Erfahrung  ihrer  Form  nach  allererst  und  ursprünglich  möglich". 
A  priori  sind  die  Kategorien  nur  möglich,  „weil  unsere  Erkenntnis  mit  nichts  als 
Erscheinungen  zu  tun  hat,  deren  Möglichkeit  in  un3  selbst  hegt,  deren  Verknüpfung 
und  Einheit  (in  der  Vorstellung  eines  Gegenstandes)  bloß  in  uns  angetroffen  wird, 
mithin  vor  aller  Erfahrung  vorhergehen  .  .  .  muß".     Die  Kategorien  dienen  denn 
auch  nur  zur  Möglichkeit  empirischer,  nicht  transzendenter  (s.  d.)  Erkenntnis.    Auf 
Dinge  an  sich  bezogea,  haben  sie  ganz  und  gar  keine  „Bedeutung",    ihr  „Gebrauch" 
ist  nur  innerhalb  möglicher  Erfahrung  möglich.    „Sie  dienen  gleichsam  nur,  Erschei- 
nungen zu  buchstabieren,  um  sie  als  Erfahrung  lesen  zu  können",  indem  sie  „Arten 
der  synthetischen  Einheit  der  Apperzeption  (s.  d.)  des  in  der  Anschauung  gegebenen 
Mannigfaltigen"  sind.     Sie  bedürfen  irgendwelcher  Bestimmungen  ihrer  Anwendung 
auf  Sinnlichkeit,  auf  das  Anschauliche,  werden  durch  das  transzendentale  „  Schema" 
(s.  d.)  realisiert  und  auf  das  Sinnliche  eingeschränkt;  ohne  Bezug  auf  dieses  sind  sie 
„leer",  sinnlos,  imbrauchbar,  ohne  Erkenntniswert,  nichts  als  rein  formale,  logische 
Funktionen  ohne  Gegenstand.    Sie  sind  eben  „nur  Regeln  für  einen  Verstand,  dessen 
ganzes  Vermögen  im  Denken  besteht,  d.  i.  in  der  Handlung,  die  Synthesis  des  Mannig- 
faltigen, welches  ihm  anderweitig  in  der  Anschauung  gegeben  worden,  zur  Einheit 
der  Apperzeption  zu  bringen,  der  also  für  sich  gar  nichts  erkennt,  sondern  nur 
den  Stoff  zur  Erkenntnis,  Anschauung,  die  ihm  durchs  Objekt  gegeben  werden  muß, 
verbindet  und  ordnet"  (Prolegomena,  §  30;  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  95  ff.,  107  ff ., 
142  ff.,  229  ff.,  662  ff.). 

Ohne  durchweg  gerade  die  Zwölfzahl  der  Kategorien  anzuerkennen,  sowie 
teilweise  mit  Modifikationen  und  mit  Versuchen  einer  Ableitung  der  Kategorien, 
ferner  bald  mehr  in  psychologisierend-subjektivistischer,  bald  in  mehr  logischer 
streng  „transzendentaler  Form"  haben  Kantianer  und  „Neukantianer"  die  Kantische 
Theorie  aufgenommen  und  weitergebildet.  So  Reinhold  (Versuch  einer  neuen 
Theorie  II,  458),  Beck  (Erläuternder  Auszug  III),  Kbcg,  der  auch  „Kategorien 
der  Sinnlichkeit"  (Räumlichkeit,  Zeitlichkeit  —  bei  Kant  ■■  „Anschauungsformen") 
unterscheidet  (Handbuch  der  Philos.  I,  261  ff.),  Fkies  (Neue  Kritik  II),  S.  Mamox, 
nach  welchem  die  K.  Anwendungen  logischer  Formen  auf  Gegenstände,  „nicht  zum 
Erfahrungsgebrauch,  sondern  zum  Gebrauch  von  a  priori  bestimmten  Objekten 
der  Mathematik  bestimmt"  sind  (Versuch  einer  neuen  Logik,  1794)  u.  a.  Schopen- 
hauer wirft  Kant  einen  Hang  zur  „architektonischen  Symmetrie"  vor  und  anerkennt 
als  wahre  Kategorie  nur  die  Kausalität  (Welt  als  Wille  u.  Vorstell.  I.  Bd.,  Anhang). 
Aus  der  Organisation  unseres  Denkens  leiten  die  K.  ab:  F.  A  Lakge  (Gesch.  d. 


Materialismus,  1002,  II),  J.  R  Mim,  Haurawra  (Rnhetant,  Krmft.  Ksuseliut ). 
A.  Fica  u.  e.  -  Bein  logisch  faftt  die  Kategorien  H.  Com»  auf .  Se  sind  die  Grand- 

jektive,  angeborene  Begriffe,  Modem  nur  im  Urteü  lebendig,  „die  Grundformen, 
dio  Gruiidriehtattgeu.  die  Gruadaage,  in  denen  da«  Urteil  «eh  vollzieht".  „Die 
Kategorie  ist  das  Ziel  de«  Urteils,  und  des  Urteil  fei  dar  Weg  aar  Kategorie."  Das 
Urteü  enaagi  die  mnanBi«  Grundlagen  ab  die  Voreueaeteung  dei 
Eine  Urteileart  kann  eine  Mihrarit  von  Kamgmhm  imlaalna.  and 
kann  in  mehreren  Urteihmrtea  eethehen  eein  (Logik.  1001.  8.  43  ff.,  222.  343;  Kam» 
Taeorie  d.  Erfahrung*,  fl  248  ff.;  ILinte  Begrub  der  Ethih*.  mi.  K.  20).  Ahnlieh 
fl  1.11111.  nach  ■■  hl  will  die  UrteUef orava  eioh  in  der  Ereebeff aag  and  Formulierung 
immer  nener  Kategorien  hillttpo  (Dat  Braus»  laiaprnh  hm,  10O8ff..  I.  &  10; 
f.  A.  1011 ;  Bubelaaubegriff  e.  Paaktamehegriff.  1010h  O»  krlllikuhiiike  fteffsoeang 
der  Kimgoihm  findet  ahm  ferner  bei  Naioar,  Kjkkeu  Hcaemu,  Himmel  (Haupt- 
probleme dar  FWloeopbJe,  1010h  B.  Bare«  s  l  In  anderer  Weh»  noch  hei  Wibdel 
navo  (Vom  System  der  Kstegwhm.  1000).  welcher  ..siiasliloiiiWHli-4  «ad  „refh 
K.  untereoheidet,  RicuaaT.  J.  Oomm,  K.  Leam  (Die  Logflt  d.  Phüoa.  u.  die  Kttegoiien 
Irhrr.  1011)  u.  a.  Rmxivoaa.  B.  Knut,  F.  J.  Scaanor  a.  a;  A.  Hernie.  O.  Ewald 

iMMBOeMMew    leMUaf  tOIeg       Q0C    K^teMOmaMag    deV   emMMelMag    fMmWau    aRBQ&MB    e    e    ea    QlB    OJCt 

e%  eaaUQSvafleUUMt  eHaeT  fisYaneVQaewaaJew    W^QaMan     ■   QaVMI   i%  ttefaOKa  wMM  QBO  JLffMMBfleMeVVBelew1  eeOW|e9 

der  eh»  lnihniniibmehin  Embert  und  MmUlftl  eatepriagt;  Kante  hillhenJeiii  Ideamv 
mue.  1008h  H.  Mann,  J.  Batma*«.  Rieux  („Formen  den  Appenäpbwene".  „logierhe 
Funktionen  in  deren  heetimmter  Anwendung,  in  aawoarhiag  auf  Anschauungen"; 
am  etammen  aae  dar  Identität,  formahm  Einheit  dee  BewuOteeme;  Der  philo*.  Kriti- 
ahunes  I».  1008,  II  1.  88.  178.  384).  Höeioewald.  Lim  (A{>pere»ptioneformen). 
Raaovvna,  nach  welchem  die  Relation  die  oberem  Kategorie  ha  (Eeeaie  de  critique 
generale  I.  1854 ff..  184 ff.;  Xouvelle  Mwmnbengm,  180%  8.  05ff.)  u.  a  (vgL  Kaotianis- 
mos,  Erkenntaktueorie). 

Ab)  Denkformen,  dm  ifemib  Seuvoormeo  sind,  entwickeln  dm  FUefwhm 

eolobe  ..beechrankte  Bestimmungen,  formen  dee  Bedingten,  Abhängigen, 
mittelten",  die  erst  durch  dm  Dieiekük  (a  d.)  an  Mnmnnlrn  der  Denk-  und  damit 
fhilnemufeltjing  werden  (Sein:  Quaktet.  Quantität,  Maß;  Weeeni  Ortend,  Frsnbeieiiag. 
Wirklichkeit  mit  8ubsuntialitnt,  Keueeätet  und  Weuheelwukuag;  Begrifft  eubjek. 
trrer  B,  Objekt,  Idee;  Emyhlop.  |  20.  43  ff.).  Ideal  real  sind  die  K.  ferner  nach 
RfaTT.BTeeutoaaa.  Caa.  Kaauas,  C.  H.  Wmaas  (Grundzuge  der  Metaphysik,  1838. 
&  37  ff.),  W.  Rosbkeba?ttz,  Romdxi  Sbubati,  V.  Cotratx  u.  *..  TaairoauaBumo 
(Geecbiohte  der  Kategorienlehre.  1848,  S.  358 ff.;  Logische  Untersuch..  187 
I.  H.  Fichte,  I'uucl  Plakce,  Hamms,  Lora,  Fobtlaoe,  E.  v.  Habtma!»x. 
letstercm  sind  sie  „unbewuBte  InaelWrtBarfnnh^hmen"  „Bemtägungeweimn  der 
unpersönlichen  Vernunft  in  den  Individuen".  Formen  der  8yntbeee,  der  „logischen 
Determination".  Es  gibt  Kategorien  der  Sinnlichkeit  (dee  Empfindens  und  des 
Anecbauene:  Quaktet,  Quantität  mit  Zeitlichkeit;  Räumlichkeit)  und  dee  Denkens 
(Relation,  Refkxionskatcgorien,  spekulative  K- :  Kausalität,  Finaktat,  SubetantialiUt ; 
Kategorienlehre,  S.  VII  ff.,  334  ff.).  Die  objektive  Geltung  der  K,  betonen  Vouult 
(Erfahrung  u.  Denken.  1888,  S.  253  ff.),  G.  Sncaaa,  Wim,  G.  Tmaxa,  Uraxaa, 
H.  Schwab*.  A.  Donitaa  (Des  menechbehe  Erkennen,  1887,  S.  314 ff.;  Enzyklop. 
der  Philo«..  1010),  Jbbüsalkm,  E.  Dühbiso,  Ubbkkwbo,  Gctbbbxbt.  Stöcbx. 
E.  J.  Hajoltoh  (Erkennen  u.  Schließen,  1012)  u.  a.  (s.  Realismus). 


Kategorie.  327 

Als  Formen  denkender  Verarbeitung  der  Erfahrung  betrachten  die  Kategorie 
Sigwart  (Ding,  Eigenschaft,  Tätigkeit,  Relation,  Logik,  1904, 1),  B.  Erdman~s  (Logik  I, 
1907),  Jodl,  Siegel,  Wundt.  Nach  letzterem  sind  die  logischen  Kategorien  „allgemeinste 
Begriffsklassen"  (Gegenstand,  Eigenschaft,  Zustand)  und  zugleich  „allgemeinste 
Erfahrungsbegriffe",  da  es  keine  Erfahrung  gibt,  die  nicht  ihrer  bedürfte  und  da 
sie  selbst  nicht  ohne  Erfahrung  existieren  würden.  Von  diesen  „Verbindungsformen'" 
sind  die  „Beziehungsformen"  der  Begriffe  zu  sondern.  Die  „reinen  Beziehungs- 
oder Verstandesbegriffe"  entspringen  aus  der  „gesonderten  Auffassung  gewisser 
Beziehungen,  die  unser  Denken  zwischen  seinen  Vorstellungen  auffindet"  und  sind 
die  letzten  Stufen  der  logischen  Verarbeitung  des  Wahrnehmungsinhalts  (Logik  I2, 
103  ff.;  System  d.  Philos.  I3,  1907,  S.  218  ff.,  233  ff.:  reine  Form-  und  Wirklichkeits- 
begriffe:  Einheit  und  Mannigfaltigkeit,  Qualität  und  Quantität,  Einfaches  und 
Zusammengesetztes,  Einzelheit  und  Vielheit,  Zahl  und  Funktion;  Sein  und  Werden, 
Substanz,  Kausalität,  Kraft,  Zweck).  Nach  Höffdixg  sind  die  K.  „die  Grund- 
formen .  .  .,  von  denen  das  Denken  Gebrauch  macht,  und  die  die  Voraussetzungen 
bedingen,  an  die  es  seiner  Natur  nach  gebunden  ist"  (Der  menschliche  Gedanke,  1911, 
S.  147  ff.).  Gefunden  werden  sie  mittels  „Analyse  der  Formen,  in  welchen  sich  das 
Denken  unwillkürlich  in  Wechselwirkung  mit  dem  Gegebenen  und  den  von  diesem 
gestellten  Aufgaben  bewegt"  (1.  c.  S.  167).  Die  erste  K.  ist  die  Synthese,  die  „Ver- 
knüpfung einer  Mannigfaltigkeit  zur  Einheit",  die  zweite  K.  ist  die  Relation.  H. 
unterscheidet:  fundamentale,  formale,  reale,  ideale  Kategorien. 

Als  Formen  der  Erfahrungsinhalte  oder  deren  Auffassung  und  Verbindung 
betrachten  die  Kategorie  Herder  (Verstand  u.  Erfahr.,  1799),  Herbart,  Bexeke,  Laas, 
Steixthal  (Einleit.  in  d.  Psychol.,  2.  A.  1881,  S.  105),  Ueberweg.  F.  Erhardt, 
nach  dem  der  Kausalitätsbegriff  (s.  d.)  aus  der  innern  Erfahrung  stammt,  welche 
als  die  Quelle  der  Kategorien  auch  Maine  de  Biran,  Frohschammer,  J.  Bergmann, 
J.  Wolfe,  Th.  Ziegler  u.  a.  betonen.  H.  Gomferz  leitet  die  K.  aus  der  „reaktiven" 
Erfahrung  ab  und  betrachtet  sie  als  Gefühlsformen  (Weltanschauungslehre,  1905 — 08, 
I,  255  ff.).  Als  Formen  des  Erfahrungszusammenhanges  betrachtet  die  Kategorie 
H.  Cornelius  (Einleit.  in  d.  Philos.  1903;  2.  A.  1911).  —  Nach  Joel  sind  die  K.  im 
Organismus  selbst  begründet,  seine  „einzelnen  Ausgestaltungen  im  Bewußtsein".  „Sie 
sind  die  Grundformen  des  Denkens,  weil  sie  die  Grundformen  des  Lebens  sind;  sie 
sind  die  Organisationsformen"  (Seele  u.  Welt,  1912,  S.  222). 

Als  biologisch  nützliche  Denkmittel,  welche  dem  Menschen  die  Ordnung  des 
Erapfindungsmaterials  ermöglichen,  ihm  das  Denken  erleichtern  und  ihm  zur  Herr- 
schaft über  die  Dinge  verhelfen,  so  daß  sie  also  von  hoher  „praktischer"  Bedeutung 
sind,  ohne  daß  durch  sie  das  Wesen  der  Dinge  erkannt  wird,  welches  vielmehr  durch 
sie  „verfälscht"  wird,  gelten  die  Kategorien  (Dingheit,  Substanz,  Kausalität,  Kraft 
u.  dgl.)  bei  Nietzsche,  F.  Mauthner,  E.  Mach,  Bergson  u.  a.,  Vaihinger.  Nach 
letzterem  sind  sie  nur  nützliche  „Fiktionen"  (s.  d.),  nur  „bequeme  Hilfsmittel,  um 
die  Empfindungsmassen  zu  bewältigen",  wobei  die  Anzahl  und  spezielle  Art  der  K. 
durch  die  verschiedenen  Äußerungsformen  des  Gegebenen  bestimmt  sind.  Sie  sind  ohne 
Erkenntniswert,  denn  das  Wirkliche  besteht  nicht  aus  tätigen  Substanzen  usw., 
sondern  nur  aus  gesetzlich  verknüpften  Empfindungen.  Die  K.  sind  „Hilfsvor- 
stellungen, durch  welche  das  Denken  sich  das  Geschäft  erleichtert  und  sich  die  Berech- 
nung der  Wirklichkeit  ermöglicht",  rein  subjektive  „Apperzeptionsformen",  „logische 
Kunstgriffe"  zu  praktischen  Zwecken,  „praktisch  wertvolle  Hilfsbegriffe".  Die  K. 
sind  „analogische  Fiktionen",  nach  dem  Muster  der  innern  Erfahrung.  „Dinge" 
und  „Ursachen"  usw.  sind  reine  Vorstellungsgebilde,  welche  in  den  Lauf  der  Vor- 


328  Kategorisch 


fct'-llungm  eingeschoben  werden  (Die  Philosophie  des  Als  Ob,  1911,  S.  296  ff.).  Auf 
motorwehe  Aktivität  führt  die  Kategorien  zurück  Mfixca-FaxiKsraa:  Irratio- 
nalismu».  1022;  Dm  Denken  und  die  Phantasie.  1916.  -  Ohne  diesen  Subjektivismus 
betonen  die  biologische  Bedeutung  der  Kategorien:  buom,  L.  Snn,  Porom* 
u.  *.  —  Den  sosislen  Crepmng  der  IL  lehrt  E.  ob  Rosarn,  »och  Dvbskbui.  — 
Vgl  A.  Stand*,  Kentstndte«  XIII.  1906;  F.  Paclsx*.  KuitetodiMi  V;  ßroem», 
First  Frineiplee,  ISMO.;  Sarorr«.  Grdc  d.  Erkenntatetheorie  u.  Logik,  1994, 
&  96 1 . ;  B.  Pnsonisrscm.  Plinsipien  der  Metapbveik,  1, 1904,  8.  22  ff . ;  J.  Bnoitav*. 
Sein  und  Erkennen,  1999t  Urne**,  Knut  und  eeine  Vorginger,  1906;  C.  Swonu 
Zar  Psycho!,  und  Theorie  des  Erkennen*,  1909,  8.  94 ff.;  J.  Scuultx,  PavchoL  der 
Axiome,  1999;  DI»  drei  Walte»  der  Erketmtnietheorie.  1907;  L.  W.  Srsmii.  Pereon 
u.  Seche.  1906.  I.  119  ff.;  Aan*.  Zeitschrift  f.  PhOoe,  1909;  Rtuinon.  Phikteopkte 
des  Erkennen*.  1911;  Küve.  I.  Kant,  2.  A.  1909;  Dainsca,  Zwei  Vortrlge  tur  Neuir- 
pkilosophie,  1910;  Jon,  Der  Pragmatismus.  1906.  &  108ff.;  Jott,  Seals  n.  Welt, 
1912;  IL  Wo«.  VferteOienreeokTtftf.  wiswain».,  Pkflos^  96.  Bd.;  M.  Kuo,  Die  Geaaste 
der  K..  1991;  Srocau  Lehrbuch  d.  Philo*.  IP.  1912;  Duiasc«,  Ol  inanga>siii,  1912 

Köaxaa,  Wl Infi  u.  WMrJfahfcntl,  1912  (Die  „reflexiven"  K.  oder 


bereu*  xn  entwickeln 
die  „konstitutiven"  K. 
haltni*  der  IiihaltebeetiauBaagaa  von  Oegenetlnden  ■nemecken,  wie  ee  »och  unab- 
hingig  vom  Denken  durch  ihm  Beackerten  h*it  gefordert  ist);  W.  EnxsT.  Der  Zweck, 
begriff  bei  Kent  ond  eein  Verhaltni*  n  den  Kategorien.  1910.  -  Vgl  IiimlhH, 
gahstenr.  Kraft,  Ursache,  ffr^E—Ht  Identität,  ft|H>ae  in>leini.  Syntheee,  Individuum. 
Pragmattemnt,  Veretand  (Kajtt,  Bxaoeos).  Oeeeta,  Axiom.  Objektiv.  A  priori.  Pradi. 
kabilien.  Tranaaendental.  Ökonom»  (des  Denkens).  Erkenn uüetheorie  (die  Iiterater 
daselbst),  Zweck,  Relation,  Ideelfanna«. 

Kntecwrinell  (awtw/e#««#f):  *ii***grrtd,  behauptend;  unbedingt.  -  Kate- 
gorieehe urteile  sind  Urteile,  in  werhen  etoem  Subjekt  etwas  schlechthin  iu- 
oder  eberkannt  wird  (8  ist  P;  8  Ist  nicht  P).  —  Kntogoriseber   Imperst 
Imperativ. 

K  ntharula  (*4*«f««c):  Remigung.  Läuterung  (a.  B.  der  Seele  tou  den  Bcklacken 

<l.  r  Leiblichkeit,  Sinnlichkeit:  Plxtox,  Pumi  (Ennead.  1. 2. 3)  u.  e.  Im  media.  State» 
gebraucht  den  Begriff  der  Katharsw  HuTOKxaTns.  Von  einer  Reinigung  der  Lust 
gefuhte  («.  ss>  «eWr),  von  „reiner  Freude"  (4#eeft  **»***)  spricht  Pla.to*  (Pheado 
19C.;Ph*cdru*268C.).  Den  Begriff  der  IL  im  Sinne  der  Ästhetik  stellt  AaiSTOTXLX« 
auf.  Die  Musik  übt  nach  ihm  eine  IL  ans  (Polit.  VIU,  7);  vor  allem  aber  bewirkt  die 
Tragödie  (s.  Tragtech)  durch  Erregung  von  Furcht  und  Mitleid  eine  Reinigung  dienet 
Affekte  (r$r  r£r  ro<»#ratr  ««^pdfate  »d»afc,r,  Poetik.  1449b,  23 ff.),  wohl  durch 
Hcrabstimmung  solcher  Affekte  auf  das  rechte  Maß  durch  die  „erleichternde  Ent- 
ladung" derselben  (vgl.  J.  Bsaxar*,  Zwei  Abhandlungen  Aber  die  Aristotelische  Theorie 
des  Drama,  1980)  oder  auf  reine,  Ästhetische  Gefühle.  Vgl.  Lssanio,  Hamburgieche 
Dramaturgie,  St  74ff.  (Umwandlung  der  Affekts  in  „tugendhafte  Fertigkeit. 
GoxTOXt,  WW.  Hempel  XXIX;  UsBxawxo,  Zeitechr.  f.  Philo*.,  Bd.  36.  60  (Aus- 
scheidung von  Affekten);  Döaixo,  KunsUehre  des  Aristoteles,  1876,  S.  263 ff. ;  Suaaat, 
Aristoteles,  1906,  8.  88 ff.;  Freiherr  Alfs,  von  Bxaoxa  in  der  Auegabe  der  Aristoteli. 
sehen  Poetik  von  Gomperz,  1897;  H.  Lm,  Die  Wirkung  der  Tragödie  nach  Aristoteles, 


Kausalität.  329 


1896;  J.  Eggek,  K.-Studien,  1883.  —  Eine  Katharsis  im  Sinne  der  Befreiung  von 
verdrängten  Komplexen  lehrt  die  Psychoanalyse  (s.  d.). 

Kausalität  (causalitas):  Ursächlichkeit,  das  Verhältnis  von  Ursache  und 
Wirkung,  die  Wirksamkeit.  Der  Begriff  der  K.  ist  eine  der  „Kategorien"  (s.  d.),  ein 
Grundbegriff,  der  eine  „apriorische"  Bedingung  objektiv-einheitlichen  Erfahrungs- 
zusammenhanges ist,  für  alles,  vras  Gegenstand  einer  Erfahrung  werden  kann,  not- 
wendig und  sicher  gilt.  Ohne  daß  wir  das  Gegebene  nach  der  Relation  von  Ursache  — 
Wirkung  deuten,  ordnen,  vereinheitlichen,  gibt  es  für  uns  keine  „Dinge",  keine  wirk- 
samen Einheiten.  Das  äußere  „Wirken"  (als  Tätigkeit,  Aktion,  Reaktion)  nehmen  wir 
nicht  wahr,  erfahren  wir  nicht,  es  ist  uns  nicht  „gegeben".  Gegeben  sind  uns  nur 
mehr  oder  weniger  regelmäßige  Abfolgen  im  Geschehen,  gewisse  Daten,  die  uns  ver- 
anlassen, nötigen,  das  Erfahrbare  als  Ausdruck,  Symptom  eines  Tuns  zu  deuten, 
analog  dem,  welches  da3  wollende,  zielstrebige  Ich  durch  seine  Fähigkeit,  Ver- 
änderungen einzuleiten,  unmittelbar  erlebt.  Diese  „personale"  Form  des  Wirkens 
(8.  d.),  Verursachens  ist  die  psychologische  Wurzel  des  Kausalitätsbegriffs  im 
weitesten  Sinne,  ohne  daß  aber  die  Kausal- Relation  selbst  Erlebnisinhalt  ist.  Das  Ich 
setzt  und  erlebt  sich  als  Agens,  Tätiges  bzw.  als  Erleidendes  und  deutet  auch  die 
Objekte  als  aktiv-reaktive  Einheiten,  ja  es  schreibt  ihnen  zunächst  geradezu  Willens- 
tendenzen, Willenskräfte  zu.  Später  erfolgt,  besonders  innerhalb  der  Wissenschaft, 
eine  Entpersonalisierung  dieses  Wirkensbegriffes,  und  das  Kausalprinzip  nimmt  die 
Form  eines  Postulats  an:  für  jede  Veränderung  ist  eine  —  womöglich  quantitativ 
bestimmte  —  andere  Veränderung  als  Ursache  (s.  d.)  jener  zu  suchen.  So  wie  wir  zu 
jedem  Wollen  einen  Beweggrund,  ein  Motiv  haben  und  suchen,  so  wie  wir  ferner  zu 
jedem  Urteil,  welches  wir  begreifen  wollen,  einen  Erkenntnisgrund  fordern,  so  erwarten 
wir  auch  —  in  Anwendung  des  logischen  Prinzips  des  „zureichenden  Grundes"  — , 
daß  jede  Veränderung  nicht  isoliert,  sondern  als  Glied  eines  stetigen  Zusammenhanges 
auftritt,  in  dem  sie  eine  eindeutig  bestimmte  Stelle  einnimmt:  Kein  Geschehen,  keine 
Veränderung  ohne  Ursache  und  Wirkung,  und:  Jedes  Maß  an  objektiver  Veränderung 
hat  sein  Äquivalent  in  einem  bestimmten  Ausmaß  anderer  Veränderungen  (Letzterer 
Satz  gilt  wenigstens  als  Prinzip  exakt-naturwissenschaftlicher  Erkenntnis).  Um  das 
innere  „Tun"  der  Dinge  kümmert  sich  die  „positiv"  gewordene  Naturwissenschaft 
nicht.  Hingegen  kann  die  Philosophie  sich  etwa  auf  folgenden  Standpunkt  stellen: 
im  Verhältnisse  von  Ursache  und  Wirkung  stehen  die  voneinander  abhängigen,  einander 
bedingenden  „Erscheinungen",  Objekte  mögücher  Erfahrung;  und  diesem  Verhältnis 
entspricht  ein  (lebendiges  oder  automatisiertes)  Verhalten  im  „An  sich"  oder  „Für 
sich"  der  Dinge,  eine  „Wirksamkeit"  im  metaphysischen  Sinne  (vgl.  Zweck).  Das 
Kausalverhältnis  ist  aber  auch  empirisch-phänomenal  mehr  als  regelmäßige  Abfolge ; 
es  besagt  ein  „Durcheinander"  und  „Auseinander",  ein  „Erfolgen",  nicht  ein  bloßes 
„Folgen",  eine  Xotwendigkeits-Relation,  welche  dem  zeitlichen  Ablauf  etwas  hinzufügt. 
Regelmäßige  Abfolge  ist  nur  der  Anlaß  zur  Vermutung,  Erwartung  eines  Kausal- 
verhältnisses, nicht  die  Quelle  des  Kausalprinzips  selbst,  welches  vielmehr  auch  schon 
an  einem  einzigen  Tatbestand  sich  geltend  machen  kann.  Was  im  einzelnen  Ursache  ist, 
das  läßt  sich  nicht  a  priori  feststellen,  sondern  nur  durch  denkende,  methodische  Ver- 
arbeitung des  Erfahrungsmaterials,  wobei  das  Erkennen,  die  Wissenschaft  immer  vor- 
sichtiger, immer  kritischer  geworden  ist,  um  nicht  das  bloße  „post  hoc"  für  ein  „propter 
hoc"  zu  halten  (vgl.  Induktion,  Analyse).  Der  Satz  freilich,  daß  jede  Veränderung  kausal 
bedingt  ist,  gilt  a  priori  und  ausnahmslos,  er  ist  ein  unentbehrliches  Forschungsprinzip , 
ohne  welches  wir  keine  Ordnung,  keinen  einheitlich-stetigen  Zusammenhang  unserer  Er- 
fahrungsinhalte hätten,  auch  zeigt  die  Erfahrung  nirgends  ein  Versagen  der  Anwendung 


no 


des  Ksasslprlnrips    Nicht  nur  du  aaorgaabche.  aach  das  organische,  du  psychische. 

bt  kaasel  bedingt,  aach  da,  wo  allge m» ine  Pesetas  sich 
(..hbtorbehe  Kaoealitat";  »——»  &  TTlW  u.  a,).  Doch 
ist  Kausalität  nicht  aH  ..Ztreng"  sa  nwuuhssla,  «och  hu  nicht  sllr  K 
&  (vgL  Wilbtaartiaeit).  Do  wir  nt  iedcr  Veränderung  in  der  Xatur  eine  < 
Äquivalent»  Veränderung  ab  Ursache  erwarten  mbeaea  «ad  oh»  solche 

«■«mW     1 - ■■  I  ■  Jim     flirlsiri      ■'■saa—aUlei    fci       lU«lkpi(«M      -*--     y *        *        *        *       aast     .     • 

(..Primdp  dar  piuMnannii  üatark 

daß  db  payabcae  KaawaliUt  die  ..Aeflcneeite".  jtaahebsng.  Obbktivation,  der 
Ausdruck,  einer  psychbchea  K.  sein  kann  (a.  Idcatitttatheorb).  Zo  den  Ursachen 
des  Geachehans  fehflren  aorh  »bbtfiblga  Pahloron  (s.  Zweck). 

In  der  flawhinhls  dar  Philosophie  wird  das  BSassluiiaiqi  carret  von  I.ar  nirros 
(bsw.  DsMOKnrr)  formuliert:  Nichts  aaschbht  von  Ungefähr,  sondern  alles  saa  einem 
* ; runde  und  notwendig  (eolte  iffna  pm%9  jdpmmt.  dJUm  m4mtm  im  JUyw  r«  wd  r*' 
ipd/mft,  Stobaeoa,  Eclog.  I,  160).  Ferner  von  Pultos  (eWy— fee  »t—u  jede*«  »ö 
riy*4ßmtm  «<*  bjm  4*tUm  ^feenwu,  Phflshos  SSBh  »•*■  welnhsa  die  Materie  die 
QnaMa  dar  blinden  miuhsnisohf  n  Kanaalitat  ist  (Timasaa  46C-E,  WA).  Aaihtotblea 
versteht  nntrr  Ursache  bscondei»  dasjenige,  wovon  db  Veränderung  herrührt  (* 
a>yh  t<«  ß»tmßoA^\  aber  euch  Stoff,  Fora,  Zweck  gehören  n  den  „Ureaehen'  (•. 
Prinzip;  Metaphy».  V.  *;  Phys.  II.  8).  Den  streng  notwendigen  Znesmawnhang  alle» 
Clpsohehsns,  in  welchem  die  göttliche  Weltkraft  als  Schicksal  und  Vernunft  (2#>e«) 
waltot,  so  da8  es  nichts  Tnfllhgas  gib«,  betonen  die  Stoiker  (Ding.  Leert.  \  I ! 
1481.).  Nach  Erm»  geschieht  nichts  ohne  Ursacae;  aas  nichts  wird  nichu  (sAfer 
yi/vtai  t*  10«  *>ij  eVtec,  Dingen.  Laart.  X  38;  vgL  Locaax.  De  reram  natura  I, 
150H.).  —  Die  Scholastik  ist  betreffe  des  Ksosstprhnlps  meiet  von  Arbtotobs 
beeinflußt,  Ge  wird  erklärt:  Jade  Wirkung  hat  eine  Ursache  („omnb  effeetas  habet 
causam'  oder  *urh:  Alk«  IJewe^te  muß  ron  einem  *nl<  rn  hewegt  werden  („omne  .  .  . 
quod  aovotar,  oportet  ab  aao  moreri ';  vgL  TaoMas,  Sum.  theo!.  I.  qu.  2 
schbdene  Arten  der  Ursacae  werden  unterschbdeo  (s.  causa),  aaaainr. 

Ckaapendium  philo«,  echobettoee.  IKttf.,  II  (Ootologb). 

In  der  neuern  Philoaophb  tritt,  in  Verbindung  mit  der  Entwicklung 
wbsanechaf t*  ebte  streagere  Auffassung  des  Ksnsshjriniine  auf.    Dar  Ratfimelbmuft 
(s.  d.)  betrachtet  dasselbe  ab  deakaotwendigee  Prinzip.    Der  8* 

hl  (..ex  nihil.»  nihil  fit")  ist  nach  DasoaaTBt  eine  „ewige  Wahriv  I  itka. 

unbedingt  (Princip.  philo«.  I.  49).  Alba  Geschehen  hat  eine  Ursacae,  and  i«r  hat 
db  Wbsenschaft  nicht  Zweck-,  eoadern  bewirkende,  bewegende  Ursachen  auf  manchen 
(s.  Mechanistisch;  Princ.  philo«.  1, 18).  was  auch  Kartaa,  GaULtt,  Bacon.  Hossas 
(De  corpore  IX.  \{i.)  u.  a.  betonen,  auch  8nxosa.  nach  welch-  s.  d.)  db 

..immanente  Ursache"  von  allem  iat,  so  aber,  daß  jedes  Gesohehoa  in  einem  andern 
Geech  na    i.nmd   hat   und   ebenso   nicht   ohne   Wirkung    bleibt    (Em.  I. 

prop.  XXVII 1  ff.).  Physiache  Vorgange  haben  wieder physbebe  Vorgänge  zu  Ursachen 
und  Wirkungen,  ebenso  bt  Psychisches  durch  Psychische«  bedingt  (Geschlossene 
Naturkausalitat;  Begriff  der  pathologischen  Kausalität).  Db  Ursache  wird  aber 
vom  Grund  (s.  d.)  noch  nicht  scharf  unterschieden.  Lamm  formuliert  das  Kaussl- 
prinzip ab  Sata  des  zureichenden  Grundes,  der  durch  sich  selbst  gewiß  bt:  Nichu 
geschieht  ohne  zureichenden  Grund  (Monadol.  32,  6);  aber  eine  direkte  Wechsel- 
wirkung besteht  nicht  (s.  Harmonie).  Ähnlich  Chk.  Woltt  (vgl  Ontotogie,  §  884)  u.  a. 


Kausalität.  331 

Daß  Gott  es  ist,  der  die  als  direkt  kausal  erscheinende  Zuordnung  der  Vorgänge 
herstellt  oder  hergestellt  hat,  lehren  außer  Letbniz  auch  die  Okkasionalisten 
(s.  d.),  wie  Geitlincx,  Malebranche  u.  a.,  ferner  Berkeley  (vgl.  Principles,  XXXff.). 

Psychologisch-empiristisch  erklären  den  Kausalitäts  begriff  Locke  (Essay 
concern.  hum.  understand.  II,  K.  6,  §  lf.),  Condillac,  Bonnet  u.  a.  —  Hingegen 
lehren,  nachdem  schon  antike  Skeptiker  die  Gültigkeit  des  Kausalitätsbegriffes 
angefochten  hatten  (vgl.  Sextus  Empiricus,  Adv.  Mathem.  IX,  207 f.,  241),  Glanvtlle 
(Sceps.  scientif.  23)  und  besonders  Hoie,  das  Kausalverhältnis,  das  innere  Band, 
welches  Ursache  und  Wirkung  verknüpft,  sei  unwahrnehmbar,  kein  Gegenstand 
der  Wahrnehmung  und  Erfahrung.  Aber  auch  aus  dem  reinen  Denken,  aus  der  Ver- 
nunft läßt  sich,  nach  Hume,  das  Kausalprinzip  nicht  ableiten,  denn  es  ist  unmöglich, 
a  priori,  vor  aller  Erfahrung,  zu  denken,  was  aus  einer  Ursache  folgen  wird.  Vielmehr 
legen  wir  die  subjektive,  psychologische  Notwendigkeit,  beim  Auftreten  einer  Vor- 
stellung, mit  der  eine  andere  regelmäßig  verbunden  war,  das  Auftreten  auch  dieser 
Vorstellung  zu  erwarten,  in  die  Dinge  hinein  und  glauben,  ein  Geschehen  rufe  das 
andere  hervor.  Der  Glaube  an  die  Kausalität  beruht  also  auf  bloßer  Assoziation, 
Erwartung  und  Gewohnheit,  der  großen  Eührerin  im  menschlichen  Leben,  welche 
unsere  Erfahrungen  instinktmäßig  nutzbringend  gestaltet,  also  biologisch  nützlich 
ist,  wenn  sie  uns  auch  keine  Erkenntnis  von  innerer,  objektiv-notwendiger  Verknüpfung 
(„connexion")  verschafft.  Wir  kennen  immer  nur  regelmäßiges  Aufeinanderfolgen 
(„conjunetion")  von  Ereignissen,  erfassen  nicht  ein  „Wirken'',  nicht  „Kräfte",  nicht 
metaphysische  Ursachen,  die  uns  absolut  verborgen  bleiben  (Treatise  I,  III; 
Enquiry  IV,  1).  H.  erklärt  die  K.  rein  psychologisch,  wobei  er  sich  notgedrungen 
des  Kausalprinzips  selbst  bedient.  Wie  Spinoza  u.  a.  hat  er  den  „aktualen"  Kausalitäts- 
begriff: Ursachen  sind  nicht  Dinge,  sondern  Vorgänge. 

Die  von  Kant  begründete  kritisch-idealistische  Auffassung  des  Kausal- 
prinzips geht  wieder  auf  die  logische,  intellektuelle  Wurzel  desselben  zurück, 
beschränkt  aber  die  Geltung  des  Prinzips  auf  „Erscheinungen",  auf  Gegenstände 
möglicher  Erfahrung;  die  K.  ist  eine  der  „Kategorien"  (s.  d.),  und  diese  sind  Formen 
einheitlich-gesetzlicher  Verknüpfung  von  Inhalten  möglicher  Erfahrung,  nicht 
Begriffe  von  Seinsformen  der  „Dinge  an  sich"  (s.  d.).  Aus  bloßen  Begriffen  läßt  sich 
der  Satz:  Alles,  was  geschieht,  setzt  eine  Ursache  voraus,  d.  h.  etwas,  worauf  es  nach 
einer  Regel  folgt",  nicht  beweisen,  aber  das  Prinzip  entstammt  doch  dem  Denken, 
dem  „reinen  Verstand",  sofern  nämlich  die  Gesetzlichkeit  desselben  eine  Bedingung: 
der  Möglichkeit  der  Erfahrung  selbst  ist  (vgl.  Axiom,  Deduktion).  Es  ist  eben  nur 
dadurch,  daß  wir  die  —  sonst  subjektive  —  Folge  der  Erscheinung  dem  Gesetze 
der  Kausalität  unterwerfen,  objektive  Erfahrung  möglich.  Das  Kausalprinzip  ist 
nicht  subjektiv-psychologischer  Natur,  sondern  sagt  die  „Notwendigkeit  eines 
Erfolges  unter  einer  vorausgesagten  Bedingung"  aus,  ist  apriorisch,  streng  allgemein 
und  notwendig  gültig,  hängt  nicht  etwa  von  unserer  Assoziation  und  subjektiven 
Erwartung  ab,  ist  auch  nicht  aus  der  Erfahrung  abstrahiert,  wenn  auch  die  Anwendung 
des  Prinzips  im  einzelnen  sich  nach  der  Anschauung  richten  muß.  Rein  apriorisch 
kt  nur  das  allgemeine  Kausalprinzip:  „Alle  Veränderungen  geschehen  nach  dem 
Gesetze  der  Verknüpfung  der  Ursache  und  Wirkung"  (vgl.  Analogien).  Die  Regel, 
etwas  der  Zeitfolge  nach  zu  bestimmen,  ist,  „daß  in  dem,  was  vorhergeht,  die 
Bedingung  anzutreffen  sei,  unter  welcher  die  Begebenheit  jederzeit  (d.  i.  notwendiger- 
weise) folgt".  „Also  ist  der  Satz  vom  zureichenden  Grunde  der  Grund  möglicher 
Erfahrung,  nämlich  der  objektiven  Erkenntnis  der  Erscheinungen  in  Ansehung  des 
Verhältnisses  derselben,  in  der  Reihenfolge  der  Zeit."    „Der  Grundsatz  des  Kausal- 


YerhsJtniaee*  in  dar  Folge  dar  Fiaulmamumsi  gut  daher  auch  vor  (von)  ata  Gegen 
stlndeu  der  Erfahrung  .  .  ..  «ofl  er  selbst  der  Grund  der  Möglichkeit  einer  aolehen 
Erfahrung  tot"  (Krit.  d.  rein.  Vorn..  S.  A.   hrsg.  ron  Valentin«-.    &  StS 
hrsg.  ron  Kehrbech.  &  180ff.;  PinlsgnmiiBS,  f  27ff.;  rgL  Ursache).    In  der  Xatur 

(B.  u.1  DUMPS  AÜBS  flBS0CBUflanL  ttOMMBflfnL  lAOlaaMuOaV  V 

ttiafctsiet: 

d.i.  dar! 

kenn,  betrechten  die  Kausalität  RauraoLO,  Bare.  Reco.  Faraa,  Scnornrasraa  (s.  u.). 
Hbuiholti  (Vortrag»  a.  Reden  II*.  SU  ff.).  O.  8canruroaa,  Fa.  Scarorrsa.  Moni 
(Die  Dopoehaatnr  dar  KaueauaK  1979),  F.  A.  Law»,  Ltaaauvs  (Gedenken  n. 
II.  1 14«.).  Conma  (Logik,  1902.  &  8461).  Naroar  (Die  loghahin  Vorane- 
r exakten  Wiaaansehaf teu.  l »l Ol  Caanaan.  Kjsxbl.  IL  Anus  (Kaoaahut 
u.  Teleotegir.  1901).  K.  VouLlanau,  Baooar,  WrjrDsxaaro  (Präludien«.  1907,  t84L). 
J.  BauauBV,  Soocau  Laaswm,  B.  Kosio,  Stabubb,  Las*.  J.  Co«*,  Müvrraaaaao. 
Raax(s.  unten).  O.  Ewald  (Kanta  krit.  Miiaamai,  190t,  &  164 ff.)  o.  a.  -  Apriorisch. 

-i a.e  -6-  aw_    _ne  _    _   __  aa.  ^ a._  s  ■  » <  _      WfiJ,it,iyjt      ■  l9f  ■  !■■    iti    fatiaaHilt 

ttaVCQ    SOKflaaaaaWO.    fVSOBaW     I«    H-    aTSOVTan»    lYSsVDalLanWOntOL   «mAJ'YlJLje'DMa»    E-    ▼  .    rf AasT- 

ma»  (Kategorienlehre,  1999«  &  9990.),  Dauws,  Volcblt  (Erfahrang  n.  Denken. 
1999,  &  99«.).  Sram  (Kant,  Haans  und  Berkeley.  1879.  &  165  ff.),  G.  Ttas*. 
A.  Dotura»  (Das  auMnaHnan  Bhianm,  1997;  Enxyklop.  d.  Philo*..  1910).  KOltb. 
»rdaanra,  Maasaa  u.  s,  (s.  aVkeontnisthecrte);  rgL  Msnoxa  (Hume  8todkn  II. 
199t.  129L),  Hörum  (Logik.  1990).  Kum  (Die  tntansktBiuaa  Funktionen,  1909). 
Denn,  V.  Kbajt  u.  a.  -  Ab 
Dawufltaaina  gilt  die  K  dem 

Ana  dar  Anwendung  das 
Autoren  daa  Kanaalatwiilp  ah.  So  &  Manto».  G.  E.  Sonvun  u,  e..  W.  H amiltok. 
Hstmaot  (Geästs»  a.  ammtats  dsa  iiliiianiaifH  hia  Daahsai.  1800-94,  8.  r- 
Ja.  L.  Sraax,  MO  aar  aaauao,  nach  welchen  daa  Kaoaainrinsip  mit  dann  Identttaas* 
ptaeajp  raaimaiiahlngt.  Ale  Anwendung  des  Seines  tocb  Grande  suf  die  Erfahrang 
betrachten  daa  KsnseJprttndp  (rgL  Ijgairrt,  Kaxr)  Scnoraamsvam  (s.  Grand). 
L.  SnOicrau.  (Dar  KaussHaHabugiiff.  1871.  8.  «ff.).  Lim  (rgL  ZeHeuhitft  für 
Porchol.  I,  XXVL  Ron.  (Dar  philo*,  lütttaamasll  1.  1876L,  240;  vgL  II  2.  46.  65). 
WtnrDT  (System  d.  Phüoe.  I*.  1907,  9790.;  Logik  II«.  1893-96.  S.  »ff..  tUff.; 
3,  A.  1908).  nach  welchem  unser  Denken  jm  Erfahrangen  aammehi  «ad  ordnen 
kann,  indem  sa  sie  nach  dam  Sata  rom  Grande  rerbindet".  Daa  Ki  eeebjiinihj  iat 
spriorisch  und  sngkdch  ein  »Erfaiminaageaiit*";  es  hat  den  Charakter  eines  PbetuUts. 
dem  sich  die  Erfahrang  Abersil  fügt»  wobei  ab  die  besondere  Form  dar  KanssiiUt 
bestimmt  So  geht  dee  AouiraljBnaprmstp  (s  d.)  erst  aus  den  breonderen  Bedingungen 
dar  Anschauung  und  das  Snbstamlwigiiffaa  herror,  wahrend  im  Geistigen  ein  Prinssp 
des  Wachstama  geiaügui  Energie  herrschL  Physische  und  psrcUsche  Kaussiittt 
sind  aber  nur  eine  und  dieselbe,  ron  verechfedenen  Standpunkten  aua  Tersdueden 
sich  darsteDende  K.  (rgL  Grands,  d.  phya.  PeychoL  HI«.  1903, 681  f.).  Nach  Hömro 
kommt  im  Ksuasiprinzip  das  fnnligkiiilBliiiillifiiia  des  BewuBtseina  rar  Geltung 
(Perchologie«,  1901,  &  288 ff.;  Der  meneohL  Gedanke,  1911,  8.  227  ff.;  TgL  Kaoaujr, 
Unsere  Nstnrerkenntnis,  1883).  VgL  DarasoH,  Ordnungsiehrp,  1912;  Aaraa,  V 
auch.  Ober  <L  log.  Gehalt  des  Kauaahjesstaes,  1905. 

Als  ein  Postulat  (a.  <L),  welches  die  Erfahrang  rorwegnimmt  und  in  der  Erfahrung 
eich  bewahrt,  entspringend  aus  dem  Bedürfnis  der  Begreiflichkeit,  dar 


Kausalität.  333 

Beherrschung  der  Erfahrung  betrachten  die  Kausalität  La  AS  (Idealist,  u.  positivist.  Er- 
kenntnistheorie, 1879—84,  S.  261),  Runze  (Metaphys.,  1905,  S.  296ff.),  Ostwald, 
F.  C.  S.  Schiller  (Humanismus,  1911;  Formal  Logic,  1912,  S.  293ff.),  James, 
Cornelius  (Einl.  in  d.  Philos.,  1903,  S.  294ff.),  H.  Gomperz,  J.  Schultz,  Boutroux, 
Bergson  (Essais  sur  les  donnees  immediates  de  la  conscienee,  1910,  S.  152ff.),  nach 
welchem  nur  der  (dem  Handeln  dienende)  Verstand  das  an  sich  stetige  Geschehen  in 
Elemente  gliedert,  die  er  dann  nach  dem  Schema  Ursache — Wirkung,  miteinander 
verknüpft,  u.  a.  Nach  Joel  setzt  der  Zwecke  verfolgende  Wille  Ursachen:  „Weil 
wir  wirken  wollen,  Wirkungen  suchen,  müssen  wir  Ursachen  setzen."  Wir  erst  machen 
die  Dinge  zu  „Ursachen",  die  Kausalität  ist  „praktisch",  ist  durch  die  „Perspektive" 
unserer  Zwecke  bedingt  (Der  freie  Wille,  1910;  Seele  u.  Welt,  1912).  Nach  Spengler 
(Unterg.  d.  Abendlandes,  1917,  164)  steht  das^K.prinzip  im  Gegensatz  zur  Schicksalsidee 
(s.  d.).  Die  kausale  Weltform  ist  der  Versuch  des  Verstandes,  das  Schicksal  zu  über- 
winden. „K.  ist  das  Verstandesmäßige,  Gesetzhafte,  Aussprechbare,  die  Form  äußerer 
intellektueller  Erfahrung." 

Daß  das  Kausalitätsprinzip  aus  der  Erfahrung  und  Erwartung  regelmäßiger 
Abfolgen  stammt  (s.  oben),  bzw.  daß  es  durch  Induktion  (s.  d.)  gewonnen  wird,  lehren 
J.  St.  Mtll  (System  der  deduktiven  u.  induktiven  Logik,  1875, 1),  C.  Goering  (System 
d.  kritischen  Philos.,  1874/75,  S.  209ff.),  Czolbe,  Dühring,  Pauesen,  Aars  (Die 
Erwartung,  1911)  u.  a. 

Aus  der  inneren  Erfahrung  der  eigenen  Willenswirksamkeit,  nach  deren  Analogie 
wir  das  objektive  Geschehen  erfassen  (vgl.  hingegen  Hume,  Enquir.),  leiten  die  K. 
ab  Bonnet,  Tetens,  Maine  de  Biran  (Oeuvres  inedits  I,  258ff.),  Royer-Collard, 
Jacobi  (WW.  II,  201),  Beneke  (System  d.  Metaphysik,  1840,  S.  261  ff.),  Teichmülleh, 
Sigwart  (Logik  II2,  1906,  143ff.),  F.  Erhardt,  Dtlthey,  A.  Kühtmann,  Jodl 
(Monist  VL  516ff.),  J.  Schultz,  Jerusalem  (Die  Urteilsfunktion,  1905,  S.  220ff.), 
Wize  u.  a.  Auch  Nietzsche,  nach  dem  aber  die  Ursächlichkeit  eine  „Fiktion"  ist, 
denn  wir  glauben  nur  ein  Wirken  unseres  Ich  zu  erleben.  Ursache  und  Wirkung 
sind  nur  von  uns  isolierte  und  fixierte  Elemente  des  stetigen  Geschehens  (WW.  V, 
VLT,  XV;  vgl.  oben  Bergson).  Eine  nützliche  Fiktion  ist  die  K.  auch  nach  Vathinger 
(Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911).     Vgl.  Kategorie. 

Positivistische  Denker  wollen  den  Begriff  der  Kausalität  oder  doch  den  Begriff 
der  „Ursache"  eüminieren  und  ihn  durch  den  der  „funktionellen  Abhängigkeit"  oder 
der  „realen  Bedingung"  ersetzen.  Nicht  nach  unbekannten,  unerkennbaren  Ursachen 
ist  zu  suchen,  sondern  die  Abhängigkeit  der  Erscheinungen  voneinander,  die  konstanten, 
regelmäßigen  Sukzessionen  derselben  sind  möglichst  exakt  festzustellen.  In  diesem 
Sinne  lehren  schon  D'Alembert,  Comte,  Claude  Bernard,  R.  Mayer  u.  a., 
besonders  aber  Avenarius,  E.  Mach,  nach  welchem  (wie  schon  J.  St.  Mtll)  Ursäch- 
lichkeit einen  „starken  Zug  von  Fetischismus"  hat  und  daher  durch  den  Begriff 
der  Funktion  (im  mathematischen  Sinne)  zu  ersetzen  ist,  so  daß  dann  nichts  als  die 
wechselseitige  „Abhängigkeit  der  Erscheinungen  voneinander"  festzustellen  ist; 
isolierte  Ursachen  gibt  es  nicht,  immer  nur  Komplexe  von  Bedingungen  (Populär- 
wissenschaf tl.  Vorlesungen,  1896,  S.  269;  Die  Mechanik4,  1906,  S.  536;  Erkenntnis 
u.  Irrtum,  1906,  S.  172f.).  Ähnlich  lehren  Petzoldt  (Das  Weltproblem2,  1912, 
s.  Eindeutigkeit),  Verworn  (s.  Bedingung),  Pearson,  Kletnpeter,  Hodgson, 
Clieford  u.  a.  Vgl.  P.  Volkmann,  Erkenntnistheoret.  Grundzüge  der  Naturwissen- 
schaften, 2.  A.  1910.  —  Vgl.  Herbart,  Metaphysik  II,  209 ff.;  Lotze,  Metaphysik, 
1879,  S.  103ff.,  359ff.;  Schuppe,  Erkenntnistheoret.  Logik,  1878;  Bolliger,  Das 
Problem  der  Kausalität,  1878;  Prantl,  Zur  Kausalitätsfrage,  1883;  E.  Pfletderer, 


334  ffeuselueiue  —  Ktodmpnyrhologle 


Zur  rVsgodcrlL,  l807;H.Os<hr»AC*.  Zur  Kritik  dwoihrm  ff  ■  eiili  inieieimgsu. 
Arefair  f.  eyetem.  Philo«..  1899;  &  Esomas».  Ober  Inhalt  u.  Geltung  das  Keueel. 
gern  tu«,  1905;  »Tticrr.  Ober  das  ■Ito/mMni  ffssmbjmm.  1909;  Ufi«,  Percbo- 
logie  a.  Meuphyiik;  Die  QtudbfM  der  Induktion,  1908;  H.  Mau*.  Psychologie 
dee  emotionelen   Denkens,    1909;   Rickbxt.   Die 

Begriffebildung.  1898-1902,  h  üMO,  Kentstndien  XIII.  1908;  8. 

Individuelle  Ksueslitlt.  1909;  W.  Ksarr.  NileiubBoeBphhi  I.  1910; 
Probleme  der  Wliinsnfcift  I.  1910;  Pilli ■■Wl-Ifln»,  Wkurnecheit  «ad  Wirk- 
bchkeit.  191t;  Gstab*.  N«turerk«nntn»  u.  IL.  1909;  8anuwn,  Dm  Geerts  der 
K.  in  der  Natur.  1978;  PossaoBtn,  U  ceneettt*  «f&ctootr.  1899;  L.  W.  Stsm. 
l'.:-r,  ,i    9jM9*  I.   MOOtChMS«,  i:..r..-.t».-.l.!|,rtn..lK-.l1.,u.a,tA.  19991  I    Kuem«. 

Die  Entwicklung  dee  Kiumlpfnlhmi  rop  Cirtieiei  hei  Ksnt.  1988;  A.  Lauo.  Dee 
I:  fliuhlihli  de*  Kimihjrofcbmi,  180«;  Aphorfetfcche  Betrech- 
•her  dee  Kimibjwahm.  1909;  SrOan,  Lehrbveh  der  Philo«.  II*.  1911; 
Brno.  Dee  Probtom  der  ffeumntlt,  1990;  Mmi,  Die  OlilnhfTwmlghelt  in  der  M 
1918.  |1|  Malt»  Jaoomo».  Peres«  KeaeeBtet.  1919;  Bsonsn.  Neterphiloeophie. 
1914.  199;  OilMieuimimueeriie  n,  Kilni  sfcmniuhnfsui.  1991.  VgL 
Wirken.  Geerts.  ^hhlnglfheil,  Kmft,  WeeesvJwirkung,  Bfahfng.  Zw* ■• 

97%  Ult**l8.lllfl\ll^ 

ran  Ureeche  and  Wirkung.     VgL  KowaLSWSST.  Ober  d.  KeueeHtlmprnbt.   1 1 
tinvillntinat  TrugeehiuS  (s.  «LL 
KettWMaFeUB    .    Saris*. 
K.nA^thvtlMJi  e.  Bei 
u  inderpsyctenUi: 

Oeeehichte  der  Entwicklung  des  rwdtlrhou  Alters.  1917;  Kussmaul.  Untersuch. 
Ober  dss  Seelenleben  des  neugeboren«  n  Minsnhin.  1899;  Pmern,  Die  Seele  dee 
Kindes.  8.  A.  1919;  Srixr.  Untersuch.  Ober  die  Kindheit,  1899;  Amsxt.  Die  Ent- 
wicklung von  Spreche  u.  Denken  beim  Kind.  1899;  Die  Seele  dee  Kinde«.  1908; 
Fbrteehritte  der  Kinttomtknhunde,  8.  A.  1908;  Camtatu*,  Die  Entwicklung  der 
Kindeeeeele.  1900;  Baldwt*.  Henul  Development  in  ChOd  und  Reo».  1888;  deuteoh 
1898;  MstntASH.  Die  Spreche  dm  Kindee,  1809;  M.  Pbosst.  Gehirn  n.  8eeto  dee 
Kinde«,  1904;  K.  Gnoos.  Dss  flerlsnhihen  de«  Kinde«».  1921 ;  Drnorr.  Dee  Seelen, 
leben  dee  Kinde«».  191 1 ;  Tbact.  I^ychotogie  der  Kindheit».  1908;  R.  Gadtp.  Peycho- 
logie  dm  Kinde««.  1918;  Kaxpatuok.  «rundlegen  der  Ktederforeehung.  1909; 
J.  Kino,  The  PtychologY  of  ChOd  Development.  1909;  ClspabAdb.  Peyuhologic  de 
renient».  1918;  deutech  1911 ;  Tu.  Helles,  Ober  P»Tchop*thologie  dm  Kindee,  1911 ; 
A.  Bnm.  Lee  idem  moderne«  rar  Im  enfents.  1909;  deutech  1919;  Voewese.  Kinder- 
neelenkunde,  191 1 ;  H.  Walsemans.  Anfinge  u.  Entwicklung  dos  Ssskuüehene,  1912; 
H.  Pohlmann.  Zur  PeychoL  dm  Sohulkindm,  1911;  Bois,  Die  eeeUeche  Entwicht 
dm  Kinde«.  1909;  G.  St.  Hall.  Adolmcence.  1905;  Msküocssb.  L'sme  de  l'edolmcent. 
1910;  Perex.  Lee  trotS  premierec  ennem  de  lVnf«nt».  1902;  L'enfent  de  troie  *  eept 
ans«,  1907;  Qübyrat,  Uimeginetion  eher  lVnlant,  1908;  Le  logique  eher  renient*. 
1907;  Sieoesey,  Die  eeeL  Entwickhing  dm  Kindee»,  1908;  Snmrr,  Philo».  Reden 
und  Vorträge.  1905;  Du,  KörperL  u.  gebt.  Entwicklung  einen  Kinde«,  1911     1014; 


Kinematik  —  Klarheit.  335 


Wueffen,  Das  Kind,  sein  Wesen  und  seine  Entartung,  1913;  K.  Bübxer,  Die  geistige 
Entwicklung  des  Kindes,  1918;  Ders.,  Abriß  der  geistigen  Entwicklung  dea 
Kindes,  1919;  Herwagen,  Der  Siebenjährige.  Versuch  einer  Gefühls-  und  Vor- 
stellungstypik,  1920;  Ch.  Bühleb,  Das  Märchen  und  die  Phantasie  des  Kindes,  1918; 
W.  Stebx,  Psychologie  der  frühen  Kindheit,  1921 2;  Tumt.trz,  Einführung  in  die 
Jugendkunde  I.  Die  geist.  Entwicklung  der  Jugendlichen,  1920;  HrG-HELMrTH, 
A.  d.  Seelenleben  des  Kindes.  E.  psychoanalyt.  Studie,  1913;  P.  Krause,  Die 
Entwicklung  des  Kindes  von  d.  Geburt  bis  zum  Eintritt  in  die  Schule,  1914;  Waddle, 
An  Introduction  to  Child  Psych.,  1919.  —  Vgl.  Assoziation,  Interesse,  Spiel,  Pädagogik, 
Sprache. 

Kinematik:  Wissenschaft  von  den  Gesetzen  der  Bewegung.  Nach  der 
kinetischen  Naturauffassung  werden  alle  Naturvorgänge  aus  Bewegungen  erklärt 
(s.  Mechanistisch),  bzw.  aus  Bewegungen  ohne  Annahme  besonderer  Kräfte 
(H.  Hertz  u.  a.).  Vgl.  E.  Becher,  Philos.  Voraussetzungen  der  exakten  Naturwissen- 
schaft, 1907,  S.  211  ff. 

Kitzelgefühl  ist  ein  „Gemeingefühl"  (s.  d.),  das  durch  intermittierende 
schwache  Tastreize  ausgelöst  wird;  es  ist  ein  Kontrastgefühl,  besteht  aus  einem 
an  die  Tastempfindungen  geknüpften  Lustgefühl  und  aus  den  Unlustgefühlen,  welche 
durch  die  von  den  Tastreizen  ausgelösten  Reflexkrämpfe  entstehen  (Wttjtdt,  Grundr. 
d.  Psychol.5,  1902,  S.  193f.;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  II5,  1903,  S.  278ff.). 

Klang  ist,  nach  Wuxdt,  eine  „intensive  Vorstellung,  die  aus  einer  Reihe 
regelmäßig  in  ihrer  Qualität  abgestufter  Tonempfindungen  besteht"  (Grdz.  d.  phys. 
Psychol.,  1903,  II5,  66ff.;  Grundriß  der  Psychologie,  1902,  S.  112ff.).  Vgl.  Gehörs- 
empfindungen, Ton,  Konsonanz. 

Klarheit  einer  Vorstellung  ist  nach  der  Auffassung  der  modernen  Apper- 
zeptionspsychologie der  Grad  ihrer  Bewußtheit,  die  relativ  günstigere  Auffassung 
des  Vorstellungsinhalts,  auf  den  die  Aufmerksamkeit  (s.  d.)  gerichtet  ist,  der  zur 
„Apperzeption"  (s.  d.)  gelangt,  wobei  natürlich,  aber  nicht  immer,  auch  die  Stärke 
der  Empfindungselemente  eine  Rolle  spielt.  Deutlich  ist  eine  Vorstellung,  wenn 
sie  von  anderen  im  Bewußtsein  anwesenden  scharf  unterschieden  wird  (Wü.ndt, 
Grundz.  d.  phys.  Psychol..  I6,  1908,  541;  1903,  III5,  339ff.;  Grundriß  d.  Psychol.5, 
1902,  S.  185,  249 ff.). 

Nach  Desc artes  ist  eine  Vorstellung  klar,  die  dem  aufmerksamen  Geist  gegen- 
wärtig und  durchsichtig  ist;  deutlich  ist,  was  von  anderen  Vorstellungen  so  scharf 
geschieden  ist,  daß  es  nichts  als  Klares  enthält  (Princip.  philos.  I,  45:  „Clarain  voco 
illam  [perceptionem],  quae  menti  attendenti  praesens  et  aperta  est;  distinctam  autem 
illam,  quae  cum  clara  sit,  ab  Omnibus  aliis  ita  seiuncta  est  et  praecisa,  ut  nihil  plane 
aliud  quam  quod  darum  est  in  se  contineat").  Die  Klarheit  und  Deutlichkeit  der 
Erkenntnis,  wie  sie  am  unmittelbarsten  in  der  Erfassung  des  eigenen  Ich  (s.  Cogito) 
sowie  in  der  Gewißheit  der  mathematischen  Einsicht  vorbildlich  ist.  ist  das  Kriterium 
<l.r  Wahrheit  (s.  d. ;  vgl.  Meditationes  III).  Nach  Leibxiz  ist  eine  Erkenntnis  klar, 
wenn  sich  durch  sie  das  Vorgestellte  feststellen  läßt;  deutlich  ist  sie,  wenn  wir  die 
unterscheidenden  Merkmale  gesondert  angeben  können  (Meditation,  de  cognitione; 
Opera  ed.  Erdmann,  S.  79;  vgl.  Verworren,  Monaden).  Nach  Chr.  Wolff  entsteht 
die  K.  aus  der  „Bemerkung  des  Unterschiedes  im  Mannigfaltigen",  die  Dunkelheit 
aus  dem  Mangel  dieses  Bemerkens  (Vern.  Gedanken  ...  I,  §  201).  Ähnlich  wie  Leibxiz 
definieren  Kant  (Authropol.  [.  §  6),  Herbart  (Lehrbuch  zur  Einleir.  in  d.  Philos., 


HB  KUwUfHni 


: :  rgL  Hemmung).  B.  Ebomax»  (Logik.  1899,  I.  IM)  u.  a.  Vgl.  Bewußtsein, 
UnbewnOt,  Evidenz,  \  erstehen» 

Klneeiftkntioa  flngbohs)  tat  db  vollständig  ii«H^)rfnliHii 
des  Umfange«  von  Bogiiflon  m  olsMjeigNiris«  Folge,  d.  k.  vom  relativ 
allgemeinsten,  iimfssssnibn  GoitMngslwgilff  bb  m  aiiftlgoteu  Artbegriff.  Bei 
der  künstlichen  K.  wenleo  mekr  oder  weniger  anBertbhe  Msitiasb:  wülkttrbcb 
eis  KiiHefliinnyml  gewikH  (L&ia  1 innhnlie  Pili  ■iiibijuI  i  n  );  die  natürliche 
F  luiiniifciliiliUfl  ilis  fThiiisueJlejejniig  ilsi  In  nim  ffhmi  ■■  liibseeiliii  OsseMtfinln 
in  möglichst  Helen  and  wmstMchis.  konstitutiven  hVrkmebn.  womöglich  nnek  die 
wirkliche  Verwendteokei t  der  Wesen,  b.w.  die  etlnrHike  fteJenfulge  dieeer.  Vgl. 
Siowabt.  Logik  U«.  1899-98,  a  698;  Www.  Logik  II".  1983-96,  8.  40 ff.;  S.  A. 
1908-08;  Srnm,  Pimtopbs  of  royukology.  188*«..  II.  f 809;  J«vox*.  Leitfaden 
der  Logik.  190$,  &  fewff.;  Hörum,  Gfondbhren  der  Logik,  1890.  8.  179f.;  I 
a  SOBTIXBB,  Formel  Logic,  1918;  VanOBOBB.  Die  Pkiloeoplue  dee  Ab-Ob.  1911. 
a  8511,  888H.  -  Vgl  Wbsenschafu  Art. 

igbiubnii.     dee  Zneemmenbeeteken   mehrerer   Dinge    in 
Zell,    flgonsukoftea  knlibtbum  wenn  eb  m  gbieber  Zeit  den 
gbbben  Ort  einnehmen  (Höflbb,  Logik,  1890,  a  37).    VgL  Raum. 

Koineldenn  der  Gegenseite  (Moomckbntia  oppoe1toromM):   Zaeemmen- 
fallen.  Viiikllgaeg  «od  Aufhebung  der  Olpes!  tos  der  Dmge  im  A  honlebe,  kl  GoU 
(s.  d.):  NtooLAUS  Ccsajtcs  (De  oonbctnr.  IL  1 ;  De  docU  ignorentu  I,  4).  Giok 
Bbuxo  (De  b  oaue»  .  Souutm  (s,  Indiffemu)  a.  e. 

Kolligntioa  bt  den  w7oweJiHrs».B  swebr  Vorstelmtueanhalto  tu  einem 
neaen  komplexen  Inhalt  mit  den  Bistoerttelbn  beider,  and  «war  bt  der  Art,  de* 
db  Aufmerkeemkeit  beim  Krbben  dbee  Innolet  neck  Bettend teibn  (eber  nicht 
eeitlbb)  oondrrt"  (Kuno.  Db  mtelbktwelbn  Funktionen,  1908.  8  194  f.).  VgL 
DmoraoB,  Nene  Darstellung  der  Logik*,  1887,  |  99. 

Koll  Leios,  i  7ianmmoneeoBt  Oigiosm  Db  sog.  K.  der  Pflichten  bt  in 
der  Webe  oufiufssssn,  da*  et  FlUe  gibt,  wo  es  eokwbrig  bt,  bstsuessusa.  wea  Wer 
wehre  oder  höhere  Pflicht  bt.    VgL  KssmbtJk,  Pfbcht. 


Komhinntiont  Verbindung  tob  Oigshensm,  Fbmenein  zu  (neaen) 
Kompbsen,  Verknüpfung  verwandter  Begriffe.  Ober  Kombinatorik  vgl.  I.WTBBtB, 
Philo».  Hauptechriften  I,  60    -  VgL  Are  magna,  Phantasie. 

Kosniech  («e/oak,  von  -*?«)  wirkt  der  onoohonHoh,  lebendig  erfaßte 
Kontrast,  Widerstreit  zwischen  der  „Idee*4,  dem,  wee  etwas  eem  soll  oder  sein  will. 
und  der  Erscheinung,  dem  Auedrucke  dbees  SeJnwolbnden.  dessen  Verfehlung 
(sofern  es  sich  nicht  am  tiefer  in  des  Loben  eiiaxhneidonde  Dmge  handelt)  Lachen 
erweckt  Indem  etwas,  was  ab  bedeateam  auftrat,  in  seiner  Nichtigkeit  erscheint, 
löst  sich  db  gespannte  Erwartung  and  db  Üwmmwng,  Einschränkung  unseres  Selbst- 
bewußtseins; ein  Gefühl  der  Losung  tritt  auf  and  wir  fühlen  ans  hierbei  oft  über- 
legen oder  mindestens  erleichtert,  weil  wir  db  Auflösung  des  Widerspruche«  zwischen 
Erscheinung  (Auedruck)  und  Idee  angenehm  empfinden.  Doch  sind  nicht  slb  Arten 
des  Komischen  eon  gbieber  Wirkung.  —  Db  Fähigkeit,  das  Heitere  mitten  im  Ernete 
des  Lebens  zu  finden,  dem  Lebensernst  eine  heitere  Seite  abzugewinnen  and  ans 
mit  ihm  dadurch  zu  versöhnen,  ist  Hnmor  im  ästhetischen  Sinne. 

Komisch  wirkt  nach  AristotsXBS  ein  harmloser,  unschädlicher  Fehler  (re  ye> 
ytJLotöp    tott*    äua^trud     u     xal     alff^ot    drotdvvor    mal     oi    ^nprurf»,      Poet.    6. 


Kommunismus  —  Komparativ.  337 


1449  a  34).  Ähnlich  Cicero  (De  oratore,  II,  38 ff.),  Quinttlian,  Eberhard  u.  a. 
Nach  K.  Ueberhorst  erscheint  uns  komisch  „ein  Zeichen  einer  schlechten  Eigen- 
schaft einer  andern  Person,  wenn  an  uns  selbst  keines  ebenderselben  schlechten 
Eigenschaften  zum  Bewußtsein  kommt,  und  das  keine  heftigen,  unangenehmen 
Gefühle  in  uns  hervorruft"  (Das  Komische,  1896—99,  I,  2  ff.,  S.  524ff.:  Lust  am 
Besitze  der  guten  Eigenschaften,  die  dem  andern  fehlen;  das  Gefühl  der  Überlegenheit 
betont  schon  Hobbes,  Human  nature  IX,  13).  Vgl.  A.  Rüge,  Neue  Ästhetik,  1837 ; 
K.  Fischer,  Über  den  Witz2,  1889;  K.  Groos,  Einleitung  in  die  Ästhetik,  1892, 
S.  378  ff.,  463  ff. 

Den  Kontrast  zwischen  dem  Erwarteten  und  dem  sich  Darstellenden  betonen 
die  meisten  Theoretiker  des  Komischen.  Nach  Kant  ist  das  Lachen  ein  Affekt  aus 
der  „plötzlichen  Verwandlung  einer  gespannten  Erwartung  in  nichts"  (Kritik  der 
Urteilskraft,  §  54).  Nach  Jean  Paul  ist  lächerlich  das  Unverständige,  sofern  es 
sinnlich  angeschaut  wird;  das  Komische  besteht  im  „unendlichen  Kontrast  zwischen 
der  Vernunft  und  der  ganzen  Endlichkeit"  (Vorschule  der  Ästhetik,  §  28ff.).  Auf 
die  Erscheinung  eines  Widersinnigen,  das  sich  selbst  vernichtet,  eines  sich  auflösenden 
Scheinwerts  führen  das  K.  zurück  Bouterwek,  Bendavid,  K.  Rosenkranz,  Lotze, 
M.  Carriere,  Trahndorff,  E.  v.  Hartmann,  Ästhetik  II,  1886—87,  S.  322ff.), 
Köstlin  u.  a.  Nach  Lipps  ist  komisch  „was  den  Anspruch  erhebt,  ein  Großes  oder 
Bedeutsames  zu  sein,  was  als  ein  Etwas  auftritt  oder  sich  gebärdet,  um  dann  plötzlich 
als  ein  Nichts  zu  erscheinen  oder  sich  auszuweisen"  (Ästhetik  I,  1903,  365f. ;  vgl. 
Komik  u.  Humor,  1898,  S.  44;  ähnlich  Heymans,  Zeitschrift  f.  Psychol.  XI; 
Höffding,  Psychologie2,  1901,  S.  408ff.).  Volkelt:  „Ein  Scheinwert  ist  es,  der 
sich  in  seiner  Selbstauflösung  anschaulich  darstellt"  (System  der  Ästhetik  II,  1910, 
S.  343ff.;  „Umschlagen  des  Bedeutenden  ins  Nichtige").  —  Vgl.  Flögel,  Geschichte 
des  Grotesk-Komischen,  1788;  4.  A.  1887;  Schütze,  Versuch  einer  Theorie  des 
Komischen,  1815;  Vischer,  Über  das  Erhabene  u.  Komische,  1837;  Heckee, 
Physiologie  u.  Psychologie  des  Lachens  u.  des  Komischen,  1773;  Kraepelin,  Philos. 
Studien  II,  1885;  Schopenhauer,  Welt  als  Wüle  u.  Vorstellung,  I.  Bd.,  §  13;  IL  Bd., 
K.  8;  Dumont,  Les  causes  du  rire,  1862;  Philbert,  Le  rire,  1883;  Ribot,  Psycho- 
logie du  sentiment,  1896,  S.  342ff. ;  Bergson,  Le  rire8,  1911;  Sülly,  An  Essay  on 
Laughter,  1902;  J.  Müller,  Das  Wesen  des  Humors,  1896;  Wündt,  Völkerpsycho- 
logie III2,  1908,  S.  535 ff.  (Das  K.  besteht  in  einer  „Umkehrung  eines  ernsten  Ein- 
drucks in  sein  Gegenteil  und  in  einer  durch  diese  Auflösung  hervorgebrachten  Ent- 
lastung des  Gemüts");  R.  Bärwald,  Zeitsehr.  f.  Ästhetik  II;  S.  Freud,  Der  Witz, 
1905,  S.  204  ff . ;  F.  Jahn,  Das  Problem  des  Komischen  in  seiner  geschichtl.  Entwicklung, 
1904  (Historisches  auch  in  dem  oben  angeführten  Werke  von  Ueberhorst);  J.  Cohn, 
Allgemeine  Ästhetik,  1901  (Das  Komische  ist  kein  rein  ästhetischer  Wert);  Dugas, 
Psychol.  du  rire,  1902 ;  R.  Müller-Freienfels,  Psychologie  des  Komischen,  Deutsche 
Psych.  I,  1916.  Poetik,  19202;  Höffding,  Humor  als  Lebensgefühl,  1918.  (Der  „große 
Humor"  ist  eine  Lebensanschauung,  ein  Gesamtgefühl:  Sokrates  und  Shakespeare 
sind  die  beiden  größten  Humoristen.)  Vgl.  ferner  die  unter  „Ästhetik"  angeführten 
Schriften.  —  Vgl.  Witz. 

Kommunismus  s.  Soziologie,  Rechtsphilosophie. 

Komparativ:  vergleichend,  vergleichsweise,  nur  im  Vergleich  mit  etwas. 
So  gibt  nach  Kant  die  Erfahrung,  die  Induktion  nur  „komparative",  nicht  strenge 
„Allgemeinheit"  von  Urteilen  (s.  Allgemein,  A  priori).  Über  komparative  Psycho- 
logie s.  Psychologie. 

Eisler,  Haud Wörterbuch.  22 


Komplex.    VerknuutungumMxea,    isilMMingsiiUH  i    Gebilde, 

Begriff.  VgL  Wvm;  Onlx.  d.  pbye.  PsychoL  II«.  1908,  370«  ;  Lim. 
u.  Rntotinnsu,  1908,  &  96,  45;  Mnuono,  Zw  PsychoL  der 
■.Hihrtnum.  «citochr.L  PsychoL  H,  946ff.  -  In  der  lyokoxoilyos  tot  K.  dJ» 
nung  einer  Gruppe  von  Vonunmungon,  die,  oft  mm  dem  UntorbewuBmein  wirkend, 
den  Ablauf  dee  cmltoekon  Lew—  bumüiiiiib.  VbUsch  erotfemer  Natur.  Beispiel: 
OUpnakomplex.  Buctn,  in:  Dtognnsltonki  Aosmhtione Heiken,  hure  lieg  von 
Jung.  1908.  -  Ab  „komplexe"  Vorstellung  iiuiuktoibt  K.  Tu.  P»xta> 
gctotigs  Kultur  der  Naturvölker.  1914,  9)  die  ■■■mlyttotke  Dsukuotos  prii. 
Meoechen,  die  Voraumeuung  dee  msgtoohen  Denkene;  —  „KomplexqueJiutrn"  nennt 
nOon»  die  diffusen  GmmlintUntb  dee  BcwuBtooina,  die  einen  beträchtlichen 
Bncnhbg  motorieeber  and  eto.njw.Mi  Bimioto  eefwetoen.     (über  lungn- 

i»ycnologto  I,  1916;  H.  Voutnur.  Die  Vareteiktngen  der  Tiere,  1014).  Vgl.  InkeJt. 
LokeJoeienen,  Peyehoenalyee. 

komplikeüti    beifti  psynhologtook  eine  Verbindung  xwieeken  nugtomn- 

oder  Oihnlin,  wehri  itnsi  »kiimfciiil«.  kmcor  howuBt  toi.  Vgl  HxnnanT.  Lekrknek 
xnr  PeyenoL».  18S0,  &  «f.;  Wüuot.  Omndr.  d.  PeyeboL«.  1908.  8.  881  f.;  K«l*u. 
Grundr»  <L  nyonoL,  1898,  8.  888. 

KonditionnlUnin«.    |    Bedingung  (Vnuwoux). 

konftrnlmM    nennt  O.  von  dm  Pronnmn  den  Standpunkt,  nenn 
den  kl  den  Nonnen  Gedockte  dem  wonreu  Weeen  der  Dinge  gimlft,  konform 
Ei  gibt  eine  AuBenwelt.  die  wir  erkennen,  und  nneere  Begriffe  eteken  in 

der  ErecbebmngeweK".  Die  Wirklichkeit  tot  nur  durck  ..Kooformiaten"  erreichbar, 
deren  ee  fiMuhhuhme  Ordnungen  gibt  (Vorfragen  der  Naturphikw  .  1907;  Konform» 
raus,  1910).  -  VgL  Wahrheit,  Wort. 

Konjektur  (emmn*4mm)j    Vermutung.    Neck  NicoLatm  Cobaki*   ist    alle 
menschliche  Krkenntnto  nur  Konjektur,  konjekturei  (De  eoni. 

Koejonlin       l  iiclle    sind  Urteilt    mit  einem  Subjekt  und  mehreren 
Prädikaten:  8  tot  (tot  nicht)  I»,.  P,.  Pr 

KonkluoinM  (erWf-e«*.  oonclueio):  Hckmfbsri.  Folgerung.    VgL  SchtuB. 

Konkret  s.  Abstrakt. 

Können  s.  Ifogbckkeit,  Potenz.  WnuMnuMneit.    VgL  Hörum,  Grundirkren 

der  Logik.  1890,  8.  46f.    (K.  -  Negotien  einer  Unvertrigüchkeitwelsiion).     VgL 

•udschbid.  Grundlinien  xu  einer  Kritik  der  Wfflenekraft.  1906.  —  Vgl.  Sofien 

vT). 


Konnex  (oonnexut):  Verknüpfung, 

Konnotntiv  «.  Name. 

Konaekntiv  «.  Merkmal. 

Konnequens    (consequentis):   Folge,  Folgerichtigkeit  im  Denken,  a» 
Werten,  Wollen  und  Handeln.     Die  logwehe,  theoretische  K.  tot  ein  Postulat,  eine 
Norm,  ein  Ideal  für  des  Denken  überhaupt,  weiches  nur  dann  wahres,  logisches  Denken 
tot,  wenn  die  Momente  des  Denkprotemcs  sich  stetig  aus  anderen  Momenten  orgeben. 


Konsonanz  —  Konstruktion.  339 

ihnen  nicht  widersprechen.  Auch  die  Anwendung  der  Denknormen  sowie  der 
Erkenntnisprinzipien  auf  den  Erfahrungsinhalt  muß  konsequent,  einheitlich  erfolgen, 
so  daß  nirgends  Lücken  oder  Ausnahmen  geduldet  werden  (vgl.  Kausalität).  So 
müssen  z.  B.  die  für  den  Standpunkt  der  äußeren  Erfahrung  geltenden  Forschungs- 
und Betrachtungsweisen  konsequent  auf  alles  ausgedehnt  werden,  was  Gegenstand 
dieser  Erfahrung  werden  kann;  ebenso  konsequent  ist  dann  auch  der  (psychologische) 
Standpunkt  der  innern  oder  unmittelbaren  Erfahrung  festzuhalten.  Vgl.  F.  C.  S. 
Schiller,  Formal  Logic,  1912.    Vgl.  Parallelismus,  Charakter. 

Konsonanz;  „Zusammenstimmen",  Verschmelzung  von  Tönen  und  Klängen 
zu  harmonischer  Einheit  (Stumpf),  abhängig  von  bestimmten  Verhältnissen  der 
Schwingungszahlen  der  Töne  bzw.  der  Anzahl  gleicher  Obertöne  verschiedener  Grund- 
töne. Vgl.  Helmholtz,  Die  Lehre  von  den  Tonempfindungen4,  1896,  S.  581  ff.; 
Stumpf,  Tonpsychologie  II,  1883—90;  Konsonanz  u.  Dissonanz,  1898;  Lipps,  Psych. 
Studien2,  1905;  Zeitschr.  f.  Psychol.,  1901  (K.  =  unbewußte  Rhythmik,  rhythmische 
Übereinstimmung) ;  F.  Kbügeb,  Archiv  f.  d.  gesamte  Psychol.,  1903 ;  Psych.  Studien  II 
(K.  auf  schwebungsfreie  Differenztöne  zurückgeführt);  Wundt,  Grdz.  der  phys. 
Psychol.,  1903,  II5,  422  ff.;  W.  Köhler,  Akustische  Studien,  Zs.  f.  Psychol.  54, 
58,  64,  72.     Vgl.  Schwebung. 

Konstab  liierte  Harmonie  s.  Harmonie  (Swedenborg,  Oeconomia 
regni  animalis,  1740). 

Konstanz:  Beständigkeit,  Unveränderlichkeit,  Erhaltung  (vgl.  Energie, 
Materie).  Vgl.  Anschauungsformen  (Wundt),  Stabilität,  Variation  (Joel),  Relation, 
Gesetz. 

Konstellation:  bestimmte  Gruppierung,  Vereinigung  von  Faktoren, 
Umständen  im  Wirken;  ein  (nicht  restlos  aus  Gesetzen  ableitbares)  wichtiges  Moment 
im  organischen,  psychischen,  historischen  Geschehen  (K.  Siegel  u.  a.).  Es  gibt 
insbesondere  eine  Vorstellungsreproduktion  durch  „Konstellation"  (Ausdruck  von 
R.  Wähle,  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.  IX,  1885),  durch  zusammenwirkende 
Reproduktionstendenzen.  Vgl.  Ziehen,  Leitfaden  der  phys.  Psychol.9,  1911;  Offner, 
Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  169  ff. 

Konstitutiv:  bestimmend,  festsetzend,  begründend,  grundlegend.  So  sind 
nach  Kant  die  Kategorien  (s.  d.)  „konstitutiv",  weil  sie  objektive  Erfahrung  begründen, 
weil  ohne  sie  Erfahrungsobjekte  nicht  bestehen  können;  hingegen  sind  die  Ideen  (s.  d.) 
nur  von  regulativer  (s.  d.)  Bedeutung,  ebenso  das  Zweckprinzip  (s.  d.).   Vgl.  Merkmal. 

Konstraktion  (constructio):  Zusammenfügung,  Aufbau.  Den  Begriff 
der  K.  hat  für  die  Erkenntniskritik  der  Mathematik  (s.  d.)  Kant  verwertet.  K.  ist 
nach  ihm  Darstellung  eines  Begriffes  durch  die  ihm  korrespondierende  Anschauung, 
durch  die  „Hervorbringung  einer  ihm  korrespondierenden  Anschauung".  Die  mathe- 
matische Erkenntnis  ist  Vernunf terkenntnis  aus  der  Konstruktion  der  Begriffe  a  priori, 
d.  h.  durch  eine  nicht  empirische,  formale  Anschauung,  die  ein  einzelnes  Objekt  ist 
und  zugleich  Allgemeingültigkeit  für  alle  möglichen  Anschauungen,  die  unter  den- 
selben Begriff  gehören,  ausdrücken  muß  (z.  B.  die  Konstruktion  eines  Dreiecks).  Ea 
kommt  hier  nämlich  immer  nur  auf  die  „Handlung  der  Konstruktion",  auf  die  Gesetz- 
lichkeit, Regel  derselben  an,  welche  a  priori,  als  das  Allgemeine  im  Besondern,  die 
Anschauung  bestimmt.  Was  aus  den  allgemeinen  Bedingungen  der  Konstruktion 
folgt,  muß  auch  von  dem  Objekte  des  konstruierten  Begriffes  allgemein  gelten.  Die 
Algebra  bedient  sich  einer  „symbolischen"  Konstruktion,  die  Geometrie  einer  „osten- 


Hin  Kotiszientinueinu«        Kontingent. 


■vtB    sv.  oer  uegenetnoo*  mhi    ms  jl>  enosgi  unim 

produktiven  BmrsVTengefcTnft"  in  der  ftw^^  top  Oiolsn  (Erit  <L  rein.  Vornan ft. 

&  648  ff.;  hfethodonfehrs  I.  1;  vgL  Quantität). 

Iw»  qttfcwktfTfii  Ahnst  ybrwwlrt  ihn  Begriff  der  tiw li  ufc  Üim  Ouusuj  wo    K.  »i 

,.L)srSSSllumg  OH  Realen  litt  Idealen,  QU  BoSOttOJSro  HB  SOhlSChthiD  AllgSBOSOnen.  der 

Mw"  (Vor!-,  über  db  Msthods  ose  «lad.  8tndhneo«.  18»,  a  888L  K.  ist  Ableitung 
dar  Notar  o  priori,  mm  einer  absotutsn  Von  in ig  (WW.  I  5.  278).  m»  der  Ein- 
sicht in  die  inner*  HnUioiUgholl  dnt  Qisjibmhi  (8.  878;  »gL  S  11).  -  Gegen  dnt 
Verfahren  wüIktrUeher.  die  IMstiiiiUfsIstMihsn  nicht  genügend  berücksichtigender 
begrifflicher  Bi— üeklsui  von  Natur-  end  Geechkhtauwenunenhftngrn  tut  rieh  die 
moderne  Wkacneeheit  und  Phflnsopsis  gewandt.  —  VgL  Höun,  Über  die  philo». 
Konstruktion,  1801. 

KonaBlrntlnllnassjn  (eorsmfenns,    Bewvfttoem):   Bisu8lminnmnft|i   ilt, 
wonnoh  die  Dinge  nr  nie  BioultminriehsUe  ciionsrsn  oder  den  hm  Bs  seltnes»,  in 
derWohr»fcmongnnmltssir«rOisehinisstt^dssWh^^ 
BuleH.  hl  d.  Phfloe.«.  1807.  &  148,  Die  nielhderemf  1, 1818.  all,  der  Gegner  dee  K. 

1%  »nlrmplelien    (< 

VerheJten; 
Phnntnri*  dem  genügen  Blicke 

Mystikern  (Pumi,  Fnnssrt  VI.  8,  8;  Bsnnuno  ron  Claietaux. 
ro«  St.  Victob.  De  contemplat.  V.  S;  14.  u.  a.).  „Kontemplativ*'  im 
„aka>".  praktisch  schon  hei  Bsraca  (Epist.  88.  10).  Noch  Scnonormaüan  (Welt 
an  Wille  a.  Vorstellung.  I.  Bd..  1 88)  verhalten  «ir  ans  dem  Schonen  gegenüber 
..rein  ewtenmleuV',  oohooond,  frei  ran  nDem  Wollen.  VgL  Ästhetik  (Kults  n.  n.). 
Mystik. 

Kontlg-uitftt     (rontiguitee,  contiguity):     Berührung  hl   Beate   and   Zeit, 
raumliche  oder  seitliche  Kediberechnft  von  VorstsUungen  ab  Umsehe  der  Asso- 

lisüon  (s.  d.). 

Kontingent  (benschbert)  sind  Begriffe,  die  fai  einer  Reihe,  deren  Rishjnedwr 

Kontincene    (conungentin):    ..ZafUKgheit"  eis  Ocgenssts  ndig- 

keil;  Möglichkeit  des  Anderseein.  Andereeerhslten.  des  Nichtseins  (kontingent  ist 
..quod  poteet  eese  et  non  esse",  Tbosus,  Sum.  theoL  I.  88.  8  c;  „cuius  oppositnm 
nulUm  contrsdietfenem  involrit,  ssd  qood  neoeessrhim  non  est",  Cm*.  Woltt. 
Ontolog..  f  884).  Ans  dem  Umstände.  dn8  die  Welt,  der  7«ssmmenhnng  der  Dinge 
und  des  Geschehens  selbst  nicht  denknotwendig.  sondern  kontingent  sei  und  ein  absolut 
notwendiges  Wesen  eh*  Urgrund  fordere,  sohheSt  der  hosn^nogfeehe  (s.  d.)  Beweis 
suf  des  Dasein  QoUes  („e  iiniiliiejnntie  mundi":  AnaronLnt,  Ciosmo.  Lamra, 
Chb.  Wolft  u.  a.L 

In  der  neueren  franzosueben  Phil,  rückt  das  Kontingenzprobfem  dem  der  Freiheit 
w*hr  nahe:  so  bei  Rmcotnmn,  BocssorntQ,  Dblsoittt. 

Nsch  Boutboüx  herrscht  in  der  Welt  neben  der  Gesetzlichkeit  such  Kontingent 
Die  Naturgesetze  gelten  nur  annähernd  und  lassen  der  Variation,  der  Individualität 
des  Geschehene,  dem  Auftreten  neuer,  aus  den  niederen  nicht  ableitbarer  Seinestuf rn 
der  Freiheit  Raum  (De  la  oontingence  des  lois  de  U  nature*.  1912;  De  l'idee  de  »• 
naturelle,  1885,  deutsch  1806;  vgL  O.  BoaUTZ,  Die  Lehre  vom  Zufall  bei  K.  Boutroux 


Kontinuität  —  Kontrast.  341 


1907).  Vgl.  Cottbnot,  Essai  sur  les  fondements  de  noa  connaissances,  1851 ;  Lachklier, 
Psychologie  u.  Metaphysik,  1908;  dazu  Pelikan,  Entstehung  u.  Entwicklung  des 
Kontingentismus,  1915;  Bergson,  L'evolution  creatrice,  1910;  Stöcke,  Lehrbuch 
der  Philos.  El8,  1912.  Nach  Teoeltsch  (Die  Bedeutung  des  Begriffs  der  Kontingenz, 
Ges.  Schriften  II,  1913)  ist  das  Problem  der  Kontingenz  die  Frage  nach  dem  Ver- 
hältnis des  Rationalen  zum  Irrationalen,  des  Tatsächlichen  zum  Begrifflichen,  der 
Schöpfung  zur  Ewigkeit  und  Notwendigkeit  der  Welt.  —  In  der  differentiellen  Psycho- 
logie bedeutet  Kontingenz:  Deckungsgrad  zwischen  zwei  psychischen  Merkmalen, 
deren  Variantensysteme  in  qualitative  Gruppen  geordnet  sind.  —  Vgl.  Zufall,  Gesetz 
(  Wind  elb and  u.  a.). 

Kontinuität  s.  Stetigkeit.  —  Kontinuum:  stetige  Reihe,  eine  Reihe, 
deren  Glieder  unendlich  kleine  Unterschiede  besitzen.  Es  gibt  ein-,  zwei-,  drei- 
dimensionale Kontinua  (Linien,  Flächen,  Körper,  Reihe  der  Töne,  Farben  u.  a.). 
Vgl.  Höfleb,  Grundlehren  der  Logik,  1890,  S.  36. 

Kontradiktion:    Widerspruch  (s.  d.).    Vgl.  Contradictio. 

Kontradiktorisch  (äviicpatixäg  bei  Aristoteles),  d.  h.  einander 
widersprechend,  sind  je  zwei  Begriffe,  deren  einer  den  andern  aufhebt,  negiert  (A  — 
non  A;  z.  B.  sterblich  —  unsterblich).     Vgl.  Gegensatz,  Widerspruch. 

Kontraktion  (Lorentzkontraktion)  s.  Relativitätstheorie. 

Kontraposition  (contrapositio,  Entgegenstellung;  „conversio  per  contra- 
positionem"  zuerst  bei  Boetktus)  ist  jene  Art  der  „Umkehrung"  eines  (kategorischen) 
Urteils,  bei  welcher  die  „Qualität"  (s.  d.)  des  Urteils  verändert  wird  und  das  kontra- 
diktorische Gegenteil  des  Prädikatsbegriffes  zum  Subjekte  wird.  Wird  die  „  Quantität" 
(s.  d.)  des  Urteils  nicht  verändert,  so  ist  die  K.  „rein";  wenn  ja,  ist  sie  „unrein". 
1.  Allgemein  bejahende  Urteile  (a)  werden  zu  allgemein  verneinenden  (e):  Alle  S 
sind  P  —  Kein  Non-P  ist  S.   2.  Besonders  bejahende  U.  (i)  sind  nicht  kontraponierbar. 

3.  Besonders  verneinende  U.  (o)  werden  zu  besonders  bejahenden  (i):  Einige  S  sind 
nicht  P  —  Einige  Non-P  sind  S.  4.  Allgemein  verneinende  U.  (e)  werden  zu  besonders 
bejahenden  (i):  Kein  S  ist  P  —  Einige  Nicht-P  sind  S.  —  Auch  hypothetische 
Urteile  lassen  sich  kontraponieren ;  hier  wird  das  kontradiktorische  Gegenteil  der 
„Thesis"  zur  „Hypothesis"  (des  Bedingten  zur  Bedingung).  Vgl.  Ueberweg,  Logik, 
1882,  §89;   B.  Erdmann,  Logik  I,  1892,  432  ff.;    Sigwabt,  Logik  I2,  1904,  439  ff.; 

4.  A.  1911. 

Konträr  (contrarius,  entgegengesetzt)  Bind  Begriffe,  die  als  Güeder  einer 
disjunktiven  Reihe  oder  einer  vollständigen  Reihe  koordinierter  Begriffe  am  weitesten 
voneinander  abstehen,  in  qualitativem  Gegensatze  zueinander  stehen  (z.  B.  schwarz 
—  weiß,  Tugend  —  Laster).  Vgl.  Abistoteles,  De  coelo  I  8,  277  a  23  f. ;  Cicero, 
Top.  11,  47;  Dbobisch,  Logik,  1887,  §  22;  Hegel,  Enzyklop.  §  165  (H.  verwirft 
die  Unterscheidung  von  konträr  und  kontradiktorisch  als  etwas,  was  mit  der  Begriffs- 
bestimmtheit selbst  nichts  zu  tun  hat;  demgemäß  nimmt  er  in  die  „dialektische" 
Bewegung  des  Begriffes  beide  Arten  des  Gegensatzes  hinein).     Vgl.  Subkonträr. 

Kontrast  ist  das  Phänomen,  daß  zwei  einander  entgegengesetzte  oder  von- 
einander stark  differierende  simultane  oder  sukzessive  Bewußtseinsinhalte  (Empfin- 
dungen, Vorstellungen,  Gefühle)  eben  durch  ihren  Unterschied  voneinander  „ab- 
stechen", sich  voneinander  scharf  abheben  und  dadurch  selbst  stärker,  lebhafter 
erscheinen.    Eine  Farbe  wird  in  größter  Sättigung  dann  empfunden,  wenn  die  um- 


3L'  Kontrsstfefuhle   —  Konversion. 


gebende  Netzhaut  Ton  einem  koonlemenOiivbifBa  ffindiaili  getroffen  wird,  wat 
nach  Fmm  u.  a.  auf  partwOar  IfilebsiisMmlrtaat  beruht.  VgL  Ww  dt.  Grd*. 
d.  phys.  PiychoL  II».  1908.  807  ft;  KOtn,  Grandr.  d.  PsrcboL.  1883.  8.  415  ff). 

aber  weiBlich  (Randkontreat).  Di»  physiologmshe  Kontrsnttheorie  erblickt ! 
kontrast  eine  Irradiation  der  Erregung,  bei  der  die  antagonktfcuh 
(Platxaü.  Hbbim).  Nach  Hauraot.Ti  beruhen  die  optischen  Kontrsslcrei  hatnangna 
*uf  UitribtiiMnbangsa,  nach  Wüwdt  auf  einen  Bei  ichnngsfui  gang  (Grandr.  d. 
PsTcboL».  1801.  &  SIS).  VfL  Hwnoui,  Phya.  Optik».  18860.,  8.  543  ff.;  Philo». 
8todien.hfBg.Ton  Wandt,  Bd  I  \.\I.  Kanaio.  Die  fanf  Sinne  dot  lieneohen*.  1807. 
In  Kuotrintt  xurifiAnckr  svmm  MMQaWiV  UM»  HM  UMMMBCWuß»  lAwft  wird 


wird  (Lim  s.a.;  TgL 
•»Kontfaateoaigje  V    VgL 

üentra.tcefähle    ,»»*  Womrr  Gefmhks  «he  „aus  einer  Folge  roqU.1- 
and  Unlmtgefuhlen  bestehen,  in  der  Je  nach  I 
imheiisuhsa  kann"  (Grandr.  d.  PsychoL».  1801.  8.  183).    VgL 

KonTfatleai  ÜherenkanfL  Daa  ..Konventionelle",  WuTkürbche  in  den 
Definitionen  (s.  d.)  and  Hypothesen  (s.  d.)  dar  Mathematik  and  Physik  betont 
Poracaa*.  noch  mehr  La  Rot  a.  a.  VgL  F.  C  8.  ScnLua.  Formal  Logic,  1811. 
\>;l.  Throrir. 

Kenvergewa  heiftt  in  der  Physiologie  die  Richtung  der 
bei  welcher  eich  die  Bbekhnien  in  dein  fixierten  Punkte  dm 
daa  Bild  dea  gnihmin  Panktee  wird  dann  einfach  gesehen,  weü  ea  auf  „identische" 

dea  Meoechen».  I807L  VgL  Organismus  (FatBDaujr»).  -  Konecrgismus.  Konvergenz- 
Standpunkt  nennt  W.  Sram»  (Die  mural  PetaonBchkcit,  1818»,  85  f.)  die  Lehre, 
daS  Innen,  and  Auflenfaktor  (Vorwelt  and  Umwelt) 
heben  8ebn  und  Tons  1 
dal  an  ■ 

konvomiea  (drturtfofi,,  Ausronum.  Analyt.  prior.  II  8,  68  b  1; 
Tenio.  im  logiechen  Sinne  zuerst  bei  ArouBVs;  TgL  Paüm,  Gesch.  der  Logik  L 
584  f.)  ist  eine  Art  der  ..Imkehiung"  dm  Urteils,  bei  welcher  der  Prtdikstsbegriff 
zum  Subjekt  wird,  ohne  dafl  die  „Quaktet"  (a.  d.)  dm  Urteik  «ich  ändert.  ..Rein" 
ist  die  K.  (..oonvere»  pure,  simples"),  wenn  die  ..Quwititet"  (s.  d.)  des  Urteile 
unverändert  bleibt,  sonst  Ist  sie  ..unrein"  („c.  per  aoeidens").  Aach  hypothe  tische 
Urteile  sind  konvertierbar,  wobei  die  Hypotheeis  (Bedingung)  aur  Thesis  (Bedingtem) 
wird.  1.  Allgemein  bejahende  and  Terneinende  Urteile  sind  rem  umkehrbar,  wenn 
sie  IdentiUtsurtrile  sind  (Alle  8 sind  P-  Alle  PeindS;  Kein  S  ist  P  -  Kein  P  ist  S). 
2.  SubsumtionsarteUe  (s.  d.)  lassen  sich  nur  der  unreinen  K.  unterrieben  (Alle  8  sind 
P  —  Nur  einige  P  sind  S).  3.  Besonders  bejahende  Urteile  sind  rein  umkehrbar 
(Einige  8  sind  P  —  Einige  P  sind  8).  4.  Besonders  Terneinende  Urteile  sind  in  der 
Regel  nicht  konvertierbar.  VgL  Uzaaawuo,  Logik,  1881.  f  88;  Siowabt,  Logik, 
1804,  I>,  438  ff.;  B.  Ekdmaxv,  Logik  I.  1881,  4SI  ff.;  Ltxdxeb  Lbcuur,  Lchrbnoh 
d.  allgemeinen  Logik»,  1803,  8  88  L 


Konzeptualismus  —  Körper.  343 

Konzeptualismus  (conceptus,  Begriff)  heißt  jene  Richtung  der  Uni- 
versalienlehre (s.  d.),  nach  welcher  das  Allgemeine  (s.  d.),  also  die  Gattung,  Art 
weder  außerhalb  des  Geistes  („Realismus"),  noch  als  bloßes  Wort  („Nominalis- 
mus"),  sondern  als  Bewußtseinsinhalt,  als  begriffliches  Gebilde,  als  gedankliche 
Zusammenfassung  des  Gemeinsamen  einer  Klasse  von  Objekten  existiert  oder  Geltung 
hat  (Abaelard,  Gilbertus  Porretanus,  Petrus  Aureolus,  Wilhelm  von  Occam 
u.  a.,  Locke,  Leibniz,  Reid,  Brown  u.  a.  Vgl.  Allgemein,  Allgemeinvorstellung, 
Terminismus. 

Koordiniert  (beigeordnet)  sind  umfangsgleiche  Begriffe,  die  einem  gemein- 
samen Gattungsbegriff  untergeordnet  sind  (z.  B.  Eisen  —  Gold,  in  Beziehung  zu 
Metall).    Vgl.  Wundt,  Logik  I3,  1906,  S.  Hof. 

Kopula  (copula,  Band;  im  logisch-grammatikalischen  Sinne  wohl  zuerst  bei 
Abaelard;  Prantl,  Gesch.  d.  Logik  II,  196  f.)  ist  derjenige  Bestandteil  eines  Satzes 
(s.  d.),  welcher  ein  Verhältnis  zweier  Begriffe  zueinander  ausdrückt  (vgl.  die  Logiken 
von  Kant,  Lotze,  Mill,  Wundt,  Sigwart,  B.  Erdmann  u.  a. ;  Kreibig,  Die  intellek- 
tuellen Funktionen,  1909,  S.  135:  „gedankliche  Form,  in  der  sich  die  Bejahung  oder 
Verneinung  ausdrückt";  F.  C.  S.  Schiller,  Formal  Logic,  1912;  E.  Lask,  Die  Lehre 
vom  Urteil,  1912).  Das  „ist"  („ist  nicht")  als  Kopula  bedeutet  nicht  die  reale  Existenz. 
Vgl.  Urteil. 

Kopulative  Urteile  sind  Urteile  mit  einer  Mehrheit  von  Subjekten  und 
einem  Prädikate  (Sowohl  S:  als  S2  als  S3  sind  P;  Weder  Sx  noch  S2  noch  S3  sind  P). 

Korollar  (corollarium):  Zusatz,  Folgesatz,  besonders  auf  Grund  eines 
Beweises. 

Körper  {owpa,  corpus)  ist,  geometrisch,  ein  dreidimensionales  Raumgebilde, 
ein  begrenztes  Stück  des  Raumes;  physikalisch  ist  er  ein  räumlich  ausgedehntes, 
den  Raum  erfüllendes,  undurchdringliches,  Widerstände  ausübendes  Etwas,  ein 
Beharrliches  im  Raum,  eine  „Substanz"  (bzw.  eine  Verbindung  von  Substanzen). 
Nach  der  atomistischen  Auffassung  bestehen  die  Körper  aus  Atomen  (s.  d.),  nach 
der  dynamischen  aus  Kräften,  nach  der  energetischen  aus  Energien.  Der  erkenntnis- 
theoretische Realismus  schreibt  den  Körpern  eine  von  allem  Bewußtsein  unabhängige 
Existenz  zu;  der  Idealismus  hält  sie  für  bloße  gesetzliche  Zusammenhänge  von  objek- 
tiven Bewußtseinsinhalten,  oder  von  Empfindungen;  der  objektive  Phänomenalismus 
(Ideal-Realismus)  bestimmt  sie  als  Erscheinungen  eines  ,,An  sich"  oder  „Für  sich", 
das  als  imbekannt  oder  als  metaphysische  „Kraft"  (s.  d.)  oder  (Spiritualismus)  als 
etwas  Psychisches  gedacht  wird.  Die  Identitätstheorie  (s.  d.)  lehrt:  ebendasselbe, 
was  in  seiner  Unmittelbarkeit  ein  „Innensein",  „Fürsichsein",  Subjekt  oder  psychisch 
ist,  erscheint  vom  Standpunkt  äußerer  Erfahrung  als  Körper,  als  körperlich  (vgl.  Leib). 
Wir  fassen  die  „Körperlichkeit"  als  eine  Daseinsweise  auf,  welche  das  Wirkliche, 
Reale  nicht  schon  an  sich,  sondern  erst  in  Beziehung  zu  anderem  Realen  hat.  Körper- 
lichkeit ist  ein  Prädikat,  das  einem  Wesen  nur  insofern  zukommt,  als  es  als  räumlich 
ausgedehnt  erscheint  und  sofern  es  konstante  Widerstände  leistet,  also  schon  eine 
primäre  „Kraft"  betätigt,  also  als  ein  Kraftzentrum  in  räumlicher  Erschei- 
nung. Dire  körperlichen  Eigenschaften  haben  die  Dinge  nur  als  Gegenstände  mög- 
licher Erfahrung,  als  „Erscheinungen"  im  Sinne  des  kritischen  Idealismus;  aber  diesen 
Eigenschaften  entspricht  etwas,  was  nicht  selbst  körperlich  ist,  aber  den  Grund  ent- 
hält, warum  uns  bestimmte  Körper  erscheinen,  daß  solche  wahrgenommen  und  denkend 
gesetzt  werden  müssen  (vgl.  Objekt,  Materie). 


1 1  \  Körper. 

UM  Hiflosophb  faßt  db  KArper  mebt  nilithuh  auf  «ad  bestimmt  ab 
h  die  Reumerf  üllung.    80  ist  nach  AKunrnwum  der  Körper  de«  elkwitig  Ana 
gedehnte  (re  *****  l»ee  ittmamw.   Phys.  III  6.  204  b  20)  oder  Trübere  (re 
*W##r*>,  De  eoeb  I  I.  269  s  7k   Akabrfa  dl»  Stoiker  (r*  re*rf  sWeraree,  Diogen. 
Iüirt.  VII,  135),  nach  vnm  alba  Wfakhehe,  wirkende  körperlich  und  nur  Körper  - 
hohes  wirklieb  tat  (*«>  y*f  re  *e«eör  »--4  #*r«,  L  c.  VII.  66;   Cicero,  Academ.  I.  29) 
und  die  Epikureer  (Seat.  Rrapir..  Ade.  Matham.  I.  Sit  Wog.  Leert.  X.  3*  ' 
Nach  den  Scholastikern  sind  die  Körper  uattilkhe  8ohstaaaeu.  die  aus  Hat»«« 
uad  Form  bnrmhen;  die  KörperhobheU  (oorporehaek  db  DreidimeaekmeJitAt,  ist 
..akxidentelb   Form"  (TaoHAS,  Ooatra  gaat.   IV.  81k  —  AW  lUuroerfuihm« 
Stimmen  dea  Körper  Hoaaai  (De  Oospora,  iL  6,  lk  aach  ws  basal  et  aoeh  hoaetlbhc, 
ideelle  „Körper"  gibt  («.  B.  den  Staat).   Dasr-ASTa*  („res  iiman  m  kmgum.  lattin. 
et  pmfundamM.  Prtncip.  ahflr»    II.  I  ff.;  Meditation.  V).  aaah  aabham  db  Körper 
keine  inneren  Kräfte  habe«,  ttrrxosA  (Kth.  1.  pmp.  XV.  erhol.),  aach  welchem  die  K. 
Modi  dea  Attribute  dar  Auedehaaag  (a.  d.)  amd  (l  c  II.  da!.  I)  a.  e. 

Hingegen  stellt  Lnm  ahma  lyiifhifcia  Körperbegnff  auf.  Uae  Wirkbebe 
<tn  den  Körpera  let  dm  Kraft  (e.  d-k  aaah  besstaea  ah)  ahm  „Aatitynb  ,  ahm  warne» 
etaadakraft;  db  Körper  eelbat  amd  kerne  Sahstaaaeu 
Aggregate  tob  ainraobsa  80 beten»  a.  eoa  ..Moaadea*4  (a.  d.k 
eoleaea  (Opera  ed.  Krdmann,  &  299.  440.  446.  693.  719).  Im!  ( 
terblle,  eioiaobe  Woaea  oder  Krift»  »ugrunde  hegen,  bereu  feraer  Pum *,  GstJUacx. 
Brrraooo«,  Caa.  Woltt.  Hsssabt  (».  Reale).  Von*.  'Mi 
Forti.aob,  Bvata  u.  a.  (egt  Monade).  —  Ab  Erscheinung,  Obbktivstinn.  AuBeneeite 
eioee  an  «ich  gebtfgea  Seme  betrachten  db  Körper  Scnoravaavaa.  Facauraa, 
Paoxsb«,  Adickbs,  Wvatrr.  J.  ScacLTt,  Um  u.  a.  (egJL  Ding  an  »ich.  fbliteaahaiaes, 
Panasjatusmaak 

Db  dynemieche   Auffaeeuag  dar  Körper  rar  bindet   Kakt   ■ 
liliialbtmtibiii      Phyaboh  bt  eia  K.  ..eine  Matsrb  »»buhen  bestimmten  Grensrn". 
Db  Malaria  (a.  d.)atfaflt  dea  Raum  durch  ahm  Kraft,  durch  ..renal»  albr 

ihrer  Teue,  d.  i.  durch  eine  ihr  eigene  Aasdehauaaskraft"  (Metaphy*.  Atdaiagagraade 
dar  Nalsinhaauauh,  8.  66  f. k    Ea  gibt  aafor  aas  Körper,  aber  was  ab  an  ahm  amd, 
bt  unerkennbar;  denn  wir  kennen  db  Dinge  aar  durch  db  VoreteDungen,  «ahme  ab 
in  uns  aualoasa  „und  daaaa  ab  db  Benennung  ahma  Körpera  geben,  welche«  Wort 
ahm  bloB  db  Erscbemuag  jeasa  aas  ««höh  anale«,  aber  ahihlaihainaMihjai  «  hh 
Oegonatandce  bedeutet"  (Probgomene,  1 19,  Anmerk.  II;  vgl.  1 49;  vgL  Objek 
Kritboh-fcbaJbtbeh  lehren  aach  db  Kantianer  (a.  d.)  uad  „Neukantianer"  (Com*. 
N'A-mar  u.  a.k   80  bt»  aach  K.  Laaswrn,  eia  Körper  nichts  anderes  ab  ..eine  geartx- 
Bebe  Bestimmung,  dat  ahm  gewhae  Veriaderuagea  ha  Räume  vollziehen  müssen, 
db  wir  ab  Wecheelwirhnag  mit  anderen  Körpern  besebhnen    (Wirklichkeiten,  1900. 
8. 96k  Idealistisch  baren  feraer  Ficht«,  BaaoxAjtv,  Scbcitb  a.  a.  (a.  Idealbmus).  — 
Ab  Komplexe  von  Rrapfindangen  u.  iTaiayfl  iilmajanflglk  hkni h  1 11  betrachten  db  Körper 
BBtucm.Br  (PrincipleH  XVIII  f.:  a.  Materie).  Htm»  fTreatbe  IV,  ect.  3k  J.  St.  Miix 
(e.  Objekt).  H.  Coavauna  (Einbit.  in  d.  Philoa..  1903,  S.  259  ff).  Vsawoas  (Natur 
whsenseh.  u.  Weltanschauung,  1904,  8.  29k  VaamoKa  (Db  Philoa.  dea  AhvOb, 
1911)  u.  a.    Nach  E.  Mach  sind  db  K.  „Kompbxe  eoa  Empfindungen",  Gedankm 
«ymhole  för  Ebnmntrnkompbze.     K.  beetchen  aar  in  konstanten  Relationen  afauv 
„Ebmente"  (s.  d.).  nur  ab  ..Bündel  gianUmlfag  wiaammenhingender  Reak- 
tionen" (Beitr.  cur  Analyse  der  Kmpfindungen.  1903,  S.  2  ff.:  Db  Mechanik*.  S.  643; 
Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906.  S.  147, 348);  rgL  Pbtsoldt,  Das  Weltproblem*,  1912(s.Ding). 


Körperbewegungen  —  Korrelativismus.  345 

Komplexe  verschiedener  Energien  sind  die  K.  nach  Ostwald  (s.  Energie).  Nach 
Ratzenhofer  sind  sie  „potentielle  Energien,  welchen  ein  Volumen  zukommt"  (Der 
positive  Monismus,  1899,  S.  22).  Nach  L.  Gilbert  ist  jeder  K.  für  sich  eine  Energie 
oder  vielmehr  ein  „Energon"  („latente  Arbeitsfähigkeit",  „energetische  Kapazität", 
„Gleichgewicht";  Neue  Energetik,  1911,  S.  XXXV  f.),  „Energie,  die  ihren  gerichteten 
Raum  (Gestalt)  verteidigt"  (1.  c.  S.  4 ff.;  vgl.  Materie).  Die  Körper  sind  Ausschnitte 
aus  der  einen,  unendlichen  Wirkens-  und  Arbeitskette  (1.  c.  S.  195).  —  Vgl.  E.  Becher, 
Philos.  Voraussetzungen  der  Naturwissensch.,  1907,  S.  119  ff.;  Bergson,  Matiere  et 
Memoire,  1910,  S.  232  ff .  (vgl.  Geist,  Seele,  Materie);  Joel,  Seele  u.  Welt,  1912, 
8.  60  ff.  (vgl.  Seele).  —  Vgl.  Materie,  Atom,  Kraft,  Dynamisch,  Geist,  Physisch, 
Leib,  Tiefenvorstellung,  Realismus,  Objekt. 

Körperbewegungen  sind,  beim  Menschen,  die  durch  motorische  Nerven 
ausgelösten  Bewegungen;  sie  zerfallen  in  automatische  (s.  d.),  Reflexbewegungen  (s.  d.), 
sowie  in  Trieb-  und  willkürliche  Bewegungen  (vgl.  Wundt,  Grundz.  d.  phys.  Psychol.  1 6, 
1908,  S.  293  ff.).  Vgl.  Dyroff,  Einführ,  in  die  Psj'chol.,  1908,  S.  120:  impulsive 
oder  emotionale  und  regulierte  oder  volitionale  Körperbewegungen.  Vgl.  Mechani- 
sierung, Wille,  Trieb. 

Korpuskel  (corpusculum),  Körperchen,  ausgedehntes  einfaches  Körper- 
element (Platon,  Descartes,  Princip.  philos.  III,  46  ff.,  65  ff.;  Korpuskulartheorie; 
Spinoza,  Hobbes,  Locke  u.  a.).  —  In  der  Gegenwart  nennt  man  „Korpuskeln"  die 
elektrisch  geladenen  Elemente,  aus  denen  die  Atome  (s.  d.)  bestehen.  Vgl.  Thomson, 
Die  Korpuskulartheorie  der  Materie,  1908. 

Korrelate  (correlata,  Korrelatbegriffe,  korrelative  Begriffe,  Wechsel- 
begriffe) heißen  je  zwei  Begriffe,  die  als  Glieder  einer  und  derselben  Relation  gedacht 
werden,  die  ohne  einander  keinen  Sinn  haben,  einander  wechselseitig  als  Ergänzung 
fordern,  weil  die  Relation  zu  ihnen  mitgehört  (Eltern  —  Kinder,  Ursache  —  Wirkung, 
Herr  —  Diener,  Lehrer  —  Schüler,  Leib  —  Seele,  u.  a.;  vgl.  Höfler,  Grundlehren 
der  Logik,  1890,  S.  33).  —  L.  Gilbert  versteht  unter  „Korrelation"  die  „identische 
Gegensätzlichkeit".  Die  „Korrelativität  aller  Begriffe"  ist  eine  Grundformel  des 
Denkens.  Jeder  Erscheinung  (jedem  „Es")  steht  ein  Gegensatz  („Nicht  Es", 
„Anderes")  gegenüber,  wobei  das  „Andere"  die  wesentlichen  Beziehungen  und 
Bestimmungen  des  „Es"  enthält  (Neue  Energetik,  1911,  S.  XLII,  XLVI,  LXII  f.). 
„Jeder  Begriff  läßt  sich  in  zwei  Unterbegriffe  zerlegen,  die  zueinander  im  Verhältnisse 
stehen  von  ,Es'  —  , Nicht  Es'  (das  Andere)."  Die  beiden  Unterbegriffe  bilden  zu- 
einander Korrelate,  deren  es  ein  ganzes  System  gibt.  Das  Korrelat  bedeutet  „zu- 
gleich die  Identität  und  die  Gegensätzlichkeit,  die  Ergänzung,  Bedingung,  den  Ersatz 
wie  den  Widerspruch".  Dadurch  bildet  es  die  Grundbedingung  für  die  Erhaltung  und 
Nichterhaltung,  für  die  Doppelpoligkeit,  Doppelseitigkeit  der  Welt.  Das  K.  hat 
eminent  heuristische  Bedeutung  (1.  c.  S.  201  ff.).  Nach  Joel  zeigen  sich  alle  Diffe- 
renzen der  Individuen  „als  Korrelate,  als  Austeilungen  aus  einem  Gesamtleben,  als 
dessen  Gliederungen"  (Seele  u.  Welt,  1912,  S.  372);  In  der  differentiellen  Psychologie; 
W.  Betz,  Über  Korrelation,  1911  (psychologisch);  Natorp,  Die  log.  Grundlagen  der 
exakten  Wissensch.,  1910  (K.  von  Sonderung  u.  Vereinigung  im  Denken).  —  Vgl. 
Dialektik,  Gegensatz,  Polarität. 

Korrelativisnins  heißt  der  erkenntnistheoretische  Standpunkt,  nach 
welchem  Subjekt  und  Objekt  (s.  d.)  untrennbare  Korrelate  sind  (E.  Laas  u.  a.) 
Vgl."  Realismus. 


Kosmogonlt 


«—ßqr—U):  WclteoatteJmag,  mtI  hause  Danatollung  der 
selben  (Hhod  u.  s,).  VgL  Bombt  Kiblbb,  Willi ■■■■tel  u.  Himaolanill,  HM] 
Orphies,  hrsg.  tob  Abel.  IMS.    VgL  Wall. 

Kosmologie  (m^ßolojrU^  comologb):  Lehn»  von  der  Welt  (■«>>•*). 
Inbegriff  naturpMfcsopluecber  Hypothesen  «ad  Theorien  6ber  Unproog  ad  Eni- 
wickhing  der  Welt  (s.  d).  VgL  Co.  Woltt,  Ocesnotogis  generali«.  1731;  Lambbbt. 
KoBjsohtgheae  Brief«.  1761;  Kaut.  Allgemehm  Netejessohichte  u.  Theorie  dee 
Himmel»,  1756;  Larutca,  Exposition  da  iwiIsjj  da  mondc.  1766;  0.  F..  Orro. 
Grunds,  einer  philo«.  Kneeaolngfr,  1660;  (irraaBUrr.  Dar  Knsasns,  160> 

Dae  Werdea  dar  Werne,  1611;  A.  Inn,  K.  u.  Pryohologto',  1611 ; 


PotacABt,  Leooo«  ear  ho  hypothssss  i  riwogonlgaoi.  1611 ;  E.  Baron,  Weitgehende. 
W»HgBMBM.  WoHentaHchJang,  1616.    Vgl  V 

ABtleeaalea    s.  ABtanoauen.  Lneedboh,  Teüberhoit. 

s.  Idee  (Kasr).    WrsoT  zahlt  tu  den  k. 
dar  ■nmiH'nfcm  Zeit,  der  unbegrenzten  Materie  der 
(8jau  «L  Paflos.  1».  1607.  8.  336ff.     KMae  Schriften  1. 
1610).    VgL  Tri  lim  Hin  fnendhoa. 

Kosaaologisefce 

der  „KoBtingen»"  (s.  d.k 
ein  unbediagnss,  abeorot 

in  dar  Welt  eul  einen  sah«  engten  ersten  Beonsss  der  Welt  (oWtr, 
*#**•»  «•*»•*)  hinweieea  (Metaphvs.  XII.  6:  XII  6,  1073»  23  (  1072  b  6). 

Cicano  (Tueoalea.  ilhyomt,  I.  66,  66),  Aoooemrcs  (Onnfiiojlnii    X.  6).  Avbbbobs. 
M  AtnoKiDBa.  Taoaus  (Oaotre  geat  I,  16;  Bank  theoL  L  qu.  2.  3).  Locke.  L> 
(Theodhoe  1),  Caa.  Wourr.  H,  8.  RamuBCs,  8oaaaumaucaBa,  Lotxs,  Daoaiacn. 
(OrandL  d.  BettghaamhihOv.  1660,  &  ISO  ff.).  Doaaan  (Gmndr.  d.  Rehgioosphikw  . 
1603,  8.  606  U.)  n.  a. 

Kamt  IwUmpfl.  den  k.  B.  in  der  Form:   Wenn  etwas  «aiete-rt,  so  muß  sa 
»rhlcehterdJngs  niilsiindbjM  Wessa  existieren;  die  Reihe  der  Urseehan  und 
kungea  führt  aaf  eiaa  schhohthm  anlBSJidhji  Urseohe;  des  shsohU  aotareadige 
Wesaafatda«aJfcn«eh*e  Wesen.  DanwBevemstfttxtea^s«idenontoh)s>chen 
welcher  nsoh  Kaut  ungültig  Ist,  and  er  selbst  enthalt  wem  gante«  Nest  tob  dUk  k 
tisehen  Aiunsftungcn'.    Drr  Schloß  rom  7ufllKgen  suf  eme  Urseohe  hat  nur 
Sinnenwelt  Bedeutung;  dar  Schluß  tob  der  Unmöglichkeit  einer  unendlichen  Reihe 
von  Ursseben  in  der  8mnenw*lt  aaf  eiaa  erste  Umsehe  ist  unberechtigt,  us« 
ist  erlaubt,  de«  Ossein  eines  Wsasas  sie  Ursache  sa  allen  Wirkungen  ansunehmen. 
..um  der  Vernunft  die  Einheit  der  Erklirungsgründe.  welche  ah)  sucht,  sa  erlefeht- 
ehm  man  kann  nicht  behaupten  oder  benähen,  daß  ein  solche«  Wesen  esisl 
(KriU  d.  rein.  Vernunft,  S.  476  ff.). 

Kosmomorphinaaea  nennt  Daasota  (Vom  Jenseits  dar  Seele*,  1616,  266) 
den  Grundzug  primitiven  Philosophieren*,  aus  dem  Ihnen  des  Nahe,  aus  dem  Ohihb 
den  Teü,  aus  dem  Weltall  den  hfenechen  sa  verstehen. 

Koaaaopolitisaasis  (nooponoUtv*,  Weltbürger):  Weltbürgertum,  Auf 
faerang  der  ganzen  Erde  ab  Vaterland,  Heimat  und  aller  Menschen  ah  Mitbürger. 
Brüder,  als  Glieder  einer  allumfassenden  rein  menechhehen  Gemeinschaft,  srclohe 


Kosmorganisch  —  Kraft.  347 


keineswegs  die  engere  Gemeinschaft  der  Nation,  des  Staates  auszuschließen  braucht, 
sondern  vielmehr  einschließt,  einschließen  soll.  —  Den  K.  vertreten  schon  Demokbit 
(vgl.  Natobp,  Die  Ethica  des  Demokritos,  1893,  S.  168),  die  Kyniker  (z.  Teil  mit 
Geringschätzung  des  Patriotismus;  vgl.  Diogen.  Laert.  VI,  11  f.,  63),  die  Stoiker, 
nach  welchen  alle  Menschen  Bürger  der  ganzen  Welt  sind  (xoivtj  xarpts  avd-QÖmaiv 
axäviav  6  xödfiog  iazlv),  u.  a.  —  Kant  schätzt  den  K.  als  „regulatives  Prinzip", 
als  Idee  einer  universalen  Menschengemeinschaft  (vgl.  Anthropol.  II  E).  Vgl.  Sozio- 
logie, Sittlichkeit. 

Kosmorganisch,    kosmozoisch    s.  Organismus,  Urzeugung. 

Kraft  {Svvafiie,  potentia,  vis)  ist,  im  weitesten  Sinne,  Fähigkeit  des  Wirkens, 
Wirkungsfähigkeit,  Fähigkeit  der  Überwindung  eines  Widerstandes,  der  Verwirk- 
lichung einer  Intention,  der  Erreichung  eines  Zieles,  der  Beseitigung  eines  Wider- 
strebenden. Die  K.  ist  kein  besonderes  Ding,  sondern  das  Verhalten  von  Dingen  zu 
anderen,  das  Attribut  eines  Dinges,  welches  aber  oft  auch  selbst  als  eine  „Kraft" 
(d.  h.  Kraftvolles)  bezeichnet  wird.  Ich  habe  oder  bin  eine  Kraft  heißt:  ich  „kann" 
etwas  bewirken,  d.  h.  es  sind  in  mir  Bedingungen  (Zustände,  Tätigkeiten,  Impulse) 
vorhanden,  welche  unter  gewissen  Umständen  mich  etwas  verwirklichen  lassen,  wenn 
ich  es  verwirklichen  will  oder  mich  dazu  getrieben  finde.  „Kraft"  ist  also,  formal 
betrachtet,  nichts  Geheimnisvolles,  sondern  ein  Ausdruck  der  Erwartung,  daß  durch 
ein  Tätiges,  eine  Tätigkeit  Wirkungen  eingeleitet  werden  können.  Daß  es  so  etwas 
wie  „Kraft"  gibt,  erleben  wir  zunächst  an  uns  selbst,  an  unserer  „Willenskraft", 
d.  h.  an  der  Fähigkeit.,  durch  unser  Streben  Veränderungen  herbeizuführen,  wozu 
noch  die  an  die  Betätigung  unserer  Muskelkraft  sich  knüpfende  „Kraftempfindung" 
kommt.  Indem  wir  unser  Streben  und  Handeln  durch  die  Objekte  (s.  d.)  gehemmt 
finden,  legen  wir  auch  in  diese  Kräfte,  deuten  wir  das  äußere  Geschehen  als  Ausfluß 
von  solchen,  um  so  mehr,  als  auch  die  Objekte  im  Verhältnis  zueinander  sich  so  zu 
verhalten  scheinen,  wie  wir  zu  ihnen  und  sie  zu  uns.  Wir  schreiben  den  Objekten, 
Körpern  bewegende  Kräfte  zu,  die  nach  Analogie  unserer  bewegenden  Muskelkraft 
gedacht  sind.  Ursprünglich  als  Willenskräfte  aufgefaßt,  werden  die  physischen 
mechanischen  Kräfte  später,  unter  Abstraktion  von  allem  Qualitativen  des  „Innen- 
seins" der  Dinge,  zu  bloßen  Relationen  zwischen  den  Körpern,  zu  Wirkungsmöglich- 
keiten, die,  durch  die  Wirkungen  gemessen,  quantitativ  bestimmt  werden,  wobei  die 
mechanistische  Naturauffassung  die  Kraft  als  Ursache  der  Bewegung  (oder  Beschleu- 
nigung) definiert  oder  die  Bewegungen  selbst  als  Kräfte  bezeichnet  oder  die  Kräfte 
als  Bewegungen  denkt.  Die  (konstante)  Kraft  wird  dann  einfach  als  Fähigkeit,  einer 
bestimmten  Masse  eine  Beschleunigung  zu  verleihen,  bestimmt,  sie  ist  nur  das  die 
Beschleunigung  bestimmende  Moment  (K  =  mg).  Die  mechanische  K.  wird  an  einer 
als  Einheit  angesetzten  Kraft  („Dyn")  gemessen  und  ist  bestimmt  durch  ihre  Größe, 
ihren  Angriffspunkt  und  ihre  Richtung  (s.  d.).  Kraft  und  Materie  (s.  d.)  sind  nicht 
zwei  äußerlich  verbundene  Wesenheiten,  sondern  die  Materie  selbst  ist  als  Kraft- 
zentrum zu  denken;  ebendasselbe,  was  als  den  Raum  durch  seinen  Widerstand 
erfüllend  Stoff,  Materie  ist,  ist  in  bezug  auf  seine  Fähigkeit,  Bewegungen  oder 
Beschleunigungen  zu  bewirken,  Kraft,  kraftbegabt.  —  Die  physikalisch-chemischen 
„Kräfte"  sind  Relationen,  in  die  wir,  veranlaßt  durch  den  Erfahrungsinhalt  und  durch 
Erkenn tnisbedürfnisse,  das  Mannigfaltige  äußerer  Erfahrung  einordnen.  Die  Kraft 
im  Sinne  der  Naturwissenschaft  gehört  mit  zu  den  „Erscheinungen",  sie  ist  eine 
Form,  wie  das  kategoriale  Denken  Gegenstände  möglicher  Erfahrung  bestimmt  und 
begreift.    Das  hindert  aber  nicht,  metaphysisch  ein  „An  sich"  oder  „Für  sich"  der 


M 


Kräfte  wi/tinrhmrn.  dem  analog,  das  wir  ab  „Tendern"  m  am 
immittelbar  ab  Kraft  tniHa—ia  Dana  waren  eJb  (wahren)  Kräfte 
„Objektiratkmen",  symbolische  Darstellungen  eoo  „Impobeu"  ab 
Krregongpn  durch  ander«  Impebe  (vgl.  Panpsyckbmin). 

Wm  tunechst  «km  Ursprung  oder  da«  Vorbild  das  Kraftbagrifb 
wird  rbttach  auf  db  knarre  Erfahrung,  aof  das  Erbbas 
■Wirksamkeit  bcw 


anstrengunjt  (Oauutt,  J.  J.  Kaoau  Mamohn  aar  rorigme  da  Pidte  da  b  foroe. 
1808  it.  a.)  hlnpaliiaw  von  Lamra  (a.  unten).  Cokoojlao  (Traite  daa  sensations  I. 
K.8,  1 11),  Maoni  db  Bouv  („effort  tooJu".  Oeuvres  II.  17).  Scaonunuvaa. 
B.  H.  Waaaa,  Srancnn,  Wovor  a.  a.;  Rnni,  Loraa,  Usaamwao,  Riaai 
pWloa.  Kritbbasaa.  1876/87.  II.  I.  341).  Stowaar  (Logik  II*.  1904,  144  f.). 
Ta.  Ztaoua,  Dn/nsY.  Paeuran,  AotOKaa.  F.  Kanaanr.  Lora,  Baanu  W.  Jaao- 
aaUM  (Db  Urteibfaoktkm,  1806.  8.  104  (f.;  vgl  Urteil).  Jodu  Raunaoaa. 
J.  Sobült«,  Potmxta.  RtaoT.  Nirntscna  (WW.  XV).  Vurnoai  a.  a.  —  Aack 
Htnra  beachtet  daa  touahtelbara  Bibkaa  dar  Wilbaaeantreagaag  beim  Bewegen  dar 
meint  aber,  dal  aaok  hier  da«  Waaaa  dar  Kraft  abk*  erkanat  werde;  daa 

K. 

1;  ab  folgt  aaa  aar  ] 
In  deren  Aaaroadaag 
nicht  far  daa  „Tang  aa  abk  •  aondern  aar  fkr 
db  Kaatiaaer  (s.d.).  Im  Sinne  dm  kiltbukoa  Idaalbmaa  lehren  LtBBttav* 
(Oedankon  a.  Tatsachen.  1883.  I.  1800.).  Coas»  (Logik,  1908.  8.  280).  Naroar. 
Caaaraaa.  Baooa  u.  a.  (a.  Kausalität). 

Rem  qualitativ.  *.  Tau  noch  aa  db  iiiemlagMnbi  Kräfte nffsanang  erinnernd, 
tritt  der  KraftbegrW  im  Hyloioiimus  (s.  d.)  euf.  Nwh  EuranoaxBa  sind  Freund 
•chAft(fHi/«)ond8«raH(e*<««K)NMurkrafte.  Nack  AaiaTorniÄ  wirke«  db  „Formen'* 
(e,  d.)  ab  Kräfte.  Die  K.  ab  Potent  (MnvMf)  bt  daa  Prinrip  der  Varindaraag  oder 
Bewegung  (ift*i  «ede-aw  <  ßttmftmUu  Metapfcye.  IV  12.  1019  »  15  C);  es  gibt  aktive 
and  passive  K.  (Hvmß*  tot  *e«We.  i.  tob  »*«*#<*.  L  e.  IX  1.  1046  a  80). 
Stoiker  verlegen  db  K.  in  das  ..Pnenma"  (a.  d.).  daa  cagbbk  stofflich  bt.  Db 
Kpikareer  kennen  (arb  Dsmokbit)  nor  Draok  and  Btot  dar  Atome  ab  Kräfte,  keine 
inneren  amaaliii  —  Db  Scholastiker  stehen  meist  aof  ArbtoteHschem  8tand- 
pankte;  ab  antmsukowbn  aktire  Kraft  nnd  Vermögen  (vgl  Posen»).  NachTnoMaau .». 
bt  db  K.  von  der  Substaaa  (s.  d.)  real  unterschieden  (vgL  Uaaiacau.  Oompend. 
philo.,  schobst^  1008/04;  Srooa,  Lehrbocb  d.  Phibe.  II*.  1918;  vgL  Seelen. 
Tonnagen).  —  In  der  Renaissance  tritt  am  —  oft  phantaatbcher  —  Dynambmas 
(«.  H  )  auf,  der  in  db  Dinge  inner«,  gestaltende,  aebtrebige  Kräfte  ahtelahgl  (Paaa- 
oBLsus,  J.  B.  ran  Hautorr.  H.  Mona  n.  a.). 

Nun  macht  abk  aber  auch  der  sUengwe,  exakte,  aifnkinbnhn  Kraftbegriff  gatoad. 
80  bei  Baooh.  Hoaaas,  Daaaajma  (Princip.  phibe.  IT,  43).  Karua  u.  a.. 
aber  bei  Galilei,  welcher  db  K.  (impetoa)  ab  stetige  Folge  von 
bestimmt  (rgl  Opere,  1887  ff.),  Nbwtojl  nach  welchem  db  K.  eine  auf  den  Korper 
ausgeübte  Tätigkeit  bt,  welche  seinen  Znstand  der  Ruhe  oder  der  gliLkffamlgsa 
Bewegung  in  gerader  Richtung  ändert  (Naturabs  philosophiae  princip.  matkematioa  II. 
def.  4),  Maütertuis,  D'Alkxbket.  Laobahob,  Latlack,  Huroaica,  Kulke  u.  a,  — 
Nach  Lauini  bt  db  K.  des  db  Substanz  (s.  d.)  Konstituierende.   Sie  ist  das  ..Titig- 


Kraft.  349 

keiteprinzip"  (principe  d'action),  kein  leeres  Vermögen,  sondern  ein  Streben,  das  nur 
der  Beseitigung  des  Hindernisses  bedarf,  um  von  selbst  wirksam  zu  werden.  Die 
„aktive"  K.  schließt  die  Tendenz  zum  Wirken  ein,  die  „passive"  K.  ist  die  Wider- 
standskraft der  Körper.  Die  primäre  („primitive'')  K.  ist  die  Substanz  selbst,  die 
dauernde  K. ;  die  „derivative"  K.  ist  der  Impetus  zu  einer  bestimmten  Bewegung, 
der  „gegenwärtige  Zustand  selbst,  sofern  er  einem  folgenden  zustrebt",  ein  Ergebnis 
der  ursprünglichen  Kraft.  „Lebendige"  K.  ist  die  in  der  Bewegung  sich  äußernde  K. ; 
aus  ihr  gehen  die  „toten"  Kräfte  (z.  B.  Zentrifugalkraft)  hervor.  Die  Kraftsumme  im 
All  ist  konstant,  auch  die  Richtung  (s.  d.)  der  Kraft.  Das  Maß  der  (lebendigen)  K. 
ist  m  v2,  nicht  wie  nach  Descartes  m  .  v  (Bewegungsgröße  als  Maß  für  den  Impuls 
der  Kraft;  Hauptschriften  I,  246  ff.;  309  ff.;  H,  157  f.,  238,  257,  336,  377;  Mathe- 
matische Schriften,  hrsg.  von  Pertz  III,  100  ff.).  —  Nach  Kant  ist  die  „Ursache 
einer  Bewegung"  bewegende  Kraft;  die  Bewegung  ist  das  „äußerliche  Phänomenon 
der  Kraft"  (Metaphys.  Anfangsgründe  der  Naturwissensch.,  S.  33  ff. ;  vgl.  Gedanken 
von  der  wahren  Schätzung  der  lebendigen  Kräfte,  1747;  Kleine  Schriften  zur  Natur  - 
philos.  II2,  167  ff.,  Philos.  Bibl.;  vgl.  Materie). 

Während  nach  Herder,  Schelling,  C.  H.  Weisse,  Beneke,  Ulricl,  Fortlage, 
M.  Carriere,  Gioberti,  Spencer  (First  Principles,  1882,  §  31,  50),  O.  Caspari 
(Der  Zusammenhang  der  Dinge,  1881,  S.  5,  14  ff.),  A.  Wiessner,  F.  Erhardt 
(Metaphys.  I,  1894,  575  ff.),  M.  Mechanik  (s.  Dynamozoismus),  Ratzenhofer  u.  a. 
(vgl.  Atom)  die  Kraft  selbst  die  Substanz  der  Dinge  ist,  während  nach  Schopenhauer 
(Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  I.  Bd.,  §  26;  Parerga  II,  §  75),  Ed.  v.  Hartmann, 
Mainlander,  Bahnsen,  Hamerling,  Noire,  Walla.ce,  Nietzsche  (WW.  XV), 
Wundt  (s.  unten),  Kühtmann,  J.  Schultz,  Lachelier  u.  a.  das  „An  sich"  der 
Kraft  Wille,  Streben  ist  (vgl.  Voluntarismus),  ist  die  K.  nach  anderen  nur  das  als 
objektive  Macht  gedachte,  das  objektivierte  Gesetz  eines  Zusammenhanges  von 
Phänomenen.  So  nach  Helmholtz  (Vorträge  und  Reden,  I4,  1903,  376;  II4,  241), 
Fechner  (Atomenlehre2,  1864,  S.  120 ff.),  H.Cohen  (Logik,  1902,  S.  289),  Liebmann 
(Gedanken  u.  Tatsachen  I,  1882  ff.;  189ff.),  B.  Kern  (Weltansch.  u.  Welterk.,  1911) 
u.  a.,  Schuppe,  v.  Schubert- Sold ern  u.  a.  Nur  ein  vereinfachender,  für  die  Denk- 
praxis zweckmäßiger,  aber  nichts  Reales  bezeichnender  Begriff  einer  gegenseitigen 
Abhängigkeit  von  Vorgängen,  Wahrnehmungsinhalten  ist  die  K.  nach  Kirchhoff 
(Vorles.  über  mathemat.  Physik  I,  5  ff.),  R.  Mayer  (Bemerkungen  über  die  Kräfte 
der  unbelebten  Natur,  1842),  Dubois-Reymond,  nach  welchem  die  K.  nur  „das 
Maß,  nicht  die  Ursache  der  Bewegung"  ist,  H.  Hertz,  der  die  K.  durch  die  Bewegung 
„verborgener  Massen"  ersetzt,  Stallo,  Avenarius,  Clifford,  Pearson,  Enriques 
(Probleme  der  Wissenschaft  I,  1910,  S.  376  ff.)  u.  a.  —  Nach  E.  Mach  ist  die  K.  etwas 
Fetischistisches,  das  besser  zu  eliminieren  wäre  (s.  Kausalität).  Nach  Vaihinger  ist 
sie  nur  eine  nützliche  „Fiktion"  (Philos.  des  Als-Ob,  1911). 

Nach  Ostwald  ist  nicht  die  Kraft  oder  Materie,  sondern  die  Energie  (s.  d.)  der 
physikalische  Grundbegriff.  Kraft  ist  nichts  als  das,  was  sich  der  Bewegung  der  Körper 
widersetzt  (Vorlesungen  über  Naturphilos.2,  1902,  S.  157;  3.  A.  1905).  L.  Gilbert 
versteht  unter  K.  eine  Energie  (d.  h.  ein  Stück  Materie)  während  ihrer  aktuellen  oder 
gehemmten  Beschleunigung.  Es  gibt  nur  gerichtete  Volumkräfte,  die  durch  Flächen 
wirken,  keine  Zentralkräfte.  Es  gibt  Außen-  und  Innenkraft  (Neue  Energetik,  1911, 
S.  9,  93  f.).  —  Daß  Kraft  und  Stoff  nur  zwei  Seiten,  Auffassungsweisen  einer  und 
derselben  Einheit  sind,  lehren  Ueberweg,  Büchner  (Kraft  u.  Stoff",  S.  31), 
Haeckel  u.  a.,  ferner  Le  Bon  (L'evolution  des  forces,  S.  14  ff.)  u.  a.  —  Vgl.  Herbart, 
Allgemeine  Metaphys.  II,  1828/29  (Die  Wesen  sind  nur  in  ihrem  „Zusammen"  Kräfte), 


;£Vi  Kraft-Ideen  —  Krttictsmus. 


lowm,  PiychoL  o.  Metaphysik,  l**,  a  77  ff.  (K.  -  Tradelia 
nach  einem  ZW»);  IL  Wüti,  Dm  Gm»  <L  Pbflos,  IBM.  8.  113  ff.  (die  K.  kommt 
nurdeaunerkermbcrea..UrfeJctorcn''cu);  Rmscc.  Philo«,  der  Botanik.  1906.  a  87  ff. 
(Annehme  too  ..Ricbtloiftsu".  vgL  Doeamentr,  Üben;  dagegen  u.  a.  R. 

die  „Richtung**  Jeder  Kraft  eigen  ist;  nnlssisaloliieiiint  u. 
I.  1911);  Wen*.  Lofik  I».  1893-86,  a  683  f,  614 ff.;  UM,  8.3*7 ff.; 
3.  A.  1906/08;  System  d.  Pbflos.  1».  1907;  Prinaip.  d.  sasoksn  Naturiebr..  1910 
(K  -  „die  an  dm  SabsUns  fcJmndene  lUoeahUt ";  eile  Xeturkrefte  i 
roo  Kreitncomra  niimhicrti  ZeutraJkrnfts);  E.  ▼.  Hamtuxxv.  Die 
d.  modernen  Physik,  180«;  X  A.  1809;  B.  Bsccam,  Phfloe.  V« 
renkte»  Nsiururmwasekift.  1907;  Voutna*«. 
MHsishuicmssrmo..  1  A.  1910;  Urrs. 
S.  80;  J.  Scuclt*.  Die  Bilder  roo  der  Metarie,  1808; 

1911;  iHrn.  Xueruhflne  1907,  a  T8ff.;  F.  Accaaacu.  Die  Üroadhegriffe 
UttH.hr.'.  1900;  BaMOi,  Meliere  et  memoire.  1910,  a  888  t,  «ad 
Joti»  8semn.Wolt.  1913  (Kraft  «od  Stoff  -  Oieumein,  die meinender  urawandslbar 
sind);  B.  Duum  Obs*  den  Begriff  der  K..  1885;  L  und  Materie.  1893;  A.  Tuim. 
Die  K.  e.  Meterie  Im  Bnume,  1884;  Vanteoo.  Force  ed  eucrgia.  1804;  E.  Rsrn. 
Kreft  >.  1909;  P.  J.  MCixca,  K.  u.  8to«.  1909;  O.  Wnra,  K.  *.  Stoff,  1909; 
I  Hua,  Energie  a.  oeebsobe  BiehtkreJm,  1808.  -  Vgl  Meterie,  Atom,  8ubsunz. 
Dynamiech,  Energie,  Wnkremg,  Oboe  nah-,  NslmuhB«o|ihli  (Literatur).  Vorstellung. 

Kraft  Ideea  s.  Idee  (Foüuauc). 

Krnff.inn    - 


KrrntianiamUM  e. 

K  i  •  i-ri  kUiruii^ 

lv  i  i  in  i  mtl  p->  <  liolofjie     a.    Vc 

Kriterinne    (*f<r<f**r; 

Prüfstein.  Vom  K.  der  Wahrheit  (s.  d.)  sprechen  cuerst  die  Stoiker ;  nach 
den  Skeptikern  (s.  d.)  gibt  ee  kein  solches  K.  (Sext.  Empb\,  Adr.  Methem.  VII. 
150  ff.).  ~  L  W.  Srmt*  versteht  unter  K.  einen  ^mpirieoheo  Tatbestand,  eoe  dem 
wir  im  Eineelfefle  dee  Whknohwerden  einer  Denkfotdaning  aldsicf  mjheioe  e-rdecten". 
Dte  „Kritrrienlohre"  untersucht,  welchen  ETfehrungmymbolen  der  I  *snd. 

freier  Erkeiwtniskriterisu  cokommt  (Pereon  u.  Seche.  1908.  I.  120  ff).  VgL  Mncw. 
Criteriologi.  generale  ou  theorie  de  U  certltode.  1899. 

Kritik  («fifi«{.  bei  AnisracLC»  «  Lehre  vom  Urteil,  criüca):  Beurteiltinge- 
kunst,  Scheidung  dee  Richtigen  vom  Falschen,  Wertvollen  Tom  Wertlosen,  Prüfung 
einer  Tiicrtnng,  eines  Werken  nech  Bedeutung  und  Wert  dee  Gebotenen,  auf  seine 
Angememenheit  su  den  Forderungen  und  Normen  der  theoretiechen  oder  der  prak- 
thnhen  Vernunft  oder  dee  Oeechmeekee  hin.  Über  Erkenntniskritik,  Kritik 
der  reinen  Vernunft  vgL  Erkenntnistheorie.  Kritizismus.  VgL  Rastos,  Recht. 
»    laichten  der  K..  189a 

Kritiriasnna  (.,orincmmw  bedeutete  Im  Kngihsmen  froher  auch  die  Ästhetik); 
Stendpunkt  der  philosophischen  Kritik,  Methode  der  crkeontiiiskritischen  Grund- 
legung  der  Philosophie,  der  Beeinnung  auf  die  Voraumetaungen,  Prinzipien,  Ziele  und 
Qrenaen  der  Erkenntnis,  im  Qegensata  cum  Dogme4mm»  (e.  AK  welcher  ohne  Prüfung 
der  F.rkcnntnisbedingungen  philosophiert  und  Metaphysik  treibt.    Als  Richtung  der 


Kritizismus.  351 


Erkenntnistheorie  (s.  d.)  geht  der  K.  auf  die  apriorischen  Grundlagen,  Voraussetzungen, 
Bedingungen  der  Erfahrung  und  Erkenntnis  zurück  (s.  A  priori,  Einheit,  Transzenden- 
tal). Er  fragt  nicht,  wie  Erkenntnis  psychologisch  entsteht,  sondern  wodurch  sie 
bedingt  und  begründet  wird,  worauf  sie  sich  stützt,  durch  welche  „transzendentalen" 
(s.  d.)  Formen  und  Geltungen  sie  logisch  konstituiert  wird. 

Im  engeren  Sinne  ist  der  (bei  Platon,  Leibniz,  Locke,  Hume  u.  a.  zum  Teil 
schon  angebahnte)  K.  die  erkenntnistheoretische  Methode  und  Betrachtungsweise, 
wie  sie  besonders  Kant,  den  Hume  aus  dem  „dogmatischen  Schlummer"  erweckt 
(Prolegomena,  Einl.),  begründet  hat  (s.  Erkenntnistheorie).  Auf  das  Stadium  des 
Dogmatismus  und  des  Skeptizismus  (s.  d.)  folgt  die  „Kritik  der  reinen  Vernunft" 
(s.  Erkenntnistheorie),  welche  „die  Vernunft  selbst,  nach  ihrem  ganzen  Vermögen 
und  Tauglichkeit  zu  reinen  Erkenntnissen  a  priori"  prüft.  Die  Frage:  wie  ist  reine, 
von  der  Erfahrung  unabhängige,  „apriorische"  (s.  d.)  Erkenntnis  „möglich",  wie 
lassen  sieb  „synthetische  Urteile  a  priori"  aufstellen,  die  doch  von  den  Gegenständen 
der  Erfahrung  gelten  und  auf  sie  anwendbar  sind,  wie  können  apriorische  Erkenntnis- 
elemente (Raum,  Zeit,  Kategorien),  für  die  Erfahrung  gelten,  ist  zu  beantworten. 
Nimmt  man  an,  daß  sich  nicht  unsere  Erkenntnis  nach  den  Gegenständen  richtet, 
sondern  daß  umgekehrt  die  Gegenstände  sich  nach  den  Formen  unserer 
Erkenntnis  richten,  so  wird  es  begreiflich,  wie  apriorische  Erkenntnis  von  dem 
Formalen  der  Objekte  der  Erfahrung  möglich  ist  (Kants  „Kopernikanischer  Stand- 
punkt"). Erfahrung  ist  nämlich  selbst  eine  Erkenntnisart,  die  Verstand  erfordert, 
„dessen  Regel  ich  in  mir,  noch  ehe  mir  Gegenstände  gegeben  werden,  mithin  a  priori 
voraussetzen  muß,  welche  in,  Begriffen  a  priori  ausgedrückt  wird,  nach  denen  sich 
also  alle  Gegenstände  der  Erfahrung  notwendig  richten  und  mit  ihnen  übereinstimmen 
müssen"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  Vorrede  zur  2.  Auflage).  Wir  erkennen  eben  nur  das 
a  priori,  was  wir  in  die  Dinge  selbst  legen,  d.  h.  die  Art  und  Weise,  wie  sie  nach  der 
Gesetzlichkeit  des  Anschauens  und  Denkens  sich  uns  notwendig  darstellen.  Daß 
apriorische  Erkenntnis  besteht,  bezweifelt  Kant  nicht,  aber  er  will  feststellen,  wie 
sie  möglich  ist,  und  will  damit  zugleich  eine  „Theorie  der  Erfahrung"  geben.  Die 
Frage:  Ist  Metaphysik  (s.  d.)  und  wie  ist  sie  möglich,  wird  gleichfalls  beantwortet. 
Überall  handelt  es  sich  darum,  „zu  gegebenen  Wissenschaften  die  Quellen  in  der 
Vernunft  selbst  zu  suchen,  um  dadurch  deren  Vermögen,  etwas  a  priori  zu  erkennen, 
vermittels  der  Tat  selbst  zu  erforschen  und  auszumessen"  (Prolegomena,  §  5).  Ins- 
besondere wird  untersucht,  wie  „reine  Mathematik"  (s.  d.)  und  „reine  Naturwissen- 
schaft" (s.  d.)  möglich  sind,  worauf  sie  sich  stützen,  was  sie  rechtfertigt,  legitimiert, 
ihren  Erkenntniswert  begründet.  Alle  diese  Fragen  beantwortet  Kant  durch  seinen 
kritischen  Idealismus,  nach  welchem  die  Gegenstände,  auf  die  sich  unsere 
apriorischen  Urteile  beziehen,  nicht  „Dinge  an  sich",  sondern  „Erscheinungen", 
d.  h.  Inhalte  allgemeingültiger  Erfahrung  sind,  deren  „Formen"  zugleich  Formen 
des  erkennenden  Bewußtseins  und  der  Gegenstände  desselben  sind. 
Die  apriorischen  Gesetze  des  Erkennens,  der  „reinen  Vernunft"  gelten  für  die  Er- 
fahrung, weil  diese  und  deren  Objekte  selbst  schon  durch  diese  Gesetze 
bedingt  sind,  nicht  an  sich  bestehen,  nicht  fertig  uns  „gegeben"  sind  (s.  Objekt;. 
„Die  Bedingungen  der  Möglichkeit  der  Erfahrung  überhaupt  sind  zugleich 
Bedingungen  der  Möglichkeit  der  Gegenstände  der  Erfahrung  und  haben 
darum  objektive  Gültigkeit  in  einem  synthetischen  Urteile  a  priori"  (vgl.  Deduktion). 
Der  Kritizismus  beschränkt  dann  alle  Erkenntnis  auf  Gegenstände  möglicher 
Erfahrung,  auf  Phänomene;  eine  Erkenntnis  übersinnlicher  Dinge,  also  eine  dog- 
matische,   transzendente,     die    Erfahrung    überfliegende    Metaphysik 


i.t  unmöglich;  den  Betete  einer  Miete«  FlbiaeOiti  zerstört  die  faitieote  JWa- 
lekA"  (e.  d).  Metaphysik  <•.  d.)  ak  Wimmriik  (eon  den  aprioramhan  rtodammnmm 
aller  EHMdMte)  tot  nur  durch  Kritik  der  Vernunft  möglich.  Des  Putekiahmm  tot 
aufgehoben,  «ad  m  bleibt  Hot*  für  den  Glauben  «ad  für  ein*  ..praktische* 
dar  Veraunf tideea.     80  fertigt  Kajpt  einerseits  die   atomeantefllliih« 


1  «er  Geltung  kommt  (Krit.  d.  rate,  Vernunft,  8. 5  ff . 
I8ff..«l;  Piotegomina,  MeJrifc,  j  Hf .,  f  4  ff. ;  nd.  dk  Schrift:  De  mundi semnbih* 
staue  teteBtelbflto  forma  et  prteetetto,  1770.  te  «silier  K.  dem  KritJztomss  aohon  tau- 
wetoe  vertritt;  rgL  Veraunf t,  prekttoebe;  Urtaitokrait).  —  Oefae  Kaot echrieb  H  exlex 
etee  „Metakritik  aof  r  mmtitofdubjn  Grundlage  (Verstand  «.  Erfebnmg  I.  S  ff..  179»). 
Ober  lUrr  kirmmmhinrf  bestimmt  Ricot«  den  K.  ato  die  Anffemnng  der  Ding» 
ato  Jm  leb  enaetsto**.  etoo  eto  leteae  IdeeJmmne  (Ot«ndLdar| 
auf,  o.  e  1  )•     runen  Mi*aoKiiBmHeee     vmtnu 


de»  KrHiitomo»  Natobt.  Ocmxx,  Cisemo,  W.  Kinn.  u.  * 
(•.  lUntuatomus).    Per  K.  bat  s«m  Teil  etee«  ndmitartottooten  (a.  d.)  Charakter  (eo 
hei  MOnsrxxBBoa.  lioret  u.  a.;  vgL  Volaatariamea).  te  anderer  Werne  bei  Vaixisoes 

_       mCkbfmffi      oawmmftmfieVteuAimBOma  *  *  KtitifWtMtto     Wm>aV%)teone»  m\emn  m\lnmm>os»m>eAmlAiftmtmmOB  SEoBmV^amMB  m\tet 

obeiaien  Werfen  und  Normen  daa  Erkenne«  «nd  Handeln  beurteilt,  laiUitae  Wuron. 
oaoo  ( Präludien  \  1007.  S.  84.  843  ff.;  4.  A.  1011).  Ricxxxr.  B.  ObutumOKM, 
Lack,  J.  Com  u.  a. 

Nach  Wovor  tot  der  IL  daa  Verfahren  daa  Nachweises  dar  fegtochen  Motive  der 
(Philo*.  Stndien  VII.  16);  krittoch  tot  dto  Phiksoplur. 
aber  ihre  Vi  iiimnUengeii  nnd  Verfahxongs- 
gibt  (Logik  II.  2,831).    Bteen  „krtllatihan  ntrinnihamni"  eertooten  KCtro, 
A.  Mnessn  ».  e.    Den  ..BrnpfaHokrindamna''  (a.  d.)  niUiem  Amuuva, 
Cixstasjbk  n.  a.  —  VgL  B.  BxnoAxx.  Knote  Kritiitomna.  1878;  Kiew*  Der  philo 
aopbtoche  Krtttetomna*.  1808 f.;  B.  Caxsou«,  Den  Erkenntatoprobtom  te  d.  Pbilos. 
u.  Wimenechait  der  nenern  Zeit.  f.  A.  1011;  Cook».  Kants  Theorie  der  Erfahrung*. 
1888;   Kanta  BeyOodonf  der  Ethik*.  1010;  Logik  der  reinen  Erkenntaks   1002; 
Xatob»,  Dto  lngtonben  Orondtogen  der  exakten  Wiameexmaiten.  1010;   Jexc&ai.em. 
Der  krittoehe  Idealem«  «od  dto  reine  Logik,  1008;  C.  Göbmo,  System  der 
ttoeben  Philosophie,  1874;  E.  Aoxourr,  Oeeammelt»  Schriften,  1007 ff.;   B.  Baüco. 
I.  Kant,  1011;   Vamooco,  Kommentar  zu  Kants  Kritik  der  reinen  Vernunft.  1881. 
1801;  Die  Philoaophie  des  Ale-Ob,  1011;  Ewald.  Kants  kritischer  Ideeltomen,  1008; 
A.  Mnevon,  Einfuhr,  in  dto  Erfamntntottewria.  1000;   Rnxnrooe.  Philosophie  des 
Erkennen*,  1011;   Schblbx,  Dto  Unmnendeatnto  u.  dto  psycholog.  Methode.  1000; 
H.  Lxsxx,  Das  Wahrbeitaproblem.  1001;   Baxxxbach.  Grundlegung  d.  krit.  Philo«.  1, 
1870;   J.  Beboma  x*.  Zur  Beurteil  dea  K.,  1875;  Cobca,  Storia  e  doctrtea  del 
etomo.  1884;   Wbisehqbüx,  Der  neos  Kon  in  d.  Phil»..  1005;   Stxxxbbxo,  Ein- 
führung in  die  Philosophie  vom  Standpunkt  des  Kritizumus;   Lieb  ext.  Wie  tot  kri- 
ttoehe   Philosophie    überhaupt    möglich?.    1020.       VgL    Kantianiamus, 
Erkenntnistheorie,  Transzendental,  Objekt,  Erfahrung.  A  priori. 
Mathematik.    Kategorien.   Axiome.    Idee,    Vernunft,    Urteil,    Wahrheit,    Regulativ. 
Erkenntnis,  Gesetz,  Verstand,  Postulat,  Zweck,  Antinomie.  Natur.  Tatsache,  Bete, 


Krokodilschluß  —  Kultur.  353 


Bewußtsein,  Realität,  Unendlich,  Unbedingt,  Willensfreiheit,  Charakter,  Noumenon, 
Immanent,  Transzendent,  Gott,  Wissen  (u.  Glauben),  Phänomenalismus,  Gegeben. 

Krokodilschluß  (y.ooxodtiMrye,  crocodilina)  heißt  ein  Trugschluß, 
Dilemma  folgenden  Inhalts:  Ein  Krokodil  hat  ein  Kind  geraubt  und  der  Mutter  des- 
selben versprochen,  es  ihr  zurückzugeben,  wenn  es  ihm  darüber  die  Wahrheit  sagen 
würde.  Die  Mutter  sagt  nun:  Du  gibst  mir  das  Kind  nicht  wieder.  Das  Krokodil 
antwortet:  Nun  erhältst  du  dein  Kind  keinesfalls,  sei  es,  wenn  du  wahr  sprachst, 
auf  Grund  deines  Ausspruches,  sei  es,  wenn  du  nicht  die  Wahrheit  sagtest,  auf  Grund 
unseres  Vertrages.  Darauf  bemerkt  die  Frau:  Ich  muß  mein  Kind  in  jedem  Falle 
erhalten,  entweder,  wenn  ich  die  Wahrheit  sagte,  kraft  unseres  Vertrages,  oder  aber, 
wenn  das  von  mir  Behauptete  nicht  zutrifft,  gemäß  meiner  Aussage  (vgl.  Pbajjtl, 
Gesch.  d.  Logik  I,  493).  Natürlich  liegt  hier  ein  doppelter  Gebrauch  des  Begriffs 
„Wahrheit"  vor;  nicht  auf  den  Inhalt  des  von  der  Frau  Gesagten  als  solchen  kommt 
es  an,  sondern  ob  sie  schlechthin  die  Wahrheit  gesagt  hat,  worauf  dann  der  Vertrag 
für  sie  spricht,  falls  dies  der  Fall  ist.  Vgl.  Schuppe,  Grundr.  der  Erkenntnistheorie 
u.  Logik,  1894,  S.  180  f. 

üryptomnesie:    Unter    der  Bewußtseinsschwelle    wirkendes    Gedächtnis. 

Kultur  (cultura,  Pflege,  Ausbildung)  bedeutet  im  weitesten  Sinne  Veredlung 
eines  (organischen)  Naturobjekts,  insbesondere  in  der  Weise,  daß  die  in  diesem  Objekt 
enthaltenen  Möglichkeiten,  Anlagen,  Potenzen  in  der  Richtung  eines  bestimmten 
Zieles,  Willens  (Kulturwillens)  verwirklicht  und  ausgebildet  werden,  während  das  dem 
besonderen  Zwecke  nicht  Entsprechende  ausgemerzt  oder  zurückgedrängt  wird.  Das 
Produkt  kultureller  Tätigkeit  ist  ein  Kulturgebilde,  und  „Kultur"  bedeutet  dann 
nicht  bloß  den  Kulturakt,  sondern  auch  den  Inbegriff  und  Besitz  der  kulturellen 
Leistungen,  Gebilde,  Erzeugnisse,  Formen,  der  Kulturgüter.  Kulturwerte.  Im 
aktiven  Sinne  ist  K.  die  Veredlung  der  Natur,  des  ohne  Zutun  menschlicher  Aktivität 
Gegebenen,  Entstandenen  durch  den  Menschengeist  und  dessen  planmäßige  Tätigkeit. 
Sie  ist  zuhöchst  Verarbeitung  und  Formung  des  Natürlichen  außerhalb 
des  Menschen  und  in  ihm  selbst  im  Sinne  des  reinen  Kulturwillens, 
des  Willens  zu  immer  stärkerer  und  ausgedehnterer  Durchdringung  des  Naturhaften 
durch  den  Geist,  zur  Unterwerfung  der  Natur  unter  die  Zwecke  des  Menschen,  des 
Menschen  selbst  unter  die  Forderungen  und  Ideale  des  reinen  Menschheitswillens 
(„Menschheitskultur").  Der  reine  Kulturwille  zielt  auf  die  höchstmögliche  Entfaltung, 
Steigerung.  Intensivierung,  Verfeinerung  der  verschiedenen  Seiten,  Anlagen,  Kräfte 
der  Menschlichkeit  und  auf  Gestaltung  des  Lebens  nach  dieser  Richtung  ab.  Objektive 
und  subjektive,  materielle  und  geistige,  physische  und  moralische,  personale  und 
soziale  Kultur  geben  erst  in  ihrer  Vereinigung  die  wahre,  volle  Kultur,  eine  Kultur 
von  Intellekt,  Gemüt  und  Willen  einerseits,  der  Lebensverhältnisse,  der  Lebens- 
ordnung anderseits.  Das  Kulturideal,  das  immer  nur  annähernd  zu  erreichen  ist, 
ist  das  Ideal  der  Vollkultur,  der  reinen  Menschheitskultur,  der  harmoni- 
schen Einheit  einer  Fülle  von  Partialkulturen  (der  wissenschaftlichen, 
ästhetischen,  ethischen,  technischen,  sozialen  .  .  .  Kulturen).  So  gefaßt,  ist  Kultur 
nicht  gegeben,  sondern  stets  aufgegeben,  als  Aufgabe,  Idee,  höchstes  Willensziel, 
welches  erst  mehr  triebhaft  und  später  auch  selbstbewußt  aktiv  angestrebt  wird, 
wobei  es  nicht  an  Rückfällen,  Stillständen,  Einseitigkeiten  fehlt  und  oft  äußerliche 
„Zivilisation"  oder  rein  äußerliche  Kultur  mit  wahrer,  innerer  Kultur  verwechselt 
wird.  Die  Schäden,  die  im  Gefolge  der  K.  zuweilen  eintreten,  zeugen  nicht  gegen  die 
K.,  sondern  nur  davon,  daß  noch  zu  wenig  oder  zu  einseitige  K.  besteht.    Durch  eine 

Eisler,  Handwörterbuch.  ~„ 


.r.i 


Art  ..Ifltiinilhf  Selbstregnsbnmg"  weiden  solche  finhlihn  im  Inrfr  dar  Salt  vbMacb 
wieder  beseitigt.  Die  KnbaaoaladeJdung  ist  teilt  eine  stetige,  sllialkttrha.  wobei  aber 
in  spateren  fltadbn  eine  Akkiimsdation  and  Ibaokbnnlgiing  dadurch  aVglMf  bt,  daß 
mit  den  FiinagsniisWlMi  dar  Vergangenheit  viel  mehr  gianheffiii  aenhai  kann  ab 
oft  noch  kurz  zuvor.  Es  l  sab  kl  am  Wsnkalsi  von  Kaltal  am  hm  und  von  kuttuTnlbr 
Energie,  und  es  gibt  eine  „Kultarauebse  .  welche  daa  für  die  koltnraUe  Entwicklung 
ünbraochbare  rsisokwindea  oder  verkümmern  lafk.  Die  Kultur  ab  Inbegriff  dea 
menechHnhaeeuh>oU  Geschaffenen,  dar  Kulturwerte  bt  des  Werk  dea  Gesamt- 

TThjanhiilliii  gebagt;  ab  bt  „ohbklUm  flebt" 
wirkt  and  seine  relativ  sullnHiutlgs  Bntwbhhr.  _ 

Kultur  der  Persönlichkeit  selbst  siimohneSt.  -  Mb  dam  Ws 

aaU*    Q08     *TasmsBDMMaa      W  m 

Pakloren  dar  koltureUen  nnksranrwinkhmn,  mit  dar  Kritik  dar  Kshaifmmsa  and 


baaonaltsgt  ahm  db  KaUnrpkilosopkie  (vgL  db  Esitsthrifl  ..Logos  . 
v*tur-  u.  Kulturphilesophb). 

Li).  Im  lt.  Tskihsmdsrl  wird sehon  öfter  ahm  OwsMnkat 
Volker  ansohrbbsn. 

Kultur  (Zivilisation)  mihi  miigbeb  Rooamuo  hm.  welcher 
inheaen  »afcnr  anausmnasoa,  nngattnateim  Ymllnib  (vgl. 
db  Kyuiker)  (ordert  (..Tout  est  bbn  aortaat  das  mains  da  rssjssni  das  ehnin, 
tout  daganere  entre  bs  mains  de  l'bomme"  (Dbcours  sur  les  scbnoes  et  bs  srta 
Emils,  17«).  VgL  R..  Knlrnrhmab.  von  H.  Jahn,  l.  A.  191S.  In  dar  Gegenwart  hat 
bsaondsis  Tolstoj  eine  lfnokkshf  mm  ..Naturzustand"  gepredigt  (vgL  K  Axblbod. 
T.e  Weltanschauung.  1911).  iimsagsr,  hbgt  Nusnon  ober  daa  Mangel  an  Kultur. 
db  er.  ■■ibsibJmnrt.  ab  »Kinhatt  daa  hamtbtfauhia  Stibs  m  siba  Ulinalulirungsa 
ahmt  Volkes"  definiert  (UnmitgsmlBn  Bitrsohtsmgsn  1«.  6;  vgL  Übsrmenecb). 

um  Meine  von  UkUJturpnimeopasu  sroonst  m  äMomenmuQ  zusaDsat,  oaoa  vmhmi 
db  K.  nur  m  dar  Oimiiaaossft  «  sluhst  and  daa  Ha!  dar  K.  db  „HamaaJUt  (..  d  ) 
ist  (Ideen  rur  Philo*,  d.  Oaanhbhm  dar  Maaeohhcit,  17*4  (.;  vgL  O.  Baan»,  H-s 
zur  Kulturphuos..  1911).  Nach  Kant  bt  K.  db  „Hervorortagung  dar 
einea  fMnanltigenWssesattubiHibigen  Zwicksaalmh«upt,lob^  messner  Freiheit". 
Db  K.  bt  dar  letale  Zwack,  daa  db  Natur  mit  dam  Masmohen  hegt,  und  dieser  Zweck 
kann  nur  in  der  Gesellschaft  erreicht  worden  (Kritik  d.  Urteilskraft,  |  83).  Db  K. 
besteht  geradezu  in  dam  „grmthtthsftHramn  Wert  dea  Menschen".  Db 
Geselligkeit"  dea  Mammhan  (s.  Geschichte)  bringt  seine  Anbgan  aar 
„Alle  Kultur  und  Kunst,  welche  db  Marmahhait  ziert,  db  schönst 
Ordnung,  sind  Früchte  der  Uimeanlligkrit,  db  durch  ahm  selbst  genötigt  wird,  ahm 
zu  disziplinaren  und  so,  durch  ■Iginliaimans  Kunst,  db  Keime  dar  Natur  volbtandig 
su  entwickeln"  (Idee  an  einer  stbamuhiin  Geschichte  in  weltburgerlicher  Absicht,  1 784). 
Wbmnaahsft  und  Kunst,  db  den  Mensohsn  swar  nicht  besser  (Rousseau!),  aber  doch 
..gesittet"  machen,  „gewinnen  der  Tyrannei  des  Sinnenhanges  sehr  viel  ab  und  be- 
reiten dadurch  den  Menschen  tu  einer  Herrschaft  vor.  in  der  db  Vernunft  alfcin 
Gewalt  haben  soll"  (KriU  d.  Urteilskraft,  f  83).  Es  besteht  eine  Pflicht  der  ..Kultur 
aller* Vermögen  überhaupt,  zur  Beförderung  der  durch  db  Vernunft  vorgelegten 
Zwecke"  (Tugendlehre.  Einlei t.).    Es  gibt  sine  K.  des  Verstandes,  des  Willens,  der 


Kultur.  355 

Moralität,  der  Tugend  (ibid.).  Nach  Schiller  hat  die  Kultur  die  Aufgabe,  Sinnlichkeit 
und  Vernunft  miteinander  in  Harmonie  zu  bringen,  „die  SinnUchkeit  gegen  die  Ein- 
griffe der  Freiheit  zu  verwahren"  und  „die  Persönlichkeit  gegen  die  Macht  der  Emp- 
findungen sicherzustellen"  (Über  die  ästhetische  Erziehung  des  Menschen,  13.  Brief). 
Gefühls-  und  Vernunftvermögen  müssen  zu  diesem  Behufe  ausgebildet  werden.  Das 
Ideal  ist.  daß  der  Mensch  „mit  der  höchsten  Fülle  von  Dasein  die  höchste  Selbständig- 
keit und  Freiheit"  verbinde  und  anstatt  sich  an  die  Welt  zu  verlieren,  diese  in  sich 
ziehe  und  der  „Einheit  seiner  Vernunft"  unterwerfe  (ibid.).  Die  K.  soll  den  Menschen 
in  Freiheit  setzen  und  ihm  dazu  behilflich  sein,  „seinen  ganzen  Begriff  zu  erfüllen", 
ihn  fähig  machen,  „seinen  Willen  zu  behaupten,  denn  der  Mensch  ist  das  Wesen, 
welches  will".  „Physische"  und  „moralische"  K.  sind  dazu  nötig  (Über  das  Erhabene; 
vgl.  S.s  philos.  Schriften  u.  Gedichte,  hrsg.  von  E.  Kühnemann,  2.  A.  1910).  Ver- 
mittelt wird  die  K.  durch  das  Ästhetische  (s.  d.),  welches  „Stoff"-  und  „Formtrieb" 
in  der  Einheit  des  „Spieltricbs"  harmonisiert.  Nach  Fichte  ist  K.  die  Erwerbung 
der  Geschicklichkeit,  teils  unsere  fehlerhaften  Neigungen  zu  unterdrücken  und  aus- 
zutilgen, teils  die  Dinge  außer  uns  zu  modifizieren  und  nach  unseren  Begriffen  um- 
zuändern. Sie  ist  das  höchste  Mittel  für  den  Endzweck  des  Menschen,  die  völlige 
Übereinstimmung  mit  sich  selbst,  sofern  der  Mensch  als  vernünftig  sinnliches  Wesen 
betrachtet  wird;  letzter  Zweck  ist  sie,  wenn  der  Mensch  als  bloß  sinnliches  Wesen 
betrachtet  wird  (Über  die  Bestimmung  des  Gelehrten,  2.  Vorles.).  Als  Gestaltung 
und  Beherrschung  äußerer  und  innerer  Natur  durch  die  Idee,  den  Geist,  die  Vernunft 
fassen  die  Kultur  Schleiermacher,  W.  von  Humboldt  (s.  Humanität),  Schelling, 
Hegel,  Krause,  Wundt  (Ethik2,  1903,  S.  259  ff.;  4.  A.  1912;  vgl.  Sittlichkeit), 
Eucken,  nach  welchem  die  echte  Geisteskultur  eine  Erhöhung  des  menschlieben 
Seins,  eine  Verinnerlichung  und  Vertiefung  der  Persönüchkeit  bedeutet  (Der  Kampf 
um  einen  geistigen  Lebensinhalt,  1896,  S.  8  ff.;  2.  A.  1907;  Grundlinien  einer  neuen 
Lebensanschauung,  1907;  Der  Sinn  u.  Wert  des  Lebens2,  1910  u.  a.),  O.  Braun, 
(Grundriß  der  Philos.  des  Schaffens,  1911),  Münsterberg  (Philos.  der  Werte,  1908), 
Eisler  (Grundlagen  zu  einer  Philosophie  des  Geisteslebens,  1908),  Windelband 
(vgl.  Präludien3,  1907,  S.  410;  „Logos"  I,  1910)  u.  a.  Nach  Rickert  ist  K.  der  Name 
für  die  Güter,  welche  allen  Gliedern  der  Gesellschaft  wertvoll  sein  sollten;  die  „Kultur- 
werte"  sind  die  allgemeinen  sozialen  Werte  (Religion,  Staat,  Kunst  usw.;  vgl.  Die 
Grenzen  der  naturwissenschaftl.  Begriffsbildung,  1896  f.,  S.  577  ff.).  Den  Lebens- 
werten sind  die  Kulturwerte  überlegen,  sie  haben  ihre  eigene,  selbständige  Bedeutung; 
das  Leben  steht  im  Dienste  der  Kultur  (Lebenswerte  u.  Kulturwerte,  Logos  II,  1911). 
In  der  Kulturentwicklung  manifestiert  sich  eine  ewige,  universale  Vernunft,  ein„Logos" 
(vgl.  Einleitung  zur  Zeitschrift  „Logos"  I,  1910).  Vgl.  G.  Radbruch,  „Logos"  II, 
1911.  —  Nach  Simmel  ist  K.  der  „Weg  von  der  geschlossenen  Einheit  durch  die  ent- 
faltete Vielheit  zur  entfalteten  Einheit",  der  „Weg  der  Seele  zu  sich  selbst".  Kultiviert 
ist  der  Mensch,  „wenn  die  aus  dem  Überpersönlichen  aufgenommenen  Inhalte  wie  durch 
eine  geheime  Harmonie  nur  das  in  der  Seele  zu  entfalten  scheinen,  was  in  ihr  selbst 
als  ihr  einzigster  Trieb  und  als  innere  Vorgezeichnetheit  ihrer  subjektiven  Vollendung 
besteht".  Kultur  entsteht,  „indem  zwei  Elemente  zusammenkommen,  deren  keines 
sie  für  sich  enthält:  die  subjektive  Seele  und  das  objektiv  geistige  Erzeugnis".  Die 
objektiv-geistigen  Gebilde  (Kunst,  Sitte,  Wissenschaft  usw.)  sind  „Stadien,  über  die 
das  Subjekt  gehen  muß,  um  den  besonderen  Eigenwert,  der  seine  Kultur  heißt,  zu 
gewinnen"  (Philosophische  Kultur,  1911,  S.  245  ff.).  —  Halb-  und  Vollkultur  unter- 
scheidet Vierkandt.  Die  „Vollkultur"  hat  ihr  Wesen  im  „Überwiegen  der  willkür- 
lichen vor  den  unwillkürlichen  Willensakten".    Alle  Kulturgüter  sind  Produkte  des 

23* 


BM  Kultur. 

Geaamtgabtea;  db  IL  liaelahl  am  ebnem  Inbegriff  farbr  Ftamaii.  aaliiaa  dar  indi- 
Willkür  eotaoaan  amd.  In  dar  If  iilmi— il  wh Jilimg,  apblt  das  Iiifinilaaimah . 
•  iab  eine  grobe  BoOa;  ee  gehört  an  den  .^aohhohen"  Faktoren,  neben 
die  „aoaialaa"  too  gen*  baeondetar  Wirkung  amd  (Katttreölkar  u.  Kultur 
eOfker.  1896.  &  286  ff.;  Pnfloa.  Bnadiin  XX.  407  «.;  Db  Stetigkeit  Im  Kulturwandel. 
1006,  a  102ff.).     Etne  jmttmmm**4  Ihallmmang  dar  Kultur  geben  OarwAL» 

(UflUOraiOOff  On«T    EDGVjDbV    l&   ana^aWaMtamtcJa^anWiBTOimW    JSaMCBfl 
AiiMiu*./ r i    '  *i«  r  b  itrfWr  0L1**-   Wnu  )iw«*i  'i'iriL*  •wilt  Kr*r  '  Ye?l    I  *i< 

1011;  Bnergeabche  Orundlagao  dar  Kulturwbaeimobafu  1000)  und  IL  Gou>aoon> 
MobUgem  und  Bbnnnmbuknb  Umwaarfmng  m  aulaim  Arbeit  In  inner.  Arbeit". 

amrVQaWttaammnNaaVaaml     DeWaTa%CeMat©     Orll      IVUltUfOfOflaNI     40091a»     la*   öl  MIM     l<W     iUUaMMÄ     QaVT 

meueokL  Kultur.  1006.  8.  Stf.;  An  dar  Wende  daa  Juliane  Inti;  Veraueb  einer 
Kulturpbilaaopbie.  1600}  Dar  Sana  daa  Pinien,  1003).  P.  Banoauun«  (Ethik  ala 
KulturpbikMopbK  1004).  üaocp  (Mona—  an  e.  hbnenhenhhan.  1011),  MüujdvLtbb 

dar  IL.  aktive  Kalwanalallninj)  u.  a,  -  Vgl  E.  Trum.  Dia  Anfinge  dar  Knltnr  I. 
1871,  1  «„  71:  Begriff  daa  „Oberbbaer.  anreiral;  A.  toWal,  Natur  a.  Kultur. 
1880:  H.  Soaronw.  Utanacbiobaa  der  Kultur.  1000;  die  Kiilluiaaaiainaa«  von  Kqlm. 
Urraarr,  BBU.WALO,  Bnaraio  n.  a.;  W.  Lsxia  bat  Kultur  dar  Gegenwart  1  1 
L.  ZiaoLn,  Daa  Weeen  der  K-,  1003  (ünlaraokaadnng  twbahan  K.  «ad  Zirilieauon. 
ron  E.  eon  Hartmann  beemfraOt);  Bo.  Mama,  Db  Ubeaagaaetaa  dar  IL.  1004; 
B.  LnOB,  Natur  u.  Gabt  .  .  .  Veraueb  ebner  lUlturpbilaaopbie,  1007;   R.  Brann, 

1010;  D.  Koioaat,  Ideen  aar  Philoeopbb  dar  Kultur,  1010  (.  (Begriff 

lieben   Kulturektre"  ab   niganliian   Verfafaulnngepriniip);  Db 

dea  Brarbhnmaa,  1003»  Jose*  Dar  Monbmne  u.  db  Kulturprobbme  dar  Gegenwart. 

1012;  A.  LHoonr.  Zur  Pajubobgb  dar  Kultur.  101 1 ;  DniBaauna,  Wage  aar  Kultur. 

1010;  IL  Lava«,  Über  db  MngMuhkail  dar  Betranntang  von  unteu  und  oben  in  dar 

Kulturpbiloaopbb,  1006.  Nacb  8ra*ouai  (Unterg.  d.  Abendbndeu,  1017.  160)  iat  K. 

daa  Urphinomen  albr  fifganganiB  and  kauft  igen  Geecbicbte.    Kulturen  aind  Orga- 

nbnian,  Knlliiigaatbiiate  bt  iure  Bfagrapab    Bei  Kulturen  bt  Tempo. 

Stil  u.  Tod  xu  untevaebeiden.   Alb  K-on  beben  gbhmartbjrn  Bau.  Debar  bt 

logboue    IUkonetruktäoo   u.    Vorenebeatbauanng     rnilnrbnhir    Perioden 

E.  Hainufanm  (Hauptfragen  der  modernen  Kultur.  1014)  ebbt  in  dar 

Kultur  eüwTendenstur  Myetak.  Santax,  Der  Konflikt  der  inodernen  Kultur.  1018 

Mach,  Kultur  u.  Mechanik.  1016.  -  Vgl.  üeechichtr.  Gebt,  Soabbgb.  Human.t*t. 

Wart,  Monbmne. 

Kultur,  etbiacbe.  Ebner  ron  Religion,  Metaphyeik,  Politik  nnahhlngigaa 
Förderung  dea  rittbeben  Lrbene  und  Pflege  galiutuaan  auaurihenrnma  dienen  db 
ron  Amerika  (1876)  arayganganan  ..Stäbchen  OeaaDachaften".  itubeeondere  db 
..Deutaohe  GceeDacbait  für  ethbehe  Kultur"  (mit  1802;  Organ:  ..Mitteilungen  dar 
d.  G.  f  I  .  1894  ff).  In  dbaem  Sinne  wirken  F.  Adlkb,  Staktoä  Coit  (Db  etb. 
Bewegung  in  d.  Religion.  1800),  W.  M.  Saltbu  (Db  Religion  der  Moral.  1885). 
W.  Fönsna,  Q.  t.  Giztch,  F.  W.  FOnsraa,  F.  Jodl  (Weeen  u.  Ziele  der  etbbobeo 
Bewegung  in  Deutschland «,  1908;  Weeen  u.  Aufgabe  der  Etb.  Geeelbcbaft».  1909). 
W.  Böniran  (Db  etbbobe  Bewegung,  1912).  R.  Pkjcdo,  A.  DOnnra,  G.  Sraxn  u.  a. 
—  Seit  1908  beeteht  ein  „Internationabr  Orden  für  Ethik  und  Kultur ".  VgL 
Tugendlehre.  1910;   Lebenaführ..  1911. 


Kulturphilosophie  —  Leben.  357 

Kulturphilosophie  s.  Kultur.  —  Kulturwerte  s.  Kultur,  Wert. 
Kulturwissenschaften  s.  Geschichte,  Wissenschaft. 

Kunst  s.  Ästhetik.  —  Kunstgriff  s.  Fiktion.  Vgl.  Vathingeb,  Die  Philo- 
sophie des  Als-Ob,  1911.  —  Kunstwissenschaft    (allgemeine)  siehe  Ästhetik. 

Kürwille:   vgl.  Wille  (Tönnies). 

Kyniker  (Cyniker,  nach  dem  Gymnasium  Kynosarges,  in  welchem  von 
Antisthenes  gelehrt  wurde):  Anhänger  der  von  Antisthenes,  einem  Schüler  des 
Sokrates,  begründeten  Richtung  mit  dem  Prinzip  der  Bedürfnislosigkeit  und  der 
Selbstgenügsamkeit  (Autarkie)  der  Tugend  (s.  d.)  als  des  einzigen  Gutes  und  mit  der 
Betonung  des  Wertes  des  Natürlichen.  Besonders  bei  späteren  Kynikern  artete  dieses 
Prinzip  in  eine  oft  schamlose  Bünwegsetzung  über  alle  Sitte  aus,  so  daß  der  Ausdruck 
,,Cynismus"  für  ein  solches  Verhalten  typisch  werden  konnte.  Kyniker  sind  außer 
Antisthenes  Diogenes  von  Sinope,  Kbates  von  Theben,  dessen  Gattin  Hippaechia 
und  ihr  Bruder  Metbokxes.  Ferner  Bion  von  Borysthenes,  Teles,  Menedemos  u.  a., 
weiter  Oinomaos,  Demonax,  Pebegbinus  Pbotetjs  u.  a.  —  Vgl.  Diogen.  Laert.  VI; 
Mullach,  Fragmente  II,  1881;  Bebnays,  Lucian  und  die  Kyniker,  1879.  —  Vgl. 
Sittlichkeit. 

Kyrenailter  (Cyrenaiker):  die  Anhänger  der  von  Aeisttppos  aus  Kyrene 
(dem  heutigen  Barkas  in  Nordafrika),  einem  Schüler  des  Sokbates,  begründeten 
Richtung,  welche  den  Hedonismus  (s.  d.),  das  Prinzip  der  Lust  als  Endziel  des 
Handelns,  als  höchstes  Gut  verkündigten.  Zu  den  K.  gehören  Abete,  der  jüngere 
Abistipp,  Antipateb  aus  Kyrene,  Theodoeos  der  Atheist,  Hegesias,  Annikebis, 
Etthemebos  u.  a.  —  Vgl.  Diogen.  Laert.  II.  —  Vgl.  Subjektivismus. 

Lachen,  Lächerlich  s.  Komisch.  Über  das  L.  als  Ausdrucksbewegung 
vgl.  Darwin,  Der  Ausdruck  der  Gemütsbewegungen,  deutsch  in  der  „Univ.-Bibl."; 
Heckeb,  Physiologie  u.  Psychologie  des  Lachens  u.  des  Komischen,  1873;  Wt/ndt, 
Grundz.  d.  physiol.  Psychologie  III5,  1903,  293;  Bebgson,  Le  Rire,  1900.  —  Siehe 
Komisch. 

Lamarckismns    s.  Entwicklung. 

Langweile  s.  Zeit.    Vgl.  E.  Tabdieu,  L'ennui,  1903. 

Laplacescher  Geist  ist  das  Ideal  eines  umfassenden  Erkennens,  welches 
durch  eine  analytische  Formel  alles  Geschehen  in  der  Natur,  vergangenes  wie  zukünf- 
tiges, erfassen  würde  (Laplace,  Essai  philos.  sur  les  probabilites,  1814;  vgl.  Dubois- 
Reymond,  Reden  I,  131  f.). 

Laster:  Gegensatz  zur  Tugend  (s.  d.),  unsittliches,  vom  Sittlichkeitswillen 
verworfenes,  mißbilligtes  Verhalten.     Vgl.  Kant,  Tugendlehre.     Vgl.   Sittlichkeit. 

Latitudinarier  (latitudo,  Breite),  heißen  teils  Menschen  mit  laxen,  bieg- 
samen Grundsätzen  (im  Gegensatz  zu  den  ,,Rigoristen"),  teils  die  Anhänger  einer 
freieren,  die  Gegensätze  der  Konfessionen  überwindenden  Religion  (im  18.  Jahr- 
hundert) oder  eines  philosophisch  modifizierten  Christentums  (Ctjdwobth  u.  a.). 

Leben  (£a>ij,  ßtoe,  vita)  ist  ein  Begriff,  in  welchem  wir  den  stetigen  Verlauf 
und  Zusammenhang  organischer  Funktionen  zusammenfassend  fixieren.   Im  weiteren 


858  L**eo. 

Sinne  umfaßt  der  Lebenebegriff  dea  phvaieehe  vi»  < 
kulturelle  L..  das  L.  de«  ff— lim  wie  der  CimmthaU  (mdividueiles,  eosmlea  L.), 
du  organische  Leben  im  engeren  Smne  wie  das  koainieehe.  universale  „Leben".  I» 
üB>»Mt  |g|  das  Leben  der  Zuaenuaenhang  und  AMruf  dar  Poaklkaen  von 
i  (e.  d.),  von  Reaktionen,  Funktionen,  Processen,  durok  weiche 

Beut  „ueiuge  ,  aemen  eni  inniger  wecneetwtrsnng  und 


innen»  Zueemmenbeng  erbiit  oder  ii 

emer  wieder  bereteOt, 

bis  die  Äußeren,  eeteetneni 

Jen  Kraft*  da«  Übergewicht  erhalte 

n,  die  „Assimilation'' 

aufhört  und  Zerfall  (Tod)  eintritt,    Lebenefunktianen  sind  Ami 

■flallnj  (WwllünHa 

Wachetnm,  Regeneration, 

Itaatlbulnn.  PWuiniiirrtrg.  fort, 

fßmmmf,   Buuuejnnj 

sus  inneren  Impulsen,  Em; 

pfindang,  8treban  usw.   ADe  Üben* 

jroacaae  haben,  aoiarn 

sie  Oegenetand  der  innere 

■  Erfahrung  sind,  eine  pbysische 

Saite  and  lernen  eich 

immer  genauer  "H  naalai 

aandar  pbraikshtth  raambrk  betrat. 

ohne  dnft  ligcodsu  W*M  ■ 

tmecht  vardan  muh*  twm!  daa  Wirken  einer  „Lebenskraft" 

ansunehmcn  wtre.  Andere 

ffa  atallt  eiob  aber  daa  Laban»  wen! 

intens  bei  una  aalbat. 

•ucb  ala  Aulerang  peychlaeher  Pakaaren  dar,  aa  bei  von  Jam 

n*' gesehen,  unmittel. 

bar  betrachtet,  «ine  peyohii 

cbe  Sana»  und  wir  können  annehmen 

.  daß  eine  aolehe  aaeh 

bat  den  niedrigsten  Labe« 

eeen  nicht  fehlt*  man  Mar  daa  Ptycbieohe  auch  noch  aa 

primitiv  estn,  etarm  in  dum] 

plan,  trichhaftsn  Reaktionen  auf  Rdan  braUihrn   Metbodo- 

peychieehe  Faktoren  als  Ureaehen  m 

u.  dgL  anaueetaen ;  die  Geechloeeenheit  dar ; 

kaosalUlt  darf  ftlrgftdf  durohbroehen  werden.  i"^^»»«  ist  Jeder  „  Vitalem»  ua'   ab- 

sulehnen  und  dar  ,jneehanietieoheu  Standpunkt  (im  wettern  8bane) 

freilich  nicht  doe^neta»ch*nMtaphyaieah,  aotwbim  nur  ala 

ergftnaen  iat»    Wh?  werden  dann  annahmen,  dafi  ebendieselben 

welche,   unmittelbar   betrachtet,  einen   einbeitlicb-stctigen    Zusammenhang 

peyehiaeher   Reaktionen   und   Aktionen  bilden,  vom  Standpunkt 

sinnlich  vermittelter  Erfahrung  ale  Ablauf  und  Taeamiimhing  phyaieeher  Vo 

aieh  danteilen,  erscheinen,  gedacht  werden  mfuuia,     Die  Bigengesetzltchkeit 

decLebene  beruht  nicht  auf  dem  Wirken  einer  Ubenekref  t,  eondern  auf  d 

Form  der  Verbindung  aowie  dea  Zusammen-  und  Wcchcolwirkana  dar 

dm  Organismus,  der  im  Verhältnis  «um  Anotganieehen  eine  innere  Einheit  baaltat 

und  in  dem  die  Vergangenheit  in  GeetaJt  latenter  Energien  von  hestrmTBter 

tiobtung  wirkaam  iat  und  die  organischen  Raskiionan  an  etwa«  der  Umwelt 

nber  relativ  Sclbstlndjgcn  macht.    Ea  bedarf  alao  keiner  Annahme  einer  „Lebens- 

kraft",  aohon  deshalb,  weil  una  daa  Lebenaprinzip  unmittelbar  bekannt  iat:  ee  iat  die 

r«yche,  die  Seele  (a.  d.)  als  daa  Innen-  oder  Fünricheein  dea  Organismus,  der  eelbet 

(in  „Ausdruck"  dieser  Innerlichkeit,  dieses  Regina  and  Strebern  iat  (e.  Entwicklung, 

/.treck). 

Die  Alterte  Auffassung  dee  Lebens  ist  die  „«nindcticche" ;  ale  lebenaprinzip  gut 
hier  die  Seele,  welche  dem  Körper  Leben  verleiht,  die  Lebensfunktionen  ausübt  oder 
aniegt,  und  mit  deren  Scheiden  der  Tod  eintritt.  Diese  Anechauung  fuhrt  zuerst 
AnaroTauB  genauer  aus.  Leben  ist  nach  ihm  spontane  Ernährung,  Wachstum  und 
Zerstörung  (£a»frw  ii  JLfyofuv  rbe  sV  abtot  ffCf>$»  r«  *al  af^otv  ual  f&toir,  De 
M!m»n  1,  412«  14),  Fähigkeit  der  Selbstbewegung  (1.  r.  II  1,  403  b  16).  Diese 
•  jvrie  die  Empfindung  kommt  nur  dem  Beseelten  zu  (1.  c.  II  3,  413  «  20).    Die  Seele 


Leben.  359 

(s.  d.)  ist  das  Lebensprinzip,  das  Prinzip  der  Ernährung,  Fortpflanzung  (Pflanzen- 
seele), Empfindung  (Tierseele)  und  des  Denkens  (vernünftige  Seele  des  Menschen; 
1.  c.  II,  2 — 4).  Ähnlich  lehren  die  Scholastiker;  auch  ihnen  gilt  das  Leben  als 
Wirkung  der  Seele.  Seelenartige,  unbewußt-zweckmäßige,  gestaltende  Lebens- 
prinzipien nehmen  an  Paracelsus  (s.  Archeus),  die  beiden  van  Helmont,  R.  Cud- 
worth,  H.  More,  Glisson  u.  a.  Letbniz  verwirft  die  Annahme  von  Lebenskräften, 
welche  in  den  Zusammenhang  des  physischen  Geschehens  eingreifen,  etwa  die 
Richtung  (s.  d.)  von  Bewegungen  verändern  können;  das  Leben  ist  eine  Äußerung 
der  Seele  (Monade)  eines  Organismus,  einer  „Entelechie",  wie  sie  L.  nach  dem  Vor- 
bilde des  Aristoteles  nennt  (vgl.  Organismus).  Animistisch  denkt  namentlich 
G.  E.  Stahl  (s.  Animismus). 

Abgelöst  wird  dieser  „Animismus"  durch  den  Vitalismus,  welcher  das  Leben 
auf  eine  besondere  „Lebenskraft"  („vis  vitalis")  (oder  auch  einen  besonderen  „Lebens- 
stoff") zurückführt,  auf  eine  Kraft  (oder  Kräfteverbindung),  welche  sich  gestaltend, 
organisierend,  regulierend,  zweckmäßig  verhält  und  die  physikalisch-chemischen 
Kräfte  im  Organismus  selbständig  verwendet,  lenkt,  richtet.  Einen  solchen  Vitalismus 
(in  verschiedener  Form)  vertreten  die  medizinische  Schule  von  Montpellier 
(„force  hypermeeanique"),  A.  von  Haller,  Blumenbach  („Bildungstrieb",  s.  d.), 
Bichat,  Retl  (Lebensstoff),  Goethe  („Leben  nur  kann  Leben  geben!"),  A.  v.  Hum- 
boldt (später  nicht  mehr),  Teevtranus  (Biologie,  1802  ff.),  Oken,  Autenrteth, 
Steffens  u.  a.,  Joh.  Müller  (Handbuch  d.  Physiologie4,  1844),  Rudolf  Wagner, 
Bischof,  A.  Wigand,  Flourens  (De  la  vie  et  de  Pintelligence,  1858),  Ulrici  u.  a. 
Nach  Schopenhauer  ist  die  Lebenskraft  an  sich  „Wille"  (Parerga  II,  §  96).  —  Nach 
Liebig  gibt  es  nur  ein  „formbildendes  Prinzip  in  und  mit  den  chemischen  und  physi- 
kalischen Kräften"  (Chemische  Briefe3,  S.  18  ff.),  nach  Claude  Bernard  einen 
„vitalen  Einfluß"  und  „organischen  Plan",  Leoons  sur  les  phenomenes  de  la  vie, 
1878  f.),  nach  O.  Liebmann  ein  „rätselhaftes  Plus",  welches  zum  Mechanismus  und 
Chemismus  hinzutritt  (Zur  Analys.  der  Wirklichkeit2,  1880,  S.  337;  4.  A.  1911; 
Gedanken  und  Tatsachen,  1882,  I,  230  ff.). 

Der  Neovitalismus  (alten  und  neuen  Vitalismus  unterscheidet  zuerst,  1856, 
Virchow),  welcher  als  Reaktion  gegen  die  streng  mechanistische  Biologie  auftrat, 
betont  die  „Autonomie",  Eigengesetzlichkeit  des  Lebens,  die  Eigenart  der  organischen 
Form,  die  zielstrebige,  zweckmäßige  Wirksamkeit  organischer  Potenzen,  Energien, 
Richtkräfte;  aus  bloßen  physikalisch-chemischen  Vorgängen  oder  Gesetzen  ist  das 
Leben  nicht  restlos  abzuleiten,  ist  der  Inbegriff  zweckmäßiger  Gestaltungen  und 
Funktionen  nicht  zu  begreifen  (vgl.  Zweck).  In  diesem  Sinne  lehren  J.  v.  Hanstein, 
Neumeister,  Rindfleisch  (Ärztliche  Philosophie,  1888;  Neovitalismus,  1895), 
G.  Bunge  (In  der  psychischen  Aktivität  steckt  das  Rätsel  des  Lebens;  Vitalismus 
und  Mechanismus,  1886).  Crato;  G.  Wolff  („primäre  Zweckmäßigkeit"),  0.  Hertwig 
(Mechanik  und  Biologie,  1897),  J.  v.  Uexküll,  Cossmann,  E.  v.  Hartmann  (Archiv 
f.  systemat.  Philos.  IX;  Das  Problem  des  Lebens,  1906;  s.  Unbewußt),  H.  v.  Keyser- 
ling, Reinee  (unbewußt-zweckmäßig  wirkende  „Richtkräfte",  „Dominanten",  s.  d.) 
u.  a.  Nach  Driesch  ist  das  Leben  etwas  Autonomes,  nur  teleologisch  Begreifliches 
(s.  Zweck).  Prozesse  wie  Regulation,  Restitution,  Regeneration,  Vererbung  u.  a. 
sind  mechanisch  nicht  erklärbar.  Jedem  Zellelement  eignet  eine  „prospektive  Potenz", 
d.  h.  die  Fähigkeit,  je  nach  seiner  Lage  jeden  beliebigen  Teil  des  künftigen  Individuum 
zu  bilden  (s.  Harmonisch).  Der  Organismus  ist  ein  einheitliches  Ganzes,  ein  Indi- 
viduum mit  einer  Geschichte,  die  ihn  in  bestimmter  Weise  reagieren  läßt,  welche  zu- 
fälligen, variierenden  Reizen  gegenüber  immer  die  gleichen  Ziele  verwirklichen  läßt. 


m 


QuiMflaga  den  Ureprnnge  einee  Oipaleniin  and  Prinzip  reines  mikmlMgea  Bee- 
gieren»  Ut  dir  ..F^trlechhV*,  ein  objektiver  Xetnrfektor.  eine 
i  urtümlicher,  nicht  *nergetiecher  Art;  de  kenn  EnergM 
auslosen,  noch  In  ihrer  TT li  klang  Indern,  eher  ele  leimeg  ..rtwjwangen  Reaktionen, 
welche  twieuhen  den  in  einem  System  imhanrhsaai  Verbindungen  möglich  eind 
und  ahne  die  DaiekaihonhmH'l  ran  Entrierhfo  geecheken  worden,  so  Unge  sn 
saspendieren,  wie  eie  ee  nötig  bat".  „Wh-  lernen  Entriechie  nur  dee  in  Aktualität 
■etzrn.  wee  sie  seibat  rordem  gehindert,  wen  eie  enlbet  ■anyindbal  kette*4  (Die 
orgnnlechrn  Regulationen.  1901;  Die  „Seele"  ele  elementerer  Netnruktnr.  1908; 
Der  VHiHemm.  1906;  PMloinpini  dm  Orgentoehen.  1909;  Zwei  Vortrage  rar  Natur- 
Philosophie,  1910;  Ordnongelekre.  1912;  WMflonWndekre.  1917;  Der  Begriff  der 
orgerdeeken  Form.  1919;  Ingmcl»  fltndjeu  fther  Inleiithmg,  1918/19.  Ji 
Dee  Weltengehefawnis*.  1991.  u.  e.V 
Pejckoviteliemus, 


■h 

u  Tclealojtie.  1890).  Cuato,  A.  Paült  (.. Auto  Teieologk- ". 
wRntefetvwftnng**,  Budorfni»  and  Omira  ab  pn 
m*rt>r  teloofeffcohar  Akt,  durah  dm  Organe  anodiflzftert  werden;  DaraHnmmne  and 
Lnamrakkanne.  1908,  u.  a,X  R  Fbahc*  (Den  Lehen  der  Pflente.  1906ff.;  Der 
hewfige  Stand  der  Daiaknukan  frage,  1908,  u.  o.).  A.  Waoanm  (Dar  neue  Kare  in 
dar  Biologie,  1807;  Omehinfcai  dee  fimmiknaaei,  1909).  O.  Kouwamm  (Zeit- 
echrift  für  den  Aaahaa  dar  Bntwiuhmiigss anamnhi ft  II,  1906).  Dsxrom,  Vmsou. 
Brarrmurw.  J.  G.  Voot  (..Oreunmtellrkt")  u.  a,  K.  Bnro.  X«tun,hik»ophJe,  1914 . 
Dm  frrmddirnhehe  TwifhwIJbjhtll  der  Pflanzeusellen,  1917;  MüLLsn-FttjaurrsiA 
Philoeophie  der  IndWdaelittt,  1998  (Irrationaler  Vhnnsinue).  -  Nach  K 
SamiDMM  ist  aUo  „vitale  Energie"  zugleich  peythleohe  Energie  („nVrefenswmue "; 
VKausmus.  1903.  u.  a.k  -  Nach  WtnroT 
weise  in  der  Biologie 
aber  die  pkyaftsHsiih  rihnmauikii  maB  dnrah  die  psycho  ohysseehe  Interpretation 
ergänzt  werden.  Dann  wählt  eich  den  Lehen  ab  vom  Triebe  and  Willen,  dem 
J6jmmgpr.  ewfuVtffwl  AMawMawna**,  <\<  m  ImVau  Mmm  im  nw8awmmm|  awTawamnn 
(Grunds,  d.  phyeioL  Psycho!.,  1908,  III»;  Syaeem  d.  Pküoe.  II'.  1907;  Logik«. 
1906/08). 

Den  hiologlaahan  Mechanismus,  nach  welchem  dee  Leben  den  Produkt  dee 
Zoaammenwirkeni  physischer  Kräfte  iet  und  selbst  einen  Mechanismus  oder < 
komplizierterer  Art  darstellt,  in  eelnem  Ablauf  nur  dnrah  dm  beeond 
dee  Organiechen  modlfiiiart,  aber  vom  eomganisrhen  Geachehen  nicht 
verschieden  iet,  eleu  nicht  lieaondaien,  den  anderen  Agentäen 
Kräften  entspringt.  veiUetnu  in  »ainahk  ili  ner  Weise  Hossza,  DzecAsrxs,  Sptvoka, 
Holbach,  Lamzttriz,  Fans  (•.  Organiamaa;  dort  euch  über  Kaut)  u.  e.,  C.  Ludwig, 
Lora  (Artikel  ..Lebenskraft"  in  R  Wagnern  „Handwörterbuch  d.  Physiologie". 
1842;  Mikrokosmus».  1896 ff.;  zweckm&Bigc  Form  dee  Organkmne,  too  der  die 
maokiniech  ra  erklirr nden  LrbensAußerungen  abhängen),  Moleschott  (Der  Kreis- 
lauf  dee  Lebene»,  1886).  Srxxcn,  nach  welchem  dae  L.  Anpaaeung  innerer  an  Äußere 
Verhlltnime  iet  (Principlee  of  Biology  IV,  f  SO),  Du  Bois-R«ymoitd  (Reden  u. 
Aufsitzen,   1887),   Habgxkl  (Die  Lebenewunder,   8.  31  ff.),   Skmoh  (s.   Mneme), 


Leben.  361 

Bütschli  (Mechanismus  und  Vitalismus,  1901),  Preyer  (Die  Erforschung  des 
Lebens,  1873),  Lasswitz,  Verworn  (Allgemeine  Physiologie4,  1903;  Die  Erforschung 
des  Lebens2,  1911),  C.  Detto,  Kassowttz  (Allgemeine  Biologie  IV,  1906,  3  ff.; 
Welt,  Leben,  Seele,  1908),  J.  Loeb  (Vorlesungen  über  die  Dynamik  der  Lebens- 
erscheinungen,  1906;  Das  Leben,  1911,  The  mechanistic  conception  of  life,  1912; 
The  Organism  as  a  whole,  1916),  Ostwald  (das  Leben  =  ein  „stationärer  Energie  - 
ström"  mit  Selbstregulierung,  Vorlesungen  über  Naturphilos.2,  1902,  S.  317  ff.), 
R.  Goldscheid  („Neomechanismus";  Höherentwicklung  und  Menschenökonomie  I, 
1911,  S.  1  ff.,  16  ff.,  42  ff.,  103  ff.,  626  ff.;  „Mutualität",  Systemerhaltung  durch 
„Synergie",  „Richtungskomplexion",  „korrelative  Regulation"),  B.  Kern  (Das 
Problem  des  Lebens,  1909)  u.  a.  Nach  J.  Schultz  ist  eine  „Maschinentheorie  des 
Lebens  notwendig,  die  das  Finale,  Zweckmäßige  nur  in  die  Struktur  setzt,  bzw.  in 
die  „Biogene",  welche  seit  Ewigkeit  als  „Typovergenzmaschinen"  bestehen.  Der 
Lebensprozeß  selbst  ist  streng  kausal  zu  erklären.  Das  Wesen  des  Lebens  ist  „Streben 
zur  Form",  „Typovergenz",  Erhaltung  oder  Wiederherstellung  einer  bestimmten 
Struktur  (Die  Maschinentheorie  des  Lebens,  1909;  Annalen  der  Naturphilos.  X,  1911; 
Die  Grundfiktionen  der  Biologie,  1920).  —  Vgl.  O.  zttr  Strassen,  Zur  Widerlegung 
des  Vitalismus,  Archiv  f.  Entwicklungsmechanik  XXVI,  1.  H.,  1908.  Die  neuere 
Tierpsychologie,  1914. 

Als  kosmisches,  universales  Prinzip  -wird  das  „Leben"  von  verschiedenen  Philo- 
sophen aufgefaßt  („Panvitalismus":  Stoiker,  Bruno,  Goethe  u.  a.).  So  ist  nach 
Fichte  alles  Sein  „lebendig  und  in  sich  tätig,  und  es  gibt  kein  anderes  Sein  als  das 
Leben"-.  Das  „Zeitleben"  ist  die  Manifestation  des  ewigen,  unwandelbaren  göttlichen 
Lebens  (WW.  VI,  361  ff.).  In  seiner  naturphilosophischen  Periode  betrachtet 
Schelling  das  Leben  als  das  Ursprüngliche,  die  Welt  als  Allorganismus,  in  welchem 
ein  ständiges  Produzieren,  der  „Trieb  einer  unendlichen  Entwicklung"  besteht.  Nach 
Fechner  ist  das  Einzelleben  ein  „Wellenschlag  im  ewigen  Leben"  (Über  die  Seelen- 
frage, 1861,  S.  115;  vgl.  Organismus).  Nach  Schopenhauer  ist  der  „Wille  zum  Leben" 
das  Ding  an  sich  (vgl.  Wille).  Nietzsche,  der  dafür  den  „Willen  zur  Macht"  setzt, 
betrachtet  das  Leben  und  die  Lebenssteigerung  als  obersten  Wert  (vgl.  WW.  XV; 
s.  Apollinisch).  Ebenso  Guyau,  nach  welchem  der  Lebenstrieb  der  Kern  des  Seienden 
ist  und  das  Leben  nach  möglichster  Expansion  strebt  (Sittlichkeit  ohne  Pflicht,  1909 
S.  99 ff.,  270 ff.;  vgl.  Lachelier,  Psychologie  u.  Metaphysik,  1908:  „Lebenswille"), 
Auch  nach  Boutroux  ist  der  Kern  der  Wirklichkeit  Leben.  Nach  Bergson  ist  das. 
Leben  das  Absolute,  die  Wirklichkeit  in  ihrem  unmittelbaren  Sein,  das  über  alle 
Kategorien  erhabene  Werden.  Das  Leben  ist  wahre  „Dauer"  (s.  d.),  stetige,  innere, 
schöpferische  Entwicklung  (s.  d.),  welche  die  Vergangenheit  im  Gegenwärtigen 
dynamisch  bewahrt  und  beständig  Neues  schafft,  getrieben  vom  „elan  vital"  („elan 
originel"),  vom  Lebensschwung,  Lebensimpuls,  der  das  Leben  emportreibt;  wo  die 
„Spannung"  (tension)  nachläßt,  da  sinkt  das  Leben,  da  veräußerlicht  es  sich  zu  einer 
Reihe  homogener  Elemente,  da  verräumlicht,  mechanisiert  es  sich  (vgl.  Materie), 
anstatt  aktiv,  frei,  selbstherrlich  über  alles  Stabile,  Feste,  Mechanische,  Gewohnheits- 
mäßige hinaus-  und  emporzustreben.  Der  Verstand  erfaßt  durch  seine  begrifflich- 
analytische Betrachtungsweise  nicht  das  innere,  wahre,  einheitlich-stetige  Leben, 
das  nur  die  „Intuition"  (s.d.)  erfaßt  (L'evolution  creatrice,  1910,  S.  24  ff.,  31  ff., 
273  ff.).  Ähnlich  lehrt  K.  Joel  (Seele  u.  Welt,  1912,  S.  II  ff.,  372  ff.:  „Die  Dinge 
relativ,  das  Leben  aber  absolut"),  auch  H.  v.  Keyserling  (Prolegomena  zur  Natur- 
philosophie, 1910),  Maeterlinck  u.  a.  —  Nach  Eucken  gibt  es  ein  geistiges  All- 
Leben,  zu  dem  wir  uns,  kämpfend  um  einen  geistigen  Lebensinhalt,  durch  eigene 


(Dar  Sna  and  Wart  dM  Üben*.  1908»  a  »1  ff.;  Urundl. 
1907}  Erkennen  «.  Leben.  1912).  -  Vgl.  Fscerr*. 
Die  Bestimmung  des  Mi  mm  hin.  1900;  Anwem.  tum  sengen  Üben.  1906;  Oaa*. 
Abriß  des  Systeme  der  Biologie,  1906:  Lehrbuch  der  Nataai>hiloaophie.  1900  11 
1A.  1991;  Caa.  KaAuaa.  Das  Urbild  der  Maas  e  ah  i  it.  1911;  3.  A.  1903;  Haan. 
N»turpWloBoplae,  8»  486  ff. ;  Hwitn,  Lehrbach  nr  royehotogie*.  S  111  ff  . 
R.  Vikio*,  Gesammelte  Abhandlungen  sex  wieeeoecheiü.  Medizin,  1968,  I; 
lMnno,  Wifirlinhheitepbllneoyhb.  1996,  8. 187  ff.;  Wbomasv.  Ober  Leben  u 
1994;  Fonsu  Leben  und  Tod.  1909;  Usold.  Organhmbe  n.  i 
1906;  W.  Fuaea.  Der  Ablenf  des  Lebens.  1906;  Btuunt.  Die  Lehre 
1909;  Boononso.  Le  nwhlemi  de  le  via.  1901 ;  L.  W.  Sran*.  Pereon  e.  Seche.  1906. 
I.  976 ff.;  VaOotu  Nstnrphilos.  Vorhmangen.  1909«  8.  9ft;  A.  Sröna,  Der  Begriff 
des  Lebens.  1910  (sneh  hietormeh);  CL  Sibobu  Wieseneensitnohs  Beilege  der  PWlos. 
(keeileeheit  in  Wien,  1910  (Des  Leben  nicht  ans  ■Bgamiimin  Genetaen  restlos  begreif, 
lieh,  hanormeher  Fehtor  des  Lebens,  Begriff  der  „KanHiB 
ebendaselbst,  aneh  K.  W,  Rosen);  F.  Ar  antuen.  Etoronenaoa,  1910;  E. 
Mass,  Lebeneprobleme,  1908;  BossTam.  11  oonusteo  dotte  riu,  1904;  MomooMsnr. 
The  VJUnty  end  Organisation  of  Pi  iimpleeais,  1904;  ..Moni»  W.  hUonsna. 

Alle  fontidelU  rite,  1913  (Die  Organiamen  verhahen  eich  eile  so.  als  ob  sie  ein  BewuOt 

in  der  Biologie  des  19.  Jahrhunderte,  1907;  J.  Büno«.  Dia  Pafloeophe»  dea 
1910;  P.  ScawASTtxorrr.  Dea  Leben  an  Eiliaetleben  a.  OesaaUlsben,  1903; 
K.  Baasano,  Ober  die  Vererbung  mwmbanm  ■Tgsaanhsfli  n.  1907;  Besam  /le  syn 
these  ■eloaiiflqae,  1911  (Daa  Leben  ab  eine  bunnthm  Energieform;  Tgl.  Vcrerbong); 
I    Habtkas*.    Philo*.    Grnndfrngan  der   Biologie.    1911;  B.  Baonm    Lebr 
Thaeiihing,  1911  (PsyehorKalaanee  eine  mögttobe  Bypotheee);  Ostwalo,  Die  Mahle 
des  Lebens.   1911;   Philo*,  der  Warm.  1911;  Lamuna.  Flaaeige  Krietalle  a.  die 
Theorien  dea  Leben*.  1906;  DAsraa.  La  rie  et  U  mort,  1901;  P.  FtJLOLkMrrxu 
Die  Waneaachaft  rom  L..  1911;  Psasc*,  Blas,   Dm  Geaetee  der  Weh.  1911  (mo- 
asntrieche    Phiioeophie);   Meixan-FantasraiA    LrMlnniaiejm.    1911  (Dea   Leben 
ak  Prinzip  dea  rationeiea  «de  des  irrathmalea  Brhaanene);  Fmiyza,  Anttne*.  1918; 
Knoana,  Daa  Problem  der  aattorhxihea  Biologie.  1919;  Smnn 
1918  (Üben  ist  da  Tranciondisien  miner  salbst;  suglemh  MMaar-LebanM  and 
•JsLeben).    -    VgL    I  sbenaphloeoiibis,    Organismen,    üraei 

|^„tl,  .  I.     Q--1-    T*a—  .Lullt    «*-  «  '  r»;  .  l t  -     —  »  .....        tf-._i.Ll_». 

rnaaam  ».  am  i .  i  *>■  assa,  ranp*}  r»i»m  -    ••      »••.>.  r.rkrnnnanaBaniB%amaanaBaangi 
Vererbung,  Zweck,  Wille.  Bedarfnie,  Periode.  Wert.  Irrationalhunue,  Tod. 

a>b*asfamnen  nennt  8raA»oaa  (Lebenaformsa*,  1921)  die  typiochen 
Kategorien,  mit  denen  «fr  die  Mannigf altigheit  dea  gearthjen  Lebena  ■nffeama  tonnen. 
Nach  H.  Scaotn  (ReligiotamhBoeopUe.  1911,  188)  sind  Lebensformen  der  Religion 
diejenigen  allgetnem-menecblfeh  bedeutaamen  Geataltnngen  der  Religion,  die  im 
Weaen  der  Religion  begründet  aind. 

a>benageiat«r  oder  Nerrengeieter  (..epiritue  animafee''. 
animaux")  nannte  man  feinste,  äußeret  bewegliche  Teilchen,  die  aus  dem 
geaehswden  werden  sollen,  ins  Gehirn  gelangen  und  von  hier  aus  durch  die  Nerven 
und  Muskeln  strömen,  um  den  Körper  an  bewegen.  Diese  Lehre  geht  auf 
angan  dea  Ahistotelbs  (De  anima  467  a  11),  der  Stoiker  u.  a.  aarftok  a 
sich  bei  Baoox  (Novum  Organon  II.  7),  Hobbxs  (De  corpore,  C.  26),  DaaCAaxas 
(„partes  aanguinis  subtilimimae  oomponunt  spiritus  animales",  Passion,  anim.  I.  7. 


Lebenskraft  -—  Lehrsatz.  363 


10  ff.),  nach  welchem  die  L.  zwischen  Seele  (s.  d.)  und  Leib  vermitteln,  Malebbanche, 
Platneb  (Philos.  Aphorismen  I,  §  151),  Bonnet  u.  a.,  auch  bei  E.  v.  Bebger, 
Teoxleb  u.  a. 

Lebenskraft    s.  Leben. 

Lebensphilosophie  ist  die  Lehre  vom  Sinn  und  Wert  des  Lebens,  von 
den  Aufgaben,  Zwecken,  Zielen  des  Lebens,  von  der  richtigen,  zweckvollen  und  wert- 
vollen Lebensführung.  Gewöhnlich  tritt  sie  als  Teil  der  Ethik  (s.d.)  auf.  — Neuerdings 
ist  der  Begriff  „Lebensphilosophie'1  oder  „Philosophie  des  Lebens"  zur  Sammel- 
bezeichnung für  solche  Denker  geworden,  die  wie  Nietzsche,  Dilthey,  Beegson, 
Simmel  u.a.  vom  „Erleben"  als  der  geistigen  Urtatsache  ausgehen.  — Vgl.  zurersteren 
Bedeutung  die  Schriften  von  Seneca,  Epiktet,  Marc  Aurel  u.  a.,  Montaigne, 
Spinoza,  B.  Gbactan  (Handorakel,  übers,  von  Schopenhauer),  Goethe,  Kant, 
Fichte  (Anweisung  zum  seligen  Leben,  1806),  Schopenhauer,  Nietzsche,  Emerson 
(Die  Führung  des  Lebens,  deutsch  von  Mühlberg,  o.  J.),  Ruskin  (Aphorismen  zur 
Lebensweisheit,  o.  J.),  J.  Lubbock  (Die  Freuden  des  L.s3,  1891),  Cablyle,  Tolstoj 
(Der  Sinn  des  Lebens,  1901)  u.  a.;  J.  Galba,  Allgemeine  Lebensphilosophie,  1849; 
Krause,  Lebenslehre2,  1904;  Eucken,  Der  Kampf  um  einen  geistigen  Lebensinhalt, 
1896;  Die  Lebensanschauungen  der  großen  Denker,  9.  A.  1911;  Mensch  und  Welt, 
1920,  u.a.  (s.  Geist);  A.  Svoboda,  Ideale  Lebensziele,  1901;  Münzeb,  Bausteine 
zu  einer  Lebensphilosophie,  1909;  O.  Ewald,  Gründe  und  Abgründe.  Präludien 
zu  einer  Philosophie  des  Lebens,  1909;  Lebensfragen,  1910;  Joh.  Müller,  Von 
den  Quellen  des  Lebens,  1910;  Hemmungen  des  Lebens,  1908;  Blätter  zur  Pflege 
des  persönlichen  Lebens;  F.  Müller-Lyeb,  Der  Sinn  des  Lebens  und  der  Wissen- 
schaft, 1910;  J.  Bübde,  Die  Philosophie  des  Lebens,  1910;  Lhotzky,  Leben,  1909; 
Lynkeus  (Popper),  Das  Pvecht  zu  leben  und  die  Pflicht  zu  sterben3,  1903;  E.  Hob- 
seffeb,  Wege  zum  Leben,  1908. 

Zur  neueren  Bedeutung  des  Begriffes  Lebensphilosophie  vgl.  außer  den  Schriften 
von  Bebgson,  Dilthey,  Nietzsche  besonders  Rickebt,  Die  Philosophie  des  Lebens, 
1920  (ablehnend);  Scheleb,  Versuche  einer  Philosophie  des  Lebens  (in:  Vom  Um- 
sturz der  Werte  II,  1919);  Freyeb,  Antäus,  1920 2;  Kölsch,  Das  Erleben,  1920: 
Simmel,  Lebensanschauung,  1918;  Jaspers,  Psychologie  der  Weltanschauungen, 
1919;  Spranger,  Lebensformen2,  1920;  Frischeisen-Köhler,  Philosophie  und 
Leben,  Kantstudien,  1921;  Müller- Fbeienfels,  Phil.  d.  Individualität2,  1922.  — 
Vgl.  Sittlichkeit,  Syntagma,  Wert,  Kultur,  Geschichte,  Mensch,  Moralist,  Soziologie, 

Leer   s.  Raum,  Begriff  (Kant). 

Legalität  (Gesetzlichkeit,  Gesetzmäßigkeit)  der  Handlungen  ist,  nach  Kant, 
von  der  Moralität  (s.  d.)  zu  unterscheiden.  Eretere  ist  die  „bloße  Übereinstimmung 
oder  Nichtübereinstimmung  einer  Handlung  mit  dem  Gesetze  ohne  Rücksicht  auf 
die  Triebfeder  derselben",  während  bei  der  Moralität  die  Idee  der  Pflicht,  des  Sitten- 
gesetzes selbst  das  Motiv  der  Handlung  bildet  (Metaphysik  der  Sitten,  Einleit. ;  vgl. 
Grundleg.  zur  Metaphys.  d.  Sitten,  2.  Abschn.).  Legal  ist  eine  „pflichtmäßige" 
Handlung,  moralisch  (sittlich)  nur  eine  Handlung  „aus  Pflicht,  d.  i.  aus  Achtung  fürs 
Gesetz",  „bloß  um  des  Gesetzes  willen",  nicht  etwa  bloß  aus  Neigung  zu  dem,  was 
die  Handlung  bewirken  soll  (Krit.  d.  praktischen  Vernunft,  I.  Tl.,  1,  3.  Hptst.). 

Lehnsatz    s.  Lemma. 
Lehrsatz    s.  Theorem. 


HM  Leib. 


I  .  ib  (9*ßm,  corpua)  haifit  der  belebte,  beseelte,  organhnarte  Körper,  den  daa 
Ich  (s.  d.)  infolge  dar  hmoadaiaa  faphBihjhall  ihanltiiia  warn  erlebenden  Subjekt 

Herrschaft  auaObt,  K  »  <*•■  •»  •*»  Iiht  salbet  findet,  um  eich  dum  aber  als 

peycbologtoehea  Subjekt  von  «einem  Leibe  m  iinlmachiikWi     Dana  bildet  dar  Laib 
ebenen  etaeaInhebaaiae«BewuBtmii»w^  Der  Leib  Ufit  aieh  aber. 


Laib  wie  jeden  aoderaa  Körper  als  Komplex  (bcw.  Gefaga.  Syetem)  voa 
Elementen.  Kräften,  Fnerfian,  Bewegung«  n  aoffaftt.  So  gefafit.  eteht  dar  Law  mit 
den  übrigen  Körpern  hu  Wechselwirkung,  ahmt  aber  mh  dar  Seele,  dem  ftychbcneu. 
welche«  in  dieaem  Kanaarmaammenhang  abfände  »ntfcnaiawi  kann.    t.  Dar  Laib 

**IDe*m    »rn   HM  SMS  VOQ  QBaVMml  IMMD  VmMmttVHOMT  GfUmMSH    UOQ   V*  QAIU1  0fli  VMAttv' 

kxmematar  Zaaaaamahaaf  roa  Eseprmdunaeo,  Wahraehawmpinhalten.  Strebaaaea 
n.dgL,  aaa  deaea  eteta  aar  eia  Teil  hervortritt,  wahrend  rieh»  uatarbewafit  bleibt, 
aleh  abhabt  (a>  Fhyetoch).    Dh 

r.  Lri».-«  pbjM  »rh«.n  tn»t  /t:i 


N»«-drr»4  hUe  fiammbaa. 
Nur  weaa  maa  diaaa  doppalt«  Betrachtungen  «ad  Krkmntni««»  hm  da« 
Leibat  feethah,  kann  maa  ebeoaowohJ  daa  Forderunfen  da«  „paychophyatorben 
(e.  d.)  ala  daa  lebendigen  Wechselbetiehungea  nriaohaa  Laib 
cht  werden  (vgl  Eatan,  Leib  u.  8eeb,  1906;  Geh*  u.  Körper.  1011). 
Dar  aohroffe  Daafiamua  (e.  <L)  ateUt  daa  Laib  dar  8eele  all  eine  batMogens  Sab. 
ataas  entgegen  und  vertat  oft  daa  Leib  aahr  gering.  So  iat  nach  Plato*.  daa  I 
platoaikera  u.  a,  dar  Laib  ahm  FameL  am  Karkar  dar  Saale  (e.  d.).  —  Saab 
AataroTBUM  tot  der  Laib  im  Vernahm«  aar  Saab  ahm  Potent,  welche  durch  die  See» 

fft»  Gel  VSV^VttmmVQmW  <WmfO  mmMi  ImmT  Smmml  ^VOVmUmMIflB  QaVO»  2  Wmml  OHt   aJElD  MNBHmmmK  mftÄ^Ot^ 

Soholaetiker.  wahrend  Aüovamroa  mehr  im  Smne  Platoxs  denkt  and  eplter 
Dsatuasm  Seele  (e.  d.)  and  Law  ala  twal  eolUg  verschiedene  Sabataaaaa  betrachtet, 
daran  Wiiibsiilliiibhaamin  aaoh  ihm  und  den  Ohkasionalisten  (s.  d.)  durch  Gott 
rermitteh  werden  mamaa.   Dagegen  lehrt  Sraroca  monietmoh:  Saab  und  Leib  amd 

DUT  XWTl   DftflPlaWCiMtl  OTB09  QOQ  CmMBBlO0B  l^TttHMHI  IVB.    IOCODtJatSpfaVOmOptaaCl»  ttHu 

Lamms  spirituelbttoch:  Dar  Leib  beateht  aaa  aealeaarthjen  einfachen  Weaen, 
..Monaden"  (a.  d.).  Nach  Kavt  tot  rielfaoh  dto  Anaicht  aar  Geltung  geknmmen,  dafi 
der  Leib  eine  Eracheinung  oder  Betrachtungaart  demelben  Wirklieben  tot.  daa  dem 
unmittelbaren  Erleben  ab  Seeb  «Ich  darstellt  (Facnra,  Wunrr  u.  e.;  e.  Identität» 
philoaophto).  So  tot  nach  BomonanAUMM  der  Laib  die  „ObjektivitAt",  ..Sichtbarkeir 
dea  Ding  an  sich,  welches  „Wille"  tot,  das  ..unmittelbare  Objekt*4  das  Erkaanetu, 
welche«  einmal  ab  Körper,  dann  aber  auch  ab  WiDe  eich  darstellt-  Der  Leib  tot  dar 
..sichtbar  gewordene  Wille",  dto  Aktion  des  Leibes  tot  der  „objektivierte,  d.  h.  in  die 
Anachauung  getretene  Akt  dea  Willens"  (Die  Welt  ab  WiDe  u.  Vorstellung.  L  Bd.. 
«lgff.k 

Ab  äußere  Daaeinsweise  dea  Innenseins  des  Leibes,  welche«  selbst  aeebnsrtip 
ist,  betrachten  den  materiellen  Leib  Brxxxa  (System  der  Metaphye.,  1840,  8.  01  ff 


Leiden.  365 

192  ff.;  Das  Verhältnis  von  Leib  u.  Seele,  S.  239  ff.),  Lotze,  Fortlage,  I.  H.  Fichte 
(„innerer  Leib",  der  L.  als  „Raum-  und  Zeitbild  der  Seele",  Psychologie,  1864  f.,  I, 
13;  II,  81;  Anthropologie,  1860,  S.  269  ff.),  Teichmüller  u.a.  Nach  A.  Lassos 
ist  der  L.  an  sich  ein  „System  von  ideellen  Beziehungen",  dessen  Substanz  die  „Form" 
ist.  Der  L.  ist  „Seelenerscheinung",  ein  „Erzeugnis  der  Seele",  vom  „Körper"  zu 
unterscheiden.  Er  ist  der  „Niederschlag  des  gesamten  Inhalts  aller  unserer  Erlebnisse", 
das  „äußerlich  gewordene  Gedächtnis  der  Seele",  die  Erscheinung,  der  Ausdruck  der 
Seele;  er  ist  kein  Ding,  sondern  ein  Prozeß,  ein  sich  Aufbauen  (Der  Leib,  1898).  Nach 
Bergsox  ist  der  L.  eine  Verkörperung  des  Geistigen  und  ein  Organ  desselben,  ein 
Aktionszentrum  („centre  d'action"),  ein  Mittel  zur  Auslese,  zur  Wahl  der  verschie- 
densten Betätigungen  („instrument  de  selection"),  aber  keine  Quelle  von  Vorstellungen, 
da  er  selbst  nur  ein  Komplex  von  „Bildern"  wie  die  anderen  Körper  ist.  Er  ist  ein 
Ausschnitt  aus  dem  stetigen  Werden,  der  schöpferischen  Entwicklung  (s.  d.),  der 
„reinen  Dauer"  („une  coupe  transversale  de  l'universel  devenir"),  welche  das  geistige 
Leben  ausmacht.  Er  ist  ein  sensorisch- motorischer  Apparat,  ein  Sitz  von  motorischen 
Gewohnheiten  („habitudes  motrices"),  von  Handlungsbereitschaften  (s.  Gedächtnis). 
Seine  Rolle  besteht  darin,  die  Erfahrungen  der  Vergangenheit  aufzuspeichern  und  in 
aktuelle  Handlungen  überzuführen,  Handlungsmöglichkeiten  zu  verwirklichen. 
(Matiere  et  memoire8,  1910,  S.  1  ff.,  150  ff.,  197  ff.,  251  ff.;  vgl.  Materie,  Seele).  Seele 
und  Leib  sind  zeitlich  verschiedene  Momente  des  Werdens.  Nach  Joel  sind  Seele 
und  Leib  Gegensätze  und  zugleich  Komplemente,  Korrelate.  Der  Leib  ist  die  Objek- 
tivierung unseres  Seins,  die  passive  Seite  desselben,  während  die  Seele  Aktivität, 
Variation,  Aufschwung  ist.  Der  Leib  ist  ein  Denkmal  unseres  Lebens,  ist  „erstarrte", 
„gebundene"  Seele,  Instrument  und  Ausdruck  der  Seele,  deren  Funktion  er  vor- 
bereitet oder  fortsetzt.  Seele  und  Leib  sind  Funktionen,  die  ineinander  übergehen 
können  (Seele  und  Welt,  1912,  S.  60 ff.).  —  Vgl.  Du  Peel,  Monistische  Seelenlehre, 
1887,  S.  128 ff.;  WuroT,  Grundz.  d.  phys.  Psychologie  I«,  1908,  S.  11;  Bbadley, 
Appearance  and  Reality,  1897,  S.  295  ff.,  Schuppe,  Grundr.  d.  Erkenntnistheorie  u. 
Logik,  1894,  S.  26  f..  E.  Becher,  Gehirn  und  Seele,  1911;  H.  Borcttatj,  Leib  u. 
Seele,  1911;  R.  Willy,  Die  Gesamterfahrung  vom  Gesichtspunkt  des  Primär- 
monismus,  1908  (Die  Außenwelt  ist  der  „Leib  der  menschlichen  Gattung").  Nach 
Müller-Freientels  (Phil,  der  Individualität 2,  1922)  ist  der  Leib  einer  der  sieben 
Aspekte  der  Individualität ;  Driesch,  Leib  und  Seele,  1920;  Rei>txger,  Das  psycho- 
physische  Problem,  1916.  —  Vgl.  Körper,  Seele,  Physisch,  Wechselwirkung,  Identitäts- 
philosophie. 

Leiden  {^äa%eiv,  zzäSo*,  passio)  ist  das  Korrelat,  der  Gegensatz  zur  Tätigkeit, 
zum  Tun.  Leiden  (Erleiden)  ist  ein  aufgezwungener  Zustand,  ist  ein  Geschehen,  das 
von  etwas  „Fremden"  abgenötigt  ist,  das  in  oder  an  einem  Wirkungsfähigen  erfolgt, 
aber  nur  als  erzwungene  Reaktion  von  ihm  ausgeht.  Im  engeren  Sinne  ist  Leiden 
ein  mehr  oder  weniger  andauernder  Zustand  des  intensiven  Schmerzes  und  der  Unlust. 

Als  eine  der  „Kategorien"  (s.  d.)  tritt  das  „Leiden"  (ndoxeiv)  bei  Aristoteles 
auf  (Categor.  1,  11  b  1  f.;  De  anima  II,  5;  De  gener.  et  corrupt.  7,  324  a  11).  Die 
Relativität  der  Verschiedenheit  von  Tun  und  Leiden  erkennt  schon  Plottj?  (Ennead.  VI. 
1,  19).  —  Nach  Spinoza  leiden  wir,  wenn  wir  nur  Teilursache  eines  Geschehens  sind 
(Eth.  IV,  prop.  II,  demonstr.).  Insbesondere  leiden  wir,  wenn  wir  Affekten  (s.  d.) 
ausgesetzt  sind  und  die  Dinge  nicht  adäquat  erkennen  (1.  c.  V.  prop.  V— VI,  XVII, 
XX).  Nach  Leibniz  verhalten  sich  die  „Monaden"  (s.  d.)  leidend,  wenn  sie  verworrene 
Perzeptionen  haben  und  der  Grund  von  dem,  was  in  ihnen  vorgeht,  in  einem  andern 
enthalten  ist  (Monadolog.  49,  52).    Fichte  betrachtet  das  Leiden  (die  Affektion)  des 


.)M> 


Ich  durch  die  Objekt«  aar  eis  mndudeile,  eafanhabfa*,  gihiweih  Tätigkeit  dee  loh 
(GrundL  der  geeamten  Whra  am  heftete  hrc.  8.  63  ff..  7811.).  VgL  HC»»b-8cäleideh. 
Dm  Deeefai  ek  Lact,  Leid  n.  liebe,  1881 ;   r.  Kam.**.  Dm  Problem  dee  La».  1911 ; 

1 1^  bei  NlllMBll.  1911.  -  VgL  ReeeptiritAt.  Objekt. 


LeMeierhaft  (^o«,  pMeio)  iei  eine  rar  Herrschaft  über  de.  Vc 
und  WIDenelebeo  phocnmcnc,  dauernd 
von  beetiauaenr  Richtung  «ad  grnter  Starke,  welche*  eh  Dumositioa  bereitliegt,  «ad 
suf  Befriediguag  lauert,  oder  eine  Abfolge  heftiger  Geren»  oad  Affekt*  (s.  d.).  Die 
L  iei  ecJmrfntohtig  ha  Aufeuchea  dee  ä 
mert  um  die  Folget»  Ihrer  Befriedigung  etrebt 


die  Ihr  gtawtig  eind.  befonagt  aad  eilee  andere  leriekrlilagt.  Dm  Lmpulei  re.  Koa- 
matriereade  dar  L  het  eher  msnnhmil  euch  gute  Wirkungen  für  dM  Headern,  aad 
•o  keaa  eine  L  eaah  eoa  Wert  «ein.    Ee  gibt  eamfiehe  aad 


(•.  d.)  aa 
•<  hieden,   Dum  gMchirht  erat  bei  Karr.   Em»  L  krt  n*^h  Ihm 
Herreeheit  Aber  eich  seihet  ■uaeohhsfU"  (Religioa  innerhalb  der  Oreaaea  dar  blatten 
Vernunft,  Unir.BibL.  &  St),  die  „Neigung,  durch  welche  die  Vernunft 
wird,  eie  in  Amwanng  einer  geahna«  Wahl  mit  dar  Summe  aller  Neigung* 

i"  (AathropoL  I.  f  77L  „Wo  viel  Affekt  iet,  de  iet  pineiniglich  wenig  Leiden- 
t  (I.  c  f  72k  Ähnlich  lehren  Maas  (Veraaeh  aber  die  Lc**n*chaften,  1805.  I. 
30,  47  ff  .  II.  7  ff.).  Fans  (AathropoL  I.  f  74)  u.  a.  -  Nerh  Haoex  iet  es  die  „List 
dar  Vernunft*.  daß  eie  ia  der  Geschichte  die  I  ■Heneohefren  der  Indiridaea  für  eich 
wirkea  laBt  (Philo*,  der  OwaMiahN.  üaiv.BlbL.  8.  70).  -  Naoh  flniiK  wird  eine 
Begierde  rar  I*,  weaa  eie  tu  «teer  Herreeheit  gelangt,  wodurch  die  praktieche  Über- 
legung aa*  Ihrer  Richtung  kommt  (Lehrbach  rar  PiveboL»,  8.  81;  vgL  PeyehoL  ab 
Wissenschaft  11.  f  107).  Die  L  iet  eine  dauernde  DiepositioB  tu  nigetningea  (vgL 
Nabxow«t.  Dm  Gefühlsleben,  186t,  S.  363;  3.  A.  1807);  Haokma**,  PsychoL». 
1811,  8.  138  f.).  Nach  Hörrmao  iet  eie  ..die  cur  Natur  gewordene,  durch  Gewohnheit 
eingewunehe  Bewegung  den  Gefühls"  (PeychoL«.  1801.  8.  388).  nach  Roor  eine  feet 
gewordene  Gemütsbewegung  mit  einem  intellektuellen  Dement  (Eaeai  aar  Im  | 
1807).n*d»Jow.(IiehrbBchdM^JchoLIl^  1909)  u.a.  eine i 
Draorr  eine  „Gefühlefolge"  (Einfuhr,  ia  die  Psychologie.  1808.  S.  100).  Nach  Wcanr 
iet  eie  rein  psychologisch  nicht  rom  Affekt  tu  trennen  (Grundr.  d.  PsychoL»,  1803, 
S.309).  Vgl.  M.  Msraa,  Die  Lehre  dM  ThomM  Ton  Aquino  de  paamion.  animae,  1813. 

U  i«tmn*a wertet  Nach  MOaenaano  ethische,  dar  Selbstbetätigung  der 
Welt  dienende  Werte,  die  Opgsncfnil  der  Würdigung  eind:  Wirtschaft,  Recht, 
Sittlichkeit.    (Ph.  d.  Werte,  1808.) 

Lemma  (ifrj*«,  eamptio):  Lehramts,  d.  h.  ein  Lehnetc  der  ah)  ein  von  einer 
anderen  Wissenschaft  bewieeener  von  einer  DanluHn  Obernommen  wird. 

l-crncn    e.   Gedächtnis,   Reproduktion.  Memorieren,   Pädagogik,    AucmaMB 

Lethargie    (Xt&affla):    Zustand    eeeliecher   Stumpfheit    und    Passivität; 

insbesondere  der  schlaf  Ähnliche  Zustand  in  der  Hypnose  (s.  d.). 

Lewitation:    Im   Spiritismus  Freischweben   organischer  und  anorgeniecher 

Körper  (s.  Spiritismus). 


Liberum  arbitrium  —  Liebe.  367 

Liberuni  arbitrium  (freie  Entscheidung):  Wahlfreiheit,  Fähigkeit, 
etwas  zu  wollen  oder  nicht  zu  wollen;  Fähigkeit,  auch  das  Entgegengesetzte  zu  wollen, 
sich  für  etwas  ebensogut  wie  für  dessen  Gegenteil  entscheiden  zu  können;  Fähigkeit 
des  Willens,  sich  bei  vollkommener  Gleichgültigkeit  zweier  Motive  doch  für  eins  zu 
entscheiden  („lib.  arbitr.  indifferentiae":  „la  puissance  de  vouloir  ou  de  ne  pas  vouloir, 
ou  bien  de  vouloir  le  contraire":  Malebranche).  Vgl.  Augustinus,  De  libero  ar- 
bitrio,  1;  Thomas,  Sum.  theol.  II,  83,  3;  Lelbniz,  Theodizee,  I.  B.,  §46.  —  Vgl. 
Willensfreiheit,  Motiv. 

Libido:  ursprünglich  das  geschlechtliche  Begehren.  Zum  Zentralbegriff 
erhoben  in  der  Psychoanalyse  (s.  d.),  vgl.  Fbeud  (Drei  Abhandl.  über  Sexualtheorie). 
Bereits  bei  Fbeud  jedoch  erweitert  sich  der  Begriff,  so  daß  er  bei  seinen  Schülern, 
Jung  vor  allem,  gleichgesetzt  wird  dem  Begriff  „psychische  Energie"  (Jung,  Wand- 
lungen und  Symbole  der  Libido,  1912,  125  ff.). 

Licht    s.  Gesichtssinn,  Lumen. 

I/iebe  (£$>o>»,  amor)  ist  ein  Sich-hingezogen-Fühlen,  Hinstieben  zu  etwas 
(einem  Gegenstand,  einer  Person),  dauernde  Lust  und  Freude,  Neigung,  Sympathie, 
hervorgerufen  durch  einen  Gegenstand,  der  uns  durch  seine  Eigenschaften  unmittelbar 
als  für  uns  wertvoll,  als  Quelle  der  Beglückung  unseres  (sinnlichen  oder  geistigen) 
Ich  erscheint,  dauernde  Lust  an  der  Gegenwart  einer  Person,  an  der  (sinnlich-geistigen) 
Vereinigung  mit  ihr,  am  Besitze  derselben.  Die  L.  nimmt  die  verschiedensten  Formen 
an,  entwickelt  sich  von  einer  sinnlichen  egoistischen  Form  zu  einer  (relativ)  selbst- 
losen, aufopfernden,  nur  das  Wohl  des  Geliebten  begehrenden,  geistigen  Liebe.  In 
der  Liebe  kommt  das  Streben  nach  Ergänzung  des  eigenen  Ich,  nach  Erweiterung 
desselben  zum  Ausdruck,  insbesondere  in  der  allgemeinen  Menschenhebe  und  in  der  Liebe 
zur  Gottheit  oder  zum  AU-Einen,  mit  dem  wir  uns  eins  fühlen  und  dem  wir  zustreben. 

Als  kosmisches  Prinzip  erscheint  die  Liebe  in  den  Veden,  bei  Hesiod,  Empe- 
dokxes.  Nach  letzterem  sind  Liebe  oder  Freundschaft  (yiAötTje,  q>Ma)  und  Haß 
oder  Streit  (vetxog)  die  Grundkräfte  des  Geschehens,  welche  abwechselnd  vorherrschen. 
Die  Freundschaft  hält  erst  alles  zusammen,  bis  dann  der  Streit  die  Vielheit  der  Einzel- 
dinge entfalten  läßt,  worauf  schließlich  die  Liebe  wieder  alles  zu  dem  göttlichen 
Sphairos  vereinigt  —  ein  ständig  sich  erneuernder  Prozeß  (Diels,  Fragmente  der 
Vorsokratiker  I).    Vgl.  Aristoteles  (unter  „Gott"). 

Das  Christentum  faßt  Gott  als  die  Liebe  auf  und  predigt  die  allgemeine 
Menschenliebe  ( auch  schon  die  Stoiker,  Epiktet,  Seneca).  — Augustinus  definiert 
die  L.  als  ein  nach  Vereinigung  strebendes  Leben  („vita  quaedam  copulans  vel  co- 
pulare  appetens",  De  trinitate  VIII,  10).  Das  höchste  Glück  hegt  in  der  Gottesliebe 
(1.  c.  XIII  f. ;  wie  auch  Platon,  Anselm,  Bebnhabd  von  Clatbvaux,  Hugo  und 
Richard  von  St.  Victob,  Eckhabt,  Raymünd  von  Sabunde,  Leo  Hebbaeus, 
N.  Taubellus,  Campanella,  G.  Bbuno,  Spinoza,  Lelbniz,  J.  Edwabds,  Fichte 
[Anweisung  zum  seligen  Leben],  Chb.  Kbause  u.  a.).  Die  Scholastiker  unter- 
scheiden sinnliche  („amor  sensitivus")  und  geistige  L.  („amor  intellectivus"),  ver- 
langende („amor  concupiscentiae")  und  wohlwollende  L.  („amor  benevolentiae");  vgl. 
TH0M4.S,  Sum.  theol.  I,  25,  2;  26,  1  f. 

Nach  Descabtes  ist  die  L.  eine  physiologisch  bedingte  Gemütserregung,  welche 
die  Seele  zur  Vereinigung  mit  den  ihr  angemessenen  Gegenständen  antreibt  (Passion, 
anim.  II,  79;  vgl.  82  ff.).  Nach  Spinoza  ist  sie  eine  mit  der  Vorstellung  ihrer  Ursache 
verknüpfte  Freude  („laetitia  concomitante  idea  causae  externae",  Eth.  III,  prop.  XIII, 
schol.).    Nach  Leibnlz  ist  sie  ein  Trieb,  an  dem  Glücke  einer  Person  teilzunehmen, 


368 

die  Fronde  an  diesem  Oiftck  (Hobt.  EmIi  II.  IL  20,  §  4;  Oper»  ed.  «Mmann. 
Ahnboh  definiert  Oka  Wot**  (Vernunft.  Uedanken  von  Gott  .  .  .  1.  f  440).    Ka*t 
top  der  „TUtsnlngbrihm"  Liebs  der  Neigung,  db  er  sthisnh  nicht  hoch 

die  „praktische"  liebe,  die  „im  WiDea  Hegt  und  nicht  im  Hin*  der  Emp- 
findung". In  dieeem  Sinne  heißt  den  Sechsten  hebe«,  „aUs  Flucht  fegen  ihn  gern 
ausüben".  Gott  lieben  heilt»  «nhe  Gebote  gerne  tun*  (Krit.  <L  prahl  Vernunft, 
Unir.BibL.  8.  100  ff.).  Um  Pflicht»  zu  neben,  gibt  es  nicht,  wohl  eher  eine  Pflicht 
mm  titigen  Wohlwollen  (rgL  Grundleg.  nv  Metaphys.  der  ritten.  1.  Absch.; 
phgeJk  der  Sitten  II;  Tngendhhre,  Bnhdtsmg  XI ;  TgL  Rigorismus).  -  VgL 
«aus*.  Die  Welt  ab  Wille  u.  Vorstellung.  IL  Bd..  IL  44  (Der  Will*  nun  Üben  eis 
(trnnd  der  flesiihlsohmWelny  die  eine  Iflosfcm  int»  Insnwiii  eie  tfrM  dem  Individuum. 

der  Gattung,  der  Tebsnosihsllnng  dient);  L.  Fscsmaaca,  Den  Weaen  des 
6.  K.;  TncuCua.  Ober  de«  Wesen  der  L.  1870;  Mjchsxi 
liebt,  SV  A.  1800;  DüBOO»  Psjuhosjgis  der  L,  1800;  Dasttuj,  Psychologie  de 
l'emoor.  4.  ed..  1001;  Hörrwno.  Psychologie»,  &  142.  104;  Haasmajrx,  Psycho 
loe>«.  1011;  M.  L.  St»*«.  Mankthsh«  Ethik.  1011;  W.  Böteau.  De«  liebesieben 
in  der  Nntar.  1808L;  Mimouu.  Physiologie  der  U,  1004;  O.  Wsumon. 
Qeeohleeht  u.  Ckerekter.  IIA  1000  (Bimztmbtet,  M  +  W,  reliwHnhe  und  weib- 
hohe  Flsniints  in  Jedem  Minsesis  eiwinigt);  8,  Fssvd,  Drei  Ihsssdrnngsn  zur 
Sezueltheorie».  1010:  Ober  Psjuhosnslyss,  1010;  2.  A.  1912;  hL  Roesrnuu  Die  L.. 
1018;  Fbajou,  Die  L.  als  Weltprinzip,  1181;  K.  K«r.  Ober  L.  n.  Ehe»*.  1006; 
hi  Sussja**.  Die  L,.  1018.  Nach  Sonnt««  (Zur  PhlnomenoengW  and  Theorie  der 
njintiilln«gnflihhn  1018.  68  f.)  ist  Liebe  die  „mtentfanele  Bewegung,  in  der  eich  reo 
sgejss,  s«g«bi  ...  i  \\.  ti,  |  bsj  um  fcmsmtsssej  -  bjsj  bntejM  W,  rhu  ■■■■ntJt.  lUtf 
•st  die  entgegengeneute  Bewegang.    Nnoh  Bratin»  (Ubensforrnen.  1088«.  08.  ist 

f  e*»lw  AL*      'aLL 1  -  M ■  _      *— -  ..     ■      .      .  J *lT«»nt—  ntilitili      it-M-et      -*--      f  ■  .  ■■iri.  n 

Mevfev     taKmWV     IUAsjPOQ     •* 

Senfe,  nicht  bloO  zu  ihren  Wertwirkhohketten'' ;  Leons,  Die  drei  rknfen  der  Erotik. 
1018;   Blühe».  Die  Rolle  der  Erotik  in  der  mlrmhVrhan  Osnrnschsft  I.    (Die  mann 
Liebe  (der  typus  invereus)  eehefft  die  kUonerbünde.  den  8u*t);   Ksriza 
Reimtsgsnuch  eine«  Philosophen,  1081*;   t.  Duo,  Philosophie  der  Liebe. 
1080.  -  VgL  Selektion.  Genie.  Ästhetik.  Gesetz  (A»*dt).  Libido.  Psycboenalyee. 

Mgtjg,  intellektuelle  Gottee  („emor  intellectnebe  DsT*  ist,  nech 
Sratotx.  ein  Teil  der  Liebe,  mit  der  Gott  eich  «übet  hebt.  Diese  Liebe  verschafft 
uns  die  Erkenntnis  der  Dinge  „sub  epede  seternitetis".  eh  ewig  notwendige 
»os  der  göttlichen  Einheit,  sn  der  «neh  wir  gehören.  Diese  liebe,  die  des 
Gut  iet,  ist  die  Liebe,  mit  der  Gott  sich  in  seinen  Modifikationen  selbst  Bebt  (»per« 
est  infiniti  amoris.  quo  Deum  ee  ipsum  sunt").  Die  Liebe  zu  Gott  iet  zugleich  die 
Liebe  Gottee  zu  den  Menschen  (Eth.  V.  prop.  XV ff.;  rgi.  schon  Acocsmrvs.  Soli- 
loqu.  I.  2;  De  triniute  XIII  f.;  Jon.  Scotts  Esitromts,  De  dirisiooe  nsturee  1.  76; 
Meister  Eckhast.  Deutsche  Mystiker,  hrsg.  von  F.  Pfeiffer,  IL  034  f. :  Lno  Hkkkabts, 
DUlogi  di  smore  1635  u.  s.)-    VgL  Liebe. 

liebe,  platonische,  ist  eine  nicht  sinnliche,  rein  geistige  Liebe  ohne 
Begehren,  insbesondere  sber  der  philosophische  Eros,  dss  Streben  nach  dem  Schauen 
und  Erkennen  des  Seienden,  der  Ideen  (s.  d.),  des  Guten  und  8oh6nen.  des  Götthohen. 
Der  Eros  wirkt  als  geistiger  Zeugungstrieb  und  treibt  uns  empor  ins  Reich  des  Idealen 
(Symposion,  178  ff..  206  E.;  RepubL  V,  478  L,  605  s;  vgl.  L.  Roms,  Le  theorie 
pistonicienne  de  l'amour.  1008).  VgL  L.  Ziboleb,  Der  sbendlind.  Rationahsmus 
u.  oVr  Eros.  1005. 


Limitation  —  Logik.  369 

Limitation:  Einschränkung,  Beschränkung.  Sie  ist  nach  Kant  eine  der 
Kategorien  (s.  d.),  ist  „Realität  mit  Negation  verbunden'"  (Krit.  d.  rein.  Vernunft, 
2.  A.,  hrsg.  von  Valentiner,  1906,  S.  123).  —  Limitativ:  beschränkend.  Limi- 
tative  oder  unendliche  Urteile  heißen  seit  Kant  Urteile,  welche  der  Form  nach 
bejahend  sind,  aber  ein  negatives  Prädikat  enthalten  (S  ist  non-P).  Sie  zeigen  an, 
daß  ein  Subjekt  außer  der  Sphäre  des  Prädikates  irgendwo  in  der  unendlichen  Sphäre 
möglicher  Prädikate  liegt,  die  nur  in  Beziehung  auf  ein  bestimmtes  Prädikat  beschränkt 
wird.  Durch  den  Satz:  die  Seele  ist  „nichtsterblich"  setze  ich  die  Seele  als  eins  von 
der  unendlichen  Menge  Dinge,  die  übrig  bleiben,  wenn  ich  das  Sterbliche  wegnehme; 
dadurch  „wird  nur  die  unendliche  Sphäre  alles  Möglichen  insoweit  beschränkt,  daß 
das  Sterbliche  davon  abgetrennt  und  in  den  übrigen  Raum  ihres  Unifangs  die  Seele 
gesetzt  wird"  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  90 f.).  Vgl.  Cohen,  Logik,  1902,  S.  69  ff.; 
J.  Keller,  Zur  Geschichte  u.  Kritik  des  unendlichen  Urteils,  1876.  Das  „praedi- 
catum  infinitum"'  unterscheidet  schon  Wilhelm  von  Occam  vom  ,.pr.  negativum". 

Liingam:  In  der  indischen  Philosophie  das  Merkmal,  auch  der  Phallus, 
ferner  der  innere  Mensch,  der  „feine  Leib".     Deussen,  60  Upanishads,  1905. 

Logik  [Aoytxt],  logica,  von  Aöyos,  Gedanke,  Vernunft)  ist  (im  engeren,  die 
Erkenntnistheorie  ausschließenden  Sinne)  die  Wissenschaft  vom  „richtigen  Denken", 
genauer:  von  den  Formen,  Bedingungen,  Voraussetzungen  (Prinzipien),  Gesetzen, 
Normen,  des  richtigen,  d.  h.  seiner  Idee  entsprechenden,  zur  Erreichung  seines  Zieles 
tauglichen  Denkens.  Sie  entlehnt  von  der  Psychologie  des  Denkens  sowie  von  den 
einzelnen  Wissenschaften  und  deren  Geschichte  den  („phänomenologischen")  Tat- 
bestand der  Denkprozesse  und  Denkgebilde,  geht  aber  über  alle  Psychologie  hinaus, 
da  sie  nicht  das  Denken  als  psychischen  Vorgang  beschreiben  und  erklären,  sondern 
feststellen  will,  was  das  richtige  (bzw.  falsche),  theoretisch-zweckmäßige,  norm- 
mäßige, „ideale"  Denken  konstituiert,  welche  typischen  Denkformen  und  Denk- 
zusammenhänge theoretisch  wertvoll  und  zweckmäßig,  Bedingungen  und  Mittel 
zur  Erreichung  des  reinen  Denkziels  und  daher  absolut  und  allgemein  gefordert 
sind.  Die  L.  ist  eine  „normative"  Disziplin,  insofern  sie  die  von  ihr  erkannten  Formen 
des  richtigen  Denkens  (des  richtig  Gedachten)  als  Regeln,  Normen,  Forderungen 
aufstellt,  nach  denen  sich  alles  Denken,  welches  logisch-zweckmäßig,  richtig  sein 
will,  richten  muß.  Der  Erkenntnis  der  Dinge  dient  die  Logik  indirekt  dadurch,  daß 
sie  zeigt,  welchen  formalen  Anforderungen  die  Begriffe,  Urteile  und  Schlüsse  der 
Einzelnen  wie  der  Wissenschaft  genügen  müssen,  um  Anspruch  auf  Gültigkeit  machen 
zu  dürfen;  die  „materiale  Wahrheit"  der  Erkenntnis  freilich  kann  auf  rein  logischem 
Wege  allein  nicht  ermittelt  werden.  Auch  kann  die  L.  allein  nicht  denken  lehren; 
wohl  aber  macht  sie  das  Denken  bewußter,  zeigt  konstante  Quellen  von  Irrtümern, 
die  sie  vermeiden  lehrt,  gibt  Mittel  zu  Beweisen,  Widerlegungen  an  die  Hand,  läßt 
leichter  Widersprüche  erkennen,  Urteile  sicherer  begründen  usw.  —  kurz,  sie  gibt 
feste  Kriterien  zur  Beurteilung  und  Vervollkommnung  der  Denkmethoden  an  die 
Hand,  als  „Elementarlehre",  welche  es  mit  den  Elementen  des  Denkprozesses: 
Begriff,  Urteil,  Schluß  zu  tun  hat,  und  als  „Methodenlehre",  welche  das  allgemeine 
und  spezielle  Verfahren  gedankücher  Verarbeitung,  Begründung,  Ordnung  und  Dar- 
legung des  Wissensstoffes  festlegt,  kritisch  beurteilt  und  systematisch  zusammenfaßt. 
—  „Formal"  ist  die  L.,  insofern  sie  von  dem  besonderen  Inhalt  des  Denkens  abstra- 
hiert und  nur  die  Formen  der  theoretischen  gültigen  Verbindung  von 
Denkinhalten,  den  Zusammenhang  von  Geltungseinheiten,  die  Re- 
lationen des  Gedachten  als  solchen  betrachtet,  ganz  unabhängig  von  dem 
Eisler,  Handwörterbuch.  ,y± 


370   Loci*-     

Umstand,  ob  die  Penkinhalte  JiMÜtit"  haben  oder  nicht. 

itn^  müssen  dum  die  logischen  Gesetze  *pyf  Normen  für  alba,  «u  Denkinhalt ' 

kann,  e  priori  euannumeloa  gültig  eein  (a.  Deakgeeetae).  Ee  iet  daa  Ideal  dea . 

alle  seine  Objekte  In  einen  logleobao,  tineiüHtdi  eitrlgan  Zaeai 

die  nHirrtr1*  (e.  d.)  der  uübküiau  Wlitlihno.il  k*  durch  db  leiieai  mehr  fort» 

tfthrffHtmlt  Verwirklichung  dbeee  Daakwiibae  bedingt,  der  in  den  Wmwneohaften 

•ich  betätigt  and  dornen  Fordeningen  eben  die  Logfli  ma  vollen  Bewuftteein  bringt 

(rgl.  Wahrheit). 

Ansätze  anr  Logik  finden  eich  aobon  bei  den  Eleatea  (a.  d.L   Sophisten, 
Megarikern  (a.  Dialektik),  bei  SoKnaTaa,  der  auf  die  Definition  (e.  d.)  und 
duktion"  (a.  d.)  Wert  legt»  imbsonadois  bei  PLatox,  der  nach  den  logieohen  Grund- 
lagen der  Erkeantab  dee  Seienden  foreeht  (vgL  Idee,  Hypothese» ;  egL  X.  Haanta»*. 

dessen  Umerenohangen  spater  im  „Organen"  <■  reiatgi  wurden.  Seme  Logik  bt 
formal  und  an  der  Qrnmmafür  orientiert,  eetat  aber  dm  Penkformen  (TgL  Kategorien) 
mm  Seienden  m  Bsrbkimg  Die  L  iet  »nmntHoh  „Analytik*  (e.  d.),  eie  betrachtet 
die  Ebmente  den  DMkene  (Begriff,  urteil.  Schlaft),  beeehiftigt  eich  aber  auch  mit 
der  Deftiathm,    Etoteiheeg,  dem  Beweb  (Schriften:  KunffUt,  /Lfl  leaeerfac; 

aar  jmrnner  Aaanssnaa,  isai  i«,  mmer  jeoonerecne  u.  e»  aeauM}  aeamon  in  oer 
„Philo».  Bibl" ;  rgL  Tnnaoaumntma,  i^eMwtelogiDee  Artet fiteicao,  lftftft;  9.  A.  Iftftl). 
Erna  Weiterbildung  erfahrt  db  L.  darah  die  Peripetelftiw  Bon—m  aad  Tanowauurr 
(Hypothetische  aad  diejunktiee  Bihlnmsk  durch  die  Stoiker,  nach  welchen  die  L. 
(hier  nemt  dar  Aaedruek)  In  Rhetorik  und  Diah*t»(s.  A)eerfal'MDiogen.  LsAt  \  1 1 
41  f  )  und  eoa  dea  sprachlich  formaftarten  ImiigebtMuiii  (A~te)  handelt,  die 
Epikureer  (e.  Kaoocük,  Induktion),  manche  Skeptiker  (a.  WahreohetoHchkeit), 
GaLsxoa,  Ponramnm  (a.  Attgemeia),  Arounve,  Smrucrot,  Bobtutcs  u.  e.  (vgl. 
Pnanru  Geaohichte  der  Logfk  bn  Ahendtemi,  1866—70. 

Im  MUtehltor  gaben  dm  Araber  den  Inoteft  aar  Uatemeheidung  theoretiecher 
( Jogioa  doceao")  und  prekti^-aageweadter  Logik  U.  uteaa").  Db  eeholaatiache 
L.  dient  hauptsächlich  der  Kunet  dee  Arguux  mit  laaa,  dm  Bewtbeaa,  der  Begründung, 
Ableitung.  Widerlegung,  dee  richtigen  Gebrauche  dm  Denkene  (a  Dialektik).  Sie  hat 
ee  mit  Gedankearhngen  („entia  rationb*')  an  tan,  mit  Begriffen,  welche  ateh  aber 
auf  die  Dinge  selbst  beamhen  (egt  Pnantu  Geech.  dUgfit.lft65.il  "I).  Etariel 
benutatea  Werk  waren  die  „ Samara be  logbabe"  dea  Pmot  Hizrzjrcs  (14ft0  u.  6.). 
VgL  Wiijl  ▼.  Occaa,  Summa  tothm  togbec,  1488. 

Ohne  beeoudeiu  Wert  iet  die  tob  Prrucs  Rama  rereoehte  Reform  der  Logik 
(„am  dbsercndi"),  die  im  eretea  Teile  ron  der  „Erfindung**  („inveutio  argumentorum*), 
d.  h.  Aufsuchung  von  Gründen  (Begriff,  Definition),  im  zweiten  („Secunda  1' 
vom  „Urteil"  („iudicium",  Ü..  Sehluft,  Beweis)  handelt  (Ineütoitionea  dialecticae. 
1643).  Ein  Gegner  der  arletoteheoh  oohobstbchcn  Logik  iet  auch  F.  Baooa.  der  den 
Wert  dee  Syllogismus  (a.  d.)  gering  schaut  und  die  Induktion  (a.  d.)  ab  Methode 
wboonouhaf>lhih<  r  Erkenntaie  betont.  Lamm  will  die  Schullogik  nicht  unterechltaen, 
bat  aber  die  Idee  einer  „kombinatorischen  Kunet**  („ere  combinatoria").  einer  „all 
genieinen  Charakteristik'  („characteristica  universal»"),  welche  durch  einen  logischen 
Kalkül  aus  Begriffen  und  Urteilen  ab  Daten  Wahrheiten  ableitet  (Opera  ed.  Erdmann, 
86  a,  86  a,  146  b;  vgL  CotmmaT,  La  Logique  de  Leibniz,  1901 ;  Opuecubeet  fragmento 
inedita  de  L,  1903;  E.  Cassotn,  Leibniz'  System.  1902).  Beitrage  zur  Weiterent- 
wicklung der  L  liefern  die  Logik  von  Port  -Royal  (Logique,  ou  l'art  de  penser.  1664), 


Logik. 371 

Geueincx  (Logica,  1689),  Chr.  Wolff  (Philosophia  rationalis  sive  Logica,  1728), 
Reusch  (Systema  logicum,  1734),  H.  S.  Reimarus  (Vemunftlehre,  1756;  5.  A.  1790), 
Crusius  (Weg  zur  Gewißheit,  1747),  Tschtrnhausen  (Medicina  mentis,  1687), 
Ploucquet,  der  von  einem  „logischen  Kalkül"  spricht  (Sammlung  von  Schriften, 
welche  den  log.  Kalkül  des  Hr.  Prof.  P.  betreffen,  hrsg.  1766),  Lambert  (Neues 
Organon,  1764;  Logische  u.  philos.  Abhandlungen,  hrsg.  1782),  Condillac  (Logique, 
1781),  Sal.  Matmon  (Versuch  einer  neuen  Logik,  1794;  2.  A.  1912),  Bardili  (Grund- 
riß d.  Logik,  1800;  das  Denken  als  objektives  Weltprinzip  und  als  subjektives  Denken, 
welches  eine  Art  Rechnen  ist)  u.  a. 

Neben  anderen  Richtungen  ist  es  hauptsächlich  eine  rein  formale  („formalistische") 
Logik,  die  lange  Zeit  zur  Geltung  kommt  und,  wenn  auch  mit  manchen  Modifikationen 
und  Fortschritten  im  einzelnen,  sich  erhält.  So  ist  nach  Kant  —  der  noch  daneben 
eine  neue  Art  der  Logik  begründet  (s.  unten)  —  die  allgemeine  Logik  die  Wissenschaft 
von  der  bloßen  Form  des  Denkens  überhaupt  (Logik,  S.  4  ff.),  der  „Verstandesregeln 
überhaupt".  Sie  abstrahiert  von  allem  Inhalt  der  Verstandeserkenntnis  und  der 
Verschiedenheit  ihrer  Gegenstände  und  hat  mit  nichts  als  der  „bloßen  Form  des 
Denkens"  zu  tun.  Sie  betrachtet  nur  die  „logische  Form  im  Verhältnisse  der 
Erkenntnisse  aufeinander".  Sie  hat  es  als  „reine"  Logik  nur  mit  „Prinzipien  a  priori" 
zu  tun,  ist  nicht  empirisch  und  schöpft  nichts  aus  der  Psychologie  (Krit.  d.  rein. 
Vernunft,  S.  77  ff.).  Nach  Herbart  ist  die  L.  ebenfalls  eine  normative  Wissenschaft 
von  den  Formen  des  Denkens,  von  „Verhältnissen  des  Gedachten,  des  Inhalts  unserer 
Vorstellungen".  Sie  ignoriert  alles  Psychologische,  beschäftigt  sich  nicht  mit  dem 
„Aktus  des  Vorstellens",  sondern  mit  dem,  was  vorgestellt  wird,  mit  den  „Formen 
der  möglichen  Verknüpfung  des  Gedachten",  welche  das  Gedachte  selbst  nach  seiner 
Beschaffenheit  zuläßt  (Psychol.  als  Wissenschaft  II,  1824/25,  §119;  Lehrb.  zur 
Einleit.  in  d.  Philos.,  §  35;  Hauptpunkte  der  Logik,  1808,  S.  103;  vgl.  Drobisch, 
Neue   Darstellung  der  Logik5,    1887;   Allxhn,   Antibarbarus  Logicus,    1850,   u.  a.). 

Die  Unabhängigkeit  der  L.  von  der  Psychologie  (s.  Psychologismus)  bzw.  des 
logisch  Gültigen  vom  subjektiven  Denkvorgange  betont  ferner  B.  Bolzano,  der  in 
neuester  Zeit  erst  zur  Geltung  gekommen  ist  (Wissenschaftslehre,  1837;  s.  Satz). 
Der  Hauptvertreter  der  „reinen"  \md  antipsychologischen  L.  ist  E.  Husserl.  Die 
L.  ist  eine  formale,  demonstrative,  apriorische  Wissenschaft  als  Grundlage  wissen- 
schaftlicher Erkenntnis.  Sie  hat  es  nicht  mit  Denkakten  zu  tun,  sondern  mit  „ob- 
jektiven Geltungseinheiten",  idealen  Bedeutungen  und  Möglichkeiten,  welche  zeitlos, 
unabhängig  vom  Denkerlebnis  gelten  (s.  Wahrheit).  Die  L.  ist  unabhängig  von  aller 
Psychologie,  es  geht  ihr  aber,  zur  eindeutigen  Bestimmung  ihrer  Begriffe  und  Aus- 
drücke, eine  deskriptive  „Phänomenologie"  (s.  d.)  voran  (Logische  Untersuchungen  I, 
1900  f.,  1913 2,  Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie,  1913).  Die  Unabhängigkeit 
der  L.  von  der  Psychologie  betonen  auch  Lotze  (Logik2,  1881;  2.  A.  1912),  Windel- 
band,  nach  welchem  die  L.  „Urteilslehre"  ist  (Die  Philos.  im  Beginn  des  20.  Jahr- 
hunderts I,  169  ff.;  vgl.  Präludien3,  1907,  S.  344),  Rickert,  Külpe,  Riebx  (Die 
Kultur  der  Gegenwart  I,  6,  76  ff. ;  Beitr.  zur  L.2,  1912),  in  anderer  Weise  Maticeviö 
(Zur  Grundleg.  der  Logik,  1909)  u.  a.  —  Nach  Driesch  ist  die  L.  ein  System  von  all- 
gemeinverbindlichen Forderungen,  welche  das  Gegebene  ordnen  sollen  (vgl.  Ordnungs- 
lehre, 1912).  Nach  B.  Erdmann  ist  die  L.  „die  allgemeine  Wissenschaft  von  den 
Arten  und  der  Geltung  der  Urteilsoperationen,  d.  i.  den  formalen  Voraussetzungen, 
die  allem  wissenschaftlichen  Denken  zugrunde  liegen".  Sie  erprobt  die  Gültigkeit 
des  Denkens,  indem  sie  es  an  ihm  selbst  betätigt  (Logik  I2,  1907,  24  ff.).  —  Nach 
G.  Iteeson  ist  die  L.  die  Lehre  von  den  Gegenständen  des  Denkens  (Rev.  de  met.,  1904). 

24* 


372  Locik. 

fwtoohtll 


L    .n.sslttitort.e  Standpunkt  nhM  ein  Faxen  (I 
Logik,  1811;  S.A.  1887h  Ummo  (System  «kr  Logik».  1882). 

in  der  L,  ein»  iiormatJTO  Dtoriphn  rihtfafc— .  8o  fußt  n*ch  SwwAeT  die  L. 
dar  iyutedogto.  toi  aber  «in«  ninrnativtaetologtorhe  .JLonetfehrc  dee  Denkene". 
>dto^Kitowtond>iwnhw«ltoBfcwMwlMtoliniiiwiU(l4»tikl\188>ti.A.1911). 
X»rh  Wojtot  hat  die  L.  ..Rechenschaft  tu  geben  w 
«eiche  bei  der  WlIiiHiBBeg  der  Wahrheit  wirkaam  etodw. 
der  Ctadankentouf  eich  eoUatohen  ooU,  itimH  er  an  riekthjea  Erkaeartstoean  führe, 
stoeu«ittdtoilhjiiiilBg4lttg«n  laagoan  für  die  TwjeJrm iihcmk  Die  formale  L  toi  «In 
Tau  der  ..tiki— leidieii"  toi  weitern  Same  (Logik*.  1906-4* 

HÜ  der  iiifuhnlnghubie  verbindet  A  Mnixono  die  „meaaitseaat  kennt 
(e.  d.)  nmeiiblwejieihi  (Untere,  t.  OigsosUetolemrii,  180«,  8.  Sl «.). 


(Bitnaang  dee  „lminieMi"k    Die  reine  Logik  tot 
raiohe  hl 
mmlilhrtillii   «wi   fwrhtenf»   der  Begriffe,   Urteile  and 

rkonninto  der  rwiihpgsisailiehi  aaaflhiiir    (Die 
1808.  &  108;   Einfluß  Botoaoos). 
rundlaga  hat  die  L.  nach  Bnma  (1 
188t),  J.  8r.  Mim  weicher  die  Induktion  (e.  d.)  und  die  Methoasatohrs  betont 
die  I*  ato  ..Waeamooheft  von  den  ve 
Briden*  dienen",  derbem  (I 
1843.  9.  ed.  1878;  deutsch  1889,  4.  A.  1874  von  Schiel.  188t  von  (Jompers).  A.  Bai* 
(Logic,   1870)  n.  a..   P.  Bbjuttaxo.  A  Mabty.  F.  HnimifD,  Um  (< 
der  Logik,  1898, 1918).  Hmun(< 
1  A.  1908k  Srömi  (Leitfaden  der  Logik,  1908;  Lahrboch  der  Logik,  1910)  u.  a, 
Nach  Jaacaauei  tot  die  L  (die  Lehre  reden  ..illoamitoiB  BHane^gandmriohtigon 
)payianTe^anmnndbiooae>chM 

OOBe?  eapVaOVBBeOOV    UGQVTjFJfj,  mB»  BJn9>  tu   VBwF'f toi. 

bewahrte  Erfahrung  in  toder  einatmen  Eriahrung  enthalten  tot"  (Die 

1906;  Eintoit  kt  die  Philo*. V  1989;  Dar  krtotoohe  Idealtomus  u.  die  reine  Logik,  1906). 

Ptynhoingtouh  fondtort  und  ^ineUnmental".  Mpragnmttooh"  (s.  <L\  tot  die  L  nach 

Dawar  (Sendern  kt  Logfeal  Thoory.  1908k  F.  C.  & 

halt  aUee  Dankene  durch  Zwaeke,  Internaten,  dank  den  Witten  betont  (1 

deutech  1911:  Formal  Logic,  1918k  NianaoM,  Vainraoam  o.  n,  (s. 

Die  ..symboltoche".  mathematische  Logik  (..togjeoker 
MLogtotik")  «teilt  die  Rslsttooun  dar  Begriffe  und  Urteile  kt  Form  niatheeaattocher 
Funktionen  und  Oliiuhungiia  dar  (vgL  aokon  Leibnto.  Lambert).  Zu  nennen  sind  hier 
Maimox.  O.  Boom  (The  Methemetfeal  Analyau  of  Logic,  1847k  Javoxs  (Pure  Logic, 
1864:  The  Substitut«**  of  Sfanilars,  1869k  kfa  Ootx,  Vm  (Symbol»  Logic,  1881k 
Pkaoock,  Ds  Moboax,  W.  R.  Haboltox,  Pmnon,  Pxaxo.  Dtxnoxcr  (Logiqae  sigo- 
rithmique,  1877;  rgL  Eaaai  de  Logique  ootontifique,  1865k  B.  Roasmu.  (The  Principe» 
of  Methamattoe  L  1903k  Coütübat  (Die  phikw.  Prinzipien  der  Mathematik,  1906). 
H.  Ontwunw,  E.  ScanöDan  (Vorlegungen  über  die  Algebra  der  Logik,  1890 ff.: 
Abriß  der  Algebra  der  Logik,  1909  f.)  u.  a,  (VgL  Jakotbxxo.  Bericht  Über  den 
III  intern.  Kongreß  f.  Philo«.,  1909;  WtnrDT.  Logik  II:  der  Algorithmue  nur  ato 
Darstellung,  nicht  ato  beaondere  Richtung  oder  Methode  der  Logik,  die  nicht  auf 
Mathematik  —  welche  selbst  schon  angewandte  Logik  tot  —  zurückzuführen  tot.) 


Logik. 373 

Eine  erkenntnistheoretische  „transzendentale''  Logik  begründet  Kant.  Sie  ist 
die  „Wissenschaft  des  reinen  Verstandes  und  Vernunfterkenntnisses,  dadurch  wir 
Gegenstände  völlig  a  priori  denken",  eine  Wissenschaft,  welche  den  Ursprung,  den 
Umfang  und  die  objektive  Gültigkeit  solcher  Erkenntnisse  bestimmt.  Sie  hat  es  mit 
den  Gesetzen  des  Verstandes  und  der  Vernunft  zu  tun,  sofern  sie  auf  Gegenstände 
a  priori  bezogen  werden.  Sie  besteht  aus  der  transzendentalen  Analytik  (s.  d.),  welche 
„die  Elemente  der  reinen  Verstandeserkenntnis  vorträgt  und  die  Prinzipien,  ohne 
welche  überall  kein  Gegenstand  gedacht  werden  kann",  und  aus  der  transzendentalen 
Dialektik  (s.  d.;  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  80  ff.).  Nach  Fichte,  der  in  der  „gemeinen 
Logik"  keine  wahre  Wissenschaft  erblickt,  wird  daraus  eine  „Wissenschaftslehre" 
(.«.  d.),  welche  das  Sein  aus  Denksetzungen  ableitet  (vgl.  Über  das  Verhältnis  der 
Logik  zur  Philosophie  oder  transzendentale  Logik,  1812).  Bei  Hegel,  der  ebenfalls 
die  formale  Logik  geringschätzt,  wird  die  Logik  zur  Ontologie  (s.  d.),  zur  Metaphysik, 
zur  „Wissenschaft  der  Dinge  in  Gedanken  gefaßt".  Die  L.  ist  die  Wissenschaft  vom 
Logos,  von  der  Vernunft  der  Dinge,  vom  „Gedanken,  insofern  er  ebensosehr  die  Sache 
an  sich  selbst  ist",  von  der  Wahrheit  an  sich,  von  der  „Idee"  (s.  d.)  im  abstrakten 
Element  des  Denkens  (s.  Dialektik).  Die  L.  stellt  die  innerliche  Notwendigkeit  in 
der  Entfaltung  des  Gedankengehaltes,  der  eins  mit  dem  Objektiven  vmd  dessen 
Formen  ist,  dar.  Sie  gliedert  sich  in  die  Lehre  vom  Sein,  vom  Wesen,  vom  Begriff 
und  von  der  Idee,  oder  in  die  objektive  und  subjektive  Logik  (Wissenschaft  der  Logik, 
1812—16;  Enzyklopädie,  3.  A.  1830;  1905  in  der  „Philos.  Bibl.";  vgl.  K.  Rosenkranz, 
Wissenschaft  der  logischen  Idee,  1858;  K.  Fischer,  System  d.  Logik  u.  Metaphysik, 
1852;  3.  A.  1909).  — Als  Erkenntnislehre  begründet  die  Logik  Cohen.  Die  L.  ist  „Logik 
des  Ursprungs",  indem  sie  die  Realität  (s.  d.)  aus  dem  durch  Denken  Gesetzten  ab- 
leitet. Sie  ist  eine  apriorische,  transzendentale  „Logik  der  mathematischen  Natur- 
wissenschaft", welche  die  Grundlegungen  zur  Erkenntnis  des  Seienden  und  zum 
Seienden  als  Denkerzeugnis  selbst  darlegt,  als  „Logik  des  Idealismus".  Sie  ist  formal 
und  sachlich  zugleich,  ist  zugleich  die  Metaphysik.  „Die  Logik  des  Urteils  erzeugt 
formal  aus  dem  Urteil  die  Kategorien,  als  die  reinen  Erkenntnisse.  Diese  aber  sind 
die  Sachen,  welche  den  Inhalt  und  Gehalt  vornehmlich  der  mathematischen  Natur- 
wissenschaft ausmachen.  Das  formale  Urteil  erzeugt  diese  sachlichen  Grundlagen, 
als  die  Voraussetzungen  der  Wissenschaft"  (Logik  der  reinen  Erkenntnis,  1902,  S.  12  ff., 
501  ff.).  Nach  Natorp  hat  die  L.  die  „möglichen  Relationen  des  Gedachten  syste- 
matisch zu  entwickeln"  (Logik,  1910;  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissen- 
schaften, 1910).  —  Erkenntnistheoretischen  Charakter  hat  die  L.  auch  bei  Mapmon, 
Schuppe  (Erkenntnistheoretische  Logik,  1878;  Grundriß  der  Erkenntnistheorie  u. 
Logik,  1894;  2.  A.  1910),  Uphues  (Grundzüge  der  Erkenntnistheorie,  1901;  Zur 
Krisis  in  der  Logik,  1903;  Erkenntnistheoretische  Logik,  1909),  M.  Palagyi  (Die 
Logik  auf  dem  Scheidewege,  1903),  z.  T.  auch  bei  Bradley  (The  Principles  of  Logic, 
1883),  Dühbino  (L.,  1905)  u.  a.  —  Vgl.  De  Crousaz,  Logique,  1725;  Twestex. 
Logik,  1825;  Bachmann,  System  der  L„  1828;  Troxler,  Logik,  1829;  Chr.  Krause, 
Grundriß  der  historischen  Logik,  1803;  2.  A.  1896;  Vorles.  über  synthetische  Logik, 
hrsg.  1884;  Trendelenburg,  Logische  Untersuchungen,  1840;  3.  A.  1870;  Prantl, 
Die  Bedeutung  der  Logik,  1849;  Reformgedanken  zur  L.,  1875;  F.  A.  Lange, 
Logische  Studien,  1877;  2.  A.  1894;  W.  Hamilton,  Lectures  on  Metaphysics  and 
Logic,  1859  f.,  1865  f.;  Reichlin-Meldegg,  System  der  L.,  1870;  J.Bergmann, 
Reine  Logik,  1879;  Die  Grundprobleme  der  Logik,  2.  A.  1895;  Masaryk,  Versuch 
einer  konkreten  Logik,  1887;  Höfler  (mit  Meinong),  Logik,  1890;  Grundlehren  der 
L.,  1890;  3.  A.   1904;   A.  Ganser,  Das  Weltprinzip  u.  die  transzendentale  Logik,  1897; 


3?}  Logik  der  Gefühle  —  Lofli 


A.  Mabtt.  Unterem*,  «nr  8prechphibsopbte  I.  1906t  H.  Goimnu.  Zur  Psychologie 
der  logischen  Oronduteechen.  1897;  Haosmaxx.  Logik  und  Nootik,  8.  A.  1909; 
renn.  Grundlagen  dar  Logü^  Erkenntemlehre.  1909;  EnsykJopidb  der  philo*. 
Wbsenechaften,  hrsg.  von  A.  Rage.  1:  Logik,  1912;   Vaimixqe*,  Die  Philoeopkie 
dee   AleOb.    1911;   Pkbcb.    Städte*   in    Logic.    ISO;  BosAXqixT.    Logic,    1889; 
Pauulav,  La  Logiqae  de  b  oonUndbthm,  1911 ;  A.  Fba*ck.  Eeqitisee  d'une  kietoir« 
de  U  Logiqae.  1888;  F.  Homuyi,  Grand»,  e.  Clwohlekei  des  Begrub  der  Logik 
in  Deoteeklend  von  Kant  bei  Boeder.  1861 ;   P**jm*  Geeobiekle  der  Logik  im  Abend 
bade,  4  Bde.,  1858-70;  Bd.  IL  8.  A.  1885;   L  Lumo,  Leo  Logbbna  Angisis  contem 
poreine,  1878;  deutsch,  1  A.  1888;  Hamm.  Omibinbli  der  Logik,  1880;   Rasob, 
Logik,  1895;  Enua.  Ibmiooi  der  Logik*.  1910;  Fiiihmi-Mm,  Wiesen 
scheft  u.  Wbkhohkeit.  1918.  8.  19  0.  („Logik  ietein  Gebiet  not 


M  Uxx,  Dee  Problem 
1918;  E.  J.  Hamiltox.  Erkennen  u. 
1911;  A.  Stahle*.  Logik,  1919;  8n*A»MAX,  The  Development  of  sym 
hohe  Logik.  1908;  A.  Stnowicx,  The  Apphootion  of  Logic.  1910;  Bauiwix,  De* 
Denken  and  die  Dinge,  1908—10;  Cfcnoarro*.  lutrodueeory  Logt«,  1898;  C.  Read. 
Logfe«.  1908;  Joycb,  Principle*  of  L..  1908;  P.  Comrr.  The  Sdence  of  Logic.  1912; 
C.  Mnan.  A  new  L.  1912;  B.  Onoc«,  Lmeimenti  dJanabgb*'.  1909;  A.  Doaura. 

•wOflUL     MB     GOmeY     JnwP  t  **     SnUVeVMMeneVA     Be%C» : 

1912  £    WLOfWWUAJkM&t    v/ O^MFeVOOBttSflMnl  IST  mOCIB  QBC  ViQflQQ* 

wert,  II..  1918  (L  ist  die  ..lohn  von  den  f«  mobil  OinMwn  and  ltttteb  bsv. 
Bedingnngen  dee  Qodankoneuotsusohs" ) ■  (.wr.  GrundriB  der  Logik,  1918;  Mooo. 
Logik,  Psyimobgte  and  Pijthriingbmii.  1990;  R.  MüiXem-FBSUvraLe,  Iirationab* 
dm,  Umrkne  ebne  Erkennt»**!****,  1988  (stellt  dem  „r*t*rrlT  Erkennen**  mehmie 
Formen  des  „irrrionabn"  Erkeonene  gegenüber);  P.  fkouxxn,  Logik  für  I 
bäte,  1981;  D***.,  Untersuchungen  fiber  normatives  and  nicht  normative*  Denken, 
Dte*.  1914;  Lauflrr.  Dee  Probbm  der  Geltung,  1980«;  Hoxnc&n 
bgtk  and  Denklogik.  1981.  -  VgL  Erheantabtheorb.  Urteil,  Denken. 
Pfatektür  Ps vchologbmoe,W*hrheit,  Fiktion,  lfalhomslifr.  Wbeenechefubhre,  Schlaft. 


Logik  der  Ctofftkle  and  dee  Willen.:  Über  die  durch  Gefüllte  and 
Wiltenetondensen  lw  dingten  Bunt  m'snrinngen,  Urteile,  Schlüsse,  beer,  über  den 
inneren,  bgbohen  Zuseamenhang  ■  wloubei  WoDangen  selbst.  Ober  Willenekonee- 
quenten  vgL  RreoT.  Logiqae  dee  sen  Omenta,  1905;  H.  Mais*.  Psychologie  de*  emo- 
tionalen Denken»,  1906;  Lars,  Vom  Fühlen.  Denken  and  Wollen«.  K.  11;  Lato, 
Logiqae  de  b  volonte,  1908.  -  Ober  db  eotbb  Logik  vgL  Soziologie  (Tabob). 

Logik  der  TtteMkei  („objektive  Logik"):  db  Vernunft  im  Seienden; 
db  logbohe  Grandbge  dee  Tstsichlichen  (Liebhax*  a.  *.). 

Logisch  (^4»/«<k):  ine  Gebiet  der  Logik  feilend;  dem  Denken  engebong, 
den  Denkxueemmenheng  betreffend,  das  Gebiet  gedenkhoher,  idealer  Geltungen 
betreffend;  den  logischen  Genomen,  den  Drnknonnen  gemäß,  vrrnunftgemeft,  von 
gedenklieber  Konsequenz,  richtig  gefolgert. 

Logismm*  (JtoyiOf6e):  1.  Schluftverf ehren,  Schluß;  2.  Standpunkt,  nach 
welchem  da*  Sein  logisch,  vernünftig.  Vernunft  ist;  3.  Betonung  des  rein  Logischen, 
der  idealen  Geltungen,  de*  vom  Psychologischen  unabhängigen  Gelten*  der  Denk- 
inhalte.   VgL  Psychologismus,  Logik,  Wahrheit,  Panbgbmue. 


Logistik  —  Lokalisation.  375 


Logistik    s.  Logik  (symbolische). 

JLogizität:  logischer  Charakter,  logische  Richtigkeit.  —  Logizismus: 
1.  Auffassung  der  Axiome  (s.  d.)  als  Postulate  des  Denkens;  2.  die  Neigung,  psychische 
Vorgänge  als  logische  Akte  (Urteile)  aufzufassen  (Brentano  u.  a.). 

IiOgomachie  (Aöyos,  fiä.%rj):  Wortstreit,  Polemik  gegen  etwas,  von  dem 
man  nur  dem  Ausdrucke  nach  abweicht. 

Logos  {Aöyos):  Wort,  Rede,  Gedanke,  Begriff,  Vernunft,  Sinn,  Denkgehalt. 
Im  engeren  Sinn:  schöpferisches  Denken,  göttlicher,  zeitloser  Gedanke,  schöpferische 
Weltvernunft,  Idee. 

Ansätze  zur  Logos-Lehre  finden  sich  schon  im  Rig-Veda,  Zendavesta 
(„honover"),  Bibel  (das  Wort  Gottes  bei  der  Schöpfung).  Vom  Aöyos  als  der  alles 
durchdringenden  Weltvernunft,  welche  zugleich  das  ewige  Weltgesetz  ist,  spricht 
zuerst  ff™ akt, tt  (rot>  Aöyov  xov  8'  lövtos  alet.  —  yiyvofievcov  yap  nävziov  xarä  vbv 
Aöyov,  Fragm.  2;  vgl.  Sextus  Empir.,  Adv.  Mathem.  VII,  132;  Diels,  Fragmente 
der  Vorsokratiker2,  1906).  Aristoteles  unterscheidet  den  innerlichen  vom  geäußerten 
Gedanken  (<5  £oa>  Aöyos  —  o  i§o  Aöyos,  Anal.  post.  I  10,  76  b  24).  Die  Stoiker 
setzen  dafür  den  Unterschied  von  A.öyos  ivöiäd-etos  und  A.  nooyogixös  (Sext.  Empir., 
Pyrrhon.  hypotyp.  I,  65).  Das  alles  beherrschende  Schicksal  (s.  d.)  ist  zugleich  Logos, 
alles  durchdringende  und  leitende  Weltvernunft,  welche  durch  die  „samenhaften 
Gedanken"  (Aöyoi  ojiepfiauy.ot)  in  den  Dingen  wirkt  (vgl.  Diogen.  Laert.  VII,  149, 
157).  Besondere  Bedeutung  gewinnt  aber  'die  Logos-Lehre  des  Phtlon  ( Judaeus). 
Der  Logos  ist  die  ewig  bei  Gott  wohnende  Vernunftkraft,  der  „erste  Sohn"  Gottes 
(7tpo)Töyovos,  der  „zweite  Gott"  (Sevtspos  Osös),  der  Mittler  zwischen  Gott  und 
Mensch.  Er  ist  das  Wort  und  der  ewige  Gedanke  (Ivvoia)  Gottes,  der  die  Welt  ge- 
schaffen hat,  sie  durchdringt  und  zusammenhält,  der  Ort  der  „Ideen",  die  oberste 
Idee  (Opera  ed.  L.  Cohn  et  P.  Wendland,  1896  ff.;  Werke,  deutsch  1909  f.).  Der 
Neuplatonismus  läßt  aus  dem  göttlichen  Einen  den  „Geist"  (vovs)  hervorgehen. 
Das  Christentum  faßt  (im  Johannesevangelium  I,  1)  den  Logos  persönlich,  als 
fleischgewordenes,  schöpferisches  Wort  Gottes,  das  von  Ewigkeit  bei  ihm  war,  als 
Sohn  Gottes  auf,  der  in  der  späteren  Lehre  zur  zweiten  göttlichen  Person  wird.  — 
Vgl.  Düncker,  Zur  Geschichte  der  christlichen  Logoslehre,  1848;  Heinze,  Die  Lehre 
vom  L.  in  der  griechischen  Philosophie,  1872;  A.  Aall,  Geschichte  der  Logosidee  in 
der  griechischen  Philosophie,  1896 — 99;  Dattb,  Über  den  Logos,  in:  Studien  u. 
Kritiken,  1833,  H.  II;  P.  Cabtjs,  Philosophie  als  Wissenschaft,  1911;  Th.  Simon, 
Der  L.,  1902.  —  Vgl.  Vernunft,  Denken,  Idee,  Logik  (Hegel),  Kultur. 

Tjokalisation  ist  (psychologisch)  der  Prozeß,  durch  welchen  Empfindungen 
an  eine  Stelle  des  Leibes  verlegt  werden,  bzw.  diese  Verlegung  selbst,  die  zum  Teil 
ursprünglicher  Art  ist,  zum  Teil  erst  gelernt,  geübt  wird  und  auf  Assoziation  (eines 
Tasteindrucks  mit  einer  Gesichtsvorstellung)  beruht.  Das  Unmittelbare  in  der  L. 
beruht  auf  Lokalzeichen  (s.  d.);  die  Verlegung  einer  Empfindungsqualität  an  einen 
Punkt  des  den  Leib  umgebenden  Raumes  heißt  Externalisation  (vgl.  Jodl, 
Lehrbuch  d.  Psychol.,  1909,  I3,  247).  Externalisiert  werden  Gehörs-  und  Gesichts- 
empfindungen (s.  Projektion).  Lokationsmotiv  nennt  man  (nach  E.  Ackerknecht, 
Die  Theorie  der  Lokalzeichen,  1904)  das  die  Lokalisation  auslösende  Moment.  Die 
Lokalisation  wird  teils  auf  Assoziation  zurückgeführt  (Bain,  Volkmann,  Lehrb.  d. 
Psychol.,  II4,  1894  f.,  7  ff.,  u.  a.),  teils  als  etwas  Ursprüngliches  betrachtet  (Külpe, 
Grundr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  388  ff .  u.  a.).    Vgl.  Descartes,  Princip.  philos.,  I,  67; 


;J7»,  Loksüsatton         Lumen 


IV.  196;  Jamob,  Princ  of  lajcaaiOBj.  1890.  II  K  IT.  Wow.  «Irundr.  d.  Peyckol.1. 
190t  &  IM;  <tai*.  <t.  pnj*.  P*ycboL.  1901,  II».  499  ff.  -  Vgl  Tastsinn.  Raum. 
Projektion. 

1/okaliontioH  tat  (phvsiologieck)  die  Zuordnung  bestimmter  OMkecher 
Foakthmoa  sa  lastimmU  o,  makr  adw  woaJgot  tost  o— ohrmkoamn  Pnrtfca  des  Osakas, 
Erster  Versuch  <j  aus  I'hrSBtttogk  Nimidiaga  wird  die  L,  besondere  durch  die 
Fbttstelhmgea  der  Psthologk  gafmdul  (Krocs).  VgL  TacaBBMAS,  Die  Phraktogie 
den  Osakas  (in  Naget  Haadb,  d.  Phy«.  des  Memcaen.  1905);  r.  Monakow.  Ober 
I^haheotkn  der  Hlinlaakiesasa,  1910;  Dm.  Neue  (iMioatenankm  in  der  frage 
nach  der  Lnkaaaatio«  im  Orothirn.  1911.  Die  Inkahaatirm  Im  Ornaalii  ;  Ltarv 

l«ycfc.,  «X  ItU;  Pomuttm.  Die  peychieckeu  Störungen  dorch  KopeaohoB 
im  Kriege  I.  1917;   Jasraas,  ABgsm.  i>okoa«»«oktk.  1990.  8.  940  f.-  Vgl  Ssemo 

Soroeke. 

I  okaJael>»*a  keifte«  die  mit  den  amutTodaama  4m  Test-  and  Ikeichte 


Die  Theorie  der  L  hat  Lora  begründet  (Mutliims  «■  PayckoL.  1981,  8.  IM«.). 
Neck  Bwumoun  eiad  sk  die  „Momente  in  der  lrmufaidmia,  dmrk  ««loh»  wir  die 
fieliif  «mar  SssBe  roo  der  euer  tbrigen  niitwaoooftsa.  tmehemngig  von  der  Qnon 
Uüi  «ad  Quslnat  der  Km|rfindang.  ober  deren  nakere  IhsinBfteabjil  wir  |edock 
eichte  wieeen"  (Phyeiol  Optik,  &  699.  797;  9.  A.  19091..  Vortrlge  u.  Reden.  I«. 
1909,999,994).  Noch  Wtnrnr  hoogeo  die  l^itikwirken  wekrs.  kakJkk  ron  den  roo 
Punkt  so  Punkt  wenfcerlnden  8tr«ktow  ksatomlkkkc.ite«  der  Hoot  ob.     Ans  der 

Die  Jurnndesoa"  L.  btotehon  «oo  lokmVn  Emp- 
tMmioniniiihigni  (Unk,  d.  pbya.  PsyckoL. 
1903,  499 ff.;  Onmdr.  d.  PeyokoL,  1902  •  >    Vgl  R.  (üub.  Phikw,  Monats 

hoffte.  1M5;  Hörrowo,  Psytmokgk'.  I  1906;  Urn,  Groadtobmohoo 

den  Seeknktcna,   1889,   8.47911.;   KCltb.  Grundr.  d.   PtychoL,   1899,  8.9- 
K.  Acanajuracwr.   Die  Theorie  der  Loknbwichen.   1904;  A.  Micaurr«,   Lee 
regionaux.  1906.  —  Vgl  Raum. 

l.nk«)Hl«   heiQt  ein  Altindiechea  Systrm  des  MAteriabsmue,  der 
des  Jenseits,  des  Spottes  ober  Vedagkobcn  aad  Opfer.  VgL  Oldbkbbbo.  Die  i 
Philosophie,  99.  in  ..Kultur  der  Gegenwart"  I,  6. 

Lmgaer  (**re,e>eee*)  heiBi  ein  dem  Kübcuubs  von 
TrugackluB.  Wer  ein  Lügner  kt  und  erklart:  ich  lag«  jeut,  kt  der  ein  Lagner  oder 
nicht?  („Si  dkm,  te  mentiri,  isiomnai  dkm,  meotirie;  dkm  entern,  te  menürv 
vrrumque  die»;  mentkk igitar";  Cicbbo.  Aced.  aasest.  IV,  99, 90).  Oder:  Efunnoa 
von  Kreta  aa*t:  .\lle  Kreteneer  lege«.  Ahn  lagt  er.  Aleo  sagt  er  die  Wahrkeit.  Also 
eind  alle  Kreteneer  Logner.  Ab»  auch  Fframaniiki  Also  logt  er  (vgl  Diogeo. 
Laatt.  VU.  119;  Amstotbxbs.  De  eopkkt,  elenck.  25.  160s  96;  Cicaac,  De 
divinationc  LI.  4).     VgL  Wskrbeit. 

I.ullitrhe  Könnt    a.  Ars  msgns. 

Immen  naturales  natüriiebee  Licht,  natürliche«,  uraprüngtiokee,  eng« 
borenes,  dem  Menschen  von  Gott  rerhehenes  Eikenntaisreratögen.  Vom  „natura 
lumen"  spricht  achon  Cicbbo  (TnocoL  dJopnt.  III.  1.  2)  Nach  Aoorjsrnrrjs  ist  die 
eingeborene  Vernonlt  daa  „Licht  der  Seele  '.   Thomas  unterscheidet  dss  „1.  naturale" 


Lust  —  Magie.  377 

vom  „1.  supernaturale",  von  der  durch  die  Offenbarung  bewirkten  Einsieht;  er  spricht 
vom  „1.  rationis",  durch  welches  wir  die  Prinzipien  der  Dinge  einsehen  (De  veritate  11). 
Nach  Descartes  ist  alles,  was  wir  durch  das  „natürliche  Licht"  klar  und  deutüch 
einsehen,  absolut  gewiß  und  wahr  (Meditat.  III;  Princip.  philos.  I,  30;  Respons.  ad  IL 
obiection. ;  Regulae  ad  dircctionem  ingenii;  Inquisitio  veritatis  per  lumen  naturale, 
in:  Opera  posthuma,  1701).  Nach  Paschal  beruht  die  mathematische  Erkenntnis 
auf  dem  „natürlichen  Licht"  (Pensees,  1669  u.  ö.).  Vgl.  Leibniz,  Nouv.  Essais  I, 
K.  1,  §  21;  E.  Sardemann,  Ursprung  und  Entwicklung  der  Lehre  vom  lumen 
rationis  .  .  .,  1902. 

Lust  (fjöovi,,  voluptas)  ist  eine  der  Grundrichtungen  des  Gefühls  (s.  d.).  Sie 
ist  ein  positiver  Zustand,  nicht  bloß  durch  Abwesenheit  von  Unlust  bedingt,  also 
nichts  Negatives,  nicht  bloß  Mangel  oder  Aufhören  einer  Unlust  (wie  Schopenhauer, 
Parerga  II,  §  150,  meint),  sondern  an  bestimmte  Empfindungen,  Vorstellungen, 
Erregungen,  Betätigungen  geknüpft.  Sinnliche  L.  ist  Lust,  die  sich  an  Empfindungen 
und  Triebe  knüpft,  im  Unterschiede  von  den  Lustgefühlen,  die  durch  Vorstellungen, 
Gedanken,  Urteile  usw.  ausgelöst  wird.  Die  ästhetische  Lust  ist  reine.«,  vom  Begehren 
freies  Gefühl,  ist  Lust  am  Schauen  und  Schauensinhalt  als  solchen,  nicht  Lust  zu 
etwas.  Die  L.  gehört  zu  den  Triebfedern  des  Handelns,  ist  aber  nicht  immer  wie  der 
Hedonismus  (s.  d.)  meint,  das  Ziel  des  Wollens  und  Handelns.  Vgl.  E.  v.  Hartmann". 
Philosophie  des  Unbewußten3,  1869,  S.  544 ff.;  10.  A.  1890;  Düboc,  Die  L.  als  sozial- 
ethisches Entwicklungsprinzip,  1900;  Cohen,  Ästhetik  des  reinen  Gefühls,  1912; 
O.  Neükath,  Das  Problem  des  Lustmaximums,  Jahrbuch  d.  Philos.  Gesellschaft 
zu  Wien,  1912;  A.  Schwab,  Der  Wille  zur  Lust2,  1921.  —  Psychologisch  wird 
die  Lust  (mit  Unlust)  entweder  als  das  Grundelernent  aller  höheren  Gefühle  und 
Affekte  aufgefaßt  oder  nur  als  Teilerscheinung  bei  Trieb  und  Willensregungen  (Lipps). 
Sie  wird  in  Zusammenhang  gebracht  mit  motorischen  Erscheinungen  (Ribot,  Münster  - 
berg  u.  a.).  —  Vgl.  Eudämonismus,  Glück,  Utilitarismus,  Motiv,  Optimismus, 
Ästhetik,  Gefühl,  Affekt  usw. 


M. 

M:  l.  Zeichen  für  den  Mittelbegriff  (s.  d.)  eines  Schlusses;  2.  Zeichen  für  die 
Umstellung  der  Prämissen  („metathesis  praemissorum")  in  einem  Schlüsse  (vgl.  Prantl, 
Gesch.  d.  Logik  II,  1855,  274  ff.;  III,  48  f.). 

Macht:    Wille  zur  M.,  s.  Wille  (Nietzsche). 

Mäeutik  (Maieutik,  uaievtixt],  Hebammenkunst)  nennt  Soblrates  sein 
Verfahren,  durch  Gespräch,  Fragen,  Zusammendenken  (s.  Dialektik)  Erkenntnis  zu 
entbinden,  auszulösen,  aus  der  bloßen  Potenz  in  die  Wirklichkeit  zu  erheben  (vgl. 
Platon,  Theaetet  149  B  ff.;  210  B  f.). 

Magie  (von  den  medischen  „Magiern");  der  Inbegriff  magischer,  höherer 
Fähigkeiten,  Prozeduren  und  Kenntnisse,  die  sich  auf  Wahrsagerei,  Traumdeuterei, 
Astrologie,  Zauberei,  Geisterbeschwörung  u.  dgl.  beziehen.  —  Unter  „natürlicher  M." 
(magica  naturalis)  ist  zum  Teil  eine  technische  Anwendung  der  Naturwissenschaft  zu 
verstehen  (F.  Bacon,  De  dignitate  et  augmentis  scientiarum  III,  5).  Statjdenmaier, 
Die  Magie  als  experim.  Naturwissenschaft,  1912.  —  Vgl.  Agrippa  von  Nettesheim, 
Magische  Werke,   1855/56;   J.   B.   Porta,   Magiae  naturalis  libri  XX,   1561,    1689; 


■M* 


Y  Habtmaioi.  Die  weile  u.  schwane  Magie*,  o.  J.;  fJorarnum,  Dee  magische  Geistes 
leben.  1866;  Kiwbwwtkb.  Geschichte  dee  OhbirttmmiM»,  1909;  Wovor.  Völker- 
Psychologie.  IV*.  1911  f.;  A.  Lbmmax».  AberflMbe  «ad  Zauberei.  1898.   Magi* 
Idealismus  heifit  bei  Dmmoo  (Von  Jenseits  der  Seele,  1917«)  die  Weltanschauung, 

/4nen      mttf     __-_jyf_^ly|l|y«Lu|_u|      V^B^nswkmawmMweune^maM      rn.it  4  i  lm.  i  ie*axri     swewaee      ■r^swjanmB^BmmBaaTsng      msBte/ennanasmfi 

und  vom  primitiven  Damcneuglaaben  bie  cur  modeemni  Theosophie,  Anthroposophie 

Migwidi  oder  arabisch  nennt  SronoLB»  (Unter*  d.  Abendlendee.  1917)  eine 
Kulutr.  die  er  «wischen  die  antike  «od  die  Jhmtimbt*  «ineebetbi.  -  Vgl  Kabbais. 
Idealismus  (Xovaus). 


t  im  Newboddhismu*  (s,  d.) 


der  el>  IVedUut  des  Schi«  B- 
VgL  Termins*.  A  msi< 

s.  Makrokosmos  Neeb  8rweau»(Peterfif  d.  Ab— dl 
SS8)  iet  Mskroknemo.  der  Inbegriff  euer  Symbole  (e.  d.)  in  beeng  auf  eine  ßeebv 

n nlthii«inni«tnu«  •.  Entwicklung  (Dabwi*  u.  *.).  Den  HsJthusisnismu* 
im  iMrwinismus  bekämpft  R,  GoumcMmn  (Höherentwicklung  und  Menerben- 
obonomir  1. 191 1 ;  Darwin  .  . ..  1909).  Vgl  L  Bbubtabo.  Die  Halthusschr  Üben,  1909. 

Winnie  (Xeutr.):    im  VedenU  Zentreiorgnn  der  boddbi  indriylni,    wie  der 
karm^indrirAni,  den  Vermögen  der  Wehrnebmnng  (Dbcssb*.  80  Upsjisihads,  1906. 
lueiet  jedoch  das  Organ  der  Wunsche,  der  bewufite  Wille  (Dsanmam,  Ebde 

m 


im«  beifit  d»  ron  dem  Pereer  Moni  f  Hanes,  JfsVse)  begrtodete 
Lehre  vom  Kampfe  sweier  Wcltpfinripien:  dee  guten  Iichtweeene  n 
böean  Hecht  der  Finsternis.  Km  eoleber  Kampf  wmhet  in  der  geneen  Welt,  euch 
zwischen  iwei  Seelen  im  Minntim  findet  er  statt.  Vgl  G.  FlCobx,  Mani  und  eeine 
Lehre,  1862;  A.  Garrum,  Dee  System  dee  Mmtkhnebunue,  1875;  Kbmlbb,  Forechnngen 
Ober  dm  manich.  Rebgioo  I,  1889. 

Maate  (j»«e/«,  Webneinn)  bedeutet  psychiatrisch  obm  Art  der  Peycbaee,  der 
geistigiin  Erkrankung,  und  besteht  in  einem  Weobeel  ron  Erregung  (Exaltation). 

ebohweber"  Art.  Vgl  Kbabtsuk.  Psychologie  I*.  1909;  Hnjum,  Die  Gremwimrn 
echeiten  der  Psycbolog*.  1902;  Jastkbs,  Allgera.  Piyrliopetbologir.  1930*.  340. 

Jlnriinman  s.  Geschichte,  Soziologie. 

ÄM»e  iet,  ph>TukeÜech-chemiech.  1.  dm  Menge  dm*  Meter»  in  einem  Körper. 
2.  dm  Gröfie  dee  Widerstandes,  dm  ein  Körper  gegenüber  bewegead-beeobJmmbmnden 
Kriften  leietet;  ein  brechleunigungabeetimmendee  Minimal  der  Korper  (Mach). 
Gemäß  dem  8eUe  von  der  Erhaltung  der  Maeae  bleibt  in  allen  VVrandernngen 
die  Marne  (btw.  das  mit  ihr  nicht  identische  Gewicht:  Lavoisieb)  konstant.  Nach 
neoeeten  Anschauungen  (Abraham.  Lobbxtz.  Labmob  u.  a.)  ist  die  mechanisch«- 
von  der  elektromagnetischen  »Marne"  abhängig,  ron  der  Entfernung  der  „Emktroncn ' ' 
voneinander  und  deren  Geschwindigkeit  (vgL  Abraham.  Theorie  der  Elektrizität. 
1907/08;  H.  A.  Lobshtz.  The  Theory  of  Electron»,  1909).     VgL  Leibvu,  Haupt- 


Masse  —  Materialismus.  379 


Schriften  I,  204  f.,  267  ff.;  II,  291  ff.  (M.  «  Größe  der  Widerstandskraft);  Hertz, 
Prinzipien  der  Mechanik,  1894,  S.  30  ff.;  Wundt,  Logik  II3,  1907;  Ostwald,  Grundr. 
d.  Naturphilos.,  S.  147  (M.  =  „Kapazität  für  Bewegungsenergie";  F.  Enriques, 
Probleme  der  Wissenschaft,  1910;  F.  Auerbach,  Die  Grundbegriffe  der  modernen 
Naturlehre2,  1906;  Le  Bon,  Die  Entwicklung  der  Materie,  1909;  E.  Cohn,  Physi- 
kalisches über  Raum  und  Zeit,  1911;  L.  Gilbert,  Neue  Energetik,  1911  (Masse  auf 
„Dichte"  zurückgeführt);  Mie,  Die  Materie,  1912;  Marbe,  Die  Gleichförmigkeit  in 
der  Welt  I,  1916,  219  f.  (Begriff  der  „statistischen  Masse").  —Vgl.  Materie,  Relativitäts- 
prinzip. 

Masse  ist,  psychologisch,  eine  Menschengruppe,  die  durch  ihre  Vereinigung 
mit  gleichartigen  Gefühlen,  Instinkten,  Trieben,  Anschauungen,  Urteilen  erfüllt  wird 
und  eine  Art  besonderer  Seele  („Massenseele")  erlangt,  an  der  jedes  Massenglied 
partizipiert  und  durch  die  es  vielfach  sich  anders  verhält,  anders  fühlt,  denkt,  will, 
handelt,  als  es  als  Einzelpersönlichkeit  tun  würde.  Gegenseitige  Nachahmung,  eine 
Art  geistiger  „Ansteckung",  Verstärkung  der  seelischen  Erregung  durch  Wechsel- 
wirkung sind  für  die  Zuständigkeit  der  Massen-Psyche  typisch.  Die  großen  Massen 
unterliegen  leicht  der  Suggestion  seitens  der  Führer,  die  Autorität  ist  ihnen  oft 
Bedürfnis,  da  sie  meist  unselbständig  sind.  Vgl.  S.  Sighele,  Psychologie  des  Auflaufs 
u.  der  Massenverbrechen,  1897;  G.  Le  Bon,  Psychol.  der  Massen,  deutsch  2.  A.  1912; 
P.  Rossi,  L'anima  della  folla,  1898;  K.  Lamprecht,  Annalen  d.  Naturphilos.  II,  1903. — 
Vgl.  Geschichte,  Soziologie,  Sozialpsychologie,  Volksgeist. 

Mäßigkeit  (Maßhalten)  vgl.  Tugend. 

Material:  stofflich,  inhaltlich,  vielfach  als  Gegensatz  zu  „formal"  gebraucht. 
Z.  B.  Scheler,  Der  Formalismus  in  der  Ethik  und  die  materiale  Wertethik,  1921 2. 

Materialisation:  Im  Spiritismus  das  Auftauchen  und  Verschwinden  von 
Gebilden,  die  als  Verkörperungen  von  Geistern  angesehen  werden. 

Materialismus  heißt  die  Zurückführung  alles  Seienden  auf  Materie  (s.  d.), 
alles  Geschehens  auf  physische,  materielle  Prozesse,  des  Geistes,  der  Seele,  des 
Psychischen  auf  körperliche  Funktionen.  Für  den  M.  ist  alles  Seiende,  Wirkliche 
materiell,  körperlich,  etwas  Immaterielles,  Unkörperliches  gibt  es  nicht.  Das  Psychische 
Geistige  gilt  entweder  als  identisch  mit  komplizierten  Bewegungen  des  Gehirns,  oder 
als  eine  Art  von  Produkt  des  Gehirns  oder  als  eine  „Funktion"  desselben  oder  auch 
als  bloße  „Begleiterscheinung"physiologischer  (zerebraler)  Prozesse.  Aller  Materialismus 
will  das  Geistige  aus  dem  Materiellen  ableiten,  es  als  bloße  Form  oder  Wirkung  desselben 
ansehen  und  anerkennt  als  primäre,  ursprüngliche  Faktoren  des  Geschehens  nur 
Kräfte,  die  an  die  Materie  gebunden  sind  (Keine  Kraft  ohne  Stoff),  wobei  freilich  die 
letztere  selbst  als  Kraft  (s.d.)  (Dynamischer  M.)  oder  als  Komplex  von  Energien 
(energetischer  M.)  aufgefaßt  werden  kann.  Verbindet  er  sich  mit  der  Forderung,  alles, 
auch  das  psychische  Geschehen,  seiner  materiellen,  physischen  Seite  nach  zu  unter- 
suchen, so  wird  dieser  „kritische"  zum  „phänomenalistisch-idealistischen"  M.,  wenn 
zwar  das  Materielle  als  bloße  „Erscheinung"  oder  „Vorstellung"  ausgegeben,  zugleich 
aber  das  Psychische  (als  Gegenstand  der  Psychologie),  wenigstens  seinen  Verbindungen 
nach,  nur  als  „Abhängige"  physiologischer  Zusammenhänge  betrachtet  wird  („Psycho- 
physischer  Materialismus").  Der  M.  ist  aber  in  der  Regel  die  zur  allgemeinen  Welt- 
anschauung erhobene  mechanistische  (s.  d.)  Naturbetrachtung,  die  Erhebung  des  auf 
seinem  Gebiete  berechtigten  Standpunktes  der  äußeren,  sinnlich  vermittelten  Erfahrung 
und  der  sie  verarbeitenden  Denkweise  zum  absoluten,  metaphysischen  Standpunkt. 


.iN  i  Matenah.mua 


Statt  der  riobtigcn  Um:  com  Standpunkt«  der  Äußeren  Erfahrung  MbH  rieh 

'  nnr,  na»  atme  •—  enen  om  ueaenga  *—  eine  dva t«-rvi w*  (pnwnwoac, 
>)  Seite,  kann  und  aal  allea.  wee  dieanr  Batraehtanwrevioe  sun^agnch  »t. 
fo  phyrikencoh  ohemieehan  Begriffen  gedacht  werden  können  -  wird 
All»  krtaneiehnwlcrieu.  feiet  an  beachten,  deß„M»«rne(t.d.)i 
gegeben,  eondoin  ein  Begriff  iet,  vermutete  deeaen  wir  di 
ErfahrwAg  geawig  miibiloaa;  da«  die  innere  Erfahrung  ebenao  uraprwngtieb  iet  wir 
die  iulere;  daß  dae  Djeeltcria  ilanfrntge  iet.  waa  allea  IthiMiw  aaiwaiilhi  Objekte 
erat  aaa  dieaea  leuleccn  abtnleitan  iet;  daß  ana  noch  ao 


wahrend  auf  keine  Weh«  ibiunkie  iet,  wie  aaa  einer 
die  etwea  Objchtivoa  an,  tum  Brketintniatnhah  gehört,  eine  Kaipfindnag 

Subjektive*   »■jearianee   kann;   daß 
aioh  von  dieeer  —  die  ealbat  etat  euf 
Oramd  von  fmprmflanaamkihie  gegeben  iat  -  begrifflich  ahaolat  unterscheidet; 
mnhlege"  ran  Twe>gang  hl  rTmuflaimng  —  die  ak  aolohe  nioht  eelhat  ata 
phyamchcr.  roccgtitanhoc  Vorgang  bt  —  dam  Prinzip  dar  1T>  halt  nag  der 
(•.  d.)  ntwidar  tat;  dal  wohl  die  Materie,  daa  Materielle  Bracancniing  (•.  <L) 


bloße  ,,  Kreohetnung*  an  reduzieren  iat*  u.  a,  nv.  Kurv,  daa  roychieohe 
(•.  <L)  oder  Gemtigc  iet  auf  keine  Weia»  aaa  dem  Phywnrkie  ableitbar,  ea  hat  eich  im 
i  wohl  „entwirkrlt".  aber  nicht  aaa  d 
Art,  die  dea  .Jnnenaeia 
ab  phwjieah  inuheint  (egL  IdentiUta^lcMtmme,  Seele).  Dea 
OafathjB  iet  an  Weltprinaip,  daa  hl  phyoetuhin  Vorgangen  tum  Auedruck  gelangt, 
ihn—  m  bbcaxBgcr  oder  „iwarhonannrtet"  (ad.)  Form  «ugmnde  lagt.  Die  ..Abhängig- 
hall    pe/uhieoher  Vorgänge  von  phyaiochen  (Gehirnproaeeaen)  beeteht  in  dem  ahnet 

CawßwV    OwKawV     Caww)     awflmwHwMwAwMw< 

baw.  hl  einem  f  lelrihm  i  eneyatem  n*  objchüica  Fmkeaneeft  aefctogt, 
.deinhiHHak  metrahaiiitii  Biibabbca  aipktarfajichiet(TgLLe«h, 
Weoheelwirkung,  Panpeychiamue)  und  daB  beetimmten  pcyohiachaa  V« 
hcetfmmtc  Zuetande  und  Vorginge  im  Zentralnei  »auaeatem  (baw.  hl  dar  i 
Subetanx  überhaupt)  eowyreohan,  die  aber  nicht  alt  wahre,  letale 
peychieohen  Vorgänge  an  baticehlea  amd,  aondarn  ah)  äußere  Zeichen  für 
wen  daa  Identmehe  beider  Daaeineweieen  bildet;  ea  rieht  dann  nur  ao  aaa,  ale  ob  dea 
Materielle  die  „Ureeohe'4  dea  OatHifuu  wäre  (egt  Aber  Materiahemua  ale  „Fiktion": 
Vanawowa,  Die  PbüoeophJe  dea  Ak-Ob,  1911). 

Der  Auedruck  ..Materianet"  findet  ahm  achon  bei  Ron.  Boylb.  Bai  Bmur 
bedeutet  ,.M»t*rianet"  jaden,  dar  db  Malarie  (a.  d.)  für  etwae  Realea  halt.  VgL 
Od.  Wolft.  PeyohoL  rationelle,  f  SS. 

Die  ureprüngliche  Form  dea  M.  mt  dar  ..oraanieche".  hyloaoietmehe  (a.  d.)  M.. 
welcher  allee  WirkHche  a»  körperlich  auffaßt,  aber  dam  Stoffe  eelhat  Kraft,  Leben, 
Beceerang  zuechreibt  (Thals«,  AXAxmairom  u.  a,).  Einen  aolchen  M.  mtonteu  die 
s |  oiker  (a.  Pneuma),  nach  welchen  aJJee  Wirkliche  körperlich  (ade  re  noiobr  9±*d 
Arne,  Diog.  Leert,  VII.  56)  und  nur  dae  Körperliche  wirklich  ick  Hingegen  lehrt 
der  Atomiemoa  (e.  d.)  eine«  Dbkokbit,  Emnra.  Lucaaz  einen  rein  mechaniechen  M., 
nach  welchem  allee  Oeaehehen  in  der  Verbindung  nnd  Trennung  von  Körpereleinenten 
beeteht  (vgl.  Otogen.  Leert.  X ;  Ltrcarrros  Caacs,  De  rerum  natura,  deutach  hl  dar 
Univ.-Bibl.).    Naohdem  im  Mittelalter  Anaoeius,  Tkbtulua*  u.  ».  die  Seele  (•.  d.) 


Materialismus.  381 


als  eine  Art  Körper  betrachtet  hatten,  kommen  materialistische  Tendenzen  erst  wieder 
in  der  neuern  Philosophie  auf,  so  bei  Hobbes,  Gassendi,  Priestley,  Toland,  Diderot, 
Helvetius  u.  a.,  besonders  bei  Holbach  (Systeme  de  la  nature,  1770)  und  Lamettrie, 
nach  welchem  das  Denken  eine  Eigenschaft  der  Materie,  die  Seele  (s.  d.)  nur  ein  Teil 
des  Gehirns  ist.  Der  Mensch  ist  eine  „Maschine,  die  ihre  Federn  selbst  aufzieht" 
(L'homme  machine,  1748;  deutsch  1909,  in  der  „Philos.  Bibl.").  Zuweilen  verbindet 
sich  mit  dem  theoretischen  ein  (sonst  keineswegs  daraus  folgender)  ethischer  M. 
(Genuß  als  Lebensziel,  wobei  man  aber  auch  das  „Praktische"  betont)  und  der 
Atheismus,  der  allerdings  vielfach  zum  M.  hinzukommt.  —  Als  eine  Funktion  des 
«Gehirns  betrachtet  (wie  Brocssais)  das  Denken  Cabanis;  das  Gehirn  denkt  so,  wie 
der  Magen  verdaut  oder  die  Leber  Galle  absondert  (Traite  du  physique  et  du  moral 
de  l'homme.  1802;  8.  ed.  1844).  —  Als  Reaktion  gegen  den  Idealismus  tritt  um  1850 
in  Deutschland  eine  materialistische  Strömung  auf,  welche  das  Psychische  als  Funktion 
des  Gehirns  auffaßt,  die  strenge  Gesetzlichkeit  und  Naturnotwendigkeit  alles 
Geschehens,  auch  der  Willenshandlungen  betont,  keine  immaterielle  Seele  und  keine 
individuelle  L'nsterblichkeit  anerkennt  und  den  Menschen  und  sein  Tun  als  ein  Stück 
der  Xatur  auffaßt.  Führer  der  Bewegung  sind  C.  Vogt  (Köhlerglaube  und  Wissen- 
schaft, 1854;  gegen  Rüd.  Wagner,  Über  Wissenschaft  und  Glauben,  1854), 
J.  Moleschott  (Der  Kreislauf  des  Lebens,  1852;  5.  A.  1876  f.;  von  L.  Feuerbach 
beeinflußt:  Die  Kraft  als  Eigenschaft  des  Stoffes,  das  Psychische  als  Eigenschaft 
des  Gehirns,  das  Denken  als  Gehirnbewegung),  L.  Büchner  (Kraft  und  Stoff,  1855; 
21.  A.  1904;  Xatur  u.  Geist,  1857;  3.  A.  1876;  Der  Mensch  u.  seine  Stellung  in  der 
Xatur,  1869,  u.  a.:  „Keine  Kraft  ohne  Stoff";  „Stoff,  Kraft,  Seiendes  sind  nur 
verschiedene  Ausdrücke  für  dasselbe  Seiende").  D.  Fr.  Stralss  (Der  alte  u.  der  neue 
Glaube,  1872:  15.  A.  1903:  Im  Gehirn  wird  Bewegung  in  Empfindung  verwandelt). 
Materialisten  verschiedener  Art  sind  ferner  H.  Czolbe  (In:  Xeue  Darstellung  des 
Sensualismus,  1855;  Die  Entstehung  des  Selbstbewußtseins,  1856),  E.  Dühring 
i  Wirkliehkeitsphilosophie,  1895),  weiter  J.  C.  Fischer  (Das  Bewußtsein,  1874), 
F.  Wollny  (Der  Materialismus,  1888,  2.  A.  1902;  Apologie  des  ML,  1890);  M.  Berger 
(Der  M.  im  Kampfe  mit  dem  Spiritualismus  und  Idealismus,  1883),  W.  Strecker 
(Welt  u.  Menschheit,  1891),  B.  Conta  (Philosophie  materialiste  I,  1880:  Kritischer  M.) 
u.  a.  Mit  dem  Evolutionismus  verbindet  sich  der  M.  zu  einem  materialistisch  gefärbten, 
besondern  „Monismus"  (s.  d.)  bei  E.  Haeckel  u.  a. 

Die  partielle  Berechtigung,  zugleich  aber  auch  die  Einseitigkeit  der  „ma- 
terialistischen" (mechanistischen)  Betrachtungsweise  betont  (wie  Schopenhauer) 
F.  A.  Lange.  Der  M.  ist  eine  „vortreffliche  Maxime  der  Xaturforschung",  die  für  das 
Gebiet  der  Erscheinungen  gilt,  ohne  aber  eine  Weltanschauung  begründen  zu  können, 
da  die  Materie  selbst  nur  Bewußteeinsobjekt  ist,  dessen  „An  sich"  unerkennbar  ist 
(Geschichte  des  Materialismus,  1866;  8.  A.  hrsg.  von  H.  Cohen,  1908;  Xeue  Beiträge 
zur  Geschichte  des  M„  1867). 

Den  „wissenschaftlichen  Materialismus",  d.  h.  die  mechanistische  Xaturauffassung 
will  die  Energetik  (s.  d.)  W.  Ostwalds  überwinden  (Die  Überwindung  des  wissensch. 
Materialismus,  1895).  —  Über  und  gegen  den  M.  vgl.  A.  Weishaupt,  Über  M.  und 
Idealismus,  1786;  Kant,  Krit.  d.  reinen  Vernunft,  S.  304;  P.  Janet,  Le  materialisme 
contemporain  en  Allemagne,  1864,  deutsch  1866;  Haffner,  Der  moderne  M„  1865; 
Der  M.  in  d.  Kulturgeschichte,  1865;  Schasler,  Über  d.  materialistische  u.  idealistische 
Weltanschauung,  1879;  L.  Weis,  Idealrealismus  und  M.,  1877;  Ulrict,  Gott  u.  die 
Xatur2,  1866;  O.  Flügel,  Der  M.,  1865;  F.  Schultzr,  Die  Grundgedanken  des  M.,  1881 ; 
E.  Dreher,  Der  ML,  1892;  J.  Bergmann,  M.  und  Monismus,  1882;  H.  Schwarz,  Der 


moderne  M.,  1904;  P.  Voutjiaxx.  Db  naaterblbtbehe  Epoche  de«  19. 
1900;  P.  Arn,  Di*  Überwindung  das  hL,  1909;  L.  Braas,  Gabt  u.  Körper.  1909; 
Küu-s,  Einleiu  in  die  Philo*.  •.  1907,  &  173  ff.;  BuLO.  Leib  u.  Seele,  1906;  Geiet  u. 
Körper.  1911;  Wesirr.  Grands,  d.  phyaiol.  Psychol«.  1908 f.;  Phil«,  Stadien  XII; 
A.  Mate».  Los  vom  hl.  1906;  WAsresasno.  Dm  ideehst.  Argument  in  d.  Kritik 
de*  M.,  1904 ;  A.  Paooi.  II  nmtMtofhsan  peWtok»,  1901 ;  Ksssautsrn.  Der  i 
wirtige  u.  allvollknmmene  Stoff.  1896-97.  -  VgL  Psjwihbuh.  Seele, 
Parelkdbesas,  Körper,  Bewegung,  flunMfihti. 

tl  ntrHe  (#4»,  meterie)  oder  „Stoff"  im  e  eiern*  n  Sinne  tot  das  KorreUt  rur 
..Fonn'*  (s.  d.),  dasjenige,  we»  In  «ine  Form  ■  Ingeht,  die  Potenz  rar  Gestaltung  hat, 
worane  »ich  etwa*  fonnen  läßt,  was  den  Olgasstisil  einer  Fonnnng  bilden  kann; 
die  Mannigfaltigkeit,  die  aiek  rar  Einheit  verknüpfen  läßt  and  dann  den  Inhalt  einer 
Verbindung  (a.  B.  etoea  Kssatasiiaa,  atnea  Urteüs,  s.  d.)  bildet.  Alb  empirisch 
gegebene  Matarla  lat  aekon  irgendwie  geformter  Stoff;  die  ..reine  Materie"  ist  ein 
biolas  Ab»trMil*i*ff'irrHt**M  oder  eine  Idee.  Vk*lfaek  bangt  aa  von  ans  and  unenim 
Zwecken  ab.  ob  wir  etwas  ab  „Stoff"  n  etwa»  betrachten  wollen.  Materie  ist  abo 
<-iwu  nur  und  erst  in  Ibibhnng  ra  einer  beetimmten  Gestalt  oder  Komplexion. 

Form  (s.  d.)  und  „Stoff"  der  Erfahrung  und  Fit  ansieht  unterscheidet  man 
beaondaia  seit  Kavt.  Die  Mannigfaltigkeit  dar  Empfindungen  riminkint  er  ab  den 
..roken  Stoff  sinnlicher  Eindrooko  ,  weither  erst  snr  Erfahrung  „verarbeitet  werden 
inuU.  <ltir<  h  <u»'  Ininmmi  laabml  <•«••  Qsbtoe\  ■*■  ■•■  ■>  a^ensnhan  b  •!»••  Am».  Iumü:,;« 
formen  (s.  d.)  und  Kstsgorbn  (s.  d. ;  Krit.  d.  rata.  Vera-,  EfaüeH.).  Unter  dar  „Matarb" 
eines  praktischen  Prinsipe  versteht  Käst  den  äußeren  Zweck  Omar  wuianafcandrsng 
(x.  B.  GluckseUgksH).  der,  nach  Ihm,  nicht  cum  Kriterium  eines  lUln.hm  Wotbn» 
dienen  kann  (vgl  Autonomie,  Sittlichkeit). 

Im  engeren  Sinns  bt  Mater!»  das  beharrende  Snbstrst  dar  pkvsbckou,  räumhoh- 
aehlbhen  Phänomene,  die  den  Raum  erfüllende  Snbstans  (•.  d.).  der  ab 
gedachte  „Träger"  der  Veränderungen  räumlicher  Objekte.  Die  M.  bt  kein 
gegebene»  Ding,  sondern  ein  Begriff,  mltteb  dessen  das  Denken  db  Mmmlgfdlsgkait 
von  Inhalten  dar  „äußeren",  sbuübh  vermittelten  Brfahrang  auf  eins 
Einheit  ab  Auegangepunkt  rarockfohrt,  ab  „kategorial"  rararbeitet;  ab  bt  ein 
Awaosn  osr  Knaontna  ossnsnoer  „ainnoegnn  ,  ein- 
ncgnn,  osr  eine  nete  neamgung  aer  AecnreraenuimB  Duoet*  aoer  winm 
Inhalte  nach  einer  Entwicklung  und  Fortbildung  unterworfen  tot.  Man  kann  aiek  die 
Beechaffenheit  der  M.  vetaoUsdsn  denken,  ab  »chließbch  ab  bloß«  ..Kreftoentrum" 
oder  ab  Auegangspunkt  von  „Energien"  bestimmen,  —  stets  bedarf  da»  Denken  der 
exakten  Natnrwbssnschaft  konstanter  Subetaiutebmente  ab  Bestandtefb  der  Materie, 
des  im  Wechsel  des  Geschehens  bleibenden  Substrats.  Db  M.  besteht  nicht  ab 
beeonderee  Wesen,  sondern  tot  das  Beharrende  in  den  Dingen  selbst«  mag  sie  nun  als 
stetig  den  Raum  erfüllend  oder  ab  aus  Atomen  (s.  d.)  bestehend  gedacht  werden, 
Materie  und  Kraft  (s.  d.)  sind  nicht  twei  miteinander  verbundene  Wesenheiten, 
sondern  ebendasselbe,  was  hinsichtlich  seiner  Raumerf  ullung  und  Widerstandsfähigkeit 
Materie  ist,  tot  Kraft,  sofern  es,  in  Beziehung  ra  anderer  Materie,  ab  widerstandsfähig 
gedacht  wirrt.  Kik.  tmtntotheoretbeh  betrachtet  tot  die  M.  nicht  das  „Ding  an  s 
sondern  die  Art  und  Weise,  wie  das  Wirkliche  vom  Standpunkte  der  äußeren  Erfahrung 
und  der  ihr  gemäßen  Erkenntnis  zweckmäßig  gedacht  werden  muß;  materiell  sind  die 
Dinge  abo  nur  ab  „Erscheinungen"  (s.  d.),  ab  Gegenstände  möglicher  Erfahrung, 
abo  nicht  an  sich  und  such  nicht  in  ihrem  unmittelbaren  Fürsichsein,  nicht  ab  Inhalt 
der  unmittelbaren,  psychologischen  Erfahrung  (vgl.  Psychisch.  Korper). 


Materie.  383 

Das  Bedürfnis,  einen  Stoff  als  feste  Grundlage  der  Modifikationen  und 
Veränderungen  der  Dinge  anzunehmen,  tritt  schon  früh  auf,  bei  den  jonischen 
„Physikern"  Thales  (Wasser  als  Grundstoff),  Anaximander  (s.  Apeiron),  Anaximenes 
(Luft),  Heraexit  (Feuer);  sie  alle  sind  „Hylozoisten"  (s.  d.).  Eine  qualitative 
Elementenlehre  (s.  d.)  stellen  Empedokles  und  Anaxagoras  (s.  Homöomerien)  auf, 
während  die  Atomistik  eines  Demokbit  und  (später)  Epikur  nur  quantitativ- 
geometrisch bestimmte  Atome  (s.  d.)  als  materielle  Elemente  annimmt.  Platon 
vergleicht  die  M.  (#/2j?)  mit  dem  Stoffe,  den  die  Handwerker  gestalten;  sie  ist  gestaltlos, 
aber  gestaltbar,  formempfänglich  (de^apivt}),  in  ihr  wird  alles  (£v  §  yiyvszai).  Sie 
ist  qualitätslos,  ohne  Bestimmtheit,  ein  relativ  nicht  Seiendes  (/tij  öv),  eine  Art 
Raum  (yevoe  t?]s  '/ibpag);  sie  ist  unwahrnehmbar,  aber  auch  nicht  positiv-bestimmt 
denkbar,  sondern  nur  durch  einen  unechten  Schluß  (Aoyiafi^  nun  v6d-(p)  anzusetzen 
(Timaeus  48Eff.).  Aristoteles  rechnet  die  M.  zu  den  Prinzipien  {ä.Q%al)  der 
Dinge  und  stellt  sie  der  Form  (s.  d.)  als  bloße  Möglichkeit  (Potenz,  dvvapis)  des  Seins 
gegenüber  {övväuet,  öv),  als  das  empfangende,  „weibliche"  Prinzip.  Die  M.  ist  ohne 
Bestimmtheit  (dö^iarov)  und  Form  (äpopcpov)  träge,  aber  der  Gestaltung  fähig,  die 
Grundlage,  das  Substrat  {vnoxslfievov),  des  Werdens.  Die  noch  ungeformte  Urmaterie 
(zUj?  7tod)T7])  existiert  nur  begrifflich,  da  jede  gegebene  Materie  schon  irgendwie 
geformt  ist  und  nur  im  Verhältnis  zu  einer  weiteren  Form  Materie  ist  (z.  B.  der  Marmor 
in  bezug  auf  eine  Statue).  Allen  Dingen  liegt  dieselbe  M.  zugrunde.  Alles  Werden 
ist  Übergang  der  M.,  des  potentiellen  Seins,  in  Form.  Reine  Form  ohne  Stoff  (ohne 
Potentialität)  ist  nur  Gott  (Metaphys.  IV,  7,  9;  V,  4;  VI,  2;  VII,  3,  10;  VIII,  6,  8,  9; 
Phys.  I,  9;  II,  9).  Die  Stoiker  vereinigen  im  Begriffe  des  „Pneuma"  (s.  d.)  die  Ideen 
von  Kraft  und  Stoff.  Der  letztere  ist  das  Passive  (näo%ov)  am  Seienden  (änoiov  oiatuv 
ti]v  8Ar]v,  Diogen.  Laert.  VIII,  134);  er  ist  träge,  formlos  („materia  iacet  iners,  res 
ad  omnia  parata",  Seneca,  Epist.  65,  2),  im  Ganzen  von  konstanter  Menge  (oZte 
xÄeloiv  oi<6"  iÄäzicov  yivevai,  Diogen.  Laert.  VIII,  150;  Stobaeus,  Ecloga  I,  322  f . ). 
Die  Konstanz  der  M.  lehrt  auch  der  Epikureer  Ltjcrez  (De  rer.  natura  II,  294  ff.). 
Bei  Phtlon  und  Plotin  wird  die  M.  als  formloses,  passives,  totes,  unreines  Substrat 
der  Sinnendinge  zu  etwas  Bösem;  sie  ist  nach  Plotin  ein  Abbild  des  „intelligiblen" 
Stoffes  in  der  Idealwelt,  die  letzte,  schwächste  „Emanation"  (s.  d.)  aus  dem  „Einen" 
(Ennead.  I,  8,  7;  II,  4,  3  ff.;  IV,  4,  4). 

Im  Gegensatz  zu  Aristoteles  lehrt  das  Juden-  und  Christentum  die  Erschaffung 
der  M.  durch  Gott  (s.  Schöpfung).  Die  Scholastiker  fassen  den  Begriff  der  M.  meist 
ziemlich  aristotelisch  auf,  als  das  der  Potenz  nach  Seiende  („quod  est  in  potentia"), 
die  Potenz,  aus  der  alles  wird.  Von  der  Urmaterie  („materia  prima"),  dem  Substrat 
aller  Veränderungen  in  der  Natur,  wird  die  schon  geformte  M.  („m.  secunda",  „ultima", 
„signata")  unterschieden,  von  der  wahrnehmbaren  („m.  sensibilis")  die  nur  denkbare 
(„m.  intelligibilis";  vgl.  Thomas,  Sum.  theol.  I,  85,  1;  I,  12,  11  c;  III,  72,  2;  Contra 
gent.  I,  21,  65;  I,  17;  II,  30;  II,  75,  u.  a.).  Wie  Ibx  Gebirol  (Avicebron)  schreibt 
Duns  Scotus  allen  endlichen  (auch  geistigen)  Wesen  eine  „Materie"  zu.  Die 
formlose  Urmaterie  („m.  primo-prima")  hat  Gott  geschaffen,  sie  ist  die  „Wurzel"  der 
Dinge  (De  rer.  princip.  qu.  8,  3  f.). 

In  der  Renaissance  bereitet  sich  ein  neuer  Begriff  der  M.  vor.  So  ist  nach  Telesiüs 
die  M.  („corporea  moles")  die  passive,  träge  Substanz,  deren  Menge  konstant  bleibt 
(„nee  augeri  nee  minui  usquam  potest"  (De  rerum  natura,  1565,  1586,  I,  4  ff.).  Nach 
Giordano  Bruno  ist  die  M.  nicht  wirkungslos,  der  Form  nicht  schroff  entgegengesetzt, 
sondern  aus  ihr  selbst  entfalten  sich  alle  Formen.  Nur  die  Formen  wechseln,  die  M. 
aber  beharrt  ewig  als  die  wahrhaft  seiende  Substanz  (De  la  causa  III— IV).  Die  Einheit 


!M  Mattete. 


der   IL   lehren  ferner   (JaULSX.    Baoob.    Dbacabter.  dar  ab  rein 

I   *^aAtfMM4*Aitit^*    ^n^mtAnf    nhansn    ^MfjA    IT*d\fmBB    rM^immt    utwi    fensn   nteaaWsjwWf 

OcfetegtpnltiwtiDt(PrfBate  phfloa.  L«;  11.  4.  »f.;  »gl  DnH Kflrnar). 

f.Ot  Laura  die  IL  djmamferh  a«f  (vgl  Substanz,  Körper).   Dia  iL  erfüllt 

(„verworrene  VorataUnng  )  die  Körper  daratelfen;  dfe  Monaden,  die 

Paukt»"  (Pyiaa.  OeBaifeubjwten  L  &  *•»«.;  Pkifce.  Werke,  krag,  von  Oarkardt  II. 
S48ff.;  IV.  18).  -  IM  Bbbxblbt  (Princrptee  XVII.  l.WU.  LXX1I  ff.)  wird  die  IL 
xa  etwas,  daa  gar  nick*  etblbrt  and  deaaen  Annehme  gen*  ■  aqualos  ist;  die  Körper 

(aüfclluai  oder  aaöfnok»)  Wakrnakaannaaiahiltr  Deft  daa  Waaan  dar  Materie 

unbekannt  bt,  betonen  Looo  (vgl  Basey  eoneeru.  kam  undereunt    III.   K 
i\.  h    M|  Mi  mb  (vgl.  Treotfee  IV.  aei.  J;  a.  Substanz).  D'Aumiut.  HAcrsarvts, 
I  mu.tr,  Bobrbt  o.  a. 
AaokKAjrr 
(daa  „Ding  an  aiak  ").  ab  onarkannkar.  Mmaria  gibt  aa  aar  aia 

Dfe  M.  tat  dfe  Form  in 
ad  des  V« 
Wir  mfenen  a  priori  vomoaseuen.  da«  bei  i 
dfe  ftabsfiii  (e.  d.)  kakarrt  and  daS  daa  flaant—  deraathsn  in 
dar  Nator  wadar  wahrt  nock  veaaladarl  wird.    Dana  dfe 
wäre  nicht  aaogtfek,  „wenn  wir  nana  Ding»  (dar 


nlMibea  dfe  Idee  daa  Sobetratam,  ab  woran  aller  Weckaal 
Knkeitnat"(Knud.  rein.  Vera..  1 .  Analogie ).  Dfe  Materie  (afe 
Kart  dynamfeck.  ab  daa  »Bewegtteke,  aofarn  aa  einen  Raum  erf  attt* 
„twpobive  Kräfte  albr  ikrar  Teile,  d.  i.  durch  eine  inr  ab 
Materie,  d.  k.  ein  tiefeiaimfer  Qrad  dar  awjajaang  dm  Rsiimce,  wfed 
..ab»  iiiaialnglaika  anrbknng  im  Konflikt  mit  der  araprün 
Dfe  Quantität  der  M.  bbibi  Un  Qanaan  kocattant  (Metaphys.  Anfeagagi  finde  der  N 
wfeteneck.it,  a  31  ff.).  -  Ab  Produkt  dar  Erscheinung  van  Kräften  faeaen  dfe  M 
*uf  Bonoonon.  LicarraaaBnu.  Faradat.  SaULumt  (Ideen  nv  Xeturphilos.  1. 238  ff . ). 
Heobl  (Die  IL  fei  „nur  dfea,  Widaratand  an  bfeten").  Ulm«,  Fomlaoe. 
Harms,  E.  v.  Hitnmn»  („8yetem  von  atemniifwai  mit  g 
zustande";  egL  Dfe  Weltanaokanang  dar  nwdernan  Pkraik,  1902,  8.  208  ff. ).  Dum, 
v.  Schrubb.  Snosss,  J.  Schul»  (Dfe  Bilder  ron  dar  Materie,  1908,  8.  Uff.). 
Cabpari.  F.Ebhabdt,  Amoks«  o.a.  (egL  Atom,  Dynamisch).  —  Ab  Erscheinung einee 
nickt  eelbet  materiellen  ..An  eich"  betrachten  dfe  Materie  Scuxna.  Hnn,  (egL 
Ensyklop.,  |  281 ;  Xeturphilos.»,  8.  41  L,  87).  Scnorwnuuta,  nach  webkam  afe  die 
..Sichtbarkeit-  dea  „Wiuene"  (..  d.)  ist.  „dasjenige,  wodurch  der  Wille,  dar  daa 
innere  Weeen  der  Dinge  ausmacht,  in  dfe  Wahrnehmbarkeit  tritt"  (Welt  ab  Wille 
u.  Vorstellung  I.  Bd..  f  4;  II.  Bd.,  K.  24).  Herbabt.  nach  welchem  eie  durch  partielle 
Durchdringung  der  „Realen"  (a.  d.)  entatekt  (ab  „objektiver  Schein";  vgl  Allgem. 
Metaphya.  IL  f  264  ff),  Bhhbxb,  Lotes.  I.  H.  Fichte,  Wtrbeek.  F.  Ebhabdt. 
L.  Busse,  RBNotman,  F.  C.  S  Schiller,  Bbcher  u.  a.  (».  Monaden).  F.  A.  Laror, 
Fbchhbb,  Paulsbh,  Würdt.  Kühtmarr  (egL  Spiritualismus,  Voluntarismus)  u.  a.  — 
Xach  A.  RntHL  ist  sie  die  phänomenale  Substanz  im  Räume  (Der  pbiloaopkboka 
Kifebbsaus  II  I.  2741  <.  nfe  wVaasjasAnnannr1  ossj  Dtnaasj  sHsoft  dfa  .mürn-n  ntan* 


Materie.  385 

(Zar  Einführ,  in  d.  Philos.,  1903,  S.  148 f.;  3.  A.  1908).  Nach  Wcndt  ist  die  M.  eine 
bleibende  Hypothese,  durch  die  wir  das  Wirkliche  vom  Standpunkt  „mittelbarer 
Erkenntnis". als  „Sitz  der  Kräfte  oder  Energien"  auffassen.  In  den  ursprünglichen 
Bedingungen  der  Xaturerkenntnis  Hegt  die  Aufgabe,  die  Natur  als  ein  System 
beharrender  Substanzelemente  zu  begreifen  (Logik  I«,  1893—95,  537  ff. ;  3.  A.  1906—08; 
System  d.  Philos.  P,  1907,  343  ff. ;  IP).  Als  ein  Denkmittel  fassen  die  M.  auf  F.  König 
(Die  Materie,  1911,  S.  22  ff.),  B.  Kern  (Das  Erkenntnisproblem2,  1911,  S.  73  f.;  Das 
Problem  des  Lebens,  1909,  S.  234 ff.);  Lepps  (Naturwissenschaft  u.  Weltanschauung, 
1907,  S.  28  ff.)  u.  a.;  im  Sinne  des  kritischen  Idealismus  (s.  d.)  Cohen,  Natorp  (Die 
logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910),  Cassiber,  Bauch  u.  a. 
(s.  Körper).  —  Bloß  eine  zweckmäßige  „Fiktion"  ist  die  AI.  nach  Vaihinger  (Die 
Philos.  des  Als-Ob,  1911),  ein  „Gedankensymbol  für  Empfindungen",  ein  bloßer 
Zusammenhang  von  „Elementen"  (s.  d.)  nach  E.  Mach  (Populärwissensch.  Vorles., 
S.  230;  4.  A.  1910),  Petzoldt  u.  a. ;  vgl.  Stallo,  Die  Begriffe  u.  Theorien  der  modernen 
Physik,  1901 ;  Kleinpeter,  Die  Erkenntnistheorie  der  Naturwissenschaft  der  Gegen- 
wart, 1905;  Tait,  The  Properties  of  Matter,  1886;  deutsch  1888  (vgl.  Ding).  —  Nach 
H.  Bergson  ist  die  M.  der  Inbegriff  aller  unmittelbar  als  ausgedehnt  sich  darstellenden 
„Bilder"  („Systeme  dimages")  in  deren  eigenem  Zusammenhange:  dieselben  Bilder 
sind  in  bezug  auf  die  mögliche  Tätigkeit  des  organischen  Leibes  Wahrnehmungsinhalte 
(perceptions ;  Matiere  et  memoire6,  1910,  S.  7  ff.;  deutsch  1908).  Die  M  entsteht 
durch  eine  Entspannung  des  „Lebens"  (s.  d.),  durch  eine  Zerstreuung,  Veräußerüchung 
desselben  in  eine  Reihe  homogener  Zustände :  sie  ist  vom  Geist  (s.  d.)  nicht  dem  Wesen, 
-ondern  der  Zeit  nach  unterschieden  (s.  Dauer,  Gedächtnis,  Wahrnehmung,  Verstand). 
Auf  Energie  (s.  d.)  reduziert  die  Materie  W.  Ostwald.  M.  ist  nur  eine  „räumlich 
zusammengesetzte  Gruppe  verschiedener  Energien".  Im  Begriff  der  M.  steckt  „die 
Masse,  d.  h.  die  Kapazität  für  Bewegungsenergie,  ferner  die  Raumerfüllung  oder  die 
Volumenergie,  weiter  das  Gewicht  oder  die  in  der  allgemeinen  Schwere  zutage  tretende 
Art  von  Lagenenergie,  und  endlich  die  chemischen  Eigenschaften,  d.  h.  die  chemische 
Energie"  (Die  Überwindung  des  wissensch.  Materialismus,  1895,  S.  28;  Vorles.  über 
Naturphilos.2,  1902,  S.  245;  Abhandl.  u.  Vorträge,  1904,  S.  235;  vgl.  hingegen  die 
Schriften  von  E.  v.  Hartmann,  Wundt,  Rieht.,  E.  Becher  u.  a.).  Nach  L.  Gilbebt 
ist  M.  Bewegungsfähigkeit,  Energie  (s.  d.),  Arbeit  (s.  d.),  ein  Moment  der  „Wirkungs- 
kette". Es  gibt  nur  eine  Energie:  die  Materie,  d.  h.  die  als  „Materie"  bezeichnete 
Energie  („Dichte",  „Standenergie",  „Widerstandskraft"  gegen  Druck  und  Zug  (Neue 
Energetik,  1911,  S.  17  ff.).  Nach  G.  Le  Bon  Ist  die  M.  ein  „Kräftereservoir",  eine 
relativ  stabile  Form  der  Energie,  die  sich  allmählich  dissoziiert  und  in  Energie 
verwandelt,  so  daß  die  M.  (und  Masse)  nicht  unveränderlich  ist  (L'evolution  des  forces, 
S.   1 1  ff. ;  deutsch  1909). 

Aus  elektrisch  geladenen  Elementen  ( Elektronen ),  bzw.  aus  elektrischen  Einheiten 
besteht  die  M.  (s.  Atom)  nach  Thomson,  Lorentz,  Larmor  u.  a.  (vgl.  J.  J.  Thomson, 
Elektrizität  und  M..  1904;  Die  Korpuskulartheorie  der  M.,  1908;  O.  Lodge,  Leben 
u.  Materie,  S.  27  ff.).  —  Vgl.  die  Schriften  von  Holbach,  Moleschott,  Büchner  u.  a. 
(s.  Materialismus);  E.  Haeckel,  Die  Welträtsel,  1899;  De  Bois-Reymond,  Reden 
u.  Aufsätze*,  1886  (s.  Ignorabimus);  F.  Chlebik,  Kraft  u.  Stoff,  1873;  U.  Kramar, 
Das  Problem  der  M.,  1871;  Maxwell,  Substanz  u.  Bewegung,  1879;  Tcrner,  Die 
Kraft  u.  Materie  im  Räume,  1894;  G.  Mie,  Moleküle,  Atome,  Weltäther*,  1905;  Die 
Materie,  1912;  Righi,  Neue  Anschauungen  über  die  Struktur  der  M.,  1908;  H.  Ziegler, 
Die  Struktur  der  M,  1908;  F.  Enriques,  Probleme  der  Wissenschaft,  1910; 
S.  Schiller,  Riddles  of  the  Sphinx2,  1910;  JoiL,  Seele  und  Welt.  1912; 
Eisler,  Handwörterbuch.  «fi 


386 


Das  Problem  der  IL.  1889;  Biiciun,  Dm  Problem  der  M.  ia  der 
Philo...  1890;  F.  A.  Lasos.  Cmnkbm»  de*  Materiabemae».  1908; 
Die  Einheit  der  iL,  des  WalOthees  uid  der  Naturkraite.  1909;  E  Bmaua, 
WeHgeblorb,  Wihgasstm,  Weh^twicklung.  1915;  B.  Rcsssu*  Our  Knowledge  of 
the  esteraal  World  —  >  flsld  im  scientific  method  ja  pbiloaapay.  1915;  WiruBwm, 
Zeit,  Mete  ha«,  1990;  Wmxrrms.  Die  Phvaik  der  bewegten  Metrie.  1919;  Boa*. 
Der  Aufbau  der  Meterb,  1919;  Taoasos,  FliJHiHlmi  «ad  Materie,  deatoch  von 
Sianssr.  1004;  T«s  Svspsaaa,  Die  Materie,  deatacb  tob  Fiwuurraut,  ttU> 
Die  Wlmeilift  Demokriu.  —  Vgl  Atom.  Korper.  Ebmeeit.  Eaergie. 
Leib,  Objekt.  Sabetaaa,  Uaeadlbh,  Mil  riiMwin,  IrhiMmwi.  Atber.  Rele- 
üvitetetneorb. 


>fl  n  t  erteil  {*JUm4$,  matarinlie):  etofflba.  korpsrlbh;  aaf  des  Inhalt  besügtba, 
i ;  aoi  dae  Bmidbas,  de«  Neuen  sich  hnliiisd.  Vgl.  Ideaa  (mstsrielb),  Caass, 
Warben. 


•of  die 
aaf  die 
faltigsabea"  berabt  (Wcsdt.  Partim,  d.  Paibe.  P.  1907.  &  109).    Ibre 


Utk  lbrebeidi 
und  die  «annigfaitigkrttethrone.   Db  M.  hat  das 

in  der  Erfabraag  Mögliche     «am  OigsasUed,  aad  «wer  „ahmt  biofl  de.  m 

Im  ia  Irgssaimn  begriffbeb 
ibr  raknmmamiea  FiimgiiHm  MflgHnba"  (8.  1101    Die  rem  fonuebi. 
•bar  Jede  gagslaas  Gramm  biaaae  fortgeewtet  eeiibni,  Hvrü 
die  Regal  dieser  Foi  tmleaag  dareb  die  bereite 

flNMmVftej    ttÄO    mmmtlmW     09(mittgVttmMmmi    mmV    QBM0 

<&  174).     Die  Aufgebe  der  M.  ist  ee  abo.    „die  denkbaren 
eowb  die  aaf  Gramd  der  reinea   *  sieht  sang 
in  besag  aaf  alle  ibre   Bgeaaebafti 

nlmeobnag  sa  aatsrwsrma'  (Logik  II'.  1, 1893-96. 
&  88 ff.;  8.  A.  1908).  -  Die  M.  berabt  aaf  „eorioriecbea"  (e.  d.)  Grundlagen,  d.  h. 

Aasohaauag  (s.  d.)  für  alle  aar  mögliche  Erfabraag  ab  galtig  bestimmt,  weil  dae 
Formale  der  Ansnhsnnng  eine  Bedingung  objektiver  Erfabraag  aad  der  Erfahrung« 
Objekte  ab  eoleber  selbst  ist  (s.  Axiom).  Aas  den  Axiomen  (e.  d.),  Definitionen, 
Postamtes  der  M.  folgt  eibs  Weitere  mit  tagaumw  Notsatm^mtit,  wsluead  db  Amome 
selbst  xum  Teil  nur  ...\neciuMeagsnotweadigkeit'  (Liesmaxs)  haben  aad  aiebt 
..analytische"  Urteib,  sondern  ..eyatbetbebe  Urteib  a  priori"  sind  (vgl.  Urteil 
KoBstaax  des  Formalen,  welches  das  Qsgenetaad  der  M.  bikbt,  sowb  db  Idaatitit 
der  synthetischen  aad  gaedernden.  ordnenden  Funktion  des  Denken«  in  alba 
Anwendungen  desselben  erklärt  db  Allgemeingültigkeit  matbematbcher  Urteib.  db 
Geltung  dessen,  was  an  einem  Falb  dargetan  wird,  für  alb  analogen  Falb,  für  dae 
Ideale  wb  für  dae  Reale.  Db  Regem  der  Verknüpfungswebe  von  Einheiten  xu  Urofbn, 
Zahlen  (s.  d.)  und  der  Beziehung  der  Größen  Aufeinander  bleiben  für  alb  Falb  dieselben, 
andern  sich  nicht,  galten  reitlos.  Das  Unendliche  (s.  d. )  und  „Irrationab"  wird  vermöge 
zweckmäßiger  Fiktionen  so  behandelt,  ab  ob  ee  sich  um  endliche  oder  rationelle  Werte 


Mathematik.  387 


handelte,  wodurch  die  Einheit  der  Rechnung  ermöglicht  wird  (vgl.  Vathinger,  Die 
Philos.  des  Als-Ob,  1911).  Die  mathematischen  Objekte  sind  nichts  „Wirkliches", 
sondern  Abstraktions-  und  Konstruktionsprodukte  und  von  ideeller  Natur;  aber  sie 
gelten  für  das  Wirkliche,  lassen  sich  an  allem  Wirklichen  annähernd  realisieren.  Erst 
die  umfassende  Anwendung  der  M.  auf  die  Gegenstände  der  Erfahrung  macht, 
besonders  durch  Zurückführung  des  Qualitativen  auf  quantitative  Verhältnisse,  exakte 
Naturwissenschaft  möglich;  zum  Teil  läßt  sich  die  M.  auch  auf  die  Psychologie 
anwenden  (s.  Psychophysik).  Doch  beschränkt  sich  die  mathematische  Betrachtungs- 
weise stets  auf  bloße  Relationen  der  Dinge,  das  unmittelbare  „Fürsichsein"  des 
Wirklichen  läßt  sich  mathematisch  nicht  erfassen  (Fechner,  Lotze,  Wundt,  Dilthey, 

EüCKEN,    SliMEL,   JOEL,   WlNDELBAND,   RlCKEBT,   BorTROUX,   BERGSON  U.   a.). 

M  Die  M.  wurde  öfter  als  Vorbild,  Mittel  und  Methode  philosophischer  Erkenntnis 
betrachtet.  So  schon  von  Pythagoras  (s.  Zahl).  Nach  Platon  ist  die  M.  die  beste 
Vorbereitung  zur  Dialektik;  sie  ist  eine  Betätigung  des  Denkens  an  der  Anschauung 
und  hat  unter  allen  Einzelwissenschaften  die  größte  Gewißheit.  Die  Objekte  der  M. 
stehen  in  der  Mitte  zwischen  den  „Ideen"  (s.  d.)  und  den  veränderlichen  Sinnendingen 
(vgl.  Philebus,  56  ff. ;  Republ.  525  D,  527  A).  Zum  Vorbilde  der  Philosophie  nehmen  die 
Mathematik  Descartes,  nach  welchem  sie  ein  Muster  von  Klarheit  und  Deutlichkeit  ist 
(Meditat.  V;  Regulae  II,  IV),  Spinoza,  der  sein  System  „more  geometrico"  aufbaut, 
Chr.  Wolff  u.  a. ;  vgl.  Mendelssohn  (Über  die  Evidenz  in  den  metaphys.  Wissen- 
schaften, 1764).  Vgl.  Vathinger,  Die  Philos.  in  der  Staatsprüfung,  1906.  Hingegen 
betont  Kant  den  Unterschied  zwischen  mathematischer  und  philosophischer  Methode, 
welch  letztere  mit  der  ersteren  nur  betreffs  des  apriorischen  Ursprungs  verwandt  ist. 
Die  philosophische  Erkenntnis  ist  die  Vernunfterkenntnis  aus  Begriffen,  die  mathe- 
matische aber  aus  der  „Konstruktion"  (s.  d.)  der  Begriffe;  erstere  betrachtet  das 
Besondere  nur  im  Allgemeinen,  letztere  das  Allgemeine  im  Besondern  und  Einzelnen 
und  geht  nur  auf  Größen;  denn  nur  der  Begriff  von  Größen  läßt  sich  konstruieren, 
d.  i.  a  priori  in  der  Anschauung  darlegen,  wobei  „dasjenige,  was  aus  den  allgemeinen 
Bedingungen  der  Konstruktion  folgt,  auch  von  dem  Objekte  des  konstruierten  Begriffs 
allgemein  gelten  muß".  Die  M.  schafft  sich  im  Räume  und  in  der  Zeit  die  Gegenstände 
selbst  „durch  gleichförmige  Synthesis"  als  Größen  (Krit.  d.  reinen  Vernunft,  Methoden- 
lehre I,  1.  Abschn.:  Die  Disziplin  der  reinen  Vernunft).  Exakte  Wissenschaft  ist  eine 
empirische  Disziplin  nur  soweit,  als  darin  Mathematik  angetroffen  werden  kann.  — 
Im  Gegensatz  zu  Hüme,  nach  welchem  die  M.  eine  auf  dem  logischen  Satze  des 
Widerspruchs  (auf  analytischen  Urteilen)  beruhende  Wissenschaft  ist  (Enquiry;  im 
„Treatise"  gilt  sie  als  apriorische  Erkenntnis  von  Relationen;  Treatise  III,  sct.  1, 
IV,  sct.  1),  beruht  sie  nach  Kant  auf  synthetisch-apriorischen  Urteilen,  die  ihre  Quelle 
in  der  „reinen  Anschauung"  haben  (s.  Axiom,  Konstruktion).  Reine  Mathematik  ist 
nur  möglich,  weil  sie  sich  auf  die  Eigenschaf  ten  der  apriorischen  Formen  der  Anschauung 
(Raum  und  Zeit)  stützt,  in  welchen  Formen  nur  Erfahrung  und  Erfahrungsobjekte 
gegeben  sind.  „Die  Synthesis  der  Räume  und  Zeiten,  als  der  wesentlichen  Formen 
aller  Anschauung,  ist  das,  was  zugleich  die  Apprehension  der  Erscheinung,  mithin 
jede  äußere  Erfahrung,  folglich  auch  alle  Erkenntnis  der  Gegenstände  derselben 
möglich  macht,  und  was  die  Mathematik  im  reinen  Gebrauch  von  jener  beweist,  das 
gilt  auch  notwendig  von  dieser."  Rein  mathematische  Urteile  sind  insgesamt  „a  priori" 
(s.  d.),  weil  sie  „Notwendigkeit"  bei  sich  führen,  welche  aus  Erfahrung  nicht  abge- 
nommen werden  kann."  Z.  B.  7  -f-  5  =  12  ist  ein  synthetischer  Satz  a  priori.  Der 
Begriff  der  Summe  von  7  und  5  enthält  noch  nicht  die  Zahl  12,  die  beide  zusammenfaßt; 
um  sie  zu  erhalten,  müssen  wir  Einheiten  in  der  Anschauung  zur  Zahl  12  zusammen - 

25» 


gg  Mathematik 


IUuiii  un.l  Z.U  -..!*!  .!*•  ,.z»t-i 


und  />  it 

i  6  ff.;  Krit.  d.  reis.  Vera.:  TrinmrartmtaJe  Aethctih).   VgL  FMW.  Syetem  d.  Logik. 
1811.  &  75 ff.;  IbtfcMMttocfc»  Nerarphik»..  18«.  8.  9.  37M.;  ScnorxxHArx«.  Die 
W«Ü  ab  WUle  o.  ViiHitlt,  I.  Bd..  f  1A.  II.  Bd.,  K.  IS  (Forderung  der  Zurück 
fftkrung  jeder  Ingiarhra  Begründung  u>  der  M.  auf  eine  aaackaukcke;  e.  Grund); 

F.  Sonn.-»«.  Philo«,  d.  Fiiüiiii nl  ft  II.  1881-83.  US IL  -  H.  Gönn,  Logik 

der  reinen  Erkannt**.  1901  (Die  Gebilde  und  Axiom  der  M.  etnd  Breeugniaee  de« 

utwi     MilA#|  '\\  ttL»    ilrf     ( lli  kf*k  tf     dt-  r 

■  ^••e^ee»       •^■eenree*       w*emo       e*eo^  t      aumm)       pelowiB^HBm      un»  «        ^^w^apamw       uuww        e>M«Bnml  w  BWrHeMe»!  «•/  e 

Kr.  Archiv  I.  ■yatunaa i.  Pküoe.  VII;  Die  Ingjiakra  Grundlagen  der  exakten 
Wlamnaoaafl.n.  1910;  M.  Kuto».  Über  IL,  1909. 

Auf  dorn  T4igknkw  beruht  die  IL  nach  Pia  ton.  DxecAxrx*.  Laans  (Mathemet. 
vvw  Mi.  i:  m...  Hunx,  Gm— iura.  CArron,  Fmao*.  Dpmud  (Wm emd  und  wo* 
die  Zahlen«.  1993).  Rcimu.  (Prniciplee  of  Mathem.tica  I.  1903;  Emai  rar  k* 
i  de  k  gtonntria.  1901 K  Opotomat  (Bio  pkfloe.  Primtaphm  der  Matkema  tih, 
1908t  deduktiver  Charakter  der  IL).  Hilmbt  (Grundltgen  der  Geometrie».  1903). 
PotXCAXko. «,   Ei  wird  öftw  (Hiuxarr  u.  ».)  die  M. (auch  die  Gooawtrir)  eJe  eine  rein 


(vgL  Bona:  „MeUgeometrieohe"  Theorien).    Die  O.ometrie  iei 
ein  System  vom  Relationen  twiecbeu  Begriffen  T^d  Beeiekungcu. 

Anf  Erfahrung,  Induktion.  Ahetraktton.  b.w.  Ide«lk*erung  de«  Gigebra.n  beruht 
die  IL  (b.w.  die  m.tk.matiacke  Axiomatik)  nach  J.  St.  Miix,  Hsumot-TS  (Zihlro 
u.  Ileeeen.  8.  17  IL).  Knoxacxxa.  BoaUm,  B.  Emduakv  «.  a.  (..  Axiom),  Owtwald, 
Staixo.  Mao,  nnck  welchem  die  »et  kerne  Hecken  Sitae  J^quiraJenaon  von  Ordnunge 
tlltgkniira"  auadruohen  und  eüe  Bechnamg«op«T*t»onen  den  Zweck  nahen,  daa  direkte 
Zahlen  n  eraperen  (Erkennte»  u.  Irrtum.  1908.  8.  334  f..  366.  423 ;  Die  Mechanik«. 
8.  616.  6.  A  1908);  KxmirrxTE*  (Die  Erkenntnietheorie  d.  Xeturwiaernech.  d.  Gegen, 
wart.  1906.  S.66ff.k  Jnci«iM  (Der  krit.  Idenkraiinv  1906.  &  86f.  96.  182  f.)  a.  «. 

Dm  „KooTentioneüV  m  das  Grundlagen  dar  M.  (Geometrie)  betont  (neben  dam 
rein  Lofftaeken  in  dar  IL)  Powcab*  (Scfence  et  kypotheae.  1908.  8.  3 ff ..  66 ff.; 
L'invention  nmthemauquc.  1908)  a.  a.  Die  genamtrianhra  Sitae  oind  Vereinbarungen, 
welchen  nicht-  Wirkliche«  entspricht,  die  aber  „bequem".  iwmkmjfkg  emd.  -  VgL 
Duscaät*«.  La  gaomctrie,  1687;  E.  Wuom  Philoeophi«  matbematic«,  1693;  Lock«. 
Eaaay  conoern.  hu*,  underetand.  IL  K.  13. 1 V.  K.  4:  die  IL  ala  demon.tri.uv,  Wimen- 
echeit;  Chb.  Wolt»,  EfemenU matheoaoa  unirereale.  1740-46;  Bmn.iT,  Princ.CXI. 
CXV1II;  Boliaxo,  Beitrage  ra  einer  begründeteren  DaratcUung  der  IL.  1810; 
Paradoxien  dea  Unendhoken.  krag.  1861  (vgl.  H.  Bxmoauxx.  B»  Beitrage  rar  philo.. 
Grundlegung  der  IL.  1909);  ▼.  EHnxxrxLS.  Vierteljahraachrift  f.  wiaaenach.  Philo... 
16  Bd.;  G.  F.  Lora.  Philo«  Studien,  X— XII;  Fmqi.  Die  Grundlagen  der  Arith- 
metik, 1888;  K.  Hcssni*  Philo»,  der  Arithmetik.  1891;  F.  Max».  Die  logiachen 
Grundoperationen  der  Mathematik,  1896;  J.  Castoe,  Geaammelte  Abhandlungen. 
18901.;  Hamno,  Über  die  kritiache  M..  1904;  H.  Dixolxs,  Grundi  e.  K 
u.  exakten  Theorie  der  Wiawnechaiten,  1907;  P.  Dv  Bois-Rxtmoxd,  Die  allgemeine 
Funktionatheorie  I:  Metaphya.  u.  Theorie  der  mathemat.  Grundbegriffe,  1883;  J.  Oohx, 
Voraueeetxungen  und  Ziele  der  Erkenntnia.  1908;  O.  Ewald,  Kaum  kritiacher 
Idealiamua,  1908;  A.  Voss,  Daa  Wesen  der  M..  1908;  K.  Gxisslkx,  Moderne  Verirrungen 


Maxime  —  Mechanik.  389 

auf  philosophisch-mathematischen  Gebieten,  1909;  Archiv  f.  System.  Philos.  XI; 
F.  Enriques,  Probleme  der  Wissenschaft,  1910;  Prinzipien  der  Geometrie  in:  Enzyklop. 
der  mathemat.  Wissenschaften,  hrsg.  bei  Teubner,  Leipzig;  B.  Petronievics,  Die 
typischen  Geometrien  u.  das  Unendliche,  1907;  Reininger,  Philos.  des  Erkennens, 
1911;  Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  u.  Wirklichkeit,  1912;  B.  Jakowenko, 
Die  Logistik  u.  die  transzendentale  Begründ.  der  Mathematik,  Bericht  über  den 
III.  intern.  Kongreß  f.  Philos.,  1909;  A.  Reymond,  Logique  et  mathematique,  1908; 
M.  Cantor,  Vorlesungen  über  Geschichte  der  M.,  2.  A.  1894—1901;  3.  A.  1900  ff.: 
J.  Baumann,  Die  Lehren  von  Raum,  Zeit  und  Mathematik,  1868;  Brunschyicg, 
Les  etapes  de  la  philos.  mathematique,  1912;  Whitehead  and  B.  Russell,  Principia 
mathematica  I,  1911 ;  F.  Kuntze,  Denkmittel  der  Mathematik  im  Dienste  der  exakten 
Darstellung  erkenntniskrit.  Probleme,  1912;  R.  Hönigswald,  Zum  Streit  über  die 
Grundlage  der  M.,  1912;  Marbe,  Die  Gleichförmigkeit  in  der  Welt  I,  1916,  II  1917; 
Voss,  Über  die  mathem.  Erkenntnis,  1914;  nach  Spengler  (Untergang  des  Abend- 
landes I,  1917)  ist  die  Mathematik  nichts  Absolutes,  sondern  bedingt  durch  den 
Charakter  der  jeweiligen  Kultur  (antike,  arabische,  faustische  Mathematik);  Picard, 
Das  Wissen  der  Gegenwart  in  Mathematik  und  Naturwissenschaften,  1913.  —  Vgl. 
Raum,  Zahl,  Axiom,  Unendlich,  Logik,  Gegenstandstheorie. 

Xaxime  (maxima,  sc.  propositio  sive  regula):  oberster  Grundsatz;  subjektive 
Richtschnur,  Regel  des  Handelns,  der  Willensentscheidung. 

Der  Ausdruck  „Maxime"  hat  zuerst  logische  Bedeutung  (Boethtds:  „rnaximae 
et  principales  propositiones ;  vgl.  Prantl,  Gesch.  der  Logik  IV,  1855,  19,  78)  und 
gewinnt  erst  im  Französischen  einen  praktischen  Sinn  (vgl.  La  Rochefoucauld, 
Reflexions  ou  sentences  et  maximes  morales,  1665).  Kant  unterscheidet  die  M.  vom 
objektiv  gültigen  Gesetz  oder  Imperativ  (s.  d.)  als  das  „subjektive  Prinzip  des  Wollens" 
oder  als  das  „subjektive  Prinzip  zu  handeln,  was  sich  das  Subjekt  selbst  zur  Regel 
macht"  (Grundleg.  zur  Metaphys.  der  Sitten,  2.  Abschn. ;  Krit.  d.  praktischen  Vern.). 
Vgl.  Kretbig,  Werttheorie,  1902,  S.  25. 

Maya  heißt  in  der  indischen  Philosophie  die  (zuerst  als  Göttin  vorgestellte) 
Ursache  der  Illusion,  vermöge  deren  das  wahre,  eine  Seiende  als  Vielheit  von  Individuen 
erscheint.  Deussen,  60  Upanishads,  1905,  797.  („Schleier  der  Maya ";  vgl.  auch  die 
Schriften  Schopenhauers.) 

Mazdeismus  (von  Ahura  Mazda,  der  guten  Gottheit)  heißt  die  religiös- 
ethische Lehre  der  alten  Perser,  die  dem  Zarathustra  zugeschrieben  wird  und  die 
einen  religiös-ethischen  Dualismus  (Kampf  zwischen  dem  guten,  üchten  und  dem 
bösen,  finsteren  Prinzip)  enthält.  Vgl.  Zend-Avesta,  deutsch  1852,  1885  f.,  1910; 
Hovelacque,  L'Avesta,  1880. 

llechanik  {uri%a.vixfi)  ist  die  Wissenschaft  vom  Gleichgewicht  und  den 
Bewegungen  der  Körper  sowie  von  den  Kräften  (s.  d.)  derselben.  Sie  gliedert  sich 
in  Statik  und  Dynamik  (s.  d.).  Der  M.  liegen  apriorische  Grundsätze  (s.  Axiom)  sowie 
gewisse  Postulate,  Definitionen,  Abstraktionen  („Idealfälle")  und  z.  Teil  auch 
Vereinbarungen  zugrunde  (vgl.  Poincare,  Science  et  hypotheee,  1902;  deutsch2  1906; 
Die  neue  Mechanik,  1911).  Während  bisher  meistens  der  Erklärung  der  physikalischen 
Vorgänge  mechanische  „Modelle"  zugrunde  gelegt  wurden,  wird  jetzt  öfter  versucht, 
die  mechanischen  Phänomene  selbst  auf  elektrische  Vorgänge  zurückzuführen  (vgl. 
Enriques,  Probleme  der  Wissenschaft  II,  1910).  —  Eine  Mechanik  des  Psychischen 
hat  Herbart  versucht  (s.  Statik).  —  Für  die  Geschichte  der  M.  sind  von  Bedeutung 


M) 


Stbtib.  Vabkjbob.  Tmuurnxi.  Robsbval.  Galilei,  Descabte*. 
Leibbie,  Hutobbs,  Nbwtob.  Jasob  u.  Jobabb  Bbbboouj.  Ecles,  I>  Alembest. 
Laobabob.  PotaaoB,  Poibbot.  Gauss.  Maxwell,  Kmcmmorr.  Hebte,  Boltemabb. 
Mac«  u.  a.  —  VgL  Nbwtob.  Xatersib  usabsriuhbs  priaoipb  mathemaüc*,  1687; 
deutsch  1872;  Fama,  Mstesmstbcaa  Naterpeifaeopbie.  1622;  Laobabob,  Mecuaioue 
analvtioue.  1811  II.  Hebt«,  Db  Prinzipien  dar  BL,  1884;  1  A.  1810;  Wcbdt. 
Logik  II«.  1808-08;  Prinzip,  d.  ■inhisbniia  Katarbhre.  1810;  Natobf.  Db  log. 
Grundlagen  d.  exakten  Wkneaach-,  1810;  E.  DObbsbo,  Krtt.  Omahlchb  d.  albwaasmeu 
Prinzipien  der  M.».  1887;  B.  Mac«.  Db  hbtdMagi  In  ikrcr  Entwicklung*.  1808; 
Kultur  und  Mechanik,  1915;  Vaisjbobb.  Db  PbibeopaJe  dea  AbOb,  1811  ( Fiktion«« 
dar  kl);  Joe,  Scstclte.  Psychoaogb  der  Axiome.  188t;  Wocbebt.  Di«  Methan» 
in  Rahaesa  dar  aOges«.  Physik  (In  „Kalter  d.  Gegenwert"  III.  8.  1.  1818k  -  VgL 

BWOBBBB«BB5B,    XBsSOsBBOsnsBaX,    AWSeoB,    BNBBVBBansBBBBBBeBasBSj,    EBBTnstBE,    AXSOSB, 

Trägheit,  Bewegen^  Welt. 

b¥cic  nn  n  i  nr«i  masrhiiMmmiatg,  eetosBBtbeb.  xweagaaniBig,  durch  Druck  und 
StoB,  dBfak  bewegende  Krllte.  dürr  h 


*lrrlinnl»lerana;i 
Ittngaa  infolge  Übung  (a.  d.)  «ad  Gewohnheit,  ferbaadeB  mit 
RcwuOtarina  bb  auf  den  relativen  Nullpunkt,  wobei  njblhjn  Kaff  ab  erapart  wird 
und  dasjenige,  waa  anlanga  Überlegung  biamab,  aieher.  leicht,  rasch, 
aieh  rolkdeki.  Merhanisb  rangen  tob  geistigen  Akten  und  WOlenahandlaagcn 
fortwährend  statt;  auf  einer  M.  tob  Wufeas^Badlungen  beruht  ein  Teil  der  Reflasa 
(a.  d.)  und  der  TrtebrorgBnge  (TgL  iBOtnakt).  Überhaupt  bt  roo  dem  aktir- lebendigen 

Geietealeben  daa     hsnaaiftn**  (aetonuttbch  gewordene),   fixierte,   „erstarrte", 

•tabiL  eindeutig.  lasitgaalBfig  geawdene  Gubtige  se  ««taracheiden.  aowohl  innerhalb 
des  Organiachen  wie  auch  ab  Glbdeiang  innerhalb  daa  universalen,  ab  „gebtig" 
auf auf aasenden  „An  afah**  oder  „Für  eich"  der  Dinge  ftberhaupt  (egL  Panpsychbmus, 
Unbewußt).  VgL  Scsblubo.  Fbcbbbb  (ZeadAveeta  1. 282).  Wcbdt  ( Grundriß  der 
Psycho!.».  1808.  8.  «8 ff.;  Grds.  d.  phys.  Psycho!..  1808,  III«,  878«,).  Kc«thabb. 
L  W.  8TBBB  (Person  u.  8acbe,  1808, 1. 176  f.).  Nibtxscbe,  Jobl  (Saab  u.  Welt,  1912). 
Jambe,  Boctbotjx  (e.  Geaetsk  Bsbobob  a,  a.;  ferner  Lauras,  Romabbs.  HorrotBO, 
Jodl  u.  a.  Ab  aoEbba  Phlannwn  wird  db  Mei  hsnbkirang  des  Meaacben, 
Verwendung  ab  Maschine,  bes.  beachtet  roa  Sombabt:  r  B.  Die  deuteoke  Voflu 
echaft  im  XIX.  Jahrb..  1808*.  Ferner  W.  Ratbbbac.  Von  kommenden  Dingen, 
Zur  Mechanik  dea  Gebtee»«.  1921. 


ina  C**r««"L  Maschine):  1.  eine  nach  den  Gaselacn  dar  Mechanik, 
mechanisch  oder  nach  Art  einer  Maechine  eich  Terhaltende  Verbindung;  ein  atreag 

kauaal   bedingter,   äußerlicher  Zusammenhang;   2.    i hsiibtisibi   Erklärung   tob 

Vorgingen,  besonders  in  der  Physik,  Biologie  und  auch  ab  Weltanschauung.  VgL 
HörroiBO,  Der  menschL  Gedanke,  1911  (nur  methodisch  symbolische  Bedeutung  der 
mechanbohen  Auffassung);  Dbibscb,  Ordnungsbhre,  1912. 

Jleehnniitinehe  vYHtannicht  (bzw.  Naturauffaasung)  bt  db  Zurack- 
fQhrung  alba  Geschehens  (s.  MstorieJisasas)  oder  dock  dea  physischen  Geschehene 
auf  Bewegungen  und  bewegende  Kräfte  oder  wenigstens  auf  bloß  physikahach» 
chemische  Vorginge  und  Gesetzlichkeiten.  Innerhalb  des  „Mechanismus"  im  ecJaerea 
Sinne  finden  Platz  die  dynamische  (s.  d.),  energetische  (s.  d.)  und  mechanistische 
Auffassung  im  engeren  Sinne,  welche  letztere  alba  Naturgescheben  auf  Mechanik, 


Mechanistische  Weltansicht.  391 

auf  Bewegung,  auf  Druck  und  Stoß,  auf  das  Spiel  der  Atome  (s.  d.)  reduziert.  Die 
mechanistische  Naturauffassung  im  weiteren  Sinne  beruht  auf  dem  Streben  nach 
einheitlicher,  streng  kausaler,  quantitativer  Erklärung  der  Phänomene ;  dazu  kommt 
noch  bei  dem  Mechanismus  im  engeren  Sinne  das  Bedürfnis  der  Anschaulichkeit, 
welches  in  der  Konstruktion  mechanischer  „Modelle"  für  alle  Arten  des  physikalischen 
Geschehens  zum  Ausdruck  gelangt.  So  berechtigt,  zweckmäßig,  bewährt  die 
mechanistische  Xaturauffassung  ist,  so  sehr  sie  der  geistigen  und  praktischen 
Beherrschung  der  Dinge  dient,  so  darf  sie  doch  nicht  dogmatisch,  nicht  zur  Metaphysik 
werden.  Sie  hat  strenge  und  universale  Geltung,  ist  aber  notwendig  einseitig-abstrakt, 
denn  sie  ist  nur  die  einheitliche  Verarbeitung  des  Geschehens,  sofern  es  vom  Standpunkt 
der  äußern  Erfahrung  erfaßt  wird,  mit  Abstraktion  von  allem  Qualitativen,  wie  es 
den  Inhalt  des  unmittelbaren  Erlebens  bildet,  und  von  diesem  Erleben,  dem  Psychischen 
selbst.  Die  mechanischen  Prozesse  und  Gesetze  sind  phänomenaler  Art,  es  handelt 
sich  hier  um  äußere  Relationen,  um  Gegenstände  möglicher  Erfahrung  und  möglichen 
Denkens  im  Sinne  äußerer  Erfahrung,  um  Erscheinungen  (s.  d.),  denen  an  sich  etwas 
zugrunde  liegen  mag,  das  sich  im  Mechanischen  äußert,  aber  nicht  selbst  mechanisch 
(oder  bloß  mechanisch)  ist.  Auch  die  mechanistische  Xaturauffassung  erfaßt  das 
Wirkliche  nur  durch  Symbole,  nicht  in  dessen  unmittelbarem  Eigen-  oder  Innensein, 
mag  auch  dieses  letztere  (im  Anorganischen)  zum  Teil  „mechanisiert"  (d.  h.  auto- 
matisiert) sein.    Auch  schließt  der  Mechanismus  die  Teleologie  nicht  aus  (s.  Zweck). 

Die  mechanistische  Xaturauffassung  begründet  Demokrit  (s.  Atom),  und  die 
Epikureer  bilden  sie  weiter  (vgl.  Lucrez,  De  rer.  natura).  Exakter  fundiert  wird 
sie  durch  Kopernikus,  Keplek,  Galilei,  Descartes,  Boyle,  Huygens  u.  a„ 
besonders  durch  Xewton.  Xach  Leibniz  ist  alles  in  der  Xatur  mechanisch  (bzw. 
dynamisch)  zu  erklären,  aber  an  sich  sind  die  Dinge  geistiger  Art  (s.  Monaden),  und 
die  Prinzipien  der  Mechanik  selbst  sind  teleologischer  Art  („la  source  de  la  mecanique 
est  dans  la  m6taphysique"),  denn  die  Bewegungsgesetze  beruhen  auf  einer  zweckvollen 
göttlichen  Wahl  unter  den  möglichen  Ordnungen  (Philos.  Hauptschriften  I,  326,  345  f. ; 
II,  160  f.).  Auch  Kant  unterordnet,  aber  in  kritischer,  „regulativer"  (s.  d.)  Weise, 
den  Mechanismus  der  Teleologie,  der  „Idee  der  gesamten  Xatur  als  eines  Systems 
nach  der  Regel  der  Zwecke".  Alle  Xaturgebilde  sind  so  weit  mechanisch  zu  erklären, 
als  es  nur  möglich  ist,  zugleich  aber  —  wenigstens  beim  Organischen  —  teleologisch 
zu  beurteilen  (s.  Zweck,  Organismus).  —  Ohne  Mechanismus  gibt  es  keine  wahre 
Xaturerkenntnis,  wobei  aber  „Natur"  (s.  d.)  als  solche  nur  ein  Inbegriff  von 
„Erscheinungen"  (s.  d.)  ist.  Ähnlich  Fries  (Mathem.  Xaturphilos.,  1822,  S.  23  ff.), 
Cohen,  Xatorp  u.  a.  —  Als  Erscheinung  fassen  den  Mechanismus  auf  Schelling, 
Schopenhauer,  Herbart,  Beneke,  Lotze,  F.  A.  Lange,  O.  Liebmann,  Fechner, 
Wundt,  Paulsen,  Adickes,  Heymans,  Lipps,  L.  W.  Stern,  Foutllee,  Becher, 
Kühtmann  u.  a.  —  Daß  der  Mechanismus  nur  eine  einseitig-abstrakte,  symbolische, 
theoretisch-praktisch  zweckmäßige  Betrachtungsweise  der  Wirklichkeit  ist,  betonen 
Goethe,  F.  A.  Lange,  Riehl,  B.  Kern,  Joäl  (Seele  u.  Welt,  1912),  E.  Mach, 
Xietzsche,  C.  Brunner,  Mauthner,  Vaihinger  (Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911), 
F.  C.  S.  Schiller,  Bergson  (s.  Leben,  Intuition,  Verstand),  Höffding  u.  a. 

Den  Mechanismus  im  engeren  Sinne  vertreten  Helmholtz,  F.  A.  Lan*ge,  Du  Bois- 
Reymond  (Reden  u.  Aufsätze  I,  232,  434),  Haeckel,  Wundt,  System  d.  Philos.  IP, 
1907;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  692  ff.),  A.  Höflek  (Studien  zur  gegenwärtigen 
Philos.  der  Mechanik,  1900;  Zur  gegenwärt,  Xaturphilos.,  1904),  A.  Stöhr,  E.  Becher 
(Philos.  Voraussetz,  der  exakten  Xaturwiss.,  1903,  S.  136  f.),  A.  Rey  (Die  Theorien 
der    Physik,    1908),    Boltzmann    (mechanische    „Bilder";    nicht   alles   mechanisch 


.rklsrber;  rgL  Po|.iihnaäa««aih.  Schriften,  1906.  &  113 !U  Hnm  «.  a.  -  ' 
Mach  ist  es  ein  Vorurteil,  da8  alle  phyriksiiecben  Vorginge  earrhsniaib  erklärbar 
■od  (Dis  Mechanik*,  &  8»).  Ähnlich  P.  Vouuiav»,  Haut,  Counirs,  Pmow, 
Staixo,  PotscAfti,  Oswald  (s.  Eosrgie)  «.  a,  (vgL  Physikl.  —  VgL  A.  Lassos. 
Mechanismus  u.  TabologK  1875;  r.  Hestubo,  Ober  die  Orenian  der  meckin  Natur- 
rrkUrunf.  1875;  C.  Gcrassu*.  Der  Komm«.  1006:  Uta  «tatn  Moniamas,  1899; 
Dchb*.  Ziel  u.  8tr«htar  der  phyeilud.  Theorie.  1008;  P,  Nato«*.  Die  logiack«»  Grund 
lagen  der  exakten  Wawnarhaltm.  1910;  P.  Volema»*.  Pjhennlnislhsiiim.  Gru*ds«ge 
dar  Nateiajassaaihate«.  9.  A.  1910;  B  Kau*.  Weltanschauung  «.  WeHarkeaatak, 
1011;  Jvu  Bcmwn,  Dia  MMnhimiiilfcioris  de«  Lebern.  1909;  Db  Onmdfiküonen 
der  Biologie,  1990;  Seydeb.  Die  Weltasesrhine  1;  Dar  afruhiessma»  da»  Wall. 
1908;  Puuass,  Die  BtaBung  dar  «euer«  Physik  aar  BUnhsriinfcim  Katar- 
1910.  -  VgL  Atom.  Beweg«««,  Dynsausssus.  Übe«,  Meckemk.  Physik. 

Idennlaltstheoris.  Mooismas.  flpnltssiliemi« 

1  edttatUa  (ajeditatio):  Nerbdenkea.  Überdenken,  Betrachtung. 

MtalaJii  Measthr  n  s«H  abnormer.  parepsythologistasB 
lieber  Verfassung.    Vgl  Hypnose,  Psrepsrehologie. 


legarlker  (oder  ,.Eri»tlker"):  <fie  Anbanger  das  Krsuunas  (Euklid)  von 
Megäre,  eine»  Schaler»  da»  Sokratea.     Za  ihnen  geboren  Ecarunsa.  Alexieo». 
Dioooaos  Kaoaoa,  Sntro»,  Tbkastmacmo«,  Kleoomacvo*.  Pamela*  ■  i 
Otogen.   Laaru  II;  Maixet.  Hietoire  da  raoole  de  Megäre.   1845;  Ha«tb**teiv 
H*torisch  philos.  Abhandlungen,  1870.  -  VgL  Dialektik.  TniR*eblu6. 

MelalUf  (aaf«,   opuuo):     FnrwahrkaJtea.   Annehme.    Urteil   ohne  sichere 
Übeiseugung,  ohne  BewuBtscin  dar  Uitnihmnls ligksiL    Da  engere«  Sinne  wt  <fae 

gedacht  «aidan  soll;  da»,  worauf  eich  dar  Erkaaatiasikt  eigeatbrk  heörhu  was  er 

ejrf»a»eii.basttinB*enwiIl(egLHea^ 

Pormal  Logic.  1911). 

Die  Meenung  gabt  nach  Pasmeetdes  aaf  da«  bioOeo  Schein  (».  d.i.  «ach  Plaxov 
•ol  da»  Mittlere  lelsuhiu  BiiipJnu  «ad  Kichtariendem  (Bapabt  V.  477  A  f.;  vgl. 
Tbcnetet  210  AI  nach  A»l»miia»  aaf  das,  was  sieh  sack  ander«  verhalten  kann 
(Metapkys.  III  6,  1011  b  1311.;  VII  15,  1099b  33).  -  Nach  Karr  ist  Meinen 
mit  Bewußtsein  sowohl  subjektiv  ah)  objektiv  unzureichendes  Furwahrhalten" 
d.  rein.  Wm..  &  699).  VgL  Wükdt.  Logik  P,  1906.  —  VgL  Kategorien.  Transzendent. 

Melancholie  (ß,Xerr*U*.  von  fdJUs  —  x°*i.  «g.  Schwarrgalligkeit ;  vgL 
Temperament):  Depressiottsmstsnd  mit  Herabsetzung.  Verlangsamung.  Einengung. 
Fixation  des  eeeliechen  Lebens,  XiedergeacbJagenbeit,  düsterer  Stimmung,  traurigen 
Vorstellungen,  auch  Zwangsvorstellungen.  Vgl  Wü.vdt.  Grdx.  d.  php.  Psyche' 
1903,  399;  Kbaspsliw,  Psychiatrie  P,  1909;  Hellpach.  Die  Grenzwhaenachaften  der 
Psychologie,  1902. 

XelUrisanne  beifit  die  Ansicht,  da*  die  Welt  (bzw.  die  menschlich-souaJrn 
Verhiltnisac)  immer  besser  «erden  aad  gestaltet  «aide«  kann.  Vgl.  W.  J  am  es,  Pragma- 
tismus. 1908,  8. 183;  P.  Cabos,  The  Ethioal  Problems,  1890;  Goldscheid.  Entwick 
lungswerttheorie,  1908;  Verelendung»,  oder  Meuoratkmstheorie.  1906,  Ueold  u.  s. 


Memorieren  —  Mensch.  393 


Memorieren  (Auswendiglernen):  Aneignen  eines  Lernstoffes  durch  wieder- 
holte Einprägung  desselben  und  Herstellung  günstiger  Reproduktionsbedingungen 
(Dispositionen,  Assoziationen,  Vorstellungsreihen).  Vgl.  über  mechanisches,  judiziöses 
(logisches)  und  ingeniöses  Memorieren  Kant,  Anthropologie,  §  31;  Hagemann, 
Psychologie8,  1911;  Offner,  Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  140,  179  f.,  218  ff.  (daselbst 
auch  Literatur);  Mettmann,  Ökonomie  und  Technik  des  Gedächtnisses,  19123; 
G.  E.  Müller,  Zur  Analyse  der  Gedächtnistätigkeit  und  des  Vorstellungsverlaufs  I, 
1911,  III,  1913.  —  Vgl.  Gedächtnis,  Mnemotechnik,  Reproduktion. 

Menge  ist  ein  Inbegriff  unterschiedener  Einheiten,  Objekte.  Vgl.  Bolzano, 
Paradoxien  des  Unendlichen,  1850;  G.  Cantor,  Gesammelte  Abhandlungen,  1890  f. 
(über  den  Begriff  der  „Mächtigkeit");  C.  Isenkrahe,  Zur  Terminologie  des  Endlichen 
und  Unendlichen,  in:  Natur  und  Offenbarung,  54.  Bd.,  1908.  —  Vgl.  Zahl. 

Mensch  (ävd-pajnos,  homo)  ist  der  höchstentwickelte,  die  größte  Differen- 
zierung mit  größter  Zentralisierung  der  Organe  und  Funktionen  vereinigende,  ein 
Maximum  von  „Selbstregulation"  aufweisende  Organismus,  der  durch  seine  spezifisch 
und  individuell  gerichteten,  aufgespeicherten  Kräfte  und  Energien  der  Umwelt  am 
selbständigsten  gegenübersteht  und,  je  weiter  er  sich  entwickelt,  in  desto  höherem 
Maße  die  Umwelt  sich,  seinen  Bedürfnissen  und  Zwecken  aktiv  anpaßt,  durch  seinen 
Geist,  welcher  ihn  allen  anderen  Lebewesen  überlegen  macht,  ihn  das,  was  ihm  die 
Natur  versagt  hat,  durch  Erfindungen,  Entdeckungen,  durch  Herstellung  von  Kultur- 
gebilden aller  Art,  durch  die  Technik  selbständig  erwerben  läßt,  wobei  der  Geist  und 
die  Gehirnstruktur  selbst  sich  immer  mehr  verfeinert.  Seine  Errungenschaften  verdankt 
der  Mensch  ferner  dem  sozialen  Zusammenleben,  welches  ihn  erst  seine  Bestimmung 
erfüllen  läßt.  Was  den  Menschen  im  Einzelnen  vor  den  Tieren  auszeichnet,  ist  der 
Besitz  einer  artikulierten  Sprache,  welche  als  Ausdruck  lebendiger  Gedanken  dient, 
die  Fähigkeit  des  begrifflichen,  abstrakten  Denkens,  des  aktiven,  bewußt  wählenden 
Vernunftwillens,  der  Entscheidung  nach  logischen  Erwägungen,  der  bewußt-aktiven 
Anstrebung  und  Verwirklichung  von  Zwecken,  der  Lebensgestaltung  nach  Ideen, 
des  vollen,  eigentlichen  Selbst-  und  Weltbewußtseins,  die  Reflexionsfähigkeit,  die 
Persönlichkeit  (s.  d.).  Aus  dem  Schöße  der  Natur  hervorgegangen,  als  ein  Produkt 
biologischer  und  psychischer  Entwicklung,  erhebt  sich  der  Mensch  durch  sein  Wissen 
und  Wollen  über  die  Natur  außer  ihm,  als  eine  „höhere.  Natur",  als  neues,  selbständiges, 
schöpferisch  gestaltendes,  eine  neue  Welt  (des  Geistes,  der  Kultur)  erbauendes  Kraft- 
zentrum, als  Aufgipfelung  von  Potenzen,  die  in  anderen  Wesen  nicht  oder  nur  teilweise 
und  einseitig  sich  entfalten,  als  Hinausstreben  über  alle  Mechanisierung  (vgl.  Leben: 
Bergson  u.  a.).  Der  M.  ist  Leib  und  Seele  (s.  d.),  Körper  und  Geist  (s.  d.)  in  Einem: 
in  unmittelbarster  Betrachtung  ist  er  Seele,  von  „außen"  erfaßt  Körper;  Geist  im 
engeren  Sinne  ist  er  als  denkend-wollende  Einheit.  Die  menschlichen  Potenzen 
entfalten  und  steigern  sich  im  Verlaufe  der  geschichtlichen  Entwicklung,  in  welcher 
die  Menschheitsidee  sich  verwirklicht  (s.  Humanität).  Allmählich  erst  kommt  der  M. 
zum  Bewußtsein  der  Menschlichkeit  und  zur  „reinen  Menschheitsidee"  als  bewußter 
Norm  des  Sittlichen  (s.  d.). 

Als  „politisches",  d.  h.  soziales  Wesen  charakterisiert  den  Menschen  Aristoteles 
(£<£oi>  7ioXixm6v,  Polit.  I  2,  1253  a  7).  Das  Juden-  und  Christentum  erblickt  im 
M.  ein  Ebenbild  Gottes.  Daß  die  Idee  der  Menschheit  ewig  in  Gott  besteht,  lehren 
die  Gnostiker.  Joh.  Scotus  Eriugena,  Meister  Eckhart,  Chr.  Krause  (Das 
Urbild  der  Menschheit,  3.  A.  1903,  S.  164  ff.)  u.  a.  Verschiedene  Philosophen  bezeichnen 
den  M.  als  Mikrokosmos  (s.  d.). 


m 


Kaitt  unfmrheidet  vom  Männchen  als  Bmhutnoug  ( Jmmdo  phnenomon an" )  den 
Jana»  aonMmu,  den  „Olinilasfi  hm"  (mteOHgiblen)  Menecnen  in  um  ob 
Vernunftwossn),  dar  strh  hm  kotagoitoihio  Imnoraiir  (s,  d.)  gehend  macht.  Dieser 
rjoomenaie  M.  der  M  sie  „fortan",  d.  h.  alt  „Subjekt  einer  nKwalsKh-prukttnckan 
» Tnunf  t "  ist  Zweck  sn  iko  and  beeilst  „warde  ,  d.  k.  einen  »»absolute  n  innrrn  Wert" 
(Togendlehre.  f  II).  Dar  riuHake  Meneek  iet  der  ..Endsvock"  der  Natu 
■n  tlnh"  »ml  iehr  i  Inf  InTI  nlr  ■  ■  liliftii  Mlttt!  tiij.f«htw  einli  11  (ijlI  lm,niaii) 
..Der  Meneek  toi  «war  onkeihg  aonag.  eber  dto  Menschheit  kl  «einer  Fereon  maB 
ihm  heilig  aein"  (KriL  d.  prekt  Vernunft).  Die  Menscaneit  in  ikrer  moreiiernen 
Vol&omnwnkait  tot  der  Zweck  der  Welt.  Diener  „aJJrin  Cot  t  o  oklgefillige 
toi  toi  Gott  von  Ewigkeit  her;  die  Idee  den—  Um  gekt  too  Gottes  We 

Sonn".    JE*  dtoseni  Ideal  der  moransrkoo  Vonkostminkilt,  d.  I  dem  ürkOd 
ehtltokeo  OssMuiiiiig  in  ikrer  gaosen  Ltuterkeit  ane  <a  erheben,  tot  .  .  .  »ngeraelns 
Menuene  anfocht    (Die  ReHgion  innrr h»lb  der  fJraoneo  dar  bioSon  Vertsunrt,  I  /•*).  — 
Naek  Knoo  toi  das  reine  oder  absolute  lek  dto  „rekw?  (■lauiwnfnnhi  bssttoumir) 
Mrnachheit   •  Htndbuch  d.  PhOae.  I.  18».  8.  SS);  nack  8.  LinuKSmi  i»t 

das  ..Ding  so  tick"  eins  raH  der  reinen  Mmtihsilt  (Die  Humanität.  1907. 

Vernunft  „nar  die  ewige  Regel  desselben**.    „Vernünftig  hsndnft  die  gante  N 
-ein  Prarogatir  toi  btet,  daB  er  mit  BsaaoWfci  and  Willen  vernünftig  h* 
anderen  Diana  »tonen;  dar  Menock  toi  das  Wosen,  weich**  will."   Die  Kultur 
eoll  dsss  Menacken  keifen,  „seinen  gönnen  Begriff  s«  Cfftlk  m  das  Rrh» 

TgL  Philo«.  Schriften  n.  Gedickte,  krag,  von  E.  Kuknemsnn.  2.  A.  191 
individuelle  Monat  h  ..tragt,  der  Anlage  and  Bestimmung  naek.  einen  reinen  iitoshsehsn 

die  groS*  Aufgabe  seines  Dan  Im  toi**  (vgl  sekon  Piarrs 

l.Vork^:„DsrB»s?WTomMtDiihtatoieinidoeJi»rr>rr 
Befllfr).  Dieser  „reine  Masse***  wird  durck  den  Staat  teprosanttort,  obtohtJ.hiC 
(Über  dla  asthet  Ersieh,  des  MM.Mhf.ii.  S.  Brief;  aber  Hnon,  HtmsocnT  u.  a. 
s.  Humanität  V  (.oststb,  ..Dia  Msnsrhhs.t  suaasaasen  toi  erst  der  wakre  Mensen,  and 
dar  einzelne  kann  nur  froh  und  grackHck  nein,  wann  er  den  Mai  hat,  steh  im  {Jansen 
n  fühlen*'.  Dichtung  u.  Wahrheit  IX.  Dia  reine  Menadüieitnidee  alt  Zlelpankt  and 
Norm  des  Sittlichen  and  8r*tokm  betonen  H.  Ootnnt  (Etkik.  1004.  8.  200  ff A  Nvmnr 
{Sovdalpodagogik*.  1004.  8.  101,  272).  Ewald.  Wr/m.  Saum.  (Sosiologie.  1008. 
S.  771  ff.)  n.  s,  (Tgl.  Sfttbchkoh).  Naek  Cum.  Kbaobs  gibt  es  eine  „Aflinenecr. 
als  Idee  in  Gott ;  die  Menschheit  toi  ein  Orguntomua  and  aoO  sieh  xu  einem  „Menseh 
heitsbund"  vereinigen  (ürbOd  dar  Moneakheit,  8.  7,  SO.  «87  ff.).  A.  Oosm  mach 
Menschheit  (das  „grand  ©tre")  com  Otissnstand  rehgioser  Verehrung.  —  Den  Wort 
des  Menschen  alt  organtoch-enerswttochea  Kapital  dar  Gesellschaft  betont  die 
..Menschenokonomic"  R.  ColdsobTKOS  (s.  Ökonomie:  vgl.  Höherentwicklung  und 
Menschenokonomie  I.  1011).  —  Vgl.  Dbscabtss,  Trsite  de  rhomme,  1084;  A.  Poes. 
Essay  on  Man,  1733;  deutsch  1823  (rgL  T  —niri,  Pope,  ein  MetaphTsiker,  1750); 
Ficht*.  Die  Bestimmung  des  Menschen.  1800;  SrABXDisszs.  Die  Lehre  vom  Menschen. 
18»;  Tbozlbb,  Bücke  in  das  Wesen  des  Menscken,  1812:  Dabwi*  (s.  Entwicklung); 
Hüxutr,  Dia  Stellung  des  MonsaVn  in  der  Notar,  1883;  L.  BCannat,  Dia  flttllimg 
des  M„  2.  A.  1872;  O.  Castabj.  Urgeschichte  dar  Menschheit«.  1877;  A.  Mttixas, 
Die  Idee  dar  Menschheit  im  griecktochen  Altertum,  1877;  B.  Vrrnm.  Die  moderne 
Weltanschauung  u.  der  Mensch,  4.  A.  1003;  B.  Carnkbi,  Der  moderne  Mensch*.  1801 ; 


Merkelsches  Gesetz  —  Metapher.  395 

W.  Bölsche,  Die  Eroberung  des  M.,  3.  A.  1903;  A.  R.  Wallace,  Des  Menschen 
Stellung  im  Weltall3,  1903;  E.  Haeckel,  Über  unsere  gegenwärtige  Kenntnis  vom 
Ursprung  des  ML,  1905;  Metschnikoff,  Studien  über  die  Xatur  des  Menschen,  2.  A. 
1910  (Entstehung  des  M.  durch  „Mutation");  J.  Mack,  Das  spezifisch  Menschliche, 
1904;  Gtttberlet,  Der  Mensch2,  1903;  H.  Lhotzky,  Die  Zukunft  der  Menschheit,  1907 ; 
K.  O.  Schneider,  Ursprung  u.  Wesen  des  Menschen,  1908;  J.  Popper  (Lynkeus), 
Das  Individuum  und  die  Bewertung  menschlicher  Existenzen,  1911 ;  Unold,  Monismus 
und  Menschenleben,  1911;  R.  Willy,  Die  Gesamterfahrung,  1909;  B.  Kern,  Über 
den  Ursprung  der  geistigen  Fähigkeiten  des  Menschen,  1912;  Baldwin,  Darwin  and 
Humanities2,  1911;  B.  Rawttz,  Der  Mensch,  1912;  W.  Stern,  Die  menschliche  Persön- 
lichkeit, 19182;  R.  Müller-Freienfels,  Philosophie  der  Individualität,  1920; 
Chamberlain,  Gott  und  Mensch,  1920;  Ettcken,  Mensch  und  Welt,  1919;  Selig- 
mann, Mensch  und  Welt,  1921.  —  Vgl.  Anthropologie,  Rasse,  Entwicklung,  Kultur, 
Anthropologismus,  Humanismus,  Humanität,  Soziologie,  Übermensch,  Subjektivismus, 
Pflicht,   Würde,   Aktivismus,   Zweck,  Ökonomie,  Lebensphilosophie,   Moralstatistik. 

Merkelsches  Gesetz   s.  Webersches  Gesetz. 

Merkmal  (irxurjpiov,  nota)  ist  diejenige  (vorstellungsmäßig  oder  rein  begrifflich 
zu  erfassende)  Bestimmtheit,  Beschaffenheit,  durch  welche  ein  Gegenstand  im  Unter- 
schiede von  anderen  festgelegt  und  erkannt  wird.  Es  gibt  primäre,  „konstitutive"  und 
abgeleitete,  aus  den  ersteren  folgende,  aber  nicht  vom  Begriff  einer  Sache  untrennbare, 
„konsekutive",  ferner  wesentliche  und  unwesentliche,  konstante  und  veränderliche, 
individuelle  und  spezifische  Merkmale  (vgl.  B.  Erdmann,  Logik  I,  1907,  118  ff.). 
„Korrelativ"  sind  M„  die  einander  voraussetzen.  Der  Begriff  (s.  d.)  enthält,  sofern 
er  streng  logisch  ist,  nur  wesentliche  Merkmale.  Vgl.  Fries,  System  der  Logik,  1811, 
S.  120  ff. ;  Bolzano,  Wissenschaftslehre,  1837,  I,  §  64;  Twardowski,  Zur  Lehre  vom 
Inhalt  u.  Gegenstand  der  Vorstellung,  1894,  S.  46,  82  f.  (M.  immer  nur  Teil  des 
„Gegenstandes"  der  Vorstellung,  nicht  des  „Vorstellungsinhalts");  Kreibig,  Die 
intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  91;  Sigwart,  Logik  I2,  1904,  §  41  f.;  4.  A.  1911. 

Metabasis  (stg  alAo  yivos):  Sprung  von  einem  Gebiet  auf  ein  fremdes  beim 
Argumentieren  und  Beweisen.  Vgl.  Aristoteles,  De  coelo  I  1,  268b  1;  Quiktilianus, 
Institut,  orat.  IX. 

Metalogisch  nennt  Schopenhauer  die  Wahrheit  eines  Urteils,  welches 
unmittelbar  seinen  Grund  in  den  formalen  Bedingungen  alles  Denkens  hat.  Metal. 
Wahrheiten  sind  die  Denkgesetze  (Vierfache  Wurzel,  §  33). 

Metamathematisch  (metageometrisch)  heißen  jene  Spekulationen,  nach 
welchen  der  Euklidische,  dreidimensionale  Raum  als  Spezialfall  eines  (rein  begrifflich 
konstruierten)  n-dimensionalen  „Raumes"  (von  anderem  „Krümmungsmaße",  ohne 
Gültigkeit  des  Parallelen- Axioms ;  Summe  der  Dreieckswinkel  größer  oder  kleiner 
als  2  R)  erscheint.  Aus  der  Möglichkeit,  n-dimensionale  Mannigfaltigkeiten  zu  denken, 
welche  sich  anders  verhalten  als  der  Euklidische  Raum,  folgt  nichts  gegen  die  Apriorität 
der  Raumform  überhaupt.   —  Vgl.  Raum. 

Metapher  {uezayoQo):  Übertragung,  Bild,  Ersetzung  des  Begrifflichen, 
Abstrakten,  durch  Anschauliches,  Konkretes,  Sinnliches  oder  umgekehrt.  Das 
Metaphorische  (Bildliche,  Anthropomorphe,  Auffassung  der  Dinge  nach  Analogie 
der  Empfindung,  innern  Erfahrung  usw.)  der  Erkenntnis  betonen  ""Nietzsche, 
Mauthner,  Vaihinger  u.  a.  Vgl.  A.  Biese,  Die  Philosophie  des  Metaphorischen,  1893. 
Vgl.  Sprache. 


r»  Metaphjreik. 


Xetaphyaik  (t4  ^  ri  fwwtf,  d.  h.  ureprftngiieh  die  in 
•nah  dar  „Phywk*4  das  Annmrracsa  ■  nmiaaeMJea  Bacher  dar  .treten  Philosoph»© 
dea  Stagiriton,  epMer  —  ao  bai  Haunoi  —  beaeiohnet  dar  Aaadrock  daa  ü bar  dia 
N»tur    HiiniMphandi.    **«#  »ea«sn  feufftsts   schon    bai    Boftnoct 

aaiainWort;rgL8rOon*Lahrb.d.Pldlaa.U*  191t)  a*  daijeajf 
(e.  <U  dar  dia  Prinzip*»  (a.  d.)  daa  Safe»  und 


ans  dem  k« 
(Prtoripiw»)  steckenden  Gehalte  (a.  B.  aa»  daai  Begriffe  der  Kraft,  der 
ICa«ealitAt).wfeeweridrearttadie 
und  i 

te 

ist,  au*  der 

im  engeren  ttnne  hlnsangaht.  nsneaaniknt  (a,  d.)  wird.  Kur  da*  akh  daa  krMaake  M. 
dea  Unterschiede*  deaaen,  waa  in  ihr  Wieaan  kt.  von  dem,  «aa  nur  H  ypotbeee,  Folgsrvng, 
Annahme.  Idee.  Postulat  iat.  bewußt  bkibt,  «ad  de*  ek  aa 


\»r  <l»rf  M    <ii<- 
kann  aia  dieee  nur  argnnzen    Ihr  Ziel  iat  nkht  aigejidkh  Erklärung  dar  Dinge. 
Weltverstendnis,  Weltdeutung  verbunden  mit  Wissens** rein h 
lichung.    Sie  faßt  auf  der  Wkeeneihsft.  geht  aber  «bar  dieae  binaoa.  auch  dar 
Methode  nach,  sofern  aie  den  abetrahtrn 


in  daa  Innere  dar  Wirklichkeit  akh  hineinearaeuende  Intuition  (a.  d.)  erglnaen  und 
überwinden  muß.   Eine  kritiache  M..  aia  Lehre  von  der  einheitlichen  Bei 
keit  der   Oeaamterfahrnng.  ist  anch  dann  möglich,  wann  wir  die 
kritische  Khaakhtswwoimen  haben,  <iafi  wir  aber  em  Denken  der  Weit  to« 
einea  „Bewaßtaema  Oberhaupt    oder  *om  ..Bndbobhaiamtandpunkt    nieht 


Die  meUphyakchen  Qrundprobleme  amd:  die  Frage  nach  dam  ■ügaaiainfin  Weaan 
dea  Seienden  Überhaupt;  hier  aind  ak  Löaungevarauche  Milwkhamna  (a.  d.). 
Spiritualismus  (a.  d.),  bzw.  Idealismus  (a.  <Lk  Idenütttaphikeophk  (a.  d.).  bzw. 
Monkunua  (e.  d.)  und  Duahamus  (s.  d.)  xu  unterechekkn.  Auf  die  Frage  nach  der 
Anaahl  der  Seinaprinzipien  antworten  der  Phneikmua  (e.  d.).  ak  Atomiamua  (e.  d.) 
oder  Monadologie  (a.  d.).  und  der  Singularismus  (a.  d.),  bzw.  afoniamna  im  angerao 
Sinne.  Wehere  metaphysisch©  Standpunkt*  ergeben  sich  betreffe  dea  Verhiltaimea 
Gottes  (a.  d.)  zur  Welt  (Pantheismus,  Theismus  usw.),  dea  Zusammenhanga  dea 
(a.  Kausalität,  Mechanismus,  Zweck,  Willensfreiheit). 


Metaphysik.  397 

Die  M.  geht  aus  dem  Mythus  hervor,  mit  dem  sie  immer  wieder  die  Tendenz  zur 
Deutung  des  Seienden  nach  Analogie  des  Seelischen  teilt,  zu  dem  sie  aber  zugleich 
auch  durch  ihre  Auffassung  der  Wirklichkeit  von  Anfang  an  in  Gegensatz  tritt.  So 
schon  im  Hylozoismus  (s.  d.)  der  jonischen  Naturphilosophen,  welche  das  „Prinzip'" 
(s.  d.)  der  Dinge  verschieden  bestimmen  (Thales,  Anaxtmenes,  Anaxtmander, 
Heraklit).  Metaphysiker  sind  ferner  die  Eleaten  (s.  d.),  welche  das  wahre,  absolute 
Sein  (s.  d.)  denkend  bestimmen,  Anaxagoras  (s.  Geist,  Homöomerien),  Demokrit 
(s.  Atom),  die  Pythagoreer  (s.  Zahl).  Durch  seine  Ideenlehre  (s.  Idee,  Dialektik) 
wird  Platon  der  Begründer  einer  idealistischen  Metaphysik.  Als  eigene  Disziplin 
tritt  die  M.  aber  zuerst  bei  Aristoteles  auf.  Er  nennt  sie  „erste  Philosophie"  (tioujtt, 
(fiXoaotpta),  Weisheit  (oocpia),  auch  „Theologie"  (d'eoAoyix/j)  und  definiert  sie  als 
Wissenschaft  vom  Seienden  als  solchen  (zov  ourog  iarlv  ft  ov)  und  von  den  obersten 
Prinzipien  desselben  (rwi>  notöiiov  ao%ihv  xal  ahtaiv;  Metaphys.  I  2,  982b  9;  IV  3, 
1005a  24).  Charakteristisch  für  diese  M.  ist  die  Unterscheidung  von  Form  (s.  d.) 
und  Stoff,  Potenz  (s.  d.)  und  Wirklichkeit,  die  qualitativ-teleologische  Weltauffassung 
(s.  Prinzip).  Eine  idealistisch-spiritualistische  M.  vertritt  der  Neuplatonismus 
(s.  d.),  während  die  Stoiker  (s.  d.)  eine  monistisch-pantheistische  (s.  Pneuma,  Gott), 
die  Epikureer  eine  materialistisch-atomistische  Weltanschauung  lehren.  Die  Möglich- 
keit einer  M.  bezweifeln  die  Skeptiker  (s.  d.). 

In  den  verschiedenen  Richtungen  der  mittelalterlichen  M.  kommen  zuerst 
platonisch  -  neuplatonische,  später  fast  ausschließlich  aristotelische  Elemente, 
modifiziert  durch  die  christliche  Denkweise,  zur  Geltung.  Als  Metaphysiker  sind  hier 
die  Gnostiker  (s.  d.),  Origenes,  Augustinus,  Johannes  Scotus  Eriugena,  Ansei.m 
von  Canterbury,  Avtcenna,  Averroes,  Ibn  Gebirol,  Albertus  Magnus,  Thomas 
von  Aquino,  Duns  Scotus  u.  a.  zu  erwähnen  (s.  Scholastik),  auch  Mystiker  (s.  d.). 
wie  Meister  Eckhart  u.  a.  Die  allgemeine  M.  ist  Ontologie  (s.  d.),  Lehre  vom  Seienden 
und  den  letzten  Ursachen  der  Dinge  („de  primis  rerum  causis  et  supremis  ac  difficillimis 
rebus  et  quodammodo  de  universi3  rebus",  Suarez,  Metaphys.  disputat.  I,  1). 

In  der  Zeit  der  Renaissance  treten  verschiedene  Versuche  einer  dynamischen 
(s.  d.)  Metaphysik  auf  (s.  Naturphilosophie),  die  bei  Giordano  Bruno  einen 
pantheistischen  Charakter  annimmt  (s.  Gott).  Als  große  Metaphysiker  treten  in  der 
neuern  Philosophie  Descartes  (s.  Dualismus),  Spinoza  (s.  Identitätsphilosophie), 
Leibniz  (s.  Monade)  auf,  neben  welchen  R.  Cudworth,  H.  More,  Malebranche. 
Geulincx,  Berkeley  u.  a.,  ferner  Holbach  (s.  Materialismus),  Bonnet,  Robinet, 
Herder  u.  a.  zu  nennen  sind.  Eine  Systematisierung  erfährt  die  M.  durch  Chr. 
Wolff,  bei  welchem  ihr  Charakter  als  Vernunftwissenschaft,  als  denkende  Bestim- 
mung des  Wesens  und  der  Eigenschaften  der  absoluten  Wirklichkeit  deutlich 
sich  bekundet.  Skeptisch  verhalten  sich  gegen  die  Metaphysik  Locke  und  Hüme 
(Enquiry  XI). 

Kant  unternimmt  es  in  seiner  Vernunftkritik,  zu  zeigen,  daß  eine  transzendente 
M.,  die  „über  alle  Gegenstände  möglicher  Erfahrung  (trans  physicam)"  hinausgeht, 
„um  womöglich  das  zu  erkennen,  was  schlechterdings  kein  Gegenstand  derselben  sein 
kann",  nicht  möglich  ist.  Aus  bloßen  Begriffen  läßt  sich  nichts  über  die  Wirklichkeit 
ausmachen,  zu  aller  Erkenntnis  gehört  auch  Anschauung.  Da  die  Formen  unserer 
Erkenntnis  zwar  apriorisch  (s.  d.)  sind,  aber  nur  für  mögliche  Erfahrung,  anschaulich 
bestimmbare  Objekte  gelten,  so  ist  eine  Erkenntnis  des  „Ding  an  sich",  des  jenseits 
aller  Erfahrung  Liegenden,  also  eine  transzendente  Metaphysik  unmöglich,  aber  auch 
unnötig  (s.  Erscheinung).  Der  Besitz  solcher  Erkenntnis  ist  nur  Schein,  den  die 
Vernunftkritik  aufdeckt  (s.  Dialektik,  Paralogismus.  Antinomie,  Idee).     Die  Kritik 


6Jfj  Metsphysik. 


»ihn-n, 


I  'rill/jpw  n  <!«-• 

theoretischen  Vernunft 
Ine  M.  h»  IMnaaiaii 
mm  roiasr  Viraaa n  t  »bar  MOgaeh  h*  eis  aar,  weil  ihre  nay  thitejahia  Ohm»  *  priori" 

selbst  sind  (egt  Wia ah,  Deduktion.  Axiom). 

Vnir  nun  !■■■■_  obtMMa  Faktoren  «kr  im 

(*6* 
J  I  (f ..  flu;  Km.  d.  rata.  Vm,  S.  16«.;  Kleine 
i*  III.  a6ff.s*|L  1.73  .ries, 

reg.  too  Pttuta,  18X1).  Es  pbt  eine  M.  der  Natur  (•.  X.turphik».) 
(a.  Ethik).  -  Mit  der  TwiMinliaiMpattrawpal»  bcw.  mit  der 
MulifteiMia  d»  MsMgtaja«  Fl»  (O/imt  der  MsMphysik,  18*4). 
AraxT  (Mcuphys,.  1117;  1  A.  1011).  Co«*»  (Logik,  190t.  &  616).  Bis».  (...System 
der  ft>i«läli|iiliiii|ilie.,')>  L>  Natu»  U  System  der  lynlbUMihin  Urteile  *  priori 
mm  btotaa  Begriffen".  Die  kille»  aka  Methode.  &  Sk  B. 
In  der  nechkanti»chea  PhitoeoDhie  kommt  ruulpbs 
M.  auf  bei  Pumtx.  Bamauvm  (e.  Irlae^mmhJlrmgpaMk  Haan.  (•.  Logik.  Idee. 
Psnlngjamu ■).  OD.  Kaaosi  (Piiiuthihnill).  C.  H.  Wim  (Grundsuge  der  Mete 
pbysik,  1616k  SosomnuoMi  (s.  Voluntarismus)  u.  *,  Hmar,  der  eine  Art 
(a.  Realen)  aufstellt,  definiert  d»  M.  als  „Lehre  ron  der  Begreiflichkeit 
Begriffe,  dte  eie  lusiheitel.  indem  eie  die  in 
Widerspräche  beeeitigt  (Hsuptpunkte  der  M..  1606;  Allgemsh» 
M..  18J8-»;rg1.  BK»«a.OwtiMderM.n.niMgii)Mifhilni..  It»40).  Ak  InVupheaiker. 
welche  die  Wlrkückkeit  nie  etwa*  OiMthjji  II  Hinan,  treten  beeonden  auf :  Loru 
(Metaphysik,  1641;  System  d.  Pbilos,  11:  mstaphye^  1679;  Mikrokosmos,  6.  A.  189611. ,. 
Fanaxn  (s.  Paapeyohiemus).  Ed.  r.  Haanu»*  (s.  lo  bewußt),  nach  wiLhiw 
•pekulsti  ve  Resultate  auf  laduktirm  Grundlag»  m  gsemwiii  sind.  Biuiaju  (IL,  1667k 
Eookkx  (a.  Uaist).  F.  J.  ScaxtDT.  Wc  »dt  u.  a.  Nacb  ItUMuM  ist  die  IL  silgameine 
Sie  bat  cum  Ziel  die  „aef  rieh  lang  einer  uldiiamaahejnMn  Welt 

Ihre  Hauptaufgabe  iet  „Brgaiuang  dar  Wirküol 
in  der  Erfahrung  Oienbinia  n  weiteten  Grämten,  die  nicht  gegeben  rind"  (Logik  1 V 
1993-95,  7.  461;  System  d.  Pbiloa.  P,  1607;  Kultur  dar  Gegenwart  I  6,  106k  — 
Wahrend  der  atranga  PonrtirieMUS  (a.  d.)  eioaa  OoMtm  u.  a.  alle  IL  ablehnt  (eo  auch 
DtLTn.tr.  Kiul,  DOaauo,  Ajunbo.  Maca,  VaiaixoHt  u.  a.),  nach  F.  A.  Laxo« 
die  M.  nicht«  ata  ..Begriffsdichtung"  ist,  eo  iet  nacb  O.  Ltmcavx  eine  „kritiacbe"  M. 
möglich,  ab)  „hypothetieuhe  Erörterung  msninkHnhtr  Vorstellungen  über  Wesen. 
Gruad  and  Znummsnhing  der  Dinge"  (Dia  Klimax  der  Theorien,  1864,  S. 
Wahrend  längere  Zeit  Erkenntnistheorie  «ad  PsyuhologiB  die  IL  tiemlicb  turhek 
gedrängt  hatten,  treten  jetxt  verschiedene  Veraoobe  metaphysischer  Systembüdungen 
auf.  auf  fvoUitioniatiaoner,  smmJalMahar  (s.  d.).  vitelistiscber,  pMionauMMohar  (s.d.), 
idealkÜaob-epirito»h«tiacheT  u.  e,  Grundlage.  Auf  „Intuition"  (s.  d.)  basiert  die  Mete- 
phytdk  Bkbosom;  durch  Zurückbeugung  dea  Geisten,  dea  Scheuana  auf  daa  stetig- 
achöpferiache  Leben  in  uns  vereeuen  wir  una  rennöge  einer  WilkniaenatTraigailg  ins 
Absolute  und  erfassen  dann  auch  die  kuBere  Wirklichkeit  als  Leben,  Streben  (tendaacek 
schöpferische  Entwicklung  (Introduction  k  la  Metaphysique,  1903;  deutsch  1910).  — 


Metaphysisch  —  Metapsychisch.  399 

Vgl.  K.  Fischer,  Logik  u.  M.3,  1909,  Hartenstein,  Die  Grundprobleme  u.  Grund- 
lehren der  allgemeinen  ML,  1836;  Ulrici,  Glauben  und  Wissen,  1859;  Gott  und  die 
Natur2,  1866;  Gottu.  d.  Mensch,  1866 — 72;  Frohschammer,  Die  Phantasie  als  Grund- 
prinzip des  Weltprozesses,  1877;  Teichmüller,  Die  wirkliche  u.  die  scheinbare  Welt, 
1882;  Neue  Grundlegung  der  Psychol.  u.  Logik,  1889;  F.  Harms,  Metaphysik,  1885; 
K.  Chr.  Planck,  Testament  eines  Deutschen,  1881;  K.  Dieterich,  Grdz.  der 
Metaphysik,  1885;  Th.  Weber,  Metaphysik,  1888  f.;  C.  Gutberlet,  Lehrbuch  der 
Philosophie4,  1909  f.;  Volkelt,  Über  die  Möglichkeit  der  M.,  1884;  Dilthey,  Einleit. 
in  d.  Geisteswissensch.  I,  453  ff. ;  Die  Typen  der  Weltanschauung  und  ihre  Ausbildung 
in  den  metaphysischen  Systemen.  („Weltanschauung",  1911);  Simmel,  Probleme 
der  Geschichtsphilos.2,  1905,  S.  82  ff. ;  Petronievics,  Prinzipien  der  M.  I  1,  1904; 
I  2,  1912;  Rülf,  System  einer  neuen  M.,  1888  ff. ;  E.  Zeller,  Archiv  f.  systemat. 
Philos.  I;  Sigwart,  Logik  II1,  1911;  F.  Erhardt,  Met.  1,  1894;  Heymans,  Einführ. 
in  die  Metaphysik,  1905;  2.  A.  1911 ;  Deussen,  Elemente  der  ML*,  1907 ;  E.  v.  Hartmann 
Grundriß  der  ML,  1908;  Geschichte  der  ML,  1899—1900;  Dilles,  Weg  zur  Metaphysik, 
1903  f. ;  Reinke,  Die  Welt  als  Tat4,  1905;  E.  Haeckel,  Die  Welträtsel,  1899;  Spencer. 
System  der  synthetischen  Philosophie,  deutsch  von  Carus,  1882  ff.;  L.  W.  Stern, 
Person  u.  Sache  I,  1906;  R.  Lehmann,  Zur  Psychologie  der  ML,  Archiv  f.  System. 
Philos.  II,  1898;  Eisler,  Nietzsches  Erkenntnistheorie  u.  Metaphysik,  1902; 
W.  Hamilton,  Lectures  on  Metaphysics  and  Logic,  1859  f.;  Ferrier,  Institut,  of 
Metaphys.,  1854;  Mansel,  ML,  1860;  Hodgson,  The  Metaphys.  of  Experience,  1898; 
Füllerton,  System  of  ML,  1905;  Royce,  The  World  and  the  Individual,  1900  f. 
F.  C.  S.  Schiller,  Riddles  of  the  Sphinx2,  1910;  E.  Vacherot,  La  metaphysique  et 
la  science2,  1863;  Lachelier,  Psychologie  u.  Metaphysik,  1908;  L.  Liard,  La  science 
positive  et  la  metaphysique5,  1907;  deutsch  1910;  Renouvier,  Les  dilemmes  de  la 
metaphys.  pure,  1900;  Foutllee,  L'avenir  de  la  metaphysique,  1889;  P.  Janet, 
Principes  de  met.  et  de  psychologie,  1897;  Runze,  Metaphysik,  1905;  Frischeisen- 
Köhler,  Zur  Phänomenologie  der  Metaphysik,  Ztschr.  f.  Phil.,  1912.  Nach  Liebert 
(Das  Problem  der  Geltung,  19202)  ist  Metaphysik  die  „verdinglichende  Scheinsetzung 
psychologischer  Momente";  P.  Wust,  Die  Auferstehung  der  Metaphysik,  1919  (sieht 
bes.  in  Simmel  und  Tröltsch  Vertreter  einer  neuen  Metaphysik);  als  „Wirk- 
lichkeitslehre" faßt  die  Metaphysik  H.  Driesch,  Wirklichkeitslehre,  1917; 
H.  Schneider,  Metaphysik  als  exakte  Wissenschaft  I,  II  1920;  Ewald,  Welche 
wirklichen  Fortschritte  hat  die  Metaphysik  seit  Hegels  und  Herbarts  Zeiten  in  Deutsch- 
land gemacht?,  1920.  —  Vgl.  Philosophie,  Ontologie,  Monismus,  Dualismus,  Materia- 
lismus, Spiritualismus,  Monadologie,  Voluntarismus,  Panpsychismus,  Identitäts- 
philosophie,  Ding  an  sich,  Geist,  Seele,  Gott,  Unsterblichkeit,  Zweck,  Kraft,  Materie, 
Natur,  Prinzip,  Substanz,  Positivismus,  Agnostizismus,  Mechanistisch,  Dynamismus, 
Idealismus,  Idee,  Transzendent,  Postulat,  Fiktion. 

Metaphysisch:  zur  Metaphysik  gehörend,  alle  Erfahrung  übersteigend, 
transzendent  (s.  d.).  Nach  Wündt  sind  met.  „Annahmen,  die  irgendwie  hypothetische 
Ergänzungen  der  Wirklichkeit  sind",  Theorien,  die  irgendein  empirisch  gegebenes 
Verhältnis  über  alle  Grenzen  der  Erfahrung  hinaus  erweitern  (Essays,  S.  21;  Philos. 
Studien  XIII,  361).  Die  Elimination  aller  „metaphysischen"  Zutaten  zur  Erfahrung 
fordert  E.  Mach  (vgl.  Empirismus). 

Metapsychisch :  über  die  psychologische  Erfahrung  hinausgehend;  das 
An  sich  des  Psychischen.  Vgl.  L.  Haller,  Alles  in  Allem.  Metalogik,  Metaphysik, 
Metapsychik,  1888;  L.  W.  Stern,  Person  u.  Sache  I,  1906,  S.  198. 


401 


MeteMpirUeh   (mi»mpiri«l):    jiimiai  dar  Oww  sanglicher  Erfahrung 
(Lnrn,  Problem,  of  Life  aad  Mind.  I.  1872-70.  IT 

JH>t«Bspsj  ehoae  s.  8— banenrViiimg 

Xetfcezla  (/•/<**{.«):    nach  Flatus  da*  Teilhabe«  der 


Tlrtliuile  («ifrees«):  pbamlthjn  Verfahren,  isnbeeoadore  daa  Verfahren  der 

MUiaaiafulilii.  ilee  fbaiaaaag  ■llaaBmlngatiipi  TTiadb 

Urtulliieniiinlilnp,  der  gissaga  ag,  Ordnung  aad  Verknüpfung  eowb  der 

(durch  Anwaadaag  togbeker  Pruiripien).    Außer  den 

Methode«  aowie  ■flgamihni  »»etaodbche  Regeln  aad  Grund 
■rtaaatwanainfHaiBa  aafgefafk  eind  die  „Methoden"  die  fundamentalen 
in  wilcbaa  daa  Oaahae  in  einheitlich  areaiiJiuaai  Waiee  daa  Erfahrung»- 
iocaeoh  leiai  beiist,  wobei  ea  aa  Begriffen  aad  Urteilen  geklagt,  in  welchen 
der  Os4»d»  der  Erfsb  enge ewklfekkeU  illasanbgalitg,  objaktfr  liiiUaiait  wird.    Im 
aiad  Methodea  dar  Uatareacbang  (Forecbeogai 


.  i_    i  _ 


M.)  aad  dar  Darstellung  aa  aneereoaesdeo.  AUgeossiae  Methodea  dar  Wbeeoncaafteo 
aiad  db  induktive  (e.  d.),  daduktire  (*.  «Lh  aueJrtbche  (a.  <L).  sjathetbche  (s.  d.)  M  . 
die  M.  der  Analogie  (e.  d.k    Mstbodieohe  Opera  Hot  e  aiad  daa  Definition 

(a.  «U  der   Beweis  (a.  d.).     Ra  gibt  ferner  eine   akroumatbche  jß 
(a.d.ha»a,uiB,,t,.d.L»jss»mstfeBto^^ 

bietorieche  M.  (e.  Oasubbb»».  Xatarwisswaachaltj.  in  der  Philosophie 
eine  Spekula  ur«  (a.  d.).  dfebktboae  (a.  «Lh  kriueebe  (a.  d.),  traaaaaadaataJr  (a.  d.)  M 

logisch»  Analyse  aad  die  Prüfung  dar  Tragweite  «b*  Methodea  Ulli  der  Metboden 
lehre  (ab  einem  Taile  dar  Logik)  aa.  -  Vgl.  F.  Baooa.  Nonm  Organum,  MB 
dignitat»  et  ■agssentb  ecientierua,  lflü;  Daaoaaraa.  Dieoonra  de  la  aaetkode.  1637; 
bwlafeuh  1644;  Regaine  ad  dheeüoasai  sngeeni;  Browns,  Da  kmlkmaa  iseesifehfins; 
TaoKDunuoajui,  MeiHahia  m  cutis,  1667t  Ka»t,  Kritik  dar  reinen  Vernunft, 
H.  Ooaaa.  Logik,  160t,  8.  Uff..  646«.;  J.  8r.  Max.  flysMm  der  Logik.  1677  (eiafce 
Induktion,  Deduktion):  Dtrajutau  Daa  aaHaodea  daue  lee  ■ufeami  de  isfeonneaseat, 
1866 f.;  OotmaoT.  Daa  mfehodea  dana  lee  eobneac  da  rabonnemsat.  1666;  Jaronu, 
Leitfadea  der  Logik,  1606,  8.  SIS  ff.;  E.  Maos.  Iahsse  tele  u.  Irrtum1.  1606;  Lotsa, 
Logik*,  1660;  S.  A.  1012;  Siowaut.  Logik«.  1011 ;  Wim,  Logik»,  1006-06,  S  Bde.; 
R.   Höxioswau».  Beitrage  cur  Rrkenntaiathaor»  aad  Methodologie,  1006;  Kant 
atudien  XVII.  1018  (Der  ..Übjektgedaake''  ab  Quake  der  sjataaisibi  hen  Einheit  der 
Methoden);  F.  Daaraa,  Stadien  aar  Methodeabhre  a.  Erkenntabkritik,  1606-1003 
K.  Uaaaaan.    Studbo   cum   Methodenprobbm   u.     tu   seiner   Geeehiehto,    191U 
ickkut.  Db  Grenzen  dar  natuiwiaeenechaitlicheu  Begriffabildung.  1806-1002 
A.  Döaiao,  Grundlinien  der  Logik  ab  einer  Methodenbhre.  1012;  A.  Sroan,  Lehrbuch 
der  Logik,  1911;  \  AiHiuoaa,  Db  Pbiloaophie  dee  Ab-Ob,  1011;  E.  J.  Hamilto». 
Erkennen  u.  Schlbaen,  1012;  Ostwald,  Db  Forderung  des  Tage»',  1011;   Bacaaa, 
ifcuteswiaaenschaitrn  und  Naturwiaaenechaiten,  1021 ;   PoiscauÄ,  Wbeenachait  und 
Methode,  1014.  -  Vgl.  Wbeenachait.  Qeackfehs»,  Naturwbeenacbaft.  Geästs,  Hypo 
thees,   Fiktion,    Idealismus,    Logik,   ftyidudogb,   ftychophysik. 
Transzendental,  System.  Scholastik. 


Methodenlehre  —  Mimansa.  401 


Methodenlehre  s.  Methode.  Die  Einteilung  der  Logik  in  Elementar-  und 
Methodenlehre  ist  seit  Kant  üblich.  —  Unter  der  „transzendentalen''  M.  versteht 
Kant  die  „Bestimmung  der  formalen  Bedingungen  eines  vollständigen  Systems  der 
reinen  Vernunft"  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  544  ff.). 

Methodisch:  mit  Methode,  planmäßig.  Vgl.  Idealismus  („methodischer 
Idealismus":  Cohen  u.  a.).    Vgl.  N.  Hartmans,  Logos  III,  1912. 

Methodologisch:  die  Methode  betreffend,  zur  Methodenlehre  (Methodo- 
logie) gehörend. 

Mikrokosmos  {uixo6i}  xöouoü):  die  kleine  Welt,  d.  h.  der  Mensch  als  eine 
Welt  im  Kleinen,  als  Spiegel  oder  Abbild  des  Universums,  als  Konzentration  der 
Elemente  und  Kräfte  des  Universums,  so  daß  aus  der  Xatur  des  Menschen  die  Natur 
des  Weltganzen,  des  Makrokosmos  (uaxoög,  xöouos),  der  großen  Welt  zu  erkennen  ist. 

Analogien  zwischen  Mensch  und  Welt  finden  sich  schon  bei  Anaximenes, 
Pythagoras,  Heraklit,  Empedokles,  Demokrit,  Platon  (Timaeus  IV,  27; 
Philebus  30),  Aristoteles  (De  animalll,  8;  vgl.Phys.  VIII  2,  252b  26),  den  Stoikern, 
Neupythagoreern,  Phtlon,  Plotin  u.  a.  Mwoöxoouos  kommt  bei  Bokthius 
vor  (Opera,  p.  659).  Als  M.  fassen  den  Menschen  auf:  Joh.  Scotus  Erittgena,  Hugo 
von  St.  Victor,  Thomas  von  Aquino,  Meister  Eckhart,  Nicolaus  Cusanus,  Agrippa, 
Paracelsus,  G.  Bruno,  J.  Böhme,  Lkibniz  (s.  Monade),  Herder,  Goethe,  Schopen- 
hauer, Schelling,  Lotze  (Mikrokosmos5,  1896 f.),  Emerson  u.  a.  Vgl.  A.  Meyer, 
Wesen  u.  Geschichte  der  Theorie  vom  Mikro-  und  Makrokosmos,  1900. 

Milieu  (Taine):  „Umwelt"  (Ausdruck  von  Goethe),  Inbegriff  der  äußeren 
Verhältnisse  und  Bedingungen  des  Lebens,  welche  auf  die  Organismen  modifizierend 
einwirken,  teils  direkt,  teils  durch  die  Reaktionen,  die  für  die  Anpassung  (s.  d.) 
der  Lebewesen  an  ihr  (neues)  M.  nötig  sind  (vgl.  Entwicklung).  Vom  „Naturmilieu" 
ist  das  „Kulturmilieu"  bzw.  das  „soziale  Milieu"  zu  unterscheiden,  von  welchem  die 
Individuen  mehr  oder  weniger  beeinflußt  werden  und  welches  auch  auf  das  geistige 
Schaffen,  insbesondere  auch  auf  das  künstlerische,  von  Einfluß  ist.  Im  Laufe  der 
Entwicklung  wird  die  Menschheit  ihrem  M.  gegenüber  immer  selbständiger,  sie 
emanzipiert  sich  vielfach  vom  Zwange  desselben  und  gestaltet  sich  ihr  Milieu  aktiv, 
im  Sinne  ihrer  Bedürfnisse  und  Ziele.  Insbesondere  ist  für  die  soziale  Kultur- 
entwicklung eine  ständig  fortschreitende  Verbesserung  des  M.  als  Inbegriffs  der  Lebens- 
verhältnisse eines  der  wichtigsten  Postulate  (s.  Aktivismus). 

Den  Einfluß  des  M.  beachten  schon  Hippokrates,  Platon,  Aristoteles,  Ibn 
Khaldun,  dann  J.Bodin,  Montesquieu  (Espr.  d.  lois  XIV,  XVII1),Turgot, Voltaire. 
Condorcet,  Vico,  Herder  (Ideenll/III),  Goethe,  G.  St.-Hilaire,Lamarck,Dar\vin, 
Comte  („monde  ambiant"),  Buckle  u.  a.  Nach  H.  Taine  sind  Rasse,  Moment  und 
Milieu  die  konstanten  Faktoren  in  der  Geschichte,  welche  auch  das  Schaffen,  besonders 
das  künstlerische,  bedingen  (Histoire  de  la  litterature  anglaise,  1864;  Philosophie  de 
l'art,  1865;  deutsch,  2.  A.  1885).  Daß  für  das  Verständnis  der  Vererbung  (s.  d.)  erwor- 
bener Eigenschaften  die  Lehre  vom  „inneren  Milieu"  (d.  h.  von  dem  das  Keimplasma 
umgebenden  übrigenTeile  des  Organismus)  bedeutsam  ist,  betont  R. Goldscheid  (Höher- 
entwicklung u.  Menschenökonomie,  1911 ;  Darwin,  1909).  Vgl.H.DRiESMASs,  Rasse  und 
Milieu,  2.  A.  1909;  E.  Dutoit,  Die  Theorie  des  M.,  1899.  Vgl.  Soziologie,  Ökonomie. 

Mimansa:  indisch  „Überdenkung".  Name  eines  indischen  philosophischen 
Systems  pantheistischer  Richtung.  Deussen,  Allgem.  Geschichte  d.  Phil.  I  3,  19203, 
389  f.     Vgl.  Vedanta. 

Bisler,  Handwörterbuch.  26 


(M  Mimik  —  Mitleid. 


Mimik  «.  Auedrai hahewegung,  Phyrtngiwflr, 

Mimikry  («igt  mimicry.  Xschaffung):  .Vtnhabmnag 
(Farben,  Formen)  gawimei  Um»  oder  Pfamana  durch  andere,  welche 
schalten  snnahiaan  und  dadurch  t.  T.  im  Kirnaf  um  Dasein  besser  geschaut  sind 
(t,  B.  Anpassung  an  db  Kerbe  und  Form  von  Blutern  durch  Beaankvacna  mm.). 
Theorien  der  M.  geben  Dabwi*.  Bat««,  Farn  MCixn,  K.  Paaacs,  Paüxy  (M.  ab 

Mi  ad  (engL):  Geist,  Seele,  BrfrfHik  laMnfcl. 

Hladfttmff  (engL):    fjiilinlofl.   nennt  W.  IL  Gumma  die  psyoaiereen 

daran  lümmtikatioa  den  eigmitHidu  ft  nu9lasm  Imrvoimmt  (Von  dar  Kater  der  Dinge 
an  «ah,  1908h  W.  Jaxas  ernannt  unter  dar  „mind  staff  Theorie*'  den  (von  ihm 
bekämpf  tan)  pijfrhqlngk-uhie.  linmiamai  (a.  d.)  ahme  8mca\  Bau  a.  a.  (»gl.  J  am  am 
PrindpL  ol  Psvebol..  1180.  L  1480.). 

Tlinlauant     tramwabjektivea    Minimal    nennt   Vouiblt   (Geattaeit 
Wahrheit.  1918.  884  ff.)  dae  afmihmtmil  voa  ttinmelijiidni  Tmiimmbirg.  da« 
von  Jedem,  auch  dam  einfachsten  TainnnhWihnistihi  InmUriH  mitgemeint  ist. 

Miaar  •    Termiaas. 

Miaaataraple  (^««Wr,  eVtysMte«):  MrnechenheB.  MtaaoaamsstaaaVklreit. 

'I   Hologir  [/umM  JUr<H):  Ha8  gegen  die  Vernunft. 

nimm aalnam—  {?***,  e»W):  Hat,  Widerstand  gegen  daa  Nene. 

■  ii freadn  Freude  an  fremder  Last,  freudige  aniaflnnar  am  Gluck  der 
anderen.     Jbax  Paul  eagt  („Heaperua"):  „Zum  Mitleiden  genügt  ein  Mensch 
Mitfreude  gehört  ein  Enget "      Vgl  Kiam,  Werttheorie.  1908,  &  109. 

Mitgf  ftthl    (svawithamaai  Gefühl)  s.  tt/musüns. 

Mitleid  hn  eine  Art  dea  Mitgefühle,  nämlich  ein  Mitfühlen  fremder  Unlust, 
unhictToUea  Biiegtmiu  bei  dar  Wahrnehmung  oder  Vorstellung  fremden  Leidens, 
infolge  „Kinf Ohhang"  in  daa  fremde  loh,  in  deaaea  Lage  wir  une  tn  der  Phantasie 
versetaen,  eofern  ea  an  ahmt  tu  unähnlich  hn.  Doch  ist  im  M.  manchmal  euch  ein 
Luetfahtor  enthalten,  dar  «um  Teil  in  dem  Kontraste  dea  Nicht-Leiden  dea  eigenen 
Ich  tum  Issdaoden  fremden  loh  wurzelt.  Daa  aktive  M.  schlieBt  dea  Willen  ein,  dam 
Leidenden  tu  halfen,  im  Unterachieda  vom  ^chwachlkhrn  .  reia  passiven  Mitleid, 
welches  aber  doch  auch,  cntwiikliingageeohichthrh  betrachtet,  keineswegs  ganz 
wertlos  ist.    Schädlich  hn  nur  das  „fakche".  unangebrschte  Mitleid. 

Gegner  dea  weichliche»  Mitleids  amd  die  Stoiker,  Snvoaa,  nach  welchem  das  M. 
schwächt  und  unnötig  hn,  weil  dar  vemünftig-sitüicbe  Mensch  auch  ohne  solche 
Affekte  hilfreich  sich  betätigt  (Eth.  III.  prop.  XXII  ff.).  Kamt  (Tugendlehre,  f  34. 
aber  Betonung  dea  ..tätigen  Wohlwollens"),  Fioam,  NiaTUCtts,  nach  welchem  das 
M.  mit  den  Schwachen,  Mißrateneu  nganikiead  wirkt  (Eraatt  dafür:  die  „schenkende 
Liebe").  Alles,  was  aus  Schwache  stammt,  ist  schlecht.  „Die  Schwachen  und  Miß 
ratenen  sollen  zugrunde  gehen;  erster  Satt  unserer  Menschenliebe,  und  man  soll 
ihnen  noch  dazu  helfen."  Gegen  alles  Schwache  muß  man  hart  sein,  auch  eich  seihat 
gegenüber  (*.  Obermensch). 

Hingegen  ist  nach  ScBorairBADaa  das  M  geradezu  das  einzige  aittischs  Motiv, 
die  „echte,  d.  h.  uneigennützige  Tugend",  das  Einzige,  was  einer  Handlung  sittlichen 


Mittel  —  Mnemonik.  403 


Wert  gibt.  Das  M.  hat  eine  metaphysische  Grundlage;  wir  alle  sind  im  Grunde  eins, 
und  so  sind  wir  es  selbst,  die  im  andern  leiden  (Über  das  Fundament  der  Moral,  §  16ff.). 
—  Nach  W.  Stebn  ist  das  M.  das  „allmählich  im  Laufe  sehr  vieler  Jahrtausende 
entstandene  verletzte  Gefühl  der  Zusammengehörigkeit  mit  allen  anderen 
beseelten  Wesen  gegenüber  den  schädüchen  Eingriffen  der  sowohl  unbeseelten  als 
auch  beseelten  objektiven  Außenwelt  ins  psychische  Leben"  (Das  Wesen  des  Mitleids, 
1903,  S.  49).  —  Vgl.  Abistoteles,  Rhetorik  II  8,  1385b  13  ff.  (vgl.  Tragisch);  Lessing, 
Hamburg,  Dramaturgie,  74  f.;  A.  Smith,  Theory  of  Moral  Sentiments,  7.  ed.  1792; 
Kobeb,  Das  M.  als  die  moralische  Triebfeder,  1885;  W.  Giessleb,  Das  M.  in  der 
neuern  Ethik,  1903;  Jahn,  Psychologie5,  1907,  S.  355  ff.;  Jodl,  Lehrbuch  der 
Psychologie  II3,  1909,  S.  406  f.;  Goldscheid,  Entwicklungswerttheorie,  1908,  S.  198f.; 
Gboethuysex,  Das  Mitgefühl,  1904;  K.  v.  Obelll,  Die  philos.  Auffassungen  des 
Mitleids,  1912;  Finbooason,  L'intelligence  sympathique,  1913;  Mülles- Fbeienfels, 
Persönlichkeit  und  Weltanschauung,  1919:  „Mitleid  ist  nicht  nur  ein  Leiden  mit 
den  andern,  sondern  zugleich  ein  Leiden  über  das  Leid  des  andern."  —  Vgl.  Sym- 
pathie, Humanität. 

Mittel  (de'  od,  causa  instrumentalis)  ist  dasjenige,  wodurch  ein  Ziel  erreicht, 
ein  Zweck  (s.  d.)  verwirklicht  wird,  ein  Geschehen,  das  geeignet  ist,  Ursache  einer 
angestrebten  Wirkung  zu  werden.  Das  Wollen  des  Mittels  ist  durch  den  Zweckwillen 
bedingt  und  wird  psychologisch  durch  diesen  bzw.  die  Vorstellung  des  Zweckes, 
ausgelöst  oder  reproduziert.  Ursprünglich  ist  das  Mittel  zur  Erreichung  eines  Zweckes 
vielfach  noch  nicht  selbst  als  solches  gewollt,  sondern  unter  verschiedenen  möglichen 
Reaktionen  bewährt  sich  eine  als  zweckmäßig,  als  richtiges  Mittel  und  wird  dann 
bewußt  gewollt,  bis  dann  die  Reaktion  zweckmäßig-impulsiv,  ja  oft  reflektorisch  wird 
(„Zufälligkeit"  des  Mittels:  Pauly,  Darwinismus  u.  Lamarekismus,  S.  109  ff.; 
„Heterogonie  der  Mittel"  als  Korrelat  zur  „Heterogonie  der  Zwecke").  Mittel  sind 
nur  dann  ideal-richtige  Mittel,  wenn  sie  ein  Maximum  an  Zweckmäßigkeit  mit  einem 
Minimum  an  unzweckmäßigen  Nebenwirkungen  und  Folgen  verbinden.  Mittel,  weiche 
unsittliche  Wirkungen  haben  oder  selbst  unsittlich  sind,  können  durch  den  Zweck 
nicht  „geheiligt"  werden,  obwohl  es  richtig  ist,  daß  um  des  guten  Zweckes  willen 
auch  manches,  was  als  „hart"  erscheint  (z.  B.  Strafen)  zulässig,  ja  gefordert  ist.  Vgl. 
Stöcke,  Lehrbuch  d.  Philos.  II8,  1912;  Goldscheid,  Entwicklungswerttheorie,  1908; 
Padlsen,  Syst.  der  Ethik»,  1906.  Vgl.  Zweck,  Denkmittel,  Instrumentalismus,  Ökonomie. 

Mittelbare  Assoziation  (überspringende  A.):  Assoziation  über  die 
nächsten  Glieder  einer  Vorstellungsreihe  hinweg.  Vgl.  Hebbabt,  Lehrbuch  zur 
Psychologie,  §  143;  Ebbinghaus,  Grdz.  d.  Psychologie  I,  660 ff.;  Offneb,  Das 
Gedächtnis2,  1911,  S.  281  ff.  —  Mittelbare  Reproduktion  ist  eine  Vorstellungs- 
erneuerung, die  durch  unbewußte  oder  vielmehr  unterbewußte,  unbemerkte  Eindrücke 
(zum  Teil  Organempfindungen,  Gefühle)  vermittelt  ist.  Vgl.  W.  Hamilton,  Lectures 
on  Metaphy3ics  and  Logic,  1857,  I,  352  f.;  Jerusalem,  Philos.  Studien  X,  3231'.: 
E.  W.  SCBIPTUBE,  Philos.  Studien,  VII,  S.  50  ff. ;  Wündt,  Philos.  Stud.  X,  326  f. ; 
Kiesow,  Archiv  f.  d.  gesamte  Psychol.VI,  357  f.;  G.  Cobdes,  Philos.  Stud.  XVII,  30ff.; 
Offneb,  Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  154  ff.  —  Vgl.  Wiedererkennen. 

Mittelbegriff  (d^os  piooe,  terminus  medius)  s.  Schluß. 

Mneme  s.  Gedächtnis,  Vererbung  (Semon),  Reproduktion. 

Mnemonik  oder  Mnemotechnik  (pv/jw,  Gedächtnis):  Gedächtniskunst. 
Technik  der  Unterstützung  des  Gedächtnisses  durch  geeignete  Assoziationen  (etwa 

26* 


;.■!  Modale  Konsequeos  -  Modus. 


PM  Z»h..r,  HÜ  W    rtm  .  QNffhn^M.  EM  rnOJSB,  Kr»...»iur.k-  -L-r  Aufiii.-fU.ni. 

u.  dgL    Als  Vater  der  M  gut  Smonons.    X«  munin  sind  Übt  ferner  R.  Lru.cs, 
▼.  Auen*.  K.  Cbltus,  Gbst,  K.  Otto.  K.  Rktwttuiw.  Vgl  Cicsno.  De  ormt« 
86 f..  361  ff.;  QODmUAirci,  Inettttittoo.  erat.  XI;  2.  11  ff.;  H  Kothk.  Lehrbu 
Mnemonik».  IMS;  Jonr.  Ponuu»  u  a.    -  VgL  (iedachutia. 

Module   komrqefM  •.  ModalitatasiMonc. 

ItdalUaiu  ist,  logieoh,  die  Lebe,  deJ  aUee  Brfübttwi  in  der  Verwertung 
and  Anwendung  der  sunihTMlsuhsii  and  iiiftlHgon  Folgen  besteht;  er  erklärt,  wie  ekb 


litt  (En.  Jon  Hauilto*.  IVrrepuonahemos  u,  MnrtsKonos,   191  l 
Bohnslsn,  1912). 

Mudullf At  (von  modus):  Art  und  Wein»  dm  Seine.  QnahihiM,  den  Oodsoht- 
werdene;  insheeondere  die  Form  de«  Urteile  eeiner  Oewilheit  nach,  ek  sswrlnrisrhss 

i  pwhlsneeisnhii  (e.  «Lk  ly  iftlssihii  (s.  d.)  UrteiL  -  Unter  der  M.  der 
Ennfindang  »nstsht  Hwunoun  die  Art  dsroslbee  in  beeng  nnf  den  fnunjonhlii. 
den  sie  engehtVI  (Farbe.  Ton  eew.). 

Die  Einteilnng  der  Urteile  nach  der  M.  findet  ek*edsaa  bei  AsterorsxssfAi. 
prior.  1  2,  56a  1  L*  eber  erst  epiter  ist  von  „modalen  Urteilen"  die  Red. 
Kamt  gibt  ee  eigene  Kaeagorieu  (e.  d.)  der  hi:  Möglichkeit  (InniogBohkoit).  Dasein 
(Nichtsein).   Notwendigkeit  (ZnlMUgkeH).      Sie   drucken   nur  den   Verhältnis  des 
Gedeckten,  dee  Urteikni»  mfcennliiwiiininpii  ens,  siigin  rierdte  Artend  Wew«  sn. 
wie  in  Urteil  etwas  behauptet  oder  verneint  wird,  ohne  etwee  nun  Inbeit  de«  Urteils 
beigetragen;  sie  betreffen  also  nur  die  Art  der  Urteikgewiffhott.    „Problematische 
Urteile  sind  solche,  wo  man  des  Bejaben  oder  Verneinen  ab  bloo  möglieb  (bettebig) 
ansiebt:  assertorische,  daee  als  wirkliek  (wahr)  betrachtet  winl .  apo«l 
in  denen  man  ee  ab)  notwendig  ansieht"  (Kriu  d.  rein.  Vernunft,  S.  92,  202  f.).  Andere 
Logiker,  wie  Scntrrr«.  Hsymaxs  u.  a.  rerlegen  die  M.  in  die  Materie  des  Urteils; 
▼gl  hingegen  luuta,  Die  inteOektueüen  Funktionen,  1919.  &  IT I  I  »DT. 

Logik  I*.   1906;  8k>va*t,  Logik   I*.   1904.   1»  1911;  E.  J.  Hamiltox, 

Pereeptiooehemoe  a.  Mo<UU.me*.  1911.  -Vgl.  Möguchkeit,  Wtrklichk  ndig- 

keit,  Postulat. 

Modul  itut»»ehliiuu«>  sind  Folgerungen  ron  einer  ModakUt  (..  d.)  enf 
eine  andere  (..modale  Konseoueut'):  ron  der  Wirkhuhkoi«  auf  die  Möglichkeit 
eaee  ad  poase").  ron  der  Notwendigkeit  nnf  die  Wirklichkeit  („ab  oportere  ad  eese' ) 
oder  auf  die  Möglichkeit  (..ab  oportere  ad  pome').  VgL  Rnneio.  Die  intellektuellen 
Funktionen,  1909;  R.  J.  Haioi.tox.  Pereeptionabemu«  o.  Modahamu»,  191 1 ;  Erkennen 
ulieQen.  1912 

Modi  s.  SchluBfiguren. 

Modif ikntion  t  Abänderung.  Veränderung  der  Benins  eint,  den  Zustande«, 
der  Quabtat. 

*l  od  am  Deeeimweim.  Art  und  Weise  des  Seins  oder  Geschehen*.  Zostindigk- 
Bestimm tbeit  eines  Dinges.  So  nach  scholastischer  Auffassung  (..rei  determinatio"). 
nach  welcher  es  Äußere  (akzidentelle)  und  innere  (substantieOe)  Seins   (physisch, 
und  logische  oder  Denkmodi  gibt.  Der  Modus  konstituiert  nicht  die  Robstom,  sondern 
unterscheidet  sie  ron  anderen.    Dkscabtba  versteht  unter  modi  die  Zustande,  welche 


Modus  —  Möglichkeit.  405 


die  Substanz  modifizieren  (Princip.  philos.  I,  56).  Spinoza  versteht  unter  „modus" 
eine  besondere  Zustands weise  oder  einschränkende  Bestimmtheit  der  Substanz  (s.  d.) 
und  ihrer  Attribute  (s.  d.),  eine  unselbständige  Zuständlichkeit  der  an  sich  einheitlichen 
Substanz  („per  modum  intelligo  substantiae  affectiones,  sive  id  quod  in  alio  est,  per 
quod  etiam  concipitur'"  (Eth.,  def.  V).  Die  Modi  folgen  aus  der  Natur  der  Attribute 
der  göttlichen  Substanz  (1.  c.  prop.  XXIII),  die  Modi  der  Ausdehnung  sowie  die  Modi 
des  „Denkens"  (Bewußtseins:  Intellekt  und  Wille,  Affekte  usw.).  Die  Substanz  geht 
logisch  ihren  Modis  voran  („substantia  prior  est  natura  suis  affectionibus").  Die 
Dinge  (s.  d.)  sind  Modi  der  göttlichen  Substanz,  haben  also  keine  absolut  selbständige 
Existenz.  —  Vgl.  Locke,  Essay  concern.  human  understand.  II,  K.  12,  §  4  f.;  Stöckl, 
Lehrb.  d.  Philos.  II8,  1912;  Urraburu,  Ontologia.  1891. 

Sodas  ponens,    tollens  s.  Hypothetischer  Schluß. 

Möglichkeit  ist  der  begriffliche  Ausdruck  dafür,  daß  der  Setzung  oder 
Annahme  eines  Etwas  als  gültig  oder  als  seiend  nichts  im  Wege  steht,  daß  diese  Setzung 
den  Denkgesetzen  (logische  M.)  oder  den  Bedingungen  denkender  Verarbeitung 
des  Erfahrungsinhalts  (reale  M.)  entspricht  oder  nicht  widerspricht.  Logisch  möglich 
ist  alles  widerspruchsfrei,  logisch  -  richtig  Gedachte;  aber  nur  ein  Teil  des  logisch 
Möglichen  ist  zugleich  real  möglich,  nämlich  dann,  wenn  die  Bedingungen  und  Gesetze 
des  wirklichen  Geschehens  zur  Annahme  einer  Sache,  eines  Tatbestandes  berechtigen 
oder  sie  nicht  ausschließen.  Im  engsten  Sinne  ist  M.  soviel  wie  „Potentialität"  (s.  d.). 
Angelegtsein  eines  Sachverhaltes  in  Faktoren,  die  nur  des  Hinzukommens  gewisser 
Teilbedingungen  bedürfen,  um  das  Mögliche  zu  realisieren.  Sonst  ist  aber  die  M.  kein 
Zustand  der  Dinge  selbst,  sondern  ein  Ausdruck  unserer  unvollständigen  Kenntnis  aller 
Bedingungen  des  Geschehens  und  Seins,  verbunden  mit  Erwartungen  auf  Grund 
bisheriger  Erfahrungen  und  apriorischer  Voraussetzungen  empirischer  Erkenntnis. 
„Mögliche  Erfahrung"  ist  Erfahrung  (s.  d.),  soweit  sie  gedacht,  begrifflich  über  jede 
gegebene  Schranke  hinaus  verfolgt  und  antizipiert  werden  kann,  auch  wenn  sie  nicht 
tat  sächlich  gemacht  wird  (vgl.  Wahrheit). 

Nach  Diodoros  Kronos  ist  nur  da3  Wirkliche  möglich,  das  NichtwirWiche 
unmöglich  („id  solum  fieri  posse,  quod  aut  verum  sit  aut  verum  futurum  sit",  Cicero, 
De  fato  17).  Es  geschieht  nichts,  was  nicht  notwendig  ist.  Dagegen  wendet  sich 
Chrysipp.  Xach  Abaelard  ist  nur  das  möglich,  was  Gott  wirklich  geschaffen  hat; 
nach  Averroes  ist  alles  Mögliche  auch  wirklich.  —  Aristoteles  bestimmt  die  Materie 
(s.  d.)  als  das  Mögliche,  das  der  Möglichkeit  nach  Seiende  (övvduei  öv),  das  erst  durch 
die  Form  (s.  d.)  verwirklicht  wird.  Dieser  Gegensatz  des  Potentiellen  und  Aktualen 
beherrscht  auch  die  Scholastik.  Das  Mögliche  (possibile)  ist,  was  sein  oder  nicht 
Pein  kann  („quod  potest  esse  et  non  esse").  —  Xach  Leibniz  bestehen  in  der  göttlichen 
Vernunft  unendlich  viele  Möglichkeiten,  von  denen  nur  das  „Kompossible"  und  Beste 
verwirklicht  wurde  (Philos.  Hauptschriften  II,  194  f.,  447  f.).  Möglich  ist  das  Wider- 
spruchslose; kompossibel  ist  das  mit  dem  übrigen  Seienden  Verträgliche  (1.  e.  S.  478). 
Raum  und  Zeit  sind  ideale  Ordnungsmöglichkeiten.  Auch  nach  Chr.  Wolff  ist 
möglich,  was  „nichts  Widersprechendes  in  sich  enthält"  (Vernunft.  Cedanken  von 
Gott  ...  I,  §  12;  vgl.  §  975).  —  Vgl.  Stöckl,  Lehrb.  d.  Philos.  II8,  1912. 

Kant,  der  den  Begriff  der  M.  zu  den  modalen  Kategorien  (s.  d.)  rechnet,  definiert: 
„Was  mit  den  formalen  Bedingungen  der  Erfahrung  (der  Anschauung  und  den  Begriffen 
nach)  übereinkommt,  ist  möglich"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  207).  Ein  logisch  möglicher, 
widerspruchsfreier  Begriff  kann  „leer"  sein,  wenn  eben  „die  objektive  Realität  der 
Synthesis,  dadurch  der  Begriff  erzeugt  wird,  nicht  besonders  dargetan  wird,  welches 


MM 


aber  jederzeit  .  .  eof  Prinzipien  möglicher  Erfahrung  «ad  nicht  auf  den 
dar  Analjeis  (den  Same  de«  Widersprach«)  beruht"  (Le.8.  471;  egL 
theorle.  KriUnenae).  VgL  W.  Ross»K»jum.  Die  Waacasthift  des  Wissens.  1886/88. 
II.  224  ff.  |  Hao mtsjis.  Metepkeaik'.  &  14  f . ;  8n«ABT.  Logik  I«.  2S1  ff. ;  W.  Schotte. 
Erhstmwisthsorot.  Logik,  X;  A.  HOrua,  GrandL  d.  Logik.  1890.  &  76;  Domo. 
Boxyklopsdie  d.  Pkiloeopkfe.  1910.  8.  167  ff.;  A.  STdan.  Lehrbuch  d.  Logik,  191 1 : 
KsKtsta.  Die  toteDektneürn  Funktionm.  1909.  8.  169 f.;  XnoN.  Ober  Mflgmihkail 
und  WihrarkiinHnhkill,  1916;  E.  J.  Hzwlto».  riianUiiinshsiaas  m.  MmiaMsmss 
1911.  K.  SA  ff..  90f.:  H.  Co««.  Logik.  1906.  8.  MS;  B.  Hmau.  Logkwks  Uater- 
wwlipii,  1900  f.  (s.  Wekrkeit);  Oai-UBBaa,  Des  Problem  der  objektiven  li..  1912; 
m«,  U.  «ad  vTHirearanailiiighili,  1911;  Daiasca.  Ordaoapiekre.  1912; 
Baomoabdt.  Des  MngnnhfcalmprnhUaz.  i960.  ~  VgL  Varmogsa  (Patern).  VY.hr 
nehmnag  (Mitx).  Uneadbch.  A  poeee  ed  esse.  Opeeeeadethi  nih.  Drittes  Reich. 
Kontiogeas,  Können,  Seia. 

^lomeat  (momeotem.  des  Bewegende):  I.  (der  M.)  Atiseaback.  Zeitpunkt. 
bsdeutsamste  Pbsse  der  Handlung  in  einem  Dresse;  1  (dee  M.)  Durcksaagspunkt. 
Pksse  eiaee  Pnnoni  (rgL  Hao  au  Enzyklopsd  f  146;  Phik»  dee  Reckte.  |  SS: 
..EateickkaiseaKNasale  der  Idee");  S.  ^tstJetheo"  und  „Trifkeitsrnnaeint"  in  dar 
Mechanik.  -  VgL  Gauun.  Opera,  164S  ff..  1. 191.  665;  K*>  rem.  Vereaaft. 

8.  166.  194  Li  Hcsssat,  Logieche  Untetwackiinfen,  1900.  II.  960.    VgL  Mitten. 

Momavato  (aoewe):  I.  Einheit  (a.  d.).  so  bei  dem  MtthiauHhar  Eosxjd 
(Imnwile  VIT).  PrmsOQsus(s.  S*kl)o.  e.  Platos  nennt  die  ..Ideen 

/ssseVksWsWlflh    fktsjiir     H6kAeWesMa  i  *    ft_     9^9^BBBs)BkkVeBBBBVtBB6t      ^6athsBBBB\6R9^Bssl!ssB>    RaffaRsssaf      sntftwf  awttaeem     assTm 

Jede  Ziaammsasalaiing,  ab  aaaaajsdakat,  hamseerisfl.  eeeleai 

besteksa  die  Dinge  so  sich  sas  solchen  Monaden,  die  in 
HkiiMiaihraehmung  ab  KArper  eraekemea ;  die  Seele  (..  d.)  gUt 

>  ssj  eam  ..neneessene    ssobsjbs,  weeaas  aas  osa  laeaesejasamm  m  wsobssi 
hssjsksjaasji  n)ebj 

„Monaden"  ab  karte  Ehamnts  (^assams").  sä  physisohs  aad  sngbmfc  asynhbnka 
(empfindsugsfllilge)  Wli I Bukfcasaai  ■  am an  nimmt  Giobdawo  Batrao  sa  (De  tripttei 
mmimo.  1591. 1.  2;  DaaMasdr.irameraetflgure,  1961)-  Monaden  sb  besesHe  KArper 
element»  gibt  ee  ferner  nsch  F.  IL  tax  Hsurorr,  H.  Mose,  F.  Gusao»  u.  a.  Daginmlei 
der  Monadologie  ist  eher  erst  Laraan.    Es  muß  iaimsterieUe  Monsden  geben,  weil 

; \  lessHaflMeMBSm    eNaW     iTlfffl     DGeMeMaMoi    aaMaWn    CQ6    aVtf    rMnlmOO    taaCait    saQasJBPOT  fl T\  t 

sein  können.  Dk)  Monsden  sind  ohne  leite,  unauegedehnte.  punktuell*  (..points 
metephysiquee").  ernfsohe,  oaserstörbsre.  unwendelbsre  Kref tsentrea  miasohai  Art. 
einfsche  Substsaaea  (Maabstaaees  simples").  ..Entetechiea"  (s.  d.),  die  „wehren  Atome" 
Sie  heben  nur  qualitativ  intensive  Zustande,  sie  sind  %  niawlfcmd 
(empfindend)  und  strebend,  haben  slle  etwas  oneerem  Fahlen  (eentiment)  aad  fjtfebaa 
(tendsnee)  AnaJogea.    In  jeder  Moasde  besteht  eine  Entfaltung  aiaar  stetkjsa  Reihe 

M^n  T>U  —  ii  ■!  tili»!  ■  ■«  "      #      l^.w       ■rtmlS»»«*Irt»t»      aam*2       .__■._!■  1.        ii  ii  ■  ■■  Hn—  ii^  **l  Y—l—.~.       Iff 

▼oo  „rersepuonrn     (..lex  co;  larum  opera pon um  ).     ünne  m. 

(deicht  der  anderen,  jede  .spiegelt"  dsa  gaaas  Unrrersam.  aber  tob  einem 
Gesichtspunkt  (..point  de  Tue")  aad  in  eersokiedenem  Klsrheitsgrsde, 
von  dem  dumpfen,  verworrenen,  .^chlsisiügen"  , .Moaaentanbewu  ßtsein' '  der 
niederaten  Monaden  bis  tu  den  mit  eigentlichem  Bewußtsein,  Apperzeption  (t.  d.), 
Selbatbewaataain  begabten  Seelenmonsden  und  bi»  zu  Gott  (a.  d.k  der  ..Monade  dar 
Monaden",  deren  „Fulgurationen"  (Anestrshlungcn)  die  von  ihm  peihaftaaan 
endlichen  Monsden  sind  (Ann&herung  an  den  Pantheismus  und  die  FmaaatJPBatehre). 


Monadologie  —  Monismus.  407 

Die  M.  sind  alle  lebendige  Spiegel  des  Universums  („miroirs  vivants  de  l'univers"), 
konzentrierte  Welten  („univers  concentres' ),  jede  eine  Welt  für  sich  („monde  ä  part"), 
eine  konzentrierte  Darstellung  des  Weltinhalts,  so  daß  man  aus  jeder  M.  das  Universum 
erkennen  könnte.  Die  Monaden  können,  weil  absolut  einfach,  nicht  direkt  aufeinander 
wirken  oder  Wirkungen  erleiden  (sie  haben  „keine  Fenster"),  stehen  aber  miteinander 
in  prästabilierter  Harmonie  (s.  d.),  d.  h.  Gott  hat  sie  in  gesetzmäßiger  Zuordnung 
zueinander  geschaffen.  Die  Körper  (s.  d.)  sind  insgesamt  Erscheinungen  von  Monaden- 
komplexen, welche  in  den  Organismen  von  einer  besonderen  Seelenmonade  beherrscht 
werden  (Monadologie  1  ff. ;  Principe  de  la  nature,  3  ff. ;  Hauptschriften,  1906  f. ;  vgl. 
E.  Cassirer,  L.s  System,  1902). 

Bei  Chr.  Wolff  werden  die  Monaden  zu  „atomi  naturae"  mit  inneren  Eigen- 
schaften, Kräften,  aber  ohne  Vorstellungen.  „Physische  Monaden"  mit  abstoßenden 
und  anziehenden  Kräften  nimmt  Kant  in  seiner  vorkritischen  Periode  an  (Meta- 
physicae  cum  geometria  iunctae  usus  in  philos.  naturali,  1756).  „Monaden"  (oder 
„Entelechien")  gibt  es  nach  Herder,  Goethe:  „Gott  hat  den  Menschen  einfach 
gemacht,  aber  wie  er  gewickelt  wird  und  sich  verwickelt,  ist  schwer  zu  sagen." 
Vgl.  Chamberlain,  Goethe  1912,  S.  638.  Herbart  lehrt  die  Existenz  von  „Realen" 
(s.  d.),  einfachen  Wesen  mit  „Selbsterhaltungen",  aber  an  sich  ohne  Vorstellungen. 
Nach  Lotze  sind  die  Monaden  („unräumliche  Atome")  einfache  Kraftzentren  mit 
einem  „Fürsichsein",  inneren  Zuständen  ohne  räumliche  Größe  und  Gestalt;  eigent- 
liches Bewußtsein  gibt  es  aber  nur  in  den  Seelenmonaden.  Die  M.  sind  permanent 
sicherhaltende  Kräfte,  nicht  absolut  selbständig,  sondern  Akte,  Zustände  des  göttlichen 
Absoluten,  Teile  einer  „einzigen,  sie  alle  umfassenden,  innerlich  in  sich  hegenden 
unendlichen  Substanz",  welche  ihre  Wechselwirkung  (s.  d.)  vermittelt  (Metaphysik. 
1879;  Mikrokosmus5,  1896  ff.).  Monaden  gibt  es  ferner  nach  Ulrici,  I.  H.  Fichte, 
M.  Carrtüre,  Frohschammer  (Monaden  u.  Weltphantasie,  1879),  Teichmüller, 
Kirchner,  Wyneken  (Das  Ding  an  sich,  1901),  Spicker,  L.  Busse,  Renouvier 
(La  nouvelle  Monadologie,  1899),  Martineau,  F.  C.  S.  Schiller,  M.  Petöcz,  Astafjev, 
Petronievics  (Prinzipien  der  Metaphysik,  1904—1912).  Kühtmann,  Caspari  u.  a.; 
Mahnke,  Eine  neue  Monadologie,  1917.  Vgl.  Wille  (Wundt  u.  a.),  Atom,  Hylozoismus, 
Panpsychismus,  Substanz,  Spiritualismus,  Seele,  Bionten,  Harmonie,  Kraft,  Materie, 
Pluralismus,  Psychade. 

Monadologie:  Monadenlehre.     Vgl.  Monade. 

*■  Monismus  (fiövos,  einzig)  ist,  allgemein,  die  Zurückführung  einer  Mannig- 
faltigkeit auf  eine  Einheit  oder  die  Ableitung  jener  aus  dieser,  aus  einem  einzigen 
Prinzip.  So  kann  von  einem  biologischen  M.  (s.  Leben),  von  einem  psychologi- 
schen, ethischen,  soziologischen  M.  gesprochen  werden,  auch  von  einem 
erkenntnistheoretischen  M„  welcher  die  Gegensätze  von  Sein  und  Bewußtsein, 
Objekt  und  Subjekt  durch  Zurückführung  alles  Gegebenen  auf  das  Bewußtsein  oder 
auf  die  Erfahrung  oder  auf  Erlebnisse,  Elemente,  Empfindungen  (s.  d.)  zu  überbrücken 
sucht  (Schuppe,  Leclatr,  E.  Mach,  Petzoldt,  Avenarius,  Verwohn  u.  a. ;  vgl. 
Tmmanenzphilosophie,  Idealismus,  Positivismus).  Der  philosophische  (bzw.  meta- 
physische, ontologische)  Monismus  ist  die  Zurückführung  der  Gegensätze  oder 
Unterschiede  von  Geist  und  Körper,  Geist  und  Natur,  Seele  und  Leib,  Psychischem 
und  Physischem  auf  ein  einziges,  einheitliches  Seinsprinzip.  Je  nach  der  Art,  wie 
dieses  Prinzip  bestimmt  wird,  gibt  es  verschiedene  Arten  des  ontologischen  M.,  die 
im  größten  Gegensatze  zueinander  stehen  können,  wie  der  materialistische  M. 
(Materialismus,  s.  d.)  einerseits,  der  spiritualißtische  (s.  d.)  und  idealistische  M. 


406 

anderacita;  für  den  iirtw  lirgt  •Dein  Sein  und  Geschehen  dir  Materie  (bzw.  etwas 
Körperliche«.  rtiTsischrn)  zagiuudc,  und  der  nmtermlietiaoke  Charakter  wird  aack 
.«•durch  noch  nicht  ganz  hessithjU  «mb  «Utt  der  „Materie**  (phranche)  Kräfte  oder 
Energien  ab  Prinzip  gesetzt  werden  (..dynamischer".  ..rnergeüseher  M).  Kor  den 
idealistischen  M.  tat  daa  Betende  an  rieh  geistig  (r  Mi  ihsmsa).  Bin  dritter  Standpunkt 
ist  der  der  Idcnti  ti  tsphilotoph  >  ach  welcher  Psychisches  and  rhjsisisas 

die  beiden  Uateiaeweisctt,  Seilen»  Pole,  Brsekctnungen  oder  Bettwcktarngsweissn  eiaee 
und  desselben  Prinzips  riad;  &mt  Standpunkt  kann  bald  mehr  aach  der  rearhrtiacaen 

UHQ  IMlMSffflHMBPQhMan  UMo  Bntf  MhMe  Qt*T  IdtAiHWBPSMR  iClolllttOff  MB  MOB  aWOOnixir  r*"  n 

Obergaaf  aam  kritischen  Mosssmss  der  IdeatHllaphiJnapph 

M  .M.UkietdeTp>yrhoph.v...rbrM..iiachweleheadMWirlditdie 
zugteieh  materiell  und  psyalahaili  tat  (vgL  Hylosehanne).  Dar  natursh»t 
evolutionistisebe  M.  ist  der  Monismas  im  eagerea  Sinne,  wie  ihn  Sraai's«, 
Swraeaa,  H aar*«,  u.  a.  iimia  (s.  unten*.  Dam  Monkaaae  dar  Sahstaas  tritt  aar 
Saue  ein  „Miiaiiwi  dee  OeathfheW  (Aoedrack  voa  W.  Jmvt*Lxm\.  nach  welche« 
6k>  Msnalghltigksil  dar  Dinge  atrf  ein  etoherthcbca  Oiiehihis.  Watt« 
aal  einen  T—aianwbiwg  roa  „Eriebnwwcn  laiaaspfiail  wird  (vgl.  Ahtuaksassn, 
Element;  B.  Macs.  H.  Uoartats  u    i  Vaare  dar  Krane:  »••  wt  da«  Seiendr? 

I  aber  noch  ein  weheres  Proejsss,  walakaa  „anmietiaek-*  plfiat  werden  kann, 
namhek  die  Frage:  ist  daa  ekeatat  Wirkliche  eine»  oder  eine  Vielheit  roa  Individuen  ? 
leutei  Moniimu.  (im  Sinne  de«  ..S4nCuUn»mu.  K  *  auch  die  Annahme, 
da B  die  Etaaridinge  nar  Modifikationen  einen  eni  veraaiea.  oiniigrn  Pstendeu  oder  nar 
Maas  ..f. m rkjaj  rtaaaai  l  riad  1 1  jJQm,  »-»mb.  kmkk>  I  ••  ■  Mahn  mm  ..iw.i,m,.u. 
(s.d.).  Es  gibt  ■kineo  risse  riimeliiisrinhn  (Swaoaa,  Haoax,  Sraosrourga 
wie  einen  pluralistischen  Moeiiaiai  (Datocarr.  Latenz.  rUacsn.  a.  a.1  eowie  einet» 

ttekideaStaaripazn^(boTznu^Vand 
u.a.)anddaalarikmaaa(Pyaeiu»tT» 
M.  die  Imnikfahiang  dos  Taimuriiiffi  aadder  nriitsMfhhril  dea  Orichthiiii  aal 

IVinzip.  «ei  ea  auf  blofte  (etwa  nw^bsusisobe)  Kauaahu- 
iuamns")oder  aef  aidweaki  Fhmltlt  (a.*awaak).  -1 
die  rieh  dadurch  ergeben,  daJ  die  Erfcaamtnisweise  der  ftaaeren  Erfahrung  von  der  der 
innern  (unmittelbaren)  abweicht,  okawar  daa  Ausgangspunkt  beider  die  Oaamt- 
rrfahrung  bildet,  aal  eine   Einheit  iet  berechtigt,  wenn  beide  Gesteht»! 
Krkennene  zur  Geltung  kommen,  dar  Primat  dea  Bewafttaeine  (» 
die  Bedingtheit  aller  Erkenntnis  darck  die 
beachtet,  die  Bhaw4UgkeH  und  der  abatnJtteCkarekteedmajiantiutivnmel 

rklirung  erageerhen  wird,  innerhalb  welcher  allerdingt  allem  Duahamu*  gegen- 
«ibrr  die  Einheitlichkeit  des  Sein»  und  OscheK 

des   kausal-gesetzlichen    Zusammenhanges,  der  kein  Eingreifen  aboraatar- 
oder  seelischer  Agenzien  zulafJt,  konsequr  »nen  ist  (cgi.  Identität». 

Philosophie,  Geist»  Seele,  Parafchnmus,  Panpsychismos.  Wcchaelwirkung,  Natur l 
Auch  ist  Einheitlichkeit  in  den  Prinzipien  and  Methoden  dea  Denkens.  Erkennrne, 
dea  individuellen  und  sozialen  Handelns,  der  gesamten  Kultartatigkeit,  sowie  Unab- 
hängigkeit dessen,  was  dem  Wissen  und  der  Wissenschaft  angehört,  vom  Glauben 
(s.  d.)  ein  berechtigtes  Postulat  (vgl  Kritizismus.  Einheit  V 

„Monist"  kommt  zuerst  bei  Cam.  Wourr  tot  („Monistae  —  qui  unum  tantummodo 
substantiae  genus  admittunt ".  IWhnl.  ration.  f  St). 

trefft]  Her  verschiedenen  Arten  des  M.  und  deren  Vertt  Msteriakemmv 

Spiritualismus.  Identitatsphilosophie,  Prinzip,  Pantheismus  u.  a. 


Monismus.  409 

Monistische  Anschauungen  finden  sich  in  der  indischen  (vgl.  Deussen,  Allgem. 
Gesch.  d.  Philos.,  1894  ff.)  und  chinesischen  (Tscheu-tse,  Tschtt-hi;  vgl.  P.  Carus, 
Chinese  Philosophy,  1902)  Philosophie,  ferner  im  griechischen  Hylozoismus  (s.  d.), 
bei  Thales,  Anaximander,  Herakt.it,  Xenophanes  (s.  Gott),  Parmentdes, 
Demokrit  (s.  Atom),  Epikur,  Lucrez  (De  rerum  natura,  deutsch  in  der  „Univ.-Bibl."'i. 
bei  den  Stoikern  (s.  Pneuma),  Amalrich  von  Benes  und  David  von  Dinant  (s.  Gott), 
Averroes  u.  a.  (s.  Gott).  —  Nach  Giordano  Bruno  ist  Gott  (s.  d.)  eins  mit  der  Xatur 
(s.  d.),  die  Einheit  aller  Dinge.  In  allem  ist  die  gleiche  Kraft,  der  gleiche  Stoff,  in 
allem  ist  Leben  (Von  der  Ursache,  vom  Prinzip  und  vom  Einen,  deutsch  von  Kuhlen- 
beck, 1905).  Einen  pantheistischen  M.  begründet  auch  Spinoza,  nach  welchem  Geist 
und  Körper  Attribute  der  göttlichen  ,, Substanz"  (s.  d.)  sind,  deren  Modifikationen 
die  Dinge  (s.  d.)  bilden.  Gott  (s.  d.)  ist  eins  mit  der  schaffenden  Natur  (s.  d.).  Den 
spiritualistischen  ML  vertreten  Leibniz  (s.  Monaden),  Berkeley  (s.  Geist,  Materie) 
u.  a.,  während  Hobbes,  J.  Toland,  Holbach,  Lamettrie,  Cabanis  u.  a.  Materialisten, 
Diderot,  Maupertuis  u.  a.  Hylozoisten  sind.  Nach  Herder  sind  dieDinge  „modifizierte 
Erscheinungen  göttlicher  Kräfte1'.  In  Gott  ist  alles;  die  Welt  ist  „ein  Ausdruck,  eine 
Erscheinung  seiner  ewig  lebenden,  ewig  wirkenden  Kräfte".  Alle  Materie  ist  belebt, 
krafterfüllt  (WW.  hrsg.  von  Suphan,  1877  ff. ;  vgl.  Siegel,  H.  als  Philosoph,  1908). 
Nach  Goethe  ist  die  Natur  (s.  d.)  in  Gott,  Gott  in  der  Natur,  die  „nach  ewigen, 
notwendigen,  göttlichen  Gesetzen*'  wirkt.  Gott  ist  die  Weltseele,  kein  von  außen 
stoßendes  Wesen.  Alles  Wirkliche  ist  Materie.  Kraft  und  Geist  in  Einem  („die  Materie 
nie  ohne  Geist,  der  Geist  nie  ohne  Materie":  vgl.  WW.,  Hempelsche  Ausgabe: 
Heynacher,  G.s  Philosophie  aus  seinen  Werken,  1905).  Die  Identitätsphilosophie 
(s.  d.)  vertreten  Schelling,  Schopenhauer  u.  a.,  in  idealistischer  Weise  Hegel 
(s.  Geist,  Idcel,  idealistisch-psychistisch  Fechner,  Paulsen.  Adickes,  Möbius, 
Lasswitz,  Heymans,  Br.  Wille,  W.  Pastor.  Kühtmann,  J.  Schultz.  Wundt 
(s,  Voluntarismus),  Strong,  L.  Ferri,  Fouillee  u.  a.  Einen  idealistischen  M.  lehren 
auch  E.  v.  Hartmann  (s.  Unbewußt),  dessen  „konkreter  Monismus"  das  Eine  durch 
die  Vielheit  seiner  Funktionen  zu  einer  Vielheit  von  Individuen  sich  konkreszieren 
läßt,  A.  jDrews  (Der  Monismus.  1908;  mit  anderen),  Bahnsen.  Mainländer, 
R.  Hamerlino.  E.  Horneffer,  Lipps,  Kern,  Ebbinghaus  u.  a.  —  Vertreter  des 
psyehophyrisoben  M.  sind  Preyer,  L.  Noibe,  L.  Geiger,  Rosenthal,  W.  H.  Preuss, 
Xaegeli,  O.  Gaspari,  Zöllner,  Sack,  Forel,  W.  Haacke.  W.  Bölsche.  J.  G.  Vogt, 
Koltan,  Pauly,  Franc*,  H.  Schmidt,  O.  Kado  (Entwicklung,  1909),  Unold. 
M.  Brunner  u.  a.  Nach  E.  Haeckels  „Monismus"  liejrt  allen  Dingen  (die  aber  aus 
Atomen  bestehen)  eine  einzige  „Substanz"  (s.  d.)  zugrunde,  deren  Attribute  Materie 
und  Geist  (oder  Energie)  oder  Materie,  Kraft  und  „Psychom"  sind.  Welt  und  Gotl 
bilden  eine  einzige  Substanz,  sind  eins.  Die  Atome  besitzen  Empfindung  („Ästhesis") 
und  Streben  („Tropesis"),  aber  noch  kein  Bewußtsein.  Alles  in  der  Welt  wird  vom 
„Substanzgesetz"  beherrscht,  dem  Grundgesetz  von  der  Erhaltung  des  Stoffes  und  der 
Kraft,  das  zugleich  das  universale  Entwicklungsgesetz  ist.  Alles  geschieht  streng 
notwendig,  gesetzmäßig,  mechanisch;  es  gibt  keine  Zweckursachen,  keine  Willens- 
freiheit; der  Mensch  ist  nur  ein  Teil  der  Natur  und  ihren  Gesetzen  unterworfen  (Der 
Monismus  als  Band  zwischen  Religion  u.  Wissenschaft,  1893;  Die  Welträtsel,  1899; 
Volksausgabe,  1908;  Die  Lebenswunder,  1904,  Monismus  und  Naturgesetz,  1906). 
Der  unter  der  Ägide  Haeckels  1906  begründete  „Monistenbund"  will  für  eine  „einheit- 
liche, auf  Naturerkenntnis  gegründete  Welt-  und  Lebensanschauung"  wirken,  lehnt 
alles  ab.  was  die  Oschlossenheit  der  wissenschaftlichen  Weltanschauung  durchbricht, 
also   jedes    Heranziehen    übernatürlicher    Faktoren,    jede    Einmischung    kirchlicher 


410  Mom«mu«. 

Dogmen  in  dieWtonJMBMft»  «chltoBt  «tor  »ine  religio««  Gnafanune;  nicht  «u»  (Kaltboft. 
P.  Stbttdbx.  B.  Wdu  u.  «,).  Er  «tobt  tote*  «rter  der  Leitung  <W 
W.  OsrwALD  und  Mbit  ahetotou  iiiiihinlieHii  Richtung  ni  «ein« 
(Zeitschriften:  mDm  lanakuiaiato  Jafahundeit".  ftanatoa  der  Natur  und  Kultur- 
fdriloaopbto").    Der  IL  urnfe*  htornnrh  alb  G*tda»  ■■■■iMteb  «rbcÜ,  dto 

wMfftn»  «faWfrltefc.wtow»ai»tftitotaOrwdhF  naafton  will;  der  M.  au  ..Ki- 


nd Pr*n."  (R.  (kHjucuw,  Dm  monwt.  Mi 
H    I.  1012;  Owwau).  Dar  IL  ato  Katontol.  HOi  Vereinheitlichung  ab) 
ahthod«  and  gel  dea  M.;  Ptetoaaphto  der  Werte,  1913;  afoalH«mai  BaMtappmHgtea. 
1011  ff.:  trI.  KMipUk;  Der  IbffWwrr  MnnbMatog,  1913) 

Ab  Moaiilin  sind  ferner  m  nennen  h.  Pmniia,  D.  Ps.  Sibaom,  A.  8m, 
n  Hebdm,  Ad.  BrmmuL,  P.  Hticdb.  IL  Dtsoauca.  M.  L.  Htm*.  L,  Duam. 
OL   Bsowitm,  C   8mn,    rUrcnranra.  CAjunjBj.   B    Vettm.    Ovtab   i 

fertartoUang).  Ajumoö.  Horrmao  (..krittorber"  M.),  Jodu  Rmi.  (  philox.pbMtoir- 
M.  ifll  rfcflMMt*  MM  MMMltottoMMI  IL),  P.  Ca«cs.  E.  ds  Robmty.  L.  ST»W 
(DwUtomos  u.  Komm,  19091.  d*r  wie  (Htwau».  Ootjwrwro  e.  «.  ms  ..energe- 

tMM"  (MW  nicht  MtoMMdM)  IL  vertritt,  IL  MftOUKlX  (MuuMl«.    1909V 

bLBamb.  LOiumt  (Neue  Haiipim.  1911).  r.  d.  Pnonjrr«». i  im  Um 

u.  a.  —  Gegner  der  M.  «fad  Dmmnarr.  Keiwee,  Cninur,  I»  Bnaes,  l 
(Dar  MorifaMM.   191 1        I    ^-HwianE*  (Dir  plutoa.  Ornnntofrn  d.  axu 
Anschauungen.   1912V.  WnaaMxnrx  (M.  u.  Monothetouiua.   1911).  Uns,   Be.» 
ii    * .   —  Zu  einer  höheren  Byathaar  wnUen  Montomu*  and  DiuHmiii  verknöpfen 
H.  ßnonon  («.  Getot).  K.  JoiL(8eeto  u.  Welt.  1912)  v.  a,  VgL  Amckm,  Kant  eonte* 
Haeckel.  I  tob,  Opara  fik»..  I§70 ff.;  Awutsmoa.  Dm  Welull    1912;  Bai*. 

Mfad and  Body.  1871;  BmAUPEa,  Dar  naturahnttocate  M  -it.  1907 

'SMiArnrirt  ,, ine  bmbbb»  in.;  r  unonme nia i  rTomeeae.  iw,  rouapopoir  *•  wasasn» 
aobaft,  191 '  Qmmm\  Dar  ZeMmmenhane:  dar  Dinge.  1881;  ClUtm 

moderna  mim  eh.  1908:  Dubmlm,  Dto  WeK  ala  Witt»  warn  Salbet,  1904;  Deeus. 
Dar  Ifontomue.  1908  (mit  Baltrlajan  von  B.  Wille.  O.  Brann.  M.  JM«aM»VDafe. 
W.  t.  Schnehen.  F.  Stendal  «.  *.);  EnuM,  Laib  «.  Saato.  1906;  (totoi  u.  Körper.  1912. 
Gaaobiolito  dea  Mmjmim,  1810;  Knouv.  Gatottoja  OtiBaiannjn  dar  Oefenirart*.  1909: 
rran,  ZMdATMto«.  1901  f.:  Fbtmäac«.  WajlMihi  Werke.  1908 ff..  Koaai.. 
GaUrn  «.  Swlr.  II  V  1910;  GoLoacamo.  Zar  Ktaik  d.  Gtaamtwüton»  I.  1903; 
QOaoanau  Dar  MMtoaaM  dea  flxtonhena.  1888;  QoraaaxaT.  Dar  ■■iimimiiIii  M..  1893; 
Gütao.  Dto  Irreliitton  der  Zukunft,  1911 ;  Hstmam.  Kinfflhrnag  in  dto  M 
1905;  HomuKO,  Dar  aworhürne  Gedanke.  1911:  .Todu  Der  M.  und  H 
Probleme  der  Ge«enw»rt,  1912;  Natobj».  Jenund  und  loh.  1908;  Romahm.  Mind 
»nd  Motion  and  Montom,  1888;  Kaoaix.  Dto  Saale  im  Lichte  dea  M..  1902;  A.  Ladbk- 
aumo.  Der  Einfluß  der  Xatnrwiwenecnaft  auf  dto  WelUnacÄAuung.  1908;  F.  A.  Lavob. 
Geaabichto  dea  M*terialtomuas.  1908;  LoEWxrraAU  Syatem  u.  Geachichte  dm 
N'nturaliamM,  1897;  Wahrer  Montomne  und  Paeudomontomu».  1908;  H.  Lnntot. 
\f.  mit  und  ohne  Gott,  1907;  A.  Maym,  Dto  montotiache  Erkenntnialehm.  1882: 
MOllmLtm,  Drr  Sinn  de«  Leben«.  1911 ;  Noibk.  Der  aaootottoebe  Gedanke,  1876: 
Aphorismen  zur  montottoehan  PUtoaopbto,  1877;  OaTWALO.  Vorlea.  «bar  Katur- 
pbitoeophie«,  1902;  3.  A.  1906;  Dto  WbaetMchait,  1912;  Montottoche  Sonnta«apredigten. 
1911  f.;  PaüLSBI,  Kinleit.  in  d  Philo*..  21.  A.  1909;  DO  Prel.  MootoL  Seetollfebre.  1887; 
W.  Pesüm.  Getot  »nd  Stoff*.  1889;  Radenhausew.  lato*.  1870 f.;  Ratteshofee.  Der 


Monolemmatisch  —  Moral  insanity.  411 


positive  ML,  1889;  W.  v.  Reichenau,  Die  monist.  Philosophie,  1881;  Riehl,  Zur 
Einführ,  in  d.  Philos.  d.  Gegenwart,  3.  A.  1908;  Rülf,  System  einer  neuen  Metaphysik, 
1888  ff.;  J.  Sack,  Monist.  Gottes-  und  Weltanschauung,  1899:  H.  Schmidt,  M.  und 
Christentum,  1906;  Der  Kampf  um  die  Welträtsel,  1900;  M.  L.  Stern,  Philos.  und 
naturwissenschaftlicher  M.,  1885;  Monistische  Ethik,  1911 ;  D.  Fe.  Stbaüss,  Der  alte 
u.  der  neue  Glaube,  1872;  J.  Taussat,  Le  monisme  et  Panimisme,  1908;  J.  Unolp, 
Der  M.  und  seine  Ideale,  1908;  M.  und  Menschenleben,  1911;  M.  Venetianer,  Der 
Allgeist,  1874;  M.  Verworn,  Naturwissenschaft  u.  Weltanschauung,  1904  („Psycho  - 
monismus",  8.  d.);  B.  Vetter,  Die  moderne  Weltanschauung  u.  der  Mensch4,  1903; 
J.  G.  Vogt,  Realmonismus,  1908;  M.  Brunner,  Wesen  u.  Ziele  des  M.,  1912;  B.  Wille, 
Das  lebendige  All,  1905;  R.  Willy,  Der  Primär-Monismus,  1909;  Wundt,  System 
d.  Philosophie3,  1907;  P.  Volkmann,  Die  Eigenart  der  Natur  u.  der  Eigensinn  des 
Monismus,  1910;  Petronievics,  Prinzipien  der  Metaphysik  12,  1912,  259  ff. ; 
R.  Kroner,  Zur  Kritik  des  philos.  Monismus,  Logos  III,  1912;  J.  A.  Bulowa,  Die 
Einheitslehre  (Monismus)  als  Religion2, 1899;  Böhner,  Monismus,  1889;  J.  Wendlanp 
M.  in  alter  u.  neuer  Zeit,  1908;  A.  Hinze,  Grundlagen  des  M.,  1909;  Goldscheid, 
Monismus  und  Politik,  1913;  M.  Maurenbrecher,  Christentum  oder  Monismus,  1915. 
—  Vgl.  Identitätsphilosophie,  Seele,  Leib,  Natur,  Gott,  Einheit,  Vielheit,  Evolutio- 
nismus, Entwicklung,  Dualismus,  Panpsychismus,  Pluralismus,  Parallelismus,  Kau- 
saütät,  Energie,  Kraft,  Materie,  Leben,  Religion,  Positivismus,  Mechanistisch, 
Naturalismus,  Spinozismus,  Politik. 

Mono lemmatisch  (/iövos.  Irjii/jn):  Schluß  mit  einem  einzigen  Vordersatz, 
verkürzter  Schluß.     Vgl.  Enthymen. 

Monomanie  {fiövo?,  einzig;  fiavin,  Wahnsinn)  heißt  (seit  Esquirol)  das 
Leiden  an  fixen  Ideen  oder  an  krankhaften  Sondertrieben.  —  Vgl.  Zwangsvorstellung. 

Monophyletisch  heißt  die  Theorie  der  Abstammung  aller  Organismen 
(bzw.  der  Menschen)  von  einer  einzigen  Art  (Haeckel  u.  a.).  Gegensatz:  Poly- 
phyletisch  (Annahme  einer  Mehrheit  ursprünglicher  Arten). 

Monopsj chismus  (fiövog,  einzig;  ipvxtf,  Seele)  heißt  die  Lehre,  daß  die 
Einzelseelen  nur  Modifikationen  einer  universalen  Seele  sind  (Averroes.  Stoer  von 
Brabant  u.  a.).     Vgl.  Averroismus,  Gott  (Pantheisten). 

Monotheismus  (pövoe,  einzig;  &eös,  Gott)  ist  (als  Theismus)  der  Glaube 
an  einen  einzigen,  persönlichen,  von  der  Welt  verschiedenen,  sie  beherrschenden  und 
lenkenden  Gott.     Vgl.  Henotheismus,  Gott,  Religion. 

Moral  (von  mores,  Sitten;  moralis,  sittlich),  bedeutet:  1.  Sittlichkeit  (s.  d.). 
insbesondere  die  subjektive  oder  die  historisch-sozial  bedingte,  sich  entwickelnde 
Sittlichkeit;  2.  Sittenlehre,  Ethik  (s.  d.),  Zusammenfassung  von  Sittenregem.  — 
Nietzsche  unterscheidet  Sklaven-  und  Herrenmoral  (s.  Sittlichkeit).  Vgl.  Ltpps, 
Die  ethischen  Grundfragen,  1905,  S.  1.  Nach  Spengler  ist  Moral  „die  Interpretation 
des  Lebens  durch  sich  selbst"  (Unterg.  d.  Abendlandes,  1917, 1,465).  Jede  Kultur  (s.d.) 
besitzt  eine  eigene  und  einzige  Grundform.   —  Vgl.  Moralität. 

Moral  insanity  (Prichard):  moralisches  Irresein,  pathologischer  Mangel 
an  sittlichen  Gefühlen  und  Trieben,  an  Empfänglichkeit  für  die  Unterschiede  von 
gut  und  böse,  recht  und  unrecht  im  Gefolge  von  Schwachsinn  u.  dgl.  Vgl.  Preyer, 
Die  Seele  des  Kindes8,  1912;  Muralt,  Über  moral.  Irresinn,  1903;  Näcke,  Über  die 
sogen.  Mor.  insan.,  1902. 


412  Moralisch 


nm  nli»rh  fmocabs.  mini  bei  Cicuo.  ab  Überertsung  tod  <*«.**)  1  Üi 
Moral  betnfiead.  «HtÄch;  f.  geistig  (..moral  sofeaes",  ..söhnt  i  morab".  (lern**- 
Wissenschaft).    Vgl.  Moral  sense.  I«rteJHgfbb  WaH  (Käst). 

Narali»«  Iht    H«  nfU    für     da«     Dasein     Gottes  heolo- 

Kisrhrr  B.)  ist  der  Schluß  auf  dir  Exbtees  Gottes  ab  Urheber  dos 
der  sittlichen  Wehordnang  (Caavi*.  M«xascbt»o*  u.  a.)  oder  die  auf  des ! 
geetotzte  Forderung  eines  Wesens,  welches  die  Harmonie  zwischen  Sittlichkeit  «ad 
Glückseligkeit  herzustellen  vermag  und  so  die  Verairkhchung  das  höchsten  Gate« 
Rr-wahrleistet,  urnbjMini  als  ..Idee*  (».  d.)  fftr  den  ..praktischen  Gebrauch"  unserer 
Vernunft,  ohne  daß  eins  Erkenntnis  Gottes  mos*  kraft. 

1 86  V  |  rata.  Vernunft :  Voss  Ideal  das  höchsten  Gutes).   La  dem  morssachsn 

Charta»  salbst  ist  kahl  Grand  tu  einem  iiiilsiisiittujiB  TmsmmenhsnaT  «wisch- 1 
artüiohksit  aad  das  ihr  pcopcrtlonhrleu  Ollrihiligaih  vorhandr 
in  dar  praktischen  Aufgebe  dar  reinen  Vernunft,  d.  I.  der  not wendigen  IhathaUnng 
«um  hflohstoin  Oats,  ab)  solcher  Zusammenhang  noluendb;  postuliert:   vir  • 
das  höchste  Gut  (welches  also  doch  moghcJi  asm  muB)  «a  befördern  suchen.    Ahn 
aW  such  das  Dasein  einer  eoa  der  Natur  unterschiedenen  Trasche  dar  gewamst  n 
N'stur.  welche  dam  Grund  dieses  Zweammsnhsnfrs.  aamHca  dar  genauen  rherem* 
itlmmaag  iln  Ommmam^atl  ssüdst  Bttfitkilnsatimhe,  postuliert  '    Ifc.*h..hMr 
ist  nur  magtteb.  . .sofern  eine  oberste  Ursache  d-r  Xstur  «n^iwmjnen 
wird,  die  eine  der  moralischen  Gearnrnrng  gemäße  Kauaahut  hat'  prek 

tischen  Vernunft,  Ünir-Bibl..  S.  14«  f..  >    Ytx  v  *«*,  Zend  Aveau  II.  90  ff  : 

A.  DoBirua,  Grundr.  d.  ReHfiooaphiJos .  1903.  H.  219  ff  :   <  h   D»  tbche 

<  ..if  r«  «U  »i  in.    I  *»***.' 

is   ranhfihtiiif  iMihjuskl.  Anerkennung  dar  HittsaprmU 
Moral  (vgL  Kaou,  Handbuch  d.  Pbiloa.  II.  Sil k  Betonumt  dea  Sittlichen 
ah  Bad* weck  (Kaxt,  Ficarrs  u.  a.).    Vgl.  Immoralismus. 

Xorali.t.   Bitmabhrei.    Sittenrichter.  MaialpJuJosoah,  Darsteller  und  I 
tiker  dar  beste  he  ndsn  Moral,  1*  iistb*  ndar  Sitten  aad  Unsitte  n.  Ethaker.    Moralisten 
sind  insbssoadsrs  Ssseca.    Knsrrrr.    M  AtmcL,   8surTasaoar    (Dir  Moralisten, 
dentach  1910).    MojrrAio*«   (Eseaia,  1580  u.  o..    deutsch    1797-1901.  1908  f 
Rocasroi  caüuj  (Reflexion*.  1665;  deutsch  1906).   La  Rarrftas  (Caractares.  1687). 
VatTTBKAMüss  (Reflexion«  et  msziroe*.  1746;  deutsch  1966).  NtsTzacns  u.  i 
Kthik. 

lornlititt  (moralitaa):  Sittlichkeit  («.  d.\  sittlicher  Charakter  des  Witlens.de« 
Handeln«.   Von  der  btoftsn  Legalität  («.d.)  uotersekeidet  die  Moralitat  Kant.    Eine 
Handlung  bat  nur  daaa  M.  wenn  ste  nicht  bloB  dem  Sitteageseu  gemlB  bt,  an 
die  Idee  der  Pflicht  selbst  *ur  Triebfeder  bat.  bloß  um  dea  «ktbehea  Gesetaes  willen 
ausgefibt  wird  (Krit  d.  prekt.  Vernunft.  Unir.-Bibl..  8,  87k  -  Von  der  ..Sit 

ab  einem  Gebilde  dea  ..objektiven  Geistee"  unterscheidet  Hbokl  die  M.  ab 
das  subjektive  ..moralische  Bevrußtaem",  ab  daa  ..einfache  Wunen  und  Wollen  der 
reinen  Wicht  im  Handeln"  ( Phanomcnolog».  S.  457  f ..  Ensvklop.  |  487.  502;  Recht* 
philo«.,  hrsg.  von  G.  Laaeon.  1911.  {207.  f  242;  vgl.  8.  312  f.). 

TloralphiloHophie:    Kthik   (s.  d.);   im  EiujjhWam    („moral  philosoph 
soviel  wie  OehuMuhmuochaft  (vgl.  Hcmk,  Enquiry.  «ct.  1). 

rlornlprinv.ip:      >»-on«tcr  »uttlicfi  i-utta,    obeiste   Norm   (s.d.)  des 

hon.    Vgl.  Kthik.  Sittlichkeit,  Imperativ.  Maxime. 


Moral  sense  —  Motiv.  413 


Moral  sense:  „moralischer  Sinn",  unmittelbares  Sittlichkeitsbewußtsein, 
unmittelbare  Unterscheidung  des  Rechten  und  Unrechten;  unmittelbare,  angeborene 
Neigung  zum  Guten,  Abneigung  gegenüber  dem  Schlechten;  Vermögen  unmittelbarer 
sittlicher  Billigung  und  Mißbilligung.  Einen  „moralischen  Sinn"  gibt  es  nach  Shaftes- 
büby  (Inquiry  concerning  virtue  I,  2,  sct.  3),  Hutcheson,  James  Mxll  („sense  of 
right  and  wrong")  u.  a.  Ein  sittliches  Gefühl  („moral  sentiment")  gibt  es  nach  Hume, 
A.  Smith,  Platner  u.  a.  Vgl.  Kant,  Tugendlehre,  Einleit.  Vgl.  Sittlichkeit,  Intuitio- 
nismus. 

lloralstatistik  heißt  die  Statistik  (s.  d.),  die  quantitative  Darstellung  der 
in  der  menschlichen  Gesellschaft  regelmäßig  sich  vollziehenden  sozial  bedeutsamen 
Handlungen  (Eheschließungen,  Selbstmorde,  Verbrechen  usw.).  Es  zeigt  sich,  daß 
unter  gleichartigen  Verhältnissen  die  Tendenz  zu  gleichartigem  Handeln  besteht; 
das  „Gesetz  der  großen  Zahlen"  zeigt  eine  gewisse  Regelmäßigkeit  des  durchschnitt- 
lichen Verhaltens  der  Menschen  unter  bestimmten  sozialen  Verhältnissen,  welche 
gleichbleibende  Motive  für  den  Willen  darbieten.  Keineswegs  aber  beweist  die  M. 
eine  rein  äußerlich  zwingende  Naturgesetzlichkeit,  der  die  Menschen  sich  nicht  ent- 
ziehen können,  sie  schließt  die  psychologisch-sittliche  Willensfreiheit  und  den  Einfluß 
des  Individualitätsfaktors  nicht  aus,  der  —  wenn  auch  der  Begriff  des  „homme 
moyen"  (Quetelet)  von  ihm  abstrahiert  —  doch  deshalb  erhalten  bleibt.  Tatsache 
ist  nur,  daß  Menschen  mit  ähnlichen  Bedürfnissen  und  Strebungen  auf  ähnliche  Ver- 
hältnisse, Lebensbedingungen  ähnlich  reagieren;  eine  Änderung  der  sozialen  Verhält- 
nisse und  der  Menschen  bedingt  ein  anderes  Verhalten.  Vgl.  Süssmilch,  Göttliche 
Ordnung  in  den  Veränderungen  des  Menschengeschlechts,  1742 ;  4.  A.  1775 ;  Qtjetelet, 
Sur  l'homme,  1835,  1869;  deutsch  1838;  Physique  sociale,  1869;  Ad.  Wagneb,  Die 
Gesetzmäßigkeit  in  den  scheinbar  willkürlichen  Handlungen,  1864;  Drobisch,  Die 
moralistische  Statistik,  1867;  A.  v.  Öttingen,  Die  Moralstatistik,  1868,  3.  A.  1882; 
Knapp,  Die  neueren  Ansichten  über  M.,  1871;  G.  Mayb,  Die  Gesetzmäßigkeit  im 
Gesellschaftsleben,  1877;  N.  Reichesberg,  Die  Statistik  u.  die  Gesellschaftswissen- 
schaft,   1893;    Hagemann,   Psychologie3,    1911.    -—   Vgl.    Soziologie,   Willensfreiheit. 

Horaltheologie  (Ethikotheologie):  Ableitung  der  Existenz  Gottes  und 
seiner  Eigenschaften  aus  ethischen  Momenten,  „aus  dem  moralischen  Zwecke  ver- 
nünftiger Wesen  in  der  Natur"  (Kant,  Krit.  d.  Urteilskraft,  §  85).  Aus  dem  Gesichts- 
punkte der  sittlichen  Einheit  ergibt  sich  ein  „einiger  oberster  Wille",  der  alle  Gesetze 
in  sich  befaßt  (Krit.  d.  rein.  Vernunft:  Vom  Ideal  des  höchsten  Gutes).  Vgl.  Mora- 
lischer Beweis. 

Morphologie:  Gestaltenkunde,  von  Goethe  eingeführter  Begriff,  vor 
allem  die  Lehre  von  der  Gestaltung  der  Pflanzen,  aber  auch  der  Knochen  usw. 
Morphologie:  „Wollen  wir  eine  Morphologie  einleiten,  so  dürfen  wir  nicht  von  Gestalt 
sprechen,  sondern,  wenn  wir  das  Wort  brauchen,  uns  allenfalls  dabei  nur  die  Idee, 
den  Begriff  oder  ein  in  der  Erfahrung  nur  für  den  Augenblick  Festgehaltenes  denken." 
Spengler  (Unterg.  d.  Abenlandes  I,  1917,  144)  nennt  M.  alle  Arten,  die  Welt  zu 
begreifen.  Die  M.  des  Mechanischen  und  Ausgedehnten  heißt  Systematik,  die  _\t. 
des  Organischen,  der  Geschichte  und  des  Lebens  heißt  Physiognomik.  „Morphologie 
der  Weltgeschichte"  heißt  die  künftige  Physiognomik  alles  Menschlichen. 

Motiv  (motivum;  bewegend):  Beweggrund,  Bestimmungsgrund.  M.  ist 
(psychologisch)  jede  gefühlsbetonte  Vorstellung,  sofern  sie  die  Kraft  hat,  eine  Willens- 
handlung (äußerer  oder  innerer  Art)  auszulösen,  sofern  sie  also  der  Willensdisposition 


414  Mo* 


die  renthnies»,  konkrete  ITliifcinng  <*"•  WoÜMi  gibt.  Dm  M.  snthal  t  eia 
tuelleu  („Beweggrund"  im  ingann  Sinne)  and  mfitJoeiBit  Faktor  (..Trtabfader "); 
die  Gefühle-  oder  Wertseite  da«  iL  gibt  der  Vorstelmng  die  „hfotivationskrtlt  . 
wobei  aber  tu  beeokteo  iat,  daß  bei  Wahlhandlungen  die  Motivationshreft  für  uns 
nickt  von  romkereia  sliyssntlg  fixiert  iet»  sondern  erst  tat  »Kamp*»  der  Motive' . 
im  Wettbewerbe  eowokl  am  die  Appereeptioo  (e.  d.)  ab)  tnebeeondere  um  die  Herr- 
eekeit  «er  0*ltitfw  kommt,  eiek  entfaltet.  Ferner  hrt  die  Motivationekrai 
von  der  Vergangenheit  dee  leb,  vom  Charakter,  von  der  Indi  vidaebtet  und 
liekkeiu  von  des  VerbÜUde  tu  eaderen  Motiven  (von  der  „Konstellation"  dee 
rfcwußtssins).  Gewohnheit,  seitlich*  Moments  (gsgsnwlrtigs  Lest  t.  H.  im  Wrhaiun. 
ra  künftiger  Unlust  oder  nmgekakrt).  Bewußtsein  der  Folgen  einer  Handlung,  der 
(inte  oder  Wichtigkeit  einer  Tut  u.  s.  I  ninfiemm  dee  Motivation.  Es  iet  ab»  nicht 
außer  lkik  oder  abstrakt,,  sllgsmstn  heetimnii.  wen  im  Eiiinansile  Motiv  oder  ak tueues, 
endgültig  wfakaasjaj  Motiv  werden  kann  oder  muß;  die  ■hkinffcghcii  dee  Wollene 


von    Motiven    tat   keine   noJernoke, 
(e.  WüJenalretbeit).    Di»  Motivs  aia  enlebe  sind  ecbon  Moment»  dee  Woliana  avibet 
Teil  von  frlbsrsii  Wllhnasataa  iriilnghl     Motive 


Gbiohgswlnkl  kalt»;  so  x.  B. 
Motiven  fnssnflliir  durobastasn  (s. 

Dan  uV  Motivs  den  WUlen  nicht  iwingaa,  eondern  nur  „inklinieren",  betont 
(wie  Dons  Süurua)  Lstnxix  (vgL  Wulenefreikeit).    Nach  Kaut  ist  der  eubj. . 
Urund  des   iJegskrena  die   „Triebleder  .   der  objektive   Grand  dee  Wollene  der 
„Piaegimgsgienil"  (Grand*,  anr  Metaphys»  d,  Sitten,  2,  Afaechn.).    Sononunuuxa 
erblickt  in  dar  Motivation  eins  Qentalt  dee  8a  tarn  vom  Qrande  (a.  d.).  Die  Motivation 
tot  „die  KauaaiiUt  von  innen  gesehen  "  (Vierfache  Wunel  K.  7.  f  43).    Dae  Motiv 
nur  „unter  Von  iiilieng   eines    Innern  Triebes,    d.  h.  einer   bestimmten 
Hosrihaffunhnii  dee  Wittens,  welche  man  den  Charakter  desselben  nennt«  dhwem 
gibt  dee  Jirlssnuligs  Motiv  nur  eine  latankiidisrti  Richtung  -  mdiridnahm« 
für  den  konkreten  Fall"  (Die  Welt  alt  WiOe  n.  Vorstellung.  II.  Bd..  K.  27). 
Hörrmuo  beruht  se  auf  der  Bsscbaffsnbeit  snsersa  Wesens,  ob  etwas  für  uns  Motiv 
werden  kann.   Die  Motivs  sind  ferner  durch  tinser  eigenes  frukerss  Wollen  und  Wirken 
bestimmt  (Psyehologis«.  1901.  &  444.  47 1  T ).    Nach  Wxwrscuu  sind  Motive  frühere 
von  uns  voUeogsne  WUhmss ntnnkeMiingmi.  welohe  nneere  gimribeid 
(Ethik  I.  1902-05.  2SS  ff.).    Nach  A.  Dnorv  iat  Motiv  warst  der 

inhalt,  den  ich  wollend  tum  nnellmmwifjg I  meiner  Handlung  nur  erhoben  habe' 

(Einfuhr,  in  die  PaychoL,  1908,  S.  116;  vgl.  Haobmaüx.  PsychoL».  1911  rät. 

„Motiv  des  WUlensaktes  ist  alles,  was  sich  der  Seele  ak  ein  durch  den  Willens., 
verwirklichendsr  Wert  vorstellt*.    Experim.  Psychologie,  1921,  224. 

Das  Qsf  ttkl  betrachten  am  eigentliches  Motiv  Loctt  (Essay  conc.  hum.  under- 
atsnd.  II,  K.  21).   Haxtlky,  Hcnx,  Ja*»  Mill,  J.  9t.  Mnx,  Bars,  Srxxcxn  u.  n, 

Die  Voratellungaaeite  des  M.,  die  Motivation  durch  bloße  Vorstellungr: 
Erkenntnisse  betonen  E.  v.  HasXMAXX  (Philoaophie  des  Unbewußten  !>•  U 
Moderne  Psychologie.  1901,  &  179  ff.).  K.  Wahlx,  Larrs,  Janxs,  Kults,  Cohxx  u.  s. 
—  Ab)  gefühlabetonte  Vorstellung  bestimmen  das  Motiv  Jodl  (Lehrbuch  der 
PsychoL  II»,  1909,  443  ff.),  Kaxibio.  Gixvxxi,  H.  Qomtkbx,  nach  welchem  die  Starke 
dee  Motive  von  der  Dauer  der  Herrschsitsphase  abhängt  (Daa  Problem  der  Willens- 
freiheit, 1907,  S.  94  ff.)  u.  a.  So  auch  Wtnror,  welcher  Beweggrund  und  Triebfeder, 
aktuelle  und  potentielle,  Haupt    und  Xcbcnmotive,  Zweokmotive,  sittliche  Wahr 


Motivation  —  Mutualismus.  415 


nehmungs-,  Verstandes-  und  Vernunftmotive,  imperative  Motive  unterscheidet  (Grund- 
riß der  Psychol.5,  1902,  S.  221  f.;  Ethik2,  1886,  S.  440,  484  ff.,  510;  4.  A.  1912). 
E.  Wentscher  unterscheidet  „eigentliche  Willensmotive"  und  „motivierende  Fak- 
toren" (Temperament,  Stimmung;  Der  Wille,  1910).  Vgl.  Bahnsen,  Zum  Verhältnis 
zwischen  Willen  u.  Motiv,  1870;  v.  Ehbenfels,  System  d.  Werttheorie,  1897/98, 
I— II;  Windelband,  Die  Willensfreiheit,  1904,  S.  37  ff.;  H.  Schwarz,  Psychologie 
des  Willens,  1900,  S.  240  ff.;  Ebbinghaus,  Grdz.  d.  Psychologie  I2,  1895;  3.  A.  1911; 
JoEL,  Der  freie  Wille,  1908;  A.  Messer,  Da3  Problem  der  Willensfreiheit,  1911; 
Pfänder,  M.  u.  Motivation,  1911.  —  Vgl.  Willensfreiheit,  Wahl,  Wille,  Ideomotorisch, 
Moralstatistik. 

Motivation:    Bestimmung  des  Willens  durch  Motive  (s.  d.). 

Motivierung:  Begründung,  Erklärung,  Rechtfertigung  von  Handlungen 
durch  Ableitung  derselben  aus  ihren  Motiven. 

Motiv  Verschiebung  ist  die  Ersetzung  des  ursprünglichen  Motivs  (s.  d.) 
einer  Handlung  durch  ein  anderes  Motiv,  indem  eine  bloße  Nebenwirkung  oder  Folge 
des  Handelns  zum  Motiv  oder  ein  Neben-  zum  Hauptmotiv  wird  (Höffding,  Psycho- 
logie VI,  1908.  Vgl.  Hartley,  Observations,  1749;  1834,  I,  473  ff.;  II,  338  f.; 
J.  St.  Mill,  Utüitarism,  1863,  S.  40  ff.     Vgl.  Heterogonie,  Utilitarismus. 

Muni:    im  Vedanta  „der  wollende  Weise". 

Muskelempfindungen  sind  die  durch  die  Spannung,  Kontraktion, 
Bewegung  der  Muskeln  erregten,  mit  Gelenk-  und  Sehnenempfindungen  verbundenen 
inneren  Tastempfindungen,  welche  uns  von  der  Anstrengung  und  Lageveränderung 
unserer  Bewegungsorgane  und  von  dem  Widerstand  der  Objekte  Kunde  geben  und 
Faktoren  der  Raum-  und  Bewegungsvorstellung  bilden.  Vgl.  über  den  sog.  „Muskel- 
sinn" Ch.  Bell,  Physiol.  u.  patholog.  Untersuch,  d.  Nervensystems,  1836,  über  den 
sog.  „Kraftsinn"  E.  H.  Weber,  Tastsinn  u.  Gemeingefühl;  ferner:  A.  Baln,  The 
Sense«  and  the  Intellect;  H.  Spencer,  Psychologie  I,  §  46;  Ch.  Bastian,  Tbe 
muscular  Sense,  in:  Brain,  1887,  Bd.  X  („kinästhetische"  Empfindungen);  W.  James, 
l-'eeling  of  Effort,  1880;  Wündt,  Grundriß  d.  Psychologie6,  1902,  S.  57;  Grdz.  d. 
physiol.  Psychol.  II»,  1903,  20  ff.;  Jodl,  Lehrbuch  der  Psychologie  I3,  1909,  306«.; 
(  Ioldscheider,  Ges.  Abhandl.  II,  1899.  Vgl.  Kinästhetisch,  Raum,  Wille,  Druck- 
empfindung, Tastsinn,  Kraft,  Bewegungsempfindung. 

Mutakalliinun  (arab. :  Sprecher):  Name  solcher  arabischen  Denker,  die 
neb  in  der  dialektischen  Methode  des  Kaläm  (s.  d.)  betätigten. 

Mutation  nennt  der  Botaniker  H.  de  Vries  die  sprunghatte  Entstehung 
einer  Art  aus  einer  anderen  im  Gegensatz  zur  stetigen,  kleinen  Abänderung,  zur 
..Fluktuation''.  Auf  Perioden  der  Konstanz  folgen  (aus  inneren  Ursachen)  plötzlich 
Mutationen,  von  denen  ein  Teil  durch  Selektion  erhalten  bzw.  vernichtet  wird  (je 
nach  der  Anpassung  an  die  Umgebung).  Doch  ist  die  M.  bisher  nur  in  geringem  Um- 
fange nachgewiesen  und  die  Mutationstheorie,  die  selbst  noch  der  genaueren  Begrün- 
dung bedarf,  schließt  andere  Entwicklungsfaktoren  (Milieu,  funktionelle  Anpassung) 
nicht  aus.  Die  M.  kennen  schon  Darwin,  Kölliker,  v.  Baer  u.  a.  Vgl.  de  Vries, 
Die  Mutationstheorie,  1909  f.;  Die  Mutationen,  1906;  Arten  und  Varietäten,  1906; 
France,  Der  heutige  Stand  der  Darwinischen  Frage.    1908. 

Mutualismus:  gegenseitige  Hilfe,  welche  Lebewesen  einander  leisten 
(Symbiose,  Herdenleben  usw.);  sie  hält  dem  „Kampf  ums  Dasein"  vielfach  das  Gegen- 


Mystik. 


(mwiebt  oder  erinichlnrt  den  Kampf  hesiimMter  Art—  mR  anderen.  Vgl.  P.  KnoroTEix 
Gegenseitige  Hufe  in  der  Entwicklung.   1904;  R.  GoLMonu.  Hohe» 

H»*tik  .*».«*.  rertorgen.  geheim)  ist  die  Lehre.  daB  dir  Gottheit,  da* 
fföttlichr,  Absolute,  Unendliche  «Wh  nnmlttslber  durch  «ine  höhere  Art  der 
<U  der  geflhlsmllig  ■nsrhsuhehsB  Versenkung  in  des  Übersinnliche, 
weiches  in  der  Tisse  dt  slgna»  Qnmntss  dw  fftksno ■■!§—■  mm  Dsjtmbraoh 
erfnenmhme*.  Im  TnmJi  dar  Kkstnse («.  d.),  dos  HiMsiphiei  Ibnrnttn» 
und  Vn  Hu  Hup  ■Jli.  Begriffliche,  ober  eile  fligyiUm  und  Unterschiede  des 
< iegebenen  fühlt  sieh  dnr  Mystiker  «in»  mit  dem  göttlichen  Unmdnohm,  All  Kineo, 
mit  dm  er  sieh  IbbevoU  rnrikrigt     Dnr  Mystiker  erneut  (in  dnr  Phnntnn*)  »ob  und 

"age  in  Gott,  im  Uneridbchun,  Bonn  and  I ttnlt  «ob  und  dir  Dinge  vom  göttlichen 
Leben  derchetiomt;  dnroheinB  (nrmileinnh)  hoher»  Art  der  inneren  Erfahrung  crisBt 
»r  dm  Gotthohe  sie  euren  niam  nnd  drr  Dinge  Wesen  Immanentes,  Efewohnende». 
M.  tritt  In  esmohisdsnen  Formro  auf.  bnld  theosophiseh.  bald  mebr 
naturslh<ttuh»|iiBlBiBil»gBt  nt  gibt  «Ja»  hstdabiihs  nnd  rinn  nbristHohi  M 
f-uu  allen  Mystikern  Ist  dnr  Inf  nun  PsBihitannn  fernem-  Mystiker  gibt  es  in  der 
indischen  Pbüonopnm.  mystischen  Charshsai  bat  ferner  dnr  Neupletonismn«. 
dnr  im  MHmIsRbi  bni  Diorrmo*  AnnorAOTTA  (Psrodo-Diooysioe).  Johavvbs  Sootu» 
Ebiuobea.  Disnucn  v.  Fbsibobo  n.  e.  nachwirkt.  Christliche  Mystiker  im  sngown 
Sinne  sind  Buxian  von  Claibiuci,  Richabd  und  Hcoo  von  i*r.  Victob, 
Bobavbbtuba.  Raymuxd  von  Sabuxde.  J.  Ge*.«ox.  N.  ('arasila*  u.  e.  Christlich 
und  /.um  Tril  pantheisierend  ist  dir  M.  rinn  Ihirini  Bcbsubt.  Tat  beb.  Sonn,  1'. 
■Rom  u.  a.   Naturalistisch  wird  dir  IL  bni  Pabacblsus.  U.  Bei -s  .«-der  mehr 

cbrbitlinh  gefirbt  bei  J.  Böbhe.   R.  Fludd.  V.  Wsioel.  C.  Sonwunrnu). 
Fbabck,  Aboblus  SiLnsrus,  Mounos,  Swedexbobo.  St.  M aktiv.   Göbbs»  n.  e. 
Mystische  Elemente  finden  «ich  in  den  Lehren  von  PlaTob.  llitnuwp;  SnnosA 
(•.  Liebe),  Pacsal,  Scbbllibo.  Baadbb,  Kjuusb,  SonxnfBnninren,  8tBsoranuuBm, 
Fnran,   G.  Laxdaubb  (SkepeH  u.   Mystik,   1909).   du    Peel,    R  Stbixkb  ,lw 

Christentum  eis  mystische  Tstnschs;  Die  Mystik  im  Anfange UMobiii  Qilstsi 

leben»)  u.a.;   Bebosox  (s.  Intuition).   Jambe,  Sboiowjow,    \   Lossnu   <«.    Iniui 
Urismu»),  Mabtbbuxob.  Hamuacbkr  (Hanptiragen  dnr  mod.  Kultur.   H 
Wesen  der  modernen  WaR  ist  Werden  xnr  Mystik,  n.  a.    Vgl.  Hmxnora.  (Jeechichte 
u.  Kritik  d.  Mystizismus.  18»;  Pragen,  Deutsche  Mystiker  de«  14.  Jshrhnwlnrts, 
1846-67;  S.A.  19061.;   Xoack,  Die  christliehe  hl.  1835;   GoowH,  Dm ohrinlhnb. 
1879;    Pksokk.  (Jeaehichm  dnr  deutschen  M.  im  MrUeUltcr.  1873-92;   Mrax.  Idee 
n,  QrnndHnfam  ninnr  aflgemeinsn  Chnjchiehte  d  ksukmh,  Qnetten  u. 

Forschungen  xur  Geschiebte  dnr  deutschen  M..  1901:  W.  Schulte.  Alt  jonische 
Mystik,  1907;  .lotu  Der  Ursprung  der  Nnturphiloeophie  aus  dem  Geiste  der  Mystik, 
1907;    F..  Lkhmanx.  M.  im  Heidentum  u.  Christentum.   1908;   Dblaoboix,  Etodes 

'  >üo  et  de  psyehologw  da  mystiefaune,  1908;  Pachbc,  Psychologie  des  mysUqaes, 
1909;  SHABK,  MysOcnun.  1910;  du  Pbbl,  Die  Philo.,  d.  Mystik».  191 
Deutsche  Schriften.  1911;  Eckhabt,  Schrift™  u.  Predigten.  1903-11.  —  TheologU 
deutsch,  hrsg.  von  Pfeiffer,  1901 ;  v  Hi  Bxorr.  Das  Problem  der  spekulativen  Mystik, 
Logos  VIII.  h  loubbot.  Tue  mystique  moderne  (Arch.  de  Psycho)..  1915),  analysirrt 
einen  interessanten  Fall  mystischen  Erlebens  der  MUe  Ve.;  H.  SmiBBB.  Probleme  der 
Mystik  und  ihrer  Symbolik.  1914;  M.  Pbibob,  The  Unconscious,  1914;  Rademachbb, 
Das  Seelenleben  der  Heiligen.  1916;  Müller  Reif.  Zur  Psychologie  der  mystischen 
Persönli, -hkeit.  1921  Itismus,  Theosophie,  Gnostik,  Ksbhsla. 


Mythus  —  Nachahmung.  417 


Hythus  (uv&os,  Rede,  überlieferte  Erzählung)  ist  die,  einen  Bestandteil  der 
auf  bestimmter  Entwicklungsstufe  stehenden  Religion  bildende,  phantasiemäßige, 
anthropomorphe,  auf  „personifizierender  Apperzeption"  und  „Introjektion"  (s.  d.) 
beruhende  Lebeas-  und  Naturauffassung,  Naturdeutung.  Im  Mythus,  der  ein  Produkt 
der  Phantasie  ist,  aber  auch  eine  eigenartige  Logik  enthält,  liegt  dio  primitive  Welt- 
anschauung, gleichsam  die  „Protophilosophie"  vor;  aus  dem  Mythus,  zum  Teil  aber 
im  Gegensatz  des  erstarkenden  begriffliehen  Denkens  hervorragender  Persönlichkeiten 
zur  phantasievoll-anthropomorphen  Auffassung  desselben,  haben  sich  Wissenschaft 
und  Philosophie  entwickelt.  An  der  Ausgestaltung  der  Mythen  selbst,  die  im  Ganzen 
Erzeugnisse  des  Gesamtgeistes  sind,  sind  Persönlichkeiten  (Priester,  Dichter)  beteiligt; 
immer  aber  ist  das  soziale  Zusammenleben  von  Einfluß  auf  die  Mythenbildung.  Die 
vergleichende  Mythologie  (bzw.  vergleichende  Religionswissenschaft)  zeigt  das 
Gemeinsame  in  der  Mythenbildung  bei  oft  ganz  verschiedenen  Völkern;  ein  gewisser 
Einfluß  des  Naturmilieu  ist  zu  verzeichnen.  Die  Entwicklung  des  Mythus  bringt  in 
das  Naturhafte  ethische  Elemente  hinein,  die  ebenfalls  ihre  mythische  Projektion 
erhalten.  Vgl.  J.  H.  Voss,  Mythologische  Briefe,  1794;  Cbeuzeb,  Symbolik  u. 
Mythologie  der  alten  Völker,  1810—12;  2.  A.  1829;  Lobeck,  Aglaophamus,  1829; 
Schelling,  WW.  II,  1—2;  M.  Mülles,  Essay3  II,  1869;  Einleit.  in  die  vergleichende 
Religionswissenschaft,  1S74;  Bb£al,  Melanges  de  mythologie  et  de  linguistique,  1877; 
A.  Lang,  Custom  and  Myth3,  1890;  Useneb,  Religionsgeschichtliche  Untersuchungen, 
1888;    Götternamen,  1896;   A.  Bastian,  Allgemeine  Grundzüge  der  Ethnologie,  1S84; 

E.  Rhode,    Psyche,    1890—93;    3.  A.    1903;    Steinthal,    M.    und   Religion,    1870; 

F.  Schultze,  Psychologie  der  Naturvölker,  1900;  Vionoli,  M.  und  Wissenschaft, 
1880;  W.  Bendeb,  Mythologie  und  Metaphysik,  1899;  F.  Lipps,  Mythenbildung  u. 
Erkenntnis,  1907;  Wündt,  Grundriß  d.  Psychologie5,  1902,  S.  367  ff.;  Völker- 
psychologie IV,  1,  2.  A.  1911;  Elemente  der  Völkerpsychologie,  1911;  K.  Th.  Pbeüss, 
Die  Kultur  der  Naturvölker,  1914;  Müller- Fbeienfels,  Psychologie  der  Religion  II, 
1920  (untersucht  die  mythenbüdenden  Denkformen);  Spengler,  Der  Untergang  des 
Abendlandes  I,  1917;  L.  Ziegleb  (Gestaltwandel  der  Götter3,  1922,  773  ff.)  spricht 
von  einem  Mythos  atheos,  einem  Mythos  der  Wissenschaften.  Archiv  für  Religions- 
wissenschaft, 1904  ff.    Vgl.  Religion,  Animismus,  Kosmogonie. 


J5T. 

Nachahmung  {ul^aie,  imitatio)  ist  die  Nachbildung  von  Objekten 
durch  genaue  Darstellung  derselben,  ferner  die  Reproduktion,  Wiederholung  fremder 
Handlungen,  fremden  Verhaltens  durch  ein  entsprechendes  Verhalten  seitens  des 
Nachahmenden,  hervorgerufen  durch  die  Gefühlsbetonung  des  Vorbestellten  oder 
das  Interesse  an  der  Vorstellung.  Der  „Nachahmungstrieb"  ist  bei  manchen  Tieren 
und  beim  Menschen,  besonders  beim  geistig  noch  unentwickelten,  mehr  oder  minder 
stark  vorhanden.  Die  Tendenz  zu  einer  imitativen  Bewegung  ist  mit  jeder  Vorstellung 
einer  solchen  verbunden  (Stbickeb,  Ebbinghaüs  u.  a.).  Die  N.  kann  unwillkürlich 
oder  willkürlich  erfolgen,  sie  tritt  oft  reflexartig  auf,  mindestens  als  Nachahmungs- 
impuls (Ansätze  zu  imitativen  Bewegungen,  Gebärden  usw.).  Die  Lust  an  der  X. 
spielt  eine  Rolle  in  der  Kunst,  die  aber  über  bloße,  sklavische  N.  hinausgeht,  indem 
sie  „komponiert",  „konzentriert",  „typisiert",  „idealisiert"  Die  N.  ist  eine  wichtige 
sozialpsychische  Erscheinung,  sie  ist  von  Bedeutung  für  die  Entwicklung  und  Aus- 
breitung von  Sitte,  Sittlichkeit,  Mythus,  Anschauungen,  Erfindungen,  Lebensgewohn- 
Eisler,  Handwörterbuch.  07 


418  Nachbild         Name. 

beton  (Mode)  usw.  Die  X.  geht  „von  oben  nach  unten",  indem  dir  niederen  Klaseen 
zum  Teil  die  höheren  ■■ihih— n,  vu  denn  die  letzteren  nv  Annahme  nener  Leben«- 
formen  antreibt.  Auch  für  die  fldnfogfk  tat  die  X.  wichtig.  VgL  AnaronvLSS. 
Poetik,  t;  Barmnc.  Lea  bennx  arte  reduite  a  nn  meme  principe.  174«:  Tabdb. 
Lea  loia  de  rimitntion.  1990(1*  las  ..aociale  (iedachtuia".  da«  eocUW-  t.rund- 

pbanomen;  vgl.  Sodoiogie);  Li  Bo*.  Psycholog*  dar  Massen,  deutech.  t  A.  1912; 
Balowi».  Da«  «oxiale  u.  sitthebe  Leben.  1907.  &  5k',  H  .  \  iraausrrr.  Zeitaebrift 
f.  Sniislwjsjsmeeheft  II.  1999;  K.  Gnooe,  Dia  Spiele  der  Menschen.  1999,  8.  980  ff. 
(8.41«:  Betriff  der  ..innen»  Nachahmung",  wobei  «ir  um  „in  du  bettaebtete 
Objekt  hlnimniiMii«  and  dadurch  in  «in—  luetanri  mt  bens 

feraten");   Bat».  Die  Nachahmung.  1904;   Lloyd  Mono  ah.  Jnatink  t  and  <  bajoh 
IWM.   ~  VgL  Spirl.  fdae  (PlaTo»>.  Nstureliemua. 

Nachbild     .t  dir.  physiologisch  auf  den  chemischen  Vorgingen  ü.  dr 
baut  bertibende  Xaebdantr  einer  Geahmte«  mpfmdnng  nach  \  orangegangcner  Reiaung. 
zunächst  in  einer  dam  Rem  oder  Eindruck  gemäßen  and  meist  gleicheu  Helligkeit» 
und  Karbenbeacbaffenbeit  (noaitivea,  gMchfttbign  X. ).  dann  in  dar  eotgagengai 
Helligkeit,  baw.  in  dar  tiefen-  oder  KompWma  nttrf arbe  (ne, 
Urea  X).     Vgl.  W>  ndr.  d.  Pnycbot».  1902 

Pajre).  **.  190 ff.;  Wim.  Phöoa.  Studie  .«ehr. 

I  bol    KU 


Xnlv  (nativua;  nalf.  von  Gnxnr  aua  dam  Fraiudaiechen  bat  Deatacbe  ein 
geführt;  „angeboren"):  natürlich  unbefangen,  uraprünglicb.  unbefangen  aufrichtig, 
unverstellt,  argloa.  unschuldig,  ungekünstelt.  triabarUg;  ohne  kritiacbe  Reflexion 
(..naivea  Bewußtsein",  ..naire«  Erkennen",  „naiver  Realismus  )  Xacb  Schills* 
iat  d-i  "ine  Kindlichkeit,  wo  cie  nicht  mehr  enrartei  wu  «tit  gebort 

an  Jedem  wahren  Genie.    Je  naehdem  die  Dichter  Katar  sind  od«  l<*rene 

Xatur  »neben,  kommt  ea  rar  „naiven"  oder  rar  ^wnttoentauacben"  Dicht ungaart : 
eratere  ist  objektiv,  naturbaft.  unreflrktiert,  aoa  der  Einheit  mit  der  Xatur  heran« 
geboren,  W»utere  anbjektiv.  ran  dar  Idee  und  dem  Ideal  ■uagehenrl  und  erat  auf  einem 
Umweg  rar  Xatur  ahm  wendend;  der  Dichter  »reflektiert  Aber  de«  Eindruck 
dmOfiannjUBd«mrfihnaaacawn.nndnu^ 

in  die  er  «elbat  reimtet  wird  und  um  versetzt"  (Über  naire  u.  arntimentabeebe 
Dichtung,  1796 f.;  Philo«.  Schriften,  brag.  ran  Ktthnemann.  S.  A.   1910). 


>aine  let  der  aprachhehe  Auedruck,  die  niinirbnnng  für  einen  beaonderen 
Gegensund,  ein  Indiriduum  oder  einen  Inbegriff  gfeichartiger  Gegenstände,  dir  man 
von  anderen  Gegenatinden  abgrenst,  unteraobeidet  und  ab  Sondergruppe  festlegt, 
wobei  besonder«  nppenipierte,  intmimmiantlw,  ala  bedeutsam  eracbeinende  Merkmale 

Namengebnng  geleitet  haben. 

Die  Scholastiker  unterscheiden  „nnmina  primae  —  aeeundae  intentionis". 
<i.  h  .linkt»  Namen  von  Gegenständen  und  Namen  für  Redeteile;  ferner:  „nomine 
absoluta  —  eonnotativs   .  .tuen  von  selbständigen  Objekten  und  Namen  von 

unselbständig  existierenden  und  denkbaren  Gegenstanden  (».  B.  weiß,  groß ; 
Prajctl.  Geechiehte  der  Logik.  1855  f..  III.  304;  J.  St.  Mal.  Logik  I 

\.i .■!.    K    rwABDows«  sind  die  drei  Funktionen  de«  Xamens 
„erstens  die   Kundgabe  eines   Vorefeelhmgeakte«,  der  eich  im  Redenden  abspielt; 


Narzismus  —  Natuf.  419 


zweitens  die  Erweckung  eines  psychischen  Inhaltes,  der  Bedeutung  des  Namens,  im 
Angesprochenen;  drittens  die  Nennung  eines  Gegenstandes,  der  durch  die  von  dem 
Namen  bedeutete  Vorstellung  vorgestellt  wird"  (Zur  Lehre  vom  Inhalt  u.  Gegenstand 
der  Vorstell.,  1894,  S.  11  f.).  Vgl.  F.  Brentano,  Psychol.  1, 1874,  K.  6,  §  3;  A.  Marty, 
Untersuchungen  zur  Sprachphilos.  u.  Grammatik  I,  1908;  Stöhr,  Umriß  einer 
Theorie  der  Namen,  1889;  Leitfaden  d.  Logik,  1905,  S.  38  ff.;  F.  C.  S.  Schiller, 
Formal  Logic,  1912.  —  Vgl. Wort,  Synkategorematisch,  Begriff,  Allgemein,  Sprache,  Satz. 

Xarzisnius:  in  der  Psychopathologie  libidinöses  Verhalten  zum  eignen 
Spiegelbild. 

Xativismus  (Ausdruck  von  Helmholtz)  ist  die  Lehre,  daß  gewisse  Vor- 
stellungen oder  Begriffe  angeboren,  dem  menschlichen  Geiste  schon  ursprünglich 
eigen  sind,  schon  mit  auf  die  Welt  gebracht  weiden,  wobei  der  gemäßigte  N.  nur  die 
Anlagen,  Dispositionen  zu  bestimmten  Vorstellungen  und  Begriffen  für  angeboren 
(s.  d.)  hält.  In  der  Psychologie  betrachtet  der  N.  die  Raum-  und  Zeitanschauung 
oder  die  Fähigkeit  zu  ihr  für  angeboren,  die  Räumlichkeit  und  Zeitlichkeit  für  ursprüng- 
liche Bestimmtheiten  des  Empfindungsinhaltes  (vgl.  Raum,  Zeit).  Mit  „Apriorität" 
(s.  d.)  im  erkenntniskritischen  Sinne  hat  dieses  Angeborensein  nichts  zu  tun  (vgl. 
Angeboren:  Kant).    Vgl.  Angeboren,  Anlage,  Anamnese,  Rationalismus. 

Xatur  {(pvoti,  natura  von  nasci,  entstehen)  bedeutet:  1.  die  N.  eines  Dinges, 
das  Wesen,  die  Eigentümlichkeit,  das  innere  Prinzip,  die  besondere  Konstitution, 
Struktur  eines  Dinges,  auch  das  daraus  entspringende  konstante,  gesetzliche  Verhalten 
des  Dinges  selbst;  das  Natürliche  als  dieses  Sein  und  Verhalten  steht  im  Gegensatz 
zum  Unnatürlichen,  Abnormalen,  zum  Widernatürlichen,  zum  Künstlichen,  Willkür- 
lichen, zur  Kultur  (s.  d.);  2.  den  Gegensatz  zum  Geist  (s.  d.),  also  den  Inbegriff  des 
sinnlich  Wahrnehmbaren,  des  rein  Objektiven,  der  materiellen  Dinge  und  deren 
Eigenschaften  und  Relationen,  der  physikalisch-chemischen,  anorganischen  und 
organischen  Prozesse,  die  Welt  des  Materiellen,  Dynamisch-Energetischen,  die  Körper- 
welt, im  Unterschiede  von  der  Innenwelt,  der  Welt  des  Psychischen,  des  Seelenlebens, 
der  Feistigkeit,  des  Bewußtseins  als  solchen;  3.  die  Totalität  endlicher  Dinge,  der 
alles  umschließende,  als  Einheit  gedachte  universale  Zusammenhang  des  Wirklichen, 
in  den  jedes  Einzelsein  sich  als  Glied  einordnet;  die  N.  in  diesem  weitern  Sinne  schließt 
auch  das  Psychische  als  ihr  (potentielles  und  entwickeltes)  „Innensein"  ein.  Natui 
und  Geist  sind,  je  nach  dem  engeren  oder  weitern  Sinne  beider  Begriffe,  1.  zwei  Seiten, 
Betrachtungsweisen  einer  und  derselben  Wirklichkeit  (s.  Identitätstheorie);  2.  zwei 
Richtungen  oder  Entwicklungsstufen  des  Wirklichen,  wobei  die  N.  teils  als  Vorstufe, 
teils  als  Mechanisation  (s.  d.),  Festwerdung,  Erstarrung,  Verkörperung  des  Geistigen 
zu  betrachten  ist.  —  Erkenntnistheoretisch  genommen  ist  die  N.  der  Inbegriff 
geset/.lich  verknüpfter  Erscheinungen  als  Gegenstände  möglicher  Erfahrung  oder  als 
Inhalt  eines  theoretischen  „Bewußtseins  überhaupt"  (s.  Objekt,  Erscheinung,  Ding 
an  sich,  Naturwissenschaft).  —  Gegenüber  dem  Reiche  der  Kuluir  und  der  geistig- 
sittlichen Welt  mit  ihren  eigenen  Gesetzen,  Normen.  Werten,  ihren  vom  vernünftigen 
Zweckwillen  beseelten  Gebilden  und  ihrer  vom  „Sollen"  beherrschten  Ordnung  ist 
die  N.  das  ursprünglich  Gegebene,  Unverarbeitete,  Unveredelte,  den  geistig-sittlichen 
Zwecken  noch  nicht  Unterworfene  außer  und  in  uns.  In  der  Natur  gebunden  und 
zerstreut,  ohne  Selbstbezug,  kommt  der  Geist  in  der  Geschichte  (s.  d.)  zu  sieh  selbst, 
zum  Bewußtsein  seines  Wesens  und  Wirkens  und  zu  einheitlich-aktiver  Entfaltung. 
in  steter  Wechselwirkung  mit  der  Natur  verbleibend,  aber  immer  höher  sich  über 
seine  Naturgrundlage  hinaus  erhebend,  sich  von  ihr  immer  freier  machend. 


27* 


420  Natur. 

Ab  unbewußte«,  blind  wirkend««  Prinzip  des  Werdens  erscheint  die  Katar 
(„prekriti")  in  der  indischen  8snkhys  Lehre.   Nach  Asjstütxlm  i»t  die 
daa  innere  Prinzip  der  rbwsgwag,  Veränderung  (Phya.  HI  1,  200b  12).  inebe* 
daa  Prinzip  der  körperlichen,  beweften  Dinge  «ad  dar  Inbegriff  dieser  (De  coalo  I  1. 
208a  1).    Ka  gibt  eine  zweifache  Katar:  Stoff  und  Form  (*  f*><«  Satt  *  ^  <* 
Ms  #  9  *#  ftf4.  Phya.  II  8.  199a  30).    Bei  dem  Peripatetiker  Srsatov  wird  die 
Natur  mit  de«  göttlichen  Weawn  identifiziert  (rgL  Ctcsao,  De  natura  deorum  I,  35), 
in  anderer  Webs  auch  bei  de«  Stoikern,  nach  welchem  die  X.  die  Gottheit,  die 
vernünftig  and  zagMch  atreng  gaset  dich  wirkende  (nicht  atoffloee)  Kraft  <.-tr»r>«) 
bt.  welche  allea  durchdringt  und  aUem  zugrunde  hegt  (Wogen.  Leert.  VII.  148,  IM; 
Cwxao,  De  natura  deorum  II,  22.  67;  Saaraca,  Epbu31;vgL  Gott,  Pneuma). 
der  Anzieht  de«  Neuplatonismua  bt  db  K.  eine  Emanation  (•.  d.).  ein  Erzaugnb 
(r#Vre>Mi)  der  Welteeele,  ata  das  Wiassns  »■■ngalmlii  „Bild"  ( Plotw.  Enaead   II!. 
8.  8;  rv.   |.   13). 

Nach  jQdiachcbriatlicher  Unaehanung  bt  die  N.  durch  Gott  fsiuhsrfts  «ad 
ron  ihm  abhängig  Daa  CTsristantam  neigt  brner  tu  einer  geotmm  Verachtung  dar 
Natur,  daa  Natarhaf  tan  «ad  betrachtet  ea  (wb  Pluro» )  ab  etwas,  ron  dem  dar  Gabt 
abh  möglichst  ro  befreien  hat.  -Unter  der  ecböjaarbehea  Katar  wird  im  MittrUlt er 
Gott  im  Unterarhiede  ron  dar  g««t  harte nan  Katar  verstanden.  So  ron  Jonav*z* 
8oorai  Enrcosxa.  dar  gar  eine  visrfachs  K.  «ataraaasidst:  1.  db  schaffende,  abht 
grochaffene;  2.  db  gaicaifliui,  seaatfeade;  3.  db  giinhifbni.  abht  achaffande; 
4.  db  nicht  seaatfeade,  nicht  auachafbne  (De  divisions  naturae  III.  1 .  I.  I  ff).    Db 

V  Yfwf^Hw^aAtaasaVwlVwasY    mm        gamwanaiua    aaAAaurauaaam**    naflhwt        natura    nattirala"      a^lsi'Wnasw.t^astftlasw«'    «am! 

geachaffanei   K.  kommt  bei  Avxanos*  auf  und  erscheint  daaa  in  der  chrbtüshca 
8cholattik.  ferner  hei  Slsbtar  Eoutaar.    Definiert  wird  ;>  des 

titigen  und  bkbndea  Verhaltana  eines  Dinges  bei  Thomas ( De  cnteetessratU  1)  u.  • 
In  der  Renaiasancr,  welche  db  Katar  hoch  wärest  und  ab  dynamisch,  ab  kraft 
und  bbenerfoUt  auffsAt*  kommt  ea  mahrfsch  gerades«  rur  Vergötterung  dar  Natur. 
so  bei  L.  Vaixa  („idemeet  aatara  quod  Dsoa"),  Vajran  (De  adaiaaibae  aatarae.  1816). 
G.  Bacxo,  der,  uaiuhabtbth,  db  „natiiia  aetarana"  mit  der  Gottheit  kbettfi 
db  Welt  (..n.  natura  ta")  bt  db  catfalstts  Gottheit  (s.  Gott).  Nach  Srtvoca  aind  Gou 
(s.  d.)  und  „Natur"  eins  („Daus  ahre  natura').  Ab  «asadBeaa,  zeitlos-ewig«  Weseaheit 
und  Einheit  bt  Gott  „natura  netursue",  wahrend  db  „n.  nstarata"  den  Inbegriff 
endlicher  Dinge  („modi")  ab  Beatawbningan  das  All- Einen  bedeutet:  „Per  naturstn 
naturantem  nobb  intelligaadam  «st  id  quod  in  ee  est  et  per  ee  eoneipitur,  aire  ulia 
aubetantiae  attributa  qua«  ■Mai  im«  et  hrfhrftam  izssatbm  exprimunt,  hoc  est  Daaa, 
quatenua  ut  cauaa  libera  oonaideratur.  Per  naturatam  autem  intelligo  id  omne 
quod  sx  necessitate  Dei  aire  uniueeuiusque  Dei  sttributorum  sequitar,  hoc  est,  omnes 
Dei  sttributorum  ntodos,  quatsaas  coasbWantur  ut  res  quse  in  Deo  sunt  et  qua« 
sine  Deo  nee  esse  nee  coneipi  possunt"  (Eth.  I,  prop.  *choL;  rgL  D»> 

Deo  I.  8  f. :  U.  praef.).  Wahrend  bei  Holbach  (Systeme  de  la  natare  I.  K  1)  a.  a, 
db  K.  materbibtiech  aufgefa&t  wird,  bt  ab  nach  Ooirn  der  „Gottheit  lebendige« 
Kleid".  Gott  bt  in  der  Katar,  db  Natur  in  Gott.  Db  Natur  umfaßt  und  beherrscht 
alles,  ewig  neue  Gestalten  sehaflrnd,  ewig  sich  verwandelnd  und  dabei  doch  beharrend, 
aufbauend  und  zerstörend,  roll  Leben,  Werden  und  Bewegung.  „Sb  scheint  slles 
auf  Individualität  angelegt  zu  haben  und  macht  »ich  nichts  aus  den  Individuen." 
„Gedacht  hat  sb  und  sinnt  bestandig;  aber  nicht  ab  ein  Mensch,  sondern  ela  Natur" 
Schmidt,  Goethe-Lexikon,  1912);  Ceambxbxaxs,  Goethe  1912,  291  ff.  —  Ab 
Inbegriff  des  Wirklichen,  ab  universalen  Tnaiaimanhang  des  Geschehens  fassen  db 


Natur.  421 

Natur  auf  L.  Feüerbach,  D.  Fb.  Stbauss,  E.  Dühbing,  L.  Büchner  (Xatur  und 
Geist3,  1876),  Haeckel  und  der  naturalistische  Monismus  überhaupt  (vgl. 
Materialismus). 

Während  Fichte  die  Xatur  als  ein  Produkt  des  Geistes,  des  „Ich"  (s.  d.),  als 
etwas  Ideelles,  Wesenloses,  als  totes,  starres,  in  sich  beschlossenes  Dasein,  das  nur 
Mittel  für  geistig-sittliche  Zwecke  ist,  betrachtet,  erhält  sie  bei  anderen,  welche  sie 
als  Daseinsweise,  Erscheinung,  Objektivation  eines  im  Wesen  geistigen  Seins  oder 
eines  „An  sich"  überhaupt  auffassen,  höheren,  wenn  auch  nicht  höchsten  oder  absoluten 
Wert.  Nach  Schelxing  i3t  die  X.,  der  Inbegriff  des  Objektiven,  die  reale  Seite  des 
„Absoluten".  Die  „Xatur  an  sich"  ist  „der  in  das  Objektive  geborene  Geist",  dessen 
Leib  die  erscheinende  Xatur  ist.  Die  X.  ist  ursprünglich  produktiv,  voll  Leben,  ist 
„erstarrte",  blinde,  bewußtlose  Intelligenz,  erfüllt  von  einem  „Trieb  und  Drang  nach 
immer  höherem  Leben".  Die  X.  ist  der  „sichtbare  Geist",  unbewußte  Vernunft. 
Xatur  und  Geist  (s.  d.)  sind  die  beiden  „Pole"  des  Absoluten  (Ideen  zu  e.  Philos.  der 
Xatur,  1797;  2.  A.  1803;  Erster  Entwurf  e.  Systems  der  Xaturphilos.,  1799;  System 
des  transzendentalen  Idealismus,  1800).  Später  spricht  Schelling  (wie  schon 
J.  Böhme)  von  dem  „Ungrund"  als  der  „Xatur  in  Gott",  aus  der  die  Dinge  hervor- 
gehen; diese  „Xatur"  ist  „Sehnsucht",  grundloser  „Wille".  Als  Erscheinung  eines 
metaphysischen  „Willens"  betrachtet  die  Xatur  Schopenhauer  (s.  Voluntarismus);  eine 
„Xatur  in  Gott"  gibt  es  nach  F.  Baader  (WW.  XIII,  78).  —  Hegel  bestimmt  die  X. 
als  Veräußerlichung  des  an  sich  bestehenden  Geistes,  der  „Idee"  (s.  d.),  als  Durch- 
gangsstufe in  der  „dialektischen"  Entfaltung  derselben.  Die  X.  ist  die  „Idee  in  der 
Form  des  Anderssein",  das  „Aus-sich-heraustreten  der  Idee",  der  „sich  entfremdete 
Geist",  der  „unaufgelöste  Widerspruch",  der  „Abfall  der  Idee  von  sich  selbst" 
(Enzykl.  §  247 ff. ;  Xaturphilos.  S.24).  —  Xach  Ravaisson  ist  die  X.  eine  „Refraktion" 
des  Geistes,  nach  Bebgson  eine  „Entspannung"  und  Auflösung  desselben  (vgl.  auch 
Joel,  Seele  und  Welt,  1912).  Xach  Eucken  sind  X.  und  Geist  (s.  d.)  die  „Hauptstufen 
einer  großen  Bewegung  des  Alls".  Der  Xaturprozeß  zeigt  die  Wirklichkeit  „vereinzelt, 
zersplittert,  auseinandergelegt"  (Die  Einheit  des  Geisteslebens,  1888,  S.  7  ff.).  Xach 
Münsterberg  ist  die  X.  ein  „erstarrtes  Wollen"  (Philosophie  der  Werte,  1908,  S.  460). 
Xach  Wündt  ist  sie  „Vorstufe  des  Geistes,  also  in  ihrem  eigenen  Sein  Selbstentwicklung 
des  Geistes".  Die  X.  als  Inbegriff  der  Objekte  und  ihrer  äußeren  Relationen  ist  eine 
Seite  der  einheitlichen  Wirklichkeit  (System  d.  Philos.  P,  1907,  S.  16;  II).  Als 
Erscheinungeines  Geistigen  betrachten  die  Xatur  Fechner,  Paulsen,  Heymans  (Einf. 
in  d.  Metaphysik,  1905,  S.  176  ff.),  Lipps  (vgl.  Xaturwissenschaft  u.  Weltanschauung, 
1906.  S.  117  ff.),  E.  v.  Hartman:*,  Carlyxe,  Emerson  („objektiv-reale,  raumzeitliche 
Erscheinung",  „Manifestation  des  Weltwesens";  X.  u.  Geist,  1907),  Lotze  u.  a.  (vgl. 
Spiritualismus,  Monade).    Betreffs  Schleiermacher  s.  Sittlichkeit. 

Der  erkenntnistheoretische  Idealismus  (s.  d.)  betrachtet  die  X.  als  Inbegriff 
objektiver  „Erscheinungen"  (s.  d.)  oder  als  gesetzlich  verknüpften  Zusammenhang 
von  Bewußtseinsinhalten  (s.  Objekt,  Ding,  Körper).  Xach  Kant  ist  X.  der  „Inbegriff 
aller  Dinge,  insofern  sie  Gegenstände  unserer  Sinne,  mithin  auch  der  Erfahrimg  sein 
köimen,  worunter  also  das  Ganze  aller  Erscheinungen,  d.  i.  der  Sinnenwelt,  mit  Aus- 
schließung aller  nicht  sinnlichen  Objekte,  verstanden  wird"  (Metaphys.  Anfangsgründe 
d.  Xaturwissensch.,  Vorrede,  S.  III).  X.  ist  das  „Dasein  der  Dinge,  sofern  es  nach 
allgemeinen  Gesetzen  bestimmt  ist"  (Prolegomena,  §  14).  Die  gesetzliche  Ordnung, 
welche  das  Gegebene  zu  einer  „Xatur"  macht,  ist  nicht  „gegeben",  besteht  nicht  an 
sich,  sondern  ist  bedingt  durch  die  Gesetzlichkeit  des  erkennenden  Bewußtseins, 
aber  unabhängig  von  der  Subjektivität  der  Individuen  (s.  Objektiv,  Gesetz).    „Die 


Naturall 


Ordnung  und  nasnlmlMglreil  .  .  .  an  den  FieiilwiaMiasnji,  die  wir  Natur 
bringen  wir  srlbst  hinein."  Ohne  „Verstand  .  d.  h.  ohn 
(a.  d.)  Bedingungen,  Voraussetzungen  objektiver  Erkenntnia  gebe  e«  keine  N 
•Je  eolrbe.  d.  h.  ..ästhetische  Einheit  de«  Msimisfrhagcn  der 
nach  Regehi",  kauaaJfpeetthnher  Znasmansnhang  dar  Bwoheinw^ 
Beatimmungen  (Krit.  d.  rein.  Vernunft.  S.  IM  ff.).  Ahnlich  lehren  die  Kant  ian<  r 
(e.  d.).  Nach  P.  NaTour  *.  B.  att  X.  die  ..Ordnung  dm  Cleschakmi  unter  ZiiipilMn 
de«  Geschehene"  (SoxiaJpadagogik'.  1904.  8.  15).  nach  K.  Lssswm  ..daajrni* 
durch  aystemaGscbea  Denken  ab  rtumheh  savtnche  Ftikileang  objektiviert,  d.  h. 
begrifflich  fixirrt  und  dadurch  snaiUlkB  garantiert  hu"  (Geschichte  d.  Atomi.uk. 
1890,  I.  90).    Nach  0.  Limun  ist  die  X.  ..sllwaJiende  Owtshchk. 

rrenden  überfülle  dar  BsussHllb.  ordo  ordinans.  objektive  Weltlogik"  (Zur 
Vnalyas>  d.  Wirklichkeit»,  1990,  8. 997  ff . ;  4.  A.  191 1 ;  tiedanl^u.  Tatsachen.  1882  ff,, 
I.  I23ff.).    Vgl.  Cons*.  Logik,  1902. 

Oiigenlbei  dar  Geschichte,  die  ata  „stete  fcutsiorsstendoi.  neue  Hnlsliaegan 
dar  Wirklir^kait  iiasugsndii  Oouhssse»-  ist,  tet  die  X.  —eh  F.  Haans  „dw  Erhaltung 
deasen,  was  durah  stete  in  gleicher  Waise  wirkende  Kräfte  entsteht"  <I*vcbologie. 
1978,  8.  91).    Nach  Ricnmrr  ist  die  X.  ..dte  WWüioakeit  mit  Rücksicht  auf  ihren 
mg",  wahrend  mt  aachlich  die  Wirklichkeit  abgesehen  von 
cur  Kultur  tat  (Die  Grausen  dar  natura iassiax) 
bÜdung,  1999  ff„  8. 207, 580;  e,  Oasehtehtek  Ala  «wei  extreme  Arten, 
als  Weltbild  au  ordnen.  steUt  auch  8raWui.ni  (D.  Uuterg.  d.  Abendländer.  1917. 1 
Natur  und  Geschichte  (s.  d.)  einander  nnlgagse     Natur  ordnet  alles  Werden  dem 
Gewordenen  ein.    Karur  ist  dar  Inbegriff  des  gataulirh  Notwendigen.    Vgl.  Botle. 
Traeutus  de  tpsa  natura,  1981;  Stirnjg,  Idolum  natura«,  1091  (vg!  taehr. 

f.  Philoa..  98.  Bd.);  RoatXBT.  De  U  nature,  1781.  178« 

LlhlJJW  h  «I.  Nauirphilos,«,  1811;  3.  A.  1848;  Schlei  enna«  es,  WW.  18» 
Ins  1904;  A.  Gcxtues,  Anthmvarssa,  hrsg.  von  P.  Knoodt,  1883  <l  Ua..Eine 

in  Vielen",  ist  die  Sabstanx  der  Dinge  und  entfaltet  sieh  onhhnitich  sur  Psyche  als 

t    -S-- Mau|      -|  ■'  .     1  .  ■■    . ■*-     • Besa^essW        aaaaa      Paaaiiiaal  mm       aiaaaaf       : * -  *• fl.***  »  , 

\  ß   BVa9M       DM'l     rl  ir**  1« "  r^  *     -«e  **  Jl**  n«  ■*     \   x  t\\1  \\*  *     *  rn     '  »<  hT*  ll***  T  7*      IM  m     1M1  niAN  TH~  |]t^  II     l  r« 

Xovaus,  Schriften,  hrsg.  von  J.  lfinor.  1907;  J.  8T.  Mai,  Natur«.  1974;  Dauseca, 
Natuxbegriffe  und  Xatururteile,  1904;  Philosoph«  des  Organischen.  1909;  B. 
aber  den  III.  tntern.  Kongreß  f.  Philoa.,  1909  (die  Natur  umfaßt  nicht  bloß  materiell« . 
mechaniache  Vorginge);    Dninscn.  Oidnongslehre.   1912;  Wirkhchkeitstehre.   i 
Harms.  Metaphysik.  1999;  W.  BöLsen«,  Was  ist  die  Natur?.  1907;  A.  Biesi 
Wicklung    des     Naturgcfuhla,     1882-88;     R.  Hs**to,     Das     Neturgefuhl. 
E.  Becher,   Xaturphilosophir,   1914.      Vgl.   Naturalismus,  Weh,   Naturphilosophie. 
Natuiwiaaenschaft»  Gott,  Physisch,  Wesen. 

\ntumliaimia   i*t,  allgemein,  das  Betonung  des  Natürlichen,  Natu- 
ak  daa  Weeenhafte,  Wirksame,  Wertvolle,  Master giltage      Der  metaphysische 
(theoretische,  philosophische)  X.  betrachtet  die  Natur  (s.  d.)  —  als  Inbegriff  materieller 

kte  oder  doch  raum-asrUkher,  streng  k^uaal-gesetsmaßig  tunsrnrnenhinanrnder 
Vorginge  —  ala  die  einzige  oder  die  wahre  Realität;  das  Geistige  gilt  hier  ab  bloßes 
Produkt  der  Natur,  als  durchaus  abhängig  vom  Xaturgeecheben  und  von  irgendeinem 

natürlichen"  kann  nicht  die  Rede  sein.   Alle«  ist  in  den  Bann  der  Naturgesetz- 
lichkeit singeonhlnasf  n,  auch  der  Mensch.  Dies  fuhrt  zum  prsk tischen  (historischen, 
soziologischen)  N..  der  die  Handlungen  des  Menschen  dem  Naturgescbchen  ein 
die  Aktivit.it  und  Selbständigkeit  (Autonomie)  des  Geistesleben!  nicht  würdigt,  das 
geschichtliche,  kulturelle  und  soziale  Leben  von  Naturgesetzen  im  ■fem  Sinne 


Natura  naturalis  —  Naturgesetz.  423 


streng  beherrscht  sein  läßt,  ohne  die  Macht  des  Willens,  der  Idee  (s.  d.)  und  des  Sollens 
(s.  d.)  anzuerkennen.  Der  ethische  X.  leitet  das  Sittliche  aus  natürlichen  Bedingungen 
und  Trieben  ab  und  wertet  das  „naturgemäße"  lieben  oder  das  „Ausleben"'  natürlicher 
Anlagen  zuhöehst  (vgl.  Sittlichkeit).  Der  ästhetische  X.  verlangt  eine  von  „Ideali- 
sierung" freie,  strenge  Nachahmung  der  Wirklichkeit  und  eine  Darstellung  auch  des 
Gewöhnlichen,  Häßlichen,  Abstoßenden.  Der  religiöse  X.  identifiziert  die  Gottheit 
mit  der  Xatur  (naturalistischer  Pantheismus)  oder  anerkennt  überhaupt  keinen  Gott 
(Atheismus). 

„Xaturalist"  heißt  bei  J.  Bodin  derjenige,  welcher  von  der  natürlichen  Erkenntnis 
ausgeht  (vgl.  Eucken,  (beschichte  d.  philos.  Terminologie,  S.  172).  Xach  G.  F.  Meier 
leugnet  der  „Xaturalist"  alles  Übernatürliche  (Metaphysik.  175.3-59,  IV.  487).  Xach 
Kant  ist  Xaturalismus  die  Ableitung  alles  Geschehens  aus  Xaturtatsachen.  Ein 
„Xaturalist  der  reinen  Vernunft"  ist,  wer  „sich  zutraut,  ohne  alle  Wissenschaft  in 
Sachen  der  Metaphysik  zu  entscheiden"  (Prolegomena,  §  31). 

Theoretische  Xaturalisten  sind  in  verschiedener  Weise  die  jonischen  Xatur- 
philosophen  (Thales  u.  a.),  Demokbit,  Stratos  im  Lampsakos  („docet  omnia  esse 
effecta  naturata".  Cicero,  .Academ.  prior.  II,  38,  121),  die  Stoiker,  Epikureer, 
G.  Bruno,  Vaxini,  Hobbes,  Spinoza,  Holbach  („Phomme  est  l'ouvrage  de  la  nature"), 
Lamettrie.  J.  Toland,  Goethe  (s.  Xatur),  L.  Feuerbach,  nach  welchem  die  Xatur 
der  „Inbegriff  des  Wirklichen"  ist,  D.  Fr.  Strauß,  Dühring,  Czolbe,  Loewenthal 
■hichte  des  Xaturaüsmus6,  1897),  E.  Haeckel.  H.  Schmidt  u.  andere 
Vertreter  des  naturalistischen    Monismus  (s.  Monismus,  Materialismus). 

Den  historisch  -  soziologischen  X.  vertreten  Spencer,  Bcckle,  GrMPLOwicz. 
manche  Sozialdarwinisten  (vgl.  dagegen  R.  Goldscheid,  Höherentwicklung  und 
Menschenökonomie  I,  1911)  u.  a. 

Ethische  Xaturalisten  sind  die  Kyniker,  Kyrenaiker,  Stoiker,  Epikureer, 
Hobbes,  Bolingbroke,  Mandeville.  Helvetius,  Stirner,  Xietzsche  u.  a.  —  Die 
Rückkehr  zum  „Xaturzustand"  bzw.  zu  natürlicheren,  einfacheren,  von  den  Schäden 
der  Zivilisation  freien  Lebensverhältnissen  fordern  die  Kyuiker,  Rousseau,  welcher 
meint:  „Tout  est  bien  sortant  des  mains  de  l'auteur  des  choses,  tont  degenere  entre 
les  mains  de  l'homme"  (Emile),  Tolstoj  u.  a.  Vgl.  Sorley,  Ethics  of  Xaturaüsm,  1885. 

Die  Einseitigkeit  deg  X.  betonen  die  Kantianer  (s.  d.),  Schiller,  Fichte, 
Hegel,  Wundt,  Eucken  (Die  Einheit  des  Geisteslebens,  1888,  S.  7  ff.),  Paulsen 
(Philosophia  militans3,  1908),  Külpe  (Die  Philos.  der  Gegenwart5,  1911),  R.  Otto 
(Xaturalistische  u.  religiöse  Weltansicht2,  1909),  Boutroux,  Bergsos,  J.  Ward 
(Xaturalism  and  Agnosticism3,  1907),  Balfour  u.  a.  Vgl.  L.  Berg,  Der  X.,  1892; 
Dorner,  Pessimismus,  Xietzsche  u.  Xaturaüsmus,  1911.  — Vgl.  Aktivismus,  Idealismus, 
Monismus,  Geist,  Kultur. 

Natura  naturans  s.  Xatur. 

Natura  non  facit  saltns:  Die  Xatur  macht  keine  Sprünge  (Comenius. 
Leibniz,  Linne,  Philos.  Botanica,  1751,  Kant,  Goethe  u.  ».);  Prinzip  der  Stetigkeit 
(s.  d.). 

Naturell  ist  die  im  wesentlichen  angeborene,  individuell  verschiedene 
Beschaffenheit  und  Stärke  des  seelischen  Reagierens,  des  Fühlens,  Strebens,  Auffassens, 
Denkens,  insbesondere  die  natürüche  Disposition  zu  individueU  bestimmter  Gefühls- 
und Triebreaktion.  Vgl.  Hagemann,  Psychologie8,  1911,  S.  266  f.  —  Vgl.  Temperament. 

Charakter. 

Naturgesetz  s.  Gesetz. 


II }  Natorismae  —  Naturphilosophie. 

\a  tu  rinn««  tot  die  Ansieht.  daß  die  VeigOtternng  von  Neturobjekten  die 
primitive  Religion  (s.  d.)  tot 

SntarkanealltAt  •.  lUoaalitat  Parellehemue. 

Xatfirlleb  (y»w— s,  »«**  e>e>.r.  naturelle):  cor  Met»  (a.  <L)  gehörig ;  aae 
der  Katnr  eines  Wesens  anlnpringand.  dem  Wesen  itonatlejHiet  in  de?  Xstnr  der 
DlnfB  begründet;  den  Xaittigesstnsn  gemaA,  ans  ihnen  shWther.  begreiflieh;  dnreh 
Kultur  ooer  lecnnia  ment>  ▼otnnaert,  n  areprvngneaer  meonsoisuK-n 
^Mm^^te?  ■iiIWw     ehjtr.   wMwnAftArtfaih-  MVAltMa^  fi^.  kftMftMaek  kaltaialL  sehnte. 

rittloh.  VgLAntSTorn^ne.Deneser.etuoiieyt.It.tieelhPhys.ni.  lWsttfl.; 
Tsoma*.  Sunt  theei  I.  62.  lc:  III.  13.  So);  Od.  Woltt.  Vernnnftbje  Gedenken  von 
Oot(  f  630.    VgL  fhjpm riMimei 

Xatflrllrhe  Aaelene  s.  Ifctwieklang.  Bihfcüon.  -  N   Logik  heißt  die 
der  Logik  eorengehende  onrefleküerte  ktgieehriehtige  Drnkwvk«.  >gioo 

s.  Religion.  -  Natürlicher  Welthegriff  e.  Weltbegriff.  -  Natürliches  I 


Natarphilnnnnkle    (Mphitoeophis   natarehe"    echoe    hei    Bunte a 

a,  ..Physik"  hm  «eiteren  6%«»;  bei  Cnm.  Wotrr  n.  e.  MKosnwiogie"; 
Won  „netaral  philoeophy"   bedeutet   Physik  and  Chemie)  int  die 
»)  Prinripieatohre  der  Nilniiitoniisisiftin.  die  |)hflninB»tonhi  Analyse  der 
Grundbegriffe  (Rannt  Materie.  Itoesgisag,  Kraft,  Energie, 
Ulis*  osw.)  nach  ihrem  Biluaiialato^ 

Znosmmonfsesiiiig  der  allganssinon  Bignhntoea  der  Natm  stossneulisft  1 
iicn«*n  '  •nu."  n.     iw  .v 
muß.  wenn  stokrittoeha 
und  Begriffe  der ! 
der  Nelui  ntooauothaft 
Wertigkeit  sn  prüfen  und  die ! 
relativ  ehsohl 

Die  Geechichte  der  N.  tot  teüwetoe  mit  der  der  Metaphysik  (s.  ±\  tnihvetoe 
der  der  Neturwiesenecheften  «einenden  Xstorphikieophtoohe  Lehren  finden  sich 
hei  den  jonischen  NetorphiJosophen,  den  Atomistikern  (s.  dA  pAsasjanns, 
EnrsDOKLns,  Avaxaoobas,  Platojc.  AatsTorauss,  SnATO*.  den  Stoikern. 
Kpikureern  (TgL  Lucaex.  De  natnra  renim)  u.  s.  Im  Mittelalter  bei  Ataauros 
Maohos,  Tbomas,  Roosa  Baoo9.  Wmu>  u.  e.  In  der  Renstoesnee  tritt  eine 
dynamische,  das  einheitliehe  Leben  hm  ünieersum  phantaetoroll  ergreifeode  and 
ansdeatende  N.  auf,  eo  bei  PASAcexsüa,  Caädaxcs.  tau  Helmost,  Txtaovs  (De 
natura  rerum,  1586),  PATamrs,  Camtakbxla.  G.  Berxo  u.  a.  (..Man  entdeckte  die 
Natur,  indem  man  Gott  tat  ihr  sachte",  Jotx»  Der  Ursprang  der  N.  so*  dem  Geiste 
der  Mystik,  1903,  8.  9  ff.).  Mit  der  qaentHatreen,  bnr.  ineehantottochen  (e.  d.)  H 
aaffassnng  verbindet  sie  rieh  bei  N.  Cvsaxcs.  Korsasinus,  Kan.cs,  Gauia. 
L.  da  Vnrct  F.  Baoojc,  Hosaas,  DasOAaTas  (PrincipU  philos.),  GassaaDt  Boyle, 
Xbwtox  (Phüoeophiae  naturalis  prinripia  mathematica,  1687;  deutsch  1872)  u.  a. 
(vgL  Physik).  Bei  Kamt  erfahrt  die  intioheiihltoeha  Xatnrauffaasung  eine  eikenntnto- 
kritische  Grandtogang  nnd  Jdeshsttochs  Begründung;  sie  tot  Theorie  der  apriorischen 
Vorsassetsangen  der  XatursrtoeenechAft,  im  eneeren  Sinne  eine  Zurückfahrung  der 
verechiedenen  Kräfte  auf  Grundkrafte  (Metaphya.  Anfangsgrunde  d.  Xatui-wissrn- 
sohaft  1786;  Ausgabe  von  Höfler,  1900);  TgL  Farns,  Mathematische  X.,  1822. 


Naturphilosophie.  425 


In  der  Schule  Schellings  blüht  mächtig  eine  konstruktiv-spekulative  N.  auf, 
welche  die  Erklärung  der  Naturphänomene  durch  den  Versuch,  das  Wesen  und  die 
Bedeutung  derselben  zu  ergründen,  nicht  bloß  ergänzen,  sondern  vielfach  ersetzen, 
verdrängen  will,  wobei  neben  so  mancher  wertvollen  Einsicht  viel  Phantastisches, 
Unhaltbares  produziert  wird.  Die  N.  geht  nach  Schelling  „von  den  an  sich  gewissen 
Prinzipien  aus,  ohne  alle  ihr  etwa  durch  die  Erscheinungen  vorgeschriebene  Richtung" 
(Ideen  zu  e.  Philos.  der  Natur  I,  83  f.).  Als  Vertreter  dieser  Art  Naturphilosophie  sind 
zu  nennen:  L.  Oken  (Lehrbuch  der  N.,  1809—11;  3.  A.  1843),  Nees  von  Esenbeck 
(Natui-philos.,  1841),  Steffens  (Grundz.  d.  philos.  Naturwissenschaft,  1806), 
v.  Berger,  Eschenmayer  (Gr.  d.  Naturphilos.,  1832),  Schubert  u.  a.  —  Nach 
Hegel  betrachtet  die  N.  das  Allgemeine  der  Natur  „in  seiner  eigenen  immanenten 
Notwendigkeit  nach  der  Selbstbestimmung  des  Begriffs",  also  „dialektisch"  (s.  d.; 
Vorle3.  über  Naturphilos.,  S.  11  ff.;  Enzyklop.,  §  245  ff.).  —  Naturphilosophische 
Theorien  stellen  Schopenhauer  (Über  den  Willen  in  der  Natur,  1836;  3.  A.  1867), 
Herbart  (Allgem.  Metaphys.,  1828),  Ulrici  (Gottu.  die  Natur,  1862),  Lotze  (Natur- 
philosophie, Mikrokosm.),  E.  v.  Hartmann,  Fechner  (Zend-Avesta,  1851;  2.  A.  1901), 
Wundt  (System  d.  Philos.3,  1907),  E.  Haeckel,  nach  welchem  alle  Philosophie  N. 
ist  (Die  großen  Welträtsel;  Die  Lebenswunder),  u.  a.  auf.  —  Nachdem  man  lange  Zeit 
seitens  der  Wissenschaft  nichts  von  einer  besondern  N.  hören  wollte,  ist  sie  neuerdings, 
nachdem  Darwin,  Spencer  und  andere  Evolutionisten  eine  moderne  N.  begründet 
haben,  wieder  —  aber  positiver,  exakter,  kritischer  —  zur  Geltung  gekommen, 
besonders  durch  W.  Ostwald  (s.  Energetik).  Die  N.  ist  nach  ihm  der  „allgemeinste 
Teil  der  Naturwissenschaft",  eine  „Zusammenfassung  und  Vereinheitlichung  unseres 
gesamten  Wissens  von  der  Natur"  (Vorlesungen  über  N.2,  1902;  3.  A.  1905;  Grundriß 
der  N.,  S.  9  ff.;  Kultur  der  Gegenwart  I  6,  171;  Annalen  der  N.,  1902  ff.);  ähnlich 

E.  Mach  u.  a. 

Als  Theorie,  Kritik,  Erkenntnistheorie  der  Naturwissenschaft  fassen  die  N.  auf 

F.  Schultze  (Philos.  der  Natur,  1881 — 82),  Cohen,  Natorp,  Hönigswald  u.  a.  Eine 
idealistische  N.  als  Theorie  des  (als  geistig  bestimmten)  Wirklichen  und  Kritik  der 
naturwissenschaftlichen  Erkenntnis  fordert  Th.  Lipps  (in:  Die  Philos.  zu  Beginn  des 
20.  Jahrhunderts2,  hrsg.  von  Windelband;  Naturwissenschaft  u.  Weltanschauung, 
1906,  S.  117  f. ;  vgl.  Naturwissenschaft).  Nach  H.  Driesch  soll  die  N.  teils  das  Gegebene 
den  Schematen  der  Gegenstandslehre  zuordnen,  also  formal  ordnen,  teils  es,  sofern 
es  Inhalt  einer  Ordnung  ist,  metaphysisch  auszudeuten  versuchen  (Zwei  Vorträge 
zur  Naturphilos.,  1910).  Vgl.  Boscovich,  Philosophiae  naturalis  theoria,  175S; 
M.  Schneid,  N.3,  1890;  Pesch,  Die  großen  Welträtsel3.  1907;  Institutiones  philos. 
naturalis2,  1897;  Gutberlet,  N.3,  1900;  B.  Kühne,  Die  aristotelisch-scholastische  N. 
an  der  Jahrhundertwende,  1899;  Harms,  N.,  1895;  O.  Schmitz-Dümont,  N,  1895; 
E.  v.  Hartmann,  Die  Weltanschauung  der  modernen  Physik2,  1909;  Das  Problem 
des  Lebens,  1906;  Grundriß  der  N,  1907;  Reinke,  Die  Welt  als  Tat5,  1908;  Natur- 
wissenschaftliche Vorträge,  1908;  Driesch,  Philos.  des  Organischen,  1909;  Wirklich- 
keitelehre,  1917;  Dippe,  N.,  1907;  Dennert,  Die  Weltanschauung  des  modernen 
Naturforschers,  2.  A.  1911;  v.  d.  Pfordten,  Vorfragen  der  N.,  1907;  Höfler,  Zur 
gegenwärtigen  N.,  1904;  E.  Becher,  Philos.  Voraussetzungen  der  exakten  Natur- 
wissenschaften, 1907;  W.  Frost,  N.,  1910;  J.  Classen,  Vorles.  über  moderne  N.,  1908; 
L.  Gilbert,  Neue  Energetik,  1911;  Soury,  Philosophie  naturelle,  1882;  Bergson, 
L'evolution  creatrice6, 1910;  Read,  Metaphysic  of  Nature,  1905;  Varisco,  Introduzione 
alla  filos.  naturale,  1903;  Studii  di  filos.  nat.,  1905;  J.  Schaller,  Geschichte  der  N. 
von  Baco  bis  auf  unsere  Zeit,  1841—46;  F.  A.  Lange,  Geschichte  des  Materialismus8, 


i  v,  Naturrecht         Naturwissenschaften. 


1908;  Laxoums,  l*  i nninwwei  de  U  natura  au  moyss  ige,  UM  I ;  H.  Mio: 
philowopbie  dm  19.  Jahrhundert«.  UlCSAUS,  Richtlinien  der  En. 

tnitgageachichtc  der  X.  im  19.  Jahrhundert,  1912:  <  tarm.  Sagte  circa  la  ragten* 
tegica  di  tutta  le  com-,  18890.;  Smcvx.  Xaturbetracht.  u.  .\*pirrrkenntaie  im   I 
tum.  1904;  HöatoawiLD.  Jahrb.  d.  Philo«.  1.  1913;  Sinokx.  Qceohiehta  der  dsttteshen 

philo...  1  •  teCO*  Xaturphiloa..  1914.  S.  XI:  „Es  gilt,  die  lur  dir 

und  Lebrnmuffaeeung  wichtigsten  aelai  aian  netkafllhhen  Erkcnntniaae.  Probleme, 
-urhunjp-n  und  FW- grundungen  in  mohleher  Ordnung  au  einem  Bilde  der  Gesamt- 
natur  an  vereinigen:  dtea  Bild  i»t  dureh  vorläufige  Vermutungen,  »riebe  d> 
einxelnrn  Xarurvtaarnarhaltrn  öberacheoende  Blick  eingibt,  zu  vervollständigen, 
durch  srhaiminblhaiiiestaiihe  Untersuchungen  au  fundieren,  von  Widersprochen  au 
befreien  and  an  klaren."  Dtaoum.  Die  («rundlagen  der  Xaturphiloaophir.  1914; 
Paancft.  Bios,  Ute  Geaetee  des  Leben*,  1911.  -  VgL  Atom,  Korper.  Materie.  Energie. 
Kraft,  DyntmtemiM,  Msasanbmiii,  Leben.  Orgealemna,  Entwicklung.  Zweck.  ' 

\ntartrieb  ..  Trieb.  Instinkt. 

\atarwisatemaehaftcn    «tod   die  Wbina>  haften    eon   den  X 

and  Tfalaiimnjheana,  d.  h.  eon  den  (fege  astenden  niognoher  ..Aufk  ■■ 
sinnlich  vermittelter  und  eotapruibmid  darrb  daa  Denken  verarbeiteter  Erfahrung 
im  Unterschiede  von  den  uaaütteltarcn.  ab  aolchen  ■efgeteBtm  Kibbnboii 
Psyehologb).    Die  X.  haben  ea  mit  dem  räumlich- zeitlich  (legebenen  und  Denkbaren, 
mit  den  Erscheinenden  (a.  d.)  des  Wirkttoben  ia  Raum  and  Zeil  an  tan. 
Ereobeinnngen  heben  ate  an  beeohroiben.  au  anal  vaieien,  in  kaaaale 
an  bringen  and  auf  GtoeUe  (a.  d.)  tnrnekanfnbren,  fae^tehen  dte  tonetenten  Rate  tiontn 
derPhefroenene  snmAnsdrnchaetengen.  nobel ee  daa  Ideal  der  e iahten  X.  Ist,  nrtfjtehst 
vteke  UKibiaateuh  festauhasn,  dae  Qualitativ*  auf  QnantttJt  an  ..reduzier 
Methodik  nach  bedeuten  die  X.  eine  Anwendung  toateaher  Gaaetee  and  Poetalete  aaf 
daa    Inhalt   tuBerer    Erfahrung,    der   nach   dem    (^«tebtapankte   eine*   strengen, 
geeehteaeenen  einheitlichen  ZtMammenhanges   methodbeb  verarbeit« 
eine  ni  ihiibiUbja  Annaeaang  vom  Denken  nnd  Erfahrung  stattfindet .    Die  o be raten 
Vor.  iBiUnnpn,  rbiltegaam  n,  Orandbgan  der  X.  ated  ^aprterteeber  trau 

eaandanteter"  (a.  d.)  Art  (vgL  Altem,  Kategmte).  Den  Oeapnetani  l den  weder 

die  ..Dinge  an  eich"  (e.  d.).  noch  dte  subjektiven  ■rtebnhne  der  Indtiidasn,  sondern 
die  ..objektiven  Erscheinungen"  des  Wirkliehen,  d.  h.  dte  Relationen,  tat  weichen  daa 
Wirnlkshe  steh  fhr  ein  theowlaames,  IbwtedividueJtes,  tegteabee  (nicht  etwa  meta 
physisches!)  ..Bewußtsein  Überhaupt"  darstellt,  abo  ab  8ystem  allgemeingültiger 
Bsftehnngan.  dte  f Ar  jedes  nmthodboh  verfahrende  and  dankende  Erkennen  gelten, 
weil  bei  ihnen  von  dar  Subjektivität  der  einzelnen  Subjekte  abstiebten  ist  und  ate  so 
methodtech  »ei  säbeltet  sind,  daß  ab  steh  angniseiagaltag  denken  lassen.  Da B  diesen 
objektiven,  aber  phänomenalen  Relationen  etwas  an  sich  (oder  für  sich)  entspricht, 
braucht  nicht  bestritten  au  werden,  nur  bt  es  nicht  Objekt  der  Naturwissenschaft. 
sondern  (evtl.  metaphyabch  au  deutendes)  „Inneneein"  der  Xaturobjekte  (vgL 
Panpaychiamua).  die  von  den  I  M  außen",  einseitig-abstrakt,  erfaßt  werden, 

wobei  bloß  theOTctiachatweckmlßige  Denkmittel  (s.  B.  das  Atom)  nicht  dogmatisch 
ab  absolute  Wirklichkeiten  genommen  werden  dürfen  (vgL  Mechanistisch,  Materie). 

Dte  erkenntniakritiacbe  Grundlegung  der  exakten  Naturwissenschaft  gibt  zuerst 
Kaut,  welcher  dte  Frage  aufwirft:  Wie  ist  reine  Xatunrissenschaf t  möglich?  Es  gibt 


Naturwissenschaften.  427 


nämlich  in  der  N.  „synthetische  Urteile  a  priori"  (s.  Urteil),  wie  der  Satz,  daß  in  allen 
Veränderungen  der  körperlichen  Welt  die  Quantität  der  Materie  unverändert  bleibt. 
Kant  zeigt  nun,  daß  diese  Urteile  deshalb  a  priori  (s.  d.)  und  doch  von  allen  Erfahrungs- 
objekten gelten,  weil  die  ihnen  zugrunde  hegenden  Begriffe  (s.  Kategorien)  und  Grund- 
sätze (s.  Axiom)  schon  notwendige,  konstituierende  Bedingungen  objektiver  Erfahrung 
sind.  Freilich  bezieht  sich  die  Erkenntnis  der  X.  nicht  auf  das  (unerkennbare)  „Ding 
an  sich",  sondern  nur  auf  „Erscheinungen",  d.  h.  Gegenstände  möglicher  Erfahrung, 
die  als  solche  nicht  von  einem  „Bewußtsein  überhaupt"  unabhängig  sind.  Aber  ins 
wohlverstandene  „Innere"  der  Xatur,  d.  h.  in  die  feinsten  Elemente  der  Struktur  der 
Dinge  als  Erscheinungen  kann  das  methodisch  verfahrende  Erkennen  immer  mehr 
eindringen;  das  „Ding  an  sieh"  braucht  die  X.  zu  ihren  Erklärungen  nicht  (Prolc- 
gomena,  §  .37;  Krit.  d.  reinen  Vernunft).  In  jeder  besonderen  X.  ist  nur  soviel  eigent- 
liche Wissenschaft,  als  darin  Mathematik  anzutreffen  ist  (Metaphys.  Anfangsgründe 
der  X.,  S.  VIII).  „Rein"  ist  die  Xaturerkenntnis,  wenn  die  Xaturgesetze,  auf  die  sie 
sich  bezieht,  „a  priori  erkannt  werden  und  nicht  bloße  Erfahrungsgesetzc  sind" 
(1.  c.  S.  VI).  Vgl.  E.  Kö>t:g,  Kant  und  die  X.,  1907;  P.  Xatorp,  Die  logischen  Grund- 
lagen der  exakten  Wissenschaften,  1910;  H.  Cohen,  Logik  der  reinen  Erkenntnis,  1902 
(s.  Logik);  B.  Bauch,  Stud.  zur  Philos.  d.  exakten  Wissensch.,  1911,  Cassibek, 
Substanzbegriff  u.  Funktionsbegriff,  1910;  Hön-igswald,  Jahrb.  d.  Philos.  I,  1913. 
Xach  Fechxer  abstrahiert  die  X.  von  aller  qualitativen  Betrachtung  (von  der 
„Tagesansicht");  sie  „objektiviert  bloß  quantitativ  auf  faßbare  Bestimmungen  unserer 
äußeren  Wahrnehmungen  als  der  Xatur  außer  uns  zukommend"  (Die  Tagesansicht, 
1879,  S.  234).  Ahnlich  lehrt  Th.  Lepps.  Xach  ihm  denkt  die  X.  das  Unmittelbare 
der  äußeren  Erscheinung  zu  einer  Welt  quantitativer,  äußerlicher  Relationen  um, 
so  daß  es  sich  der  Gesetzmäßigkeit  des  Geistes  fügt.  Diese  Erscheinungswelt  ist  die 
Weise,  wie  die  Gesetzmäßigkeit  des  (an  sich  qualitativen,  geistigen)  Wirklichen  in 
der  räumlichen  Sprache  der  X.  sich  ausnimmt  (Xaturwissenschaft  u.  Weltanschauung2, 
1907;  Philosophie  u.  Wirklichkeit,  1908;  Xaturphilosophie  in:  Die  Philos.  im  Beginne 
des  20.  Jahrh.,  hrsg.  von  Windelband  II2,  1907).  Xach  Wu>dt  betrachtet  die  X.  die 
Objekte  der  Erfahrung  in  ihrer  vom  Subjekt  unabhängig  gedachten  Beschaffenheit, 
also  als  „Inbegriff  reiner  Objekte  und  ihrer  äußeren  Relationen"  (Philos.  Studien  XIII, 
406).  Ihre  Erkenntnis  ist  eine  mittelbare  oder  begriffliche:  „an  Stelle  der  unmittel- 
baren Erfahrungsobjekte  bleiben  ihr  die  aus  diesen  Objekten  mittels  der  Abstraktion 
von  den  subjektiven  Bestandteilen  unserer  Vorstellungen  gewonnenen  Begriffsinhalte". 
Diese  Abstraktion  macht  stets  zugleich  „hypothetische  Ergänzungen  der  Wirklichkeit" 
erforderlich  (Grundriß  d.  Psychol.5,  1902,  S.  3  ff.;  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5, 
1903,  763  ff.;  System  d.  Philos.  1907,  l3,  16);  vgl.  Dilthey,  Einleit.  in  d.  Geistes- 
wissenschaften I,  1883,  36;  Münsterberg  (s.  Geisteswissenschaft,  die  M.  als  „sub- 
jektivierende"  von  der  „objektivierenden"  Wissenschaft,  zu  der  nach  ihm  auch  die 

I  Psychologie  gehört,  unterscheidet). 

Die  Unterscheidung  von  Xatur  und  Geisteswissenschaften  (s.  d.)  wollen  Windel- 
baxd  und  Rickert  durch  den  Gegensatz:  „nomothetische"  Gesetzes-  und  „idio- 
graphische"  Ereigniswissenschaften  (Wixdelband,  Geschichte  u.  X.,  189-i,  S.  26  ff. ; 
Präludien3,  S.  355  ff.),  bzw.  Xatur-  und  Geschichtswissenschaften  (bzw.  Kultur- 
wissenschaften; s.  Geschichte)  ersetzen  (Rickert,  Die  Grenzen  der  naturwissenschaft- 
lichen Begriffsbildung,  1896,  1902;  Kulturwissenschaft  und  Xaturwissenschaft3,  1910). 
Die  X.  hat,  nach  Rickert,  das  Allgemeine  und  Gesetzliche,  nicht  das  Individuelle, 
Einmalige,  von  dem  sie  abstrahiert,  zum  Gegenstand,  sie  will  die  Unendlichkeit  der 
unmittelbaren,    anschaulichen,    konkreten    Wirklichkeit    durch    allgemeine    Begriffe 


Ji's  Nebularhypothese  —  Ntgstion. 

öberwinden,  die  Wirklichkeit  durch  eis  (für  ab  gehende«)  System  ebstrakter  < 
ketteti  ersetzen,  bestimmen.  Allee  kenn  sowohl  aatargaasanbh  ab  hbtotbch  betrachtet 
werden.  Vgl  A.  Vamriaus,  Vtwinshap-Ojstauistik,  1907;  A.  Waoxxx,  Grund- 
Probleme  der  N..  1897;  P.  Volxmaxx.  F»«UBtHhlasiiiiL  Grundlage  der  N.,  1999; 
2.  A.  1910;  K  \Ucrn,  Erkeantab  «od  Irrtum«.  1906;  PopolirwieeaoreWtl  York«.«. 
1910;  Staua  Di*  Begriffe  a.  Theorieo  der  modernen  Physik.  1901;  Kuorim, 
Die  Erkeratnkoheorte  der  N.  der  Oegenwart,  1909;  PoixcasA.  Wawenschaft  und 
Hypothese.  1909;  Vsawoa*.  N.  u.  Weltanschauung.  1904;  B.  Bxcuxa,  Philo*.  Vor«». 
setxuagea  der  exakten  X..  1907;  Rnni,  Nilin  sisssnauhi-fllluki  Vortrag.  1908; 
A.  Laosraima,  Der  Einfluß  der  N.  auf  die  Weltanschauung.  1908;  K.  Fasxxsx,  Über 
die  Grundlagen  dar  exakten  N..  1908;  C.  Snrarr,  Phifee.  Reden  u.  Vortrage.  1910; 
Dimo,  Naturbegrlffe  a.  Natarvrarib.  190«;  L.  Nxlso*.  Ist  aMlawaialfi»b  N. 

atfghob?.  1908;  P.  Oatnra«,  Db  Vor ■■ups.  «.  Methoden  der  exakten  Natur- 

foisehung.  1909;  Ka^OC««,  Ptobbms  dar  Waaissuli  ft,  1910;  WtnrpT.  Logflt  1P.  1907; 

F.  Acxaasc«.  Db  Grundbegriffe  dar  modernen  Neturbhrs*.  1908;  M.  PLamx.  Db 

Einheit  daa  ■fcwmufciflBob.i«  WaltbfJdee,  1909;  8»r dd,  Daa  Waltbild  dar  modernen 

1908;   Q.    Esssa.    X.   «ad  Weltaneehauung.   1908  (duaJbtbea-t«leolo«fech); 

Köm.*«.  Wleeeneeheit  «.  Wirklichkeit.  1911  &  147  ff .     (Di*  n« 

Begriffe  girtittin  die  Rückkehr  xum  ImUrldueDen.  da  ihr  SM 

lanaa'aBa  8»W^ju%  lAasjaamaj  ggg  £a«a««'«n>aaaaa«a^Bll^s«l   «««I^na^aajEuaaa^1^  ▼^■amta^maa'aW  aV4l   8««aaaa*  gl J  »  *?«>*   e^8  aBa^vaaau*  *enaaW«naai»s 

in  db  Erkenntnbtheorb,  1909.  8.  184  (Db  N.  wffl  mit  HUI*  dar  ifbamslnin  Natur- 

gaaetaa  db  dar  Erfahrung  gegebene  Wb^lkihkeit,  db  b  ihrer  To<aiblA  rugbbh  etwaa 

IndirldueDea  bt,  erklären;  auch  stallt  ab  neben  Allgemeinem  JlnsMlfcjM  bat); 

L.  GOvraxB  u.  WnrDKLBAVD,  Gesch.  dar  antiken  N«turwbscnechaf t  u.  Philo».». 

O.  Bar*.  EntwbUungageaoh.  d.  reinen  u.  angewandten  N.  ha  19.  Jahrh.  I.  1909; 

F.  Damrnuira,  OrundriB  e.  Geschichte  dar  N.».  1908  f. ;  Db  a% 

in  ihrer  EatwbkL  n.  in  ihrem  Zueaaunenh..  1910  f.;  E. 

u.  Na  >  in  ■bawwihafn  n,  1981 :  Picaao,  Daa  Wbaea  dar  Gegenwart  in 

und  Natarwiseenecbaften.  1918.  —  Vgl.  Physik.  Poslüviemaa,  Beschreibung.  Hypo 

Natnralbmua,  Xaturphiloeophb,  Wbaenechaft. 

>>t>ulnrli>  polin  «.« 

>>gati«a  (negatJo,  e>4ym).  Verneinung,  bt  db  Verwerfung.  Zurück- 
auaaaaj»  jjauraauuag  «mar  jasaaaptaag,  emes  Uranus  ajs  ateat  su  reeat  oaaaaaaau» 
ab  ungültig  oder  unToDxbhbar  oder  db  AuaachlbBuag  «aaaa  Subjekt«  von  «bar 
bestimmten  Pretfkaaamalr*,  eoo  laaümmbn  Merkmalen  aaa  einem  Begriff.  Db 
N.  dient  teile  rar  Abwehr  eine«  Irrtum«,  einer  Annahme,  xum  Auedruck  ein« r 
Unechten  Erwartung,  teik  aar  Unteraoheiduag  aad  Begrenxung  dar  Begrifb  (vgl. 
Wokdt,  Logik  1. 187  ff. ;  ..negativ  prldixbraadee"  Urteü  und  „ verneinendes Trennungs- 
urteU'*).  DbN.  sagt  «o«,  daß  einem  Subjekt em  gewi«se*  Prädikat  nicht  zukommt, 
beixubgea  bt,  und  dam  entspricht  in  der  Wirklichkeit  das  Fehlen  gewisser  Merkmale 
bsw.  daa  Vorhandensein  anderer  Mm I  link  nicht  aber  etwa  ein  absolute«  Nicht*  (s.d.). 
Logische  Negation  bt  nicht  mit  realem  Widerstreit  xa  verwechseln  («.Widerspruch). 

Wb  AaisTOTXLas  unterscheidet  db  Scholastik  von  der  ..negatio",  dem  Mangel 
Sache,  db  „privatio"  (s.  d.),  „Beraubung"  einer  im  normalen  Zustande  möglichen, 
vorhandenen  Eigenschaft  (x.  B.  Blindheit  ab  Privation  daa  Sehens). 

Nach  SmroXA  ist  jede  Bestimmung  eine  Negation  (..omni?  deterniinatb  eat 
aegatio").    Nach  J.  Borna  gibt  es  in  Gott  einen  ..Gegenwurf  zum  Js",  ein  „X 


Neigung  —  Nervengeister.  429 


Ka:;t  unterscheidet  scharf  zwischen  logischer  Negation  und  realem  Widerstreit;  von 
der  ersteren  sind  die  negativen  Größen  der  Mathematik  zu  unterscheiden  (Versuch, 
den  Begriff  der  negativen  Größen  in  die  Weltweisheit  einzuführen,  1763;  Kleine 
Schriften  I2,  S.  84  ff.).  Hegel  setzt  die  „Negativität"  als  treibendes  Prinzip  in  die 
dialektische  (s.  d.)  Entwicklung  des  Denkens  und  des  Seins.  Das  Denken  gerät  in 
das  „Negative  seiner  selbst,  in  den  Widerspruch";  durch  „Negation  der  Negation" 
wird  der  Widerspruch  in  einem  höheren  Begriffe  „aufgehoben"  (s.  Widerspruch).  — 
Nach  B.  Petronievics  ist  die  N.  ein  realer  Trennungsakt  im  Sein,  das  Prinzip  der 
Individualisierung  (Prinzipien  der  Metaphysik  I,  1904,  41  ff.;  II,  1912). 

Daß  die  N.  die  Existenz  positiver  Urteile  voraussetzt,  welches  zurückgewiesen 
wird,  betonen  Menedemos,  Trendelenburg  (Logische  Untersuch.  II,  147  f.),  Lotze, 
Sigwart  (N.  =  ein  Urteil  über  ein  Urteil,  das  nicht  vollzogen  werden  darf,  Logik  I2, 
123,  150,  191),  Jerusalem  („Zurückweisungeines  Urteils",  Die  Urteilsfunktion,  1895, 
S.  183),  Riehl,  Hönigswald,  Bergson  (L'evolution  creatrice,  1910,  S.  311  f.), 
Höffdlng  u.  a.  Nach  Cohen  ist  sie  ein  „Urteil  vor  dem  Urteil" ;  ihr  Sinn  ist„Sicherung 
der  Identität  gegen  die  Gefahr  des  Non-A"  (Logik,  1892,  S.  88  ff.).  —  Als  primäre, 
besondere  Funktion  des  Urteils  betrachten  die  N.  (das  „Verwerfen")  F.  Brentano 
(Vom  Ursprung  sittlicher  Erkenntnis,  1889,  S.  74),  Martt,  Lotze,  Windelband  u.  a. 
Vgl.  Fries,  System  d.  Logik,  1837,  S.  121,  131;  Fichte,  Grundl.  d.  ges.  Wissenschafts - 
lehre,  S.  20  f.;  Bolzano,  Wissenschaftslehre  1, 1837,  §  89;  E.  v.  Hartmann,  Kategorien- 
lehre, 1896,  S.  211  ff.;  Schuppe,  Gr.  d.  Erk.  u.  Logik,  1894,  S.  39  ff.;  B.  Erdmann, 
Logik  I,  1892,  354  ff.;  2.  A.  1907;  N.  Stern,  Das  Denken  u.  sein  Gegenstand,  1909, 
S.  160  f.;  Schrader,  Zur  Grundleg.  der  Psychol.  des  Urteils,  1903;  H.  Maier,  Psychol. 
des  emotionalen  Denkens,  1908,  S.  272  ff. ;  Lipps,  Leitfaden  d.  Psychologie2,  1906, 
S.  168 f.;  Höftding,  Der  menschliche  Gedanke,  1911,  S.  220 ff.;  W.  Levinsohn, 
Gegensatz  und  Verneinung.  Studien  zu  Plato  und  Aristoteles,  1910;  Hamilton, 
Erkennen  und  Schließen,  1912.  —  Vgl.  Nichts,  Wille  (Schopenhauer),  Limitation, 
Urteil,  Schluß. 

Neigung  (7i$od,viuia,  inclinatio)  ist  ein  habituell  gewordenes  Streben,  eine 
Triebrichtung  oder  eine  Disposition  zu  einem  bestimmten  Begehren  oder  auch  eine 
Gemütsdisposition.  Das  Gegenteil  ist  die  Abneigung  (Aversion).  Man  kann  angeborene 
(primäre)  und  erworbene  (sekundäre)  Neigungen  unterscheiden,  ferner  sinnliche, 
emotionelle  und  geistige  (intellektuelle)  Neigungen.  Eine  besonders  starke  und 
einseitige  N.  heißt  Hang  (propensio). 

N.  ist  nach  Kant  „die  dem  Subjekt  zur  Regel  (Gewohnheit)  dienende  sinnliche 
Begierde"  (Anthropol.  §  78)  oder  auch  die  Abhängigkeit  des  Begehrungsvermögens 
von  Gefühlen.  Das  Sittliche  (s.  d.)  muß  um  seiner  selbst  willen,  auch  ohne  und  gegen 
alle  Neigung  gewollt  werden  (s.  Rigorismus).  Nach  Schiller  ist  ew  das  Ideal,  daß 
Neigung  und  Pflicht  zusammenstimmen.  Nach  Hegel  ist  die  N.  eine  konstante 
Willensrichtung.  Vgl.  Cochius,  Über  die  Neigungen,  1769;  Herbart,  Lehrbuch  zur 
Psychol.3, 1850,  S.  81 ;  Beneke,  Lehrbuch  der  Psychologie3, 1861,  §  175  ff.;  Hagemann- - 
Dyroff,  Psychologie8,  1911,  S.  137  f.;  Revault  d'Allonnes,  Les  inclinations,  1908; 
Sully,  Handbuch  d.  Psychologie,  1898,  S.  323.    Vgl.  Affekt,  Leidenschaft. 

Xeospinozismus  s.  Spinozismus.  —  Neothomismus  s.  Scholastik.  — 
Neohegelianismus  s.  Hegelianismus. 

Neovitalismus  s.  Leben. 

Xervengeister  s.  Lebensgeister. 


430 


Herrn*  »robaadl  (Narr  de»  Beweise«)  hrtßi  da*,  tu  dem  Bvwcb  (*.  d.) 
dir  zwingende  Konsequenz  gibt. 

JfoabaddhUmani  UwoMphaclw  Sekte,  mit  den  Zielen  einen  aUgemcinrn 
Bruderbünde*  der  MaMohas.  dar  Erknnntnb  den  Wahrheiuken»  im  n 
und  Erforschung  der  tieferen  gebogen  Kraft*.  Begründet  von  Hslbxa  !  H:.a\atxky 
Q.  Jcdob-Blavatut  ( Schifte» I  nur  Theosoplue,  o.  J-);  A.  BebabT  und 
C.  W.  LbadbbaTBB,  Okkulte  ClaaJs.  1913;  Fbabx  Habtmaxx.  Die  weifte  und 
schwärm  Magie,  o.  J.      -    M.  DBaeoia,    Vom   Jenseits  da*  Seele,    1917.  Vm\ 

Theosophb,  Boddha. 

Xaakmtt inatnaian   •.  KantianiamM.  -  *md  nun 

I    BmWmäMM,  Kukex.  WiüDBUUVb.  RtcKorr.  MP«mi»i.  Lirr*  i 

XeaplataaUaian  ut  mw  Wraaaataaaj  plaaatatai  «wUt  an.t-.iri«-  iM  r. 
etobeher  u.  a.  Innren  mit  BiaalaJaehew  uMgUb  aabBbliwn  Kbmaamii  m  «aar 
Weltanschauung  mit  ■urkai  mretbehen  aal  ihi  uenuhbibiB  Zip«.  Der  X.  bt  ein 
EmanationsaYstem  (s.  d.k  »neb  welchem  mm  dem  obersebaden,  göttlichen  „Kinen" 
(t.  Einheit,  OoU)  da  gebtige .  ans  «aar  da  Bsalbchs.  nun  dbaer  db 
hervorgeht  (vgl.  Qeat,  Logos,  Welteceb,  8mm»  MeMrb).    Im 

)  wird  dM  gotübbe  Absolute  nnmbMlhnr  irwaint  (vgl.  Aakee*.   i 
SUÜbhkeU).    Den  X.  hegiinden  Aaaovtrs  Sajuub  and  PumvM  (Euneoden).  der 
lUupiMfbnMt  dM  X.,  dem  ferner  Pobtbybio*.  Jambucboa,  Jvlum-  Art» 

abc«  tob  Am*.  Pbokum,  Stbiabob,  Ambobios,  Damamoob  u.  a,  ■ngehfkwn 
Vom  X.  beeinflußt  sind  OaMBBM,  AWMJBtUTOB  n.  a..  PssvDoDtoxrsrcs  (..Dkmywue 
Areopagha').  Jos.  Sooro«  Ewcqbxa,  AvmiBoM.  db  Kabb.la.  Ancsaa» 
Gcbirol),  Maas.  Ficibtb.  Xiooutrt  Ccbabt«.  Otoasuvo  Rbcbo.  Sbiboia.  Scan  I 

Hboi I  1  ABTMABK.  BaBOSOX  u.  a.    Vgl.  ZstXKB,  PbJloaophb  der  «.rieche i 

WaTTTAKsa,  The   XeoPUtonbta.    1901;   A.    RlCBTSB,    Xeupbton.    Studien.    1967; 
A.  Dbkws.  Plotin.  1907;  Ha*»*.  Von  Plotin  bb  Goethe.  1909;  2.  A.  1912;  M> 
ItoUn.  Studbn  im*  QMcbicbM  den  NeupUtonbmus  I.  1919;  Hbxemaxx.  Plotin. 
Forschungen  aber  db  pkrtinbebe  Frage.  Plotin*  Entwicklung  und  «ein  System,  1921.  — 
Vgl.  Putonbmas,  Gott. 

>>upytba«areimMas  m  db  rnanaianf  and  db  unter  dem  Fbiflnnn 
Albeher  Religion  erfolgende  Modifikation  dM  Pythsguisbnius  (e.  d.).  der  mit 
Klemonten  entschiedener  griechischer  PhUaeopheme  tut  banden  wird  and  eine 
theosophbeh»  and  theurgbeb  gehaltene.  Bai  Zahbamystik  (a.  Zahl)  Wert  bgende 
SpekuUtion  darstellt  (egL  Gott,  Askeee).  XeapythagoreM  und  Xioidivs  Fiuclcb, 
Sortox.  Modbbaycs  am  Gade*.  Xikomacmos  von  Genen,  Atollobtos  ron  Tysn* 
u.  a.  -  Vgl.9  Zbxxbb,  Philueophb  dM  Griechen  III.  2;  Jt'u»,  Xeupythagor. 
Studien.    1899. 

Neuron  beiBt  (seit  Waldsyeb)  db  Einheit  dM  XMrenaelb  mit  ihren 
sitzen  (Dendriten  und  Acheenxjlinder  oder  Nennt).  Nach  der  Xcuronentheorb 
(  Ramox  T  Cajau  Goloi  u.  B.)  besteht  dM  Xei  teuet »tem  »u«  Xeuronen.  db  miteinander 
nur  durch  Kontakt  in  Verbindung  rteben.  ohne  inefamnder  direkt  überzugeben  (rgl. 
Hellpach,  Grenzwimenaclialten  der  Pxychologb.  1903,  S.  31 ;  VxBWoax,  Db  Mechanik 
drt  GebtesK  benA«.  1910).  Den  kontinuierlichen  Zusammenhang  dM  Ganglien  durch 
ihre  Fasern  bhren  hingegen  M.  Schtltxk,  Bbthb.  Xissu,  ApIthy  (vgl.  PalIoyi. 
Vorbn.  Ober  XaturphUoeophie.  1908,  &  229  ff.),  wogegen  wbder  Ramob  t  Cajal. 
Habbisob  u.  a.  erfolgreich  db  Xeurooentbeorb  verfochten  haben. 


Nezessitieren  —  Nichts.  431 


Xezessitieren:  nötigen,  zwingen.  Xach  Letbxiz  (wie  schon  nach  Dos 
Scotus)  nezessitieren  die  Motive  (s.  d.)  den  Willen  nicht,  sie  ., inklinieren"  ihn  nur 
(vgl.  Willensfreiheit).  —  Vgl.  E.  J.  Hamilton,  Erkennen  und  Schließen,  1912. 

Xicht-Ieh:  das  vom  Ich  Unterschiedene,  das  außer  ihm  Gesetzte,  Vorge- 
fundene, die  Außenwelt  (Fichte  u.  a.).    Vgl.  Ich,  Objekt. 

Xichts  (—  nicht  etwas,  nihil,  non  ens,  i<7;  ov)  ist  der  Gegensatz  zum  „Etwas" 
und  bedeutet,  daß  etwas,  d.  h.  irgendein  bestimmtes  Seiendes  (relatives  Nichts)  oder 
überhaupt  ein  Seiendes  (absolutes  Nichts)  nicht  besteht,  nicht  zu  setzen,  nicht  vorzu- 
finden, zu  erwarten  ist.  Das  X.  ist  die  Negation  (s.  d.)  eines  Inhalts  bzw.  der  Mangel 
an  einem  Gegenstande  der  Position,  der  (berechtigten)  Setzung,  der  Denkbarkeit  oder 
Erfahrbarkeit.  Rein  logisch  genommen  ist  der  „Gegenstand"  des  Begriffs  „Nichts" 
(das  durch  ihn  Gemeinte)  die  Gegenstandslosigkeit  selbst,  das  Fehlen  eines  Korrelats 
zu  einem  Begriffe  oder  Urteilsspruch.  Aus  dem  absoluten  Nichts  als  dem  Mangel 
jeglichen  Seins  kann  ein  Seiendes  nicht  hervorgehen,  es  fehlt  hier  der  zureichende 
Grund  zu  einer  Veränderung  („Aus  Nichts  wird  nichts"}.  Das  „Nichts",  aus  welchem 
Gott  die  Welt  erschaffen  hat,  könnte  nur  bedeuten,  daß  eine  Bedingung  zur  Welt- 
setzung  nicht  außer  Gott  segeben  ist  (vgl.  AUGtrsTWÜH,  De  eivitate  Dei  XII,  2; 
Joh.  .Scotus  Eeiugexa.  De  diyisione  naturae  III,  19,  21 :  III,  5).  Das  Nichts,  von 
dem  wir  in  der  Regel  sprechen,  ist  teils  das  logisch  Unmögliche,  Undenkbare,  teils 
das  relative  Nichts,  das  Fehlen  bestimmter  Dinge  oder  Merkmale. 

Nach  dem  Sophisten  Gorgias  ist  nichts  (oöx  iativ).  Gäbe  es  aber  selbst  e* 
so  wäre  es  nicht  erkennbar ;  wäre  es  erkennbar,  so  doch  nicht  mittelbar  (SextusEmpir., 
Adv.  Mathem.  VII,  65,  77  ff.).  Daß  wir  im  Grunde  nichts  wissen,  lehrt  der  Skeptizismus 
(s.  d.).  —  Platox  bezeichnet  die  Materie  als  (relativ)  nicht- Seiendes  (uij  S»;  Sophist. 
257  B,  253  ß).  —  Nach  Fredegisus  ist  das  N.  ein  Etwas,  da  jeder  Name  einen  Gegen- 
stand bezeichne  (De  nihilo  et  tenebris;  Migne,  Patrolog.  Bd.  105).  Die  Scholastiker 
unterscheiden  „nihil  negativura"  und  „nihil  privativum"  (vgl.  Negation,  Privation). 
Ferner  gibt  es.  nach  Duxs  Scotus,  ein  „nihil  absolutum"  und  „relativum"  (In  üb. 
sentent.  1,  d.  43).  Es  gibt  „ein  Xiehtexistierendes,  das  gar  nicht  existieren  kann;  ein 
Xiehtexistierendes.  das  existieren  könnte;  ein  Xiehtexistierendes,  das  nicht  bloß 
existieren  könnte,  sondern  auch  sollte"  (Stöckl).  —  ALs  das  „Xichts"  wird  Gott 
(das  „Ensoph".  s.  d.)  von  der  Kabbala  bezeichnet.  Xach  Meister  Eckhakt  war  das 
Xichts  eher  als  das  „Ichts"  (Etwas). 

Eine  Definition  des  X.  gibt  Chk.  Wolfe:  „Was  weder  ist,  noch  möglich  ist,  nennt 
man  nichts"  (Vernunft.  Gedanken  von  Gott  ...  I.  *  2S).  —  Xach  Hegel  sind  reines 
Sein  und  Xichts  inhaltlich  eins,  weil  inhaltslos,  bloß  „reine  Abstraktion,  damit  das 
Absolut-Xegative".  wegen  der  „reinen  Unbestimmtheit"  des  Seins.  Das  Sein  schlägt 
dialektisch  (s.  d. )  in  das  Xichts  um,  und  beide  Begriffe  werden  in  dem  des  Werdens 
•hoben"  (Enzyklop.  §  87).  Hingegen  erklärt  L.  Fkuerbach,  das  X.  könne  gar 
nicht  gedacht  werden,  es  sei  das  „absolut  Gedanken-  und  Vernunftlose",  dessen 
daa  sinnliche,  konkrete  Sein  darst-llt  (WW.  II.  206,  223).  Auch  nach 
Bebgsox  (L'evolution  creatrice,  S.  298  ff.)  u.  a.  ist  ein  absolutes  X.  undenkbar,  nur 
ein  relativ*--  in  X.  in  bestimmter  Beziehung)  besteht  (so  schon  Schopenhauer). 

Xach  H.  Cohen*  i^,:  daa  X.  ein  Durchgang  im  Denken  zum  Sein,  so  daß  also  dieXegation 
die  Position  vorbereitet  (Logik,  1902.  S.  77  .  VJ.  Twardowski,  Zur  Lehre  vom 
Inhalt  u.  Gegenstand  der  Vorstellung,  1894.  S.  35;  E.  J.  Hamtltox,  Perzeptionalismus 
u.  Modalismus,  1911;  F.  C.  S.  Schiller.  Formal  Logic.  1912;  Stöckl.  Lehrbuch  d. 
Phüos.  II8,  1912.  —  Vgl.  Xihilismus,  Kausalität. 


432  Nicht  so  Unterscheidend*«  —  Noiüsch. 

Ni<ht  an  l'atoraekeldeadM  •.  Idontitas  indieostnibttlam. 

Nihil  est  in  inti  lle«f«  quod  non  prius  fucrit  in  >cmu:  Xichu  ist 
im  Verstände,  m  nicht  sonn*  in  dar  Sutiieewalmiehmung  war.  d.  h.  1.  der  begriff- 
lichen geht  seitlich  die  eioalich  bedingte  Frfranntnts  voraus  (Aaurorsus,  Tbomas 
u.  a.),  i  sfle  Erkenntnis  Hemmt  ene  der  Wahrnehmung  (Äußerer  und  innerer;  Lock« 
u.  s.).  Lübsix  berichtigt  den  Sau  dahin:  „niei  intelieetae  ipee".  aoJer  dem  Verstand 
selbst,  der  im  Beafeae  potentiell  „angeborener"  (s.  d.\  d.  h  umprüngucher.  ans  seinem 
eigenen  Wesen  entspringender  Erkoontiiisbsdlngnngoit  Ist  (vgl.  rUtionsJismns).    Vgl 


Xlhil  Ismme  i  Standpunkt  der  Verneinung,  der  Xndttenerkennung  theoretisoher 
oder  praktischer  Wer»  und  Normen.  Der  theoretische  X.  leugnet  die  Möglichkeit 
Jedweder  Erkenntnis,  die  Gültigkeit  ligssjihlnn  Wahrheit  (vgL  Skeptisistnus.  Nichts: 
OOMUSk  Dar  ethische  N.  anerkennt  keine  illgeniilBiii.  obskuren  Wert»  und 
Wonnen  des  Handelns  (Srauim,  vgl  Egoismus}.  Der  politische  X.  anerkennt 
keinerlei  staaUiche  Gewalt  (Anerobismus). 

Der  Ansdrock  ^NThilmmiii"  <in  der  Theologie  schon  früher  rorhandcu)  kommt 
für  dso  sobjoktifon  Hssllomos  wohl  snerst  bei  Jaoont  vor  (WW.  III.  44);  Ji 
spricht  von  poetischen  „Xikihateo    ( Vorechuie  d.  Istheuk);  von  praktisch  poulischen 
^NJhiüssen"  spricht  Ttmoswnw.    Nach  Xisrtsau  (..Der  Wille  zur  Macht")  bt  der 

^■■wa^Bn^Mliw    au  enoMnWMn^sW    UnW    JninSv^s^nmwVCnm    wPs^Br    WeWel^nTnl     fi  «lv». 

N  i  rvssai  nach  binMkirtmuhsi    UffiMwig  des  Nichteein  der  Indiridoaiiuu 
des  Leiden  bringenden  Hgrihlhuhin  Lebenswillens,  die  Abwendung  von  der  Welt  der 
Individnen  (..Sansara")  und  Einkehr  In  den  wunechiosen.  von  der  individoelien 
ITismini   und  deren  Bewußtsein  freien  7nslond  höchster  Vollendung,  teils  schon 
wahrend  des  Lebens,  teilt  erst  (mit  Aufhören  der  Wiedergeburt)  nach  dem 
(..Parinirvana-)  srreichbar.     Nach  Dnsm  (Aligem.  Gesch.  d.  PhiL  1*.  1990.  1 1 1 
ist  Nirvanam.  das  zugleich  „Erlöschen'*  und  „Seligkeit"  bedeutet,  ein  Zustand. 
Wesen  nach  positiver  als  die  ganze  Welt  mit  ihrem  Inhalt  ist  und 
|oj    MtJM    MhWBs]   MM  html  :,<1«  n   OMn^MMM    MM   ililu-t.ntm» 
nur  negativ  bezeichnet  werden  kann  und  dari".  Vgl.  Olobxbkbo.  Buddha», 
1906;  Buddhas  Reden,  deutsch  von  Xstmaim,  1890  f.    VgL  Pienmimiii 

Xneama  (oder  noenutieoher  Gehalt)  heißt  hei  Hcssssx  „die  Mannigfaltigkeit 
in  wirklich  reiner  Intuition  aufweisbarcr  Daten,  die  den  mannigfaltigen  Daten  des 
reellen  noetieohen  (s.  d.)  Gehaltes  entspricht.  Die  Wahrnehmung  z.  B.  hat  ihr  Xoema, 
cu  unterst  ihren  Wahmehmnngminn.  d.  h  das  Wahrgenommenr  als  solches.  Ebenso 
bat  die  Jeweilige  Erinnerung  ihr  Erinnertes  ab  solches  eben  ak  das  ihre,  genau  wie 
es  in  ihr  „Gemeintes".  ..Bewußte»"  ist ;  wieder  das  Urteilen  das  GcurteUte  als  solches, 
das  Gefallen  das  Gefallende  als  solches  usw.  Oberall  ist  das  noematieche  Korrelat 
genau  so  su  nehmen,  wie  es  im  Erlebnis  der  Wahrnehmung,  des  Urteile,  des 
Gefallens  usw.  „immanent"  hegt,  d.  h.  wie  es,  wenn  wir  rein  dieses  Erlebnis  selbst 
befragen,  uns  von  ihm  dargeboten  wird"  (Ideen  z.  e.  rein.  Phänomenologie.  8. 192). 

MwCtiks  ix-nk-  oder  Erkenntnislehre.  Vgl.  Baaio.  Vom  Erkennen.  Abriß  der 
Xoetik,  1897;  Haqemak*.  Logik  u.  Xoetik*,  1909;  A.  Stbckr,  Logik  u.  X..  1907. 

XwCtinch.  (vofttHöt):  tum  Denken  oder  Erkennen  gehör.  noetiachem 

Denken"  versteht  B.  Knx  das  objektive,  im  Weltinhalte  sich  darstellende  Denken 
als  „aktive  Selbttentwicklung"  von  Gedankeninhalten.  Die  Dinge  sind  „Teilinhsltr 
aus  der  Inhaltafülle  der  Weltidee",  das  Ich  ist  ein  Denkgebilde,  das  bewußte,  logische 


Noismus  — ■  Norm.  433 


Danken  eine  Entwicklungäform  des  Weltdenkens  (Das  Wesen  des  Seelen-  u.  Geistes- 
lebens2, 1907).  Noetische  Momente,  kürzer  Xoese,  heißt  bei  Hussere  (Ideen  z.  e.  rein. 
Phänomenologie,  1913)  das,  „was  die  Stoffe,  das  Hyletische  (s.  d.)  zu  intentionalen 
Erlebnissen  formt  und  das  Spezifische  der  Intentionalität  hineinbringt".  Diese  Xoesen 
machen  das  Spezifische  des  Xus  im  weitesten  Sinne  des  Wortes  aus. 

Xoismus:  Lehre  vom  Geistigen  als  dem  bestimmenden  Faktor  des  mensch- 
lichen Wesens  (A.  Ritter,  X.,  1908;  Der  wahre  Gott  und  seine  Tafeln,  1912). 

Xomiiialdefinition  s.  Definition. 

Xominalismus  ist  die  Ansicht,  das  die  „Universalien",  die  Allgemeinbegriffe 
in  Wahrheit  nur  Xamen  (nomina)  sind,  welche  gleichartige  Objekte  zusammenfassen, 
allgemein  bezeiclmen,  vertreten.  Gegensatz:  „Realismus"  (im  scholastischen  Sinne). 
Ausführliche  Literatur  über  den  älteren  X.  bei  Ueberweg-Heinze-Battmgartner, 
Grundr.  der  Gesch.  d.  Philos.  II10,  1915.  In  der  Gegenwart  vertritt  einen  extremen 
Xominalismus  F.  Mauthner  (Wörterbuch  der  Philos.  IP,  1920)  u.  a.  —  E.  v.  Aster, 
Prinzipien  der  Erkenntnislehre,  Versuch  einer  Xeubegründung  des  Xominalismus, 
1913.  —  Vgl.  Allgemein,  Begriff. 

Xomologie  (vduos,  Gesetz):  Lehre  von  den  Gesetzen  des  Geschehens  (Sir 
W.  Hamilton  u.  a.),  „Xomologisch"  heißen  zuweilen  die  abstrakten  Gesetzeswissen- 
schaften (J.  v.  Kries,  Xavtlle  u.  a.). 

Nomothetisch  {vöfios,  Tid-rjjti,  gesetzgebend)  und  idiographisch  siehe 
Geschichte,  Xaturwissenschaft. 

Xoologie  (vovs,  Geist,  Vernunft)  hieß  früher  zuweilen  die  Psychologie 
(Crtjsius).  Xach  H.  Gomperz  hat  die  X.  die  „Widersprüche  auszugleichen,  die  sich 
aus  der  sachgemäßen  Bearbeitung  der  Gedanken  in  der  Logik  einerseits,  in  der 
Psychologie  anderseits  ergeben".  Sie  gliedert  sich  in  „Semasiologie"  (Lehre  von  den 
Denkinhalten)  und  „Alethologie"  (Lehre  von  den  Denkwerten;  Weltanschauungslehre 
1905—1908,  II:  Xoologie,  1908,  S.  38  ff.). 

Xoologisch:  auf  den  Geist,  das  selbständige,  aktive,  schaffende,  sich  kosmisch 
und  geschichtlich  entwickelnde,  in  den  Kulturgebilden  sich  betätigende  Geistesleben 
sich  beziehend  („noologisches"  im  Unterschiede  vom  psychologischen  Verfahren): 
Euckex,  Die  Einheit  des  Geisteslebens,  1888,  S.  200  f. ;  Scheler,  Die  transzendentale 
und  die  psychologische  Methode,  1900  (Ableitung  des  Erkenntnisgehaltes  aus  der 
„Arbeitswelt",  d.  h.  aus  dem  „gemeinsam  anerkannten  Werkzusammenhange  der 
menschlichen  Kultur").  Jordan,  Zur  erkenntnistheor.  Begründung  des  Xoologismus, 
Kantst.  1918. 

Xoologist  ist  nach  Kant  jeder,  nach  dem  die  reinen  Vernunfterkenntnisse 
unabhängig  von  der  Erfahrung  in  der  Vernunft  ihre  Quelle  haben,  im  Gegensatze  zu 
den  „Empiristen".  Das  „Haupt  der  Xoologisten"  ist  Platon  (Krit.  d.  rein.  Vernunft, 
Methodenlehre:  Die  Geschichte  d.  rein.  Vernunft). 

Xooumenon  s.  Xoumenon. 

Norm  (norma)  ist  eine  Regel  oder  eine  Vorschrift  für  die  Ausführung  einer 
Handlung,  für  ein  theoretisches  oder  praktisches  Verhalten,  ferner  ein  Maßstab  bei 
der  Beurteilung  und  Bewertung  von  Handlungen.  Es  gibt  Grundnormen  und  aus 
ihnen  sich  ergebende  abgeleitete  Xormen,  deren  Gültigkeit  durch  die  ersteren 
bedingt  ist.  Die  obersten  Grundnormen  sind  die  idealen  Normen  für  das  Denken. 
Bisler ,  Handwörterbuch.  28 


434  Norm«!  —  Normativ 

Handeln.  Gewalten  (logisch*,   sittliche.   *«the tische  Normen).    Dieae 
rind  ftlgtafingnlrtut  Prrrurrtt  and  Imperative,  denen  annagt  werden 
daa  Ziel  da*  Peakens ,  Handahw,  Cutslssns  erreicht  ««das  soll.    8is  sind  nicht 
empirischen  lVeprung*.soodsvuem,.Apnon'^ 

seihst,  der  hier  autonom,  sulhstindif  frei  patomt  mnd  «in  ahsohu  gültig««  Soüen  (a.  d. ) 
ausspricht.  Die  abgleiteten  Normen  sind  von  »stonhigtoohsr  Notwendigkeit,  als 
Bedingungen  and  Mittel  im  Dienste  der  Grvndnormen.  —  D».  n  Normen  «er 

fallen,  nach  Www,  in  iadividaeto,  sosiale.  humane  Norm««.  Treten  Normen  vcrachie- 
dsnsc  Oattnag  in  Wldwtiwiu  so  ist  der  Vorang  jaasr  an  geben,  dl»  dam  amfssmn  Ist nn 
Zweck«  dient  (EUuk«.  IM«.  &Ö4*ff.;  vgL  S.6.699ff  12;  Logik  II».  1 907). 

Nach  Wi*DBLaa«D  «lad  Nonnen  kam  „Formen  dar  Venrirklichnng  von  Natur- 

che  aaler  Voraussetzung  das  Zwecke«  dar  rtlkmamln«llligs«n  gebildet 
sollen".     Da«  ideale  „NormbewußteeuV    ist  dar  obstat«  WcrtmaAstab,  die 

adingang  «Bat  Werten«,  da«  Idsal  der  Rrkenntnis  aad  das 
Aa  das  Bewußt  w»rden  der  Norm  knüpft  sich  mit  Briden«  die  Nötigung,  sie  an ' 
Es  tot  «her  gkdcagtthig,  wie  weit  die  Norman  Utaichttch  «nerkennt  werdet 
unbedingt  (vgL  Axiom);  sie  rishoisnn  «loa  durch  das  Psychtoohs  ron  selbst  (Prtlud.». 
1907,  S.  990  ff.;  vgL  CJott,  Wahrheit).    Nach  O.  von  Daa  Pruatnaa  besteht  «lae 
KWormitMiwtonasndsmmN««mu  Gedachten  und  Oiwerm^ 
(Kooformismos,  1910).  -  VgL  Banns,  Lehrbuch  <L  Psychol».  1961, 1 957  ff. ;  Coaav. 
Ethik,  1904,  &  994«.;  Hontaex,  Lntjsohs  Pntswncaanawn,  I90>  aooa. 

Dar   ästhetische    Genuß,    1903.    8.  IM«.;    Voutm>T.   Ästhetik  I.    1906.    W 
IL  E.  Mar«*,  Rechtanormea  a.  Kultaraormea.  1909;  Hörrowo.  Dar  amataMlnhr 
Qadaake.  191 1  (N.  —  „eine  Regel  für  die  aar  Erreichung  eines  Zweckes  notwendigen 
Mittel  aad  Wege".    Der  Wert  der  Norm  tot  mittelbar);  H.  Ktxss».  Hauptprobleme 
<L  8taatareehtalrhre.   1911  (Unterschied  dar  normativen  ron  dar  «1  taleo- 

logischen  Betrachtnagaweise);  BuDMO,  Die  Nonnen  u.  ihre  Übertretung  1«,  1690. 
II.  1679;  K.  HiLDBaaAXDT.  Norm  und  Entartung  das  Manschen.  1990;  Norm  und 
Verfall  das  Staate«.  1990;  Stau«,  Hauptprobleme  der  Philos..  1910;  Lebens- 
«naohauung,  1919  (Da*  ..individueU»  Gesetz").  -  VgL  8fttlichk«ft,  Thntmaslss. 
Logik,  Ethik,  Ästhetik,  Zwang  (H.  SosTvaaxk  Sollen.  PfBcht,  Recht. 

Normal i  der  Norm,  der  Regel  gemäß,  regulär,  naturgemäß.  VgL  Dcbxheim, 
U  divkdon  du  trarail  social.  1999;  Die  soziologische  Methode.  1909;  Koi  itxB«.  Le 
morale  des  ideea-forcea,  1906,  &  197«.;  8t*«k.  Different  Psych.».  1990. 

Normal  re> ia  ( X )  hei8t  bei  der  Vergtoiohung  der  Reise  zwecks  psycbophyaiacher 
Untersuchungen  dar  konstant  gahahana  Reiz,  der  als  Norm  zur  Fesutellung  der 
Be«uWfenheit  eines  zweiten,  abgefederten,  »sischiedanao  Ramm  (..VergWcharc. 
dient.  Die  entsprechenden  «to  gleich  oder  tmsohtoden  beul  muten  Empfindungen 
beißen  „Normal,  und  Vergfcichsempfindung  '.  VgL  Kf  Lra,  Grundr.  d.  PsychoL,  1909, 
&  51;  Wcxdt,  Grdz.  d.  physioL  PsychoL  I«,  1906. 

Normal  i\  :  normgebend.  Normen  (e.  d.)  aufstellend  oder  wenigstens  formu- 
berond,  erklärend,  begründend.  N.  Wkaaaachaften  sind  besonder«  Logik,  Ethik. 
Ästhetik,  aber  auch  die  Pädagogik.  Soziologie,  Rechtsphilosophie  und  andere  „prak- 
tische"  Disziplinen  sind  nun  Teil  normativ.  Vermittels  einer  Logik  der  Normen. 
dar  Ableitung  sekundärer  aus  primären  Normen  (welche  letaleren  durch  Analyse  des 
auf  einem  Gebiete  zu  höchst  Gewollten,  Gesoüten,  Bezweckten  gefunden  werden), 
wird  ein  System  von  Forderungen  aufgestaut,  denen  genügt  werden  muß,  wenn  die 
«gestiebten  Zwecke  gelten  und  erreicht  weiden  sollen. 


Notal  —  Notwendigkeit.  435 


Nach  Hcsserl  begründet  die  n.  Wissenschaft  allgemeine  Sätze,  in  welchen  mit 
Bezug  auf  ein  normierendes  Grundmaß,  z.  B.  eine  Idee  oder  einen  obersten  Zweck, 
bestimmte  Merkmale  angegeben  sind,  deren  Besitz  die  Angemessenheit  an  das  Maß 
verbürgt  oder  eine  unerläßliche  Bedingung  für  diese  Angemessenheit  beistellt  (Logische 
Untersuch.,  1900  I,  27).  —  Nach  Simmel  ist  die  n.  Wissenschaft  nur  „Wissenschaft 
vom  Normativen".  „Sie  selbst  normiert  nichts,  sondern  sie  erklärt  nur  Normen  und 
ihre  Zusammenhänge,  denn  Wissenschaft  fragt  stets  nur  kausal,  nicht  teleologisch" 
(Einleit.  in  die  Moralwissenschaft  I,  1892 — 93,  321;  letzteres  M.  Weber  u.  a.;  vgl. 
M.  Adler,  Kausalität  und  Teleologie,  1904.  —  R.  Goldscheid,  Entwicklungswert- 
theorie, 1908;  Eisler,  Grundlagen  der  Philosophie  des  Geisteslebens,  1908;  Navtlle, 
Archiv  f.  systemat.  Philos.  IV;  Dessoir,  Arch.  f.  System.  Philos.  X,  1904;  Wundt, 
Ethik2,  1904,  S.  3;  4.  A.  1912).     Vgl.  Sollen,  Zweck,  Wissenschaft,  Wert. 

Xotal  nennt  R.  Avenarius  den  Charakter  der  „Bekanntheit",  den  gewiss« 
Erlebnisse  aufweisen  (Krit.  d.  reinen  Erfahrung,  1888—90,  II,  41). 

Xotion  (notio,  zuerst  bei  Cicero,  Topica,  6,  30):  Gedanke,  Begriff. 

Notwendigkeit  (necessitas,  av&yxrj)  ist  ein  „modaler"  (s.  d.)  Begriff  und 
bedeutet  allgemein  das  Nicht-anders-sein-Können,  das  Sein-Müssen,  insofern  das 
Gegenteil  des  betreffenden  Etwas  nicht  gedacht  werden  kann.  Notwendig  ist  alles, 
dessen  Gegensatz  oder  Mangel  zu  denken  einen  Widerspruch  einschließt,  was  also  der 
Denkwüle  nicht  umhin  kann  zu  bejahen,  anzuerkennen,  als  gültig  oder  seiend  zu 
setzen.  Notwendig  ist,  was  aus  bestimmten  Gründen  unweigerlich,  unabänderlich 
folgt,  hervorgeht.  Es  gibt  verschiedene  Arten  der  N.  Die  subjektive,  psycho- 
logische N.  besteht  in  der  Bedingtheit  eines  (theoretischen  oder  praktischen)  Ver- 
haltens durch  die  Gesetzmäßigkeit  des  Psychischen  oder  der  seelischen  Individualität. 
Die  physische  N.  ist  die  Unausbleiblichkeit  der  physischen  Wirkung  beim  Eintritte 
ihrer  Ursache,  die  strenge  Gesetzmäßigkeit  des  Naturgeschehens.  Die  moralische  N. 
ist  das  Gefordertsein  eines  Verhaltens  durch  das  Sittengesetz,  den  sittlichen  Willen. 
Die  mathematische  N.  ist  das  Gefordertsein  von  Größen-Relationen  und  von 
Operationen  und  Konstruktionen  mit  solchen  durch  die  Lehrsätze  und  Axiome  der 
Mathematik.  Die  (rein)  logische  N.  ist  eine  ideelle  (oder  ideale)  N.,  im  Unterschiede 
von  der  realen  (physischen,  psychologischen),  nämlich  das  absolute,  allgemeingültig 
Gefordertsein  der  Setzung,  Anerkennung  eines  Denkinhalts  (als  Folge)  im  Zusammen- 
hange mit  einem  andern  (dem  Grunde).  Durch  denkende  Verarbeitung  des  Erfahrungs- 
stoffes gelangt  die  Wissenschaft  zu  den  empirisch  fundierten,  realen  Notwendigkeiten, 
d.  h.  zu  konstanten,  in  der  Natur  der  Dinge  selbst  begründeten  Relationen  (s.  Gesetz). 
Diese  Notwendigkeiten  sind  „relative"  N.,  d.  h.  sie  gelten  unter  bestimmten  Bedin- 
gungen; „absolute"  N.  gibt  es  nur  im  reinen  Denken.  Von  der  kausalen  ist  die 
teleologische  N.  zu  unterscheiden,  welche  in  dem  Gefordertsein  des  Mittels  durch 
den  Zweck  (s.  d.)  besteht.  Es  gibt  praktische  und  rein  theoretische  Zwecke,  und  so 
läßt  sich  die  erkenntnistheoretische  („transzendentale")  N.  als  Abart  der 
teleologischen  N.  auffassen;  die  apriorischen  Erkenntnisfaktoren  sind  Bedingungen 
wie  Mittel  zur  Erreichung  des  reinen  Erkenntnisziels,  des  einheitlichen  Zusammen- 
hanges in  objektiver  Erfahrung  (vgl.  a  priori,  Denkgesetze).  —  Nicht  die  N.  bildet 
den  Gegensatz  zu  der  (mit  ihr  prinzipiell  vereinbarten)  Freiheit,  sondern  der  Zwang 
(s.  d.).  Nicht  alles  Notwendige,  nur  ein  Teil  desselben  ist  zwangsmäßig,  durch  äußere 
Faktoren  gegen  die  eigene  Natur,  das  eigene  Streben  oder  den  eigentlichen,  höheren, 
vernünftigen  Willen  abgenötigt  (vgl.  Willensfreiheit).  Das  „Fundament"  der  realen 
N.  überhaupt  ist  das  unter  gleichen  Bedingungen  und  Anreizen  (Ursachen)  sich  gleich- 

28* 


496  llotwsndigksit. 

Verhalten 
•  leet, 

Viwgsng«  erfüllt  sind,  iet  er  Ihr  cm  als  „notwendig* 
(vgL  Höflichkeit). 

In  der  antiken  PUloaopU»  wird  die  X.  zuerst  vielfach  eis  ein«  die  Dinge  beberr- 
■Dl—  Ji  Maokt  (s.  BobJskasl)  bsSrnokset,  Nash  Hmacjt  tot  sts  sts»  sah  der  Viinwa ft 
dee  A1K  dem  „Logos"  (s.  <L).  Defi  in  der  Welt  allec  streng  notwendig  geschieht,  betont 
Osmokbit  (Diogeo.  LaAn.  IX,  45).  Neck  de«  Hsgarftsr  DiODonos  geschieht  nicht». 
wm  nicht  notwendig  w  (vgL  Ctcaao.  De  feto,  17).  DeJ  in  der  Weil  Vernunft  und 
Mnlwssiflghsll  gsrnfaihl  sind,  lehren  Putrox  (Ttmseus,  47  K.  48  A)  und  Pumx 
(Enneeden  I.  6,  7).  wahrend  die  Stoiker  und  Epikureer  die  strenge  Notwendigkeit 
dee  Osschehsns  lrhren  (a.  Schicksal;  vgL  aber  WUenefreiheü).  ABtsTorsxas  litrlnaiH 
das  Notwendig«  sls  den,  wen  sieh  sink»  ender»  verketten  kann  (r«  *<  **rs>#*e*  «XL« 
*x«r.  Metepkya.  IV  6.  1016»  94);  er  antirsohiidit  objektive  und  rein  logische  N.. 
ferner  N.  snhlsnkthin  {Am Amt)  und  bedingte,  kvpothotisohs  N.  (H  tno*/o.<»<. 
Met.  XI  8,  1054  b  33  f.;  vgL  De  mtcryrststinns,  9).  -  Die  Scholastiker  rntisjenn 
dee  Notwendige  als  dee,  wne  nicht  nicht  min  kann  Uqood  non  poteet  non  eeee". 
Timm,  Sum.  thooL  I,  33,  I)  und  iisjiiirnhiH«  vsrssktsdsas  Arten  der  Nul  ■tnrHgssIt 
(„nsoccsitas  sbeolats,  oonditsosialis,  coectiouk\  naturalis,  coneeouentM,  finis,  fomnr, 
nuteriee.  entis,  essendi,  existsntiae,  intfigentiee,  esnsdisntsss,  in  preedicendo  « 
VgL  Sroon*  Lehrt,  d.  Philo».  II«,  1911.    VgL  Ontotogfaeh. 

Neck  SrORMA  iet  notwendig  de«  jenige,  fttr 
gibt  („euius  null»  ratio  nee  oaoaa  detur,  quae  impedit,  quominus  ezfctal 
prop.  XI.  dem.).  Gott  oder  dk*  ehm.  unendliche  „Substanz"  (•.  d-L  welche , 
(•.  d.)  ist,  beeteht  notwendig  (..neceeeerio  czistit",  I.  prop.  XI).  Aas 
folgt  eüee  mit  (inathematk«*togk*ksr)  Notwendigkeit;  da  aber  dieeee  We 
süßer  eich  hat,  eo  iet  Gott  zugleick  „freie  Ursache".  Alke  in  dar  Natur  gekt  hoIwssmUs; 
aoe  den  Gesetzen  das  gottliehen  Wesens  L«x  eoÜs  eiuedem  nafrat  legibus")  hervor 
und  kann  nicht  anders  und  in  keiner  andern  Ordnung  folgen  („ras  nuHo  aho  modo 
neque  alio  ordine  Deo  prodoci  potverunt,  quam  productae  sunt",  Kth.  I.  prop.  XXIX, 
XXXIII  fn  NechLnssra  gründet  eich  die  „physische"  N.  auf  die  „moreiiecb. 
d.  h.  »uf  die  Wehl  Gottee  unter  den  möglichen  Welten  und  Ordnungen  (Theodizee  I  A  . 
f  2;  TgL  f  134,  175;  II  R,  f  383;  rgL  Wahrheit,  WÜTenefreiheit,  Kontingent). 
Ciim.  Wölkt  definiert:  „Wenn  dasjenige,  was  einem  Dinge  entgegengesetzt  wird, 
etwse  Widcrsprechendee  in  sich  enthalt,  so  ist  dasselbe  Ding  notwendig"  (Vernunft. 
Gedanken  von  Gor  §  36;  TgL  |  575;  Ontologis,  |  279,  317  f.). 

Nach  Heus  ist  die  N.  nichts  Objektive«,  in  den  Dingen  Liegendes;  wir  nehmen 
keine  notwendig«  Verknüpfung,  nur  regalmifMg«  Verbindungen,  Sukzessionen, 
Zussmmenhlnge  wahr  (s.  Kauealitat).  Wir  Qbertragen  die  subjektiv-psycho- 
logische  vTni  iginiij,  (infnlm  ihn  flusiihnlmll)  iinswns  flnhlre,  linim  Uliilmtiii  sinei 
Vorstellung  die  regelmäßig  mit  ihr  verbunden  gewassns  zu  erwarten,  suf  des  objektive 
Geechehen  flYeatiee  III,  sct.  14;  Enqu.  DsB  die  N.  nicht  in  den  Dingen 

selbst  hegt,  lehren  such  J.  St.  Hell  (Logik,  1877)  und  andere  Positivisten. 

Nsch  Kamt  und  dem  Kritizismus  Uberhsupt  hegt  strenge  Notwendigkeit  nicht 
in  der  Erfahrung,  sondern  ist  bedingt  durch  die  Gesetzlichkeit  dee  erkennenden 
Bewußtseins  Oberhaupt,  des  ,.A  priori"  (s.  d.)  dar  Anschauung  und  des  Denkens, 


Notwendigkeit.  437 


deren  „Formen"  als  Bedingungen  objektiver  Erfahrung  selbst  notwendig  sind  (vgl. 
Axiom,  Kategorien,  Apperzeption).  Diese  „transzendental-logische"  ist  aber  von  der 
formal-logischen  N.  wohl  zu  unterscheiden;  so  sind  Raum  und  Zeit  nicht  denknot- 
wendig, sondern  (wie  0.  Liebmann  sagt)  „anschauungsnotwendig".  Notwendig  sind 
die  Erkenntnisformen,  sofern  sie  objektive  Erfahrung  und  Erfahrungsobjekte  erst 
ermöglichen,  konstituieren,  so  daß  sie  nicht  „aufgehoben"  werden  können,  ohne  der 
objektiven  Erscheinungswelt  ihren  Zusammenhang,  ihre  einheitliche  Verknüpfung  zu 
nehmen  (vgl.  Raum,  Zeit,  Mathematik).  Objektive  Erfahrungszusammenhänge  sind 
nur  dadurch  möglich,  daß  wir  die  Mannigfaltigkeit  des  Gegebenen  so  ordnen,  daß  alles 
nach  einer  „Regel",  gesetzlich,  notwendig  erfolgt  (s.  Kausalität).  Im  engeren  Sinne 
ist  die  N.  eine  modale  „Kategorie"  (s.  d.),  ein  unableitbarer  Grundbegriff  desErkennens 
und  drückt  nur  das  Verhältnis  des  Erkannten  zum  Erkenntnisvermögen  aus.  Das 
dritte  „Postulat  des  empirischen  Denkens  überhaupt"  lautet:  „Dessen  Zusammenhang 
mit  dem  Wirklichen  nach  allgemeinen  Bedingungen  der  Erfahrung  bestimmt  ist,  ist 
(existiert)  notwendig."  Die  Notwendigkeit  der  Existenz  kann  niemals  aus  bloßen 
Begriffen  erkannt  werden.  Nicht  das  Dasein  der  Dinge,  sondern  ihres  Zustandes  kann 
(aus  anderen  Zuständen)  als  notwendig  erkannt  werden.  Daher  liegt  das  Kriterium 
der  N.  nur  in  dem  Gesetze  der  möglichen  Erfahrung,  „daß  alles,  was  geschieht,  durch 
seine  Ursache  in  der  Erscheinung  a  priori  bestimmt  sei".  Die  N.  betrifft  nur  „die 
Verhältnisse  der  Erscheinungen  nach  dem  dynamischen  Gesetze  der  Kausalität". 
„Alles,  was  geschieht,  ist  hypothetisch  notwendig;  das  ist  ein  Grundsatz,  welcher  die 
Veränderung  in  der  Welt  einem  Gesetze  unterwirft,  d.  i.  einer  Regel  des  notwendigen 
Daseins,  ohne  welche  gar  nicht  einmal  Natur  stattfinden  würde"  (Krit.  d.  rein.  Vern., 
S.  202  ff.). 

Nach  Schopenhauer  ist  N.  soviel  wie  „Folge  aus  einem  gegebenen  Grund", 
Abhängigkeit,  Gesetztsein  durch  ein  anderes.  Das  Notwendige  „entsteht  und  besteht 
also  einzig  und  allein  durch  Anwendung  des  Satzes  vom  Grunde"  (Die  Welt  als 
Vorstellung  und  Wille,  I.  Bd.:  Krit.  der  Kantschen  Philosophie;  Vierfache  Wurzel, 
K.  8,  §  49).  Vgl.  W.  Rosenkrantz,  Die  Wissenschaft  des  Wissens,  18C8,  II,  127  f.,  232  ff. 
—  Nach  Hegel  ist  die  N.  die  „entwickelte  Wirklichkeit"  (Enzyklop.  §  147  ff., 
s.  Dialektik).  Nach  Trendelenburg  ist  die  N.  eine  „Tat  des  Denkens",  eine  Doppel- 
bildung, in  welcher  das  Denken  mit  dem  Sein  verschmilzt  (Geschichte  der  Kategorien- 
lehre, 1846,  S.  378).  „Wenn  alle  Bedingungen  erkannt  sind  und  demnach  die  Sache 
aus  dem  ganzen  Grunde  verstanden  wird,  so  daß  das  Denken  das  Sein  völlig  durch- 
dringt: so  gibt  das  den  Begriff  der  Notwendigkeit"  (Logische  Untersuch.,  1870,  II2, 165). 
Nach  Hussekl  ist  die  N.  „Sein  auf  Grund  objektiver  Gesetzlichkeit"  (Log.  Unter- 
suchungen, 1900/01,  II,  235).  —  Vgl.  Marty,  Untersuch,  zur  Sprachphilos.  I,  1908; 
H.  Bergmann,  Untersuch,  zum  Problem  d.  Evidenz  d.  inn.  Wahrnehm.,  1908. 

Meinong  und  Höfler  zählen  die  N.  zu  den  „Verträglichkeitsrelationen".  Nach 
Th.  Lipps  beruht  sie  auf  gegenständlich  bestimmten  Forderungen,  aus  denen  sich  die 
Anerkennung  ergibt  (Einheiten  u.  Relationen,  1902,  S.  72  ff.);  vgl.  Volkelt,  Erfahrung 
u.  Denken,  1886,  S.  140  f. ;  Gewißheit  u.  Wahrheit,  1918, 153;  Rickert,  Der  Gegenstand 
der  Erkenntnis,  1904,  S.  61ff.  („Urteilsnotwendigkeit");  Driesch,  Ordnungslehre,  1912. 

Daß  in  der  Welt  neben  der  N.  auch  „Kontingenz"  (s.  d.)  besteht,  lehrt Boutrolx; 
die  strenge  N.  gehört  nur  der  abstrakt-mathematischen  Naturauffassung  an  (Der 
Begriff  des  Naturgesetzes,  1907,  S.  18  ff.,  129).  Nach  Bergson  ist  es  nur  der  praktischen 
Zwecken  der  Lebenserhaltung  dienende  Verstand  (s.  d.),  der  das  Geschehen  als 
notwendig,  determiniert  auffaßt  (vgl.Matiere  et  memoire6,  1910,  S.234f.;  vgl.  Willens- 
freiheit).   Die  Materie,  der  N.  unterworfen,  wiederholt  unaufhörlich  das  Vergangene, 


•ine  Reihe  homogener.  «quiv»bntsr  Moment*,  ohne  Nenes  (L  c.  8.  249).  Ähnlich  Je  ii.. 
nach  welchen  die  N.  durch  die  Perspektive  anem  Willem  bedingt  bt  (ihnlich 
Viktzwcm).  Das  Xotvendige,  Unfreie  iet  mv  fhnnriene.  gehemmte,  il—shig  gewor 
den*  Aktivität  (Der  freie  Wille.  1906;  Seele  «.  Weit,  1912;  vgl.  WiUenefrHheH).  X».  h 
L.  W.  vm  beruht  die  N.  auf  der  „konkreten  Beechnffenheii  riebtrebigrr  Seiender 
'botogbehsr  r«l«mlnbnuie";  Pwmon «.  Seche,  190»,  I.  262).  -  H. Oomwm 

(..deemn  Oegsnfll  «nmoghoh  bp.  Nicht  «lies  OenHunileje  Hot  sich  ab 
»* trachten,  eo  niehi  die  aktive  WuhiiH Highe lt,  die  nicht*  Erlittene«  Ist.  Notwendig 
im  drnamJeeheo  Sinne  sind  nur  passive  Bewegvngen  (Dm  Problem  der  WiUensfreibeit, 
1907.  &  109  ff.;  vgL  Willensfreiheit).  -  VgL  G.  R.  Scntruw,  HenenkbnuH.  1792. 
1911  (Gegen  Kante  Apriorbmu»);  Denan),  Wlrhiios*srp«?hflnsophte,  1896. 
S.  372  f. ;  Unna»*,  Gedanks« «.  Ihnmehe«,  1882, 1. 4 ;  K.  v.  H kann* s.  Katssmbii» 
Wwe.  1898,  &  340t.;  Siowasr.  Logik  I«.  1889-93.  230 ff..  182:  4.  A  191 1 
!/  ...  IV  1908  ( Vereinigung  von  X.  und  Preihett  hm  Denken):  Scbüite.  Erkenntn»- 
theowtemhe  Logik.  1878,  X;  Qimndrtl der  Ihkmmlnbtbsniw  «.  Laglk.  1894,  8.  84  f.; 
M.  PaUon.  Die  Logik  anf  dem  Scheidewegs.  1808,  &  162  ff.;  P.  C.  8.  ScnLum. 
Horeankmoa,  1911;  Pbrmal  Logk\  1912;  E.  J.  Raioltov,  P«i»sn<io««lbmss  und 
Modansmos,  191 1 ;  Erkennen  «.  BnhsbsWn.  1912;  J.  Pnonxtcn.  Prcihc.  •*.  - 

VgL  nehinlml.  Patabamue.  Wülenefreiheit,  O— im.  Keoealiut,  Mathematik.  Wider- 
•  pru«  h.    I  ^nkj^^rtw. 

^•nnfeolerif    heifii  bei  Es smsuesn.  lanmuu,  XossLsr»  die  all 

^•mrirv*   P»v.  h<>l"sri«\ 

Hounivnnn  (voofi/fror):  Verstandeeding,  den  snmhch  niehi  wahrnehmbare, 
nberriml^h*.  nur  denkbare  oder  nur  durch  die  Vernunft  rrf a8bare  Wesen,  der  Gegen- 

(vorgeblichen)  „inteDektneuen  Anschauung"  oder  ehe«  „■neehenenden  Intrll< 


Ab  r~»>*«  bezeichnet  PtaTo*  die  Urbilder  der  Dinge,   die  ..Ideen"  (..  d). 

auch  den  Weeen  nnnmentbr  Objekte  für  etkenubei.  Hingegen  erklärt  der  Kritizismus 
Kam  dae  Xoumenon  für  einen  blofien  „Gfensbegriff".  für  etwa«  Unerkennbare«, 
wenn  aoeh  —  and  «war  nnr  negativ,  durch  Entgegeneetsang  cum 
zur  ..Erecheinung"  (s.  d.).  -  Denkbare«  Nonmena  ( JnteJngttaDa')  «ind  i 
Dinge,  ..die  bloß  Gegenstände  de«  Verstandes  «md  und  gbichwohl.  ab  solche,  einer 
Anschauung,  obgleich  nicht  der  einarkimn  . . .  gegeben  werden  können"  Der  Begriff 
das  N.  bi  nicht  widerspruchsvoll,  ja  ^notwendig,  nm  die  sbmHnhe  Anschaavng  niehi 
bis  über  die  Ding«  an  steh  eelbst  mmiuasliasii,  und  abo,  nm  die  objektive  Oültigkeit 
der  sinnlichen  Erkenntob  ehuueohranken ".  ..Am  Ende  «ber  bt  doch  die  Möglichkeit 
solcher  Xoumenorum  gar  nicht  einzusehen,  und  der  Umfang  außer  der  Sphäre  der 
Erscheinungen  bt  (für  ans)  ber  .  .  .  Der  Begriff  «mos  Nonmenon  bt  «bo  bloß  ein 
Grensbegriff.  um  die  Anmaßung  der  Sinnlichkeit  einruschranken,  and  abo  nur 
von  negativem  Gebrauche."    Dieser  Begriff  bt  nur  die  Aufgabe,  ob  •  I  egen- 

stände  geben  kann,  die  von  sinnlicher  Anschauung  entbanden  sind  (Krit.  d.  reinen 
Vernunft,  8.  231  ff.;   Prolegomen«,  {32  ff.).     Vom  ethbehen  Standpunkte  bi  der 
Mensch  (s.  d.),  sofern  er  ab  rein  vemünftig-aittiieher.  autonomer  freier  Wille  bei 
wird,  „homo  nonmenon"  (vgl.  Sittlichk  <  ks.  Die  Begriffe  Phino- 

menon  u.  Xoumenon  u.  ihr  Verhältnis  zueinander  bei  Kant,  1897;   Cchen.  Kants 


Nous  —  Oberton.  439 


Begründung  der  Ethik2,  1910;   H.  Cornelius,  Einleitung  in  d.  Philosophie,  S.  263; 
2.  A.  1911;    Staudinger,  Xoumena,  1884.  —  Vgl.  Ding  an  sich,  Objekt,  Anschauung. 

Xons  (Nus,  vove)  s.  Geist. 

Xullibisten  hießen  die  Anhänger  der  Lehre,  daß  die  Seele,  der  Geist 
keinen  Ort  im  Leibe  einnehme  (vgl.  H.  More,  Enchirid.  metaphys.,   1668,  27,   1). 

Xuminose  (das)  nennt  R.  Otto  das  Heilige  (3.  d.)  minus  seines  sittlichen 
und  seines  rationalen  Moments  (Das  Heilige7,  1922).  Das  X.  ist  eine  besondere 
Bewertungskategorie . 

Nützlich  (utilis):  Nutzen  bringend,  vorteilhaft;  zur  Erreichung  eines  Zieles, 
zur  Verwirklichung  eines  Zweckes,  zur  Erlangung  oder  Schaffung  eines  Wertes  tauglich, 
geeignet.  Das  Nützliche  ist  verschieden,  je  nach  dem,  zu  dessen  Erhaltung  oder 
Steigerung  es  dient.  So  gibt  es  biologische,  soziale,  ökonomische  u.  a.,  theoretische 
und  praktische,  ideale  und  materiale,  subjektive  und  objektive,  individuelle  und  all- 
gemeine (kollektive)  Nützlichkeit.  Alle  Nützlichkeit  ist  relativ,  gilt  stete  für  bestimmte 
Wesen,  Gegenstände,  Verhältnisse,  Zwecke,  unbeschadet  der  Berechtigung,  indivi- 
duellen und  allgemeinen  sowie  wahren  und  scheinbaren  Nutzen  zu  unterscheiden. 
Eigenschaften  oder  Organe  (z.  B.  die  rudimentären),  die  in  einer  Hinsicht,  unter 
bestimmten  Verhältnissen,  in  einem  bestimmten  Milieu  nützlich  sind,  können  unter 
anderen  Bedingungen  unnütz  oder  gar  schädlich  werden.  Was  zur  Anpassung  (s.  d.) 
einer  Art  beiträgt,  braucht  nicht  in  jeder  Hinsicht  „nützlich"  zu  sein,  kann  unter 
Umständen  zu  einer  Verkümmerung,  Rückentwicklung  der  Art  führen.  Das  biologisch 
Nützliche  ist  also  nur  zum  Teil  auch  das  höher  Entwickelte  (vgl.  Darwin,  Entstehung 
der  Arten,  1859;  Spencer,  System  d.  Biol.;  R.  Goldscheid,  Höherentwicklung 
u.  Menschenökonomie,  1911). 

Daß  das  Gute  zugleich  das  Nützliche  sei,  betont  Sokrates  (s.  Sittlichkeit). 
Der  Utilitarismus  (s.  d.)  bestimmt  das  dem  Menschen  wahrhaft  Nützliche  als 
das  Gute.  Ein  Teil  der  Utilitarier  faßt  den  Nutzen  nicht  objektiv-evolutionistisch 
(Wohlfahrt,  Gedeihen,  Lebenstüchtigkeit),  sondern  hedonistisch  (s.  d.),  als  Lust, 
Glückseligkeit  auf  (vgl.  J.  Bentham,  Introduction  to  the  Principles  of  Moral  and 
Legislation,  1789;  Deontology,  hrsg.  1834).  —  Vgl.  L.  Stephen,  Science  of  Ethics, 
1882,  S.  82  ff.;  R.  Goldscheid,  Entwicklungswerttheorie,  1908,  S.  25  ff .  (Nutzen 
als  „besondere  Form  der  innern  Arbeit"  des  Organismus);  Marchesini,  La  teoria 
del  utile,  1900;  E.  Becher,  Die  Grundfrage  d.  Ethik,  1908.  —  Vgl.  Wert,  Prag- 
matismus, Entwicklung. 

Xyftya :  Name  einer  indischen  Philosophie,  die  wesentlich  Logik  ist.  Besonders 
ausgebildet  ist  die  Theorie  des  Schlusses,  der  fünfgliedrig  geformt  wird.  Vgl.  Olden- 
berg,  in:  Kultur  der  Gegenwart  1  5. 


o. 

O    bedeutet  in  der  Logik*  das  besonders  verneinende   Urteil.     (Einige   S  sind 
nicht  P.)    Vgl.  Schluß. 

Obergriff    s.  Terminus. 

Obersatz    s.  Schluß. 

Oberton,    psychischer,  s.  Fringes. 


440  ObertOne  —  Objekt. 

Obertöne   •.  Ton,  Konsonant. 

Objekt  (obieetnm.  ree.  tommdpmw,  «le^e»,  OsganaUml.  ist,  ■fbasnain.  da«. 
jenfge,  worauf  dbgilitbjiTf ab>ll  saugtet,  itogsit  fflt  wird.  womit  sto  sack  htsoklf- 
tigt  oder  beeeblMpB  kenn.  M|«tn  immer  sein:  ml  oder  ideell  (oder  ideal), 
phjniech  oder  psychisch.  Die  Gegenstände  nneem  Tätigkeit  aerfaflen  tunlchst  in 
Willens,  «ad  Fihwiiiliibohjaab      Willensobjekt   bt  auee,  worauf  de«  WoOea 

tarn  Zielpunkte  daa  Wollen«  OsMsiats,  ta  verv/irkbV 

Erkenntnisobjekt    (Wi 
1'h.ntW  .   Denkobjekt)  bt  auee,  worauf  eiek  die 
Es  bt  eh»  Funktion  dea  Bsw«fltsslns,  etfae  Inhalt»  ta 
tum  Objekt  tu  machen  aad  von  eiek,  dem  Bewußtsein  (Wieeen:   Erleben, 
stellen.  Denken)  und  dessen  Einheit  (dem  „Subjekt")  ta  unterscheiden.  Dea  Bewußt 
■ein  NdiiiatlartM  eiek  in  Subjekt  aad  Objekt,  subjektive  Tätigkeit  und  dessen  Organ. 
•Und.  Dea  Erkenntnieobjakt  an  entweder  «in  bloß  ideelles  oder  ein  re.le.  Objekt 
Ideeller  Objekt  bt  jader  OigeeaUnJ  dea  Dsakan*.  dar  ranlobet  nur  eb  Gedachtes, 
•b  etwas  aar  itonkmirl  OamHaa,  Eoaoliafaitoa,  aad  aar  ab  solches  Gültige«, 

Har  em  Tafl  dar  Etfcaaatnbobjeke»  bat  abo  „RaaBttt" 
(e.  <t),  dinglicbe  Existenz,  objektive  ..WirklicbkeU";  an  gibt  nun  euch  Qagaaattnde, 
db  twar  von  dar  auhjokllton,  pereboeagbek  sa  bestimme  nehm,  indiridueUen  Denk 
und  ErkenntnbtAtigkeit  ab  solcher  (begrifflieb,  in  der  Abstraktion)  uatrracl. 
»ind  (ab  daa  vom  Denken  „GeaaHate".eb  der  .^achb^ 

dea  Gedankens)  aad  ^g —  '^lltto;  sein  können,  aber  dock  Hut  iHngHnbo  Fr*tt*nt 
haben  |  Objekt  bt  jeder  Otgenataad,  daa  wir  ab  einen  lau  der  vom 

jektiven  Erbben  und  Bewußeseia  anabblagigan  Wirklichkeit  betrachten,  dea  wir 

1  äsjtnaeia  aad   aneerem    wüten   aieb 
„Gegebenes"  (bxw.  ..Aufgegebene«*')  betrachten  mtaam  (vgL  Ding).     Objekte  im 
engsten  8inne  sind  die  „Objekte  dar  Außenwelt"  („Außendinge").    Infolge  der 
etanten  Widerstände.  Hemmungen.  Tbiihiinhanfsii.  dir  aaaar  WÜb  erfahrt,  und 
db  er  anmittelbar  von  den  seinen  slgaaia  Impubea  entspringenden  ZuaUndlich- 
beton  and  Wirkungen  antereobeidet»  gebngt  daa  Ich  cur  anerkennenden,  ihm  ah 
gaaßUgtea  Setzung  eines  „Nicht- Ich",  daa  aa  dann  sofort  nach  Analogie  seiner  selbst 
ab  etwas  Permanente«,  mit  aieb  Identbchea,  Titige«,  Kraf  tvoUea,  d.  h.  ab  Gegen 
ab  eine  Art  Subjekt  deutet,  behandelt,  wertet.   Erst  spater  macht  dtoaer  „personale" 
Dingbegriff  einem  impersonalen  Fiat«,  nicht  ohne  daß  (im  Kraftbegriff,  e.  d.)  Reste 
infflirhen  EbJegang  daa  eigenen  Ich  (s,  Introjekuon)  sainenJanfben.  — 
Erkenntnfakrittoch  betrachtet,  erwebea  ahm  db  realen  Objekte  ab  einh 
gesetzmäßig   verknßpfte   Zusammenhinge   von    Inhalten.    Daten    mög- 
licher,   gedanklich    verarbeiteter   Erfahrung,   ab   Erscheinungen   (s.  d.) 
eines  „An  sich"  oder  „Für  sich",  daaaea  unmittelbares   Eigen-Sein  tob  seinem 
Objektsein  (ScHoraxHaraa,  Riebt),  von  seinem   Sein    fOr   das    Erkennen   zu 
unterscheiden  tot.    Daa  „An  sich"  tot  nicht  seibat  daa  —  stets  ein  Subjekt  (e.  <L)  ab 
Korrelat  erfordernde  —  Objekt,  sondern  der  lettte  Grund  für  daa  von  uns  unab- 
hängige Setrea  von  Objekten  und  Objektivbestimmtheiten,  abo  eine  Bedingung 
objektiver  Erfahrung,  und  ab  solche  tu  postulieren.   Die  realen  Erkenntntoobjekte 
ab  solche  sind  von  den  subjektiv-psychischen  Erlebnissen  aad  deren  Inhalten  (den 
Vorstellungen)  begrifflich-methodisch  scharf  unterschiedene  Gegenstände  eines  theo- 
re tischen  „Bewußtseins  überhaupt"  (s.  d.),  welches  Ich  und  Außenwelt  unwpannt, 
als    Inbegriff    allgemein-notwendiger    Formen,     Geltungen     und     I 


Objekt.  441 

derungen,  als  ideelles  Einheitsmaß,  auf  das  die  Mannigfaltigkeit  subjektiver  Erleb- 
nisse bezogen  und  zurückgeführt  wird,  was  besonders  im  methodischen 
Prozeß  der  Wissenschaft  als  Produkt  des  theoretischen  Gesamt- 
geistes erfolgt  (vgl.  Geist),  und  zwar  immer  genauer,  umfassender,  detaillierter, 
zusammenhängender,  einheitlicher.  In  diesem  Sinne  sind  die  Objekte  nicht  fertig 
gegeben,  sondern  „aufgegeben",  d.  h.  eben  durch  methodische  Geistestat  aus  dem 
Erfahrungsmaterial  zu  erarbeiten  (vgl.  Tatsache).  Vom  psychologischen  Subjekt 
(Ich)  als  solchen  und  von  dessen  Zuständen  sind  die  realen  Objekte  unabhängig; 
sie  sind  „transsubjektiv",  und  in  diesem  Sinne  „bewußtseinstranszendent",  aber 
„immanent"  in  Beziehung  zur  möglichen  Erfahrung  und  zu  den  „transzendental- 
logischen" Bedingungen  des  „Bewußtseins  überhaupt",  ohne  welche  Bedingungen 
sie  nicht  Erkenntnisobjekte  sein  können,  was  immer  ihnen  auch  zugrunde  liegen 
mag  (vgl.  Ding  an  sich).  —  Während  ursprünglich  die  Qualitäten  (s.  d.)  des  sinnlichen 
Wahrnehmungsinhalts  als  Eigenschaften  der  Dinge  selbst  aufgefaßt  werden,  sind  die 
naturwissenschaftlichen  Erkenntnisobjekte  begrifflich  fixierte  konstante  Ein- 
heiten, für  jedes  Subjekt  in  gleicher  Weise  zu  denkende  Zusammenhänge  for- 
maler, räumlich-zeitlich-kausaler  Bestimmtheiten  und  Relationen, 
wodurch  die  Subjektivität  qualitativer  Erlebnisse  überwunden,  neutralisiert  wird, 
die  Objekte  so  „umgedacht"  (Lipps)  werden,  daß  sie  eben  in  allgemeingültiger 
und  exakter  Weise  gedacht  werden  können.  —  Die  Metaphysik  endlich  deutet 
z.  T.  alles  aus  dem  „Innensein"  der  Objekte,  aus  dem  qualitativen  Eigensein  des 
Wirklichen  (vgl.  Panpsychismus,  Transzendent,  Identitätstheorie). 

Im  Mittelalter  und  zum  Teil  noch  später  bedeutet  „objektiv"  nicht  das  reale, 
sondern  das  vorgestellte,  gedachte  Sein  (s.  Objektiv).  Die  scholastische  Lehre  von 
der  „intentionalen"  (s.  d.)  Inexistenz  der  Gegenstände  erneuert  F.  Brentano.  Nach 
ihm  hat  jedes  psychische  Phänomen  eine  „Richtung  auf  ein  Objekt",  eine  „imma- 
nente Gegenständlichkeit".  „Jedes  enthält  etwas  als  Objekt  in  sich,  obwohl  nicht 
jedes  in  gleicher  Weise."  Den  intentionalen  sind  die  wirklichen  Objekte  nicht  gleich, 
aber  analog  zu  denken  (Psychol.  I,  1874,  S.  10  f.,  115).  Inhalt  (s.  d.)  und  Gegenstand 
unterscheiden  Twardowski,  Marty,  Höfler,  Kreibig,  Meinung,  Lipps  u.  a.  Nach 
Husserl  ist  „Erlebnis"  das  „die  Welt-Meinen",  die  Welt  aber  der  „intendierte 
Gegenstand"  (Log.  Untersuch.,  1900  f.,  II,  365;  vgl.  S.  337).  Nach  A.  Meinung 
bedeutet  Gegenständlichkeit  die  „Fähigkeit  der  Vorstellung,  die  Grundlage  zu  einer 
affirmativen  Annahme  abzugeben"  (Über  Annahmen,  1902,  S.  100  ff.).  Der  Gegen- 
stand muß  nicht  existieren,  nicht  real  sein,  es  gibt  sogar  „unmögliche"  Gegenstände 
(z.  B.  viereckiger  Kreis);  das  „Sosein"  eines  Gegenstandes  wird  durch  dessen  Nieht- 
existenz  nicht  betroffen.  Die  „Gegenstände"  zerfallen  in  „Objekte"  (Empfindungs-, 
Vorstellungsgegenstände)  und  „Objektive"  (Urteilsgegenstände,  gemeinte  Sach- 
verhalte). Es  gibt  auch  „Gegenstände  höherer  Ordnung"  („superiora"),  nämlich 
Komplexionen  und  Relationen,  die  sich  auf  primären  Gegenständen  („inferiora'*) 
aufbauen  (Zeitschr.  f.  Psychol.,  21.  Bd.,  1899;  Über  Annahmen2,  1910;  Untersuch, 
zur  Gegenstandstheorie,  1904;  Über  die  Erfahrungsgrundlagen  unseres  Wissens,  1906; 
Die  Stellung  der  Gegenstandstheorie  im  System  der  Wissenschaften,  1907;  vgl. 
Gegenstandstheorie).    Vgl.  Driesch,  Ordnungslehre,  1912. 

Der  Realismus  (s.  d.)  betrachtet  die  Objekte  der  Außenwelt  als  Dinge  (s.  d.), 
welche  unabhängig  von  unserem  Bewußtsein  existieren.  Während  der  naive  R.  die 
Eigenschaften  der  Objekte  mit  den  Qualitäten  der  Sinneswahrnehmung  identifiziert, 
lehrt  der  kritische  R.,  die  Eigenschaften  der  Dinge  selbst  von  der  Art,  wie  wir  sie 
wahrnehmen,  unterscheiden  (s.    Qualität,   Subjektiv).      Realisten   sind  die  meisten 


442  Objekt. 

Alleren  Philosophen.  Von  nsneron  erklärt  t,  B.  K.  von  Hastmav*.  de«  subjektiv. 
Ideale  Vorstellungsobjekt  sei  ein  „PisiiBnmlimnpilesiitim  des  objektiv  -realen 
Dinges  an  sieh"  flUle«Ofi»nJehre.  1896,  8.  46).     Nach  UriOM,  H.  Schwam.  u.  s. 

Nach  Tn.  Lern  ist  CngwilMil  nicht  der  Pi  s  simniiannhs  ll    eondem  dee  denn t 
Gemeinte,  den  Min  meiner  VoreteUung  Intendierte",  ein  ,.  Jeneeitigee  fftr  mein  Wahr 
nehmen,  den  ahm  Fbrdernngen  imsmlhs  smm"(Bnkettrn  u.  RrUtionen.  IMS.  8 
Stotot  betont:   „Dee.  woran  eich  die  geeeuHchin  TwjIi hoegia  finden,  die  den 
flipineieml  und  dee  Ziel  der  riMiiilmiiwaat  bilden,  eind  ab  nnd  nliwur  die  sinn 
Hohen  Etnobeinnngen.  Zwischen  ihnen,  wir  eis  ledern  *f**  ehjw  P^^TiPeff  in  i**rHM*^. 
beeteht  nicht  die  rsmhnlßam  Fol*»  «ad  nfrlshmiiii,  die  der  Naturforscher  In  seinen 
l"  (Leib  n.  Seele«.  1908,  &  87  I  hjurr  müssen  ndj 

Objekte  ■!!■■■■■■.  unstanimn,  «eil  nur  eo  die  objektive 

wird,  wir  nur  eo  dem  fliiM|ihw (s.  d.)  entgehen  (Weilbnsjlrt 

uitd  aVkeantnhmegriff.  1913).   „ Die  Erkennte«  einer  objektieen  Renktet  ist  g  u 
weil  lin  die  rbrnagnag  einer  Erklärung  der  eHebten  Iftuhimsiims  tat"  (8.  883). 
Ahnlieb   lehren   Usnsmwso,    Bactiav*.    Küxrn,    Vouuk.t,   W.  Frkttao.    Rieux, 
E.  Bncsma,  E.  Denn.  Waniauama,  ht—m  u.  a,  (s.  Resünmus).  —  Knnk  Wovor 
na  ans  nreprun. 

objekt".  d.  h.  den  Objekt«  dem  nnr  die  Merkmale  sttkommen.  dm  Ihm  in  der 
swlhinf  beigelegt  werden.  MZn  dkwen  lierkmnlen  gebort  es.  Objekt  rn  sein,  es  gebort 
eher  denn  nreprtngHeh  niokt  hm  emndeemey  eoneinnmSnbjekt  i  uigeetulU  in  werden." 
Den  Denken  kenn  nirht  Objektivität  schauen,  sondern  nnr  bewehren,  wobei  ein 
TVÜ  den  Qepbonsa  na  subjektiv  betmehmt  werde«  muß.  bis  denn  der  Begriff 

U^a  mltlwl*1"»  ^^^»I^mm*».   nur  nm*h  lujftffiLik  l^MlfctMuin   ( II  trkt«    rnrflnHilfl 

die  Voretelhmgen  „subjektive  Symbole  von  objektiver  Bedeutung"  e  et  ihm  Den 
Objekt  wird  iran  nnr  inMen  seiner  Whk^ 

nie  Tätigkeit,  die  uneme  Willen  bestimmt  De  wir  mm  nicht  annehmen  können, 
daß  die  Objekte  kein  eigenes  Sein  haben  und  ein  anderes  eigenes  8eta  e*  unser  V,  .11. 
ist,  eo  dürfen  wir  (rnetaphysteeh)  den  eigene  8rm  der  Dinge  nie 
b  ..ToreteBendee  Wollen"  bestimmen  (s.  Voluntarisrnne; 
vgl.  Pldloe.  Stodien  vTL  XII.    \  | !  I .   System  d.  Phikw,  I«,  1907). 

Der  ■issimlnblhswstbohs  Ideellsmns  (s.  d.)  erblickt  in  den  Objekten  keine 
Dings  na  sieh,  sondern  Inhalte  den  (individuellen  oder  i  lins  mi  Hirn,  |wytiknkmkwiken 
oder  ..transsendentaien")  Bewußtseins.    Die  Objekte  sind  dnreh  dee  Subjekt  (s.  d.) 

|  £%i    mmTmVVmDUnmltt  QSflBmmmWmn  OOM*   VOQ    Unflm    nlPP  B 

Inhalten  oder  Wahrnehmnnenntoe^lekkeiten  Verschiedenes,  nichte  eoBerhalb  den 
Erfahrung»,  nnd  Denkpronaeeee  Oegebenee  oder  sie  bilden  samt  dem  Subjektiven 
den  Inhalt  einen  allbefsesenden,  uulimenhin  Bewußtseins  (objektiver  Idealismus), 
sind  Momente  einen  gebtigea  Piouenes,  einer  selbständig  sich  entfaltenden  Vernunft. 
Daß  Objekte  nnr  in  Borbhnng  auf  den  Bewußtsein,  den  Oeist  exbtbmn,  ahmt 
absolut,  lehrt  A.  Cotxmn  (Cbvb  universalis,  1718,  &  3  ff.),  besonder»  aber  Bnmu. 
Nach  ihm  sind  die  msteriePen  Dinge  Komplexe  von  Empfindungen,  welche  in  den 
Geistern  unmittelbar  von  Gott  erseugt  werden  („tbe  idese  imprinted  on  tbe  senses 
by  theauthorof  natureare  caOed  real  things".  Prindplee  XXXIII).  ünwaln  gmnmmene 
Dinge  existieren  in  anderen  Geistern  und  eis  Ideen  it  ilylas  and  Phfloooos, 

deutsch  1901;  vgl.  Miunuiraa).  Ale  Empfind ungskompiexe  faßt  die  Objekt» 
auch  Hm«  auf,  ohne  aber  eine  selbstindige  Realität  absolut  tu  leugnen  (Treatiee  IV. 
ect.  2).   Einen  ideakstbchen  Posiüvismus  vertritt  später  J.  St.  Mm..    Nach  ihm  sind 


Objekt.  443 

die  0.  nur  „permanente  Wahrnehmungsmöglichkeiten"  (Examination  of  Sir  W.  Hamil- 
tons Philosophy,  1865,  K.  11).  Dies  sind  sie  auch  nach  E.  Laas,  nach  dessen  „Kor- 
relativismus" die  Dinge  zwar  nicht  „in  uns",  aber  „in  Beziehung  zu  uns,  die  wir 
in  Beziehung  zu  ihnen  sind",  existieren,  als  Gegenstände  für  ein  empirisches  „Bewußt- 
sein überhaupt"  (Ideal,  u.  Positivismus  III,  1884,  45  ff.).  Xach  H.  Cornelius  ist 
die  Außenwelt  nur  ein  Inbegriff  gesetzmäßiger  Zusammenhänge  von  Wahrnehmungen 
(Einleit.  in  die  Philosophie,  1903,  S.  257  ff.).  Wie  schon  Hume  reduziert  E.  Mach 
Objekt  und  Subjekt  auf  Komplexionen  einheitlich  gegebener  „Elemente"  (s.  d.), 
die  in  bezug  auf  den  wahrnehmenden  Organismus  „Empfindungen"  heißen,  Objekte 
sind  nur  „abkürzende  Gedankensymbole  für  Gruppen  von  Empfindungen  .  .  .,  Sym- 
bole, die  außerhalb  unseres  Denkens  nicht  existieren",  Empfindungskomplexe  und 
nichts  anderes;  die  Beziehung  auf  Dinge  an  sich  ist  eine  Fiktion  (s.  Ding,  Physisch). 
Auf  „reduzierte  Empfindungen"  führt  Th.  Ziehen  die  Objekte  zurück  (Psycho- 
physiol.  Erkenntnistheorie,  S.  2  ff.,  2.  A.  1907).  Ähnlich  lehren  Verworn,  Vaihinger, 
nach  welchem  Objekt  und  Subjekt  nur  „Fiktionen"  sind,  u.  a.  (s.  Ding).  Nach 
R.  Avenarils  sind  Ich  und  Umgebung  beide  ein  „Vorgefundenes"  von  steter  Kor- 
relation, wobei  das  Ich  das  „Zentralglied"  einer  „Prinzipialkoordination"  ist.  Das 
„natürliche  Weltbild"  kennt  keine  „Introjektion"  (s.  d.),  keine  Hineinverlegung  von 
Objekten  in  das  Bewnßtsein  und  des  Vorstellens  in  Subjekte,  sondern  „Aussage- 
inhalte", die  von  Individuen  „abhängig"  sind,  und  zu  diesen  Inhalten  gehören  die 
als  „sachhaft"  bezeichneten,  die  also  nicht  unabhängig  von  erlebenden  Einheiten 
existieren  (Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.,  18.  Bd.;  Kritik  d.  reinen  Erfahrung, 
1888—90,  II;  Der  menschliche  Weltbegriff,  1891,  S.  77  ff.).  J.  Petzoldt  erklärt 
positivistisch:  „Es  gibt  keine  Welt  an  sich,  sondern  nur  eine  Welt  für  uns.  Ihre 
Elemente  sind  nicht  Atome  oder  sonstige  absolute  Existenzen,  sondern  Farben-, 
Ton-,  Druck-,  Raum-,  Zeit-  usw.  , Empfindungen'.  Trotzdem  sind  die  Dinge  nicht 
bloß  subjektiv,  nicht  bloß  Bewußtseinserscheinungen,  vielmehr  müssen  wir  die  aus 
jenen  Elementen  zusammengesetzten  Bestandteile  unserer  Umgebung  in  derselben 
Weise  wie  während  der  Wahrnehmung  fortexistierend  denken,  auch  wenn  wir  sie 
nicht  mehr  wahrnehmen"  (Das  Weltproblem2,  1912). 

Von  Kant  (s.  unten)  ausgehend,  begründet  J.  G.  Fichte  einen  in  gewissem 
Sinne  „subjektiven"  Idealismus,  der  aber  später  vollends  in  objektiven  Idealismus 
übergeht.  Er  betont:  „Kein  Subjekt,  kein  Objekt;  kein  Objekt,  kein  Subjekt." 
Das  „absolute  Ich"  setzt  in  sich  dem  Ich  ein  Nicht-Ich  gegenüber.  Die  Außenwelt 
ist  so  eine  (unbewußte)  „Tathandlung"  des  Geistes,  des  „Ich",  dessen  ins  Unendliche 
gehende  Streben  infolge  eines  „Anstoßes"  sich  begrenzt.  Der  Grund  der  Setzung 
einer  Außenwelt  ist  ein  praktischer,  ethischer:  das  Ich  braucht  eine  Welt,  um  zu 
handeln,  um  das,  was  es  soll,  seine  Pflicht  zu  erfüllen.  Die  Außenwelt  ist  das  „versinn- 
lichte  Materiale  unserer  Pflicht",  „Objekt  und  Sphäre  meiner  Pflichten,  und  absolut 
nichts  anderes".  Das  Ich  selbst  „macht  durch  sein  Handeln  das  Objekt".  Es  kann 
sich  aber  nicht  selbst  eine  freie  Wirksamkeit  in  der  Sinnenwelt  zuschreiben,  ohne 
sie  auch  anderen  Ichs  zuzuschreiben,  die  es  also  anerkennen  muß  (Grundl.  d.  ges. 
Wissenschaftslehre,  S.  24  ff.;  Philos.  Journal  VIII,  1,  1798;  Die  Bestimmung  des 
Menschen,  Univ.-Bibl.,  S.  21  f.,  49  ff.,  97  ff.;  vgl.  Sein).  Einen  objektiven  Idealismus, 
nach  welchem  das  „Absolute"  (s.  d.)  sich  in  Objekt  und  Subjekt  als  seine  „Pole" 
auseinanderlegt,  vertritt  Schellino  (s.  Identität,  Subjekt),  einen  „absoluten" 
Idealismus  (s.  d.)  Hegel  (vgl.  Enzyklop.,  §  193  f.;  Logik  III,  181;  s.  Idee).  Schopen- 
hauer unterscheidet  das  Objekt  scharf  vom  „Ding  an  sich",  welches  „Wille"  ist, 
und  betont:    „Kein   Objekt    ohne    Subjekt"  (und   umgekehrt).      Objekt-sein    und 


MI  Obj.kt. 


Vor»tolhn*.sewbt  dasselbe.  „Db  ganas  Welt  der  Objekte  bt  und  bleibt 
ui«lebpnd««we^ro  und  In  »IfcKwifl»H  durch  aMSabiektbedinÄX.*'  Unmittelbare.  O 
tot  der  eigen*  Leib  de«  Ei* im» nihil  (Die  Welt  alt  WM»  u.  Vorstellung  1.  1 1  ff  ; 

Objektive  Idealisten  sind  Evaua  (s.  Gebt),  Urra,  J.  BnoMAX*.  nach  welchem 
dl»  Außenwelt  InhaH  cinca  sflttHnhen  Uajveraalt>ewu8tasins,  de«  8ein  ein  „sich  selbst 
pcrriptoccndea  Bewußtsein"  bt  (System  d.  objektiven  T1r-Mimsn    1903).   Rehmer. 
Außen-  und  larss/ssll  Inhalt  dar  „Saab"  hsw.  das  in  dberr  individua 
i— r   saßlaefcsi  Irt.  iimwWIti  ibessn  itto  Dings  dra  Irh  sh  RiaHilssii. 
ab  Enehetoanflan,  gsgabsa  aind  (Lehrboeh  dar  ilhjiwitan  P*ychoL>.  1906; 
ab    Orandwbarneahaft,    1910k   P.  J.  Scmor.   nach    «ebnem    Jeder 
ifUssinshnHmmsagaa"  tot, 
TaO  gegeben  tot.   Objekt 
Erfshriingasnssmmsnbi 
iL  KoaMnanean  BnaaranyMBioaupaat,  iwvi).    ratner  ms 


m 
1878;   Grundriß   c 
R.  e.  ScauaaBT-8ou 
und  V« 

(Or.< 
bt  alba  Sein  (*.<!.)< 

theorte.  1888,  &  1811.),  ao  auch  naoh  M.  sUtrmtajr*  (Fundamente  <t 
tbeorie.  1890,  8.  9«.).  —  Ab  Inhalte  eines  universalen  Bewußtseins  heatimmen  dfo 
Objekte  Urses*,  Palaoti.  Garsx,  Beaduit.  Rotci  u.  e.  —  Nach  B.  Kamx  bt 
db  Welt  ato  „Denkgewebe",  objektiver  Denkinhalu  ein  abh  selbst-  Denken,  „Etnbeits- 
denken".  ..Weltdanken".  „Wettidee",  daran  TattdbH»  db  Dinge  amd,  db  rom 

8ubbkt  artahhlngif  amd;  daa  loh  aelbst  bt  ein  Dimkgshikb  (Daa 
1911;  Welunsehaaang  «.  Weharkenntnb.  1911;  Daa  Waam 
daa  Beeton-  u.  Getoteebbens«,  1907;  araprtagHaha  Identität  von  Bewiifltssiisniihslt 
und  AuBenwelt  im  Erbbub). 

Den    kritischen   oder  tranaaandentabn   IdeeJisaras  begründet   Kaxt.      Daa 
„Ding  an  abh"  (s.  d.)  bt  unerkennbar,  wir  erkennen  nur  Erscheinungen  (a.  d.). 
Gegenstände  möglicher  Erfahrung,  db  nicht  unabhängig  rom  erkennenden  Bewußt- 
•ein  Oberhaupt  Sinn  und  Eibsam  haben,  aber  ron  daa  subjektiven  Eibbnbsen  ab 
solchen  scharf  unteiachbden  amd  ab  gnswUialrag  verknöpfte,  sllgemeingttitige  Syn 
thesen  von  Hannigfaltigkeitan.    „Objekt ...  bt  daa,  in  deasen  Begriff  daa  Mannig- 
faltige einer  gegebenen  Anschauang  vereinigt  bt."    Da  aOe  Vereinigung  der 
Btellungen  „Einheit  dos  Bewufttaeine  in  dar  SjiHlrnfa  deraelben"  erfordert,  so  bt 
„db  Einheit  des  Bewußtseins  dasjenige,  was  albin  db  Bestellung  der 
auf  einen  Gegenstand,  mithin  ihre  objektive  Gültigkeit . . .  ausmacht".  W 
einen  Gaganatand,  wenn  wir  „in  dem  Mannigfaltigen  der  Anschauung  synthetische 
Einheit  bewirkt  haben".    Der  Begriff  dieser  Einheit  bt  db  Vorstellung  vom  Gagaa- 
stande.   „Wann  wir  untersuchen,  was  denn  db  Beziehung  auf  einen   Gr. 
stand  unseren  Vorstellungen  für  eine  neue  Beschaffenheit  gebe,  und  welches  db 
Dignitat  sei,  die  sie  dadurch  erhalten,  so  finden  wir,  daß  ab  nichts  weiter  tun,  ab 


Objekt.  445 

die  Verbindung  der  Vorstellungen  auf  eine  gewisse  Art  notwendig  zu  machen  und 
sie  einer  Regel  zu  unterwerfen;  daß  umgekehrt  nur  dadurch,  daß  eine  gewisse  Ordnung 
in  dem  Zeitverhältnis  unserer  Vorstellungen  notwendig  ist,  ihnen  objektive  Bedeutung 
erteilet  wird."  Erscheinungen  (Vorstellungen)  haben  einen  nicht  empirischen,  d.  i. 
transzendentalen  Gegenstand;  dieser  ist  ein  X,  wovon  wir  nichts  wissen  können, 
sondern  das  nur  als  ,,Korrelatum  der  Einheit  der  Apperzeption  zur  Einheit  des  Mannig- 
faltigen in  der  sinnlichen  Anschauung  dienen  kann,  vermittels  deren  der  Verstand 
dasselbe  in  den  Begriff  eines  Gegenstandes  vereinigt"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  118  ff., 
232  ff.,  662  f.).  Die  Gegenstände  als  Erscheinungen  sind  uns  im  Fortschritt  der 
Erfahrung  gegeben,  bzw.  sie  werden  durch  die  Kategorie  (s.  d.)  aus  dem  Stoff  der 
Anschauung  gesetzmäßig  erzeugt.  Der  „Verstand"  ist  es,  der  die  Vorstellung  eines 
Gegenstandes  überhaupt  möglich  macht,  indem  er  jeder  Erscheinung  als  Folge  „eine 
in  Ansehung  der  vorhergehenden  Erscheinungen  a  priori  bestimmte  Stelle  in  der 
Zeit"  zuerkennt  (s.  Objektiv).  Gegenüber  dem  empirisch-subjektiven  Idealismus 
betont  Kant  die  „empirische  Realität"  der  Gegenstände  in  Raum  und  Zeit  und  die 
Korrelation  von  innerer  und  äußerer  Erfahrung,  wonach  die  Wahrnehmung  meines 
eigenen  Daseins  zugleich  ein  unmittelbares  Bewußtsein  des  Daseins  von  Dingen  außer 
mir  ist  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  209).  —  Den  kritisch-idealistischen  Objektbegriff 
haben  Kantianer  und  „Neukantianer",  von  denen  ein  Teil  das  „Ding  an  sich"  als 
selbständige  Realität  fallen  läßt.  Nach  H.  Cohen  ist  Sinnesobjekt  die  „methodisch 
konstruierte  Erscheinung"  (Kants  Theorie  der  Erfahrung2,  1885,  S.  170).  Die  Dinge 
sind  nicht  als  solche  gegeben,  sondern  werden  im  unendlich  fortschreitenden  Prozeß 
der  Erfahrung  methodisch-denkend  erzeugt:  „Keine  Dinge  anders  als  in  und  aus 
Gedanken."  Die  Einheit  des  Urteils  ist  die  „Erzeugung  der  Einheit  des  Gegen- 
standes in  der  Einheit  der  Erkenntnis"  (Logik,  1902,  S.  56,  277  ff.;  vgl.  Realität, 
Sein).  Nach  P.  Natorp  ist  der  Gegenstand  nicht  gegeben,  sondern  (als  „Problema", 
„Aufgabe",  Ziel)  aufgegeben,  er  ist  „stets  Problem,  nie  Datum",  er  „muß  erst  sich 
aufbauen  aus  den  Grundfaktoren  der  Erkenntnis  selbst"  (Archiv  f.  System.  Philos.  III, 
197;  Sozialpädagogik2,  1904,  S.  67  ff.;  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten 
Wissenschaften,  1910,  S.  16  ff.;  vgl.  Tatsache).  Ähnlich  Cassirer  (Jahrbücher  der 
Philos.  I,  1913),  Kinkel  u.  a.  (s.  Kantianismus).  —  Daß  die  Objekte  in  Beziehung 
auf  ein  transsubjektives,  logisches  Bewußtsein  überhaupt  (transzendentales  Bewußt- 
sein) existieren,  dem  sie  immanent  sind,  wobei  sie  aber  von  dem  psychologischen 
Subjekt  unabhängig  sind,  lehren  E.  König,  K.  Lasswttz,  Liebmann,  Rickert, 
Lanz  u.  a.;  vgl.  R.  Reininger  (Philosophie  des  Erkennens,  1911),  Frischeisen- 
Köhler  (Wissenschaft  u.  Wirklichkeit,  1912).  —  Nach  Windelband  sind  Gegen- 
stände für  uns  nur  „bestimmte  Regel  der  Vorstellungsverbindung,  welche  wir  voll- 
ziehen sollen,  wenn  wir  wahr  denken  wollen"  (Präludien3,  1907,  S.  159).  Nach  Rickert 
hat  das  Urteil  einen  Gegenstand,  nach  dem  es  sich  zu  richten  hat.  Der  Gegenstand 
des  Erkennens  ist  kein  Sein,  sondern  ein  „transzendentes  Sollen",  eine  „transzendente 
Norm  oder  Regel  der  Vorstellungsverknüpfung,  die  Anerkennung  fordert"  (Der 
Gegenstand  der  Erkenntnis2,  1904,  S.  1,  27  ff.,  72  ff.,  122  ff.,  200).  Nach  Münster- 
berg ist  die  Welt  zuerst  als  ein  „Reich  der  Ziele"  gegeben:  „Nicht  vorgefundene 
Tatsachen  und  daraus  abgeleitete  Kausalgesetze  sind  die  Wirklichkeit,  sondern  Ziel- 
setzungen und  Postulate  stehen  am  Anfang."  Unser  freier  Wille  entscheidet,  daß 
wir  die  ursprünglich  nur  als  Willensmotiv  erlebte  Wirklichkeit  in  ein  Universum 
verwandeln,  in  dem  wir  selbst  nur  ein  winziger  unfreier  Teil  sind  (Grundz.  d.  Psychol.  I, 
1900,  50  ff.;  vgl.  Philosophie  der  Werte,  1908,  S.  5  ff.,  86  ff .). 

Nach  B.  Petronievics  u.  a.  ist  das  „Zerfallen  des  Bewußtseins  in  Subjekt  und 


446 .     0*frfct 

Objekt"  et«u  Ursprüngliches  (Mstspkysik  I.  1004.  19).  -  Hinkten  betont  s,  B. 
fiOD.:   „Da*  urepruiigncke,  issyflBBiaili  «ad  fühlende  Bewußtsein  kennt  weder  ein 
Selbst  noek  ein  Ob^kt^e«  reebAkeiekto  be«nf  >«<diejenOtpniiU  nodi  todifl. 
(DM-  philo«.  K^thusasue,  1876  f .  II  1.  99).     Die  Unterscheidung  von  8*. 
Objekt  der  Vorstellung  rtt  ■wprtnjHnk  nur  die  gliiiksirtbji  Trennung  der  beiden 
Selten  der  ITwnfiiirlnng     „Wir  erfahren  dnrek  den  Zwang,  womit  um  die  lUanig- 
n  gnurfkuleiifiii  histiamt,  defl  de«  Bewufrtssia  dnrek  eine  Wirkkekkeit 
wird,  d*  ee  aickt  eelhsr  ku      11.  1.  71).  -  Keck  W.  0«twau>  gehören 
Außenwelt  Jene  Fililnlmi.  db»  tob  ■asarsai  Witten  unmittelbar  nnebhtofif  sind 
( Vorleeangen  tber  Ultra  kill  ,»   190t.  8.  96  (f.). 

DssrsH»  de»  Ursprung»  dee  DswaBnain»  der  AaaoBwe!  i  4.  Dbscabtk* 

(Medrtniionee  II.  V;  Princ.  philoa,  II.  I:  de«  Objekt  wird  nur  dnrek  den  Denken  srt 

K.    II:     Umlihliglgkill    der    Wskrnehjaeugna    ron    nneerea    Wiüen        Hrm. 
(Treetrte  IV.  »et.  St  Assosts  tioa,  Fiktion  einee  dsnsmrh»  Dinges  dnrek  die  Ein- 
Wldenfekreit  sur  AaaflMnag  der  Lorken  der  Wahrnehmung),  Rsn>  (Essay  on  thr 
Powere  I;  Inquiry  II:  onmlef  Innre  überseugenf  ron  der  Eileten*  der  Außer. 
HcmorunMAVOL  (Die  Wert  als  Wille  n.  VniMiIfcwjg,  1.  Bd..  |  4    II.  Bd..  K.  22 
fecke  Wareel.  f  II),  Hnunocn,  Fic«.  E.  Zbllbb  n.  s,  (unbewußte  Bsifcshiing  der 
Riadruche  auf  eine  Urenoke);  kLum  db  Bau»  (Oewrre*  philo»   III.  1*41;  OeaTree 
inediuw,   1969).   DoutBSY  (Einiert,  In  d.  QsislnssawensLlssftau  I.  1993;   Obrr 
Imprung  nnerret  OrtutisBS  an  db)  RenBttt  der  Außenwelt,  1990).  Fbiwwjbises 
Köaxam  (Wieeeneekeit  u.  Wirklichkeit,  1911).    KotoxIe.  Hörroiso.  JbbcbaLBM 
(Die  Urteüefunktioo.  1996.  8.  WM.).   Hrncn  (Principe**  of  Psycuology.  1982 ff.. 
|  460«.)  u.  e,  (Hemmung  dee  Wüleoe,  erlebter  Wideretand);   Bbbbsb.  Ubbbbwbo 
(Sretem  d.  Logik*.  1982.  f  99)  a.  a.  (Deotang  der  inkeren  neck  Analogie  der  inneren 
Wahrnehmung;  9.  Introjektion ).    XrsTSscaB  (W\\     \  \      \  *ib»obb  (Die  Philoeoplur 
des  „Art  Ob".  1911;  ».  Fiktion).  —  VgL  Htm  hold.  Vereaok  einer  neuen  Theorie. 
1979.  II;   Licbtbvbebo.  Vennrtchte  Schriften.  1844-63.  II;  Tai«.  I> 
genee«.  1993.  II.  1 1  ff. ;  Till 99191  Zerteckrtft  f.  Philo«.,  Bd.  112;  Siowabt.  Logik  II ». 
1999-93.  113  ff.;   E.  r.  Habtkabb,  De»  Oreadprobtea»  der  Erkeimtiibttheorie.  1999. 
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f  f.  System.  Philo«.  XIII.  1912;  Höxioswald.  Kantetndicn  XVI I.  1912  (cieke 
Methode);  DoBBBB,  Ensyklop.  d.  Philosophie.  1910;  Eiraioras.  Probleme  der  Wissen 
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Erklärung  der  Aufienwelt,  1904 ;  Zur  Frsge  der  RealitAt,  1906;  Eisleb,  Dee  Bewußtsein 
\i Benwelt.  1900;  H.  Ostes,  Die  Realität  der  Außenwelt,  1912;  Bebosox,  Ilatiere 
et  memoire*,  1909;  Jokx,  Seele  und  Welt,  1912;  Horronio.  Der  menschliche  Gedenke. 
191 1  (Subjekt  und  Objekt  sind  twei  Gesichtspunkte,  die  nie  geeehieden  werden  können ; 
■ui«  h  unser  eigenes  Subjekt,  such  ulnare  Erkenntnisformen  werden  xu  Denkobjekten; 
wir  haben  nie  ein  reines  Subjekt,  sondern  immer  ein  objektirieites  Subjekt,  nie  ein 
reines  Subjekt,  eondern  immer  ein  suhjekti  viertes  Objekt);  H.  Laxe,  Das  Problem 


Objektität  —  Objektiv.  447 


der  Gegenständlichkeit  in  der  modernen  Logik,  1912;  Driesch,  Ordnungslehre,  1912. 
Nach  Mcller-Freiexfels  (Irrationalismus,  1922)  entsteht  das  Objektbewußtsein 
aus  dem  Widerstandsgefühl  beim  Handeln.  Külpe  (Die  Realisierung,  1912,  I,  17) 
betont  den  Unterschied  zwischen  Begriffen  und  Objekten  als  Gegenständen  des 
Denkens.  Die  Objekte  haben  Eigenschaften,  die  nicht  materialiter  mit  den  Merkmalen 
der  Begriffe  zusammenzufallen  brauchen.  „Es  gibt  verschiedene  Begriffe  bei  gleichem 
Objekt  und  verschiedene  Objekte  bei  gleichem  Begriff."  —  Vgl.  Ding,  Sein,  Realität, 
Wahrnehmung,  Phänomenaüsmus,  Subjekt,  Relativismus,  Erscheinung,  Ding  an  sich, 
Transzendent,  Immanent,  Bewußtsein,  Tatsache,  Physisch,  Körper,  Natur,  Solipsismus, 
Kritizismus,  Erkenntnistheorie  (Literatur). 

Objektität:  Objektsein  für  ein  Subjekt.  So  nennt  Schopenhauer  den  Leib 
die  unmittelbare  0.  des  „Willens"  (Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  I.  Bd.,  §  18,  30). 
Nach  Riehl  ist  vom  Sein  der  Objekte  deren  „Objektsein"  zu  unterscheiden. 

ObjelctiT:  zum  Objekt  (s.  d.)  gehörig,  es  konstituierend,  es  auf  sich  beziehend, 
vom  Objekt  herrührend,  durch  das  Objekt  bedingt,  gefordert,  sachlich.  Objektiv  heißt 
das  „an  sich",  unabhängig  vom  erkennenden  Bewußtsein  Existierende  (Realismus), 
aber  auch  das  vom  Subjektiven  (s.  d.)  im  engeren  Sinne,  Individuellen,  Psychologischen, 
von  bloß  subjektiver  Vorstellung,  Meinung,  Wertung  unabhängig  Geltende,  in 
allgemeingültigen  Erfahrungszusammenhängen,  Begriffen,  Urteilen,  Urteils- 
zusammenhängen Fixierte  und  Bestimmte.  Ein  Urteil  ist  objektiv,  wenn  es  —  frei 
von  persönlicher,  subjektiver,  einseitiger  Stellungnahme,  Vorurteilen,  Affekten  u.dgl.  — 
rein  auf  Grund  des  zu  beurteilenden  Tatbestandes,  der  „methodisch",  d.  h.  erfahrungs- 
und  denkmäßig  geforderten  Relationssetzung,  gefällt  ist.  Durch  den  Willen 
zur  Objektivität  kann  das  Subjekt  sich  immer  mehr  zu  dem  Standpunkt  allgemein- 
gültiger Urteile  und  Wertungen  erheben,  d.  h.  solche  Relationen  herstellen  und  sodann 
auch  anerkennen,  die  von  aller  Willkür,  Zufälligkeit  und  Einseitigkeit  unabhängig 
und  so  gedacht  sind,  wie  sie  als  Inhalt  eines  (theoretischen  oder  praktischen)  „Bewußt- 
seins überhaupt"  sich  darstellen  müssen.  Es  kann  also  objektive  Wirklichkeiten, 
Wahrheiten  (s.  d.)  und  Werte  (s.  d.)  geben,  ohne  daß  „Wirklichkeit"  „.Wahrheit" 
und  „Wert"  im  metaphysischen  Sinne  „an  sich"  zu  existieren  braucht  (Standpunkt 
des  kritischen  Idealismus). 

Bei  den  Scholastikern  und  auch  noch  später  bedeutet  „objektiv"  („esse 
obiective")  den  Gegensatz  zum  Realen  („esse  formaliter",  „in  re"),  nämlich  das  bloße 
Sein  als  Gegenstand  der  Vorstellung,  des  Begriffs,  des  Denkens,  das,  „was  im  bloßen 
obiicere,  d.  h.  im  Vorstelligmachen,  hegt  und  hiermit  auf  Rechnung  des  Vorstellenden 
fällt"  (Prante,  Gesch.  d.  Logik  III,  208);  vgl.  Suarez,  Metaphys.  disputationes  II, 
sct.  1,  1).  So  stellt  auch  Descabtes  das  „obiective"  im  Sinne  von  „per  repraesen- 
tationem"  dem  Realen  („subiective",  „formaliter",  „in  rebus  ipsis",  „extra  nostram 
mentem",  „in  obiectis")  gegenüber  (Meditat.  III;  Princip.  philos.  I,  57,  67,  70,  199; 
vgl.  Realität).  Baijmgarten  unterscheidet  „fides  sacra  obiecti%'e"  (Glaubensinhalt) 
und  „f.  s.  subiective"  (Glaubensakt;  Metaphys.,  §  758).  A.  F.  Müller  aber  z.  B. 
übersetzt  schon  „obiective"  mit  „an  sich  und  außer  dem  Verstände"  (Einleit.  in  d. 
philo.-?.  Wissenschaft,  1733,  II,  63). 

Nach  Tetens  bedeutet  Objektivität  emer  Sache,  daß  sie  allgemein  und  notwendig 
so  erscheinen  muß  („Ein  beständiger  Schein  ist  vor  uns  Realität").  Das  „Objektivische" 
ist  das  „Unveränderliche  und  Notwendige  in  dem  Subjektiviscben",  das  Allgemein- 
gültige (Philos.  Versuche,  1776,  I,  535  ff.).  Damit  nähert  er  sich  dem  Kantschen 
Begriff  der  Objektivität  (s.  Objekt).   Objektiv  ist  nach  Kant  das  für  jedes  vernünftige 


Hfl  Objekt!  y  —  Od. 


Wmm  Gültige,  die  tob  der  Willkar  desSobjekts  i 

Verknöpfung  von  DitM  der  Ansohson'ng,  Urteils  sind  obskur,  wenn  sie  „in  einem 
Bewußtsein  Oberhaupt,  d.  L  dann  notwendig  vereinigt  werden"  ( Prolegomena, 
f  I8f..  Stk  Nor  dadurch,  da  durch  die  ..Kstegoris"  der  Ksnsslitit  «ine  gcwiser 
Ordnung  in  de«  Zeitverhaltols  unserer  VoreteUnnge«  kommt,  erlangen  *»•»  objektive 

die  Objektire  Folge  der  Bisatiaasliin  dadurch,  dt*  ^toe  Regel  nun  Grande  liegt, 

Cttv  aUM  tmjQÄMX}  CUaMat  UfUUUtf  OH*  ^T  ABfOMUAttttflHl  TWUnVNkf  Msf  tiM  MMMW  SS  OSO w* 

sohlen"  (Kriu  d.  reu.  Vernunft.  &  187k  -  Ran.  deliniert  kritiech:  „Objekte 
heißt  für  jedes  erfcennendi  Wesen  gültig  sein"  (Der  philo..  Kritirismu.  II  2.  164). 
Nsch  Tn.  Um  kn  des  BewnUiiisi  der  Objektivität  des  BswnUssin  der  ,,  Forderung" 
des  Oegeasundes;  ss  gibt  eine  objektiv  gsriohsste,  reine  OagereHsndssppsiwptioo 
(Einheiten  a.  ReUtioose,  1901.  &  10  ff).    Nach  Wovor  sind  objek 
Tatsachen,  die  sof  dem  Wegs  fortschreitender  Berichtigttng  der  Wahrnehmung  nicht 
l"  (Logik  l»,  1 693-96,  416  ff . k  VgL  VoLULT.  Erfahrung 
1696;  HOrrora,  Der  ■«ichMihi  Gedanke.  1912;  K    Kt  vrze.  Die 
Lehre  eon  der  Objektivität,  1906;  Faiacaanaa.Koai.an.  Whwassoh  ■ 
Wirklichkeit.  1912:  Poiscaat,  Der  Wort  der  Wissensenaft.  1906.  8.  196 f.;  Bock». 
OisUhji  fttinsmngsii  der  Gegenwart,  4.  A.  1909;  B.  J.  Hamilton.  Erkennen  und 
1912  (gipmslnrfflns   -  ..objektosT.  gegenetandemaBig  ~  ... 
..objektive  Philosophie"  begründet  R.  H.  Fasja*:  Bios.  Die  Gesetae  dss  Lebern. 
1991.  -  VgL  Subjektiv,  Gültigkeit,  Qualität.  Relation,  Wahrnehmung.  Objektivismus 
Ideehsmus,  Werk,  Geist,  Realität,  Wirklichkeit,  Tataache.  Konformismus,  Logik. 

Objck tltr  (das)  nennt  Mataoao  dm  Qsaarartsnd  von  Urteilen  und  Annahmen; 
es  gibt  Seins,  «ad  8oseins~0bjsktive.    VgL  Objekt 

Objektivierung:  Vi  igegsisnündliehnng,  cum  Objekt  (s.  d.)  nnoksn,  dank 
f^MtfaiM  der  Auimerkaamkeit  sof  einen  InksH,  der  dann  vom  psychischen  Akt  i 

nn,  oder  (im  engeren  Sinne), 
(s.  Objekt),  oder  durok 


Ureachen  der  Wahrnehmung  ( vgL  UrmXJBS,  PsvchoL  d.  Erkenneos  I.  225  f.  und 
„Auedruckatheorie"  ha  Oogsianti  rar  psyehotogiechen  ..Objektivs  tionethcor* 
Nach  SoaoraffaACaa  ist  die  msssrisik  Welt  eine  „Objekti vation".  ein  für  das  8abjekt 
OegeneUndHoh- Werdende. „Wittens"  (DJs  WcRals  WiDs  a.  Vorstellung,  I.  Bd..  §  IT  ff  .1 
s.  Idee).  VgL  KüLra,  Die  Realisierung  L  1912.  Nach  Natubt.  Allg.  Psychologie  I. 
1912,  154  kt  Objektivisrung  -  Gesetseeerkenntnis.  -  VgL  urteil  (JtaosaiJDi), 
Wissenechait  (MCssrtaaano).  Wahrnehmung. 

Objcktiviamunt  1.  Anerkennung  objektiver,  allgemeingültiger  (oder  ..an 
sich"  gültiger)  Wahrheiten,  Werts,  Normen,  im  Gegen— li  cum  „Subjektivismus". 
O.  sind  Platox,  Lamra,  Kajct.  Hegel.  Bomuro,  Hcssasx,  Coaas.  M&vsTaaaano. 
RiGKaftT,  Manroiro  u.  s,  (vgL  Wahrheit,  Wett);  X  Aufstellung  objektiver  (d.  h.  nicht 
sustandheh-eubjektiver)  Ziele  und  Maßstab«  dss  sittlichen  Handelns  (z.  B.  Höher- 
entwicklung. Kulturforderung.  Gememschaftaicederung).  VgL  Sittlichkeit,  Gegen- 
M.in.lsthrorü*.   I/urik. 

Obreptiont  Erschleichung.     VgL  Subreption. 

Od  nennt  Karl  von  RatcaamaOB  die  von  ihm  angenommene,  von  dea  Gegen- 
ständen, insbesondere  von  den  Organismen  sosströmende,  von  ..Sensitiv,  i 


Offenbarung  —  Okkasionalismus.  449 

Kraft  („Odstrahlen").    Vgl.  Odisch-magne tische  Briefe2,  1856;  Der  sensitive  Mensch, 
1854;  2.  A.  1910;  Die  odische  Lohe,  1866;  2.  A.  1909. 

Offenbarung  {d.-coxdÄvtpig,  revelatio,  nianifestatio):  Kundgebung  eines 
Verborgenen  durch  Zeichen,  insbesondere  Kundgebung  des  göttlichen  Wesens  und 
Willens  in  der  Xatur,  in  der  Seele  des  Menschen,  im  Geistesleben,  in  der  Geschichte. 

Nachdem  Juden-  und  Christentum  insbesondere  hat  sich  Gott  durch  besonders 
begnadete  Persönlichkeiten  offenbart.  —  Nach  Spinoza  kann  sich  Gott  nur  durch 
den  Geist  des  Menschen  kundtun  (Theol.-polit.  Traktat,  K.  2  u.  15).  Nach  Lessing 
ist  0.  ,, Erziehung,  die  dem  Menschengeschlechte  geschehen  ist  und  noch  geschieht". 
Sie  gibt  dem  Menschengeschlecht  „nichts,  worauf  die  menschliche  Vernunft,  sich 
selbst  überlassen,  nicht  auch  kommen  würde;  sondern  sie  gab  und  gibt  ihm  die 
wichtigsten  dieser  Dinge  nur  früher".  Zuletzt  wird  sich  Gott  rein  durch  die  Vernunft 
offenbaren  (Die  Erziehung  des  Menschengeschlechts,  1781).  Nach  Kant  gibt  es  nur 
eine  einzige  Religion,  aber  verschiedene  Glaubensarten  an  göttliche  Offenbarung,  d.  h. 
„verschiedene  Formen  der  sinnlichen  Vorstellungsart  des  göttlichen  Willens,  um  ihm 
Einfluß  auf  die  Gemüter  zu  verschaffen"  (Der  Streit  der  Fakultäten,  1798;  vgl.  Die 
Religion  innerhalb  der  Grenzen  der  bloßen  Vernunft,  1793;  vgl.  Religion).  Nach 
Fichte  ist  die  0.  als  ethisches  Erziehungsmittel  möglich  (Versuch  einer  Kritik  aller 
Offenbarung,  1792,  §  5  ff.).  Nach  de  Bonald  (Oeuvres,  1817—19)  ist  die  O.  die  Quelle 
aller  Kultur.  —  Nach  L.  Feuerbach  ist  jede  O.  „nur  eine  Offenbarung  der  Natur  des 
Menschen"  (Das  Wesen  des  Christentums,  K.  22).  —  Vgl.  Rousseau,  Emile  IV; 
Koppen,  Über  O.,  1797;  Niethammer,  Versuch  einer  Begründ.  d.  vernünftigen  Offen- 
barungsglaubens, 1798;  Giobekti,  Della  filosofia  della  rivclazione,  1856;  A.  Dorner. 
Grundr.  d.  Reügionsphilosophie,  1903,  S.  144;  Harnack,  Das  Wesen  des  Christentums; 
H.  Bavtnck,  Philosophie  der  Offenbarung,  1909;  Oesterreich  (Einf.  in  die  Religions- 
psychologie, 1917)  unterscheidet  als  Formen  der  Offenbarung:  Visionszustände, 
Glossolalie,  Inspiration  des  Denkens  und  der  Schrift,  seelische  Innenoffenbarung; 
Müller-Freienfels  (Psychol.  d.  Religion,  1920,  I)  unterscheidet:  ausnähme  -mensch- 
liche und  allgemein-menschliche  Offenbarung.     Vgl.  Geschichte  (Schelling). 

Okkasionalismus  (occasionalisme,  systema  causarum  occasionalium): 
System  der  Gelegenheitsursachen,  nach  welchem  a)  alle  Einzelur3achen  eigentlich 
nur  Anlässe  für  das  Wirken  Gottes  sind  (Mutakallimün,  Al  Ghazali  u.  a.;  vgl. 
L.  Stein,  Archiv  f.  Gesch.  d.  Philos.  I— II;  vgl.  Ursache:  Lotze);  b)  die  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Leib  und  Seele  nicht  auf  direkter  Wechselwirkung  beruhen, 
sondern  von  Gott  (jedesmal  oder  von  Anfang  an)  so  eingerichtet  werden,  daß  jeder 
physische  Vorgang  nur  den  Anlaß  zur  Erzeugung  des  entsprechenden  psychischen  — 
und  umgekehrt  —  durch  Gott  abgibt. 

Den  O.  bahnt  Descartes  durch  seine  Lehre  von  der  Heterogenität  der  beiden 
Substanzen  Geist  und  Körper  an,  deren  Wechselbeziehungen  der  „Assistenz"  oder 
„Mitwirkung"  (assistentia,  coneursus)  Gotte3  bedürfen  (Epist.  II,  55).  Okkasionalisten 
sind  Regis  (Cours  de  philo3.  I,  123  ff.),  Cordemoy,  Clauberg,  De  la  Forge  u.  a. 
Ferner  Geulincx,  der  davon  ausgeht,  daß  wir  das,  dessen  wir  uns  nicht  bewußt  sind, 
daß  und  wie  wir  es  tun,  nicht  selbst  verursachen  („quod  nescis,  quomodo  fiat,  id  non 
facis"),  so  daß  unser  Wille  nicht  die  wahre  Ursache  der  Leibesbewegung  ist,  die  durch 
Gott  mit  dem  Willen  in  Korrespondenz  gebracht  ist.  Seele  und  Leib  verhalten  sich 
wie  zwei  Uhren,  die  ständig  miteinander  in  Übereinstimmung  gebracht  werden 
(Ethica  I,  sct.  II,  §  2;  annot.,  S.  204  ff.).  Nach  Malebranche  ist  Gott  der  „Ort  der 
Geister"  und  enthält  zugleich  die  Ideen  (Urbilder)  der  Dinge.  Tn  allem  ist  Gott  das 
Ei  Bier,  Handwörterbuch.  OQ 


4BQ  Okkultismus    -  Ökonomie. 

wahrhaft  Wirkend*.  Jeden  Qeaohahea  int  nur  Anlag  für  das  Auftreten  einen  andern 
(„Dm»  eolus  re  rem  cause  est  eorom  omnium  qnne  evnt  Tel  Unat;  etnntnme  autem 
non  sunt  nkt  ononne  ocoeasoaabs";  De  In  recbnrebn  de  In  Weite.  1675;  Utein.  1685: 
Oeurree,  171t).  Srnoa*  etnetzt  den  O.  durch  den  „Psrelbbamus*  (s.  d.  i.  Lmsxu 
durch  die  prastabübrle  Harmonie  (•  d.).  Vgl.  ScBortsBACta,  Die  Welt  ab  V 
Vorstellung,  L  Bd..  f  26;  Lernt,  Mikrokosmus*.  1866 f.;  Wixdkjukd.  Dir  I 
Tom  ZoialJ.  1870.  8.  10.   -  VgL  Ursache. 

OkUuh 
4ffh  die  Forsehaag  nach  dem  „Okkulten'',  dem  durch  die  gewohnhebe  Wunenechaft 
fteeh  nioht  BrJmaatea  oder  Anerknaaesn  in  Httar  Bad  Oebieebbeu,  domri . 

mit  dem  er  ahm  uiawiba  Tattindat,  int  der  O.  iinmrtohbden,  ehe— o  tob  dar  Theoeophie 
(e.  <LL  VgL  Aoanra.  De  orculta  philoaophk.  1631 !.;  KitsswtTTBB,  Osschbatt  dea 
neonren  O..  1801-84;  S.  A.  1808;  Der  O.  dea  Altertum*.  1805-86;  Escacms. 
L'oeenhmme  et  b  spirUuehemr\  1811;  ZeHnumtfein:  „Sphms'  (1886  85).  „Neue 
Metsphr*.  Rundschau '.  „loitauhrifl  für  Xemdogb"  u.  «.  Vgl.  IL  Fubmai» 
okkutawaaeae  Ibwegang.  161t;  Dtotota.  Vom  Jenseits  der  Sesb,  1818  amv 

amtm.  Dar  Othahbrnus  Im  Weltbild  dar  Oegeawert.  1680.  -  VgL  Tbeoeophb. 

Ökologie  beißt  die  Biologie  ab  Lehre  von  der  Lebens  webe  und  dea  Lebern 
bedingungin  der  Orgaiuemen. 

Oknaaanlei  Wirtachaftlhmheit.  wie  aaohdi»  Wim  mihi  ft  na  der  Wirlach 
Dm  Prinzip  der  0.  iet  das  dea  Spsrene  mit  dea  Torhandenen  Energien  ha  Sinne  der 
Erreichung  größtmöglicher  labtiingrn  mit  den  geringsten  Mitteln,  mit  dem  geringsten 
Kraftaufwand.  Energieverbrauch.     Im  Sinne  der  ö.  ut  die  bestmögliche,  optimale 
Verwendung  tob  Energie  (..Knergetieeher  Imperativ":  Ostwald).   Et  gibt  eine  0.  im 

mt  macht  Energie  disponibel,  für  dm  Entwicklung,  die  Produktion  rerfOgbar.    Für 
die  Botiologle  Ist  ron  großer  Bedeutung  die  ..Minathenotnnoni.  ,t*n). 

In    «Irr    Physik   kommt    die   ö.    ab    Prinzip   des    kleinst  msßes 

(der  kbineten  Wirkung.  „loi  de  U  moindre  action")  rar  GeHaag  (Ltttxiz.  Fkrm at. 
besondere  MstrraaTtrts,  Oeuvres  1. 86  ff.,  L.  Etxaa,  Uaoat,  Laobajfob,  W.  Hamh 

ip  des  kleinsten  Zwanges".  R.  Matbb.  Boltwiakk  u.  a.  VgL  Potmo,  Das 
WeltgeseU  dea  kbineten  Kraftaufwandes,  1803-04;  Macb.  Db  Mechanik*.  1808; 
Osama,  Denkokonomb  und  Energbprinxip.  1913. 

Ober  biobgbehe  ö.  vgl.  L.  W.  Stbbk.  Ztechr.  f.  Philo«.,  Bd.  121.  Ooumwh» 
(».  unten)  u.  a.  —  Über  ö.  Im  8enlbch»n  TgL  J  amm.  ArtVAarct,  Mach  (s.  dea  na  ahnten 
Artikel).  Tauds  (Logique  eoebb»,  1804,  &  181).  Paaaaao  u.  a,  —  Über  Wittens 
ökonornb  TgL  R.  OoLOscami  ler  Wilbnekreft,  1806,  8.  152  f.). 

(Phiba.  Strömungen,  1806,  &  406  f.:  wiberssohononueche  Funktion  der  Aul 
Über  0.  im  Ästhetischen  TgL  Htaaraasuis  (Sur  ba  deeirs,  1770).  H.  Jaoe* ( V. 
jahrtechr.  f.  wbeenech.  Philo».  V.  415  ff.)  u.  a.  —  Für  des  Soxbb:  Taki 
Waäd  (Pure  Sociology,  1003.  B,  l*  l  ff.).  Katzekhofkb  u.  a. 

Nach  R  OoUMKauso  steckt  im  Begriff  der  ökonornb  schon  der  Wertbegriff 
(s.d.).  lfcw  ökonomische  Ut  da*  ..universelb  Maß  des  Mittels' .  Db  Ö.  ab  Lehre  maß 
..evolutionbtbehe  Mehrwertbhrc"  nein.  Sie  und  ihr  Inhalt  bt  „Kntwicklungs- 
Ökonomie",  db  auf  ..Meneehenokonomb"  hinauslauft.  Des  „organische  Kapital", 
das  db  Menschen  darstellen,  muß  optimal  Terwertet  werden,  d.  h.  so,  daß  bei  albm 
Verbrauch  in  d«  i  .uuner  noch  „organischer  Mehrwert"  ersieh  wird.  d.  1> 


Ökonomie  des  Denkens.  451 


Menschenkraft  erhalten,  restituiert  und  womöglich  noch  (durch  zweckmäßiges  Funk- 
tionieren) gestärkt  wird.  „Menschenökonomie  ist  da3  Bestreben,  unsere  Kultur- 
errungenschaften mit  einem  immer  geringern  Verbrauch  an  Menschenmaterial,  mit 
einer  immer  geringern  Vergeudung  an  Menschenleben  zu  erzielen,  ist  das  Bestreben 
einer  wirtschaftlicheren  Ausnützung,  einer  ökonomischeren  Abnützung  der  mensch- 
lichen Arbeitskräfte  wie  des  Menschenlebens  überhaupt."  Sie  drängt  auf  eine  „Technik 
des  Organischen  hin",  wehrt  den  „Raubbau  am  Mutterboden  der  Produktivität,  an 
den  wertschaffenden  Kräften"  ab.  Vorzeitige  Amortisation  von  Arbeitskräften  und 
Menschenleben  ist  unproduktiv  und  auch  sozialbiologisch  schädlich.  Der  Rückgang 
der  Geburtenziffern  bei  höher  stehenden  Rassen  nötigt  zur  Verbesserung  der  Qualität 
der  Menschen  (Entwicklungs Werttheorie  .  .  .,  1908;  Höherentwicklung  u.  Menschen- 
ökonomie I,  1911;  Friedensbewegung  u.  Menschenökonomie,  1912,  u.  a.;  vgl.  Entwick- 
lung). —  Vgl.  Kepler,  Opera  I ;  Newton,  Philosophiae  naturalis  principia  mathematica ; 
Voltaire,  Oeuvres,  1785  ff.,  Bd.  26;  Helmholtz,  Zur  Geschichte  des  Prinzips  der 
kleinsten  Aktion,  1887;  Driesch,  Ordnungslehre,  1912  („Grundsatz  der  Sparsamkeit 
der  Setzungen"  oder  „des  unbedingt  notwendigen  Schrittes"  als  Prinzip  der„Ordnungs- 
lehre").  Vgl.  Archiv  für  Rechts-  u.  Wirtschaf tsphilos.,  1907  ff.  Vgl.  Soziologie, 
Geschichtsphilosophie. 

Ökonomie  des  Denkens  (Denkökonomie)  ist  das  Prinzip  der  Erreichung 
höchster  Denkleistungen  mit  dem  geringsten  Aufwand  an  Denkenergie  oder  das 
Prinzip,  mit  den  Denkmitteln  (Begriff,  Urteil)  ein  Maximum  von  Erkenntnissen  (von 
Wahrheiten,  Gesetzen  .  .  .)  einheitlich-allgemeingültig  zu  umfassen,  zu  fixieren,  zu 
formulieren.  „Die  Denkfunktionen  sollen  planmäßig  so  betätigt  werden,  daß  ein 
Maximum  von  Denkgegenständen  mit  einem  Minimum  von  Denkinhalten  vorgestellt, 
beurteilt  und  in  Schlüsse  verarbeitet  wird"  (Kreibig,  Die  intellektuellen  Funktionen, 
190Ö,  S.  330).  Da3  schon  bei  G.  Bruno,  Locke,  Lichtenberg  u.  a.  angedeutete 
Prinzip  betonen  besonders  R.  Avenariüs  (Philos.  als  Denken  der  Welt  .  .  .,  1876) 
und  E.  Mach.  Nach  letzterem  sind  die  Methoden  der  Wissenschaften  ökonomischer 
Natur.  Die  Naturwissenschaft  hat  zum  Ziel  den  „sparsamsten,  einfachsten  begriff- 
lichen Ausdruck".  „Die  Wissenschaft  kann  als  eine  Minimumaufgabe  angesehen 
werden,  welche  darin  besteht,  möglichst  vollständig  die  Tatsachen  mit  dem  geringsten 
Gedankenaufwand  darzustellen."  Die  Denkökonomie  ist  ein  logisches  Ideal,  der 
oberste  Grundsatz  der  Verarbeitung  des  Erfahrungsmaterials  durch  das  Denken  (Dia 
ökon.  Natur  der  physikal.  Forschung,  1882;  Die  Mechanik*,  S.  6,  519,  527;  6.  A.  1908; 
Erkenntnis  u.  Irrtum2,  1906,  S.  134,  174  u.  ö.).  Den  Wert  der  Denkökonomie  betonen 
auch  Ostwald,  Goldscheid,  Jerusalem,  Vathinger,  Kleinpeter,  Petzoldt, 
Clifford,  Stallo,  Pearson,  P.  Volkmann,  Poincare,  W.  Franke,  der  Spar-  und 
Wirtschaftsökonomie  unterscheidet  (Untersuch. zurGegenstandstheorie,  1904,  S. 263 ff.), 
H.  Cornelius  u.  a. 

Daß  die  Denkökonomie  schon  die  obersten  Bedingungen  des  Erkenne ns  voraus- 
setzt (die  logisch-transzendentalen  Grundlagen  desselben,  das  ideale  Ziel  einheitheben 
Zusammenhanges  u.  dgl.),  daß  sie  nur  sekundäre  Bedeutung  hat,  und  die  Einheit, 
welche  die  Vernunft  anstrebt,  „nicht  bloß  ein  ökonomischer  Grundsatz  der  Vernunft, 
sondern  inneres  Gesetz  der  Natur",  nicht  ein  „bloß  ökonomischer  Handgriff  der 
Vernunft,  um  sich  so  viel  als  möglich  Mühe  zu  ersparen",  sondern  die  Idee  einer 
objektiven  Einheit  (Ka.nt,  Krit.  der  reinen  Vern. ;  Anhang  zur  transzendentalen 
Dialektik)  bzw.  daß  die  Forderung  nach  eindeutiger  Bestimmtheit  der  wahre  Sinn 
der  Denkökonomie  ist,  lehren  Kant,  Riehl,  Hussebl  (Logische  Untersuch.  I,  197  ff.), 
Hönigswald  (Zur  Kritik  der  MACHschen  Philosophie,   1903,   S.  40  ff.),  O.  Ewald 

29* 


I5f  Olfaktometer  —  OntolofUcher  Beweis. 


(R.  ATcnariua,  8.  101  ff.),  Rctm,  Wo»pt,  D»l»na«(Oidaiiienli  hie,  1912).  < 
Voucklt.  Gewißheit  u.  Wahrheit,  1918,  352 ff.;  Gaktcs,  Denkökooomie  u.  Energie, 
prinzip.  1913  u.  e,  -  Vgl.  Bndsntigkell,  Begriff.  Ding  (Mac«). 

OlfuktOMeters  Itutrument  nir  Mneaing  der  Empfindlichkeit  den  Geruch 
rinnen,  die  Mich  heia  Msnsohai  «ehr  groß  ist.  Das  O.  (von  Zwaaedehake«)  wird 
ergänzt  durch  den  »Ganuhseattsisa"  (von  E.  Hanaus«). 

41  im  in  der  indiechen  Philosophie  da*  hoiHgn  Inat.  den  Mittel,  na  zu  Brehman 
Er  hnt  nähme  Mono  (matras).    Dichik,  «0  Upankdtads,  1906. 

(Ontogenene):    Entwicklung  de«  Individuum. 


\ V!     Bfaf  iH-tw.  h. 

"utologie  (ontologia,  zuerst  bei  0UAtr««*o;  vgL  Outoeophia.  1666;  Lehre 
vom  «V,  Seienden):  itlgannlm  Seinewkwenecheit,  Lehre  vom  flihwiilen  als  eokhen 
und  dcoeeu  n— ~r ■-  —  imniaai  ifhjs«nlnin  IThjHsiuhsftai.  Bei  Pi.ato*  tritt  sie 
eJe  „Dialektik",  bei  A*i»tot*l*b  und  den  tklwlontihan  als  „erste  Philosoph»"  bzw. 
Metaphysik  (s.  d.)  auf.  Bei  Cm*.  Wotrr  wird  sie  aus  ersten  Teil  der  Metaphysik 
(„Ontologia  seu  phflnaophia  prian  est  sotentis  «ntis  in  gnners  seu  qustenus  ens  est"). 
„0.  —  qone  dt  ante  in  genere  et  gonersBbue  entina  nttsctionihns  agit"  (Philo»,  petan 
sive  Ontologia,  1730,  f  1.  73t  Vernünftige  Gedanken  von  Oo-  in.««. 

Ober  Chr.  WoWs  Ontotogie,  1910). 

Karr  eeut  an  die  Stall»  dar  O.  die  ..TrsjiazeodenteJphitoaophk'  (».  <i. ).  Das» 
Art  der  O.  ist  ein  „System  alier  Vemtandeabegriffe  und  Grundsatz»,  aber  nur  sofern 
sw  auf  Gagenstnnde  gehen,  weiche  den  Sinnen  gegeben  und  ateo  durch  Erfahrung  belegt 
werden  können"  und  enthalt  die  ..Bedingungen  «ad  ersten  Elemente  aller  unserer 
Erkenntnis  a  priori"  (Ober  die  Fortschritte  der  Metaphysik,  Klein»  Schriften  III».  1906. 
„Philo*.  Bibl.").  Bai  Hbobl-  ist  die  0.  Kategorierdehre  als  ..Lehre  von  den  abstrakten 
Bestimmungen  den  Wesens "  (Enzyklop.  f  33).  bei  H«k*a*t  ein  TeU  der  Metaphysik 
(Allgemeine  Metaphysik,  f  199  ff.).  VgL  A.  i*r8c«2,  Lehrbuch  der  Philos..  II*.  1912 
(O.  -  „die  Waaaahaft,  welche  den  Substanxbegriff  untersucht").  VgL  Bauio. 
San.  Abriß  dar  Ontotogie,  1898;  L.  W.  8t«*».  Peraon  u.  Sache  L  1808.  168ff.; 
C**a»u*c.  Ontologia,  1902;  Law**.  Lehrb.  d.  Philos.  I.  1909.  VgL  Ontotoghunus. 
Metaphysik,  Wesen,  Gegenstands*  hre. 

Ontologriaehrr  Bewein  für  das  Dasein  Gottes  ist  der  Schluß  aus  dem 
Begriffe  oder  Wesen  Gottes  ad  dessen  reale  Existenz:  Gott  ist  dasjenige  Wesen,  das 
nur  als  seiend  gedacht  werden  kann,  denn  das  Höchste,  Vollkommenste.  Absolute 
muß  die  Existenz  sitae*  haften,  kann  nicht  bloßer  Dankinhalt  sein.  Ware  Gott 
seiend,  so  wir»  er  -  was  ein  Widerspruch  ist  —  nicht  das  Größte,  denn  es  wurde  ihm 
die  Existenz  fehlen.  So  argumentiert  zuerst  Axsxlm  von  Cajtt**sc*t  (..At  oerte  id. 
quo  maius  cogiteri  nequit,  non  potest  esse  in  intellectu  solo.  Si  enim  quo  maius  cogitari 
non  potest,  in  solo  intellectu  foret,  utique  eo,  quo  maius  cogitari  non  potest  cogitari 
potent .  .  .  Existit  ergo  proeul  dubio  aliquid,  quo  maius  cogitari  non  valet  et  in 
intellectu  et  in  re";  Proslog.  2  f.).  Dagegen  wendet  schon  Uacxilo  (..Liber  pro 
inMpiente")  ein,  daß  aus  dem  Sein  Gottes  im  Denken  noch  nicht  die  Existenz  Gottes 
folge;  die  Realität  eines  Gegenstandes  muß  schon  feststehen,  bevor  aus  dessen  Wesen 
etwas  gefolgert  werden  kann.  Darauf  Axsxlm:  Gott  als  das  Größte  kann  nicht  als 
nicht «eiend  gedacht  werden  (Liber  apologstiona  3;  vgl.  schon  Acocsrnrcs,  Cbnfendon, 
VII.  4).  Thomas  vox  Aqtixo  und  andere  Scholastiker  verwerfen  das  ontotogfaohe 
Argument.    Erneuert  wird  es  von  Dbsoabtbs:  Wir  denken  Gott,  das  vollkommenste 


Ontologismus  -     Optimismus.  453 

Wesen  als  notwendig  und  ewig,  die  Existenz  gehört  notwendig  zu  seinem  Wesen,  ist 
von  ihm  untrennbar  („Ex  eo,  quod  non  possim  eogitare  Deum  nisi  existentem,  sequitur 
existentiam  a  Deo  esse  inseparabilem",  Meditation.  V;  Princip.  philos.  I,  14).  Nach 
Spinoza  schließt  Gottes  Wesenheit  die  Existenz  ein  (Eth.,  defin.  I,  prop.  XI). 

Gegen  das  ontol.  Argument  wendet  Kant  ein:  „Die  unbedingte  Notwendigkeit 
der  Urteile  ...  ist  nicht  eine  absolute  Notwendigkeit  der  Sachen."  Negieren  wir  das 
Subjekt  samt  dem  Prädikat  eines  Urteils,  so  besteht  kein  Widerspruch.  Ferner: 
Existenz  ist  kein  Merkmal,  das  noch  zum  Begriff  eines  Dinges  hinzukommt,  sondern 
bloß  „die  Setzung  des  Dinges  mit  allen  seinen  Bestimmungen,  wodurch  also  dieser 
Begriff  gar  nicht  erweitert  wird".  Aus  bloßen  Begriffen  läßt  sich  keine  Existenz 
herausklauben,  es  gehört  dazu  noch  Beziehung  auf  mögliche  Erfahrung;  daher  ist 
für  übersinnliche  Objekte  keine  Möglichkeit,  ihr  Dasein  zu  erkennen  (Krit.  d.  rein. 
Vernunft,  S.  469  ff. ;  Kleine  Schriften  Dil2,  135).  Hegel  wiederum  verteidigt  das 
ontolog.  Argument  und  meint:  „In  der  Tat  ist  alles  Endliche  dies  und  nur  dies,  daß 
das  Dasein  desselben  von  seinem  Begriffe  verschieden  ist.  Gott  aber  soll  ausdrücklieh 
das  sein,  das  nur  ,als  existierend  gedacht'  werden  kann,  wo  der  Begriff  das  Sein  in 
sich  schließt"  (Enzyklop.  §  51  ff.;  WW.  XI— XII).  Und  Lotze  erklärt:  „Wäre  das 
Größte  nicht,  so  wäre  das  Größte  nicht,  und  es  ist  ja  unmöglich,  daß  das  Größte 
von  allem  Denkbaren  nicht  wäre"  (Mikrokosm.  III2,  557).  —  Vgl.  Dobneb,  Grundr. 
d.  Religionsphilos.,  1903,  S.  205  f.;  J.  Körber,  Das  ontolog.  Argument,  1884; 
W.  Schmidt,  Der  ontol.  Gottesbeweis.  Geschichtlich-kritische  Übersicht  bis  Kant,  1900. 

Ontologismus  (rö  ov,  das  Seiende):  1.—  ontologisches  Verfahren,  Ableitung 
der  Existenz  von  Dingen  aus  bloßen  Begriffen;  2.  Lehre,  daß  das  göttliche  Sein  Objekt 
geistiger  Intuition  sei  oder  durch  Teilnahme  am  göttlichen  Erkennen  erfaßt  werde 
oder  daß  die  „Ideen"  Modifikationen  des  göttlichen  Geistes  selbst  sind  (unter  dem 
Einflüsse  Piatons,  Augustinus,  Malebranches:  Cabtuyvels,  Hugonin,  Ontologie. 
1856 — 57).  —  Giobertis  „ontologische"  Formel  lautet:  „L'Ente  crea  resistente" 
(das  Wesen  erzeugt  die  Existenz;  Introduzione,  1839  f.,  I,  5  f.). 

OntOSOphie  ist  (nach  Claeberg)  soviel  wie  Ontologie  (s.  d.). 

Operari  sequitur  esse:  Das  Handeln  folgt  aus  dem  Sein,  ist  dem  Sein, 
Charakter  gemäß  (Scholastik,  Schopenhauer).    Vgl.  Willensfreiheit. 

Ophiten  (oder  Naassener):  Name  einer  gnostischen  (s.  d.)  Sekte,  welche  einen 
„Schlangengeist"  verehrte. 

Opposition  (oppositio):  Entgegensetzung,  Gegensatz  (s.  d.),  logischer  oder 
realer  Art. 

Oppositionsschliisse  (Entgegensetzungsschlüsse)  sind  Folgerungen  aus 
der  Wahrheit  (Falschheit)  von  Urteilen  auf  die  Falschheit  (Wahrheit)  entgegengesetzter 
Urteile.  Z.  B.  Alle  S  sind  P  =  wahr,  dann:  Kein  S  ist  P  =  falsch;  Einige  S  sind  P 
=  wahr;  dann:  Kein  S  ist  P  =  falsch;  Einige  S  sind  P  =  falsch;  dann:  Kein  S  ist  P 
=  wahr;  Kein  S  ist  P  =  wahr;  dann:  Einige  S  sind  P  =  falsch;  Einige  S  sind 
nicht  P  =  wahr;  dann:  Alle  S  sind  P  —  falsch;  Einige  S  sind  nicht  P  =  falsch;  dann: 
Alle  (einige)  S  sind  P  =  wahr.  Vgl.  Bachmann,  System  d.  Logik,  1S28,  S.  160 ff.; 
Kbeibig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909;  E.  J.  Hamilton,  Erkennen  und 
Schließen,  1912. 

Optimismus  (optimus,  der  beste)  ist  1.  die  Gemütsdisposition,  welche  alles 
von  der  guten  Seite  auffassen,  überall  nur  das  Gute  sehen  oder  erwarten.  Menschen 


RM 


and  Verhältnisse  vertraaenevoll  beurteilen  laßt;  2.  die  phihwophbiAe  Ansicht,  da8 

ab  möglich  b*.  dafl  daa  Ute«  wartvoll,  ta  bejahen  bt.   Dar  Standpunkt,  daß 
der  Welt  (and  im  iiaiiawMhih  smbbn  Leben)  immer  bemer  wird,  immer  besser  werden 
kann,  beiot  „MiMari—i"  (e.  d.k    8osialer  O.  bt  der  Glaube  an  den  eorJalrn 
(PMwneon-anitareuaay  rormmau»  ta*  o.  j  am?  meaacanett.  urr  ,jeanamorK>aiamci>' 
bbrt  das  ObarwiafM  dar  Laat  in  dar  Werk  —  Erinnerungsopt  i  mismus  heiOt  db 

Nafgang.  Vergangenes  in  dar  aVmt g  optimbtbeber  aa  benrteJba  (Kowaurwmn. 

8tadbn  aar  PevohoL  daa  Pessimismus.  1904;  Jr/ao,  BtttnntaPt,  Orrxtt,  Daa 
Cfedichtab*.  1011.  8.  104k     Dag  hmtbrtoote  Erbbnbea  bamar  in  dar  Erinneren* 
bleiben  (wie  Paten.  Jtmo.  Kowaurwau.  A.  Srmorataartn.  1008,  Prrtt« 
annehmeak  bt,  nacb  Ott*  an  (Lt.  8.  104k  niobt  erwbeen. 

Den  O.  vertritt  schon  Plato»,  nacb  welebem  dar  göttlich*  Deaüurc  ab  <W  Beate 
war  daa  BahBatU  schaffen  konnte  aad  db  Ordnung,  dm  er  berat.  '  nordnun c 

rorxof  (geevteM«  **#  e  Amt  a>eM  ad*  aswra  — -  *it  r*|«r  «et*  fw*  i 
di«t<t(i«4,   *j^aa>ness  aasten  mdree  a>«ee*,  9i/u4  4t  eeV  (r  erV  4er«  »*  dflers» 
tfäw  MXAm  *44w  »4  ■aXbaeae,  Ttamsi  00  Ak  Die  Weh  btem  voDhommr 
Waa»a(Tla^»0A,»DkateMaaa>rOottMa.a.04B;e|L0SBk  Mit  seiiwr  Tcbologb 
(a.  Zweek)  bt  auch  Aanrroraxaa  ab  Optimbt  anzusehen.    Ifwiwaonrbra  begründen 
daa  0.  db  Stoiker.    Gott,  db  Vernunft  aad  Vorsehung  dea  Alb,  bnkt  alle* 
Onten  (Kuurratn.  Hvmnus  auf  Zeus,  Btohaaaa  ErJoga  I,  00k    Alba  bt 
Vorsehung  geordnet  aad  db  Übel  (a.  d)  erhöhen  Indirekt  db  VoBkommenbrr 
Ganarn  (a.  Theodbaa,  Übdk   Aaeb  Puma,  nach  dem  alba  vom  s-XtBchcn  „E> 
aaagebt  and  daa  Bflae  (s.  d)  nur  negativer  Art  bt  aad  mebt  sam  Outen  füh 
Optimbt  (Ennead.  III.  2.  5k    Den  O.  laiüabm  ferner  Bornnr*  (De  na  wobt  ton* 
philo».  II  k  Acoramrca,  Taoaus  voa  Aoctxo.  Nrcotacft  Ctnuurtm,  Gnaaato  B» 
SrarotA,   SaarrtseraT.   Port,  db  deeteobru  Popnlarphilosophen,  Laanvo. 
Htnota,  Gorrat  a.  a,  8retrmatbeh  bagitudetden  Optirn.  Lttttn,  nacb  welchem  db 
unter  albn  möglichen,  db  Oott  bat  dar  Sohöpfuitg  IdaaD  inibgini,  db  baate  bt 
flb  muß  ea  »ein.  denn  Gott  ab  daa  Vollkommene*  kann  nur  daa  Beate  vom  Mogarhrn 
wählen.  Dafl  Gott  aiaa  dar  Motjfaabrit  nach  doch  vonhomrneaer*  Welt  nicht  gekannt 
oder  nicht  haha  anaafbn  können  oder  wotba,  wider  anrieht  nbnten  Gottes. 

Gott  hat  alba  ao  gearhaJIaa.  daJ  aa  arhhaOaoh  aam  Guten  fuhrt  und  daB  daa  i: 
der  Natur  mit  dem  der  Gnade  in  Harmonb  steht.  In  einer  Welt  endlicher  Weern 
Übel  (•.  d.)  unveramidnch,  aber  ab  dbnen   höheren   Zwecken   (Thaodbae  I     II 
Monadologb00;Prii»ripedebiiatare,  10k  Gegen  dbsen  Optim.  wenden  sJchVoLTaiaz 
(Candide  ou  l'optimbme,  1708)  and  Scsortsaar/at,  der  den  O.  für  eine  „ruchlos* 
Denkungsart"  halt  (e.  Pcaaimbmaek    Ka*T  bhnt  den  endaaaw«oloabohea  O.  (d 
seihst  früher  vertrat:  Veranch  einiger  Betrachtangen  Ober  den  O..  1750)  ab.  claubt 
aber  an  den  mcnachncaen  Fortachritt.  OpUmbtm  aind  Ficht»  (W  aamV, 

nach  dem  „alba  Wirkliebe  vernünftig"  bt  (a.  PanJogbauv  5  Karst,  Lortt. 

FtCHXtt,  Deaaixo  (Der  Wert  dea  Lebet»*.  1004k  J.  Diraoc(Der  Optimbrou*.  1881k 
Öuklt-Niwix  (Koamodbee,  1877k  E.  Mtiacatltorr  (Beitrage  zur  optimbt.  V< 
anachauung.  1008;  Studbn  über  db  Natur  dea  Marwohwn.  1010k  Ntrracai  (a.  Lebeak 
Güraü.  L.  STtnc  (aoriabr  O.;  Der  aozbb  O..  1005)  u.  a.  Einen  ..tebologbeher 
(Aussicht  auf  Erlösung  der  Welt)  verbindet  mit  dam  ..eudimonologbchen"  Pemlmbmaa 
(s.  d.)  E.  v.  HatTMAX*.  Zum  ..Meuorbmua"  (a.  d.)  bekennen  sich  G.  Euot,  P.  Catcrs. 
Jamks,  GrtTCtt.  R.  GoLDSCRtro,  Ukold  u.  a.  H.  Lota  kommt  trotz  dea  „wissen- 
schaftlichen  Pessimismus"  (Unerkcnn barkeit  dea  Ursprungs  and  Zwecks  des  Daeeina) 


Optische  Täuschung  —  Ordnungslehre.  455 


zu  einem  „grundlosen  Optimismus",  zur  Freude  darüber,  daß  der  Endlichkeit  die 
Unendlichkeit  mit  ihren  Verheißungen  gegenübersteht  (Der  grundlose  Optimismus, 
1897).  Vgl.  Prantl,  Über  die  Berechtigung  des  O.,  1880;  Gass,  O.  u.  Pessimismus, 
1876;  Münsterberg,  Philos.  der  Werte,  1908;  Zur  Psychologie  des  Optimismus; 
Müller- P'reienfels,  Persönlichkeit  u.  Weltanschauung,  1919  (psychol.  Fundierung 
des  O.). 

Optische  Täuschung   s.  Sinnestäuschung. 

Ordnung  {zä^is,  ordo)  ist  Verknüpfung,  Gruppierung,  Anreihung  von  (realen 
oder  ideellen)  Elementen,  Einheiten  in  der  Weise,  daß  jedes  Glied  eine  bestimmte, 
eindeutige  Stelle  in  der  Gruppe  oder  Reihe  einnimmt  oder  daß  das  irgendwie  (von 
irgendeinem  Gesichtspunkt  aus)  Zusammengehörige  (Verwandte,  Ähnliche  .  .  .) 
entsprechende  Stellen  zugewiesen  bekommt.  Zuordnung  (Koordination)  ist  die 
eindeutige  Beziehung  der  Glieder  verschiedener  Gruppen  oder  Reihen  aufeinander, 
so  daß  jedem  Glied  auf  der  einen  ein  bestimmtes  Glied  auf  der  anderen  entspricht 
(vgl.  Ostwald,  Monistische  Sonntagspredigten,  2.  Reihe,  1912,  S.  361  ff.).  Es  gibt 
eine  O.  des  Neben-  und  des  Nacheinander,  eine  räumliche,  zeitliche,  kausale, 
teleologische  0.,  eine  äußerliche  und  innerliche,  logische,  sittliche  O.  Das  Denken 
(s.  d.)  ist  eine  ordnende  Geistestätigkeit.  Die  Anschauungsformen  (s.  d.),  Raum  und 
Zeit,  sind  Ordnungen  des  Erfahrungsmaterials,  „ideale  Ordnungsmöglichkeiten". 
Ebenso  wird  durch  die  Kategorien  (s.  d.)  die  Mannigfaltigkeit  des  Gegebenen  einheitlich 
geordnet,  wobei  auch  angenommen  werden  kann,  daß  den  durch  die  Erfahrung  aus 
der  Erkenntnisgesetzlichkeit  aufgegebenen  Ordnungen  der  Phänomene  Verhältnisse 
im  „An  sich"  der  Dinge  entsprechen.  Die  Gesetzmäßigkeit  der  Ordnung  in  der 
Mathematik  (s.  d.),  Logik  und  in  den  Fundamenten  der  Wissenschaft  ist  „apriorisch", 
allgemeingültig-notwendig,  eine  Bedingung  wissenschaftlich -objektiver  Erfahrung. 
Wenn  auch  die  einzelnen  Ordnungen  (s.  Gesetz)  in  der  Natur  nicht  dem  „reinen  Denken" 
allein  entspringen,  so  ist  doch  die  „Ordnung  überhaupt"  ein  apriorisches,  ideales  Ziel 
des  reinen  Denk-  und  Erkenntniswillens,  zu  welchem  Ziel  die  Anschauungs-  und 
Denkformen  die  methodischen  Mittel  darstellen.  In  diesem  Sinne  gilt  Kants  Ausspruch: 
„Die  Ordnung  und  Regelmäßigkeit  .  .  an  den  Erscheinungen,  die  wir  Natur  nennen, 
bringen  wir  selbst  hinein"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  134;  vgl.  Gesetz,  Natur).  Vgl. 
Natorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910,  die  Arbeiten 
von  Cohen,  Cassirer  u.  a.  (s.  Erkenntnistheorie). 

Nach  Spinoza  ist  die  0.  und  Verknüpfung  der  Ideen  dieselbe  wie  die  O.  und 
Verknüpfung  der  Dinge  selbst  (s.  Identitätsphilosophie,  Eth.  II,  prop.  VII).  —  Fichte 
bezeichnet  Gott  (s.  d.)  als  aktive  sittliche  Ordnung  des  Alls  („ordo  ordinans").  —  Nach 
Cournot  ist  die  Idee  einer  „rationalen  Ordnung"  apriorisch  (Essai,  1851,  II,  173  ff., 
384  f.).  —  Nach  James,  F.  C.  Schiller  (Humanismus,  1911)  u.  a.  ordnen  wir  das 
Chaos  des  Gegebenen  erst  zu  Tatsachen  (s.  d.).  —  Nach  Bergson  ist  O.  etwas  Relatives, 
nur  in  bezug  auf  bestimmte  Ziele  besteht  eine  O.  (bzw.  Unordnung;  L'6volution 
cröatrice6,  1910,  S.  242  ff.;  ähnlich  Joel;  vgl.  Zweck).  Vgl.  Lipps,  Psychologie3, 
S.  117  ff.  („ordnende  Apperzeption");  Sigwart,  Logik  I2,  1889—93,  326,  369  f.; 
II2,  10,  695  ff.;  4.  A.  1911;  J.  von  Heyden-Zielevicz,  Der  intellektuelle  Ordnungs- 
sinn, Archiv  f.  systemat.  Philos.  VIII;  J.  Schultz,  Die  Maschinontheorie  des  Lebens, 
1909  (Ursprünglichkeit  einer  gewissen  O.  in  der  Welt).  —  Vgl.  Recht,  Kosmos,  Chaos, 
Regulation,  Optimismus,  Raum,  Zeit,  Form,  Zahl,  Reihe,  Methode,  System. 

Ordnungslehre  nennt  H.  Driesch  die  „Lehre  von  den  Ordnungsformrn 
dessen,  was  ich  mir  gegenüber  habe",  „die  Lehre  von  der  Gesamtheit  der  Ordnungs- 


Lfif  OrC«n 


Sie  Ut  verwandt  mit  der  „Logik"  und  „K«4eforieiikhre".  hat  e»  mit  dem 
„Wimen".  aber  nicht  mit  der  Erkeemtaie  (eine«  Realen)  zu  tan.  Siebet' 
..immanenten"  („solipaistieeben")  Ausgangspunkt,  gebt  eue  von  dem 
denkend".  Sie  beruht  auf  „Selbatbeainnung";  eher  die  Peychoiogie  • 
wieeenecheit  macht  eie  selbst  ent  nrtgUch.  Die  O.  ist  „ForderungeiemV .  denn 
Denken  heißt  ..fordernd  ordnen"  (Ordnunsalshrs.  1912.  8.  I  ff..  WirklichkeheJrhrr. 
1017).    Vgl  Postulat, 

Orgmm  (eVT—we.  Werkneug)  heißt  dar  Bestandteil  «teer  lebendigen  BbiheH, 
der  ihr  als  Mittel  aar  Erhaltung  und  Entwicklung  dient  and  mibe*  durch  de«  Zu 
eemmrnirirken  aber  Svstenvfcaiente  bedingt  ist.  Durch  funktional»»  Anpassung 
können  Orgeno  gestärkt  und  modifiziert  werden.  Im  weiten«  Sinne  epricht  man  euch 
von  Organen  der  Gemuschaft,  des  Staate«  (vgl.  Soziologie).  Organiaeb  (e>/«rt«#V): 
innerlich    verbanden,    mit  einer    Wechselwirkung.    Koordination.    SoUdariu- 
nweHnHleile  einea  lebenrUgan  Gänsen  laagsalsHU.     Vgl  AntTOTaUa.  De  pari, 
animalhim  I  ft.  fteßb  14;  Da  anim*  II  I.  41?»  18.  -  Vgl.  Soziologie. 

Orgnaif— pflaalaiBg   a.  Oemslnsaiprtndnng 

Orwmniantiont  nnhr»thrh  r  ikmlWp,  eegamfcohj  Wrhmdunjr  und 
Gliederung.  Eine  O.  iat  «.  R  die  menaobHcbe  Gesellschaft  (vgl  Soziologie).  AU 
Quelle  daa  Apriorischen  (a.  d.)  betrachtet  F.  A.  Laj»o«  die  ..psycho  •  physisch* 
Organiaation". 

Organ  lache  WelUnurhannagi  Aufiamong  daa  Alk  ab  orginwobaa. 
cmheitlichea.  durch  Innerliche  WinlanlraAbiinean  verbundenes,  lebendige«  Onnaaa. 
In  tsreoausdunee  Wams  hegen  eine  aolobe  Aaffaaaang  AaifTOtmas.  die  St« 
Puma,  Tiele  Renaiesancephilosophen  (pAaacsxsvs,  O.  Baciro  u.  a.),  Lamra. 
Haanan,  Goethe,  Scaaxuxa.  Kjucbe.  TaaxDZLE*ar*a.  Lotte,  Fncasaa,  Karst* 
u»o.  Cxamummiuix,  JoU  (See*  a.  Weh,  1911).  Rnaoeo»  (a.  Laben).  Fnaxcft.  Bio». 
Dia  Gaaataa  daa  Leben«,  IUI.  u.  a.  Vgl  M.  Knswan,  Grundlagen  einer  orgazuecnee 
Weltanschauung,  1911  -  VgL  Hyloeoasmua.  Materialismus,  Zweck. 

Orwanisaesui   iat  ein  (aoa  hoch  im wngaeelilan  chemiaohen  Subetanaen 

Nwlmlwindra)  Ganzes  ron  durch  innige  Wechecibeziehangsu  twbuadnaon  Bratend 
teilen,  deren  jeder  ebenso  das  Ganze  bedingt,  wie  er  ealbat  durch  daa  Ganze  bedingt 
wird;  ein  rinbeiüiehe«  Kraftesystem  mit  daa  Hfwsanliiftaa  dar  Qulbetiiihsllaiig  im 
Stoffwechsel,  der  Regeneration,  de«  Wachstums,  der  Fortpflanzung,  dar  Irritabilität 
(a.  d.)  and  Sensibilität  (a.  d.\  der  Aaaimüation  (a.  <LV  der  apontanen  Bsmgung,  der 
Belbetregulation,  der  Entfaltung  ron  innen  herauf  ans  Anlaß  sealoaindar  Beize,  der 
Anpassung  an  die  Umgebung,  der  Differenzierung,  Vererbang  aew.  Dss  Auszeich- 
nende des  0.  gegenober  dem  Anorganiacben  Engt  nicht  im  Beate  einer  ..Leben« 
kraft",  sondern  in  der  spezifischen  Art  dar  Verbindung  and  Konfiguration  dar  Teile, 
des  Zusammenwirken»  derselben,  der  (innern  and  äußern)  Form  des  Ganzen, 
von  der  die  besonderen  orgaiuschen  Funktionen  unmittelbar  abhangig  sind.  Darob 
diese  Form,  durch  den  Vorrat  *»— t*~Hg  sich  erneuernder  Energien,  durch  die  (indi- 
riduell  and  generell  gefärbte)  Vorgeecbiohte  (Vergangenheit)  des  O..  durch  deaaen 
„organische«  Gedachtals"  (s.  Hneme)  wird  der  O.  zu  etwas  der  Umwelt  gtisjalhnr 
relativ  Selbständigen,  mit  boaouderet  Einheit  und  Aktivität  Begabten,  am  so 
mehr,  je  höher  der  0.  entwickelt  ist  (besonder»  durch  sein  rnntralhnertes  Nerven- 
system). Der  0.  ist  demnach  von  den  Maschinen,  welche  ja  künstliche  Gebilde  sind, 
unterschieden.     Von  „außen"  gesehen,  mit  den  Denkmitteln  der  äußeren,  ainnHnh 


Organismus.  457 

vermittelten  Erfahrung  betrachtet,  ist  der  O.  ein  „Gefüge"  materieller  Elemente 
und  ein  Zusammenhang  von  Prozessen,  deren  Ablaufsweise  zwar  eine  organisch- 
spezifische  Form  hat,  also  nicht  auf  abstrakte  Gesetze  der  Mechanik  zurück- 
führbar ist,  die  aber  doch  sich  immer  genauer  in  physikalisch-chemische  Vorgänge 
zerlegen  lassen.  Vom  Standpunkte  der  innern  (unmittelbaren)  Erfahrung  und  der 
ihr  gemäßen  Denkweise  ist  der  0.  ein  Zusammenhang  psychischer  Triebkräfte, 
von  Strebungen  (Tendenzen),  die  von  Einfluß  auf  die  Erhaltung,  Selbstregulation 
und  Entwicklung  (s.  d.)  des  O.  sind,  ohne  daß  die  Reihe  des  Psychischen  durchbrochen 
zu  werden  braucht  (vgl.  Parallelismus,  Identitätsphilosophie,  Zweck,  Leben).  Die 
letzten  organischen  Elemente  werden  öfter  als  „Biogene"  bezeichnet. 

Betreffs  der  ersten  Entstehung  der  Organismen  gibt  es  folgende  Hypothesen: 
1.  Schöpfungstheorie  (ist  übrigens  auch  mit  anderen  Anschauungen  vereinbar, 
wenn  die  „Schöpfung"  esoterisch  verstanden  wird);  2.  kosmozoische  Hypothese: 
die  Organismen  werden  als  Keime  von  anderen  Himmelskörpern  (etwa  mit  Meteo- 
riten) auf  die  Erde  verpflanzt  (De  Matllet,  Helmholtz,  W.  Thomson,  S.  Arrhenitjs, 
Das  Werden  der  Welten3,  1908,  u.  a.);  3.  Das  Organische  ist  ebenso  ursprünglich 
wie  das  Anorganische  (Liebig,  Arrhenitjs:  „Panspermie",  s.  d. ;  J.  Schultz, 
Stöhr,  Letzte  Lebenseinheiten,  1897,  u.  a.);  4.  kosmorganische  Hypothese: 
die  Organismen  stammen  von  einem  Urorganischen  (Protorganischen),  das  An- 
organische ist  sekundär  (Schelling,  Fechner,  Preyer,  Naturwissensch.  Tatsachen 
und  Probleme,  1880,  S.  51  ff.);  5.  Theorie  der  Urzeugung  (s.  d.)  aus  dem  An- 
organischen. —  Vgl.  L.  Zehnder,  Die  Entsteh,  d.  Lebens,  1899  f. ;  O.  Lehmann, 
Die  neue  Welt  der  flüssigen  Kristalle,  1911;  M.  Benedikt,  Kristallisation  u.  Morpho- 
genesis,   1904;    R.  Hertwig,  Über  kausale  Erklärung  der  tier.  Organisation,   1910. 

Betreffs  der  mechanistischen  und  vitalistischen  Theorien  vgl.  Leben. 

Als  zweckmäßige  Gebilde,  in  denen  die  Teile  den  Funktionen  (ngägeis)  des 
Ganzen  dienen,  um  eines  Zweckes  willen  bestehen  (De  partibus  animalium  I,  5: 
tö  fihv  ogyavov  näv  Svexd  vov)  und  die  durch  eine  Seele  (s.  d.)  belebt  sind,  bestimmt 
die  Organismen  Aristoteles,  dem  die  meisten  Scholastiker  sich  anschließen.  Für 
Descartes  hingegen  ist  der  O.  ein  Mechanismus,  und  eine  Seele  ist  mit  ihm  nur  im 
Menschen  verbunden.  Nach  Leibniz  sind  die  Organismen  „natürliche  Maschinen", 
die  bis  in  die  kleinsten  Teile  aus  solchen  „Maschinen"  bestehen;  diese  Teile  sind 
„Monaden"  (s.  d.),  immaterielle,  seelenartige  Elemente  (Monadologie  64).  —  Nach 
Kant  ist  der  0.  ein  Wesen,  in  welchem  „alles  Zweck  und  wechselseitig  auch  Mittel" 
ist,  wo  also  jeder  Teil  durch  alle  übrigen  und  um  dieser  und  des  Ganzen  willen  existiert, 
Ursache  und  Wirkung  zugleich  ist.  Nach  bloß  mechanischen  Prinzipien  ist  der  0. 
nicht  restlos  zu  erklären;  es  ist  nicht  zu  hoffen,  „daß  noch  dereinst  ein  Newton  auf- 
stehen könne,  der  auch  nur  die  Erzeugung  eines  Grashalmes  nach  Naturgesetzen,  die 
keine  Absicht  geordnet  hat,  begreif  lieh  machen  werde".  Doch  ist  es  vernünftig  und 
methodisch  gefordert,  „dem  Naturmechanismus  ...  so  weit  nachzugehen,  als  es  mit 
Wahrscheinlichkeit  geschehen  kann"  (vgl.  Zweck;  Krit.  der  Urteilskraft,  §  65  f.).  — 
Nach  Wundt  besteht  der  0.  aus  einem  System  von  „Selbstregulierungen"  mit  einem 
psychischen  Innensein  (System  d.  Philos.  II8,  1907;  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III3, 
725  ff.;  Logik  III3,  1908,  S.  639  ff.).  Nach  J.  Loeb  sind  die  0.  „chemische 
Maschinen"  (Annalen  der  Naturphilos.  IV).  Nach  W.  Ostwald  sind  sie  „stationäre 
Gebilde",  durch  die  ein  dauernder  Energiestrom  geht  (Abhandlungen  und  Vorträge, 
S.  298  ff.,  Phil,  der  Werte,  1912).  Nach  E.  Mach  sind  sie  „Automaten,  auf  welche 
die  ganze  Vergangenheit  Einfluß  geübt  hat"  (Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906,  S.  27). 
Nach  J.  Schultz  sind  sio  „Typovergenzmaschinen"  (s.  Leben).     Nach  R.  Gold- 


4.',S  Orcanon  Oupnekhat. 


■od  eb  ..Koufignretinnr  n  von  RichtungBhttennjteeen  ,  »ynrrgetbehe  Krai 

jil«  xi'Ti«  n.     ,..M  .'     »..t-i!«  ti    .     Bgpeväw        "M     RMMpHHM!     Mi  r    (inw    nv  •  i 

phynbcho  Biehtkrilta,  Enlili  »iln  «.  dgL,  db  mr  der  „WnnMriiwiii  im  Vlufcwus" 
ueenibcnrüch  macht  (nflhweneabhmnf  n.  Mi«rh«nBhae.nmh  I.  1911.  S.  103  ff  ) 
—  über  Rum,  Dune«  n.  a.  e.  Üben.  —  Vgl.  8oouin,  W\\  13.14.1  6; 
Hioa,  .N.turphik»..  8.430«.;  Ensyktop.  f  336 ff.:  E.  L.  Pnora*,  Ober 
Ptlniip  der  Organisation.  ISO;  fKira,  Ideen  cur  BcJhftnfnnge-  und  Entwicklung*- 
geeehirhtr.    1873;  R.  9r.  CkuMsaujun.    hUnt1.    1906.   8.  47<» 

von  dm  Oigsiibnmii.  1999;  Vnwit,  Die  Btogenhypnüwer,  1909;   Bovnu. 
Die  O.  ab  hbftwbehe  Weeen.  1909;   P.  Jmn,  Orpnbchi  ZwecJcinedijrkrit.  1907; 
Kaien«*»*.  Die  Konrergen«  der  O..  1901;  fluniw.  Mneme*.  1909;   E.  Rir. 
Ihr  Vererbung  ««mlnnei  Ptgeniffhiften,   1907;   Benaeo».  Lerolution  crea- 
1910   (deutach    1912);   X.  Habtiu».    Pbiloe.    Onmdfregm   der   Biologie. 
J.  Sontt/rx.  Jahrhoehor  d.  Philo*.  I«   1913  (Philo*,  dee  Organbchen).  A.  8-roua. 
Der  Begriff  dee  Lebern,  1909;  Wolfo.  Owtwald.  Die  •%">. 
ubbibn  Bwbetnn» fai  „Knhnr d.  fl.genwrt    Hl«.  I.  1913;  E.  Laotw, 
Bit eb>eiVtt*TbM>ber  Oi peie«i ii, ebde.;D«wtM.  Der  BejrW (Worten  Poem.  1919.  - 
VgL  Entwicklung.    Leben.   Ureeufmng,  Prefarmation,  Vererbung,  (bdanhtnb, 

*^V*^^^^_^         m)&^h«Ln^mAW         Eu^MAda^aLak         VLä^M«^^BaaiA         B*«t<iL>«i« 

i/im^  JnoiB09vn  «wweS  wupinHi  oosmo^pw 


Or(M«ni   Titel  drr  ron  den  Ihmwgebwrn  der  aibtotrlbrhen   8«  i 
rügten  loghohen  Arbeilen  dee  Auerorau»  (De  ratrgorib,  de  interpretationr 
analytica  priore  et  poeteriore,  topire,  de  eophbtieb  ebnchbL  E,: 
wrfaOte  P.  Baook.  ein  „neue*  Oiganim"  Lambert        Neeh  K  i 
der  ninrn  Wrnunft  ein  Inbrgrifl  fbrbnigen  Priiuinrn  .  .  ..  neob  denen  alb  n 

•*«e  e  priori  können  erworben  und  wirklich  Knetende  gebrecht  werden*' 
(Kriu  d.  rein.  Vernunft,  8.  43). 

OrigiabVrt  o.  gebende  Erfahrung  nennt  Hvaenax  (Ideen  r.  *,  rtinm  I' 
menoiogie  I.  1913,  7)  die  Wahrnehmung. 

« > 1 1  {t6*<H.  loci»)  btteine  Stellr  im  Kaum,  der  roo  einem  Korper  «jngennmmrnc 
Sanderraum  in  Besiehung  sa  enderen  RaumsteDen  betrerhtet.  isTorrJ.es. 

Pbje,  IV  2,  208«  27  ff.;  Cm.  Wolft.  erdenken  vo>  |  47; 

Kulte,  Grundr.  d.  Psycho!.,  1993,  8.  308 ff.;  Hörrc>i*o,  Der  menachliclv 
I'll  (Dir  Orte  sind  ursprünglich  ab  qualitative  Versduedrnheiten  gedacht;  durch 
das  Messen,  die  Deckung  von  Raumteilrn  werden  efe  ab  gleichartig  rrkann 
durch  das  Zusammenfassen  der  gleichartigen  Elemente  ei  gibt  *U  ue  Raum); 

Stöckl,  Lehrbuch  d.  Phikw.  II*.  1912;  Ruhme.  Lehrb.  d.  augem.  Pnychol.».  1908.  - 
VgL  Raum,  Topft,  Lokalzcicheii.  Lokafieation. 

tri  tlioffeneni*  (*>.**«,  gerade;  /#>*•««.  Werden):  geradlinige,  beetteunt 
gerichtete  Entwicklung  drr  Lebewesen:  H.  Th.  Ems*  (Die  Entstehung  der  Arten,  1888; 
vgL  Entwicklung). 

Ortho»  Loro«  (<tefl6<  Ä6ro«,  recU  ratio):  rechte  Wrnunft.  die  dae  Sittücbe 
trifft  (Hebakut:  «Uiji*%  Ä6yot',  Ajustotkl»».  Eth.  Xicom.  VI  13.  1 144  b  23.  I 
Btolker,  vgl.  Cicebq,  De  leg.  1.  7:  I. 

Orthonophie:  Lehre  vom  Richtigen  (R.  .Stammler.  Die  Lehre  vom  richtigen 
Recht,  1912,  S.  821  ff.). 

Oupnck'hatt   I'-  tische  Obereetzung  der  Upaniahaden. 


Pädagogik.  459 


P. 


P  ist  das  Zeichen  1.  für  das  Prädikat  (s.d.)  eines  Urteils,  2.  für  den  Oberbegriff 
des  Schlusses,  3.  die  „conversio  per  accidens"  (s.  Konversion). 

Pädagogik.:  Erziehungskunsfc,  Wissenschaft  von  den  Prinzipien  und  Methoden 
der  Erziehung  des  (jugendlichen)  Menschen  nach  allen  Richtungen  der  menschlich 
spezifischen  Vervollkommnung  im  Sinne  des  (historisch-sozial  bedingten  aber  zuoberst 
allgemeingültigen)  Menschheiteideals.  Die  Ziele  der  Erziehung  gibt  die  Ethik  und 
die  Kulturauffassung  (Kulturphilosophie),  während  die  Psychologie  die  Handhabe 
für  die  richtige,  zweckmäßige  Beeinflussung  des  Menschen  gewährt.  Einer  Erziehung 
bedarf  nicht  bloß  der  Intellekt,  sondern  auch  das  Gemüts-  und  Willensleben,  sowie 
das  sittliche  und  soziale  Empfinden  und  Wollen  (Moralpädagogik). 

Die  P.  ist  eine,  wenn  auch  von  der  Psychologie  und  Philosophie  beeinflußte 
praktische  Wissenschaft,  die  hier  nur  gestreift  werden  kann. 

Pädagogische  Lehren  finden  sich  (von  Philosophen,  Psychologen  usw.)  bei  Platon 
(RepubJ. :  Erziehung  in  den  Dienst  des  Staate  gestellt,  „Sozialpädagogik"),  Aristoteles 
(Politik  VIII:  Physische,  intellektuelle  und  sittliche  Bildung  zu  tüchtigen  Staats- 
bürgern), Cicero,  Seneca,  Quintilian  u.  a.  In  neuerer  Zeit  bei  Melanchthon, 
J.  Sturm,  F.  Bacon,  Ratichius,  J.  A.  Comenius  (Didactica  magna,  1657,  u.  a.: 
Induktive  Methode,  Realien),  J.  Locke  (Some  thoughte  concerning  education,  1693: 
Naturgemäße,  harmonische  Erziehung),  Rousseau  (Emile,  1762;  naturgemäße, 
individuelle  Erziehung),  A.  H.  Francke,  Basedow  (Nützlichkeitsstandpunkt, 
„Philautropinismus"),  Salzmann,  Jean  Paul  (Levana,  1807),  Kant  (Vorles.  über 
Pädagogik,  1803),  Pestalozzi  (Ausgang  von  der  Anschauung  und  deren  Formen, 
harmonische  Ausbildung,  Selbständigkeit;  Schriften,  1819—26;  1898  ff.),  Fichte 
(National-  und  Sozialpädagogik:  nur  durch  innere  Umwandlung  kann  das  deutsche 
Volk  sich  wieder  erheben;  Erziehung  ist  Staatesache,  sittlich-nationale  Erziehung; 
Reden  an  die  deutsche  Nation,  1808),  Hegel  (vgl.  G.  Thaulow,  Hegels  Ansichten  über 
Erziehung  u.  Unterricht,  1853 — 54),  Schleiermacher  (Pädagog.  Schriften2,  1876), 
Beneke  (Erziehungs-  und  Unterrichtslehre,  1835—36;  4.  A.  1876;  Schüler:  Dressler, 
Dittes  u.  a.),  Herbart  (Sittliche  Ziele  der  Erziehung,  Bedeutung  des  Interesses, 
Unterscheidung  von  „Regierung",  „Unterricht"  und  „Zucht";  Umriß  pädagogischer 
Vorlesungen,  1835;  2.  A.  1841;  Allgemeine  Pädagogik,  1806;  Pädagogische  Schriften, 
hrsg.  von  Willmann,  2.  A.  1880)  und  seine  Schule:  Th.  Ziller  (Allgemeine  P„  1892; 
„Kulturstufentheorie"),  Th.  Waitz,  Stoy,  Frick,  H.  Kern,  Ostermann,  H.  Schiller, 
W.  Rein  (P.  im  Grundriß2,  1903;  P.  in  systematischer  Darstellung,  1892;  Enzyklopäd. 
Handbuch  der  R,  2.  A.  1904  ff.),  O.  Willmann  (Pädagog.  Vorträge4,  1905;  Didaktik 
als  Bildungslehre4,  1909;  Die  Erhebung  der  P.  zur  Wissenschaft,  1898)  u.  a.  —  Auf 
neuerer,  zum  Teil  der  experimentellen,  Psychologie  basieren  die  Arbeiten  von  Spencer 
(Education,  1861,  deutsch  1910),  James  (Talk  to  Teachers,  1899;  deutsch  1900), 
L.  Strümpell  (Psycholog.  P.,  2.  A.  1909;  Pädagog.  Abhandlungen,  1894),  W.  Mönch 
(Neue  pädag.  Beiträge2,  1896;  Zukunftepädagogik2,  1908;  Kultur  u.  Erziehung,  1909), 
P.  Barth  (Elemente  der  Erziehungs-  u.  Unterrichtelehre4—5, 1912;  Gesch.  d.  Erziehung, 
1911),  E.  Dürr  (Einführ,  in  die  P„  1898),  Paulsen  ( Gesammelte  pädag.  Abhandl.,  1912; 
Allgem.  R,  1912),  Hönigswald  (Die  Grundl.  der  Pädagogik,  1918);  E.  Spranger, 
Lebensformen2,  1921;  Semmel,  Schulpsychologie,  1921. 

Experimentelle  Pädagogik:  W.  A.  Lay  (Experimentelle  Didaktik3,  1910), 
Mecmann  (Vorlesungen  zur  Einführ,  in  die  experimentelle  P.,  1907;  3.  A.  1914  f.; 


|0Q  PaUngeneate. 

mit  Lay  die  Zeitacbrift  „Db  Experim.  Pld.",  1906  ff.).  W.  OerwaLn.  Dar« 
Impentir.  1912;  Ifwww,  Kritik  der  Lehn  von  der  UitMrrlchtamethode,  1906.  - 
Vgl  G.  Omca,  Principii  di  pedagogb  generab.  1900;  E.  Lixde.  lYraonuehkeits. 
p*dago«ik«.  1900;  Sannva»*.  Die  modernen  psychoL  8ysteme  u.  die  P,  1912; 
A.  Sraw.**.  PhUos.  Pädagogik,  1912;  J.  Wbltos.  The  frycJsology  oC  Bdocaäon.  l 
J.  KumonuB,  KnrwicklougaasitunoL  o.  Enbhnngewbssnech  ,  1912  o.  a.:  Archir 

Ober  ..pädagogische  Pathologie"  and  „Hetlpidagogik"  rgj.  StbCmtblXh 
Die  pftdag.  Ptthologb*.  I8M;  Koon.  Die  psyuhopsthosohen  Mmderwertigkeben, 
1891-99;  TL  Hblub.  BeilpAdngogih.  1912;  Ober  PeychoL  a.  Psyohopathologb 
des  Kinde«,  1911  n.  *  Zebeohrtft:  ..Der  Underfehbr'*.  I898H.;  Honecfl  Eint, 
Die  körperlich»  Entwicklung  dee  flnhelHHn;  8onDT,  Dm  Sahnlkind.  1914;  Rsn 
a.  SB.«,  Dm  Kind,  mm  korperhohe  o.  geistige  Entwicklung.  1911 

Sosialpidagogik  bt  ■nihil  Hhbnh  orbuebre»  Pädagogik.   8b  beirechtet  nach 

iTO»  die  Knbhnng  eh  bedingt  daroh  dee  Oiiihnihifülilii  ■  and  «ogbbh  eh) 
Sie  Im  „Theorie  der  WffleneUMnng  auf  der  Grundlage  der 
und  ihr  Problem  bilde«  db  „Wruhsolhsibhengnn  «wischen  Enbhang 
and  (bmefanohair  (SoaJeJpld-*.  1909;  rgt  llbysmi  P.f  1906;  Gmmbmm*  Abband 
rangen  nr  SodeJped..  1907;  Philosophie  «.  Ptdegogik,  1909).  Vgl.  P.  BnontA*.« 
{8otbb  P.  1900);  KxsTwmv  Bodsipad.  u.  NewIdeoJbmns.  1907  (roo  Eoatw  beeüv 
flnBt):  Bcdd«.  Swbfrldogogfh  a.  IndlridaaJpAdegogfli  in  typischen  Vertretern.  1913; 
Theoretische  Pädagogik.  1911 

Arbeitspädagogik:    Bcnonm,    ArbeitepAdagogik,    Geeohbhte.    Kritik,   Weg- 
1914;   8«xoiu    Arbeimeehub.   Arbeitoprimip   o.    Arbeitemethode. 
Gatoio,  Didektbohe  Präludien;  Didektbche  Ketserebo;  Db  Schob  im  Dfcnete  der 
werdenden  Pereonlichkeit,  1917;  Knaounran*.  Begriff  der  Arheitaeehule,  1917*; 
MnxTMexMi,  Selbem tige  Endehang  im  frohen  Kindeeslter. 

Über  ethieehe  P.  vgl.  Fönmn.  Jagendbbre.  1907;  Ubenefahrang.  1909; 
Sexuabthik  a.  SerueJpAd..  1907.  u.  a.  VgL  Patot,  Db  Enbhang  dee  WObne.  1901 ; 
BavMAinr,  Ober  Wlflene-  o.  ChareJnbrbildvng,  1897. 

Ober  pädagogische  Psychologie  egL  E.  Blum.  La  pedobgb.  Ann.  psych.  V. 
1889;  Gsrnutaxv.  Gr.  der  päd.  Psycho!..  1880;  P.  BnontA**,  Lehrk  der  päd. 
Pfycbol.,  1901;  G.  Main.  Päd.  Peychol.,  1904. 

VgL  H.  Sodookto,  BfeWt.  io  db  ahedombohe  Pädagogik.  1907  (Idee  der 
..Hocbaoholpldagogik");  W.  JncaauM,  Db  Aufgaben  dee  Lehrers  an  höheren 
Schulen.  1912;  SoBU*n*T.Sou>ns,  Db  menenhHohe  Enbhang.  1906;  Jodu  Gesch. 
dnr  Ethik  II'.  1912;  Gubutt,  Der  Deatache  and  eeine  Schab.  1909;  B.  Otto.  Db 
Zukanfteechob;  M.  Haramm,  VornehmheH  and  Tüchtigkeit,  1919»;  Mctteche  ab 
Endeher,  1921;  K  aas  «um,  Pädagogik,  1920;  Müix»-F*m»rrrxs,  Bildungs-  and 
hVsbhangakbale.  1921;  Hmonr,  Db  wichtigsten  Süomungen  im  pidagog.  Leben 
der  Gegenwart.  1919*;  J.  Coh».  Der  Gebt  der  Enbhang.  1919;  FninMUBH-KöExn*. 
Philosophb  u.  Pädagogik,  Kantetodbn.  1917;  Bildung  u.  Weltanschauung,  1921; 
Litt.  Db  Methodik  dee  pidagog.  Denkens.  Kantstodbn  1921 ;  „Pädagogik"  in  „Kuluu 
d.  Gegenwart"  (Bd.  System.  Phüoa.).  —  VgL  Kinderpsychologie,  Ethik.  Psychologie. 

Palingenenie  (naAtyyritia:  xdJUw,  y/r*oit):   Wiedergeburt  der  Weh  and 
der  Dinge  in  ihr  (s.  Apokataetaeb);  sittliche  Wiedergeburt ;  Auferstehung;  Erneuerung. 
Whistos  (Nova  telluris  theoria,  1680)  nimmt  Boxxrr  an.  daß  eine  Auf- 
erstehung der  in  der  jetzigen  Periode  verstorbenen  Lebewesen  erfolgen  werde  (La 
palingenesb  philos.,  1769;  deutsch  1769).  Xach  Hxrdkb  bt  alles  in  der  Welt  in  ewiger 


Palingenesis  —  Panpsychismus.  461 

Palingenesie  (WW.  XVI,  341  ff.).  Vgl.  Schopenhauer,  Die  Welt  als  Wille  und 
Vorstellung,  II.  Bd.,  K.  41 ;  Über  sittliche  Wiedergeburt  vgl.  Kant,  Die  Religion  . .  1793 
(Umkehrung  des  obersten  Prinzips  des  Wollens  durch  eine  „einzige  unwandelbare 
Entschließung").     Vgl.  Seelen  Wanderung. 

Palingenesis:  Wiedererzeugung,  Wiederholung  von  Lebensformen  der 
Vorfahren  im  Unterschiede  von  der  „Caenogenese"  (den  Neuerwerbungen):  Haeckel. 
Vgl.  Biogenetisch. 

Pampsychismus   s.  Panpsychismus. 

Panbiotisnins  ist  die  Ansicht,  daß  überall  in  der  Xatur  Leben  herrscht 
(P.  Carus,  The  Monist  II — III).  Den  P.,  bzw.  Panvitalismus  vertritt  besonders 
auch  H.  Bergson  (s.  Leben);  Franc£,  Bios,  Die  Gesetze  des  Lebens,  1921. 

Panentheismns  (näv,  All;  iv  #«£,  in  Gott):  All  in  Gott-Lebre,  wonach 
die  Welt  in  Gott  beschlossen  ist,  ihm  immanent  ist,  von  ihm  umschlossen  wird.  Gott 
(s.  d.)  ist  hiernach  die  geistig-persönlich  gedachte  oberste  Einheit,  innerhalb  deren  die 
Welt  als  Mannigfaltigkeit  relativ-selbständiger  Einheiten  Bestand  hat  und  zugleich 
das  göttliche  Wirken  zum  Ausdruck  bringt. 

Den  P.  lehren  Plotin  (Ennead.  VI,  6,  7),  Augustinus  („Omnia  igitur  sunt  in 
ip3o",  Soliloqu.  I,  3,  4),  Joh.  Scotus  Eriugena  (De  divisione  naturae  III,  1),  Meister 
Eckhart  („Got  hat  alliu  dinc  in  ime  selber,  und  üzer  Got  enist  niht"),  Xicolaus 
Cusaxus,  Malebranche,  nach  welchem  Gott  (s.  d.)  der  „Ort  der  Geister"  ist  und 
alle  Dinge  durch  ihre  Ideen  (s.  d.)  in  Gott  sind  (Recherche  de  la  verite,  II,  5),  Lessing, 
(Über  die  Wirklichkeit  der  Dinge  außer  Gott,  1763),  Chr.  Krause  (von  ihm  der 
Ausdruck:  Alles  ist  in  Gott,  Gott  offenbart  sich  in  der  Welt;  ., Alles  ist  und  lebt  in, 
mit  und  durch  Gott."  „Die  Welt  ist  nicht  außer  Gott,  denn  er  ist  alles,  was  ist."  Vgl. 
Vorlesungen  über  d.  System,  1828,  S.  254  ff.),  M.  Carrl£re,  I.  H.  Fichte,  Lotze, 
Fortlage,  0.  Pfleiderer,  Fechner,  Wundx  (System  d.  Philos.3,  1907),  Boström, 
Eucken,  nach  welchem  die  Gottheit  „absolutes,  zugleich  weltüberlegenes  und  in  der 
Welt  wirksames  Geistesleben"  ist,  Paulsen  (Kant)  u.  a.    Vgl.  Gott. 

Panlogismus  [*är,  alles;  P.öyoe,  Vernunft)  heißt  die  Lehre,  daß  das  absolute 
Wesen  des  Seienden  Vernunft,  vernünftig,  logisch,  Idee  (s.  d.),  ein  Prozeß  logischer 
Entwicklung  (s.  Dialektik)  ist.  Die  Dinge  und  Vorgänge  in  der  Welt  sind  hiernach 
Momente  einer  Selbstentfaltung  des  Logischen,  Vernunftmäßigen  und  als  Stufe  in 
dieser  Entfaltung  ist  „alles  Wirkliche  vernünftig",  auch  wenn  es  in  seiner  abstrakten 
Isolierung  unvernünftig  erscheint  oder  nur  als  Übergang  Wert  hat.  Es  besteht  in  der 
Welt  ein  einheitüch-vernünftiger  Zusammenhang,  den  die  Wissenschaft  aufweisen 
will  (vgl.  G.  Lasson  in  seiner  Einleitung  zu  Hegels  Enzyklopädie,  2.  A.  1905).  Den 
P.  hat  systematisch  Hegel  begründet  (vgl.  Idee,  Vernunft,  Dialektik,  Begrüf).  Vgl. 
Logismus. 

Panpsychismus  (xäv,  All;  ipvx^,  Seele):  Allbeseelungslehre,  heißt  die 
Ansicht,  daß  allen  Dingen  Beseeltheit,  seelisches  Leben  in  irgendwelcher  Form  und 
Intensität  (Empfindung,  Gefühl,  Streben)  zukommt,  daß  es  nichts  absolut  „Totes", 
Seelenloses,  Empfindungsloses  gibt,  daß  die  Dinge  ein  „Innensein"  oder  „Fürsichsein" 
haben,  daß  sie  in  ihren  Reaktionen  gegeneinander  (bei  „Reizung")  etwas  „verspüren" 
und  eben  auf  die  innerlich  verspürten  Reize  strebend  reagieren.  Während  der 
dogmatisch-unkritische,  naive  P.  den  Dingen  menschenartige  Seelen  zuschreibt  und 
diese  am*  das  Physische  direkt  einwirken  läßt,  betont  der  kritische  P.  1.  den  Unter- 
schied des  metaphysisch  anzunehmenden  „Innenseins"  der  Dinge  von  der  einheitlich- 


}t,2  Panp»ychi«mui. 


Bewußtheit  einer  a»muBin  Organisation  U8eeb"  «ad 

„■■nWnMirf"  oder  HiWMiniiM  Inmneein;  S.  die 


Bewußtsein  luiuiihiftin  (aboctwactoeai  Sa^cnaesa  Anam);  4.  die 
der  NaturkaoseHut,  welche  das  PsTchbche  abmab  ab  „Ursache"  in  da.  Phrabcha 
eingreifen  beeen  kann,  wohl  »bar  gestattet,  physische  Vorging»  ab  Erscheinung, 
Amdrock  uijmhbihn  (oder  wpayohoiifciuhir )  ■  ■hafswiii  Der  kritbch  idealistische 
P„  far  den  db  mMiriili  Watt  db  Erscheinung  oder  ..Obbatreation"  afaee  (relatreaa) 

die  rot— ■  aar  Talaliifcbjüg  cigaatttteher  Beaeeltheit  enthalt,  iet 
(s.d.k  der  db  Körper  ab  eobhe  ftr  etwas  an  eich  Bsbndrs  halt, 
mit  dem  Ugandwb  Baaiilthait  mbaartsii  bt,  sa  anterachaiden;  ea  bt  nicht  aOar  P. 
bjbsobtbah.  aaaa  auch  sJbr  Hytasobmus  uMiusatihbthnli  bt  (rgL  Objekt,  Treu- 
eeendent,  Ding  an  eich). 

Dan  P.  latmfu  db  griechisohen   HyloioUten  (•.  d.),  db  Stoiker  (vgl. 
Cloano,  de  natura  deorum  II.  8h  Puma  (Ennend.  VI  .  i  abacblscs, 

('aboavcs,  J.  B.  xa%  Hautorr.  Paiamas  (Paamavokb  1  Tu.mii 

rerutn  I.  1  (f.).  0.  Bacao(Dc  Ucaaea  II: 
Potent  nach).  F.  Baooa  (..ubiqae 
alahaai  alb  Dinge  irgendwie, 
sind  („quameb  dieerub  gndfbaa 
animata",  Eth.  II.  prop.  XIII.  soholk  Lbsbbu(s.  Monade),  Daaoaurrs.  aUcraarvia, 


Dtaaaor,  Robust.  HaauBa,  Gobtob  („Materie  ab  ohne  Gabt")  u.  a.  Nach  Scai 
bt  albe  im  Uniraraam  beseelt  (WW.  1 6, 217k  nach  ScaoraamAtraa  bt  in  albm  „WUb" 
(e.  Voluntarismus).  Nech  Lutbb  u.  e,  beatehan  db  Dinge  aus  Monaden  (s.d.);  sie  haben 
Nach  FacBoraa  bt  das  Oebtiga  das  Innen«  oder  8rlbetsr-n, 
r  dar  Dinge.  Ein  Teil  dee  Geistigen  bt  unbewußt  (durch 
Bewußtsein»).  Db  Walt  bt  ab» 
i;  db  höheren  umfassen  db  niederen  und 
Auch  db  Pbaataa  sind  beseelt,  und  db  Erdeeeb  ist,  ab  i 
auf  ihr.  eine  Realität.  Qott  bt  der  m  MlgsiH",  dar  alba  umfaßt,  alba  B«  walweiu  dar 
Welt  in  sich  trigt  und  einheitlich  rerkuftpft  (Naaaa  oder  über  daa  Subabbin  der 
Pflanaen,  1848;  2.  A.  1888;  ZeadAreeta,  1881 ;  2.  A.  1801 ;  Db  Tageaanaiaat  gsgantbsr 
der  Nachtanafcht,  1878;  2.  A.  1804).  Ähnlich  baren  B.  Wrtxa  (Den  bbendige  All,  1808k 
K    lAsroa  (Im  Gebt»  Fechners,  1801k  P.  Möbtcs  (WW.  \  x<anvna  (Seelen 

u.  Zbb,  1808,  8.  84  f.k  F.  Pauubs.  nach  welchem  db  materbOe  Welt  db  ..Efaefaeinung 
eines  gebtigen  All-Lebens"  und  alle  Kraft,  Tendenz.  WUb  bt  (Einbit.  in  d.  Philos., 
lt.  A.  1808),  Hbymams.  Aotcaas,  Bölschb,  Pauly.  Fba«c*  a.  a.  P.  sind  ferner 
B.  EaDsuaa,  G.  Landaus*.  Hbim.  J.  Scbcltx.  Lim,  Stbosq,  Moaroa  Paracs, 
L.  AMaaoat,  Mohtoombby,  Bbchtxbbw  (Psycho!,  u.  Leben,  1808k  Foutll8b, 
Hörroufo,  Haatao.  Naobu,  O.  Caspabi.  Noras,  L  Garnan,  Pbbtbb,  Zöixaaa, 
Habcsbl,  Sack,  Ratzbmiofsb,  A.  Waoxbb,  Manuaia,  Adambiewicz.  DauoBur, 
J.  G.  Wh  t.  ({.  Wolft  (s.  Biooten  1.  \\ .  Sraaa  (s.  Pereon).  F.  C.  S.  Scbuxeb. 
Fokkl,  M.  Bavaaaa,  v.  Habtbuitb,  H amkbuxo,  M.  Vkkbtlaxeb,  C.  Petes*, Baaaaas 
u.  a.  (vgl  Voluntarismus:  Wo» dt.  Kühtmamk  u.  a.).  —  Nach  P.  Cabcs,  Jodl, 
H.  Simaa  u.  a.  haben  alb  Dinge  xwar  eine  „Innerlichkeit",  aber  nicht  alle  sind 
beseelt.  —  Gagen  den  P.  vgl.  Rieht.  Zur  Einfuhr,  in  dir  Philos.,  1903,  S.  181  I 
Vgl.  A.  Kai-.  Der  moderne  Panpsychbmus,  1904;  R.  Emun,  GrundUgcn  d.  Philosophb 


Pansatanismus  —  Paralgesie.  463 

des  Geisteslebens,  1908.  —  Vgl.  Monade,  Weltseele,  Spiritualismus,  Identitätsphilo- 
sophie,  Pflanzenseele,  Seele,  Bewußtsein,  Unbewußt,  Mechanisierung,  Voluntarismus, 
Leben  (Bergson),  Identitätstheorie,  Parallelismus. 

Pansatanisnius  nennt  O.  Liebmann  die  pessimistische  Willensmetaphysik 
Schopenhauers  (Zur  Analysis  der  Wirklichkeit,  1880,  S.  230). 

Panspermie  (*df,  alles;  oniffia,  Samen):  Verbreitung  von  Lebenskeimen 
im  Weltraum,  von  wo  sie  (durch  Strahlungsdruck  der  Sonne)  auf  die  Planeten  gelangen, 
um  dort  unter  günstigen  Verhältnissen  sich  zu  entwickeln  (Abrheniüs,  Das  Werden 
der  Welten,  1907).     Vgl.  Organismus. 

Pantheismus  (*fir,  All;  &f6s,  Gott;  „Pantheist"  zuerst  bei  J.  Toland, 
Pantheistikon,  1705,  deutsch  1897;  „Pantheism"  bei  dessen  Gegner  Fai,  1709;  „Pan- 
theismus" bei  F.  Buddeus,  Theses  theologicae  de  Atheismo,  1717)  ist  die  Lehre  von 
der  Einheit  Gottes  und  der  Welt  in  dem  Sinne,  daß  Gott  (s.  d.)  eins  ist  mit  der  „All- 
Einheit",  während  die  Welt  in  der  Summe  der  besonderen  Modifikationen  des  Seienden 
besteht.  Gott  und  Welt  sind  nach  dem  P.  nicht  zwei  einander  gegenüberstehende, 
getrennte  Wirklichkeiten,  auch  ist  die  Welt  nicht  ein  Erzeugnis  Gottes,  sondern  ewig 
wie  dieser.  Gott  ist  und  wirkt  in  der  Welt,  ist  ihr  „immanent",  durchdringt  alles  Sein 
und  Werden,  so  daß  die  Dinge  als  endliche,  begrenzte,  nur  relativ  (gegeneinander) 
selbständige  Faktoren  zwar  nicht  selbst  göttlich  sind,  aber  am  Göttlichen  teilhaben, 
Momente  des  göttlichen  All-Lebens  oder  All-Geistes  oder  der  Welt-Kraft  sind.  Es 
gibt  verschiedene  Formen  des  P.  Für  den  „Akosmismus"  (s.  d.)  ist  nur  die  göttliche 
Einheit  des  Alls  das  wahrhafte,  absolute  Sein,  die  Welt  als  Summe  von  Dingen  aber 
etwas  relativ  Nichtiges,  nur  der  beschränkten  Erkenntnis  sich  Darstellendes,  nicht 
der  alles  „sub  specie  aeternitatis"  betrachtenden  Vernunft  (Indischer  P.,  Eleaten, 
Spinoza).  Der  realistische  und  naturalistische  P.  bestimmt  die  All-Einheit 
dynamisch,  energetisch,  naturhaft,  zum  Teil  ihr  zugleich  Leben  und  Beseelung 
zuschreibend  (Hylozoisten,  Stoiker,  G.  Bruno,  Spinoza,  Goethe,  D.  Fr.  Strauss, 
Haeckel  u.  a.).  Der  idealistische  P.  betrachtet  das  All-Eine  als  Geist,  als  sich  in 
einer  Mannigfaltigkeit  von  Momenten  entfaltende  „Idee"  (s.  d.),  Vernunft,  Wille 
(Plotin,  Lessing,  Herder,  Fichte,  Schelling,  Hegel,  Schleiermacher,  Schopen- 
hauer, E.  v.  Hartmann,  „konkret-monistischer"  P.,  Drews,  Fechner  u.  a.).  — 
Es  gibt  auch  einen  P.,  welcher  der  göttlichen  All-Einheit  Persönlichkeit  zuschreibt 
(Fechner,  Fobtlage:  „transzendenter  P.",  M.  Carriere:  „Semipantheismus",  nach 
welchem  ein  Teil  Gottes  zur  Welt  wird,  u.  a.;  vgl.  Panentheismus).  Vgl.  über  die 
Pantheisten  den  Artikel  „Gott".  —  Vgl.  Jacobi,  Über  die  Lehre  des  Spinoza,  1785 
(vgl.  Jacobis  Spinoza-Büchlein,  herausgegeben  von  F.  Mauthner,  1912;  Jaesche, 
Der  P.,  1826;  Deisenberg,  Theismus  u.  P.,  188U;  Schi  ler,  Der  P.,  1884;  Drews. 
Die  deutsche  Spekulation  seit  Kant,  1893;  Dilthey,  Der  entwicklungsgeschichtliche 
P.,  Archiv  f.  Gesch.  d.  Philos.  VI,  1900;  Eucken.  Geistige  Strömungen  der  Gegenwart, 
4.  A.  1909;  H.  Scholz,  Über  den  P„  Preuß.  Jahrb.,  1910;  vgl.  Bd.  92,  H.  2;  Religions- 
philosophie,  1921.  —  Vgl.  Gott,  Spinozismus,  Substanz,  Monismus,  Deismus,  Mystik. 

Pantlielismus  (rr«»'.  alles;  i^eP.nv,  wollen)  =*  Voluntarismus  (s.  d.), 
Allwillens-Lehre.    Panvitalismus:  Auffassung  des  Seins  als  Leben  (s.  d.). 

Paradox,  {.-laoüdogoi);  wider  Erwarten.  Ein  Paradoxon  ist  eine  dem 
Normalen,  Gewohnten,  allgemein  als  richtig  Angenommenen  widersprechende 
Behauptung  (Stoiker).     Vgl.  M.  Xordau,  Paradoxe8,  1903. 

Paralgesie:  Das  lustbetonte  Erleben  an  sich  schmerzhafter  R< 


1'4  Parallelismoa. 

raralhli«nsae,  logischer  (arirennrntethcrwetisthoi L  tatdMfw 
dwa  Philosophen  mgesnmstini  oder  vfirtmmiUrtii  Verhältnis  zwischen 
und  Sein»  demzufolge  beide  zwar  unterschieden,  nicht  identisch  eind.  ahm  ihren 

In  rtimi  Anne  lehren  oder  denken  Piaros.  Asjjtutslss,  die  Scholastiker  u.  a. 
Karr  lehnt  die  Annahme  einer  vorauebectimmten  Harmonie  zwischen  den  Formen 
dee  Erhennene  und  denen  das  (An  eich-)  Saint  ah.  TTlnfngim  iet  nach  ftfi.OTrf  ft«wF* 
dm  Sein  »auf  ideale  Weh»  eo  gesetzt  wie  auf  reale**  ^w*  „Ideelee  yttd  Reales  laufen 
parallel  nchtnsinsndsr  fort  ata  Modi  des  Seine"  (Diataktik,  18»,  8.  76);  daa  Üenken 
*ffitf|itrffht  dem  Sern  (8.  SSI).  Nach  TfemnuMmoM  iet  die  l«g*T»>f  Einheit  am 
..Gegenbild  dm  realen  (Jansen"  (Logische  Untersuch.  1*.  1870,  SM;  vgl  Bewegung). 
Dm  loghohsn  P.  »«treten  farner  Brno  (Ojtstut  d.  Logik,  1842.  I.  199).  Uuuot 
(Gott  u.  die  Katar,  S.  A.  1866,  8.  660),  Ussuwso  u.  a,  Lora  betont:  „De*  Denken, 
den  Inghuhsn  Gammen  sshmr  Iwwagiinf  nlisilsmin,  trifft  am  Ende  seinee  richtig 
dnwMemsBin  Weges  wieder  mit  dam  Verhalten  dm  8eo*mn  iieiewai in"  (Logik',  1880. 
&  66t;  rgL  Wcsor.  Logik*.  1008-08.  L  8;  Siowabt.  Logik  I*.  I  DU, 

u  Denken,  1886.  a SOI;  Rimo,  Zm  Einfuhr,  in  d.  Philos..  1803.  S.  167).  - 
Vgl  IdeDüamphaoaophie.  TTtnhgp  eiset   Teichen.  Kttsgrai Anpassung,  Wahrheit, 


psyehophysitcber.    iet  dm  von  vielen 
Oeiet  und  Korper.  Seele  und  Laib,  Psychischem  und 


mtt| 

in  (wahrer,  realer)  Wechselwirkung  su  stehen,  als»  ohne  einandat  mgimiltsg  direkt 
in  keoesJer  Wams  su  beeinflussen.  Hiernach  sind  physische  Vorgänge  als  solche  stets 
nur  Wirkungao  und  Ureachen  anderer  physischer  Vorgänge, 
psychische  Geschehnisse  immer  nur  psychische  Geschehnisse  aar  Wirkung  und 
Ursache;  nie  bewirkt  Psychisches  (direkt  und  real)  stwae  Physisches  und 
Tilist  IT  lies  ii  lim  nmiilnsiiii.  tiilih  TTsiiIiiisimihi  siml 
darchbrochen;  ahm  die  Glieder  dm  einen  Reihe  sind  denen  dm  endeten  - 
sie  im  übrigen  imeuemilen  sind  -  so  funktional  tage«  das  l,  defi  mit 
Vorgingen  auf  dm  einen  Seite  bestimmte  Vorginge  auf  dm  anderen  eeikuipft  sind 
oder  mmdmttnt  gedanklich  su  eci  knöpfen  sind.  Et  entsprechen  also  | 
promsmn  ganx  lwntimiata  psychische  Vm ginge  und  umgekehrt;  t,  B.  im  mit 
gewiesen  Erregung  dm  Groftuirnt,  etwa  einem  Znetsnits  beginnender  Ansirtsong 
potentieller  Energit  ata  WiBmmmpub  »eibundeu,  und  dm  Oamnetiak  snr  Kette  dm 
Bewegungen  ale  Folge  dm  TTniiigioi.« Heilung  ist  dm  Ablauf  dm  WiUcnahandlnng. 
ohne  daß  der  Wille  direkt  Bewegungen  ..bewirkt".  Als  „Arbeitahypotheee"  oder  rein 
empirische  Konctatierung  wird  der  P.  too  sehr  vielen  im  treten,  auch  von  solchen, 
welche  die  Parallelität  schließlich  am  einer  psychophyaiachen  Wechselwirkung  (s.  d.) 
erklären  (E.  r.  Hartmans.  James,  Kults,  E.  Bscam.  n.  a.).  In  der  Regel  ahm  sind 
die  ParaUelisten  Gegner  dm  Wecnselwirtengsthaorie,  und  vielfach  erklären  eis  die 
ptychophysische  Parallelität  im  Sinne  einer  Art  der  IdentiUtsphilosophie  (a.  d.). 
durch  Zurückfuhrung  beider  Reihen  auf  ein  Identisches  oder  Gemeinsame«,  das  in 
jeder  Reihe  entsprechend  zum  Ausdruck,  cur  Erscheinung  gelangt  oder  sieh  auf 
zweierlei  Weisen  betrachten,  untersuchen,  begrifflich  bestimmen  läßt-  Gegen  die 
Wochselwirkungstheorie  wird  eingewendet:  1.  DieUngleichartigkcitdmPsychtaohen 
und  Physischen,  dm  Gegensundes  dm  inneren  (unmittelbaren)  und  Äußeren  Erfahrung, 
des  Objektiven  und  Subjektiven,  die  m  verhärtet,  beide  Schwarten  in  eine  Kanaalreibe 


Parallelismus.  465 


zusammenzufassen,  innerhalb  welcher  von  einem  Gliede  zum  andern  übergegangen 
werden  kann,  da  hier  alles  gemeinsame  Maß,  alle  Möglichkeit  einer  Umsetzung,  aller 
Angriffspunkt  für  das  „Wirken"  fehlt.  2.  Das  Prinzip  der  geschlossenen  Natur- 
kausalität, welches  aus  dem  Vorstehenden  sich  ergibt  und  die  Forderung  einer 
konsequenten,  nirgends  Halt  machenden  Verfolgung  der  physischen  Kausalreihen 
und  der  eindeutigen  Zuordnung  ihrer  Glieder  einschließt.  3.  Das  Prinzip  der 
Erhaltung  der  Energie,  wonach  die  Bewirkung  eines  physischen  Vorganges 
durch  einen  psychischen  einen  Energiezuwachs  ohne  Äquivalent,  jede  Bewirkung 
eines  psychischen  Vorganges  durch  einen  physischen  einen  Energieverlust  ohne 
Äquivalent  bedeuten  würde.  Auch  die  „Richtung"  des  physischen  Geschehens  ist 
ohne  irgendeinen  Energieaufwand  nicht  beeinflußbar,  und  ebenso  ist  es  bei  jeder 
„Auslösung"  der  Fall.  Das  Psychische  (s.  d.)  selbst  aber  ist  keine  „Energie"  im 
physikalisch-chemischen  Sinn,  mag  es  auch  in  einem  System  organischer  (zerebraler) 
Energien  zum  objektiven  Ausdruck,  zur  Erscheinung  gelangen  oder  sich  vom  Stand- 
punkt äußerer  Erfahrung  energetisch  betrachten  lassen.  Die  Geschlossenheit  des 
physischen  Geschehens  verhindert  hingegen  weder  die  funktionale  wechselseitige 
„Abhängigkeit"  beider  Reihen,  noch  die  Wechselwirkung  zwischen  dem  Geistigen  im 
engeren,  höheren  Sinne  und  dem  „Physischen"  im  weiteren  Sinne  (Sinnlichen),  zwischen 
bewußten  und  relativ  unbewußten  Prozessen,  noch  endlich  die  Annahme,  daß  alles 
Physische  (oder  doch  ein  Teil  desselben)  unmittelbar  oder  mittelbar  eine  psychische 
„Innenseite"  hat  (vgl.  Identitätsphilosophie,  Leib,  Seele);  nur  daß  die  Naturwissen- 
schaft das  Geschehen  so  betrachtet,  als  ob  es  rein  physisch  (mechanisch-energetisch, 
physikalisch-chemisch)  wäre  und  die  „Innenseite"  der  psychologischen  (bzw.  der 
metaphysischen)  Betrachtungs-  und  Interpretationsweise  der  Wirklichkeit  überläßt. 
Ein  regulativ-heuristisch  fruchtbares  Postulat  ist  es  dann,  die  eine  Erkenntnisweise 
so  weit  als  möglich  durch  die  andere  (nicht  zu  verdrängen,  zu  ersetzen,  wohl  aber)  zu 
ergänzen. 

Die  Theorie  des  P.  tritt  in  verschiedenen  Formen  auf.  Der  realistische  P.  hält 
beide  Daseinsweisen  des  Wirklichen  für  gleich  real,  der  phänomenalistische  P.  für 
Erscheinungen  eines  ihnen  zugrundeliegenden  Realen.  Der  idealistische  P.  betrachtet 
die  physische  Reihe  als  etwas  Ideelles,  vom  erkennenden  Subjekt  Abhängiges,  bloß 
als  Inhalt  eines  Bewußtseins  Existierendes.  Der  idealistische  P.  mit  spiritualistischer 
Färbung  erblickt  in  der  physischen  Reihe  die  objektive  Erscheinung  eines  psychischen 
„An  sich"  (Psychischer  Monismus).  Der  halbmaterialistische  P.  betrachtet  umgekehrt 
das  Psychische  als  „Begleiterscheinung"  des  (realen  oder  phänomenalen)  Physischen. 
Endlich  gibt  es  einen  universalen  und  einen  bloß  partialen  P.  (vgl.  Panpsychismus). 

Die  P.-Theorie  begründet  (in  Weiterbildung  des  Okkasionalismus,  s.  d.,  vgl. 
Malebranche,  Recherche  de  la  verite,  II,  5)  Spinoza  auf  Grundlage  der  Identitäts- 
lehre  (s.  d.).  Die  göttliche  „Substanz"  (s.  d.)  hat  unendliche  „Attribute"  (s.  d.),  von 
welchen  wir  Denken  (Bewußtsein)  und  Ausdehnung  kennen,  die  wiederum  in  vielen 
„Modis"  (Besonderungen)  existieren.  Jedem  Modus  des  einen  Attributs  entspricht 
ein  Modus  des  andern  Attributs  und  beide  drücken  ein  und  dasselbe  Wesen  aus  (Eth.  II, 
prop.  VI).  Physisches  hat  nur  Physisches  zur  Ursache,  Geistiges  wieder  nur  Geistiges 
(„Nee  corpus  mentem  ad  cogitandum,  nee  mens  corpus  ad  motum  neque  ad  quietem 
nee  ad  aliquid  .  .  .  aliud  determinare  potest."  „Id  ergo,  quod  mentem  ad  cogitandum 
determinat,  modus  cogitandi  est  et  non  extensionis,  hoc  est  non  est  corpus:  quod  erat 
primum.  Corporis  deinde  motus  et  quies  ab  alio  oriri  debet  corpore,  quod  etiam  ad 
motum  vel  quietem  determinatum  fuit  ab  alio",  Eth.  III,  prop.  II).  Die  Ordnung 
(s.  d.)  der  beiden  Daseinsweisen  ist  dieselbe.  Leibniz,  der  zuerst  von  einem  „Par- 
Bisler,  Handwörterbuch.  3Q 


Im)  Parallelismus. 


spricht,  kdu*  e4ae  prastahiherte  Harmonie  (».  d.)  zwischen  Leib  und  Saab. 
Di»  Seele  kenn  dorn  Körper  keine  Kraft  zufahren  and  auch  nicht  die  Richtung  (t.  d.) 
dar  Bewegungen  hnlnimmiiii  (Monadologie  78 ff.;  Philoa.  Heuptschriften  1.  M 
Eüna  Uannonie  zwischen  dam  boarufltan  und  unbewußten  Sein  lehrt  SoULLixa; 
auch  gibt  aa  nach  das  HnheIHngisnarn  einen  MPexeIlebemnsM  in  dam  Sinne,  daA  an 
dam  psyohtsnhss  Phänomenen  Oigsngnnrlar  in  dar  Natur  eich  finden  (egL  Eacmnsi. 
mato,  Psychologie.  1817.  &  6).  Dm  P.  vertritt  taorsnucn.  nach  welchem  dar 
Witteneak t  und  dm  Afrlfr-i  des  leibao  rrkht  im  Vrrhnhni*  von  Umnähe  und  Wirkung 
■Iahen,  eondern  gieirhwilig  sind,  weil  eia  eben  zwei  Betr^^H^ig  atiatii  eines 
Identischen  (des  emfpkjakehen  „  Willens")  sind  (Die  Wem  als  Wille  u.  Vorstellung, 
I.  Bd,  |  18).    Nach  F.  A.  La*»  im  dar  subjektive  Znatand  des  empfindenden 

,,|  iImmmi  ■ *-#-«.    *-■       m»  _     -.-.  m fc,nt,  _  ,l.„-  m    ^i_      1 1  f  i  Lei  ■  ■ 

v  1*1  i 

iutomstsish»i  Ibwsgnagapinoil     Dm  Physiologie  muß  dm  physische 
ohne  Bereesaiohtigung  das  Bswnßtaeius  durch  das  Hirn  hinduroh  bis  sur  ernten 
Veranlassung  dm  gensen  ftiseguaa,  anregt  ist  folgen  (üeeohichte  dm  Materiahsmus', 
1908).   Der  moderne  psycho  phpabehe  P.  geht  ■■epmlrmmili  ron  Facuaz*  aus,  nach 
wslahtm  Psychisches  und  Physisches  einander  ab  zwei  Saiten,  Erscheinung»-  oder 
fwimiialwipsimaii  msmlbio  Wesens  entsprechen  (Zend-Aveeta  1862.  1801 . 
Das  nnmittelbam  fmlbstaam  dar  Dinge  mt  nsyohmtm.  Ihnrkm  lehren  Pacum*  (Zmehr. 
f.  Philoa.,  Bd.  118k  Maares,  B.  WttUL  Smono  (Why  the  mmd  has  a  body.  1803). 
Leanwm,  Adicxzs  (Kant  contra  Hanokel,  1806,  8.  660.),  B.  Kmduasx  (Wissen- 
■nhaftHohs   Hypothesen  ihm  Laib  u.  Seals,   1908k  Enoamuc»  u.  s.    Dan 
payciitmnisi  (s.  d.)  lehnt  hingegen  Rmnx  ah,  nach  welchem  der  P.  nur  ahm  nmthodieohs 
Regel  ist,  die  psychologische  Analyse  dar  BcwnJtaaJnmieohoinnngen  als  solcher  mit 
der  physiologischen  ihrer  korperhohen  Begleimrsoheinangen  an  verbinden  (Zur  Einfuhr . 
in  d.  Phikm,  1903,  &  168 f.;  rgL  &  156 ff.);  ahnlich  Jool  (Lehrb.  d.  Psych« 
1908,  83  fU  HöfffDDra  (PsychoL»,  1893,  K  2;  Der  manarhHcne  Gedanke,  1911). 
Smom  (PsychoL  1882  ff.,  f  179k  Bar*  (Geist  u.  Körper«.  1881,  K  7)  u.  a. 
Wtnror  geht  das  Prinzip  dea  P.  deren  aus,  „daß  es  an  und  für  »ich  nur  eine  Erfahrung 
gibt,  die  Jedoch,  sobald  sie  tum  Inhalt  wisMnsohsfthohtir  Analyse  wird,  in  bestimmten 
ihrer  Bestandteils  eine  doppelte  Form  wkssnsohsftnnhfr  Betrachtang  ruleßt:  ahm 
mittelbare,  dm  dm  Qpgsrsitiprsi  unemra  VssHüsia  m  ihren  objektiven 
tnsinanfiei.  und  eine  unmittelbare,  die  sie  in  ihrer 
inmitten  *|Uf  übrigen  Erfahrnngainhalte  dm 
„Soweit  es  nun  Objekte  gibt,  che  dieser  doppelten  Betrachtung  untetwutleu  sind, 
fordert  das  psychologische  Parallelprinsip  ahm  durchgängige  Beriahnng  der  beider- 
seitigen Vorginge  aneinander."     Von  dam  slgeninmttnhsn  Inhalte  dm  psychischen 
Verbindungen    können  die  physischen  nichts  enthalten,  weil  ja  hier  ron  jenem 
abstrahiert  ist;   hieraus  folgt,  daß  che   Wert-   und   Zweckbegriffe  außerhalb  des 
Peralkiiamuegebiotee  hegen   (Grundriß  d.  PsychoL  ».  1902,  &  389ff.;  System  dar 
Philoa.  II»,  1907;  Grunds,  d.  phya.  PsychoL  III».  1903,  S.  769  ff.).  Ähnlich  G.  F.  Lim, 
Hetxpach,  E.  König  (Zeitachr.  L  Philoa..  Bd.  16k  B.  Kaax,  R.  Eislkb  (Laib  und 
Seele,  1906;  Geist  und  Körper,  191 1)  u.  a.  Nach  Müstnuno  ist  der  P.  ein  universale* 
Postulat  (Grunds,  d.  PsychoL  I.  1900,  436,  492).   Den  P.  vertreten  femer  FotmxßK. 
HxTXSJis  (Zeitachr.  f.  PsychoL.  Bd.  17).  Ziehzx,  E.  Mach.  Pbtzoldt  (Das  V 
Problem»,  1912;  Archiv  f.  system.  Philo»..  1902),  H.  Oomnucs,  Th.  Ltrra,  KaaTBM, 
J.  Schultz,  Hodoson,  Hcxxey,  Lzwza,  Ribot,  Floübxoy,  Ajldiqö.  SrauLDom, 
Smox,  Foul  (s.  Idcntiteutheorie)  u.  a. 

Gegen  den  P..  bzw.  für  die  Wechsel wirkungatheoric  (s.  d.)  sind  Siowabt  (Logik  II», 


Paralogie  —  Paralogismuö.  467 


1889—93,  51S  ff.,  4.  A.  1911),  Külpe  (Einleit.  in  d.  PMlos.*,  1908,  S.  215  ff.),  Stumpf, 
Erhardt,  Wentscher,  Mosxiewtcz,  James  (Principles  of  Psychology,  1890, 1, 136  ff.), 
Höfler,  Bergson  (Revue  de  metaphys.  et  de  morale,  1904;  s.  Geist),  L.  Busse  (Geist 
und  Körper,  1902)  u.  a.  —  Vgl.  Spattlding,  Beiträge  zur  Kritik  des  psychophys. 
Parallelismus,  1900;  P.  Reiff,  Der  moderne  psychophys.  P.,  1901;  G.  Moskiewicz, 
Der  moderne  P.,  1901:  E.  Becher,  Zeitschr.  f.  Psychol.,  Bd.  46,  48;  Gehirn  u.  Seele, 
1911;  A.  Müller,  1.  c.,  Bd.  47;  B.  Kern,  Das  Wesen  des  Seelen-  und  Geisteslebens1, 
1907;  Ebbixghatjs,  Grdz.  d.  Psychol.  I8,  1905;  Abriß  der  Psychol.2,  1909;  A.  Klein, 
Die  Theorien  von  Leib  u.  Seele,  1906;  L.  Polak,  Kennisleer  contra  Materie-Realisme, 
1912  (Parallelist);  H.  Driesch,  Leib  u.  Seele,  19202;  J.  Schultz,  Ein  Mißverständnis 
des  paralleüstischen  Theorems;  Ann.  d.  Philos.  I,  1920  (gegen  Driesch,  für  den 
Parallelismus) ;  Heymans,  Einführung  in  die  Metaphysik,  19203  (psychischer Monismus) ; 
E.  Lasker,  Das  Begreifen  der  Welt,  1913;  Kostyleff,  Le  mecanisme  cerebral  de  la 
pensee,  1914.  —  Vgl.  Identitätsphilosophie,  Wechselwirkung,  Seele,  Leib. 

Paralogie  (naoaXoyla):  Vernunftwidrigkeit;  auch  ein  psychopathischer 
Zustand,  in  welchem  die  auf  Fragen  gegebenen  Antworten  in  keinem  Zusammenhange 
mit  diesen  stehen  (vgl.  Hellpach,  Die  Grenzwissenschaften  der  Psychologie,  1902). 

Paralogismus  (7iapa.Aoyt.ou6i):  Fehlschluß,  auf  einem  Denkfehler  beruhend. 
Es  gibt  verschiedene  Arten  der  Paralogismen  (vgl.  Trugschluß). 

Transzendentale  Paralogismen  („P.  der  reinen  Vernunft")  sind  nach  Kant 
Fehlschlüsse,  die  einen  „transzendentalen"  (s.  d.)  Grund  des  Irrtums  haben,  die  „in 
der  Natur  der  Menschenvernunft"  gegründet  sind  und  eine  „unvermeidliche,  obzwar 
nicht  unauflösliche  Illusion  bei  sich  führen".  Es  sind  Fehlschlüsse  der  rationalen 
(metaphysischen)  Psychologie,  welche  die  bloß  formale,  transzendental-logische 
Einheit  des  Bewußtseins,  die  nur  eine  „Einheit  im  Denken"  ist,  mit  einer  Anschauung 
verwechselt  und  dann  auf  sie  die  Kategorie  der  Substanz  anwendet,  wodurch  diese 
Einheit  als  substantielle,  einfache,  immaterielle  Seele  aufgefaßt  wird.  Die  logische 
Einheit  des  Subjekts  sowie  die  Identität  des  Selbstbewußtseins  ist  nur  eine  „formale 
Bedingung"  meiner  Gedanken  und  ihres  Zusammenhanges,  beweist  aber  nicht  die 
numerische  Identität  meines  Subjekts,  nicht  die  Personalität  derselben  (1.  und 
3.  Paralog.).  Das  „beständige  logische  Subjekt  des  Denkens"  ist  nicht  die  Erkenntnis 
eines  realen  Subjekts,  einer  Substanz,  von  der  wir  in  uns  nichts  wissen  (1.  Paralog.). 
Ferner  ist  die  Einfachheit  des  Selbstbewußtseins  noch  nicht  eine  Erkenntnis  der 
Einfachheit  einer  Seelensubstanz  (2.  Paralog.).  Ohne  Anschauung  gibt  es  keine  reale 
Erkenntnis;  alle  unsere  Anschauung  ist  sinnlich;  da  wir  vom  übersinnhchen  Subjekt 
des  Denkens  keine  Anschauung  haben,  so  gibt  es  keine  Erkenntnis  desselben  als  einer 
einfachen  Seelensubstanz.  Dem  4.  Paralogismus,  daß  das  Ich  ohne  reale  Außenwelt 
existieren  könnte,  hält  Kant  entgegen,  daß  das  Selbstbewußtsein  schon  das  Objekt- 
bewußtsein zum  Korrelat  habe.  Der  „dialektische  Schein"  in  der  rationalen  Psycho- 
logie beruht  überhaupt  auf  der  Verwechslung  einer  Idee  der  Vernunft  mit  dem  ganz 
unbestimmten  Begriffe  eines  denkenden  Wesens  überhaupt.  Ich  verwechsle  die  „mögliche 
Abstraktion  von  meiner  empirisch  bestimmten  Existenz  mit  dem  vermeinten  Bewußt- 
sein einer  abgesondert  mögüchen  Existenz  meines  denkenden  Selbst  und  glaube  das 
Substantiale  in  mir  als  das  transzendentale  Subjekt  zu  erkennen,  indem  ich  bloß  die 
Einheit  des  Bewußtseins,  welche  allem  Bestimmen,  als  der  bloßen  Form  der  Erkenntnis 
zum  Grunde  liegt,  in  Gedanken  habe"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  293  ff.).  —  Nach  Bergson 
ist  die  Lehre  vom  psychophysischen  Parallelismus  ein  „psychophysischer  Paralogismus" 
(vgl.  Revue  de  metaphys.  et  de  morale,  1904).    Vgl.  Seele,  Selbstbewußtsein,  Ich. 

30* 


IH  Paraanmet«  —  PaaetTlemue. 


l'aramMtie   ( Erumornngaftlarhiing,  „U— ■ ■  memobt 
Neuen  mit  achon  Erlebtem,  wobei  daa  in  Wahrheit  Keoe,  Fremde  alt 

frühere  ihnen  Ähnliche  Erleboieae  anbeetimmt  and  »n»ihe  reproduzKrt  werden, 
dafl  die  nif  mHn  Vorgänge  über  und  anter  der  fluhnnli  «ich  mit  dem  neuen  Ein- 
druck Tiiinyn  and  4m  Bekanntheitegef  uhl  miagen  .  .  .  Vielleicht  aber  hu  «e 
lediglich  «hl  Gefühl  dee  eerlnderm«  Vototrlmngoaheaem.  einer  dnrch  die  Gehirn  - 
erkmolnnf  liiiJhiithni  Erleichterung"  (Oman,  Da«  Gedeohtab*.  1911.  &  1341.). 
VgL  Bxmn.  Dm  Oedirmtnb.  180;  Pux.  Arehir  f.  Peychcl  VI;  James.  Prion,  of 
PaychoL.  18«.  I.  675;  Jone,  Lehrbuch  d.  PaychoL.  1909.  IP.  155  ff.  VgL  Gedieht»*. 


Paranoia   {mmfmmm):     VerrluktaeiU     Irrama.       Vgl.    Keuaraux 
chUtrb»,  1909. 

Paraplta»i< 

Er- 
Vom  Jaavaai 
1918*;  Ovnnm,  Barfahtaag  in  db  ReLPeych..  1917  (Knp.  X.  per». 
peychoL  Zukutrftaprobbme  dar  ReL-Pryeh.). 

Para»tlic«le  (««#4  «le**«*«):    iliiitwaani  faipflialin,   8torung 
finden«  durch  eine  epontene  flieg«!*  (rgL  Rinor.  linledine  de  In 
1908,  &  105  ff.). 

Lama.    VgL  V.  Eoaan.  La  parob  Interieure,  1881;  Blnvjxn,  Zar  Peychnbgb  dar 
Vr Ibaaetyi 1918.    VgL  Spreche. 

••artikular  (perticularb):  beeouder».  auf  da«  Beaondere  ahm  beliebend. 
P.  Urteile  aind  Urteile  roo  der  Form:  Einige  8  «lad  (htw.  sind  nicht)  P.  Ee  gibt 
partikular  bejahend«  (Symbol:  I)  und  rernainande  (Symbol:  o)  Urteile.  VgL  Aaurro- 
tum,  Analyu  prior.  I  1.  24*  IT  f  «#•>«••«  —  #>  oa>et);  Srowaar,  Log. 
1911;  Darusca.  Ordnirngabhre,  191t  8.  64  f.;  E.  J.  Hamilto«,  Erkennen  a. 
SohaeBen.  1918. 


Partltiaa   (pertitio,    ?***&)-. 
Inhalt«  omea  Bagram  in  dm  ImUniemnungon  (Mwliinhk    VgL 


Pnrnnl«  (»f  »«*«):  Gegenwart,  ineb«aoadere  Gegenwart  der  „Ideen"  (».  d.) 
in  den  Erecbetaungen,  welche  aa  den  Ideea  teilhaben  (Methexb;  rgL  Plato*.  Phaedo. 
100  C).  Vgl.  TucHxeixu^Oeecluchmdee  Begriffe  der  P.; 

III,   1874. 

Paeigraphh»  baa»  jgaf  a)i  Univeraalachrift,  Begrrffmrhrift  mit  eindeutig 
den  Begriffen  und  deren  Verbindungen  zugeordneten  Zahmen  (rgL  echon  Lnaxu. 
Opera  ed.  Erdmann.  S.  701a).  VgL  Ostwald,  Vortrage  u.  Abhandlungen,  1904.  — 
VgL  Logik  (mathematiache). 

PaNMio:    Lahmn,    paaatrer   Zustand,    Affektion.  Erregung.    Affekt,    Leiden 
schaft  (a.  <!.).     Vgl.  Stöcex,  Lehrb.  d.  Philo».  II».  1918.    VgL 


Paaaiviaaama*  Standpunkt  den  peerieen  Oeeohwhenleaerni,  inabeaondere 
im  Sozialen.  GegenaaU:  Aktivbmu»  (a.  d.).  VgL  R.  Goldschkid.  Kritik  d.  Willen»- 
kraft,  1906,  K.  12. 


Passivität  —  Peripatetiker.  469 


Passivität  ist  das  Korrelat  der  Aktivität  (s.  d.).  Im  »Seelischen  gibt  ea  nur 
relative  R,  „Reaktivität".    Vgl.  Materie,  Leiden. 

Pathetisch  (jta&ytixös):  eine  Erregung  ausdrückend.  Über  das  Pathetisch- 
Erhabene  als  würdevolles  Ertragen  des  Leidens  vgl.  Schiller,  Über  das  Erhabene,  1801. 

Pathognomisch   s.  Sprache. 

Pathologisch:  krankhaft,  abnorm;  bei  Kant:  sinnlich  bedingt  (vgl. 
Liebe).    Vgl.  Traum,  Genie. 

Pathos  {rcäd-oe):  Zustand,  Leiden,  Erregung,  Affekt,  Leidenschaft  (s.  d.). 
Schon  Aristoteles  stellt  das  xäd-og  dem  Ethos  (?,d-os),  dem  Charakter  gegenüber 
(Eth.  Xicom.  VII  2,  1155  b  10).  —  Vom  „Pathos  der  Distanz",  welches  den  „vor- 
nehmen" Menschen  vom  Herdenmenschen  trennt,  zwischen  diesem  und  jenem  eine 
Rangordnung  herstellt,  spricht  Nietzsche. 

Patristih.  heißt  die  Philosophie  der  Kirchenväter  („patres  ecclesiastici"), 
der  Begründer  der  christlichen  Dogmatik,  die  unter  dem  Einflüsse  der  antiken 
Philosophie  (Stoizismus,  Piatonismus,  Philon,  JSeuplatonismus)  stehen.  Zu  ihnen 
gehören  Tatian,  Justtnus,  Irenaeus,  Tertullian,  Minucius  Felix,  Theophtlos, 
Hippolytos,  Lactantius,  Arnobius  u.  a.,  Clemens  Alexandrixus,  Origexes, 
Gregor  von  Nyssa,  Gregor  von  Naztanz,  Basilius,  Ambrosius,  Augustinus  u.  a. 
Vgl.  Migne,  Patrologiae  cursus  completus,  1840  ff.,  1857  ff.,  1879  ff. ;  Bibl.  der  Kirchen- 
väter (Auswahl),  1869  ff.;  J.  Huber,  Philosophie  der  Kirchenväter,  1859;  Stöckl, 
Gesch.  d.  christl.  Philos.  zur  Zeit  der  Kirchenväter,  1891;  Harnack,  Lehrbuch  der 
Dogmengeschichte4,  1909  f.;  Bardenhewer,  Patrologie2,  1901;  Schmid,  Grund- 
linien der  Patrologie8,  1904;  Bäumker,  Die  patristische  Philosophie  in  „Kultur 
d.  Gegenwart"  I«,  1913. 

Pelagianismus  heißt  die  Lehre  des  Mönches  Pelagius  (um  400)  von 
der  durch  den  Sündenfall  nicht  beeinträchtigten  Willensfreiheit  des  Menschen  (da- 
gegen Augustinus  u.  a.).    Vgl.  Wörter,  Der  P.,  2.  A.  1874. 

Per  aeeidens    s.  Konversion. 

Peraten:    eine  mit  den  Ophiten  (s.  d.)  verwandte  gnostische  Sekte. 

Perfektibilismus:  Lehre  von  der  fortschreitenden  Vervollkommnung, 
von  der  VervoUkommnungsmögüchkeit  der  Menschheit.  —  Perfektionismus  ist 
die  Verlegung  des  sittüchen  Zweckes  in  die  (individuelle)  Vervollkommnung  aller 
positiven  Anlagen  und  Kräfte  des  Menschen.    Vgl.  Sittlichkeit. 

Per  impossibile   s.  Ductio. 

Periodizität:  periodische  Wiederkehr  bestimmter  Vorgänge.  Betreffs 
der  P.  im  Organischen  und  Seelischen  vgl.  W.  Fliess,  Der  Ablauf  des  Lebens,  1906; 
Das  Jahr  im  Lebendigen,  1916;  H.  Swoboda,  Die  Perioden  des  menschlichen 
Organismus,  1904;  Studien  zur  Grundlegung  d.  Psychol.,  1905;  Jodl,  Lehrbuch  der 
Psychologie  II8,  1909,  180 f.;  Kammerer,  Daa  Gesetz  der  Serie,  1919;  France,  Bios, 
1921;  Meebold,  Der  Weg  zum  Geist,  1916. 

Peripatetiker    {^toi:iaxrttixot,     peripatetici;     von     den     rteglnaioi,     den 

D  des  Lykeions  in  Athen,  auf  denen  Aristoteles  lehrte,  daher  „peripatetisch", 

im  l'mherwandeln):    Schüler  und  Anhänger  des  Aristoteles,  dessen  Weltanschauung 


I1Q  Psripa**--- 


charakterbbrt  ist  durch  db  Unterscheidung  ron  Form  (s.  d.)  «ad  Materie  (a.  d  X 
Wirklichkeit  (s.  d.)  und  MogMcakafrt,  Vermöge*  (s.  d.).  durch  die  Lehren  toi»  der 
ObjektiriUt  der  Qnalitatsn  (e.  <LL  ron  der  Seele  (•.  d.)  ab  „Entrbchie"  (..  d.)  de« 
organbeben  Körper»,  rom  tltlga«  «ad  leidenden  Intellekt  (s.  d.).  ron  Gott  (a.  d.) 
ab  dem  „erste«  Beweger",  von  der  Ewigkeit  der  Welt  (•.  d).  ron  den  „Spharm 
gabbin",  ron  der  Tugend  (a.  d.)  all  Tüchtigkeit  der  Seele  «ad  dem  Einhalten  der 
richtigen  Mitte,  ron  der  aosiafeu  Katar  des  Meaechen.  Ton  der  Hern^haft  cic«  Zwtsche« 
in  der  Welt,  o.  e,  P.  des  Altertums  «ad  frtaaraa  Mittelalter»,  die  t.  T.  die  arbtote- 
Uashen  Lehren  modifii  asten  (rgL  Katam  Hamas)  sind:  TasoramasTos  ron  Lasbos. 
Aanroxsiroa,  Evuam m  ron  Rhodos,  BnuTov  ron  lampsskm.  Lr  kok,  DouuaoaxM 
ron  Memsos,  AanroK  ron  Kens,  Srasaas.  KarroLaoa,  DtoDoaos  ron  Tyn:».  Kaa- 

NrsoLacs  ron  Dsmaslrns,  Aaraarca.  Anaairrca,  Alexakde*  ron  AphrodkU*. 
Taananva,  Panjorortra,  Satrucsvs  «.  a.  (teilweise  Eklektiker)  —  Zu  den 
Scholastikern,  welche  den  Aristotensmue  (teilweise  in  Verbindung  mit  Augusti- 
nisehen  «.  a,  Efemcnten)  cJabthch  modiflifeUsa,  gehören  Ais  rare  ■  Maoirps.  Taoaa« 
roa  Aqüiko,  Dtnrs  Soortrs  u.  a.  In  dar  Renaissance  tritt  dar  Peripatetismus  tsfls 
in  aniiiobtbohsr  (s.  d.).  teib  in  ■lusaChlnbltaikii  (s.  d.)  Form  saf.  reiner  bei 
GmAMn,  TaaoDOBOs  Gaia,  MaLaacarao».  Goolkktcs.  CAJraaaarcs,  Scaaoa  u  a, 
-  Im  19.  Jahrhundert  kommen  atbtotstbohs  aTamiati  beaoodera  in  dar  I 
echoUttik  (s.  Scholastik),  dann  «ach  bai  Haoau  TnaanaunrairBO,  F.  Bb*> 
u.  a.  tot  Geltung.  Vgl  Aaiaroraum,  WW.  1891—70;  F.  Btasa,  Die  Philos.  das 
Aristoteles.  1894—41;  Snaacx,  Arial.  S.  A.  1908;  Brkktako.  A.  o.  s.  Weltaoach.. 
1911.    VgL  Ksntbnismns,  Organon,  Entwicklung.  Prinzip.  Tragisch,  KatBgab. 

f  .  ipctl«  {mtfiMitf.  Umschlag):  plötslicher  Schlcksslswecharl  im  Drama, 
VgL  Aaiarorautt,  Pott.  11,  1459  a  Ä 

Peripher  (Ot genast»  acutral):  In  der  Pajubnlogfe  heißt  ..periphere" 
Gef ühbtheorie  die  Lehre,  da9  db  Gefühle  «ad  Affekts  in  nfehtaentralen  Vorgingen 
ihre  physiologische  Raab  haben.    (Vgl  Gefühl,  Affekt.) 

Per  ae  (*•*'  •b$4):  an  sich,  durch  sich,  selbständig,  für  sich  seiend.  So 
bt  nach  den  Scholastikern  db  Substanz  „per  se".  wahrend  das  Akzidens  nur 
..per  aliod"  besteht. 

Peraeweratioa  beißt  das  ..bngssma.  unter  dar  Bciruftmemaschwelb  sich 
rolbbhende  Ab*  oder  Ausklingen  parchboher  Vorging«",  „besonders  dann,  wenn 
es  aioh  auffaUend  lange  hinzieht,  was  ahm  dadaroh  bekundet,  daB  ein  Inhalt,  der 
schon  verschwunden  bt»  ohne  assoxiaüre  Bnrbhnnaan  wiederkehrt,  scheinbar 
steigt*,  wb  manche  Tageserbbobse  ror  dem  Bbaohlafcn,  ja  schhe  Brich  immer  wieder- 
kehrend  sich  uns  aufdringt  (.Iteration*)  und  nicht  loszubekommen  bt"  (Orrra. 
Das  Gedachtnb«.  1911.  &  93  f.).  VgL  Lim,  Ptrchologb,  9.  A.  1909.  S.  78:  Müua 
u.  PoaacKXB,  Experiment  Beitrage  tot  Lehre  rom  Gedachtnb.  1900,  S.  II 
WaasTJuraa,  Db  Reproduktion  und  Association  roa  Vorstellungen  I,  1907.  Ebbbt 
u.  MatncAHK,  Archiv  f.  Psycho L  IV,  1905;  EBBinoHara,  Psychologb  1  *.  1905, 
&  801  f.;  WuiroT.  Gros,  d.  PsychoL  III*.  1903,  800 f.  (db  beiden  btzteren  boalreUeo 
db  P.);  G.  E.  MüLLKB,  Zur  Analyse  der  Gcdachtnbtttigkeit  und  des  Vorstcllungs- 
rerlaufs  I,  III,   1911,   13.     VgL  Freisteigend. 

Pcraon  (persona,  xpövmxor,  urspr.  Charakter-maske  des  Schauspielers, 
i.i6<naoif):  geistig- vernünftiges  Wesen;  einheitliches,  mit  sich  identisch  bleibendes. 


Person.  471 

selbstbewußtes,  willensfähiges,  zweckbewußtes,  psychologisch-ethisch  freies  Wesen; 
Subjekt  von  Rechten  und  Pflichten.  Die  Persönlichkeit  (der  personale  Charakter) 
ist  eine  höhere  Form  der  Individualität.  Angeboren  gegeben  ist  nur  die  Anlage  zur  P., 
diese  selbst  entwickelt  sich  erst  in  der  Gemeinschaft  und  unter  dem  Einflüsse  des 
Gesamt-  und  objektiven  Geistes,  in  Wechselwirkung  mit  anderen  Individuen  durch 
Fremd-  und  Selbsterziehung,  durch  Unterordnung  der  Triebe  unter  einen  zentrierten, 
einheitlichen  Grundwillen  und  dessen  Maximen.  Im  höchsten  Sinne  ist  die  Persön- 
lichkeit —  nach  Goethe  das  „höchste  Glück  der  Erdenkinder"  —  ein  Ideal,  das 
sich  aktiv  selbst  verwirklicht  („Werde,  was  du  bist").  „Absolute"  Persönlichkeit 
(vgl.  Semmel,  Philos.  Kultur,  1911)  oder  Überpersönlichkeit,  die  über  den 
Gegensatz  von  Subjekt  und  Objekt  erhaben  ist  und  die  den  Weltinhalt  in  über- 
zeitlich-ewiger Form  in  sich  schließt,  kann  Gott  (s.  d.)  zugeschrieben  werden.  Eine 
ideelle  (nicht  psychologisch-reale)  oder  mindestens  juristische  „Persönlichkeit"  läßt 
sich  dem  Staa,t  zuerkennen.  Den  Gegensatz  zur  Person  bildet  die  „Sache",  das  un- 
persönliche, unselbständige,  unfreie  Objekt,  das  nie  wie  die  Person  Selbstzweck  ist. 

Eine  Definition  der  P.  als  vernünftiges  Individuum  gibt  zuerst  Boethtus 
(„persona  est  naturae  rationalis  individua  substantia",  De  duabus  naturis,  c.  3). 
Ebenso  Thomas  von  Aqttino  (Sum.  theol.  I,  29,  3  ad  2).  —  Nach  Locke  ist  die  P. 
ein  vernünftiges,  überlegendes,  selbstbewußtes,  sich  als  identisch  erfassendes  Wesen 
(Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  27,  §  9).  Das  Identitätsbewußtsein  betont 
auch  Chr.  Wolfe  (Psychol.  rationalis,  §  741).  Nach  Kant  ist  P.  „dasjenige  Subjekt, 
dessen  Handlungen  einer  Zurechnung  fähig  sind".  Die  „moralische"  Persönbchkeit 
ist  „die  Freiheit  eines  vernünftigen  Wesens  unter  moralischen  Gesetzen",  die  psycho- 
logische P.  ist  das  „Vermögen,  sich  seiner  selbst  in  den  verschiedenen  Zuständen  der 
Identität  seines  Daseins  bewußt  zu  werden".  „Sache"  ist  ein  Ding,  das  keiner 
Zurechnung  fähig  ist.  ein  „jedes  Objekt  der  freien  Willkür,  welches  selbst  der  Freiheit 
ermangelt"  (Metaphys.  der  Sitten  I,  Rechtslehre,  Einleit.).  Die  moralische  Person 
ist  Zweck  an  sich  selbst  (s.  Mensch).  Persönlichkeit  ist  zuhöchst  „Freiheit  und 
Unabhängigkeit  von  dem  Mechanismus  der  ganzen  Natur"  (Krit.  d.  prakt.  Vern., 
Univ.-Bibl.,  S.  105).  Erkenntnistheoretisch  ist  Persönlichkeit  „Einheit  des  Subjekts"; 
Person  ist  das  denkende  Subjekt  als  solches  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  310;  vgl. 
Paralogismen).  Daß  P.  ein  Ideal,  eine  sittliche  Aufgabe  ist,  betonen  viele  Idealisten, 
Cohen,  Natorp,  Ewald,  Lepps,  Eucken,  G.  Misch  (Weltanschauung,  1911),  Jeru- 
salem u.  a.  Über  Goethes  Begriff  der  Persönlichkeit  Chamberlatn,  Goethe,  1912, 
207,  584.  —  Nach  Wundt  ist  die  Persönlichkeit  die  „Einheit  von  Fühlen,  Denken  und 
Wollen,  in  der  wieder  der  Wille  als  der  Träger  aller  übrigen  Elemente  erscheint" 
(Ethik2,  1890,  S.  448;  vgl.  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903,  314,  317;  System 
d.  Philos.  II3,  1907).  Nach  Bechterew  ist  eine  Persönlichkeit  ein  „psychisches 
Individuum  mit  allen  seinen  ursprünglichen  Eigenschaften,  ein  Individuum  mit  freiem 
Verhalten  gegenüber  dem  sozialen  Milieu"  (Die  Persönlichkeit,  1906,  S.  3  ff.).  Nach 
Ribot  ist  die  Persönlichkeit  ein  Komplex  psychischer  Elemente,  eine  Resultante 
aus:  Leibesbeschaffenheit,  Strebungen  und  Gefühlen,  Gedächtnis  (Les  maladies  de 
la  personnaüte,  1885,  S.  3  ff.). 

Metaphysisch  bestimmt  L.  W.  Stern  die  „Person"  als  „ein  solches  Existierendes, 
das,  trotz  der  Vielheit  der  Teile,  eine  reale,  eigenartige  und  eigenwertige  Einheit  bildet 
und  als  solche,  trotz  der  Vielheit  der  Teilfunktionen,  eine  einheitliche,  zielstrebige 
Selbsttätigkeit  vollbringt"  (Person  u.  Sache  I,  1906,  13  ff.,  Bd.  II,  Die  menschl. 
Persönlichkeit,  1918 2).  Die  P.  ist  „uhitas  multiplex"  und  hat  ein  „meta-psycho- 
physisches"  Sein,  sie  ist  „psychophysisch  neutral".     Für  sich  ist  sie   Subjekt,  für 


17'  Personal        Perieption. 

andere  Objekt.  Die  Welt  ja  tarn  fHamuhaii  top  ..Pacsonca"  (rgl  Sacke).  In  der  ..Pereon  ' 
und  dun  ..Pereonwerten"  aentriert  aick  die  Ethik  für  80BUK  (Der  Forin  »fall  in 
thik  um!  dir  matrriale  Wertethik.  192! »k  Dar  ltaibiwi  and  Eadwart  dmma 
ganzen  Unirenrame  bemißt  eich  in  IrUlrr  Linie.  aasackamSwak  aa  dem  paraa  Sem 
(nicht  an  der  I «tat—t)  ■n*1  **•■»  »ftS""*"*  eollfcnmmeaea  tiataein.  In  der 
Fulle  und  dar  rolktiaadigamn  Eatfahaag.  in  dar  rsämtea  Schönheit  and  d 
Hanaooie  dar  Pernonea.    Zar  Definition  dar  Person  vgl-  ken.  a.  e,  O.  SM  ff. 

Den  Wert  der  I>  raonlhalrah  betonen  die 
Renaiaaanee.  Sairrnaeter.  Kaut.  Sraiujm,  Go«tbk.  Ftoarm.  Sraii namc 
füuras,  Niimn  Kor*««,  Lim.  J.  Set«  a.  a,  («.  SHtüehkr: 
auvu.  Dar  Begriff  dea  Charakters  bei  Platoa  o.  Arietotrlae.  l*r  MJUBOm, 

K »nutndieo  XIII ;  Ootmsi.  Die  IdeederIM RM  Ihr  Idee  der  abeolatrn  P  . 

IMS;  TMomeiXM.   Haan  Gfitadh*.   IMS.  8.  IM  ( .    171  f< .   232  ff.:  Krau*. 
Die  Baksitdea  flihliilibina,  &  SM«.;  tieietaa»  Strömaajsa  der  liegen waru  1909. 
fUaocnn.  U  nooeeDe  Monadologie.  IM«;  Le  pirsnnaiMsmi.  1903;  (Pore«, 
Mt  aJa  eine  „Kategorie*  I  *  pnrannne  fcamaiaa.  IMS;  Btitar.  Le*  aiteratmaa 

de  la  psraoamllte.  1900;  E.  Katans.  lYreoaHekkje«  aad  Kalter.  191«.  B  Snmx. 
Werdea  aad  Waata  der  PereoaBchkaat.  1913;  P.  Hmw,  Henri  Bergeons  Philo 
aophie  dar  PerartnHnkfnHt,  191:  »uoim  P.  n.  Peraoakckkeit.  1911;   Stöcxu 

Lehrt»,  d.  Pailoa.  II*.  1912;  MCujn*Fa*ss»rsLa.  Peraoaackkelt  u.  WelUaeohaaaag, 
1919.   Philaaopkie  dar  Individualität,   1911   (Pt>iaöalickkeit  an  die  lataaudaaarte 
Individualität);   Gacpaa,  Dia  Schale  im  Diaaata  dar  wardenden  PatafkiaVifclmll,  1917 . 
OaanuuKS.  Pkaaomiemlogm  dea  Ick  I.  1911. 
1-auDferiii.  Kultur.  Individualität. 


1 1   paratalick.    Kack  R*.  EtTcaav  gibt  aa  ein  ..nareeraalea  IVraonal- 
tebea".  dem  wir  eoa  eornkeram  angeboren.    Uaaer  aeekathta  Leben  wird  eoe  der 


TerknOpft  (Die  ßnkeft  dea  OilaHnWiiai.  IMS.  a.  a.;  a.  (Ms- 

IN  i  "»« naliftiuu*:  i'rnf>nli>-hkritiM>i.indpunkt.  Lehre  von  der 
setzang  dar  Walt  aaa  „personalen  .  d.  h.  lebendigen,  aktiv  maktiv  ■ 
c;rade  bewußten  Einheiten.  Peraonaliatea  aiad  Lnaxu.  Lotu.  Bosraöa.  Resoctom 
U  petaonnabame,  1903).  TmcaaüiXEa,  L.  W.  Snu  (Peraoa  u.  Sacke  I.  1906. 
II.  Die  menackl.  Persönlichkeit,  1917;  Pfeyckologfe  u.  Itaammmwaue.  1917; 
Vorgedanken  rar  Weltaneckauang.  1915;  ..kritiarher  P.M)  u.  a.  Einen  ^rtkiachen 
Penmoaliamuti"  begründet  Scbeleb  (Der  Formabamu*  hik  a.  dm  materisle 

w. ,-.  •'  k.  i'.jp      Vgl    H.  Debtes,  P   u    rVftlmaaa;  IfOK    v^!    Mm*  Ja,  «wank. 
Pluralismus,  Peraoa. 

IVrnpektirlaaaaa  heißt  dm  Lekre.  daS  wir  die  Wirkhckkeit  ateta  aaa 
dam  OaaVehtapankt  nnaerer  Bedttrf niese,  latereaaea.  Zwecke  ■affimnn  aad  daß  anaere 
Erkenntnis  nur  in  diesem  Sinne,  nicht  abaolut  |  HCM  Vaihingee  u.  a.). 

Vgl.  Pragmatismus,  Homaniamaa  (F.  C.  &  Schills*).  Verstand  (Beegsok).  Fiktion. 

P*r*piknitftt    (perspieuitae):    Durchsichtigkeit,  Klarheit. 

IVr/cptioit  (pererptio.  Erfaaaang):  Wahrnehmung  (s.  d.),  Aufnahme  eine« 
Inhalt«  in  daa  Bewußtsein,  in  dae  „Blickfeld"  desselben.  Perzipicrcn:  erfaaaen. 
wahrnehmen,  vorstellen. 

Locut  ist  die  ..perveption"  die   Einleitung  zu  aller  Erkenntnis  (Essay 


Perzeptionalismus  —  Pessimismus.  473 

oancern.  human  widerstand.  II,  K.  15).  Leibniz  schreibt  allen  Monaden  (s.  d.) 
Perzeptionen,  Spiegelungen  des  Äußeren,  von  der  dumpfesten  Form  an  bis  zur 
bewußten  Vorstellung,  zu.  .  Die  P.  ist  der  Ausdruck  der  Mannigfaltigkeit  in  der  Ein- 
heit („l'expression  de  la  multitude  dans  l'unite").  Die  Innenzustände  der  Monaden 
sind  Perzeptionen,  meistens  „petites  perceptions"',  d.  h.  Bewußtseinsdifferentiale, 
unmerkliche,  unterbewußte  Regungen  (vgl.  Werke,  hrsg.  von  Gerhardt  III,  69;  VI, 
600,  608;  s.  Apperzeption,  Bewußtsein,  Unbewußt).  Kant  versteht  unter  P.  eine 
„Vorstellung  mit  Bewußtsein"  (s.  Wahrnehmung).  Die  schottische  Schule  (Reib 
u.  a.),  ferner  W.  Hamilton,  M.  de  Biean  u.  a.,  unterscheidet  zwischen  subjektiver 
Empfindungs-Affektion  („Sensation")  und  objektiver  Perzeption  (s.  auch  Bebgson 
u.  a.).  Zwischen  P.  und  Apperzeption  (s.  d.)  unterscheidet  Herbabt,  ferner  Wundt, 
nach  welchem  P.  der  Eintritt  einer  Vorstellung  in  das  innere  Blickfeld  des  Bewußt- 
seins ist  (Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5,  1903,  S.  332  ff.). 

Perzeptionalismus  (Wahrnehmungslehre)  ist  nach  E.  J.  Hamilton  die 
(schon  von  Aristoteles  begründete)  Lehre,  daß  „alles  Denken  und  Wissen  seinen 
Ursprung  in  der  Perzeption  (Wahrnehmung)  der  Dinge  hat,  denen  die  Seele  unmittel- 
bar verwandt  ist",  und  daß  die  Wahrnehmungen  wahre  Perzeptionen  derselben  Dinge 
sind,  welche  wir  wahrnehmen  (Perzept.  u.  Modalismus,  1911,  S.  1  f.).  Die  Grund- 
formen der  Erkenntnis  stellen  die  Grundelemente  des  Seins  dar  (1.  c.  S.  27).  Vgl. 
The  Perceptionalist ;  Erkennen  u.  Schließen,  1912. 

Pessimismus  (pessimus,  der  schlechteste)  ist  die  Wertung  der  Welt,  des 
Lebens,  der  Menschen  als  schlecht,  die  Tendenz,  in  allem  nur  das  Schlechte  zu  sehen 
und  zu  empfinden  („Stimmungspessimismus",  „Weltschmerz":  Leopabdi  u.  a.), 
die  Verzweiflung  an  der  Möglichkeit  des  Glücks,  des  Fortschritts.  Dem  P.  als  Welt- 
und  Lebensanschauung  gemäß  ist  die  Welt,  das  Dasein  schlecht,  voll  Leid,  Schmerz, 
Unlust,  welche  die  Lust  bei  weitem  überwiegt.  Nichtsein  ist  besser  als  Sein,  und  die 
Erlösung  vom  individuellen  Dasein  ist  das  einzig  Wünschenswerte;  alles  andere  ist 
Illusion,  ist  nichtig,  ist  nur  Scheingut,  Scheinwert,  außer  es  wäre  ein  Mittel  zur 
Erlösung  vom  Dasein.  Der  gemäßigte  P.  heißt  auch  Malismus  (vgl.  Petronievics, 
Metaphysik  I  2,  1912).  Außer  dem  metaphysischen  (theoretischen)  gibt  es  einen  sozio- 
logischen P.  (Gumplowicz  u.  a.)  und  einen  geschichtsphilosophischen  P„  der  den 
Fortschritt  leugnet  (Rousseau,  Tolstoj,  Renouvier  u.  a.).  Die  Annahme  des  P., 
daß  in  der  Welt  die  Summe  der  Unlust  überwiege,  ist  nicht  stichhaltig,  auch  kommt 
es  bei  der  Bewertung  des  Daseins  nicht  bloß  auf  die  hedonistische  (s.  d.)  Wertungs- 
grundlage an.  Unlust  wird  vielfach  in  den  Kauf  genommen,  wo  es  sich  um  kraftvolle 
Lebensbetätigimg  und  Höherentwicklung  handelt  (vgl.  Aktivismus,  Optimismus, 
Übel).  Der  „Meliorismus"  (s.  d.)  gebietet,  das  Schlechte  in  der  Welt  möglichst  zu 
verbessern,  zweckmäßig  zu  gestalten. 

Pessimistisch  ist  die  Weltanschauung  des  Buddhismus  (s.  Nirvana),  des 
„Koheleth",  mancher  Ausspruch  griechischer  Denker  (Sophokles,  „Antigone"; 
Hegesias,  Diogen.  Laert.  II,  94,  Platon).  Dem  Urchristentum  ist  die  Welt  ein 
„Jammertal"  gegenüber  dem  seligen  Jenseits. 

Nach  Maupertuis  übertrifft  die  Summe  der  Unlust,  der  Übel  die  des  Wohles 
(Oeuvres,  1756,  I,  202  ff.).  Daß  im  Leben  die  Glückseligkeit  nicht  überwiegt,  meint 
Kant. 

Als  System  begründet  den  Pessim.  Schopenhauer.  Als  Erscheinung  des  blindm, 
prund-  und  ziellosen  Willens  zum  Leben  ist  die  Welt  so  schlecht,  als  sie  nur  sein  kann, 
um  noch  gerade  bestehen  zu  können.    Der  rastlos  strebende  Wille  wird  nie  befriedigt, 


474  Pettüo  principu         PfUnsenseele. 


alles  Gluck  ist  Illusion,  »üe  Lort  nur  nef^tir.  nur  »eUweü%B  Aafhebw^  einer  Unh»t. 
überall  tot  da«,  mm  afsngal.  Uarafiiadcnhcit  nnlfirinpiiihi  Streben  geheuim  t.  De* 
Le  ben  toll  «ringt  iwisuken  Schmant  und  Lsnge  weite  hin  od  her.  m  tat  eotter  Leiden. 
Quaten  und  fflmnto  Dm  IfffttatlT  iat  daher  Verneinung  daa  Lebenswillen«  au* 
Erkennnti.  der  uneufhorliehen  Qaal  daa  ndlTiduelte  n  D—um  und  dar  Identität  da« 
eigenen  leb  mit  dam  Weaen  dar  anderen  Indlrtdasn  (Dia  Welt  ab  Witte  t, 
Stellung.  I.  Bd..  |Mff.;  II.  Bd..  K.  4«.  48). 

Nach  J.  Basssbs  Ist  die  Walt  rou  alten  ilfcHnuflblpiii  <fie  aeUaehtaate  (Der 
Widerspruch.  1880  f.;  I***jsjkmm  Breite*.  1079;  Zur  Philo«,  dar  Geschichte.  1875). 
Pessimisten  «ind  ferner  MAnoJlan«*  (Philo«,  der  Erlöeunit  1876).  Droaa«»(EfcnMnte 
der  Metaphysik*.  1907).  R  Konn.  M.  Vesstiajikb,  P.  La«*».  Eansasot)  u.  «. 
B.  r.  Habtmavv  eesbmdet  mR  dam  ..cTcJotiontetischcn  Optimismus"  den  weudaV 

!ii"  S*.  |fl*JBl  i«i  |  BHHMHHI  '.  MM  1»  MMMi  mt  '  MMl  ■  BUf  \N«it  ßumunsgjti  *l*-j 
nachritt  rar  Erlösung  hin  besteht.  Dia  Walt  lat  «war  die  beste  dar  möglichen. 
aber  doch  tfrufttfhi  ab)  Realisation  daa  ^«logMehen**  Witten«,  daa  einen  Attribut«  dea 
..Unbewußten"  («.  d.).  Daa  Leben  tet  eotter  Ittuckmen  und  Leiden.  <Iaa  Absolute. 
Unbewußte  selbst,  daa  attem  ragrunde  Hegt,  leidet  am  Damm.  Cm  una  und  da« 
..unbewußte"  tu  eilomo.  muaseu  wir  kraftvoll  um  dam  Leben  hingehen,  an  der 
kulturellen  Entwicklung  mitarbeiten,  bis  unsere  Erkenntnis  an  weit  i»t.  daß 
die  Menschheit,  durch  Wutemrrerneiuung  aUae  erlösen.  In  den  Zuatand  dm  N 
Wottena  reraetaen  (Philoa.  dm  Unbewußten».  S.  693«.;  10.  A.  1890;  Zur  Oeachichte 
n.Baa^und.dmffm»1imamm\1891&l8ILV  Ahnltou  A.  Tacmmr  (Dar  Fuaammmma, 
1879)  und  O.  PUhKAOU»  (Dar  PseeimtemmV  1888). 

Unter  ..wissenechaftbcbem"  P.  »u  steht  H.  Low  die  Fsmteht,  dsß  m  nnraögttnh 
ist*  uilltsh  dar  endlichen  Iha<  hsflsnaslt  unserer  Natur  Aufwäre 9  Ahm  den  Ursprung 
und  Zweck  dm  Dsesma  ra  erlangen  (Dm  grundlos«  OpthnhuntM.  1897.  &  847;  rgL 
Optimbuaua).    -    VgL    Vomult.    Ästhetik    dm    TrsgMchen».    1908.    8.  4> 
J.  B.  Mar**.  WeHekmd  u.  Weltaohiner*,  1879;   E.  Ptunmum.  Der  moden. 
1875;  J.  Hvra.  Der  P..  1876;  J.  8vu.T.  Pushahm,  1877;  H.  Sotacn.  Der 
1889;  B.  AutzaroB«,  Dar  P.  dm  19.  Jahrhondarta,  1884;  Ltmun.  Gedanken 
n.  Tsuachen  II.  1909;  Smuax,  ZaHachr.  f.  Pbiksu.  90.  Bd.;  M.  Westsches,  Cber 
den    P..    1897;   PacLe».    Schopeohsoer,   Hamlet.   ateuhbtephstes,    1900;  Kowa- 
lbwsjo.  Stadien  rar  Psychologie  der  P..  1904;  A.  Vöoklb,  Dm  P.  und  dm  Tragteche 
in  Kunst  u.  Leben.  1910.   Do  ex**,  P..  NieUmhe  u.  Naturalismus.  1911;  O.  Wmro. 
8ehopenhaoer. Darwin.  191 1 ;  MCixan-Pasissraxa,  Pw«Bw1kihkait  u.  Welunschauung. 
1919  (psych.  Fundierung  dm  P.V    VgL  Erlösung.  Üben.  ObeL 

Petltio  prlnripli  (re  s{  a>x?«.  **  Ifxk*  ch*9»u,  Ajustotulus,  Analyt. 
prior.  II  16,  64  b  34  ff.;  Top.  VIII,  13):  Voraussetzung  eine«  unbewiesenen,  erat  tu 
beweisenden  Satsea  ah  Beweisgrund. 

Pfeil,  fliegender.  Nach  Zaso*  ron  Eies,  der  die  Xichtrealitit  der  Bewegung 
(e.  d.)  dartun  will,  ruht  der  fliegende  Pfeil,  da  er  im  kleinsten  Zeitteil  nur  an  einem 
einsigen  Ort  «ich  befinde,  die  game  Zeit  aber  aus  solchen  Momenten  de«  Ruhens  bestebr. 
wogegen  «chen  Abistotklbs  die  Stetigkeit  der  Zeit  einwendet  (Phys.  VI  9. 239  b  8;  30). 

Pf  lanxonaeele  ist  das  eon  rieten  angenommene  „Innenerin"  der 
dm  als  eine  Art  dumpfen  Empfindens  und  Streben*  mit  weilgehe 
sierung"  (s.  d.),  also  noch  ohne  Vorstellungen,  Urteile  usw.  ra  denken  ist.  Die 
„Tropismen"  (s.  d.)  sind  wohl  psychophysischer  Natur,  je  nachdem  sie  vom  Stand- 
punkt  der  äußeren  oder  dem  der  inneren  Erfahrungsweise  aufgefaßt 


Pflicht.  475 

Ein  P.  gibt  es  nach  Aristoteles  (s.  Seele),  Leibniz  (s.  Monade),  Robinet, 
Fechneb  (Nanna,  1848),  welcher  betont,  daß  das  Psychische  nicht  an  ein  eigentliches 
Nervensystem  gebunden  ist,  Ed.  v.  Hartmann,  Wundt  (System  d.  Philos.  II2, 
1907;  185),  B.  Erdmann,  Oeezelt-Newin,  Delpino,  Vignoli,  Patjey,  A.  Wagner 
u.  a.,  besonders  R.  Franc£,  nach  welchem  die  Pflanze  schon  ein  Subjektivitätsgefühl, 
einfache  Assoziationen,  Urteile  und  Gedächtnis  besitzt  (Das  Leben  der  Pflanze, 
1905  ff. ;  Das  Sinnenleben  der  Pflanzen,  1905).  Über  organisches  Gedächtnis  bei  den 
Pflanzen  vgl.  Pfeffer,  Sachs,  Schimfer,  F.  Darwin,  Semon  u.  a.,  über  Tropismen 
Ch.  Darwin,  Noll,  Pfeffer,  Haberlandt  (Das  Sinnesleben  im  Pflanzenreich, 
1901)  u.  a.   Vgl.  Leisering,  Studien  zu  Fechners  Metaphysik  der  Pflanzenseele,  1907. 

Pflicht  (xa&fxov,  officium,  Obliegenheit)  ist  dasjenige  Verhalten,  das  von 
uns  —  durch  Recht  oder  Sittlichkeit  —  gefordert  wird  und  zu  dem  wir  uns  verbunden 
fühlen  (Pflichtgefühl,  Pflichtbewußtsein),  bzw  die  Verbindlichkeit  als  solche  (abstrakt 
genommen).  Etwas  ist  unsere  Pflicht,  heißt:  wir  sollen  es  tun  (oder  unterlassen), 
sind  moralisch  genötigt,  uns  so  zu  verhalten,  wie  es  die  Norm  verlangt.  Der  Inhalt 
der  sittlichen  Pflichten  im  Einzelnen  ist  sozial- historisch  bedingt  und  unterliegt  einer 
Entwicklung,  wobei  aber  ein  Grundstock  von  Pflichten  bestehen  bleibt.  Die  Pflicht 
überhaupt  aber  wurzelt  im  Wesen  des  sittlich-sozialen  und  individuellen  Vernunft- 
willens, ist  durch  diesen  „apriorisch"  gesetzt,  als  Bedingung  des  Gemeinschafts- 
lebens überhaupt  und  der  menschlich-vernünftigen  Betätigung  und 
Entwicklung  (vgl.  Sittlichkeit).  Die  Pflicht  vereinigt,  wo  sie  anerkannt  wird, 
Notwendigkeit  und  Freiheit:  sie  bedeutet  eine  Autonomie  (s.  d.)  und  Selbstbindung 
der  sich  als  Glied  des  Gesamtgeistes  und  des  von  ihm  zu  schaffenden  „Reiches  der 
Zwecke"  fühlenden  Persönlichkeit.     Es  gibt  auch  Pflichten  gegen  sich  selbst. 

Der  Begriff  der  P.  wird  philosophisch  zuerst  von  den  Stoikern  ausgebildet. 
Pflicht  (xa&ijxov)  ist  das  natur-  und  vernunftgemäße  Verhalten;  vollkommene 
Pflichten  heißen  xatop&cöpaza,  es  sind  die  Tugendpflichten  (ra  xat'  dpetrjv  ivepyi>jpaia.; 
Stobaeus,  Ecloga  II,  158  f.;  Diogen.  Laert.  VIT,  107  ff.;  Cicero,  De  officiis  I,  3,  8; 
VII,  14  ff.).  Das  Christentum  faßt  die  sittlichen  Pflichten  als  göttliche  Gebote 
auf.  —  Nach  Kant  ist  P.  die  „objektive  Notwendigkeit  einer  Handlung  aus  Ver- 
bindlichkeit", „diejenige  Handlung,  zu  welcher  jemand  verbunden  ist"  (Grdleg.  zur 
Metapbys.  der  Sitten,  2.  Abschn. ;  Metaphys.  der  Sitten  I:  Rechtslehre,  Einleit.). 
P.  ist,  ethisch,  die  Notwendigkeit  einer  Handlung  aus  Achtung  fürs  Gesetz,  auch 
ohne  und  gegen  alle  Neigung  (s.  Rigorismus).  „Pflichtmäßig"  und  „aus  Pflicht" 
sind  zu  unterscheiden  (vgl.  Legalität,  Moralität).  „Vollkommene"  Pflichten  gestatten 
keine  Ausnahmen  (Grdleg.  zur  Met.  der  Sitten,  2.  Abschn.).  Was  Pflicht  ist,  bietet 
sich  jedem  von  selbst  dar  (vgl.  Imperativ).  Ein  Widerstreit  der  Pflichten  besteht 
nicht ;  wohl  aber  können  zwei  Gründe  der  Verbindlichkeit,  deren  einer  nicht  zureichend 
ist,  verbunden  sein,  da  dann  der  eine  nicht  Pflicht  ist.  Dann  gilt:  der  stärkere 
Verpflichtungsgrund  behält  den  Platz  (Metaphys.  der  Sitten  I,  Einleit.).  Die  „Tugend- 
pflichten" sind  nur  dem  „freien  Selbstzwange"  unterworfen  und  bestimmen  den 
Zweck,  der  zugleich  Pfbcht  ist  (1.  c.  II,  Einleit.).  Der  Mensch  hat  auch  Pflichten  gegen 
sich  selbst  (1.  c,  §  2  ff.);  gegen  andere  Menschen  hat  er  eine  „Liebespflicht"  (§  23  ff.). 
Die  P.  ist  eine  durch  die  (praktische)  Vernunft  im  Menschen  auferlegte  unbedingte 
Notwendigkeit,  dem  Sittengesetz  zu  gehorchen,  das  sich  der  vernünftige  Mensch 
selbst  gibt  (s.  Autonomie,  Sittlichkeit).  „Pflicht!  du  erhabener  großer  Name,  der  du 
nichts  Beliebtes,  was  Einschmeichelung  bei  eich  führt,  in  dir  fassest,  sondern  Unter- 
werfung verlangst,  doch  auch  nichts  drohest,  was  natürliche  Abneigung  im  Gemüte 
erregte  und  schreckte,  um  den  Willen  zu  bewegen,  sondern  bloß  ein  Gesetz  aufstellst, 


47».  PtÜchtenlehre         Ph»nom«n»lumu». 


von  m>IImI  im  Gemftte  Eingang  findet  and  doch  «ah  eelbet  wider  Wüten 
verenrung  (wrnnjrjeien  nicni  iranvr   n»*i<Mjrunjr)  rrvuu,  vor  arm  11» 
4e  gteteh  tangebeim  Ihm  rntgrgrnwirhrn.  «tloln  tat 

Ureprun*  und  wo  findet  mm  die  WmnH  deiner  «An  Abkunft, 
Vi  i  ■■ad»iihafiaafrNita,aagae  ilnh  lemni  lagt,  and  von  weiohai 

Alm «L^eil^^     fl.  iHn  imih     ili  ilinl-  ..    Wart*    ia*      Ann    aL4t 

«n*  ainuHHQcei  mangwag  atajenmjH*  nwu  wv  oeo  hob 
geben  können''  f  Krit.  d.  prakt.  Vernunft,  Unir.  Mbt.  &  106).    Nach  Scbhabb  tat 
Pflicht  end  Neigung  in Ulli    I    i   (rfL  ..ecbftne  8eeta"). 


Der  Meneeh  «oll  etiner  Vtr—nfi  not  Preoden  eehoroheo  (über  Anarat  u. 
Ober  OoBTBBe  Pfltehtbegriff  („Dea  Renale  tos.  eich  nicht  ktmmere.  oh  dm 

i")  vgL  OKAlonua«.  Goethe,  1911  -  Nach  tall  behurreoht  die  Pfiioht 
ndela:  die  Außenwelt  tat  gaiaaeni  aar  dm  „iBjatamllinta  Matattab 

Pflicht"  (a.  Objekt).  Dae  Leben  tatnar  am  der  Pfiteht  willen  ein  Zweck  (Syetem 
17«.  8.  »4«..  3451..  383).  Die  Aprtentat  dra  PflichtbewaStaerae 
NaToar.  P.  Haaaau  WiwnBLBAVD.  Bares,  C  8taxob.  (Einfeit,  tat 
d.  Ethik,  1900-10.  I-IU  Uwn  (Einlache  Orandfragtn'.  1905,  &  119).  femm 
a.  n.  -  Nach  Paoibbb  tat  P.  daa  MOel0hl  dar  Verbindlichkeit,  immer  and  überall  eo 
an  haadnm,  wteeadarch  dta  objektiv»  awhahbr*  gafordert  wird"  (Kaltnrd.  Qegon- 
wart  16,  390;  vgL  Ethik  I*.  1899.330».).  Ea  gibt  individuelle  and  eotiafe  Pfltehlen. 
Dan  ■ostaian  ünpranf  dar  POtehtan  betonen  8mom  (Princ  of  Ethk 
Tabob,  HOnrotBO,  Joou  JamoaAfcaat  (ttatahV  in  d.  Phik*.*.  1909).  HaBcsst.  u.  e. 
(«ml  atthohheit).  -  Nach  Gorao  gibt  ee  keine  gnlwltahn,  eittbohe  Verpflichtung. 
eoadern  daa  Laban  gibt  ateh  aalbat  den  (>eetx  auf,  ata  Drang  iura  aJtniietiechen  Handeln. 

eta„Expeneionehralt*,dteihrarmlbHbewa5tr 

1909.  &  ltl ff.).  -  VgL  Hörrotao,  Ethik«.  1901,  &  39,  Wüjtdt.  Ethik*.  1997,  8. 565; 
4.  A.  1913;  Dal— m.  Ordaanaafehre,  1913;  Kiff("r,  Hauptprobleme  der  fhnrtf- 
rachtetehrr.  1911,  S,  31 1  fl ;  Fbbtbb,  I*a  Matertal  der  Pfnobt.  (Zu  Ptehtea  rlAterer 
Sittenlehre).  Kantet..  1930,  -  VgL  Nana.  SHtlkihhett,  Sollen,  Koatatea,  Recht. 

Pflirhtrnirhre   wird  öfter  ata  Tau  der  Ethik  aufgeführt.     Vgl  ClCBBO, 
Da  offfeita   (abhängig  "»  *»  Sehrtft  «aal  ■«^•eera«  daa  Stnikan  F.-. 
KAirr,  Metaphveik  dar  Sitten;  Bbbtbam,  Deontology,  dentach  1834;  Scaxnwwtcan. 
Philo«.  Sittenlehre,  f  318ft;  Paoibbb,  Svetem  dar  Ethik  P-*,  1905. 

I'f liiiC<  n»chca  Onned»  a.  Bedarfata. 

rhftnonata  (r«*ee>«*«w,  plraenomenon):  Braohninang  (».  d.):  1.  ab  Vorgang, 
im  Unteraehtad  vom  Ding;  3.  ah  Oegenaata  »am  „Ding  an  ateh"  (».  d.)  oder  zum 
(abeorat)  Wirklichen.  Realen;  ab  Bewußtacinainhelt. 

rhAaoaaennlinmaft  tat  die  Lehm,  daß  wir  nur  ..Erscheinungen''  (».  d.), 
nicht  von  am  unabhlnglga  „Dinge  an  ateh"  erkennen.  Der  „objektive"  Phiaotn. 
anerkennt  die  Extatena  einee  von  ana  uiubhliighjwn  „An  ateh".  wahrend  der  extreme 
Phinom.  dasu  neigt,  die  Wirklichkeit  in  bloße  BewußtneinephAnomene  („Ertebutaee", 
„Empfindungen"  u.  dgl.)  aufzulöten. 

Den  „objektiven"  Ph.  vertreten  Platos,  Plotot,  Job.  Scotus  EairoaxA. 
Bubtboqob,  Bbooes,  Lkibmx,  MAOTBBTtrts,  Bobkbt,  WstsBAOT  u.  *..  femer  Kabt 
(a.  Eraoheinung),  W.  Habiltos.  SoBOPBBBACaa,  H erbaut.  Lotzk.  Helmbolti. 

O.  LlBBXABB,  F.  SCBTJLTXK,  RtBBX,  B.  EbDBA  I  I  KS,  T..  W.  STKRX.  RaVOCTIBB 

(Nouv.  MonadoL,  1899,  S.  111  ff.;  radikaler  Ph.  aber  in  den  früheren  Schriften), 


Phänomenologie.  477 


Bostrom,  E.  v.  Hartmann,  R.  Wähle  u.  a.  —  Radikale  Phänonienalisten  sind 
Berkeley,  Hcme  (z.  Teil),  F.  A.  Lange,  E.  Mach,  Vaihingeru.  a.  (s.  Positivismus); 
Kleinpeter,  Der  Phänomenalismus,  1913.  —  Nach  Dtlthey  lautet  der  „Satz  der 
Phänomenalität":  „Gegenstand,  Ding  ist  nur  für  ein  Bewußtsein  und  in  einem  Bewußt- 
sein da."  Die  äußere  Wirklichkeit  ist  aber  „in  der  Totalität  unseres  Selbstbewußtseins 
nicht  als  bloßes  Phänomen  gegeben,  sondern  als  Wirklichkeit,  indem  sie  wirkt,  dem 
Willen  widersteht  und  dem  Gefühl  in  Lust  und  Wehe  da  ist"  (Einleit.  in  d.  Geistes- 
wissenschaften I,  469).  Vgl.  Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  u.  Wirklichkeit,  1912. 
—  Vgl.  Objekt,  Ding,  Idealismus,  Immanenzphilosophie,  Relation. 

Phänomenologie :  Erscheinungslehre;  1.  Sichtung,  Beschreibung  und 
Analyse  des  auf  einem  Wissensgebiete  Vorgefundenen,  Tatsächlichen;  2.  Darstellung 
der  Entwicklungsstufen  des  Bewußtseins;  3.  Lehre  vom  Phänomenalen,  von  den 
Erscheinungen  im  Gegensatze  zum  „Ding  an  sich";  4.  Grundwissenschaft  der  Philo- 
sophie, beruhend  in  einer  besonderen  Einstellung,  durch  welche  sich  jeder  Sinn  von 
Phänomen,  der  uns  in  anderen  Wissenschaften  entgegentritt,  in  bestimmter  \ 
modifiziert. 

Ad  3.  Lambert  (Neues  Organon,  1764),  Kant  (Metaphys.  Anfangsgründe  der 
Naturwissensch.,  Vorrede),  Fries  u.  a. 

Ad  2.  Hegel:  Nach  ihm  ist  die  Ph.  die  Lehre  vom  Werden  des  Wissens,  die 
„Darstellung  des  Bewußtseins  in  seiner  Fortbewegung  von  dem  ersten  unmittelbaren 
Gegensatz  seiner  und  des  Gegenstandes  bis  zum  absoluten  Wissen"  (Phänomenologie, 
S.  22;  Logik  I,  33).  Ferner  E.  v.  Hartmann  (Ph.  des  sittlichen  Bewußtseins2,  1886, 
Vorw.,  S.  V). 

Ad  1.  W.  Hamilton,  Scheidler,  Lazarus,  Husserl  (Log.  Untersuch.  I,  1900/01, 
212;  II,  3  ff.),  Stumpf  (s.  Erscheinung),  A.  Messer,  Archiv  f.  die  gesamte  Psychol., 
22.  Bd.,  1912,  u.  a.  —  Im  physikalischen  Sinne  gebraucht  den  Ausdruck  „Ph."  zuerst 
E.  Mach  (Prinzipien  der  Wärmelehre,  1896,  S.  362).     Vgl.  Logik. 

Ad  4.  E.  Husserl:  Logische  Untersuchungen,  2.  A.  1921,  bes.  Bd.  II,  1:  Unter- 
suchungen zur  Phänomenologie  und  Theorie  der  Erkenntnis,  Bd.  II,  2:  Elemente 
einer  phänomenologischen  Aufklärung  der  Erkenntnis.  Ferner:  Philosophie  als  strenge 
Wissenschaft,  Logos,  Bd.  I;  Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie  u.  phänomeno- 
logischen Philosophie;  I.  Buch:  Allgemeine  Einführung  in  die  reine  Phänomenologie, 
Jahrb.  für  Philos.  u.  phänomenologische  Forschung  I,  1913.  —  Nachdem  Husserl 
die  Phänomenologie  ursprünglich  in  den  „Logischen  Untersuchungen"  noch  als 
„deskriptive  Psychologie",  d.  h.  als  Analyse,  die  „von  der  eigentlich  psychologischen, 
auf  empirische  Erklärung  und  Genesis  abzielenden  Forschung  absieht"  definiert  hat, 
bringt  er  später  seine  Phänomenologie  in  scharfen  Gegensatz  zur  Psychologie,  indem 
er  betont,  daß  diese  reine  oder  transzendente  Ph.  nicht  als  Tatsachenwissenschaft, 
sondern  als  Wesenswissenschaft  (s.  d.)  begründet  wird,  und  ferner,  daß  sie  eine  Wesens- 
lehre nicht  realer,  sondern  transzendental  reduzierter  Phänomene  sein  soll  (Ideen,  1  ff.). 
r  eine  rein  deskriptive,  das  „Feld  des  transzendental  reinen  Bewußtseins  in  der 
puren  Intuition  durchforschende  Disziplin".  Ihre  Norm  ist:  „nichts  in  Anspruch  zu 
nehmen,  als  was  wir  am  Bewußtsein  selbst,  in  reiner  Immanenz  uns  wesensmäßig 
einsichtig  machen  können"  (Ideen,  S.  113).  „Es  ist  die  auszeichnende  Eigenheit  der 
Ph.,  im  Umfang  ihrer  eidetischen  (s.  d.)  Allgemeinheit  alle  Erkenntnisse  und  Wissen- 
schaften zu  umspannen,  und  zwar  in  Hinsicht  all  dessen,  was  an  ihnen  unmittelbar 
einsichtig  ist  oder  zum  mindesten  es  sein  müßte,  wenn  sie  echte  Erkenntnisse  wären'" 
(Ideen,  S.  118).  Nur  die  Individuation  läßt  die  Ph.  fallen,  den  ganzen  Wesensgehalt 
aber  in  der  Fülle  seiner  Konkretion  erhebt  sie  ins  eidetische  Bewußtsein  und  nimmt 


198 


Um  ab  ideaj-eidetiechea  Wann,  das  sich,  vis  jede«  Warna,  nicht  nur  hie  et  nunc, 
sondern  in  «nishagrni  lfrophni  eeteiamlu  könnte  (Ideen.  8.  140).    80 

die  Ph.  in  strengen  Begriffen  a.  R  de*  g ngsalfaga  W« 

fiberhaopt  oder  von  untergeordneten  Arten  wie  Wahrnehmuag  von  physischer  Ding- 

dgL;  eben»  von  Erinnerung  Oberhaupt,  Ein- 
-usw.  Tnihsi  shaismhmi  ihn  hflhmsn  fllhmmi  in 
1:  Eriabeis  tbeihoupt,  oogmub  Obsrhaapt.  -  Die  Ph.  klart  auf  über  Weaen 
und  Wim«imhlll«lmi.  die  den  Begriffen  Flhmmliih,  Evident,  Wahrheit,  Sein 
(Gegaattaad,  8aoh  verhalt  usw.)  tagebarea;  sie  lehrt  «na  den  Aufbau  de«  Urteilet» 
und  dea  Urtailea  verstehen,  die  Weise,  wie  die  Struktur  de«  Koeam  (a.  d.)  erkeantnis- 
ist,  wie  der  „Satz"  dabei  eine  besondere  Rolle  spielt  und  wieder  die 
aar  irhunflmltlgis  „Folie"  oaw.  (Ideen,  906).  Dar 
baw.  staken  nahe:  IL  8f«,  IL  Gmona,  Ruud, 
Loras.  PrAaoaa,  J.  Hanno,  v.  Hnmmm  —  Kraasr.  Daa  Problem  dar  PhAnotn.. 
1917  (iiill«»itHiil»H  <*»  Iririiliai  mit  Hussetl); 

191A;  Phänomen,  u.  Empirie. 

>k  Eiabildaagakreit.  ist  die  Betätigung  dea 
1)  Im  Sinne  dar  relativ  selbständigen,  vom 
anschaulichen  Synthese,  Korn- 
Ochfldcn  und  7ucssnrisnhlnga«  Von 
aieh  dm  aktive  Ph.  durch  ihren 
Charakter,  sowie  durch  ihm  Leitung  seitens  dea  WiDana 
Gestatten  und  mittHinain  flchisio  und  seiner  Thirpmdrt»  (ästhetische 
Gefühle  und  Triebe  erregen  dm  Pminlmm  «od  gebea  ihr  vielfach  die  Richtung;  ria 
1  Gofahhv  «od  Triebleben  «ad  gabt  auch  in  daa ; 

et.  Die  Pn.  hat« 

cinhsTÜinh-insohsnHohc«  Zusammenhing»,  dm  f «r  dm 

sind.    Die  Ph.  schöpft  ihr  material  ans  der  Assoziation,  geht  aber  Aber 

«ad  ist  aabochateam  Rfcntaag  deveelbea  Geteteakraft,  dm  faa  Denken 


(oweteo/e)  bedeutet  m ipi laglh*  VoteteDung  («.  d.)  Oberhaupt, 
die  naoh  Aateroraxas  «am  Nach  Wirkung  dar  Wahraaaamagk«(RJmtor.  1 11.1370a28; 
Dt  aoima  III  3,  St8a  7  ff.).  Die  Stoiker  unterscheiden  ron  dar  fwrtacV*  da« 
Phantasma  (*.  d.).  —  Auocsttxüs  unterecheidet  reproduktive,  produktive  und 
»yntbetische  Ph.  Die  Scholastiker  bamlnhaan  ein  eigenes  OmlunurssOgen  als 
„Tis  imaginative",  „imeginatio"  (Aufnehme  von  Vocstelhzngsinhalten ;  Vorsmllung 
eines  Abwesenden).  Auch  bei  Dbscaxtks.  8mou  u.  a.  ist  die  „imaginatio"  das 
unmittelbare,  sAscbaottoh-konkrete  Vorstellen.  Die  PbaataamvoratrJhaagea  sind  nach 
DascAÄTas  „mlbsterseugt"  („idese  s  me  ipso  fsctae".  MedJtstkmee,  III;  Paanoa. 
anim.I.20f.).  Nach  SrwotA erfaßt die  „imaginatio" die  Dinge  als einzelne,  zufällige, 
reum-zcitlich  beschrankte,  vwrlnderHnhs  Objekte  (Ethik  IL  prop.  XLIY ),  wahrend 
die  Vernunft  sie  als  zeitlos-notwendig  «ad  ewig  erfaßt. 

Im  18.  Jahrhundert  wird  die  Ph.  öfter  als  „Dichtkraft",  ..Dichtungsvermogen" 
beseichnet  (0.  F.  Marx«,  Tmirs  u.  a.). 

Nach  Wüxdt  ist  die  Ph.  ein  „Denken  in  Bildern",  „Denken  in  sinnhobwn  Einzel - 
Vorstellungen".  Sie  Ist  eine  Form  der  spperzeptiven  Analyse  und  zerlegt  eine  „Geeamt- 
vorstellung"  in  eine  Reihe  von  Gebilden.  Die  passive  Ph.  geht  unmittelbar  aus  den 
Erinnerungsfunktionen  hervor,  die  aktive  steht  unter  dem  Einfluß  streng  featgehahrner 


Phantasiegefühle  —  Philosophie.  479 

Zweckvorstellungen  (Grdr.  d.  Psychol.5,  1902,  317ff.;  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5, 
1903,  631  ff.);  vgl.  Lucka,  Die  Phantasie,  1908. 

Die  Bedeutung  der  Einbildungskraft  (s.  d.)  für  die  Erkenntnis  betont  zuerst 
Hume  (s.  Kausalität,  Substanz).  Ferner  Kant,  nach  welchem  die  „produktive  Ein- 
bildungskraft" a  priori  das  Anschauliche  verbindet,  als  eine  „Wirkung  des  Verstandes 
auf  die  Sinnlichkeit  und  die  erste  Anwendung  desselben"  (s.  Einbildungskraft;  vgL 
Anthropol.  I,  §  26),  Fichte,  Schellixg,  Va  thinger  (s.  Fiktion)  u.  a. 

Das  bewußt  und  unbewußt  -  schöpferische  Wirken  der  Ph.  betont  die  Schule 
Schellings,  auch  Che.  Krause,  I.  H.  Fichte  (Psychol.  I,  462  ff.),  ülrici  u.  a. 
Ferner  besonders  Frohschammer,  nach  welchem  Ph.  das  Vermögen  ist,  „das  Geistige 
in  sinnliche  (oder  sinnlich-psychische)  innere  Formen,  Vorstellungen  zu  bringen" 
(Monaden  u.  Weltphantasie,  1879,  S.  7).  Die  „Weltphantasie"  wirkt  in  allem  gestaltend, 
plastisch,  unbewußt  und  bewußt,  im  Organischen  und  Geistigen  (Die  Ph.  als  Grund- 
prinzip des  Weltprozesses,  1877,  S.  192  ff.).  —  Vgl.  H.  Cohen,  Die  dichterische  Ph., 
1869;  Dtlthey,  Die  Einbildungskraft  des  Dichters,  1892;  Das  Schaffen  des  Dichters, 
Zeller-Festschrift,  1887;  S.  Rubinstein,  Psychol. -ästhet,  Essays,  1878;  H.  Schjudkunz 
Analytische  u.  synthetische  Ph.,  1889;  Ölzelt-Xewin,  Über  Phantasievorstellungen, 
1889;  Meinung,  Zeitschrift  f.  Philos.,  Bd.  95;  Witasek,  Psychologie,  1908;  Leuchten- 
berger,  Die  Ph.,  1894;  H.  Mater,  Psychol.  des  emotional.  Denkens,  1908,  S.  62  ff.; 
Jodl,  Lehrbuch  der  Psychologie,  P,  1909;  A.  Schöppa,  Die  Ph.,  1909;  Ribot,  Essai 
sur  rimagination  creatrice,  1900;  Baldwtn,  Handbook  of  Psychology,  I2,  K.  12; 
W.  James,  Principles  of  Psychology,  1890,  II,  44  ff.;  Psychologie,  1909,  S.  302  ff.; 
K  ScHRÖTTER,  Die  Wurzeln  der  Ph.,  Jahrbuch  d.  Philos.  Gesellschaft  zu  Wien,  1912; 
Müller- Freienfels,  Das  Denken  und  die  Phantasie,  1916;  Psychol.  d.  Kunst  LI*, 1922; 
B.  Paschal,  Esthetique  nouvelle  fondee  sur  la  psychol.  du  genie,  1910;  Giese,  Beih.  VII, 
Zeitschr.  f.  angew.  Psychol.,  1914.  —  Volkelt,  Ästhetik  III,  1914;  Ch.  Bühler,  Das 
Märchen  und  die  Phant.  des  Kindes,  1918.  —  Vgl.  Suggestion,  Ästhetik,  Religion, 
Metaphysik,  Intuition. 

Phantasiegei'ühle:  vorgestellte  Gefühle,  Gefühle,  die  sich  an  Phantasie- 
vorstellungen knüpfen.  Nach  Meinong  sind  sie  gefühlsähnliche  Zustände,  nach 
Witasek  (Ästhetik,  1904,  S.  109  ff.)  u.  a.  wirkliche  Gefühle,  nicht  bloße  Vorstellungen 
solcher.  Phantasieurteile  sind  nach  Meinong  die  „Annahmen"  (s.  d. ;  Über 
Annahmen2,  1910,  S.  282  ff.).  Vgl.  R.  Saxinger,  in  Meinongs  Untersuch,  zur  Gegen- 
standstheorie, 1904,  S.  579  ff. 

Phantasma  (fdvTaafta):  Erscheinung,  Vorstellungsbild,  Phantasievorstellung; 
Trugbild  von  hoher  Lebhaftigkeit,  durch  innere  Erregung  veranlaßt  (vgL  Halluzination). 
—  Bei  Aristoteles  ist  das  (pävtaoua  soviel  wie  sinnliches  Vorstellungsbild  (De 
anima  III  8,  432a  9;  vgl.  III  8,  432a  8),  ebenso  bei  den  Scholastikern,  Chr.  Wolff 
u.  a.  Die  Stoiker  verstehen  unter  tpävt.  die  lebhafte  Phantasievorstellung,  wie  sie 
etwa  im  Traum  auftritt  (Diogen.  Laert.  VII,  50). 

Philosophen»  ((piJ.ooöfTjua):  philosophische  Behauptung,  Lehre,  Theorie. 
Bei  Aristoteles  ist  Ph.  &in  strenger  Schluß  {ovM.oytoubi  d.-rodeixny.6i,  Top.  VIII 11, 
162a  15). 

Philosophie  (cpiAooocpta,  Weisheitsliebe,  philosophia)  ist  die  Grund-  und 
allgemeine  Wissenschaft,  die  oberste  Prinzipienwissenschaft  und  zugleich 
die  Weltanschauungslehre,  d.  h.  die  Wissenschaft  von  den  „Prinzipien"  (Voraus- 
setzungen, Grundlagen)  des  Wissens,  Erkennens,  Seins  und  Handelns  und  zugleich 
der  (immer  zu  erneuernde)  Versuch  einer  umfassenden    Synthese  der  allgemeinen 


4S»j  Philosophie. 

r>gebobse  de»  Denke»  und  der  Wissenschaften  sa  einer  siahmtlbhen  Welt-  und 
Tiitiiiiaaiaiihaiiiiiii  Dm  speiifisihe.  Objekt  der  totbehea  Pkilosophb  büden  tot 
sllem  dl»  Grundbegriff»  «ad  ünndiiltr  alles  Erkennens.  die  auf  ihre 
Quelle,  ihre  Gültigkeit,  ihren  Wahrheiav  aad  VTirkhokkettagehelU  ihre  Leistung  Nr 
db  Erkennten»  geprftf t  und  gewartet  wurden.  Die  I'hilosophb  geht  nicht 
auf  du»  „Überttimbohe"  oder  „Trsassendenu-  '.  sondern  auf  diu  Voraussetzungen  I 
de.  ia  Erlebe«  uod  in  du 


»btwird.    Di»  Ph.  bt  eine  azuüyte«*^yntk*tbche.  kritisch  -i 
seheit,sbfufra4dd*zErfahrua*  erheb«  ek^^ 

*)  Bsdbujungea  iBghnuur  Iflfehl—g  überhaupt;  so  wird  sie  wir 
iM  (e.  d.k  u«a  BiluiOiiiiiaJliiei  du»  Wissens,  »eiaur  Grundlagen 

und  Methoden  (rgL  ITii  i  aaleknhinili)    Aber  aaoh  die  Vninsul gsii  du»  ilkUax» 

Hsadela»  (Wollene  «ad  Wurtuas)  aa übt  db  l^hiloeophie,  ab  ist  oberste*  W 

und  Zw»ekwissensebsf ».  nickt  aar  Lskce  eos»  »!■■■■■  aad  Heia,  aoadern  such 

—  DI»  Ergebe!»»»  dar  Wkaenschaftea  prüft 


aaiwhiHauaai 

Metaphysik*'  (e.  d.)  zu  dem  Zus»mm»nbsnge  der  verschiedenen  Seiten 
Wukli.hkct    miteinsnder.     Die  Ph.  steht  in  Wecbaelwirkuag  aalt  dem  Leben 

I  ha  lluiilsluiiiiiiikufsiii    ■!■  eh  um  lililm  IiiiIbJImI'I  i  hl    rtikl  ili  TrrrUlT-t 

—  direkt  oder  indirekt  -  auf  sie  wrack  und  ist  so  ein  mirbttger  Kulturtaktor  (rgL 
AkuTuunns). 

wird  die  Phllnennab  in  thumulkuia»  aad  praktische  (bxw.  „pobtbohe"). 
Nauir-  aad  Oitaaianbjlnsiinyi  (Keltenpailiuyinab), 
Ob  phflnaophbrhan  Disziplinen  sind:  Logik  an 
theorie,  Metaphyeik,  Knumolngb,  pkiloa.  ftyuhubgb,  Ethik  nebst  Recht. .  6« 
Qeschichtsphilosophie,  Ästhetik,  Religionephllnunyhb 

Db  Pb..  db  »us  dem  Mythus  (a.  d.),  teilwebe  im  Osg»na»tt  zu  diesem,  hervor 
anautfujaa  bt.  und  eoa  dv  aie«  db  a»sa^ 

haben,  tritt  lange  Zeit  ab  Unirersd Wissenschaft  auf.  Uispeangnck  bedeutet  ftl—ofU, 
UHiessatfe  du»  Stieben  nach  Wissen    am  seiner  selbst  willen   (bei  Habodoi 
s>«io#ofrWr    rfe   *aa*%r   f—fi*   efeuse»    btuHXm9m*%    1,   SO;    vgl.    I.  &' 
THUKYDtDU:    #ti»Maee.er  /*#  pmC  itukttm*  ssl  f»l.».yas>ee  deee  «saas/a*, 
II.  40).  Daß  Pythaoobas  sich  tastst  einen  ftA4—ft  genannt  habe  (Ctcxao.  Tueral. 
dbpuuV.  S,  8;  Diog.  Laert.,  Prooem.  12;  VU  1.8).  ut  nicht  erwiesen    Als  Streben  nach 
Erkenntnis  tritt  db  Ph.  bei  8oe*atbs  auf  (Pia  ton,  Apolog.  28  E),  auch  bei  Platox. 
nach  welchem  der  Philosoph  mitten  iwiechen  dem  Unwissenden  und  dem  »bsolut 
Wbsenden  steht  (Symposion.  204  B).  Pb.  bt  der  Erwerb  de»  Wissen,  («r  »> .  teun 
Kut  hydemoa,  288 D);  im  höchsten  Sinne  bt  ab  „Dialektik"  (a.  d.).  Tdeenbbre.  db 
zugleich  allgemeine  Seinswissenschaf t  bt.  Die.  bt  ab  imbesondere  nach  Aristoteles: 
db  „er»w  PMkwophb"  (a.  Metaphysik)  bt  db  Wissenschaft  vom  Sebnden  sb  soiehen 
(**el  r*4  eWsr  £  »V.   MeUphys.   VI  1.  102«  »  31)  und  den  „Prinzipien  '   (dfjai) 
der  Dinge.    Im  weitern  Sinne  Ut  Ph.  Wissenschaft  Oberhaupt  (Met.  VI  1.  1028  a  18). 
Db  Quelle  der  Ph.  bt  (wb  nach  Platox.  TheaeteU  156D)  da»  Staunen  (Met 
982  b  12).    Eingeteilt  wird  db  Ph.  in  theoretbche  (Physik,  Mathematik,  Logik, 
Rhetorik,  „Theologb"  oder  ..ernte  Philosoph»"),  praktiache  (Ethik,  Poütik.  Ökonomik) 
und  pobtiache  Ph.  (Ästhetik,  Kuiwtphiloaophb).    Eine  Wendung  cum  Praktischen 
nimmt  db  Ph.  bei  den  Stoikern  (Streben  nach  Tugend  und  Weisheit.  „Stadium 


Philosophie.  481 

sapientiae",  Cicero,  de  finibus  II,  2;  „sapientiae  amor  et  affectatio",  Seneca, 
Epist.  89,  3)  und  Epikureern  (Streben  nach  Glückseligkeit;  Sextus  Empiricus, 
Adversus  Mathemat,  XI,  169),  auch  bei  den  Neuplatonikern,  welche  sie  zugleich 
theosophisch  (s.  d.)  gestalten. 

Die  Scholastik  behandelt  die  Ph.  als  allgemeine  Seins-  und  Prinzipienwissen- 
schaft, als  Gesamtlehre  von  allem,  was  sich  mit  dem  „Lichte  der  Vernunft'"  (ohne 
Offenbarung)  erkennen  läßt,  zuhöchst  vom  Göttlichen.  In  bezug  auf  das  Verhältnis 
zwischen  Glauben  und  Wissen  (s.  d.)  ist  die  Ph.  der  Theologie  (s.  d.)  untergeordnet, 
ala  deren  „Magd'  („ancilla  theologiae")  sie  zuweilen  bezeichnet  wird  (Petrus 
Damtanus). 

In  der  neueren  Zeit  tritt  die  Ph.  als  —  von  der  Theologie  sich  mehr  oder  weniger 
emanzipierende  —  begriffliche,  abstrakte  Gesamtwissenschaft  auf,  die  sich  insbesondere 
mit  Gott,  der  Welt,  der  Seele,  dem  Menschen  und  dessen  Handeln  beschäftigt  und 
die  letzten  Gründe  des  Gegebenen  aufsucht  und  erörtert.  So  bei  Descartes  (Princip. 
philos.,  praef.),  F.  Bacon  (De  dignitate  et  augmentis  scientiarum  II  1;  III  1  ff.), 
Hobbes  (Erkenntnis  der  Dinge  aus  ihren  Ursachen,  De  corpore  c.  1,  2  ff.;  6,  1).  Nach 
Ohr.  Wolff  ist  sie  „eine  Wissenschaft  aller  möglichen  Dinge,  wie  und  warum  sje 
möglich  sind"  („scientia  possibilium,  quatenus  esse  possunt",  Philos.  rationalis,  §  29). 

Auf  Erkenntnistheorie  basieren  die  Philos.  Locke,  Berkeley,  Hüme  und  bes. 
Kant,  der  dem  Dogmatismus  (s.  d.)  den  Kritizismus  (s.  d.)  gegenüberstellt.  Die  Ph. 
ist  nach  ihm  eine  apriorische  Vernunfterkenntnis  aus  bloßen  Begriffen,  die  Wissen- 
schaft von  den  Voraussetzungen  und  Bedingungen  des  Erkennens  und  Handelns  und 
zugleich  das  „System  philosophischer  Erkenntnis"  (s.  Transzendentalphilosophie, 
Metaphysik).  Dies  ist  der  „Schul begriff  der  Ph.  Ihrem  „Weltbegriff"  nach  ist  sie 
„die  Wissenschaft  von  der  Beziehung  aller  Erkenntnis  auf  die  wesentlichen  Zwecke 
der  menschlichen  Vernunft".  Der  Philosoph  erscheint  als  „Gesetzgeber  der  mensch- 
lichen Vernunft'*,  als  „Lehrer  im  Ideal".  Die  „reine"  Ph.  ist  „Erkenntnis  aus  reiner 
Vernunft",  die  „empirische"  ist  „Vernunfterkenntnis  aus  empirischen  Prinzipien". 
Die  „Philosophie  der  Natur"  geht  auf  alles,  was  da  ist,  die  „Ph.  der  Sitten"  auf  das, 
was  da  sein  soll  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  633  f.). 

Bei  Fichte  wird  die  Ph.  zur  „Wissenschaftslehre"  (s.  d.),  zur  „Erkenntnis,  die 
sich  selbst  werden  sieht",  zur  „genetischen  Erkenntnis"  oder  „Erkenntnis  der 
gesamten  Erkenntnis"  (WW.  IV,  379;  vgl.  I  1,  434).  Nach  Schellinü  ist  sie  „absolute 
Wissenschaft",  „Wissenschaft  des  Absoluten",  Erkenntnis  der  Dinge,  wie  sie  in  der 
Vernunft  sind  (System  d.  tranzendentalen  Idealismus,  S.  78,  96;  WW.  I  4,  115).  Als 
„Wissenschaft  des  Absoluten"  definiert  sie  auch  Hegel  (Enzyklopäd.  §  14);  formal 
ist  sie  „denkende  Betrachtung  der  Gegenstände"  (1.  c.  §  2).  Sie  ist  „die  sich  denkende 
Idee,  die  wissende  Wahrheit'"  (§  574).  Sie  hat  das  zu  begreifen,  was  ist,  ist  „zeitloses 
Begreifen"  der  Dinge  (Naturphilos.,  S.  26).  Ihre  Methode  ist  die  Dialektik  (s.  d.).  — 
Nach  Schopenhauer  ist  die  Ph.  „Wissenschaft  in  Begriffen",  deren  Aufgabe  ist, 
„das  ganze  Wesen  der  Welt  abstrakt,  allgemein  und  deutlich  in  Begriffen  zu  wieder- 
holen" (Die  Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  I.  Bd.,  §  68).  Sie  ist  ein  „Mittleres  von 
Kunst  und  Wissenschaft,  oder  vielmehr  etwas,  das  beide  vereinigt"  (NeueParalipomena, 
§  28).  —  Nach  Herbart  ist  die  Ph.  die  Wissenschaft  von  der  „Bearbeitung  der  Begriffe" 
(Lehrbuch  zur  Einleit.  in  die  Philos.,  §  4;  s.  Metaphysik). 

Als  allgemeine  Prinzipienwissenschaft  und  Weltanschauungslehre  wird  die  Ph. 
vielfach  bestimmt.  So  ist  sie  nach  A.  Comte  das  Gesamtsystem  der  menschlichen 
Erkenntnisse  (Oours  de  philos.  posit.  P,  5),  nach  H.  Spencer  „total  vereinheitlichte 
Erkenntnis"  (First  Principles.  §  37),  nach  Ueberweg  „Wissenschaft  der  Prinzipien" 


Eisler,  Handwörterbuch. 


31 


01 


(Tg!.  Ztachr.  f.  Hube..  Bd.  43).  nach  Pauuu  dar  „Inbegriff  aller  wbarui 
Erkenntnb"  ihrer  Einheit  aach  (rgL  Kuhar  dar  Gegenwart  l  6,  39L 
in  ab  die  ^OfNaataa  Waaaaaabaf  u  webbe  db  durch  die 

St.* 
bat".    Ibr  Zweck  iet  die  „Taeamnmü'emBBg  unaamr 
Forderungen  daa  Vetetaadaa  aad  «ha  Ibrtaifniawi  daa 
und  LeUneaaarbeeanf"  (fl/iüai  <L  Pbiba.  I*.  1907; 
Logik  II*.  Ml),  abgaadertebbay 
&  ff)  oder  la 

W    laacaaL«  (Babit,    ia   d.  Philoa.«. 
nach  H.  OoaVTJM  (WehaaaoaaiiBBgaiibi 


13Y7,  S    10  (f  ,7. 

•in    Aufhalf.  ,|,r 

V« 

Ab  ■Ihnmiiae  W« 
WirotuuffD  (^kridaeba 
aohaft  roa  daa 

J.  Üona  o.  a.  ■  —  Kaab  Ni 
db  „Rengordniing  dar  Warte". 

Ab  Oiibamebauaeuhafi,  Wberaaebaft  rom  Oababjea  faaaai  die  Ph.  auf  Bbkkxk 
(Pb.  iet  ■agawendle  Paychologw).  Lava  (. 
rgt  aoeb  A.  Mabty  (Waa  iet  Philoa.  ?.  1897)  und  A.  Mamoao  << 
&  43). 

Über  daa  Begriff  der  Pb.  rgt  Taoxum,  Ober  Ph,  1830;  H.  Scmmi:..  Vozieanagp 
ftber  da»  Weaen  der  Pafloaopbie.  1831 ;  B.  Zbllbb,  Vortrage  u.  AbbandHingaa  1 1  1*7 
Ober  Begriff  u.  Form  dar  Pb-,  187S;  Do-rmsr.  Einbit-  in  die 
I.  1883;  Kultur  dar  Gegenwart  I.  6  (Pb.  -  „die  Gianda  Jan» 
Fora.  Regel  aad  Zuaaaunanaaag  aBar  IbakffPMaw  an  ehrem  Pap  Betend  bat,  die 
tob  dem  Zweck  beetbnmt  Bind,  gaMgea  Wbaen  berrorsuaringea' ');  Sootn,  Grand- 
probbme  der  Pbikaopkie,  1310;  G.  F.  Lora,  MrtaeabnVtnag  i  -nie.  1907; 

Kult«,  Einbii,  in  d.  Philoa.*.  1310,  S.  335 ff.;  Aotaa^  Zeitaobr.  L  Phiba..  111 
Rbk*bb,  Daa  Waaan  d.  Phfloaopbie,  1303;  8r.  GAarmvGAaau.  Ober  das  \\ 
der  Philosophie,  1303;  P.  HXaauLani.  Wiamnacbaft  o.  Pbiloaopbir.  19lo  f. .  1  »kiescm. 
Ordnungabbre.  1313;  Karaamuvo,  Philoaopbb  ab  Kumt,  1330. 

Rmfttnrnagea  in  db  Philosophie,  a.  dgL:  ron  Hcrsaät.  STBüatrmx,  Paclskx. 
Külpb.  JamtraaLav.  H.  Coairautrs,  WtnroT,  Rrax,  Waarauaaa,  Abxoldt  (Geaamm. 
Srhriftrn  III.  1910).  R  Richtsb,  Eislbb,  Komuu»  (Einfuhrung  in  db  1 
anaebauungafragen,  1911).  H.  Ricbbbt.  Erosa*.  Srammao  u.  a.  VgL  die  pbiba. 
leaeliftobfir  tob  Maiixan  u.  Dassoia  (3.  A.  1910)  o.  a.;  Panoaxunr-Köaxca. 
Philoaopbb.  1907;  Schi-ltb  Tiooas,  Pbiba.  Propädeutik*.  1904;  A.  Racsch, 
der  Pbiba..  1909;  P.  Voor.  Leitfaden  der  pbiba.  Propädeutik,  1911;  R  FamaOata, 
Vorecbub  der  Pbiba..  1908;  IL  Anu,  Wb  atadbrt  man  Pbibaopbb?,  1911 ;  L.  Steis. 
1'hik*.  Strömungen  dar  Gegenwart,  1908;  Weltanschauung,  in  Darstellungen  tob 
Dilthey.  Grortbuyaen  u.  a.,  1911;  Enzyklopädie  der  philo«.  WiaeenechaTten,  hang. 
von  A.  Rüge,  I,  1912;     Die  Philosophie  der  Gegenwart      Eine  internationab 


Philosophie.  483 

Jahresübersicht,  hrsg.  von  A.  Rüge,  1911  ff.;  Jahrbücher  d.  Philos.,  I,  1913; 
R.  Herbebtz,  Philos.  u.  Einzelwissenschaften,  1913. 

Philosophische  Wörterbücher:  Baldwin  (englisch),  A.  Franck,  Bertband, 
E.  Blanc,  Lalande  u.  a.  (französisch),  Kbtjg,  Ktrchner-Michaelis,  R.  Odebrecht, 
O.  Willmann,  H.  Schmidt,  J.  Reineb,  F.  Matjthner,  Thobmeyer  u.  a.  Vgl.  Eucken, 
Gesch.  d.  philos.  Terminologie,  1879;  Tönnies,  Philos.  Terminologie,  1906. 

Philosophische  Zeitschriften:  Zeitschrift  für  Philos.  u.  philos.  Kritik;  Viertel- 
jahrsschrift f.  wissensch.  Philos.  und  Soziologie;  Archiv  f.  systemat.  Philos.;  Archiv 
f.  Geschichte  d.  Philos.;  Philos.  Jahrb.;  Jahrbuch  f.  Philos.;  Annalen  der  Natur-  und 
Kulturphüosophie ;  Annalen  der  Philosophie  mit  bes.  Berücksichtigung  der  Philosophie 
des  Als-Ob;  Kantstudien;  Revue  philosophique ;  Revue  de  philos.;  Revue  de  nieta- 
physique  et  de  morale;  Revue  neo-scolastique ;  Review  of  Philosophy;  The  Monist; 
Mind;  Journal  of  Philos. ;  Zeitschrift  für  Philos.  u.  Pädagogik;  Rivista  filosof.  u.  a.  — 
Vgl.  Metaphysik,  Problem,  Mathematik,  Psychologismus,  Positivismus,  Agnostizismus, 
Psychologie,  Scholastik. 

Philosophie,  Geschichte  der,  ist  sowohl  die  Entwicklung  des  philo- 
sophischen Denkens  selbst  als  die  Darstellung  dieser  Entwicklung,  der  Lehren  der 
Philosophen,  ihrer  Versuche,  die  philosophischen  Probleme  zu  lösen.  Die  Geschichte 
der  Philosophie  verfolgt  die  Aufstellung  und  Lösungsweisen  der  Probleme,  die  Aus- 
bildung der  Hypothesen  und  Theorien  der  Philosophie  teils  für  sich,  teils  als  Elemente 
der  Welt-  und  Lebensanschauungen  der  Denker  aller  Zeiten;  diese  Anschauungen 
sind  zum  Teil  vom  Charakter  der  Denker,  von  ihrer  Nationalität,  ihrer  sozialen  Umwelt, 
von  der  Kulturlage,  von  historischen  Überlieferungen  abhängig,  aber  neben  den 
psychologischen,  sozialen  und  kulturellen  Momenten  gibt  es  vor  allem  auch  rein 
logische  Motive  und  Tendenzen,  die  teils  größere  Perioden  hindurch  zur  Geltung 
kommen,  teils  im  Laufe  der  Zeit  und  im  Wettstreit  der  Ideen  miteinander  immer 
wieder  auftauchen,  bis  die  betreffenden  Probleme  nach  allen  Lösungsmöglichkeiten 
hin  erledigt  worden  sind.  Insofern  ist  aber  der  philosophie-geschichtüche  Prozeß  nie 
abgeschlossen,  sondern  auf  ein  ideales  Ziel  eingestellt,  das  immer  nur  annähernd 
erreicht  wird,  wenn  auch  schließlich  über  die  Grundlagen  und  Voraussetzungen  alles 
Philosophierens  und  Erkennens  volle  Klarheit  und  Bestimmtheit  erwächst  (siehe 
Kritizismus).  Der  Wille  zum  einheitlichen  Begreifen  und  Begründen 
verfolgt  in  der  Geschichte  der  Philosophie,  auf  allerlei  Um-  und  Seitenwegen,  mit 
immer  neuen  Ansätzen  seinen  Weg,  als  Verwirklicher  der  „Idee",  der  allem  Denken 
immanenten  Vernunft,  deren  Prinzipien  allmählich  zum  Bewußtsein  kommen. 

Daß  in  der  Philosophiegeschichte  eine  vernünftige  Notwendigkeit  herrscht, 
betonen  schon  Kant  (Lose  Blätter,  H.  II,  278,  268),  Tennemann,  F.  Ast  u.  a., 
besonders  aber  Hegel.  Ihm  ist  die  Geschichte  der  Ph.  die  „Geschichte  von  dem 
Sich-selbst-finden  des  Gedankens".  Die  Aufeinanderfolge  der  Systeme  der  Philosophie 
ist  dieselbe  wie  die  „Aufeinanderfolge  in  logischer  Ableitung  der  Begriffsbestimmungen 
der  Idee".  Die  letzte  (wahre)  Philosophie  enthält  die  Prinzipien  aller  früheren,  weil 
sie  das  Resultat  dieser  ist;  daher  ist  sie  die  „entfaltetste,  reichste  und  konkreteste" 
(Enzyklop.  §  13  ff.;  WW.  III,  685,  690).  Gegen  diese  streng  logische  Auffassung  der 
Geschichte  der  Ph.  wenden  sich  Zeller,  Renan  u.  a.  —  Nach  Windelband  liegen  ihr 
drei  Faktoren  zugrunde.  Erstens  der  „pragmatische",  d.  h.  die  innere  Notwendigkeit 
der  Gedanken,  die  „Logik  der  Dinge";  zweitens  der  kulturgeschichtliche:  „Aus  den 
Vorstellungen  des  allgemeinen  Zeitbewußtseins  und  aus  den  Bedürfnissen  der  Gesell- 
schaft empfängt  die  Philosophie  ihre  Probleme  wie  die  Materialien  zu  deren  Lösung"; 
drittens  der  individuelle,  der  Persönlichkeitsfaktor,  der  für  die  Auswahl  und  Ver- 

31* 


1  -  ;  Phlegmatisch        Phrenolog  it. 


knöpfung  der  Probleme  wie  ftr  die  Ansei  kklfung  dar  insunphagrifai  in  Betracht 
kommt  (Lehrbuch  der  üeachjehte  d.  Philo..».  1910).  -  Vgl.  J   J.  Bai«. 
eritioa  pMloaopmae.  1741-44;  2.  A.  1707;  J.  G.  Brau.  Lehrbuch  dar  Geeti 
der  Philo»..  1796-  1804;  C^echicht»  der  tamem  PUlos^  I800-O.'.  sskmann. 

Geeebichts  d.  Philos..  1798-1819;  H.  Ritt».  Geeck  d.  Philo.  .  1829-63.  Hobel, 
Voriea.  Ober  die  Geeck  d.  Philoa^  1  iL  1840 f.;  A.  Scsrwooum,  Gas. 

m,  1848;  neue  Auflege  m  dar  Uni».  BibL;  J.  K.  Emma*».  Grwadr.  d.  Gesch. 
d.  Philoa,.  1888;  4.  A.  1908;  E  DOnno.  Krit.  Gaeok  d.  Philo»..  1889;  4.  A.  1894; 
A.  8T0OKU  Lrhrb.  d.  fleitihJsooi  d.  Philo».«.  1889;  WnroiuaJio.  Lehrbuch  d.  Gaeok. 
d.  Philo».«.  191t;  Geeck  der  neuem  Philo».«.  1911  f.;  Gaeok.  dar  alten  Philo».*.  1894: 
3.  A.  1912;  K.  Zaxum,  Di»  Philo»,  der  Oriiokm,  3.-8.  A.  1879 ff.;  (irundhfi  der 
Geeok.  d.  Philo».«.  1908;  Geeek  d.  deutachen  Philoa.*.  1878;  IubwioHiikzi. 
Grundr.  d.  Geaek  d.  Philoa..  9.  -10.  A.  1908  ff..  U.A.  1913  f  :  J.  BnoiuH,  (isosk 
d.  Philo...  l892-9t(  K.  Piae*sa,Oe»ck  d\i*u^  Philo.,.  1864  <  <imau. 

Geeok.  der  neuern  Philoa.*.  1912;  Hilf.bucb  d.  tieerk  d.  Philo.,  seit  K 
HömxiM,  Geeok  d.  neoern  Philo»..  1894-98;  K.Vo«-*jit>«E.  «**ch.  d 
W.  Kikeex,    Geeok  d.   Philo»..   1908f.;    Dwanx,  Aligemeine  Geeok 
1894  ff;  2.  A.  IW6  f.;  Die  Philo.,  der  Griechen.  1911;  A.  Doaiso,  Geeck  d.  griech. 
Philo».,   1908;  J.  Bacma**.  Gatek  d.  Phikm,   1890;   Deutaebc  u.   aufierdmitacbr 
Philoa.  der  letaion  Jahraehnte.  1903;  U.  8t«aa*T.  AbriB  dar  Gaech.  d  Philoa.*.  1907; 
Geeok  d.  neuem  rfcutoohon  Philo».  «44  Hegel*.  1906;   Kkjixkk.  (»rundr.  d.  Geeok 
d.  Philo»..  1898;  1  A.  1912;  IL  Euum.  Philrnnphon-Urifcoo,  1912;   A  Masas*. 
Geschichte  der  Pbüo...  1912;  Joftu  (Jeachiohte  der  antiken  Philosoph*-.  1921 
Kultur  der  Gegenwart  I*.  1909;   Uno«  Oaaok  der  Philo»,  ak  Rrienntauakritik 
1909;  Majrmnaan.  Gaeok  d.  Philo...   1903/08;   G*ajuow.  Geech.  d.  Philo* 
Kanu  1904  f.  -  Vgl  die  Literatur  hei:  Srkoleatik.  Erkenntniatheorie.  Logik  » 
philoeophie,  Metophmik  Ethik  Aethetik  HorJologie.  Religionaphiloaophie.  Psycho 

\»fu\    l'Atri»uk.    W.'lt.m«.  hauunft- 

Phh'icuiHtiMrh    ».  Temperament. 

Pkarenomlr  (f<>t<  Bewegung):  lhiaage:nonk)ki.  Lehre  von  den  Geaetaen 
der  Bewegung  ab  Quantum  ohne  B.i  niiknhiklifng  der  Qualitit  das  Bewegflckon, 
dea  Dynamiachen  (vgl.  Kamt.  Mrtaphy».  Anfangagrftnde  der  Naturwuoenack.,  8.  \  \ 

IMioiUanen  <*>•«.   Lieht):   Geaichubairoxinationen.    Phonism  **■ 

li..llu/uiiiti.«inn. 

Phrenologie  (•#«>,  ***>««,  nla  Sita  dea  Geietea;  Auedruck  von 
heim)    i»t   die   Lehre    vom    7iiammenhange    beatimmtor  geistiger    Eigene) 
(*.  B.  Sprach-.   Ortaainn  u.  dgL)  mit  bestimmten  Partien  de»  Gehirn»,  die  in  der 
SokAdolform  cum  Auedruck  kommen  aollen  (Kranioakopiw.  Kraniologie),  wo 
oder  nur  eehr  wenig  zutrifft.     In  der  von  F.  J.  Gau.  begründeten  Phren.  sind  die 
Anfinge  einer  Lehre  der  Gehirnlokaliaa tion  (..  fkithmsili)  gegeben,  aber  mit  un* 
/.<ip  k  bmder  Psychologie  (Annahme  vieler  Seelenvermflgen  und  von  27  Organen  der- 
wlben;  Untersuck  über  die  Anatomie  dea  Net vonsyotcma,  1809—  13  Vgl.  Mkikr. 

Die  PhrenoL.  1844;  Comb«,  System  of  Phrenology*.  1843:  Choclakt.  Geschichte 
u.  Wesen  der  Phrenol  .  I847l    GL  Schkvb.  Phrenologiacbe  Bilder*.  1874 ;    Katechiamus 

Phienol»,   1896;    HouJüton,  Scientific  Phrenology.  1902;   Wühdt. 
physiol.  Psychol.  I*.  1903,  341  ff.  (Kritik  der  Phrenol);   P.  J.  Möair*.  Kranz  Joeeph 
Gull.  1905.    VgL  Seelenatts. 


Phylogenese  —  Physik.  485 


Phylogenese:  Stammesentwicklung,  Entwicklung  der  Art  (vgl.  Bio- 
genetisch). Phylogenie :  Stammesgeschichte  und  die  Wissenschaft  von  der  Arten- 
entwicklung.   Vgl.  E.  Haeckel,   Systematische  Phylogenie,  1894 — 96. 

Physilc  {cpvaixrj,  physica)  bedeutet  ursprünglich  Naturwissenschaft  (und 
Naturphilosophie)  überhaupt,  jetzt  nur  einen  Teil  derselben,  nämlich  die  Wissen- 
schaft von  den  Veränderungen  in  den  Kräfte-  und  Energieverhältnissen  der  Körper 
unter  Ausschluß  der  qualitativen  Umwandlungen  der  „Stoffe"  (Chemie).  Die  Physik 
ist  eine  Anwendung  logischer  und  mathematischer  Grundsätze  (s.  Axiom)  und  For- 
derungen (s.  Postulat)  auf  den  Inhalt  äußerer,  sinnlich  vermittelter  Erfahrung;  dieser 
Inhalt  wird  zu  objektiven,  quantitativen,  rein  äußeren  Relationen  relativ  beharrender 
Substanzelemente  „umgedacht"  (Lipps),  indem  vom  Qualitativen  und  Subjektiven 
der  individuellen  Erlebnisse  abstrahiert  wird.  Zur  Herstellung  solcher  Relations- 
zusammenhänge, die  über  bloße  „Beschreibung"  (s.  d.)  hinausgeht,  bedarf  es  der 
Hypothesen  (s.  d.)  und  teilweise  auch  mancher  Fiktionen  (s.  d.).  Dem  Postulat  der 
„Anschaulichkeit"  und  der  Einheitlichkeit  des  Begreife ns  dient  die  mechanistische 
(s.  d.)  Betrachtungsweise  der  physikalischen  Phänomene,  die  sich  mit  der  energe- 
tischen (s.  d.)  verbinden  läßt.  Das  Weltbild  der  Physik  ist  ein  dem  Postulat  der 
Geschlossenheit  der  Naturkausalität  entsprechendes,  aber  es  darf  nicht  einseitig  zur 
universalen  Weltanschauung,  welche  auch  anderen  Seiten  der  Erfahrung  gerecht 
werden  muß,  aufgebauscht  werden  (vgl.  Naturalismus). 

Im  weiteren  Sinne  wird  die  Physik  aufgefaßt  von  Aristoteles  (Wissenschaft 
vom  Naturhaften  überhaupt,  vom  in  sich  Bewegten,  Metaphys.  VI  1,  1026  a  13; 
XI  7,  1064  a  16;  Physik,  8  Bücher),  den  Scholastikern  („physica  corporis",  „phys. 
animae"),  Descabtes,  Locke  u.  a.  Die  experimentelle  Physik  setzt  schon  bei  Archi- 
medes,  Heron,  Ptolemaetts  u.  a.  ein,  macht  im  Mittelalter  wenig  Fortschritte,  um 
in  der  neuern  Zeit,  bei  Galilei  u.  a.  sich  mächtig  zu  entfalten  (s.  Mechanistisch, 
Quantitativ,  Mechanik).  —  Gegen  die  rein  mechanistische  Physik  wendet  sich  die 
reine  Energetik  (s.  d.)  sowie  die  „phänomenologische",  bloß  die  Abhängigkeiten  der 
Erscheinungen  voneinander  durch  Differentialgleichungen  beschreibende,  auf  alle 
„Erklärung"  (s.  d.)  und  anschauliche  Hypothesen  verzichtende  Physik  (Mach,  Stallo, 
Dtjhem  u.  ».)';  dagegen  wieder  E.  v.  Hartmann,  Riehl,  Wtjndt  (Logik3,  1906  f.), 
Boltzmann,  A.  Rey,  Höfler,  Becher  u.  a.  —  Das  Willkürliche,  „Konventionelle", 
rein  Definitorische  in  den  Axiomen  (s.  d.)  der  Physik  betonen  Poincare,  Le  Roy  u.  a. ; 
dagegen  A.  Rey  u.  a.  —  Vgl.  Newton,  Naturalis  philosophiae  prineipia  mathematica, 
1687;  Kirchhoff,  Vorles.  über  mathemat.  Physik,  1876;  Helmholtz,  Vorles.  über 
theoret.  Physik,  1898  ff.;  H.  Hertz,  Die  Prinzipien  der  Mechanik,  1894;  E.  v.  Hart- 
mann, Die  Weltanschauung  d^r  modernen  Physik2,  1909;  F.  Auerbach,  Kanon  der 
Physik,  1899;  Grundbegriffe  der  modernen  Naturlehre3,  1910;  M.  Planck,  Acht 
Vorlesungen  über  theoretische  Physik,  1910;  Dühem,  Ziele  u.  Struktur  der  physi- 
kalischen Theorie,  1908;  Stallo,  Die  Begriffe  u.  Theorien  der  modernen  Physik, 
1901 ;  Poincare,  Die  neue  Mechanik,  1911 ;  La  science  et  l'hypothese,  1902,  deutsch, 
2.  A.  1906;  A.  Rey,  Die  Theorie  der  Physik,  1909;  Vathinoer,  Die  Philosophie 
des  „Als-Ob",  1911;  Driesch,  Ordnungslehre,  1912;  A.  Lalande,  La  physique  du 
moyen-äge,  Revue  de  synthese  histor.,  1903;  Dtjhem,  Sur  la  notion  de  theorie 
physique  de  Piaton  ä  Galilei,  1908;  B.  Weinstein,  Die  Grundgesetze  der  Natur 
und  die  modernen  Naturlehren,  1911;  R.  Hönigswald,  Jahrbücher  d.  Philos.  I,  1913; 
Gerland,  Gesch.  d.  Physik,  1892;  E.  Becher,  Welt^ebäude,  Weiter«  :  -  .  Welteatwick- 
hing,  1915;  Physik,  „Kultur  d.  Gegenwart"  IIT.  3.  1, 1914.  Vgl.  Physisch.  P.uall.  lismu-, 
Materie,  Kraft,  Bewegung,  Atom,  Leben,  Relativitätstheorie,  Naturwissenschaf*. 


4-V,  PbyrikodMolofit  —  Phystscb. 


■•!•>  «ikothenle>ffie  (pewrft,   natnriich.   IimiJiiiI  ron  Dem  am)  ist  nach 
Kamt  (der  sie  ablehnt)  der  HV«neh  dar  Vernunft,  aus  den  Zwecken  drr 
«ttf  die  oberste  Ursache  der  Neter  und  Ihre  Ptposukiften  tu  echbeßen 
Urteilekraft  IL,  f  86).  —  Physikotheologiscber  Gottosucweis  s.  TeJeokttrieeh. 

;iiomik  (fvitoinmpi**,.  von  *>**•«,  Katar):  dir  Kunst,  aus  der 
Physiognomie,  d.  h.  der  B»erhsflenhsit  der  Geeicutesoge  an  etehend  grwüidea— 
Auadrurk  von  Oeflhlen.  öftesten,  WilgunfMi.  Trieben.  Danaarhalk  die  Onhewl 

Cicibo.  Calestcs,  Albbbtcs  Maoscs  o.  s.  Vgl.  J.  B.  Pobta,  De  human«  physio- 
gnom.,  1580;  J.  J.  Esoax,  Idee«  tu  einer  Mimik,  1785-86;  Lavatsb,  Phyaio- 
gnombohe  Fragmente,  1775-78;  Cmm,  Ober  da«  iulftrnoniii  Unterschied  der 
GceichtezOg*.  17«;  C.  O.  CabüS,  Symbolik  dar  MHiinhUil«  Gestalt.  1858; 
Ol  Box,  Kaura  oo  Anatnmy  of  BiuissntwB,  1808;  Anstoray  and  PhOosophy  of 
V  l«71;  Pinaarr.  0j  stein  der  Mimik  e.  Pbyeiognoeiüi ».  1888;  Ca.  Daswi*. 
Tbc  Etpreariona  of  Emotione,  in .  1!  Hcosras,  Die  Mimik  des  Msmohen.  1000; 
Wüjrnr.  Ordx.  der  pbyeiol.  Payehol  IIP.  1008, 109  ft;  Mastboabu.  Physiognomik 
and  Mimik,  1900;  P.  HabtBBbbbO,  P.  et  caractere*.  1011;  Klaobs,  Ausdruck» 
bewegung  and  OesaUtasgakfaft,  1019;  Kat  sexbeso.  Dar  Oiatuhtesusilnirik  dea 
Menschen,  1913;  O.  SnMUI  (Der  Votergang  das  khmOmm^m  I.  1017.  144)  nennt 
Ph.  „Die  Morphologie  das  Organischen,  der  Onaohkihle  «od  des  Leben«,  alles  dessen, 
was  Richtung  and  Schickaal  hl  eich  tragt."    Vgl  Aacdrackabem*gunsen. 

Phjaiokrntie   (»ee«,  Katar,   eedses,  Herrsohslt):   Herrschaft  der  ' 
Physiokratiamue   (phyaiokratiaoasi  System):  die  Theorie,  daß  dir   Natur,  der 
Bodea,  der  Ackerbau  allein  produktiv  oder  die  aigactlichc  Quelle  des  Natkmalwohl 
Standes  ist  (im  Oegenssts  nun  Mcrkantilsystem).   Des  ..Leueer  faire,  laieaer  passer  — 
obre  le  trevail"  ist  sine  phyaiokretiache  Formel.     VgL  Qcesbay.  La  pbysiocratie. 
1767-88;  Tablaaa    economic«.    1758;  TrnooT.    Oeuvres.    1808— IL    Ooc» 
Dcrorr  d>  Neuocbj  (von  ihm,  1767,  der  Auedruck  P.)  o.a.  Vgl  I  .  Quesnay 

et  U  pbysiocratie.  1808;  Kbllbbb,  Zar  Geschichte  des  Physiokretismos,  194 

Physiologie  (fveteAeyie;  freu.  Katar,  arsprangnoh  Kelailnhie)  ist  (seit 
A.  r.  Hau.sk)  die  Waaiasuhift  ron  den  Ixbeusfunktionen  dar  Organiamen  m 
deren  Abnlngbjkeit  voo  der  organischen  Struktur.  Die  Phya.  nimmt  den  Standpunkt 
dar  süßeren  Erfahrung  ein  «ad  betrachtet  die  Iabans|wiasnsii  nach  ihrer  physischen 
Seite  oder  nach  ihrer  phynhuhiu  Grundlage  (s.  Leben,  Biologis,  OrsonJamus). 
VgL  A.  tos  Halles,  Elemente  phyeiotogiae,  1757-66;  Arbeiten  ron  J.  Mülles, 

Webeb,  Do  Bois-Rbtbosd.  C.  Ludwig,  Helmboltx.  Wcsdt  (Lehrbuch 
Phyaiol.,  1864,  4.  A.  1878),  Vibbobdt,  Pesyeb,  HsmitAxs.  Lasdois.  Mose,  Naoel. 
Richst  u.  s.  Ebbt.  Vorlas,  Ober  Physiol..  1004;  Vbbwobb,  Angemeine  Phyaiologie». 
1000;  Phyaiologie  u.  Ökologie,  ed.  HaberUndt  (Kultur  der  Gegenwart). 

Physiolog-ische  P«y  rliologie  (Auedrook  s-B,  schon  bei  F.  W.  H  .ob*. 
Stadien  im  Gebiete  der  phys.  Psychologie.  1847)  s.  Psychologie, 

PhynioloKi*rlie   Zeit    s,  Rcaktioneseit, 

Physisch  (peewec):   natürlich  («.  d.\  naturhaft,   körperlich.    Im  weiteren 
Sinne  umfaßt  das  Physische  auch  das  niedere  Seelische,  das  Sinnliche.  Tricbh 
welches  mit  dem  Geistigen  in  Wechselwirkung  steht  (s.  Leib).    Im  engeren  Sinne  ist 
das  Physische  der  Gegenstand  der  äußeren  Erfahrung,  das  vom  physischen  Erleben 
als  aolchen  unterschiedene  Objektive,  allgemein  Erfahrbare,  soweit  es  in  den  Formen 


Plastidule  —  Piatonismus.  487 

der  „mittelbaren",  den  Sinnesinhalt  verarbeitenden  Erkenntnis  erfaßt  wird,  das 
Materielle,  Dynamisch-Energetische,  das  Raum-Zeitliche  als  Inbegriff  objektiver 
Erfahrungsinhalte,  insbesondere  als  räumlicher,  dynamisch-energetischer  Relationen 
relativ  beharrender  Substanzelemente  (s.  Körper,  Materie).  Das  Physische  im  engeren 
Sinne  geht  dem  Psychischen  parallel  (s.  Parallelismus)  und  ist  in  sich  geschlossen  (vgl. 
Kausalität);  das  „An  sich"  des  Physischen  kann  mit  dem  Geistigen  in  Wechselwirkung 
(s.  d.)  stehen.  Das  Physische  als  solches  ist  nicht  „Ding  an  sich",  sondern  Objekt 
(8.  d.)  eines  „Bewußtseins  überhaupt",  dem  aber  etwas  an  sich  entsprechen  kann, 
das  nicht  selbst  Erkenntnisobjekt  ist  (s.  Erscheinung,  Transzendent). 

Bei  Aristoteles  bedeutet  das  Physische  (cpvcrixöv)  das  Natürliche,  d.  h.  was 
das  Prinzip  der  Bewegung  in  sich  hat.  —  Von  den  Neueren  definiert  z.  B.  Harms 
das  Physische  als  das,  „was  nach  allgemeinen  Gesetzen  stets  in  derselben  Weise  mit 
Notwendigkeit  aus  den  bewegenden  Kräften  der  Dinge  entsteht"  (Logik,  1881,  S.  1). 
Nach  E.  v.  Hartmann  ist  physisch  „jede  Kraftäußerung,  die  eine  Veränderung  in 
der  objektiv-realen  Welt  hervorbringt"  (Die  moderne  Psychologie,  1901,  S.  336). 
Nach  vielen  ist  das  Physische  der  Gegenstand  der  äußeren  Erfahrung  im  Unterschiede 
vom  Psychischen,  dem  Inhalte  des  unmittelbaren  Erlebens  (s.  Realismus).  —  Nach 
E.  Mach,  Avenartcs,  Petzoldt  besteht  das  Physische  aus  denselben  „Elementen" 
(s.  d.)  wie  das  Psychische;  es  gibt  keinen  absoluten  Gegensatz,  keine  reale  Zweiheit 
von  Psychischem  und  Physischem  (s.  Objekt,  Ding,  Körper).  Später  definiert  Mach 
das  physische  als  die  „Gesamtheit  des  für  alle  im  Räume  unmittelbar  Vorhandenen" 
(Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906,  S.  6  ff.).  Nach  H.  Cornelius  sind  die  physischen  Vor- 
gänge nichts  als  die  „gesetzmäßigen  Zusammenhänge,  denen  wir  unsere  Empfindungen 
einordnen"  (Einleit,  in  d.  Philos.,  1903,  S.  311).  —  Brentano,  Palagyl,  Münsterberg, 
Stöhr  u.  a.  rechnen  den  Empfindungsinhalt  zum  „Physischen".  —  Vgl.  Introjektion, 
Parallelismus,  Identitätstheorie,  Erscheinung  (Stumpf),  Idealismus,  Psychisch,  Physik. 

Plastidule:  empfindende  organische  Moleküle  (Haeckel,  Gesammelte 
populärwissensch.  Vorträge2,  1901,  II,  47). 

Plastisch:  bildend,  gestaltend,  auch  bildbar,  gestaltbar.  Eine  (Gott  unter- 
geordnete) „plastische  Natur"  in  der  Welt.,  welche  zweckmäßig  wirkt,  nimmt 
R.  Cttdworth  an  (The  true  intellectual  system,  1678, 1,  3,  37).  Nach  F.  C.  S.  Schiller 
ist  die  Welt  „plastisch",  d.  h.  von  menschlichen  Denkformen  gestaltbar  (vgl. 
Humanismus). 

Platonisch    s.  Liebe. 

Platonismns:  die  Welt-  und  Lebensanschauung  Piatons  (s.  Idealismus), 
insbesondere  seine  Lehre  von  den  „Ideen"  (s.  d.)  als  den  an  sich  seienden  Urbildern 
der  Dinge,  d.  h.  der  im  stetigen  Werden  befindlichen  Erscheinungen,  die  Lehre  von 
der  „Anamnesis"  (s.  d.),  die  besondere  Wertung  der  Begriffe  (s.  d.)*"und  die  Ver- 
selbständigung des  Inhaltes  derselben,  die  Basierung  der  Erkenntnis  (s.  d.)  auf  feste, 
apriorische  Grundlagen,  Voraussetzungen  (s.  Hypothesis),  die  Abkehr  vom  Sinnlichen 
und  die  Richtung  aufs  Geistige,  Ideale,  die  Auffassung  der  Materie  (s.  d.)  als  ein 
relativ  Nicht- Seiendes,  die  Lehre  von  der  Weltseele  (s.  d.),  der  ethische  Idealismus 
mit  seiner  Voranstellung  des  „Guten  an  sich"  vor  allem  Sein  (s.  Gut,  Sittlichkeit), 
die  Lehre  von  der  immateriellen  Seele  (s.  d.)  und  den  drei  Seelenvermögen  (s.  d.), 
die  Lehre  von  den  Tugenden  (s.  d.)  der  Seele,  die  auf  diese  gestützte,  zum  Teil  kommu- 
nistische'"Staatsphilosophie  (s.  Rechtsphilosophie)  und  Pädagogik  (s.  d.)  u.  a.  Vgl. 
Erkenntnis,  Mathematik. 


1 98  Pleroma         Pluralismus 


Platoniker  and  die  Vertreter  eines  Teiles  «irr  Akademie  <>.  <i       l'iui.ii 
Orua,  Hbbmodowm.  Pocasso*.  Keawto*,  K*atbs,  die  eklektix  h.  ftkm< 

enden  Plstoniker  (Evaoaoa.  Anno«  Ihnrisos,  Tsjustixus.  The.. 
S*tb»a.  Plctamb  *o* CaAanoxBa,  Maxiho*  von  Trara,  Afileh > 
ALnixr»,   Aucivoos,   Savaars,   Kaiai*ioh  Tai  ao*.   Arne».   GAUnroa,   Kaxao*, 
NvMunvt  n.  a.),  die  NeupUtomkrr  (a.  d.k  s.  Teil  Parco  Ji idabve.    Im  M 
■Mm  kommen  phtaabthe   lehren  tur  (fehaag  bei  nrnkfaai  in  n   Kir. 
beaonders  bri  Oi.wnm»  Alexa  raus  ca.  Ubjobbbs,  Aoavanat  s.  fernrr  hei  Rem 
vo*  Annans.  Ruüiui)  und  Tmuuv  von  Ctourraaa,  YYiuieui  von  roxraaa. 
BonAVBvrou.  Avarsano*  .  Ibn  •  M.tn»l i  u  •.    In  dar  Hintan  um  »ird  der  Hamm» 
man  sraeneu  dwdi  CImmwi  Gnumor.  Purrao*.  B— mon,  Mabbujvs  Fi< 
(Pletosasche   iBiaaadi  m  flssaai.  hiplmlii  von  Umso  von  Medici).  Pi<< 
MtKAXtKrut.  I.to  Rmuni  n.  a.    Des«  kommen  spater  die  ingÜwknn  ..PUtomker 
(Schals  voa  Cambridge):    SaBWBX  Pabbbb.  Tm    GaLb,  H.  Mobe. 

itoeiseMAir»  anno,  Kajtt.  Kic«te.H»jel,Sou  ei*k 

Ctoo»  18%  FocuxBb  n.  *-.  auch  N'aTOV,  lo«n.  welch- 

sblrgcn  und  den  <.r*od  legen  ftr  eine  kinrr.   den  (irund  erteilend« 
lirBBiMnkBftMtiMp.  des  ist  dir  Wahrhaftigkeit,  «riebe  der  llatoniarnua  t~gr*ndrt 
hat  (Et&BS,  1904.  8.  4*8  fU  ««4  a*de*f  ..Kaatasner 
1678  u.6..  dentark  von  Srkk>iermackrf     IMT  •'.  .    M    BOBR«   Platonisch 
1888;  H.  v.  8m».  8h>h—  Btoher  wr  tiserkstht»  den  PletooJem». 
Piaton*,    1888t  Wwoblbajid.    Piaton4.    1808;   Natobt.    Pletos    Id. 

rraa.   Pinto«.  1609  H  raaduuajra  tber  Piaton.    1818]    W    I'ateb, 

Pinto  und   der   Plitnakwiaa.    1804:   a\BBj    Lrsicon    Platontcum'.    1808: 
Platoniarhe  Attfaitae,   1818;  HAfroira.  Dar  meaaefcheke  tJedankr.   1911:  Mbie*. 
Sokretes,  1815;  Wnnun,  Pktoe  aad  Kanu  1888. 

■Moroni«  (*  Affafp«,  Falle)  nennt    der  (»noatiker  VAUUrrmn  daa  aoa  der 
i'it  emanierende    lleick    BjöttBck • faartiayr  L«brndigV><.    im    CrganeaU   rum 

Kenoma  («/**•»«,  beere),   dar  chaotischen  laata.     Vgl.  W.  B* 

dar  Gnoala,  1'.' 

riinMi-mu»  (re  **{•*«,  daa  Volle):   Lehre  voa  daa  rtetafen  Kr; 

daa  Räume«  mit  Malaria,  ist  (iegsnaau  tum  Atoasiamua  (s.d. 

Die  Bilder  von  der  Materie.  1806;  Die  Masckiiientheorie  dea  Lrber».   1910. 

gl-.'  «    •  - 

SB]  ti^krit. 

riuralUmu«  (plures,  mekrere):  Mekrkeita-  oder  Vkdbcitastaiv  B. 

in  Mittelalter  ii-  eon  manckaa  •ajrtntMM  Lata«  raa  6ai  MaWMl  BlBa«9a8«««] 
„Formen  in  einem  Wesen,  oder  die  Anns harn  einer  Mekrkeit  von  Watten 
metaphyaiern,  die  Lekre.  daJ  daa  Seieode.  d»  WJrkMnMreil  aaa  einer  Vielheit  n 
•elbstandiffer.  einzelner  Waaaa  besteht  (metapbvs.  IiidividnaJännos).  wikrend  für 
dea  Siagnlsriamus  (..Monkunaa".  a.  d.)  die  Vielheit  nur  Schein  oder  Frarkeinaag  iat. 
IVr  gem&ftigte  11  ur.  ist  mit  dem  RemlAigten  „Monismus"  vereinbar,  »enn  man  sn- 
nimmi,  daß  es  xwar  Einheiten  gibt,  die  im  Verhältnis  zueinander  relativ 
gesondert,  selbständig,  rigenkriitig  sind,  safieieh  aber  insgesamt  Modinkaliimsn 
ehaw  All  Kinheit  oder  ..aufgehoben«  Momente"  kl  einem  einheitlichen  AU  Proteß 
bedeuten  (vgl.  Einheit,  Vielheit).  —  Der  duslistische  Plural,  nimmt  real  verschie- 
dene geistige  und  materielle  Individuen  an.  der  monin  r.  nur  eine  Art  von 
In.liM.lu.n.  .  nt weder  nur  körperliche  oder  nur  ■•eclisrhe  Einheiten,  Atome  oder 
Monaden  (s.  Materialismus,  Spirituabsmus,  Energetik.  Idcntitatstheorie). 


Pneuma  —  Politik.  489 

Der  Ausdruck  „Pluralisten"  stammt  von  Ch.  Wolff.  —  Kant  setzt  den  „Plura- 
lismus" dem  Egoismus  entgegen  (Anthropol.  I,  §  2).  Pluralisten  sind  Demokrit, 
Leibniz,  Ghb.  Wolff,  Herbakt,  Lotze  (gemäßigt).  Wundt.  Haeckel  u.  a.  — 
W.  James  vertritt  einen  „Pluralismus",  nach  welchem  die  Wirklichkeit  immer  neue 
Schichten  und  Seiten  darbietet,  so  daß  die  Einheit  des  Seins  nicht  am  Anfang,  sondern 
am  Ende,  als  Ziel  des  Werdens,  liegt  (Pragmatismus,  S.  83  ff. ;  A  Pluralistic  Universe, 
1909;  vgl.  auch  F.  ('.  S.  Schiller  u.a.);  Boex-Borel,  Le  pluralisme,  1909; 
J.  Ward,  The  Realms  of  End8  or  Pluralism  and  Theism,  1912;  „Pluralismus"  als 
Erleben  der  Vielheit  in  der  Welt  bei  Mfller-Freienfels,  Persönlichkeit  und  Welt- 
anschauung, 1919.  —  Einen  „Monopluralismus"  vertritt  H.  Marcus  (Der  Mono- 
pluralismus,  1907,  S.  56).  Vgl.  Monade,  Atom,  Reale,  Synadcn  (Caspari,  „Konstitu- 
tionalismus"), Voluntarismus. 

Pncama  (.ivevua,  Hauch,  ätherischer,  feuriger  Stoff,  (ieist).  Die  Stoiker 
bezeichnen  das  Prinzip  alles  Seins,  den  allem  innewohnenden,  alles  durchdringenden, 
alles  aus  sich  gestaltenden,  leben-  und  vernunftbegabten,  sich  selbst  bewegenden 
Kraft-Stoff  als  Pneuma.  Es  ist  ein  ätherisches,  zweckvoll  wirksames  „Feuer"  {-tvo 
Tf/vtxöv.  .-rveiua  votgov  xal  .-Tvpcbdf?.  ttwsB/ut  Iv&epuov).  Es  ist  einerseits,  als 
Einheit,  vor  der  aus  ihm  gestalteten  Welt,  Gott  (s.  d.),  die  Weltseele  (s.  d.).  die 
Weltvernunft  (Aöyog),  bald  ohne  Welt  seiend,  bald  sich  in  eine  Welt  von  Einzel- 
dingen verwandelnd  (s.  Apokatastasis,  Pyrosis)  und  in  ihnen  mit  verschiedener 
Spannung  (tövos)  konkresziert  (Diogen.  Laert.  Vif,  156;  Stobaeus  Ecloga  I,  374; 
s.  Seele). 

Pnenmatiker  (.jvevun.  Hauch,  Geist):  1.  Anhänger  der  Lehre  vom 
Lebenshauch  (Hippokrates  u.  a.);  2.  nach  den  Gnostikern  die  vom  christlichen 
Geiste  Erfüllten  im  Unterschiede  von  den  „Hylikern"  (Hyle,  Stoff)  und  „Psychikern" 
(Psyche,  Seele).  —  Pneumatismus  =  Spiritualismus  (s.  d.)„  „Panpneumatismus" 
ist  z.  B.  die  Lehre  E.  v.  Hartmanns. 

Pneuniatologie  (oder  „Pneumatik"):  Geisterlehre;  Geisteslehre,  philo- 
sophische Psychologie  (vgl.  Chr.  Wolff,  Philos.  rationalis,  §  79;  G.  Class,  Unter- 
suchungen zur  Phänomenologie  und  Ontologie  des  menschlichen  Geistes,   1896. 

Poietiseh  (.roinv,  machen,  gestalten):    auf  das  Gestalten,  Schaffen  bezüglich 

(Aristoteles  u.  a.). 

Polarität  ist  das  Auseinandertreten  einer  Einheit  (Indifferenz),  einer  Kraft 
in  zwei  verschiedene,  entgegengesetzte  Pole,  Wirkungsweisen,  die  zueinander  Kor- 
relate (s.  d.)  bilden,  einander  ergänzen  und  bedingen  oder  neutralisieren.  Eine  Pola- 
rität besteht  in  allem  nach  Herakltt,  Pythagoras,  Goethe  („Urpolarität  aller 
Wesen";  vgl.  Chamberlain,  „Goethe",  1912,  569;  Simmel,  „Goethe",  1913); 
Schelling  (s.  Indifferenz,  Identität,  Potenz),  Schleiermacher,  Hegel  (s.  Dialektik  . 
Maine  de  Biran,  Gioberti,  Emerson,  Bahnsen,  Eberhard-Hcmanus  (Die  Polarität. 
1907),  L.  Gilbert  (Xeue  Energetik,  1911),  J.  Schlaf  u.  a.  Vgl.  W.  M.  Franke. 
Annalen  der  Xaturphilos.  X,  1911.  —Vgl.  Gegensatz. 

Politik  {jioAiriy.t)):  1.  StaaLskunst,  Technik  der  staatlich  und  gesell- 
schaftlich zweckmäßigen  Maßnahmen;  2.  Wissenschaft  vom  Staate  (s.  d.)  und  von 
dieser  Technik.  Vgl.  Platon,  Republik;  Aristoteles.  Politik;  Hk<;el,  Rechts- 
philosophie, hrsg.  von  Lasson,  1911;  Blt-ntschll,  P.,  1876;  Röscher,  P„  1892; 
Ratze  vhofek,  Wesen  und  Zweck  der  Politik,  1893;  Berolzheimee,  Archiv  f.  Rechts- 
und Wirtschaftspbilosophie  I;    J.  Unold,  Politik  im  Lichte  der  Entwicklungslehre. 


}'*i  Polylcmma 


1912;   F.  STiDDUun,   Kthik  und  Politik,   1800;   W.  Kus.   IV.   1911   (Bei  II  ton: 
Kamt,  Politik,  Pädagogik);   R  Golohud,  Mrwwamas  u.  P..  in:   Dar 
MtwrielrnUg,    1913;  G.  Wattes,    Human    Nature    in    Polio.*,    190* 
Vofkspoliuk.   1909;   COttTB,  Bj  Hl— I  de  poliüqtie  pcstUre.  neue  Anegsbe.  1907. 

P..l>lrnim«         IhWmms, 

l*ol>»>  llufl«asmns   fldblwi— rl indang,     VgL  ProsyUogiaaaue,  Borisee. 

Ps>piilarphilo»«phea     beigen    hasbaeisadara    4b)    te    18.  Jahrhundert 
wirkenden  dbsjttonen  Autoren,  welche  rasa  Xnetkr  dar  „Aaikleruni.  philo- 

sophische, uajrofcologhefca,  ethische  u.  a.  lehren  in  klarar,  gefälliger,  nmiku  atwM 
platter  Form  vortragen;  eis  and  meisten»  Ehbhtahrr  (von  Loota.  Laraxiz,  Wourr. 
BoaraT  u.  a.  beeinflußt)   Za  ihnen  geboren  J.  J.  Enb,  (Dar  Pkwksnphfir 
Tb.  Amt.  Fb.  Nicolai.  Cn.  Gasm,  H  Mbkdblmo«».  Baeanow  u.  ». 

Pori«m«      i4?iom«.   confaotariaB»,    inroDarimn):     Polgessu,    aus   sndrren 


(.h*.  l.  ftrbor  Porphrriane)  heilt  die  (auf 
Pouvnuoa  xurer  ■gebend«)  Gruppieren«  dar  tniilrfidiiw  fttofrn  sflge  est  leer 
Begriffe  (vgl  Bai*.  Logic  II.  1870.  43*1 

rtaltlams    Hetsang  (a,  d.k    Annahme.  Bikiaplnng,  Bejahen*     Vgl.  Srin 

(Kairr). 

P«*riii*  ihrnd.  geerut,  Utsechhch,  feststehend.  -  Auf  da«  rem  begrifflich 

nicht  xa  Erfassende,  durch  höhere  Erfahrung  und  Offenbarung  (im  Mythus,  bj 
Reugioo)Gewoiinenegentfc*axujiae(spe^  I  1". 

138  f.).    VgL  UrteiL 

1'oeUaTMMJi—    (..positive   Philosophie-'.  A.  Comtk)    „Gogebenhsilssutnd 

I  KMtlW  tl. 

•  Jem 
durch  äußere  «ad  innere  Wahrnehmung  Gegebenen  verbleibt,  mahn  ohne  xu  An 
nahmen  von  nicht  erfahr  Urm,  oboroinnhrbsn.  „transzendenten"  (a.  d.)  Faktoren. 

Dar  P.  geht  nicht  hinter  die  Erscheinungen 
anrieh,  er  halt  daa  diesen  «gründe legende 8ein  für  unerkennbar  (Realistisch. 
oder  beatreitat  ein  Sein  außerhalb  dar  Erscheinungen  aalbat  (dar  Jfrwbnia» 
findungen")   Oberhaupt   (Idealistischer    P.,  extremer   Pbanomenahsmus) 
oeneushetisohe  (s.  d.)  P.  leitet  daa  gesamte  Erkennen  eua  der  OLaueaiehmehmang 
ab  und  beschrankt  daa  Denken  auf  ein  Ordnen  und  Verbinden  von  Wahrnehmung« 
Inhalten  in  Begriffen,  die  nur  den  Zweck  haben,  Denkarbeit  zu  ersparen  (a.  ökon< 
Ea  gibt  keine  verborgenen  Substanzen  und  Urssehen,  sondern  nur  ..funktionale 
Abhängigkeiten"  der  Erscheinungen  voneinander,  relativ  konstante  Relationen  dieser 
(..  Gesetz,  Beschreibung).    Daß  die  objektive  Realität  oder  Wirklichkeit 
Welt  objektiver  Tatsachen  (s.  d.)  nicht  »gegeben",  aondern  durch  denkende 
arbeitung  dea  Erfahrnngamatrriab  erat  methodiach  gewonnen  wird,   mittels  „Kate- 
gorien" (s.  d.),  die  nicht  aelbet  am  der  Erfahrung  atammen,  aondern  Bedingungen 
objektiv-wiesenschaftheher    Erfshriiiigaeaaa  aiaawnhlnge    sind,    verkennt    der    Posi 
tiviemus  oft.    Daa  Denken  muß  dm  Erfahrung  ergänzen,  ihre  Locken  ausfüllen,  sie 
seiner  ureigenen  (apriorischen)  Gesetzlichkeit  und  Einheit  unterwerfen,  um  objektive 
Erkenntnis  (s.  d.)  xu  gewinnen.    Ein  gewiaear  „positivistischer"  Zug  in  der  exakten, 
quantitativen  Xstui  wauouaihsft  bedeutet  aber  einen  Fortschritt,  indem  die  positive 


Positivismus.  491 


Wissenschaft  die  Wirklichkeit  zweckmäßig  so  behandelt,  als  ob  sie  nur  aus  äußeren 
Relationen  räum- zeitlicher  Erfahrungsobjekte  bestände  und  das  qualitative  „Innen- 
sein" der  Dinge  der  Metaphysik  überläßt. 

Nach  E.  Laas  ist  schon  der  Sophist  Protagoras  als  „Positivist''  anzusehen 
(8.  Relativismus).  Bei  Beekeley  und  Hume  jedenfalls  wird  ein  großer  Schritt  zum  P. 
gemacht;  Hume  lehnt  die  Forschung  nach  letzten,  verborgenen  Ursachen  ab  (vgl. 
Kausalität).  Daß  wir  nur  die  Relationen  der  Phänomene,  nicht  deren  Ursachen 
erkennen,  betonen  d'ALEMBERT  (Elements  de  philos.,  1759;  Oeuvres,  1805),  Turgot, 
nach  welchem  die  Erkenntnis  der  Xatur  von  mythologischen  zu  abstrakt-meta- 
physischen und  dann  zu  quantitativ-exakten  Erklärungen  fortschreitet  (Oeuvres, 
1808 — 11)  u.  a.  Positivistisch  ist  die  Philosophie  L.  Feuerbachs,  L.  Knapps, 
E.  Dührings  („Wirklichkeitsphilosophie"),  Th.  Zieglers,  C.  Görings,  F.  Jodls, 
Ratzenhofers,  W.  Sterns  (s.  Ethik),  R.  Goldscheids,  A.  Reys  u.  a.,  von 
H.  Spencer,  Lewes,  Htjxley,  P.  Carus,  Ardigö,  Masaryk,  E.  de  Roberty 
(„Hyperpositivismus"),  Müller-Lyer  u.  a.  „Positivistisch"  denken  teilweise 
Dilthey,  Riehl  u.  a.    Der  P.  dieser  Philosophen  ist  ein  realistischer. 

Als  System  begründet  den  P.  der  von  St.  Simon  beeinflußte  A.  Comte.  Nach 
ihm  hat  die  positive  Wissenschaft  alles  Metaphysische  zu  eliminieren,  nicht  unbekannte 
„Ursachen"  zu  suchen,  sondern  die  regelmäßigen,  gesetzmäßigen  Relationen  (Zu- 
sammenhänge, Abfolgen)  der  Phänomene  selbst  zu  erforschen  („relations  constantes 
de  succession  ou  de  similitude",  Cours  de  philos.  positive  I,  5  ff.).  Die  Wissenschaft 
hat  praktische  Zwecke  (vgl.  schon  Bacon),  sie  will  den  Lauf  des  Geschehens  voraus- 
sehen, um  ihn  zu  beherrschen  („voir  pour  prevoir").  Es  gibt  drei  Stadien  der  Wissen- 
schaft („lois  des  trois  etats":  1.  das  theologische,  wo  alles  aus  dämonisch-göttlichen 
Willenskräften  erklärt  wird,  2.  das  metaphysische,  wo  man  aus  abstrakten  Wesen- 
heiten, Agenzien  erklärt,  3.  das  positive.  Die  „Hierarchie  der  Wissenschaften"  ergibt 
sich  nach  dem  Grade  der  Kompliziertheit  und  abnehmenden  Allgemeinheit  der 
Relationen  (Mathematik,  Astronomie,  Physik,  Chemie,  Biologie,  Soziologie).  Auf 
der  Biologie  (und  der  zu  ihr  gehörenden  Psychologie)  fußt  die  wichtigste  Wissenschaft, 
die  Soziologie  (s.  d.).  Die  Ethik  Comtes  ist  altruistisch  und  betont  die  Idee  der 
Humanität  (s.  d.).  Auch  eine  eigene  (Menschheits-)  Religion  (s.  d.)  stellt  C.  auf 
(vgl.  Cours  de  philos.  positive,  6  Bde.,  1830 — 42;  zum  Teil  deutsch  1907;  Discours 
sur  l'esprit  positif,  1844;  Catechisme  positiviste,  1852,  u.  a.;  J.  Rig,  Contes  posit. 
Philos.,  1883  f.).  Von  C.  beeinflußt  sind  P.  Lafitte,  E.  Ltttre,  H.  Taine,  Lavrow, 
Molen  aar  u.  a. 

'  Idealistische,  bzw.  rein  phänomenalistische  Positivisten  sind  J.  St.  Mill, 
H.  Cornelius,  E.  Mach,  Kleinpeter,  Verwohn,  Ziehen,  Vaihinger  (s.  Fiktion)  u.  a. 
Hier  sind  anzugliedern  R.  Avenarius,  J.  Petzoldt  u.  a.  (s.  Objekt,  Empfindung, 
Ding,  Substanz).  —  Positivist  ist  auch  E.  Laas,  der  die  Philosophie  auf  das  Gegebene, 
Wahrnehmbare  verweist,  die  Korrelation  von  Objekt  und  Subjekt  betont  und  die 
Relativität  aller  Erkenntnis  („Heraussonderung  des  objektiv  Zusammengehörigen  aus 
dem  subjektiv  Zusammengesetzten")  lehrt  (Idealismus  u.  Positivismus,  1879 — 84).  — 
Vgl.  G.  E.  Schneider,  Einleit.  in  die  positive  Philos.,  1880;  Taine,  De  l'intelligence, 
1870;  E.  Dühring,  Wirklichkeitsphilos.,  1895;  Ratzenhofer,  Positive  Ethik,  1901; 
Der  positive  Monismus,  1899;  E.  Mach,  Beiträge  zur  Analyse  der  Empfindungen5, 
1906;  Petzoldt,  Das  Weltproblem2,  1912;  Fulcl,  Die  Ethik  des  P.  in  Italien,  1910; 
Riehl,  Zur  Einführ,  in  die  Philos.  der  Gegenwart*,  1904:  Külpe,  Die  Philos.  der 
Gegenwart  in  Deutschland*,  1908  (Kritik  des  Positivismus);  Mtlhauld,  Le" posit. 
et  les  progres  de  1'esprit,  1902;   L.  Weber,  Vers  le  posit.  absolu  par  l'idealisme,  1903; 


PoaatbiUtAt  —   Poeiulat. 


Tln»  Poatuvau  Kerb*.  1808  tf.  -   Vgl.  Ra 


l»»-.*ii>ilitAt   (poaaibinUa):   Mogtichkr.t 

|'..h|    hör.    ergo   propur   kor:     KrkbcklaS.   «kr  d*»  blooV  teiüicbr 
uneambr  von  (iMihrhnbar  n  oluw  wriirrea  ab    kiaaitai    „Diijvawinander "   drutct 

(rgL  KMMÜtli). 

I'irnlhj  pnattarh    a.  Hrpaoar. 

l'oMul«!     ,— tutotum.  «;#r  — ):     Forderung.  Hrawhra»  aar  lUih*. 

roaük:  «Irr  ..prakttorkr  Sau.  «Irr  nk-ku  ab  dto  Hyntbrab  enth»  a  ,r  rinea 

ClupiUaii  aaa  Win  fr  km  md  drearo  Brgrif  f  rrarugro  Haan 

Vernunft.  S  2l!W;.  Konetruktion).  In dirarm  rajtnr  epricht  cur  nrmatikrr 

EvKuana*  (Euklid)  von  Poetutotrn.     f.  Lo»r>cfc  njrtkocWop  »1.  gültig 

\  n,    i«  r  k'  ri!K ■|i'l»  »,    r  UX'     Ati/ii'  r  >. .  ggf,  li'l<       NM    <1ä»     I  »   '   k<  v     pr*r  t  /•,«■     fv  «tlPiinl  hr  it  . 

b)  Sau,  drr  ab  gültig  aufgratrDt  wvd.  oknr  (formal  logbrk)  hewbarn  odrr  bewto- 
bar  ra  »in.   dar  abar  rlnr   notwendige.  ivr.kmtOi. 

Hrgrrifll.  hkrjt        und        Kinhr  1 1  I  ichkr  i  |        ,\ 

latanall  Dt  Qraj  gyaal  \  .•.  ■  \.  ■  IflnnMkafl  •  iskm  aatia)a%pai  -irm  Kr 
kaanUbwübu  and  fordern,  abrrall  and  etrta  dia  üarataBu'  h  grord> 

natar  Zutammrnhangr  anxoatrrbra ;  indrtn  da)  Erfahrung  alrk  dtoarn  Pbetaktton 
inunrr  »iadar  fugt,  bawikran  ata  aiek  an  and  in  ikr  ab  wahrhaft  uughnhe  kfltjail 
im  Dfeaate  dar  Rrkanatnb.  abo  durek  ihre  the<wetbche  fnaiiimlfhfrhall  (rgl 
aaütAt,  ÜenkgreeUr.  A  priori).    Ba  gibt  aaek  praktbeb»  (ethtocb  Pontubat. 

Cbrr  daa  P.  uhrrkaupt  vgl.  Xmtwtamua  (Analyt.  poatr  mar 

Cam  Wourr  (..propoattin  practica  imbajniaMinbUb".  Philo»,  rationau»,  |  880),  Falsa 
(Hretrm  d.  Logik,  1811.  S.  193).    Siowabt  (Logik  I*.  1888/03,  4 

Kamt  «teilt  drei  ..Poatubtr  daa  rmpiriackrn  Denkern  ttbrrbaupi 
■iiaajgan.  wb  unaer  Begriff  von  Oingrn  ..mit  dar  EHmpntobkiaft  vrrbun 

(a.  Modalität).  I.  »Waa  mit  daa  forma  W  n  Bedingung*  a  dar  Erfahrung  (dar  Anaofcai g 

und  dem  Begriffen  nack)  Abrirtakommu  bt  mögl iok  .   2.  ..Waa  mit  daa  metr . 

(dar  Empfindung)  tneaauaenhangt,   tot   wirk! 
mit  drm  Wirklichen  nack  ■llpinwiaati   Bedingungri 
f>faavnngbaatimmttoutot(rxu)tirrt)  nntwri  n .  d.  rrinea  Vrrnunft.  8.  2< 

-  Unter  rinrm  P.  drr  prakti»  iunft  verateht  Kajrrrinrn  a  priori  grgrhrnrn. 

aar  Erklärung  ariaer  Moglichkr.t.   mitbin  aaek  krinra  Bewrtor*  fähigen,  prek 
tbrbrn  Imperativ  odrr  einen  „tbcorrtitcken.  ab  aolcben  ab«  wrtolicbrn 

Sau  .  .  „  aofara  er  einrm  a  priori  unbedingt  gehenden  prakliaekaa  nur- 

txennbob  anban.  rnunf  t,  Univ.-Bibl..  - 

Rrdingaagaa  aar  vollen  Krraiobung  daa  hnohatnn  Gutra  (•.  d.)  notwendig,  namh 
VoraoaaaUungan  der  UnaUrbliokkeii  der  Seab.  dra  Daarin.  Ck>tt«.  der  Wilk-nafn 

Krkrnntntoooatulate  amd  narh  SiowaaT  OerUe,  welche  der  VeraUnd  aick  bei 
dar  denkenden  Bearbeitung  dar  Natar  eelbat  gibt;  apriortoeb  sind  ab,  »• 
Krfakrung  auarrickt,   air   in   ihnr   unbrdingten  Ahgemrinheit  una  zu  ofjenbaren" 

LagaV  II  *.  1880/M,  22ff.;  4.  A.  1911.  rgL  R»au  VbrUljakraachrift  f.  wtoaenack. 
Philo*  M.  \y  —  Methodiache  An  nah  mm  tob  tfaaoratbokpraktiarher  Nütxhchkeit 
«ind  dir  Postulatr  nach  E.  Laas  (Kant*  Analogien  drr  Erfahrung.  1876,  B 

I    I   TaTLoa  (Ebmenta  of  MaUpb>aica,   1008.    S.  lßTff).    .1.  s<  hvx.tz, 
SCHiixaa  (».  Axiom;  vgl.  Humanbmua,  101 1 1  Vrrifizirning  drr  Pi^tulatr  durch  ihxrn 


Potenz  —  Präexistenz.  493 


„praktischen  Erfolg").  Vgl.  Wündt,  Logik  I3,  1906,  89  f.  („Postulat  von  der  Begreif- 
lichkeit der  Erfahrung",  wie  Helmholtz);  Volkelt,  Erfahrung  u.  Denken,  1886, 
S.  187  ff.  (vgl.  Transzendent);  Lipps,  Leitfaden  der  Psychologie2,  S.  15  ff.,  188  ff ., 
236  ff.  („Forderungen"  seitens  der  Denkobjekte);  J.  Schultz,  Kantstudien  XVII, 
1912;  Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  u.  Wirklichkeit,  1912,  S.  317  ff.  (Postulat 
eines  „allgemeinen  Beziehungssystems");  Driesch,  Ordnungslehre,  1912  (F.  =  „das 
einzelne  Ordnungs-  oder  Endgültigkeitszeichen,  welches  das  vorwissende  denkende 
Ich  bei  seinem  Geschäft  der  Ordnung  der  Erlebtheit  dem  Erlebten  gibt";  es  ist  dem 
Denken  „als  ob  es  da  etwas  gefordert  hätte";  was  das  Denken  fordert,  das  „gilt" 
für  das  Denken).   —  Vgl.  Norm,  Sollen,  Imperativ. 

Potenz  (potentia):  Möglichkeit  (s.  d.),  Vermögen  (s.  d.),  Kraft  (s.  d.).  — 
Schelling  versteht  unter  „Potenzen"  die  Seinsstufen  des  „Absoluten",  bestimmte 
Verhältnisse  des  Objektiven  und  Subjektiven,  Realen  und  Ideellen.  Die  drei  Xatur- 
potenzen  sind:    Schwere  (A),  Licht  (A2),  Organismus  (A3).    Vgl.  WW.  I  4;  I  6;  1  10. 

Prädestination  (praedestinatio):  Vorherbestimmung  des  Menschen  zur 
Seligkeit  oder  zur  Verdammnis  (Augustinus,  Gottschalk,  Calvin  u.  a.). 

Prädeterminisnms  heißt  die  Lehre,  daß  alles,  was  geschieht,  voraus- 
bestimmt ist,  auch  das  (psychologisch-ethisch)  „freie"  Wollen  und  Handeln  (Augusti- 
WV&,  Axselm,  die  Motakallimün,  Calvin  u.a.).  Vgl. Willensfreiheit,  Determinismus. 

Prädikabilien  (praedicabilia,  x.a.xriyoqovuiva);  1  =  die  „modi  praedicandi": 
( Gattung,  Art,  Unterschied,  Eigenheit  {Td'iov),  Akzidenz  {ovpß*ßipt6e't  Theophrast, 
Pokphyk,  Isagoge;  vgl.  Allgemein) ;  2.  die  P.  „des  reinen  Verstandes",  d.h.  die  „reinen, 
aber  abgeleiteten  Verstandesbegriffe",  die  aus  der  Zusammensetzung  der  „Kategorien" " 
B.  d.)  entspringen  (Kraft,  Tätigkeit  usw.;  Kant,  Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  97). 

Prädikamente  (praedicamenta)  —  Kategorien  (s.d.).  Postprädikamente 
(rü  utiä  ras  xaTrjyo^ias)  sind  die  von  Aristoteles  den  Kategorien  hinzugefügten 
Begriffe  (vgl.  Categor.,   10  ff. :    simul,  motus,  opposita,  prius,  habere). 

Prädikat  (praedicatum,  xurrj/öorjua):  Aussage,  Satzaussage;  der  Begriff 
im  L'rteil  (s.  d.),  durch  den  das  Subjekt  unter  einem  gewissen  Gesichtspunkt  be- 
stimmt wird,  dem  es  zugeordnet,  zu  dem  es  in  Beziehung  gesetzt  wird.  Vgl.  Marty. 
Viertel  Jahrsschrift  f.  wissensch.  Philos.,  18. — 19.  Bd.;  Untersuchungen  zur  Sprach 
philos.  u.  Grammatik  I,  1908;  Sigwart,  Logik  I2,  25  ff.;  4.  A.  1911;  H.  Maier. 
Psyehol.  des  emotionalen  Denkens,  1908,  S.  163;  Stöhr,  Leitfadrn  der  Logik,  1905, 
S,  65  f.;  Bradley,  Principles  of  Logic,  1883  (vgl.  Urteil):  E.  Lask,  Die  Lehre  vom 
Urteil,  1912  (Das  P.  des  Urteils  ist  eine  der  Kategorien);  E.  J.  Hamilton,  Erkennen 
u.   Schließen,    1912.      Vgl.   Negation,   Satz,    Quantifikation.   Subjektlose   Sätze. 

Präexistenz  (praeexistentia):  Existenz  der  Seele  des  Menschen  schon  vor 
dem  jetzigen  Leben,  sei  es  in  QoU,  sei  es  selbständig  in  einem  anderen  Leibe  (vgl. 
Seelenwanderung ) . 

Eine  P.  lehren  der  Buddhismus,  die  Pythagoreer,  Empedokle.s,  Platon 
(Phaedo,  72  Eff.;  Republ.  614:  Phaedrus,  246  ff.;  Meno,  80  D  ff . ;  Timaeus,  41  Dff.; 
vgl.  Anamnese),  Philo  Judaeus,  Plotin,  Numenius.  Xkmksius,  Origenes,  die 
Kabbala,  Leibniz  (Monadol.  72),  Bonnet  (Präex.  des  Organismus  im  Keim). 
Schelling,  Steffens,  I.  H.  Fichte,  J.  Ueynaud  (Ciel  et  terre,  1854),  du  Prel  u.  a. 
Vgl.  Bruch,  Die  Lehre  von  der  P„  1859;  F.  Laudowicz,  Wesen  u.  Ursprung  der 
Lehre  von  der  P.,   1898.    Vgl.  Traduzianismus,  Theosophie. 


Hy  Pra/ormation         Pragmatismus. 


Praformatioat    Vorenebildung,  \oreoegnstaltung;  insbesondere  der 
und  Paeder  des  Orgaaaaaae  eohon  im  Keime  (flimiBt  „Animslknliet.  Ovu- 

UsW).         SO      BBoh      SV  Alf*  «ADAM.      MALTtOU.      SrAlAAVXAXl.       UlUWIMO«. 

A.  v.  Hau.»,  Laura,  Bonrar  u.  a.  ffingipB  lehrt  die  Theorie  der  Epigencee 
(Htosubildung)  das  aUatahhehe  Werden  4er  Teile  de»  Organismus  unter  taieren  und 
Einflössen  (DaecABTM.  kUtrrnanrae,  Borrox.  c*.  Fb.  Woltt.  Theorie 
1789,  Kabt,  SraMB,  Habcxbu,  Qaummm» 

1911.  u.  s.).     In  der  Gegenwart  Benannt  die 
Theorie  vor.  eher  so»  Tefl  durch  «inen  Keo  ftOsWaMliiwisaiiia  modifiziert  („Deter- 
minanten" In  Keissplaema  eie  Attlegen  sa  dea  künftigen 
WnsMAR»  u.  a).       Vgl  G.  Hier»,  Beere»  Ihhihs  BbIsmbibb.  1887.    Vgl.  Vererbung. 


I'raformat ioaeajateaa  der  reinen  Wrnonf  t  nennt  Kaut  dir  Annehme, 
dal  die  Kategorien  (e.  d.)  eabjektive  BitieBmmlnisjis  amd.  die  um  ab  Anlegen 
«ad  dehoi  doch  dar  objektive  (sbeomte)  Beil  etil  erfassen.  Kamt 
ubbzs  e,  a.)  den  „System  der  Bphjeaaäi  der  reinen 
die  Ketegoriee  die  „Grinde  der  Mögttehkru  eller  Erfahruag  Ober, 
haupt"  entheüen  (Krit.  d.  reinen  Vernunft.  &  681). 


(«f«;p«*uMjt,  von  *t*r**.  Henrflang,  Tatsache;  vgL 
i):  praktisch,  aaf  dee  Haadela  beengheb;  dem  F«*"*»1»  der  Praxi« 
dienend;  auf  dea  Zueemmenheng  dar  Begebenheiten  gehend,  die  Umsehen  «ad  Folgen 
derselben  beachtend  („pregmetssohe  fleeohe  htea  hinilwini,".  Auedruck  scbor. 
Pultucs,  Hletor.  I,  2,  hier  -  flHMinpenhlahU;  die  pragmatische  Tendenz  selbst 
heißt  aeeeWi«)  Jevos/«;  vgl.  BMWBH,  Lehrbuch  der  bietor.  Methode«.  8.  23; 
5.-8.  A.    1908;   vgl.  Köblsb,  De  hietorie  pragmatka,  17: 4  Kabt  versteht 

unter  ..pragmatisch"  da«,  wen  sar  Wohlfahrt  dient,  die  Klugheitsregel,  die  aoe  dem 
Motive  der  Glückseligkeit  entepringende  Maxime  (Grundleg.  zur  Mefeephys.  d.  Stirn. 
1  Abechn.;  er  spricht  ferner  tob  einem  ..pragmatiacbeo  Glauben"  und  verfaBt  eine 
..Anthropologie  in  pragmatiacaer  Hinsicht*').  Rmraa  x,  B.  (Handbuch  d.  Geoeh.  d. 
Philo«.  III.  1828,  &  IM)  spricht  ron  den  Biigllndern  ah) einer  „im^nutiech  gesinnten 
Nation"  und  (8.  220)  vom  ..Pragmatismus"  der 


rrajrmati«maa    (von  pregmerienb)  oder  Instnunentahsmus  («.  d. 
derjenige  phUoaophiecbe  Standpunkt,  der,  in  veiechiedenen  Formen  suft 
biotogistisok-psychosogietie^  Weh»),  die 

Philosophie  und  das  Wiesen  Oberhaupt  unmittelbar  zum  Leben,  «um  Handeln,  rur 
Praxi«  In  Beiiehnng  «etat,  allee  Denken  («.  d.)  und  Erkennen  all  zielstrebig,  auf 
Zwecke  der  „Praxi«",  dee  Handelne  und  dee  Denkens  eelbet  gerichtet,  aus  Interessen. 
Bedurf  niesen.  WUleoatendenaen  entspringend  betrachtet  und  ea  nach  seiner  Taugfleh» 
seit,  dem  Leben  und  Haadela  an  dienen,  es  zu  fördern,  wertet-    Der  P.  ist  M 
Zukunft  gerichtet,  er  fragt  stets  nach  dem  Leistungswert  (..power  to  work")  dee 
Denkens,  der  Begriffe,  Urteile.  Hypothesen,  Theorien,  nach  ihrer  theoretisch-prak- 
tischen Fruchtbarkeit.   Das  Denken  und  Erkennen,  die  Wissenschaft  (s.  d.)  sind 
Selbstzwecke,  sondern  Mittel  im  Dienste  dee  Lebens  und  deseen  Erhaltung 
Höherentwicklung.   Die  Wahrheit  (s.  d.)  von  Urteilen  besteht  nicht  in  der  Überein- 
stimmung mit  einer  gegebenen  Wirklichkeit,  sondern  in  der  „Bewahrung"  selbst, 
i.  h.  in  der  durch  Erfahrung  bestätigten  Forderung  dee  „Lebens"  (Denkens  und 
Handeln«),    in  ihren  zweckmäßigen    Konsequenzen.     Diese  entscheiden  auch 
über  den  Wert  eine«  Problem«  und  dornen  Lösung;  ergibt  die  Abweichung  keinen 


Pragmatismus.  495 

Unterschied  für  die  Praxis,  dann  ist  das  Problem,  bzw.  dessen  Lösung  müßig.  —  Dem 
P.  ist  die  Betonung  des  Willens-  und  Zweckmoments  in  der  Erkenntnis  als  Verdienst 
anzurechnen,  doch  ist  sein  Wahrheitsbegriff  (s.  d.)  zu  vag  und  die  rein  theoretisch- 
logische   Zweckmäßigkeit  des  Denkens  wird  vielfach   vor  der  praktischen  im 
engern  Sinne  zu  sehr  zurückgestellt,  während  sie  doch  zu  allererst  als  Maßstab  in 
Betracht   kommt.      Die    Wahrheit  (Richtigkeit)    der   rein    logisch  -  mathematischen 
Relationen  und  der  obersten  Grundsätze  des  Erkennens  überhaupt  setzt  der  P.  als 
Prinzipien  der  Beurteilung  (z.  B.  des  wahrhaft  „Förderlichen")  stillschweigend  voraus; 
die  rein  theoretische,  absolute  Geltung  von  Wahrheiten  (s.  d.)  ist  Voraussetzung  aller 
pragmatischen  Beurteilung  von  Denk-  und  Erkenntniswerten  (vgl.  Voluntarismus). 
Ansätze  zum  P.  finden  sich  schon  in  der  indischen  Philosophie,  bei  Protagobas 
(Relativismus),  den  Stoikern,  F.  Bacon,  Hobbes,  Pascal,  Goethe,  „Was  fruchtbar 
ist,  allein  ist  wahr"  (vgl.  Simmel,  Goethe,  1913,  20ff.),  Fichte  (s.  Aktivismus),  K.Mabx, 
A.  Comte  („voir  pour  prevoir";  s.  Positivismus),  Nietzsche  u.  a.  —  Der  Terminus 
„Pragmatismus"  (pragmatism,  pragmatisme)  stammt  von  C.    S.   Petbce  (Populär 
Science  Monthly  XII,   1878;  Revue  philos.,   1878 — 79)  und  Blondel  (vgl.  Revue 
philos.,  1906,  S.  123);  neu  begründet  hat  den  P.  nebstdem  W.  James.  —  Nach  Peibce 
ist  der  P.  die  Ansicht,  daß  die  ganze  Bedeutung  (meaning)  eines  Begriffes  in  dessen 
„praktischen   Konsequenzen"    besteht    (Dictionary   of    Philosophy,    herausgeg.    von 
Baldwin  II,  321).     Unsere  Überzeugungen  sind  Regeln  für  unser  Handeln.     Später 
nennt  P.  seinen,  den  „rational  conduct"  und  die  rein  logisch-mathematischen  Relationen 
betonenden  Standpunkt  „Pragmatizismus"  („Monist"  XV,  1905).  —  Hauptvertreter 
des  P.  sind  W.  James  (Der  Pragmatismus,  deutsch  von  Jerusalem,  1908;  vgl.  Philos. 
Review  XVII,  1908;  The  Meaning  of  Truth,  1909.   Das  Wahre  ist,  was  uns  „vorwärts- 
bringt", sich  intellektuell  als  gut,  nützlich  bewährt,  „uns  am  besten  führt",  für  jeden 
Teil  des  Lebens  am  besten  paßt,  uns  am  besten  mit  dem  Gegebenen  operieren  läßt), 
J.  Dewey  (Studies  in  Logical  Theory,  1903,  1909),  F.  C.  S.  Schtlleb  (Humanismus, 
1911 ;  s.  Humanismus),  H.  Stubt,  A.  Sidgwick,  Blondel,  Milhattd,  Le  Roy  (Revue 
de  Metaphys.  VII — IX),  zum  Teil  Bebgson  (s.  Verstand,  Intuition),  Papini  (Ztschr. 
„Leonardo",  1905  ff.)  u.  a.,  zum  Teil  auch  A.  Weber,  Santajana,  Höffding  („dyna- 
mischer" Wahrbeits begriff),  W.  Jebcsalem  (Einleit.  in  d.  Philos.4,  1909),  Ostwald, 
E.  Mach,  R.  Goldscheid,  Silfvebbebg  u.  a.  (s.  Aktivismus,  Wissenschaft),  Vathingeb 
(„Kritischer  Pragmatismus",  Die  Philosophie  des  Als-Ob,    1911),   C.   Jacoby  (Der 
Pragmatismus,    1909;   Bewahrheitung  nach   der  Zukunft,   Weiterführung  zu  neuen 
Wahrheiten),  J.  Goldstein  (Wandlungen  in  der  Philos.  der  Gegenwart,  1911)  u.  a.  — 
Gegner  des  P.  sind  Windelband  (Der  Wille  zur  Wahrheit,  1909,  mit  einer  gewissen 
Konzession;   s.   Wahrheit),   Rickebt,   Münstebbebg,   Wundt,   Nelson,   Hüssebl, 
A.  Messer  (Einführ,  in  d.  Erkenntnistheorie,  1909,  S.  9  ff.),  A.  Schinz  (Antipragraa- 
tisme,  1909),  Gütbeblet  (Philos.  Jahrb.  XXI,  1908),  L.  Stein  (Philos.  Strömungen 
der  Gegenwart,  1908,  S.  «83  ff.),  P.  Carus  u.  a.  —  Vgl.  Rüsk,  Die  pragmatische  und 
humanistische   Strömung  in  der  modernen  englischen  Philosophie,   1906;  Hebert, 
Le  pragmatisme2,   1909;  O'Sullivan,   Old  Criticism  and  New  Pragmatism,    1909; 
A.  W.  Moore,    Pragmatism   and   its   Critics,    1910;    J.  Mac  Eachran,    P„    1910; 
W.  Switalski,   Der   Wahrheitsbegriff   des   P.   nach   W.  James,    1910;    J.  Schultz, 
Kantstudien  XVII,  1912,  S.93  („Die  Denkfunktion  als  Ganzes  dient  mitsamt  ihren 
Kategorien  der  Erhaltung  des  Organismus.     Die  einzelnen  Denkprozessc  aber  zielen 
nur  auf  den  Zusammenhang  des  Denkens  hin");  K.  W.  Silfvebbebg,  Der  Wirklich- 
keitsdualismus, 1912;  Peatt,  What  is  Pragmatism,  1909;  Mülleb-Fbeienfels,  Das 
Denken  und  die  Phantasie,   1916  (pragm.  Psychologie);  Malte  Jacobsson,  Prag- 


.}'»,  Prajn*  —   PrlatabiHen 


11*10.  -  Vgl.  Wahrheit.  ITihnaBnii.  Axiom.  A  priori.  Voiunu 
Zweck,  Drakgeartae,  Logik.  (raltigkeit.  Hvpoehaea,  Prinzip.  Fiktion.  Religion. 

Prajaat  im  Vedanu:  Bewußtarm.  auch  dl»  hockst»  Seele,  dir  in  TirfarJüaf 
die  individuelle  S*ck-  naienkKngt     Dxraax*.  60  üpankhada.  1915.  15.  470  mw. 

Prakf-tl  (indieek):  in  dar  8e£Uyaphiknophie  (a.  d.)  d*  ,  Welt  de* 

ewigen  Werden». 

Praktlach  (ayanawmV)l   aal  da»  Taa,  Handeln,  dta  Praxis  haalgjii  1 
HaaoVln  gehörend,  fftr  daa  H«ixWln  twecknkflig.  Dm  Plahlknaii  steht  in  Crgcnasu 
tun  Theoraiiaaha».  des»  blotaa  fttamam  aad  Deakm  Aagaaoraaden.    Prakt 
Wisaenscbaf tri»  sind  Wiaaanachafaan.  data«  aaarfttelbarrr  G»am»itaad  iigandalin 
Praxie.  ain  Handaln  bildet  («.  B.  Pädagogik,  RthJk,  Bi  i  bHaiinania  ' 
talaologiarbnonaaUv.  d   h.  in  Hinblick  auf  dir  Hnhligna  hOttH  n  da« 
au  raeJiaserendeo  Zwecken  hin  raaaraaeht  and  gewerert  wird.  —  Von  dar  < 
Praxie  tat  die  Dank-  «ad  Wemrachsltepraxai  (liathodih)  m    anüiaahaldan    «vgl. 
Pragaatianna). 

Von  ThoMtanhan  mamoasldm  da«  Praktische  anhon  Plsto»  (Polit.  SM  R) 
and  baaoodara  Avarortua.  nach  welchem  dir  p.  Wänraarhait  (#*«eve>*  »*«  ■ 
daa  Handeln  ran  OsgenataaJ  hm  (Meuphya.  V  I.  lOSft  b.  18  H 
praktisch,  wm  in  der  Praibeit.  in  dar  Wilk*aUtaghrH  war».  Krkenutais 

von  den.  waa  arln  aoll  (a.  Vain»aft.  prahtiarha).    VfL  P.  K.  Msrrt.  Ina  praktische 
Lahm  von  Ocakatapanht  da»  hflnheimngliahen  tmtk%mhm  I.   1906; 
Krkenntnia  und  Irrtum.  1909.  —  Vgl.  Praxia.  Waa» im  haf u  Iah,  Korp 
Ökonomie,  Fiktion. 

Praktische    Phlloaopalet     ITüloauphie    da»   Praktische.       -      I  l.    dar 
Willrnahand  Hingen  ethischer,  aoaklar,  rechtlicher,  ökononiach* 
nanherArt.   8b  gabt  aaQa  phlnnaaaawlogiarhf  (a.  d.\,  aoalytiech,  erklärend,  genatiach. 
taila  kritisch  normativ  vor  (a.  Praktisch).     Ria  formuliert  Komm  (a.  d 
bestimmt,  waa  auf  ainen  Oebirte  da»  Händen»  aein  oder  geschehen  aoll.  geleitet  von 
oberetem,  apriorw*h  ideaJen  Oaa»rhtep»nfctc»  (a.  Vernunft,  Zwack.  W 

Dm   Begriff   dar  p.    PhUoaophk-   (».  d  )   hat   achoo   AaxaruTKLRfl.   Im« 
Scholastik.    Nach  Chn.  Wour  iai  aie  die  Whweneckaft  vo»> 
Handlungen  durch  alhjaimlml»  Regeln  (Phikw.  practica.  §  2f  Ökonomik. 

Politik).     HntART  verataht  unter  p.  Philoa.  die  Lehre  vom  Tun  und  Lassen,  von 
<  «»fallenden  und  Mißfallenden  (vgl.  Lahrb.  rar  Kinkwt».  S.  143).   Vgl.  Wi'xut.  V 
S.  9;  4.  A.  1912:  Jodu  Paychologie.  1909.  I*.  9:  B.  Oaoc«.  Flloaofia  dein pratire,  1909 
—  Vgl.   Sollen. 

PrAnii*Mt>a   (piaaniaaae,   ***f«er«c.  ^<«««r«)    beißen  dir  VordaragUe  dea 
Sohluaaea  (a.  d.). 

Prlnnndaa  (prae.  nundua):  vorweltlirh,  vor  der  Weitatsekaffung  existierend 
i    «oa,  Pracxiatem). 

Praoa:  (adnol  Hauch.  Aten.  auch  daa  L»  ata«,  90  Upaniahad» 

183.  387  uaw. 

rr&weat  (praeaena):  gegenwärtig,  in  der  Wahrnehmung  unmittelbar  gegeben, 
bewußt.        Ober  ..Priaanntaräe'   der  Dispositionen  vgl.  Orr*n,  Daa  Gedicht 
1911.  -  Vgl  hat, 

Praatabilicrt    a.  Harmonie. 


Präsumption  —  Prinzip.  497 


Präsumption  (praesumtio):  Voraussetzung  aus  Wahrscheinlichkeitsgründen. 

Präszienz  (praescientia):  Vorherwissen  Gottes. 

Praxis  (npägis):  Handlung,  gewohnte,  regelmäßige  Tätigkeit,  praktisches 
Verhalten  im  Gegensatz  zur  Theorie  (s.  d.).  Die  P.  bildet  den  Ausgangspunkt  der 
Theorie  und  wird  dann  von  dieser  wieder  beeinflußt  (vgl.  Aktivismus).  Die  vollständige, 
exakte  Theorie  muß  sich  in  der  Praxis  realisieren,  anwenden  lassen,  doch  gibt  es  Fälle, 
die  zwar  theoretisch  möglich  sind,  in  der  Praxis  (d.  h.  hier  Wirklichkeit)  nicht  (oder 
nicht  rein)  vorkommen  (vgl.  Fiktion).  —  Vgl.  Kant,  Über  den  Gemeinspruch:  Das 
mag  in  der  Theorie  richtig  sein,  taugt  aber  nicht  für  die  Praxis,  1793  (Berliner  Monats- 
hefte; K.  wendet  sich  gegen  diesen  Ausspruch).  —  Vgl.  Pragmatismus,  Fiktion. 

Präzis  (praecisus):  genau,  scharf,  eindeutig  bestimmt.  P.  sollen  Begriffe  und 
Definitionen  sein. 

Primalitaten  (primalitates)  nennt  Campanella  die  das  Wesen  des  Seienden 
und  Nicht-seienden  konstituierenden  Attribute.  Die  P.  des  Seienden  sind  das  Vermögen 
zu  sein  und  zu  wirken  (potentia),  das  Wissen  (sapientia)  um  sich  selbst,  die  Liebe 
(amor);  die  P.  des  Nicht-seienden  sind  „impotentia",  „insipientia",  „odium".  Nur 
Gott  hat  die  positiven  P.  in  unendlichem  Grade;  die  Geschöpfe  sind  eine  Mischung 
von  Sein  und  Xicht-sein  (Universal,  philos.  II,  2,  1  f.). 

Primär:  erstlich,  ursprünglich,  wesentlich.  So  spricht  Locke  von  „primären" 
Qualitäten  (s.  d.)  der  Dinge.  —  Primäre,  sekundäre  und  tertiäre  Bewußtseinsvorgänge 
(Empfindungen  u.  dgl. ;  Erinnerungsvorstellungen;  höhere  geistige  Prozesse)  unter- 
scheidet Jodl.     Vgl.  Gedächtnis. 

Primat  (primatus):  Vorrang,  Vorzug.  So  lehrt  Kant  den  P.  der  „praktischen 
Vernunft"  vor  der  theoretischen  (Krit.  d.  prakt.  Vernunft,  Univ.-Bibl.,  S.  144;  vgl. 
Vernunft);  auch  Fichte,  Windelband,  Rickert,  Münsterberg,  Vaihinger  u.  a. 
Vgl.  E.  Lask,  Bericht  d.  III.  intern.  Kongr.  für  Philos.,  1909.  Vgl.  Voluntarismus, 
Wahrheit,  Sollen. 

Primitiv:  ursprünglich,  uranfänglich,  einfach,  unentwickelt,  undifferenziert, 
niedrig  stehend. 

Prinzip  (principium,  dp%r]):  Anfang,  Ausgangspunkt,  Ursprung,  Urgrund, 
Grundeinheit,  Grundlage,  oberster  Grundsatz  als  Voraussetzung,  Grundlegung  des 
Denkens,  Erkennens,  Handelns.  P.  ist  also  sowohl  das,  woraus  ein  Seiendes  hervor- 
gegangen ist  oder  was  den  Dingen  zugrunde  liegt  (Realprinzip,  Seinsprinzip),  als  das, 
worauf  sich  das  Denken  und  Erkennen  notwendig  stützt  (Denkprinzip,  Erkenntnis- 
prinzip, Idealprinzip  formaler  und  materialer  Art),  als  auch  ein  oberster  Gesichtspunkt, 
eine  Norm  des  Handelns  (praktisches  P.). 

Der  Begriff  des  Seinsprinzips  findet  sich  (implicite)  schon  in  der  ältesten  grie- 
chischen Philosophie  (s.  unten).  Platon  versteht  unter  Prinzipien  (&Q%al)  schon 
auch  erste  Grundlagen  der  Erkenntnis  (Phaedrus,  101  E;  vgl.  107  B).  Aristoteles 
versteht  unter  P.  (doxy)  die  erste  Ursache,  das,  woraus  etwas  ist,  wird  oder  erkannt 
wird  (8&ev  *}  lariv  fj  ylyvexai  f}  yiyvwaxezai;  Metaphys.  IV  1,  1012  b  34  ff.;  s.  unten). 
Nach  Thomas  von  Aqüino  ist  P.  dasjenige,  „a  quo  aliquid  procedit  quocumque  modo", 
„quod  est  primum  aut  in  esse  rei  .  .  .  aut  in  fieri  rei  .  .  .  aut  in  rei  cognitione"  (vgl. 
Sum.  theol.  I,  33,  1  c).  Nach  Chr.  Wolff  ist  P.,  was  den  Grund  eines  andern  enthält 
(Philos.  rationalia,  §  866;  s.  Grund).  Hume  versteht  unter  „principles"  sowohl  allge- 
meine Sätze  als  Seinsgründe,  Reid  oberste  Grundsätze,  die  dem  „Gemeinsinn"' 
Eialor,  Handwörterbuch.  32 


|H  Prtnriplalhnordinaabni  —  Proire»* 


(„seif -evident  truthe")  darstellen.  kbt»nbj»inberibi.kjbB  stail  der 8stx  der Kausalität 
und  Substanz;  (Uneben  gibt  aa  noch  Tataacheo- Wahrheiten  und  praktbck4tthVhe 
Prinzipien  (Work»,  1804.  1818-«).  -  Sank  Kart  sind  Prinzipbn.  ...rnthetiscbr 
Erfcennfcni«e  ioi  Begriffen'  (Krit.  d.  rein.  Veru..  R.  8*5 f.).  Db  ..Kritik  der 
Vernunft"  (s.  d.)  snstrsuckt  db  Wlfcsnalnli  nach  Prlnil|ilf 
Um  oberste  P.  des  Ifiiiiinwi  iet  dar  Orondanu  der  lienewindiiiiilii 

.  das  de«  Handeln«  dar  tabjwbuka  Inrner*  vgl  Axiom.  Grundsatz) 

Naefc  Com»  u.  a.  bt  das  P.  ab»  apriiubck»  Oruadbgung  zur  lalawHiiti  int  reine« 
Denken  (rgL  Idun—aa,  l'r-pnmg).  -  Kack  86mm  basseht  db  Wakrke. 

usrer  uunagsjan  urmi  amse  in  usrem  ^Arnetwene     (iJrr  mrnsrniicar 
1W1 

Naok  dem  Prinzip   der    Dinge  trafen  baaonrjsrs  db    joniscben    Natur 
pbilosophen.   Neck  Tiauh  tat  dar  Urgrund  von  alba»  daa  „Wasser",  »u»  d>m  und 
zu  dem  alba  wird,  ade  etwa  daa  Leben  mm  feuektem  Humen  benrorgebt  (Diogen. 
Laie«.  I.  S7;  Stobaeua,  Ecloga  I.  880:  Aibtoteba.  Metsphv»  I  3,  883  b  20  ff.),  nach 
Araxulardkr  ist  ee  daa  „Aprbou"  (».  d.),  nach  ARAXJMPrsja  db  (batatea,  alba 
uraUaernde)  Luft  (Dingen.  Laset.  II.  2.  3;  Arulut.  Met.  I  3.  884  a  5).  ebenso  nsch 
Daooaras  von  ArotxoRU  und  Idajos  tox  IltMnu;  narh  Hrraexit  daa  Feuer,  de« 
bald  auflodert,  bald  erttackt  and  abk  In  Waaarr  und  Erde  verwandVl  t .  ab  ein  göttlicher. 
beaeeHer.  Temlnftifm  ProsaJ  (a.  Logo»;  wda/s— ■  rdeäV  rsV  ariAr  änämmm  m(> 
•9t»  Amfrf&mmm  «s?*/swm>,  4AA'  <e  d*i  mml  «er«e  aal  Der««  *#*  aWfwoe,  txt4*mr 
aal  d»e*7*reee>*ree  m/tfm    bei  (Vmena  Abrandr.   strömet*   V.  «>  •  «igen. 

Leert.  IX.  7;  vgl.  Welt».  Prrtuooaus  Imtet  aliea  aus  der  „Zahl  l».d.)ah,  Araxamosu» 
au»  den  „Honmeomerbn"  (•.  d.)  und  dem  >.  Eotimhulss  au»  den 

Kl.in.ntrn  (a.  d.)  und  aus  Liebe  (».  d.)  und  Haß,  DaHoKRJT  au»  -   d.). 

Plator  aus  den  Ideen  (e.d.>.  der  Wrltaseb  (s.d.)  und  der  „Me*  I  ».  Auihtuteuo 

aus  Form  (a.  d.)  und  Materie  (•.  d.).  neben  denen  er  aucb  Ursache  und  Zweck  ala 
Prinsipbn  geaondert  nennt  (Metaphya.  I.  3;  V.  2;  VIII.  4».  <1. 
„Tätigen"  (*ei»*e)  und  „Leidenden"  (*deis*>).  bau.  au»  da«  „Pneuina'*,  der  dem 
immanenten  Kraft  (Ihog.  Laart.  VII.  \M\.  Krtam  ans  den  Atomen  (s.  d  ). 
Pumx  aus  dem  fBttHiikan  „Einen"  (s.  d.). 

In  der  Krriaiasanos.  beatimmt  PAJUCaavacs  ab  Prinxipbn  der  Korper  „Bckwefel. 
„8alz".  ..guaakiilber"  (ksw.  analoge  ZunUnde;  Mete.  amn  Warme 

und  Kalte  (De  rerum  natura  I.  2  ff.),  ebenso  CaJtrARaXLA  (De  aenau  rerum  IL  6). 
Sfiroxa  leitet  alba  aua  der  gOttünkss  „Substanz"  (».  d.)  ab.  im  Uegensstz  rum 
Duabamu»  (».  d.)  DaacAura';  Lmmax  aua  den  ..Monaden"  (s.  d.),  Fsoarra  au« 

I<  h  ■  (».  d.).  Sckkluro  aus  dem  „Absoluten"  (».  d.),  Hkokx  au»  der 
ScHorxxHAi'un  aus  dem  ..Wübn"  (».  dX  Herrart  aua  den  „Realen"  (».  i 
Hastmakk  aus  dem  ..Unbewußten"  (s,  d.),  usw.    Vgl.  B.  Jonnax.  Beitrige  zu  • 
(baokbkb  d.  pkilos.  Terminologie,  Arohiv  f.  Urach,  der  Philo»..  Bd.  24.  101 1 ;  Stocxl. 
Lehrburb  d.   Pbilo».   II«.   1012.   -  VgL  Spirituahamua.  Materialbmua.  Monbawa, 
IdentiUUtheorie.  Gotu  Kraft.  Materie.  Grund.  Ökonomie.  Phantasie.  GefQbl.  Drnk- 

PrinKlpinlkoordinntioai  (Avkxaru  •*)«*.  Kmpiriokritixi»n 

Privation  (privatio,  <n/?t«.e)  s.  Negation.  Nicht»,  Boae. 

I'rottreut?  (?Tpo«i>*o..):  Voraatx.  Entachluft.  Wollen  mit  Überlegung.  Wahlakt. 
Vgl.  Aristoteles,  Eth.  Nicom.  111  4.  1111  b.  4  fi  .  ILVia,  lo,  1118a 


Probabel  —  Projektion.  499 


Probabel  (probabilis):  wahrscheinlich,  annehmbar,  glaubhaft. 

Probabilismus:  1.  Beschränkung  alle9  Wissens  auf  Wahrscheinlichkeit 
(s.  d.);  2.  die  Maxime,  daß  die  bloße  Meinung,  eine  Handlung  könne  recht  sein,  schon 
hinreiche,  sie  zu  unternehmen  (nach  Kant,  Die  Religion,  Univ.-Bibl.,  S.  202);  3.  die 
(besonders  von  den  Jesuiten  aufgestellte)  Lehre,  man  dürfe  im  Zweifel  an  der  Erlaubt- 
heit einer  Handlung  der  weniger  sicheren  Ansicht  folgen,  wenn  sie  nur  probabel, 
wahrscheinlich  ist,  mag  auch  die  entgegengesetzte  Ansicht  die  größere  Wahrscheinlich- 
keit für  sich  haben  (V.  Cathrein,  Moralphilosophie,  1904,  I,  400). 

Problem  (xo63ß.r,,ua,  „Vorwurf")  ist  eine  Forschungsaufgabe,  eine  ihrer  Lösung 
harrende  Frage,  ein  vom  Erkenntniswillen  angestrebter,  gesuchter  Zusammenhang 
für  das  Bewußtsein,  das  Lücken  und  Widersprüche,  um  die  es  weiß,  nicht  erträgt. 
Im  Fortschritte  des  Erkennens  kommen  viele  Probleme  zur  Lösung,  oft  aber  nicht 
endgültig  und  nicht  total,  und  gerade  die  tiefere,  umfassendere  Erkenntnis  zeitigt 
immer  wieder  neue  Probleme,  die  auch  durch  das  Wachstum  an  Erfahrungsmaterialien 
zunehmen.  Doch  steigert  sich  auch  die  Kraft  und  Kunst  der  Problemlösung,  und  auch 
die  Problemstellung  wird  immer  exakter.  Außer  den  besonderen  Problemen  der 
Einzelwissenschaften  gibt  es  allgemeine  oder  Grundprobleme  philosophischer  Art, 
wie  das  Erkenntnisproblem  (Ursprung,  Gültigkeit,  Grenzen  der  Erkenntnis),  die 
„metaphysischen*-  Probleme  (Wesen  des  Seienden,  Vielheit  oder  Einheit,  Wesen  von 
Raum,  Zeit,  Materie,  Kraft,  Ursache,  Zweck,  Welt,  Leben,  Seele,  Unsterblichkeit, 
Willensfreiheit,  Gott  usw.:  ontologisches,  kosmologi3ches,  psychologisches,  theo- 
logisches P.),  die  ethischen  Probleme  (Wesen,  Ursprung,  Bedeutung  der  Sittlichkeit) 
in  Verbindung  mit  dem  Wertproblem  überhaupt,  u.  a.  (vgl.  Naturphilosophie,  Kultur- 
philosophie, Geistesphilosophie  usw.).  Vgl.  Mach,  Analyse  der  Empfindung*,  S.  25, 
5.  A.  1906;  Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906,  247;  R.  Avenarius,  Kritik  d.  rein.  Erfahrung, 
1888 — 90,  II,  776  ff.  („Problematisation"  und  „Deproblematisation"  als  Momente 
des  Erkennens);  Müller-Freienfels,  Das  Denken  und  die  Phantasie,  1916  (unter- 
scheidet im  Denken:  Problemsetzung,  -bearbeitung,  -lösung);  0.  Flügel,  Die  Probleme 
der  Philosophie*,  1906;  G.  Simmel,  Hauptprobleme  der  Philosophie,  1910,  und  die 
in  dem  Artikel  „Philosophie"  genannten  Verfasser  vor  Einführungen  in  die  Philosophie ; 
Höffding,  Der  menschliche  Gedanke,  1911  (Bei  den  „Ausfüllungsproblemen"  liegt 
der  Stachel  des  Problems  in  der  Unvollständigkeit  unserer  Gedankenwelt,  bei  den 
„Befreiungsproblemen"  in  einem  Streite  innerhalb  unserer  Gedankenwelt).  Vgl. 
Frage,  Objekt  (Natorp). 

Problematisch  (rr^oßA^^aTixös):  fraglich,  zweifelhaft,  ungewiß,  möglich 
(P.  Urteil:  SkannPsein;  S  ist  vielleicht  P;  vgl.  Sigwaet,  Logik  l2,  1889— 93,  229  ff.; 
4.  A.  1912;  E.  J.  Hamilton,  Erkennen  und  Schließen,  1912).  Das  problematische 
Urteil  in  seiner  Bedeutung  für  die  Philosophie:  E.  v.  Hartmann,  Grundriß  der 
Erkenntnistheorie,  1908.  —  P.  Naturen  nennt  Goethe  Charaktere,  die  „keiner 
Lage  gewachsen  sind,  in  der  sie  sich  befinden,  und  denen  keine  genug  tut"  (Sprüche 
in  Prosa  II,  127). 

Progreß  (progressus):  Fortschritt,  Fortgang  von  der  Bedingung  zum  Bedingten, 
vom  Allgemeinen  zum  Besonderen  (P.  Methoden),  von  anerkannten  Sätzen  zur  These 
als  Folgerung  (P.  Beweis).     Vgl.  Unendlich. 

Projektion  (proiectio,  Entwurf):  Hinausverlegung.  Die  „P.  der  Empfindung" 
ist  nicht  ein  wirkliches  Hinausverlegen  der  Empfindungsqualität  in  den  (objektiven) 
Raum,     sondern    die    (durch    „Lokalzeichen",    Assoziation,     Erfahrung    bedingte) 

32* 


>d)  Prolagomena  —  ProeyUogtamua 


als  niilmhiM  daajenigaa  Objekte,  daa  wir  ak  Bit»  dm , 
■düng  ketiatiktaii.  die  *—~ff*»t*-ii  dar  Qwytttifrm  mit  gleich- 
(Juia  lieieiHaQ  Entpfindnngen  des  Tenuuanee  (Rinn,  Der  r»kn"r"Fk1irh? 
Kritizismus  1879,  I  2,  58ff;  rgL  Jodi*  Lehrbuch  der  Psycho!.  II».  190».  947  ff 
„TTieenliliim"  dar  Empfindung  gekflH  nun  Weeen  dar  na  ■ i ilmuli j akt Imn  Reaktion, 
beeiinTu*  durch  Jkamie^ionuiidU^^ 
Jaxaa,  Principe»  of  PsychoL.  1990,  II.  31  ff.».    Bai  dar  „anamtriachen  Projektion" 

VTBU   WHjat  4HbV  QBf   •  - ' 

an  daa  peripherische  Ende  dar  kitsimhn  Baka  (etwa  in  drn  Ann,  Fuß  usw.)  odar  i 

Hand  druckt).  Vgk  Hon«,  Da  corpore  a  39,  3;  Coudoxac.  Treite  dat  ssnssünns 
1754.1.  K  II.  J  I.  II.  K  :.  |  |*|  IV.  IL  8,  f  2;  Tmvsm.  Philo*,  Vereock  1,1779-77. 
415;  Lora,  Miitii In  FsyokoL.  1993, 8. 999; OL  Snmwr, KiHs.iafc.dar Raumrorst..  1873, 
&  190t  Wum.  Orda.  «L  pkyeioL  PeychoL  II*.  1910.  H.  730  ff.  -  VgL  Lokaheetioc..  - 
Projektion  In  irki isafktka an tkmkaa  Sinnet  1.  Übertragung  von  Ich-Beatimmt- 
herien  anf  die  Aaaunrttnga  (Immutlum  •.  *.;  e.  Introjektion);  3.  Übertragung  von 

payokot  Anaryae  dar  Weh,  1909V  VgL  K.  MC  cum,  Daa  JUilillitnaasmjskulii,  1913.  - 
In  dar  laiilasjMsiliee  bedeute  I  P.  die  Verlegung  eigner  W anecke  in  fremde  Individuen. 

Prolrc«aneaui  (»^i/^/ra):  Vmbcmcikungcn,  IlsnkilMiig, 
VgL  K ajit,  Prolrgomcne  su  einer  Jaden  künftigen  lletapkjaik.  die  ala 
wird  auftreten  können,  1783;  RBTsnuso,  Prokgomena  cur  N'aturpkfl..  1908. 

Prwlrpnln  (»feMeWi«.  tiiiniianj nn,  aatiotpatio.  Vnrwsgnahaii ):  1.  bei  den 
Stoikern:  dar  aaa  dar  Wekrnelunung  unmittelbar- planlos  («r«*«#xr<t.*)  gebildete, 
nataihoke  Begriff  (free««  •  *ei«t.  teV»  a***U*>,  Diogen.  Leert.  ML  54.  Peeudo- 
Plutarek,  Placita pkiloa.  IV,  1 1 . 3).  Die  gessrlneaaisa  Begriffe  («*.r.i  *****.  „notiüac 

Guten,  Gottee  naw.  (rgL  P.  Bank.  Dia  Ston>.  1908,  8.  113;  vgL  8mon,  Epieu  117.  6; 
Ctcano,  Da  legibus  L  9L;  Top.  7,  31);  1  bei  den  Epikureern:  Gememroratellung, 


aiab  knnptend  (sm£»4m*>  *•>«**»  *■»*—«  V"»> 
rsetraw  aHr»ev  «••  *olA4mtt  ifm&tw  emeeVros,  Diogen.  Leert.  X.  33,  51;  vgl. 
GaennuDi,  SynUgme  I,  3).  VgL  Com.  Logik,  1903,  &  133.  -  VgL 

Propädeutik  (xfMmanruMi):  Vorbereitung,  Vorbildung, 
Wissenschaft  (..philosophische  Propädeutik",  gewöhnlich  Logik  und  Piyckoiogie 
umfaeaend).  Vgl.  Xoacs.  P.  der  Pkilosophie,  1854;  Hkubabt.  Lehrbuch  wir  Einkrit. 
in  d.  Pkiloa.».  1883;  R.  ZnuuMAjr*,  Pkiloa.  P.»,  1897;  O.  Wouujr»,  Pkiloa.  P.a.  1908; 
iL  LBBXAJfX.  Wege  und  Ziele  der  pkiloa.  P.,  1905;  P.  Natobj-,  Pkiloa.  P».  1908; 
TaMaaoK.  Lehrbuch  der  pkiL  Propädeutik  (mit  Beitrugen  von  Goldbeck,  Gruber. 
Loren*,  Meeeer  u.  ».);  H.  Scbmidutxx,  Phil.  Propädeutik  in  neuester  Literatur 
(Bibüographie  der  Propideutikliteratur  von  1912—16);  F.  Kkhrkxd,  Kantetodkn, 
1921;  O.  Fbjdtao,  ebenda,  1921;  Vamnran.  Philoeopbie  in  der  Staataprüiung ; 
Liemet,  Philoaophie  in  der  Schule  (in  Epstein  ..Daa  Bock  der  Erriehung",  1922). 
-  Vgl.  Philosophie. 

Propoaitio:  Sau.     Vgl.  Schluß. 

Prospektiv    s.  Leben,  Harmoniach  (Drusch). 

ProsylUgiesnaa:    VorechluB.     VgL  Schlußkette.  Regressiv. 


Protensiv  —  Psychisch.  501 


Protensiv:   der  Dauer  nach,  als  zeitliche  Größe. 

Protologie:   erste  Philosophie,  Fundamentalphilosophie  (Gioberti  u.  a.). 

Proton  Pseudos  (no&iov  tpsvSos,  error  fundamentalis):  Grundirrturn,  falsche 
Grundvoraussetzung  als  Quelle  falscher  Konsequenzen  (vgl.  Aristoteles,  Analyt. 
prior.  II  18,  66  a  16). 

Prozeß  (processus):  Fortgang,  Verlauf;  gerichtetes,  gesetzmäßig  ablaufendes, 
stetiges  Geschehen;  auch  Verfahren  (Prozedere).  Als  Prozeß  (s.  Werden)  betrachten 
Herakt.it,  Hegel  (s.  Dialektik),  E.  v.  Hartmann,  Bergson  u.  a.  die  Wirklichkeit.  — 
Vgl.  Aktualitätstheorie,  Objekt  (XaTORP),  Tatsache. 

Pseudomenos  s.  Lügner. 

Pseudoskopische  Erscheinungen  sind  Täuschungen  des  Augenmaßes. 
Vgl.  Sinnestäuschung. 

Psittazismns  („psittacisme":  Leibntz,  von  psittacus,  Papagei).  Verlust 
der  Anschaulichkeit  des  Denkens,  Sprechen  ohne  Bewußtsein  der  Wortbedeutungen. 
Vgl.  L.  Dtjgas,  Le  Psittacisme  et  la  pensee  symbolique,  1896. 

Psychaden  (if>vxq,  Seele):  seelische,  empfindende  Elemente  organischer  Wesen 
unsterblich,  aber  ohne  Erinnerung  an  frühere  Existenzformen  (F.  Schtjltze,  Ver- 
gleichende Seelenkunde,  1892—97). 

Psychanalyse:   vgl.  Psychoanalyse. 

Psyche  {ipvxfi):  Seele  (s.  d.),  Lebensprinzip,  Lebenshauch.  Vgl.  E.  Rohde, 
Psyche,  Seelenkult  und  Unsterblichkeitsglaube  der  Griechen4,  1907. 

Psychiatrie:  Seelenheilkunde,  eine  auf  pathologische  Anatomie,  Physiologie, 
besonders  auf  Psychologie  sich  stützende  Disziplin.  Vgl.  Kraepelix,  Psychiatrie8, 
1909  f.  —  Vgl.  Psychose. 

Psychisch  (ipvx'h  Seele):  seelisch,  geistig,  dem  unmittelbaren  Erleben  als 
solchen  angehörend.  Das  Psychische  ist  das  (nicht  weiter  beschreibbare  und  reduzier- 
bare) Bewußtsein  (s.  d.)  im  weitesten  Sinne,  als  Zuständlichkeit  oder  Aktivität  eines 
erlebenden  Subjekts  betrachtet;  es  besteht  in  einheitlichen  Zusammenhängen  und 
stetigen  Abläufen  von  Erlebnissen,  deren  Inhalt  so  genommen  wird,  wie  er  sich  vom 
Standpunkt  „innerer",  unmittelbarer  Erfahrung  darstellt  (s.  Wahrnehmung).  Es  ist 
zwar  vom  Physischen  (Physiologischen)  funktional  abhängig,  aber  weder  die  Wirkung, 
das  Produkt,  noch  eine  bloße  Begleiterscheinung  desselben,  sondern  —  in  seiner 
primitivsten  Form,  als  „Bewußtseinsdifferential",  potentielles  Bewußtsein,  „Psychoid" 
u.  dgl.  —  ebenso  ursprünglich  wie  das  Physische,  als  das  Innen-  oder  Fürsichsein 
ebendesselben  Wirklichen,  das  vom  Standpunkt  äußerer  Erfahrung  als  physisch 
erscheint  (s.  Identitätstheorie,  Seele,  Leib,  Physisch,  Parallelismus).  Ein  höheres, 
eigentlich  „bewußtes",  zentralisiertes  Psychisches  findet  sich  freilich  im  Anorganischen 
nicht  (s.  Panpsychismus),  hingegen  ist  das  Psychische  ein  Faktor  alles  Lebens  (s.  d.) 
und  aller  Entwicklung  (s.  d.).  Im  Physischen  hat  das  Psychische  seine  „Außenseite", 
es  kommt  in  ihm  zum  Ausdruck,  äußert,  objektiviert  sich,  erscheint  in  ihm,  liegt  ihm 
(relativ  „an  sich")  zugrunde,  mit  ihm  zusammen  sich  entfaltend,  steigernd,  differen- 
zierend, integrierend,  mechanisierend  usw.  Es  ist  an  sich  weder  Bewegung  noch 
(physische)  Energie,  läßt  sich  aber  vom  Standpunkt  äußerer  Erfahrung,  mittelbarer 
Erkenntnis  als  Bewegung,  Energie  auffassen  (vcl.  Materialismus),  d.  h.  in  die  Sprache 
der  Physik  und  Chemie  übertragen,  wobei  freilich  von  dem  das  Psychische  konsti- 


Id 


i"ei**rahiert  wird.  PaychmchMund  Phjemihi  i 
■ich  durch  die  ▼ereeaiedene   AuffMeaBgeweJae  dar  einheitbcheu 
and  «toben,  ab  begrifflirhmethodiach  ■iteemiUsrbr. 
Reihen  scharf  sue.inandargehahsa,  tum  ,,  ihiaatabaiiBiiaBiBia  6eb> 
.  hsiawiahailakin''  (e.  d.),  togbcban  DoeuDmtiüi  In  Beafehaag  (•.  Wuhrrwhmang, 
IVyrh'ilojfi«« ). 

Da«  Peychbohe  wird  mebt  *b  du  Objekt  der  innrrn  Wahrnehmung  bestimmt. 

Aoooanvca,  dea  8rhols»iikrrn.  Locaa.  Luayu.  K»vt  Mkb*a»t.  Volbmabb, 
Lorca,  Wim,  L  Bimb.  Gunst?.  Jmitmi.bm  (die  psych.  Vorginge  «od  „«uhstrstk»  ". 
reine  niiihiaalmi  1 1  Ihm  im  ging«  ■  Lehrbuch  d.  Paychol«.  1907).  Haobsubb. 
tinmuT,  A.  Drnorr.  Omrnm  n.  •.  Kack  F.  Bbbbtabo  sind  psychisch  eile 
Phänomene,  ailihe  einen  Geaaaetaad  iaaaatfaaal  (a.  d.)  In  sieh  enthalten  (Psycho- 
logie. 1874, 1.  1 15 !.).  ..Akt"  «ad  „laeaR"  (bew.  ancb  „Gegenstand')  ammifcilma 
am  Peychbohaa  Horua  (Psycholog*.  1997.  &  »f.*,  Mbibobo,  WfCaoK  (Peycho- 
logb,  1908,  &  60  f.).  Biranrr  (..Funktion")  a.  a;  vgL  Hcseaax.  Log.  Untersuch. 

lern  BewuBiesln  (e.  d.)  Irbnlffliliiia  daa  Paychisrbr  T«.  Zibolbb,  Jom, 
Zibbe*.  DiLTHtr.  Wraor.  Fociixka.  Ebbwobacs  u.  a.  —  Saal  I   i    H  IS« 
aiad  die  peyehbcben  Akt«  aabewuftt  (a.  d.).  die  aajnmka m n  Phänomene  bewußt, 
ähnlich  Dbbw*.  Nach  Um  amd  dm  aajamaaaaa  Akta  unbewu8t.  die  Inhalte  bewußt 
(Leitfaden  d.  Psycho!.».  8. 47  (f..  S.  A  1909).  -  M.  Palaoti  untemeheidet  dm..riuU  n 
Vorginge  (Gaf  aal  und  Tnrb,  Kmirflndang,  Voratethugabild )  von  daa  „gebtir 

die  nicht  ansrhanhoa  eind  aad  hnnmilli wahrend  jene  faeaaad  aiad  (..Publekre 

daa  meneeblicben  Bewußtseins";  Xstnrpkiloe.  York**,  1908,  &  1 
Pfoaomr,  Pajrhol.  daa  Gebtea,  1910  (a.  Gebt).  —  Die  Erbten*  psychbrl 
leugnet  beeondeis  R.  Wablb.  nach  welchem  daa  Iaydnauhe  aaa  ..Vorkommnissen' 
moaaikartig  laiiataiiaganut  iet  (Hetmaaih  daa  gebt.  Lrhcna,  190* 

Alm   f.k.U    -* ■  -  **-*»    -  8- li -1 —    » *—  L-    *       -  a_  ,  ^  ■     j Pssaaufcai     *-- 

Abb*  mmUmm4%  QaT  aammaUaWMDmatwaa»  aeamasCfi 

Wovor  (a.  Peyehsingb).  —  Nana  Jörn,  fat  aa  daa  ..innere  eubjektire  Erleben.  Setbet- 
wahrneamang  aiaaa  „rmaroiogiaiama  Prowem."  ( Lehrt»,  d.  Paychol..  1909,  I*.  MI 
■ha Höh  fliiwiam,  8aaot,  Hcxlbt.  Macdm.it.  Ribot  (nach  welchem  e«  bloßes 
«.urejout*")  iet.  Foaau  P.  Exaam  a.  a. 
LjamnaaSaB**)  kl  aaai  Aaamaglgaaal  \<™  ^»il.>* k*  laaaViaaava, 
Oreanbmos,  Oahira)  haamaaaaa  daa  I\y  tiasauaa  K0i^B(Graadr.  der  PeyokoL,  1898,  S,  S), 
Atbbabic8( Viertel jaiusachr.  f.  wvaenach.  Phikav,  19. Bd..  vgl.  Introrktion).  Phiolot 
(Dm  Weltproblem.  1912).    K.  Mach  (Annljee  der  Empiind.«  1906; 

Erkeantnia  u.  IrTtum,>  1906,  S.  6:  „das  nur  einem  aamittelbnr  Gegeb. 
VaawoRX.  ZtsBaa  u.  a.  Aaeh  MfjtaTxaaaao.  nach  dem  «ber  daa  Paycbiaoaa  (Percho. 
lafamke)  im  ünteraohied  Tarn  Gakttigaa  ein  bloßea  Ahstraktkmaprodukt  ohne  Realität 
und  Kenaalitit  »t  (Grda.  d.  Parchoi.  I,  57  ff.).  —  D»ß  daa  Parehiache  mit  ;..m 
BewuBawinaiahalt  gebort,  gataduaa  arm  daa  Phjimthe.  betonen  Coaax.  NAToar. 
Rickkrt  (Hrrnsen  d.  nntai ■  i— cuack.  Bcgriffiibikl..  8.  175  ff.).  Sem-rrx.  U.  Laks, 
Dm  Problem  der  GegeMtAndhchkeit  in  der  modernen  Logik.  1912  (wie  Rickkrt: 
Psychiachea  and  Phyaiachaa  aind  immanente  Inhalte  dea  Bewußtsein»,  beide  werden 
durch  dieeee  ala  aeine  Objekte  eraeugt).  —  Die  abeolute  Realitit  de«  Paychiacbrn 
haaanen  hingegen  BasvEAJto,  Hanroxo.  Witaskx,  Höruca,  Kreibio.  Dann, 
Lern,  Hbtmav  iMsher  MonUimus:   Einführong  in  die  MeU|>ayaik.   1921*); 

Bussb,  Ebhabdt.  BBBOMAN5,  Jambs,  H.  Bebosox  (dM  Psychische  ist  „reine  Do  < 


Psychische  Energie  —  Psychische  Kausalität.  503 

innerlich-stetige,  schöpferische  Entwicklung,  nicht  eine  Sukzession  homogener  Zu- 
stände; L'evolution  creatriee8,  1910,  S.  1  ff.,  24  ff.)  u.  a. 

Als  eine  Form  der  „Energie"  betrachten  das  Psychische  Ostwald  (Vorlesungen 
über  Xaturphilos.2,  1902,  S.  377  f.),  Goldscheid  (vgl.  Zur  Ethik  des  Gesamtwillens  I, 
1903,  10  ff.),  Stumpf  (Leib  u.  Seele2,  1903,  S.  24,  nur  hypothetisch)  u.  a.  Dagegen 
sind  Riehl,  B.  Kern,  Kässowitz  u.  a. 

Betreffs  der  Zurückt ührung  des  Psychischen  auf  materielle,  physiologische 
Prozesse  vgl.  Materialismus,  Bewußtsein,  Seele. 

Die  biologisch-teleologische  Xatur  des  Psychischen  betonen  O.  Schneider, 
Steinthal,  Nietzsche,  Spencer,  Ribot,  James,  Dilthey.  Ebbinghaus,  Jodl, 
Jerusalem,  Ostwald,  Mach,  J.  Schultz,  Simmel,  Kreibig,  Kohnstamm,  Vai- 
hinger,  Baldwin,  Stout  u.  a.  Vgl.  Loewenfeld,  Bewußtsein  u.  psychisches 
Geschehen,  1913.  —  Vgl.  Atomistisch,  Seelenvermögen,  Akt,  Aktivität,  Psychologie 
(auch  die  Literatur  daselbst),  Arbeit,  Geist. 

Psychische  Energie:  psychische  Wirkungsfähigkeit,  qualitativ-inten- 
siver Art,  im  Unterschiede  von  der  physikalischen,  in  mechanische  Arbeit  umsetz- 
baren Energie.  Es  besteht  ein  ..Wachstum'*,  organischer  und  geistiger  Energie,  d.  h. 
sowohl  eine  intensive  Steigerung  derselben  im  Laufe  der  Entwicklung  als  auch  eine 
Zunahme  psychischer  Qualitäten,  Gebilde,  Zusammenhänge,  Werte,  ohne  daß  das 
Prinzip  der  Erhaltung  der  physischen  Energie  dadurch  verletzt  wird,  das  sich  nicht 
auf  geistige  „Wertgrößen"",  sondern  auf  physisch-mechanische  „Größenwerte" 
(Wundt  i  bezieht.  Vgl.  Lasswitz,  Archiv  für  systemat.  Philos.,  1895;  X.  von  Grot, 
I.e.  IV,  1898;  Lipps,  Leitfaden  der  Psychologie,  3.  A.  1909,  S.  62  f.  (psychische 
„Kraft",  welche  den  Seelen  Vorgängen  je  nach  ihrer  „Energie"  zufließt);  M.  Offner, 
Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  45  f.  (ebenso);  E.  Bischoff,  Die  Bedingungen  der  psychi- 
schen Energie,  1906;  H.  Herz,  Energie  und  seelische  Richtkräfte,  1909;  K.  C. 
Schneider,  Vitalismus,  1903;  E.  Liedes,  Die  psychische  Energie  und  ihr  Umsatz, 
1910:  Wundt,  Grundr.  d.  Psycho].5,  1902;  Neutra,  Seelenmechanik  und  Hysterie, 
1920.  —  Vgl.  Psychisch  (Ostwald  u.  a.),  Arbeit,  Energie. 

Psychische  Kausalität:  Wirksamkeit  des  Psychischen,  kausaler 
Zusammenhang  psychischer  Vorgänge,  nicht  als  äußerliche  Abfolge  homogener 
Zustände,  sondern  als  stetiges  Hervorgehen  immer  neuer  Aktionen  und  Reaktionen, 
Gebilde  und  Werte  aus  dem  sich  „schöpf eriseh"  entwickelnden  Seelenleben,  welches 
aber  auch  typische,  allgemeine,  gesetzmäßige  Zusammenhänge,  ein  Bedingtsein 
bestimmter  Effekte  durch  bestimmte  psychische  Faktoren  (Aufmerksamkeit,  Gefühl, 
Interesse,  Streben,  Denken,  Assoziation,  Verschmelzung  usw.)  aufweist.  Nur  gibt  es 
hier  neben  der  Wiederkehr  des  Ähnlichen  ein  „Wachstum  geistiger  Energie""  (s.  Psy- 
chische Energie). 

Eine  psychische  Kausalität  gibt  es  nach  Leibmz.  Fichte,  Schopenhauer, 
Herbart,  Beneke,  Lotze,  Fechner,  Strümpell,  Wundt  (s.  Psychologie),  Fouillee, 
Jerusalem,  Kreibig  u.  a.,  während  Bain,  Ribot,  Münsterberg  u.  a.  sie  bestreiten 
(vgl.  Psychisch).  Nach  Dilthey,  F.  J.  Schmidt,  James,  Bergson  u.  a.  besteht  nicht 
eigentliche  Kausalität  im  Psychischen,  sondern  ein  stetiger,  innerer,  immanent - 
teleologischer  Zusammenhang.  Vgl.  Dilthey,  Ideen  über  eine  beschreibende  u.  zer- 
gliedernde Psychologie,  1894;  R.  Eisleb,  Das  Wirken  der  Seele,  1909;  Malte 
Jacobsson,  Psykisk  Kausalitet,  1913.  —  Vgl.  Synthese,  Entwicklung,  Oeist,  Zweck. 
Kausalität. 


Psyctuemu»         Psychogene*» 


(wer*.     8aj*s):    psychische*    (Jetrtobe    (sgL    Übamst.    U 
1906),  pyeJusche*  Kxefsssystem  (»gl.  K.  de  RoanTv 
psych***  eocial,  1806).  Auffaesuag  de*  WirkJiokna  a»  iimarhrs,  an  sich  psychawhrr 
Foruxks,  Patru»*  u.  a.;  e.  Piii|Mjiiifci— i). 

Psychnausalysx'i  Urapraaglich  ein»  aadUUnbr  Tfceorir,  vor  allem  aar 
H'  ilung  tob  ucrvöson,  besonder*  hysterischen  Störungen  daran  Aufdeckung  das 
..Vetbargeeea,  Vilfiminin.  Vairlllag»  n  im  fierbmbjhaa".  dar  unbewußten  Triebe 
und  Regungen,  lmbs*ond»M  sexueller  Art.  welche  nickt . ,a breagiert*',  nicht  befriedigt 
sind,  naeh  KrfhUung  dringen  and  sich  olt  krankhaft  geltend  machen,  wihread  ihre 
Bewu6twerdaag  befreiend  wirkt.  80  nach  8.  Fwd  (Stadien  Aber  Hysterie,  1006, 
I    Bact-tt.   Drei  Abhandlungen  w  Sexwshheonr '.  161  Psycboscslys*. 

1010.  6.  A.  1012;  Zur  Pijrihnpathol,  dea  Allugaiebeo.«   IM  rdings  hat 

•ich  an*  dar  mediaktsschen  Theorie  ein*  genas  KeJfurir^yTlhi'fr'gif  nmfiiliwhxht  11 
dfe  1  war  au  weilen  in  Mythologie  anaartet,  dennoch  I 

fruchtbare  Anlegungen  erbracht  bat.    Speiialge biete 

mBmsQ  •       6  u^KSnVBawwBHL     Wa*     W*      SuHawlL     •JaVBflraslaaMBe     flMB* 

WH*.  Alfekttheori*.  ITjniluhn.  Mjlkoa  und  Mliihniifiiiiiamin.  Etkm. 
Pädagogik.  OMraltterologi*  u.  a,  m.  Für  dms*  Gebart*  aind  die  Phänomene  oVr 
inf*ntüen  ftiraaMUt  und  iure  Tteuhwlihmuna   dar  Srnibolbildnng  der  TAfU  der 

dar   Di  bsikwtiiMigsii,   der  Ohwjegeiaap 


worden.  Vgl.  dia  afcrteeartften  Mbnago"  I.  161S  u.  ZsatislblsH  für  P..  1010  If .;  Ze.  f 
IiidiTiduahjwyehoiogie.  lOUff . ;  Heilan  u.  Bilden.  1014;  P.ycbo*n*rytic  Review.  H 
Intarn.  Zettaohr.  ff.  iriU.  Psyekoaaefyse,  1016;  Air.  Adlbb,  Ober  den  nerroaen 
Charakter».  1010;  Praxi*  u.  Theorie  dar  Indieidanh^yehcttogiw,  1010;  FrwnrüiAan, 
Psyclmenelys*  u.  Ethik.  1016;  A  KaovTaXD,  Arohie  ff.  d.  genaue  PsyckoL.  Bd.  22. 
1012;  Fsnajrcsa.  Hysterie  m.  r»thon*uroaen;  Rain,  fynihoaaslytaxhti  Bekrtge 
/ur  alytksnfnisnbang,  1061;  Rem,  Probleme  dar  nn*%ini*m*yrho*ngie,  1060; 
Roh  bm.  8pi*g*ls*ubsi ;  Hrrscaxaas.  Gottlried  Keller.  1060;  Pnsirxa,  Zum  Kampf 
um  dia  Psychoanalyse.  1060;  Die  peycbaaalytiacbe  Methode.  1013;  Wa*  biete 
Ptyohanalyee  dam  Ersieher.  1017;  Wahrheit  u.  Scbönhrn  tn  der  Psycbanalyse,  1018; 
Der  peychologiaph*  u.  bsologiaehe  Untergrund  ezpie**iooi*ti*cher  Bilder,  1060; 
Stkkeu  Die  Spreche  das  Traums.  1011;  Introjektaon  u.  Übertragung.  1000;  .1 
Wandlungen  dar  Libido.  1011;  Die  Psychologie  der  unbewuOten  Proeease.  1017: 
aUKDxm,  Heilung  u.  Entwicklung  im  fhwmahihui.  1015;  White,  Mechanismus  of 
Charscter  Formation.  1018;  Xettba.  fleekimadunit  u.  Hysterie.  1060;  Mrrr»- 
«war,  Zs.  f.  Pathopsyohologie  I.  II.  III;  Ras»  u.  Sachs,  Die  Bedeutung  der  Psycho- 
analyse für  die  Oiiartiwalanamhaflini.  1016;  KasTSCHUE*.  Media.  Psychologie,  1022. 
Vgl.  Traum.  Person,  Symbol  Libido.  Abreagieren.  UnbewuOtea. 

Payrtiohlolog-ie:  1.  Biologie  dea  Psyduechen;  2.  Ableitung  dea  Leben* 
(*.  d.)  aus  psychischen  Faktoren  (Paclt,  Ad.  Wiom,  Fmavct,  Kohsstahx, 
Viomoli.  Dsxruro,  Mackkkz»  u.  a. ;  auch  x.  Teil  als  ..PsychovitaÜsums"  bezeichnet). 

Psy  ehndy  amaaik :  Dynamik  (a.  d.)  dar  payaUanhen  Vorgange.  Lehre  von 
den  psychischen  Kräften  (wie  bei  Hkhbakt),  den  dynamsmhan  Äußerungen  das 
Psychischen  (A.  Lxhxakx.  Elemente  der  Psychodynamik,  1006). 

Payohojccnewiw:    Entwicklung  der  Seele,    Lehre    von    der  seelischen   Knt 
Wicklung  dea  Kindes,  der  Tiere  usw.  (vgl.  KindespsychoJogie,  Tierpsychologie).    Vgl. 


Psychognosis  —  Psychologie.  505 

Pbeyer,   Psychogenesis,  wissenschaftliche  Tatsachen  u.  Probleme,   1880;    Dessoie, 
Das  Doppel-Ich,  2.  A.  1896,  S.  43.    Literatur  bei  Sters,  Die  diff.  Psychol.3,  1920. 

Psj'chognosis  (t/>i7'i-  yväxji:):  Seelenkunde,  Seelenkunst,  Erkenntnis 
seelischer  Zusammenhänge.  Vgl.  Dessotr,  Archiv  f.  systemat.  Philo?.:  Beiträge  zur 
Ästhetik  I,  374  ff. ;    Sterk,  Different.  Psychol.2,  1911. 

Psyehograph:   spiritistischer  Apparat,  mit  einem  Zeiger,  den  die  „spirits" 
Geister;  in  Wahrheit  nur  die  Hand  des  Mediums)  über  Buchstaben  führen  sollen, 
um  Wörter  und  Sätze  zusammenzusetzen.   —  Psychographie :    Darstellung  indi- 
vidueller seelischer  Komplexe. 

Psyehoid:  seelenartig,  seelenartige  Kraft;  nach  Dkiesch  eine  Art  der 
..Entelechie"  (s.  d.),  ein  Naturfaktor,  der  dem  Seelischen  analog  wirkt  (Der  Vitalismus, 
1905,  S.  221).  Vgl.  Adamkiewicz,  Die  Eigenkraft  der  Materie.  S.  33  ff. ;  L.  Gilbert. 
Neue  Energetik,  1911. 

Psychologie  (rpv/'],  Seele;  ,.psychologia"  zuerst  bei  Mela>xhtho>".  in 
dessen  Vorlesungen,  Goclemtjs,  Psychol..  1590,  Casmank,  Psychol.  anthropolog. , 
1594):  Seelenlehre.  Die  P.  ist  jetzt  (als  empirische  P.)  nicht  mehr  die  Wissenschaft 
vom  Wesen  der  Seele  (metaphysische,  philosophische  P.),  sondern  eine  selbständige 
Einzelwissenschaft,  die  in  Metaphysik  mündet,  aber  nicht  von  ihr  ausgeht.  Sie  ist 
die  Wissenschaft  vom  seelischen  Leben  in  dessen  Gesamtheit,  vom  Bewußtseinsver- 
laufe oder  von  den  „Erlebnissen"  als  solchen,  d.  h.  als  unmittelbaren  Zuständen, 
lebendigen  Reaktionen  und  Aktionen  des  Subjekts.  Im  Gegensatze  zur 
Naturwissenschaft  (s.  d.)  nimmt  sie  den  Standpunkt  der  unmittelbaren  Erfahrung 
und  Erkenntnisweise  an,  d.  h.  sie  abstrahiert  nicht  von  der  Zugehörigkeit  des  Er- 
fahrungsinhalt8  zum  erlebenden  Subjekt,  sondern  betrachtet  und  erforscht  ihn  als 
konkreten  Bewußtseinsinhalt  und  Bewußtseinsvorgang,  als  einheitlich-stetigen  Verlauf 
von  Prozessen,  in  welchen  das  Subjekt  sich  setzt,  erhält  und  findet  (vgl.  Seele).  Die  P. 
beschreibt  und  analysiert  das  seelische  Leben,  zerlegt  es  in  Momente,  Faktoren, 
Seiten,  Elemente  (s.  d.),  um  den  ganzen  Reichtum  des  Psychischen,  der  Innenwelt 
zu  erfassen,  und  dann  sucht  sie  synthetisch  die  Struktur,  den  Zusammenhang  des 
Seelischen  wieder  aufzubauen,  wobei  sie  freilich  den  stetig-innerlichen,  einheitlichen 
Verlauf  öfter  veräußerlicht  —  ein  Fehler,  der  teils  in  der  Natur  des  begrifflichen 
Denkens  hegt,  teils  aber  naeh  Kräften  vermieden  werden  kann,  indem  auf  die  primäre, 
konkrete,  lebendige  Einheit  des  Seelischen  geachtet  wird  (,, Organische"  P.).  Die  P. 
hat  vor  allem  auch  eine  genetische  Methode,  sie  geht  dem  Werden  und  der  Entwicklung 
des  Psychischen  und  der  psychischen  Gebilde  nach  und  gelangt  schließlich  zu 
typischen,  relativ  konstanten,  gesetzmäßigen  Abfolgen  und  Zusammenhängen,  die 
sie  aus  dem  Zusammen-  und  Wechselwirken  psychischer  Faktoren  erklärt.  Dabei 
darf  die  physische,  physiologische,  biologische  Seite  und  Grundlage  des  Seelenlebens 
nicht  vernachlässigt  werden,  die  Beziehungen  psychischer  Vorgänge  zu  physischen 
Bedingungen  müssen  beachtet  werden  und  auch  das  Pathologische  im  Psychophy- 
sischen  kann  zum  Verständnis  des  Normalen  dienen.  Die  Methode  der  Selbst- 
wahrnehmung, Selbstbeobachtung  und  der  Fremdbeobachtung  (s.  Beobachtung)  wird 
vielfach  durch  die  experimentelle  (s.  d.)  Methode  erst  exakt  gestaltet  (Variation  der 
auslösenden  Reize,  willkürliche  Hervorbringung  psychischer  Vorgänge,  Unabhängig- 
keit von  der  Absicht  des  Beobachtens,  durchgehende  Kontrolle).  Dazu  kommt  noch 
die  Methode  der  Vergleichung  (komparative  P.).  —  Die  P.  gliedert  sich  in:  Indivi- 
dualpsychologie  (im  weiteren  Sinne,  nebst  Tier-,  Kinderpsychologie,  Charakte- 
rologie   oder    „Differenzialpsychologie",    Entwicklungspsychologie,     Psychoanalyse, 


"j<  h  \  Psychologie 

»mglefchnudo  Ptrrhotogis)  und  Völkerpsychologie  (Kollekuv..  Soxialpsychologw )- 
Die  P.  ist  dir  allgemeine  HUfewna»nacli*iu  in  pikwi  Sinne  auch  ..Grundwissen- 
schaff'  der  Oiibl«sshwsnsuhnfnin.  die  aber  (nebst  der  Psycholog*,  sei 
bfdeoh-erkanntnMkHUeehrn   Grundlegung  bedürfen  «ad  eb  Wert-  und  norr 
wttsensonaitea  noer  <ne  i%  hm^mm  t*n**  njMMPpnnii  Aorm). 

Itichtung  Meli  gibt  es  eise  mtellekto«lietJsche  (a,  d. ).  vnlun  tarnt  »rhe 
eine  VwniWpf ,  AsnoeJetion«-.  Aktion«-.  A|n»?fefptlosnyjijhr4rtgis,  eine  Spiritus 
Hetfeeba  (dueaatmeb»),  niniashauhs.  snsterialatfJaear.  ein»  suhstnntmbatische,  «ktu«- 
listische  (s.  d.;  „Psychologie  ohne  fesle".  P.  A.  L«*ot  u.  «.).  eine  atoanatierhr 

der  Jintkodci  «MB  «an»  rein  danViiplhs.  snttjlsnlni  espbaative,  geactierhe, 

Die  ftHeete  frjotnisttg»  Im  gialfliüi  Lehr»  von  der  Seele  (s.  d  ).  daneben  euch 
von  den  8eelswt«41«u  (Plato*)  «ad  Soeknwerasftaaa  (s.  d.)  und  ron  i  nraiJundeae  n 
ptynhlsohen  Fnahlh ■  (  Auwaio*.  HnrosaaTa»,  Pl*  i.  Die  ernte  Psycho- 

logie esrfaat  AatnroTau«  (*fi  «>*t<*.  de  »mm*;   »«fl  •/••><«#*»<  ««1  «/•.■•■ 

*«fi  *»•>•*  mml  «Va^eda— n,  *#fJ  ine—  a«i  f)f  sjdfeisM,  **fl  iwvxviur  «.  «.).  di« 
nnBer einer  Theorie  der  Stele  viele  Efaselbaobaeatsnnjrn  enthalt  In  Betrübt  konunnn 
ferner  TaaoraaaaT,  die  Stoiker.  Epik  ut>  nlalaaiki  VMa.«, 

Esnea  ■uhltaelsitsiohiii  CWskesr  an*  die  p«t  n  *ychnlog> 

dttmb  (Yastans  Auxajroanrcs,  Gaaooa  von  Nvata  (*«fJ  a>ers>k  Xaar. 
■fnas  «Wfdnswh  TaaTctuairn»  (De  anima).  Aoovmnre  (De  »mm*  ei 
••ngine,  Deqaanütatr  snlman.  Pr  haamtf  Htett  *n%t^*  u.  »,).  Spater  nind  so  nennen: 
Aucoix  (De  ratione  aninue).   Haaaavc«  Macscs  (De  anima.  bceinfluDt  von  der 
gW4rhnawhyn  Schrift  den  Caaaoooacs),  Waaaui  von  Taiaasv  (De  natura  corporis 
et    ■nhaeek    Uaas    von    Drau    (De    anima k    Hooo    von    8t.    Vtcron 
animak  die  |Himln  taganlinisiibi  Schrift  „De  epintn  et  anima"  (vgl.  Hagemaon. 
Ptyohol.*.  1911,  8. 176 f.).    Db  eeholas tische  P..  die  aofnnga  vom  HatoniMnu* 
(Augsntinnuna»).    spater    •bsnriraend    von    Aristoteles    beeinfluBt    ist, 
ALBzanoaa  von  Hause  aad  epitev  Bonavarrcaa  (Itinemrhun  menti»  in  Drum), 
die  Araber  Auucan.  Gonra  nan  Loca.  Avtcanxa.  A vaanoie  u.  a.,  ierner  Aurarcs 
Maares  (De  natura  et  iauaortehtate  animae  (Samma  theologiac),  Thomas  von 
AQOxno  (Somma  theoL.  Contra  Geatfles,  QntttHmnt  disputatae.  Opuscu)*).  I 
Soorot  (QueaUJenai  aaanr  übroe  Arietntnlee  de  najau.  :<«Ea  Hacoü.  Rav- 

Mtnro  von  Saaunon  ( Vktb  animae).  Scannt  (De  anim»)  u  •.  —  Kao-nakolasili 
Peycholofea  nind:  A.  Stöckl.  Uhrbnch  der  Philo».  I*.  1905 H.;  M.  Sraxam. 
Peychologb  ha  Oehrte  de«  kJ.  Thoma«»,  1990, 1. 1991;  Sanssvaaino.  Philo«.  chri»t*«n. . 
Dyiiamologial— III:  T.  Pasca.  Imututkme«  perchoiopo««,  1894-98;  D.  Maacian, 
Psychologie.  1908-07;  GuTsaaurr.  Der  Kampf  um  die  Seele*.  1904;  Psychologie«. 
1904,  u.a. 

In  der  neueren  Zeit  wird  «.Ted  in  unreifen  pkantaetiacber  Wen«  (A&airra. 
Pakacslscs.  J.  B.  vas  Hautorr  u.  a.)  gelehrt  («.  Arehaeut).  teilt  «tatst  man  «ich 
auf  Arattoteles,  so  MsLancaraon  (Commentarius  de  anima).  Gocuincs.  CasMAvv. 
ZaaaaaLLa  (De  anima),  L.  Vivss  (De  anima  et  vita),  der  et«««  Brlhutandip- 
(Affektenlehre).  —  Den  Dualismus  («.  d.)  vertritt  Daacaaras,  der  zugk-irh  die  phyakv 
logischen  Bedingungen  des  Seelenlebens  betont  (s  Lrbenegeieter)  und  dir  Lehre  von 
den  Affekten  (Leidenaehaf  ten)  ausbaut  (Princspia  philo«. ;  De  p«a«ionibus ;  De  Ibomme ). 
was  auch  der  Monist  SnnozA  («.  Idonuta^tbeorie.  ParaUehamus)  tut  (Ethica 
Die  empirische,  eaaoaistive  Psychologie  des  „Innern  Sinne«"  entwickelt  steh  zunarhot 
in  England:   F.  Baooa  (De  digniute),  Hoanns  (De  homine),  Looas  (Easey  concera. 


Psychologie.  507 

hum.  understand.),  Hartley  (Observations),  Bekkeley  (Theory  of  Vision),  Hume 
(Enquiry,  Treatise),  A.  Smith,  Reid,  D.  Stewart,  Th.  Brown,  Erasmüs  Darwin, 
James  Mill,  später  J.  St.  Mill,  A.  Bain  (The  Senses  and  the  Intellect ;  The  Emotions 
and  the  Will)  u.  a.;  eine  physiologisch  gefärbte  Psychol.  vertreten  Hobbes,  Hartley, 
Priestley  u.  a.,  den  Sensualismus  (s.  d.)  Condillac  (Traite  des  sensations),  La 
Mettrie  u.  a.,  während  Bonnet  mehr  die  Aktivität  der  Seele  betont  (Essai  analytique ; 
Essai  de  psychologie).    Vgl.  Laromiguiere,  Maine  de  Biran  u.  a. 

Diese  Aktivität  betont  in  Deutschland  Leibniz,  der  den  Begriff  der  Apperzeption 
(s.  d.)  einführt  (vgl.  Unbewußt).  Chr.  Wolff  unterscheidet  empirische  und  ratio- 
nale P.  (Psychologia  empirica;  Psychol.  rationalis)  und  vertritt  die  Lehre  von  den 
Seelenvermögen  (s.d.).  Von  ihm  beeinflußt  sind  Baumgarten,  Reusch  u.  a.,  während 
andere  z.  Teil  von  den  Franzosen  (Bonnet)  und  Engländern  (Locke  u.  a.)  beeinflußt 
sind.      So   G.  F.  Meier   (Metaphysik  III),    Garve,    Sulzer,   Meiners,    Eberhard, 

TlEDEMANN,    IRWING,    FEDER,    MENDELSSOHN,    MORITZ,    CAMPE,  MAASS,  VON  CREUTZ, 

Platner  (Neue  Anthropologie),  Hemsterhuis  (Sur  les  desirs,  1770;  Lettres  rat 
l'homme,  1772),;  Tetens  (Philos.  Versuche,  1776  f.)  u.  a.  Eklektiker  ist  de  Croüsaz 
(De  mente  humana,  1726;  De  l'esprit  humain,  1741).  Ansätze  zur  psychischen  Messung 
bei  Bernoulli,  Lambert,  Merian  u.  a.  (vgl.  Delthey,  Deutsche  Rundschau,  1901). 

Nach  Kant  (vgl.  Gefühl)  gibt  es  nur  eine  empirische  P.  (vgl.  Seele,  Paralogismen) 
als  „systematische  Naturlehre  des  innern  Sinnes",  nicht  als  strenge  Wissenschaft, 
weil  Mathematik  auf  sie  nicht  anwendbar  ist  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  638  ff. ; 
Metaphys.  Anfangsgründe  der  Naturwissensch.,  Vorrede;  vgl.  Vorles.  über  Psychologie, 
hrsg.  1889).  Von  Kant  sind  beeinflußt:  Chr.  E.  Schmid  (Empirische  Psychologie, 
1791),  E.  Reinhold,  Hoffbauer,  Jacob,  Kiesewetter,  F.  A.  Carus  (Psychologie, 
1808),  Fries  (Psychische  Anthropologie2,  1837/39)  u.  a.  Vgl.  Biunde,  Empirische 
Psychologie,  1831 ;  Chr.  Weiss,  Über  das  Wesen  und  Wirken  der  menschlichen  Seele, 
1811  (Genetisch);  O.  Schneider,  Transzendentalpsychologie,  1891. 

Spekulativ,  z.  Teil  aber  auch  genetisch  ist  die  P.  der  ScHELLiNGschen  Schule; 
vgl.  Eschenmayer,  Psychologie,  1817;  Steffens,  Anthropologie,  1821;  Heinroth, 
Lehrbuch  der  Anthropol.,  1822;  Psychologie,  1827;  G.  H.  Schubert  (Geschichte 
der  Seele,  1830),  K.  G.  Carus  (Vorles.  über  Psychol.,  1831;  Psyche,  1851).  Von 
Chr.  Krause  (Vorles.  über  psych.  Anthropol.)  sind  abhängig:  Lindemann,  Ahrens, 
Tiberghien  (Psychologie3,  1872).  Vgl.  Schleiermacher,  Psychol.,  hrsg.  1864  (von 
L.  George,  Verfasser  des  „Lehrb.  d.  Psychol.",  1854).  —  Dialektisch  (s.  d.)  ist  die 
Psychol.  Hegels,  der  die  seelischen  Vorgänge  als  Momente  der  Selbstentfaltung  des 
absoluten  Geistes  darstellt,  deutet  (Phänomenologie;  Enzyklopädie).  Von  Hegel 
beeinflußt  sind  Daub,  Michelet  (Anthropol.,  1840),  K.  Rosenkranz  (Psychol.*,  1863), 
J.  E.  Erdmann  (Grundr.  der  P.,  1840;  Psychol.  Briefe,  1851),  J.  Schaller  (Psycho- 
logie I,  1860)  u.  a. 

Gegner  der  Vermögenspsychologie  ist  Herbart  (Lehrb.  zur  Psychologie,  1816, 
3.  A.  1887;  Psychol.  als  Wissenschaft,  1824 — 25),  der  Begründer  einer  intellek- 
tualistischen  (s.  d.),  teils  metaphysisch  fundierten,  teils  auf  scharfer  Beobachtung 
und  Analyse  beruhenden  Psychologie  mit  einer  (verfehlten)  Anwendung  von  Mathe- 
matik auf  das  psychische  Geschehen  (Statik  und  Mechanik  der  Vorstellungen,  s.  d.). 
Von  Herbart  mehr  oder  weniger  beeinflußt  sind  Stiedenroth  (Psychologie,  1824), 
Drobisch  (Empirische  P.f  1842,  2.  A.  1898),  Th.  Wattz  (Lehrbuch  der  Psychol.,  1850), 
W.  Volkmanw  (Lehrbuch  der  P.4,  1894—95),  L.  Strümpell  (Grundr.  der  P.,  1884), 
G.  Lindner  u.  a.  Selbständiger  sind  die  Begründer  der  Völkerpsychologie  (s.  d.) 
H.    Steinthal   (Einleit.   in  d.   Psychologie   und    Sprachwissenschaft2,    1881)    und 


H  H  Psychologie 

MLazabcs (Dm  Leben to  8nav\  1889 -86k  -  Nach  i 
wüldteriy^ohubBiWMitiitiBJili.dBrdtoWiihBfwOtniaiiiit, 

fcb  auf  „Urreresogen"  hHAi^m  Wahningansbnhhre.  1890;  Psychol 
1816 f.;  Learn.  der  Psyohologb,  180;  DI*  neue  Psychologie.  1845;  Preg- 
P..  1850).  -  Teilwebe  epekubtiv.  too  „unbewußten*-  <«.  <L)  Fehtoren  de* 
od.  send  db  Arbeiten  too  L  H.  Frarri  (Anthropologb«.  1880; 
Psytnologb,  1884-78).  Ulbkx  (Gott  u.  der  Ms  nah  1:  Leib  m.  Seele.  1.  A  1874). 
Pobtlaob  (Systen  dar  Pssobdogb,  1855;  Acht  psychol  Vortrage.  1888;  Beitrage 
rar  Psyohotogb,  1875).  K.  «  Habtsus»  (Ob  moderne  Peychologle,  1801;  Grundriß 
der  P..  1807) s.a.  VgL  Jbbbbb,  Viibbbjb sImi  nininuiifll  BsgrnaAd.  Psychol,  1866; 
F.  SamvL.  Dm  Ssababbaa  dn  MsMchaa,  1861;  F.  VomJLbdeb,  Giuno^nbn  einer 
Wlninmhift  der  raeneehhcheo  8eeb.  1841;  M.  bsrnvoBB,  Seelen- 
1848;  Flaks.  AnthronoL  u.  luychoiogb,  1874. 
DI»  Ibilshsagaa  dn  »ayiabuhim  Lehn*  hm  phy  •  alogischen  bw1*wBk*lessa 
J.  Müun.  Lots*  (MiiWiIiIiiIii  Psyuholngb.  1888;  8.  A.  1888;  Grands.  <L  Psychol. 
1888),  A.  Hoavnot  (Psychol  AneJysm.  1979  J  i.  Helubolts.  Hanra.  Srocxs, 
■Uudoxot.  Obbqi,  Bjbqt,  JajjBB  mnd  rieb  moderne  Peyoaosogen  (a.  untrn).  VorbaJer 
esperlnen  teilen  P.  sind  J.  Mclleb,  B.  H-  Wnn.  Dobdbbs  u  e,; 
(cTeil)Mift>MuplgMl(e.d.)ronFnomrMinndWc>PT(t.nn>en) 
Db  biologische  Seile  des  Bnlislilini  iilniiih  i  Srtwn  (Prisvtpbe  oi  Psycho, 
logy),  Riaor.  Rokasbb,  Baldwtb,  JnruuM.  BastBoasos,  Gaooa,  Jodl,  Kork 
stamm.  Swoboda.  Stoct.  Jamm  o.  e, 

Ab  rein  liisiibsilisin)  ■niljtisieni  DhBänln  htbmtn  dir  P  in  1 1 iniibbiibisii  i 
Webs  F.  Bbsbtaho  (PBytnobgb  L  1874).  Hörm  (PeycaoL,|1897 ).  Wir  asm  ( I  Wbol. 
1808).  Mabtt  u.  •„  ierner  Rmn  (Mhjmilai  Psychologie «.  1805).  H.  Cobbbuvs 
(PsyohoL.  1887).  Diltbsy  (Ideen  ftber  eine  bisoMsibsndsmlsibinds  Psyohnbfb. 
1884:  db  P.  bt  db  DsrsteUong  glilnMUiiif«!  Ibilsnrtsrils  «nd  teboeogbcber 
■MMMMf  iMMMBl  MftMl  .  BMI  Mi  Tn  UHSJ  LMMMM  *M  P»y,b«l • 
1808;  OiiindlsMoonen  dM  asebabbeue,  1888;  Psychol  84ndbn*.  1805;  PsyohoL, 
u.  Leben.  1801;  egt  Psythbuh,  unbewußt).  8csna»a>-KowA»xiK  u.  ». 
(Lebeiieformen.  8.  A.  1881.  a  8)  nennt  db  an  der 
..  rvyonOMgm  aer  fiMMSBM  bbh  staut  ibti 
sb  db  ssblMwbMMohsfiHoM  Vorn  geganOber.  Hier  »oll  db 
ab  sinnvoller  7nMnnanhang  too  Funktionen  gedacht  swrden.  m 

Db  AssrwbAirnspayümlogb  (a.  d.)  in  man  Hill,  Bai*.  SreacsB.  Ribot  (Le 
psycbol.  angbbe.  1878;  La  psychol  albnandw,  1879;  6.  ed.  1800;  Schriften  über 

Inf ■maisati    n.*s..L^i.    wiöe.  Gefühl,  Vorstellungen.  FlisiHssai,  Persönlich 

keit  u.  e,,  s.  d. ;  Tgl.  8.  Kbaüss,  Th.  Ribota  Psychologie,  1805).  Tbl  Zinn  (Physiolog. 
Payohologie».  1011;  Db  Graidbgen  der  l^ychologb,  1015.  2.  Bd.).  R.  Wähle  (Dm 
Gann  d.  Phibeophb*.  1898;  Über  den  Mmhsnbmn  dn  geistigen  Lebens,  1906), 
Müirnrnwno  (Beitrage  rar  ezperiment.  PsychoL.  1688—98;  Aufgaben  u.  Maihoden 
der  Psychol.,  1891.  u.  ».).  der  btet  sine  ..Aktionspsycbolope  (e.  d.)  vertritt  (Grdr. 
d.  Psychol.  I,  1900;  Psychology  and  lifo,  1889).  &  rTimnTBT.,  Maüdslbt  n.  I 
nebt  db  psyehbohon  Fnnnnaiihlnga  physiologisch  erklären.  —  Ena  swiechen 
Assoiistions  und  ApparnptbnnswoaYiBagb  btw.  euch  zwischen  ioteUcktusibtbcher 
und  rein  volunuristbchcr  P.  Termittelnde  Richtung  »niüeteu  H.  Hömmo  (Psycho- 
logb», 1893;  4.  A.  1906),  F.  Jodl  (Lehrbuch  der  Psychol.«.  1000;  4.  A  1018).  H.  Ebbin o 
Baus  (Grandsage  der  P,  1005  f.;  3.  A    1011;  Abriß  der  F.*.  1909),  W.  JnrsAin 


Psychologie.  509 

(Lehrbuch  der  Psychol.4,  1907)  u.  a.  Vgl.  O.  Külpe  (Grundr.  d.  Psychol.,  1893), 
A.  Dyboff  (Einführung  in  die  Psychologie,  1908;  Bearbeitung  der  8.  Auflage  von 
Hagemann,  Psychologie,  1911),  A.  Messer.  E.  Wentscher,  E.  Met*maxn  (etwas 
mehr  intellektualistisch ;  Arbeiten  über  Rhythmus,  Zeitsinn,  Sprache,  Übung,  Intelli- 
genz u.  Wille,  Gedächtnis,  Assoziation  u.  a.;  s.  d.).  Pfandes  (Einführ,  in  d.  Psycho- 
logie, 1904),  Stumpf  (s.  Raum),  Schcman*x  (Psychol.  Studien,  1908),  W.  James 
(Gegner  der  „atomistischen"  P. :  Prineiples  of  Psychology,  1890;  Psychologie,  deutsch 
von  Dürr,  1909),  Sttlly  (The  Human  Mind,  1892;  Outlines  of  Psychology,  1898; 
Handbuch  der  P.,  1898),  Stout  (Analytic  Psychology,  1896, 1902 ;  A  Manual  of  P.,  1901 ; 
The  Groundwork  of  P.,  1903),  J.  Ward  u.  a. 

Begründer  einer  experimentellen,  die  Physiologie  als  Hilfswissenschaft  ver- 
wertenden, apperzeptiven,  voluntaris tischen  (s.  d.)  P.  ist  W.  Wcndt.  Nach  ihm 
untersucht  die  P.  „den  gesamten  Inhalt  der  Erfahrung  in  seinen  Beziehungen  zum 
Subjekt  und  in  den  ihm  von  diesem  unmittelbar  beigelegten  Eigenschaften",  ohne 
die  Abstraktionen  und  hypothetischen  Hilfsbegriffe  der  Naturwissenschaft.  Sie  ist 
die  „Wissenschaft  der  unmittelbaren  Erfahrung".  Der  Wille  (s.  d.)  ist  für  sie  das 
typische  psychische  Geschehen,  das  aus  dem  „Trieb"  (s.  d.)  sich  differenziert  hat  und 
in  dem  die  „Apperzeption"  (s.  d.)  aktiv  den  Vorstellungsverlauf  lenkt  und  ordnet 
(Grundriß  d.  Psychol.9,  1909;  Grundzüge  d.  physiol.  Psychol.6,  1908  f.;  Vorlesungen 
über  die  Menschen-  u.  Tierseele5,  1910;  Völkerpsychologie,  1900  ff. ;  Einführ,  in  d. 
Psychol.,  1911 ;  „Philos.  Studien"  II,  X,  XII;  Archiv  f.  die  gesamte  Psychol.  II,  1902). 
Ähnlich  G.  Villa  (Einleit.  in  die  Psychol.,  1902),  Hellpach  (Die  Grenzwissenschaften 
der  P.,  1903),  Th.  Heller,  F.  Kiesow,  M.  Brahn,  0.  Klemm,  F.  Krüger,  Wirth, 
Störrlsg,  Calkixs,  L.  Lange,  Marre,  Eisler  (Das  Wirken  der  Seele,  1909)  u.  a. 
Voluntaristen  sind  auch  Foütllee  (Psychologie  des  idees-forces,  1893;  Der  Evolu- 
tionismus der  Kraft-Ideen,  1908),  Losseij  (Die  Grundlehren  der  Psychologie,  1904), 
Höffding  (s.  oben),  Paulsen,  Tipps  (s.  oben),  J.  Dewey  (Psychology,  1886), 
I.  M.  Baldwix  (Handbook  of  Psychology,  1890;  Story  of  the  Mind,  1898);  Ladd 
(Philos.  of  Mind.  1895)  u.  a.  Gegner  der  Assoziationspsychologie  sind  auch  M.  Palägyi 
(Xaturphilos.  Vorles.,  1908),  Bergson  (gegen  die  Veräußerlichung  des  stetig-inner- 
lichen Ablaufs  des  Seelenlebens,  s.  Dauer,  Geist,  Seele),  Lüqeet  (Idees  generales  de 
psychol.,  1906),  Lurac,  Brunschvicg  (Introduktion  ä  la  vie  de  l'esprit,  1900),  James 
(„Strom"  des  Bewußtseins,  s.  d.),  L.  W.  Stern,  P.  Barth  (Die  Psychologie  der  Gegen- 
wart, 1906),  Swoboda,  Ewald  u.  a.  Vgl.  Lachelier,  P.  u.  Metaphysik,  1908;  Wundt. 
Die  P.  im  Kampf  ums  Dasein,  1913. 

Die  experimentelle  P.  vertreten  (außer  Fechner,  Wcndt,  Erbinghacs,  Külpe. 
Messer.  Dürr,  Mecmann,  Münsterberg,  L.  W.  Stern,  J.  Cohn,  Wreschner, 
I '.  Martics,  Kraepelin,  X.Ach,  Schümann",  Stumpf,  G.E.Müller,  A.  Lehmann, 
C.  Lauge,  Kiesow,  Wirth  u.  a.)  Screftere  (The  New  Psychol.,  1898),  Tttchener 
(An  Outline  of  P.2,  1897;  Experimental  P.,  1901—05;  Lehrbuch  der  P.,  1910),  Saxford 
(Course  in  Experim.  P.,  1894),  Cattell,  V.  Henri,  A.  Binet,  ClaparÄde  u.  a.  — 
Psychologische  Laboratorien:  Leipzig  (1878),  Göttingen,  Bonn,  Heidelberg,  Freiburg 
i.  B.,  Breslau,  Königsberg,  Würzburg,  Gießen,  Frankfurt  a.  M.,  Hamburg,  Berlin, 
Zürich,  Graz,  Paris,  in  den  Vereinigten  Staaten  u.  a.    Vgl.  Denken. 

Zeitschriften  usw.:  Archiv  f.  die  gesamte  P.,  hrsg.  von  Meumann;  Philos.  Studien. 
hrsg.  von  Wundt;  Psychol.  Studien,  ebenfalls;  Psychol.  Arbeiten,  hrsg.  von  Kraepelin; 
Zeitschr.  f.  Psychol.  u.  Physiol.  der  Sinnesorgane;  Zeitschr.  f.  pädagog.  Psychol.; 
Zeitschr.  f.  angewandte  P., ;  Journal  f.  Psychol.  u.  Xeurologie ;  Deutsche  Psychologie ; 
Psychologische  Forschung;  Fortschritte  der  Psychologie;  Zeitschr.  f.  pädagog.  Psycho- 


MO  Paycholojistna». 

logte;  L'annte  psyaimtoajqae;  Aiahim  de  psychot ;  Rente  philo». ;  IV  Briüah  Journal 
of  P.;  TV  American  Journal  of  P.;  The  I^ubohagksl  Review;  Tbr  Journal  of 
PMlos.;    Psycho!,   «od    Biliiiifflt    Methode;   Untp  ras  ihwr.fi  n    aar    1'.    u.    Philo*., 
hrsg.  von  N.  Ach  (1910  ff.);  Bericht*  aber  Koagnass  (1904.  1907.  1909.  1911 
Peyobol.  in  WnmHmiihamasa  (1899f!  Ha*  Zar  Keuwart.  1909; 

K.  Kern- lz*.  Am  dar  Werkstatt  dar  expar.  P.  ■.  Pldagngik.  1909;  L.  W.  Brav 
paychoL  Artete  da»  19.  Jahihaaihals.  190».  —  VfL  Piaxna.  Physik  de«  Sxlrnlebens, 
1900;  Paouun.  Lacuvite  ■■■■tili.  1899.  u.  a.;  Riobkt.  Kaeai  dt  paychol.  g4n*ralr. 
8  ed.  1910;  P.  Jaxer.  L'aateasMana»  psv^ansngieas.  1099;  A.  Faooi.  Priadpi  di 
Prolog.  modern*.  1907;  A.  Baut-..  P.  ■JBiMlni.  1911;  Macimlby.  Ufa  in  Mmd 
Md  Ooadaet.  1901;  M.  Calais*.  Übt  doppelte  Standpunkt  in  d.  Psycbol..  1906;  An 
to  P.  1906;  OK.  A.  Manctaa.  P.  1901;  AI  isam,  I"sychoi.  als  Grand 
der  Pädagogik*.  191 1 .  o  WnxMAira.  Kmpim  >  vsan, 

dar  esnpir.  P .  190f ;  Lshrbaaa  dar  ilhjimibjiii  P..  1909;  P.  1091 
Dto  nnffB«nfilnäghiU  aller  P.  1907;  IL  Ewaan*.  Kritik  d. 
Halsfc.  hl  d.  Psycho!,  nach  kritischer  Msthods,  litt;  DaiaaoN.  Ordnsngakhn .  1911; 

I  Cabcs.  Cluayehle  der  P-.  1909;  Hiaaaoa,  Gsanhtohte  der  P..  18*' 
IT  nnw.  flewhliihH  ihn  ilsuHnbsn  I*.  Iflafi  D— im,  Hm  »Maate  ihn  imimiiii  l 
1901;  Gnehhhti  dt  P„  1911;  O.  rUKMM.  OuBhiihti  dar  naaanu. 

Psjrehologyand  theTeachrr.  1910;  Psychot  and  Wrrteisiftatebsn,  1912;  0.  AmmmOn. 
die  Methoden  der  P.|  Archiv  f.  d.  gniil    Psychot,  X X.  191 1 ;  W.  Scmmiki. 
MttiK.  l'rortö  einer  neuen  aiialytisohen  PaychoL.  1912;  Euixiaxi,  Lehrbuch 
der  Psychologie.  1911;  I^ytJsalogte.  IB99«;  Aar»»,  Einführung  in  die  frychologte,  1915; 
Natobt.  Allgemeine  Pejmrmtngii  nach  kritfaohm  Methode  I.  1911;  J.  Cua*.  J«Lr 
bacher  de*  Philo*..  1.  1911;  A.  Mannt,  ibid.;  Baair.  Hietory  of  psychology.  3 
1911;  Coaasxit'*,  Zerteohr.  f.  Psycho!..  Bd.  41;  Manan,  Portechritte  dar  i 
Warkcw.   Human  psychology.   1910:  TaoaxDiKX.   Eleanmte  of  psychology.    1 
i    ■  *rd.  Psychological  prinriplee,  1918;  KaösES,  Lehrbuch  dar  experim.  Psycho!    1 1 
1910;  LixowoaaKt.  Kiui  ilmnamBs  Psychologie;  KCuru,  Vorisnwaaea  Aber  Psycho 
logie.  1990;  Eaoaaxx.  Grundsaan  der  Itoatiidrtltwa^ajFaanlngte.  1919;  Handbaoh 
der  fMghiohsiidsa  Peynhologir  III.  19H.  hrsg.  von  <  nxsrsxD.  Zar 

kritischen  Grundlegung  dar  Peyiiaokute.  1980;   Eaiaauxs.  reychotogte.  1  M 
Vgl.  fhiUinwiaogao,  InteJlektusJJsmwa,  Aanwlilioa,  Appwneptfaci.  Peych. 
Pädagogik.  Aumge,  Piyaht^i/aft.  Wille,  Deaheii.  BevuOteeia.  faipflndunf. 
»tenung.  (Mahl.  Auf laiiaiaH,  Qedachtoat,  IUprodektton.  PeycboAntJyer .  Technik. 

PaychologlnaatM    (Aaadnirk    achon    bei    J.    K.    RftMCAff»)    bedeu«. 
weitern  Sinne  die  Baeierang  der  PhOoaopbie  nuf  Peychologie,  die  sagteiah  als  Grand 
läge  der  Gvietetnnaieaachaftaa  angeaehen  wird.    Im  engern  Sinne  ist  P.  die  Ter» 
die    Gegenstände   der   Logik,    Krkenntniekritik.    Werttheorie   uew.    aaf   najal 
payehbote  Kriebaaae.  Pioieaag  and  payehologiarte  Gebilde  xarnckzufuhren.  nie  aaa 
peychologwcben  Paktonn  und  Geaetern  abxuleiten.  alt  b)o8a>  Baaultet  peyohiei  her 
Entwicklung  genetisch  dar/ u  tun.     Im  engsten  Stone  ist  der  P.  fast  gleich  bedeutend 
mit   Subjektivismus  (s.  d.);  doch  gibt  es  auch  einen  objektiven  (intersabjekti 

vllgemeingültigkeit  von  Wahrheiten  (s.  d.k  Relationen.  Werten  und  Zwecken 
anerkennenden  P..  ferner  einen  emr^ianjteh  evnrntionisüaoltefi  und  einen  aprio- 
ristischen.  rationalUtiacben  P.  Dem  P.  in  seiner  engeren  Form  ist  entgegenzuhalten, 
daß  alle  Wissenschaften,  die  P.  inbegriffen,  einer  logisch  -  erkenntniskritisebrn 
..<  Jrundleping"  (liegitimation)  bedürfen,  daß  die  Logik  (s.  d.)  es  nicht  mit  den  Denk- 
vorgingen  ah)  solchen  tind  in  ihrer  Entwicklung,  sondern  mit  dem  richtigen  Denken 


Psychologismus.  511 


als  Inbegriff  der  Setzung  und  Anerkennung  gültiger  Relationen,  bzw.  mit  diesen  selbst 
zu  tun  hat;  daß  die  kritisch- normative  Betrachtungsweise,  welche  die  Denk-  und 
Erkenntnisniittel  am  reinen  Denkzweck  und  an  der  Idee  der  Erkenntnis  prüft  und  die 
Erkenntnis  (bzw.  Erfahrung)  auf  ihre  konstituierenden  Bedingungen,  ihre  „Grund- 
lagen" (nicht  Ursachen)  analytisch-regressiv  zurückführt  (s.  Erkenntnistheorie, 
Transzendental),  über  den  Gesichtspunkt  und  die  Kompetenz  der  Psychologie  hinaus- 
geht, welche  das  Denken  und  Geistesleben  so  nimmt,  wie  es  sich  tatsächlich  vollzieht, 
ohne  Kritik,  ohne  Wertung,  ohne  Normierung  (vgl.  Ethik,  Soziologie,  Rechtsphilo- 
sophie, Ästhetik).  Der  Antipsychologismus  betont  die  Unabhängigkeit  der 
theoretisch-praktischen  Relationen,  Geltungen,  Wahrheiten,  Werte  vom  subjektiv- 
psychischen Erleben,  sie  haben  absolute  Geltung  (gelten  „an  sich"),  sind  „ideale" 
Gebilde,  die  gleichsam  einem  „dritten  Reich"  angehören.  Der  extreme  Antipsychol. 
löst  zuweilen  diese  Objekte,  Gebilde  und  Geltungen  von  der  Welt  geistiger 
Aktivität  und  Zwecksetzung,  als  deren  allgemeingültige,  überindividuelle, 
relativ  selbständige  Inhalte  und  Zusammenhänge  sie  auftreten,  zu  sehr  ab,  analog 
der  von  Platon  zwischen  den  Ideen  (s.  d.)  und  Erscheinungen  behaupteten  Trennung 
(y<i>(>iau6i).  Das  „Denken  überhaupt",  „Wollen  überhaupt'  ,  „Werten  überhaupt", 
dem  die  „absoluten"  theoretisch-praktischen  Geltungen  und  Werte  (s.  d.)  zugeordnet 
sind  und  ohne  das  sie  ihren  Sinn  nicht  haben,  ist  zu  berücksichtigen  (vgl.  Geist, 
objektiver,  Zweck,  Voluntarismus,  Objekt). 

Als  Grundlage  der  Philosophie  betrachtet  die  Psychologie  Fries,  der  aber  den 
logischen  Wert  des  A  priori  (s.  d.)  betont  und  den  Empirismus  ablehnt:  nur  die  Auf- 
zeigung des  Apriorischen  ist  psychologisch  (Neue  Kritik,  2.  A.  1828  f.;  vgl.  L.  Nelson, 
Die  kritische  Methode,  S.  26  ff.  und  die  Fries-Schule  überhaupt;  s.  Erkenntnistheorie). 
Ferner,  zum  Teil  in  empiristischer  Weise,  Beneke,  Feuerbach  u.  a.,  M.  de  Biran, 
Jouffroy,  Rosmini  (Ausgang  von  der  innern  Erfahrung  des  denkenden  Ich,  Nuovo 
saggio,  §  1465  ff.),  Fouillee,  Fechner.  Paclsen,  Heymans,  F.  Brentano,  Wundt, 
Lipps,  nach  dem  es  aber  eine  „reine  Bewußtseinswissenschaft"  gibt  (Leitfaden  der 
!'-> .hol.2,  1906,  S.  31  f.),  H.  Cornelius,  Jodl,  A.  Meinong,  Für  die  Psychologie 
und  gegen  den  Psycholoeismus  in  der  Werttheorie,  Logus  HI,  1912,  Kreibig,  Stöhr. 
Dürr,  Krüger  u.  a. 

Psyehologisten  im  engeren  Sinne  sind  Protagoras,  (zum  Teil)  Locke, 
Berkeley,  Hfmk,  Herder.  Beneke,  J.  St.  Mill,  E.  Mach,  Avenarius,  H.  Cor- 
nelius. W.  Jerusalem  (Der  kritische  Idealismus,  1905,  S.  10,  78),  J.  Schultz  (Die 
drei  Welten  der  Erkenntnistheorie,  1907,  S.  89),  H.  Vaihinger  (Die  Philos.  des  Als-Ob, 
1911),  Ziehen,  F.  C.  S.  Schiller  (Humanismus.  1911;  Formal  Logic,  1912),  James, 
Beroson,  Müller-Freienfels  u.  a. 

Vermittelnd  oder  gemäßigt  lehren  WtJNDT  (vgl.  Kleine  Schriften,  J,  1910), 
Siqwart,  B.  Erdmann,  Dilthey,  Heim  (Psychologismus  oder  Antipsychologismus, 
1902,  S.  155  ff.),  Höffding,  Palägyi  (Der  Streit  der  Psychologristen  und  Formalisten 
in  der  modernen  Logik,  1902;  Die  Logik  auf  dem  Scheidewege,  1903:  Kant  u.  Bolzano. 
1902;  vgl.  Wahrheit),  Uphues  (Einführung  in  die  moderne  Logik  I,  1901;  Zur  Krisis 
in  der  Logik,  1903),  Ei.senhans  (  Fries  u.  Kant,  1906,  II,  12  ff.),  Meinong  (vgl.  Gegen- 
standstheorie), Höfler  (Sind  wir  Psycho] ogisten ?,  1906),  Kreibig  (Die  intellektuellen 
Funktionen,  1909)  u.  a.  Vgl.  O.  Ewald,  Kants  Methodologie,  1906;  Kants  kritischer 
Idealismus,  1908. 

Antipsychologisten  sind  Platon,  Leibniz  (s.  Wahrheit),  Kant  (s.  Kritik, 
Transzendental,  Logik),  der  aber  doch  zuweilen  ins  Psychologische  gerät,  Hegel, 
Bolzano    (s.  Wahrheit,    Satz).    Herbart.   Lotze,   Husserl    (s.   Logik,   Wahrheit), 


Piycbom  —  Psycbopbyslk. 


ITBUOX.  KüLTE,  A.  MW,  VOUKBLT.  RjBBL»  GOBBX,  NaTOBT.  LasX.  WlXDSLBAXD. 

Rkxsbt.   J.  Cum,  MOmihum,   Kccsi  Simbel,   ScBurrE, 

Rbbkeo.  Htauvnaum  (Philo«,  Stadien.  190»)  u.  ».  VgL  C.  GOttlbb,  frychologk» 
o.  Philosophie,  1899;  EL  Lord  Herber«  von  Cäerbury.  Ein  IniBacbei  IW.tr* g  lur 
Gaachbhto  dea  ftiubuliigboms.  1912;  Dumok.  (MtattfUn  («.  d.).  1912;  Mooo. 
Logik.  Psyohobgb«,  ftjibnliigbBBM,  1990.  -  VgL  rinlhai— ,  Obhigkeiu  Lngbnui, 


Payr hörnt   peyebische«  Oeavbfbn  (Foul.  Hak».). 

r^chaBxetrle     (Psycheoinetm):    msthemstbnhs    Tbhanrtmng    de« 
Ibchen,  ab  Desiderat  ron  Cn.  Wocrr  luagssproubin  (Psycho!,  empir.  f  522,  919). 

I'vxlioiiioni.iinii     ui     «1..     OJBBOBt,     fal    IBM    <H>-«l-rk.-.     BZBBBBBBBBI 

SM»  (ftwuBnwb)  «hI  amt  Inhalt  (Fwpilmtnng)  bt  (Vebwobx,  Ziebex 
Ktaan  „|)i«isnnbiB  Motnatnns"  vertritt  aar*  Hetbaes  (Einf.  in  db  Metaphysik, 
1921*).    VgL  II    li    ii,  ■■pilii ilinig 

Peyrbopnnni rhir    (B>t?4.  8eeb;    *«V.  gas«;   edf.  Nscht):    flmbnsrhlsf 
rwbchrn  Tod  and  Auferstehung,  von  n»s«oksn  Sekten  gebart 
payehonaonyahia,  1524. 

Payehopatlii-ch  ui  jede  krankhafte  Veränderung  de«  Srehxcbin  (in  um 
Otbbt  der  Psyc hopatbologie  fallend),  beaondars  jede  leichtere  Psychose  (•.  d  ). 
VgL  ELKocb,  Di«  psyclwpntbbchen  MlndervrerligMfen.  1991-92;  STÖEBtxo, 
Vorbeiingen  über  Psychopathologie,  1909;  Jeu.  Scbtltx,  W«  lernen  wir  am  der 
Paranoia?  Aren,  f.  gcs.  Psych-,  1919;  &  Fbecd.  Zar  P.  de«  Alltags«,  1912:  MCxete* 
im,  Psychotherepy».  1912;  Jaetes*.  Allg.  Ps)xhopathologb.  1920':  Blbclb*. 
Jahrbuch  drr  Psychiatrb;  Zeitschrift  für  Petbopsychologb.  1911  f 

PayrhopByalk  nennt  hon«  db  „Lehre  vuo  den  UisXsain,  nach  denen 
Leib  and  Sseb  imiiiimUiipi",  db  Lahr*  roo  den  Al»sAi>gb>itsh«sbhriBgan 
twbohen  Leib  «od  8eeb,  gsjantafrag  and  Reit.  «Meli  letzterer  ihm  ab  Maß  f ür  die 
Starke  dar  faiiaVd—g  gut  (egL  Wsbscsobes  Geaetak  Aneaue  tar  P.  finden  ebb 
früher  (B.  EL  Wim  u.  s,).  Wcedt  brngspn  betonohtrt  db  Variation  der 
nar  ab  Hilfsmittel  bot  wiUkttrbcben  AnoWbong  tob  FsxufBiil«agm  and  Untat. 
psychbeba  Inhalte  «Hol  an«  aiBnittalhar  ab  Groben 
Reiiasass  aad  (subjektive.  unmitteJ 
Db  ffn>pllnd«ng«n  eelhet  sind  nur 
in  gewissen  GttmxfiUen  (Gbichheit;  eben 
■Midi  bat  Od««  Jnmnnii.T  I  bjlf  n.in:<  BD  bbd .  GUbk  hh.it  BVBBV  Gn.Uenunters<'hir<h  j 
und  sind  nur  unmittelbar  aad  noch  ihrem  reUliven  Werte  eergbicbbir  (vgl  Normal- 
reia,  IbiisckwelK  Rekhöhe  usw  )  Wihrend  Fbgbxeb  drei  psycbophyabche  Methoden 
untereabnidet  (IL  dar  eben  merklichen  Unteiachiede.  M  der  richtigen  and  fabeben 
Pilb,  IL  der  mittleren  Fehler),  antaracheidet  1  L  Abstufung*,  oder  Ein- 

tteUungamethoden  (M.  dar  Mlnimsiinrbningan.  IL  dar  mittleren  Abstufungen  oder 
der  übermerklichen  Unterschiede,  IL  der  Qbicneinetellang  oder  der  mittleren  Fehler). 
1 1  Abrähmngsmethodaa  (IL  dar  richtigen  and  falschen  Falb.  M.  der  mehrfachen 
Pilb).  -  VgL  Fbcbxbb,  Elemente  dar  P.»  1990,  2.  A..  1889;  In  Sachen  der  P..  1877; 
Revision  der  Hauptpunkte  der  P..  1882;  Phitoa.  Studien  IV;  Laxobb,  Db  Grund- 
lagen der  P..  1876;  G.  E.  HOllbb,  Zar  Grundlegung  dar  P..  1878;  Geeichtapunkte 
u.  Tatsachen  der  psyebophya.  Methodik,  1904;  E.  Zell**,  Über  db  Hinging  psy- 
chischer  Vorgange,    1881;   P.A.  Mülle*.    Das   Axiom  der    P.,    1882;   Dklb 


Psychophysischer  Parallelismus  —  Pythagoreismus.  513 

Elements  de  P.,  1883;  A.  Elsas,  Über  die  P.,  1886;  Wundt,  Grdz.  d.  physiol. 
Psychol.  I6,  1908;  Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  306  ff.;  Logik  III3,  1908;  Merkel, 
Philos.  Studien  VII,  IX;  G.  F.  Lipps,  Grundriß  der  P.2,  1909;  Die  psychischen 
Maßmethoden,  1906;  Foucault,  La  P.,  1901;  J.  v.  Kries,  Über  die  materiellen 
Grundlagen  der  Bewußtseinserscheinungen,  1901;  Wreschner,  Methodische  Bei- 
träge zur  psychophys.  Messung,  1905;  Gltberlet,  P.,  1905;  F.  Brentano,  Unter- 
such, zur  Sinnespsychologie,  1907;  A.  Lehmann,  Lehrbuch  der  psycholog.  Methodik, 
1906;  Jodl,  Lehrbuch  der  Psychologie  I3,  266  ff.;  Itelson,  Archiv  f.  Gesch.  d. 
Philos.  III;  Koeppner,  Geschichte  der  Versuche  zur  Grundlegung  einer  P.,  1900; 
W.  Wtrth,  Psychophysik,  1912.  —  Vgl.  Webersches  Gesetz. 

Psychophysischer  Parallelisnius   s.  Parallelismus. 

Psychophysisches  Gesetz    s.  Webersches  Gesetz. 

Psychosen:  Geisteskrankheiten  (in  Verbindung  mit  Neurosen  und  Gehirn- 
schädigungen). Sie  umfassen  verschiedene  Hemmungen,  Störungen,  Ausfalls- 
erscheinungen, Über-  und  Untererregungen  (Exaltationen,  Depressionen),  Schwä- 
chungen und  betreffen  den  Intellekt  wie  das  Gefühls-  und  Willensleljen.  Die  Leistungs- 
fähigkeit des  Geistes,  die  Einheit,  Ordnung,  Verknüpfung,  Regulation,  zweckvolle 
Aktivität  desselben  sind  mehr  oder  minder  herabgesetzt,  bis  zum  gänzlichen  Geistes- 
verfall. Vgl.  H.  Emminghatjs,  Allgemeine  Psychopathologie,  1878;  Krafft-Ebing, 
Lehrbuch  der  Psychiatrie7,  1893;  Kraepelin,  Psychiatrie8,  1909;  Hellpach,  Die 
Grenzwissenschaften  der  Psychologie,  1902;  Störring,  Vorles.  über  Psychopathol., 
1900;  Jaspers,  Allg.  Psychopathologie,  1920 2.  —  Vgl.  Psychoanalyse,  Zwangsvor- 
stellung, Manie,  Melancholie,  Genie,  Verbrechen,  Psychopathisch,  Aphasie. 

Psychotechnik:  Anwendung  psychologischer  Methoden  auf  die  praktische 
Kultur  (s.  Taylorismus).  Taylor,  Die  Grundsätze  d.  wissensch.  Betriebsführung, 
1913;  Münsterberg,  Grundzüge  der  Psychotechnik ;  Ders.,  Psychologie  u.  Wirt- 
schaftsleben, 1918;  Piorkowsio,  Die  psychol.  Methodologie  d.  Wirtschaft!.  Berufs- 
eignimg, 1915;  Moede,  Psychologie  im  Dienste  des  Wirtschaftslebens,  1919; 
Schlesinger,  Psychotechnik  u.  Betriebswissenschaft,  1920;  Giese,  Psychotech- 
nische  Eignungsprüfungen,  1920;  Gilbreth,  ABC  der  wissenschaftl.  Betriebs- 
führung, 1919;  Giese,  Aufgaben  u.  Wesen  der  Psychotechnik  —  Psychotechnik 
u.  Taylorsystem,  1920;    Psychotechnische  Bibliothek  (Moede-Piorkowski)  u.  a. 

Psyehovitalismus    s.  Psychobiologie,  Leben. 

Parkinjesches  Phänomen:  im  normalen  Spektrum  des  Sonnen- 
lichtes werden  Gelb  und  Grün  am  hellsten,  Blau  und  Violett  am  dunkelsten  gesehen; 
hingegen  in  der  Dämmerung  ist  Grün  am  hellsten,  dann  kommen  Blau,  Gelb,  Violett, 
Orange,  Rot  (vgl.  Ktjlpe,  Grundr.  der  Psychol.,  1893,  S.  132  f.). 

Pnrnsha:  im  Vedanta:  Mann.  Person,  Geist.  1.  Der  kosmische  Purusha,  aus  dem 
die  Welt  geschaffen;  2.  der  Purusha  im  Menschen,  mehr  und  mehr,  im  Sinne  der  Sankhya- 
lehre,  das  Subjekt  des  Erkennens.  Deussen,  60  Uphanishads,  1905, 890  ff.,  277,  328  usw. 

Pyknatom   s.  Atom  ( J.  G.  Vogt). 

Pyromanie  {xvq,  Feuer):    Brandstiftungstrieb. 

Pyrrhonismns:   die  nach  Pyrrhon  genannte  Richtung  der  Skepsis  (s.  d.). 

Pythagoreismns    ist   die   von  Pythagoras   begründete  Philosophie,  zu- 
gleich eine  religiöse  und  ethisch-politische  Vereinigung  mit  einem  streng  geordneten 
Eisler,  Handwörterbuch.  03 


014 


Üben    (Enthaltsamkeit,    ftihesifsil,    Treue,    Autorität   dn   Heisters:    «dtet  /o«, 

tat  großenteils  ensl-kir,  spaten  Lehren  wurden  ■ernekditiuiL  Oaerslrniisiieuk  f nr 
den  P.  ist  die  Lehn  von  den  Zeiten  (e.  d. )  als  Prompten  der  Dinge,  vom  We 
(e.  Welt»  ron  der  rfrklrnkerwiorita  (e.  d.)  and  von  der  ftsstanwsndet  iihj 
sind  PniuiLeoe,  Rnmue,  Kaue,  OnanLoe.  Tuuuos  vo»  Losjh, 
Ananrras  von  Tannrr.  Ltsu.  Ecnrroe  a.  n.;  verwandte  Anecheuungen  neben 
mm  Teil  Aucnaio»  van  Krotoo,  Hurasoe,  KKntaxros,  Uutooamus,  Ertönt enoe 
a.  e,;  den  kommen  die  Neupy  tkegoreer  (e.  d.L  VfL  Duu,  Fragments  der  Vor- 
eokretiker  I;  X.  A.  1806Lj  A.  RonuarnCcun,  0n  Byetsin  der  Pyihsgoieei,  1867; 
CuAtonwr,  Pythegoreet  le  pkilae.  pytbagnrinienns»,  187«}  A.  Donna*  Archiv  L  üceeh. 
der  Philo*.  V;  W.  Bacnn,  Der  Alter»  F..  1887»  W.  Smct-n,  Archiv  f.  Oeeoh.  d.  Philo... 
Bd.  81.  1808t  Ta.  Oonran,  Orinhlioki  Denker  VfL  fflekiit,  Tetrakty»  . 


(fMÜlteU   (quakte*,    *~4t*y.    Beschaffenheit,    tnuhwii   Art 
dn  seine,  Ufeneaneit  (e.  d.L    Der  Begriff  der  Q.  tat  ein  Grundbegriff,  der  eaf  der 

UOtflVOQflSlBlnOM    VOB    JPQ0ttMe8nftBnnBMfe   QS0    \MM|NMCHtt    PyfTnilV        AvfeCeW 

die  wir  den  Objekten  nki  itaooheftsnheinn  zuschreiben,  eind 
eil  Ertabntainheln  nnfcin  (Sinoeequali  taten:  rot,  euß.  hart  usw.),  wobei  eber  wohl 
ra  blieben  ist,  deA  die  Ersthntan  eis  BcwafltninnHflnfc,  eis  psychische  Vorgänge, 
ata  Htihjitkt  Reektiortfio  nickt  nlbet  die  Qiftlftftra  ikrer  Inkalte  beben,  defl  also 
t.  B.  des  Auftreten,  Heben,  Erleben  einer  Qualität  „rot"  nickt  selb. 

erden  die  Btaneoqne  Brenn  ele  objektiv,  real  aufgefaßt;  spater  erkennt 
die  Ahkluftfkeit  dereelbn  ron  den  Organen  and  Fanktiooen  dn  Subjekt*  nnd 
dieWloninttnHs,dknfc»s«nbn^wn»meneied 

die  dock  unter  gtatohon  snfleten  Heiiliifiiinwi  den  Subjekt  je  mwk  denn  Verl eesung 
beid  wem.  bald  kalt  usw.  niiihsiiisii  können.  So  werden  die  fjiniwnqiislimnn  erst 
zum  Teil  (die  Neokondarenu  Qualitäten  >,  dann  fem  (die  „primären"  QueL:  die  un- 
mittelbar  wahrgenommen*  nndeknnnf,  Hirn,  Druck  new.)  „nbjektiviert",  d  n.  ata 
bloße  Zustand*  dn  Subjekts  bestimmt,  wobei  man  tum  Teil  dann  aber ' 
daß  dien  Quslltlten  »war  nur  für  ein  erlebendes  Subjekt  (ata  .^Abhängige' 
•olcben)  an  den  Dingen  auftreten  können,  nkn  nickt  doppelt  rorbeaden  eind,  daß 
sie  aber  dock  objektir  bedingt,  bestimmten  ffigensnhiMen.  Verkeltungsweieen, 
Ordnungen,  ReUtionen  dn  Wirklieben  selbst  sugeordnet  (und  angepaßt")  sind. 
Die  exakt»  Keturwisseneoheit  (a  d.)  führt  die  Qualitäten  auf  quantitative  Bestimmt* 
nenn,  Verbaluueee  der  Objekte  zurück,  um  so  das  Verketten  der  Dinge  n  berechnen, 
n  vereinheitlichen,  gotatig  su  benerrsoben.  Die  Psychologie  (s.  d.)  hingegen  betrachtet 
dn  Qualitative  dn  Erlebens  in  denen  Unmittelbarkeit  nnd  Konkistkeit,  in  denen 
Zugehörigkeit  tum  konkret-subjektiven  Krtoleiiennimmnnhsng  Die  Uciaphyeik 
endlich  kann,  zum  Zwecke  dn  Verständnisse*  dn  Sinnes  dn  Daseins,  rar  Deutung 
desselben,  auf  das  Fürtuch-  oder  Innensein  (relatives  „An  sich")  der  Objekte  raruck- 
gehen  und  dieses  ata  eine  der  psychischen  enaloge  qualitative  Zustendlichkeit 
auffassen  (Fbchxers  „T*gc*-Ansicht",  s.  Panpsychtamw).  Die  rein  quantitative 
Auffaesung  der  Natur  ist  ebenso  zweckmäßig  wie  abstrakt-einseitig. 

Den  Begriff  der  Q.  erörtern  »"f— *"  echon  PLaro«  (Tkeact.  182  A,  186  B, 
186  A)  und  AmurroTXLKS,  neck  welchem  sie  eine  Kategorie  (s.  d.)  ist  (Kategor.  8, 


Qualität.  515 

8  b25).  Er  unterscheidet  vier  Qaalitätsarten:  Eigenschaften  und  Zustände,  Tätigkeits- 
anlagen,  passive  Beschaffenheiten,  geometrische  Bestimmtheiten  (vgl.  Met.  1020  b 
17  ff.).  Im  Gegensatz  zu  Demokrit  (s.  unten)  vertritt  A.  eine  qualitative  Natur- 
auffassung; die  Qualitäten  sind  ihm  etwas  durchaus  Objektives,  in  den  Dingen 
Begründetes.  So  denken  auch  die  Scholastiker  (s.  unten).  Die  Q.  ist  ein  „modus 
essendi",  eine  „dispositio  substantiae"  (Thomas  von  Aqctno,  Sum.  theol.  I,  28,  2  c). 
Locke  bestimmt  die  Q.  als  die  Fähigkeit  eines  Dinges,  in  uns  eine  Empfindung  zu 
erregen  (Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  8,  §  8);  Leibniz  als  die  für  sich 
genommene  Bestimmtheit  eines  Dinges  (Philos.  Hauptschriften  1,  55,  72). 

Nach  Kant  ist  die  Q.  eine  Klasse  von  Kategorien  (s.  d.)f  umfassend  die  Realität, 
Negation  und  Limitation.  Die  Q.  der  Empfindung  ist,  wenn  sie  auch  im  einzelnen 
nur  aus  der  Erfahrung  kennengelernt  wird,  etwas,  was  in  bezug  auf  die  Eigenschaft, 
einen  Grad  (eine  Intensität)  zu  haben,  a  priori  erkannt  werden  kann  (s.  Antizipation). 
An  apriorischen  Größen  können  wir  nur  eine  einzige  Qualität,  nämlich  die  Kontinuität, 
„an  aller  Qualität  aber  (dem  Realen  der  Erscheinungen)  nichts  weiter  a  priori  als  die 
intensive  Quantität  derselben"  a  priori  erkennen  (Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  56  f., 
169  f.).  Hegel  bestimmt  die  Q.  als  Kategorie,  die  wiederum  ein  Moment  der  dialek- 
tischen (s.  d.)  „Selbstentfaltung  des  Absoluten"  (der  „Idee")  ist;  die  Q.  umfaßt  das 
Sein  (im  engern  Sinne),  Dasein,  Fiirsichsein.  Nach  E.  v.  Hartmaxn  ist  die  Q.  eben- 
falls eine  Kategorie,  aber  sie  kommt  nur  in  der  „subjektiv  idealen  Sphäre",  als 
„Synthese  von  intensiven  Empfindungskomponenten"  vor;  die  mittelbar  nur 
repräsentativ  gedachten  Dinge  sind  qualitätslos,  ebenso  das  Absolute  (Kategorien- 
lehre, 1896,  S.  29  ff.).  Nach  H.  Cohen  ist  der  Unterschied  der  Q.  „als  ein  solcher  der 
Realität  und  auf  die  verschiedenen  Ordnungen  des  Unendlichkleinen  zurückführbar 
zu  denken"  (Prinz,  der  lnfinitesim.,  1882,  S.  110,  149).  Auch  nach  Th.  Lepp3  u.  a. 
ist  die   Q.  in  Quantität  „umzudenken"  (s.  Naturwissenschaft). 

Die  Subjektivität  von  Sinnes qualitäten  betonen  schon  die  Veden,  die  Eleaten 
(s.  Sein).  Nach  Demokbit  existieren  nur  Gestalt,  Größe,  Härte,  Ausdehnung, 
Bewegung  an  sich,  während  Farben,  Töne  usw.  nur  unserer  Meinung  nach  objektiv 
sind  (vöficp  yXvxv,  vöutp  tiixqöv,  v6[U$  &ep(.töv,  v6fi<#  ipvxföv,  vöuy  'jCQoir)  fog  di 
&iQ(xa  xal  xevöv,  Sext.  Empir.  Adveis.  Mathemat.  VLI,  135).  Ahnlich  die  Epi- 
kureer (vgl.  Lccbez,  De  rerum  natura  II,  730  ff.).  Die  Objektivität  der  Qualitäten 
lehren  hingegen  Aristoteles,  die  Stoiker,  die  meisten  Scholastiker  (mit  Aus- 
nahme der  Schule  des  W.  V.  Occam,  dem  die  Sinnesqualitäten  nur  „Zeichen"  von 
objektiven  Eigenschaften  sind).  Sie  unterscheiden  „qualitates  primae"  und  „secundae" 
(primariae,  secundariae),  d.  h.  Grund-  und  abgeleitete  Eigenschaften  (Wärme,  Kälte, 
Feuchte,  Trockenheit  =  primär).  So  schon  Albertus  Magnus  (Phys.  V,  tr.  1,  C.  4; 
vgl.  Baeümkeb,  Archiv  f.  Gesch.  d.  Philo«.  XV,  1909).  „Verborgene"  Q.  („qualitates 
occultae")  sind  Kräfte,  „virtutes  occultae"  (z.  B.  gewisser  Mineralien  wie  Saphir, 
Jaspis:  W.  VON  Auvergne  u.  a.),  die  aus  den  bekannten  Qual,  nicht  ableitbar  sind 
(z.  B.  die  magnetische  Anziehungskraft;  der  Ausdruck  „q.  occultae"  kommt  erst 
ziemlich  spät  vor;  vgl.  J.  Wild,  Jahrb.  f.  Philos.  XIX). 

Zwischen  subjektiven  und  objektiven  Qual,  unterscheiden  Campanella,  Galilei 
(II  Saggiatore  Li,  340),  Descartes  (Princip.  philos.  I,  57;  IV,  198  ff .),  Malebranche, 
Mersenne,  Hobbes  (De  corpore,  K.  25,  3),  Gassendl  R.  Boyle  („primäre"  und 
„sekundäre"  Qu.;  vgl.  Baeumker,  Philos.  Jahrb.  XXI,  1908)  u.  a„  vor  allem  Locke. 
Nach  ihm  sind  Dichte,  Ausdehnung,  Bewegung  oder  Ruhe,  Zahl  objektive,  uisprüng- 
licho  („original"),  primäre  („primary")  Qual.,  Farben,  Töne  usw.  sekundäre  („secon- 
dary")  Q. ;  daneben  gibt  es  noch  die  Kräfte,   mittels  deren  die  Körper  aufeinander 

S3* 


516 Qualität, 

einwirken.   Die  Wahre« towwf«  der  primären  QnaL  sind  dieacn  ähnlich;  die 

•lad  Wirkungen  dar  primären  (biy  oaneara.  hu«.  aedamtaad.  1 1.  K.8.|9ff.). 

(Princrpfea,  VIII  M.)  «ad  Ben  (Tniwai  IV,  sct.  3)  «eben  weiter  and 

die  SubjekttvUU  (IdeettnU)  anch  der  priaafcrea  QnaL.  dia  tob  den 

»d  von  einer  Art  seien.    Nach  Lbkbb  «ad  eile  QuahtAten 
»najwlBBl  durch  inll»irtlsn   Warna  (•  Monaden).      Nach  Kaut  und  die 

„Ding  an  sich"  (a.  d.)  eeiaea  Grand  hat.    DI»  Wanaii|iHttlw  sind  blöd»  Emptm- 

Whaaugan  der  luandiiB  ..Cbanraaiilnn" dea  Subjakm  (Erik  d.  wav  Venu  &  »f.). 

Durch  Jos.  MCixsas  Lehre  von  dea  »periftaohrn  fln»isi  miglin  (e.  Paaigiii) 
« ird  die  Subjektivität  der  QaeJHetea  vielfach  nhertfieben,  wenn  aaoa  da»  Katar» 
waaeafaMut  in  dar  Regel  an  dar  UutereeJstiduag  objektiver  Becveeatthereea  (Aue- 
dehnung. Dirbte.  Brweguag)  von  dea  subjektiven  laallillt  (eo  eoch  Ron.  Ta.  Baowx. 
W.  HAMXi.ro».  Srnrciftu.  a.).  DaB  die  QamL  7f  Irina«,  subjektiv»  Symbole  objektiver 

dtaiesc  sind,  betoaea  HniAtt.  nach  welchem  Jede*  ..ReaJr"  (•.  d.)  rine 

Anderilcneelnfecbe  QaalHIl beehrt (AUgem.  Metaphy«.  II.  f  308  M.L  Et* 

FovnxtB.  Pactjb*  u.  a..  aaeh  welche«  In  dm  Dkagen  selbst  «taue  QaaJUatftvea 

irmkherin.  Innrnartn)  steckt.  Hcuibolti  (Dir  Tataachm  in  d.  Wal hiaang, 

II  ).  rucawn,  HArrmxo.  Jonu  Weanr  (Systral  d.  Philoa.  I*.  1007;   I 
d.   phy».    Payrhol.  I».   1908,  OS  f.;  „aubjektivea  Zricbrmrew>m").    Kintu   Um. 
Daum  u.  a. 

DeJ  den  Sinne».  Quahuu  n  rtwaa  objektiv   QuaMtai-        .  n spricht,  bzw.  die 
Objektivität  der  Quaüttlen  erlUi.  lehren  f.  Kimonuits  (Katechismus  d.  Phfk».', 
8.  103  f.L    O.  WautAX«,    E.  DCbbibo  (Wbkiichkcitaphilu...    1105.    8.  276  f.). 
i'xacu.   II.  Sc« w abx  (Dae   WAhrnehroungsprobkrn.   S.  76.   969  (f.). 
Fiicua    (Grundfragen    der    Erketmcairtaeorie,     1887.     S.  70).  A.  Maats*, 
FBtBCBBtsxx-KöBLBm  (Wuaeaeohaft  u.  Wirklirhkrit.   1912).  Bsaoaox  (MatJe 
meajoire«,   1910,  S.63ff.;  rgL  Devolution  craatrior.   1909,   8.326 ff).   Pbtbouvt 
(Dea    Wdtpioblem*.     1912),   E.  Mac«    (a.     Element.    Empfindung).  Araui 
ScBcrrx,  Rkhbkb  u.  a..  welche  letzteren  aber  die  Zuordnung  der  Qualitäten  («V 
der  Objekte  überhaupt)  zu  Erteboiearn  bzw.  zu  einem  Bewußtsein  betonen  (t.  Objekt, 
Ding,  Immanrnzphiloaophic);    E.  v.  HabtmaBX,  Kategorimlrhrr,  1896,  1  ff.;  Grund- 
riO  der  Erkenn tniekhre,  1907,  150  („ea  gibt  In  dar  gaeamten  Erschcinungawelt  keine 
andre  Qualität  ala  Empfindi'ngequaliUt,  dkar  aber  ist  daa  Produkt  einer  vorbewußten 
ayntbetiechen    Inteliektualfunktion.   d.  h.   einer    Katrgorielfimktkm   aus   zeitlichen 
IntriuutA^vrrhaltniaaen.    In  der  objektiv  realen  Sahire  hat  die  Q.  keinen  PI 
Vgl.  GBUTTHTOSBff,  Von  den  Beschaffenheiten  statt  einer  Metaphysik  der  SmnBc! 
1811 ;  1.  PaychoL»,  1902,  8.  37  ff.  (s.  Empfindung).    VgL  Begriff, 

Eracheinung  (Srorrr),  Reauamua.  PhlnomenaKsmus.  Empfindung,  ModaUtät. 

Qualität  des  Urteils  beißt  die  Beaohallenheit  de»  Urteüa  hhwiohthrh  der 
Bejahung  aad  Verneinung  dea  Prädikats  (affirmative,  aegative,  bzw.  -  nach  Käst 
—  auch  limitative  Urteil»).  Von  logamher  Qnalit&t  ut  eebon  im  Index  zu  Mblakcb. 
tsjobb  „ErotemaU  diaiecticca"  die  Rede.  .JEnunciationis  qualitms  cognoacitar 
ex  affvmatkme  et  negatione"  (Micbabucb.  Lex.  philo«.  1663.  Sp.  390).  VgL  Kaxt. 
d.  rein.  Vernunft,  S.  89;  Hbobu  Enxyklop..  f  172  (..Urteil  dea  Dsaeina '). 
Gegen  da»  Rmteirang dea  Urteil»  nach  der  QuaL:  ScanrrrBu.a.  VgL  E.  J.  Habt i 
Erkennen  u.  Schließen.  1912. 


Quantentheorie  —  Quantität.  517 

Quantentheorie:  Eine  von  Planck  aufgestellte  Strahlungslehre.  Quanten 
sind  kleine  Energiepartikel,  letzte  Elemente  der  Strahlung.  Ihre  Größe  muß  der 
Schwingungszahl  proportional  angenommen  werden.  Sie  sind  klein  für  ultrarotes, 
größer  für  sichtbares,  noch  größer  für  ultraviolettes  Licht,  und  am  größten  für  die 
Röntgenstrahlen.  Planck,  Theorie  der  Wärmestrahlung,  1906;  Gerlach,  Die 
experim.  Grundlagen  der  Quantentheorie,  1920;  Reiche,  Die  Quantentheorie, 
1921;  Valentiner.  Gnmdl.  der  Quantentheorie;  Ktrchberger,  Die  Entwicklung 
der  Atomtheorie,  1922,  180  ff. 

Qualifikation  des  Prädikats  heißt  (seit  W.  Hamilton.  Lectures  IV, 
251  ff.)  die  Einschränkung  des  Begriffsumfangs  des  Prädikats  in  der  Weise,  daß  er 
dem  des  Subjekts  gleich  und  das  Urteil  zu  einer  Gleichung  zwischen  Subjekt  und 
Prädikat  wird,  wodurch  alle  Schlußgesetze  auf  eines  reduziert  werden  und  eine  mathe- 
matische, symbolische  Logik  (s.  d.)  ermöglicht  wird.  Ansätze  dazu  schon  im  Mittel- 
alter, ferner  bei  Ploucquet,  Beneke,  G.  Bentham.  Vgl.  Boole,  The  Mathematical 
Analysis  of  Logic,  1847;  Venn,  Symbolic  Logic,  1881;  Hlllebrand,  Die  neuen 
Theorien  der  kategorischen  Schlüsse,  1891,  S.  91  ff.;  Wundt,  Logik  I3,  1906  (Kritik 
der  Theorie);   E.  J.  Hamilton,  Erkennen  u.  Schließen,  1912.     Vgl.  Urteil. 

Quantität  (quantitas,  xoiöi^s):  Menge,  Größe  (als  Eigenschaft  des  ,,eine 
Größe  haben"  und  als  bestimmte  Größe,  „quantum")  im  weiteren  Sinne  (umfassend 
auch  stetige  und  diskrete,  extensive  und  intensive  Größen,  die  Zahl).  Die  Q.,  die 
Bestimmtheit  des  „wie  groß",  „wie  viel",  ist  ein  Grundbegriff,  der  auf  der  Zusammen- 
fassung (Synthese)  von  apperzeptiv-denkend  gesetzten  oder  fixierten  Teil-Einheiten 
zu  komplexen  Einheiten  (Menge,  Anzahl  usw.),  des  Näheren  auf  der  vergleichend- 
messenden Funktion,  beruht.  Alles,  was  Gegenstand  der  Synthese  eines  gleichartigen 
Mannigfaltigen  zur  Einheit  werden  kann,  hat  insofern  und  „a  priori"  eine  Größe. 
Die  quantitativen  Relationen  der  Objekte,  auf  welche  die  Naturwissenschaft  (s.  d.) 
die  Qualitäten  (s.  d.)  der  Dinge  zurückführt,  unterliegen  der  Gesetzlichkeit  des  ver- 
gleichenden, analytisch-synthetischen,  messenden,  konstruierenden  Bewußtseins, 
einer  vom  subjektiven  Belieben  unabhängigen,  streng  allgemeingültigen  Gesetzlichkeit, 
welche  eine  Bedingung  exakter  Erkenntnis  bildet.  Doch  darf  nicht  vergessen  werden, 
daß  alle  Größen  Quanten  von  etwas  sind,  was  nicht  selbst  nur  quantitativ,  sondern 
qualitativ  ist,  nur  daß  eben  von  der  Qualität  methodisch  abstrahiert  wird ;  so  ist  die 
quantitative  Naturauffassung  zwar  theoretisch  und  praktisch  zweckmäßig, 
aber  abstrakt-einseitig  (vgl.  Dinji  an  sich,  Panpsychismus). 

Den  Begriff  der  Qu.  erörtern  Aristoteles,  der  sie  als  „Kategorie"  (s.  d.)  bestimmt 
(vgl.  Metaphys.  V  13,  1020  a  7),  Plotin  (Enncad.  Vi,  3,  11),  die  Scholastiker 
(„quantum"  ist  „quod  est  divisibile  in  ea,  quae  insunt";  Größe  ist  ..quantitas  continua 
intrinseca",  Thomas;  vgl.  Svarez,  Metaphys.  disput.  40,  sct.  1  ff.1.  Kepler,  nach 
welchem  die  Qu.  die  erste  Bestimmtheit  der  Substanz  ist  und  alles  in  der  Natur  quanti- 
tativ zu  betrachten  ist  (so  nach  Galilei,  Hobbes,  Descartes,  Prineip.  philos.  II,  8, 
Leibniz,  Huygens,  Locke.  Newton  u.  a.),  Leibniz  (Philos.  Hauptschrifte 
Chr.  Wolfe  (Philos.  rationalis,  §  348),  Kant  u. 

Nach  Kant  ist  die  Qu.  eine  Klasse  von  Kategorien  (s.  d.),  umfassend  Einheit, 
Vielheit,  Allheit.  Der  Begriff  der  Größe  ist  das  „Bewußtsein  des  mannigfaltigen 
Gleichartigen  in  der  Anschauung  überhaupt,  sofern  dadurch  die  Voz  Stellung  eines 
Objekts  zuerst  möglich  wird".  Es  ist  nämlich  die  Wahrnehmung  eines  Objekts  mir 
durch  dieselbe  „synthetische  Einheit  des  Mannigfaltigen  der  gegebenen  sinn:. 
Anschauung"  möglich,  wodurch  die  „Einheit  der  Zusammensetzung  des  mannig- 


tu 


fähigen  QWcbartigan  ha  Begriff  einer  Gro8e  ged^ht  wird4',  d.  h.  e«  steht  a  priori 
fett  ^dl>  afrauaalniiagen  aaad  laaaaaaaat  OrBBea.  tmd  twtrutfntiv«  Crftßm.wril 

der  Salt  dMl  dtoaelhr  Svnthrsto  vorstellt 

in   Zelt  ■berlsevpt  beettJOntt   weidm      (K 

flMB»  Vei imaft»  flL  loB  f. ;  a.  Axiome  der  AnhMmhm)»  Hae  e^taaenm  Qrfifle  Ul  \mr . 
Jtn  welcher  dl»  VoreteDaag  dar  Tafle  die  Voravthra*  de«  flaase«  aWWriVh  macht  (imd 
eleo  notwendig;  eor  dieser  vorbei  aeht)  :  eto  unn  nur  durch  ..eokrewtfve  Svntbcato 
(von  Tri!  m  TrO)  in  dar  App^henetoe**  erkannt  werden,  «od  dtoae  Sjrntheae  toi  eis 
Werk  dar  ..produktive«  FJaMVhmgehr*'  rgl.  Mathematik.  Antirinatkmeu). 

Vd.  H.  Co***.  Locfk.  1909,  8. 410ff.:  Nato«?.  Die  torferben  Grondlacen  der  exakten 
Wkeenerbaftee.  1910.  8. 61  ff.  (Qn.  -  ..Mehrbrit  ontersrhehlberar  afemente");  Lim. 
ElnhehrnondrVUilooen.l«f».  m  Ffthton,  Wollen «.  Denken«.!«*:   -   Ml  •' 

(.. Gefühl  der  ApyeriepüonagroBO;  LrWadeo  der  Psvehol«.  190«,  8.  1«1  f.  ( ..Qnao. 
tltitetirtrlkO;  L.  W.  Bnn.  hm  «.  Serbe  I.  1«W.  IM  ff.;  Hörrorxo.  Dar  mensch- 
Hebt  Gedanke.  1911;  Rcexatx.  Prineiple«  of  Mathematik  I.  IHttf..  Cocttrat 
PbDoa.  Piuuipton  dar  MiÜaidt.  1906,  &  104  ff.;  Ponte*«!  Wissenschaft  «ad 
Hypothear«.  1006;  J.  Bnunum.  ZeJteoar.  f.  PbÖoa..  190.  Bd.;  Eo.  r  Haut***». 
blaportoalebre,  1996;  Orundrl9  dar  KrhenHlntototira.  1909,  199  (Dia  Quantität 
epahet  «tob  tn  Inteaattii  «ad  ttjiailia).  —  Tai  Miüfcialilani.  Na 
Phvefk.  Atom,  Bn«ag««g.  Zahl, 


Quantität  daa  Begrifft  a.  Begriff,  Umfang.  —  Quanthat  des  üi 
Ut  die  Battimmtheit  eine«  ürteüs  nach  dam  umfang  das  fabtokta,  wotiacb  man  univcr- 
aale  (allgemein«:  AB»  8  amd  V\  partikulare  (FJnlge  8  amd  P)  «ad  singulare  ürtafle 
(Diese«  8  tot  P)  untmethektou  Vgl  dto  togtoobaa  fkaaffsnii  too  ünnwao,  Stowart. 
J.  8r.  Mnx,  Jaroira,  Hnxxaaaxn  u.  a. ;  Baumnaaoaa,  über  dto  eogenannte  Qn. 
des  Urteil«,  1896:  F.  J.  HaarrLTO».  Finnen  und  SeUfeftoa,  1812;  7.  OL  8. 
Formal  Logfc.  1911  -  Vgl  QuantifOtatkm,  ürtefl. 


(Vtnraett  dar  BegriHa) 
Fehtor.  bat  welchem  em  8rhlo8  (e,  d.)  statt  drei  vier  Glieder  enthalt,  dadurch  daß 
etnar  aataar  laflbagjUh  (Mtetoibogrtff)  äquivok.  lInnuaidMig  tot.    Doch  bat  a.  B. 
nach  F.  Bxrrra  *o  toder  ■■«gwtotiaj  SehmB  iilaaatluh  etor  Termini  (Psvcbol 
I.  909;  Tgl.  HnxaaaaJTD,  Dto  aaoaa  Tbaorton  dar  hawgoitoiaeai  8cbJ*ase,  1891). 
Vgl.  Unnwao.  Settern  dar  Logik».  1999. 


QniddltAt    (quldditaa,  daa  Waa-aein.    bei  Aionmn:    «/  aar«    «J 
«Teau):  Wc«enhett»  Waaao  (a.  d.)  ahme Dtagaa,  wto  aa  bagtifllbb-daflaltiwax h  baatimmt 
wird,  totste  ..Form**  (a.  d.)  eine«  Dinge«  oder  auch  an»  Form  und  Stoff  beatebend 
(Avxnnots.  Albest™  ILiorva.  Thomas,  W.  tok  Oooaa  «.  a.).  VgL  Peaktl,  Geaob. 
d.  Logik  II,  S85f. 

Qnictiama«  (quirt,  Rabe)  beißt  daa  Streben  nach  Abkehr  vom  Lebene- 
getrfebe.  oaob  mogücbat  paarivem,  begferdeloaem  Verbalten,  oacb  kontemplativem, 
in  dto  8chatrang  de«  Göttlichen  versenktem  Daeein  (Bnddhitmm.  Mystik. 
Molctos,  Madame  Gutox  n.  a.,  anch  ScHoramavaa). 


quletir  (qntoa.  Ruhe):  «in  den  Willen  mm  Leben  stilk-ndes,  rar 
rar  Wilk nar  nlaagnng.  cor  Resignation  briafljaode«  Mittel,  geboten  durch  dto 
nia  daa  Weeaaa  der  Dinge  (ScBoranutraa,  Dto  Welt  als  Wille  u.  Vorstellung.  I.  Bd., 
|  98).    VgL  Paeatmiamoa. 


Quintessenz  —  Rasse.  519 


Quintessenz  (quinta  essentia,  fünftes  Wesen)  heißt  ursprünglich  der 
Äther  (s.  d.),  den  Aristoteles  den  vier  Elementen  (s.  d.)  als  fünftes  hinzufügt,  der 
aber  seiner  Feinheit  wegen  als  das  vornehmste,  erste  Element  gilt.  So  bedeutet  Qu. 
später  das  Feinste.  Reinste,  den  Auszug,  Extrakt,  Inbegriff  des  Besten,  des  Wesent- 
lichen (Paracelsüs  u.  a.). 

Quodlibet  (quod  libet,  was  beliebt)  heißt  bei  den  Scholastikern  eine  Schrift, 
welche  in  Form  von  Fragen  acd  Antworten  verschiedene  Probleme  erörtert.    „Quod- 
libetarier" sind  Hervaecs  Natatjs  (Quodlibeta,  hrsg.  1513),  Fb.  MAYRoyrrs  (Opera, 
hrsg.   1520),  Heinrich  von  Gent  (Quodlibeta  theologica,  hrsg.  1518)  u.  a. 
M.  De  Wolf,  Geschichte  der  mittelalterlichen  Philosophie,  1913. 


R. 

R  ist  nach  R.  Avenartts  das  Symbol  für  jeden  beschreibbaren  Bestandteil  der 
„Umgebung"  des  Aussagenden,  für  alles,  was  als  Reiz  einen  Nerven  erregen  kann; 
f  (R)  =  ein  „partialsystematischer  Faktor",  d.  h.  die  von  einem  R.  abhängige  Änderung 
des  „System  C"  (s.  d.).   Vgl.  Kritik  der  reinen  Erfahrung,  1888  f.,  I,  15,  26,  32,  68  ff. 

Rabulistenbeweis:    Scheinbeweis,  auf  Trugschlüssen  beruhend. 

Hache  ist  die  aus  verletztem  Selbstgefühl  und  Zorn  über  erlittene  Schädigungen 
ringende,  triebmäßige  Reaktion,  welche  auf  Vergeltung  des  Erlittenen  abzielt, 
durch  die  ein  Ausgleich  der  entstandenen  Spannung  bewirkt  wird.    Im  Dienste  des 
Rechtes  setzt  der  Staat,  die  Privatvergeltung  ablösend,  die  Strafe  (s.  d.).    Vgl.  Res- 
sentiment. 

Radikal  (radix,  Wurzel):  bis  auf  die  Wurzel,  durch  und  durch,  von  Grund 
aus  („Radikalismus"  in  Theorie  und  Praxis).     Vgl.  Böse  (Kant). 

Ramisten:  die  Anhänger  der  logischen  Neuerungen  (s.  Logik)  des  Petbus 
Ramts,  wie  W.  Temple,  J.  Stttrm,  J.  Gramer,  F.  Fabrictcs,  Th.  Freiguts, 
A.  Scrirontüs  u.  a.  Antiramisten  sind  Carpentarius,  Xtkol.  Frischlin, 
C.  Marttnt.  Schegk,  Scherb  u.  a.    Semi-Ramisten:   Alsteditjs,  Goclentus  u.  a. 

Rasse  ist  ein  Klassifikationsbegriff  und  umfaßt  eine  Gruppe  verwandter 
Lebewesen  mit  gleichartigen  Hauptmerkmalen,  Anlagen,  Dispositionen,  Tendenzen, 
Gewohnheiten,  gleichartigem,  psychischem  Habitus  („Rassenseele",  „Rassenge ist"). 
Von  den  ursprünglichen  (Ur-)  Rassen  sind  die  sekundären,  abgeleiteten  Rassen  zu 
unterscheiden,  die  nicht  mehr  in  dem  ursprünglichen  Milieu  entstanden  sind.  Die 
Entstehung  und  Entwicklung  der  Rassen  ist  bedingt  durch  das  Milieu  (s.  d.),  durch 
Selektion  (direkte  und  indirekte  Anpassung),  innere  Faktoren,  Kreuzung.  Die  Rassen 
unterscheiden  sich  z.  Teil  hinsichtlich  ihrer  Anpassungs-,  Entwicklungs-  und  Kultur- 
fähigkeit. Unter  dem  Einfluß  des  kulturellen,  sozialen,  historischen  Lebens  tritt  der 
Rassenfaktor  an  Bedeutung  zurück,  ohne  daß  er  gänzlich  verschwindet  und  ohne 
daß  etwa  eine  planmäßige  Kräftigung  und  Behütung  der  „Rasse"  (als  des  Biotischen 
im  Menschen  überhaupt)  unnötig  wäre  („Eugenik",  „Menschenökonomie").  Vgl. 
Kant,  Physische  Geographie,  hrsg.  1802;  G.  Klemm,  Allgemeine  Kulturgesch., 
S.  202  f.  (Aktive  u.  passive  Rassen);  Gobineatt,  Versuch  über  die  Ungleichheit  der 
Menschenrassen,  1898  (Rasse  als  Hauptfaktor  der  Geschichte);  H.  St.  Ghambeb- 
lain,  Die   Grundlagen  des  19.  Jahrhunderts  I8,   1907,   16  ff.  (Der  „Germane"  als 


m 


Rseenfiidrtl);   D«  Latovoz.  Las  sateotions  mehlii,  1896;   L' Arven,  1899;  R 
nülicu  social.  EaMif  d'anthropoeociologie.   1909;  L.  Wounu»*,  Politische  Anth 
loipr,    1903;    Die  OmMTD  und  d»  Reasäaaare  in  Iialirn.    190»;    DmtnHAjis. 
Rasse  und  MiUeu.  B.96«..  S.A.  1909;   L.  Grwtoww,  Der  Raaaenkampf.  1883; 

rfce;  Aaaox.  Die  natürliche  Analese  beim  Mansche  a.  1893  ( S 
tkwjsunus);  HATcaArr.    Natürliche    Auslese    u.    RaasenwilwaarMing,    1896. 
C Wr hWhaf tsordnung  u.  Qu«  ruuürlichen  Gnindlaga  n.   1900";  tur.il 

InbrhUnor.  1889,  u. ».  (Kugenik);  SciiUJUtn,  Vererbung  u.  Aueleer,  1903. 
2.  A  1910;  7Wurh  aiuhnmiih    XI.  1908;   IWtz.  Die  Tüchtigkeit  u. 

IUmt.    1896;  IL  (JoMxmjBP,   B^hewutwic&mng  u.   lfcnschna6konomv 
(gegen  den  fJelektionisroua.  für  aktive  MUieuiwbessrrung      I     %    Wruita,  Rassen 
theorien.  1908;  Kieor.  Le  prejugs  dVe  recea,  1906,  3.  A    I9IS;   P.  Hot*.  Modern* 
Ransenthenriea.  1904:  U  f*r»m.  Dir  Anfing  der  Kultur.  1906  (dl  teren 

Gaa^  der  Raaaentheorir);  P.  Bat«.  Die  Pktlnenpahi  (Vf  Cranhkh»  nie  Soziologie.  1 ». 
1916,  896.    Archiv  für  Raasrn.  und  <  ~l  W  haf  tabWe*r>     VgL  Relektion,  Sodoingif. 

Retlei    tisraaafl  (».  d.L  •och  Verstand  rund.  -    R*t 

rVhlu&folgerung.  logieohe*  Denken.         Rational:    lemünfUg,  eu<  -unft. 

durrh  hlofle  Vernunft,  durch  hloftes  Denken,  rein  begi Union  dad' 
log»  (Wotrr). 

l(iiiiiMiiili«i<*riiiig:     I  ••.-<..•'.•        r«    • ..  ■»  ••  itf  ..r.  .J  ■•     i-  ■  »«>.  i  |    M9M 
<l*n  Ratio.    In  dar  Psvcboanalvse  bedeutet  R  du»  Erhebung  nabu  aaltet  Kor 
(».  d.)  ina  belle  Bewoffe» 

Itntionnliantua  i  »tk\  Vernunft):  W  rnunf  tatandpunkt,  bedeutet  Ursprung- 
beb  und  t.  T.  »ach  noch  fütl  (in  der  Theologie)  die  Bisiening  der  Religion  (s.  d.) 
auf  die  Vernunft,  die  Tandem,  die  Glauben« Wahrheiten  mit  der  zu  harmo- 

nisieren, aie  vernünftig  tiai  nagen,  Wunder  u.  dgL  auf  ..natürnche"  Vorginge  zurück- 
xumnren  ooer  symoonesn  etmoiaaeen  («mOOMMI  saunt  m  mm  oearuuen  vom 
Jahre  1646,  8tatepapers  von  Clarendon.  Bd.  II.  bei  I .Tun  an,  Onsibink»  dm  angÜ- 
echen  Daninua,  &  61 ;  tanotegjaohs  Rationalisten  emd  I  nemnii,  Cn.  Wot.iT.  Saat, 
Sraunm,  Bnan,  8ma,  Paolo«  u.  e,;  dagegen:  Hbub,  Haxav*.  Jaoobi. 
Lava«*.  Scaxnuaaucaan  n.  a,j  vgL  Staüdu*.  drmhirhte  den  R  und  Supra- 
naturahamua,  1896;  TBOLCca,  Gesch.  dea  R.  I.  1866).     VgL  Deismus. 

Ferner  bedeutet  R  aacb  daa  Vertrauen  zur  Vernunft,  zur  Fähigkeit  dea  Menschen, 
mittels  aeiner  vernünftigen  HnaVht  plsnmiflig  aein  Laben,  insbesondere  auch  die 
sozialen  Verhältnisse  geauhna,  ordnen  und  entwickeln  au  können  (vgl  Aktivanaus, 
WiOenakritik,  Soziologie,  Kuhur.  Sittlichk. 

Im  erkenntnittheoretiachen  Sinne  iat  R.  die  Ahleitnag  dar  Erkenntaie,  deren 
Grundlagen  nnd  Vorauaeetxungrn  nach,  aua  der  Vernunft,  dam  reinen  Denken, 
welchen  die  Kraft  hat,  mit  eelbeteigener,  aprioriacher  (a.  d.)  Oeaeulichkeit  die  Grund, 
lagen  der  Erkenntnis  zu  liefern  (vgL  Kritiziamua),  Ja  aogar  Begriffe  zu 
welche  aber  alle  Erfahrung  hinausgehen  und,  von  9a  unshhingig,  Objekte 
die  überhaupt  nicht  erfaflbar  sind  (Seele,  Gott  usw.;  dogmatischer  R.;  vgL 
phvafk).    Die  Vernunft  ist  eine  Quelle  realer  Erkenntnis,  in  ihr  ist  die 

urigen  Wahrheiten"  beschlossen  (s.  angeboren)  oder  wenigstens 
nir  «las  reine,  begriffnebe  Denken,  nicht  die  sfamliene  Erfahrung  erfaßt  die  Realität, 
daa  Weaen  der  Dinge.  Nur  denkend  laßt  eich  Wahrheit  wie  Wirklichkeit  beetuamea; 
bloße  Erfahrt  ng  führt  nicht  zu  streng  notwendigen  und  tllgememgilrigei»  Siteen 


Raum.  521 

(vgl.  Denken,  Erfahrung,  Erkenntnis,   A  priori,  Tatsache,   Realität,   Sein,  Intellek- 
tualismus, Logismus,  Begriff). 

Die  Bevorzugung  des  Begriffs,  des  Denkens,  der  Abstraktion  vor  der  sinnlichen 
Wahrnehmung  finden  wir  schon  früh,  so  bei  den  Pythagoreern  mit  ihrer  hohen 
Wertung  der  Mathematik  (s.  d.),  welche  auch  für  den  späteren  R.  charakteristisch  ist, 
bei  den  Eleaten  (Diogen.  Laert.  IX,  22  ff.),  bei  Heraklit  (Sext.  Empir.,  Adv. 
Mathem.  VII,  12(3,  131  ff.),  ferner  bei  Sokrates  (s.  Begriff),  Platon  (s.  Anamnese, 
A  priori,  Idee),  nach  welchem  das  wahrhaft  Seiende  nur  im  Begriff  erfaßt  wird  und 
nur  das  Gedachte  wahrhaft  ist,  Aristoteles,  nach  welchem  die  Erkenntnis  zwar 
von  der  Erfahrung  ausgeht,  aber  zuhöchst  doch  im  begrifflichen  Denken  mit  dessen 
unmittelbar  evidenten  Grundsätzen  (äueoa)  wurzelt.  Selbst  die  Stoiker,  die  sonst 
dem  Empirismus  huldigen,  werten  das  Begriffliche,  Logische  hoch  (Diog.  Laert.  VII, 
83;  vgl.  Wahrheit). 

Rationalistisch  denkt  vorwiegend  die  Scholastik,  meist  im  Sinne  des  Aristo- 
teles. —  Den  neueren  R.  begründet,  nach  dem  Vorbilde  der  Mathematik  (s.  d.), 
Descartes,  dem  Spinoza,  Malebranche  u.  a.  folgen.  Rationalisten  sind  ferner 
Herbert  von  Cherbury,  R.  Ccdworth  u.  a.  Ferner  Leibniz,  nach  welchem  die 
ewigen  Wahrheiten  im  Geiste  potentiell  angelegt  sind  (s.  Angeboren)  und  nur  die 
Vernunft  Notwendigkeit  der  Erkenntnis  gewährt  (vgl.  Wahrheit.  A  priori).  Dog- 
matischer Rationalist  ist  besonders  Chr.  Wolff,  der  den  Satz  des  Widerspruches 
an  die  Spitze  aller  Erkenntnis  stellt.  „Selbstevidente"  Erkenntnisse  des  gesunden 
Menschenverstandes  („common  sense")  gibt  es  nach  Reld  u.  a.  (Schottische  Schule). 

liegen  den  R.  treten  Locke  (s.  Angeboren),  Berkeley,  Hume,  Condillac  u.  a. 
auf  (s.  Empirismus,  Sensualismus).  In  der  höheren  Einheit  des  Kritizismus  (s.  d.) 
hebt  Kant  die  Gegensätze  von  R.  und  Empirismus  auf.  Alle  Einzelerkenntnis  beginnt 
mit  der  Erfahrung  und  stammt  aus  ihr,  reicht  auch  nicht  weiter  als  mögliche  Er- 
fahrung, aber  die  Grundlagen,  Voraussetzungen,  Bedingungen  der  Erfahrung  selbst 
stammen  aus  der  Gesetzlichkeit,  der  reinen  „Vernunft"  (=  reine  Anschauung  +  reines 
Denken).  Von  den  „Neukantianern"  vertritt  die  „Marburger  Schule"  (Cohen,  Xatorp, 
Casstrer,  Kinkel  u.  a.)  einen  rationalistischen  Apriorismus,  indem  sie  alle  Erkenntnis 
aus  dem  „reinen  Denken"  (das  sich  auch  schon  in  der  Anschauung  betätigt)  ableitet: 
„Xur  das  Denken  kann  erzeugen,  was  als  Sein  gelten  darf"  (Cohen,  Logik,  1902,  S.  67). 
—  In  spekulativer  Weise  vertreten  den  Rationalismus  Fichte  (z.T.;  zugl.Voluntarist), 
Schelling  (später  „positive  Philosophie"  als  „höherer  Empirismus")  und  besonders 
Hegel  (s.  Dialektik,  Panlogismus).  —  Rationalisten  sind  ferner  V.  Cousin,  Boströji, 
W.  Rosenkrantz,  Harms,  Herbart,  Lotze,  Meinong  (z.  Teil)  u.  a.,  Kclpe, 
A.  Messer,  Störring  u.  a.  (kritischer  R.).  —  Gegner  des  R.  sind  James,  F.  C  S. 
Schiller,  Bergson  (s.  Verstand),  J.  Goldstein  (Wandlungen  in  der  Philosophie 
der  Gegenwart,  1911);  Müller-Freienfels,  Phil,  der  Individualität,  1921,  Irratio- 
nalismus, 1922,  u.  a.  —  Vgl.  Külpe.  Einleit.  in  die  Philos.5,  1911:  A.  Messer,  Ein- 
führ, in  die  Erkenntnistheorie,  1909;  J.  Cohn,  Philos.  Studien,  XIX;  F.  Mauge, 
Le  rationalisme,  comme  hypothese  methodologique,  1909;  Olle-Laprune,  La 
raison  et  le  rat.,  1906;  M.  Losacco,  Razionalismo  e  intuizionismo,  1911;  W.  Frost, 
Xaturphilosophie  I,  1910;  Varisco,  La  conoscenza,  1904;  E  ecken,  Gt  i 
Strömungen  der  Gegenwart,  4.  A.  1909.  Vgl.  Relation,  Evidenz,  Gegenstandstheoii'  , 
Liebe  (Ziegler),  Voluntarismus,  Vernunft,  Irrationalismus,  Ontologisch,  Romantik. 

Kaum  ist,  mathematisch,  eine  stetige,  in  sich  kongruente  unendliche  Größe 
(oder  eine  n-dimensionale  Mannigfaltigkeit),  noch  allgemeiner  (erkenntnistheoretisch 
betrachtet)  eine   Ordnungsform,  eine  Form  der  einheitlichen    Synthese   einer 


Ra-j  rr.. 


Mannigfaltigkeit.    Der  R  tat  kein  für  sieh  nutihtadn  Ding,  keine  Art  OefU.  in 

welchem  die  Korper  stecken,  noch  eh*  Relation  der  Dinge,  sondern  er  tat  die 

weich«  die  Relationen  der  WirUkbheiarfaktorea  rnifcnsaitar  an 

Bewußtsein  annehmen,  dfe  Art  und  Wetae.  wta  sieh  dta  aa  ahm 

4taj    BmÜH   ••■    BtaMfWM   jMHMr  i  »innli' 

notwendig  nd  sllnemeta  darstellt,  so  daß  also  der  R.  (mit  der  Zeh) 

aa  des  eoschanaoh  erfaßbaren,  objoküenu  Erscheinungen,  eine  V« 

eine  Gesetzlichkeit  moelleher  einheitlicher  Ordnung 

mhmlte  deretelh.  dta  eta  eolehe  wohl  nur  für  ei 

8lnn  hat,  der  aber  wohl  etwne  im  ..An  rieh"  dV 

paymsoner  „urnao     ose  nwioeB— ww 

rtoaütah  rn  e»in  breoeht).  Es  sind,  außer  diesem  ..trazausmdeatea  Onmd"  der 

heethnmthetaea.  sa  aatererheiden  der  •abjekttTe.  psrchologtaehe  Rannt,  dar  von 

daa  einzelnen  Bubjehtea  ■hhanglg  tat.  nad  der  objektive,  empbtachreata  (and 

dabei  zuhoehet  doch  JaeanV).  pherfkmneehe  Raum  (ata  reejtatarter  matheme- 

tleeher  R).  der  fnr  altae  Bikaaiicn  abtötet  ftalihnUtan,  dareh 

hfmimta  iihmehtaitetaiM  H     Dtaeer  Ream  tat  afeht  eine  mit  < 

nach  nicht  mit  der  printlraa  Jtaadehaaaff**  (t,  d.)  des  Wahrte« 


blöd  „reine  Anechcsrnag;  ,  eoadera  ein  Begriff,  and  «wer  der  Begriff  einer  in 
Aneohaunng  notwendig  aad  allgemeinen  ttouatiiUw  baren  Ordnangowetae  (<! 
einender"),  einer  form  oder  OesetznUilftkett  den  Anecaaaeas  aad  fkaihaai  von 
Inhalten  inBerer  Brfahraag.     Dtaeer  Betriff 
AnechaminjmaVHrifoahatt  htaoat.  aad  • 

arnchonHoh  fandtarbarea  Begriff  dea  eafcldtaehea  Raamea.  Ata  dta  Form  der  äußeren 
Erfahrung  and  der  ihr  prmAßen  Erkaaatata  tat  der  R>  ataht  eelbat  eto  Erfahrung» 
Inhalt  sondern  eine  apriorisch«  Bedingung  aller  tatteren  Erfahrung  nnd 
deren  Objekte,  mag  nach  ptyohologtach  dta  Reameoratelraag  nicht  angeboren  «ein. 
sondern  erat  mit  dam  Brfihi  iinsansai  w  uummhi  u  aad  aal  Oraad  der  Brfahraag  eich 
entwickeln.  Ohne  Räumlichkeit  fBzteaekm  aad  extensive  Ordnung)  können  wir 
Objekte  dar  staahah  earmittelten  Brfahraag  weder  anechauen  noch  erkennen;  dta 
Reumform,  weiche  dta  Onmdtage  dar  pomntrtenhen  Axiome  (a.  d.)  tat,  breitet 
JViMilwiiingaiMHeiiiMlIgieir  (Immun),  ata  huanUtnJuU  mit  dar  objektiven 
(iattaren)  Brfahraag  «ugtaiok  dta  Brfahrnagsnrifrkte  und  tat  daher  abtatet ' 
von  amen,  mag  rata  Dogrrnucn  ort  naum  wm  uamer  gsonont,  wgwm 
werden.  —  Betreff*  der  Entstehung  dei 
liehen  und  genettaeh  Unxakommanden  Faktor  hei  »macht»  ohne  daß  dae  elementar 
nnd  primär  Elisas  In  ableitbar  tat,  vgL  unten  (Wdttdt). 

l  >-..•  r*\  mteastj.  ma  Baatmai  ha  h  th  MajMaan'  h,  teBi  jeai  aaaX  taan  ■MMMhi  h. 
Brkenntntatheorettaeh  wird  dar  R,  tefta  cmpiilstisoh.  trfta  epriortattach.  teita  ata 
objektiv  (absolut  real),  transzendent,  tefta  ata  ..subjektiv"  oder  ata  ideell  (nur  empirisch 
real),  immanent,  teils  ata  subjektiv  (ideell)  nad  zugleich  objektiv  (traaeseadent) 
bedingt,  begründet  aufgefaßt 

Aus  der  Erfahrung  und  Abstraktion  objektiv  räumlicher  Verhältnisse 
btw.  aas  der  Atsoxiatlon  (etwa  von  Geeicht»-  mit  Bewegungsempfindungen  oder 
von  Gesichts-  und  Tasteindröcken)  leiten  dta  RaumvoiateDaag  ab  Locn  (Essay 
oonoem.  hum.  understand.  IT.  K.  IS,  §  2).  Bbbxsxst.  nach  welchem  die  Entfernung 
nicht  empfunden,  sondern  beurteilt  wird  (Tbeory  of  Vkaon,  §  46),  Hmx  (Treattae  II, 
sct.  3:   der  R.  betrifft  die  Ordnung  objektiver  Existenz),  Ooximxao  (Traite  des 


Raum- 523 

sensations  I,  K.  11;  III.  K.  31),  Herder  (Metakritik  I,  91,  57  ff.),  James  Mtll 
(Association,  Muskelempfindunsen).  Th.  Brown.  J.  St.  Mnx  (Verschmelzungen  von 
Empfindungen.  ..psvchische  Chemie".  Logik  II,  460;  Examination  of  Sir  W.  Hamil- 
tons Philosophy,  S.  276:  Zurückführnng  der  Raumvorstellung  auf  die  Zeitvorstellung), 
Bain  (Senses  and  the  Intellect,  1868,  S.  245  f.),  Spencer  (Psychol.,  §  332  ff „  69  ff.: 
Disposition  zur  Raumvorstellung  ererbt),  Helmholtz  (Physiol.  Optik2,  S.  567  ff., 
3.  A.  1909  ff.),  W.  v.  Zehender  (Zeitschr.  für  Psychol.,  18.  Bd.,  S.  91  ff.)  u.  a. 

Den  Nativismus,  die  Lehre  von  der  Ursprünglichkeit  oder  Unmittelbarkeit 
des  Räumlichen  (der  Ausdehnung  des  Wahrnehmungsinhalts)  vertreten  Bexeke 
(Lehrb.  der  Psychol.3,  1861,  S.  51),  Joh.  Müller,  nach  welchem  das  ursprüngliche 
Sehen  flächenhaft,  die  Tiefe  und  Entfernung  aber  schon  Erfahrungssache  ist,  wie 
auch  andere  Nativisten  zugeben  (Zur  vergleichenden  Physiol.  des  Gesichtssinns,  1826, 
S.  54  ff.),  Classen,  Panum  (Über  das  Sehen,  1858),  Hering,  nach  welchem  jedem 
Netzhauteindruck  ein  Flächen-  und  Tiefengefühl  zukommt  (Beitr.  zur  Physiol.,  1861  f., 
S.  323  ff.),  Stumpf  (Psychol.  Ursprung  der  Raumvorstellung,  1873,  S.  18  ff.;  Ton- 
psychologie II,  1883 — 90,  §  1  ff.),  Volkelt,  Kreibig,  Rehmke  (Allgemeine  Psychol., 
1894,  S.  206  ff.),  Sigwart,  Ebblnghaus  (Grundz.  d.  Psychol.  I,  1905,  423  ff.;  die 
Tiefenvorstellung  ist  empirisch),  James  („original  Sensation  of  space",  Princ.  of 
Psychol.,  1891,  II,  134  ff.),  Dunan  (Theorie  psychol.  de  l'espace,  1895),  Bergson 
(Ursprünglichkeit  der  Ausdehnung;  Mattere  et  Memoire5,  1909,  S.  200  ff.),  Külpe 
(Grundr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  347  ff.),  Böhmer  (Die  phys.  Theorien  der  Sinneswahr- 
nehmung, 1868,  S.  340  ff.),  Hillebrand,  Stöhr,  Mach  (Der  Wille  zur  Ausführung 
von  Blickbewegungen  ist  die  Raumempfindung  selbst;  diese  hat  die  Funktion,  die 
erhaltungsgemäße  Bewegung  richtig  zu  leiten,  Analyse  der  Empfind.4,  1903,  S.  142  ff. ; 
Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906,  S.  335  ff.),  Jodl  (Lehrb.  d.  Psychol.,  1909,  I3,  412  ff. ; 
Anteil  der  Erfahrung  betont),  R.  Wähle,  Jerusalem,  H.  Cornelius,  Höfeding, 
Hodgson  u.  a. 

Vermittelnd  lehrt  z.  Teil  die  Verschmelzungstheorie  (als  „präemp  iristische" 
Raumtheorie),  welche  die  Raumvorstellung  aus  einem  ursprünglichen  Verbindungs- 
prozesse ableitet.  So  Herbart  (Reihenbildung  mit  Umkehrbarkeit,  Lehrb.  zur 
Psychol.3,  1887,  S.  57  f.;  Psychologie  als  Wissenschaft,  1824/25,  I,  488  f.),VoLKMA>N 
von  Volkmar  (Lehrb.  der  Psychol.,  II4,  34  ff.)  u.  a.  Ferner  Lotze,  der  Begründer 
der  Theorie  der  „Lokalzeichen"  (s.  d.).  Die  Seele  macht  vermittels  der  Lokalzeichen, 
d.  h.  der  eigentümlichen  Färbung,  die  jede  Erregung  vermöge  des  Punktes  im  Nerven- 
system, an  dem  sie  stattfindet,  erhält,  aus  Intensivem  Extensives,  sie  ordnet,  kraft 
einer  apriorischen  Tendenz,  die  Empfindungen  räumlich,  veranlaßt  durch  die  Lokal- 
zeichen (Medizinische  Psychol.,  1852,  S.  325  ff.,  418  ff.).  Eine  „genetische"  Ver- 
schmelzungstheorie („Theorie  der  komplexen  Lokalzeichen")  vertritt  Wundt.  Die 
Raumvorstellung  des  Tastsinnes  ist  das  „Produkt  einer  Verschmelzung  äußerer  Tast- 
empfindungen und  ihrer  qualitativ  abgestuften  Lokalzeichen  mit  intensiv  abgestuften 
inneren  Tastempfindungen".  Die  optische  Raumvorstellung  ist  das  Produkt  der 
Verschmelzung  der  Empfindungsqualitäten  mit  qualitativen  Lokalzeichen,  die  von 
den  Orten  der  Reizeinwirkung  abhängen,  und  intensiv  abgestuften  Spannungs- 
empfindungen, die  durch  die  Beziehung  der  gereizten  Punkte  zum  Netzhautzentrum 
bestimmt  sind.  Der  Prozeß  optischer  Raumanschauung  ist  eine  „Ausmessung  des 
mehrfach  ausgedehnten  Lokalzeichensystems  der  Netzhaut  durch  die  einförmigen 
Lokalzeichen  der  Bewegung",  eine  „assoziative  Synthese"  (Grundr.  d.  Psychol.6, 
1902,  S.  123  ff.;  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  II6,  1903,  439  ff.).  Ähnlich  zum  Teü 
lehrt  Th.  Llpps  (Psychol.  Studien2,  I,  1905,  43  ff.). 


Die  Objektivität  (absohrte  Resirttt,  TV niiini)  des 

meisten  Resksten  (•.  «Lk  wobei  manche  sock  die  renk)  Erkenn 
Raumes  annehmen).     8»  die   Prthagoreer.   Dntonurr  («.  Atom), 
welcher  den  R.  sls  die  Grenze  des  owisrkliri  Banden  Körpers  fegen  de«  onstek) 


»Wintert    (i4    «fsVee   saeiejroe   raW   oeie-ot—  fkaoroe.    Pky*.  IV  2,  309 

si  de?  Stoikrr  (Dingen.  Lsort.  VII.  140).  Km»  u.  s.    Ferner  de» 
lA.uWr-r   (..urminue  hnssohirsi  iinntssswtsi  prinuun".  Thomas),  von  denen 
M  AREz  dm  R.  sei  real  fundierte*  Oedankending  (..ena  raümu."  hiistloiast,  Metaphy*. 
dieput.  AI.  sei.  1  f.).   (tassMsWM  (De  eenea  recum  I.   12k   (J.  Bncso.  Dnetusras 
Auedrhntmx  neck  drei  Püneuekment  iet  »er  relativ  leer;  PrincJp.  pküm   II. 
i.  SraroRA  «nrat.  Loa»  (R.  »t  Bohnern  oder  nur  Atiidwu. 

Kessv    II.  K    13.   f  II  H.\    H.  Most    (Rnekiridion  metaphy*.   0.  6  ff.k   Cum*, 
Xkwto*  (R.  -  dse  ..seneorieeV'  der  (bukest:  ..ebeohHer' .  hnssoneosr.  unt- 
Ueker  R.  softer  des»  ..relativen"  R;   Xstsvei.  philm..  1667.  d 
( Reflexion»  snr  rospoee  et  m  tessps.  17*8.  MM.   Kl       IIwmd,  Tssronsnscno 
(l/«isckc  l'nteesncktsngen.  1863,  I*.  163  ff.).  W.  RoonmaAST«  (Wisernerksf 
Wissens.  1S0S,  II.  lOSff^SSri  rrxnsum  <WW.  II.  SM  gtft» 

wen  (Logik,  8.  71  f.;  Weh-  und  Lihioiionh.  1869.  8.54  k  Dünniso.  Ceolsk, 
v.  Kwcsmas».  I.  H.  Ptcm  (PsyenoL.  |H64  f..  I.  26.  337 ff.:  R.  ob  Produkt  dyns. 
roieeker  Aosdeknun«k  PontMl  (P/Hisi  der  Psycho»..  1866,  I,  SiSfLk  Utnot. 
Osm  PtAjrm.  CAKnttns.  O.  Casta«.  B.  ▼•  HsstWssJOi  (Kstcgorfanhtkro,  1906 
A.  Döntno  (Ober  «Vit  n.  Rens*.  1894  k  A.  Daum,  W.  Pnsrrsa,  DOM,  J  tnosALs*. 
f   KK»rr  u.»    (s.  Reeiismos,  staerishsssa»). 

Ds6  der  RMmvoretelhmg  eterss  so  siek  entspricht,  lehret)  Honens,  neok 
dtTshstrshteR.eta..lnMgb*i*n^e4n..F^ 

K.  Law,  B vnraooon.  Lrant  nnek  welchem  der  R.  die  Ordnung  dos 
(„ordre  de  cofedssenee",  eine  ..Ordnvng  von  tttnstionrn".  etwes  Iciealsss, 
nsies  ist,  dem  sn  sick  VerksUtnkne  der  ..Moosdeo"  sugrande  liegen  (Philo»  X 
echriftenl.53ff..  134.  182  ff..  SOS.  390 f.;  Opers ed.  Erdmsssi,  8.  401).  Osm.  Wourr 
(R.  -  ..Ordnung  der  Dings,  dw  ingsulok  sind'*.  Vorntaft,  Gedenken  von  Gott 
f  40).   Csüsiüs  (R.  -  dee  ..Abstraktem  der  Essest  nx",  Vernunft« »brbriten.   1753. 
§48 »f.).   Umbbt  (R.  -ein  „reeller  8okoinM.  Nones  Orgsnon,  1764).   Ploüoocst 
(R.  ist  sn  sieb  Inhalt  des  gOUrlosnn  Bevoltseins.  Prinoip.  de  eobstsntiis.  176S. 
$204  ff.).   Kssuhasd.   Tinossumt.    Hmnasr  (R.   ist  „objektiver 
..snftlnge  Ansicht"  ron  Besiehungeu  der  ..Realen",  die  kt  ehe« 
sn  denken  sind,  AOgenu  Metaphy».  II.  1828/»),   Bmu  (Metsphys.,  1822.  &  225). 
Lot»  (Mikrokomn.  I*.  258 f.;  III «,  487  ff.),  Krsncmn (Kret  Princrplrs,  1862.  S.  1621). 
ADirns.  L.  W.  8nu  (Person  u.  8scke.  1606.  I,  188  ff .k   E.  Bncsmn,  F.  KuunDT 
(MeUphys.  u.  Erkenntnsrtheor..  1604,  B.  163  ff),   Raatx  (Drr  philo».  Krhlrhmoi. 
1 1  1 .  1879,  78  ff. ;  R.  ist  ein  „empimohpr  Orensbeghff  * .  deeern  Inhalt  für  das  BewnSt- 
-rin  und  für  die  WirkBekkeH  gültig  sn).  WtmDT  (der  RauravorsteUung.  die  eine 
..mibjektiee  Rrkonstniktion"  ist,  entspricht  eine  Ordnung  <k-r  Objekte,  Loci 
8.  508  ff.;  Syst,  d.  PhOo».  I».  1907k  H.  SemrAns,  A.  Mnossn,  EBtra,  8rönnn*o  n.s. 
Kritische  Lehre  von  der  Idealität   („Subjektivität")  und  Apnorit&t  dea 
Raumes  begründet  Kaut  (vgl.  schon:   De  mumti  senstbihs  stque  intelligibUis  forma 
itcipus,  scU  III,  f  15:    Der  R.  ist  ..»ubiectivum  et  ideale  o  natura  mentts  stabili 
lege  proficiscens.  veluti  aehems,  omnis  omnino  externe  senes  eibi  coordinsndi'). 
Der  R.  ist  die  Form  der  äuUeren  Anschauung  (..reine  Anschauung"),  kein  oQgemeiner 
Begriff;  er  ist  nicht  aus  der  Erfahrung  sbstrahiert,  sondern  s  priori  (s.  d.)  eine 


Raum.  525 

Bedingung  der  (äußern)  Erfahrung  und  des  Gegebenseins  von  räumlichen  Dingen  in 
ihr,  eine  allgemeingültige  und  notwendige,  gesetzliche  Ordnungsweise  des  Gegebenen, 
weder  ein  an  sich  existierendes  Ding  noch  ein  an  sich  bestehendes  Verhältnis,  sondern 
die  Art  und  Weise,  wie  die  Dinge  der  sinnlich  vermittelten  Erkenntnis  uns  erscheinen, 
die  Verknüpfungsweise  möglicher  Erfahrungsdaten  zur  äußeren  Einheit.  Vermittels 
des  „äußeren  Sinnes"  „stellen  wir  uns  Gegenstände  als  außer  uns,  und  diese  insgesamt 
im  Räume  vor.  Darinnen  ist  ihre  Gestalt,  Größe  und  Verhältnis  gegeneinander 
bestimmt  oder  bestimmbar."  Der  R.  ist  „kein  empirischer  Begriff,  der  von  äußeren 
Erfahrungen  abgezogen  werden  kann".  „Denn  damit  gewisse  Empfindungen  auf 
etwas  außer  mir  bezogen  werden  (d.  i.  auf  etwas  in  einem  andern  Orte  des  Raumes, 
als  darinnen  ich  mich  befinde),  imgleichen  damit  ich  sie  als  außer  und  nebeneinander 
.  .  .  vorstellen  kann,  dazu  muß  die  Vorstellung  des  Raumes  schon  zum  Grunde  hegen. 
Demnach  kann  die  Vorstellung  des  Raumes  nicht  aus  den  Verhältnissen  der  äußern 
Erscheinung  durch  Erfahrung  erborgt  sein,  sondern  diese  äußere  Erfahrung  ist  selbst 
nur  durch  gedachte  Vorstellung  allererst  möglich."  Der  Raum  ist  also  „eine  not- 
wendige Vorstellung  a  priori,  die  allen  äußeren  Anschauungen  zum  Grande  hegt. 
Man  kann  sich  niemals  eine  Vorstellung  davon  machen,  daß  kein  Raum  sei,  ob  man 
sich  gleich  ganz  wohl  denken  kann,  daß  keine  Gegenstände  darin  angetroffen  werden". 
Der  R.  ist  ferner  kein  „diskursiver"  oder  allgemeiner  Begriff,  sondern  eine  „reine 
Anschauung".  Denn  man  kann  sich  nur  einen  „einigen  Raum"  vorstellen,  und  die 
einzelnen  „Räume"  sind  nur  Teile  ein  und  desselben  Raumes.  Der  R.  wird  als  eine 
„unendliche  Größe"  vorgestellt,  er  enthält  die  „Grenzenlosigkeit  im  Fortgange  der 
Anschauung".  Soll  die  Geometrie  (s.  Mathematik)  die  Eigenschaften  des  Raumes 
„synthetisch  und  doch  a  priori"  bestimmen  können,  dann  muß  der  R.  ursprünglich 
Anschauung  sein;  dann  versteht  man,  warum  der  Satz  von  der  Dreidiinensionalität 
des  Raumes  als  streng  notwendig  'oewußt  ist.  Eine  reine  Anschauung,  welche  das 
Objektive  a  priori  bestimmt,  bedingt,  muß  aber  im  Subjekt,  als  die  „formale  Beschaffen- 
heit desselben,  von  Objekten  affiziert  zu  werden"  ihre  Quelle  haben,  d.  h.  sie  ist  die 
„Form  des  äußern  Sinnes  überhaupt",  durch  welche  die  empirische  Anschauung  erst 
möglich  wird.  Der  R.  stellt  demnach  nichts  an  sieh  Bestehendes  dar  (dies  künnte 
nicht  a  priori  angeschaut  werden),  sondern  ist  „nur  die  Form  aller  Erschein;. 
äußerer  Sinne,  d.  i.  die  subjektive  Bedingung  der  Sinnlichkeit,  unur  der  allein  uns 
äußere  Anschauung  möglieh  ist".  Räumlich  sind  die  Dinge  nicht  an  sieh,  sondern 
nur  als  Erscheinungen,  als  „Gegenstände  der  Sinnlichkeit".  Insofern  sind  sie  aber 
wirklich,  objektiv,  allgemein  und  notwendig  räumlich:  „Wir  behaupten  also  die 
empirische  Realität  des  Raumes  (in  Ansehung  aller  möglichen  äußern  Erfahrung), 
obzwar  zugleich  die  transzendentale  Idealität  desselben,  d.  i.,  daß  er  nieb- 
sobald  wir  die  Bedingung  der  Möglichkeit  aller  Erfahrung  weglassen  und  ihn  als  etwas, 
was  den  Dingen  an  sich  selbst  zum  Grunde  hegt,  annehmen."  Raum  und  Zeit 
sind  „Erkenntnisquellen,  aus  denen  a  priori  verschiedene  synthetische  Erkenn- 
geschöpft  werden  können",  gelten  aber  nur  für  nde  möglicher  Erfahrung 

(vgl.  Anschauungsfonn,  Mathematik).  Um  diese  ft IHM  IlS  II Hhgsf  M infm  begrifflich  EU 
gestalten,  bedarf  es  noch  einer  intellektuellen  Funktion,  nämlieh  der  „synthetischen 
Einheit  der  Apperzeption",  welche  die  Einheit  des  Raumbegriffs  erzeugt.  Die  Raum- 
anschauung ist  nicht  angeboren,  sondern  „ursprünglich  erworben";  angeboren 
ist  nur  der  erste  „formale  Grund"  ihrer  Möglichkeit  (Über  eine  Entdeckung,  1.  Abschn. ; 
vgl.  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  50  ff . ;  Prolegomena;  Metaphys.  Anfangsgründe  der  Natur  - 
wissensch.).  —  Ähnlich  lehren  die  Kantianer  und  Neukantianer  (s.  d.):  Rein- 
hold (Versuch  e.  neuen  Theorie  des  Vorstellungsvermögens,   1789,   S.  305  f.),    Beck 


Ö2G  Raum. 


(Erläuternder  Auexug  III,  1796).  Fun  (Keue  Kritik  I.  1828  f.)  u.  e^  ScMorKK- 
■aokb  (Welt  «k  Wille  «.  VoretelL,  L  Bd..  K-  4L  F.  A.  La*  ob,  J.  Bacmax*  (Uhren 
von  Raum  u.  Zeit,  1866,  U,  668  fL;  der  R.  bt  aber  nicht  bloO  „eubjektie"  und  hat 
ein  ■mpJrbehM  Kleinem:  Elsssjinii  d.  Philoe..  1696,  8.  1080.),  O. 
(TreaenwjdentelpeychoL.  1861.  8.66fU  Kn.  Scan.«*  (Philoa.  der  N« 
1877,    II).   u.  Uwun  (Zar  Analys»  der  Wirklichkeit»,   &  61  :  1011; 

ttAftchen.  1862  ff.L   K.  Lunrm  a.  a.    Ab  eine  Kategorie 

R.  »ol  Ü.  TUM  (Phüu..  der  8eJbctbewuBtaiiba.  1666.  8.276«.). 
I.  ▼.  Haktmav».  H.  Co*»  uDb  Allheit  im  Denken  ereengt  die  de>  Ktumr. •• ;  die 
Leistung  den  Rsiimec  iet  den  Hihi  ■■in.  Tenimmie.  den  Aufbre;  Logik,  1601. 
8.  162  ff.).   Raaoovian  n.  e.  (vgL  Xatomt,  Cmbm  u.  e».  neck  welchen  der  R,  im 


(QrendLd.gee.Wl ■  iftilikiu  8.4J2fLtWW.  IL  92  ft),  BontLU»  (8vetcm  d, 

iniMiiH,  8.  214  ff.;  WW.  I  6,  219  ff).   Hmbl  (der  R.  iet  dee 
Nebeneinender,  weil  er  das  Aafbrabfc-eeia  bt".  er  bt  eine  „iinssnn 
Bahn  HhwMnbkeir,  WatraMIrai .  &  46«.;  Ifyklop.  j  264  f.;  WW.  \  u.  e^ 

(Oruadr.  der  ftlsattaastbaniti  e.  Logfk,  1694,  8.  12.  26.  66,  I 
Oftn,  H"",  Hr  Ooturauoe,  Honaaoa.  B.  Kam«  (R.  eb  Denkmittel), 
•uvelb  Mon^dologby  1699,  8.  12 ff„  102)  u.  e,  -  „8a>bktiv"  (ideell) 
bt  der  R.  nach  Xonk,  Hörrotjm,  P.  Ca*«*.  Bbadlsy  (Appaarmnoa  and  Rr  .. 
1697,  8.  2611.).  Bnoeo»  (dar  homogeai  R.  bt  nur  eine  durch  daa  Bedürfnb  dao 
Lebena  und  Handeina  bedingte  laflsamng  daa  Wirklichen,  eb)  Nota,  daa  wir  aber 
dbeea  ausbreiten;  Matura  et  miianbi*.  1910,  &  226  fL;  db  laHiaiaiug  aber  bt 
objektiv),  Vamwo»  (dar  ahetrakte  R.  bt  eine  iwinbmlfhgs  Fiktion;  «übe.  daa 
Ab-Ob,  1911),  R.WABJ  (der  R.  -  eine  Fiktion,  bt  aar  ..niwiganamnngHr*kair, 
Daa  Qasao  dar  Pkiloe..  1694,  8.641.;  rgL  H»t*a*s:  der  R.  -  „dee  ahatrekta 
wmthoher  mOgUohar  Bswcgnngasmpfinthingsa".  Qoastas  u.  Ebmente  daa 
1690 U  8.  266 f.;  2.  A.  1906;  Vbrfelbhreachr.  f.  elaiinmh.  PhUoa.  XU)  u.a. 
«ad  Begriff  ragbbh  bt  der  R.  neck  Wem  (Logik  I*.  M 

Die  Entwicklung  der  ReumroceteUung,  1669;  Zur  PtychoL  u.  Theorie  de 

1902),  Ewald  (Kaata  kritboher  Iibslbmns,  1906,  8.  179  ff.)  u.  a.    Eb 

Produkt  bt  dar  (mathematische)  R.  nack  Staixo.  Pka*sox.  Mao«, 

(Archiv    f.    ■hniusuk.    PhJkm.    IV,    1908),  Jamba,    PotvcAB*   (..Kxmventkmelbr" 

Obaraktar,    theoretboha   „Betpenüiehkeit"   daa    iiikHrtbnain    Raumes,    Wart  dar 

Wbsenechaft,  1906,  &  94  ff.)»  Banoeoi»  u.  e. 

Dan  FniBiibmue  isilislau  Mnx,  Uannwao,  Gauss,  B.  Riduih,  B.  Ekdmaxx 
(Db  Axiome  dar  Geometrie,  1677,  8.  91  ff.;  rgL  aber  8.  97)  u.  a.  — 

Db  Einheit  von  Zeit  and  Raum  betont  (rgL  aahon  Locke,  8o**luxo,  Not  aus 
u.  a.)  M.  Palaqti.  Ee  gibt  nur  einen  „flbfbndan  Raum",  indem  der  R.  ab  „ein  eich 
in  der  Zeit  stetig  erneuernder"  aafgefafit  wird  (Neue  Theorie  ron  Raum  und  Zelt» 
1901,  S.  VIII  ff.;  Db  Logik  auf  dem  Bohaidewega,  1902,  S.  1  lö  ff).  —  Db  Znaemnanv 
gehörigkeit  ron  Reum  und  Zeit  betont  in  anderer  Webe  db  moderne  phyeikalbche 
ReUtiritAbtheorie  (s.  <L);  nach  dieeer  gibt  aa  vier  Dunenakmen,  von  denen  db  Zeit 
db  vierte  bt»  and  raumliche  Maße  sind  von  der  Zeit  (Geech windigkeit)  abhängig 
(vgl.  Minkowski.  Raum  und  Zeit,  1909;  M.  Plaxck,  Physika!.  Zeitschrift,  1910; 
E.0OHX,  Phyeikalbchee  über  Raum  und  Zeit,  1911). 


Raum.  527 

Als  Spezialfall  einer  n-dimensionalen  Mannigfaltigkeit,  die  neben  dem  Eukli- 
dischen noch  andere  (sphärische,  pseudosphärische)  Räume  umfaßt,  für  die  das 
Parallelen-Axiom  nicht  gilt,  erscheint  der  dreidimensionale  Anschauungsraum  (bzw. 
der  auf  Grund  desselben  begrifflich  gedachte  Euklidische  Raum)  —  nachdem  schon 
Kaxt  (Gedanken  von  der  wahren  Schätzung  der  lebendigen  Kräfte,  1747,  §9  ff.; 
Allgemeine  Xaturgesch.  u.  Theorie  des  Himmeis,  1755,  III.  Abschn.)  die  Denkbarkeit 
solcher  Räume  ausgesprochen  —  bei  Gauss  (Disquisiüones  generales  circa  super- 
ficies curvas,  1828),  Lobatschewsky,  Bolyal  B.  Riemasn  (Gesammelte  mathem. 
Werke,  1876,  1902),  Beltrami,  Helmholtz  (Über  den  Ursprung  u.  die  Bedeutung 
der  geometrischen  Axiome,  1870:  Anschaulichkeit  eines  pseudosphärischen  Raumes), 
Fechxeb  (Kleine  Schriften,  1875),  Zöllsee  (Abhandlungen,  1878 — 79;  spiritistische 
Folgerungen)  u.  a.  Die  Denkbarkeit  nicht  euklidischer  Räume  als  solche  spricht 
weder  für  noch  gegen  die  Apriorität  des  Raumes  überhaupt,  noch  gegen  die  „An- 
schauungsnotwendigkeif  unseres  Raumes,  so  nützlich  auch  die  „metageometrischen'' 
Spekulationen  sein  mögen  (vgL  Arbeiten  von  Hilbeet,  Fel.  Klees  u.  a. ;  Wissen- 
schaft!. Beilage  der  Wiener  Philos.  Gesellschaft,  1904;  Jacobsos,  Vierte ljahrsschr.  f. 
wissenschaf tüche  Philos.  VII;  Liebmass,  Zur  Analysis  der  Wirklichkeit3,  1900; 
B.  Ebdmaxs,  Die  Axiome  der  Geometrie,  1877;  R.  Boxola,  Die  nichteuklidische 
Geometrie,  1908;  F.Exbiques,  Probleme  der  Wissenschaf  t,  1910;  W.  Wuxdt,  Logik  II8, 
1906 — 08;  Mach,  Erkenntnis  u.  Irrtum,  1906;  Schüttz-Doioxt,  Zeit  u.  Raum,  1875: 
Denknotwendigkeit  des  dreidimensionalen  Raumes).  —  Vgl.  Isexkbahe,  Idealismus 
oder  Realismus,  1883;  J.  Schlesinger,  Energismus,  die  Lehre  von  der  absolut  ruhenden 
substantiellen  Wesenheit  des  allgemeinen  Weltraumes  und  der  aus  ihr  wirkenden 
schöpferischen  Urkraft2,  1901;  A.  Wiessseb,  Die  wesenhafte  oder  absolute  Realität 
des  Raumes,  1877;  V.  Hesey,  Über  die  Raumwahrnehmung  des  Tastsinnes,  1898; 
A  Kteschmans,  Die  Dimensionen  des  Raumes,  1902;  B.  Petrontevics,  Prinzipien 
der  Metaphysik,  I  1,  1904,  171  ff.  u.  I  2,  1912;  Die  typischen  Geometrien  und  das 
Unendliche,  1907  (R.  =  „reine  Ordnungsform  des  Xebeneinandergegebenseins  der 
realen  Inhalte'',  der  R.  ist  endlich  und  besteht  aus  diskreten,  ausdehnungslosen  realen 
Punkten);  Witasek,  Psycho!  der  Raumwahrnehmung  des  Auges,  1910;  G.  Lechalas, 
Etüde  sur  l'espace  et  le  ternps2,  1910;  L.  Gilbert,  Neue  Energetik,  1911;  Driesch, 
Ordnungslehre,  1912,  S.  108  ff.  (R.  =  eine  Art  der  „Anordnungsbesonderheit- "); 
Xatorp,  Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wissensch.,  1910,  S.  312  (Der  Euklidische 
R.  ist  eine  Bedingung  möglicher  Erfahrung,  d.  h.  für  die  „eindeutige  gesetzmäßige 
Bestimmbarkeit  von  Existenz  in  der  Erfahrung";  er  beruht  auf  der  Notwendigkeit 
des  „Erfahrungsdenkens'");  A.  Mülleb,  Das  Problem  des  absoluten  Raumes,  1911; 
Stöckl,  Lehrbuch  der  Philos.  IIS,  1912;  E.  R.  Jaexsch,  Über  die  Wahrnehmung 
des  Raumes,  Z.  f.  Psycho!,  Ergänzungsband  VI;  W.  Poppelbectee,  Zeitschr.  f. 
PsychoL,  Bd.  58,  1910;  W.  Steisbebg,  Die  Raumwahrnehmung  der  Blinden; 
R.  Hösigswald,  Jahrbücher  der  Philos.  I,  1913;  Herbertz,  Die  Philos.  des  Raumes, 
1912;  V.  Henry,  Das  erkenntnistheor.  Raumproblem  in  seinem  gegenwärtigen  Stande, 
1915;  E.  Cohs,  Physikalisches  über  Raum  und  Zeit;  Schlesinger,  Raum,  Zeit  und 
Relativitätstheorie;  Schlick,  Raum  und  Zeit  in  der  gegenwärtigen  Phvsik; 
J.  Schneider,  Das  Raum-Zeit-Problem  bei  Kant  und  Einstein,  1920;  Weyl,  Raum, 
Zeit,  Materie,  19214;  B.  Russell,  Our  knowledge  of  the  extemal  world  as  a  field 
for  scientific  method  in  philosophy,  1914  (Raum-System  der  „Perspektiven"); 
K.  Bühler,  Zeitsinn  und  Raumsinn.  Handwörterb.  d.  Naturwiss.,  1913;  Debs., 
Die  Gestaltwahrnehmungen,  1913;  Study,  Die  realistische  Weltansicht  und  die 
Lehre  vom  Raum,    1917.  —  Vgl.  Relativitätstheorie,    Dimension,    Ort,    Unendlich, 


Wim»  ihwcüc  de«  Taatrinnea  —  Realen. 


Teilbarkeit,  Stetigkeit,  Mathematik.  TWr,  InhaHmtfoa,    Projektion, 
Tasuinn.  Ausdehnung,  Korper,  Materie. 

Haamarhwrllf  de«  T—tmlmmf  bedeutet  die  kleinste  Distanz,  in 
welcher  swei  Taeteimlracke  ebeo  noch  (zugleich:  Simultanschwelle.  oder  nacheinander : 
Suluesrivschweüe)  a»  doppelt  aufgefaßt  «erden  können.  Se  variiert  von  1  —3  mm 
(Zungen-,  Ftagerepitse)  bs»  so  «8  nun  (Rücken,  Oberarm).  Abhängig  tot  dir  R.  vom 
Zustand  des  Tastorgans  und  von  dar  Übung.  VgL  Wovor,  GrundriB  der  PsjeboL*. 
IMS,  &  127;  Grundr.  d.  phys.  Psycho!.  II»,  1909.  440 ff. 


it  Fibtgbiit  dar  1  n«  süss  t  ton,  der  räumlichen  Orientierung.    VgL 
K.  H.  Wann,  Cbsr  dam  R,  IUI 


1 1  <  legen-,  Rückwirkung:  Antwort  auf  einen  Reu  (vgl  Bmuflndnag, 
IVvrbiscb).  Alba  Oeashshon  In  dar  Welt  barobt  auf  Reaktion  dar  Wesen  gegen aber 
ennaaaen  moraimea  am  * virsongwwicwm  tun  vemsna  iwuney,  nsmnmm  PDl 
es  Reaktionen  Im  physiologmohsa  und  pnjri  bim  bi  n  Leben  (vgL  Aktivität,  PassivitAt), 
sowie  m  ttwr  ummmw  tvgL.  uegeneamjL  wo  tmmsv  wmasr  uegenwoanngeo  gegen 
einseitig-extrem  rieb  gestaltende  Aktionen  and  Tublllnsmi  nfiilgae  —  Die  ..Rsakti- 
etttV  (£  r.  HABTHSjm)  ist  von  der  Aktivität  (im  enget o  Sinne)  an  unterscheiden. 
In  der  Peyiiheanatyea  (a,  d.)  ist  Rcafctlonsbildaay  die  Tamaehe,  da»  gewisse  Inhalte 
durch  anscheinend  gant  aeawogana  vardringt  oder  eahHariiit  werden  (e.  B  Libido 
durch  Tod). 

■  9  1     e  X  AMMewamAns^^m       MaMiliiil  »^k\m  ■!■      L>«    ^*—  -    Er»  rt ^ h,  i^ -*1  ^^    -1_.^  MM—  ih^—i  ■*■■ 

■  %4    II  I»  I  Mill^NHi  Il(l*l* 

mit  der  Ausdrucksmethode.  Sie  beginnt  mit  dem  EmwukenUsssn  eines  Ramm  und 
endet  mit  einem  Ausdiackmymptom,  etwa  einer  Dewegungsreaktion  (vgL  Wovor, 
Ordx.  d.  phys.  PsrchoL  I».  1908.  34  f.). 

ItniU  t  i on«.  \  <  riiu  Ii  < 
Mirvh  Suinc*nM.r  urnl  »n  «irr  IV-gutrwmng  iW  law*  fruns»rc»kti.wvMi.  in  welche  der 
WiQensvorpang  —  oft  naoh  ffihiHgaag  psychischer  Arbati  (Aasoristioa.  Erkennung, 
Wshlvorgaof,  UntrrscbekTung  usw.).  die  dar  Versuchsperson  auferlegt  wird,  mündet 
(Einfache  —  imimiaiagemw.il  Reaktion).  Die  &  dienen  der  Analyse  dar  (inneren 
>Vilienammmmmg  aad  aar  Messung  dar  Geschwindigkeit  psychischer 
und  psycbophyewcher  Vorginge.  Die  Zeit,  welche  rwischeo  dar  Einwirkung  des 
Reises  and  der  Real  Ihswlwwsgung  (Niederdrücken  eines  Taster»)  verstreicht,  und 
die  aum  Teil  auf  physiosogMchs,  mm  Teil  auf  psychische  Vorginge  rieh  verteilt,  wird 
durch  ein  Chronoskop  genmmen.  Man  unterscheide  t  ,.volk«andigs"  (atneoriclle)  und 
..verkürzte"  (mnakulire)  Reaktion;  bei  der  enteren  ist  die  Erwartung  der  Sinne* 
erregang  angewandt,  bei  der  feuteren  aber  der  suuufahrenden  Bewegung.  Die 
vollständige  Reaktionszeit  betragt  etwa  0.1 20-0.250.  die  verkurate  etwa  0.100-0.180 
Sekunden.  VgL  Wovor.  Grds.  d.  phyaioL  PaychoL  III».  1903.  S.  390  ff . ;  6.  A.  1906  f.; 
lr.  der  PaychoL».  1903,  8.  335 ff.;  L,  Lasoa,  Philoa.  Stadien  V;  Arbeiten  von 
MüLum,  L.  W.  Srax,  Gor«  Mumoa,  Kumux.  Cattbx,  v.  Raum,  Sxxaa. 
Manarx  u.  a.;  N.  Ach,  Die  Wülenstitigkeit  und  das  Denken.  1905;  E.  Wnmui, 
Archiv  f.  d.  gesamte  PaychoL  XXI. 

Bemlt  sachlich,  wirklich,  objektiv.    VgL  Reshtit. 

Kealdefinitioa   s.  Definition. 

Kealea  nennt  Hkrbabt  die  von  ihm  angenommenen  Wirklichkeimfaktoren 
elementarer  Art.     8k*  sind  schlechthin  seiend,  aubstantielL  absolut  einfach,  ohne 


Realisierung  —  Realismus.  5*29 

Quantität  und  Ausdehnung,  mit  unveränderlicher  Qualität.  Es  kommt  ihnen  „Selbst- 
erhaltung'' gegen  den  Versuch  von  „Störungen""  zu.  Die  Realen  sind  an  sich  unver- 
änderlich, nur  ihre  Beziehungen  zueinander  wechseln  (je  nach  ihrem  „Zusammen"' 
oder  „Xichtzusammen")  für  die  „zufällige  Ansicht".  Die  Seele  (s.  d.)  ist  eines  der 
Realen  (Allgem.  Metaphys.  I— IT,  1828  f.;  Haetekstein,  Metaphys.,  1836,  S.  167  ff.). 

Realisierung  nennt  Külpe  (Die  Realisierung  1 1912,  II 1921)  das  Veifahren, 
um  die  Erfahl  ung  und  aus  ihr  heraus  ein  wahrhaft  Seiendes  oder  Gewesenes  zu  erkennen. 
Sie  gliedert  sich  in  Setzung  und  Bestimmung  von  Realitäten. 

Realismus  bedeutet  allgemein:  Realitätsstandpunkt,  Betonung  der  Realität 
(s.  d.)  einer  Sache;  Verbleiben  beim  Wirkliehen,  Erreichbaren  (praktischer  R.). 

1.  Begriffs-Realismus  (R.  im  scholastischen  Sinne):  Annahme  der  Realität 
des  Allgemeinen  (s.  d.),  der  „Uni versahen"",  wobei  der  extreme  R.  den  Gattungs- 
begriffen ein  von  den  Dingen  gesondertes,  selbständiges  Sein  („ante  res")  lehrt,  während 
der  gemäßigte  R.  die  Existenz  des  Allgemeinen  (der  Art,  Gattung)  im  Einzelnen, 
Besondern  („in  rebus'")  lehrt.  Vgl.  Retkebs,  Der  aristotelische  R.  in  der  Früh- 
scholastik, 1907;  Loewe,  Der  Kampf  zwischen  dem  R.  u.  Nominal.,  1876. 

2.  Erkenntniskritischer    Realismus:   Annahme  der  (absoluten)  R- 

der  vom  erkennenden  Bewußtsein  völlig  unabhängigen,  selbständigen  Existenz.  Seins- 
weise der  Außenwelt,  der  Dinge  (s.  d.),  Objekte  (s.  d.).  Der  naive  R.  hält  den  gesamten 
Wahrnehmungsinhalt  für  real,  der  naturwissenschaftlich-philosophische  R. 
unterscheidet  von  den  subjektiven  Sinnesqualitäten  (s.  Qualität)  die  in  gewissen 
Bestimmtheiten  existierenden  Dinge.  Als  dogmatischer  R.  hält  er  meist  die  Räum- 
lichkeit (Ausdehnung)  und  Bewegung  (s.  d.)  für  eine  Bestimmtheit  der  Dinge  an  sich, 
als  kritischer  R.  schreibt  er  dem  „an  sich""  Seienden  öfter  nur  Analoga  des  Räum- 
lichen zu  (eine  gewisse  „Ordnung"*)  oder  er  nimmt  an.  daß  zwar  die  raum-zeitliche 
Welt  der  Objekte  als  solche  ideell,  phänomenal  (s.  d.  nur  für  ein  „Bewußtsein 
überhaupt'*  darstellbar)  ist,  daß  ihr  aber  ein  selbständiges  Fürsich-  oder  Ansich- 
Sein  zugrunde  Hegt  (Ideal-Realismus).  Dem  Wesen  nach  betrachtet  der 
materialistische  R.  (s.  Materialismus)  das  Reale  als  materiell,  körperlich,  der 
spiritualistische  R.  (s.  Spiritualismus)  als  geistig,  seelenartig  (vgl.  Monaden),  der 
identitätstheoretische  R.  (s.  Identitätstheorie)  als  psycho-physisch  oder  als  das 
dem  Psychischen  und  Physischen  gemeinsam  Zugrundehegende,  Identische,  „Absolute" 
(s.  d.).  Der  R.  tritt  (metaphysisch)  allgemein  als  Dualismus  (s.  d.)  oder  Monismus 
(s.  d.)  auf,  je  nachdem  er  zwei  Arten  des  Realen  oder  nur  eine  Art  desselben  annimmt 
(vgl.  auch  Pluralismus).  Die  Grundlagen  des  R.  sind  die  Unabhängigkeit  des 
„Gegebenen"'  von  unserem  Willen,  der  Zwangscharakter  der  Wahrnehmung,  die 
Unableitbarkeit  der  objektiven  Bestimmtheiten  und  Einzelgesetzlichkeiten  bloß  aus 
dem  erlebenden  Subjekt,  aus  dem  Bewußtsein,  die  Unmöglichkeit,  das  fremde  Ich 
(s.  d.),  zu  dessen  Wesen  eben  aktiv-reaktives  Erleben,  eigenes  Bewußtsein,  selbständige 
Einheit  und  Konstanz  gehören,  als  bloßen  Inhalt  unseres  Bewußtseins  aufzufassen, 
in  das  es  sogar  überhaupt  nicht  eingeht  (es  wird  anerkannt,  postuliert,  dem  eigenen 
Ich  an  Seinswert  gleich-  und  gegenübergesetzt).  Die  Annahme,  Setzung, 
Forderung  bewußtseins transzendenter  Faktoren  der  phänomenalen  Objektenwelt  ist 
als  Mittel  zur  vollen  Begreiflichkeit  objektiver,  aUgemeingültiger  Erfahrung  schwer 
abzuweisen,  so  sehr  auch  der  (kritische)  Idealismus  (s.  d.)  das  Bezogensein  alles  Objek- 
tiven als  solchen  (als  Gegenstand  möglicher  Erfahrung,  Erscheinung)  auf  ein  (begriff- 
liches, abstraktes,  ideelles,  logisches)  „Bewußtsein  überhaupt"  (als Inbegriff  apriorischer 
Geltungen)  mit  Recht  betont,  wobei  er  ausdrücklich  mindestens  den  „empirischen 
E Uler,  Handwörterbuch. 


m 


(<fie  Ui»ahhii»gigkntt  dar  objektiven  W\n  fciliimig  n   von  dar 

Subjektivität)  anerkennt  (Kabt.  Oobbe,  Ricurr  u.  ».;  rgL  Tran- 

t). 

Der  ästhetisch*  &  fordert  m  der  Kamt  die  Daiassnnng  dar  Wutliehkeo, 
des  realen  Lehens,  ohne  dai dilti  Dsmtalmng  »bar  iklsriasa  (im  Sinne  dea  niranirtgrn 
Xaturshsmas)  m  sein  braucht. 

Dar  Auadruck  „Realist*'  f^reahsta")  ab)  Gegtnaau  zum  Xomhiahsten  findet  eick 
namt  bei  Pbtbcs  Xioei  (l'um,  Gesch.  d.  Logik,  1853.  1  Im  erkenntnis- 

Anadruck  acit  Kabt 

dl*  Stoiker,   Erato*  o.  a^  ferner  die  SchoUtt. 
Baooe.  Hobbba,  t>M^^_  Dbscabtss,  fluni!».  T<ani*n  (Ideal- 
i),  Garn,  Wourr.  Rno,  Holbacb.  Lunmn,  Dronor.  Unoo.  Goethe 
u.  a.     Kabt  verbindet  dao  .^mpMacben"  niihamai  mit  dam  mranaaindanlakn 
Miibseiih  (a.  d.)  and  nimmt  «in  „D*ng  an  ahm"  (e.  d.)  an.    Eben  „rationale. 
Wort  Babdoi  (Or.  dar  aentaa  Logik,  1600V  «anea  Iilaal  ITailm—  Sculuxo,  auch 

Lora.  Hab*»,  I.  H.  Ficbtb,  Ulbicx.  Gabeir»», 

>a  nimjiajaaiüniii  Stene)  tiiaii  iJinit,  Bsna  L.  Borns.  F. 
Rinu  Wüjtot  (Kritiacher  R*  Philo»,  gtndkm.  Xu— XIII).  Doaxxa  u 
rsEsawao.  Cabjtebi  u.  b.  Kritische  RiilHm  ( niBahii  Jim  i  Art)  aind  fernar  Helm- 
(R.  ak>  Hrpotbeae  wertvoll),  DChbwo,  Bacbuxe.  E.  L,  Kiscbeb,  Bbaio. 
Haobbubb.  Ostsee,  Ditte.  H.  Wolt,  Bbsetaxo.  Hon.Es.  Heiboeo. 
Offttu,  Jodl.  Jeeps»  rEsr.  Bf  lim»  Stcteit.  Kieul,  Kulte  (Einleit.  in 
die  Philos,«.  1907,  a  160 ff.;  Die  Philo»,  der  Gegen*.'.  1904;  I.  Kaut,  l> 
tkeorie  o.  Naliuwiaaenaih»fl  1910;  Die  Reahaierung  1  I.  1921), 

DOam  (Grands,  «teer  inlhUaiobsa  Willansoaaeimg,  1907),  K.  Bbcbeb,  Draorr. 
(Einfuhr,  in  die  RikaamtumUmorW.  1909,  8.  43 ff).  W.  Fesytau 
dar  Aobeawelt,  1904:  Zar  Frage  d.  Real..  1906).  Unrüaa.  H.  Scbwab* 
(Waa  will  der  kritmehe  R.?.  1994),  8towabt,  Anaqnm.  iL  Wettschee,  K.  Wuiausua 
(Archiv  f.  avatrm.  Philo*.  IX.  1909),  F«W«aasK6aXBB  (Wieaeoechait  and  Wirk- 
nchkeit,   1910),  Wmmum   (Wlihlkkhelme1an.ltiiiiifc>.   1896).   Voucbct    (•.  Tran 
t).  B.  Ebdeuxw.  V.  Kbatt  (Weltprobtem  a.  Erkrnntnwppobk-ttu  1912;  syst»- 
dea  R;  vgl  Objekt).  E.  v.  HAirmw  (Krit  Qrondlegang  dea 
R».   1996;  wwin— uduntaler"  R.  Theorie  dar  vom  BewufMailn 
WaR;  Eoch  Durws,  v.  Sawaw  a.  s.),  R.  Müllek 
1922  a. a,,  ferner  W.  HajbTltox.  Maxsel,  Casb.  M.  Cosh 
(Reshstic  Philoaophy,  1887).  Ladd,  Stsbobb  („tranafigured  reaüam ".  First  Prineaplm), 
Lewes  u.  a. 

Einen  R,  nach  welchem  daa  Wahrgenommene  aoeh  außerhalb  der  Wahrnehmung 
ah  ein  selbständig  Seiende»  besteht  und  da»  »ich  Widersprechende  nicht  aein  kann, 
vertritt  ▼.  Kibohkaxb  (Dia  Philos.  dm  Wtesens,  1864;  Die  Lehre  vom  Wimen4.  1886; 
Über  da»  Prinrip  dea  Reabamus,  1876;  rUtechaunus  der  Philoa.«,  1888.  u.  a.).  Vgl 
C.  GoEETJfo,  Syatem  d.  krit.  Phlk».,  181 

AJa  „naiven  Reaüamoa4'  beeeJohnen  manche  Denker  den  Standpunkt,  da8  dar 
WahmehmnngKinhalt  aelbst  —  ab)  allguiiiaha|lHigar  Inhalt  dea  Bewußtsein»  (Schutte 
u.  a.)  oder  als  Amaageinhalt  (Aveüaetus),  Komplex  von  „Empfindungen  oder  besser 
„Elementen"  (Mach  o.  a.;  vgl  auch  Pbtsoutt.  Daa  Weltproblem*.  1012)  —  da« 
Objektive,  Reale  Bit  (vgl.  Ding,  Objekt,  hnnmnenrphiloeophie).  —  Vgl.  G.  E.  Scsuva, 


Realität.  531 

Über  die  menschliche  Erkenntnis,  1832  (Ausdruck  „natürlicher"  R.);  C.  Isexkbahe, 
Idealismus  oder  Realismus,  1883;  Dwelshauvers,  Realisme  naif  et  r.  critique,  1896; 
Maydoen,  Wesen  u.  Bedeutung  des  modernen  R.,  1899;  A.  Siegfbied,  Radikaler 
R.  .  .  .,  1895;  Deeyeb,  Personalismua  u.  Realismus,  1905;  Kinkel,  Idealismus  u.  R., 
1911;  Offnes,  Nominalismus  u.  Realismus,  1919.  —  Vgl.  Realität,  Transzendent, 
Bewußtsein,  Immanent,  Objekt,  Ding,  Außenwelt,  Ideal-Realismus,  Konformismus, 
Qualität,  Körper,  Erkenntnis,  Sein. 

Realität  (realitas,  Dinglichkeit,  Sachhaftigkeit,  Sachlichkeit):  Wirklichkeit 
(s.  d.),  insbesondere  die  vom  Erleben,  erlebenden  Subjekt,  Bewußtsein,  Erkennen, 
unabhängige,  selbständige  Wirklichkeit,  oder  die  Bezogenheit  von  Erkonntnisge bilden, 
Begriffen  auf  eine  solche  Wirklichkeit,  Bezogenheit  auf  einen  realen  Gegenstand. 
;, Wirklich"  im  weitesten  Sinn  ist  alles,  was  nicht  bloß  der  Meinung  nach,  sondern 
tatsächlich  besteht,  vorkommt,  vorfindbar  ist,  das  Subjektive,  Psychische  ebenso 
wie  das  Objektive,  Physische,  das  Ideelle  wie  das  Reale.  Real  aber  ist  nur  dasjenige, 
dem  ein  allgemeingültiger  Seins  wert  zuerkannt  wird,  das  als  wahrhaft  seiend 
gesetzt  und  anerkannt,  von  den  subjektiven  Erlebnissen  unterschieden  wird  als 
Sphäre  einer  für  alles  Erkennen  (für  das  „Bewußtsein  überhaupt")  gleichen,  identischen 
Gegenständlichkeit  („objektive"  oder  „empirische"  Realität,  von  der  noch  die  „abso- 
lute" oder  „transzendente"  R.  des  „An  sich"  der  Dinge  unterschieden  werden  kann). 
Mag  das  Reale  als  „Ding  an  sich"  (s.  d.)  oder  als  (objektive)  „Erscheinung"  (s.  d.) 
aufgefaßt  werden,  stets  wird  es  begrifflich- methodisch  vom  Nicht-Realen,  bloß  Ideelle« 
(bzw.  vom  Idealen)  unterschieden,  es  hat  einen  eigenen  theoretisch-praktischen  Wert 
(eine  eigene  „Dignität").  Objektive  Realität  (vgl.  Tatsache)  wird  nicht  sinnlich 
wahrgenommen,  sondern  auf  Grund  motivierender,  determinierender  Daten  zu  mög- 
licher Erfahrung  denkend  gesetzt  und  anerkannt  oder  auch  logisch  gefordert  (siehe 
Postulat);  sie  ist  nicht  „gegeben",  sondern  dem  Erkennen  aufgegeben,  ist  ein 
methodisch  zu  Gewinnendes  und  zu  Bestimmendes,  begrifflich  zu  Fixierendes,  in 
Urteilszusammenhängen  Darzustellendes,  aber  stets  vom  psychischen  Akt  des 
Begreife ns,  Urteilens,  Denkens  —  als  Gegenstand  desselten  —  Unterschiedenes 
(s.  Objekt).  Die  „empirische"  R.  der  Objekte  ist  mit  der  „transzendentalen* "  Idealität 
und  Phänomenalität  derselben  vereinbar  (s.  Raum,  Zeit,  Transzendent). 

Die  Scholastiker  verstehen  unter  dem  Realen  (dem  „realiter")  das  Sein  der 
Dinge  außerhalb  alles  Erkennens  und  Vorstellens.  Es  gibt  Grade  der  R. ;  so  ist  Gott 
das  „ens  reaUssimum"  (s.  Ontologisch).  Nach  Düns  Scotus  gibt  es  in  jedem  Einzel- 
wesen eine  generische  und  spezifische  und  eine  individuelle  „realitas"  (Opus  Oxon.  II, 
d.  3,  q.  6).  „Objektive"  und  „formale"  R.  unterscheidet  noch  Descabtes;  unter  der 
ersteren  versteht  er  die  vorgestellte,  gedachte  R.,  unter  der  letzteren  die  an  sich 
bestehende  R.  (Meditat.  III),  auch  nimmt  er  noch  Grade  der  R.  an.  Leibniz  schreibt 
j, absolute"  R.  („realite  absolu")  nur  den  Monaden  (s.  d.)  zu;  die  R.  der  Phänomene 
beruht  auf  der  Gesetzlichkeit  und  dem  Zusammenhang  mit  anderen  Phänomenen 
(Philos.  Hauptschriften  II,  123  ff.).  Damit  ist  Kants  Lehre  von  der  R.  verwandt, 
nach  dem  „absolute"  (transzendentale)  R.  nur  das  „Ding  an  sich"  hat,  während  die 
;,empirische"  R.  sich  auf  die  Objekte  als  Erscheinungen,  als  Gegenstände  möglicher 
Erfahrung  bezieht.  „Objektive"  R.  ist  „Beziehung  auf  einen  Gegenstand"  und  beruht 
auf  dem  Gesetz,  daß  „alle  Erscheinungen,  sofern  uns  dadurch  Gegenstände  gegeben 
werden  sollen,  unter  Regeln  a  priori  der  synthetischen  Einheit  derselben  stehen  müssen, 
nach  welchen  ihr  Verhältnis  in  der  empirischen  Anschauung  allein  möglich  ist".  R. 
ist  eine  der  Kategorien  der  Qualität  (s.  d.)  und  bedeutet  (als  „realitas  phaenomenon") 

34* 


m 


..da«,  wm  einer  ftapflndnitg  ■harbenpt  korreepondirrt".  Daa  „Schema"  (».  d.)  der  R 
ist  die  kootmakrtiohe  und  ghaiarfremigs  Branagaageiaea  Inhah*  in  der  Zeit.  Zwischen 
der  R  in  der  Erscheinung  and  der  Tfegniion  bosnjht  ein  ..kontinuierlicher  Zueammen- 
hang  vieler  m*gh>htn  Tat»  ilMnamirflnitiiiajnf  i "  One  Real»  in  der  ffiaiaanmiiig  hat 
einen  „Grad",  d.  h.  eine  „intensive  Groös",  dir  noch  immer  vermindert  werden  kann. 
Den  (phänomenal)  Reale  bedeutet  niehta  eil  da»  „Synthese*  In  einem  empirischen 
BewufMaem  Oberhaupt"  «ad  olijeklha  R  beeteht  hl  einem  ■IhjimeingOttifnn.  geord- 
neten. grsMiiirhrn  7—ammsnaang  der  VoreteUnngen  (a.  Objekt,  Objeküv).  Den 
Reale  kuaerer  Pisnhslasngan  iet  aar  In  der  Wahrnehmung  aad  im  Fortgang  au 
BiBgMohin  Wahrnehnaaagea,  im  f— immmfcing  mit  eolrhen  wirklieh  (a.  Wirklichkeit). 
Raum  (a.  <L)  und  Zeit  (a.  d.)  haben  aar  empiriecbe  Realität  (vgl  Aaaaawnaaaafotjaaa). 
Begriffe  wie:  Wuanaafieihrit,  Unserrfatiehheil  a*w.  haben  aar  „prakttsche"  HiraHtat. 
d.h.  Oeltoigita- daa  sittliche  Ha«fcw^ 

Kriu  d.  praku  Venu,  1.  lall,  1.  stach,  I.  Hptac).  —  Ober  Kaar  hhaiaamhand  Wie» 
FaflerTB  alle  R  aaa  dem  (abaoloten)  loh  (e.  d.)  ab:  „aller  Realität  Quelle  iet  da«  1 

durch  den  Veratnnd  begriffen,  fixiert  (Oraadj  d.  aeaam Jwtoeenecheitaiehrr,  S.  11. 192 ; 
W\V   li     -Nach8catau^aoaiiidRe«leaaadIdeeieaimMAbeora 
(vgl  WW.  I  6.  4M  ff.;  rgL  IdeatitMatheone).    .Nach  Haoax  ha  dat  Reale  aa  aieh 
„Idee" (s.  d.k  objektive  Vernuirt;  iiach  Staroraaaaaaa o.a.  iet es  Witt»  (s.  d.k  Nach 
Lona  iet  R  „Fmw«h-8tin";  daa  Reale  ha  die   Ja  der  Form 
Selbständigkeit  gaset**»  Idee"  (Mihrohnam.  II».  IM  I 

Eine  R  ab  vom  VoreteUea  and  Bifcnaiaai  eottig  Unshhsngigcs  gibt  ea 
dem  Realismus  (e.  d.1    8o  nach  Haaaaar.  Banaaa.  I.  H.  Ficara,  Utaict,  B.  troa 
FLurrauaa.  Daswa,  Wcaar.  Doaaaa,  Küira  <  Einlei  t,  in  die  Philo*.«. 
Die  Realisierung.  I.  1913k  Voutamvr  (Quellen  der  meoachl  Oiwewaalt,  1906.  8.  49  iL). 
f*rmm,  alaasie,,  Riaau  Draaaa.  JaacaaLaa.  V.  Kaair  (Wertbegriff  u. 
begriff,  1912k  W.  Faarrao.  DCaa.  »roaarao  a.  e„ 
R  denkend  erfaßt  oder  piw4ulhal  wird  and  dag  daa  objektiv  notwendig  Gedachte. 
Geforderte  R  hau 

Im  Sinne  dea  Idealiemus  (a.  <L)  bestimmen  die  R  viele  Kantianer  und  Neu- 
kantianer (e.  d.1  Coaaa  uatstieswhfcl  R  und  Wirklichkeit.  R  „hegt  nicht  in 
dem  Rohen  der  afnalkihen  Empfindung  aad  auch  ahmt  in  dem  Reinen  der  sinnlichen 
Anschauung,  sondern  muH  als  eine  besondere  Vors uoart rang  daa  Denkern 
geltend  gemacht  werden",  sie  ist  eine  Kategorie,  verbunden  mit  einem  hrc^ndsron 
Grundaau  dar  Objektivation.  der  an  und  ihr  sich  Setzung.  R  bedeutet  (wie  nach 
Kaut)  ..intensive  Große",  sie  hegt  im  „Infinitraimalrn"  (s.  Unendlich).  „In  den 
intensiven  GröQen  sind  diejenigen  Realität«  Einheiten  ffllukasUt,  aa  welchen 
dynamische  Beziehungen  gestiftet  and  durch  DirmieatJalgaachaagea  berechnet 
werden  können"  (Dea  Prinzip  d.  Infinite*..  1882,  S.  14.  28.  91,  IM;  Logik,  1902, 
S.  113  f.).    Vgl.  Natost.  Casstaaa  a.  a.  (a.  Tatsache). 

Daß  die  Setzung  von  R  vom  Werten  und  Wollen  abhängig  ha,  betonen  Mfhcaraa- 
aaao  (Philoa.  der  Werte,  1908).  RicaaaT  (a.  Sollen)  u.  «..  ferner  F.  C.  &  Sramj.aa 
(Humanismus,  1911).  James  (Principlea  of  Psychol..  1891,  II.  282  ff.)  u.  a.  —  Vgl. 
Sraacaa,  First  Principlea,  1882  f.,  f  46;  BaanutT,  Logic  I,  1883;  Appearanee  and 
Reality»,  1897,  S.  IM  ff.:  Widcrspnichaloaigkcit  als  Kriterium  der  R;  s.  IV 
BoszjrQurr,  Knowledge  and  Reality,  18M;  Korea.  The  World  and  the  Individual  I, 
1900 f.;  F.  J.  ScaaiDT,  Grdz.  d.  konstit.  Erfahrnngaphilos ,  1901,  S.  139  ff.;  Dax 
Croyance  et  realite,  1889;  E.  Maraasoa,  Identite  et  realite,  1908;  Hörrorvc. 


Rechtsphilosophie.  533 


menschliche  Gedanke,  1911;  Kretbig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909  („R.  an 
sich"  —  ,. empirische'"  R. ;  vgl.  Wahrnehmung:  dort  auch  Brentano.  Meinong. 
Kclpe  u.  a.);  Dilles,  Weg  zur  Metaphysik,  1901  ff.,  I— II;  Xatorp,  Die  log.  Grund- 
lagen der  exakten  Wissenschaften,  1910;  O.  v.  d.  Pfordten,  Konformismus,  1911; 
Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  und  Wirklichkeit,  1912;  Das  Realitätsproblem, 
1913;  Baldwin,  Mind  XVI;  Das  Denken  u.  die  Dinge  I — II  („Realitätskoeffizient" 
der  Wahrnehmungen;  im  „Mind"  auch  Pikler  u.  a.);  H.  M.  Klein,  Beiträge  zum 
Studium  d.  Philos.,  1805  (Endliche  R.  ist  nur  insoweit  real,  als  sie  in  der  unbedingten 
R.  des  Absoluten,  über  alle  Relationen  Erhabenen  wurzelt;  die  endliche  R.  als  solche 
ist  bloße  Erscheinung;  wie  Schelling,  Hegel  u.  a.);  D.  Gawronsky,  Das  Urteil 
der  Realität,  1911  (Methodischer  Idealismus);  A.  Bonucci,  Verita  e  realtä,  1911; 
K.  Jaspers,  Zeitechr.  f.  d.  ges.  Xeurologie  u.  Psychiatrie,  Bd.  VI,  1911;  Hägerström, 
Das  Prinzip  der  Wissenschaft,  I;  Die  Realität,  1908  (R.  ist  logische  Bedingung  für 
jedes  besondere  Wissen) ;  Ladd,  A  Theory  of  Reality,  1899.  — Vgl.  Wirklichkeit,  Tatsache, 
Sein,  Objekt,  Parallelismus,  Konformismus,  Anschauungsformen,  Kategorien,  Relation, 
Ding  an  sich,  Erscheinung,  Positivismus,  Phänomenalismus,  Immanenzphilosophie. 

Rechtsphilosophie  ist  die  Theorie  der  Prinzipien  (Grundlagen,  Voraus- 
setzungen) des  Rechtes  und  der  Rechtswissenschaft,  die  Wissenschaft  vom  Ursprung, 
Wesen,  von  der  Geltungsgrundlage,  von  der  Idee  und  dem  Zweck,  von  den  obersten 
Xormen  des  Rechts,  nicht  bloß  die  allgemeine  Grundlegung  der  Jurisprudenz,  die 
Deduktion,  Definition,  Systematik  und  Kritik  der  Rechtsbegriffe  und  Rechtsgrund- 
sätze. Ihren  Gegenstand  bildet  nicht  ein  imaginäres,  konstruiertes  „Xaturrecht", 
sondern  das  historisch  gewordene  und  sich  entwickelnde  positive  Recht,  aber  sie  bleibt 
nicht  bei  der  Analyse,  Psychologie,  Soziologie  und  genetischen  Erklärung  desselben 
stehen,  sondern  will  das  Recht  in  der  Vernunft  logisch  verankern,  es  grundsätzlich 
und  systematisch  begreifen  und  ferner  auch  die  Rechtsnormen  (Gesetze)  auf  deren 
Übereinstimmimg  mit  der  Rechtsidee,  dem  idealen  Rechtswillen  beurteilen. 
So  wird  sie  zur  Lehre  vom  „richtigen  Recht",  vom  Recht,  wie  es  sein  soll,  wenn  es 
reines  und  volles  Recht  sein  will.  —  Das  Recht  ist  objektiv  der  Inbegriff  der  Xormen, 
welche  das  äußere  Verhalten  der  Mitglieder  der  menschlichen  Gesellschaft  (des  Staates) 
zueinander  und  zum  Gesellschaftsganzen  zwangsmäßig  regeln,  ordnen;  subjektiv  ist 
es  die  Befugnis  (bzw.  Pflicht)  zu  Handlungen,  welche  durch  das  objektive  Recht 
bestimmt  sind.  Die  („apriorische")  Idee  des  Rechts,  d.  h.  der  Inhalt  des  reinen  Rechts- 
willens (der  immanente  Rechtszweck)  ist  die  Forderung  einheitlich-geordneter 
Verknüpfung  menschlicher  Beziehungen,  Interessen,  Tendenzen.  So 
ist  das  R.,  wenn  es  konkret-historisch  auch  erst  innerhalb  der  Gesellschaft  entsteht 
und  immer  wieder  von  sozialen  (wirtschaftlichen,  politischen,  ethischen  u.  a.)  Faktoren 
beeinflußt  wird,  seiner  Idee  nach  ein  Konstituens,  eine  Bedingung  geordneten  Gemein- 
schaftslebens, es  entspringt  dem  Gemeinschaf  ts  willen,  mag  dieser  nun  in  der  Gesamt- 
heit verkörpert  sein  oder  von  Teilgruppen  oder  Persönlichkeiten  ausgehen  oder  ideeller, 
idealer  Xatur  sein.  Das  R.  bedeutet  eine  Bindung  der  Willkür  (Freiheit)  der  Gemein- 
schaftsglieder, eine  Einschränkung  ihrer  Aktionssphäre,  zum  Zwecke  der  Sicherung  jener 
Freiheit,  Aktions-  und  Entwicklungsfähigkeit,  welche  den  Menschen  als  Gemeinschafts- 
gliedern möglich  und  nötig  ist.  Dem  Rechtsideal  entspricht  (immer  nur  annähernd)  ein 
humanes  Kulturrecht,  daseine  möglichst  solidarische  Gemeinschaft  mög- 
lichst kraftvoller  Individuen  mit  möglichst  hoher  Kulturbetätigung  er- 
möglicht. Das  ursprünglich  von  der  Sitte  (s.  d.)  ausgehende  R.,  das  später  als  Gesetzes- 
recht kodifiziert  wird  und  seinen  von  der  Moral  gesonderten  Weg  nimmt,  hat  die  Tendenz, 
sich  schließlich  zu  ethjsieren  und  mit  der  Sittlichkeitsidee  zur  Einheit  zusammenzugehen. 


Rechtsphilosophie. 


R  finden  eiek  scbon  frühaeitig.  Alt  tot  der  Gedenk»  der  ..t 
*  (*>**•««  «*>•«).  die  maa  befolge*  muß  (Soexatx*  u.  ».). 
den  bloB  konvoationeBen  (Mm,  nicht  •**•)  Ursprung  dee  Reckte 
Sophisten  («Mb  schon  Aacamacs,  Diogen.  Leen.  II.  16)  Nsrh 
Hxmas  tat  dee  Omni  ein  Tina«  der  Mensohen,  der  ata  n  Xstaieidilgssu  swingt 
(Platow.  Protsgoras,  8*7  D).  Neck  Poum,  Tmimcw«,  Emmas  tat  da*  R 
durch  mir htigu  Porsoasa  xa  derea  lfateea  eiafeettet  wmdsa  «der  die  Schwachen 
heben  ee  xa  Ihre»  Sckatee  vor  Walkar  eaajeaosamen  (Plato*.  BepubL  S44  C,  SS«  C, 

Qorgtae.  466  R  471  A.  483  R  481  E).  Pea  Gedenken  dee iHibei.  Reckte  het  echoa 

AtjmuMii  (AmiuiaJi,  Rketoc.  I  S.  1S7S  h  18).    8onurse  betont  die  ..enge- 

eukrtabeneo  OmUi".  welche  dta  Gotter  «eben  aad  db  obereü  gehen  (Xanorao*. 

Memorebfl.  IV.  4,  1 J  ff  V  PLatoa  gründet  eeens  flwsttpafloinphh  (a,  d.)  auf  dta  Idee 

der  Gerechtigkeit  (a.  d.).  Neck  AatXTornum  gibt  ee  eta»  a!lflememee  natürliche*  Recht 

(fdns»  eotewe  eV— <♦>,  Bth.  Hlhw,  V.  10).    De«  R  tat  dta 

eckeit  (»cAma*  — e*»essq  t  a|<«.  Polt  I.  1)  and  dta 

(Tgl.  Statt).  Die  8toiker  begraadoa  db  Lehre  vom  Wstaiisuhl.  Infolge  der  in 

■faksemsn  Weltvernunft  gibt  ee  aar  ein  Recht  aad  dtaeee  tat  gottieabro 

nad  In  der  reckten  Vernunft  (*>*♦*  Uym)  gegründet.    Ei  gibt  eine  „lex  aaturee". 

eine  „neu  tax14  (Cunao.  De  repabL  H,  1  fit  Sawaoa.  Eptat.  47.  Sl.  u.  e,).   Die  (von 

der  Stoe  beeinflußte)  lOmtashs  Jaitapradaai  hmllaiaH  dee  Xaturreckt  (Ja*  gent> 

eta  dee,  wen  dta  Xatar  eüe  Weeea  lehrte  („quod  netare  oeaaie  eabaeüe  doeuit". 

..qnod  naturelle  ratio  apad  oauea  kossinee  oaaHttaitM,  Institut.  I  .  Joe 

naturale").    Ane  Konrention  aad  Ntttltahhetaeii  ■  ■giingsa  leiten  dee  R  ab  Enxra 

(Diogen.  Leert.  X.  lßOfi).  KammuD»  (Diogen.  Leert.  IX.  61). 

Dta  8oholeetik  leitet  dee  (oatftHfcbe)  R  aus  dem  güttöcben,  ewigen  GeeeU 
(..lex  eetrrue")  ab.  betont  aber  anck  dta  eosjafe  Bedeotaag  dee  Renkte  (vgl  Tbokas, 
Som.  theoL  II.  81.  1  f.;  Oootre  Gent.  111.  1»). 

In  der  Xeuerit  wird  rtalfeck  dta  Lehre  roai  „Natntrecht*4  ata  deai  der  Ksiur 
der  Dinpr  entsprechenden,  der  mesmehBcben  Katar  gemäßen.  In  Ihr  (bcw.  der  Venranft) 
wnnelnden  Recht  aufgeetellt.  TeÖwetae  wtad  ee  auf  den  göttlichen  WIDea  rarfick- 
gefahrt.  der  ee  dem  Msaioasn  etaaepAaaxt  hat.  So  aack  kfaia vcstbox.  Oldi 
X.  Hxsmnro,  B.  Wnrxxan.  D.  Borat»,  Mouva  o.  a.  —  Hooo  Gaonva,  der  (wie 
Albxhtcts  Gaenus)  dee  Völkerreckt  begründet,  uaiereoheidet  vom 
dee  ..menechllche'4  R  Dtaeee  wieder  tat  ..positiv"  (..volunUrium".  ..ras  orrfta")  oder 
„natürlich"  (..naturale").  Dee  natürliche  R  tat  unveianderHek.  ee  Hegt  in  der  mensch- 
Hohen  Ketur  aad  Venranft,  tat  Ihr  lagimiHiw  aad  tat  eme  Bedingung  der  Erhaltung 
der  menechHchen  Geeeltachaf  t.  Dae  positive  R  tat  eine  Anwendung  dee  natürlichen 
(De  iure  belli  et  pacta,  1628).  Der  Staat  tat  durch  Vertrag  entstanden,  der  eebon  den 
Geaenigkeitatrteb  vorauesetst.  Dtaa  lehrt  aooh  8.  von  PoTHTDOBr.  der  von  Caorrcs 
und  HoBSM  beeinflußt  tat  Den  Katurreeht  tat  dae  R,  welche*  mit  der  vernünftigen 
Katar  dos  Menschen  obereinstimmt  und  Bedingung  einer  friedlichen  GeerDeohaft  tatv 
Der  Katarruetand  der  Gewalt  tat  fiktiv  (De  iure  naturae  et  gentium.  1768;  De  officio 
hominis  et  eivta,  1673).  Lamm  unterscheidet  drei  Grade  des  Rechte:  ..ins  strietum". 
„eequitas",  „pietae"  mit  den  Können:  „neminem  laedere",  „suum  cuique  trlbuere", 
„honeste  vivere".  Ca».  Thomastcs  leitet  dae  Katurrecht  von  Gott  her  and 
bezieht  ee  auf  die  eoriale  Ketur  dee  Menschen  (Institut,  Jurtaprudentiae  dtvinar 
ähnlich  H.  r.  CoccxJi.  Wschtxb  o.  a..  aoeh  Caa.  Woltt  (Institut,  iuris  natur. 
et  gentium.  1760;  vgl.  f  277),  nach  welchem  das  öffentliche  Wohl  das  höchste 
Staatageeete  tat. 


Rechtsphilosophie.  535 


Die  neuere  Vertragstheorie  begründet  Hobbes,  nach  welchem  im  Natur- 
zustande ein  „Kampf  aller  gegen  alle"  („bellum  omnium  contra  omnes")  besteht 
und  jeder  ein  Recht  auf  alles  hat  („homo  homini  lupus").  Vor  diesem  Zustande 
bewahren  nun  Furcht  und  die  Gebot«  der  rechten  Vernunft,  man  verzichtet  auf  die 
eigene  Macht  zugunsten  des  „Leviathan",  des  alles  sich  unterordnenden  Staats- 
körpers, der  dem  Schutze  und  Wohle  der  Menschen  dient  (De  cive  I;  Leviathan  II; 
De  corpore  politico;  The  Elements  of  Law,  hrsg.  von  Tönnies,  1888).  Ahnlich  lehrt 
Spinoza,  nach  welchem  im  Naturzustände  jeder  so  viel  Recht  hat,  als  er  Macht  besitzt 
(Tractatus  politicus,  c.  2 f.;  Tractat.  theologico-politicus,  c.  16;  Eth.  IV).  Gegen 
Hobbes  wendet  sich  Locke,  nach  welchem  im  Naturzustand  nicht  Willkür,  sondern 
schon  Vernunft  herrscht  (Works  V),  ferner  Cumberland,  Hume  u.  a.  —  Eine  neue 
Begründung  der  Vertragstheorie  gibt  Rousseau.  Durch  einen  (stillschweigenden, 
fiktiven,  nicht  historischen)  Staatsvertrag  („contrat  social")  überträgt  die  Gesamtheit 
der  Wollenden  ihre  Freiheit  und  Macht  auf  einen  Gesamtwillen  („volonte  generale"), 
der  allen  die  gleichen  Rechte  zu  gewähren  hat  und  das  Wohl  (Freiheit  und  Gleichheit) 
der  Individuen  zum  Ziele  haben  muß  (Du  contrat  social,  1762).  Utilitaristisch  (s.  d.) 
begründet  die  Gesetzgebung  J.  Bentham  (Introduction  to  the  Principles  of  Morals 
and  Legislation,  1789;  Traite  de  la  legislation  civile  et  penale,  1802,  1820;  deutsch 
von  Beneke,  1830). 

Der  Vertragstheorie  huldigt  auch  Kant,  der  aber  den  „Vertrag"  nur  als  eine 
„Idee"  der  Konstituierung  eines  Volkes  zu  einem  Staate  auffaßt.  Recht  und  Moral 
sind  durch  ihre  Triebfedern  scharf  zu  unterscheiden  (vgl.  Legalität,  Moralität).  Das 
R.  gründet  sich  auf  die  Idee  der  „Freiheit  im  äußeren  Verhältnisse  der  Menschen 
zueinander"  und  hat  nichts  mit  den  Zwecken  der  Menschen  zu  tun.  Das  R.  ist  die 
„Einschränkung  der  Freiheit  eines  jeden  auf  die  Bedingung  ihrer  Zusammenstimmung 
mit  der  Freiheit  von  jedermann,  insofern  diese  nach  einem  allgemeinen  Gesetze  möglich 
ist".  Die  bürgerliche  Verfassung  ist  ein  Verhältnis  freier  Menschen  unter  Zwangs- 
gesetzen; so  will  es  die  „reine  a  priori  gesetzgebende  Vernunft"  (Über  den  Gemein- 
spruch: Das  mag  in  der  Theorie  richtig  sein,  taugt  aber  nicht  für  die  Praxis,  1793). 
Das  R.  ist  somit  „der  Inbegriff  der  Bedingrungen,  unter  denen  die  Willkür  des  einen 
mit  der  Willkür  des  andern  nach  einem  allgemeinen  Gesetze  der  Freiheit  zusammen 
vereinigt  werden  kann".  Es  gibt  nur  ein  einziges  „angeborenes"  R. :  Freiheit  (Unab- 
hängigkeit von  fremder  Willkür),  sofern  sie  mit  jedes  andern  Freiheit  zusammen 
bestehen  kann  (Metaphys.  der  Sitten  I:  Rechtslehre,  1797).  Ähnlich  lehren  Jakob 
(Naturrecht,  1795),  Hufeland  (Naturrecht,  1790),  Fries  (Philos.  Rechtslehre,  1803). 
Krug  (Dikäologie,  1817),  A.  Feuerbach,  der  das  R.  aus  der  „praktisch-juridischen 
Vernunft"  ableitet  (Kritik  des  natürlichen  Rechts,  1796)  u.  a.  Auch  Fichte  leitet 
das  R.  aus  der  Vernunft  und  der  Freiheitsidee  ab.  Die  „Urrechte"  sind  die  vernünftig- 
sittlichen Ansprüche  auf  Freiheit  des  Leibes  und  Eigentum  als  Mittel  zur  Pflicht- 
erfüllung. Das  R.  ist  die  Bedingung  einer  Gemeinschaft  freier  Wesen;  dieser  Zweck 
ist  Grund  und  Maßstab  des  Rechtes  (WW.  II — LH).  —  Als  „Dasein  der  Freiheit  im 
Äußerlichen"  bestimmt  das  Recht  Hegel,  der  es  als  Gebilde  des  objektiven  Geistes, 
als  Produkt  der  Selbstentwieklung  des  Geistes,  der  „Idee"  (s.  d.)  betrachtet.  Die 
Rechtsphilosophie  hat  die  „Idee"  des  Rechts  (die  „Vernunft"  desselben)  zum  Gegen- 
stande, sie  hat  es  aus  seinem  Begriffe  abzuleiten.  Das  R.  geht  vom  Willen  aus,  welcher 
frei  ist,  und  das  Rechtssystem  ist  das  „Reich  der  verwirklichten  Freiheit",  die 
„Welt  des  Geistes^'aus  ihm  selbst  hervorgebracht",  „Dasein  des  freien  Willens", 
„Dasein  des  absoluten  Begriffes,  der  selbstbewußten  Freiheit"  und  insofern  „etwas 
Heiliges".    Jede  Stufe  der  Entwicklung  der  Idee  der  Freiheit  f  hat  ihr  eigentüm- 


M  Rechtaphlloeoph.t 


(Grandabnsn  der  PU«.  de.   Rechte,   hing,   von   G.  l.seim,    191 1 . 
Bnxyklop..  f  486  ff.). 

Gegen  die  K.liim  nhlBBuhah  (Tnsnatrr  u.  a.)  «ritt  i 
auf,  wrlche  die  Bedingtheit  dee  Rechte  an.  de 
willen  (Vo&egeht)  betont  (E.  Bens«.  0.  Brno  u   •  . 
an  die  epekahtive  Rirhtang.  bei  Savmvy.  Ober  den  Beruf  nneerer  Zeit,  1814;  PccnTA. 
BLVirracnxi  a. e.). 

7„,    V*ktV      m    Juli  .1»...     V^^aL»-.    i   i  in  mi  ii      ALl    lt.  illi  it  fl  ii  ■  «  itfi     i_ 

/fiir  r«TniK«  m  ousnseusn*  jsaiwaneui  Benenne  uns 
HniAtr  (Aruüyt  Behucht.  dn  Hilwiiibü.  1906).  TuvcumOM  (Notumuht, 
186*.  8.  76  fU  I.  H.  Flor«  (8v*tem  d.  Etbft  I  —II.  MM  f.).  A.  Lasso*  <8ye«em 
d.  Reehtephilac..  1868.  &  I  ff.).  B.  ▼.  Hautiia**.  Wcwot  (Ethik*.  S.  21.'. 

n*n*.  B.  Smu*.  J.  Smn*  (Rrcbtephüos.  o. 
schal t,  1904).  F.  Sonxo  u.  a.  Neck  J.  Imlb  bei  dee  R.  die 
KuHnr  n  irutflgnnhin.  tu  fordern  und  nun  Oiaeihon  der  MenothWfcetwecke  im 
führen"  (Einfuhr,  in  d.  Buateshninsihtft»,  1866;  Lehrt»,  d.  Rochaybflna,  1908; 
!*-  Rrrht.  1810).  Nach  F.  BnnotJWnf»  ht  dee  Ziel  der  Bnh»  .hMnuhaft  die 
..Diu  i hi iü eng  der  Fieih.U  hn  Beeht  —  auf  Omnd  der  Riihaufc.  gegen  äae  Oooete" 
(egL  System  d.  Buchte-  and  WlitiiiihiuhBfli ,  1904  f. ;  BeibiephnVn.  BtiiJliii.  1908). 

-  Nach  B.  Srasmuna  iet  eüee  gmtiH  Recht  Mein  Vereneh.  richtiges  Beeht  m  eein \ 

Zwange  vej  euch  tum  Birhtipn       Die  Idee  dee  riehtbjrn  Beebte  iet  dh  überein- 
etiuunaug  dee  Beebte  mit  der  Idee  der  „Q 
Dm  richtige  B.  iet  Inen  Neturrecbt.  lendern  dee  eh)  u  «tri  es.  R. 

Nm  R.  ht  die  ..Form"  dee  eoshhn  Leben«  (Wirtocheft  u.  Beeht*.  1906; 
Die  Lehre  vom  richtigen  Beeht  180t;  engen  &:  M.  Weeen,  ZJuntmonn«  n.  &.). 

-  Nach  Ootn»  hnt  eich  dfe  Ethik  (e.  d.)  eelbrt  eh  Re«hnn>ik»ophie  dnrobnn^h^n. 
.«ir-r  t^arf  «Vr  Kthik  ah  (Jrwndlegung  (Ethik*.  1907.  S.  63.  213 ff.;  Rente  Bcgrund. 
der  Bthfk  *.  Itft 

Recht' hrtnnt  Inennra:  R.  htdee  „Svenen  der  durch  Zwang 
gesicherten  eorialen  ZwenkV*.  Endzweck  dee  Rechte  und  dee  flte.tei  iet  die  JHer- 
»tellung  nnd  Sicherung  der  Lebensbedingungen  der  Geoeahehsft"  (Der  Zweck  im 
Renkt«.  1884/85.  I.  240ff.V  Ein  „Netnrreeht"  gibt  ee  nicht  VgL  Jsxursn.  Aus- 
gewählte Schriften  n.  Beden,  1811  (Gegen  dh  teheloghaho  Methode  in  der  Buchte, 
wheenecheft  ht  H.  Katjas*,  e.  antra).  Dh  eonhh  Bedingtheit  dm  Buhle  betonen 
auch  8rarau,  Scmxm.%.  Wtnrvr,  Daranr,  To**ns  (Gemeine»  heft  a.  Geerll- 
schalt*.  1918)  u.  e. 

flniiennnhnjhuh  betrachtet  des  R.  t.  B.  Matsat  (Philo.,  der  Aisuuoeung,  1908. 

■  ff).  Nach  R.  GouMoaxw  muß  dee  R.  der  IlOhfieniinirkhng  dienen 
wickJungewwUheuiip.  1908.  8.  163  ff.).  Noch  KAirronowic«  ht  dh  Rechtewhern- 
eohelt  soziologisch  m  beginnden.  Gegen  dhee  euch  sonst  (Konnriu»  n.  e.) 
erhobene  Forderung  wendet  ehh  hteonJuie  BL  mT— ■— "j  der  den  PeTchologhmos  in 
oVr  Rechtswhsrnecheft  bekimpft  nnd  für  dh  rein  formale  and  normetive  Methode 
eintritt;  der  ..Rechtrwflh"  ht  nur  eine  Fiktion  (Grenzen  ■»locht  u  jarietieeher  a. 
eoifosoghoher  Methode.  1911;  Heaptprobhoae  der  Stenterechtehhre.  1911). 

Ana  der  Mecht.  Geweit  (von  Oroppen,  Klassen)  leiten  dee  R.  (bcw.  den  Stent) 
ab  L.  vom  Hau.hr,  K.  Manx  (Abhängigkeit  dee  Rechts  von  der  Wirteehaf 
lowicx.  RanxKHorxn,  A.  Muron  (Nene  Staatehhre,  1908,  S.  3,  21  ff.)  u.  a.;  aus 
den  Geboten  von  Autoritäten  v.  Kzncmtaini  (Grondbegr.  dee  Rechte  und  der  Moral. 
1873,  S.  107  ff.).  —  Vgl.  Hkkbabt.  Allgemeine  prakthehe  Philosophie.  1908  (die 
Idee  dee  Rechte  beruht  auf  dem  ..Mißfallen  am  Streit");   SoaorXKaUCaa,  Welt  ah 


Reduktion  —  Reflexbewegung.  537 

Wille  u.  Vorstellung,  I.  Bd.,  §  62  (Das  Primäre  ist  das  Unrecht);  Stahl,  Philosophie 
des  Rechts5,  1878;  Lassalle,  Das  System  der  erworbenen  Rechte,  1860;  Ulrici, 
Das  Xaturrecht,  1872;  F.  Dahn,  Die  Vernunft  im  Recht,  1879;  Grundl.  d.  Rechts- 
philos.,  1889;  Schuppe,  Grdz.  der  Ethik  u.  Rechtsphilos.,  1884;  Byk,  Rechtsphilos., 
1882;  Bierling,  Juristische  Prinzipienlehre,  1894 — 98;  Bergbohm,  Jurisprudenz  u. 
Rechtsphilos.  I,  1892;  Rümeltn,  Reden  u.  Aufsätze,  1875  ff.,  I — II;  Post,  Einleit. 
in  das  Studium  der  ethnologischen  Jurisprudenz,  1894  ff.;  Stricker,  Physiologie 
des  Rechts,  1884;  Hoppe,  Der  psychol.  Ursprung  des  Rechts,  1885;  Wilutzky, 
Vorgeschichtliches  Recht,  1902  f.;  Hildebrand,  Recht  u.  Sitte,  2.  A.  1907; 
M.  E.  Mayer,  Rechtsnormen  u.  Kulturnormen,  1903;  Jelltnek,  Die  sozial-ethische 
Bedeutung  des  Rechts2,  1908;  Jodl,  Über  das  Wesen  des  Xaturrechts,  1893;  Kan- 
torowtcz  (Gnaeus  Flavius),  Archiv  für  Rechts-  und  Wirtschaf tsphilos.  II,  1908; 
Der  Kampf  um  die  Rechtswissenschaft,  1906,  u.  a.  (Freirechtstheorie);  J.  Vanni, 
II  diritto,  1900;  G.  del  Veccbto,  II  sentimento  giuridico,  1902;  II  concetto  della 
natura  e  il  princ.  del  diritto,  1908,  u.  a. ;  Tarde,  Les  transformations  du  droit6,  1909. 
Ferner  Lehrbücher  von  Jotjffroy,  Warnkönig,  Zöpfl,  A.  Geyer,  L.  Knapp  (System 
d.  Rechtsphilos. ),  Pikler,  Lioy,  Thon  (Rechtsnorm  u.  subjekt.  Recht,  1878),  Radbruch 
u.  a.  (vgl.  Holtzendorffs  Enzyklop.);  Stammler,  Theorie  der  Rechtswissenschaft,  1911 ; 
dazu:  Xatorp,  Kant-Studien  XVIII,  1913;  J.  Maxwell,  Le  coneept  social  du  crime, 
1914;  Pollack,  Perspektive  u.  Symbol  in  Philos.  u.  Rechtswissenschaft,  1912. 

Zur  Geschichte  der  R. :  Buddeus,  Historia  iuris  naturalis,  1695;  Rossbach, 
Die  Perioden  der  R.,  1842;  I.  H.  Fichte,  Die  philos.  Lehren  von  Recht,  Staat  u. 
Sitte,  1850;  F.  Vorländer,  Gesch.  der  philos.  Moral,  Rechts-  u.  Staatslehre,  1855; 
Hillebrand,  Gesch.  der  R.  I,  1860.  —  Vgl.  Archiv  für  Rechts-  und  Wirtschafts- 
philos. ;  J.  Breuer,  Der  Rechtsbegriff  auf  Grundlage  der  Stammlerschen  Sozial- 
philosophie, 1912  („Als  ethisches  Wesen  ist  der  Mensch  notwendig  vergesellschaftet. 
Und  die  Form  dieser  Gesellschaft  ist  notwendig  das  an  den  Menschen  mit  Zwang 
sich  richtende  Recht");  A.  Menzel,  Xaturrecht  und  Soziologie,  1912;  Cathrein, 
Recht,  Xaturrecht  u.  positives  Recht,  1911;  Sturm,  Psychol.  Grundleg.  des  Rechts, 
1910;  Die  deutsch-psychologische  Grundlage  des  Rechts,  insbesondere  des  Völker- 
rechts der  Gegenwart  als  Gegenstand  der  Philosophie,  1917;  Recht  u.  Völkerrecht 
unserer  Zeit  im  Lichte  der  deutschen  Rechtsphilosophie,  1918;  Fiktion  u.  Vergleich 
in  der  Rechtswissenschaft,  1915  (führt  Darwinsche  Gedanken  im  Recht  durch  und 
begründet  das  Recht  aufs  Gefühl);  Reinach,  Die  apriorischen  Grundlagen  des  bürger- 
lichen Rechts,  1913  (im  Sinne  der  Husserlschen  Phänomenologie);  Xeukamp,  Ent- 
wicklungsgeschichte des  Rechts  I,  1895;  Salvadorl,  Das  Xaturrecht,  1905; 
E.  J.  Bekker,  Das  Recht  als  Menschenwerk  u.  seine  Grundlage,  1912;  L.  Xelson, 
Die  Rechtswissenschaft  ohne  Recht.  Kritische  Betrachtungen  über  die  Grundlagen 
des  Staats-  und  Völkerrechts,  insbesondere  über  die  Lehre  von  der  Souveränität. 
1917;  F.  Somlo,  Juristische  Grundlehre,  1917  (Recht  bedeutet  die  Xormen  einer 
gewöhnlich  befolgten,  umfassenden  und  beständigen  höchsten  Macht,  S.  105).  —  Vgl. 
Staat,  Strafe,  Soziologie,  Pflicht,  Gerechtigkeit. 

Redaktion  (reduetio,  ävaytayri):  Zurückführung,  insbesondere  einer  Schluß- 
form auf  eine  andere,  der  Schlußfiguren  (s.  d.)  auf  die  erste.  Vgl.  Sigwart,  Logik, 
1889/93,  II 2,  262  ff.,  4.  A.  1911.  Über  den  Begriff  der  phänomenologischen  Reduktion 
vgl.  Epoche,  Einkliimmerung,  Phänomenologie. 

Reflexbewegung  (Reflex)  ist  eine  unwillkürliche  Bewegung  auf  Grund 
der  unmittelbaren  Übertragung  eines  peripherischen  Reizes  auf  ein  Xervenzentruni 


638  Kdtadoa. 

(Gehirn,  ROckenmark)  und  tob  da  auf 

Mb  »»kretorbcbe  Oder  VSSOfl&OtonSGhS  Nwwo), 

a.). 

U6t 

Allgemeine  Btoiogb,  189««..  IV;  Welt,  lebe«.  Seeb,  1908;  J.  Lona,  EinbH.  In  dl» 
sergL  Qehirnphysiolofrb.  1889»  8.  189 11.).     Db  iweokmaStgsn  Reflexe  Ueno  eich 

ab nkeiibbito".  stabil  gs  worden»  Trbbrorflnge  ■««— nn  (TgL  Wunr,  Qrdx. 

d.  pbyabL  INrycboL  I«.  1908.8.  »3  ff.;  III».  988«.;  Gruadri6  der  PfcjcboL».  1902, 

8.1301.).  Tsttweb»  gebe»  ab  noch  btet 

bagbltea  «I»  wenigsten»  (Nbeea  «.■.).—  VgL  DnecAnT»», 

1911;   PrUJoaa,  DI»  eeoeor.  Funktionen  de»  Bliksnaurks  der  Wirbeltiere,  1868 

(..Rdckenmarkaw**');  Low«.  IsedbJn,  PaycboL,  1869,  &  989t  tan,  Leitfaden 

dw  phyaioL  Psycho!. ».  8.96«.;  9.  A.  1911;  A.  Bim.  Pflftger»  Arebi*.  Bd.  70. 

1888;  Bai».  11»  Baaa  aad  tbe  Intetbet«.  188«,  8,  9990.  -  TgL  WH*.  Instinkt, 


llÜiltll— i 

(\ntirr.*/  rtion  I 

(flipaminl) 

wird;  eiae 
>)  Objekten  weg 
Subjekt  oder  auf  die  Formen,  in  denen  de»  8ubbkt  die  Ob jakte  erf  a9t  und 
dankt,  aal  dl»  Rebttonea  (s.  d.),  die  ea  rwieoben  diesen  herstellt,  aaf 

anf  dfa 
(„Selbetbeefauwngn.  Dl»  R  tot  tasbesoodere  die 

(s.d.)  hu 
Des  Whssn 
und  PiaTOjr.  ferner  Aunorui.  dar  Gott  (a.  d.)  ein»  *•*•*•  «■»4»"'« 
und  den  „Gemeinsten"  (ad.)  ab  Wahrnehmung  da»  Oimiliiinim  der  Wahr- 
nehmunfm  Stimmt  (De  anima  III  1.  425  I  99).  Nach  den  meisten  Scholsttikern 
erkennt  die  Seeb  ibr  Ton  und  ihre  Fili  lawiibnrilwil  durah  Reflexion  („refbeti  i 
eotum  auum":  Thomas  u.  a.;  TgL  Intentio,  Wahrnehmung).  —  Locks 
die  eine  dar  Erkenntnbquelhn  ab)  „reflectionu  (innere  Wahrnehmung);  durch  ai» 
erkannt  der  Gebt  aahi  eigenes  Tun.  die  psychischen  Piouis»  selbst  (Essay  aoneern. 
human  undersund.  II.  EL  1 .  $  4)  Htm  unterscheidet  denn  Eindrucke  der  Emp- 
findung  und  solche  der  Reflexion  (Trestiec  I,  set,  1,  sot,  8).  Nach  CoxDruac  wird 
die  Empfindung  seihst  cur  Reflexion,  an»  aufmerksamen  Erleben  (Truhe  des  srn- 
sstJon».  17M;Extraitrebonne.  deutsch  1870).  Ab  ResulUt  der  Tergbichenden  Auf 
merkssmkeit  bestimmt  die  Reflexion  BoHinrr  (Essai  analyt.  XVI,  280  ff . ).  Lkbkxx,  dar 
den  Begriff  der  „Apperzeption"  (•.  d.)  aufstellt,  definiert  die  R  ab  Aufmerksamkeit 
auf  das,  was  in  uns  bt  („attention  a  ce  qui  est  en  nous",  Nour.  Esaab,  Frei.).  Nach 
H.  S.  Ramaaus  (Vernunftfchre«,  1790,  f  12)  u.  e.  heißt  ..renektbren".  „Dinge 
in  seiner  Vorstellung  gegeneinander  halten  oder  miteinander  vergleichen"  (vgL 
Chr.  Wourr,  Psychol.  empir.  $  267).  —  Ähnlich  Kakt,  der  aber  weitergeht  und  db 
Gleichung"  von  Vorstellungen  mit  dem  „Erkenntnbvermogen"  betont,  R.  bt 
der  „Zustand  des  Gemütes,  in  welchem  wir  um  zuerst  dazu  anschicken,  um  db  «üb- 


Reflexionsphilosophie  —  Regel.  539 

jektiven  Bedingungen  ausfindig  zu  machen,  unter  denen  wir  zu  Begriffen  gelängen 
können".  „Sie  ist  das  Bewußtsein  des  Verhältnisses  gegebener  Vorstellungen  zu 
unseren  verschiedenen  Erkenntnisquellen,  durch  welches  allein  ihr  Verhältnis  unter- 
einander richtig  bestimmt  werden  kann."  Unter  „transzendentaler  Überlegung" 
versteht  er  die  „Handlung,  dadurch  ich  die  Vergleichung  der  Vorstellungen  überhaupt 
mit  der  Erkenntniskraft  zusammenhalte,  darin  sie  angestellt  wird,  und  wodurch  ich 
unterscheide,  ob  sie  als  gehörig  zum  reinen  Verstände  oder  zur  sinnlichen  Anschauung 
untereinander  verglichen  werden".  Die  Reflexionsbegriffe  sind  Begriffe  der 
Verhältnisse,  in  welchen  die  Begriffe  in  einem  Bewußtseinszustande  zueinander 
.gehören  können,  nämlich*  Einheit  und  Verschiedenheit,  Einstimmung  und  Wider- 
streit, Inneres  und  Äußeres,  Materie  und  Form  (Bestimmbares  und  Bestimmung). 
Es  sind  nur  Begriffe  der  Vergleichung  schon  gegebener  Begriffe,  sie  beziehen  sich 
schließlich  auf  Anschauung  und  dürfen  daher  nicht  auf  das. „Ding  an  sich". angewandt 
werden  (gegen  die,  z.  B.  von  Leibniz  begangene  „Amphibolie  der  Reflexionsbegriffe"; 
Krit.  d.  rein.  Vernunft,  S.  239  f. ;  Prolegomena,.§  39).  Fichte  leitet  aus  der  Reflexion 
des  Ich  auf  dessen  „Setzungen"  fundamentale  Begriffe  ab  (vgl.  Verstand).  Nach 
Hegel  wird  das  Ich  durch  die  R.  sich  seiner  Subjektivität  an  der  gegenübergesetzten 
Objektivität  bewußt  (Enzyklop.  §  413).  —  Nach  Herbakt  ist  die  R.  die  „Zurück- 
beugung des  Gedankenlaufs  auf  einen  bestimmten  Punkt",  kein  Wissen  um  das 
Wissen  (vgl.  Selbstbewußtsein),  das  ins  Unendliche  ginge.  Die  R.  geht  von  einer 
Vorstellungsmasse  aus  (vgl.  Apperzeption;  Lehrbuch  zur  Psyehol.3,  S.  87 f.).  Auf 
Apperzeptionsverbindungen  gründet  die  Reflexion  Wundt  (Grundr.  d.  Psycho!5, 1902, 
S.  301).  —  Vgl.  Hodgson,  Philos.  of  Reflection,  1878;  Külpe,  Philos.  Studien  VII; 
L.  Nelson,  Die  kritische  Methode,  1904;  Die  Unmöglichkeit  der  Erkenntnistheorie, 
1911  (Die  R.  zergliedert  und  verdeutlicht  nur  anderswoher  gegebene  Erkenntnisse, 
erzeugt  keine  neuen  Erkenntnisse ;  wie  Fetes).  Nach  Hcsserl  (Ideen  zu  einer  reinen 
Phänomenologie,  1913)  ist  R.  ein  Titel  für  Akte,  in  denen  der  Erlebnisstrom  mit  all 
seinen  mannigfachen  Vorkommnissen  (Erlebnismomenten,  Intentionalien)  evident 
faßbar  und  analysierbar  wird.  R.  ist  die  Bewußtseinsmethode  für  die  Erkenntnis  von 
Bewußtsein  überhaupt.   —  Vgl.  Wahrnehmung  (innere). 

Beflexionsphilosophie  (Verstandesphilosophie)  nennt  besonders  Hegel 
die  bei  den  abstrakt-einseitigen  äußerlichen  Bestimmungen  des  verstandesmäßigen 
Denkens  verbleibende  Erkenntnisweise,  im  Gegensatze  zur  Vernunfterkenntnis, 
welche  auf  das  innere  Wesen,  die  konkrete  Totalität  und  Wahrheit  des  Seins  geht. 
Vgl.  Dialektik. 

Regel  (regula,  Vorschrift,  Norm)  ist  eine  begrifflich  bestimmte  Gleich- 
förmigkeit oder  Konstanz  des  Seins,  Geschehens  oder  Tuns.  Regelmäßig  ist,  was 
einer  Regel  entspricht  oder  was  in  der  Mehrheit  von  Fällen,  wenn  auch  nicht  aus- 
nahmslos, erfolgt,  stattfindet.  Die  Regelmäßigkeit  bedeutet  eine  relative  Konstanz 
und  Ordnung  des  Geschehens,  die  teils  auf  Naturgesetze  zurückführt,  teils  selbst  zur 
Aufstellung  von  Gesetzen  (s.  d.)  Anlaß  gibt.  Die  obersten,  allgemeinsten  „Regeln" 
der  Verknüpfung  der  Erscheinungen  sind  eine  Anwendung  der  (apriorischen)  Gesetz- 
lichkeit des  Denkens,  des  erkennenden  Bewußtseins  auf  den  Erfahrungsinhalt.  — 
Gegenüber  dem  Empirismus  Humes  u.  a.  (s.  Kausalität,  Induktion)  lehrt  dies  Kant, 
nach  welchem  der  „reine  Verstand"  die  Regelmäßigkeit  der  Natur  (als  Erscheinung) 
in  diese  selbst  „hineinlegt"  (s.  Gesetz,  Objekt,  Objektiv,  Kausalität).  Er  stellt  den 
Begriff  der  „Regeln  a  prioii"  auf,  welche  eine  Vereinigung  von  Vorstellungen  als 
notwendig  denken,  und  definiert  die  Regem  als  „Urteile,  sofern  6ie  bloß  als  die  Bedin- 


M0  RegelinaJigkettSYorsuseetzung  —  Regulativ. 


(ftnfagcmons.  f  *8k  -  Vgl  J.  St.  Max,  Logik,  1877;  H.  Comswuv.  Bmfett.  in  dir 
Philos..  1901.  S.  288  ff.;  J.  Scstult*.  Psycho!,  der  Aiiome.  1890,  R  Mff.  (Regel 
riumgkeit  eis  PomUt);  H.  Court**.  Dee  IVobfem  der  WUknofjo8k.il,  1807; 
Bacaan.  Ciiiesafewinaufcefwii  u.  Xaturwfewnsohsrmn.  10».  183  (..Regem  sind 
unvollkommen»  ftpbimns  noeenthstbufan  Arbeit  n  kUnee.  Dfe  Glefebfornrigkeit 
m  der  Welt  I.  101«.  II.  1010.  Ober  ästhetische  RosnImiBighrit:  Wcxor.  Grdx. 
d.  pbjeioL  Peyobol.  IIP,  1008.  14«.  -  VgL  Gesetz.  Norm,  Untformitat,  Induktion. 
Regulativ,  Ms  Time 

ICi>IC4'luiAUick<>it««orttaN«rtxan£  heUH  bei  B.  BlMI  (XaturphUo- 
eophfe.  191«)  nfeweasmnmihefmii  u.  Xstiu  smwrmhsfma.  19»)  dm  Annahm*,  „da« 
dee  Wfafcttebe  ianerbelb  wie  aoOerbalb  unserer  Erfahren*  nieniallngkiU  aufweist. 

BmmAmmmmiOlAm  e      ^säTamtissimm— 8  ■  tlsss»  m       lsPtA^aW^MM^^kM^sMah.^      9<*t  _  .8    —  »  ,  | ,mu ^*         99 

lil     ij  1     II*     I  i\  I  I  •  ■  II  I       ti  pr  \tT  TTwT  iv  \*^  11 1  ■  T  \  \   '    ' 

Bicsuad  Waüseb  wfad  durch  dfe  Kunst  eme  Regens  rstinn  der  Jsenmhheh  erhofft. 
BeHgfeo  a.  Kauet.  Werke  IX.  -  B.  in  der  Bfaiogfe:  Wledeihm vmepromcn  verloren, 
ypngonsr  Teile  eines  Ubcweerne.  PBraua  (Kultur  <L  Gegenwart:  ABg.  Biologie, 
IHM.  332.1015);  R  Bzc*.  ebde^  878.  -  Mono*».  Begeneretion.  1001 ;  KoeecaixT. 
Rrp-nrrmtion  u.  Transplantation.  1907. 

Kookretum  aeborsm  oberem  Getmuimoeaheit.  dm  wmmmnmhehV 
<if  an  amdmama  DBamamma  smmrhalb 


jjr» meinen,  vom  Bedingten  rar  Bedingung,  mm  der  Wirkeng  cur  ümeebe.  Begeessus 
in  infinitnm:  Bachgang  dee  Bcbbejeae  ra  immer  woJmrea  Bshanpmmgmi  obne 
AhsehluB.  BegreeeJe  fet  dfe  Im  ehe  ds  dee  Bsfroams  ( vgL  analytisch,  Husjmjgknfeibk 
B.  im  nmbeeondere  die  Mtreneeendentem"  (e. «LJ.  enf  dm  FibiiiiasfeliiiOngiiigii 
zurückgebend»»  Methode  der  Bimmamnetbeorie.  Vgl-  I*.  Kaumv,  Dfe  krimmbe 
Methode.   1904.  S.  9.        Vgl.  Tnendlfeh.  Regulativ. 

lt<'£r«-»«ion:  n»ch  cfer  iyvrh.aiulj»  (a.  d.)  d»s  bremodfc; 
auf  frohere,  beeoadm»  infantile  Vorginge,  dee  im  Treuem,  in  der  Kjankheit,  In 
Phantasieren.  Ftthfen  uew.  thm  grobe  Bolfe  spielt. 

Kecnlntioa:  Rtrlunp.  Lenkung  und  Ordnung,  Verknüpfung  von 
tionen  in  mreekmtfliger.  erhaltungamaJager  Werne,  Wfederben 
Gfefchgewichte  durch  entsprechende  Reaktion.  Dfe  Orgenfenmn  (e.  <L)  beben  dfe 
Flbigkeit  der  Selb»t rrguUtion  (Wuydt  u. ».).  VgL  Dazaeoa,  Der  Vitalfemus. 
1005.  S.  176 f.,  212 (f.;  GoLaaawD,  Hoherentiricklung  und  Menechenfllcnnotnei  I. 
1011  (B.  und  „Korregulation').    VgL  Zweck. 

Kocalntiv  fet  ein  Grundsatz,  der  dfe  Regel  tu  einem  beetunmmn  Verfahren. 

UMO«f0OtKKrC     SU      DIB     8»D£ll0clVKllCOQCr«     *WlteTttlWP*ffl^^™M"*™*^f     BsHaWoBsTBIsÄ     QpT 

Erfehrung  über  jede»  gegebene  Stadium  der  Erkenntnis  hinaus  enthalt.  So  nach 
Klirr,  nach  welchem  dfe  ..Kategorien"  (e.  d.)  konstitutive  (s.  «Lk  dfe  „Ideen"  (a.  d.) 
aber  nur  regulative  Bedeutung  haben.  Es  obliegt  dem  Denken,  das  „Problem",  dfe 
Aufgabe,  den  Regreß  in  der  Reihe  der  Bedingungen  zu  einem  Bedingten  anrnemftm 
und  fortzusetzen,  wobei  ee  ..niemals  erlaubt  fet.  bei  einem  schlechthin  Unbedingten 
stehenzubleiben".  Das  regulative  Prinzip  ist  „ein  Grundsau  der  groBtntogbehen 
Fortsetzung  und  Erweiterung  der  Erfahrung,  nach  welchem  keine  empirische  Oleom 


Reich  —  Reihe.  541 

für  absolute  Grenze  gelten  muß,  also  ein  Prinzipium  der  Vernunft,  welches  als 
Rege]  postuliert,  was  von  uns  im  Regressus  geschehen  soll,  und  nicht  antizi- 
piert, was  im  Objekte  vor  allem  Regressus  an  sich  gegeben  ist".  Wir  müssen 
„jede  Erscheinung,  als  bedingt,  einer  andern,  oder  ihrer  Bedingung,  unterordnen, 
zu  dieser  also  ferner  fortschreiten'*  (Rrit.  d.  rein.  Vern.,  S.  413).  —  Vgl.  Unendlich, 
Homogenität,  Spezifikation,  Stetigkeit,  Antinomie. 

Reich:  Herrschafts-,  Geltungsgebiet  (vgl.  Drittes  Roich),  Klasse  zusammen- 
gehöriger Wesen. 

Vom  (physischen,  sozialen,  politischen)  „Reiche  der  Natur'"  wird  öfter  das 
(sittlich-religiöse)  „Reich  der  Gnade"  („regnum  gratiae",  Gottesreich)  unterschieden 
(Augustixus,  Leibxiz  u.  a. ;  vgl.  Euckex,  Dorner  u.  a.).  —  Kant  versteht  unter 
„Reich"  die  „systematische  Verbindung  verschiedener  vernünftiger  Wesen  durch 
gemeinschaftliche  Gesetze".  Die  Idee  des  „Reiches  der  Zwecke"  ist  ethisch  bedeutsam. 
Vernünftige  Wesen  stehen  unter  dem  Gesetz,  daß  jedes  derselben  sich  selbst  und  alle 
anderen  niemals  bloß  als  Mittel,  sondern  stets  zugleich  als  Zweck  an  sich  behandeln 
solle.  Hieraus  entsteht  ein  „Reich  der  Zwecke"  als  Ideal.  Das  vernünftige  Wesen 
muß  sich  als  „gesetzgebend  in  einem  durch  Freiheit  des  Willens  möglichen  Reiche 
der  Zwecke  betrachten".  Moralität  besteht  in  der  Beziehung  auf  ein  solches  Reich 
der  Zwecke;  jedes  Wesen  muß  so  handeln,  als  ob  es  durch  seine  Maximen  ein  gesetz- 
gebendes Glied  in  diesem  Reiche  wäre  (Grundleg.  zur  Metaphys.  der  Sitten,  2.  Ab- 
schnitt). Vgl.  J.  Waed,  The  Realms  of  Ends,  1912;  Cohen,  Ethik,  1904;  Munus. 
Die  drei  Reiche,  1920 2  (Unsre  Erfahrung  kann  als  „Natur"  verstanden,  sie  kann  als 
dualistische  Aktivität  gedeutet  werden,  sie  kann  auch  als  Einzigkeit,  als  reine  Qualität, 
als  reines  Werterlebnis  erscheinen). 

Reihe  (series,  progressio):  Aufeinanderfolge  von  Elementen,  besonders  Größen, 
in  bestimmter  Ordnung  oder  Gesetzmäßigkeit,  welche  den  Gesamtverlauf  der  (mathe- 
matischen) Reihen  (der  endlichen  wie  der  unendlichen)  einheitlich  regelt.  Vgl.  Fries, 
Mathemat.  Naturphilos.,  1822,  S.  58;  G.  F.  Ltpps,  Heinze-Festschrift,  1906,  S.  135; 
Natorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910.  —  K.  Scheötteb, 
Die  Wurzeln  der  Phantasie,  Philos.  Jahrbuch  der  Philos.  Gesellschaft  zu  Wien,  1912 
(„Biopsychische  Reihe"  =  „eine  Summe  von  psychischen  Inhalten,  die  dem  Sinne 
nach  zusammengehören"). 

Psychologisch  bedeutet  die  „Reihe"  (Vorstellungsreihe;  vgl.  schon  Aristoteles, 
De  memor.  2;  Hobbes,  Leviathan  3;  Hartley,  Feder:  „Ideen-Reihen",  u.  a.), 
besonders  seit  Herbart  (Psychol.  als  Wissenschaft,  §  100;  Lehrb.  zur  Psychol.3, 
S.  26  ff.),  einen  Vorstellungsablauf,  welcher  infolge  Assoziation  der  Glieder  desselben 
miteinander  die  einzelnen  Vorstellungen  in  bestimmter  Ordnung  reproduzieren  läßt. 
Es  gibt  auch  „Reihengewebe",  Zusammenhänge  von  Reihen  mit  Reihen,  insbesondere 
auch  (einander  störende)  sich  „kreuzende"  Reihen,  ferner  „rekurrente"  Reihen 
(vgl.  Volkmax  n,  L-hrb.  d.  Psychol.  I4,  460  ff.).  Die  Reihenbildung  ist  ein  wichtiger 
Faktor  des  Lernens,  Memorierens.  Nach  neuerer  Anschauung  (Steixthal,  Ltpps  u.  a.) 
besteht,  der  Formulierung  M.  Öffners  gemäß,  ein  „Prinzip  des  einseitigen  Weiter- 
schreitens  der  Dispositionsanregung  innerhalb  einer  Assoziationsreihe'"  (Das  Ge- 
dächtnis2, 1911.  S.  135 ff.;  vgl.  Reproduktion;  Ltpps,  Leitfaden  der  Psychol.3,  1909, 
S.  102).  —  Nach  R.  Wähle  besteht  das  seelische  Leben  nur  aus  „Reihen"  primärer 
und  sekundärer  „Vorkommnisse"  (Der  Mechanismus  des  geistigen  Lebens,  1906, 
S.  179«.).    Vgl.  Vitaldifferenz,  Ordnung,  Parallelismus. 


m  Reia- 


Keim  ohne  fniwba.  nfeh*  nr  Steh*  flsbOrejidaa  Zomu.  frei  roo 
Bostandteilen;  z.  R  Ut  eine  Gerinnung  „rein"  (lauter).  «MB  «fa  nicht» 
and  An^t^r^Htnitgg  »mhjH  Thuoisllnh  toi  „rein"  ■■nlnli'i  di 
•Jnor  exakten  Wkecneohait,  ««0  ee  nur  die  Form,  nicht  den  Inhalt  der 
betritt«.  Reine  Antcheannf  iet  die  (begriff*»  fixierte)  Anechauuugrform.  die 
renmHnh  »sHnohc  Verknüpfung  ejflgHihir  WehrnehmengeinhsJt*  (TgL  iJiiihwg» 
form).  Reine  Vorsteodesbegriffe  sind  die  hUtcgorien  (s.  d.),  reine  Vernu 
begriffe  die  Ideen  (s.  <U  Reines  Denken  iet  dee  Denken  der  Denkgeeettlichkeit 
•elhst.  der  Inbegriff  der  auf  die  iatiMikteitti,  logieche  Verknüpfung.  Verarbeitung 
des  nhliiiisjpetiiflni  rieh  hi  rieben  ihn  Begriff»  oder  Ingbnh-sn.  apriot  teuften  (e.  d.) 
OslUiugsn.  eotern  nie  (in  der  Abstrakt*»)  rom  Ertabi  iingrinheU  unterschieden. 

*    -        -*-  —     ->--■-     -  -••  -  -     i_     * VmiLn  ■*■■■■      A  -    ■  - „4    iL     A  ei 

*'   T'i*  I;,      Jei»'   T      J";     .1      ^    ;.<  »f.      i    .       *'     *   T.      HOOBeyl  t*   D      Ali*1  Ji'*:l]     *     AU*     «rllr"     •All 

.Rein"  iet  dae  Denken  In  «einer  von  Erfahrung  (und  Induktion)  unebhan 

Vernunft  iet  de»  Fähigkeit  ayriorisoker  Fiisnaüdi  oder  der  Inbegriff  ayiürieobor 

der  apriorischen,  tranaeendratalen  (ad.) 
der  aprieriechen  Qehnngen  salbet.    Reine 

Erfahrung  eoO  die  von  aOen  „Dsuarateteu",  Hypothesen,  Fnkliuueu 


Reinee  Subjekt  tat  den  orh*ontnJs*heoretieck< 
(e.  d.)  ak  Ideales  Duisfji/nim  für  alle  entpirieah-phlnninensis  Eikeauiahi  und 
deren  Objekt»  (a.  PiiMnAinriu.  Subjekt,  Objehtk  Reiner  Wille  iet  der  durch  eprto- 
rieche,  Ideale  Nonnen  und  Ziele  stak  »»Inet  baetimsasnde  (thuotetatthe  oder  praktische) 
Wille  (rgjL  Erkenntnis,  Denken»  8ittBohkeit,  Vohmtarismus). 

Ohr  Regriff  des  „Reinen"  spielt  eine  Rolle  bei  den  Pythagureer 
Plotdi  u.  a.,  als  Freiheit  der  Seele  ran  den  Schlieren  de»  He  seriell»  n,  HinnHnhen 
(s.  Katharsis).  -  Vom  „reinen  Verstände"  (^otsedssneni  pure")  und  von  „reiner 
Vernunft"  („raison  pure")  ist  schon  bat  Lbmb  die  Rede  (Opera,  Krdmann.  2»e, 
230  b,  778  bk  ferner  bei  Cum.  Wourr.  der  unter  „reinem"  Verstand  den  ron  den 
WiwiMi»»  mxf  der  K*nMMungsiisft  sljsjmwelsilini.  »Isumk t  uVwthViih  dnniniMh»yst»tanrt 
meint  (Vernunft.  Gedanken  ron  Gott ...  I  |  282).  Hein  u.  a. 

Von  Wichtigkeit  Ist  der  Bogriff  de»  „Reinen"  im  kritischen  Idealismus,  wie  ihn 
XJurr  begründet  (TgL  Vernunft,  reine;  Kritithunue).  „Rein"  nennt  er  alle  Vor 
Stellungen,  „in  denen  nichts,  was  cor  Empfindung  angehört,  angetroffen  wird"  (Krit. 
d.  rem.  Vera.,  S.  39  ff .k  Die  „rein»  Form  der  Sinnlichkeit"  oder  „reine  Anschauung" 
ist  die  rein  formale  GeeerthcbkeR  der  Ordnung  und  Verknüpfung  von  anechauhehen 
Daten  tu  mögheher  Erfahrung.  Dae  „reine  Denken"  besieht  sich  auf  die  Verknüpfung 
des  Gegebenen  durch  die  apriorischen  Kategorien  und  Grundsätze,  sowie  auf  die  bloß 
„regulativen"  (s.  d.)  Ideen.  Da»  „reine  Ich"  ist  des  Einheitlich. Identische  der 
„transzendentalen  Apperzeption"  (s.  Ich.  Apperzeption).  Der  „reine  Wille  *  iet  dar 
„ohne  alle  empirische  Beweggründe,  Töllig  aus  Prinzipien  a  priori"  bestimmte,  auto- 
nome sittliche  Wille  (Grundig.  cur  Melaphys.  der  Sitten,  1.  Abechn.).  Das  „reine 
Geechmacksurteil"  ist  ein  solches,  auf  welche»  „Reiz  und  Rührung  keinen  Einfluß 
haben  (ob  sie  sich  gleich  mit  dem  Wohlgefallen  am  Schönen  Verbinden  lassen),  welches 
also  bloß  die  Zweckmäßigkeit  der  Form  zum  Bestimmungsgrund  hat"  (Krit.  der 
Urteilskraft,  f  16  ff.).  —  Im  Sinne  des  kritischen  Ideahamus  (s.  d.)  betonen  das 
„Reine",  Gesetzliche  dee  Denken»  Gönn  (Logik,  1902k  Natobt  u.  a.  -  Die  „Dia- 


Reiz  —  Reizschwelle.  543 


lektik"  (s.  d.)  des  reinen,  von  der  Erfahrung  unabhängigen,  das  Wesen  des  an  sich 
Wirkliehen  aus  sich  selbst  heraus  begrifflich  entfaltenden  Denkens  lehrt  Hegel, 
nachdem  Fichte  das  „reine"  oder  „absolute"  Ich  (s.  d.)  zum  Quell  der  gesamten 
Erkenntnis  gemacht  hatte. 

Von  „reiner  Erfahrung"  („pure  experience")  spricht  schon  Hume  (Enquiry, 
sct.  V,  1).  Als  Ideal  des  Erkennens  betonen  dieselbe  Avenarius,  Mach,  Petzoldt  u.  a., 
während  Wundt,  Külpe,  Riehl  u.  a.  sie  für  eine  bloße  Abstraktion  erklären  und 
auf  die  Notwendigkeit  denkender  Ergänzung  und  Verarbeitung  der  Erfahrung  hin- 
weisen (vgl.  Empirismus,  Erfahrung).  —  Vgl.  Dauer  (Bergson),  Ästhetik  (Cohex), 
Mathematik,  Rationalismus. 

Reiz  ist  alles,  was  einen  Organismus  oder  dessen  Organe  zur  Reaktion  antreibt, 
physiologische  oder  psychische  Vorgänge  in  ihm  auslöst,  insbesondere  aber  Emp- 
findungen („Sinnesreiz",  „Empfindungsreiz").  Im  Organismus  sind  Spannkräfte, 
potentielle  Energien  latent,  die  durch  die  Reize  nicht  erzeugt,  sondern  nur  ausgelöst, 
angeregt  oder  modifiziert  werden,  wobei  eine  „Anpassung"  der  Reaktion  an  die  Reize 
zu  konstatieren  ist  (vgl.  Empfindung,  Energie,  spezifische).  Die  „Reizung"  ist  der 
Vorgang,  der  das  Organ 'unmittelbar  zur  Funktion  veranlaßt.  Es  gibt  äußere  und 
innere  (physiologische)  Reize,  je  nachdem  die  Reizung  von  der  Umwelt  oder  vom 
Organismus  selbst  ausgeht;  die  inneren  Reize  zerfallen  in  periphere  und  zentrale 
(vgl.  Ebbinghaus,  Grdz.  der  Psychol.3,  1911).  Ferner  gibt  es  „adäquate"  (homologe) 
und  „inadäquate"  oder  allgemeine  und  spezifische  Sinnesreize.  Die  Sinnesreize 
bestehen  in  physikalisch-chemischen  Vorgängen,  welche  zu  ebensolchen  Reaktionen 
führen,  denen  z.  Teil  psychische  Prozesse  entsprechen,  koordiniert  sind.  Letztere 
sind  nicht  die  Produkte  der  Reize,  sondern  das  „Innensein"  der  durch  jene  ausgelösten 
Prozesse  (vgl.  Parallelismus,  Identitätstheorie).  Psychischer  Reiz  ist  ein  Bewußt- 
seinsinhalt, sofern  er  eine  Willensregung  („Willensreiz"),  einen  psychischen  Prozeß  über- 
hauptauslöst,  z.B.als  ästhetischerReiz  (ein  Anschauliches,  das  Wohlgefallen  erregt). 

Vom  Reiz  („immutativum  exterius")  ist  schon  in  der  Scholastik  die  Rede 
(Thomas,  Sum.  theol.  I,  q.  78,  a.  3),  ferner  bei  F.  Glisson,  A.  v.  Haller,  J.  Brown  u.  a. 
—  Vgl.  Beneke,  Lehrb.  d.  Psychol.3,  S.  16,  42  ff.);  Wundt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  I9, 
1908,  92  ff.;  Cohen,  Prinzip,  der  Infinites.,  1882,  S.  154  (R.  =  die  „objektivierte 
Empfindung").  —  Vgl.  Sinn,  Psychophysik,  Webersches  Gesetz,  Reproduktion, 
Ekphorie,  Normalreiz,  Empfindung,  Organempfindung,  Halluzination,  Traum, 
Qualität,  Intensität,  Reflex. 

Reizbarkeit  s.  Irritabilität.  Vgl.  Wündt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  1 6,  1908, 
105  ff.,  120  („Bereitschaft  zur  Umwandlung  disponibler  in  aktuelle  Energie  infolge 
irgendwelcher  Auslösungen"). 

Reizempfindlichkeit  s.  Empfindlichkeit.  Reizempfänglichkeit  ist 
die  Fähigkeit,  wachsenden  Reizwerten  mit  der  Empfindung  zu  folgen;  sie  ist  der 
„Reizhöhe"  proportional.    Vgl.  Wündt,  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  I6,  1908,  S.  560. 

Reizhöhe  ist  das  Reizmaximum,  über  welches  hinaus  die  Empfindung  nur 
noch  in  Schmerz  übergeht  oder  das  Sinnesorgan  zerstört  wird.  Vgl.  Wundt,  Grdz. 
d.  physiol.  Psychol.  I6,  1908,  S.  599.    Über  „Reizumfang"  vgl.  S.  560. 

Reizsainkeit  nennt  Lamprecht  die  typische  Geistesverfassung  des  modernen 
Menschen  (Zur  jüngsten  deutschen  Vergangenheit  III,  1901—04). 

Reizschwelle   s.  Schwelle. 


.  1 1 1  Rekognloon  —  Relation. 


K<kognitioai  (meognitio):  Wkdererkarjsmng  (e.  d.).  Identifikation  de« 
Gedachten.  .Wb  Kajct  ist  ek  eine  Bedingung  objektiver  Erfahrung.  „Ohne  BewuSt- 
Min,  daß  den,  wm  wir  denken,  eben  dsaaslba  sei.  tu  wir  einen  Augen  blick  i 
dachten,  wurde  alle  Reproduktion  in  dar  Reihe  dar  VorataDungen  vergeblich  aeia. 
Denn  aa  wir«  eine  neue  Vorstellung  im  >etzigen  Zustande,  die  tu  dem  Aktua,  wodurch 
aie  nach  und  nach  hat  ertrugt  werden  «ollen,  gar  nicht  gehorte,  und  daa  Mannigfaltige 
deraalben  wurde  immer  kein  Game«  maniuhm.  weil  aa  dar  Einhe  it  armangelta,  dfe 
ihm  nur  daa  Bewußtsein  Misiihsfean  kann"  (Km.  d.  rein.  Vern..  &  118k   Vgl.  Apper- 


atokwmajtrwktiem    tat  nach  X*roar  (AUgem.  Ikjwibiwmk  nach  Wilkohai 
Methode,  1911  193)  daa  Verfahren  dar  ftychologie.  die  von  dm 
ob  sie  daa  Gegebene  seien,  tu  das  Erscheinung««!  zurückgeht. 

(f 
,.  Keksen"  (Rsktk 


(und 
Dia 

■majkjajl  rt.   \itii  ■■   für 
(Tgl.  Synthese).     Von 
f  undamentakr  Art  aind  die  rtiinllah  aaiaMnh  ksnaakn  GruadrekMkmen,  in 
wir  die  M— — igfa»t%k»it  von  sMskiMsmiktsii  einordnen.    Die  TTaktinsj  (Beafebung) 
ab  aoloha  hegt  nicht  in  den  Dingen  aathat  —  durch  die  aie  aber,  wann  aie  ..ob).  ■ . 
(..real")  kt,  ..fundiert"  kt  — .  aondrrn  in  dam  Zuaammeahallan  derselben  ek  Objekte 
einea  „Bewußtseins  überhaupt"  (aofern  aa  eich  nicht  um  rein  subjektiv  gültige  Rela- 
tionen handelt).     Dia  objektireu  Iwklfamin  aind  durch  die  Gaaetüiohkak  daa  er- 
kennenden Bewußtarina  etneiaeita,  durch  die  Inhalte  damelben  anderseits  gef  or  1 1 
aie  aind  allgemeingültig.  Von  den  enmkiach  taakn  aind  die  apriorisch  id«. 
Relationen  tu  unterscheiden,  d.  k  solche,  die  unabhängig  von  der  Erfahrung  aaa  dem 
bloßen  Apemanderhahan  ron  Denkobjekten  erhellen  (a.  Gegenatandatheorir)  oder 
die  den  Zusammenhang  logischer  und  mathematiaoher  Geltungen  (Begriffe,  Urteik) 
betreffen  (..Abaolute"  Rektionen).    Es  gibt  ako  absolut  gültige  Urteile  Aber 
Relationen  (..apriorische  Rektioneurteik").  —  Objektire  Erkenntnis  kt  Bestim 
mung  der  Relationen  der  Dinge,  die  mit  den  Objekten  seibat  i 
gehören  (e.  Erscheinung),  denen  aber  im  „An  sich"  der  Dinge  etwae« 
ein  gewisse«  aktiv  reaktivee  ..Verhalten''  (lunachst  im  ..Für-sich"  dea  Wirklichen). 
Vgl  Absolut,  Objekt,  Naturwissenschaft,  Quantität,  Kategorie,  Sein. 

Die  R.  gilt  zunächst  sk  etwas  Objektives,  Realee,  rwkehen  den  reakn  Diagan 
Bestehende«  und  vom  Erkennen  Unabhängig«  oder  doch  real  Bedingtes.  Begründete«. 
So  nach  Abistotzlks,  der  sie  ak  „Kategorie"  (a.  d.)  bestimmt  (Kategor.  7).  den 
Stoikern  u.a.  Nach  Plotct  werden  die  Rektionen  erst  im  UrteU  geaetst  (Ennead.  VI. 
1,  «).     Die  meisten   Scholastiker  nehmen  ein  ..fundamentum  rektkfris"  in  den 


Relation.  545 

Dingen  selbst  an.  So  Thomas  von  Aquino  (In  1.  II  Sent.  1),  Suarez,  welcher  „relationes 
reales"  und  „rationis",  ferner  „transzendentale"  (wesentliche)  und  „prädikamentale " 
Relationen  unterscheidet  (Metaphys.  disputat.  47,  sct.  1)  u.  a.  Nach  Fbancisctjs 
Maybonis  ist  die  R.  etwas  Reales  (In  I  lib.  sent.,  d.  29,  q.  1).  Hingegen  sind  nach 
den  arabischen  Mutakallimün  die  Relationen  subjektiv  (ideell).  —  Nach  Letbniz 
sind  die  R.  vom  menschlichen  Denken  unabhängig,  aber  abhängig  vom  göttlichen 
Geiste,  durch  den  sie  bestimmt  sind  (Nouv.  Essais  II,  K.  30,  §  4).  Nach  Locke  sind 
die  R.  als  solche  nu  rim  vergleichenden  Bewußtsein,  haben  aber  eine  „foundation'' 
(Essay  concern.  human  understand.  II,  K.  12,  §  7;  K.  28,  §  18;  K.  30,  §  4).  Hume 
unterscheidet  zwei  Klassen  von  Relationen  zwischen  den  Vorstellungen;  die  eine 
Klasse:  Ähnlichkeit,  Widerstreit,  Quantität  und  Zahl,  ist  absolut  gewiß  und  wird 
durch  reines  Denken,  unabhängig  von  der  Existenz  des  Gedachten,  erkannt  (Treatise,  I, 
sct.  5;  vgl.  Gegenstandstheorie,  A  priori).  Nach  Teten s  sind  die  Beziehungen  und 
Verhältnisse,  als  „Verhältnisgedanken",  nur  „subjektivisch",  haben  aber  einen  Grund 
in  den  Objekten  (eine  „Mitwirklichkeit").  Es  gibt  allgemeingültige,  ideale  Beziehungen 
(Phüos.  Vers.,  1776  f.,  I,  276  ff.,  543  ff.).  Der  Begriff  der  Relation  ist  von  der  Denk- 
kraft hervorgebracht,  und  ist  nichts  außer  dem  Verstände,  sondern  ein  „ens  rationis". 
Labomiguiebe  spricht  von  einem  Beziehungsgefühl,  aus  welchem  die  „idees  de 
rapports"  durch  Aufmerksamkeit  und  Vergleichung  entstehen;  die  Beziehungsbegriffe 
haben  keine  eigenen  Objekte,  aber  es  gibt  reale  „fondements  de  rapports"  (Lecons  II, 
71  ff.,  184  ff.).  —  Die  objektive  (reale)  Grundlage  der  Relationen  betonen  viele  Ver- 
treter des  Realismus  (s.  d.). 

Absolut  gültige  (mathematisch-logische)  Relationen  gibt  es  nach  Kant  (s.  unten) 
u.  a.,  ferner  nach  Russell  (vgl.  Principles  of  Mathem.  I,  1903,  §  27  ff.),  Couttjbat 
(Philos.  Prinzipien  d.  Mathematik,  1908,  S.  28  ff.),  Peiece,  J.  Royce,  Natobp, 
Riehl  u.  a.  (s.  Logik).  Nach  A.  Meinong  werden  Relationen  a  priori  und  evident 
erkannt  (s.  Gegenstandstheorie).  Die  R.  sind  „Gegenstände  höherer  Ordnung", 
„superiora",  die  durch  „inferiora"  (Vorstellungen,  Objekte)  fundiert  sind.  Es  gibt 
Vergleichungs-  und  Verträglichkeitarelationen  (Hume-Studien  II,  1882,  44  ff.,  157; 
Zeitschr.  f.  Psychol.  II,  1891;  VL  1893;  XXI,  1899;  XXIV,  1900;  Untersuch,  zur 
Gegenstandstheorie,  1904;  Die  Stellung  der  Gegenstandstheorie,  1907).  Ähnlich 
Höflek  (Logik2,  1907,  S.  33  ff.),  Kreibig  (Relationen  der  Gleichheit  —  Ungleichheit 
und  der  Abhängigkeit  —  Unabhängigkeit;  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909, 
S.  140  f.)  u.  a.    Vgl.  Gestaltqualität. 

Als  eine  Klasse  der  („dynamischen")  Kategorien  (s.  d.)  betrachtet  die  R.  (im 
engeren  Sinne)  Kant,  nach  welchem  sie  Inhärenz  und  Subsistenz,  Kausalität  und 
Dependenz,  Gemeinschaft  (Wechselwirkung)  umfaßt.  Die  Relationen  überhaupt 
sind  Formen  einheitlicher  Verknüpfung  möglicher  Erfahrungsinhalte,  von  denen  sie 
a  priori  gelten,  als  Bedingungen  der  Erfahrung  (s.  A  priori).  Sie  entspringen  der 
Gesetzlichkeit  der  „reinen  Vernunft",  sind  Bestimmtheiten  der  Dinge  als  „Erscheinung" 
(s.  d.)  nicht  „an  sich"  (vgl.  Apperzeption,  Einheit,  Synthese).  Aus  dem  (absoluten) 
Ich  (s.d.)  und  dessen  „Tathandlung"  leitet  die  Relation  Fichte  ab  (Gdleg.d. gesamt. 
Wissenschaftslehre,  S.  67).  Sie  ist  nach  Schelling  die  primäre  Kategorienklasse 
(System  des  transzendental.  Idealismus,  S.  252)  und  nach  E.  v.  Hartmann,  der  sie 
aus  einer  „unbewußten  Intellektualf unktion "  ableitet,  die  „Urkategorie"  (Kategorien- 
lehre, 1898,  S.  181  ff.);  nach  Höffding  ist  sie  die  zweite  der  Kategorien  (Der  menschl. 
Gedanke,  1911).  Vgl.  Renouviek,  Nouvelle  monadol.,  1899,  S.  31.  —  Im  Sinne  Kants 
bestimmt  Natobp  die  R.  als  „Funktionalbeziehung",  „Ordnungssynthese"  (Die  log. 
Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910,  S.  65  ff.;  vgl.  S.  206:  die  Funktion 
Eisler,  Handwörterbuch.  » 


Mfl  Relation  -  Rsmllviaaant 


mim        PmlmiiVnel   MM    Panlm  tifUUHt**      «■!     ■■nh   (Wm  9B     ft\        mW  MMM  few*reaV*a*  /(m 

anPUton).d^tmUrt0U<s.d)dvvbdieRrUtioadfeTmniai«mim 
nicht  durch  die  Tennini  dl»  Rektion  (8.  39).   VfL 
»ktJonebegriff.  1910;  Jahrb.  d.  Philoa.  I.  1913  (Der  I 

tili  Uli  ml 

P»yeh<4og»»Aaa*nr»»^tdie»UlaA»^ 
laben*,  1963,  8.  MS).  Re4etioaea  afaad  „Weinen,  via  GeenaetlndJeokea  in 
Appertipaareo  and  durch  daaaelba  aufeinander  fciiopa  inuBlliit 
nicht  loteacuadea  (vgL  Lora.  lOkrokoam.*.  1896  ff..  II*.  179h 
Objektive  R.  iai  die  „wechnehmtiae  oteuan^  unh 
loiBifJaa  irgenrfneiakai  Barn  lobihiaiiu  Biinaiuli  ll  ■  am*  gflrl»  d  b. 
dia  er  anf  Grund  dfanrr  Btotiaaataartea  voa  aar,  dem  Appeiiinatreaden.  fordert" 
(Efaaha*»anu_Ra*ataane^l90taiff.;UrtfadenderrHTca>  909;8.1»H.) 


Ifewußtaeiaeinhalt  wird 
(Graadr.  d.  Perchol*.  IMS,  &  3031.).     Kadi  W.  Ja»  etehea  «I»  psyrhiecheo 

Inhalte  la  Bi  ifiUng to»ilii.  dfc>  (ab  jnkHia  rntaai")  ha  Bi  ■aJlaihi  baeJhen, 

wann  auch  die  Lnhahe.  anf  dia  «Mm  fckwaaa,  niobt  bewußt  aind  (a.  Franaen). 
Ahnnoh  H.  Ooaamiva  (Stak*,  in  d.  Phfloe..  IMS,  a  199,  »4t).  -  VgL  B.  Eumi»  ». 
Logik  I>.  1907,  »7  ff.;  8WWA*T.  Logik  I».  1990-93.  »ff  ;  4.  A.  1911;  H.  Maier. 
PtTcboL  das  emotion.  Danken«,  1909,  &  III  ff.;  Joou  Lehrt,,  d.  PerckoL  P,  1909. 
140ff.;  Stoct.  Analvtk  ParchoL.  1898,  I.  7111;  K.  flcaaaoB*.  Dia  ba walten 
BasJehungen  iwiachen  T  uliBoiiani  1883,  L.  W.  f*nm».  Peraoo  u.  Sneha  I.  1906, 
147  ff.;  C  Bnomra,  Die  Lahm  voa  das  Geistigen  L  1908,  »1  ff.;  B.  Bncnawio. 
Dan  Virghkkan  n.  dia  niUUjuniaioaiali,  1910;  R.  O.  Komm.  Grundlagen  tn  «teer 
Philoa.  dar  Relation,  1911;  8röcax,  Lekrb.  d.  Philoa  II«.  1911;  M.  Bnou  u.  F.  Wtxiaca. 
■atunanaag  u.  Begriff.  1911;  Hötua,  Zeitachr.  f.  PeychoL.  Bd.  60;  A.  Ftaoan. 
Ohar  aymbol.  Relationen,  1905.  —  VgL  IiiihbaogagiiHi.  nilillraaaai,  Geaetz. 
Naturwiaeeoeohait,  Matheaaatik,  Varatnnd  (Bnoim),  UrteO.  Danhan,  Wahrheit. 


Kr  Int  loa  im  formal  logtechan  Barne  baaJebt  ahk  anf  dia  Bkliikajig  der  Urteil» 
in  kitugoifauha  (a.  d.).  hypothetiacha  (a.  d.)  und  dlajnnktive  (a.  d.;  Kamt  u.  a).  VgL 
Siowabt,  Logik  I«,  1889-83, 176ff. ;  4.  A.  1911 ;  HaJUMOM.  arkaaManu.rJobJie8en.1912. 

Kelat  ionatM-srif  f  ( Betiehungabagriff .  a.  d.)  iat  ein  Begriff,  dar  ein»  Relation 
(Größe,  Ähnlichkeit  oaw.)  mm  Inhalt  hat.  Relativer  Begriff  krt  ein  Begriff,  der 
nur  beriehunaaaaan  etwa»  anaaagt  (z.  B.  groß,  klein  amr.k    Vgl  Korrelat,  Kraft. 

Relativ t    *     *  ■     g      '    ,    nur    im  Verhihaia    oder  Vergleich    zu    etwa« 
beatimmt  oder  gültig,  im  Gegenaets  tum  Abaoluten  (a.  d.).  —  VgL  R.  Atexabjc*. 
Der  menaohHanha  Welthegriff.  1891,  8.  15  (..relativer"  und  „abohiter"  Btandp 
VgL  Qualität,  Eigenschaft,  Abhängigkeit. 

ReUtivianaaa  beißt  dia  Lehre  von  der  Relativität  der  Erkenntnis,  daa 
Wiaeene,  btw.  der  Werte  (Tbeoretiacher  u.  tirektiech^thiecher  R.L  Wahrend  der 
..objektive"  R..  der  auch  ala  RelationUmua  bezeichnet  worden  kann,  nur  betont, 
dal  wir  dia  Wirklichkeit  nicht  „an  eich",  aondern  in  deren  Relation  cum  mkaaaanrtm 
Bewußtsein  aowie  die  Dinge  in  deren  raumteitikhkauaaien  Relationen  aneinander 
erkennen,  wobei  die  absolute  Gültigkeit  von  Urteilen  Ober  Relationen  (a.  d.)  nicht 
beatritten  zu  werden  braucht,  iat  für  den  R.  im  engeren  Sinne  jeder  theoretische 
oder  praktische  Wert  (t.  d.)  nur  relativ,  in  Beziehung  auf  daa  erlebende. 


Relativismus.  547 


wollende,  wertende  (psychologische)  Subjekt  gültig,  gelten  also  Wahrheiten  (s.  d.), 
Normen,  sittliche  u.  a.  Werte  nur  für  das  Subjekt,  von  einem  gewissen  Standpunkt, 
für  gewisse  Verhältnisse,  unter  gewissen  Bedingungen,  nicht  allgemeingültig,  notwendig, 
unbedingt.  Der  R.  verkennt  oft,  daß  die  Relativität  empirisch  bedingter  Urteile  und 
Wertungen  die  Absolutheit  oberster  Begriffe  und  Grundsätze  als  Bedingungen 
der  Verarbeitung  des  Erfahrungsstoffes  nicht  aus-,  sondern  einschließt  (s.  A  priori, 
Axiom).  Die  Gesetzlichkeit  des  erkennenden  und  wollenden  Bewußtseins  überhaupt 
ist  nicht  relativ,  sondern  Voraussetzung  und  Grundlage  der  Einsicht  in  die  Relativität 
empirisch  genommener  Bestimmtheiten  der  Objekte,  die  an  idealen  Forderungen  und 
Zielen  des  Erkennens  und  Wollens  ihren  obersten  Maßstab  haben.  Das  Absolute 
reinen  Denkens  und  Wollens  macht  sich  innerhalb  des  Relativen  selbst  immer  wieder 
geltend,  als  Aufgabe,  Idee,  Ideal,  Norm  (s.  d.).  Von  diesem  „transzendentalen" 
Absoluten  ist  das  transzendente  Absolute  zu  unterscheiden,  das  positiv  Unendliche 
(s.  d.),  in  welchem  die  von  uns  erkannten  Relationen  der  Dinge  zur  einheitlichen 
Totalität  zusammengehen  (s.  An  sich). 

Den  R.  vertreten  zuerst  die  Sophisten.  Nach  Pbotagoras  ist  der  Mensch 
das  Maß  aller  Dinge  und  ihrer  Beschaffenheit  (ndvKov  y^r^uäxoiv  fiiz^ov  äv&pcanos 
zwv  ulv  Svtcov  <bs  laii,  tü>v  Sk  otix  8vtu>v  <bs  oix  iaxiv,  Diogen.  Laert.  IX,  51; 
Piaton,  Theaet.  152  A;  Cratyl.  385).  Die  Wahrheit  (s.  d.)  ist  etwas  Relatives  (Sext. 
Empir.,  Adv.  Mathem.  VII,  60).  Wir  erkennen  die  Dinge,  so  wie  sie  jedem  erscheinen 
(rtäwa  slvat  3aa  rcäai  cpaivetai,  Sext.  Empir.,  Pyrrhon.  hypotyp.  I,  217).  Was 
für  die  einen  wahr  ist,  kann  für  andere  nicht  wahr  sein  (Aristoteles,  Metaphy3.  VI,  10). 
Der  R.,  den  Sokrates  (s.  Begriff)  und  Platon  (s.  Idee)  bekämpfen,  wird  von  den 
Skeptikern  (s.  d.)  erneuert,  welche  die  Beziehung  der  Erkenntnis  auf  äußere 
Umstände  wie  auf  das  Subjekt  selbst  betonen.  —  Viele  Sophisten  lehren  auch  einen 
ethischen  R. 

Daß  wir  die  Dinge  nur  in  deren  Relationen,  nicht  an  sich  (ihrem  innersten  Wesen 
nach)  erkennen,  wird  öfter  gelehrt,  so  von  Montaigne,  Locee,  Hume,  Condlllag, 
Maupertuis,  Bonnet,  D'Alembert,  (Elements  de  philos.,  S.  27),  Tuegot,  Goethe, 
Comte,  Moleschott,  Helmholtz,  Huxley,  Spencer,  Abdigö,  Renouviee,  E.  Laas, 
Jodl,  L.  Stein,  Höffding  u.  a.  (vgl.  Positivismus).  Nach  Frauenstädt,  Heebaet 
(„Wir  leben  nun  einmal  in  Relationen  und  bedürfen  nichts  weiter",  Allg.  Metaphys.  II, 
412  ff.;  s.  Realen),  Mach,  Avenaeius,  Stallo,  Ostwald,  Poincare  (Der  Wert  der 
Wissenschaft,  1906,  S.  203  ff.),  Goldscheid  u.  a.  bestehen  die  Objekte  der  Wissen- 
schaft in  (relativ)  konstanten  Relationen,  mit  denen  es  vor  allem  die  Naturwissen- 
schaft (s.  d.)  zu  tun  hat  (F.  A.  Lange,  Wundt,  Dilthey,  Lipps,  Natoep,  Cassiber, 
Riehl,  F.  Martin,  Bergson,  A.  Rey,  J.  Schultz  u.  a.).    Vgl.  Objekt. 

Die  Bezogenheit  aller  Erkenntnis  der  Dinge  auf  die  Gesetzlichkeit  des  erkennenden 
Bewußtseins  lehrt  Kant  (s.  Erscheinung,  Ding  an  sich),  der  aber  die  absoluten, 
allgemeingültigen  Bedingungen  der  Erfahrung  und  des  Denkens  betont  (s.  A  priori, 
Axiom,  Kategorien).  Nur  das  Empirische  ab  solches  ist  relativ,  stets  im  Hinblick 
auf  andere  empirische  Größenwerte  bestimmt,  denn  innerhalb  des  Fortgangs  möglicher 
Erfahrimg  gibt  es  keine  absoluten  Bestimmtheiten  (s.  Regulativ).  Ähnlich  Cohen, 
Natoep  (Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910),  Casserer  (Substanz- 
begriff u.  Funktionsbegriff,  1910)  u.  a. 

Die  Relativität  aller  Wahrheit  (s.  d.)  lehren  Protagoras,  die  Skeptiker 
Chr.  Lossiüs  (Phys.  Ursachen  des  Wahren,  1775),  z.  T.  Goethe,  Nietzsche, 
Vaihtnger,  F.  C.  S.  Schüiler,  Jerusalem,  Avenarius,  Mach  u.  a.  (vgl.  Psycho  - 
logismus).  Relativistisch  ist  auch  Dtltheys  Zmückführung  der  Formen  der  Welt- 

35* 


541  Relativität  —  Relativitätstheorie. 


auf  drei  Typen  (e.  Typt»).  Auf  Grand  der  ilWaisaleilhei  Psychotogis  hat 
reeetiibeiiea  ab  Zuruckf ührong  der  Wcltanschsaungen  in 

BaHgiwi,  K«Fi*t  ******  PH^Kf^ph^*  ^flf  ■rp^iffftttHttltt  Oraadtjpfa  Mfoxan-TaniiPM  i* 
(iVreöobchkeit  und  Walunaohaunng,   1919;  IrreAmaHemue,   19Z2).   - 
i  individuelle«  and  epetifieonaa  Reiniliknaat  httraaai  die   fllmiliithsil 

logieohor  (baw.  eaeh  sthieohsr)  Oilts  ngs«  Hossaat.  (Log.  Patetsnoh.  1, 1900-O1. 1 16). 

Mmvoito,  Wi»oaxaa»D  (PrsJudW.  1907.  &  S96L  Rntau  A.  Hanta«,  Rica  aar. 

M eavrxaacao.  Naronr.  Ewald,  Kblso»  u.  a.  —  VgL  E.  Koca.  Zur  Relativität  der 

Irhsnnlam,  1994;  Amckm,  Zeimchr.  f.  Philo«..  116.  Bd.  -  VgL  Wahrheit,  Wert. 

llHili«asll.  fhilihttliihsass.  Prrgnntt-nrw  SaspUsiamos,  t^gn»,  Verstand  ( Bsaoaos ). 


Uolnti «  i tftt  psychischer  Größen  ist  die  Tetseohe.  dafl  psyshhwhe  Grölen 
nur  nach  ihrem  leUliien  Werts  isigllihas  werde s  kennen  (Wem;  Grandr.  der 
ftyohoL»,  1909,  8.  90t).    VgL  Srascaa,  PeychoL.  |  99,  1889  ff.;  Ba«.  The  8ensss 
and  tbe  Inmlleet».  1994,  8.  9$  Baxnwis.  Handbook  of  reyohohigy  1'.  1890,  K    I 
Hörnuso,  Der  saeinvhhnhs  Gedanke,  1911  (Anas,  wss  erkannt  wird,   s*>. 

leletinoeii      „Innerhalb  der  bestisuatea  Itsettion  ist  die  Erkenntest 
*). 
■»«■tl vltA4n4ates>Hf  t    nsns    mithrminsak  •  phyafks  noraa    Theorie    der 
die  sine  liefgielheiili  Umwälzung  der  buher  gültigen  Raum-  «ad  Zeit- 
■fttaOt  und  philnsopsnaih  jeldinfl  diekntiert  wird.  —  Iteleililtll    der 
besagt,  dafl  eich  Bewegung  nur  in  besag  auf  andere  Körper  naunale  abaorot, 
d.  h.  in  besag  auf  dsn  teeren  Rannt,  ieeneeaUen  liOt. 

Des  „kleesieche"  RsLpr.  der  Mechsnik  oacb  Gauun  and  Nawros  spricht 
sas:  BcwcgiingagetUihiiisysii,  die  in  besag  auf  ein  absolut  ruhendes  Oje  mm  garten 
(ale  solches  betrachtet  Niwros  den  FlietwnktmiselL  galten  ohne  seiet!  m  auch  in 
auf  jedes  gegen  das  eres»  gtiinhlftinag  aad  gatsrlMiag  bewegte  Qiostas  (lasranl» 
i)  nach  Addition  aar  Sjutoatgeechsindigksit»  ~-*  Dias  Priazip  vom 
PoaiUviamua  (htaca)  sum  „substantiellen"  Ralatiritttsprinxtp 
Kahar  der  Gegenwart  III.  III  1.  1916,  &  61)   ■■fjiiliilit,  das  überhaupt 

■  lii  nies  >■  i     D*m^    ■  ss  ■  wns  ibiiI       ■  ii  ii  Am  ^—     bVImJK    sn  ■  —  si  mm  tat  —     nawaanaaaWasaaaaatataaaaaaaaaawsm    -*— —    nfJwaaansBBi 

BBanawaas  aewam    awwüa^PaW« 

Es  gilt  aar  far  lwsuhioflsawg  von  Ri  ■  igsngie  (für  solche  sllgemein.  auch  t,  B.  mit 
Besag  auf  rotierende  Systems),  liefert  «bar  keine  hWghihlieil,  Kräfte 
iet  also  nur  phoronoraienk,  nicht  dvnsanwsh  gültig  aad  erntSgboht 
deutige  Durchführung  eigentlicher  Naoargeeetaachkeit» 

Schwierigkeiten  entstehen  far  des  Reletiritetaprinrip  in  beiden 
die  elektroraagnsusehe  Theorie,  die  auf  dem  Graadsstss  beruht,  dafl 
toriziaU  Meejiiifcleat  simsgli  die  betr.  Ghaahaagaa  kflnasn  kaum  vom  abaolut  ruhend 
Gedachten  auf  jedes  Inertäakystem  Qbertragaa  wstaan,  —  Daher  setzte  Loeaatf« 
In  seiner  Eetktnneatheorfe^^ 

ruhend.  Dem  aber  widerstreitet  dss  Micomxeonsche  Experiment  (1881).  dae  zu 
beweieen  acheint,  dafl  der  Äther  ron  der  bewegten  Erde  milguengan  werde;  wogegen 
besonders  noch  die  Aberration  dee  Fixaternliehtee  epricht.  Eine  Lösung  der  Schwierig- 
keit, die  Stokbs  versaoht  hatte,  verwerfend,  nahm  Loaarrt  nun  an.  dafl  sieh  alle 
Gegenstände  in  der  Bewegung  verkürzen  (Lorentzecbe  Kontraktion).  Durch  die 
Verkürzung  der  gegen  dea  Iiehtlther  bewegten  Erde  wird  aledann  die  Verschiebung 
der  beiden  Systeme  ausgeglichen. 

Die  epeiielle  Relativitätstheorie  Einsteins  lautet  dahin,  dafl  beliebig 
viele  Arten  der  Zeit-  und  damit  zugleich  der  8tomiie«swasiing  zu  fordern  sind,  je 


Relativitätstheorie.  549 


nach  der  relat.  Bewegung  der  Systeme,  in  denen  sich  die  Messenden  befinden;  eine 
absolute  Gleichzeitigkeit  kann  es  also  nicht  geben.  So  macht  E.  die  Zeit  selber  relativ 
und  vom  Bewegungszustand  der  Bezugssysteme  abhängig.  Indem  die  Lichtbewegimg 
absolut,  also  für  alle  gegeneinander  geradlinig-gleichförmig  bewegten  Bezugssysteme 
gleichbleibt,  wird  die  Erdenzeit  selber  durch  die  Relativbewegung  der  Erde  zum  Licht 
(einen  Äther  nimmt  Einstein  nicht  mehr  an)  in  dem  Sinne  verschoben,  daß  die 
Lorentz-Kontraktion  der  Erde  genau  ausgeglichen  wird;  diese  Kontraktion  ist  dem- 
nach scheinbar  geworden.  Die  Einsteinsche  Lehre  ist  von  Minkowski  in  mathe- 
matische Form  gebracht  worden,  indem  die  Zeit  neben  den  drei  Dimensionen  des 
Raumes  als  vierte  Koordinate  eines  höheren  Systems  angesehen  wird.  In  dieser 
„absoluten  Welt"  gibt  jeder  Punkt  nicht  nur  die  räumliche  Lage  in  unsrer  dreidimen- 
sionalen Raumwelt  an,  sondern  auch  seine  zeitliche  Lage. 

Die  allgemeine  Relativitätstheorie  Einsteins  erweitert  die  spezielle  dahin, 
daß  für  die  Beschreibung  aller  Vorgänge  nicht  nur  Inertialsysteme,  sondern  auch 
gegeneinander  beschleunigte  und  rotierende  Systeme  als  gleichwertig  gelten  sollen. 
Xun  werden  in  gegeneinander  beschleunigten  Systemen  gerade  Linien  des  einen 
Systems  zu  Kurven  fürs  andere.  Um  aber  die  Krümmung  von  Linien,  die  substantiell 
als  gerade  gelten  sollen  (Lichtstrahl),  zu  vermeiden,  läßt  Einstein  in  Gravitations- 
feldern die  Euklidische  Geometrie  in  metageometrische  Denkgebilde  sich  umbiegen. 
Seine  Koordinaten  richten  sich  nach  der  physikalischen  Beschaffenheit  des  betrach- 
teten Systems;  sein  Koordinatennetz  wird  zur  „Molluske"  (Einstein).  Dadurch 
erreicht  er,  daß  er  z.  B.  die  Lichtstrahlen,  die  uns  krumm  erscheinen  würden,  im 
gekrümmten  Raum  als  gerade  beschreiben  kann.  Auch  die  neue  Mannigfaltigkeit 
bleibt  natürlich  durch  die  Zeitkoordinate  vierdimensional. 

Die  philosophische  Auswertung  der  zunächst  nur  mathematisch-physikalischen 
Relativitätstheorie  ist  je  nach  den  Schulen  verschieden.  Der  Neukantianismus 
(Natokp,  Cassirek,  Zur  Relativitätstheorie,  1920)  kann  die  R.th.  ohne  weiteres 
akzeptieren,  da  ihr  das  Apriori  logische  Bedingung  der  Möglichkeit  des  Erkennens 
und  als  solche  niemals  ein  Letztgegebenes,  Absolutes  ist,  da  ihr  also  jene  Notwendig- 
keiten, die  unser  Anschauen  dauernd  zwingen,  alle  Phänomene  im  Euklidischen 
Raum  und  in  der  Newtonschen  Zeit  zu  ordnen,  als  gleichgültige,  anthropologische 
Beschränktheiten  'gelten  müssen. 

Der  Positivismus  nimmt  das  Rel.pr.  unbedingt  an,  weil  bei  seiner  Leugnung 
des  A  priori  die  Ausschaltung  des  Euklidischen  Raumes  und  der  Newtonschen  Zeit 
eine  Bestätigung  seiner  Lehre  bildet.  Typisch  in  dieser  Hinsicht  besonders  die 
Schriften  von  Petzoldt,  Die  Stellung  der  Relativitätstheorie  in  der  geistigen  Ent- 
wicklung der  Menschheit,  1919,  Anh.  zu  E.  Mach,  Die  Mechanik  in  ihrer  Entwicklung, 
8.  A.;  Die  Relativitätstheorie  der  Physik,  Ztschr.  f.  pos.  Philos.  II;  Verbietet  die 
Relativitätstheorie  Raum  und  Zeit  als  etwas  Wirkliches  zu  denken?  (Ber.  d.  D. 
physik.  Ges.  1918). 

Der  dem  Fiktionalismus  nahestehende  O.  Kraus  (Ann.  d.  Naturphilos.  II) 
sieht  im  Relativitätsprinzip  eine  mathematische,  im  Vaihingerschen  Sinne  unlogische 
Fiktion,  deren  heuristischer  Wert  jedoch  anerkannt  wird. 

Dem  Standpunkt  der  Phänomenologie  steht  nahe Weyl,  Raum,  Zeit,  Materie,  1921*. 

Vgl.  besonders  Lobentz,  Einstein,  Minkowski,  Das  Relativitätsprinzip, 
3.  A.  1920;  Einstein,  Über  die  spezielle  und  die  allgemeine  Relativitätstheorie, 
1917;10Die  Grundlage  der  allgem.  Relativitätstheorie;  Äther  u.  Relativitätstheorie, 
1920;  v.  Laue,  Die  Relativitätstheorie,  I.  Bd.;  Das  Relativitätsprinzip  d.  Lorentz- 
Transformation;  Planck,  Acht  Vorlesungen  über  theoretische  Physik,  1910;  Verhandl. 


HO 


d.  Ges.  d.  Naturforscher,  1910;  Fescwmjca,  Db 
febdritaatfaeorb,  UM)*;  Loaawrt,  Kalter  d.  Oipwirt  III  3. 
Zeh  «ad  Boom  in  dar  m  ■■■«*»»■  Physik.  1917;  F.  Buna.  Vorleeongea  eher 
db  phyeik.  Grondbgaa  dar  HMvw..  1919;  M.  Bon,  Di»  RabtiTittotheorb 
19»;  Bbbo.  Dm  mhliHllmiiHiil|i  <fer  FkkaniljManl.  1910; 
u.  Zeit  ha  lieht»  d.  amno  Physik.  1914; 
Webentwickhing,  1915;  W.  Cabb.  Tb»  fM*nl  prhmipb  of  reUtrrity  in  iu  phflo- 
t^u^i  «ad  hbtwlinl  Mpeci.  1990. 

I.K5ABP.      Über 

RcbtrjttHrpi-ft||*|>.  Äther,  Greritatioo;  CBBianABSBB.  Absolut  und  relativ! 

Ahbhnung  des  Bebrirttitaprlarin»  Blinliim  — f  Oraad 

metik; 

>;  QABTBfJuwa, 
N  Obbobb.   Dte 
i;  flmii.  Dm 

Wahrheit  a.  Dbktaag  m  dM  Pkyaik 

i{  Scbtoob.  Ehe»  Lara»  ta 

RebUriUtalftBl 

■  db  BlIltitUlUMIHl..  JWIBiCl,  Dki 

1919;  BAMtwm.  FlmlilHi  PihUiUlbtBiuili;  Bsaa.  Db  Bin. 
BtiMB.  EM.  m  db  BahÜefalMlai  ni in,  1990*; 
Dm  B»bllHllb|Mhiil|it  1911;  BaoBtautor,  Einführung  ia  db  BelrteitUstkeorb; 


Bmhookc  in  »in»  Gedankenwelt;  PtlCobb,  Dm Wia*r4asehe  Beb*Jtritttaprin«P ,  RCur. 

Qsoptiok  tb»edb  Wlmlibaiki  Tnoorb;  H.  Scann*.  Du  Weltbild  der  Bebtiritata 
theorb.  1  A.;  J.  8tM*au>aa,  Dm  Baaai abb.ftnhbai  bei  Kant  u.  Einstein,  1919; 
Wült,  Einsteins  BebüriUtBtheorb. 

Kcliffioa  (religio,  nach  Cicaao,  D»  natura  dann  II.  28.  72,  too  iihfjmi. 
durchgehen,  ber«ek»bkfjg»n ;  nack  LacTAanua,  Institut.  IT,  18,  von  rebgare,  binden) 
btdb  fa»n«i>iinh»M  dM  abanchen  saa  UaeadBeken,  Felgen  Gottachea,  db  aus 
dem  Willen  nur  Einheit  mit  dem  All  entspringende  Hsiihieagenifb  Iflageiiiing  aa 
db  allem  Endlichen,  Zetthcheu  ftberbgene  All-Macht,  von  dar  abk  dar  lfenarh  ab- 
hängig fühlt,  db  er  aber  sogleich  ron  abk  am  ab  gabdge  Hackt,  als  ein  ihm  im 
Grunde  Verwandtes  deutet  aad  wertet  und  sn  der  er  abk  in  lebendige,  wirksame 
Betbhung  sa  sotten  strebt,  um  eine  Stftt»  für  seine  Endlichkeit  und  Beschranktheit 
den.  ..Religiös"  im  weiteren  8ha»  bt.  wer  an  Bberkgaoe.  hohe,  ideab  Machte 
glaubend,  sein  Leben  und  Handeln,  seine  ganse  Gesinnung  ron  diesen  Machten  beein- 
flussen Ußt,  wie  mirner  er  sich  auch  diese  Machte  denken  mag.  Die  R.  ist  psychologisch 
durch  daa  Seebnbben  ab  Ganzes  bedingt,  an  ihr  hat  das  Gefühl  wie  der  Wille,  der 
Intellekt  wb  db  Phantasb  Antefl.  Im  Gegen»  ti  rar  Wissenschaft  und  Philosophb 
bt  ab,  ihrem  Kerne  nach,  nicht  abstrakt-begrifflich,  eondern  snachanHck  konkret, 
sb  will  nicht  bloß  gedacht,  sondern  auch  gelebt  werden.  8b  bt  subjektrr  eh)  eigen- 
artiger Zustand  der  Seele,  objektiv  aber  ein  Inbegriff  von  GlsubensoUeea  and  Kultus*  - 
Vorschriften,  in  denen  der  Geaamtgebt  »eine  Religiosität  objektivbrt  und  fixiert  hat; 


Religion.  551 

die  Gesetzlichkeit  der  Religionsentwicklung  ist  daher  nur  mit  Hilfe  der  Völker- 
psychologie (s.  d.)  zu  erforschen,  denn  von  Anfang  an  ist  die  R.  durch  die  Wechsel- 
wirkung der  Mitglieder  der  Gemeinschaft  bedingt,  wie  anderseits  die  R.  selbst  ein 
Faktor  des  sozialen  Lebens  ist.  An  dem  Fortschritte  der  Religion  sind  aber  immer 
wieder  große  Persönlichkeiten  mit  besonderen  religiösen  Bedürfnissen  beteiligt, 
welche  zu  den  Urquellen  der  R.  zurückgehen  und  die  oft  erstarrte  R.  in  Fluß  bringen. 
Gefühle  der  Abhängigkeit,  Furcht,  Ehrfurcht,  Pietät  (gegen  die  Toten,  die  Ahnen), 
Wünsche  nach  Schutz,  Förderung,  Abwehr  usw.  stehen  an  den  Anfängen  der  R.,  und 
die  mythenbildende  Phantasie  baut,  alles  in  der  Natur  belebend,  beseelend  und  später 
personifizierend,  das  eigene  Fühlen  und  Wollen  auf  die  „introjizierten"  Geister, 
Dämonen,  Götter  übertragend  (s.  Animismus),  allmählich  zusammenhängende  Mythen 
auf.  Immer  mehr  versittlicht  sich  dann  die  R.,  die  Xaturgottheiten  werden  zu 
Schützern  und  Gesetzgebern  sittlicher  Normen,  die  Mannigfaltigkeit  der  Götter 
weicht  endlich  einem  obersten,  dann  einem  einzigen  Gott,  und  dieser  Gott  wird  zur 
persönlich  oder  überpersönlich  gedachten  zentralen,  lebendigen,  geistigen  Einheit 
des  Alls  (s.  Gott).  Wissen  (s.  d.)  und  Glauben  miteinander  in  Harmonie  zu  bringen, 
ist  das  immer  erneuerte  Streben  des  nach  Einheit  suchenden  Menschengeistes,  der 
wohl  „Übervernünftiges"  im  Sinne  des  über  die  Relationen  abstrakt-verstandes- 
mäßigen Denkens  Hinausliegenden,  aber  schließlich  nichts  Widervernünftiges  erträgt, 
so  sehr  er  auch  die  Postulate  des  Gemüts  anerkennt.  —  Die  R.  auf  primitiver  Stufe 
betrachtet  den  Menschen  als  von  Geistern  umgeben  („Geisterreligion");  die  höchste, 
die  „Geistesreligion"  läßt  den  Menschen  seinen  Zusammenhang  mit  dem  universalen 
Geistesleben,  das,  über  alle  raumzeitliche,  empirische  Welt  hinausgehend,  in  der  Welt 
selbst  sich  manifestiert,  empfinden. 

Betreffs  des  Ursprungs  der  R.  bestehen  verschiedene  Theorien:  Euhemerismus 
(s.  d.),  Rationalismus  (Lobeck,  J.  H.  Vossu.  a.),  Nativismus,  Symbolismus  (Creuzer) 
Naturismus  (Ableitung  der  R.  aus  Vergötterung  von  Naturgewalten,  die  man  fürchtet 
oder  dankbar  hinnimmt:  Epikur,  Ltjcbez,  Hüme,  Rüville  u.  a.;  vgl.  M.  Müller, 
Natural  Religion,  1889),  Naturismus  verbunden  mit  Ableitung  aus  sprachlichen  Ver- 
änderungen (M.  Müller,  Usener,  Runze,  Sprache  und  Religion,  1889;  Katechismus 
der  Religionspliilos.,  1901,  S.  32  ff.),  Autoritätstheorie  (Hobbes,  Bolingbroke  u.  a.: 
die  R.  eine  Erfindung  von  Priestern  oder  Staatsmännern),  Pragmatismus  (Gruppe, 
Die  griech.  Kulte  u.  Mythen  I,  1887)  u.  a.  Vgl.  Tylor,  Anfänge  der  Kultur,  1872  f. . 
Spencer,  Prinz,  d.  Soziologie,  1877  f.;  Wündt,  Völkerpsychol.  IV2,  1911  f. 

Als  psychologische  Faktoren  der  R.  werden  genannt:  Furcht  u.  dgl.  („primus 
in  orbe  Deos  fecit  timor",  Petronixts  bei  Statius,  Thebais  III,  661 );  so  nach  Lucrez 
(De  rerum  natura  V,  1159  ff.),  Hume  (Dial.  concern.  natural  religion  12;  deutsch  von 
Paulsen,  S.  141  f.),  Holbach  (Furcht  und  Unwissenheit),  P.  R£e,  Ebbinghaus, 
Furcht  und  Liebe:  Bain,  Caspari.  Ferner:  die  Phantasie  bzw.  der  Traum  (vgl. 
A.  Taylor  u.  a.;  s.  unten  Feuerbach),  das  Kausalitätsbedürfnis  (F.  Schultze  u.  a.), 
Abhängigkeitsgefühl  (Schleiermacher  u.  a.;  s.  unten),  Wünsche  (Feuerbach  u.  a.), 
sittliche  Gefühle,  Bedürfnisse  und  Ideale,  Vergeltungsbedürfnis  u.  a.  —  Bald  wird  die 
objektive  und  intellektuelle  Seite  der  R.,  bald  ausschließlich  deren  subjektive  und 
emotionale  oder  praktische  Seite  betont,  so  vom  Pragmatismus  (James  u.  a. ;  s.  unten). 

Die  Idee  der  „natürlichen  Religion"  („naturalis  religio"  zuerst  bei  Varro),  die 
allen  Völkern  gemeinsam  ist,  ist  schon  bei  den  Stoikern  angelegt  (vgl.  P.  Barth, 
Die  Stoa2,  1908,  S.  270)  und  tritt  später  verschiedentlich  auf.  So  bei  Thomas  Morus 
(Utopia  II,  6  u.  9),  Coornhert,  Bodin  (Colloquium  heptaplomeres,  hrsg.  1857), 
Herbert  von  Cherbury  (De  veritate,  1624,  265  ff.),  nach  welchem  die  natürliche, 


.%2 


R  in  der 
irt  und  ftaf  Grundwehrhebeo  enthalt  flfilUiai  mkam  bBihniB  W« 
ifeanjlbaa,  Tngend  md  IroanattgaabalBd  der  wliihligett  Bankendttfl  des  Kalt—, 
aber  Vaihingen,  Loh*  und  Stiele  Hb  Jinmlfc).  Ferner  bat  Ol  Blockt, 
ȟbt.  M.  TnroAL,  Tolavd.  Dtdsbot,  Vourama;  Bocamuc  (Raufe  IV:  Wand  der  R 
im  Gefühl);  Lmoo,  H.  &  Rbmabv«  (Von  «hm  iniailmHin  Wahrheiten  der 
uMaittunan  Biagioa.  17M)  a.  e.  (sgL  Difaiaim). 

Tb  Obbwbii  «ad  Lbbe  sa  Gott  basttat  die  R  aaeb  Loras.  Srnout  (TbeoL 
pottt  Traktat ).  Pascal*  Lsnm  u .  a.   Käst  biiiirt  db  R  aaf  db  Etbik  aad  aaaat 
ab)  aaiBibiaa  web»  aaf  da»  RraanalattTOotttB  ■apennlH  Moral**.    Von  dar  Ettrfk 

•,  ab)  „Geeetagebuag  dar  Verwarft,  am  dar  Moral 
Idea  tob  Gott  aaf  deo  Beaacbttebati  WQbn  aar 
ebaa**.   Du—  sfH  —  nwehr?  iilmlae  TT 
faattaWFaknhttttn,1798).  R  k«  (enbbktre) 


afaj,  Ibjjafaajaj  «...ttn.  m  <\^  Manllal  dr. 
gibt  aa  „Btt&atea.  d.  L  far  gOtaaaa 
bttbaBwfar«es*nthchi 
waba.  deasen  Bilobjoag  an  Aftardiaaat  tat**.    Aaf  deo 
kommt  ea  vor  ■Tbl  aa  aad  aaf  „Gotteebgjkett"  (Db  Behgbn 
dar  bloßen  Vernunft,  179J).  -  Wfe  Foaaaao  (Philo*.  Journal  VIII.  I7M) 
Ffeam  die  R  ab  Gbobeo  aa  ab»  illtMibi  WeHrndnang,  db  aalbal  Gott  (•.  d.)  bt 
Spater  bt  ab  Ihm  dea  JEDnetootaea  aBtr  TatbjkaH  aad  aöe*  Lebens  aüt  De  wußtet  in 
in  den  einen,  unmittelbar  rmrifuiKtenen  Urquell  dea  Leben»,  db  GottbeH"  (WV 
184  ff.;  Auaab.  sam  aa*u  Leben).  —  Ab  Kern  der  R  betraobten  daa  aitth>hW*ttbfe»l 
bor.  den  8bf  das  Gutta  Goenr*  (Etbik«.  1907.  I  R  a.  fllMMiiMwil.  1907). 

Nato»  (Religion  mnerbalb  dar  Greoaea  dar  ÜHBiaaHlt,  1894).  VaanaoaB  (Pbiba. 
da«  Ab-Ob,  191 1 ).  HOmuao  (..Glaub*  aa  db  Brbaltaag  dar  Werte".  Baa^baapl 
1901. 8. 13  ff.),  Wonnr  (R  ab  ..konkrete  amnlbhe  Verkörperung  <fer»rtthcbro  Ideale' , 
Stab*.  R49:  'II;  Sratem  dar  Pbiba.  II".  1907).  PacLss». 


Daa  Binopawia  aaf  das  Unendliche.  Abaohrtt  bettnea  Sculuso  (WV 
106;  1 0.508,11  ff.).  Jaoosa,  Fans,  oaoh  aaloke ia  db ,.  MMm»**  (a.  d.) daa  OntUbae 
asthetbeh^rmbolbch  erfaßt  (RcligfenephOoe .  18»;  rgl.  Armut,  nelbfeeamblba,. 
1860,  ob  Warn,  Ober  Religion  u.  Theoiogb».  1811).  —  Nach  Sournsjucan  bt 
db  R.  ab  Aaaobaaaag  aad  (apittr)  Oefohl  sa  he»rima»n,  ab  „■■liiklaharfari 
AbhangigkertttefahT.  Wir  f ühbn  ana  abhängig  tobi  üoriyffiebrti,  de»  rieb  tu»  mitten 
im  Endlichen  offenbart.  Daa  Weaen  der  R.  bt  ea.  anaer  Sein  and  Leben  ab  ein 
und  Leben  in  and  durrh  Gntt"  sa  fahlen  (Dogmatik".  f  98;  Baden  Ober  db  Rehgkm. 
I.O.2.A.;  Monologen).  Nach  Chb.  Ksacsb  bt  B.  ..Gottinnigkeit''  (Aheoluto 
Behghmsphifea..  1884).  -  Haan,  beatimmt  (mttlbllaalbtbob)  hinge gea  db  R  ab 
..Wkaen  von  Gott",  ab  ..Wbaen  dea  endlichen  Gabtta  eon  »einem  Weaen  ab  abeohrttr 
Gabt**  oder  ab  ..Selbetbewußteeio  Gottea"  im  hfeeachen  in  der  Form  der  VorattDon  g. 
..Gott  bt  aar  Gott,  ineofern  er  sbh  aelber  weiß;  «ein  8bhwbe8n  bt  ferner  asm  Selbst - 
bewußtsein  im  Manschen."  Db  R.  bt  eine  Stufe  ia  der  dbfektbrhrm  (■.  d.)  Selbst» 
entwicklung  dar  „Idee  '  (s.  d.).  ab  bt  der  Inhalt  der  Idee  (der  Weltvernunft)  als 
..abaohiter  Gebt"  für  den  Gebt.  Db  Stufen  der  R  sind  db  Naturreligion,  db  R.  der 
gabtigen  Individualitat  (R.  der  Erhabenheit.  R  der  Schönheit),  db  «bsohr 
(R  dea  Gabtts;  EnxykJop..  f  664;  Vorba.  aber  db  Philo»,  d.  Religion  I.   1. 


Religion.  553 

Nach  Herbabt  entspringt  die  R.  der  Hilfsbedürftigkeit  des  Menschen,  sie  beruht 
auf  Demut  und  dankbarer  Verehrung,  ergänzt  und  stützt  die  Sittlichkeit,  bietet  aber 
kein  eigentliches  Wissen  von  Gott  (Lehrb.  zur  Einleit.  in  die  Philos.5,  1883,  S.  158  f., 
277  f.).   Vgl.  G.  Taute,  Religionsphilos.,  1840;   Dbobisch,  Grundlehren  der  R.,  1840. 

Psychologisch-kritisch  untersucht  die  Religion  L.  Fetjerbach,  nach  welchem  alle 
Theologie  (s.  d.)  „Anthropologie"  ist.  Die  R.  ist  „das  Bewußtsein  des  Menschen  von 
seinem,  und  zwar  nicht  endlichen,  beschränkten,  sondern  unendlichen  Wesen".  „Das 
Bewußtsein  Gottes  ist  das  Selbstbewußtsein  des  Menschen",  Gott  (s.  d.)  selbst  das 
„vergötterte  Wesen  des  Menschen".  Die  Götter  sind  die  „als  wirklich  gedachten, 
die  in  wirkliche  Wesen  verwandelten  Wünsche  des  Menschen".  Die  Abhängigkeit 
vom  All  zeitigt  die  R.  als  ein  Mittel  zur  Befriedigung  unseres  Glückseligkeitstriebes. 
So  sind  die  christlichen  Dogmen  nichts  als  „erfüllte  Herzenswünsche".  Der  wertvolle 
Kern  der  R.  ist  die  Liebe  zur  Menschheit  als  Gattung  (Das  Wesen  des  Christentums. 
1841;  Das  Wesen  der  R.,  1845;  2.  A.  1849;  WW.  1903  ff.).  —  Den  „Kultus  der 
Menschheit"  (des  „grand  etre")  predigt  A.  Comte  („Menschheitsreligion"). 

Auf  dem  Gefühl  des  Erlösungsbedürfnisses,  dem  Bedürfnis,  von  den  Übeln  des 
Daseins  befreit  zu  werden  (s.  Pessimismus),  beruht  die  R.  nach  E.  von  Hartmann 
(Die  R.  des  Geistes  LT  2,  1888,  5  ff. ;  Das  religiöse  Bewußtsein  der  Menschheit,  S.  27  ff. ; 
Gr.  d.  Religionsphilos.).  A.  Dbews  (Die  R.  als  Selbstbewußtsein  Gottes,  1906). 
Detjssen  u.  a. 

Nach  Windelband  ist  R.  „transzendentes  Leben",  Bewußtsein  der  Zugehörigkeit 
zu  einer  Welt  geistiger  Werte  (Präludien3,  1907,  S.  423  ff.).  Nach  Eccken  gehört 
zur  R.,  daß  sie  „der  nächsten  unmittelbar  vorhandenen  Welt  eine  andere  Art  des 
Seins,  eine  neue  überlegene  Ordnung  der  Dinge  entgegenhält"  (Das  Wesen  der  R., 
1901;  Der  Wahrheitsgehalt  der  R.2,  1905;  Hauptprobleme  der  Religionsphilos.  der 
Gegenwart5,  1912).  Vgl.  E.  Tröltsch,  Psychol.  u.  Erkenntnistheorie  in  der  Religions- 
wissenschaft, 1905;  Die  Philos.  zu  Beginn  des  20.  Jahrh.  (hrsg,  von  Windelband)  I, 
1904;   Kultur  der  Gegenwart  I,  4,  1906. 

Nach  James  enthält  die  R.  die  Idee  eines  „geistigen  Universums",  mit  dem  das 
Ich  durch  sein  Unterbewußtes  („subconscious  seif")  in  wirksamer  Verbindung  steht, 
Die  R.  ist  die  gefühlsmäßige  Gesamtreaktion  des  Menschen  auf  das  Leben  („a  man's 
total  reaction  upon  life").  „Wahr"  ist  die  R.,  sofern  sie  uns  fördert,  erhebt,  stärkt, 
besser  macht,  sich  also  „bewährt"  (Pragmatismus).  Die  religiösen  Erlebnisse,  mögen 
sie  auch  zum  Teil  sogar  pathologischer  Art  sein,  haben  ihren  Wirkung3-  und  damit 
auch  Wirklichkeitswert  und  können  zugleich  auf  etwas  Übernatürliches  hinweisen 
(The  Varieties  of  Religious  Experience,  1902;  deutsch  von  Wobbermin,  1907). 
Aktivistisch-pragmatistisch  faßt  die  Religion  M.  Blondel  auf  (L'action,  1893). 
Vgl.  F.  C.  S.  Schiller,  Humanismus,  1911. 

Nach  Guyau  ist  die^R.  ein  „universeller  Soziomorphismus",  eine  Weltdeutung 
nach  Analogie  des  Sozialen.  Das  Wertvolle  der  R.  (auch  der  dogmenlosen  „Irreligion" 
der  Zukunft)  ist  die  „Solidarität  mit  dem  All-Leben"  (L'irreligion  de  Tavenir7,  1904; 
deutsch  1910),  die  Idee  einer  kosmischen  Gesellschaft.  —  Nach  E.  Catrd  wurzelt 
die  R.  in  der  Einheit,  welche  das  Ich  mit  der  Welt  verbindet,  und  ist  insofern  ein 
allgemeiner  Bewußtseinsfaktor  (The  Evolution  of  R.,  1893;  vgl.  J.  Catrd,  Intro- 
duction  to  the  Philos.  of  R.8,  1891;  deutsch  1893).  —  Vgl.  Hume,  The  natural  History 
of  R.,  1755;  deutsch  1909;  Die  R.  in  ihrer  geschichtl.  Entwicklung,  1912;  Fechner, 
Die  drei  Motive  u.  Gründe  des  Glaubens,  1863;  A.  E.  Biedermann,  Christi.  Dog- 
matik  I2,  1884;  O.  Pfletderer,  Religionsphilos.  II8,  1896  (R.  ist  das  Gefühl  innigster 
Einheit  mit  Gott;  vgL  R.  und  Religionen,  1895);   R.  A.  Ltpstüs,  Philos.  und  R.,  1885; 


BM 


Tbeofegfe  a.  Metephynk«,  1887;  fTwilii  Aafaatae.  1883  f.  (Uaeb- 

i  Q0g*  Jv.  TOQ  QsnT  ann^anttenHFVUL«.  0fHBQOUOB«fl0QVBVlBQBBL  CneUstCnB  ^MVHBQHflHBK 

der  Theologie);   W.  Hsnaaua».  Di»  Meuphyeik  ia  4.  Theologie,  187«;  Di»  &  in 

ihrem  Vecalhafe  an»  Wilhrinania  «ad  wr  «IlMilhi  iL  1878  (Umttoh);  J    Ki 

Dm  Wesen  dar  uhifcHHiifciii  R.«.  1888;  01mm  od  Dogma»,  1888.  a.  a,  (ehaheh); 

R.  Sstdbu  Dia  R..  1878;  R.  a.  Wi—  imhift,  1887;  Sinns.  Lehrh.  der  RiMginn- 

philo...   1884;  Iv  fliMglniiipMlni  .   1807  (R.  -  ..i 

praktisch  witbHM  Cbeneagang  von  dem  Dasei 

in  Verbindung  daarft  am  dar  Mngjinahrit  «beer  Brloeaag'');  IL  Müixsa.  Ursprung 


1888;  Boceaar.  Daa  Weaea  dar  R..  1804;   Kalt- 
1806;  ScauABacnmrr.  Da»  R..  1907;  rracaa.  Religio»* 
Db  R..   1806;  Tilünfcr.  t  Philo...   Bd.  118;  J.  Hau»!. 
Dar  ishgtfte»  Will».  1610;  Rn«A»o.  Emmi*  de 
191 2;  8tasto*  Oorr.  Db  etnaohe  Bewegung  b  der  R.  1880; 
Sävnm,  Db  R  dar  Moral  1886;  Joou  Wbniamlift  a.  R.  1806;  J.  Kiao. 

Hof  R..  1810;  Somuo.«..  Db  R.  ia  Geacafehte  u.  Gegenwart.  Rand 
1808 f.;   Weltaaschauung.   nag.  ton  FrbeaabaaKflabr.  DOthey. 

u  •  .  1910:  Archir  far  PiHgU i kifl.  1888«.  uta» 

PhUoaaaabaaa  Knhur.  1611  (Db  eabjektiee  RiHgbaHH  bt  aelhst 
ein  mrupayrieoaer  Wart,  hedsant  scboo  an  Olmwllnniii.  bt 

I);  A.  Wms,  Religion  u- 
Kahnr.  161t  (von  Baaoeo»  baanfnflt);  F.  Stetdeu  Db  R,  im  liebte  nonatbahar 
Welisaeohsaang.  1606;  B.  Hoanarra.  Db  künftige  R.,  1606;  Dar  Priester.  I 
Lee  linnii  lllaanilih m  da  b  rio  rebgfeuse,  1912;  H.  aUanau 
des  Obetanatteaan  I:  Clinsbuai  nssfchrsnjsyfhningir.  1911.  -  Vgl  db 
in  nlcnten  Arnanl   Max  Wann,  Raagbaaanbbgb.  3  Bde.  (JeoV 

v    ImelinaiH    Wirt*  hafiagesin ig.    • 

Xerh  H.  Scaoui  (ReLPbil..   1981.  188)  bt 
Gefuhlebetonung  aufruaende 


dea  Lebenegefuhk«  dann  da*  Outantasnltaoin;  FaLDSexum,  Ihr 
Idee  der  richtigen  Religion,  1921;  Radmocm  und  Tilucb,  ReUgknaphil.  oVr 
Kultur,  i960;  Ono.  Daa  Heilige.  1622»;  8.  AuXAVDBB,  Space,  tine  aad 
1820;  8.  Radaebuvjia».  The  reiga  of  religkw  in  eonftemp.  phikwophv.  1921 . 
WoaaaaMiJ«.  Daa  Wenn  der  Reitgbo.  1881.  —  Vgl  Gott,  Glaube.  Wissen.  Mythoa. 
Soanbgb.  IDniHiilsnm.  Fetbuabnaa,  Mliiihnn,  Totmabnae,  Monionaa 

Roligion«Philo«ophie    bt  db  Waaaaachsft  tob    den    IVinzipien    der 
Religion  und  der  ReKgtonawbnianbafl  db  Theorie  and  Kritik  der  Rebgion.  an 
Untersuchung  dea  Weeene,  Ursprungs  and  der  Bedeutung  der  R.  in  deren  Beziehung 
tan  Oebtealeben.  rar  Kultur,  rar  WeKanechauung.    Db  R.  «tötet  afeh  auf  dv 
glOn  Erfahrung  ab  subjektive*  Erbben,  wie  es  die  Religionnpsyr  b.  d.) 

beeehreibt,  analysiert  and  genetbob  untersucht,  welche  nicht  bloß  eh  Individual  . 
sondern  auch  ab  Völkerpaychologb  (e.  d.)  ra  berücksichtigen  bt,  ferner  an!  dir 
gleichende   Religionswissenschaft  nnd  die  Re1icion*ge»rhicht*  eowb  die 
Soziologie.    8b  nlbet  aber  bleibt  weder  bei  der  subjektiven  noch  der  objektreen 


Religionspsychologie.  555 


Erfahrung  stehen,  sondern  prüft  kritisch  die  Quellen  und  Voraussetzungen  religiöser 
Urteile,  Postulate  und  Wertungen  (Logik  und  Erkenntniskritik  der  Religion),  um 
dann  erst  die  Bedeutung  der  religiösen  Grundbegriffe  und  Gebilde  für  die  allgemeine 
Welt-  und  Lebensanschauung  zu  bestimmen,  nachdem  sie  einmal  die  Idee  der  Religion, 
das  von  allen  Äußerlichkeiten  des  historisch  Gewordenen  gereinigte  innerste  Wesen 
der  Religion  und  des  religiösen  Willens  und  Erlebens  begrifflich  fixiert  hat  (vgl. 
Religion). 

Die  R.,  die  zuerst  rein  spekulativ,  dann  auch  kritisch  vorgeht,  zieht  jetzt  vielfach 
psychologische  und  soziologische  Untersuchungen  heran.  —  Vgl.  außer  älteren  Schriften 
(s.  Religion):  Jacobi,  Von  den  göttlichen  Dingen,  1811;  Schelltng,  Philos.  und 
Religion,  1804;  Hegel,  Vorles.  über  die  Philos.  der  Religion,  1831;  2.  A.  1840 
Salat,  R.,  1811;  Eschenmayer,  R.,  1818 — 24;  Baader,  Vorles.  über  relig.  Philos. 
1827;  Taute,  R.,  1840;  Drobisch,  Grundlehren  der  R.,  1840;  Petp,  R.,  1879 
Lotze,  Grdz.  der  R.,  1882;  Vatke,  R.,  1888;  Pünjer,  Grundr.  der  R.,  1880—83 
Rauwenhoff,  R.,  1889;  A.  Lasson,  Über  Gegenstand  und  Behandl.  der  R.,  1879 
R.  Seydel,  R.,  1893;  G.  Thiele,  E.  v.  Hartmann,  Pfleiderer,  Dorner,  Rttnze  u.a. 
s.  „Religion";  Jastrow,  The  Study  of  Religion,  1901;  Flügel,  R.  in  Einzeldar- 
stellungen, 107;  J.  J.  Gourd,  La  philos.  de  la  religion,  1911;  R.  Richter,  Dialoge 
über  R.,  1911;  R.,  1912;  Eucken,  Hauptprobleme  der  R.  der  Gegenwart4—5,  1912; 
Die  R.  in  Deutschland,  1906;  Tröltsch,  R.,  in:  Die  Philosophie  im  Beginn  des 
20.  Jahrh.,  hrsg.  von  Windelband,  1904;  R.  Köhler,  Der  Begriff  a  priori  in  der 
mod.  Religionsphilos.,  1920;  Jelke,  Das  religiöse  A  priori  und  die  Aufgaben  der 
Religionsphilos.,  1917  (Kritik  Troeltschs);  Mehlis,  Einführung  in  ein  System  der 
Religionsphilos.,  1917  (auf  dem  Boden  der  Windelband-Rickertschen  Philosophie 
stehend);  Tiele,  Einleit.  in  die  Religionswissenschaft,  1899  f.;  R.  de  la  Grasserie, 
Psychologie  des  religions,  1889;  Wundt,  Völkerpsychologie  IV2,  1910 f.;  Achelis, 
Abriß  der  vergleichenden  Religionswissenschaft3,  1908;  Die  Religion  der  Natur- 
völker, 1909;  K.  von  Orelli,  Allgemeine  Religionsgeschichte2,  1911;  G.  Vorbrodt, 
Beiträge  zur  religiösen  Psychologie,  1904;  E.  D.  Starbuck,  The  Psychology  of  R.2, 
1901;  deutsch  1909;  What  is  Religion?,  1910;  Flournoy,  Beiträge  zur  Religions- 
psychologie, 1911;  Wobbermin,  Aufgabe  u.  Bedeut.  d.  Religionspsychol.,  1910; 
Chantepie  de  la  Saussaye,  Lehrbuch  d.  Religionsgesch.8,  1905;  Revtlle,  Prole- 
gomenes4,  1886.  —  Archiv  f.  Religionswissenschaft,  1898 ff.;  Zeitschrift  f.  Religions- 
psychol., 1908  ff.  —  J.  Berger,  Geschichte  der  R.,  1800;  Pünjer,  Gesch.  der  christ- 
lichen R.,  1880—83;  O.  Pfleiderer,  Gesch.  d.  R.3,  1896;  Marshall,  Die  gegen- 
wärtigen Richtungen  der  R.  in  England,  1902;  Siebebt,  Die  R.  in  Deutschland,  1906 ; 
Das  Wiedererstarken  des  religiösen  Lebens,  1906;  G.  E.  Burckhardt,  Die  Anfänge 
einer  geschichtlichen  Fundamentierung  der  R.,  1908;  K.  Oesterreich,  Die  Erfahrung 
des  Göttlichen  als  das  Grundproblem  der  Religionsphilos.,  1909;  Flügel,  R.  in 
Einzeldarst.,  1905  ff.;  H.Scholz  (Rel.-Phil,  1921),  Religionsphilos.  ist  die  philo- 
sophische Durchdenkung  der  erlebbaren  Religion,  d.  h.  derjenigen  Lebensäußerungen 
des  religiösen  Bewußtseins,  die  mit  diskutierbaren  Wahrheitsansprüchen  auftreten; 
Feldkeller,  Die  Idee  der  richtigen  Religion,  1921  (erstrebt  eine  „normative  Logik 
der  religiösen  Allegorie").  —  Vgl.  Religion,  Gott,  Unsterblichkeit,  Gottesbeweise  u.  a. 

Rcligionspgychologie:  als  gesonderte  Wissenschaft  erst  seit  etwa  1900 
hervorgetreten.  Mehrere  Richtungen:  1.  die  theologische:  Wobbermin,  Zum 
Streit  um  die  Religionspsychol.,  1913;  Die  religionspsychol.  Methode,  1913;  Wun- 
derle,  Aufgaben  u.  Methoden  der  mod.  Religionspsychol.,  1915  (kath.).  2.  die  völker- 
psychologische:    Wundt,    Völkerpsychologie    IV — VI2,    1914—16    (Mythus    u. 


5M 


i);  Ebm.  dar  VötterpsychoL.   1912:  Von,  Religion   u.  soziales  Leben 
bei  den  Naturvölkern.  1911;  Pro«.  Die  pbtba  Kalter  der  Naturvölker.  UM) 
Die  Neyexit-Exp  .  1912;   E.  Lmu».  Die  Anfange  der  R.  (Kalt.  d.  Gegen wiri 
1913*);  DüaaaatM.  Lm  form«  iliwiiiUtre»  de  le  vis  iiigiiiiii,  1912;   Bera.  1 

bei  den  Naturvölkern.  1914t  Waaaaca,  BeL  Urkunden  der  Völker;  Die 
1906;  Die  Lebenskräfte  dee  Et  in«  Mm  an.  1913.  1.  die  differential  - 
psychologische:  Javaa,  Variedee  nf  rel  esperfeaee.  1902 f.;  Lata*.  A  psychol. 
Study  of  BeL,  1911;  Srarocc.  BiHghMMiyifcnl  11.  1909;  MüLLaa-FaaiaaraLs. 
Psychoi  d.  Ret,  1910.  4.  Die  paibologUcbe  BehgionepsychoL :  Fix>ca*oY. 
Biilbjjnaapiyiawl ,  1911;  DaLacaoo.  Lee  greads  mystieaea,  1907;  0«i ■■■■■!  ■, 
Der  DnuamiMilwaitand;  JDfcaawhi  Psyoh."  1. 1916;  Eiaf.  ia  die  RehgioospsTchol.. 
1917;  Mcaxaua,  Lee  audadba  da  aaUJaaaH  retfgieax.  1909,  6.  Die  psychosn* 
lytisehe:  Promo,  Die  Frömmigkeit  des  Qreiea  Zinsendorf;  Ran.  ProbL  d. 
Itet-Psych..  1919;  Fron.  Tote«  aad  Taba.  1914;  tUaa.  Psychen.  Beitr.  a.  Mythen- 
foraceaa*  1919.  -  VgL  Faaaa,  Dee  Wesen  der  BaL-PayaaoL;  Voaaaoirr.  Beitr.  s. 
rei  Psych..  190«;  Pa*rr,  Psych,  nf  rel  Bebe*.  1907;  Wouunn;  Dee 
BeLPsychol..  1910;  Haua.  Da»  Gebet,  1919;  Daaa,  Heiirthaiiaiiiaa 
1918;  Daa*.  Lothare  ffiMgtnwaainh   Bedeuten«,  1916,    VgL  Religioa,  ReiPkike. 

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\i>r,»!''i:,n.»*,n  9K9MMH  WBMI  Ihr  I »  HMVwaM  MBD*  t;  i-  n  * .  **'  n .  ftfi  f  i  uhr  r*f  t  ff*  ti .  *  *  n  t 
aal,  ia  dem  Aaf teaobea  aabewait  beieiüiegeader  fertiger  VorcteDungen  in  Bewußt 
sein,  eoadera  ia  einer  NswpimhihÜna  tob  ViiiililliiegiB  aaf  Qraad  fHiaami  Brtebaaae. 

WMOaV0  IB  Ofiaf  il0Qll  GMf  XvtldHtt  MV  EttlaVtMNflatf  VaMUtOMtl*   bUIBDBHbW  aUwn^BffaVaVKft » 

daanr  ..Tendenz"  trtTTfrMit  payatolaghoa  ab«  liliali    uowatfalfa  Earrgie.  die  an 
ab«  gewisse  Umlegerang  der  Moleaale  aar  W »i  »eraaheieai  gebaaden  «in  mag  ( Tgl. 

Aseosieujon.  auiemei.    ueraam  aaroaa  nMnraaa  marotamzeru)  av  a*  aa  aanaeea  maa 

aber  aiobt  bmae  GefühkcroreteUnagen  amdk  Das  die  R.  auslösende  Moment  wird 
ab  „BeproduktiooemotiT"  btmiihnH  (KOtra  u.  a.).  Gefühl  aad  Interesse  amd 
BautudakHaaalefcwiaa,  wenn  aoeb  nicht  ohne  die  Voretelhmgen,  aa  die  ab)  geknüpft 
aind.  Sa  gibt  aaak  akw  R  daroh  aa«rbewa«a  MttaOgtteder.  aa  denen  aoch  Organ 
empfindnngea  gehören  können  (TgL  Freieteigend).  Die  ..IbrprodnWonamit' betragt 
im  Mitte]  oa.  900  Te ■nmai«»ii«iib nnili n  (Wtnmr);  eie  «eht»  aaeh  dam  M Geläufigkeit» - 
geeett".  im  umgekehrten  Verhältnis  cur  Anxahl  der  Wiederholungen  (e.  Gedichtni»). 
Betreffe  der  Theorien  dar  R  a.  Aa«mation,Ged6drtaie.nirsioloe>cb  (..  Diepoeition) 
erklären  die  Reproduktion  Platoj».  TsLasn^CAMPAiraLLA.  Daaoaarn,  MaLanuatma. 
Hoaaaa,  Locaa.  Boaaar  (Eeaai  analyt.  IX.  91  ff.).  Iawtxo  u.  a..  rein  ptjnbofegiadi: 
Puma.  Haoau  Baaaxa  (Lehrb.  d.  PsychoL».  &  66ff.;  4.  A.  1877 
Theorie  der  R  gibt  besondere  HaaaaaT  (a>  Hemmung.  Voretellung).  „Unmittelhar" 
nennt  er  die  R.  die  ».durch  eigene  Kraft  erfolgt,  «bald  die  Hindernieee  wei 
(.^«ieteigande''  Vorstellungen).  Der  R  bogt  ein  «.Streben,  vorzustellen"  zugrunde, 
in  welch«  die  aus  dem  Bewußtsein  gedrängten,  unter  die  ..Schwelle' 
geratenen  Vorstellungen  abergehen.  Bei  der  „mittelbaren"  R  dienen 
ab  ..Hilfen".  Gefühle  und  Begehrungen  sind  nur  mittelbar  reproduzierbar  (Lehrbuch 
sur  PajuhoL«.  1887.  S.  21  ff.;  PsycboL,  1824-26,  IL  f  81  ff . ;  rgl  Vourauura,  Lehrb. 


Reproduktion  —  Ressentiment.  557 

der  Psychol.  I — II).    Nach  Lipps  ist  die  R.  die  „Tendenz  des  vollen  Erlebens",  Aus- 
lösung unbewußter  Dispositionen  (Leitfaden  der  Psychol.3,  1909).  Ähnlich  B.  Erdmann 
(Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.  X),  Herbertz  (Bewußtsein  und  Unbewußtes, 
S.   116),    nach  welchen  es  unbewußte  „Residuen"  als  „Dispositionen  für  die  Neu- 
belebung   der    ihnen    entsprechenden    Bewußtseinsinhalte    gibt"    (vgl.    Unbewußt). 
Offner,  der  die  R.  als  Wirksamwerden  der  psychischen  Dispositionen  (s.  d.)  bestimmt, 
betont  (gegenüber  Cornelius,  J.  Müller  u.  a.),  daß  die  R.  ein  Neu-erzeugen  ist 
(Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  8,  12  f.).     Er  unterscheidet  und  erörtert  die  divergente 
und    konvergente,    mittelbare,    vermittelte,    unmittelbare,    recht-    und    rückläufige 
mehrdeutige,   äußere,  innere  R.,  ferner  die  Reproduktionsgrundlage  (Vorstellungs 
disposition),   Reproduktionstendenz   (Külpe  u.   a. ;  d.   h.   die  Assoziation  als  Teil 
bedingung  der  R. ;  so  auch  Dyroff,  Groos,  Wähle,  Semon  u.  a.),  das  Reproduktions 
motiv:  Külpe,  Messer,  Dürr;  Reizkomponente:  B.  Erdmann;  ekphorischer  Reiz 
R.   Semon ;  die  Reproduktionsrichtung  (vgl.  Reihe),  die  Reproduktionstreue  usw. 
Erdmann,  Über  Reproduktionspsychologie,  1919.    Nach  Wundt  ist  die  R.  die  Ent 
stehung  einer  neuen  Vorstellung,  die  von  der  früheren,  auf  die  sie  bezogen  wird 
verschieden  ist  (Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  269;  Grdz.  der  physiol.  Psychol.  III 
1903,   476  ff.).      Von  der  „symbolischen   Funktion"  der  Erinnerungsbilder  spricht 
H.  Cornelius  (Einleit.  in  die  Philos.,  1903,  S.  211).  —  Vgl.  Höffding,  Psychol.2,  1893 
S.  206  ff.;  Jodl,  Lehrb.  d.  Psychol.  IP,  1909,  102  ff.;  R.  Semon,  Die  Mneme2,  1908 
S.   117  ff.;  Die  mnemischen  Empfindungen,   1910;  Ziehen,  Das  Gedächtnis,   1908 
S.  25  ff.;  Wreschner,  Die  R.  u.  Assoziation  von  Vorstellungen,  1907 — 10;  Dyroff. 
Einleit.  in  die  Psychologie,  1908;  Hagemann,  Psychologie8,  1911;  Bergson,  Matiere 
et  memoire6,    1910;    Sollier,    Le  probleme   de  la  memoire,    1900;    v.    Schubert 
Soldern,    R.,    Gefühl    und    Wille,    1887.    —    Vgl.    Gedächtnis,    Assoziation 
Lernen,  Memorieren,  Reihe,  Perseveration,  Periodizität,  Vergessen,  Disposition,  Vor 
Stellung,  Übung. 

Reproduktion  ist  nach  Kant  empirisch  eine  Vorstellungsverbindung  nach 
einer  beständigen  Regel.  Diese  aber  setzt  voraus,  „daß  die  Erscheinungen  selbst 
wirklich  einer  solchen  Regel  unterworfen  seien".  „Es  muß  also  etwas  sein,  was  selbst 
diese  Reproduktion  der  Erscheinungen  möglich  macht,  dadurch,  daß  es  der  Grund 
a  priori  einer  notwendigen,  synthetischen  Einheit  derselben  ist"  (Krit.  d.  rein.  Vern.. 
S.  116  f.).     Vgl.  Affinität. 

Repulsivkraft   s.  Anziehung. 

Reservatio  mentalis  (Mentalreservation):  Vorbehalt  in  Gedanken. 

Residuum:  Rest,  dasjenige,  was  übrigbleibt.  Das  phänomenologische  R. 
ist  das  reine  Bewußtsein  in  seinem  absoluten  Eigensein,  das  Übrigbleibende,  nachdem 
die  ganze  Welt  mit  allen  Dingen,  Lebewesen,  Menschen,  wir  selbst  einbegriffen,  ausge- 
schaltet sind.  Husserl  (Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie,  1913,  S.  94).  Vgl. 
Epoche,  Einklammerung,  Phänomenologie. 

Resignation:  Entsagung,  Verzicht,  Selbstbescheidung,  Fügung  in  das 
Schicksal  (Stoiker,   Christentum,  Spinoza,  Schopenhauer  u.  a.). 

Ressentiment  t  Rache-,.  Vergeltungsgefühl,  von  Nietzsche  als  Wurzel  der 
Umwertung  des  aristokratischen  Wertgegensatzes  in  den  der  Herdenmoral  („  Sklaven  - 
aufstand  in  der  Moral")  betrachtet.  Vgl.  Scheler,  Über  R.  u.  moral.  Werturteil,  1912 
(2.  A.  Vom  Umsturz  der  Werte  I,  1920). 


W.H  Restriktion  —  Rhythmus. 


K<»«.triktioM  (reatrtetio)i  lWihiliihMit  des  Umfang«  eine«  Begriffs  oder 
der  OiUiiignmhlii  ein-  ürteik,  kMondsr»  bei  dorn  NimhiHiliii  (s.  d.).  VgL  Piuxtl, 
Geeck.  d.  Logik  III.  1855  fL.  31. 

K«t«  ntivrnena  (Retention)  bedeutet  in  der  engUeeken  rhyofcologte  de* 
mUHwpiwnpii  (vgl.  Bat*.  Mantel  and  Moral  Soienos  II.  8t  IL),  die  Einigkeit, 


(Jodu  Lekrb.  d.  PsycboL  P.  1900.  153;  San«.  Dm  Oiiwekltrii,  1008.  &  ö). 
Ken©  (i*««.  |ini«ie»tte)  hl  de«  Geiukl  der  Unmut  and  Unzufriedenheit  im 

die  Tai  nickt  riigangs«  ra  beben  oder  ete  ungsiahihin  machen  tu  kOnmn  Neck 
and  iniolge  der  Tat  hat  riek  die  BiwOtiiiniligs  gelodert.  Motive,  die  unterlegen. 
Jets*  neohtregkek  nv  Oillwng,  die  Jimn  Person"  in  um.  dee  BewuBteein 
eoUenden.  der  Nora,  wird  Markör  und  «hkesmsi  rernekmber.  Die  K.  ist 
ern  sie  ans  den  Unwert  niidrigee  Il—rhm«  foulen  laßt  und  den  Willen 
QMM  verstärkt. 
IJm  Unwert  der  (peamveu)BeuekünwuÄwnca  (De  be 
Diemrt.IL31.35).b>txo*a(Etk.IV.prop.U\  ,  .»  »  NeMStTOrwaacxneuteptingt 
aieR.eiokt>4eieinerAn<ieiei<gdeeWIIkMe.eonderaderi,ihee)ntnii   „Ick  kann 

wm  ick  gewollt,  wokl  aber,  wne  lok  getan  koke,  weil  km.  durck  fakxme  Begriffe 

Willen  gerne*  wer.  Die  Einsteht  hierin,  bei 
ietdkBoo«"(I^WeUeJiWilk»n.Vofn«llnng.I.  1kl).  Neck 
Jodl  ist  R.  der  Vorgang,  dank  weleken  eine  im  Konflikt  der  Motiv«  unterlegene 
Gefohkwertung  die  Obrrkand  im  Bewuflteein  gewinnt  (Lekrb.  d.  IfcvakoL  II*.  1000, 
454  f.).  -  VgL  Gewiesen.  WiBsMfreiheiu 

tt    Aufnabmefikigkeit,     passiv«    ifrnjtmmjtohfcsU    fm* 
•   ■       iVeVJvT  S0BMBP%  ■ObVOO    **  I  • .    u  Du 

Geiotea.  Die  B,  iet  die  Fähigkeit.  VoreteUungen  dorck  Afiektion  d 


(hlrit.  d.  rein.  Vorn..  &  48  ff.).    Vgl  Aktivität,  Passivität. 

Kenlprwk  (redprocoa,  wiaksihiltig)  sind  Begriffe,  deren  Umfing« 
fallen  oder  Urteile  von  ranakhttonM  Fora  und  gkieMm  Innalt  (rgL  " 


Itl.tthmm«  (tW^oe,  Fließen)  ist  die  Gnedeeung 
darok  rsgelmlmg«  Wiederkakr  gleicher  Momente,  Vorgänge;  Im  engeren  Sinne  der 
Weekeel  der  Intensität  und  Dauer  der  Töne  und  daran  Interralle  (rgL  Jodu  Lekrb. 
d.  PeycboL  P.  1000,  307).  Ein  Teil  unserer  Korperbewegungen  (Hers-,  Atembewegung) 
verlauft  rhythmisch,  und  anok  eonet  ist  eine  Tendenz  rar  Rhythnumerung  von  Tätig- 
kaünn  vorhanden  (Gang.  Arbeiten  i««ohiriifcwu  i  Art:  Rudern,  Sekmiedei 
Hineinkoren  eine«  R,  in  regehnlrnge  Qariaacke,  z.  B.  bei  der  Eieenbebn). 
Rbytkmiaieren  erleichtert  (phynteone  und  geistige)  Arbeit,  ea  spart  psychische 
und  wirkt  durch  den  Gefunkten  erfrischend  (vgl.  K.  BOoan,  Arbeit  u.  Rhythmus*. 
K.  27  fL.  305  ff.  4.  A.  1000).  Durck  rhythmische  Gliederung  werden  Bewußtseins- 
Inhalte,  inabeaondere  Zeitvorstellungon  leichter  überschaubar  (Wüxdt,  Greiz,  d.  phys. 
FüyekoL  III».  1003.  154  ff.;  E.  Meümaxs,  Pbilos,  Städten  Vi II  l\.  \:  Untersuek. 
zur  Psychol.  u.  Ästhetik  dos  R.,  1804;  Boltox,  Rhythm.,  Americ.  Journ.  of  PsyckoL, 
1805).  Der  R.  hat  groBe  Ästhetische  Bedeutung  (Poesie,  Musik,  Tanz),  er  übt  anok 
eine  Art  Suggestion  oder  Ekstase  („Rausch")  sus  (Nietzsche.  Sotmiac. 


Richtig  —  Richtung.  559 


u.  a.).  DaB  aUes  Geschehen  rhythmisch  ist,  lehren  Spencer,  Dchbing  (Der  Wert 
des  Lebens,  6.  A.  1902,  S.  82  ff.),  Keyserling;  vgl.  Wyneken,  Der  Aufbau  der 
Form  II,  1907.  —  Vgl.  Heebart,  WW.  VII,  291  ff.  j  Fechneb,  Vorschule  derÄsthetik, 
1876,  I,  162«.;  Lotze,  Medizin.  Psychol.,  1852,  S.  517;  Lipps,  Ästhetik  I,  1903; 
Psychol.  Studien2,  1905;  Bf.  Ettungeb,  Zur  Grundlegung  einer  Ästhetik  des  R., 
Zeitschr.  f.  Psychol.,  Bd.  22;  Koffka,  Experim.  Untersuch,  zur  Lehre  vom  R.,  1908; 
Marbe,  Über  den  R.  der  Prosa,  1904;  Gropp,  Zur  Ästhetik  u.  stat.  Beschreibung 
des  Prosarhythmus,  Fortschr.  der  Psychol.  IV;  Behn,  Der  deutsche  R.,  1912; 
Müller-Freienfels,  in  Kaffkas  Handb.  d.  vergl.  Psychol.  II,  1922.  —  Vgl.  Zeit, 
Periodizität. 

Richtig  (der  Richtschnur  entsprechend)  ist,  was  so  ist,  wie  es  sein  soll,  was 
einer  Regel,  einer  Norm,  einem  Gesetz  entspricht,  gemäß  ist.  Richtig  im  Sinne  der 
(formalen)  Logik  ist  ein  Begriff,  Urteil  oder  Schluß,  der  so  gebildet  ist,  wie  es  die 
Denkgesetze  (s.  d.),  die  logischen  Normen  fordern;  richtig  ist  das  seiner  eigenen  Gesetz- 
mäßigkeit gehorchende,  mit  sich  selbst  übereinstimmende  Denken,  mag  der  Inhalt 
desselben  bloß  formale  oder  materiale  Wahrheit  (s.  d.)  haben.  Ein  Schluß  (s.  d.) 
kann  falsche  Voraussetzungen  (Prämissen)  haben  oder  formal  unrichtig  sein  und  doch 
materiale  Wahrheit  haben,  und  er  kann  (in  seiner  Konsequenz)  material  falsch  und 
formal  richtig  sein.  Das  richtige  Denken  im  weiteren  Sinne  ist  das  dem  immanenten 
Denkziele  gemäße,  theoretisch  zweckmäßige  Denken,  so  wie  das  richtige  Handeln 
das  dem  praktischen  Zwecke  gemäße  Verhalten  ist,  das  zugleich  am  besten,  zweck- 
mäßigsten zum  Ziele  führt.  Im  engeren  Sinne  ist  es  das  der  (rechtlichen,  sittlichen, 
sozialen)  Norm  entsprechende  Handeln  (vgl.  Sittlichkeit).  —  Vgl.  Volkmann,  Lehrb. 
der  Psychol.  II4,  1894  ff.,  296;  F.  Htllebrand,  Die  neuen  Theorien  der  kategorischen 
Schlüsse,  1891,  S.  6;  Hussebl,  Logische  Untersuch.,  1900—01,  I,  176  (Richtig  ist  ein 
Urteil,  dessen  Inhalt  ein  wahrer  Satz  ist);  Jerusalem,  Einleit.  in  d.  Philos.*,  1909, 
S.  99  (eine  richtige  Vorstellung  ist  eine  solche,  die  zu  richtigen  Urteilen  veranlaßt; 
vgl.  Pragmatismus);  F.  Boden,  Die  Instinktbedingtheit  von  Wahrheit  u.  Erfahrung, 
1912,  S.  27;  Goldscheid,  Entwicklungswerttheorie,  1908,  S.  170  (das  Richtige  ist 
„das  dem  Intersubjektiven  tatsächlich  Entsprechende");  R.  Stammler,  Die  Lehre 
vom  richtigen  Recht,  1902,  S.  621  ff.  (Die  Lehre  vom  Richtigen  =  „Orthosophie"). 
Vgl.  Recht,  Wahrheit,  Norm,  Sollen,  Objektiv,  Evidenz. 

Richtung  ist  die  Bestimmtheit  einer  Reihenfolge,  der  zufolge  von  einem 
Ausgangspunkte  ordnungsmäßig  zu  anderen  Punkten  der  Reihe  fortgeschritten 
werden  kann.  Von  der  Richtung  im  weitesten  Sinne  (z.  B.  einer  historischen  Ent- 
wicklung, eines  Gedankenganges)  ist  die  mathematisch-physikalische  Richtung  zu 
unterscheiden:  R.  der  Zahlenreihe,  räumliche,  zeitliehe  R.,  R.  der  Bewegung,  der  Kraft. 
„Gerichtet"  ist  eine  Kraft,  eine  Tätigkeit,  die  auf  ein  Ziel  eingestellt  ist  oder  sich  nach 
bestimmter  Richtung  entladet.  Da  alle  Bewegungen  und  Kräfte  eine  Richtung  haben, 
da  ferner  eine  Richtungsveränderung  im  Physischen  ohne  Einfluß  physischer  Kräfte 
und  ohne  Aufwand  von  Energie  nicht  erfolgen  kann,  da  ferner  die  Richtung  des 
Gesamtgeschehens  in  der  Natur  konstant  ist  („Erhaltung  der  Richtung":  Leibniz, 
Philos.  Hauptschriften  I,  179  f.,  II,  215  f.),  so  sind  die  von  manchen  angenommenen 
besonderen  „Richtkräfte"  unnötig  und  unbrauchbar,  wenn  sie  mehr  besagen  wollen 
als  die  Beeinflussung  der  Richtung  des  Geschehens  durch  die  Konfiguration  und  das 
koordinierte  Zusammenwirken  der  in  der  Form  (Struktur)  des  Organismus  bedingten 
gerichteten  Kräfte  und  Energien  selbst  (ah  ..Außenseite"  psychischer  Tendenzen; 
vgl.  Le)>en,  Organismus). 


/♦> )  Rtcbtunfstauechangen 


Gegen  die  Hjrpothene  dar  Richthrefte  (a  d.),  wie  eie  Rouru  vortritt  («.  Omni- 
nentao;  ähnlich  H.  Ho*  AaaeJea  <L  N.tnrphilo«,  V,  1906;  Energie  u.  se*bscbe 
Bionik  i  lfm.  1900),  wendet  sieh  besonder»  R.  Goldooxskd.  der  eine  Tue  reis  der 
Richtung  aufstellt,  die  (wie  BofBMM)  R.  eie  Jeder  Kraft  eigen  betrechtet,  die  Well 
nie  System  ron  „niihiiisgsilfmii".  dnt  Jewitewin  ab  »rriiihliiesmsiwaalsiio". 
den  Geist  (and  Willen)  eie  «geriialHi  Energie"  auffaßt,  de»  Zmbtiehlgkrit  seciet 
auf  ..ninlHimeeelielejIieii"  snrnokfnhrt.  Qit*r?t*t  kamt  wegen  der  Rieh  lang*  nicht 
gnulieh  naf  Quentftni  reduziert  werden.  t  Der  IHiiklanpliiHlmmaag  cnmprioht  nneh 
die  Wertnng  (/Jene Jen  der  Weimuhilwi  VI.  1906»  Utk ■!■■!■< irlaog  an 
Ökonomie  I.  1911:  Orgenieman  nie  rTinhinngefciMingiiiei innen;  vgL 
Willenekritik,  Wert).  -  VgL  DuuOASrB*.  Prinoip.  philo*.  11.  39  (vgL  Saale);  Natobt-. 
Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wavnmamaften,  1910;  Mach.  Die  Mechanik«.  &  99, 
95  &.  6.  A.  1909;  HöfTOtso,  Revue  de  Metaphv*.  et  de  Morel».  1907;  Der  menschl. 
Gedanke.  1911  (Die  R.  ist  dnt  hhnariiohi  Eksncnt  dm  sceMsoaso  Lehme;  rgL  Wille); 
Seelen  u.  Ziele.  1909,  S.  100  IL;  IL  Jana*.  Die  goettineewe  Wttrael  der 
Morel  and  Wmmnaohsfu  1909;  Omn,  Dnt  Gedächtnis'.  1911  (..Richtung» 
bewaOteein"  bei  der  Reprodaktioa);  A.  Wumaxaa,  Dnt  Atom  oder  dl 
der  Richtung.  1975  (Dee  Atom  nie  „geredhwige  ninbtimgxinirgli");  BftnwJi 
gang  dee  AbendUndee  L 1917  L)  etellt  ein  Primen  der  «*-»>f— g  (Nkatamaahiliaiswit) 
far  die  Geschieht»  naf  (S.  199).  -  VgL  Dimineioe,  Raum,  Zeit.  Entropie.  Oiteiipwii, 
Organismus,  Ökonomie,  Tendenz,  Sueben,  Dnwohrteaw,  Entwioklnng,  Stele.  Zweck. 
Wechsel  wii  kung. 

KirhtunÄ«tftu«rhan«cn  eind  pomstrissh-optbabi  Ttuaohnngen. 
tti!  im  ■  P   i'ni  mit  ihrem  oberen  Ende  am  1  nie  9*  nnoh  auswärts  geneigt»  Linie 
vertikal  and  daher  eine  in  Wtrkhohk.it  vertikale  Lerne  mit  ihrem  oben»  Ende  nneb 
zu  aeht  eoneint  (far  dnt  ihmwghm  Sehen).    Dien»  Tinea  hang  beruht 
de9n^dkAbemeib»w»g«ngendmAagenna»eenm 

mit  einer  Abnahm*  der  Ejonrargen»  rat binden  (WonVt.  (Jrundr    d. 
PsvoboL».  1909.  &  149 ff.;  Gnu.  d.  physioL  PsvchoL  I«.  1909.  1910.  &  69411  ) 


Kie;oriammo  (rigor.  Starrheit.  Stramm):  Standpunkt i 

(Stoiker),  ün  üegensstse  sa  den  ,.L*titodmahern".  zu  rtinjsnigsa,  welche  die  Moral 
lax  anwenden  (rgL  BatU,  Dictiouneire;  Kaot.  Die  Religion.  Univ.BibL,  8.  90  f.). 
Dar  R.  im  »skotiennrn  Sinne  verpönt  allea  Streben  nnoh  IllinlieeUgfciiil.  afle  Freude 
und  Luet  (manche  Pietieten).  ningagaw  betont  dar  ethieche  IL,  wie  ihn  Kaot 
aoffafit  and  der  weinhMohen  (hrtlmnnhubne.nr.  Moral  triner  Zeit  gegenüberstellt,  im 
Qrando  aar  die  Unehhkngigkeit  dar  eRUieben  Oneinneng,  dm  ■luHohan  Willen,  ron 
Motiren  der  GlOckaförderang;  aittlioh  iet  dee  Wollen  nne  reiner  Achtang  vor  dem 

fiwflkwflwBwftwftwSnwMnk   wil  nmawtttiw  »wcY  wrwa  mMjgjMmnnj    TMHlinMA.   oft  wtttQna    *™"  ^VO  00  OOmvttV  •**  Jswwneb 

Abwahr  eolcher,  rein  um  der  Pflicht  willen,  ao  hart  nach  manchmal  deren  Erfüllung 
worden  mag.  „Dee  Wesentliche  aller  Btotimmang  dm  WiDene  durchs  rittliche  Gesetz 
iet,  daß  er  ab  freier  Wilie.  mithin  nicht  bloß  ohne  Mitwirkung  sinnlicher  Antriebe, 
eondern  eelbet  mit  Abweisung  aller  derselben,  eofern  am  jenem  Geaetoe  zuwider  seio 
könnten,  bloß  durchs  QeeeU  beetimmt  werde"  (Krit.  d.  prakt.  Venu.  Univ.-BibL. 
S.98).  Die  einzige  echte  und  „nnbozwnifaltB"  moralische  Triebfeder  ist  die  „Achtung 
fürs  moralische  Geseu",  and  der  „tnoreJiecbe  Wert"  beruht  auf  dem  Handeln  aus 
Pflicht,  „bloß  um  dea  Gecetaee  willen",  nicht  „aus  Liebe  und  Zuneigung  au  dem.  was 
die  Handlungen  hervorbringen  sollen";  so  schön  auch  liebe  und  Wohlwollen  sein 


Romantik  —  Sache.  561 


mögen  (vgL  Grundleg.  zur  Metaphys.  der  Sitten,  1.  Abschn.).  Rigoristist  auch  Fichte. 
Die  in  der  „schönen  Seele"  zur  Natur  gewordene  Neigung  (3.  d.)  zum  Guten  betont 
Schiller,  der  aber  sonst  mit  Kant  betreffs  der  Lauterkeit  des  sittlichen  Willens 
übereinstimmt.  Vgl.  Wundt,  Ethik4,  1911.  —  Vgl.  Neigung,  Sittlichkeit,  Moralität, 
Imperativ,  Pflicht. 

Romantik  ist  in  philosophischer  Hinsicht  charakterisiert  durch  ihre  Wendung 
gegen  den  Rationalismus  der  Aufklärung,  ihren  historischen  Sinn,  ihre  Betonung  des 
Gefühls-  und  Trieblebens,  des  Instinktiven,  Irrationalen,  der  Phantasie,  der  Aktivität 
des  Ich  und  dessen  Schaffen,  der  Verbindung  des  Künstlerischen,  Ästhetischen  mit 
dem  -Denken,  der  „Intuition*',  der  Einfühlung  in  das  universale  Leben  der  Dinge 
(„organische"*  Weltanschauung),  ihren  zum  Teil  mystischen  Sinn,  u.a.  Vorbereitet 
ist  die  R.  bei  Rousseau,  Hamann,  Herder,  zum  Teil  bei  Goethe.  Der  R.  gehören 
an  Fr.  Schlegel,  Novalis,  Hölderlin,  Fichte  (zum  Teil),  Schelling,  Schleieb- 
macher,  Schopenhauer  u.  a.  In  der  Gegenwart  zeigen  „neo- romantische"' 
Tendenzen  Maeterlinck,  H.  St.  Chamrerlain,  Keyserling,  Bergson,  Joel 
(Seele  u.  Welt,  1912),  M.  Joachtmt  (Die  Weltanschauung  der  deutschen  Romantik, 
1905),  L.  Coellen  (Neuromantik,  1906),  James  u.  a.  (vgl.  die  Publikationen  des 
Verlags  E.  Diederichs).  Vgl.  SetlliEre,  Die  romantische  Krankheit,  1908;  Kbetzer, 
Imperialismus  u.  Romantik,  1909;  0.  Ewald,  Romantik  u.  Gegenwart  I,  1904: 
L.  Stein,  Philos.  Strömungen,  1908,  S.  101  ff.;  R.  Haym,  Die  romantische  Schule2, 
1906;  Borcher,  Die  Philosophie  der  R.,  1906;  M.  Kronenbeeg,  Geschichte  des 
deutschen  Idealismus  II,  1912.  Vgl.  Tbtlly,  Romanticism  and  Rationalism,  Philos. 
Review,  1913;  R.  Hüch,  Die  R.4,  1912;  F.  Giese,  Der  romantische  Charakter  I, 
Das  Androgynenproblem,  1921. 

Buhe  ist  das  Korrelat  zur  Bewegung,  ist  Mangel  der  Bewegung,  der  Tätigkeit, 
Beharrung  an  demselben  Orte.  Es  gibt  nur  relative  Ruhe  (3.  Bewegung)  in  bezug  auf 
ein  bestimmtes  System.  Dynamisch  ist  R.  als  gehemmte  Bewegung  aufzufassen.  — 
Vgl.  Werden,  Ataraxie. 

Ryöchi  in  der  japanischen  Philosophie  (Töju)  etwas  Übersinnliches  in  unsrer 
Seele,  ist  himmlischen  Ursprungs  und  jedem  Individuum  innewohnend. 


S  bedeutet:  1.  das  Subjekt  des  Urteils;  2.  den  Unterbegriff  im  Schluß;  3.  als  s 
in  den  Schlußmodi  der  drei  letzten  Schlußfiguren  (Cesare,  Camestres  usw.)  die  einfache 
Umkehrung  (s.  Konversion);  4.  bei  R.  Avenabius:  alles  aus  der  „Umgebung"  des 
„Sy3tem  C"  (s.  d.),  was  Veränderungen  desselben  bedingt  (Krit.  d.  rein.  Erfahrung, 
1889  f.,  I,  32).     Vgl.  Vitaldifferenz. 

Sabellianismus  heißt  die  dem  römischen  Priester  Sabellius  zugeschriebene 
Lehre,  nach  welcher  Gott  nicht  aus  drei  Personen  besteht,  sondern  in  drei  Gestalten 
sich  darstellt. 

Sache  (ursprünglich  =  Rechtssache,  x(-"j.«a,  res,  res  corporaüs):  Gegenstand, 
Ding,  insbesondere  unpersönhches  Objekt  des  Handelns  im  Gegensatze  zur  Person 
(s.  d.).  Nach  Kant  ist  S.  „ein  Ding,  was  keiner  Zurechnung  fähig  ist'",  „ein  jedes 
Objekt  der  freien  Willkür,  welches  selbst  der  Freiheit  ermangelt''  (Metaphys.  der 
Sitten  I,  Einleit.;  vgl.  Hegel,  Rechtsphilos.,  hrsg.  von  G.  Lasson,  1911,  S.  52  f.).  — 
E  i  s  1  e  r  ,  Handwörterbuch .  og 


Sacberklarunf         Sau. 


Xaeh  L.  W.  Sraa*  kn  die  ..Seche"  ein  »Eshtamades,  de*,  mm  vielen  Teilen  bestehend, 
keine  renk,  nlpinillp  «ad  ilgnnswllgii  Einheit  bildet  «ad  das.  in  vielen 
fanktionen  funktionierend,  keine  rJekttlifhc.  ihklfilagii  faftsMIligki ll  vollbringt'. 
Die  8..  die  euch  am  „Psnosna"  (a.  d.)  bestehen  kann,  iat  Quantität.  Vergksehberkrh, 
laeehankoh.  restlos  ersetzbar.  Dar  Hirhstandaankt  („  tmparannaHamna")  ha»  sehte 
Berechtigung.  *»t aber esnaritig  <  vgL  rViaonahamna;  Person  u.  Sache.  1900. 1.  13  ff.).  - 
H.  Avastaics  versteht  eater  dar  „Sache"  ein  MFoaitaooal".  eine  Seuungaforro 
peripher  badingiaT  Irkrmkss  (lütt-  d.  rate.  Erfahr,  18»-  90,  II.  6: 

Her  kerklarame;  (RaaldafhiHion)  a.  DaBaWoav 

Hechtrleb  nennt  ScSTniJal  den  Trieb,  dar  von  der  abndicheu  Natur  daa 
Menschen  aungeht,  ihn  „in  die  rkaannkrn  der  bfc~  settt  und  ..rur  Materie"  mach«, 
ihn  begrenzt,  aeine  FaiaOnlhihkalt  aufhebe  Dar  8.  allein  «weht  «ad  entfaltet  die 
Anlagen  dar  Menschheit,  stacht  aber  deren  VoOsssJang  aaatfkdka.  die  tob  dem 
„Formtrieb"  (a.  d.)  ausgeht  (Ober  die  leihet.  Em  li  hang  da*  Mi  Mi  hin,  lt.  Brief). 

Mnnkbara  (wörthoh  daa  lawrktmansis  wie  daa  Zurechtsamaohte 
Burldhkmsa  ..■%mriaMai  Aaadrack  f ar  attea»  was  ist.  d,  h.  «aa  wird  aad  varv 
lai  engem  Sinne  warn  Gestellen  Irgeadwilosii  Art.  das  sich  im  Baraieh  daa  leiblich 
persönlichen  Weaaaa  vulkkbt".  Otnrnrssaa,  Buddha.  1915«.  378  f.;  andere, 
ar  VoreaaUnaaea  dareh  daa  Geest  das  Xichtwkseedea,  deutet 
S.  F-urnts.  Dighanikhya,  307. 

NftnUhja:  Name eaass  0/e  statt  dar iadaaahaa l^flneiipasi  (von dasa  haaadiraa 
Karoa  n.  a.  gelehrt);  tat  »alatkoa.  rlualietkoa.  tndividnahetisch.  Wahrend  in  der 
Brehmaspekuktion  dar  Gesnaeeta  von  fhitijasrt  ******  Objekt  versinkt,  etaUt  man  hier 
in  acharfem  Kontraat  daa  ewig  Werdende  Prakfti,  die  Natur,  dasa  ewig  Seienden,  dar 
Saale,  Purueha  oder  vielmehr  dar  anhignaiaan  Vielheit  dar  Seelen  gegenüber  Oldbn- 
asao,  Dia  indische  Phikaophk,  37  f..  in  „Kultur  d.  Gegenwert  1 5.  1913*;  R  Cause. 
Die  Slnkhye- Philosophie,  1894;  Dana.  Dar  hVmdaihein  der  &•  Wahrheit,  1991. 

[aarp  haifk  in  der  iadkcasa  Plusatophk  die  Walt  das  individaallan  Dessins,  dar  Staat 
und  das  Besahen*,  das  Leidana,  dar  Wiedergeburt.    VgL  Kirvana, 

Bat»  («**«#*«,  propositio,  enonciatio)  ist  die  außer*  Form,  dar  sprsi  bliebe 
Auadruck  für  einen  Gedanken  (ein  Urteil  oder  eine  Urteile reikuBpfuug  oder  eine 
..Annahme")  oder  auch  für  eine  WUataaeaeinung  (Pili hl)  oder  einen  Wonach,  sn  dasa 
auch  die  Frage  (ad.)  gehört.  In  allen  8itaea  kommt  dir  Art  und  Weins  aum  Auadruck. 

über  irgendein   rn  iliikisJn  oder  hiuastilliiiirti  ■  Verhaltene  staas  in ps  oder 

um  etwaa  begrifflich  aa  beatimmen  oder  logiech  eiiiaaordnen.  Der  Sau  enthalt  eine 
Zuordnung.  Rektion  twkchen  8ubjekt  und  Prädikat,  die,  wenn  aie  richtig  kt,  unab- 
hangig  vom  Denken  dar  elnaelnan  Subjekte  gilt»  sechlieh  gefordert,  anzuerkennen  kt. 
Dar  8au  kt  ursprünglicher  ak  daa  Wort,  denn  dkaaa  hat  nur  ak  Glied  eine*  ßataea 
«einen  vollen  Sinn,  und  die  ursprunglichen  Wörter  «ind  achon  primitive  Sitat  (vgl 
WoaoT,  Grundriß  d.  Peychol»,  1903,  &  365 f.:  Januaai.Tnt.  Die  Urteilefunktion. 
1896.  u.  ».)• 

Den  8.  definieren  Platoü  (Sophist.  389  E,  36t  B;  vgl  Urteil).  AniSTOTBUS 
(ak  bejahende  oder  verneinende  Aussage,  Analyt.  prior.  1 1,  34  a  16;  De  iaterpret.  4  f.) 
u.  a..  Hobbks  (Comput.  S.  20).  Chs,  Wolft  (Vern.  Gedanken  von  den  Kräften  des 
•hl.  Verstandes,  S.  70),  Kairr  (8.  -  ein  ..aaaertorischea  Urteil44;  es  gibt  Urteile. 


Satz  —  Schein.  563 

die  nicht  Sätze  sind),  Hegel  (Unterscheidung  von  Satz  und  Urteil)  u.  a.  Nach  H.  Paul 
ist  der  S.  das  Symbol  dafür,  daß  sich  die  Verbindung  mehrerer  Vorstellungen  in  der 
Seele  des  Sprechenden  vollzogen  hat  und  das  Mittel  dazu,  die  nämliche  Verbindung 
der  nämlichen  Vorstellungen  in  der  Seele  des  Hörenden  zu  erzeugen  (Prinzip,  der 
Sprachgeschichte,  4.  A.  1909,  §  85).  Nach  Wündt  ist  der  S.  der  sprachliche  Ausdruck 
für  die  „willkürliche  Gliederung  einer  Gesamtvorstellung  in  ihre  in  logische  Beziehungen 
zueinander  gesetzten  Bestandteile"  (Völkerpsychol.,  1900  ff.,  I2,  240). 

Vom  subjektiven  unterscheidet  den  objektiven  Satz  („propositio  possibilis'*) 
Leibniz  (Werke,  Gerhardt  VII,  190  f.).  Die  Lehre  vom  „Satz  an  sich"  begründet 
besonders  Bolzano.  Der  „Satz  an  sich"  ist  der  vom  Denken  unabhängig  geltende 
Inhalt  eines  Gedankens,  eine  „Aussage,  daß  etwas  ist  oder  nicht  ist;  gleichviel  ob 
diese  Aussage  wahr  oder  falsch  ist,  ob  sie  von  irgend  jemand  in  Worte  gefaßt  oder 
nicht  gefaßt,  ja  auch  im  Geiste  nur  gedacht  oder  nicht  gedacht  worden  ist"  (Wissen- 
schaftslehre, 1837,  I,  §  19,  S.  76 f.;  II,  §  122  ff.;  Anschauungs-  und  Begriffsätze,  §  133). 
Vgl.  Htjsserl,  Meinong  (Über  Annahmen2,  1910,  S.  26 ff.;  s.  „Objektiv")  u.  a.  (vgl. 
Urteil,  Wahrheit).  —  Vgl.  Steinthal,  Einleit.  in  die  Psychologie  I,  1881;  F.  C.  S. 
Schiller,  Formal  Logic,  1912;  Delbrück,  Grundfiagen  der  Sprachforschung,  1901; 
H.  Maier,  Psychol.  des  emotionalen  Denkens,  1908,  S.  359  ff. ;  A.  Marty,  Untersuch, 
zur  Grundleg.  der  allgemeinen  Grammatik  und  Sprachphilos.  I,  1908;  E.  J.  Hamilton, 
Perzeptionalismus  u.  Modalismus,  1911;  Erkennen  u.  Schließen,  1912;  W.  Stern, 
Die  Kindersprache,  1907  („Einwortsatz").  —  Vgl.  Aussage,  Bedeutung,  Sinn,  Wort, 
Sprache,  Prädikat,  Kopula. 

Satz  der  Identität  (s.  d.),  des  Widerspruches  (s.  d.),  des  Grundes  (a.  d.),  des 
ausgeschlossenen  Dritten  (s.  Exclusi). 

Scham  ist  ein  Affekt,  der  sich  an  das  Bewußtsein  einer  (physischen  oder 
seelischen)  „Blöße",  einer  den  Gegenstand  der  Aufmerksamkeit  bildenden  (wirklichen 
oder  scheinbaren)  Schwäche,  Unzulänglichkeit  des  Ich  knüpft.  Wir  können  uns  auch 
vor  uns  selbst  (vor  der  „bessern  Person"  in  uns)  schämen.  Vgl.  Spinoza,  Von  Gott, 
K.  12;  Jodl,  Lehrb.  d.  Psychol.  II3,  1919,  387  f.;  R.  Hohenemser,  Archiv  f.  die  ges. 
Psychol.  II;  Dugas,  Revue  philos.,  Bd.  56,  1903;  H.  Ellis,  Geschlechtstrieb  und 
Schamgefühl,  1900. 

Scharfsinn  (sagacitas)  ist  die  Fähigkeit  des  klaren  und  deutlichen,  scharf 
unterscheidenden  und  fein  zergliedernden  Denkens,  verbunden  mit  leichtem  Her- 
stellen begrifflicher  Zusammenhänge,  von  Relationen  verschiedener  Art  (Ähnlichkeit 
und  Verschiedenheit  usw.).  Vgl.  Chr.  Wolff,  Vernunft.  Gedanken  von  Gott ...  1, 850f. 
Beneke,  Lehrbuch  der  Psychol.3,  S.  103. 

Schein  (urspr.  Glanz)  ist  ein  Unwirkliches,  das  für  ein  Wirkliches  genommen 
.  von  dem  es  entweder  nur  ein  Bild,  eine  Abbildung,  Spiegelung  u.  dgl.  oder  nur 
eine  Vorstellung  ist,  von  dem  es  sonst  abweicht.  Was  so  sich  darstellt,  als  ob  es  wäre, 
als  ob  es  reale  Existenz  hätte,  aber  doch  bei  genauerer  Untersuchung  und  Kritik  sich 
als  wesenlos,  als  nur  in  der  subjektiven  Vorstellung  oder  Meinung  bestehend  heraus- 
stellt, sich  nicht  als  seiend  oder  so  seiend,  als  Gegenstand  objektiver,  allgemeingültiger 
Erfahrung  und  allgemeingültigen  Denkens  legitimieren  läßt,  ist  „Schein",  wird  denkend 
als  Schein  gesetzt,  bestimmt,  mag  es  auch  mit  zum  Erlebnisinhalt  gehören  und  psycho- 
logisch nicht  zu  beseitigen  sein.  Der  S.  ist  von  der  „Erscheinung"  (s.  d.)  scharf  zu 
unterscheiden.  Der  S.  entsteht  teils  durch  unrichtiges  Denken,  teils  durch  Sinnes- 
täuschung (s.   d.)  individueller  oder  allgemeiner  (konstanter)  Art,  teils  durch  die 

36» 


BM  Schema 


~-.  ....!.,•  <i<  :    MnnwnMJBJ   ■  in    1;. :•».■>>   bnrahwnwJ    GtOwa,   *MhnVms. 

u.  dgL).  teib  mlolge  gewisser  Emrichtungeu  and  IMmm  de*  namsch- 

Geistes  Oberhaupt.     Ee  tiHihl  «In  „WUb  mm  mb"  (Nimicn,   TgL 

Vaimaora,  Db  Philo*,  des  Ab  Ob,  1911).  tau*  ra  ITiai«|nl In  (*.  Fiktion). 

teib  rar  unndMlbaren  Tlfmeeag an  der  bloßen  „Form' .  mit  Absehen  von  der  reden 
RwiMitf  des  Vnrfwmnten  und  Ifcsrgsatolltnjti  (Ästhetischer  Schein:  %— «»  —  u.  a.; 
rgL  Ästhetik).  —  VfL  I.inarar,  Km  Organen,  1764.  PktoMML,  f  *'. 
Karr.  Krit.  d.  im  Vernunft.  8.  71.  »1  f.  (Ulm  im  .Mraraha  Sehern*'. 
a.  Dialektik);  Unn,  Logik  II.  T.  liEimr,  Hauptpunkte  der  Metaphrs..  &  10; 
Aügem.  Mstsphys.  II.  f  291  f.  (Uhre  rom  „objektiven  Sdmin".  „Wb  Ml  Schein, 
eo  viel  Hiadetttoag  mm  Sein"»  vgl.  Reeien);  Pmonmca,  IVinxip.  der  Metaph\ 
S.  4  ff.  (Dar  Begriff  des  Scheine  iet  widerspruchsvoll):  Psnaurr.  De«  VYeltprobbm», 
191%  (Kein  letMr  Unterschied  twienhea  a  Mi  Sein;  rgL  Element);  Baut»?».  Dm 
Denken  a.  die  Dinge  L  190t.  II ff.  (Begriff  der  „Bnheinobjskw/  Aamtma**. 

Ästhetik  IL  1996»..  19 ff.  („Seheingetfahb");  Maisoso,  Ober  annahmen,  &  119 ff. 
(„Phsniaraanflhh").  VgL  gisnaiilaiiag,  Mar»,  8m,  Vielheit.  Bewegung.  IUoMn. 
Walliihjbj,, 

(•t4«M):  Form.  Gestalt.  Umriß.  Ka*T  verMhi  anter  dorn  „ScbeM" 
ee  „Verfahren  der  anUaldwagakreit,  einem  Begriff,  eein  Bild  «u 
Orten  den  „BohMstbmus  der  reinea  Vefwlandsobegrifte 

gebt  davon  aas,  daß  in  eilen  ffr^Tiinitl ■  nitHi  einee  Otminstendin  uaser  einen  Begriff 

dbVorstcttungdmerstereninitdembts*^ 

BQPJI    g«QnMHflH|flnl   CBUUMtoflln    WwnS    IB    QBmb    QnVVOtBC    SB    MaaWtaawnanWVawnnVf}     GGflManvtMDCaY 

vorgestellt  wird.  Wie  iet  nun  die  Subsumtion  einnlinher  Arnchaiiaagart  unter  rein* 
Veretandeebegriffe  (Kawgorioa,  s.  d).  die  doch  nie  hl  einer  Anenharanf  sngati  offen 
werden  können,  mithin  die  Anwendung  der  Ketegoiba  auf  Eiweheinnngen  möglich  V 
Nor  denn,  meint  Kaxt,  wenn  ee  ein  Dritt«  gibt,  wee  eowohl  mit  der  Kategorie  ab 
dar  Anenhsnang  gbiosaitig  iet.    Dieee  „vermittelnde  Vorstellung"  muß  „rein 

>)end  ingknak  tnwBifcMn  und  ehmheh  aein,  «L  kara„toimraii(lMili 
Dae  flnhrinm  einee  Begriffe  Ibaihaupl  iet  eine  „Regel  dar  Syntbeab 
Kinbildungekrait",  ein  „Produkt"  und  ghnohsam  ein  Monogramm  der  reinen  1 
budnngskraft,  wodurch  and  wonach  die  Bilder  eiterentnioglich  werden.  Di 
iet  „die  Verstattung  ehmr  Methode,  einem  ge woran  Begriffe  gemäß  eine  Monge  (Zahl) 
oder  eine  ingemeini,  tvpbche  Oeatalt  vorrastelbn."  Das  &  einee  reinen  Verstanden- 
begriffe  kann  in  kein  BUd  gebracht  werden,  eondern  iet  nur  die  „reine  Synthenia. 
gemäß  einer  Regel  der  Einheit  nach  Begriffen  Oberhaupt,  die  die  Kategorie  aoodru 
Das  Schema  ist  die  „formale  and  reine  Bedingung  der  Sinnlichkeit,  auf  welche  der 
Verstandesbegriff  in  seinem  Gebrauch  restringiert  ist";  der  „Schematismus"  ist  das 
Verfahren  des  Verstandes  mit  diesen  8cbematen.  —  In  jeder  empirischen  Vorstellung 
des  Mannigfaltigen  ist  die  Zelt  als  formale  Bedingung  dieselben  und  zugleich  der 
„Verknüpfung  aller  Vorstellungen"  enthalten,  daran  Einheit  durch  die  Kategorie 
bedingt  ist.  Eine  Anwendung  der  Kategorien  auf  Erscheinungen  wird  also  nur  mogMch 
durch  die  „traassendentak  Zeitbestimmung",  welche  ab  das  Schema  der  Kategorien 
fungiert.  Die  Schemate  sind  daher  „nichts  ab  Zeitbestimmungen  a  priori  nach 
Regeln,  und  diese  gehen  nach  der  Ordnung  der  Ksbignrbn  auf  die  Zeitreibe,  den 
Zeitinhalt,  die  Zeitordnung,  endlich  den  Zeitinbegriff  in  Ansehung  aDer 
möglichen  Gegenstände".  Das  Schema  der  Große  ist  die  Zahl  (s.  d.),  das  der  Realität 
(s.  d.)  die  Eraeogung  des  Inhalt*  in  der  Zeit,  das  S.  der  Substanz  (s.  d.)  die  Beharrlich- 
keit des  Realen  in  der  Zeit,  das  S.  der  Ursache  (s.  d.)  die  regelmäßige  Sukzession  des 


Schicksal  —  Schlaf.  565 

Mannigfaltigen,  das  S.  der  Gemeinschaft  oder  Wechselwirkung  (s.  d.)  das  Zugleichsein 
der  Bestimmungen  der  Substanzen  mit  denen  der  anderen,  das  S.  der  Möglichkeit  (s.d.) 
die  Bestimmung  der  Vorstellung  eines  Dinges  zu  irgendeiner  Zeit,  das  S.  der  Wirklich- 
keit (s.  d.)  das  Dasein  in  einer  bestimmten  Zeit,  das  S.  der  Notwendigkeit  (s.  d.)  das 
Dasein  des  Gegenstandes  zu  aller  Zeit.  Jedes  Schema  enthält  die  Zeit  als  das  Korrelat 
der  Bestimmung  eines  Gegenstandes,  „ob  und  wie  er  zur  Zeit  gehöre".  Der  „Schema- 
tismus des  Verstandes  durch  die  transzendentale  Synthesis  der  Einbildungskraft" 
läuft  auf  die  „Einheit  der  Apperzeption"  (s.  d.)  hinaus.  Die  Schemate  sind  die  einzigen 
Bedingungen,  den  Kategorien  eine  „Beziehung  auf  Objekte,  mithin  Bedeutung" 
zu  verschaffen;  sie  schränken  die  Kategorien  auf  den  Gebrauch  für  die  Erfahrung  ein, 
sie  „realisieren"  sie  und  „restringieren"  sie  zugleich.  Abgesehen  von  den  Schematen 
haben  die  Kategorien  nur  rein  logische  Bedeutung  (als  Einheitsformen  ohne  Objekt), 
sie  sind  „nur  Funktionen  des  Verstandes  zu  Begriffen"  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  142  ff. ; 
Kleine  Schriften  III2,  108  ff.).  Vgl.  Herder,  Verstand  u.  Erfahrung  I,  171  ff.  (gegen 
Kant);  E.  F.  Apelt,  Metaphysik,  1857,  hrsg.  von  B.  Otto,  S.  170  ff.;  Schopenhauer, 
Die  Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  I.  Bd.,  Anhang;  F.  A.  Lange,  Logische  Studien, 
S.  134  (das  S.  als  „unmittelbare  psychologische  Erscheinung  des  Begriffs");  Cassirer, 
Das  Erkenntnisproblem  II,  571  f.;  2.  A.  1911  (S.  =  das  „Vorbild  und  gleichsam  das 
Modell  zu  möglichen  Gegenständen",  Ausdruck  der  „Konstruktion",  des  „synthetischen 
Grundverfahrens");  0.  Ewald,  Kants  kritischer  Idealismus,  1908,  S.  217  f.;  K.  Levy, 
Kants  Lehre  vom  Schematismus  I,  1907. 

Schicksal  (uotga,  eluague'vr],  ävdyxr;,  fatum)  bedeutet  sowohl  das  „Geschick" 
im  Sinne  der  besondern  Geschichte,  Lebensgestaltung  eines  Wesens  als  auch  insbe- 
sondere die  hypostasierte,  als  einheitliche  Macht  gedachte  Gesetzlichkeit,  der  alles, 
auch  das  Handeln  des  Menschen  unterworfen  ist.  öfter  wurde  das  S.  als  eine  Macht 
vorgestellt  (auch  personifiziert),  der  niemand  (auch  nicht  die  Götter)  sich  entziehen 
kann,  und  der  Glaube  an  das  S.  wurde  zum  Fatalismus  (s.  d.),  welcher  übersieht, 
wie  zur  Gesetzlichkeit  des  All- Geschehens  auch  das  aktiv-freie  Wollen  und  Eingreifen 
des  Menschen  gehört,  der  zum  Teil  selbst  sich  sein  Schicksal  bereitet  („In  deiner  Brust 
sind  deines  Schicksals  Sterne";  vgl.  Emerson,  Essays:  Lebensführung:  Maeterlinck, 
La  Sagesse  et  la  Destin6e).  Als  selbständige  Macht  erscheint  das  S.  bei  den  Griechen, 
so  bei  Homer,  Herakxit  (s.  Logos),  den  Stoikern  (Diogen.  Laert.  VII,  149;  Stobaeus 
Eclog.  I,  178  ff. ;  Seneca,  Natur,  quaest.  II,  36,  45;  Marc  Aurel,  In  se  ipsum  IX,  15), 
im  Islam.  Das  Christentum  unterordnet  das  S.  der  Vorsehung  (s.  d. ;  vgl.  Albertts 
Magnus,  Sum.  Theol.  I,  68,  3).  Vgl.  Letbniz,  Theodizee.  Bei  Spengler  (Unterg.  d. 
Abendlandes,  1917,  165  ff.)  steht  die  Schicksalsidee  im  Gegensatz  zum  Kausalitäts- 
prinzip. Diese  fordert  Zergliederung,  jenes  Schöpfung.  Seh.  ist  das  Wort  für  eine 
nicht  zu  beschreibende  innere  Gewißheit.  Schicksal  ist  „Daseinsart  des  Urphänomens, 
in  dem  vor  dem  geistigen  Auge  sich  die  lebendige  Idee  des  Werdens  unmittelbar 
entfaltet".  Keyserling,  Das  Schicksalsproblem  in  „Phil,  als  Kunst",  1920  (Not- 
wendiges Band  zwischen  der  Seele  des  Menschen  und  seinem  Geschick).  —  Vgl. 
Notwendigkeit,  Gesetz,  Willensfreiheit,  Charakter,  Faule  Vernunft. 

Schlaf  ist  ein  physiologisch-psychischer  Zustand,  der  beim  Menschen  und 
vielen  Tieren  periodisch  sich  einstellt,  aber  auch  künstlich  hervorgerufen  werden  kann 
(Gehirndruck,  narkotische  Stoffe,  Langweile,  Suggestion  u.  a.).  Der  (physiologische) 
S.  besteht  (in  der  Regel)  in  einer  Herabsetzung  der  Nervenenergie,  in  einer  Dissimilation 
auf  Grund  einer  Erschöpfung  des  Sauerstoffes  in  den  Geweben,  einer  Anhäufung  von 
„Ermüdungsstoffen",  welche  die  organische  Substanz  lähmen;  infolge  des  Ausruhens 


601 


dwrak  AlsMmHofmejg  in  äußeren  Bebau,  wird  db 
und  die  Dieeimibtion  kerahgamari  (vgL  Vonrou.  Die  Msihswft  de« 
i».  1910,8.85«.).  Pifuhnlogbuh  nJgsa  rinti  im  &  db  aktiven 
in  den  ab  Traum  (a.  d.) 

im  Stadium  der  TlemeklaJra  der 

rta  Maß  fir  db  Tbm  den  B wlilm 

iwbe;  db  „Weekrcbwelfe"  bt 

des  &  iet  Aufhebung  ode 

payokbirW  Faktor  (vgl  Wtnrr/T,  Grdt.  d.  pbreioL  f*yek»l    111».  1908 ff..  660 ff.; 

6.  A.  1610). 

Dm   &   erOrtero   schon    AnaronuM,   die    Stoiker.  Galt*   u.    a..   ferner 

G.  H.  Bammmrr  (Oernkbkse  der  Saab,  f  60).  OD.  Kbacbs  (Antkropol^  &  272). 

I.  H.  tarn  (AntkropoL.  &  416k  Scawmnur/aw,  Boboacs.  Bans»;  PnJknv 

r»«T«nu.  e.  Vgl  Lot—,  kfcmmn.  PeyokoL.  1602,  8,  477  fL;  H.  Sfgra.  Die  8oklaf. 

und  Traunuuetinde  der  mimikl.  Saab».  1663;  rUoMimm.  Schlaf  «.  Treom.  1676: 

A.  Msunr.  Le  miMwil  et  1«  rOvea,  1676;  Mm— W,  Onterenek.  Ober  de»  Tlnb  dm 
Bokbfes,  1661 ;  Vnorau.  Vareoch  einer  PbvaW.  des  Hikleln  u.  des  Traumes,  1910; 

B.  Tnoenrnn,  Den  Problem  des  Sokbesa,  1612.  -  VgL  Traum,  Ermüdung.  Hypnose. 

Hrhlnfwnndrln  «.  SoemmmnwBnmna. 

Mchlcrht  a.  Out,  Born,  ÜbaL    VgL  Slßon*  Lakrb.  d.  Pkifae.  II".  1912. 

fßrJklaB  {tlAorfßii,  syDogbmua,  rajkxenateo)  ketßt  sowohl  dna  Schließen  (ale 
DenkproaeB)  ale  anok  dna  Ergebnb  riJenniilrun  (der  Sokmfbeu)  oder  der  Innalt  d>« 
Der  &  biete kt  in  der  Ahhreang,  Gewinnung  eines  Urteile  nna 
(nnmittelbarer  &,  Folgmirig)  oder  (in  der  Begel)  nna  rwei  oder 
Urteilen  (mittelbarer  &).  Der  &  vom  Ulkjimiiiiiii  nnfa  Beeondera  beißt  anck 
Syllogismus  im  engeren  Onne  (im  Oigenmti  mm  ..Induktionascknß'.  a.  <L).  Dan 
eeblieBnnda  Denken  gelangt  an  einem  Urteil  and  deaeen  Gültigkeit  auf  Grund  anderer 
Urteile  (Primisse  n)  und  deren  Gültigkeit,  denk  ««Inka  dar  Schloßsat  7 
Konklusion)  bedingt  ist,  unter  deren  Vorsinmiliting  er  gflt  Der  a  beruht  » 
Vergfeicknng  dm  Grmainmmen  ron  Urteilen  und  einer  ron  ikr  shhinglgen  Begriffe. 
relaiion.  er  bt  —  ab  RaanHnt  —  ein  vermitteltes  urteil,  aooet  aber  eine  apmifbtlm 
Art  dm  üi  unminsrnrnrnhingsi,  eine  fJjiUfcmii  ron  Urteilen.  Daa  fiuMfaftoii  dient 
nickt  nur  der  TkianfllmecJninf  dm  in  den  Primbann  nur  inmJkdte  Gedachten,  eondern 
m  führt  auch  sniiesietvmdeB^I  mim  ina^ 

Ee  dient  der  Begründung  und  der  Bewekf  ttkrung  (a.<L).  der  Ordnung.  Verallgemeinerung 
und  Anwendung  der  Erfahrung  und  Erkenntnb,  dar  tfceoretbofc-nraktboken  Ver- 
wertung dermlben;  m  erginst  db  Locken  der  Erfahrung.  laßt  neue  Erfahrungen 
antndpbren.  eröffnet  db  Efamfekt  in  db  Bedingungen,  Uraachen.  Geaetae  dm  Gege- 
henen.  führt  Aber  dbam  kinaua.  Db  „Ebmense"  dm  (mittelbaren)  Schlusses  sind: 
db  Prlmieaen.  d.  h.  db  Urteile,  db  einen  Begriff  (den  H  riff.  terminus 

roediua)  gemein  haben,  und  db  Konklusion.  Von  den  Prämissen  beißt  OberssU 
(propoaitio  maior)  jene,  db  den  Oberbegriff  (der  in  der  Konklusion  Prädikat  ist). 
Unt errate  (p.  minor)  jene,  weleke  den  Unterbegriff  (der  in  der  Konklusion  Subjekt 
bt)  enthalt.  Db  Primiaacn  bilden  db  „Materie*4  des  Schlusses;  die  Form 
hingt  von  der  fltsJlung  der  Begriffe  (termini)  ab  (vgL  Schlußfiguren). 
Regeln  dm  (kategorbchen)  SchlieBens  sind:  Ana  bloß  verneinenden  Primiseen  folgt 
nichts  („ex  mere  negativis  nihil  eequitnr);  aus  bloß  partikularen  (a.  d.)  Piluiksesi 
folgt  nichts  (gilt  nicht  für  die  Induktion);  aus  einem  partikularen  Obersatz  in  Vei- 


Schluß.  567 

bindung  mit  einem  verneinenden  Untersatz  folgt  nichts ;  sind  beide  Prämissen  bejahend, 
so  ist  es  auch  die  Konklusion;  ist  eine  Prämisse  partikulär,  so  ist  auch  die  Konklusion 
partikulär,  u.  a. 

Die  traditionelle  Einteilung  der  (mittelbaren)  Schlüsse  ist  die  in  einfache  und 
zusammengesetzte,  vollständige  und  verkürzte  (vgl.  Sorites,  Enthymem, 
Epicherem,  Schlußkette).  Ferner  in  kategorische  (s.  d.),  hypothetische  (s.  d.) 
und  disjunktive  (s.  d.).  Eine  neuere  Einteilung  ist:  I.  Identitätsschlüsse; 
IL  Subsumtionsschlüsse  (klassifizierende,  exemplifizierende,  Wahrscheinlichkeits-, 
Analogieschlüsse);  III.  Bedingungs-  und  Begründungsschlüsse;  IV.  Be- 
ziehungsschlüsse (Vergleichungs-  u.  Verbindungsschlüsse;  Wundt,  Logik  I3,  1906). 

Nach  der  „heterogenetischen"  Schlußtheorie  ist  der  S.  eine  Urteilsverbindung 
oder  ein  vermitteltes  Urteil,  nach  der  „idiogenetischen"  Theorie  aber  eine  eigene 
Denkfunktion,  ein  Ableiten  oder  ein  durch  ein  anderes  Fürwahrhalten  bedingtes 
Für  wahrhalten  (diese  Einteilung  bei  Kreibig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909. 
S.  245  ff.,  der  selbst  den  S.  logisch  als  „Abfolge  von  Urteilssätzen,  bei  der  das  Wahr- 
oder Wahrscheinlichscin  eines  Urteilssatzes  durch  das  Wahr-  oder  Wahrscheinlichsein 
anderer  Urteilssätze  bedingt'"  ist,  definiert,  1.  c.  S.  203  ff. ;  S.  204:  Unterscheidung 
von  Schlußakt,  Schlußinhalt,  Schlußgegenstand). 

Definitionen  des  S.  geben  Aristoteles  (Analyt.  prior.  I  1,  24  b  18;  II  23,  68  b 
13  ff.),  die  Stoiker  (Sextus  Empir.,  Pyrrhon.  hypotyp.  II,  135  ff. ;  vgl.  hypothetisch), 
Hobbes  (De  corpore  C.  4,  1),  Che.  Wolff  (Logica,  §  50,  322;  Vernunft.  Gedanken 
von  Gott ...  I,  §  340),  H.  S.  Reimarus  (Vernunftlehre5,  1790,  S.  201  ff.),  Kant  (Logik, 
§  41  ff. ;  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  267  ff. ;  vgl.  Idee;  der  „Vernunftschluß"  ist  „nichts 
anderes  als  ein  Urteil  vermittels  der  Subsumtion  seiner  Bedingung  unter  eine  allge- 
meine Regel"),  Apelt  (Theorie  der  Induktion,  1854,  S.  1  ff. ;  S.  =  ein  hypothetisches 
Urteil),  Bolzano  (Wissenschaftslehre,  1837,  VI,  §  155,  164;  ähnlich),  Bachjianx 
(System  der  Logik,  1828,  S.  150  ff.),  Hegel  (Logik  III,  19,  126;  Enzyklop.,  §  181  f.: 
der  S.  ist  der  „vollständig  gesetzte  Begriff",  das  „Vernünftige";  „Alles  ist  ein  Schluß"), 
Schopenhauer  (Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  II.  Bd.,  K.  10),  W.  Hamilton  (Lect.  III, 
268  ff.),  J.  St.  Mxll  (Logik  I,  1877,  196;  s.  unten;  der  S.  beruht  auf  der  Substitution 
des  Ähnlichen,  so  auch  Jevons,  Leitfaden  der  Logik,  S.  15,  128  ff.),  Lotze  (Logik, 
1843,  S.  109  ff.),  B.  Erdmann  (Logik  I2,  1907,  641  ff.),  Höfler  (Logik,  S.  97  ff.), 
Sigwart  (Logik  P,  1889—93,  422  ff.,  4.  A.  1911),  Hillebrand  (Die  neuen  Theorien 
der  kategorischen  Schlüsse,  1891,  S.  11,  69  ff. :  der  S.  ist  „ein  durch  ein  oder  mehrere 
Urteile  motiviertes  Urteil";  vgl.  Quaternio),  Meinong  (Hume- Studien,  1882,  IL 
106  ff.),  Schuppe  (Grundr.  d.  Erk.  u.  Logik,  1894,  S.  38  ff.),  Lachelier  (Rev.  philos., 
1876),  Binet  (Psychol.  du  raisonnement,  1886,  S.  9,  82,  149),  H.  Mauer  (Psychol. 
des  emotionalen  Denkens,  1908,  S.  301  ff.),  Störring  (Archiv  f.  die  gesamte  Psychol., 
1908),  Pillsbury  (The  Psychology  of  Reasoning,  1910),  Stöhr  (Logik,  1911),  Paulhan 
(La  logique  de  la  contradiction,  1911),  E.  J.  Hamilton  (Modalismus  und  Perzep- 
tionalismus,  1912;  Erkennen  u.  Schließen,  1912)  u.  a.  (vgl.  die  Literatur  unter  „Logik"). 

Den  Wert  des  Schlusses  (Syllogismus)  bestreiten  zuerst  die  antiken  Skeptiker. 
Jeder  S.  ist  nach  ihnen  ein  Zirkelschluß,  denn  der  Obersatz  setze  schon  die  Gültigkeit 
der  Konklusion  stillschweigend  voraus  (Sextus  Empir.,  Pyrrhon.  hypot.  II,  193  ff., 
234ff.).  Die  hohe  Wertimg  des  syllogistisch-deduktiven  Verfahrens  (bei  Scholastikern 
und  anderen)  bekämpft  F.  Bacon  (s.  Induktion;  vgl.  Novuni  Organon  I,  13  f.:  aus 
Begriffen  ohne  objektiven,  gesicherten  Inhalt  läßt  sich  keine  Erkenntnis  gewinnen). 
Daß  der  Syllogismus  nichts  Neues  bringt,  betont  Descartes  (Regulae  X),  ferner 
Locke  (Essay  concern.  human  understand.  IV,  K.  17,  §  4)  u.  a.  (dagegen:  Leibniz 


500  WrhIa88gnrsB  —  ScbJoamodL 

Wubdt  u.  a.).  Henk  J.  St.  lim,  ist  jeder  prodakÜTo  SchluB  «in  Fortgang 
tm  Beeranbra  tu  IbinnrbiB.  Dar  Obersau  da« 
da  m  Ki  subinrhn  iwug;  er  ist  ein  Ibgbtai  der 
■aidl—.  eine  BiieettniiiisBisj  dt*  eckon  Erkannte«  (LogBi  1877. 1. 1  K  3;  Exami- 
rutioo  of  8ir  W.  Hamiltons  PkibeophT».  1880.  8.  43*  Kai*.  Logic  I.  1870. 

108  ff .);  F.  a  R.  SamOJUm.  Formal  Logic.  191 2.  K.  18-lt.  Vgl.  F.  Raab.  Wesen 
u.  Systematik  der  rfcewMormen.  1881 ;  J.  Pobobbt.  Beitr.  aar  Logik  der  Urteil» 
u.  Schlossr.  1801;  frrftMCTO.  Aren,  f.  d.  gwle  Prrchol  XI.  < •** n.  Americ  Jonrn. 
of  Psych..    1807;    Heu.   Über  db  Geeetae  de«  seordnev .  Uufi».    1913.  I. 

LurDwoEMCT.  Dm  oohblftilpiBdB  Denken.  1818;  Webtbbtmb«.  SchluÖproz» 
produktiven  Denkt«.  1880.  —  Vgl.  Ptralor^mi».  TraaacMaaV  UabewuBt.  Subsumtion. 

»■     '       -'-       .1-  -  »_  -l..«.  .1  _-  »  --« 1-         «V       »      «-..I ■—-  «■  «1«««««.         Wvt      . 

oaonnopon.  iwmnon»  Aansogar,  urauuoo,  waaBWoassasaaMBStt«  lacnsm. 

S,  l,lul.liUui.  n  .-..    ,,.,      h,,U.,     <)i.      foBBBB     ..ifA.brr      lroillrlU.nl 

8i>h1aB*ube*afaafdb8e»IktBgdro 

Htr  *fr  PrtdAM»  In  ^irWBdBBf  mit  Jwbjtfct  bimI  Prlifihat  drr  II  isitlaeimi)    Möglich 
■lud  iMl—wden  ihn  ITsBpt  ffcM8»1Tf  iimi  rtb  diol  eibtnwnaiaan  (igt 
Analyt.  prior.  I.  4)  und  dir  («oho»  tob  TBaonrnAST  ihre«  ScMalsandai  nach 
(•icknste)  ingan    Galeniscke  (rgt  Pbabtu  Gase*,  drr  Logik.  I.  570 ff.),  die  eine 
Umkaknmg  der  ersten  und  k8nHflok  bt  (so  nach  AvaaaoBa.  Zababkxxa.  Pitim 
Ramus.  Hbbbabt.  TBBBOBunBOBa,  ScBonanucEB  a.  «.).     DbB  dl» 
die  „einzig  graeumlMgc"  «ei.  auf  die  «He  Ihrigen  damk  Imkehrong  de 
sarOeJuafOhren  «ad.     betont  Kabt    (Von  der  fabchea   Spitzfindigkeit  drr 
.yUogbtbcaen  Figuren,  f  5  f . :  »gl.  Cna.  Wölbt.  Philoa.  rationalia.  §  a,  - 

Die  4  StdUafttguren  «ind:    I.  kf  -  P  |  8  -M|  8  -  P.    2.P-M|8-M|S       I 
S.M-P|M-8|8-P.    4.  P-M|  M-8I8-P.  -  VgL  Lamsbbt.  Neues 
Organon.  I.  $237  ff.;  8caorsBBACBB,  Die  Weitab  Wille  u.  VorstetL.  II.  Rd..  K    1". 
Uebbbwbu,  System  d.  Logik«.  1882.  f  108;  B.  EanauBB.  Logik  I*.  1807;  Kaaiato. 
Die  intelfektocDen  Funktionen,  1808;  E.  J.  Hamltob,  Erkennen  u.  Schürften.  1912. 

Sekl«Aket««  (Polyayflogismue.  syfogbmue  oonoateaatne)  tat  ein 
bang  tob  Buklaasen  (flj  Angina  in),  bei  weichem  die  K 
Scbluaaea  (Vorschlaft.  Prosyttogbmue)  den  Vordereats  dea  folgeadea  8oakaaaai  (Kaeav 
acdüuA.  Epbyücjgismus)  bildet.    Abaamftiita  Bakbfftielaen  smd  dea  Epbherem 
und  der  Soritea  (e.  d.).    Der  Fortgang  ran   Pro»  nun  BpbyflngiBBine  beißt 
ayllogiatiaoh  (progressiv),  den  anigekebn»  Verfabren  prosyllogistisch  (regreaerr). 
Vgl.  Ubbbbwbo,  Syatem  d.  Logik*.  1881;  B.  Ebabubb.  Logik  I*.  1907;  Stowabt. 
Logik«,  1911. 

ftJefelaßenodl  (Schlufbrten,  modi  lyttogbitioi.  iftfao«  wvlloytip»*,  Abmto- 
tblbs,  Analyt,  prior.  I  28,  4  a  4)  sind  die  btexnaanan  Formen  Ton  Scbloaaen.  d 
den  Grundfigiiren  dureb  Kombination  der  QuanUtlt  (a.  d.)  and  Qualität  (a.  d.)  der 
Praniiaaen  enteteben.  In  jeder  SoUuftflgur  (a  d.)  sind  18  8oldaBmodi  im  ganxeo  ajao 
04  mögnob,  ron  denen  aber  aar  18  ab  gültig  betrachtet  werden,  die  jedoch  meist 
kunstlich  sind,  vom  lebendigen  Denken  abweichen.  Für  die  gültigen  Sehlußfiguren 
gibt  ee  Metha&toi  (dem  Prracs  Histabbs  rageeehrieben ;  rgl.  Pbabtl,  Oe»<  I 
Logik  II.  48  f.,  274  ff.:  HaübBad.  Phibs.  Scolast.  II.  244  ff),  in  welchen  db  Vokab 
(a,  e,  i,  o)  sich  auf  die  Quantität  und  Qualität  der  Prämissen  und  der  Konklusion,  db 
Konsonanten  aber  auf  die  Umwandlung  der  drei  btzten  Figuren  in  db  erste  (s  «■  eon- 
versio  simple x.  p  aia  conv.  per  acckbna,  m  ■»  BaHetheei»  praemissorum.  c  «=  proposttb 
per  contradictorism;   rgl.   Dmkehrung.   Daotb)  beabben.      Db   Merkworte   sind: 


Schmerz  —  Scholastik.  569 


I.  Barbara,  Celarent,  Darii,  Ferio.  II.  Cesare,  Camestres,  Festino,  Baroco  (oder: 
Camestres,  Baroco,  Cesare,  Festino).  III.  Darapti,  Felapton,  Disamis,  Datisi,  Bocardo, 
Ferison.  IV.  Bamalip,  Calemes,  Dimatis,  Fesapo,  Fresison  (s.  d.).  —  Die  Modi  werden 
oft  durch  einander  einschließende  kreuzende  (schneidende),  ausschließende  Kreise 
(zuerst  durch  Che.  Weise,  J.  Che.  Lange,  L.  Euler)  symbolisiert.  Vgl.  Uebebweg, 
System  d.  Logik5,  1882,  §  100 ff.;  Wündt,  System  der  Logik  I3,  1906;  Wildscheey, 
Die  Grundlagen  einer  vollständigen  Syllogistik,  1907;  E.  J.  Hamilton,  Erkennen 
u.  Schließen,  1912  (12  neue  S.  mit  ungesicherten  problematischen  Schlußsätzen). 

Schmerz  ist  (im  engeren  Sinne)  eine  unlustbetonte  Empfindung,  die  zum 
allgemeinen  (Haut-)  Sinn  gehört  und  die  in  eine  Haut-  oder  sonstige  Empfindung 
übergeht,  wo  die  Reizung  eines  sensiblen  Nerven  eine  gewisse  Stärke  überschreitet 
(s.  Reizhöhe).  Die  Form  des  Schmerzes  ist  durch  die  Intensität,  Ausbreitung 
(Irradiation)  und  den  zeitlichen  Verlauf  des  Eindrucks  abhängig  (bohrende,  stechende, 
brennende,  reißende,  ziehende  u.  a.  Schmerzen).  Es  gibt  auf  der  Haut  besonders 
empfindliche  Schmerzpunkte.  Im  weiteren  (und  älteren)  Sinne  ist  S.  soviel  wie 
intensivere  Unlust  („Unlust  durch  den  Sinn",  Kant,  Anthropol.  I,  §  58,  u.  a.).  Seelen  - 
schmerz  ist  starkes  seelisches  Leiden.  —  Der  S.  ist  ein  Zeichen  einer  (momentanen 
oder  dauernden)  Bedrohung,  Hemmung,  Zerstörung  in  Bestandteilen  des  Organismus, 
er  ist  ein  „Wächter  des  Lebens"  (Bubdach),  er  treibt  zu  zweckmäßigen  Maßnahmen 
an  (vgl.  schon  Leibniz,  Theodizee  LT,  §  342),  hat  überhaupt  —  wo  er  nicht  zu  stark 
und  zu  oft  auftritt  und  dann  betäubt  —  eine  erregende,  oft  auch  geistig  vertiefende 
Wirkung  (vgl.  Nietzsche).  Der  „Wille  zum  Schmerz"  (Algobulie)  beruht  zum  Teil 
auf  der  Lust  an  der  Erregung,  an  intensiven  Reizungen.  Vgl.  Rob.  Eislee,  Wiss.  Beil. 
d.  Philos.  Gesellsch.  in  Wien,  1904. 

Eine  zerstörende,  hemmende,  desorganisierende  Wirkung  kündigt  der  S.  an  nach 
Descaetes  (Pass.  anim.  II,  94),  L.  Dumont  (Vergnügen  u.  Schmerz,  1876,  S.  164), 
Ribot  (Psychol.  des  sentiments7,  1908,  S.  32,  43  ff.),  Bebgson  (Matiere  et  memoire8, 
1910,  S.  47)  u.  a.  —  Ein  Unlustgefühl  ist  der  S.  nach  Ziehen,  Külpe  (Gr.  d.  Psychol., 
1893,  S.  93)  u.  a.  (vgl.  Rehmke:  Zusammen  von  Empfindung  und  Gefühl;  Jodl, 
Lehrb.  d.  Psychol.  I3,  1909,  323:  „Zwischenform  zwischen  Gefühl  und  Empfindung). 
Eine  eigene  Qualität  des  Hautsinnes  oder  doch  eine  Empfindung  ist  der  S.  nach 
Richet,  Goldscheidee  (Über  den  S.,  1894),  v.  Feey,  Ebbinghaus  (Grdz.  d.  Psych.*  I. 
1905,  352  ff.,  3.  A.  1911),  Hellpach,  S.  Albütz  (Über  den  Schmerzsinn,  1901),  Wundt 
(Grdz.  d.  phys.  Psychol.  II5,  1903,  13  ff.;  II«,  1910)  u.  a.  —  Vgl.  Boutllieb,  Du  plaisir 
et  de  la  douleur4,  1891;  Seegi,  Dolore  e  piacere,  1894;  Maettus,  Der  S.,  1898; 
Feilchenfeld,  Zeitschr.  f.  Psychol.,  Bd.  42,  1907;  Stumpf,  1.  c.  Bd.  44,  1907;  Tschich. 
I.  c.  1901;  Joteyko,  Psychophysiol.  de  la  douleur,  1909;  M.  L.  Steen,  Ethik,  1912; 
A.  ScHAFHEiTLiN,  Demiurgos,  IV,  1912.  —  Vgl.  Anästhesie,  Leiden,  Gefühl. 

Scholastik  {o%oAaozt,x6s,  zuerst  bei  Theophbast,  scholasticus,  zur  Schule 
gehörig)  heißt  die  Philosophie  und  Theologie,  insbesondere  aber  die  Philosophie,  wie 
sie  die  „doctores  scholastici"  im  Mittelalter  vertreten,  die  Philosophie,  die  zwar  vielfach 
eine  methodisch-sachlich  selbständige  Disziplin  neben  der  Theologie  bildet,  die  aber 
doch  schließlich  durch  die  letztere,  durch  die  kirchlichen  Dogmen  gebunden  ist,  insofern 
Lehren,  welche  jenen  widersprechen,  autoritativ  verdammt  werden.  Im  weiteren 
Sinne  gehören  zur  Scholastik  auch  nichtchristliche  (arabische,  jüdische)  Philosophen, 
im  engeren  Sinne  lassen  sich  als"  Scholastiker  auch  nur  die  orthodoxeren,  von  Pan- 
theismus, Monopsychismus  u.  dgl.  sich  fern  haltenden  Denker  bezeichnen'  (so'  nach 
M.  de  Wulf,  Revue  neo-scolastique,  Bd.  18,  1911).    Die  S.  operiert  mit  den  von  den 


MQ 


PliWiitfin  «ad  Thronen,  rant  tob  PtotonkmiM  und 
Nsapwannieaiiw.  dann  Jmbeaonderc  rom  Amtcaehemne  (warn  Teil  auch  vom  Augwti- 
Biaau»)  be*influBt,  modifitiert  aber  dM  OhnoaMM  im  Sinne  der  chrietbVh 
taaartmchen  WchinioBSBaag  (D—M— im  tos  Gott  und  Welt,  Schöpfung  dar  Walt, 
nicht  Fi ■nitina.  lmmitirw.ntH  dar  8reh\  peraonhche  Unatarhbchkrtt  u.  ».),  soweit 

hai  ^^Um   ReWiÄastJkwn  ffcm  M^^m   flfBiBol  nm^B*i  la.    f  «otiA.      Bau    »Lfkli— j 

Probkai  der  aaadbUaitiiaiMaafiip(a.  ■limmilBhspf^dssrVobhmder  Einheit 

..Formen"  (s.  <L).    Die  ■eaoaitiiBhf  Methode  srt  tot- 
abstrakt.  ajUngjataitia,  doch  aieht  immer  dedut 
epiter  bfaoodera  (Im  Skotiemu»)  wird  oft  mit  anbtilea  Dtetiahthmea,  Begriff« 

Teil  noch  gesalMgl  varhaHaa.     Baohaehtnag    und 
Erfahrung  (Einet harnt)  ■ommea  wenig  aar  OaHaag  (am  meietet.  ipjnn 

Maobcb,  Boomt  Baooa.  W.  tob  Oocam  b.  a.).  Dar  Aaaepruch,  dat  dm  PsflosoahJe 
gfriohsam  «da  eine  Ifagd  dar  Theologie  (..ancüla  tbeologia«")  sa  betrachten  ari,  röhrt 
roa  Pbtbps  Damiabi  brr. 

Dir  Kruherholaatik  beginnt  mit  dem  9.  Jehrhondert.  Ihr  gehören  an:  Joa.  Hooroa 
Bhoqbva.  Kbjc  and  Bamotoa  roa  Acxbbbb,  <;kbbbbt.  Fulbsbt.  Bbbexgab  vo* 
Tocaa,  LiVVBAJH  a.  *  ..  Boarauvra  (s.  XominoHamaa).  Absbui  roa  Cast**»!  m 
(•.  Ontologiach).  Wilbbui  roa  Cbabtbacx  (•.  BaaJaaaaa).  Abaslabd  (e.  Knasea» 
taattamaa),  Pbtbus  Lombabdcs  (demaa  „Senteaam"  hlofig  kommentiert  werden) 
u.  *..  dir  tilaioniafciirndan  Bbbbbabo  and  Tatamar  roa  Cbabtbbs,  Baawatan  roa 
Totras,  Wilbbui  roa  Cobcbek,  Adslabo  roa  Bat«  a.  a.j  ferner:  Waltbeb  roa 
MoaTAoaa,  Ghbest  na  la  Poaass,  Josabxb»  roa  Sausst  hv.  Ahm>  ah  itatTua 
ti.  a,.  denn  dir  Griechen  Micbubl  Pbbuxm,  Gaoaoioa  pAcarrasaa*  u  \rabrr 

Ai.kexdi,  Altaaabi.  ArtcsBBA.  ATaaaoia  u.  a..  dir  Jadea  Raaw».  Ancsasov 
( Jebirol).  BUlnomoaa  u.  e.  Im  13.  u.  14.  Jahrhundert  erreicht  da?  8.  ihren  Höhepunkt 
( AnetoteHecher  EinfluB).    Hier  eind  tu  aaaaea:  Albxa*dbb  roa  Halm,  Boauatcoa 
GtTaianaAjunroa,  Wo*,  yo«  Actbbobb,  Boamar  Cbeatbbad,  Mint  ab.  Sootos  u.  ■  .. 
bejoadeta  aber  Auiaarra  Maoatra,  Taoaua  roa  Aootao  (dar  Hiaakah  geawdeae 
Scholastiker).  Dtraa  Sootoh,  Booaa  Baoob.  Wummm  so«  Oocam,  Bavm< 
Lollcs,  fernrr:  H  Staate«  roa  Gbst,  Biobabo  roa  MtnnLSTows,  Aaoiotus  roa 
Counras,    Taosus  Bbadwabdibb,    DraAXD  so«   8t.   PotacAta.   Aaoiaros 
Laaanraa,  Hbbtabus  Xataus,  Gorraaraa  roa  Fobtaixbs,  Saoaa  tos  Oooaraai. 
Pbtbüs  Hisesava.  Sraaa  tos  Bbababt.  Joa.  Btmioaa  a.  s,  fTbomieten.  fThntasanii. 
Okkamiaten).  8patere  Scholastik;  Vasnnaa,  Cajbtabüs,  D.  Sorao.  Süabbx,  G.  BfBL. 
Cambbabics.  Scaaoa,  J.  Vbbsob,  P.  Xraat.  Bbluuustb.  F.  Toun-os,  P.Tabta  aarcs  u. ». 

Im  Jahre  1*7»  wurde  (Bolle  „Actrrni  patrie")  durch  Pap»t  Leo  XIII.  der 
Thomuunus  zur  nffitielien  KirtAeapJaaTSonhia  erhoben.  Baas  aeo-acholaatiachr 
Bewegung  macht  aioh  öberall  geltend,  welche  die  Kigulnaae  der  modernen  Wiaeen- 
soheit  im  Sinne  der  luhulassaiuhun  Weltanschauung  »eiasbeitan  wilL  Neothomistru 
bsw.  Neoecbolaetikrr  sind  Sröcax,  Klbctobs.  HArraaa,  Haobslakx,  Cbjl  und 
T.  PascB,  Catbssis.  CJutbebxet.  Hkxan.  Gommxs,  Fsloxes,  Lehüks.  Fbick. 
v.  Hbbtluio,  GioasKaa,  Babuxxbb.  GaaaMairx,  Adlhocr,  Hraju,  E.  L.  Ftscaaa, 
Kumkb,  UaaaAToaa,  VsTnaA,  Saasaraaiao,  J.  Bautas,  Uaalaoac  u.  a.,  htaaciKR, 
Fabobs,  E.  Bulnc,  M.  db  Wült  (IntToduction  h  la  philo»,  neo  aeolact..  1904). 
Maosbach.  Draorr.  Cbysbb  u.  a.  —  Vgl.  Trjbbbchoticr.  De  doctorUma  scholaaL, 
1665;  P.  COMBSTOB,  Mistoria  aoolaatia,  1526;  KaouDH,  Gesch.  d.  acbol.  Phü.  I,  1663; 


Schön  —  Schöpfung.  571 


Stöckl,  Gesch.  d.  Philos.  des  Mittelalters,  1864—66;  Haureau,  Histoire  de  la  philos. 
scolast.,  1872  ff.;  Notices  et  extraits,  1890  ff.;  K.  Webner,  Die  S.  des  späteren  Mittel- 
alters, 1881—87;  v.  Eicken,  Geschichte  u.  System  der  mittelalterlichen  Welt- 
anschauung, 1887;  M.  de  Wulf,  Histoire  de  la  philos.  medievale,  1900;  deutsch  nach 
der  4.  Aufl.  1913  (in  Vorbereitung):  0.  Willmann,  Geschichte  des  Idealismus2,  1907; 
Endres,  Gesch.  der  mittelalterlichen  Philos.  im  christlichen  Abendlande,  1908; 
Thomas  von  Aqtjino,  1910;  M.  Grabmann,  Die  Geschichte  der  scholastischen  Methode, 
1909  f.;  Philos.  Jahrb.,  1910;  Beiträge  zur  Gesch.  der  Philos.  des  Mittelalters,  Texte 
u.  Untersuchungen,  hrsg.  von  Baeumkeru.  a.,  1891  ff.;  Morin,  Dictionnaire  de  philos. 
et  de  theol.  scolast.,  1856;  Revue  neo-scolastique ;  Philos.  Jahrb.,  Revue  thomiste  u.  a. ; 
Messer,  Die  Philos.  d.  Gegenwart,  19182.  —  Vgl.  Ontologie,  Pkotismus,  Thomismus. 
Wissen,  Wesen,  Individuation. 

Schön  8.  Ästhetik. 

Schöne  Seele  („belle  äme';,  Rousseau,  Nouvelle  Heloise;  vgl.  Goethe, 
Wilhelm  Meister)  nennt  Schiller  den  Charakter,  in  welchem  Sinnlichkeit  und 
Vernunft,  Neigung  und  Pflicht  zu  natürlicher  Harmonie  vereinigt  sind,  der  das  Gute 
ganz  instinktiv  tut  und  trifft.  Die  seh.  S.  läuft  nie  Gefahr,  mit  den  Entscheidungen 
des  sittlichen  Willens  in  Konflikt  zu  geraten;  nicht  die  einzelnen  Handlungen  sind 
hier  sittlich,  der  ganze  Charakter  ist  es  (Über  Anmut  u.  Würde,  1793). 

Schönheitswerte:  nach  Münsterberg  (Philos.  d.  Werte,  1908)  Gegen- 
stand der  Hingebung:  umfassen  die  Künste. 

Schöpferisch  s.  Schöpfung,  Entwicklung   (Bergson),  Synthese  (Wundt). 

Schöpfung  (creatio)  ist  1.  Erzeugung  eines  Gebildes  durch  die  gestaltende 
Tätigkeit  des  Geistes,  der  (produktiven,  schöpferischen)  Phantasie  (s.  d.),  2.  Hervor- 
bringung der  Welt  und  ihrer  „Geschöpfe"  durch  Gott,  sei  es  aus  dem  absoluten  Nichts 
oder  aus  dem  relativen  „Nichts"  (dem  Potentiellen,  dem  Chaos)  oder  aus  dem  eigenen 
göttlichen  Wesen  (aus  „Ideen"  in  Gott,  dem  „Ungrund"  oder  der  „Natur"  in  Gott, 
u.  dgl.).  Die  S.  gilt  entweder  (in  der  Regel  als  eine  Erschaffung  der  Welt  in  oder  mit 
der  Zeit,  oder  aber  als  zeitlose,  überzeitliche,  ewige,  oder  als  ständige,  immer  erneuerte 
Schöpfung  („creatio  ab  aeterno",  „creatio  continua").  Wird  Gott  (s.  d.)  als  überzeit- 
licher Weltgrund  gedacht,  dann  ist  die  S.  als  überzeitliche,  ewige,  ideale  Setzung 
(Position)  alles  dessen  zu  beachten,  was  in  der  Zeit  als  unendlich  fortgehende  Ent- 
wicklung endlicher  Momente  sich  darstellt.  Insofern  das,  im  Grunde  geistige,  All-Leben 
immer  neue  Qualitäten  und  Werte,  immer  neue  Formen  und  Gebilde  zur  Entfaltung 
kommen  läßt,  ist  es  „schöpferische  Entwicklung"  als  Projektion  des"  überzeitlich 
Unendlichen  in  die  Zeit  (s.  d.). 

Die  Schöpfungslehre  setzt  —  abgesehen  von  älteren  Mythen  —  mit  der  Bibel 
ein;  die  Erschaffung  der  Wesen  in  „sieben  Tagen"  wird  jetzt  meist  von  den  Theologen 
auf  eine  Reihe  längerer  „Perioden"  bezogen  und  zum  Teil  auch  mit  der  Entwicklungs- 
lehre zu  vereinbaren  gesucht.  Von  der  Schöpfung  „aus  nichts",  dem  „nicht  Seienden" 
(£§  ovx  Svtcov)  ist  erst  später  die  Rede  (Makk.  VII,  28;  vgl.  Liber  sapientiae  XI,  18,  26; 
..ex  materia  invisa").  —  Nach  Platon  schuf  Gott  (der  „Demiurg")  die  Welt  der 
Sinnendinge  aus  der  relativ  nicht  seienden  „Materie"  (s.  d.)  mit  der  Zeit  (s.  d.)  selbst, 
und  zwar  aus  Güte  (Timaeus,  28Cf.,  37Cff.,  47Bf.).  Die  Welt  der  „Ideen"  (s.d.) 
ist  ewig.  Nach  Aristoteles  hingegen  ist  die  Welt  (s.  d.)  überhaupt  ewig.  Nach  den 
Stoikern  gehen  aus  dem  göttlichen  „Pneuma"  (s.  d.)  immer  wieder  Welten  hervor, 
die  immer  wieder  sich  in  ihm  auflösen  (s.  Ekpyrosis).    Die  Ewigkeit  der  Welt  lehren 


ig  Schotti.che 


db  antiken  Atomutikcr  (a.  d.).  wahrend  die  Nenplatoniker  die 

(s.d.)  derselben aoa dem g6fttlteBea..Efaraukdn^  Hingegen  hat  tir 

Pmu>si  Gott  (aus  Gftte)  durch  den  „Logoe"  (e.  d.)  aus  der  Materie  erschaffen  (Werke. 

deotech  I,  19W). 

Während  Ouanu  die  Ewfafarift  der  Weift  fahrt  (Dt  prineip.  I.  *,  10).  wäre 
letztere  nach  Ammsarw  nichte  ohne  db  «wig  erhaltende  Schöpferkraft  Gott» 
(„oreatfe  conüauaM),  dar  aie  (aaa  Liebe)  aaa  nkhft*  aaecaaffan  hat.  Ähnlich  lehren 
Maimovidm  (Doeior  parplasornm  1. 74. 3).  Ananui  von  rinnunr  (wgL  Monol.  13). 
Taonus  von  Aoonro  (Oontr.  Oaaft,  II.  SS:  fhua,  ftkeoL  I.  46, 1  c).  welcher  die  tettfcar. 
ewige  ftftaftpfTPg  >vnr  nicht  fahrt*  aber  doch  nicht  für  logfaah  annaTfHnh  erklärt. 
Die  Zeit  bt  erat  mit  der  WeJft  anaeheflea  worden,  db  Erhsltang  dar  Weh  faft  ab» 
„oreatfe  oontinua".  (Sott  hat  «na  veriiihisihmn  ■»wgHrhta  Wehen  db  hart*  gewählt 
(▼gl  Lnaan).  um  in  ihr  arine  VoUkommenheH  an  offaabaina.  Nach  Dost  Sooroa 
hat  Gott  db  Welt  dareh  »inen  abaolutea.  frabn  WQbn  („e*.  aera  Hhertete")  geschaffen 
(Opera.  18*1-06). 

Db  ewige  odtr  db  ■  naHaaliiiMihi  rh^hftpfang  fahren  Mais  au  Ecnuar.  Aaoaxc* 
rkuanva,  CaJUMwua,  F.  IL  Tan  Hauaoar.  Daanumn  (Medita*.  ITT).  Smroaa.  dar 
db  &  ab  ananasa  Folgen  dar  eadnohaa  laaaaaaaaaaaa  aaa  daa  aaaaaaSaa  dar  gott* 
ffehetaas  (a.  d.)  auffaSt  («gl.  Eth.  I.  arop.  XXIV:  „Denn  aaa)  oaoaam  aaatadi 
aaY8atfc  E.  Wnoau  Latara  (ähnlich  wie  Tboma8;  «gl.  TheodW.  Monade). 
Caa.  Wolf»  ( Vernunft.  Gedanken  «oa  Ooftt .  .  .  I.  |  1063;  Möglichkeit  dar  Ewigkeit 
dar  Walt).  Lasatao  (Was  Ooftt  «erstellt,  daa  arhafft  er  aaoh;  indem  er  aab»  Voll 
kommenbeit  eerteilt  dachte,  achaf  ar  db  Weh,  Daa  Cfcrieteataa  der  Vernunft.  1763; 
«gl  P.  Loanm,  I^aainga  Philosophie,  190S)  u.  a.  —  Auch  aaeh  Haorx  bt  db  &  ewig; 
.3b  bt  nicht  einmal  gewesen,  aoadara  ab  bringt  abh  ewig  hervor,  da  db  niwndkche 
Schöpferkraft  der  Idaa  ymaaliiimh  Tätigkeit  bt"  (Natarphlhav.  &  4SS;  «gl.  Idee. 
Dialektik).  -  Ab  Fnilimeag  «oa  ..Pruorittonsn"  aar  Wbsftlmrlgk.  il  aaa  dem  ewigen 
»trachten  db  SeaOptung  L  H.  tan  (Db  tkabüi  h 
1873,  8.  1160.;  8pekubfti«e  Theologie.  S.  427  ff.).  Uuuci  (Gott 
und  db  Natur».  196«.  8.  638  fU  A.  ScaotKxa»»  (Philoa.  daa  Chriateaftuma,  1886, 
S.  803  fU  A.  Doasraa  (Gr.  der  RcHginranhtlca ,  1003,  a  S4  ff.).  Facnrn  (Zend- 
Aeenta  I.  1851,  3641.),  O.  Tnaxa  u.  a> 

Daa  Schöpferische  dar  (gebogen)  Entwichjung  (e.  d.)  betonen  Lataan,  Goethe. 
Kiosrra,  Scaaxuxo,  Hanau  Winror,  Kotxn  (e.  Gabt),  Jotx  (Seele  u.  Welt.  1912). 
O.  BaAtra  (Qmndr.  dar  Philoa.  den  Schaffen*.  1011).  Hau  (Dm  Walftfaihi  dar  Znkaaft, 
1004,  8.  259).  Keysebubo,  Rayamsox,  Bocteocx,  Bnaoaov  (L'erolutfen  oraaftrbe, 
1010,  8.  7.  31  ff.)  u.  a.  —  VgL  SacaaTaa.  U  philoa.  da  b  liberte».  1870;  Qnsrr. 
Db  S..  1871 ;  J.  Km.«.  Qrandr.  d.  Philoa..  1803;  R.  Otto,  Naturalbtbohe  aad 
religiös*  Weltanaicht.  1004;  WawDLajro,  Db  &  der  Welt,  1006;  R  Ecka*dt,  Der 
chriatlbha  Sohopfangage danke.   10  f.ovva,   Religion  ab  Schöpfung.    100t; 

MOLua-Fnauirrau,  Psychologie  dar  Religion.  1010;  Irrationalismus  (Kap.  VIII 
Daa  schöpferische  Denken);  E.  Hoajrarrau,  Daa  khawanha  Ideal.  1006,  8.  307; 
A.  SCHA1HSITU9,  Drmiurgos  IV,  1013;  Hakxs.  Metaphysik,  1806;  A.  RüQB,  Daa 
Problem  der  Freiheit  in  Kante  Ethik,  1810T(Frefe  fjchtyfertaiigkeit  dea  Gefatee); 
Haanaau  Natürliche  Schöfrfungegeachichte".  1900.  —  VgL  Ewigkeit,  Walt,  Ternar. 
Ontologiamua  (Giobibti).  Emanation,  Entwicklung,  Leben,  Dauer,  Logos,  Saab, 
Entropie. 

Schattiaehe  Sehole  ist  die  «on  schottischen  Philosophen  begründete 
Richtung,  welche  (gegen  Heil  u.  a.)  die  Existenz  .,selbete«identer"  Wahrheiten 


Schuld  —  Seele.  573 


des  „Common  sense"  lehrt  und  zum  Teil  psychologische  Analyse  treibt.  Ihr  gehören 
an:  Reid  (Works6,  1863),  Dugald  Stewabt,  Oswald,  Beattie  u.  a.,  Th.  Bbown,  Sir 
W.  Hamilton  (auch  von  Kant  beeinflußt),  Mc  Cosh,  N.  Poeter  u.  a.  Vgl.  Seth,  Scottisli 
Philos.,  1885;  H.  Latjeie,  Scottish  Philos.,  1902.  —  Vgl.  Prinzip,  Wahrheit,  Qualität. 

Schuld  s.  Zurechnung.     Vgl.  F.  W.  Foeestee,  S.  und  Sühne,  1911. 

Schwachsinn  (Imbezillität)  ist  ein  nicht  normaler,  geringer  Grad  intellek- 
tueller Fähigkeiten  (Begriffsarmut,  Unfähigkeit  zum  abstrakt-begrifflichen  Denken, 
zu  weiter  reichenden  Schlüssen,  zu  längerer  aktiver  Aufmerksamkeit  und  Apperzeption, 
meist  auch  Gedächtnisschwäche  u.  a.).  Vgl.  Kbaepelin,  Psychiatrie  I,  1909.  —  Vgl. 
Moral  insanity,  Idiotie,  Psychose,  Kinderpsychologie. 

Schwelle  ist  ein  bildlicher  Ausdruck  für  das  Ebenmerklich-Werden,  ins 
Bewußtsein-Treten  einer  Empfindung,  eines  psychischen  Eindrucks,  bzw.  für  das 
Unmerklich- Werden  eines  solchen.  Zuerst  ist  es  Heebart,  der  von  der  „Schwelle 
des  Bewußtseins"  spricht;  er  meint  damit  „diejenige  Grenze,  welche  eine  Vorstellung 
scheint  zu  überschreiten,  indem  sie  aus  dem  völlig  gehemmten  Zustande  zu  einem 
Grade  des  wirklichen  Vorstellens  übergeht"  (Psychol.  I,  §  47).  „Unter  der  S."  ist  eine 
Vorstellung,  die  zur  Zeit  nicht  aktuell  werden  kann,  „an  der  S."  ist  sie,  wenn  sie  sich 
eben  aus  dem  Zustande  völliger  Hemmung  erhebt.  Es  gibt  eine  „statische"  und 
„mechanische"  S.  und  einen  „Schwellenwert"  (1.  c.  §  47  ff. ;  Lehrb.  zur  Psych.3,  S.  18  ff.). 
—  Fechneb  versteht  unter  „Empfindungsschwelle"  den  Wert,  den  ein  Beiz  erreichen 
muß,  damit  die  zugeordnete  Empfindung  eben  merklich  wird  (Elemente  der  Psycho- 
physik  I,  238;  II,  14,  208;  4.  A.  1907;  vgl.  Bewußtsein).  Nach  Wundt  ist  die  „Reiz- 
schwelle" die  untere  Grenze,  bei  welcher  ein  Reiz  eben  noch  eine  Empfindung  auslöst. 
Die  Reizschwelle  läßt  sich  nach  zwei  Methoden  bestimmen.  „Man  läßt  entweder  einen 
Reiz,  der  unter  der  Größe  S  biegt,  langsam  anwachsen,  bis  er  diese  Größe  erreicht  hat, 
oder  man  läßt  einen  Reiz,  der  über  S  liegt,  so  lange  abnehmen,  bis  er  eben  unmerklich 
geworden  ist"  (Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  249  f.;  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  I6, 
1908,  S.  559  ff.).  Absolute  „Unterschiedsschwelle"  ist  der  eben  merküche  Unterschied 
zweier  Reize,  relative  Unterschiedsschwelle  oder  „Verhältnisschwelle"  das  Ver- 
hältnis eines  eben  merklichen  Vergleichsreizes  zu  einem  Normalreize  (Obere  und  untere 
U.  S.).  Dar  „Schwellenwert"  ist  bei  verschiedenen  Empfindungsarten  verschieden, 
er  ist  abhängig  von  Organstellen  (vgl.  Tastsinn),  von  der  Individualität,  der  Übung  usw. 
Es  gibt  auch  eine  „Aufmerksamkeitsschwelle"  sowie  eine  „Raumschwelle"  (s.  d.) 
und  „Zeitschwelle",  nach  Schäffle  auch  eine  „soziale  Schwelle".  —  Vgl.  Ebbinghaus, 
Grdz.  d.  Psychol.2,  1905,  I,  489  ff.;  3.  A.  1911;  Lipps,  Leitfaden  der  Psychol.  I*,  9. 
—  Vgl.  Webersches  Gesetz,  Psychophysik,  Unbewußt. 

Schwindel  ist  (psychologisch)  ein  Zustand  des  gestörten  Gleichgewichts- 
bewußtseins,  der  Unfähigkeit  der  Koordination  von  Bewegungs-  und  Lageempfin- 
dungen, physiologisch  wohl  im  Labyrinth  des  Ohres  und  im  Kleinhirn  lokalisiert  und 
meist  in  Bewegungstäuschungen  sich  manifestierend  (Augen-,  Drehschwindel).  Vgl. 
E.  Mach,  Grundlinien  der  Lehre  von  den  Bewegungsempfindungen,  1875;  HrrziG, 
Der  S.,  1898;  Wundt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  1 8,  1908,  S.  326  ff. ;  II5,  1903,  S.  475  ff. ; 
M.  Heez,  Versuch  über  den  S.,  1791. 

Scotisten    s.  Skotisten. 

Secnnda  Petri   s.  Logik  (Peteus  Ramus). 

Seele  (V«%»J,  anima,  urspr.  Hauch)  wird  ursprünglich  als  Atem-  oder  Lebens - 
hauch  aufgefaßt,  der  im  Tode  den  Menschen  verläßt  oder  auch  als  Schattenbild,  das 


574 


naeh  dem  TtTtir  trlimtandig  enlrnis  isjImi  I.  n*i*Mtw  1t  taVirn  Im  Traume  die  Fshjgtadt 

hatte,  Stab  aaftwaim  von  Körper  laasnlnson,  ■mt ■■hwifaii  «ad  wieder  rurück. 

lukehreu.     Der  primhiee  Mensch,  dessen  „animiamne     (e.  d.)  die  Dinge  beseelt, 

^»*rtf  und  ttirHt  stit  itt  -in  iTrltrtTS.  trlhfftindigtn  Woern  lirm  f  oitw  gngunUhar  Nachdem 
dieses  Wesen  langete  Zeit  am  eine  Art  feiner  Körper  imyetellt  worden  ist,  »ird 
da*  Körperhafte  immer  mehr  shgratmft.  und  es  bleibt  ittnn  dir  Begaff  eine« 
terkßen  8eeleanrinxips  surfte*,  da*  alt  Substeni  oder  Kraft  gedacht  wird  (Spiri- 
ik  Nach  der  andere«  Seite  ^^-yrt  ea  m  matrriahatiachen  Lehren,  nach 
die  Seele  ak  Körper  beaonderer  Art  aufgefaßt  wird  oder  aber  auf  einen  TVU 
das  kOrperhchan  Organfemue  selbst  ((Je hin»)  surftckgeffthrt  wird.  Die  Spaltung  dar 
Waaso  in  Körper  und  Saaten  habt  der  anthropologische  Moaiemue  (a.  d.)  Oberhaupt 
auf  und  die  IdsatflMstbaorm  (a.  d.)  kommt  xe  dem  Ergebnis,  da*  Seele  und 


(••d.) 
AUHeele  (rgL 

Dia  empifiaehe  Psychologie  ftberiaßt  den  Seaienbegriff  dar  Metaphysik; 
genügt  ea,  die  8eeh*  als  einWitbchsn  7iweinaw  nlung  der 
oder  ale  Fähigkeit  eine«  Organkmoa.  peyohiarh  («.  d. ) 

Seele":  P.  A.  Laaoa).  Phüoeopbiaeb  betrachtet,  aeigt  ea  sieh,  daß  dae 
Bewußtsein,  daa  rom  Objekt  dea  Subjekt  (e,  <U  eom  Physischen  daa  ftychexk  (a.  d) 
unterscheidet,  dieeea  Psychiecbe  -  den  Inbegriff  am  „uaautteiber* erfaßten  Erlebens 
-auf  eine  Einheit  beliehen  muß.  Dae  Daaußtmta  „setet"  eich ao aelhet am  „Seek", 
am  Einheit  im  Tnssmminheega  dea  dam  „eigenen  leb"  mmin  hin  Innen  reaktiv- 
ektiren  Erlebet»,    und  dkm»  Einheit,  < 

stetige,  ^auhöpmiambe"  ftttwiekluag  aar  Form  daa  Erlebene  anhört,  wird 
am  ahm  lebendig  tätige,  innerlich  wirksame  Einheit,  ab  eich  aelbat  durch 
Verwirklichung  angeatrabter  Am«  entfaltende  and  etrigernde  Kraft  („Entrechte". 
e.  d.)  erfaßt,  welche  daa  gaam  peychieebe  Oetohahoa  durchsiebt  und  von  Oruad 
aas  bedingt,  ohne  freilich  außerhalb  das  Erfebnmruaaasamabaagee  am  eelbetaadigea, 
dingliche«  Wesen  tu  esmtierea.  Auch  mt  dkm*  „aktuoee"  Einheit  nicht  einfach, 
aondern  ihrem  Inhalte  nach  gaghadert,  ohne  aber  aaa  „Teilen'-  su  beeteben;  sie  hat 
eine  Art  „organischen"  Omraktera,  am  ein  Gänse*,  von  dam  dm  EftweJhmten  stete 
bedingt  aind,  ao  wie  am  salbst  es  bedingen.  Eine  solche  Seele,  ein  einheiUkh-seatrmrtas 
„Bewußtsein"  (a.d.)  haben  nur  Organiamen  (vgl.  Panpayohiamua),  und  aie  ut  geradexu 
daa  „Innensein"  oder  „Fortlenanhl"  (oder  die  „Sdbstersohcinung' )  eine«  organieehaa 
Systems,  bzw.  ist  leuteres  die  „Außenseite",  die  „Objektivation".  die  mittelbare 
Betrachtungsweise  eines  am  „Seele"  fungierenden  Einheitesnaarnmrnhangea  peyahmeher 
Aktionen  und  Reaktionen  (s.  Identitätathoorie).  Der  physische  Organismus  (••  d.) 
ist  teüs  die  äußere  Erscheinungsweise  ebendesselben,  waa  für  sich  Seele  ist,  teils  auch 
die  Seibetverkörperung,  der  Niederschlag,  die  Selbsttnechaniaierung  deaeen,  waa  in 
eeiner  alles  Gewordene,  Stahibssarte,  Erstarrte  immer  wieder  Überrageaden,  mm* 
atrebigen  Entwicklung  Seele  im  engeren  Sinne  ist  (vgl.  Geist),  die  mit  ihrer  sinnlichen, 


Seele.  575 

automatisierten  Grundlage,  dem  „Leib"  im  engeren  Sinne,  in  Wechselwirkung  steht 
(vgl.  Leib),  während  das  Körperliche  als  solches  dem  Psychischen  nur  parallel  geht, 
entspricht,  zugeordnet  ist  (vgl.  Parallelismus). 

Über  die  S.  als  Lebensprinzip  vgl.  die  Arbeiten  von  Tylor,  F.  Schultze, 
E.  Rohde  (s.  Psyche),  Spekcer,  Wttxdt  (Völkerpsychol.  II  2,  1  ff.,  123  ff.)  u.a. 
Als  Lebenskraft  tritt  die  S.  in  der  Bibel  auf  („nephesch",  IV.  Mos.  6,  6),  ferner  im 
Buddhismus  („akegerun"),  bei  Homer  (vgl.  Odyss.  X,  XXII:  Unterscheidung 
von  if>v%fi  und  ftv/iög). 

Als  Lebenskraft,  als  Prinzip  der  Bewegung  und  Empfindung,  das  selbst  als  bewegt 
und  als  aus  einem  feinen  Stoff  bestehend  gedacht  wird,  erscheint  die  S.  bei  den 
meisten  griechischen  Philosophen.  So  nach  Thales,  nach  dem  die  S.  ein  Bewegendes 
(xivijiixöv)  ist  (Aristotel.,  De  anima  I  2,  405  a  19),  Hippon,  nach  dem  sie  aus 
Feuchtem  besteht  (Aristotel.,  De  anima  I  2,  405  b  2),  während  sie  nach  Anaximenes 
{ariQ  oiaa  ovyxyaxel  ijuäs,  Stobaeus  Eclog.  I,  296)  und  Diogenes  von  Apollonia 
(Aristotel.,  De  anima  I  2,  405  a  21  ff.)  Luft,  nach  Herakt.tt  Feuer  ist  (1.  c.  I  2,  405  a 
25  ff.).  Kritias  verlegt  die  S.  in  das  Blut  (Aristotel.,  De  anima  I  2,  405  b  5),  Axaxa- 
goras  lehrt  die  Existenz  eines  „Geiststoffes"  (s.  Geist).  Nach  Demokrit  (und 
Leuktpp)  ist  die  Seele  ein  sich  selbst  und  anderes  Bewegendes  (xivelv  xä  Aoinä 
xivovueva  xal  aixd,  bnoAaußävovxti  xt;v  ipV'/i,v  elvai  xd  Ttaoiyav  xois  £<i>oig  rn' 
xlvyoiv  (Aristotel.,  De  anima  I  2,  404  a  1  ff.).  Die  S.  besteht  aus  den  feinsten, 
beweglichen,  runden  Atomen,  welche  den  Feueratomen  gleichen  und  den  ganzen 
Körper  durchdringen  (1.  c.  I  2,  404  a  1  ff.).  Ähnlich  lehren  später  die  Epikureer, 
nach  welchen  die  S.  etwas  Luftartiges  enthält  (Diog.  Laert.  X,  63  ff. ;  Lucrez,  De 
rerum  natura  III,  161  ff.).  —  Als  „Harmonie"  (äofiovia)  des  Leibes  bestimmen  die 
Py thagoreer  die  Seele  (Aristotel.,  De  anima  I  4,  407  b  27  ff.),  auch  als  sich  selbst 
bewegende  Zahl  (1.  c.  I  2,  404  b  27;  Stob.  Eclog.  I,  794:  Alkmaiox;  vgl.  Aristotel., 
De  anima  I  2,  404  a  18  ff.);  so  auch  Xexokrates  (Stob.  Eclog.  I,  862).  Eine 
Harmonie  ist  die  S.  nach  Dikaearch  (Stob.  Eclog.  I,  796),  eine  „Stimmung"  (in- 
tentio)  des  Leibes  nach  Aristoxexos  (Cicero,  Tuscul.  disput.  I,  10,  20).  Nach  den 
Stoikern  ist  die  S.  ein  Ausfluß  (änöoxaoua)  der  göttlichen  Weltseele  (s.  d.)  oder 
des  alles  durchdringenden  „Pneuma"  (s.  d.).  Sie  ist  das  uns  eingeborene  Pneuma 
(xd  ovucpvhs  ^utv  iivevua,  Diogen.  Laert.  VII,  156).  eine  Art  ätherisches  Feuer 
(vgl.  Cicero,   De  natura  deorum  III,  14,  36;  nvevua  Iv&rouov,   Diog.  L.  VII,  157). 

Immateriell  ist  die  S.  nach  Platox.  Die  S.  ist  Lebensprinzip  (aXxiov  toxi  xov  £ftv, 
Cratylus  399  D),  besteht  aus  einem  Unteilbaren  und  Teilbaren;  durch  ersteres  hat  sie 
Teil  an  den  „Ideen"  (s.  d.),  in  deren  Reich  sie  vor  der  Geburt  war  (s.  Präexistenz) 
und  mit  denen  sie  verwandt  ist  (vgl.  Theaet.  35  A;  Phaedo,  245).  Der  Leib  ist  der 
Kerker  der  S.  (Cratyl.  400;  Phaedr.  247  c,  250).  Die  S.  ist  unkörperlich,  aber  sich 
selbst  und  ihren  Leib  bewegend  (aixoxlvrjxov).  Sie  hat  drei  „Teile"  (s.  Seelen- 
vermögen). Immateriell,  aber  mit  dem  Leibe  verbunden  (trennbar  ist  nur  der  Geist, 
s.  d.)  ist  die  S.  nach  Aristoteles,  der  sie  als  „Form"  (s.  d.)  des  Organismus,  als 
„Entelechie"  (s.  d.),  als  sich  selbst  verwirklichendes  Prinzip  des  Lebens  und  Bewußt- 
seins, als  die  Kraft  zur  Lebens-  und  Bewußtseinstätigkeit,  welche  die  „Funktions- 
verwirklichung"  organischer  Potenzen  ist,  bestimmt.  Die  S.  ist  die  „erste  Entelechie 
eines  lebensfähigen  Körpers"  (ivxeXiyna  fj  .i^tin?  awftaxog  tpvaixov  dvväfiei  ^oii,» 
tyovxoe,  De  anima  II  1,  412  a  27;  412  b  4).  Sie  ist  Ursache  und  Prinzip  des 
lebenden  Körpers,  das,  wodurch  wir  leben,  empfinden  und  denken  (1.  c.  II  1,  414  a  12  f. ; 
415  b  8).  In  den  Pflanzen  ist  sie  nur  vegetative  Seele  (d,Qnxxixöi>),  in  den  Tieren 
auch   begehrend,    empfindend   und   bewegend,    im   Menschen   kommt    .,von   außen" 


PN 


(»*>•»#*)  der  Geist  (s.  d.).  die  Yernuidtseeb  hinza.  «eiafae  eUeaa  vom 
HMüililiub  ist  (L  c.  11  2,  414  a  20  g.;  fl  2,  41»  b  26).  Stoatq»  aus  Umpashos  bindet 
•och  den  Gebt  an  den  Leib,  darcb  deewo  T&täfMtM  die  Seele  bedingt  ÜU  deren 
Punktionen  „Bewegungen"  (mrjesis)  and  (Simpbc.  ed  Phyn.  f.  225). 

Mehr  tat  Sinne  Platovs  fassen  die  S.  auf  Pduoi  (Opern.  1886  ff.).   Plotis. 
nneb  wslahim  die  &  ein  Bjrnfflsng  der  Weiteeele  (s.  d.)  «ad  dnmit  eine  „1 
(s.  d.)  des  gBUMahaa  „Einen"  bt;  die  8.  bt  immaterielb  Substanz,  einfach, 
sinhtibh  des  Leibe«,  den  an  nihil  und  daiuhdiingt  -  der  Leib  ist  in  der  Seele, 
nicbt  die  Seele  im  Leibe  —  neseiH;  dar  Laib  iet  ihr  Orfaa  (Enneed   | 
materiell  tat  die  8.  nneh  nneh  Poaruro  (Saab.  Bei  L  818).  P»oa%vs  (In» 
thaoL  15),  PLoranosi  vo«  Osuaonu,  Ntmsnos  u.  a, 

Die  Tendenz,  die  Seele  sie  aas  einer  Art  fssneteu  Staues  bestehend  so  denken, 
aeeobt  aioh  «rieder  im  frobrn  Mitealsltc  r  gsltonrt  So  bat  dam  von  den  Stoikern  beein- 
flussen Patrbtiker  Tbbtvlua»cs,  nneh  walaaim  die  &  ■snfHiaat,  gestaltet 

ein  den  Laib  rlnrnbdrimjsndni  hPdnbu"  ist,  etnfseh.  unteilbar, 
ron  Gott  eiagehliHB  (Dai  Att«  natam"),  so  sher.  da8  Jade  Seals  ein 
*)  dar  Seals  Adams  tat  (Da  aaimn  4.  27;  7  ff.;  Ad  vertu.  Praseam; 
Opera,  1890 f.;  deutsch  1881).  Femer  bei  Anno«  es,  nneh  weichem  die  &  körperbeb 
und  vergangtieh  ist.  durch  götthohs  Gnade  iiHKirhlhh  (Ad  versus  geutes  II.  20. 
hrsg.  1542).  Lactaxtics  (Institut.  VLL  Uff.);  vgL  Oniowrua,  Da  prinr, 
IL  8.  1;  III.  4.  I  -  Ab  immsssrblbs  Wesen  betrachten  (vorwiegend  unter  Pbto 
niiehim  EinfluS)  die  Seele  Nantnarcs  (sdsis  ndsareAht  *e»W*«-  II ^  •***•« 
im&fmmmm,  hrsg.  1802,  IL  88  ff.),  Gaaooa  von  Ntssa  (4nA<  m!  deaViteeat  fräs««, 
D»  anim.  et  rssarraou  88  0.;  Ds  opif.  homin..  11  ff.),  Claudias«  lüamrot  (De 
tut  «um.  I  -III).  Cauhodouvs.  A*otns  (De  snim.  ration.  ad  EulnL  virgin.  10)  u.  ».. 
namsntHoh  aber  Aoooatnrca.  Die  8.  ist  eine  unraamUche,  immaterielle  Substanz 
(„substentia  spiritunhs").  einfsoh,  sJahaJthfth,  nnaarstorbsr.  durch  den  gsnzei. 
verbreitet  (De  trinitte*  X-XI;  Da  quantitnte  untax,  12  ff.;  Ds  anim.  IV.  21 
inunorttJ/anim..  15).  Eine  iiamtHiliTli.  sinfnai  Substanz  ist  die  8.  auch  nach 
Jon.  Sootos  Eatvom  (Da  divisioa.  natur.  LL  22  <  .  I  \ .  1 1  .  Hcoo  von  St.  Victob, 
Banmusn  von  Claiuvaox.  Bovavsvtuba  (Braviloau.  II.  10)  u.  a,  —  Als  substeo- 
tisle  „Form"  des  Organismus,  bsw.  als  „erste  Enssbchb"  (Nperfeotk>  prima"),  die 
asobt  als  immttsrblb.  eintnohs  „Bubstsm"  bestimmt  wird,  fssaen  die  S.  auf  Avioaama 
(De  snims,  1  ff.),  Amnnoae  (Epitom.  met.  4).  nach  welchem  in  allen  Indiriduen  eine 
arnhnttlinhs  Saale  bt  (Dssiinut.  deetrocL,  L  1.  a.  Iftonopsyehbrnos).  Mamokidm  u.  ».. 
ALBXAJTDBB  vo»  HaUM  (Sum.  theoL  IL  80,  2k  Aubbtcs  Maojtcs  („eubstantia 
incorporen",  „endeleehia".  Sum.  theoL  II.  68  ff).  Thomas  von  AQOTJtO  (Jnoorporan 
et  «ubebtens",  „form*  per  ae  eabablsni",  „form*  siee  substanua  simplez",  Sum. 
theoL  I.  75;  Oontr.  gent.  II.  65  u.  ö.).  nneh  welchem  die  Saale  mit  dam  Laibe  mr 
naturlichen  Einheit  (..nstursüs  unio")  dm  Menschen  tstbunden  ist,  wobei  die  Seele 
selbst  das  Prinzip  des  Lebens,  daa  den  lebenden  OrgsniamuB  an  einem  aolchen  Gestal. 
tende  ist  (anders  bei  Dbsoabtm,  s.  unten).  VgL  Doimnctxa  GoiroimAUinra,  De 
snimn,  hrsg.  1880.  Hbxkrich  von  Gut,  Dinrs  Soorus  u.  a.  nehmen  aoJar  dar  Saab 
noch  eine  ..form*  corporeitatb"  an.  —  Nach  WaflU  von  Oocam  ist  die  sinnliche 
Saab  mit  dem  Leibe  „zirkumskriptir"  verbunden,  wahrend  die  intcllektive  8.  eins 
trennbare  Substanz  ist.  —  Dan  MonopsTehbmus  mUelan  Stob*  von  BnABAjrr 
(De  anims  inteUectävs,  hrsg.  1801)  u.  a.  Averroisten  (s.  d.). 

Im  sehobntboh-sristotelisohen  Sinne  daflnbron  die  8.  auch  Svakkz  (De  snims  I). 
Zauaulla  (De  mente  hum.  6)  u.  s,;  vgL  MaXAKCHTHO»,  De  anim.  f.  IIb;  Casmaj*>. 


Seele. 577 

Goclenius..  L.  Vives  (Da  anim.  I,  42  ff.)  u.  a.  Als  gaistiges  Wesen  bestimmen  tie 
NrooLAUS  Cüsanus  (De  conieetur.  II,  14  ff.),  Marsilius  Ficinus  (Theol.  Piaton. 
VIII,  2),  Telesitjs  und  Campanella  u.  a.,  die  aber  daneben  noch  einen  körper- 
lichen Lebensgeist  („Spiritus")  annehmen  (vgl.  auch  F.  Bacon,  De  dignit.  IV,  3; 
Xovum  Organ.  II,  40;    Gassendi  u.  a.). 

Den  neueren  Dualismus  (s.  d.)  begründet  Descartes,  dsr  Leib  und  Seele  als 
zwei  völlig  verschiedene  Substanzen  („substantiae  incompletae")  einander  schroff 
gegenüberstellt;  nur  durch  Gott  sind  sie  geeinigt,  der  auch  ihre  Wechselbeziehungen 
ermöglicht  („assistentia,  concursus  Dei").  Die  S.  ist  einfach,  unausgedehnt,  unstofflich, 
unteilbar,  unzerstörbar,  zu  ihrem  Wesen  gehört  das  Denken  (Bewußtsein).  Sie  ist 
mit  dem  ganzen  Körper  verbunden  (durch  ,,unio  compositionis",  nicht  „unio  natu- 
ralis"), wirkt  aber  unmittelbar  von  der  Zirbeldrüse  aus  auf  die  „Lebensgeister"  (s.  d.), 
vermittels  deren  sie  die  Richtung  der  Körperbewegungen  zu  beeinflussen  vermag 
(Meditat.  VI;  Princip.  philos.  I,  8,  53;  Passion,  anim.  I,  30,  47;  vgl.  Wechselwirkung, 
Tierpsychol.).  Ähnlich  die  Okkasionalisten  (s.  d.).  Als  vom  Leibe  wesentlich  und 
numerisch  verschiedene  Substanz  bestimmen  die  S.  auch  Locke  (Essay  concern. 
hum.  understand.  II,  K.  23,  §  5),  nach  welchem  wir  vom  Wesen  der  seelischen  Substanz 
keinen  klaren  Begriff  haben,  Berkeley  (Principles,  CXXXVff.),  nach  welchem 
die  S.  rein  aktiv  und  (außer  Gott)  das  einzige  Reale  ist  (s.  Spiritualismus),  Reid, 
Hütcheson,  Condillac,  Bonnet  (Essai  analyt.  IV,  20)  u.  a.  —  Als  eine  besondere 
Art  von  „Monaden"  (s.  d.),  die  von  den  Körpermonaden  nur  graduell  verschieden  ist 
(auch  die  letzteren  sind  unausgedehnte  Kräfte,  seelenartige  Einheiten,  aus  denen  sich 
der  Leib  zusammensetzt),  als  immaterielles,  vorstellendes  und  strebendes  Kraft - 
wesen,  das  (als  Zentralmonade)  mit  einem  Komplex  niederer  Monaden  verbunden  ist, 
bestimmt  die  Seele  Leibniz.  Die  S.  ist  ein  „geistiger  Automat",  eine  Welt  im  Kleinen, 
in  die  nichts  von  außen  hineinkommt,  sondern  wo  sich  alles  stetig  auseinander  ent- 
wickelt (s.  Monade);  sie  „spiegelt"  mehr  oder  weniger  bewußt  das  Universum,  und 
zwischen  ihr  und  dem  Leibe  sowie  den  anderen  Monaden  besteht  keine  Wechsel- 
wirkung, sondern  eine  „prästabilierte  Harmonie"  (s.  d. ;  vgl.  Monadol.  15 — 19; 
Princip.  de  la  nature  4;  Werke,  Gerhardt  IV,  u.  ö.).  Ähnlich  —  nur  mit  Annäherung 
der  Körpermonaden  an  dynamische  Atome  (ohne  Vorstellungen)  —  lehrt  Chr.  Wolff. 
nach  welchem  die  S.  ein  sich  seiner  und  anderer  Wesen  außer  ihm  bewußtes  Wesen 
ist  (Vernunft,  Gedanken  von  Gott ...  I,  §  192,  742  f.;  Psychol.  empir.,  §  20;  Psychol. 
rational.,  §  51  ff.),  ferner  Baumgarten  (Metaphys.,  1739,  §  566),  Crusius,  Platner 
(Philos.  Aphorismen,  1776  ff.,  I,  §  30,  66),  Tiedemann  (Untersuch,  über  den  Menschen, 
1777  f.),  Mendelssohn  u.  a.  Vgl.  Rüdiger,  Phys.  divina  I,  4;  von  Cretjz,  Versuch 
über  die  Seele,  1753,  u.  a. 

Den  Aktualitätsstandpunkt  (s.  d.)  begründet  in  neuerer  Zeit  Spinoza.  Die  S. 
ist  keine  Substanz,  sondern  der  „Modus"  eines  „Attributs"  der  einen,  unendlichen, 
göttlichen  „Substanz"  (s.  d.),  die  zugleich  noch  eine  andere  Daseinsweise,  die  Aus- 
dehnung, die  Körperlichkeit  hat.  Jedem  körperlichen  Modus  entspricht  ein  geistiger, 
denn  die  Ordnung  und  Verknüpfung  der  Ideen  ist  eins  mit  der  der  Dinge.  Die  Seele 
ist  die  ideelle  Seite  eben  dessen,  was  als  Körper  auftritt  („idea  corporis"),  das  zu  einem 
Körper  (der  dessen  „Objekt"  bildet)  gehörige  Bewußtsein  (im  weitesten  Sinne). 
Die  S.  ist  etwas  Zusammengesetztes  („ex  pluribus  ideis  composita").  Seele  und  Leib 
sind  ein  und  dasselbe  Wesen  nur  in  verschiedenen  Daseinsweisen  (s.  Identitätstheorie). 
Die  S.  handelt  nach  Gesetzen  und  ist  gleichsam  ein  „geistiger  Automat",  dem  das 
Geschehen  im  Leibe  parallel  geht  (s.  Parallelismus).  In  Gott  ist  eine  „Idee  des  Geistes" 
(„idea  mentis"),  die  vom  Geiste  untrennbar  ist  und  dessen  (zeitlose)  Unsterblichkeit 
Eisler,  Handwörterbuch.  37 


579 


(».  d.)  begründet  (Kth.  II.  prop.  XI  ff.).     In  »ndcrcr  Webe  vrrtr.tt  den  AktuaüUla- 
•undpunkt   Hm«.  nach  wekhem  die  8.  nur  ein  Bondel  beständig  rerinderikher 
Erb  Imker  („a  bandle  of  pereeptkme  In  a  perpetuej  fhtx  and  movement".  Tre*- 
•ct.  2.  6;  »gl.  Dialoge.  &  197  ff.)  h*.     Kjter  rndlich  «-igt  in  aeiner  Lehre  von  den 
..Parelogbmen"  (•.  d.b  daß  es  wohl  berechtigt  ist,  die  8,  ab  logbrh  r4t»h*ithVhro 
Subjekt  zu  denke«,  dnl  aber  db  Tkeorie  der  entfärb 
und  willkürlich  bt,  „weil  daa  Fhtbnki  In  gnnz  und  an 
kann"  ( Kriu  d.  rein.  Venu,  &  6881  Dm  „Ding  «n  sich' 
int  vielleicht  (dem  Weeen  nach)  gleicher  Art  mh  de«  Ding  an  eich  der  Korper.    Ob 
db  8.  ein  von  Leibe  trennbarer  Gebt  sei.  Ut  nicht  erkennbar  (vai.  Ich.  Wahrnehmung). 
Ah)  loeobll»»  Mm  kann  der  Seehmhegrdf  nur  dasn  dienen,  alle  peycbJechen  Beetint- 
mengen  ak  In  eine«  i  !■■!■■  Subjekte  in  betrachten  und  «eJb  . 
Räume  ob  von  den  Handlungen  den  Denkene  gaox  unteesehbdeo  vorsuetelkn' . 
Vgl  On.  Scwoot.  Empir.  Peeonol.  8.  153 ff.;   Knüo,  Handbuch  der  Philo».  1888. 
L  80811;   Pnina.  Anthropol..  |  S.  u.  a.  -  Akt  Ueom  der  Einheit  der  Bewufkeeine 
fonktfonen  baeti««en  später  die  Seele  Consn  (vgL  KonteBagtnnd.  der  Elhik*. 
8.  100  f.  u   Xarone.  Laneertn.  f.  J.  Hmnin  (..Gseets  der  Ik wuWtnainaJndividuali 
..funktiooak  SeebnewheH'*.  ..identbcher  loh-Zuetand",  Grdz.  d.  konetituu 
1801.  K.57.  1961 

MH  de«  Cbhirn  kbntifltbran  db  8eeb  Houn,  Touuio.  Pmsotlst.  HoLOacn 
(Syatbne  de  b  nature  I.  K.  7b  Untmii,  Canasta.  Boorsou»  n.  a.  (•.  unten; 
\Kl     MatortAlwmi»!. 

Im  10.  und  80.  Jahrhundert  bestehen  db  wethbikneün  Auffaeeungen  ihr 
Seele  nebeneinander,  wobei  aber  neben  der  n«nodotafbohen  hwondira  die  der 
IdentitlUtheorie  (a.  d.)  vorherrecht.  Luifn  tri«  zuerst  in  kbohotbuhet  Form 
auf.    8o  bei  Picsrr*,  der  in  daa  leb  (a.  d. )  ein  Sretem  von  ..Tatbandhmgen'  vorlegt, 

ahHalbare  Begriff"  dos  Leibes,  daa  ideelb  Oiginitlük  n  hlrtm«  bt  ( WW 

108 ff.  417«  ;  16,514b  Hnonu  Nach  H.  iat  db  8.  eine  dbbhtbehe  Entwicklung» 
form  der  ..Idee"  (..  dx  dea  ..Gebt«",  zunächst  dar  objektive  Gebt"  In  seinem 
..An  eich'*  ab  „Na  turpem",  db  ..allgemeine  Immateriaüut  der  Natur,  deren  ein 
faobee  ideelles  Leben".  Aber  nur  ob  Einreibet  hat  db  8.  Existenz.  8b  bt  dem 
Leibe  ..allgegenwärtige  Einheit".  ..Monade ■  db  „fem  Ute  ToteÜUt  Ihrer 
Well".  Seob  und  Leih  aind  „ein  und  dieselbe  TotaüUt 
(Phänomenologie;  Eotyklop.  1 887  ff.).  Ahnlbh  bhren  K.  RoosaEaun  (P»ychol.\ 
1863,  8.  44  ff.b  J  E.  EnnMAjr»,  8ouu.a  A.  Lwtnvox.  noch  welchem  db  8.  „ge- 
atohende  Form.  Einheit ...  Entelechie.  innerer  Zweck"  irt  (Der  Leib,  1808;  e.  Leib)  u  » 

—  Ab  lnneneein  eben  derselben  Einheit,  db  ob  Leib  tretheinl  bestimmen  db  Seob 
Soeoramuunn.  F.  A.  Lauge,  Fk»b  (Über  db  Seelenfrage.  &  210«.;  db  8. 

-  „den  ewhcJtaohc  Weeen,  dos  niemand  ob  aich  eelbet  erseht  int".  ..daa  verknüpfende 
Prinzip  dea  Lribes'b  Pacuws,  Adickos,  Kümo.  Lajmwtti  (Seelen  u.  Ziele.  1006, 
&  VL  EoBiJtonacs.  B.  Will»,  Lim  (Lettfaden  der  Psychol».  S.  7.  341  ff.). 
H.  Knut  (Daa  Wesen  dos  Seelen-  und  Qebteabbene«,  1007),  Smoso.  Fork,  Hörr- 
dito,  Jodl,  nach  welchem  db  8.  db  Geoomtheit  der  peychbehen  Funktionen  eines 
kbendigen  Organbmua  ist  (Lehrb.  d.  Psychol.  I*.  1000.  100)  u.  a.  So  auch  WtnrDT 
(a.  AktuaüUtstheorie).  Der  SuUtanxbegriff  (a.  d.)  hat  nur  auf  db  äußere  Erfahrung 
Anwendung;  im  Gebogen  bt  db  einheitlich  identische  Tätigkeit  des  Wollen»  und 
Denken»  selbst  der  „Trfger"  der  Einxekrkbnieae.  Die  Einheit  dee  BewuBteein» 
beruht  auf  dessen  stetigem  Zusammenhang,  nicht  auf  einem  einfachen  Seebnweoen. 


Seele.  579 

Das  Bewußtsein  ist  eine  ähnliche  Einheit  wie  der  leibliche  Organismus  und  wir  können 
annehmen,  daß  das,  ,,was  wir  Seele  nennen,  das  innere  Sein  der  nämlichen  Einheit 
ist,  die  wir  äußerlich  als  den  zu  ihr  gehörigen  Leib  anschauen".  Die  menschliche  S. 
ist  „nicht  als  einfaches  Sein,  sondern  als  das  entwickelte  Erzeugnis  zahlloser  Ele- 
mente" ein  Spiegel  der  Welt.  Die  S.  ist  zugleich  das  Lebensprinzip  (s.  Leben,  Ani- 
mismus),  die  „Entelechie"  des  Leibes,  der  „gesamte  Zweckzusammenhang  geistigen 
Werdens  und  Geschehens,  der  uns  in  der  äußeren  Beobachtung  als  das  objektiv  zweck- 
mäßige Ganze  eines  lebenden  Körpers  entgegentritt".  Metaphysisch  ist  die  S.  „reiner 
Wille",  der  empirisch  als  „vorstellender  Wille",  und  zwar  als  Glied  höherer  geistiger 
Einheiten  gegeben  ist  (Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  II4,  648;  I«,  1908,  10 f.;  II5,  756  ff.; 
Grundr.  d.  Psychol.*,  1902,  S.  386;  Logik  II 2,  245  ff. ;  3.  A.  1908;  System  d.  Philos.  II3, 
1907).  Als  „ideelles  System  individueller  Wollungen,  das  in  der  gesamten  Reihe 
wirklicher  Wollungen  sich  auslebt  und  doch  in  jedem  neuen  Akt  sich  mit  dem  gesamten 
System  identisch  setzt",  bestimmt  die  Seele  Münsterberg  (Grundz.  d.  Psychol.  I, 
1900,  395  ff.;  vgl.  Philos.  d.  Werte,  1908,  S.  114).  Vgl.  R.  Eisler,  Leib  u.  Seele,  1906; 
Das  Wirken  der  Seele,  1909;  Geist  u.  Körper,  1911. 

Als  eine  immaterielle  Substanz  oder  als  Monade  bestimmen  die  Seele  die 
neueren  Scholastiker  (s.  Scholastik,)  wie  Gutberlet  (Der  Kampf  um  die  Seele, 
S.  84 ff.;  2.  A.  1903),  Hagemann  (Psychologie8,  1911),  Geyser,  Pesch  (Se«le  und 
Leib,  1893),  Mercier  (Psychol.,  1906,  I,  3)  u.  a.  (s.  Psychologie).  Ferner  F.  Baader, 
Günther,  welcher  Seele  und  Geist  (s.  d.)  unterscheidet  (vgl.  Antisavarese,  1883), 
Heinroth  (Psychol.,  1827,  S.  151),  Chr.  Weiss  (Wesen  u.  Wirken  der  menschl. 
Seele,  1811,  S.  300),  Bolzano  (Athanasia2,-  S.  37  ff.),  Chr.  Krause,  W.Cousin. 
Gioberti,  Mamiani,  W.  Rosenkrantz,  C.  H.  Weisse,  Trendelenburg,  A.  L.  Kym 
(Über  die  menschl.  Seele,  1890,  S.  6  ff.)  u.  a.  —  Als  einfache,  unveränderliche  Substanz 
mit  „Selbsterhaltungen",  aber  ohne  „Vermögen"  und  ohne  alle  Teile  und  Vielheit 
bestimmt  die  Seele  Herbart.  Sie  hat  einen  Ort,  einen  mathematischen  Punkt  im  Gehirn 
und  steht  mit  dem  Leite  (bzw.  dessen  „Realen",  s.  d.)  in  Wechselwirkung  (Allgem. 
Metaphys.,  II,  1828/29,  §312;  Lehrbuch  zur  Psychol.8,  1887,  S.  108  ff.;  Psychol., 
1824/25  I,  §  31;  Enzyklop.2,  1841,  S.  227  ff.);  vgl."  Volkmann,  Lehrb.  d.  Psychol.  I«, 
1894/95,  58  ff.,  O.  Flügel,  Die  Seelenfrage2,  1890,  u.  a.  Ein  immaterielles  Wesen, 
das  aus  „Grundsystemen"  besteht  und  an  „Spuren"  immer  reicher  wird,  ist  die  S. 
nach  Beneke  (Lehrb.  d.  Psychol.,  §38  f.;  Metaphys.,  S.  414 ff.).  Als  Monade 
bestimmen  die  Seele  Sengler  (Erkenntnislehre,  1858),  I.  H.  Fichte  (Psychol.  I), 
nach  welchem  die  S.  ein  „Triebwesen"  ist,  das  im  Leibe  dynamisch  gegenwärtig 
ist  (Anthropol.,  S.  262  ff.),  Fortlage  (Psychol.,  §  13),  Ulrict,  nach  welchem  die 
S.  eine  „Einheit  von  Kräften"  und  ein  ätherisches  Fluidum  ist  (Leib  u.  Seele2,  1874, 
S.  131  f.,  323),  M.  Carriere  („Kraftzentrum",  „Triebwesen",  „Organisationskraft"), 
M.  Planck  (Seele  u.  Geist,  1871),  L.  Hellenbach  („Metaorganismus"),  du  Prel 
(Monist.  Seelenlehre,  1887,  S.  54:  „transzendentales,  individuelles  Subjekt"), 
M.  Perty,  Aksakow  u.  a.,  Harms,  Witte  (Das  Wesen  der  Seele,  1888),  Glooac, 
G.  Thiele,  Brentano,  Höfler,  Witasek  (Gr.  d.  Psychol.,  1908,  S.  47  ff.)  u.  a.  — 
Beeinflußt  sind  viele  Monadologen  von  Lotze,  der  wiederum  von  Leibniz,  aber  auch 
von  Spinoza  abhängig  ist.  Die  S.  ist  eine  immaterielle  Monade,  gefordert  durch  die 
Einheit  des  Bewußtseins,  aber  nicht  als  „hartes  und  unzersprengbares  Atom",  nicht 
unveränderlich,  sondern  nur  als  „relativ  feststehender  Mittelpunkt  ankommender 
und  ausgehender  Wirkungen".  Der  lebendige  Inhalt  des  Psychischen  selbst  gewinnt 
durch  die  Fähigkeit  des  Wirkens  und  Leidens  den  Charakter  der  Substantialität. 
Die  S.  ist  eine  Zentralmonade  und  steht  mit  den  Körpermonaden  in  Wechselwirkung 

37* 


B60  Sttl: 


(vgL  Seebneitx).  AD»  MfftMtn  «bar  eind  Mrlifftf  *iimtn  dar  »He« 
Gottheit  (Metepkra.«  a481;  lfikrokoem.  II«.  144(1.;  Kleine  Schriften,  1885/91. 
I  i.  13«.).  Ab  Utige.  bnerttck  veränderliche  Suhetaiu  and  Kraft  feeeen  die  8.  auf 
StawAMT  (Logik  II*.  1880/93.  107«.),  K**aädt.  L.  Bom  (Gebt  u.  Körper,  IMS. 
&  SM  ff.).  Wim»iu,  Wunoua.  L.  W.  St«**,  P.  Arm  (Db  Überwind,  dee 
Materialiemua,  1909).  H.  Sotwa««,  F.  Scäcltx«.  P.  SarwABTtsorrr  (Zrittehr.  f. 
Pkiloa.,  Bd.  134).  Wrmn  (Dm  Ding  an  «ich,  1901).  Kult«  (Einbit.  in  db 
Pkibe.«.  1907.  &  176fLk  E-  Brno,  Srtmrr,  PmomriM  (Prinzip,  d.  Ilttev 
phye.  I  2,  1912).  Ladd  (Ptuioaophy  of  Mind.  1995,  B  308  ff.).  J.  Wa*d.  J.  Rorc«. 
Paul  Javkt.  Jamm  a.  a. 

Nach  K.  v.  Haotmact  bt  db  S.  db  8b— m  der  «nf  etneo  Oigi  ilii  m  gerickttMa 
Tätigkeit  dee  „Unbev/ulW*  (e.  ±%  db  Einheit  der  unbewuSean  pevokboke«  Punk, 
lionen.  mm  denen  eock  dee  Ick  (e.  d.)  inMaeingt,  vmlnkea  na  DienflMiin  gekort, 
wikraod  db  Saab  aelbet  «nbev/noee  lenlreknonede  bt  (Pkiloa.  das  UnbewnSten  II  >*. 
60.  167;  Db  Moderne  PeyekoL.  1901.  8. 197  ft).  Äknttoh  A.  Duwt  (Daa  lob,  1997. 
8.  301);  rgL  DtlMCT,  Ordnmigahkrt,  191»;  Db  S.  aa»  elementarer  Xetorfaktor.  1903; 
B«adcst.  Appearanoe  «ad  ReeJttv.  &  199  ff. 

Ab  „reine  Daner"  («.  d.),  nba  „Gedieh  tob"  faBt  db  Saab  H.  Bamoeo«  aal. 
Db  Saab  bt  emtigdsamre.  uhBpMibuka  Entwicklung  (e.  dL).  TTbilanhhia  dar  Ver- 
gnngenheH  In  db  Gegenwart,  wftkrend  db  Materb  eine 
abrang,  VerAoBernokang,  7MMiea«ng  daa  vom  ..elan  vital' 
bt  (a.  Gebt,  Gedioktnb;  kUtiare  et  meaeoire«.  1910,  8.68.  146 ff.;  Ueroletioo 
creetrice»,  1910,  &  Sl  ft,  S79).  Aknliek  «ekrt  KL  Joiu  M Der  Gebt  db  reine  Verbäte, 
der  Korper  db  reine  Kotartaute".  rerdbktoM  Ponktion  (Dar  freb  WUb,  1908,  &  987. 
791).  „Db  Seeb  bt  reine  Ponktion,  db  durck  Wbderfcolung  Dbpoeitionen  eckafft. 
dbebkecklbaibkrakori»rtk*rnOrga*e^ 

Dar  Leib  (e.  d.)  bt  uneer  .^Mkengebliebenee  Laban**,  bt  „Fall-,  wahrend  db  Saab 
„8bg"bt.  Nach  SwnoLMi  (Untergang  d,  Abendbndea,  1917.  406  f.)  bt  eine 
eehait  ron  der  Saab  nnnaflgftch  Daa  Büd  der  Seeb  bt  in  jeder  Kultur 
dee  Weltbilde«.  Dom  „SeakMkflrpat"  dar  antiken  etekt  in  der  abentnind!»»«*  n  Pavako- 
loab  dar    Soabnmun''  «eewnnher 

Ab  „konkret»  BewuBterJn"  definiert  db  Saab  Rammt«.  Db  &  bt  kein  Ding, 
aondern  ..ein  Rewußtaein.  daa  mit  einem  Dinge  oder  Körper  in  HUiger  Wlitarawlnkett 
verknöpft  bt"  (Lekrb,  d.  allgemeinen  PeycboL».  1906,  8.  73 ff.;  Db  Seeb  daa 
Menechen».  1906;  Pkiloa.  ab  Cintndwbaenecbait,  1910).  Kack  SOBtrm  bt  db  8.  daa 
Subjekt,  sn  dem  ein  reurateitficher  Bewußteeinatohalt  (ab  „Leib")  ««kort  (Dar 
Zuaammenkang  ron  Leib  u.  Seeb,  1902).  VgL  Zxsan,  Db  iHgam  Detbkangeei 
twbchen  Gekirn  o.  Seebnbben*.  1911 

Auf  daa  Gehirn,  bcw.  auf  den  Zuaammenkang  ron  Gekimfunktiooen  f fikren  db 
8.  Eurfiek:  Mol«9CHott.  Voot.  L,  BOtaars«,  J.  C.  Fwchjm  u.  «.  (rgL  MateriaUamua, 
Payohbch).  VgL  Habckkl.  WeKr&taeL  &  128;  I*benev/under.  &  380,  Zelbeebn  u. 
SeebnseUen.  1909;  H.  Käokll,  Die  S.  im  Lichte  de«  Monbmov,  S.  SO;  U.  Kiamab, 
Db  Hypotkeae  der  Seeb,  1898  (&  ab  Teil  dee  Welttthere);  Mabschxe.  Gebt  u.  Saab» 
8.  7  ff.;  Flscmoo,  Gekirn  u.  Seeb«,  1896;  A.  Fo*»U  Gekirn  u.  Seeb»,  1910.  -  VgL 
F.  Vobxakdkk,  Grundlinien  einer  erganiachen  Wbeeneckaft  der  menechücken  Seeb, 
1841;  H.  SiBUTS,  Zur  Entstehung  der  S..  1961;  A.  Matkr,  Zur  Seebnfrage,  1966; 
J.  B.  Marx«,  Philo».  Zeitfragen,  1870;  Ha»w«j».  Grundzuge  der  Psychologie,  1874; 
J.  BntOMAKX.  Archiv  f.  «yatemau  Phüoe.  IV,  1898;  A.  VaitkIbcs,  1.  c.  1. 1S95  (8.  »eine 
aktuale,  dynambehe.  im  Bewußtaein  arlbat  aich  entfaltende  Einheit);  N.  vok  G«OT. 


Seelenblindheit  —  Seelensitz.  581 


1.  c.  IV;  James,  Principles  of  Psychology  I,  160  ff.,  Steicthal,  Einleit.  in  die  Psychol., 
1881;  Vaihixger,  Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911  (die  S.  als  System  organisch-ziel- 
strebiger Funktionen);  Kroell,  Der  Aufbau  der  menschlichen  S.,  1900;  G.  Stosch. 
Die  S.  und  ihre  Geschichte2,  1898;  E.  Ha^S-Fael,  Die  Seelentheorie  u.  die  Gesetze 
des  natürlichen  Esoismus  u.  der  Anpassung,  1899;  P.  Kro>~thal,  Über  den  Seelen- 
befrriff,  1905;  Nerven  u.  Seele,  1908;  W.  Schmidt,  Der  Kampf  um  die  S.,  1909; 
( i.  Büttner,  Das  Wesen  der  S.,  1910;  H.  Boruttac,  Leib  und  Seele,  1911 ;  E.  Becker, 
Gehirn  und  Seele,  1911;  Höfedlsg,  Der  menschliche  Gedanke,  1911;  J.  E.  Alaux. 
Theorie  de  l'a-me  humaine,'"lS96:  Spies,  L'äme  et  le  corps,  1906;  A.  Bi>"ET,  L'ame  et 
le  corps,  1905;  Syme,  The  Soul,  1903;  P.  Casus,  The  Soul  of  Man,  1891;  Philosophie, 
1911;  L.  Gilbert,  Neue  Energetik,  1911  (D.  S.  als  „Psychie",  d.  h.  als  Korrelat  zur 
Energie);  G.  3Iartius,  Leib  u.  Seele,  1910.  Nach  W.  Rathexau  (Zur  Mechanik  des 
s,  192010)  ist  die  „Seele"  kein  Mittel  im  Kampf  ums  Dasein.  „Sie  trägt  in  sich 
Streben  und  Erfüllung,  Dissonanz  und  Auflösung.  Ihr  Wesen  ist  zweckfrei,  ...  sie 
wird  zum  schlechthin  Absoluten".  Driesch,  Leib  und  Seele,  19202  (Meine  Seele  ist 
die  „stetige  Grundlage  meines  Selbst",  S.  97);  Müller-Freiexfels  (Philosophie  der 
Individualität,  1920)  sieht  in  der  Seele  die  fiktive  Vereinheitlichung  der  seelischen 
Funktionen;  Jrx.  Schultz,  Ein  Mißverständnis  des  parallelistischen  Theorems,  Ann.  d. 
Philos.  I,  1919;  Rettig,  Die  physikalische  Formel  der  Seele,  1921  (mechanistisch); 
Haas,  Die  psychische  Dingwelt,  1921  („Das  Psychische  ist  nicht  in  un3,  wir  sind  im 
Psychischen");  Revecz,  Geschichte  des  Seelenbegriffs,  1917.  —Vgl.  Geist,  Psychisch, 
Bewußtsein,  Weltseele,  Ich,  Subjekt,  Pflanzenseele,  Traduzianismus,  Kreatianismus, 
Psychoid,  Ätherleib,  Tierpsychologie,  Energie,  Parallelismus,  Wechselwirkung,  Leib, 
Unsterblichkeit,  Leben,  Diätetik. 

Seelenblindheit  (und  Seelentaubheit)  ist  die  pathologische  Unfähigkeit, 
einen  sinnlich  wahrgenommenen  (gesehenen  bzw.  gehörten)  Gegenstand  zu  erkennen 
und  zu  benennen,  mangels  Hemmungen  der  Reproduktionen,  der  Funktionen  des 
Wicdererkennens  (s.  d.).  Vgl.  Külpe,  Grundr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  180 f.;  Bebgsox, 
Matiere  et  mdmoire6,  1910. 

Seelenkrankheiten  s.  Psychosen.     Vgl.  Ziehen,  Psychiatrie*,  1911. 

Seelensitz  ist  jetzt  nicht  mehr  als  Ort  zu  denken,  an  dem  sich  die  Seele 
befindet  und  von  dem  aus  sie  auf  den  Leib  wirkt»  sondern  als  das  physiologische 
Korrelat  des  Psychischen,  gegeben  im  organischen  Leib  als  solchen,  zentralisiert 
bei  den  höheren  Tieren  in  einem  zur  Rezeption,  Fortleitung  und  Verarbeitung 
(Koordinierung)  von  Eindrücken  dienenden  Nervensystem,  insbesondere  in  einem 
Zentralnervensystem  und  zuhöchst  in  der  Rindensubstanz  des  Großhirns,  in  welchem 
das  zentrale  Seelenieben  sich  auch  in  seiner  äußeren  Erscheinungsform  zentralisiert, 
hat,  so  daß  es,  ohne  ein  „Produkt"  des  Gehirns  zu  sein,  empirisch  an  den  Bestand 
und  die  normale  Arbeit  eines  solchen  gebunden  erscheint  (vgl.  Psychisch,  Seele, 
Identitätstheorie,  Leib).  Die  Lokalisation  der  psychischen  Funktionen  besteht 
in  der  Bindimg  von  Zusammenhängen  solcher  an  bestimmte  Partien  des  Gehirns  und 
deren  Zusammenwirken,  deren  Funktionen  Ix^stimmten  peripherischen  Verrichtungen 
des  Körpers  zugeordnet  sind  (vgl.  Wcxdt,  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  I5,  1903,  341  ff.; 
Ebbixghaus,  Abriß  der  Psychol.2,  1909;  Flechsig,  Gehirn  und  Seele11,  1910;  Die 
Lokalisation  der  geistigen  Vorgänge,  1896;  Hitzig,  Altes  und  Neues  über  das  Gehirn, 
1903;  B.  Holländer,  Die  Lokalisation  der  psychischen  Tätigkeiten  im  Gehirn,  1909; 
J.  Soühy,  Lesfonctions  du  cerveau,  1890;  Bergson',  Matiere  et  memoire6,  1910).  E3 
gibt  Zentren  für  die  Sprache,  das  Sehen  (Vier-  und  SehhügeL  Okzipitalhiin),  Hören  u.  a. 


Im  Hot  vorlegten  dm  &  die  Hebräer.  Karrue  (Aristoteles,  De  anima 
im  Hers  die  Ägypter  (vielleicht  schon  im  Hirn).  AaisToraus  (De  partib.  mim 
10;  De  sena.  3).  die  Stoiker  (dm  frfot**,,  Diogea.  Leert.  VII,  159).  Epik i. 
(L  c  X,  66,  im  mar  die  Vemmfteeek).  In  dm  Kopf  verlegt  Platox  dm  dmkmdm 
Teil  der  8mm.  dm  „medgea"  (»»«*)  in  die  Brost,  dm  nigehniiiliin  in  dm  Unterleib 
(Tlneem  71 D,  77  B,  RepabL  436  B).    AI«  8.  belnehtee  dm  Gehirn  Alxmxio»  von 
Kroton  (Tbeoparmt,  De  mm.  35  f.  k  HmoDim,  Haormoi,  Galmmv*.     Daß 
die  &  im  gum  Leu»  ihren  Ste  hat.  lehrt  Puma  (Eoamd.  IV.  6.  6;  vgl.  IV.  3.  33: 
dm  Gehirn  nie  *iisgamm|iimkt  Ihrer  Tlngheil);  lhalim  Knmmnra,  Auiwmme  (De 

(Sum.  theoL  I.  76,  6k  —  Nmh  Dmcaarm  hei  die  a  ihren  Sit«  in  der  Zirbeldrüse 
(glem  pimeJie;  Passion,  anim.  I,  30ff.;  vgL  Sees»,  Ubemgeieterk  moh  Bonmr  im 
..Bslkrn".  nech  Hamm in  der  Varokbrttcke,  mch  Borna«  va im  isillismihiii  Merk. 
nech  PLATvm  in  dm  Verhageln,  moh  Mmmmw  in  der  fliihtinjlmaegiiill,  moh 
SwiDaeeuau  (1745)  in  der  RinrlsnmbsUai;  vgl  F.  J.  Oauu  Anetomm  ei  phvsiologis 
du  syetmao  nerveux.  1610  ff.  (e.  Phrenologie);  FLOCaaas.  Pejiehnlngie  oompeise,  1664, 


o.  e.  (gegen  dm  Lokametioa  der  peycamchen  Funkdoasa,  dm  Oeldrn  Im  i 
en  ihnen  beteiligt);  H.  Mtram.  Ober  die  Funktion  der  Orodmnrmde,  1 


Hör-,  Kprschsphare  usw.);  Goltz,  Pflöge«  Archiv  f.  PbysioL  XX,  XXVI,  > 

Noch  Lamra  tat  der  Ort  der  See*  cm  bieder  Punkt  (Opern  ed.  Erdmann,  374 a. 
457  e,  74«  e),  moh  Karr  (WW.  VII.  116.  12t),  Emmum  (Psycho!..  1617,  213) 
n.  a.  nur  ein  geoimUiouhii  Ort  dm  2emmvmm  der  GchirnÜtigkeitro,  m  de6 
dm  8.  hemm  Ott  hei.  DeJ  dm  &  dm  Leih  durchdringt,  lehrm  Dkmokbjt. 
Jos.  MOlub,  Caact,  Bcaaaca.  Hanau  L  H.  Ficvtb,  U&mat,  ßamonanuv**. 
Fnonarm  ( Bhmonte  dm  Psycnophy«,  H,  1660,  »46 II.  k  Foonxt»  a.  e.  Nach  Heosabt 
ist  der  Site  der  Seele  inienhtohhei  (Peychol.  1624/25.  II,  f  154k  Nmh  Lora  mtder 
floshinsili  (in  einem  homognocn  Parenchym)  aar  der  (bewegliche)  Ausgangs-  and 
Endpunkt  der  fteMiinliliiinyn  (Mftrohosm  I",  365;  Grdr.  d.  Psycho* .  8.  65 V 
Vgl  Spreche.  Apperzeption  (Wtnrork  Assrwlstinmesntrrn  (FLaammk  Owkhtminn. 
Nuflibisten. 

wurde,  selbständige  Kräfte  der  Seele  em  verborgene  Ortode  je  einer  Khane  peyclueeher 
Funktionen.  In  dkaem  Sfane  gibt  es  keine  S.  Iraajppn  hm  dm  Seele  (dm  BowoSteein) 
die  Möglichkeit  tu  iwerjhfc denen  Botengangs-  and  Imtendsailcn  in  eich,  die  eieh 
nie  Elemente  (e.  d-k  Monrnnte,  Sehen,  miihwiimnii  der  m  eieh  einheitlichen  Bewu&t- 
seinsutigkeit  onmreoheiden  hmmn.  Am  dem  (prunlren)  „Trieb"  (s.  d.)  entwickelt 
eieh  dm  gcgBedeite  BewuOmtln.  dm  em  Ganzes,  WnheJthnhen  ein  (febeodigee  oder 
gebräuntes)  „Streben"  ist,  welche«  em  Momente  Empfindung  (oder  Vorstellung)  und 
(Wühl  einschließt  und  not  höherer  State  mm  Willen  (s.  d.)  Im  engeren  8tnne  wird, 
demen  Betätigung  im  Denken,  in  der  aktiven  Phantasie,  im  praktischen  Handeln 
verschiedene  Richtungen  nimmt  (s.  Voluntarismus).  Orundf&higkeiten  der  Seele 
sind  die  ReseptivitAt  gegenüber  Reisen,  die  Fähigkeit  dm  ..Bewahren«"  und  Reprodu- 
tferens  von  Eindrucken  und  der  Verarbeitung  (Verknüpfung)  derselben.  Die  Seele 
em  Einheit  verhalt  eich  teils  reaktiv  (..passiv"),  teils  aktiv  (schöpferisch).  Dasselbe 
Ich,  Subjekt,  das  empfindet,  fühlt  auch,  strebt,  will,  denkt  —  in  verschiedener  Weiss 
reagierend  und  agierend. 

Nmh  den  Pythsgoreera  gibt  es  vier  Seelenvermögen  («oee,  fertenfpr,  *•?«» 
<iJV£r<rie).  nach  Plato»  drei  Seelenteile  (/uff*/,  **l)'  die  Vernunftercle  (ior«<m««V. 
rorr.xor).  dm  „Mutartige"  (***»«*«**,  *»^i«eV,  der  Affekte  beherrschende  Wille), 


Seelenvermögen.  583 


das  Begehrliche  (im&vurizixov;  Republ.  IV,  439  Bf.);  nach  Aristoteles  vegetatives 
(d,Qe:izty.6v),  begehrendes  (ögextixdv)  und  empfindendes  (aladr^ixöv),  bewegendes 
(xtvrjvixdv)  und  (beim  Menschen)  denkendes  Vermögen  (vorjixöv:  De  anima  II  2, 
413  a  30 ff.).  Die  Stoiker  unterscheiden  gewöhnlich  acht  Seelenteile:  die  fünf  Sinne, 
die  Sprachfähigkeit,  das  Zeugungsvermögen,  die  leitende  Denkkraft  (fjyepovixdv. 
Aoyianxöv;  Diogen.  Laert.  VII,  157  ff.).  Die  Einheit  der  Seele  in  der  Vielheit  ihrer 
Kräfte  (Svvdueis)  betont  Plotin  (Ennead.  II,  9,  2;  IV,  9,  3).  Ebenso  Augustinus, 
nach  welchem  Gedächtnis  (memoria).  Verstand  (intelligentia),  Wille  (voluntas)  dem 
Wesen  nach  (essentialiter)  eines  sind  (De  trinitate  XI,  1 1 ;  De  spirit.  et  anima,  13). 
In  allem  ist  Wille  (De  civit.  Dei  XIV,  6;  vgl.  Voluntarismus).  Daß  die  eine  Seele  ver- 
schiedene „operationes'"  ausübt,  betont  besonders  Thomas  von"  Aquino.  nach  welchem 
es  fünf  „potentiae"  der  Seele  gibt:  „Vegetativum",  „sensitivum",  „appetitivum':, 
„motivum",  „intellectivum"  (Sum.  theol.  I,  77;  vgl.  De  anima  12).  Daß  die  Seelen- 
vermögen nicht  bloß  voneinander,  sondern  auch  von  der  Seele  real  verschieden  sind, 
lehrt  Aegidiüs  von  Rom  (Quodlib.  III,  11).  Xach  Duns  Scotus  sind  sie  voneinander 
bloß  „formal"  unterschieden,  nicht  „real",  das  reale  Wesen  der  Seele  selbst  ist  das 
Prinzip  ihrer  Tätigkeiten  (Rer.  princ.  11,  3,  13  ff. ;  In  II  lib.  sent.,  d.  16,  1);  vgl.  W.  von 
Occam,  In  I  lib.  sent.  1,  1,  p.  2;  ferner:  Suakez,  De  anima  II,  1  ff. 

Xach  Descaetes  ist  es  die  einheitliche  Seele,  welche  vorstellt,  fühlt  und  will, 
denkt  (Meditat.  III,  VI;  Princip.  philos.  I,  32).  Ähnlich  Locke  (Essay  concern.  hum. 
understand.  II,  K.  21,  §  17  ff.).  Spinoza  bezeichnet  die  S.  als  Fiktionen  oder  Abstrak- 
tionen (Eth.  JI,  prop.  XL VIII,  schol.)  und  lehrt,  daß  Wille  und  Intellekt  eines  seien 
(„voluntas  et  intellectus  unum  et  idem  sunt":  s.  Intellektualismus).  Xach  Leibniz 
sind  die  S.  nicht  bloße  Möglichkeiten,  sondern  funktionelle  Dispositionen  (s.  d.)-  Das 
Streben,  von  einer  Vorstellung  zur  anderen  überzugehen,  ist  die  Grund  tätigkeit  der  Seele. 

Die  neuere  Vermögenspsychologie  begründet  Che.  Wolff,  der  aber  die  Einheit 
der  „vis  animae"  betont  (Psychol.  rational.  §  57).  Die  Seele  hat  zwei  Vermögen: 
Erkenntnis-  und  Begehrungsvermögen  (cognoscitiva,  appetitiva),  welches  letztere 
nebst  ersterem  aus  der  Vorstellungskraft  („vis  repraesentativa")  hervorgeht  (1.  c.  §  66, 
529).  Von  Wolff  beeinflußt  ist  Kant,  der  aber  (mit  anderen)  das  Gefühl  (s.  d.)  als 
drittes  Vermögen  einschiebt  (Krit.  d.  Urteilskraft,  Einl.;  WW.  VT,  402  ff.).  Eine 
Reihe  von  Seelenvcrmögen  unterscheiden  Reid  („powers  of  mind"',  Essay  on  the 
}»r>wer  I,  7),  Th.  Brown  (Leotures  on  the  philos.  of  human  mind,  16.  A.  1846), 
Jouffroy,  (iALLUPPi,  A.  Garnier  (Traite  des  facultes  de  Tarne2,  1865)  u.  a. 

Hegel  erblickt  in  den  S.  nur  Stufen  der  Befreiung  des  Geistes  in  seinem  zu  sich 
selbst  Kommen,  „Tätigkeitsweisen'*,  die  nicht  isoliert  werden  dürfen  (Enzyklop.  §  379, 
440  ff. ;  vgl.  Dialektik).  Als  bloße  abstrakte  ..Klassenbegriffe"  bezeichnet  die  S. 
Herbart.  Gefühle  und  Begierden  sind  nur  Zustände  der  Vorstellungen  (Intellek- 
tualismus; vgl.  Psychol.  II,  §  152;  Lehrb.  zur  Einleit.5,  §  159).  Xach  Beneke  gibt 
M  nur  einfache  „Urvermögen"  als  psychische  Kräfte,  die  schon  vor  allen  Eindrücken 
bestehen,  behaftet  mit  einem  „Aufstreben",  einer  „Spannung",  welche  durch  die 
Befriedigung  aufgehoben  wird,  die  die  „Ausfüllungen  durch  die  von  außen  kommenden 
Reize"  gewähren.  Die  S.  „wachsen"  in  dem  Maße  der  Ausbildung  von  „Angelegt- 
heiten" (Lehrb.  d.  Psychol.,  §  23,  167,  298).  Xach  Lotze  sind  die  S.  bloße  Möglich- 
keiten der  Reaktion,  Äußerungsweisen  der  Seele  (Medizin.  Psychol.,  1852,  S.  150  f.  ; 
Mikrokosm.  I,  1869,  S.  188  f.).  Entschieden  gegen  die  S.  ist  die  Assoziations- 
psychologie (s.  d.). 

Gegenwärtig  spricht  man  meistens  von  verschiedenen  Richtungen  des  Seelen- 
lebens, wobei  meist  intellektuelles  (Empfindung,  Vorstellung),  emotionales  (Gefühl 


.'■»  1  Seelenwanderung  —  Sein. 


der  Last  and  Unlust).  volteonebs  BswuOfuin  (Streben.  WUb)  unleisuhbtbri  wird 
(Lot»,  Horrmvo.  Kult*,  KwrimHPl,  Ordx.  d.  Psyehol.  1. 187  f.,  Jodu  Jaciun, 
Käqhio,  Bai«.  Baldt/ts,  Sclly  u.  a.).  —  Dm  Gefühl  (•.  d.)  betrachten  ab  um 
Primire  Hobwicz,  Ziboub  u.a,  des  Witten  die  Voluatsristen  (s.d.).  —  F.  Buvtabo 
unterscheidet:  Vorstellung.  Urteil  Phsnomeac  der  Liebe  und  de*  Ifj—is;  VjaOM: 
Vorstellen,  Urteilen,  Fahlen,  Btfunisn  (Werttheorie,  8.  90;  eo  such  Hörum  u,  a.L  — 
VgL  Wtrvor.  Ordz.  d.  pars.  PsTeboL  I«.  1908.  B  II  ff.  (vgl.  Trieb);  Hörram. 
Psyehol.».  I.  1809,  167  f.;  Lirre,  Leitfaden  der  Psyehol».  1000;  Drmorr.  Einfuhr, 
in  «He  PlrreboL.  1008;  JmnuiM,  Lebrb.  <L  PsroboL«.  1007;  WtTAASK.  Orundr. 
der  Psyehol.  1008;  Jon,  Lebrb.  d.  PsychoL  I».  1000,  171  ft,  Srasonm,  PsychoL  L 
1809  «f..  f  404;  Bau**».  Hsndbook of  Piryehology  P.  1800.  8.  96ff.;  Stoot.  Annlytb 
Psyehology  I.  1808.  115  ff.;  F.  Bbsvtabo,  Von  der  sOsssifikstton  der  psychischen 
10)1.    Vgl  Apperzeption.  Akt,  Element. 

[Metempsyehose.     Meteneometoee)    MK    die    von 

nach  den  Tode  wandert  die  Seele  der  Reibe  nach  durch  Andere  nwns>  hlkhn  oder  dureb 
tWrbcbe  u.  e.  Formen  oder  sb  tobweif t  too  Oeetbn  zu  Oestfam  u.  dgL  Ab  eine  8. 
gUoben  eeboo  verschiedene  Netm  »Otter.  Die  Lehre  tob  der  8.  findet  sich  bei  den 
Ägyptern,  in  den  tndbohen  Upsnishsds  (BrehmsJemus).  tan  Buddbiemne.  necb 
welebem  ee  ober  eine  Erlösung  tob  der  Wiedergeburt  gibt  (s.  Xfarvsaa).  bei  den 
Orpbikcrn.  bei  PnanroB* (Cfcero,  Disput.  TueeuL  L  18),  beiden  Pytbsgc: 
(Otogen.  Leert.  VTTT,  91),  Enrzoozxas  (L  e.  VIII.  77).  Platox  fTimeeus  40 Bf.. 
09  B),  Plottw.  PBOBXVt,  Vornanm,  den  Manirhacern.  in  der  Ksbbsls.  bri 
Ltanrso,  Bojrjrtr  (e,  Pshngenesie).  J.  B.  Matbb  (Db  Idee  der  8..  1861).  J.  Baoujtk 
(Unstrrbliebkrit  und  8.,  1000),  bei  modernen  Theotopben  u.  a.  VgL  Abistotblks, 
De  anims  II,  9  (gegen  die  &);  0.  Ianovrcs,  De  |iiünfin— 1 
1799;  80BXOOMB,  Über  die  8.,  1781 ;  Co«,  Scbiokssk  der  I 
1701 ;  WrxDiscB,  Bttddbae  Geburt  und  die  Lehre  tob  der  Seelenwanderung.  Abb.  der 
Siebs.  Ges.  d.  Wbsensch-,  1006;  Wcxor,  Volkerperebologie  VL  1016*.  906  ff.  -  VgL 
nater  Bttonem  t  roa,  liaezjstenz,  i  iMosopn**, 
Sehen  s.  Gcnchtssinn,  Raum,  Tiefe. 

Soisl  (afau,  bxdfjMm,  efeik,  esse,  eeewntb,  exbtentia) 
Sinne  das  S.  sie  Kopula  (s.  <LL  logieebe  fc^«— | 
als  Realität  ab  Dauer,  oft  auch  das  Betend«  selbst.  Im  logischen  8mne  ist  Sem  ein 
oberster,  elbjenwineiiii  Begriff,  der  siebt  etws  aas  dem  Inbegriff  der  Erfahrung*. 
inhalte  abstrahiert  ist,  sondern  die  rteahmlMgs  Setzung  (Position).  Gesetztheit 
beliebiger  Inhalte  oder  bgeudeinai  BwiimmlhfU  (..Sosein")  bedeutet,  mag  dieser 
Inhalt  objektive  Reahtit  (*.  d.)  haben  oder  nicht  ..S  ist  P"  heißt  allgemein:  ein  8 
wird  ab  P  gesetzt  beide  werdest  ineinander  in  Beziehung  geeetst:  mag  nun  A  real 
existieren  oder  nicht  es  gilt  für  das  Denken  ab)  eis  tob  ihm  als  P  Gesetztes,  das  Aner- 
kennung  ab)  seiend  fordert  und  tob  dem  in  der  Regel  erwartet  und  gefordert  wird, 
dafi  es  in  allem  Denken  so  gesetzt  wird,  wofern  dies  die  Gesetzlichkeit  des  I<ogbnhnn 
und  der  Sachgehalt  der  Erfahrung  bedingen.  Die  InherishungaHinnc  tob  S  und  P 
eigibt  das  Urteil  (s.  d.),  die  Setzung  von  8  und  P  Oberhaupt  ergiot  den  Begriff  (s.  <L), 
der  stets  in  UrteUen  gesetzt  und  in  solchen  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten 
bestimmt  (und  weiterbestimmt)  wird.  ,.A  ist"  (wahrhaft)  bedeutet:  A  gilt.  A  ist 
eine  gältige  Bestimmtheit  iet  ein  ab  gültig  gesetzter  Inhalt  der  sb  solcher  uBabhlnghj 
bt  vom  subjektiven  Erbben.  Meinen,  Wollen,  der  also  albm  bloß  Finge hibbtwn, 


Sein.  585 

Vermeintlichen  entgegengesetzt  wird.  Dieses  logisch-objektive  „Sein"  eines  Etwas 
bedeutet  eine  theoretische  Wertung  desselben,  es  hat  eben  im  Unterschied  vom  nicht 
Seienden  eine  besondere  „Dignität"  (Seinsweit).  Das  empirisch-objektive  Sein 
bedeutet  die  „Existenz"  im  engeren  Sinne,  d.  h.  die  Zugehörigkeit  eines  Etwas  zum 
System  möglicher  Erfahrungen,  das  feste  Eingeordnetsein  in  ein  solches,  die  gesetzliche 
Möglichkeit,  im  Fortgange  der  Erfahrung  unabhängig  von  aller  subjektiven  Willkür 
und  Besonderheit  „vorgefunden"  oder  besser  denkend  an  und  in  der  Erfahrung 
gesetzt  zu  werden  (s.  Realität).  Von  diesem  empirisch-objektiven  S.  wäre  noch  das 
transzendente  oder  metaphysische  S.  zu  unterscheiden;  es  wäre  das  als  Bedingung 
der  Begreiflichkeit  objektiver  Erfahrung  und  des  Sinnes  des  Geschehens  denkend 
gesetzte,  geforderte  „Selbstsein",  „Fürsichsein"  oder  „Innensein"  des  Wirklichen, 
des  (mindest  relativen)  „An  sich"  der  Dinge  (vgl.  Transzendent);  das  Muster  eines 
solchen  „Selbstseins"  gibt  die  Existenzweise  des  Ich  (s.d.),  de3  Subjekts,  das  sich 
unmittelbar  in  seinen  Erlebnissen  als  ein  Ich  setzt  (s.  Cogito).  Endlich  wird  das  Sein 
dem  Werden  (3.  d.)  gegenübergestellt  und  bedeutet  dann  das  dauernde  Sein,  das 
Permanieren  eines  Etwas  durch  alle  Zeit  hindurch  oder  in  überzeitlicher  Weise,  zugleich 
oft  auch  das  mit  sich  identisch-Bleiben,  das  Beharren,  die  Unveränderlichkeit. 
Doch  läßt  sich  das  Sein  auch  als  Dauer  im  Wechsel,  als  Beharren  (Konstanz)  von 
Gesetzen  oder  Relationen,  oder  als  ein  Dauerndes,  das  sich  qualitativ  verändert, 
auffassen:  Das  Werdende  ist  und  das  Seiende  wird.  Im  Absoluten  (s.  d.)  ist  vielleicht 
alles  Werden  der  Welt  ein  überzeitliches  „Sein".  —  Bei  aller  Verschiedenheit  dessen, 
was  ist,  was  als  seiend  gesetzt  wird  (des  „Seienden")  und  der  Art  des  Seins  (Sein  im 
allgemeinen,  ideelles,  immanentes,  logisches,  mathematisches,  ideales  Sein,  Wesen, 
psychisches  oder  physisches  Dasein  oder  Existenz,  reales  Sein  usw.)  bleibt  der  Begriff 
des  Seins  selbst  identisch  (vgl.  Relation,  Mathematik,  Gegenstandstheorie,  Objektiv, 
Geltung,  Wahrheit,  Bewußtsein,  Erscheinung). 

Daß  das  Sein  und  das  wahrhaft  Seiende  Gegenstand  des  Denkens,  nicht  der 
sinnlichen  Wahrnehmung  ist,  lehren  zuerst  die  Eleaten.  So  gibt  es  nach  Parmentdes 
kein  Werden,  kein  Nichtseiendes,  denn  ein  solches  ist  undenkbar.  Denken  (Gedachtes) 
und  Sein  sind  identisch  (tö  yctQ  aizb  voelv  iazCv  ze  xal  elvai  —  zaizbv  6'  l<rtl  voelv 
zs  xal  oüvexev  itrti  vörjpa.  Das  Seiende  ist  unentstanden,  ewig,  unvergänglich,  unver- 
änderlich, einheitlich,  stetig,  unteilbar,  homogen,  unbewegt,  es  gleicht  einer  wohl- 
gerundeten Kugel.  Das  Seiende  ist  das  stets  mit  sich  identische  All -Sein,  es  ist 
denkend,  Vernunft,  die  Gottheit  (thqI  cpvaecoe,  ed.  Diels,  1897).  Ahnlich  lehrt 
Met.issoS;  das  Seiende  ist  unbegrenzt,  eins,  da  es  nichts  außer  sich  hat,  unkörperlich 
(vgl.  A.  Papst,  De  Melissi  Samii  fragmentis,  1889).  Einheitlich  ist  das  unveränderlich 
Seiende  auch  nach  den  Megarikern  (vgl.  Plato,  Sophist.  246  B  ff.).  Dem  allen 
gegenüber  lehrt  Heraklit,  alles  Sein  sei  ein  Werden  (s.  d.);  vgl.  Pbotagoras  (Plato, 
Theaet.  152  D).  —  Als  Mittel,  zum  Seienden  zu  gelangen,  bestimmt  Sokeates  den 
Begriff  (s.  d.).  Ihm  folgt  Platon,  der  das  Seiende,  die  „Idee"  (s.  d.)  als  Gegenstand 
des  reinen  Begriffs  von  den  stets  veränderlichen  sinnlichen  Erscheinungen  unter- 
scheidet. Das  Sein  der  Idee  ist  zunächst  ihr  zeitloses  Gelten,  an  dem  die  Erfahrungs- 
objekte nur  „Anteil"  haben  (Methexis).  Metaphysisch  wird  dieses  Sein  dann  zu  einem 
Enthaltensein  der  Ideen  in  einem  „überhimnüischen"  Orte  (vgl.  Natoei",  Piatos 
Ideenlehre,  S.  465  f.).  Auch  nach  Aristoteles  wird  das  Seiende  im  Begriffe  (s.  d.) 
erfaßt.  Das  Seiende  hat  an  allen  Kategorien  (s.  d.)  Anteil,  ist  aber  kein  Gattungs- 
begriff, denn  es  hat  keine  Arten  (Metaphys.  III  3,  998  b  22;  VII  1,  102S  a  10  ff.; 
vgl.  V,  7;  VI,  4;  XII,  8;  vgl.  Form,  Substanz,  Wesen).  —  Nach  Ploti>'  emaniert  das 
Seiende  aus  dem  „Einen"  (s.  d.)  und  ist  Produkt  des  Geistes  (vovs).    Indem  das  Eine 


566 


■loh  anschaut,  wird  et  Denken  und  Sein  ia  Einem,  so  (hfldir  Geist  alba  bt*  de»! 
(ab  die  „ateihgibb  Welt")  in  rieh  befefk,  ab  ein  ewige*  Schaffen,  sich 
de«  Einen  (Ennead.  III.  8.  10;  V.  S.  I;  V.  4.  J;  VI.  I.  I;  VI,  S.  1« 0.|l 

Ab  daa  absolut,  wahrhaft,  laiininlm  Bebati  gut  oft  Oott  («.  d.).  Sonach 
n>y  Nthu,  Awwhwi  (Cbnfanasa.  VII,  11);  egl  Job.  Scotts  Earron**,  De 
dreisten,  natar.  I.  3 ff.  Die  Sehola»tikrr  nntmi  hiiasii  i«  göttlichen  &  (wiw 
per  eaeentiam").  durch  daa  bloße  Weaen  aeboo  Ezistiercn.  daa  ptrihsfffa,  endliche  8. 
(„etat  partteipetum"),  ferner  Bebt  Wesenheit  (roniilb)  «od  Daarin  (exbtcntte;  ao 
schon  AncmmtA;  „eetentia  qnod  eat".  ond  „eeee.  ovo  eat**:  Taosus  a.  a, ).  Daß  daa 
H«mM  kein  Gattungsbegriff  ist,  betont  Taotue  von  Aotrao  (8mm.  theoL  I.  S.  5c; 
Contr.  genttl  I.  tt);  ea  iei  der  Begriff,  in  welchna  der  Intellekt  „aus  Befrifie  auflöst 
(„oaaca  conncptionea  itaolett**).  Wirkliche  Existenz  tat  daa  reale  8eh»  (weetc  itialn**). 
von  den  das  btoO  gedachte  Sein  tv  nnteraeheiden  iat  (vgL  Objektiv.  Inexistent, 
TlltMilsmsl)  Die  „Unieoketion"  (Gleichartigkeit)  des  allgemeinen  fbimbegriffee 
betont  Dtrwt  Srxrrct  («gL  Mraoat,  Pate*.  Jahrb..  1S07).  —  Daa  ihtorats,  eneer- 
&  achreibt  Snaoa*  dar  einen,  gouBekoa  „fabttaiu"  («.  d.)  zu.  tu  deren 
Existent  aotwsadig  gehört  („ad  aalaaa  tahttantiar  iri  tint t  exietere  — 
tpsius  easeatie  iavotvit  aeceatario  exiateatiaai  ,  Eth.  I,  prop.  VII;  prop.  XX).  Daa 
Extertal  m  bt  eine  Vollkommenheit  (prop.  XI;  vgl.  Ontofagiteh).  —  N'ecbdem 
Dase-aarn  daa  Vorbild  alba  Seine  Ia  denkenden  Subjekt  gefanden  („cogito  ergo 
tum"),  «riet  LstMQS daraaf  hin.  dag  wtr  dea  Begriff  det  fjelut  (Waaeaa)  aas  ant  selbst 
haben  („Je  Tmritrt.il  biea  savotr,  coauaeat  aoas  poaiTions  avoir  I'idee  de  1'otre.  ai 
noat  n'ettene  det  otrea  nnia  mtnaia  et  na  trouvtona  sinsi  l'etre  ea  no»- 
Esaais  I.  K.  2.  §  S3;  vgl.  Traoor.  Encyclopedfe,  Art.  ..Existente").  Caa.  Wourv 
definiert  Existent  alt  Aktualität  oder  ab  Erfüllung  dar  MflgBuhhil  C.[~m|)*'ii"al«n 
pcaeibiliutb".  Philo*,  rational.,  |  174).  Wirklieh  iat  daa  vollständig  hisnnmti  Ding. 
Ein  Bebadet  (eat)  ia  Allgemeinen  ist  „aUee,  waa  seia  kann,  ea  aag  wirklich  eeia  oder 

fegt.  Ficaxn,  Ober  Chr.  Wjt  Ontotogie,  1910).  Ab  daa  Seat  an  einen 
und  in  einer  Zeit  heatiaat  die  EihHeai  Carstca  rWmunftwahrheitea.  f  40).  Hrax 
betont,  der  Begriff  der  Exbteai  sei  acht  von  dea  eines  Gegenstände*  versehirden; 
waa  wir  vorstellen,  steUen  wir  eo  ipso  ab  existierend  vor  („whattver  wo  eoneeree, 
we  conceive  to  he  existent").  Die  Idee  dar  ffibUni  tagt  der  Varatelhag  einea  Gegen- 
Standes  nichts  hinzu  (..makea  ao  additioa  to  it";  vgl  Treatise  II,  ect.  0;  III.  ■ 

Leutere*  lehrt  aueh  Kasr,  nach  welchem  Existent  keine  Eigenschaft  aater 
anderen  Eigeaschsftfn  eines  Dinget  ist.  Sein  bt  «•hakt  realea  Prädikat,  d.  i.  eia  Begriff 
von  irgend  etwas,  waa  xa  dea  Begriffe  einea  Diagee  hiaaakoaaen  könne.  Et  ist  bloß 
die  Position  einea  Plaget  oder  eawbaw  Batlamungea  aa  efahscH»t. "  Im  logischen 
Gebrauch  ist  e«  die  Kopula  einea  Urteils,  das,  „was  daa  Prädikat  beziehungsweise 
aufs  Subjekt  srUt".  Durch  dea  bloßen  Begriff  wird  ein  Gegenstand  nur  „mit  den 
allgemeinen  Bedingungen  einer  abglichen  empirischen  Erkenntnis  überhaupt  ab 
einstimmig",  durch  die  Exbtmt  aber  ab  „in  dem  Kontext  der  gesamten  Erfahrung 
enthalten"  gedacht.  „Unter  Begriff  von  einea  Gegenstände  aag  also  enthalten, 
waa  and  wieviel  er  wolle,  so  müssen  wir  doch  aus  ihm  herausgehen,  um  diesem  die 
Existenz  tu  erteilen.  Bei  Gegenstanden  der  Rinne  geschieht  dieees  durch  den  Zusammen- 
hang mit  irgendeiner  meiner  Wahrnehmungen  nach  empirischen  Gesetzen;  aber  für 
Objekte  dea  reinen  Denkens  bt  ganz  und  gar  kein  Mittel  ihr  Dasein  zu  erkennen" 
(Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  472 ff.;  vgl.  Ontologbch).  —  Ab  Settang  bestimmt  das  Saht 
auch  Fichto,  aber  streng  idealistisch :  daa  Sein  bt  nur  ab  ein  vom  „Ich"  (s.d.)  Gesetzte* 
und  nichts  außer  dem  Ich,  weichet  alba  daa  atzt  und  sich  entgegensetzt,  was  zu 


Sein.  587 

Selbstsetzung  mitgehört.  „Alles,  was  ist,  ist  nur  insofern,  als  es  im  Ich  gesetzt  ist" 
(Grundl.  der  gesamt.  Wissenschaftslehre,  S.  12).  „Es  gibt  kein  Sein  außer  vermittels 
des  Bewußtseins"  (System  der  Sittenlehre,  1798,  S.  VII;  WW.  III,  2).  Später  faßt 
Fichte  das  Sein  als  „Leben"  (s.  d.)  auf  (WW.  VI,  631),  dann  auch  als  das  „fixierte 
und  gefesselte  Bilden"  (Nachgelass.  WW.  II,  30,  78,  326  ff.).  Nach  Schet.ltxg  ist 
S.  das  „reine  absolute  Gesetztsein'',  Dasein  das  bedingte  eingeschränkte  Gesetztsein 
(Vom  Ich,  S.  123  ff.).  S.  ist  ein  „Begrenztsein  der  anschauenden  oder  produzierenden 
Tätigkeit"  des  Geistes  (S.  114).  Im  Ich  sind  Wissen  und  Sein  identisch.  Später  lehrt 
er:  es  gibt  nur  ein  Sein,  die  „Identität"  (s.  d.)  oder  das  Absolute  (s.  d.),  Gott  (s.  d.) 
als  Identität  von  Idealem  und  Realem  (vgl.  WW.  I  6,  157;  II  1,  288  ff. ;  II  3,  204  ff.). 
In  anderer  Weise  lehrt  die  Identität  von  Denken  und  Sein  Hegel.  Sein  überhaupt 
ist  „Identität  mit  sich  selbst",  der  „Begriff  nur  an  sich'1.  Das  „reine  Sein"  macht 
den  Anfang  der  Dialektik  (s.  d.),  „weil  es  sowohl  reiner  Gedanke,  als  das  unbestimmte 
einfache  Unmittelbare  ist".  Es  ist  „die  reine  Abstraktion,  damit  das  Absolut- 
Negative,  welches,  gleichfalls  unmittelbar  genommen,  das  Nichts  ist"  (Enzyklop., 
§  84 ff.).  Das  wahre  Sein  kommt  nur  dem  „Begriff",  der  „Idee"  (s.  d.)  zu.  Das  „Dasein" 
ist  die  Einheit  von  Sein  und  Werden  (1.  c.  §  89  ff.;  vgl.  Logik  II,  118;  vgl.  K.  Rosen- 
kranz, System  d.  Wissensch.,  1850,  §  10  ff.). 

Wieder  als  Setzung,  aber  in  realistischer  Weise,  bestimmt  das  Sein  Herbart.  S.  ist 
„absolute  Position",  Anerkennung  des  gedanklich  nicht  Aufhebbaren  und  bedeutet,  es 
solle  beim  einfachen  Setzen  des  Etwas  sein  Bewenden  haben.  In  der  Empfindung  ist 
die  absolute  Position  enthalten,  ohne  daß  man  es  merkt,  im  Denken  muß  sie  erst  aus  der 
Aufhebung  ihres  Gegenteils  erzeugt  werden  (Allgem.  Metaphys.,  1828/29,  II,  §  201  ff.). 

Als  Gegenstandsbestimmtheit  fassen  das  S.  auf  Lasswitz  (Seelen  u.  Ziele,  1908, 
S.  272),  Lipps  (Leitfaden  der  PsychoL,  S.  156 ff.;  3.  A.  1909;  Inhalt  und  Gegenstand, 
1905),  O.  Selz  (Münchener  phiios.  Abhandl.,  Th.  Lipps  gewidmet,  1911)  u.  a.  S.  im 
allgemeinen  ist  Setzungsbestimmtheit  nach  Deiesch  (Ordnungs lehre,  1912,  S.  38  ff.). 
„Indem  das  Ich  sich  seine  Erlebtheit  überhaupt  gegenübersetzt,  setzt  es  das  Sein; 
auch  es  selbst,  indem  es  als  setzendes  gesetzt  erfaßt  wird,  ist  so  für  sich  Sein,  ,ist'  für 
sich."  Sein,  d.  h.  „das,  was  ich  überhaupt  setze",  ist  das  erste  Ordnungszeichen.  Das 
„naturwirklich- Sein"  ist  eine  besondere  Art  des  Seins.  „Dasein"  bezieht  eich  auf 
einen  aus  der  Erlebtheit  bewußt  herausgehobenen  Ausschnitt,  der  als  gesetzter  Aus- 
schnitt erfaßt  wird.  —  Nach  Cohen  ist  alles  Sein  vom  Denken  gesetzt  (s.  Idealismus). 
„Das  Sein  ist  Sein  des  Denkens",  das  Denken  „erzeugt"  das  Sein,  dieses  hat  im  Denken 
seinen  „Ursprung".  „Nur  das  Denken  kann  erzeugen,  was  als  Sein  gelten  darf"  (Logik, 
1902,  S.  14  ff.,  67  ff.).  Als  denkend  gesetzte  Bestimmtheit,  Geltung  betrachten  das 
Sein  Natorp  (Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910),  Cassireb, 
X.  Hartmans,  Lask  u.  a.  Vom  zeitlosen  Sein  (Gelten)  des  Idealen  unterscheiden 
die  raumzeitliche  Existenz  Lotze,  Husserl  (Logik  II,  101,  123;  vgl.  Bedeutung, 
Wahrheit)  u.  a.  Nach  Rickebt  hat  das  „Sein"  nur  als  Urteilsprädikat  einen  Sinn; 
es  ist  die  „Form  des  Existentialurteils",  ist  nicht  etwas,  worüber  geurteilt  wird, 
sondern  etwas,  was  ausgesagt  wird,  Geltung.  Dem  Sein  geht  das  Sollen  (s.  d.)  voraus 
(vgl.  Platon,  Fichte,  Lotze  u.  a.;  Der  Gegenstand  der  Erkenntnis2,  1904,  S.  119  ff.). 
Nach  Lachelieb  sind  Denken  und  Sein  Korrelate;  die  Idee  des  Seins  erzeugt  sich 
selbst  (Psychol.  u.  Metaphys.,  1908,  S.  118  ff.).  Nach  A.  v.  Leclaer  ist  Denken  „Denken 
eines  Seins",  Sein  ein  gedachtes  Sein,  das  aber  in  verschiedenen  Wirklichkeitsgraden 
besteht  (Beiträge  zu  einer  monist.  Erkenntnistheorie,  1882).  Sein  ist  nur  der  höchste 
Gattungsbegriff  alles  dessen,  was  Bewußtseinsdatum  ist  oder  sein  kann  (vgl.  Der 
Realismus  der  modernen  Naturwissenschaft,  1879). 


Dien  rein  ideeJbtnche  Am*faeeaag  ron  8eJa  ab  Idole»  Vorgestellt-  oder  Gedeck  t- 
bioße»  Bewußtsein,  in  einen  BawuBteehi  Entlultenocin  vertreten  Ooman 
(Clerk  univrreslu.  1713.  ß.51.1.  Knutn.tr.  nach  weithin  wmtH  gleich  ..pereipi" 
bt  (vgL  Ideelbmu»;  Prbaapi™.  1 1  (. ..  Fiokts  (•.  oben),  J.  8r.  Mux  (8.  - 
Wein nuhnmagningHffhhi  li,  m.  Objekt),  Braves*  (8.  -  Fortdauer  in 
PsrchoL  f  09;  8.  bt  aber  doch  Rtaikt).  Honesos  u.  »,.  Sorem,  nach  weichem  alire 
den  BrwußtaeJn  imant  (e.  d.)  bt,  wobei  aber  ama  8eta  euch  die  ateohrte  Geeetdkn- 
keit  nogneber  Wahmrhmune»*  gehört  (Gr.  der  Eikinwlnidibii  u.  Logik,  1894. 
a  »ff.;  BiknaiHnbtbiuiH.  Logik,  1878.  f  23  U  M.  Kacitma»*.  vo»  Scavenrr 
8ou»nw.H.Cownwoi(EmWt.iadi.Phik«.,  1903.  &  t«3  tf. :  Vf**uch  ciiirr  Theorie 
der    ITibtisJtbliiindb     1894;    FibH ibeweihi    8tehen    in 

a.  d.)  heibhan  dm  Sein  Macs.  Avncaaro»  (rgL  Kritik  der  reinen  Erfahr.  II.  32  ff.: 
„FiininHir»  Panourr  (Dne  Weltproblem«.  191t)  o.  e,  -  Nech  J.  Baaoauvv  iet 
Sem  mhfehet  Mniok  nlbet  |iiul|liii»llil  Bewußtsein '*  (Metaphjs-,  1899.  &  490 f.). 

•ein  mit  anderen  TUngen  in  dar  Welt  oder,  kftraer,  m  eeinen  Enthaheoeein  in  dar 
Welt"  (vgL  Archir  f.  irrtrm.  Philo».  II.  1999;  Sem  n.  Erkennen.  1990.  8.  |( 

i  obbktreea  IrtaiHmnai.  1999.  8. 117  g.L  Die  absolute  Reeütet  der  Bewußt- 
lekrt  PwfaonsvK»  (Prinzip,  dar  Metcphvs.  I  1.  1904.  8.  9  0 

•  Sem  Hanta».  Browne  (Enpir.  FrrcboL  1  8,  1991.  11  ff.),  Roeamn 
(Logik.  1964.  f  StOff.;  Nuoeo  aaggw  II.  1851,  15 ff.).  Gioanm  (Introdna.  I.  1839/40. 
rgL  Ontoloebmus).  Fnuu  (Dell*  idea  deü*  eeeere.  1999).  C.  H.  Wnii  (Grdz. 
d.  Meuphy*..  1999,  &  109),  A.  Donxn  (Eatvklop.  d.  Philo»..  1910)  u.  a. 

Auf  die  Unabhängigkeit  von  onatrem  Erleben  «ad  Denken  beliehen  daa  „Sem" 
FirnuAcn  (WW.  IL  309;  X.  071  Uuuct  (Logik,  1963.  &  49L,  94t).  Stowabt 
(Logik  I*.  1999/93.  90fL;  4.  A.  1911).  G.  v.  HmuM  (John  Locke,  1993).  Draorr 
(Über  daa  f  ib»»»»1i'li  «griff.  1903,  &  3  ff..  91)  u.  a. 

Auf  die  OigineHiMlIhihki  it  daa  Otdrrbrffn,  aei  ei»  nun  realer  oder  bloÄ  likielke 
Art,  bestehen  daa  Sem  A.  Msuoyo,  neeh  wslnhwm  Sein  and 
„Bestand".  „PaoiidoMiiK'ni*4  ale  „Objektive*4  (a.  d.)  dea  Urteilen 
so  onpngnwi  anbei,  wie  dea  Objekt  der  Vorstellung  (Über  QigsnHIartf  höherer 
Ordnung.  1999.  8.  199;  Über  Anaahmen».  1910.  &  191 ;  Zeitechr.  f.  Pkilos..  139.  Bd.. 
S.  66  ff.),  ferner  AaaaKPam  (untersuch,  rar  G>geneterwknViorw.  1904.  &  66  f.)  u.  ». 
Nach  Kinno  bt  de»  8.  »)  reale  Exbtens  von  Außen-  «ad  Innentefaaohea,  b)  pheno- 
meneke  Sein  ab  Zeichen  der  realen  Wirklichkeit,  c)  maaettioaabe  Sein  in  der 
■wHiinfl  Die  Wahrnehmung  (e.  d.)  enthalt  (implhdte)  ein  Fi  bei  nlb 'eMail  (Die 
mtellektoaUen  Funktionen,  1909.  &  140  ff.,  273  ff.);  vgL  H.  Pichle»,  Über  die  Arten 
de»  Sein»,  1906;  Baldwiv,  Daa  Denken  und  die  Dinge  I.  1908. 

Aue  dem  Urteil  leitet  de»  Sem  Banrrxxo  ab.  „A  iatu  heißt :  A  iet  »1»  wahr  Aner- 
kannt (Pavchol.  I,  1874.  279;  Vom  Ursprung  sittlicher  Erkeantab,  1899,  S.  61  ff.); 
Tgl.  Maett.  Viertel jahnechr.  f.  wies.  Philo»..  1884,  18.  bis  19.  Bd.;  F.  HnxnmaxD, 
Die  neuen  Theorien  der  kategor.  Schlosse.  1891,  S.  20.  27  f. 

Ab  „Stehen  in  Beziehung",  Beriehungs- Setzung  bestimmt  da»  Sein  Lorxa 
(Mikrokoan.  IIP.  468  ff.;  Metaphys.1,  1879,  S.  36);  vgL  auch  Siqwaet,  Logik  I*. 
1889/93.  95;  4.  A.  1911. 

Daß  Sein  gleich  „Wirken"  oder  Wirkensprodukt  ist,  lehren  Che,  Weiss,  Sonorm- 
haceb  (Welt  ab  Wille  u.  Vorstell.,  L  Bd.,  §  6),  E.  v.  Haetiluik  (Kategorieniehro. 


Selbstbeherrschung  —  Selbstbesinnung.  589 

1896,  S.  176 ff.),  Drews,  Deussen,  B.  Erdmann  (Logik  I,  77,  111;  2.  A.  1907;  Viertel- 
jahrsschrift  'f.  wissenschaftl.  Philos.  X),  L.  W.  Stern,  W.  Jerusalem  (Die  Urteils- 
funktion,  1895,  S.  209  f.;  Existenz  ist  „Wirkungsfälligkeit")  u.  a.  J.  betont,  daß  die 
Existenz  implizite  in  der  Wahrnehmung  und  Vorstellung  enthalten  ist  (1.  c.  S.  210); 
so  auch  Jodl  u.  a.  —  Als  (konstante,  beharrende)  Tätigkeit,  Produzieren  bestimmen 
das  Sein  Campanella  („facere  permanens",  Univ.  philos.,  1638,  VII,  4,  3),  Fichte, 
Schelling,  Hegel,  M.  Carbi^re  (S.  ist  „sich  selbst  bestimmende  Tätigkeit"),  Eucken, 
O.  Braun,  F.  J.  Schmidt,  Bergson  (s.  Entwicklung),  J.  Bergmann,  Joel,  L.  Busse, 
B.  Kern,  Wundt,  Kühtmann  (Zur  Gesch.  des  Terminismus,  1911),  Ostwald  u.  a. 
(s.  Werden,  Energie). 

Daß  das  S.  im  Grande  Fürsichsein  (s.  d.)  ist,  lehren  Leibniz,  Lotze,  Fechner, 
Busse,  Ladd,  Boirac  u.  a.  —  Aus  der  inneren  Erfahrung  leiten  den  Seinsbegriff  ab 
D'Alembert,  Turoot,  Royer-Collard,  Beneke  (Metaphys.,  1840,  S.  67  ff.), 
Günther,  Teichmüller,  J.  Wolff,  Hamerling,  Nietzsche  (WW.  XV).  —  Vgl. 
N.  Hartmann,  Piatos  Logik  des  Seins,  1909;  L'etre  dans  Pia  ton,  1910;  Schindele, 
Zur  Geschichte  der  Unterscheid,  von  Wesenheit  und  Dasein  in  der  Scholastik,  1900; 
M.  L.  Stern,  Naturwiss.  u.  philos.  Monismus,  1885,  S.  129;  Monist.  Ethik,  1911  (Die 
„Existenz"  ist  identisch  mit  Gott,  dem  unveränderlichen  Sein);  Dilles,  Weg  zur 
Metaphysik,  1903  f.,  S.  7  ff.;  H.  G.  Opitz,  Grundriß  einer  Seinswissenschaft,  1897 
bis  1904  (Gott  ist  Allbewußtsein,  Allwille,  der  alles  erschafft  und  umfaßt);  Wundt, 
Philos.  Studien  II,  167  ff.;  System  d.  Philo3.  I3,  1907;  H.  Gomperz,  Weltanschauungs- 
lehre  I,  1905;  O.  Weidenbach,  Das  Sein,  1900  (das  S.  =  die  absolute  Wahrheit,  die 
Idee,  als  Voraussetzung  alles  Daseins,  des  „Besonderswerden  der  allgemeinen  Idee"); 
K.  Geissler,  Vierteljahrsschr.  f.  wiss.  Philo3.,  29.  Bd.  (verschiedene  „Seinsstufen"); 
K.  Marbe,  Experimentalpsychol.  Untersuch,  über  das  Urteil,  1901 ;  E.  J.  Hamilton, 
Perzeptionalismus  u.  Modalismus,  1911;  H.  Schönbach,  Das  Seiende  als  Objekt  der 
Metaphysik  I,  1910;  P»ehmke,  Philosophie  als  Grundwissenschaft,  1910;  H.  Leser, 
Einführung  in  die  Grundprobleme  der  Erkenntnistheorie,  1911  (Das  Sein  des  Seienden 
ist  ein  „Spezialfall  des  Geltenden");  F.  R.  Ltpsius,  Einheit  der  Erkenntnis  und  Einheit 
des  Seins,  1913.  —  Vgl.  Metaphysik,  Ontologie,  Wesen,  Realität,  Wirklichkeit,  Objekt, 
Substanz,  Werden,  Realismus,  Idealismus,  Identitätsphilosophie,  Urteil  (Brentano 
u.  a.),  An  sich,  Ding  an  sich,  Erscheinung,  Transzendent,  Immanent,  Bewußtsein, 
Relation,  Erkenntnis. 

Selbstbeherrschung  ist  die  Gewalt  des  Vernunftwiliens  über  die  Triebe, 
Begierden,  Leidenschaften,  die  Fähigkeit,  solche  Zustände  zu  hemmen,  nicht  zur 
Entfaltung  kommen  zu  lassen,  sofern  sie  den  Weit  des  Ich,  der  Persönlichkeit  ver- 
mindern. Hier  steilen  sich  (gefühlsbetonte)  Vernunftmotive  anderen  Motiven  entgegen 
und  gelangen,  bei  genügender  Übung  (Erziehung)  und  Willensenergie  zum  Siege; 
jeder  neue  Sieg  macht  den  Willen  stärker.  Vgl.  Sidgwick,  Methoden  der  Ethik,  1909, 
K.  3;  Natorp,  Sozialpädagogik2,  1904,  S.  128;  Paulsen,  System  der  Ethik,  II5,  1899; 
Kultur  der  Gegenwart,  I  6. 

Selbstbeobachtung  s.  Beobachtung,  Psychologie.  Vgl.  K.  Groos,  Zeitschr. 
f.  Philos.,  1910. 

Selbstbesinnung  ist  Reflexion  (s.  d.)  auf  das  eigene  Ich  und  dessen  Inhalt, 
auf  dessen  Verhalten,  ferner  die  Reflexion  auf  die  Grundfunktionen  des  Denkens 
und  Erkennens  und  auf  die  Erzeugnisse  derselben,  sowie  auf  die  in  der  Gesetzlichkeit 
des  Geistes  wurzelnden  Bedingungen  der  Erkenntnis.  Die  Methode  der  S.  betonen 
Fries,  Dilthey  u.  a.    Vgl.  Driesch,  Ordnungslehre,  1912. 


Bfi0  tilhttiMrtiniiMf  —  SeJbetbeurutteeln. 

•»lfcrt>erti«««f  ( Autodeterminetion)  a.  WiUrnafreiheit. 


Verspüren.   Dana  wiid  es  durah  immer  echArbre  «ad  genauere  Unmrecheidung  dm 

.ulea"  (Objehta)  aad  >«(wi  loa"  von  deav  wm  die«  Uaterecheidung  und 
ffipiitHiimg  macht  aad  mlilfaHttrh  durch  Uuterechetdung  auch  dar  ffrbtinbtn  i 
ab  tob  her  von  Erbbenden  iwi  eigentlichen  Sellbtbe  wußteeitt,  dat  tuhöcbet  in  < 
Srttungaurtail:  «loh  bin"  w  pi  Aatdruck  hommi  Dm  8.  mtpht  abo  ein»  Entwicklung 
durah,  und  «  bt  vom  primarea.  ■ndlrltitntbiliii  Selhetgafahl  dee  eigentlbhc  Seihet- 
bewußt«»  ab  KorraUt  tum  Objekt-  aad  Aaleaailt^twiitamia,  nihftobet  dat  reine 
Htlbttbtwattarax  dat  Wbtea  um  die  aOat  Erkennen  Im  dingende  identbebe  Einheit 
dat  Subjekt»  tu  untrrrobeidcn;  die»  reine  &  Ut  nbhta  jfrjahiifaghwhet,  aoadara 
Natur,  at  bt  gedacht  alt  Vottiaailninf  rinhalllbhar  Erfahrung» 
b  ideeile«  Kwnltl  ca  dbeea  (vgl.  Iah,  Apperavptbn.  Idenu 
Bewußtauin,  Subjekt).  Ab  der  ITiHah  klang  dat  B  ainrt  htttiigt  db  httnarfart  Kintft*M 
dea  ab  «Leib"  aeigefeßtaa  Kocapbnea,  Qimtinimpflt fangt n,  die  «doppelte 
empfmdnng"  bei  dar  Sribetberahrung  dat  Leibet,  db  Herrtcheit  dat  WUbat  ibar 
dbtea  betreib  der  Bewegung,  db  Tataeebe  dat  Sehmetara,  dm  Stetigkeit  <be  Bewußt- 
ttintiumiamtnhtnme,  dat  Ocdaehtnb,  db  Bahab  dar  Wllbnetellghfli  a.  a.  Dm 
„Selber,  dat  wir  erfattea.  bt  aber  nbbt  eh»  Suhetanx  oder  KjWt  hinter  dem  Bewußt - 
«Keonderndb  aktivreaktive  Kinheit  det  wollend-deokenden  Bewuflt- 
teint  telbet.  db  abh  durah  daa  Strom  dar  Erbbabte  hinduroh  forteetxt,  immer 
wieder  «tat  und  erhalt,  ab  atatttHtbrb  «Form"  der  Bewußtheit.  Dat  «empirbebe* . 
aktuelb  8.  gibt  immer  aar  einen  Ancaohni»  aat  dem  nb  ab  Oanam  gegeben«  n  Inhalt 
det  Ich,  tu  dem  euch  db  Dbpoaltionen  («.  d.)  sa  Aktionen  aad  Baahtbaen  gehören, 
nicht  bloß  db  nlitHiiin  lehErbbnber  (vgl  Wahrnehmung,  innere). 

&  im  eng»«*  Stau»  bt  «Selbatgefahl"  ab  Bewußteem  dat  I>«  tteilhmk  ei  tt  wettet, 
dar  Kraft  and  Ttcktigkriu  dar  Lebtungtf ihigkait  dat  Iah. 

Den  Begriff  dea  abh  telbet  Denke»  dat  Denken*,  dea  Gebtee  hat  tchoo  AeieTo- 
mn  (edfwtt  eo*}eea*.  Metaphya.  XI  9.  1074  b  24;  «4*4»  w  eaef  4  rate  ««•* 
,.«<Ue*tr  tee  eweee*.  L  e.  XII  7.  1072  b  »f.).  Kaeh  Ernrmr  vermag  abh  db 
Denkkreft  telbet  tu  erkennen  (Dbeertat.  I.  1.  4).  aad  nach  Cicmto  bt  ea  daa  Hochete, 
„anlmo  ipco  anJmum  videre"  (TuecuL  dbpwt  I.  22.  51;  vgL  I.  23.  55).  Vom  Selbst- 
bewaßtteia  (ewea/e^eir  ehrt»  dar  Stab  anrieht  tneret  genauer  Puma.  Der  Gebt 
wendet  «in  Denken  auf  abh  «Ibat  am  (jMta/eJt;  aVeMbaaeerr«  te*  ee»>«r«)  and 
apbgelt  eich  «lbtt  (Ennead.  I.  49;  IV,  4,  2k  —  Nach  Atmoarormj  erkannt  abh  der 
Cbbt  durah  abh  «lbtt,  in  unmittelbarer  Eri a«ung  durah  daa  Denken  (De  triniu  1 
X,  10;  XIV.  6;  Do  anima  IV,  20  f.).  Nach  Thomas  vom  Aqoimo  erkennt  tbh  der  Gabt 
nicht  durch  unmittelbare  Erfatanng  «inee  Weaena  («per  toam  ewentiam"),  eondern 
in  «inen  Tätigkeiten,  aot  denen  er  «ine  Exbtenx  erfaßt  («ex  hoc  enim  ipao  qnod 
peroipit «  agere,  peraipit «  eme",  Oontr.  gent.  III,  46k  Der  Gebt  erkennt  »bh  refbxie, 
durah  einen  ahttrahbrenden  Denkakt  (Sum.  theoL  I.  87.  1).  Wahrend  nach  Duat 
Scotts  db  Seeb  abh  nur  vermittelt  einer  „epeebe"  (t.  d.)  erkennt  (De  rerum  prtne  15), 
erfaßt  ab  abh  nach  Wiurauf  vos  Oocam  durah  unmittelbare  Intuition  (In  H 
«nt.  I,  1). 

Db  Evidenz  der  Selbaterkenntnb  dee  Gebtee  betont  Descabtbs  (e.  Cogito.  ergo 
tum):  „Nihil  faciliua  et  eridentba  roea  mente  poe»  a  me  pereipi"  (Medit.  II).  Db 
Ureprünglichkeit  und  unmittelbare  Gewißheit  dee   Selbst  bewuBteeins  bhren  auch 


Selbstbewußtsein.  591 


Malebranche  (Recherche  de  la  verite  III,  2,  7),  Tschirnhau.sen,  Leibxiz  („ipsi 
nobis  innati  sumus";  vgl.  Philos.  Hauptschriften,  II,  413  ff.),  Locke  (Essay  coneern. 
hum.  understand.  IV,  K.  9,  §  3;  K.  27,  §  16;  vgl.  Reflexion,  Wahrnehmung),  Berkeley, 
nach  welchem  der  Geist  von  sich  keine  Vorstellung  (idea),  aber  ein  Wissen  (notion) 
hat  (Principles  XXVII),  Chr.  Krause,  Schleiermacher  (Psychol.,  1864,  S.  9,  159  f.), 
L.  George,  G.  Thiele  (Philos.  des  Selbstbewußtseins,  1895,  S.  303  ff.),  Gerbeb 
(Das  Ich,  1893,  S.  213),  I.  H.  Fichte  (Ursprünglichkeit  der  „Selbstempfindung", 
PsychoL  I,  212  ff.)  u.  a. 

Daß  wir  durch  das  Selbstbewußtsein  nicht  die  Seele,  das  Ich  an  sich  erkennen, 
betont  Kant  (s.  Ich).  Das  Ich  denkt  sich  zwar  als  denkendes  Subjekt,  das  als  solches 
nicht  Erscheinung  ist,  aber  es  erkennt  sich  nur  vermittels  des  „innern  Sinnes"  (s. 
Wahrnehmung),  als  Erscheinung,  d.  h.  so,  wie  es  von  sich  selbst  „affiziert"  wird.  l)a<, 
Bewußtsein  „ich  denke",  das  „reine  Selbstbewußtsein'"  der  transzendentalen  Apper- 
zeption (s.  d.)  ist  eine  formale  Bedingung  aller  Erkenntnis  (s.  Identität).  Daß  ich  bin, 
weiß  ich,  um  mich  aber  zu  erkennen,  bedarf  es  der  Anschauung,  und  diese  läßt  mein 
Ich  nur  als  Erscheinung  erfassen.  „Das  Bewußtsein  seiner  selbst  ist  also  noch  lange 
nicht  ein  Erkenntnis  seiner  selbst"  (Krit.  d.  rein.  Vern..  EL  437  f.,  675  f.;  Prolegomena, 
§  46;  vgl.  Paralogismen).  Vgl.  Fries,  Neue  Kritik  I,  120 f.;  Psych.  Anthropol.,  §  25; 
Reinhold,  Versuch  einer  neuen  Theorie,  1789,  III,  317  ff. ;  B.  Oristiansen,  Vom  S., 
1912. 

Aus  der  Reflexion  des  Ich  (s.  d.)  auf  sein  Tun  leitet  das  Selbstbewußtsein  Fichte 
ab  (vgl.  WW.  I,  247,  488  ff.).  Die  Identität  von  Sein  und  Wissen  im  Ich  lehrt 
Schelling,  nach  welchem  das  S.  der  Akt  ist,  durch  den  sich  das  Denkende  unmittelbar 
zum  Objekt  wird  (System  des  transzendentalen  Idealismus,  S.  28  ff.).  Die  Quelle 
dps  S.  ist  das  Wollen:  „Im  absoluten  Wollen  aber  wird  der  Geist  seiner  selbst 
unmittelbar  inne,  oder  er  hat  eine  intellektuelle  Anschauung  seiner  selbst" 
(WW.  I  1,  401;  vgl.  Subjekt).  Nach  Hegel  ist  das  S.  die  Wahrheit  und  der  Grund 
des  Bewußtseins,  aus  dem  es  sich  dialektisch  entfaltet.  Es  ist  lebendig  im  Urteilen 
des  Ich  über  sich  selbst  (Phänomenol. ;  Enzyklop.,  §  423  ff. ;  vgl.  Michelet,  Anthropol., 
1840,  §  270 ff.;  K.  Rosenkranz,  Psychol.,  1837,  S.  289  ff.).  —  Nach  Schopenhauer 
erkennt  das  Subjekt  sich  nicht  als  solches,  sondern  den  Willen  als  Kern  seines  Wesens; 
ea  erkennt  sich  „nur  als  ein  Wollendes,  nicht  aber  als  ein  Erkennendes".  Denn 
das  vorstellende  Ich  kann  als  Korrelat  und  Bedingung  aller  Vorstellungen  nie  selbst 
Vorstellung  oder  Objekt  werden  (Welt  als  Wille  u.  Vorstell.,  II.  Bd.,  K.  19,  22; 
Parerga  II,  §  32,  65;  Vierfache  Wurzel  §  41  f.). 

Auf  „Widersprüche"  im  Begriff  des  unmittelbaren  Selbstbewußtseins  weist 
Herbart  hin:  „Das  Ich  stellt  vor  sich,  d.  h.  sein  Ich,  d.  h.  sein  Sichvorstellen,  d.  h. 
sein  Sich-als-sich-vorstellend-vorstellen  usw.  Dies  läuft  ins  Unendliche."  So  wird 
das  Ich  zu  einem  Vorstellen  ohne  endgültig  Vorgestelltes  (Psychol.,  §  132  ff.;  Lehrb. 
zur  Einleit.,  S.  189  ff.).  Das  S.  ist  ein  Entwicklungsprodukt,  beruht  auf  der  Apper- 
zeption einer  Vorstellungsgruppe  (s.  Ich).  Ähnlich  Volkmann  (Lehrb.  d.  Psychol.  II4, 
1894/95,  217)  u.  a.  Auch  nach  Beneke  ist  das  S.  nichts  Ursprüngliches  (Lehrb.  d. 
Psychol.3,  §  150 ff.;  System  d.  Metaphys.,  1840,  S.  171  ff.).  Nach  Lotze  ist  es  nur 
theoretische  Ausdeutung  des  „Selbstgefühls"  (Mikrok.  I2,  280  f. ;  vgl.  Medizin.  Psychol., 
1852,  S.  493  ff.). 

Als  Produkt  einer  Unterscheidung  und  Entwicklung  betrachtet  das  Selbstbewußt- 
sein Ulrici  (Leib  u.  Seele,  1868,  S.  57  ff.),  Jodl  (Lehrb.  der  Psychol.  II3,  1909,  240ff.), 
Höffding,  (Psychol.2, 1893,  S.  182 ff.),  Cf.sca  ( Viertel jahrsschr.  f.  wissenschaftl.  Philos., 
11.  Bd.).  Haoemaxn  (PsychoL»,  1911).  (Jutberlet( Logik  u.  Erkenntnislehre2.  B.  1701; 


50|  Selbiterhaltunf    -  Selbsterkenntnis. 

Psycho!..  &  182  ff. ;  dii.  S^kwwflent  too  ihirni  Akt*,  dum  Prf»St«e  «ch  *k  Ich. 
und  cm  die  „qJbotnifceMntnls"  dringt  in  im  Wmm  der  Seele  ein)  u.  a.     Nach 

Vif      f  aemr*a  a*  nrw    ii ■  I ■  es  ■■  m  rftLm  M«^«Ltn*kAM  ViM«!«^  emmmm  Q-*tiaifi  ■  —■■**'■-  -  '  —  ^^a*äN    Ja  il  i        m 

daß  sie  beurteilt  «erden  (Die  UrtnOrfnnktkm.  1606.  &  167;  vgL  Lrhrb.  <L  PSTchoL«. 
1007:  rgl.  DssnotB.  Dm  Doppel- Ich«.  1806,  &  75«.  a.  a.L  Naeh  Wükdt  ist  den  8. 
ein  Erwttgnfa,  nicht  die  Oiiiiirihga  der  Mjahhumtn  Piaiii.  in  deren  Stetigkeit  m 

BTvOCtot»      Mfilnll  n»C  O&WI    MB  MB  •WnWQSpVOQHKv  MftBtffW    wvMftnVnMVflMUMpMI  I  mHDI 

und  innerer  Pili  tmlmi.  spater  ein  Voretrtlungakomplex  samt  Gefühlen  und  Affekten, 
rieht  «ich  den  &  völlig  naf  den  Willen  «rock.  In  dem  ee  ran  Animo*  krtmh.lt 
Ist»  eher  erst  durch  npuwiutlin  AWIegaag  rieh  entfaltend  (Grandr.  d. 
HrrohoL».  100t.  &  SM  ff.;  Grd*.  d.  phrriol.  Psycho!  HI*.  1003;  Vorlee.  aber  die 
u.  Tfcresels*.  1011L  Den  &  ist  der  einheithohe  Zucsmmi  nhsng  dee  Bcwuflt- 
erlhet.  -  Ale  Einhrit  betrechwn  dm  &  euch  Lomal!  (Gr.  d.  PsychoL.  1004. 
S.  1371.).  H  Ma»  (ftyehoL  d.  »mntirmslen  Denken*.  1008,  S.  800  ff.  L  Paul**-. 
JoIl  u.  n.  Ferner:  F.  J.  Scan*  (Ordx.  <L  konstitut.  ErfahruagaphikMophte.  I0U1. 
H.  SSSf.),  H.  ÜMnuci,  Run«  Hüssma  (dee  Ich  als  „Vcrkntnfunneeinhe.t  . 
„imkiltflrai  Inhelrenueeunheit";  *.  loh).  Onus,  nnch  web  hei  den  8.  ein 
eine  Aufgabe  let  („Wille  ras  Seihet":  Ethik'.  1007.  8.  801  ff.  845)  «ad 
Bi  wutmrin  dm  U*dern"  hndmgt  hu  (ihnlich  Kato*»  M.U 
von  rornherrin  Im  Erkennen  Jedes  Ich  nie  FuaktmaagMoaes 
berieht  (Kaamnllt  a.  TVIeologie,  1004,  8.  171  ff.)  n.  e,  -  VgL  E  W.  Hamtma«».  Die 
moderne  Psycho!..  1001;  A.  Dasars,  Dm  loh,  1807;  GÖanro,  System  d.  krit.  FbOm.  I. 
1874/75,  168  ff.;  Suvaet.  Logik  II*.  1880/03.  303 ff.;  4.  A.  1011;  Um,  Seihst. 
bewuAterin,  Empfindung,  GefahL  1001;  Leitfaden  dar  PsychoL».  1000;  IHuna. 
Ordnungriehre.  1012;  Jambe.  PrincipW  of  PsychoL.  1800,  I.  S06  ff ;  Baldw».  Hand 
book  of  PsychoL  1*.  1888,  143 f.;  Mental  DereJopment.  1806,  K.  11.  f  3;  (Jan*. 
Protegorneoa  to  Bthice.  I88S:  Annahme  einee  reinen,  rritlossn.  gfliÜlubia.  den 
viduen  ragntnde  hegrndiB  StlhethewufitnriM  (auch  Teiele  a.  *.);  CasvaUEE,  Dm 
Entstehen  u.  Werden  dee  S..  1007  f. ;  O.  Kafka.  Archiv  f.  d.  gesamte  PsychoL,  18.  Bd.. 
1010:  K.  OasTsaaatca.  Dm  SelbetbewuB teein  a.  eeine  Störungen,  1011;  Phano- 
menologte  de*  Ich  L  1010;  E.  VournJüroBa,  Vom  Selbstgefühl.  1010;  R.  Mcu.ee 
FaEiBJirau.  Pbilcooph*  der  IndividualitAt,  1083«.  Irraöonauornns.  1083.  -  Vgl 
Wahrnehmung  (innere).  Identität,  Pereon,  Subjekt.  DopprMch. 

üelbuterhaltUBg;  s.  Erhaltung,  Trieb. 

SeUhaterkemaifmla  iat  reflexives,  ■rlribrnilagm  DewuStatia  dm  eigenen 
Ich,  eeiner  Dieporitionen  und  Funktionen  (s.  SalhntbewaammaX  ferner  richtige  Beur 
taüang  des  Charaktere,  doe  Grundwibens,  der  rigenthohen  Tendenzen,  der  Irislsnga 
fabigkeit,  der  Stark*  und  Schwachen,  dee  Wertes  der  eigenen  PUreonbchkeit.  8m 
kommt  raetande  durch  SelUtbcainnung,  Selbstanalyss,  »«gleichende  Erfahrung, 
praktische  Erprobung  u.  dgL.  bleibt  aber  immer  mehr  oder  weniger  lockenhaft,  ist 
Tauschungen  auegeaettt,  da  die  lernten,  eigentlichen  Motive  uneeree  HandVhm  rieh 
oft  echwer  aufspüren  lassen.  Wir  erkennen  um  selbst  nun  Teil  erst  aus  der  Erkenntnis 
anderer,  die  wir  wiederum  nach  um  selbst  deuten  (ScaiLum:  Wulst  du  dich  selber 
erkennen  usw.).  Als  Faktor  des  Sittlichen  wie  der  Erkenntnis  überhaupt  betont 
die  S.  (dM  r***t  eeeereV)  SoolatM  (rgL  Xasorao».  MemorabiL  IV.  2.  25  f.); 
vgL  Kaut,  Metaphys.  der  Sitten  U,  Tugendlehre.  VgL  v.  BnocKOOKrr,  Die  wissen- 
schaftliche S.  1006;  Schelee.  Die  Idole  der  Selbsterkenntnis  (in:  Vom  Umsturs  der 
Werte.  1010*)  legt  die  Schwierigkeiten  der  8.  dar. 


Selbstgefühl  —  Sensibilität.  593 

Selbstgefühl  s.  Selbstbewußtsein.  Vgl.  Ribot,  Psycho!,  des  sentiments, 
1896,  S.  263 ff.;  Lipps,  Leitfaden  der  Psychol.2,  S.  279;  Sully,  Psycholog.  II,  1884, 
97  ff.;  E.  Voigtländer,  Vom  S.,  1910;  Über  die  Typen  des  Selbstgefühls,  1910: 
Oesterreich,  Phänomenologie  des  Ich  I,  1910;  Typen  des  Selbstgefühls  bei 
Müller- Freienfels,  Persönlichkeit  und  Weltanschauung,  19222. 

Selbstgewißheit  s.  Gewißheit,  Evidenz,  Prinzip,  Schottische  Schule, 
Vernunft. 

Selbstliebe  ist  Tendenz,  die  auf  die  Erhaltung  und  Pflege  des  eigenen  Ich 
abzielt;  ihre  Ausartung  ist  die  Selbstsucht  (s.  Egoismus).  Vgl.  Jodl,  Lehrb.  d. 
Psychol.  IP,  1919,  380 ff.;  Paulsen,  Kultur  der  Gegenwart  I  6,  307. 

Selbstregulation  s.  Regulation,  Organismus.  Vgl.  Östwald,  Philos.  der 
Werte,  1913. 

Selbsttätigkeit  s.   Spontaneität. 

Selektion  (engl,  selection):  Auswahl,  Auslese,  Zuchtwahl.  Außer  der  künst- 
lichen S.  der  Tier-  und  Pflanzenzüchter  gibt  es  eine  natürliche  S.  (Ch.  Darwin), 
welche  in  der  allmählichen  Ausmerzung  des  (relativ)  Unzweckmäßigen,  des  im  Kampf 
der  Arten  und  Individuen  ums  Dasein,  um  die  Lebensbedingungen  nicht  Erhaltung» - 
fähigen,  und  in  der  Erhaltung,  dem  Überleben  der  bevorzugten  Variationen  besteht 
(s.  Entwicklung).  Die  zum  Teil  stattfindende  entgegengesetzte  Auslese  wird  als  ..Kontra- 
selektion" bezeichnet.  Es  gibt  ferner  eine  Personal-,  Germinal-,  Histonal-,  Kormal- 
Selektion  (Weismann  u.  a.),  ferner  eine  Sexualauslese,  bei  welcher  meist  im  Wett- 
bewerb der  Männchen  um  die  Weibchen  die  mit  anziehenden  Eigenschaften  begabten 
Individuen  obsiegen  sollen.  Der  extreme  Selektionismus  verkündet  die  „Allmacht 
der  Selektion"  und  betont  auch  in  der  Soziologie  (s.  d.)  die  Rasse  verbessernde  Wirkung 
der  S.  (Ammon,  Schallmayer,  Lapouge  u.  a.).  Vgl.  dagegen  besonders  R.  Gold- 
scheid, Höherentwicklung  u.  Menschenökonomie  I,  1911  (Kritik  der  Selektions- 
theorie überhaupt),  E.  Becher,  Der  Darwinismus  und  die  soziale  Ethik,  1909,  Mcller- 
Lyer,  Kropotkin  u.  a.  VgL  Unbehaun,  Versuch  einer  philos.  Selektionstheorie,  1896; 
Plate,  Das  Selektionsprinzip,  1908;  Th.  Stebnberg,  Die  Selektionsidee  in  Strafrecht 
und  Ethik,  1911;  Baldwin,  Evolution  and  Development,  1902  („functional  selection"); 
Plate,  Selektionsprinzip  und  Probleme  der  Artbildung,  1912.    Vgl.  Rasse,  Vererbung. 

Auch  im  seelischen  Leben  gibt  es  eine  S.,  eine  Auslese  unter  den  Reizen,  auf 
welche  reagiert  wird,  unter  den  Vorstellungen,  welche  die  Aufmerksamkeit  festhält 
und  die  das  Denken  verarbeitet.  So  nach  James,  Baldwin,  F.  C.  S.  Schiller,  Stout 
(Analyt.  Psychol.,  1896,  S.  143  ff.),  Bergson,  Simmel  (s.  Erkenntnis),  Wundt, 
Ebbinghaus,  Jodl,  Jerusalem  u.  a. 

Semasiologie  (<7/]«a,  Zeichen):  Bedeutungslehre  (vgl.  H.  Gomperz,  Welt- 
anschauungslehre II:  S.  —  Lehre  von  den  Denkinhalten).  Über  „Semiotik"  u.  dgl. 
vgl.  Locke,  Essay  concern.  human  understand.  IV,  K.  21,  §  4;  BrEal,  Essai  de 
semantique3,  1904;  Külpe,  Die  Realisierung  I,  1912. 

Sensation  (sc-nsatio):  Empfindung,  äußere  Wahrnehmung  (Sensation:  Locke, 
s.  Empirismus),  Aufsehen.    Vgl.  Kant,  Anthropol.  I,  §  13.  —  Vgl.  Perzeption. 

Sensibilität:  Empfindlichkeit  (s.  d.),  Fähigkeit,  mit  Empfindungen  auf 
Reize  zu  reagieren;  starke  Empfindlichkeit;  Gefühls-  und  Begehrungsfähigkeit  (so 
bei  Ribot,  Psychol.  des  sentiments,  1896,  S.  2  ff.,  u.  a.).  Vgl.  Richet,  Recherches 
experim.  et  clin.  sur  la  sensib.,  1877.    Vgl.  Sinnlichkeit. 

Eisler,  Handwörterbuch.  «jg 


m 


Sen-iti*       m  mnsua,  8hm.  topfiad—g);  nspflaifliuk,  — prtndMm;  Kapfin 
dang  vermittelnd  (fletminv*  Nerven;  W ■ ■  -  „amanihlh"  Xmw). 


Mrn»»riaw  riMMiin  gr  meines  mni  rinpfindiinaaiigMi,  Empfindung» 

»ntram.     Vgl.  Oei 


(eeansa,  Sinn,  fcjapfiadung):  H^ptr¥h-ii*ttfat*rrTrpanri  t. 
Ableitung  aller  ErkrnntnM  mm  der  flhm«awahra«hiaiing,  »Her  Vorstellungen  and 
Begriffe  mm  Euqrftadungeu  oder  ataahrbrn  Eihbuhaen,  Beschränkung  aller  Erkeantnh 
crkaapfaag  voa  flinnairMlan.  Redaxierung  dar  Cmhktr  (e.  d.)  auf  Komplexe 
von  Eaipfiadangrn  (a.  d.u  alles  thsoheaeaa  aaf  Veraaderaagan  in  den  ReUtkmca 
\"n  kiiutli' )>•  n  anahajama  I*»«"  mmammtanmM  i*»> » b<»i< »cm-  nttaaMM  *!•»-•  >t«-1iim  br 
ah  Entwinklttagsprodakt  roa  (aefahhbetonmn)  Empfindungen  und  hugact  eine  eigene 
Aktivität  dal  Gamma,  dal  Denken«  aad  Wallana.  Die  arasuaJhtM* 

Akuvhai  de«  Denkern  taarbea,  beschrankte  ah 

■Heb  gegebener  I rnten  aad  hmtreiht  «He  apcinrhch  gahigr 
;u.«fratlarllg«Pi«aah|liia  liwlartiii  -  Derprsktiseks8.  iiklhii 
Os*,deashe«.WcvtmtliifttaasalB»Uh»amaakm«^^ 
Ak  eine  ..tabula  rata",  (a  d.k  d.  h  ah  vor  der  SuMsrnwahrBeumung  noch  ganxbcb 
Irerr.  erat  dnrek  hoe  «ick  mit  Inhalt  eifatteude  Piaehe  wird  die  Seele  roa  den  Hto  ■ 
(«-trachtet.  AiMgeapcnrk»nfi  fkraiMhaha  aiad  die  Kyrcn«ik«r.  Bpikurrrr.  nach 
»rieben  alle  Begriffe  Mnnlhmrn  Ursprung  haben  (ad»  yif  ***>•«  **•**  r*V  «/i^aw 
fatarai,  Dmgaa.  Laset,  X.  32).  Dha  hart  aaek  CaMTamaxa  (Da  anra  na 
ferner  Hoeaa* (Lrviathan  I.  I).  (iaiwBXDi.  Morraioys (Kmm  II.  IS).  P.  Baow*> 
Locu  betont:  ..Nihil  e«t  in  intelhctu,  qood  non  prina  fnerit  in  aeasu";  er  beaeiehnet 
dk>  Seele  ah  Mwkite  paper".  auf  daa  erat  dh  Erfahrung  (a.  d.)  Fhvhlraa  reneichnet. 
nimmt  aber  neben  der  „aenaation"  nock  die  ..rrflexion"  («.  (Lkdiel 
ah  Erkmmtiihoorlh  an  aad  achreibt  daai  Gemte  dh>  Fähigkeit  der 
Vorstellungen  tu  Main  Gebflden  sa  (Eamy  coneern.  kum.  uadeialaud.  IL.  K.  1.  |  2ff. : 
gegen  Looks  wendet  ak»  Laura;  e.  Intellekt).  Aue  Minereu  aad  lim  in  a  Erhbnhaen 
(..Impreaakm.")  leitet  alle  reah  Krkenntnh  Hrax  ab;  dar  Geht  hat  nur  dh  Kmft. 
ana  w  vorsmi*tnnmB,  am  aeren  «.noptra  moo,  sa  sunmnma,  am* 
i  mlinktn  (Enquiry.  «et.  2).  Daa  peychobgksmna  8.  begimahi.  »yate- 
Goxotuac,  aaek  welchem  alh  payi  hhahw  Funktionen  ana  dar  Empfindung 
a>  cl)  nervorgenen;  oan  «einet  wiru  aer  Keine  naoa  AuawivaamBma>  vargMumao, 
Urteil,  Reflexion,  ah  «ehbeSt  alh  peychheben  Fähigkeiten  aa  (..U  aenaation  enve- 
loppetouteahafacultajderame".  Traite de«  aenaationa.  I.  K.  7.  f  2:  Extrait  raiaonne. 
a  35  ff.).  Aa  dam  Behphl  einer  allmaalick  durek  Emdrnrke  voa  aamm  buatelMn 
Statue  aeigt  CoanimtC  wie  daa  Seelenleben  eich  entfaltet  (vgL  Boxkkt.  Eemi  analvt. 
II.  9  ff.).  BanammHaa  amd  ferner  Houucv,  Hm-vancs.  Laarmix,  Camaxis. 
BoauoMon  u.  a.  Nach  L.  Kxarr  ht  aUea  Denken  nur  „  Voratelhn  der  empfundenen 
Sinnlichkeit"  (System  d.  Recktaphiloa..  1857.  &  13  ff.).  Ähnlich  Fxvkuach,  Molk- 
schott,  Csolbk  (Neue  DaratelL  daa  Senaual.  1866»  S.  4  ff.).  Ah  denk  ökonouuache 
Ordnung  tob  Erhbnhaen  betrachten  dh  Erkmmhih  Mach,  Praotw  u.  a.  («.  Element. 
Empfindung).  Ah  Element  aOea  Seeihcnen  betrachten  dh  Empfindung  Srarcxa. 
Bai*.  Th.  Zixhbh,  yüxsTxmasao  u.  a.  («.  AaKmationapavchologie,  InteUektnaasmue). 
Einen  gegen  dh  neuere  Derikpeyohologh  gerichteten  fltamuhaniui  hhrt  TrrcarxNCx 
(Lecturea  on  the  Exp.  psych,  of  Tbought  procemve,  1912).  Vgl.  R.  L  Dabxxy.  The 
aensuaUatic  phikw.  of  the  19th  Century.  1876.  Vgl.  Erkenntnis.  Erfahrung,  Gegeben. 
Tatsache,  Rcnlitlt,  Sinn. 


Sensualität  —  Sinn.  595 


Sensualität  s.  Sinnlichkeit.  —  Sensus:  Sinn,  Empfindung.  —  Sensus 
communis:  Gemeinsinn  (s.d.),  gesunder  Menschenverstand,  Gemeingeist,  Vgl. 
Prinzip,  Schottische  Schule,  Sinn. 

Sententiarier:  die  Verfasser  von  „Sentenzen"  nach  dem  Muster  des 
Petküs  Lombardus  (Libri  quatuor  sententiarum,  hrsg.  1477;   Migne,  Patrol.  T.  192). 

Sentimental    s.  Empfindlichkeit. 

Sephiroth    s.  Kabbala. 

Sermonismus    s.  Allgemein  (Abaelard). 

Setzung  (Position,  positio,  &iois):  Bestimmung,  Bejahung,  Behauptung, 
Annahme,  Fixierung  als  gültig.  Die  S.  im  weiteren  Sinne  ist  eine  allem  Denken 
zugrunde  liegende  Funktion,  durch  die  ein  Inhalt  als  ein  bestimmtes  Etwas  heraus- 
gehoben und  —  für  sich  oder  in  Beziehung  zu  einem  andern  Inhalt  —  als  Geltungs- 
einheit gedacht  wird  („A  ist",  „S  ist  P";  s.  Begriff,  Urteil,  Satz).  Im  engeren  Sinne 
ist  die  S.  die  Bestimmung  oder  Anerkennung  eines  Etwas  als  Gegenstand,  als  vom 
Erleben  Unabhängiges,  Selbständiges,  als  objektiv  „Seiendes'"  (vgl.  Sein). 

Auf  eine  Position  führt  Kant  die  Existenz  zurück,  auf  eine  „absolute  Position" 
Herbart  (s.  Sein).  Nach  Fichte  schreibt  sich  das  Ich  (s.  d.)  das  Vermögen  zu, 
„etwas  schlechthin  zu  setzen".  Das  Wesen  des  Denkens  ist  Setzen,  Gegensetzen  und 
Aufhebung  des  Gegensatzes  (s.  Dialektik).  Etwas  „ist"  heißt:  es  ist  im  und  durch 
das  Ich  „gesetzt".  Das  Ich  „setzt  sieh  selbst",  und  es  ist  vermöge  dieses  bloßen 
Setzens  (Gr.  d.  gesamt.  Wissenschaftslehre,  S.  3  ff.;  vgl.  S.  145  ff.).  Nach  I.  H.  Fichte 
sind  die  Substanzen  (Monaden)  „Urpositionen"  des  göttlichen  Absoluten.  Nach 
Driesch  liegen  dem  Begriff  und  Urteil  „Ursetzungen"  des  Denkens  zugrunde,  die 
in  den  Kategorien  ihren  Niederschlag  haben  (Ordnungslehre,  1912,  S.  26  ff.).  Vgl. 
Schuppe,  Gr.  d.  Erk.  u.  Logik,  1894,  S.  40  ff.  („Position  und  Negation  sind  zugleich 
gesetzt  und  fordern  sich  gegenseitig";  vgl.  L.  Gilbert,  Neue  Energetik,  1911;  s.  Kor- 
relat); Münsterbercj,  Philos.  der  Werte,  1908;  Frischeisen-Köhler.  Wissenschaft 
u.  Wirklichkeit,  1912;  Külpr,  Die  Realisierung  I,  1912,  II,  1920,  unterscheidet 
Setzxmg  und  Bestimmung  von  Realem.     Vgl.  Grund,  Hypothetisch. 

Singulare  Urteile  sind  Urteile,  in  welchen  das  Prädikat  nur  einem  ein- 
zigen im  Umfange  von  S  liegenden  Begriff  zu-  oder  abgesprochen  wird  (z.  B.  Caesar 
war  ein  großer  Feldherr). 

Singularismus    s.  Monismus. 

Sinn,  logisch,  ist  soviel  wie  die  Bedeutung  (s.  d.),  der  Inhalt  eines  Wortes, 
eines  Satzes  (s.d.),  das  durch  einen  Gedanken  Gemeinte,  die  durch  ihn  vertretene 
Geltungseinheit,  ferner  auch  der  Grund  oder  Zweck  einer  Willenshandlung,  die  in 
einem  Geschehen  sich  verwirklichende  Idee.  Vgl.  Jodl,  Lehrb.  der  Psychol.  II3, 
1909,  319  f.;  Messer,  Archiv  für  die  ges.  Psychol.  VIII,  1906;  Swoboda,  Viertel- 
jahrsschr.  für  wissensch.  Philos.  VIII,  1906.  Nach  Rickert  (Gegenstand  der  Er- 
kenntnis, 1921 4,  229)  liegt  der  „transzendente  Sinn"  „über"  und  „vor"  allem 
Existierenden  und  ist  durch  keine  Ontologie  zu  erfassen;  er  muß  als  geltender  Wert 
verstanden  werden.  Lask,  Die  Logik  der  Philosophie,  1911;  über  Husserl  u.a. 
s.  Bedeutung.     Vgl.  Wert  (Rickert),  Letensphilosophie,  Metaphysik,  Logos. 

Sinn  (sensus),  psychologisch,  bedeutet  1.  die  Gemütsart  eines  Menschen; 
2.  die  Empfänglichkeit,  das  Verständnis  für  etwas;   3.  die  Fähigkeit  eines  Wesens, 

38* 


500 


Vorrichtungen  («■■■  in m^i).    db  durch  Rebe  (n,  d.)   erregt 
auf  dbae  Beb»  mit  Empfindungen  (e.  d.)  m  wagbren.   Dar 

Ctt^^M     U«     -* Bf»  hI«Lb        rl  ■  ■■■     bIaL 

■  M  i  j  I)    1  *  *    '  3* '  f     / 1  >t  ,  "."i  Itli,    i*  >»•    i  j*  II*    hl'  n 

Iwoiubwn  Reis»  (a.  Energie)  db  eneaifbeheu  Sbmt  «rtwiokah  haben.  Bei  etwas 
höheren  Organismen  beetehen  neben  Imondman  ttnwiiigsnsii  noch  Sfaneananmn. 
«ebbe  die  Eindrucke  der  AuBenwelt  an  Sereenaeutren  (Gangheu,  Gehirn)  leben. 
Von  den  mechanischen  Sinnen  (Tttttfaa.  Gehör)  ■■Muuhildin  ebb  die  ehem. 
•eben  8inne  (Oerocb.  Oiinhmnlr.  Geebbt)  dadurch,  de«  bei  den  btateren  in  den 
Shineeorgnnen  eine  phrsiotogieche  ..Transformation"  etettfindet  (egL  Wcbdt.  Grds, 
d.  phre.  PftjchoL  i;  1006.  4» ff.;  Grundr.  d.  ftrchol'.  1002.  8.  47 ff.).  Der  all- 
Sinn  (Hauteinu)  umfaftt  ein»  Bett»  ton  BatpffabaaMMsktboen  (egL  T««t 

■  ;brnsc;niuMbiinpfbrh 

b 
i;  eoherb  Sfauw  «Ind.  bot 
Mittrl  fui  den  Dsnbihimpl,  Ferner  beben  db  8bn»  de»  a^nyflndangaav^n*! 
im  tue  von  «ebben  fbr  db  Vorgenga,  db 
b  der  AuBenwelt;  nof  Omnd  dfeen»  Mabcbb, 
wird,  gebogen  wb  nr  Erkenatnb  dar  Ifibirimun  der  Dinge,  ohne  dej  eher  etw»  elk> 
Begriffs  mm  den  8bnen  et» ■nun  (s.  A  priori)  und  ohne  de*  wir  bei  dem  ebnlbb 
Gegebenen  stshsnbbiben  (e.  Brbenntnb). 

'Der  Scholastik  gib  der  Sbn  ab  ab»  ..peesiee  Potenz",  db  von  anlas  erregt 
wird;  dar  Sinn  gabt  aab  Mitnahm,  nicht  anb  Allgemeine  (Thomas  von  Aqcixo. 
8um.  tbeoL  I.  78,  S;  I.  70.  I  f.;  Oontr.  gent,  II.  06).  -  Db  biologische  Funktion  der 

Leib»  Natshch»  nn d  Bahlnlobi  ■eerigan,  betont 
(Prlndp.  philo*.  II,  3);  rgL  KocixtA«,  PsrchoL  dee  idees-forora  I,  6.  1800. 
F.  Maomra,  Spracbkritih  I.  1001.  »6  ff.:  anaer»  Sinne  sind  „Zufall.. 
ft,  Nach  Lnasru  gewahren  db  Pinne  nur  ..eerworrene"  Erkenntnis. 
Kam  bat  der  a  nur  ..ReaeptiTbU"  (a>  d.L  er  eerhUt  ebb  reb  paaeb.  &  bt  dae 
„Vermögen  dar  Aneebannng  b  dar  Gegenwart  da»  Gegenstandes".  E»  gibt  Intet» 
Sinne  und  einen  „Innern  Sinn"  (a  Wahrnehmung;  rgL  Sinnlichkeit,  AneohsoungeiorM). 

10t  heetitnmten  FJementen,  bew.  mit  Netnrproaemea  psmlbisbrea  db 
AnwroTKL»»  (De  iena.  2;  De  anima  m,  1 ).  8cmBX»o  (WW.  I.  7,  »48,  458), 
(Über  db  Natur  der  Sbne,  1806)  u.  a. 

Nach  F.  A.  Lavoa  sind  db  Sinne  ..Abetnüttiooeapparate"  und  geben  nur  «üb- 
HM  HB  ;.:;•!;;••.  \ gm  h<  ürn.»-.  i ;  dm  maaMMMjpBi  Mm  mm  M;r  mmmMMMMMi 
(Geaob.  de»  Materiahmnn»  I— II).  —  VgL  Soiominurnn,  Db  Welt  ab  Wilb  n. 
Voratellung,  II.  Bd..  K.  8;  Sraron,  FaychoL  L  1888  ff.,  f  130;  L.  Goono«,  Db 
fünf  Sinne,  1846;  PniYMt.  Db  fünf  Sbne  da»  Menachen*.  1870;  Bmureran.  Db 
fünf  Sinne  de»  Menachen«,  1880;  Knareio.  Db  fünf  Sbne  de»  Menachen»,  1007; 
Buktavo,  untersuch,  rar  WlilM»|oevhobgb,  1007;  Maxoold,  Unsere  Sinnes- 
organe, 1000;  Jodl,  Lehrb.  d.  FiycboL,  1000,  I»,  217 ff.;  JmtvaaLmc.  Lehrb.  d. 
Payehol.4,  1007;  Laura  Bridgemsn.  1800;  M.  Hcurtin,  1006;  Ebbisohacs,  Grdt  der 
Payehol.  I«,  1006;  3.  A.  1011;  Bant,  The  Senee*  and  the  Intellect»,  1868;  Purn, 
Db  Seeb  de«  Kinde«»,  1012;  Zeitachr.  f.  PsychoL  u.  Physiol.  der  Sinneeorgane.  — 
VgL  Empfindung.  Wahrnehmung,  Qualität,  Intensität,  Statischer  Sinn,  Sensualbmus, 
Tierpsychologie,  Kinderpsychobgb,  8bneetAneehung. 

Mimt,  innerer,  s.  Wahrnehmung  (innere).  —  Sinn,  statischer,  s.  Statisch. 
Vgl.  Moralisch. 


Sinnestäuschungen  —  Sinnlichkeit.  597 

Sinnestäuschungen  sind  besondere  sinnlich  bedingte  Irrtümer,  falsche 
Deutungen,  Beurteilungen  von  Sinneseindrücken,  die  unter  besonderen  Bedingungen 
(des  Reizes,  der  Organbeschaffenheit,  der  Bewegung  des  Organes,  des  Kontrastes, 
der  Erregung,  der  Assoziation  und  Reproduktion,  der  Erwartung  .  .  .)  Zustande- 
kommen und  unmittelbar  interpretiert  werden.  Die  (normalen)  Sinne  für  sich  allein 
täuschen  nicht,  geben  nur  zu  Täuschungen  Veranlassung.  In  den  abnormen  S. 
(s.  Halluzination,  Illusion)  liegen  falsche  Lokalisationen  und  Projektionen  (s.  d.)  vor 
(vgl.  Volkmann,  Lehrb.  d.  Psychol.  II4,  1894/95,  145  ff.),  ferner  Verwechslungen 
von  Erinnerungs-  und  Phantasie bildern  mit  Wahrnehmungsinhalten.  Zu  den  nor- 
malen (konstanten)  S.  gehören  Tast-  und  Bewegungstäuschungen  und  geometrisch- 
optische Täuschungen  (Pseudoskopien,  T.  des  Außenmaßes,  über  Größe  und  Richtung 
von  Strecken,  Lage,  Abstand;  sie  beruhen  auf  dem  Zusammenwirken  der  optischen 
und  motorischen  Funktionen  des  Auges,  Kontrast,  Muskelempfindungen,  Augen- 
bewegungen, Phantasie  u.  a.). 

Daß  die  Sinne  ohne  Vernunft  „schlechte  Zeugen"  sind,  betont  Heraklit  (Sext. 
Empir.,  Adv.  Mathem.  VII,  126).  Alkmaion  von  Kroton  führt  die  S.  auf  Gehirn- 
bewegungen zurück  (Theophrast,  De  sens.  26).  Die  Täuschung  durch  die  Sinne 
betonen  Demokrtt,  die  Eleaten,  Platon  (Republ.  VII,  523;  Theaet.  154  ff.),  die 
Skeptiker  (s.  d.).  Nach  Aristoteles  beruhen  die  S.  auf  irrigen  Urteilen  (De  sens.  4; 
De  anima  II,  6;  III,  1,  3),  ebenso  nach  Epikur  (Diogen.  Laert.  X,  51),  Cicero  u.  a. 
Die  Sinne  selbst  täuschen  nicht.  Dies  lehren  auch  Tertulltanus,  Augustinus 
(Contra  Academ.  III,  26;  De  vera  religione,  62),  Thomas  von  Aquino  (Sum.  theol.  I, 
17,  2),  L.  Vives  (De  anima  I,  30  f.),  Descartes,  Gassendi,  Malebranche,  Locke 
(Essay  II,  K.  9,  §  8),  Leibniz,  Condillac,  Reid,  Lambert,  Kant  (Anthropol.  I,  §  10) 
u.  a.;  vgl.  Hagemann,  Psychol.8,  1911;  Kreibig,  Zeitschr.  f.  Philos.,  121.  Bd.;  Die 
fünf  Sinne  des  Menschen2,  1907.  —  Vgl.  Purkinje,  Physiol.  der  Sinne,  1823;  Hagen, 
Die  S.,  1837;  Helmholtz,  Physiol.  Optik,  1859  ff.;  3.  A.  1909  f;  Lazarus,  Zur 
Lehre  von  den  S.,  1867;  Hoppe,  Erklärung  der  S.*,  1888;  Lotze,  Mediz.  Psychol., 
1852,  S.  435  ff.  (Sinne  +  Urteil  täuschen);  Wundt  (s.  oben;  ähnlich);  Jodl,  Lehrb. 
d.  Psychol.  I3,  1909,  424 f.;  Ltpps,  Zeitschr.  f.  Psychol.,  12.  Bd.,  18.  Bd.;  Zur  Ver- 
ständigung über  die  geometrisch-optischen  Täusch. ;  Stöhr,  Psychophysiol.  Optik, 
1905;  Brentano,  Zeitschr.  f.  Psychol.,  3.  Bd.;  Müller-Lyer,  1.  c.  9.  bis  10.  Bd.; 
Heymans,  1.  c.  9.  Bd.;  Witasek,  1.  c.  19.  Bd;  Zehender,  1.  c.  20.  Bd.;  Schümann, 
1.  c.  23.  Bd.;   Ebbinghaus,  Abriß  der  Psychol.2,  1905.    Vgl.  Richtungstäuschungen. 

Sinnes  vikariat:  Stellvertretung  eines  fehlenden  Sinnes  durch  einen 
anderen,  der  dann  durch  besondere  Übung  schärfer  wird  (so  der  Tastsinn  bei  Blinden). 

Sinneswahrnehmung   s.  Wahrnehmung. 

Sinnlich  (sensualis):  1.  den  Sinnen  angehörend,  ihnen  entstammend,  durch 
Sinne  vermittelt,  erfaßbar;  auf  Sinnliches  sich  beziehend;  an  das  Sinnliche  geknüpft 
(sinnliche  Gefühle,  Triebe,  Begehrungen);  2.  der  Sinnenlust  zugeneigt,  nach  sinnlichem 
Genuß  strebend.  Das  Sinnliche  bildet  den  Gegensatz  zum  Geistigen,  Intellektuellen, 
Vernunftwillen,   Sittlichen.     Vgl.  Übersinnlich,  Intelligibel. 

Sinnlichkeit  (sensualitas)  bedeutet:  1.  Neigung  zu  sinnlichem  Genuß, 
sinnliche  Erregbarkeit;  2.  die  FähigKeit,  auf  Reize  mit  (gefühlsbetonten)  Emp- 
findungen zu  reagieren,  die  „Rezeptivität"  (s.  d.)  für  Eindrücke,  welche  die  Seele 
nicht  aktiv  erzeugt,  sondern  die  in  ihr  durch  etwas  von  der  Denktätigkeit  Verschiedenes 
ausgelöst  werden  (s.  Empfindung). 


696 


Die  &  bedeutet  bei  daa  Scholastikern  die  Einigkeit  des  Fmpfln.kna,  de« 
»mnlichen  Fohlens  und  Bigskinna  (AfcMBTOt  Maowa,  Taoaus  u.  a.L  Xaok  Lmaau 
ist  die  S.  nur  ein  icswouao  (e.  d.)  erkennender  Intellekt  «ad  geht  aar  md  die  Br- 
der Diane.  fUnanp«  nebt  neck  Kar  Fikanainii  (s.  d.)  nur  aas  der 
von  Stanliekkeit  «ad  Danken  «error,  «ad  beide  besieben  eich  aar  eof 
ErKbeinaa«ea(a.d.knidita«fdMwDinganaick>(TsLB^ 

Die  Formen  dar  reinen  &,  Baaai  aad  Zeit  sind  sptkwisuke  Biittnganajiin  objektiver 
Kri&hrung.  Unna«  iTihiiairtian  tat  aal  „Oapaaaiada  dar  8a>neM  idagaaahiiiiit,  crfeBt 
nicht  das  Obaraanaaaaa  dar  Wa*aoakrit  (Trasaaendeate),  wobl  «aar  das  lieiiaiailm 
udea  Buttngnngen  aanaaaa  hifhagtir  Erhannlaii    a  faidic„Flkfc»ilt  (OseiptliiUt), 

„Vermittels  dar  Sbsaaeakeit  ahn  werden  nae  Gsgenntaade  gejpbea,  «aal  aie  allein 
liefert  «bb  Ansehe«  ungen,  dank  daa  Veretnad  «aar  am  den  aie  gedankt,  aad  too  Ana 
eatapringea  Begriffe.  ADes  Denken  «bar  mu6  sich,  ee  aai  anreden  (direkte)  oder  im 
üaawhwilai  (kalliekstt  Tanallark)  pakaai  Merkmale  aaletat  a«f 
mithin,  bei  «na,  «af  aanaaaaksit  belieben,  «afl  «an  aaf  andere  WcJe»  kam  i 
gegeben  •erden  kann."  Et  ist  anognca,  daB  8.  aad  Denken  am  einer  ngemeinecaeit* 
beben,  aber  aat  aabekaansea  Waraa!**  entspringen  (Krit.  d.  rein.  Vernu.  8. 
vgL  AataropoL  I.  f  7  ff.).  Xaek  Fasan  ist  die  8.  di»  „Vernunft,  wiefern  aie  in  der 
Malaria  ibrer  Kmganga«  «ntsr  daa  OaHeia  daa  Sfasnce  steht"  (Nene  ExUk  L  76  L; 
System  <L  Logik,  Uli,  8.  40).  VgL  &  Maoio*.  Verenrh  einer  nenrn  Logik,  1794; 
2.  A.  1911;  Co«**.  Prinzip  dar  Iafiaitraim..  1882,  &  1»;  Ewald,  Kanu  krit. 
IdeaJiamua,  1810.  Kack  L.  Facsnaaca  iat  die  8.  die  „Einheit  daa  MeaarsrUrn  «ad 
Geistigen'  .  u  \s  MI!,  lö).  -  VgL  H.  I.snatani,«,  L*  monde  aaaaible.  1908; 
FaiacntwB»  KOHL««,  Wkwnecaaft  «.  Wirklichkeit,  1912,  8.  49  ff.  (Selbetandigkeii 

«fff^^fi^t  mit  aber  die  Ricktigkeit  Ibrer  Auflösung).  —  VgL  IntelbgibrL  Konmenon , 
Verstand,  y—i^w**«f»g,  B>tftiit*lfinni  rHfHtt  überaiaanek,  Trensscadent. 

atabil  gewordene  Gewohnheit  daa  Verhaltens  taaarhelh  einer  aotbilaa  Geaariaarksf  t. 
b*w.  der  Inbegriff  dar  Nonnen  f  «r  ein  aohiaea  Verkalten,  der  Regebmgen  de* 
heitern  dar  Mitglieder  einer  Gemeinaebeit  ah  Individuen  wie  im  Verheltais  aar 
Gesamtheit.  Dia  &  verfolgt  mepitngbuh  l»«ll«ise  Zwecke,  die  spater  oft  kl 
gessenbeit  geraten;  oft  bleiben  aar  ff aitiaaeie»  afcaar  8.  (ObariebeeL  survivals)  xurttek. 
und  Sitten,  die  anfange  biologisch  oder  eotial  oder  knltarell  tweckmaftig  waren, 
werden  apitar  swecklos  oder  gar  unnreckmaflig.  Aach  findet  hier  eine  Art  ..Bedcu- 
tangawandel,<,  eine  Mutti reiwibbtbang  statt,  indem  etwa  mytbbchreligioer  durch 
eotialc  und  sittliche  Zwacke  ereetat  werden  (vgL  Wein«;  Graadr.  <L  PsychoL*.  1902. 
8.  372ff.;  Elemente  der  VölkarpercboL.  1912).  Die  &  ist  ein  Produkt  dea  Gesamt- 
geietee,  dar  Wechselwirkung  ron  Piniiilarha  i  ii  (s.  VöBoeipsychologie)  und  beeinflußt 
stark  daa  individueUe  Denken,  Werten  und  Handeln.  Abhängig  iat  die  Entatebung 
und  Entwicklung  der  Sitten  und  (laxeren,  auf  engere  Gruppen  «ich  beschrankenden) 
Brauche  von  der  Reese,  dem  natürlichen  Milieu,  der  eotialen  Struktur,  der  Wirtachaf t, 
historieeben  Schickaalen.  Mythus  (Religion)  und  Kultus  sind  vielfach  QoeBen  ron 
Sitten  (vgl.  Wtjitdt,  Ethik  «.  &  108  ff.,  4.  A.  1912;  System  d.  Logik  in*.  1908,  &  568ff. ; 
Vöfterpeycbol.  I*  1910).  Die  Ur-Sitte  bat  sieb  in  Sittlichkeit.  Recht,  Sitten  im  engeren 
Sinne  differemuert.  —  In  einem  engeren  Sinne  iat  „Sitte"  soviel  wie  GeaHtnag,  gute 
Sitta,  Lebensart  („savoir  vivre"),  daa  Schickbebe  („bon  ton").  —  Vgl.  Laxascb, 
D««  beben  der  Seele,  1876 f.,  III«,  349 ff.;   Ihebi50,  Der  Zweck  im  Recht,  1894/95, 


Sittlich  —  Sittlichkeit.  599 


1,  23;  II,  242  ff.;  Paulsen,  System  der  Ethik  I«  323  ff.;  Tylor,  Anfänge  der 
Kultur,  1873;  Lubbock,  Die  vorgeschichtliche  Zeit,  1874;  Spencer,  Principles  of 
Sociology,  II— III,  1882  ff. ;  H.  Schurtz,  Urgeschichte  der  Kultur,  1900;  Tönnies, 
Die  Sitte,  1909;  Stammler,  Die  Lehre  vom  richtigen  Recht,  1902;  Wundt,  Völker- 
psychologie VII  a.  VIII,   1917.     Vgl.  Soziologie. 

Sittlich  (/Jvhxds,  moralisch)  bedeutet:  1.  alles,  was  in  das  Gebiet  der 
Ethik,  der  ethischen  Weitung  fällt,  sowohl  das  Sittlich  Gute  als  das  Unsittliche,  Böse; 

2.  das  Sittlich  Gute,  das  dem  Sittengesetze,  der  Sitte  Entsprechende.    Vgl.  Moralisch. 

Sittlichkeit  ist  sowohl  (subjektiv)  das  sittliche  Verhalten,  die  sittliche 
Gesiimung  eines  Menschen  als  (objektiv)  das  sittliche  Sein  als  ein  Bestandteil  des 
objektiven  Geistes  (s.  d.),  als  ein  Produkt  des  Gesamtgeistes,  verkörpert  in  sittlichen 
Relationen,  Normen  und  Institutionen.  Von  Anfang  an  ist  die  S.  an  die  soziale 
Gemeinschaft  gebunden,  welche  zunächst  die  Menschen  triebartig  zusammenhält  und 
durch  Gewohnheiten  und  später  die  Sitte  (s.  d.)  eine  gewisse  Regelung  des  Verhaltens 
der  Einzelnen  zueinander  herstellt,  während  Mitgliedern  fremder  Gruppen  anders 
begegnet  wird  („Ameisenmoral").  Aus  diesem  ethischen  Zustande  entwickelt  sich 
die  eigentliche  S. ;  als  Reaktion  gegen  alles  vom  „Normalen"  abweichende  oder  sich 
dem  geradezu  widersetzende  Verhalten  entsteht  die  soziale  Norm,  welche  sich  in  die 
Rechtsnorm  und  in  die  sittliche  Norm  spaltet.  Die  sittlichen  Normen  (Gebote  und 
Verbote)  gründen  sich  auf  Billigungen  und  Mißbilligungen,  auf  Wertungen  von  Willens- 
handlungen und  später  auch  von  Willensintentionen,  von  Absichten  und  Gesinnungen, 
deren  besonderer  Wert  für  die  Zuverlässigkeit  der  Gemeinschaftsmitglieder  erkannt 
wird;  man  will  nicht  bloß  gute  Taten,  sondern  vor  allem  gute  Menschen  (Charaktere), 
man  will  schließlich  den  Willen  zum  Sittlichen,  den  „guten  Willen"  selbst,  welcher 
Eigenwert  erhält.  Sittlich  ist  zuhöchst  der  Wille  zu  dem,  was  als  Bedingung  des 
(Gemeinschaftslebens  und  der  Verwirklichung  der  höchsten,  idealen 
Zwecke  der  Menschheitsgemeinschaft  gewertet  und  gefordert  wird 
(vgl.  Humanität,  Kultur).  Von  engeren  Kreisen  breitet  sich  die  S.  allmählich  auf 
immer  weitere  aus;  auch  über  die  bloße  Forderung  der  (Gesellschaft,  des  Sozialen  im 
engeren  Sinne  hinaus  erstreckt  sich  die  sittliche  Forderung.  Sie  verlangt:  Verhalte 
dich  in  deinem  Wollen  und  Handeln  so,  daß  du  dich  dadurch  zu  einem  möglichst 
wertvollen  Mitglied  einer  idealen  Gemeinschaft,  d.  h.  einer  Gemeinschaft 
als  der  Einheit  wahrer  Persönlichkeiten  machst,  zu  einem  Bürger  des  idealen 
„Reichs  der  Zwecke"  (s.  d.),  einer  idealen  Kulturgemeinschaf t ,  deren  höchstes 
Ziel  die  harmonisch-reichste  Entfaltung  der  reinen  Menschlichkeit 
and  des  in  ihr  zum  Ausdruck  kommenden  Geisteslebens  ist.  Die  Idee 
der  reinen  Sittlichkeit,  das  sittliche  Ideal  ist  etwas  Apriorisches,  von  ihr  aus  beurteilen 
wir  die  einer  Entwicklung  unterworfenen  historischen  Gestaltungen  der  Moral,  welche 
von  der  sozialen  Struktur,  von  der  Bildungsstufe  der  Menschen,  der  Erkenntnis 
tauglicher  Mittel  zum  Sittlichkeitszwecke,  der  Verfeinerung  des  Gefühls  u.  a.  abhängig 
sind,  bei  aller  Verschiedenheit  aber  auch  einen  Grundstock  sittlicher  Normen  auf- 
weisen. Gegenüber  der  positiven  Moralität  ist  die  ideale  Sittlichkeit  „Selbstzweck", 
denn  sie  schließt  das  Postulat  einer  „vollkommenen"  Menschheit  und  Menschlichkeit 
ein,  die  allerdings  noch  —  metaphysisch-religiös  —  sich  der  obersten  Einheit  des  Alls 
(drin  „Weltzweck")  unterordnet,  dessen  Geistesleben  das  menschliche  einschließt.  Die 
sittlichen  Normen  setzt  der  reine  Sittlichkcitswille,  der  ind  en  versittlichten  Individuen 
sich  gefühls-  und  triebmäßig  ankündigtund  in  den  Personalwillen  aufgenommen  wird, 
durch  Erziehung  und  eigene  Wertung  (s.  Gewissen,  Pflicht,  Imperativ,  Autonomie). 


eoo 


Dm  Sittliche  wird  teilt  auf  Gcfohle  (fliniil—iinl)  teita  anf  Vernunft.  Reflexion, 
teile  auf  Intuition,  taue  auf  «In  Willen  oder  auf  Wertung  wmwnhgeftmrt;  ee  wird 
teile  ale  angeboren.  ureprungHeb.  tafle  eis  ei  wotbon,  oiU^lahnlt  (othieeher  Empiriemar. 
Btirihitfamitiimt).  teils  eJe  eprioriedb  betrachtet.  Ab  Objekt  dm  ei tt Hohen  W*fMHhtt 
gilt  teOi  de«  (eigene  oder  fremde)  IndiriduuiB  (eihiecher  ImMihlasatiiiin).  teile  die 
(soziale  oder  ideale)  f  mnlnuhaft  (cthiecher  UniveTsabsauns),  teüi  Uildca.  Ak  sitt« 
ft>frr  Zweck  gut  leib  die  Wohlfahrt  (Eudsmontamus),  daa  Xtttxnehe  (UUntartamus). 
die  Luet  (Hedonismue),  teüe  die  individuelle  VcnoIBumunitung  (Perfcktkmtamue), 
die  Tlkhllgkeit.  FTtatfrnng  (Energtamns),  teüi  «He  Hffthwhr.  getatige,  knltufffl». 
humane  Entwtalowng  ( Evoiutjontassus  im  eunriwu  Stoma,  tessoeogtaeher  Idealismus), 
teüe  wird  daa  BheMohe  hi  dta  ulata  WiDeuabaaenfdlenbeit  warlag»  (ethieoher  Forme- 
Hamas,  formaler  Idsaasasos).  Alt  Kjittrium  dee  Stodtahcn  gilt  ersten  mehr  der  hlofcV 
Erfolg,  metat  die  Gesinnung,  oft  mit  dem  F>fob»  oder  <lcr  Handhsa«  und  deren  Z*l 
selbst  verband«.  Ali  sittliche  Motrre  gelte»  teile  dar  Allreiemaa  (e.  d.).  teile  der 
Fgniantne  (a.  <L>.  Endlich  gibt  aa  «hm  tatonooni  und  ahm  hiturneomi,  sntoritauve 
Ethik  (a.d.). 

I»  dar  ahinaaieehaa  Ethik  wird  von  Kojrrrrsa  die  hWneehenliebe  mW  Gemein- 
nfttrigkeit  betont,  in  dar  iadiechen  kommt  dm  MlHeidaiefwi  rar  Gattung  (Bud 
dhi.mui),  fai  der  jodischen  and  chrietlicben  die  Idee  dar  Gottesfurcht  nnd 
dar  NichetrnJatbe,  die  TliiBunllHeiiln  Dia  Ttchtigkeit  dm  Individuums  tan  PlonaH 
miner  Gemeineohaft  fordert  die  germanische  wie  die  griechieehe  and  römische 
Morel  In  der  griechischen  Philaeophie  kummen  sunachst  vsreohtadene  Formen  dm 
Fiirtlmnntamna  (e,  d.)  rar  Gattung.  So  bei  Dmaoaair,  dar  die  Oraokaciigknit  (a.  d.) 
in  die  ruhige,  frohe  6t(hnettmmtug  aetat  («dteptt,  easaws).  daa  Wirken  für  dae 
Genietnweaan  nnd  den  Wert  der  Oiainnimg  betont  (vgl.  NsTomr.  Die  Ethik*  dm  D.. 
1803).  —  Nach  SonaaTta  in  dae  Qnta  ahm  mit  dam  Schonen  and  wehrhaft  NttaHeheii 
(Xcvoraoy,  lfamorabil.  IT,  OS;  Platok.  Protagor.  SUD.  363  C  f.  V  Die  Tugend 
tat  lehrbar;  war  daa  Gute  wahrhaft  rmatabt,  dar  tat  aa  aneh  (Xenoph.  Memo: 
9,  4f.;  IV.  S;  Piaton,  Protagor.  »f.;  Apolog.  SSC).  Ahnlich  die  Kyn 
nach  welchen  daa  tugendhafte  Leben  Endziel  tat  und  tur  fntibmhskall  ■uaresoht 
(Diogen.  Leert  VI.  104  f.).  —  Den  Uedontaaiw  (*.  d.)  im  tat  tan  die  Kyrens» 
die  Tagend  dient  der  Luet  (Otogen.  L.  II.  01).  Spater  die  Epikureer,  nach  welchen 
Tagend  and  Olockaengkeit  antrennbar  eiod  (l  c.  X.  ISS,  188).  Die  Luet  tat  dae  Ziel 
dm  Lebern,  bcw.  die  Freiheit  von  Cnloet  —  Bei  Plato»  wird  daa  tunachet  noch 
cudaniontattache  ron  dem  idealen,  je  mjettauhnn  Moment  Ohenrogan.  Die  Tagend 
tat  die  Tüchtigkeit  der  Seele  ra  dem  ihr  eigenen  Wirken  (RepubL  861);  eta  epeltet  eich 
in  mehrere  Tagenden  (s.  Ksrdiiudtugcnd,  Gerechtigkeit),  die  aneh  eortalethtach 
erörtert  werden.  Ideales  Ziel  tat  die  Dnrelidringang  dm  Lebern  mit  dem  Getate  dm 
Guten,  demen  Idee  die  höchste  tat»  der  eich  alles  unterordnet  Daa  Höchste  tat  ee 
such,  von  den  Banden  der  Sinnlichkeit  frei  ra  winden  and  sieh  Gott  ra  vershnHchen 
(dpototc&e*  +eA.  RepabL  018  B;  rgL  Theaetet  170  A;  Pheedo,  02  B,  67  A).  Eud*- 
montat,  oder  besser  Energctfet  tat  Ajustottxes.  Tagend  (s.  d.)  tat  die  (ans 
Anlage  durch  Betatigang  entwickelte)  Fertigkeit  (Jf  <e)  ra  TernanftgemAOer  Tätigkeit 
(tex^f  Mf/«*  «««*  -toyor).  Dia  ethische"  Tagend  (**«<)  tat  die  konstante 
Willensrichtung  (lf*r  nfoatfttt**,)  auf  die  ..richtige  Mitte",  die  Bewahrung  dm 
rechten  Mafios,  die  Vermeidung  von  Extremen.  Die  „dianoottacben"  Tagenden 
betreffen  dae  richtige  Verhalten  der  Vernunft  im  Erkennen.  Schaffen  und  Handeln. 
Die  Glückseligkeit  das  höchste  Gut  (s.  d.\  besteht  in  der  dem  menschlichen  Wesen 
gemäßen  (otatoe)  Betätigung  seihst  (#r  r*>  ##/»»);  die  Lust  tat  nicht  Ziel,  sondern 


Sittlichkeit.  601 


Vollendung  der  Eudämonie  und  Tugend  (Eth.  I,  5  ff.;  Nikom.  II,  2  ff.).  Die  Stoiker 
setzen  die  Tugend  in  das  natur-  und  (damit)  vernunftgemäße  Leben  (öftoAoyovuevcos 
tr  (pvoei  £t}v,  otieq  toxi  xaz'  &(>exrtv  gtfv.  —  ib  xaxh  X6yov  £t}v).  In  der  Tugend 
selbst  liegt  die  Glückseligkeit,  sie  ist  Selbstzweck  (aizrtv  6c'  ai'zi,v  elvai  aloezi;v). 
Aus  der  einen  Tugend  ergeben  sich  alle  anderen,  und  es  gibt  nach  vielen  Stoikern  kein 
Mittleres  zwischen  Tugend  und  Laster,  keine  Adiaphora  (s.  d.);  vgl.  Diogen.  L.  VII, 
86,  125  ff.  Die  Pflicht  (s.  d.)  wird  betont  (vgl.  Cicero,  De  officiis).  —  Nach  Plottn 
ist  die  Tugend  wieder  eine  Verähnlichung  (öuoteoene)  mit  Gott,  eine  Reinigimg 
(xd&apois)  der  Seele  vom  Leibe  (Ennead.  I,  2,  1  ff.;  I,  6,  5 ff.;  HI,  6,  2);  doch  gibt 
es  auch  soziale  Tugenden  (noPuzixai;  I,  2  ff.). 

Xach  AUGUSTINUS  ist  das  Sittengesetz  göttlichen  Ursprungs  und  dem  Menschen 
ins  Herz  geschrieben.  Die  Tugend  ist  die  Liebe  zu  Gott  und  zu  allem  nach  seinem 
wahren  Werte  (Confess.  II,  4;  De  civitate  Dei  XV,  22;  De  libero  arbitrio  II,  18). 
Abaelard  betont  die  gute  Gesinnung  (Eth.  c.  3,  7,  13)  und  die  Gottesliebe.  Xach 
Thomas  von  Aqutno  ist  gut,  was  der  menschlichen  Xatur  und  Vernunft  gemäß  ist 
(Sum.  theol.  I,  2,  q.  94).  Die  Tugend  ist  eine  Vollkommenheit  (perfectio),  der  zufolge 
wir  das  dem  göttlichen  Gesetz  Gemäße  tun.  Es  gibt  philosophische  (intellektuelle, 
moralische)  und  theologische  Tugenden,  die  uns  von  Gott  verliehen  sind  („virtutes 
infusae";  1.  c.  II,  56.  3;  58,  3;  64,  1 ;  I,  55,  4).  Xach  Dens  Scotus  ist  das  Gute  durch 
den  göttlichen  Willen  gesetzt;  so  auch  nach  Wilhelm  von  Occam  u.  a.  —  Im  tho- 
mistischen  Sinne  lehren  später  Kleutgen,  V.  Cathrein  (Moralphilos.  I,  237  ff. ; 
5.  A.  1911)  u.  a.  (s.  Scholastik).  —  In  den  Gehorsam  gegen  die  rechte  Vernunft  und 
damit  auch  gegen  Gottes  Willen  setzt  das  Gute  Melanchthon  (Epitome  pliilos. 
moralis,  1589,  S.  24  ff.).  Ähnlich  lehren  Rüdiger,  Crusius,  Püfendoef,  Paley 
(in  Verbindung  mit  dem  Utilitarismus,  Principles  of  moral  and  politic.  philosophy, 
1775),  S.  Johnson  (System  of  Morality,  1746),  S.  Grubbe  u.  a. 

Li  das  naturgemäße  Leben  setzt  das  Sittliche  Jtjstcs  Lipsiüs.  in  die  Selbst- 
erhaltung, Selbstvervollkommnung  Telesils  (De  rerum  natura  IX,  5  ff.),  Campa- 
nella u.  a.  So  auch  Spinoza.  Gut  ist  das  dem  Menschen  wahrhaft  Xüt/.liche,  das 
die  menschlich-vernünftige  Xatur  Erhaltende  und  Fördernde,  was  die  menschliche 
Tüchtigkeit  steigert  („per  bonum  .  .,  intelügam  id,  quod  certo  seimus  medium  esse, 
ut  ad  exeinplar  humanae  naturac,  quod  nobis  proponimus,  magis  magisque  accedamus"; 
„quo  magis  unusquisque  suum  utile  quaerere,  hoc  est,  suum  esse  conservare  conatur 
et  potest,  eo  magis  virtute  praeditus  est").  Sittlich  handeln  heißt  vernunftgemäß 
handeln  („ex  duetu  rationis  agere")  und  dies  geschieht,  wenn  wir  uns  erkennend  ver- 
halten. Höchste  Tugend  ist  das  Begreifen  aller  Dinge  aus  der  Einheit  des  göttlichen 
All- Seins,  womit  die  höclistc  Gluckse ligkeit  unmittelbar  verbunden  ist.  Der  Tugend- 
hafte wünscht  auch  das  Wohl  seiner  Mitmenschen;  zum  „Xützüchen"  gehört  auch 
alles,  was  zu  einem  harmonischen  Gemeinschaftsleben  beiträgt  (Eth.  IV,  prop.  XX  ff.). 
Auch  Geclincx  betont  die  Gottesliebe.  Höchste  Tugend  ist  die  Demut  (s.  d.);  auf 
die  reine  Gesinnung  kommt  allee  an  (Ethica,  1675).  Leibniz  setzt  die  Tugend  in  die 
Liebe  zu  Gott  und  zu  dem,  was  als  Gottes  Wille  anzusehen  ist;  die  Tugenden  führen 
zur  Vollkommenheit  (Monadolog.  90;  Theodizee,  I.  B.,  §  181).  Als  eine  „Fertigkeit .  .  ., 
sich  und  andere  so  vollkommen  zu  machen,  als  durch  unsere  Kräfte  geschehen  kann", 
definiert  die  Tugend  Chr.  Wolff  (Vernunft.  Gedanken  von  den  Kräften  des  menschl. 
Verstandes,  S.  21 ;  Philos.  practica  I,  §  321  ff. :  Ethica  I,  §  142).  Das  Endziel  der 
Menschheit  ist  beständiges  Fortschreiten  in  der  Vollkommenheit;  diese  ist  „Zusammen- 
stimmung des  Mannigfaltigen"  in  uns.  Die  Sittlichkeit  entspringt  der  Vernunft.  — 
Letzteies  auch  nach  Ccdworth,  Clarke,  Butler,  Price  u.  a.  (s.  Intuitionismus). 


Naoh  LocES  enMMUM  ds»  sittlichen  Mm»  der  Erfahrung;  Tagend  iet  abermfl  da». 
wm  »le  premwurdtg  gut  (Essay  ooocera.  kam  ndmUn 

Einen  morsiiscbrn  (f.d.)  80«  nehmen  Hcrauso»  u.  s.  »n.  und  bei  rieten 
«^htnFAhikmmmcbtw&HmGttokkmof^tithcnL  In  des  WoUwoUen  oetacn 
die  Tagend  R.  Crnnun)  (De  tegib.  netar..  1 ff.)  and  Hnraueo»  (Philo»,  marsl.  I. 
K.  2),  in  da«  richtig»  Behandele  dar  Ding«  Glases  and  Wouumo*.  enss 

fahrt  die  Selbstliebe  darre  MmWnhhilhuiwIgany  snr  Morel  (e.  Recht),  eo  each 
nach  Bousoeno*»  (Philae.  Work»  IV.  9  ff.).  eUaotnixB  (Fahle  of  the  Bres,  17»i. 
ÜABTurr.  La  Bxksqwoocaold  (Reflexion»).  La  Bncrta*.  H  numrtvi  (s.  Intenan»), 
Holsacs  a.  n.  (e.  Egoismus).  —  Die  eoeieien  Krigungen  Hunnen  F.  Baoon 

\  II.   1  >.   SsAfTsonünT.   noch  weJeheni  die  TTHllliittiitl  hl  der  Hennome 
Egoismus  and  Altruismus  beeteht  (BnnnJry  U>1  Sennen  oommt.. 
i  ff  .  The  Mormttete,  deutsch  1910).   Hcme.  nach  welchem  die  Tagend  ein  Verholten 

(Enteil j  eoneetn.  eeerei.  1713.  f  I  ff;  Tiratise.  1711.  III.  I.  f  2),  A-  Ssmi  (Theorjr 
of  morei  ewntinwnei'.  1769;  rgL  Svmpsthw).  Fnnoceoa  (Graadsuge  det  Morelphthw  . 
177t).  Palst  (e.  oben),  RoonoAV.  Voutaiss,  Vouibt  u.  n.  Neck  J.  Bsrnun 
int  gat*  wen  die  Summ»  dee  offentliehen,  engenwenen  Gnmnee  enrgronert ;  dee  gront* 
Ottte*  der  mBlem  Annehl  („ths  gl  lüeit  linatmm  of  the  gusmst  oneeboO 
fordern,  wandt  wir  an»  aeifaet  ■idotdem  («.  Utilitsrtsmns).  —  Den  (meist 

II    nwwMeWetaHnnSHtwMI    {9*»  Q*l    DffeW«     V-  teWwsVtflnMsn)    VW^PPtM»1     TO©    MHMfVO    fitnUKBI U  * 

Oonm  (Gönn  de  philo».  positive  IV;  Oninbiien  po.it..  1852.  &  178«.:  Altruismus). 
L.  FeceasAcn  (WW.  X.  88 f.;  •bpnfeJl»).  L.  K*ajt  (System  der  Reohtephilo»..  1867. 
tsngointorrmiMk  Low  (Mikroko».  »ff.).  Fsossss.  lamuva 

(Zweck  im  Recht«.  1884/M.  I  dee  Steifen»  eis  der  „Egokano»  d 

eohefV).  Ca*»ssi  (Grandlrgang  der  Ethik,  1881;  Vulen»  angehe.  -  r  modern» 

Meench».  1801;  Sitthehkeit  o.  Üorwinismus*.  18091,  B.  PnstDsnsa.  Smwart 
fragen  der  Ethik,   1886).   v.  Kunemu  (Gr.  d.  Ethik.   1007.  IUu  »ei. 

(Wehrateel.  1800,  8.401«.).  Gotoki  (Morslohiln»..  1880,  S.  »ff.).  Antone 
(Zeimrhr.  för  Philo»..  Bd.  118.  8.  »ff. %   E.  Bscse*  i  Ott*,  19<*. 

..Maximum  rom  «rock  der  Ocmmlhcit  alter  fohlenden  Wceen  KMM  (Wert- 
theorie. 1902,  8.  108).  J.  8r.  Mai*  Stoowic«  (e.  unten)  u.  a.  (s.  Utiumrisma»). 
E.  Den»  (Cirdx.  d.  Ethik.  1000).   Dostsa  i 

Den  eoeieien  Umprang  dee  SRtttrhen  and  die  Bedeutung  deeaelben  ele  <U»  de« 
Geuminechelt  Fördernde  betonen  I>a»wiji  (eosmte  Instink  Ul  (IdV*  . 

u.  Fbritiekonu»,  1870/84.  II,  222«.).  Ennrno»uoe(Kaltarder  Gegenwart  18,  2»«.). 
.Tsm'hamm  (Kinteit  in  die  Philo».*,  1000.  5.  A.  1013),  Znxsss  (Soctefe  Ethik.  1906. 
8.  »ff.).  Dibtiob».  Kaotokt  (Ethik  u.  m»nxi»hst.  OwthklUeeeffeeming,  1906. 
8.  111  ff.:  Abhlngigknit  der  Morel  von  der  Wirtschaft,  der  Mecht;  kutere»  betont. 
A.  Mono«,  Nene  «terutehre.  1906).  Horror»  (Ethik1.  1901.  B.  42 
Th.  Zinoutn  (Srulicbm  Sein  and  »ittl.  Werden.  1890.  S.  lüff),  ArdioO  (Werk.  IN. 
II  ff).  GoLoncnno  (Zar  Ethik  dee  GeeemtwiBen»  I.  1909).  Ostwali 
LtTTBntnn.  (Le  morate'.  1907,  8.  18  ff.).  L.  Snmx  (Science  of  Etbice,  1882. 

kusdb  (Mond  Order  «nd  Progrem«.  1891  .    P.  (  arim  (The  Ethfeel 

IVobtem«  III,  1090  a. «.  (e.  antn  WKematAncK  mg  a. 

'  »r»lliepriffe.  I907/T19.  I.   I  ff..  >o»KE»,  fmUv.  a.  eoefefe 

Ethik,  190«  schichte  d.  ritt.   Denkens  u.  Lrhens,  1901. 

Eine  Reihe  von  Ethikern  setst  cbenfaUs  de»  sittliche  Ziel  nicht  in  einen  subjek- 
tiven Gtocketttitend.  sondern  in  de»,  wo»  der  Förderung,  Stärkung,  Entwicklang  dm 


Sittlichkeit.  603 


(physischen  und  geistigen)  Lebens  dient.  So  Ch.  Darwin  („füll  rigor  and  health", 
Descent  of  Man,  K.  4),  H.  Spencer  (Principles  of  Ethics,  1882  ff.,  I  1,  §  8,  16,  24, 
46  ff.),  nach  welchem  die  durch  Nützlichkeitserfahrungen  entstandenen  sittlichen 
Gefühle  ererbt,  angeboren  sind,  Huxley  (Evolution  and  Ethics,  1893),  E.  Simcox 
(Natural  Law,  1877),  C.  ML  Williams  (A  Review  of  the  Systems  of  Ethics,  1893), 
L.  Stephen  und  S.  Alexander  (s.  oben),  A.  Tille  („Hebung  und  Herrlicher- 
gestaltung der  menschlichen  Rasse",  Von  Darwin  bis  Nietzsche,  1895,  S.  23), 
O.  H.  Schneider  („Streben  nach  möglichst  vollkommener  Arterhaltung",  Der 
menschliche  Wille,  1882,  S.  371  ff.),  W.  Rolph  (Biolog.  Probleme,  1882),  Ratzek- 
hofer  (Positive  Ethik,  1901,  S.  39  ff.),  R.  Goldscheid  (Entwicklungswerttheorie, 
1908;  Höherentwicklung  u.  Menschenökonomie  I,  1911 ;  s.  Wert,  Ökonomie),  B.  Weiss, 
R.  Waldapfel  (Annalen  der  Naturphilos.  V,  1906),  Ostwald  (Monist.  Sonntags- 
predigten If.),  Ehrenfels  (s.  oben),  W.  Stern,  nach  welchem  der  sittliche  Trieb 
ein  „Trieb  zur  Erhaltung  des  Psychischen  in  seinen  verschiedenen  Erscheinungs- 
formen durch  Abwehr  aller  schädlichen  Eingriffe  in  dasselbe"  ist  (vgl.  Krit.  Grund- 
legung der  Ethik  als  posit.  Wissenschaft,  1897,  S.  302  ff.)  u.  a.  —  Ethischer  Evolu- 
tionist ist  auch  F.  Jodl,  nach  welchem  das  Sittliche  einer  beständigen  Entwicklung 
unterworfen  ist,  zum  bleibenden  Wesen  aber  die  „Abhängigkeit  von  einem  höheren 
überpersönlichen  Willen"  hat  (Geschichte  der  Ethik  in  der  neuern  Philos.  I2,  1906; 
II2,  1912;  Was  heißt  ethische  Kultur?  1894;  Lehrb.  d.  Psychologie  II3.  1909,  441). 
Nach  J.  Unold  ist  gut,  was  zur  individuellen,  sozialen  und  humanen  Vervollkommnung 
beiträgt  (Grundlegung  für  eine  moderne  praktisch-ethische  Lebensansch.,  1896, 
S.  47  ff . ;  Aufgaljen  u.  Ziele  des  Menschenlebens3,  1909;  Monismus  u.  Menschenleben, 
1911:  Ablehnung  des  Eudämonismus,  Betonung  der  größten  Tüchtigkeit  der  größten 
Zahl).  Die  „Erhaltung  und  Förderung  der  Menschheit"  betont  J.  Baumann  (Elem. 
d.  Philos.,  1891,  S.  158  ff.),  so  auch  R.  Strecker  (Kants  Ethik,  1909,  S.  38  ff.), 
ferner  die  „sozialte leologische"  Ethik  Paulsens,  deren  „Energismus"  die  „persönliche 
Wesensvollendung  und  vollendete  Lebensbetätigung  des  einzelnen  und  der  Gesamtheit" 
fordert.  Höchstes  Gut  ist  ein  „vollkommenes  Menschenleben,  d.  h.  ein  Leben,  das 
zur  vollen  Entfaltung  und  Betätigung  aller  menschlichen  Anlagen  und  Kräfte  führt" 
i  System  d.  Ethik  I5,  215  ff.;  Kultur  der  Gegenwart  I  6,  296  ff.);  ähnlich  F.  Thilly 
(Einleit.  in  die  Ethik,  1908,  &  210)  u.  a.;  vgl.  Külpe,  Einleit.  in  die  Philos.*,  1910, 
S.  300 ff.  Nach  Bergemanx  ist  die  „Förderung  des  Kulturfortschritts"  sittlicher 
Endzweck  (Ethik  als  Kukurphiins.,  1901»  S.  7,  .i2ff.).  —  Nach  Guyau  entspringt  die 
Sittlichkeit  dem  Lebensdrang,  dem  Trieb  nach  Entfaltung,  Steigerung,  Ausbreitung 
des  Lebens,  nach  Hingabe  an  ein  umfassenderes  Leben  (Sittlichkeit  ohne  „Pflicht", 
1909;  s.  Pflicht,  Anomie).  Nach  Focillee  ist  sittlicher  Endzweck  eine  Gemeinschaft 
aller  vernünftigen  und  liebenden  Individuen  (Morale  des  idees-forces,  1908,  S.  211  ff.; 
das  sittliche  Ideal  wirkt  „persuasiv",  nicht  imperativisch).  —  Einen  ethischen  Evo- 
lutionismus, aber  aristokratisch-individualistischer  Art,  vertritt  Nietzsche,  dem  das 
kraftvolle  Leben  (die  „Macht")  den  obersten  Wertmaßstab  abgibt.  N.  unterscheidet 
„Herren-"  und  „Sklavenmoral".  Bei  der  ersteren  bedeutet  „gut"  die  Wertung  des 
Herrschenden,  Machtvollen,  Vornehmen,  das  Edle,  Starke,  „schlecht"  das  Verhalten 
der  Niedrigen,  Schwachen.  Nach  dem  „Sklavenaufstand"  in  der  Moral,  bei  welchem 
das  „Ressentiment"  der  schwachen,  aber  in  Massen  vereinigten  Herdenmenschen  sich 
in  der  Wertung  geltend  macht,  wird  umgekehrt  das  Lebenskräftige,  Starke,  aber 
Harte,  oft  Grausame  des  Herrentums  als  „böse",  das  Schwächliche,  Degenerierte  als 
„gut"  benannt,  und  nun  sind  (besonders  durch  das  Christentum)  Demut,  Mitleid, 
Entsagung,  Altruismus  u.  dgl.  zu  „Tugenden"  geworden.    N.  fordert  nun  eine  „Um- 


0M 


Leben  kraftvoller 

amn  Hm  ..nart  enai  nonnen  (.^uaornaamas  ; 
kende"  Tugrod  der  „ Vormei- Q.  Gut  iet  eure,  „was  dee  Gefühl  der  Macht,  < 
WQka  aar  Macht,  die  Macht  sei bat  im  Menschen  erhöht",  fluattsat  tat  auea,  wee 
Schwache  stammt  (vgL  MWetd).  Dm  Ziel  der  Msmokie  liegt  in 
Eieaptaren"  (s.  Übermensch;  rgL  Jenseits  f«Onnd  Böe»t  Sa 
Morel;  WW.  XV).  De«  mbliebin  Individualismus  (a.  d.)  verttwtaa  M  Srnuran, 
R.  gram  (Pbiloe.  der  Frvibe*.  UM.  8.  IfiOff).  Gallwtto  (Dee  Problem  der 
Etafk.  1991k  Koauwaacs  i 

Einen   MoleUuataatauasa   UaivereeJtamus  vertreten   Hanaaa  (e.   Humanität). 

Caa.  Kuar  es  a.  a.  laraer  E.  r.  lUmmr*.  der  den  Endlarnntaiae  ■  efcaal,  Die 
Qnelta  der  Moral  tat  dta  Tueaafl,  der  FwteuatUt  dee  alaataaaa  Dimuftaalw  hangt 
m  Welaarnaan  ab.  Dta  &  tat  dta  Mitarbeit  an  der  Abhärtung 
aad  Filnisnsniigai  des  ..Unbswwaaen"  aad  biMibl  in  der  mag* hu  dm 


*ller  (Dee  ritt  Wahl  Bewußtsein.  IBM;  Etbtaebe  Stadien.  1996;  Gr. 
Prtaaiptaataare,  1907). 
Aas  der  FtaeUbt  ia  dta  WiianglilnHiM  altar  Lektanden  anriebet  dee  Mtataid  (*.  d.) 
eta  dee  ataataa  echte  erttbcae  Motir  (Dta  beiden  Groadprobtame  der  Etafk«.  1860; 
TgL  Ricaaao  Waona,  Dausen»  u.  a.).  —  In  anderer  Watae  begründet  Wcbdt 

aaaaaMI    sMaaswnsVlaBMH  waHVaVapftaaanaVlaaa>         Dta)     8»     tM%    CIO     IrOQUJft    OBS 

GesamtwiUene  und  da*  Sittbebe  besteht  in  der  geistigen  und 

■aatnaaeaer.  eouas 

tat  nnd  eeiae  Motive  mit  dt—an  Zwecken 
ee  nicht  an»  auch  nicht  eaf  dta 

S.    IM   dr 

Der  ideale  eittUcbe  Endzweck  tat  dta  „Her- 
allgemeinen  Willenegeaieiaeebeft  der  Meaechheit,  ata  der 
Grondtage  für  dta  arigttebet  groOe  Entfaltung  awisohhohcr  Geisteskräfte".  Die 
Xatur  eoU  tu  einem  ..Substrat  ff  tatest?  Zwecke"  werden  (vgL  Fwarra,  Scbleikk 
MAOnm).  Selbstaweck  tat  dta  ..Erzeugung  ff  tatige  r  Schöpfungen"  (Ethik«.  1912; 
System  d.  Pbiloe.  II».  1907);  vgl.  Enua.  Oiiintftaffw  der  Pbiloe.  dee 
1008;  Daiaeca.  Ordaaagataare,  1911  (ktaeta  Geaanaaimaft);  dta  Schriften 
Sock»  (e.  Geist).  —  Idealistisch,  dta  Renaataraag  der  Meiuwhheita-  oder 
•chaftaidae  betonend,  lehren  euch  Tn«XD*LEX»r*o.  Zbxlkb,  Gmw  (Protagomene 
hios,  1883,  &  160«.:  Selbstverwirklichung  dee  wahren  Selbst,  der  Menecbbei«»- 
idee).  C.looaü.  Doaxaa,  O.  LxaaMAim  (Gedenken  u.  Tatsachen  II.  68  ff..  410  ff.  \. 
Wna>»xaA!n>  (Präludien*.  8.  406 ff.;  4.  A.  1911).  Rickbkt  u.  a.  Nach  Tbl  Lrrrs 
tat  &  „Peraönlichkeitawert".  Dta  Forderung  dee  ..idealen  leb"  geht  auf  aUgemrin- 
gültiges  Verhalten,  auf  gleiches  WoOea  bei  gleichen  Granden,  auf  Treue  gagaa  sich 
selbst.  Dta  Menschheit,  die  Persönlichkeit  in  uns  und  anderen  ist  tu  fördern  (Dta 
ethischen  Grundfragen»,  1906).  ..Selbsttreue"  fordert  dta  Ethik  euch  nach  Mexsraa- 
bkho;  es  tat  sittliche  Lebensaufgabe,  ..schlechthin  gültige  reine  Werte  durch  unsere 
Tat  tu  vei-wirUichen"  (Philos.  der  Werte,  1908,  8.  389  ff.,  479).  Die  8elbeteerwirk- 
lichung  dee  Personlichkeitaideals  betont  J.  Ssth  (Study  of  Ethics,  Principlcs»,  1898). 


Sittlichkeit.  605 


auch  Bradley  (Ethical  Studies,  1876),  Green  (s.  oben)  u.  a.  Als  sittlichen  End- 
zweck betrachten  die  Wahrhaftigkeit  Scholkviann,  O.  Stock  (Lebenszweck,  1S97, 
S.  140  ff.),  Koppelmann  (Kritik  des  sittlichen  Bewußtseins,  1904)  u.  a.  Als  Hingabe 
an  ein  Übergeordnetes  bestimmen  das  Wesen  der  Sittlichkeit  Royce  (Philosophy  of 
Loyalty,  1906),  B.  Kern,  Driesch,  Jodl  u.  a.  —  Auf  die  Wertschätzung  des  Besten, 
die  richtige  Wertung  führen  das  Sittliche  zurück  Beneke  (System  d.  prakt.  Philos., 
1837/40;  Grundlegung  zur  Physik  der  Sitten,  1822),  Martineau  (Types  of  Ethical 
Theory  II2,  24  ff.,  37  ff.:  Wertskala  der  Maximen),  H.  Cornelius,  Meinong, 
F.  Krüger,  Goldscheid  u.  a.  (s.  Wert). 

Nach  F.  Brentano  ist  das  Gute  „das  mit  richtiger  Liebe  zu  Liebende,  das  Lieb- 
werte", und  dieses  finden  wir  mit  ursprünglicher  Evidenz,  indem  den  sittlichen  Willens  - 
akten  eine  „innere  Richtigkeit"  eignet  (Vom  Ursprung  sittlicher  Erkenntnis,  1889, 
S.  11  ff.).  Intuitionisten  (s.  d.)  sind  ferner  Mackintosh,  Calderwood,  Lecky, 
Whewell  u.  a.  Ferner  schon  Herbart,  nach  welchem  das  Sittliche  Gegenstand 
absoluter  Wertschätzung  ist.  Gebilligt  und  mißbilligt  werden  unmittelbar  „Willens- 
verhältnisse", welche  gefallen  oder  mißfallen.  Aus  den  sittlichen  „Geschmacks- 
urteilen" (s.  Ästhetik)  gehen  ethische  Ideen  (s.  d.)  hervor  (Allgemeine  praktische 
Philos.,  1808);  vgl.  die  ethischen  Schriften  von  Allthn  u.  a.  (s.  Ethik).  —  Den  Intui- 
tionismus verbindet  mit  dem  Utilitarismus  (s.  d.)  H.  Sidgwtck  (Die  Methoden  der 
Ethik,  1909).  —  Nach  Lotze  besteht  die  „unvertilgbare  Idee  eines  verbindlichen 
Sollens"  (Mikrokosm.  II2,  340;  Grdz.  d.  prakt.  Philos.,  1882).  —  Die  Ursprünglichkeit, 
Autonomie,  Absolutheit  des  (allgemeinen,  reinen)  Pflichtbewußtseins  lehren  ferner 
H.  Schwarz  (Das  sittliche  Leben,  1901;  Grdz.  der  Ethik,  S.  126  ff. :  ethischer  Nati- 
vismus),  M  Wentscher  (Ethik,  1902  f.),  Elsenhans  (Wesen  u.  Entstehung  des 
Gewissens,  1894,  S.  295,  325  ff.),  C.  Stange  (Gut  ist  das  Pflichtgemäße,  d.  h.  das 
der  Vernunft  Gemäße,  Einleit.  in  die  Ethik,  1900  f.),  P.  Hensel  (Hauptprobleme  der 
Ethik,  1903;  Ethisches  Wissen  u.  ethisches  Handeln,  1889),  A.  Messer  (Kants  Ethik, 
1904),  B.  Bauch  (Ethik  in:  Die  Philos.  im  Beginne  des  20.  Jahrh.);  F.  Medicus  u.  a., 
welche  vier  letzteren  schon  den  ethischen  Formalismus  und  Apriorismus  vertreten. 

Diesen  Formalismus  begründet  Kant.  Die  Quelle  der  S.  ist  die  praktische 
Vernunft  (s.  d.),  deren  „Selbstgesetzgebung"  (s.  Autonomie)  sich  im  Menschen  geltend 
macht.  Die  S.  besteht  aber  nicht  in  der  Verwirklichung  eines  äußeren  Zweckes, 
sondern  ist  von  aller  „Materie"  des  Willens  (Lust,  Glück,  Vollkommenheit  u.  dgl.) 
unabhängig.  Das  Sittengesetz  ist  a  priori,  unabhängig  von  aller  Erfahrung  gültig 
und  betrifft  nur  die  Form  des  reinen  Willens,  die  Allgemeingültigkeit  desselben.  Der 
„kategorische  Imperativ"  (s.  d.)  fordert  als  unbedingtes  Sollen:  „Handle  so,  daß  die 
Maxime  deines  Willens  jederzeit  zugleich  als  Prinzip  einer  allgemeinen  Gesetzgebung 
gelten  könne".  Man  muß  wollen  können,  daß  unsere  Maxime  ein  allgemeines  Gesetz 
werde.  Nur  ein  solcher  Wille,  der  dieser  Idee  entspricht,  ist  sittlich  gut,  und  nur  die 
Achtung  (s.  d.)  vor  dem  Sittengesetz  ist  ein  wahrhaft  sittliches  Motiv;  auf  die  Neigung 
zu  etwas  kommt  es  nicht  an  (s.  Rigorismus),  sondern  auf  die  gute  Gesinnung,  die  im 
Willen  zur  Pflicht  (s.  d.)  um  ihrer  selbst  willen  besteht.  Es  gehört  zur  „Würde"*  des 
Menschen,  sich  als  selbstgesetzgebend  zu  verhalten.  Nun  fordert  der  „praktische" 
Imperativ,  die  Menschheit  in  jedem  stets  auch  als  Zweck,  nie  bloß  als  Mittel  zu 
betrachten,  denn  die  Menschheit  als  Subjekt  des  sittlichen  Gesetzes  ist  heilig.  Der 
Mensch  (s.  d.)  gehört  als  vernünftiges  Wesen  zum  „Reich  der  Zwecke"  (s.  d.),  in 
dem  er  sowohl  gesetzgebend  als  auch  den  Gesetzen  selbst  unterworfen  ist.  Die  Sitt- 
lichkeit erweist  sich  nun  schließlich  doch  als  ein  Mittel  zum  Zwecke,  der  aber  ein 
idealer  ist:  nämlich  die  Verwirklichung  eines  idealen  (als  Idee  wirksamen)  Reiches 


fttf 


der  Zvnm,  tonn  daran  die  8.  bedangt  ist*  ein  Zmmmhmi  ■einttnftiger  Wmmi 
«Mar  aUgenminen  QmHm  (System  d.  prekt.  Vernunft,  universal.  BibL.  8.  37  ff.; 
(JrdJ^g.  tm- Mrtaphy«.  <W  8itt*n,  ümirt«*J  B»bJ..  &  55  ff. ;  Metaphysik  der  Sitt. 
-  Du  Rlgoilaiaea  (e.  d.)  Kam»  mildert  na  IUI  tamua  (vgL  Bebte»  Seele), 
während  Fichtb  Um  gam  streng  faßt,  eis  volnge  Unswordma ng  «kr  SioaUekkeit 
tutaer  die  Vernunft.   Hai  Ii  a  nal  stilas  finilna.  ealhsHialig  TTnrirtrHtTtrrn,  tlini  fmdere 

<r  Mittel  n  diesem  Zweck,  «ar  IliiasiiiBag  des  „reinen  1 
Ifl.rhtiet.  Endzweck  ie4  ee,  deJ  nar  die  Vernunft  in  der  Skanenwel 
In  der  Oimilei reift  gsbtigar  Weeen  (System  der  BUtSBhmi,  1798;  WW.  1845/48; 
Nirhgliiam  ankeiften,  Ute.  IM.  Aoek  nach  8<sn  man  »rasa  beeteht  die  8. 
rnfcBwaat  in  dem  Hinein  hildrn  der  Vernunft  in  die  Katar,  int  ..Naturwerden  der 
Vernunft"  (Pkttos.  «elialiat i.  j  79;  Grundr.  d.  pkiioe.  Ethik.  1841 ;  WW.  II '.  448  ff.). 
Die  Gebiete  dm  eHtikkm  Handel»  «lad  Verkehr.  Wgaatam,  Pannen.  Ciefah 
VertsfaHafass:  Reckt,  nmUgkill,  Glaube.  Offenbarung;  die 
i:  Staat*  Oeeelkrheit,  Schal»,  Khaae.  Db  ladfvhhmlralt  hat 
Dan  ■ffcfaeasn  Ideahemue  uigiaaihn  in  objahtlm  Web»  Hanau  der  von  der  (eob- 
jektfeen)  ..MorahUt"  (s.  d.)  dh>  (uldoetiie)  „fJllliiniiill"  anssrerheidet ;  beide  sind 

« -  -*--  e  e    n  .■  #»_  i-.  _  _»•      »tk         an...      a  _         it     *    *   -e       a    .  ..       tj^eä* -■••»•»  —    _■-_     *"*     *--  -  - 

arUanNaTM  IbW  «jfflWPfAW^^W   UlasPV    a    1  laMJVmVaW  Qäw   QaVawVtalasOaaWkas    awaaUaaawHBK  ejgasas   wJ9J9j9J9J9J9J 

l*«"  (e.  d.).  der  Willi  ii aaaft.  Di»  SbUaabknit  tot  dar  abhdtfitfarte 
.nftwille,  dir  „Idee  dar  Freiheit  sie  das  bhtadaaj  Oute",  verkorueu  im  Staat 
(a.  d.)  und  im  Botiebn  (Ensyklop.,  %  513  ff. ;  Rfchupbiio«,'.  krag,  von  0.  f  imnn.  1906). 
.1.  Caa.  Kaum»,  Syst.  d.  Sittenlehre  I.  1810;  Abbdl.  aar  Sittenlehre,  bieg.  1888 
Von  Kaut  beeinfrant  sind  Haaaau  Maasan,  B.  Bacca,  Msnicca,  W.  Kivkku 
VAtaiüoaa  u.  a.,  farner  Rasotma»  (Staeaee  de  la  inorale*.  1908»  I  — II).  Wot/n 
(Kratern  da»  moral  BswafHeeina,  1888).  Baasera»,  Stacdi  sosa  (a.  oben).  K.  Von- 
Uhdbb  (Kantatadien  IV.  981  ff.;  Kant  n.  Man,  1911).  STAKaxas,  I'.  NaToar 
[aataakai*«a|m^  lltli  -  191  i  « .  aatani  aaktai  gaaj  ta%taaa\af^Maai  IMTn 
d»  ()enwü**h*ftaidee  ketoaaa.  So  aaek  Coaax,  aaoh  aaltfcim  dar  shaHobe  WO« 
auf  Kinbeit  im  WoUea  aad  Handein  gabt.  Die  Einheit  dar  reinen  afiaeubbilt  ist  aar 
in  der  Allkeit  des  8taataa  (a.  d.)  geeicbett ;  aar  in  Staat  aad  Reobt  entfaltet  aieb  die  8. 
Der  ..reine  WiDe"  bekandet  aieb  aicbt  in  blöder  OieJmiaiig.  eondern  aaob  im 
selbst.  Die  eHtbche  Entwicklung  gebt  auf  ein  ..Reich  dm  Zwsakn".  auf  die 
ecbaft  autonomer  Weaen"  (Ethik».  1907;  Kants  Bsytodung  dar  Ethik*.  1910).  - 
Vgl.  Warn.  8yetem  der  epekslai.  Ethik,  1841  f.;  Wrrrn,  Grdz.  der  Sittenmkra,  1882; 
W.  KncavAim.  Grundbegriffe  das  Rechts  u.  der  Moral«.  1879  (egL  Achtang.  Aatn- 
riut);  P.  Ria,  Über  die  Entatehang  das  Gewbnena.  1885  (a.  <L);  MOaafaaaaau. 
Der  Ursprung  der  &,  1888;  Habjo.  Ethik,  1889;  H.  Bbsdeb.  Über  das  Weaen  der  a. 
1894;  Snoaav,  Einleit.  in  die  MorsJwiamnechaft »,  1904;  Aonaua.  Ethik.  1904: 
K.  Duma,  Daa  Gate  a.  das  Srttbche.  1911;  M.  I*  »na»,  aVatfetisohe  Ethik.  1911; 
Vinkt.  Eesaie  de  philo..  moreJe,  1897;  F.  Räch,  L'experience  morale«.  1909;  I 
RoatÄTY.  L'Ethique,  1898;  Riaor.  Psycho!,  des  arntiments».  1908,  8.  284  ff.; 
Sithesxakd,  Origin  and  Groarth  of  the  Moral  Inetinct,  1898;  Dawar,  Ethica,  1891 ; 
Tbojaxo.  La  füoa.  morale.  1902;  Jvtalta,  Prolegom.  a  una  morale.  1901 ;  P.  Solubb, 
Morale  et  nrareiite,  1912;  B.  KJAR.  Ethik,  Erkenntnis,  Weltanschauung,  1912; 
E.  Wnrracna,  Grundr.  der  Ethik,  1913.  Nach  Snuuramm  beruht  daa  Ethiache 
immer  auf  einer  Vcrgkichung  der  objektiven  (gülugrn)  Werte.  Die  Entetehungasteue 
de«  Ethischen  ist  immer  der  Konflikt  (Lebenaformen,  2.  A.  1921,  256).  (Vgl  die 
Literatur  unter  ..KthiU'.)  —  Vgl.  Sollen,  Tagend,  Pflicht,  Gewissen,  Out,  Imperativ, 
Norm,  Soziologie.  Recht,  Humanität  u.  a. 


Skeptizismus.  G07 

Skeptizismus  (von  axitpie,  Prüfung,  Erwägung)  oder  Skepsis  ist  die 
Tendenz  des  Bezweifeins  von  Behauptungen,  Geltungen,  theoretischen  oder  prak- 
tischen Werten.  So  gibt  es  einen  religiösen  8.,  welcher  jede  religiöse  Gewißheit, 
jeden  Glauben  an  eine  Gottheit  für  problematisch  erklärt  oder  nur  positive  Glaubens- 
sätze bezweifelt,  einen  ethischen  S.,  welcher  die  Gültigkeit  überkommener  mora- 
lischer Wertungen  bestreitet  oder  auch  überhaupt  keine  allgemeingültigen  sittlichen 
Werte  anerkennt,  endlich  den  theoretischen  S.,  sei  es  gegenüber  bestimmten 
Behauptungen  oder  Annahmen  der  Wissenschaft,  oder  gegenüber  der  Tragweite  und 
Sicherheit  wissenschaftlicher  Erkenntnisse  im  allgemeinen,  sei  es  endlich,  als 
erkenntnistheoretisch-metaphysischer  S.,  gegenüber  der  Möglichkeit  einer 
objektiven  und  sicheren  Erkenntnis  der  Wirklichkeit  überhaupt,  entweder  bloß  des 
absoluten  ,,An  sich'*  der  Dinge,  oder  auch  des  Wesens  und  der  Relationen  der  objek- 
tiven Erscheinungen.  Der  logische  S.,  der  allerdings  selten  vorkommt,  bezweifelt 
alle  Gewißheit  und  Wahrheit,  auch  die  strenge  Gültigkeit  der  logischen  Grundsätze 
(s.  Axiom,  Denkgesetz).  Dies  führt  leicht  zum  totalen  und  radikalen  S.  im 
Unterschied  vom  partiellen  und  gemäßigten  (vgl.  R.  Richter,  Der  S.  I,  S.  XIII  ff.) 
und  noch  mehr  vom  bloß  methodischen  S.  als  Durehgangspunkt  der  Erkenntnis- 
kritik. Die  radikale  Lehre:  es  gibt  keine  Wahrheit  und  Gewißheit,  hebt  sich  selbst 
auf,  denn  dieser  Satz  mindestens  gilt  dem  Skeptiker  als  wahr  und  gewiß;  sagt  er: 
nein,  auch  er  ist  ungewiß,  dann  ist  eben  diese  letztere  Behauptung  wahr  und  gewiß, 
usw.  ins  Unendliche.  Die  logischen  Grundsätze  wiederum  kann  man  nicht  ernsthaft 
bezweifeln,  ohne  schon  bei  der  Begründung  dieses  Zweifels  die  Gültigkeit  derselben 
vorauszusetzen  (vgl.  Denkgesetze).  Ebenso  lassen  sich  unsere  Erlebnisse  als  solche 
nicht  bezweifeln.  Die  denkende,  logische  Verarbeitung  des  Erlebnisinhalts  aber  führt, 
wenn  schon  nicht  direkt  zum  absoluten  „An  sich''  des  Seienden,  doch  zu  objektiven, 
allgemeingültigen  Relationen  (s.  d.),  deren  in  Urteilen  über  sie  bewußte  Gewißheit 
bzw.  Wahrscheinlichkeit  (s.  d.)  teils  empirisch,  teils  logisch-methodisch  begründet  ist, 
sich  festlegen  läßt.  Die  Gründe,  die  der  S.  öfter  angeführt  hat,  fallen  für  den  Kri- 
tizismus (s.  d.)  weg,  welcher  zeigt,  wie  objektive  Erkenntnis  möglich  ist  (s.  A  priori, 
Axiom,  Wahrheit). 

Skeptische  Äußerungen  finden  sich  schon  bei  Heraklit,  Xenophanes,  Par- 
menides,  Demokrit  (Sext.  Empir.,  Adv.  Mathem.  VII,  49,  110,  135 ff.),  bei  den 
Sophisten  Protagoras  (betr.  der  Existenz  von  Göttern),  Goroias  (s.  Nihilismus  u.a.). 
Gegen  den  S.  treten  energisch  Sokrates  und  Platon  auf.  Eine  eigentliche  Skepsis 
tritt  erst  als  Reaktion  gegen  den  metaphysischen  Dogmatismus  der  Stoiker  u.  a.  auf, 
und  zwar  als:  1.  Pyrrhonismus  (Pyrrhon  von  Eus,  Timon  von  Phlios,  Phtlon 
von  Athen,  Xausiphanes  von  Teos);  2.  mittlere  und  neuere  Akademie  (Arkesilaos, 
Karneades);  3.  spätere  S.  (Aenesidemus,  Agrippa,  Favorincs,  Sextüs  Empirictts). 
—  Xach  Pyrrhon  ist  nichts  an  sich,  sondern  nur  in  Beziehung  zu  uns  und  durch 
Satzung  (vöf*<{)  dk  xal  l&ei)  schön  und  gut  (Diogen.  Laert.  IX,  61).  Die  Wahrheit 
ist  unerfaßbar  (äxaTaArjipia);  wir  können  nur  sagen,  wie  uns  etwas  erscheint,  nicht 
wie  die  Dinge  selbst  sind.  Wir  müssen  uns  des  Urteils  enthalten  (*.TO£i'),  um  unsere 
Gemütsruhe  (diapagta)  zu  bewahren.  Dies  lehrt  auch  Timon,  nach  welchem  wir 
nichts  entscheiden  können  (urt5lv  öoi'Ztiv),  denn  Sinne  und  Verstand  sind  unzu- 
verlässig und  nichts  ist  mehr  wahr  (iiaAAov)  als  sein  Gegenteil,  welches  mit  gleichem 
Grunde  verteidigt  werden  kann  („Isosthenie",  laoaO-evtia  rö>»-  J.dyiov).  Daß  uns 
etwas  so  scheint  (boxFi,  tpaivtiai)  ist  nicht  zu  bezweifeln,  nur  das  ,.es  ist  so'*  ist 
zweifelhaft.  Wir  sollen  nur  sehen,  wie  die  Dinge  für  uns  sind,  wie  wir  uns  ihnen  gegen- 
über zu  verhalten  haben  und  was  daraus  folgt  (Diogen.  Laert.  IX,  61  ff.,  74,  86,  lOöff.; 


0U 


8ext.  Empir..  Pyrrhoo.  hypotyp.  I.  188 ff.;  Adeersu*  Mitbem.  XI.  140).  Nach 
Aumum  gibt  ea  kein*  Cevitt*.  Inte  Wunen,  ja  niete  einmal  darüber  mlbet 
(v|L  Cicero.  Aead.  post.  I.  12^  dater  haben  wir  an*  de«  Urteik  tu  erntete»  Für 
die  Praxi*  genügt  die  Wdmteteltefckatt;  ete  Krrasrium  dar  Wahrheit  gibt  es  nicht 
(vgL  Dtogen.  L.  IV.  UtL;  Bert,  Eeapte.  Adv.  Mattet.  VII.  IM  f.).  Noch  uenmasgmr 
lehrt  Kasjnuoaa,  der  efae  Theorie  der  WehrerteteKchteet  (a.  d.)  gibt  (vgl  Diog.  : 

(ff*»«).  Urftnde  f ttr  die  8hepatt  auf . 

d*-  V. 
iM  MM 

Ji  null  ihm  Tiiliiiiilang  iMi  IlilaHiHll 

d*  Abhangigknt 
(Seit. 
Empir.  Pyrrbon  hypot,  I.  36  ft;  taten».  L.  IX.  7f  1h  Aontrr* 
aof  fünf:  Widerstreit  da 
Relativität,  whieiiMii  V« 
Pyrrhan.  hypoc  I.  164 f.»  Diog.  I*  IX  **U 
Tropen  auf  (Sexv.  Empir.,  Pyiibon.  hypot.  I.  178  ff.) 

dafl  all»  Tropen  auf  die  Relativität  (a,  d.)  der  Fit law  aiaaenhamn  (L  c  I.  »). 

Im  Mittelalter  findet  sieh  wenig  rose  Sfeeptitmmne  (Aloas«x*  Mdxolacb  von 
AirrasoouaTu.  «.).  Pirna  ihn  wende»  sieh  Aoocsrorc»  (..Ontnia.  qsi  ae  dnbvmntcea 
tmlBgli,  wrtn  tetalMglt  et  de  hoo  ro,  nun»  miilHgn,  ocrtna  est,  Omni«  igte 
atrum  sit  mrife  dubitet,  in  es  ipso  habet  verum,  aade  non  dubitet".  De  vere  reii- 
gione  73;  De  triaiu  X.  1  f.).  Das  eigens  denhands  Ich  kt  Bedingen«  sfiea  Erteimemi 
(a.  Oogrteh  dm»  lehrt  spater  anch  Dinamt,  dar  steh  das  amthoamotea  Zweite»  (a.  d.) 
•  Dia  Oswittsit  and  den  Wart  dar  Wisssnsohaf t  und  Spekulation  bfiwt'Mn 
dar  fehgJosrn  nhiihinegswittsit  Aourra  (Ds  imm  Hlndim  et  vasusam 
dtach.  1912).  Caunnox  (Ds  la  sagsssr.  1601;  2.  ed.  1604h  nach 
die  Wahrheit  nicht  erreichbar  Ist,  so  dai  wir  ans  mit  Watesohatetteskait 
mumcn,  SajrceM»  ( Quod  nihü  soHur.  1646).  Pascal.  (Psnssss.  1669.  1697).  der 
die  Prinsrpien  exakter  (axatteumttemar) 
oem  wir  tat  rjeetttm  ose  w  euruevtmoee  saao.  weosr  i 
(„La  natura  conJond  ks  Pyn honten»  st  In  rate»  eontend  las  dogniatmtea''). 

ToUer  Irrtümer.  Sinne  und  Vernunft  tlimohan  einander  aiuteihuilig  Wir 
nkhta  über  die  letaten  Dinge,  aber  das  Gemüt  anrieht  in  uns  („Le  eosnr  a  ses 
que  la  rate»  na  nanaitt  pas"k  Im  religiösen  Omens«  finden  wir  Ruhe  (Jkm- 
Tons,  rate»  Impaimanm").  Dan  Primat  das  Glaubens  vor  dam  Wimen  betonen 
auch  La  Vatku  (Ctoq  dialogora,  1671).  Sonaxtaa.  Foren*»  (De  la  philo«,  aeede- 
mique.  1692),  Hobt  (Treite  philo«,  de  la  faibleme  da  reeprit,  1723).  Poiarr.  Hiasmaiu 
(Ds  typho  geneim  humani.  1676).  Rann  ( Dictiotmaire  hmtor.  et  orte.  1696  f.). 
Lsmmbxais  (Oeuvres,  1836)  u.  «,  Schon  früher  lehrt  te  skeptischer  Wete»  Movtaioxb 
(„que  saavje  ?"),  der  ReUtivist  tat.  Die  letaten  Uraachen  und  dae  Wesen  der  Dinge 
aind  unerkennbar,  weder  die  8inne  noch  der  Verstand  erfamen  mit  raeharhert  dm 
Wahrheit.  Nur  die  Offenbarung  führt  uns,  auch  wo  ihre  Dogmen  gegen  die  Vernunft 
sind  («o  auch  Bayk!)  den  rechten  Weg  (Eataia,  1660.  1693;  deutach  1797  f..  1908  f). 
Nach  Gurrou  wimen  wir  nichu  über  die  Dinge  und  über  uns  arlbet,  nur  in  der 
Religion  hegt  dss  Heil  (Scepsai  scmntifioa,  1666;  vgL  N.  Petreacu,  G.  und  Hume,  1911 ; 
TgL  Kausalität).  Einen  „akademknhen",  ..milderen"  S.  vertritt  Hm«,  nach  weitem» 
wir  von  den  letaten  Ursachen  der  Dinge  nichts  wimen;  nur  vom  Erfahrbaren  gibt  es 


Sklavenmoral  —  Solidarität.  609 

(Wahrscheinlichkeits-)  Erkenntnis  und  von  den  logisch-mathematischen  Relationen 
ein  sicheres  Wissen  (Enquiry  XII,  2,  3;  Treatise  IV,  sct.  2;  s.  Kausalität,  Substanz). 

Dem  S.  als  dem  ohne  vorangegangene  Kritik  gefaßten  Mißtrauen  gegen  die 
Vernunft  stellt  Kant  den  Kritizismus  (s.  d.)  gegenüber,  der  den  Grund  der  Möglichkeit 
objektiver  Erkenntnis  in  den  wesentlichen  Bedingungen  des  Erkennens  sucht  (Kleine 
Schriften  III2,  50,  158  ff.).  Der  S.  hat  die  Kritik  vorbereitet  (Krit.  d.  rein.  Vernunft; 
über  methodischen  S.  vgl.  Herbart,  Lehrb.  zur  Einleit.5,  1883,  S.  62  ff.).  Einen 
, .kritischen"  S.  vertritt  G.  E.  Schulze,  (Aenesidemus- Schulze),  nach  welchem  weder 
die  Erkennbarkeit  noch  die  Unerkennbarkeit  der  Dinge  an  sich  gewiß  ist  (Aenesidemus, 
hrsg.  1911,  Vorw.,  S.  24 ff.;  vgl.  Platner,  Philos.  Aphorismen3,  1793  bis  1800,  Vorw.. 
§  626  ff.).  S.  Malmon  nennt  sich,  sofern  er  die  bloße  Wahrscheiiüichkeit  der  Natur- 
gesetze lehrt,  einen  „kritischen"  oder  „empirischen"  Skeptiker  (vgl.  Versuch  einer 
neuen  Logik2,  1912).  Neuere  Skeptiker  sind  Nietzsche,  Mauthner  (s.  Sprache), 
R.  Shute  (Discourse  on  Truth,  1877)  u.  a. 

Gegen  den  S.  wenden  sich  Husserl  (Log.  Untersuch.  I,  1900,  112  f.),  Cornelius, 
R.  Richter  (Der  S.,  1904—08,  II,  121  ff.;  II,  527;  aber  methodologischer,  partieller 
Wert  des  S.),  Goldscheid  (Zur  Ethik  des  Gesamtwillens  I,  1903,  109  ff.)  u.  a.  (s.  Wahr- 
heit). —  Vgl.  Stäüdlin,  Geschichte  u.  Geist  des  S.,  1794 — 95;  Tafel,  Gesch.  und 
Kritik  des  S.,  1834;  V.  Brochard,  Les  sceptiques  grecs,  1887;  R.  Richter,  Der  S. 
in  der  Philo3.,  1904 — 1908;  Goedeckemeyer,  Gesch.  des  griechischen  S.,  1905; 
Credaro,  Lo  scetticismo  degli  academici,  1889  f.;  Saisset,  Le  scepticisme,  1865; 
Sattschick,  Deutsche  Skeptiker,  1906;  Französische  Skeptiker,  1906;  Kreibig. 
Gesch.  u.  Kritik  des  ethischen  S.,  1896;  Stumpf,  Vom  ethischen  S.,  1909;  Hönigswald, 
Die  Sk.  in  Philos.  u.  Wissenschaft,  1914.  —  Vgl.  Relativismus,  Subjektivismus,  Zweifel, 
Wahrheit,   Gewißheit,   Sittlichkeit,  Fiktion,  Pragmatismus,  Mystik,  Akatalepsie. 

Sklavenmoral  s.  Sittlichkeit  (Nietzsche). 

Skotisnras:  die  Philosophie  und  Schule  des  Scholastikers  Duns  Scotus 
( Quaestiones  quodlibetales,  hrsg.  1506;  Reportata  super  IV  libros  sententiarum,  1517f. ; 
Opus  Oxonience,  1620,  u.  a. ;  Opera,  1639;  1891 — 95).  Charakteristisch  für  den  (beson- 
ders den  späteren)  S.  (der  sich  z.  Teil  gegen  den  Thomismus,  s.  d.,  wendet)  sind  die 
Tendenz  zu  subtilen  Distinktionen,  zur  Hypostasierung  von  Begriffen,  der  „Forma- 
lismus" (s.  Unterscheidung),  der  Voluntarismus  (s.  d.),  die  Lehre  von  der  Materie  (s.  d.), 
von  der  Willensfreiheit  (s.  d.)  u.  a.  Vgl.  Siebeck,  Archiv  f.  Gesch.  d.  Philos.  I,  1888; 
Zeitschr.  f.  Philos.,  Bd.  94,  112  (1888,  1898);  Minges,  Der  Gottesbegriff  des  D.  Scotus, 
1906;  Philos.  Jahrb.,  1906;  M.  de  Wulf,  Histoire  de  la  philos.  medievale4,  1912 
(deutsch  in  Vorbereitung).  —  Skotisten  sind  Franciscus  Mwronis,  Antonius 
Andreae,  Walter  Burleigh,  Peter  von  Aqutla,  Johannes  Anglicus,  Petrus 
Tartaretus  u.  a. 

Solidarität  äußert  sich  im  Gefühl  der  Zusammengehörigkeit  und  im  Willen 

zum  Zusammenwirken,  zur  Kooperation  im  Kampf,  in  der  Arbeit,  in  kulturellem 
Schaffen,  humanem  Wirken.  Die  S.  (der  Horde,  Gruppe,  des  Stammes,  des  Volkes)  ist 
ein  wichtiger  biologisch-sozialer  und  historischer  Faktor  und  die  S.  einer  umfassenden, 
idealen  Menschheits-  und  Kulturgemeinschaft  ist  das  oberste  soziale  Ziel.  Vgl.  Marion, 
De  la  solidarite  morale,  1907;  Durkheevi,  La  division  du  travail  social,  1893;  Bougle, 
Le  solidarisme,  1907;  L.  Bourgeois,  Solidarite,  1896;  T.  Labriola,  Del  concetto 
teorico  della  solidarietä  sociale,  1905;  Goldscheid,  Höherentwicklung  u.  Menschen- 
Ökonomie  I,  1911.     Vgl.  Mutualismus,  Soziologie,  Organismus. 


i   i  -  li-  •     Hunilw  ;  terbiioh 


39 


610  M|ptfMM  Sollen. 

Ni»l  i  gmieniii  >»  •...:•.. 

(s.  <L;  bei  Ka*t  bedeutet  „8.**  den  praktischen  Kfnbmu»,  Krit.  «L  preku  Vera., 
Univ.BibL,  8.  80)  bt  die  Lehre,  daß  eüe  Objekte,  euch  dee  Niremde  Ich",  uns  nur  eie 
Inhalt  uneeree  ich  gegeben  sind»  daß  nur  dee  Ich  dm  Erkennenden  ab» 
eabtbrt,  real  ut,  daß  ee  vielleicht  nichte  enden«  gibt  ab  dieses  Ich  und  seine  Bewußt- 
■eineinhalte,  au  welchen  auch  die  „Auhendinfc"  gebären,  die  eh)  Inhalte  dee  indivi- 

rtnesP HaMiiflteilni      iuj_iLj-u_lflij  ■  ■  *-         *      -       ee— _ri  1    ■,1I1JIII  1.  .w%k     «la^     fm ■aaila 

loh  iet  nach  dem  8.  etete  nur  ak  ein  vom  erkennenden  Ich  »ra  grnf.il  tes  oder  gedeohte» 
gegeben,  nur  ein  Be wufiteeineinhaH  unter  anderen.  —  Abgeeehcn  davon,  daß  dee 
fremde  Ich  (a  d.)  ab  eolehea  nie  mein  bloßer  Bewußuwaneinhalt  iet,  sondern  als  etwss 
gedacht,  gii im  wird,  wa«s»ihm cm Bewii fr »mimew^^ 

Der  krit.  Idoalbma»,  1908»  8.  47  ff-L  mufl  der  &.  will  er  nicht  tn  abeurden  Konse- 
quenzen and  Knnevsbhai  pbnmii.  rrtri  defl  dee  „fremde  Ich"  eich  innerhalb 
dm  BevmBtmme  von  eeinem  ligeam  loh  im  »iigenn  Sinne  mnweokridet.  Dur  &  geht 
damit  eher  echon  in  dea  gamlttgtaum  IdseHsmns  (s.  d.)  aber,  nach  weichem  dm  ehuig 
aheolnm  Reale  nicht  mehr  dee  Einseiich  alt  »olckeebu  sooderadss  Bev/ußmria  (s.  d.) 
Überhaupt  oder  am  uairaimlm  Ich,  welche»  außer  objektiven  Innaltnn  eine  %«««»■«** 
einzelner  Ich- Einheiten,  Ich  Kompbze  cinechlbßt,  umfaßt  (vgL  a,  B.  K.  Haut, 
P»ychologiemuft  oder  AnüpsvchoL.  1001,  8.  4  L,  107  IL  und  R.  vo«  Sarc»znT 
BOLDau*.  Or.  einer  Erkenntnietheorie,  1887.  &  83ff.;  Vbrteljabjsaohx.  f.  wisse  nsuh 
Philo»..  30.  Bd..  1906).    VfL  Objekt,  Realität,  Treneaendent. 

Daß  bloß  dee  loh  mit  »einen  Voreteilungen  existier  ui  konnte,  nehmen 
problematisch-methodisch  an  Pumas  D'Anxr,  Daecaaras  (Princ  philo«.  I.  -I . 
alediuu  IL  Maxanasacaa  (Recherche  de  la  varite  I)  u.  s.  (vgl.  Memoiren  von  Tu  i 
1713,  8  992).    Den  8.  vertreten  —  rem  logisch,  nicht  praktisch  —  v.  Schcbkht 
8ou>amx  (a>  oben),  M.  Eatan.  (Wert  u.  Urepr.  der  philo».  Traim»Midem^  1896,  8  68  ff.) 
u.  a,   Nach  OeTWaLD  wäre  gana  honatquent  ein  „instaetaoer '  8.  dam  aar  die  gegen 
»artigen  Bewaßtmlnainhaha  ab  das  Wirkliche  gelten;  um  ihn  zu  vermeiden,  muß 
der  Inhalt  uneerer  Erfahrung  „durch  Interpretation  und  Interpolation* '  iweiikiiilßig 
ergaatt  werden  (Annalen  der  Naturphilo».  IV.  1904.  S.  141).    Nach  Daiasca  muß 
oder  kann  die  Logik  (Ordnungsbhre)  vom  8.  ■aamhen,  ohne  aber  bei  ihm  etehenzu* 
bleiben  (Ordnungabhre,   1912).     Nach  8caor*xaaraa  kann  der  8.  ab  ernstliche 
Überseugung  nur  im  ToUhaoee  gefunden  werden  (Welt  ab  Wilb  u.  VotstelL.  I.  Bd.. 
§19).    Gegen  dea  &  wendet  «ich  A.  WataaaCTT  (Ober  Metnrialbrnus  u.  Idealiemus», 
1788,  &  90ff.L  Jaaüsauu«  (s.  oben),  V.  KaavT  (Wcltbegriff  u.  Erkeaatabbegriff. 
1912),  nach  welchem  aller  erkcnntnbtheoietieoher  Idealbmue  auf  den  S.  hinauslauft, 
FaiscaaisKHKöBxaa  (Wissenschaft  u.  Wirklichkeit,  1912)  u.  a.  —  VgL  Fichte, 
Die  Bestimmung  dee  Menschen.  1800;  Zun.  PsychophyeioL  Erkeuntnielehrc*. 
8.  39;   PanoLDT.   Vbrtrljahrsschr.  f.   wissenseh.    Philoa..  25,  Bd.;   Scaurra.   Der 
Solipsbraus,  1898.    —  VgL  Realismus,  Realität,  Objekt,  Subjekt,  Immanenz,  Tran- 
mendenz,  Mi. 

Sollea  bt  db  Forderung  eince  (fremden  oder  eigenen,  personalen  oder  idealen) 
Willens,  db  ab  spezifische,  ursprüngliche  Art  der  Notwendigkeit  oder  Bindung  ine 
Bewußtsein  tritt  Dee  „Sollen''  bt  ein  Willensdiktat,  eine  Zumutung,  ee  wendet  sich 
von  einem  übergeordneten  an  einen  untergeordneten  Willen,  der  db  Nötigung 
empfindet,  das  Geforderte  sich  cum  Ziel  zu  setzen  und  zu  verwirklichen  —  wenigstens, 
wo  ee  sich  um  ein  anerkanntes  Sollen  handelt.  Des  „du  sollst"  bt  Imperativisch,  des 
„du  solltest"  anratender  Art,  dae  „so  sollte  es  sein"  Ausdruck  eine«  Wunsches  oder 
einer  Erwartung.     Des  hypothetische,  bedingte  Sollen  bt  auf  bestimmte  Mittel  zu 


Sollen.  611 

bestimmten  empirischen  Zwecken  bezogen,  das  kategorische,  absolute  Sollen  auf  die 
Erfüllung  oberster,  idealer  Zwecke,  welche  unmittelbare  Werte  bedeuten.  So  ist  das 
sittliche  Sollen  ein  Ausfluß  des  Sittlichkeitawillens,  dessen  Ziel  unbedingt,  ohne 
Rücksicht  auf  untergeordnete  Momente,  zu  verfolgen  ist  (vgl.  Sittlichkeit).  So  gilt 
auch  das  logische  Sollen  unbedingt,  als  Diktat  des  theoretischen  Vernunftwillens,  des 
Wahrheit» willens  (vgl.  Denkgesetze).  Bei  allem  Sollen  handelt  es  sich  um  eine  Norm 
(8.  d.),  um  die  feste  Regelung,  Ordnung  eines  Verhaltens  wollender  Wesen.  Das  Sein- 
sollende wird  im  einzelnen  aus  der  Vergieichung  empirischer  Gegebenheiten,  kausaler 
Zusammenhänge  mit  den  besonderen  Willenszielen  (technischer,  pädagogischer  u.  a. 
Art,  mit  dem  Rechts-,  Staats-,  Sodalwülen  usw.)  gefunden;  es  muß  gesucht  werden, 
was  sich  als  Mittel  zur  Verwirklichung  des  Seinsollenden,  des  bedingt  oder  unbedingt 
Geforderten  eignet.  Mit  dem  Seinsollenden  haben  es  die  praktischen  und  angewandten 
Wissenschaften  (s.  d.)  zu  tun,  welche  die  Kausalforschung  in  den  Dienst  von  Wiilena- 
zielen,  Postulaten  und  Idealen  stehen.  Das  Band  zwischen  Sein  und  Sollen  stellt  der 
Wille  her,  der  die  Verwirklichung  eines  Idealen  fordert  und  dieses  in  das  gesollte  Sein 
umsetzt.  Aber  das  (objektive,  absolute)  Sollen  gilt  auch,  wenn  das  Gesollte  nie 
realisiert  wurde  oder  wird,  es  ist  unabhängig  von  aller  Subjektivität  und  Willkür, 
durch  einen  objektiven  Willen  gesetzt  (vgl.  Norm). 

Daß  das  S.  eine  spezifische  Notwendigkeit  ausdrückt,  betont  Kant,  der  das 
bedingte  und  unbedingte  Sollen  unterscheidet  (Über  die  Deutlichkeit  der  Grunds.,  §  2). 
Das  S.  drückt  „eine  mögliche  Handlung  aus,  davon  der  Grund  nichts  anderes  als  ein 
bloßer  Begriff  ist".  Das  „kategorische"  S.  (s.  Imperativ)  stellt  einen  „synthetischen 
Satz  a  priori"  dar,  indem  zu  meinem  sinnlich  motivierten  Willen  noch  die  Ide« 
desselben,  aber  zur  „Verstandeswelt"  gehörenden  „reinen  Willens"  hinzukommt, 
welcher  „die  oberste  Bedingung  des  ersteren  nach  der  Vernunft  enthält".  So  ist  das 
„moralische  Sollen"  ein  „eigenes  notwendiges  Wollen  als  Gliedes  einer  intelligiblen 
Welt  und  wird  nur  sofern  von  ihm  als  Sollen  gedacht,  als  er  sich  zugleich  wie  ein  Glied 
der  Sinnenwelt  betrachtet"  (Grdlg.  zur  Metaphys.  der  Sitten,  Univ.-Bibl.,  S.  94  ff . ; 
Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  438  ff.).  —  Die  Ursprünglichkeit  (Lotze),  Unableitbarkeit  des 
Soilens  überhaupt  lehrt  Simmel.  Das  S.  ist  eine  Forderung,  die  mit  der  Sache  an  sich 
gegeben  ist,  eine  „ursprüngliche  Kategorie",  wenn  auch  der  Inhalt  des  Soilens  sozial- 
historisch bedingt  ist  („Wille  der  Gattung").  Das  ideale  Sollen  ist  unbedingt,  weist 
eine  „innere  Logik  ideeller  Ansprüche"  auf  (Einleit.  in  die  Moralwissenschaft,  1892 — 93, 
L  S.  10  ff.;  Vorles.  über  Kant2,  1905;  Hauptprobleme  der  Philos.,  1910).  Die  unmittel- 
bare Gewißheit  des  Soilens  lehren  ferner  B.  Bauch,  Windelbaxd,  Rickeet,  nach 
welchem  das  „transzendente  Sollen"  der  Gegenstand  der  Erkenntnis  ist  (s.  Tran- 
szendent), Cohex,  nach  dem  das  S.  das  Sein  des  Willens,  das  „gesetzmäßige  Wollen" 
ist  (Ethik2,  1907,  26,  168),  Xatorp,  nach  welchem  die  „Richtung  auf  etwas  Sein- 
sollendes" (auf  „Einheit  unbedingt")  ursprünglich  zum  Bewußtsein  gehört  (Sozialpäd.8, 
1904,  S.  57  ff.).  Stammler  (Wirtschaft  u.  Recht2,  1906,  S.  368),  u.  a.  Ähnlich  wie 
Simmel  lehrt  H.  Kelsen,  nach  welchem  die  Frage  nach  dem  Warum  eines  konkreten 
Soilens  logisch  immer  wieder  nur  zu  einem  Sollen  führen  kann  (Grenzen  zwischen 
juristischer  und  soziologischer  Methode,  1911,  S.  5  ff . ;  Staatsrechtslehre,  1911).  — 
Als  ein  objektiv,  durch  den  objektiven  Wert  der  möglichen  Zwecke  menschlichen 
Wollens  bedingtes  Wollen  bestimmt  das  Sollen  Ltpps  (Die  ethischen  Grundfragen,  1905, 
S.  126);  das  kategorische  Sollen  ist  die  Forderung  des  Ich,  zuhöchst  des  idealen  Ich 
(vgl.  Leitfaden  der  Psychol.2,  S.  289  f.).  Auf  den  Willen  bezieht  das  S.  auch  Schufpe 
(Grdz.  d.  Ethik,  1882,  S.  46  ff.),  ferner  Deiesch  (Ordnungslehre,  1912),  Runze 
(Metaphys.,  1905,  S.  397),  Goldscheid  (Zur  Ethik  des  Gesamtwillens  I,  1903,  87  ff.), 

39* 


SU  MMM  S  -phintn. 


betont*  »«Wo 
Idaungsfaktor  wirksam  zu  sein,  da  ist es 
soll,  auf  das  tn  si  hlhifton,  wm 

';rgl  liisnemoWNscaiiphfhn  n  60  t;  l^tsdnbtanga 
1008.  8.  103 ff..  17«g.;mfciiiMwlilrli^—dlliiMihiiiBlrBBorti  I.  1011).  - 
die  Anrieht,  dal  die  (mim)  WiaauKbalt  es  auch  mit  de»  Sotten  (normativ)  za  tu 
hat  (Sta*mxsjl  BonoUB  u.  n.J.  eind  Hma  (Eiuyklop..  ,6).  K~  U*ax  M.  Wnsm, 
Tönsum.  KAimmowua.  F.  Löst.  M.  Adlu  (Knoeelit.  u.  Teleologie.  1004)  u.  a. 
Dm  Solleu  im  Sinne  Whwwihends  u.  Dhrherta  will  Mlhtmuno  (Philo*,  d.  Werte. 
1008)  man—  durch  den  absolute  Wolfen.  —  Vgl.  Biwiiiaa.  Philos.  WM*.  1 1 . 
teniu,  Werttheorie,  1803  L.  L  106  f.;  P.  Bos.  Übe* de*  Sotten  u.  den  Onte.  1800, 
&  110;  Bau.  Wolle«  und  Sollen  der  Jaenachheit.  8.  1  ft;  A.  Km.  Sein  u.  Sollen, 
Philo».  Einich,  fai  den  Sttten-  u d  neuhlag-aeta.  1804;  J.  Kajta*.  S.  o.  Sein,  1871. 
VgL  Pflicht.  Recht.  IHJluhOiU,  Soziologie,  Norm.  Wort*  Wahrheit.  Richtig. 

Nolftslaman   (oeie4«/^Me:     Stoiber):     Sptachiehier.     epraehbebe     Zwei- 
deutigbrit. 

logi©  (ony«.  Korper):  Kflrpariahf.  ein  TeU  der  Anthropologie. 

ibnllanarae  (PtmiotJB)t    Schlaf,  oder  Nachtwandeln   (Nufcfi- 
QietemMBMiohir^T^oiwiiemliiiir.eimArtSchbtfnritnihellei^i 

BenwgimgriMrigbnlt. 
Em  MHe0eehonM  (cJairroyance) 
oder  m  benonderen  Einrieb trn  in  den  eigene  Ich  hu  xwar  öfter 
oner  mu  snswinzsert  wofCM«  wenn  mn  memonmn*  eine  sjswsms  »er* 
frtnerung  von  Sinneeperseptionen  u.  dgL  beeteht  (rgL  Hypnose).  Eine  Uberach6ts*ang 
dm  a  findet  rieh  bri  Scullcto  (WW.  1. 7. 1. 0).  Escrsnauru,  8cu»mrr.  Jvwnxv» 
Knxn.  ScHorKnurmn,  I  H  Vtcrnn  (PrjrchoL  I.  66511.).  dc  Pul  (Philo*,  der 
Mystik*.  1910.  &  408)  u.  a.  VgL  Buont  Le  somn..  deotneh  1880;  Www,  Gnu. 
dcrphyrioL  Psycho!.  III».  1003,  S.  064  f.;  Hzuj>acn.  CiieiiahnemuUfVo der  PeycboL 
1001,  &  888;  KnAXrsux.  Psychiatrie  P.  1000. 

Mophiasna  s.  Trugschluß  Paule  Vernunft. 

Sophisten  (esniern/)  heilen  ursprunglieh  aüe  grifohiinhin  Denker  und 
Weh*.  Philosophen,  dann  (seit  dem  6.  Jahrhundert)  tieeondots  diejenigen  Lehrer  dar 
Bwmlmmhril.  den  niiMsnhasi».  der  f Or  den  öffentliche  Leben  notwendigen  Bildung 
und  der  Philoaophie,  weiche  gegen  Demhleng  ■iHaiiihwIii  und  hm  Sinne  einer 
Aufklärung  wirkten,  wobei  rie  mriat  du  Relativismus  (e.  d.)  oder  Subjekti- 
(e.  d.)  vertreten.  8h)  liakwn  die  Anfmerknamkeit  reo  der  Natur  auf  den 
m  und  handelnden  Msnachfn.  stellten  neue  Piobbma  auf  und  suchten  rieh 
von  der  Tradition  ru  emanzipieren  (vgl.  Recht).  NkdtteeltennMchten  rieh  die  Sophisten 
durrh  ihr  prahleriacbea  Gehaben,  durch  ihre  Eitelkeit  und  manchmsl  auch  durch  die 
Tendenz,  den  Unrechte  als  Recht  erscheinen  zu  Urnen  (reV  frra»  Ä6jtor  *#Wrr«  »<n*lr), 
mißliebig,  wenigstens  bri  Pbiloaophen  wie  Piaton  und  Aristoteles,  deren  Urteile  Aber 
die  S.  freilich  einseitig  sind.  Später  beeooders  versteht  man  unter  einem  ..Sophisten- 
oft  nur  einen  spitzfindigen,  mit  Schemwimen  und  Trugschlüssen  operierenden  Rhetor. 
—  Die  bekannteaten  8.  rind  Psotaoobas  (s.  ReUtiriamus).  Gouias  («.  Nihilismus). 
Hipfias,  Prodikos.  Krttias,  Thbasyhachos,  Polos,  Ecthtduos,  Astithov.  — 
Vgl.  M.   Schaks,  Die  Sophisten.  1807;    Gnom,  History  of  Greece  VIII.  474  ff. ; 


Sophistik  —  Sozialpsychologie.  613 

Th.   Ft:>"CK-Bee>taxo,  Les  sophistes  grecs  et  les  s.  contemporains,   1879;  Diels, 
Vorsokratiker2,  1907;  Th.  Gomferz,  Griechische  Denker  P,  1911. 

Sophistik  (ocKpiozty.tA:  1.  die  sophistische  Philosophie:  2.  Scheinweisheit 
{tfaivouivrj  <jo(fta:  Akistoteles,  De  sophist.  elenchis  1,  165a  21),  Dialektik  (s.d.) 
im  schlechten  Sinne.  —  Sophistisch:  spitzfindig  —  trügerisch.  —  Sophisti- 
kation:  Trugschluß  (s.  d.).  Über  die  „Sophistikationen  der  Vernunft"  (Kaxt) 
8.  Dialektik,  Idee. 

Sorites  {aoigeiir^:  von  otuoös,  Haufe;  sorites:  Cicebo  u.  a. ;  soriticus 
Syllogismus:  Maritts  Victoresus  u.  a.)  oder  Kettenschluß  ist  eine  abgekürzte 
Schlußkette  und  entsteht  durch  Verschweigung,  Fortlassung  der  Ober-  und  Unter- 
sätze einer  Reihe  zusammenhängender  enthymematischer  Schlüsse.  Der  aristo- 
telische S.  ist  regressiv  und  läßt  den  Schlußsatz  fort,  der  im  je  folgenden  Schlüsse 
Untersatz  ist,  während  der  goklenische  S.  (nach  Goclextüs,  Isagoge  in  Organ. 
Aristot.  1621,  c.  4)  progressiv  in  und  den  Schlußsatz  fortläßt,  der  im  je  folgenden 
Schlüsse  Obersatz  ist.  1.  A  —  B  |  B  —  C  C  —  D  A  —  D.  2.  C  -  D  |  B  -  C  A-B 
A  —  D.  —  „Sorite6"  (acervus)  heißt  auch  eine  Art  des  Trugschlusses  (Wieviel  Körper 
bilden  einen  Haufen?).  Vgl.  Acervus.  —  Vgl.  Fries,  System  der  Logik3,  1837,  1811, 
B,  254  ff.;  Ueberweg,  System  der  Logik,  I5,  1882,  §  125;  Hamilton,  Erkennen  und 
Schließen,  1912. 

So-sein:  das  Sein  mit  einer  (qualitativen,  raum-zeitlichen  u.  a.)  Bestimmtheit. 
Vgl.  Mee?o>*g  (s.  Objektiv);  Dbiesch,  Ordnungslehre,  1912,  S.  51  ff.  (das  „So-hier- 
jetzt"  als  Bestimmtheit). 

Sozial  (von  socius,  Genosse):  auf  die  Gesellschaft  bezüglich,  zu  ihr  gehörig, 
durch  oder  für  sie.  Über  „Soziabilität"  vgl.  Foetlleh,  La  science  sociale,  1883, 
GUTAU  u.  a.     Vgl.  Soziologie,  Ich,  Technik,  Gesamtgeist. 

Sozialethik  (soziale  Ethik)  ist  die  Ethik  des  Gemeinschaftslebens,  der  Inbe- 
griff ethischer  Normen  für  das  gesellschaftlich-staatliche  Leben  und  das  Verhalten 
gegen  die  Menschen  vom  sozialen  Gesichtspunkte ;  ferner  die  Ethik,  welche  die  Sittlich- 
keit nach  deren  sozialen  Bedingtheit  und  sozialen  Bedeutung  betrachtet.  Vgl.  A.  vo>" 
Oettingen,  Moralstatistik,  1874;  3.  A.  1882;  R.  Goldscheid,  Zur  Ethik  des  Gesamt- 
willens I,  1903;  G.  Traeb,  Ethik  u.  Kapitalismus8.  Grundzüge  einer  Sozialethik, 
1909;  Xatorp,  Sozialpädagogik3,  1909;  Höffdixg,  Ethik,  1901,  S.  257  ff.;  Revue  de 
morale  sociale,  r6d.  par  L.  BrideL  1899  ff.;  v.  d.  Goltz,  Grundlagen  der  christlichen 
S.,  1908;  Thteme,  Die  Sozial.  J.  St.  Mills,  1910;  E.  Becher,  Der  Darwinismus  und 
die  soziale  Ethik,  1909;  Litt,  Individuum  und  Gemeinschaft,  1918;  H.  v.  HÖbschel- 
mank,  Person  und  Gemeinschaft,  1920.     Vgl.  Sittlichkeit.  Soziologie. 

Sozialismus  s.  Soziologie. 

Sozialpädagogik  s.  Pädagogik. 

Sozialpsychologie  ist  teils  die  Psychologie  des  sozialen  Lebens,  die 
Aufzeigung  der  psychischen  Faktoren  des  Zusammenlebens  und  der  verschiedenen 
sozialen  Prozesse,  also  der  Vorstellungen,  Ideen,  Gefühle,  Bedürfnisse,  Tendenzen, 
Triebe,  Motive,  Willensrichtungen,  welche  den  sozialen  Phänomenen  als  Triebkräfte 
zugrunde  liegen;  teils  ist  sie  (im  engeren  Sinne)  die  Psychologie  aller  Phänomene, 
welche  durch  das  Gemeinschaftsleben,  durch  die  Vereinigung  der  Individuen  zu 
Gruppen,  durch  die  Wechselwirkung  der  Individualgeister  bedingt  sind  (s.  Völker- 
psychologie).   Vgl.  über  soziale  Gefühle  usw. :  Dabwix,  Abstammung  des  Menschen ; 


m 


Rtaor.  Psychol  de*  aentiment*'.  IMS.  8.  278 ff.;  Esto-as.  Las  soJstsa  animalea-, 
1878  u.  a.  (a,  Soziologie).  Vgl  F.  Ecunratrao,  Ober  die  Möglichkeit  riaer  &,  1900; 
E.  A.  Roaa,  Sodal  Payehology.  1908;  W.  Mc  Docoall.  Ab  Introducüon  to  Social 
Psyehology.  1914*;  Oaaso.  PnkoL  sociale.  190t ;  Houarrsu  Panideal,  1901;  Samml. 
•oziaJpsycbol.  Monographien,  hrsg.  von  X.  Bober;  Saatn,  Soziologie,  1908,  8.  558. 
Vgl.  Masse,  Kultur  (Vi-ouuxdt);  H.  L.  SrouranMOM»  uatererbeidet  Soziopsycho* 
logi*  und  Ptychonozlologie  (Sozialpsyebologic,  1915,  und  Seelgrupplrhre  [Psycho* 
Soziologie].  19»):  Ca.  A.  Eixwoo».  Socioiogy  »  tta  psychol.  AspecU.  1912; 
Himsca,  Dia  Genesis  das  Ruhm*,  19U;  Tösxtas,  Zar  Tbeorie  dir  ofhmthohen 
Meinung.  Schmorte«  Jahrbuch.  1918. 

»•ciolocie  (..sociologie":   Cosrnt;   SortalphnoaophK  social  pbfloaopby": 
Hoaaas  u.  a.).  im  ingowia  Stane,  im  Unterschiede  von  dar  öfter  alt  & 

fii^liiitMtll     famr     l*^%wna\i^PBBsBsaa'f*^B«asVAB?tea4a.       fca*#     itaas     a\IasBBsYaaiBB£*% 

die  Wissenschaf t  vom  sozialen  Leben  alt  ao leben,  vom  Weaeo  de«  Socialen, 
von  dea  Formen,  Gebilden,  Faktoren,  GcectcBchkciscn,  Pntsuhatigi    and  Ent- 

D«r  spezifisch  wwrffflngiarhc  G<aii  hieixinl  I  ist  die  Betrachtung  aOar  innerhalb 
tffrtahtn  Oemeinecbalt  Turkftwiirniiin  Phänomens  Im  rTUt*>>t*H  aal  ihren 
Charakter,  d.  b.  eincissita  aal  ihre  ffff-niglaaU  durch  da«  faaamasiinfrlsin.  daa 
Zusammen*  und  Wccherlwirken  dar  in  Gruppen  *  «reinigten  Individuen,  aodataaitf 
auf  ihr«  eigenen  Wechselwirkungen  aad  daa  1-'i  'lW'gaa  in  daa  loilshtn  Pansen  durch 

bedingtheit,  dar  sozialrn  Phtaomeoe  hsitolraiihtiyn  taoD  aad  sa  ihren  Hilfe ■  aan n 
arbeiten  die  Biolog»  (Social biologie)  alhH;  «oder«  Hihswiaeeoechaftrn  sind  die 
Anthropologie,  Ethnologie,  Psychologie  (s.  Sozial-,  Vö&erpcychologie).  die  ver- 
gWghendff  F*11!*"1**-!  Rechav,  laoraJwiaaaMohafi,  Sprachwissenschaft,  die  National* 
Ökonomie,  die  Geschichtswissenschaft  u.  a»;  die  einzelnen  Sozialwissenecheitea  geben 
Qu*  das  Material  für  Ihr«  Abstraktionen,  Analysen  aad  fliiilluaiiii  AOe  diese  Disziplinen 
(auch  die  Erkenn  tnialchrc.  Ästhetik,  Ethik  a.  a.)  geahmeu  riel  durch  Einführung  dea 
soziologischen  Oeeichtepunktee  all  Ergänzung  ihrer  eigenen  Erklaningsweiee,  Für 
da«  Verständnis  der  aotialen  Phänomene  ist  bteoaders  die  psychologieebe  Erklärung 
wichtig.   Doch  sind  die  sozialen  Gebilde  (Recht,  Wirtachalt»  Sitte  nsw.)  aad  Institu* 

Wirkung  aeelischcr  Weaea  erwachsend,  eine  ..intersubjektive",  OberindividueDe,  eigene, 
relativ  selbständige  Realität  und  Wirksamkeit  mit  beaoadwon  Entwichlangatendenaen 
und  Oactxlichkeiten.  und  sie  bedingen  selbst  daa  payehiaebe  EinseOebcn  (s.  Gebt, 
objektiver).  —  Die  Gesellschaft  iat  (abstrakt)  der  Inbegriff  socialer  Wechsel, 
beziehungen  oder  (konkret)  die  Vereinigung  dar  ▼ergeaeDathafteten  Individuen  selbst, 
genauer  eine  durch  gemeinaame  Bedürfnisse.  Tendenzen.  Interessen.  Ziele  aa  einer 
Einheit  drs  Seine  und  Wirkens  verbundene  Gesamtheit  tob  Individuen  und  Gruppen. 
nheit  dea  Wirkens  umfaßt*  je  nachdem,  ein  Zusammenleben.  Zusammenwirken 
(Kooperation),  ein  er jrc neinander  Wirken,  ein  sich  UnteiatflUen.  Bekämpfen,  eine 
Unter*  und  Oberordnung  usw.  Die  soziale  Verbindung  kann  toi  übergehend,  flochtig 
oder  dauernd  »ein.  sie  kann  rein  äußerlich  bedingt,  erzwungen  sein  (Zwangagemehv 
schait)  oder  innerlich,  spontan,  freiwillig  arm.  Sie  kann  ferner  durch  rein  naturhaft* 
Faktoren  (Milieu.  Rasse,  gleiche  Abstammnag,  Verwandtschaft,  sozialisierende 
Instinkte  und  Triebe:  Gesclügkcitstrieb.  Schutztrieb  u.  a»;  Naturgemeinschaft) 
oder  durch  bewußte  Interessen,  WiDensriele,  Konventionen  bedingt  sein  (Kultur* 
gescllschaft).    Die  Gemeinsamkeit  der  Abstammung,  dea  Ortes,  der  Rfdnifnhaa, 


Soziologie.  615 

der  Anschauungen  usw.  erzeugt  die  organische  Gemeinschaft  im  Unterschiede  von 
der  durch  bloße  Interessen,  äußerliche  Zwecke,  Konvention  verbundenen  Gesellschaft 
im  engeren  Sinne  (Tönnies,  Wundt,  s.  unten);  der  Weg  führt  von  der  Naturgemein  - 
schaft  durch  die  Gesellschaft  hindurch  zu  der  universalen,  idealen  Kulturgemein- 
schaft  der  sich  auf  die  gemeinsam-menschlichen  Kulturziele  besinnenden,  solidarischen 
Menschheit  (vgl.  Sittlichkeit,  Humanität).  Von  Anfang  an  ist  es  der  (erst  triebhafte, 
später  aktiv- bewußte)  „Einheitewille",  der  die  Gruppen  zusammenschließt  und  deren 
Beziehungen  ordnet,  regelt.  Innerhalb  der  Gemeinschaft  erwächst  erst  und  erstarkt 
die  Individualität,  und  wirkt  dann  auf  die  Gesamtheit  zurück.  Individuen  und  Gesamt- 
heit bedingen  und  fördern  einander  wechselseitig,  und  so  ist  das  sozial-individuale 
Ideal  die  größtmögliche  Sozialität  und  Solidarität  möglichst  kraftvoller  Individuen; 
aus  diesem  Ideal  fließt  eine  Reihe  sozialer  Forderungen,  Normen.  Das  Postulat 
höchster  Solidarität  bedingt  auch  Anstrengungen  zugunsten  der  Kräftigung  der 
Schwachen  durch  Verbesserung  der  Lebensbedingungen  und  sozialen  Verhältnisse 
und  die  möglichste  Ersetzung  der  brutalen  Naturauslese  und  Ergänzung  der  rein 
passiven  Sozialauslese  durch  eine  kulturelle,  menschliche  Energien  sparende,  erhöhende 
und  der  Gesamtheit  möglichst  dauernd  erhaltende  Sozialpolitik  (s.  Ökonomie: 
R.  Goldscheid).  Das  soziale  Ideal  verlangt  die  Vereinigung  wahrer,  individuell 
entwickelter,  „freier"  Menschen,  und  nur  eine  solche  Gesellschaftsordnung  ist  ideal 
die  richtige,  die  für  eine  Entfaltung  voller  Menschlichkeit  und  harmonischer 
Geistigkeit  (vgl.  Recht,  Geschichte,  Kultur,  Aktivismus)  Raum  gewährt. 

Ansätze  zu  einer  S.  finden  sich  schon  im  Altertum  (s.  Staat).  So  betrachtet 
Aristoteles  den  Menschen  als  ein  soziales  Wesen  von  Natur  aus  ((fvasi  £G>ov 
tioAlzixÖv,  Polit.  I  2,  1253  a  1)  und  den  Staat  als  ein  Naturprodukt,  das  seiner  Idee 
nach  dem  Einzelnen  vorangeht.  Ähnlich  lehren  die  Stoiker,  nach  welchen  der  Mensch 
zur  Gemeinschaft  bestimmt  ist  (Diogen.  Laert.  VII,  131 ;  vgl.  Cicero,  De  rcpubl.  1, 1, 25 ; 
Seneca,  De  ira  II,  3).  Hingegen  beruht  nach  einigen  Sophisten  der  Staat  nur  auf 
..Satzung"  (d-eaei)  und  nach  den  Epikureern  beruht  er  auf  einem  Vertrag  zum 
Schutze  gegen  Feindseligkeiten  (Diogen.  Laert.  X,  150  ff. ;  Lucrez,  De  rer.  natur.  V, 
922  ff.).  Dieser  Gegensatz  der  Anschauungen  wiederholt  sich  bis  ins  18.  Jahrhundert 
hinein  (s.  Rechtsphilosophie:  Hobbes,  Spinoza,  Rousseau,  Kant,  H.  Grotius. 
Hume  u.  a.).  Außer  bei  Philosophen  überhaupt  finden  sich  soziologische  Ideen  bei 
den  Rechts-  und  Staatephilosophen,  bei  Nationalökonomen  (A.  Smith  u.  a.)  und 
Historikern  (vgl.  Geschichtsphilosophie).  Vgl.  VorlXnder,  Kant  u.  Marx,  1911; 
Hegel,  Rechtsphilos.,  hrsg.  von  G.  Lasson,  1911 ;  Herbart,  Lehrb.  zur  Einleit.5,  1883, 
§  164;  Nahlowsky,  Grdz.  d.  Lehre  von  der  Gesellschaft  und  dem  Staate,  1865  (psycho- 
logisch); Mayer-Moreau,  Hegels  Sozialphilos.,  1910;  L.  v.  Stein,  Der  Begriff  der 
Gesellschaft2,  1855;  System  der  Staatewissenschaften  II,  1856;  Grünfeld,  L.  v.  Stein 
u.  die  Gesellschaftelehre,  1910;  R.  v.  Mohl,  Geschichte  u.  Literatur  der  Staatewissen- 
schaften, 1855  f.,  I,  101  ff.  („allgemeine  Gesellschaftelehre");  J.  St.  Mtll,  System 
der  Logik  II,  1877  („Ethnologie"). 

Der  eigentliche  Begründer  der  systematischen  S.  ist  A.  Comte,  nach  welchem  die 
S.  (oder  „physique  sociale")  die  Hierarchie  der  Wissenschaften  abschließt.  Sie  zeifällt 
in  soziale  Statik  und  Dynamik,  je  nachdem  sie  die  Ordnung,  die  Wechselbeziehungen 
des  Sozialen  oder  die  Entwicklung  desselben  untersucht.  Die  S.  fußt  unmittelbar 
auf  der  Biologie  (nebst  Psychologie).  Die  Gesellschaft  ist  ein  Gesamtorganismus 
(„organisme  collectif";  Cours  de  philos.  posit.  IV,  210 ff.;  vgl.  Geschichtephilosophie). 
Weiter  ausgebildet  hat  die  Soziologie  H.  Spencer,  auf  biologisch-ethnologischer 
Grundlage.  Auch  er  ist  „Organisist".  Vertreter  der  organischen  Auffassung  (Analogien 


Uf  Scziolo^c 


Omelbrkaft  oder  8t— t  und  Oisnnbmini  n  km  bei  Piaton.  Aibsambi.  Caoaro, 
Pluurrh,  N.  Oueenue,  Becon.  Hobbes,  lTtwnsgnnsi,  Chr.  Kimm, 
Bhmtechll,  de  Bonald.  SarjrrSmo*.  Oeuvre«  ihibiu.  1856.  reo  dem  Comte  I 
bt).  Die  Gesellschaft  tat  ein  ..Cberoffanbchra".  hat  fiknkckkwiteo  mit  einem  bio. 
|«gMitw  fTigsinsmni  aber  kein  Seneorinm.  kein  flilkntisslissiii,  von]  aber  Wach*- 

tum.  ArbtitsHileng,  TUfliiinii g,  Orgene  und  Gewebe  (Tke  Study  of  8..  1873; 

denteck  1876,  1806;  Prmoipbs  of  8..  1886ff.;  Social  Statten,  1860;  1  ed.  1808; 
DeacHptiire  8.;  Tb*  man  versus  tke  State.  1864;  Indiridaalmmue).  Die  Oeeelleokeitrn 

Zellen  die  Individuen  sind,  iet  die  Gesellschaft  neck  P.  Louvmo  (Gedenken  ftbrr 
die  Sedehrlmeneek.  der  Zukunft.  1873«.).  Ab  rinrn  r-ychischeo  Organismus  Uöt 
db  Geaelbckaf t  A.  ScnJLrvui  auf,  der  auf  dieselbe  die  Deeatndenitkeoric  anwendet. 
Db  Ocaeusckoft  bt  ein  sceharbsr  frnnmmnibsng  top  Individuen  mit  geistigen  und 
Ottern  (Ben  und  Leben  de«  sosiakm  Körper»'.  1886;  Akril  der  &.  1806). 

1878).  Bonnen  (La  rie  dea  sorictea,  1887),  &  Wc 
Ominiikrfietn  *bftnthiuu3lesfai  hat  (Ckganlimi  etaooimi,  1886;  Pnflmv  deei 
sociale*.  1804«.;  Revue  Intern,  de  soeiobgb).  Iboclst  (U  rite  modert*-.  1886). 
R.DiiuGe>mwrn,BotTnaa*ü(UprchlemsdsUvK1601;8^ 
1807).  Anntoo,  Satau.  und  Vmcwrr  (Introdoct.  8»  tke  Study  of  Sorirtv.  1884)  u.  .. 

Kack  FoPnx8i  bt  db  Geaalbnkeit  ein  efck  eslbet 
(„nipnbim  contrsctuel').  indem  er  ebb  eelbei  «111  („o.  vokmtnin-  ;  La 
eoobie*.  1886;  Le  eocblbme  et  In  eoriologb  reformiste,  1808).  Ähnlich  K.  de  OMmT. 
neck  welenem  db  Wirtenkeft  den  eosbJe  Gtundpbanomen  bt  (Inttndnetbn  k  U 
eooiot  I.  1886;  Lm  lob  socJokogiowss,  188S;  SorioL  generale.  1886).  Ein  psycelsohor 
».  eine  geistige  Orgenbetbn  bt  db  Geaelbckaf t  neck  Wo *  dt.  neck 

Natur-  and  Kalturgrmeinecbaft  unterscheidet.  Ee  beateben  abwickelnde  Fiueathmsa 
eoebiar  Triebe  zu  wOBrni  Heben  QeemWmfleaktni  und  Insolationen  enleker  «u 
sozialen  Trbben  (Logik  HP.  600.;  8yetem  d.  Pkiloa.  II*.  1807;  Ethik*.  8.  187 ff.; 
1018;  vgl  Oammtgabl.  Voftuipayokok.gb).  Ferner  P.  Bann,  neck  welchem  dir 
Clncalbnluft  ein  „gwbtigcr  Organbmna,  ein  8yetem  von  WUlenarinheiteu''  bt  (viertel- 
Jahreschrift  f.  wbeeneck.  Pbilca^  84.  Bd..  1800.  8.  83 ff.;  vgL  1807;  Db  Philo«,  der 
GuNnbhte  ab  Soziologie  I,  1887.  S.  108ff.).  Db  Philoeophb  der  Geackickte  bt 
SoeJologb  ab  ,.  Verauck  der  Wbaenackaft  der  Veränderungen,  db  db 
in  der  Art  ikrer  Znsamsaernsti engen  erleiden"  (8.  4  ff.;  a.  Pädagogik).  Ähnlich 
Kuia  (Soziologie,  1803;  Grandlagen  der  Pkiloa.  dea  Oiiiitrobilirna,  1008).  Aonus 
(Soziologie«.  1808h  PaOta*  (8yetem  der  Ethik  II*.  1880,  335).  Yiemuxpt 
(Zciteobr.  f.  Sorialwimenechaft.  1800),  GiDDcnoe,  neck  welenem  daa  Gattungsbewußt 
mm  (..conaciouenem  of  Irind")  soilshaWHSwl  wirkt  und  nebtrebige  Wulemkrafn»  db 
soziale  Entwicklang  bmtimmen  (The  Province  of  8.,  1800;  The  Tbeory  of  S.,  1804; 
Prinriplee  of  &,  1806;  deutsch  101 1 ;  The  Elements  of  S..  1880),  XUcxisn«  1 1 
to  Social  Philo«.*,  1895),  Famnauss  (An  Introductkm  to  &*,  1808),  L.  F.  Wano. 
nach  welchem  db  sozialen  Kräfte  wesentlich  psychisch  sind  (Gefühle,  Strebungen  und 
Intellekt;  ..fceling  conativr"  und  „intellect  telic";  Geltung  dea  Prinzips  des  kleinsten 
Kraftmaße«;  aktive  Vervollkommnung  der  GeseOschaft  durch  den  Gebt:  „socioer 
Dynamic  8.,  1883 f.;  Outlinea  of  S.,  1808;  Pure  S..  1003;  deutsch  Beine  S..  1007  f.; 
Applied  S..  1907;  S.  von  heute,  1904;  American  Journal  of  Sociology).  PsychoJogbch 
gehen  auch  vor  Haumiou  (La  ecience  sociale,  1806),  Cavxi  (Saggi  di  filosofia  sociale, 


Soziologie.  617 

1875),  Bascom  (Sociology,  1898),  Combes  de  Lestrade  (Elements  de  sociologie5, 1896), 
Lagr£sille,  Allievo,  Le  Bon  (s.  Masse),  de  Roberty  (La  sociologie3,  1893;  Nouveau 
Programme  de  s.,  1901;  Le  psychisme  social,  1896;  Sociologie  de  l'action,  1908),  nach 
welchem  die  Gesellschaft  durch  den  „kollektiven  Psychismus"  entsteht  und  die 
Anschauungs-  und  Denkformen  ein  soziales  Produkt  sind,  St.  von  Czobel  (Die  Ent- 
wicklung der  sozialen  Verhältnisse,  1902),  F.  Eulenburg  (Gesellschaft  u.  Xatur,  1905), 
Wenzel  (Gemeinschaft  u.  Persönlichkeit,  1899),  L.  Stein,  welcher  den  Organismus 
ablehnt,  in  der  Gesellschaft  nur  eine  „Organisation"  erblickt  und  die  S.  psycho- 
gene tisch-historisch  betrieben  wissen  will;  in  der  Gesellschaft  gibt  es  nur  empirische 
Gesetze,  Rhythmen,  und  eine  immanente  Zielstrebigkeit  (Die  soziale  Frage  im  Lichte 
der  Philosophie2,  1903;  Archiv  f.  systemat.  Philos.  IV,  1908).  F.  Tönnies  unter- 
scheidet von  natürlich-organischer,  dem  „Wesenwillen"  entspringender  „Gemeinschaft" 
die  bloß  äußerlich,  mechanisch,  ideell  verbundene,  auf  dem  „Kürwillen"  (Interessen, 
Zwecke,  Konvention)  beruhende  „Gesellschaft".  Die  Gemeinschaft  ist  eine  ursprüng- 
liche, innere  Einheit,  ein  „lebendiger  Organismus"  und  erhält  sich  zum  Teil  auch  in 
der  Gesellschaft,  welche  später  die  erstere  verdrängt  und  in  Gegensatz  zu  ihr  tritt 
(Gemeinschaft  u.  Gesellschaft,  1887,  S.  3  ff.;  3.  A.  1912;  L'evolution  sociale  en  Alle- 
magne,  1896,  1902;  Grundtatsachen  des  sozialen  Lebens,  1897;  Die  Entwicklung  der 
sozialen  Frage,  1907;  Das  Wesen  der  Soziologie,  1907;  Zeitschr.  f.  Philos.,  115.  Bd., 
1899,  u.  a.).  —  Psychologisch  fundiert  die  S.  auch  G.  Tabde,  welcher  in  der  „Nach- 
ahmung" (s.  d.)  das  elementare  soziale  Phänomen  erblickt;  die  Gesellschaft  ist  eine 
Vereinigung  einander  nachahmender  Menschen.  Anschauungen  (croyances)  und 
Begehrungen  (desirs)  sind  die  sozialen  Kräfte.  Die  sozialen  Phänomene  sind  etwas 
Intermentales.  Die  sozialen  Gebilde  (Sprache  usw.)  entstehen  durch  das  Zusammen- 
wirken von  Erfindung  und  Nachahmung.  Das  sozial  Zweckmäßige  geht  aus  der 
„sozialen  Logik"  hervor  (Les  lois  de  1'imitation5,  1907;  Logique  sociale3,  1904;  Les 
lois  sociales5,  1907;  deutsch  1908;  Essais  et  melanges  sociologiques,  1895;  Sociologie 
elementaire,  1898;  vgl.  D.  Gusti,  in:  Schmollers  Jahrb.,  1898).  Vgl.  die  Arbeiten  von 
Baldwin,  Ellwood,  Bagehot,  Sichele,  Steffen  (Die  Grundlagen  der  Soziologie, 
1912),  Lipps  u.  a.     Vgl.  Kultur  (Mülleb-Lyer  u.  a.). 

Auch  nach  Semmel  sind  die  sozialen  Verbindungen  psychischen  Charakters,  und 
er  geht  vielfach  psychologisch-analysierend  vor.  Aber  die  S.  hat  es  nicht  mit  psychischen 
Vorgängen  zu  tun,  sondern  mit  „Inhalten"  solcher,  mit  der  Sachlichkeit  sozialer 
Prozesse.  Die  S.  ist  keine  Universalwissenschaft,  sondern  eine  besondere  Methode, 
indem  sie  die  soziale  „Form"  als  solche  abstrakt  betrachtet.  Sie  ist  die  Wissenschaft 
vom  Gesellschaf thehen  als  solchen,  von  den  Formen  der  Vergesellschaftung,  von  den 
Beziehungsformen  der  Menschen  zueinander,  die  Lehre  vom  „Gesellschaft- Sein  der 
Menschheit".  Die  besonderen  Ursachen  und  Zwecke  der  Vergesellschaftung  bilden 
das  Material  des  sozialen  Prozesses,  die  soziale  Wechselwirkung  ist  die  Form  desselben 
(Über  soziale  Differenzierung3,  1906;  Das  Problem  der  S.,  Schmollers  Jahrb.,  18.  Bd., 
1894;  Soziologie,  1908).  Ähnlich  zum  Teil  Kistiakowski  (Gesellschaft  und  Einzel- 
wesen, 1S99).  —  Nach  R.  Stammler  ist  soziales  Leben  ein  „durch  äußerlich 
verbindende  Normen  geregeltes  Zusammenleben  von  Menschen".  Die  „Materie" 
desselben  ist  das  „auf  Bedürfnisbefriedigung  gerichtete  menschliche  Zusammen- 
wirken" (Wirtschaft),  die  „Form"  desselben  ist  das  Recht  (s.  d.).  Das  Wesen  des 
sozialen  Daseins  des  Menschen  liegt  im  Wollen  und  Verfolgen  von  Zwecken.  Der 
„Monismus  des  sozialen  Lebens"  sucht  die  Ursachen  und  Wirkungen  auf  sozialem 
Gebiete  in  der  Einheit  des  Ganzen  des  gesellschaftlichen  Lebens.  Soziales  Ideal  ist 
die  „Gemeinschaft  frei  wollender  Menschen",  d.  h.  die  „Menschengemeinschaft,  in  der 


618  Soalologtn. 

•in  Jeder  die  objektiv  bererhtiirten  Zwecke  dee  andern  m  den  «Wim  macht"   ' 
Schaft  o.  Recht».  1908.  I  *.  157.  9!  U  Lehre  toib  richtigen  I 

1901.8.  «3  ff).  Ähnlich  lrhrt  nnn  TH!  Natov.  Materie  drr  sozialen  Regelung  eind 
die  „norUlrn  Arbeitatriebe".  Die  eodeJe  Vernunft  gibt  de«  Rieht— lt  für  die  eoefale 
Reselt.-np  and  wirkt  mir  Im  ponfehren  fogehinfnyoott.    Dm  ZW  bt  ein  Leben,  in 

>|<  tu    '!'      \  ■  ".     ■ . !•    r<  rlMM .    Mffjfl   feMÜM    |     \  »  **  t*  ■  :t '"  V'.np 

der  Indiridualiuten  (fc»rfalpedegogik«.  1904.  8  'f.). 

Ab  objektiv.  epeiifbuhe  Gebilde  betrachtet  die  eoebbn  Tatsachen  Drunn. 
nach  wrlrbem  die  soziale  Tetoaene  ein  Flganbliiii  and  «Int  rigfüfwelilklikelt  h»t ; 
ele  ist  ein  geregrrtea  Verhoben,  welch«*  enf  den  Flamin»  n  efcaen  lweii|  auetbt 
(Element*  de  eoriologb.  1899;  La  dfrlrion  dn  trareü  ende)*.  1901  \  Lee  recW  de  U 
methode  oonblogloa*,  1966;  denteeb  1909V  Ale  ..OhbhUtoÜone.jsbmt",  d.  b. 
bndlaanrn  der  Indhridnen  «nd  der  Verlatttaba»,  die  eich 
betrirhnet  die  earJalen  Gebilde  O.  Brav*,  noch  weichem  die  &  die 
.,  Funktion  dleeer  oyetotne  für  di 
(Wirtorhaft  n.  Gesellschaft.  1907:  Znr  Logik  der 
1905:  TgLlanaiaa,  Der  Zweck  Im  Reeht  1.1994/96. 98.299.  907  ff..  419 
Kanealltll  und  TMenlorf*.  1904.  &  175  ff.;  Blendet.  rVobbnw,  1019: 
Riorarr.  afPownaannu  «.  a..  «ebne  db  ffadal.  oder  db  O  mhl.hli  I Iifl 

*  -  n  -  - 1 ,.  ^ ■  -g»   *       -  -   ■»-     *  •       n. t  . ..       >__...     o*     •  »     ■  »*     i  » 

ww,Pi,Tgww"  "^p9Jg*  •an*no**^»an  g  •^»»n*nnn»o»äj  «lawonw  nvgf  g^i9Mg99V9J>g9j9n  *o«|  VgggS  ÖV9JV9MnVBgMnm9J9Si 

Dm?  in  und  wirkt*©  \ 

Sa  phyolktWornen  (mnekimerkin,  energetbchen)  Kriflen 
db  eocbJen  Phänomene  fo  Analogie  Cansr  (Prineipbe  of  Social  Mono».  1858  f.. 
deatesb  1889).  Qditiut  (s.  Stotbtik:  PhWane  eoebb.  1894).  Wimun  (Eeeai 
enr  b  mecanique  sociale;  Herne  philo*.  1998. 1900).  Dn  sfaai*m(8bt*madii 
1901),  Mmin.  Pamnro.  K.  di  »Lunwant.  Wawmn  (Psycho  eneigat'ethe 
tangawebe  (Eequisee  «Tone  eocJologb.  1908).  OoiwaLD  (a.  Kultor.  Energb).  Znarr. 
Goxaecnrn  u.  s. 

BlologbolMsnlnropoloeJovh  verfahren  db  flcbkllonbton  and  oasjelea  Darwinietea 
Laroooi  («.  Raser).  O.  Anno»  (Db  nellnlfchs  Aoabee  beim  Mrnoonen,  1999:  Db 
Geaeneeheftoordnang*.  1900;  Zeitochr.  f.  ffrrblwtooeneuhefl  IV).  IfArnuir.  Tau. 
VanaiaParALB  (La  socfalogb,  1889).  Vaooano  (La  lotto  per  reebbma.  1888;  Le 
bed  de!  dlritto  e  nVlk.  Stet©,  1893).  B.  Kinn  (Social  BroraÜon,  1994;  Bedeutung  der 
Religion),  L.  WoLTMAm  (Pollt.  Anthropol..  1903,  &  ISO  ff.).  Scnazuiamn  (Beltr. 
m  einer  NatJonaJbfelogie.  1908;  Vererbung  tu  Aneleee.  3.  A.  1910).  F.  GaLTO*.  Ptom 
a.  a.  (e.  Engeaik.  Reese),  HancnL,  H.  E.  Ziaoxaa,  Ifnirnnmiliei  der  Sammlang 
..Natur  und  Staat",  vertreten  durch:  MaTtar,  Philo*,  der  Anpassung.  1904:  Rrma. 
Darwinismus  u.  8otiahrbsenechaft,  1904  n.  a..  ferner  Lfronitav  (Datwiiibmue  und 
Staat.  1905).  L.  t.  Wrasn  (Zur  Grandbg.  der  Geeefbchaftolehrr.  1908).  Stemmbt* 
(Philo»,  des  Kriege».  1907;  Vicrteljahrseehr.  f.  wiasenseh.  Phflos..  38.  Bd..  1902)  u.  a.  — 
Gegen  den  extremen  Scbklhoihiiiii  eind  Htm.iT.  Kioromv,  Nonoow  (Die 
Gerechtigkeit,  1907).  Janmai  (8orieleoaber.  1996),  E.  Bnena  (Der 
und  die  soziale  Ethik.  1909)  u.  a..  beaooder»  R.  Gou>scaan>.  der  db 
Ökonomie"  und  ..EntwirklnngsokonomieM  auebaut  and  db  8ozbJbiobgb  In  den 
Dienst  des  socialen  Aktiriamus  stellt,  der  planmaBigen  Arbeit  an  der  menschlichen 
Höhorentwicklung.  besonders  durch  Hebung  dee  sorialcn  Miliea  (s.  Ökonomie,  Wert, 
Willcnskritik.  Entwicklung;  vpl.  Annalen  der  Natnrpbilos.  VIT.  1908;  Puls  In  ■hinge 
Werttheorie,  1908;  Darwin,  1909;  HöberentwickL  und  Menechenökonomic  I.  1911: 
e,  unten). 


Soziologie.  619 

Auf  Gruppenkämpfe  führt  die  sozialen  Prozesse  L.  Gcmplowicz  zurück.  Die 
S.  ist  die  „Lehre  von  den  sozialen  Gruppen,  ihrem  gegenseitigen  Verhalten  und  ihren 
dadurch  bedingten  Schicksalen".  Die  Gruppe,  nicht  das  Individuum  ist  das  „soziale 
Element",  das  Individuum  ist  nur  ein  „passives  Atom"  in  der  Gruppe.  Der  „Rassen- 
kampf" untersteht  dem  Gesetz,  daß  jedes  mächtigere  ethnische  oder  soziale  Element 
danach  strebt,  das  in  seinem  Machtbereich  befindliche  schwächere  Element  seinen 
Zwecken  dienstbar  zu  machen  (Der  Rassenkampf,  1883;  2.  A.   1908;  Soziologische 

ja,  1899;  Grundzüge  der  S.2,  1905;  Die  soziolog.  Staatsidees,  1902;  S.  im  Umriß, 
1910;  Geschichte  der  Staatstheorien,  1905).  Beeinflußt  von  G.  sind  G.  Ratzenhofeb 
(Die  soziolog.  Erkenntnis,  1898;  Soziologie,  1907),  F.  Oppenheimer  (Zeitschr.  f.  Sozial- 
wissenschaft III;  Der  Staat,  1907),  F.  Savorgnan  u.  a. ;  ähnlich  lehren  z.  T.  Cattaneo, 
Nietzsche,  Bagehot  (Der  Ursprung  der  Nationen,  1874),  Vaccaro  (s.  oben)  u.  a. 

Geographisch  begründen  die  S.  („Soziogeographie")  Demolins,  Ratzel  (Anthropo- 
geographie,  1898)  u.  a.,  ethnologisch  Spencer  (s.  oben),  Bachofe>*  (Das  Mutterrecht, 
1861,  „Matriarchat"),  H.  J.  Sumner  Maine  (Ancient  Law11,  1890;  Village  Commu- 
nities5,  1890;  Early  History  of  Institutions*,  1890,  u.  a.).  Mc  Lennan,  Morgan  (Die 
Urgesellschaft8,  1891.  Lehre  von  der  ursprünglichen  „Promiskuität",  „Gentilgenossen- 
schaft"),  F.  Engels  (Der  Ursprung  der  Familie,  des  Privateigentums  u.  des  Staates*, 
1894),  Post  (s.  Recht),  Kohler,  Grosse  (Die  Formen  d.  Familie,  1896),  Cunow, 
Hellwald,  v.  Dargcn,  Wilke>",  Starcke,  Mucke  (Horde  u.  Familie,  1895,  Orts- 
gemeinschaft), Letocrneau  (La  soeiologie2,  1892,  u.  a.),  Achelis,  Westermarck 
(s.  Sittlichkeit),  Laveleye  (s.  Eigentum),  Steinmetz,  H.  Schcrtz  (Altersklassen 
und  Männerbünde,  1902:  die  aus  dem  Geselligkeitstrieb  erstehende  Männergesellschaft 
als  Kern  der  Staatsentwicklung  im  Gegensatze  zu  den  reinen  Geschlechterverbänden) 
u.  a.  —  Statistisch-demographisch  gehen  vor  Coste  (Princip.  d'une  sociol.  objektive. 
1899),  G.  Mayr  (Die  Gesetzmäßigkeit  im  Gesellschaftsleben,  1877)  u.  a.  —  Die  Wirt- 
schaft betrachten  als  soziales  Grundphänomen  K.  Marx  (s.  Geschichte),  ferner  anders 
Le  Play.  Fcnck-Bbentano  (La  science  sociale,  1897),  de  Greef  (Introduction  ä  la 
sociol.,  1886)  u.  a. ;  über  die  soziale  Seite  des  Wirtschaftslebens  vgl.  die  Werke  von 
Schmoller,  Phtt.tppovich  (Gr.  d.  polit.  Ökonomie  P,  1899),  Dietzel  u.  a.  Vgl. 
Loria,  Die  S.,  1901. 

Die  Bedingtheit  der  Erkenntnis,  ihrer  Formen,  Geltung  und  Resultate  von  sozialen 
Faktoren  betonen  in  verschiedener  Weise  Fecerbach,  Cllttord,  Baldwln.  Royce. 
Izoulet,  De  Roberty,  Htjxley,  L.  Stein,  W.  Jerusalem  (Einleit.  in  d.Philos.*,  1909; 
5.-6.  A.  1913;  Soziologie  des  Erkennens,  „Zukunft"  Nr.  33,  1909)  u.  a.  Betreffs  der 
Abhängigkeit  der  Religion  (s.  d.)  und  des  Seelenlebens  Oberhaupt  vom  Sozialen  vgl. 
die  Arbeiten  in  der  „Annee  Sociologique"  (Dcekhelm,  Hcbert,  Maess),  Levy-Brehl 
(Les  fonctions  mentales  dans  les  societes  inferieures,  1909),  Guyau  u.  a.  (vgl.  Sittlich- 
keit, Sitte,  Recht). 

Die  Sozialpolitik  und  Sozialethik  enthält  zum  Teil  angewandte  Soziologie,  deren 
Tatsachen  im  Sinne  des  sozialen  Ideals  kritisch-normativ  zu  verarbeiten  sind.  Gegen- 
sätze sind  der  radikale  Individualismus  (s.  d.),  mager  nun  als  extremer  „Liberalismus" 
(..Manchestertheorie")  oder  als  Anarchismus  auftreten  (Sttrner,  Kropotkin,  Mackay 
u.  a.),  der  aber  auch  in  kommunistischer  Form  existiert  (Baboevf,  Bakcnin  u.  a.), 
und  der  Sozialismus  im  Sinne  eines  totalen  oder  partiellen  „Kollektivismus",  als 
Forderung  einer  Gemeinsamkeit  der  oder  eines  Teiles  der  Produktionsmittel  (der 
Ausdruck  „Sozialismus"  stammt  von  Leroüx  und  ist  durch  L.  Reybaed  verbreitet 
worden).  Der  S.  tritt  in  verschiedenen  Formen  auf,  so  als  „Staatssozialismus" 
(„Kathedersozialismus";  Fichte,  Rodberttjs,  Schaffle,  Ad.  Wagneb,  Schmolleb 


Soziologie. 


u.  e.),  ..RechtMotialkwn»"  (Mnon.  Dm  Recht  Mf  de«  rotte»  Arbeitsertrag*.  1891 ; 
Mi«*  Staatslehre.  1909;  L.  Sno,  Der  soziale  OfHiiilinjuii,  1906;  E.  A.  Scbbokdbs, 
Dm  Recht  der  Freiheit,  1901.  u.  a.)  oder  all  ■nisrnsiikuaii  ■  ikiiihmiiiihn  &  (Social. 
dcmokratic)  oder  eie  Agraraorudiamos.  zum  TeÜ  in  ..hbcraier  "  Form  ( F.  Orrmnam* 

"-•fl ^g Tir-f  -nrUr  rnp  MM  n  e  )  nihr  eh    ihiistlUi 

ttrlnd  lehrt  der  WneklHherili— in  <F.  Nadus»;  vgl.  J.  Pomcs,  F« 
eine«  neuen  Steif  luhls.  1909.  B,  eVj  Dünuso.  Kursus  der  National-  und  Social- 
Ökonomie».  190t.  u.  e,;e.  IndiriifasManius).  Einen  ethischen  Sozialismus  ab  Forderung 
gsBBdnaBawr  Rigelssg  der  IsOcria  UbentswrheUtmwm.  soweit  es  die  soziale  Idee 
bedingt,  vertreten  F.  A.  Lasob  (Die  Arbeiterfrage.  1999;  5.  A.  199«).  Cobbx  ( EinleiU 
mit  k  trag  sb  F.  A,  Langes  Gase*,  des  htateriaJ..  1999.  &  LXVff.;  Ethik. 

1907.  &  909k  BtACmmm  (De>  wirteehnfthohen  Oismflims  der  Moral.   1907). 
K.  VoKUüros«  (Kant  «od  dar  rtamlBBBBB,  1900;  Die  ■■■■»■etyl 
BneialisMM.  1909;  Kant  b.  Marx.  1911;  Gesch.  der  Philo*.».  1911.  di 
über  den  HnriaMawne);  vgl.  als  et»  Kant  beetnflaht  JaübB*.  I*  WotAsUBS.  M 

iMisaga»  dw  8oriahsmn«.  190«;  Zar  Theorie  «.  Omehlosm  des  &\  190«; 

in  der  ..Neuen  Zeit".  „Sosiehat.  MnaiMsifti")  B,  B»  —  fkubnatkahe  Idee 

sieh  sohon  Im  Altertam  (Platob  u.  a.k  im  Urchristentum,  bei  das  Manichecern. 

msBnhen  Patrietikern.  bei  Tb.  MbBBS  (Utopie,  1515).  Camtabblla  (OmtM  »ob*. 

1090).  u.  s.  (rgL  ttber  die  „fl iaue.i"  R.  von  Mohl.  Geschichte  der  BUiBfwtmia- 

schalten.  1955  f..  I.  171  ff.).  Ferner  bei  Xouur  (Code  de  U  natnre.  1759).  Masut 
(Prindp.  de  !a  IsgiaUtion,  1770).  Babobot,  Ob.  Hau*  R.  Owbx  (A  new  vicw  of  eociety. 
1911  f.;  OuUinea  of  ths  rational  system  of  eooiety,  1999.  u.  a.).  Saxbt-Sibob  (Le 
nouveau  ehrietianieme.  1999}  Oillnil— i  des  Jmjustrieb,  1619;  Lorgsnieeteor 
bis  1990,  u.  a.)  und  den  SLflisusnUiu  Basabd,  Ksrarm.  M  Cbbtaubb,  Bailly 
u.  e.,  Cb.  Fotmiaa  (Theorie  dn  quatra  aBOBtsamBls.  1919;  Trab*  de  I'aesociatioo, 
1611;  Le  noueasB  monde  helesüiel,  1999k  Locis  Rlabc  (OrganiMtion  du  travsil. 
1641).  Pboudbob  (Qu'cat  ob  qoe  le  proprio««?  1940;  Ojiilliin  dM  umBedkiliuae 
economique*,  1649;  Le  revolution  sociale.  1851;  Philo»,  du  progras,  1859,  «.  s.{  nicht 
kommunistisch;  „MutuahsmM'),  OrHrarntBiWT  (Dsstinse  sociale.  1834  f.).  Lbbocx 
..  *..  Wbctubo.  8tbomsysb,  K.  Mabio  (Winkelblech)  ti.  a>.  Ficsrre(  Der  geschlossene 
Kandahstaat.  1800;  Recht  auf  Existenz  und  Arbeit,  Ragahjng  der  Produktion  und 
Verteilung  der  Otter  durch  den  Staat,  ..Landesgeld").  F.  Lassallb  (Reden  und 
Schriften.  1891  f.;  Gesamterer!*,  1899 ff.;  Produktiv- Assoziationen  mit  Stsatskredit, 
..ehernes  Lohngesetz*).  Den  „wissenschaftlichen"  (gagenlber  dam  ..idsologlechrr 
begründet  (mit  F.  Kbobls)  K.  Mau  (Zur  Kritik  dw  pobt.  Ökonomie,  1659;!.  A.  1907; 
Kommunistisches  Manifest,  1847;  Dm  Kapital.  1867 ff.;  1.— 5.  A.  1909 f.;  Theorie 
Ober  den  Mehrwert,  hrsg.  1906).  Die  Grundlage  der  historisch-sozialen  Entwicklung, 
die  eins  streng  neimgesiieiHuhe.  beatbnmt  gerichtete  ist,  bildet  die  mit  der  Technik 
verbundene  Wirtschaft  (a.  Geschichte  k  mebeeono^ere  die  Produktion  von  der» 
die  eosiale  Struktur  und  der  ^ideologische"  Oberbau  (Recht,  Sittlichkeit  new.)  i 
ist.  Soziale  Umwälzungen  entstehen  dadurch.  da8  die  ökonomische  Grundlage  zeitweiee 
mit  dem  nnpaesend  gewordenen  ideologischen  Oberbau  in  Widerspruch  gerat.  SchbeQ- 
lich  fuhrt  der  Widerspruch  zwischen  der  kollektiven  Produktionsform  dM  Gro6- 
betriebes  und  der  individualistischen  Rechts-  and  ffigniilusaswiliiiiiif^  die  Expro- 
priierung dM  Proletariats  und  spater  auch  der  kleineren  Kapitalisten  durch  den  ssntrali- 
eierten  GroBkapitalismus  cur  kollektiven  Gesellschaftsordnung,  in  welcher  der  ..Mohr 
wert",  den  die  Arbeiter  produzieren,  nicht  mehr  in  die  Hände  von  privaten  „Aus- 


Soziologie.  621 

beutern"  gelangt,  da  es  kein  Privateigentum  an  den  Produktionsmitteln  mehr  gibt. 
Über  den  Marxismus  vgl.  unter  Geschichtsphilosophie.  —  Die  Lehre  vom 
„organischen  Mehrwert'1,  von  der  durch  den  Unternehmer  ausgebeuteten  menschlichen 
Energie,  deren  möglichste  Erhaltung  und  Kräftigung  im  Interesse  der  Gesamtheit 
hegt,  stellt  R.  Goldscheid  auf  (s.  Ökonomie,  Wert).  —  Vgl.  Dcprat,  Science  sociale 
et  democratie,  1900;  Revue  intern,  de  sociol.,  1899;  Stcckexbeeg,  Introduct.  to  the 
Study  of  Sociology,  1898;  Pattex,  The  Relation  of  S.  and  Psychology,  1896;  The 
Theory  of  Social  Forces,  1895:  Ökonomie  der  Lust-Unlustgefühle  als  sozialer  Kräfte; 
M.  Berxes,  Sociologie  et  morale,  1895;  G.  Richard,  L'idee  d'evolution,  1905;  Le 
socialisme  et  la  science  sociale,  1897;  Palaxte,  Precis  de  sociol.2,  1903;  Cosentixl 
Sociol.  genetique,  1905;  Geoppali,  Saggio  di  sociol.,  1899;  Asttraro,  La  sociol. 
morale,  1900;  La  sociologia  e  le  science  sociale,  1907;  Rigxaxo,  Essais  de  synthese 
scientifique,  1912;  F.  Sqctllace,  Sociol.  artistiea,  1900;  Le  dottrine  sociol.,  1903; 
deutsch  (Die  sozio!.  Theorien),  1911;  I  problemi  fondam.  di  sociol.,  1907;  Dizionario 
di  sociol.2,  1911 ;  La  moda,  1912;  Carter,  Sociol.  and  social  Progress,  1906;  A.  Samter, 
Soziallehre,  1875;  A.  Fisches,  Die  Entstehung  des  soz.  Problems,  1897;  H.  Scherree, 
Soziologie  I,  1905;  Uxold,  Organische  u.  soziale  Lebensgesetze,  1906;  Elbxthero- 
pulos,  S.f  1908;  F.  Somlö,  Zur  Begründung  einer  beschreibenden  Soziologie,  1909; 
G.  F.  Steffex,  Der  Weg  zu  sozialer  Erkenntnis,  1911;  V.  Cathreix,  Der  Sozialismus5, 
1892;  Th.  Ziegler,  Die  soziale  Frage,  1894;  H.  Wolf,  Gesch.  des  antiken  Sozialismus 
und  Individualismus,  1909;  Vogt,  Die  sozialen  Utopien,  1906;  J.  Werxsdorf,  Grundriß 
d.  Systems  d.  S.  und  die  Theorie  des  Anarchismus,  1906;  B.  Wille,  Philos.  d.  Befreiung 
durch  das  reine  Mittel,  1894;  Eltzbacher,  Der  Anarchismus,  1900;  Stammler, 
Theorie  des  Anarchismus,  1894;  E.  Dührixg,  Soziale  Rettung  durch  wirkliches  Recht, 
1907;  G.  Bäumer,  Die  soziale  Idee  in  den  Weltanschauungen  des  19.  Jahrh.2,  1910; 
Th.  Hertzka,  Das  soziale  Problem,  1912;  Corxejo,  Sociologie  generale,  1911; 
G.  Richard,  La  sociologie  generale  et  les  lois  sociologiques,  1912;  Dttpreel,  Le  rapport 
social.  Essai  sur  l'objet  et  la  methode  de  la  sociologie,  1912;  Chattertox-Htll,  Indi- 
viduum und  Staat,  1913;  M.  Weber,  Die  Objektivität  sozialwissensch.  u.  sozialpolit. 
Erkenntnis,  Archiv  f.  Sozialwiss.,  1904;  Religionssoziologie,  3  Bde.,  1920  (erforscht 
die  Einflüsse  der  Religion  auf  das  Wirtschaftsleben);  Mcller-Lyer,  Die  Zähmung 
der  Xornen,  I.  Teil:  Soziologie  der  Zuchtwahl  und  des  Bevölkerungswesens,  1918; 
O.  Spann,  Jahrbücher  der  Philos.  I,  1913,  II,  1914;  B.  Thorsch,  Der  Einzelne  u.  d. 
Gesellschaft2,  1907;  R.  Pöhlmaxx,  Gesch.  d.  sozialen  Frage  u.  d.  Sozialismus  in  der 
antiken  Welt,  1912;  G.  Maier,  Soziale  Bewegungen  u.  Theorien4;  F.  Mucexe,  Gesch. 
d.  Sozialist.  Ideen  im  19.  Jahrh.  (Aus  Natur  und  Geisteswelt);  Sombart,  Sozialismus 
und  soziale  Bewegung8,  1908;  Der  Bourgeois,  Zur  Geistesgeschichte  des  modernen 
Wirtschaftsmenschen,  19208;  Der  moderne  Kapitalismus  II2;  Luxus  u.  Kapitalismus, 
1913;  E.  Brinkmann,  Versuch  einer  Gesellschaftswissenschaft,  1919;  Deegener,  Die 
Formen  d. Vergesellschaftung  i.Tierreich,  1918;  Ch.  Ellwood,  Sociology  in  its  psychol. 
Aspects,  1912;  K.  Haff,  Grundlagen  einer  Körperschaftslehre,  1915;  G.  v.  Mayr, 
Statistik  u.  Gesellschaftslehre,  I.  Theoretische  Statistik,  1914;  W.  Moede,  Experi- 
mentelle Massenpsychologie,  1920;  S.  Sieber,  Die  Massenseele,  1918;  O.  Spann,  Kurz- 
gefaßtes System  d.  Gesellschaftslehre,  1914;  Stoltenberg,  Soziopsychologie,  1915.  -- 
Zeitschriften:  Zeitschr.  f.  Sozialwissenschaft,  hrsg.  v.  J.  Wolf;  Archiv  f.  Sozialwissen- 
schaft; Politisch-anthropol.  Revue;  Vierte ljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.  u.  Soziol.; 
Revue  internat.  de  sociol.;  Annales  de  1' Institut  internat.  de  sociol.;  L'annee  sociolog. ; 
Le  mouvement  sociol. ;  Rivista  italiana  di  sociol. ;  The  American  Journal  of  Sociol.,  u.  a. ; 
vgl.  „Philos. -soziol.  Bücherei".  Vgl.  Politik,  Staat,  Statistik,  Sprache,  Kultur,  Geschichte. 


•cwiologiewua  ut  die  Tendenz,  das  Erkennen,  die  Sittlichkeit  die  Rekgion 
u.  dgL  rein  mm  soxiama  Fsksorsa  n  erklären,  aal  solche  iuit<*iiiflhien   —  Sozio« 

murpbiifflui  s.  Religion  (Gerat?). 

•f«elM  (.•**<*):  An  (s.  d.),  Form.  Bild.  -  8pee.es  intentionslcs  heifkm 
bei  den  Scholastikern:  1.  Dispositionen  iwmslsi  Art»  weiche  das  n ■!■■■■!■ 
Bssbnorgsj»  infolge  Einwirkuiig  der  Ot>fc*m  auf  rUsmlhe  annimmt  UapecJ-impirwn'' 
und  vermittels  deren  es  die  Objekte,  waloho  dm  Seals  „Inframkuen",  wahrnimmt» 
mvj 
kjoi 
(vgL  Taoiiaa.  Cootr.  genu  1.  46;  IL  60;  Sum.  thaoL  I,  86,  t;  Dom  Soorc 
Scann,  Da  aaima  Ul.  1.  4;  2.  1).  2.  Di.  Spamw  werden  auch  von  ■■nnhsa.  durch 
eine  Vertjuiekuag  der  Artotomlisehan  Theorie  dar  Wahrnehmung  (s.  d.)  mit  der 
Damohrita  «ad  dar  gplkuraer  (ebda.),  ab  feinem  Bilderchrn,  Formen  betrachtet, 

Lult  peeeieren  und  die  Seal*  cur  Produktion 
Sonach  Hsisaica  vo*  Obst,  Scauaa* 
(Ejarahetiooce,  1611)  u.  a,  Pegasys  aind  Wuasuf  so*  Oocaa,  Caaaaxv.  L.  Vivas, 
Dascaaras,  Lmn,  Mzutaaasau  u.  a.  Bei  Co.  Wuurr  u.  e.  ist  die  Mnpne*m 
impreeea"  an  einer  durch  daa  Objekt  km  Organ  etssagssn  Bewegung  gewurdau  (Pü/uhol 
ratkmalks  f  1021L).    VgL  GtmsaUK;  l*.ycboL.  8.  16 f. 

tfpekulatioa  (»peculeuo.  »awe/e):  Betrachtung,  Forschung,  geistige 
Aatohauung;  intuitive,  phaatasmvoUs,  aber  dabei  logisch  gatoitsm  Erhebung  rar 
Einheit  und  Totalitat  der  Erkenntnis  und  dea  Seme,  mlMfb)  Ideen,  welche  Ober  dm 
•uu  partielle  Erfahrung  himtmmhsn  und  diese  erganmn  (vgL  Metaphysik). 

Ak  geistige,  übersinnliche  Sohsnaag  dea  Göttliche«,  Abeoluu  o,  Unbedingten 
ist  von  der  S.  die  Bede  bei  Plato*.  Abistotelbs  (Metaphy»  M  1 .  IX,  8).  Puma, 
den  Mystikern  (s.  <L);  N.  Clsascs,  Scbzluso,  Baaoeoa  (L'evolut.  creatnee,  191U, 
S.  214  fL)  u.  a.  -  .Spekulativ"  („scientiec  speculativac")  nennen  die  Schote* 
dio  theoretischen  Wiamatoaaftaa.  Nach  Jüurt  hingegen  ist 
UtiV,  wenn  eis  auf  einen  Gegenstand  geht,  ra  dem  man  in  ! 
kann  (Krit.  d.  rein.  Vern..  S.  497).  Haoat.  versteht  unter  dem  spekulativen  das 
..dialekiucbe"  (s.  <LL  auf  die  Totalität  dea  Wehren  und  Wirklieben  gehende  Denken 
( Luzyklop.,  |  82;  vgL  die  Einleik  zur  Enxyklop.  von  0.  Leeeon,  1906).  Nach  UsaaaBT 
ist  die  Beseitigung  der  Widerspruche  (s.  d.)  der  Erfahrung  die  Aufgabe  der  8..  welche 
Begriffs  erzeugt,  die  daa  Reale  darstellen  (Allgem.  Metaphys.  IL  f  163).  Nach  Uiaid 
ist  die  8.  daa  produktive,  ergaaaeade  Schauen  dar  Weileinheit  (Glaube  u.  Wimen, 
S.  282;  vgL  Wusdt.  Ethik*,  1906,  S.  16). 

Mb*  runa  tisch  s.  Logos  (Stoiker:  ie>e«  exfp+tmot). 

Speaifikatioa:  Beeonderung,  Einteilung  der  Gattung  in  UntiigsUnngen, 
Arten,  Unterarten.  Nach  Karr  gibt  ea  ein  apriorisches  Prinzip  der  „Urteilskraft', 
das  „Prinzip  der  Spezifikation"  als  „Grundsau  der  Verie tat  des  Gleichartigen  unter 
niederen  Arten".  Keine  Art  ist  als  die  unterste  anzusehen,  es  muß  immer  nach  weiteren 
Unterarten  gesucht  werden  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  Methodenlehre;  Krit.  d.  Urteilskraft, 
Einleit.).  VgL  Falsa,  System  d.  Logik,  1811,  S.  105  ff . ;  L.  W.  Stbss,  Person  u.  Seche, 
1906,  1,  389  ff. 

Spezifisch:  der  besonderen  Art  eigentümlich,  durch  sie  bedingt  (z.  B.  spezi- 
fischer Relativismus).  —  Spezifische  Energie  s.  Energie.  VgL  Gesichtssinn  (spezif. 
mmVafesm} 


Sphäre  —  Spino2ismus:  623 


Sphäre  (atfaipa,  Kugel):  Gebiet,  Bereich  (z.  B.  Wirkungssphäre,  „sphaera 
activitatis"),  Umfang  (s.  d.)  des  Begriffs.  Nach  den  Aristotelikern  haben  die  Himmels- 
Sphären  seelische  Lenker  (vgl.  Maiiio>"xde3,  JDoctor  perplexorum  II,  5).  Vgl.  Harmonie 
(Pythagoreer:  Sphärenharmonie),  Schluß. 

Spiel  ist  eine  Tätigkeit,  Beschäftigung  ohne  andere  bewußte  (Haupt-)  Zwecke 
als  die  Ausübung  der  Tätigkeit  selbst  und  die  mit  ihr  verbundenen  Anregungen, 
Erregungen,  Affekte.  Das  S.  erfreut  durch  Befriedigung  funktioneller  Bedürfnisse 
(s.  d.),  durch  Betätigung  bestimmter  potentieller  Energien,  mit  der  zugleich  oft  ein 
Ausruhen  anderer  Kräfte,  also  eine  „Erholung"  oder  „Zerstreuung"  (Entspannung) 
verbunden  ist.  Das  S.  ist  biologisch  zweckmäßig,  indem  es  unfertige  Anlagen  ausbildet 
und  eine  Vorübung  für  ernste  Arbeit  und  für  den  Daseinskampf  einschließt;  es  bedingt 
zum  Teil  eine  Nachahmung  ernster  Tätigkeit,  ist  aber  auch  dann  nicht  „ernst  gemeint*", 
sondern  es  wird  alles  so  genommen,  als  ob  es  das  Wirküche  wäre  („Scheinobjekt"; 
vgl.  Bald wix,  Das  Denken  und  die  Dinge,  190S,  134  ff.;  Meinung,  Über  Annahmen2, 
1910,  ö.  4211".;  Vaihingeb,  Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911).  Es  gibt  körperliche 
(Bewegungs-)  und  geistige  Spiele,  Sinnes-,  Phantasie-,  Gedankenspiele,  Jagd-,  Kampf-, 
Tanz-,  Liebesspiele  u.  a.  Das  S.  ist  von  hoher  pädagogischer  Bedeutung  und  hat 
auch  eine  sozialisierende  Funktion.  Die  Kunst  ist  zum  Teil  aus  dem  S.  hervor-,  aber 
über  das  bloße  S.  hinausgegangen  (s.  Ästhetik). 

Das  S.  wird  in  verschiedener  Weise  erklärt.  1.  Erholungstheorie:  das  Spiel 
dient  der  Erholung  der  sinnlich-geistigen  Organe  (Schalleb,  Das  S.  und  die  Spiele, 
1861;  Lazarus,  Über  die  Reize  des  Spiels,  1863,  S.  12  ii.;  2.  A.  1907  u.  a.).  2.  Kraft- 
ubersohuß-Theorie:  das  S.  beruht  auf  aufgespeicherten,  nach  Betätigung  ver- 
langenden, nicht  verbrauchten  überschüssigen  Kräften  (Schilleb,  Ästhet.  Erzieh. 
des  Menschen,  27.  Br.;  Jean  Paul,  Levana,  ij  49;  Bexeke,  Eiziehungs-  a.  Unterrichts- 
lehre, 1835,  I,  131;  H.  Spenceb,  Psyehol.  II,  1882  f.,  §  533  f.;  Ribot,  Psychol.  des 
sentiments7,  1908,  S.  323;  Höjtfding,  Psychol.,  1893,  S.  369  ff.,  u.  a.).  3.  Nach- 
ahmungstheorie:  (Wcndt,  Grundr.  der  Psychol.5,  1902,  S.  355  f.;  Grdz.  der  phys. 
Psychol.  IIP,  1903,  202  ff.;  Völkerpsychologie  II,  1,  S.  66  ff.).  4.  Ergänzungs- 
theorie:  das  S.  ist  ein  „Ersatz  der  Wirklichkeit"  (K.  Lasge,  Das  Wesen  der  Kunsv-, 
1908,  II,  6  ff.,  u.  a.).  5.  Einübungstheorie:  das  S.  ist  ein  Ergebnis  der  natürlichen 
Auslese,  dient  der  Vervollkommnung  ererbter  Anlagen,  ist  eine  „Vorübung'"  und 
„Einübung*'  von  Trieben  (Wcndt,  Gboos,  Die  Spiele  des  Menschen,  1899;  Die  Spiele 
der  Tiere2,  1907;  Der  Lebenswert  des  Spiels,  1910;  Zeitschr.  f.  pädagog.  Psychol.,  1911 : 
Das  S.  als  Katharsis;  Baldwin,  Ebbinghaus  u.  a.).  —  Vgl.  Volk elt,  Ästhetik  1, 
1905,  551  ff.;  Paulhan,  Le  mensonge  de  l'art,  1907. 

Spieltrieb  s.  Spiel.  Nach  Schiller  gibt  es  einen  Spieltrieb  als  die  Ver- 
einigung der  Gegensätze  von  „Sachtrieb"  (s.  d.)  und  „Formtrieb";  sein  Gegenstand 
ist  die  „lebende  Gestalt".  „Der  Mensch  spielt  nur,  wo  er  in  voller  Bedeutung  des 
Wortes  Mensch  ist,  und  er  ist  nur  da  ganz  Mensch,  wo  er  spielt"  (Ästhet.  Erziehung, 
15.  Brief).     Vgl.  Ästhetik,  Kultur. 

Spinoziätiiag  ist  die  Philosophie  Spinozas,  die  eine  Art  des  Monismus  (s.  d.), 
der  Identitätsphilosophie  (s.  d.),  des  Pantheismus  (s.  Gott)  ist  und  den  Parailelismus 
(s.  d.)  der  „Modi"  (s.  d.),  der  „Attribute"  (s.  d.),  der  göttlichen  „Substanz"  (s.  d.),  die 
Beherrschung  der  Affekte  (s.  d.)  durch  andere  und  durch  die  Erkenntnis  der  Dinge 
aus  dem  zeitlosen  Wesen  Gottes,  die  intellektuelle  Liebe  (s.  d.)  zu  Gott  lehrt  (Ethica; 
De  intellectus  emendatione;  Epistolae;  Tractatus  theologico-politicus;  Tractatus 
politicus;  De  Deo,  homine  eiusque  felicitate,  u.  a.  Werke,  1895,  van  Vloten  und  in 


ti'Jl  Spiritismus  —  Spiritualismus. 


der  ..Phil«.  JMbl";  vgL  F.  Rbbabdt,  Die  Phil«,  dm  &  im  Lieble  der  Kritik.  1906; 
A.  Wbxzbl.  Die  Weltanschauung  8-s.  I.  1007).  —  Von  &  beeinflußt  sind  Suo» 
db  Vains,  CorrsLOBB,  Brotes  a.  a..  mm  IUI  mhIi  Lmnco,  Hbdu,  Oobu, 
(vgL  Philo».  WW.  IV  l.  1890).  Scbblubo,  Haosx  u.  a.  („Sw- 
■•').  Picht«  (anfangs),  Bamuwautnm,  Fbckvbb,  Wcbdt.  Habcbbl. 
8lSODm*  K.  DlllBBliW,  H.  BiXDn,  C.  Bbcbxbb  u.  a.  Lanf»  Zeit  galt  8.  ab  ver- 
raehter  .JUkebt".  «ad  „Spinotbmas''  war  gbichbcdc»tend  mit  ftthrbinm  bis  ihn 
1  naaliil.  Herder.  üoethe.  Jacob*,  Bnhhwnmilw  tu  Ehren  brachten  (rgL  Jacob». 
SpmumvBOmUeia,  krag.  1012;  Streit  mit  Mradehnokn  Ober  timings  Spinoxismus). 
Vgl  KaaBaoBB»  Zar  Oeaekickte  dea  8.  in  Dmaaikbnd.  1991 ;  CmtnrvaLO,  fktinoii* 
inDmt»eklaiid.l807;rY»A'DB«mu*&.sem 

8.  und  sein  Kram.  1000;  IL  B.  Oajw.  8^  1007»  a  Bbohhbb,  Die  I^hir  von  den  Oebtigeu 
und  vom  Volke,  1009. 

9»IHtl»mma  (von  apvitue,  Gebt)  mt  die  Lehre  tob  den 
Verstorbener),  mit  waiohen  dar  1 

■m  tft.  k-\im.  mmml  «*•  »i<  h  ihm  <bm  h  DOfBml  und  »lWU-t 

oder  dnrefc  „Medien"  (m— Cbki  Person«)  knadfban  (d 
Niederschrift  u.  a.L  srobei  sie  sick  mweiiej 
Räume  dringen  aoDrn.  Der  &  beruht,  soweit  nicht 
msdien).  auf  nunttlimiibang.  Auto-  und 
auf  satomatbeben,  untribawuami 
Medien  im  Zustande  dar  ..Trance"  (rgL  Danton.  Das  DoppeMch«.  1909,  8.  90;  Vom 
Jenseits  dar  8eele.  1018«.  8.  140 ff.;  Wobot,  Esaars,  2.  A.  1009).  Der  um  die  Mim» 
das  10.  Jahrhundert»  von  wmerfts.  nach  Europa  vmbrsimm  8.  tritt  ackoo  frük  ab 
Qcbtci  glaube  auf  and  taklt  nooh  rieb  Ankläger;  roa  Oebkrtea  traten  ikm  bei 
Ulbkb.  Zollhbb  (Wime nach.  AhkandL.  1977 1%  B.  HsLunraacB.  iL  Pbbty.  Caoosaa, 
Ricbbt.  LoMBaoao,  DO  Pbbl  (Dar  &,  1993).  AxaaBOW  (Animbmns  «ad  8,  1990); 
r.  8caMxca  Norrao  (kUterbamthmephlDneasa».  1014);  data;  M.  v.  Kjoartn. 
Moderne  Mediumfofseknng.  1014;  O.  Kabba.  Ein  Beitrag  iur  Methodik  amdmmbtmcker 
Untersochungan  (Die  Xatmebmaaukafl,  1013);  Altb.  Lbbvabb,  AbergUabe  und 
Zauberei.  1009*.  a.  a.  Vertreter  dea  8  sind  ferner  J.  Kaavsa,  Darm.  Aixax  Kannte 
u.  a.  (rgL  Okkultismus).  Zar  Kritik  des  8  rgL  WOBDT,  Basars.  1006;  E.  r.  Habtmabb. 
Dar  aa.  1909;  KncBVBa,  Dar  8..  1993;  V.  Scbultbb,  Die  Qrnndgedanken  das  8. 
1993;  QtrrBBBurr.  Der  S.,  1992;  W.  Scbbbidbb,  Der  neuere  Oebtergmube.  1992; 
2.  A.  1013;  R  Hsjorto,  Wunder  u.  Wbseimekaft.  1004;  Der  moderne  Spuk,  und 
QcbHn  glaube,  1000;  HanawaaD  CaaarKOTox,  The  Phvsioal  Phenomena  of  Spiri- 
tuaham,  1007;  R.  BJUtwaLD,  Okknltbmn»  und  Spiritismus.  1020.  VgL  KiBBBWBrrBB, 
Oeaekickte  dea  neuem  Okkultismus*.  1801  f.;  DO  Vbbmb,  Oeaekickte  dea  8..  1909 f. 


Splritnaliamua  (ron  apiritus,  Oebt)  bt  die  nmtapkrabeke  Theorie,  nach 
welcher  das  absolut  Wirklicke,  das  ..An  sich"  der  Dinge  Gebt,  gvbtiger  Art  bt  (vgl. 
Idealismus)  oder  aus  eoelenartigen  Wesen.  Kräften  (e.  Monaden)  besteht.  Das  Materiell 
bt  hiernach  nur  ein  Produkt  oder  eine  Ersrheinungswebe  (Objektivation)  dea  Oibtigrn 
oder  aber  man  betrachtet  die  Wirklichkeit  ab  bloß  ans  seelischen,  imiuitarbDsn 
Substanzen  bestehend,  deren  (allgemeine,  objektive,  unwillküilich  sich  einstellende 
Wahrnchmungsinhalte  das  bilden,  was  ab  Körper  (s.  d.)  bezeichnet  wird.  Der  8.  bt 
eine  Form  dea  ontologbeben  Monismus  (s.  d.\  tritt  aber  auch  ab  eine  Art  des  psycho- 
logischen (anthropologischen)  Dualismus  (s.  d.)  auf,  wenn  er  nämlich  den  Körper- 
monaden   eine    besondere,    den    Leib    beherrschende    Seelenmonade    gegenüberstellt 


Spiritualität  —  Sprache.  625 


(s.  Seele).  Von  diesem  3ubstantialistischen  unterscheidet  sich  der  aktualistische  S., 
nach  welchem  das  „An  sich"  oder  „Für  sich"  der  Dinge  in  einem  psychischen  Geschehen 
besteht  (s.  Panpsychismus).  Dieser  gemäßigte  S.,  der  die  empirisch-objektive  Realität 
(s.  d.)  der  Körper  anerkennt,  tritt  jetzt  auch  als  spiritualistisch  gefärbte  Identitäts- 
theorie (s.  d.)  auf,  nach  welcher  eben  das  Wirkliche,  das  an  oder  für  sich  psj'chisch  ist, 
für  andere  oder  für  die  Erkenntnis  der  äußeren  Erfahrung  sich  als  physisch  darstellt 
(s.  Objekt,  Körper,  Erscheinung). 

Den  S.  vertreten  in  verschiedener  Weise  Flötist,  Bbooke,  Buethogge,  Male- 
bbanche,  Leibniz  (s.  Monaden),  Berkeley  (Immaterialismus;  s.  Körper,  Materie), 
Lotze,  I.  H.  Fichte,  Uleici,  Cabblüee,  J.  Bebgmann,  L.  Busse,  F.  Eehaedt, 
Becher,  Wyneken,  Perty,  Ladd,  J.  Ward,  Ferrier,  Fräser,  Martineau,  Royce, 
Maine  de  Siran,  V.  Cousin,  Paul  Janet,  Vacherot  (Le  nouveau  spiritualisme,  1884), 
Ravaisson,  Lachelier,  Renouvier,  Boirac,  Navtlle,  Bostböm  ü.  a.,  ferner  im 
weiteren  Sinn  Fichte,  Hegel,  Schopenhauer,  Fechner,  Ltpps,  Münsterberg, 
Eucken  (s.  Geist),  E.  v.  Hartmann,  Wundt,  Heymans,  Ambrosl  Strong,  Möbius, 
Paulsen,  B.  Wille,  G.  Landauee,  J.  Schultz,  Fouillee,  Boüteoux,  Beegson 
(s.  Geist,  Leben),  Joel,  F.  J.  Schmidt  u.  a.  Vgl.  Dumesntl.  Le  spirit.,  1905.  Vgl. 
Voluntarismus,  Wille,  Seele,  Animismus,  Introjektion. 

Spiritualität:  Geistigkeit,  Unkörperlichkeit  (vgl.  Seele).  —  Spirituell: 
geistig,  geistreich. 

Spiritus  (3piritus):  Hauch,  Lebenshauch,  Geist  (s.  d.).  Nach  manchen  älteren 
Philosophen  gibt  es  neben  der  immateriellen  Seele  noch  einen  „spiritus",  d.  h.  eine 
feinste,  das  Leben  und  Empfinden  regulierende  Substanz  (Campanella,  van  Helmont, 
Gassendi  u.  a.).  —  Spiritus  animalis  s.  Lebensgeist.  —  Spiritus  rector: 
herrschender  Geist,  eine  von  Alchimisten  angenommene  Naturkraft. 

Spontan  (spontaneus):  von  selbst  (z.  B.  spontane  Bewegungen),  aus  eigenem 
Antriebe.  Eine  „spontane  Aktivität",  die  sich  in  psychischen  und  motorischen  Vor- 
gängen entladet,  besteht  nach  A.  Bain  u.  a.  Nach  W.  Steen  ist  spontan  „ein  solcher 
Akt  der  Person,  der  seinen  Ausgang  in  der  Person  selber  nimmt  und  von  innen  nach 
außenhin  verläuft".      (Die  menschl.   Persönlichkeit,   1918 2.)      Vgl.   Ideomotorisch. 

Spontaneität  (spontaneitas):  Selbsttätigkeit,  Selbstbestimmbarkeit,  Fähig- 
keit, sich  von  sich  aus,  aus  eigenem  Antriebe  aktiv  zu  betätigen  (vgl.  Che.  Wolff, 
Psychol.  empir.,  §  933). 

Nach  Kant  ist  S.  „das  Vermögen,  Vorstellungen  selbst  hervorzubringen"  (Krit. 
d.  rein.  Vern.,  S.  76)  und  diese  S.  ist  die  Quelle  der  Begriffe  {s.  d.).  Als  Synthese  (s.  d.) 
ist  ein  Werk  der  „Spontaneität  des  Verstandes",  der  nach  selbsteigener  Gesetzlichkeit 
sich  betätigenden  Einheitsfunktion,  welche  die  apriorische  Urbedingung  der  Erfahrung 
und  Erkenntnis  ist  (s.  Apperzeption,  Kategorien,  Verstand).  Kant  stellt  die  S.  des 
Verstandes  der  „Rezeptivität"  (s.  d.)  der  Sinnlichkeit  schroff  entgegen ;  vgl.  Reinhold, 
Versuch  einer  neuen  Theorie,  1789;  Fries,  Neue  Kritik  I2,  79,  1828 — 31;  Fichte, 
WW.  I  1,  440.  —  Daß  S.  und  Rezeptivität  zusammengehören  oder  nur  graduell  ver- 
schieden sind,  betonen  Schleieemachee,  Höffding,  Fouellee,  Jodl,  Riehl,  Siegel, 
Wundt  u.  a.  (s.  Aktivität).  Vgl.  Willensfreiheit,  Gesetz  (Gompeez),  Anschauung,  Denken. 

Sprache  ist  ein  Inbegriff  von  Zeichen  für  Erlebnisse  innerer  Zustände  wie  für 

Objekte  solcher.      Im  weiteren   Sinne  ist  S.  jeder  Ausdruck  seelischer  Erlebnisse 

(Gefühle,   Bedürfnisse,    Strebungen,   Vorstellungen)    und  eine  solche    S.  findet  sich 

schon  bei  den  meisten  Tieren ;  zu  ihr  gehört  die  Mienen-  und  Gebärdensprache,  welche 

Eis ler,  Handwörterbuch.  4ß 


u.  a.  *uch  Uutgeberden  einafihKill  Im  eagarea  Sfaae  iet  db  8.  Wortsprechc,  ei« 
System  at  okulierter  Leute  (Warter,  Sitae),  ab  Ausdruck  von  psychischen  Erlebnis»  n 
und  Uedwiken  and  ab  Binaorhrniag  too  Objekten;  sie  enthalt eine  mehr  oder  eieigsi 
eindeutige  (manchmal  schwankende)  Zoordnonf  von  lauthomph'icn  su  Vorstslluagen 
und  deren  iOiiganeilncbn.  eine  Verknüpfung  van  l^utvorstcttungen  und  ..Beden- 
tmM"  (e.  <LL  Diese  Znordnaac  saht  an«  nstumeaanW  ■binhsriiain  ■niaimnaa 
Reaktionen  der  Menschen  auf  die  Dinge  und  deren  Kmdrtteke  hervor .  wird  dann  aber 
im  rinenlnan  efllklitbib  end  fciwisaaaVaisIl  und  in  eifcninnh.  ■■ilnaa!,  imitl.  histnrin  h 
bedingt  und  wechselnd.  Ein  Laut-  und  Ibibnlaagwiiifal  findet  statt,  dem  teile 
physiologische,  ttüs  psythoiogsache  (itm  uinaftigssin  n  angmnde  liegen  und  der  aa 
nicht  gestattet,  die  Struktur  der  8.  rein  logiecb  au  erklären.  In  ihren  Anfangen  bt 
db  &  reine  Auadruckahewegung  (e.  d.)  mit  starke**  Gerohleoharektar  („pathogno- 
0,«b 


Der  a  gabt  ein  primArce,  hon- 
der  Sprache,  d.  b.  des  ( ormuliertrn 
Denken  entwickelt  (vgL  B.  Kai.HA»».  Logik  l».  1007, 
0,307  ff.).  Die  8.  iet  ein  aoeiake  Gebilde,  insofern  aie  nvicthalb  aodaler  Qrappen 
entsteht,  die  Gbicherrigkeit  dea  Benbnlsbcae  «ad  dar  Erfahrungen  Jener  ab 

«•Ae«^leaim^eM*aaew1m^a»      ir  n  —  n  ■■  s  «  ■  *       »«^1     —  >*-  -»      -JM      VLLa*a     -* — i*l~-      *■*■■■.  ■■«■■■■ ji.hVl_i_.«__ 

ist;  in  ihr  »erdichtet  eich  daa  «male  und  nationale  Denken  und  Werten.    D. 
dividuum  iet  nur  die  Spraohfthigkeit  angeboren,  ab  Beaiu  der  Bprachaentren  (dea 
Zentrume   im  hintern  Drittel  der  dritten  Stinawindting, 
Werniekeaehea  Zentrum«  kt  den  beiden  hinteren  Drittem  der 

Daa  Kind  brnt  bald  unter  dem  ffiiifliieji  seiner  Umgehung  sab»  Leut- 
en Worten  und  Satten  iweeitsa,  ab  mit  VoreteUnngen  and  Objekts«  sa 
ab  au  vorstehen  und  wiHkttriich  in  gebrauchen.   Durch  Zeretörungen  oder 

Bj  BttHBtt  ii  in   in  >;>r»,  h.<  nt.»  1 1  Btttthj  n  vi  r».  h»>  dttal  Bpmi  !».»t«>n;ii>r<  n  (».  Aph»*».-. 
ftsrephaeb). 

Betreffe  dea  Ursprung»  dar  8.  bestehen  rerechbdene  Theorien.     1.  Nach  der 
religiösen  (baw.  ..traditiooauetbub  n")  Theorie  bt  db  &  durch  Gott  dem  Menschen 
aaerechaffen  oder  geoffenbart  worden  (SCamaum.  Beweis  .  .  .,  1767;  ttm  Bo*AU>, 
Baujuichb).     2.  Kründungstheone:  db  8.  bt  durch  rndiriduan  erfunden  worden 
und  beruht  auf  bloBer  Willkür,  Sattung,  Konvention  (Sop bieten;  rgL  Plato». 
Cratylu*.  Am9Totbi.es,  Warmrarr,  Db  Sprach Wissenschaft.  1874,  S.  71  ff.).    3 
tiriamue:  db  Sprache  bt  angeboren,  ea  besteht  eebon  ursprünglich  eine  heetimmte 
Zuordnung  von  Lauten  tu  Vorstellungen  und  Objekten  (Ernte*.  Diogen.  Laer 
die  8.  erat  triebartig,  spater  auch  konventionell;    Lrcasz,  De  rar.  natu. 
1028 ff.;   Herds*.  W.  v.  Hcmsoldt.   Rexax,   Steixtbal,  Laeascs  u.a.    4.   Em 
pirietiech-genetbche   Theorie:    Entwicklung  der   Zuordnung  (  Schleich*»,    Tylob, 
Maety  u.  a.)  vgl.  K**t*io,  Db  inteUektnelbn  Funktionen.  1000.  S.  52  ff.),    o 
eprfmghchkeit  nur  der  dkjemeinen   SprechfaJdgkeit   (Auocenxrs,    Taoaaa   vo» 
Aqdiko,  Look*.  Emay  III,  K.  1.  §  1  ff.;   (;**»**,  Db  8.  und  das  Erkennen,  1884, 
Haobma»»,  Psycho!.  *,  1011.  S.  205.  u.  a.).    Spesielbre  Theorien  s.  unten. 


Sprache.  627 

Psychologisch  erklären  den  Ursprung  der  Sprache  Desbrosses,  Coxdillac,  Tetens 
(Über  den  Ursprung  der  S.,  1772),  Monboddo,  Boxnet,  Tiedemann  (Versuch  einer 
Erklär,  des  Ursprungs  der  S.,  1772),  Sulzer,  Herder,  nach  welchem  die  S.  zunächst 
als  Ausdruck  von  Gef  ühlen  entsteht,  dann  aber  auch  durch  die  Besinnung  zum  Organ 
des  Verstandes  wird  (Über  den  Ursprung  der  S.,  1772,  I,  1  ff.)  u.  a.  Nach  W.  von 
Humboldt  ist  die  S.  etwas  Organisches,  ein  Prozeß,  eine  lebendige  Wirksamkeit  des 
Geistes,  Organ  und  Ausdruck  derselben,  des  Denkens,  der  gemeinsamen  Natur  der 
Menschheit,  des  Volksgeistes.  Die  Poesie  geht  der  Prosa  voran,  der  Mensch  ist  zuerst 
ein  singendes  Geschöpf  (vgl.  Herder,  Spencer).  Die  S.  ist  eine  „Weltansicht''. 
Es  gibt  auch  eine  innere  Sprachform  (Über  die  Verschiedenheit  des  menschlichen 
Sprachbaues,  1836;  2.  A.  1880;  WW.  VI,  S.  37  ff.;  Sprachphilos.  WW.  1884).  Nach 
Steinthal  ist  die  S.  eine  Reflexbewegung,  ein  Ausdruck  zunächst  von  Gefühlen; 
sie  wirkt  „befreiend"  (Einleit.  in  die  Psychol.  u.  Sprachwissenschaft  I2,  1881,  361  ff.; 
Der  Ursprung  der  S.4,  1888).  Ähnlich  lehrt  Lazarus;  die  „innere  Sprachform"  ist 
die  Beziehung  der  Dinge  zur  subjektiven  Auffassung  (Das  Leben  der  Seele  II2,  23  ff., 
73 ff.;  3.  A.  1883 ff.).  Auf  den  „Sprachschrei"  führt  die  Sprache  L.  Geiger  zurück 
(Urspr.  u.  Entwickl.  der  menschl.  Sprache2,  1899,  I,  22  ff.).  Nach  Jerusalem  werden 
ursprüngliche  „Gefühlslaute"  zu  Sprachlauten  durch  Abstumpfung  des  Gefühls  in- 
folge Wiederholung  (Lehrb.  der  Psychol.4,  1907).  Nach  Jodl  besteht  die  S.  zunächst 
in  impulsiven  Ausdrucksbewegungen,  welche  dann  zu  Mitteln  der  Mitteilung  werden. 
Zu  den  Interjektionswurzeln  kamen  wohl  früh  onomatopoetische  Laute,  wobei  auch 
Bewegungen,  Gestalten  u.  a.  nachgebildet  werden.  Der  S.  geht  (wie  nach  B.  Erdmann) 
ein  „hypologisches"  Denken  voraus  (Lehrb.  d.  Psychol.  II3,  1909,  266  ff.). 

Aus  dem  Mitteilungsbedürfnis  leitet  Marty  die  S.  ab  (Über  den  Ursprung  der  S., 
1875,  S.  63  ff. ;  vgl.  Untersuch,  zur  Grundleg.  der  allgem.  Grammatik  u.  Sprach- 
philosophie, 1908;  Zur  Sprachphilos.,  1910).  —  Die  soziale  Bedingtheit  der  S.  betont 
O.  Caspari  (Urgeschichte  der  Menschheit  I2,  1877,  90 ff.;  Einfluß  tonangebender 
Individuen  auf  den  Bedeutungswandel;  so  auch  L.  Geiger).  —  Nach  L.  NontE  (Der 
Ursprung  der  S.,  1877,  S.  323  ff.)  und  M.  Müller  (Das  Denken  im  Lichte  der  S., 
1880;  Vorl.  über  die  Wissensch.  der  S.,  1863  f.)  entstand  die  S.  aus  einem  „clamor 
concomitans",  aus  Lauten,  Ausrufungen  gemeinschaftlich  arbeitender  Menschen, 
deren  Spannung  dadurch  erleichtert  wird.  —  Nach  Wundt  beruht  die  S.  auf  Ausdrucks- 
bewegungen und  tritt  zunächst  als  Gebärdensprache  auf  (mit  „hinweisenden"  und 
„darstellenden"  Gebärden),  wobei  dann  die  Lautgebärden  sich  als  die  zweckmäßigsten 
erweisen.  Die  S.  ist  ein  Produkt  des  Gesamtgeistes.  Die  triebmäßig  entstehenden 
Laute  assoziisren  sich  mit  bestimmten  Vorstellungen,  diese  Assoziationen  befestigen 
sich  und  breiten  sich  über  größere  Kreise  der  redenden  Gemeinschaft  aus.  Erst  der 
unter  dem  Einflüsse  der  Apperzeption  stehende  Bedeutungswandel  (s.  d.)  ermöglicht 
das  abstrakte  Denken,  während  das  konkrete  Denken  mit  der  S.  gleichzeitig  besteht 
(Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  361  ff.;  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5,  1903,  542  ff.; 
Völkerpsychol.  I2,  1904  ff. ;  Sprachgeschichte  und  Sprachpsychol.,  1901). 

Die  Bedingtheit  des  Denkens  (oder  der  Vernunft)  durch  die  Sprache  betonen 
Herder  (Vernunft  und  S.,  1799),  Hamann  („Vernunft  ist  Sprache",  Schriften  IV,  73; 
VI,  365;  VII,  5,  360),  Schleiermacher  (Psychol.,  1862,  S.  133  ff.),  L.Geiger 
(s.  oben),  M.  Müller  (s.  oben),  Lemoine,  Ravaisson  u.  a. ;  nach  Cohen  (Logik, 
1902,  S.  275;  Eth.,  1904,  S.  184)  und  O.  Lang  gibt  es  ohne  S.  kein  Wollen.  — 
Nach  B.  Erdmann  sind  S.  und  Denken  die  beiden  Seiten  desselben  Vor- 
Stellungsvorgangs  (vgl.  Archiv  f.  System.  Philos.  II,  III,  VII;  Sigw;iit-LYsts<.hiitt, 
1900).  —  Daß   das   Denken   an    die    S.    gebunden   ist,    meint    F.   Mauthner,  nach 

40* 


H|  SprachphUoeophi«  —  Staat 


mjh  KffffniMl'ihiiilil  „Sprachkritik"  kt  und  dar  akrtephorkche,  höd- 
Hehe,  die  Dinge  mrfllararnrtn.  Ahaliakla  hjpm  tashmnd«  Charakter  dar  8.  ob jektire 
Erkanntnk  verhindert  die  aar  in  anschauliehen  T*ik  leite»  n  soiasgt  (Bahr,  ra  einer 
Krtt  dar  &  I-IIJ»  Wörterbuch  dar  Pbiloe..  1911 ;  ähnlich  aeaoB  Hamas*.  Mmann 
u.  a.;  rgL  0.  Rom,  Die  Bedeutung  der  8.,  1886;  &  aad  Baagkm.  1889;  Metaphr».. 
1996«  &  96  ff.  a>  e».  dar  akht  tu  akratischen  Ergebnissen  gsiaagt;  Begriff  dar  „( 
fgychih",  des  ..Glottologkckin").  -  Die  KOaetbchkoit  jeder  8.  und  d* 
einer  zweokjaattgsa,  rfiideallgaa  UntretnlepuaW  betont  a.  a.  OanrALO  (Energet- 
GrundL  der  Kdtunrkarnerkv,  1999;  &  l»ff.;  Monktkoha  Soaassgapied.  I-II).  - 
Vgl  Soauaona,  Über  die  Bedeutung  dar  8,  1866;  Dia  Darwinsch*  Theorie  und  di* 
Sprach  wkaii nee  Haft'.  1879;  Buax,  Ober  daa  Ursprung  dar  8,  1969;  LfrnwVAn, 
Dar  Ursprung  dar  &.  1901;  H.  PaOU  TMnrtpka  dar  Sprachgeschichte«,  1908; 
DzLaafoa.  Ornadfi ■gen  dar  Sprachforschung,  1901 ;  O.  Drrnuca,  Grdz.  dL  Sprach- 
psyunoL  I,  1904  t;  H.  Oaarmu  Lecinrea  aa  tbe  Study  of  Iingaiga,  1901;  *a» 

Pejcbol..  64.  BA,  1909;  Qtaanr».  Dia  Haoptprobka»  dar  Spianawkaaniahaft 

1999t  B.Caooa,  Aetb.uk,  1908,  R  197  ff.;  Srom,  Logik.  1911.  Küanuou  Die 

fUfaangaii  dar  &,  1977;  Nraor.  Qraauaaira  da  Ja  taagae  fiaaoaka  IV, 

1919;  Glaba  aad  W.  8raaa.  Dia  lüaderapraehe,   1907-09;  B.  8crao. 

und  &.  1904;  K.  Ono,  Zar  Qraadlegang  dar  Sprachwiansaachaft,  1919;  &urnrau>- 

Jaaas*,  Dia  Sprachwkaeaachaft;  Voaat  aa.  Ober  graaimeriaiaa  aad  payahoL  Bpraeh 

formen.  Logos  VHI;  Dar  Efauelne  aad  die  Spreche,  «od*.  VIII.  966;  Mütxxa 

¥*m*xwwu  (Irratknatikmaa,  1999.  Kap.  tili  atitaiaaeht  daa  7m aaimang  ■  aiailaai 

Denkaa  aad  Sprache).  —  Vgt  Parok  Interieure,  Wort.  Nene,  Kiadeipa ycaologie. 
Säte,  Kopula,  Prädikat.  Kategorie.  Logik,  Metapher.  Religion. 


Nprarhphiloaophle  im  «eiteren  Sinne  umfaAt  die  Parchnlogk.  Soziologic 
and  Logik  dar  Sprache  (e.  «Lk  VgL  Laaaoa,  Die  S  der  Alten,  1898-41;  Bacaaa, 
Dar  Organkmua  dar  Sprache*.  1841;  Hanau«*.  Philoa.  Orammatilr,  1658; 
F.  ScajLBOBW  Philoa.  Vorka.  aber  d.  Philoa.  dar  Sprache,  1890,  1970. 


Spraaigr  (eahua)  beiffc  iogiech  aha»  Lanka  tat  Bohfklon  oder  im 
Nach  KiaaxaoAaD  fahrt  aar  eJa  „Sprang"  tob  einer  Phaee  dar  ffkUgan 
aar  andern.  —  Ober  daa  ^Arteneprung"  a.  Mutation.     VgL  Stetigkeit 

Spur   a.  Anlage,  Dkpoaition,  Engramm. 

Htmmt  (statua,  rat  publice,  n«AtttU)  iat  eine  Herrachaitaorganieation  bzw. 
die  mit  einer  Herrachermacht  ■  nag*  st  ■  Mstw  Q«uktafcftiusis»  hsft  (rgL  Jbluxib, 
Aflgetn.  Staatakhre,  &  169  ff.),  eine  einheithch.zentreJkierte  Organiaatioo  der  Gesell, 
echaft  unter  Qeettatn  tarn  Zwecke  daa  Schutaee  nach  außen  «ad  innen  aad  ■chhafflieh 
aar  Rrmftgtichnng  einea  möglichst  grakhaitan  knhureJkn  and  sittlichen  Lebens 
(Baehtaetaat  Kulturstaat).  Der  Staat  hat  keine  reale  Persönlichkeit  aber  ea  kann 
doch  ron  einem  idealen  „StaatswiDen*1  geredet  werden,  mag  dieser  nun  konkret  in 
herrschenden  Gruppen  („KlaasensUat")  oder  in  der  Gesamtheit  (Sozialer  Staat 
„Volksstaet")  wurzeln.  Hei  vorgegangen  kt  der  &  teik  aus  praataatlichen  Ordnungen 
in  der  „Gentügenoaeenschait",  teik  erat  aJaaafcUrh  durch  den  Zussmmenechluß  tob 
YolkastAmmen  unter  einheitlicher  Herrschaft  amktena  nach  Kampf,  Unterwerfung; 
nach  dem  Gesetz  der  „Hctcrogonk  dar  Zwecke"  kt  der  S.,  der  oft  der  Wittkftr  und 
Gruppenmacht  dient,  allmählich  zur  Organkation  der  Gesamtheit  geworden,  und 
ea  besteht  dk  Tendenz  zur  Entwicklung  im  Sinne  der  reinen  Staa  taidee.  dea  Staate- 


Staat  629 

ideals.  Der  Staat  dient  den  Individuen  und  deren  Zwecken,  zugleich  aber  der  Ent- 
faltung menschlichen  Geisteslebens  überhaupt.  Das  Wesen  des  Staates,  dessen 
Bedeutung,  Funktionen,  Zwecke  xisw.  untersucht  die  Staatsphilosophie.  —  Auf 
den  göttlichen  Willen  führt  den  Staat  J.  v.  Stahl  zurück  (Philos.  des  Rechts5,  1878^, 
Der  christliche  S.2,  1858),  auf  die  bloße  Macht  Kallikles  u.a.  (S.Rechtsphilosophie), 
L.  von  Haller  (Restauration  der  Staatswissenschaften  I2,  1820),  Marx,  Gumplowicz 
(Allgemeines  Staatsrecht,  1897;  Die  soziolog.  Staatsidee2,  1902;  Geschichte  der  Staats- 
theorien, 1905),  Ratzenhofer  (s.  Politik),  F.  Oppenheimer  (Der  S.,  1907),  A.  Menger 
(Neue  Staatslehre,  3.  A.  1906;  Ideal  des  Arbeits-  und  Volksstaates)  u.  a.  Als  eine 
Art  Organismus  betrachten  den  Staat  Platon,  Aristoteles,  Hegel,  Puchta, 
Bluntschu  (Die  Lehre  vom  modernen  S.  I,  1875),  Gierke,  Wundt  u.  a.  (s.  unten). 
Aus  einem  „Vertrag"  leiten  den  S.  ab  Eptkur,  Hobbes,  Grotius,  Pufendorf, 
Chr.  Wolff,   Rousseau,  Kant,  Fichte  u.  a.   (vgl.   Rechtsphilosophie;  s.  unten). 

Einen  idealen  S.  konstruiert  Platon.  Der  S.,  der  gleichsam  der  Mensch  im  Großen 
ist,  beruht  auf  Bedürfnissen,  auf  dem  Angewiesensein  der  Menschen  aufeinander. 
Zweck  des  Staates  ist  die  Realisierung  des  Guten,  und  so  hat  sich  ihm  alles  unter- 
zuordnen. Die  Ständegliederung  erfolgt  gemäß  den  Seelenteilen  und  Tugenden. 
Hiernach  gibt  es  die  Herrscher  (Regierenden),  die  Wächter  (Krieger),  die  Bauern  und 
Handwerker.  Die  Herrschenden  sollen  philosophisch  sein,  d.  h.  im  Sinne  der  „Ideen" 
denken  und  regieren.  Die  Klasse  der  Herrscher  und  Krieger  darf  keine  Eigenfamilie 
und  kein  Privateigentum  besitzen;  die  Frauen  sind  gemeinsam,  die  Kinder  werden 
öffentlich  erzogen,  mit  Auslese  der  Geeigneten  für  die  Herrscherklasse  (Republ.  369ff. ; 
451  ff. ;  vgl.  die  spätere  Schrift  Xöpot,,  Leges).  Nach  Aristoteles  ist  der  S.  ein 
Naturprodukt  (cpvaei)  und  logisch  früher  als  der  Einzelne,  wenn  er  auch  historisch 
erst  aus  Familien  und  Gemeinschaften  hervorgegangen  ist.  Dem  Ziele  nach  ist  er 
das  Erste ;  um  des  Lebens  willen  entstanden,  dient  er  dem  guten  und  sittlichen  Leben 
{ei  £ijv).  Die  Verfassung  soll  den  Verhältnissen  entsprechen,  das  Ideal  ist  die  Herrschaft 
der  Besten,  Vernünftigsten  (Politik  I,  2  ff.). 

Nach  Augustixus  ist  der  irdische  S.  („civitas  terrena")  eine  inferiore,  durch  die 
Erbsünde  bedingte  Institution  gegen  das  Böse,  im  Unterschiede  vom  idealen  „Gottes- 
staat" („civitas  divina";  De  civitate  Dei,  XIV,  28;  X,  7;  XIX,  5,  XXI,  17,  19).  Nach 
Thomas  von  Aquino  (vgl.  De  regim.  princip.  I,  1  ff.)  u.  a.  ist  der  S.  der  Kirche  unter- 
geordnet. Dagegen  erklären  sich  Dante  (De  monarchia),  Macchtavelli  (II  Principe), 
der  die  absolute  Gewalt  des  Herrschers  als  Mittel  zur  Erhaltung  eines  zerrütteten 
Staates  anpreist,  u.  a.  Den  Absolutismus  (zum  Wohle  des  Staates)  vertreten  ferner 
Hobbes  (Leviathan  II,  18),  R.  Filmer  (Patriarcha,  1665)  u.  a.  Die  Souveränität  des 
Volkes  lehren  hingegen  J.  Bodin  (De  republica,  1584)  und  J.  Althusius  (Politica2, 
1610),  ferner  die  „Monarehomachen"  (Languet,  Hotomanus,  Buchanan,  Bellarmin, 
Mariana  u.  a.,  vgl.  J.  Milton).  Für  den  Konstitutionalismus  sind  Locke  (Legis- 
lative, exekutive,  föderative  Gewalt;  Two  treatises  of  government,  hrsg.  1790; 
Works  II),  Algernon  Sidney,  Montesquieu  (Esprit  des  lois  XI),  Rousseau  ( Contra  t 
social  III),  Kant  u.  a.  Nach  Pufendorf  ist  der  S.  eine  „persona  moralis  composita" 
mit  einem  Willen  (De  iure  natur.  VIII,  7).  Nach  Chr.  Wolff  ist  das  öffentliche  Wohl 
oberstes  Gesetz  (Institutio  III,  sct.  2,  K.  1).  Nach  Kant  ist  ein  S.  die  „Vereinigung 
einer  Menge  von  Menschen  unter  Rechtsgesetzen".  Die  Idee  des  Staates  dient  als 
Norm  des  wirklichen  Staates.  Die  gesetzgebende  Gewalt  kann  nur  dem  „vereinigten 
Willen  des  Volkes"  zukommen  (Rousseau:  „volonte  generale").  Die  Idee,  nach 
welcher  die  Rechtmäßigkeit  des  den  Staat  konstituierenden  Aktes  zu  denken  ist,  ist 
der  „ursprüngliche  Kontrakt",  nach  welchem  alle  ihre  äußere  Freiheit  aufgeben,  um 


630 


sie  „als  Gtteder  efaes  p  meinen  WntM,  «L  L  des  Volk»  ab  Staat  betrachtet M,  wieder 
anftiinelimcu,  Dia  einzig  bleibende  fllsHsniifuisHg  ist  die,  „wo  daa  Gcee ts  selbst- 
herrschend  iai  und  an  keiner  betmuHrn  Pereon  hangt"  (Hat.  ani««|pu»inLi  dar 
Reehtalehre,  |  43ff.).  Nach  Item  iat  der  (aal  einem  „Staatabuigaiewliac 
ruhende)  &  „daa  Recht  seihst»  an  einer  inlnpnilan  Katarpwalt  geworden".  Er  dient 
dar  Sittlichkeit,  wirkt  durch  Sicherung  dea  Rechte«  arriahtnrt  und  geht  darauf  au«, 
„sich  aalhat  aufzuheben**,  dann  aa  iat  der  .Jetttt  Zweck  aflar  Regierung,  die  Regierung 
Ondg  zu  machen"  (Dia  Rssllnmt  daa  QabhrtfB,  1  Voriaa.;  WW.  II.  529;  vgL 
hingegen  die  Macht  dea  Staate»  m:  DergeachloaaeneHandakwtaat.  1800;».  Soziologie). 
Hboet,  betrachtet  den  &  ale  ein  Moment  in  der  dUlektiachan  Entwicklung  der .. 
(s.  d.).  der  Wettvamaft    Dar  &  iat  „die  aelbetbewuftt«  eittliche  Substanz 

| 552 ff.),  die  „windkaNssit dar srttrJcben  Idea  .  daa  „an  und  forsech  Vernünftige**, 

-Ji-.  ^BTi *4v  theaaW ■Mked     a^aTaa*     W^weaVaund^nnu     Vwaa^fh^ttne) **  m.ftaaM^aadsmea    ss>ou»Me««B«ni«s4«nia*     fuWftan^*nBnaM«uf        tt» 

■^fcaa  dia  Freiheit  an  ihnm  bOchatrn  Backt  ft*M*M'ftl  aowia  dmser  lTndineok  daa 
Hlebste  Recht  gegan  dia  Emaemen  hat**.  Dia  Ih  Stimmung  dar  Indiriduen  iat  na  oben, 
ein  „allgataeinee  Lehen  an  fuhren".  Ttm  P  art  „in  sink  tsgaiiiafciir  Iai  .jDisnnsims»" 

#1     W  B»*n**t t"naraj*fc  I ■  ■  n ar    jajis     fa^Maat    n*na    alnnsmn    i^MdsntfnsfluSannwkaM**      »*aWa%    uansn^asaänAtina^MaelMu:    a^^bflVnaSdMM 

daa  Omssm  Man  maß  das  &  „wie  ein  Irdkch  Göttliche«  Tcrehren".  Aber  in 
wohlgeordneten  Staat  „kommt  dam  Oeaeta  aüem  die  objektive  Seite  zu, 
der  Monarch  nur  daa  subjektive  .Ich  will'  hinantuaetaen  hat**.  Die  Persönlichkeit  dea 
fltatloi  irt  nur  »h  timr  Prnmn.  dTTMirnffnrh.  TrfrhKrh  (f^r— ■****»  *r  ***■***«■  **—  »— i— «L 
krag,  roo  O.  Lsseou,  1911.  f  257 ff.;  vgL  f  1«:  die  bajgat liehe  Gcarlfechaf  t ).  Erna 
fliiaeninw  isfriHcihls'l  hat  der  &  nach  Wnvr  (System  dar  Philoa.  II».  1907)  u.  a. 
Vgl  L.  t.  St»»,  System dar  OtastsaJssusah,,  1862 f.;  Jruira.  ftllganiiirnn  Staate, 
lehre*.  1905.  Naek  Kj&ts»  iat  der  „Staatawilfc"  ein  femetruklionsgebilde  (Haupt- 
Probleme  dar  Staatwaektakkre.  1911).  -  VgL  R.  t.  Mobx.  Geeehiehat  n.  Lttaratnr 
dar  SwtUalsoiiustiasfUii.  1855f.;  R.  Scaannr.  Allgem.  fiuatshhri.  1900L; 
TazspsxExacao.  Xaturreeht,  1986;  Catbba*.  Moratpkfloa.il.  449 ff.;  Pavus», 
System  d.  Ethik  II*.  1699;  Gou>sann>.  Höhereutwickl.  o.  Meitmdwndhonoinie  II. 
1911;  Faltp,  Die  Bmstatdaatw  unaerar  Paanflmr.  1911 ;  Ijcou».  Die  höchsten  KuHur- 
aufgaben  dea  modernen  Staatre,  1902;  Politik.  1912;  Viebjuvdt.  Sc  u.  GeacIIachaft  in 
der  Gegenwart.  1916;  A.  Anno».  Kationaigafuhl  und  Staategefuhl  1916;  IL  Pnaoae, 
He*  deutsche  Volk  und  die  Politik.  1915;  M.  ScULS»,  DerGeniuedra  Kriege  1916«; 
auAcaan,  Hauptfragen  dar  modernen  Kultur.  1914.  —  VgL  Rächt,  Indmdtia- 
liamua  (Hcxsoldt,  Sraxcn  u.a.),  Soziologie,  Ästhetik  (Scanx»*).  Politik. 

Mtabilitnti  Festigkeit,  Gh^ohgewichtaaueUnd.  Daß  in  jedem  geechiossenrn 
Syatem  ein  Fortschreiten  von  inatabüeren  gn  atabileren  ZnstinrVn  statthat,  lehrt 
Fscbkkb  (Einige  Ideen  zur  Schöpfungegeech.,  1873,  S,  25 ff.).  Nach  Pbtxoldt«cK 
die  Entwicklung  der  Lebewesen  in  der  Richtung  auf  eine  immer  vonstftndigcn 
wrndung  der  Kräfte  für  stationäre  Systeme  fort;  die  &  ist  Endziel  der  Entwicklung, 
auch  der  socialen  (Maxime,  Minima  u.  Ökonomie,  1891.  S.  49  ff. ;  Einfuhr,  in  d.  Philo«. 
der  reinen  Erfahrung.  1900  f.  II;  Das  WeltprobJcm*,  1912).  VgL  Organuunua  (als 
„stationirea"  Gebilde:   Ostwald),  Entropie, 

Htanm begriffe   s.  Kategorien  (Kaxt). 

Stürkungswert  (Einprigungs-,  Disponierungswert)  einer  Wiederholung 
leim  Ixrnrn  ist  daa  „Quantum,  um  welches  eine  Disposition  durch  diene  Wieder- 
holung gestärkt  wird"  (Omn,  Das  Gedächtnis*.  1911). 


Statik  —  Stetigkeit.  631 


Statik:  Lehr?  vom  Gleichgewichte  der  Körper  (vgl.  Mechanik).  Statik 
und   Dynamik:   vgl.  Hemmung  (Herbart),  Soziologie  (ComteK 

Statischer  Sinn  heißt  die  in  den  drei  halbkreisförmigen  Bogengängen 
hriabvrinths  lokalisierte  Empfindlichkeit  für  Gleichgewichtsvcranderungen  des 
Körpers.  Durch  die  in  den  Ampullen  befindlichen  „Statolithen"  ■werden  statische 
Empfindungen  (als  eine  Art  der  Druckempfindung)  ausgelöst.  Vgl.  Arbeiten  von 
Floubshs,  Goltz,  Breuer.  Cbum-Bbowx,  J.  R.  Ewald.  Mach  (Versuch  über  den 
Gleichgewichtssinn,  1874).  Verwork.  E.  v.  Ctoh  (Bedeutung  für  die  Raum-  und 
Zeitvorstellung;  Das  Ohrlabyrinth,  1908)  u.  a.  Vgl.  Wuxdt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol. 
II5,  1903,  482  f.  —Vgl.  Schwindel. 

Statistik  (urspr.  Lehre  vom  Staate)  ist  die  mathematische  Darstellung  der 
innerhalb  einer  Gruppe,  insbesondere  innerhalb  einer  sozialen  Gemeinschaft  zu 
bestimmten  Zeiten  bestehenden  Zustände  (insbesondere  wirtschaftlicher,  sittlicher, 
krimineller  u.  a.  Zustände;  vgl.  Moralstatistik).  Vgl.  M.  Gioja,  Logica  della  Statist.. 
1803;  Quetelet  (s.  Moralstatistik);  G.  Mayr,  Die  Gesetzmäßigkeit  im  Gesellschaf  tr- 
ieben, 1877;  S.  und  Oäellschaftslehre,  1895;  N.  Reichesberg,  Die  S.  und  die 
< Gesellschaftswissenschaft,  1893;  Joel,  Der  freie  Wille,  1909;  Schxapper- Arndt. 
Sozialstatistik.  1908;    John,  Geschichte  der  S.  I,  1884. 

Statne    s.   Sensualismus. 

Staunen    (Verwunderung)  s.  Philosophie  (Platon.  Aristoteles;  vgi.  Jeru- 
K,  Lehrb.  der  Psychol.4,  1907  („theoretisches  Staunen"). 

Stauung:  Xach  Lipps  gibt  es  ein  Gesetz  der  , .psychischen  Stauung",  wonach 
dieQuanti-  -ychischen  Geschehens  sich  steigert,  wenn  es  in  seinem  Fortgange 

gehemmt  wird  (Leitfaden  der  Psychol.2,  S.  109  ff..  342  ff.:  3.  A.   1909). 

Stetigkeit    oder    Kontinuität    (continuitas,    avvi-/eta)    ist   fortlaufe-) 
ununterbrochener,  lückenloser  Zusammenhang  oder  Übergang.    Stetig  sind  Vorg 
Prozesse  oder  Mannigfaltigkeiten,  Größen,  und  zwar  jene,  welche  sich  um  unendlich 
kleine  Unterschiede  vermehren  und  vermindern  lassen.    Solche  Kontinua  sind  Raum 
und  Zeit,  die  als  das  Unendliche  teilbar  gedacht  werden  können.   Die  Zahl  (s.  d.)  ist 
eine  nicht  stetige,  diskrete  Größe,  aber  durch  die  irrationalen  Zahlen  läßt  sich  eine 
stetige  Zahlenreihe  herstellen,  wenn  man  dazu  die  Stetigkeit  des  identischen  metho- 
dischen Denkverfahrens  berücksichtigt.  Hier  wie  auch  sonst  zum  Teil  beruht  d 
auf  der  Einheit  des  Denkens,  die  das  Gesetz  für  die  Zahl- nreihe  lieft  vTorp. 

Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910,  S.  188  ff.:  Die  St.  als 
..qualitative  Allheit,  die  jeder  quantitativen  logisch  vorausliegt  und  sie  erst 
möglich  macht").  Die  S.  ist  ein  Postulat  des  Denkens,  als  einheitlicher  Zusammenhang 
ein  oberstes  Denkziel;  das  Denken  hat  die  Tendenz,  das  Diskrete  oder  durch  analv- 

•des  Denken  Gesonderte  kontinuierlich  zu  machen,  durch  ..Kunstgriffe"  dem 
Stetigen  so  anzunähern,  daß  es  methodisch  so  behandelt  werden  kann,  als  ob 
sprünglich  stetie  wäre  (s.  Unendlich,  Fiktion).    Die  ursprüngliche  S.  liegt  vor  in  der 
Anschauung  als  Fehlen  bewußter  Diskretheit  und  vor  allem  im  einheitlichen  Zusammen- 
hange des  Bewußtseins,  des  stetigen  Ablaufs  psychischer  Erlebnisse  (vgl.  Seele,  Ich). 
Kontinuität  und  Diskontinuität  ergänzen  einander  so,  wie  Analy-c  und 
Das  Postulat  der  S.  bekundet  sich  in  der  ganzen  Geschichte  der  Wissenschaf 
besondere  auch  in  der  Entwicklungsidcc. 

Das    Stetige    definiert    zuerst   Aristoteles   als   dasjenige,   dessen   Teile   durch 
gemeinsame  Grenzen  verbunden  sind  (Metaphys.  XI  12.   1069  a  5  ff.).     Es  ist  das 


ffll  Stetigkeit. 

im  Unendlich*  Teilbare  (De  eoelo  1 1. 168  a  6).  Ahnlich  die  Seholastiker. 

de  eootinuit*")  beengt,  daß  ea  in  der  Katar  keine  Locke,  keinen  Sprung  gibt,  dal 
aDee  dnrch  überging«  neck  unten  «ad  oben  eei  banden  ist  (..Tont  va  per  degres 
dem  U  nature  et  rien  per  eeut"  (Hone.  Eevais  IV,  K.  1«;  Mathem.  Schriften  VT. 
129W-).  a  herreckt  in  der  flukmaaiou  wie  in  der  Knlzistseu.  Die  Aufeinanderf oige 
der  Zmtinde  der  „Monaden"  (a.  d.)  iet  rtciig  geeetanOBig.  durchlauft  eOe  Orede 
(,Jex  mmliiiuUetie  eeriei  euarum  operataooum").  Der  Setz  der  Kontinuität  klagt  mit 
dem  Prinzip  dee  mreiokenden  Grundes  tisjammen  (Philoa.  Hauptachr.  II,  75 ff.; 
I.  68 ff..  103 f.,  119  ff.;  rgL  Cm.  WotfT,  Vernunft.  Gedanken  von  Gott ...  I,  1 68; 
Ontolog.  1 664).  Nach  Ka*T  iet  &  die  MBigemekaf t  der  Gräften,  neck  welcher  an 
ihnen  kein  T*ü  der  kV'^wrtm^gfrrkt  (kein  Teü  einfach)  ist".    Raam  und  Seit  eind 

f  Jreneen  (Punkten  und  AugenbUeken)  eittzmehlktftau,  — fra»!»  nur  so,  daß  diear  r 
wiederum  ein  Raunt  oder  eine  Soft  iet**.    Ea  eind  dm  „fließende"  Großen,  weil  die 
„Synthcais"  in  ihrer  Enevguug  ein  Fortgang  bt  der  «tetig  fliegenden  Seit  tat.   Ee  iet 
ein  aprlorieoher  Grundsatz,  daß  alle  Eraehemungen  kontintthwtJche  Oröflen  eind, 

begründet  (Krit.  d.  rein.  Vom»,  8>  186  ff.).   Ee  beetekt  ein  Postulat,  6 bereu  nach  den 

18*  &  660.).  Ober  die  Stellung  dee  Kontinnilllelmgilffe^iii  Denken  Coarmm  vgL 
Sootwu  Goethe,  75  f.  Am  dar  EfaJbeH  dee  Dmkene  leiten  den  ■!■<  Igen  Zmomaeenhang 
der  Objekt»  eh  Bonn.  (Der  philo«.  Kiitiiismm  II  2.  46),  Cosnc,  neck  welchem  die  8. 
ritte  ..aflgeueeine  Grundlage  dee  Bewußtsein«"  (Prinzip,  der  Infinit..  188t,  &  87  ff.), 
«in  Deukgemte*  Geeete  der  Operationen  dea  Denkane  iet;  für  die  Empfindung  gibt 
ee  nur  Diakreüan.  Durch  den  Zueemmenhang  iet  der  „Ursprung**  (s.  d.)  bedingt, 
der  alle  Elemente  dea  Denkens  eraeugt.  Die  8.  iet  dm  Drokgesetz  dea  Zusammen* 
hange«,  welcher  „die  Braeogung  der  Einheit  der  Efkenatnb  und  dadurck  die  EmhHt 

a  —       -e^  -   —     --  .  -»  -  _    n  -  -  -  »  -ii  -1a       ^»^fcjj       ^.^^m      •■  ^k^B^s^^^Bn^^M^^ijV^^M^k^       a*^«*ta*^^a««1m\sB>^iBu*Ba*at      ?t***m«*jflpw  ** 

t\i  ■-,     f,   ^rw\ni'^     H    »   ml     mV     ''»r     wr,  :n!<  rtp»>  fi-n^n     inu-niunrunc     uru  ki 

(Logik,  1808,  a  75«.).  Ale  Denkgemta  betrachtet  die  8.  aoeh  Kalo**  (a.  oben). 
Ale  Kategorien  heethnmt  die  Knatznuittt  und  Imkoeeliiiiltl  i  Eörrvtwo. 
einander  voraus.  Dar  „Sprung"  (a  KJeikegeeid),  mit  dem  dm 
druckt  eine  Diskontinuität  am,  acut  aber  eine  frohere  KontinuitAt  roreue  und  kann 
«ich  am  Qnod  einer  ünlmHupeimn  Konttauitlt  taeihnie  Vom  „wnpirieebeu'  ist  das 
„mtkmeBe"  Kontttuum  der  Reflexion  untrrechieden.  Dm  DaeeJtaein  enthalt  von 
Aiyffcnfl  an  aoeh  Diskontinuität.  Dm  **—**"»  sucht  die  Kontinuität  diekoathmieriieh 
und  dir  Diskontinuität  kontinuierlich  zu  machen.  Der  stetige  Zueamnarnheng  iet  ein 
unirerseiee  Postulat  (Der  mimookl.  Gedenke,  1911.  8.  1700.). 

Bloß  in  dm  unmittelbare  Leben  und  Erleben  setzt  die  Oteügkeil  Bmuwo> 
der  Veratand  serlegt  zu  praktischen  Zwecken  die  8.  dea  Geschehen«,  der  Bewegung, 
der  Auedehnung  in  diskrete,  stabile  Elemente,  die  er  dann  äußerlich  miteinander 
verbindet  (Devolution  creatrice,  1910,  &  177 ff.;  vgL  8  331  f.  über  die  „kineinato- 
graphieche"  Natur  unserer  praktischen  Erkenntnis;  Matiere  et  memoire*,  1909, 
S.  219).  Die  „reim  Dauer"  (a.  d.)  ist  eirdieitlich-etetige  Entwicklung  (a.  <L).  —  Wottot 
(Logik  II».  1907,  a  233  ff.)  u.  e,  verlegen  die  &  in  die  Anechauung.  —  VgL  Covnsor, 
Essai  1851,  I,  389ff.,  Dzdzxikd.  Dm  Stetige  und  die  Zahlen*,  1905;  G.  Canon, 
Grundlagen  einer  allgemeinen  Mannipfalügkeitalehre,  1882;  CotrrtmaT,  Revue  de 
Metaphve.  VIII,  1900;  NaToar,  Archiv  f.  syatem.  Philo«.  VII;  Porscank,  Wissen- 
schaft u.   Hypothese«,    1906;  Mach,   Beitr.   zur  Analvae  der  Empfind.4,   S.  47  f. ; 


Sthenisch  —  Stoizismus.  633 


Ostwald,  Vorles.  über  Xaturphilos.2,  1902,  S.  127  ff.;  Driesch,  Ordnungslehre,  1912, 
S.  101  ff. ;  Lipps,  Einheiten  u.  Relationen,  1902,  S.  57  ff.;  Palagyl  Xaturphilos. 
Vorles.,  1908  (Kontinuität  der  Impressionen,  Diskontinuität  der  geistigen  Akte); 
Müller,  Das  Problem  der  Kontinuität  in  Mathematik  u.  Mechanik,  1896;  Vierkandt, 
Die  Stetigkeit  im  Kulturwandel,  1908  (unterscheidet  an  der  Stetigkeit  die  Tatsache 
der  Kontinuität  und  den  Mangel  an  Spontaneität).  —  Vgl.  Unendlich,  Antinomie, 
Teilbarkeit,  Entwicklung  (Stumpf),  Kausalität,  Werden. 
Sthenisch  (von  a&evos,  Kraft)  s.  Affekt  (Kant). 

Stimmung  ist  (psychologisch)  die  mehr  oder  weniger  wechselnde,  von  ver- 
schiedenen Faktoren  abhängige  Gemütslage  als  Resultante  von  sich  verbindenden 
Gefühlen,  die  teils  an  Organe mpfindungen,  teils  an  (dunklere)  Vorstellungen  sich 
knüpfen.  Die  S.  beeinflußt  den  Vorstellungsablauf,  das  Denken  und  Wollen;  positive 
S.  fördert  das  Einprägen  und  Reproduzieren  von  Vorstellungen,  depressive  S.  beein- 
trächtigt beides  (vgl.  Offner,  Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  83  ff.).  —  Vgl.  Beneke, 
Lehrb.  d.  Psychol.8,  §  59,  288,  372;  Xahlowsky,  Das  Gefühlsleben3,  1907,  §  24;  Lotze, 
Medizin.  Psychol.,  1852,  S.  514 ff.;  Rehmke,  Zur  Lehre  vom  Gemüt2,  1911,  S.  71  ff.; 
Jodl,  Lehrb.  der  Psychologie  IP,  1909,  420  ff. ;  Wendt,  Grdz.  der  physiologischen 
Psychol.  III5,  1903,  210  ff.  (S.  ist  ein  Affekt,  welcher  relativ  schwache  Gefühle  enthält); 
B.  Christiansen*,  Philos.  der  Kunst,  1909;  Störring,  Psychol.  des  menschlichen 
Gefühlslebens,  1916  (S.  21:  Bei  der  Stimmungslust  haben  alle  jeweilig  vorhandenen 
Bewußtseinsinhalte  Teil  an  der  Lust,  erscheinen  wie  in  den  Lustzustand  eingetaucht); 
Müller-Feeienfels,  Psychol.  der  Kunst  I,  1921 2.  —  Stimmung  nennt  die  Tier- 
psychologie Zustände,  ,, worin  nicht  nur  die  Art  der  Spontanbewegimg  eine  neue, 
sondern  auch  die  Beantwortung  der  Reize  von  Grund  auf  verändert  ist"  (Zer 
Strassen,  Die  neuere  Tierpsychologie,  1908;  Jennings,  Behavior  of  the  lower  animals, 
1906).     Vgl.  Einfühlung. 

Stoff  s.  Materie,  Form,  Inhalt. 

Stoizismus  bedeutet,  1.  allgemein,  eine  Geisteshaltung  im  Sinne  der  Stoischen 
Lehre,  ein  allem  Weichlichen  abholdes,  im  Erdulden  starkes,  alle  Triebe  energisch 
beherrschendes,  der  Sittlichkeit,  Tugend  alles  unterordnendes  Verhalten;  2.  die 
Philosophie  der  Stoiker,  der  Stoa  (nach  der  Stoa  poikile,  in  welcher  die  Schule 
begründet  wurde).  Die  Stoiker  vertreten  (von  Heraklit,  den  Kynikern  u.  a.  beeinflußt) 
eine  praktisch-sittüche  Weltanschauung,  den  Empirismus  (s.  d.),  Materialismus  (s.  d.), 
Pantheismus  (s.  Gott),  die  Lehre  vom  Logos  (s.  d.)  und  der  Vorsehung  (s.  d.),  von  der 
alles  durchwaltenden  vernünftigen  All-Kraft  (s.  Pneuma),  den  strengen  Determinismiis 
des  Xaturgeschehens  verbunden  mit  der  Lehre  von  der  sittlichen  Willensfreiheit,  die 
Idee  des  natur-  und  vernunftgemäßen  Lebens  (vgl.  Sittlichkeit),  den  Kosmopolitismiis, 
die  Humanitätsidee  u.  a.  Auch  für  die  Grammatik  und  Logik  (s.  Urteil)  sind  die 
Stoiker  von  Bedeutung  (vgl.  Synkatathesis).  Die  jüngere  Stoa  ist  konzilianter  als 
die  ältere.  Zur  Stoa  gehören  deren  Begründer  Zenon  von  Kition,  dann  Klean™  es, 
Chrystppos,  Diogenes  der  Babylonier,  Antipater  von  Tarsos,  Boethtes, 
Panaitios  u.  a. ;  von  ihr  beeinflußt  sind  Cicero,  Posidonies,  L.  Annaeus  Sexeca, 
Epiktet,  Marc  Aerel  u.  a.  —  Eine  Erneuerung  des  S.  versuchte  Jestes  Ltpsies 
(Manuductio  ad  Stoicam  philosophiam,  1604).  —  Stoische  Anschauungen  finden  sich 
bei  Phtlon,  verschiedenen  Kirchenvätern  und  Scholastikern,  bei  Melanchthon, 
Erasmes,  Telesies,  Herbert  von  Cherbery,  G.  Breno,  Spinoza,  Kant,  Nietzsche, 
u.  a.  —  Vgl.  J.  v.  Arnim,  Stoicorum  veterum  fragmenta,  1902  f.;  Weygoldt,  Die 
Philosophie  der  Stoa,  1883;  L  Stein,  Die  Psychologie  der  Stoa,  1886 f.  (2  Bde.); 


8M 


Prnorr.  Die  Ethik  dar  alten  Stna,  1806:  8cnonu  Die  Phüos.  der  lalUasieu  Ssos. 
1892;  P.  BAjrra.  IV  Stna«.  1808;  Wmmn.  Die  Wandlung  der  stoischen  Lehn 
unter  ihren  »ptlrrrn  Vertretern,  I898>94.   Vgl.  Rjgoriamna,  Rrcht.  Pflicht.  EVpjroeK 

strafe  ist  die  Verfeltanc  eJaer  Rehuld.   «nee  Vergehens  oder  Verbrechet» 
(•.  d.)  tum  Zwecke  der  Auxrcnatsraaitung  einer  Ordnung  (besonder*  Rechtsordnung). 
DmetsstifcdM&a*wa|a6ne^eJBsAhlosnaf 
eise  Vcreinneitlicuung  der  vcrgstmaden,  sowenrcndea.  eaaataenda 
VeileUaag  dnransmlea  Ordnung.    Bin  eodalrn  Postulat  iet  e*.  die 

Resultate)  su  geben.   Die  Hiinunleh  i  img  der  8.  sebon  rar  Kdtarcatwirhlung.    ' 
theocicn  «ind:  die  AhschrccknaasUfcPorir  (Swraca.  «jat  pecectur".  De  im  I.  I6|  Hosane. 
Pumuoar  u.  a.»  fltehiiiingKhaiwiii  (BvnuM,  Unx,  Ixwnom,  F.  Li-orr  i 
Ikamiiiagaihiiiiili.  Veraertaagataeorii*  flUrr.  Ann,  Hanau  nach  welchem  die  8. 
die  Negation  der  Negnooa  der  Rschuejcdnaag  damh  den  * «"ibreeher  und  des  «.Recht 
das  Verbrecher«"  iet.  de  sie  dieaen  als  Mhghed  dar  Gesellschaft  anerkannt.  Rnxyklap.. 
|  480 ;  ReehtenhOos^  hrsg.  von  Leeaon.  181 1.  f  80«. ;  Brentno,  Wvxdt.  Bth.«,  8.580ff.: 
I    I    l91S:tugtsich  Bucht  und  F.rr>huitgnmitl*J  aad  Buhne,  Versöhnung  d~  H 
bswaOtaeü»;  F.  Hohdac*.  Von  dar  Manual» des  dünnet.  Priarips  in  der  8trat>,  191 1. 
o.  a.).  —  Vgl  Koaxan,  Des  Wessn  der  &.  1888s  A.  Marne  au  VergettsmssJdee  nnd 
Zweckgedsnhe  im  Strefrecht.  1888:  ▼.  Inr,  Dar  Iwsakgs  danke  ha  Bttafreekt,  1888; 
▼.  l4StT.  RrnKarrsm.  Lrrra,  Kuvnni.  YYrseltangastrafe,  RtuhlesUefc.  SehaU- 
strafe.  1806;  J.  Makakswicx,  Einfuhr,  in  die  Philo»,  des  Stioiieohu.  1906;  Radsbco. 

Strafreehte,  1908;  Tu.  8TsaJ»anu,  Die  Sebkiaaneidee  In  StreJrecht  «ad  Ethik. 
P.  Bakth.  Eraieh.  nnd  Unterrieht*.  1908,  &  «Off.  (pidegogleehe  Bedeutung  der  R); 
FonsTav  Schuld  und  Sahn".  191  mim,  Ursprung  und  Bedeataag  der 

eotiolog.  Schule  das  Stratreehte.  1911.    Vgl  Recht. 

(e>*4,  e>ef*s,  aupittlus.  eoaatae)  ist  sJa  slaaaaasfss  WoDeo  (im 
»X  ein  Omiahwteala  psyohiaohor  Tätigkeit  euf  etwas  (ein 
am  gel),  ein  von  gefnhhuutrag  aad  in 
Bedarfnissen  (s.  d.)  auagraaader  ..Dräne" 
oder  eher  Vermridunff,  Entfernung) 

iet  dae  8»  der  gehemmte,  aber  nicht  beruhigtr.  gegen  die  nemmaag 
Trieb  (s.  dA  Das  einzelne.  hesUauasa  &  heiBt  eaah  8trebung.  Dee 
abwehrende  R  hciOt Widerstrebe a.  Ee gibt emahuüiches aad arietigea.  laemetfcihea. 
logische*  und  piahlisuhea,  sittliches  R  Etwas,  was  erst  nur  ela  Mittel  zu  einem  Zweck 
crstiebt  wurde,  kann  aplter  um  seiner  selbst  willen  erstrebt  werden  (s.  Ufkrosonw. 
Wert).  Eminentere,  dumpfe  Strebungen  Reben  schon  »Dem  Erkennen  und  euer  gejetigen 
Entwicklung  voran:  auch  den  amdwstea  Organaanea  eignet  wohl  schon  ein  Streben 
nach  Zustandsaoderunfr.  und  vielleicht  kann  man  dem  Wirklichen  uberhau] 
Analogon  das  Streben»  ruechreiben  (a.  PanpsyaMemue,  Voluntarismus),  mag  dieaea 
auch  r,  Teil  ..mechanisiert"  min  und  nur  in  höherem  Weeen  tu  eigentlichem  Btigiihieii 
und  Wollen  rirh  entwickeln.  Jedenfalls  ist  da«  S.  ein  Faktor  der  organischen  Ent- 
wicklung (f>.  d.).  ein  Anpaesongafsktnr  (vgl.  Kraft.  WiDe.  Erhaltung}. 

Pas  Phänomen  des  S.  erörtern  AwsroTax*>  iker  u.  a.  (vgl.  Br; 

Wille).    Die  Scholastiker  macht  das  Aristotelische  iptttint*  zur  ..vis  q 


Streckentäuschungen  —  Subalternation.  635 

dem  „Strebe vermögen"  (vgl.  die  neueren  Arbeiten  von  Mercier,  Hagemann,  Psychol.8, 
1911,  S.  117  ff.:  S.  =  „alle  psychische  Tätigkeit,  die  nicht  Empfindung  und  Denken 
ist").  —  Ein  Streben  nach  Selbsterhaltung  haben  die  Dinge  nach  Campanella,  Spinoza 
u.  a.  (s.  Erhaltung).  Xach  Letbniz  haben  die  „Monaden"  (s.  d.)  ein  Streben,  von  einer 
Vorstellung  rar  andern  überzugehen  („tendance  d'une  pereeption  k  1'autre",  Monad.  15: 
vgl.  Che.  Wolff,  Psychol.  rational.  §  480 f.:  „pereepturitio").  Xach  Fichte  hat  das 
Ich  (s.  d.)  ein  ins  Unendliche  gehendes  Streben  (s.  Objekt). 

Herbakt  betrachtet  das  S.  als  einen  Zustand  der  Vorstellungen  selbst.  Die 
gehemmte,  aus  dem  Bewußtsein  verdrängte  Vorstellung  wird  zu  einem  „Streben, 
vorzustellen"  (Lehrb.  z.  Psychol.,  S.  29).  Beneke  hingegen  nimmt  primäre  Strebungen 
(die  „Urvermögen")  an,  welche  auf  „Erfüllung"  durch  Reize  gehen;  das  S.  geht  dem 
Vorstellen  voran,  indem  jedes  Urvermögen  schon  vor  aller  Anregung  den  Reizen 
„entgegenstrebt"  (Lehrb.  d.  Psychol.,  1833,  §  24  ff.,  167  ff.;  Begriff  des  „Strebungs- 
raum"). Die  Ursprünglichkeit  des  Strebens  betonen  ferner  Fortlage  (s.  Trieb), 
Döring,  Bai»  (The  Emot.  and  the  Will4,  1899),  Ladd  (Philos.  of  Mind,  1895), 
L.  F.  Ward  (Pure  Sociology,  1903,  S.  103  ff.,  136  ff.),  J.  Ward  (Encyclop.  Brit.  XX, 
42  f.),  Hodgson,  James,  Baldwin,  Lachelier,  Foutllee  (Psychol.  des  idees-forces, 
1896,  L  S.  111  ff.),  Ribot,  Paülhan,  Wundt  (s.  Trieb;  vgl.  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  III5, 
1903,  248  f.).  Jerusalem,  Schmidkunz.  Höffding,  Paulsen,  Tönnies,  Jodl  u.  a. 
Xach  Ltpps  hat  jedes  psychische  Geschehen  den  Charakter  des  Strebens.  S.  ist  „jedes 
innere  Zielen  oder  Gerichtetsein,  jedes  von  mir  erlebte  Tendieren";  es  besteht  in  einem 
„psychischen  Geschehen,  in  dessen  Xatur  es  liegt,  in  irgendwelcher  Weise  fortzugehen 
und  dann  dabei  irgendwelcher  Hemmung  begegnet".  Es  gibt  aktives  S.  („mein"  S.)  und 
passives  S.  (S.  „in  mir").  Das  S.  hat  einen  Zielgegenstand  (Leitf.  d.  Psychol.2,  S.  18  ff., 
3.  A.  1909).  Ähnlich  A.  Pfänder  (Phänomenologie  des  Wollens,  1900,  S.  1  ff.),  Losskij 
(Grundl.  der  Psychol.,  1904,  S.  6  ff.,  111  ff.),  Bergson  (L'effort  intellectuel,  Revue 
philos.,  1902  u.  a.  —  Xach  A.  Sabatter  ist  in  allem  ein  S.  (Philos.  de  l'effort,  1908). 

Auf  einen  Komplex  von  Spannungs-  (Sehnen-)  und  Gelenksempfindungen  führen 
das  S.  zurück  Münsterberg,  Külpe  (Grundr.  d.  Psychol.,  1903,  S.  274)  u.  a.  (s.  Wille). 
Vgl.  Geschichte,  Richtung,  Tendenz. 

Streckentäuschunjjen  sind  optische  Täuschungen  über  Größen  von 
Linien  und  Flächen,  beruhend  auf  größerer  oder  geringerer  Leichtigkeit  der  Bewegung 
der  Augenmuskeln  (nach  aufwärts,  nach  abwärts,  ein-  und  auswärts)  und  auf  Kon- 
vergenzbewegungen.    Vgl.  Wundt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.  II5,  1903. 

Strom  des  Bewußtseins  s.  Bewußtsein  (James). 

Struktur:  Gefüge,  Aufbau,  Anordnung  (vgl.  Rotrx,  Gesammelte  Aufsätze, 
1895,  II,  83  ff.).  Dn/THEY  versteht  unter  S.  des  Seelenlebens  „die  Anordnung,  nach 
welcher  psychische  Tatsachen  von  verschiedener  Beschaffenheit  im  entwickelten 
Seelenleben  durch  eine  innere  erlebbare  Beziehung  miteinander  verbunden  6ind"  (In: 
Kultur  der  Gegenwart  I8,  S.  31  f.).  Der  psychische  Strukturzusammenhang  hat 
teleologischen  Charakter.  Spranger  (Lebensformen,  2.  A.  1921)  geht  in  seiner  geistes- 
wissenschaftlichen Psychologie  (s.  d.)  „von  dem  Ganzen  der  seelischen  Struktur  aus". 
Er  versteht  unter  Struktur  „einen  Leistungszusammenhang;  unter  Leistung  die 
Verwirklichung  von  objektiv  Wertgemäßem".  Über  „Strukturzusammenhänge'' 
W.r Stern,  Die  differentielle  Psychologie,  19213,  S.  284  f.     Vgl.  Organismus.  Typus. 

Subalternation  (subaltcrnatio)  ist,  logisch,  die  Unterordnung  von  parti- 
kulären (den  „subalternierten")  unter  allgemeine  („subalternierende")  Urteile.     Der 


Subalternationsscbluß  (Folgerung  „ad  subsltwnoaeuO  erfolgt  nach  der  Reg») 
des  „dictum  de  omni  et  nullo"  (e.  <L):  let  dee  eobehendecende  Urteil  wehr,  denn  iet 
ee  eoch  dee  subalternierte ;  iet  dee  leinene  falsch,  eo  let  et  such  ds*  erewm  (vgl  htagegan 
F.  Buxktauo.  PtvchoL  I.  1874.  306).  VgL  Siowanr.  Logik  I«.  188*793,  437  f.;  4.  A. 
1911;  II.  EaoMAJm.  Logik  I.  1907.  481  ff. 


Mnbdi  vielem  (Dntrrrinteilvng)  e. 

Sakjekt   (subicctum,  »aueofrss  ei)   bedentet  ■ngenWn   dee 


Zugrundeliegende.  Die  Scholastik  veretekt  (wie  Axistotulus  unter  dem  e*#«W^#»»r) 

unter  dm  „sobfcvtum"  den  Gegenstand,  dee  Objekt  einer  Tätigkeit  (z.  B.  einer 

Wlseeimchaft),  die  Substanz,  den  Träger  von  Toetlndcn,  euck  den  beetallen  Träger 

eolcber,  d.  h.  die  Person,  dee  enipflndende  und  denkende  Weeen  (vgL  Thomas,  Sum. 

tkeoL  I,  29.  1  c;  7  mct.  13 e;  6  phya.  S  e;  1  anim.  1  d;  W.  von  Oocam.  Quodlib.  2, 

qu.  10).    So  erklärt  z.  &  noek  Cswsrcs  dee  &  ek  dasjenige,  dem  dm 

enbemtieren  (Vernunftwehrheit,  f  30).    Deneben  wird  unter  &  im 

die  erlebende  Weeen  verelenden  (Hosen:  „sobiectum  ipeum  est 

•nimel".  De  eorpor.  38,  3;  LlUTrlt  .mibhwiliim  ou  Pums  mime"),  i 

von  Kaut  en  erhtlt   8.   ■Ilgemehi  die  rein 

Bedeutung.  —  OrouimetikeHenh  logmnh  iet  dee  &  der  „1 

im  Seme  (s.  d.k  eres  irgenderie  bestimmt  wird»  von  dem  etwee  prndmmrt  wird  (vgL 

ürtefl). 

fflnkmde,  wollende  Wesen  im  Osgenmlw   tu  den  Objekten  (s.  d.)  des  Erlebene. 

Erkennene,  Handeln«.    Des  &  ist  tum  Teil  mit  dem  Ick  (s.  d.)  einerlei, 

denkt  sieh  dee  psychologische  8..  dk  «ich  im 

erhaltende  reaktiv -aktive  Einheit  einee  individuellen 

mit  dem  payehologiecheu  Ich.   Des  8ubjekt  erfaBt  eich  nuechst  ek)  konstante  Einheit 

psychisch-physischer  Kigenerheften  und  Zuetinde,  denn  eis  des,  wee  erkennend  dVm 

Zustände  selbst  «ich  **m  Gegenstände  mecht  und  eis  «J»fc*itltifce  Aktivität  des 

Krkcnncns  und  Wollen»  sich  von  ihnen  wie  von  den  äußeren  Objekten  und  fremden 

Subjekten  unterscheidet.     8.  und  Objekt  gehören  tum  (endlichen)  Bewußtsein  eis 

solchen  und  ussdsn.  eher  nuf  Orund  ureprungUeher  Beetimmtheteu,  esst  durch 

Unterecheidung  und  Reflexion  (s.  d.)  einender  gigenabrngemUL     Dee 

selbet  ..dirimiett"  sieh  in  Subjekt  und  Objekt.    Dee  („tronssnndentnlc") 

eis  Einheit  unewuuhsideneVhiielimmiiurlii   und  «ynthetieeber 

Funktionen,  nie  Inbegriff  der  Erinmntniefunktinrten  und 

begrifflich  fixierte  Einheit  tbcoretiecher  und  prektiecher  Setzungen  und  Geltungen 

ist  das  logisrh-crkenntnisthcoretische  (absolute,  reine,  transzendentale)  Subjekt. 

Des  von  diesem  abhängige  „Subjektive"  iet  objektiv  (e.  <L)  im  8inne  der  Una*hängig- 

keit  von  den  psychologischen,  etnuelnen  Subjekten  (vgl  Bewußtsein,  Trensxendent, 

8otipskunue). 

In  der  älteren  Pliilosopbie  gilt  als  das  S.  die  Seele  (s.  d.\  die  meist  ek)  eine  Art 
Substanz  aufgefaßt  wird,  mit  der  die  Dinge  (Objekte)  in  Wechselwirkung  treten.  Mit 
der  immateriellen  Seefe  identifiziert  das  8.  z.  B.  Bkkkzxkt.  Dee  8.  ist  das,  wm  innen 
die  Vorstellungen  existieren,  wodurch  sie  erfaßt  werden  (Principl.  II;  vgl.  XXVTL 
LXXXIX).  Hingegen  erklärt  Hcun  des  beharrende,  identieche  8.  für  eine  Fiktion 
der  Einbildungskraft;  in  Wahrheit  ist  das  &  nur  ein  „Bündel"  von  Erlebnissen 
(Treatisc  IV,  sot  8;  s.  Ich,  Sock).  Der  neuere,  idealistische  Positivismus  lehrt  ahnlich. 
Nach  E.  Mach  baut  sich  aus  den  Empfindungen  als  deren  Komplex  das  S.  auf,  welches 


Subjekt. 637 

dann  auf  die  Empfindungen  reagiert  (Beitr.  zur  Analyse  der  Empfind.4,  1903,  S.  21  ff.). 
Ähnlich  Verworn,  Petzoldt  u.  a.  (s.  Ich);  nach  Nietzsche  (WW.  XV)  und  Vaihinger 
(Philos.  des  Als-Ob,  1911)  ist  das  (selbständige,  beharrende)  S.  eine  Fiktion.  Nach 
Avenarius  u.  a.  ist  der  Gegensatz:  Subjekt- Objekt  ein  die  Erfahrung  verfälschender 
(s.  Introjektion,  Prinzip ialkoordination). 

Als  aktive,  im  Denken  und  Wollen  unmittelbar  sich  setzende  Einheit  betrachten 
das  Subjekt  Kant  (s.  unten),  Fichte  (s.  unten),  Fortlage  („eine  sich  selbst  setzende 
Tätigkeit  oder  ein  Grundtrieb  nach  Manifestation  seiner  selbst",  Beitr.  zur  Psychol., 
1875,  S.  10),  Wundt  (S.  im  engsten  Sinne  ist  der  „in  dem  Ichgefühl  zum  Ausdruck 
kommende  Zusammenhang  der  Willens  Vorgänge"  oder  auch  das  Denken  selbst;  es 
ist  nicht  bloße  Erscheinung;  Grundr.  d.  Psychol.5.  1902,  S.  265;  System  d.  Philos.  I3, 
1907),  Münsterberg  (zeitloses  wollendes,  „stellungnehmendes"  S.  im  Unterschiede 
vom  psychophysischen  S.;  Grdz.  d.  Psychol.  I,  1900,  202  ff.),  Joel  (Der  freie  Wille, 
1908,  S.  255  ff.;  S.  716  ff.:  „Welteubjekt"),  Th.  Lipps,  Petronievics  u.(  a.  (vgl. 
Voluntarismus). 

Das  erkenntnistheoretische  S.  unterscheidet  Kant  sowohl  vom  psychologischen 
S.  (vgl.  Prolegomena,  §  46;  s.  Ich)  als  von  der  Seele  (s.  d.).  Das  reine  S.  ist  die  Einheit 
der  die  Erfahrung  bedingenden  Gesetzlichkeit  des  Anschauens  und  Denkens  selbst, 
das  identische  „reine  Selbstbewußtsein"  (vgl.  Bewußtsein,  Apperzeption,  Tran- 
szendental, Objekt*  Verstand).  Nach  Reinhold  ist  S.  „das,  was  sich  bewußt  ist". 
Jede  Vorstellung  wird  auf  ein  Subjekt  und  ein  Objekt  bezogen  (s.  Bewußtsein).  In 
streng  idealistischem  Sinne  betont  Fichte:  „Kein  Subjekt,  kein  Objekt,  kein  Objekt, 
kein  Subjekt".  Das  Ich  (s.  d.)  setzt  sich  als  dem  Subjekt  das  Objekt  (s.  d.)  gegenüber. 
„Ist  ein  Bewußtsein  gesetzt,  so  ist  diese  Trennung  gesetzt,  und  es  ist  ohne  sie  gar  kein 
Bewußtsein  möglich"  (Grundl.  der  gesamten  Wissenschaftslehre,  S.  131  ff.;  System 
d.  Sittenlehre,  1798,  S.  VI  f.).  Nach  Schelling  sind  im  Selbstbewußtsein  Subjekt 
und  Objekt  eines,  das  Ich  ist  „Subjekt-Objekt",  auch  die  Natur  ist  es;  in  verschiedenem 
Grade  ist  Subjektivität  in  allem  enthalten,  da  das  Sein,  aus  der  „Indifferenz",  „Iden- 
tität" (s.  d.)  des  „Absoluten"  hervorgehend,  beide  „Pole"  desselben  aufweist  (System 
des  transzendental.  Idealismus,  S.  1,  44  ff.;  WW.  I  10,  106,  229).  Nach  Hegel  ist 
die  „Idee"  (s.  d.),  das  Absolute  „Subjekt",  Weltgeist,  dessen  Entfaltimg  die  objektive 
Welt  sowie  die  Vielheit  der  sie  erkennenden  einzelnen  Subjekte  ergibt;  der  „subjektive 
Geist"  ist  das  psychische  Subjekt,  welches  die  Inhalte  des  universalen  Geistes  sich 
zum  Bewußtsein  bringt  (Enzyklop.  §  213,  387,  475).  Schopenhauer  bestimmt  das  S. 
als  „dasjenige,  was  alles  erkennt  und  von  keinem  erkannt  wird".  Es  ist  die  „Bedingung 
alles  Erscheinenden,  alles  Objekts",  einheitlich,  zeitlos,  raumlos,  dem  Satz  vom 
Grunde  nicht  unterworfen  (willenloses,  reines  „Subjekt  des  Erkennens";  Welt  als 
Wille  u.  Vorstellung,  I.  Bd.,  §  2,  34;  II.  Bd.,  K.  30,  41 ;  Parerga  II,  §  28;  Neue  Paralip., 
§  11;  vgl.  Ästhetik).  Nach  E.  v.  Hartmann  und  A.  Drews  ist  das  absolute  S.  unbewußt 
(s.  Ich). 

Ein  absolutes,  zeitloses,  allumfassendes  in  allem  identisches  S.  gibt  es  nach  Green 
(Prolegomena  to  Ethics,  1883,  S.  54  f.),  Martinetti,  Hamerling  (Atomistik  des 
Willens,  1891,  I,  233),  Rehmke,  nach  welchem  das  S.  das  „Grundmoment"  des 
konkreten  Bewußtseins  ist  (Philos.  1910),  Schuppe,  M.  Kauffmann,  nach  welchem 
das  S.  die  „oberste  Einheitsform  aller  Objekte  überhaupt"  ist  (Fundamente  der 
Erkenntnistheorie,  1890,  S.  45),  Uphtjes,  Bergmann,  Lipps  u.  a.  (s.  Bewußtsein,  Ich, 
Seele). 

Als  Einheitsform  des  Bewußtseins  bzw.  als  mit  dem  Objekt  durch  dieses  gesetzt, 
gut  das  S.  bei  Cohen  (Logik,  1902,  S.  216  f.),  Natorp  (Einleit.  in  die  Psychologie, 


638  Subjskttw. 

S.  litt.;  2.  A.  1013).  Camum.  B.  Havcm  u.  a.  (vgl.  KAntianer).  Von  paycho- 
iihjfabohiin  (den  beseelten  Kflrum)  und  ptvckologbchea  &  anterscbeidet  TT»  IT 
da«  „m  ksimuiklhiitsalauiaa"  Behjsfct  ab  «in  Abstraktes,  bsgiifflkiba  „»flpawiiaTi. 
ummt^miimlimium  U«nu6miii  .  .  .,  dw  einzige,  dw  naneab  Objekt,  Bc  wubua?insinhalt 
werden  kann"  (Der  Osganw»nd  dar  Erkenntob*.  1904,  &  Mi  vgl.  Gntnunm, 
Erk.  u.  PijoboL  dw  Erkssuuw».  190t,  &  tS  iL  da«  erk.  &  ab  Ideal;  vgL  Com.  Voraua- 
Setzungen  u.  Zbb  dw  Erkennen«,  190»).  Vgl.  Ewald.  Kau»  krU.  Irbsherrm«,  190b; 
hnomn-Köim,  Wb»eawhaft  u.  Wuklickkrit,  1911 

Di»  W»oawlb»ctingthrftt  (Korrebtioa)  vom  &  «ad  Objekt  bstoaen  Bai*.  Lax«, 
Liebmajim  (Oedaakea  u.  T»ts»  cheo  II*.  1904.  104  fU  W.  J.  Üonon  (Qrdi.  der 
konstant.  Ertaawa*Bn»alww  1901.  a  9g,  106  tU  P.  Cawm,  Hdwpoi  (Dw  ■mahl 
Uedanke.  1911)  u.  e.  -  De6  Objekt  und  Subjekt  aae  einer  Untcrecheadang  iniuwkelb 

«%4an»%«e    aaesaA     ffMwaib     eVaTäaiMa?aaanWBMfca^hB*auB>ala     94#wns flaahmä»n46»M    aTe4a*aftl    m«T*^6a%nWa-ff*       rwliWMl     Djmh     /Ijm* 

philo».  Ifiitiibww  II  1,  66k  K6it%  Wcwt  (Svetem  dw  Philo»,  1».  1907;  Philo». 
Studien  X,  76;  XIII.  litt  XII,  643,  3831..  396«.:  40.  ab  BoitefevWMdamWk 
R.  Adamso»  o.a. 

Ober  dw  logisch  grsmmilbrhs  &  vgl  BaAOLsr  (Appsorsncs  «od  Rsehty*.  1697. 
a  1648  dw  &  bt  ein»  RoettaU);  Htmaji»  (Ow.  und  Etwa,  dw  wiaeiwiAattl  Di  www. 
1690-94,  a  49;  1.  A.  1906;  ebenso);  B.  Eboma*»  (Logik  1«.  1907).  -  VgL 
B.  Cawtwtiwawa  (Kritik  d.  Ktnteahan  KiaanntJabtMrwwi.  IV  i^jra.  Dm 

Problem  dw  nigewilrnffliihkiH  ia  dw  modsrnsa  Logik,  1913  (Dw  Subjekt,  die 
IchheU  bt  dw  „labegritt  dw  dl»  Wob  koinilwiwindin  and  lonaoadoa  Kategurbu". 
dw  peychbsbe  ladividoaai  bt  nicht  Tragw  dw  BcwuBawina.  nicht  Subjekt,  aoadwa 
Inhalt,  Objekt  de— Ibea;  Subjekt  and  Objekt  «ind  «nr  swel  Seiten  dcraelbeo 
Welteiaheif);  KCbtma»».  Zar  Oeeoafchte  dw  TiiminbwiiJ,  1911  («n  «ich  eind  du 
Dinge  „Subjekte";  vgL  PaafwyeJuaaua.  Fteehheain);  Stöoax.  Lahrb.  d.  Philo.  II*. 
1916.  -  VgL  Idealbsatta. 

*iibj«kUv  («ubtectivu»:  Atclatüs  u.  a.)  bedeutet:  auf  dw  Subjekt  6h  d.) 
•teh  beziehend,  saat  Subjekt  fsborand.  law  ■nWiiamaait.  ia  Subjekt  nbHinml.  ia 
»hm  begründet,  dureh  w  bedingt,  von  ihm  erzeugt.  Uisprengueh  versteht  n 
...ubiectum"  den  tligaiwtand.  dw  Seiende,  aad  w  bedeutet  „wbjeetiv"  (mm 
tivum")  da«,  wa»  wir  jeut  ab  „objektiv"  bawiehnen,  dw  Sachliche.  ReeJe. 
brkennen  Unahaingige  („in  ipea  re").  Dw  jetzigen  Bedsutang  dw  Subjektiven 
entspricht  dw  „obbctive"  (e.  d.)  dw  8ehol»stiker.  Uaew  „wbjektiv"  wird  früher 
auch  beeeichnet  durch  „sob  rstiooe"  ( Joa.  Sooros  Ebioosxa),  „in  noatra  taatuia 
oogitatiooe ".  „in  »ob  mente"  (D*»cabt»s).  Die  neuere  Bedeutung  hat  „wbjektiv" 
erat  bei  Baumoabt**  (Metapbye.,  f  768).  Tarna,  Lausest.  Kamt  u.  a. 

„Subjektiv"  iat  abo  jetet  aoviel  wate  auf  dw  eriebende  oder  wkwaawd»  Subjekt 
betogen.  zu  dieeem  gehörig,  von  ihm  abhangig,  durch  w  bedingt,  in  ihm  begründet, 
au»  ihm  •lammend,  entspringend.  Je  nach  dem  Sinne,  in  dem  vom  Subjekt  («.  d.)  db 
Red»  bt,  bedeutet  „aubjektiv"  1.  db  Abhängigkeit  einer  VomteUung,  eine«  Urteil«, 
einer  Wertung  von  der  Beechaffenheit  dw  pijukologb»hen  Emwbubjekte  ab  autehen. 
von  dawen  Anlagen.  Entwicklung.  Habitue,  Neigungen,  Lftkbaaohaften.  Vorurteik  n 
u.  dgL  Dbwa  Subjektive  wechaelt  bei  verschiedenen  afrnorhfin  und  auch  zum  Ted 
beim  aelben  hbeeohen,  Sich  von  Vorurteilen  aaw.  nicht  beeinflumen  lawen,  aondern 
so  urteilen  und  werten,  wb  es  die  Sache  fordert,  wb  das  unbefangene  Subjekt  urteilen 
und  werten  müßte,  gilt  dann  ab  „objektiv".  2.  „subjektiv"  bedeutet  ferner  (nicht 
das  Individuell-,  aondern)  dw  Allgemein. Subjektive  („Intelsubjektive"),  d.  b.  da. 
von  der  gleichartigen  Beschaffenheit  aüer  erlebenden  Wesen  (Menschen)  Abhängige, 


Subjektivismus.  639 


zwar  nur  innerhalb  eines  Bewußtseins  und  für  ein  solches  Bestehende  (Wahre,  Wirk« 
liehe,  Wertvolle),  aber  doch  Allgemeine,  Allgemeingeltende,  weil  durch  die  gleiche 
Stallung  zu  den  gleichen  Objekten,  die  gleiche  Verarbeitung  des  gleichen  Erfahrungs- 
materials seitens  gleicher  geistiger  Organisation  Bedingte.  3.  Dieser  Abart  des  psycho- 
logisch Subjektiven  entspricht  zum  Teil  das  Transzendental- Subjektive  (S.  im 
rein  logisch-erkenntnistheoretischen  Sinne)  als  Inbegriff  von  Funktionen,  Gesetzlich- 
keiten, Geltungen,  weiche  eine  Bedingung  objektiv-einheitlichen  Erfahrungszusarnmen- 
hangs,  also  Grundlagen,  Voraussetzungen  des  Objektiven  (s.  d.)  selbst  sind.  Die 
Subjektivität  aller  Erkenntnistätigkeit  verhindert  nicht  die  Objektivität  der  Erkenntnis - 
Inhalte;  der  subjektive  Erkenntnisprozeß  ist  gesetzlich-sachlich  bestimmt,  er  vollzieht 
sich  im  Sinne  des  „Willens  zum  Objektiven'",  bindet  und  regelt  sich  selbst,  als  Reaktion 
auf  determinierende  Faktoren,  die  auf  ein  „An  sich"'  der  Objekte  (s.  d.)  hinweisen, 
aus  dem  Subjekt  als  solchen  nicht  zu  begreifen  sind.  Im  engsten  Sinne  sind  subjektiv 
die  Gefühle  und  Willens  Vorgänge,  während  die  Empfindung  (s.  d.)  unmittelbar  durch 
einen  „Reiz'*,  also  objektiv  bedingt  ist  (vgl.  Qualität).  Die  „Subjektivität"  von 
Raum,  Zeit  usw.  (vgl.  Anschauungsformen,  Kategorien)  bedeutet  nur  das  Bezogensein 
derselben  auf  die  Gesetzlichkeit  des  erkennenden  Bewußtseins  überhaupt,  nicht  die 
individuell-subjektive,  rem  psychologische  Bedingtheit.  Die  Objekte  der  Außenwelt 
sind  „transsubjektiv",  wenn  auch  nicht  absolut  „transzendent"  (s.  d.). 

Xach  Kaxt  sind  Urteile  „bloß  subjektiv",  wenn  „Vorstellungen  auf  ein  Bewußt- 
sein in  einem  Subjekt  allein  bezogen  und  in  ihm  vereinigt  werden"  (Prolegom.,  §  22). 
Das  Subjektive  im  engsten  Sinne  ist  das,  was  nicht  Erkenntnisbestandteil  werden 
kann,  das  Gefühl  (Krit.  d.  Urteilskraft,  Einleit.).  Die  „Subjektivität"  der  Erkenntnis- 
formen ist  im  Sinne  des  Transzendentalsubjektiven  (s.  oben)  zu  nehmen  (s.  Objektiv), 
als  Beziehung  auf  ein  „Bewußtsein  überhaupt""  (s.  d.).  —  Als  das,  was  unmittelbar 
auf  den  Zustand  des  Subjekts  selbst  bezogen  wird  (Gefühl  u.  dgl.)  bestimmen  das 
Subjektive  im  engern  Sinne  Riehl  (Der  philos.  Kritizismus  II  1,  63),  Wundt  (Grdz. 
d.  physiol.  Psychol.  I8,  1910,  404)  u.  a.  Die  gegenseitige  Abhängigkeit  des  subjektiven 
und  objektiven  Elements  der  Erkenntnis  betonen  Laas,  Höffding  (Der  rnenschl. 
Gedanke,  1911)  u.  a.  Daß  die  Anschauungsformen  (s.  d.)  subjektiv  und  objektiv 
zugleich  sind,  lehrt  u.  a.  Trendelenburg.  Die  Subjektivität  der  Sinnesqualitäten 
wird  von  vielen  angenommen  (s.  Qualität).  —  Vgl.  Kreibig,  Arohiv  f.  systemat. 
Philos.  XVIII,  1912.  —  Vgl.  Idealismus  (subjektiver),  Objekt,  Wert,  Wahrheit. 

Subjektivismus  ist  die  Lehre  von  der  Subjektivität  der  Wahrheit,  der 
menschlichen  Erkenntnis  (theoretischer  S.)  oder  der  Werte,  insbesondere  der  sittlichen 
und  ästhetischen  Werte.  Nach  dem  S.  beziehen  sich  unsere  Urteile  und  Wertungen 
nur  auf  die  Art  und  Weise,  wie  wir  als  einzelne  Subjekte  zu  den  Gegenständen  in 
Beziehung  treten.  Für  den  S.  gibt  es  also  (etwa  mit  Ausnahme  der  rein  logisch-mathe- 
matischen Geltungen)  keine  streng  allgemein-gültigen,  sachlich  bedingten  Urteile  und 
Werte.  —  S.  bedeutet  auch  die  Verlegung  des  sittlichen  Zweckes  in  einen  subjektiven 
Zustand  des  Handelnden  oder  anderer  Individuen  (vgl.  Külpe,  Einleit.  in  d.  Philos.*, 
1907).  —  S.  ist  auch  der  Solipsismus  (s.  d.)  und  Egoismus  (s.  d.). 

Den  S.  bzw.  den  Relativismus  (s.d.)  vertreten  die  Sophisten  (s.d.).  Der  Satz 
des  Pbotagoeas:  „Der  Mensch  ist  das  Maß  aller  Dinge"  (s.  Relativ)  ist  vielleicht 
subjektivistisch  zu  verstehen,  d.  h.  auf  den  einzelnen  Mensehen  zu  beziehen.  Xach 
den  Kyrenaikern  kennen  wir  eigentlich  nur  unsere  subjektiven  Erlebnisse  (Tiä&ij; 
Sext.  Empir.,  Pyrrhon.  hypotyp.  I,  215;  Diog.  Laert.  II,  92).  Vgl.  Kierkegaard, 
Werke;  Höffding,  S.  Kierkegaard,  1896  (Die  Subjektivität  ist  die  Wahrheit).  —  Vgl. 
Objektivismus,  Psychologismus,  Wahrheit,  Idealismus. 


010  Subjektlose  8ltM  -  Substanz. 


Mabjektlnn«  MtM  keinen  öfter  manche  Impersonalien,  nämlich  die 
Sitze  ohne  bestimmt««  lngioohes  Subjekt  (wie:  „es  blitzt".  „es  klopft*,  ^h  wird 
getanzt").  Indem  man  lehrt,  dieee  Sit»  enthielten  überhaupt  kein  logisches  flnbjilrl. 
sondern  es  verde  olnfnoh den  VorgeeteUte  „anerkennt  (oder  „tei  eoifeo  ),  „geglaubt  , 
eje  enetierend.  Iinsiihmtl.  ■InimUmilniiil  hwotimmt  (z.  B.  „ee  refnet"  bedeutet  „Renen 
ist",  des  Sein  des*  Regens  wird  enerknnnt).  80  nneb  Pmmcun.  HsnnaMT  (Lrhrb,  zur 
HnleH.»  1889,  f  63).  TnmroBuxntma,  Püu.  Mnumoi  (ron  ihm  der  Ausdruck). 
P.  Ba**TA*o  (Vom  Urspr.  sittlicher  Erkenntnis.  IS».  8.  US  ff.).  A.  Mastt  (Viertel. 
Jshrssehrift  f.  wimenseh.  Philoe^  It.  Bd.).  Lim  (Orundr.  d,  Logik.  1893,  8.  63). 
O.  Stczzxeznoza  (Ober  die  sog.  QnsntHit  des  Urteils.  1886)  o.  e, 

DaO  des  „es*4  den  iflgsmsins  Sem  oder  «in  tmbinUiemtea  Subjekt  ist,  d* 
Prädikat  nlber  bestimmt  wird,  lehren  ScnJOUAcm,  Uunwio,  Pmayru  Lotzs 
(Grdz.  d.  Logik,  8.  33  f.k  HrnsmuL,  Laiastm,  Wcwot  (Logik  1»,  1906),  B.  Eedhaxx 
(Logik  P,  1907)  o.e.  Aul  die  rlumliebe  Umgebong  des  Sprechende*  bezieben  das  ..0.' 
Low»  (Logik,  1  A.  1960k  Sonnr»  (Zmtsehr.  t  VBlkipsyebnl ,  1866,  8.  649  ff). 
JtacsAi.ni  (Die  Urteilsfnnktkm,  1896,  &  135  f.).  Vrnvm  ( Viertel  jalirssehr 
wimensch.  Phlkw-,  81.  Bd..  &  460).  Auf  de*  ganze  wehrnehmbere  Phänomen  beziehen 
des  ..«1"  ßcmvm  (s.  obenk  Joou  Roarirssr  (Des  Urteil  1899,  &  84  L)  u.  a.  -  Vgl. 
Kiowajct.  Die  Iinpereonnben.  1889s  F.  ScuoBon.  Die  subjektlosen  896m,  1969t 
Srönr,  Leitf «den  der  Logik,  1 906,  &  66  ff . ;  IL  Jor  axoeic*.  Die  ImpsisnnsMin.  1 896 ; 
K.  BOnxn.  Kritische  Mnsteiiing  der  nssntsn  Theorien  des  Satzes.  Indogerm.  Jshr- 
bbeher  VI.  1919. 

SuliUontritr  «  i(«  .!:  in  jm.  KutTim--;  hSMmtdtl  Ai.kxam.em  fM 
AranoDtsus)  ist  der  Osgenssti  (s.  d.)  znlsuhsn  partikularen  Urteilen,  deren  eine« 
den  verneint,  wen  des  andere  bejaht  (Einig«  8  sind  P  —  einige  S  sind  nicht  P).  Beide 
Urteile  **j**w^— »  wahr,  aber  nicht  beide  falorh  min. 

snMiinirruiiff:  \,  h  im  iyvh,wv.v,  em  tVrtsriokkmmnosmmg,  g«mi 
den  Wunechregungen,  meint  sexueller  Natur,  zu  wertvollen  sw  beeben  Leistungen 


Mnbordinntioat  Unterordnung,  mnmntllnh  eines  engeren  (subordimerten) 
unter  einen  weheren  («uperordinierten)  Begriff  (rgL  Stowarr.  Logik  P.  1899—93, 
333  ff.;  4.  A.  1911). 

Snbrrption  (subreptao):  Ersehkichung  der  Anerkennung  eines  Urteils  sie 
wahr;  kann  auch  unwieeentlich  geschehen,  auf  Beweiefehlern  beruhen. 


Habnlntenui  (subsistentia,  eeniwste)  iet  1.  das.  wodurch  «hl  Ding  durch  eich 
besteht;  8,  die  abdoteuz  durch  sieh  selbst,  das  selbständige  Sein  der  Substanz,  dae 
Befand*  (enek  So  nach  der  Scholaatik  (rgL  Auznr.  Sum.  theol.  L  43.  1;  Thomas, 
Sum.  tbeoL  1.  89.  80k 

Smbntantlal  (suhstanttalia):  von  der  Natur  der  Substanz;  Substantiale 
Form  (..forma  substantielle")  iat  dasjenige,  was  einem  Dinge  sein  spezifisches  Wesen 
und  Wirken  verleiht  (Scholastik;  vgl.  Form,  Seele). 

Snbetsmn  (aubetantia;  zuerst  bei  Qüistojaitüs,  Instit.  orau  3,  6;  Prastl, 
Gesch.  d.  Logik  L  514;  r*o*#<>#*-or,  bximaote.  oioia)  bedeutet  populär  bald  einen 
chemisch  bestimmten  Stoff,  bald  das  Wesen,  den  Kern  einer  Sache,  pbiloeopbisch- 
wiaeenachaftlich  aber  das  den  wechselnden  Phänomenen  „Unterliegende",  das  Iden- 
tische und  Beharrliche  im  Wechsel  der  Erscheinungen,  das  zugleich  meist  als  „Träger" 


Substanz.  641 

der  Eigenschaften,  als  selbständig,  für  sich  Seiendes  gedacht  wird,  dem  die  Eigen- 
schaften „inhärieren",  während  es  selbst  „subsistiert"  (vgl.  Ding,  Inhärenz).  Der 
Substanzbegriff  ist  eine  „Kategorie"  (s.  d.),  vermittels  welcher  das  nach  einheitlichem 
Zusammenhange  der  Erfahrung  strebende  Denken  den  Inhalt  der  äußeren,  sinnlich 
vermittelten  Erfahrung  verarbeitet,  indem  es  das  Unselbständige  und  Wechselnde 
der  Erscheinungen  auf  relativ  selbständige,  feste,  als  identisch  angesetzte,  beharrende 
Einheiten  bezieht,  aus  deren  Wechselwirkung  es  den  Wechsel  der  Relationen  (s.  d.) 
der  Dinge  zu  begreifen  vermag  (vgl.  Element).  Diese  „Substanzen",  zu  welchen  die 
Dinge  werden,  sind  Teile  der  materiellen  Substanz  überhaupt  (s.  Materie),  deren  Menge 
als  konstant  zu  denken,  ein  heuristisch  fruchtbares,  aber  auch  dem  logischen  Identitäts- 
prinzip entspringendes  Postulat  ist  (vgl.  Erhaltung,  Masse).  Die  S.  muß  aber  nicht 
als  ein  aller  Eigenschaften  bares  Wesen  hinter  den  Erscheinungen  gedacht  werden, 
auch  ist  sie  keineswegs  identisch  mit  dem  „Ding  an  sich'4,  sondern  die  als  objektive 
Erscheinungen  gegebenen  Dinge  (s.  d.)  selbst  werden  als  „Substanzen''  gedacht,  sofern 
sie  relativ  konstante  Ausgangs-  und  Angriffspunkte  quantitativ  bestimmbarer 
dynamischer  Wirkungen  darstellen  (vgl.  Kraft).  In  diesen  Wirkungen  bloß,  in  relativ- 
konstanten  Relationen  und  Komplexen  allein  sind  die  Substanzen  gegeben;  abge- 
sondert von  ihnen  bleibt  der  Substanz  begriff  leer  oder  aber  er  bedeutet  ganz  allgemein- 
grundlegend („transzendental")  die  Voraussetzung  der  „Erhaltung"  im  Wechsel,  des 
Seins  im  Werden,  des  Beharrens  in  der  Veränderung  überhaupt  (vgl.  Energie).  Ist 
schon  in  der  Naturwissenschaft  der  Substanzbegriff  seiner  Starrheit  beraubt  und 
relativiert  worden,  sogar  mit  Versuchen,  ihn  ganz  zu  eliminieren,  so  bleibt  er  für  die 
Psychologie,  für  das  Geistige  als  solches  unbrauchbar  (s.  Aktualitätstheorie).  Die 
Seele  (s.  d.)  ist  keine  Substanz,  kein  Ding,  sondern  Subjekt,  Kraft,  Tätigkeit,  Ent- 
wicklung, Prozeß.  Wohl  aber  bezeugt  das  Ich  (s.  d.)  eine  Selbständigkeit,  Identität 
und  Permanenz,  die  es  zwar  nicht  zu  einer  eigentlichen  Substanz,  aber  zu  einem 
„Subjekt"  macht,  welches  nach  Analogie  seines  eigenen  Charakters  die  Objekte  auffaßt, 
die  dann  das  Denken  als  „Substanzen"  bestimmt.  Man  kann  sagen:  das  Subjekt-sein 
der  Seele  entspricht  gewissen  Bestimmtheiten,  die  im  Substanzbegriff  enthalten  sind, 
und  anderseits  entspricht  wohl  der  Substantialität  der  Dinge  etwas  im  „Für  sich" 
der  Dinge,  etwas,  was  sie  erfolgreich  als  Substanzen  denken  läßt  und  was  unserer 
eigenen  „Subjektivität"  analog  ist.  Es  gibt  also  etwas  „Substantielles"  im  Seelischen 
und  etwas  „Seelisches"  in  den  Substanzen  (vgl.  Panpsychismus,  Voluntarismus). 

Die  S.  wird  verschieden  definiert,  je  nachdem  die  Merkmale  der  Selbständigkeit, 
Identität  oder  Beharrlichkeit  betont  werden.  Die  S.  gilt  dem  Realismus  meist  als 
metaphysische  Realität,  sei  es  als  materielles  Element,  sei  es  als  seelenartige  Substanz, 
Monade.  Für  den  Idealismus  Ist  die  S.  nur  das  Beharrliche  im  Wechsel  der  Erschei- 
nungen selbst.  Die  S.  wird  ferner  als  unveränderlich  oder  auch  als  veränderlich,  als 
Kraft,  gedacht.  Auch  wird  3ie  zum  Teil  auf  (relativ)  konstante  Relationen  und  Gesetz- 
mäßigkeiten des  Verhaltens  zurückgeführt,  auf  funktionale  Abhängigkeiten  perma- 
nenter Art  (Ersetzung  des  Substanz-  durch  den  Funktionsbegriff).  Vgl.  Monismus, 
Pluralismus,  Atomistik,  Spiritualismus. 

Die  ältere  Philosophie  und  Wissenschaft  macht  von  dem  Denkmittel  der  S. 
umfassenden  Gebrauch.  Während  Hebaklit  das  Beharrliche  im  gesetzmäßigen 
Wechsel  selbst  sucht  (s.  Logos,  Werden,  Gesetz),  forschen  andere  nach  dem  „Prinzip" 
(s.  d.),  welches  den  Dingen  zugrunde  liegt  und  sich  in  sie  verwandelt.  Erst  die  Eleaten 
prägen  den  Begriff  des  absolut  unveränderlichen,  beharrenden,  identischen,  einheit- 
lichen Seienden  (s.  Sein),  während  Demokkit  die  Existenz  einer  Vielheit  unveränder- 
licher, einfacher  Substanzen  (s.  Atom)  lehrt.  Einerseits  geht  der  Substanzbegriff 
Eis ler,  Handwörterbuch.  41 


parallel  mit  dem  der  Materie  (a.  <L),  «ndaieaüa  «erden  von  den  Py  t  hagoreern  Zahlen 
(e.  d.)  und  ZanlenvernUtataw,  von  Plato*  tmn»br1illi  Weaenbebn,  die  „Ideen" 

selbst  prigt  genauer  erat  Anisroraua,  dar  aber : 
deaeriben  aebwnnku     Die  &  (•#•*•,  e»s«*/*#r»r) 
(e.  d.)  and 

<< 

f  ^4"  "**'  fataeaijdsee  rasa*  lfyttmt  #4**  **  anosejjrfe«)  mW  Jette,  Geeegor.  6,  la  1 1 ; 
vgl.  Analyt.  p»ter.  111.  83a  14«.).  &  bt ihm  bald  daa  Waaan  (e. d.)  überhaupt,  daa 
im  Allgemeine«  hegt,  die  ..Form"  (Metaphy*.  IV  *.  1017  b  15).  bald  der  Stoff  (**e- 

.■«f»f*-  !"»•  I«  '•  bald  nnr  daa  ana  Form  und  Stoff  baatabende 

(r^^Ur)  Fbiiltttlig  (L  c.  VI  I  3,  lotl  a  30).   Von  dieaen  „ersten  Snbetanaen'  («#£»«« 

•e#Au)  unterer  babbt  er  die  „t«*iten  Bai ■"  (****«  edaieA  dm 

(Gategor.  Ä,  Sa  14;  167).  Aach  db  Stoiber  betrachten  die  8.  ab 
Allrn  Dingen  liegt  eine  embailnaha  Kraft,  daa  JWtuai"  (e.  d.) 
rtVr  quaUtatslosen  Materie  (e.  d.)  innewohnt. 

Ah)  daa  S.  lUtandige.  dnreh  und  in  aieh  Seiendr  und  ab  « 
itman  db  Suhstanx  Pumi  (Knnrad.  VI.  3.  6).  Mancsairoa  Catwllk 
U.tikrr  (..in  se  eeae",  „cna  per  er"),  «riebe  awnhebe  (maesrbBe) 
Hu  Laternen  nnteracheiden ;  getrennte  Bahelonani  („enhatantbe  eeparatae")  eind  db 
rrinrnCiebter(Rngel).  tkrtt  (s.  d.)e*H  ab  absolute  Mubstana  oder  ab  obereahetantbll 
(.^upermtbaUntblb").  Vgl.  ALaanrc«  Maojtüs,  Snm.  thaoL  I.  17;  Thomas.  Cbntr. 
gast.  1. 15;  »:  II.  §3;  Sure,  theoi  1. 10. 1  e;  Siamn,  Metaphy».  dbputau  33.  ■ 

naim,  Metaphy*.*,  &  »ff.  -  Nach  den  arabbchm  Mutakalhmun  bestehen 

^ubetanarn  nnr  ana  den  von  Gott  bat  endig  nea  geaebaffenen  Aksidentbn. 

Db  RnlliBtUdighall  dar  8.  betont  aneh  Dnaoairma.  8.  bt  etvaa.  «na  «t  eriner 
bedarf,  «aa  fnr  ebb  m  beateben  vermag  („quae  per  aa  apta 
III  .  t~r  eubetantiem  nihil  ajiod  inteUigere  ponmmoa.  quam 
rem  qnae  ita  erietit,  ut  nulU  aha  re  mdigaet  ad  exbtendnm*4.  Prinrip.  phifee.  l 
Absolute  unerachaflene  &  bt  Gott,  durch  deaeen  Unteratttanng  („ope  coocoxeu* 
db  erschaffenen  Hnbatanaen  allein  existieren,  nanübh  Gabt  «nd  Körper,  ba«.  db 
denkende  und  iwgnfahnti  8.  Seele  (e.  d.)  «nd  Leib  bilden,  ab  ..unvolbttndige" 
(incoraplrtae)  Suhntanaen  tueammen  «rat  ein  „em  per  ee"  (Rpbt.  I.  90;  vgl  nenpona. 
ad  IV.  obbet.).  Wb  adbon  db  Klcaten.  Stoiker.  Pum*.  Pascno-DioiiTa.  1 1 

DiifAirr.  G.  Barfto  (DeUa  oanaa  V)  u.  a.  db 
betont  hatten  (a.  Gott),  ao  gibt  aa  nach  Srtxoxa  nnr  < 
allen  Dingen  ab  den  „modi"  ihrer  „Attribute"  (a.  d.) 
anagedrbnte  und  ..denhnnde"  Substanz,  db  er  Gott  (a.  d.)  oder  Xatnr  (a.  d.) 
und  deren  Wcaen  ihre  Bxbtena  «nachhält  (».  Oanaa  aui).  8.  bt  „da*,  «na  in  eich  bt 
und  durch  »ich  erfaßt  wird,  deaeen  Begriff  aleo  nicht  daa  Begriffe*  eine*  andern  bedarf 
(..per  «ubetantiam  intelligo  id.  qood  in  ee  eat  et  per  ee  eoneipitur;  hoc  eet  id.  cnina 
ooneeptus  non  indiget  coneeptue  alteriue  rei,  a  quo  formari  debeat".  Kth.  I.  prop.  MI). 
Db  8.  hat  daa  logische  Primi  vor  ihren  Attributen  und  Modb  (L  c  prop.  I ;  vgl.  prop.  V, 
VIII.  \  1 1  ff;  vgl.  De  Deo  I,  1:  ee  kann  nicht  mehrere  Suhetanxen  geben).  Von  der 
•  in.  ii.  absoluten  8.  apreehen  spater  in  verschiedener  Webe  Fichtk  (daa  absolute  . 
ab  „allumfassende"  &,  db  freilich  bloß  eine  Tätigkeit  bt).  Sanum  ( WW.  I  2.  190; 
I  4.  144),  Heoel  (Logik  III.  7.  i.  Subjekt)  u.  a..  Plakck  (Db  Weltalter.  1850.  I.  101). 
\  spm,  A.  Stkudbl  (Philoe..  1871  ff.  I  J  MSfl  ,  H  Bnon,  K.  DiaTamtCH. 
M.    I.     vru'.N.    IMii.ks  u.   a.   (a.   Gott,    Panthewmun).   PmtoxncVTca  (qualititsloee. 


Substanz.  643 

unwandelbare  unendliche  S.;  Prinzip  der  Metaphys.  I  1,  1904;  I  2,  1912)  u.  a.  Nach 
Haeckel  gibt  es  nur  eine  Weltsubstanz,  welche  psychisch  und  physisch  zugleich  ist 
(Welträtsel,  S.  245  ff. ;  vgl.  aber  Atom).  Er  vertritt  den  „pyknotischen"  Substanz- 
begriff (wie  J.  G.  Vogt;  s.  Materie). 

Eine  unendliche  Vielheit  einfacher,  inimaterieller,  seelenartiger  Substanzen 
(Monaden,  s.  d.)  gibt  es  hingegen  nach  Leibniz.  Freilich  sind  sie  Ausstrahlungen 
(„fulgurations'-)  der  göttlichen  Monade,  also  nicht  absolut  selbständig,  wenn  auch 
voneinander  vollkommen  abgeschlossen.  Das  Wesen  der  S.  ist  aber  die  aktive  Kraft 
(s.  d.),  die  S.  ist  ein  „wirkungsfähiges  Wesen"  („etre  capable  d'action")  und  als  solches 
unzerstörbar.  Die  Körper  (s.  d.)  sind  nur  Aggregate  von  einfachen  Substanzen  („sub- 
stantiata")  und  Erscheinungen  dieser,  deren  Natur  eine  vorstellend-strebende  ist, 
etwas  dem  Ich  Analoges.  Rein  erkenntniskritisch  aufgefaßt  ist  die  S.  die  dauernde 
Einheit  und  Gesetzlichkeit  einer  individuellen  Veränderungsreihe  (Werke,  Gerhardt  I, 
139  ff.;  IV,  427  ff.;  VI,  579  ff.;  Nouv.  Essais  II,  K.  23;  Philos.  Hauptschriften  II, 
143  ff.,  292  f.,  423  ff.).  Als  dauernde  Grundlage  der  Veränderungen  definiert  die  S. 
Che.  Wolff  („subiectum  perdurabile  et  modificabile  dicitur  substantia",  Ontolog. 
§768  ff.). 

Als  den  an  sich  unbekannten  Träger  von  Eigenschaften  („unknown  substratum") 
bestimmt  die  Substanz  Locke.  Was  in  Wahrheit  eine  Verbindung  von  Vorstellungen 
ist,  belegen  wir  mit  einem  Namen,  und  weil  wir  uns  nicht  vorstellen  können,  daß 
die  einfachen  Vorstellungen  für  sich  subsistieren  können,  gewöhnen  wir  uns  daran, 
ein  Substrat  derselben  anzunehmen,  ,,in  dem  sie  bestehen  und  von  dem  sie  ausgehen" 
(Essay  concern,  hum.  understand.  II,  K.  23,  §  1  ff.;  §  16  ff.;  K.  13,  §  17  f.;  IV,  K.  6, 
§  7).  Während  nun  auch  nach  Maxtpertuis,  Bonnet  u.  a.  das  Wesen  der  Substanzen 
unerkennbar  ist,  lehrt  Berkeley,  es  gäbe  nur  immaterielle  Substanzen  (Gott,  Seelen), 
in  welchen  die  Dinge  (als  Ideen,  Vorstellungen)  existieren  (Principles  VII,  XVI  ff. ; 
vgl.  Ding,  Materie).  Hume  endlich  erklärt  die  S.  für  eine  Fiktion  der  Einbildungskraft. 
Gegeben  sind  stets  nur  relativ  konstante  Komplexe  von  Eigenschaften  bzw.  Per- 
zeptionen,  die  durch  die  Einbildungskraft  vereinigt  und  die  oft  auf  ein  unbekanntes 
Etwas  bezogen  werden.  In  Wahrheit  bedürfen  die  Perzeptionen  keiner  S.,  sondern 
bestehen  selbständig  (Treatise  I,  sct.  6;  IV,  sct.  3;  sct.  5;  s.  Aktualismus).  —  Daß  die 
(absolute)  S.  nur  eine  (zweckmäßige)  Fiktion  ist,  lehren  später  Nietzsche,  Vaihingeb 
(Philos.  des  Als-Ob,  1911),  Avenarivs  (Philos.  als  Denken  der  Welt,  1876,  S.  55  ff.: 
die  S.  ist  ein  „Hilf s begriff").  Nach  Mach  (Populärwissensch.  Voiles.4,  1910;  1896, 
S.  250),  Petzoldt  (Weltproblem2,  1912),  Goldscheid,  Ostvvald  u.  a.  gibt  es  nur  eine 
relative  Konstanz  von  Relationen,  keine  absolut  beharrende  Substanzen.  Ostwald 
bezeichnet  die  Energie  (s.  d.)  selbst  als  Substanz  (Grdr.  d.  Naturphilos.,  S.  142  ff.), 
L.  Gilbert  nimmt  nur  einen  „Subflux""  an  (Neue  Energetik,  1911;  vgl.  Werden).  — 
Als  das  Beharrende,  Substantielle  bezeichnen  die  Kraft  selbst  Platner  (Philos. 
Aphorismen  I,  §  864  ff.,  930  ff.),  C.  Golden  (Princ.  of  Action  in  Matter,  1752), 
Herder,  C.  H.  Weisse  (Metaphys.,  1835,  S.  410  ff.),  Heinroth,  Hillebrand, 
Wirth,  Ulrici  (Logik,  S.  340  ff.),  CabriÜre,  F.  Erhardt  (Metaphys.,  1894, 1,  580  f.), 
F.  C.  S.  Schiller  u.  a. 

Als  das  Beharrende  im  Wechsel  der  Erscheinungen  betrachtet  die  Substanz 
Kant.  Die  S.  ist  nicht  das  Ding  an  sich,  sondern  eine  apriorische  Kategorie  (s.  d.), 
durch  die  wir  das  Wechselnde  auf  das  Beharrliche  der  Erscheinungen  selbst  beziehen. 
Diese  Beharrlichkeit  selbst  ist  der  Grund,  warum  wir  auf  die  Erscheinungen  die 
Kategorie  der  S.  anwenden,  d.  h.  deren  „Dasein  zu  aller  Zeit"  voraussetzen.  Die  S. 
ist  das  „Substratum  alles  Wechselnden".     Die  „S.  in   der  Erscheinung"  ist  „nicht 

41* 


644 

absolute*  Subjekt,  sondern  beharrlichen  Bild  der  8iaauckkait".  Ohne 
i«t  die  Kategorie  der  &  aar  eine  „logbebe  Funktion"  «ad  bedeutet  ein 
ExJstenx  nur  eJe  die  eine«  Subjekte  gedeckt  «erden  mal.  Die  ..Beharrlichkeit  dee 
Realen  in  der  Zeit"  iet  dee  ..Schema"  (a.  d.)  der  &,  der  Materie  (ed.).  Za  dea 
»Analogien  der  Erfahrung '  gekört  aaek  dar  ayikaiattha  Grundsatt:  „Bei  allem 
Wechsel  dar  Ifiaikeiatingeii  kekarrt  die  Sabetaas,  aad  das  Quantum  dareelbaa  wird 
in  der  Katar  wader  vermehrt  aoek  vermindert"  (Krit-  d.  rein.  Vera..  X.  A.)  oder: 
„  ABe  Ereckrinungen  enthalte«  dea  BtfcarrBiihe  (Baketans)  ale  dem  Gegenstand  eelbet 
und  dee  Wandelbare,  ale  deeeea  bloSe  nmlmmaag,  d.  L  eine  Art,  wie  der 
exiatterf  (L  r.  I.A..  8.  146«.;  vgL  Pruligomeae.  |47L).  Ale  ein. 
beliecihtaa  die  8.  euch  Ftcarra,  aaek  «raschem  die  casptriech*  8.  aar  eia 
der  Aktideama  eelkat  kH(Or.  d.  gee.  Wlimiiiihdilii.  &  161;  eal  absah 
(System  d.  traaenendeut.  MuMimea.  8.  301  U\  Hanau  aaak  walakam  die  am. 
pirieeke  8.  die  „Totaiittt  der  Akmdeaeea"  aad  die  „ebsolate  PormUtigkeit"  iat 
(Enxvklop..  f  IM  f.)  u.  a..  laakatmek  aaek  C.  H.  Warn  (Hetapkjaw  1638,  &  «SO). 
Tasxo>LB»ttraa  (Ueaek.  d.  lümgorwa.  1*46  ff..  &  336h  E.  *.  rLtamaya  (Kate- 
goriealekre.  1896.  8.  497  ff.;  die  Diag*  eiad  aar  „ffeadueohsuasea".  funktioaeüe 
Kiaackrankangen  der  ebeolutru  Substaas).  Daaw«  (ebenso),  A.  Doajaa  (Dea 
meneekL  Ex  kennen.  1887;  Enxvklop.  der  Pkilos..  1910).  Voutexr  u.  .. 

Im  Stnne  dee  Kritkdamaa  wird  die  8.  ale  dea  Beknrrhek*  in  der  Erscheiaaag, 
de«  in  eeinem  Wie  hui  Bakarreade  aafgefaBt,  alt  leatai  Wmagmjatem  far  dea  Wandel- 
bare, all  Einheit  brkerrrnder  Relsttonen;  so  von  rUasx( Der  pkilos.  Kritixismae  II  1. 
II.  66).  Usntaav  (Gedaakea  u.  Tatsachen.  II,  1904.  114  ff).  H.  Co«w 
(..Immanent  der  Erhalten«  to  der  Bewegung".  Logik,  1902,  8.  200  ff.).  Naroar 
(Die  log.  Grundlagen  dar  exakten  Wiearaeokaftea.  1910,  8.  73  ff.),  Casaiaaa  (8*b- 
•tanibegriff  u.  Punktionebegtiff.  1910,  s.  Relation).  B.  Baoca  (Dea  Substastxprohk-m 
in  der  grieckiacbeu  Pnilos..  1910).  Köino  u.  a.  Neek  P.  J.  Senator  iet  die  8.  eia 
..Vcrknupfungajeaete"  dar  Erfahrung  (Grdx.  d.  konstituu  EHakrungepkiloe.. 
a  160ff).  Neck  Ewald  (Kante  krit.  Ideakamae,  1908,  8. 171  L)  a.  a.  iet  ste  die 
Anwendung  einer  logiaekea  Porm  (Identität)  auf  die  Aaeckaaaag. 

Xacb  HxasxBT  iet  die  8.  der  „roa  aOra  Maiknulan  imuMHiai  Trager  der- 
selben". Der  SubeUnsbegriff  in  dieeer  Porm  tat  widerspruchsvoll 
gemattet  werden  in  aea  mgnn  oee  „neaiea  (».  a.  j,  a.  a.  einen  wt 
Qualität  gegen  „Störungen"  an  verlad*!  heb  bewahrt  (ABgem.  lfetephv*.,  18»/»; 
Lehrb.  xur  Psycho!.».  1887,  8.  66;  vgl  Inneren*).  Scaornaauüxa  elsaüfliiail  8.  and 
Materie  (a.  d.);  die  abetrakte  8.  iet  keine  Kategorie.  Daß  die  8.  aber  beharrt,  ihr 
Quantum  nicht  verändert  wird,  eteht  a  priori  feet  (Weit  eie  WiBe  u.  VorsteB.,  L  Bd.. 
|  t  Vierfache  Wurzel.  K.  4.  f  20).  Nach  Lorxt  iet  die  &  nicht  ei 
Beharrliche*,  aondern  etwae  der  Veränderung*  Fähige*,  Wirkunga-  und 
Abeolute  &  iet  Gott  (MBtrokoam»,  1896  (f..  2.  A..  I.  413  ff. ;  IL  45  ff. ;  Grdx.  d.  Psychol.. 
-   71 :  rgt  J.  Bkäoxasn.  Metaphys..  8.  93  ff..  1886;  Dausen,  Ordnungslehre.  1912; 

cbt,  Logik.  1889/93,  I»,  406 f.;  II1.  113  ff.;  4.  A.  1911;  Lrw*.  (;r.  d.  Logik. 
1893,  S.  92  f.).  Neck  Woiror  iet  8.  da«,  „wen  wir  ala  die  Grundlage  winkautodai 
Zustande  voraussetzen  '.  Sie  iet  ahmt  den  Ding  aa  eiok,  hat  aber  „objektive  Realität  . 
ist  de*  Ding,  wie  ee  in  logiacher  Verurbeitaag  der  äußeren  Erfahrung  eich  uns  dar- 
st«  11t,  die  Porm,  unter  der  unser  empirisch  motiviertes  Denken  die  Objekte  apper- 
xipiert,  indem  ee  sie  eis  Komplexe  von  beharrenden  Elementen  begreift  (a.  Materie). 

-ubstanzbegriff  hat,  eeinem  Inhalte  nach,  einen  hypothetiechen  Charakter  und 
bkdbt  ein  bloGer  „Hitfsbegriff".   Die  innere  Kausalität  dee  geistigen  Leben*  varhindart 


Substanzgesetz  —  Suggestion.  645 


die  Anwendung  des  Substanzbegriffs  auf  das  Geistige  (s.  Seele,  Aktualität).  Die  S. 
hat  aber  ihr  Vorbild  im  „beharrenden  Selbstbewußtsein  mit  seinen  wechselnden 
Inhalten",  ist  die  „Projektion  dieses  eigenen  Seins  auf  die  Welt  der  Objekte"  (Logik  I* 
1893  f.,  462  ff.;  546  ff.;  3.  A.  1906 f.;  System  d.  Philos.  I— II,  3.  A.  1907;  Grdz.  d. 
physiol.  Psychol.  III5,  1903,  704  ff.).  Letzteres  lehren  auch  Leibxiz,  Maine  de  Beran. 

ROYER-COLLARD,    JoUFFROY,   FoUTLLEE,   MaKSEL,   LaDD,   BaLDWIN,   BENEKE,   LOTZE 

(Mikrok.,  III2,  539;  3.  A.  1896  ff.).  Teicr-muller,  Witte,  Glogau,  Th.  Ziegler. 
J.  Wolff,  J.  Schultz  (Die  Bilder  von  der  Materie,  1905),  Lüdemann,  Erhaedt  u.  a. 
—  Vgl.  Schuppe,  Gr.  d.  Logik  u.  Erk.,  1894,  S.  33;  Rehmke,  Philosophie  als  Grund- 
wissenschaft, 1910;  R.  Wähle.  Das  Ganze  der  Philosophie,  1894,  S.  90  ff.;  Paulsex, 
Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.,  1.  Bd.,  1877;  Lifps,  Leitfaden  der  Psychol.2, 
S.  119 ff.;  Jerusalem,  Einleit.  in  die  Philos.4,  1909;  A.  Leschbrand,  Der  Substanz- 
begriff in  der  neueren  Philos.,  1895;  F.  C.  S.  Schiller,  Humanismus.  1911 ;  E.  König, 
Die  Materie,  1911;  F.  Enriques,  Probleme  der  Wissenschaft,  I,  1910;  Stöcke, 
Lehrbuch  d.  Philos.  DI8,  1912.  —  Vgl.  Seele,  Aktualitätstheorie,  Relativitätstheorie, 
Körper,  Wesen,  Sein,  Realismus. 

Substanzgesetz  ist  nach  E.  Haeckel  die  Vereinigung  des  Gesetzes  der 
Erhaltung  der  Materie  und  der  Konstanz  der  Energie  (Die  Welträtsel,  1899). 

Substitution:  Stellvertretung,  Einsetzung,  z.  B.  „Substitution  of  similars" 
(S.  des  Ähnlichen)  als  Prinzip  des  Schließens  nach  Jevons  (The  S.  of  Similars,  1869) 
u.a.  (s.  Qualifikation).  Vgl.  Stöhr,  Leitfaden  d.  Logik,  1905,  S.  147  ff.;  Krelbig, 
Die  intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  215  ff.;  Sigwart,  Logik  I2,  1889/93.  432  f.. 
4.  A.  1911  (Substitutionsschlüsse);  R.  Avenarius,  Der  menschliche  Weltbegriff2, 
1905,  S.  87  ff. 

Substrat  {t7io'/.elutvov):  Unterlage,  substantielle  Grundlage.    Vgl.  Substanz. 

Subsumtion:  Unterordnung  eines  (Art-)  Begriffs  unter  einen  Begriff  mit 
weiterem  Umfang  (Gattungsbegriff),  des  Subjekts  eines  Urteils  unter  das  Prädikat 
desselben  (nach  der  „Umfangslogik"  besonders),  des  Besondern  unter  das  Allgemeine. 
Die  S.  ist  eine  Art  der  „synthetischen  Einheit"  (vgl.  Xatorp,  Die  log.  Grundlagen 
der  exakten  Wissenschaften,  1910,  S.  119).  Vgl.  Jerusalem,  Der  kritische  Idealismus, 
1905,  S.  186  ff.  —  Subsumtiv:    voraussetzend.     Vgl.  Urteil,  Schluß. 

Sufismus  (von  „süf",  dem  wollenen  Kleid  der  Süfis)  ist  eine  Richtung  der 
arabisch-persischen  Mystik,  eine  vom  Neuplatonismus,  später  auch  vom  Buddhismus 
beeinflußte  Emanationslehre  (s.  d.).  Der  S.  lehrt  die  Wesenlosigkeit  der  Erseheinungs- 
welt,  die  bloß  eine  Spiegelung  der  einzig  wirklichen  allumfassenden  Realität  ist, 
ferner  die  durch  Askese  und  Ekstase  zu  erreichende  Vereinigung  mit  der  Gottheit. 
Süfisten  sind  Dschelal-eddix  Rumi,  Saadi,  Schihab  al-din  al  Suhr  Awerdi 
u.a.  Vgl.  Tholuck,  S.,  1821;  A.  Merx,  Idee  u.  Grundlinien  einer  allgem.  Gesch.  d. 
Mystik,  1893;  Nicholson,  The  origin  and  development  of  Sufism.  (Journ,  of  the 
Roy.  Asiatic  Soc.,  1906);    Goldzieher.  Vorlesungen  über  den  Islam,  1900. 

Suggestion  (suggestio,  engl.  Suggestion,  Eingebung)  heißt  1.  die  Hervor- 
rufung einer  Vorstellung  durch  eine  andere  (Assoziation):  so  nach  Retd  (Enquiry  II.  6). 
Dugald  Steward.  Th.  Brown  (Lectures  on  the  philos.  of  human  mind,  1820)  u.  a. 
(vgl.  Schottische  Schule):  2.  (Braid  u.  a.)  Beeinflussung  des  Denkens  und  Wollens 
durch  andere,  insbesondere  die  Erweckung  gefühlsbetonter  Vorstellungen,  Impulse 
und  triebmäßiger  Handlungen  bei  Hemmung  des  selbständigen  Denkens,  der  eigenen 
Überlegungs-  und  Entschlußfähigkeit,  der  „aktiven  Apperzeption"  desjenigen,  dem 


816  ßukzeeelon        Syllogismus 


«•t wm  euggsiieit  wird.   Dmondere  im  Inrtaiid»  dar  Hypnose  (a.  d.)  gelingt  ds»  8.  von 

Ding»  niebt  gewahrt.  fehlende   dagegen   echeinher  wahrnimmt,  etwa 

Geechmacke  ar,  reeepmt,  einen  haaUwaf  CWaktar  annimmt,  eine 

RoOe  durchführt,  einen  Auftrag  hHnd  fpborchend  vohziebt.    Aber  es  gibt  euch  viels 

- Wacheeggaet Jon* n"  «ad  femer  gibt  aa  neben  dar  Fremd«  ein« 

Bei  dar  ..Tennineeggeetioo"  bandelt  aa  aieb  um  eine  Kachwirkung, 

noch  nach  längerer  ZeH  „Befehle"  ausgeführt  werden.   Die  8.  beruht  auf 

4VQI    f  tfSPT     l^f&KUflJE    OaWQl089    ttnMOf   timMam 

Cliiiasiigangaa  bei  giutaluhaei  Widerstand 
kraft  des  ahtiren  Geisteslebens.  Dir  8.  miliilisun  aneh  genas  Gruppen  von  Indi 
viduen  minlaiiBiffiti  Mhswnsuggssllnn").  Vgl.  tann,  Die  8.».  1886;  Wem. 
HrpnoUunus  u.  &.  180t;  Ij^bacxt.  La  inmiil  provoqas,  18tO{  8.  Ottolssob. 
La  iiiggsstloni,  1000;  Bisrrr.  U  niggailibilHA.  1000;  H.  Sarjaoctm,  Psycho!. 
HS.  18«;  Lrrra,  Zur  Psycho!,  der  B^  1007;  K.  Warna,  Zum  Begriff  drr  S..  1008; 
O.  8tolu  8.  and  Hrpnotismus  in  dar  Völkerpsychologie«,  1001;  P.  Socsja 
lagpiliun  dana  Isrt».  1000  (Erregung  einer  Art  Treuiumstand  durch  die  Kunst); 

C.  Picerr.  Hypnose.  8.  u.  ffubbang.  1013  (nach  Gctaü);   Lima»».  Die  Wirkung 
von    ninjaallifiagaii     1006;    Tnoatxna,    Hypnotiamus    und    Iwajaaliiwi,     1006; 

D.  J.  Bat»,  Ober  flügges«  Inn.  Zs.  f.  angew.  Psychot..  1010;  HfMOBflUir. 
und  Erziehung,   1014:    Hypnotiamus  und  fluggeetirtherapie.   1010; 
media.  Psychologie.  10». 

Muksranina  •.  Zeit.  —  8ukaeaaive  Aasozietion  s.  Aasoziation  (Wovor). 

Maussnlotta  sind  die  Verfseser  von  ..Summen",  d.  h.  theologisch  philo- 
sophischen Kompendien  (Alis,  rov  Hals«,  Alsestvs  Maosxa,  Tnonas  vok 
Aqciko  u.  a.). 

Mnprrnntnrnllamm«    (SapramHuiaHamaa)    iet    dm    lTiiihtmig    auf   das 
Übernatürliche,  den  spekulstiT  oder  auf  Grund  dar  Offenbarung  angenommen 
aneh  der  Glaube  an  eine  fibrrnstürbchs  Offenbarung. 

Maperutitinnt  Aberglaube,  d.  b.  ein  Glaube,  eine  Neigung  tu  Annahmen, 
die  mit  den  Postulsien  dar  Logik,  dm  methodisch  verfahrende 
lieben  Denkens  sowie  mit  den  Ergebnissen  dar  Wlasenschsft  im 
Vgl.  SraOnriL,  Der  Aberglsube.  1600:  Alt*.  Lmtn,  AhergUuhe  und  Zauberei, 
1006*. 

Nnpposition  (•uppositio):  Annahme .  Voranaaetsung  (s.  d.);  Vertretung. 
Die  Scholaatiker  verstehen  unter  „suppositio"  auch  die  Geltung  eines  Wortes  von 
gleicher  Bedeutung  für  Verschiedenes,  ari  es  für  seinen  Laut  seihet  (..s.  materialis"), 
sei  es  für  die  hnanitihnaln  Seche  („s.  formahs").  und  zwar  für  diese  selbst  oder  für 
deren  Begriff  (vgl.  Mjcuaeltos.  Lex.  philo«.,  1653,  Sp.  1042;  GuTBKELrr,  Logik  u. 
Erkenntnislehre«.  S.  23 ff.).     Vgl.  Allgemein  (Wiurtut  vox  Ooca*). 

Nappo«itnn*  heißt  bei  manchen  Scholastikern  die  individuelle,  aktuelle 
Substanz,  das  Einzelding  als  Prinzip  seiner  Tätigkeiten,  auch  die  Person  (•.  d.).  Vgl. 
HaoEMAjrx,  Metaphys.*.  S.  27:   Stöckl,  Lehrbuch  der  Philos.  II«,  1912. 

Syllogismus  (eraaorieVc):  Schluß,  insbesondere  Schluß  vom  Allgemeinen 
aufs  Besondere.  SuUumtionsschluß  (•.  Schluß).  —  Syllogiitik:  Lehre  von  den 
Syllogismen.  SyllogistischesVcrf  ehren:  rein  schließende,  deduktive  (s.d.)  Methode. 


Symbiose  —  Symbolische  Logik.  647 

Symbiose:  Zusammenleben  von  Organismen  mit  gegenseitiger  Förderung 
derselben.  Vgl.  db  Baby,  Die  Erscheinung  der  S.,  1879;  O.  Hertwig,  Die  S.,  1883; 
Goldscheid,  Höherentwicklung  und  Menschenökonomie,  I,  1911. 

Symbol  (ovpßoAov):  Kennzeichen,  Sinnbild,  d.  h.  ein  Anschauliches,  Sinn- 
liches, Besonderes,  das  ein  Abstraktes,  Übersinnliches,  Geistiges,  einen  Sinn  vertritt, 
bedeutet,  lebendig  darstellt  und  ausdrückt.  Es  besteht  oft  die  Tendenz  der  Veräußer- 
lichung,  Verknöcherung  religiöser  u.  a.  Symbole.  Von  großer  Bedeutung  ist  der 
Symbolismus  in  der  Religion,  in  den  Mysterien  wie  in  der  Mystik,  so  als  Zahle n- 
symbolik  bei  den  Pythagoreern  (s.  Zahl),  ferner  in  der  Ästhetik  (vgl.  über  das 
Schöne  als  Symbol  des  Guten,  Übersinnlichen,  der  Idee:  Kant,  Schiller,  Hegel 
u.  a.,  unter  „Ästhetik";  ferner:  Vischer,  Das  Symbol,  1887;  Volkelt,  Der  Symbol- 
begriff in  der  neueren  Ästhetik,  1876;  Ästhetik,  1905  f.,  I,  151  ff.).  Nach  Spengler 
(Unterg.  des  Abendlandes,  1917,  223  f.)  sind  Symbole  Sinnliche  Einheiten,  letzte, 
unteilbare  und  vor  allem  ungewollte  Eindrücke  von  bestimmter  Bedeutung.  Ein 
Symbol  ist  ein  Stück  Wirklichkeit,  das  für  das  leibliche  und  geistige  Auge  etwas 
bezeichnet,  das  verstandesmäßig  nicht  mitgeteilt  werden  kann.  Die  gefühlte  Einheit 
einer  Kultur  (s.  d.)  beruht  auf  der  gemeinsamen  Sprache  ihrer  Symbolik. 

Unter  Symbolisierung  eines  Begriffes  versteht  Kant  die  indirekte  Beziehung 
desselben  auf  eine  Anschauung  (vgl.  Krit.  d.  Urteilskraft,  §  59).  Nach  Goethe  ver- 
mittelt das  Symbol  zwischen  Erfahrung  und  Ideal  („symbolische  Pflanze").  „Nach 
meiner  Art  zu  forschen,  zu  wissen  und  zu  genießen,  darf  ich  mich  nur  an  Symbole 
halten."  Chamberlain,  Goethe,  1912,  S.  308.  Nach  Schleiermacher  findet  im 
Erkennen  eine  symbolisierende  Tätigkeit  der  Vernunft  statt  (vgl.  Philos.  Sittenlehre, 
§  129).  —  Daß  unsere  Erkenntnis  der  Dinge  symbolisch  ist,  d.  h.  aus  Zeichen  besteht, 
welche  die  absolute  Wirklichkeit  vertreten,  lehren  Teichmüller,  Lotze,  Helmholtz, 
Spencer,  L.  Dilles,  Höffding  (Der  menschliche  Gedanke,  1911),  Wundt  (s.  Qualität) 
u.  a.  (a.  Zeichen).  Nach  H.  Hertz  machen  wir  uns  „innere  Scheinbilder  oder  Symbole 
der  äußeren  Gegenstände",  und  zwar  so,  „daß  die  denknotwendigen  Folgen  der  Bilder 
stets  wieder  die  Bilder  seien  von  den  naturnotwendigen  Folgen  der  abgebildeten 
Gegenstände"  (Prinzip,  der  Mechanik,   1894,  Vorw.). 

Von  der  „symbolischen  Funktion"  der  Erinnerungsbilder  spricht  H.  Cornelius 
(Psychol.,  1897,  S.  57  ff.;  vgl.  Offner,  Das  Gedächtnis2,  1911).  —  VgjL  M.  Schle- 
singer, Die  Geschichte  des  Symbolbegriffs  in  der  Philos.  (Archiv  f.  Gesell,  d.  Philos., 
1908),  1912;  Ferrero,  Les  lois  psychol.  du  symbolisme,  1895;  L.  W.  Stern,  Person 
und  Sache,  1906,  I,  176  ff.  —  Eine  besondere  Bedeutimg  hat  die  Symbolik  der  Vor- 
stellungen in  der  Psychoanalyse  (s.  d.)  gewonnen.  Es  ist  eine  von  deren  Haupt- 
aufgaben, symbolische  Vorstellungen  als  solche  zu  erkennen  und  die  hinter  ihnen 
steckenden  „verdrängten"  Faktoren  zu  ermitteln.  H.  Silberer,  Über  Symbolik, 
Jahrb.  f.  psychoanalyt.  u.  pathol.  Forschungen,  III,  1902;  Der  Traum,  1919; 
W.  Stekel,  Die  Sprache  des  Traumes.  Eine  Darstellung  der  Symbolik  u.  Deutung 
des  Traumes,  1912  (symbolische  Trieb-  und  Wunschbefriedigung  im  Sinne  der  psycho- 
analytischen Lehren  S.  Freuds,  Bleulers  u.  a.);  Pfister,  Zum  Kampf  um  die 
Psychoanalyse,  1920,  76;  Jung,  Wandlungen  und  Symbole  der  Libido,  1912.  — 
W.  Pollack,  Perspektive  u.  Symbole  in  Philos.  u.  Rechtswissenschaft,  1912  („Sym- 
bolologie"  als  Lehre  von  d.  Symbolen  f.  prakt.  Zwecke).  —  Vgl.  Zeichen,  Begriff,  Traum. 

Symbolische  Logik  heißt  die  mathematische  Logik  (s.  d.).  Vgl.  J.  Venn, 
Symbolic  Logic,  1881;  Palagyi,  Die  Logik  auf  dem  Scheidewege,  1903,  S.  74  ff . 
(Sinnfällige  Darlegung  des  Wissens). 


t ;  l*  Sympathie         Synka  tsthesls. 

HyMputhle  («,/*****•):  1.  Mitleiden,  Mhrnhien,  MUge-fnhl  (■.  d.).  Über- 
einettmmung  dm  Fohlens  ein»  Wesens  mit  dem  anderer  Wesen  oder  Auftreten  ent- 
sprechender Gefühle.  Fähigkeit  der  ..Nachbild«*"  nn  Gefühlen;  2.  Zuneigung, 
•ich  hlngexogenf ühleu  ca  Jemand,  oft  auf  Grand  unbewuBt  bleibender  Rindrocke 
und  Motte»  (vgl  Xajuowssy.  Dm  Gefühlsleben».  1907);  daa  Oft 
pathie.  fljriuprthhipflhli  htaajajai  9mm  afaad  ahm  top  den  sympatheti« 
Gefühirn  („Prcasdgefahlen'')  so  untereebeideu. 

Eine  anirereale  8.  all  Miterregung  aller  Dinge  (eesmAfa*  i«r  «7«»r )  gibt  ee 
nach  TnaoraiuaT.  den   8toikern  (vgl.  M.  Aiin,  In  aa  ipaum   I  i-on» 

(Bnnrad.  IV.  3.  8;  5,  3).   Pico.  pATumre,  ('Aftnajroa,  Camtamwula  (Da  aensa  rerum, 
I,  8k  Aaairrx.  Pjuucaxara.  «I.  B.  ran  Haxjiojrr  (De  magnet.  136 ' 
F.  Bacok,  SaufTMBntY.  Swanaxaooo  u.  a.    Die  8.  wurde  öftere  tu  den  ..okkulten 


Htm»  i  1 1  stahl  unter  8.  die  Fähigkeit»  eioh  in  die  Otmllniip  indem  sinaarflklen. 
mit  anderen  n  fühlen.    Die  &  tat  d»  Qn*B»  der  WtlHehkait  flYrottsr  1 1 
II.  2,ert,5).    Ahnlich  A.  Saum  (Theory  of  moral  ernttmenta,  1759.  1.         I    h 

it.  BmOB,  Fax nnam  u.  a.  Kack  Um  ist  8.  daa  ..Erwbrn  tmarn-r  selbst 
In  einem  andern"  (Die  ethischen  Grundfragen,  IHM.  &  207;  Leitfaden  der  Faychol.*. 
8.  281  ff,  1.  A.  1900).  Vgl.  Jonu  Lehrbuch  dar  Psycho!,  II1.  1909.  377 ff.;  I: 
Pa7okol.dMaanttmenU.189«,  8.317  ff.;  GnonnroisM.  Zeitarhr.  f.  Psycho),  34 
Smar,  Zur  Lehre  von  den  eympath.  Gefühlen.  190rt;  Giddiso«,  Prindp.  of  Soeiology; 
deutsch  1911;  M.  Scasunu  Zur  Pblnomanolngk  der  Sympathlegefühle  und  von 
La-be  und  Hag.  1913;   Banoaoa.  Rinfbi  xfeUphyaik,  1910  (Dnrok  „intellek- 

tuelle  Srmpattue"  erfaßt  der  Gciat  einfühlend  daa  Leben  und  Streben,  welches  die 
absoluta'  Wirklichkeit  kl).  -  Vgl.  Mitteid.  Einfühlung.  AKruiemua.  Intuition. 

Mj  nadra  aind  nach  0.  Caaraat  die  stets  nur  in  Komnlawn  vorkommenden 
empfindenden  WJrklliihkmtwkmc.nta  Nach  dam  nsrtsphyaiarhrn  ..  Konstitutin 
nalwmua"  gibt  M  Im  d  Mammae  keine  abaolute  Zentralmonade,  aondern  die  Funk- 
ttonsn  desselben  beruhen  auf  AibeitaMilung  einer  Reihe  centraler  Faktoren,  unter 
denen  der  reale  Schwerpunkt  wechselt  (Dar  Zummmeohing  der  Dinge.  1881,  8.  30, 
453  ff.). 

Ayndereala   ».  Rynteresie. 

MyneehoUejIe  (von  eererfo.  atettg):  Lehre  vom  Stetigen,  von  Raum  und 
Zeit  (Hkebaät). 

Ayaergie    (von   swreeye;):    Mitwirkung.    ZtMammrnwirkcn.     Vgl.    Kibot. 
Payehol.  dea  acnttmenU».  1904.  8.  228  f.;   L.  F.  Waed,  Pore  Soeiology,  1903 
L.  Gilbbxt.    Neue    Energetik,    1911;   GoLDacano.    Hooerentwickl.    u.   Menschen- 
Ökonomie  I.  1911. 

N>  n<  rgUmas    heißt  die  Lehre,  daß  der  Menach  an  aeiner  Erlösung  durch 

-  (Gnade)  mitwirkt  (PaXAorca.  Mbxascrthok). 

Synkutathcaift  (ovyvatd&tvtf.  aewnaio):  aktive  Zustimmung,  Beifall 
eeitena  dea  Urteilenden  Auf  (".rund  der  Eridrnz  oder  einer  den  Denkwillen  determi- 
nierenden Vorstellung  (nach  den  Stoikern,  welch*-  die  Theorie  der  8.  l«cgründen), 
«iner  ..katalcptiüchcn  '  («.  d.)  Vorstellung,  wobei  alicr  die  Zustimmung  immer  als 
«ine  Jetzthin  vom  Willen  abhangige  gilt  (Scxt.  Empir..  Adv.  Matbem.  VII 

I       to.  Aeadero.  I.  11.  40:    II    i..:    Seseca.  E|..  I|    L.  8tf.i 

logie  der  Stoa,  II.  1888.  I'.M  ff.j    .IntrsALKH.  Die  Urteilsfunktion,  1895k 


Synkategorematisch  —  Synthese.  649 

Synkategorematisch  sind  Ausdrücke,  welche  nur  in  Verbindung  mit 
selbständigen  („kategorematischen")  einen  Sinn  haben  (Partikeln,  Flexionsformen). 
Vgl.  J.  St.  Mnx,  Logik  I,  K.  21,  1877;  A.  Marty,  Über  das  Verhältnis  von  Gram- 
matik u.  Logik,  1893:   Husserl,  Log.  Untersuch.,  II,  1900/01,  295. 

Synkretismus  (avyy.g>jriau6s  als  Koalition  streitender  Parteien,  ur- 
sprünglich der  Kreter;  vgl.  Plutarch,  De  fraterno  amore,  19)  heißt  die  Vermischung, 
Ausgleichung  verschiedener,  zum  Teil  entgegengesetzter  und  einander  widersprechender 
Lehren.  Synkretisten  sind  Cicero,  Pico,  Bessarion  u.  a.  Vgl.  F.  Buddeus,  De 
syneretismo  philosophico,  1701.    Vgl.  Eklektizismus. 

Synopsis  (ovvoiftig):  Überblick  einer  Mannigfaltigkeit,  /.  B.  durch  die 
sinnliche  Wahrnehmung  (Kant,  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  114).  Vgl.  Jodl,  Lchrb.  d. 
Psychol.,  1909,  I3,  242. 

Syntagina  nennt  R.  Eucken  ein  „Lebenssystem",  einen  Zusammenhang 
der  geschichtlichen  Wirklichkeit,  welcher  die  Fülle  des  Daseins  in  die  Idee  eines 
charakteristischen  Gesamtgeschehens  faßt  und  aus  derselben  alles  Besondere  eigen- 
tümlich gestaltet.  Syntagmen  sind  der  Idealismus,  Intellektualismus,  Naturalismus, 
Ästhetizismus  und  dgl.  (Die  Einheit  des  Geisteslebens,  1888,  S.  5  ff.,  63  ff.). 

Syntelie:  nach  W.  Stern  „das  Überspringen  der  Zwecktendenz  auf  eine 
Person,  die  dem  Individuum  als  etwas  Äußeres  und  zugleich  als  etwas  anschaulich 
Gegebenes  gegenübersteht  (Die  menschl.  Persönlichkeit,  1918 2,  46). 

Synteresis  (avvt^g^ats)  oder  Synderesis  heißt  in  der  mittelalterlichen 
Philosophie  und  Theologie  das  ursprüngliche,  dem  Menschen  eigene,  auch  durch 
Adams  Sündenfall  nicht  verlorene  unmittelbare  Bewußtsein  des  Guten  und  Schlechten 
im  Allgemeinen,  der  „Gewissensfunke"  („scintilla  conscientiae",  bei  Meister  Eckhart: 
„Fünklein"),  der  gegen  das  Schlechte  aufbegehrt  („remurmurat")  und  zum  Guten 
antreibt  („instigat"),  als  ein  dauernder  Zustand,  der  die  Gebote  des  natürlich-gött- 
lichen Gesetzes  bewahrt  („habitus  continens  praeeepta  legis  naturalis";  Thomas, 
Sum.  theol.  II,  94,  1  ad  2).  Diese  Lehre  (die  vielleicht  auf  das  Plotinische  Seelen- 
zentrum zurückgeht)  findet  sich  bei  Hieron ymus  (Comment.  in  Ezech.,  Opera,  1736, 
V,  16),  Basilius,  Gregor  dem  Grossen,  Alexander  von  Hales,  Albertus  Magnus 
(„rationis  practicae  scintilla  semper  inclinans  ad  bonum  et  remurmurans  malo,  in 
nullo  .  .  .  exstinguitur  in  toto",  Sum.  theol.  II,  16,  99),  Thomas  (vgl.  Sum.  theol.  I, 
79,  12;  vgl.  O.  Renz,  Die  S.  nach  dem  hl.  Thomas  von  Aquino,  1911),  Bonaventura, 
Duns  Scotus,  Joh.  Gerson,  Melanchthon  (De  anima,  216  a),  Descartes  (S.  = 
„conscientiae  morsus",  Passion,  anim.  II,  60)  u.  a.  Vhl.  Nitzsch,  Jahrb.  f.  protestant. 
Theol.  V,  1879,  S.  493;  Siebeck,  Arch.  f.  Gesch.  d.  Philos.,  1897;  vgl.  II,  191  f.); 
H.  Appel,  Die  Lehre  der  Scholast.  von  der  S.,  1891;  Leiber,  Dyroff,  Philos.  Jahrb., 
1912.    Vgl.  Gewissen. 

Synthese  (Synthesis,  avvO-eaig,  Zusammenstellung,  Verknüpfung)  ist,  all- 
gemein, Verbindung  einer  Mannigfaltigkeit  zur  Einheit  eines  Ganzen.  Psychologisch 
ist  die  S.  die  Zusammenfassung  des  durch  Analyse  (s.  d.)  von  Zusammenhängen 
gegebenen  anschaulichen  Mannigfaltigen  oder  der  durch  das  zerlegende  Denken 
gesetzten,  erhaltenen  Bestimmtheiten  zur  Einheit  (Anschauung?-  und  gedankliche, 
begriffliche  S.).  Die  S.  ist  psychologisch  eine  Funktion  der  Apperzeption  (s.d.),  welche 
aus  dem  anschaulich-  oder  gedanklich  Gegebenen  Teile  hei  aushebt,  auswählt  und  zu 
in  uer.  vorher  noch  niehtso  gegebener  Einheit  verbindet;  insofern  ist  die  S., .schöpferisch". 
Eine  S.  findet  schon  in  und  an  der  Wahrnehmung  statt,  sie  ist  an  der  Erzeugung  von 


0BO  Svn^.rte. 

Raum-  ad  Zcitronteüungen  «nr.  beteiligt.  Aof  eiaer  8.  tonten  ferner  z.  IUI  dir 
logischen  Gebilde:  Begriffe,  Urleil.  Sehlufi,  in  welchen  denkend  besondere  Inhalte 
snsiaender  in  l'—HiTtg  gesetzt  suiiam     ffndBoh  toi  die  8.  eine  holte 

liehe  Btotoit  und  MialUfl,  dem  ..««hdtswfltea"  folgend,  synthetische  IIa 
des  »TMTftrmHrfr  ssfatisinin  «ad  des  ft"tMLtf  nesi«jtns  Maaaigfaltigen  dar  Er- 
fshningsdstsn  aad  dasaH  srst  objektive,  srkewsngnhiga  Tassmmsnhlnge  (i.  0» 
Die  ,.Ai»ecb«iene*or»eo''  (Rena  und  Zeit)  «ad  JKaleforhm  (•.  d.)  eiad  begrifflieb 
fixierte  Formen  eoleher  synthetischen  Ftatott,  die  .apriorisch"  eiad,  eofern  in  ibaen 
nur  objektive  Erfahraasnsmsstasasklngi  arigach  eiad.  die  doreh  sjlgemeingnltige, 
aeertiikthe  Verknüpfung dee  Maaais^tigen  aach  Ursprung 

lichkeit  des  Erkennens  wurzelnden  Einheite-Gesichtapunktcn  bedingt 
eiad.  Die  8.  ab  stetig  aad  einhsttttoh  stettfladr,ndsr  Fortgang  dee  methodisch  ver 
fahremlen,  sa  imsssr  aeaea  Vwhaaafaagea  aad  Brwertoreagen  des  echon  Vorkaapfteo 

dar  Oraadproceft  dea  Erkennen«,  der  Wtoraeetolt  (vgl.  Idee»  Regulativ.  Voluntarism—, 
Tatsache,  Uaeadüeh,  Zahl). 

0.  bedtulil  fnwi  ilhi  Mithnihi  iha  Hl* llnng nlnn  Wlan  naintolls  durrh  Ingiarht 

Die  ayattolfato»  aar  lanhsrt  (sfr  ^n>)  «sssamnuWnde  Tätigkeit  de«  Betragt- 
ariae  betont  schon  Plato»  (vgL  Ttoeet.  ISS«.).  Von  der  &  dar  Gedenken  (eeVeW; 
tic  evfsMtsau»  Äset  •»  «Vtate.   De  aahae   III   4.   430 «   18)   spricht   Asjstotsxb* 

Die  fundamentale  Bedentaag  dar  8.  lehrt  aber  «rat  Karr.  Der  Veretaad  kann 
nichte  saflosea.  wo  er  nicht  zuvor  »ei  banden  hat,  aleo  iet  die  8.  logisch  dae  IVimarr 
Alle  logieehe  Analyse  ertst  echoa  «rapr angliche  Syathesea  vorsua.  die  in  eigener. 
aprtora«h«rOeertalichkeiteichToll«khea.  Die  Syatbeefc  bringt  zuersteine  Erkenntnis 
henror,  die  iueret  noch  „roh  aad  »etaoiiau  eein  kann  «ad  aleo  der  Analyeis  bei 
aber  die  8.  iet  doch  „dasjenige,  was  eigentlich  die  Eis  saunte  ca  Bihinaitlilaa  a  Bammelt 
aad  sa  eiaem  gewissen  Inhalte  rereiaigt".  Die  8.  iet  zunächst  eine  Kunkt» 
„Kmbildangekraft "  <s.  d.k  welche  daa  Mannigfaltige  der  Anechannng  sa  einheitlichen 
Zueaminenhangrn  dee  Bewußtseins  verknöpft  (vgl.  Appreheneioa.  Rekognition. 
Reproduktion).    Ab  *uf  Begriffe  sa  bringen",  iet  eine  Veretendcfnnktioo. 

Dk)  Verbindung  dea  Mannigfaltigen  ist  nie  einnlich  gegeben,  eoadera  eia  Akt  der 
Spontaneität  (•.  d.).  Wir  können  «ae  ..nicht*  als  im  Objekte  eeibuudeu  vorstellen  . .. 
ohne  ea  vorher  selbst  verbaadea  sa  haben".  Jede  Verbindung  ist  Vorstellun. 
„syothetischen  Einheit  des  Mannigfaltigen".  Dk»  Vorstellung  die» 
entsteht  nicht  erst  aas  der  Verbindung,  eoadera  ..macht  vielmehr  dadurch.  daB  sie 
.-ur  Vorstellung  des  Mannigfaltigen  hinzukommt,  dea  Begriff  der  Verbindung  alfererst 
möglich".  Diese  Einheit  der  8yathcshi  liegt  aller  Erkenntnis  sagrande.  welche  suktst 
durch  die  ..synthetische  Einheit  der  Apperzeption"  bedingt  ist  (s.  Apperzeption). 
..Reine  Synthesis"  ist  apriorische  Verknüpfung  des  Mannigfaltigen,  aad  diese  reine  8. 
ergibt,  allgemein  gedacht,  eiaea  ..reinen  Verstandesbegrtff".  eine  Kategorie  '- 
die  nichts  snderes  ansaagt  ah  dk»  „reine  syuÜiatisuho  Einheit  eines  Mannigfaltigen" 
und  nichte  ist  als  eine  Art  der  synthetischen  Einheit  der  Apperzeption  selbst.  Es  gibt 
eine  apriorische  S.  des  Gleichartigen  (bei  der  Erzeugung  extensiver  und  iatensitei 
Größen)  und  eine  8.  des  Ungleichartigen  (z.  B.  die  Relation:  Substanz— Akzidens, 
Ursache— Wirkung).  Aller  Erkenntnis  liegea  aUgexaeingfiltige,  notwendige  .«synthe- 
tische  Urteile  s  priori"  zugrunde  (s.  Urteil),  durch  welche  ober  des  Subjekt  hinaus- 
gegangen  wird,  and  »war  unabhängig  von  der  Erfahrung,  rein  auf  die  Geeetalkhkeit 


Synthesis  —  System.  651 


der  (reinen)  Anschauung  und  des  (reinen)  Denkens  gestützt,  aber  als  Bedingungen 
objektiver  Erfahrung  zugleich  Bedingungen  der  Erfahrungsobjekte  (Krit.  der  reinen 
Vera.,  S.  39  ff .,  94  ff.,  158).  Fries  unterscheidet  von  der  ersten,  unmittelbaren  S. 
der  Vernunft  die  mittelbare  S.  des  Verstandes,  welche  erst  auf  die  Analyse  folgt 
(System  d.  Logik,  1811,  S.  116).  Im  kritizistischen  Sinne  betonen  die  Synthese  Cohen 
(Logik,  1902,  S.  22  ff.:  Vereinigung  in  der  Sonderung,  Besonderung  des  zugleich 
Verbundenen;  vgl.  Ursprung),  Natorp  (S.  als  Erweiterung,  beständiger  Fortgang, 
als  Identifizierung  des  Unterschiedenen  innerhalb  des  Zusammenhanges  durch 
„Ursprungseinheit",  Korrelation  von  S.  und  Analyse  im  Fortechritte  des  Denkens; 
Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910,  S.  9  ff.),  Casstrer  u.  a., 
Windelband  (Sigwart-Festschrift,  1900),  Riehl  (Der  philos.  Kritizismus,  II  2,  68; 
II 1,  234;  vgl.  Identität),  B.  Bauch  (I.  Kant.  1911)  u.  a.  —  Nach  Höffding  ist  die  S. 
die  „erste  Kategorie".  Der  Typus  aller  Erkenntnis  und  daher  auch  alles  Erkannten 
ist  die  „Verknüpfung  einer  Mannigfaltigkeit  zur  Einheit"  (Der  mcnschl.  Gedanke, 
1911,  S.  168  f.).  Nach  E.  v.  Hartmann  ist  die  S.  eine  unbewußte  Intellektualfunktion 
(s.  Kategorie,  Empfindung).  Nach  Siegel  ist  nicht  die  S.,  sondern  das  Trennen 
primär  (s.  Analyse).  Kreibig  unterscheidet  vom  unwillkürlichen  „Bemerken  einer 
Einheit  im  Mannigfaltigen"  das  willkürliche  „Synthetisieren  einer  Einheit  aus  Mannig- 
faltigem". Die  Richtung  des  Verbindens  bestimmt  im  Einzelnen  das  Interesse  (Die 
intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  100  ff.;  8.1071;  „Anschauungssynthese"). 
Vgl.  W.  Schmied-Kowarzik,  Ausgangspunkte  f.  eine  neue  analyt.  Psychol.,  1912. 
Eine  psychische  Synthese  von  Bewußtseinselementen  zu  neuen  Gebilden  besteht 
nach  J.  St.  Mtll  („psychische  Chemie"),  Wtjndt,  nach  welchem  die  „apperzeptive"  S- 
zu  Gebilden  führt,  deren  Bestandteile  in  ihnen  eine  neue  Bedeutung  erhalten  und  die 
selbst  diesen  gegenüber  etwas  qualitativ  und  dem  Wert  nach  Neues  darstellen  (Philos. 
Studien  X,  112  ff.;  Grundr.  der  Psychol.5,  1902,  S.  316,  394;  Logik  I,  33  ff.;  II2  2. 
288  f.;  System  der  Philos.  II3,  1907;  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5,  1903,  778  ff.). 
Ein  solches  „Prinzip  schöpferischer  Synthese"  im  Geistesleben  gibt  es  auch  nach 
Ltpps,  Sigwart  (Logik,  1889/93,  II2,  199;  vgl.  I2,  63  ff.,  328  ff.,  4.  A.  1911),  Tönnies 
(La  synthese  creatrice,  1900),  G.  Villa  (Einleit,  in  die  Psychol.,  1902,  S.  417  ff.), 
Eucken,  L.  F.  Ward,  Lamprecht,  Dwelshauvers  (La  synthese  mentale,  1908; 
vgl.  Entwicklung;  Bergson)  u.  a.  —  Vgl.  Stoct,  Analyt.  Psychol.  II,  K.  1;  J.  Ward, 
Encyclop.  Britan.  XX,  78  f.    Vgl.  Dauer  (Bergson). 

Synthesis  8.  Synthese.  Im  engeren  Sinne  ist  S.  die  Aufhebung  von  Gegen- 
sätzen (Thesis — Anthithesis)  in  einem  höheren  Begriffe.  Das  „synthetische  Verfahren" 
in  diesem  Sinne  sucht  im  Entgegengesetzten  dasjenige  auf,  was  die  Gegensätze  eint 
(Fichte,  Gr.  d.  gesamten  Wissenschaftslehre,  S.  31  ff. ;    Hegel,  s.  Dialektik). 

Synthetisch:  durch  Synthese  (s.  d.).  Das  synthetische  („progressive") 
Verfahren  zieht  aus  gegebenen  Voraussetzungen  Folgerungen,  leitet  aus  dem  Allgemeinen 
Besonderes  ab.    Vgl.  Deduktion,  Definition,  Urteil. 

Synthetismus  nennt  Krug  seine  Lehre,  nach  welcher  Ideales  und  Reales, 
Wissen  und  Sein  „ursprünglich  gesetzt  und  verknüpft"  sind,  so  daß  keins  das  Prius 
hat  (Fundamentalphilos.,  1818,  S.  117;  Handbuch  der  Philos.,  1820,  I,  49  f.).  Vgl. 
Identitätsphilosophie. 

System  (avarr^ta,  Zusammenstellung;  vgl.  Aristoteles,  Stoiker)  ist 
1.  objektiv:  ein  zusammenhängendes  Ganzes  von  Dingen  und  deren  Relationen, 
von  Vorgängen  (z.  B.  des  Weltsystems  oder  das  „geschlossene  System"  der  Mechanik, 


t;72  6fU.m         Tabula  rata. 


2.1ogiMb.M«p||:  cmcinbeHbchca, 

ana  nsgneamves  uaanss  vub  uMiaiaNHi.  tae  ..nasorncann 
den  Verwsndtsrkaftsn.  TiMiagi hra ighs ihn.  Tawmaiiwhsiaj«  dar  Dinge 
«lr»t  oWfebehst  tt  SOOspreeknn.  Fy.tr  m.tieeh  heiOt  soviel  vir  rtarh  einheitlichen. 
rnM  hodiachen  Piuuipam  geordnet,  in  TiMiiwiwhMig  gebracht. 

Nach  Kaut  tat  8.  am  „Back  Pyiniipien  geordnetes  Omn  der  ErhenntaaV* 
(Mr uphya.  Anf .  der  Xatwiawiwih..  Vorr. ).  ..fljsUiaatbtih"  ist  dar  Znaammenhanit 
dar  Rrkeontnie  aoa  einem  Prinzip:  sa  beruht  daa  8.  anf  aiaer  ..VernanfteinbHi".  anf 
•teer  »Idm",  wekke  „vofkrtaadig*  Riabeil  dar  V>  i  afnib  ix ininntnia"  postuliert, 

ooduick  «ein  nach  antvandbjm  Ganvtaen  inaa wiihsngindia  fljawia  wird"  (Krit. 

d.  rem.  Vern..  Mctkodenbnn ).  —  Vgl.  Haorx.  Rnzyklop.,  1 1 1  K*t>Ei.svatrao. 

Logische  ümarancb.  II*.  Uli  Honsanu  Logische  üsliusilu  1900.  I.  16;  Siowast. 
Logik  IT.  OBS.  4.  A.  1011:  rnntno.  Svstrm  der  Lag»*.  1801;  O.  RrracHU  8,  and 
Metkode.  1006t  Oonw.  Logik.  1006,  8.  SOO ff.  (Das  &  ab)  Kategorie): 
Daa  Problem  des  Lebens,  1600  (Dar  Orgsnismus  aia  Cyrtii);  B.  Wut,  Ent 
1000;  N.  Ha*t*uj»*.  »jilimit.  MMsoJi.  Logaa  III.  1011 ;  K.  Kjura,  Dar 
bei  Kant  and  IVhte.  1010;  Lrasmrr.  Dos  Problem  dar  GeJteng.  1060*: 
OoMaMUi,  lYsnsaeadentale  Systematik,  1010.  —  Vgl.  Inframs. 
Nator  (Houuoy,  Oigaisemaa,  Klamifftaltiiii.  Raafteilong.  PbfloanpbK 

MjfrtCam  C  s.  C,  Schwankung. 

tta^ratlaanfjat  Wissens-,  Wim*  nee haltaatandptmkt,  Lebre  von  der  wieecn- 
■aniftrlobaa  Big!  aailmigamBgliiihfc  lil  ainar  Wahrheit,  eiaea  Glaubens.  Gegensatz.: 
Pideiomns  (reiner  Gmnbcns-,  VaititminotaiirlponiU  beaoudoie  in  der  Religion). 


T  bedeutet  in  dar  Logik  drn  Terminus  (s.  d.)  eine*  Bckhaave. 

Tab«  (polvnesisch,  nickt  hinreichend  Obetsetsbar)  kaiftt  „was  man  nicht 
barikren  darf  oder  eonet  an*  irgendeinem  Grande  meiden  soll,  aei  ea  «regen  aeiner 
rjcaonderen  Heitigbett,  ml  es  sack,  trafl  ea  einen  Besonder  ■  schädlichen  Einfluß 
anaübt,'  ab»  im  Gegenaau  tum  Heiligen  .vnrein'  tat*4;  Wovor,  Elemente  der 
Völkerpsychologie.  1011.  106. 

Nach  Fnisrn:  Totem  n.  Tabu,  „Imsgo",  1012/13  ist  T.  ein  nraltea  Verbot,  von 
au  Den  aufgedrängt  und  gegen  die  M  Ärmsten  GeMste  dar  Mira  ihm  garirbtet. 
Last«  ea  zu  abertreten,  bestebt  in  deren  l'nbrwuOtem  fort;  die  Menaeken,  dn  dam  T. 
gekoreben,  haben  eine  ambiraiente  Einstellung  gegen  das  rom  T.  Betroffene. 

Tnbnln  man:  plnttc.  leere,  nnbesrhriebene  Tafel;  mit  einer  solchen  wird, 
besonders  vom  Sensuabsmns  (s.  d.\  die  See»  dm  Mens&hen  bei  dar  Gebort,  vor  süer 
Erfahrung,  durch  die  erst  Eindrücke  in  drn  Geist  kommen,  verglichen. 

Mit  einer  Wschstafcl  (■{#«**«•  t*martler)  vergleicht  die  See»  betreff«  des 
Krinnern*  Platox  (Tbeaet.  191  C).  Aristotkucs  vergfeiekt  den  noch  potentiellen. 
noch  nicht  aktuell  denkenden  Ceist  mit  einer  Schreibtsfel  («tortf  /r  rf«r«r**r'/r- 
De  anima  ITI  4.  430  a  1).  SensnalUtiach  meinen  den  Verglei«  h  alier  erst  die  Stoiker 
{t'tnttf  x*t tV  'e#f7«v  [tftf^or]  fig  ix^ftt^m.  Plut.  placit.  IV.  1 1 ;  vgl.  - 
Kmpir^Adv.Matbem.Vn.228).  —  Von  einer  airasl«  *>*«••<  spricht  im  aristotelischen 


Takt  —  Tastsinn.  653 


Sinne  Alexander  von  Aphrodisias,  von  einer  „tabula  rasa"  Albertus  Magnus, 
Thomas,  Bonaventura  (Baeumker,  Aren.  f.  Gesch.  d.  Philos.  XXI,  1908),  Aegidius 
Romanus  (Prantl,  Gesch.  d.  Log.  III,  261).  —  Daß  bei  der  Geburt  die  Seele  ganz  leer 
sei,  lehren  Arnobius  (Adv.  gent.  II,  20  f.),  Abubacer  (Ibn  Tofail),  Gassend i,  Hobbes, 
Locke  („white  paper",  Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  1,  §  2),  Condilxac  u.  a. 
Nach  Leibniz  hingegen  gleicht  der  Geist  bei  der  Geburt  mehr  einem  geäderten  Marmor 
(Xouv.  Ess.,  Vorw. ;  vgl.  Angeboren,  Anlage). 

Takt  (tactus,  Berührung,  Tastempfindung)  bedeutet:  1.  die  gleichmäßige  Auf- 
einanderfolge gehobener  und  nichtgehobener  Eindrücke  (vgl.  Wundt,  Grdz.  der 
physiol.  Psychol.,  III5,  1903,  25  ff.);  2.  das  Feingefühl  für  das  Richtige,  Geziemende, 
Schickliche,  Anständige  im  Verhalten  (vgl.  Th.  Ziegler,  Das  Gefühl2,  S.  277;  5.  A. 
1912;  Lazarus,  Leben  der  Seele  IIP,  1897). 

Talent  (tüJ.avzov,  talentum,  Gewicht,  eine  bestimmte  Geldsumme,  also  ein 
Teil  des  Vermögens;  vgl.  Matth.  25,  15  ff.)  ist  eine  natürliche,  angeborene,  durch 
Übung  zu  entwickelnde  Anlage  zu  besonders  leichten,  sicheren,  geschickten  und  guten 
Leistungen  auf  einem  bestimmten  Gebiete,  ohne  daß  die  Schöpferkraft  des  Genies 
(s.  d.)  vorhanden  sein  muß.  Angeboren  sind  beim  T.  gewisse  Dispositionen  (s.  d.)  der 
Sinne,  Sinneszentren,  der  Assoziations-,  Phantasie-  oder  Denktätigkeit,  bestimmte 
Koordinationsfähigkeiten,  Triebe  u.  dgl.  In  der  Regel  äußert  sich  das  T.  triebmäßig 
als  Tendenz  zu  bestimmten  Tätigkeiten.  Es  gibt  verschiedene  Formen  des  Talents 
(intellektuelles,  künstlerisches,  technisches  T.  u.  a.).  Talente  werden  vielfach  vererbt. 
Vgl.  Kant..  Anthropol.  I,  §  52;  Sigwart,  Kleine  Schriften  II2,  1889,  233;  Volkelt, 
Ästhetik  III,  1914;  Semmel,  Philos.  des  Geldes,  1902,  S.  438  („Koordination  ver- 
erbter Energien");  Wundt,  Grundr.  d.  Psychol.5,  1900,  S.  324;  V.Fischer,  Annalen 
d.  Xaturphilos.  V,  1906;  Relbmavr,  Die  Entwicklungsgeschichte  des  Talents  und 
Genies,  1908;  J.  Cohn  u.  F.  Dieffenbacher,  Untersuch,  über  Geschlechts-,  Alters- 
und Begabungsunterschiede  bei  Schülern,  1911. 

Talion  (talio):  Wiedervergeltung. 

Tao:  vieldeutiges  chinesisches  Wort,  das  sehr  verschieden  übersetzt  wird:  Weg, 
Xorm,  Vernunftprinzip,  sprechen,  reden,  Gott,  Aoyos,  Sinn,  gleichsam  nur  eine  Art 
algebraischen  Zeichens  für  etwas  Unaussprechbares.  Es  ist  der  Zentralbegriff  des 
Taoismus,  der  Lehre  des  Laö-tse.  „Als  die  Substanz  und  Xorm  alles  Seins  ist 
das  Tao  gewissermaßen  zugleich  causa  sui  und  ratio  essendi.  Selbst  unerschaffen,  aus 
dem  Xichtsein  hervorgegangen,  unkörperlich,  allgegenwärtig  und  ewig,  bringt  es  alle 
Wesen  hervor,  die  nach  vollendetem  Kreislauf  ihrer  Entwicklung  wieder  in  den  Mutter- 
schoß des  Tao  zurückkehren"  (Grube),  von  Strauss,  Laö-tses  Täo-te-king,  1870; 
R.  Wilhelm,  Laö-tse,  Täo-te-king,  das  Buch  der  Alten  vom  Sinn  und  Leben,  1915; 
DvobÄk,  Laö-tsi  und  seine  Lehre,  1903;  Grube,  Geschichte  der  chines.  Literatur; 
Ders.,  Die  chines.  Phil.,  in  „Kultur  der  Gegenwart",  19132.  Tao-te-king,  übersetzt 
von  J.  Grill,  1910. 

Tapferkeit  ist  eine  der  Tugenden  (s.  d.),  eine  Tugend  des  starken,  vor  nichts 
zagenden,  zuhöchst  des  für  das  Seinsollende,  die  Pflicht  furchtlos  eintretenden,  aus- 
dauernden Willens.  Vgl.  Platon  (s.  Kardinaltugenden);  Aristoteles  (Eth.  Xic.  III  9, 
115  a  6  f.);  Kant,  Metaphys.  der  Sitten  II;  Xatorp,  Sozialpädagogik2,  1904;  Cohen-, 
Ethik2,  1907,  S.  522  ff. 

Tastsinn  ist  die  Fähigkeit,  Tast-  und  Druckempfindung  zu  haben;  er  ist 
ein  Teil  des  „allgemeinen"  oder  „Hautsinnes"  (s.  d.),  zu  dem  auch  der  „Temperatur- 
sinn"  (s.  d.),  d.  h.  die  Fähigkeit,  Wärme-  und  Kältoempfindungen  zu  haben,  gehört. 


861  T*  -  TtngkeU. 


ha  nagoi  in  8b»»  amd  db  Fanfladaag  <*»  Qbtten,  Rauhen  a.  dg». 
Es  gibt  äußere  und  innere  Tastempfindungen  (egt  Dreck,  Mtsmebn^tfindang, 
HfWEgnngmmrirliwtangon).  Der  T.  bt  von  hoher  Bedeutung  für  die  Ausbildung 
räumlicher  Vorstellung  (•.  Raum),  «och  für  db  erste  Stufe  des  Selbstbewußtseins 
(i.  d .).  Vgl.  K.  H.  W«»«b.  T.  und  Gemeinwohl  1849  (Verwehe  mit  dem  Tester- 
«irker);  Lora,  Hedisfau  Psycho^  IM*  8.  395  ff.;  Kwnüci.  Grunds,  d.  Psycho»  *. 
1905. 1.  SSO  (f.;  Wrxtrr.  ürdx.  d.  phye.  Psycho!.  l\  1908.  422.  495.  508  ff  ;  I !  V  I 
hl.  Paulan.  Db  Logik  auf  dem  flshilaiwrg«,  1908,  8.  329  ff.;  E.  Bacaxa,  Archiv 
f.  die  gesamte  Psycho! .  XV.  1909.   Vgl.  HeuUtnn,  Druekempfindengen,  Lokalisation, 

Tat  bt  dos  Produkt  der  Tätigkeit  (s.  <L\  oh»  ob»  daran  WIMisaiaiigii,  Aktivität 

Wesen*.  Dm  albm  Sein  „Tat"  ob  H— *^«g*  Tätigkeit  Mgrunde  bogt,  baren 
S<  heluso  („ProduEiereu").  Ercsax.  Jana*,  F.  C.  8.  Scsrniw.  Rot-roocx. 
Men«Uo\  Wcmdt  u.  o.  Vgl.  Kauen;  Db  WoH  oh  Tot*.  1905;  H.  Deltt,  Welt 
u.  Weltmoloa.   Bin»  Phllnsophb  doi  Linindlgsn  u.  der  Tot,  1872.   Vgl.  Ahtlrhaaa e. 

Tat  t  man  aol  (dos  biot  du)  heoogt  nooh  der  laiibiaan  ViibaOphllnsraab, 
doB  oder  scheinbaren  Vielheit  ron  Dingo«  oin  lifaalbnin  Selbst  (Anuv) 
liegt.    Vgl.  CbondogT»  l'pcnuUd  bei  Daves*»,  89  Unoniehoden.  1905.  187  ff. 

Tatenlelb    heiBt  die  da*  loh  überlebende  individust»  Oeo 
Wirkungen  (in  drn  Dingos,  im  goH  hohen  All  Bewußtsein).   8o  nooh  Facavrn  (Zend- 
Arests  I.  217;  II.  430).  Ba.  Will«.  Reha*  «.  e.    Vgl.  Dnotorrihohkott. 

Tätigkeit  (Aktion.  Aktivität,  *Wfr~s,  ortio.  oporotio)  ha  weiteren  Sinne 
iot  Wirksamkeit,  Äußerung  oiam  Krof  Urntrum».  Dkm»  wird  ursprünglich  onolog 
der  T.  im  engeren  Show,  d.  h.  der  unmittelboron  Ich-TaUgkeit  ouf gefegt,  die  taibj 
oh)  otrebende  ..Reaktivität',  teile  ob  SolbolHtigkoit  im  engsten  Sin»,  ob  WiUens- 
widDentoitigbM%tb»ofetbohe  Db| 

(gobtige)  T.  bt  weder  ein  Tun  hinter  dorn  Iwwußtsein  nooh  ob»  blol 

paVVCJelotcJlCfi    fbJt*fOPtsta?ft«,    9QQOaWe%  9tWM    QOeUlioUl ▼*Urt0fHD V    SptSttMaMMMe    ÜB 

liehen  BcwslbmlasnaaiaminaiBsn  oolhot  eich  Bse^ubados  und  bot  gowbo»  Gef  uhb 
und  Fmintadnwf  an  Momralra.  Vom  msUphysbuhss  8tondpunkte  liJt  sich  das 
•ach"  objektiver  Wliwisgsisiiiumpehlng«  ob  oin  System  tob  (reoktir-oktiren) 
Tltigkeiten  relativ  sslbsltitdiger  Bhihoiten  ■atfiaasa  (rgL  Voluntarismus,  Zweck, 
Ponpayohbmus). 

Ab  Übergong  ron  der  Potent  rar  Wirklichkeit  betrachtet  die  Tätigkeit  Abisto- 
tklbs  (s.  Energie,  Prexb).  Ebenso  die meisten  Scholastiker.  T.  („operetio",  ..actus 
seeundus")  bt  Verwirklichung  dm  Potentiellen.  8b  uiitwnbiihn  ..immanente" 
und  „transeunte",  btw.  intransitive  und  transitive  (über  dos  Titige  selbst  hinaus- 
reichende)  T.  („ortio  immanens,  transitns").  ferner  äußere  und  innere,  intellektuelle 
und  praktische  T.  (vgl.  Thomas,  Sum.  theol.  I  — IL.  3,  2  c;  I.  14.  5  ad  3.  Die  T.  ent- 
spricht  dem  Sein  (..operari  sequitur  ease".  Tgl.  Thomas,  Oontr.  gent.  IV,  7;  s.  auch 
Soawramuusa). 

Psychologisch  bestimmt  Lrrrs  die  T.  ab  ..strebende  Bewegung".  T.  wird 
unmittelbar  erlebt  (Leitfad.  der  Psycho!.»,  1908,  S.  8,  25).  So  auch  noch  anderen 
Psychologen,  wie  Brentano,  Witasee.  Keeibig.  Wcndt  u.  a.  (s.  Akt,  Wille),  wahrend 
nach  E.  von  Habtmann  die  T.  unbewußt  bleibt  (s.  Psychisch)  und  es  nach  manchen 
(Ziehen,  R. Wähle  u.a.)  überhaupt  keine  psychische  Tätigkeit,  keine  „Akte"  (n.d.)gibt 


Tatsache  —  Taylorismus.  655 


Nach  Wundt  tritt  bei  der  Willenshandlung  ein  „Gefühl  der  Tätigkeit  von  aus- 
geprägt erregender  Beschaffenheit"  auf;  es  ist  ein  „Totalgefühl",  ein  auf-  und 
absteigender  zeitlicher  Vorgang,  der  sich  über  den  ganzen  Verlauf  der  Handlung 
erstreckt  (Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  220,  vgl.  Apperzeption,  Wille).  Die  absolute 
Wirklichkeit  besteht  nicht  aus  Substanzen,  sondern  aus  „substanzerzeugenden  Tätig- 
keiten" (s.  Voluntarismus). 

Daß  in  allem  Wirklichen  Regsamkeit,  Tätigkeit  steckt,  lehren  in  verschiedener 
Weise  Heraelit,  Plotin,  Leibniz  (s.  Monade),  Voltaire  (Principe  d'action  I,  119), 
Schelling,  Hegel,  Ostwald  (s.  Energie)  u.  a.  (s.  Werden).  —  Absolute  Tätigkeit 
ist  nach  Fichte  das  „Ich"  (s.  d.)  mit  seinen  die  Welt  erzeugenden  „Tathandlungen" 
(Gr.  d.  gesamten  Wissenschaftslehre,  S.  1  ff.;  vgl.  Aktualitätstheorie).  Nach  Münster - 
berg  ist  der  Urgrund  der  Dinge  geistige  Tat  (Philos.  der  Werte,  1908,  S.  449  ff.). 
Schöpferische  Tätigkeit  ist  der  Kern  des  Wirklichen  nach  Bergson  (L'evolution 
creatrice,  1910,  S.  243),  Keyserling  (Das  Gefüge  der  Welt,  1906,  S.  263),  Joel  (Seele 
u.  Welt,  1912),  Lachelier  u.  a.  Vgl.  Rehmer,  Aligemeine  Psychol.2,  1905,  S.  353  ff.; 
Schuppe,  Gr.  d.  Erk.  u.  Logik,  1894,  S.  141  ff.;  Sigwart,  Logik  I2, 1889/90,  30ff.,  70ff.; 
Stöckl,  Lehrb.  der  Philos.  II8,  1912;  O.  Braun,  Grundriß  einer  Philosophie  des 
Schaffens,  1912  (Die  T.  ist  das  Grunderlebnis,  die  Grundkategorie).  Vgl.  Tat,  Akt, 
Aktivität,  Passivität,  Spontaneität,  Aktivismus,  Pragmatismus,  Denken,  Wille, 
Erkenntnis,  Handlung,  Arbeit. 

Tatsache  (vgl.  Lessing,  Schriften,  hrsg.  von  Lachmann  XI,  645;  Herder, 
„res  facti,  factum")  heißt  das,  von  dessen  objektivem  oder  realem  Bestand  man  über- 
zeugt ist,  was  als  wirkliches,  vom  Denken  zu  setzendes,  anzuerkennendes  Sein  (s.  d.) 
bestimmt  ist.  Die  Tatsachen  der  Wissenschaft  sind  nicht  von  selbst  „gegeben"  (s.  d.), 
sondern  werden  an  der  Hand  der  Erfahrungsdaten  mit  immer  weiter  gehender 
Annäherung  an  das  Erkenntnisideal  methodisch  erarbeitet  und  logisch  bestimmt: 
sie  sind  so  das  Ziel  der  Wissenschaften  (s.  Objekt,  Objektivität,  Realität,  Sein, 
Anpassung).  —  Diese  kritische  Auffassung  der  T.  vertreten  Kant  (vgl.  Idee,  Regulativ), 
Cohen  (s.  Sein),  Xatorp  (Archiv  f.  system.  Philos.  III,  V;  Die  log.  Grundlagen  der 
exakten  Wissenschaften,  1910),  P.  Stern  (s.  Gegeben),  Cassirer  u.  a.;  B.  Bauch 
(Studien  zur  Philos.  der  exakten  Wissenschaften,  1911)  u.  a.  —  Daß  die  Tatsachen 
aktiv  und  fortschreitend  erarbeitet  werden,  betonen  auch  James,  F.  C.  S.  Schiller 
(Humanismus,  1911),  Bergson,  Jerusalem,  nach  welchem  die  Tatsachen  vom  Geiste 
„geformt"  werden  (Einleit.  in  die  Philos.4,  1909;  5.  A.  1913;  Die  Logik  des  Unlogischen, 
„Zukunft",  XX,  Xr.  34,  1912)  u.  a.  —  Xach  Mach  u.  a.  besteht  die  Erkenntnis  in 
einer  „Anpassung"  (s.  d.)  des  Denkens  an  die  Tatsachen,  unter  welchen  die  erlebten 
Gegebenheiten  selbst  ohne  alle  „Zutaten"  zu  verstehen  sind  (so  auch  nach  Avenarius, 
Kleinpeter  u.  a.).  Vgl.  Wundt,  Philos.  Studien  XIII,  91  ff.;  B.  Erdmann,  Logik  I2, 
1907,  16;  Rickert,  Der  Gegenstand  der  Erkenntnis2,  1900,  S.  130 f.;  Schuppe,  Gr. 
d.  Erk.  u.  Logik,  1894,  S.  66;  Uphues,  Grdz.  d.  Erkenntnistheorie,  1901;  Bergson, 
Matiere  et  memoire5,  1909,  S.  201  f.;  Enriques,  Probleme  der  Wissenschaft,  I,  1910, 
S.  101  ff.;  Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  und  Wirklichkeit,  1912,  S.  53  1'.  Vgl. 
Erfahrung,  Erkenntnis,  Kritizismus,   Sensualismus. 

Tautologie  (lavtö  Xiyeiv,  dasselbe  sagen,  „idem  per  idem")  ist  der  Fehler 
der  Zirkeldefinition  (s.  d.). 

Taylorismus:  Psychol.  Prüf  ungs  verfahren  zur  Erzielung  von  Höchst- 
leistungen im  Wirtschaftsleben,  nach  dem  Erfinder  F.  W.  Taylor  benannt.  (Principles 
cd  scientific  management,   1911   u.  a.)     Vgl.   Psychoteclmik. 


SM  Te     -  TeilbarketL 


Te  ( chinesisch,  sprich  de):  was  die  Wesen  erhalt«,  um  iu  Mühte,  beißt  de. 
Übersetzt  mit  Leben.  Katar,  Gebt,  Kraft,  Tafrad.  Vgl.  Wilhelm.  Leo tee,  Taote- 
klng,  1915,  &  XVL 

Technik  (-ir,^,  auf  die  lijra,  „Kunst"  im  weitestes  Sinne  beafigbch)  ist 
jede  aktiv«  Umgcetslhiitg,  Formung  aus«  ßtotJee,  eine«  naturbeben  Obildeu  im 
Dienste  eines  nnrtnifnbees,  einen  Zweck«  oder  einer  Idee,  auch  die  Methode  dieaer 
Umgestaltung,  dar  gaataltrad  .  erhallenden  Tätigkeit.     Dia  T.   beruht   auf 

trifte,  mittels  daran  ar  dm  Na  tur  krel  te  hm  seinen  Dienst  steil  t  und  seinen 
anpaßt.  Die  T.  ist  sine  der  Wuraolo  dar  Uerrachsit  dra  Mcnecben  über 
das  Natur.  Kr  schreitet  dann  schlJefStrh  auch  tu  einer  soiislen  Technik  vor,  welche 
daa  niniiinnhiftahlia  im  Anne  eocielaumaaer  und  kultureller  Bedürfnisse  und 
Ideen  refeK.  Die  T.  ist  von  den  übrigen  Csshilden  das  ..objebivra  Geistes"  beeinflußt, 
wirkfuber  arlbst  auf  diese  (*.  B.  auf  die  Kunst,  die  Wiraashaft,  die  ProdukUoosf  orm ) 
zurück.  Bat  Psyohotecknlk  ist snewwasde»  rsvuholofk,  Lehre  vondar  Behmraohang 
der  psychischen  Organ iastinn  im  Dienste  gnwisesr  Ziele  (vgl.  Mrxensssso.  Psycbol. 
u.  Wirtaehaftsisben,  1912).  Vgl.  K.  Mau.  Daa  Kapital  I  (s.  Oeaehichm,  Soziologie); 
K.  VL»TSS,  Technik  u.  Kultur.  1906;  J.  WiBassn,  Natur.  Geist,  Technik.  1910; 
J.  GoLoamur.  Soxiologie  dar  T„  Internat.  Wochenachrift  111.  H   »  1912; 

Natost,  Sosialpadagogik*.  1904,  &  38  ff.,  SS;  Golbscsbio.  Höherentwicklung  und 
Mcenohenohonoiab  I.  1911  (Biotechnik);  Vaabuoss,  Dm  Philoe,  dm  Ab  Ob,  1911 
(T.  dm  Denkana);  K.  HasaiABoa  u.  J.  Btcb,  kfetaphyaik  der  T.  191 1  .  <  i  Kwalo. 
Kultur  u.  Technik.  Logos  III,  1912;  W.  BOMBAST.  T.  und  Kultur.  Archiv  f.  hoziaiwiss.. 
1912  (Abhängigkeit  aller  Kuhurgebarte  von  dar  T.);  E.  Karr.  Oruruilinien  einer 
Hiilosophie  dar  Technik,  1877;  UrejiMir»,  Philceopbie  der  Technik.  1917;  Fsasc*. 
Bios:  Dm  Oeaetae  dea  Lebens.  1921  (untersucht  die  Zusammenhange  zwischen 
Technik  und  Biologie). 

Teil  (Vf**.  !**•)  k»l  daa,  waa  durch  mrlsgands  Apperaeption,  Analyse  einer 
KnmpSPTJon  erhalten  wird  oder  ahm  durch  Verbindung  mit  anderen  eine  Einheit, 
ein  „Gansee"  ergibt.  Ee  gibt  homogene  und  heterogene  Teüc,  logische,  i 
reale  (physische)  Teile.  An  den  Voreteüungsinhalten  lassen  sieh  Teils 
aber  daa  aktiv-reaktive  Bewußtsein  selbst  besteht  sinkt  aus  „Teilen**,  sondern  gliedert 
m  „Momente"  einet  ninhuHUnli  smlhjrai  rinesears.  VgL  Asi*totslbs,  Met*- 
pbys.  IV  26. 1023  b  12  ff.;  Lmasu,  Mathem.  Werke  VII,  17  ff.;  Css,  Woltt.  Vernttnft. 
Gedanken  von  Gott , .  .1,  f  24;  HcstSBL,  Log.  Unterauch.  II,  1900/01.  34  ff.;  Unross, 
Psycho!,  dm  Erkennens  I,  1893,  89;  Lim,  Einheiten  u.  Relationen,  1901,  8.  45 f.; 
Siowabt.  Logik  1».  1889/93,  38,  41 ;  II*.  62,  247  ff.;  Basoaox.  Devolution  creat 
1910,  S.  228  f.  (vgL  Stetigkeit). 

Nach  dem  Nominalismus  (s.  d.)  gibt  ee  Teile  ah)  solche  nur  in  der  denkenden 
Unterscheidung  (Roscelix,  Shxoxa  u.  a.).    Vgl.  Teilbarkeit,  Efemrnt. 

Tcilbnrkelt  ist  die  Möglichkeit,  ein  Ganzes  in  Teils  zu  zerlegen,  sei  es  r 
mathematische  (ideelle),  sei  es  physische  Großen  (Stoffe).  Weder  der  Raum  noch  die 
Körper  sind  uns  ab)  aus  unendlich  kleinen,  sieht  weiter  teilbaren  Teilen  bestehend 
gegeben,  die  materiellen  Teile,  welche  empirisch-methodisch  gefunden  werden  (physi- 
kalisch-chemische ..Atome".  Elektronen  u.  dgL),  sind  nur  relativ  letzte  Teile,  relativ 
unteilbar.  Auch  ist  uns  nicht*  ab  aus  unendlich  vielen  Teilen  bestehend  gegeben, 
(.edanklich  und  mathematisch  bleibt  die  Möglichkeit  unendlicher  Teilbarkeit  ab  nach 
«iiUwMtlichemQmetmsichvoUziebendesydankhoheZerbgs 


Teleoklin  —  Teleomechanik.  657 


Teile  ins  Unendliche.  Diese  Teile  selbst  erzeugt  erst  die  Teilung,  sie  sind  vor  ihr  nicht 
gegeben.  Damit  fällt  die  Antinomie  (s.d.)  betreffs  der  Teilbarkeit  weg,  und  es  gilt, 
was  Kant  sagt :  „Die  Menge  der  Teile  in  einer  gegebenen  Erscheinung  ist  an  sich  weder 
endlich  noch  unendlich,  weil  Erscheinung  nichts  an  sich  Existierendes  ist  und  die  Teile 
allererst  durch  den  Regressus  der  dekomponierenden  Synthesis  und  in  demselben 
gegeben  werden,  welcher  Regressus  niemals  schlechthin  ganz  weder  als  endlieh,  noch 
als  unendlich  gegeben  ist"  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  411  ff.;  Metaphys.  Anf.  der  Natur- 
wissenschaft, S.  43;  vgl.  Einfach,  Unendlich).  Vgl.  Aristoteles,  Phys.  III  7,  207  b; 
Descartes,  Respons.  ad  I.  obiect.;  Spinoza,  Eth.  I,  prop.  XII  f.  (Unteilbarkeit  der 
„Substanz";  vgl.  Epist.  29);  Hobbes,  De  corpore,  c.  7,  13;  Locke,  Essay  concern. 
hum.  widerstand.  II,  K.  17,  §  12;  Leibniz  (s.  Unendlich,  Monade);  Berkeley,  Prin- 
ciples  CXXIVff.  (keine  Unendlichkeit  von  Teilen);  Hume,  Treatise,  II,  sct.  1  f.  (Das 
Räumliche  und  Zeitliche  besteht  aus  unteilbaren  Teilen);  Wtjndt,  System  d.  Philos.. 
II3,  1907  (das  Gegebene  als  Anschauliches  ist  stetig,  ins  Unendliche  teilbar,  seinem 
begrifflichen  Wesen  nach  aber  aus  einfachen  Elementen  bestehend);  Kroman,  Unsere 
Xaturerkenntnis,  1883,  S.  405,  426  ff.;  Bergson,  Mauere  et  memoire5,  1909.  —  Vgl. 
Atom,  Anzahl,  Unendlich,  Stetigkeit. 

Teleoklin:  zielstrebig  (0.  Kohnstamm). 

Teleologie  (teleologia,  von  riP.eios,  vollendet,  zweckmäßig,  zuerst  bei  Chr. 
Wolff,  Philos.  rationalis,  III,  §  85):  Zweck-  und  Zweckmäßigkeitslehre;  Erklärung 
des  Geschehens  und  der  Ordnung  desselben  mittels  der  Zweckidee,  aus  zwecksetzender 
oder  zielstrebiger  Tätigkeit.  Die  T.  tritt  in  verschiedenen  Formen  auf:  1.  Tran- 
szendenteT.,  nach  welcher  die  Zweckmäßigkeit  auf  von  außen  (durch  Gott,  die  Natur) 
gesetzten  Zwecken,  Zielen  beruht;  2.  immanente  T.,  nach  welcher  sie  aus  in  den 
Dingen  selbst  liegenden  Faktoren  (immanenten  Zweckursachen,  Zielstrebigkeit, 
Bedürfnissen,  Trieben,  Willensakten)  entspringt  („Auto-Teleologie",  „subjektive"  T.: 
Pauly).  Eine  Abart  der  transzendenten,  äußerlichen  T.  ist  die  anthropozentrische  T., 
welche  den  Menschen  als  Zweck  der  Schöpfung  auffaßt  und  alles  Geschehen  auf  ihn 
bezieht.  Den  Gegensatz  zur  T.  bildet  der  Mechanismus  (s.  d.),  doch  lassen  sich  auch 
beide  vereinigen,  etwa  zu  einer  „Teleomechanik"  (L.  W.  Stern,  Person  u.  Sache,  I, 
1906,  25).  Von  der  Physikotheologie  (s.  d.)  ist  die  Ethikotheologie  (s.  d.)  zu  unter- 
scheiden (vgl.  Kant,  Krit.  der  Urteilskraft,  §  85).  Vgl.  J.  Ehrlich,  Lehre  von  der 
Bestimmung  des  Menschen  als  ration.  Teleologie,  1842/45.  Vgl.  Zweck,  Dysteleologie, 
Kritizismus,  Xorm,  Denkgesetz,  Logik,  Pragmatismus,  Entwicklung,  Leben,  Urteils- 
kraft, Theodizee,  Übel,  Wert. 

Teleologischer  (physikotheologischer)  Gottesbeweis  ist  der 

Schluß  von  der  Zweckmäßigkeit  und  Ordnung  der  Welt  auf  Gott  als  den  Gestalter 
und  Ordner  der  Welt.  Dieses  Argument  findet  sich  bei  Sokrates  (Xenophon,  Mem.  1,4 ; 
IV,  3),  Platon,  Aristoteles,  den  Stoikern,  Cicero  (De  natura  deorum,  II,  5,  13  f.), 
Philon,  Tertullianus,  Augustinus  (De  civit.  Dei  VIII,  6),  in  der  Scholastik, 
bei  Leibniz,  Chr.  Wolff,  W.  Derham,  Herbart  (Metaphys.  I,  §  39),  Drobisch 
(Religionsphilos.,  1840,  S.  120  ff.)  u.  a.  Nach  Kant  ist  das  physiko theologische  Argu- 
ment zwar  kein  wahrer  Beweis,  aber  wir  müssen  uns  doch  die  Dinge  so  denken,  als 
ob  sie  das  Produkt  eines  göttlichen  Verstandes  wären  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  489; 
Krit.  d.  Urteilskraft,  §  35,  75;  vgl.  Ethikotheologie). 

Teleomechanik :  Ableitung  des  Mechanischen  aus  dem  Teleologischen 
(L.  W.  Stern,  Person  u.  Sache,  I,  1906,  25;  vgl.  S.  345  ff.). 

Eisler,  Handwörterbuch.  ac) 


gfjfj  Teleophoble  —  Temperament. 

Tctomaha-kie:  Sekt«  vor  der  Teesologie,  vor  Zwedumecbrn. 
Teleoai»:  organieche  VervaOlmanumag  (Haocxb.). 
I.  hpnthie  tit,JU.  »«Je*:  Femfahlm)  bei*  die  (vorgebliche) 

unmittelbarer  Werne,  dwob  eine  .Art  „Übertragung"  auf  den  Ifihaa ■■mim,  die  Back 
1fr omen  Md  einer  Art  radioaktiver  „Emanation"  berubt  (N.  Kons.  Die  Fmsnarhm 
der  psyohupbvamnmn  Energie,  1906).  An  eine  T.  glauben  Actirr*.  PABAOBLBtfa, 
SwBDKsnona,  Ricbbt,  J.Maxwbu.  (Annes  psycho!.,  IS,  1907),  Gpbxby  (Telepatkie, 
1867)  o.e.  VfL  hingegen  E.  Pabibb  (Zar  Kritik  dea  IsliBSthwcanB  Bleib—  Hnlin, 
1867);  A.  Lmun  (AbergUube  «.  1— bei  ei.  1906*;  die  T.  berubt  aaf  einem  Piastern) 
it.  *.;  Deeno ra.  Vom  Jimuif  der  Seele.  1918*.  116;  Zcbbo»ssb,  Dm  zweit»  Genickt. 
1913*;  BIbwalo,  Okkultmmue  and  Spiritkmw.  i960.    Vgl  nagpatlnit 

Trnmpeemjmemt  (temperememtmn,  Bf  6ms,  Mmokung)  ist  die  indlvidoett  vor« 
■rjalidinr  Diapnsltion  (s.  d.)  «ur  Knutrhung  von  Gsmltsbswagaiigan  (Gsfaklen. 
Affekten)  und  damit  viib— itenio  Wllkmaregvngen  «ad  Vmilillingntllnlio,  «ine 
Deeonoere  ax\  «er  uemom-  ona  vi  iiN'nmiii  guaiwii.    <#»asr  mm 

dorek:  1.  SekneUigkeH  (T  ■inhtigkalt,  Lebkeitigkeit)  +  Marke  (Tiefe); 
2.  SehnelUgkoJt  +  ßekwieke;  1. 1  ■ngMmboil  +  Starke;  4.  i.ingmmkett  +  Beksrnsas 
der  Butglrmkrit  der  Oer^f*»  1****^  ■"—*%—*  tt^gyty»— rf  R»«ktionen  des  Gnmtee 
(vgl.  Wüwot.  Grda.  d.  pkymoL  Psycho!.  HI».  1906,  667  ff.).  Den  T.  ist  teiki  phyam- 
logmak,  tafle  peynhnioginnb  bedingt  «nd  iet  mm  Teil  in  den  rertr  hkiiienen  Ub»n»eitsrn, 
bei  dm  unublioeiiea  Gamihhuhmin  and  vor oukii  denea  Bamea  and  Völkern  vor- 


Physiologisch,  aas  einer  beeonderen  Mischwng  der  Elemente  dm  Körper»  erklären 
den  Temperament  Ebteoobubi  (vgl.  Tkoopareai,  de  man.  1 1 K  PIatpb  (Tism  ss.  86 A ; 
Republ.  III.  f  11).  Abmtotblb*  (De  pari.  nnim.  1.  I  f.)  u.  e^  kmnadem  HnvosaaTae 
naok  de«  „vier  Hauptaiften":  Hat  (eangms).  Schleim  (pkmgma).  echwar»  GaOe 
{p*Amyx*A4),  gelbe  oder  weiBe  Geile  (z»24);  neck  dem  Überwiegen  eine»  dieser  Seite 
undru^bderVerbindaagdeieelbtpgibtmdie  iiiiibiirkm 
(De  nator.  bomin.  4%  baw.,  wie  Galbwcs aaafakrt,  acht  Temperamente  (, 
De  temper.  I  6;  8;  II.  IX).    Dient  Lettre  orklrt  «ich.  ao 
physiologieeben  Grundlage  ■hgnlait,  bie  in  die  Neaarit .     AnsUtt  der  Safte  sinkt 
Pabacelscs  die  Bestandteile  Sah,  Merkur,  Schwefel  heran,  A.  von  Halle»  dm  Starke 
und  Reizbarkeit  der  Nervenfibern  (Eiern,  physiol.  IL  5,  sct.  2).    Arn  der  lfmcbnng 
..geistiger"  und  „tierischer"  Kraft  leitet  daa  Temperament  Putm  ab  (PhUoe. 
Aphoriemen»,  II.  f  579  ff.).    Kart  anteracbeidet  T.  dea  Gefühle  und  der  Tätigkeit, 
deren  jede»  mit  Erregbarkeit  (intensio)  oder  Abapannung  (remkain)  der  Lebenekraft 
verbunden  eein  kann  (Antkropol.  IL  f  87).    Kack  Scbubbbbacbbb  berubt  daa  T. 
auf  dem  GegeneeU  von  Wecbeel  und  Dauer.  Pamivitat  und  Aktivität  (PsycboL, 
S.  301  ff.),  nach  Huiait  auf  der  Starke  oder  Schwache  dm  Lebenmyetema  (WW.  IX, 
Krhrbach,  S.  339  ff.).    Nach  Loni  gibt  ea  reizbares  und  apathiechea  T„  mit  etarken 
oder  achwachen  Reaktionen  (Medizin.  Peychol.,  1852,  S.  562;  vgl.  Haoemajcx,  Psycho!.', 
1911,  S.  541  f.,  HörroiKO,  Piycbol.',  S.  447  ff.  u.  4.).    Kach  N.  Ach  iat  dae  T.  nicht 
vom  Gefühl,  sondern  diese«  vom  Willen  abhangig.  der  wieder  durch  das  T.  beeinfluß« 
i»t  (Über  den  Willensakt  und  daa  T..  1910).  —  Vgl.  DntcMEW,  Die  Lehre  von  den 
Temperamenten.  1804;  HanrnoTH.  Psycho!..  1827,  8.  262 ff.;  C.  G.  CAnrs,  Symbolik, 


Temperaturempfindungen  —  Terminus.  659 

1853,  S.  30 ff.;  Ribot,  Psychol.  des  sentiments,  1896,  S.  371  ff.;  Fouillüe,  T.  et 
caractere,  1895;  Paulhan,  Les  caracteres,  1894;  E.  Hirt,  Die  Temperamente,  1905; 
Muczynski,  Die  Temperamente,  1907;  Met/mann,  Intelligenz  und  Wille,  1908; 
B.  Hellwig,  Die  vier  Temperament«  bei  Kindern10,  1909;  Die  vier  Temperamente 
bei  Erwachsenen7,  1909;  Heymans,  Über  einige  psychol.  Korrelation,  Zeitschr.  f. 
angew.  Psychol.,  1908;  Heymans  u.  Wieksma,  Zeitschr.  f.  Psychol.,  1901;  Klages, 
Prinz,  d.  Charakterologie,  1910;  Elsenhans,  Charakterbildung,  19152;  Shand,  Foun- 
dations  of  character2,  1920;  Kketzschmer,  Medizin.  Psychol.,  1922.  —  Vgl.  Charakter. 

Temperaturempfindungen  sind  Empfindungen  des  allgemeinen  oder 
Hautsinnes  (s.  d.)  und  umfassen  den  Gegensatz  von  (kontrastierenden)  Wärme-  und 
Kälteempfindungen,  für  die  besondere  Stellen  der  Haut  besonders  empfänglich  sind 
(Wärme-,  Kältepunkte).  Vielleicht  entstehen  sie  durch  die  „Rückwirkungen,  welche 
die  vasomotorischen  Innervationen  durch  Ab-  oder  Zunahme  des  Blutzuflusses  zu 
den  Nervenverzweigungen  der  Haut  hervorbringen",  also  auf  Grund  einer  chemischen 
Reizung  (Wundt).  Sie  entstehen  nur,  wenn  die  äußere  Temperatur  von  der  Eigen- 
wärme der  Haut  verschieden  ist  (Steigen  und  Sinken  derselben  über  bzw.  unter  den 
„physiologischen  Nullpunkt  als  Bedingung  der  Wärme-  bzw.  Kälteempfindung; 
leichte  Adaptation  der  Haut-  an  die  Außentemperatur).  „Konträr"  ist  die  durch  Reizung 
der  Kältepunkte  seitens  schwacher  Wärmereize  entstehende  Wärmeempfindung, 
„paradox"  die  durch  starke  Wärmereize  entstehende  Kälteempfindung  (Kiesow, 
Philos.  Stud.  XI,  145).  Die  Unterschiedsschwelle  beträgt  etwa  1/6°  C  —  1/20°  C. 
Vgl.  Lotze,  Medizin.  Psychol.,  1852,  S.  411  ff.;  Wündt,  Grdz.  d.  phys.  Psychol.,  II5, 
1903,  6  ff.;  Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  56  ff.:  Goldscheider,  Gesammelte  Abhand- 
lungen, I,  1898;  Alrutz,  Zeitschr.  f.  Psychol.,  47.  Bd.,  1908;  Arbeiten  von  Blix, 
M.  v.  Frey  u.  a.;  Fröbes,  Lehrb.  d.  experim.  Psych.,  I,  1917,  133  f. 

Temporalzeichen  s.  Zeit. 

Tendenz  (tendance):  1.  Neigung,  Abzielen:  2.  Streben  im  weiteren  Sinne, 
Gerichtetsein  einer  (gehemmten)  Kraft,  Spannimg  zur  Bewegung;  3.  Richtung  eines 
Geschehens,  einer  Entwicklung,  zu  erwartender  Fortgang  derselben  in  bestimmter 
Richtung.  Vgl.  Leibniz,  Philos.  Hauptschriften,  I,  256 ff.;  Cohen,  Ethik2,  1907, 
S.  127  ff.;  Natorp,  Sozialpädagogik2,  1894,  S.  46,  56  f.;  Stammler,  Wirtschaft  und 
Recht2,  1896,  S.  302;  M.  Adler,  Marxistische  Probleme,  1913.  Vgl.  Streben,  Richtung, 
Geschichte. 

Terminalfunktion  nennt  Avenarixjs  die  Bestimmung  der  Grenzpunkte 
eines  wahrgenommenen  oder  vorgestellten  Objekts  als  solchen  und  mithin  die 
Bestimmung  jeder  psychologischen  Begrenzung  überhaupt  (Zur  Terminalfunktion. 
Aus  A.  Nachlaß,  1913.) 

Terminismus  (von  terminus,  Ausdruck,  Begriff,  Zeichen)  ist  die  Lehre,  daß 
die  „Universalien"  (Gattungen,  Arten,  das  Allgemeine)  nur  als  (natürüche)  begriffliche 
Zeichen,  Vertreter  für  Klassen  ähnlicher  Objekte  Geltung  haben  (Occam  u.  a.).  Vgl. 
KÜTHMANN,  Zur  Geschichte  des  T.,  1911;  L.  Kugler,  Der  Begriff  der  Erkenntnis 
bei  W.  von  Occam,  1913.  —  Vgl.  Allgemein,  KonzeptuaUsmus. 

Terminus  («fyos,  eig.  Grenze,  Grenzmarke):  Begriff,  Urteilselement,  das 
Wort  als  Begriffsausdruck.  W.  von  Occam  unterscheidet  „terminus  vocalis"  und 
„t.  mentalis"  (Log.  I,  1;  3;  s.  Allgemein). 

Die  „termini"  des  Schlusses  (Sqoi,  &%qo)  sind:  Oberbegriff  („t.  maior"),  Unter- 
begriff  („t.  minor")  und  Mittelbegrifi'  („t.  medius").    Der  erste  kommt  im  Obersatz 

42* 


Ternar        Theumu«. 


vor  und  tat  im  SchlunaaU  Prädikat,  der  mite  ist  Untemü  «ad  kt  im 
Subjekt»  der  dritte  in  beide«  Prlwiim  (a.  d.)  «nd  fallt  im  Scalufkate  «na,  da  er 
«oo  Ober»  «ad  Unter  begiiff  verndttemde  Holte  spielt.  —  Vgl. 


Trrnar :  Draneit,  von  Getet,  8eeJe,  Leib  oder  roa  Gott  ab  Eraeoger  (Vater). 
(Sohn),  Gate»  (Baaoeb,  Ober  dea  Urteraar.  1816:  rgl.  Gott). 


I  <  i  (iuan    romparationla:    diejenige,    worin  twei   »ergliobene  Objekte 
ubereinatimmen. 

i     i  tiiim  nun  dntar  («kt  Dritte»  bteteki  nfekt)  «.  Exotaai  teriii. 


Tests  kl  dar  dlffcaaattettea  ra/nbnlajte 

ibretande.     Vgl.  Sr«a».  Di«  dtffareataaUe  Pe yenologte ',  1980. 


TetraUtj«  [tttf+ntii):  labegriff  der  rter  «raten  labten,  darea 
Zabl  10  ergibt  (Prthagoreer). 

I.  i.ul,  i u 

i  l.iiuatUaaa«  (Mnua,  Tod):    Lear»  roa  dar  tHwbNiakeal  dea 
(Habckbu  W«ltrlteaL  1899,  8.  119  ff). 

Theleaaaa  (*«*«,  Gott)  ut  dar  Glaube  aa  eine«  prnftrdioba«,  einheitlich- 
selbständigen  and  ■rlbatbaaruflten,  „telmmUgan".  roa  dar  Welt  rereoatedenea,  «bar. 
«wltDoba«  (traiaaenoanton)  Gott,  dar  dte  Welt  geeobeffin  bat  oder  ewig  echafft.  Dar 
gern! tagte  Tb.  betont  «eben  dte  Tranaaaadeaa  aucb  dte  Immanent  Gottoa  oder  deaaen 
Wirken  in  der  Welt,  dar  Pattentkeiamue  (a.  d.)  daa  EJabiMikloanaaiii«  der  Welt  In 
Gott  (•.  d.). 

Der  Tb.  im  laajn«  Sinn«  wird  oft  vom  ..Dekmu«"  (s.  d.)  untereebieden.  So 
glaubt  naok  Kaut  dar  Datei  an  einen  Gott,  dar  Tkatet  aa  einen  „liln«iag«a  Gott 
(Krit.  d.  rein.  Vera,  8.  4M);  er  aclbet  eartritt  atoaa  ,,moraltenh«n  Theismen  (Vorka. 
über  dte  pkiloa.  Religionetebxe,  8.  »f.;  rgL  Morabacker  Bovate).  -  Tbetetoa  atnd 
l*xoox,  dte  awtetea  Soholastikcr.  Descabtes,  Locke,  Leib*u,  Bnaat.Br. 
Cam.  Woltt,  Jaooat,  Fama,  Gürraaa,  Uanaanr,  Beseee.  FaoBaTiamaa, 
>i.  Fische»  (Dte  Idee  dar  Gottheit,  1839),  Dbctixobb,  W.  Ro«exe«axte. 
TanvDSLBxaCBO  u.  a.  Den  „«peknUtiren  Tb.  mtieaaa  C.  H.  Wo»  (Dte  Idee  dar 
Gottheit,  1833),  Wurm  (Dte  «pekul.  Idee  Gottoa,  1845),  EL  Scaauas  (Gott,  H 
und  afenech.  1857).  WnasaxaoBX  (Vorlee,  Ober  den  Paathekmue  u.  Thekmue,  186«), 
1.  H.  Ficht«  (Über  dte  Bedingungen  dee  epekaL  Tbeiamua.  1835;  Spekulative  TbeoL, 
1846—17;  Dte  tbeiatteche  Weltanskht,   1873),   l'uuci  (Gott  u.  di.  1861). 

J.  Sbxoleb  (Dte  Idee  Gottoa,  1845-52).  F.  HorntAXX  (Tbeiamua  u.  Pantheiamue, 
1861)  u.  a,  Tneiaten  aind  ferner  Th.  Webeb,  L.  Schmd,  Tbahxdobjt,  R.  Setdel. 
F.  Ruhme«  (Wiaaenackaft  u.  Leben.  1871  f.).  H.  Späth  (Welt  u.  Gott,  1867;  Th.  und 
Pantbeiamua,  1878).  X.  StCbcejw  (MeUphya.  Eeeeye,  1882).  A.  L.  Kym.  J.  Em.« 
(Gr.  d.  Philo...  1892).  Dobxk«,  Class,  Stölele.  Gbyse»  (Daa  philo«.  Gottoeprobtem, 
1899),  Stöcbx,  GCTBBBJ.BT.  Haoemaxx,  Bbaio,  Commek,  Reine  B.  Des  nebt.  KOltb, 
ScHWABTEEorrr,  Wyxbxhx,  Waaimjmaa,  Jeecsalem  u.  a„  Fbaskb  (Philo«,  ol 
Tbetem.  1899),  J.  Lixdsat  (Reoent  Adranoea  in  Tbetetic  Philoa.  of  ReUgioa,  1897). 
Mabtixbau,  Romanes  (A  candid  Examination  of  Theiam.  1878).  Rotcb  (The  Ooeoapt 
of  God,  1897),  J.  Wabd,  James,  Jostu«  (Prolegomena  tum  Th.,  191 1 )  u.  a.  —  VgL  Gott, 
Person,  Scholastik,  Dualismus,  Henothekmue. 


Thelematologie  —  Theophanie.  661 


Thelematologie:  Lehre  von  der  Natur  und  den  Wirkungen  des  Willens 
(Cbusics,  Feder  u.  a.:  vgl.  Windelband,  Über  Willensfreiheit,  1904,  S.  66  ff.). 
Vgl.  H.  Kbatz,  Theletik,  1891. 

Thelismus  (Thelematismus)  s.  Voluntarismus. 

Theodizee  (theodicee,  von  d-eös.  Gott  und  öUaios,  gerecht)  ist  die  Recht- 
fertigung Gottes  gegenüber  den  Übeln  und  Unzweckmäßigkeiten  in  der  Welt,  die  mit 
der  All  Weisheit,  Allmacht,  Alliebe  Gottes  nicht  vereinbar  zu  sein  scheinen  (vgl.  Kant, 
Über  das  Mißlingen  aller  philos.  Versuche  in  der  Th..  1791).  Durch  Erklärung  der 
Existenz  oder  Notwendigkeit  des  Übels  wird  der  Zweifel  an  der  Existenz  einer  dem 
Vollkommenheitsideal  entsprechenden  Gottheit  begegnet  (s.  Übel).  Eine  Th.  ver- 
suchen im  Altertum  besonders  die  Stoiker,  in  der  neueren  Philosophie  besonders 
Leibniz,  der  eine  „Thöodicee"  verfaßte  (1712).  Vgl.  A.  Jung,  Panazee  u.  Th.,  1875; 
R.  Wegeneb,  Das  Problem  der  Th.  in  der  Philos.  und  Literatur  des  18.  Jahrhunderts, 
1909;  J.  Kbemeb,  Das  Problem  der  Th.  im  18.  Jahrhundert,  1909;  O.  Lempp,  Das 
Problem  der  Th.  in  der  Philos.  und  Literatur  des  18.  Jahrhunderts,  1910;  H.  Lind  Ar, 
Die  Th.  im  18.  Jahrhundert,  1911 ;  K.  Wolf,  Schillers  Th.,  1909.  —  Th.  bedeutet  auch 
philosophische  Lehre  von  Gott  (vgl.  Gutbeblet,  Lehrb.  der  Philosophie  I4,  1906). 

Theogonie:  Götterentstehung  und  Lehre  von  derselben,  bzw.  den  Gottes- 
vorstellungen (Hesiod  u.a.;  vgl.  Schelling,  Philos.  der  Mythologie,  S.  123  ff.: 
Fecebbach,  Th.,  1857). 

Theologie  (d-eoAoyia):  Götterlehre  (vgl.  Aristoteles,  Metaphys.  III,  4, 
1000  a  9),  Gotteslehre,  wissenschaftliches  System  der  Religion  (seit  Abaelabd).  Die 
Scholastiker  unterscheiden  (seit  Raymttnd  von  Sabtjnd)  natürliche  (rationale) 
und  geoffenbarte  Th.  Ferner  spricht  man  von  einer  ,, mystischen"  (symbolischen)  Th. 
(Joh.  Gebson,  De  myst.  theol.  6),  von  einer  „affirmativen"  und  „negativen"  Th. 
(Psetjdo-Dionys,  De  myst.  theol.  1  ff. ;  Joh.  Scottjs  Ebttgena,  Nicolaus  Ccsancs, 
De  docta  ignorantia  I,  24,  26,  u.  a.;  vgl.  Docta  ignorantia,  Mystik).  —  Die  Scholastik 
unterscheidet  scharf  zwischen  Philosophie  (s.  d.)  und  Th.;  erstere  beruht  auf  dem 
„Licht  der  Vernunft",  letztere  auf  dem  „Licht  der  Gnade"  (vgl.  Thomas,  Sum.  theol.  I, 
1,  2).  Nach  Dttns  Scottjs  ist  die  Th.  keine  strenge  Wissenschaft,  sondern  mehr  eine 
praktische  Disziplin  (In  1.  sent  prol.;  vgl.  III,  d.  24,  1).  —  Eine  „spekulative",  den 
Gehalt  der  Religion  und  der  Dogmen  philosophisch  interpretierende  Th.  begründen 
Schelxjng,  Baadeb,  Güntheb,  Hegel,  I.  H.  Fichte  u.  a.  —  Nach  L.  Feuebbach 
ist  das  Geheimnis  der  Th.  die  Anthropologie,  denn  Gott  (s.  d.)  ist  nichts  als  das 
„vergötterte  Wesen  des  Menschen"  (WW.  VTII.  20).  —  Vgl.  Theologia  deutsch, 
hrsg.  1907;  Spinoza,  Theol.-politischer  Traktat,  K.  15;  Chb.  Wolff,  Theologia 
naturalis,  1736;  Kant,  Krit.  d.  rein.  Vera.,  1781;  Vorles.  über  die  philos.  Religions- 
wissenschaft; Schleiebmacheb,  Kurze  Darstellung  des  theol.  Studiums,  1811; 
I.  H.  Fichte,  Spekulat.  Theologie,  1846  f.;  Wernes,  Geschichte  der  kathol.  Theol.2, 
1889;  Dobneb,  Gesch.  der  protestantischen  Th.,  1867;  E.  Catbd,  Die  Entwickl. 
der  Th.  in  der  griechischen  Philos.,  1909;  Tboeltsch,  Die  wissensch.  Lage  u.  die 
Anforderungen  an  die  Th.,  1901;  G.  Wobbebmin,  Grundprobl.  der  systemat.  Theol., 
1899;  Th.  u.  Metaphysik,  1901;  K.  Thteme,  Philos.  Studien  XX;  Reischle,  Th.  u. 
Religionsgeschichte,  1904;  J.  M.  Vebweyen,  Philosophie  u.  Theologie  im  Mittel- 
alter, 1911.  —  Vgl.  Gott,  Religion,  Wissen,  Metaphysik  (Aristoteles). 

Theophanie  (d-eocpdveta,  theophania):  göttliche  Erscheinung,  Offenbarung 
Gottes  in  der  Natur  und  in  der  Seele  (Joh.  Scotüs  Erit/gena,  De"divisione"naturae  I, 


Theorem         Theo»ophle. 


7  ff.;  III.  4.  19;  V.  25).  in  der  Onsnhlshto  (SonUDM»  HsoB.  s.  «.).    Vgl.  F. 
Theopbaaie.  1865.    Vgl  Offenbarung. 

Theo  res«:   l>br«su  («.  d). 

Theoretisch  (9-fipimis,  sfmoaletivus):  auf  dm  Theorie,  die  Erkenntnu 
lriif*#.  «Isr  Theorie  »rrh,  «kmnmhsflnVh. «in  Bris  (sieht  Sollen)  sum  Gegeostasde 

(•.  d.)  wird  «ntwsuhfades.   Vgl.  Asistothlss,  msmphys,  V  1.  1015  b  15.  Vgl.  Philo, 
sophie.  Prektierh.  Wl ulifl, 

Themrie  {9*mflm)  holt«  ursprtnglieh  ftMr  sohlung.  yliUp  Anschauung. 
Th.  in  neueren  8bme  bedeutet  1 .  dm  Gem<cmatt  cur  Prasm  (e.  d.y.  dl»  Uot»  Erfcmttttk; 
2.  eines  Gegaseets  mr  Erfahrung  (im  8inne  der  Empirie),  dm  Unilfftlnlw  Erklärung 
einer  Tataarhcngiuupo,  die  methodische  Ableitung  dseesllmn  im  ein*m  einteilt  lii  lern 
Prinzip,  mm  itlpmilnio.  CTintoin.  oft  ob  AbschmS  einer  Hypothese  (..  d.)  oder  eh) 
Hypothese,  dm  «ich  an  der  Erfahrung  dauernd  bewahrt  hol.  Der  Wort  einer  Th. 
besteht  in  ihrer  Ihannlanjhin  ZeinfcmlJhjfcoil»  d.  h .  in  ihrer  Eignen«  nr  fslitafJii 
Imhorroohoag  (Ordnen«.  VseshsJmrUmhusg)  de*  Oigshassa.  Vgl.  AsmoTaxs«, 
hfctephy».  Xn  7.  1071  b  U  (Dm  Th.  öl»  hBahUn  Ort);  Hckbu  Log.  Untersuch.  I. 
232;  WoiroT.  Logik  I*.  1905.  44« ff.;  Bomun,  Pn|.Mmi-ni— ah.  Sehrtfteu.  1905. 
8.  75 ff.;  Poctcas*.  Wimrmdmlt  und  Hypothese,  1905,  «od  DwssM,  Hol  m.  Struktur 
der  phyuihal.  Theorie,  1909  (Dm  WuTtluMuha,  Konventionell*  in  der  Tb);  Mach. 
Wärmelehre».  1900.  8.  999.  451 ;  Ja* es,  ftagmaflamisi.  1909,  8.  99  ff .  (dm  Th.  ob 
..Wetkaeug");  F.  C.  8.  Scsnxsn,  Hnmsiimmus,  1911;  Formal  Logic.  1919.  -  Vgl. 
Hypothese.  Physik,  Pr«fai«lsssm\  VolnnUimmnm.  Vernunft  (praktische),  Aktivismua, 
Pmxm. 


Tlieofla  (Armm*  denVetio):  VnmiHssf,  Verthnttehnag  der  Seele  mit  Gott, 
Aufgehen  derselben  m  Gott,  Vereinigung  mit  der  Gottheit  m  der  „unio  myrtics" 
eis  höchstes  Sei  und  Gut.    So  noch  Plato*  (4^ote9o9mt  &*+,  Republ.  X.  6 
Phoed.  OtBff.),   Pblov  (Leg.  ellegor.  III.  9).   Pumv  (Enneed.  U1;VM1 
Pastroo  Diokti»  (De  eccke.  hier.  9).  Jos.  Score«  Ehtcokxa  (De  divia.  n»t 
3fU  Meister  Eckbast  (Deuteche  Mystiker  II,  543«.).   Nicolai»  CvsAXt»  (De 
filiat.  Dei,  f.  57.  l\  Pico  toh  Maahdola.  Massolit»  Ftcnrom,  Asssu»  Stlsstc«, 
J.  Böhms,  Ficstb  (Anweisung  tust  seliges  Leben)  u.  a.     Vgl.  Mystik.  Nirwana. 
SmSSSSJmwL 

Theonophle  (»eoeep/s,  Gotteeweieheit):  mystische,  unmittelbnre  Schaumig 
und  Erkenntnis  Gottee;  höhere«  Wimen  um  Gott  und  die  gotthohen  QssSmv 
nime  der  Sohöpfunp.  Theoeophen  sind  die  NeuplatoniW.  C.noatiker  (s.d.). 
Mystiker  (s.  d.\  V.  Wamst,  K.  Scswwcsrsu»,  8.  Fhavck.  J.  Böhms. 
E.  8WKDEXBOS0  (Theo).  Schriften,  hrsg.  1904).  OrrtMous,  Baadbb  (WW 
Schbluso  (vgl.  C.  Fra.vtx.  S.a  poait.  Philos.,  1979 f.).  St.  Mastix  (Le  ministerc 
da  l'honune  d'caprit,  1802,  u.  s.)  u.  s.  Zu  einer  Ober  «im  Erdteile  verbreiteten  Sekte 
wt  die  Tbeosophie  im  19.  Jahrhundert  vor  allem  durch  H.  P.  Blavatsht  und  H.  Sthll 
Olxott  geworden.  ..Theosophieche  Gesellschaft".  1875.  Seit  1879  Hauptsiu  Adyar 
in  Indien.  Seit  1907  Vontitxender  A.Bbsast.  Devon  tweigte  sich  1913 die.. Anthropo. 
sophische  Gcsellschsit"  ab,  Vorsitz  Rudolf  Srxarre.  Ziel  der  Theosophie  Ist 
„Erkenntnis  der  wahren  Menechennstur  oder  des  göttlichen  Wesen«,  das  sUrm  Dasein 
als  Einheit  zugrunde  liegt".  Das  wichtigste  Mattel  dazu  ist  Erkenntni»  der  „in  der 
Natur  waltenden,  noch  wenig  bekanntes  Gesetae  des  Geiste« 


Theosophie.  ß&3 

Entfaltung  der  im  Menschen  noch  schlummernden  höheren  Seelenkräfte".  —  Der 
Mensch  ist  zusammengesetzt  aus  7  Grundteilen:  Körper,  Lebenskraft,  Astralleib, 
Tierseele,  Menschenseele,  Geistseele  und  Geist.  Durch  deren  Entwicklung  steigt  der 
Mensch  stufenweise  empor  im  kosmischen  Alleben.  Als  Bindeglied  zwischen  den 
niederen  und  den  höheren  Grundteilen  dient  die  „Menschenseele"  (auch  Manas  oder 
Denker  genannt).  Kraft  dieser  Denkkraft  kann  der  Mensch  sich  über  das  Irdische 
zur  Allgottheit  erheben.  Vermittels  dieser  Vergeistigung  wird  das  Individuum  eins 
mit  dem  Makrokosmus,  Gott. 

Die  Kosmologie  der  Th.  ist  mystisch-pantheistisch.  Gott  ist  „die  eine  Kraft, 
die  eine  Quelle,  welche  alles  Dasein  ernährt,  aus  der  alles  Dasein  fließt  und  zu  der 
alles  zurückkehrt*'.  Gott  ist  der  Allgeist,  geistige  Grundlage  des  Weltalls.  Die  Welt 
selbst  ist  der  Lebensprozeß  in  der  Gottheit.  In  sieben  Ebenen,  die  in  der  siebenfachen 
Natur  des  Menschen  ihr  Abbild  haben,  schichtet  sich  die  Welt  übereinander.  Die 
niederste  ist  die  physische  Ebene,  die  höchste  das  Eingehen  aller  Individuen  in  das 
Alleine,  das  Pari-Nirwana.  —  Ziel  des  menschlichen  Lebens  ist  die  Entsinnlichung, 
die  Vergottung.  Das  geschieht  nicht  in  einer  einzelnen  Inkarnation,  sondern  in  viel- 
facher Wiederverkörperung.  Es  handelt  sich  freilich  nicht  um  eine  Wiedergeburt  des 
empirischen  Individuums,  sondern  „um  das  Wiederoffenbarwerden  des  himmlischen 
Menschen  in  einer  neuen  Persönlichkeit".  Neben  der  Reinkarnation  ist  die  Karma- 
lehre ein  Hauptbestandteil  der  Theosophie.  Karma  ist  „das  Gesetz  von  Ursache  und 
Wirkung  auf  der  geistigen,  moralischen  und  physischen  Ebene".  Es  ist  das  Gesetz 
des  Ausgleichs  im  Menschenleben.  Jede  Tat,  jedes  Wort,  jeder  Gedanke  haben  nicht 
nur  äußerlich  sichtbare  und  zu  berechnende  Wirkungen,  sondern  auch  „innerliche". 
Diese  inneren  Wirkungen  formen  im  Augenblick  des  Todes  den  Keim  unseres  künftigen 
Geschicks.  Karma  ist  danach  im  besonderen  „die  Gesamtheit  der  aus  dem  Ego  selbst 
hervorgerufenen  Ursachen".  Jede  Reinkarnation  schafft  so  ein  neues  Karma,  bis  die 
Nirwanastufe  erreicht  ist.  Die  geringste  Zahl  der  Reinkarnationen,  die  sich  außer 
der  Erde  auch  auf  andern  Planeten  abspielen,  ist  800.  —  So  verquicken  sich  in  der 
Theosophie  brahmanistische,  buddhistische,  christliche  Elemente  mit  modern- 
evolutionistischen,  auch  spiritistischen. 

Die  neueste  Entwicklung  der  Theosophie,  die  Anthroposophie,  ist  besonders 
von  Rud.  Steixer  herbeigeführt,  der  mehr  im  abendländischen  als  im  asiatischen 
Kulturkreis  seine  Anregungen  sucht.  —  Die  anthroposophische  Erkenntnis,  das 
„Hellsehen",  wird  durch  eine  komplizierte,  aber  erlernbare  Praxis  gewonnen,  durch 
die  die  höheren  Fähigkeiten  des  Menschen  ausgebildet  werden  (Geheimschulung). 
Den  Anfang  macht  eine  „Grundstimmung",  der  „Pfad  der  Verehrung".  Darauf  folgt 
die  Schaffung  von  Augenblicken  „innerer  Ruhe".  In  diesen  erwacht  der  „höhere 
Mensch".  Er  findet  sich  in  der  „Meditation".  Auf  drei  weiteren  Stufen,  1.  der  Vor- 
bereitung, 2.  der  Erleuchtung,  3.  der  Einweihung  steigt  der  Geheimschüler  dann 
empor.  Die  Vorbereitung  besteht  in  einer  ganz  bestimmten  Pflege  des  Gefühls- 
und Gedankenlebens.  Dadurch  werden  Seelen-  und  Geistesleib  mit  höheren  Sinnes- 
werkzeugen und  Tätigkeitsorganen  begabt.  —  Die  „Erleuchtung"  geht  von  ein- 
fachen Vorgängen  aus,  gewisse  Gefühle  und  Gedanken,  die  in  jedem  Menschen 
schlummern,  gilt  es  zu  erwecken.  So  bilden  sich  „Hellseherorgane",  „Geistesaugen". 
Damit  sieht  man  „seelische  und  geistige  Farben".  Die  höchste  Stufe  ist  die  „Ein- 
weihung". Nach  mehreren  „Proben"  betritt  der  Schüler  den  „Tempel  der  höheren 
Erkenntnisse".  Hierüber  gibt  die  exoterische  Lehre  nur  Andeutungen,  der  Ein- 
zuweihende erhält  den  „Vergessenheitetrank",  den  „Gedächtnistrank"  usw.  — 
Ergebnis  des  „Hellsehens"  ist  vor  allem  die  Wahrnehmung  von  Gebilden  wie  „Rädern" 


00|  These     -  Theurfie 


Psilinnanhaliinsngsn  Es  emd  dts  „Wnnasorganf  der  Seele**.  Von  dar 
dar  »ehmbstlltfrigaa  Lotosblume  a.  B.  klagt  da»  E»  wer  bang  gewiaeer  Fähigkeiten 
ab.  Von  dar  latajiaJktoBg  dar  aaAahliHrigaa  iMsnhlama  hingt  die  Plhigkeit  »um 
Verkehr  mit  Wesen  höherer  Walt  ah.  Dia  svaJMlttrif»  Lotuebhune  bedingt  die 
MflgHehhatt,  eich  mit  llBimu»dnsisa  gaietigen  Wesen  in  Virbiadaag  ta  eetsen  usw. 
(Vgl.  bei  Sranalt  Wie  erlangen  «fr  Fitwnnlaami  dar  höheren  Wehe©.  1919".) 
Abgesehen  tob  dar  ..iihiimldaihiuiiMiühin"  Graadfegang  anmiattsnldat  «eh 
die  A.  wenig  roa  dar  Tfasoeophk,    Statt  dar  Mihanuhl  berrecht  diaDreiiahl  im 

drei:  dar  physische  Leib,  dar  Atherteib,  dar  AatratWb;  Jeder  dieser  serflllt  wieder 
ia  drei  Teile.  Ähnlich  wia  a  dar  sitereu  Tbeosophis  «ird  aar*  roa  dm  Aathropoaonhir 
ebw  Evolution  anmmnmiiw.  am  ManuiaaeiaM  Fauns  «einen  m  dm  Welt  dm 


'irr  Welt     dir   Sonwnwit    dl«* 

Aach  dfa  MiHiibbiltammhlihf  «fad  insiii  a  gedeutet.   Dm 

rmyatarium  «rar.  8»  stellt  d»  A.efam  ia  ammmihsflliiibta  Oewand 
giiljaiibjm  Mjlhrtlngit  dar,  tint  W*Tr*nmg  -m  Mjrtfr  wrrf  iiitilmbtaaaml  fl|iabHaaaliBii 

Grundlegend  fflr  Theosophie:  H.  P.  Bulvatsst.  flalmimlahie  III.  19» 
(davs»eh);KataehlriermIsfa(Iswuavvilr  Itmujrr.  Der  Tod  —  aad  wsadsnn?; 

Reinkaroation;  Karmas  A.  Bmurr  «od  C.  W.  Ls-adsbateu,  Okkulte  Chemie.  1913; 
A.  P.  SivyiTr,  Dia  eaotmisuhs  Lehre  oder  Oibefanhsddhiamm;  F.  Ha*tma*x.  Was 
ist  Tbaoaaphie?.  1901;  L.  Dunuia,  Das  Mysterium  dm  Mfiohan,  1910.  Weitere 
IJmratar  ia  den  Katalanen  dm  ttwomphsmkon  Virhgahirswi  Lsipsig.  Zeitschriften: 
Tbe  Tbeoeophiet,  Lotoeblaten,  ffrphiffiff.  Theos.  Wagwaiaer,  Theos.  Kallar,  Theos. 
Bausteine,  Praaa  uew. 

Grundlegend  für  die  Anthroposophie:  Rpp,  Sramm,  Dta  Oefaeimarimsmu  baft, 
1921»-";  Wie  erlangt  man  Rheuntuims  dar  höheren  Wehen  I.  1919»»-";  Dia 
Schwalle  dar  gafamgan  Wart:  Dar  Saal»  Erwachen ;  Dia  Kernpunkte  der  eoeJalen  Prag«; 
Theoeophie;  Die  Mystik;  Dm  Christentum  ab  mystische  Tema  che;  Philosophie  der 
Preibait  (aas  Osuiisaa  vortheoeoph.  Zeit);  Dia  Rltael  der  Phflosopbi*  «rw. 

Beurteilungen:  A.  Lksmawk,  Aberglsube  and  Zauberei,  1908*;  W.  Baoav, 
Theoeophie  und  Anthroposophie.  1921 ;  Tbcoeophie  und  Theologie,  1907;  bt  Danton. 
Vom  Jenseita  dar  Seals.  1918*;  K.  Onranncn,  Dar  OkkaHiamos  im  Weltbild  der 
Gagansmrt»,  1921 ;  Chb.  Gera,  Theoeophie  a.  Religion.  Tbeosoptnaa.TlamIogia.1919*; 
RiTTKUiBTKa,  Von  der  Theoeophie  Rad.  Steiners,  1919;  HmnT.an,  Anthroposophie 
und  Christentum.  1919;  Teuus,  R.  Steiner  als  Philosoph  «ad  Theosoph,  1919; 
Fnanuar,  Moderne  Theosophen.  1912;  Die  okkultietieche  Bewegung,  1912;  Rrrsn» 
ixko.  Philosophie  ab)  Kunst,  1920. 

The»«  (theeis,  Moie):  Behauptung,  Setzung  (s.  d.).   Thetiaeh ;  schlechthin 
setasnd.     Thetiscbe  Akte,  aeinmetsende  Akte  im  Gegensats  au  den  doxkchen  - 
GUubenscharakteren  bei  Hcssasx  (Ideen  xu  einer  reinen  Phänomenologie,  1913. 
In  thesi:  in  der  Regel.    Vgl.  Antinomie,  Dialektik,  Synthetisch. 

Thenrgie  (£eee#/fo):  Glaube  an  die  Beeinflussung  von  Göttern  und 
Dämonen  im  Dienste  menschlicher  Zwecke  (Jambuc«,  Pboklüs  u.  s.). 


Thnetopsychiten  —  Tierpsychologie.  665 


Thnetopsychiten  («topMpvgjtaM,  von  «»inj www,  sterbe,  tpt;/»;,  Seele)  heißen 
die  Anhänger  der  Lehre,  daß  die  Seele  zugleich  mit  dem  Leibe  sterbe  und  auferstehe 
(POMPONATirS  u.  a.). 

Thomismns  heißt  die  Philosophie  und  Theologie  des  hl.  Thomas  von 
Aquino,  dessen  Anhänger,  die  (meist  dem  Dominikanerorden  angehörenden)  Tho- 
misten,  erst  (nach  dem  Lehrer  des  Thomas,  Albertus  Magnus)  „Albertistae"  hießen. 
Im  Gegensatze  zum  Th.  steht  zum  Teil  der  Skotismus  (s.  d.)  und  Okkamismus.  Der  Th. 
ist  eine  Synthese  des  (modifizierten)  Aristotelismus  mit  der  christlich-theistischen 
Weltanschauung  (mit  Augustinischem  Einflüsse);  er  vertritt  den  Intellektualismus 
(s.  d.),  gemäßigten  Indeterminismus  (s.  Willensfreiheit),  gemäßigten  Realismus 
(s.  Allgemein),  die  Lehre  von  der  Einheit  der  substantialen  Form  im  Menschen,  von 
der  Individualität  und  Unsterblichkeit  der  Seele  (s.  d.),  welche  die  immaterielle 
„Form"  des  Leibes  ist;  das  Individuationsprinzip  (s.  d.)  ist  die  „materia  signata". 
Gott  ist  Schöpfer  der  Welt  (mit  der  Zeit)  und  nur  aus  seinen  Wirkungen  erkennbar. 
Alles  in  der  Natur  geschieht  zielstrebig  (Kommentare;  Summa  theologica,  z.  B.  1894; 
deutsch  1891  f. ;  Contra  gentiles,  1892  u.  a. ;  Opera,  1570  u.  a.,  1882  ff. ;  vgl.  K.  Webber, 
Der  hl.  Th.  von  A.,  1858 f.;  Eccken,  Die  Philos.  des  Th.  von  A.2,  1910;  Th.  von  A. 
und  Kant,  1900;  Schütz,  Thomas-Lexikon2,  1895;  Jansen,  Der  hl.  Th.  v.  A.,  1898; 
S.  Bove,  S.  Tomaso  de  Aquino,  1913;  Endres,  Th.  v.  A..  1910).  Thomisten  sind 
Aegiditts  von  Colonna  (Aeg.  Romanus),  Hervaeus  Xatalis,  Th.  Bradwardine, 
Aegiditts  von  Lessines,  Siger  von  Courtrat,  Johannes  Veröor,  Petrus  Ntgri, 
Thomas  de  Vio  (Cajetanus),  Domin.  Sotho,  Bellarmin,  Tolettjs,  G.  Vasquez, 
Suarez,  Heinrich  von  Gorkcm,  M.  Saravettts,  F.  Silvestre  u.  a.  Betreffs  des 
Neothomismus  s.  Scholastik.  —  Vgl.  V.  Grimmich,  Lehrb.  der  theoret.  Philos. 
auf  thomist.  Grundlage,  1893;  A.  Portmann,  Das  System  der  theol.  Summe  des  hl. 
Thomas2,  1903;  Grabmann,  Thomas  von  Aquino,  1912.  Ausführliche  Literatur: 
Ueberwegs  Grundriß  d.  Gesch.  d.  Philos.  (ed.  Baumgartner),  1915,  166*  ff. 

Tiefenvorstellung  entwickelt  sich  durch  das  Zusammenwirken  beider 
Augen,  unterstützt  durch  den  Tastsinn:  von  Einfluß  sind  die  Größe  des  Netzhaut- 
bildes, Licht  und  Schatten,  Konvergenz bewegungen,  Akkomodation.  Vgl.  Locke, 
Essay  II,  K.  9,  §  8;  Berkeley,  Theory  of  Vision,  16  ff.;  Wtjndt,  Grdz.  d.  physiol. 
Psychol.  II5,  1903,  587  ff.;  H.  Cornelius,  Psychol.,  1897,  S.  274  ff.;  Jodl,  Lehrb. 
der  Psychol.  I3,  1909,  431  ff.;  E.  R.  Jaensch,  Über  die  Wahrnehmung  des  Raumes, 
1911  (T.  primär  durch  die  Wanderungen  der  Aufmerksamkeit  erzeugt)  u.  a.  (vgl.  die 
Literatur  unter  „Raum";  Entfernung).  Nach  Spengler  (Unterg.  d.  Abendlandes  I, 
1917,  242)  ist  Raumtiefe  —  Zeit.  Das  Tiefenerlebnis  ist  mit  dem  Erwachen  des 
Innenlebens  identisch. 

Tief  sinn  ist  die  Fähigkeit,  den  verborgenen  Gründen  der  Dinge  nachzugehen, 
schwierig  erkennbare  Zusammenhänge  zu  erforschen  und  bis  zum  innersten  Wesen, 
zu  den  Grundlagen  des  Gegebenen  vorzudringen.  Vgl.  Chr.  Wolff,  Vernunft. 
Gedanken  von  Gott  ....  I,  §  209;  Volkmann,  Lehrb.  der  Psychol.  II4,  1894/95,  298; 
Hagemann,  Psychol.8,  1911,  S.  116. 

Tierpsychologie  ist  die  Lehre  vom  Seelenleben  der  Tiere  auf  Grund  der 
nach  Analogie  mit  dem  menschlichen  Seelenleben  erfolgenden  Deutung  der  psychischen 
Vorgänge  in  den  Tieren.  Diese  Analogie  muß  mit  kritischer  Vorsicht  gehandhabt 
werden.  Es  zeigt  sich,  daß  schon  die  niedrigsten  Tiere  ein  primitives  Empfinden. 
Fühlen,  Streben  besitzen,  auch  wenn  die  Handlungen  der  Tiere  von  außen  betrachtet 


»>V,  Tierpsychologie. 


Art. 
dm  mit  der 

«  t«j«t    l   .  _     «w    .     »«       ,._.!     C    V.l.»    _ 

DCgnniMMPB  t/rtrilr    un<l    :v  n!U»»\   kurr   <1h- 

die  ImsalHa  Tetiiaiefken,  die 
Wllkinaa ht«.    Dm  tiaiwuhi  Bmllwli  ist  •«■Iah.  affektiv.  impulsiv,  reaktiv,  auf 

OH  (jmsjanwerl  OQTr  mmi  «» 

ete-hmi  impfihtn.  iwui  such  Instinkt*  (s.  d.)  «am  Teil  wandhmmsWg  sind  und  durch 
indiriduellr  Krf*hmafPO erganxt  tw Am.   Bei  vielen  TWeu  ftndenekm  Midi  so«»»l.- 


bw  Dmkflhltlrert,  ■ohrelbsa  dm  Tmrm 
(De  anima).  Ponrnrn  and  dir  Scholastik  n.  Hmenfsn  iiliBufca«  Oombs 
Dmcabtm,  MifiwiOTn,  Snrau,  Looks  u.  a.  in  dm  TWm  Male 
Automaten.  Hipp»  echreibt  H.  Rosarius  (1645)  dm  TWm  Venranft  su.  Ver- 
mittelnd lehrt  Lroira,  nach  welchem  dkm  Tbrm  ein  ..Armiogrm  dar  Venranft" 
(„analogon  rmtionb".  Vorstellung,  (mdlchanlt,  Asnotmtmw.  Erwartung)  zukommt 
(Mooadol.  »ff.);  Ähnlich  lehren  Cn.  Wocrr.  Hirns,  RjütT.  0.  F.  Mm  (Venweh 
Lahrgebeudea  m  dm  Seelen  dar  Tiere.  1760).  H.  8.  Rsnuftva  (Allan. 
Oher  die  Triaba  dar  Tiara*.  1773).  Q.  LanoY  (Lettre«  aar  ms 
1781),  O.  E.  Scbvub.  Hanau  Sonors»  aACEn.  Bcidac«  (Komparst. 
Psychol..  1641  f.),  C.  O.  Cascs  (Verziehende  Psycho!..  1666).  Scnrnn  (Veraaah 
«mar  mllstlndigm  Tlerpeychol..  1640).  Fuxmm  (Psyehol.  cnmparee*.  1664). 
F.  8anrum  (VergWcbmde  Seelenkunde  II.  1861-67).  Vnnou  (Ober  db  Funda- 
inmUlgiaetae  dar  Intelügmx  Im  TWreich.  1676).  O.  Fifton.  (Da.  BiBSmlibm  dar 
Tiere».  1867).  Bücnrm  (Aaa  dam  OeirtmVbm  dar  Tiare«.  1866).  Softnor»  (Dar 
tierische  Wille,  1860).  Pasr  n,  WcvoT  (Vorlm.  Ober  dm  mwwrmm-  a.  Tkweaem».  191 1 ; 
Grds.  dar  phys.  Psychol.  I«.  1908.  51  ff,  159«.).  Danen».  Lraaocn  (Dm  Smne  und 
daa  geistige  Leben  dar  Tiara,  1669).  Roma»»  (mental  Evolution  in  Ammab.  1663. 
deataak  1888).  C.  L.  Moboav  (Animal  Life  aad  InaalliaBnce.  1800f;  H*bttandlnatinet. 
1896  (deuUrh  1908);  Introdnetion  to  comparative  Physiology.  1894).  Warhakk 
(Instinkt  und  Intelligent  im  Tierreiche».  1905).  Gaoos  (Dia  Spiele  dar  Tiere.  1896). 
R.  Geaksb»  (Dia  Vorstellungen  dar  Tiere.  1906),  HAomsA*»  (Psycho!.».  1911). 
K.  8onrBDB  ( Vorlea.  fibar  TierparchoL  1909)  u.  ».  (rgl.  M.  Kttuxqkb,  Zeitechr. 
f.  Psychol.,  56.  Bd..  1909.  1911;  v.  UizxOix,  Im  Kampfe  um  die  Tierseele.  1901; 
Umwelt  und  Innenwelt  dar  Tiara.  1909).  Rein  nun  hsnietJsrh  deuten  die  Handlungen 
der  (niederen)  Tiere  J.  Lou  (Einleit.  in  die  vergleichende  (VhirnphysioL,  1901). 
Brn»  u.  a.  (s.  Instinkt);  Tgl.  Zun  Strasse*.  Die  neuere  Tlerpeychol.,  1907.  —  Vgl. 
F.  Ltnus.  Psychologie  der  niederen  Tiere.  1905;  Vsawo*»,  Psychophysiol.  Protisten- 
•tudien,  1889:  OsureLT-Xswix.  Kleine  philo«.  Schriften.  1903;  Zell.  Ist  das  Tier 
unvernünftig?,  1908;  Prrjiroarr.  Das  Pferd  des  Herrn  von  Osten,  1907;  K.  Kraix, 
Denkende  Tiere,  1911;  Foul,  Das  Sinnaaleben  der  Insekten,  1610;  Dm  psychieehm 
Fähigkeiten  der  Ameieen,  1901 ;  Ennron  und  CLAFABiDS,  Ober  Tierpsychologie.  1909; 


Timokratie  —  Tod.  667 


Nicolai,  Die  physiologische  Methodik  zur  Erforschung  der  Tierpsyche,  1907;  W.  Mills, 
The  Nature  and  Development  of  aniraal  Intelligence,  1898;  G.  Bohn,  Die  Entstehung 
des  Denkvermögens,  1911 ;  Die  neue  Tierpsychol.,  1912;  Thorndike,  Animal  Behavior, 
1909;  Animal  Intelligence,  1911;  Clapar^de,  Handbuch  der  Naturwissenschaften,  IX: 
Kafka,  Einführung  in  die  Tierpsychologie  auf  experimenteller  Grundlage  I;  Die 
Sinne  der  Wirbellosen,  1913;  Handb.  d.  vergl.  Psychol.,  1922,  I;  H.  Volkelt,  Über 
die  Vorstellungen  der  Tiere,  1914  (T.  haben  kein  Dingbewußtsein);  Franken,  Instinkt 
und  Intelligenz  eines  Hundes,  Zeitschr.  f.  angew.  Psychol.  IV,  V;  C.  v.  Hess.  Die 
Entwicklung  von  Lichtsinn  und  Farbensinn  in  der  Tierreihe,  1914;  W.  Köhler, 
Intelligenzprüfungen  an  Anthropoiden,  Abh.  d.  Akad.  d.  Wiss.,  Berlin  1917;  Nachweis 
einfacher  Strukturfunktionen,  ebda.  1918;  Zur  Psychol.  d.  Schimpansen,  Psych. 
Forsch.,  1921 ;  K.  Schröter,  Anfänge  der  Kunst  im  Tierreich  und  bei  Zwergvölkern, 
1914  (Über  Gefühlsausdruck  der  Tiere).    Vgl.  Mneme,  Ausdruck,  Trieb,  Instinkt. 

Timokratie  (Timarchie):  Verfassung,  bei  welcher  die  Ehre  die  Grundlage 
ist  (Platon,  Republ.  III,  545  B  f.)  oder  wo  die  Ämter  sich  nach  demVermögen  richten 
(Aristoteles,  Eth.  Nicom.  VIII  12,  1160  a  31  ff.). 

Tod  heißt  die  endgültige  Sistierung  des  Lebensprozesses  (s.  d.),  die  Auflösung 
des  Organismus  in  seine  anorganischen  Elemente,  infolge  Überwiegens  der  Dissimilation 
und  Aufhörens  der  Assimilation,  der  Umsetzung  anorganischer  und  fremder  organischer 
Energie  in  die  spezifische  Energie  des  Lebewesens,  der  Selbstregulation.  Psychisch 
ist  der  T.  das  Aufhören  des  empirisch-individuellen  Bewußtseins,  einer  sinnlich  wahr- 
nehmbaren Erscheinung  des  Geisteslebens,  einer  bestimmten  Form  der  „Spiegelung" 
des  Universums  (s.  Unsterblichkeit).  In  der  Natur  wirkt  der  T.  als  Züchter  (s.  Selektion) 
und  als  Mittel  zur  Vermannigfachung  des  Lebens  („ein  Kunstgriff  der  Natur,  viel 
Leben  zu  haben",  Goethe,  WW.,  40.  Bd.,  S.  6).  Die  Erscheinung  des  Todes  hat  große 
Bedeutung  für  den  Mythus,  die  Religion,  die  Metaphysik,  die  Ethik,  Soziologie  usw. 

Als  Trennung  der  Seele  vom  Leibe,  zugleich  als  Läuterung  derselben  betrachten 
den  Tod  Platon  (Phädo  67  D),  Plotin  (vgl.  Ennead.  I,  7,  3)  u.  a.  Nach  Epikur 
braucht  uns  der  T.  nicht  zu  kümmern,  denn  das  Aufgelöste  empfindet  nichts  (ö  d-dvazog 
oiSbv  7iq6s  ?;uäg,  Diogen.  Laert.  X,  139);  ähnlich  lehrt  Cicero:  wenn  wir  sind,  ist 
der  Tod  nicht,  wenn  er  ist,  sind  wir  nicht  (Tuscul.  disput.  I;  Cato  Maior  18,  66).  Als 
Folge  des  Sündenfalls  betrachtet  das  Christentum  den  T.  (vgl.  Augustinus,  De 
civit.  Dei  XIII,  1).  Nach  Leihniz  ist  der  T.  eine  „Involution"  (Vereinfachung,  Ver- 
kleinerung) des  Organismus  (Monadol.  73;  ähnlich  Bonnet:  s.  Palingenesie).  Als 
Übergang  zu  einer  neuen  Art  des  Daseins  betrachten  den  Tod  Herder,  Swedenborg, 
A.  Weishaupt,  Chr.  Krause,  Beneke  (System  d.  Metaphys.,  1840,  S.  456  ff.), 
Fechner  (Über  die  Seelenfrage,  1861,  S.  120),  I.  H.  Fichte  (Anthropol.,  S.  317  ff.), 
du  Prel  u.  a.  Nach  Hegel  ist  der  angeborene  Keim  des  Todes  die  Uhangemessenheit 
des  Tieres  zur  Allgemeinheit,  welche  durch  den  T.  aufgehoben  wird,  indem  das 
Individuum  seine  Einzelheit  der  Allgemeinheit  einbildet.  Das  Lebendige  stirbt  „an 
der  Gewohnheit  des  Lebens".  Durch  den  T.  ist  das  „letzte  Außersichsein  der  Natur" 
aufgehoben,  und  die  Natur  geht  nun  in  den  Geist  (s.  d.)  über  (Naturphilos.,  S.  692 ff.). 
Nach  Br.  Wille  ist  der  T.  „abgetanes  Leben",  dem  Willen  zum  Sterben,  zur  Erlösung 
von  den  Schranken  des  Ich  entspringend  (Offenbarungen  des  Wacholderbaums  I, 
222;  II,  391  ff.).  Nach  Ostwald  beruht  der  T.  auf  der  Herrschaft  der  Entropie  (s.  d.) 
im  Organismus.  Vgl.  Schopenhauer,  Welt  als  Wille  und  Vorstellung,  II.  Bd.,  K.  41 ; 
Neue  Paralipomena,  §  287,  301,  29  (der  T.  trifft  nicht  das  zeitlose  Wesen  des  Menschen, 
ist  nur  Erscheinung);  Fechner,  Das  Büchlein  vom  Leben  nach  dem  Tode5,  1903; 


Ton         Totalität. 

Düarao.  Der  Wart  daa  lab— *,  8.  170 ff.;  6.  A.  1901;  Gott*.  Über  daa  Ursprung 
de*  Tod««.  18»;  H.  Bacxaa.  Aphoriexoeu  ftber  T.  «ad  Unsterblichkeit,  18»; 
Boükobao.  La  prohlsmi  da  U  mort*.  1804;  TwaDun,  Vom  Laban  «ad  vom  TodaT. 

Studien  aar  Katar  dea  Mianihir.  1884;  Mastsbu»ck.  La  mort,  1913;  Gctaü.  Dia 
IrreUgioo  dar  Zukunft.  1810  (Dar  T.  i>i  aar  eine  ..latent*  B.sigaag  daa  eniveeeahm 
Leben.');  Hnutau  „Logo*".  IilimaaiHtiaaag,  1918.  II;  Hosjnma,  Weg«  tarn 
Laban,  18»;  De  Peau  Der T».  1901;  O.Buxm.  Vom  Tode.  19»;  Daera«,  Levis 
ei  U  mort,  19»;  P«*aao».  Tbe  flannai  of  Daatii:  A.  Wauausa.  über  die  Dauer 
de*  Leben*.  1 8»;  Ober  Üben  «nd  Tod.  1884;  RiaaneT.  I>rr  Tod  aoe  Ahermebwaebe. 
18»;  MCaxau»*.  Daa  AHera  aad  dar  phvaioL  Tod.  1810;  Ja*««©*.  Age.  deeth  aad 
fwnjaaataai  Pap.  Schmoa  Moath..  1818;  DoruB*.  Daa  UiiiIm  «BnMaltiBi  Uta«  im 
Tierreich.  1818;  Mi  um.  Moderne  Probleme  der  Biologie.  1813;  W.Scaxao».  Ishanslauf, 
Alter.  Tod  daa  Iadivideeme  in  „Kultur  d.  Gageaarart-  III.  4  1.  1918;  Dataeca. 
Wirklirbkriulebra,  1917.  88*:  ..Der  Tod  kann  gerade««  das  Tor  tat  Metaphysik 
Art  beißen";  MCLuavPasiBarBU.  Philo*,  d.  IadJrhfualiut.  1980.  -  Tgl. 


Ton  (rar*«,  toaat):  1.  W|naatmgagiarl.  So  bat  nach  daa  8toikern  daa 
(a.  d.)  in  iTiatadattaiaia  TTingaa  amen  verschiedenen  «•*•«.  durch  welchen 
<\',i-  »sjpjaaeaeaei  Aal  Daaftai  baamgl  wn'l  [vgl  I.  a«nU<  n^saaaL  aal  Baal  I. 
1888,  31  ff.);  3.  einfacher  Klang  (a.  <L);  agL  Gebcraea^tfndnag,  Oberton;  3.  T.  der 
Empfindung  (..  Gefühkton).  Vgl.  W.  Kon.**,  Akustische  Untersuchungen.  7,  u*  hr. 
f.  Psychol.,  Bd.  84,  ».     »gl«  Ovar  loa. 

Toplk  (r«.t(«4):UttrevondeaMOr«mi'>(f4»M).da«..lodoammttne*    (( 


Beweise  tu  finden  (ao  neck  AataTOTBLse,  Top.  I  1.  I» a  1  ff.;  vgl  Ctcaao.  Topiea; 
de  inventione;  Paraca  Raxrs,  Diaieetkaa  inetitutione«.  1548;  Klürnrna,  Topik.  1818). 
Vgl.  Ära  magna. 

Toporcnr  Homrale  nennt  HaureoLTX  dasjenige  am  Realen,  ««a  uns 
notigt,  Qua  einen  harttmaitan  Ort  (r****)  im  Raum  aaaaaaiaun  (Vortrage  u.  Reden  II ». 
1808,  4»).  —  Ba  heften  ahm  dem  analog  auch  rbronogene  «nd  arithmo. 

unterscheiden  (Bedmguagen  ■nHBchac  «ad  quantitativer  Bastimmtheiten). 


Totalitat:  Ganzheit,  Gesamtheit,  VfAtlndighait,  Allheit.  T.  ist  «he  Ver- 
einigung der  Teile  aar  Einheit  eines  ..Gänsen",  die  OmaaUailaang  desdenkend- 
tlblend  Gesonderten,  der  Inbegriff  der  Teile  (».  d.).  ferner  (qualitativ)  der  Inbegriff 
der  Arten  einer  Gattung.  Auf  die  ToUliUt  des  durch  den  abati ahn*  t  mh  nVwiatand 
in  Elemente  und  Momente  Gesonderten  geht  die  Einheitasrnthese  der  Vernunft 
(rgj.HaOK.:  Dialektik;  F.  J.ScaiODT.  Zur  Wiedergeburt  dm  Ideahamus,  1907.  - 
daa  Sichselb»t-Denken  Gottes  als  Tot*ht*t*denken);  ScanJJ«,  Briefe  über  «etherische 
Erstehung.  „Totalitaten"  sind  such  individuelle  Ojatmafi,  in  «eichen  die  Parti*!, 
funktionen  sich  durch  Wechselwirkung  tu  einer  Einheit  verbinden,  von  dar  sie  dann 
selbst  «bhingig  sind  (vgl.  Organismus).  Es  bandelt  eich  hier  um  ..Riohtungssysteme" 
(vgl.  GoLDSCK«TD,  Höherentwicklung  und  Menaehenohnaomie  T.  1911;  Hörrnnra, 
Der  menschliche  Gedanke,  1911.  S.  838  ff.;  Der  Totahttubegriff.  1917:  „Die  Waraal 
des  Erkenntnisproblems  liegt  in  dem  Umstand.  d*ß  die  Wahrheit  ein  Gänse*  eein 
muß.")    Nach  DaiasoH  ist  das  „Ganze"  eine  einheitliche  Anordnungsbesonderheit. 


Totemismus  —  Tragisch.  669 

Die  „Ganzheitsverknüpfung"  (z.  B.  im  Organismus)  beruht  auf  einem  niehträumlichen, 
„Einheits-  oder  ganzmachenden"  Faktor  („Einheitswerdebestimmer",  „Entelechie"; 
Ordnungslehre,  1912,  S.  184  ff .,  244  ff.;  Wirklichkeitslehre,  1918).  Betreffs  des 
„Gesetzes  der  Totalität,  nach  welchem  Teile  eines  als  Ganzes  Vorgestellten  sich  mit- 
einander assoziieren  (Che.  Wolfe  u.  a.),  vgl.  Assoziation.  —  Vgl.  Xatorp,  Die  logischen 
Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften  1910,  S.  100  ff.,  58,  63,  188  f.  Vgl.  Werden, 
Zweck,  Metaphysik,  Teilbarkeit,  Unendlich,  Transzendent. 

Totemismus  (Totem  ist  das  Hand-  und  Stammeszeichen  der  Indianer)  ist 
die  Verehrung  bestimmter  Tiere  oder  auch  anderer  Xaturobjekte,  die  oft  als  Ahnherren 
des  Stammes  gelten  (Lubbock  u.  a.).    Vgl.  A.  Lang,  The  Secret  of  Totemism,  1905 
Wcndt,    Völkerpsychologie   II    2,    146  ff. ;    Elemente   der   Völkerpsychologie,    1912 
Frazer,  Totemism  and  Exogamy,  1910;  Pikler  u.  Somlo,  Der  Ursprung  des  T.,  o.  J. 
Trtlles,  Le  T.  chel.  les  Fans,  1912;    Feeud,    Totem  u.  Tabu,   „Imago",  1912/13 
(Infantile  Wiederkehr  des  Totemismus);    Reik,  Probleme  der  Religionsphilosophie, 
1919  (psychoanalytisch:  Über  die  Pubertätsriten  der  Wilden  usw.). 

Traditionalismas  heißt  die  Lehre,  daß  Sprache  und  eiste  Erkenntnis 
unmittelbar  von  Gott  den  ersten  Menschen  offenbart  und  von  diesen  weiter  überliefert 
wurden  (de  Bonald,  Oeuvres,  1857  ff.,  Lammenais,  Ballanche,  Oeuvres,  1833, 
de  Maistre  u.  a.). 

Tradazianismns  (von  tradux,  Sprößling)  heißt  die  Lehre,  daß  die  Seele 
des  Kindes  aus  dem  Samen  des  Vaters  hervorgeht.  So  besonders  nach  Tertullianus, 
nach  welchem  die  Seele  ein  Zweig  aus  der  Seele  Adams  ist  (De  anim.  19  f.,  27;  9). 
Vgl.  Kreatianismus. 

Trägheit  (inertia)  bedeutet  in  der  Mechanik  die  Eigenschaft,  der  gemäß  ohne 
eine  äußere  Ursache  der  Ruhe-  oder  Bewegungszustand,  bzw.  die  Geschwindigkeit 
und  Richtung  der  Bewegung  sich  nicht  ändert  (Trägheitsprinzip).  Die  Forderung 
der  Erhaltung  des  Bewegungszustandes  ist  apriorisch-ideal  und  wird  in  der  Erfahrung 
nur  annähernd  verwirklicht.  Absolut  gilt  die  Erhaltung  des  Bewegungszustandes 
für  den  idealen  Fall  eines  isolierten  Systems.  Vgl.  Galilei,  Dial.  I,  14  (erste  Formu- 
lierung des  Prinzips  gegenüber  der  aristotelisch-scholastischen  Auffassung);  Newton", 
Philos.  naturalis  principia  mathematica,  1687,  praef.,  def.  III;  Leibniz,  Philos.  Haupt- 
schriften II,  290  ff.;  Kant,  Kleine  Schriften  zur  Xaturphilos.  IIa,  359  f.,  402  f.; 
H.  Hertz,  Prinzip,  d.  Mechanik,  1894,  S.  162  f.;  Stallo,  Die  Begriffe  u.  Theorien 
der  modernen  Physik,  1901,  S.  164  f.;  Mach,  Die  Mechanik,  6.  A.  1908;  Ostwald, 
Vorles.  über  Xaturphilos.2,  1902,  S.  188:  H.  Stbeixtz,  Die  physikalischen  Grundlagen 
der  Mechanik,  1883;  C.  Xeumanx,  Über  die  Prinzipien  der  Galilei-Xewtonschen 
Theorie,  1870;  F.  Enriques,  Probleme  der  Wissenschaft  II,  1910,  S.  418  ff.;  Driesch. 
Ordnungslehre,  1912;  Xatorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften, 
1910;  Bergson,  L'evolution  creatrice8,  1910;  Joel,  Welt  und  Seele,  1912  (vgl.  Ver- 
änderung). —  Xach  L.  Gilbert  bedeutet  das  Trägheitsgesetz:  „Jeder  Körper  tritt 
in  eine  Konstellation  anderer  Körper  nicht  als  Körper  ein,  sondern  als  kinetische 
Energie"  (Neue  Energetik,  1911,  S.  52).  Vgl.  G.  Frege,  Zeitschr.  f.  Philos.,  Bd.  98, 
1890;  L.  Lange,  Philos.  Studien  XX;  Einstein-,  Annalen  der  Physik,  20,  1906.  Vgl. 
Masse  („Trägheit"  der  Elektronen). 

Tragisch  ist  der  Untergang  des  Starken,  Großen  im  Kampfe  mit  überlegenen 
Gewalten,  wenn  und  wofern  einerseits  dieser  Untergang  uns  traurig  stimmt,  indem  er 
uns  die  Xichtigkeit  auch  der  stärksten  endlichen  Kraft  zeigt,  anderseits  aber  das 


♦j7«J  Trance  —  Transeunt. 

kreitvolfe  Ankämpfen  mmn  den  fjmski* 

(^tf»  mtneefcHefc-eHtl.  Pwflalhy»tlidbf*hMrl<iwlMrt  wwAl.  Dienern  tragfeakea 

Geecl»*eneatepriekt  im  tobpktdmq^m^MWärmTT^Hi^tiaHMch&thL 

Ale  die  tregfeekea  CMtkk  worden  vfetfack  „Furcht  aadJfithmT 
zwar  seit  Plato«  ( Phaedr.  Sit  C)  «ad  AasstoraLae  {•.  Katkarais). 
die  Tragodfe  •»  Neiihnfcmwag  cener  hufeateaeaea  m  eich 
Handlung  in  schöner  Sprache  durch  handelnde  PBisfmen,  dnrok  MRfeid  und  Furcht 
die  Reinigung  eolcker  Affekte  (oder:   roo  solchen  Affekten)  bewirkend  («rue>  eeV 

»■^6*JrRjnpg^  666^  VjvndJ  ff  ^wf  eTmPp  vnVVPW«!  MM  P*ÄflM(fc  mtmwttwWm  mg^9W9m\t  ^99wfmWW^  AÄ**Rj6«  H^tr** 

4«n*f  *>  isW  a/ldr  eV  i  W«  ftfimt,  SfAvtm*  ««i  •  *  eV  mMmjfAUm,  eV  AUee  «*l  pa^et* 
m»Wmmm  r$e  eJe>  i<*«er«v  e^ipei«M>  «*9«f««r,  Pott.  6,  1449  b  M  «.).  Nach 
%tfjff  Im  die  Tteffl ritte  deau  bestimmt,  „die  fismtlaf urteil,  «renn  efe  durch  einen 
Affekt  gewaltsam  lefgebnlna  worden.  „auf  letkslenihsm  Weg  «mihi  hm  eis  Ihm  an 
kaefen"  (Ober  aaive  aar!  martematelieiki  Ucktoag).  DmZoetand  dee  Affekte  aelbet  srt 
IneteoU  (Ober  die  treglenke  Knast.  W  R  XI.  IBM.  8.  MI  ff.;  rgt  &  WO  ff.).  Dan 
Erbebende  im  Tregfeekea,  den  vom  Siege  dee  Allgemeinen  (Weltordaung,  sittlich* 
Ordnung,  «alverealce  Leben «. dgt.) ■«■geht,  betonen  Haut  (Vorfea.  ftber  Ästhetik  HI. 
830).  Ca*.  Kaacea  (Ästhetik,  f  70f.L  8caam.ni  (Ästhetik  I.  63.  1871/7*  II.  S41L 
SoLoan  (Vorfea.  ober  letketik,  18».  &  90»  ff.),  Zauno  (Ästhet.  Forschungen,  1865. 
8.  SUff.L  Vtecaaa  (Ästhetik  I,  1846 ff,  173),  Haaa*. (WW.  X,  ISff.L  Ta.  ZtaoLsa 
(Daa  Gefühl«,  8.138  ff,  5.  A.  1913k  Lotaa  (Geschickte  der  Aethetik,  1868,  8.  668). 
Knmmcaa  (vgl.  Die  Gebort  d.  Tragodfe  noe  d.  Cfefetad-Maaik,  1871.  a.AiKanaajck)u  . 

Daß  ha  Tregfechen  dar  (Jawort  dee  Lebens,  dee  tndiridnalfea  Daeetea  eiek 
darstellt,  lehren  Scaoraxaatraa  (Walt  ale  Wille  aad  VoretaUnag  Bd.  I.  |  61; 
II.  Bd..  K.  37k  Bannst*  (Den  Tragieeke  ab  WeltgeeeU.  1877).  B.  Waovan. 
K.  T.  Hajmuaa  (Philosophie  den  Schönen,  1867.  8.  373tf.).  L.  ZiaoLia  (Zar 
Metaphya.  dee  Tregfeekea.  1901  8.  46  ff.)  n.  a. 

Die  Loet  am  Kampf  betonen  im  Tragfeckrn  Simsen  |  (WW.  VIII),  Laiabi  h. 
K.  Qaooa  (Die  Spfele  der  Manaahen,  1696,  8.  318  ff.)  n.  a,  dfe  Lnat  ea  dm  Bewekraag 
dm  Groo*  im  Leiden  oder  am  Warte  dm  Menschen  Scanujso  (WW.  I  5,  693  (f.). 
Boan  (Die  Idae  dee  Tregfechen,  1836),  Gaooa,  J.  Coa*.  Lim  (Aethetik  D,  1903/06; 
Dm  Ich  und  daa  Tragieeke,  1891;  Dm  Streit  6km  die  Tragodfe,  1691)  n.  a.  Die  v«r- 
•fllufrtfrfff*  Arttnt  fJeHtn  «ad  Mtmtwte  dt  TV*gfeirlt*^  *r  ^rf*r  *■  V***  »,*.  »*«h  „aj^tM» 
dm  Tragfeeke  vom  „Angelegtsein  dm  Welt  auf  Zerrüttung  «ad  Vernichtung  dm  außer - 
ordentlichen  Itomwkan"  Kunde  gibt,  Ea  gibt  ein  Tragisches  der  befrefendea  und  der 
nicdcrdruckeiiden,derahrjfegend^^ 

1906;  System  dm  Ästhetik.  1906  ff.).  —  Utifcime  Typen  dm  Tragfeckea  «amteuhahfet 
Müixaa-FaaiairraLe,  Psycho!,  d.  Kumt,  3.  AufL,  Bd.  I;  Poetik,  1.  Aufl,  1920.  — 
Vgl.  R.  ZtaammaMK,  über  daa  T„  1866;  J.  Dtraoc,  Die  Tragik  vom  Standpunkt  dm 
Optimiamua.  1686;  K.  Lama,  Daa  Weaea  der  Knast  IL  USff.;  R.  Hama»,  Zeitachr. 
f.  Philoa,  Bd.  1 17  bw  1 18;  W.  Wabsyat,  Daa  Tragieeke,  1909;  Wc«dt.  Völtorpeyckol, 
1900 ff..  II  1.  663 ff. j  Wrrasxa,  Aathetik.  1904,  S.  396 ff.;  ScaacxaaT.  Dm  Pen- 
traghunua,  1906;  GaoaoT,  Daa  Tragfeeke  ab  Geaets  dee  Weltorgnniamue,  1906; 
L.  ZiaoLia,  Zur  Metaphyaik  dee  Tragfeckea,  1911.    Vgl.  Erhaben. 

Timme«:  eine  Art  eomnambufer  Zustand  (beeoadare  gepflegt  im  Okkultismus). 

Tranieiit  (tranöens):  hinsimmkond,  Aber  die  Spkire  eines  Begriffe«, 
Wirkenden  hinaus,  in  die  eines  andern  Begriffs,  eines  andern  We 
immanent  (s.  d.). 


Transfinit  —  Transzendent.  671 

Transfinit  s.  Unendlich. 

Transformation:  Umwandlung,  insbesondere  äußerer  Reize  (s.  d.)  in  den 

Sinnesorganen  oder  einer  Energie  in  eine  andere.  Transformismus  =  Evolutionismus 
(s.  d.). 

Transgredient  nennt  Volkelt  (Gewißheit  u.  Wahrheit,  1918,  165)  alles 
„außerhalb  des  unmittelbaren  Seins  des  jeweiligen  Denkaktes  Liegende".  Das  Trans- 
grediente  kann  im  Gegensatz  zum  Transsubjektiven  (s.  d.)  intrasubjektiv  sein. 

Transsnbjektiv:  außerhalb  der  Sphäre  des  Subjektiven  (s.  d.),  des 
subjektiven  Bewußtseins,  des  Erlebens,  unabhängig  von  diesem,  ohne  deshalb  schon 
ein  „Ding  an  sich1"  sein  zu  müssen.  Es  ist  ein  relativ  Transzendentes,  der  Inhalt  des 
objektiven,  logischen  „Bewußtseins  überhaupt",  das  allgemeingültig  Gedachte  und 
Angenommene  (vgl.  E.  Koexig,  Zeitschrift  für  Philos.,  103.  Bd.,  S.  41  ff.).  Trans- 
subjektiv ist  besonders  das  fremde  Ich  (s.  d.)  mit  seinen  Erlebnissen,  das  fremde 
Subjekt.  —  Volkelt  nennt  transsubjektiv  „alles,  was  es  außerhalb  meiner  eigenen 
Bewußtseinsvorgänge  geben  mag".  Dieses  wird  durch  Gedachtwerden  nicht 
„immanent".  „Indem  das  Denken  transsubjektiv  gültige  Bestimmungen  ausspricht, 
zieht  es  ja  nicht  das  Transsubjektive  in  seinen  Bereich  herein:  es  fordert  nur,  daß 
seine  subjektiven  Verknüpfungen  für  das  Transsubjektive  gelten."  Es  ist  ein  „trans- 
subjektives Minimum"  zur  Erklärung  der  Erfahrung  zu  fordern.  Wir  sind  subjektiv 
gewiß,  daß  der  Erfahrung  ein  An  sich  zugrunde  hegt  (Erfahrung  und  Denken,  1886, 
S.  42  ff.,  188  ff.;  Die  Quellen  der  menschlichen  Gewißheit,  1906,  S.  43  ff.;  Gewißheit 
und  Wahrheit,  1918).     Vgl.  Transzendent,  Objektiv,  Realität,  Solipsismus. 

Transzendent  (transcendens,  axsq  (pvoeag  bneQijat,  Heken>TCs):  über 
etwas  hinausschreitend,  etwas  übersteigend,  etwas  überragend.  Zuerst  ist  von  „tran- 
scendere"  besonders  im  Sinne  des  die  Xatur  (Scottus  Ertcgeka)  oder  die  Vernunft 
(Scholastik)  Übersteigens  die  Rede  (vgl.  Transzendental).  Sofern  Gott  (s.  d.)  als 
die  Welt  überragend  gilt,  hat  er  Transzendenz  und  ebenso  transzendieren  seine  Voll- 
kommenheiten alles  Endliche.  Größen  und  Funktionen,  die  durch  die  gewöhnlichen 
Operationen  nicht  dargestellt  werden  können,  bezeichnet  zuerst  LsiBiaz  als  „tran- 
szendent". 

Vor  allem  aber  hat  „transzendent"  eine  erkenntnistheoretische  Bedeutung  (seit 
Kaxt  besonders).  Zu  unterscheiden  ist  hier:  1.  Das  absolut  Transzendente,  d.  h. 
das  aller  Erkenntnis  Entrückte,  Absolute,  Überräumliche  und  Überzeitliche,  Unend- 
liche, Überseiende.  Es  ist  erf  ahrungs-  und  erkenntnis-transzendent,  übersteigt 
die  Grenzen  möglicher  Erfahrung  und  logischer  Verarbeitung  derselben.  Begriffe 
und  Urteile,  die  sich  auf  solche  Wesenheiten  beziehen,  sind  absolut  transzendent 
(z.  B.  der  Begriff  Gottes).  T.  in  diesem  Sinne  ist  das  absolute  „An  sich"  der  Wirklich- 
keit, d.  h.  die  Wirklichkeit,  wie  sie  unabhängig  vom  „Endlichkeitsstandpunkt" 
bestehen  mag  (rein  für  sich  oder  als  Inhalt  eines  göttlichen  Universalbewußtseins). 
2.  Das  relativ  Transzendente  oder  das  Bewußtseinstranszendente  psycho- 
logischer Art  („Transsubjektive"),  d.  h.  a)  der  zu  postulierende  „transzendente 
Faktor"  das  Objektiven, ,  das  relative  „An  sich"  der  Dinge,  das  Fürsich-  oder  Eigensein 
des  Wirklichen,  das  fremde  „Innensein"  oder  Ich;  b)  was  nicht  Inhalt  des  individuell- 
subjektiven Bewußtseins  ist,  nicht  zu  den  subjektiven  Erlebnissen  gehört,  sondern 
als  Objekt  (s.  d.)  und  Objektives  (s.  d.),  als  allgemeingültig  Erfahr-  und  Denkbares 
gesetzt,  bestimmt,  anerkannt  ist,  mag  es  auch  seiner  Beschaffenheit  nach  von  der 
/lichkeit  des  logischen,  „transzendentalen"  Bewußtseins  überhaupt  abhängig, 


i.Tii  Tran«  tndent. 


aieo  HJttotanyiMBiMiit",  „Eiaeheinnng  (•.  d.)  »in ;  im  Verhältnis  i 
loh,  psychologischen  Subjekt  bleibt  w  (dos  Tisnmelijihlin')  tnuusrodeat»  bildet 
i  »im  eigen*,  top  der  ^ahjahlivaa**  ««tm  ach  »den*  „objektive"  Sphlre  der  Frsitsiii 
(vgl.  Sein.  BeuliUt,  Körper). 

Der  4ltere  Dogmatismus  (•.  d.)  halt  da*  r>fiaiiina»tisiuw»d*nm  s.  TeÜ  (See*. 
ünwerbJiehkrtt  u.  a.)  f  «r  erkennbar,  der  Krftiaismns  (s.  d.)  bestreitet 
berkeit.  Der  nhi«alnalhimil«uhi  Riikimni  (•.  d.)  pflegt  daa 
tranemmdente  fttr  das  von  alkan  Bewußtsein  Unabhängige  m  erküren ;  dar  «3 
IdeaJiemne  ninunt  w  ohi  Dear«B«solnalmme«e«saa  an  (e.  Immanenz),  dar  kritiaohr. 
Idealismus  (s.  d.)  anlwwmsidst  daa  psychologische  BewaStseinetrarsm ndwnl ■  einer- 
Subjektiven,  endrraeita  vom  „Ding  an  eich"  «ad  den  Erfahrung»- 
So  vor  allem  JLurr.  Alle  Erkenntnis  besieht  «eh  auf  mögliebe 
(a.  d.)  und  CirgrneUnde  solcher  „Ersna.  inungen  (•.  d.).  Daa  abaolut 
las  „Ding  an  eich"  iat  nur  ein  „Greeudmgn  ;mrnoo). 

d.)  und  die  Kategorien  (a.  d.)  gelten  nur  für 
nid»  fttr  daa  Unerfahrbare.    Dar  Gebrauch  der 
61  «w  „tm«mnanfnr"  «ad  aar  als  aolohar.  d.  h.  „in  de« 


am  „traneaendrnt"  (Krit,  d.  rein.  Vernunft,  &  S93).    Daa 
■ie  auf  dir  ..Vollständigkeit,  d.  i.  die  kollektiv«   IfhHt  dar 
Erfahrung",  d.  h.  „über  jede  giigatniaj   Erfahrung     elainaaiaa«.  die  nie 
etete  aar  ■afgagahan,  d.  h.  nur  in  eiaeea  unendlichen  ProaeS  aaaitiahaa,  nie  erreicht 
lat.   Wahrend  aioh  die  Grundaatae  daa  reinen  Veratandee  durch  Erfahrung  beatltiarn 

iat  diea  bei  den  tranaaendenten  Vernunfsarksnntnimin  nicht  «anglich  (Pro*- 
f  40f.;  vgl.  Idee.   Dialektik,  Antinomie.   PareJcgJanmn.  Metapby» 
Nach  WvitDT  iat  die  Voraaaft  (e,  d.)  die  Quelle  dar  Tranaaendant.  indem  m»  «ne  (ur 

halb  der  wirkhohaa  Erfahrung  auohen  US«  (vgl.  Idee).    Daa  „Reol- 
bloß  auf  der  LWdhchkeit  dea  Forteehritta  ha  Denken. 

auch  auf  der  Eraaagnng  qualitatiT  von  den  Erfahrung»-  «ad  Vor- 
•tandeabagriffea  vmryiJiair  Bagram  (System  d.  Philo..  I»    1907;  vgl  Idee). 
Dm  Möglichkeit  «ad  Notwendigkeit,  ein  Bev/unMeumtrejmaeadenme  gelten  an 

der  Erfahrung  «ad  dar  objektiven 


E.  vo«  Haanuxx.  EaaaaoT.  Bcaas,  Ladd.  Volxblt  (a.  Traamabjeki 
Bavmakx.  B.  Eaoauxx  (Inhalt  u.  Geltung  dm  Ksusalmaelnta,  1906),  E.  Wurrscus* 
(Phanomenahamua  und  nmhamaa,  1903,  8.206  f.),  Rianx,  Kult«  (Einleit.  in  die 
Philos.«,  1907.  &  109.  194  ff.).  A.  Maesum  (Einführung  in  die  Ertamntnistheorie.  1909. 
8.  65  ff).  E.  Dünn  (Grundlage  der  realistischen  Weltanschauung.  1907;  Die  Auf- 
nmrkaamkeit,  1907.  S.95ff.).  W.  FasTTao  (Der  nssliamm  «ad  daa  Problem  der 
Tranaaendena.  1902.  S.  SS  f.).  F.  Bo».  Stumtv.  Bacaan,  Hcssanx.  Idnom  (Ober 
Annahmen.  8. 93  ff. i  Hörum,  Kanaio  (Die  intellektuellen  Punktionen,  1909). 
G.  Taxaxa,  Doaim  (Ensyklop.  d.  Philo«,  1910),  V.  Knarr  (Erkeimtnkbagriff  und 
Weltbegriff,  1912.  t.  Objekt).  H.  Schwam  (Waa  will  der  kritiache  Realismus»,  1894). 
Unroas.  nach  welchem  daa  BevruStaein  der  Tranaaendena  im  Urteil  und  in  den  mit 
dienern  verbundenen  Wimen  am  Gegenstand*  jeneeita  dm  Bewufimebm.  im  „Meinen 
von  etwas"  liegt  ( Viertel jahrmchrift  t.  wieernech.  Philo«,  21.  Bd.;  vgl.  Psycho!,  daa 
Krkennens,  1893;  Grda.  d.  Erkenntnistheorie,  1901;  Vom  Bewußtsein,  1904;  Erkennt- 
niakrit.  Logik,  1909),  Th.  Um,  nach  welohsm  daa  Transzendente  in  Forderungen 


Transzendental.  673 

des  Welt-Ich  gegeben  ist  (Leitfaden  der  Psychol.,  3.  A.  1909,  Anhang;  Naturwissen- 
schaft u.  Weltanschauung,  1906),  Koch  u.  a.  Nach  Rickert  ist  der  Gegenstand  der 
Erkenntnis  ein  „transzendentes  Sollen",  eine  Norm,  nach  welcher  sich  das  Erkennen 
zu  richten  hat  (Der  Gegenstand  der  Erkenntnis2,  1904,  S.  122  ff.). 

Auf  das  Ideal  nie  abzuschließender  Totalitätserkenntnis  beziehen  die  Transzendenz 
Cohen,  Natokp,  Casslrer,  H.  Lanz,  E.  Koenig  (Zeitschr.  f.  Philos.,  103.  Bd.)  u.  a. 
Daß  die  Außenwelt  transsubjektiv  ist,  mag  sie  auch  —  gleich  der  Innenwelt  —  vom 
„transzendentalen",  rein  logischen  Bewußtsein  abhängig  sein,  wird  vom  kritischen 
Idealismus  allgemein  gelehrt;  vgl.  auch  Reininger,  Philosophie  des  Erkennens,  1911; 
Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  und  Wirklichkeit,  1912,  S.  229  ff.,  274  ff.; 
Külpe,  Die  Realisierung  1, 1912 ;  II,  1920.  —  Vgl.  E.  Koch,  Das  Bewußtsein  der  T.,  1896. 

Bestritten  wird  alles  Transzendente  vom  Positivismus,  empirisch-subjektiven 
Idealismus  und  von  der  Immanenzphilosophie  (vgl.  M.  Keibel,  Wert  u.  Ursprung  d. 
philos.  Transzendenz,  1886;  Cornelius,  Transzendentale  Systematik,  1916).  Vgl. 
Objekt,  Ding,  Ding  an  sich,  Kategorien,  Qualität,  Relation,  Teleologie,  Realität, 
Sein,  Solipsismus,  Idealismus,  Realismus,  Phänomenalismus. 

Transzendental  (transcendentalis,  überschreitend)  hießen  zuerst,  in  der 
Scholastik,  die  über  den  „Prädikamenten"  liegenden  Begriffe  allgemeinster 
Bestimmtheiten  (ens,  unum,  verum,  bonum,  idem  vel  diversum,  contingens  vel  necea- 
sarium  u.dgl.;  vgl.  Duns  Scotus,  De  anima,  q.  21;  Metaphys.  IV,  9;  Prantl, 
Gesch.  der  Logik  IV,  144,  163;   F.  Bacon,  De  dignitate  III,  3;  V,  4). 

Eine  neue  Bedeutung  erhält  „transzendental"  bei  Kant.  T.  heißt  hier,  was  sich 
auf  die  Möglichkeit  apriorischer  Grundlegung  der  objektiven  Erfahrung  durch  „reine" 
Begriffe  und  Grundsätze  bezieht.  Nicht  jede  apriorische  Erkenntnis  ist  also  t.,  sondern 
,,nur  die,  dadurch  wir  erkennen,  daß  und  wie  gewisse  Vorstellungen  (Anschauungen 
oder  Begriffe)  lediglich  a  priori  angewandt  werden  oder  möglich  seien'".  T.  ist  die 
Erkenntnis,  wie  solche  Erkenntniselemente  a  priori,  die  von  der  Erfahrung  unabhängig 
sind,  sich  doch  a  priori  auf  Gegenstände  der  Erfahrung  beziehen,  also  Geltung  für  die 
Erfahrung  und  deren  Objekte  selbst  haben  können  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  80,  262  f.). 
Diese  Möglichkeit  apriorischer  Erkenntnis  ergibt  sich  aus  der  Einsicht,  daß  die 
Bedingungen  objektiver  Erfahrung  zugleich  die  Bedingungen  der  Objekte  der  Er- 
fahrung sind  (vgl.  Deduktion,  Kategorie).  —  Die  transzendentale  Methode 
besteht  in  der  Rechtfertigung  der  objektiven  Gültigkeit  apriorischer  Grundlegungen, 
Voraussetzungen,  Geltungen  durch  Darlegung  ihrer  Bedeutung,  ihres  Wertes  für  den 
Zweck  einheitlichen  und  allgemeingültigen  Erfahrungszusammenhanges  („Tran- 
szendentallogisches" Verfahren,  während  das  „transzendentalpsychologische"  auf  die 
ursprünglichen,  Erfahrung  erzeugenden  psychischen  Funktionen  oder  Akte  zurück- 
geht). Das  „transzendentale  Bewußtsein"  ist,  rein  logisch,  ein  Inbegriff  apriorischer 
Formen  und  Geltungen  als  Bedingungen  aller  Erkenntnis  und  deren  Objekte  (vgl. 
Subjekt).  —  Vgl.  E.  v.  Hartmann,  Grundriß  der  Erkenntnislehre,  1907  (gegen  den 
transzendentalen  Idealismus  für  einen  tr.  Realismus);  Riehl,  Zur  Einführ,  in  die 
Philos.,  1903,  3.  A.  1908,  S.  115;  Cohen,  Logik,  1902;  B.  Bauch,  I.  Kant,  1911 
H.  Leser,  Das  Wahrheitsproblem,  1901,  S.  38  ff.;  Scheler,  Die  transzendentale  u 
die  psychol.  Methode,  1900,  S.  28  ff.;  L.  Nelson,  Die  kritische  Methode,  1904,  S.  3ff. 
Über  das  sogenannte  Erkenntnisproblem,  1908;  Windelband,  Präludien3,  1907 
S.  345;  Kulturphilos.  und  t.  Idealismus,  Logos  I,  1910  (die  t.  Methode  ist  theologisch) 
Rickert  (Kantstudien  XIV,  1909:  t. -logische  und  t.-psychologische  Methode) 
S.  Hessen  (Individuelle  Kausalität,  Studien  zum  transzendentalen  Empirismus.  1909 

Eisler,  Handwörterbuch.  ^3 


»,74  Tr»naxendentali»mue 


u.  »..  im  Uatarscabde  vom  t. 
Cooro  u.  *.);    N.  Hiwiiin    (Logos    III.  1911);    Coajrauoa, 

TaiBiaiiinhsng  ik r  ffriiawBaai pi  as i*  flamm  ■       Vgl  Irtaslis,  Ingb, 

majij»),    Objekt»    tiobjekt,    bewußtarm.    Apperseptioa.    Synthc—,    Wübiatfraihrit, 

\\  ahrhfit. 


■ndrnt«li««ii:  fftsnrtnanhl  des  tranaarmbotsba  IdwM— — t 
in  Amrrib  ab»  Ali  liliiiMühnlii  llrlaphybk.  Vgl.  Kbc/tummm.  Hbtory  of  T.  b 
.\ew*Bngbad.  1976. 

>hilaaaphto    bt    nach    Ka*T    das    »System    albr 

VeroamH"  (Krit.  d.  rem.  Venu  8. 46).    Ob  T.  (ab  ein  IUI 

)  bstwrihart  Votum)  «ad  VusBafl  b 


db  gegeben  wtren"  (Krit.  d.  rem.  Vera.;  Üb 
Venraaft).    Db  T.  ontei  sacht  db  ..nisiBsagss  «od  Regem  dm  reinen 

O.         OaWIHUflH«*    wOQobTQbb    %J«lfl«V«VflBQ«)    TOUlm    4»    pnOfl   •bTUMb«b%    «VOM 

(Qr.  rar  bbtsphy».  der  8bssa,  Vorr.).  —  Ober  Traasseadentalpsychologi*  vgl. 
O.  Hcswnosa.  TreneaiiiihntelpierbjU  lall;  O.  Ewald.  Kaata  Mbhodohgb.  1909; 
Rkäbbt.  Isns  Bsartbn.  1909.  VfL  Pixan.  Dar  höchste  Kteadpaakt  dar  T..  1911. 
Vgl  Trn.H.n.1.  ■■■■!■ 

TranHBrndrna    •. 


logische,  beabbi  denn,  da  der  Oipsrtmrt  des  Denkene 
«selben  bildet,  sondera  dasjenige  bt,  wm  ün  Denken  Mge- 
woraaf  es  „gerichtet"  bt  (Hoanat 
O.  Tanu»  Unroas.  8caw*at  u.  a.).   VgL 


Leben  sb  Abbaf  eoa  „Trsambildern".  d.  h. 

(s.d.).  vermischt  nifrlHiisiiiispirilliiii  «nrisbi  Art.   Ansgcbst  wbd  der  T. 

und  innere  (orpuuWbr) 
mdongse,  «ebbe  aber 
VorstellunjBnlemrnte  (Ilbssoasa). 

vomrilunprn  vor  arm   Mnarniaien,  oft  aucn  (»orr  scmeswspi  immer) 

ritbche  Denken  «ad  WoDen 
bbbbri  and  hwiniihwabjt  and  vielfach  der  Kaatrol 
kommt  es  tu  fabeben,  abwesebeadea  Deatanpav  sa 
Dinge  and  des  aigaaea  leb,  rar  SpsJtong  des 
erkürt  sbh  aas  dem  Wegfall  der  8b 
und  aas  sentiel  erregten  Kmpf indangen.    Gans  aubaai 
Traombikbrn  führen.    Der  T.  bringt  ras 


kündigt  aoeb  manchmal  HaTroagwi  im  Orgsabmns  an  („pathafegbeho* 
Traume  im  Unterschiede  von  normalen  „Rebtraumen").  Nor  ein  Teil  des 
bleibt  in  der  Erinnerung;  zuweilen  erinnern  wir  uns  nur  im  T.  an  früher 

KtnfBmaasraaataa     I  bavtartvvvvaaaaaaai     9j  ■  ■■«pmsssi     ...-wiLu     /aaafaaont     aar^aly  tu-ml    rtpm        Tesmi^     /ffafaatr 

aber  eines  Halbwachens)  ram  Abschluß,  in  der  Regel  bt  aber  das  hierbei  Geträumt* 


Triaden  —  Trieb.  675 


wirr.  Vgl.  Platon,  Republ.  IX,  571  C  f. ;  Timaeus  45  E  f . ;  Aristoteles,  De  insomn.  3 ; 
Kant,  Anthropol.  I,  §  36;  Schubert,  Die  Symbolik  des  Traumes,  1814,  4.  A.  1862; 
Tröxler,  Blicke  in  das  Wesen  des  Menschen,  1820,  S.  133 ff.;  Michelet,  Anthro- 
pologie, 1840,  S.  165  ff.;  Schopenhauer,  Parerga  I,  210  ff.;  I.  H.  Fichte,  Psychol.  I, 
508  ff.  (T.  —  „symbolische  Abspiegelung  innerer  Zustände";  „Ahnungs-,  Heil-,  Wach- 
träume"); L.  Strümpell,  Die  Natur  und  Entstehung  der  Träume,  1874;  Volkelt, 
Die  Traumphantasie,  1875;  Siebeck,  Das  Traumleben  der  Seele,  1877;  Binz,  Über 
den  T.,  1878;  Maury,  Le  sommeil  et  les  reves,  1878;  P.  Simon,  Le  monde  des  reves, 
1888;  Yves  Delage,  Revue  scientif.,  1891;  TissiE,  Les  reves2,  1898;  Foucault, 
Le  reve,  1906;  W.  Robert,  Der  T.,  1886;  Spitta,  Die  Schlaf-  und  Traumzustände 
der  Seele2,  1882;  M.  Giessler,  Aus  den  Tiefen  des  Traumlebens,  1890;  Weygandt, 
Die  Entstehung  der  Träume,  1893;  Wundt,  Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  330 
Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5,  1903,  652 ff.;  Hagemann,  Psychologie8,  1911 
S.  de  Sanctis,  I  sogni,  1899;  deutsch  1901;  J.  Mourly  Vold,  Über  den  T.,  1910  f. 
Veronese,  Versuch  einer  Physiologie  des  Schlafes  und  des  Traumes,  1910;  Bergson, 
Bulletin  de  l'Institut  psychol.  intern.,  1901. 

Eine  wissenschaftlich  fundierte  Traumdeutung  unternimmt  die  Psychoanalyse: 
S.  Fbeud,  Über  den  T.,  2.  A.  1911;  Die  Traumdeutung3,  1911  (Der  T.  als  „Wunsch- 
erfüllung", als  Erledigung  eines  „Tagesrest");  W.  Stekel,  Die  Sprache  des  Traumes, 
1911;  Ders.,  Die  Träume  der  Dichter,  1912;  H.  Silberer,  Der  Traum,  1919;  Jones, 
Der  Alptraum  in  seiner  Beziehung  zu  gewissen  Formen  des  mittelalterlichen  Aber- 
glaubens, 1912;  Jung,  Wandlungen  und  Symbole  der  Libido,  Jahrb.  d.  Psycho- 
analyse IH;  Maeder,  Über  das  Traumproblem,  ebda.  V;  Ders.,  Über  die  Funktion 
des  Traumes  IV;  Rank,  Jahrbuch  d.  Psychoanalyse  D,  IV,  VI;  Sachs,  ebda.  III; 
Stutzer,  Geheimnisse  des  Traumes,  1917 ;  —  F.  Hacker,  Archiv  f.  die  gesamte  Psychol. 
XXI,  1911;  X.  Vaschide,  Le  sommeil  et  les  reves,  1911;  H.  Ellis,  Die  Welt  der 
Träume,  1911;  Henning,  Der  Traum  ein  assoziativer  Kurzschluß,  1914;  A.Aal, 
Der  Traum,  Zs.  f.  Psychol.  70;  P.  Köhler,  Arch.  f.  d.  ges.  Psych.  23;  Thompson, 
Brit.  Journ.  Psych.,  1914/15.     Vgl.  Symbol,  Psychoanalyse,  Seele. 

Triaden  (r^idöes):  Dreiheiten,  in  welchen  sich  nach  manchen  (Proklus, 
Hegel)  ein  Prozeß  vollzieht. 

Trialismus:    Gliederung  des  Menschen  in  Leib,    Seele  und   Geist   (s.  d.). 

Trichotomie :    Dreiteilung,  Einteilung  in  drei  Glieder. 

Trieb  («ty^,  appetitus,  instinetus  naturalis)  ist  ein  in  ursprünglichen  und 
erworbenen  Dispositionen  der  Lebewesen  wurzelndes,  intensives  Streben,  das  an 
gefühlsbetonte  Empfindungen  oder  Vorstellungen  sich  knüpft  und  auf  Erlangung, 
Erhaltung  eines  lustvollen,  Beseitigung  eines  unlustvollen  Zustandes  gerichtet  ist. 
Die  Richtung  auf  bestimmte  Objekte  (als  Mittel  zur  Triebbefriedigung)  ist  schon 
durch  Assoziation  und  Erfahrung  bedingt,  der  Trieb  selbst  aber  ist  der  allen  Lebe- 
wesen zukommende  einfachste,  ursprünglichste  Willensvorgang,  der  sich  einerseits 
zum  eigentlichen,  aktiven  Wollen  entwickelt,  anderseits  durch  „Mechanisierung"  (s.  d.) 
reflexmäßig  wird.  Die  höheren  (intellektuellen,  sittlichen)  Triebe  gehen  aus  den  sinn- 
lichen Trieben  hervor.  Zu  unterscheiden  sind  die  Selbsterhaltungs-  und 
Gattungstriebe;  zu  den  letzteren  gehören  auch  die  sozialen  Triebe.  Trieb- 
handlung ist  die  einfache,  aus  einem  einzigen  Motiv  impulsiv  hervorgehende  Willens- 
handlung. Eine  Regulierung  des  Trieblebens  durch  den  Vernunftwillen  ist  ethisch 
gefordert.  —Vgl.  Cicero,  De  offieiis  I,  4,  101 ;    Seneca,  Epist.  108,  23;  Scholastiker: 

43* 


<;70  Triebfeder        Tnn»chlus»c. 


Gefühl,  Instinkt;  Kaä,  AnthropoL;  Souiab»,  Bride  über  die 

8.  Brief;  Fiorra,  Gr.  der  gmmlis  Wissens  hsfbhhrs.  8.  »78  ff. 
(Tgl.  Streben.  flUMihhll)  Fobtlao«.  PreehoL  I-II  (der  T.  ab  seebeche  Grund. 
kreit;dee8eb)e^irtefa^Qre»dlrieb«ecaMi«ile»tiiine  winsi  ■iiIhsQ;  I.H. 
Fsjubol.  I,  90  ff.  (der  Gebt  ab  ..Triebnnsen'';  der  „ürtrieb"  ab  Quelb  de* 
sab»;  egt  Bmu,  Göbcm.  Jmii,  Hobwici  u.  a,).  A.  W.  Gauss.  Bliebe  ins 
Triebbben  der  Seele,  1861;  G.  H.  8ounu>o,  Dir  tierische  WUb.  1880;  J.  Doaoc. 
Qrondril  linr  ■  »■lilHiiim  TViihliiwi.  1881;  Jörn*  Lehrb.d.  Prrcbol.  II».  1908,  6&; 
Wottot.  Grdx.  d.  php.  PeychoL  m»  1808, 147  ff.»  Syatea  d.  Philos.  II».  1907  (der  T. 
als  physischer  (hiindproenn.  aas  de»  ekh  die 
i:  T.-Mdee  im  Bisoltesii 

Santnad  piiHiHui  phnjlnsii  Zantnnd  snrbsssuf4*rn»*'); 
Psycho!.».  1888,  8. 884  ff.;  Hör»  Psycho!,  1887.  8.  611  f.  (T.  ab 
ltHlliiiiipiUHiltBii);  H.  Scsvajo.  Psycho!,  d.  WBboe.  1800.  8.  »ff.  (Sei- 
lidgiill  dm  Triebe.);  ht  P.  Marx  es».  Refbxiouen.  1811  (T.  ab  Heineyriailu); 
Job.  Der  freb  WiDe.  1808,  8.  670  ff.  (T  eb  .Jrnsstisti  WUbaericbtanf ") ;  Natov. 
V  1904.  8.  «ff.;    KOtem,  Gr.  d.  Psycho!.,  1888.  8.  883  (T.  eb  Ver- 

^m»a    ***  -  *^*-  * ■■^  rl   s^ln^nnttn^^^^^^Jbnshrfbn^nsfc^nnnmm*      ^sftf^sWmnts?      Ysn^dhtanArA   «anwA    /^neannsnaMni 

\  •  '*;   '  ■       .  |  |  Ti  : * t i * l  |  | n *  »■  * . . : ■ . . ri'  i  . 1 1 ■  n        ,'i '  |  J.< » |  p .   i  bMbbV |  ll"  I     r1  **  >nn 

beb,  1808;  FknuD.  Ober  TVyohosaslyn»,  1811  UAbresjbrun"  ewdiingter  Triebe 
dareb  Psyoboanelyse);  W.  D.  Soarr.  Dir  Psychologie  der  Triebe,  1800;  Hattow 
Trieb  and  Instinkt.  Zs.  f.  angew.  PsychoL,  1880;  Smax*,  The  FomdittoM  of 
1980».  Vgl.  Wilb.  Begebren.  Erkenntnis.  Spieltrieb,  ftiiHf,  Leben. 
Vilsntejs— ,    SHthebkeit 

Triebfeder   n.  Motir. 

Trilcmm»    e.  Dflemms 

Tropen    |     Skeptixbmue. 

Tropenin;   8treb— g  (Haboul). 

TrepbaM    eind  Bieigengie   ro 

db  Onhwmlunft,  liebt,  Wim». 
Thermo-.  Chemo-,  Gnlvanotrrjuhnaes  u.  •.).  So 
ist  doch  den  Vorhandensein  einen  (roo  m 
chbohen  Tmpubin  eb  „Inneneein"  der  Reaktion  tum  Teil 
Vgl.  Pfleneeneeeb.  -  Vgl.  J.  Lok».  Die  Bedeutung  der  Tropbmen  für  db  Psychologie. 
1808;  J.  Sorem.  Db  lfenebinentbeorie  dee  Lebern.  1908. 

Trupr hl  rinn*  (Sophismen,  ospiewam.  fnOnein)  eind  auf  DsnHahbra 
beruhende  falsche  (nnriebtige)  Schlösse;  «erden  eb  an»  nennt  heb  gefolgert,  eo 
eb  Fehlschlüsse  (Psralogbmen).  8b  beruhen  nnf  der  Mihi ibieUghei t  • 
und  Worten  (Tgl.  Qosternio)  oder  febeben  Prlmbsrn  oder  i 
ron  Urteibn  im  Schlosse  (s.  d.).  Nach  Ajustotklks  gibt  e*  swei : 
*«*n  rbr  ^U|ir  (eeeundum  dictioorm)  und  J|e>  rfc  Ul~*  (extra  dictiooem). 
Zar  ersten  Ebene  geboren  db  FaUncbn  auf  Grand  der  Homonymie  (Aquiroketion, 
..  d.\  Amphibobe  (Zweideutigkeit  in  der  SteDung  der  Worte). 
Redeteüen  (eyij*«  r*s  ^»«k.  figurn  dictionb)  u.  e.  Zur  rweiten 
ex  aookbnte  (»«#*  r*  av?ß»ßip**,  Verweebelong  des  Wesens  mit  dem  unwesent- 
lichen); f.  a  dicto  eeeundum  quid  ad  dictum  simpuciter  (ti  ixAA*  &c  m^  AnXm«. 
Verwechslung  des  Relativen  mit  dem  Absoluten);  ignoratio  elenchi  (s.  d.);  f.  ex 


Tugend.  677 

quente  ad  antecedens  (na^ä  rö  e7iö[*evov,  bejahender  Schluß  von  der  Folge  auf  den 
Grund);  petitio  principü  (s.  d.);  f.  de  non  causa  ut  causa  {iö  /xi]  auiov  &s  alxiov, 
Annahme  eines  falschen  Grundes);  f.  plurium  interrogationum  (rö  zä  n Asien  t^coz^juaia 
Iv  TioteZv,  Verquickung  von  Fragen);  De  sophist.  elenchis  6;  Top.  VIII,  11;  Uebeb- 
v.eg,  System  der  Logik5,  1882;  Jevons,  Leitfaden  der  Logik,  1906,  S.  172 ff.; 
E.  J.  Hamilton,  Erkennen  und  Schließen,  1912.  —  Vgl.  Paralogismen,  Krokodil- 
schluß, Enkekalymmenos,  Lügner. 

Tugend  (ägett),  virtus,  urspr.  Mannhaftigkeit)  ist  sittüche  „Tüchtigkeif, 
habitueller,  konstanter  Wille  zum  Guten,  die  sittlich  wertvolle  Wülensrichtung,  die 
Betätigung  im  Sinne  des  Sitthchkeitswillens,  der  sittlichen  Forderung.  Jedes  dauernde 
Verhalten,  das  als  wahres  Mittel  zur  Realisierung  des  SittUchkeitszweckes  gewertet 
und  gefordert  wird,  ist  oder  gilt  als  eine  Tugend.  Es  gibt  individuelle,  soziale  und 
humane  Tugenden,  je  nachdem  es  sich  um  Pflichten  gegen  sich  selbst,  gegen  andere, 
gegen  die  Gemeinschaft,  die  Menschheit  handelt,  um  Pflichten,  deren  Befolgung  in 
den  Willen  der  Handelnden  selbst  aufgenommen  ist  (vgl.  Pflicht,  Sittlichkeit). 

Die  Lehrbarkeit  der  T.  behauptet  Sokbates  (s.  Sittlichkeit).  Nach  Platon  ist 
die  T.  die  Tauglichkeit  der  Seele  zu  dem  ihr  gemäßen  Werke  (Republ.  I,  353;  II, 
376  E  ff.;  III,  401  B  ff.;  s.  Kardinaltugend),  nach  Aristoteles  die  durch  Übung 
entwickelte  Fertigkeit  {i£ts)  zur  vernunftgemäßen  Tätigkeit.  Er  unterscheidet 
„ethische"'  (Tapferkeit,  Mäßigkeit,  Freigebigkeit  u.  a.)  und  „dianoetische"  Tugenden 
(Vernunft,  Wissenschaft,  Weisheit;  Kunst,  Einsicht;  s.  Kardinaltugenden,  Sittlichkeit). 
In  das  natur-  und  vernunftgemäße  Leben  setzen  die  Stoiker  die  T.,  welche  Selbst- 
zweck ist  und  das  Glück  in  sich  trägt.  Die  T.  hat  keine  Grade ;  zwischen  ihr  und  dem 
Laster  gibt  es  kein  Mittleres  (s.  Sittlichkeit;  vgl.  Diogen.  Laert.  VIT,  81  ff.;  vgl. 
Cicebo,  De  legib.  I,  8;  16;  Seneca,  Epist.  66,  31  f.).  Nach  Epikub  ist  die  T.  die 
Bedingung  der  Glückseligkeit;  Grundtugend  ist  die  richtige  Einsicht  bei  der  Erwägung 
(avfifieT^r{ais)  der  Folgen  einer  Lust  (Diog.  Laert.  X,  132  ff.).  Plotin  unterscheidet 
„politische"  und  „reinigende"  Tugenden  (s.  Sittlichkeit). 

Die  christlichen  —  theologischen  —  Tugenden  sind  Glaube,  Hoffnung  und  Liebe. 
Sie  kommen  zu  den  „intellektuellen"  und  „moralischen"  Tugenden  hinzu  (Thomas, 
Contr.  gent.  II,  58,  3).  Auch  werden  sie  von  den  Scholastikern  als  „eingeflößte" 
von  den  „erworbenen"  Tugenden  („infusae  et  acquisitae")  unterschieden  (Albertus 
Magnus,  Sum.  theol.  II,  102,  3;  Thomas,  De  virtut.  qu.  1,  9;  Sum.  theol.  I,  55,  4; 
Duns  Scotus  u.  a.). 

Nach  Geulincx  gibt  es  nur  eine  einheitliche  T.  (Eth.  II,  prooem.,  S.  66).  Spinoza 
verlegt  die  T.  in  die  Selbsterhaltung  des  menschlichen  Wesens  (s.  Sittlichkeit). 
Che.  Wolff  definiert  die  T.  als  Fertigkeit,  dem  Naturgesetz  gemäß  zu  handeln  oder 
sich  und  andere  vollkommener  zu  machen  (Philos.  pract.  I,  §  321  ff. ;  Vera.  Gedanken 
von  den  Kräften  des  menschl.  Verstandes,  S.  21).  Nach  Kant  ist  T.  „die  moralische 
Stärke  des  Willens  eines  Menschen  in  Befolgung  seiner  Pflicht"  (Metaphys.  der  Sitten  II, 
Tugendlehre,  Einleit. ;  Anthropol.  I,  §  10).  Als  sittliche  Kraft  des  Einzelnen  bestimmen 
die  Tugend  Fichte,  Hegel,  Schleiebmacheb  (Philos.  Sittenlehre,  §  295);  Hebbabt, 
Beneke,  Tbendelenbubg,  Lipps,  Natobp  (Sozialpäd.2,  §  12  ff.:  LT.  der  Vernunft  = 
Wahrheit,  2.  des  Willens  =  Tapferkeit  oder  sittliche  Tatkraft,  3.  des  Trieblebens 
=  Reinheit  oder  Maß;  4.  Gerechtigkeit)  u.  a.  Nach  Paulsen  sind  Tugenden  „habi- 
tuelle Willensrichtungen  und  Verhaltungsweisen,  welche  die  Wohlfahrt  des  Eigen- 
lebens und  des  Gesamtlebens  zu  fördern  tendieren"  (System  d.  Ethik  II5,  1900,  3  ff.). 
Vgl.  E.  Laas,  Idealismus  u.  Positivismus,  1879/84,  II,  270 ff.;  Wundt,  Ethik2,  1892, 
S.  555;  4.  A.  1912;  Tönnies,  Gemeinschaft  u.  Gesellschaft,  1887,  S.  120;  Cohen 


♦  ;7s  Tugendlehre         Typus. 

Ethik«.    1907.   8.441«.;  C.  Stajsob.   Etaleit.  in  die   Ethik.   IL    1900/01.   35  ff.; 
WiLOirm»  Anjmlea  dir  Koturphiloe.  V.  30©  f.  —  Vgl.  Sittlichkeit.   I' n i iliesl 


Tag«  ndl,  br*  ieteia  Teil  der  Ethik,  nach  Ka»t  die  Lehre  roo  den  Pflichten. 
die  nicht  unter  inBerea  Geactaea  etihe»  (Mctaphy».  der  Sitten  EU  TugradVare, 
Einfcit.).    Vgl.  Pacunt*.  System  der  Ethik  I».  1900.  5. 

Tu*»  u«lpflichte«   e.  Pflicht  (Kaxt). 

Tu  Üb»  an    (tu.  du):  «hnemaas  (•.  d.):  Psoauuca  n.  *. 

TyrhUeja«  (r*rf,  ZufaB):  Lehre  ron  der  Herrschaft  des  Zufall»  (•.  d.) 
in  der  Welt.   Vgl.  Petbcb.  im  „Uneirt     111.  19t. 

Type»  (rewe«.  Qeprtge):    Mealnind.  Urbild,  die  „Form,    in  «rieher  die 

eind"  oder  die  finnuh  Eigenecanft,  die  des  Gkedern  einer  Gattung  gememeam  tu- 
( Wü» dt).  Grundform.  OiHuugoiiln  Van  Type«  ab  ürhildern  oder  ewigen 
Platom  (•.  Uee).  AateTOOLM  (e.  Form),  die  Scholastiker. 
Coro  („Urbild",  neck  —lahm  die  Orp  ■!■■■■  geformt  sind;  rgL  H.  St.Cba*. 
BB*i^.LaUaQ904),CtmBsVAa*amn.To»^^ 
1877.  8.  Off.).  Ltnaujr*.   Dobbbb  (Eaeyklopame  der  Philoeophie.  1910.  8.  149. 

*  m9B  jfCBB    emVMQQP    |flN   OÖBT   OeM    flUemVemfleflMMMe»   lmw    UÜ    SB    OB|*    \MftMmlA(  JT 

Indiridnen").  O.  Sncs-B  u.  e,  VgL  Swwabt.  Logik  II*.  1899/99,  941.  491.  712; 
4.A.  1911;  Rrrecai,  Die  irsamlbalierhtuag  in  den  Oitolmpmmiwifcafh'iii.  1901; 
PotmjLtB.  Moral»  dea  idemfatwo.  1908,  8. 145  ff .  (T.  ak  eich  eelbet  verwirklichend» 
Wuleamml);  R.  FaiBDaujr*.  Vorwort  nv  Chnrokmrologie.  Archiv  fftr  die  geeamte 
Psychologie,  XXVII.  1919.  -  Typiech:  dem  Typen  ingehBr^i  dea  Typae.  dee 

(Tgl.  K.  Labob.  Den  Woma  der  Kam*  L  984).  -  Typische  Vorstellung:  e.  All- 
gemein.  —  Typen  dea   Gedieh  tniaaes:  a.  Qedirhta». 

Typen  ala  Deakmittel  der  vergleichenden  Psychologie:  ..Einpaycho- 
■uspsener  typue  eje  eine  Torwmmaoe  inepoaneaa  payeameaer  ooer  peyeaopaymaca- 
aoutiahr  Art,  die  einer  Gruppe  eoa  hVnaihnn  in  vergleichbarer  Wem» 
ohne  daß  dieee  Gruppe  eindeutig  und  slkeitig  gegen  andere  Gruppen 
wire.M  (W.  8tbb*.  Die  dHmrautmtle  ftyckologie'.  1990)  R  Mülleb-1 
Prreoaaeaknit  aad  W  ltiaareaeang,  1919  (Versuch,  die  WiUmmhieeame  in 
Religion  a.  Philoeophie  auf  payohologbuhe  Grundtypen  am noktuf Uhren);  Psiuhohigh 
derKnaat  IL  1991 '  (Typik  dm  Kuaeigenir9iew  und  Taarteimiffcna);  RIbwalo.  Zar 
Ps vi  hol.  .1  \  .>r>t.  !i':nwM  v|x  n  ..<!<•  r  mjsemjlBm»  lemvmV  >;  .Tasters.  P.«\vbo]o;jv  <1<  r 
Welmaechauuagea.  1918. 

Die  aeuere  Philoeophie  atrobt  vielfach  danach,  aa  Stelle  dm  einheitlichen 
Subjektbegriffa  eine  Mehrheit  von  Typen  zu  eeteea,  die  kategoriolea  Charakter 
bekommen.  VgL  beaondere  Dilth«t.  ..Doa  Woma  der  Philosophie"  (in  ..Kultur  der 
Gegenwart"  I,  6.  1907).  Unterscheidet  drei  Grundtypea  der  Metaphysik:  1.  Mete- 
riahemu«  und  PoaiUriamua.  2.  der  objekive  Ideeliemue.  3.  der  Ideahemus  der  Freiheit. 
Vgl.  ferner:  Arch.  f.  Geechichte  der  Philoeophie  XL  ..Die  Typen  der  WcHenooheuang 
und  ihre  Ausbildung  in  dea  amtapammuBWi  Syatemen"  in  ..Weltanachauungu.  191 1 : 
Noex.  Stil  und  Weltanschauung.  1920  (enthalt:  die  Weltanschauungen  der  Malerei; 
Typische  Kunstatile  in  Dichtung  aad  Musik);  K.  Glase»,  Die  Kunst  Ostssir tw«.  1920 
(statuiert  die  Diltheyacben  Typen  in  der  oatoa.  Kunst):    Gekstxxbebo,  Cl.  Lorrain 


Übel.  679 

und  die  Typen  der  idealen  Landschaftsmalerei,  1919.  —  E.  Spranger  (Lebensformen, 
1921 2)  unterscheidet  sechs  Grundtypen  der  Individualität  (Der  theoretische  Mensch, 
der  ökonomische  Mensch,  der  ästhetische  Mensch,  der  soziale  Mensch,  der  Macht- 
mensch, der  religiöse  Mensch).  —  Für  die  Religionsphilosophie  bietet  eine  Typik: 
W.  James,  Varieties  of  religious  erperience,  1902  (onee-born  und  twice  born); 
H.  Scholz,  Religionsphilosophie,  1920.  —  In  der  Soziologie  Sombart  (Der  Bourgeois, 
1915 6),  M.  Weber,  Tröltsch  u.  a. 

Zeitliche  Typen:  J.  Burkhard  („Der  Renaissancemensch",  der  „griechische" 
Mensch),  Worrin-ger  (Formprobleme  der  Gotik,  1911),  Scheffler  (Geist  der 
Gotik,  1916,  „Der  gotische  Mensch").  —  „Kulturtypen"  unterscheidet  Spengler 
(Untergang  des  Abendlandes,  1917).  —  Volkstypen:  FouiLLfiE  (Esquisse  d'une 
psychol.  des  peuples  europeens,  1905),  R.  Müller- Freienfels  (Psychologie  des 
deutschen  Menschen,  1921). 

Physiologische  Typen  (nach  der  Körperhaltung)  stellt  Rütz  auf.  (Musik,  Wort, 
Körper  als  Gemütsausdruck,  1911.)  Typen  des  produktiven  Schaffens  Ostwald 
(Große  Männer,  1909;  „Klassischer"  und  „Romantischer"  Typus). 


u. 

Übel  (xaxöV,  malum)  ist  der  Gegensatz  eines  Gutes  (s.  d.),  etwas,  was  als 
nachteilig,  schädlich,  störend,  als  unzweckmäßig  gilt,  was  der  Idee  des  Guten,  Zweck- 
vollen, Wertvollen,  Seinsollenden  nicht  entspricht  oder  widerspricht,  das  Unvoll- 
kommene jeder  Art.  Die  Relativität  des  Übels  besteht  darin,  daß  vieles,  was  auf  einen 
Zweck  oder  ein  Wesen  bezogen  als  Übel  gewertet  werden  muß,  in  bezug  auf  andere 
Zwecke  oder  Wesen  ein  Gut  sein  kann.  Ja,  das  natürliche  (physische  —  metaphy- 
sische) Übel  liegt  in  der  Relativität  selbst,  die  wiederum  mit  der  Endlichkeit  der 
Wesen  zusammenhängt.  Das  Gut  des  einen  Wesens  in  der  Natur  ist.  korrelativ,  das 
Übel  eines  andern,  und  umgekehrt  das  Unzweckmäßige  des  einen  das  Zweckmäßige 
eines  andern.  Das  Zusammenbestehen  einer  Vielheit  endlicher  Wesen,  die  einander 
beschränken  und  gewissermaßen  die  Totalität  der  Zweckmäßigkeiten  einander  streitig 
machen,  ist  gleichsam  die  „Urschuld"  des  „Willens  zum  Leben",  durch  die  das  kos- 
mische Übel  bedingt  ist.  Im  „Absoluten"  sind  alle  Übel  zeitlos  aufgehoben.  In  der 
Zeit  aber  schwinden  immer  wieder  Übel  durch  Höherentwicklung  der  Wesen,  durch 
Erweiterung  ihrer  Macht.  Insbesondere  zeigt  die  Geschichte,  daß  Übel  aller  Art  durch 
Anreizung  des  Willens  immer  mehr  überwunden  oder  in  den  Dienst  des  Guten  gestellt 
werden  können.  Es  gibt  immer  wieder  Übel,  aber  sie  können  und  sollen  möglichst 
zum  Quell  des  Guten,  Zweck-  und  Wertvollen  gemacht  werden  —  das  ist  die  akti- 
vistische „Theodizee"  (Meliorismus).  Im  Kampfe  gegen  das  (physische,  moralische, 
soziale)  Übel  erstarkt  und  entwickelt  sich  der  Geist  und  das  Reich  der  Kultur. 

Die  „Theodizee"  (s.  d.)  wird  teils  durch  den  Hinweis  auf  die  Subjektivität  oder 
Relativität  des  Übels,  oder  auf  dessen  rein  „privativen",  nicht  absolut  positiven 
(selbständigen)  Charakter  versucht,  teils  durch  Betonung  der  Notwendigkeit  des  mit 
der  Endlichkeit  der  Wesen  gegebenen  Übels,  das  von  Gott  nicht  gewollt,  aber  „zu- 
gelassen" ist,  weil  es  zum  Teil  mit  der  Willensfreiheit  zusammenhängt,  oder  weil  es 
ein  Mittel  zur  Förderung  des  Guten  ist,  einen  erzieherischen  Wert  hat,  zur  Voll- 
kommenheit des  Ganzen  beiträgt,  u.  dgl.  (vgl.  Optimismus).  Der  Pessimismus  (s.  d.) 
verlegt  das  Übel  ins  Dasein  überhaupt,  spricht  von  einer  Schuld,  die  durch  den  Willen 
zum  Leben  kontrahiert  wird. 


»Mi  Überlegung  —  ObOTMMCfc. 


Defl  Gott  am  UM  keine  ftpaaM  hat,  eondern  «Um  gut  nywchiffcni  hat»  betont 
(wie  Mboa  dM  Alte  Teetement)  Platox  CTuaaeua  «2 D).  «ad  auch  Aionmui  Irhrt 
Eine  Tasodbae  geben  die  Stoiker.  Ein  Obel  bt  eagenthch  nur  daa 
Da  »ogen.  Übel  sind  für  dsa  Qaaae  aotwsadtg  and  erhoben  die  Vollkommen- 
das  Seabchte  nagt  aar  ia  das  Kuban  aintaaaaB  aad  wird  com  Guten 
(Ssxbca.  Epbt.  87.  11;  94.  8;  Mabc  Acmau  la  ee  ipsum  V.  8;  VIII.  38; 
Mögen.  Laert.  VII.  98).  AaaMea  baren  Pilo«  (Lag,  asagar.  11.  78),  Puma.  PnaiH 
III.  2.  8  ff.;  IV.  3.  WJ.die^SaafiftvoaderWeit-.-Wrin.ttcl.licrl.ch.  Phflo- 
•ophie  erblick»  im  Obal  aar  aiaa  „Bereabang  das  Gatea"  (e.  Boa».  Privat*»);  ee  bat 
aar  aiaa  aagatjye  Uraaebe  („causa  defiebae")  aad  tilgt  aar  Utte  dee  Gsaaaa  bei 
(Acocsrtyrs,  De  dritate  IM  XI.  18;  XVII.  II.  Tbobastos  AQOXao.Oaatr.gaot.  I. 
III.  71). 

aetaabyaaabee. 
Übel 


Gast  aioaa  als  Vna%niiinbilt  gabea  kaaaaa.  bs  darca  das  Wahv 
i;  daa  uajaauhl  Übel  wirkt  ab)  Strafe  oder  ab)  Di  m  iiiBfraairttil;  daa 
priagt  dar  WDiaaatraibaH  aad  wird  tob  Gott  aaai  Gate) 
Alba  Übel  iet  aar  prirathr  aad  aar  tob  Gott  ..mg-ibm  n".  abat  s»  wollt ; 
aar  db  Harmonie  dar  Wehfaaaea,  maoht  dbeas  iiiibei     Ob  Übel 
nicht  Gottea  wlhaaabt,  Wehste*  «ad  Lbbe  (Tbeodiaee  I,  f  *• 
W.  Knn  (De  origm.  mah,  1702).  Db  RebarriaU  das  Übab  betonen  8raosA(Etl 
prop.  XXX;DeDaoII.4),(^Dwo«n.Kiae«.a.  TaniJbiia  sei  aa  ahm  W.  DaaaAM 
(Pbymko-Tbeoiogy.  1713),  Job»  Rat.   Puaerurr.  Romxrr  (Da  b  aaaare  1 
Caa.  Wout,  Bturraosa,  Psasien.  P.  Viujttma(Voadaai  Drapraag  aad  daa  Abebbten 
das  Übab.  1788-87).  Scauxaa,  J.  J.  Waossb  (Tbaodbee.  1808)  a.  a,   Naab  Haan, 
wird  ia  dar  Qaaaabaae  daa  Nigaän  aaeaaaa  ..Uatusaoiai 
(TgLWW.  IX.  18;  Tgl.  Paalogbmue.  Varaaaft).  Db  Übeiaasduagdee  Übab 
Caa.  Kjuosb.  Doturaa,  Rorca,  Com  (Ethik,  1804.  8.  4171  i  u   a. 
Poshxvas  liKliiml  das  Übel  SoBorasaAca*  (a.  Peaiiailaaiw,  WBb).  -  DaJ 
das  Übel  aar  im  ..Gebiete  dar  FtinilkiHiii".  abat  im  Abeobtea  besteht,  betont  u.  e. 
(Zend-Areata»,  1901.  I.  844).  -  Vgl.  Kajrr.  Über  das  kflilbgaa  albr  paarns. 
ia  dar  Taeodbee,  1791;  Lots«,  Milrrokneama».  1898 f.;  Raawrmxa,  La 
aVamdologb.  1899.  S.  454  ff .;  Oaura-Kawia.  KubmiiiHstib,  1897;  Haasaun. 
aabphraft'.  8.  198  f.;  O.  Castabi.  Dar  Tssaiannbeaf  dar  Dinge.  1881.  &  41 
Cosn,  Db  e  U  mab.  1886;  Nattxu,  Ls  probate»  da  mal.  1889;  E.  L.  Fisoaa«.  Daa 
Problem  das  Übab  aad  db  Tbeodbea.  1883;  O.  WnxABara.  Db  Lehre  tob  Übel 
bei  Leibnix,  1898;  Db  Lehre  rom  Übel  ia  daa  grata 
Phikaophb  und  Theologie,  1903;  Tgl.  db  Literatur 

€ Veriecsms;  (aawi,  et>*e*M«*n«.  reflexio,  deliberatio)  bt  db  einer  Wahl 
(e.  d.\  einem  Entachlueee.  einem  urteil  Torangebende  Erwägung  der  Motire  oder 
Grande,  oder  db  Wertung.  Prüfung  der  Mittel  xu  einem  Zwecke.  Vgl.  Jodl.  Lehrbuch 
der  Psychologie  IP,  1909;  Hörurs,  Ptychol.  1897.  S.  288;  RarxAca,  Zeitochr.  für 
Philo»,  u.  philo*.  Kritik,  1913;  Gee.  Schriften.  1921.  Vgl.  Reflexion  (Kaut),  EntechluB. 
Wahl.  Übung. 

rbe  rase  nach  nennt  NraTmarsra  teüe  eine  neue,  bewußt  benuuuxüchteade 
Art,  welche  daa  Menechen  an  Kraft  und  Wert  übertrifft,  teib  beaonders  kraftToIte 
und  genaue  PeraiWiKohkaiten,  wie  ab  dereinst  kommen  werden,  nachdem  aeboa  ftraatae 
xu  solchen  vereinreit  bestanden  haben,  teib  endheb  ein  reines  Ideal,  daa  Ideal  der 


Obernatürlich  —  Übung.  Qßl 


kraftvollen,  freien,  kühnen,  gegen  sich  und  andere  harten,  sich  selbst  Gesetze  gebenden, 
jenseits  von  Gut  und  Böse  die  Dinge  wertenden  Persönlichkeit,  deren  Sein  und  Ausleben 
Selbstzweck  ist.  Der  Mensch  ist  „etwas,  das  überwunden  werden  soll".  Der  Über- 
mensch ist  der  „Sinn  der  Erde".  Der  Mensch  muß  über  sich  hinaus  schaffen,  er  ist 
nur  „ein  Seil  geknüpft  zwischen  Tier  und  Übermensch",  ein  „Übergang  und  ein 
Untergang"  (Also  sprach  Zarathustra,  WW.  "VII— VIII,  XV;  vgl.  R.  Richter, 
F.  Nietzsche2,  1909;  O.  Ewald,  Nietzsches  Lehren,  1903).  Ansätze  zur  Lehre  vom  Ü. 
finden  sich  bei  Kallikles,  Machiavet.lt,  F.  Schlegel,  Carlyle,  Renan  (Philos. 
Dialoge  u.  Fragmente,  1877,  S.  75  ff.),  Stirner  u.  a. 

Der  Ausdruck  „Übermensch"  (bzw.  „übermenschlich")  findet  sich  schon  bei 
H.  Müller  (Geistliche  Erquickungsstunden,  1664  f.),  Herder,  Hippel,  Jean  Paul, 
Goethe  (Faust  I;  vgl.  Gespräche  mit  Biedermann,  LI,  263;  vgl.  R.  Meyer,  Zeitschr. 
f.  deutsche  Wortforschung,  I,  S.  1  ff.).     Vgl.  Sittlichkeit,  Genie. 

i"'beriiatürlich  (supernaturalis)  s.  Natürlich,  Supranaturalismus,  Wunder, 
Gott,  Geist. 

i" bersinnlieli:  1.  das  sinnlich  nicht  Erfaßbare,  nur  dem  Denken  Zugäng- 
liche, rein  Logische,  Abstrakte;  2.  das  über  die  Sinnenwelt  Hinausgehende,  die  Welt 
des  Geistigen,  das  Göttüche,  das  absolut  Transzendente.  Dieses  Übersinnliche  ist 
nach  Kant  nicht  Gegenstand  möglicher  Erkenntnis,  ist  nur  als  „Idee"  (s.  d.)  aul- 
gegeben. —  Vgl.  H.  Lubenow,  Die  übersinnliche  Wirklichkeit  u.  ihre  Erkenntnis,  1904; 
Wtjndt,  Sinnliche  und  übersinnliche  Welt,  1912;  Feldkeller,  Graf  Keyserlings 
Erkenntnisweg  zum  Übersinnlichen,  1922.  Vgl.  Vernunft,  Ahnung,  Metaphysik, 
Religion. 

Überzeugung  (persuasio)  ist  Durchdrungensein  von  einer  Wahrheit  oder 
Richtigkeit,  von  der  Gültigkeit  eines  Urteils,  einer  Wertung,  einer  Forderung.  Je 
nach  den  Gründen,  auf  die  sich  das  Geltungsbewußtsein,  das  Fürwahrhalten  stützt, 
ist  die  Ü.  eine  subjektive  (s.  Glauben)  oder  objektive  (s.  Wissen).  Vgl.  Evidenz, 
Gewißheit. 

I  bikation  heißt,  scholastisch,  das  „an  diesem  Orte  Sein"  eines  Dinges  im 
Gegensatz  zum  Sein  an  einem  andern  Orte.  Vgl.  Stöckl,  Lehrb.  d.  Philos.  II8,  1912. 
Vgl.  Ort. 

t"  billig  ist  die  durch  Wiederholung  („Einübung")  einer  Tätigkeit  erzielte  Modi- 
fikation derselben,  vermöge  deren  jede  gleichartige  Tätigkeit  (infolge  des  „Übungs- 
wertes") rascher,  leichter,  sicherer,  zweckmäßiger  vor  sich  geht.  Die  Ü.  ist  eine 
Anpassung  des  Organs  an  die  Funktion,  der  Impulse  an  die  Bewegungen;  infolge  der 
durch  die  wiederholten  Vorgänge  hinterlassenen  Dispositionen  (s.  d.)  verringert  sich 
der  Widerstand  im  Nervensystem  und  in  den  ausführenden  Organen,  die  Koordination 
wird  leichter  und  besser,  es  wird  psycho -physische  Energie  erspart  und  positiv  ver- 
wendbar gemacht;  die  Überlegung,  Wahl  und  andere  geistige  Arbeit  fällt  weg  und  die 
zuerst  willkürliche  Tätigkeit  wird  triebmäßig,  automatisch,  mit  geringster  Bewußtseins- 
intensität ausgeführt  (s.  Mechanisierung).  Die  Ü.  hängt  bis  zu  einer  gewissen  Grenze 
von  der  Zahl  der  Wiederholungen  ab,  ist  durch  Unterbrechungen  beeinflußt,  wird 
durch  Ermüdung  (s.  d.)  zum  Teil  paralysiert.  Teilweise  besteht  eine  an  die  Übung 
bestimmter  Funktionen  sich  anschließende  „Mitübung"  anderer;  ob  beim  Gedächtnis 
ist  noch  nicht  eindeutig  festgestellt.  Physiologisch  wird  durch  die  Ü.  die  Erregung 
in  der  Nervensubstanz  erleichtert.  Durch  „funktionelle  Übung"  werden  Organe 
modifiziert,  und  diese  Modifikation  kann  wohl  zum  Teil  (als  Disposition)  vererbt  werden 


Umfang  UilUtwaOt. 


(vgl.  Entwicklang.  Vererbung).  -  Vgl  Co.  Woltf.  FaychoL  eaamr..  f  IM  f.;  Wo» dt. 
Grd^d.phTiioLPfeydri.,1«  l«K.&lllff..390  «03.565ff.;  jEnaKMUca. 

Qrdx.  d.  Psycho).».  1. 1905.  578 f.;  Jura,  Prmcipk«  of  Psyühokgj  I.  1890,  «63 ff.: 
Atbäamtb.  Krit.  d.  reinen  P.rfehrung,  1888-90.  II.  30. 50;  Ovrm,  Dm  Gedichtnk«. 
1911.  8.  »9«.  (danatbet  lihaiatni  Mar  Ol  Jluheabttiang);  8.  Xtm,  0.  and 
Gedächtnis.  190«;  L.  Komm.  Instinkt  «.  Oiumhaaitt,  1908.     Vgl 


1  nefnnc  (eu*/*«.  ambitas)  des  Begrifft  iet  db 
von  dnn  er  gut.  oder  dar  ihm  anlmaeoidneaan  nfcderen  (weniger  angoiiwinr«) 

ntllaugaliigilfhi  Ja  pfttar  dar  umfang,  desto  Heiner  bt  In  der  Regel  der  Inhalt 
(..  d.)  dea  Begriffet.  Der  f.  des  urteilt  rieht*  eich  nach  dam  dea  Subkttbegrifles 
(egt  QnantHAt).  Vgl  Uaaeawua,  Logik*.  1881.  |  53;  Seawanr.  Logik  I«.  1899/93. 
343,  397 ff.;  4.  A.  1911.  -  Vgl  Koordination.  Subordination 

I'anfam«  dea  BewnBtaeint  t.  Enge.  Bto^ßmom,  Cbar  erperunaosaöe 
Fimlitmug  daa  «,BownBtaiiiBeamf*ng*M  vgl  Woanr.  Ord».  d.  paye.  Psycho!.  1 1 1  • 
1903,  304  ff.  —  Db  „Enge  dea  BawuJtamns"  wird  aneh  an  dem  Uarfang  der  Auf  merk 
tamkeit  in  rVibhang  gebracht.  vermöge  deren  nur  ein  (an*  6  bit  7  Teümheltru 
r)  Inhalt  nana  klar  and  danknah  aerfaasrkeam  erlebt  wird,  daneben  noch 
ihkrer  (..anbseeerkearM)  Inhalat.  Vgl  W.  Wim.  Pkflot.  Stndiea  XX; 
Ptjohol.  Otadim  II.  |  K.  Otto  and  Scstrura,  Archiv  f.  d.  nmmln  Psycho).  XIII. 
1908;  E.  D9u.  Die  Lahr*  von  dar  I  atmet  easmksil,  1907;  Harnava.  Ptyimnlogk 
der  Prao.  1909  (Untcrsckbde  »wkuhta  Mann  and  Fron). 

rmfnngaloejik :  »sffsaoang  dm  Crteflt  (t.  d.)  ab  Suheemtion  dea  Subjekts 
unter  den  Umfang  daa  Prädikats  im  Oigtaaiti  aar  Inkeltalogik. 

t  nak<-hrnng  a.  Koovcreion.  Konto ayoaiiioo. 

I  nbedingt  t.  Absolut,  Tkdingang,  Antinomie.  Idee  (Karr).  Vgl  8o8muan. 

W  9J     F  3.   1 1  ff. 

I'nbewaßt:  l.  aktiv:  ohne  ein  BiiaaBteuin,  ohne  Wimen  am  etwa*,  ohne 
Aufmorkaamkeit  auf  etwas,  ohne  sein  eigene*  Ton  an  bemerken,  ohne  ea  com  Gegen, 
ttinrt  ittr  Infmarkaamkitf  in  laanaan.  t  paarit  a)  nicht  selbstbewußt,  nicht  gewoftt. 
nicht  beachtet,  nicht  bemerkt,  nicht  selbständig  int  Bewußtsein  tutend  oder  ahm  alt 
Erlebnis  abhebend,  nur  ab  (nicht  ..apperapfertea")  Fbamiit  oder  Moment  dea 
ptjchbchen  Zoatmmrnhtngee  dorch  seine  Wirkungen  konatatbebar;  b)  nicht  im 
Bewußtsein,  nicht  ab  BewoBtaehmmhalt  gegeben,  ftr  ein  Subjekt  nicht  vorbanden. 
Et  gibt  keine  anbewafiten  VoreteBangen.  denn  Jede  Voretelmng  iet  ab  aolohe  ein 
Bewufitaeineinhalt.  Em  (rektiv)  unbewußtes  Psyohischce  ab  ein  nicht  bemerkter, 
nicht  gegenatlndlit hei,  rein  funktioneller  Bihihrd*h*atande»n.  ab  nicht  für  eich  hervor- 
tretande  Erregung  and  Regung,  nicht  reflektierte  p*yohbche  Reaktion  und  Aktion 
besteht.  In  diesem  Sinne  verlauft  ein  groBer  Teil  dea  floobnkhens,  inabeaondare  die 
sinnliche  Innenseite  der  meisten  organischen  Prosrme  (s.  ParaUebsmus).  ..unbewußt'  . 
Durch  ..Mechenioferung"  (s.  d.)  wird  heatlndig  Bewußtes  anter-  and  anbewuBt. 
Dos  rektiv  Unbewußte  ist  vom  Bewußtsein  (s.  d.)  nur  graduell  verschieden.  Vgl. 
Disposition. 

Die  Ribteni  unbewußter  Vorstellungen  bestreiten  DnacAXTKS  (Reepona.  ad. 
obiect.  IV),  Malkbsaxchk  (Recherche  de  U  verite  HI.  2.  7).  Loci*  (Essay  ooncern. 
hum.  understand.  II.  K.  1.  f  10).  Bomrar  (Easai  de  Psycho!..  K.  35)  u.  a.    Dunkle. 


Unbewußt.  683 

unbemerkte,  nur  mittelbar  bewußte  Vorstellungen  gibt  es  nach  Kant  (Anthropol.  1, 
§  5),  Fries  (System  d.  Logik,  1811,  S.  49  f.),  Lotze  (Metaphys.2,  1879,  S.  523), 
Brentano  (Psychol.  I,  76),  Ziehen,  Wundt  (Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5,  1903, 
324 ff.),  Külpe  (Grundr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  220 f.;  Jodl  (Lehrb.  d.  Psychol.  I3, 
1909,  155 ff.);  J.  St.  Mtll,  Spencer,  Ribot,  Fouillee  u.  a.  Nach  ihnen,  wie  nach 
Horwicz,  Rehmke,  Höfeer  (Psychol.,  1897,  S.  273  f.),  Kreibig,  Sigwart  (Logik  II2. 
1889/93,  19.3;  4.  A.  1911),  Höffding  (Psycho!.2,  1893,  S.  95  f.)  u.  a.  gibt  es  nur  relatir 
Unbewußtes  (Unterbewußtes,  Unbemerktes,  Bewußtseinsdispositionen  u.  dgl.).  — 
Nach  Matjdsley,  Lewes,  Sergi,  Jodl,  Ribot  u.  a.  gibt  es  nur  unbewußte  „Zere- 
brationen"  (Gehirnprozesse  ohne  begleitendes  Bewußtsein). 

Die  Lehre  von  den  unbewußten  „Perzeptionen"  begründet  Leibniz.  Es  gibt  nach 
ihm  unmerkliche  oder  „kleine"  Perzeptionen  („perceptions  insensibles",  „petites 
perceptions"),  die  nur  in  ihrer  Summierung  und  Steigerung  bewußt  werden,  nicht  für 
sich  allein.  Den  organischen  Vorgängen  entsprechen  psychische  Zustände,  die  nicht 
ins  Bewußtsein  treten  (Xouv.  Essais  II,  K.  1,  §  11,  19;  Werke,  hrsg.  von  Gerhardt  V,  48; 
VI,  600;  s.  Bewußtsein).  Ähnlich  lehrt  Chr.  Wolff  (Psychol.  rational.,  §  58  ff.). 
Unbewußte  Vorstellungen  gibt  es  nach  Cudworth,  Tetens  (Philos.  Vers.  I,  265), 
Platner  (Philos.  Aphorismen  I,  §  63  f.),  Bolzano,  W.  Hamilton  u.  a.  Nach  Fichte 
erzeugt  das  Ich  durch  seine  unbewußte  Tätigkeit  die  Vorstellungswelt  (vgl.  Gr.  d. 
gesamten  Wissenschaftslehre,  S.  399).  Schelling  spricht  vom  „ewig  Unbewußten" 
(WVV.  I  3,  609).  Das  Bewußtsein  geht  aus  dem  Unbewußten  hervor;  so  auch  nach 
C.  G.  Carus,  Baader,  Schopenhauer  (s.  Wille),  Göring,  Fortlage  (System  d. 
Psychol.  II,  26  f.),  I.  H.  Fichte  (Psychol.  I,  6  ff.),  E.  v.  Hartmann,  nach  welchem 
die  psychische  Tätigkeit  absolut  unbewußt  ist,  während  die  psychischen  Phänomene 
immer  bewußt  sind.  Das  Wollen  ist  unmittelbar  unbewußt;  die  unbewußte  Vor- 
stellung ist  „ideale  Antizipation  eines  zu  realisierenden  Willenserfolges",  „logische 
Intellektualfunktion".  Die  produktive,  formende  Tätigkeit  in  der  Natur  wie  im  Geiste 
fällt  nicht  ins  Bewußtsein,  ist  erschlossen  (Philos.  des  Unbewußten  I10,  1890,  51  ff.; 
II10,  498  ff. ;  III10,  300  ff. ;  Die  moderne  Psychologie,  1901,  S.  80  ff. ;  s.  Unbewußte,  das). 
Ähnlich  lehren  Drews,  v.  Schnehen  u.  a. 

Ein  unbewußtes  „Streben,  vorzustellen"  nimmt  Herbart  an  (Lehrbuch  zur 
Psychol.,  S.  16),  unbewußte  psychische  Dispositionen  (s.  d.),  Beneke.  Nach  Th.  Lipps 
ist  die  psychische  Tätigkeit,  aber  nicht  der  Inhalt  derselben  unbewußt.  Unbewußte 
Erregungen  wirken  in  der  Psyche  (Leitfaden  der  Psychol.,  1893,  S.  37  ff.;  3.  A.  1909). 
B.  Erdmann  unterscheidet  „erregtes"  und  „unerregtes"  Unbewußtes.  Es  gibt  „unbe- 
wußt erregte  Gedächtnisresiduen  als  Bedingungen  möglichen  Bewußtseins"  (Leib 
u.  Seele,  1908,  S.  84  ff.).  Ähnlich  lehren  Herbertz  (Bewußtsein  und  Unbewußtes. 
1908,  S.  138  ff.),  Offner  (Das  Gedächtnis2,  1911),  Hagemann-Dyroff  (Psychol8, 
1911),  Jerusalem  (Lehrb.  d.  Psychol.4, 1907)  u.  a.  Latente  (in  „Bereitschaft"  stehende) 
Vorstellungen  gibt  es  nach  Steinthal,  Bergson  (Matiere  et  memoire5,  1909,  S.  153  ff.), 
Ebbinghatjs  (Grdz.  d.  Psychol.  I,  53  ff.)  u.  a. 

Als  unterschwelliges,  niederes  Bewußtsein,  ununterschiedenen  Bestandteil  des 
allgemeinen  Bewußtseins,  bzw.  als  aus  dem  Bewußtsein  durch  Mechanisierung  hervor- 
gehend betrachtet  das  Unbewußte  Fechner  (Zend-Avesta  I,  1851,  2.  A.  1901,  159 ff.: 
Elemente  der  Psychophysik  II,  1860,  15,  39  ff.);  vgl.  Heymans  (Einleit.  in  die  Meta- 
physik, 1905,  S.  292  f.),  Paulsen,  Möbiüs  u.  a.  Nach  S.  Freud,  Breuer  u.  a.  (s. 
Psychoanalyse)  wirkt  das  un-  und  unterbewußte  Psychische  (Triebe,  Wünsche)  auf 
das  Bewußtsein.  Vgl.  Loewenfeld.  Bewußtsein  und  psychisches  Geschehen.  1913; 
F..  G.  Jung,  Die  Psychologie  der  unbewußten  Prozesse,  1917. 


»jvj  Unbewußte  —  Unendlich. 


Unbewußte  fliblßa»  gib»  es  nach  SoMtmutn,  HaxauoLTz  <Vo 
Reden  I«,  368  ff.)  u.  a,  unbewußte  Urteile  nach  JwniUM  (Die 
1884.  8. 2»)  u.  a.  <e.  WeJuTwhmung).  Nach  aiancben  gibt  ee  eine  Beproduktton  (..  d .) 
mit  uabswultea  Miltalgliadsi  n.  —  Vgl.  WWMMDn»  Zar  Klärung  de»  Begriffs  der 

1879;  Anw*.  Safla  natura  delT  laonnsuio,  188t;  Caunr,  Le  rie 
l'esprit,  1880;  AfUMSumcx.  Ober  de«  ezibewuß«.  Denken.  1804»  &  «t  ff.; 
Ordaansslebre,  1911;  Uraras.  ITiiw— lliilatilU  lyAolagta.  1910;  Kuc».  Der  WÜJ 
n.  Mine  Tli  nfi  ■■»«  m  Pabsaeßtsa.  t.  A.  191»;  Dtbost.  Efadeü.  in  die  Psychologie, 
1910;  A.  Dun  De*  Unbewußte  in  der  tnodarneo  Psycho!.,  Zeitachr.  f.  Philo*. 
IM.  Bd,  1909;  J.  Sorotn.  Dia  Mniibtaiailinih  dea  Lebern,  lftr  jeder 

1908.  I;  W.  HaureCB.  UabewsJtes  oder  WiAhI  all  lang,  Zeitachr.  f.  Psycho*.. 
♦».  Bd.;M.  Pauca.  Jouraei  o*  abnormal  ISycboh)gy  III.  1908/09.  Tb»  eubconeeaous, 
I  I  ''oogrea  intern,  de  Psycho),  1910;  M.  Gmm,  Pragmeat  Ober  des  Begriff  de* 
Uabralkfto  «Ml  die  psych.  Realität  (Jahrb.  f.  Philo»,  «.  phaa.  Fniinhang.  1811.  - 

Ineuaht,  Zweck,  fnseign^rchaanes,  roycataeb.  Reflexion,  ApparzeptioB,  Tissnaaadeat» 
Traum,  Autoenetiamue,  ftrycboenaJyse. 

IJatfcewaftte,  des,  nennt  E.  v.  Hanna*  v  dne  Absolute,  dee,  «ee  allem  Sein 
iiml  BeatifHetiln  ingiuuih  ttugi  sta  wlsj  aalest  uitai  ßlswlwaalssi  flnhi,  itai  In  tltam 
leriimlfng  wirbt  (s.  Zwech.  Instinkt).  Dm  ü.  tat  Einheit  dee  Logiecben  and 
..Alogiechen".  der  Attribute  VorsteDang  (Idee)  and  Wille;  härterer  «tat  dee  „Del", 
dee  „Was"  dee  Seins,   Dreh  die  Idee  wird  die  WUlroemtf eKung  logwert  und 

Gotat,  der  Wel  t  ieimiaial,  einfach,  bat  aber  dta  Miwagfi  High  eil  dar  In&ridusn  in 
eich,  gliedert  aiab  in  diese  („konkreter  atonisaua").  Dta  Korper  eJnd  objehtiee 
des  ü,  dta  Seele  (s.  d.)  tat  dta  Summe  der  auf  eiaen  Orsnmsmua  gerieb, 
Tätigkeit  dee  U.  Dar  Wehpreecl  tat  dta  PiidnmgimHiMi  das  in  dta  WeH 
easajeaaaajeaaa  U.  aad  eanetab  dar  wag  aar  Erlösung  desselben  und  dar  Bbuesweaea« 
In  dar  Hingabt  dar  IiaMihlaan  aa  diese  obtabMie  Tataologta  des  Wehproreeses  besteht 
dta  Sittlichkeit  (rgL  Philo. .  dea  Unbewußten  I-UI,  10.  A.  1890.  II.  A.  1904;  Des 
U.  vom  Standpunkt  der  Physiologie  und  Deeewadeaitbi  m  k \  1877;  System  d.  Philo- 
eopbie  im  Grundriß.  1907  f.;  ArchiT  f.  System.  Philo.,  1900;  Dam,  E  r.  II  *  philo.. 
System«.  1906;  O.  Baarv.  E.  v.  H,  1909). 

1  mlarrhdringlirhkeU  der  Korper  beruht  auf  Widerstanden,  durch 
die  sie  ihren  Raum  behaupten,  der  an  gleicher  Zeit  tob  eadeioa  Körpern  nicht  einge- 
nommen werden  kann.  Vgl.  Ken.  Kleine  bebrüten  zur  Naturphik*.  II«.  3&3ff.; 
E.  Bscas*.  Pbilos.  Voriiassf  ungiii  der  Xaturwieeenech..  1907.  &  18 f.  -  Vgl.  Atom 
/SrÖHa*  Wideretand. 

Inendlirh  (d.i«f*s.  infinitos)  tat,  sllgoanrin.  was  ohne  „Ende"  ist,  d.  h.  das 
Greazenlosr.  Allee  Endliche,  Einzelne  grenzt  an  anderes  EadBcbee,  jeder  Raum- und 
Zeitteil  an  andere  Baum,  und  Zeitteile,  d.  h.  jeder  eoJobe  Teil  tat  „endb. 
und  Zeit  selbst  aber  haben  kerne  Grenzen,  d.  b.  dta  Begrenzung  eelbst  gebt  las 
(ins  Indefinite,  Infinite),  bort  nicht  auf.  Grenzen  gibt  ee  nur  innerhalb  der 
und  Zeitordnung.  Es  gibt  keinen  denkbaren  Inhalt  mogftaher  Erfahrung,  dar  nicht 
in  Zeit  oder  Raum  oder  beides  geartet  werden  muß.   Die  Möglichkeit  und  Notwendig. 


Unendlich  685 

keit  des  Fortgangs  räumlich-zeitlicher  Synthese  ergibt  die  Unendlichkeit  von  Baum 
und  Zeit  a  priori,  ohne  daß  das  Unendliche  —  außer  dieser  Idee,  durch  die  es  positiv 
,, aufgegeben"  und  postuliert  ist  —  als  abgeschlossenes  Ganzes  gegeben  ist  (s.  Teil- 
barkeit). Die  primäre  Unendlichkeit  ist  die  der  Zahlreihe,  beruhend  auf  der  Möglich- 
keit unaufhörlicher  Setzung  von  Einheiten  nach  oben  wie  nach  unten.  Das  mathe- 
matisch Unendliche  ist  eine  Größe,  welche  über  (Unendlichgroßes)  oder  unter 
(Unendlichkleines,  Infinitesimales)  jeder  endlichen  Anzahl  liegt  (Überendliches, 
„Transfinites"),  dabei  aber  immer  noch  vermehrbar  oder  verminderbar  gedacht 
werden  kann  (Unendlichkeit  verschiedener  Potenz).  Das  Unendlichkleine  ist  ein 
methodisches  Mittel,  das  Stetige  (s.  d.)  durch  das  Diskontinuierliche  zu  berechnen, 
theoretisch-praktisch  zu  bewältigen.  Metaphysisch  ist  das  (absolut)  Unendliche 
das  über  die  Vielheit  endlicher  Relationen  der  Phänomene  Erhabene,  sie  als  „auf- 
gehobene Momente"  in  sich  beschließende  absolute  All-Einheit  des  göttlichen  Welt- 
grundes, der  göttlichen  „Idee",  deren  Gehalt  für  den  Endlichkeitsstandpunkt  in  einer 
unendlichen  Zeit  sich  entfaltet,  während  ihr  selbst  Ewigkeit  (s.  d.)  im  Sinne  der 
Überzeitlichkeit  zukommt.  Das  Geschehen  in  der  Welt  ist  unendlich  nach  rückwärts 
wie  nach  vorwärts,  mag  es  auch  Perioden  relativen  Gleichgewichts  durchlaufen  oder 
innerhalb  eines  Partialsystems  sich  stabilisieren  (s.  Entropie). 

Die  Idee  der  Unendlichkeit  findet  sich  bewußt  schon  in  der  indischen  Spekulation 
(Rigveda  8,  69,  3),  ferner  bei  Anaximander,  nach  welchem  es  ein  Unbegrenztes 
(s.  Apeiron)  gibt  (vgl.  Plutarch,  Placita  I,  3),  bei  den  Pythagoreern  (s.  Zahl),  nach 
welchen  die  Welt  unbegrenzt  ist,  bei  Heraklit  (s.  Werden),  bei  den  Eleaten,  nach 
welchen  das  Seiende  durch  nichts  Äußeres  begrenzt,  durch  sich  selbst  begrenzt  ist 
.(vgl.  Diogen.  Laert.  IX,  24;  Aristot.,  Physik  III  6,  207  a  11  f.),  Demokrtt,  nach 
welchem  das  „Leere"  unbegrenzt  ist  und  es  unzählige  Atome  und  Welten  gibt  (Diogen. 
Laert.  IX,  44;  Stobaeus  Eclog.  I,  380),  Platon,  nach  welchem  die  Materie  unbegrenzt 
.(unbestimmt),  die  Welt  aber  begrenzt  ist.  Im  Ganzen  gilt  den  Griechen  (bis  Philon) 
die  Begrenzung  als  vollkommener  denn  das  Grenzenlose  (vgl.  J.  Cohn,  Geschichte 
•des  Unendlichkeitsproblems  I,  33).  Von  Aristoteles  wird  betont,  daß  es  kein  aktual- 
vollendetes,  verwirklichtes  Unendliches  gibt  (tveoyela),  nur  eine  potentielle  (Svväftei) 
Unendlichkeit  als  Prozeß  ins  Unbestimmte.  Zahl  und  Zeit  sind  unendlich,  nicht  das 
Räumliche,  nicht  die  Welt  (Phys.  III  4,  204  a  1  ff.;  III  5,  204  a  ff.;  III  6,  206  a  14  ff.). 
Nach  den  Stoikern  ist  der  leere  Raum  unendlich,  die  Welt  begrenzt  (Diogen.  Laert. 
VII,  140),  nach  den  Epikureern  aber  gibt  es  unendliche  Welten  (Diogen.  Laert.  X, 
41  ff.;  Lucretxüs  Carüs,  De  rerum  natura  I,  958  ff.;  II,  80  ff.).  Die  Unendlichkeit 
Gottes  lehren  Philon,  Plotin,  nach  welchem  die  Körper  ins  Unendliche  teilbar  sind 
(Ennead.  II,  4,  7 ff.;  in,  7,  5). 

Die  Scholastiker  schreiben  nur  Gott  aktuelle  (actu)  Unendlichkeit,  Seins- 
vollendung zu ;  im  Geschaffenen  gibt  es  nur  potentielle  (potentia)  Unendlichkeit.  Ein 
aktuell  Unendliches  ist  uns  nicht  gegeben  (vgl.  Thomas  v.  Aquino,  Sum.  theol.  I,  86,  2). 
Die  Welt  ist  endlich  (vgl.  Ewigkeit,  Zeit).  —  Nach  Nicolaus  Cusanus  ist  die  Welt 
•grenzenlos,  Gott  (s.  d.)  aber  absolut  unendlich;  er  ist  das  Maximum  und  Minimum, 
das  alles  Umfassende  (De  doeta  ignorantia  I,  2,  12  ff.;  II,  1,  4,  8,  11).  Unendlich 
ist  nach  G.  Bruno  das  Universum;  es  gibt  unendliche  Welten  (Dell  infinit.;  De  la 
causa  V),  was  auch  Galilei  lehrt  (vgl.  De  immenso  I,  9  f.;  VIII,  3).  Die  Unendlich- 
keit Gottes  lehrt  Descartes  (Respons.  I).  Gott  ist  absolut  unendlich  (infinit),  absolut 
•ohne  Grenzen  („in  quo  nulla  ex  parte  limites  inveniuntur"),  Raum,  Welt,  Zahl 
u.  dgl.  aber  sind  nur  grenzenlos,  „indefinit"  („in  quibus  sub  aliqua  tantum  ratione 
finem  non  agnosco"  (Respons.  ad  I.  obiect.;  Princip.  philos.  I,  26  f.).    Das  Endliche 


QQ0  Unendlich. 


iihnn  ii  wir  durch  riianihilakuug  4m  üsssrWrhie  (Epist.  I.  119;  hfediut  III; 
egL  — oh  M>t.miwn,  Beijaaiuho  de  la  earsss  II,  6;  HI.  I.  2).  Stoma  lehrt  d» 
■l^olnto  D^hmUitL^  i 

ihrer  „Attribute"  (e.  <L);  Zahl.  Maß,  Zeit  «od  iadaßait  (Et*.  I,  prop.  VI  ff.). 

In  die  Uassagesohrinlrtboil  des  Fortgangs  von  dam  Ghed  nun  andern  ■!■■ 
die  Unendlichkeit  Hoiw  (Lrrmthan  I.  3;  Db  eorpore  c.  7.  11  f.).  Lücke  (Eaeay 
U,  K.  17.  f  I  ff.;  KoBMMsdMahHwiuMM»  der  Synthese). 
U.  »*  ono  aieht  gsgsbsa.   So  mm 
dM  abeohrt*.  reale  Unendliche,  das  jeder  Zsaemsesasstenag  rorsagaht,  aar  ia  üott 
liegt.    Dae  SMtsiSMtsjnhi  U.  wird  ha  nooknimil  pninii,  ■  liegt,  durch  fort- 


1. 98 ff,  161  ff.;  II.  361).  Deal 

»      iin  i  r«  vi«  i> 

Kaut;  der  Piueel  geht  ine  Unbc- 

Dfe  Wett  **  weder  eadh 
die 
du»  daß  die  Reih«  der 
(..Antinomie).  brtein 

Meeaa 

baide  anritt 
ia  der  Weit  bcdtagterweese. die  WeH aber eelbsti 
Art  begrenst'*  (Krit.  d.  rata.  Vera,  8.  410«.;  egL 
1813,  8, 964  ff.).  -  Haam  ■nte»theirjil  dee  ladefiaüe  ale , 
Ton  der  wehren  ü.  Db  eealeehte  (aiplin)  U.  iet  nur  die 
welches  aber  ebeaeo  wieder  entsteht".  Dee  wahre  ü.  iet  die  Überwindung  der  Zeit, 
die  Ewigkeit  dee  „Geisse**4,  der  „Idee"  (Encyklop.  f  60.  93  ff.;  Logik  DJ.  84.  156; 
Xaturphiloe,  8.  96  ff.).  -  Q.  Caaroa  uaterecheidet:  1.  dee  absolut  Infinite,  dee  nur 
anerkannt,  nicht  erkannt  werden  kann;  2.  dee  aktuell  Unendliche  oder  „Tranafiiute", 
das  ein  aber  aller  aadHehan  Große  HigeeJci,  aber  noch  Verseehrberes  iet;  3.  das 
„Indefinite"  (potentiell  U.k  als  aber  jede  wndnnh*  Oreaee  Mnsas  wachsende  oder 
aJwedinw.no>  Große  (Geeeasaadse  Ahhendhtngrn  L  18*0.  8.  8 ff.;  Zehecbr.  f.  Philo*.. 
Bd.  88.  1886;  Bd.  91.  1887;  IfathaaMt.  Anne  Jen  Bd.  31.  1883).  In  den  Progreß  aad 
Regreß  des  Denkens  und  Zahlern  »lata  das  OaaniBiehe  E.  ▼.  HattTSuaa  (Katogmien- 
lehre,  1896.  8.274».),  8tamau>awia  (Die  Unendlichkeit d.  Welt),  Wovor  (Logik  II*.  1 . 
S.  163,  461  U  3.  A.  1908  f.;  System  d.  Philo*.»,  1907;  Eessys*.  1906:  ü.  von  Raum 
und  Zeit  als  begriffliches  Postulat  auf  Grund  der  Konstant  der  Ansehen iingafoi  isank 
Rum.  (Der  philo».  Kritizismus  II  2.  285  ff.).  DüHanra  (Natürliche  Dialektik.  1866. 
8. 122  f.:  ..Geeets  der  bestimm  ton  Anzahl",  nach  welchem  keine  Große  iiwshMiiIi  hrt; 
ähnlich  Raauuviaa)  n.  a.  Ferner  Daraeoa  (Ordnungelehre.  1912),  Naroar  (Die 
logiechen  Grundlagen  der  exakten  Wkaeseohefien,  1910,  8.  59.  111 1,  160  ff..  193  ff. 


Unendliche  Urteile  —  Unsterblichkeit.  687 


274  ff.),  Cohen,  nach  welchem  das  Infinitesimale  (Unendlichkleine)  der  „Ursprung"' 
des  Endlichen  ist;  es  ist  ein  Erzeugnis  des  reinen  Denkens  und  die  Grundlage  der 
„Realität"  (s.  d.)  des  Objektiven,  als  solche  das  „legitime  Instrument  der  mathe- 
matischen Naturwissenschaft"  (Das  Prinzip  d.  Infinitesimalen,  1883,  S.  133 f.;  Logik, 
1902,  S.  106  ff.,  31  ff.;  ähnlich  schon  Leibniz,  Kant;  gegen  die  Ableitung  des  Infinite- 
simalen aus  dem  reinen  Denken:  Jerusalem,  Der  kritische  Idealismus,  1904,  S.  85  f., 95 
u.  a.).  —  Nach  Vaibjngeb  ist  das  U.  eine  nützliche  Fiktion  (Philos.  des  Als-Ob,  1911). 
Gegen  den  „Infinitismus",  für  den  „Finitismus"  ist  B.  Petbonievics.  Das 
wahre  Unendliche  ist  die  absolute  Substanz,  aus  der  die  endliche  Wirklichkeit  stammt ; 
die  Welt  ist  endlich  und  diskontinuierlich;  die  Zeit  ist  nach  unten  absolut  endlich, 
nach  der  Zukunft  unbestimmt  endlich  (indefinit),  der  Raum  ist  nach  oben  und  unten 
endlich  (Prinzip,  d.  Metaphys.  I  1,  1904;  I  2,  1912;  Die  typischen  Geometrien  und  das 
Unendliche,  1907).  —  Im  Anschluß  an  das  Entropiegesetz  wird  öfter  die  Endlichkeit 
des  Geschehens  behauptet  (vgl.  hingegen  L.  Gilbert,  Neue  Energetik,  1911,  u.  a.).  — 
Vgl.  Fichte,  Gr.  d.  gesamten  Wissenschaftslehre,  S.  232  ff .  (Unendlichkeit  des 
„absoluten  Ich");  Schelling,  System  des  transzendentalen  Idealismus,  S.  72  ff.; 
C.  H.  Weisse,  Grdz.  d.  Metaphysik,  1835,  S.  145  ff.;  Bolzano,  Paradoxien  des  Unend- 
lichen, 1851;  2.  A.  1889;  O.  Liebmann,  Zur  Analysis  der  Wirklichkeit2,  S.  396,  4.  A. 
1911;  Nietzsche,  WW.  XV  (s.  Apokatastasis);  E.  H.  Schmitt,  Kritik  der  Philos., 
1908,  S.  86 ff.;  Coutubat,  De  l'infini  mathematique,  1896;  K.  Geissler,  Die  Grund- 
sätze und  das  Wesen  des  U.,  1902;  Mögliche  Wesenserklärung  für  Raum,  Zeit,  Unendl. 
und  Kausalität,  1900  (Begriff  der  „Weitenbehaftung");  C.  Isenkbahe,  Zur  Termino- 
logie des  Endlichen  und  Unendlichen,  in:  Natur  u.  Offenbarung,  Bd.  54,  1908; 
G.  Hessenbebg,  Das  U.  in  der  Mathematik,  1904;  Fullerton,  The  Conception  of  the 
Infinite,  1887;  L.  Coellen,  Das  Sein  als  Grenze  des  Erkennens,  1911;  Gutbeblet, 
Das  U.,  1878;  Caldebwood,  Philos.  of  the  Infinite3,  1872;  J.  Cohn,  Geschichte  des 
Unendlichkeitsproblems,  I,  1896,  J.  Bloch,  Die  Entwicklung  des  Unend- 
lichkeitsbegriffes von  Kant  bis  Cohen,  1907;  Stöckl,  Lehrbuch  der  Philos.  II8, 
1912;  E.  Becher,  Weltgebäude,  Weltgesetze,  Weltentwicklung,  1915,  19  („unser 
Raum  kann  endlich  sein,  ohne  begrenzt  zu  sein").  —  Vgl.  Teilbarkeit,  Ewigkeit,  Welt, 
Schöpfung,  Transzendent,  Gott,  Endlich,  Ontologismus. 

Unendliche  Urteile  s.  Limitativ. 

Unio  mystica  s.  Mystik. 

Unitarismus:  Einheitslehre,  Monismus  (s.d.). 

Universal,  Universalien,  s.  allgemein,  Ars  magna,  Charakteristik. 

Universalismus:  Richtung  auf  das  Allgemeine,  auf  die  Gesamtheit  als 
Objekt  des  sittlichen  Handelns.    Vgl.  Sittlichkeit. 

Universum  s.  Welt. 

Unlust  s.  Gefühl. 

Unmittelbar  s.  Erfahrung,  Wahrnehmung,  Psychisch,  Vernunft,  Evidenz, 
Intuition,  Schluß. 

Unmöglichkeit  s.  Möglichkeit,  Notwendigkeit. 

Unsterblichkeit  (Immortalität)  ist  die  Unvergänglichkeit  des  Geistes  bzw. 
die  Fortdauer  der  Seele  nach  dem  Tode.  Das  empirische,  phänomenale  Ich,  das  psycho- 
physische  Individuum  als  solches  ist  wohl  vergänglich,  entsteht  und  vergeht  in  der 


ggg  Unsterblichkeit. 


Zeit.    Unsterbheh  bn  aber  «in:  1.  die  bsdividaahut  de«  Wirket»,  die  weh  dem 

b-« — *  -  **        m> ■  ■  ^  _  O.  M  _n  »        -  -   ■   *   ->        »_       ,1t,    „  .     ,,,       »         '         »     a    - 

OBS   VwmHHBVmOT  SBB^HHBDHBBB  V^HHBBl^  IH  CUDVBIB  IUI  Iwunli 

■  f*lJ  10  dBtt  ^immPmmmml  CMP  •VACdjWPl»  MOS  CI*mmV«  mmM»  SB?  vMHBBC  JtOOlBl*  J  Z*  QAm 


«ad  Oiiiltgfcill,  dw  „Gabt  an  sioh".  d»m  in  der  Zeil 

formen  and  Inhalte  db  iln  ihm  loh«  (Subjekte)  sind,  die  or  mos  «oh 

entm»  und  m  ofeh  im  •(hm ■■!,  eo  ober,  da  db 

|_„.K,t        »-     unrfllM    gitaanliil.    1_Ij_H.l  Amr    11 
Dwev&fliT .       e«Umw  VmmmmBW   Am^mmmmmmmmm   BHIVQI  immo     we   mwm  ^Bmw 


nicht  vergehen,  weil  «e  der  Zeit  Unlipii  bt  (s.  Bwigkmt);  ob  tat  nicht  in  der  Zeit, 
eondern  die  leit  bt  in  nnd  on  ihm,  bt  dnroh  —  gl  iiliil,  bt  »oh»  fmmtlbmg  fOr  den 

..K   Itliihmmmm 


Die  Ideo  der  U.  findet  oioh  sohon  bei 
Psyche«.   1007).  ferner  In  der  indieehen 
im  Ptniinai,  im  oBJmrsn  Judentum 
Orphikor.    Pinnron,   Autsuio*. 
Die  Beeb  iet  iinefehhch,  dmm  ob  iet , 
ihrem  Weeen  gehört,  ob  bt  mit  d 

rine  Knnnrnin«  eo  <Ue  im  Zaeteod  der  Preexietrns  (s.  d.) 
(Pheedr.  S48Cft\;  RopoU.  600;  Phoodo,  «f.;  718«.;  106  DIL; 
Tim.  60).  Noch  AntsTormwbtnnr  der  „Gebt"  <••  d.).  nicht  dkgssm 
lieh  (Dr  enime  III  ft.  430  a.  23«.).  Von  den  Stoikern  lehrt  Kuimm  de*  nie 
Seeten  bb  snm  ■Hhilm  Wettbrend  (e.  Ekprroeb)  dauern.  Cnriirr.  d*0  nur  dir 
8eekmdmWemFofortdonr«(Dioe^UorUVn.lö6ff.).  Nach  8«j»naA<Epbt.56ff.>. 
Eranwr.  hUno  Aübql  bohrt  db  8mm  nmn  gMIluh  m  Afl-Emen  sorooh.  Dir  i 
■mm  bhron  Otamo  (TmeaL  dbpnt.  1.  27.  66).  PLOTAWm,  Pnu>*  (Qood  Dom 
10),  Pumv.  NnnnMO»  n.  a„  wehrend  IiTflMB  nlo  U.  leugnet  (De  rerum 
ni.  410 

DbporommohsU.  wird  von  dmtBmmmnFBBmBOB^ 
eo  von  Tmmuui  (De  nnmm  41  ff.).  Onsosvn  (Do  prmaip.  IL  6,  SV  Aoauomuo. 

leOVOh    WCfCflOtm«  QJ0   Ue  OmC   Spmmm1   mVQB  OmVmmn  TDmmmmmtÄmm1   M  Ckmml  ffWgflNn    «WmmVmMmmmml  mOMR' 

(De  immortahtat»  enJmee,  1  ff.).  Maiwoxtdbs  (Doetor  perpbxorum  III).  Albxasdbb 
tok  Kalbs,  BoKATmrromA.  Albbbtcs  Maovus.  Thomas  von  Aqctvo.  nooh  wrlnhtm 
der  Wunsch  iiach  Fortbbsn  sieht  eitel  sein  kann  (Sum.  theo!  1 .  7 :. .  fi :  Oontr.  frnt.  II 
49  ff.),  Dmra  Soaros  a.  o.  VgL  D.  GtnrDtsAXvx,  Do  bnmori.  ■nissir,  hreg.  1807. 
Nooh  Avmnnois  bt  nur  der  ThjiMibi,  aktive  Inlellrkt  (•.  d.)  uiwteibnck  (Deotrnotio 
deetruetionb  IL  Stf.).  Ahnlich  bhron  StoBB  vo*  Bbabakt  und  andere  Averrolsten 
<s.d.).  such  solche  der  Bsmhmm;  noch  db  Alexandristen  (s.d.)  leugnen  db 
indiridnene  ü.    Vgl.  PoMrOKATZUS,  De  immorUlit.  animae.  C.  12  ff. 

Nach  Snrau  bbibt  vom  BBensnhllthsn  Gabt  etwas  Böiges  bestehen,  insofern 
os  in  Gott  eine  Idee  von  ihm  gibt  (Eth.  V.  prop.  XXIII).  Unsterbnoh  sind  wir. 
eofern  wir  Ewiges  denken,  uns  „sub  specb  seternitstis"  (ab  in  Gott  seitics  begründet) 
betrachten  (vgL  De  deo,  C.  SS;  vgl.  liebe).  —  Db  personhehe  U.  bhron  hingegen 
M.  Fionrcs,  Dnciins,  Gassbitdi.  Cudwobth,  H.  Mobs.  Lmni  (s.  Tod).  Logo. 
Bbbxblby  (Principles  CXLI),  Coitdiixac.  BomtR.  Rocssbac.  Chk.  Wounr  (unser- 
störbarkeit  der  einfachen  Seele;  Vernunft.  Gedanhen  von  Gott  .  .  .  L  1 026).  Bach 
qaxtwk  (Metaphvs.  f  776  ff.),  Cvrsroa.  G.F.Mmmv  Mbxdblssobw  (Fhsedon; 
Argumente  ahnlich  wb  bei  Platok).  Platxbb  (Pbilos.  Aphor.  I.  f  1174),  Hbbdbb 
(Die  Seeb  erhalt  ein  neues  Organ),  Oobthb  (Gespriche  mit  Eckermsnn).  Schiixbb  u .  s. 


Unsterblichkeit.  689 


—  Gegen  die  U.  sind  Holbach,  Lamettrie,  Diderot,  Hume  (Über  die  U.  der  Seele3, 
S.  164;  Dialoge,  Philos.  Bibl.)  u.  a. 

Daß  die  U.  der  Seele  sich  nicht  beweisen  läßt,  betont  (wie  Hume)  Kant  (Krit. 
d.  rein.  Vern.,  S.  691  f.).  Doch  ist  die  U.  ein  „Postulat"  der  praktischen  Vernunft. 
Die  von  ihr  geforderte  „Heiligkeit"  (sittliche  Vollkommenheit)  ist  nur  in  einem  un- 
endlichen Fortschritt  zu  erreichen.  „Dieser  unendliche  Progressus  ist  aber  nur  unter 
Voraussetzung  einer  ins  Unendliche  fortdauernden  Existenz  und  Persönlichkeit 
.  .  .  möglich."  Das  höchste  Gut  läßt  die  U.  postulieren  (Krit.  d.  prakt.  Vern.,  Univ.- 
Bibl.,  S.  14;  vgl.  Vorles.  über  Metaphysik,  1821,  S.  233  ff .). 

Die  U.  des  zeitlosen  „Lebens"  in  den  Individuen  lehrt  Fichte  (WW.  IV.  409). 
Schleiermacher  erklärt:  „Mitten  in  der  Endlichkeit  eins  werden  mit  dem  Unend- 
lichen und  ewig  sein  in  jedem  Augenblicke,  das  ist  die  Unsterblichkeit  der  Religion" 
(Über  die  Religion  2).  Nach  Hegel  ist  der  Geist  (s.  d.)  ewig,  das  Individuum  nur 
als  ein  zeitloses  Moment  des  universalen  Geistes  (vgl.  Naturphilos.,  S.  693).  Un- 
persönlich faßt  die  U.  ein  Teil  der  Hegeischen  Schule  auf  (vgl.  F.  Richter,  Die  neue 
Unsterblichkeitslehre,  1833),  ein  anderer  aber  als  persönliche  U.  (vgl.  Göschel,  Von 
den  Beweisen  für  die  U.  der  menschlichen  Seele,  1835;  vgl.  Hegelianismus,  Theismus). 
In  die  Zeitlosigkeit  des  allen  Subjekten  zugrunde  liegenden  „Willen"  verlegt  die  Un- 
sterblichkeit Schopenhauer  (Welt  als  Wille  u.  Vorstellung,  IT.  Bd.,  K.  41 ;  vgl. 
Deussen,  Elemente  der  Metaphysik4,  1907). 

Die  persönliche  U.  lehren  wieder  Herbart,  Beneke  (Metaphys.,  1840,  S.  385  ff.); 
Baader,  Günther,  Bolzano  (Athanasia2,  S.  37  ff.),  C.  H.  Weisse,  I.H.Fichte 
(Die  Seelenfortdauer,  1867),  Ulrici,  Hellenbach,  Spiller,  F.  Schultze,  Class, 
Teichmüller  (Über  die  U.  der  Seele2,  1879),  Schwartzkopff  (Das  Leben  nach  dem 
Tode2,  1901),  J.  Bau.mann,  Thiele,  Huber  (Die  Idee  der  U.,  1864),  Gutberlet, 
Hagemann,  Dorner,  Busse,  James  (Human  Immortality,  1898),  Ladd,  Royce 
(The  Idea  of  Immortality,  1900),  Renouvier,  Joel  (Seele  u.  Welt,  1912)  u.  a.  (vgl. 
Seele).  —  Nach  Lotze  ist  nur  sicher,  daß  das  ewig  fortdauert,  was  für  den  Zusammen- 
hang der  Welt  einen  unveränderlichen  Wert  hat  (Grdz.  d.  Psychol.,  S.  74;  Metaphys.2, 
1879,  S.  487). 

Die  Ewigkeit  des  Geistigen  als  solchen  lehren  E.  v.  Hartmann,  Drews  (Das 
Ich,  1897,  S.  299  ff.),  Wundt  (System  d.  Philos.  II3,  1907),  Münsterberg  (Philos. 
der  Werte,  1908,  S.  433  ff.),  Eucken,  Schuppe  u.  a.  —  Nach  Fechner  lebt  der  Geist 
in  seinen  Wirkungen  weiter,  die  seine  Individualität  festhalten  und  in  Gott  als 
Erinnerung  an  das  Individuum  ewig  fortbestehen.  Es  besteht  hier  eine  Teilnahme 
am  göttlichen  Selbstbewußtsein,  ein  „Erinnerungsleben  im  höheren  Geiste"  (Zend- 
Avesta  II,  191  ff.;  Das  Büchlein  vom  Leben  nach  dem  Tode8,  1906;  ähnlich  Paulsen, 
Br.  Wille,  Lasswitz,  W.  Pastor  u.  a.,  auch  Renan,  Dialog,  u.  Fragmente,  1877, 
S.  101  ff.). 

Die  individuelle  U.  jeder  Art  (außer  dem  Fortleben  im  Gedenken  der  Nachwelt) 
bestreiten  L.  Feuerbach  (U.  als  Ausdruck  eines  Wunsches,  WW.  X,  209  ff.), 
D.  Fr.  Strauss  (Der  alte  u.  der  neue  (Haube,  1872),  Carneri,  Büchner,  Haeckel 
(U.  —  „Erhaltung  der  Substanz",  Welträtsel,   S.  219  ff .),   Ostwald,    E.  Mach  u.a. 

—  Vgl.  Spiller,  Studien  über  Gott,  Welt,  U.,  1873;  E.  Löwenthal,  Wahrer 
Monismus  und  Scheinmonismus,  1907;  Stöhr,  Gedanken  über  Weltdauer  u.  Unsterbl., 
1894;  Kneib,  Die  U.  der  Seele,  1900;  Die  Beweise  für  die  U.  der  Seele,  1903; 
J.  Spiegler,  Die  U.  der  Seele3,  1909;  F.  W.  Gerling,  Das  Ich  und  die  U,  1901; 
Thoden  v.  Velzen,  Gott,  und  IT.,  1887;  K.  Andresen,  Die  Unsterblichkeitsfrage, 
1906;   E.  H.  Schmitt,  Krit.  d.  Philos.,  1908,  S.  168  f.;   M.  L.  Stern.  Monist.  Ethik, 

Eisler,  Handwörterbuch.  44 


Unterbegriff  —  Unterecaeidaag. 


0.  Sauen*  ia:   Logos   I.  lehananahwai,    191»;   O  Ewald. 
Beilage  da  Phüoe.  0  wlknktft  in  Wka.  19»;  Tm.  Snuaax».  Der  religio»  Uaterb- 
lioakaikgkabe.  1912;  8waa,  BatwkHiagn  rl  «kr  VinliBwaan  rom  Leben  nach 
dem  Tod*,  1877;  0.  Loooi.  bcieoce  «ad  ImmwMlllj,  1909;  FvLumrox.  Ob  Spiao- 
zktfc  Immortality.  1999;  V.  Baarae,  Bph  Hanna  et  ImnwtoliL  1901 
l^Irreiigioo  der  Orfnnftt  1910  (Ijkü.  der  Seekk^ 

dk  io  da  Welt  fortwirke«);  Xaruxa.  La  rk  eteraelk'.  1909;  H  RUman 
Ura^brkhkoikhoeeki  Ia  dar  kitkohiikin  Paüoa,  aad  Theologie.  1912;  L'.-Beweia 
ia  dar  kitkolkokea  ni»kaaoa  UtiiMa  tob  1950-1900.  1912;  Dowuax.  Dai  Un- 
•tabtieakaikprobl.  ia  Tierreich,  191J;  Kimnoo.  UaekrUkakak,  192P 
fahlen  um  ewig,  weil  wir  ekrUa*  amd);  R.  Miujb  Kmunu  Philosophie  dar 
IndirideeliUt,  1921  L.Wk  eterhea,  indem  wir  kbea.  wir  kbea,  iadam  wir  eterben") ; 

H.  Scaou,  Dar  ü utMilkiiHn  liak    ab  pake.  Problem.  1920  (Fax  dk  perafial. 

UiwBwbhoak.lt);  8oamaa,  Voai  Ewigen  ia  Hiaiain.  1921  I;   Lava*.  Tat  Befiel 


ia  Qod  aad  Immortthty.  191«.  -  VfL 
Itaabni.  Tod, 


IwtorfcemruBt  (oafcooailia,  eebeooeokot)  kl  da« 
Dimeikk,  nicht  rar  aka  allein  ErfaJa,  aar  durch  eaka  (Oefahk  ) 

da  klarere  BewaJwaa  aka  Manlfclk li.  unter  Umetaadeo  int  klar« 

Erbebbare  (»gl.  aaaktkn.  Reproduktion).  Unterbewußtsein  keif«  aaak  aka 
neben  dem  „OberbewuAeeia"  eiikame  floakak  da  Dfuftlaim,  dk  ia 
Tarnenden  (Hypnoa.  Phänomen  da  Doppel- Ich,  Automatkmue  a.  dgl.) 
herrortritt.  Vgl  Daaora,  Da  Doppellok*.  1999;  Da  Interbewußteein,  1909; 
I'  U»bt,  L'aotometkme  pejcholog..  8.  22211.;  Jaeraow.  La  eubcoaakace.  1909; 
R.  Aaaatou.  U  subconecknte,  1911;  Juan,  Dk  religio»  Erfahrung.  1907  U>b- 
limiaala  Ick",  wk  Mrou  n.  e.).  Dk  Badaataag  da  Unterbewußte*  ine  („rer-dringter 
Koapka")  betont  vor  alka  dk  Piycaoaaalja  (c  d.);  &  Fasen.  Über  P«ycbo- 
analya,  1912;  Dar  Wik  aad  aine  Bakheng  aaa  Unbewußten;  Dwmnuinma, 
L'iaooaaka»  daa  k  *k  mont»li,  BaBeta  de  k  waa  faeapek»  de  phfla.  X  1910; 
F.  Mronn,  The  ■ubtiminal  oonmaniama,  Promo  rnaa  of  the  eockty  ior  pcychicel 
reearch,  VII— IX;  Wnalsnraa,  Da  Uaterbewußterin,  1911;  Lora»»rau>. 
Bewußteein  aad  ptvobkeka  Qaohakan,  1919  (Bedeutung  da  Unterbewußten); 
B.  Eapiuaa,  Dk  Fnaktkaan  dar  Pfcnnkok  ia  wkmnouk.  Denken,  1919;  L.  IL  hLum». 
Ein  experimenteller  Beitrag  «ur  Erfereckung  da  Unterbewußten,  1Ö15  Vauvaovcs, 
Ober  da  tot  bewußte,  pluntakraack  Danken,  1922.    Vgl  unbewußt. 

■Jmtera*ta  •.  Schluß. 

UaterarheiduM*  (itm***,  «Mftaaa,  dktiaetk)  kt  dk  Settung, 
tob  Uateraoakdan  ( VereeaJedeakaHaa),  dk  unmittelbare 
etaaag  von  Inhalten  oder  Oigeeetlndeii  da  Bewußt- 
abweichend,  nicht  ubereinetinunend,  nicht  idantkeh  (xaammen- 
fallend)  oder  nicht  gleich.  Da  Untaeaaeiden  kt  ak  aal  unmittelbarer  Vargkkaaag 
voa  lnaaiaa  Daraaaaoa  JBnaan  inrer  tseaoaoaraait  una  » enenwaennen  \wree 
.. AnderaKin")  ein  uraprünglicher  BewnJtaaiafTorgang,  tu  dem  dann  noch  da  mittel- 
bare (logkoh  varmittelk)  FatoteOea  tob  acMch-begrifflichen  ünterechieden  kommt. 
Objektiv  fundiert  aind  dk  »achlich  und  gedanklich  bedingten,  geforderten  Unter- 
•cheidungen,  deaaa  «twa  im  Wirklichen  enUpricht  oder  dk  eine  Geltung  für  da« 
(empirkohe  oder  ideelle)  Sein  haben. 


Unterschiedsempfindlichkeit  —  Ursache.  691 

Verschiedene  Arten  der  U.  unterscheiden  die  Scholastiker,  insbesondere  die 
Anhänger  des  Duns  Scotus.  Nach  ihnen  gibt  es:  1.  Realdistinktion  (distinctio  realis), 
U.  zwischen  zwei  real  verschiedenen  Dingen;  2.  begriffliche,  gedankliche  U.  (d.  rationis), 
U.  zwischen  verschiedenen  Begriffen  einer  Sache;  3.  Formaldistinktion,  U.  objektiver 
Formbestimmtheiten  („formalitates"),  die  im  Dinge  selbst  begründet  („ex  natura 
rei")  sind.  Eine  solche  U.  besteht  zwischen  Wesenheit  (essentia)  und  Einzelexistenz 
(existentia)  der  Dinge  (Duns  Scotus,  In  1.  sententiar.  1,  d.  2,  7;  2,  d.  3,  6;  Opus 
Oxon.  IV,  d.  13,  q.  1;  die  Skotisten  heißen  daher  „Formalisten",  „formalizantes").  — 
Reale  und  gedankliche  U.  sondern  Descartes  (Princip.  philos.  I,  60  ff.),  Hume 
(Treatise  I,  sct.  7;  II,  sct.  6)  u.  a.  Nach  Kant  sind  „unterscheiden"  und  „den  Unter- 
schied der  Dinge  erkennen",  was  nur  durch  Urteilen  möglich  ist,  auseinanderzuhalten 
(Von  der  falschen  Spitzfindigkeit  .  .  .,  §  6).  Nach  Hegel  ist  das  Wesen  positiv  nur  in 
bezug  auf  das  Negative.  Jedes  ist  das  Andere  des  Anderen,  alles  ist  ein  wesentlich 
Unterschiedenes  (Enzyklop.,  §  116  ff.).  Als  Grundprozeß,  Quelle  des  Bewußtseins, 
der  Kategorien,  der  Trennung  von  Objekt-  und  Selbstbewußtsein  betrachtet  das 
Unterscheiden  Uleici  (Logik,  S.  86  ff.).  Ursprünglicher  Natur  ist  die  U.  nach  Rehmke 
(Allgem.  Psychol.,  S.  481;  Philosophie,  1910),  Siegel  (Zur  Psychol.  u.  Theorie  der 
Erkenntnis,  1903),  K.  Heim  (Psychologismus  oder  Antipsychol.,  1902,  S.  73,  134), 
James  (Psychologie,  1909,  S.  242  ff .)  u.  a.;  ferner  nach  Bain  („law  of  relativity": 
alles  Bewußtsein  beruht  auf  Unterschieden,  Mental  and  Moral  Science  II,  82  f.), 
Spencer,  Rlbot,  Höffding  (Psychol.2,  S.  149  ff.,  383  ff.;  Der  menschliche  Gedanke, 
1911),  Dührxng,  Jodl  u.  a.  —  Vgl.  Aristoteles,  De  anima  III  9,  432  a  16;  Metaphys. 
V  9,  1018  a  12  ff.;  V  10,  1018  b  1  ff.;  Che.  Wolff,  Ontologia,  §  183  (verschieden  ist 
das  nicht  Substituierbare);  Sigwaet,  Logik  I2, 1889/93,  40,  170  ff.;  4.  A.  1911 ;  Wundt, 
Grundr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  305;  Ebbinghaus,  Greiz,  d.  Psychol.2,  1905,  L  476; 
Ltpps,  Einheiten  u.  Relationen,  1902,  S.  83  f.;  Dbiesch,  Ordnungslehre,  1912,  S.  125  f. 
Vgl.  Definition,  Identität. 

Unterschiedgempfindlichkeit  (U.  E.)  ist  der  Grad  der  Fähigkeit, 
Reizunterschiede  als  Empfindungsunterschiede  wahrzunehmen.  Unterschieds- 
schwelle s.  Schwelle.    Vgl.  Webersches  Gesetz. 

Unvereinbar  s.  Disparat,  Widerspruch. 

Upanishad  (Geheimlehre)  heißt  die  spätere  Veda-Philosophie  (Vedanta). 
Vgl.  Deussen,  Sechzig  Upanishads,  2.  A.  1905;  Allgemeine  Geschichte  der  Philos.  I  2, 
1899,  S.  13  ff.    Vgl.  Brahman,  Atman,  Maya. 

Urphänomen:  Goethischer  Ausdruck,  für  den  er  auch  „Grunderfahrung" 
sagt:  etwas  „das  unmittelbar  an  der  Idee  steht,  und  nichts  Irdisches  über  sich  erkennt". 
Farbenlehre,  didaktischer  TeiL  §  741.  „Der  Naturforscher  lasse  die  Urphänomene  in 
ihrer  ewigen  Ruhe  und  Herrlichkeit  dastehen,  der  Philosoph  nehme  sie  in  seine  Region 
auf,  und  er  wird  finden,  daß  ihm  nicht  in  einzelnen  Fällen,  allgemeinen  Rubriken, 
Meinungen  und  Hypothesen,  sondern  im  Grund-  und  Urphänomen  ein  würdiger  Stoff 
zu  weiterer  Behandlung  und  Bearbeitung  überliefert  werde."  Farbenlehre,  Didakt. 
Teil,  §  177.  Siebeck,  Goethe  als  Denker,  o.  J.3,  S.  51;  Chambeblain,  Goethe,  1912; 
E.  Rotten,  Goethes  U.  und  die  piaton.  Idee,  1913. 

Ursache  {atxiov,  alxla,  causa)  ist  der  objektive  Grund  (s.  d.)  eines  Werdens, 
einer  Veränderung,  nämlich  der  Inbegriff  von  Veränderungen  an  Dingen,  durch  welche 
bestimmte  andere  Veränderungen  (Wirkungen)  mitgesetzt  sind,  als  unausbleibliche, 
notwendige  Folgen.    Nächste  U.  ist  stets  eine  bestimmte  Veränderung,  der  sioh  eine 

44* 


Ursache. 


•ödere,    tu   erklärende    (qualiUltv    and    iBgünhal    auch    quanlita! 

rJnro  laßt ;  in  Wahrheit  fad  aa  jedem 
(a.  d.K  Schließfach  die  Totalität  alias 

vom  and  an 
in  Werkes Ihnrfahimmn  sliain.  daroh  ihr 
(stören,  hemmen,  reuen  a.  dgU  aa , 

s  äff  aasen;  aar  ao  erreicht  da« 


(e. 

daroh  dk 

La  weiteren  Barn  wird  die  U. 
oft  mit  drm  Graad  (s.  d.)  earqaicht. 

wird)  oder  die  Form  (a,d.k  dm  Graad  der 
(6  Uy  »••  U  4»  efae»).   iaraar  daa  Qraad  dar  Variaderaac.   aach   daa  Zwack 
(Urtsphrs.  V  2,  1012a  UH.).    Varaohiadraa  Arte«  von  Ureerhen  aateianashwa  «fae 

K«r  (vgl.  Sextus  Eapir.,  Pvrrboo.  favpoi.  III.  15;  SaaacA.  Kpist.  66.  14 
20  ff.),  iaraar  die  Scholastiker  (•.  ceuaa).  ü.  fad  daa,  worauf  etwa« 
erfolgt  (ecfaon  Botmoa;  vgL  Taoaua,  Saat.  theo».  II.  ',:>.  1  ah,  2i.  Nach  Suj 
bt  ü.  ein  daa  Sein  ia  ein  Aadaraa  ..ilafliiiincfan"  Prinzip  (Mrt.  diapot.  12,  act.  2). 
DaA  ia  der  ü.  lalndistiw  ao  viel  „Reafattt"  ada  maaar  wie  ia  der  Wirkung,  betont 
noch  Daaoaam  (Mediut.  III).  Als  wahre  C.  aOea  Oaarheheaa  betrachten  die  Okka- 
sioaelistea  (a.  d.)  aad  8raaau  <a.  eaaaa  «ui.  Kausalität)  (*»tt  (vgl.  aber  La 
Harmonie).  Nach  Caa,  Wocrr  iat  ü.  „ein  Ding,  welrfaea  den  Oraad  tob  einem 
andern  in  eich  enthalt"  (Vernunft.  Gedaakea  roa  Q  !.  f  29;   vgl.  f  ISO). 

Nach  Locki  lat  U.,  was  macht,  daß  etwaa  anderes  zu  sein  beginnt  (Essay  conoern. 
harn,  uaderataad.  II.  K.  ».  }  1  f.).    Hraa.  der  daa  swfajshtir  usy^sfagh^h , 

der  Kausalität  (a.  d.)  lehrt,  fahrt  die  Uraichhchkeit  auf  regelmäßige  8uk 
zurück.   U.art  ein  Gegenstand,  dem  ein  anderer  folgt.»  daß.  wenn  das  Erste 
nicht  geweeen  wäre,  das  Zweite  niemals  hatte  mtatiiia  können;  hierbei  not  . 
Vorstellung  dea  einen  Gegenstande«,  die  Vorstellung  des  andern  aa  etaaagen  (Enquiry 
\  1 1.  2;  Treatke,  act.  14).    Jede  V.  iat  ein  Geschehen  (ao  schon  Bonn,  De  corpore 
0.  9  f„  Smroca.  Bkuklet). 

Kajct.  nach  welchem  die  Kausalität  (s.  d.)  eine  apriorische  Denkform  ist.  bestimmt 
daa  Kauaalnexus  als  ..besondere  Art  der  8yntheaia  ....  da  auf  etwaa  A  was  ganz 
verschiedenes  B  nach  einer  Regal  gesetzt  wird'4.  Ein  A  ist  so  zu  setzen,  daß  ..ein 
anderes  B  notwendig  und  nach  einer  schlechthin  allgemeinen  Regel  folge", 
dadurch.  daB  wir  die  Folge  der  Erscheinungen  dem  Gesetze  der  Kausalität  unter- 
werfen, sie  nach  einer  festen  Regel  ordnen,  ist  objektiver  Erfahrungszuaammenhang 
möglich  (s.  Analogien).  „Wenn  wir  ah»  erfahren,  daB  etwas  geschieht,  so  setzen  wir 
dabei  jederzeit  voraus,  daB  irgend  etwaa  vorausgeht,  worauf  ea  nach  einer  Regal  folgt" 
(vgl.  Geeata,  Grund.  Regel,  Objektiv).  Daa  einzige  empirische  Kriterium  dea  Kauaal- 
nexus ist  die  Zeitfolge,  mag  auch  die  Zeit  zwischen  Ursache  und  Wirkung  verschwin- 
dend sein;  es  kommt  nur  „auf  die  Ordnung  der  Zeit,  und  nicht  auf  den  Ablauf  der- 


Ursprung.  693 

selben  an".  Der  größte  Teil  der  Ursachen  ist  mit  ihren  Wirkungen  zugleich;  nur 
kann  die  Ursache  nicht  ihre  ganze  Wirkung  in  einem  Augenblicke  verrichten  (Krit. 
d.  rein.  Vern.,  S.  107  ff.;  Prolegomena,  §  53).  Vgl.  Riehl,  Der  philos.  Kritizismus  II  2, 
239,  268;  Xatorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910, 
S.  78  ff. ;   Cohen,  Logik,  1902. 

Xach  Hegel  ist  die  U.  erst  in  der  Wirkung  wirklich  und  Ursache,  sie  ist  daher 
an  und  für  sich  „causa  sui"  (Enzyklop.,  §  153).  —  Während  verschiedene  Philosophen 
die  U.  in  tätige  Dinge  (oder  Kräfte)  setzen  (C.  H.  Weisse,  Hagemann,  Harms, 
E.  v.  Hartmann,  Kategorienlehre,  1896,  S.  377  ff.:  Ursachen  sind  die  tätigen  Indi- 
viduen, ähnlich  Driesch,  Ordnungslehre,  1912;  Sigwabt,  Logik  II2,  1889/93,  179, 
u.  a.),  betrachten  andere  nur  Vorgänge  oder  Zustände  als  Ursachen  (Schopenhauer, 
Heymans,  Wundt,  Logik  I2,  597  ff .,  B.  Erdmann  u.a.). 

Als  Komplex  von  Vorgängen  (Bedingungen)  betrachten  die  „Ursache"  L.  Knapp, 
J.  St.  Mull  (Logik  I,  1877,  393:  „Summe  der  positiven  und  negativen  Bedingungen"), 
Bain,  Schuppe,  Verworn,  der  den  Begriff  der  U.  durch  den  der  Bedingung  (s.  d.) 
ersetzen  will  („Konditionalismus";  vgl.  Kausale  u.  konditionale  Weltanschauung, 
L912);  P.  Volkmann.  Hodgson  u.a.  Daß  Ursache  u.  Wirkung  nur  methodisch 
herausgehobene  Glieder  eines  Gesamtziisammenhanges  sind,  betonen  Riehl,  Höff- 
ding  (Der  menschliche  Gedanke,  1911,  S.  227  ff.;  Psychol.2,  1893.  S.  288  ff.),  L.  Dilles 
(Weg  zur  Metaphysik  I,  1903,  261  ff.).  M.  L.  Stern.  Xietzsche,  Bergson,  Vaihlnger 
(Die  Philosophie  des  Als-Ob,  1911),  Bradley  (Appearance  and  Reality,  K.  4  ff.)  u.  a. 

Bloß  als  Ereignis,  auf  welches  ein  anderes  unabänderlich  folgt,  bestimmen  die  Ursache 
Oo.mte,  Kirchhoff,  E.  Mach  (Erkenntnis  u.  Irrtum2,  1906,  S.  272  ff.),  Avenarius, 
Petzoldt,  Pearson.  Vaihinger  u.  a.  —  Vgl.  Heymans.  Gesetze  u.  Elemente  des 
wissenschaftl.  Denkens,  1S90/94,  S.  349  f .,  376  ff.;  Lipps,  Zeitschr.  f.  Psychol.  I; 
Meinong,  Humc-Studien  II,  1882,  124  ff.;  Schuppe,  Erkenntnistheoret.  Logik,  1878; 
Rehmke,  Philosophie  als  Grundwissenschaft.  1910:  F.  Enriques,  Probleme  der 
Wissenschaft  I,  1910,  S.  210 ff.;  H.  Bergmann,  Der  Begriff  der  Verursachung  u.  d. 
Problem  der  individuellen  Kausalität,  1913  (Keine  Kenntnis  eines  allgemeinen  Kausal- 
gesetzes); Stöcke,  Lehrbuch  der  Philos.  II8,  1912;  Windelband,  Einl.  in  die  Phil., 
L915  (unterscheidet  vier  Formen  des  Verhältnisses  von  Ursache  und  Wirkung,  ferner 
Haupt-  und  Xebenursachen,  wirkende  und  Gelegenheitsursache).  — Vgl.  Kausalität, 
Kraft,  Wirken,  Tätigkeit,  Veränderung,  Wechselwirkung,  Energie,  Äquivalenz,  Kate- 
gorien, Fiktion,  Zweck,  Abhängigkeit,  Funktion. 

Ursprung  (&{>x*l>  origo):  erste  Entstehung,  Erzeugung  aus  oder  durch  etwas. 
Hervorgang,  Herleitung.  Die  Metaphysik  fragt  nach  dem  U.  der  Dinge  (s.  Prinzip), 
die  Psychologie  nach  dem  U.  von  Vorstellungen  u.  dgl.,  die  Erkenntnistheorie  und 
Logik  nach  dem  U.  von  Begriffen,  Urteilen  imd  Annahmen,  nicht  im  psj-chologiseh- 
genetischen  (historischen),  sondern  im  logischen  und  „transzendentalen"  (s.  d.) 
Sinne  (Geltungs-Ursprung).  Die  Grundbegriffe  und  Grundsätze  der  Erkenntnis 
haben  ihren  U.  in  Setzungen  und  PostuJaten  des  die  Daten  möglicher  Erfahrung 
verarbeitenden,  nach  einheitlichem  Erfahrungszusammenhange  strebenden  Denkens 
(vgl.  Einheit,  A  priori,  Axiom,  Voluntarismus). 

H.  Cohen  bezeichnet  (von  Platons  Lehre  vom  relativen  Xichtsein,  urj  8v, 
beeinflußt)  als  „Denkgesetz  des  Ursprungs"  die  Forderung,  daß  das  Denken  nichts 
als  „gegeben"  gelten  lassen  darf,  sondern  seinen  Inhalt  sich  selbst  methodisch  erzeugen 
muß.  Das  im  reinen  Denken,  welches  das  „Xichts"  als  Durchgangspunkt  benützt, 
gesetzte  Infinitesimale  (s.  Unendlich)  als  Einheit  der  intensiven  Größe  („Ursprungs- 
einheit') ist  der  „Ursprung"  der  Realität  (s.  d.).    „Xur  das  Denken  kann  erzeugen, 


IM  Urteil. 


dvf."  Am  der  Einheit  and  Kontinuität  der  Denkartxung  geht 
d  Um  Oeganotlndrlniheit  hervor  (Logik.  190t«  6.  32  ff,  681. 
100  f.;  Tgl.  Kentatndhn  XVII.  1912;  Katou».  Di»  logheben  Grandlagcn  der  exakten 
Winieiieakaften,  1910.  ß.  21  ff.).  Vgl.  Sein.  Ueahomaa,  Urteil  Logik.  Hypotheuu. 
Urteil  (a*e>,re«.  *,*««<«.  Judicium,  propomtio,  mwiioliHn)  keif*  aowonl 
der  Urteihekt.  die  UrteiMunktkm  all  euch  dir  Inkalt,  der  den  Sinn  dee  Urteile  au.  - 
macht.  Dm  Urteileakl  nie  eoteken  anterenckt  die  Psychologie ;  dee  Urteilen  neigt 
eiek  kier  ele  ein  peytAbeker  Proer  9,  der  in  der  Regel  ron 

kt.  »ricke  durch  aktive  .Jkpperurpaoo"  (e.  d.)  in 

Berlefft  t    J  ff*  "'mx!»  rt  wrcV*n    worauf  dir  Produkte  rlmj      \r\Alvw 

in  eine  geeint,  ijntkitaufc  «nr  Wannt  ilen  Doniiiniaianiihiagei  Torfcnwpft  werden. 
Dee  Urteilen  iet  ein  tntellektacDrr  Akt,  iet  aber  durch  Gcfakk».  den  throrcthch- 
praktieck.  Intereeee  (».  d.  V  den  Denk-  nnd  Erkanntahwillen  hecinflufK. 
und  fallt  Je  nnek  den  OioliknpBnhha  der  DinitiOeng  raiiihmfra  ane.  Ein 

liegt  in  der  Regel  (implicite)  in  Urteil,  eher  eret  im  Urteil  t  her  oder 

UrteOe  tritt  ee  hervor.    Formuliert  wird  dee  U.  im  Sets  (..  d\  in 
ete  Subjekt  dnrak  ein  Prädikat  beetimmt  wird  (».  Kopula,  Prädikat).    Logt» 
da.  U.  die  begilfflkln  BaeHnnaag  einee  noch  (relativ)  unbestimmten,  tn  beetim- 

Inkaita  Int  Hinblick  anf  einen  Inkalt,  der  tn  ikai  gekört,  ru  ihm  in 

ht.    In  U.  Im  etwee  nie  dorek  etwae  beetinunt  geartet; 
Inhalt  dee  Urteile  hBdet  dh  flyntkieii  der  UrtelkgMerk..  mag 


Begriffe  («.  d.)  beetimmt  and  verknüpft,  aoadern  im  Urteil  aelbat  arateken  immer 
wieder  etat  Begriffe,  am  dann  die  Grundlage  an  weiteren  (^rntkeüecnen"  oder 
')  Urteilen  an  bilden.    Die  eraten  Begriffe  eraengt  daa  Urteil  an  der 
(„liiiikiBaagaaitifli**  am  Voratufe  ilgenttioiii  ..Begriffaurw 
ÜrteÜ  ahm  Thnlnnthall  n  fei  Heia li  na  enthalt .  wie  am  objektiv 
iet.  den  ..Sachverhalt"  tum  Aaadrnok  bringt,  ihm  „entaprichr.  iat  ea  eine 
(..  d.).abtee.  bat  «Wahrheit  (e.d).  Der  Aimpruck  auf  objektive 
immanent,  ofcna  dafl  dhae  m  dar  Regnl  eimrk  iiarthik  bakaamtet  wird.  Zu 


Urteile. 

ikkin.l«ki  llam  Wrih 

(Kauaal.,  Fmalurteüe),  R»hMiotri«onfh.  Werturteile;  Tgl.  Wem.  Logik  P,  155 ff.; 
B.  Eju>maxv.  Logik'.  1907.  I;  Siowaut.  Logik  I>.   1889/93.  631  f  1911; 

Janu&aLBi.  Dia  Urteikfunktion;  Kmmata,  Dia  iaanlhklmilkin  Funktionen.  1909. 
S.  178,  o.a.).  Die  altere  Einteilung  iet  die  nack  der  Quantität  (..  d.).  Qualität  (•.  d.). 
Relation  (e.  d.)  und  Modalitat  (e.  d.)  und  trifft  tum  Teil  nur 
dm  Urteile  oder  nur  die  Art  dea  eubjektrren 
dar  Verbindung  ron  Urteilen  TgL  Kopulativ.  Konjunktiv,  Disjunktiv.  Pivieiv; 
battafla  daa  VmMlIiiiene  ron  UrteUen  ineinander  TgL  Äquipollent,  Kontradiktoriech, 
Konträr,  oubkontrir.  Schluß,  Widereprach. 

Dae  U.  wird  teile  (meiet)  ah  Verknüpfung,  in  Beendung- Setcung,  teih  am  Zer- 
legung und  Gliederung,  teile  ale  Gliederung,  Formung  nnd  Objektivierung  beetimmt. 
Ferner  ah  Voigkrfekung.  Zuordnung,  Attribution  oder  ah  ureprtaglioher,  nmfoohar 
Akt  (,.idiognmthokaM  Theorie),  ah  Glaube,  Anerkennung  und  Verwerfung  oder  eh 
GeltungabewuSteein  u.dgl.  Loghck  gibt  ee  1.  „Umfang.theorien":  a)  8ab> 
«umtionetkeorie  (U.  ah  Unterordnung  einer  Art  unter  eine  Gattung);  b)  Identttata- 
theorie  dea  Umfange  (Identität  dee  Begriffe- Umfang,  ron  Subjekt  and  Prädikat). 


Urteil.  695 

2.  „Inhaltstheorien":  a)  Identitätstheorie  des  Inhalts  (Inhalt  von  Subjekt  und 
Prädikat  identisch);  b)  Einordnungstheorie  (Theorie  der  „logischen  Immanenz"). 
Beispiele:  ad  1.  a)  Die  meisten  älteren  Logiker:  Aristoteles  (Analyt.  prior.  I  4, 
25  b  32),  Apttletüs,  Porphyrius,  Boethtus,  Kant,  Twesten,  Hegel  (WW.  VI. 
326,  331),  Ulrici  (Logik,  S.  482  f.)  u.  a.;  ad  1.  b)  Aristoteles  (Top.),  Theqphrast, 
Logik  von  Port-Royal,  C.  17,  Plottcquet( Sammlung  der  Schriften,  S.  105,  175f.: 
„Intellectio  identitatis  subiecti  et  praedicati  est  affirmatio"),  Hamilton  (Lectures  on 
Metaphys.  and  Logic  I,  204  f.;  II,  225  ff.:  U.  als  Gleichung,  Identifikation  zweier 
Begriffe  ihrem  Umfange  nach)  u.  a.;  ad  2.  a)  Hobbes,  De  corpore  I,  1,  2  f.,  Plocc- 
quet  (s.  oben),  Lambert  (Neues  Organon,  §  118  f.),  Beneke,  Lotze  (Logik2,  1880, 
S.  57,  69  f.),  RiEHL  (Der  philos.  Kritizismus,  II 1,  16,  43,  226  f.),  J.  St.Mtll  (Logik  I,  5, 
§  3),  Lewes,  Jevons  (Pure  Logic,  1890;  Leitfaden  der  Logik,  S.  12,  195  ff.;  s.  Quan- 
tifikation),  E.  Schröder,  Russell,  Couturat,  Lachelier  u.  a.;  ad  2.  b)  Die  „Ein- 
ordnungstheorie" (vgl.  Leibniz:  „praedicatum  inest  subiecto")  vertritt  besonders 
B.  Erdmann  (Das  U.  ist  die  „in  logischer  Immanenz  vorgestellte  Ordnung  eines 
Gegenstandes  in  den  Inhalt  eines  anderen",  Logik  I,  261  ff.).  Ähnlich  Höffding 
(Der  menschliche  Gedanke,  1911)  u.  a. 

Die  „Attributionstheorie",  nach  welcher  im  Urteil  dem  Subjekt  ein  Prädikat 
„attributiert"  wird  (S  hat  eine  Beschaffenheit  als  P),  vertreten  Chr.Wolff  (Vernunft. 
Gedanken  von  den  Kräften  des  menschlichen  Verstandes,  S.  68  ff.;  Vernunft.  Gedanken 
von  Gott  ...  I,  §  288  ff.:  das  U.  als  Verknüpfung  und  Trennung  zweier  Begriffe), 
Suabedissen,  Bolzano  (Wissenschaftslehre,  1837,  II,  206  ff.)  u.  a.  (vgl.  über  diese 
ganze  Einteilung:   Kretbig,  Die  intellekt.  Funktionen,  1909,  S.  183  ff.). 

Als  Verknüpfung  (ijvuKXo%rt)  von  Substantiv  und  Verbum  bestimmt  das  U. 
(A6-/os)  Platon  (Sophist.  261  E  ff.;  Theaet.  206  D).  Auch  nach  Aristoteles  ist  das  U. 
eine  Synthese,  eine  Ineinssetzung  von  Begriffen  (De  anima  LTI  6,  430  a  27);  das  U. 
ist  eine  Aussage  (äszöfavais)  über  einen  Tatbestand  oder  Mangel  eines  solchen 
(<pa>vr]  arjfiavtixij  negl  roß  tnä^%nv  zi  JJ  fifi  inät^^Biv,  De  interpretat.  5,  17  a  20). 
Das  U.  ist  ein  Satz,  der  Wahrheit  (s.  d.)  oder  der  Unwahrheit  enthält.  Ähnlich  lehren 
die  meisten   Scholastiker. 

Die  Stoiker  betonen  die  Zustimmung  (s.  Synkatathesis)  des  Urteilenden  (vgl. 
Diogen.  Laert.  VII,  63  ff.;  s.  Hypothetisch).  —  Die  Zustimmung  im  Urteil  betont 
auch  Wilhelm  von  Occam  („actus  iudioativus"  durch  welchen  der  Intellekt  dem 
Gedachten  „assentit  vel  dissentit";  vgl.  Log.  I,  12;  In  1.  sent.,  prol.  qu.  1,  2),  ferner 
Descartes  (der  „actus  iudicandi"  geht  vom  Willen  aus,  Epist.  I,  99;  Meditat.  P7; 
Princip.  philos.  I,  32  ff.).  —  Später  verlegen  das  Wesen  des  Urteils  in  einen  „Glauben" 
(belief)  oder  eine  „Anerkennung"  Httme,  J.  St.  Mtt.l  (Logik  I,  5,  §  1 ;  Examination, 
K.  18),  Bain,  Sptr  u.  a.  So  überhaupt  die  „idiogenetische"  Urteilstheorie,  nach 
welcher  das  U.  ein  elementarer  Akt  des  (als  wahr)  Anerkennens  und  (als  falsch)  Ver- 
werf ens  eines  vorgestellten  Gegenstandes  ist  (A  ist  —  A  ist  nicht;  alle  Urteile  gehen 
auf  Existentialurteile  zurück).  So  nach  F.  Brentano  (Psychol.  I,  S.  276  ff.),  F.  Htlle- 
brand,  Marty  u.  a.  Das  U.  ist  eingliedrig,  doch  gibt  es  auch  „Doppelurteile",  welche 
einem  Gegenstande  etwas  zu-  oder  absprechen  (Htllebrand,  Die  neuen  Theorien 
der  kategorischen  Schlüsse,  1891,  S.  27,  95  ff.).  Vgl.  E.  J.  Hamilton,  Erkennen  u. 
Schließen,  1912. 

Verwandt  damit  ist  die  Tatbestands-  und  Geltungstheorie,  nach  welcher  das  U. 
die  Setzung  oder  Anerkennung  eines  objektiven  Tatbestandes  oder  der  Gültigkeit 
einer  Relation  darstellt.  So  nach  Uebebweg  (Logik,  §  67),  J.  Bergmann  (Vorles. 
über  Metaphys.  1886,  S.  115  ff.),  Hönigswald,  Ltpps  (Psychol.*,  S.  16;  Gr.  d.  Logik, 


1693.  v   Kais»  (VierteJtelvaerhr.  f.  uteameoh.  Philo...  Bd.  1«  u    S3). 

VfiMDtLMAMO  ( Anrrkrnnung  dar  Oersnng  «teer  Baatekang  ron  Viinliüi^pirtilli  n 
durrh  ,.r^tieoheaM.  rom  feJüend  wtiUeaden  Subjekt  ■aamhrndrn  Ak 

..rWteüung  .  Prtludfcn*.  1907.  8. 19  ff.;  Die  Pate»,  im  Btgtene  des  20.  Jahrb. 

1910.  8.  199  ff.).  Rices*  cmstand  der  EiaaaiHiiii».  190«.  8.  *: 
Femer  nach  Bolxaxo  (Wiserns oheftakki.  I.  19)7.  |  SS.  34).  Haossuxx  (Psy< ! 

1911.  8.  llOf).  Miwaw  (Uigsnntis  i  de»  Urteil»  iet  dm  Seine-  oder  fjornkm-Oby 
Über  Aniuhmen.  8. 149,  197  ff.;  egl.  UmiIiwi,  OfcJahUi).  Kasisto  (Die  iateUrk- 
tuHIrn  Punktionen.  1909.  8.  113  ff..  177  ff.)  u.  «.  -  De9  dM  ü.  auf  das  Objektiv« 
gerichtet  ut,  dieses  ..metet".  tetonan  Volsslt  (Ertakran«  a.  Deahea.  1999.  8  Mi, 
1.17  ff..  300  ff  ).  a  Thibl«  e.  •,  ferner  BsanLsr.  neck  welchem  im  U.  ei«  Stock 
der  WirklKhkrrt  begriffne«  bestimmt  wird  (Legte,  1993.  I.  I.  f  l«.  I.  2.  |  1).  Boa*«. 
oo«T  (I/Htir.  199«.  I.  71  ff.)  «. «.  Um»  (ttheiiÜiiehjU.  Logik.  1909).  Patiort 
(Die  Logik  aaf  des  fliteiaia.gi,  1903.  8,  191  ff.)  «. a.  -  Nach  dar  ..latrojstateas 
thaor>  HCALMU  (»id.  Loras.  Mterofcaaaue  P.  Iftwlff.)  bvteat  da*  ..Urtrib 
funkuon"  te  eterm  ■■.  Pormro  «ad  0».,rktivi«ri 
kompksee.    Da«  U.  iet  katee  Aases  lal  los  (gegen  Ztaass  a.  a.),  eooder«  «te 

aktiver  Vorsang.  I«  L*.  wird  i 
«te  ..llrefsmatram  ,  di 
te  die  längs  hhv  interna,  afckeam  ist,  gedeetet .  Da«  Subjekt  iai  «te 
Ding,  dessen  Tätigkeit  oder  Zoalaad  da«  Prädikat  sasrnttAt.  Dia  Urteiknanktioo 
iet  dia  aprachheh  farmalterte  „fundamentale  Apperatptier.  (•.  d.)  und  dm  Queue 
ulnarer  DratearMel  (Dia  Urteiksasktton,  1999.  8.  90ff.;  Lebrb.  d.  Psycho!.  *.  1907; 
Kmteii  „,  .i  Eüm  \  um,  I  I  1911  DU  te«  idaajtewe,  -  99 fl  .  soj  (ateaha. 
Wahrheit  -  Dal  daa  U.  dar  raaiaa  Veitendung dar  Dtem  iteiuiliiat»  tehroa  SoaxuE» 
MAoata  (Diatektik.  |  138  ff X  H.Rirm.  TnasDELSserao  (Log.  Untersucb  II*. 
110  ff. X  Loras,  raaaawaa  u  » 

Ale  Trennung.  Analyse  beetteunea  daa  Urteil  Scamuso.  Liunanisia,  Hbosl 
(..Wremtten  dea  Begriff,  dareh  steh  eeibsf.  EaxykJop.  f  199 ff.;  Logik  III.  99 ff.). 
K.  Rossxsjukz,  Sr  assntsss*  (U.  -  ..Tltigkrit,  welche  teflend  etibtedat  an<i 
btedead  teuf.  Ordnen).  Warn  (Lahrb.  d.  Psycho!..  8.  634).  Wrxi.T.  Haan  ihm  ist 
daa  U.  ..Gliederung  «tem  Gedanken,  in  aaiaa  Ba.tendt.il."  sam  Zwecks  dar  „Dar 
ete&ung".  Der  Inhalt  dm  Urteile  iet  aaerat  am  anhwllmmam  Gaaam  (Gesamt  tot- 
atellang)  gageben,  aad  «aa  diesem  «aaaaaat  daa  Urteil  erat  Begriffe  aaa  (Graadr.  d. 
Psycho!.».  1901,  8.311;  Grd*.  d.  pbyetel.  Psychol.  IIP.  1903,  973  ff.;  Legte  P. 
1993/95.  135 ff.;  System  dar  Philo..  I».  1907);  rgf.  E.  r.  Hasnuini,  Kategorien- 
lehre.  1999,  8.  IM  ff.;  Horroisa.  Psycho!.»,  1991,  8.141. 

Dia  Begriffe  «raeaganda  Etekattafaaktion  dea  Urteil,  betont  Kaxt.  Da»  I 
..Vereinigung  der  VorateUungen  te  «team  Bewultsein"  (Prolegotseae,  f  6).  die  Art. 
^gegebene  Brkanntnima  aar  objektiven  Einheit  der  Apperaeption  sa  bringen",  eine 
Funktion  der  Einheit  unter  VorataBaagaa  (Krit.  d.  rote.  Vera,  8.  99).  Alk«  Denken 
(a.  d.)  tat  Urteilen,  und  die  Grundformen  dm  Uran»  sind  der  Leitfaden  aar  Auffindung 
der  Kategorien  (..  d).  Die  analytischen  Urteile  aerfafteo  daa  Subjekt  in  eetee  Teil, 
begrifft,  lehren  nickte  Nene«.  Die  synthetischen ürvefleiasangan  m weitem  d 
nie,  gehen  über  den  Subjektebegriff  hinaus,  beathnmen  ihn  vollständiger  und 
auf  Grund  der  Erfahrung  (eynthet.  U.  a  poateriori;  s.  B.  Alle  Korper  «ted 
oder  der  apriorischen,  reinen  Formen  der  iVimw  hannng  aad  dm  Denkens  (, 
Urteile  a  priori").  Die  Notwendigkeit  der  analytischen  Urteile  ist  eine  formsDogtetea, 
beruht  auf  dem  Prinsip  der  Identität  bsw.  dm  Widerspruchs  (z.  B.  alle  Korper  sted 


Urteil.  697 

ausgedehnt;  die  Ausdehnung  ist  im  Begriff  „Körper"'  mitgedacht,  konstituiert  ihn^. 
Die  Notwendigkeit  und  Allgemeingültigkeit  der  synthetischen  Urteile  a  priori  (z.  B. 
alles  Geschehen  hat  eine  Ursache)  beruht  darauf,  daß  sie  die  Bedingungen.  Grund- 
lagen, Voraussetzungen  möglicher  Erfahrung  und  deren  Objekte  enthalten  (Krit.  d. 
rein.  Vern..  S.  30  ff .,  155  ff.;  Prolegomena,  §2;  s.  A  priori,  Axiom,  Erfahrung,  Er- 
kenntnis, Deduktion,  Transzendental,  Kritizismus.  Mathematik,  Xatur  Wissenschaft, 
Metaphysik).  Über  den  Unterschied  anal.  u.  synthet.  Urteile  vgl.  Trendelenbcrg, 
Log.  Untersuch.  II2,  1862,  241  ff.;  3.  A.  1870:    Sigwart,  Logik  I2,  1889/93,  128  ff.; 

4.  A.  1911;  HrssERL,  Log.  Untersuch.  II,  1900,  247;  A.  Messer,  Einführ,  in  d. 
Erkenntnistheorie,  1909,  S.  93;  Xatorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten 
Wissensch..  1910;    Driesch,  Ordnungslehre,  1912,  u.  a. 

Die  Erzeugung  des  Begriffs  im  Urteil  lehrt  Cohen.  Das  U.  erzeugt  den  Gegen- 
stand der  Erkenntnis,  indem  es  die  „sachlichen  Grundlagen,  als  die  Voraussetzungen 
der  Wissenschaff'  erzeugt.  Das  U.  ist  der  „Weg"'  zur  Kategorie  (s.  d.),  diese  das 
..Ziel"  derselben,  eine  Grundform  der  Urteilsvollziehung  („Logik  des  Ürtefls"),  Es 
gibt  Urteile  der  Denkgesetze,  der  Mathematik,  der  mathematischen  Natura 
schalt,  der  Methodik  (Logik,  1902,  S.  43  ff .).  Ähnlich  Cassirer.  Kinkel  u.  a.  Xach 
E.  Lask  ist  das  Prädikat  des  Urteils  stets  eine  Kategorie  (Die  Lehre  vom  Urteil,  1912). 
Daß  mit  dem  Urteil  zugleich  erst  der  Begriff  erzeugt  wird,  betonen  ferner  Xatorp 
(Die  log.  Grundlagen  der  exakten  Wissensch.,  1910,  S.  28,  37,  40  ff.),  nach  welchem 
das  U.  ursprünglich  „Setzung  eines  Begriffs  in  Beziehung  auf  ein  zu  Begreifendes", 
„Bestimmung"  eines  X  zu  A,  B  .  .  .  ist,  O.  Liebmann,  Windelband  (Sigwart-Fest- 
schrift,  S.  46),  Driesch  (Ordnungslehre,  1912,  S.  62  ff .),  v.  d.  Pfordten  (Urteil  u. 
Begriff,  1906).  Reboike  (Urteilen  =  „Gegebenes  durch  Gegebenes  bestimmen  oder 
begreifen",  Philos.  als  Grundwissenschaft,  1910;  Unsere  Gewißheit  v.  d.  Außenwelt, 
1894,  S.  26  ff.)  u.  a.  (vgl.  Begriff);  vgl.  Herbart,  Lehrb.  zur  Einleit.  in  die  Philos.5, 
1883,  S.  91,  309;  das  U.  ist  die  Entscheidung  auf  eine  Frage  ;  dies  auch  nach  Rickert. 
Xatorp,  R.  Wähle,  Mechan.  des  geistigen  Lebens,  1906,  S.  248  ff.,  u.  a.  —  Vgl. 
Beneke,    System  d.  Logik,   I   1842,   109  ff.;   Bachmann,    System  d.   Logik,   1828, 

5.  106  ff.;  Sigwart,  Logik,  1889/93,  I2,  63  ff .,  4.  A.  1911  (Ineinssetzung  von  Vor- 
stellungen); Schuppe,  Grdz.  d.  Erkenntnistheorie  u.  Logik,  1893,  S.  37  ff .,  135,  175  f.; 
2.  A.  1910;  Cohn,  Voraussetzungen  u.  Ziele  des  Erkennens,  1908;  E.  Schradeb, 
Elemente  der  Psychol.  des  Urteils,  1905  f.;  H.  Mater,  Psychol.  des  emotionalen 
Denkens,  1908,  S.  140  ff.;  Jodl,  Lehrbuch  der  Psychologie  II3,  1909,  322  ff .  (U.  als 
Verdeutlichung);  K.  Marbe,  Experimentell-psychol.  Untersuch,  über  das  Urteil,  1901 ; 
A.  Messer,  Experim. -psychol.  Untersuch,  über  das  Denken,  1906,  S.  110 ff.;  Bald- 
win,  Handbook  of  Psychology,  1891,  I2,  K.  14;  Dewey,  Studies  in  logical  Theory, 
1903,  S.  108 ff.;  F.  C.  S.  Schiller,  Formal  Logic,  1912  (das  U.  als  Wertung); 
W.  Kisch,  Beiträge  zur  Urteilslehre,  1903;  Vaihinger,  Die  Philosophie  des  Als-Ob, 
1911;  Müller-Freienfels,  Das  Denken  und  die  Phantasie,  1916  (Urteil  als  moto- 
rische Stellungnahme);  M.  Schlick,  Das  Wesen  der  Wahrheit  nach  der  modernen 
Logik,  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.,  Bd.  34;  M.  Brod  u.  F.  Weltsch. 
Anschauung  u.  Begriff,  1913  (Das  U.  ist  Anerkennen  und  Zuerkennen  bzw.  Verwerfen 
und  Aberkennen;  es  gibt  vorbegriffliche  Urteile);  Rickert,  Urteil  und  Urteilen, 
Logos  III,  1912;  Martius,  Zur  Lehre  vom  U.,  1877;  Stöhr,  Die  Vieldeutigkeit 
des  Urteils,  1895;  Driesch,  Wirklichkeitslehre,  1917,  216  („Das  Urteil  ist  trotz  seiner 
Dreigliedrigkeit  im  Grunde  Eins,  nämlich  bestimmte  Beziehung");  Ritzel,  Über 
analyt.  Begriffe,  1916  (Jahrb.  f.  Phil,  und  phän.  Forschung3);  Reinach,  Zur  Theorie 
des  neg.  Urteils  (Ges.  Schriften.  1921).  —  Vgl.  Schluß,  Unbewußt,  Wahrnehmung, 


Qgfl  Urteilskraft 


Setz,  Prädikat,  Kopula,  8abbktlase  Saose,  Frage,  Wahrheit,  Wert» 

Objektiv.  Teteechen.  Beahtat . 


rrtelUkrmft  (vb  iiitlaiHvs):  lbmblhasgsieisiflaiin,  lo  der  Sc  ho- 
Ustik  bedeutet  ab  die  Flhigkeit,  <*•  Dtoge  ibrem  Wette  neck  richtig  tu  schätzen 
(Ancsnu.  De  Nebe»  H,  t;  Tbokas,  Contr.  fest.  II.  00;  StA»«,  De  eaim*  I.  33). 

Kaut  iwatahi  unter  dvU.ek  zwacbrn  Veretead  und  Vernunft,  Katar-  und 
Finü»dieuiii»hii  msriUihtihi  Veraefigea.  aad  die  «Kritik  der  ü."  uatareacht,  ob 
ab)  ebeafaus  „Prinzipien  a  priori  bebe,  ob  dJaae  konetttaUe  oder  biet  regulativ  eind". 

I     .,,'JV»     VuanaaaVeJ      *'.      BaW  Me^Paaal  aV  MeelHHHMI      ...'  •  **     »  *  T  V.n  *fft"t\,    auaN     JW" *n  >[i<)t  ff 

ab  enthärten  anter  da»  llajuiabim  sa  denken*.    ..Ist  dae  ingassshv  (die  Regel. 

dulVuujp.dssCbaeta)gea9ben.eobtdbUrt^^ 

subsumiert,  besttmmead.    Ist  aber  nur  das  Beeoodere  angaben,  wozu  ab  dee  All 

aaoeafaH  finden  soll,  eo  bt  db  UrteihAraft  Idol  ref  lek  tierend.'  Die  resümmet 

aaler  ilbjiaiilBia  fl n,  die  dar  Veretead  gibt,  bt  nur  oahsuaasrsnd,  ihr  üeeet* 

btihra priori  eorgaaebaaet (egt  Krü. d. reia.  Venu  a  1» ff  ).  Db  reflektieret 
gliedert  eich  in  die  AathetUehe  aad  teleologische  U.;  eretare  tot  dee  Vermögen, 
db  formab  Zweckmäßigkeit . ..  durch  dee  OefflhJ  der  Laat  oder  Uiüust  zu  beurteiba 

(s.  Ästhetik),  btctere  das  Vermögen,  db  reale  (objektive)  2e liaHeJgaH  dar  Natar 

daroh  Veretead  aad  Vernunft  u  rameaflaa,  Dia  reflektierende  U.  erklärt  aicht 
deutet  aar  db  Natar,  betrachtet  ab  eo.  eb  ob  ia  ihr  ein  Veretead  alba 
esetaea  apeattbnart  Bitte,  aad  ab  betraohtet  dae  Geschehen  Manch 
dar  Analogie  mit  dar  Ksasstilsl  nach  Zwecken*',  ohne  db  Erscheinungen  aas  Zweck- 
ursaehea  abcubitea  (Teboiogb  ab  .regulatives''  Prinzip;  s.  Zweck;  Ober  Philosoph« 
überhaupt,  &  100  ff.»  Krit,  d.  Urteilskraft,  Einbit.).  Vgl  STinuta,  KsaU  Teboiogb. 
1874;  W.  Fnoer.  Dar  Begriff  dar  D.  bei  Kant,  1806.  -  Vgl.  Logik  (P.  Ramcs). 

Iraeagang   ( Archigonb,  AaUJfuab,  guiaiMiu  aoaaivoca,  spontane«)  helft 

'  ll*1     r.U  t  <  t'   eaaaaM    Paeal    I  el  1 1   «P  M  I    aeaal    H     M    '  '  1 1  1 1  ■  1 1  Iw    *     B    LaWl   bbM    HI»  t*  |    '1*   III     F-inf .  'i  *    I 
e   -  a  _  a*k      **  %yg  erw     >-  *.    *. —     a —    ^a         .  _  a.    _r_e  »  e  s  _  . i  T>      »mm  ■    ■■ 

beeonoVn  r  iVHim^nin^rn.  hine  U.  an  in  aar  Uegeawert  nJoat  aaoasaariseen  (Feaaaea) 
gegen  Popow),  wenn  ee  mach,  nach  mznrmon.  abht  anaognoh  erscheint,  dat  einet 
priaritree  masnlnli  Weaaa  känetHnb  eraeagt  werden.  Die  U.  höherer  Lebeweeea 
(wb  ab  Karaiwaiiaa.  tiianmiaa,  Da  gener.  eabaal.  II.  1.  db  Stoiker.  Lccaarros 
Casus.  Da  rer.  natar.  IL  843  ff .,  Camdamv*,  J.  B.  vak  Heuiokt  a.  a.  snnehssen). 
gibt  und  gab  ee  nicht,  wohl  aber  können  in  einem  früheren  Zustande  der  Erde  gsaz 

■  •Tibi  Ift  f       ■ f_-t-^    %*-      .    .  _       P*      »  -       *     * » --1-        -kl  -    — t  -U-    -!---_  »*  -         ■  ■  ji—il  ■  L  ilt       i 

primtllW  OfgoafaeaUtO  enaenanMa.  Uwaat  CttaaMeaMM  aWaaeas  OK  aMnl  dettnai  Wtef  6eBWWea5eaaefa»at. 

Eine  U.  lehren  Okxx  („ürechbim",  Db  Zeugung,  1805),  Tmjrtmujrrs  (Biologie, 
1803  f.X  8caonnATjm  (Neue  Psmlipomens,  1 188),  Nabobxi.  Habcksx  (Qenereue 
Morpliologb  L  183;  „Moneren");  Krcarca,  Db  Losung  des  Probbms  der  U..  1907 
(das  Leben  auf  IonaatknsproseB  ruröckgeführt);  Lanuim,  Flüssige  Krbtalb  u. 
db  Theorien  dee  Lebens,  1906,  u.  a.  Vgl.  O.  Taschkxbebo.  Db  Lehre  von  der  U- 
1883.  —  Vgl.  Leben,  Orgsnbmus. 

raiologie:   Lehre  vom  Wesen  (eoete). 

Utilitarieasae     (der    Auedruck    „utiliterian"    zuerst    bei     J.    Bbstthau: 
..Utmterinnbm"  bei  J.  St.  Mnx  u.  s.;  bei  FaraaaACH:  „Utilbmus")  beult  i 
NfktahobkaitnTteadpunkt,  Erwigung  nach  NOtznchkeiteprinripien,  8trebea 
Notsliohen  (s.  d.).    Im  engeren  Sinne  bt  U.  jene  Richtung  der  Ethik,  nach 
der  Zweck  des  rittlichen  Handelns  der  Nutzen  der  Individuen  ut,  und  zwar  identifiziert 


Utopie. 699 

der  hedonistische  U.  das  Nützliche  mit  subjektiver  Glückseligkeit,  Lust,  während  der 
objektiv-eudämonistische  U.  den  Nutzen  als  Wohlfahrt  der  Einzelnen  und  der  Gesamt- 
heit (Gemeinwohl)  bestimmt  (s.  Hedonismus,  Eudämonismus).  Der  U.  tritt  meist 
nicht  in  egoistischer  Form,  sondern  als  sozialer  U.  auf,  der  das  größtmögliche  Glück 
der  größtmöglichen  Anzahl  erstrebt.  Der  U.  erklärt  auch  teilweise  den  Ursprung  des 
Sittlichen  (s.  d.)  aus  Nützlichkeitserwägungen:  es  wird  erst  sittlich  gehandelt  um  des 
eigenen  Nutzens  willen,  aus  „wohlverstandenem  Interesse",  dann  wird  das  sittliche 
Verhalten  zur  Gewohnheit,  zum  Selbstzweck. 

Über  den  älteren  U.  vgl.  Hedonismus,  Eudämonismus,  Sittlichkeit.  Das  Prinzip 
der  „Maximation  des  Glückes"  („great  happiness-principle")  findet  sich  schon  bei 
Beccakta,  Htttchesox,  Pbiestley,  besonders  aber  bei  dem  Begründer  des  U.  als 
System,  Jeeemy  Bextham  („the  greatest  happiness  of  the  greatest  number").  Die 
Nützlichkeit  einer  Handlung  besteht  in  der  Vergrößerung  der  Glückseligkeit  (Lust), 
in  der  Förderung  derselben.  Gut  ist  das  Handeln,  welches  in  diesem  Sinne  nützlich 
ist.  Um  richtig  zu  handeln,  bedarf  es  eines  moralischen  Budgets,  eines  Lustkalküls 
(,,hedonic  calculus"),  einer  Abwägung  der  nützlichen  und  schädlichen  Folgen  der 
Handlung,  wobei  die  Intensität,  Dauer,  Nähe,  Folge  der  Lust  und  die  Menge  der 
Menschen,  die  ihrer  teilhaftig  werden,  zu  berücksichtigen  sind.  Der  Egoismus  zeigt 
sich  hierbei  als  nicht  vorteilhaft;  so  scheint  man  zuerst  gut,  dann  wird  man  es.  Stimu- 
lanzen dazu  sind  die  verschiedenen  (physischen,  sozialen,  politischen,  moralischen, 
religiösen)  „Sanktionen".  Indem  wir  das  Wohl  der  Gemeinschaft  fördern,  fördern 
wir  uns  selbst  (Introduction  to  the  Principles  of  Morals  and  Legislation,  1789;  Grund- 
sätze der  Zivil-  und  Kriminalgesetzgebung,  deutsch  von  Beneke,  1836;  Deontology, 
1834;  deutsch  1835;  Works,  1843;  vgl.  O.  KBAtrs,  Zur  Theorie  des  Wertes.  Eine 
Bentham- Studie.  1902).  Anhänger  Benthams  sind  Bowbing,  Doioxt,  J.  Austin  u.  a. 
Einen  sozialen  U.  vertritt  J.  St.  Milx,.  Nach  ihm  gibt  es  verschiedene  Arten  des 
Glückes,  niedere  und  höhere  (geistige)  Werte.  Durch  Assoziation  (Motiwerschiebung) 
wird  das,  was  erst  nur  als  Mittel  gewertet  wurde,  das  Sittliche,  zu  einem  Eigenwert 
(Utilitarianism,  1863;  deutsch  1869).  Mit  dem  Intuitionismus  (s.  d.)  verbindet  den 
Utüitarismus  H.  Sidgwick.  Das  Gute  ist  das,  was  getan  werden  soll  und  dies  ist  das 
allgemeingültig  Begehrenswerte;  seinem  Inhalt  nach  ist  es  Glückseligkeit  als  allge- 
meiner Zustand,  wobei  alle  Menschen  gleiches  Recht  auf  Glück  haben  (Prinzip  des 
universellen  Wohlwollens;  The  Methods  of  Ethics8,  1901;  deutsch  1909;  Practical 
Ethics,  1898).  Den  sozialen  (altruistischen)  U.  vertreten  Gizycki  (vgl.  Vierteljahrsschr. 
f.  Philos.,  8.  Bd.),  E.  Bechek  (s.  Sittlichkeit)  u.  a.  Vgl.  Edgewoeth,  Mind  IV,  1879; 
L.  Busse,  Zeitschr.  f.  Philos.,  105.  Bd.  (gegen  den  U.);  J.  Bergmann,  Über  den  U., 
1883  (gegen  den  U.);  Leslie  Stephen,  The  English  Utilitarians,  1900;  Ajlbee,  History 
of  Utilitarians,  1902;  Sinclatb,  Der  U.  bei  Sidgwick  u.  Spencer,  1907;  Kaleb,  Die 
Ethik  des  U.,  1885;  Guyatj,  La  morale  angl.,  1879. 

Utopie  (öi>  nicht,  zönoe  Ort:  „Nirgendsheim"):  gedanklich-phantasiemäßig 
konzipierter  Idealzustand,  Idealstaat;  Staatsroman  (nach  Thomas  Mobus,  De  optimo 
rei  publicae  statu  deque  nova  insula  Utopia,  1516;  deutsch  in  der  „Uhiv.-Bibl."). 
Utopisch:  phantastisch,  ohne  Rücksicht  auf  die  Wirklichkeit,  das  Historisch  Gewor- 
dene ersonnen,  praktisch  undurchführbar  („Utopischer"  Sozialismus).  Vgl.  Bacon, 
Nova  Atlantis,  1625;  Cabet,  Voyage  en  Icarie,  1842;  Bexxamy,  Looking  backward, 
1888;  Th.  Heetzea,  Freiland,  1890,  u.  a.  (s.  Soziologie).  Vgl.  R.  v.  Mohl,  Geschichte 
u.  Literatur  der  Staatswissenschaften  I,  1855;  V.  Ktbchenheim,  Schlaraffia  politica, 
1899;  Voigt,  Die  sozialen  Utopien,  1906;  Mauthneb,  Gesch.  d.  Atheismus  II,  1921. 


101 


V 

Yair<-«liiUani:  |    roe  einer  i 
die  eine 

rbt:  8«b«<aitt,Qualrts4,Tatigk 
heit.  Inhereiu  (•.  Atom).    Vgl.  H.  Olodum.  in:  Dk  Kultur  «Irr  Gegenwart 
Daran».  ADg.  Geech.  d.  Philo«.  I.  I900f.:  RAn,  Di*  Uhr«praebe  der  Viipiabma 
Phao^Ztocfcr.d.Mwpd.OmliA.XXl   \\n  .w  H»m.t.  I  v  «toauetkcae  Graad- 
lege  dar  Vaiteahilm-Philcaophk.  1900. 

Variabilität:  VcrtodarfehketU  AbAnderungafehigkrtt,  imheaonderc  der 
Ubeweeea  <«.  Entwiokhnt).     V»  \bart.  —  VfL  Gocoecam»,  HaBoreut- 

vieklaag  a.  MiBirkniBkonamli  I.  1911.    Vgl.  Induktioo,  Mutation. 

V©4»  UWiwa"):  dk  ikeato  religio*  Literatur  der  Inder.  tum  Zeil  philoaophi*  h 
uaaieaed).   Vgl.  Dar«««».  Gearh.  d.  Phil«.  I».  1900  f.;  Oheimlehrr  der  Vedt«. 
1911. 

\  •  «lAnta:  rur  Kirbtung  ■!•  r  n*  h\t  <iiv  h<  n  fhikwnphie  (vgl.  ]k«hin«ti. 
Alaun.  Maja).  Vgl.  Dm»,  Aügaca.  Oraah  d.  Philo«.  I.  19061.;  Dm  Syetsai  der 
VedAata*.  1909;  M.  MCixaa.  Lretarce  ob  tiv-  V.  lliiloMphjr.  1994;  Oldumem.  in: 
Dm»  Kultur  dar  Gegeawart  1.  5.    Vgl.  Upeakaad.  Senkhya. 


YeltoMt  (veUritae):  noch  unwirksame  Wükaaregung,  Wunsch. 
Ycrallffeaariaerunff  s.  Ueneralieatson.  Induktion,  üar 

Teriladrraag;  (jM«t«/«4<.  AXXol*«ti,  afeseis.  mutet»)  tat  An-: 
Wechsel  das  ..Soeeins  \  dar  Merkmale  eines  Dinges,  sei  «-•  der  Qua!  lorm. 

dai  Ortet  (Ortarerftaderaag,  a.  Baangung).  der  rVUtion  ru  anderen  Dinget 
aabataathOan  8traktar  eelbst.    V.  und  Beharrung  sind  KomUtr;  d.<*  Denken 
aa  der  Hand  daa  Erfanranganartariala  beharrende  Einbetten  (Konstanten.  Buhst« 
and  besteht  aaf  dieaa  den  Waekaal  der  Bestimmtheiten  in  Baum  und  Zeit,  eo,  daß 
im  Wechsel  etw  bleibt»  »u«, .«ich  verende 

Bai  der  bloßen  Ortererandernag  bleibea  die  qualitativen  Bestimmt} 
bei  der  qualitativen  V.  erhalt  eich  eia  Komplex  tob  Btemcaten  oder  fahl 
Rcaktion««entecn  aad  Reaktionen).     Daa  Stetigkeitaprinup  fahrt  die  elcbtb« 
aaf  unendlich  kleine  (infinitesimale)  VeranderangaaNMarate  anroch.     Ph>>ik .. 
nhnmkrh  laeeea  «ich  die  Verindaraagea  der  Dinge  ak  immer  neue  Gruppierungen 
ihrer  Teile  bcw.  als  immer  neos  UmsrUungeo  roa  Energien  in  andere  auffassen  und 
berechnen.    Im  Psychischen  tat  die  V.  eine  qualitative  und  intensive,  ea  gibt  hn  r  nur 
relativ    Beharrliche«    innerhalb    eine«    stetigen    EntwteUungsprozcssea    (vgl.    Irh. 
Aktoalittt).   Mag  auch,  metapb ystech  betrachtet,  die  V.  daa  abaolute  Sein  ak  unend 
liehe  Einheit  und  Totalität  nicht  betreuen,  ao  mal  doch  die  ak  zeitlicher  Vorgang 
erscheinende  V.  oder  aber  die  Exktenx  eoa  Subjekte«,  fax  wcW»e  Variodernag  baseeht. 
im  absoluten  MA«  sieh"  eine  Grandlage  haben. 

Wahrend  nach  Haaaaxrr  alle«  sich  ständig  verändert  (a.  Werden),  i«t  n» 
Eleaten  die  V.  aar  Schein;  da«  Seiende  beharrt  unveränderlich  («.  Sein).  —  Auf  die 
Verbindung  und  Trennung  beharrender  Taik  fahren  die  V.  zurück  Ahaxaoobas 
(«.  Uomoeomarien),  Ekranoaxas  (ptitt r«  Ji«XU|/f  t«  fu/immw,  heia  Entatehen  aad 
Vergehen),  Dbmokrit.  Eraroa  (s.  Atom).  —  Nach  Platos  sind  die  rUtuwmdmgs  in 


Veranlassende  Ursache.  701 


beständiger  Veränderung,  die  „Ideen''  (s.  d.)  hingegen,  die  ewigen  Urbilder  der 
Erscheinungen,  unwandelbar  (Phaedon  78  C  f.;  Philebus  58  f.).  Xach  Aristoteles 
sind  Materie  (s.  d.)  und  Form  (s.  d.)  die  beharrlichen  Grundlagen  der  V.  (Metaphys.  XI  2, 
1069  b  9  ff.).  Die  V.  oder  Bewegung  (s.  d.)  im  allgemeinsten  Sinne  ist  die  Verwirk- 
lichimg eines  der  Potenz  nach  (dwäuei)  Seienden  (Phys.  III  1,  210  a  10).  Es  gibt 
vier  Arten  der  V.:  Orts  Veränderung,  quantitative  (avi^aie  xal  y&ion),  qualitative 
ixlv^ais  y.aiä  tö  jioiöv),  substantielle  V.  (yevtois,  cp&opd;  De  coelo  I  3,  270  a  27; 
Phys.  III  1,  201  a  9  ff.;  III  3,  202  a  22  ff.;  V  1,  224  a  21  ff.).  Xach  den  Stoikern 
beharrt  in  der  V.  das  Wesen  (oiaia;  Stob.  Eclog.  I,  434).  —  Über  die  scholastische 
Auffassung  vgl.  Stöckl,  Lehrb.  d.  Philos.  II8,  1912.  Vgl.  Aevum,  Dauer,  Bewegung, 
Gott. 

In  der  V.  beharrt  das  Wesen  nach  Che.  Wolff  (Vernunft.  Gedanken  von  Gott  .  .  .1, 
§  107  f.).  Die  Korrelation  von  V.  und  Beharrung  (s.  d.)  lehrt  ferner  Kant.  „Ver- 
änderung ist  eine  Art  zu  existieren,  welche  auf  eine  andere  Art  zu  existieren  eben- 
desselben Gegenstandes  erfolget.  Daher  ist  alles,  was  sich  verändert,  bleibend,  und 
nur  sein  Zustand  wechselt.  Da  dieser  Wechsel  also  nur  die  Bestimmungen  trifft, 
die  aufhören  oder  auch  anheben  können,  so  können  wir  .  .  .  sagen:  nur  das  Beharrliche 
(die  Substanz)  wird  verändert,  das  Wandelbare  erleidet  keine  Veränderung,  sondern 
einen  Wechsel,  da  einige  Bestimmungen  aufhören  und  andere  anheben.'"  Veränderung 
kann  daher  nur  an  Substanzen  wahrgenommen  werden,  das  absolute  Werden  ist  kein 
Gegenstand  möglicher  Wahrnehmung  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  179  ff.,  194  f.,  219). 
Vgl.  Cohen,  Logik,  1902,  S.  187ff.;  Xatorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten 
Wissenschaften,  1910,  S.  72  ff.;  Dreesch,  Ordnungslehre,  1912,  S.  208  ff.;  D.P.Rhodes, 
The  Philosophy  of  Change,   1909. 

Ein  absolutes  Werden  ist  nach  Herbart  ein  Widerspruch.  Durch  die  ..Methode 
der  Beziehungen"  wird  eine  Vielheit  beharrender,  an  sich  (ihrer  Qualität  nach)  unver- 
änderlicher „Realen"  (s.  d.)  gesetzt,  aus  deren  gegenseitigen  „Störungen"  sich  ihre 
„Selbsterhaltungen"  im  Wechsel  des  „Zusammen"  der  Realen  ergibt  (Allgemeine 
Metaphys.  II,  §  224  ff.).  Auch  nach  Bradley  liegt  in  der  V.  ein  Widerspruch 
(Appearance  and  Reality,  S.  44 ff.).  Daß  es  an  sich  keine  V.  gibt,  lehren  M.  L.  Stern 
(Monismus,  1885,  S.  87  ff.),  L.  Dilles  (Weg  zur  Metaphysik,  1903  f.,  I,  224  ff.)  u.  a. 

Xach  Bergson  hingegen  ist  alles  in  stetigem  Werden  von  bestimmtem  Rhythmus 
begriffen,  das  in  heterogene  Phasen  sieh  gliedert,  und  wird  durch  die  Intuition  (s.  d.) 
so  erfaßt;  der  Verstand  (s.  d.)  aber,  welcher  analysiert,  trennt,  geometrisiert.  veräußer- 
licht, setzt  das  Geschehen  aus  für  sich  fixierten  statisch  gemachten  homogenen 
Elementen  „kinematographisch"  zusammen  (L'evolution  creatrice6,  1910,  S.  392  f i . ; 
La  perception  du  changement,  1912).  Wcndt  unterscheidet  extensive  und  intensive 
V.  (Logik  P,  1906,  S.  507  f.).  Xach  Rehmke  ist  V.  nur  Wechsel  von  „Besonderheiten" 
einer  „Bestimmtheit",  nicht  Auftreten  neuer  Bestimmtheiten  („Satz  der  Veränderung"; 
Lehrb.  d.  allgem.  Psychol.,  1894,  S.  7  ff.;  2.  A.  1905;  Philosophie  als  Grundwissen- 
schaft, 1910). 

Die  Bedingtheit  des  Bewußtseins  durch  V.  betonen  Spencer,  Bain  u.  a.  — 
Vgl.  L.  W.  Stern.  Psychologie  der  Veränderungsauffassung,  1898:  Joel,  Seele  u. 
Welt,  1912  (Der  Geist  ist  die  reine  „Variante",  der  Körper  die  reine  „Konstante"; 
die  Welt  als  Kampf  von  Geist  und  Materie,  der  Varianten  und  des  Konstanten,  des 
Aktiven,  Freien  und  des  Trägen,  Passiven);  z.  T.  ähnlich  wie  Bergson  (L'evolution 
creatrice6,  1910;  vgl.  Schöpfung,  Entwicklung,  Wille). 

Veranlassende  Ursache  („causae  occasionales")  s.  Okkasionalismus, 
Kausalität,  Auslösung. 


\     •  unt  wortliehkeit  *  Tsmaaisng 

Verbindlichkeit  •.  Pfttebt.  Vgl.  Kart.  Grdl.  rar  lietephys.  der  Sitten. 
2.  Abaohn. 

Verbiadaaa;  ut  Zusemmenfogung  roa  Teuro  zu  einem 
faltigkctt  tu  einer  Einheit  (s.  Synthese).  Xsch  Kamt  iet  die  V. 
sateung"  oder  „Vertobafnag''  (Krit.  d.  rate.  Vera..  &  IM;  s.  8yatheae).  Vgl.  Knaiaia. 
Die  intellektuellen  Punktionen.  1006,  8.  88. 

Ptycbieebs  VerNnttengaa  ated  aeeh  Wo *ut  aas  Bsstaadsaiira  ussmmengesetst* 
•  (Qrda.  d.  physiol.  Psycho!.  IIP,  1803, 618).  Es gibt „laomürt" 
(..  d.)  VnllHMgii  (rgl.  Vereeaawbaag). 

%  erbrechen  ist  egal  (•ueeefuhrte  o«W  wirkss m  eingetütet*)  WIBenahatidlnng. 
»  Antlehaaag  gsgen  die 

Begibt  Vwbmibw  all  wsibese.  »galm ibnuknbuhia 

(Trisbsa),  aber  der  groBes  Teil  der  Verbreebea  bermht  auf 

(Not» 

u.  a.). 

Db)  Lehre  vom  ■■im—  Verbreeber  (durch  phyasesba  EnaaiUiagai 

MOeMO  (Der  Verbreeber.  1887-80).  H.  Ktnunxa  ( 
Verbreeben,  1888),  M.  Basanterr.  (Uvtt  u.  a.  Die 
Theorie  dee  V.  uad  der  Strafe  (e.  d.)  rertretea  E.  Fanai  (Da*  V.  ah  soziale 
1888).  GaaovaiA  Oowaxvt  (Orisaiaologia  aoebde.  1888k  A.  Basa  (Dar  Verbreeber 
in  aatbropoi.  BssJehaag,  1889k  Fomau  Lastr.  Paura,  AecaurraNBcea.  R.  Sommkh 
(Kriminalparcbol,  1804) u.a.-  Vgl. Baocaaia.  Ober V.a.8trsJsn,  1764;  deuUch  1805; 
H.  Qaoaa,  Krteüasi^ychoiogis,  1888;  ICaarrr  Eatan,  Orde.  dar  Kriauaalpevcbol«. 
188t;  8.  Ermroan,  Daa  Viilinabaiunlaaai  in  aatbropoi.  u.  eoziolog.  Bibuchteng  I. 
1808;  O.  Taaoa,  La  crianaalite  coaepares',  1810;  T«.  Srauraaso,  Daa  V.  in  Kalter 
a.  »ssanhbsa  dar  Hianiiiiil,  1812;  altasTaaaaao.  ftychology  «ad  Crime.  1808; 
H.  Qaoaa,  KriaünalpaTebol.  1806»;  Tamoa.  La  eriaaiaaliU  eaeeparee«.  1807;  Monats- 
schrift für  Kriminalpsycbol,  1804  ff.;  H.  Elus,  Verbraeber  «ad  Verbreeben.  1884; 
POLun,  Psycho!,  daa  Varbraebara;  R.  Soutane,  KriadaaJpeychol.  and  strairecbtl. 
Ptyoaouatboiogbi,  1804;  Woiim,  PsychoL  daa  Verbreeber»  II.  1808;  Dar  Sexnal- 
Terbraobar.  1812;  Getrau  e.  Wann*  Verbreobertrpen.  1813  f.;  Biaaaatm,  Dm 
psyohopath.  Verbreeber.  1814;  FaitDWCH,  Db)  IWdeateag  dar  Psychol.  für 
Bekämpfung  dar  Verbreeben,  1818;  Katrrntaav.  Die  ftynholagh)  des 
1812;  Williams,  The  Iateliiganca  of  tba  Dsabxajsnt,  1818.  —  Vgl. 
Strafe,  8chuld. 

Verb  am  aaentla  (Wort  des  Geistes):  Gedanke,  Begrifi.  Verbnm  oris: 
Wort  (8eholaatik).    Vgl.  Logos. 

Verdr&ajraaj;  heißt  in  der  Psychoanalyse  (a.  d.)  der  eeeliache  Vorgang,  in 
dem  unlaatroUe  Bewufltaeinainaalte  ins  Unterbewußteste  abgeschoben  «erden,  ron 
wo  aus  sie  jedoch  ab)  Herde  ron  pathologischen  KoarpisTen  aich  störend  geltend 
machen.  Sie  werden  behoben  durah  daa  psychoanalytische  Verfahren.  J.  FeacD, 
Ober  Psychoanalyse,  1912*.    Vgl.  Psychoanalyse. 

Vererbung  ist.  biologisch -psychotogbnh.  ein  Ausdruck  dafür,  daß  Eigen- 
schaften  der  Eraauger  auf  die  Nachkommen  übergeben,  in  der  Weise,  daß  in  diesen  db) 
Anlagen  (a.  d.)  au  bestimmten  Beschaffenheiten  und  Funktionen  schon  in  der  Struktur 
des  Keimplasma  bestehen  und  sich,  wenn  nicht  besondere  Umstände  die  Richtung 


Vererbung.  703 

der  Entwicklung  modifizieren,  zu  Eigenschaften  entfalten,  welche  von  denen  der 
Erzeuger  (oder  früherer  Vorfahren,  s.  Atavismus)  direkt  abhängig  sind,  ohne  ihnen 
absolut  gleichen  zu  müssen.  In  welchem  Ausmaße  auch  Eigenschaften,  die  nicht  bloß 
das  Keimplasma,  sondern  auch  das  „Soma"  des  Erzeugers  während  des  Lebens  erst 
erworben  hat,  direkt  vererbt  werden,  ist  noch  ungewiß;  doch  dürften  manche  Eigen- 
schaften, die  Generationen  hindurch  immer  wieder  erworben  und  durch  Übung 
gesteigert  wurden,  und  dabei  tiefergreifende  Bedeutung  für  den  Organismus  haben, 
auch  das  Keimplasma  beeinflussen  und  auf  diese  Weise  direkt  vererbt  werden.  Jeden- 
falls üben  Reize,  die  auf  das  Soma  wirken,  oft  auch  zugleich  eine  modifizierende 
Wirkung  auf  das  Keimplasma  aus.  Die  psychische  V.  besteht  nicht  in  der  Über- 
tragung fertiger  Vorstellungen  u.  dgl.,  sondern  nur  von  Dispositionen  (s.  d.)  zu 
bestimmten  Prozessen  (vgl.  Anlage,  Talent);  vgl.  Schopenhauer,  Welt  als  W'lle 
u.  Vorstellung,  II.  Bd.,  K.  43  (Der  Wille  vom  Vater,  der  Intellekt  von  der  il\  ItT 
ererbt);  Ribot,  Die  Erblichkeit,  1876,  S.  54 ff.;  Galton,  Genie  u.  Vererbung,  l'M'o; 
Guyau,  Heredite  et  education;  2.  ed.  1892;  Wundt,  Grundz.  der  physiol.  Psvefcci.  III 5, 
1903,  260 ff.;  Büchneb,  Die  Macht  der  V.2,  1909. 

Die  V.  somatisch  erworbener  Eigenschaften  lehren  Lamabck  (Philos.  zooLcique, 
1809)  und  der  Neolamarckismus  (s.  Entwicklung),  Spencer,  Darwin,  Hafcef.i., 
Wettstein,  Kassowitz,  Kämmerer,  Eimer,  Reinke,  Hatschek,  Wcndt,  Paüly, 
France,  A.  Wagner,  Ribot,  M.  Brunner,  E.  Ric-nano  (Über  die.  V.  erworbener 
Eigenschaften,  1907;  Theorie  der  „Zentro-Epigenese":  Jeder  spezifische  nervöse 
Strom  setzt  eine  bestimmte  Substanz  ab,  die  fähig  ist,  diejenige  Stromspezifität 
wieder  zu  erregen,  von  der  sie  selbst  abgesetzt  wurde)  u.  a.,  ferner  R.  Goldscheid, 
nach  welchem  das  Soma  (als  „inneres  Milieu")  auf  das  Keimplasma  (chemisch)  wirkt, 
die  Keime  aber  nicht  gleichsinnig  modifiziert  werden  müssen.  Die  „Vererbung"  ist 
nur  ein  Bild,  ist  eigentlich  „Fortsetzung  von  somatischen  Koadaptationen  in  den 
Keimen"  (Höherentwicklung  u.  Menschenökonomie  I,  1911,  S.  225  ff.).  Xach  Hebinq 
(Über  das  Gedächtnis,  1870)  und  R.  Semon  beruht  die  V.  auf  dem  organischen 
Gedächtnis  (s.  Mneme;  vgl.  Semon,  Die  Mneme2,  1908;  Das  Problem  der  Vererbung 
erworbener  Eigenschaften,  1912).  —  Eine  Gesetzmäßigkeit  in  der  V.  hat  G.  Mendel 
gefunden  („Mendalismus"). 

Gegner  der  direkten  V.  somatisch  erworbener  Eigenschaften  ist  besonders 
A.  Weismann  und  seine  Schule.  Er  lehrt  die  „Kontinuität  des  Keimplasma",  vermöge 
der  nur  das  vererbt  wird,  was  ein  Keim  dem  andern  übermittelt,  darunter  auch  durch 
Selektion  (s.  d.)  entstandene  Veränderungen.  Das  Soma  überträgt  seine  Erwerbungen 
nicht  auf  das  Keimplasma;  wohl  aber  wirken  die  das  Soma  beeinflussenden  Faktoren 
(Wärme,  Lacht,  Nahrung  usw.)  auch  auf  das  Keimplasma  (Vorträge  über  Deszendenz- 
theorie I,  283  ff.;  II,  55  ff.,  2.  A.  1909;  Aufsätze  über  V.,  1892;  vgl.  Schallmayer, 
V.  und  Auslese,  1910).  —  Vgl.  A.  Goette,  Über  V.  und  Anpassung,  1898;  E.  Roth, 
Die  Tatsachen  der  V.2,  1885;  Orchansky,  Die  V.,  1903;  Plate,  Das  Selektions- 
prinzip, 1908;  W.  Johannsen,  Elemente  der  exakten  Erblichkeitslehre,  1909; 
H.  E.  Ziegler,  Die  Vererbungslehre  in  der  Biologie,  1905;  Bebgson,  L'evolution 
creatrice6,  1910,  S.  86  ff. ;  O.  Hebtwig,  Der  Kampf  um  Kernfragen  der  Entwicklungs- 
und Vererbungslehre,  1909;  R.  Goldschmidt,  Einführ,  in  die  Vererbungswissen- 
schaften, 1911;  Thomson,  Heredity,  1908;  A.  Greil,  Richtlinien  des  Entwicklungs- 
u.  Vererbungsproblems  I,  1912;  Kammereb,  Sind  wir  Sklaven  der  Vergangenheit .  .  .? 
1913;  L.  Plate,  Vererbungslehre,  Handb.  d.  Abstammungsl.  II,  1913;  Johannsen, 
Eiern,  d.  exakten  Erblichkeitslehre,  1909;  W.  Stebn,  Die  menschl.  Persönlichkeit, 
19182.     Vgl.  Instinkt,  Charakter,  Angeboren,  Talent. 


901  Vergeltung  -  Vtrgl*ichun(. 


R  Sommo.  "  -TTffliniiiif  um: 
1907  (Viirfhdohfeidii  Vateraachnng  ander  Oienitheie  einer  Psmihe); 
Wirb.  d.  ans.  wissenseh.  riiMilog».  1999;  RnMATi»  Felslmla«gaw.i  li  d. 
o.OeniasIf.  »906;  Csnpocm  Z.  Gesch.  d.  Wlnnsnh.  a.  d.  GahheMu  aalt  «wai  Jahrb. 
(deutsch  r.  Ovtwald.  1911);  Drrainrr.  Fimniialifiihaag,  !•■••:  Ki-mlu,  Di« 
InulirktoeUen  und  die  Vererbung.  Ein  B*iu  rar  Xstorgaach.  begabter 
1913;  Jomono,  DI»  psych.  Veierbwng,  Aren.  Gm.   Psych., 

Vrrinlsgnng  «ad    Vererbung.    1916;    Krmuss.    ErbtteUaHtalel 
1917;  Ananoa.  Dia  Verarbaag  psych.  Mfsaiiihjftiw.  101 

Cr*  —    •»    -       *      —  ^^^^     K^^ftAAk       bl . ,  ii  ■  L ■     «1     **  --   *        in lc 

voer  rereraaag  peyea.  Bajnmaa«,  ranecar.  a.  rvyen..  ivia. 


Vergeltung  i  strafe,  Ide»  (Hauuar).  Vgl  K.  Lamm.  V.  und  Zarerheaag. 
Vierlrijshresrhr.  f.  siswaeeh.  Pkik»,  1911;  Joiu  lw  ferir  Wut,  1909,  8.  404 ff.; 
ejejrrntn.  Die  Idea  dar  Wh  dm  im»  Hang,  1999 f. 


\.  rgcaoea  httdM 
aaf  Heiwaagaa  oder  8ehw««h«ngen  (»Aftern 
Mangel  aa  übuag  schwächt  dires  Dayaationan  imi 
abnähme  der  DiipnHtiniHliba  snteaga  sehr  schas 
Orr»«a.  Dm  Gsdechtai.1.  1911.  8.  10t  ff.).  Im 
■BbaattabiM  d»  aea  mwbaau,  am  Uagsiuilm  die  frab 
(daran  Damoritioaen  an  mearteu  gakraftfcjt  werden:  ..ReguadnnagiMti":  Rraor. 
Le*  msladiesde  U  memoire,  8.  9*ff.)  rrrgessea.  Zaeret  a 
konkieei  VorataDaagaa  eergaaeen,  das  Ahatiakte  bleibt  ta 
Wegfall  eon  Amiuelm  (•.  d.)  kehren  swarst  jene  Vonrte langen  orte*,  welche  «nietet 
vh|iiiip  waren  (..Rwtltetiorsaajerti  .  Riaor;  rgl.  ürnn,  Dm  Gedächtnis«.  1911. 
8.  H4  f.).  -  Da«  ahmte  sbsolot  iiigima  wird,  lehren  Hmar  <  •  Vorstellung). 
Orrirmn  (Dm  Gedachtem*.  1911.  8,  109)  e.  e.  Daß  dM  V.  eine  Bedingung  der 
Erinnerung  iet,  betont  W.  Jaks»  (ftyuautogie.  1909.  8.  901  l  uaaov  iet 

•U»  V.  nur  dareb  anaere  Kflrpeetiebkait  bedingt.  So  such  nach  Banoeo*  Dm  Gehirn 
iet  ata  laatramrnt  der  Auswahl  deajinigss  Vergangnem,  das  für  unser  Handeln 
nuulioh  ist;  dM  Ander«  wird  nipama.  tlf—gin  dM  Gehirns  fw bindet a  die 
Aktoalisierung  der  Erinnerung  (Mattere  et  memoire«.  1910.  8.  111  ff.).  Vgl.  Brno- 
HAOs,  Grdx.  d.  Psycho!.«.  I.  1909, 643  ff..  3.  A.  191 1 .  Frei  i>.  Psyehopathol.  d.  Alltags- 
leben«,  1930'  ( Vergesaaa  von  Blgeasimm.  fiimihmriihlgan  Worten,  von  Namen  and 
Wortfolgen  usw.).  -  Vgl  Gedächtnis.  Lernen,  Memorieren.  Reproduktion.  Per- 
sereretion. 

Vergleiche»*«  Pnyehologie  s.  Psychologie.  Tieiusyehnlogir. 

\  .  i  gleich»«;  (compsratio)  ist  die  Syntbess  rweirr  für  sieh  fixierter  Inhalte 
(Qualitäten.  Formen,  Quantitäten)  durch  einen  Akt  der  Apperzeption  (s.  d.).  der  ab) 
in  einem  Bewußtsein  sneinender  halt  und  wodurch  sie.  f ttr  dis  von  einem  Inhalt  nun 
afmerksamkeit.  als  gleich,  ahnheb  oder  als  veeaoasfdaa 
erfaßt  werden.  Dm  Brgebais  der  V.  wird  in  einem  Vi  iglili  hsegssiiifl 
formuliert.  Es  gibt  eine  unmittelbare  V.  (von  Wahrnehmunfnmhaheti. 
miteinander)  und  eine  mittelbare,  welche  ErfebniainhsJte  begrifflich 
Objekten  suordnet  oder  solche  Objekte  miteinander  vergleicht  (t.  B.  beim  Messen). 
Ferner  gibt  es  unwülkurhches  and  wiukürbcbss  Verglichen  (vgl.  Horror*«,  Dar 
menschKcbe  Gedanke.  1911.  S.  68  ff.).  Auf  Terghnehaadan  Ihiilnihlaagsn  beruht 
d»   ..vergleichende  Methode"  der  Wissenschaft.      Vgl.   LABOtOBVißBK,    Leoons   de 


Vergnügen  —  Vernunft.  JQß 


Philosophie,  1820;  Höffdikg,  Viertel  jahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.,  14.  Bd.;  Wuklt, 
Gnindr.  d.  Psychol.5,  1902,  S.  304  f.;  Rbeebig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909, 
S.  95;  Mach,  Populärwissenseh.  Vorles.4,  1910;  Lipps,  Einheiten  u.  Relationen,  1902; 
R.  Bruxswig,  Das  Vergleichen  u.  die  Relationserkenntnis,  1910;  Meixo>~g,  Über  die 
Bedeutung  des  Weberechen  Gesetzes,  1896;  Koppeljlasn,  Untersuch,  zur  Logik  der 
Gegenwart,  1913;  Die  psychol.  Arbeiten  über  Vergleichungsurteile  bei  Fböbes,  Lehrb. 
d.  exp.  Psychol.  1,  436  ff.,  1920.  —  Vgl.  Abstraktion,  Denken,  Wiedererkennen, 
Induktion,  Ähnlichkeit,   Analogie,    Gleichheit,   Unterscheidung,   Webers.L 

Vergnügen  s.  Lust,  Hedonismus. 

Vergottung  s.  Theoais,  Theosophie. 

Verhältnis  8.  Relation,  Kategorien,  Schwelle,  Webersches  Gesetz. 

Verhüllte,  der,  s.  Enkekalymmenos. 

Verifikation:  Bewahrheitung,  Bestätigung  der  Richtigkeit  einer  Annahme 
durch  die  Erfahrung,  Bewährung  einer  Voraussetzung,  eines  Postulats  in  der  Erfahrung, 
bzw.  in  der  Anwendung  des  Denkens  auf  diese,  im  Progreß  der  Erkenntnis,  der  Wissen- 
schaft.    Vgl.  Pragmatismus,  Wahrheit,  Hypothese,  Fiktion. 

Verknüpfung  s.  Synthese,  Verbindung,  Urteil,  Kausalität.  Vgl.E.  J.  Hamtl- 
ios,  Erkennen  u.  Schließen,  1912. 

Vermögen  {dvvaun,  potentia)  ist,  psychisch,  die  Fähigkeit,  etwas  noch  nicht 
Seiendes,  aber  Erstrebtes,  zu  verwirklichen,  ein  gesetztes  Ziel  zu  erreichen,  Wirkungs- 
fähigkeit des  (theoretisch-praktischen)  Willens.  In  den  Dingen  bedeutet  V.  (Potenz) 
eine  (von  der  Physik,  Chemie  genauer  zu  spezifizierende)  denkend  gesetzte  innere 
Grundbedingung  der  Reaktion  (s.  Kraft,  Energie).  —  Vgl.  Aristoteles,  Metaphy?. 
IX,  1,  V,  12  (aktives  und  passives  V.);  Albebtts  Magscs,  Sum.  theol.  I,  76:  Thomas, 
Sum.  theol.  I,  77,  3  c  (Reale  Verschiedenheit  des  Vermögens  von  der  Substanz  bei  den 
geschaffenen  Wesen);  Leibxiz,  Opera  ed.  Erdmann,  S.  121  (Unterscheidung  der 
aktiven  Kraft  vom  V.);  Che.  Wolfe,  Ontologia,  §  716;  Vernunft.  Gedanken  von 
Gott  ...  I,  §  117  (ebenfalls;  s.  Seelenvermögen);  Höfler,  Grundlehren  der  Logik, 
1890,  S.  45;  Sigwart,  Logik  II2,  1889/93,  206,  4.  A.  1911.  —  Vgl.  Psychologie,  Seelen- 
vermögen, Potenz,  Möglichkeit. 

Vermutung  s.  Konjektur. 

Verneinung  s.  Negation,  Position,  Pessimismus. 

Vernunft  (von  vernehmen;  voüi,  Aöyoi,  diävoia,  intellectus,  ratio)  bedeutet: 
1.  allgemein:  Geist,  Intellekt  (s.  d.);  2.  im  Unterschiede  vom  Verstand  (s.  d.)  die 
Fähigkeit  umfassender,  auf  höchste  Einheit  der  Erkenntnis  und  des  Handelns  gerich- 
teter Geistestätigkeit,  deren  Produkte,  die  Ideen  (s.  d.),  das  Mannigfaltige  der  Erfahrung 
und  Veretandeserkenntnis  zur  Synthesis  umfassendster  Zusammenhänge  verknüpfen. 
Je  nach  dem  Material  der  Synthese,  dem  Zielpunkt  der  Tätigkeit  ist  die  V.  theore- 
tische oder  praktische  V.;  in  beiden  Richtungen  der  V.  ist  schon  der  Wille,  als 
Vernunftwille,  wirksam  (s.  Einheit).  Die  V.  im  weiteren  Sinne  ist  eine  Quelle 
apriorischer  (s.  d.)  Begriffe  und  Grandsatze.  Erkenntnistheoretisch  ist  aber  unter 
V.  nicht  eine  seelische  Kraft  zu  verstehen,  sondern  der  Inbegriff  geistiger  Funktionen, 
durch  welche  die  Erkenntnis  ihre  Grundlagen  und  ihre  Zusammenhänge  erhält,  oder 
—  rein  logisch  („transzendental")  —  der  Inbegriff  der  Geltungen,  Setzungen  (Begriffs- 
und Urteilsinhalte),  welche  die  Voraussetzungen  objektiven  Erfahrangszusammen- 
Eiäler,  Handwörterbuch. 


45 


7t  h,  Vernunft 


hange»  Midro.  Dbae  Funktionen.  8bUmb»ii  «ad (liltaaajia  i«  fcu. ahatraht  '• 
die  ..reine  Vernunft    dar  (•.  Subjekt).       In  daa  Cebiet  drr  V.  fallt  auch  dir  Krkenntnu 
und  ftiiHilMiMj  des  niiklbaa.  dM  ZwerkmUifre..     Vernünftig  ut,  bantvrn.  daa 
Sin«,  und  fcw «kentte  ab  das  durch  V.  tfefordettr.  da»  Logbebe  im  weiteren  Minor. 
Unter  ob  i  innere  Tewtabaag  da«  (ieaebrbena.  db  lofbek- 

flinbgbihi  Struktur  dt«  Seine  xa  riutihiw.  Ka  bortest  ia  der  mbtlgan  huhawarn 
Entwicklung  die  Tendern,  de«  tiaarbene  immer  mekr  veraanftfcj  sa  gratalte«,  ee 
nach  (irundnftlaaa  der  V.  xa  ordne«,  ta  tafeln,  WbJMnpturbetralai  «nd  Kinariligra 

«ritiaen.  in  hBbtrtn  Ponara  ..auftuhrbrn"    (tgl.  Aktirbmu». 
\  .luntarbmua,  Wille). 

\  »  ifarh  wird  unirr  V.  nn  höhere«,  «af  den  Cbrrabadbka  gubstri- 
veraoaea  mraHadoa.  mebt  pxbnfaibemanlrhe«,  «wbkee  den  Mi  necana  eon  ■■ 

l"t,  ek  Fähigkeit.  logbc,b  iie«mnunhlngind  xu  denken,  ta  eeaärBeo. 
braoanro  und  «werkbrwuBt  tu  bandeln     So  naek  Abj*totelb* 
«alrnei  tbiniMbeka  and  praktiacke  V.  <a*#«  »wen«,  Da  an». 
aaiei«ia^iifaltCaigajo(De|nfi'  lintbuallu  etraektro 

.if9%4  Uy*.  ..recta  ratio")  ab  Quelle  dar 
BnVatU,  Kpbt.  66».  a«ck  gibt  ea  anek  innen  (nie  nark  Hebaemt)  eine  Wak 

In  der  atftkekUtrrhekea  ftiJoaophir  |  .noaen  abereinnlicher 

Erkenntnb  (Auovrr  Duck  wird  dbaes  Vermögen  oft 

nulit  ab  „ratio",  eondern  ale  ..Urteile«  i  ..tetelk«entb"  linilihnH  un<* 

Iwkunuren  (s.d.),  bcgnffbch-acklii fcncfc n  Denken  untrrataaedeo 

u.aetur.  11.23;  R.vo>  ■  l.  Hccoatempl 

1  lUaftOM,  Metalog.  t  V,  I*  u.  a,  apitrr  a«rb  X 
u.  «vi   Naek  Taoaua  von   I  taxbkt  eiek  der  ..intelbct«.    auf  die  unmittelUr. 

un*  der  Wahrheiten,  die  ..ratio"  anf  daa  djnkarahre.  arbneaende  Ermitteln  ron 
Wahrheiten  (..Intel  Irctue  enhn   nonwn  ■aailtar  ab  intbaa  penetratione   eeritatb. 
nomrn  autrm  ratmnb  ab  inuabilloae  et  dkaaraa".  Ha«,  tkeoi.  II    II.  49.  I 
IfcB  f  den  denkend  ermittelt««  ■■■■■■■nhme.  der  Wabrneiten 

lehren  Locki (Eamy eoncarn. kam. «ndanleii«!  i\  K  17. f  1 0  ,Bl  »(fbeatfea  IM. 
art.  16),  Sltaoaä,  naek  welchem  dir  V.  dir  Dan«)  ,.«ub  qaadaia  aeternitatb  apeeb''. 
ab  tritkw  notwendig  in   (Jott   gegründet  arfatt  i.  nrop.  XLff.l   Lsrosa 

(V.  —  „connabaance  dea  virilen  neceaeairee  et  beraeaW'.  Erkern  nsrbalnr- 

ment   dea    veritee".    Xouv.   Kaeab    IT,  17,     f  4:    Opera   ed.    Erdmann.   393 
bkat  ..retio  pura"  vgl.  229  a.  290  b,  778  b\  Caa.  Woltt  (..faruKa«  nexure  veritatum 
unirerealium  percipirndi  '.  Peronol.  empir.  i  275.  483;  ..ratio  pura.  ai  in  ratmcinand» 
non  admittimua  nbi  delinitionea  a  priori  cognita«".  f  4M)  u.  a. 

Kant  reratekt  anler  V.  1.  daa  „ganxe  obere  abatalabmaingm".  und 

n(t"  bedeutet  hier:  da*  ..Vermögen  der  Erkenntnb  a  priori  .  dir  (Juelb 
•prioriaober  KitrenalnbUdingiiiijn  n.  der  »yetrantaabe  Zaaaaiwmabang  der  aprioriM-brn 
(trannarndentabn)  Crundattae  aelre  n,  S.  43.  631 : 

im  engeren  Sinne  bt  daa  dem  Veratand  (i.  d.)  übergeordnete  . 

uheit  der  Vent.indraregrln  agtf  r  rHnsipien".    „Sie  gebt  abo  niemab 
aut  Krfiihrung  oder  auf  irgendeiana  Gegenstand,  eondern  auf  den  Vrrntand    um  den 
mannigfachen   Krkenntniaaen  demelben    HbjbnM   a  priori  dureh   Begriffe  xa  gelten, 
wekbe  Vernunfteinheit  heißen  mag.      Dar  i  •riindaaW  bt,  ..zu  dem  liedingteti  Krkrnnt 
nane  <i<  •*  Verstände«  daa  Unbedingte  r.u  finden,  womit  die  Einheit  deaaelbea  rottende» 
wird".    Sie  tut  d1**  durch  ..Vernunftachläaar"  und  ..Vernunftbegriff«  Wn" 


Vernunft.  7ü7 

(s.  d.)  und  verfällt  hierbei,  ohne  Kritik,  einer  ,, Dialektik"  (s.  d.),  wird  „transzendent" 

.  statt  bloß  die  „Einheit  aller  möglichen  Verstandeshandlungen  systematisch  zu 
machen-  (Krit.  d.  rein.  Vera.,  S.  264  ff .,  438,  517  f.;  Krit.  d.  Urteilskraft  I,  §  49). 
Die  praktische  V.  ist  nur  eine  verschiedene  Anwendung  derselben  V.,  die  auch 
theoretisch  ist  (Grandleg.  zur  Metaphys.  der  Sitten,  Vorr.).  Die  V.  ist  praktisch  als 
den  Willen  bestimmend.  Die  Kritik  der  praktischen  V.  soll  die  empirisch-bedingte  V. 
von  der  Anmaßung  abhalten,  den  Bestimmungsgrund  des  Willens  allein  abgeben  zu 
wollen.  Die  reine  praktische  V.  erweist  sich  als  „autonom"  (8.  d.\  als  Quelle  der 
Sittlichkeit  (s.  d.)  durch  ihren  „kategorischen  Imperativ"  (s.  d.).  Auch  stellt  sie 
eigene  „Postulat  -  -.  d.  auf  und  hat  vor  der  theoretischen  V.  insofern  den  „Primat", 
als  dasjenige,  was  theoretisch  als  unerkennbar  sich  erweist  (Freiheit.  Unsterblichkeit 
usw.),  f Li r  sie  ..praktische  Realität"  hat,  für  das  Handeln  wirksam,  zum  Behufe  der 
Sittlichkeit  gefordert  wird  (Krit.  der  prakt.  Vera.,  Univ.-Bibl..  S.  15  ff.).  —  Fries 
definiert  die  V.  als  das  „unmittelbare  Vermögen  der  Erkenntnis  in  uns",  während 
de*  Verstand  diese  Erkenntnisse  bloß  begrifflich  formuliert.  Die  V.  ist  die  Quelle 
djr  Kategorien,  und  ihren  Erkenntnisformen  kommt  unmittelbare  Evidenz  zu  (Nene 
K-itik  der  VA  1828 — 31).  Vom  ..Selbstvertrauen"  der  V.  sprechen  auch  Nelson  u.  a. 
Vt-rtreter  der  Friesschen  Schule  (s.  Kritizismus.  Erkenntnistheorie). 

Während  Kant  das  LTber sinnliche  im  Sinne  des  absolut  Unerfahrbaren  als  auch 
durch  die  V.  nicht  erkennbar  dartut,  wird  nach  ihm  mehrfach  die  V.  wieder  als  eine 
Q.ielle  absoluter  Erkenntnis  bestimmt.  Xach  Jacobi  ist  die  V.  das  unmittelbare 
Innewerden  des  Übersinnlichen.  Ewigen.  Gottlichen,  während  der  Verstand  bloß  auf 
du  Empirische  geht  (WW.  II.  11;  III.  318,  351  ff..  378).  Ähnlich  lehren  Günther. 
Bachmaxn'.  Lichte n-fet.s  u.  a.  Aktiv  ist  die  V.  nach  Fichte;  die  V.  ist  ..Un- 
reines Tun",  „Wirksamkeit  nach  Begriffen,  Tätigkeit  nach  Zwecken"  (System  d. 
Sittenlehre.  1798,  S.  63  ff.;  Die  Bestimmung  des  Gelehrten.  2.  Vorles.).  Der  Primat 
der  praktischen  Vernunft,  um  deren  sittlichen  Zwecke  willen  eine  Außenwelt  als 
Material  der  Pflichterfüllung  ersteht,  wird  betont  (s.  Objekt,  Idealismus).  Xach 
Schellixc;  geht  die  V.  auf  das  Unbedingte,  Absolute;  dieses  selbst  ist  Vernunft 
(WW  1.  4.  114 ff.;  f.  4.  301;  I  5.  270;  I  6.  516;  I  7.  146 f.).  Zuletzt  unterordnet  er 
de-  V.  dem  auf  das  übersinnlich  „Positive"  gerichteten  V  VW.   1   Id.   174  . 

Zum  Weltpi  in/.ip  macht  die  V.  der  „Panlogismus"  Hegel-;.     Die  „Idee" 
objektive,  an  sich  seiende,  sich  in  den  Dingen  verwirklichende  und  im  Bewußtsein 
zu  sich  selbst  kommende,  dann  bewußt  eine  <  iei-t.--welt  schaffende  V..  als  ein  über- 
zeitlich?" „Prozeß",   dessen   Momente    —  so  einseitig  und   relativ   unvernünftig  sie 
erscheinen,  wenn  man  sie  fixiert,  isoliert  —  doch  als  Phasen  einer  Totalität,  der  Idee 
nach  „vernünftig",   Durchgangspunkte  der  All-Vernunft  sind:  „Was  vernünftig   ist 
das  igt  wirklich:  und  was  wirklieh  ist.  das  igt   vernünftig"  ( K  •ehtsphilos..   Vorrede; 
vgl.  Philos.    1.  (•  schichte,  l  niv.-Bibl..  S.  42  ff..  70;  Phänomenol.:  Enzyk] 
417,  437:  VYW  L  109:  HI,  7;  V,  116f.;  Vf.  95;  VHI.  19;  IX,  45;  XVIII.  >•»:...    Die 
aenntnifl  gehl  auf  die  Totalität,  als  dessen  Momente  sie  das  Besondere.  Eind- 
achtet,   während  der   Verstand  dieses  isoüert.   abstrakt   betrachtet   und   SO 
nicht  das  Wahre.  Wirkliche  erkennt  (s.  Dialektik).    Ein«-  allgemeine,  unpersönliche  V 

■'in  unpersonelle")  aufler  und  in  uns  nimmt  V.  Gousen  an  'Du  vrai,  1>^7. 
8.  l'tti.  .  ferner  I.  H.  Fichte  i ,  Psy.-hol.  II.  87)  u.  a.,  eine  „ewige  Weitrernunft" 
ES.  v.  Hartmans-  (s.  Unbewußte,  das),  Vabhbüw  u.  a. 

Xach  Schi.eiebmacher  ist  die  V.  das  ..[neinander  alles  Dinglichen  un 
alsG  Philos.  Sittenlehre.   §47  ff.;  vgl.  Sittlichkeit).       Als  das  „Vei  mögen  der 

tkten  Vorstellungen  bestimmt  die  Vernunft  Schope3THaukr 


7<  |  Vernunftbegrfff  -  V 


ab  Will»  0.  Vorstellung.  I.  Bd..  1 8).  Bach  Hkuabt  bt  sb  das  „Vnmogss  dar  Über- 
bgaag"  (Psycho!,  n.  1 1 17 ;  ao  sack  JncuLn  a.  m\  naeh  Buut  dir  „0— mtksH 
dar  höchsten  normal  ent«riohsBea,  sajahbaha«,  Gebilde"  (Mrtaphre..  1841.  8.  18). 
Aal  das  ewig«  Waaaa  dar  Dia««  oder  db  ewigen  Wahrheit«  gebt  db  V.  nach 
WtftTB  (Zeitscar.  f.  Philo«.  Bd.  88).  J.  H.  Flora.  Uuua,  CtBartaH,  Lernt  (Grdx. 
d.  Psycho!..  1 101).  Bsuio,  OuiUmxi  (La  raison,  1808,  8. 878 ff.) u. a.  -  Ab 
Fähigkeit.  Mdb  rein  aaeaMeaa  Badaataaf  dar  Ding«  sor-igan  snHbs  vorzustellen'-. 
db  Vernunft  8naoL  (Emleit.  In  d.  Ilorsjwbsenscbalt  II.  218).  Ab 
tangeci  aatar  de»  GessdUapuakt  dar  Idaatitat"  betrachtet 
sb  MCasrsaasao  (Pkibs.  dsr  Werte,  1808.8. 174  ff),  der  den  Priamt  der  prshtbahea 
V.  Wart  (wie  WnraiLaa«D.  Btcsjarr  a.  a,;  «gl.  Witt*,  Wart,  Wahrheit,  SoUea;  Laaa, 
Ber.  Ober  den  III.  tatera.  KoogreB  f.  Philos,  1808). 

Woant  r hl  aaaar  V.  db  Oilihillligtill,  wsjieas  „Mana"  (a.  d.)  aarrorariagt 

und  durah  dbaa  db  Brfaamng  «ad  db  VifStsmfcaaiksimtnM  argaart  (s,  Traaaaaadaat). 
Db  V.  gebt  aaf  bgraadaag  dar  Walt,  bt  „begründende*  D«ak**"(8rstsmd.  Philo». P. 
1907.  8. 181  (f.).  Vgl  J.  Waaran,  Db  Laara  eon  dar  prshtbrksi  V.  b  dar  grbchbehan 

Philo...    1874;   O.   Wunasaaca.   GraadriS  «bar  Bilnisi ntill.    1887-1904; 

Ta.  roa  VaaaBOLaa,  Db  Laara  roai  Sab,  1888t  Dar  Organbaiae  dar  ABniasaft, 
1881;  Haaaa.  Metaphysik,  1888  (V.  bt  „das  Vermögen  dar  Freiheit  .  Milbaod. 
La  latbaat,  1888;  K.  J.  Hamicto».  Erkaaaaa  «.  Bnasblsa.  1818.  -  Vgl  hritixbrnus 
(Paiaa.  Kblsob  «.  a.).  Intellekt,  RatiosaJbmas,  Aaabgna  ratioeb,  Lagos,  Evidens, 
Wahrkeit,  Bpraoka,  8rsanlngb,  Wilb,  Gabt,  Backt,  Praktisch. 

Vernunft»»,  Kriff  «Idee.    —   Vcra«nftgU«b«  t,  Gbab»   (Kot). 
mftmotive  sind  nach  Wtravr  ,  Ibatgjitaib    db  aas  dar  Vorstellung  der 

kbaba  B  Ulli ig  das  Mmosii  «abmriagaau  (Etkik».  8. 618;  4.  A.  1912);  begleitet 

sind  ab  roa  ,.Idea|gaf8kba".  —  Vsraunf  treligiou  s.  Bebgion.  -  Vernunft  will» 
s.  Vernunft.  WOb  («gl.  8.  Lacai»,  Philo«,  of  Ethics,  1888:  ..wiuiensoo ").  Vgl.  Gbube. 

Ver,»fUrhtaag  a,  Pflicht,  Backt,  SoDaa. 

Verweh  le-deaühelt  (»vee«Vss,   differentia,  direraitas)  bt  das  durch  Unter. 
(..  d.)  geastet«  ..Andersertn"  ron  etwss  im  VerkaBab  n  «twns.  mit  dem  e. 
wird.  Bs  gibt  avjaarbok«  V.  (dar  Zahl  nach)  «ad  qualitative  (generelle)  Y 
Vgl.  Weberecbes  Geästs,  SchawDs,  Anderheit,  ffilimsjba.  ihaMekisit 

Vrrwchsnelsang  (psychische)  bt  db  Vereinigung  roa 

in  weichen  gagonlilw  dar 

db  (anderen)  Element 
ghbasriiga  Empfindungen  (t.  B.  in  einer  farbigen  Flicks).  TCm|rflndangsn 
aclibdaner  ffinasagaMlifa  («.  B.  Geschmacks-  mit  Geracksearnffad).  VorsteUaag»- 
elemente  mit  Sümeswwhrnehmungen.  Wortbedeutnngen  mit  I^tvorsteOungen  osw. 
(rgl.  HAOBMAirx.DTBorr,  Psychol.",  1911.  S.  183  f.).  Die  V,  ron  der  schon  bei 
AsjaTOT»l.asdieBedebt(Desnims447s28f.;Desem.et»rn«b.7).iitn»chHKa«A«T 
db  ..Vereinigung  solcher  Vorstellungen,  db  sa  einerlei  Kootinuum  geboren'.  Nach 
der  „Hemmung"  (s.  d.)  verschmebea  db  ungehemmten  „Baste"  von  Vorstellungen 
miteinander  (Psycho!.  I.  f  67  ff.;  Lebrb.  rar  Psycho!».  8.  82.  28  ff.).  Gleichseitige 
Vorstellungen  fließen  tu  einem  Bewußtsein  tusaaiman  (rgl.  Youocak*.  Lehrb.  d. 
Psychol.  I«,  836.  361  ff.).  -  Nach  Wcror  bt  die  ..assoziative"  V.  der  Empfindungen 
die  fundamentalste  Form  simultaner  Association  (s.  d.).  Jede  Vorstellung  (s.  I 
ein  Verse  hmeltungsprodukt.     Bei  der   intensiven   V.  verbinden  sich  nur  gleich- 


Verstand.  709 

artige  Empfindungen  und  Gefühle  (z.  B.  Klang,  zusammengesetzte  Gefühle),  bei 
der  extensiven  V.  ungleichartige  Empfindungen  (räumliche,  zeitliche  Vorstellungen, 
Affekte,  Willensvorgänge).  In  den  Verschmelzungen  gibt  es  „herrschende  Elemente11 
(Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5,  1903,  S.  526  ff.;  II5,  S.  490  ff.;  Grundr.  d.  Psychol.5, 
1902,  S.  113,  271  f.).  —  Nach  James  (Psychol.,  1909,  S.  197  ff.),  Palagyi  u.  a.  gibt 
es  keine  V.  psychischer  Akte.  —  Vgl.  Ltpps,  Leitfaden  der  Psychol.3,  1909;  X.  Ach, 
Die  Willenstät.  und  das  Denken,  1905 ;  Bentley,  Americ.  Journal  of  Psychology  XIV; 
Jodl,  Lehrb.  d.  Psychol.  I3,  1909, 151 ;  Kulte,  Grundr.  d.  Psychol.,  1893:  Höffding, 
Psychologie4,  1908.  —  Vgl.  Assimilation,  Allgemeinvorstellung,  Wiedererkennen, 
Verstehen. 

Verstand  {J.öyos,  ixtozTjfir],  Scdvota,  intellectus,  ratio)  ist  die  Fähigkeit, 
1.  Begriffe  zu  bilden  und  logisch  zu  denken  (zu  urteilen,  zu  schließen),  die  Relationen 
des  Gegebenen  denkend  zu  ermitteln,  2.  das  Mannigfaltige  der  Erfahrung  synthetisch 
zu  objektiv  gültigen  Einheiten  zu  verknüpfen  („reiner  Verstand").  Der  V.  ist  die 
schon  an  der  Anschauung  sich  betätigende  Denkkraft;  logisch  ist  er  der  Inbegriff 
der  die  Erfahrungszusarumenhänge  erzeugenden,  bedingenden  Funktionen,  Gesetze 
und  Geltungen  (Grundbegriffe,   Grundsätze;  s.  Vernunft). 

V.  und  Vernunft  unterscheidet  schon  Platon  (Phaedo,  189  D  f.  1,  83  B;  Theaetet 
160  D,  185  A;  Phaedr.  247  C;  Republ.  511  D,  533  D).  Aristoteles  unterscheidet 
tätigen  und  leidenden  V.  (s.  Intellekt).  In  der  mittelalterlichen  Philosophie  wird  das, 
was  jetzt  gewöhnlich  als  V.  bezeichnet  wird,  der  „ratio"  zugeschrieben  (s.  Vernunft); 
auch  nach  Xicolaus  Cusanus  ist  die  „ratio"  diskursiv  (s.  d.),  nicht  wie  die  „intelli- 
gentia"  zur  Überwindung  der  Gegensätze  („transilire  contradictoria")  fähig  (De  con- 
iectur.  I,  11;  II,  16).  —  Xach  Thomas  von  Aquino  u.  a.  ist  der  V.  (intellectus)  die 
unmittelbare  Ermittlung  von  Wahrheiten  (s.  Vernunft).  —  Xach  Lelbniz,  Chr.  Wolef 
(Vernunft.  Gedanken  von  den  Kräften  des  menschl.  Verstandes,  S.  23)  ist  der  V.  das 
Vermögen,  deutlich  vorzustellen,  deutliche  Begriffe  zu  haben  (Psychol.  rational.  §  64, 
387;  der  „reine"  V.  ist  das  vom  Sinnlichen  freie  Denken.) 

Kant  stellt  den  V.  als  aktive  Geistestätigkeit  der  Sinnlichkeit  und  Anschauung 
(s.  d.)  gegenüber  (s.  Spontaneität),  als  „Vermögen,  Vorstellungen  selbst  hervorzu- 
bringen". Der  V.  ist  das  „Vermögen  zu  urteilen".  Der  „reine"  V.  ist  die  Quelle 
apriorischer  Begriffe  (Kategorien)  und  Grundsätze  (s.  Axiom)  als  Grundlagen  der 
Erfahrung  und  ihrer  Objekte.  Er  ist  so  ein  „formales  und  synthetisches  Prinzipium 
aller  Erfahrungen",  durch  seine  Synthesis  (s.  d.)  kommt  es  erst  zu  objektiven  Er- 
fahrungszusammenhängen. Als  „Vermögen  der  Regem"  bringt  der  V.  erst  Ordnung 
(s.  d.)  und  Gesetzlichkeit  in  die  Erfahrung,  er  ist  so  der  „Gesetzgeber  der  Xatur" 
(s.  Gesetz,  Regel).  Der  „gesunde  Menschenverstand"  reicht  für  die  Philosophie  nicht 
aus.    Sinnlichkeit  und  V.  haben  vielleicht  nur  eine  Wurzel. 

Gegen  die  „Reflexionsphilosophie"  (s.  d.)  des  abstrahierenden,  vereinzelnden 
einseitigen  Verstandes  wenden  sich  Hamann,  Jacobi,  Schelltno  (vgl.  WW.  I  4, 
299  ff.;  s.  Vernunft)  und  Hegel  (dieser  auch  gegen  Kant,  Jacobi  u.  a.),  nach  welchem 
die  Vernunft  (s.  d.)  die  Einseitigkeiten,  Untersehiedenheiten,  Abstraktheiten  und 
Gegensätze,  die  der  V.  fixiert,  überwindet  (Enzyklop.  §80,  422,  467;  vgl.  WW.  I, 
4,  25,  72,  183  ff.:  II,  11,  53  f.;  HI,  18;  V,  115;  XIV,  6  f.;  XVL  116).  Als  „fixierendes" 
Vermögen  betrachtet  den  Verstand  Fichte.  Der  V.  ist  „ein  ruhendes  untätiges  Ver- 
mögen" (Gr.  der  gesamten  Wissenschaftslehre,   S.  201  f.;  vgl.  WW.  II,   29  f.,  40). 

Als  anschauliche  Erkenntnis  bestimmt  den  Verstand  Schopenhauer  (Welt  als 
Wille  und  Vorstell.  I,  §  8;  vgl.  Anschauung).  Xach  Herbart  ist  der  V.  die  Fähigkeit, 
„sich  im  Denken  nach  der  Qualität  des  Gedachten  zu  richten "  (Psychol.  II,  §  117), 


;nn 


710  VerstandesbegrifTe         Verworren. 

H    h.m  u.a.  ..B  fihigung  ru  rhhtig—  Urteil« 
Nach  Wrsirr  .-mstande  «ad  •  hun* 

Begriffe  n  denken"  (System  d.  Philo».  1».  1907.  S.  306  f 

Bmkmox  «teilt  dm.  praktischen  Zwecken,  de«  rUodem  dienenden,  da 

«ii.ilv»irrndcn.   In   homogene,   «tetbofcs   KbwctHe  gliedernden 
»den.  vtrlnlccMehtaoVw,  fro—tihhimdin  V    de«  ..Instinkt"  un<i 
■n  "<•.  d.)  gegenüber.  Dar  V.  bt  a«a  einer  Anp*a»«ng  an  db  n>  ..cebanisch 

gewordene  Richtung  der  Entwicklung  entetinde«  und  rrfaSt  nur  dbea  Stufe  oder 

fr.  Wirklichen  adäquat,  nicht  da.  frbeudige  Werden,  die  nthoyleibtn. 
llll*hj«J  <»   d .1.  «U  ..Lrbrn"  (..d».  dir  InroittrlUrk'M  und  einheitliche  TntaHUt 
«Im  (H^rhrhrtM  (L'feohrtion  ««striu .  |t|0. 

dem  trannrndrntaJ  fcftbchen  Idealismus  i  ««griff 

higbeker  fJeartilblm*«  «rlbat,  dareh  db   i«yM«tihji«    \Uteml   rar   Kinheit  de« 

.1.  E.  J.  HAJOLto*.  Mihi  Mi  ii  «Kl  Hifcsb««.  1912.  - 

*  .  rMnwdiMiWrfHfi 

*  <  •  «tebr« :    Erfsmrn  der  Intention,  lbm««g  einer  Bede,  drasen,   «u  «r 
hwgm  will,  dea  Sinns,  der  Bcdratong  («.  d.)  eine»  Worin,  eine«  Katar«,  indem 

Ijniluwe  mit  ihm  iwe<wm«l«mbi  lepiwhiabitri  Vorilelnngaelw  n 
dm«")  oder  der  bloßen  Disposition*«  m  «nicke«  daa  Gekörte  oder  t  clmnr  «sein. 
(apprr/jpfrrt ),  grdentrt  wird.    Wir  mitehsn  etwa«  im  ebneren  Kinne,  wenn  w I 
■   Worte  ■ngw«tgt«ti  gedanknenen  T»««menh«ng  «tiamen,  krrateUrn.   > 
-•cn  können  oder  dock  daa  Bewufttarin  dieser  Fkkigkrit  bähen.    IM* 
«ki  Deutung  des  Sinns  ron  Handhingen  d«rck  eins  Art  Einfühlung  ist  | 
Ingir,  die  Ciblii«imi«ibfcftc«,  die  Grarkbktr  wichtig  (rgi 

im  der  Individualität,  188g.  8.  399.  31 1  \ Kl.  St« «mau 

vW.».    1881.    3»  ff.;    B.  KnOHAJi*.    Wiaarnschaltl.    Hypnthearn  und 

Seele,  1807.  8. 98  f.;  ftyckologbche  Untersuch,  über  daa  Lesen.   1888 
erregto  Dbpoaitionen»;  Die  Boh>  der  Hianlabc  im  wkwensch 

SiUungsber.  «I  sswdu,  18U{    BtUNal  (Lil 

formen,  1921 ;  3.  Au,  368)  ..Verstehe«  fceißt  in  die  be«ondere  WertkonsleDat  iui> 
«rkrt igen  T«—mmenb«ng««  eindringen.     Ab  sekundäre  Fsktorm  treten  hinru  die 
Aufmerksamkeit   auf  die   jeweils  vorhandene   Einsicht    m   db    Sein«,   und   Ahlaufs 
lb  der  xu  Verstehende  errebhl  bat«  und  auf  dir  Xormgrmatt 
WM  im  Htnhli.k  «d  die  ««seinen  Wertgebiete  oder  das  t 

kaxjks,  „Zur  Theorie  des  Verstehen«",  Festackr  1918; 

I  wum,  Zcitsrhr.  f.  ftjeami,  40.  Bd..  1906;  H.  Ccmv  I.  «n 

gewandte   IVyi-lml.    I.    1881      H    -»woboda.   Verstehen  und  Btv  )»hrs- 

>.-hrift  für  wimenaeh.  Iliil™..,  37.  Bd.;  Bntosox.  Matiere  et  memoire.  1910.  B    I 

>»>.   Philo:,.  Tcrminologb,  1908,  8.8«!  La«,  Kausalität   u.    irUologb, 

1904  (Verständnis  als  Bedingung  der  Gesellschaft );  Riocncr.  Die  Grenzen 
wbsensch.  Bnpiffshildung*,  1913.  —  Vgl.  Sorlenbhndl 

\  «  i  \ollkommneasigs.  lYtfcktionbmo«,  Vollkommen»* 
schritt,   Entwicklung.   Kultur. 

Verworren     «bjd    Vorstellungen  oder  Gedanken,  deren   Bestandteile  nicht 
dt  utlich  (s.  d.),   d.  h.  scharf  voneinander  unterschieden  sind.     Vgl.  Thomas,  So«. 


Verwunderung  —  Völkerpsychologie.  711 

theol.  I,  85,  4;  Dcxs  Scotus,  In  lib.  scnt.  1,  d.  3,  q.  2,  21;  Leibniz,  Opera  ed. 
Erdmann,  79;  Xouv.  Essais  K.  5,  §  7  (Die  niederen  Monaden  stellen  das  Universum 
nur  verworren  vor). 

Verwunderung    b.  Staunen,  Philosophie. 

Vielheit  ist  ein  Begriff,  der  auf  der  wiederholten  Sctzbarkcit  einer  Einheit 
und  Zusammenfassung  von  Einheiten  beruht.  Die  „Mannigfaltigkeit",  „Mehrheit" 
als  solche  ist  logisch  nicht  „gegeben",  sondern  muß  ebenso  wie  die  Einheit  denkend 
gesetzt  werden,  wobei  das  Denken  aber  in  der  Regel  durch  den  Erfahrungsinhalt  selbst 
bestimmt,  geleitet  wird,  so  bei  der  Setzung  einer  V.  von  Objekten  und  Subjekten  (Ichs). 

Während  der  Pluralismus  (s.  d.)  die  Vielheit  der  Dinge  (s.  d.)  als  etwas  Reales 
ansieht,  führt  der  Singularismus  (s.  Monismus)  sie  auf  eine  Einheit  zurück  (vgl. 
Individuum,  Individualismus,  Pantheismus,  Einheit)  oder  erklärt  sie  gar  für  bloßen 
Schein  (Vedanta,  Elcaten,  Schopenhauer  u.  ».).  —  Vgl.  Thomas  I,  dist.  XXIV, 
qu.  1,  a.  3  ad  2;  Xatokp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910; 
Stöckl,  Lehrbuch  der  Philos.  II8,  1912.  —  Vgl.  Kategorien,  Zahl,  Monade,  Atom, 
Sein,  Individuation. 

Virtuell  (von  virtus,  Kraft):  potentiell,  dem  Vermögen,  der  Möglichkeit 
nach;  scheinbar.  -  Virtualismus  nennt  Bouterwek  seine  Lehre  von  der  absoluten 
Realität,  welche  „Virtualität",  Einheit  von  inneren  und  äußeren,  subjektiven  und 
objektiven  Kräften,  Kraft  und  Widerstand  ist  (Apodiktik,  1799,  II,  68  ff.).  —  Vif« 
tualiter   bedeutet  in  der    Scholastik   auch  soviel  wie  wirklich. 

Vision  (oortfia,  visio,  „Gesicht"):  optische  Halluzination  (s.  d.),  Phantasmen 
von  Gestalten  bei  erregtem,  ekstatischem  Zustande  (s.  Ekstase).  Vgl.  Anschauung, 
Intuition,  Traum. 

Visuell    s.  Gedächtnis, 

Vital    s.  Psychisch  (Palagyi),   Vitaldifferenz. 

Vitaldifferenz    nennt    R.  Avenarius   die  Entfernung   des  Zustandes  des 
„System  C"  (s.  d.)  von  der  „Systemruhe",  Störung  derselben;  Tendenzen  zur  Min- 
derung  bzw.   Aufhebung  der   Vitaldifferenzen   bestehen   und   von   diesen   Pro," 
(„Schwankungen")   sind   die   „abhängigen    Vitalrcihen"   (die   psychischen   Vorgange, 
Aussagen)  funktional  abhängig  (Krit.  d.  rein.  Erfahr.  I,  85  ff.;  II,  5). 

Vitalempfindung   s.  Gemeinempfindung,  Organempfindung. 

Vitalismus   s.  Leben. 

Volition  (volitio):  einzelner  Willensakt,  Wollung  (negativ,  „nolitio").  — 
Volitional:  durch  ein  Wollen  ljcdingt  (vgl.  Dyroit,  Einführ,  in  die  Psychologie, 
1908,  S.  120). 

Völkergedanke  nennt  A.  Bastian  die  den  verschiedenen  Völkern  eigen- 
tümlichen geistigen  Erzeugnisse,  Ideen  (Die  Welt  in  ihren  Spiegelungen  unter  dem 
Wandel  des  Völkergedankens,  1887;  Der  V.  im  Aufbau  eine  Wissenschaft  vom 
Menschen,  1881). 

Völkerpsychologie  nennt  zuerst  Lazarus  (und  mit  ihm  Steinthai.) 
die  „Wissenschaft  vom  Volksgeiste",  „von  den  Elementen  und  Gesetzen  des  geistigen 
Völkerlebens'",  auch  die  „Psychologie  des  gesellschaftlichen  Mensehen  oder  der 
menschlichen  Gesellschaft"  (Ursprung  der  Sprache'2,  1858,  S.  142;  Leben  der  Seele  1  -, 


TU 

3»  f.;  Zeitechr.  f.  VolluwpeTchol.  I,  1800).    Aneaeee  rar  V.  faxten  eich  bei  Monu 
Qtrtav,  Voltaibe.  Vico.  Roaiaaaoaf.  W.  so»  Hcmolot,  dem  Geographen  H  Rittkk. 
Hkuabt.  Wim.  A.  Butui  (Der  Memo*  in  dar  Oaiaafoam,  1980,  u. e.)  u.  • 
Nach  Wovor  bat  db  V.  iÜ»j— igen  pejcabthcn  Vorgänge  nun  Gegenetaod. 

gemein— «er  pbthjM  Ei  ■■  »gsiau  tos  au^neriiigOllhjeai  Werte  laginBiki  lbgen". 
8m  befegt  eich  mit  den  Braeagahaea  der  We<  beelshkang  der  Qebtee,  der  ,, Volke- 
eeeb"  (e.  Volk»  gellt.  Onimemejl),  Spreche  (..  d.l  Mrtkee  (e.  d.).  Sht  Kaaet 

und   deren    Kotwiekfangen   (Pbüoe.    Baadhs    IV;   Volkerperchologb    P.    19* 
Elemente  der  V..  1912.  Probleme  der  V..  1011;  GraadriS  d.  Pieekol.».  1808,  8.  SO). 

Die  Volluwpaeckologb  sieht  «hl  Fb.  dar  mineihl   Geeeemechaft  im  ■flpiiin 
eondem  eh)  Pe.  der  Hnwlnen  Volker  fegt  Hcbwwjs,  Die  Seelen  dar  Völker.  1010. 
MOtus-Pkananui  (Peythologie  de«  dietoubia  aVnmhsn  «ad  eakaar  Kultur.  1021 1 
wihH  daflr  den  Aaedrack  Volkepe.  oder  Volkeckerehterolofb.    Hierbin  gifcfltie: 
FonuAa,  Equiee*  dune  peycaoisgb  dee  peupbe  eaiopbea,  1008;    Hiu.se> 
Zeiten.  Volker  «ad  MiBirhi».  1878. 

Da8  db  Vomar  oder  flnitilpiriknlngh  nea  eine  die  eoeJekDi.lhegthiel  itunVilw 
lahaaa  liiilkelnblbjarb  leiWiliUikMjekulnghi  «ein  könne,  meinen  8»»wa«t 
(Logik  n  ».  1888/83,  102).  SiaaaMSotblogb.  1808. 8.  868  f.)  u  e.  -  Vgl.  P.  Scannt. 
Perehol.  der  Naturvölker.  1000;  Houurrsu  Archiv  f.  ■  Teil  mit  Pkiloe.  IX.  1008; 
Pnava.  Potttham-aatkropol.  Revue,  II U  1002;  Etxwooo,  Amerie.  Journal  of 
Soctology.  1800;  P.  Borna,  SorJobgb  a  paicologie  oolbttive,  1008;  P.  Omko. 
Paieolog»  ooüett..  1808;  Snuncb.  Peycksi.  coli..  1808;  C«ttajibo,  Serittf  d. 
eofia  I.  1802;  L.  Scawssoss.  Pkiloe.  d.  Oeeekiekte.  V.  «.  SoeJol..  1800.    Vgl.  Sono 

Yolk«g*>lst    (Volkeewb)   iet  nickt  eine  gilitigi   Suhetaas  breonden  i 

—  —  .J— ^—  J —  tm%  Amm  \m l^nrf  ienmae  amTmeiimaMlemteiiV  ■■»■  ■  -* —  P1M  M>l^l-4*r  eaeäVebemaanrnm  aaeanW#Amm% 
*>*>!i'i*  rn     *1<   r     in    CJe*r     K'*  TiMl^^n      *  «  ^CV8aa«w»^B^ea  '  ramaaaBaaar    HPePlIpT^ 

ProeeB,  eue  welchem  —  ab  Inhalt  dee  ..obbktieea  Gebtee''  —  Oebildr  hanaegiben 
(Reckt,  Sitte,  Bettgbo,  Wirtschaft,  Kunst,  Wkaeneekaft,  Technik),  db  toi. 

eibin.  in  deren  Ieolbrtkeit,  nicht  (oder  nickt  in  aoloker  Auebildeng) 
tonten  «ad  db  deaa  aal  db  Fleiiljililii  ist  Sek  Büken  (e.  Gesamt- 
gebt,  Geeamtwilb). 

Vom  V.  (..eeprit  geasrsl  dee  netbaa")  eprickt  echon  MomaQtmo  (L'eepnt 
de«  lob  XIX.  4\  ferner  Waoaus  (..eeprit  de«  Betbas'').  HttDta  (Älteete  Urkunde 
dee  aVneckengeeebbcbte.  1774).  die  h, »ton. ehe  Rechte.chule.  Picart  (..\ 
gebter"),  Haoat  (Philo.,  der  Umschichte,  ünivere.  Bibl.,  8.  00 ff.;  rgt  Geecfai 
Laxa*ü«  a.  »..  jetet  beaondere  Wcwdt  (Volkerperrhol..  1900  ff .   I    1.   10  f 
Geeamtgebt).  Lrrr:  Indiridnum  und  Geaadnaeaaft.  1010.  —  Ge^en  den  Begriff  d 
nind  Jtujxts.  Wsyrscass,  Snona.  u.  e.    Vgl.  Bars.  Der  V.  bei  Hegel  u.  in  der 
kbtor.  Rechtaechub,  1000. 

Vollkommenheit  (*&U*ee,  perfectio)  bt  Fiebern  von  elbm 
halten  elbe  deeeen.  wae  tum  Wesen  einer  Serbe  gekort,  vu  in  der  Idee  der  Seche 
liegt,  durch  eb  gefordert  bt,  einem  Ideei  (s.  d.)  entspricht,  wae  »ein  eoll.  Abeolute 
und  totsb  V.  bt  ein  Ideal,  dee  in  Gott  (dem  ..Abeoluten' .  Unendlichen)  rerwirklicbt 
gedacht  wird.  Eine  Vervollkommnung  neigt  tum  Tri!  db  otgaabike  Entwicklung 
(e.  d.);  db  Kultur  (e.  d.)  geht  auf  Vervollkommnung  de«  Mr  necken,  seiner  Breeug- 
nbee  und  seiner  Umwelt  aus,  geleitet  Tom  Vcrrollkommnungewilbn  (vgl.  Humanität, 
Sittlichkeit).   —  Vgl.  Abistotslks,  Metaphye.  IV,  16.   1021b  12 f.;  Thoba«- 


Voluntarismus.  713 


Aquino,  Contr.  gent.  I,  38,  50;  Sum.  theol.  I,  6,  3;  I,  73,  1;  Spinoza,  Eth.  IV,  praef.; 
Leibniz,  Theodizee  I  B,  §  33;  Chk.  Wolff,  Vernunft.  Gedanken  von  Gott  ...  I, 
§152  („Zusammenstimmung  des  Mannigfaltigen");  Kant,  Metaphys.  der  Sitten  II 
(Tugendlehre);  Herbart,  Praktische  Philos.,  1808  (s.  Idee);  Hegel,  Philos.  d. 
Geschichte  I,  51;  Hagemann,  Metaphysik  II2,  S.  18;  Janet,  Principes  de  meta- 
physique  II,  95  ff.;  Stöcke,  Lehrbuch  d.  Philos.  II8,  1912;  Harms,  Metaphysik, 
1885.  —  Vgl.  Ästhetik  (Batjmgarten),  Pflicht  (Stoiker),  Realität  (Anselm,  Spinoza 
u.  a.  erblicken'in  der  Realität  eine  Vollkommenheit),  Ontologisches  Argument,  Ortho- 
genesis,  Entelechie,  Unendüch,  Gott,  Optimismus,  Übel. 

Voluntarismus  (von  voluntas,  Wille,  auch  Ethelismus,  Theletismus 
genannt;  der  Ausdruck  V.  stammt  von  Tönnies,  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch. 
Philos.,  1883,  und  ist  von  Paulsen  angewandt  und  verbreitet  worden)  ist,  allgemein, 
die  Betonung  der  Rolle  des  Willens  als  Prinzip,  Faktor,  Bedingung.  Gegenüber  dem 
Intellektualismus  (s.  d.)  betrachtet  der  psychologische  V.  (s.  Psychologie)  das 
Wollen  (nebst  dem  Fühlen)  als  etwas  Primäres,  aus  bloßen  Empfindungen,  Vor- 
stellungen, Denkprozessen  nicht  Ableitbares  und  als  von  Anfang  für  das  Seelische 
bestimmend,  richtunggebend.  Der  psychologische  V.  tritt  in  zwei  Formen  auf;  der 
extreme  V.  betrachtet  den  Willen  (im  weiteren  Sinne)  als  einfache,  elementare  Tätig- 
keit, die  dem  Bewußtsein  vorangeht  und  aus  der  die  anderen  seelischen  Funktionen 
hervorgehen,  während  der  gemäßigte  V.  den  Willen  (s.  d.)  zwar  als  ursprünglichen, 
spezifischen,  aber  nicht  als  absolut  einfachen  Akt,  sondern  als  einen  Empfindung 
(bzw.  Vorstellung)  und  Gefühl  als  Momente  einschließenden  Vorgang  bestimmt, 
als  qualitativ  eigenartigen  Bewußtseinsablauf,  der  als  Einheit  „Wollen"  (Streben, 
Wahl  usw.)  ist.  Für  den  V.  nun  ist  das  einen  „selektorischen"  Charakter  aufweisende 
Bewußtsein  von  Anfang  an  strebend;  schon  das  erste  Empfinden,  Wahrnehmen,  Auf- 
merken, sich  Bewegen,  schon  das  niederste  Seelenleben  ist  von  Trieben  (s.  d.),  dumpfen 
Strebungen  geleitet,  wenn  auch  der  eigentliche,  d.  h.  komplexe  Wille  erst  später 
auftritt.  An  der  ganzen  Entwicklung  (s.  d.)  der  Lebewesen  hat  das  Streben  Anteil, 
es  bekundet  sich  im  „Leben"  (s.  d.)  schlechthin.  Der  Intellekt  (s.  d.)  selbst  ist  durch 
den  Willen  bestimmt,  dieser  ist  der  Motor  des  Denkens  (s.  d.),  das  Richtunggebende 
für  die  Herstellung  von  Vorstellungszusammenhängen,  teils  reaktiv-triebhaft  (s.  Asso- 
ziation), teils  aktiv-willkürlich  (s.  Apperzeption),  als  Denkwille,  der  sich  sachlich, 
objektiv  leiten  läßt  und  auf  das  Wahre,  Objektive  (s.  d.)  hinzielt,  indem  er  so  die 
alogischen  und  antilogischen  Affekte,  Neigungen,  Triebe  hemmt  (vgl.  Subjektiv). 
Und  so  ist  der  logisch-erkenntnistheoretische  Voluntarismus,  mag  er  auch  in 
einer  biologisch-pragmatistischen  Form  auftreten  (s.  Pragmatismus,  Wahrheit)  oder 
auch  ethisierend  den  Primat  der  praktisch-sittlichen  Vernunft  betonen,  logistisch 
durchführbar  („transzendentaler"  Voluntarismus),  indem  er  den  reinen  Denk- 
und  Erkenntniswillen,  den  Willen  zu  einheitlich-allgemeingültigem  Zusammen- 
hang der  Denk-  und  Erfahrungsinhalte  zum  obersten  Prinzip,  zur  geistigen  Wurzel 
der  Wahrheits-  und  Wirklichkeitssetzung  selbst  macht.  Nicht  „psychologistisch" 
meint  dies  der  „voluntaristische  Kritizismus"  (als  „voluntaristischer  Logismus''), 
er  geht  nicht  bloß  auf  den  psychischen  Vorgang  des  Wollens  als  Ursache  zurück, 
sondern  findet  als  obersten,  „transzendentalen"  (s.  d.)  Grund  den  Willensinhalt, 
die  Willensforderung,  das  ideale  Willensziel  des  „einheitlichen  Zusammenhangs", 
das  in  den  „Kategorien"  (s.  d.)  und  „Grundsätzen"  (s.  d.)  sich  —  an  der  Hand  des 
Erfahrungsmaterials  und  im  geschichtlichen  Prozeß  wissenschaftlicher  Methodik  — 
spezifiziert  und  verwirklicht.  Durch  die  oberste  Geltung  des  theoretischen,  tran- 
szendentalen Willen8zjeles  sind  alle  logischen  und  apriorischen  Geltungen  bedingt, 


711  Voluntartunu«. 


mitgeertrt.  mgitimrii.   «enngteick  am  wUk  rorht   au*  ihr  im  vorhinein  drdu. 
laeecn  (rgl.  Euum,  Ktnifthr.  in  «Hb  Erfa— tnküwoiw,  1907;  Grnadmaaa  ehr  l 
aophic  dee  iJeu.u-.lrhrn..  1908;  ..  Wille.  A»»m.  IfrnkgearU.  Logik.  Kmhr,«.  Poatulat. 
\\  »hr brit.  Norm,  Z« 

nictaph>  lieht  Im  WiUro  (odrr  Streben)  «hu  ..Ihn«  an  »ich 

oder  doch  dm  innrr»lrn  Kern,  «Im  ..Kftr  ak-h"  alle»  Wirkbchea.  aller  Ihnjjr.  d* 
heitlicbr  Prinrfp.  drmm  Krrn  hrlnaag.  AuDrruag.  Aaaclrack,  Objrktiration 
tritüchrn  PhAnomrnr  samt  da*  TiiInihbi  hl  «fem  («achehen.  in  aller  Knimtrkiunir. 
AlN  kirr  NN  NNW  fümrii  «Im  »  .  ru  umVNMM:    I.  Ihr  » i  ngu  I  < 
(„manmti  ..mmt  an  »h*  mwamma  bInnHIIbiib  Warna  m. 

Hin«»  «ad  Subjekte  iat  ikm  nur  Hchrtn  odrr  Kiwhmnnnc.  drr  plaralUtJ 
(ladJrimMlmthHhi )  V.  khrt  dm  Kxmtrtu  riaer  Jsnaaigfalt..  bgrr 

Willi  nmihn  oder  Wmmmmmmailaa.  dm  eich  mHimiwiln  tu  n-Uti\  dam  > 
tliHltt.B  (dm  cd»  Körner  imhimin)  rartjadra  und  rkmarlrr  brrinflua*« n.  I 
antilogialiack»    V.   hetrarhtaf  «km  Willen  am  an  «km  «abeauBt  •nalee 

PHndp,  am  httndra.  shdhme»  Strrbca.  am  bJeara  Lrbem  mnt 

arhnimmra  lamBrkt  Baraks  aBtscl  tat;  drr  loy  oder  ratloasJ 

dm  Intellekt  am  mit  drm  Wilma  hgaadam  rrrbaaden  odrr  in  ihm  drr  Polen»  nach 
rnthattan,  indem  dar  Wilk»  aalhat  anf  daa  ..Uejarar*'  (km  ai-iu-ren  Slam 
hm,  H»le  emtraht»  Zwecke  ertst,  <k*rm  Znaamimnk»Bg  etar  Vcr nonf  tordnang.  • 
»nnanfllasa  lanrnmiiBhiag  und  ProarS  erfibt  (raj.  Z».  ohne  daO 

dkmer  «tarn  achoa  amf  rinrr  praaitn  ra  StmV  dre  imeekm  cum  Br  wufttaein  kommen 
mußte.    Im  Miaaihaa,  hm  Krirke  der  (maeamhte  and  Kult  h  daa 

atrabaa  tarn  siel»  «dar  ihamMMjahnaemka  Vrrnaaftwillrn.  am  an 
Vcra/irklfcmaag  da»  ewigen,  ttbrracitbchen  (maaha  <k 
daa  göttlichen  ..Weltwiüeua    bildet,  aktiv  miUaarbcitrn.    In  der 
•  I  «runter  «daa  dem  (kernte  (a.  d.)  anteraaordnrtr  Lmaeiaaatttie  hu  »Urahn  « ir«l.  «  u Wt 
«Irr  Wille  teil»  trichhaf t  tmpula» .  teil»  ataiamarrt,  aatmmati»  Muhenkarraag. 

Panpayckiamua,  Lrbcn,  Idee). 

prjrtholagmrhi  V.  arigt  ahm  achoa  rorarUM 
kaUthcaiak  Aiocansts  (..volunU*  rat  quippe  in  omnibue".  in  allen  Serien  - 
»leckt  der  Wilk.  Dr  •     KIT.  «;  XIX, lj  dar  WUm  iat  dar  Krra  das  mesm 

vcl    I    .     VI.   lh.   Jon.  Score»  Kaicossu  (Da  praed.  8,  2:   „tota  aaiasae  natura 
\oluntaa  cat").    Ai.rAsAsi  u.  Im  Csataot.  (..Avicrbron 

Scorvs  den  göttlichen,  freien  Willrn  am  l'rgrund  alle»  Srina.   Der 
im  gaasea  Seelenleben  und  gebietet  drm  —  ihn  allerdings  « 
Intellekt  (..voluntaa  rat  auperior  iatrllectu".   ..voluntaa  cat  motor 
"1*1*"".  ..voluntaa  imprrana  intellectui".  aber  ..niai  praeeedrnte  c<v  m  in- 

tclmctu    ;  in  I.  «rni.  II.  .1    t-\  «   H  Wh  J.  Bömmi 

faadar  Wille  der  Kwigkcit "  ( Vierzig  Kragen  1 ).   Nach  Dsacaaras  iat  an 
vom  Willen  abhängig.     Nach  Hobbbs  liegt  im  MrniM  ■  n  nach  M 

maml   XI;   wl    mmmmm«h  «*<,h  SriBot*  (aie  nach  den    B  u.a.)  in 

allen  Dingen  ein  Streben  nach  Erhaltung  (s.  d.).    Lsin 

(».  d.l  ein  Streben  (».  d.)  »u.    Cavsirs  haaakjknet  ala  die  ..herracben«!.    Kt.ft  in  .1.  r 
W.lt      und  ala  aeeliache   (.rundkraft  den  Willen  (Wrnunftwal.rheiten.   f   i 

Un  ..Primat  der  praktischen  Vernunft     1.  hrt    K\nt      Nach  ihm  i^ 
daa  ..eigentliche  Selbst"  ((JrunHI.  xur  MeUph\-a.  der  Mit.  i>.  |    \: 
msmmml  Wille  iat  daa  absolut  Wertvolk-  (b.  <-ut.  Sittlnhkiit.  Autom 
Zwecke).   Nasa  i«ts>k«-r  bstoal  «lieaen  Primat  Fichte.    Der  Wilk-  int  <lv 


Voluntarismus.  715 


des  Ich'",  der  „eigentliche  wesentliche  Charakter  der  Vernunft"',  ja  das  „absolut 
schöpferische  Prinzip  der  wahren  Weif  (WW.  IV,  390  f.;  VII.  281).  Der  sittliche 
Wille,  der  Wille  zur  Pflicht  (s.  d.)  ist  die  Wurzel  des  Willens  zu  einer  objektiven  Welt 
i.  Ich,  Objekt).  —  In  anderer  Weise  lehrt  Schelling:  „Wille  ist  Urse- in":  ein  Wille 
als  das  „blind  Seiende'"  ist  im  Absoluten,  in  Gott,  und  wird  schließlich  wieder  zur 
reinen  Potenz,  zum  ruhenden  Willen  (WW.  I  7,  360 ff.;  I  10,  277  ff.;  vgl.  J.  Böhme, 
E.  v.  Hartmans).  Als  Äußerung  eines  Strcbcns  faßt  alle  Bewegung  A.  L.  Breguet 
auf  (Essai  sur  la  foree  animale,  1811).  Ebenso  Schopenhauer,  der  ein  System  des 
antilogistischen,  singularistischen,  pessimistischen  V.  begründet.  Als  Erscheinung, 
Objekt  (s.  d.)  ist  die  Welt  „Vorstellung",  an  sich  ist  sie  „Wille",  ursprünglich  als 
„blinder  Drang",  triebhafter  „Wille  zum  Leben"  auftretend.  Her  in  allem  eins  und 
ungeteilt,  grundlos,  ziellos,  zeitlos,  „endloses  Streben''  voller  Leiden  ist.  Er  isr 
Innerste,  der  Kern  jedes  Einzelnen  und  ebenso  des  Ganzen:  ei  erscheint  in  jeder 
blind  wirkenden  Xaturkraft,  er  erscheint  auch  im  überlegten  Handeln  des  Menschen". 
Er  schafft  sich  in  den  Lebewesen  eine  Organisation  und  damit  den  Intellekt,  den  er 
leitet,  als  das  Treibende,  Verbindende  in  der  Assoziation,  im  Denken,  als  „Einheits- 
punkt des  Bewußtseins  und  das  Band  aller  Funktionen  desselben"  (Welt  als  Wille 
und  Vorstellung,  Bd.  I,  §  10  ff..  Bd.  IL  K.  15,  19,  30;  Vierfache  Wurzel,  K.  7,  $44; 
Parerga,  u.  ö.).  Der  Leib  (s.  d.)  ist  die  „Objektität"  des  Willens  (vgl.  Identitäts- 
theoric,  Parallelismus).  Der  Wille  manifestiert  sich  auf  verschiedenen  Stufen  der 
„Objektivation"  (s.  Kraft),  unmittelbar  in  den  zeitlosen  „Ideen"  (s.  d.).  Durch  den 
Intellekt,  der  erst  nur  der  Lebenserhaltung  dient,  kann  sich  der  das  Leben  bejahende 
Wille  zur  Verneinung  desselben  wenden  (s.  Pessimismus,  Ästhetik.  Sittlichkeit,  Qnietiv, 
Mitleid).  —  Mit  buddhistisch-christlichen  Elementen  verbindet  den  Voluntarismus 
Deussen  (Elemente  der  Metaphvs.4.  1907).  Von  Schopenhauer  sind  ferner  beein- 
flußt E.  0.  Lindner,  Tauschinski,  Th.  Stieglitz,  R.  Wacjner,  Fralenstaedt 
(Briefe  ober  di  -  Schopenhauersche  Philos.,  18."»4;  Blicke  in  die  intellektuelle,  phy- 
u.  moralische  Welt,  1869;  Wille  und  Vorstellung  sind  verbanden,  relative  Selbständig- 
keit der  Individuen),  J.  Bahnsen  (iX^r  Widerspruch  im  Wimen  u.  Wesen  der  Welt, 
1880L;  pluralistisch,  pessimistisch;  s.  Dialektik),  Mainländer  (Philos.  der  Erlösung, 
IS7B;  pluralistisch,  Lehre  vom  „zersplitterten"  Urwillcn.  Streben  nach  dem  Nicht- 
sein), R.  Köber  (Schopenhauers  Erlösungslehic.  1882),  R.  Hamerling  (Atomistik 
Villens,  1891;  pluralistisch,  das  Atom  als  Willcnseinheit).  ('.  Peters  (Willens- 
welt u.  Weltwille,  1S83;  wollende  Atome),  L.  Xoire  (Der  monistische  Gedanke,  1875, 
u.a.;  Kraft  ist  an  sich  Will").  A.  Bilharz  (Metaphysik.  1890  ff. :  Kraft  ist  Willei. 
Richvrd  Wagner  aus  Odenhiusen  (Ätber  u.  Wille,  1901  ibl  wie  E.  Hae<  kei. 

dem  Anorganischen  schon  Streben  zu;  vgl.  Haacke,  Sack  u.  a.;  s.  Atom,  Hylnzoismus», 
Ribot  u. a. 

Nach  Xietzsches  optimistischem  V.  liegt  allem  der  „Wille  zur  Macht"  zugrunde 
(WW.  XV:  das  Wirkliche  besteht  aus  „Willenspunktationen".  die  sich  teils  vereinigen, 
teils  gegen  inander  ankämpfen).  X'aeh  M.  Dressler  ist  die  Welt  „Wille  zum  Selbst*' 
(Die  Welt  als  Wille  zum  Selbst,  190.3),  nach  A.  Froehlich  „Wille  zur  höheren  Ein- 
heit" (Der  W.  /..  h.  E.,  1908%  nach  E.  Hurneffer  „Wille  zur  Form"  (Das  klassische 
Jd^al,  19o<5).  -  Nach  R.  Schellwien  i.-t  der  Wille  die  „der  Katar  arsehöpierisch 
voransteheii'le  tebenagrundmacht"  (Der  Wille,  1898;  Wille  u.  Erkenntnis, 
Erkenntniswille  als  (Grundlage  der  Erfahrung).  —  X'aeh  Mcnsterberg  i.-t  tue  Welt 
das  System  der  Tathandlungen  des  göttlichen,  zeitlosen  Urwillens.  der  sieh  in  eine 
unendliche  Reihe  von  Strebungseinheiten  sondert.  Der  „Wille  zur  Welt"  liegt  allem 
Werten  und  Erkennen  zugrunde.   Die  Natur  ist  „erstarrtes  Wollen'"  (Philos.  d.  V 


716 


1906).  -  Nach  Tom»  ist  der  Kam  de«  MBasahaa  der  ..  Wesens  wille"  ("■!■!■■  nh 
a.  Gesellschaft.  8.  09  ff;  2  A  1912).  Nach  Paouu  ist  in  allem  Wille;  üb 
ist  der  Wille  die  ..primäre  and  radikale  Seifte",  dar  „ureprangliche  «ad  in 
San»  kxmatsnU  Faktor  dae  Bethahbaae"  (OjiHni  d.  Ethik  I«.  1900,  106;  Einleit. 
in  d.  Philos..  21.  A.  1909). 

Haxtuamm  achreibt  deai  „PabewaBaam"  (s.d.)  Vorstellung  (Idee)  «ad 
Wille  (dee  ..AlogMcke')  ak  „Attribafte"  aa.  Doreh  dea  (aa  aiek  unbewußten)  Willen 
wird  die  Idee  rnliekH,  darok  die  Idee  die  Wilhawathleanf  loghecrt  aad  ecaJietteh 

la  aOaai  k*  dar  WUls  aabewaft«  wirkaaai;  die  Aftoass  anal  aa  eich  relativ  aelbstiadige 
(Philo.,  dee  UabcwaJftoa".  1904;  fljitim  d.  Philos..  1907  f 

beetsht  dm  Welt  auch  aach  Wtsur.    Die 

Wrlt  ut  ein 


in  der  Zeit*  aickt  sie  eine 
(Ornndr.  d.  Psycho!.*.  190t,  8. 17  ff.;  Logik  II  •  1  1893  ff. 
16t,  164 ff.;  t.  A.  1906f.).  Der  Wille  iet  nicht  intelHsaailni,  eondern  die  Intelligenz 
»Ibst  (Logik  I*.  666k  «r  eteokt  in  allaal  Denken  (s.  d.;  »gl.  Appsraeatkm).  Vgl. 
SKaiaAitowm,  Wandte  Vol.  1906. 

Dan  ananiajwaiuain  V.  mtiuftaa  ferner  A.  KC htma»»  (Gesch.  d.  Teraunüsmus. 
191t).  R.  Farrsscas  (Vcrackue»  d.  Philo».  1906,  8.  196).  Henna.  Mfcaura.  Waran 
(Die  WeHaneoh.  dar  Gegenwart,  1907).  Jon.  (Seele  «ad  Walt,  191t,  der  Will»  fct 
..Schöpferkraft',  ..Vsriationskreit''.  dae  „Aktire  «ad  Forteehreitende";  vgl 
freie  Wille,  1906,  8.  446  ff.).  luc—jae  (Psycho!,  n.  Metsphysik.  1908,  8.  10 
Focnxia  (Der  Erofutioniamas  der  Kraft-Ideen,  1908;  Peycbol.  des  ideat  forte«.  1893; 
rgl.  Idee).  Baaoeox  (Einf.  in  die  Metaphysik.  1910;  Devolution  creetnce«,  1910). 
SaBATtan  (Philoe.  de  l'effort».  1908),  MaanxEac.  J.  Waao.  L.  F.  Wann,  Lim  u.  «. 

Den  psyobobgieoben  V.  »mfaatan  I.  H.  Fichte,  FoarLaoa  (s.  Trieb),  Rümelix. 
Töwkies,  PacLSE*.  Hörrunro  (Psyche!.«,  8.  130  ff .;  Der  monechHrhe  Gedanke,  191 1 ). 
Lim  (Leitfaden  der  Peycbol.«,  8.  26«..  3.  A.  1909),  PtXkdee  (..  Wille),  Loesau 
(Zritschr.  f.  Psycho!.  30.  Bd.  190t;  Orundlehren  der  Psycho*.  1904),  GoLDSCHEin. 
Jamvaauw.  J.  Schcltx,  H.  Man»  (Psycho!,  des  emotionalen  Denkens,  1908), 
Hellfach.  G.  Villa,  db  SanLO,  Caaoaao.  Caleiks  u.  a.  (a.  Wille). 

Die  Bedeutung  des  Willens  für  das  Denken  und  Erkennen  betonen  Fichte. 
Manra  de  Bnax  (Oeuvres  pbilos..  1841;  Oeuvres  ined.  1859).  Tövxiev 
Stowaar  („Primat  des  Wollen«  auf  dem  tbeoretiechen  Gebiete ",  „Drnkwflle". Logik  1 1 \ 


Voraussetzung  —  Vorstellung.  717 

25,  4.  A.  1911),  Losskjj,  J.  Schultz  (Psychol.  der  Axiome,  1899,  S.  60),  H.  Maier, 
Fouillee,  Poincare,  Hodgson,  Ladd,  Stadleb  (s.  Frage),  Dilthey  (s.  Objekt), 
Münsterberg  (s.  Objekt,  Wert),  Windelband  („Wahrheitswille";  vgl.  Präludien3, 
1907,  S.  273;  „teleologischer  Kritizismus"),  Rickert  („Wille  zur  Wahrheit",  der 
sittliche  Wille  als  letzte  Erkenntnisgrundlage ;  vgl.  Der  Gegenstand  der  Erkenntnis2, 
S.  223),  J.  Royce  (Bericht  über  den  III.  intern.  Kongreß  f.  Philos.,  1909;  die  Logik 
ist  „logic  of  the  will";  überindividueller  Erkenntniswille,  „reine  Willensform", 
„voluntaristische  Wahrheit")  u.  a.;  vgl.  Driesch,  Ordnungslehre,  1912.  Ferner,  zum 
Teil  im  biologisch-praktischen  Sinne,  Schopenhauer,  Nietzsche,  Jerusalem  (der 
„Erkenntnistrieb"  dient  erst  der  Lebenserhaltung;  Einleit.  in  die  Philos.5,  1913), 
Mach,  Ostwald,  Vathinger  (Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911),  W.  Pollack,  Bergson. 
Le  Roy,  Blondel,  Dewey,  W.  James,  F.  C.  S.  Schiller  (Humanismus,  1911;  Formal 
Logic,  1912),  R.  Goldscheid,  R.  Müller-Freienfels  (Das  Denken  und  die  Phantasie, 
1916;  Irrationalismus,  1922)  u.  a.  (s.  Pragmatismus,  Wahrheit,  Aktivismus,  Postulat, 
Axiom,  Definition).  —  Vgl.  Xatorp,  Sozialpädagogik2,  1904;  3.  A.  1909;  E.  Myr, 
Der  Weltwille,  1907;  Eucken,  Geistige  Strömungen  der  Gegenwart,  4.  A.  1909; 
R.  Knauer,  Der  Voluntarismus,  1907.  —  Vgl.  Wille,  Denkgesetze,  Erkenntnis, 
Denken,  Einheit,  A  priori,  Kraft,  Anstrengung,  Idee,  Ideal,  Sittlichkeit,  Geschichte, 
Soziologie,  Wert,  Norm,  Sollen,  Willenskritik,  Ästhetik,  Kritizismus. 

Voraussetzung  ist  eine  Geltung,  eine  Wahrheit,  Annahme,  ein  Urteil,  eine 
Forderung,  von  der  andere  Geltungen,  Wahrheiten,  Urteile  abhängig  sind,  so  daß  sie 
nur  gelten,  wenn  jene  gilt.  Das  Denken  der  Wissenschaft  muß  „voraussetzungslos" 
in  dem  Sinne  sein,  daß  es  nichts  als  gültig  anerkennt,  was  sich  nicht  durch  das  Denken 
(wenn  auch  nicht  immer  aus  ihm)  selbst  als  gültig  (wahr,  seiend,  objektiv)  recht- 
fertigen, begründen  läßt.  Die  Grundvoraussetzungen  objektiven  Erfahrungszusammen- 
hanges und  der  Wissenschaft  bilden  das  „A  priori"  (s.  d.),  das  „Transzendentale"  der 
Erkenntnis  und  sind  selbst  Spezifikationen  der  Grundgesetzlichkeit  des  erkennenden 
Bewußtseins  oder  der  Grundforderung  des  einheitlichen  Zusammenhangs  möglicher 
Erfahrungsdaten,  die  im  nie  abgeschlossenen  Prozeß  methodischer  Erkenntnis  zur 
Erfüllung  gelangt  (s.  Kritizismus,  Voluntarismus).  Vgl.  Cohen,  Logik,  1902;  Natorp, 
Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910;  Poincare,  Wissenschaft 
und  Hypothese2,  1906;  Science  et  methode»,  1910;  Wundt,  Logik  P,  1906  (V.  der 
„Begreiflichkeit  der  Erfahrung",  wie  Helmholtz);  Driesch,  Ordnungslehre,  1912.  — 
Vgl.  Hypothesis,  Axiom,  Kategorien,  Anschauungsformen,  Denkgesetze,  Logik, 
Erkenntnistheorie,  Zweifel,  Skeptizismus,  Rationalismus. 

Vorbildliche  Ursache  (causa  exemplaris):  die  Idee  (s.  d.)  als  das  Handeln 
bestimmender  Inhalt.    Vgl.  Stöckl,  Lehrb.  d.  Philos.  II8,  1912.   Vgl.  Exemplarismus. 

Vornehmheit:  Als  besonderer  Wertbegriff  in  die  Ethik  eingeführt  von 
Nietzsche:  vgl.  Jenseits  von  Gut  und  Böse,  Wille  zur  Macht  u.  a.;  Havenstein, 
Vornehmheit  und  Tüchtigkeit,  19202. 

Vorsatz  (propositum)  ist  die  Vorwegnahme  einer  Willensentscheidimg  in  der 
Reflexion,  ein  Wollen,  dessen  Verwirklichung  noch  suspendiert  ist,  das  aber  „deter- 
minierende Tendenzen"  hinterläßt,  Dispositionen  zu  bestimmten  Bewußtseinsabläufen 
(vgl.  N.  Ach,  Die  Willenstätigkeit  und  das  Denken,  1905).  Vgl.  Aristoteles,  Eth. 
Nicom.  III,  4;  Volkmann,  Lehrb.  d.  Psychol.  II4,  1894/95,  460;  Cohen,  Ethik2,  1907, 
S.  328.     Vgl.  Absicht. 

Vorstellung  (yaviaota,  repraesentatio,  idea)  bedeutet  sowohl  den  Vorgang 
des  Vorstellens,  das  Auftreten  eines  Vorstellungsinhalts  in  einem  Bewußtsein,  das 


Vorstellung. 

Zueta  ndekomrocn  .  inra  ■pbkm  durch  einen  payeJriaekoa  Protei)  der  Verbindung; 
elementarer  BewuBtaeiiui im ging»,  ab  auch  dm  Vorstellongainkalt  ab  tobkm. 
ab  in  drr  Abstraktion  vom  Vorrtr Uuii|t> Vorgang  untertrkbdman.  nicht  real  gotre— l«n 

»iakompb x ;  endlbh  bt  noch  iure  Teil  da«  ..Vorgraldhe"  ab  \  >  ng»  • 

■  t»nd»n  unterscheiden, d. h. ab d—  Objekt  (». d.).  wcbhra  durch  Dung 

wrtwt»,  repräsentiert  wird,  auf  oelehaa  dbm  kinwabk,  auf  wrlcke  ab  forte.  n!l»»»mcin- 
gallige  Kinh.n  das  Denken  db  baiiflb/.  mrtmasbili,  subjel 

grneUnd.  Inkalt).    -  Ferner  bedeutet   V.  teils  db  blofa  Erinnerung» 
PhmitaabwurHallig.  kor*  dke  reprod  >b  diese  sowohl  ab  auch  db 

Wahr  nehm  ui  lluag.  wb  ab  unmitulbar  ab  Kompbx  vor. 

.  ikrm  ..Elementen',  auftritt,  nicht  ohne  R-prodwht bombt» 
ut  ein  payitkiacbrs  UehiJde.  da.  Produkt  rinor  Synthe*.  „iekt* 

absolut  Bslmrrendas  und  Srlbstindig««  und  von  selbst  Titfrgn  (•.  Aaaowisthm.  A ; 
arptionk  oaadorn  db   Voratetfungm  aind   Phaato  des  forUaufrndra   IbwuBt 
tofMHMnkoapa  und  Mummt»  von  Ptnas—n.  db  ob  »kakritkrbf,  totab  Ablaufe 
Wlfemrorgana*  («.  d.)  sind.    V„  Gefühl  und  Streben  bilden  ein  (bnxra  und  » 
nur  ab  ein  aobkra.  ab  fnkalt  dar  rinkritlickm  fbwwfkarinaskt 
oder   wilbntbck)    Verbindungen,    Okstbrangan.   Ordnungen    knratrll  »km, 

Synthese.  Einheit ).  Db  KnimerwngsroreteUang  bt  nicht  ein  ui. U  «  u 8« 
gebgraUfek  auftauchendra  Rihi  aondrrn  ein  neue  (bbikb,  daa  infolge  navckbrk- 
physischer  Dispositionen  (a.  d.)  ab  Wirkung  ureprungbeh*  r  Wahrnrkmungaroi ging» 
rnrtando   kommt    (a.   Gedächtnis.   Reproduktion,    Unbewußt.     Hemmt! 
KnnnrrunjairurateUungra  aind  in  der   Kegel  (aber  nicht  immer;  •.  HaJlurination. 
Illusion.  Traum)  weniger  bbkaft  (bbaaer)  und  intensiv  U  »hrnrhmun*» 

voratcUnnfNi  und  entkaltm  gewöhnlich  amiger  BraUndtrib ;  ab 
weniger  modifüuert  (vgl.  Phantasbk  qualitativ  «her  doch  stet«  auf  vorange gange nr 

»ehmunflrn  oder  Wakrnrkmunfarbmentc  bezogen.     Durok  da* 
wird  da«  auf  AnbO  drr  Sinneurobc  tioutbont  VarateUungamaterul  sl 

H-jrriH.  I  ■  brorrtbrk  aimi  bt  r«-  h  aimjrluatan 

Stellungen  ab  Zrbhm  für  db  Objekte  («.  d.k  dir  oh-jVktirea  Zmimnwnklnga  mogh 
Vm  rtaBonfrinhalte  aelbat  aber  ab  Rfprtomtsntcn  rebtir  t ranazr ndrntrr  Faktoren, 
ab  Signal»  für  daa  weckarbide  Verhalten  de  ■  Subjekten,  anzusehen  (vgl. 

Transarndent.  Ding). 

Im  engeren  Sinne  ab  reproduxbrtra  (Je  bilde   wird   die  V.  (v«*«-.«/« 
■an.   PlafOS,   Amstotbum,  der  ab  ab  arelbeke  Nachwirkung  der 
bestimmt  (De  .inimA  III  3.  428  b  II:  429  a  1  ff).    Db  Stoiker  beatimmen 
weiteren  Sinne  ab  einen  ..Abdruck  (tfix-ati)  in  der  Seeb.  ab  Modifikation  {tAloim9tt) 
oder  ab  Zustand  (.■?«.*>•.•}  derselhrn,  der  cugbbk  auf  arine  äußere  l'rsacb 
(/e<5«ixrryrr«r  re  «*r£  ««1  ti  w#*o<  »»«*..   l1ntAr.lt.  I'  VII. 

45.  50  ff.).     Hb  unterscheiden  ansrhaulbhe  («/a^rfriaw/)  und   unanarhauttche  (•#■ 
alofrqttnmi,   Diogen.  Laert    VII.  .Vif.),  ferner  ..kaUbptbche"  (n.  d.)  Vorstellungen. 
.-(ik  bezieht  wb  Aristotkle^  alba  Denken  auf  Vors tellungifi und« 
bgen  und  unteiacheidet  db  V.  ab  reabn  Vorgang  und  ab  Inhalt 
<mi«I;  vgl.  Phaninsb.  Wahrnehmung.  Gedlektnb,  Specba). 
Im  weiteren  Sinn««  sprechen  von  der  V.  (s.  Idee)  Dsscarraa,  Loa»  (Rmay 
iinden<tan.l.  II.  K.  8.  f  8).    I.f.ibmz.  nach  welchem  d 
<ii<   ..Darstellung einer  Mannigfaltigkeit  in  ein-  bt  (Monadol.  14.  s.  Monade) 

u.  a.    N.teb  i'hk   W  t-t  die  V.  Miwohl  Wahrnehmungs-  ab  Crinnerungavoratellung 

(Vernunft,  t^dinken  \on  < •  »t t   .  hingen  solcher 


Vorstellung.  719 

Dinge,  die  nicht  zugegen  sind,  pfleget  man  Einbildungen  zu  nennen").  Das  Vor- 
stellen ist  die  (iiundkraft  der  Seele  (s.  Seelenvermögen).  Im  weiteren  Sinne  verwenden 
dag  Wort  V.  auch  Kant  (Krit.  d.  rein.  Vern..  S.  27s  f.),  Reinhold  (Versuch  einer 
neuen  Theorie  II.  230  ff.),  nach  welchem  ., vorstellen"  so  viel  ist  wie  ,, einen  Stoft 
zur  Vorstellung  empfangen  (nicht  geben)  und  ihm  die  Form  der  Vorstellung  erteilen" 
(S.  264;  Die  V.  wird  auf  ein  Objekt  und  auf  das  Subjekt  bezogen:  „Satz  des  Bewußt- 
seins"). Fries  (Nene  Kritik  I,  65;  vgl.  144).  Schopenhauer  (s.  Objekt),  Herbart. 
nach  welchem  die  Vorstellungen  ..Selbsterhaltungen"  der  Seele  im  „Zusammen"  mit 
anderen  ..Realen"  (g.  d.)  sind,  einander  widerstehen,  hemmen  und  so  zu  Kräften  werden, 
imbewußt  als  „Streben  vorzustellen"  beharren,  miteinander  verschmelzen  (Allgeni. 
Metaphys.  1828/29,  II,  §  234;  Psyehol.  I,  1824  2.5.  §  14;  Lehrb.  zur  Psychol.3,  1887. 
8.  15 ff.;  s.  Hemmung.  Sratik,  Reproduktion,  Verschmelzung,  Hilfe;  vgl.  Volkmann. 
l>hrb.  d.  Psychol.  I4,  1894,95,  165  ff.).  Allgemein  faßt  auch  die  Vorstellung 
F.  Brentano  auf  i  Psychol.  I,  1874,  2fil :  Klassifikation  der  psychischen  Phänomene, 
1911 ),  nach  welchem  der  Vorstellungsinhalt  ein  Objekt  vergegenwärtigt  (s.  Intentional; 
ähnlich  Höfeer.  F.  Hillebrand,  Twardow.ski.  Witasek,  Kreibtg.  Meinong  u.  a.; 
s.  Inhalt,  Gegcnstandslehre.  Objekt):  „gegenstandslose"  Vorstellungen  gibt  es  nach 
Bolzano,  welcher  objektive  „Vorstellung  an  sich"  und  subjektive  V.  unterscheidet; 
ischaftslehre,  lh37.  III.  §  270  ff.:  Kreibig,  Die  intellektuellen  Funktionen, 
1909,  S.  18  ff.:  anschauliche  und  unanschauliche  Vorstellungen;  bei  „erneuerten" 
Vorstellungen  fehlen  nur  die  primären  Wahrnehmungsurteile;  Uphues,  Vierteljahrs- 
schrift f.  wissensch.  Philos.,  21.  Bd.;  Psychol.  des  Erkennens;  Husserl,  Logische 
Untersuchungen  II.  1900  01.  427  ff.:  V.  als  „Akt"  bzw.  „Aktqualität"  und  als  „Akt- 
materie"). —  Ferner  Lipps.  B.  Erdmann,  welcher  „Präsente"  und  „Repräsente" 
unterscheidet  (vgl.  Vierteljahrsschr.  f.  wissenseh.  Philos..  10.  Bd.),  R.  Wähle  u.  a. 
Ebenso  E.  v.  Hartmann,  nach  welchem  die  V.  das  Produkt  einer  unbewußten  Synthese 

l  ttegorienlehre,  1896,  S.  48;  vgl.  Unbewußt),  und  Wundt.  Nach  ihm  ist  V.  jeder 
objektivierte  Bewußtseinsinhalt,  der  psychologisch  aber  ein  fließender  Vorgang  ist 
(g.  Aktualitätstheorie.  Reproduktion).  Die  Vorstellungen  sind  Gebilde,  deren  Elemente 
Empfindungen  sind.  Es  gibt  „intensive*",  „räumliche"  und  „zeitliche'"  Vorstellungen 
( ( tamdr.  d.  Psychol.  I8,  1908,  404  ff. ;  II 5,  370  ff. :  Grundriß  d.  Psychol. 5,  1 968,  S.  1 1 1  ff . ; 
vgl.  Verschmelzung,  Synthese,  Assoziation,  Objekt,  Voluntarismus.  Gesamtvorstellung). 

Als  reproduziertes  Gebilde  bestimmen  die  „Vorstellung"  Hagemann  (Psychol.8, 
1911),  Dyroff  (Einführ,  in  die  Psychol.,  1908),  Offner  (Das  Odächtnis-,  1911). 
RNELius.  Bergson  (s.  Wahrnehmung),  nach  welchem  die  V.  ein  rein  seelischer 
(nicht  physischer)  Vorgang  ist.  u.  a.  Die  qualitative  Verschiedenheit  von  V.  und 
Wahrnehmung  lehren  Locke,  Reid.  Lotze,  Cornelius.  Witasek.  Pfander,  Ziehen 
u.a.  —  Vgl.EBBiNGHAUs.  Grdz.d.  Psychol.  I2, 1905;  3.  A.  1911 :  Abriß d.  Psychol. *  1909: 
Külpe,  Grundr.  d.  Psychol.,  1893  („zentral  erregte  Empfindungen";  auch  Dyroff 
u.  a.l:  A.  .Messer,  Über  Empfindung  u.  Denken.  1906;  Meumann.  Ökonomie  und 
Technik  des  Gedächtni>s.s.  1906;  Jodl,  Lehrb.  d.  Psychol.3,  1909;  Jerusalem.  Lehrb. 
d.  PgyehoL*  1909  (s.  Allgemeinvorstellung);  Offner,  Philos.  Monatsh..  2s.  Bd..  1892; 
H.  Cornelius,  Psychol..  1897;  Störrin.;.  Philo-.  Studien  XII.  1896;  R.  Sanis. .ek. 
Zeitgehr.  f.  Psychol.,  Bd.  27:  H.  Semon,  Die  mnemischen  Empfindungen,  1909; 
Ziehen.  Du  Gedächtnis.  1908;  X.  Syrkin.  Empfindung  und  V..  1903:  G.  E.  Müller. 
Zur  Analyse  der  Gedächtnistätigkeit  u.  d.  Vorstellungsverlaufs.  1913  17:  L.  1'eeiffer. 
Über  Vorstellungstypen.  1907:  A.  Eeuchtwanuer.  Versuche  über  Vorstellungstypen. 
Z.  f.  Psychol.,  Bd.  58;  Bärwald.  Zur  Psychol.  d.  Vorstellungstypen.  1916  (berück- 
sichtigt  bes.  die  motor.  Anlage):  Betz.  Vorstellung  und  Einstellung.  Arch.  f.  d.  ges. 


780  Vom*  -  w 


Psycho! .  XVII;  S«uau  Ob«  den  Reprodaktsonetypae,  Aldi.  f.  gee.  Psycho!.,  XI! 
Heu.«*  PauBsrsL*.   Dm  Denken  «ad  db  Ptmlisli,   1916  und  ..Voratelten  «od 
■*.  Z*.  f.  Psych«!.,  60)  Hwitot  pw  db  PhibiiiIi  der  Ae*o*i*4k««^sy«ad»gii 
Pfcydsd.;  J.  8aoAi*  über  dM  ViiHilf  in  Objekt« 
Ibft,  1916;  J.  UntQMiT,  W*«i«ihm-g  und 
Vorstellung.  Z.  f.  Psycho!,  10;  C.  SoAnna.  Neesee  rbiiifct^  w  dM  Weeea  der 
tagen.  IrteiBSMoebUnr..  1916;  Boa;  Über  einige  Haepttypea  dbi  — iw  Aesoebtton* 
theorb.  1916;  Rbomas».  IU|>nwHilrtfcTwiyilnlBg|i»  1990;  F..  Pminu  Über 
UiHiBgiilimiHi  ■.  rWmnkismhill,  1906;  C.  Kvttrrn.  Onwiktp  der  HinhlrMi 
dM  Begriff»  „Voratellung  "  vw  Wdff  bb  Km*  1911;  K.  Komm  Zur  Andy»  der 
Tiiimn«Mii  ■  Ihm  TTiilw  ltlt(TfiniifciiiMnti  T  iiliflinsms.  iii  ■nbllrimT 
Mma,   BOaUa  «.  «.);  Waujuksk.  Ist   Psycho!    e.   Feind,  der   V.    1906; 
B.  J.  Hamlto».  tthi—i«  «ad  Bahlbfbii.  1912.    VfL  db  Ulurti  anter  „Pavcao- 
luifir"        AMMbiaoa"       (jMb^hteb* 
Rdau,  Begriff.  IIiiümh  PhleimiaiMi 

«•in.  Typisch,  Üdaal  («fear  „Vorteil  ■■■gifthl '  vgl.  BaMMMUra.  1 
Hört««.  Wovor.  Jose  a.  a.i  fefear  ViiHiOihm  V ml iB lagji ■ :  J.  Br.  Mai,  Hotxxn. 
vobb.  K«Bi»oaAO«,  Haatnu»«  «.  e.). 

Verurteil:  «orssaafetai  UrtriL  Bfrtdaiag  aaf  Grand  «■■bfctfvar 


oder  IndJvidsjdbi  Aalagaa  eaw.    Vgl.  P.  Baooa  (•.  Idol);  DKsraar*»  (•. 
Zadfd).  B.  Horra.  Db  EbMeataHragea  dar  n>Üo*ophie.  1697. 


\\  nrli«tiiaa  geistiger  Energie  e.  Energie.  feaMBlU.  Psyuhsiuh. 

Wahl  («eedeee««.  ebetio)  bt,  wychBbgbch,  Vafcaddang  dM  Wütet-  fer 
eine  tob  mehreren  Mflglichknten  dee  Woltern  and  Handdne.  ed  ee  primär.  unmittclUr. 
eri  es  erat  auf  Orund  hsrrataead  geamdeaei  Motive  (a.  d.)  ab  Abschluß  ebne 
Schwanken*,  Oberbgeaa.  Db  FlUgfeill,  aktiv  a«  wehten,  heidt  WehUreiheit  (vgl. 
W.llendreindt).  Dm  ..Waaten"  im  ipiIIhi«  8mne  (ab  eamittelbare*  Auswahlen, 
Vorxtehen)  bt  eine  Grnadfaaktion  alba  BewaBbilM,  wdcaee  baofern  „MtekwV  ist 
(vgl.  Sebhtion,  Aufinerkaamkdt,  Apperaeption,  Denken).  —  Vgl.  AauroULB«, 
Bth.  Nieom.  1 II  4.  1 1 1 1  b  6  ff. ;  Tboha*  vo«  Aqcuo.  In  2. 1.  ee nt.  24, 1 ;  Sum.  thed.  I. 
69.  3  ob.  I;  H.  Scmwabi,  Psyohd.  dM  WUten*.  1900.  &  246.  266 ff .  (W.  -  „Lieber- 
wouen  .„«onoenen  .  oem  MWigaagen  anmnnoft  etrettanoer  v»nnecae  vorangegangen 
sind,  ein  Urphenomen;  ..andytbofeea''  and  ..syntaetbeae*-  Vor  rieben);  Wcanr. 
Orundr.  d.  Psycbd.».  1902.  S.  224;  Ordt.  d.  phymiol.  Psycho!.  III*.  1903,  266. 1 

Wabmalaa  bt  eine  Oebteekrankbeit,  bei  welcher  Waharoratellvngen.  d.  b. 
VontoOungen,  Anndunen,  db  da«  Objekte«  «ad  dem  eigenen  leb  ganx  vriderepreenen, 
ohne  d»Q  diee  vom  Kranken  bemerkt  wird,  samt  den  enteprechenden  emotionellen 
und  rolitioneUen  Folgen  berreebend  werden  (Verfolgung*-.  Größen-,  reUgiöser  a.  a. 
Wahn).  Vgl.  Kjtaaraux.  Fayehbtrb  I«,  1909;  8rö«a»o.  P»ychopathol..  1900,  8. 297. 
329;  ScHaaaca.  Denkwürdigkeiten  eine«  Nervenkraakea.  1903;  Fkkdmavb,  Ober 
den  Wahn,  1910;  Jasrats.  Psychopathologie«.  1920;  Sooldkr.  W»hn  und  Bike—t 
nb  (Beziehungen  zwischen  Sduaophrenie  und  Erkenntnistheorie).  1916.  Vgl. 
Psychosen,  Genie. 


Wahrhaftigkeit  —  Wahrheit.  721 

Wahrhaftigkeit  (veracitas)  ist  Lauterkeit  des  Deakwillens,  Wille  zur 
Wahrheit,  Scheu  vor  Abweichung  von  der  Wahrheit,  vor  Lügen.  Als  strenge  Pflicht 
betonen  die  Wahrhaftigkeit  Augustixus,  Käst  (Metaphys.  d:r  Sitten  IL,  Tugendlehre), 
Fichte,  Feuchtebsleben,  Cohex  (Ethik,  1904,  S.  471  ff.),  Xatobp  (Sozialpädagogik2, 
1904,  S.  103  u.  ff.),  Sidgwtce:  (Methoden  der  Ethik,  1909,  III,  K.  7),  Koppelmaxs 
(Kritik  des  sittlichen  Bewußtseins,  1904)  u.  a.;  vgl.  Jebusalem,  Gedanken  u.  Denker, 
1905;  Die  Aufgaben  des  Lehrers,  1911;  Cliffobd,  W.  (The  Ethics  of  Belief),  1909.  — 
Betreffs  der  „Wahrhaftigkeit  Gottes"  (Descabtes)  s.  Wahrheit. 

Wahrheit  (dAfjd-eia,  veritas)  nennt  man  zunächst  sowohl  den  abstrakten 
Charakter  des  „Wahrseins"  („die"  W.)  als  auch  ein  wahres  Urteil  selbst  („eine"  W.), 
zuweilen  auch  den  wahren  Sachverhalt,  die  Wirklichkeit  (s.  d.),  von  der  sie  aber  zu 
unterscheiden  ist.  Der  Frage:  welche  Urteile  sind  wahr?  geht  voran  das  Problem: 
Was  ist  Wahrheit  überhaupt,  was  bedeutet  W.,  welches  ist  der  allgemeine,  abstrakte 
Begriff  der  Wahrheit  ?  Der  Begriff  der  W.  bestimmt  deren  Wesen,  und  dieses  ist  vom 
einzelnen  Kennzeichen  (Kriterium)  der  W.  (wahrer  Urteile)  wohl  zu  unterscheiden. 
Ferner  ist  W.  nicht  mit  bloßer  „Richtigkeit"  (s.  d.)  zu  verwechseln;  Schlüsse,  die 
richtig,  d.  h.  den  logischen  Gesetzen  gemäß  sind,  können  material  doch  falsch  sein. 
Doch  wird  diese  Richtigkeit  oft  auch  als  formale  (formal-logische)  „Wahrheit"  im 
Unterschiede  von  der  materialen  Wahrheit  bezeichnet.  Formale  W.  ist  Über- 
einstimmung der  Gedanken  miteinander  und  mit  den  logischen  Denkgesetzen  (s.  d.), 
Widerspruchslosigkeit  derselben.  „Formal"  in  gewissem  Sinne,  aber  zugleich  auch 
material  ist  die  „metalogische"  und  „transzendentale"  W.;  erstere  ist  die  Gültigkeit 
der  formal-logischen  Denkgesetze  (s.  d.),  selbst  für  das  Denken  überhaupt  und  für 
alles,  was  Denkobjekt  werden  kann,  letztere  die  apriorische  Gültigkeit  derjenigen 
Voraussetzungen  (Grundlegungen,  Grundsetzungen,  Grundpos tulate),  ohne  welche 
einheitlicher  Erfahrungs-  und  Erkenntniszusammenhang  allgemeingültig-objektiver 
Art  nicht  möglich  ist  (s.  A  priori,  Axiom,  Kategorien).  Die  „Wahrheit"  der  apriorischen 
Grundsätze  (der  Kausalität,  der  Substanz,  der  Zahl  u.  a.)  bedeutet,  daß  sie  der 
objektiven  Realität  (s.  d.)  deshalb  „entsprechen",  weil  sie  selbst  diese  (mit)  kon- 
stituieren, so  daß  eigentlich  diese  Realität  selbst  es  ist,  welche  ihnen  entspricht, 
„konform"  ist.  Die  apriorischen  Voraussetzungen  gelten  für  „Erfahrung  überhaupt", 
sie  legitimieren  sich  als  „wahr",  insofern  aller  empirische  Fortschritt  auf  ihnen  fußt, 
also  durch  ihren  theoretischen  Wert,  ihre  theoretische  Leistung  (s.  Wille).  —  Die 
empirische  W.  ist  die  W.  der  Urteile,  deren  Inhalt  Relationen  möglicher  Erfahrungs- 
objekte eindeutig  zugeordnet  ist,  so  daß  diese  Urteile  einen  Inhalt  bestimmen,  wie 
er  auf  Grund  gedanklich-methodischer  Verarbeitung  des  Erfahrungsmaterials  bestimmt 
werden  muß,  wie  es  die  Gesetzlichkeit  des  Logischen,  Apriorischen  in 
ihrer  Anwendung  auf  bestimmtes  Erfahrungsmaterial  verlangt,  bedingt. 
Das  Urteil  ist  also  wahr,  gültig,  wenn  das  „ist",  „ist  so",  die  im  Urteil  gc- 
Bestimmtheit  und  Relation  durch  das  zu  Beurteilende  gleichsam  gefordert  ist.  Daß 
dem  so  ist,  daß  eine  „Annahme"  wahr  ist,  zeigt  sich  durch  die  „Bewährung"  derselben 
im  Denkzusammenhange  oder  im  Erfahrungszusammenhange,  indem  sie  diesem  nicht 
nur  nicht  widerspricht  (entgegen  ist),  sondern  sich  ihm  harmonisch  einfügt  und  mit 
dem  Forderungscharakter  konstant  behaftet  bleibt.  Hierbei  ist  die  „Relativität", 
Einseitigkeit,  Unabgeschlossenheit  empirischer  Urteile  zu  berücksichtigen;  in  diesem 
—  nicht  im  logischen  —  Sinne  ist  die  (empirische)  W.  „relativ"  und  „partial",  setzt 
aber  die  absolute  und  totale  (materiale)  W.  als  Ideal  und  die  absolute,  streng  allgemein- 
gültige logisch-transzendentale  W.  als  Grundlage  voraus.  In  einem  andern  Sinne 
bedeutet  die  „Relativität"  (s.  d.)  der  W.,  daß  sie  zwar  in  gewissem,  rein  logischem 

Eisler,  Handwörterbuch.  4g 


7JÖ  Wahrheit. 

Sinne  „an  sich",  allgaasaingahig,  unabhängig  von  ti 

heit  de«   Subjekt«  und  der  «objektiven   Denktatigkcit  bt  und  sau> 
..zeitlos  ".  nnahhangig  vom  Wechsel  der  Erfabrvag  (wileMUteik  u.  a.  Wahrheiten) 
eher  doch  our  für  die  Relatioaea  («.  d.)  dee  absolut  Wirklichen  („An  «ich  ')  zum 
erkennenden  IVwwfkaeia  Oberhaupt.  «Jeo  nur  für  dir  ..Erscheinungen''  («.  d.)  gilt, 
nickt  du  „An  eich"  selbst  betrifft.    „MnUpkjejecbif  Keburbmu«     bt  ahm    mit 

metaphysischen  Absolutismus  ttberarbm.    An  sick  im  an 

St  krinr  Wahrheit,  nur  Wirklichkeit;  Wahrheit  ist  stet«  ei  lacht- 

wveden)  gebunden,  ist  theoretische  <••  Itung  eines  Dankinhalte.  and  ohne  «oirhen 

sinnlos.  —  Insofern  dm  W.  dW  Urteile  diese  xu  taagHeksn  Mit 

Denk-  und  Erkrnnutbwilbaa,  also  tkeorstmrk  zwcckvofJ  m* 

Db  theoretische  (logbchs)  ZweeJuahtfgkeit  eines   Urteile  (einer   Annahme,  einer 

Hypothese)  ist  sin  Kriterium  der  WWhcit.  abar  aickt  dae  WWn  dersrlbcn ;  praki 

hinkigisek'nntriieke  Folgen  ron  Annehmen  können  aar  ein  Surrogat  fltr  eigentliche 

W  Ahrhritakriterim  abgeben  und  weisen  zuweilen  auf  UtaachUt  I 

izurrriaeaig,  können  auch  bri  f« an  bin  Urteilen  eintreten.    Um  KoiwUtbrung 
ii  erfolgt  ferner  mlbet  in  Urteilen,  deren  Kur«  ehrhalten 

voratmgeeeUt  (vgl.  Skrpticbmu«).      Dea   Eintreffen  dea  Angraoauneta  n.  denkend 
ipbrtcnodcrKoaripmiteatadcrcmplrfcaJb^  mpirbchrr 

Wahrheiten  (vgl.  ColUgkeit.  Henk 

W.  im  praktmck-ethmakea  Shinr  (t.  B.  wahre  Sittlichkeit,  s 
bedsatet  Übereinstimmung  eine«  Srbnden,  einra  Vir  kalten»  mit  tlner  praktischen 
in  Ideal,  einem  B*  <>etn  Willen» 

Die  V  .  aar  Regel  ab  „Übereinstimmung"  des  Unken«  aut 

oder  der  Wirklichkeit  definiert,  wobei  amist  unter  der  butenn  die  von  allen  Erknanrn 
unabhingigs  Realität  verstanden  wird  (s.  Realismus),  teilweise  aber  dh 
Krscheinungen.  drr  Kifahrungaobjckte  oder  der  objektiven  Bewaaaaamaakaltr 
realktt  beben  Sinne  fassen  dkW.dk  meisten  alteren  Denker  auf.    So  PaaMftjnoB*. 
l*UATox,  nach  welchem  nur  daa  rein  Ccdacbte  wahr  bt  und  nur  das  Sebade  i  - 
gedacht  wird  (Repuhl.  608  K.  Oatytas  386  B  Mm  (s.  d.)  f 

absolut:  gegen  den  Relativismus  (a.  d.)  dea  PaoTaooaas  u.  s.    Wie  Flatus  (PhUebus 
schreibt  AkuaroTBUM  db  W.  dem  Urteil  zu  (nicht  sehon  der  Vorstellung);  wahr 
bt  ein  Urteil,  welches  vom  Sa  back  a  aussagt.  daS  ea  bt.  vom  Nu  htwiendrn,  daß  • n 

•st  (Metapbya.  IV  6,  1011  b  26  ff.;  V  ».  1014  b  25  ff.;  VI  4.  10*7 
aal  wir  ea  denken,  bt  etwas  wahr,  sondern  wir  denken  es,  «eil  ea  so  bt  (S\ 
1051  b  7  f.).     1  r  erörtern  das  Kriterium  der  W.,  ab  weiches  ab  teib  die 

,.katek'|>tiarhi<'-  («.  d.)  Vorstellung,  teib  db  „rechte  Vernunft"  (*>£e*  >ts>«)  aaa 
(Dingen.  Laert.  VII.  .vi;  Sawaca.  Epbt.  66.  30;  Cicxxo.  TuacuL  dbput.  I.  30. 
aeasas  gentium  '  ab  Kriterium).  Db  Epikureer  betrachten  ab  Kriterien  die  sinnliche 
Wahrnehmung  (vgl  auch  db  Kyrenaiker,  B  Mathem.  \'M. 

196)  und  db  „Probpeb "  («.  d.;  vgl.  Diogen.  Leert.  X.  31  &,  62).    Vgl.  Ski  ptizbmus 
(K-iii  Kriterium  der 

Auch  im  Mittelalter  gilt  db  W.  ab  ung  des  Denkens  mit  dem 

1  HeEzbtenz  absoluter,  ewiger  Wahrheiten  wird  gelehrt.  £ 
naab  welchem  wahr  ist,  wae  ao  sich  verhalt,  wb  ea  dem  Ik  ml.  indem  erach 
toqu.  II.  6.  S).    Die  W.  bt  zeitlos,  ewig  („erit  igitur  veritas,  ctumsi  mundua  intei 
1.  o.  II.  I,  .12;  De  immortalit.  animac.  19).    D  .wandelbaren  Urwal. 


Wahrheit.  723 

sind  alle  Wahrheiten  vereinigt,  und  in  ihm  werden  sie  von  uns  erkannt  (De  vera  religione, 
68;  R-tractat.  I,  4,  4;  De  über,  arbitrio  II,  34;  vgl.  De  civit.  Dei  VIII,  6;  De  trinitat. 
XIV,  15,  21).  Ähnlich  lehren  Anselm  von  Canterbury  (De  veritate  10,  12,  13; 
Monolog.  1,  18),  Thomas  VOM  Aquixo  (Sum.  theol.  I,  10,  3),  nach  weichem  die  W.  eine 
quatio  intellectus  et  rei"  ist  (Contr.  gent.  I,  59;  De  veritate  1,  2)  u.  a.  „Tran- 
szendentale" W.  („veritas  transcendentahV")  bedeutet  bei  den  Scholastikern  die 
begrifflich  fixierte  Wesenheit  („entitas")  des  Dinges  (vgl.  Suarez,  Disput,  metaphys.  6, 
s<-t.  2,  26).  Diese  (metaphysische)  W.  ist  die  Anpassung  (adaequatio)  der  Dinge  an 
den  göttlichen  Intellekt  und  dessen  „Ideen''  (s.  d.)  —  Betreffs  der  Lehre  von  den 
„doppelten  Wahrheiten**  s.  Wissen. 

Ewige  Wahrheiten,  die  Gott  selbst  als  wahr  erkennt,  gibt  es  auch  nach  Descaetes 
(Epist.  104,  112;  Princip.  philos.  I,  48 f.;  Medit.  V;  s.  Axiom).  Das  Kriterium  der  W. 
ist  die  Klarheit  und  Deutlichkeit  des  Gedachten.  Die  klaren  und  deutlichen  Begriff« 
des  „lumen  naturale"  (s.  d.)  kommen  von  Gott,  der  uns  nicht  täuschen  kann  („veracitas 
Dei";  Meditat.  III;  De  methodo,  S.  24  f.;  Princ.  philos.  I,  29  f.;  vgl.  Klarheit,  dazu: 
Leibntz,  Opera  ed.  Erdrnarm,  S.  79  f.).  Ewige  Wahrheiten  gibt  es  ferner  nach  Spinoza, 
nach  welchem  jede  absolut  „adäquate",  vollkommene  Idee  wahr  ist,  mit  dem  Gedachten 
(ideato)  übereinstimmt  (Eth.  I,  prop.  XXX;  II,  prop.  XXXIV;  De  emendatione 
intellectus;  Epist.  28).  Die  W.  hat  ihre  Xorm  in  sich  selbst,  ist  seibstevident  („sicut 
lux  se  ipsam  et  tenebras  manifestat,  sie  veritas  norrna  sui  et  falsi",  Eth.  I,  prop.  XXIII, 
schol.).  Malebraxche  unterscheidet  „notwendige"  (unwandelbare)  und  „kontingente" 
Wahrheiten  (Recherche  de  la  verite  I,  3).  Leibntz,  nach  welchem  die  W.  in  der  „Korre- 
spondenz" der  Sätze  (propositions)  mit  den  Dingen  besteht  (Xouv.  Essais  IV,  K.  5, 
"j  12;  vgl.  §  2)  unterscheidet  kontingente  Tatsachenwahrheiten  und  notwendig- 
nunftwahrheiten  („Les  verites  de  raison  sont  necessaire3  et  leur  oppose  est  impossible 
tt  eelles  de  fait  sont  contingentes  et  leur  oppose  est  possible",  Monadol.  33;  Xouv. 

ie  I,  K.  1,  §  26;  IT,  K.  13,  §  14:  „gemischte"  Sätze).  Im  göttlichen  Geiste  sind 
..i-wige  Wahrheiten",  die  vom  göttlichen  Willen  unabhängig  gelten,  Gott  ist  die 
„Region  der  ewigen  Wahrheiten"  (1.  c.  II,  K.  17;  IV,  K.  11;  Theodizee  I  13,  §  184; 
vgl.  Bosscet,  Logique  I,  K.  36  f.).  Ewige  Wahrheiten  in  Gott  gibt  es  auch  nach 
R.  Cudworth  (The  ferne  intellectual  system,  1678)  u.  a.  —  Xach  Herbeet  v.  Cherbury 
ist  der  „instinetus  naturalis"  die  Quelle  allgemeingültiger  Wahrheiten  (Tractatus  de 
veritate,  1624).    Später  leitet  die  schottische  Schule  die  „selbstevidenten"*  Wahi- 

Q  aus  dem  „Gemeinsinn''  ab  (s.  Prinzip).  —  Daß  es  keine  angeborenen  Wahr- 
heiten gibt,  betont  Locke  (Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  32,  §  1  ff. ;  IV.  K.  ',, 
§2  ff.). 

Die  absolute,  zeitlose  Geltung  der  W.  lehren  ferner  Schelling  (Vorles.  über  die 
Method.,  2)  und  Hegel.  „Das,  was  wahrhaft  isi  .  .  ..  ist  wahr  nicht  nur  heute  und 
morgen,  sondern  außer  aller  Zeit;  und  insofern  es  in  der  Zeit  ist,  ist  es  immer  und  zu 
jeder  Zeit  wahr"  (Philos.  der  Geschichte  I,  16;  vgl.  S.  33).  Die  W.  besteht  darin,  daß 
..tut-  Objektivität  dem  Begriffe  entspricht,  —  nicht  daß  äußerliche  Dinge  m 
Vorstellungen  entsprechen;  das  sind  nur  richtige  Vorstellungen,  die  ich  von  dieser 
habe".  Die  W.  im  objektiven  Sinne  ist  „die  Übereinstimmung  des  Objekts,  der  Sache 
mit  sich  selbst,  daß  ihre  Realität  ihrem  Begriffe  angemessen  ist".  Der  „Begriff" 
(s.  d.)  ist  die  „wahrhafte  Idee"  und  diese  ist  das  „Wirkliche";  so  ist  „Gott  allein  die 
Wahrheit".  „Wahr**  ist  nur,  was  ein  Moment  des  zeitlosen  Prozesses  der  Id^ 
nicht  das  abstrakt  Einseitige  der  Verstandeserkenntnis  (Enzyklop.  §  213;  Xaturphilos., 
S.  22  f.;  vgl.  Totalität,  Dialektik,  Vernunft).  Absolute,  ewige,  von  unserem  Denken 
unabhängige  Wahrheiten  gibt  es  nach  Chr.  Krause,  V.  Cousin  (Du  vrai,  S.  33  ff.) 

46* 


,  J  J  Wahr***. 


u.  a.  Nach  Bolzaxo  Ut  too  der  be>ohen.  gedachten  (erkannten)  W.  die  obbkuvr 
..Wahrheit  aosbb"  ra  unteraeheidea  abNSetz,  deretwaeeo.  wie  es  ist,  eusaej 
ich  unbestimmt  lasse,  ob  dieser  Säte  von  irgend  Jemand  «pMtHflh  gedacht  ftdtr 
aprochen  aei  oder  nicht".  Die  W.  an  aich  hat  aber  keine  Exbtens  in  der  Zeit  (Wissen- 
eehaftabhre  1,  |  300.;  rg).  |  I»).  Ahnlieh  erklärt  Hoasxax:  ..Waa  wahr  bt,  iat 
ebsulut,  bt  au  sich  wahr;  che  Wahrheit  bt  idealbch  eine'.  Die  W.  iet  ewig,  iet  „eine 
Idee  und  ab  eolehe  ahsrmitllnh",  eh»  MGeKungaemheit  hm  aanrithohen  Reiche  dar 
Ideen*4.  Wahr  iet  nicht  der  Urteibakt,  aondarn  der  Urteihmnluut.  dm  „Sinn  der  Ao* 
sage".  Die  Kridetu  (s.  d.)  bt  dea  Erbbnb  der  W*  dar  „Zus.mmen.timmung 
zwischen  dar  Meinung  und  dam  Gegenwärtigen,  Erboten,  daa  ab  meint,  urbuhea  dam 
mbbtea  Sinn  dar  Aussage  und  dem  erlebten  8achrerh.lt"  (Logbche  l 
enehaagea  1. 1900/01.  117  «„  ISO f,  162.190 ff,  2*9,  23*;  II.  694  f.).  Ahiilich  dcflnbrt 
A.  MBXOM  db  W.  ab  idaab  Hals  Hon  twbehen  Inhalt  mW  Gegenstand  dea  ürtrib 

oder  zwischen  linti Olganiliert  «ad  Wirklichkeit.    Wahr  und  fabeb 

Ebaneehafteu  dm  „Objektir. "  (e.  d.).  Wahr  bt  ein  Urteil  „deasen  Oobkt  Tetaerbe 
bt"  oder  entern  ea  „«in  avbndm  Objektiv  erfahr*  (Ober  ■nnshawi,  19U2.  S.  116  ff.. 
IM  tt.i  UnlMtMih.  rar  Cliganmn  infii  nrii .  8. 18).  Nach  Ka«aw  bt  W.  da.  ..Merkmal 
ahm  Urteils,  daa  denjenigen  Tatbestand  behauptet,  dar  im  Bereiche  dar  beurtaüteu 
flagmwtlnds  rorhanden  bt"  (Db  hmitlihteillia  Fmiktkmen.  190».  S.  14*  ff.;  vgl. 
TwaaDOweai.  Archiv  f.  Philo*.  VIII.  190*).  —  In  ■■dm  er  (metaphrabehar)  Wabe 
bhrt  Uracn  db  oberaeitibhe  Geltung  der  W.  Im  Erkennen,  webhee  auf  ..Kr buch 
tnngM,  „Teilnahme  an  dam  BnmmltMnhmi  Bewußtsein",  „Oebteablbk".  „Intuition" 
beruht,  haben  wir  db  Wahrheit  eamittiHni.  indem  wir  in  db  ftberaeithehe.  ewig», 
für  alb  gbbhe  Walt  nbhan,  in  daa  ideab  Reich  oder  Stetem  dar  Wahrheiten,  die 
Tom  göttlichen  Bewußtsein  uberaeitbch  un&faßt  worden.  „Was  wahr  ist,  bt  nur  wahr, 
weil  es  für  alb  Zeit  und  darum  auch  für  db  Ewigkeit  gilt."  ..Wirklich  bt  etwas  nur, 
weil  ea  an  diesem  Ewigkmtarharalrtrr  dar  Wahrheit  teilnimmt"  (Qrds.  d.  Erkenntnis 
tbeorie,  1901;  Zur  Krbb  in  d.  Logik,  1903;  Eikcnnfmlakiil  Logik.  1909). 
M.  PaUort  laßt  abh  db  W.  nicht  rom  Denken  abtrennen,  bt  aber  unrergangibh. 
„Db  Tatsache  vergeht,  ihre  Wahrheit  aber  besteht,"  Jedes  Urteil  bt  ein  „Ewigkeit*, 
erbbnb".  alb  wahren  ürteib  sind  Ihr  db  Ewigkeit  gefallt»  mdam  dar  Tatsache  im 
Reiche  dm  Seins  arme  unrurrttckbere  Stslleng  sukommt.  Alb  Erkoantnb  (auch  db 
empirische)  bt  ein  „Erfassen  dm  Ewigen  im  Vergingt tchen"  (Kant  u.  Bobano,  1902; 
Dar  Streit  der  Psychobgbten  u.  Formalisten,  190*;  Db  Logik  auf  dem  fluhalimwagn, 
1903).  -  Absolut,  überzeitlich  bt  db  W.  nach  Bbaolxy  (Appearance  and  Be* 
1897,  S.  166  ff.),  Joacauc  (The  Nature  of  Truth,  S.  91,  63  ff.)  u.  a.  Denknotwendige, 
absolute  Wahrheiten  (Axiome,  Kategorien)  gibt  ea  nach  J.  Rotce,  nach  welchem  db 
W.  insofern  „instrumenUl"  bt,  ab  ab  ein  Mittel  rar  Erreichung  dm  WUbnexbbe  bt 
(Bericht  aber  den  III.  intarn.  Kongreß  f.  Philo...  1909;  „absoluter"  Pragmatbmus). 
Bei  aller  Berücksichtigung  der  Rebtiritet  empirbcher  Einaelwahrheiten  bhrt 
der  Kritixbmus  db  apriorbche  abeolute  Gelteng  dar  Grandattaa  dar  Eikmuiteb 
(s.  A  priori,  Axiom.  Kategorien).  Ee  gibt  nach  Kaxt  Wahrheiten,  db  nicht  tob  der 
Erfahrung  abhangen,  abo  ..auf  gar  keine  Zeitbedingung  beechrankt"  sind,  d.  h.  „be 
sind  a  priori  ab  Wahrheiten  erkennbar,  webhee  mit  dem  Satae:  ab  sind  ab  notwendige 
Wahrheiten  erkennbar,  ganz  identisch  bt"  (Über  eine  Entdeckung  .  .  „  2.  Afaechn.; 
Kbine  Schriften  III»,  60).  Db  W.  beateht  formal  nicht  in  der  Oberebntimmnng  von 
Urteibn  mit  an  sich  bestehenden  Dingen,  sondern  in  der  „Übereinstimmung  albr 
Gedanken  mit  den  Gesetzen  dea  Dankana,  und  abo  untereinander"  (Reflexionen,  927), 
in  der  „Übereinstimmung  mit  den  Gesetzen  dm  Vei Standes".  Dieses  formab  Kriterium 


Wahrheit.  725 

ist  die  „negative  Bedingimg  aller  Wahrheit",  ein  materiales  Kriterium  kann  die  Logik 
nicht  gaben,  da  diese  formal  ist  (1.  c.  S.  81  f.,  84).  Die  objektive  W.  apriorischer 
Erkenntnis  ist  insofern  „Einstimmung  mit  dem  Objekt",  als  sie  selbst  das  Objekt  der 
Erfahrung  erst  möglich  macht,  indem  „sie  nichts  weiter  enthält,  als  was  zur  synthe- 
tischen Einheit  der  Erfahrung  überhaupt  notwendig  ist".  Die  apriorischen  Grundsätze 
sind  „a  priori  wahr"  (streng  allgemeingültig  und  notwendig)  und  zugleich  der  ,,  Quell 
aller  Wahrheit,  d.  i.  der  Übereinstimmung  unserer  Erkenntnis  mit  Objekten,  dadurch, 
daß  sie  den  Grund  der  Möglichkeit  der  Erfahrung,  als  des  Inbegriffes  aller  Erkenntnis, 
darin  uns  Objekte  gegeben  werden  mögen,  in  sich  enthalten"  (Krit.  d.  rein.  Vera., 
S.  261  ff.).  Materiale  W.  ist  Angemessenheit  eines  Urteils  zu  den  Gesetzen  des 
synthetischen,  Erfahrungserkenntnis  erzeugenden  Denkens  (vgl.  Krug,  Handbuch 
d.  Philos.  I,  131;  Fichte,  WW.  VI,  19).  —  Als  Übereinstimmung  zwischen  abstrakter 
und  anschaulicher  Erkenntnis  faßt  die  Wahrheit  Schopenhauer  auf  (Welt  als  Wille 
u.  Vorstellung,  IL  Bd.,  K.  9;  vgl.  Metalogisch).  Nach  Windelband  ist  W.  „Über- 
einstimmung der  Vorstellungen  untereinander,  der  sekundären  mit  den  primären,  der 
abstrakten  mit  den  konkreten,  der  hypothetischen  mit  den  sensualen,  der  »Theorie' 
mit  den  .Tatsachen'  "  (Präludien3,  1907,  153  ff.).  W.  ist  „Normalität  des  Denkens" 
(S.  160).  Anfangs  ist  der  Lebenswert  der  W.  der,  daß  sie  eine  Eigenschaft  der  Vor- 
stellungen ist,  die  sie  zu  zweckmäßigen  Mitteln  für  unser  Handeln  macht;  aber  später 
wird  das  Mittel  selbst  zum  Zweck  und  Wert,  es  entsteht  der  „Wille  zur  Wahrheit  um 
ihrer  selbst  willen".  Logisch  gilt  die  W.  „zeitlos",  nur  unser  Erlebnis  der  W.  ist  ein 
zeitlicher  Akt  des  Willens.  „Der  Sinn  der  Wahrheit  steckt  in  ihrer  sachlichen  Geltung" 
(Der  Wille  zur  Wahrheit,  1909).  Ähnlich  lehrt  Rickert,  nach  welchem  die  W.  ein 
Wert  ist,  der  in  einer  absolut  gültigen  Urteilsnotwendigkeit  gegeben  ist  (s.  Tran- 
szendent). Dem  logischen  Wahrheitswillen  geht  noch  der  überlogische  sittliche  Wille 
voraus  (Der  Gegenstand  der  Erkenntnis2,  1904;  vgl.  B.  Christiansen,  Erkenntnis- 
theorie u.  Psychol.  des  Erkennens,  1902,  S.  6  ff.:  W.  als  Urteilsziel),  Lask  u.  a.  Ein 
Wert  ist  die  W.  auch  nach  J.  Cohn  (Voraussetzungen  und  Ziele  des  Erkennens,  1908), 
Münsterberg  (Philos.  der  Werte,  1908,  S.  53  f.,  126)  u.  a.  —  Im  kritizistischen  Sinne 
bestimmen  die  Wahrheit  E.  Arnold  (Gesammelte  WW.  III,  1910,  129),  Cohen  (vgl. 
Ethik,  1904,  S.  83  ff.),  Natorp  (Philos.  Propädeutik3,  1909;  vgl.  Logik2,  1901),  Kinkel 
(Ideal,  und  Realismus,  1911),  Cassirer,  Simhel  (Zeitlosigkeit  der  W.,  absolute 
Geltung  der  ideellen  Inhalte,  Hauptprobleme  d.  Philos.,  1910;  s.  unten),  Bauch, 
Lask,  H.  Leser  (Das  Wahrheitsproblem,  1901),  J.  Guttmann  (Der  Begriff  der 
objektiv.  Wahrheit  bei  Kant,  1910)  u.  a.  Nach  Volkelt  (Gewißheit  u.  Wahrheit, 
1918,  286)  ist  Wahrheit  der  gegründete  Anspruch  der  Erkenntnisse  auf  Geltung. 

Daß  die  W.  etwas  Relatives  ist  oder  an  ein  Denken  gebunden  ist,  lehren 
Chr.  Lossius  (Physische  Ursache  des  Wahren,  1775),  Goethe  (WW.  Hempel,  XIX,  53) 
u.  a.  (s.  Relativismus).  Nach  Sigwart  gibt  es  keine  W.  ohne  Denken  eines  Urteils 
(Logik  I2,  1889/93,  8,  238  ff .,  382  ff.;  4.  A.  1911);  ähnlich  R.  Richter  (Der  Skepti- 
zismus II,  1904/08,  163  ff.),  W.  Jerusalem  (Der  krit.  Idealismus,  1905,  S.  108  f.), 
R.  Goldscheid  u.  a.  (s.  unten),  welche  alle  die  Existenz  objektiver  allgemeingültiger 
(„inter-subjektiver")  Wahrheiten  anerkennen. 

Statt  der  „Übereinstimmung"  des  Denkens  mit  dem  Sein  wird  jetzt  öfter  von 
einem  bloßen  „Entsprechen",  einer  symbolischen  Zuordnung  des  Denkens  zum  absolut 
Wirklichen,  mit  dem  sich  ja  das  Denken  nicht  direkt  vergleichen  läßt,  gesprochen. 
So  von  Höffding,  nach  welchem  wir  nur  Gedanken  und  Erfahrungen  miteinander 
vergleichen  können.  W.  ist  „nicht  Deckungsgleichheit  oder  Qualitätsähnlichkeit  mit 
einem  absoluten  Gegenstande,  sondern  Beziehungsähnlichkeit  (Analogie)  zwischen  den 


?_>.;  Wahrheit. 


im  Porta  und  den  aanmakaekea  Gedanken".  Nach  dem 
i)  Wikrln^takaarin  inmI  die  W.  der  Priacipmn  der 
ihm-  Galligkeit,  d.  h.  ihrem  ..Arbeitewerte",  darin,  daß  man  m 
arbeiten  kann.  d.  h.  ..da«  man  mit  ihrer  Hilfe  km  VnreUkiu.  in  dar  I 
Hahn  Ordnung  «ad  Verknapfaag  das  Gegebenen,  «eher    ini  ■liteikiiaja 

uenaehL  Gedanke.  1911.  8,  383  f.).  Ahanc*  fa*  die  W.  der  Gntndbrgrtffe  and 
Cianfratn  VamaoBB  aaf  (Dia  PaUea.  da*  AkOb.  1911;  ..  Fiktion,  lUtegorirn). 
Unsere  denkend  e Mm  barmte  Viiimltaimgiiill  hat  „Wahrheit"  nur  alt  Mittel  nr 
Üworetieeh  praktischen  Bikini  kling  dm  Oegahin.n  (vgl.  Hiwmil,  WW 

■  «k  unaBBmBwm  vwn  ihwjbbbv  me  rem  meoremeaa  mmos  aem  Können, 
ohne  de3dW  ein  ..FJnv/a^gag^em  Urteil"  k*:WW.m 
..Wir  nennen  diejenigen  VarateOangmi  wahr,  dm  eich  am  Motive  dm 
Mmmmnaom  nnananm  amm  neuen  .  ürentv  i.  eyssem.  rouos.  i.  iw. 
Dywmkinfc  km  mwh  dar  Wakikaimiagilff  von  Jmwaiti    W»hr  ist  efe  Urteil  „wenn 
die  dorm  iiiifjoiiamim  Formung  and  Owjektivmi  ung  dam  ehfcUiaaa  Vorgang  in 
der  Warne  entapfiakt.  da  Voreimmgan.  d»  eich  aof  dos  gelallte  Urteil 
UtafuhHuk  eialiilfaii.  warum  oana  kayvorgefct.  da  dm  Urteil  dem  aammtmn 
>nt. pnrht.  daB  ca  ihm  ■ngaairwin  oder  adäquat  mt".    Daa  Urteil  bt 


ommm  «,  Urvätern  am  vorm  . 
«ad  dm  TTinolikl  aioluhat  daB  ein  Urteil  am  aa  verwertbarer  iet,  je  mehr  ea  den 
Tamaehen  entspricht  (Kadett,  ia  d.  Flame.  4.  1909.  8.  13 1,  59.  74.  88ff .  99 ff.: 
6.  bie  9.  A.  1913:  Der  krimmao  Ideehemos.  1999,  8.  199  ff.).  Den  „1b»b itmmimmmiae" 
auch  OarwALO.  Mao*,  J.  Soort/rx.  G.  Jacoav  (e.  PiegmiHamiw).  Gow>- 
F.  Bodsb  (e.  Instinkt).  Porucaa*.  Mhjuüd  u.a.  —  Feraer  der  Prag 
matiemua  (e.  d.),  der  ia  voraakmaaaoa  Formen  oafaitt.  Urteile  amd  wahr,  aofem 
am  ane  tkearetmek  oder  prektiech  fördern,  mm  im  Deatken,  im 
han*.  Im  Leben  und  Headern  waltet  fafci an.  mm  dl 
betten,  aatadamrea  laaoen.  Dm  W.  beatekt  ia  dar  vaeiamaami  selbst,  d.  k .  ia  dar 
Funktion  dm  am  besten  Fahreue,  Vorwortakrmgmm  im  Denken  und  Haadem  Daa 
Kriterium  der  W.  tat  aleo  der  Erfolg,  dm  iweoknms  WirkaamhaH  aama  ürtefla,  oamr 
Annahme  in  deren  ..Koammmawa«*  für  Theorie  und  Praxie.  Wahrheit  iet  relatie. 
partien.  nickt  stabil,  macht  neuen,  gm  sei  an  Wahrheiten  Fiats;  doch  gibt  ea  soviel 
erarbeitete,  relativ  allgemeine  Wahrkeiten;  vgl.  Dawar,  Stadma  ia  Logical  T' 
1909,    8.  10« f.;  W.   Jambo.   Dar  Prugmatawaaa.    1909.    8.36' 

naniamna,   1911.   8.  180  ff. :  Formal  Logic.   1913  («.  Humanismus); 
Bawaaoa,  Devolution  ereatriee,  1910,  8.  317  (a.  Veratand.  Intuition);  C.  Barana, 
Von  den  Geistigen  n.  vom  Volk»  L  1909.  —  Vgl.  Tarjawrauas»,  Madieine  mentia. 
1996,  8.  34 f.;  Caa.  Wotrr.  Vernunft.  Gedanken  von  Gott  .       T.  f  396:    Rf  mgbb. 
1>  »man  veri  et  fahu;  1733;  Tarawa,  Philo«.  Versuch.  1776  f..  I.  633  ff.:   Bn 
Ober  W.  im  Erkennen.  1631 :  Haobmabh.  Logik  u.  NoStik.  8.  A.  1909;  Rkkctavo. 
Vom  Urapnmg  sittlicher  Erkenntnis.  1999.  8.  17;  Psvcbol.  1874,  I.  K.  3  (e.  V 
Anerkennen,  8ein);  Tbahicdobtt.  Was  ist  W.?.  1873;  G.  v.  GumwArr.  ZeHachr. 
f.  Philos..  133.  Bd.;  A.  GoaDacKaMsraa,  Z.  f.  Philoa,  190.  Bd.;  Powarx,  Truth 
and   Error.   1898;  H.  Stikjwicb.  Mrad.  N.  8.  K.   1900;  M.  Pcauca.   De«  Wearn 
der  W.  nach  der  modernen  Logik,  Vierteljahrsschrift  f.  waaeaocbaftl.  Philos..  Bd.  34. 
1010  (Wahr  iet  ein  Urteil,  „wenn  ee  einen  bestimmten  TetUMerd  nrriVtit 
aaV*)]   J.  Pktboldt,  Einföhr.  in  die  Krit.  der  reinen  Erisbrurg  IT,  287 
cuard.  Gesammelte  Werke  (Diederirbs,  Jena;  die  Subjektivität  iet  dir  V 


Wahrheit   —  Wahrnehmung.  727 

welche  Sache  des  Glaubens,  des  persönlichen  Gefühls  ist);  R.  Saitschick,  Quid  est 
veritas?  1907;  Ecckex,  Geistige  Strömungen  der  Gegenwart,  1909;  J.  Schultz, 
Kantstudien  XVII,  1912,  S.  90  ff.  (Wahr  ist  ein  Satz,  wenn  die  durch  ihn  erregte 
Erwartung  bestätigt  wird  oder  werden  könnte;  .,was  jeder  normale  Erwartende 
bestätigt  findet  oder  finden  könnte");  aIüller-Freienfels,  Irrationalismus,  1922 
(Wahr  =  zusammenhangsgemäß);  Switalski,  Der  Wahrheitssinn,  1917;  A.  Läpp,  Die 
Wahrheit,  1913  (Orientiert  an  Rickert,  Hussebl,  Vaihinger);  H.  jIaier.  Logik 
und  Psychologie  (Festschrift  für  Riehl,  1914);  H.  Laxz,  Das  Problem  der  Gegen- 
ständlichkeit in  der  modernen  Logik,  1912  (Es  gibt  eine  absolute,  zeitlose  Wahrheit, 
aber  sie  ist  untrennbar  vom  logischen,  transzendentalen  Bewußtsein;  innerhalb  des 
Bewußtseins  gibt  es  „Wahrheiten",  „Sinn"  und  „psychische  Zustände");  B.  Croce, 
Logica,  1909  (Die  Begriffe  der  Naturwissenschaft  haben  nur  praktischen  Wert;  absolute 
Wahrheit  hat  nur  die  Geschichte  und  Philosophie);  Stöcke,  Lehrbuch  d.  Philos.  II8, 
1912;  E.  J.  Hamilton,  Erkennen  u.  Schließen,  1912;  Grisebach,  Wahrheit  und 
Wirklichkeiten,  1919.  —  Vgl.  Falsch,  Irrtum,  Erkenntnis,  Subjektivismus,  Relation, 
Rationalismus,  Evidenz,  Fürwahrhalten,  Glaube,  Gewißheit,  Geltung,  Voluntarismus, 
Skeptizismus. 

Wahrheit,    doppelte,   s.  Wissen. 

Wahrnehmung  (aioÜTjcng,  pereeptio),  „äußere"'  (Sinneswahrnehmung), 
bedeutet  sowohl  den  Vorgang,  Prozeß  des  Wahrnehmens  als  auch  die  Wahrnehmung - 
Vorstellung  oder  den  Inhalt  einer  solchen.  Die  W.  ist  als  Vorgang  die  Synthese  einer 
Mannigfaltigkeit  von  Empfindungsqualitäten  zu  Gebilden,  an  welchen  auch  repro- 
duzierte Elemente  beteiligt  sind,  vermöge  deren  sie  entsprechend  gedeutet,  auf 
bestimmte  Gegenstände  (Dinge  oder  Vorgänge)  unmittelbar  bezogen  werden.  Die  W. 
ist  also  mehr  als  bloße  Empfindung,  sie  ist  das  Erzeugnis  reaktiver,  durch  Reize 
(bzw.  diesen  entsprechende  Empfindungen)  ausgelöster  psychischer  Arbeit,  der  eine 
physiologische  Koordination  im  Gehirn  entspricht  und  bei  der  sich  das  Bewußtsein 
..selektiv"  (s.  Selektion),  gliedernd,  verbindend,  ordnend  verhält.  Die  W.  als  Gebilde, 
Inhalt  hat  unmittelbar  objektive  Bedeutung,  wird  als  etwas  Gegenständliches  auf- 
gefaßt, als  etwas,  wodurch  wir  ein  von  unserer  Tätigkeit  unterschiedenes  Etwas 
erkennen:  aber  erst  die  Reflexion  scheidet  uvteilsmäßig  zwischen  dem  Wahrnehmungs- 
inhalt und  dem  Gegenstand  selbst,  als  dessen  Repräsentanten,  Zeichen  (zuerst  ab 
„Bild")  sie  jenen  auffaßt,  nachdem  die  Abhängigkeit  des  unmittelbaren  Inhalts  vom 
erlebenden  Subjekt  erkannt  worden  ist.  Das  Denken  der  Wissenschaft  geht  über  die 
unmittelbare  W.  der  Objekte  hinaus  zu  begrifflich  fixierten,  allgemeingültie' 
liehen  Zusammenhängen  und  Relationen,  auf  welche  jede  W.  symbolisch  hinweist 
(s.  Ding,  Objekt,  Realität,  Transzendent). 

Die  W.  wird  in  der  antiken  Philosophie  zuerst  als  Aufnahme  von  Eindrücken 
der  Dinge  durch  die  Seele  bestimmt  (s.  Empfindung).  So  von  Empedokles,  nach 
welchem  die  Seele  Gleichartiges  durch  Gleichartiges  (z.  B.  Wärme  durch  Wärme) 
empfindet  (yvöjois  tov  öuoiov  tq)  öuoiqj,  Aristot.,  De  anima  I,  2;  durch  Ungleich- 
artiges nach  Anaxagoras  und  Aristoteles),  Demokrit,  nach  welchem  von  den 
Dingen  „Bilderchen"  (eidcoJ.a)  ausgehen  (Diogen.  Laert.  IX,  48).  Nach  Aristoteles 
hingegen  beruht  die  W.  auf  einer  Verwirklichung  des  sowohl  im  (iejjenstande  als  in 
der  Seele  der  Potenz  nach  Vorhandenen  und  auf  „Ver*hnKehung"  <i-  -  Wahl  n<  hmenden. 
indem  dieser  die  „Form"  des  Wahrnchinungsobjektes  ohne  dessen  Materie  annimmt 
(rö  BtY.xiy.hv  nZv  alodrjüiv  tict'v  tvtv  rife  BÄiß,  De  anima  II  12,  424  a  17  f.: 
418  a  5;  417  a  6;  III  1,  425  b  26  f.).   Ähnlich  lehren  viele  Scholastiker  (s.  species). 


7H 


s.  Teil  aber  mit  Annäherung  an  DeaeokiU  (Ewanam  vo»  Gut  u.  ».).   Betreff«  dar 
Stoiker  (fegen  dieee:    Puma.  Ennead.  IV.  6,  1  f.)  ..  Vorstellung. 
AbainaJttelbareBeriebjingder(dmxa^ 

tov  Oocam.  DMCAira  (Pseainn  aal».  L  2SX  Lock«  (Eeaey 
iUod.Ii.K.R.{im   Ka»t  (IWt.  d.  reio.  Vera,  a  1»; ..  Aaeefcaawafrfonn)  «.  .  . 
Urania  (Waknadaaeng  «.  Empfindung,  &  V.  38.j  PeyeboL  d.  Elke —au 
W.  eis  ..Oigiiiwteaikdii  aiifttiiin")^  H.  BamwAU  (Das  WakrnikmimeaernliMw.  1002, 
8.  S70ff.)  o.  a.  -  Em  Denken,  ein  (EaietentiaJ.)  Urteil  enthalt  (unplirite,  nicl. 
meliert)  die  W.  neck  Xioocacs  Coaaaoa,  CaairavnxA,  Ol  Caocaax,  Bann,  der 
«wischen    (obfcktirer)   »peroeptkM"   «ad    (snbjektirer) 
(Enouirv  VI.  SO:  eo  aucb  Ta.  Baowa,  W.  H«xxlto».  aUxn  Dl  Biüü. 
Baaoao«  «. a.),  Jaoo«l  Ficbt»  (WW.  I  2.  647),  Btaorijuurn  (•.  Amcbaeang). 
Bolcavo  (Wkaeaadkrftaaata.  1«7. 1.  8. 161 X  Jaeea«.  W.  Bw>c«  (Der  Begriff  der  W.. 
1800k  L  H.  Kicar»  (Peycbol.  I,  377  tt.k  Hmjcboct*  (Vortrage  a.  Bedea  1. 4.  11 
H.  Coavauva,   Baal«   ftw,   BassTaao,    Hönaa  (Peecaoi*   1667,   8 

■I  aaHaatMaaaV.      ^KaaSfl^lBaaaV      aaaW*  I .  aüF «     MHbbUi  *      1  '  I  Ca*  1 1 

eHBaaaaaeWe^e«"e«g      iaa*aaaaia|      aa^^k-aa       wvtaaa»aa     «evas»       ww  e     ^^Bvamaaaa«  awamaWMaasawaWa^BViavvvaMBpMnaagHm 

äa       A     aW  ■  ■    ■  ■  »  ^»  ■  !■  a       *--*-*  —  -*    —    -    — 1^^^^_    wtara* *  -  r*    /  6  ,   g ,__  ,  ,  t  ,  -  ^m  t      :  *  %    -  ■  — *     -  '  - 

•>•    «»«Me«ae«a^«««aMSpaaae«%    aasaaaa^aa^waaaa    eweaav   »«»•»«■»     te  eaje^^Bse*«*mBie*w«M   faaaMaaart  ■aa^maa*^ 

DeakaateU  (Waln  iwkim>gaai  teil}.     Das  primäre  lagere  Wa 


nivi  VwriMB  ^*»< «  <tes  sskuMtar«  nwaare  vgAhm«hsBjii^Bs«re«il  iweiBssBsi  gtes  Ob. 
.  | ..  i  Im    1   ■...,:,.>,  ..,,-.  P»  -  ■  aa  afg  II  i  ad  aeaaaaV  ab  M      Daai  aab>  kt  ».n<! 

fltir    ClI©     <DaaJlOaaHMv0    VaaawaattHHwAaa*    MMMO|    01080    eea0Q    aVnHaaaHftaa    WNaW    «MRT   ■VaaaaVMaV 

Wirklichkeit  funktional  sageoiduei  sind  (Über  Wafcmakamng,  1011,  8.06f.;  Dia 
intellektoeUen  Punktionen.  1000).  Nach  Hoeasex  (Ideen  a,  a.  r.  Phaixmvmologie 
1013,  7)  kt  W.  originär  Rebendr  Eriabrung.  Nach  JaaoaaUDi  ist  die  W.  da*  „ein- 
fachst*,  primiUeata  Urteil",  ab)  formt  aad  objektiviert  daa  angs.  ni  itnMsii.  ter- 
wirrenden  EmpfiadaojaanbaH".  aber  unbewuOt  (Die  Urteikrfunktion.  1006.  8.  210 1  ). 
Ab  auf  Chpnetlafflnan  beaafaaa  primäre  Vorstrihxng  Bsiiaoksoa  die  Wabr- 
nabmnng  J. Baaoaaxa,  Srrarr.  B. Baoauira (rgj.\  »wteljabrajear. f.  ii  bemüh  PhUoa. 
X.  Bd.).  Jörn.  (I-ehrb.  d.  Psycho)..  1000,  I.  141),  Wovor  (Qrda.  d.  phyeiol.  Psycho!. 
II».  100t,  370ff.k  Kaaranaica  (AbriB  dar  layekaVigb,  i.A.  1912).  Horton«. 
Xaxao«  u.  a.  VYisrhfaibnfrHnh  aad  betont,  daS  da»  W.  aeboa  leyadaabta«  Elemente 
•  rubelt  (Wovor,  Jaeoaaijca.  Jodl  n.  a.).  So  o.  a.  aoeb  eon  H.  Bcaoao«  (Ifatake 
et  memoire«,  1010).  Die  ..reine  W.M  („peroeptioa  pareM)  iat  objektir,  «kl 
aar  AufenweH  aelbat;  aie  wird  aubjektir  aar  darok  db  Affaktioa  der 
und  durrh  daa  OedaebtaJa  (a.  d.),  aalcaaa  die  flwneamaihaitan  kl  einen  Inhalt  kon- 
trahiert  (I.  c.  S.  244  f.).  Jede  W.  bedeutet  eine  Mogticbkeit  dea  praictiaeben 
Reagierena  dea  Subjekte  auf  die  Dinge,  einen  Angriffapunkt  dea  Handeina 
S.  35  ff..  260  ff.:  „lactMin  poaribk  de  notre  oorpa  aar  las  aatrea  oorpa"); 
MüixaaFaxrxirrxu,  Daa  Denken  and  die  rhanteaie,  1016  ( Wahrnehmung  echlic&t 
ein  aktive«  SteUungnchmcn  ein).  —  Vgl.  Laxaaoa,  Daa  Leben  der  Seele  II*.  • 
Uaanwaa,  Logik*,  1882,  §  36;  W.  Panna,  Xatunrimenachaftbcbe  Tateaekea 
u.  Probleme,  1800;  E.  Darant,  Über  Wahrnehmen  und  Denken,  1870;  M.  BaacDS, 
Die  Elemente  dar  reinen  W„  1809;  Riaax,  Der  philo*.  Kritiriamua  II 
RaHXXB,  Allgemeine  PeychoU  S.  166 ff.;  Hörvoiaa,  Der  menockhehe  Gedanke. 
1911 ;  W.  ScHArr.  Beitrage  aur  Phänomenologie  der  W^  1910;  Tann,  Der  Verstand, 
1880;  A.  Bntn,  La  pereeption  ezterkure;  F.  Mast»,  La  pereeption  exterieure  et 
la  acirnce  positive,  1804;   E.  J.  HaaaxTOK,  Erkennen  und  Schließen,  1012;  W.  SrscHT, 


Wahrnehmung.  729 


Wahrnehmung  und  Halluzination,  1914;  P.  F.  Lixxe,  Grundfragen  der  Wahr- 
nehmungslehre. Untersuchungen  über  die  Bedeutung  der  Gegenstandstheorie  und 
Phänomenologie  für  die  experim.  Psychologie,  1918;  B.  Ebdmasx,  Reproduktions- 
psychologie,  1919.  —  Vgl.  Objekt,  Empfindung,  Perzeption,  Perzeptionalismus,  Sen- 
sualismus, Anschauung,  Qualität,  Impression,  Erfahrung,  Wirklichkeit,  Element 
(Mach,  Petzoldt),  Introjektion,  Ästhetik. 

Wahrnehmung,  innere,  ist  die  Wahrnehmung  des  „Innern",  d.  h.  des 
Psychischen  (s.  d.),  als  Inbegriff  unserer  eigenen  Erlebnisse  als  solcher,  in  ihrer  un- 
mittelbaren, auf  das  Subjekt,  nicht  auf  Objekte  bezogenen  Qualität.  Die  innere  oder 
besser  unmittelbare  W.  im  weiteren  Sinne  besteht  aus  den  psychischen  Erlebnissen 
selbst,  welche  „Wahrnehmungen"  sind,  sofern  sie  Momente  des  Bewußtseins  (s.  d.) 
sind;  im  engeren  Sinne  ist  sie  Richtung  der  Aufmerksamkeit  auf  den  Ablauf  der 
Bewußtseinsvorgänge,  das  Wissen  um  diese  in  deren  Charakter  als  Modifikationen 
des  reaktiv-aktiven  Subjekts,  das  Wissen  um  das  Haben  von  Bewußtseinsinhalten, 
um  den  Prozeß  des  Erlebens,  welches  Wissen  auch  in  einem  Urteil  zum  Ausdruck 
kommen  kann.  Der  Gegenstand  der  unmittelbaren  W.,  das  Psychische,  hat  unmittel- 
bare Wirklichkeit,  wird  nicht  als  Erscheinung  eines  unbekannten  Seins  aufgefaßt; 
wohl  aber  wird  er  durch  das  Denken  bestimmt,  gegliedert  und  dann  wieder  verbunden, 
so  daß  die  psychologische  Realität,  wie  sie  in  Urteilen  gegeben  ist,  schon  von  gewissen 
Formen  des  Denkens  (Kategorien)  abhängig  ist,  aber  eben  nur  von  jenen,  welche  zur 
einheitlich-gedanklichen  Verknüpfung  des  Materials  unmittelbarer  W.  nötig  sind 
(Einheit,  Vielheit,  Kausalität  u.  a.,  aber  nicht  Substantialität  im  engeren  Sinne  u.  dgl.). 
Bei  aller  Bedingtheit  auch  des  Psychischen  vom  Erkennen,  sofern  es  dessen  Gegenstand 
wird,  bleibt  es  doch  in  seiner  Qualität  als  Geistigkeit,  als  lebendiger  Bewußtseins- 
prozeß eine  unmittelbare  Wirklichkeit,  ein  „Selbstsein",  „Fürsichsein"  (s.  Ich,  Tran- 
szendent, Bewußtsein,  Ding  an  sich),  im  Unterschiede  von  den  begrifflich-symbolisch 
bestimmten  Relationen  der  Außendinge  (s.  Objekt).  Daß  die  innere  W.  im  einzelnen 
Irrtümern  ausgesetzt  ist  und  ihre  „Evidenz"  nur  auf  das  Konstatieren  von  Erlebnissen 
schlechthin  (ohne  Deutung)  sich  beschränkt,  steht  dem  nicht  entgegen,  ebenso  nicht 
die  Bezogenheit  aller  Erfahrungsinhalte  auf  ein  logisches  „Bewußtsein  überhaupt" 

-'-.bjekt). 

Die  innere  W.  wird  in  der  älteren  Philosophie  teils  mit  dem  Selbstbewußtsein 
(s.  d.),  teils  mit  dem  Gemeinsirm  (s.  d.)  —  Aristoteles  (De  memor.  1),  Thomas 
(Contr.  gent.  II,  74)  —  meist  aber  mit  dem  „innern  Sinn"  („sensus  interior"),  zu 
dem  nach  manchen  auch  der  Gemeinsinn  gehört  (Thomas  u.  a.)  in  Verbindung  gebracht. 
So  von  ArGUSTrsrs  (De  anima  IV,  20;  De  libero  arbitrio  I,  3  f.;  II,  4;  23),  Wilhelm 
vox  Occam  (In  1,  sentent.  3,  5);  die  innere  W.  erfaßt  die  Zustände  und  Akte  der 
Seele  unmittelbar,  nicht  —  wie  Thomas  u.  a.  —  durch  Reflexion  (s.  d.),  indirekt. 

Während  öfter  dem  „innern  Sinn"  die  Funktion  der  Vorstellung,  Erinnerung, 
Phantasie,  Beurteilung  u.  dgl.  zugeschrieben  wird  (Avicexxa,  De  anima  IV,  1 ; 
Thomas,  Sum.  theol.  I,  78,  4;  Melaxchthox,  Caskaxs  u.  a.),  wird  er  („internal 
sense")  bei  Locke  zur  innern  W.  als  „Reflexion"  (s.  d.)  auf  die  eigenen  Tätigkeiten 
der  Seele  („the  notiee  which  the  mind  takes  of  its  owns  Operations"),  die  eine  eigene 
Quelle  der  Erkenntnis  (s.  d.)  ist  (Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  1,  §  4). 
Nach  Letbxiz  ist  der  innere  Sinn  („sens  interne")  die  Vereinigung  der  verschiedenen 
Sinnes  Wahrnehmungen  (Werke,  Gerhardt  VI,  501);  die  innere  W.  hängt  mit  der 
„Apperzeption"  (s.  d.)  zusammen.  Xaeh  Che.  Wolff  erfaßt  sich  der  Geist  „sensu 
quodam  interno"  (Philos.  rational.  §  31). 


730  Wahrnehmung. 

ftkenntnlstheocetiech  bedeutsam  wird  der  Begriff  dm  ..inneren  Siniw*"  durch 
Ka*t.  AuDrr  das  aoJeren  tan  gibt  es  noch  eine  Art,  durch  „Rssrptivitat" 
Vomteflunnru  ru  empf .ngen.  m  ist  dmi  d»  „  AUektkm"  das  OeJstm  durch  ach  »Int 
oder  durch*  ..Gemüt ".  d.  h.  «einen  r,lsunen  Zuetend  ( Anthropol.  I.  f  IS).  Wir  iikiam m 
um  nicht  so,  wie  «wer  Ich  (e.  d.).  Subjekt  (•.  d.)  oder  Geh*  an  sich  ist,  sondern  wie 
dieser  rieh  ttne  in  der  „Fora"  darstellt,  die  er  durch  das  Fikauma  rr*t  annimmt 
Diese  Form  iet  die  ftmiihaaunfafiiim  dar  Seit  (a.  d.);  alles,  wae  wir  von  um  seihet 
erkennen,  wird  ..in  VerhUlniaaf  u  dar  Seil  vorgestellt".    I>  Form  de« 

inncm  Sinne«,  d.  i.  de«  Ana  r  haue  na  «naerer  aelbat  «od  unairii  innem  Zustande«". 
Da  nun  alba,  wm  durch  einen  8mn  (d.  h.  reueptiv)  vormasalh  wird,  Erscheinung  (a.  d. ) 
bt,  ao  wird  da«  Subjekt  durch  danarlben  nag  «m  ITiei  hihmng  t  nrpetelh.  „Wenn  da. 
Vsimftgso.  eich  bewuSt  tu  uidsn,  das,  waa  Im  Oimftte  hegt,  iiifeanhuu  (appreben 
dieren)  «oll,  ao  muB  «a  dasselbe  affigieren  and  kann  allein  auf  eolche  Ar' 
achaoung  «einer  aelbat  hervorbringen  — .  da  ea  dann  aieh  ananhanet,  nicht  wie  ea  airh 
unmittelbar  selhstSanig  TorstelJan  wurde,  aonoern  nach  der  Art,  wie  ea  von  innen 
affhdert  wird,  folgbrh  wie  ea  aieh  erscheint,  nicht  wie  ea  iet"  (Krit.  d.  rein.  Vem.. 
8.  80  ff,  n  f..  ISO;  Tgl.  AppertrpUon.  Salbet  BiwaJmsm;  Tgl.  Rmmou>.  Theorie 
der  VorateH,  17».  8  MO;   Fwue,  Psych.  Anthropol.,  f  15;  Neue  Krit.V  I.  1 1 ! 
—  Wahrend  Vaflnmsm  meint,  Kant  verstehe  unter  dam  Material  dm  Inneren  Sinne« 
die  seelischen  Tätigkeiten  aethat  (Kant. Kommentar  II.  48S).  halt  Rnmnn  die 
b  tatet  »n  für  dm  llfaihiiiiiihi,  too  dam  wir  «innbehe  BOder  In  dar  Zeit  heJwmmen 
(Kants  Lahm  rom  innern  8mn.  1900,  8.  SS  ff.).    Dia  Lehm  rom  1.  8.  iet  ao  tu  faaarn. 
daB  dm  Ich  reibet  in  «einem  SrlhstbcwuBtaein  an  dieaelben  allgemeinen  Erfahrungs- 
bedlngungen  geknüpft  iet  wie  die  Tatsachen  dm  iuBern  Krfahrung.    Nicht  von 
piriechen  Ich  aber,  welche«  nur  empirische  Realität  (a.  d.)  ho«,  hn  dm  Obj. 
abhängig;  ao  wird  dem  subjektiven  Tduhsmm  dm  Boden  entzogen.     Außen-  und 
Innenwelt  sind  Korrelate,  cwoi  Seiten  einer  Oemmtwiikihhheit.    Die  Außen» 
nicht  in  einem  Ich,  wohl  aber  nie  ohne  ein  Ich  (ibid.;  TgL  Phflos.  dm  Erkennen«. 
Wimenarh.  Beilage  der  Philo«.  QmelJaeh.  in  Wien,  ISIS);  Tgl.  Fuiwiton- 
Könum,  Wissenschaft  u.  Wirklichkeit,  ISIS:  ähnlich  r.  T.  dm  traaamndent«Jk><b»rbe 
Idealismus  (e.  d.;  Oom,  Natobt.  Laus  n.  «.:  Tgl.  Subjekt,  BewuOteein.  Tremsen- 
drnt).  —  Don  die  innere  W.  durch  AasunteJafunktlonon  TormttseJt  ist,  betonen 
Hartkaxs.  Dnnwt  (•.  loh)  u.  a„  KfLra,  A.  Museum  (Einfuhr,  in  die  Erkenntnis- 
theorie. 1SO0,  8.  76  f.).  Htrtmmx  (Log.  Untersuch.  T.  1900.  ISS)  u.  a.    Vg< 
(Keine  besondere  innere  W..  sondern  nur  „biTeree  Besinnung".   Reflex; 
ober  die  BewuSteeinamodifikationen ;  Die  Lngik  auf  dem  Scheidewege,  1908,  S 
S40). 

Gagen  die  Theorie  dra  ,, inneren  Sfanea    Ter  ficht  die  Unmittelbarkeit,  dk 
durch  eine  Vorstellung  vermittelte  Erkenntnis  der  Bewufltminaemglngi  l  üixb 

(Psych.  Anthropoid  8.  IM  ff.).  Ficht«  (s.  Anschauung.  mteDektneDe),  Scuxeikb- 
MACHum  (Dialektik,  8.  SS  ff.),  H.  RrrncB,  Bswem.  nach  welchem  bei  der  inner 
dm  Sein  unmittelbar,  ohne  Zusatz,  mit  voller  oder  absoluter  Wahrheit  Torgmtcllt 
wird  (Lrhrb.  d.  Psyrhol..  f  1S9;  System  d.  ifetaphye..  1840.  8.  88  ff).  Hkubabt 
(..Apperzeption"  durch  Vorstenungsmasscn ;  Lrhrb.  d.  Psyehol.».  1807.  S.  43,  66  f.: 
Perehol.  n.  I8S4/2S,  f  ISS),  üuuunwno  (Logik*,  1882,  f  38;  W  -naansch.. 

8.  29  ff.),   T.  KmcHKAinr,  Brbxtaso  (Evidenz  der  innern  W.,  Peychol.  I.  1874,  8. 1 19). 
Hötlur,  MalKOKO  (Die   rMfthnmgegrundlagcn  unsere«  Wissen«.   1908,  S 
gibt    innere    Tot«  Erlebnisse,    innere    Akte,    ideale    Pserjdooljckte),   Kkkibic.    nsch 
welchem  die  innere  V  il  enthält  und  die  Erkenntnis  der  Inr.rnv 


Wahrnehmungsmöglichkeiten  —  Wahrscheinlichkeit.  731 

evidente  ist  (Lvber  Wahrnehmung,  1911,  S.  37;  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909, 
S.  14,  288 ff.);  vgl.  HrssERL,  Log.  Untersuch.  I,  1900,  122),  J.  Bergmann  (Vorles. 
über  Metaphys.,  1836,  S.  190  ff.),  Lipps  (Leitfaden  d.  Psychol.2,  S.  14),  E.  H.  Schmitt 
(Krit.  d.  Philos.,  1908,  S.  181),  "Dilthey,  Bergson  u.  a.  Auch  nach  Wundt  hat  der 
Gegenstand  der  innern  W.  unmittelbare  Realität.  Unsere  inneren  Erlebnisse  sind 
unmittelbar  gegeben  und  werden  so  von  der  Psychologie  (s.  d.)  untersucht,  deren 
Erkenntnis  eine  „unmittelbare  oder  anschauliche"  ist.  ..Äußere"  und  „innere" 
Erfahrung  sind  nur  verschiedene  Gesichtspunkte  der  Auffassung  und  Bearbeitung 
der  Daten  der  Gesamterfahrung  (vgl.  Psychisch,  Naturwissenschaft).  — Vgl.  E.  Samt/el, 
Hat  die  innere  W.  einen  Vorzug  vor  der  äußern?,  1907:  Stumpf,  Erscheinungen  und 
psychische  Funktionen,  1907;  Külpe,  Die  Philosophie  der  Gegenwart4,  1908: 
I.  Kant2.  1908;  H.  Bergmann,  Untersuch,  zum  Problem  der  Evidenz  der  innern  W.. 
1908;  H.  Maier,  Psychol.  des  emotionalen  Denkens,  1908;  A.  Messer,  Empfindung 
und  Denken,  1908  (W.  enthält  schon  ein  Denken,  einen  „vergegenständlichenden 
Akt");  B.  Christiansen,  Vom  Selbstbewußtsein,  1912  (Das  Selbstbewußtsein  und 
da?  Wissen  vom  Seelischen  ist  ,, konstruierende  Erfahrung",  nichts  Unmittelbares); 
A.  Monzel.  Die  Lehre  vom  inneren  Sinn  bei  Kant,  1913;  Scheler,  Die  Idole  der 
Selbsterkenntnis  (Vom  Umsturz  der  Werte  II,  1920 2).  —  Vgl.  Beobachtung.  Intuition, 
Kategorien,  Introjektion . 

Wahrnehmiingsmöglichkeiteii   s.  Objekt  (Mill). 

Wahrnehmungsnrteil    s.  Wahrnehmung,  Erfahrungsurteil. 

Wahrscheinlichkeit  (probabilitas)  einer  Annahme  beruht  auf  dem 
Überwiegen  von  Gründen,  welche  zu  derselben  veranlassen,  sie  motivieren,  fordern, 
gegenüber  den  gegen  sie  sprechenden  Gründen.  Je  nach  der  Art  der  Gründe,  je  nach- 
dem, ob  ßie  bloß  für  ein  individuelles  Bewußtsein  als  solches  fungieren  oder  Gründe 
für  ein  Denken  überhaupt,  logisch  und  sachlich  bedingte  Gründe  (Geltunoren)  sind, 
ist  die  W.  psychologische  (subjektive,  „moralische")  oder  logische  (objektive)  W. 
Die  mathematische  (quantitative)  W.  setzt  eine  Reihe  gleich  möglicher  Fälle 
voraus  und  bedeutet  das  Verhältnis  der  in  bestimmter  Hinsicht  günstigen  Chancen 
zur  Anzahl  der  möglichen  Fälle.  Die  qualitative  („philosophische")  W.  beruht 
darauf,  daß  nach  allgemeinen  Grundsätzen  aus  einer  Reihe  von  Fällen  oder  auch  aus 
einem  einzigen  Falle  auf  eine  Regelmäßigkeit,  ein  Gesetz  oder  einen  bestimmten 
Zusammenhang  geschlossen  wird.  Apriorische  Wabrseheinlichkeitsschlüsse  beruhen 
teils  auf  der  allgemeinen  Gesetzmäßigkeit  des  Erkennens  in  deren  Anwendung  auf 
Einzelerfahrungen,  teils  auf  der  Kenntnis  bestimmter  Bedingungen  eines  Ereignisses ; 
empirische  W.  beruht  auf  der  beobachteten  Häufigkeit  der  Fälle  (s.  Induktion, 
Analogie). 

Eine  Wahrscheinliehkeitslehre  findet  sich  angedeutet  bei  Arkesilaus  (Sext. 
Empir.,  Adv.  Math.  IV,  158  f.)  und  Karneades  (1.  c.  VII,  166V  Nach  diesem  gibt 
es  drei  Grade  der  W.  (xi&avörrs),  indem  eine  Annahme  entweder  für  sich  wahr- 
scheinlich (ntd-avf;)  ist  oder  auch  im  Zusammenhanpe  mit  anderen  (jc.  xal  anrniciTaToi) 
od^r  auch  wiederholt  erhärtet  (n.  xa'i  d.  xai  nfpttodevutvr;).  Daß  die  sinnliche 
Wahrnehmung  (Erfahrung)  nur  Wahrscheinlichkeit,  nicht  absolute  Wahrheit,  gibt, 
betont  Platon  (Timaeus,  78  f.;  vgl.  Aristoteles,  Top.  I,  1  f.;  s.  Dialektik).  Auch 
nach  Kant  gibt  bloße  Erfahrung  und  Induktion  (s.  d.)  nur  Wahrscheinlichkeit,  so 
hohen  Grades  sie  auch  sein  mng  (s.  A  priori,  Erfahrung).  —  Vgl.  Locke.  Fssav  concern. 
hum.  undeistand.  IV,  K.  15.  §  1  ff.:  Leieniz.  Xouv.  Essais  IV.  K.  151.;  Hfmf. 
Treatise  III,  sct.  11;  IV,  sct.   1;  Erquiry  VI  (s.  Kausalität):    J.  BiRNoriLi,  Ais 


Ol  WarmssrnnOnanng  —  Wrtarnkia  Gesetz 


comectandi,  1713;  LAnac«,  Theorie  da*  probehintss,  1813;  EmI  philo-,  aar  Im 
probebüitea,  1814.  dtach.  1888;  FaAaaacxxs,  Ober  db  Lehre  4m  Wakrtnkemlicken, 
1773;  Fw».  Versnob  einer  Kritik  «Im-  Prinzipien  der  w^w-k^it^'  ■-)  i,,,  an»  ans. 
1842;  Cotrnsor.  Expo«,  de  U  thearie  dee  ebene»  et  de«  probabÜJte*.  1843  (Die  W. 
ist  objektir  ergründet,  „ProUbilkmu.");  Paoa»o.  Logic«  dei  probsUu.  1808; 
BotXAMo.  Wkewnaekeltak  hrr  III.  f  317  ff.;  QütTHjrr.  Lettre*  ev  U  pmUbüite, 
1848;  Uno.  Logik«.  1843.  8.411  ff.:  A  Fic*.  Versuch  Über  die  Wahrsclwinlich. 
keilen.  1883;  B.  r.  lUnTMAV».  Wertelbkresckr.  f.  ahminuh.  Phile*..  38.  Bd.,  1004; 
Maub.  XaturphUae.  üalereeek.  tw  We.li  1 1  riilaMnhmkmakM.  1808;  C.  Ciceem. 
Die  Entwiokhaig  der  Wnmszkomlnlkilldiii  .  1800;  Bnmrr.  Ober  des  Begriff  der 
matketnat.  W,  1803;  ».  Kbim.  Die  Prinzipien  der  Wahl snkemhshhntiai  n iikmmg, 
1886:  PoarcABt.  Caleul  de«  probabitttea,  1806;  J.  V«»*.  Tb*  Logic  of  Chance,  1886; 
I'sAueo».  Qreiiet  ei  SeJenee.  113  ff.:  K.  Guuim,  Db  pklioe.  Grundlagen  der 
WehrinhileHiddwif  i  ihnang,  1010;  Wcinzr.  Logik  I»  1006;  Kuan.  Die  mtelfek, 
tueilen  Fwnktioom,  1000:  Mmww,  Ober  HV%Hokkelt  und  Wahiii  hemhehhall,  1016; 
H.  Gottraa,  Dm  Problem  der  Wimnafiilhiil,  1007.  8.  116 f.;  O.  flllllWl».  Zar 
Logik  «.  NsturphÜos.  der  WitintielllnttiiHilili  i.  1011;  Umus,  WertcJbhraaehr. 
•arnech.  Pkikw..  Bd.  36;  F.  Ktrvru,  K*nt-8tod»rn  XXIII.  1013;  Dvaota. 
Ordonngslchrr.   1912.  8.  168  H  Haältoji.  Erkennen  und  8ekoeJM.  1013; 

Kam».  Die  Entwicklung  der  Wsiuwrhairtfbhkaimbfcie,  1800;  Db  Gkriehfcsmigkeit 
drr  Welt  I.  1916.  II.  1010  (Untersucht  die  prektiecke  Bedeutung  der  WJehre  vom 
■tatbtbukeo  AMgJeJck.  annisukeidet  maiaematlaoba 

l     ,  _f  -        %  W  V*     .t 


>\  .li  im  <  nipf  i  mluujt       T.  niiKTÄtuminn 

WcImticIh".  <.tvl»  U  |  '!••  |  1 '.  |  hi  :<  •»  :••  [.•  v  hop.,  >m»><  h<» 
Gesetz).  Nachdem  D.  BouiocuJ  (De  ■anmrs  eortie.  1738).  Latlacs.  Bbstham 
u.  a.  auf  des  Zurftckbiribea  der  lawbaiishaui  Unter  dem  Vieinoannasawech* 
gewbeen,  L.  Eoum,  Lajoot.  Heu«.  Dunm  a.  ».  da*  Verhaltens  des 
dnngBuntereokb<fce  nun  Bei i  unter  eokbd  erörtert  hatten,  fand  E.  H.  Wnn  (j 
tatjornw  anatomiom  et  pevainbgbac,  1834;  ferner:  Wagnera  Handwörterbuch  d. 
Physiol.,  1846,  III  3,  560  ti.\  da*  die  relative  UnterachiedeackweUe  (s.d.).  die  Große 
dee  eben  inerklichon  üedwMfchirhie  von  Bthatmmii  fbiAbbibt,  d.  h.  da*  der  Zu  wache 
tu  einem  Bebt  in  einem  liinliiaHiii.  knasUntrn  Verhältnis  ru  diesem  ateken 
muß.  damit  ein  eben  merklicher  TTmirfliidiiitgaMitiin  hiid  atattfindet.  Hat  i.  B.  ein 
Lichtreis  die  Intensität  1.  so  wird  er  ab  starker  erat  dann  empfunden,  wenn  der  Bett 
um  Va»  gewachsen  bt;  ist  er  3,  erst  wem» er  am  */m  gewachsen  bt,  u.  a.  f.  Je  starker 
der  rViz,  desto  gröfier  maß  der  Zuwachs  sein,  damit  db  Steigerung  dea  Bcisea  bemerkt 
werden  kann.  —  Fuchse»  geht  weiter.  Hack  ihm  ttttapeethen  gleichen  relativen 
Beisunterechbden  ateta  gleich  große  FiiipfliiihiissniiiinFOi  kkidr.  Dar  ebenmerk- 
Hohe  EmpfinduugaanteieUibd  dient  ab  pevchbehe  Maßeinkeit.  Db 
Kmpf  indungen  gelten  ab  Summen  aus  den  gfaicJtftftigen  ebenaserklichei 
unterschieden,  und  so  laßt  sich  der  Reihe  der  Beizinteneititen  einet  bsatimmten 
F^piindnngBgebfatM  eine  Reihe  dar  Fiiipfiialoiifaiiihiiaiilltan  anordnen.  Die  Differens 
iwebr  Emnfindungsintenaittten  bt  hiernach  eine  Funktion  der  Quotienten  der  swei 
entsprechenden  Bebte  und  umgekehrt  (Gutb.ou.ct.  Psychophysik.  1006,  S.  158  ff.; 
HAomtAinr.DTBOlT,  Psycho!.',  1011.  8.  316  ff.).  Wahrend  db  Reize  in  geometri- 
schem Veihaltniaee  zunehmen,  wachsen  die  zugehörigen  Empfindungaintensittten 
nur  im  arithmetischen  Verhältnisse  oder  proportional  den  Logarithmen  der   I 


Wechselbegriffe  —  Wechselwirkung.  733 

intensitäten  (E  =  K  log  R),  wobei  als  Einheit  der  „Schwellenwert"  (s.  Schwelle) 
des  Reizes  gilt  (Fechnee,  Elemente  der  Psychophysik  II,  13  ff.).  —  Nach  dem 
Merkeischen  Gesetz  entsprechen,  bei  der  Wahl  großer  Intervalle,  gleichen  absoluten 
Unterschieden  von  Reizen  annähernd  gleich  merkliche  Empfindungsunterschiede 
(vgl.  J.  Merkel,  Philos.  Studien,  V,  X). 

Gegen  die  Gültigkeit  des  Weber-Fechnerschen  Gesetzes  sind  öfters  (Brentano, 
Hering,  Külpe,  Meinong  u.  a.)  Einwände  erhoben  worden  (namentlich  gegen 
Fechner,  gegen  die  Auffassung  der  Gleichheit  der  ebenmerklichen  Unterschiede  u.  a.). 
Es  hat  sich  gezeigt,  daß  da3  Webersche  Gesetz  nur  innerhalb  gewisser  Grenzen  (für 
mittlere  Intensitäten)  annähernd  gilt.  Die  Deutung  desselben  ist  verschieden. 
Nach  der  psychophysischen  Auffassung  gilt  es  für  die  direkten  Beziehungen  der 
psychischen  zu  den  physischen  (physiologischen)  Prozessen  (Fechner,  Philos.  Studien 
IV,  18S7;  vgl.  Lotze,  Medizin.  Psychol.,  1851,  206  ff.);  nach  der  physiologischen 
Auffassung  betrifft  es  das  Verhältnis  der  Nervenerregung  zum  äußeren  Reize 
(G.  E.  Müller,  Dessoir,  Jodl,  Ebbinghaus,  Mach,  Meinong,  F.  A.  Müller, 
Spencer,  James  u.  a.),  nach  der  psychologischen  die  Vergleichung  von  Empfin- 
dungen miteinander  (Weber,  Delboeuf,  Ziehen,  Sigwart,  Th.  Lipps  u.  a.).  So 
ist  nach  Wtjndt  das  W.sche  Gesetz  nicht  ein  Empfindungsgesetz,  sondern  ein 
„Apperzeptionsgesetz",  ein  Spezialfall  des  Gesetzes  der  Relativität  unserer  psychischen 
Zustände,  ein  „Gesetz  der  apperzeptiven  Vergleichung".  Psychische  Größen  können 
eben  nur  nach  ihrem  relativen  Werte  verglichen  werden.  Die  physiologische  Deutung 
ist  damit  nicht  unvereinbar.  Gleichen  Reizunterschieden  entsprechen  gleiche  Merk- 
lichkeitsgrade  der  Empfindung  (Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  I6,  1908,  614 ff.;  Philos. 
Studien  I — II).  —  Vgl.  die  Literatur  unter  „Psychophysik";  ferner:  Hering,  Über 
Fechners  psychophys.  Gesetz,  1875;  Grotenfelt,  Das  Webersche  Gesetz,  1888; 
Meinung,  Zeitschi-,  f.  Psychol.,  11.  Bd.,  1896;  R.  Wähle,  Das  Ganze  der  Philosophie, 
1894,  S.  414  ff.;  Th.  Lipps,  Psychol.  Studien2,  1905;  G.  F.  Lipps,  Grundr.  d.  Psycho- 
physik2, 1909;  Jodl,  Lehrbuch  der  Psychologie  I3,  1909,  266  ff.;  Ebbinghaus, 
Grdz.  d.  Psychol.2,  1905,  I,  495  ff.;  3.  A.  1911. 

Wechselbegriffe   s.  Äquipollent. 

Wechselwirkung  ist  das  gegenseitige  Wirken  der  Dinge  aufeinander, 
die  wechselseitige  kausale  Abhängigkeit  derselben  als  Ordnungsprinzip  für  ver- 
schiedene Reihen  des  Geschehens,  die  ebenso  in  kausale  Relation  zueinander  zu  bringen 
sind  wie  die  Momente  je  einer  Reihe  untereinander  (vgl.  Natorf,  Die  logischen  Grund- 
lagen der  exakten  Wissensch.,  1910).  Im  engeren  Sinne  bedeutet  W.,  daß  jede  Wirkung 
eines  Körpers  auf  einen  andern  zugleich  eine  (äquivalente,  entgegengesetzt  gerichtete) 
Gegenwirkung  des  anderen  Körpers  auf  den  ersteren  ist,  so  daß  dieser  durch  sein 
eigenes  Wirken  entsprechend  verändert  wird  (Gleichheit  von  Wirkung  und  Gegen- 
wirkung in  der  Mechanik:  Newton  u.  a.;  vgl.  E.  Mach,  Die  Mechanik6,  1908; 
Driesch,  Ordnungslehre,  1912,  S.  195  f.:  „Ausdruck  der  Vernichtung  der  Ursache 
durch  die  Wirkung").  Die  wechselseitige  Abhängigkeit  der  Erscheinungen  weist, 
metaphysisch,  auf  Verhältnisse  zwischen  den  „transzendenten  Faktoren",  die  das 
(relative)  „An  sich"  der  Dinge  konstituieren,  hin.  Zwischen  diesen  Faktoren  und  der 
Seele  (s.  d.)  besteht  eine  reale  W.,  während  das  Psychische  dem  Physischen  als  solchen 
(Materiellen)  nur  parallel  geht,  funktional  zugeordnet  ist.  In  W.  stehen  ferner  Geist 
und  Leib  (s.  d.),  sofern  letzterer  seinem  unmittelbaren  Sein  nach  (als  Komplex  sinn- 
licher Vorgänge)  betrachtet  wird  (nicht  als  Stück  Materie  oder  als  Energien-Komplex). 
Dies  ist  die  relative  Wahrheit  der  Theorie  der  psychophysischen  W.,  die  also  nicht 


734  Wechselwirkung. 

ab  Wirken  de«  Gcbtigen  auf  du  Materielle  alt  »olches  «ad  umgekehrt  gedacht 
werden  darf  (s.  ldcntiUletheorie.  Paialbansnas,  ftychbeh). 

Ali  eine  eigene  „lUtegorb ••  (..  d.)  betrachtet  die  W.  („Gaaanaschait  )  K.axt. 
W.  iat  ..  rUu.au  tat  einer  Sobetanx  in  lllUtamaiig  dar  anderen' .  Indem  die  Folge 
den  Grund  bestimmt,  macht  rie  mit  diesem  ein  Osama  aas.  Die  dritte  aprioriech 
gültige  ^Analogie "  (..  d.»  lautet:  ..Alk»  auUtannm.  sofern  ab  sagbieh  sind,  stehen 
in  duirhglngigar  (lrnu  lasche  ft  (d.i.  Wi  tauul  Wirkung)  isalm ibiaaitm .^  Oder  (2.  Aufl.): 
..Alb  Suhstsnisn.  sofern  ab  ha  Räume  ab  uigbich  anhimm 
stnu  m  aateagaagsger  wseassfsrwnnng.  aas  utstegone  aar  w .,  onr  . 
FoigedWniitlameigis  "daTingbbh«Tbt>ivadsnDa^ 

läge  drr  wiMsiiliiltlgiis  Foigea  dar  Waanamaanagaa  honstbub I:  iJas  Zugleich 

asm  dar  8ar.sUnaf  im  Raasas  kaaa  aar  unter  dar  VorsnaerUaag  einer  Wechsel. 

dsr  Dinge  seihst  ab  GigsBilssJi  dar  Erfahrung  (Krit.  d.  rasa.  Vcm,  &  IM  ff.), 
alle  Kausalität  W.  bt,  hetaat  äcasxuao  (System  d.  trsasasadentsl.  fiaulbaim. 
8.  t»i;  vgl.  Haosx.  Kazykiop..  J 

Eins  dbakts  W.  dsr  Ding«  bestreben  die  Okka»iun«li»trn  (».  d.)  und  '-■■■■'■■ 
■Unaonb).    Nash  Loras  bt  db  W.  der  Igmas  durch  db  snmMrki  Substan« 
vermittelt,  deren  Msdiflhetbnsn  ab  sind  (MMuukusm.  III«.  4SI.  184).    Es  an 
ein  innerer  Zustand  des  einen  Dinges  auf  db  innere  Natar  des  andern;  db  Änderung 

I  -%ge  und  lbwcgaag  bt  aar  siae  MEradwinaasnweaw"  dbeee  Innern  Veras rbas 
(Medkda.  Psycho!.,  1851.  8.  208;  vgl.  Hsaasar:  „Real"). 

Eine  psychophysische  W.  nehmen  aa  DascAarae  (»her  nur  mittelbar,  ■ 
Assbtsns  Gottcu),  nach  «wiehern  db  Sseb  aar  db  Rbhtwuj,  dsr  Bewegung  (ohne 
Energieaufwand) andern  kann  (Reapoas.  ad  IV.  obiect. ;  dagegen  Latanz;  a.  Richtung; 
ahnlich  Vourjtaxa,  E.  v.  Ha*tua*  n.  Db  moderne  Paycbol.,  8.  SM  t,  » 
8asb  wirkt  senkrecht  rar  Richtuag  der  Bewegung,  drehend).  GOanaa,  Lom 
krokoeui.  I*.  308«.).    I.  H.  Ficm.  Hoawica,  H.  Kcawaaa.  Kwwa«t  (Logik   11 
1889/93.  571.  4  A.  1911).  JaacaaLSM  (Db  Urteibfunktion.  1895.  8.  261  f.).  Rarams, 
Draorr.  Höruea.  Ptakdbb  (Einfuhr,  in  d.  Paycbol..  1904k  Jaus»  u.  a.    Piychbche 
Funktionen  können  neben  dsr  usyi  hbnana  aoeh  eine  physische  Wirkung,  oder  pby- 
saabs  Wirkungen  neben  physbehen  aoeh  eins  psyihbiihe  Ursache  haben  nach  Srvnr» 
(Leib  a.  Seab«.  1903.  8.  28).  Eaaaairr  (Db  Wechselwirkung  swbcaei  Sssb. 

1897.  8.  85.  94k  Rnaxu  (Augem.  Psychol«.  1906,  8.  110  (f.),  WanTscaaa  (Zritachr. 
f.  Mul»..  Ilf.  M  Über  phys.  u.  psych.  Kausalität,  1898)  u.  a.  Nach  manchen  kann 
phyabt'lw,  Energie  durch  psychische  Vorginge  erseugt  oder  doch  susgalost  werden 
(Srcanr.  Borna.  Gebt  u.  Körper.  1903,  8. 387  ff.;  Kulte,  Einbit.  in  db  Philo«.*. 
1897.  8.  114;  vgl.  4.  A.  1907.  S.  196  ff.;  Wnrracaaa:  Auslosung  potentieller  Energie 
ohne  Energieaufwand  möglich:  vgl.  Daiasca  unter  „Entebchie  .d  8eeb*\ 

1920»).  Nach  E.  Baoajra  stehen  materielle  Dinge  an  sich  mit 
in  Wechariwirkung.  Db  prinxipieü  ssoglichen  Erscheinungen  da 
parallel  (Gehirn  u.  Seele.  1911).  Nach  Kebxkk  besteht  weder  eigentliche  W.  noch 
Paralbhsmaa,  sondern  ein  „Wirken  des  Leibes  auf  db  Sseb  und  Wirken  der  Seele 
auf  den  Leib"  (vgl.  Wechselwirkung  oder  Paralblbmus,  1902);  Jul.  Schcltz,  Db 
•onen  der  Biologie.  1921.  -  Vgl.  L.  Busse,  Zeitachr.  f.  Philo«..  Bd.  IM. 
1889;  Bd.  116.  1900;  Db  Wechselwirkung  swbehca  Leib  u.  Seeb,  1900;  Riceekt. 
IVyrbophys.  Kausalität  u.  payehophys.  Parallelwmua,  1900  (Sigwart-Featsch 
Höflsr,  Db  metaphys.  Theorien  von  Leib  u.  Seele.  1897;  A.  Mülles,  Zeit*  i 
rVuaaaL,    47.  ...  49.  Bd  irEB,    I.  c.  45..  46..  48.  Bd.;    B.  Erdmaxk,    Db 


Weisheit  —  Welt  735 


wissenschaf  tl.  Hypothesen  über  Leib  u.  Seele,  1908;  A.  Klein',  Die  modernen  Theo- 
rien üljer  das  allgem.  Verh.  von  Leib  u.  Seele,  1906;  Mc  Dougall,  Body  and  Mind, 
1911;  Retninger,  Das  psycho-phys.  Problem,  1916;  Eisler,  Leib  u.  Seele,  1906; 
<JHst  u.  Körper,  1911. 

Weisheit  (oocpia,  sapientia)  ist  möglichste  Vollkommenheit  der  vernünftig- 
ivoilen  Gestaltung  des  Lebens  als  Ausfluß  der  Einsicht  in  den  Sinn  desselben 
und  Erkenntnis  der  Mittel,  die  zur  Erfüllung  desselben  führen  können.  —  Als  den 
wahrhaft  freien,  kraftvollen,  sich  völlig  in  der  Gewalt  habenden  Menschen  preisen 
den  Weisen  und  Tugendhaften  die  Inder,  die  Kyniker,  die  Stoiker  (vgl.  Se>"eca, 
De  Providentia  1;  Cicero,  De  offieiis),  Spinoza  (s.  Affekt),  Schopenhauer  o.a. 
—  Ais  eine  göttliche  Potenz  bzw.  als  einer  der  göttlichen  , .Äonen'"  (s.  d.)  erscheint 
die  W.  im  „Buche  der  Weisheit"  bzw.  bei  den  Gnostikern  (s.  d.).  „Weisheit"  will 
neuerdings  Keyserling  lehren  („Schule  der  Weisheit"'  in  Darmstadt).  (In  d- 
wird  dcis  Wissen  vom  toten  Ballast,  vom  zersetzenden  Element  zur  aulbauenden 
Lebensmacht.  Plülosophie  als  Kunst,  1920,  277;  Reisetageb.  eines  Philosophen,  192U.) 
Wähle,  Die  Tragikomödie  der  Weisheit,  1915.  —  Vgl.  Wissen,  Philosophie,  Lebens- 
phüosophie. 

Welt  {xöouos,  mundus)  ist  die  Gesamtheit  aller  wirklichen  und  möglichen 
durch  Wechselwirkung  verbundenen  endlichen  Dinge  und  Vorgänge,  die  als  solche 
nicht  gegeben,  sondern  eine  „Idee'"  ist,  das  „Universum";  im  engeren  Sinne  ist  „Weif 
ein  plane  taiisehes  System,  im  engsten  die  Erde.  Erkenntnistheoretisch  ist  die  W. 
der  Inbegriff  objektiver,  begrifflich  fixierter  Erscheinungen  (die  Außenwelt  der  Natur- 
wissenschaft), ferner  die  Welt  unmittelbarer  Erlebnisse  als  solcher  („Innenwelt"), 
endlich  der  Zusammenhang  der  „transzendenten  Faktoren",  des  „An  sich"  der  objek- 
tiven Phänomene  (s.  Objekt,  Transzendent);  vgl.  J.  Schultz,  Die  drei  Welten  der 
Erkenntnistheorie,  1907:  1.  objektivierte  Sinnenwelt;  2.  begrifflich  konstruierte, 
mechanische  Welt  und  die  psychologische  Welt;  3.  die  unmittelbare  Erlebniswelt. 
Nach  Kant  ist  die  W.  das  „mathematische  Ganze  aller  Erscheinungen  und  die  Tota- 
litat ihrer  Synthesis  ".  als  solches  eine  Idee  (Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  348;  s.  Unendlich, 
Antinomie). 

Als  „Kosmos""  soll  die  Welt  zuerst  Pythagoras  bezeichnet  haben  (Stob.  Eclog.  I, 
Als  beseelt  fassen  die  W.  auf  Heraklit,  Platon,  nach  welchem  sie  ein  sicht- 
Gott  (&eo^  aio&ijTÖi),  ein  Abbild  des  Denüurgeu  (s.d.)  ist  (Timaeus  30,  46c, 
'.'_  B;  Phaedo,  98  B).  die  Stoiker  (Diog.  Laert.  XIL,  139  ff.;  s.  Apokatastasis),  welche 
io  Tiäv  (All  mit  dem  leeren  Raum)  und  tö  5Xov  unterscheiden,  Plintus  (Histor.  natural. 
II,  16),  Plotin  (Ennead.  IV,  6,  32)  u.  ;t.  Nach  Philon  ist  sie  der  jüngere  Sohn  Gottes, 
nach  Plotin  eine  Emanation  (s.  d.)  der  Gottheit.  Nach  den  Scholastikern  ist  sie 
durch  Schöpfung  (s.  d.)  entstanden.  Xicolacs  Cl.sancs  bezeichnet  die  W.  als  „Kon- 
traktion" der  Gottheit  (De  doeta  ignorantia  II,  4).  Beseelt  ist  die  W.  nach  Campa- 
nella,  Bruno,  nach  welchem  es  unzählige  Welten  gibt.  u.  a.  öfter  wird  von  der 
sinnlichen  die  übersinnliche  (inteliigible  und  intellektuelle,  s.  d.)  Welt,  von  der  himm- 
lischen (s.  Äther)  die  „sublunarische"  Welt  unterschieden  (Aristoteles,  Scho* 
lustiker,   Pico,  Agrippa  u.a.). 

Betreffe  der  Stellung  der  Erde  im   Universum  vgl.  Heliozentrisch.     Die  Lehre 

von  der   Entwicklung  der   Welten  aus  einem  „elementarischen   Grundstoff"   durch 

umenballung  der  Dunstmasse  begründet  Kant  (Allgemeine  Naturgeschichte  u. 

Theorie  des  Himmeis,  1766),  Bpfttei  in  anderer  Weise  Laplace  (Kxposition  du  Systeme 

du  munde,   1796:  „Xebularhypothese").  —  Vgl.  üescartes.  Le  momK  1664;    Mac- 


388 


ramm,  Basal  de  coemolngb,  1750;  Lxmmkmt.  Koanolngbche  Briefe,  »ra- 

xbxi,  Eatretbne  aar  U  pluralite  des  moadca,  1750;  Ossa,  Ober  du  Umo-num, 

1808;  J.  E.  v.  Be*ot^Philos.DerateU.dee  Weltalb  L  1808;   Hku,  \VU 

(Ob  endliche  W.  ab  „Moment"  im  absofartea  Gebt);  Scaorsxaacaa.  Welt  ab  WUb 

u.  Voretellung.  1818  («.  Voluatarbma*.  Objekt);  MaanJCXDaB.  Philo«,  der  Erlösung. 

1878;  1884.  8.  108  („Gott  bt  gcetorbea.  «ad  «Od  Tod  war  da«  Leben  d 

H   Kaasi,  Das  Weltprobbm'.  1881;  Numcu,  WV  WaH  »u 

Tat«.  1805;   II.  Ka»*.  Welunechauung  u.  Welterkenntnb,  1911  (Di-  .Ein- 

hritedenkcn ".  deaaen  Inhalt  db  Dinge  eind);  Jota,  8e«b  a.  Welt,  1912;  Hakckku 

Db  WehralarL  1899  u.  6.;  MOrraaaaao.  Philo*,  der  Wart«.  I9ü- 

8.  Aaaaaaios.  Das  Werden  dar  Waten*.  1908;  K.  Oavraaaxtca.  Da«  Weltbild  der 

Oegaswart,    1980;  Baoaaa.    Wateahaads,    Wiltgoaeta»,    Wrlu-ntwicklung,    I 

Eocaa*.  Mensch  oad  Walt»  19J0,j  SmaoLaa  (Untergang  dee  Abendlandr* 

&  HS)  „Db  WaK  dar  Inbegriff  roa  Symbolen  In  benig  auf  eine  Saab";  JcLuaaa, 

Dat  Waltangebalianb».  1911.  -  Vgl.  Wittsish,  Ewigkeit,  Wirklichkeit.  Barabamas, 

Ekpyroab,  aiftiiisinai na,  aVwgaobgb.  Gott.  Objekt,  Net  dOyaTaasBO). 

Kraft»    Eaergb.    Leben,    ffntaialaag.    Aufbuwvlt,    Schöpfung,    Gab«,   Tebologb, 
Tbeodbee,  Übel,  Entropb. 

Weltan*rh»uang   bt  db  Art  und  Webe,   wb  dar  lau— wnbing  der 
Ding»  und  der  8ba  da»  Dasstns  anfgaratK  and  gedeutet  wird  (».  Pbitoaophie,  Mi  u 
physik,  Spekulation,  Monismus,  Dualbmue  auw.).    Teilwebe  bt  ab  rom  Ouu 
von  dar  PeraöoJkmkeH  abhängig,  «am  Teil  bt  eb  eaoh  etaabca.  abaorbeb  und  eotbJ 
bedingt.    „Wae  für  eine  Philosoph*  man  wahb  .  .  ..  hangt  davon  ab,  waa  aw 
ein  Manaeh  bt"  (Fiom;  vgl.  Paüiaa*.  Kth.  I»,  997  f.;  Awcam  Charakter  ■ 
1905;   MCix«a  Kaauwrsu»,    rVreöoücbkrit   u.    Weltanschauung.    1919  (aaabt 
mfiglfahan  Weltanachaanngen  in  Religion,  Kunst,  Philoaophb  auf  einige  psycho]. 
Grundtypen  zarOckauf  Ohren);  Jaaraaa,  Paychologb  dar  Wrftsnsnaamingen.   1919. 
Data  RicKJUtT.  Logo«  IX.  1910.  Db  Philoaophb  wird  nwatbo  ab  ..Weltanschauung* 
lehre"  beaebhnet  (Düatanra,  Jaacaauns.  Diltut  (System.  Phüo* 
Gegenwart,    1907)    u.a.;    vgl.    H.  GoMraax,    Wclunechauungabhre    I— D        Vgl. 
R.  Hu-nanaa*©.  Gedanken  Ober  Gott,  db  Walt  u.  daa  Ich.  1910:  E.  ZaoaOMxaa. 
Das  Welterbbnb.  1909;  K.  Faaaio».  Philo«,  u.  Weltanschauung.  1911;   B.  Kaa*. 
\V.  lunechauung  und  Weltarkonntnb.  1911;    Raonu,    Db   Kunst  der  W,    1911; 
P.  Kumxb,  Db  Haaptpiobbana  dar  W,  1910;  B.  WmssTKiN  i  Lebens 

anachauungen.    1910;    H.  ScHwaa«,     Grundfragen     der     Wrltejunhaaang,     I 
G.  P.  Ltrra,   W.   u.   Bildungaideal.    1911;    Weltanschauung,    hrsg.   von   M 
IHIthey  u.  a„  1911 ;  Wtti.  Snax.  Vorgedanken  zur  WjuMchauung.  1915;  A.  Massaa. 
Weltanschauung   und    Erabhung,    1911.    —   Vgl.   Philoaophb,   Iebcnephilneophie, 
Physik,  Idealbmus  (GoLDaenarD:  „Weltwollung"),  Gebt  (Eccaaa),  Individualiamue. 
q  inj  kgaaa« 

»  . -Ilhriiiiil 

Welt  begriff    („coneeptus  cosmkus"):     1.  ein   Begriff,   der  „das   b 
was  jedermann  notwendig  mtexrasbrt".  im  Ougausati  cum  „Schulbegrif: 
Krit.  d.  rein.  Vera.  S.  633;  vgl.  Pbilosophb);  2.  Reabtatabcgriff.  Begriff  dea  Einheit, 
tnaammenhsngs  dar  Walt,  der  ayatamatbrhen  Einheit  das  Erfahrungaiiaaiiiiiisfinhaagea 
Oberhaupt  ab   Voraussetzung  der  Wissenschaft    (vgl.    V.  Kaamr,    Wcltbegriff   u. 
Erkenntnbbegriff,  1912.  S.  1  ff.).     Der  Weltbegriff  des  Realbmua  (a.  d.)  bt.  nach 


Weltbewußtsein  —  Werden.  737 

V.  Kraft  (1.  c.  S.  230),  so  zu  charakterisieren:  „Außer  dem,  was  wir  erleben,  ist 
unabhängig  davon  eine  objektive  Wirklichkeit  vorhanden,  welche  so  beschaffen  ist, 
daß  sie  das  Einheitlich-Konkrete  dessen  darstellt,  was  in  unserem  Bewußtsein  von 
ihr  in  langwierigen  Synthesen  abstrakt  individualisiert  ist."  —  Xach  R.  Avenarius 
setzt  sich  der  „natürliche"  W.  aus  einem  „Vorgefundenen"  und  einor  Hypothese 
(Annahme  der  prinzipiellen  menschlichen  Gleichheit)  zusammen  (s.  Empirio- 
kritizismus). 

WeltbewuJJtsein :  1.  Bewußtsein  der  Außenwelt,  Objektbewußtsein 
(F.  Schtjltze,  Philos.  der  Xaturwissensch.  II,  220,  u.  a.);  2.  göttliches  All-Bewußtsein 
(Green,  Kramar,  Lipps  u.a.;  vgl.  Bewußtsein,  Weltseele).  Vgl.  E.  Löwenthal, 
Das  W.,  1908. 

Weltgeist    s.  Gott,  Geist,  Weltseele. 

Weltschmerz  (Jean  Paul,  Seiina;  Heine)  s.  Pessimismus.  Vgl. 
J.  B.  Meyer,  Weltelend  u.  Weltschmerz,  1872. 

Weltseele  ist,  nach  der  Annahme  mancher  Philosophen,  ein  einheitlich  in 
allen  Dingen  wirksames,  gestaltendes,  lenkendes,  ordnendes,  beseelendes  Prinzip, 
aus  welchem  nach  manchen  die  Einzeiseelen  hervorgehen.  Die  Existenz  einer  W. 
lehren  die  Pythagoreer,  Platon  (Timaeus  34  B  f.),  die  Stoiker  (vgl.  Marc  Aurel, 
In  se  ipsum  IV,  40;  VI,  40),  Philon,  Plotin  (Ennead.  V,  1,  2),  Plutarch  von 
Chaeronea,  Prokltjs,  die  Manichaeer,  Agrippa  (De  occulta  philos.  II,  67), 
Oardancs,  F.  Zorzi  (De  harmonia  mundi,  1525),  Patritius  (Panpsych.  IV,  54  ff.), 
Campanella  (De  sensu  rerum  III,  1  ff.),  R.  Fludd,  S.  Malmon  (Über  die  W.,  1790), 
Schelling  (WW.  1 4,  569),  Goethe,  Novalis,  Fechner,  Emerson  („Überseele")  u.  a. 
Vgl.  James,  A  Pluralistic  Universe,  1903;  Möeitjs,  Im  Grenzlande,  1905.  —  Vgl. 
Panpsychismus,  Bewußt-sein,  Gott,  Logos,  Unbewußte  (das). 

TVerden  {yivsois,  fieri)  ist  Übergang  von  einem  relativen  Nicht-sein  in  ein 
Sein,  von  einer  Seinsbestimmtheit  zur  andern,  eines  „Soseins"  zum  „Anderssein"; 
Wechsel  des  Zustandes  (s.  Veränderung),  Auftreten  eines  solchen  (oder  eines  Zustands- 
komplexcs)  in  einer  Phase  der  Zeit.  Alles  endliche  Sein  ist  geworden,  aus  anderem 
Endlichen  hervorgegangen  und  selbst  werdend,  sich  verändernd,  der  Reihe  nach 
andere  Bestimmtheiten  annehmend,  infolge  der  Wechselbeziehungen  aller  Wirklichkeits- 
faktoren. Das  Sein  (s.  d.)  selbst  ist  Erhaltung  im  Werden,  relativ  fixiertes,  angehaltenes, 
gehemmtes  Werden,  ein  Moment  im  Werdeprozeß,  der  als  ein  stetiger  zu  denken  ist. 
Das  „Seiende"  selbst  ist  das  „Werdende",  und  das  Werdende  „ist",  erhält  sich  relativ 
im  Wechsel  seiner  Zustände  (vgl.  Substanz).  Das  unendliche  Werden  der  Welt  läßt 
sich  metaphysisch  als  Projektion  der  überzeitlichen  Unendlichkeit  des  „Absoluten" 
(s.  d.)  in  die  Zeit  auffassen.  Die  Totalität  der  Werdemomente  selbst  ist  nicht  zeitlich, 
schließt  das  Zeitliehe  nur  ein;  im  Absoluten  bilden  Sein  und  Werden  eine  Einheit, 
i.^t  das  Werden  selbst  ein  Sein  oder  „Überscin". 

Während  nach  den  Eleaten  (s.  Sein)  das  W.  bloßer  Schein  ist,  das  All  absolut 
beharrt,  ist  es  nach  Herakxtt  der  Wechsel  selbst,  der  allein  beharrt.  Alles  fließt 
(nävta  $el),  ändert  sich,  so  daß  man  nicht  zweimal  in  genau  denselben  Fluß  steigen 
kann  (nach  Kratylos  auch  nicht  einmal);  nichts  bleibt  (dn  nävia  y.o)Qsi  xal  ovSlv 
uivei).  Aber  das  W.  ist  streng  gesetzmäßig,  geregelt,  dem  „Logos"'  gemäß  (Diels. 
Vorsokratiker  I;  Platon,  Cratylus  402  A).  Daß  alles  in  beständigem  Werden  ist, 
lehrt  auch  Protaqoras  (Platon,  Theaetet  152  D).  Xach  Platon  sind  nur  die  sinnlich 
wahrnehmbaren  Erscheinungen  stets  werdend,  nie  absolut  seiend,  die  „Ideen"  hin- 
gegen ohne  Werden  (Timaeus  27  D,  52  A;  Philebus  59  A;  vgl.  Phaedo  70  E  f.).    Nach 

Eis ler,  Handwörterbuch.  ±- 


738 w«^ 

Ajujtoteuu  sind  die  Prautpirn  (s.  <L)  der  Dings  iiagaarailaii  (wie  nach 
da»  Atome,  usw.).  Die  „Form"  (».  d.)  Mi  alt  Prinxip  ungcworden.  du  W.  selbst  besteht 
in  der  Verwirklichung  eiaee  Potentiellen,  durch  die  ee  eine  nsetimmtii  Form  saaimmt 
tMetephys.  III  4.  999  b  5  ff.;  Hl  6,  1010  a  16  i!.).  Annlion  lehren  d»  SchoU.  t 

Wabrand  Sruoaa  de«  W.  aus  der  „SubeUnx"  (•-  d.)  samobliint,  die  inrfHahen 
Dinge  nber  als  rtindtg  eich  imiadarnrt  -irlf-IH,  auch  den  Setahaha  (••  AHtn^'*»* 
theorieL  Hanaanr  ein  ebeolutee  Werden  für  wider  eprarimvoll  halt  (•.  Veränderung, 
Reale),  nach  rer—nb denen  Palltsnphea  an  amh  kein  W,  aar  «in  Sein  baaUht  (vgl. 
iL  L.  Sna*.  Monismue,  1986,  8. 121  ff.;  Munietieehe  Ethik,  1911;  Prraoaiavica, 
p.  der  hlrtephjaik  I  1,  1904.  *  ibstsnik  Kaxr  des  W.  *is  nur  von  den 

selbst  nie  abeolutee  Werden,  alt  Proeefl  das  Flanmf  ngt  immer  anane  Momeate,  ab 
Tai(e.  d.)oder  Entwicklung  (•.  d.).  So  Haanan,  Gorrnn,  Ficsna.  tum  Teil  Scsuaxnio. 
LMM.  (rgl.  WW.  XIII,  334;  Baayklop.  f  88  f.;  ..  Kategorie. 
Dialektik;  daa  W.  tot  dm  Bmhrit,  das  Reeattai  von  Sein  und  Nichte; 
dar  dielrktieuae  Fraaat  ala  Üanare  iet  aritlee);  Nianaoaa.  WtfYtrr  (System  dar 
Philoe.  11»,  1907k  KOmmn,  B.  Kn*.  Maat,  Parsourr.  R.  W«.  ^ir. 

Jaaaa,  F.  a  S.  Scauxaa  (e.  WirUkmknit),  Bnaoaos  (a.  Eotwiekraag;  L'tvolatioo 
craalrice«,  1910.  S.  20U  ff,  398).  C.  Bacaaan  (•.  Ding).  Jolu  Varawoaa.  Grrwau>. 
Qot.nawm.  L.  Giuanr  (Neue  PreugaHs.  1911,  „Sahflax  |  a.  a,  Vgl.  Daimaoa, 
Ordnuagalenr«.  1911;  WttkBoakaHaleara,  1917.  .Werden  wird  | 
min  dar  NMuringinttlndliiihsml  in  raracamdeoai 
(S.  89f.).  Dan  erfshrnngahsftc  Werden  bat  einen  WiHüickköteemn.  Ntroar,  Die 
logischen  Qrandlagea  dar  eaakton  Wkwenaenaften,  1910;  A.  DaaacÄia.  Werden. 
Sein,  Vergehen,  1997.  Mach  WrjroaxaaJtn,  Einkit.  in  die  Philoe,  1914.  134  (Daa 
u erden  am  nar  am  eine  gelte  im  noatp  aat  ueacaeaana;  ettoroar»  oaa  uawmmammi 

Wert  iet  die  Bedeutung,  dm  etwa«  dadurch  benUt  oder  annimmt,  daß  ee  *ls 

Bedttrfnie  an  liefj  ledigen,  tat  aa  anmittelber  („Eigenwert  ),  am  at  durah  < 
(„Wfrtaingewert");  auch  daa  wertvolle  Objekt  aalbat  wird  ala  „ein  W- 
Dia  Wertung  beataht  darin,  daß  etwa«  ala  liiidmfammmlrl  and  damit  am 
entweder  unmittelbar  gefohlt  and  cretrebt  oder  auf  Grund  von  Brf iln  iingan  beurteilt 
(„Werturteil")  und  gewollt  wird.  Durch  «in  Werturteil  wird  auch  sekundär,  »ul 
Grand  vorsagegangenac  Wertungen,  bestimmt.  daS  etwa«  einen  Wart  hat»  d.  h.  deB 
ea  flnstititen  U  Wertgrundlage")  besitzt,  die  aa  gaslmm  auohen,  CliipntUinf  einer 
primären  Wertung  eu  werden.  Die  Beurteilung  der  Wertgrobe  einea  Gegenstände*  im 
Verhältnis  au  anderen  (baw.  einem  „Grundwert")  iat  ahm  „Bewertung"  (Sehatsung). 
Dar  Wert  aelbat  iat  too  dam  pajmhamhen  Vorgang  dar  Wertung  an 
„Inhalt"  oder  »Sinn*4  daa  Wertungaaktea,  ala  daa,  waa  damar  „m 
..Gegenetand".  Einen  Wert  hat  etwaa  „an  sich",  ineofern  ein  „wahrer"  Wert  rorliegt, 
d.  h.  ein  solcher,  der  eine  objektive  Wertgrandlage  hat.  Ein  solcher  Wert  iat  unab- 
hängig von  subjektiver  hVinwng,  ist  objektiv  bedingt  and  allgemein  gültig,  mag  er 
nun  au  irgendeiner  Zeit  erkannt  werden  oder  nicht.  Aber  daa  schließt  die  allgemeine 
Beaogenheit  aUea  Wertea  ala  solchen  auf  eine  mögliche  (ideelle)  Wertung,  auf  die 
„Stellungnahme"  einea  tweckeetjenden  Willens  überhaupt,  nicht  aus,  denn  ein  „Wert" 
„existiert"  nicht  im  metaphysischen  Sinne  „an  sich".  Von  den  indi vidueU-subjektiven 
nur  für  bestimmte  Subjekte  geltenden  (nur  für  sie  wertvollen)  Werten  sind  die  „inter- 
subjektiven",  allgemeinen  (gaUungamafligen)  und  die  „absoluten"  Werte  au  unter- 


Wert. 739 

scheiden  (der  Wert  der  Wahrheit,  des  Schönen,  des  Sittlichen  u.  a.).  „Absolut"  ist 
ein  Wert,  der  unbedingt,  schlechthin  anerkannt  werden  muß,  weil  er  die  Urbedingung, 
der  Urquell  aiier  anderen  Werte  und  Wertungen  ist.  Die  einzelnen  Werte  lassen  sich 
in  ein  „Wertsystem'*  bringen;  sie  sind  zum  Teil  durcheinander  bedingt,  mitgesetzt, 
stehen  in  einem  logischen  Zusammenhange  („Logik  der  Werte").  Je  nach  dem  Bedürfnis 
oder  Willensziel,  das  etwas  zu  befriedigen,  bzw.  zu  fördern  vermag,  sind  die  Werte 
qualitativ  verschieden  (biologische,  Entwicklungs-,  materielle,  geistige,  religiöse, 
sittliche,  ästhetische,  soziale,  wirtschaftliche,  ideale  Werte,  Kulturwerte).  Der  wirt- 
schaftliche Wert  güedert  sich  in  Gebrauchs-  und  Tauschwert.  Letzterer  hängt  von 
verschiedenen  Faktoren  ab  und  verkörpert  ein  Quantum  von  Arbeit  (bzw.  Arbeits- 
ersparnis; A.  Smith,  K.  Mabx  u.  a.).  —  Die  Wertung  ist  ein  Grundfaktor  des  Seelen- 
lebens, sie  ist  nicht  nur  praktisch,  sondern  auch  theoretisch  wirksam,  hat  Bedeutung 
für  die  Aufmerksamkeit,  Apperzeption,  das  Interesse,  das  Gedächtnis,  das  Denken 
(s.  Wahrheit)  usw.  Die  Wertung  selbst  entwickelt,  differenziert  sich  in  der  Geschichte; 
Wirkungswerte  werden  oft  zu  Eigenwerten  („Wertverschiebung").  In  den  teleologisch- 
normativen  Disziplinen  gehen  (objektive)  Wertungen  in  die  Methodik  ein  (vgl.  Sollen, 
Zweck,  Norm). 

Ais  das  Bedürfnisgemäße  wird  der  W.  betrachtet  von  Aristoteles  (Eth. 
Nicom.  V,  8),  den  Stoikern  (vgl.  P.Barth,  Die  Stoa2,  S.  173  ff.),  J.  Buridan, 
Grotius,  Condillac,  A.  Smith  (Gebrauchs-  und  Tauschwert,  Arbeit  als  Maßstab; 
Wealth  of  Nation  I4,  1786,  K.  5  f.)  u.  a.  Nach  Kant  haben  alle  Gegenstände  der 
Neigungen  nur  einen  „bedingten  Wert",  denn  sie  setzen  die  Neigungen  und  darauf 
gegründete  Bedürfnisse  voraus.  Im  Reiche  der  Zwecke  hat  etwas  entweder  einen 
„relativen  Wert"  (Preis)  oder  einen  „inneren  Wert"  (Würde)  und  ist  dann  ohne 
Äquivalent  (Grundi.  zur  Metaphys.  der  Sitten,  2.  Abschn.).  Der  sittliche  Wille  hat 
absoluten  Wert  (s.  Gut). 

ö.ter  wird  der  W.  in  die  Fähigkeit  eines  Objekts,  ein  Gefühl  der  Lust  zu  er- 
wecken, gesetzt.  So  von  Hüme,  Bentham,  Fries,  Czolbe,  Fechner,  Schuppe 
(Grdz.  d.  Ethik,  1887,  S.  7  f.;  die  absolute  Wertschätzung  ist  die  „Lust  am  Bewußt- 
sem", S.  108),  A.  Döring  (Philos.  Güterlehre,  1888,  S.  2  ff.),  Jodl  (Lehrb.  d. 
Psychol.  II3,  1909,  438),  H.  Cornelius  (Einleit.  in  die  Philos.,  1903,  S.  33S  ff.)  u.  a. 
Nach  A.  Meinon'ü  ist  Werthaltung  „Existenzgefühl",  Bewertenein  Werturteil.  Der  W. 
eines  Objekts  besteht  in  dessen  Fähigkeit,  die  „Grundlage  für  ein  Wertgefühl"  ab- 
zugeben und  das  Wertgefühl  selbst  beruht  auf  einem  Urteil  über  die  Existenz  des 
Gewerteten.  Es  gibt  wahre  (objektiv  fundierte)  und  eingebildete  Werte  (Archiv  f. 
systemat.  Philos.  I,  1895;  Psychologisch-ethische  Untersuch,  zur  Werttheorie,  1894; 
Üoer  Annahmen,  1902;  2.  A.  1910);  ähnlich  Höfler  (Psychol.,  1897,  S.  421  fr.). 
Nach  Kreibig  ist  W.  „die  Bedeutung,  welche  ein  Empfindungs-  oder  Denkinhalt 
vermöge  des  mit  ihm  unmittelbar  oder  assoziativ  verbundenen  aktuellen  oder  dispo- 
sitionellen Gefühles  für  ein  Subjekt  hat".  Werten  ist  „Zumessen  einer  gefühlsmäßigen 
Bedeutung",  an  weiche  das  Wollen  anknüpft.  Objektiv  ist  der  Werteines  Gegenstandes 
„nach  dem  Urteil  eines  Idealsubjekts,  welches  bei  vollendeter  Kenntnis  der  Seinsstufe, 
der  Bestimmtheiten  und  Beziehungen  jenes  Gegenstandes  alle  der  Idealpsyche  mög- 
lichen Gefülllsreaktionen  ohne  zeitliches  Schwanken  vollzieht"  („timologisches  Ideal- 
subjekt"; Psychol.  Grundleg.  eines  Systems  der  Werttheorie,  1902,  S.  3  ff.;  Archiv 
f.  systemat.  Philos.  XVIII,  1912). 

Auf  das  Streben,  Begehren,  den  Willen  beziehen  den  W.  (als  das  Willens- 
ziel oder  das  diesem  Dienende  und  Begehr  bare)  Nietzsche,  nach  welchem  aller  W. 
sich  nach  der  Steigerung  der  „Macht",  des  „Willens  zur  Macht"  bemißt  und  das 

47* 


740  Wert. 


kraft volk  Loben  dm  Grundwert  darstellt  (WW.  XV),  R.  Ricsrza,  Roi 
(Stddkti  cor  Werttheorie,  1902).  K.  v.  Einiun  (Zritarhr.  f.  Philo.  .  108.  Bd..  18»; 
Grundrig  der  Anokgk,  1907),  H.  SoarwAM  (rVyrhol.  das  Wfflm».  1901,  8.  3; 
BBHBVBi  (W.  eine«  Dmgee  tat  mm  MB«galOTmrkatt  ,  System  der  Wwttbwif  I, 
1897/98.  81  ff.;  Archiv  f.  ijiUmI  Philo«.  II).  0.  Kjuce  (Zar  Theorie  dm  Werte*. 
1902).  Focnxg«  (Je  deairabkMk  F.  K*Co«*  (Wertvoll  kt  das  rege!  ml  Big,  ..koo- 
staut"  Begehrtc.  sbeohrt  wertvoll  dk  Fähigkeit  dM  WwkM  eeJbat;  Der  Begriff  dM 
abaolut  Wertvoiko,  1898,  8.33fU  West*  (Ethik*.  8.4;  ..Wachetum  grietiger 
Wert  1912;    Grds.  d.  pbvaiol.  Psvchol.  III».  1908,  815 f,  780 ff.;  a,  Par 

alkfkmm).  Hoitddm,  nach  wilnhim  Wert  (-  eine  Mkkak  Kategorie")  hat,  „waa 
einen  Drang  befrkdift  od  dadurch  LaUfrflhl  unutiht  oder  üaJastfifuhl  ab» 
Vqwii— tmng  kt  hkr  ein  Strebea  w  gseissn  „Richtung4'  (ao  auch  R.  OoUMOnu». 
a.  unten),  eine  Totalitat  mit  SelhctcraarningvNndtni.  Alk  Wertung  gabt  auf  einen 
..Grundwert"  rarnck,  dar  den  WertssaJetab  tiestimmt.  Ea  gibt  ihesialii  i  and  ideak 
(vorgeateiKe),  ■■mittsfram  and  ndterihere.  ehsuans  und  potmtkik  Werte,  indivi 
duefle,  eotJak.  koamkehe  Werte  (Der  meewehhehe  Gedanke.  1911.  S  260  ff,  880  ff.): 
R.  MCUÄFamKrrsxs.  Philoaophk  «kr  Individnattttt,  1980  {V 
MUlrr  Bedftrfnka.).  Nach  Oo»  kt  ea  der  „reine  Witt» 
Wert*  erarugt  (Eth,  1904,  8. 188;  vgl  8. 874).  Nach  Riam  eutapringen  Wart»  nna 
dem  praktischen  BewuBtariu;  ak  werden  nkhi  erfunden,  modern  »«deckt  (Zar 
Einfuhr,  kt  dk  Philo«..  8.  171  ff.).     Batretti  Menraino  a.  unten. 

Auf  dk  Forderung  dar  peychkehen  Entwicklung  betkht  den  Wart  BMami 
( I/hrb. d. Iwyebol.«.  f  868«.).  Eine  ..Entwktiungewerttheorku «teilt  R. GoLonomo 
auf.  Ein  W.  kt  wahrhaft,  waa  ein  »notwandigae  Bagskrca"  befriedigt  waa  der 
Befriedigung  gaeatkrhaftHih  nolwdkjn  oder  dank  eanaiikimBiilii  Bedaifakm 
dknt,  d.  h.  solcher,  welche  dk  Erhaltung  und  Höherentwicklung  dar  Individuen  und 
der  (Wkthift  bewirken.    Dk  gewollte  fnfliitl— gplilHm^  kt  dar  lakfktai  für 

dk  Arbelt.  Höchster  EutwicUungawert  kt  eW  Menaeh  aelbat(l 

Mehrwert"  a.  ^"-nb.  Entwicklung).     Dkae  Warttheorie  kt  ragWc 
(Steigerung  lantieohrkh-organkchav  Fnargk);  vgl  Imavo,  lunakn  d.  Matninhll » 
1905;  OarwALO.  Philoaophk  dar  Wart*.  1918;  gnirptknhi  Grundlagen  dar  Kultur- 
wiaaenachait,  1908  (Der  W.  hat  dk  „Entropk"  nur  Grundlage). 

Da8  ea  Warte  nur  in  Brakhung  an  einem  Subjekt,  nicht  an  nkh  gibt. 
Jodl  (Lebrb.  d.  PivchoU  1909.  1I>,  459).  A.  Mssesu  (Einfahr,  in  dk 
theork,  1909.  8.  189  ff.);  Matsat.  Phil.  d.  Anpsesung,  1905,  u.  rkk  andere.  - 
dinga  wird  auch  wieder  dk  Eckten*  absoluter  (unbedingter)  Werte  gekhrt.  Hlbjrmein 
gültige,  objektive  Werte  gibt  ea  nach  Käst,  Fun.  Hubabt.  Lotxb.  Rani«  Com», 
Natow.  EüCKKt,  Wuudt,  Lim  (Vom  Fuhkn,  Wollen  u.  Denken*.  1907.  S.  188  ff.; 
Leitfaden  d.  Pavchol.«,  8.  81  f.  3.  A.  1909),  Wan>aUAjrn  {•.  Kritiskmue,  Philoaophk, 
Norm),  J.  Cohs  (Voraumetsungen  u.  Zkk  dea  Erkennen«,  1908).  KbOob»  u.a. 
So  auch  nach  MexsTamunno.  der  erklärt,  alka  Bewerten  aetae  ..einen  Willen  voraus, 
der  Stellung  nimmt  und  Befriedigung  findet".  Aber  ea  gibt  Werte,  dk  von  aller 
Besiehung  auf  einsehe  Subjekte,  Persönlichkeit,  subjektives  Gefühl  und  8treben 
unabhängig  sind,  weil  ak  »für  jedes  Gekteswesen  gültig  sind,  das  mit  uns  unaere 
Werte  teilt".    Dk  „r  ergehen  sich  aus  dem  ..Willen  aar  Welt",  aus  der 

Forderung,  dag  ea  eine  einheitlich  lussmue  nhlngnnrk,  objektive  Wirklichkeit  geben 
»oll.    Dk  Bewertung  geht  dem  Sein  voraus;  unaer  frekr  Witts  entscheidet,  daB  wir 


Wert.  741 

die  ursprünglich  als  Willensniotiv  erlebte  Wirklichkeit  in  ein  wertfreies  Universum 
von  Objekten  verwandeln.  Der  Wert,  der  die  Existenz  setzt,  ist  ein  „Daseinswert". 
Aus  dem  Grundwert  ergibt  sich  das  System  der  übrigen  reinen  Werte.  Es  gibt: 
Daseins-,  Einheits-,  Entwicklungs-,  Gotteswerte;  Werte  des  Zusammenhangs,  der 
Schönheit,  der  Leistung,  der  Weltanschauung .  Alle  Werte  treten  als  Lebens-  oder 
als  Kulturwerte  auf  (Philo«,  der  Werte,  1908,  S.  8  ff.;  The  Eternal  Values,  1909).  — 
Xach  Rickert  setzen  Wille,  und  Tat  schon  das  primäre  „Reich  der  Wertgeltungen" 
voraus.  Werte  sind  für  uns  immer  mit  Wertungen  verbunden,  können  aber  gelten, 
ohne  daß  ein  Wertungsakt  ausgeübt  wird,  also  absolut.  Die  Werte  sind  weder  in  den 
Objekten  noch  im  Subjekt,  sondern  bilden  „ein  Reich  für  sich,  das  jenseits  von 
Subjekt  und  Objekt  hegt".  Der  „Sinn"  der  Wertung  ist  die  „dem  wertenden 
Akte  innewohnende  Bedeutung  für  den  Wert".  Das  „dritte  Reich"  ist  das  des  Sinnes, 
welcher  vom  Werte  aus  gedeutet  wird,  „Einheit  von  Wert  und  Wirklichkeit".  Die 
Philosophie  ist  (wie  nach  Wixdelband  u.  a.)  Wertwissenschaft;  die  „reine  Wert- 
lehre" will  zu  einem  System  der  Werte  gelangen.  Die  „teleologische"  Begriffsbildung 
der  Geschichte  (s.  d.)  schließt  eine  „Wertbeziehung"  (auf  die  „Kulturwerte")  ein 
(Die  Grenzen  der  naturwissenschaftl.  Begriffsbildung,  1896/1902;  2.  A.  1913;  Kultur- 
wissenschaft u.  Xaturwissenschaf t 2,  1910;  „Logos"  L,  1910).  Vgl.  die  Arbeiten  von 
B.  Christiansen,  E.  Lask  u.a.;  ferner:  O.  von  der  Pfordten,  Konformismus, 
1910;  Croce,  „Logos",  1910.  Xach  Scheler  (Der  Formalismus  in  der  Ethik,  1921 2, 
12)  sind  die  „Werte  materiale  Qualitäten,  die  eine  bestimmte  Ordnung  nach  ,hoch' 
und  , nieder'  zueinander  haben;  und  dies  unabhängig  von  der  Seinsform,  in  die  sie 
eingehen".  Gegen  die  Wertung  als  Methode  theoretischer  Wissenschaft  sind  M.  Weber, 
Tönnies,  Sombart  u.  a.;  vgl.  auch  M.  Adler,  Kausal,  u.  Theol.,  1904;  Marxist. 
Probleme,  1913. 

Ein  ursprüngliches  Phänomen  ist  das  Werten  nach  Simmee,  nach  welchem  es 
„übersubjektiv"  gültige  Werte  gibt  (Philos.  des  Geldes,  1900,  S.  6  ff.;  Hauptprobleme 
der  Philos.,  1910)  u.  a.  Xach  F.  Somlö  ist  Wert  „eine  elementare  psychische  Er- 
scheinung, die  als  Maßstab  anderer  Dinge  dient".  Es  gibt  nur  einen  streng 
„absoluten"  W.;  die  Wahrheit  (Das  Wertproblem,  Zeitschr.  für  Philos.,  Bd.  145, 
1912).  —  Vgl.  Fries,  System  der  Metaphysik,  1824;  Eucken,  Die  Einheit  des  Geistes- 
lebens, S.  372  ff.;  H.  Maier,  Psychologie  des  emotionalen  Denkens,  1908,  S.  640  ff.; 
K.Marx,  Das  Kapital,  1893  f.;  K.  Menger,  Grdz.  der  Volkswirtschaftslehre  I 
(„Grenznutzen");  L.  Brentano,  Die  Entwicklung  der  Wertlehre,  1908;  O.  Conrad, 
Die  Lehre  vom  subjektiven  Wert  als  Grundlage  der  Preistheorie,  1912;  O.  Ritschx, 
Über  Werturteile,  1895;  M.  Reischxe,  Werturteile  u.  Glaubensurteile,  1900; 
W.  Strich,  Das  Wertproblem  in  d.  Philos.  der  Gegenwart,  1909;  H.  Lüdemann, 
Das  Erkennen  u.  die  Werturteile,  1910;  H.  de  Vos,  Werte  u.  Bewertungen  in  der 
Denkevolution,  1909;  Stanton,  Die  Werte  des  Lebens,  1909;  Vaihinger,  Die 
Philosophie  des  Als-Ob,  1911;  Frischeisen-Köhler,  Wissenschaft  u.  Wirklichkeit, 
1912;  Kaula,  Die  geschichtliche  Entwicklung  der  modernen  Werttheorien,  1906; 
L.  Brentano,  Die  Entwicklung  der  Wertlehre,  1908;  F.  C.  S.  Schiller,  Humanismus, 
1911  (Betonung  der  Rolle  der  WTertung  in  der  Erkenntnis);  Dewey,  Studies  in  Logical 
Theory,  S.  227  ff .  (daselbst  H.W.Stuart);  Bosanquet,  The  Principle  of  Indivi- 
duality  and  Value,  1911;  W.  M.  Urban,  Valuation,  1908;  S.  Alexander,  „Mind", 
X.  S.  L,  1892;  v.  Wieser,  Urspr.  u.  Hauptges.  des  wirtschaftl.  Wertes,  1884;  K.  Marx, 
Theorie  über  den  Mehrwert,  hrsg.  von  Kautsky,  1905;  B.  Christiansen,  Philos.  d. 
Kunst,  1909  (voluntaristisch);  R.  Müller- Freienfels,  Psychologie  d.  Kirnst  II, 
1921 2;   O.  Kraus,  Die  Grundlagen  der  Werttheorie  (Jahrb.  d.  Phil.  II,  1913);   Masci. 


712  Werttheorie  -  W« 


La  ffloaofla  dei  valori.  1018;   Amwnran,  Roten.  Warten.  Wollen.  1912: 

HU.  Wertbegriff  nod  WertpMoeophie.  1020;  Masse,  Die  Owichforalgfceit  In  der 

Welt  Tl.  1910.  152 f.:   8nuMB.  febeneformeu.  1021  'ras.  GrundVgung 

der  Wertlehre.  1016:  HXsreo,  UatefwerJrnngen  nr  P>rcholo*w  der  Werten*.  A- 

d.  Km.  IVrrh..  24.  27.  27.  -  Vgl.  üiis»  eiern  si,  Prisiiii'aaaei.  Wehrhett,  Zweck. 

Vji_mjl       fflmnii  ti«ft       Tfiilmiiait— ■■■       Willi. t.»ii    .       «»-«■■  0_« 

Nora*   WMMHMnt   TOMMIMM^   URnM^   IBaTSn,   MB*. 


»»  crtthcorlc  ' ,  .Timolocie  ,  Wertlehre,  WertoBioraatifc.  ..reine  Wertlehre  , 
Wrrtkritfk)  Ut  die  Theorie  der  PHnfipha  der  (richtigen)  Werteng.  die  Lehr»  ron  der 
frnvwimg.  Rangordnung  und  tom  inneren.  VsgieehcB  Zneammcnhsrc  der  Werte 
(Mrotoiea,  Kasmo.  B.  ▼.  Hammr*.  Counuira.  OotMann»  a.  e„  Lars,  Ricxbbt, 
Mf  srntsssno  .!.  Tv.  Inssisu.   Arehhr  f.  svetemei.   Philo».   XTV.    1006; 

r,A*r«nr  Cajuod,  Dee  Wesen  der  Philosophie.  1000.  S.  76).  —  Vgl.  Wert»  Philosophie . 

WeHTCtnchlehsas  heeteht  derm.  da  ein  neuer  Wert  eo  entdeckt  wird* 
daß  es  sieh  srlgt,  dej  der  Orundwert,  hei  dem  maa  hteher  HaJt  amehte.  Wirkungen 
oder  Konerquineen  tob  esibstaadigem  Wert  mit  eieh  fahrt»  (Hoffmbu,  Der  amnerhl. 
Gedanke.  1011).  Vgl.  ffiitiinpsn.. 

Weera  (e«eie.  lamaBe,  ■■UiIHik,  «an)  let:  1.  Dee  TlamiwsmB,  de«  einsehet 
Ding  eh)  Trager  tob  Flgansuhafti  a,  dee  ehmste»  Bebfelrt  (t.  B.  Lcbi  moie,  Vernunft- 
weeen);  2.  dee  WhkHaha  (*.  d.)  bb  Oipasiai  «um  aehete;  J.  dh>  Wesenheit  (Eeasas) 
ele  dee,  wee  die  „Neter*4  einer  Oetteng  tob  Plague  oder  eines  efaeelacn  Dinars 
iiWiiwnen.  nie  r.inn«*n  rM»ttT  eonessnssc  iweiimHiiiicrera  (..wvocmaeaermsrsjBSSS  V 
dareh  welche  ein  Ding  tob  eaderea  u**uIMBub  unterechJedcn  nnd  eelhet  eindsatig 
lastgahgt  wird.    Daa  Weeea  (WinelMiti)  einer  Sache  Ist  aaeh  dasjenige  ai 

WOTaVtlT    4b«    iftr    DHrtilaalBto    U)M)rt*wJBKD*Blpa)aY«aaMVB0    bvIPMbbb)    AMIKObTIOIw^    Wbbä    mmt   G*Y«n£t 

für  bestimmt*  QcoicJrtepunkte  teih*s*»ss.  wioatig  Ist.  Da*  Wti'n  i«?  Pir.ee  ist» 
sauiiiaihsrsn'ie'i,  der  Inbegriff  Jener  Flgsnaohefwn.  BeletJonfn  nad  Gewlin\hksi»SB, 
aae  welehea  die  sei  afcaarteiaa  and  beaoadsMn  Vnr*tn*e  erklärbar  dal.  Dieer* 
Weeen  der  orjckiieoa  Krertwinungen  wird  tm'Proeeß  mcthodlecbpr  Denket  heil  aa 
nr  r  Hand  der  Erfahrung  fauaer  genauer  aad  ToOstahdlgrr  erkannt,  hier  gibt  bb  keine 
prinzipiellen  Grensrn.  Da*  ahanlnte  „An  ahm*'  der  Din*e  hingegen  tat  kein  0*gt  uatsod 
poelth«  Fikeantah,  «He  ea  stete  mit  BiUHimsa  endlicher  Dinge,  mit  Gegenstanden 
möglicher  Erfuhron«  ru  ten  bat  (..  Eraoheinung,  Ding  aa  eich.  Obkdrt,  Traneaer. 
..Tim  Innere  der  Neter  dringt  Beobachtung  «nd  Zergliederung  dar  Krecheintmgcn, 
mti  man  kann  nicht  whaea,  wie  weit  dieeee  mit  der  Zeit  gehen  werde**  (Ka*t\ 

DaA  das  Wesen  des  Dinge*  (ore/«,  r*  tt  #e  efew«,  Jd  aaod  erat  esee**)  im  Begriffe 
bestimmt  wird  («  X4ymt  r*r  oMa*  6fttrt\  betont  (wie  schon  Plato* 
AJUfrroTBXX*  (Metanhys.  VIT  4.  inso  »  «;  TV  psrtib.  animal.  IV,  6).  —  Die  8cho. 
I  sstiker  untw scheiden  (satt  AncmaK*.  Wilhilm  tob  Autbbovb)  laiauhea  ..cesentia*' 
(Wesenheit)  und  ..existent»**.  In  Gott  sind  beide  eins.  In  den  endlichen  Dinpen  »her 
entwedei  real  (Thomas  n.  s.)  oder  nnr  ..formal**,  brw.  begriffBch  (Dtnr*  Fcortra, 
fr abbc  Met.  diepat.  15.  act.  0.  5;  31,  eet.  1  ff.)  nnterschieden  (s.  Sein).  Das  Weeen, 
die  einem  Dinge  einwohnende  Bestimmtheit,  dfe  ihm  sein  Sein  verleiht,  erfaßt  der 
aktive  Intellekt  (s.  d.)  durch  seine  Abetraktionaatiekeit  ans  dem  Gegebenen  beraos. 
Vri.  HAontAir*,  MeUphyaik».  8.  21  ff .,  6.  A.  1001  (individuelle  und  spealfische 
WeeenbeitV 

Als  daa  Koastiteens  des  Dinges,  von  dem  dessen  Kieenschsften  »hhinc 
ohne  das  ea  nicht  gedacht  werden  kann,  hestimmen  das  Wesen  Rptkoia  (Fth .  TT.  dV  I 
Lockb,  welcher  nominales  und  reales  Weeen  unterscheidet  (Essay  conccm.'hrm. 


Wesenschauung  —  Widerlegung.  743 

understand.  HI,  K.  3,  §  15  ff.),  Chr.  Woltf  („dasjenige,  darinnen  der  Grund  von 
dem  Übrigen  zu  finden,  was  einem  Dinge  zukommt",  Vernunft.  Gedanken  von 
Gott  ...  I,  §  3;  das  W.  ist  notwendig,  unveränderlich,  ewig),  Kakt  (..Grundbegriff 
aller  notwendigen  Merkmale  eines  Dinges";  vgl.  Erscheinung,  Ding  an  sich),  Fbies, 
Sigwart.  (Logik  I«,  258;  4.  A.  1911),  Riehl  (Der  philos.  Kritizismus  LI  2.  25).  Wttsdt 
u.  a.  —  Bei  Hegel  ist  das  W.  eine  Kategorie  (s.  d.)  und  bedeutet  den  Begriff  als 
gesetzten,  das  „Sein"  als  Scheinen  in  sich  selbst,  das  „In-sich-sein".  Das  W. 
manifestiert  sich  selbst  in  der  Erscheinung  (Enzyklop.  §  111  f.).  Eine  Kategorie  ist 
das  W.auch  nach  C.H.  Weisse  (Grdz.d.Mctaphys.,  1835,  S.265ff.).  Vgl.E.F.APELT. 
Metaphysik,  1857.  Nach  Htjsserl  ist  ein  individueller  Gegenstand  nicht  bloß  ein 
Dies  da!,  ein  einmaliger,  er  hat  als  „in  sich  selbst  "soundso  beschaffener  seine  Eigenart, 
seinen  Bestand  an  wesentlichen  Prädikabilien,  die  ihm  zukommen  müssen,  damit  ihm 
andere,  sekundäre,  relative  Bestimmungen  zukommen  können.  Es  gehört  zum  Sinn 
jedes  Zufälligen,  ein  Wesen  (Eidos)  zu  haben  (Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie, 
1913,  S.  9);  J.  Herixg,  Bern,  über  Wesen,  Wesenheit  u.  Idee,  Jahrb.  f.  Philos.  u. 
phän.  Forsch.  IV,  1921.  Nach  Müxstebberg  (Phil.  d.  Werte,  1908)  stehen  die  Wesen 
im  Gegensatz  zu  den  Dingen,  in  ihnen  wirkt  sich  ein  Wille  aus,  der  verstanden  werden 
muß.  Ihr  absolutes  Dasein  besteht  darin,  „daß  der  Wille  in  der  Stellungnahme  zu 
jedem  möglichen  Objekt  sich  selbst  identisch  setzt". 

Als  das  Gesetz  der  Verhaltungsweise  eines  Dinges  bestimmt  das  W.  z.  B.  Lotze 
(Metaphys.,  1880,  S.65ff.),  als  Gesamtheit  möglicher  Relationen  einer  Sache  Ostwald 
(Vorles.  über  Naturphilos.2,  1902,  S.  216).  —  Die  Bedingtheit  des  Wesens  durch 
Interesse,  Denkzweck  betonenJAMES  (Psych.  IL  333f.),F.C.  S.  Schiller  (Humanismus, 
1911;  Formal  Logic,  1912)  u.  a.  Nach  Volkelt  ( Gewißheit  u.  Wahrheit,  1918,  170) 
vertieft  sich  das  Sein  zum  Wesen,  „indem  es  als  in  sich  verknüpftes  Sein  besteht". — 
Vgl.  Schindele.  Zur  Geschichte  der  Unterscheidung  von  Wesenheit  und  Dasein  in  der 
Scholastik,  1900;  Stöcke,  Lehrb.  d.  Philos.  II«.  1912.  Vgl.  Substanz,  Sein,  Merkmal, 
Absolut,  Ding  an  sich,  Idee,  Möglichkeit,  Individuation,  Ontologie,  Metaphysik. 

Wesenschauung  (auch  Wesenserschauung,  Ideation).  Nach  Hesserls 
Phänomenologie  (s.  d.)  eine  von  der  „natürlichen  Erkenntnis"  zu  unterscheidende 
Einstellung.  Erfahrende  oder  individuelle  Anschauung  kann  durch  ein  besonderes 
Verfahren,  die  phänomenologische  Reduktion  (s.d.),  inWesensschaunng  umgewandelt 
werden.  „So  wie  das  Gegebene  der  individuellen  Anschauung  ein  individueller  Gegen- 
stand ist,  so  ist  das  Gegebene  der  Wesensanschauung  ein  reines  Wesen."  Das  Wesen 
(Eidos)  ist  ein  neuartiger  Gegenstand.  (Htjsserl,  Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenol., 
1913,  S.  11  ff.).  —  Vgl.  Phänomenologie,  Eidos,  Reduktion. 

TVesenswissenschaften  (auch  eidetische  Wissenschaften)  sind  nach 
Ht/sserl  solche  Wissenschaften,  die  im  Gegensatz  zu  den  Tatsachenwissenschaften 
keine  Sachverhalte  zur  Erkenntnis  bringen  als  solche,  die  eidet;sche  (s.  d.)  Gültigkeit 
haben,  die  also  entweder  unmittelbar  zu  originärer  Gegebenheit  gebracht  werden 
können  oder  aus  solchen  „axiomatischen"  Sachverhalten  durch  reine  Folgerung 
erschlossen  werden  können.  Wesenswissenschaften  sind  außer  der  reinen  Phäno- 
menologie z.  B.  reine  Logik,  reine  Mathematik,  reine  Zeitlehre,  Raumlehre  usw.  — 
Vgl.  Ideen  zu  einer  reinen  Phänomenologie,  1913,  I. 

"Wesenwille  s.  Soziologie  (Tönktes). 

VFiderlegung  (lAeyyos,  dvaoxevtf ,  refutatio)  beruht  logisch  auf  der  Darlegung 
der  Unrichtigkeit  oder  Falschheit  einer  Behauptung,  Annahme  einer  Schlußfolgerung 


744  Widersprach. 

durch  Hinwei»  auf  die  Erfahrung,  kritische  Analyer  der  Argumente, 

Denkfehlern.  Bewebfehtung.   Vgl.  Aanroimn,  Dp  aopha*.  sbneahi  1 .  l'iinww. 

System  d.  Logik».  18«.  |  136. 

\\  idirmprneh  {imifmm u,  coatradtetto)  bt  nicht  realer  Wbbrstecit  (>.  Clip» 
uU),  eondern  etwM  Ideelbe  «ad  ansteht  In  der  Aufhebung  eines  itonhrnrt  Gearteten 
durch  «In»  enteegeneaaetete  Deakaetenag.   Seteen  vir  etwa«  ab  A.  an  Mist"  ee  A  und 
bleibt  A.  eoU  im  DrntasBunmenbaa«  A  bbibea  (e.  IdeatitUk  es  darf  abo,  ab  A  geastet, 
nicht  in  Nicht-A  werden  (A  bt  nicht  nirhi-A;  Satt  dee  Whkiapiathaa.  „prinerpium 

a--  Jf.^t t_»a    —  -* —        Q.|a    —   -     -* .J  — a^  *JfM^M  -|»  ,  ■  „  M"      M^      ■^nsMsaaaassaw     /iwImmm^m 

19118.440.).  Dar  Wldwsntasa  bt  etwas  ünbgbtba,  denn  bgbsam  Beriten 
will  und  aatei  etehrHMohea  Tsaammanhang  und  wird  durch 

(ap  riorieehe)  Bedingung  alba  Denken«,  «in  Poatulat.  dam  steh  alba  ftp«  man. 

Überhaupt  DenkinhaH  werden  kann,  abo  auch  ipdankJbhrn 

Inhalte  und  da*  in  fctehniiigwrtetbn  Imaiiitii  M8ebade".    Db 

wsoSrsprOohcn  bt  eine  Aufgabe  nicht  nur  dar  LfigHr»  aondwin  auch  dar  Brkrnntnb- 

theorb  und  Mrtephyaik  (rgl.  HnsaaT.  Angers.  Metephje..  1826/29,  L  »ff.:  rgt 

Mwtefihysfh.  Beziehung.  Ich,  Inharr  nz.  Dum).  Dar  Wilb  m  ginhatiananminanhing 

fordert  aoloha  Ananaantang;  theoretboh  ab  auch  praktbch.  in  dar  ganhbhtlfchnn 

(•oziajrn.  kultarelbn)  Tni  wink  lang  macht  abh  dbaaa  Ekahaiteatrebaa  gtbaad 

dbaem  Sinne  und  ab  Motte  aar  Überwindung  ron  gagac 

db  das  abeteakte,  boHanada  PartbJdeakaa  mit  aba  bringt,  bt  dar 

daa  treibende  Janas»!  de«  NdiabtobchenM.  auf  Totalität  (a.  d.)  »bzirbadeo  Denk- 

und  Wilsnsproaaasas  (a.  Dialektik.  Miprion.  Vernunft:  Haosx;  rgl.  M  Asiat.  Marx 

ab  Denker.  1908»  8.  87  f.;  Mandat.  Probbme.  1913). 

!  • .    Mb   i'  d  l  \\  .'»<:'  i'M;.  !><  f  i ir<i  tasjasaanaaBf  ba  eofasssarl    Bb)  Hag 
aba»  sagbbb  (A)  sab)  und  nicht  (A)  arte.  -  Krteem  Dinge  (Subjekt) 
Prädikat  an,  daa  ihm  widerspricht.  —  Eteaader  widerepreehende  Begriffe 
nicht  aar  Einheit  ejaaa  ürteib  itaaminrngtaiin.  Iwci  kontradiktei  beb  (a.  d.)  < 
gase  täte  Urteile  können  nicht  in  gbicher  Thwbhuag  beide  gnitig  eein,  emea  muß 
unrichtig  sein,  —  Daasalba  urteil  kann  nicht  sagbbh  bejaht  and  verneint  werden.  — 

1*latoh,  Phaedo  1180;  Aataronua,  Metephy*.  HI  2.  998  b  88  ff.;  De  inter- 
pretetiono  8,  17  a  33 f.;  DasoastTas,  Prmcip.  phJloa.  I.  49;  Lamra,  Nonr.  Essa: 
K.  2,  |  1;  Mmvtdol.  31;  Ca».  Woltt,  Vernunft.  Gedanken  ron  Gott  .  .  .  I,  5 
Kaut,  Kritik  d.  reinen  Vernunft,  8.  151  f.  (der  Säte  de«  W.  bt  daa  Prinrip  der 
analrtbchen  Urteile);  Fun,  Pyatem  d.  Logik.  1811.  8.  121.  190;  Picht»,  Grdr.  H 
geanmtea  Waeeoechaftabhre,  8.  15  ff.  (W.  au»  der  Tathandlung,  durch  welche  daa 
Ich  abh  ein  Nicht-Ich  antgegtneetit,  abgabitet);  Hsoeu  Logik  I.  77;  Easyklop.  f  48 
(daa  Endliche  ab  solohss  bt  widerspruchsvoll,  indem  ea  daa  Eiil#igwigssrittte  teib 
aomehheßt,  teib  in  abh  hat,  da  es  db  Konkretheit  dar  „Idee"  sieht  adäquat  zum 
Auedruck  bringt,  nur  ab  Moment  in  dar  Seibsteatfaitang  dieser  galtig  bt,  nicht  aber 
ab  etwas  Selbatandigra,  Abgeachloearnee  aufgefaßt:  vgl.  A.  Lassox,  Ober  den  Säte 
vom  Widerspruch.  1886,  S.  222;  daß  Haosx  unter  ..  Widerspruch"  z.  Teil  auch  das 
Kontrare  oder  den  Widerstreit,  nicht  bloß  daa  Kontradiktorische  begreift,  bt  öfter 
dargetan  worden):  Bahnsen  (b.  Dbbktik);  Pbocdhoh.  Systeme  des  contradbtbes 
economiquea,  1846;  deutech  1847;  Tbkndelbnbcbo,  Logische  Unterauchungen  II1. 
152;  Ukbbbwbo,  System  d.  Logik*,  1882,  f  77;  Hcssasx,  Log.  Untersuch.  I,  1900, 
81  ff.;  Cohen.  Logik,  1902,  S.  90  f.;  Siowaht,  Logik I«,  1889/93,  182,  385;  4.  A.  1911 ; 
Wchdt,  Logik  I*,  581  ff.;  3.  A.  1900;  Soanm-Draoirr,  Die  matbem.  Elemente  dar 


Widerstand  —  Wiedererkennen.  745 

Erkenntnistheorie.  1878;  Zeit  u.  Raum,  1875;  Bradley,  Appearance  and  Reality2, 
1897  (Die  Erscheinung  ist  das  Widerspruchsvolle,  nur  relativ  Wirkliche,  Unselbständige ; 
das  Kriterium  der  Wirklichkeit  ist  Übereinstimmung  mit  sich  selbst);  Milhacd,  Le 
rationnel,  1898;  F.  G.  S.  Schiller,  Humanismus,  1911 ;  Formal  Logic,  1912;  Vaihinger, 
Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911  (s.  Fiktion);  Paulhan,  La  Logique  de  la  Contradiction, 
1911  (Der  W.  als  wesentliches  Element  des  geistigen  Lebens;  der  W.  muß  verwertet 
werden;  das  geistige  Leben  ist  „une  suite  de  contradictions,  resolues  et  employees 
ä  l'harmonie");  H.  Pichler,  Möglichkeit  u.Widerspruchslosigkeit,  1912;  E.  J.  Hamil- 
ton, Erkennen  u.  Schließen,  1912.  — Vgl.  Denkgesetze,  Wahrheit,  Richtigkeit,  Axiom, 
Postulat,  Kontradiktorisch,  Konträr,  Gegensatz,  Qualität,  Philosophie  (Wundt), 
Einheit,  Fiktion,  Antinomie. 

Widerstand  (JjmtvJtla,  resistentia)  ist  Widerstreben,  Ankämpfen  gegen  einen 
An-  oder  Eingriff ;  die  Gegenwirkung  einer  Kraft  gegenüber  einer  andern.  Die  Masse 
(s.  d.)  der  Körper  (s.  d.)  ist  als  Komplex  von  Widerständen  aufzufassen.  Das  Bewußt- 
sein des  erlabten  Widerstandes,  der  Willenshemmung  ist  von  Bedeutung  für  die  Genesis 
des  Glaubens  an  die  Existenz  äußerer  Objekte  (s.  d.).  Vgl.  Leibxiz,  Xouv.  Essais  II, 
K.  4  (s.  Materie);  Ulrich,  Gott  u.  die  Xatur,  1866,  S.  461  ff.;  Spencer,  Psychol.  I, 
1882  ff.,  §  152,  §  347  ff.  (alle  Empfindung  ist  Widerstandsempfindung);  Höffding, 
Psychol.,  S.  263;  Riehl,  Der  philos.  Kritizismus  II  1,  275.  Nach  Müller-Freienfels 
(Irrationalismus,  1922)  ist  das  Widerstandserleben  das  Grunderlebnis  der  Gegen- 
standserkenntnis.    Vgl.  Materie,  Kraft. 

Widerstreit  (Repugnanz)  s.  Gegensatz. 

Wiedererkennen  ist  das  Bewußtsein,  daß  etwas,  ein  auftretender  Inhalt 
schon  „bekannt",  d.  h.  schon  einmal  erlebt  ist,  ist  Identifizierung  eines  neuen  mit 
einem  schon  erlebten  Inhalt,  während  das  „Erkennen"  (im  rein  psychologischen  Sinne) 
die  Einordnung  eines  Neuen  in  eine  Klasse  bekannter  Inhalte  bedeutet,  wodurch  es 
bestimmt,  gedeutet  wird.  Die  „Bekanntkeitsqualität"  (Höffding;  ,,Xotal": 
Avenartus)  beruht  darauf,  daß  mit  dem  neuen  Inhalt  die  „Residuen"  (unbewußte 
Dispositionen  oder  unterbewußt  bleibende  Reproduktionselemente)  früherer  Vor- 
stellungen desselben  Gegenstandes  verschmelzen.  Von  der  unmittelbaren  (direkten) 
ist  das  mittelbare  W.  (vermittelte)  zu  unterscheiden,  bei  welcher  ein  Gegenstand 
mittels  irgendwelcher  begleitender  Vorstellungen  und  deren  Merkmale  erkannt  wird. 
Eine  bewußte  Vergleichung  des  Neuen  mit  Erinnerungsvorstellungen  findet  nur 
selten  statt. 

Auf  Verschmelzung  oder  auch  eine  Assimilation  bzw.  Assoziation  führen  das  W. 
zurück  A.  Lehmann  (Philos.  Studien  V,  VII),  James,  Wundt  (Grundr.  d.  Psychol5., 
1902,  S.  285  ff.),  Külfe  (Grundr.  d.  Psychol.,  1903,  S.  177  ff.);  Hagemann-Dyroff 
(Psychol.8,  1911),  Jodl  (Lehrb.  d.  Psychol.  IP,  1909,  152  ff.),  B.  Erdmann  (Viertel- 
jahrsschrift f.  wissenschaftl.  Philos.,  10.  Bd.,  „Gedächtnisresiduen",  „Residual- 
komponenten") u.  a.;  vgl.  Offner  (Das  Gedächtnis2,  1911,  S.  116:  Verschmelzung, 
keine  Assimilation);  Bergson  (Matiere  et  memoire5,  1909,  S.  91  ff.;  aber  kein  Ver- 
gleichen) u.  a. 

Auf  die  bloße  Erleichterung  der  Auffassung  durch  das  infolge  des  früheren  Erleb- 
nisses modifizierte  seelische  Organ  führen  das  W.  (bzw.  die  „ Bekann theitsqualität") 
zurück  Bonnet  (Essai  analytique,  1770—71,  §  91  ff.),  Höffding  (Vierteljahrsschr.  f. 
nach.  Philos.,  13.  Bd.;  Philos.  Studien  VIII;  Der  menschliche  Gedanke,  1911), 
Fouillee,  J.  Ward,  H.  Cornelius,  Ziehen,  Claparäde  u.  a.  —  Vgl.  Meinong, 
Zeitschr.  f.  Psychol.  VI,  1894;  Rehmer,  Allgem.  Psychol.,  2.  A.  1903,  S.  502  ff.  (Ver- 


7}f,  Wiederkunft  —  wm«. 


gbiehirng);  ßwox.  Db  mi>emisebeu  Empfmdangss.  190».  8.  »Off.  (ebenfalb); 
Jambs,  PeTrhokxrir,  1000.  8.  300 f.:  Houjwtwobtb,  Am.  Journ.  of  P»wh,  1913; 
Dfttt,  Erketintzibtheorb.  1010:  SrOnam.  Viiihsanpii  Ober  rVecbopethologie.  1900; 
A.  Fisarn.  Zeitsehr.  f.  Psycho!..  00. Bd.; ebda. 01.  Bd.,  1011 75.  Bd.  1015:  H.  Mira, 
BcreJtarhaft  u.  Wh  de ic<  kennen,  Zeitaehr.  f.  Psych.,  70. 1014;  R.  MüUjm-FasxsjrrBLS, 
Dm  Denken  und  die  Phantasie.  1010  (GefBhb  and  motorische  Fakt,  bedingen  des 
Wiedererkennen);  E.  Mrrn.  Ober  dl»  Oeseta»  dar  eimoltanen  Aesnebtfon  und  da« 
Wiedererkennen,  1010;  Coajrsxrcs,  Treaeseadeatab  fliebmelll.  1010,  OS  (unter- 
Arten  de«  Wiedererkennen«).  —  Vgl. 


Wledtorkaaft  «.  ftpnket— ttah,  Tbeoaopkie 


U  I  lle)  pfbaAsatf.  Chartas)  bedenket  sowohl  die  eJbgaaeb»  Flhigkilt.  «n 
ab  die  Einheit,  dea  Inbegriff  der  WnBaiimii,  Wluoaeprorfesi  ab  euch  den  Inhalt  dea 
Wollen«,  die  „Wabiiemclnang".  ihijmbj.  worauf  dae  WoOen  eieh  richtet,  den 
„WUknugefeiMtand".  dea  „WUleoaziel".  Ferner  versteht  man  unter  Wlllea  (Wollen) 
tefb  das  Streben  (a.  d.)  Oberhaupt  daa  Trieb  (e.  d.)  wie  den 
Motiveokampf .  Überlegung  bei  immhenihn,  beeonne nen  WOba, 
Dea  Wotba  im  »ettsrea  Sfame  bt 
Vorgängen  oiekt  raatlea  a blei t barer  peTchbeher  lYoeaB.  der  aber  niebt  ahtarat 

db  in  Ihrer  flondeiung  ab  Fmprleileag  (bcw.  VonOnllimg)  and  Oelthl 
nd.  eieh  aaa  dem  einbeitachcn  Ablaof.  ..Wollrn"  genannt,  heran». 
uno  in  oer  r.ntw»eaiung  ose  oeeesmeneae  aaoa  vieseea  su  emer  remuesa 
Selbständigkeit  ineofcrn  gelangen,  ab  db  an  eb  eich  knöpfende  „Tendenz  eehr 
schwach  werden  kann.  Dbea  „Tendenz",  dieee  ..Richtung",  db  tn  altem  Wollen  Hegt, 
macht  den  Wilbnevorgaag  sa  etwa«  eeinen  Komponenten  gegenOber  qualitativ 
Nenem.  eo  daß  er  nicht  eb  db  „flamme**  dotsalbea  betrachtet  werden  darf.  Ans 
dieser  Tendern  ergeben  sich  Vrrundeninp 
Wollenden,  vermitteb  dieee«  dann  aoeh 
Dinee.  Je  nachdem  db  Fbigen  des  WDlene  ftndersngen  physischer  Art  (Bewegung*. 
Inderungen)  oder  aber  gebtiger  Art  sind  (Veränderungen  an  Voreteuuagea  and  deren 
Zusammenhingen  ab  aolchen),  «ind  tuBere  and  innere  Wllbnshaadhmg  sa  unter- 
eehekVn.  Elafaehe  WIDeierrorgange  smd  Jene,  welche  „Impulsiver"  Katar  sind. 
tob  gefthbbetonten  Empfindungen  oder  M» —l ■mi*nnnyti  aasgeben  («.  Trieb, 
Motive ;  ..Triebwille"):  soesmmengeeetste  WIBeashsndlungen  gehen  sos  dem 
wmiiBiBwnsii  ich  mehrerer  Motive  hervor,  «ind  durah  Gedenken,  Voraussicht,  Uber- 
legung  u.  dgl.  bedingt  (Wahl-,  WiltkOrhandlunjen,  „Vernunftwille").  Im  btateian 
Falb  bt  daa  Wollen  durch  Assoziationen,  Erfahrungen.  Ideen,  den  Intellekt,  dea 
Denken  vermittelt,  es  wird  von  momentanen  Reizungen  unabhängig,  aus  einer 
ursprOnglich  reaktiven  ru  einer  aktiven  Funktion,  welche  den  Auedruck  derembeit- 
lieben  Persönlichkeit,  der  in  ihr  verdichteten  Vergangenheit  und  der  von  ihr  ideell 
antizipierten  Zukunft  bildet,  es  wird  seihet-  and  zielbewußter  Wille,  der  planvoll 
reguliert,  hemmt,  gestaltet,  organisiert,  zuhochst  eb  echoprer beber  Kulturwille, 
inge.  Kräfte,  Verhiltnieee  aller  Art  im  Sinne  höchster,  idealer  Ziele  \ ei ai borten 
läßt.  Im  IVnken  und  Erkennen  ist  der  W.  sowohl  ab  primäres  Streben,  welches  in 
der  Aufmerksamkeit  (s.  d.),  Apperzeption  (s.  d.),  Besinnung  usw.  eich  bekundet,  wb 
ab  bewußter  Erkcnntnwwille  wirksam  (s.  Erkenntnis,  Einheit,  Voluntarismus).  Der 
W.  ist  der  Vernunft  («.  d.)  nicht  entgegengesetzt,  sondern  diese  bt  db  Richtung  dea 


Wille.  747 

besonnenen,  höheren  Willens  selbst,  der  das  VorstelJungs-  und  Triebmaterial  beherrscht, 
lenkt,  zu  einheitlichem  Zusammenhange  verknüpft.  Durch  Übung  im  Bewältigen  von 
äußeren  und  inneren  Hindernissen  erstarkt  die  Willenskraft,  und  es  ist  eine  wichtige 
Aufgabe  aller  Erziehung,  nicht  nur  den  Intellekt,  sondern  auch  die  Energie  des 
theoretischen  und  praktischen  Willens  zu  steigern  und  in  die  kulturgemäße  Richtung 
zu  bringen.  Wichtig  für  die  Erziehung  wie  für  das  Geistesleben  überhaupt  ist  die 
„Mechanisierung"  (s.  d.)  von  Willenshandlungen,  die  durch  Übungen  triebhaft  und 
zuletzt  oft  automatisch,  reflexmäßig  werden  und  nur  eines  ersten  Willensimpulses 
bedürfen.  Das  Wollen  hat  auch  Nachwirkungen  („determinierende  Tendenzen",  Ach), 
die  dem  Ablauf  des  psychischen  Geschehens  eine  bestimmte  Richtung  im  Sinne  der 
„Absicht",  des  „Vorsatzes"  geben.  —  Betreffs  der  erkenntnistheoretischen  und 
metaphysischen  Bedeutung  des  Willens  s.  Voluntarismus. 

Nach  der  autogenetischen  Willenstheorie  gilt  der  Wille  als  spezifisches, 
primäres,  zum  Teil  als  elementares  oder  als  das  fundamentale  psychische  Geschehen 
(s.  Voluntarismus):  nach  der  heterogenetischen  Theorie  ist  der  W.  sekundär, 
abgeleitet,  ein  bloßes  Produkt  anderer  Bewußtseinsvorgänge,  sei  es  eine  Funktion 
des  Vorstellens  oder  Denkens,  sei  es  eine  bloße  Gefühlswirkung,  sei  es  ein  Komplex 
von  Empfindungen  und  Bewegungen  (s.  Reflex). 

Als  spezifischer  Bewußtseinsvorgang,  als  intellektuell  geleitetes,  einsichtiges, 
rationales  Streben,  Beaehren,  welches  vom  eigentlichen  (sinnlichen)  Begehren,  der 
Begierde  scharf  unterschieden  wird,  bestimmen  den  Willen  Platon  (Gorgias  466  D, 
Charmides,  163),  Aristoteles  (De  anima  III  11,  433  a  23  ff.:  Eth.  Nicom.  ITI  4. 
1111b  21  ff.),  die  Stoiker  (Diogen.  Laert.  VTI,  166),  die  Scholastiker,  welche 
zwischen  „appetitus  naturalis"  und  „rationalis"  unterscheiden.  Der  W.  ist  nach 
Thomas  von  Aqutno  ein  rationales  Streben,  welches  von  Natur  aus  auf  ein  Gut  (s.  d.) 
gerichtet  ist,  und  durch  den  Intellekt,  welcher  das  Prius  hat  („intellectus  altior  et 
prior  volunta,te")  geleitet  wird  (Sum.  theol.  I,  80,  2;  I,  82,  3;  Contra  gent.  I,  72). 
Hingegen  ist  (vgl.  ATJGTJSTTNxrs)  nach  Dttns  Scotxjs  der  W.  dem  Intellekt  überlegen 
(s.  Voluntarismus),  er  „gebietet"  diesem  („imperans  intellectui"),  wird  aber  selbst 
durch  ihn  erleuchtet,  erhält  von  ihm  sein  Objekt  (in  1.  sent.  IV,  49,  4;  II.  42,  4; 
vgl.  Siebeck,  Zeitschr.  f.  wissensch.  Philos.  Bd.  112).  Nach  Wilhelm  von  Occam 
sind  Wille  und  Intellekt  nur  ein  Vermögen  mit  verschiedenen  Funktionen  (In  1. 
sent.  II,  24). 

Nach  Descartes  ist  das  Denken  (der  „actus  iudicandi")  von  der  Zustimmimg 
(„assensus")  des  Willens  abhängig.  Behaupten,  Verneinen,  Zweifeln  sind  Willensmodi 
(Princip.  philos.  I,  32).  Es  gibt  innere  und  äußere  Willenshandlungen  (Passion, 
animae  I,  17  f.).  Spinoza,  der  im  Wollen  nur  einen  Modus  des  „Denkens"  (im  weiteren 
Sinne)  erblickt  und  W.  und  Intellekt  identifiziert  („voluntas  et  intellectus  unum  et 
idem  sunt"),  anerkennt  keinen  Willen  als  Vermögen,  nur  die  einzelnen  Wollungen, 
d.  h.  die  in  den  Ideen  liegenden  Bejahungen  und  Verneinungen  („affirmatio",  „negatio" ; 
Eth.  II,  prop.  XLIX).  Che.  Wolfe  nimmt  hingegen  ein  eigenes  „Begehrungsvermögen" 
(ß.  d.)  an.  Der  Wille  ist  rationales  Streben  auf  Veranlassung  einer  deutlichen  Vor- 
stellung eines  Gutes,  ist  die  „Neigung  des  Gemütes  gegen  eine  Sache  um  des  Guten 
willen,  das  wir  bei  ihr  wahrzunehmen  vermeinen".  Es  findet  hier  eine  Bemühung 
statt,  eine  gewisse  Empfindung  hervorzubringen  (Psychol.  empir.,  §  880  ff. ;  Vernunft. 
Gedanken  von  Gott ...  I,  492,  504,  878,  910).  Als  eine  Grundkraft  der  Seele  bezeichnet 
den  Willen  Crusitjs.  Nach  Herder  ist  der  W.  eine  Funktion  derselben  Kraft,  die  im 
Verstände  wirkt.  Erkennen  und  Wollen  bedingen  sich  gegenseitig  (Vom  Erkennen 
u.  Empfinden,  3). 


7iA  wim. 

Käst  untw  scheidet  dm  Wüten  vom  Verstände  und  rom  Gefühl.    Der  W.  ist 
eernnnftig  bestimmte*  Begehrnngsvermogen  (Metephys.  dar  Sitten  I),  ein , 


sieh  eelbst  zur  Erwirkung  derselben  .  .  .  d.  i.  sein*  Knosajitat  zu  beetimn 
d.  prmkt.  Vernunft,  EinteiU,  Unir.Bibl,  8.  15).  Der  W.  iet  niebu  als  ..praktieche 
.  „tis  Vermögen,  nur  dasjenige  zu  wählen,  was  die  Vernunft  iiTuhhingig 
too  der  Neigung  nie  praktisch  notwendig,  d.  i.  am  gut,  ernennt*.  Der  ..reine"  Wflte 
iet  der  völlig  nne  spriorteafcsn  PinuipliiB  I  iHfimmli  Wüte  (Grdfeg.  zur  MrUphys.  d. 
Sitten,  Unir.Bibl,  8. 17,  46.  63;  s.  Gut,  flUÜiuhkiit»  Aston  omie,  Imperativ).  Neeb 
Fxcutb  fet  der  W.  den  „Vermögen  der  absoluten  SelbMbestbamong  in  Beziehung  auf 
einen  Begriff"  (NubgalisJini  Werke  111.  I» f.;  e,  Voluntarksau*).  -  Nach  Hm 
iet  der  W.  praktischer  Geist,  freie  Infedttganz  (Enzyklop.  f  443.  481).  eine  „breondere 
Weiee  dee  Denkens:  dne  Denken  ele  eich  nbernrteend  ii»  D*«r4*  ate  Trteb.  sieh  Deerin 
sn  geben".  Kein  Wille  ohne  Inteüigetu,  keine  IntetHgem  ohne  Wilk 
wir  denken,  sind  wir  eben  tätig".  Der  wahrhafte  WUle  wül  die  Freiheit,  und 
WlBs  ist  wahrhaft  unendlich  (Orundttnfan  der  FMIns.  dss  SsekJs*  ki^  enn  G.  Lssson. 
1911.  |  4 ff.  n.  8.  «gg.).  —  Dieser  JnteOeklsiHsIsiuk  gsfütliin  WlBenstheorie  stettt 
sieh  der  Voluntarismus  (s.  d.)  8orMrsjriAVM  gsganftber.  nsoh  «sinkest  der  Wüte 
der  Kern  alles  Seins  und  BewuBteeü».  des  Weeen  der  Dings  ist.  Der  W.  Ist  (Ursprung, 
lieh)  unbewudt;  dies  Iskrsn  eneh  E.  W,  Hakiha«».  neck  welchen»  der  W.  unbewußte 
prodttktiTS  Tätigkeit  iet  (Moderne  Psyehnlngie.  1901.  6.  197).  Dnnws  (Des  Ich.  1997. 
8.  182  ff.).  C.  Gönn»  (System  d.  krttteobeo  Philo*  I.  1874/76,  80  ff.)  u.  h. 

Alm   smwi    f  nfwtlftsiVft   smnmsnTflmiömsm     e**sm»s*   Ps»mmmsm%tnsmBmmVkm'^9V«ks,tmn,r#    r^em    TV'smVKmnT'mßMk   ftmMsVHmmmm% 

Begehren  definieren  den  Willen  (im  engeren  Sinne)  HnnAST  (Lehrb.  snr  P»ychol», 
1887.  8.  154  f.:  Psycho!.  II.  1884/35.  f  151).  der  des  Begehren  aber  s«s  dem  Vorstellen 
ableitet  (e.  Inteltektnahmnus).  Dnosxscni  (Empir.  Psycho!.*.  1898,  |  99V  Volmäas* 
(Lehrb.  d.  Psychol.  I«,  1894/95,  461  f.).  O.  FLOon.  (Vterteljalnsachr.  f.  ninwnssk. 
PhÜos,  18.  Bd,  1890)  u.  a„  ferner  Bmo  (Lehrb.  d.  Psychol..  1833.  4 
f  301).  HAonuürn  (Psycho!.*.  1911).  Genau»  (FryoboL,  1878,  S.  171  ff.).  Jodl, 
(Lehrb.  der  Psychol.  II«.  1909.  53  ff.,  443  ff.),  nach  welchem  des  Streben  fl 
etwas  Primäres  ist,  u.  s.  -  Letcterss  Iskrsn  such  I.  H.  tarn,  Fostlage,  K.  Fiscun 
(Des  Verhütete  swiseken  Wollen  n.  Verstand».  1906).  Lora  (Mikrokosmus  I».  1899. 
388  ff .,  5.  A.  1898  ff.).  SwwAnr.  Natoet.  neck  welchem  der  W.  »7ii  lsswimg,  Vorsaht 
einer  Idee,  d.  L  eines  Oeenllten"  Ist  (Stndslpldsgogik'.  1904.  8. 5, 37  ff.,  55  ff.;  8. 
Vernunftwille;  Allgemeine  PsyekoL,  1904;  Archiv  f.  System.  Philos.  I-  III.  1804  f.). 
H.  Comn  (Ethik,  1904,  &  183 ff.;  Kante  Dsgiindiiag  d.  Ethik*.  1910;  i 
Affekt).  WnrDBxnAjro.  MOxsnmnsno,  nach  welekem  der  W.  alle  ..Phänomene  der 
Selbstetellung"  umfafit  (Grdz.  d.  Psychol.  I.  351  ff.;  e.  Volunteriamns;  vgl.  unten), 
TöJtians  (Gemeinechaft  tu  GemUschart*.   1913;  „Wesenwille"  u.  .  Tgl. 

Soziologie),  Pacxsss,  G.  H.  SarjrsxDtt  (Der  mrmechliohe  Wüte,  1883;  Der  tierische 
W.U.-.  1800).  Kidmo,  Jkecsalem.  Jodu  Rnun  (Aügem.  Psychol,  1894,  &  486, 
3.  A.  1905),  HörxsK  (Psychol,  1897.  S.  19  f,  500  ff.),  H.  Scbwabz  (Psychol.  des 
Wüten*,  1900,  S.  40  ff.:  das  „Vorziehen"  als  Urpbinomen).  Lim  (Leitfaden  d. 
Psycho!.,  3.  A.  1909;  Vom  Fühlen,  Wollen  und  Denken*,  1907),  A.  PrÄXDin  (Des 
Wollen  ist  das  siegreiche  Streben  des  Ich;  Phänomenologie  des  Wüten*,  1909,  S.  105  ff.). 
Lossku  (Zeitechr. d.  PsychoL  XX,  1903;  Grdz.d.  PsyoboU 8. 8 ff. k  H.Mai» (Psychol. 
des  emotion.  Denkens,  1908,  8.  537  ff.).  Stchtt  (Zur  Wiedergeburt  der  Phüos.,  1908, 
I  .  J.  Schultz,  Goldschkid  (Zur  Ethik  des  Geeamtwütene  I,  1903,  79;  a.  Willens- 
kritik, Richtung),  Diltmt,  F.  J.  Schmidt,  Jotx,  HörroiNo  (Psychol.1,  1893,  S.  130. 


Wille.  749 

398,  424  ff.;  Der  menschliche  Gedanke,  1911),  nach  welchem  alle  Bewußtseinstätigkeit 
„Richtung"  hat,  Wille  ist,  Vaihinger,  Kühtmann,  Kromann,  Ribot,  FouillEe, 
Lachelier,  Guyau,  Bergson,  Ladd,  Baldwin,  J.  Ward,  L.  F.  Ward,  F.  C.  S. 
Schiller,  James  u.  a.  (s.  Voluntarismus). 

Eine  „ursprüngliche  Energie  des  Bewußtseins"  ist  der  W.  auch  nach  Wundt. 
Willenshandlungen  sind  durch  einen  Affekt  vorbereitete  und  ihn  plötzlich  beendende 
Veränderungen  der  Vorstellungs-  und  Gefühlslage.  „Der  Affekt  selbst  zusammen  mit 
dieser  aus  ihm  hervorgehenden  Endwirkung  ist  ein  Willens  Vorgang."  Das  Gefühl 
(8.  d.)  kann  ebensogut  als  der  Anfang  einer  Willenshandlung  wie  das  Wollen  als  ein 
zusammengesetzter  Gefühlsprozeß  betrachtet  werden.  Trieb  (s.  d.)  und  Willkür  (s.  d.) 
oder  einfache  und  zusammengesetzte  Willenshandlung  sind  zu  unterscheiden  (vgl. 
Wahl).  Der  äußeren  geht  eine  innere  Willenshandlung  voran.  Der  W.  ist  die  Intelligenz 
selbst  (s.  Denken,  Apperzeption;  vgl.  Grdz.  der  physiol.  Psychol.  III5,  1903,  242  ff.; 
Grundr.  d.  Psychol.5,  1902.  S.  218  ff.;  System  d.  Philos.3,  1907).  —  Aus  dem  Gefühl 
leitet  das  Wollen  ab  Horwicz  (Psychol.  Analysen,  1872  ff.,  III,  4  f.,  59  ff.;  I,  201  ff.), 
ferner  Th.  Ziegler  (Das  Gefühl2,  1893,  S.  308  f.,  5.  A.  1912),  Simiiel  („Gefühls- 
reflexe", Zeitschr.  f.  Psychol.  IX,  211  ff.)  u.  a. 

Aus  Empfindung  (Vorstellung)  und  Gefühl  besteht  der  Wille  nach  Ebbinghacs 
(Gi dz.  d.  Psychol.  I2,  1905,  S.  168,  561  ff.;  Abriß  der  Psychol.2,  1909),  B.  Erdmann. 
Driesch  (Ordnungslehre,  1912),  E.  Wentscher  (Der  Wille,  1910)  u.  a.  —  Eine  gewollte 
Handlung  ist  nach  X.  Ach  ein  auf  die  Wirksamkeit  von  früheren  „determinierenden 
Tendenzen"  einer  „Ziel Vorstellung"  zurückzuführender  Ablauf  geistiger  Prozesse 
(Über  die  Willenstätigkeit  und  das  Denken,  1905;  Über  den  Willensakt  und  das 
Temperament,  1910;  s.  Determination);  Lindworsky,  Der  Wille,  1919;  Experimentelle 
Psychologie,  1921,  224  f. 

Aus  Vorstellungen  (bzw.  z.  Teil  aus  Bewegungsvorstellungen  mit  motorischen 
Tendenzen)  leiten  den  W.  ab  Hobbes,  Herbart  (s.  oben),  Chr.  Ehrenfels  (Wert- 
theorie, 1897/98,  I,  222,  248  f.),  Mecmann  („Übergehen  von  beurteilten  Zielvor- 
stellungen und  ihrer  Zustimmung  in  Handlungen",  Intelligenz  und  Wille,  S.  274  f.), 
R.  Wähle  (Mechanismus  des  Geisteslebens,  1906,  S.  163  f.,  371  ff.),  W.  James 
(Bewegungs Vorstellung  plus  dem  „Fiat",  daß  die  sinnlichen  Konsequenzen  einer 
Bewegung  wirklich  werden  sollen,  Princ.  of  Psychol.,  1890,  II,  559  ff.;  Psychol.,  1909, 
S.  420 ff.;  das  Wesentliche  ist  hier  die  Aufmerksamkeitsanstrengung,  „effort  of 
attention"),  Ribot  („ideomotorischer"  Prozeß.  Der  Wille,  1893,  S.  3  ff.),  Paulhan 
(L'activite  mentale,  1889,  S.  138  ff.),  Spencer  (Psychol.  I,  1882  ff.,  §  218;  vgl.  A.  Bain, 
Emotions  and  Will3,  S.  302 ff.:  spontane  Bewegungstendenz,  Assoziation  zwischen  der 
Vorstellung  des  zu  Bewirkenden  mit  Bewegungen),  Münsterberg  (Die  Willens- 
handlung, 1888,  S.62,  96  ff.),  Ziehen  (Leitfaden  d.  physiol.  Psychol.,  1891;  9.  A.  1911), 
Külpe  (Grundr.  d.  Psychol.,  1893,  S.  462  f.,  275),  E.  Mach  (Beiträge  zur  Analyse  der 
Empfind.4,  1903,  S.  132  ff.)  u.  a.  —  Xach  B.  Kern  ist  das  Wollen  die  Energie  des 
bewußten  Denkens  (Das  Wesen  des  Seelen-  und  Geisteslebens2,  1907,  S.  100 ff.;  vgl. 
oben  Hegel,  Xatorp  u.  a.). 

Als  Reflexkette  betrachten  die  Willenshandlung  Wähle,  Kassowitz,  J.  Loeb 
(s.  Tropismen)  u.  a.  Xach  Spencer  u.  a.  ist  der  W.  aus  Reflexen  hervorgegangen  (auf 
Grund  von  Assoziation).  —  Als  Form  der  Energie  (s.  d.)  faßt  den  Willen  Ostwald 
auf  (Vorles.  über  Xaturphilos.2,  1902;  3.  A.  1905).  —  Vgl.  Augustinus,  De  duabus 
animis,  10;  De  civitate  Dei,  XIV,  6;  Avicenna,  De  anima  IV,  4;  Hobbes,  De 
corpore,  C.  25,  13;  De  nomine  XI,  2;  Locke,  Essay  concerning  human  understanding 
II,  K.  21,   §5  ff.;   Condillac,   Tratte*  des  sensations  I,  K.  3,   §9;   Bonnet,  Essai 


70u 


saalytiquc  XII.  1  (7  f.;  Mai*«  d>  Bi*a*  (s.  VolunU.-ismas);  J.  Edwards.  Treetise 
oa  the  Will.  1754;  Psoas,  Ontirseoh,  aber  den  ■imnstiisis  Wüten.  1779—93; 
L.  KscanaAca.  WW.  X.  hrsg.  von  Bolin,  Sl  ff.;  A.  Srn,  Denken  a.  Wirklich*, 
163  ff.  (Dar  W.  ist  Ausdruck  das  in  unserem  Wesen  hngaadsa  Widerspruchs,  dtMB 
Beseitigung  «ritt  Ziel  ist);  Wuroauuno,  Vierteitehrsaehrift  für  v/tewnsuhsitl  Phflo*. 
1978;  Kult«,   Philo*.   Stadien  V;  B.  Sauzo.  L  c.  XX;  IL  Qiwub,   Viertel. 

jahrsschr.  f.  wuwsnseh.  Philo*,  Sl.  Bd.;  Orm.  Grundriß  einer  8*te**i uhsft, 

1997  f.  I  3;  U.  Kasn,  Thstettk,  1991;  Gsrsaa,  Lehrb.  <L  iflgssnls  Psycho!., 
1.  A.  191t;  Msacua.  ftychotegte.  1996  f.;  O.  Wiujia**,  Bmpir.  Psynhotogte,  190«; 
Witassk.  OmnilHnlio  dar  Psjutsalngte,  1909;  Draorr,  Einfahr,  in  die  PsyoaoL. 
1909;  TCacsMM.  Zar  Plryeholoste  d«  Wilteas.  1900;  J.  Pi*x*n,  Th.  tapp.'  Versuch 
eta*rTI»oftede*Wllkm*.  1909t  E.  DOM.  Dte  Lahr»  von  dar  Ämlmm  hssmhi.it,  1907; 
Larr.  Dte  ■UnrBehl  Wtitensbikiung,  1909;  Patot.  Di.  Entehang  da«  Wüten*. 
J.  Bacma**.  Ober  Wiltens-  e.  (*srifcteier)fteag,  1997;  A.  Miobott*.  Bevue  a*o- 

1911;  Archiv**  dt  Psyuholagis  X,  1910;    Fahiudo,    Wolka  eine 
unst,  1919»;  Bannatm,  Das  miasnhHnai  Wolka.  191.*..  »uro. 

La  voloot**.  1911;  La««.  Logt***  4»  la  volonU.  1903;  Pacuu*.  La  logiqoe  d. 
U  *ontr*dtot»on,  1911  (S.  10ff.:  Logik  da*  Wttlaai);  O.  TAJUjrrwo,  Saggte  aaDa 
volonte,  1997;  Caxsj**,  Dar  doppatte  StearfpanH  m  dar  ftjnhotogte,  1909; 
Die  Wilhaafiiihill,  1911  (Dar  W.  ist  des  Dieeßtesiii.  aafara  es  steh 
afaw  hm  Lfahte  dar  Last  toi  gestellte  !■>*— «g  besteht"  im  Oagaaaate  aar  Unlust  an 
etwas);   BotDliiiArrr,  Motiv*  fore*  aad  nwUvatiou  trank*.  1911.   Nach 

rgang  dt*  Abendlands*  L  406«.)  tet  Wüte  dar  Bepriaentant  des 
Gefühls.  —  Di*  P*thologi*  da*  Wollene  hfthaadala:  Rtaor.  Lm  moladie*  de  la 
volonte,  1994»;  Ja*«.  Lm  nevroec«,  1909;  BtnxaACM,  Dte  krankhafte  Witten*. 
*ah wache  aad  Ihr*  En  hilssagafmann.  1911;  Sroanuto,  Vorlesungen  über  Psycho. 
Pathologie.  1900;  Jastbbs,  Allg.  Psyehopetnol..  1930».  VgL  Volantariemas. 
Streben,  Trieb,  Wahl.  Willkor.  B  Sektion,  Handlang,  Motiv.  Wutenefreihe  it. 

Volition.  Xolitten,  Zweck,  Idonlilltethoorte.  ParsJbbamus,  Wittenak : 
abjivm**j  wiinimaaii»  tssoe»,  Mona,  imperativ,  ooiiea.  ABmevtaanssnan»  uanaaa, 
Staat.  OeaamtwilK  Geschichte,  Soziologie. 

Wülemafrelhelt  (Freiheit).  Da*  Wort  „Freiheit"  hat  eine  negative  und 
ein*  positive  Bedeutung,  es  bedeutet  sowohl  dte  Unabhängigkeit  von  irgendwelchem 
Zwang*,  das  Fehlen  ete**  solchen,  ah  auch  die  Figanheit,  rtelhstindigtreit  de*  Handeln- 
den  oder  das  Handelns  and  Wollen*.  Freiheit  ist  rnnlnhst  Handlungsfreiheit 
und  besteht  darin,  daß  ein  Wesen  steh  so  verhalt,  wie  es  seine  eigene  Natur  verlangt, 
daß  es  also  im  Sinne  dar  ureigenen  Tendenzen,  dar  ulgsaun  Richtung  sa  reagieren 
vermag.  In  dieeem  Sinne  ist  nichts  in  der  Welt  absolut  anfrei,  so  eindeutig  beetimmt, 
regelmäßig,  „notwendig"  auch  dte  Reaktion  der  Wesen  sein  mag.  Dte  Gesetze  (..  d.) 
des  Gesehenen*  sind  nicht  Ober  den  Dingen  sehwehands  Machte,  sondern  ein  Ausdruck 
ihrer  Wechselwirkungen.  Je  hoher  entwickelt,  differenzierter,  komplizierter  ein 
Wesen  ist,  je  mehr  es  potentielle  Energien  in  sich  autspeiebert  und  tu  benatzen  vermag, 
desto  selbständiger,  aktiver  tritt  es  der  Umwelt  gegenüber,  desto  unabhängiger  wird 
es  von  momentanen  Finflftssnn  derselben  und  schließlich  nach  von  momentanen 
Reizen  aus  dem  eigenen  Kraftesystem.  Es  wird  befähigt,  die  individuell  ein 
liehe  Grundrichtung  seines  Wesen«  gegenüber  allem  Fremden.  Entgegengesetzten 
durchzusetzen,  es  befreit  sich  immer  mehr,  wirkt  immer  mehr  aus  dem  Fonds  des  eigenen 
Energiesystems,  in  dem  seine  ganze  dynamische  Vergangenheit  ihre  Spuren 
hinterlassen  hat.    So  wachst  das  Maß  der  Freiheit  immer  mehr,  physisch  sowohl  wie 


Willensfreiheit.  751 


psychisch,  denn  das  organische  Kräftesystem  ist  nur  die  „Außenseite",  die  objektive 
Erscheinung  eben  dessen,  was  unmittelbar,  für  sich  ein  Willenssystem,  eine  gegliederte 
Einheit  des  Strebens  und  Wollens  ist.  Der  Mensch  hat  also  Freiheit  des  Handelns, 
weil  er  einen  Willen  hat  und  unter  normalen  Umständen  zu  realisieren  vermag,  was 
er  will.  Er  ist  ferner  frei,  weil  er  unter  normalen  Umständen  nicht  blinden  Trieben 
gehorchen  muß,  sondern  die  Fähigkeit  hat,  Triebe  zu  hemmen  und  das  zu  tun,  was 
sein  besonnener,  vernünftiger,  sittücher  Wille  fordert  oder  was  er  tun  soll  (Sittliche 
Freiheit).  Dies  beruht  darauf,  daß  zu  den  Motiven  (s.  d.),  welche  die  Richtung  des 
Wollens  veranlassen,  auch  (gefühlsbetonte)  Vorstellungen  dessen  gehören,  was  das 
Ich  eigentüch  erstrebt,  worauf  es  im  Grunde  abzielt,  was  ihm  wahrhaft  wertvoll 
erscheint,  und  daß  solche  Motive  im  Wettstreit  mit  anderen  zum  Siege  gelangen, 
wenn  der  „Ich- Wille"  (H.  Maieb)  genügend  erstarkt  ist.  Die  psychologisch- 
sittliche Willensfreiheit  schließt  also  eine  gewisse  „Determination"  des  Willens 
nicht  aus,  aber  von  Zwang  u.  dgl.  ist  hier  nicht  die  Rede,  denn  das  „Determinierende" 
ist  das  selbstbewußte,  besonnene,  vernünftige  Ich  (oder  dessen  Vernunft)  selbst.  So 
ist  Freiheit  des  Woiiens  und  Handelns  aktive  Selbstbestimmung,  zuhöchst 
Wollen  und  Handeln  gemäß  den  vom  Ich  selbst  gesetzten  oder  anerkannten  Werten, 
Zielen,  Ideen  und  Idealen  als  Inhalt  und  Ausdruck  des  obersten,  reinen  Willens  selbst. 
Unfrei  ist  nur  derjenige,  dessen  Wille  sich  infolge  irgendwelcher  (z.  B.  intellektueller 
Hemmungen  entweder  gar  nicht  regen  kann  oder  dessen  Energie  gegenüber  zu  hef- 
tigen, abnormen  Reizungen  (Trieben,  Affekten)  zu  schwach  ist  (vgl.  Zurechnung); 
anderseits  ist  absolute  und  konstante  Freiheit  nur  ein  Ideal,  das  wir  uns  etwa  in  der 
Gottheit  verwirklicht  denken.  Das  Freiheitsbewußtsein  besteht  darin,  daß  wir 
oft  vor  der  Tat  glauben,  Verschiedenes,  ja  Entgegengesetztes  wollen  und  tun  zu 
können,  oder  daß  wir  nach  der  Tat  meinen,  wir  hätten  auch  anders  wollen  und  handeln 
können,  Die  Kritik  dieses  Freiheitsbewußtseins,  auf  das  sich  der  Indeterminismus 
zu  stützen  pflegt,  ergibt:  1.  Der  Kampf  der  Motive,  das  Schwanken  bei  der  Über- 
legung beruht  darauf,  daß  noch  nicht  ein  bestimmtes  Motiv  herrschend  geworden 
ist;  daher  das  Gefühl  der  Ungebundenheit  bei  der  „Wahl",  welches  durchaus  berechtigt 
ist,  denn  im  Wählenden  sind  tatsächlich  mehrere  Handlungs-  und  Entscheidungs- 
möglichkeiten angelegt,  aus  deren  Konkurrieren  erst  eine  siegreich  hervorgeht,  oft 
ohne  daß  der  Handelnde  selbst  weiß,  welche  es  sein  wird.  Nach  der  Tat  erinnert 
man  sich  der  anderen,  nicht  realisierten  Möglichkeiten  und  meint  dann,  man  hätte 
sich  auch  für  diese  entscheiden  können.  Gewiß!  Aber  eben  nur  dann,  wenn  damals 
die  Konstellation,  die  Bewußtseinslage  eine  andere,  etwa  die,  wie  sie  jetzt  nach  der 
Tat  (bzw.  infolge  derselben)  sich  darstellt,  gewesen  wäre.  So  frei  der  Mensch  sein 
mag:  daß  schließlich  jedesmal  sein  Wollen  so  ausfällt  wie  sein  Charakter,  seine  Per- 
sönlichkeit unter  bestimmten  Umständen  wählend  sich  entscheidet,  ist  zugleich  not- 
wendig, kann  (im  Nachhinein)  nicht  anders  beurteilt  werden  als  eine  Folge  zureichender 
Gründe,  mit  denen  sie  gesetzt  ist.  Da  aber  das  Ich  sich  entwickelt,  fortschreitet, 
durch  sein  eigenes  Wollen  und  dessen  Folgen  modifiziert  wird,  so  ist  es  —  bei  allem 
Überwiegen  einer  Gesamttendenz  —  nicht  ein  für  allemal  in  seinen  Willensreaktionen 
festgelegt,  es  ist  also  durch  Fremd-  und  Eigenerziehung,  in  verschiedenem  Maße, 
beeinflußbar,  und  wir  können  nicht  mit  absoluter  Bestimmtheit  voraussagen,  wie 
es  in  Zukunft  wollen  wird.  Das  Prinzip  des  „Wachstums  geistiger  Energie",  die 
qualitative  Besonderheit  der  psychologischen  Kausalität,  die  „schöpferische  Ent- 
wicklung und  Synthese,  die  für  das  Geistesleben,  welches  seine  eigene  Gesetzlichkeit 
hat,  charakteristisch  ist,  verhindern  dies. 

Die  Theorien  betreffs  der  W.  gehören  dem  Determinismus  (s.  d.)  oder  dem 


m 


Indeterminismus  (s.  d.)  oder  »ermittelnden  TTiiktnmjsii  an.  Dsr  extrem« 
(naturalietfeehe.  mi  hanfetfenhs)  Determinismus  betrachtet  des  Wolfen  als  notwendige, 
uiiebijufertfeke  Wirkung  Äußerer  (nkjafeuhii)  Paktoren,  der  psyokofegfeuhe  D.  als 
wwBmt  darch  ftacfar*  psywitdbi  Vorging*  (grtflhhhBCoot*  Voi  itt  Uanipo )»  ra  oberst 

TOfB   (JBbWsUE$91%    VOO    QBT    J^fftÖOÄclUBWt»    W «Co*    flu*    OVO    HotnfQ   ffM*HW1nl'1>faWlriaw 

oder  de  beeinflußt.    Dam*  verbindet  afeh  dum  die  Lehre  von  der  sittlich,  n  Freiheit 

begründet,  aber  unkt  nur.  daß  dfe  Moll««  den  WUfen  nickt  nötigen,  an  daß  er  ~ch 
as  stärkste  Motiv  intenfeldsa  kann,  wt  er  selbst  dar  ligsntkiiht  Qnmd 
WUfeoMktn,  ■■■ftsasjl  er  sich  Mite»  mit  volfer  Freikeit,  «mm  auch  tat 
(kr  Regel  gewisse  Tsndensru  (neck  einem  „Oute")  bekundend   und  nun  Teü  ron 

dar  Vernunft  sich  feiten  I il    Dm*  Mensch  hat  Wehtfretheit.  kmnn  afeh  f ftr  das 

EaSmmssmsistnts  rem  — ■  dm»  trafen  WUsn  ksraua  snlankslcfen.  nfekta  „de»  rmlnfeif 
Um,  nötigt  Um  n  etwas,  euch  nickt  das  Denkm.  Von  ■■■■hin  wird  die  absolute 
Freiheit  in  nimm  Znwtnnd  dnr  ftnesJetana  (•.  <L)  od»  km  ftbeeseitbobs  Sein  gmlil 

V.  ■  m       .tr.v  '.      ti     l    -.»,.  .'.     Bjaj     \>tu.  -v!  „•►.    .!     |  «    KWWJ     !''•    •  ••  ■  Hu''  *    i»  n.    «lt 

■  ln«n  iL.      .I.Li       .  .        -     «  m     »  J-         «-       -Mr.      T|T    1  i      II  i  I      ll      »U     »I.  ■  ■»■!.  ■■  .       .mlii.l 

Freikeit.   Od»  aa  wird  dfe  hdfeJt  — ok  auf  des  m  filkinn  Vorgingen  niokt  schon 

In  der  antiken  Pkifeaopkfe  wird  mefet  dfe  Wahn* reihei  t,  dfe  piryvIHiEgrTrh  ■Ikfenkn 
Freiheit  dm  Wolfen«  und  Handel»  gofekrt,  dfe  MoglfekkriU  ff^wmuc  •«•  «fek  kernt«. 
»Ibstandig,  Miimirfhmmlr)  tu  bandeln.  80  fekren  Sokjutm  (Xenophon,  MmnorabU. 
IV,  5).  Platos  (Pbaedo  81  B;  Rcpubl.  «17  E).  Ajuätotxles  (Ml  Nicom.  111  I. 
1110a;  III  3.  1111  s30f  III  4.  1112a  1:  III  S.  11121  U  III  7.  1113  b)  u.a.  80 
•uck  d»  Stoiker,  weiche  trota  Utrea  mHaBkvsfenken  Drterminfemna,  dem  gern«! 
in  der  Welt  alfea  nntwwadif  erfolgt,  da«  „bei  mm  Stakende M  (*f '  ^k)  betonen,  dfe 
frwtimimiim,  (a.  Synkatatbeefe)  da«  Wolfenden  km  Denken  und  dem  WeltW  gegen- 
über,  aowfe  dfe  FihlgfeUl,  Affekte  ta  beherrschen,  dfe  besonder»  den  Weisen.  Tugend- 
karten  frei,  unabhängig  mackt  (Diogen.  Leert.  VII.  121;  Cicamo,  De  feto  1«.  24.  36; 
Skxbca.  Epist,  107).  Auch  dfe  Eplkareer  neknmn  troU  ikrar  atrang  ■iiulisililiirhin 
Wcltauffaasung  eis«  WTTk  anfi  aikiil  aa;  aekon  dfe  Atome  (a.  d.)  weichen  mawiiudfek 
von  der  geraden  Richtung  ihrva  Falfea  ..ein  wwmg*4  ab  (Dtogen.  Laert.  X.  133;  Lccsex. 
De  rerum  natura  II.  243  ff.).  -  Neck  Ptom  fei  dfe  Seefe  im  Inteiligibfen  abeolut 
frei,  auf  Erden  aber  von  den  Dumm  abkingig.  dock  auch  kfer  aittifek  frei,  van  afe 
der  Vernunft  folgt  (Ennead.  III.  I.  8  f ..•  2.  10;  VI.  4.  8;  8.  21 ;  vgl.  Ouotm  Oontr. 
Ofenm  VII,  742,  Kamt,  Scsraxxno  o.  s.). 

Dan  InikU hifemaa  mueim  imankfeifemi  Patrittiker  (Joaroros,  Cudum 

Autxainmiiroa  u.  •.),  PsLaonm,  ».  T.  auch  Aoocsrnroa.  Dfe  abeolute  W.  („pome 
non  pecoare")  beaaß  nur  Adam  vor  dem  Sttmfenfalfe,  jeUt  haben  dieMeoachen  nur 
noch  die  iMvekologfech-aittliche  Freümit  vernünftiger  Selbatentacheidung.  Der  gute 
Wille  fet  uneer  eigener  Wille,  aber  tetaten  Enden  von  Gott  (und  deea?n  Gnade)  almingig 
(..Tbeofegfecher  Detm^infemue';  De  Ubero  arbitrio  I.  12:  III.  3:  25;  vgl.  über  „theol. 
Determ.":  Th.  BnaDwanDiXB,  Jobanx  vom  MxuootwT,  Lotkbb,  De  nervo  arbitrio. 
Opera  VII,  1873,  c.  17.  Zwixou,  CaLvw,  Dbxubtbs,  Lssanro.  J.  Edwakds.  WtnrDT 
u.  a.;  s.  Prideatination).  —  Dfe  Scholastiker  lehren  mefet  mdetennmfetiaok  und 
betonen  beaondera  dfe  Wahlfreiheit  gegenüber  gfeicken  wie  iintmimiiimmdBtnn  Motiven 
i..liU-rum  arbitrium  indifferentiae").  Der  Wille  erstrebt,  nack  Thomas,  naturgemäß 
das  Gute,  hat  aber  die  Neigung  tu  den  Mitteln  dazu  in  seiner  Gewalt,  ist  Herr  über 


Willensfreiheit.  753 


das  Wollen  oder  Nichtwollen,  wenn  er  sich  auch  vom  Intellekt  erleuchten,  sein  Ziel 
vorhalten  läßt  („intellectus  movet  voluntatem  .  .  .  per  modum  finis";  Sum.  theol.  I, 
82,  1  ff.;  II  I,  109,  2;  Contr.  gent.  I,  72).  —  Einen  noch  ausgesprocheneren  Indeter- 
minismus vertritt  Dcns  Scotts.  Der  Wille  gibt  den  Motiven  seine  Zustimmung,  ist 
nur  durch  sich  selbst  bestimmt  (,,ut  voluntatis  causa  sit  ipsa  voluntas"),  kann  sich 
für  das  Entgegengesetzte  entscheiden,  richtet  sich  aber  auch  nach  der  Vernunft, 
ohne  von  ihr  determiniert  zu  sein  („voluntas  libere  assentit  cuilibet  bono").  Gotfefl 
Wille  ist  absolut  frei  (In  1.  sentent.  1,  d.  1  ff.,  d.  8,  q.  5;  d.  39,  qu.  5).  Vgl.  tfnHHCa, 
Ist  Duns  Scotus  Indeterminist '?,  1905;  Der  Gottesbegriff  des  D.  Sootus  auf  seinen 
angeblich  exzessiven  Indeterm.  geprüft,  1907  (s.  Voluntarismus).  —  Die  Frau 
sich  der  Wille  für  das  Entgegengesetzte  entscheiden  kann,  erörtert  Buridan",  hält 
sie  aber  für  nicht  bestimmt  lösbar  (Eth.  III,  2  f.;  vgl.  Buridans  Esel).  —  Im  Sinne 
des  Thomismus  lehren  später  Gutberlet  (Die  W.  und  ihre  Gegner,  1893),  Cathrein" 
(Moralphilos.  I,  28  ff.),  Hagemann  (Psychol.8,  1911),  Ph.  Kseib  (DieW.,  1898), 
A.  Seitz  (W.  und  moderner  psychol.  Determinismus,  1903),  Stöckl.  Commer  u.  a. 
is.   Scholastik). 

Als  Fähigkeit  des  Willens,  seine  Zustimmung  zu  etwas  zu  geben  oder  zu  ver- 
sagen, sie  zu  suspendieren,  bis  die  Einsicht  klar  ist,  faßt  die  Willensfreiheit  Descartes 
auf  (Meditat.  IV,  36  f.;  Princip.  philos.  I,  39  f.).  Einen  gemäßigten  Indeterminismus 
(bzw.  Determinismus)  vertritt  auch  Leibniz.  Frei  handelt  der,  dessen  Wille  durch 
die  Vernunft  geleitet  ist.  Kein  Wollen  ohne  zureichenden  Grund,  ohne  Motive,  mögen 
sie  z.T.  auch  unterbewußt  sein;  aber  die  Motive  (s.d.)  nötigen  nicht,  inklinieren  nur 
(,,incliner  sans  necessiter"),  und  in  ihnen  ist  der  Geist  selbst  wirksam.  Der  Wille  folgt 
immer  den  stärksten  Motiven  (Monadol.  79,  36;  Theocüzee  §  45,  49;  Philos.  Haupt- 
schriften I,  168 ff.;  Opera,  ed.  Erdmann,  517,  590a,  669,  761  b,  763  b).  Ähnlich  lehrt 
Chr.  Wolff  (Psychol.  empir.  II,  §  94,  899  ff.)  u.  a.  —  Indeterministen  sind  H.  More. 
C'i.arke,  Price,  Reib-,  Crcsivs,  Tetexs  (Philos.  Vers.  II,  59,  64,  143)  u.  a. 

Den  kosmologischen  verbindet  mit  dem  psychologischen  Determinismus  Spinoza. 
Gott  (s.d.)  oder  die  „Substanz"  handelt  frei,  d.h.  gemäß  seinen  eigenen  Gesetzen, 
und  nur  er  ist  eine  „freie  Ursache"  („Deus  ex  solis  suae  naturae  legibus  et  a  nemine 
coactus  agit"  (Eth.  I,  prop.  XVII).  Da  alles  aus  der  göttlichen  Natur  (zeitlos)  hervor- 
geht, so  kann  es  nicht  anders  ausfallen  (I,  prop.  XXXII,  coroll.).  In  der  Welt  sind  die 
„raodi"  alle  voneinander  abhängig,  alles  ist  Wirkung  einer  Ursache  —  ins  Unendliche. 
Auch  unser  Wollen  ist  determiniert,  auch  wenn  wir  uns  der  Motive  nicht  bewußt  sind, 
worauf  allein  unser  Freiheitsgefühl  beruht  (II,  prop.  XLVIllf.;  XXXV).  Sittlich 
frei  ist,  wer  der  Vernunft  folgt  und  so  seine  Affekte  beherrscht  (IV,  prop.  XLVI,  schol.). 
Daß  nur  das  Handeln,  nicht  der  Wille  frei  ist,  betonen  Hobbes  (De  homine  XI,  2; 
De  corpore  c.  25,  12  f. ;  Treatise  of  liberty),  Locke  (Essay  concern.  hum.  understand.  II, 
K.  21,  §7  ff.),  Hume  (Enquiry  VIII,  sct.  1),  Habtley  (Observations  I,  34  f.), 
Priestley  (The  doctrine  of  philosophical  necessity*,  1782,  S.  7  ff.),  Condillac 
(Dissert.  sur  la  liberte,  §  18),  Voltaire  (Le  philosophe  ignorant  XIII).  Vavve- 
nabgces  (Traite  sm  le  libre  arbitre),  Destctt  de  Tracy,  Maine  de  Biran  u.  a.  — 
Einen  strengen  Determinismus  vertreten  Holbach  („nous  agissons  necessairement". 
Systeme  de  la  nature  I,  K.  11),   Helvettüs,  Lamettrie  u.a. 

Einen  psychologischen  Determinismus  (zum  Teil  mit  ^deterministischem  Ein- 
schlag), nach  welchem  das  Wollen  zu  oberst  durch  den  Charakter,  die  Persönlichkeit, 
die  Vernunft  bestimmt  ist,  so  daß  der  Mensch  sittliche  und  Wahlfreiheit,  Selbst- 
bestimmung hat,  vertreten  Schleiermacher  (Dialektik,  S.  150;  Psychol.  S.  327), 
Beneke  (Lehrb.  d.  Psychol.3,  §362;  System  d.  Metaphys.,  S.  337  ff.;  Sittenlehre  I. 
Eiiler.  Haml Wörterbuch.  4g 


V.A 


I  uuiAftT  (Zur  Lhit  von  dar  Freiheit,  183«.  &  46  ff.;  W  W.  1. 1 

I  -rrschaft  der  stärksten  Vomlidhiiigssassaiiiik    Daoeisca  (Die 
morai.    Statistik.    1»37>.   u.  FlCom.   ( Viertel  jahraeohr.    f.    wiseensch.    Philo.      I 
önurraAU  L.  Fiumici  (WW.  I.  78  ff. ;  X,  76).  Ficuin(Z«fldAn«u  11.11 
Dthttwo  (WiridieJikeitsnkilos,  1806.  8.  374  :  :    Scunon.  K .  v    .1  uitmass 

(Phioommotogw  des  rittliehen  Isjwiileislns,  1886.  8.  401  ff.;  Absolute  Freiheit  tut 
nur  das  Absolute).  Paulas»  (System  der  Ethik  1».  1900.  428  ü.k  Adicsiäs  (Zeit- 
echrift  für  Pkik».  II.  116«.).  Lern  (Ob  ethischen  Grundfragen.  1906,  8.  24 
Tu.  Zinuuts,  J.  V*out,  Ktrax  (Der  philos.  Kriurismos  II  8, 
Kxiuau.  G.  Tom»  (Wilhnefielhi.il  n.  wahre  Freiheil,  1904k  F.  Kmaäot.  Ktxrs, 
Bajurraxo,  Hörten  (Psyokoi,  1667,  & 668(1.),  EfmasriLa.  Msmoso.  Kibmo. 
Kranauto«,  Jone  (Lshrb.  d.  PsyehoL  U\  1908,  436  ff. k  Jbbosaubm.  Oman 

(Die  W,  1903k  MurrsutAXS  (Dee  lW4em  der  W,  1903,  8.  84;  viel  Htm % 

Camui.  Toxins*,  F.  W.  FönsT» (W.  u.  oittbohe  Vetantworthehkeii,  1696,  8.  39  (f.). 
Ztrara,  W.  Html*.  Donma,  B.  Kam».  Foml,  Stöuum,  B.  Wra,  Ootraaran» 
(8,  Richtung.  WiUsnskrittkk  O.  Prarn  (Die  W,  1904k  J.  Panrara  <W,  Morel 
u.  Streirecht,  1906k  F.  V.  LtexT.  Tnausm  (Wille.  Iwtsiminhssns,  Strafe.  1696k 
Brasum  (Die  W,  1908k  Hrau»  (Klsmstits  einer  psycho!.  Freihritskhre.  1897k 
Hiowaät  (Kleine  Schriften  IL  lfKMk  Eumu»  (Zeitechr.  f.  Philos,  113.  Bd,  1898k 
H.  Aarm  (Von  der  ■mhbHIijih  Freiheit,  1896),  P.  Mwiwn  (Die  W.  1896k 
P.  RA«  (Die  LUuekja  der  W,  1666k  Höiromo  (Psycbol.'.  1893,  8.1131.. 
J.  8t.  Max.  (Logik  II,  1876.  439  ff,  eher  die  „Notwendigkeit  des  Wollene  rit  keine 
renle  Macht,  nur  subjektive  Kneartung  einer  Abfelgek  Bam.  Sraxora  (Psycho!, 
1683  ff,  1 319k  J.  Ttxdau,  Root,  Focnxtx  (Iwycbol.  des  foress',  1696. 
die  Idee  der  Freiheit  renjiriert  sieh  seihet;  Marals  dss  ideeeforoce,  1908, 
Asoanö  (Opere  III.  79  f,  113  f.)  u.  a,  aoeh  8,  T.  Numson,  obgleich  er  keine  real 
detsrminisrenden  Gceetse  anerkennt  (WW.  VII,  XII,  XV).  -  Einen  strengen  Deter- 
Mocnecnort,  Voor.  BOcsunm.  J.  C.  Fiscu»  (Die  Freiheit  dss 
Wittens,  1871k  K.  Hamms«,  Bccsxx  u.  a.  —  Nach  Ostwald  muß, 
da  die  Ansah!  der  auf  jedes  Erlebnis  einwirkenden  Faktoren  unbegrenzt  groß  ist,  für 
unser  begienitei  Denken  ststs  ein  unbestimmter  Best  in  jedem  Erlebnis  bleiben,  so 
da6  wir  uns  so  Terhalten  können,  als  sei  die  Welt  nur  teilweise  rtufrwhrisrl  (Vorles. 
Über  Natnrphilos.».  1903,  a  430;  Qrundr.  d.  Natnrphiloe,  1908, 8. 60  f.;  TgLChestiiaki 
Tbeoris  der  W,  1897;  ftrgoliinf  dss  Zeitmsnes  dss  peyohjoohen  Oesohshens  durch 
Katalyse),  fth  iiinn  Uhsnk  ■  ■■[■■iUMp  FllHinn  (i  I )  tir ulimmt  rllr  TrTTTi  mV'1-" 
\  Amman  (Die  Philosophie  des  Ab-Ob.  1911). 

Einen  linhtrimlNMlejnli.il  Einechleg  hat  die  Theorie  Wcmrrs.  Dss  Wollen  ist 
durch  die  Motiv*  und  (besonders)  durch  den  Charakter,  durch  die  , 
des  loh  bestimmt,  welche  die  freie  Tat  denselben  sugkrfoh  d« 
hange  dee  Geschehens  eingliedert,  dem  illgsnviem  WeHgrunde  sieh  unterordnet. 
„Was  den  maneohhohen  Willen  tot  den  aufleren  Motiven  dstm  minies!,  ist  der 
Charakter."  Bei  den  WUleneakten  erscheint  die  Wirkung  als  „ein  neues  Ernengnis, 
das  swar  bestimmte  Ursachen  fordert,  niemals  aber  zu  diesen  in  ein  Verhältnis  quan- 
Mm  Ml  st  Äquivalent  gebracht  werden  kann"  (Grdx.  d.  phys.  Psycbol.  III*.  1903, 
513  ff.;  Logik  I«,  1893 ff,  654  f.;  Ethik«.  1893,  8. 463  ff,  4.  A.  1912).  -  Nach 
W.  .Iambs,  der  schon  mehr  Indeteiminist  ist,  bedeutet  die  W,  daß  in  unserer 
Neues  entsteht,  daß  die  Zukunft  nicht  eine  bloße  Wiederholung  der  Vergangenheit 
ist.  Das  Wehganse  wird  nicht  durch  einen  Teil  derselben  eindeutig 
schiedene  Altern»tiven  sind  möglich.    Auch  ist  die  Natur  vielleicht  nur 


Willensfreiheit.  755 


weise  gleichförmig  (Der  Pragmatismus,  1908,  S.  74 ff.;  Princ.  of  Psychol.,  1890,  II, 
S.  569  ff.;  A  Pluraüstic  Universe,  1909).  Ähnlieh  lehrt  F.  C.  S.  Schiller,  nach 
welchem  die  Welt  „plastisch",  verschieden  determinier  bar  ist  (Humanismus,  1911). 
Xach  Boütroüx  gibt  es  in  der  Welt  „Kontingenz"  (s.  d.)  und  relative  Indeterminiert- 
heit  (Contingence  des  lois,  1895,  S.  31  f.,  170  ff.).  Nach  H.  Bergsox  ist  es  die  Rolle 
des  Lebens  (s.  d.),  Freiheit  in  die  Materie  zu  bringen;  vermittels  der  Organisation 
(Gehirn)  wird  es  Herr  über  das  Gewohnheitsmäßige,  Automatische,  Einseitige,  aber 
es  muß  sich  beständig  freimachen,  gegen  die  Bindung  ankämpfen.  In  der  „realen 
Dauer",  als  welche  der  Geist  unmittelbar  sich  erfaßt,  gibt  es  keine  Kausalität  äußerlich 
einander  bestimmender  Elemente,  sondern  ein  Hineinwirken  der  Vergangenheit  des 
Ich  in  die  Zukunft  (Matiere  et  memoire6,  1910;  L'evolution  creatrice6,  1910,  S.  137  f., 
181  f.;  Zeit  u.  Freiheit,  1911).  Xach  R.  Masno  gibt  es  Variation,  Produktion,  Xeu- 
schöpfung  in  allen  Gebieten  des  Geistes.  Das  „Prinzip  der  Differenzierung"  ist  das 
Ding  an  sich,  als  welches  das  Subjekt  frei  ist  ( Rieht ungbesti m m ung  nach  einer  Idee; 
Zeitschr.  f.  Philos.,  Bd.  137,  1910).  Ähnlich  lehrt  schon  Joel.  Der  Wille  (s.  d.)  ist 
da.i  Variierende,  Selbständige,  Aktive,  die  Notwendigkeit,  das  Passive  ist  erst  durch 
ihn  gesetzt,  ist  das  Korrelat  zu  ihm.  Das  Unfreie  ist  das  Willenlose  oder  beruht  auf 
Hemmung,  auf  Einseitigwerden  des  Willens.  Durch  „Überwindung  der  Konstanz" 
befreit  sich  der  Wille,  um  zugleich  in  Freiheit  dem  Ganzen  zu  dienen  (Der  freie  Wille, 
1908;  Welt  u.  Seele,  1912;  vgl.  L.  W.  Stern,  Person  u.  Sache  I,  1906,  262  ff.).  —  Diu 
Einseitigkeiten  des  Determ.  u.  Indeterm.  sucht  auch  H.  Goiiperz  zu  überwinden.  Xach 
seiner  „spontanistischen"  Theorie  sind  Xaturgesetze  nur  „Durchschnittsregeln  des 
stofflichen  Massenverhaltens",  und  im  Organischen  machen  sich  eben  die  Abweichungen 
mehr  kenntlich,  indem  sie  sich  summieren.  Die  Ereignisse  sind  an  sich  weder  notwendig 
noch  möglich,  sondern  wirklich  oder  unwirklich.  Jeds  Motiworstellung  oszilliert 
zwischen  einem  Minimum  und  einem  Maximum  von  Lebhaftigkeit,  diese  ist  also  keine 
konstante  Größe,  sondern  wechselt  im  Prozesse  des  „Schwankens"  (Das  Problem 
der  W.,  1907,  S.  76  ff.). 

Den  Indeterminismus,  z.  Teil  in  Verbindung  mit  deterministischen  Momenten, 
vertreten  in  verschiedener,  oft  sehr  gemäßigten  Weise,  eine  Reihe  von  Autoren . 
zunächst  Kant.  Die  W.  besteht  negativ  in  der  Unabhängigkeit  von  sinnlichen  Trieb- 
federn, positiv  in  der  Leitung  des  Wollens  durch  die  Vernunft,  in  dem  „Vei mögen  der 
reinen  Vernunft,  für  sich  selbst  praktisch  zu  sein".  Sittliche  Freiheit  ist  „Autonomie" 
(s.  d.),  Selbstgesetzgebung,  Wollen  und  Handeln  unter  der  Idee  der  Freiheit.  Da*, 
Subjekt  muß  sich  so  betrachten,  als  ob  es  sich  als  wahrhaft  frei  erkennen  würde,  obzwar 
die  absolute  Freiheit  nur  eine  „Idee"  (s.  d.)  oder  ein  „Postulat"  (s.  d.)  ist;  Gegenstand 
der  Erkenntnis  bildet  nur  die  relative  Freiheit  als  innere  Determination  des  Handelns, 
die  bloße  „Freiheit  eines  Bratenwenders".  Wie  ist  aber  absolute  Freiheit,  als  Fähigkeit, 
„einen  Zustand  von  selbst  anzufangen",  der  also  nicht  in  einem  andern  Zustand 
naturgesetzlich  begründet  ist,  möglich?  Xur  so,  meint  Kaxt,  daß  der  Wille  als 
„intelligibler  Charakter"  (s.  d.)  frei  ist,  der  nicht  in  der  Zeit  liegt,  nicht  Erscheinung 
ist,  während  seine  Wirkungen  der  Erscheinungswelt  angehören.  So  kann  1  in  Willens- 
entscheid  seinem  übersinnlichen  Ursprung  nach  frei  sein,  in  seinen  Wirkungen  aber 
kausal,  gesetzlich  mit  anderen  Vorgängen  in  der  Xatur  verknüpft  sein,  so  daß  diese 
Wirkungen  (Handlungen)  insoweit  notwendig,  prinzipiell  vorhersagbar  sind.  „Alle 
Handlungen  vernünftiger  Wesen,  sofern  sie  Erscheinungen  sind,  stehen  unter  der 
Naturnotwendigkeit;  eben  dieselben  Handlungen  aber,  bloß  respektive  auf  das  ver- 
nünftige Subjekt  und  dessen  Vermögen,  nach  bloßer  Vernunft  zu  hand.-ln,  sind  frei" 
(Prolegomena,  §  53;  Krit.  d.  rein.  Vern.,  S.  428 ff.;  Krit.  d.  praktischen  Vernunft, 

48* 


7.'.; 


HbL,  8.  118;  Grendleg.  aar  hfetanhyeih  der  «Mm.  3.  Abachn.;  vgl.  ün 
Kanta:  BramJta,  Pubs  u.  e..  ab  Gegner  Kante:  Uuucn.  Bbutbiiobgb.  1788). 
Db  Freiheit  de.  Ich  alt  riilhitlieetlmmaBg  «**  Wllam.  ab  ahMhrt  apoataMO  Haadeln 
and  Sehaffen  betont  Ficbtr.  dar  teeret  DeMraUnbt  war  (W\V  III.  9;  IV,  8841.; 
VI.  308;  Syetem  der  Sittenb-hrr.  1798.  8,  8  ff „68 ff.;  egl.  W.  Kaam.  hUatetodien  VI. 
1901).  Maefa  Haan,  bt  db  MbH  daa  Waaam  daa  Gebe»;  das  idaab  Endabl  <br 
Wate  bt  daa  „BmStMM  daa  Oebtoe  eon  aeber  freihält  and  »beademit  db  Wirklich- 
keit  «einer  Freiheit".  Dbaa  FreJhait  bt  Bilralgaiif  Mnahill,  i  ahn.  6t  db  »aneaiWaba 
Not  wendbjkeit"  afa  (egl.  Geachichte,  Recht).    Dar  Wflb  bt,  ab  ..natarlbher  Wflb", 

,,  ,«    mmm      n  -!-*■»»  «,     I   „ml   ..k.tij  -1-1.         IM    all    I     itn.  nfc   jW.       anmii"  fcUitiiinli    ram 

•  r»t  nur  («an  ewa  un  hm  aaa  ■es  muhon  onran  va  Nwmr  nMBMm  nm 
„an  and  für  sieh  aabadaaM  Wflbn,  damen  Geennetand  ar  aalbat  bt,  aa  dal  ar  an  and 
flr  abb  toi  bt  ab  dar  WBb  dm  Ulbyiaiiina.  Objakafean,  nbbt  blo8  SabfebJHan 
(BnsybJop.  f  469;  OrnndHabn  dar  PbJba.  das  Rechte,  brag.  von  C.  Lnavm,  1911. 
|4ff.). 

In  ein  „8»lbetaetaen".  „ür-  «nd  Qiandwotbn"  eartagt  db  nwtanbyaboba  ItiMih 
smnxwo.  Db  Tat,  nodareb  daa  Üben  dat  MiMohia  fai  dar  lab  baatanaat  bt,  gabt 
dnrab  db  Xatt  blndnreb  ab  ab«  dar  Meter  aaab  ..ewige  Tat"  (»uloa.Unairaaan.nbar 
daa  Weam  dar  nuaiibllDbw  Fiilbib,  1898,  &  46811.;  WW.  I  6,  688 «.;  1  7.  886 ff.). 
Nacb  Btmonanaren  Ibgt  db  Freiheit  nbbt  bn  Haadaln,  aoadam  ba  Saaa,  dani  fanatt 
da»  Handeln  bt  („operari  aequitar  eefe").   8o  wb  ob  bfraaeb  bt,  ao  bandelt  ar  not 

pByobologbabar  Will  aaniHglall  ana  dem  «■>|t*t*—»^«  Charakter,  and  dbaar  bt  db 

■aattgibbn  Charaktere  (e.  d.).  daa 
b  Ihm  abb  m.nllaotbrt.  daa  Sab 
f  Ar  dbam  aatoan  Charakter  ftblt  abb  dar  hfeneeb  anab 
(Db  Weitab  Wflb  o.  Voratalfaaag,  I.  Bd..  f  83.  66;  Über  db  Freue* 
WUbna  V).  Abnbeb  lehrt  Bajnmn.  naob  welchem  db  Motive 
Wflbn  ■hhlngen.  aar  laalprnai.  iiiianil  arbban  (lam  Verbiltnb  lebihaa 
WUbn  und  bfotie.  1889),  ferner  btuiiiJümtn  (Philo.,  dar  Erl&eeng  I.  1879.  669); 
rgl.  Lax«xax.  Nord  a.  Snd.  1880;  K.  Ftaonan.  Über  daa  Probbai  dar  aarnerhl.  Freiheit, 
1876;  Onnmn.  Probgomona  to  Bthka  III  Nach  Wonrnnan»  ergibt  ebb  db 
Freiheit  au»  der  Deuitcfluag  dar  Oegeaatinda  ohne  Rnobabht 
(Über  W..  1904,  S.  197  ff.;  Freiheit  bt  ..Beathnmang  <h 
dorcb  Hm  Normal  bewuBtaein";  Prahaibn*.  1907.  &  8081.).  Ahnlieb  bhrt  P. 
( Haupt  probl.  der  Ethik,  1803,  8.  101  f.).  ferner  K.  Laaewm  o.  a.  Ab  mtiliche 
Autonomie  betracbten  db  Wiilenafreibeit  Lianna**  (Gedanken  u.  Tataaeben*.  1904. 
II.  80 ff.).  Coumn  (Ethik,  1904,  &  870  ff.).  Xaronr  (Arehir  f.  Phile*  -*bl- 

pidagogik',  8.  47 1%  A.  Hassan  (Kanta  Ethik.  1904.  S.  403  ff.;  Dm  Problem  dar  W„ 
1911)  n.  a. 

Ab  Fähigkeit,  der  den  Motiven  gegenüber  eelbetindigea  KuMuliihliina,  and  der 
Einleitung  nenar.  ün  Vergangenen  nbbt  begiondetei  Vorgänge,  abo  ab  relatfee 
rnahhingigkeit  vom  K.uMlgcaeU  betracbten  db  Wilbnattaibeife  Loiza  (Mikro- 
koamue»  I,  1869,  883  ff..  6.  A.  1896  ff.;  Grdc.  d.  prakt.  Philo..«.  1884).  H.  Sonamn 
(Weaen  u.  Bedeut.  der  roenechlichen  Freiheit*.  1886).  M.  WanTsonaa  (Ethik  I,  863  ff.). 
J.  JlxsL  (Db  Freiheit  de«  menachl.  Wilfene,  1906).  Cocain,  Seckätan.  Fonsnanrra 
(EMai  aur  b  libre  arbitre1,  1896).  Rmrowun,  LAcntutn,  Banoaox.  MAamraar. 
1  Won,  Korea  u.  a.  Indcterminbtbrb  lehren  ferner  Hanns.  H.  Wim  (Über  db 
Freiheit  de  Willen«.  1882),  M.  L.  Stkrx.  Wth*xkk,  E.  Damna,  H.  Schwarz 
(Paychol.  dea  Willena.  1900.  S.  360  ff.:  da.  GeeeU  dea  Wilbna  aelbtt  kann  den  Wflbn 


Willenskritik  —  Wirken.  757 


bestimmen,  dieser  kann  sich  dem  Motivenzwang  entziehen),  J.  Mack  (Kritik  der 
Freiheitstheorien,  1906,  S.  29  ff.),  F.  Mach  (Die  W.,  1887),  Löwe  (Die  spekulativ© 
Idee  der  Freiheit,  1890),  v.  Rohland  (Die  W.,  1905),  Schölten  (Der  freie  Wille,  1874), 
Froehlich  (Freiheit  und  Xatur,  1908),  Uphtjes  (Erkenntnistheor.  Psychol.,  1909) 
u.  a.  —  Vgl.  C.  Göring,  Über  die  menschl.  Freiheit  und  Zurechnungsfähigkeit,  1876; 
Lehmann,  Das  Problem  der  W.,  1887;  M.  Stern,  Das  Anderskönnen,  1888;  Wiener, 
Die  Freiheit  des  Willens,  1892;  Berger,  Das  Problem  der  W.,  1896;  Caldemeyer, 
Versuch  einer  theoret.  und  praktischen  Erklärung  der  W.,  1903;  Ölzelt-Xewin. 
Weshalb  das  Problem  der  W.  nicht  zu  lösen  ist,  1900;  R.  Manno,  H.  Hertz  für  die  W.  ?, 
1890;  K.  Dunkmann,  Das  Problem  der  Freiheit  in  der  gegenwärtigen  Philosophie, 
1899;  Münsterberg,  Grdz.  d.  Psychol.  I,  397;  Philos.  der  Werte,  1908,  S.  162; 
L.  PocHHAitMER,  Zum  Problem  der  W.,  1908;  E.  Lange,  Das  Problem  der  Freiheit 
des  menschlichen  Willens,  1910;  J.  Verweyen,  Das  Problem  der  W.  in  der  Scholastik, 
1909;  C.  Gutberlet,  Die  Willensfreiheit  und  ihre  Gegner,  1909;  G.  F.  Lipps,  Das 
Problem  der  W.,  1912;  J.  Rehmke,  Die  Willensfreiheit,  1911  (kein  Gegensatz  zwischen 
W.  und  Xot wendigkeit);  H.  Schwarz,  Grundfragen  der  Weltanschauung,  1912; 
G.  Sülzer,  Die  W.,  1912;  H.  Kelsen,  Hauptprobleme  d.  Staatsrechtslehre,  1911; 
v.  Kern,  Die  Willensfreiheit,  1914;  E.  Wentscher,  Grundzüge  der  Ethik,  1913: 
Schlechtweg,  Moderne  Willenstheorien,  1913;  O.  Braun,  Grundriß  einer  Philosophie 
des  Schaffens,  1912;  Die  Freiheit  des  Willens,  Jahrb.  d.  Philos.,  1914;  Müller- 
Freienfels,  Philos.  d.  Individualität,  1921  (Die  Freiheit  des  Willens  beruht  auf  einer 
nichtmechanischen  Kausalität);  Messer,  Das  Problem  der  Willensfreiheit,  1918.  — 
Vgl.  Motiv,  Notwendigkeit,  Gesetz,  Kausalität,  Parallelismus,  Identitätstheorie, 
Zweck,  Aktivität,  Zurechnung,  Moralstatistik. 

Willenskritik  oder  „Willenstheorie"'  im  engeren  Sinne  ist  die  Prüfung  der 
Leistungsfähigkeit  des  Willens  in  theoretisch-praktischer  Hinsicht.  Sie  hat,  nach 
R.  Goldscheid,  zu  untersuchen,  welchen  Einfluß  der  Wille  auf  das  eigene  geistige 
Sein,  auf  die  Xatur,  auf  die  sozialen  Verhältnisse,  auf  die  geschichtliche  Entwicklung 
auszuüben  vermag  und  wie  er  erkenntnisgemäß  wirken  muß.  Die  W.  muß  bis  zu  den 
„Grundbedingungen  des  Willens  überhaupt"  zurückgehen  und  ist  die  Basis  des 
„Aktivismus"  (s.  d.),  dessen  Postulat  es  ist,  „daß  wir  nicht  eher  ruhen,  bis  wir  die 
Zweckmäßigkeit  des  Geschehens  bewerkstelligt  haben"  (Grundlinien  zu  einer  Kritik 
der  Willenskraft,  1905,  S.  5  ff.). 

Willkür  bedeutet  sowohl  die  Wahlfähigkeit,  die  Fähigkeit,  sich  selbständig 
wollend  zu  entscheiden,  das  auf  dem  Zusammenwirken  mehrerer  Motive  beruhende 
Wollen  (Wcndt  u.  a.;  s.  Wille),  als  auch,  im  engeren  Sinne,  das  Wollen  aus  individuellen 
Impulsen  heraus,  ohne  Rücksicht  auf  objektive,  allgemeingültige  Beweggründe. 
Tönnies  unterscheidet  die  W.  vom  „Wesenwillen"  und  versteht  unter  jener  den  im 
Denken  enthaltenen,  auf  Zwecke  eingestellten  Willen,  der  die  Grundlage  der  „Gesell- 
schaft" (im  Gegensatz  zur  „Gemeinschaft")  bildet  (Gemeinschaft  u.  Gesellschaft. 
1887;  2.  A.  1912;  in  der  3.  A.  1920  allerdings  statt  Willkür  stets  Kürwille);  vgl. 
Soziologie.  —  Vgl.  Aufmerksamkeit,  Theorie,  Definition. 

Wirken  ist  Hervorbringung  einer  Veränderung  seitens  eines  Dinges  (s. 
Kausalität).  Das  Ich  setzt  sich  selbst  unmittelbar  als  tätig  und  deutet  zunächst  nach 
diesem  Muster  das  Verhalten  der  Objekte,  betrachtet  es  als  Äußerung,  Ausdruck 
innerer  Wirksamkeit.  Die  Metaphysik  kann,  in  kritischer  Weise,  die  kausale  Ver- 
knüpfung der  physischen  Vorgänge  als  Erscheinung  einer  für  unser  Bewußtsein 
transzendenten  „Regsamkeit"  deuten,  welche  mit  der  unseren  in  Wechselbeziehung 


758  Wirklichkeil. 


sieht  (t.  Wechselwirkung.  Panpsyohkmoa.  Paralklkmua.  Leib).    Diese  Regsamer  N 
kt  zkktrebig.  wmiipitrrM  in  Ihrer  noch  nicht  auteanstkfarten  Form  (•.  Zweck),  und 
■     •'  '     |     K  I  ■  I  HM  i  riMB  ..'« l'"!"^'-^  h".        Nasa  HriiMKK  «rford«  t  t  )«•<!»•« 

wirtoll  wenigsten*  zwei  bwmmü  („Bete  am  wirken*  ,  f%lna.  ak  Gnmdwkeen* 
arhaft,  1010.  R.  240  ff.).  -  Vgl  Bwwait.  Logik  I».  1800/tt.  07;  IT*.  1»;  4.  A 

mm.  Weg  cor  Metephysik  I.  1008  ff,  L.  W.  Bmn!  rVreoo  und  Sack»  I.  1008. 
22S.  JS6  ff.  (..perwwÜM**  Wirten  ak  ..Selbetbeatkamung".  tefefegkeh»  stauealiUt): 
HTÖcax.  Lehrbuch  der  PhD»   1P.  1011.    Vgl.  WiionwUlifcung,  Tätigkeit. 

m  irUllehkrlt  (acteaHtea,  realitee)  bedeutet  sowohl  du  Wkkneh-srin  ak 
den  Inbegriff  dee  Wirklichen.  Vielfach  wird  W.  mit  RanBtil  (■.  d.)  Identifiziert, 
let  der  Begriff  der  W.  ein  weilerer.  Er  bildet  dm  Oegenemte  um  Schein  (e.  d.)  ond 
bedeutet  dann  dee  wehrhelle,  UtelchbVbe.  mit  Recht  geartete  ©rfahrun*»-  o<to 
oenkimtweucage  Bein  ein  Etwss,  mag  dieeee  nun  ein  Ding  oder  eine  Eigenschaft, 
etwaa  Phyakchcs  oder  Psych  ■übe»  sein.  Etwa*  ist  „wirklich"  oder  „vn, 
wenneein  osm  oonr  possni  wen»  osoo  aer  sarmung  nsen,  in  oce  manisaae.  TvraniHiung. 
täuschenden  Tis  Stellung  besteht,  sondern  ah)  des,  sie  was  es  geartet,  gemeint  ist. 
Ob  des  Wirkliche  nur  „Ersehsfarang**  Ist  (empirische,  phlnomensk.  Immanente  W.) 
oder  ein  »An  sieh  bedeutet  (trenssmdente,  absolute  W.)  kt  eins  andere  Frage.  Von 
der  unmittelbaren,  »objektiven  W.  dar  Erlebnisse  ak  soleher  kt  dk  begrifflich  ver- 
mitteile,  objektive  W.  der  Dinge  t o  unteracheklen.  Objektiv  wirklich  kt,  was  in  dem 
geseteHchen  Zueammcnhanx  dee  synthetkeh  verknüpften  Fi  fein  »nfwissn  kk.  eins 
SteDe  einnimmt,  dessen  Beteung  im  Fortgange  methodkeher  Erfahiragavejmhaltung 
*k  onaufbrbbar  und  daher  ak  anxoerkrnnen  sich  bewahrt.  Diese  W.  kt  nicht  fertig 
gegeben,  sondern  wird,  immer  genauer  ond  eolktOndlgci,  erst  erarbeitet.  Auch  ohne* 
davon  kt  dk  Wirklichkeit  (ak  Inbegriff  dee  Wirkliche»)  ha  besttndigen  Werden 
(s.  d.):  imnwr  neue  Momente  eerwvsjionen  steh,  werden  „wirklich  ,  d.  h.  non  im  obssjs 
dee  Übergangs  soa  der  bioneu  Möglichkeit  («.<U  PbCentklHit  in  die  Aktualität,  in  des 
„Aia^nw  litte"  und  ssibst  nun  Wkhaimii  nnd  WHrwngsfihky.  An  der  Schaffung  neuer 
Wirklichketten  kt  der  Wflk  mitbeteiligt,  der  Überhaupt  eine  Fähigkeit  der  Verwirk. 
Hilmng  in»  sfngMiwhsleiiii  snd  ihmn  hholkn  Antiilpstionan  (Ideen  Idealen)  bedeutet. 
Betreff»  der  ?  anahlüknen  h  sffi  mmpa  der  W.  im  Sinne  der  Rentttlt,  a.  Reaütnt, 

Dem  potentiellen  (a.  d.)  wird  daa  abtaste  Sein  (aeajjafa,  ..aetn  eeae".  ..acta»") 
gegenObargasteDt  von  Axistotkle»,  den  Scholastikern  u.  a.  (».  Akt).  Dk  V 
oft  ak  „Erfüllung  der  Möglichkeit"  (Moompkmentam  potentiae"),  eo  besondere  (ak 
Exktenz)  nach  Che.  Woli»  (Vernünftige  Gedanken  von  Gott . .  .  I,  f  14).  Wirklich 
ist,  „was  in  dem  Zusammenhang  der  Dinge,  welcher  dk  gegenwärtige  Welt  ausmachet, 
gegründet  kt"  (1.  c.  |  572).  Kasrr  imteesthekkt  W.  von  Realität  (t.  d.)  und  rechnet 
erster©  zu  den  „modalen"  Kategorien,  dk  sich  auf  dss  Verhaltak  der  Objekte  zum 
Erkennen  selbst  beziehen.  Wirklich  ist,  nach  dem  zweiten  „Postukt  des  empirischen 
Denkens  Überhaupt",  „was  mit  den  materiakn  Bedingungen  der  Erfahrung  (der 
Empfindung)  zusammenhingt".  Dk  W.  der  Dinge  kt  aus  bloßen  Begriffen  nicht  zo 
ersehen  (s.  Ontologiach,  Sein).  Vor  der  Wahrnehmung  kann  man  auch  dk  Existenz 
von  Dingen  erkennen,  wenn  es  mit  Wahrnehmungen  nach  den  r:  rundsitzen  drr 
empnteehen  Verknüpfung  derselben  (s. Analogien)  zusammenhingt;  denn  dann  gehört 
das  ak  existierend  Gesetzt©  doch  ru  einer  „mfiplichrn  Erfshrunp"  (r.  B.  der  direkt 
nicht  wahrnehmbare  Äther).  Die  objekttv-phinomrnale  W.  der  Pinp©  im  R«um  ist 
durch  die  Äußere  Wahrnehmunjr  unmittelbar  gewihrfc  ti»  fest,  wfc  dk 

W.  des  (empirischen)  Ich.  Aber  daa  beiden  zugrunde  liegende  „Ding  an  sich"  kt  nicht 


Wirklichkeit.  759 


gegeben,  nicht  Erkenntnisobjekt  (Krit.  d.  rein.  Vera..  S.  206  f.,  316  f.).  Vgl.  Cohen, 
Logik,  1902,  S.  108  ff.,  391  ff.;  Natorp,  Die  logischen  Grundlagen  der  exakten  Wissen- 
schaften, 1910,  S.  88  ff.  (Bewährung  des  erst  als  möglich,  als  Hypothese  Gesetzten 
im  synthetischen  Prozeß  des  Erkennens).  —  Nach  Hegel  ist  die  W.  ebenfalls  eine 
(aber  objektive)  Kategorie.  W.  ist  die  „unmittelbar  gewordene  Einheit  des  Wesens 
und  der  Existenz,  oder  des  Innern  und  Äußern".  Absolut  wirklich  ist  nur  die  Totalität 
des  Seienden,  das  Besondere  ist  wirklich  nur  als  Moment  und  Erscheinung  derselben, 
der  in  allem  sich  manifestierenden  „Idee"  (Enzyklop.  §142;  Logik  II,  184 ff.;  vgl. 
Vernunft,  Panlogismus).  Von  der  absoluten  unterscheidet  die  „gemeine"  W.  auch 
C.  H.  Weisse  (Grdz.  d.  Metaphysik,  1835,  S.  436  ff.). 

Als  das  Wirkungsfähige  bestimmen  das  Wirkliche  Schopenhauer  (Welt  als 
Wille  u.  Vorstellung  I,  §  4),  E.  v.  Hartmann  (Kategorienlehre,  1896,  S.  348  ff.;  Begriff 
des  „Überwirklichen"),  Dilthey,  Ostwaed  (s.  Energie),  Riehl  (Der  philosophische 
Kritizismus  II,  2,  195;  vgl.  Zur  Einführ,  in  die  Philos.,  S.  160  f.:  ein  und  dieselbe  W. 
liegt  den  Subjekten  und  Objekten  zugrunde  als  „gemeinsame  Quelle  von  Natur  und 
Verstand").  Nach  Deiesch  (Wirklichkeitslehre,  1917,  11)  hat  das  Wirkliche  „los- 
gelöstes", nämlich  von  der  Ichbezogenheit  „losgelöstes  Sein".  Müller-Freienfels, 
Irrationalismus,  1922,  nennt  W.  den  „Wirkungsgegenstand".  Ferner  B.  Erdmann, 
nach  welchem  die  Gegenstände  wirklich  sind,  „sofern  in  ihnen  das  Transzendente, 
Seiende,  Wirksame  als  zugrunde  liegend  gedacht  wird"  (Logik  I2,  139  f.);  vgl.  Ladd, 
A  Theory  of  Reajity,  1899,  Kreibig,  Die  intellektuellen  Funktionen,  1909,  S.  142, 
299  f.;  Meinong,  Die  Erfahrungsgrundlagen  unseres  Wissens,  1906,  S.  98  ff .  u.  a. 
(s.  Transzendent).  —  Hingegen  ist  das  objektiv  Wirkliche  ein  Teil  des  Bewußtseins- 
inhalts selbst  nach  Beekele y,  Fichte,  Schuppe,  M.  Kauffmann,  Green  (s. 
Immanenzphilosophie,  Sein)  u.  a.  Nach  anderen  ist  die  W.  selbst  Geist  oder  seelisch; 
so  nach  Hegel,  Schopenhauer,  Fechner,  Lotze,  J.  Bergmann,  Wundt,  Lipps 
(Philosophie  u.  W.,  1909),  Class,  Eucken,  Münsterberg,  O.  Weidenbach  (Mensch 
u.  Wirklichkeit,  1907),  Bradley  (Das  Wirkliche  ist  „self-existent",  „individual", 
harmonisierende  Totalerfahrung),  Royce,  J.  Ward,  J.  Schultz  (s.  Welt),  Gurewitsch 
(Archiv  f.  Philos.,  XI,  1908)  u.  a.  (s.  Spiritualismus,  Voluntarismus,  Panpsychismus, 
Monaden). 

Nach  James  (Der  Pragmatismus,  1908,  S.  143  ff.),  F.  C.  S.  Schiller  (Humanismus, 
1911),  Bergson  (L'evolution  creatriee8,  1910),  Joel  (Seele  u.  Welt,  1912),  Goldscheid 
11.  a.  ist  die  W.  nicht  abgeschlossen,  sondern  noch  unvollständig,  werdend,  „plastisch", 
neu  gestaltbar,  modifizierbar. 

Daß  „W."  ein  Wertbegriff  ist,  lehren  Rickert,  Münsterberg,  Royce,  Stuart 
u.  a.  —  Vgl.  O.  Liebmann,  Zur  Analysis  der  W.4,  1911;  H.  v.  Gumpenberg.  Kritik 
des  Wirklich- Seienden,  1892;  G.  Wernick,  Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos., 
30.— 31.  Bd.;  K.Lasswttz,  Wirklichkeiten,  3.  A.  1908;  A.  Hinze,  Erscheinung  und  W.. 
1908;  Husserl,  Log.  Untersuch.,  1900  f.,  II,  715;  Frischeisen-Köhler,  Wissen- 
schaft und  Wirklichkeit,  1912,  S.  273  ff.  (s.  Wissenschaft);  Höfpding,  Der  menschliche 
Gedanke,  1911  (Das  Kriterium  der  W.  ist  der  feste  und  gesetzmäßige  Zusammenhang 
des  Gegebenen ;  die  W.  ist  ein  Ideal,  dem  sich  das  Denken  immer  mehr  nähert) ;  B.  Kern, 
Das  Erkenntnisproblem2,  1911  („Eine  und  diese!!  e  Wirklichkeit  liegt  im  begreifenden 
Ich  und  der  begriffenen  eder  zu  begreifenden  Umgebung.  Ptides  ist  ein  und  dasselbe. 
Unsere  Erkenntnis  ist  der  Form  und  dem  Inhalt  nach  wahre  und  ungetrübte  Erkenntnis 
der  Wirklichkeit".  Die  W.  1( steht  aus  „Begriffsinhalten");  Eb.  Grisebach,  Wahrheit 
u.  Wirklichkeit,  1919.  Vgl.  Bewußtsein,  Objekt,  Subjekt,  Trnnszer.cVnt.Wahinrhmung, 
Geschichte  (Rickert),  Form,  Entelechie,  Kraft. 


7i/i  WlrkUchkettslehre         Wissen. 


II  irkli«  l,k«-it*lrhrr:     Bei    Darancn   gbiihtemotaud   mit  Metaphysik. 

'»■'in   im,  (../■::•  ,•  r   J0&ät    '  .-'•  f.r«         •    .1   |  r.i.  ht    ^-..r.ltxt.    BjadteW  ..erkannt 

ww.hu  »rill    T  iikllilifciilehouu    1917.  8.  II). 

\\  ii  L  li<  liUri(M«t«ndpa«kt  mjmi  KCura  un  Gr.gr  nmte  tm  RmMw u* 
•l><    l,  «1W«  Reden  und  Meten  tob  Realitäten  ftr  cte  Zuut  spckuUtiver 

Phantasie  auegibt  und  m  Ute  Steife  die  Mole  Nachbildung  von  Empfindung 

l'autiviamua.   immanente    Phiteopftir.    Idealminus).      Vgl.    Db 
Realisierung  I.  1911,  II.  1920. 

Wirk  ans  I    «rsoebe.  Wirke«.  Wmihmlwiiliung.  Ökonom»  nx. 

Wirkanfttunammcnlmiif    omni    IHlthst    den    (libiilngMii  i 
Mmmcnhaag   der    grnrhichtlbb-gcaeJkwhaftbcbca    Welt,    da*    (Matten    und    einer 
Objecto**».    Vgl.  Gebt,  P*ychbrh. 

II  intern,  ist:  I.  klare*  BrwuBteem  (*.  d.)  von  etwa*;  t.  ob/<  I 
freie,  mchere  Ulm  mii*iiii*  grwimr*  Urteilen  oder  die  Dbposition.  Poten*  i 
Urteilen,  w  Bildung  und  V  crkntpf  ung  beuttmratcr  Begriffe,  nv  Bestimmung  von 
Cigniwf luden,  wie  eie  »IbjiinolngftlUg  gefordert  bt.   1»  ■  Unternshtede  vom 

Pronem*  des  Erkennene  erlbet  die  (relativ)  ihmiihlmimi  Erkecmtnb  (e.  d.y.  der 
Breite  der  w  stiebten  Einsicht  und  Wahrheit,  den  Vertagen  Aber  Vorstellungen  und 
Gedenken«  die  eine  eindeutige  Beziehung  som  Reimden  irgend  »eigner  Art  aufweisen. 
Itea  W.  gründet  sieh  entweder  direkt  e«f  Anschauung  und  Erfahrung  oder  auf  ein 
Folgern,  Schürften  (unmittelbare«,  ndttelbare«;  ■nsohtanohes.  begrifWiehni  Wlaeen). 
Wahres,  objektive«  Wteen  tet  bcoahitea,  grskihnitie,   nniinntWilnbii   Gwlsung* 
bewuBterin.    Ee  gibt  ein  ..«baolutrV  Wimen  In  diesem  Sinn»  (e.  A  priori.  Relation, 
Geganeteadetneorfe,  Gewißheit).  *ber  nirbt  in  Sinne  de*  volbtandten  und  voll- 
hrunmenwn,  eUbefa*scnden  Wiaarm  et«  Ideal,  wie  ee  oft  In  Gott  mwüklbbt  gednekt 
wird  (uberseithehee  TotalitaUwiaeen).     Ein  Minimum  von  Wiaat-n  anerkennt 
schweigend)  auch  der  SkrpUafcmue  (s.  d.\  wenn  er  bestimmt  behaupte  t  (alao  doch 
)").  daO  man  nicht*  wiesen  könne  (vgl.  Zweifel.  GogÜo). 
Gegenüber  dem  8nbjcktivi*mu*  (».  d.)  und  ReUtiviamus  (*.  d.)  betonen  da«  Wimen 
Sojoutbs  (*.  Begriff)  und  Plato*.  nach  welehem  (wie  nach  PauinrtDM)  der  Gegen- 
•Und  dm  Wimen*  da«  absolut  Seiende  iet  (•.  Idee);  von  den  vertndei Hrnen  Sinnen 
dingen  gibt  e*  nur  Meinung  (**?«).    Auch  nach  Aai.vronxn*  besieht  eich  d 
auf  da*  begrifflich  bmthnmte  Anniete  (And.  poet.  I  38, 88  b  30;  Metephy*.  XII  10, 
1087  a  15;  vgl.  I,  1).    Dee  W.  (eleVeai)  echlirOt  die  Erkenntnia  dea  Grunde*,  der 
Ursache.  (*%*<)  einer  Sache  ein  (PI  194  b  18).    Ab  eieherce.  featee  Krfaaatn 

cinm  Gegenstände«  neetiinmen  das  W.  die  Stoiker  (Diogen.  Laert.  VII.  47)    -  Ab 
vollendete  Erkenntnia  (..perfecta  cognoscero")  definiert  dae  Wiasrn   Tiioha- 
\qi  iv->  (vgl.  Oontr.  gent.  I.  94:  ..rei  cognitio  per  propriam  eauaam' '). 

Aelchea  »ich  eelbst  erteugt)  gibt  es  nach  Ficht»,    9 
11' ff.;  II  8.  320).  Schkllixo.  nach  welchem  im  absoluter 
rina  »ind.    Das  ..AU  weiß  in  n  philo«.  I.  71  :  WW  Hswax. 

vkki.   I«>gik.  1866,  S.  Kncnuxs,  Katechiamua  d.  Philo*.*,  1888. 

f. :  Die  Philoaopbie  de*  Wimen».  1864;  Die  Lehre  vom  Wimen'.  1886;  G.  Gmn, 
Daa  Ich,  1893,  S.  331  ff.;  Göjuno,  System  d  -n  Philo».  I.  1874  J 

\hi.k.  Das  Gänse  der  Philosophie.  1908.  S.  356  ff  men  um  da«  abaolut 

Wirklich,  h  .1.1  ophie  als  Ork i  «na. 

begriff,  1906;  Hussnx,  Logbche  Untersuch.,  1900.  I,  14;  Höfleb,  Logik,  1897,  B 


Wissen  und  Glauben         Wissenschaft.  761 

Meinono,  Zcitschr.  f.  Philos..  Bd.  129,  1906;  Ribot,  L'evolution  des  idees  generales, 
1897;  2.  ed.  1903,  S.  148  („savoir  potentiel");  Brunswig,  Das  Vergleichen  und  die 
Relationserkenntnis,  1910  („latentes  Wissen"  ohne  Erinnerungsbild,  als  Grundlage 
des  Vergleiche ns);  Kleinpeter,  Der  Phänomenalismus,  1913;  G.  M.  Klein,  Beitr. 
zum  Studium  d.  Philos.,  1805,  S.  99  (Es  gibt,  wie  nach  Schelling,  nur  ein  wahres, 
absolutes  Wissen,  das  der  Vernunft,  das  Wissen  vom  Unendlichen,  Unbedingten, 
Identischen,  Absoluten);  Driesch,  Wissen  und  Denken,  1919  (Es  gibt  kein  Denken 
(und  Wollen)  als  einen  bewußt  erlebten  Vorgang;  es  gibt  nur  Wissen  als  Besitzen,  als 
Haben  oder,  wenn  man  will,  als  „Schauen").  —  Vgl.  Erkenntnis,  Evidenz,  Kon- 
jektur, Docta  ignorantia,  Wissenschaft,  Fürwahrhalten,  Gewißheit,  Positivismus, 
Agnosie,   Ignorabimus. 

Wissen  und  Glauben  ergänzen  einander,  da  ohne  ein  Glauben  (s.  d.), 
ohne  Annahmen  die  Erkenntnis  lückenhaft  bleibt  und  anderseits  ohne  Wissensgrund- 
lagen der  Glaube  objektiv  unbegründet  ist.  Wo  das  Wissen  prinzipiell  aufhört,  d.  h. 
betreffs  des  absolut  Transzendenten  (s.  d.),  da  tritt  ein  aus  Bedürfnissen  des  fühlenden, 
wollenden,  wertenden  Menschengeistes  erwachsender  Glaube  in  seine  Rechte,  der  aber 
den  Gesetzen  und  Postulaten  logisch-wissenschaftlichen  Denkens  und  Erkennens, 
sowie  den  Ergebnissen  derselben  nicht  widersprechen,  wohl  die  wissenschaftliche 
Erklärung  der  Dinge  und  deren  Relationen  ergänzen,  aber  nicht  verdrängen,  verrücken, 
beschränken  darf.  Ein  solcher  Glaube  kann  und  soll,  da  er  einer  ganz  anderen 
Betrachtungs-  und  Deutungsweise  entspringt,  dem  Wissen  nie  widersprechen  (vgl. 
Religion,  Metaphysik). 

Daß  der  wahre  Glaube  nicht  wider-,  aber  übervernünftig  sein  könne,  lehrt 
besonders  der  Katholizismus  (Thomas  von  Aquino  u.  a.;  vgl.  Gtjtbeblet,  Glauben 
u.  Wissen,  1903;  Ph.  Kneib,  W.  und  Glauben2,  1905;  vgl.  dazu  A.  Messer,  Einführ, 
in  die  Erkenntnistheorie,  1909,  S.  156  ff.,  über  den  Protestantismus).  —  Die  Lehre 
von  der  „doppelten  Wahrheit",  wonach  etwas  philosophisch  wahr,  theologisch  aber 
falsch  sein  könne,  vertreten  Averroes,  Duns  Scotus  (Report.  Parir..  IV,  d.  43,  qu.  3; 
s.  Zweifache  Wahrheit),  Wilhelm  von  Occam,  Siger  von  Brabant,  It.  Holcot, 
Pomponatius,  F.  Bacon  u.  a.  —  Nach  Bayle  sind  die  Glaubenswahrheiten  wider- 
vernünftig; desto  verdienstlicher  ist  es,  sie  zu  glauben  (Dictionnaire,  6.  6d.  1741).  - 
Kant  scheidet  reinlich  zwischen  dem  Erkennbaren  und  dem  Übersinnlichen,  Tran- 
szendenten, welches  nur  einem  „Vernunftglauben"  offen  steht  (s.  Postulat,  Moralischer 
Beweis,  Glaube).  —  Vgl.  Fries,  Wissen,  Glaube,  Ahndung,  1805;  2.  A.  1905;  Baader, 
Über  das  Verhalten  des  Wissens  zum  Glauben,  1833;  J.  E.  Erdmann,  Über  Glauben 
u.  Wissen,  1837;  C.  Güttler,  W.  u.  Glauben,  1893;  Th.  Ziegler,  Glauben  u.  Wissen, 
1899;  Adickes,  W.  u.  Glauben,  1898;  H.  Schneider,  Durch  Wissen  zum  Glauben, 
1907:  Boutroux,  Science  et  religion,  1908;  deutsch  1910;  Wundt,  System  d.  Philos.  P, 
1907;  Jerusalem,  Einleit.  in  die  Philos.4,  1909;  5.-6.  A.  1913;  Maywald,  Ober 
die  Lehre  von  der  zweifachen  Welt,  1871;  J.  M.  Vebweyen,  Philosophie  u.  Theologie 
im  Mittelalter,  1911  (1.  alle  Dogmen  sind  vernünftig  zu  begreifen:  Eriugena,  Abaelanl, 
R.  Lullus,  R.  von  Sabunde;  2.  nur  einige  Dogmen:  Anselm,  Albertus  Magnus,  Thomas, 
Duns  Scotus;  3.  keine  Dogmen:  Occam,  Biel,  spätere  Mystiker);  A.  White,  Gesch. 
d.  Fehde  zwischen  W.  u.  Theologie,  1911;  Messer,  Glauben  und  Wissen,  1919. 
Vgl.  Theologie,  Gottesbeweise,  Monismus  (besonders  die  Schriften  von  Haeckk.l, 
Ostwald  n,  a.;  gegen  sie:  Dennert,  Reinke  u.  a.,  der  „Keplerbund"). 

Wissenschaft  (imorfoij,  seientia)  ist  systematisiertes  Wissen,  der  Inbegriff 
zusammengehöriger,    auf   ein    bestimmtes    (icgenstandsgebiet   sieh    beziehender   oder 


i  VVlSasneCUBft. 

Betrachtung 

ider  Erkstmtnisae.  Jede  W.  enthalt 
aufter  den  positiven  Filsnalraawn  Tbrarira  (e.  d.)  «ad  Hypothesen  (•.  d.)  «ad  ver- 
arbeitet  Oven  Stoff  sowohl  mittel«  der  sügfaiilmn  Inghifciq  als  auch  mit  HBJ» 
spezieller  Metboden  (s.  d.k  Die  owsistea  Vnn— itiiiipm  «ad  gste,  weiche  jeder  W. 

"i/'ini<i<    ..••.••  :>.   f.rv  fi  aSB  tssfJBBSSSBai  psassSSpaaS  ii»  r   i  BsStwaaBasn|  [I    Hasrnsssaal 

taeorie,  Logik),  ebenso  die  aflgssaciastea  sBrfsaassss  dar  wa«eanobeften  (■.  Philosophie, 
Metaphysik).  Die  WlawaetaefU a  gehen  rem  Teil  auf  die  Bsanatsftaag,  Analysr. 
kauealr  «ad  ywileuan  BrUlmaf  (e.  d.)  tob  Tatsache«  aaa,  tum  TWI  fataialhnH  sie 
auch  Regem,  Horsaco  (s.  d.)  ftr  die  VeTwJrldieaaag  bestimmt!  i  Bete,  fit  die  Metaode 
der  Praxi»  fprektieohr.  eirtinbrhfi,  aormatire  WieaeaedeafVn);  solche  Diszipanen 
gehen  tum  Teil  kritisch,  objektiv .wertend  vor.  beafhsitea  tum  Teil  de» 
logisch,  setzen  aber  oberste  Normen  de*  Verhaltens  voraus  (vgl.  Sittlichkeit.  Ethik. 
Reckt.  Ästhetik,  Soziologie),  totste  Sites  «lad  dst  Wkanasiihiften.  die  steh  san 
sjaa  «aa  dsai  M-.  t n  ;•  •::.  l  ■!•  •  !'••  aasapaal  flasteai  ;>rt  ).  >)•  n.  n .■•  ;••  eas «ceJcaaaVai 
Baiarfakaen,  ab)  Mittel  zur  te—  rin  Oeetaltaag  dea  Lebern.   Spater  warde  ah 

I^Bafa^aBaffaVaaBBaB^V  d^aafl   as*a1*kasä%ää4BBKaarirn*BWftfesaai  W^BastfaäaWjk  alaBätBBBBBBVBBBBBeaaV      m  ■  ■■    4 s\m m _r»ax #   .»■■   j^sse«.  Y*aTaaaaa>«aai 

er-lbat  wiDea.  will  einheitlichen  7u«aninsrnhsng  in  das  Erfabmagaaiatrrial  bringen. 
iatorcadert  sieh  aaek  für  Diage,  die  nickt  dem  |weilbnbiiii  Laban  unmittelbar  dienen, 
aber  dock  dam  Gcbteelcben.   In  heeHndJgwr  Wechsel  w irknag  mit  dar  Praxi«  «ad  dea 
Badlifnkaan  dea  Lebern  stehend,  oft  ana  dieaea  aeae  Probleme  swwavmnd  und  das« 
bestimmt,  sie  ein  eminenter  Faktor  aktiver  Kaitaren twirklung  sa  wirken,  hat  dock 
die  Wiese naoheft  nickt  nur  ihren  hohen  Ttsnaaiit  als  ein  besoaderes  Kaltarge  bildr. 
sondern  es  sind  aaek  vor  allem  ikre  Metboden  vm^  Voraaeartcungen  n 
»uf  praktfehe  Ziele  hin  sa  orientieren,  Baadern  dadurch  sa  legitimieren,  daß  und 
inwiesrrit sie  theore tisch  zanbmlfttg  und  wartvoll  sind,  indem  sie  wahre  Krkenatnie 
konstituieren  «ad  fordern;  als  sind  durah  daa  reinen  Krkenntnie willea  gefordert  «ad 
selten  logisch,  nicht  weil  sie  dem  Leben,  sondern  well  sie  der  geistigen  Beharre 
des  Gegebenen  dieaea  (vgl.  Pragmatismae,  Yoluntariemue,  A  priori,  Wahrheit).    Das 
Crundrrrfahren  aller  Wissenschaft  ist  Logifizicrung  ihrer  Daten.  HersteDuag  rationaler 
Zusammenhange  von  aolrhen.  Wahrend  die  formalen  (oder  idealen)  Wiaernschaftrn 
(Mathematik,  Logik)  sich  «n  die  Formen  der  (reinea)  ..Anachauung"  «ad  das  Denkens 
halten  «ad  einen  apriorischen  Charakter  haben,  gehen  die  ms trrialm  (oder  raatea) 
Wisse  nethsft*  a  auf  Immer  wtitai  fortschreitende  Synthesen  von  Daten  zu  objektiven, 
«llgcmeingfiltigcn  Brfahiungasuseain« nhlngwi  aas,  wobei  sie  sum  T«il   nati 
mich  abstrakte  Untersuchangen  anzustellen  haben,  Analyse,  Induktion  fl 
IVrliiktioa  (s.  d.)  verbinden  müssen.  Die  realen  Wisarnechaiten  gliedern  ei< ! 
und  Qefatoawisat nm  haften,  die  beide  systematisch  oder  historisch  verfshren  können. 
Einen  Teil  der  Geisteswissenschaften  bilden  und  Sozialwisaen* 

Soziologisch  betrachtet  ist  die  W.  ein  Produkt  dea  Zusammen  wirken«  der  Menschen, 
deren  Erfahrungen  und  Denkleistungen  in  ihr  aufgespeichert  nn<!  •  t  sind;  sie 

ist  ein  Erscugni«  dea  Gesamtgeistes  (L.  FatrsanacH  am, 

Rrxax.  Kults,   Cohsk,  Xatost  u.  a.;  vgl.  besonders  JancsALSM.  Kir 
Thilos.,  5.-«.  A.  1913:  Bedeutung  der  hsuVidoaBti 

Die  Bedeutung  ur  das  Leben,  für  das  Handeln  betont  < 

(s.  d.)  und  der  Pragmatismus  (s.  d.).    Sie  eoll  nach  frans. 

sagen,  brrechnen,  <!  i  nd  die  Liter 

fordern.     SV.  «ueh  nach  Comtk  („savoir  pour  pi<  OviWAi.r»  {>! 

D     IH,    285).    C.OLDSCHXin.    JSSUSALSV  MIoS.4,     )U>9. 


Wissenschaft.  763 


5.-6.  A.  1913),  J.  Schultz,  Vathixger  (Die  Philos.  des  Als-Ob,  1911),  Petzoldt, 
Kletxpeter  (Der  Phänomenalismus,  1913;  die  W.  hat,  wie  nach  Mach,  Erfahrimg, 
Wissen  zu  vermitteln,  direkte  Erfahrung  zu  ersparen;  8.  Ökonomie,  Anpassung), 
Clifford,  Peaesox  u.  a.  (s.  Positivismus). 

Daß  die  W.  nur  die  Relationen  (s.  d.)  der  Dinge  erkennt,  betonen  Comte,  Mach, 
PorxcARE,  der  auf  das  „Konventionelle",  das  Übereinkommen  und  zum  Teil  Will- 
kürliche in  den  Axiomen  (s.  d.)  und  Theorien  (s.  d.)  der  W.  hinweist  (Der  Wert  der  W., 
S.  201  ff.:  2.  A.  1910:  Wissenschaft  imd  Hypothese,  1904),  Le  Roy  (Revue  de  meHa- 
physique  "VTI — IX)  u.  a.  (vgl.  Relativismus,  Positivismus).  Xach  Bergsox  ist  der 
analysierenden,  geometrisierenden,  alles  in  quantitativ-mechanische  Relationen 
umdenkenden  Wissenschaft  die  „Intuition"  (s.  d.)  überlegen  (vgl.  Verstand);  doch 
muß  diese  anderseits  sich  auf  die  Ergebnisse  der  verfeinerten  wissenschaftliehen 
Methoden  stützen  (vgl.  Einführ,  in  die  Metaphys.,  1910). 

Klassifikationen  der  W.  sind  wiederholt  unternommen  worden.  So  schon  im 
Altertum  (s.  Philosophie)  und  Mittelalter  (vgl.  DoMurrcrs  GcxDissALixrs,  De  divi- 
sione  philo&ophiae),  F.  Bacox,  nach  welchem  Wissen  Macht  ist  („tantum  possumus, 
quantum  scimus":  Parallelisierung  der  Wissenschaften  mit  seelischen  Funktionen: 
Geschichte  —  Gedächtnis,  Poesie  —  Einbildungskraft,  Philosophie  —  Verstand; 
De  dignitate  et  augmentis  seientiarum,  1623;  Xovum  Organum,  1620;  Opuscula 
philos.,  Werke  V,  129  ff.),  d'Alembert  (ähnlich;  Discours  preliminaire  zur  „Ency- 
clopedie",  1753),  Schopexhacer  (Welt  als  Wille  und  Vorstellung,  IL  Bd.,  K.  12). 
Ampere  (Essai  sur  la  philos.  des  sciences,  1834 — 43).  Comte  gliedert  die  Wissenschaften 
nach  Stufen  abnehmender  Abstraktheit  und  Allgemeinheit  und  zunehmender  Kom- 
pliziertheit der  Phänomene;  die  „Hierarchie"  der  Wissenschaften  („sciences  fonda- 
mentales")  ist:  Mathematik,  Astronomie,  Physik,  Chemie,  Biologie,  Soziologie; 
Cour8  de  philos.  posit.  I,  1  ff.  Ähnlich  klassifiziert  Spencer,  nach  welchem  W.  ..teil- 
weise vereinheitlichte  Erkenntnis"  ist  (First  Principles,  §  37;  The  Classification  of  the 
Sciences,  1864,  3.  ed.  1871;  Essays5,  1891);  vgl.  Masaryk  (Versuch  einer  konkreten 
Logik,  1887).  Pearsox  (Grammar  of  Science,  1892,  S.  304  ff.;  2.  A.  1900).  Xach 
Ostwald  ist  alle  W.  Xaturwissenschaft  ihrer  Methode  nach  (Grundr.  der  Xatur- 
philos.,  S.  63  ff.;  vgl.  Monistische  Sonntagspredigten  LT).  Xatur-  und  Geisteswissen- 
schaften (als  reale  neben  den  formalen  Wissenschaften:  Grassmaxx  u.  a.)  unter- 
scheiden Bextham  (Works,  V11J),  Ampere,  J.  St.  Mill,  Hegel,  Steixthal,  Helm- 
holtz  (Vorträge5,  1903,  I.  123  ff.),  Dilthey,  Masaryk,  Jodl,  Külpe,  Wundt 
(Philos.  Studien  II,  1  ff.;  V,  1  ff.;  System  d.  Philos.  P,  1907,  13  ff.),  A.  VaxnErcs 
(Vetcnskapssystematik,  1907;  viel  Literatur);  Becher,  Geisteswissenschaften  und 
Xaturwissenschaften,  1921.  Untersuchungen  zur  Theorie  und  Einteilung  der  Real- 
wiesenschafte n,  u.  a.  —  Gesetzes-  und  Geschichts-  (bzw.  Kultur-)  Wissenschaften 
unterscheiden  Harms.  Wixdelbasp,  Rickertu.  a.  (s.  Geisteswissenschaft,  Geschichte, 
Xaturwissenschaft),  Objekt-  und  Subjektwissenschaften  Schcppe  (Zeitschr.  f.  imma- 
nente Philos.  I,  1898),  objektivierende  und  subjektivere nde  Wissenschaften  Müxster- 
beeg  (Grdz.  d.  Psychol.  I,  1900),  Garfeix-Garski  (Ein  neuer  Versuch  über  das 
Wesen  der  Philosophie,  1909),  Xatur-  und  Kulturwissenschaften  A.  Menzel  (Jahres- 
bericht d.  philos.  Gesellschaft  zu  Wien,  1G03),  Xatur-  und  Sozialwissenschaften 
Max  Adler  (Kausalität  u.  Tekologie,  1904,  S.  236  f.)  u.  a.  —  Vgl.  Xaville,  Archiv  f. 
systemat.  Philos.  IV,  1898;  Xouvelle  Classification  des  sciences1,  1901;  Coblot, 
Essai  sur  la  Classification  des  sciences,  1898;  B.  Ebemaxx.  Vierteliehrsschr.  f. 
wisfensch.  Phile«.  II,  1878;  &TFMPF,  Zur  Eirteihrg  der  Wfcw  nschafttn,  1907; 
B.  Weiss,  Archiv  f.  systemat.  Philos.  IX,   1903:  Frtv;ckhrg.   If08;   A.  Messer, 


IM  Wlsvaaaehaftslehre        Witt. 


in  dl»  Eih— ntnblhiniii.  1909;   P.  01   Bow-Rbthosid,  Über  die  Grund- 
lagen  der  Erkenntnis  in  den  exakten  WaasaankiltiB.  1880;  R.  Feascb.  Der 
der  W.»    190»  irre,   Mythenbüdung  «ad    Erkenntnis,    1907;  EvaiocE«. 

Probiene  der  W .  1910;   Natobt.  Die  logischen  Gnmdlagea  der  exsktm  Wiesen 
Inhalten.,  1910;    HAaaexa».  PbUoenpUe  «ad  W..  1910;   H.  Dibqlbb.  Greaaea  u. 
Ziele  der  W  .  1910;  B.  Baccb.  Stadiea  aar  Philosophie  der  exshten  Wissrnsckaften. 
1911;  (.rundJ.eiarr  Kritik  nad  rzaktsa  Tkeorio  der  Waaeiawaaftea.  1907;   Feine«. 
■HW-Köaxa«,  Wissenschaft  aad  Wirklichkeit,  1911  (Aue  W.  ist  eaf  eia  V 

ad  der  stak  akt  aae  den  (onaalea 

i;  dae  Wieeea  roa  Renntet  rht  eiler  W. 

i)l  B.  Wanwna«.  Die  «afla».  Oi  aadhgan  der  Wkaaistaaiflia,  1808;  Don»«*, 

Die  Einheit  dar  Will lull»  1908;  R.  Hövmmvaun  2 

XVII.  191*.  K»  ff.;  C«.  W. 
ol  th*  eoieuora*.  1808t  Ricbbbt.  Knltarwie*. a.  Katarwaa.*.  191 
Dee  VrrbAltnie  d.  Paüoe.  ca  d.  Kineilei— eidiaflia.  1918.  —  Vgl.  fft ■■!■«■■  iii.Wkeea 
u.  Glauben.  Mathematik  (Habt).  Xatai «raauagkaft.  Pkraik, 

Tstaeche.  Realität,  Objekt»  Vat Ihm»    Problem. 

Methode,  Praktisch.  Nana«  Sotten.  Wart»  Zweck.  Eckt, 


w*    ineorte  ose  niem  «aa  os 
die  Wissenschaft  tob  dra  Methoden.  Gntadlagen.  Voraus»*  tMingaa  aad  Zirleo  der 
WkaeaaeaaftaB.  Ak  W.  fungirrt  dir.  Logik  (besonder,  ele  Methodenfckra)  m  Verbindung 
Jrr  KrkrnntnMthcorte. 

Von  einer  W.  epriebt  zuerst  (in  WritrrbUdttng  der  lUrreuaoii  Vernnnftkritik. 

treaaawdeatalea  Logik")  Fkxtb.     Naah  ihm  bat  die  W.  die  Aufgab. 

(absolute)  Wieern  in  eriaer  Entstehung  dorek  8etaon«rn  (..Telkeadatagea")  dee 

Gekrtee,  insofern  aleo  ..genetisch",  zu  betrachten,  ee  «a  begründen,  aa  kgitirnWen 

Sie  enthalt  die  „Form  des  Wissens  ron  allen  mogheben  Objrktr:  kn  Begriff 

■'Hi  Grundlage  der  gesamten  W..  1794;  JA.  1  SOS;  Grundriß  dee  Eigr> 
lieben  der  W.,  1785;  Brat»  Einleitung  in  die  W.;  Veraaeb  oiaer  neuen  Darst- 

>7;  Daretenung  der  W„  1801 ).  Eine  idealietierbe  W.  enthalt  die  Logik  (e.  d.) 
H.  CoHbxs;  da«  logisch  gmetisobe  Verfahren  betonen  ferner  Natobt,  Mbdicc«  u.  s. 
-  Vgl.  Bolxaso.  Wieeenechatukh  8 f.;  IT,  |  H  KoawnrBAJrTX, 

Wissenschaft  dee  Wissen*.  1886—88.  I,  SS  ff.;  HrsaaaL.  Logieche  Untersuch..  1900. 
I.    IS&|     Wvmtfft,   Logik  II   2»,    1893-96.  641  f.;   3.   A.   1908f.;     lt. 
Logik  I*.  1907;  Danaca,  Ordnungafekre.  1912;  ferner  auch:  Chaltbabü*.  VI 
G.  BlKPKRaAKN.  W„  1856    60;    R.  Gbassma  a75-76;   J.  StoBI»  Har  : 

der  W„  1888.     Vgl.  Logik.  «lilosophie.  Wissenschaft. 

Vt  ita  ist  die  Fähigkeit.  Ähnlichke.ten  zwischen  Verschiedenem  tu  finden  oder 
(in  engeren  8inne)  sebeinbar  gaas  entfernte,  unvereinbare,  miteinander  sonst  nickt 
in  der  Vorstellung  verbundene  Dinge  in  eine  aaae.  uawaaitete,  aberraachende,  etat 
Spannung,  dann  lustroUe  Lösung  bringende  anerhauhohe  Relation  tu  bringen.  Aaok 
die  ReUUonssrtxung  selbst  beißt  <  Der  W  I  von  der  Phantasie 

geleitete«  spielend  .  /     |    Fischbb,  Über  die  Entstehung  u.  die 

sieidungeforrnen  de«  Witze««,   1888.   8. 97  ff.;  Kleine  Schriften.    1889  f.).   —   Vgl. 
Ghb,  Wourr,  Vernunft.  Gedanken  von  '  LI  868;    Che,  Ga«v«,  Sammhing 

•fajjgar  Abbsndlungen  I.  64 ff.;    Käst,  Anthropologie  I.  §62 f.;    Jr.o 
schule  der  Ästh«  t.k   II.  j  4l';    Lirrs.  Komik  und  Humor.  1898;    8.  Fbecd,  D 
und  seine  Besiehung  zum  Unbewußten.  8,  A    I8tt, 


Wohlfahrt  —  Wort.  765 


Wohlfahrt    s.  Eudämonismus,  Utilitarismus,  Sittlichkeit. 

Wohlwollen  s.  SittüchKeit.  Vgl.  Herbabt,  Lehrbuch  zur  Einleit.5,  1883, 
S.  138  f.  (Das  W.  als  eine  der  fünf  sittlichen  „Ideen");  Sidgwick,  Methoden  der 
Ethik,  1909,  III,  K.  4;  K.  13. 

Wort  ist  ein  Lautkomplex  (oder  Laut),  der  in  der  Regel  zum  Ausdruck  eines 
Erlebnisses,  einer  Vorstellung,  eines  Gedankens  und  zugleich  als  Zeichen  für  einen 
vorgestellten  oder  gedachten  Gegenstand  dient.  Die  Wörter  haben  dadurch  einen 
Sinn  (s.  d.),  eine  Bedeutung  (s.  d.),  daß  sie  einem  bestimmten  Vorstellungs-  oder 
Begriffsinhalt  zugeordnet  sind  und  sich  auf  einen  Gegenstand  beziehen  (s.  Sprache). 
Verstanden  werden  die  Worte,  indem  sie  bestimmte  Vorstellungen  in  uns  hervorrufen, 
zu  Herstellung  bestimmter  gedanklicher  Relationen  veranlassen,  auffordern;  ein 
potentielles  Vorstellen,  Wissen,  Urteilen  ist  in  ihnen  (als  Elementen  des  Satzes)  ver- 
dichtet, festgelegt,  sie  sind  feste  Punkte,  um  die  sich  die  Vorstellungen  gruppieren 
und  ermöglichen  erst  die  Bildung  oder  Festhaltung  abstrakter  Begriffe.  Die  ursprüng- 
lichen Wörter  hatten  schon  Satzbedeutung  (Waitz,  Fb.  Mülleb,  Jespebsen, 
M.  Mülleb,  Romanes,  Steinthal,  Wtjndt,  Jebusalem  u.  a.;  dagegen  Delbbück 
u.  a.).  Als  psychisches  Gebilde  sind  die  Wortvorstellungen  Komplexe  von  Gehörs- 
und Bewegungsempfindungen;  je  nach  dem  (akustischen,  akustisch-motorischen, 
optischen)  Typus  der  Menschen  überwiegt  bald  das  akustische,  das  akustisch - 
motorische  oder  das  Gesichtsbild  des  Wortes.  Die  reproduzierten  Wortvorstellungen 
müssen  beim  Sprechen  nicht  deutlich  bewußt  sein,  sie  wirken  oft  als  unbewußte 
(relativ  unbewußte)  Residuen  oder  als  Dispositionen.  Die  Neigung,  Wörter,  die  etwas 
ganz  Abstraktes  bedeuten,  so  zu  gebrauchen,  daß  das  Abstrakte  hypostasiert,  zu 
einem  selbständigen  Dinge  gemacht  wird,  ist  groß  und  gegen  diesen  „Wortfetischismus" 
muß  immer  wieder  kritisch-analytisch  vorgegangen  werden  (vgl.  besonders 
F.  Mauthneb,  Beiträge  zu  einer  Kritik  der  Sprache,  1901  f.;  2.  A.  1909  f.;  Wörter- 
buch der  Philosophie,  1910).  —  Vgl.  Hobbes,  Leviathan  I,  4;  Goethe,  Sprüche  in 
Prosa  („Gegensinn",  der  durch  jedes  Wort  erregt  wird;  vgl.  Abel,  Der  Gegensinn 
der  Worte);  Steinthal,  Einleit.  in  die  Psychologie2,  1881,  396  ff.;  Stbickeb, 
Studien  über  die  Sprachvorstellungen,  1880;  B.  Ebdmann,  Logik  I*,  1907,  33  ff.; 
Archiv  f.  systemat.  Philos.  VII,  1903;  Umrisse  zur  Psychologie  des  Denkens2,  1908; 
R.  Dodge,  Die  motorischen  Wortvorstellungen,  1896;  Dyboff,  Einführ,  in  die 
Psychol.,  1908,  S.  86  ff.;  Jebusalem,  Lehrb.  d.  Psychologie4,  1907;  Uphues, 
Vierteljahrsschr.  f.  wissensch.  Philos.,  21.  Bd.;  EL  Schwabz,  Zeitschr.  f.  Philos., 
Bd.  132,  1908;  Stöhb,  Leitfaden  der  Logik,  1905,  S.  36  f.;  Sigwabt,  Logik  I2, 
1889/93,  30  ff.;  4.  A.  1911;  Stout,  Analytic  Psychology,  1896,  1902,  I,  78  ff.;  II, 
186  ff.;  A.  Sidgwick,  The  Use  of  Words  in  Reasoning,  1901;  Offneb,  Das 
Gedächtnis2,  1911;  J.  Cohn,  Zeitschrift  für  Psychologie,  Bd.  15;  P.  Babth,  Zur 
Psychologie  d.  gebundenen  und  freien  Wortvorstellungen,  1902;  Leibniz,  Dialogus 
de  connexione  inter  res  et  verba,  Opera  ed.  Erdmann,  S.  72  (Die  Zeichen  sind 
willkürlich,  haben  aber  doch  in  ihrem  Gebrauche  etwas  Unwillkürliches);  K.  O.  Ebd- 
mann, Die  Bedeutung  des  Wortes2,  1910;  Bühleb,  Über  das  Sprachverständnis. 
3.  Kg.  f.  Ex.  Psych.,  1909;  W.  Stern,  Die  Kindersprache,  1907;  „Einwort- 
satz";  Mecmann,  Die  Entstehung  der  ersten  Wortbedeutungen  beim  Kinde, 
1902;  Die  Sprache  des  Kindes,  1903;  Tbacy,  Die  Psychologie  der  Kindheit, 
1899  (Kap.  V,  Die  Sprache).  —  Vgl.  Name,  Sprache,  Bedeutungswandel,  Satz, 
Begriff,  Terminus,  Gedächtnis,  Vorstellung,  Psittazismus,  Metapher,  Allgemein, 
Verbum. 


7»>;  Worttaubheit         Yoc*. 


\\  ordnubhcit  Mi  ein  auf  der  Zerstörung  einer  Gehirnpartie  (im  Wernick*. 
achan,  eenaariauhan  Spraaluentrum)  beruhender  pathnioffachwr  Zustand,  bei  wvlchem 
das  Wurtveretandnis  fehlt»  der  Sinn  de*  Gehörten  nicht  erfaßt  wird.  Analog  d*xu 
i-t  die  Wortblindheit.    Vgl.  Alex».  Aphasie. 

>\  naseh  ist  ein  durch  dk  Voretellung  too  Hindernissen  des  UmA  In»  oder 
der  Verwirklichung  eines  Willinsililn  gehemmtes,  schwächeres  Begehren.  Vgl. 
Bmu,  Lahrb.  d.  Payehol*.  f  SOI;  Hörrowo.  Psycho!.«.  1803,  8.446;  W  cjtdt. 
Grdz.  d.  physiol.  Psycho!  III*.  1003,  340.  -  Vgl.  VelleiUt.  Traum  (ab  ..Wunach. 
erfQllung":    8.  Fasco). 

Wirte  ist  (philosophisch)  peiaoaaln  Wart,  die  forbatsmg,  weich»  die 
vernQnitig-aittliche  Pereönbchkett  an  und  für  sieh  hat,  die  sie  au  einem  Selbem  weck 
macht,  ihr  aber  auch  Pflichten  ausstiegt.  Dia  „aVnei mncOids"  in  jedem  in  '"ht"1 
and  sa  wahren,  ist  eine  ethiache  Oruadfordamng, 

oh  Karr  hat  W„  Jnnarsa  Wart",  waa  über  allen  Preis  erhaben  ist.    W.  hat 
daa  raraftnfUg  aiUHuae  Wesen,  das  «keinem  Paulas  gehorcht  als  dem,  das  ea  zugleich 

.  am  las  dar  Wart,  daa  die  «reine  amwohhelt"  in  jedem  aaa  verleiht  (Onmdlag. 
cur  Mruphya.  dar  Sitten,  3.  Abschnitt).  Nach  Bramto  ut  die  W.  der  Ausdruck 
einer  erhabanan  Osainnong,  dar  MBeharrachang  der  Triebe  duroh  da»  moraliacaa 
Kraft"  (Ober  Anmat  and  W.).  —  Vgl.  W.  Jaausac«*.  Einlcit.  in  die  Philo.  ».  1913; 
01a  Aufgaben  daa  Lehrers  an  höheren  Schulen.  1013.  S.  376  ff.  ( Menacbaapflicht  und 
alenachenwQrde). 


\\  ii  gaaj        dar  wofcttsoasn  (s.  Tao)  Kthik  dm  Lehre  vom  Nichtstun 
heilige  Mensch  verweiH  in  dar  Tätigkeit  daa  Nichtstuns  und  Abt  Belehrung  aaa  ohne 

v.     ■• 


1. 


Yang:  nach  daa  thlassisehnn  Kommentaren  tarn  Yihking,  dem  ..kanoniachrn 
Bach  dar  Wandlungen",  neben  dem  Yin  (s.  d.)  eine  der  kosmiachen  Duaikrifte.  und 
»war  die  lichte.  -»—«^  mögende.  Daa  Tang  verkörpert  sich  Im  Himmel.  Daa 
waa  an  Yin  und  Yang  unergründlich  ist,  nennt  man  Geiet.  Ana  dem  Wache*  1 
Yin  und  Yang  enteteht  daa  Tao.  <  incax.  Die  ohinea.  Philosophie  in  ..Kultur  d.  Gegen- 
wart". 1913*. 

Vi«:    neben  Yang  (s.  d.)  daa  dunkle,  weibliche,  empfangend 
Vofa    (Joga):  eines   der   sechs   orthodoxen    Systeme    indischer   Philosophie 
>un*  vom  Dasein,  mystische  Vereinigung  mit  der  Gottheit,  Aakeee).    Y.  ut  eine 
beeondme  «Praxis",  die  ffliajaiiiilimg  mit  dam  Atman  iu  verwirklichen.    Die  var- 
^m^t^tn  Zustande,  die  der  Yogi  durchlaufen  muß.  heißen  in  den  Upaniahaden: 
1.  pranayama,    3.  prstyabara.    3.  dhyaaam,    4.  dhirans,    5.  tarks,  6.  aamidhi. 
Samadhi  ist  ein  Zustand  dea  ÜberbewuBteeine.  worin  kein  Gefühl  des  Selbst 
besteht,  der  Geiat  wunschlos,  frei  von  aller  Unruhe,  ziellos  und  körperlos  wirkt 
Vorschriften  der  Praxis  gehen  auf  Diät,  Körperhaltung,  Atmen,  intellektuelle 
aentration,  moralische  Zucht.  -  Bei  den  Buddhisten  iat  Dhyana  noch  Ober  Samadhi. 
wieder  verschiedene  Stufen  unterschieden  werden.    VgL  Yoga  VasiahU  Mahn 
Ramayana.  i    tat,  KalkutU  1891—96.    Ins  Kngl.  übereetat  von  Vihan  Lsla  afitrs; 
vEXAKaima.    Raja    Yoga,    London    1896;    Janas,  Varietiea    of    reUgious 


Zahl.  767 

Expsrienee,  1901;  P.  Tuxen,  Yoga,  1911;  J.  C.  Oman,  The  Mysties,  Ascetics  and 
Saints  of  India,  1903;  R.  Schmidt,  Fakire  und  Fakirtum  im  alten  und  modernen 
Indien,  1903;  Garbe,  Sämkya  und  Yoga,  1896;  Keyserling,  Reisetage  buch  eines 
Philosophen^  1922. 


z. 

Zahl  (&Qid-u6j,  numerus)  ist  ein  Grundbegriff,  dessen  Inhalt  nicht  irgendeine 
gegebene  Eigenschaft  von  Dingen  bildet  und  der  überhaupt  nicht  aus  der  Erfahrung 
abstraliiert  ist,  mag  er  auch  durch  diese  veranlaßt  sein  und  an  ihr  sich  zuerst  reali- 
sieren, in  ihr  auch  ein  „Fundament"  (für  bestimmte  Anzahlen)  haben.  Den  Inhalt 
des  Zahlbegriffes  bildet  vielmehr  etwas  Formales  und  Ideales,  nämlich  die  Synthese 
denkend  gesetzter  und  besonderter,  gleichartiger  Einheiten,  die  Verknüpfung  einer 
denkend  gesetzten  Mannigfaltigkeit  zur  komplexen  Einheit.  Das  Zählen  besteht  primär 
in  dem  Fortgange  von  einer  Einheitssetzung  zur  andern,  in  der  Bildung  einer  Reihe 
(s.  d.),  in  welcher  jedes  Glied  seine  bestimmte  Stelle  erhält  (Ordnungszahl)  und 
zugleich,  wenn  man  von  dieser  Stelle  absieht,  zum  Inbegriff  von  Einheiten  wird 
(Anzahl).  Die  Reihenbildung  wird  von  ein  und  demselben,  identischen  Gesetz  des 
Verfahrens  beherrscht,  wie  weit  sie  auch  geht  und  nach  welcher  Richtung  sie  auch 
erfolgt  (s.  Unendlichkeit).  Die  Xull  bedeutet  den  „Denkpunkt,  von  dem  aus  irgend- 
ein Denkschritt  oder  eine  Folge  von  solchen  .  .  .  gezählt  wird"  (Natorp,  Die  log. 
Grundlagen  der  exakten  Wissenschaften,  1910,  S.  122).  Die  Zahl  als  Anzahl  ist  von 
dem  zeitlichen  Prozeß  des  Zählens  logisch  unabhängig,  bedeutet  eine  bestimmte, 
feste  Relation,  die  Gesetzlichkeit  möglicher,  oft  psychologisch  gar  nicht  ausgeführter 
Synthesen.  Da  die  Z.  Ausdruck  eines  Denkverfahrens  ist,  dessen  Gesetzlichkeit  also 
für  das  Zählen  überhaupt  maßgebend  ist,  so  hat  die  Arithmetik  eine  logisch-aprioiische 
Grundlage,  auch  wo  es  sich  um  Zählung  anschaulicher  Inhalte  handelt.  Eben  weil 
die  Zahl  als  solche  von  allem  Inhalt  des  Gegebenen  unabhängig  gilt,  kann  sie  für 
alles  gelten,  was  nur  immer  den  Anlaß  zur  Setzung  als  einfache  oder  komplexe  Einheit 
bieten,  zum  Zählverfahren  auffordern  kann.  Alle  Dinge  sind  zählbar,  lassen  sich 
einer  Zahl  „zuordnen".  Indem  durch  die  Zahl  erst  eine  bestimmte,  geordnete  Mannig- 
faltigkeit scharf  unterschiedener  Erfahrungsinhalte  gesetzt  wird,  ist  sie  eine  Bedingung 
objektiver  Erfahrungserkenntnis  und  wird  ferner  zu  einem  Denkmittel,  welches  erst 
exakte  Erkenntnis  der  Objekte  als  solcher  ermöglicht  (vgl.   Quantitativ). 

Als  Inbegriff  von  Einheiten  bestimmen  die  Zahl  Euklid  (Elem.  VII),  Platon 
(vgl.  Parmenides,  153  f.),  Aristoteles  (Menge  des  Gemessenen,  Metaphys.  X  ü, 
1057  a  3;  XI  9,  1085  b  22),  Boethius,  Thomas  von  Aqüino,  Dtjns  Scotus  (vgl. 
De  rerum  princip.  XVI,  201  ff.),  Süarez  (Metaphys.  disputat.  41,  sct.  1,  16  ff.)  u.  a. 
Nach  Descartes  liegt  die  Z.  nicht  in  den  Dingen,  sondern  sie  ist  ein  Denkmodus 
(„modus  cogitandi",  Princip.  philos.  I,  58  ff.;  so  auch  Spinoza,  Epist.  29).  Locke 
leitet  die  Z.  aus  der  Wiederholung  der  Verbindung  der  mit  jeder  Vorstellung  gegebenen 
Einheit  ab  (Essay  concern.  hum.  understand.  II,  K.  15,  §  1  ff.).  Ähnlich  lehren 
Berkeley,  Condillac,  Bonnet  u.  a. 

Als  Synthese  bestimmt  die  Zahl  Kant  (vgl.  De  niundi  sensibil §  12).    Es 

liegt  ihr  die  Zeitanschauung  zugrunde,  derm  sie  ist  eine  Vorstellung,  welche  die 
„sukzessive  Addition  von  Einem  zu  Einem  (Gleichartigen)  zusammen  befaßt".  „Also 
ist  die  Zahl  nichts  anderes,  als  die  Einheit  der  Synthesis  des  Mannigfaltigen  einer 
gleichartigen  Anschauimg  überhaupt,  dadurch,  daß  ich  die  Zeit  selbst  in  der  Appre- 


m  *•*- 


beaabn  der  AnadteJUttg  eraras**' (Krit.  <L  reine«  Vernunft.  S.  145.  II«;  Probgomena. 
f  10).  Hier  hegt  aber  doch  noch  der  Gedenke.  da*  die  Zeit  durch  dasselbe  Verfahren 
natoliht,  wabhes  die  Zahl  oiaingV  und  in  der  1.  fturbge  der  „Krit.  d.  reinen  Vernunft" 
wird  die  Zahl  Oberhaupt  noch  nicht  zur  Zeit  in  Beziehung  gebracht.  -  Deß  die  Zahl 
(als  Anzahl)  rom  witHrhen  Vorgang  dm  Zahlen«  anehhingig  bt,  betonen  Hnnanr 
(Psycho!,  ab)  Wnnansehaft  II.  104/».  162  f.).  Hrum  (vgl.  Philo»,  der  Ar.thn, 
1891.  8.  24  ff.;  Log.  Untersuch    I.  IM*.  Z.  bt  zeitlos,  die  ..ideale  Speciea. 

die  .  .  .  echlechtbin  eine  ist,  in  we lohen  Akten  ab  auch  gegenständlich  werden 
mag").   G.  CaWTOn  (Tgl.    Halbem.    Annabn    XXIk    Kiessix,   Co»  Ptdba. 

Prinzip   der  Mathematik,  1908.  8.  46ff„  282f.k   M.  Methodik 

des  Rechnens  «ad  der  Mathematik ».  IWIMK.  Xaroar  u.  a.  Das  Zeitmommt  betonen 
■Ingcpa  HnuarocTi  (IzPsi  Pmteahiift,  1887).  Kaosnrxta  (1.  e.  8.  Ml  ff.)  u.  a. 
Wahrend  nach  J.  8r.  Mu.  (Logik  I.  2.  K  6.  |  2)  u  .  die  Z.  durch  Abstraktion 
von  Gruppen  (gbiehar  Obbkte)  entsteht  (rgl.  JaarizLan.  Ob  Urteibfunktion.  188«. 
8.  254  f.;  Der  kriibebe  Hl  !■■■!,  1808,  8.40H.:  Orspass  gbbber  Obbkte  ver 
snbsaen  aar  Wbderborang  eto  and  deterlbta  Benenn angearteib).  wird  von  anderen 
•  i><  /  mir  von  D8BlM8B8Bg84B  Mei  84N6J  >\uUr- i.  llgaMblOj  t«  il»  psm  h>i!<.K'u*-h. 
tetts  rein  bgbeb.    So  ran  Wriarr  (Logik  I»   1883  HS.  &2I  H  «Off.; 

3.  A.  1808k   Hösvntaa  (Dar  ■■■■LoJhbi  Gedanke.  191 1 ;  ..Hvntbeee  ideatbeber 
schbdsnhcitcn"k Bosnrrra. Baüuxx*. 8jnwaaff(Logik II \  1889/88.90«'     '    v  1911». 
Um  (Phibs.  Sladbn   \  I     \IU   Faao«  (Db  (irundbgen  dar  Arithmetik, 
1884k   Dbdbkko  (Was  sind  and  was  eolba  db  Zahlen 7,  2.  A.  1892)  u.  i 
(Üb  bgbeben  Grundlagen  dar  exakten  W  kannst  herein.   1910.  8.81  mmcm 

(Ordnangabhre.  1912)  n.  s.    Nach  Com*»  bedeutet  db  Z..  walebe  «in  reine 
..Urteil  der  Reahtat"  eutepringt,  and  deren  Lobt  sag  db 

Krfahmng  (Logik,  1902.  8.  116  ff.;  auch  Kairo.  Cananin  n.  a.;  vgl. 
Köaxna,  Wbaenschalt  n.  Wirklichkeit.   1912;   Lasndhckkeit.   Real. 
O.  Ewald  entspringt  db  2.  dar  Verbindung  dar  formabn  Logik  mit  der  reinen 
(Kante  krit.  IrbshnnuM,  1908,  &  122  ff.). 
Nach  B.  Mac*  besteht  jede  Z.  in  der  Ausführung  einer  Ofnwatoon;  db 

OSaVHv       OgfgJgJBJHa^n       ^AQSITmpTlaafll        ▼*#»■       \Jm UOHea^pHnjaaia^Hr  1 M  H  »  U» .  \Ww* 

haben  den  Zwack,  dm  direkte  Zahlen  tu  tuspsun  (Erkenntnis 
tum.  2.  A.  1906.  8.  318  f.).  Nach  Sraixo  sind  db  Zahbn  ..Gruppen  oder  Reiben 
int«  lkktuclbr  Appifb tsaonea  ohne  Besag  auf  daran  Inhalt"  (Db  Begriffe  und 
Tbeorbn  der  Physik,  1901.  8.  273«.).  Ähnlich  Riaor.  OarwaLO  (Grandr 
phibs..  8.  87  ff  .k  nach  welchem  das  Zahbn  in  dar  Zuordnung  je  eines  Gliedes  einer 
•pe  den  subinsnderfokitinden  Gliedern  der  Zahbn  reibe  besteht  (so  auch  nach 
anderen).     Vgl.  KxsurcTKB,  Der  pBanonawalbrnua.  1913. 

Zum  Wesen  der  Dinge  machen  db  Z.  db  Pythagorccr.    Die  Dins 
.Itnbeen  sind  Abbilder  oder  „Nachahmungen"  der  Zahbn,  daran  Prinzipbn  das 
Gerade  und  Ungerade  oder  Unbegrenzte  (ämttfom)  and  Begrenzte  (a«nre«a.«rrwa) 
■und  und  db  selbst  aus  der  Einheit  (naaar)  hervorgehen.    Db  Welt  ist  Zahl  und 
Harmonie;  db  Zahbn  sind  etwas  Seiendes,  Ordnungsprinzipien,  weiche  db  Bestimmt 
beiten  der  Dinge  fcatbgen.    Db  Dinge  selbst  sind  Zahbn  (*>«.****«  efrtu  . 
*-pa>n«rak  und  diese  sind  das  Prinzip  des  Seins  sowohl  wb  der  Erkennbarkeit  des 
fbinndon.  dann  db  Z.  ist  „kniailnbspuwbnd"  für  albs  an  den  Dingen  (PutoLaoa). 
Auf  ibr  Sechssahl  beruht  z.  B.  db  Beseeltheit,  auf  der  Sbbenzahl  db  Vernunft,  auf 
■bj  db  Gerechtigkeit.  Auch  db  Tugenden  beruhen  auf  Zahbn  (vgl.  Aaisro- 


Zeichen  —  Zeit.  769 


teles,  Metaphys.  I  6,  985  b,  23  ff.;  Diels,  Fragmente  der  Vorsokratiker  I,  1903, 
2.  A.  1906;  Th.  Gomperz,  Griechische  Denker  I3,  1911),  Platon  bestimmt  (in 
seiner  letzten  Periode)  die  Ideen  (s.  d.)  als  „Zahlen"  (vgl.  Aristot.,  Met.  I,  6,  XIII, 
XIV);  so  auch  Xenokeates  (1.  c.  VII,  2).  Metaphysische  Bedeutung  hat  die  Zahl 
auch  nach  den  Neupythagoreern  (s.  d.),  der  Kabbala,  den  „lauteren  Brüdern". 
Thtebby  von  Chabtees,  Nicolatjs  Cusanus  (De  coniectur.  I,  4),  F.  Zobzi  (De 
harmonia  mundi,  1549),  L.  Oben  (alles  Reale  ist  eine  Zahl,  welche  ein  Akt  des 
Absoluten,  ein  Produkt  seiner  „Selbstentzweiung"  ist,  ein  Ding  ist  „eine  sich  bewegende 
Zahl",  Lehrbuch  d.  Naturphilos.,  1809—11;  2.  A.  1831).  Über  Zahlenmystik  vgl. 
W.  Schultz,  Altionische  Mystik,  1907;  Joel,  Zeitschr.  f.  Philos.,  Bd.  97;  Zur 
Geschichte  der  Zahlprinzip,  i.  d.  griech.  Philosophie,  1890;  Dessoib,  Vom  Jenseits 
der  Seele,  1918 2,  210.  —  Vgl.  W.  Bbix,  Philo3.  Studien  V;  Baumann,  Die  Lehre 
von  Raum,  Zeit  und  Mathematik,  lS68f.;  O.Stolz,  Größen  und  Zahlen,  1891; 
C.Michaelis,  Über  Kants  Zahlbegriff,  1884;  Über  St.  Mills  Zahlbegriff,  1888; 
PoincabE,  Wissenschaft  u.  Hypothese,  1904;  Heymans,  Gesetze  u.  Elemente  des 
wissensch.  Denkens2,  1905;  A.  Voss,  Über  das  Wesen  der  Mathematik,  2.  A.  1913; 
Natobp,  Archiv  f.  System.  Philos.  VII,  1901 ;  Cohn,  Voraussetzungen  und  Ziele  des 
Erkennens,  1908;  Zitscheb,  Philos.  Untersuch,  über  die  Zahl,  1910;  Vaihingeb, 
Die  Philosophie  des  Als-Ob,  1911 ;  Offneb,  Das  Gedächtnis2,  1911  (Zahlengedächtnis); 
Stöcke,  Lehrb.  d.  Philos.  II8,  1912.  Eine  Relativierung  der  Zahl  unternimmt 
O.  Spengleb  (D.  Untergang  d.  Abendlandes  I,  1917,  81  f.).  „Eine  Zahl  an  sich  gibt 
es  nicht  und  kann  es  nicht  geben.  Es  gibt  mehrere  Zahlenwelten,  weil  es  mehrere 
Kulturen  gibt  ...  Es  gibt  demnach  mehr  als  eine  Mathematik."  Sp.  unterscheidet 
außerdem  die  mathematische  (starre)  Zahl,  in  der  sich  das  Geheimnis  alles  Aus- 
gedehnten verkörpert,  von  der  chronologischen  Zahl.  —  Zahlen  sind  gestaltetes, 
in  Form  gebanntes  Weltgefühl.  Natur  ist  das  Zählbare.  Alle  großen  Künste  sind  eben- 
soviel Arten  zahlenmäßiger  bedeutungsvoller  Grenzgebung.  Vgl.  Mathematik,  Anzahl, 
Tetraktys,  Einheit,  Fiktion,  Zeit,  Unendlich. 

Zeichen  (otjusiov,  Signum,  terminus)  ist  etwas,  wofern  es  auf  etwas  hinweist, 
ihm  so  zugeordnet  ist,  daß  es  ihn  zu  vertreten  vermag.  Die  Wörter  sind  künstliche 
Zeichen  für  Vorstellungen  und  Begriffe,  die  Empfindungen  und  Vorstellungen  natürliche 
Zeichen  für  Bestimmtheiten  der  Wirklichkeit  (s.  Qualität).  Unsere  Vorstellungswelt 
ist  ein  „Zeichensystem",  dem  Verhältnisse  im  „An  sich"  der  Dinge  entsprechen  mögen 
(Wilhelm  von  Occam,  Logik  I;  Lotze,  Helmholtz,  Wundt,  Kbeibio,  L.  Dilles, 
A.  Kühtmann  u.  a.).  —  Vgl.  Chb.  Wolff,  Vernunft.  Gedanken  von  Gott  ...  I, 
§  292  f.;  Fbies,  System  d.  Logik,  1811,  S.  370  ff.;  Helmholtz,  Vorträge  u.  Reden5, 
1903;  L.  Dilles,  Weg  zur  Metaphysik,  1903  f.;  Kbeibig,  Die  intellektuellen  Funk- 
tionen, 1909,  S.  50 f.;  Tönnies,  Philos.  Terminologie,  1906,  S.  1  ff.;  Romanes,  Die 
Entwicklung  des  Geistes  beim  Menschen,  1893,  S.  152 ff.;  R.  Gaetschenbebgeb, 
Grundzüge  einer  Psychologie  des  Zeichens,  1901;  Dbiesch,  Ordnungslehre,  1912; 
M.  Webtheimeb,  Zeitschrift  f.  Psychol.,  Bd.  60  (Die  Z.  bei  den  Naturvölkern).  — 
Methode  der  phys.  Zeichen  zum  Verstehen  fremden  Seelenlebens:  Becheb,  Geistes- 
wissenschaften und  Naturwissenschaften,  1921,  119;  E.  Spbanger,  Zur  Theorie  des 
Verstehens  (Festschr.  f.  Volkelt,  1918).  —  Vgl.  Symbol,  Wort,  Name,  Semiotik, 
Bagriff,  Terminus,  Allgemein,  Empfindung,  Lokalzeichen,  Zeit  (Temporalzeichen), 
Kausalität. 

Zeit  {%q6vos,  tempus)  ist  zunächst  eine  „Anschauungsform"  (s.  d.),  d.  h.  eine 
Art  und  Weise  primärer   Synthese   von  Daten  möglicher  Erfahrung  zur  Einheit, 
Eis ler.  Handwörterbuch.  ^n 


eine  Grundart  der  Ordnung  derselben  -t  nickt  eine  gegebene  Eigenschaft 

einsamer  Brfohninfttnhalie,  von  denen  sis  abstrahiert  wird.  Mindern  besieht  in  einem 
Zusammenhange,  hrs/t  du—  «in  Inhalt  m  andern  hl  bestimmter  (eben  der 
xeiUfehen)  BeUtion  steht«  «in  Inhalt  dm  andern  «in*  „Stelle"  gibt.  Db  Z.  ut 
die  Form.  OTiliiiingageaissJishsli  attsr  Data»  der  BifcsajilMs,  ingan  dbae  der  tannren 

an  den  unmittelbaren  Krfebnbsen  gssetst«  dbae  werden,  auf  Urund  gnwi— n  Rfelhnmt 
heiten.  die  sich  mit  ihnen  («machst  beaondera  («bore-  und  Testeimlrttcfen)  verbinden 
.poraUrichen").  anmisiillisi  -  aber  mit  Hüft  dm  flsdlnfctsjbjas  und  der 
Erwartung  —  and  unwillkürlich  (reaktiv)  xu  einer  Reihe  dm  Nacheinander*  geordnet. 
in  welcher  die  Gbeder.  nach  nach  Ihrer  Bsrbhsag  na  relativ  ihimradin  Iah,  •!■ 
„gegenwärtig' ',  „vergangen",  „lukBoftig"  (jetzt«  froher,  spater)  r  harsjrteru»  i : 
acheinen;  hierbei  treten  oft  Vergleiche  mit  phvmeche«  AblUfeei  mitnaUUsiud  und' 

dar  Zeit  iai  aber  «m  den  am  Zrit 
wie  dm  1TIiiis1n4sssI 
Zu  dieeen  Kaktoren  gehOna  Fi  iiiitssMjsmilafe,  Hpeanungaempfindungen  im  Gefolge 

«iadi 
Die  aubjeklive  Zeitachattuag  lat  relativ,  wecheelnd; 

von  &m.  Iai  unaer  Bewußtsein  leer  von  Inhalten,  ohne  daß  «na  irgend 
wird  nna  die  Zeit  lang  (wir  empfinden  „Langeweile"),  ebenso  wenn  wir 
„auf  sich  warten  laßt".  In  der  Bihmmmig  ■laoheint  mm  die 
erbbte  Zeit  kort,  warn  am  wenige  und  dabei  unintwrwamnte  Inhalte  darbot,  Ung  hin- 
wenn  vieles,  mf^Hohal  noch  Iutinsnaln,  erlebt  wurde.  Im  allgemeinen 
bei  dar  iiamUlaltiann  IsImiMiiMsg  kleine  lamm  •her*,  große  Zeiten  unter 
sohlest  t  arfalhe  leimt r*ohra  imhilsis  goß*  ab  gsmirr  Isere,  und  das  Rhylhiainii  in 
der  Erodrücke  epirlt  hier  eine  Rolle.     Dstisth  der  Daner  psychischer  Vorgange  s. 

K<-i»kti«»n     .  lt 

Vom  unmittelbaren,  ao^haubeben  ZeitbewuBtaein  ist  d* 
au  onisrscheiden.  Diese  ist  «in  Produkt  dssücsnder  (logischer)  Verarbeitung  der 
prnniran  Zarthchkrit.  und  Ist  so  gedacht,  dal  ab  dar  OemUlfcmlrah  das  Dsahens  ganngi. 
Sie  bi  eine  denkend  gesrtxte  Ordnung,  bei  welcher  vom  Qualitativen  und  den  Varia, 
das  subjektiv  individuellen  Zeitbewußtseins  lt  gern  lim  wird,  ein  fester,  kon- 
r,  für  alba  Denken  und  Erkennen  ulcntbcher  Rahmen,  in  den  jedes  Geschehe» 
eingefügt  wird.    Dbae  „sbaoli.  I  in  idesiea  Gebilde  und  doch,  weil  ein  unent- 

behrliches Mittel  am  ung  objektiv  allgemeingültigen  Erfabruiigsruenmmen. 

hangas,  von  ..empirischer  Realität* .  d.  b.  für  alb  mögliche  Erfahrung  und  deren 
Objekte  gültig;  sie  ist  eroe  „apriorische"   Vorausartxung.  hat  ..tranessndet 
Bedeutung.    Dbae  „maihematiser*  I  das  Merkmalen  nicht  bloß  der 

.limeniiionaliut"  oder  ..Kiminnigkeit",  sondern  such  der  Stetigkeit  and  Homo? 
sddfeßt  die  R  dar  phywkaliachen  Zeitmcewung  nicht  aus  (mit  bestimmten 

relativ  konstanten  Veränderungen  ab  Maßstab;  vgl.  Rrlativitataprinzip;  vgl.  Naturt. 
Log.  Grundlagen  der  exakt.  Wiasensch.,  1910«  326  ff.).  Waa  auch  immer  ab  ..phyw- 
kalbche"  Zeit  sngeaeixt  werden  mag,  jedenfalb  ordnen  « ir  in 

gültiges    Zeitsystem    die    begriffln  h    (kategorial)    erarbeiteten    Inhalte    möglicher 
Erfahrung,  db  Dinge  und  Vorginge  ein,  ordnen  sb  bestimmten  Zeitwerten  xu. 
wir  sonst  keine  einheitliche  „Welt"  von  Objekten  haben  können.    Alb  Objekte  mög. 
Ihmsc  Erfahrung,  alb  „Erscheinungen"  (s.  d.)  stehen  daher  notwendig  in  de: 
Iva  Bestimmt)*  it<  n  Tätlicher  Ordnung  kann  im  „An  sich"  der  Dinge  etws- 


Zeit.  771 

sprechen,  mag  auch  das  absolut-transzendente,  alles  in  sich  befassende,  positiv- 
unendliche Sein  einen  überzeitlichen  Charakter  haben,  alle  Phasen  des  zeitlichen 
Werdens  zur  Totalitätseinheit  zusammenfassen.  Zeitlos  im  rein  logischen  Sinne  sind 
Geltungen  und  Gesetze,  die  abgesehen  von  aller  zeitlichen  Bestimmtheit  oder  auch 
für  alle  Zeit  gültig  sind  oder  gelten  sollen  (s.  Wahrheit,  Mathematik). 

Psychologisch  wird  die  Zeitvorstellung  teils  aus  der  Wahrnehmung  der 
Sukzession  und  Dauer  abgeleitet  (Empirismus:  Locke,  Hume,  James  Mill,  J.  St.Mill, 
Oondillac,  Bonnet  u.  a.),  teils  als  ursprüngliche  Eigenschaft  von  Bewußtseins- 
inhalten betrachtet  (Nativismus),  teils  auf  das  Bewußtsein  der  psychischen  Arbeit 
(der  Aufmerksamkeit)  zurückgeführt,  teils  genetisch  aus  der  Verschmelzung  ver- 
schiedener Elemente  erklärt.  —  Nach  Herbakt  ist  die  Z.  eine  Reihenform,  bei  welcher 
die  Wahrnehmungsfolge  nicht  umkehrbar  ist  (Lehrb.  zur  Psychol.3,  1887,  S.  118  ff.; 
vgl.  Volkmann,  Lehrb.  d.  Psychol.  II4,  1894/95,  13  f.).  Nach  Spencer  ist  die  Z.  das 
Abstraktum  aus  allen  Beziehungen  der  Lage  zwischen  aufeinanderfolgenden  Bewußt- 
seinszuständen  (Psychol.  II,  §  337).  —  Eine  angeborene  oder  ursprüngliche  Eigenschalt 
ist  die  Z.  nach  Vierordt  (Der  Zeitsinn,  1868),  Külpe  (Grundr.  d.  Psychol.,  1903, 
S.  394  ff.),  Ebbinghaus  (Grdz.  d.  Psychol.  I2,  1905,  457  ff.;  3.  A.  1911),  Ribot, 
Hodgson  u.  a.  Eine  spezifische  „Zeitempfindung"  besteht  nach  E.  Mach,  nach  welchem 
wir  die  Arbeit  der  Aufmerksamkeit  als  Zeit  empfinden  (Populärwissensch.  Vorles.4, 
1910,  S.  160  ff.;  vgl.  Erkenntnis  u.  Irrtum,  1896,  S.  417  ff.).  Daß  wir  die  Arbeit  der 
Psyche  (bzw.  des  Gehirns)  als  Z.  wahrnehmen,  lehren  auch  W.  James  (Principl.  of 
Psychol.,  1890,  I,  605  ff.),  Jerusalem  (Lehrb.  d.  Psychol.4,  1907)  u.  a.  —  Aufmerk- 
samkeit und  Muskelempfindungen  hegen  der  Zeitvorstellung  zugrunde  nach  Th.  Brown 
(Lectures  on  the  philos.  of  human  mind,  I,  297  ff.,  19.  ed.  1856),  Bain  (Senses  and 
Intellect,  1855,  4.  ed.  1894,  S.  106  ff.),  Münsterberg  (Beitr.  zur  experim.  Psychol., 
1889/92,  II,  13  ff.;  IV,  89  ff.),  Schumann  (Zeitschr.  f.  Psychol.  IV,  1  ff.;  XVII;  XVIII; 
Psychol.  Studien  II),  J.  Ward,  Stout,  Baldwin,  Guyau  (La  genese  de  l'idee  de 
temps,  1890,  S.  35  ff.,  Bewegungsanstrengung),  FourLLÜE  (Psychol.  des  idees-forces  II, 
1893,  2.  ed.  1896,  81  ff.;  die  Zeitzeichen  knüpfen  sich  an  das  Streben)  u.  a.  —  Nach 
Wundt  ist  die  Zeitvorstellung  ein  Verschmelzungsprodukt  von  objektiven  Emp- 
findungen mit  qualitativen  (Erwartungsgefühle)  und  intensiven  Zeitzeichen  (innere 
Tastempfindungen).  Jedes  Element  einer  zeitlichen  Vorstellung  wird  nach  dem 
unmittelbar  gegebenen  Eindrucke  geordnet,  nach  dem  „innern  Blickpunkt"  der 
Vorstellung  (Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5,  1903,  2  ff .,  86  ff.;  Grundr.  d.  Psychol.5, 
1902,  S.  170  ff.;  vgl.  E.  Meumann,  Philos.  Studien  VIII — IX).  Auf  einer  Verschmelzung 
beruht  die  Z.  auch  nach  Th.  Lipps  (Einheiten  und  Relationen,  1902,  S.  51  f.;  Leitladen 
der  Psychol.3,  1909).  —  Vgl.  Höffding,  Psychol.2,  1893,  S.  253  f.;  Jodl,  Lehrb.  d. 
Psychol.  II3,  1909,  203  ff.  u.  a.,  ferner:  IL  Einer,  Experiment.  Studien  über  den 
Zeitsinn,  1889;  L.  W.  Stern,  Zeitschr.  f.  Psychol.  XIII  (Präsenzzeit);  Hüttner,  in: 
Beitr.  zur  Psychol.  u.  Philos.  I,  3.  H.,  1902;  Masci,  Sul  senso  del  teinpo,  1890;  Nichols, 
Amer.  Journal  of  Psychol.  IV;  L.  Lange,  Philos.  Studien  IV,  1888;  V.  Benussi, 
Archiv  f.d. gesamte  Psychol.,  1909  (Zeitvergleichung);  P.  Salow,  Psychol.  Studien  VII, 
1911;  Erdmann  u.  Dodge,  Psychol.  Untersuch,  über  das  Lesen,  1898;  E.  v.  Cyon, 
Das  Ohrlabyrinth,  1908  (dieses  ist  Organ  der  Zeitvorstellung). 

Erkenntnistheoretisch  gilt  die  Z.  teils  als  Erfahrungsbegriff,  teils  als 
apriorische  Form  der  Anschauung  oder  als  Kategorie,  teils  als  subjektiv  oder  als  ideell 
(immanent),  teils  als  objektiv,  real,  transzendent. 

In  der  älteren  Philosophie  gilt  die  Z.  in  der  Regel  als  etwas  Reales,  unabhängig 
vom  Erkennen  Existierendes,  als  eine  Bestimmtheit  der  Bewegung.     Nach  Platon 

49* 


772  Ztlu 


freilich  bt  db  Z.  eine  Bcctimmtbefr  — r  dar  endend«  Umi  ■  Tlngi ,  dir  „MW  (a.  d.) 
äad  «vif,  Ober  aller  Zeit  (vgl.  das  „BaJeade"  der  Eleatea,  euch  dm  indischen 
Idealbmue).  Die  Z.  bt  ein  Bild  der  Ewigkeit  and  erst  (wie  später  euch  nach  Philo» 
u.  s.)  mit  der  Weh  de«  Oewoi  denen  iiblsn diu  (Thanoos  38  B,  »7  0  f„  28  A  f ,  4?  H  f  ; 
Republ.  629  D).  SpMwbd»rtPwm».dtoWteeiMaiebte«Berb^bder8»le''.»oodern 
Lebe« der  Seeie.  At»s<bbnongc4i^8iilsd*hini(Fnnanrn  I!  vgl.  Bbsoso»; 

Ibnbeb  Jaimucaos.  -  Neeb  AniSTOTBLae  wird  die  2.  «agbbb  mit  der  Bewegung 
(Veränderung)  webifieniim.  ab  dee  Pithm  oder  Spiler  In  derselben.  SU  iet  den 
kU8  der  Veränderung  betreffe  dee  Froher  oder  8pftter  (ip&jU*  esejeesji)  «ad 
für  une  nlebt  ohne  die  tfbbnde  8seb.    Di»  Z.  bt  stetig,  niebt  au*  diekreten  Teilen 

i nmingoM  bt,  and  unendlich.  Dee  Unwandelbare  bt  niebt  in  cfer  Zeit  (Phys.l 

218*  8;  IV  11.  218b  »ff.;  IV  11  221  b  201.).  Meob  doa  Sto.k.rn  ut  db  Z.  die 
Ausdehnung  (eWrano)  der  Btesgaag  «ad  ab  solch»  unkorperbcb  (doo>»ro»; 
Diofea.  Leert.  VII.  141t  Btobeeua»  Belog.  I.  280«.). 

Db  Bedingtbert  der  Z.  If  bllinng  dareh  psychisch«  Vorgänge  (Erwartung,  Auf- 
lacrkaemkeft.  Cbdiehtnb)  betont  Awwrinaa,  DbZ.  bt  erst  mit der  Welt entstanden 
«od  «a  db  Verladernag  snbnwpft  (Cbnfcawoa.  XI.  14  ff.;  De  eiefe.  Dri  XX  6  f.). 
DbBienbos^i^dsiZ.a^dsrWcitbbrcoa«ebkUneoro 
and  Thomas  ron  Aqütxo,  der  eb  wb  Aristoteles  defini' 

prine  et  posterius";  8am.  tbeol.  I.  10.  I  e:  vgl.  Obatr.  gent,  I.  15.  68).  -  Koeb  Dtm 
Scotüs  bt  die  Z.  ron  der  Bewegung  aar  gedenk  Heb  aalereobiedpn  (De  rer.  prinr. 
qu.  18,  1  ff.).    Vgl.  8UABM,  Dbputat.  metaphys.  80.  ort.  8  ff. 

AU  Bcwegnng  uwwemd»  Zebl  bestimmt  db  Z.  eaeb  Dascjurras  (Princip.  philo*   I. 
67).    8b  bt  keine  rttnglnbe  Klgew  aoft.  eoadern  gedeakarh  na  den  Dingen  fwetat 
(„modus  corftnodi").  8o  eaeb  nach  SrarotA  (OogiuU  metepbys.  I 
Eth.  II.  prop.  XXIV).  UAsesroi.  —  Meob  Home  bt  die  Z.  ein 
und  wird  dorob  db  Bewegung  giinwoean  (De  corpore,  e.  7.  3).  neeb  Locu  di« 
feeenng  der  Dauer  dee  Geeebebeoj  (Essay  conoern.  boni.  uoderetend.  II    K 
Nnob  Bbbksjit  beetebt  db  Z.  bloft  bt  der  Voreteunngefolge  (PriacipL  XC 
neeb  Html  in  der  Art  und  Webe,  wb  Hwliüobe  ia  ibrer . 
(Treetbe  II.  eet.  3).  —  Nbwto*  iintnuiihsMit  ron  der  sinnlich 
rebtiren  db  sbcolote,  wmbre.  gblnhmlrig  tuenonde.  inMhiBMtbobs  Zeit  („tempus 
absoluta»,  renun  ei  matbcmaticum",  NetamL  philo.,  prineip.  matbemat..  def.  VIII . 
eo  noeb  Clabxb). 

Ideell  bt  db  Z.  neeb  Bnoou.  E.  Law  (Enquiry.  K.  1).  Amblos  SuJtnv»  u.  a, 
Neeb  Lamra  bt  db  bere  Zeit  bbn  eine  Jdeab  Mognebkrit "  („poseibilite  ideeb"). 
Db  Z.  bt  die  „Ordnung  dee  niebt  aagbieb  Existierenden",  dee  Nscbeinenders.  db 
Ordnung  <br  möglichem  Veränderung  and  bst  sb  solcbe  eine  „ewige  Webrh. 
Eeeeb  II.  K.  14.  f  16ff.;  Phibe.  Heaptechriften  I  u.  II).  Ab  Ordnung  dee  nach- 
einender  Folgenden  bestimmen  db  Z.  naeb  Omu  WoOT(Oatolog„  f  872,  B^rMOAuraji 
(Metepbys.,  $  239)  u.  e. 

Auch  nach  Kaut  bt  db  Z.  eine  Ordnaugeform,  aber  weder  eine  empirisch  gegebene 
Ordnung  ron  Dingen  oder  Vorgingen  na  ebb,  noch  eine  bloße  Bestimmtheit  der 
individuen-eubjektiven  Erlebnisse,  sondern  db  Form,  in  welcher  wir  alba,  was 
Gegenstand  der  Erfahrung  werden  kann,  anschauen  und  denken  müssen,  eine 
apriorische  „ Anschauungsform"  («.  d.).  welche  «war  n:  ^beiauagen"  (s.  d.i. 

für  diese  aber  allgemein  und  notwendig  gilt  (vgl.  De  mundi  sensibili  . .  ,  1 14).   1 ' 
bt  kein  empirischer  Begriff,  „denn  das  Zuglcichsein  oder  Ausrinanderfolgefl  würde 
selbst  nicht  in  db  Wahrnehmung  kommen,  wenn  db  Vorstellung  der  Zeit  nicht  a  priori 


Zeit. 773 

zum  Grunde  läge".  Die  Z.  ist  eine  notwendige,  allen  Anschauungen  a  priori  zugrunde 
liegende  Vorstellung,  und  auf  diese  Notwendigkeit  gründet  sich  die  Möglichkeit 
arithmetischer  Axiome  (s.  d.).  Die  Z.  ist  nichts  „Diskursives",  sondern  eine  „reine 
Form  der  sinnlichen  Anschauung";  alle  bestimmte  Zeitgröße  ist  nur  durch  Ein- 
schränkung einer  „einigen  zum  Grunde  hegenden  Zeit"  möglich.  Die  Z.  besteht  nicht 
an  sich,  sondern  ist  (zunächst)  die  „Form  des  innern  Sinnes,  d.  i.  des  Anschauens 
unserer  selbst  und  unseres  innern  Zustandes".  Sie  ist  die  „formale  Bedingung  a  priori" 
zunächst  der  inneren  (psychischen)  und  mittelbar  auch  der  äußeren  Erscheinungen. 
A  priori  können  wir  daher  sagen:  „alle  Erscheinungen  überhaupt,  d.  i.  alle  Gegenstände 
der  Sinne,  sind  in  der  Zeit",  trotzdem  die  Z.  keine  „absolute"  Wirklichkeit  hat,  d.  h. 
nicht  an  sich,  unabhängig  von  möglicher  Anschauung  der  Dinge  besteht;  insofern 
ist  sie  „subjektiv"  (ideell)  und  hat  trotz  ihrer  „transzendentalen"  Ideaütät  zugleich 
„empirische  Realität",  d.  h.  „objektive  Gültigkeit  in  Ansehung  aller  Gegenstände, 
die  jemals  unseren  Sinnen  gegeben  werden  mögen.  Psychologisch  ist  die  Z.  nicht 
angeboren,  sondern  „durch  Veranlassung  der  Wahrnehmungen"  gegeben  (Krit.  d. 
rein.  Vera.,  S.  60  if .,  374).  Die  Einheit  der  Zeit,  die  Bestimmung  des  objektiven 
Zeitzusammenhanges  ist  logisch,  durch  das  synthetische  Denken  und  dessen  Grund- 
sätze bedingt  (vgl.  Kausalität,  Objektiv;  vgl.  ferner  Schema,  Ich,  Selbstbewußtsein, 
Wahrnehmung,  Zahl).  —  Daß  die  Z.  die  Form  der  Anschauung  überhaupt,  nicht  bloß 
des  innern  Sinnes  ist,  betont  Fries  (System  d.  Logik,  1811,  S.  78  ff.;  vgl.  später 
Reixinger,  Kants  Lehre  vom  innern  Sinn,  1900;  Philos.  des  Erkennens,  1911;  vgl. 
Wahrnehmung,  innere).  —  Ideell  ist  die  Z.  nach  Fichte,  der  sie  aus  der  produktiven 
Einbildungskraft  ableitet  (Gr.  der  gesamten  Wissenschaftslehre,  S.  179,  444  f.)  und 
später  die  Z.  als  Erscheinung  des  „Lebens  über  aller  Zeit"  bestimmt  (WW.  IV,  409; 
VI,  365),  Schellin g,  nach  welchem  die  Z.  das  Ich  selbst  als  in  Tätigkeit  gedacht  ist 
(System  d.  transzendental.  Idealismus,  S.  213  ff.;  vgl.  WW.  I  5,  648;  I  6,  45,  220,  672; 
II  3,  307).  Xach  Schopenhauer  ist  die  Z.  apriorisch,  rein  subjektiv,  ideell,  gehört 
der  bloßen  Vorstellung  an,  nicht  dem  Ding  an  sich,  dem  zeitlosen  „Willen".  Die  Z. 
ist  nur  „unser  eigener,  ungestört  fortschreitender,  mentaler  Prozeß"  (Parerga  II, 
§  29,  142  f.).  Xach  Hegel  ist  die  „Idee"  (s.  d.)  zeitlos.  Die  Z.  ist  durch  den  Prozeß 
der  endlichen  Dinge  gesetzt,  eine  Folge  desselben,  nichts  Primäres.  Nur  das  Xatürliche 
ist  der  Zeit  Untertan,  das  Wahre  aber,  die  Idee,  der  Geist  ist  ewig;  der  „Begriff"  ist 
die  „Macht  der  Zeit",  von  ihr  unabhängig.  Die  Z.  ist  das  Werden  selbst,  das  beständige 
„Sich-auf heben",  das  „an  sich  selbst  Xegative",  das  „angeschaute  Werden",  das 
„unsinnlich  Sinnliche"  (Naturphilos.,  S.  52  ff.;  Enzyklop.,  §  258,  448).  Xach 
Teichmüller  ist  die  Z.  die  „perspektivische  Erscheinung  der  zeitlosen  Weltordnung" 
(Xcue  Grundlegimg  d.  Psychol.  u.  Logik,  1899,  S.  44  ff.).  —  Die  Idealität  oder 
Phänomenalität  der  Z.  lehren  ferner  F.  A.  Lange,  Liebmann  (Zur  Analys.  der  Wirklich- 
keit2, 1880,  S.  92  ff.,  4.  A.  1911 ;  Gedanken  u.  Tatsachen,  1882  ff.,  I,  346  if .,  2.  A.  1904), 
Münsterberg  („Der  Wille  setzt  die  Zeit,  aber  er  selbst  erfüllt  sie  nicht",  Philos.  der 
Werte,  1908,  S.  158;  Grdz.  d.  Psychol.  I,  1900,  255  ff.),  Heymans  (Gesetze  u.  Elemente 
des  wisse nschaftl.  Denkens,  1890/94,  S.  262  ff.),  F.  Schultze  (Philos.  der  Natur- 
wissenschaft, 1877,  II,  72  ff.),  H.  G.  Opitz  (Grundriß  einer  Seinswissenschaft,  1897 
bis  1904, 1,  92  ff.),  P.  Mongre  (Das  Chaos,  1898,  S.  24  ff.),  Bradley  (Appearance  and 
Reality,  1893,  S.  35  ff.,  2.  ed.  1897)  u.  a.  Vgl.  Kühtmann,  Zur  Gesch.  d.  Terminismus, 
1911. 

Eine  Kategorie,  eine  Setzung  des  Denkens  zur  Ordnung  des  Gegebenen,  zur 
Herstellung  einheitlichen  Zusammenhanges  ist  die  Z.  nach  Renoüvier,  Schmitz- 
Dümont  (Zeit  u.  Raum,  1875,  S.  7  f.)  u.  a.,  ferner  H.  Cohen.  Die  Z.  ist  die  „Kategorie 


771  ft* 


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'•*  *    •\f)"]  illgcPll  f  IIjfQ 

refaea  Denken»  (Logik.  190*  8.  1»«..  160ff).    Bukaimii«  «ad  Zujricicheeu  sind 

HJUBt  gegObeB.  OOndcTO  denkend  gCOütet.     Nach  P.  N ATOBT  bt  db  Z.  MN  lllpwly 

'  >rnnnni'«w« b  .  MM    I«  'lirn'imi.'  <i*t  ..RiiMr  nzl«~«tininmr.f  in  BggBOBBi  r.:f*«hrunc 
DbZahl(..d.)wirier«tabZeit«adrla«m««Bkiet.  DU  BUthrmirboas  Z.  bt  Jeet- 

ii!i\  •  rr  .' k(.  •■:«  .  »  :nri»"»    <  MMBBj         Dil    Z    '•-'   HM    >vMri>»«-   IM    OMMi 

ab»  )h«ihioii«g«fni«i  (Db  loRMdm  OiMilbp«  der  exakte» 

1910.   8.  72«..  «88«.  »8  ff.)      Ab  denkend  g Ordnung 

db  Zeb  braer  Cunn,  Kam*  Dbimcb  (Ordnaaptehrr,  1910>  «. 
Vgl.  dam  Bacmaby.  Db  Lehren  tob  Raum.  Sab  «ad  Mathematik.  II.  868  ff.;  Ron, 
Der  philo..  Killhbana  II  I.  K.  S:  Bcssovr.  ZmtlichkaH  a.  Zebloagkrit.  IM1; 
FmimmuMMMKOmLm,  Wieseaaehart  «.  WWdichkeH.  1812,  8.  323 '  icher 

der  Phik».  I.  1913;  F.  J.  Sc«*,  dt.  Grd».  «bar  konetbut.  Errata  a«g««Bl1iii.  1901. 
8.  IS2 ff.;  Wovor.  Log»  I«,  1888/88.  8.  488 ff.;  3.  A.  1808;  System  d.  Phil» 
1807;  Borrmvo,  Dar  ■■■nMhhj  Gedanke,  1911. 

Mit  der  Wahraeharaag  aajbba  gajohai  (ob  Form  dereelbe»)  ha  db  Z.  nach 
Haaaajrr  (•.  ohea;  vgl.  Netephve.  II.  808.  841k  Bmran  (SjUii  d.  aVtepbv».. 
1840.  8.  283  ff).  Jörn.  Wovor  (Logik  I*.  1893/98.  481«..  3.  A.  1908).  Borrm»o. 
Riaast.  u.  «. 

•bjrktive  lbrt«»j*Bart  dar  S.  bbroa  L.  Boia*  (Reflexion*  aar  ranav« 
tcmps.  1748k  8raTjmpr«4oaam.  B.  Rtrna,  F.  BaaDss  (Üher  das  Begriff  d 
IH18).  L.  Fat  BMAca.  Hkroakt.  Bavaaa.  I.  B.FicsTB(P«ychnl.  1.333  ff. ).  FoaTCAor, 
Uuucj,  TssaDBLSSBcsa.  W.  RxMssssairn,  Ubsbbwso.  Lotes,  K.  ▼.  Rastxas* 
(K»tr«orirnk-hre,  1898,  8.  98«;  des  Wolba  ästet  db  aaliadliaiay  db  . 
bestimmt«  Zebbehkeit;  in  dar  objektiv-resJeu  Sphäre  gfbi  «B  ZtatMuhii,  Tätigkeit, 
«brr  keine  Sab,  db  ab  «olohe  «rat  durah  «ba  aarbrboha  OjmUmsi  entsteht).  Dssws, 
0.  Srtraaa,  A.  Dobiso  (Sab  «.  Raum.  1884).  Huouni  (Metaphya. ».  8.  3 
Koni.  W v aar.  Sraacaa,  Rraax.  L.  Bcsas.  Errraar  (Über  db  Z.  1 87 1).  B .  Baöasa 
(Db  Beahtlt  dar  Z.  Zebaehr.  f.  Phlba.  114.  Bd.  1899k  F..  Pose«  (Thaorb  d 
1898/97;  Vierteljahmchr.  f.  «haaMuh.  Phik».  Bd.  33-34.  1899/1900;  db  Z.  eelb*t 
bi  «objektiv)  o.  a.  —  Ab  eine  Form  dm  Ab  abh  selbst,  welche*  B»sbb«bmb  bt, 
betrachtet  db  Zeit  Bssokait*  (Sjateai  den  objektiven  Ideeibmus.  1908.  8.  fi. 
Nach  Qorao  bt  db  Z.  db  form  dar  Enlwiiilaag.  «hat  »EaaMipami  den  Übergangs 
vom  Homogenen  tum  Beterognsea"  (La  genese  de  l'idee  da  tempe«.  1903,  8. 
Basoaos  uBtat  aohahbt  db  haaaogaa 
geeetete  msthonmtbch-phyeirilbche.  Iah  (..t 
ist  und  dem  des  Wirkliche  so  prakta 
Verataado  entspringt,  von  dar  ■ihBusaaihi  n  Z.  (..temps-inveoteur").  der  reinen, 
wahren,  reabn  „Dauer"  (s.  d.k  der  SeJbabchopraag  immer  aener  PhaasB  einen  stetigen 
Werde proxemea,  wie  er  durch  Intuition  (•.  d.),  zaaaahat  im  Ich.  unmitaalbar  erlrbt 
wini  (vgl.  Mntiera  et  memoire.  1910.  S.  306  f..  225  ff.;  Zeit  u.  Freiheit    I' II :  Devolution 
crentrbe«,  1910,  8. 5  ff.  318  ff.);  vgl.  Job.  Web  «ad  8eeb.  1912.  Dbibsch.  Wirklich. 
;■  t-:.  in,,  im:,  s.  gfft    \    h  InBBBUi  [TJatergaag daj  AIibiibbbiIii  f.  IM7fl 
ist  Zeit  kein  Begriff,  wbKiachnftibh  abht  i«g8nghVh.  bt,  ab  Nkjhtumkehrb* 
8ohbaaal  (8. 184).  —  Vgl.  ExanorBna,  Archiv  f.  tjatem.  Phik».  IV.  1898;  Ost* 
Abh&ndl.  u.  Vortrage,  1904,  III.  241  ff.:  Ewald.  Kante  kritischer  Idealismus.  ! 
Pktrohtbtiob,  Prinzipien  der  Erkenntnislehre.  1900;  Prinzip,  der  Metaphysik.  I  1. 
:  L  Brssa,  Philosophie  und  Erkenntnistheorie.  1894.  1  mtt,  Logik. 

1889/93,  II»,  84  ff.;  4.  A.  1911;  Ramraa,  Philosophie  ab  CnindwisseBachsIt.   1 


Zeitschwelle  —  Zufall.  775 


Uphues.  Kant,  1906;  F.  C.  S.  Schiller,  Bund,  X.  S.,  IV,  1895;  Riddles  of  the  Sphinx2, 
1910;  M.  Palagyi  (s.  Raum);  G.  H.  Francke,  Eine  Untersuch,  des  menschlichen 
Geistes,  1908  (Z.  ist  Raum);  K.  C.  Schneider,  Das  Wesen  der  Z.  (Wiener  Klinische 
Rundschau,  Xr.  11— 12),  1905;  Xatorp,  Allgem.  Psyehol.  1, 1912;  PoincarE,  Der  Wert 
der  Wissenschaft2,  1912;  Schmied-Kowarzik,  Umriß  einer  neuen  analyt.  Psyehol., 
1912;  Stöcke,  Lehrbuch  d.  Philos.  II8,  1912;  V.  Benussi,  Psychologb  der  Zeit- 
auffassung, 1913;  H.  Werner,  Über  optische  Rhythmik,  Arch.  f.  ges.  Psych.,  38.  — 
Die  moderne  Relativitätstheorie  (s.  d.)  bringt  nicht  sowohl  eine  neue  Theorie  der  Zeit, 
als  eine  neue  Art  der  Zeitberechnung.  —  Vgl.  Anschauungsform,  Dauer,  Ewigkeit, 
Relativitätstheorie,  Werden,  Veränderung,  Unendlichkeit,  Stetigkeit. 

Zeitschwelle  (Ausdruck  von  Czermak,  Ideen  zu  einer  Lehre  vom  Zeitsinn, 
1879),  das  kleinste  Intervall  zwischen  zwei  Reizen,  das  eine  Zweihcit  von  Empfindungen 
erregt.    Vgl.  Wtjndt,  Grundz.  der  physiol.  Psyehol.  III5,  1903,  45  tf. 

Zetetiker  s.  Skeptiker. 

Ziel,  Zielstrebigkeit    s.  Zweck.      Zielvorstellung    s.  Determination. 

Zirkelbeweis  s.  Cireulus,  Beweis.     Zirkeldefinition  s.  Definition. 

Zivilisation  s.  Kultur.     Vgl.  Carpenter,  Die  Z.,  1903. 

Zuchtwahl  s.  Selektion,  Entwicklung. 

Zufall  (ti-/i].  avzöfiaiov,  casus)  ist  das  unvorausgesehene,  unberechenbare 
Zusammentreffen  von  Vorgängen,  die  nicht  selbst  im  Verhältnis  von  Ursache  und 
Wirkung  stehen,  aber  doch  ihre  bestimmten  Ursachen  haben,  die  Kreuzung  eines 
Kausalnexus  mit  einem  andern.  Zufällig  ist,  was  nicht  als  gesetzmäßige  Folge  zu 
antizipieren  ist,  was  als  individuelles  Faktum  aus  der  vom  Denken  nicht  im  Vorhinein 
bestimmten  Konstellation  einer  Mehrheit  von  Faktoren  sich  ergibt,  ferner  was 
einem  Zwecke,  einem  Willen  entspricht,  ohne  gewollt,  beabsichtigt,  wollend  realisiert 
zu  sein.  Der  (relative,  gesetzlich  fundierte)  Z.  spielt  eine  Rolle  besonders  in  der 
Geschichte,  aber  auch  in  aller  Entwicklung,  allem  Werden  überhaupt.  Einen  absoluten 
Z.  im  Sinne  des  Grund-  oder  Ursachlosen,  des  außerhalb  alles  Kausalzusammenhanges 
Stehenden  gibt  es  nicht  in  der  Welt,  so  wenig  wir  imstande  sind,  alles  Einzelgeschehen 
gesetzlich-eindeutig  festzulegen.  —  Vgl.  Aristoteles,  Physik  II,  5 — 6  (s.  Akzidens); 
Lücrez,  De  rerum  natura  II,  216 ff.;  Spinoza,  Eth.  I,  prop.  XXXIII,  schol.  1;  IV, 
dt  f.  III  (D.  Zufällige  beruht  nur  auf  einem  Mangel  kausaler  Erkenntnis;  ebenso 
Hobbes;  Httme,  Treatise  III,  sct.  11 ;  Schelling,  WW.  I  10,  101 ;  II  2,  153  (Urzufall); 
Hegel,  Logik  II,  205;  Xaturphilos.,  S.  36  f.  (Das  Zufällige  als  das  nicht  restlos  in 
den  Begriff  Eingehende).  Der  Zufall  als  Zusammentreffen  zweier  Kausalreihen: 
,T.  St.  Mill,  Logik,  1877,  II,  55;  Schopenhauer,  Welt  als  Wille  u.  Vorstellung, 

1.  Bd.;  K.  E.  v.  Baer,  Studien  auf  dem  Gebiete  der  Xaturwiss.,  1874,  S.  71 ;  Rümelin, 
Reden  u.  Aufsätze,  1875 — 1894,  II,  130;  Carneri,  Sittlichkeit  u.  Darwinismus,  1871, 

2.  A.  1903,  S.  124;  Jodl,  Z.,  Gesetzmäßigkeit,  Zweckmäßigkeit,  1911;  Windelband, 
Die  Lehren  vom  Z.,  1870,  S.  22 ff.;  Der  Begriff  des  Gesetzes,  1908  (Der  Z.  ist  das 
„vereinzelte  Faktum''  als  solches;  der  Z.  ist  nur  „ein  Prinzip  unserer  Betrachtung, 
nicht  ein  Prinzip  des  Geschehens")  u.  a.;  die  Zufälligkeit  (Kontingenz)  in  den  Dingen 
selbst:  Cournot,  "  James,  Boutroux  (vgl.  O.  Boelitz,  Die  Lehre  vom  Z.  bei 
E.  Boutroux,  1907)  u.  a.  (s.  Kontingenz).  —  Vgl.  C.  B.  Peter,  Das  Problem  des 
Zufalls  in  d.  griechischen  Philosophie,  1909;  M.  Cantor,  Das  Gesetz  im  Z.,  1877; 
L.  Noel,  La  philos.  de  la  contingence,  Revue  Xeo- Scolastique  IX,  1901;  C.  Revel, 


lli> 


Le  hesard,  1906;  Uuikh,  Ordnnngabhro,  1912;  E.  J.  ILutu.it>». 
Schließen,  »LS;  Sroau,  Lehrbuch  <L  Phil».  II*.  1912;  A.  Lassos.  Über  den  Zerfall. 
1917;  nach  Snmo  (Untergang  des  Abendlands«  I.  1917  ff,  S.  196 ff.)  kl  da« 
PhtaMMB  des  Zufalls,  das  dem  Schicksal  erst  VoUkommeahett  gibt,  Bar  aus  dar  Um 
des  Urpbanoincns  tu  begreifen.  Vgl.  Akzidens,  Gestts,  Notwendigkeit,  Got  tobe  weis. 
Wahrheit  (Lewst*).  Zweck. 

Zuordnung  e.  Ordneng.  Zahl.  Wahrheil,  Urteil.  PeralleHcau». 


Zurrrkiiunjc  nputetio)  iel  dt*  arteihnattge  Zuordnung  einer  Tat  zu  etner 
Person  ah  Alm!  daicolbsn,  Inehmondmu  ab  aae  ihr—  WBsu,  ihrer  Abmäht,  ihr— 
Charakter  oder  ihrer  Oesianuiig  iplifitfinj  (äußerliche,  wyrihologieehe.  ethische 
und  ■trefrechtttche  7m»nhnung,  bzw.  Zurechenbarkeit).  Zurechnungsfähig 
Ut  nur,  «er  ober  ein  mibe»  Maß  von  Bewußtheit  um  die  Art  und  die  Folgen  seines 

wen  nicht  unftberwindhehe  (etwa  pethoingbeht) 
Defekt«  an  dem  Wollen  und  Anefuhren  einer  Handtung  hindern;  es 
gibt  rotte  und  twmindWte  ZiuiiAnenguflbifJinlt,  je  nach  dem  Grade  dm  den  „frohm". 
d.  b.  der  PerefaHchkatt  inbpilnganrliiii  Witten  üemmiiutiin  Verantwortlich  ist 
für  min  Ten  oder  Unterbauen  fader  Tmiiieiiungeflelp,  von  dem  mummt  wird,  daß 
er  etwas  rechthob  oder  mtthoh  Gefordertes,  Gesollt«  haue  eineeben,  «ollen  un. 

er  eoOe  für  eum  Verhalten  (und  dornen  Folgen)  mit 
Pereon  ilntnlcn,  es  n  iikllntlgsn  oder  eher,  falb  dbe  mißlingt,  amntaall  dafür 
büßen.  VoriiinmiiMt  wird  «he  McghohkeH,  daß  nach  der  ab  ^normal"  betrachteten 
psychologischen  OmsUflontull  gewbes  Vorstellungen  dm  Sohne  Moü  veUuoakrait 
erhalten  honten.  Hatten  ob  trote  „Dornuho"  TlmcitmiemmUiniic  die  nötige 
motteutnrhe  nicht,  denn  wird  der  Handelnde  fm*  «^ohuldbjj    befunden.  Dm  Einsicht, 

erwachsen.   —  Vgl.   Pl*to9.  Timeout  98  Bf.;  Asmoraum,  Eth.   III. 
8oBoramuvn,  Über  db  Freiheit  dm  nwnaohHnhen  Willens  V;  Mmsoso,  \ 
theorfa,  1894;  8.  203  ff.;  Ltrre,  Ethische  Grundfragen*.  1908.  &  248 ff.;  Garen. 
MoralpbilcaoDbk .    1888,   S.  278  ff.;   J.    Hör«.   Ob   Zurechnungutehigkeit.    1877; 
ROauu».  Reden  u.  Aufsetze,  1878  ff.;  E.  Laas,  Viertel iahrmchr.  f.  wissenseh.  Philos. V. 
1881;  VI.  1884;  Uetium,  1.  1888;  VLTL  1884;  Wi5delba»d.  Präludien». 

1907.  8.  314;  Stock*  Einbit,  in  db  Moralwfaaeneehaft*.  1904,  .  &jud, 

Db  Grenaen  swbohen  jurbtbcher  und  soziologischer  Methode.  U' !  Fonora*. 

Willensfreiheit  u.  sittliche   Verantwortlichkeit.   1896,   S.  50f.;   Foul.   Ober  die 
Ztiwwrhnnngefihtghett  dee  normalen  Meneohen*.  1904;  L.  KtmunrencK,  Der  Seh 
begriff,  1892;  Tu.  Dssnoom,  La  rrepoosabiute  morefa,  1896;  H.  Hoexe.  Fre. 
and  human  Rceponsibility,  1912;  H.  Kaxsas.  Hauptprobleme  der  Staatereohtakhre. 
1911;  M.  Omrn,  Z.  u.  Verantwortung,   1904;  Wilbnsfreiheit,  Zurechnung    und 
Verantwortung,   1904  (Zurecbnungefihigkeit  bt  „der  Zustand  eines  Meneohen.  in 
welchem  er  sich  wollend  und  handelnd  eo  heutigen  kann,  wie  es  in  seiner  wahren 
Natur,  seinem  Charakter  liegt";  db  Verantwortlichkeit  eines  Msmehem  besteht 
der  Möglichkeit,  daß  er,  f*|la  sein  eigenes  H*r*d*ln  oder  des  von  »h«  abhangige  ff*mfflTT 
anderer  ab  gewiesen  von  ihm  freiwillig  oder  gezwungen  anerkannten  Forderungen 
widersprechend   und   berechtigte   Erwartungen  enttäuschend  betrachtet  wird,  von 
dem  enttäuschten  Vertreter  jener  Forderungen  . . .  genötigt  wird,  vor  ihm  oder  seinem 
Stellvertreter  den  Nachweis  zu  liefern,  daß  jene  Handlung  in  Wahrheit  jenen  Forde- 
rungtn  nicht  widerspricht  und  db  berechtigten  Erwartungen  nicht  enttäuscht  bat, 


Zusammenhang  —  Zweck.  777 

so  daß  die  Vorwürfe,  die  Entrüstung,  die  Empörung  nicht  begründet  sind"); 
Vathisger,  Die  Philos.  des  Als-Ob2,  1913.  —  Vgl.  Willensfreiheit,  Sollen,  Verbrechen, 
Recht,  Xorm. 

Zusammenhang  s.  Einheit,  Denken,  Erkenntnis,  A  priori,  Voluntarismus, 
Synthese,  Kausalität,  Zweck,  Wert.  Zusammenhangswerte  sind  nach  Mr>"STER- 
beeg:  Natur,  Geschichte,  Vernunft  (Philos.  d.  Werte,  1908). 

Zustand  (na&os,  passio,  modus)  ist  ein  leidentlich  (reaktives)  Verhalten,  eine 
Bestimmtheit,  die  etwas  eine  gewisse  Zeit  hindurch  annimmt.  Vgl.  Aristoteles, 
Metaphys.  V  21,  1022  b  15  f.;  Che.  Wolff,  Vernunft.  Gedanken  von  Gott ...  I,  §  121 ; 
Wu>-dt,  Logik  I,  3.  A.  1908.  —  Vgl.  Affektion,  Modus,  Eigenschaft. 

Zustandsbewußtsein  (Gefühle,  Affekte  u.  dgl.)  unterscheiden  vom  Gegen- 
standsbewußtsein Ltfps,  Rehmke,  Messer  u.a. 

Zustimmung  s.  Synkatathesis,  Urteil,  Beifall,  Anerkennung. 

Zwang  s.  Notwendigkeit,  Willensfreiheit,  Recht.  Vgl.  H.  Schwarz,  Psychol. 
des  Willens,  1900,  S.  1  ff.  (Xatur-  und  Xormzwang). 

Zwangsvorstellungen  sind  Vorstellungen,  Ideen,  welche  zwar  als 
abnorm  erkannt  werden,  aber  trotzdem  ihre  Herrschaft  im  Bewußtsein  behaupten, 
nicht  zu  unterdrücken  sind.  Vgl  WesTPHal,  Zeitschr.  f.  Psychiatrie  III;  Störrtsg, 
Psychopathologie,  1900,  S.  297  ff.;  Kraepelts,  Psychiatrie8,  1909  ff.;  Facser,  Zur 
allgemeinen  Psychopathologie  der  Zwangsvorstellungen,  1908;  Loewesfeld,  Die 
psychischen  Zwangserscheinungen,  1904;  Friedman,  Monatsschr.  f.  Psychiatrie,  21; 
Zeitschr.  f.  d.  ges.  Xeur.  u.  Psych.,  21  (1914);  Stöcker,  ebda.,  23  (1914);  Oesterreich. 
Die  Besessenheit,  „Deutsche  Psychologie"  I,  1916;  Jaspers,  Allgemeine  Psycho- 
pathologie, 19202. 

Zweck  (is'Aog,  finis,  „Zweck"  in  der  jetzigen  Bedeutung  seit  J.  Böeoie) 
bedeutet  vor  allem  „Zielpunkt"  und  ist  als  solcher  ursprünglich  auf  eine  Willens- 
tätigkeit bezogen,  die  auf  etwas,  ein  Ziel  eingestellt,  „gerichtet"  ist.  Der  Z.  ist  durch 
den  Willen  gesetzt,  denn  erst  dadurch,  daß  etwas  gewollt,  ein  „Willensziel"  wird, 
charakterisiert  es  sich  als  Zweck.  Von  den  unmittelbaren,  immanenten  Wille ns- 
zielen  ist  aber  der  Zweck  des  Handelns  zu  unterscheiden.  Auf  die  Frage:  zu 
welchem  Zwecke  (wozu)  tut  man  dies?  lautet  die  Antwort:  der  Zweck  dieser  Handlung 
ist  die  Verwirklichung  dieses  und  jenes  Willenszieles,  welches  eben  nur  unter  der 
Bedingung  der  Handlung,  durch  diese,  „vermittels"  ihrer  zu  realisieren  ist.  Jetzt 
haben  wir  erst  die  korrelaten  Begriffe  Zweck  und  Mittel  (s.  d.)  und  verstehen  unter 
dem  Zweck  einer  Handlung  eine  jm  Bewußtsein  vorweggenommene  (vorgestellte  oder 
gedachte)  Änderung,  deren  gefühlsbetonte  Vorstellung  den  Willensimpuls  zu  einer 
bestimmten  (inneren  oder  äußeren)  Handlung  auslöst.  Alle  unsere  besonderen  Zwecke 
sind  Willensziele  als  Bedingungen  anderer  Willensziele,  die  sich  insgesamt  zur  Einheit 
oberster  Zielsetzungen  oder  eines  Endzwecks  verbinden.  Ein  „Grundwille",  ein 
ursprüngliches  Grundziel  geht  allen  auf  Grund  von  Erfahrung  entstandenen  Ziel- 
strebigkeiten voraus,  läßt  uns  alles  das  anstreben,  was  als  Mittel  zur  Befriedigung  des 
Grundstrebens  geeignet  erscheint  oder  sich  als  geeignet,  als  „zweckmäßig"  erwti.-t. 
mögen  auch  vielfach  diese  Mittel  selbst  zu  Zwecken  („Selbstzwecken")  werden.  Wie 
immer  auch  Zwecke  und  Zweckmäßigkeiten  besonderer  Art  entstehen  mögen,  welchen 
Anteil  an  dieser  Entstehung  auch  die  Erfahrung,  der  „Zufall",  das  Milieu,  die  Selektion 
usw.  haben  mögen,  ein  Grundstreben  mit  einem  immanenten,  allgemeinen  Ziel  (Selbst- 


77*  Zweck. 


erbaJtung  u.  dgl.)  trifft  daa  Omm,  ist  permanent  siisasai  Zu  Utrebigk. 
diseem  rein  immumtra  nwaat,  Mi  Streben  nach  Erhaltsjng  bcw.  \  cranderung  w 
eigenen  Zuatandra.  ist  die  Urvoreoasrtcung  alle  r  eesTuadlrt«  lasufcji  and  aller  Zweck  - 
mAttgkritrn.  In  Vc  rbindang  mit  einer  primlren  ErhaltungafahigkeU  der  Wesen, 
äußeren  EifUlüssrn  und  innerrn  Anpssraaprrnktfaoen  erzeugt  sie  phyto-  und  ooto 
gtMtsach  ein  imnst  rwalMuheiaa,  »aif mm ndsrrs.  aktiveres  ZweckbewuHtscm  und 
ein«  fartaefarritendr  .sOigkeit.   d.   h.   Organe   und    Punktionen,   welche 

J.T»  i/ti' t  •  i.'i'l,  iIh  \r  ru  h*  i«r»*tr  n  Art'  n  v«»n  Z»  Mi  •*»  Mr«  )■  :i»  und  Wollen»  wrwirk.- 
Hohen  zu  U*»rn.  Warnen  wir  —  meUphysknk  —  an,  d»B  ein  elementares  Strebe« 
allem  relativ  selbständigen  Wirklichen  prfanir  zukommt,  mag  es  such  m  Teil  «nto* 
msthnsrl  sein  (s.  Mejhaissslmiitg,  Panpsyehismus,  Voluntarismus),  dann  ergibt  sich 

f'»ntclismus".  «fast  universale  Teleologie   immanenter  Art,  «fast  .. ' 
Teleologir  Iwmach  ist  dh)  bewufit-aktive  Zv*ekaat«ung  und  Zweck 

Verwirklichung  vernünftig-  woOrnder  Wssen  von  du«  Bsskthwssn  der  nii  daist  an  Wesen 
nur  graduell  vireohbrlen    ÜheraH  in  der  Walt  gibt  aa  Zlsbtiibin  und 
iU  ■! lis  ssnilwiiikwi  Fsnhaiian  asltusnauibi  la  Iisiflftl  gaiaaa 

stobt  und  oft  nicht  gelingt,  so  gibt  es  nicht  hio8  (r*k«ir)  ZwecfanlAgea,  sondern  anch 
(relativ)  rnzwacbalJIgea  (vgl.  Obal).  We  Mittel  tnr  ZWverwirldichwng  sind  grollen 
trik  nicht  von   vornherein  gegeben,  sondern   müssen  erat  erworben,  durch    das 
Zussmmenwirken  der  Wesen   and   ihres   Milieu  aar  Entwicklung  gelangen 
(vgl.  Entwicklung). 

Dirne  Tek*ologir  ist  nicht  ..dualisti*  h  .  d.  h.  sie  ist  wwder  sotiksuanfastiscb  noch 
snümrchanistiscb.  noch  fuhrt  ab)  besondere  ..Zweckursachen''  neben  d< 
uiaaobj  Alles  in  der  Welt  geschieht  vielmehr  sogleich  final  und  kausal,  und 

alle  Kausalität  der  (aud  -ur  ist,  vom  Sundpunkt  der  äußeren  Erfahrung 

betrachtet,  mechanisch  (im  uaitmen  Sinne,  also  auch  dynamisch  oder  energetisch). 
Ebendieselbe  Reihe  dea  OMchsbsaa,  in  welcher  ein  Glied  als  ..Mittel",  daa  ■ 
als  ..Zweck"  wollend  und  derdtend  geseUt  wird  und  iiuwferneine  Fin  ,!r<  ihe  dsrstellt, 
ist  eine  Kaasalrcihc.  sofern  die  Zweok verwirk Brhang,  die  erreichte  Veränderung 
als  Folge  (Wirkung),  die  Handlung  als  Re*lerund  (Ursache)  beurteilt  wird  (s.  Kau*. 
Daa  unmittelbar  lebendiee   Oesebeben  in  dessen  ..Fmwicfaeria''   ist   Fortgang  von 
einer  IMaliiiliiing  tur  andern,  jede  fbikwiibsng  ist  aber  zugleich  ein  Vorgang,  der 
einen  andern  xur  Folge  bat  and  aalbat  durch  einen  andern  bedingt  ist.    So  ist  dk- 
gante  Kette  von  Vorgängen  in  der  Welt  ein  System  von 
und  zugleich,  in  anderer  Betrachtung« weiee,  «hl  kausales   System,  in 
Glied  eindeutig  bestimmt  ist;  denn  ea  verstoßt  gegen  dir  Einheit 
quens  der   Denkmethode,  die  Standpunkts  der  Betrachtung  so  zu  vermengen. 
daBcin  Ghed  der  Finalreibe  als  eine  neue,  besondere  Dresche  („Zwcikur*. 
in  die  Kausslreihe  cingesteJH  wird.    Das  ergibt  eine  falsche,  die  kausslc  Forschung 
hemmende,  einschrinkendc  Tcleologie  (s.   Leben,   IdenüUtstheoric.  ParaOebamua). 
Nirgends  durchbricht  dk  Finalittt  die  Kausalreine,  sondern  diese  seihst  ab  Ganzes 
ist  die  Erscheinung,  der  Ausdruck  der  Fin»lrcihc.    Die  Zwecke  wirken 
von  der  Zukunft  her  für  sich,  sondern  wirksam  sind  nur  gegenwartige  Vorging« 
(Reaktionen,  Aktionen),  au  deren  rein   qualitstiven   Bestimmth- 
grund  das  Strebrnsxiel  gebort.  Waa  wir  denkend  kauaal  ordnen,  sind  schon  die  final 
qualifizierten  Faktoren  selbst,  insofern  die  Reaktion  der  einen  von  der  Reaktion  der 
anderen  abhangig  ist.    Die  qualitative  Unbestimmt h«  it  der  einzelnen  WirkJichkeits- 
faktoren  selbst  ist  keine  „Ursache"  neben  anderen,  aber  die  l'rbcdingung,  daß  aus 


Zweck.  779 

dem  „Zusammen"  der  Faktoren  gerade  solche  Vorgänge  als  Ursachen  und  Wirkungen 
sich  ergeben.  Sowohl  in  den  Natur-  als  in  den  Geisteswissenschaften  muß  stets  nach 
Ursachen  des  Geschehens  gesucht  werden,  aber  verstanden  wird  vieles  erst,  wenn 
wir  imstande  sind,  den  „Sinn"  der  als  Ursachen  eingestellten  Handlungen,  die  ihnen 
immanenten  Strebensziele  zu  erdeuten,  wenn  wir  uns  also  fragen,  zu  welchem  Zwecke 
ist  dies  oder  jenes  Geschehen  oder  geschieht  dies?  Die  regulative  Zweckbetrachtung 
findet,  indem  sie  bestimmte  Wirkungen  als  Zwecke  denkt  und  nach  den  Mitteln  sucht, 
die  zu  ihnen  führen,  Ursachen,  die  sonst  nicht  (oder  nicht  so  schnell  und  vollständig ) 
entdeckt  worden  wären,  darunter  auch  zielstrebige  Faktoren.  Für  das  Geistesleben 
als  solches  aber  ist  der  Zweckbegriff  konstitutiv,  denn  Geist  ist  seinem  Wesen  nach 
Zielstrebigkeit,  Zweck^etzung.  Das  ganze  psychische  (s.  d.)  Leben  ist  zielstrebig, 
von  Trieben  durchsetzt,  auf  bestimmte  Zustände  gerichtet  (s.  Selektion,  Aufmerk- 
samkeit, Gefühl,  Interesse,  Denken,  Instinkt,  Wert  u.  a.).  Bewußte  Zwecksetzung 
neben  triebhafter  Zielstrebung  durchzieht  die  menschliche  Geschichte  (s.  d.),  die 
eanze  Kultur  (s.  d.)  ist  im  sozialen  Leben  richtunggebend  (s.  Soziologie).  In  der 
Erkenntnis  (s.  d.)  herrscht  der  theoretische,  logische  Zweck  (s.  Einheit,  Voluntarismus, 
Kritizismus,  vgl.  Pragmatismus),  im  Recht  (s.  d.)  und  in  der  Sittlichkeit  (s.  d.)  ein 
praktischer  Zweck,  im  Ästhetischen  (s.  d.)  eine  andere  Art  des  Zieles.  Überall  aber 
ist,  wie  auch  im  Biologischen,  das  Prinzip  der  „Heterogonie  der  Zwecke"  zu  beachten 
(vgl.  auch  Mittel).  Die  angewandten,  praktischen  und  normativen  Wissenschaften 
lehren,  zu  bestimmten  Zwecken  die  richtigen,  zwecknotwendigen  Mittel 
durch  Kombination  ursächlicher  Faktoren  herstellen  und  gebrauchen,  auf  Grund 
kausaler  Erkenntnis,  aber  doch  mit  spezifischer  Methodik,  und  sie  verwenden  zum 
Teil  Willensziele  als  Normen  fs.  d.)  zur  Beurteilung  des  Wertes  von  Gebilden  und 
Handlungen.    Vgl.  Eisler,  Der  Zweckbegriff,  1913. 

Die  Teleologie  wird  teils  als  „transzendente"  T.  (äußerliche  Setzung  von  Zwecken 
der  Dinge  durch  Gott  oder  die  Natur),  teils  als  „immanente"  T.  gelehrt  (Setzung  von 
Zwecken  durch  die  Wesen  selbst).  Die  dualistische  Teleologie  nimmt  „Zweckursachen" 
neben  den  „bewirkenden"  Ursachen  an,  die  „monistische"  nur  eine  Art  des  Geschehens, 
das  sowohl  final  als  kausal  ist,  wobei  das  Kausale  meist  auf  Finalität  gegründet  wird. 
Der  Zweckbegriff  wird  teils  als  „konstitutiver"  (objektiver,  metaphysischer),  teils 
nur  als  „regulativer"  Begriff  (als  bloße  Betrachtungsweise  zur  Erweiterung  der 
Kausalität)  gebraucht.  Die  Zweckmäßigkeit  wird  auch  rein  kausal  zu  erklären  gesucht, 
und  hierbei  wird  dann  oft  alle  Finalität,  alle  Teleologie  verworfen. 

Teleologisch  denken  Anaxagoras,  nach  welchem  der  „Geist"  (s.  d.)  alles  zweckvoll 
geordnet  hat,  ohne  aber  im  einzelnen  regulierend  einzugreifen,  Sokrates,  welcher 
die  Zweckmäßigkeit  der  Dinge  für  den  Menschen  betont  (nach  Xenophon,  Mcmorabil.  I, 
4,  4  f.;  IV,  3,  3  f.),  Platon,  nach  welchem  der  Demiurg  alles  nach  den  „Ideen"  (s.  d.) 
zweckvoll  gestaltet  hat;  daneben  gibt  es  noch  die  blindwirkenden,  in  der  „Materie" 
(s.  d.)  begründeten  Mitursachen  (gvvaiuai;  vgl.  Timaeus  46Cff.;  Phaedo  97  Bf.; 
Philebus  54  C;  s.  Optimismus).  Aristoteles  rechnet  den  Zweck  (rd  ob  ivtxa)  zu 
den  „Prinzipien"  (s.  d.)  der  Dinge  und  identifiziert  ihn  mit  der  „Form"  (s.  d.),  welche 
alles  Werden  (s.  d.)  leitet.  Dieses  ist  Übergang  von  der  Potenz  zur  Wirklichkeit  und 
enthält  das  Streben  zum  Vollendungszustand  eines  Dinges  (s.  Enteleehie).  Wenn 
auch  die  Hemmungen  seitens  des  Stoffes  Unzweckmäßigkeiten  bedingen  und  ts 
„Zufälliges"  gibt,  so  geschieht  doch  in  der  Natur  nichts  zwecklos  {oHhv  udrr;v). 
Endziel  der  Welt  ist  Gott  (s.  d.),  dem  alles  zustrebt  (Metaphys.  I  3,  983  a  31 ;  V  2, 
1013  b  26;  XII  7,  1072  b  2  f.;  De  anima  III  12,  434  a  31  ff.;  De  eoelo  I,  2  ff.).  Die 
Stoiker  lehren  z.  Teil  die  auf  den  Menschen  zugeschnittene  Zweckmäßigkeit  der 


7W» 


Weitordnung  ab  Geoess  ((kno,  De  fiaibus  III.  10.  67;  De  natura  deorum  II.  53; 
•.  Optimiemua,  Übel).  Neck  da«  Neeplatonikern  gibt  es  twaiaailfag  ■  hhjaib 
Kräfte  (ie><M  w»f/MiW)  fai  den  Dianen.  Hingeaea  bkrea  die  Epikureer  streng 
mnubinbtbi  li  und  ■nlbwhnlmjbai  (vgl.  Lccans,  De  rcrum  natura  I 

lebobfbok  bt  messt  die  Will miifc ■  ■■ng  dea  U  re,     Goit  hat  die 

VVi  1l  i  we< jfc  mtflig  gnankaffan.  alle  D*ngp  haUaj  ihre  Bfsttmmungq  *IW  dient  btilmmsrm 
Zwecken,  ial  auf  aolehe  garbksst,  dar  Masinh  tat  der  Hbtilnimhl  der  Ouhflpfaag 
(Aatkropc-Tclenlogb).  Di»  tlilin^Hgaiitl  aller  üuiuhia  bkrea  Aoocsrnrcs  (De 
gener.  ad  Htt.  IX.  17.  33;  Tgl.  IV.  33,  31)  and  tot  allem  die  Scholastiker  (auch 
In»  Gaamot.  u.  a.).  Der  Zweck  Ist,  neck  Tbomaj  vo»  Aqciso.  die  „Ursache  dar 
Ureachcu".  daan  er  treibt  (ab  JEweckaraacbe".  ..cwuaa  final»  )  die  hswbiamb 
.'..:  iraBmMBanBn  pwi  >f*r  <;>•  l»».  Mi.nj;  ..omnc  ippj  in 
»•),  im  Meascbea  rermitteb  dar  Ersnamtab  aad  Wertung  das 
„Guten".   Er  bt  sowohl  daa  Erste  ab  (wenn  erreicht)  daa  Leiste  keim  Wirket»  (Jiai. 

1L.t    n,l.-  naai    In   inli  aatl  ma»  a      ■iWI—iimi    laa    ■  ■■  ■  ■lifnai  w  **i        %f*  -  *-  *■■■-    aaa  ■   iLliI  i  *  *  /Vigj 

(und  deaara  Verherrlichung)  iat  das  Badabi  reu  allem  (rgt  Tkomee.  8am.  tkeol.  I. 
La«,  4.  II.  1. 1;  Coatr.  gmtt.  :  :».      Ähnlich  lehren  Scannt (Meuphy*. 

dbput.  33)  u.  a.;  spater  UMWUM9  (Metaphya.«,  &  41  L,  6.  A.  1301),  GuTaanurr 
(Dar  nmeken.  Moabmua,  1393.  8.  0  ff.).  T.  Paeca.  Oosfxna.  J.  Udb  (Moabtboka  a. 
tcbobf.  Weluasckeuung.  1307.  &  31  f.)  u.  a.:  rgL  H.  Boolu  Gatt  a.  Gabt, 
1303/33.  L  137;  IL  333  (rgL  unten  K.  E.  ▼.  Bas*  n.  e.);  Srtcn,  Lehrbuch  d. 
Pkiloa.  II».  1013. 

Ia  dar  Raaabaanoe  nekmea  verschiedene  Xaturpeiloaopkea  (Panacaura, 
va*  Hblmoxt  u.a.;  s.  Fuiparckbmua)  ■aiiikwlatg  alikeade  Agenzien  aa  (vgL 
Arokeoa;  ..Pbstbok  < 'ODWoara).   Aber  db  exakte  Naturwbsensekaft  bkrt 

bald  atreng  kauaal  dnahen,  aad  man  bknt  dann  oft  elbZwi  ■■nnkan ab.  SoF.Baoos, 
Hoaans,  Daacaaraa  (wenigstens  für  db  Physik  Im  weihsnn  Sinne,  Prinrip. 
pkiloa.  III.  3k  Gambym,  8raioaa  (Etk.  I.  prop.  XXXVI).  Hvx»,  Maoraanrm, 
Haxvanoa,  HoLatca.  Laxamu  u.  a. 

Ekma  vermittelnden  Standpunkt  aimmt  I-T— —  ein.  Alba  ia  dar  Natur  gekt 
msohtniark.  kauaal  aa,  aber  db  Geaetalichkeit  daa  aleckaniamus  eelhat  bt  «ia  Aaa* 
druck  dar  gottgewollten,  i  weck  vollen  Wullm  rtaaag,  dar  göttlichen  Wabhab. 
daa,./Hiujmaeamna"aiokrfiliaiiin  b»3.  Der  Mecheniamu.  rertrirklickt  die 
Ordnung,  bt  sugbiok  Folge  aad  kCttcl  deraelbea  (Ja  aouroe  de  U 
dana  la  metapkyuique";  „que  tont  ae  fait  maoaaiqnmnent < 
memo  tampt";  Werk»,  Gerhardt  III.  307;  IV.  437  ff.;  Philo».  Heupteckriften  IL 
133  ff.;  a.  Harmonie,  Optimitmua,  Theodbee.  Übel).  Ähnlich  bkrt  Ca*.  Woltt.  der 
aber  wieder  mehr  von  Zwwokuraackea  anrieht  und  db  Zweckmäßigkeit  dar  Dinge  im 
Hinblick  aal  den  Munsaken  beurteilt.  Db  Natur  bt  „voll  göttlicher  Akaki 
db  Gott  durch  db  Dinge  und  durch  den  Meckaniamua  arlbat  verwirklicht,  um  seine 
Heirliohkeit  tu  offenbaren  (Vernunft.  Gedanken  von  Gott  ...  L  f  1033  ff.;  Vernunft. 
Gedanken  von  den  Absichten  der  natürlichen  Dinge,  1743).  Keixabcs, 

Db  lenokmaBigfn  Einrichtungin  in  allen  Reichen  dt;  1S17. 

Auch  Kamt  kalt  es  für  möglich,  daß  im  Grunde  der  Natur  die  ..pkrabch- 
meckanbeke  und  db  Zweckverbindung  an  denselben  Dingen  in  einem  Prinzip 
auaammenhangrn  mögen  ikderaft,  {  70).   Aber  Zwecke  sind  uns  direkt 

nur  im  geistigen  Leben  gegeben,  db  Natur  beurteilen  wir  nur  nach  Analog»  des 
Zweckes»  okne  einen  solchen  in  ihr  su  erkennen.    Dieser  regulative  Zwcckbegrifl, 


Zweck-  781 

der  das  Geschehen  so  betrachtet,  als  ob  es  nach  Zwecken  erfolgte,  entspringt  der 
reflektierenden  „Urteilskraft"  (s.  d.)  und  dient  nur  zur  Herstellung  „systematischer 
Einheit"  und  zur  Erweiterung  der  kausalen  Erkenntnis  selbst.  Die  besonderen  Natur- 
gesetze betrachten  wir  so,  als  ob  ein  Verstand  sie  gegeben  hätte,  als  ob  er  „den  Grund 
der  Einheit  des  Mannigfaltigen  ihrer  [der  Natur]  empirischen  Gesetze  enthalte". 
„Der  Begriff  von  Verbindungen  und  Formen  der  Natur  nach  Zwecken  ist  doch 
wenigstens  ein  Prinzip  mehr,  die  Erscheinungen  derselben  unter  Regeln  zu 
bringen,  wo  die  Gesetze  der  Kausalität  nach  dem  bloßen  Mechanismus  derselben  nicht 
zulangen."  Aber  wir  können  nicht  Naturprodukte  aus  absichtlich-wirkenden  Ursachen 
ableiten.  Wir  müssen  soweit  als  möglich  alles  nach  dem  Prinzip  des  Mechanismus 
(s.  d.)  erforschen,  können  aber  zugleich,  wo  es  notwendig  ist,  noch  von  der  Zweckidee 
ausgehen  (s.  Organismus),  „Naturzwecke"  für  sich  sind  nur  die  Organismen,  denn  nur 
sie  sind  von  sich  selbst  Ursache  und  Wirkung,  bloß  bei  ihnen  sind  die  Teile  „nur 
durch  ihre  Beziehung  auf  das  Ganze  möglich".  Die  Biologie  hat  daher  die  „objektive 
Realität"  des  Zweckes  anzuerkennen;  hier  besteht  nicht  bloß  äußere,  relative,  sondern 
„innere  Zweckmäßigkeit  des  Naturwesens".  Zweck  überhaupt  ist  der  „Begriff  von 
einem  Objekt,  sofern  er  zugleich  den  Grund  der  Wirklichkeit  dieses  Objekts  enthält" 
oder,  enger  gefaßt,  „waa  dem  Willen  zum  objektiven  Grunde  seiner  Selbstbestimmung 
dient".  Der  sittliche  Mensch  (s.  d.),  die  „vernünftige  Natur"  überhaupt,  ist  „Zweck 
an  sich  selbst",  nicht  bloßes  Mittel.  Es  gibt  ein  Reich  (s.  d.)  der  Zwecke  (Krit.  d.  Urt., 
Einleit.,  §65  ff.;  Über  Philosophie  überhaupt,  1794;  vgl.  Über  den  Gebrauch  teleo- 
logischer Prinzipien,  1788;  Idee  zu  einer  allgemeinen  Geschichte,  1784;  vgl.  A.  Stadler, 
Kants  Teleologie,  1874;  2.  A.  1912;  P.  Menzer,  Kants  Lehre  von  der  Entwicklung, 
1911;  W.  Ernst,  Der  Zweckbegriff  bei  Kant  und  sein  Verhältnis  zu  den  Kategorien, 
1909).  —  Nach  Fries  ist  das  einzelne  Geschehen  in  der  Natur  kausal,  mechanisch 
zu  erklären,  aber  für  die  „ästhetische"  Wcltbetrachtung  („Ahnung")  wird  das  All 
zu  einem  sinnvollen  Zweckzusammenhang  in  Gott  (Wissen,  Glaube  und  Ahndung, 
1805;  1905;  System  d.  Metaphysik,  1824;  vgl.  Apelt,  Metaphysik,  1857;  R.  Otto, 
Naturalistische  und  religiöse  Weltansicht,  1904).  —  Als  regulatives  Prinzip,  welches 
den  Grundsatz  der  Kausalität  nicht  beschränken,  sondern  erweitern  soll,  fassen  die 
Idee  des  Naturzwecks  auf  Stadler  (s.  oben),  Cohen  (Kants  Begründung  der  Ethik. 
1910,  S.  105  ff.;  Logik,  1902,  S.  309,  der  Z.  als  Kategorie),  Natorp,  X.  Hartmans, 
B.  Bauch,  Riehl  (Zur  Einführ,  in  die  Philos.,  1905,  S.  173,  3.  A.  1908),  F.  Schultze 
(Philos.  der  Naturwissensch.,  1877,  II,  328  ff .),  Lasswitz  (Seelen  u.  Ziele,  1908, 
S.  116  ff.),  M.  Adler  (Kausalität  u.  Teleologie,  19ü4,  S.  191  ff.;  Marxist.  Probleme, 
1913),  Kelsen  u.  a.  Nach  Sigwart  hat  die  teleologische  Betrachtung  heuristischen 
Wert;  der  regressive  Zweckbegriff  geht  von  den  Wirkungen  zu  den  Ursachen:  sollte 
dieser  Erfolg  herauskommen,  so  mußten  die  Ursachen  soundso  beschaffen  sein. 
Hätten  wir  eine  volle  Einsieht  in  den  Kausalzusammenhang  der  Welt,  so  würdvn 
beide  Betrachtungsweisen  sich  vollkommen  decken  (Kleine  Schriften  II2,  43  ff.; 
Logik  II2,  1889/93,  252;  4.  A.  1911).  Ähnlich  lehrt  u.  a.  Wundt  (Logik  I2,  1893, 
631  ff.;  3.  A.  1906;  System  d.  Philos.  II3,  1907;  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  III5,  1903, 
685  f.;  s.  unten).  Daß  Mechanismus  und  Teleologie  im  Absoluten  zusammenfallen, 
betonen  auch  Kant,  Schelling  (Vom  Ich,  S.  206;  vgl.  Xaturphilos.  I,  61 ;  vgl.  Heoel, 
Naturphilos.,  S.  10  f.;  Enzyklop.  §201),  v.  Hartmann,  Lotze  u.a. 

Eine  objektive  Teleologie,  welche  von  der  Einheit  der  Weltordnung  ausgeht  und 
darauf  die  kausale  Verknüpfung  selbst  zurückführt,  lehren  Schopenhauer,  nach 
welchem  die  Einheit  des  mit  sich  übereinstimmenden  Willens  die  Einheit  der 
Erscheinungen  als  Beziehung  und  Abhängigkeit  aller  Teile  eines  Wesens  voneinander 


781 


bodmgt  (Welt  ak  Wille  und  Varetellang,  I.  IU-,  |  28;  11.  Bd..  K.  28;  vgl.  Volun 

tninui;  eknbek  Maulä»»«*,  Pailoa.  «iir  Erioeung,   1878,  2.  A.   1884,   I.   108). 

«>»«*▲*  rz  (Wieeaneabeft  das  Wieeeaa  II.   1884/88,   23611).  M.  Caui2as, 

«,  BMh  mhkM  dk  Kawmnmt  Mite»  Mfanlagknk  kt  ( Grund*,  d.  M*U- 

phyv.l«a  f    " '   "  ~- .' .— -1—  'rl— 1i"    'r-1 

arok  db  mipiftaglki  i   lannwang  der  Veriultnime  dar  Dinge  «»1  dem*  Kräfte 
tos   Mite»    earwkMJekt    wud    (afikniknanm ■',  1881»  >88),    Cn.  Planck 

(Logbete«  rianlmrnei  «.  ■HüMohi  ST— rirmllligk  088888,  B.  Zaxu» 

(Üurr  tekoi.  v.  ■  »■■■In«!    NUMlIlll»!»   1878).  kl  (Kelimonepkik»., 

1892.  r  kmmum  (^ndAvwU,  1881,  2.  A.  I8UI.  1.  H  i  agcaeneickt, 

1878,  2.  A,  1908,  8. 110M.;  eJudkk  Pacl*«*,  Kuala*,  u»  db  Pk.U,  180»; 

dar  Nelmbuf  b6  di»  .Jtejatellaat  dt  kmern,  wknlogbaten  1—  lamenkangm  aller 
Momente  in  dar  gntlHate«  Wn  ■■■■!   1  kling  ffjr  «mm«  eiimHnte  Erkennt 
U.  Snoun  (Vera**  «teM  pnh  niilUaliamlffj,   18U1.  S.  80(1.),  A.  Dum». 
<kr  niügiBMpyioi,,  1999.  8. 28  f,  942;  Easjrklop.  d.  Pkilae..  1810:  der  Z.  ab  ..kkok 
Kategor* •)  u.a. 

Nack  T«  rannt  «g»uao  Mi  der  Zweck  da«  db  Web  tcgkrcnde  Prinzip.  Um 
<!■—  b»  ab  Idee  vor  dm  Teilen  «ad  eo  beatlmml  db  Zukunft  daa  Uegenw4rtige. 
Ute»  Krait  ateki  im  Dwnate  da«  Zwecken,  «ad  dkeer  rerwutkcbt  aiek  (1 
Oimiili^ii)  ron  kman  ana,  er  gibt  den  Ureiotea  ikra  Irina  lang,  bedt 
liekkeit  (Logbote  Untenankangei  .  2.  A.  1870).    Akuliok  bkrt  A.  Laaoo« 

(Ib  cooek  fmaliboe,  1878;  Der  Laib,  1898;  Ober  Zwecke  Im  Ualmvanm,  1876). 

von  Barn  gibt  ea  in  der  Kater  JSbblubigteb"  ab  «Vorgang,  daooea  Re— bat 
vorker  beetimmt  bt",  indem  jeder  Imtiai  in  einem  Kftnfügeu  arin  Ziel  k» 
Zweckbewaßteite  gib»  ea  nur  in  mrnnaftim«  Wen»  (Baden  IL  1884  ff,  2.  A.  1889, 
82  ff.;  Tgl.  R.  STOUUJt,  K,  K.  ron  Beer  and  arme  Waltanarkinimg.  1897;  aknliok 

kxmt,  dar  ebeufaik  eine  „knemkrte  Intelligent"  annimmt;  Dk  Weltanaek 
atmfutaukma,  1908;  kt  ÜoU  tot?.  1908;  Vom  Bkiliibgar  dm  Dar- 
1904,  a.  8*|  ferner  K.  C.  ScaraioEa  u.  a.).  Eine  Kaeagork  kt  dar  Zweck 
aock  neck  K.  »o»  HAnratxx.  Dar  Z.  kt  daa  ..ideelk  primum  morene";  in  albm 
kerrackt  db  FinaktAt  dm  „Unbewußten  (..  d.).  und  diene  bmtimmt  daa  Oeoate  der 
KnuaalitAt  aelbat  ak  logkok  not  windig«  Determination.  Kaueakut  «ad  FinaktAt 
sind  nur  iwei  Aapekte  einer  Sacke  ^KnaaMangbttef  lf  mlimai  •)■  Dar  Weltaweck 
kt  die  Ruckkekr  dm  WUkna  in  dk  bloße  Potent  (e.  Pmaimkmm.  Unbewußt;  vgl. 
lliiloa.cVa  In  bewußten»'.  1W04;  Kntegorknknre,  180.  ;  aknkck  A.  Daawa 

u.  ».).  Kam  Kategork  (Unterklame  der  Kntegork  der  ..IndiTiduakut")  kt  dk 
FineüUt  auck  nack  H.  Dautaca.  Wu  wirkt,  kt  nickt  daa  Zkl  aelbat.  aondarn  daa 
Hakan  dm  Zkba  in  dar  AntuipeUon.  Ea  gibt  in  den  Organkmen  Pionmv  von 
^tatkcktckoiogkekem'  Typua,  wekke  auf  Grundlage  einer  maaekfamlkn  Bank 
zweckmäßig  rerlaufen;  dien»  Bank  (Organkation)  aaltet  aber  kt  durck  dk  „Ente- 
leeab"  (a.  d.)  geackaffen  worden  („Dynemkcbe  Teleologk';  Untererbeidung  ron 
„vorgebddet-zwecknmßig'*  und  „neubkkndaweckinaßig  ).  Daa  Oanns,  dk  Kinbeit 
dea  werdenden,  aick  entwickelnden  Dingen  bedmgtdaamaKn4wkklang;mdenKnbam 

rganiamen  ateokt  eine  „prospektive  Potenz"  (Pbikeopkk  dea  Organiacben,  1809; 

ungakkr«,  1912;  Dk  organkcben  RagabAfcmou,  191  .Ukmu*,  1905,  u.  a.; 

a.  Leben,  Organkmoa,  Entwicklung).  Ein  Dank-  und  Seineprinxip  kt  dk  FinahUt 
nack  J.  Rkkkx.  nack  welctem  dk  Kaueeliut  zkktrebig  kt  (Einkit.  in  dk  tbeoretkcbe 
BkJogk,  1901.  S.  lü  ff.;  Die  Welt  ak  Tat*.  1908;  Xaturwkwnucbaftl.  Vortrage,  1908; 


Zweck.  7g3 

s.  Dominanten).  Ähnlich  lehren  Ude,  J.  von  Hansteix  (Über  den  Zweekbegriff  in 
der  organischen  Natur,  18S0),  A.  Mühry  (Naturphilos.5,  18S2),  E.  Necjiann  (Der 
Urgrund  des  Daseins,  1897),  J.  Fiske  (Outlines  of  Cosmic  Philosophy,  1884), 
F.  Erhardt  (Mechanismus  u.  Teleologie,  1890),  O.  Liebjiann  (Zur  Analysis  der 
Wirklichkeit2,  1880,  S.  389  tf,  4.  A.  1911;  Gedanken  u.  Tatsachen,  1882  if.,  2.  A.  1909; 
II,  140  fi.,  230  ff.)  u.  a.  Teleologen  sind  ferner  Ravaisson,  Renouvter,  Paul  Janet 
(Lee  causes  finales,  1877),  Lachelier,  nach  welchem  die  Idee  des  Ganzen  das 
Gesehehen  bestimmt,  so  daß  die  Zwecke  (als  Ziele  der  Kräfte)  die  wahren  Gründe 
der  Dinge  sind  (Metaphys.  u.  Psychol.,  Die  Grundlagen  der  Induktion,  1908,  S.  53  fl.), 
Mc  Doügall  (Body  and  Mind,  1911)  u.  a.  —  Einen  „Pantelisnius"  vertritt  L.W.  Stern. 
Das  Mechanische  ist  die  „Widerspiegelung  des  Teleologischen".  ,. Alles  Wirken  ist 
zielstrebig."  Die  Wirküclikeit  besteht  aus  „Personen"  (s.  d.),  und  diese  wirken  als 
Ganzes  auf  ihre  Teile  zum  Zweck  des  Ganzen,  das  sich  zu  erhalten  strebt  („Personal- 
teleologie").  Alle  Mechanik  ist  „Teleomechanik",  dient  der  Zielstrebigkeit,  verwirklicht 
diese,  wo  dies  mögüch  ist  (Person  u.  Sache  I,  1906,  S.  225  if.,  345  ff .,  426  ff.).  Xach 
Joel  sind  Mechanismus  und  Teleologie  wechselbedingt.  Alle  Kausalität  ist  erst  durch 
die  Perspektive  des  zwecksetzenden  Willens  gesetzt  (Der  freie  Wille,  1908,  S.  526  ff.; 
Seele  u.  Welt,  1912).  Vgl.  Münsterberg,  Grdz.  d.  Psychol.  I,  1900;  Philos.  der  Werte, 
1908;  Windelband,  Präludien3,  1907  (s.  Norm).  —  Nach  P.  Cossmaxn  hat  die 
Kausalität  Allgültigkeit,  aber  nicht  Alkingültigkeit.  Die  Finalreihe  besteht  aus  drei 
Gliedern:  Antecedens  —  Medium  —  Succedens;  letzteres  ist  konstant,  mögen  auch 
die  beiden  ersten  Zustände  wechseln  (Elemente  der  empirischen  Teleologie,  1899). 
Vgl.  Dühring,  Wirklichkeitsphilos.,  1895. 

Eine  immanente  Teleologie,  welche  al3  Innensein  kausaler  Prozesse  Strebungen, 
Triebe,  Willens  Vorgänge  annimmt,  welche  im  Sinne  der  Befriedigung  von  Bedürf- 
nissen (s.  d.)  wirksam  sind,  vertreten  Lamarck,  Pflügeb  (Die  teleologische  Mechanik 
der  lebend.  Natur2,  1877),  Wcndt  (s.  oben),  nach  welchem  der  Wille  der  Erzeuger- 
objektiver  Naturzwecke  ist  (vgl.  Heterogonie,  Leben,  Entwicklung,  Sittlichkeit), 
E.  König,  Heymans  (Einführ,  in  die  Metaphysik,  1905,  S.  317  ff.),  F.  Erhardt 
(s.  oben),  Fouillee  (Der  Evolutionismus  der  Kraftideen,  1908,  S.  37  f.),  Pauly 
(„psyehophys.  Teleologie",  „subjektive  Teleologie",  Darwinismus  und  Lamarekismus, 
19U5,  S.  5  ff.),  Ad.  Wagner,  France,  Kohnstamm  (die  „teleoklinen"  Reaktionen 
sind  „optimale  Reizverwertungen")  u.  a.  (s.  Entwicklung,  Leben);  E.  Becher,  Die 
heniddienliche  Zweckmäßigkeit  der  Pflanzengallen  und  die  Hypothese  eines  ü'ui- 
individuellen  Seelenlebens,  1917  (nimmt  ein  überind.  Seelenleben  an,  das  mit  seinen 
Verzweigungen  in  die  lebenden  Einzelwesen  hineinragt).  —  Nach  Bergson  ist  die 
Finalität  nicht  als  Wirken  von  Zweckursachen  anzusehen,  sondern  als  aufwärts 
gerichtete,  erfinderische,  schöpferische  Entwicklung,  die  einen  „elan  vital"  enthält 
(s.  Entwicklung,  Leben). 

Höffding  betrachtet  alles  Geschehen  als  gerichtet.  Richtungen,  Richtungs- 
tendenzen können  sich  verbinden,  so  daß  „Totalitäten"  (s.  d.)  „mehr  oder  weniger 
harmonische  Systeme  von  Kauaalitätsreihen"  sich  bilden.  „Wegen  der  Ursprünglich- 
keit  der  Richtung  ist  die  Totalität  nie  ein  zufälliges  Resultat."  Die  Organismen  sind 
solche  Totalitäten  oder  „Richtungssystein»  "  (Der  menschliche  Gedanke,  1911, 
Sff.;  vgl.  Cohen).  Ähnlich  (aber  unabhängig  davon)  lehrt  R.  Goldscheid. 
Ihm  ist  das  Ziel  stets  nur  ein  „Durchgangsstadium  des  Geschehens".  Das  Gerichtet- 
sein, die  „Richtungsintensität'1  ist  ein  Urphänomen,  eine  Bestimmtheit  jeder  Kraft 
oder  Energie,  so  daß  es  nicht  der  Annahme  besonderer  „Richtkräfte"  bedarf  (gegen 
Reinke  u.  a.).    In  einem  organischen  Gesamtsystem  ordiu  t  sich  alles,  ohne  Finalität, 


7&4  Zweck. 

der  ..Richtangtkoaipbzion"  ein.  db  durch  die  innige  Wechselwirkung  der 
dem  ..MutuaHtlt**.  entsteht.    Bm  Brhaltangsttreben  im  Vorhinein,  ein  von  l 
wtrfemdes  Zbl  gibt  ee  nbht.   Aüee  geht  mechanisch  tu.  aber  im  Organischen  beerbt 
•hm  ..Synergb".  deren  RmuRet  die  (tftete  nur  rebtiee)  Brhalttmgsg-manV 
Dm  organische  System  and  dessen  Erhebung  bt  „nbht  Rmtimtlon  eines  Selee, 
eoadeni  de«  Figsbnb  and  db  Flzbiung  eines  Ksnmmczui  bestimmt  grich 

(Pf  den  „MnmnbbmM*«  der  IBslennshm-).  Den 
let  „Km  i  Hp  initmiiiwenfaie—  mit  der  V-.iv- 
\  njniitin  '»-'-•u!t*t.  Kiti"  ox»»'.''  K'ftrwhtm?  li'-r  rbMsgSU  Mittel  ru  r*<*hti>r  n 
Zwecken  bt  luflglbh  and  notwendig  (Aimebu  d.  Neturphibs.  VI;  Entwicklung«  Wert- 
theorie, 1006.  8. 174  ff.;  RohcreertwbhJnnf  and  Mencohsstosuiooiin 
vgl  L.  GiLumw.  Nene  RnmgeUk,  1911).  Bbeufalb  ein  Oegntr  dm  Viulismu«  und 
der  drnsmbehou  Teleobgie  let  J.  taübtt.  Dee  Omenihw  let  stets  rem  kausal, 
eonet  wire  et  nbht  mehr  ilmlittg  lintimml     Db  TwnemlrngbeM  dm  Ablaufs 

Lebene.  190»,  &  Sl  ff.;  Db  Onmdfflrtsoneu  der  Biologie.  19».  -  Oegner  euer  Zweck- 
sind üorrus,  Danen*.  Snmm»  BOanrn,  Oavnuu,  ffinonm.,  Ostwald. 
(WW.  XII:  Zveokmlmgkeit  nb  lefJTMgsi  Erfolg).  8m,  K.  to«  Rousn 
u.  u,  («.  Entwicklung.  Selektion),  nach  welchen  f  eimmltigfciiit  dee  Wo6>  Produkt 
kausaler  bzw.  rem  ■nahinbah  mnrgetbob  wbbmdei  Faktoren  bt.  —  Vgl.  Kccnzw. 
Oebtigc  Qtiomungen  der  Oegenwert,  1909;  Xatouf.  Bosblpedagoglk  Mit; 

Stammu*.  Db  Lehre  mm  riobtigen  Recht,  190t  (t.  Recht,  Socbfagb);  RioKarr 
(s.  Geschieht«);  O.Oasrani.  Der  Tnmmmmhing  der  Ding*.  8.  114  ff.  (kern  W 
zweck);  J.  B.   Metub,   Phibe.  Ziltfismst.  1970;  KsMunsTsm,  Tebobgb  u.  Der 
wmbmos.  1979;   A.  Mfrzubis,  Dm  Gesetz  der  Isiinwlmgbil  im  ewnoohHnhen 
Orgenbmue.  1901;  E.  Kösno.  Pbib«.  Studbo  XIX;  Aounuz,  Archiv  f.  Geschieht« 
d.  Phibe.  IV;  O.  LuroBXrana,  Db  ZweckmettgkcH  der  psychischen  Vorgio. 
Wirkung  der  VorsteUungshemmung.  1994;  KOlw,  Einbit.  in  db  Phibe.« 
8.228ff.;  Jone*  ZufeJU   Qi.eHinUmgbiit.  Zwcofanstfgkeit.    1 
Phibe.  Qrundfregen  der  Btobgb.  1912:   VAmneou*.  Db  Phibe.  dee  Ab 
2.  A.  1913;  J.  N.  BULKM.  Metaphysik,  1941  (Der  WelUneeh  bt  ein  morelbeber. 
db  Verwirklichung  dm  Outen,  Bsbnrwn  und  Wehren  eb  nnstlmsumg  dm  Humanen 
und  euer  tuiunultigen  Wimen);  P.  Ensunnr,  M  iihsnbmu«  und  Tsfaofagb.  1990. 
8. 68  (.  (Der  Z.  bt  nur  von  Emflun,  indem  er  In  den  Ureaeheu  mit  gegenwtrtig  und 
wirkend  bt»  ebo  nbht  eb  oeoee  finalia.  eondern  eb  ceAmseifieiens:  db  enmme  finabs 
sind  eine  Art  der  eeuMe  effbbntM  selbst,  es  eind  db  tebokigbnh  wirkenden  oigenbeben 
Kräfte):   Donmm,   Ensykb>pedie,   1910,   8.  1351..  238 ff.;  Suiat   Psconoim 

Iichzt.  Le  probleme  dee  oeueee  finebe*.  1907;  RjtcritAinr.  La  oeuee  finale; 
Möurus.  Im  Qrenxbode.  1906  (Überall  Zieb.  suhoohet  in  der  Welteeeb.  eber  wir 
kennen  den  Zweck  dee  Lebens  nbht);  Rmontz,  Db  Wtlbnsfreihcit.  .  *ck- 

erweiterung"  bt  dee  Wollen  von  Mitteln  zu  Zwecken,  ..Zweokbeeonderung''  db 
konkrete  Geeteitung  eine«  ellgemeinen  Zwecke«);  Stziwsüchzl,  Der  Zweckgedenke 
in  der  Phibe.  dee  Thomee  von  Aquino.  1912;  Trenn.  Dm  Weeen  der  Evolution,  1911 
leologisch);  H.  ScmrzrDZn,  Philoeophb  vom  Zweck  ans,  I.  1919;  Knoirnm, 
Zweck  und  Gesetz  in  der  Biobgb,  1913;  Run.  Eklzä.  Der  Zweck,  seine  Bede» 
für  X«tur  und  Gebt.  1914;  Manu,  Db  GlebhtörmigkeJt  in  der  W  !t  II.  1919. 
zun  Strassen,  „Db  Zweckmzßigkeit"  (Kultur  der  Gegenwart  III.  4.  I.  87.  1915). 
Für  das  Verständnis  der  Geschichte  wird  der  Zweckbegriff  vielfach  eb  anentbehrlich 
angesehen:   Bonirarx.   Lehrbach  der  hbtor.  Methode«;  Bbacx.   Gezchbhtephilo. 


Zweifache  Wahrheit  —  Zyni9mu3.  7** 


sophie  (in  Grundr.  d.  Geschichtswissensch.,  hrsg.  v.  A.  Meister,  I,  1913);  Becher, 
Geisteswissenschaften  u.  Naturwissenschaften,  1921,  294.  —  Vgl.  Mechanismus,  Seele, 
Psychisch,  Pragmatismus,  Norm,  Wert,  Motiv,  Geisteswissenschaft,  Recht,  Soziologie, 
Dysteleologie,  Orthogenesis,  Selektion,  Anpassung,  Entwicklung,  Leben,  Organismus, 
Praktisch,  Geschichte,  Fiktion,  Theodizee,  Teleologie,  Kritizismus,  Sollen.  Lelens- 
philosoplue. 

Zweifache  Wahrheit    s.  Wissen.    Nach  Mixges  hat  Drxs  Scotus  die 

Lehre  von  der  zweifachen  Wahrheit  nicht  vertreten. 

Zweifel  (dubitatio)  ist  der  gefühlsbetonte  psychische  Zustand  der  Unent- 
schiedenheit,  des  Schwankens  zwischen  mehreren  Urteilsmöglichkeiten,  deren  keine 
zur  Geltung  gelangt,  weil  kein  genügend  starker,  zureichender  Grund  für  die  Denk- 
entscheidung besteht.  Die  Behauptung  des  extremen  Skeptizismus  (s.  d.),  es  lasse 
sich  an  allem  zweifeln,  hebt  sich  selbst  auf,  denn  damit  gibt  man  zu,  etwas  zu  wissen: 
die  Bezweifelbarkeit  von  allem.  Aber  auch  wenn  man  vorsichtig  meint:  vielleicht 
läßt  sich  an  allem  zweifeln,  ich  weiß  auch  dies  nicht,  ob  sich  an  allem  zweifeln 
läßt,  ich  glaube  es  nur,  dann  ist  —  abgesehen  von  der  unzulänglichen  Begründung 
der  Notwendigkeit  einer  solchen  Skepsis  —  doch  ein  Wissen  vorhanden,  nämlich 
um  die  behauptete  Möglichkeit  des  Zweifelns  oder  um  den  Zustand  des  Glaubens 
an  diese  oder  um  das  Zweifeln  selbst. 

Daß  ein  absoluter  Z.  nicht  mögüch  ist,  betont  schon  AüGrsrrxrs  („Omnis  qui 
se  dubitantem  intelligit,  verum  intolligit  et  de  hac  re,  quam  inteUigit,  certus 
De  vera  religione  39,  73;  vgl.  Thomas  von  Aqctxo  (Sum.  theol.  I,  2,  1).  —  Den 
methodischen  Z.  („doute  methodique")  macht  Descartes  zum  Ausgangspunkte  der 
Erkenntniskritik.  Da  alles,  was  er  zu  wissen  glaubt,  falsch  sein  kann,  so  will  er  zunächst 
an  allem  zweifeln,  und  da  zeigt  es  sich  dann,  daß  eins  absolut  unbezweifelbar  ist: 
die  Existenz  des  Zweifeins,  des  Denkens,  des  denkenden  Ich  („cogito  ergo  sum",  s.  d., 
vgl.  Discours  de  la  methode;  Meditationes ;  Principia  philosophiae  I,  1  f.).  —  Vgl. 
Hcme,  Enquiry,  deutsch  in  der  Univ.  Bibl.;  Xahxowsky,  Das  Gefühlsleben,  1862, 
S.  110  ff.;  3.  A.  1907;  Wundt,  Grdz.  d.  physiol.  Psychol.  111«,  1903,  625;  F.  Ehres- 
berg, Über  Denken  und  Zweifeln,  1801;  Sollter,  Le  doute,  1909.  —  Vgl.  Aporie, 
Wahrheit,  Problematisch. 

Zynismus    s.  Kyniker. 


Eis ler,  Handwörterbuch.  50 


Im  Verlage  E.  S.  Mittler  &  Sohn,  Berlin,  erscheint 
Herbst  192 

DIE  PHILOSOPHIE  DER 
GEGENWART  IN  IHREN 
HAUPTSTRÖMUNGEN 

von  Richard  Müller- Freienfels 

AUS   DEM   INHAL 

Einleitung:  Die  Philosophie  im  neunzehnten  Jahrhundert. 

Erster  Teil:      Philosophie  der  Wissenschaft  und  Philosophie 
als  Wissenschaft 

I      Kantianitrous  und  Neukantianismus. 

Di«  PhiloeoobJe  der  Marburger  Schul«  (Cohen.  Natorp. 
Cas«i«r«r.  Liebart  tuwl 

III  Di«  Philoaophi«  d«r  Bodiscben  Schal«  (Winde Iband, 
Rickerl.  Lask.  Münsterb«rg  aiw  I 

IV.    Di«  Wenduni  tum  Realismus  (Kulpe.  VolkeU.  Fr, 

V.    PoaUivismua.  Empiriokrititismus   usw   (Mach.  AfSM 
rios,  Petxold.  Corneliu».  Ziehen.  Oftwald  utw.) 
Phänomenologie.    Gegenstandstbeorie   und   verwandte 
Strömungen  (nueaerl.  Scheler.  Meinong.  Behncke  < 

Zweiter  Teil:  Philosophie  des  Lebens  und  Philosophie  als 

LlbteV 

I.    Di«    Bahnbereiter:     Schopenhauer,    Nietzsche.   Kd    v 
Hartmann. 

II.    Antirationalistische  Erkenntnislehrc  (Mauthncr.  Prag- 
matismus. Vaihinger,  Schillers  Humanismus.  Simmel  usw.) 

III.  Intuition.  Einfühlung  und  Mystik  (Bergson.  Rathenau. 
Dilthey.  Spranger.  irrationalistische  Religions- 
philosophie) 

IV.  Metaphysik   des  Lebens  (Bergson.  Simmel.  Keyserling) 
V.    Rationale  Lebensphilosophie  (Driesch.  W  Stern.  Becker. 

J.  Schultz  u.  a.) 
VI      Kulturphilosophie      (Dilthey.     Spranger.     Chsmbcrlain 
Spengler.  Breysig.   Tönnies.  Sombart.  M.  Weber  u.  a) 

Abschluß:         Gesamtbild  der  Philosophie  der  Gegenwart. 

Brost  StsgMed  Mittler  and  Sohn.  Buchdrackerel  O. m.b.H.,  Bertta  SW6S.  Kodsstr. «f— Tl. 


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