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Full text of "Handwörterbuch der technischen chemie für fabrikanten, gewerbtreibende, künstler, droguisten etc"

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OF THE 


UNIVERSITY OF CALIFORNIA. 


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Miss EUGENIA SCHENE& 


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Handwörterbuch 
Techniſchen Chemie 
für 


* Fabrikanten, Gewerbtreibende, Künftter, 
Droguilten ete. 


Heraudgegeben 
von 


Br. Aud. Böffger und Br. X. Gräger. 





Weimar, 1872. 
Bernhard Friedrich PBoigt 





= 





A, 


Borworf zur erflen Auflage. 

Die Bearbeitung. eines chemifch - technifchen Wörterbuches bietet, 
wenn dafjelbe eine in feiner Art gewifle Bollftändigfeit erreichen foll, 
mehrfache Schwierigkeiten. Zuerft ift e8 nicht möglih, die Phyſik 
audzufchließen, denn Chemie und Phyſik durchdringen ſich gegenfeifig 
jo innig, daß zwiſchen beiden nirgends eine ſcharfe Grenze gezogen 
werden kann; alle Körper bieten fih und dar unter der doppelten 
Beziehung: der phufifalifhen und der hemifchen, und es ift nicht mög⸗ 
lich, eine vollftändige Befchreibung von einem Körper zu geben, ohne 
nicht beide Seiten zu berüdfichtigen. Es verfteht fich dies auch 
in dem Grade von felbft, daß es faum nöthig erfcheinen dürfte, 
darüber ein Wort zu verlieren, wenn dieferhalb einer Anzahl phy— 
ſikaliſcher Artikel ein Plag hätte eingeräumt werden müflen, Die 
Icheinbar mit der technifchen Chemie wenig zu thun haben. Eine an— 
dere Frage war die: welche chemifche Verbindungen in dad Wörter: 
buch aufzunehmen fein? Wer der Entwidelung der chemifch-technis 
ſchen Induſtrie feit dem hetzten Pierteljahrhundert nur mit einiger 
Aufmerffamfeit gefolgt ift, wird zugeben, daß die ftrifte Beantwor- 
tung diefer Frage für die meiften Körper geradezu eine Unmöglichkeit 
iſt; wir erinnern in diefer Beziehung an die zahlreichen Kohlen: 
hydrate, die noch vor 30 Sahren, wenn auch nicht völlig unbekannt, 
fo doc meift nur als Naritäten in den Sammlungen der Chemiker 
anzutreffen waren, an die Theerfarben, an da8 Aluminium, das Na⸗ 
trium, den Phosphor, da8 Magnefium u. ſ. w., und gleihmwohl bil« 
den diefe Körper und nod eine Menge anderer, die ebenfalld früher 
meift nur ein wiffenfchaftliches® Intereffe in Anfpruch nahmen, heuti- 


eg ar 


vi — Vorwort. 


ges Tages den Gegenſtand einer großartigen chemiſchen Induſtrie, in 
welcher und durch welche viele tauſend Hände beſchäftigt find und 
Millionen von Thalern in Girfulation gefeßt werden. Es ift aber 
auch nicht immer gerade die Maffenhaftigkeit der Produktion einer 


- Verbindung oder eined Körperd, die ihnen die Aufnahme in das | 


Wörterbuch verihafft; es giebt eine Menge von GSubftanzen, die nur 
in fleinen Quantitäten verbraucht werden und die, weil fie in der . 
Hegel theuer find, fehr häufig der Verfälfhung unterliegen, zu deren 
Entdedung und Ermittelung die Chemie angerufen wird, e8 gehören | 
bierher hauptfächlih die in der Parfümerie gebraudten ätherifchen 
Dele und ähnliche Subſtanzen, und die Berfafjer haben daher ge- 
glaubt, auch Ddiefen einen Plag nicht verfagen zu dürfen. Bon ! 
welchen Motiven fich diefelben überhaupt bei Aufnahme der übrigen | 
Artikel haben leiten laffen, wird man am beiten aus dem Zerte felbft 
erfehen. 

Was die Angabe der Abftammung und Gewinnung der Roh— 
produfte, fowie die Darftellung der fünftlihen hemifchen Erzeugniffe 
betrifft, fo haben die Verfaſſer e8 fih angelegen fein laſſen, überall 
nah Kräften aus den beiten Quellen zu ſchöpfen und von den Be 
teitungsmeifen die einfachften, wenn auch nicht immer die gebräud)- 
lichften, aufgenommen. Ueberall, wo es gefhehen fonnte, find die 
Synonymen, fowie die Bezeichnungen in franzöfifcher und englifcher 
Sprache beigefügt morden. Bon der Angabe der Bezugsquellen der 
wichtigsten Handeldartifel haben die Berfaffer Abftand nehmen zu 
müffen geglaubt, weil folhe im Ganzen genommen doch immer nut 
einen relativen Werth haben und der Natur der Verhältniſſe nad 
immer auch nur für die eine oder andere Gegend Deutichlands richtig 
fein konnen. 

- Die Berfaffer find außerdem bemüht gewefen, dem Wörterbuche, 


bei möglichſter Kürze im Ausdruck, eine ſolche Vollſtändigkeit zu geben, 


daß man daſſelbe, behufs einer allgemeinen Information, nicht leicht 
vergeblich wird nachzuſchlagen brauchen. Die Mannichfaltigkeit des 
Stoffes bedingt, daß wir natürlich weit mehr Fremdes, als Eigenes, 
haben geben können, wobei wir jedoch auch für das erſtere genügendes 
Verſtändniß beanſpruchen. 

Benutzt wurden überhaupt bei der Bearbeitung des Wörter- 
buches nachfolgende Werfe: Das Handwörterbuch der reinen und 
angewandten Chemie, von Liebig und Wöhler; Mufpratt’d 
Shemie, bearbeitet von Stohmann; Handbuch der technifchen und 
chemifchen Technologie, von Schubarth; Poggendorff’d Annalen 








Vorwort. vr 


der Chemie und Phyfit; Archiv der Chemie und Pharmacie; Journal 
für praftifhe Chemie von Erdmann und Werther, Zeitfehrift für 
analytifhe Chemie von Frefenius, Böttger's polytechnifches 
Notizblatt; Jacobſen's chemifch-technifches Nepertorium, Wagners 
Jahresbericht über die Fortſchritte und Leiftungen der hemifchen Tech— 
nologie; Kopp's und Will’& Jahresbericht über die Kortfchritte der 
Chemie; Zeitfchrift des naturwiſſenſchaftlichen Vereins von Sachſen 
und Thüringen u. |. w. 

Ob ein Bedürfnig zur Abfafjung eined Wörterbuches, wie das 
gegenwärtige, vorlag, wollen wir der Entfeheidung Anderer überlaſſen; 
wenn man aber weiß, daß ein Werk, welches dem heutigen Stand- 
punkte der chemifchen Induſtrie entſpricht und zwifchen aphoriftifcher 
Kürze und großer Ausführlichfeit die Mitte hält, nicht vorhanden ift, 
dann wird man über die Zwedmäßigfeit unferer Behandlung faum 
in Zweifel fein fönnen. Auch dürfen wir für unfer Wörterbuch wohl 
nob den weiteren Borzug in Anfpruch nehmen, daß daſſelbe auf 
Einmal in die Hand des Leferd gelangt, während über dad Erfcheinen 
größerer Werke ähnlicher Art oft Decennien vergehen, fo daß die erſten 
Artikel veraltet, noch ehe die legten gedrudt find. 


Dr. Rud. Bötiger. 
Dr. N. Gräger. 


Borwort zur ‚weiten Auflage. | 


Bei der Herausgabe ded Handwörterbuchs der technifchen Chemie 
im Jahre 1867 hatten die Verfaffer den doppelten Zweck: einmal den 
Männern von Jah, wenn e3 fih um die augenblidliche Beantwortung 
von Einzelfragen handelte, die felbft dem Belefeniten nicht jeder Zeit 
mit einer gewilfen Zuverläffigfeit möglich ift, ein bequemes Nachſchlage— 
buch zu bieten, welches er auf feinem Arbeitstifche immer zur Hand 
haben könne, um nicht nöthig zu haben, bändereihe Werfe zu Rathe 
zu ziehen, und wo er nicht felten, wo Synonymen vorfommen, von 
einem Bande auf den andern verwiefen wird; mit einem Worte, das 


viu Vorwort. 


Handwörterbuch wollte und ſollte ihm nicht nur Mühe, ſondern auch 
Zeit erfparen. Entichieden lag den Verfaſſern die Abficht fern, ein 
Buch zu fohreiben, welches es fich zur Aufgabe gemacht hätte, das 
Für und Wider noch nicht audgefämpfter theoretifcher Fragen zu erör: 
tern, oder ein Buch, welches erfchöpfende Anleitung zur ‘Darftellung 
der verfchiedenen chemifhen Präparate hätte geben fullen. Wenn die 
Kritik dem Werkchen den Vorwurf der Ungleichartigfeit in Behandlung 
der einzelnen Artifel gemacht hat, fo will Schreiber diefer Zeilen nicht 
leugnen, daß diefer Vorwurf nicht aller Berechtigung entbehrt. Se 
der aber, der die Feder anfest, um ein Wörterbuch zu |chreiben, wird 
auch fehr bald die Erfahrung machen, wie ungemein fehwierig es ift, 
zu verhüten, dag nicht der eine Artifel etwas zu auögedehnt, Der 
andere etwas zu fnapp behandelt werde, fo daß alddann der Kontraft 
nur um fo auffülliger und größer erfheint. Bon dieſem Borwurf 
kann felbft das große hemifche Wörterbudh'von Liebig, Poggen: 
dorf und Woöhler, befonderd in feinen erften Bänden nicht freige: 
fprochen werden, ohne daß ed darum jemand beitommen wird, Diefed 
ausgezeichnete Werk ald Ganzes zu verwerfen. 


Zum andern wollten die Verfaſſer ded Handwörterbuchs der tech: 
nifhen Chemie den Droguiften, denjenigen Fabrikanten, Gewerb— 
treibenden und Künjtlern, welche in ihren Gefchäften Anwendung von 
chemiſchen Produkten maden, ein Werfchen darbieten, in welchem fie 
fih über die Natur, die Eigenfohaften, die Darftellungsweife und die 
Berfälfchungen oder Verunreinigungen der chemifhen Präparate leicht, 
informiren fönnten. Und wir hielten und halten diefe Abficht noch) 
für viel wichtiger, ald die, dem Chemiker ein bloßes Nachſchlagebuch 
zu liefern; denn es grenzt oft and Unglaublihe, wie mangelhaft die 
Kenntniſſe felbit von ſolchen Stoffen find, mit denen ſchon ein halbes 
Menfchenalter gearbeitet hat. Daß Kochfalz und Chlorkalk zwei ver: 
fchiedene Dinge find, das weiß man wohl, nicht aber, worin der 
Unterfchied zwifchen beiden liegt; man fpricht von jchwefelfaurem 
Kalfe und von kohlenfaurem Kalt, ohne zu wiffen, daß jened Gyps 
und daß Kreide hauptfächlich Eohlenfaurer Kalk iſt; Zink und Zinn 
werden fortwährend mit einander verwechfelt. Dies find nur einige 
Fälle von unzähligen, wo im Uebrigen ganz tüchtige Gewerbtreibende 
bezüglidy der Stoffe, die ihnen Jahr aus Jahr ein täglich durch die 
Hände gehen, in völliger Unkenntniß fich befinden. 


Es ift gewiß das Geringfte, was man von einem Gewerbtreibenden 
fordern muß, daß er wiſſe, was die Stoffe find, wenn zufammengefeßt, 





Borwort. IX 


welche Beftandtheile fie enthalten,- mit welchen er alltäglich zu thun 
bat; nur, indem er died weiß, wird er im Stande fein, von den bei 
ſeinem Arbeiten auftretenden Erfcheinungen, mögen fie ermwünfchter 
oder unerwünfchter Art fein, fich Rechenſchaft abzulegen; im erjteren 
Falle die Bedingungen, die ein günftiges Refultat hatten, wieder hei: 
beizuführen, im andern den Grund der Störungen zu befeitigen. Um 
hierfür ein Beifpiel anzuführen, theilen wir den folgenden all mit. 
In einer Garnfärberei fanden fi die Garne, nachdem fie aus der 
Flotte genommen und getrodnet worden waren, mil einem weißen 
Staube überzogen, der ihnen das fihöne lebhafte Anfehen nahm und 
fie nahezu unverfäuflid machte. Man gab es der Weinfäure, dem 
Zinnfalze, der Seife fhuld, Materialien, die beim Färben der Garne 
gebraucht wurden. Unter dem Mifroffope wurde diefer Staub al 
ſehr ſchön fryitallifirter, weinfaurer Kalk erfannt; der Kalf aber rübrte 
aus dem Wafjer eined erjt vor furzer Zeit gegrabenen Brunnen®. 


. Wenn dem Inhaber der Färberei die Beftandtheile der Weinjäure, 


des Zinnchlorürs und der Seife befannt.gewefen wären, fo würde er 
niemal® auf den Gedanfen gefonmien fein, daß die Entftehung des 
weinfauren Kalks jenen Materialien zuzufchreiben fei, und ihn einer: 
feitd davon abgehalten haben, zur Befeitigung des Webelftandes, dieſe 
Subftanzen, natürlich ohne den geringften Erfolg, aus den veridie- 
denften Fabrifen zu beziehen, fowie andrerfeit3 wor großen materiellen 
Nachtheilen bewahrt haben. 


- Es giebt leider nur noch zu Viele, die ihr Gewerbe wenig rationell 
betreiben, und in deren Händen felbft das befte hemijche Hand: oder 
Lehrbuch ohne jeglichen Nugen fein würde, felbit wenn fie ein ſolches 
ſich anfchaffen wollten. Anders verhält ed ſich mit einem furjgefaßten 
chemifch =technifhen Wörterbuch, welches man immer zur Hand hat, 
und vermittelft welches man ſich in einem zweifelhaften Yalle über 
die Stoffe, mit denen man eben arbeitet, wenigftend fo weit infor: 
miten fann, daß man deren hauptjädhlichfte Eigenfchaften und Be: 
ftandtheile erfährt. Und für diefen Zweck glauben wir den Herren 
Gewerbtreibenden da ,„Handmwörterbuch der tehnijchen Ehe: 
mie’ mit gutem Gewiffen empfehlen zu dürfen. 


Was die Bearbeitung der hiermit audgegebenen Nachträge be: 
trifft, fo ift diefelbe nach den Grundfägen erfolgt, die auch bei der 
des Hauptwerk? maßgebend gewefen iſt. Die Zeit feit dem Erfcheinen 
diefed leßteren ift noch zu furz, als daß die Umarbeitung einer größern 
Anzahl von Artikeln nothwendig erfhienen wäre, die Nachträge, die 


x | Vorwort. 


jetzt hiermit dargeboten werden, beſtehen daher hauptſächlich in der 
Aufnahme neuerdings bekannt gewordener, oder in der Technik ein— 
geführter Subſtanzen, beziehungsweiſe chemiſcher Verbindungen, zum 
Theil aber auch aus ſolchen Stoffen, die der Aufmerkſamkeit der Ber: 
faffer früher fich entzogen Hatten, ein Fall, der bei der Unzahl von 
Gegenftänden nur zu leicht fich ereignen kann. Durch dieſe Ergän- 
jungen und Nachträge hat aber da® Ganze an Brauchbarkeit nur ge— 
wonnen, fo daß man hoffen darf, es merde fich defjelben Beifalld zu 
erfreuen haben, welcher auch der erften Auflage zu Theil geworden ift. 










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Abbeizsen, decaper ou derocher; to scour. Entfernen des fogerannten 
Glühſpans, d. h. einer durch das Ausglühen entftandenen Orpdihicht, von Metall: 
platten oder metallenen Gegenftänden überhaupt, durch verdünnte Eäuren. 

Abdampfen, eraporer; to evaporate. In Flüſſigkeiten aufgelöfte Stoffe, 
wie: Salze, kryſtalliſirte Säuren u. f. w. durch Berdunften oder Erwärmen koncen⸗ 
hiren — ihrer Löſungsmittel gang oder theilweiſe berauben. 

Abietin, abistine; abictine. Eine kryſtalliniſche Subftan;; wird dur Aus— 
zieben mittelft Alkohol aus der harzigen Maffe erhalten, die bei der Deftillation eini- 
ger Terpentinforten mit Waffer zurückbleibt; es tft geruch- und geſchmacklos, unlös— 
ih in Waller, löslich in kochendem Alkohol, ferner in Aether, Steinöl und foncen- 
trirter Effigfäure, jcheidet fich beim Berdunften diefer Löſungsmittel wieder fryftallis 
niih aud, wird von Kalilauge nicht angegriffen. Bon Gaillot aus dem Straß— 
burger Zerpentin zuerft dargeftellt. E 

Abklären (Schönen), coller; to fine. 


Abklatschen, clicher; to take a cast. Erhaben oder vertieft gravitte Me- 
tall=, Holz», Gyps-, oder Steinplatten, Münzen, Medaillen, Letternfäße durch Abs 
drüden in leichtflüffige Metalllegirungen, vervielfältigen. 

Abknistern, decrepiter; to decrepitate, das Entziehen von mechaniſch bei— 
gemifchtem Waller aus Salzen durch Wärme. 


Ablöschen, tremper; to harden, heiß gemachte Metalle, wie Stahl u. dgl., 
in kaltes Waffer oder andere paffende Flüffigfeiten eintauchen, um fie dadurch zu 
hätten. 


Abpählen, depiler; to depilate, das Cntfernen des Haare (unhairing) 
von, dem fogenannten Schwitzen ausgefeßt geweſenem Sohlleder, „mittelft ftumpfer 
Schabeifen. 

Abraumsalzs; mit diefem Namen bat man ſpeciell das Gemenge von Salzen 
und Erde genannt, welches bei Staßfurt das eigentliche Steinfalzlager überdedt, und 
nah Schrader außer den erdigen Beftandtheilen in 100 heilen 11,14 AIDA: 
12,82 Chlormatrium und 20,92 Chlormagnefium enthält. 

5. d. techn. Chemie. 1 


— 


2 Absinthiin — Acetal. 


Absinthiin, Absinthine; Absinthin, Bitter of Wormwood,. . Ein fchwierig 
Eryftallifirt zu erhaltender Bitterjtoff ded Wermuths; es ftellt eine bräunlich gelbe, 
undeutlich kryſtalliniſche Maffe dar, riecht fhwah nah Wermuth, ſchmeckt außeror- 
dentlich Bitter; fehmer löslich in Waffer, leicht löslich in Alkohol, auch in Alkalien 
östlich, nähert fih überhaupt in feinen Eigenfchaften den Säuren. Sn Falter kon— 
centrirter Schmefelfäure mit vöthlich gelber Farbe löslich, die beim Stehen an der 
Luft indigblau wird; befteht in 100 aus 65,30 Koblenftoff, 7,48 Waflerftoff und 
27,22 Sauerftoff. 

Absorption, Verſchluckung, Cinfaugung, 'Absorbtion, nennt man den Bor- 
gang, bei welchem, unter den geeigneten Umftänden, faft alle flüffigen und feften 
Körper, lebtere befonderd, wenn fie porös oder gepulvert find, die Eigenfchaft zeigen, 
Gafe und Dämpfe in’fih aufzunehmen, ohne damit zu eigentlichen chemiſchen Ber. 
Bindungen zufammenzutreten. ? j 

Abtreiben, coupeller l’or, V’argent; to — or cleare gold, silver ect. 
Eine finnreiche, uralte Operation, durch welche man Silber und Gold von den ihnen 
beigemengten unedlen Metallen trennt. 

Abziehen, abstrafre; to distill, heißt: eine Flüffigfeit über einen Körper de= 
ftilliven, damit defjen flüchtige Theile zugleich mit jener übergehen; dedgleichen dag 
Mebertragen einer auf einer Kupferplatte eingrapirten Zeichnung auf Papier, tirer; 
to take ofl a proof. 

Acajou-Gummi, Gomme d’Acajou; acojou gum. Mit diefen Namen wird 
fowohl dad aus dem Stamm von Anacardium occidentale, fowie auch dad aus 
dem Mahagoni» oder Acajoubaum audfließende, unferem Kirfhgummi außerordentlid) 
ähnlich ausfchende Gummi bezeichnet. 

Acajou-Harz, Resine d’Acajou; acajou resin. Ein Beftandtheil der Frucht 
von Anacardium occidentale (der Elepyhantenlaug, der Mahagoninuß), noix dacajou. 

Acajau-Holz, Bois d’acajou; mahogany or Jamaica - wood. Amarant⸗ 
oder Mahagoniholz von dem in Südamerifa und Wejtindien wachſenden Mahagoni⸗ 
baum (Switenia mahagoni L.). 

Acanor, Zauler SHeinge; Piger Henricus, Athanar, Athanor, fournean des 
paresseux, ein in früherer Zeit bei chemifchen Arbeiten fehr gebräuchlicher, jebt aber 
faum no üblicher Dfen, der den Zweck batte, auf lange Zeit eine gleichmäßige Hibe 
zu geben, ohne daß ed nöthig war, Brennmaterial aufzufchütten. 


Acaroidharz von Botany Bay, auch Kanthorhöaharz oder gelbes Harz (Yellow 
gum) genannt, ein aus der Rinde von Xaanthorlioea hastilis, eines der Familie 
der Kiliaceen angehörenden und auf Neuholland wachſenden Baumes, audfließendes 
Harz, von röthlichegelber, dem Gummigutt ähnlichen Farbe; es befigt einen angeneh- 
men, balfamifchen Gerud) und etwas adftringirenden Geſchmack; ift unlöslich in Wafler, 
aber auflöslih in Alkohol und Aether. Durch andauernde Behandlung mit mäßig 
ftarfer Salpeterfäure in der Wärme liefert ed eine veichlihe Ausbeute von XTrinitros 
phenylfäure (Pikrinſäure, Kohlenſtickſtoffſäure). 

Acetal (Glykodiäthylin), Ethylate of Ethylene. Diefe von Döbereiger 
entdeete, von ihm Sauerftoffäther genannte Flüffigkeit ift ein Orydationsproduft des 
Alkohols. Man erhält es theild durch Einwirkung von PBlatinfehwarz auf wäfferigen 
Alkohol unter mäßigem Zutritt von atmofphärifcher Luft, theil® auf eine noch be— 
quemere Weife, ald Nebenproduft bei der Deftillation eines Gemifihed von Altohol, 





Acetate — .Acetylen. 3 


Braunflein und Schwefelfäure (behufs der Gewinnung von Aldehyd, welches ald das 
flüchtigfte Produkt bei der fraftionirten Deftillation zuerft übergeht). Nah den Un: 
terfuchungen von Stas ift das Metal ein Gemifch von zwei verfchiedenen Subſtan— 
zen, wovon er der einen, bei 105° fiedenden, fpeciel den Namen Hcetal beigelegt 
bat. Daſſelbe ift waſſerhell, riecht eigenthümlich angenehm und zeigt einen, an Hafelnüffe 
erinnernden Nachgefhmadz fein fpec. Gewicht — 0,821 bei 22° C.; mit Vether und 
Alkohol in allen Berhältniffen mifchbar; von Waſſer von 25° C. bedarf es fein 18fa- 
ches Bolum zur Löſung. Es befteht in 100 aus: 61,0 Kohlenftoff, 11,9 Wafferftoff, 
27,1 Sauerftoff. 
Acetate, f. Eſſigſäure-Salze. 


Acetinz; mit diefem Namen bezeichnet man eine Flüffigkeit, welche bei länge- 
rem Erhitzen einer Mifchung von Glycerin und Gffigfäurehydrat. bei 1009 erhalten 
wird; das Acetin ift eine neutrale füße Flüffigkeit, die fid mit ihrem halben Volum 
Waller ohne Trübung mifchen läßt, auf Zufag von mehr Wafler indeß fich trübt; 
mit Aether leicht mifchbar. Zufammenfegung in 108 50,85 Kohlenftoff, 8,47 Waſſer⸗ 
ftoff, 40,68 Sauerftoff. 

Acetometer, f. Titriren. 

Aceton. Brenzeffiggeift; Esprit pyro - acetique; Pyroacetic - Spirit; Mesi- 
tic Alcohol ; entfteht nicht nur aus Effigfäure, wenn deren Dämpfe durch glühenvde 
Röhren geleitet werden, oder Durch die trocdene Deftillation effigfaurer Salze, fondern 
auch aus vielen indifferenten Kohlenhydraten bei derfelben Operation, namentlich une 
ter Zufaß von gebranntem Kalt, Nah Stenboufe entfteht Aceton ald ein nie fehlen- 
des Nebenproduft bei der Deftillation von Begetabilien mit verdünnter Schwefelfäure 
neben fogenanntem Furfurol. Am beften erhält man das Xceton durch trodene De: 
flifation des effigfauren Kalfe, Rektififation des Deftillatd über Kalk und zulegt über 
gefhmolzenes maflerfreied Chlorcalcium. Es ift’eine farblofe, dünne, dem Effigätber 
etwas ähnlich riechende Flüffigkeit, von brennend fampherartigem Geſchmack; mit Waf- 
fer, Alkohol, Aether und ätherifchen Delen in allen Berhältniffen mifchbar, an der 
Luft unveränderlich, leicht entzündlich, mit ſtark leuchtender, nicht rußender Flamme 
brennend; löſt feharf gedörrten Copal ſchon bei gewöhnlicher Temperatur auf; 1 Ge— 
wichtötheil Copal bedarf ungefähr 2,8 Gemichtötheile Aceton zur völligen Auflöfung, 
und bildet damit einen Firniß, welcher faft augenblidlich tradnet und dad Harz ald 
eine dauerhafte, gladglänzende Schicht zurüdläßt. Das Aceton löſt Campher und 
Wachs auf, am größten fcheint fein Auflöfungsvermögen für Maftir und Sandarad) 
zu fein. Es fiedet bei 560 &., fein fpec. Gew. — 0,73; durch Behandeln mit zmwei- 
fah chromſaurem Kali zerfällt Bad Aceton in Effigfäure und Kohlenſänre. Es be 
fteht in 100 aus 61,91 Kohlenftoff, 10,61 Wafferftoff und 27,48 Sauerftoff. 

Acetyl (Acetoxyl). Eine bis jetzt noch nicht iſolirt dargeftellte Kohlenwaſſer— 
ftoffverbindung , das hypothetifche Radikal der Effigfäure; es hat drei Orydationsſtu— 
fen: 3) unteracetylige Säure (Aldehyd); 2) acetylige Säure (Aldehydfäure, fogenannte 
Lampenfäure); 3) Acetylfäure (Eſſigſäure). 

Acetylen, ein bei der Elektrolyſe einer alkoholiſchen Kafılöfung auftretendes, 
von Guet entdedted, darauf von Böttger im Steinfohlenleuchtgafe zuerft nachge- 
wiejene® und endlich von Berthelet beim Hindurchleiten von Aether, Alfohole, Als 
dehyddämpfen u. |. w. durch glühente Röhren gewonnene? und näher unterfuchtes 
Kohlenwaſſerſtoffgas, und zwar das Fohlenftoffreichfte unter den gasförmigen Kobhlen- 
waflerftoffen. Es brennt, angezündet, mit außerordentlich heil leuchtender, ſtark rußen⸗ 

; 1* 


4 | Achat — ÄAcrolein. 


der Flamme, und trägt nebft den im Steinfohlenleuchtgafe enthaltenen Benzoldämpfen 
hauptfählih zu deſſen Leuchtkraft bei. Beim Hindurchleiten gewöhnlichen Leuchtga- 
fed durch eine ammoniakaliſche Kupferchlorürlöfung, desgleichen von falpeterfaurem 
Silberoryd=-Ammoniaf u, f. w. entftiehen Metall» Acetylenverbindungen, die beim lang 
famen Erhigen zum Theil aufs heftigfte erplodiren, befonderd ſtark das Silber = Aces 
tylen. Mifcht man letzteres mit circa einem gleichen Bolum fein geriebenem Jod 
bei mittlerer Temperatur, oder wirft man Fleine Partikel davon in eine Atmofphäre 
von Chlor, fo’ erfolgt gleihfalld faft momentan eine gefahrlofe Berpuffung. Dad Xce- 
tylen befteht aus 75 Kohlenftoff und 25 Waflerftoff. 


Achat, Agate; ajat or agate. Gin durch verfchtedene Stoffe mannichfach ge- 
färbtes, hauptfächlih aus SKiefelfäure beſtehendes Mineral, dad meiftend in Kugelge- 
ftalt die Blafenräaume von Mandelfteinen ausfüllt. 


Achilleasäure, acide achillöique; achill&ic acid. Eine von Zanon be 
fehriebene, in der Schafgarbe (Achillea millefolium L.) vorkommende, noch wenig 


unterfuchte, wahrſcheinlich mit Aconitfäure identifehe Säure; Eryftallifirt in farblofen ' 


vierfeitigen Prismen geruchlos; ſchmeckt ſtark fauer, röthet Lackmus; fie bedarf zu 
ihrer Auflöfung 2 Theile Wafler von 129,5 C. 


Achillöin, eine ebenfall® von ganon beſchriebene bittere extraktartige, noch 


nicht genauer unterſuchte Materie; Beſtandtheil von Achillea millefolium; ſoll ſich 
mit Vortheil gegen Fieber anwenven laſſen. 


Acidimetrie, die Beſtimmung des Säuregehalts einer Flüſſigkeit. 


Ackerquellsäure, 
Ackersatzsäure, ) fiehe Humus. 
Ackersäure, = 


Aconitin, eine von Heffe in dem Eifenhutfraute (Aconitum Napellus L.) 
entdeckte ftilftoffpaltige organifche Bafe. Das Aconitin iſt farb- und geruchlod, ſchwie⸗ 
vig, oder gar nicht kryſtalliſirbar, mehr einem Harz ähnlich, reagirt ſtark alkalifch, 
ſchmeckt bitter ſcharf, ſchmilzt bei 809 C. und zerfegt fich fchon bei 1250 C.; löſt fih 
in 150 XTheilen falten und in 50 Theilen kochenden Waflerdz in Alkohol ift es leicht, 
in Wether ſchwer löslich. Neuerer Zeit ift daffelbe, befonders in England, ald Arznei- 


mittel gegen Gicht, Gefichtöfchmerz u, f. mw. empfohlen worden. Nah Hübfhmann , 


beftcht das gewöhnliche Aconitin eigentlich aus zwei Bafen, wovon er der Bl den 
Namen Napellin gegeben hat. 


Aconilin, ein in der Wurzel von Aconitum napellus von T. und $. Smith 
in Edinburg entdedted Alkaloid, welches fehr viel Nehnlichkeit mit dem Narfotin hat 
und vielleicht mit diefem identifch ift. 

Aconitsäure, ſ. Equifetfäure 


Acrelöin, Acrol, Aeryloxydhydrat, Acrylaldehyd erzeugt ſich durch trodene 
Deftillation ded Glycerins. In größter Menge erhält man ed, menn Glycerin mit 
glafiger Phosphorfäure oder faurem fchwefelfaurem Kali, denen man noch etwas 
Sand zumiſcht und die Vorlage gut abkühlt, deftillitt wird. Es ifi ein farblofes, 
brennend ſchmeckendes Liquidum, deffen Dampf die Augen zu Thränen reizt und un 
erträglich ftechend riecht. Es fiedet bei 52° C., brennt mit leuchtender Flamme; löft 
ih in 40 Theilen Waffer, leichter in Aether. Für fih völlig neutral, wird ed an 
der Luft durch Aufnahme von Sauerftoff in Acrylſäure verwandelt; es reducirt Sils 





Acryl — Adouciren. 5 


berfalge, und wird auch durch Salpeterfäure in Acrylfäure übergeführt. Es befteht 
aus 64,3 Kohlenftoff, 7,1 Waflerftoff und 28,6 Sauerftoff. 

Aeryl, Allyl. Hypothetiſches Radikal des Ucroleind und der Acrylſäure; die 
Berbindungen des Acryle flimmen in ihrem chemiſchen Verhalten und Eigenfchaften 
mit denen des Acetyls fehr nahe überein. Es befteht aus 92,31 Kohlenftoff und 7,69 
Waſſerſtoff. 

Aerylharse. Nah Redtenbacher entſtehen zwei Zerſetzungsprodukte aus 
dem Acrolein, wenn dieſes mit kauſtiſchem Kali oder Kalkhydrat zuſammengebracht 
wird; das eine bildet mit Kali eine im Waſſer auflösliche Verbindungz im Uebrigen 
nicht näher unterſucht. 

Aerylsäure, Acronſäure, acide acrylique; acrylic acid, Sie entſteht durch 
Orydation ded Acroleind an der Luftz in größerer Menge wird fie durch Zerlegung 
ded acrylfauren Silberoryd® (durch Zufammenbringen von Mcrolein und Zilberorgd 
gebildet) durch Schwefelmaflerftoff erhalten. Das Acrylfäurehydrat bildet im Toncen- 
trirteften Zuſtande eine waflerhelle, ftark faure Flüfſigkeit, und befigt einen der Eſſig— 
ſäure ähnlichen angenehm ſauren, jedoch etwas brenzlichen, an ſauren Braten erins 
nernden Geruch; es iſt in Waſſer in allen Verhältniſſen löslich; wird Dei 00 C. noch 
nicht feſt, und kocht bei etwas über 1000 C. Salpeterſäure und andere ſtark oxrydi⸗ 
rende Mittel verwandeln es in Ameiſenſäure und Eſſigſäure; längere Zeit mit alkali—⸗ 
ſchen Baſen in Berührung, geht es zuletzt ebenfalls in Eſſigſäure über. Die waſſer⸗ 
freie Säure beſteht in 100 Theilen aus 57,2 Kohlenſtoff, 4,7 Waſſerſtoff und 38,1 
Sauerftoff. Dad Hydrat derfelben aus: 50,0 Kohlenftoff, 5,56 Waflerftoff und 44,44 
Sauerftoff. 

Adepten, l’adeptes; adepts, hießen in früheren Beiten die vollkommenen Meis 
fler in der Alchemie; weniger Borgefchrittene BUN Alchemiften, die Schüler aber 
Philofophen genannt. 

Adipinsäure, Acide adipique; adipie acid. Diefelbe wird aus den verfchies 
denften Fettarten, unter andern aus Talg, Wallrath, Wachs ꝛc., durch anhaltendes 
Kochen mit Salpeterfäure erhalten; fie fryftallifirt in Kruften, welche aus einzelnen 
länglixhen weißen Warzen beftehen; fchmilzt bei 140° C., fublimirt in einem Kölb- 
hen erhißt in fangen Nadeln. Ihre Aehnlichkeit mit Lipinfäure und Pinolinfäure 
ift fehr groß; fie befteht in 100 aus 49,3 Koblenftoff, 8,8 Waſſerſtoff und 43,9 
Sauerſtoff. 

Adjustirwerk, banc & tirer; dies, eine Vorrichtung, um die Platten, aus 
welchen Münzen geprägt werden, von ganz gleicher Dice zu erhalten. 

Adlerstein, Klapperftein, Eifenniere, fer oxydé géodique ou brun aetite, 
fer reniforme; Kidney-shaped or reniforme, Clay-Irenstone. Ein XThoneifenftein 
in Geftalt von Kugeln, Nieren oder Knollen, die inmwendig hohl find und oft einen 
lofen Kern einfchließen; früher in der Arzneifunde gebraucht. 


Adler, weißer, aquila alba, der alchemiftifche Name für Quedfilberchlorür. 

Adoueiren oder Tempern, adoucir; to temper, nennt man dad anhaltende 
Glühen von Gufeifenwaaren in einer Umhüllung von Lehm und Kuhmift, oder uns 
ter einer Dede von trodnem, reinem Kiedfande in eifernen Töpfen, oder in einem Ge⸗ 
menge von Knochenaſche und Kohlenpulver. Died Glühen hat zum Zwechk, das harte, 
fpröde Roheifen in weiches zu vermandeln: ftatt der oben genannten Subftanzen mens 
det man gegenwärtig Zinkoryd an, durch deffen Sauerftoff der Kohlenftoff des Eis 


6 Adrianopelroth — Aequivalent: 


fend orpdirt wird. Die Dauer der Operation richtet ſich nach der Stärke der Ge: 
genftände. 

Adrianopelroth, rouge turc, rouge d’Adrianople, rouge des Indes; 
Adrianople or Turkey red, nennt man die Türfifchrothfärberei auf baummollene 
Garne. Die Kenntniß, diefe ächte rothe Farbe darzuftellen, fcheint aus Indien nad 
Perfien, Armenien, Syrien und Griechenland gelangt’ zu fein. In der Mitte deö vo: 
rigen Jahrhunderts ift diefer Zweig der Färberei in Franfreich, namentlich zu Rouen, 
einheinnifch geworden, ebenfo in Deutfchland, befonderd zu Elberfeld, Barmen und 
Umgegend. 

Apfelöl, Malöile; Appel oil, es entfteht zuweilen bei der Aufbewahrung von 
Aepfeln, befonders der Calvillen und Reinetten; von Rofignon entdedtz wird aus 
den Franken Aepfeln durch Deftillation erhalten; es ift leichter ald Waſſer; befigt eine 
gelbgraue Farbe, einen mofchudartigen Geruch und einen fcharfen und, herben Ge— 
ſchmack; fiedet bei 109° C.; brennt mit wenig tußender Flamme, ift nur wenig in 
Waſſer, Teicht aber in Alkohol und Aether löslich. Es enthält in 100 Theilen 64,15 
Kohlenftoff, 20,65 Waflerftoff und 15,20 Zauerftoff. 

Apfelsäure, Bogelbeerfäure, Spierfäure, Acide malique; malic acid; diefe 
von Schele entdedte Säure ift eine der verbreitetftien Pflanzenfäuren. Künftlih bat 
bat man fie aud andern Stoffen nur felten erhalten können (aud dem Asparagin). 
Sn reichlichfter Menge, aber faft ſtets von anderen Pflanzenfäuren begleitet, tritt fie 
in manchen unreifen fleifchigen Früchten, z. B. den Aepfeln, in den PVogelbeeren, in 
den Beeren der Schlehen, den Berberisbeeren, den Beeren ded Sauerdornd, der Flieder- 
beeren, Heidelbeeren, und auch im Hauslauch (Sempervivum tectorum) auf. Am zweck⸗ 
. mäßigften ftellt man fie aus den nicht völlig gereiften Bogelbeeren auf folgende Art 
dar. Der geflärte Saft diefer Tebtern wird zum Sieden erhigt, hierauf durch allmaligen 
Zuſatz von Kalfmilch nahezu gefättigt und noch längere Zeit gekocht, wobei fich neu- 
traler äpfelfaurer Kalk als körniges Pulver ausfcheidet. Dieſes wird gefammelt, mit 
faltem Waſſer gut gewaſchen; dann mit verdünnter Salpeterfäure (1:10) vermischt 
und noch warın filtrirt, worauf beim Erkalten zweifach äpfelfaurer Kalk anfchießt. 
Diefer wird in heißem Waffer gelöft, mit Bleizuder gefällt nd der gut ausgewa— 
Ichene Niederfchlag durch Schwefelwaſſerſtoffgas zerfebt. Das hierbei entftehende Schwe— 
felblei trägt zur Reinigung der Säure wefentlich bei, indem es Farbftoffe mit nieder: 
Ihlägt. Die reine Aepfelfäure bildet in der Regel eine fyrupartige Flüffigkfeit, die ſich 
nach längerem Stehen in eine förnig fryftalliniihe Maffe verwandelt. Die Kryftalle 
zerfliegen bald an der Luft; auch in Alfobol ift die Säure leicht löslich. Sie befigt 
einen ſtark fauern Geſchmack und ihre wäfferige Löſung Ienft die Polarifationdebene 
nach links ab. Durch Kalfwaffer oder Chlorcalciumlöſung wird fie nicht gefällt, wohl 
aber auf Zufat von Alkohol. Beim Erhitzen bid auf 150° C. verliert die Aepfels 
fäure Waffer und es bleibt ein Fryftallinifcher Rüdftand, die waflerhaltige Fumar— 
ſäure. Durch Gährung wird die Aepfelfäure zu Bernfteinfäure. Mit den Bafen bil- 
det fie die äpfelfauren Salze; fie enthält in 100: 36,35 Kohlenftoff, 4,21 Waflerftoff 
und 59,44 Sauerftoff. 


Aequinolith,. cin in Mexiko, befonderd in den Obfidianen "vorlommendes 
Mineral. 
Aequivalent, chemifches, poids atomiqne; te atomic weight. Das oberfte 


Grundgeſetz der Chemie ift die Lehre von den fonftanten und einfachen Gewichtöver- 
bältniffen, in welchen die Körper fi unter einander verbinden, — die Lehre von 


4Iequivalent. 7 


den Aequivalenten, Mifchungsgewichten und den multiplen Proportionen. Mit dem 
Fortfchreiten der Wifjenfchaft haben fih nun aber gerade in die Lehre von den es 
quivalenten, im Folge der Berfehiedenartigkeit der bei deren Beflimmung zu Grunde 
gelegten Regeln, Borausfegungen und Hülfsmittel, Differenzen und Zweifel eingefchlis 
hen. Während ein Theil der Chemiker nur die Gewichtsverhältniſſe als 
maßgebend dafür anerkannte, wie fie aud Analyfen und Reaktionen jich ergeben, 
raumten Andere auf verfchiedenen phyſikaliſchen Momenten (Iſomorphismus, 
jpeififche Warme und Siedepunkt), ingbefondere aber den Berhältnifien des Gasvos 
lums einen fehr gewichtigen Einfluß dabei ein; Alle aber fahen ſich häufig genöthigt, 
ju unfiheren Analogieen oder nicht zu erweifenden Annahmen ihre Tegte Zuflucht zu 
nehmen. Die Bolumtheorie von Berzelius jebte voraus, daß gleihe Räume 
von Safen eine gleihe Anzahl von Atomen in fid fließen. Da dad Waſſer, 
die einfachfte und wichtigfte aller Verbindungen, aus 2 Bolumen Wafferftoffgad auf 
I Bolumen Sauerſtoffgas befteht, fo mußte fie zwifchen Atom und Aequivalent 
unterfcheiden. Der Bolumthedrie gegenüber batte fpäter eine andere Anfhauungs- 
weile, aud Gründen der größeren Einfachheit, die Oberhand gewonnen, man erflärte 
Atom und Aequivalent für gleihbedeutend, eine Bezeichnungdmeife, die 
gegenwärtig noch die herrfchende if. Gerhardt und feine Anhänger huldigen nun 
wieder vollftändig der Bolumtheorie; fie erflären das PVerdichtungsgefeg und die 
multiplen Proportionen der Gaſe bei deren Verbindung für einen gleichberechtigten 
Anhaltspunkt zur Wahl der Atomzahlen, wie die Gewichtöverhältniffe, und Eontrofiren 
durhmweg die aud den Raum» und Gemwichtöbeftimmungen gezogenen Ergebniffe fo 
weit ald möglich durch einander. Um zu dem Begriff von Atom zu gelangen, muß 
man die Vorausſetzung gelten laſſen, daß in den binären chemiſchen Verbindungen, 
befonderd denjenigen, die fih in Folge ftarfer Affinitäten gebildet haben, jedes der 
Elemente Ein Atom repräfentire. Wenn nun in einer folhen Verbindung eines ber 
Elemente audgefchieden wird, während fich das andere mit einem andern Körper zu 
einer neuen chemifchen Verbindung vereinigt, fo nimmt man an, daß aud der neu 
eingetretene Körper Ein Atom darftelle. Im Kaliumoryd (Kali) find 39,2 Gemichtds 
theile Kalium mit 8 Gewichtötheilen Sauerftoff; im Chlorfalium ift Diefelbe Menge 
von Kalium mit 35,5 Gemichtötheilen Chlor verbunden. Wenn daher Ein Atom 
Sauerftoff 8 wiegt, fo wiegt 1 Atom Chlor 35,5. 8 Eauerftoff find alfo äquiva— 
lent 35,5 Chlor. Dem Kalium laflen fih in feiner Sauerftgffverbindung als Kali, 
mit Ausnahme des Fluors, alle übrigen einfachen Körper fubftituiren, und man er: 
hält fonach die Sauerftoffverbindungen aller übrigen Körper, und zwar, unter der 
obigen Annahme, von Einem Atome jedes der Elemente. Immer von derfelben Ge⸗ 
twihtömenge des im Kaliumorgd (Kali) enthaltenen Sauerftoffd audgehend, wird man 
Anden, daß die Berbindungen ded Sauerftoffd mit den übrigen Körpern, in ihrem 
Gewicht mehr oder weniger große Berfchiedenheiten zeigen; man wird aber von dem 
Gewicht eine® folhen Körper nur dad Gewicht von 1 Atom Sauerftoff abzuziehen 
haben, um das Atomgewicht ded andern Stoffes, Elements, zu finden, Webertrüge man 
den in 47,2 Gewichtsth. Kali enthaltenen Zauerftoff auf Natrium, fo würden 31,0 
Gewichtsth. Natriumoryd entfichen und das Atom des Natriumd alfo 23 wiegen. 
Die beim Sauerſtoff, fo ift e8 auch bei allen übrigen Körpern der Kal; fie erfegen 
oder vertreten fich nach der Anzahl der Atome, nicht aber nad) dem Gewicht. Nicht 
allein dem Sauerftoff, fondern auch allen andern Elementen gegenüber liegt in 23 
Gewichtsth. Natrium dieſelbe Kraft, wie in 39,2 Gewichtsth. Kalium; fie find fich 


8 A&rosit — Aethalsäure. 


nach diefen Gewichtöverhältniffen äquivalent, und. man nennt daher diefe Zahlen 
Aequivalente. 


Aöresit, Argent antimonis sulfur6; Red silver ore, ein in om Silbergrus 
ben von Kolywan vorfommended Rothgültigerz. 


Aerugo, Vert de gris; verdigris, f. Srünfpan. 


Aesculetin, aesculetine; aesculetin, ein Umfeßungsproduft des Aesculins; 
letzteres zerfällt bei der Behandlung mit verdünnter Säure, nah Rochleder, in Zuder 
und Aesculetin. Dieſes bildet farblofe, felbft in kochendem Waller ſchwer lösliche 
Kryſtallblättchen; ift in fiedendem Alkohol Teicht löslich. Die Löfung fluorescirt wie 
die des Aesculind, doch weniger; ſchmilzt bei 270° C. und zerfeßt fich bei höherer 
Temperatur; befteht in 100 aus: 66,67 Kohlenftoff, 3,70 Waflerftoff und 29.63 
Sauerftoff. 


Aesculin, Polychrom, Schillerſtoff, Aesculine; esculin. Aus der Rinde der 
Roßkaſtanie, der Quaſſia, des rothen Sandelholzes und noch mehrerer anderer Holz— 
arten, läßt ſich mit kochendem Waſſer eine Subſtanz ausziehen, deren Löſung bei 
durchfallendem Lichte gelb, bei reflektirtem Lichte blau erſcheint, weshalb ſie früher 
auch Schillerſtoff genannt wurde. Man erhält das Aesculin am leichteſten durch Aus⸗ 
kochen der Rinde von der Roßkaſtanie mit Waſſer, Fällen der Abkochung mit Blei- 
zuder, Reinigen ded Auszugs mit Schwefelmaflerftoffgad (von überfchüffigem Blei) 
und Eindampfen des Filtratd zur Syrupkonſiſtenz. An einem fühlen Orte erſtarrt 
alddann nach einigen Tagen Alles zu einem Brei von Kryftallen, den man auspreßt 
und nochmals aus fiedendem Alfohol und ebenfo aus fiedendem Waffer umkryſtalli⸗ 
fit. Dad reine Aesculin bildet blendend weiße Prismen, fehmedt bitter, ift geruch- 
108; in kaltem Wafler wenig, in fochendem aber leicht löslich, in Aether aber fait 
unlöslih. Selbft in Eleinfter Menge macht es eine große Waflermaffe noch ſchillernd; 
1 Milliontel fol hierzu ſchon genügen; Alkalien vermehren, Säuren. vernichten diefe 
Eigenſchaft; es fehmilzt bei 160° &. zu einer farblofen Maſſe. Dur Ehlorwaffer 
wird die Löfung roth und das Schillern aufgehoben. Unter allen Metallfalzlöfungen 
wird die Auflöfung des Aeskulins nur durch bafifch effigfaured Blei (Bleieffig) ge- 
fällt. Es befteht nah Zmwenger in 100 aus 49,67 Kohlenftoff, 5,01 Waſſerſtoff 
und 45,32 Sauerſtoff. 


Aeschynit, ein Aus dem Ural ſtammendes Mineral, ein Titanat, welches in 
100 Theilen aus 56 Titanfäure, 20 Zirkonerde, 15 Ceroryd, 3,8 Kalkerde, 3,6 Et⸗ 
fenoryd und 0,5 Zinnoryd befteht. 


Aethal, Cetyloxydhydrat, Cetylalkohol, Ethal; hydrate of Cetyl; ein bei 
der DVerfeifung des Wallraths entftehendes Produkt. Zu feiner Oewinnung focht man 
Wallrath mit  feined Gewicht? Aetzkali und Alkohol, fällt die heiße feifenartige 
Maſſe mit Chlorbarium aus und behandelt den Niederfchlag von Neuem mit Wein: 
geift; die vorfichtig eingedampfte Löfung Liefert Aethal, welches durch miederholtes 
Umfrpftallifiren gereinigt wird. Das Aethal iſt eine fettartig kryſtalliniſche Maſſe, 
geruch= und geſchmacklos, völlig neutral, ſchmilzt bei 800 C., läßt fi bei abgefchlof- 
jener Luft ohne BZerfegung verflüchtigen; in Waffer wie in Kalilauge unlöslih, löſt 
ih dagegen leicht in Alkohol und Aether und befteht nah Smith aus 80,17 Koh— 
lenftoff, 13,23 Wafferftoff, 6,60 Sauerftoff. 

Aethalöl, ſ. Cetun. 

Aethalsäure, ſ. Cetylſäure. 








® 
Aether — Aeihylenvioletit. 9 


Aether, Schmwefeläther, Aetbyloryb, Ether sulfurigue; sulphuric ether, .ent- 
fteht durch Einwirkung von Schwefelfäurehydrat auf Alfohol. Cr bildet ein farblofes, 
fehr dünnflüffige® Piquidum von durhdringendem Geruch und brennend» füßlichem 
Geſchmack, ganz neutral; von 0,71 fpec. Gew. fiedet bei 350 C. und erzeugt bei fei- 
ner Derdunftung beträchtliche Kälte. Höchſt brennbar (beim etherfüllen, im Keller 
follte man nur mit einer Davy'ſchen Sicherheitdlampe erleuchten) mit atmofphäri= 
{her Luft gemengte Aetherdämpfe verpuffen bei Annäherung einer Flamme unter hef— 
tiger Erplofion. Er löſt fehr wenig Schwefel, von Phosphor zy Theil feined Ger 
wicht? auch Chrom und God auf; ein Hauptauflöfungsdmittel für fauerftoffarme und: 
fauerftofffreie Subftangen, wie Fette, Harze, ätherifhe Dele u. dgl. Mit Alkohol ver- 
mifcht er fich in jedem Berhältniffe; eine Mifhung von 1 Theil Aether und 3 Theile 
Atohol bildet die fogenannten Hoffmann’fchen Tropfen; Wafler löſt den zehnten 
Theil Mether, umgekehrt löfen 36 Theile Aether, 1 Theil Waffer; ein Mittel, um die 
Reinheit des Aethers prüfen zu können. Er befteht in 100 aus 64,63! Kohlenftoff, 
13,85 Waflerftoff und 21,52 Zauerftoff. 

Aetherin, f. Aetherol. 


Aetherol, Xetherin, ſüßes Weinöl, fchwefelfäurefreied Weinöl), Huile douce 
de vin; Oil of Wine, wird erhalten Durch Behandlung von ätherichwefelfaurem Ae—⸗ 
therol in gelinder Wärme mit Waller, wobei es fich ald eine diflüffige Maſſe auf der 
Oberfläche des Waſſers ausfcheidet. Es bildet eine farblofe, aromatifch riechende Flüfs 
figkeit, die bei 280° C. kocht. Beim Stehen in der Kälte fcheidet fich neben dem Ae—⸗ 
therof ein fefter Ergftallinifcher- Körper ab, den man Netherin, Stearoptene of Wineoil, 
genannt hat; dexfelbe fehmilzt bei 110° und fublimirt bei 2600 C., das Netberin ift dem 
Aerherol ifomer, feine Zufammenfeßung in 100 ift 85,72 Kohlenftoff, 14,28 Waſſerſtoff. 

Aethogen, ſ. Borftidftoff. 

Aethekirrin, Aethoquirrine, ein in den Blüthen von Linaria vulgaris ent- 
haltener gelber Farbftoff,: zuerft von Riegel dargeftelt. Man erhält ed aus dem 
teingeiftigen Ertraft der Blüthen, indem man diefed zuerft mit kaltem Wafler, dann 
mit Alkohol auszieht, die Löfung abdampft und den Rüdftand mit Aether behandelt, 
nach deffen Berdunftung das Aethokirrin in Fleinen, Fryftallinifchen gelben Warzen zurück— 
bleibt. In Waſſer ift es wenig löslich, löslicher in Alkohol, Aether, ätherifchen und 
fetten Delen. Aetzende Altalien löfen e8 mit rother, Ammoniak und Tohlenfaure Alta- 
lien mit gelber Farbe. 

kethyl, éthyle; ethyl. Das Radikal der Aethylberbindungen, von Frank— 
land entdeckt. Es wird durch Erhitzen (bis 1500 C. in zugefehmolzenen Röhren) des 
Jodäthyls mit Zink erhalten. Das Aethyl ift ein farb» und geruchlofe® Gas, von 
3,0 fpec Gewicht, unlöslich in Waſſer. Friſch ausgekochter abfoluter Altohol nimmt 
bei 14° &, und 745 Millim. B: fein 18fached Bolum davon auf. Es brennt mit 
ſtark Teudhtender weißer Flamme, wird bei — 180 C. noch nit flüffig, während ein 
Drud von 2 Atmofphären es bei — 27, zu einem farblofen leicht beweglichen Flui⸗ 
dum verdichtet; Rauchende Schwefelfäure, koncentrirte Salpeterfäure und Chromfäure 
verändern dad Aethyl nicht; es befteht in 100 aus 82,8 Koblenftoff und 17,2 Waje 
ſetſtoff. 

Aethylenviolett, eine von M. Vogel entdeckte Verbindung von prachtvoll 
biolettblauer Farbe, die ſich wahrſcheinlich in den Färbereibetrieb einführen wird. 
Man erhält diefelbe, wenn man Aethylenbromid oder -Jodid mit Anilintoth der 
Deftillation unterroirft, die am Boden befindliche Maſſe von der überftehenden 


& 
10 Aeilhyloxyd — Aelzstein. 


Flüffigkeit. trennt, und dann in Alfohol auflöſt. Das Aethyfenviolett verhält fi im 
Mebrigen genau fo, wie das mittelft Jodäthyl und Rosanilin dargeftellte und im Han- 
del vorfommende Dahliablau. 
Aethyloxyd, f. Aether. 
Aethyloxydhydrat, f. Alkohol. 


Aetzflüssigkeit. 1) Kür Kupfer‘ Man nimmt 10 Theile rauchende Salz 
fäure des Handels, verdünnt fie mit 70 Theilen Waſſer und fest dazu eine fiedende 
Löfung von 2 Theilen chlorſaurem Kali in 20 Theilen Waffer. Zum eben ſchwäche⸗ 
rer Barthien kann man diefe Flüffigfeit noch mit 100 bis 200 Theilen Waffer ver 
dünnen, ine andere, gleichfalls fehr zu empfehlende Aebflüffigkeit für Kupfer erhält 
man, wenn eine verdünnte Löfung von Eifenchlorid mit fehr ſchwacher Salzfäure ver: 
feßt wird. 2) Für Stahl. Hierzu nimmt man 2 Theile Jod und 5 Theile Jod» 
falium und Jöft beide in 40 Theilen Wafler auf. Durch fernere Verdünnung ‚diefer 
Flüffigfeit mit nochmald 40 Theilen Waffer erhält man ein Präparat, womit die fein: 


ſten Linien zu äben find. Turrell's Nehflüffigfeit für Stahl befteht aud 4 Maß. 


ftärfftem Holzeffig, 1 Maß ftarfem Weingeift und 1 Maß ftarker Salpeterfäure. In 
Berlin hat fih zum Aetzen der Stahlplatten folgende, im königl. Gewerbeinftitute er 
mittelte, Flüffigfeit gut bewährt. 1 Theil Höflenftein, 8 Theile hemifch reine Salpe- 
terfäure von 1,22 fpec. Gew., 30 Theile Weingeift von 80 Proc. Tralled und 60 Theile 
deftillirted® Wafler. 3) Für lithographiſche Steine Nah Chevallier und 
Langlume bereitet man eine folhe aus 6 Theilen geſchmolzenem Chlorfalcium, wels 
ched man in 19 Theilen Regenwaffer auflöft, filtrirt, mit dem aus 4 Theilen arabi- 
fhem Gummi bereiteten Schleim und 1 Theil reiner. Salzſäure vermifcht. 


Aetzgrund, fond; etching ground. Der Kupferftecher erhält denfelben durch Zu- 
fammenfchmelzen von 2 2th. Harz, 22th. weißem Wachs und 2 Lth. ſchwarzem Pech. Wenn 
Alles gehörig gefloffen ift, febt man noch 25, Lth. Asphalt und 18th. Maftir hinzu. Eine 
Auflöfung von Asphalt in Terpentinöl oder Benzol benugt man, um bereit? geäßte Stellen, 
die man vor der weiteren Einwirkung der Aebflüffigkeit ſchützen will, damit zu deden. 

Aetzkali, ſ. Kalihydrat. 

Aetzkalk, ſ. Kalt, gebrannter. 


Aetzlauge, Aetzkali- oder Aetznatronlauge. Lessive caustic; Caustic ley, 
wird bereitet, indem man eine Auflöſung von 1 Theil kohlenſaurem Kali oder kohlen⸗ 
faurem Natron in 10 bis 12 Theilen Waller zum Kochen bringt und ihr allmälig fo 
viel, zu einem dünnen Brei angerührtes Kalkhydrat zufekt, bis die ftarf zu verdünnende 


Zauge, dur klares Kalkwaſſer nicht mehr getrübt wird. Man läßt alddann noch 


einige Zeit kochen, damit der entflandene, anfangs ſchlammige fohlenfaure- Kalk in 
einen mehr fompaften körnigen Zuftand übergeht. Ein Ueberſchuß von Kalk ift zu vermei⸗ 
den, weil dadurch dad Auswaſchen ded Niederfchlagd fehr erſchwert werden würde. 
Die von dem fohlenfauren Kalk getrennte klare Lauge wird durch Einkochen in einem 
filbernen oder blanken eifernen Keffel bis zur gewünfchten Stärke Foncentritt. 

Aetznatren, f. Natronhydrat. 

Aetzstein, & la chaux, pierre à cautere; Caustic Potash. Gemöhnliche, 
aus Pottafche dargeftellte Aebkalilauge wird in blanfen Eiſen- oder Silbergefäßen 
eingekocht, bis fie ruhig wie ein Del fließt, und dann in Formen von Metall in 
der Dicke eines Federkiels gegoffen. Wird in der Chirurgie zum Neben von Wunden 
gebraudht. 





Affiniren — Agrostemmin. 11 


Afiniren, Feinmachen bed Silbers, affinage; refining. Hierunter verfteht man 
ein Verfahren, Silber aud feinen Legirungen zu feheiden und rein darzuftellen. Man 
bediente fich zu diefem Zwecke in früheren Zeiten audfchließfich der Saigerung und des 
Ubtreibend. Erſt 1802 wurde von d'Arcet dad Berfahren in Anwendung gebracht, 
Silber von Kupfer mittelft foncentrirter Schwefelſäure zu fcheiden, und gleichzeitig auch 
den geringen Goldgehalt im Silber („Ag Did 7565), den man früher wegen des zu 
hohen Preifed der anzumendenden Safpeterfäure nicht abfcheiden fonnte, zu gewinnen. 
Man bedient fih dazu in den Scheidungsanftalten und Münzftätten Keffel aud Guß⸗— 
eifen. Das Gold bleibt als ſchwarzes Pulver ungelöft zurüd und wird durch Filtra— 
tion getrennt, Aus dem Filtrat fällt man durch Kupfer das metalliſche Silber. 


Affinität, |. Verwandtſchaft. 
Afterkohle ift in der Mineralogie eine Bezeichnung für bituminöfes Holz. 


‚ Afterkrystalle, Epigönies; pseudomorphus cristals, nennt man Kryſtalle, 
deren Form dem Stoffe aus melchem fie beftehen,, nicht angehört; fie finden ſich fo: 
wohl im Mineralreiche, wie auch unter den in den chemifchen Laboratorien dargeftell- 
ten Produkten; ihre Entſtehungsweiſe ift mannichfaltig, doch Täßt fie fich auf zmei 
wefentlich verfchiedene Borgänge: auf Abformung und Ummandlung zurüdfüh- 
ven. (Siehe Kryftallograpbie.) 


Agalmatholit, Agalmatholit, Steatite pagodite, ein grünlich graued Mine: 
tal von Wachsglanz, welches hauptfächlich aus Kiefelerde, Thonerde und Waller mit 
wechfelnden Mengen von Kali, Kalt und Eifenoryd beſteht. Sn China, wo es hält: 
fig vorfommt, pflegt man daraus Figuren, Göbenbilder und dergl. zu fchneiden, Die 
nad) Europa in den Handel gebracht werden, ed kommt aud) in Ungarn und Sachſen, 
jedoch nur in geringer Menge vor. 


Aggregat, Agrégat; heaping. Der Begriff, den die Chemiker mit dieſem 
Worte verbinden, ift verfchieden. Während die Einen unter Aggregat einen Berein 
von nebeneinander befindlicher Theilchen gleicher Art, morin jeded derfelben noch für 
fih begrenzt bleibt, verftehen, Taffen die Undern die Befchränktung, daß die Theilchen 
für fi begrenzt bleiben follen, fallen und nennen das Produkt der Verginigung un- 
gleihartiger Theilchen zu einem hom ogenen Körper ein Aggregat. 


Aggregatform, Aggregatzuftand, l'etat agregat. Unter Aggregatform verfteht 
man die Art, in welcher die Theilhen von gleicher Natur zur Bildung eines Körpers 
jufammengetreten find, und Aggregatzuftand ift die Befchaffenheit eined Körpers, inz 
fofern diefe durch die Aggregatform bedingt wird. Die Körper können nur unter drei 
verfchiedenen Aggregatformen eriftiren, und find hiernach entweder ftarr, flüffig, oder 
ga8= oder luftförmig x. 

Agrikultur-Chemie, Chemie d’agricole; Agricultural chemistry, ift der: 
jenige Zweig der Chemie, deilen hauptfächlichfte Aufgabe darin befteht, nachzumeifen, 
auf welche Art und Weife die Beftandtheile de8 Bodend und des Düngerd in die 
Pflanzen übergehen. 

Agrestemmin, ein von Schulze in den Samen von Agrostemma Githago auf: 
gefundeneg, jedoch nicht näher unterfuchtes, ſtickſtoffhaltiges Pflanzenallaloid. Man erhält 
es, wenn man die ganzen Samen mit Alkohol, dem etwas Effigfäure zugefeßt ift, aus⸗ 
sieht, die etwas eingeengte Flüffigkeit mit Bittererde verfeßt und den getrockneten Nieder: 
ſchlag mit Alkohol behandelt, wo beim Verdunften fih das Agroftemmin in Kryftallen 





12 Agtstein — Alaun. 


ausfcheider. Es bildet, wiederholt gereinigt, gelblich meiße Blättchen, fehmilzt Teicht, 
ift in Waffer unlöslich, leicht löslich in Alkohol, der davon alkalifch reagirt. 

Agtstein, ſiehe Bernftein. 

. Ahernzucker, Sucre derable; Sugar of maple, wird, namentlich in Nordame- 
rifa, aus verfchiedenen Ahornarten gewonnen und ift mit dem Rohrzucker ganz identifch. 

Akar-Karat, f. Kautſchuk. 

Akonitin, f. Aconitin. 

Akonitsäure, f. Equifetfäure. 

Alabaster, Albätre gypseux, pierre & platre; granular Gypsum. Der 
technifhe Name für den natürlich vorfommenden förnigen Gyps oder wafferhaltigen 
fhwefelfauren Kalk, Er wird häufig zu Stulpturarbeiten verwendet; man verfertigt dar⸗ 
aus Vaſen, Uhrgebäufe, Tifchplatten u. dergl. Der zu Volterra bei Florenz gebrochene 
ift befonders fehr geſchätzt. Im gebrannten, waflerfreien Zuftande findet er hauptfäch: 
ih zu baulichen Zwecken und zur Darftellung von Gegenftänden der bildenden Künfte 
Anwendung Mit Flußfpathb zuſammengeſchmolzen giebt er eine weiße, emailartige 
Maffe, die man zum Gmailiren gußeiferner Kochgefhirre anmendet. Man gebraucht 
gebrannten Alabafter ferner als Zufaß zur Porzellanerde bei Anfertigung von Por: 
zellanmafje, um durch das Schmelzen in der Gluth des Brennofend das Weichwerden, 
die angehende Schmelzung der Mafle zu veranlaffen. 

Alanin, Alanin ou Acide Amidopropianique; Amido Propianic acid, wird 
erhalten, wenn man eine Mifhung von 2 Theilen Aldehyd » Ammoniaf und 1 Theil 
wafferfreier Blaufäure mit überfhüffiger verdünnter Salzfäure erhißt, die filtrirte Klüf- 
figfeit durch Kochen mit Bleiorydhydrat von Salzfäure befreit, und das Blei dur 
Schwefelwaſſerſtoffgas entfernt. Beim Abdampfen der filtrirten Flüffigkeit erhält man 
dann das Alanin in Kryftallen. Das Alanin ift in Waſſer leicht, in Alkohol wenig, 
und in Aether nicht löslich. Seine Löſung ſchmeckt ſüß und ift neutral. Bei 2000 
Self. fublimirt es. Es ift dem Sarkofin, ferner dem Laktanid und dem Urethan ifomer; 
beim Anzünden verbrennt es mit violetter Flamme. Es verbindet fih mit Sauren, 
ohne diefe abzuftumpfen. Auch mit Bafen geht es Berbindungen ein, die mit Kupfer- 
oryd und Silberoryd find kryſtalliniſch. Nah Zufammenfegung und Eigenfchaften 
ſchließt es fih an Glykokoll und Leucin an, ift aber ald Zerfeßungsproduft thierifcher 
Subftanzen noch nicht nachgewiefen. Es befteht in 100 aus 40,45 Kohlenftoff, 7,98 
MWaflerftoff, 15,96 Stickſtoff und 35,61 Sauerftoff. 

Alantin, f. unter Snulin. 


Alantkampher, eine kryſtalliſirbare, flüchtige Subflanz in — Alantwurzel, 
ſ. Helenin. 


Alaun, — Kali-Thonerde, Alun; Alum. Gewöhnlich bezeichnet 
man mit dieſem Namen ein Doppelſalz von ſchwefelſaurer Thonerde mit ſchwefelſau— 
rem Kali (Kali-Alaun), oder mit ſchwefelſaurem Ammonoryd (Ammoniak-Alaun). 
Der Alaun wird fabritmäßig in den fogenannten Wlaunfiedereien auf fehr verfchiedene 
Weife bereitet: 1) aus alaunhaltender Lava; 2) aus Alaunftein (Mine ou pierre 
d’Alun, Alunite); 3) aus Alaunerde (Aluminite bitamineux, Alum- earth, Nlaun- 
erz; 4) aus Alaunfchiefer (Schiste pyriteux; Schistus aluminaris; 5) aus thon= 
und fchmwefelfiedhaltenden Steinfohlenz; am häufigften aber, indem man eine Auflöfung 
von fehwefelfaurer Thonerde mit einer Auflöfung entweder von fehwefelfaurem Kali 

oder »Ammonoryd vermifcht. Hierbei entfteht ein weißer pulverförmiger Niederfchlag 





AIlaun. 13 


(Maunmehl), welcher, nachdem er von der anhängenden, gewöhnlich fehr eifenhaltigen 
Mutterlauge möglichft befreit- worden ift, in fochendem Waſſer gelöft, und durch Um⸗ 
Auftalliren gereinigt wird. Beide Nlaunarten fryftallifiren in regelmäßigen Oktaëdern 
und find daher in ihrem Weußern nicht von. einander zu unterfcheiden. Seitdem in 
den Sadanftalten fo große Mengen von fehmwefelfaurem Ammonoryd gewonnen wer⸗ 
den, fommt fat nur noch Ammoniafalaun im Handel vor. Bon dem gersöhnlichen 
Alaun unterfcheidet man den fogenannten römiſchen Alaun, weldem man au 
bei mandherlei Berwendungen, namentlich für Die zarteren Farben in der Baummollfärs 
berei, weil er fo gut wie eifenfrei ift, den Borzug ertheilt. Er hat meiftend ein etwas 
hübes vöthliches Ausſehen, befteht in der Regel aus Heineren Kryftallen, unter wel⸗ 
hen fi nicht felten fehr vegelmäßige Würfel finden. Mlaun, der nur aus folden 
würfelförmigen Kryſtallen befteht, wird darum kubiſcher Alaun genannt, der ebenfalls 
eifenfrei if, weil nur aus einer Flüffigkeit mit Weberfhuß an Thonerde dad Doppels 
hal; in Würfeln Ergftallifirt. Der Alaun muß für technifche Zwede fo viel ald möge 
li) frei von Eifen fein; man prüft ihn daher mit Blutlaugenfalz und beurtheilt feine 
Güte nah dem Zeitraume, wo fich ein wirklicher blauer Niederfchlag bildet. Bei dem 
deutfchen Alaun tritt oft ſchon nad) einigen Minuten eine blaug Färbung ein; beim 
tömifchen erft nach 2 bis 3 Stunden, und beim gereinigten erfolgt erft nad) 12 Stun⸗ 
den ein blauer Niederſchlag. Der Alaun befigt einen ſauer⸗ſüßlichen, zufammenziehens 
den Gefhmad. Waller von 15° C. löſt 6,5 Proc. Lochendes Waſſer mehr als fein 
gleiches Gewicht Alaun auf. Der Alaun ift um fo gefchäßter, je weniger eifenhaltiger 
er fih zeigt, einer Bedingung, welcher der fogenannte „römifche Alaun“ am meiften 
entipriht, da derfelbe, wie erwähnt, nur entfteht, wenn die Thonerdelauge einen Ueber: 
ſchuß von Thonerde enthält, in Folge diefes Verhaltens ift alddann auch die Lauge 
eifenfrei. Aller Alaun, der aus Stalien zu und gebracht wird, führt den Namen rö- 
mifcher Alaun (Alun de Rome, Roman Alum). Außer in vielen Gewerben benußt 
man den Alaun auch, um trübes Flußwaſſer ſchnell zu Mären, wozu oft nur yodsz 
und noch weniger erforderlich ift. 


Zufammenfebung des Kalialauns Ammoniakalauns. 
Thonerde 10883..... . 11,33 
Kali 9,95 Ammoniak. 5,73 


Schmefelf. 33,71 ... . . © 35,30 
MWaffer 45,51 2 00. 4164 


100,00 100,00 
Man unterfcheidet den Kalis von dem Ammoniakalalaun durch den Ammonigfgeruch, 
welchen legterer ausgiebt, wenn feine Auflöfung mit Aetzkali verfeßt wird. — Zus 


weilen fommt auh Natron-Alaun vor; er läßt fich jedoch, wegen feiner großen 
Löslichkeit im Waller nur ſchwierig reinigen, d. h. von Eifen befreien. Zuweilen 
bezeichnet man auch andere Doppelfalze, in welchen die Thonerde durch Eifenoryd oder 
Chromoxyd u. f. w. erfegt ift, mit dem Namen Alaun, daher Eifenalaun, Chrom- 
alaun u. ſ. m. 

Alaun, gebrannter, Alun calcins; calcined alum , tft durch Schmelzen von 
ſeinem Kryſtallwaſſer befreiter Kalialaun; er bildet eine weiße, pordfe leichte Mafle, 
die erft nach längerer Zeit die Auflöslichkeit ded Alauns wieder erlangt. 

Alaun, neutraler (auch Fubifcher Alaun genannt); bierunter verfteht man in 
der Färberei eine Auflöfung von gewöhnlichem Alaun, der man fo lange fohlenfaures 
Kali, Ratron oder Ammoniak zugefügt bat, bid das niederfallende bafifche fchmefel- 


14 Alaunbeize — Albumin. 


faure Thonerdehpdrat nicht wieder aufgelöft wird; er wird in der Färberei und Zeugs 
druderei theild an, ſich als Beizmittel gebraucht, indem er durch feine faure Reaktion 
die Farbentöne ändert, was der gewöhnliche Alaun thut und die Zeuge nicht mürbe 
macht, theild und befonder® zur Bereitung der efjiglauren Thonerde, um diefelbe thons 
erdereich zu erzeugen. 

Alaunbeise, Mordant rouge ou mordant d’alum: aluminous mordants. 
In der Färberei nennt man Alaunbeize ein Gemenge von effigfaurer Thonerde, effig- 
faurem Kali mit Alaun, welches dur unvollfommene Zerfeßung yon gewöhnlighem 
Alaun vermittelft Bleizucker dargeftellt wird. Gemöhnli nimmt man von Tegteren 
beiden Salzen gleiche Theile; doch weichen hierin die Vorschriften fehr von einander 
ab; zu einer vollftändigen Zerlegung würde man auf 100 Theile Alaun 160 Theile 
Beizuder nehmen müſſen. 

: Alaunerde, künstliche, ſ. Thonerbe. 


Alaunerde, natürliche, argyle native; aluminite citamineux; Corindon- 
hyalin. Alum-earth, findet fih rein in der Natur als Saphyr (Korund); mit 
Waſſer verbunden ald Diadpor und Gibofit. 

Alaunfels, ſ. Alaunſtein. 


Alaunkuchen, mit diefem Namen hat man die Malle belegt, welche entfteht, 
wenn fein zerheilter Kaolin mit Schmwefelfäure von 1,4 fpec. Gem., die vorher auf 40 
bid 509 C. erwärmt, zu einem Zeige angerührt worden ift; man bringt dad Gemenge 
in hölzerne Käften, die auseinander genommen werden können, worin ed zu einer fleins 
harten Maffe feft wird; man verwendet die fogenannten Alaunkuchen in der Fabrika⸗ 
tion ordinärer Bapiere, 


Alaunmehl, fleurs d’alun; slam, — man den aus der Rohlauge als ein 
weißes kryſtalliniſches Pulver ſich abfepeidenden Alaun. 

Alaunpyrophor, Homberg'ſcher Pyrophor, Pyrophore d’Alun, ift ein Gemenge 
von Thonerde, Kali, zweifach Schmwefelfalium und Kohle, welches man erhält, indem 
man 3 Theile Kalialaun mit 1 Theil Stärke, Kleie 2c. bis zur Entfernung des Kry⸗ 
ſtallwaſſers erhigt, die Maſſe fein zerreibt, in ein Medicinglas füllt, dieſes in einen 
eifernen Ziegel ftellt und alddann langfam zum Glühen bringt. Man glüht fo lange, 
als fih noch brennbare Gaſe entwideln, läßt erfalten und verfchließt dad Glad mit 
einem Pfropf; fein Inhalt ift Alaunpyrophor. 

Alaunschiefer, Schiste alumineux ou pyriteux, — common Alum- Slate. 
Ein mit Bitumen und Schwefelkies durchdrungener Thonfchiefer, der, geröftet, zur 
Alaunfabrilation benugt wird; er findet fih in Böhmen, Oberbayern, fächfifchen Bogts 
lande, Harz, niederrheinifch - weitphälifihem Gebirge. 

Alaunstein, Mine ou pierre d’Alun; Alunite, ein in Rhomboẽdern kryſtalli⸗ 
firende® Mineral von weißer Yarbe und geringer Härte, fommt zu Tolfa bei Civita⸗ 
Vecchia im Kirchenftaate, zu Solfatara, in Ungarn, in der Nuvergne am Mont d'Or 
u. f. mw. vor, befteht nah Cordier aus 10,377 Kali, 39,533 Thonerde, 35,263 Schwe⸗ 
felfäure, 14,827 Wafler. ‚ 

Albit, ſ. Feldfpath. 

Albumin, Eiweiß, Albamine; Albumen. Im Pflanzenreih wie im Thier⸗ 
reich findet fich daffelbe in zweierlei Zuftänden, nämlich theild® in’ förmficher Löfung 
und tie es fiheint, an Natron gebunden, theild in dem BZuftande halber Gerinnung. 
Bolftändig organifirt fommt vielleicht das Eiweiß kaum je vor, wenn man es nicht mit 





Albuminin — Alchemie. 15 


Baferftoff identificiren will. Dad gelöfte Eiweiß ift im Pflanzen» und Thierreiche 
außerordentlich verbreitet und wohl der wichtigſte und beftändigfte Beftandtbeil aller 
pflanzlichen und thierifchen Nahrungsfäfte. Es gerinnt nicht freiwillig, dagegen beim 
Erhigen zmwifhen 55 und 75° C. und zwar in Floden. Liebig hat die fehr interef- 
fante Entdeckung der Entftehung von Albumin aus Blutfaferftoff gemacht. Die meiften 
Salze der Erden und Metalloryde geben mit Eiweiß fchwerlösliche Verbindungen, die 
fih aber häufig im Ueberſchuß des Salzed oder der Eimweißlöfung mieder auflöfen. Die 
pflanzlichen und thierifhen Säfte faulen, wenn fie den lebenden Organismen entzogen 
werden oder beim Tode der lebteren, gewöhnlich nur wegen ihres &imeißgehalted ; 
pflanzliche und thierifche Stoffe werden daher im allgemeinen am beften fonfervirt, 
indem man ihr Eiweiß auf irgend eine Art unlöslih macht, und Pflanzenertrafte 
werden am baltbarften, wenn das Eiweiß der Pflanzenfäfte vorher (etwa durch Auf 
tochen) aus ihnen vollftändig abgefchieden und entfernt worden ift. 


Albuminin, Oönin. Die häufige Zellenfubitanz, in welche dad Eiweiß der 
Bögel eirgefchloffen ift, ift ſtickſtofffrei. 

Alcarazas, Vases à rafraichir; cooling vases, nennt man in Spanien die 
zum Abfühlen von Wein und Wafler Senugten Krüge aus poröfem Thon, der, ſchwach 
gebrannt, für Waſſer durhlaffend if. Die Wirkung beruft darauf, daß von der 
äußeren Oberfläche fortwährend Wafler verdunftet, wobei Wärme gebunden und Abkühlung 
bewirft wird. Seit mehreren Jahren werden auch an einigen Orten Deutfchlande 
derartige Gefäße angefertigt (Spyderolithmaffe), die ſowohl während der heißen Sahred- 
zeit, als auch im Winter in geheizten Zimmern vortreffliche Dienfte leiften. Der In- 
halt eines ſolchen Gefäßes zeigt fich fterd um 6 bis 10 Brad kühler, ald die Tempe- 
ratur der Umgebung. Die fpanifchen Alcarazad haben die Geftalt einer Flafche 
mit Henkeln, find ziemlich feft und hart, von feiner Maſſe; fie werden in der Umgegend 
von Madrid und Malaga aus Thonmergel angefertigt, der ziemlich viel Pohlenfauren 
Kalk enthält, ihre Farbe ift vöthlichgelb; die ägyptiſchen haben eine grünliche 
Farbe und find mehr fcharf getrodnet, als eigentlich gebrannt; fie werden aus einem 
fetten Thonmergel gefertigt und nad dem Trocknen bei Strobfeuer gebrannt. In 
Bari fommt eine Nachahmung jener BGefchirre unter dem Namen Hydrocerames vor, 
von fhmuzig weißer Farbe. Bei der Anfertigung folcher poröfen Thongefäße kommt 
ed darauf an, dem Thone viel Sand beizumengen, und beim Brennen gelinde Hige 
zu geben; außer Sand erfcheint Kohlenpulver zur Bermehrung der Borofität fehr nütz⸗ 
fi, indem daſſelbe beim Brennen verzehrt wird. In England fertigt man Abküh— 
lungsgeſchirre in großen Maſſen für den oftindifchen Handel. 


Alchemie, Alchymie; Alchymy or the art of making Gold. In früheren 
Zeiten und bid gegen das Ende des 17. Jahrhunderts, bezeichnete man mit diefem 
Worte eine geheimnißvolle Kunft, die zum Zweck hatte, unedle Metalle in Gold und 
Silber zu verwandeln, ein Univerfalmittel aufzufinden, welches gegen alle Krankheiten 
ſchützen, das Xeben verjüngen und über fein natürliched Ziel verlängern ſollte. Diefe 
Ziele, von den Anhängern und Jüngern der Alchemie für erreichbar gehalten, waren 
nur zu jehr geeignet, den Eifer und Enthufiadmus der Gläubigen anzufpornen und fo 
begreifen wir denn auch, daß viele Jahrhunderte hindurch diefe geheimnißvolle Kunft mit 
einer Reidenfchaftlichkeit erfaßt und betrieben werden fonnte, die einer befferen Sache wür⸗ 
Dig geweſen wäre. Doch dürfen wir hierüber nicht vergeffen, daß die heutige Chemie 
diefen Beftrebungen, auf die wir gewohnt find, mit einem mitleidigen Lächeln herab: 
zufeben, viele der wichtigftien und ſchätzbatſten Entdelungen und Beobachtungen zu 


16 Aldehyd — Algarothpulver. 


verdanken hat, und wir in vielen Fällen, ohne und deſſen ſtets Far bewußt zu fein, auf 
den Schultern der Alchemiften ftehen. 

Aldehyd Unteracetylige Säure, Hydrure d’Acdtyle ou aldehydine; hydride 
of Acetyl. Der Aldehyd, die niedrigfte Sauerftoffverbindung des Acetyls, bildet fich 
vielfach bei der Orpdation organifcher Körper. Am leichteften wird er nah Rogers 
erhalten, wenn man gleiche Theile zerriebenes, zweifach chromfaures Kali und Alkohol 
von 0,842 fpec. Gewicht in eine geräumige Retorte, die mit Tubus und Trichterrohr 
verfehen ift, einträgt und in Pleinen Portionen mit dem anderthalbfachen Gewicht 
ded angemwendeten Salzed, an Schmwefelfäure übergießt. Es entfteht Hierbei genug 
Wärme, daß fih der gebildete Aldehyd verflüchtigt und dann in einer gut abges 
fühlten Vorlage fondenftrt werden fann. Der Aldehyd ift eine farbliche, waſſerhelle, 
äußerft flüchtige, fehr flüffige Zlüffigkeit von eigenthümlichem ätherartigen, erftidendem 
Geruch; die Dämpfe deffelben bewirken beim Einathmen Bruſtkrampf; fpec. Gewicht 
0,790, kocht bei 21,80 C., miſcht fih mit Alkohol, Aether und Waller in jedem Ber 
hältniß, mit leßterem unter Erwärmung; er ift leicht entzündlih und brennt mit 
leuchtender Flamme. Zufammenfegung in 100, 55,02 Kohlenftoff, 8,98 Wafferftoff 
und 36,00 Eauerftoff, Unter Aldehyden im Allgemeinen verfteht die neuere Chemie 
Alkohole minus 2 Aequivalent Waflerftoff, man betrachtet fie theild ald Oxrydhydrate 
binärer Radikale, theild ald Hydrüre ternärer Säureradifale. Man hat die Benennung 
„Aldehyde” ferner ausgedehnt auf eine Reihe fauerftoffhaltiger organifcher Körper, 
welche mit den Aldehyden im engeren Sinne (denen ber Alkohole) darin übereinftim= 
men, daß fie durch Aufnahme von 2 Atom Sauerftoff in eine Eäure übergehen. Die 
Hauptmerkmaie der Aldehyde find folgende: Sie gehen fehr leicht durch Aufnahme von 
zwei Atom Sauerftoff (fei e® durch den der atmofphärifchen Luft, oder durch Oxyda⸗ 
tionsmittel) in Säure über und reduciten deshalb in der Hige Silberfalze fehr voll- 
fländig; mit Kali erhigt, liefern fie diefelben Säuren, und zwar häufig unter Roth» 
färhung (Bildung von Aldehydharzen); mit Ammoniak geben fie Eryftalinifche Ber- 
bindungen, ebenfo mit den fauren fchmefligfauren Alkalien. Sie find neutral und 
deftillirbar. 

Aldehydhars, Resine d’Aldehydöne; Aldehyde Resin, ein Zerſetzungsprodukt 
des Aldehyds, wenn diefed in wäßriger Löſung mit Kali behandelt wird. 

Aldehydsäure,, Lampenfäure, Aetherfäure, acetylige Eäure, Acide acéteux; 
Aldehyde Acid. Ein Orydationsproduft des Aldehyds, es enifteht bei der Tangfa- 
men Verbrennung des Aetherd ohne Flamme, mittelft eine® glühend gemachten Platin- 
drahts; leßterer bleibt fo lange im Glühen, bis die letzte Spur von Aether zerftört 
ift. Hat man dad Ganze unter eine Gladglode geftellt, fo läßt ſich die gebildete Als 
dehydfäure verdichten und ayffangen. Sie bildet eine farblofe, klare, ſauerſchmeckende 
Flüffigkeit. — Zuſammenſetzung 42,86 Kohlenftoff, 14,28 Waflerftoff und 42,86 
Sauerſtoff. 

Alembrothsalz, Salz der Weisheit, eine Verbindung von Chlorammonium 
mit Quedfilberchlorid; dafjelbe findet hin und wieder eine Anwendung bei der Ders 
goldung des Silbers. 

Abfeind, f. Neuſilber. 

. Algarothpulver, Antimon » Orychlorid, engliſches Pulver, Lebensmerkur; pou- 
dre d’Algaroth; Algarottis powder. Eine Verbindung von 1 Aeq. dreifach Chlor⸗ 
antimon mit 5 Aeq. Antimonoryd, die man erhält, wenn man dreifach Chlorantimon 
mit einer größeren Menge heißen Waflerd vermifcht, wobei fich diefe Verbindung ale 








Alizarin — Alkahest. 17 
ein zarte weißes Pulver abfcheidet, welches ausgewaſchen und getrodnet wird. 
Wird dad Präparat erhitzt, fo entweicht nach und nach alled Chlor, und es bleibt 
reines Antimonoryd zurüd. BZufammenfegung 76,37 Antimon, 11,11 Chlor, 12,52 
Sauerftoff.e Es dient zur Bereitung von Antimonoryd, auch hat man es flatt Bfei- 
weiß ald weiße Anftreichfarbe empfohlen, 


Allsarin, Krapproth, Lizarfänre, matidre colorante; Alizarine, alizarin, 
ein Beftandtheil ded Krapps, d. b. der Wurzel der Rubia tinctorum, Nach den neues 
ften Unterfuchungen von Rochleder enthält die getrodnete Krappmurzel außer Ali- 
jarin, noch Purpurin, Zucker, Citronenfäure, Rubergthrinfänre und Rubichlorfäure. 
Die Reindarftellung des Alizarins ift fchmwierig und umftändlih. Die Krappmurzel 
wird zuerft mit Wafler audgelocht, und aus dem Dekokt dad Gemenge von Farbftoffen 
mit Schwefelſäure ausgefällt. Der gewaſchene Niederfchlag mit einer concentrirten 
Löfung von falzfaurer Thonerde gekocht; die filtrirte Röfung mit etwas Salzſäure vers 
ſetzt, ſcheidet feuerrothe Floden von Alizarin mit etwas Purpurin ab, diefe werden in 
Alkohol gelöft und mit Thonerdebydrat zufammengebracht, welches fi mit beiden Pig- 
menten zu einem Lac verbindet; kocht man diefen Lack mit einer Sodalöfung, fo löſt 
fih da8 Purpurin mit tiefrother Farbe, während das Alizarin mit Thonerde verbun- 
den zurüdbleibt. Der Mlizarinlad mit Salzfäure zerfeßt, fcheidet das Alizarin aus, 
dad ausgeſüßt aus fochendem Alkohol nochmals umkryſtallifirt, in morgenrothen Na» 
deln oder Säulen auftritt, die beim Erhitzen fehmelzen und in gelben Dämpfen fi 
verflüchtigen; leßtere verdichten fich zu orangefarbenen Kryſtallen. Das wafferhaltige 
Alizarin bildet gelbe, dem Muffivgold ähnliche Schuppen. Sn koncentritter Schwefel: 
fäure Höft ed ſich mit blutrother Farbe, fauftifche Alkalien löfen es mit prächtiger Pur: 
purfarbe. Ein Hauptcharakter des Alizarins ift feine Unlöslichfeit in Falter Alaun: 
löfung. Es Tiefert die Schönen und dauerhaften Krappfarben, namentlih das fchöne 
Zürfifchroth. Es befteht in 100 Theilen aus 68,95 Kohlenftoff, 3,79 Wafferftoff und 
27,26 Sauerftoff. 


Alisarinsäure Naphtbalinfäure. Acide naphthalique, Alizaric Acid, Naph- 
talic Acid, ein Zerfegungsproduft des Alizarind durch orydirend wirkende Agentien, 
von Schunf entdedt. Die Alizarinfäure entfteht durch Behandlung des Alizarins mit 
Salpeterfäure, falpeterfaurem Eifennryd oder Eifenchlorid. ‚Man erwärmt das Nlizarin 
in einer Retorte mit Salpeterfäure von 1,2 fpec. Gewicht, fo lange fi noch rothe 
Dämpfe entwideln und bis das Ungelöfte eine gelbe Farbe angenommen bat, Die 
rothgelbe Flüffigkeit wird filteirt, verdunftet und zum Kryftallifiren hingeftellt, wobei 
ein Gemenge von Nlizarinfäure und Dralfäure anfhießt. Die Kryftalle werden zur 
Entfernung der gelben Lauge gemwafchen, in Wafler gelöft, und diefe Löfung mit Kalt 
neutralifirtz der oralfaure Kalk von der Flüffigkeit getrennt, diefe alddann mit Salz 
ſäure verfeht und das Ganze abgedampft, wo alddann beim Erkalten die Alizarin- 
fäure fryftallifirt. Durch öftered Auflöfen, Behandeln mit Kohle und Umfryftallifiren 
wird die Alizarınjäure rein erhalten. Die Nlizarinfäure Fryftallifirt aus ihrer mäfle: 
rigen Löſung in großen, rhombifchen, völlig durchfichtigen und farblofen Tafeln, ſchmilzt 
beim Erbiben und verflüchtigt fih obne Rüdftand, die Dämpfe verdichten fich zu 
farblofen Nadeln, der Pyro-Alizarinfäure — Die Mizarinfäure befteht in 100 
Theilen aus 57,93 Kohlenftoff, 3,46 Wafferftoff und 38,61 Sauerftoff; die Pyro-Aliza- 
vinfäure aus 63,84 Kohlenffoff, 2,81 Waſſerſtoff und 33,35 Sauerftoff. 

Alkahest. Alcazst; alkahest. Die Alchemiſten bezeichneten mit diefem 
men ein hypothetiſches Auflöfungsmittel für alle Körper ohne Unterfchied. 

9.2. techn. Chemie. 2 


18 ‚ Alkali — Alkannaroth. 

Alkali, Alkalien. Sels alcali; alcaiine salt. Unter diefem Numen be: 
greift man vorzugsweiſe die Oryde von Kalium und Natrium, dehnt aber den Begriff 
auch auf die Salzbafen im Pflangenreiche aus. 

Alkalimetalle. Zu diefen rechnet man Kalium, Rubidium, Cäfium (Thallium?), 
Natrium, Lithium, Baryum, Strontium, Calcium und Magnefium. Man unterſchei⸗ 
det reine und Erdalfalimetalle, zu jenen die ſechs erfteren, zu diefen die vier letzteren 
zäblend. 

Alkalimeter, Alcalimetre; alkalimeter. Ein Inftrument oder Apparat, deflen 
man. ſich bedient, um den Gehalt einer Subſtanz (Pottafche, Natron x.) an freiem 
oder kohlenfaurem Alkali zu beftimmen. Es befteht im Wefentlichen aus einem Glas⸗ 
eylinder, deſſen Inhalt genau in 100 Theile getheilt und mit Schwefelſäure von einer 
beftimmten Stärke gefüllt ift. Bei der Prüfung einer Pottafche wägt man von dies 
fer eine beftimmte Menge ab, löft fie in Waffer auf und filtrirt. Der Maren Löfung 
fegt man allmälich fo viel Säure zu, bis Neutralität eingetreten iſt. Aus ber ber 
brauchten Säuremenge erfieht man den Gehalt an fohlenfauren (auch): Fiefelfaurem) 
Kali (f. Titriren). 

Alkalimetrie, f. Zitriren. 


Alkalität Alkalinität. Hiermit bezeichnete man früher die größere oder klei⸗ 
nere Menge eines Alkalis, die erforderlich war, eine gewiſſe Menge Säure zu neutra⸗ 
liſiren; je mehr man von dem Alkali gebrauchte, um ſo geringer, je weniger, um u 
größer war feine Alfalinität. 

Alkaloide, alcaloide; alkaloid. SHierunter verficht man organifhe Baſen, 
Erzeugniffe fowohl des Pflanzen-, wie des Thierreichs, desgleichen Kunſtpro⸗ 
dukte Merkwürdig iſt, daß faſt jeder Pflanzenfamilie, ja meiſt jeder Pflanzengattung, 

foweit fie überhaupt organifche Bafen enthalten, eigenthümliche Alkaloide zukommen. 
Die Zahl der vom Thierreich erzeugten Alkaloide iſt verhältnißmäßig eine ſehr geringe, 
doch hat auch ſie durch die neuen Forſchungen einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs 
erhalten. Die meiſten thieriſchen Alkaloide find von ſchwach baſiſchen Eigenſchaften. 
Die Anzahl der fünftlich darſtellbaren Alkaloide iſt ſchon jetzt eine ungemein an⸗ 
ſehnliche und ſie wächſt noch beinahe täglich. Alle ſolche künſtlich dargeſtellte Alkaloide 
ſind bis jetzt noch nicht in der Natur fertig gebildet vorgefunden worden, ebenſo iſt 
es auf der andern Seite bis jetzt noch nicht gelungen, ein einziges der komplicirten 
von den Pflanzen gebildeten Alkaloide künſthich zuſammenzuſetzen. Das Kreati⸗ 
nin, Taurin ſind dagegen Beiſpiele von ſowohl durch den Lebensproceß, als durch die 
Kunſt darſtellbaren (thieriſchen) Alkaloiden. Die arzneilichen Kräfte der Pflanzen‘ 
alkaloide find oft ſehr ausgezeichnet, fo daß fie die Wirkſamkeit eines großen Thei⸗ 
les der wichtigſten Arzneimittel aus dem Pflanzenreiche bedingen. Manche von ihnen 
ſind ſehr energiſche toniſche Mittel, andere ſcharfe Reizmittel, viele äußerſt heftig wir⸗ 
kende Gifte, Die beſten chemiſchen Gegengifte gegen Alkaloidvergiftung IM 
allgemeinen ſind Gerbſtofflöſungen, Magneſiahydrat, jodhaltiges Jodkalium. 

Alkaloimeter, alcaloimètre; alcaloimeter, weicht vom Alkalimeter nut da⸗ 
durch ab, daß man dort ſtatt Schwefelſäure eine Auflöſung von Gerbſäure anwen⸗ 
det, mit welcher die meiſten Pfianzenbaſen ſehr ſchwerlösliche Niederſchläge bilden. 

Alkaleimetrie, alcaloimetrie; alcaloimetrie, das Verfahren, Pflanzenſtoffe auf 
ihren Schalt an einer organifchen Baſe zu prüfen. 

Alkannaroth, ſ. Unhufafäure. 








Alkannawurzel — Alkohol. 19 


Alkannawyrzel Ochfenzungenreurzel, Färberkrautwurzel. Racine d’Alcanne, 
Orcanette, Alcanna root. Die Wurzel von Anchusa tinctoria, welche an fandigen 
Drten im füdlichen Franfreih, Spanien und Ungarn wächſt, aus welcher ein rothes 
Pigment, die Anchufafäure gewonnen wird, Man wendet die Alkannawurzel in der 
Kattun- und Eeidendruderei zu Violett an, welches gegen Alkalien, Pflanzenfäuren, 
Seife, Chlorkalk ächt, aber gegen das Licht empfindlich ift; ferner wendet man fie an 
zu gefärbten Tinkturen (Zahntinkturen), um Lackfirniß, Del und dergl. zu färben. Im 
Driente färbt man mit der Alkanna Haut und Nägel. 


Alkarsin, ſ. Kakodyl. 


Alkermespflanse, Phytolacca decandra. Die Beeren dieſer Pflanze enthal- 
ten einen fhönen Purpurfaft, der zum Färben von füßen Speifen von Stüffigfelten 
Rein, Arzneimitteln u. f. w Anwendung finden kann. 


Alkohol Weingeift, Aethyloxydhydrat. Alcool; Alcohol. Das bekannte Pros 
duft der Gährung zuderhaltiger Flüffigkeiten, aus welchen er dur Deftillation in 
einem mehr oder weniger waſſerhaltigen Zuftande abgefchieden wird. Je nach dem 
Gehalte des Deftillatd an Alkohol, führt dieſes auch verfchiedene Namen; wie Brannt- 
wein, rektificirter und böchftrektificirter Weingeift und abfoluter (d. h. waflerfreier) Als 
kohol; auch nach den Pflanzen, aus welcher zunächft der der Gährung untermworfene Zucker 
abftammt, hat man diefen altoholifchen Flüffigkeiten verfchiedene Kamen beigelegt; fo 
Getreidefpiritus aud Roggen, Kartoffelipiritus aus Kartoffeln, Kognak (Franzbrannt: 
wein) aus Wein, Arak (Taffia) aus gemalztem und gegohrenem Neid, Rum aus den 
Abfälten bei der Bereitung ded Kolonialzudere, fogenanntes Kirfchwafler und Zwet— 
fhenbranntwein aus Kirfhen und Zmetfchen, genievre, gin, aus Wachholderbeeren ; 
auch durch die Gährung ded Honigd und der Früchte mehrerer Palmen (Chifamein ıc.) 
wird Alkohol gemonnen, deögleihen in Perfien und der Tartarei aus der gegohrenen 
Molke der Efelinnen« und Stutenmilh, dad unter dem Namen „KRumiß“ befannte berau⸗ 
ihente Getränk. Alle diefe Gährungs- refp. Deftillarioneprodufte enthalten außer Alkohol 
und Waſſer, noch befondere Stoffe in Heinen Mengen, welchen fie aber ihre Eigen- 
thümlichkeiten verdanken, Dieſen Flüffigkeiten wird durch einfache Deftillation der 
Alkohol entzogen, die legten Antheile von Waſſer werden durch Deftillation über Aeb- 
tal, geſchmolzenes Chlorkalcium, waſſerfreies ſchwefelſaures Kupferoxyd oder trockenes 
figfaure® Kali ꝛc. entfernt. Der reine Alkohol bildet eine waſſerhelle, dünnflüffige, 
leicht entzündliche durchdringend =geiftig, brennend ſcharfſchmeckende Flüffigfeit von 
angenehbmem Geruch; fpec. Gem. bei 15,00 €. = 0,7947; bei 18,00€. = 0,7925, ger 
friert bei — 59,0 C. noch nicht, wird aber bei — 990 E. ohne zu erftarren, gefhmol- 
jenem Wachfe ähnlich und fiedet bei + 78,419 (Barometerhöhe 28 Zol). Die Haupt: 
quelle ded Abſatzes des Alkohols ift zum Genuß, fei es in roher Form als Zufele 
branntwein, fei e8 halb oder ganz veredelt, ald Gewürzbranntwein, Riqueur, Sprit ꝛc., 
and zu Parfüms findet derfelbe eine häufige Anwendung, unter andern zu Eau de Cologne, 
Eau de Lavande, in Apotheken zu Eſſenzen, Zinfturen; in der Chemie und Pharmacie in 
zahlloſen Fällen zum Auflöfen von Harzen für Lackirer, Tifhler, Zur fogenannten 
Schnelleffigfabrifation verbraucht man gleihfald berrächtlihe Mengen verdünnten Als 
tohol8, desgleichen ald Brennmaterial zum Erhigen von Kaffee: und Theemafcinen, 
zum hemifchen und pharmaceutifchen Gebrauche und zu mancherlei andern Operationen. 
In größeren Mengen genoffen wirft er tödtend, mit Waſſer verdünnt beraufchend. 
Geiner hemifchen Konftitution nad) ift er da Hydrat des Aethyloryds, d. h. er ber 

2* 





20. Alkohole — Alkolen. 


fteht aus 1 Aequiv. Aethyloxyd und 1 Aequiv. Waflerz feine Zufammenfegung in 100 
Theilen ift = 52,007 Kohlenftoff, 13,376 Waflerftoff und 34,617 Cauerftoff. 

Alkohole. Hiermit bezeichnet man eine ganze Klaffe von Körpern, als deren 
Typus man den bei der Gährung ded Zuderd entftehenden Weinalfohold betrachten 
kann. Sie enthalten nur Koblenftoff, Waflerftoff und Sauerftoff und find neutral; 
fie vereinigen fih, unter Austritt von Waller, direkt mit Säuren zu neutralen und 
fauren Berbindungen Am meiften charakteriftifch ift für fie die Eigenfchaft durd 
Abgabe von 2 Aeq. Waflerftoff und Aufnahme von 2 Aeq. Cauerftoff in eine orga- 
nifehe Säure überzugehen. Died gefchieht jedoch nicht immer gleichzeitig; fo. geht der 
Weinalkohol durch Berluft von 2 Aeq. Wafferftoff zunächft in Aldehyd über (fiche den 
Artikel). Hiernach entfpricht alfo jedem Alkohol eine Säure und ein Aldehyd, ſowie 
man auch umgefehrt zu jeder Säure einen Alfohol annehmen fann. Als die Grund: 
formen für die Zufammenfegung der Alkohole laſſen fi anjehen die Verbindungen 
1) von 2 Aeq. Wafferftoff mit 2 Aeq. Sauerftoff; 2) von-4 Aeq. Waſſerſtoff und 4 
Aeq. Sauerftoff und 3) von 6 Aeq. Waflerftoff mit 6 Aeq. Sauerfloff, worin je die 
Hälfte ded Waflerftoffd durch ein Alkoholradifal vertreten if. Man unterfcheidet hier- 
nach bei ihnen eine, zwei- und dreiatomige Radikale, je nad) der Anzahl der 
Waflerftoffäquivalente, welche durch ein Alkoholradikal vertreten werden. Kolgendes 
find die bis jetzt entdeckten Alkohole: 1) Einatomige Alkohole: Methylaltohol 
(Holzgeift), Aethylakkohol (MWeingeift), Propylalkohol, Butylalkohol, Amylalkohol (Kar: 
toffelfuſelöl), Capronylalkohol, Oenanthylalkohol, Caprylalkohol, Cetylalkohol (Aethal), 
Cerylalkohol (Cerotin), Meliſſylalkohol (Meliſſinalkohol). — Benzylalkohol, Cumin⸗ 
alkohol, Zimmetalkohol (Styron), Allylalkohol (Acrylalkohol), Salicylalkohol (Salige⸗ 
nin), Anisalkohol. — Zweiatomige Alkohole: Methylenalkohol, Aethylenalko⸗ 
bot, Propylenalkohol, Butylenalkohol, Amylenalkohol. — Dreiatomige Alkohole: 
Glycerin. — Es würde die Grenzen, welche ſich dieſes Werk geſteckt hat, weit über⸗ 
ſchreiten, wenn man die Verhältniſſe dieſer Verbindungen genauer darlegen wollte. 

Alkeholate nennt man die kryſtalliſirten Verbindungen einiger Salze, in wel— 
hen Alkohol die Stelle des Waſſers der gewöhnlichen Kryftallifationen vertritt; in 
Frankreich verfteht man unter diefer Bezeichnung auch die Auflöfungen flüchtiger wohls 
riechender Dele, ſowie auch von Zuder in Weingeift. 

Alkeholgährung fermentation vineuse; vinous fermentation, ift der Proceß, 
während deffen Verlauf der in wäſſeriger Löſung befindfiche Zuder unter dem Einfluffe 
eines eigenthbümlichen Stoffe, des Ferments, oder Hefe, in Alkohol und Kohlenfäure 
zerfällt. £ 

Alkoholaturen. Zum Unterfchiede von den durch Auöziehen von trodenen 
Pflanzenftoffen mit Weingeift bereiteten Tinkturen, nennt man Alkoholatur, eine 
Mifhung von frifhem Pflanzenfaft mit Weingeift. 

Alkolen Hat man eine Auflöfung. von Pyrorylin in Alkohol ohne Aether ge- 
nannt; man ftellt das Pororylin auf die Weife dar, daß man zu 100 Grm. Schwes 
feljäure vom 1,83 fpec. Gewicht, die fih in einer Porcellanfchale befindet, 80 Grm. 
Salpererfäure vom 1,40 fpec. Gew, bringt, die Mifhung im Wafferbade auf 77° G, 
erhigt und dann foviel befte gereinigte Baummolle unterarbeitet, als dies ohne Schwie: 
rigfeit gefchehen fann; man läßt nah dem Eintauchen der legten Floden 5 Minuten 
ftehen, nimmt dann dad Pyrorplin heraus und befreit es möglichft fchnell von feiner 
Säure, indem man es in reine Waſſer weicht und died Ymal erneuert, dann trods 
net u. ſ. w. Der Erfolg hängt wefentlich davon ab, daß die Säuren die angegebene 





. Alkoholometer — Allozxan. 21 


Koncentration befigen. Das Nltaln wird in der Photographie dem gewöhnlichen 
Kollodium vorgezogen. 

Alkeholometer, Alcoolomötre; alkoholometer, ein Inftrument zur Beftim: 
mung ded Alkoholgehalts einer Flüffigkeit. Es giebt deren von verfchiedener Einrich- 
tung; am gebräudlichften find die von Tralles und Gay-Luſſac, melde den Ges 
halt nach VBolumprocenten, und von Richter, welcher ihn nach Gewichtöprocenten ans 
geben, Es find Spindeln von Glas mit genauer Eintheilung , die in die Flüffigkeit 
eingetaucht werden, und darin um fo tiefer einfinken, je altoholreicher fie ift. 

Alkoholometrie, alcoolometrie;; alcoholometrie, das Verfahren der Beftim- 
mung des Alkoholgehalts einer Flüffigfeit, welches ſich überal auf dad fpec. Gewicht 
des Alkohols von verfchiedener Stärke gründet. 

Allagit Allagite, ein Mineral, welches hauptfächlih aus kohlenſaurem unb 
fiefelfaurem Manganorydul beficht. . 

Allanit Allanite; Allanite, ein fi) auf Grönland findended Mineral von 
nicht immer gleicher Zufammenfegung, hauptfähli aber aus Gerorydul, Cifenoryd, 
Kalk, Kiefelerde und Thonerde beftehend. 

Allantoine Allantöine , Allantöic Acid, ein im Harn der Kälber und des 
Kuhfötus enthaltener tryftallinifcher Stoff, der auch durch Behandlung der Harnſäure 
mit verfchiedenen DOrydationsmitteln z. B. Bleihyperoryd oder Ferridcyanfalium in 
alfalifcher Löſung erhalten werden fann. Am feichteften erhalt man ed durch Berdum 
fen des Kälberharne, ohne diefen fieden zu laſſen, und hinftellen der fyrupdiden 
Maffe auf einige Tage. Die Kryftalle, die daraus angefchoffen find, werden mit fal: 
tem Wafler gemafchen, in kochendem Wafler gelöft, und fiedendheiß durch Blutkohle 
fltrirt Das Allantoin Eryftallifirt in wafferhellen, glänzenden Prismen; ift in faltem 
Waſſer ſchwer töslih, unlöslich in Aether, leihtlöslich in Alkohol, wird durch foncen» 
trirte auftifche Alkalien beim Kochen, unter Entwidelung von Ammoniaf, in Oralfäure 
verwandelt 5 befteht in 100 Theilen aus 30,38 Kohlenftoff, 3,80: MWafferftoff, 35,44 
Etidftoff und 30,38 Sauerftoff. 

Alliage, f. Legirung. 

Allochroit Allochroite, eine grüne Abart des Granats, findet ſich hauptfäch: 
lich in Norwegen. 

Allophansäure Wrenfarbaminfäure, Acide Cyano Carbamigue; Allophanio 
Acid,.entfteht, wenn die Dämpfe von Cyanſäure in Alkohol geleitet werden; es fchier 
fen nämlich nach dem Erkalten der Flüffigfeit dann Kryftalle an, die früher für Cyan— 
fäureätber gehalten wurden, jebt aber, als der Nether einer eigenthümlichen Säure, der 
Allophanſäure erfannt worden find; Berzelius nennt diefe im unverbundenen Zus 
ande noch nicht befannte Säure Urenfarbaminfäure; verfucht man, fie aus ihren 
wälferigen Salzfolutionen durch Säure abzufcheiden, fo zerfällt fie unter Aufnahme 
von I Atom Waffer in Kohlenfäure und Harnſtoff; fie befteht in 100 Theilen aus 
23,08 Koblenftoff, 3,85 Wafferftoff, 26,92 Stieftoff und 46,15 Sauerftoff. 

Alletrepie, ſ. Sfomerin. 

Alloxan, ein Zerfeßungdproduft der Harnfäure, zuerft von Brugnatelli bes 
obashtet und unter dem Namen erythrifche Säure befchrieben. Man erhält dad Alloran, 
indem man in Salpeterfäure von 1,41 fpec. Gem. nad und nah Harnfäure einträgt, 
mit der Borficht, daß die Erwärmung dabei nicht bedeutend fleigt und die Löſung 
gefättigt ift, worauf fih bald dad Alloyan als ein fryftallinifched Pulver abfcheidet, 


22  dliozansäure — Allotharzs. 


dad man durch einen mit Asbeſt verftopften Trichter abfilttirt. Das Alloran ift lös⸗ 
fih in warmem Waffer; mit 8 Atom Waffer bildet ed große farblofe Rhombosder, die 
an der Luft leicht verwittern, von efelhaftem Geruh und faurer Reaktion, es färbt 
die Haut braunroth und befteht aus 37,50 Kohlenftoff, 1,56 Waflerftoff, 10,94 Stidft. 
und 50,00 Sauerftoff. 


Alloxansäure, Acide alloxanique;, Alloxanic Acid. Wird erhalten durch Er⸗ 
märmen von Alloran mit Barytwaſſer, worauf fih alloyanfaurer Baryt niederfchlägt, 
der gewafchen und mit Schwefelfänte zerlegt wird; die Säure ſchießt beim Berdunften in 
weißen Kryſtallen an. Die mwaflerhaltige Eäure befteht aus 35,04 Koblenftoff, 2,19 
Wafferftoff, 10,22 Stickſtoff, 5455 Sauerftoff. 

Allyl. Es wird aus Jodallyl vermittelft Natrium ifolirt. Daffelbe ift eine ſehr 
flüchtige Flüſſigkeit, die gleichzeitig nach Nether und Meerrettig riecht, mit fehr leuch- 
tender Flamme brennt und bei 599 C. ſiedet. Es mifcht fich mit foncentrirter Schwes 
felfäure unter Wärmeentwidelung, beim Abkühlen bleibt es farblo8 und nad) einiger 
Zeit ſchwimmt dann auf der Oberfläche ein modificirter Kohlenwaſſerſtoff. 


Allylexyd. Daffelde bildet fih beim Erwärmen von Quedfilberoryd mit $od: 
allyl auf 100° E., oder von Senföl mit Natronfall. Es iſt eine farblofe, fehr dünne 
in Waffer unlödliche Flüffigkeit, die bei 820 C. fiedet und durchdringend nach Meerrettig 
riecht. Viele Salze ded Allyloryds gewinnt man bei Behandlung ded Jodallyls mit 
den entfprechenden Silberfalzen. 


Almandin, alamandin, grenat syrien; almandine - oriental garnet, Benen- 
nung für den fchönrothen, ganz durchfichtigen Granat, edlen Granat. 


Aloe, Alods; Aloes. Die Aloe ift der eingetrodnete höchft bittere Saft aus 
den Blättern mehrerer Pflanzenfpecied, die zu der Familie der Asphodeleen gehören 
größtentheild in Südafrika heimifch find und von da nad Dft- und Weftindien ver 
breitet wurden. Die Berfchiedenpeit der im Handel vorfommenden Sorten hat ihren 
Grund zum Theil in der verfehiedenen Gewinnungdmeife, zum Theil auch in der Ver⸗ 
Ichiedenheit der Pflanzen, aus welchen fie dargeftellt werden. Man unterfcheidet haupt⸗ 
fächlich fokotrinifche, glänzende, Kaps, Barbados» und Leberaloß, 


Alo&bitter, Aloin, von Smith in Edinburg rein dargeftellt, iſt ein kryſtalli⸗ 
nifcher Stoff, welcher in der Barbadodalos vorkommt und hieraus erhalten wird, wenn 
man die Alos mit kaltem Waſſer audzicht und die Löfung im Iuftleeren Raume zur 
Eyrupdide eindampft, worauf fi nach Atägigem Stehen an einem falten Orte, kör⸗ 
nige braungelbe Kıyftalle ausfcheiden. Durch wiederholte Umfryftallifiren derfelben 
aus heißem, nicht ind Sieden kommenden Waffer, erhält man fie rein. Das Aloin 
hyftallifirt auß der heißen alkoholiſchen Löſung in Meinen prismatifchen, blaßsfchmefel- 
gelben Kryſtallen, ift in kaltem Waſſer und Weingeift fihmer, leichter in der Wärme 
löslich; es ſchmeckt anfangs füßlih, hintennach intenfiv bitter; durch Digeftion mit 
ftarfer Salpeterfäure wird es in Ehryfaminfäure verwandelt. Zufammenfegung: 
59,48 Kohlenſtoff, 5,54 Wailerftoff und 34,98 Sauerftoff. 


Aloebitter, fünftliches, wird durch Behandlung von I Theil Rebers oder 
Sofotrinalos mit 8 Theilen Salpeterfäure von 1,25 fpec. Gewicht erhalten, beim Bers 
dünnen mit Waffer oder nach dem Erkalten fcheidet fi das Aloebitter ald eine gelbe 
Harzähnlihe Maffe ab. 

Aloähars, Resine d'alob6s. Der Rüdftanp, welcher nach Behandlung der Alos 
mit heißem Waffer ungelöft bleibt. 








Adloöresinsäure — Alphaorsellsäure. 23 


Aloöresinsäure, ſ. Chryfolepinfäure. 


Aleösäure ift zum ächten Braufärben der Wolle inaewende. worden. 3u ihrer 
Darftelung nimmt man 60: Pfund fäuflicher Salpeterfäure in einen großen Glas⸗ 
ballon von 70 bis 80 Quart Inhalt, ſetzt 1 Pfund Alos hinzu und erwärmt unter 
einem gutziehenden Schornftein im Wafferbad bis zur Entwidelung rother Dämpfe. 
Man entfernt nun dad Feuer und trägt portiondweife noch 9 Pfund Alos in den 
Kolben ein; nahbem fich feine Dämpfe mehr entreideln, gießt man den Inbalt des 
Ballon in eine flahe Schale, dampft bis zur breiartigen KRonfiftenz im Wafferbade 
ab und bringt endlih im Wafferbade zur Trockne. Die goldgelbe Maffe bringt man 
auf ein Filter, füßt einige Male mit kaltem Waſſer aus und trodnet fie bei mäßiger 
Wärme Man erhält etwa $ der angewendeten Alos ald Alodfäure, von welcher au 
diefe Weife das Pfund auf ungefähr 1 Thaler zu ftehen kömmt. 


Aloetin, der eigentliche Bitterftoff der Alos, wird, nah Robiauet , erhalten, 
wenn man einen woällerigen Auszug von Alos mit efligfaurem Bleioryd verfept, bie 
vom Niederfchlage abfiltrirte Flüffigkeit mit Ammoniaf vermifht, und den hierdurch 
entftchenden orangengelben Niederfchlag durch Schwefelwaſſerſtoff zerfeßt und die vom 
Echmefelblei getrennte Flüffigfeit abdampft, worauf der Bitterftoff als orangegelbe firniß» 
artige Maſſe zurüdbleibt. 

Aloetinsäure. Sie wird erhalten durch Behandlung von 1 Theil Kapalos mit 
8 TH. Salpeterfäure; hierbei bildet fi ein Gemenge von EChryfaminfäure, Alostin⸗ 
fäure und feine Quantitäten von Pikrinſäure. Im reinen Zuftande tritt fie entweder 
als ein fattgelbed amorphed Pulver oder ald eine braune amorphe Mafie auf. In 
faltem Waſſer ift fie wenig löslich, in fochendem mehr und zwar mit purpurrother 
Farbe. In Weingeijt ift fie leicht löslich mit rotber Farbe, ihr Geſchmack ift ſtark 
bitter und kragend, auf Platinblech erhitzt. verpufft fie. Mit Alkalien und Erdalfalien 
bildet fie in Waffer mit Burpurfarbe Töslihe Salze. Nach der neneften Analyfe von 
Finckh befteht die Alostinfäure aus 43,3 Kohlenftoff, 1,1 Wafferftoff, 14,4 Stieftoff 
und 41,2 Sanerftoff. 

Aleisel. Ein Zerfegungd-Produft der Alos bei ihrer Behandlung mit Aetz⸗ 
kalk; es ift eine farblofe oder .blaßgelbe Flüffigfeit von durchdringendem Geruche 
nach Kartoffeifuſelöl und Bittermandelöl; unlöslich in Wafler, löslich in Aether und 
Alkohol. Siedepunkt 1309 E., bei — 20% noch nicht gefrierend. Seine altoholifche 
Löfung mit etmas Ammoniaf verfeht, reducirt mit Leichtigkeit ſalpeterſaures Silber— 
oxyd und fcheidet dad Metall in einem glänzenden Spiegel auf den Gefäßwänden ab. 


Alpaka, ſ. Neufilber. 
Alpako, eine Abart des Lama in Amerika, deffen Haar in England gleich der 
Kammmolle verarbeitet wird. , 


Alphaorsellsäure, Acide alphaorselligue ; Alpha Orsellio Acid. Diefe 
Säure findet fi in einer füdamerifanifchen PVarietät von Rocella tinctoria. Man 
kocht die Flechte mit Kalkmilch aus, fcheidet durch Zufab von Salzſäure die gelöfte 
Flechtenſäure ab, und fryflallifirt fie aud warmem Weingeift um, Die Säure bildet 
forblofe, fternförmig vereinigte Kryſtalle, ift in Wafler faft unlöslih, in Aether und 
Altobol leicht löslich; durch Chlorkalk fürbt fie fich tief rotb, aber diefe Färbung vers 
ſchwindet fhnell und es bleibt eine dunfelgrüne, unkryſtalliſirbare Maffe zurüd. Mit 
Ammoniak wird die Säure an der Luft prächtig roth. Zufammenfegung: Koblenftoff 
60,04, Wafferftoff 4,40, Sauerftoif 35,56. 


24 Alquifoue — Aluminiumoxyd. 


Alquifoux, der franzöfifche Name für Glaſurerz, ſ. Slafurerz. 
Althäin, f. Asparagin. 


Aluchi oder Alouchi-Harz wird von einem Baume (dem MWinterrindenbaume) 
auf der Infel Madagaskar geliefert, der dort Timpi genannt und für Wintera aro- 
matica L. gehalten wird, 


Aludeln, sublimatoires, nennt man hirnförmig geftaltete thönerne Geräthe mit 
einer meitern Deffnung am obern Theile und einer engern in dem verlängerten Halfe. 
Sie werden fo aneinander gelegt, daß der Hald der obern im die meite Deffnung der 
untern Aludel bineinragtz die Fugen werden mit Lehm verftrihen. Man gebraudt 
fie in Almaden bei der Deftillation des Quedfilbere ald eine Art von Vorlage. 

Aluminit, Halleſche Ihonerde. Drittel-ſchwefelſaure Thonerde, früher irrthüm- 
lich für reine Thonerde gehalten, findet fih außer in Halle, auch in Amerika (New: 
Haven), fie ift meiß, erdig, hat ein fpec. Gew. von 1,66 biä 1,70; Beftandtheile in 
100: 29,87 Thonerde, 23,21 Schwefeljäure und 46,92 Waffer. 


Aluminium, Aluminium, die metallifche Grundlage der Thonerde. Man er 
hält das Muminium durch Reduktion fowohl des Chloraluminiums, wie deffen Dop— 
pelfalzes mit Chlornatrium mittelft Natrium, oder des in Grönland vorkommenden 
Kryoliths (einer Verbindung von Fluoraluminium mit Fluornatrum) mittelft Natrium. 
Es ift ein weißes Metall mit etwas bläulichem Schein, fehr dehnbar und laßt fih fo 
dünn wie Blattgoldblättchen fchlagen und in feine Drähte audziehen. Sein fpe. 
Gew. ift 2,56; ſchmilzt in der Rothglühhige leichter als Silber und fihmerer als Zinf, 
verändert ſich nur wenig an der Luft; wird gegenwärtig zu Qurusgegenfländen - ver- 
arbeitet. 

Aluminiumäthyl wird in Verbindung mit Jodaluminium beim Erhitzen von 
Aluminium mit Sodaätbyl auf 130 bis 1500 C. erhalten und gebt bei der Deftilla: 
tion. (3409 C.) ald eine an der Luft rauchende und fich entzündende Flüſſigkeit über 

Aluminiumbrouze, eine Regirung von 90 Proc. Kupfer und 10 Proc. Alumi- 
nium, die eine goldgelbe Farbe befigt und durch große Feftigkeit und Glafticität aus— 
gezeichnet ift. Wegen ihrer Härte und Zähigfeit wird diefelbe mit dem beften Erfolge, 
unter andern zu Zapfenlagern,  Lugerfuttern und Reibungsflächen bei Mafchinen an⸗ 
gewandt. 

Aluminiumchlorid wird erhalten, wenn man über ein völlig trodened Gemenge 
von Thonerde und Kohle, welches in einer Porcellanröhre zum Glühen gebracht war, trodes 
ned Chlorgas leitet und das fich verflüchtigende, in einer fühl gehaltenen Borlage 
in gelbweißen, Eroftallinifchen Blättern ſich verdichtende Chloraluminium auffanmelt. 
Es ift außerordentlich flüchtig, dicke Nebel in der Luft audftoßend, befteht aus 20,46 
Aluminium, 79,54 Chlor. 

« Aluminiumexyd, Thonerde, Alaunerde, Alumine; Oxyde of Aluminium. Die 
Thonerde bildet einen in größter Menge fich findenden und zugleich fehr verbreiteten Beftand- 
theil der feften Erdrinde; im reinen Zuftande bildet fie mehrere Ebdelfteine, wie Ko: 
rund, Saphir und Rubin; meiftend ift fie jedoch mit Kiefelfäure verbunden, ala Thon: 
fhiefer mächtige Lager und ganze Gebirgdzüge bildend. Um reine Thonerde zu erhals 
ten, fällt man am beften eine Auflöfung von Ammoniafalaun, die man zuvor mit 
etwas chlorfaurem Kali und Salzfäure vermifcht Hatte, mittelft Ammoniak; wäfcht den 
voluminöfen Niederfehlag fo lange mit deftillirtem Waller, als das Abfließende noch 
durch Chlorbarium' getrübt wird, trodnet und glüht. Die Thonerde ift ein weißes in 








Aluminiumoxydhydrat — Amalinsäure. 25 


Baffer unauflösliches Pulver; ift fie nicht bis zum Rothglühen erhitzt, fo löſt fie fich 
in %öfungen ‚von Kali, Natron, Baryt und Strontian, und in geringer Menge felbft 
in Ammoniak auf; fie fpielt bier die Rolle einer Säure. Die Thonerde löſt ſich auch 
in Säuren auf und bildet damit Salze, die ſämmtlich faure Reaktion beſitzen; ftarf 
geglüht, Löft fie fich nux ſchwierig in Alfalien und Säuren, gefehmolzen gar nicht auf. 
Die natürlich vorkommende blau gefärbte Eryftallifirte Thonerde heißt Saphir, die 
vorhe Rubin, die undurhfichtige Korund. Die Thonerde in diefem ryftallifirten 
Zuftande ift nächft dem Diamant (und dem fryftallifirten Bor) der härtefle aller Körs 
ver, fie dient daher zum Poliren des Glaſes und der Edelfteine. Der hierzu benugte 
Korund führt den Namen Smirgel, Die Thonerde bildet den Hauptbeftandtheil 
jowohl des feinften Porceland, forwie der gewöhnlichen Töpferwaaren. Sie befteht 
aus 53,31 Thonerde und 46,69 Sauerftoff. 


Aluminiumoxydhydrat, Thonerdehydrat, alumine hydratse, ift der getrocknete 
Riederfihlag, welchen man beim Fällen eined Thonerdefalzed durch ein Alkali erhält. Das 
ftifch gefällte Thonerdehydrat löſt fich felbft in den ſchwächſten Säuren auf, fowie in 
tohlenfaurem Waller und in Aetzlaugen. Daffelbe befitzt im hoben Grade die Eigenfchaft 
der fogenannten Flächenanziehung, befonderd® gegen Pflunzenfarben und organifche 
Materien überhaupt, ed ſchlägt diefelben, gleich wie die Kohle, vollftändig auf ſich 
nieder und hinterläßt eine klare ungefärbte Flüffigfeit. Auf diefer Eigenfchaft berupt 
eine Benugung zur Bereitung von Ladfarben. Die Thonerde bildet mehrere beftimmte 
Berbindungen mit dem Waffer, von welchen einige in der Natur vorkommen, z. B. 
den Diadpor und Gibbſit (|. diefe). 


Aluminiumoxydsalze, die Verbindungen der Thonerde mit Eäuren. 
Alunit ſ. Alaunftein. 


Amalgam, Quidbrei — Amalgame; Amalgama, werden die Verbindungen 
oder Legirungen der-Metalle mit Quedfilber genannt. Das Zinnamalgam, unftreitig 
dad wichtigfte unter den Amalgamen dient bekanntlich zum Spiegelbelegen. Für ge: 
hümmte Spiegel wendet man ein Amalgam aus gleichen Theilen Zinn, Blei und 
Vismuth mit dem Ifachen Gewichte Queckſilber an, welches beim Herumfchmwenfen in 
dem hohlen Raume der Kugel fih an das Glas anlegt Das fogenannte Kienmayr'⸗ 
Ihe Amalgam zum Belegen der Reibkiffen der Clektrifirmafchine, befteht aus gleichen 
Zbeilen Zinn und Zink und 2 Theilen Quedfilberr Gin didflüffige®, in einiger Zeit 
Reinhart werdended Kupferamalgam, welches man zum Ausfüllen hohler Zähne (jeden: 
falld aber auf Koften der Gefundheit) empfohlen bat, erhält man, wenn man das 
durch Digeriren einer Kupfervitriollöfung mit Zinkblechftreifen reſultirende feine Kupfer: 
pulver mit einer Auflöfung von falpeterfaurem Quedfjilberorpd oberflächlich verquict 
und demfelben dann durch Zufammenreiben eine kleine Quantität metallifehen Queck⸗ 
fübere inforporirt. 


Amalgamation, Berquidung — Amalgamation, Amalgamation, wird im 
Algemeinen das Verfahren, die Metalle mit Quedfilber zu verbinden, genannt; im 
sefonderen, wenn diefed in der Abficht unternommen wird, um ein Metall von einem 
andern mittelft Quedfilber zu trennen. Man verfteht daher unter Amalgamationdpros 
‘ &B in der Regel den fehr wichtigen hüttenmännifchen Prozeß, durch melchen man Gold 
und Silber aus ihren Erzen gewinnt. 


Amalinsãure, Dimethylallarantin, Acide amallque; Amalic Acid, ein Zer— 
"Bungsproduft ded Kaffeins, wenn biefed mit Chlor und Salpeterfäure behandelt wird. 


26 Amalith — Ameisengeist. 


Die Amalinfäure bildet farblofe Kryftalle, ift in Waſſer fhwerlöstih, in Alfohol un» 
löslich, färbt fich mit Alfalien und Baryt veilchenblau. Sie färbt die Haut roth, in 
Berührung mit Luft und Ammoniaf wird fie violett, mit Waffer behandelt erhält man 
zinnoberrothe, vierfeitige Pridmen. Zuſammenſetzung in 100 Th. 41,63 Koblenftoff, 
4,27 Waflerftoff, 23,93 Stidftoff und 30,77 Sauerfloff. 

Amalith, eine Art Mörtel oder Beton aus frifch gebranntem Gyps, der mit 
- reinem, ſcharfen Sande oder Steingruß bereitet und in den betreffenden Fällen nie 
Bindemittel beim Mauern benugt wird. 


Amaphenase, fononym mit Anilin. 


Amarin, Amarine; Amarin, Benzolin, Picramin. Das Amarin, eine fünft- 
ſich dargeftellte arganifche Bafe, entfteht, wenn Hydrobenzamid längere Zeit mit ver- 
dünnter Kalilauge gekocht wird. Es bildet farblofe, vierfeitige Prismen, ift in Waſſer 
faft unlöglich, leicht löslich dagegen in Alkohol und Aether; eô ſchmilzt bei 100° C., 
fieder bei höherer Temperatur unter Zerfeßung, es reagirt alkaliſch und bildet mit dem 
. Säuren meift ſchwerlösliche Salze. Zuſammenſetzung: 84,56 Kohlenſtoff, 6,04 Waflers 
ftoff und 9,40 Sauerftoff. 

Amaron, Amarone Mit diefem Namen hat Raurent dad Preduft -der 
trodenenen Deftilation von Benzoplagotid und Azobenzoyl bezeichnet. Daffelbe ift ge- 
ruch⸗ und geſchmacklos, unlöslich in Waffer und in Alkohol felbft in der Siedhitze 
nur wenig tödlich. Kochender Aether Löft etwas mehr davon. Bon kalter Schwefel⸗ 
fänre mird e8 mit einer prächtig rothen Farbe gelöſt. Es befteht aus 88,48 Kohlen⸗ 
ftoff, 5.07 Waflerftoff und 6,45 Sauerftoff. 

Amausit, dichter Feldſpath. 

Amazonenstein, Pierre des Amazones, Trivialname für die grüne Abart des 
gemeinen Feldſpaths, zumeilen auch für den Nephrit. 


Amberfett, Ambroine, Amberharz, Amberftoff, der Hauptbeftandtheil der Ambra, 
froftalifirt in feinen, warzenförmig vereinigten Nadeln. 

Amberfettsäure, Amhreic Aoid, wird durch Bebandlung des Amberfetts mit: 
telft Salpeterſäure erbalten, fie ift envas in Wafler löslich. Zufammenfeßung : 51,96 
Kohlenitoff, 8,59 Etidftoff, 7,07 Waſſerſtoff und 32,37 Sauerfloff. 

Ambra »„ Amhre grisı Amber, ein frankhaftes Produkt der Leber des Pott: 
fiſches, ſchwimmt auf dem Meere Ind wird an den Küften von Koromandel, Japan, 
der Moluden, Madagaskar gefammelt. Graumeiß, gelb und fchmarz marmorirt, riecht 
ftark, nicht unangenehm, fchmedt mild, fettig, fehmilzt bei 669 C. löſt fih in abfo- 
Iutem Altobol und Aetber, auch in fetten und ätberifchen Oelen leicht auf, enthält 85 
Procent Umberfert, welches nicht verfeifbar ift, und ein flüchtiged Del. 

Ameisenäther, omeifenfaures Aethyloryd, Ether formiquo; Formiate of Eihyl. 
Der Ameifenätber ift eine wafferbelle, durchdringend angenehm gemwürzbaft, nach Araf 
riehende Flüſſigkeit, wird durch Deftillation von ameilenfaurem Natron mit einem 
Gemifch von 10 Theilen Schwefeifäure und 6 Theilen Alkohol erhalten. Das Deftillat 
wird mit Kalkmilch, dann mit Chlorkalcium gefbüttelt, fo Tange diefed noch feucht 
wird, und über Ghlorfalcium aufbewahrt. Er befteht in 100 Theilen aus 49,13 Koh⸗ 
lenſtoff, 8,02 Wafferftoff und 42,45 Sauerftoff. 

Ameisengeist, Ameifenfpiritue, Esprit de vin formique; formic Spirit, ein 
pharmaceutifche® Präparat, welches durch Deftillation von 2 Theilen ſchwarzer Amei- 
jen, 4 Theile 6Oprocentigen Alkohol und eben fo viel Waffer gewonnen wird, Er reagirt 














Ameisenöl — Amethyst. 27 


fauer, befigt einen angenehm aromatifchen Geruh und enthält neben Umeifenfäure 
einen Theil des in den Ameiſen enthaltenen flüchtigen Oeles. 


Ameisenöl, Huile formique; formic oil. Durch Deftillation der Ameifen mit 
Waſſer wird ein flüchtiged, und durch Auspreſſen des Rückſtandes ein fetted Del 
erhalten. 


Ameisensäure, $ormylfäure, Acide formique; formic Acid. Die Ameifen: 
fäure ift zuerft in den Umeifen aufgefunden worden. Zu ihrer Darftelung auf fünft: 
lihem Wege mengte man bisher 1 Th. Stärke mit 4 Th. fehr fein geriebenem Brauns 
flein und 4 Theilen Waffer in einer Deftillirbfafe recht innig, und trug dann nad 
und nach unter beftändigem Umrühren 4 Theile koncentrirte Schwefelfäure ein, Dur 
Berbrennen von etwas Stroh oder Papier fteigerte man die Wärme fo weit, daß die 
Mafle anfing fih aufzubläben und in bie Höhe zu fleigens ſetzte alddann den Helm 
auf Die Blafe und deftillirte, bis 4% Theile Flüffigkeit übergegangen waren. Dad 
Deftillat wurde mit fohlenfaurem Kalt neutralifirt und mit etwas Kalkmilch verfeßt; der 
erhaltene ameifenfaure Kalt abgedampft, zur Trodene gebracht -und mit 8 Zheilen 
Schwefelfäure, die mit 4 Theilen Waſſer verdünnt ift, deftillitt. Man erhielt 9 Xheile 
foncentrirte Ameifenfäure von 1,075 fpec. Gew. Am vortheilhafteften fielt man die 
Ameifenfäure nah Berthelot aus Fiyftallifirter Oralfäure mittelft Glycerin dar. 
Zu dem Ende bringt man in eine geräumige, mit Kühlvorrihtung und Vorlage vers 
fehene Retorte 1 Kilogr. Dralfäure und 1 Kilogr. forupförmiges Fäufliches Glycerin 
mit 100 bid 200 Grm. Waſſer. Man erbigt dann diefes Gemisch ungefähr 12 — 15 
Stunden lang auf 100° C. Nah Ablauf diefer Zeit ift fämmtliche Oralfäure in ges 
nanntem Gemiſche in Ameifenfäure und Kohlenfäure verwandelt. Letztere Säure ents 
weicht hierbei; ein wenig Waſſer mit Ameifenfäure beladen, deftillirt in die Borlage, 
während bei der genannten Temperatur die übrige ganze Menge ber erzeugten Amei⸗ 
fenfäure mit dem unzerfeßt bleibenden Glycerin vereinigt in der Metorte zurückbleibt. 
Diefen Rüdftand verdünnt man nun mit & Liter Wafler und deftillirt, während man 
dad deftillirende Wafler in der Retorte fo Tange von Neuem erfebt, bid ungefähr 6 
bis 7 Liter Klüffigkeit auf diefe Weile durch Deftillation in die Borlage übergegangen 
find. Sämmtliche Ameifenfäure befindet fih in dem Deftillate, während in der Re⸗ 
torte da8 Glycerin unverändert zurüdbleibt, fo daß daflelbe zu einer neuen Ameifens 
fänrebereitung dienen fann. Aus 3 Kilogr. käuflicher Oxalſäure geminnt man durch» 
fänittlih 1,05 Rilogr. foncentrirte Ameifenfäure (Ameiſenſäurehydrat). Dad Hy⸗ 
drat der Ameifenfäure wird durch Zerfegung von trodenem ameifenfaurem Bleioryd 
durch trodene Schwefelwafferftoffiäure erbalten. Es bildet eine farbfofe, waſſerhelle, 
an der Luft Schwach rauchende Flüffigkeit von äußerſt durcdringendem Geruch, es 
kryſtallifirt bei — 1,09 C. fehr leicht in breiten, glänzenden Blättern; bid zum Sieden 
erbigt, läßt fich fein Dampf entzünden, der wie Alkohol mit ſchwach blauer Flamme 
brennt. Diefe Säure ift eine der ätzendſten Subftanzgen; bringt man einen Tropfen 
auf eine weiche Stelle der Haut, fo verurfacht diefer unerträglihe Schmerzen, und es 
entftebt eine fchmerzbaft eiternde, fehr fehmer heilbare Wunde. Das Hydrat befteht 
aus 21,58 Koblenftoff, 6,17 Waflerftoff und 69,15 Sauerſtoff. 


Ameisenspiritus, f. Umeif engeifl. 
Amethyst, Amethyste; Quarz hyalin violet; Common quarz, ein violetter, 


mebr oder weniger dunfler, felten vofenrother, oft mit flreifigen Zeichnungen verfehener 
Bergkryſtall, der feine Farbe einem kleinen Mangangehalte verdankt. Unter oriens 





58 Amiant — Ammoniak. 


taliſchem Amethyſt pflegt man die violette Abänderung des Korunds oder Sa- 
phird (Xhonerde) zu verftehen. 

Amiant, ſ. Asbeft. 

Amid. Mir diefem Namen bezeichnet man eine hypothetiſche Verbindung, melde 
aus 1 Aeq. Stiftoff und 2 Aeq. Wafferftoff befteht. 

Amidbasen, hiermit werden organifche Bafen bezeichnet, in deren Amid ein 
Theil ded Waflerftoffed durch ein Kohlenwaſſerſtoffradikal erſetzt ift. 

Amidocaprensäure, f. Leucin. 


Amiden, Amidone. Der von einer dünnen Scicht eingeſchloſſene Inbalt 
der Stärkemehlkörner. 

Amidongummi. Wenn man Amidon längere Zeit bei 70 bis 750 C. mit einem 
Aufguß von Gerftenmalz behandelt, fo verwandelt fich exrftered in eine füße Maſſe, 
nach deren Abdampfen und Audziehen des Rüdftandes mit Alkohol das Amidongummi 
als eine zäbe Maſſe zurücbleibt. 

Amidonzucker. Wenn man die füße Maffe, die man bei Behandlung eines 
Aufguſſes von Gerftenmal; mit Amidon erhält, mit Alfobol ertrahirt, ſo nimmt diefer 
den Zuder, der mit dem Traubenzucker identifch ift, auf, und kann alddann durch Pe- 
handlung mit Kohlenpulver vollfommen rein gemonnen erden. 


Amidulin. Mit diefem Namen wird die nur fo weit mit Schmwefelfäure in 
der Wärme bebandelte Stärke, daß diefe in Waller auflöslich geworden, ohne voll 
ftändig in Zuder verwandelt zu fein, bezeichnet. 


Ammoniak, flüchtiged Qaugenfal;, Ammoniague; Ammonia. Wird erhalten 
durch Zerlegung eines Ammoniakſalzes mittelft Aebfaltd in der Wärme und Auffans 
gen des fich entwidelnden Gaſes über Quedfilber. Das Ammoniak ift bei gemwöhn- 
licher Temperahur ein farblofed Gas von höchſt ſtechendem Geruch und laugenartigem 
Geſchmack, reagirt ſtark alkaliſch, bräunt fehon in einiger Entfernung Gurcumapapier, 
fpec. Gewicht 0,590. Bei — 400 C., ſowie unter einem Drug von 7 Atmoſphären 
bei 10— 12% C., gebt e8 in den tropfbar flüffigen Zuftand über. Das Ammonial- 
gas wird vom Waller begierig abforbirt; 1 Bolum Waffer nimmt bei #109 6. 
670 Bolume des Gafed auf; auch Alkohol und Aether abforbiren dad Ammoniafgas. 
Es unterhält dad DBerbrennen nicht, löfcht brennende Körper aus, verbrennt aber im 
Sauerftoffgafe mit gelber Flamme. Die leinften Mengen freien Ammonialgafes ent 
det man, wenn man ein in Salzſäure, oder noch befler in concentrirte Eſſigſäure 
getauchtes Glasſtäbchen der Flüſſigkeit nähert, in welcher freie Ammoniafgad vermutbet 
wird. Gin anderes fehr empfindliche Reagenz auf Ammoniak oder fohlenfaure® Ams 
moniak ift Quedfilberchlorid, welches man aufgelöft zu einigen Tropfen der zu un: 
terfuchenden Flüſſigkeit zufebt; ift da® Ammoniaf an eine andere Säure gebunden, 
fo muß man vorher die Flüffigkeit durch kohlenſaures Kali oder Natron altalifch mas 
hen; auf Zufab von Sublimatlöfung (1:50) erfolgt felbft bei zy600 facher Derdüns 
nung noch eine fehr deutlich wahrnehmbare weißliche Trübung, refpect. Niederſchlag. 
Seinem hemifhen Charakter nach gehört dad Ammoniak zu den’ Baſen; ed neutralis 
firt die Säuren vollftändig und bildet damit die Ammoniaffaße; f. d. 

Ammeoniak, flüssiges, Zalmiafgeift, Aetzammoniakflüſſigkeit, Ammoniaque 
caustique ou liquide, Esprit de Sel Ammoniac; Spirit of Sal ammoniac. Eine 
Auflöfung des Ammoniäkgafes in Waffer. Die gewöhnliche Ammoniafflüffigfeit ent- 
hält 10 Procent waſſerfr. Ammoniak; doch pflegt man fie auch mit 20 Proc. Gehalt 


‚Ammoniakharz — Amygdalinsäure. 29 


darzuftellen. Sie bildet eine waſſerhelle, Mare Flüffigkeit mit allen Eigenfihaften des 
reinen Ammoniafd. Sie darf nicht brenzlich riechen, duch Kalkwaſſer nicht getrübt 
werden und muß die angegebene Etärke befiben. Den Salmiafgeift wendet man in 
der Chemie, Pharmarie, Medicin, in der Technik zur Fabrikation des Schnupftabate 
zum Auflöfen ded Carmins, des reducirten Indigs in der Urinfüpe, zur Darftelung 
der Orfeille, zum Schönen ber Farben, zum Fleckenausmachen u. f. w. an. 

Ammeniakharz, Ammoniafgummi, Gumme ammoniaque; Gum ammoniac. 
Der eingetrodnete Saft einer in Perfien und dem öftlichen Afrika wachfenden Dolde 
(Dorima armeniacum); wird in der Medicin gebraucht; "man unterfcheider Ammo—⸗ 
niaf in Körnern und Ammoniak in Stüden; erftered Produkt ift das vorzüglichere, 
68 riecht widrig, ſchmeckt Scharf, bitterlich, hat ein fpec. Gewicht von 1,207. 

Ammeniaksalze, Sels d’ammoniaque; salts ammoniac. Hierunter find 
3 Kloffen von PBerbindungen zu unterfcheiden: 1) Ammoniaffalze, d. h. Verbindungen 
von waflerfreiem Ammoniaf mit waflerfreien Säuren; 2) Ammoniumorydfalze, Ber: 
bindungen des bypothetifch angenommenen Ammoninmorydd mit Säuren, 3) Am: 
moniumperbindungen mit fogenannten Salzbildern. 

Ammeoniakseife, ſ. Seifen. 


Ammonium, Ammonium; Ammonia. Noch nicht im ifolirten Zuftande dar: 
geftellt, nur im Verbindung mit Quedfilber ald Amalgam bekannt; zeigt in dieſem 
Zuftande alle Eigenfchaften eined metallifchen Elements; es befteht aus 1 Aeq, Stick⸗ 
off und 4 Aeq. Waflerftoff; in 100 Th. aus 77,78 Stiftoff und 22,22 Wafferftoff. 

Amniossäure, f. Allantoin. 


Amorph. Diefen Ausdrud gebraucht 'man von Körpern, die, wenn fie aus 
dem flüffigen oder gasförmigen in den ftarren Zuftand übergeben, feine regelmäßige 
und fommetrifche Geftalt annehmen Die merfwürdigfien Erfcheinungen der Art zeigen 
der Schwefel, dad Glas, der Zuder u. f. w. . 

Ampelin. Gin durch trodene Deftilation mehrerer Sorten bituminöfen Schie- 
fers, von Laurent erhaltenes Del, gelblich von Farbe, erftarıt noch nicht bei — 209 C.; 
fehr leicht Lößfich in Aether und Alkohol. 

Ampelinsäure, Acide ampölique; Ampelic Acid, wird nah Laurent 
durh Deftillation der aus dem bituminöfen Schiefer erhaltenen Dele mit Salpeters 
fäure erhalten. Die Ampelinfäure ift geruchlos, fehmilzt bei 269%, fublimirt in mi— 
froöfopifchen Nabeln. 

Amphibole, ſ. Hornblende. 

Amphidsalze; mit dieſem Namen bezeichnet Berzelius die Verbindungen, 
welche aus einer binären Säure mit einer binären Bafe hervorgehen, im Gegenſatze 
zu den Haloidfalzen; |. d. 

Amygdalin, Amygdaline Amygdalin. Ein in den Kemen vieler Pflanzen, 
der Drupaceen, in den bittern Mandeln, der Kirfchlorbeerblätter, der Rinde von Pru- 
nus Padus 2. vorfommender Stoff; man erhält e2 aus diefen zuvor von dem fetten 
Tel befreiten Samen, wenn man, 3. B. die fo behandelten bittern Mandeln (Mandelfleie) 
durch Alkohol ertrahirt, das Extrakt eindampft und durch Aether fällt. Es bildet 
weiße glänzende Kryſtallſchuppen, ift geruchlos, von ſchwach bitteren Geſchmack; ift 
in Wafler und kochendem Weingeift, nicht in Aether löslich, Es befteht in 100 Theis 
len aus 52,75 Kohlenftoff, 7,25 Waflerftoff, 3,08 Stickſtoff und 47,02 Sauerftoff. 

Amygdalinsäure, Acide amygdalique ; Amygdalic Acid. Üntfteht, wenn 


30 Amyl — Amylosydhydrat. 


Ampgdalin längere Zeit mit Barytwaſſer gekocht wird; es entmeicht hierbei Ammo— 
niat und Ampygdalinjäure bleibt als eine gummiartige Subftanz zurüd. Zuſammen⸗ 
feßung 52,84 Koblenftoff, 10,83 Waflerftoff und 36,33 Sauerſtoff. 

Amyl. Diefer Körper ift das den Amplverbindungen zu Grunde liegende Ra- 
difal, es wird wie das Methyl aus feiner Jodverbindung mittelft Zinfamalgam er 
halten. Es bildet eine farblofe Flüffigfeit von ſchwach ätherifchem Geruch und bren: 
nendem Geſchmack, unlöslih in Waffer, leicht Töslich in Alkohol und Nether, 0,770 
fpec. Gewicht und fiedet bei 1550 C.; es beftehbt aus 84,51 Koblenftoff und 15,497 
MWafferftoff. 

Amyläther, ſ. Amyloxyd. 

Amylalkohol, ſ. Amyloxydhydrat. 


Amylamin, Valeramin. Man bereitet es leicht aus Cyanſäure-Amyläther 
durch Kochen mit Kali; desgleichen entſteht es bei der trockenen Deſtillation von Leu 
cin oder Wolle mit Kali; es ift eine leichte, ammoniafalifch riehende, brennend und 
bitter ſchmeckende Flüffigfeit von 0,750 fpec. Gewicht, die bei 95° &, fiedet. Das 
Amylamin befteht aus 68,18 Kohlenftoff, 7,95 Wafferftoff, 23,87 Stidftoff. 

Amylen, Amylene, Valerene. Es entſteht aus Amylalkohol bei der Deftil- 
lation defielben mit Chlorzint oder mwafferfreier Phosphorſäure. Es bildet eine bei 
350 ©. fiedende Flüffigkeit, von Gerud nach faulem Kohl; wird von waflerfreier 
Schwefelfäure, fowie von Antimondlorid raſch aufgenommen; ed brennt mit leud 
tender Flamme und befteht in 100 Theilen aus 85,71 Kohlenftoff und 14,29 Waf- 
ferftoff. Seine Anwendung ald Anäfthetifum ift bereitö wieder aufgegeben. 

Amyloxyd, Ampyläther, Ether amylique, Amylic Ether, or Oxide of Amyl, 
Diefer Körper ift in dem Deftillat von Schmefelfäure und Amylalkohol enthalten; 
man fohüttelt dafjelbe mit Schmefelfäure, worin fi dad Amyloryd auflöft, und aus 
diefer Löfung durch Deftilletion gewonnen wird. Der Ampfäther ift aber im voll 
fommen reinen Zuftande fehmwierig darzuftellen; er ftellt ein angenehm riechendes, bei 
1100 &. fiedendes Fluidum dar, da® ganz neutral ift; fein fpec. Gewicht ift 0,779. 
Zufammenfeßung:: 75,95 Kohlenftoff, 10,13 Wafferftoff, 14,92 Sauerftoff. 


Amyloxyd, essigsauresz; wird durch Digeftion einer Mifhung aus ‚gleichen 
heilen Amylalkohol (Fufelöl) und Eiseffig und 4 Theil foncentrirter Schwefelſäure 
bei 100° C. erhalten; e8 fcheidet fich oberhalb der Mifhung ab und wird abgenom: 
men und behufs der Reinigung der Deftillation unterworfen. 


Amyloxydhydrat, Amylalkohol, Kartoffelfufelöt, Amylgeiſt, Amylenhydrat; 
Alcool amylique, hydrate of Amyl. Dieſe Alkoholart bildet den Hauptbeſtand⸗ 
theil des bei dem Rectificiren des Kartoffele, Koıns und Treſterbranntweins als Ne 
benprodukt erhaltenen Fuſelöls. Durch Schütteln mit Waſſer, dem man etwas 
Kali zugeſetzt hat, wird es von Weingeiſt und Säure befreit und hierauf deſtillirt. 
Das Amylorydhydrat iſt eine waſſerhelle Flüſſigkeit von 0,818 ſpec. Gewicht bei 15° 
C., die bei +1320 C. fiedet und bei — 230 C. erſtarrt; hat einen erſtickenden Geruch, 
welcher ſtark zum Huſten reizt, verurſacht leicht Kopfſchmerz und macht auf dem Pa⸗ 
pier wieder verſchwindende Fettflecke; iſt in Waſſer nur wenig löslich; mit Alkohol 
. und Mether in jedem Verhältniß miſchbar; läßt ſich ſchwierig anzünden, in Berüh— 
tung mit orgdirenden Subftangen (3. B. Platinſchwarz, erwärmte Salpeterfäure) geht 
der Amylalkohol in Valerianſäure über, Zufammenfegung : 68,18 Köblenftoff, 13,64 
Maflerftoff und 18,18 Sauerftoff. 











Amylum — Angelicaöl. 31 


Amylum, Amidon Fe&cule, Starch, der allgemein gebräuchliche Name für 
dad auf gewöhnlichen Wege erhaltene Stärke: oder Satzmehl. 

Amyrin, Amyrine, Amyrin. Gin Beftandtheil des Elemiharzes (Amyris 
elemifera) , der durch Audziehen mittelft Alkohol gewonnen wird. Aus der heißen 
Löfung ſcheidet ſich das Amyrin in Fleinen weißen Kıyftallen ab; es ift neutral und 
ſchmilzt bei 174° C. Es befteht in 100 Theilen aus 85,11 Kohlenftaff, 11,05 Waf- 
jerftoff und 2,84 Sauerftoff. 

Anacardsäure, Acide anacardigue, Anacardic Acid. " Eine den Fettfäuren 
fh anfchließende, bei 26° E. fihmelzende, in den Früchten von Anacardiam oc- 
cidentale, weftindifche Elephantenlau®, noir d’acajou, enthaltene Subftanz; begleis 
tet ift die Anacardfäure in den Anacardiumfrüchten von dem feharfen Körper Cardol. 

Analyse, anorganische. Sie hat die Ermittelung der unorganifchen Ber 
fandtheile einer Verbindung (qualitative); dann aber auch die Gewichtäbeftimmung 
der einzelnen Stoffe (quantitative Unalyfe) zum Zweck. 

Analyse, erganische, Giementaranalyfe. Cie befaßt ſich mit der Beftim- 
mung der Art, der Gewichtsmenge und der Berechnung der Anzahl von Aequivalen⸗ 
ten, die von jedem Elemente in einer organifchen Verbindung enthalten find. 

Ananasöl, fogenannte®, darunter verfteht man eine Auflöfung von 1 Theil 
Butterfäureäther in 8 bid 10 Theilen Weingeift. 20 Tropfen davon reichen Bin, einem 
Piunde Zuder einen ftarfen Ananasgeſchmack zu ertheilen, menn etwas Kitronen« 
oder Weinfäure zugeſetzt wird. 

Anbeisen, Beizen — Mordancer. Ein bei mehreren technifchen Operationen, 
5 B. bei dem Färben, Holzvergolden 2c. vorangebender Proceß. 

Anchoinsäure, Leparyylfäure, Acide lepargigne, Anchoic Acid, bildet fi 
in befonder® reichlicher Menge bei der Behandiung von Ricinusöl mit Salpeterfäure. 

Auchusin, Acide anchusique , Alkanet Red. Der rothe Farbſtoff der fat 
ihen Alfanna (Anchusa tinctoria L.); es beſitzt nicht die Eigenfchaft einer Säure 
(man nannte es früherhin Anchufafäure), und bat man ihm daher jest den Namen 
Anhufaroth oder Anchuſin beigelegt. 

Andagqnias-Wachs ift das Wachs einer eigenen Bienenart, welche am Orinofo 
und Amazonenftrom vorkommt; es wird von den Indianern gefammelt, und beim 
Mangel an gewöhnlihem Wachs zur Berfertigung von Kirchenkerzen verwandt. 

‚Anemonin, Anemonen= oder Pulfatillencampher. Gin fryftallifirbarer Ber 
ftandtheil mehrerer Anemonenarten, der fih, mit einer Säure gemengt, aud dem wäß⸗ 
tigen Deftillat diefer Pflanzen abſcheidet. 

Anemonsäure, Acide amonique, Anemonic Acid, der andere Beftandtbeil 
des jih bei der Deftillation mit Waller der im vorhergehenden Artikel genanniEn 
Pflanzen mit dem Anemonin verbunden abfcheidet. 


Anfrischen, ſ. Friſchen. 


Angelicabalsam, Baume d’Angelique, Balsam of Angelica. Gin Beſtand⸗ 
tbeil der Wurzel der Angelica Archangelica, welcher erhalten wird, menn man die 
Wurzel mit Alkohol auszieht und die Flüſſigkeit in einem Waflerbade verdampft. 
Hierbei fcheiden fich zwei Schichten ab, von denen die obere der Angelicabalfam ift. 

Angelienöl, huile d’Angelique, oil of Angelica. Ein Produft der Deſtilla⸗ 
tion der Angelicamwurzel mit Kalkhydrat und Wajler. j 


32 Angelicasäure — Antlin. 


Angelicasäure Acide angelique, Angelic Acid. Diefe der Balerianfäure 
fehr nahe ftehende Säure findet fich in der Wurzel verfchiedener Umbelliferen, befon« 
derö der Angelica, Leviſticum u. f. w., dann in der Sumbulmurzel und im Kro—⸗ 
tonöl; ferner entfteht fie bei der Zerfegung des Smperatorind mit Kalihydrat, ſowie 
beim Kochen de? fireren Theile des ätherifihen Oels ter römischen Kamille mit Kali- 
tinftur. Sie Ergftallifirt in farblofen glänzenden Nadeln, die bei 450 C. fehmelzen 
und beim -Erfalten zu einer Eryftallinifchen Maſſe erftarren, befißt einen angenehmen 
aromatifhen Geruch, fiedet bei 190% C. und laßt fi ohne Zerfegung deftilliren. 
Bufammenfegung in’ 100: 66,0 Koblenftoff, 7,7 Waflerftoff, 26,3 Sauerftoff. 

Anguss nennt man den bei einem Gußftüde durch die Ausfüllung der Eins 
gußöffnung entftandenen vorfpringenden Zapfen. 

Anhydridez unter diefer Benennung verfteht man im Allgemeinen mafferfreie 
Säuren. 

Anhydrit, Auhydrite — Chaux’ anhydro - sulfat6ge — Anhydrous Gypsum ; 
prismatic gypsum, waflerfreier fehwefelfaurer Kalt; der Anhydrit findet ſich ſtets 
nur im fecundären Gebirge, namentlich im Steinſalz und älterem Gypsgebirge; er 
fommt, doch felten, in rectangulären Säulen, größtentheil® aber maffig, und dann 
von blätterigem, ftrabligem. fürnigem oder dichtem Gefüge vor. Zufammenfegung: 
41,18 Kalt und 58,82 Schwefelfäure, 

Anil, fyn. mit Indigo. 

Anilin, Analine, Phenylamin, Krystallin, Kyanol, Benzidam, Phenamid 
findet fih im Steinfohlentheer und unter den Produkten der trodnen Deftillation des 
Indigo und kann auch auf verfhiedene andere Weifen erhalten mrıden. Am leichtes 
ften ftelt man ed aud dem Indigo dar, indem man .denfelben in concentrirte Kali⸗ 
fauge einträgt, die Löſung eindampft und den Nüdftand in einer eifernen Retorte 
deftillirt. Das Deftillat befteht hauptfächlich aus Anilin, enthält aber neben diefem 
noch Ammoniak, Leucolin und Picolin. Um es hiervon zu trennen, löft man das 
Gemenge in einer heißen altoholifchen Löſung von Dralfäure; beim Erkalten fcheidet 
fih oralfaured Anilin in Kryftallen aus, welches mit Kali der Deftillation unterwer- 
fen wird. Fabrikmäßig wırd daffelbe gegenwärtig am häufigften, zur Gewinnung von 
Anilinfarbftoffen, durch Zerfegung des Nitrobenzol® (jogenannten Mirbanöls) mit Ef: 
figfäure und Zink- oder Eifenfpänen gewonnen. Das Anilin ift eine farblofe, das 
Licht ſtark brechende, Hlartige Flüffigfeit, von ſchwachem, weinähnlichem Geruch und 
gewürzhaftem Gefchmad, erftarrt erft bei fehr hohen Kältegraden; fiedet bei 1820 C., 
fein Dampf brennt mit ſtark rußender Flamme. Sein fpec. Gewicht bei 16° ©. if 
1,020 5 es löſt fih in Alfohol, Aether und fetten Delen in jedem Berhältniß, in Waf- 


fer, welches davon eine ſchwach allalifhe Reaction annimmt, nır wenig auf. Un. 


der Luft färbt es fich leicht gelb und verharzt; Eiweiß gerinnt durch daffelde Die 
Meinfte Menge von Anilin bewirkt in einer Auflöfung von Chlorkalf eine tiefpurpur- 
vinlette Färbung. Dad Anilin wird gegenwärtig maffenhaft producirt, da es zur 
Darftellung von Farbftoffen eine fehr ausgedehnte Anwendung gefunden bat. Zufam- 
menfeßung in 100 Zheilen: 77,42 Koblenftoff, 7,52 Waflerftoff und 15,06 Stickſtoff. 


Anilin, arsenigsaures, ſ. Fuchſin 9. dð 


*) Der Sprachgebrauch in der Bezeichnung der Anilinfarben iſt im Allgemeinen noch ſehr 
ſchwankend. 


Anilinblau — Anlassen. | 33 


Anilinblau, Bleu de nuit. Zu deffen Darftellung werden 3 Theile Anilin 
mit 1 Theil Anilinroth (Fuchſin) auf 180° C. fo lange erhikt, bis dad Roth in 
Violett verwandelt ift, alddann fügt man 4 Theil effigfaures Kali hinzu und fteigert 
die Temperatur auf 190° C. Hierauf gießt man die Maffe in Spiritud und entfernt 
buch Kochen in concentrirter Salzfäure das überfchüffige Anilin, dabei fcheidet fich 
dad Anilinblau als compakte broncefarbene Maffe aus. 


Anilingrün, Zu deffen Bereitung nimmt mon 150 Grm. Anilinroth (Fuchſin), 
450 Grm. einer erfalteten Mifchung von 3 Kilogem. Schmwefelfäure und 1 Kilogrm. 
Waſſer. Wenn darin das Anilinroth völlig gelöft ift, fügt man 225 Grm. Aldehyd 
binzu. Das Gemifch erhigt man im Sandbade. Zeigt dad Gemifch eine ſchöne dun- 
felgrüne Farbe, dann unterbriht man die Erhigung und trägt die Miſchung allmälig 
in 30 Liter fochenden Waflerd ein, denen man fogleih 450 Grm. unterfchwefligfaus 
red Natron, in möglichit wenig fochenden Waflerd gelöft, zufüg. Dan kocht nur 
einige Minuten. Alle® Grün bleibt dann in Löfung. 


Anilinroth, Fuchfin, fchmefelfaured Rofanilin. Behandelt man waſſerfreies 
Anilin mit gewiſſen Metallchloriden, 3. B. Zinnchlorid, Quedfilberchlorid, oder mit 
gewilfen falpeterfauren Salzen, 3. B falpeterfaurem Quedfilberoryd, oder mit Arfene 
fäure, fo entfteht ein rother Körper, der nach geböriger Reinigung verfchiedene Na- 
men führt und gegerrwärtig ald die prächtigfte rothe Farbe zum Färben von Seide 


und Wolle eine fehr ausgedehnte Anwendung findet. 


Anilsäure, Nitrofalicylfäure, Anilotinfäure, oder Indigfäure, Nitrofpiropl- 
fäure, Acide indigotique; Nitro Salicylic Acid, wird durch Behandlung von Ins 
digo, Salicplfäure und anderer Subftanzen mit concentrirter Salpeterfäure dargeftellt. 
Die Säure Aryftallifirt aus kochendem Waſſer in feinen farblofen Nadeln, die fich un» 
zerſetzt ſublimiren laffen ; mit Königswaſſer giebt fie Chloranil. 

Animalisiren, Hiermit bezeichnet man eine eigenthümliche Behandlungsweiſe 
der aus Pflanzenfafern beftehenden Gewebe, damit diefelben fich leichter bleichen und 
färben faffen. 

Animehars, Animö — Anime Resin. Wird durch Einſchnitte in die Zweige 
und den Stamm von Hymenaea Courbaril, einem in Brafilien und auf den Ans 
tillen einheimifchen Baume gewonnen. 

Anisöl, I’huile d’Anis; oil of anisced. Das ätherifche Del aus den Samen 
von Pimpinella Anisum; ein gelbliches, füßlich fchmedended Del von durhdringens 
dem Geruch, gefteht bei = 10° C., kocht bei 200 bis 2109; fein fpec. Gewicht 
= 0,9958. 

Anlssiöfennien ; Stearoptene of oil Anise; fcheidet fih aus dem auf 09 C. 
abgelühlten Anisöl in Form perlmutterglänzender Kıyftallblättchen aus, die zur Ent- 


jemung des flüffigen Theild (Eleopten) zwifchen Fließpapier gepreßt werden. 


Anke nennt man eine ftählerne Platte mit halbkugeligen Löchern, um mit dazu 
gehörigen converen Stempeln halbkugelförmige Erhöhungen auf Blech zu fchlagen. 

Anlassen, Reculre, Recuit; tempering, Letting down Cine Operation, 
welche hauptſächlich auf den Stahl angewendet wird, um ihm einen Theil ſeiner 
birte und Sprödigkeit zu nehmen. Dies geſchieht, indem man den Stahl wieder 
eihizt und alsdann langſam abkühlen läßt. Je mehr ein Stahl von feiner Härte be⸗ 
balten fol, defto niedriger muß die Temperatur fein, bei welcher man ihn anläßt; 
und umgefehrt, ge mehr mir man ihm nehmen will, um fo. ftärfer muß er — 

9.2. ‚techn. Chemie 3 





34 Anlauf — Ansieden. 


werden. Die niedrigfte Temperatur des Anlaſſens, bei welcher Schneidewerkeuge 
noch eine fefte und haltbare Schneide befommen, ift 215 bis 220° C.; fie dient für 
chirurgiſche Inſtrumente; die höchfte etwa 315 bis 3200 C. für Werkzeuge, die weni⸗ 
ger Härte, dagegen mehr Zähigkeit und Glafticität verlangen, z. B. Sägen u. |. w. 
Um die richtige Temperatur des Anlaffend beffer zu treffen und der Stahlmaffe gleich- 
mäßig mitzutheilen, bedient man fich Bäder von heißem Del oder einer geſchmolzenen 
Legirung von Blei und Zinn in verfchiedenen Verhältniffen. Gewöhnlich beurtheilt 
man den richtigen Grad des Anlaffend nach den Farben, mit welchen der Stahl beim 
Erhigen anläuft; obgleich diefe Farben in geübter Hand ganz fichere Anzeigen der er- 
langten Temperatur abgeben, fo find fie doch feine nothmendigen Begleiter des An- 
laſſens; nach dem Anlaffen wird der Stahl abgelöfeht, damit er dur allmäliges 
Abkühlen nicht wieder weich werde. Man wendet dad Anlaffen auh auf Kupfer, 
Silber und Gold an, wenn diefe geftredt werden follen. Hier befteht dad Anlaffen 
darin, daß man diefe Metalle bid zum Kirſchrothglühen erhigt. 

Anlauf. Bei Sägemühlen ift dad Sägeblatt oben breiter ald unten, damit 
beim Aufmwärtögehen der Säge der Holzklotz vorwärts rüden Tann; der Vorſprung 
des oberften Sägezahnd vor dem unterften heißt der Anlauf. 

Anlaufen nennt man, wenn ein Metall fih auf feiner vollkommen blanfen 
Oberfläche mit einem dünnen Ueberzuge bededt, alſo feinen Metallglanz verliert; bes 
fonders gebraucht man die Bezeichnung, wenn der Ueberzug farbig ift, wie bei Stahl, 
deffen Karben daher auh Anlauffarben genannt werden (couleur derecuit, tem- 
pering colour). Wenn man blanten Stahl an der Luft allmälig ftärker erhigt, fo 
wird er folgemeife blaßgelb bei 2200 C. (für Lanzetten); ftrohfarben bei 2320 C. (befte 
Rafirmeifer) ; goldgelb bei 2449 C. (ordinäre Raſirmeſſer, Federmefler); braun bei 
2560 &. (Eleine Scheeren und Meißel); purpurfledig bei: 2680 C. (Taſchenmeſſer, 
Aexte); gleichförmig purpurfledig bei 280° C. (für Tifchmeffer und größere Scheeren); 
hellblau bei 292° C. (für Klingen und Uhrfedern); gefättigt blau bei 296° C. (für 
feine Sägeblätter) ; ſchwarz bei 320° C. (für größere Stich- und Handfägen). Diefe 
verfehiedenen Farben find lediglich Folge der Oxydation, wobei fi) mehrere Schi. 
ten deffelben Oryd3 übereinander legen und hierdurch das Farbenfpiel hervorrufen. 

Annaline ift ein häufig für reinen Gyps gebrauchter Ausdruck. 


Anode. Mit diefem Ausdruck bezeichnet Faraday den fogenannten pofitiven 
Pol oder die pofitive Eleftrode der galvanifchen Eäule, oder vielmehr, nach feiner Bor: 
ftellungsweife von der Action der Säule, den an diefer Elektrode ſich ausfcheidenden 
Beftandtheil des zerfeht werdenden Körpers ln): 


Anguiken, ſ. Amalgamation. 

Anschiessen, f. Kryftallifiren. 

Anschwöden, enchaussener; to daub with ashes and lime. Damit bezeichs 
net man das Entfernen der Wolle von Schaffellen; um fie nämlich beim Gerben der 
Felle nicht Zu verlieren, breitet man die Kelle aus, beftreicht die Fleiſchſeite mit einem Ge⸗ 
menge von friſch gelöſchtem Kalk und Aſche (das eigentliche Anſchwöden), ſchlägt die 
Felle einzeln zuſammen und vackt ſie auf einen Haufen. Nach 122 15 ſtündigem 
Liegen werden ſie gewäſſert, ausgetrocknet und die Wolle ſodann auf einem Schabe⸗ 
baume abgerauft. Sortirt kommt ſie unter dem Namen Gerberwolle in den Handel. 

Ansieden (vergleiche Anbeizen), scorifier avec le plomb; to mix a metal 
with lead by smelting , da® Zufammenfchmelzsen von Silber und Blei, um ed auf 
der Kapelle abzutreiben. ° 








Anstrieh — Antimon. 35 


Austrich, wafferdichter. Einen von Bernimel mit dem beften Erfolge an- 
gewandten Anftrich der Art erhält man, wenn man auf eine Wand oder Holz einen 
Anſtrich aus mit Leimwaſſer verdünntem Zinforyd giebt, und dann etwa nach 2 Stun 
den einen zweiten Anftrih mit aus Leimwaſſer verdünntem Chlorzint folgen läßt. 
Das Zinforyd bildet mit dem Chlorzink eine bafifche Verbindung mit der Härte des 
Glaſes und von glänzender Oberfläche. Ssncarporirt man dem Reimmaffer farbige Oxyde, 
jo läßt fich ein Anſtrich von jeder beliebigen Farbennüance erzielen. 


Anthracit, Glanzkohle, Kohlenblende, Anthracite; staty Glance Coal. Eine 
befondere Art Steinkohle, die fi) nur maffig mit derbem Gefüge, felten mit fchali« 
ger oder ftenglicher Abfonderung vorfindet; fpec. Gewicht 1,4— 1,79; eiſenſchwarz 
bis graulichſchwarz von Farbe, faft metallifh glänzend undurchſichtig; fpröde und 
von mufchligem Bruch; ſchwer verbrennlich, Hinterläßt nur wenig Aſche; wo fich der 
Anthracit in größeren Maflen findet, wird er ald Brennmaterial beim Hüttenbetriebe, 
felbft zur Heizung angewendet. 

Anthrakoimeter, ein von X. v. Humboldt empfohlened Snftrument zur 
volumetrifchen Beftimmung der in der Atmofphäre, oder einer andern Gasart befind- 
lihen Kohlenſäure. 


Anthrazothionsäure, veralteter Name für die Schwefelblaufäure oder Schwer 
felwaflerftofffäure. 


Antiarharz, in dem Saft des Upasbaumes (Upas toxicaria) enthalten, defs 
jen fich die Eingebormen des indifchen Archipelagus zum Bergiften ihrer Pfeile bedies 
nen. Und dem eingedidten Saft wird dad Antiarin (fiche unter: Antiarin) bes 
reitet. Es befteht aus 63,67 Kohlenftoff, 7,43 Waflerftoff und 28,29 Eauerfloff. 


Antiarin ift ein ftidftofffreies, außerordentlich heftig wirfendes Gift, fein Al: 
od. Es kommt im Upas antiar vor, d. h. in einem aus Pflanzenertraften bereite: 
ten Pfeilgifte der Bermohner des indifchen Archipels. Dad Antiarin wird aus die: 
fem Pfeilgifte durch Austochen mit Weingeift und PVerdunften der meingeiftigen Pös 
fung bereitet‘, worauf mit Waffer dad Antiarin wieder gelöft wird. Es kryſtalliſirt 
in perlmutterartigen Blättchen; ift in heißem Waſſer Teicht, in kaltem ſchwer löslich. Ein 
Milligrm. davon in eine Wunde gebradht, bewirkt, nah Mulder, fogleich Erbre- 
Ken, Convulſionen, zulegt den Tod. 


Antichlors; mit diefem Namen hat man die verfchiedenen Stoffe bezeichnet, die 
angewendet worden find, um den mit Chlor gebleihten Subftangen (Papier, Baum: 
wolle x.), ſowohl den Gerud nach Chlor zu nehmen, ſowie deſſen nachtheilige Wir 
fung beim ferneren freien Verweilen darin aufzuheben, unter andern gehören Bierher 
ſchwefligſaures und unterſchwefligſaures Natron, ſchwefligſaurer Kalk, Schwefelcalcium, 
Zinnchlorür ꝛc. Die Probe, ob alles freie Chlor in den gebleichten Subftanzen durch 
dad Antichlor neutralifirt oder entfernt worden, befteht darin, daß man die Subftan- 
zen mit etwas Stärkekleiſter verfegt und einen Tropfen Sodkaliumlöfung Hinzubringt. 
Bleibt Alles farblos, fo ift das Chlor entfernt, wird aber eine Bläuung bemerkbat, 
fo gilt dieß ald ein Zeichen, daß man noch von dem Antichlor zur Zerflörung des 
Chlors Hinzuzufegen hat. 

Antimiasmatisch; was die Miasmen zerfiört; fiehe Desinfection. 

Antimon, Spießglan;, Spießglas, Spießglanzkönig, Antimoine; Antimony. 
Ein in feinem Verhalten den Dietalloiden fich näherndes Metall. Es wurde im 15. Jahre 
hundert befannt and findet fich in der Natur ziemlich häufig, theild reguliniſch, größten- 

3* 


36 Antimonasche — Antimonchlorid. 


theild aber mit Schwefel verbunden. Die gewöhnliche Darftellung ift die durch Re- 
duction des Schwefelmetalld mittelft Eiſen. Das reine Antimon ift filberweiß, ſehr 
glänzend; bei rafchem Erkalten kryſtallifirt, ift fein Bruch großblätterig, bei langſa⸗ 
mem körnig, kryſtalliniſch; es ſchmilzt bei ſchwacher Rothglühhige und erſtarrt, wo⸗ 
bei es ſich ſtark ausdehnt bei 430 — 4400 C.; an offener Luft verbrennt es in der 
Rothglühhitze zu Oryd, welches ſich als dicker, weißer Ranch ohne Geruch verflüch⸗ 
tigt. Das Antimon hat drei Oxydationsſtufen: Antimonoxyd, antimonige Säure 
und Anitmonfäure. Es iſt nicht fehr hart, leicht in Pulver zu verwandeln; fein fpec. 
Gewicht ift 6,710. Es macht einen Hauptbeftandtheil des Schrifterzed aus. Ein cher 
mifch reines, völlig arfeniffreied Antimon ,. zur Darftelung chemifcher und‘ pharma- 
ceutifcher Präparate, erhält man nah Liebig auf folgende Weife: Man fehmelzt 
16 Theile grob zerfhlagenes, käufliched Antimon (Regulus antimonii) mit 1 Theil 
ſchwarzem Schmefelantimon und 2 Theilen trodnem, fohlenfauren Natron in einem 
heffifhen Ziegel 1 Stunde lang, unter forgfältiger Verhütung des Hineinfallend von 
Kohle, zerichlägt nach dem Erkalten den Tiegel, trennt die Schlade genau vom Mer 
tall, zerftößt diefes wieder gröblich, fehmelzt e8 mit 12 Theilen trodnem kohlenſau⸗ 
rem Natron 1 Stunde lang, und fo nach dem Erkalten und Entfernen der Schlade 
noch einmal mit 1 Theil kohlenſaurem Natron. So erhält man 15 Theile reines An- 
timon. Zerlegt man eine Chlorantimonlöfung mit einer möglichft konſtant wirkenden, 
ſchwachen, aus 2 oder 3 Elementen beftehenden Bolta’fchen Batterie, fo zwar, daß 
man die pofitive Elektrode aus einem maffiven Stück Antimon, die negative aus 
einzelnen feinen Kupferdrähten beftehen läßt, fo gewinnt man in etwa 24 Stun 
den einen fehon mehrere Linien dien filberglänzenden Antimonabja auf den genann- 
ten Kupferdrähten. Diefes eleftrolgtifh gewonnene Antimon zeigt die merkwürdige, 
von Gore entdeete Eigenfchaft, beim Geritztwerden oder Durch einen ſchwachen Schlag, 
unter Zifchen und Ausftoßen eines weißen Rauchs, ja bisweilen unter ſchwacher Er- 
plofion und dem Umberfchleudern von Metallftüden zu zerfallen. Bei diefem Vorgange 
erbigt fich diefed erplodirende Antimon auf circa 200° R,, fo daß, wenn man ein 
Stück diefer elektrolytifeh gewonnenen Metallmafje vor dem Riten mit Stanniol ums 
widelt, dieſes nach erfolgter Erplofion zum Schmelzen fommt, oder mit Schießmwolle 
umkleidet, diefe entzündet, Anfangs war man der Anficht, dieſes eleftrolytifch ges 
wonnene Metall fei Antimon in einem befonderen allotropifchen Zuftande, aber Bött- 
ger hat zuerft nachgewieſen, daß daffelbe eine innige DBerbindung von metalliſchem 
Antimon und waflerfreiem Antimondlorid if. Dieſes merfwürdige Produkt kann 
auch dadurch zum Erplodiren gebracht werden, daß man eine Leydener Flafıhe damit 
entladet, oder indem man einen ftarfen galvanifchen Strom durch daſſelbe gehen läßt, 
oder einen Induktionsfunken mittelft ded Ruhmkorff'ſchen Apparated darauffchla- 
gen läßt. 


Antimonasche, Spießglanzafche, unreine antimonige Säure. Diefe Verbin— 
dung entfteht, wenn Schwefelantimon an der Luft geröftet wird. Die Antimonafche 
ift ein Gemenge von Antimonoryd, antimoniger Säure und mehr oder weniger Schwe- 
felantimon. in reineres, weißes Präparat wird erhalten, wenn man das Schwefel- 
antimon in einem Flammenofen, unter fortwährendem Zutritt von Wafferdämpfen, 
röftet, wobei der Schwefel vollftändig ausgetrieben wird. 

Antimonbutter, ſ. Antimondlorür. 


Antimonchlorid, Antimonbutter, waſſerfreies ſalzſaures Antimonoryd, Spieß- 
glanzbutter, Spießglanzöf, dreifach Chlorantimon, beurre d’Antimoine; Hydrochlo- 








Antimonglanz — Antimonpersulphid. 37 


rate of antimony or butter of antimony. Diefe Berbindung wird erhalten, wenn 
man über in einer Glasröhre eingefchloflenes Antimon einen Strom von. Chlorgas 
leitet, wobei dad Metall in Ueberfhuß vorhanden fein muß; oder au, wenn man 
ein inniges Gemenge von 5 Theilen Antimon und 11 Xheilen Quedfilberchlorür der 
Deftillation unterwirft; am einfachften aber durch Auflöfen von Schmefelantimon in 
foncentrirter Chlorwafferftofffäure und Entfernung der freien Säure durch Abdampfen. 
Das Antimonchlorid ift eine weiße kryſtalliniſche Mafle; es fehmilzt bei 720 C., fies 
bet bei 2240 C. und befteht in 100 aus 46,60 Antimon und 53,40 Chlor. Die 
Spießglanzbutter gebraucht man unter andern dazu, um Eifen, 3. B. Gemehrläufe, 
zu brunirenz Man beftreicht dad Gifen damit und reibt dann nad einiger Zeit 
den entflandenen Roft mit Holz ab, überftteicht e8 mit einer Auflöfung von Wachs 
in Zerpentinöl, und reibt e8 mit einem leinenen Lappen blank. 

Antimonglans, Grauſpießglanzerz, dreifach Schwefelantimon , antimoine sul- _ 
fure; grey Antimony -ore, dad wichtigfte Antimonerz; ed kommt in rhombifchen 
Dftaddern, häufig nadelförmig in kryſtalliniſchen Maſſen von biätteriger Tertur auf 
Bängen (Lagern) im Gneife und Thonfchiefer vor. Daffelbe ift dunfelgrau, befißt 
entfchieden Metallglanz und fchmilzt leicht in der Rothglühhibe; es befteht aus 71,76 
Antimon "und 28,24 Schwefel. Es ift häufig arfenhaltig. Aus diefem Graufpieß- 
glanzerze ftellt man dad Antimonfulphür (Schwefelfpießglanz), im gemeinen Leben 
„tohes Spießglanz oder Antimonium crudam” genannt, dar; f. Antimonfulpbhür. 

Antimonlegirungen find die Verbindungen des Antimond mit andern Metals 
len; da8 Antimon macht in den meiften Fällen die Metalle, mit welchen e8, wenn auch 
nur in Meinen Mengen zufammengefchmolgen wird, fpröder und härter. Gleiche Theile 
Antimon und Blei geben eine poröfe, fpröde, klingende Legirung. Das Letternmetall 
ift eine Regirung von Blei mit 4 bis „, Antimon, je nad) der Stärke derſelben (und 
mad Kupfer). Für Stereotypplatten wendet man eine Legirung an, die aus 10 Theis 
ien Blei, 2 Theilen Antimon, 1 Theil Widmuth und „4, bie 25 Zinn befteht. Eine. 
Kompofition für Leuchter, Knöpfe u. dergl., die faft filbermeiß ausfieht, erhält man 
durh Zufammenfchmelzen von 10 bis 11 Theilen Zinn und 1 Theil Antimon. Gleiche 
heile Zinn, Zink und 4 Theil Antimon follen eine für Pumpenftiefel brauchbare 
Pegirung geben.- Unter dem Namen Pewter wendet man in England dreierlei Legi⸗ 
tungen an, eine für ſilberähnlich ausſehende Tiſchgeräthe (plate pewter), welche aus’ 
100 Zinn, 8 Antimon, 2 Widmuth und 2 Kupfer befteht; eine zmeite aud Zinn mit 
17 Procent Antimon; eine dritte (ley pewter) aus 4 Zinn und 1 Blei. Das foge- 
nannte Queen’s metal befteht aus 9 Zinn, 1 Antimon, 1 Wismuth, 1 Blei, aus 
welchem namentlich Theekannen gefertigt werden. Unter Britannia Metall verfieht 
man eine Legirung, die aus gleichen Theilen Meffing, Zinn, Antimon und Widmuth 
befteht, der man ſchließlich noch fo viel Zinn zufeßt, bid die Legirung die gehörige 
weiße Farbe und Härte befigt. 

Antimonexyd, Spießglanzoryd, Spießglangblüthe, Oxide d’antimoine; Oxyd 
of antimony , findet fi in der Natur ale Weißfpießglanzerz; auf Tünftlichem Wege 
erhält man ed durch Digeftion von bafifhem Chlorantimon (Algarothpulver) mit einer 
Auflöfung von kohlenſaurem Natron in 20 Theilen Waffer, forgfältiged Auswaſchen 
des weißen Pulverd und Trodnen deffelben. Zufammenfegung f. antimonige Säure, 

Antimonoxyd-Kali, weinsaures, ſ. Brechweinſtein. 


‚ Antimenpersulphid, Goldſchwefel, Sulphur anratum; Persulfare d’anti- 
moine; golden sulphur of antimony. Cine Schwefelungsftufe ded Antimons, de: 


38 Antimonpersulphid-Salze — Antimonsulphür. 


en Schwefelgehalt dem Sauerftoff der Antimonſäure proportional iſt und alſo aud 
1 Aeq. Antimon und 5 Aeq. Schwefel, oder in 100 Th. aus 60,40 Antimon und 
39,60 Schwefel befteht; es ift ein noch immer ziemlich ſtark gebrauchted Arzneimittel. 
Wird am leichteften und fchönften durch Auflöfen von 10 Theilen frifch bereitetem 
YAntimonperfulphid » Schwefelnatrium (Schlieppe'ſches Salz, Sel de Zuber) in 60 Thei⸗ 
len Waffer erhalten, indem man diefe Löfung, unter fortwährendem Umrühren, in eine 
Mifhung von 3 Theilen Schwefelfäure und 100 Theile Waſſer allmälig eingießt, den 
Niederfchlag volftändig auswäſcht und trodnet. Gine ähnliche Schmefelverbindung 
wie der Goldfchmwefel, ift der fogenannte Untimonzinnober; über —— Bereitung ſiehe 
Antimonzinnober. 


Antimonpersulphid - Salze, dies find die Verbindungen des Antimonperſul— 
phids mit den Sulphureten der Metalle der Alkalien und alfalifchen Erden. Ueber 
ihre Konftitution fiehe Schwefelſalze. 


Antimonsafran, Crocus d’antimoine; Saffron of antimony. Mit diefem 
Namen bezeichnet man ein Gemenge von Antimonoryd = Kali mit Schwefelantimon 
"Antimonoryd, weldhes erhalten wird, wenn man gleiche Gewichtötheile Schmwefelantts 
mon und Salpeter mit einander mengt und verpufft, die erhaltene Maffe mit Waſſer 
auslaugt, wo der alddann verbleibende Rüdftand das verlangte Präparat ift. 


Antimonsäure,, Acide antimonique; stibic acid. Am leichteften erhält man 
diefe Säure, wenn 1 Theil Antimon mit 5 Theilen Salpeter, innig mit einander ge 
mengt, nad) und nad) in einen glühenden Tiegel eingetragen, die geglühte weiße 
Maſſe mit Waffer ausgewaſchen, und zulegt, um alled Kali zu entfernen, .mit Sal 
peterfäure digerirt und nach dem Trocknen geglüht wird. Sie ift im reinen Zuftande 
eitronengelb, in Wafler unlöslich, ohne Wirkung auf die Pflanzenfarben; beim Glühen 
entweicht Sauerftoffgad und antimonige Säure bleibt zurüd. Wird diefelbe mit eis 
nem großen Weberfhuß von Kalihydrat behandelt, fo geht fie in Metaantinonfäure, 
reſp. metaantimonfaures Kali über; im reinen Zuſtande erhält man die Metaantis 
monfäure duch Zerfehung von fünffah Ehlorantimon mit Wafler. Zufammenfesung: 
75,31 Antimon, 24,69 Sauerftoff. 


Antimonsilber, Spießglanzfilber, Argent antimonial; antimonial Silber - ore. 
Ein reiches, vom Bergmann darum fehr geachteted Silbererz, welches fih auf Gän⸗ 
gen im Ur- und Uebergangsgebirge findet; fo zu St. Wenzel im Schwarzmwalde, zu 
Andreadberg am Harz, Allemont in Frankreich ꝛc. Befteht aus 76 Theilen Silber, 
24 Theilen Antimon; fpec. Gewicht 8, 9 bis 10,0, 


Antimonsulphür, fogenanntes Antimonium crudum , ſchwarzes Schwefelan⸗ 
timon, Schroefelfpießglanz, anderthalb Schmefelantimon, antimoine sulfure; Anti- 
moine cru; Grey antimony-ore, sulphuret of antimony. Dad in der Natur vor 
kommende Antimonfulphür ift niemald rein, fondern ftetd mehr oder weniger mit 
Schmwefeleifen, Schmwefelblei, Schwefeltupfer und Schmwefelarfen verunreinigt. Auf 
fünftlihem Wege erhält man es rein, wenn man 13 Theile reines Antimon mit 5 Thei⸗ 
fen Schwefelblumen, beide auf Feinfte gepulvert und gemengt, nach und nad in 
feinen Portionen in einen heffifhen Schmelztiegel trägt und zufammenfhmilzt. Es 
bildet eine eifengraue, ftrahlig ryftallinifche, metallifch glänzende Maffe; als feines 
Pulver auf Papier geftrichen, befibt e8 eine ſchwarzrothe, das natürliche eine beinahe 
ſchwarze Farbe. Es befteht in 100 aus 71,76 Antimon und 28,24 Schwefel. 





Antimonwasserstoff — Aphlogistische Lampe. 39 


Antimonwasserstefl, Gas hydrog&ne antimoineux, wird dargeftellt,, indem 
man eine Legirung von 3 Theilen Zink und 2 Theilen Antimon im verdünnter Schwe⸗ 
felfäure auflöft; gewöhnlich ift dem auf dieſe Weife dargeftellten Produkt eine Beine 
Menge (gegen 2 Proc.) freied Wafferftoffgad beigemifcht; befleht in 100 and 97,0 
Antimon und 3 Waflerftoff; es bildet ein farblofed Gas von eigenthümlichem Geruch. 

Antimonsinnober von fhön carmoifinrother Farbe erhält man nach Böttger, 
wenn man in einer Porzellanfchale zu 1 Gemwichtstheil des officinellen Chlorantimons 
von 1,35 fpec. Gewicht eine Auflöfung von unterfchwefligfaurem Natron (beftehend 
10 Sewichtötheilen des Natronfalzged und 3 Gewichtötheilen Waller) fügt und fo lange 
ſchwach erhißt, bie bei fortwährendem Umrühren aus der Flüffigkeit ſich nichts mehr 
abſcheiden wil. Man ſüßt dad Präparat einige Male mit ganz verdünnter Effig- 
fäure und ſchließlich mit Wafler aus, worauf man es audtrodne. 

Antiphlogistisches System im Gegenfag zu der von Stahl begründeten 
Anſchauungsweiſe von der Zufammenfebnng der Körper, namentlich der Sauerftoff- 
verbindungen, der Metallfalke, die Stahl für einfache Stoffe hielt, mährend er bie 
Metalle felbft, aus einem noch nicht ifolirten Körper, dem Phlogifton, mit einem Mes 
tallfalt verbunden anfah, fo genannt. 

Antiseptica, f. fäulnigmwidrige Mittel. i 

Ansiehung, chemische, ſ. chemiſche Verwandtſchaft. 


Apatit, Spargelſtein, Moroxit, Phosphate de Chaux; phosphate of lime. 
Ein oft in ſchönen Kryſtallen, zuweilen aber auch maffig, mit blätterigem, fafrigem 
und förnigem, felbft dichtem Gefüge vorfommendes Mineral, von 3,17 bis 3,25 fpec. 
Gewicht. Im Allgemeinen find die Apatite von der Zufammenfegung, daß auf 3 Ae 
quivalente phosphorfaurer Kalk 1 Aeq. Ehlor- Fluorcalcium kommt. 

Apfelkernöl, huile de pepin de pomme; apple-Kemnel oil, ein blafgelbes, 
mildes fetted Del, welches ald Speifeöl und Brennöl benugt werden Tann. 

Apfelsinenöl, huile d’orange, essence de Portugal, das in den frifchen 
Schalen von Citrus Aurantium sinensis enthaltene wohlriechende, fauerftofffreie äthe⸗ 
rifhe Del; ed bat mit dem Gitronenöl diefelbe Zufammenfehung: 11,76 Waflerftoff, 
88,24 Sauerftoff. 

Apfelöl, hierunter verfteht man eine alkoholiſche Löſung von valerianfaurem 
Amyloxyd, eine ald Parfüm benutzte Flüffigkeit. 

Aphlogistische Lampe; eine Lampe ohne Flamme; ihre Konftruftion beruht 
auf der Eigenfchaft des Platind, Safe bei einer niedrigeren Temperatur ald zu ihrer 
flammenden Verbrennung erforderlich ift, miteinander zu verbinden, wobei dad Platin 
zum Glühen fommt. Zur Anfertigung einer folchen Lampe bildet man aus etwa 
bid 2, Linien ſtarken Platindraht einen hohlen Cylinder von etwa 12 Windungen, 
und fchiebt denfelben auf den gerade hineingehenden Docht einer Weingeiftlarpe, fo 
dag etwa 8 Windungen über diefen hinaudragen. Dann zündet man die Lampe an, 
damit der Platindraht bis zum Glühen erhikt und die Berdampfung ded Altohold 
eingeleitet werde. Bläft man jest die Flamme aud, fo fährt der Platindraht zu 
glühen fort, fo lange noch Alkohol in der Lampe vorhanden if. Das Platin in 
diefen Lämpchen kann nah Böttger's Beobachtung durch Chromoryd vertreten 
werden. Bringt man nämlich auf einen kurz abgefchnittenen Docht eined mit waſſer⸗ 
freiem Weingeift gefüllten Lämpchens eine Mefferfpige voll trodne Chromfäure, fo 
fieht man augenblidlih den Weingeift fich entflammen, während die Chromfäure zu 


40 Aphrometer — Aqua Binellıi. 


Chromorxyd reducirt wird; bläft man jebt vorfichtig die Weingeifilampe aus: fo fieht 
man dad auf dem Dochte des Rämpchend zurüdbleibende Chromoryd fortfahren fo 
lange zu glühen, als noch Weingeift im Lämpchen vorhanden iſt. 

Aphrometer, mesure-mousse; ein Inſtrument, welches vorzugsweiſe bei der 
Champagnerfabrikation gebraucht wird, und dazu dient, die Größe des Drudes in den 
gährenden, lagernden und zu verfendenden Flaſchen zu beftimmen. 


Aplin, fo wurde eine den Peklinkörpern fich anreihende Materie genannt, welche 
von Planta und Wallace mit fiedendem Alkohol au® der beim Auskochen der 
Peterfilie fih bildenden grünen Gallerte ausgezogen werden. Es ftellt in reinem Zu- 
ftande ein fehr zartes, farb, geſchmack- und geruchlofes Pulver dar, welches erft bei 
200° C. ſich zu zeriehen beginnt, aber bei 100° gleichförmig ſchmilzt, ohne fich zu 
verändern ; in faltem Waſſer ift e8 kaum löslich, aber leicht in heißem; es befigt eine 
hohe Neigung zum Gelatiniren, welche felbit bei 100facher Berdünnung noch nidt 
verfchwindet. Charakteriftifch ift feine blutrotbe Färbung mit Eifenpitriol; 
es befteht in 100 aus 54,96 Kohlenftoff, 5,34 Waflerftoff und 39,70 Sauerftoff. 

Apoglucinsäure, |. Slucinfäure, 

Apophyllit, Albin, Apophyllit; Apophyllite, ein Mineral, welches fich in 
den Blafenräumen mehrerer Mandelgefteine findet, und mefentlich aus Tiefelfaurem 
Kalt und Wafler befteht. 

Aposepedin, ſ. Leucin. 


Apothema, nannte Berzelius den Abfab, der fi aus der Löſung von 
Pflanzenextrakten, wenn fie der Luft ausgeſetzt werden, bildet. 

Apparat heißt im Allgemeinen jede zur Ausführung einer chemifchen Arbeit 
erforderliche, mehr oder weniger zufammengefeßte Vorrichtung, während eine folde 
von einfacherer Konftruktion ein Inftrument genannt zu merden pflegt. 

Appert’s Methode. Sie hat die Konfervirung eingemachter Gemüfe, Früchte x. 
zum Zwecke; zu dem Ende werden Iuftdicht verfchließbare Flafchen oder Blechkapfeln 
mit den zur Fäulniß geneigten Speifen einige Zeit lang in kochendem Waſſer erhitzt, 
und dann ſogleich vollftändig verfchloffen; fo erhalten ſich Gemüſe, Fleifh und ähn: 
liche zu Verderbniß geneigte Speifen oft Jahre lang. Das Appert'ſche Verfahren 
hat den Nachtheil, daß es die Maife der zu konfervirenden Subftanz nicht vermindert, 
jondern oft fogar vermehrt. Da aber das Waffer einen Hauptbeftandtheil der Gemüſe 
und auch des Fleiſches ausmacht und feine Anmefenheit zugleich wefentliche Bedingung 
des Verderbens ift, fo konſervirt man neuefter Zeit die Gemüfe durh Trodnen 
und bringt durh Zufammenpreffen die getrodinete Subftanz auf ein kleines 
Bolumen. Die Fabrit Chollet z. B. erhigt die gereinigten Gemüfe rafh in Dampf 


auf 110 — 120° C., trodnet fie dann in einem Strom marmer Luft von 26° C. 


preßt die trodne Maſſe ſtark zufammen And bringt fie in Paketen für 6— 10 Perfo 
nen in Handel. Werden ſolche Pakete in kaltem Wafler aufgeweicht und nach der 
üblichen Weile zubereitet, fo nimmt man faum einen Unterfehied von frifchen Ge 
müfen wahr. - 

Apyrit, Rubellit, Siebarit, Tourmaline apyre; Red tourmaline, Eine pfir⸗ 
ſichblüth-, rofafarmins, rubin- und hyacinroth gefärbte Abart des Turmalins. 

Aqua Binelli. Ein Geheimmittel, nad feinem Erfinder Benannt, welches fei- 
ner Zeit als blutftillendes Mittel große Aufmerkfamkeit erregt hat und über deffen eis 
gentliger Zufammenfeßung man auch heute noch nicht im Klaren ift; doch vermuthet 


Aqua fortis — Arbutin. 41 


man, ed enthalte die Produkte der trodnen Deftillation einer auch mehrerer Pflanzen. 
Wie faft immer bei Geheimmitteln, fo ſcheint e8 auch bei diefem lediglich darauf ab- 
gefehen gewefen zu fein, auf eine leichte und bequeme Weife fchnell reich zu werden, 
und man bat fpäter in verfchiedenen Krankenhäuſern durch vergleichende Berfuche gefun- 
den, daß altes -Waffer fih ebenfo wirkſam erweift, ald die Aqua Binelli, von wel⸗ 
her man f. 3. in Berlin das Pfund mit 20 Thalern verkauft hat. 

Aqua fortis, Scheidewaffer, Eau forte, der gebräuchliche Name für die im 
Handel vorfommende rohe Salpeterfäure. 

Aqua Goulardi. Digerirt man eine Auflöfung von neutralem, effigfaurem 
Bleioryd (fogenannten Bleizuder) mit fein gepulvertem Bleioryd, fo erhält man eine 
alkaliſch reagirende Flüffigkeit, den fogenannten Bleieffig oder dreifach bafiſch effigfau- 
red Dleioryd. Durch Vermiſchen mit Brunnenwaffer und etwas Weingeift ent- 
ftebt daraus die fogenannte Aqua Goulardi, eine durch kohlenſaures und ſchwefel⸗ 
ſaures Bleioryd weiß getrübte Klüffigkeit, die in. der Chirurgie häufige Anwendung 
findet. 

Aquamarin nennt man eine meergrüne Abart des Berylls; doch führen auch 
die blaßbläulich- oder meergrünen Topafe bei den Jumelenhändlern diefen Namen. 


Aqua reginae, Königinnenmwaffer, hat man eine Mifhung von concentfirter 
Schmwefelfäure und Salpeterfäure, ober ein mit 2 bid „7; feined Gemwichtd Salpeter 
verſetztes Vitriolöl genannt. 

Aqua regis, Königswaſſer, Goldſcheidewaſſer, Acide nitromuriatique. Es iſt 
das Hauptauflöfungdmittel für das Gold, dad man früher als den König der Metalle 
betrachtete. Es ift ein Gemifh von 1 Theil Salpeterfäure (doppeltes Scheidemwaffer) 
und 4 Theilen -foncentrirter Salzſäure. ine ähnliche Flüffigfeit erhält man, wenn 
man ein Chlormetall, 3. B. Kochjalz in Salpeterfäure, oder ein Salpeterfäure: Salz 
in toncentrirter Salzſäure auflöft. 

Arabin, !. Bummi. 


Arachinsäure. Sie wird aus dem in neuerer Zeit für die Technif, befonderd 
zur Darftellung einer weißen geruchlofen Seife belangreich gewordenen fetten Del ber 
Erdmandel (Arachis hypogaea) dargeftellt; fie Pryftallifirt in fehr Kleinen glänzenden 
Blättchen, ſchmilzt bei 750 Gelf. und wird beim Aufbewahren weiß porzellanartig. 
Vielleicht ift fie identifch mit einer jüngft von Heintz aus der Butter erhaltenen und 
Butinfäure genannten feften Fettfäure. Sie befteht aus 76,92 Kohlenftoff, 10,26 Waf- 
jerfloff und 11,82 Sauerftoff. 

Aräometer. Hydrometer, Gravometer, Senkwage, Barillon-Ardometre; Pese- 
ligueur. Ein Snftrument, mwelched man’ frei in Klüffigkeiten ſchwimmen läßt, um das 
mit dad ſpec. Gewicht ſowohl flüffiger als fefter Körper zu beftimmen. 

Arbol-a-Brea-Hars fommt von einem auf Manila wachfenden Baume; befitt 
eine grüngraue Farbe, einen ftarfen und angenehmen Geruch und ift von weicher und 
klebriger Befchaffenheit. 

Arber Dianae, ſ. Dianenbraun. 

Arbor Saturni, f. Bleibaum. 


Arbutin. Gliycoside of Hydro Kinone. Diefed in den Blättern der Bären- 
ttaube vorkommende GElykoſid *), ift dem Saliciy homolog. Man gewinnt ed aus dem 


”) Glykofide nennt man pie mit Zuder gepaarten Stoffe. 





42 Arcanum — Irak. 


wäflerigen Auszug derfelben, indem man durch effigfaured Bleioryd Gallusfäure und 
andere Stoffe fällt, und das Filtrat nach Abſcheidung des gelöften Bleis mit Schwe⸗ 
felmafferftoff, zur Kryftallifation eindampft. Es bildet farblofe, jeideglänzenbe Radeln, 
die fehr leicht in Wafler weniger in Alkohol und faum in Aether löslich find; es be 
figt einen bittern Geſchmack, beim Kochen mit Säuren oder auf Zufaß von Emulfin 
fpaltet fih das Arbutin in Hydrodinin und Zuder, es befteht aus 52,94 Kohlenſtoff, 
5,88 Wafferftoff und 41,18 Sauerftoff. . 

Arcanum, Geheimmittel, ein für die geheim ‘gehaltenen Arzneimittel gebrauc- 
ter Rame. 

Archil, mit Orſeille gleichbedeutend. 

Arfvedsenit, ein in Grönland vorfommendes Mineral, eine ſchwarze eiſenreiche 
SHornblende, 

Argand’sche Lampe, ſ. Lampe. 

Argentan, f. Reufilber. 

Aribin, ein in der Rinde von Arariba rubra (einchoneae) enthaltene und 
von Wöhler entdeckte organifche Bafe, welche das erite Beifpiel unter den natürlich 
gebildeten Bafen darbietet, die feinen Sauerftoff enthält und doch kryſtalliſirbar if. 
Es ſchmeckt fehr bitter, bedarf zur Löfung gegen 8000 Theile Waſſer. Die wäflerige 
Löſung reagirt alkaliſch, in Alkohol und Aether leicht löslich 

Aricin, Cinchovatin; Cusconin, ein in der Cusco- und Jadn-Ehinarinde vor: 
kommendes Altaloid, Eryftallifirt in Nadeln, fchmedt ſchwach bitter, ift in Waſſer un: 
löslich, aber in Alkohol und Aether löslich, reagirt alkalifch, ſchmilzt ohne Zerſetzung 
bei 188° C. Bon ftarfer Salpeterfäure wird ed grün gefärbt, was ein Haupterken— 
nung&eichen ausmacht. Seine Ealze fehmeden bitter und herb, find in Waffer leicht, 
in Aether unlöglich, werden duch Alfalien gefällt. Es befteht aus 71,0 Kohlenſtoff, 
7,0 Waflerftoff, 8,0 Stieftoff, 14,9 Sauerftoff. 

Arki, f. Arſa. 

Armagnac, gleichbedeutend mit Kranzbranntmwein und Kognaf. _ 

Armenischer Stein, Pierre d’Armönie, Armenite, wurde ehemals ein Ge: 
menge aus Kupferlafur und Kalfftein zumeilen mit Kupfer und Eifenfied, oder ein 
durch Kupferlafur blaugefärbter Quarz genannt. 

Aroma, Gewürz, nennt man im Allgemeinen die Urfache des angenehmen Ge⸗ 
ruchs, beſonders von Pflanzenſtoffen; in der Regel ſind es ätheriſche Oele und ähnliche 
Subſtanzen, die dad Arom kines zuſammengeſetzteren Stoffs ausmachen. 

Aromatische Säuren. Sie heißen herkömmlich fo, obgleich fie in reinem Zus 
ftande geruchlos find, weil ihre Aldehyde fehr fein riechen, fog. ätherifche Dele derfelben. 

Aromatische Wässer. Die fogenannten aromatifchen oder deftillirten 
Wäffer der Apotheker find Wäſſer, die mit ätherifchem Dele gefättigt find. Da der 
Iegteren Auflöstichkeit in Waſſer eine fehr geringe ift, fo ift ihre Arzneikraft feine be: 
deutende, aber fie liefern fehr zweckmäßige, den Geſchmack und Geruch widriger Ary 
neiftoffe einhüfende Arzneizufäge. Da das Kicht zu ihrer Umfeßung beitragen fol, 
bewahrt man fie zweckmäßig in gefchwärzten Gläſern auf. 


Arak, eigentlich Al Rak, auch) Taffia, Arrack, Rak, genannt, der aus gemalztem 
und in Gährung verfegtem Neid durch Deftilation gewonnene Weingeifl. Der vor 
züglichfte Arrad fommt von Goa an der Küfte von Malabar. Die Eigenthümtichkeit 
deſſelben beruht lediglich auf, dem Weingeift beigemengten, Arom. 


Arragonit — Arsenchlorid. 43 


Arragenit‘, Arragon, Arragonite; Arragon Spar, ein Mineral, welches im 
Weſentlichen nur fohlenfaurer Kalk ift, der gewöhnlich auch etwas kohlenſaures Ratron, 
jedoch in abmechfelnden Berhältniffen enthält; er findet fih auf Gängen un Lagern 
im älteren Gebirge. 


Arrowroot, Pfeilmurzelmehl, Arrow-root; Arrow-root. Das Stärfemehl aus 
den Tnolligen Audläufern von Marauta arundinacea und der Maranta indica Tus- 
sac, Familie der Schtamineen. Es wird auf eine ganz ähnliche Weife, wie Bei und 
das Kartoffelmehl gewonnen. 


Arsa nennen die Kalmyken den aus faurer Stutenmildh bereiteten und veftificir- 
ten Weingeift oder Branntwein, der als folcher ein ganz angenehmes -Getränt ift. 


Arsen, Näpfchenkobalt, Scheibenfobalt, Arfenit, Fliegengift, Kohalt, Arsenic, 
Arsenic. Das Arfen wurde zuerft 1694 von Schröder aus der arfenigen Säure 
dargeſtellt. Es findet fich ziemlich haufig in der Natur, entweder in Berbindung 
mit Metallen oder mit Schwefel, feltener gediegen oder mit Sauerfioff verbunden Im 
Großen erhält man das Arfen durch einen Sublimationsproced aus dem Arſenikkies 
(Arfeneifen). Dad Mineral wird in thönernen Retorten, welche reihenmweife überein» 
ander in einem Galeerenofen liegen, nach und nach der ftärkiten Rothglübhige aud- 
geſetzt. Sobald fi) Arfendämpfe zeigen, werden die Netorten mit Vorlagen Tuftdicht 
verbunden, in denen fich die Dämpfe zu dichten Kruften oder ald fehmarzed grobes Puls 
ver verdichten. Diefes Arfen fommt im Handel als liegenftein, Fliegenfobalt, Scher- 
benfobalt vor; doch wird mitunter auch fehr häufig gediegenes Arfen verkauft. Das 
reine Arfen beſitzt eine ftahlgraue Farbe und einen ftart metallifhen Glanz; an ber 
Luft wird ed bald matt und graufchwarz, es zeigt eim blätteriged Gefüge, Erpftallifirt 
in Rhomboddern, ift fpröde und fehr leicht in ein feined Pulver zu verwandeln, fpec. 
Gewicht 5,70— 5,96. Es ift geruch- und gefchmadlos, verflüchtigt fih ohne vorher 
zu fohmelzen, verbrennt an der Luft; erhiht man ed auf einem mit etwad Gypsbrei 
überfleideten Eleinen langftieligen eifernen Löffel mittelft des Löthrohre, fo fieht man 
ed im Dunkeln anhaltend ſtark phosphoresciren, jenft man es hierauf in eine mit 
Sauerftoffgad gefüllte Flafche, fo bricht ed in Flamme au® und verbrennt zur arfe- 
nigen Säure, wobei die Dämpfe einen durchdringenden Knoblauchsgeruch verbreiten; 
charakteriſtiſches Erkennungsmittel für Arfen. Aether und Weingeift find ohne Wir: 
fung auf das Arfen, in manchen fetten Delen ift ed in der Hitze löslich. Das Arfen, 
wie alle feine Verbindungen, find außerordentlich giftig. 


Arsenblüthe, Arsenio oxyds; Oxyde of Arsenic, Arsenic bloom. Ein fels 
tened Mineral, meift nadels oder haarförmige Kryftalle bildend, meiß Bis graufichmeiß, 
nur zufällig gelb, voth, oder grün, durchfcheinend, glad= bis feideglänzend, von zus 
fammenziehendem, hintennach füßlichem Gefehmad. Es befteht aud mehr oder weniger 
reiner arfenigen Säure — 75,76 Arſen, 24,24 Sauerftoff. 

Arsenbutter, ſ. Arſenchlorid. 


Arsenchlorid, Arſenbutter, ätzendes Arſenikösb. Chlorure d’Arsenic; Chlorure 
of arsenic; beurre d'arsenic; hutter of arsenic. Wird erhalten, wenn man in 
einer Retorte trockenes Chlorgad auf Arfen einwirken läßt. Das Arfen entzündet fich und 
verbrennt mit einer ſchwachen, weißen Flamme zu Chlorid, das bei ſtärkerer Hige in eine 
angepaßte Borlage deftillirt; durch gelindes Erwärmen befreit man ed von etwas über: 
Ihüffigem Chlor. Das Arfenchlorid bildet eine farblofe, Mare Flüffigfeit von großem 
fpec. Gew., die in Bitriolöl unterfinkt, ift wenig flüchtig, fiebet bei 1320 C., zieht 


* 


44 Arsenerze — Arsensüure. 


aus ‚der Luft Feuchtigkeit an und verbreitet weiße Nebel; längere Zeit mit Waſſer in 
Berührung, zerlegt ed fich in arfenige Säure, die fih ald ein weißes Pulver. abfcheidet 
und in Salzfäure, die gelöft bleibt. Es befteht aus 26,04 Arfen und 73,96 Sauerftoff. 

Arsenerse find Mineralien, die außer ihren übrigen metaliifchen Grundlagen Ar- 
fen in Mifchung enthalten; es gehören hierher: Gediegen Nrfen, Arfenikties, Glanzko⸗ 
balt, Kupferfahlerz, Kupfer oder Arfennidel, Nickelglanz und Polybafit. 
„ Arsenige Säure, weißer Arfenit, Giftmehl, Hüttenraud) ; Acide arsenieux; 
arsenious acid; Arsenio blanc; White arsenic. Sie kömmt im Handel fehr rein 
vor und wird im Großen ald Nebenproduft auf den Smaltewerken und in Schlefien 
aus Arſenkies (Eifenarfenür) direft gewonnen. Die fublimirte arfenige Säure fommt 
im Handel in Geftalt Bon durchfcheinenden bis durchfichtigen, farblofen, oder ſchwach⸗ 
gelblichen Stücken vor, von mufcheligem Bruch ohne bemerkbar kryſtalliniſches Gefüge; 
dies ift amorphe arfenige Säure; fieift geruchlod, von ſchwach zufammenzie 
henden füßlihem Geſchmack, Leicht fehmelzbar, flüchtiger als Arſen und fublimirtbar; 
ihre Dämpfe find geruchlode. Im kalten Wafler ift die gepulverte arfenige Säure nur 
ſchwierig 168lich, in kochendem löſt fie ſich Leichter und Fryftallifirt aus diefer Auflöfung 
beim Erkalten in Oktosdern. Wird die glasortige Modififation der arfenigen Säure 
in kochender Salzſäure gelöft und die Auflöfung an einem dunfeln Orte erfalten ge- 
faffen, fo bemerft man in der Flüſſigkeit eine ftarfe und fo lange dauernde Lichtent⸗ 
widelung in der Form von leuchtenden Funken, bis die Kıyftallifation beendigt ift. 
Die arfenige Säure findet in der Färberei, ſowie in Farbenfabrifen vielfältig Anwendung, 
fo daß fie einen ziemlich häufigen Handeldartifel ausmacht, und dadurch dem Publi: 
fum leicht zugänglich ift. Theils zufällige, theil® abfichtliche Vergiftungen gehören da- 
ber nicht eben zu den feltenen Vorkommniſſen. Ihre ſchnell tödtende Wirkung erbeifcht 
in den meiften Fallen fehleunige Gegenmittel. Als folche wendet. man, außer dem 
Eiſenoxydhydrate, eine volllommen gefättigte Löfung von effigfaurem Eifenoryd, Teicht 
gebrannte, oder auch nur ſcharf getrodnete fohlenfaure Bittererde (Magnefia), ferner 
durch Schwefelammonium gefälltes Schwefeleifen (Eifenvitriollöfung mit Schwefel- 
ammon gefällt) oder auch ein Gemenge von diefem mit Eifenorydulhydrat und Mag- 
nefia an, weil legtere Mifchung faft gleich günftig gegen alle metallifchen Gifte wirkt. 
Zufammenfegung der arfenigen Säure f. Arſenikblüthe. 

Arsenigsaure Salze, Arsenites, find die Verbindungen der arfenigen Säure 
mit Bafen. 


Arsenjodid, diefe Verbindung wird in der Vorlage und in dem Halfe der 
Netorte in Geftalt einer orangerothen goldglänzenden fryftallinifchen Maffe erhalten, 
wenn man ein Gemenge von 5 Theilen Jod und 1 Theil Arſen der Deſtillation unter— 
wirft. Sie ift leihrflüffig und wird von Waffer auigelon und befteht aus 16,45 
Arfen und 83,55 Jod. 

Arsensäure, Acide arsenique; Arsenic acid, wird erhalten, wenn man Salz 
fäure in der Siedhige mit arfeniger Säure fättigt und in die noch heiße Auflöfung 
fo lange einen Strom von Chlorgas leitet, ald eine fleine Probe der Flüfiigkeit, nach: 
dem fie mit Kali neutralifirt worden, eine Löſung von 2fah chromfauren Kalt noch 
grün färbt. Man deftillirt alddann aus einer Retorde den größten Theil der Salz 
fäure ab, dampft ab und bringt fie in einer Porzellanfchale durch ſtärkeres Erhitzen 
zum Fluß. Auf diefe Weife erhält man die Arfenfäure ald ein durchfichtiged oder 
milchweißes Glas, welches leicht fehmelzbar ift und in flarfer Glühhige in arfenige 
Säure und Sauerftoff zerfeßt wird. An der Quft zerfließt fie zu einer fyrupähnlichen, 





Arsenigsäure-Salze — Arsenwasserstoff. 45 


fehr fauren, ſcharf metallifch fchmedenden Flüffigkeit, aus welcher bei ftarfer Kälte 
fih Arfenfäurehydrat in großen durchfichtigen, leicht zerfließlichen Kryſtallen ausfchei« 
det. Die Arfenfäure befteht in 100 aus 75,22. Arfen und 24,78 Sauerfloff. Sie 
wirkt weniger giftig ald die arfenige Säure. 

Arsenigsäure-Salse, Arseniates; Arseniate, die Berbindungen der Arfen- 
fäure mit den Salzbafen; fie unterfcheidet fih von den Arfenigfäure-Salzen dadurch, 
daß fie eine Auflöfung von falpeterfaurem Silber braunroth fällen. 

Arsensilber, Argent antimonial ferro-argentiföre, ift ein mehr oder weni⸗ 
ger inniged Gemenge von Antimonfilber mit gediegenem Arſen oder Arfenkied und 
findet fih zu Andreadberg am Harze. 


Arsenschwefelsäure, eine Verbindung, die aus Arfen, Schwefel und Sauer 
ftoff befteht und vielleicht der Unterfihwefelfäure (Dithionfäure) entfpricht, wovon 2 
Aeq. Sauerftoff durch 2 Aeq. Schwefel auf 2 Aeq. Arfen erfebt find. Sie hat bis 
jest noch nicht ifolirt dargeftellt werden können. 

+ Arsensuboxyd, Oxide d’arsenic; oxid of arsenic, ift ein ſchwarzes Pulver, 
welches fih bei der Berührung des bei niedriger Temperatur fublimirten und Tonden- 
firten Arfen® mit der Luft bildet, befleht aud 90,36 Arfen und 9,64 Sauerftoff, 

Arsensulphid, gelbes Schmwefelarfen, Rauſchgelb; Auropigment, Operment: 
Deutosulfure d’arseuic; deutosulfure of arsenic; Arsenic sulfure jaune, Orpi- 
. ment, sulfure janne d’arsenic, Yellow orpiment. Diefe Verbindung, melche fi in 
undeutlih Eryftallifirten Partieen, meift nieren=, traubenförmig, kugelig, derb einge: 
iprengt findet, wird am reichften auf naflem Wege erhalten, indem man Arfenchlorid 
oder arfenige Säure durch Schmefelmaflerftoff zerlegt, im lebteren Falle bei Gegen- 
wart einer ſtarken Mineralfäure. Dad fo erhaltene Arfenfulphid befigt eine fchöne, 
tein citronengelbe Farbe, wird beim Erhigen dunkler, bis braunroth, ſchmilzt Teicht 
und verflüchtigt fich in höherer Temperatur vollftändig; es löſt fich in Ammoniak und 
den ägenden Alkalien in der Kälte, in den Tohlenfauren beim Erwärmen. In den 
fogenannten ®ifthütten wird ed auf die Weife dargeftellt, daß man ein Gemenge von 
1 Theilen arfenige Säure und 1 Theil Schwefel, in geeigneten Gefäßen fublimirt. 
Es befteht aus 60,89 Arfen und 39,11 Schwefel. Das Arfenfulphid bildet eine fo- 
genannte Sulphofäure und geht als folche mit den Sulphobafen eigene Berbindungen, 
Sulphofalze, ein. 

Arsensulphür, rothes Schwefelarfen, Realgar, Sandaradh, NRubinſchwefel; Sul- 
fure d’arsenic rouge; sulphide of arsenic, red Orpiment, es ift die niedrigfte 
Schwefelungsftufe ded Arfens und findet fich in der Natur, Farin aber auf verfcehiedene 
Weiſe, unter anderem, durch Zuſammenſchmelzen von Arfenfulphid mit Arfen auch fünft- 
lich hervorgebracht werden. Bei reinen Materialien ift dad Produkt rubinroth und durch» 
fihtig; das im Handel vorkommende ift brauntoth und undurchſichtig. Ein Gemenge 
diefed Arfenfulphürd mit Salpeter brennt angezündet fort mit blendend weißer Flamme 
und wird in ber Feuerwerkerei, ſowie zu Signalfeuern benußt; das fogenannte Weiß- 
feuer erhält man beim Abbrennen eines Gemifched von 24 Theilen getrocknetem Sal 
peter, 7 Th. Schwefel und 2 Th. Realgar. Da beim Abbrennen diefed Gemifches 
arfenige Säure fi bilder, fo ift e8 in gefchloffenen Räumen, wie in Theatern u. f. w. 
gefährlich; Hierzu taugt beffer ein Gemenge von 8 Th. Salpeter, 2 Th. Schwefelanti- 
mon und 2 Th. Holzkohlenftaub, Es befteht aus 70,1 Arfen und 29,9 Schwefel. 

Arsenwasserstofl. Gas hydrogöne arsenique; Arseniuretted hydrogen gas; 
a) Basförmiger Arfenwafferftoff; es bildet fich, wenn Zinfarfenür in vere. 


46 Arthanitin — dAsarumöl. 


dünnter Schwefelläure aufgelöft und das fih entwidelnde Gas über ausgelochtem 
Waſſer aufgefangen wird. Es ift brennbar, leicht entzündlich und befitt einen höchſt 
unangenehmen eigenthümlichen Getuch und wird bei ftarfem Drude und ftarker Kälte 
(— 40) tropfbar flüſſig; es ift, eingeathmet, im höchſten Grade giftig, befteht aus 
93,83 Arfen und 6,17 Wallerfioff. b) Feſter Arfenmwafferftoff entfteht, wenn 
Kalium- oder Ratriumarfenür im Waller aufgelöft wird, wobei es ſich in Weftalt eines 
braunen Pulvers zu Boden fekt; befteht aus 94,92 Arien und 5,08 Waſſerſtoff. - 


Arthanitin, Cyclamin, ein in den Wurzeln von Cyclamen europaeum in gerin: 
ger Menge, ſowie auch in denen von Primula veris enthaltener Stoff. Man gewinnt dad 
Arthanitin, wenn man die frifhen Wurzeln von Eyclamen mit kaltem Weingeift aud: 
zieht, den Auszug in gelinder Wärme verdampft, den Rüdftand erft mit Aether und 
dann mit faltem Waſſer wäfcht, hierauf in warmem Alkohol löſt, die Auflöfung mit 
gereinigter Theerkohle ſchüttelt, filtrirt und bei fehr gelinder Wärme verdunften läßt, 
wo dann das Xrthanitin Eryftallifirt. Es bildet weiße Nadeln, ift geruchlos, fchmedt 
äußert ſcharf und brennend, wirft äußerlich nicht auf die Haut, erregt aber innerlid 
genommen, in der Dofid von einigen Granen Brehen und Durchfall. Es ift voll 
fommen neutral, nicht fublimirbar, unlöslich in fetten und flüchtigen Delen, leichtlös⸗ 
lich in Alkohol, von kaltem Waſſer erfordert es 500 Theile. 


Asa foedita, ſtinkender Aſand, Teufelsdreck; asa fetide; asa foedita, devil's 
dung; der aus der durchſchnittenen Wurzel der ferula asa foedita L. (Umbelliferen) 
einer in Perfien wachſenden Pflanze, audfliegende und an der Luft eingetrodnete Harz« 
faft. Die befte Sorte asa foedita bildet zufammenhängende, weißgelbe Körner, die an 
der Luft eine vothe Farbe annehmen. Beftandtheile nah Brandes: 4,6 ätherifches 
Del, 48,8 Harz, 19,4 Kali» und Kalkfalze 6,4 Beſſerin und 18,8 fremdartiger Körper. 


Asafoetida-Vel, das ätherifche Del von asa foedita. Es wird am beiten aus 
der Deftillation diefed Harzed mit Waller aus gläfernen Apparaten gewonnen ; wendet 
man metallene Gefäße an, fo wird ein Theil des Oels zerfeßt. Das aus einer Glas- 
‚retorte dargeftellte Del bildet eine hellgelbe, ſehr bewegliche Flüſſigkeit von durch— 
dringendem Geruch es fiedet zmifchen 135 bid 1409, entwidelt an der Luft fortwäh- 
vend Schwefelwaflerftoffiga®, reagirt im frifehen Zuftande neutral, in offenen Gefäßen 
nimmt ed Sauerſtoff auf und reagirt alddann ſauer. Nah Hlafimes befteht das 
Del der asa foetida aus 2 Schwefelungsftufen eined dem Ally! homologen Radikale. 
"Unter gewiffen Umftänden fcheint aus diefem Radikal 1 Atom Waflerftoff austreten 
und damit Allyl entftehen zu können. 

Asand, ftinfender; ſynoͤm. Asa foetida.. 

Asarin, Asarine ; Asarone, ein eigenthümlicher Eryftallinifcher Stoff der Wur⸗ 
zel von Asarum europaeum L., aus welcher derfelbe durch Deftillation mit Waſſer 
gemonnen wird. 8 finder fich dabei. fryftallifirt, theild in dem Halfe oder dem 
Helme, theils fcheidet e8 ſich aus der milhigen Flüffigkeit kryſtalliniſch mit dem ätherifchen 
Dele untermifcht, am Boden der Vorlage aud. Das Afarin Eryftallifirt in farblofen, 
ducchfichtigen, jechöfeitigen, perlmutterglänzenden harten Tafeln, riecht und fchmedt 
arromatifch fampferartig ; hat das fpec. Gew. von 9,95; fchmilzt bei 499 C., erftarıt 
erſt wieder bei 279, läßt fih mwie-Wachd kneten, löſt fih leicht in Altohol und mird 
daraus durch Waller in Würfeln und fechdfeitigen Säulen gefällt. Es befteht in 100 
Theilen aus 64,62, Kohlenftoff, 13,84 Waſſerſtoff und 21,54 Saucerftoff. 

Asarumöl, das ätherifhe Del aus der Hafelmurzel. Ueber Kalk reftificirt und 
nachdem es einige Tage ftehen gelaflen, das Afarin fich abgefebt hat und durch Chlorkal⸗ 





Asbest — Asclepion. | 47 


cium entwäflert worden ift, bildet es ein gelbliches dieflüffiges Del, welches leichter 
ift ald Waffer, brennend fcharf ſchmeckt und riecht, in Waſſer wenig, in Alkohol, Aether, 
flüffigen und fetten Delen leicht löslich ift; befteht aus 73,84 Kohlenftoff, 13,85 Wafe 
ferloff und 12,3 Sauerftoff. 

Asbest, Federalaun, Amiant; Asbeste; ashestos; ein bekanntes mehr oder 
weniger lange, ſeideglänzende, weiße Fäden bildendes Mineral, welches hauptſächlich 
aus kohlenſaurer Kalkerde, kieſelfaurer Bittererde mit chemiſch gebundenem Waſſer bes 
ſteht, findet ſich im Serpentin, Gneis und Glimmerſchiefer hauptfächlich in der Schweiz, 
Piemont, Savoyen, England, Sachſen und Schleſien. Man verfertigt daraus unver- 
brennliche Gewebe mannichfacher Art, ferner macht man Lampendochte daraus, welche 
ſich nicht abnutzen und wenn fie verrußt ſind, nur ausgeglüht zu werden brauchen. 
Auch wendet man die gewöhnlichen Asbeſtarten zu fogenannter Steinpappe, Stein: 
papier an. | i 

Asbestin, im feuchten Zuftande eine fehr plaftifhe Maſſe, die zur Herftellung' 
feuerfefter Ziegel, die widerftandsfähiger find ald die aus Spedftein, benußt wird. 
Sie befteht Hauptfächlich aus Fiefelfaurer Bittererde, die man erhält, wenn man eine 
Auflöfung von Chlormagnefium durch Wafferglas fällt. Der fehr voluminöfe Nieder: 
Ihlag nimmt durch längeres Aufbewahren im feuchten Zuftande eine plaftifche Ber 
fhaffenheit an. 

Asbelin, ein durch eine ſehr komplicirte Behandlung ded Rußes erhaltenes nicht 
flüchtiged, gelbes Del, von fehr feharfem und bitterm Gefchmad.. 

Ascehblei, veraiteter Rame für Wiſsmuth. 


Asche, Cindres Ashes, unter diefer Bezeichnung verfteht man im Allgemeinen 
die beim Berbrennen organifcher Stoffe zurüdbleibenden erdigen Beftandtheile derfels 
ben; ferner nennt man die pulverigen und flaubartigen Theile der bei vulfanifchen 
Ausbrüchen emporgefchleuderten Maffen Aſche (vultanifche Afche); in der älteren 
Chemie belegte man mit demfelben Namen auch die beim Schmelzen verfchiedener leicht- 
flüffigen, an der Luft gebildeten, meift noch mit Metalltheilchen verumreinigten orydir- 
ten Produkte; fo Bleiafhe, Zinnaſche x. 

Aschenbad, bain des cendres; Ash-bath, nennt man die Unterlage, welche 
man bei Deſtillationen und Digeftionen, Retorten und Kolben giebt, wenn fie aus 
Aſche befteht. | 

Aschenzieher , ein veralteter Name für Turmalin, hergenommen von der Eigen- 
[Haft deffelben, bei Erwärmung vermöge erlangter Elektricität die Aſche anzuziehen 
und bald darauf wieder abzuſtoßen. 


Asclepiadin, Asclepin, der Brechen erregende Stoff des Giftwurzes, Asclepias 
vincetoxicum, wird erhalten, wenn man den wäſſerigen Auszug der Wurzel mit neutra⸗ 
lem eſſigſaurem Blei fällt, das Filtrat nach Entfernung des überſchüſſigen Bleies in 
gelinder Wärme eindampft, das Extrakt mit Weingeiſt behandelt, die Löſung abdampft 
und den Rückſtand mit Schwefelſäure behandelt, welche das Asclepiadin aufnimmt; 
diefe Löäſung durch reine Bittererde fällt, den Niederſchlag abfiltrirt, trodnet und dann 
mit ſtarkem Alkohol auszieht; nach dem Berdampfen defjelben bleibt das Adclepiadin 
in Form eines gelblichen, nicht Frpftallifirbaren Stoffes zurüd. Es ift löslich in 
Bafler, ſchmeckt bitter und erregt Brechen; ſcheint feinen Stidftoff zu enthalten, beſitzt 
auch feine bafifchen Eigenfchaften. 


Aselepion, ein in dem Milchfaft von Asclepias Syriaca enthaltenes fryftallie 





48 Asparagin — Asparaginsäure. 

nifches Harz, welches erhalten wird, wenn man das durch Auflochen ded ausgepreßten 
Pflanzenfafted entftehende Gerinnfel mit Aether auszieht, nach deffen freiwilliger Ber- 
dunftung daſſelbe Eryftallinifch zurückbleibt und durch wiederholtes Umkryſtalliſiren 
aus waflerfreiem Aether gereinigt wird. Es bildet weiße, blumentohlartige Eryftallinie 
fhe Mailen, bei langlamer Berdunftung erfcheint ed auch ald eine feinftrahlige, Eon- 
centrifche Kryftallifation; es ift geruch- und geſchmacklos: in Waller und Alkohol 
ganz unlöglich, fchmilzt bei 104% E. und bleibt alddann amorph. Zufammenfegung: 
74,53 Kohlenftoff, 10,56 Waflerftoff, 14,91 Sauerftoff. 

Asparagin. Dieler Stoff wurde von Robiquet und Bauquelin 1805 in 
den Sproffen von Asparagus officinalis entdedt und hat von diefer Pflanze feinen 
Namen erhalten; er findet ſich auch in vielen anderen Pflanzen, namentlich in Althea 
officinalis, in der Süßholzwurzel, im Symphytum officinale, in den Körnern und 
Trieben vielleicht aller Leguminofen, in der Belladonna, in der Runfelrübe, in der Afa- 
zienmwurzel, im Saft aus jungen Bohnen» oder Erbfenpflänghen. Am leichteften und 
in größter Menge erhält man dad Asparagin aus der Altheemurzel, wenn man dieſe 
bei gewöhnlicher Temperatur mehrere Tage lang mit verdünnter Kalkmilch digerirt, 
dann filtrirt und aus dem Filtrat durch fohlenfaured Ammoniak den aufgelöften Kalt 
niederfchlägt; das Filtrat wird zulegt im Waflerbade bis zur Konfiftenz eined dünnen 
Syrups verdampft, wo fih alddann nad Verlauf von 8 Tagen körnige, faum gelb: 
ih gefärbte Kryftalle von Adparagin daraus abſcheiden. Es kryſtalliſirt in großen 
wafferhellen, durdhfichtigen, rektangulären Dftasdern, die bei 1000 C. ihre 2 Atome 
Kryſtallwaſſer verlieren; fpec. Gew. 1,519, ift geruchlo®, von fadem Geſchmack, Enirfcht 
zwifchen den Zähnen und verändert fich nicht an der Luft; 58 Theile Waffer von 13° 
C. löfen 1 Theil Adparagin; in kochendem Waſſer ift es Teichter löslich, wenig in 
Alkohol, unlöslich in Aether; feine Löfung in Waſſer oder Alkali dreht die Polarifa- 
tiondebene nach links; feine Zöfung in Säuren nad rechts; vereinigt fih mit Säur 
ren, Bafen und Salzen. Es befteht aus 40,0 Kohlenstoff, 6,67 Wallerftoff, 23,33 
Stickſtoff und 30,00 Sauerftoff. 

Asparaginsäure, Acide aspartique, Asparagic Acid, dieſe Säure fteht zur 
Apfelfäure und zum Asparagin in demjelben Berhältniffe ,. wie die Draminfäure zur 
Dralfäure und zum Oramid, und entfteht alfo, wenn man ſaures äpfelfaured® Ammo⸗ 
niak in kleingn Mengen enthaltend in einem Delbade fo lange einer fonftanten Tem⸗ 
peratur von 1809 C. audfegt, bis fich feine Waflerdämpfe mehr entwideln. Die nad 
gut geleiteter Operation zurücbleibende röthlich - weiße Maffe wird mit heißem Waſſer 
ausgewaſchen, bis fie an diefed nichts mehr abgiebt und meiß geworden ifl. Sie 
wird, um daraus die Adparaginfäure zu gewinnen, längere Zeit mit Salzfäure oder 
Salpeterfäure gelocht. worin fie ſich auflöft. Die faure Löfung wird fo lange ge 
kocht, bis fie fih auf Zufas von Waffer nicht mehr trübt, und dann im Wafferbade 
zur Trodene verdampft. Die zurüdbleibende und wenn alle Salpeterfäure verjagt 
wurde, kryſtalliniſche Maſſe, eine Verbindung von Asparaginſäure mit Salpeterfäure, 
ift im Waffer fehr leicht löslich. Um fie von letzterer zu trennen, neutralifirt man die 
Hälfte der Flüffigkeit genau durch Ammoniat, und fügt alddann die andere Hälfte 
hinzu, worauf die Adparaginfäure, befonderd auf Zufag von Alkohol, auskryſtallifirt, 
wogegen falpeterfaure® Ammoniak gelöft bleibt. Durch Kochen des Asparagins mit 
Säure, Alkali oder Waſſer (über 1009 €.) verwandelt fih daffelbe gleihfall® in As— 
paraginfäure. Die Adparaginfäure ift geruchlos, Eryftallifirt in feideglänzenden farblofen 
Nadeln, ſchmeckt ſchwach fäuerlih und löſt fih in 129 Theilen Waſſer von 8,50, Teich: 
ter in kochendem Wafler auf. Sie vereinigt fich mit den Metallen zu Erpftallifirbaren, 








Asphalt — Assamar. 49 


löslichen Salzen, in welchen entweder 1 oder 2 Aeq. Wafferftoff durch Metalle vertre- 
ten find; die Eryftallifirte Säure befteht aus 36,51 Kohlenftoff, 10,51 Stieftoff, 5,21 
Waflerftoff und 47,77 Sauerftoff. 


Asphalt, Erdpech, Sudenpech. Asphalte, jew’s pitch, mineral pitch, ein Erd- 
pech, welches hauptjählich an den Ufern ded „todten Meere“, eined Sees auf 
der Injel Trinidad und noch einigen Orten vorfommt. Derfelbe ift aller Wahrfchein« 
lihfeit nach das Harz von Steinölarten. Der Asphalt bildet eine dunfelbraune, faft - 
[hwarze, dichte Maffe von Fett- bis Glasglanz und mufchligem Bruce, und ift ein 
Gemenge verfchiedener Harze und anderer, erdiger Subſtanzen; ift im Wafler ganz uns 
auflöglich, in Alkohol nur zu 5 Proc, dagegen in Nether bis zu 70 Proc, löslich; 
in Terpentindl löſt er ſich faft vollftändig zu einer dunfelbraunen, Elaren Flüffigkeit 
auf, die einen vorzüglichen Firniß zum Anftreichen von Metallgegenftänden abgiebt. 
Den fhönften Firniß erhält man indeß durch Auflöfen des Asphaltd in Benzol oder 
in Schwefelkohlenſtoff. Künftlicher Asphalt. wird aus dem in Gasfabriken abfal: 
Inden Theer bereitet, indem man durch Erhiten bie beigemengten empyreumatifchen 
Dele verharzt oder verflüchtigt; das dabei gefammelte Del kann in mehrfacher techni- 
scher Rückſicht das Terpentinöl erfeßen. Man bedient fi) des Asphalt® namentlich, 
um feuchte Räume trodener zu machen, indem man Schichten deffelben auf Böden und 
Mauern aufträgt; dann zum Pflaftern von Wegen, zum Meberziehen von dünnen Gags 
oder Waflerleitungsröhren u. dgl. Eine Löfung von Asphalt in Benzol kann auch 
mit Bortheil zum Deden beim Aetzen von Kupferftichplatten angewendet werden. In 
der Photographie dient er nah Niepce's Vorſchlag ala ein lichtempfindliched Mittel 
und in der Kupferftecherfunft gebraucht man ihn zum Korn für Aqua tinta. — 
Einen fehr fhönen, durchaus nicht fpröden, dabei aber fefthaftenden Asphaltlad ers 
hält man durch Auflöfen von 24 Theilen deutfchen Asphalts in einer etwas mehr ald 
gleihen Menge Benzin unter Anwendung gelinder Wärme. Man läßt abjegen, gießt 
vom Bodenfage ab und fügt eine klare Löſung von 1 bis 2 Thl. Manila-Elemi und 
1 Thl, Eopaivbalfam Hinzu. Es ift darauf aufmerffam zu machen, daß man nur 
Steinkohlen⸗, nicht Brauntöhlenbenzol anwenden darf. 

Asphalten, Asphalten. Der Hauptbeftandtheil des Asphalts, d. i. der in 
Aether lösliche Theil deffelben, befteht aus 75,4 Kohlenftoff, 9,8 Waflerftoff und 14,8 
Sauerftoff. | 

Asphodelin, ein eigenthümliches, dem Inulin ähnliches Stärfemehl, Toll in der 
Asphodillwurzel auftreten, überaus leicht Zucker liefern, fo daß die Wurzel gleichfam 
direft der geiftigen Gährung fähig ift; in Algier bereitet man daraus Branntmein. 

Aspirator, Aspirateur, ein von Brunner angegebener Apparat, fowoyl um 
Luft einfaugen, ald auch in dem Apparat eingefchloffene Luft ausſtrömen laffen zu 
koͤnnen. 

Assamar, Röſtbitter; dieſer Körper entſteht neben vielen anderen, wenn Kara⸗ 
mel (d. h. braungebrannter Rohrzucker) einer höheren Temperatur auf etwa 3000 C. 
ausgeſetzt wird. Nah Reichenbach, dem Entdecker des Aſſamars, entwickelt ſich 
daſſelbe ganz aligemein beim Röſten und Braten von pflanzlichen oder thieriſchen Nah— 
rungsmitteln als ein bitterer Stoff, der in geringer Menge den Speiſen beigemengt, deufel- 
ben den beliebten Röftgefchmad verleiht. Es ift geruchlos, von brauner Farbe und ſchmeckt 
bitter. Nach Völkel erhält man das Nöftbitter rein, wenn man den wäjlerigen Theil dee 
Zudertheerd (d. h. Produkte der trodenen Deftillation dee Zuderd) mit Soda neutralifirt 
und die Flüffigkeit mit Mether ſchüttelt. Beim VBerdunften des Aethers hinterbleibt 

5. d. techn. Chemie. * 4 


50 Atakamit — Atomtheorie. 


es als braunrother Syrup, der felbft nah Wochen unter der Luftpumpd nit feft 
wird; fehon bei 1200 €. wird er theilweife zerfeßt und —— mit ſtarken Baſen 
oder Säuren erzeugt er Humuskörper. 


Atakamit, Atacamite, Atacamite, fogenanntes Salzkupfererz, ein nicht fehr 
verbreitete, und felten Eryftallifirt vorfommendes Kupfererz, welches aus 1 Aeq. Kupfer: 
Hlorid, 3 Aeq. Kupfereryd und 6 Aeq. Waifer befteht. 

Athanor, f. Akanor. 


Athanantin, ein indifferenter, Eryftallifirbarer Pflanzenftoff, der fih hauptfäc- 
lich in der Wurzel und dem Samen von Athamanta Oreoselinum L., aber aud 
no in einigen andern Athamantaarten findet. Man erhält das Athamantin aus die 
fen Pflangentheilen durch Auskochen mit Weingeift von 80° Proc, Eindampfen des 
Auszugs und Behandeln feined Rüdftandes mit Nether, wo nah dem Berdunften 
deffelben diefer Stoff in Form eined Deled zurüdbleibt, welches nach einiger Zeit zu 
einer Erpftallinifchen Maffe erftarrt. Es bildet farblofe vierfeitige Prismen, fchmilzt 
bei 79° C., ift unlöslih in Waffer, leicht löslich in Aether und Alkohol, riecht nad 
ranzigem Fett und hat einen ranzig bitterlichen, hintennach ſcharf kratzenden Gefchmad, 
beim Erhigen zerfeßt es ſich. Zufammenfeßung in 100: 66,98 Kohlenſtoff 6,97 
MWaflerftoff und 26,05 Suuerfloff. 

Atlasers, ſ. Malagit. 


Atmosphäre, Dunfttugel, Dunftfreis, Luftkreis, Atmosphere, Atmosphere, 
nennt man die Hülle von gasförmigen Subftangen, welche unfere Erdkugel rings um: 
giebt; auch nennt man wohl jede andere in einem abgefchloffenen Raume befindficdhe 
Gasart, eine Atmosphäre dieſes Gaſes. 


Atmosphärilien werden die in der Atmoſphäre als zufällig vorkommenden an- 
organifchen Körper genannt, wie Meteorfteine xc. 


Atom, ‘Atome, Atom, nennt man die Hleinfte Be eined Stoffes, welche in 
einer Verbindung eined Körpers enthalten ifl. 


Atomgewichte, Aequivalentale oder Miſchungsgewichte. Hierunter verfteht 
man die beflimmte Gewichtömenge eines Körpers, nach welcher fich derfelbe mit ebenfalls 
beftimmten Gewichtömengen anderer Körper verbindet. Die Atomgewichte find alfo ve 
lative Zahlen; dad Atomgewicht ded Sauerftoffs ift gerade Smal jo groß, ald das des 
MWafferftoffd, To. daß ed außerdem ganz gleichgiltig ift, welche® Gewicht man dem Atome 
des einen oder anderen von ihnen beilegen will; das gegenfeitige Verhältnig in den 
verfchiedenen Mengen der Berbindung die aud 1 Atom Wafferftoff und 1 Atom Sauer: 
ftoff befteht, bleibt ſtets daſſelbe. Um Willfürlichkeiten auszuſchließen, ift man jedoch 
übereingefommen, entweder den Sauerftoff oder den Wafferftoff ald Einheit oder Aus- 
gang gelten zu laffen, fo daß die nah dem Sauerftoff ald Einheit beftimmten Atom» 
gewichte aller übrigen Körper Smal fo groß find, ald hätte man den Waſſerſtoff als 
Ginheit der Berechnung zu Grunde gelegt. Uebrigens hat man fi) in neuerer Zeit 
mehr und mehr daran gewöhnt, den Waſſerſtoff ald Einheit anzunehmen, -weil die 
Atomgewichte der meiften übrigen Körper fih ald Multipla deſſelben gezeigt haben. 

Atomvolum bezeichnet das Verhältniß, in welchem Atomgewicht und ſpecifiſches 
Gewicht eined Körpers zu einander fiehen und wird daher audgedrüdt durch den Quo: 
tienten aud dem fpecifiihen Gewicht in dad Atomgewicht deffelben Körpers. 

Atomtheerie ift die Lehre von den Geſetzen, nach welchen fi, vom atomifti- 
ſchen Standpunfte aus die Körper mit einander zu feften chemifchen Gebilden vereinigen. 


v 





J 


Atomzahlen — Auflöslichkeit. 51 


Sie ſtellt hierfür drei aus der Erfahrung abgeleiteten Säbe auf: 1) die Körper ver 
binden fi nach feiten unabänderlichen Berhältniffen ; 2) wenn ein Körper A mit einem 
andern B in mehreren Berhältnifien ſich verbinden fann, fo ftehen die Gewichtömengen 
von B, welche von einer fich gleichbleibenden Gewichtömenge von A aufgenommen wer⸗ 
den, unter fich in einfachen, durch ganze Zahlen ausdrüdbaren Berbältniffen: Mul⸗ 
tiplenproportion; 3) wenn mehrere Körper A, B,C einzeln genommen, fich refp. 
mit andern M,N,O verbinden und die Verbindungen entfprechen einander, fo ftehen 
für gleiche Gewichtämengen von jedem der erfteren die Gewichtsmengen der anderen 


in denfelben feften, doch nicht immer einfachen Verhältniffen zu einander. Gefep der 
Nequivalente. 


Atomzahlen ift der Ausdruck für die Atomvolume und bezeichnen die relative 
Anzahl von Atomen, die in einem beflimmten Raume enthalten find. 


Atramentstein ift ein durch Berwitterung von Schwefelfied entſtehendes Ge- 
menge aus fchwefelfaurem Eifenoryd und unzerfegten Theilen von Schwefelkies, Eiſen⸗ 
und Kupfervitriol, welches in den Gruben ded Rammelsberges bei Boptat am Harz 
vorkommt. 


Atrepin, Daturin, ein in der Atropa Belladonna, wie auch in der Datura 
Strammonium .enthaltenes Altaloid. Nah Bouchardat flellt man ed am beften da- 
durch dar, daß man den Auszug aus der Atropa belladonna durch jodhaltiged Fod+ 
falium fällt und den Niederfchlag dürch Zink und Waffer zerlegt; dad Metalloryd 
ſcheidet man mittelft fohlenfaurem Kali ab und löſt das Altaloid in Alkohol auf. Es 
fryftallifirt in feideglänzenden Nadeln, ſchmeckt äuperft bitter und fcharf, und erweitert, 
in die Augen gebraht, von allen narkotifchen Biften die Pupille am ftärfften und ans 
dauerndften. In der Wärme wird es leicht zerfeßt. Zufammenfeßung: 70,59 Koh: 
lenftoff, 7,96 - Wafferftoff, 4,84 Stidftoff und 16,61 Sauerftoff. 


Attraction, ſ. Berwandtfchaft. 


Aufbraussen, Effervescence, efferveseing. Das Üntweichen gasförmiger 
Subftanzen, befonderd, wenn es mit Heftigfeit gefchieht und mit Geräufch verbunden 
if; bei der Zerfegung von Kohlenfäurefalzen durch eine Säure, Champagner, ſchäumen⸗ 
ded Bier ıc. 


Aufgiessen, Snfundiren. Die Behandlung einer feften Subftanz mit einer 
Flüffigkeit, um ihr vermittelft diefer gewiſſe Beftandtheile zu entziehen, die in der 
Flüſſigkeit auflöslich find; die Bezeichnung wird befonderd in der Bharmacie gebraucht, 
wenn zerfleinerte Pflanzentheile durch Laltes oder warmes Waller audgezugen werden 
ſollen. 


Auflösen, Löſen, Auflöſung, Löſung, dissoudre, Solution, eine bei chemiſchen 
Arbeiten ſeht oft vorfommende Operation, bei welcher fich ein ftarrer oder auch flül- 
figer Körper mit einem andern flüffigen Körper, dem Auflöfungsmittel, zu einem durch 
aus homogenen Ganzen bereinigt. 


Auflöslichkeit, die Fähigkeit eines Körpers fich in einer Flüſſigkeit zu löſen; 
fie kann bedingt ſein durch die Zeitdauer, binnen welcher die vollſtändige Auflöſung 
erfolgt, Yo wie au durch die Menge, im welcher ſich die feſten Körper in einer bes 
fimmten Dienge der Flüffigfeit auflöfen ; die Temperatur ift hierbei in beiden Fällen 
von dem größten Einfluß und begünftigt in den allermeiften das fchnelle und reich 
liche Auftöfen in hohem Grade. 





52 ° Aufthaupunkt — Auslaugen. 


Aufthaupunkt, ein mit Schmelzpunft identifcher Ausdruck; er wird bei Sub: 
ftanzen gebraucht, die, wie z. B. das Eis, ſchon bei niederer Temperatur flüffig werden. 

Augenschwars bildet, mit Schleim gemengt, das Pigmentum nigram in den 
Augen der Menfchen und Thiere. 

Augenstein, auch befannt unter dem Namen Lapis divinus, iſt ein veraltetes 
Medikament, das durch Zuſammenſchmelzen von Kupfervitriol, Alaun und Salpeter in 
dem Kryſtalliſationswaſſer der erften beiden Salze bereitet wurde. e 

Augit, Pyroxöne, eine Mineralgattung, zu welcher diejenigen Mineralien ge 
rechnet werden, deren Kryſtalle fih auf eine fchiefe rhombiſche Säule zurüdführen 
laffen, deren (der Säule) Seitenflächen fi unter 87,50 und 92,550 und deren End 
flächen fi} zu der, zur Heinen Diagonale fenfrechten Fläche unter 1060 6° und 73054' 
neigen und eine zu den Seitenflächen parallele und deutliche Spaltbarkeit zeigen. 

Aurade, Pomeranzenblüthenfampher, ein in dem Pomeranzenblüthendle enthal- 
tener Fryftallinifcher Stoff, der durch Behandlung diefed Oels mit Alkohol gewonnen 
wird. Es enthält 83,76 Kohlenftoff, 15,09 Wafferftoff, 1,15 Sauerftoff (wahrſchein⸗ 
fiher 84,91 Koblenftoff und 15,09 Wafferftoff. 

Aurantiin, fynonym mit Hesperidin. 

Auripigment, ſ. Arſenſulphid. 

Ausblühen, ſ. Auswittern. 


Ausdehnung, dilatation, die Bergrößerung des Volums der Körper, hauptſäch⸗ 
lich durch den Einfluß der Wärme veranlaßt. 

Ausdünstung, thieriſche. Man begreift hierunter die durch die Haut und durch 
die Lungen flattfindende Ausfonderung gewiſſer Materien aus dem Organismus und 
die Regulirung der Waſſer- und der Wärmemenge in demfelben. 

Ausfrieren, wenn verdünnte Auflöfungen mancher Stoffe in Waſſer bis unter 
den. Gefrierpunft fich abfühlen oder fünftlich abgefühlt werden, fo geht ein gemifler 
Theil des Waſſers in Eid über, während eine foncentrirtere Löſung ded Stoffes zu 
rüdbleibt. Bon diefem Verhalten macht man vielfah Anmendung nicht allein zur 
Koncentrirung von Salzlaugen ohne Wärme, fondern auch zur Verſtärkung geringerer 
MWeinforten, umgefehrt läßt fich hierdurch auch gewöhnliches Brunnenwaſſer größten 
theild von darin aufgelöften Salzen befreien, wenn man daffelbe nicht zu hohen Kälte- 
graden audfegt; es gefriert alddann faft nur reined Waſſer und in dem nicht erſtarr⸗ 
ten Theile bleiben die Salze gelöft. Man muß hierbei darauf fehen, daß fi nicht 
dide Eismaſſen bilden, vielmehr die auf der Oberfläche entftehende dünne Eisdecke oft 
einftoßen und niederfinten machen. Trennt man fpäter das Flüſſige vom Feſten und 
thaut letzteres auf, ſo hat man ein faſt chemiſch reines Waſſer. 


Ausglühen, cuire, to anneal, Glühen und langſames Abkühlen von Metall⸗ 
gegenftänden, um ihnen die Härte und die Sprödigfeit zu nehmen. 


Auslaugen, Ausſüßen, Auswaſchen, Lessivier, lixiviate. Dieſe vErfchiede: 
nen Ausdrücke bezeichnen im Allgemeinen die bei chemifchen Arbeiten oft vorkommende 
: Operation, mo der in einer Flüffigkeit gebildete Niederfchlag von der ihm anhängenden 
Flüffigkeit, Cauge, getrennt werden fol. Den Ausdrud „Auslaugen” gebraucht man 
größtentheild da, wo die Flüfftgkeit Zweck der Arbeit ift; während man Ausfüßen und 
Auswaſchen befonderd dann anmendet, wenn der Rüdftand, dad Ungelöfte, das beab⸗ 





Ausrecken — Aventuringlas. 53 


fihtigte Produkt darftellt; doch nimmt man es überall hiermit nicht fo genau, indem 
oft beides, Lauge und NRiederfchlag, zur Anwendung kommen. 

Ausrecken, fo viel wie auseinandeiziehen, 3. B. der Eiſenſtangen, tirer, to 
streih. 

Aussaigern, Ressuage, ressuer, reduce by liquation, nennt man den Pro: 
ceß, vermittelft welched man im Großen dad Süber vom Kupfer fcheidet. Das filbers 
haltige Kupfer wird mit dem 34fachen feines Gewichts Blei zufammengefchmolzen und 
die Maffe nach dem Erkalten einer nicht bis zu ihrem Schmelzpunkte reichenden Tem- 
peratur ausgefegt. Hierbei fchmilzt dad Blei für fich, löſt das Silber auf, fidert aus 
und läßt das Kupfer ziemlich bleifrei ald eine feine poröfe Maſſe zurück; auf dieſelbe 
Weiſe wird auch Wismuth aus ſeinen Erzen geſchieden, geſaigert. 


Austracamphen. In dem Terpentinöl von Pinus australis iſt ein Kohlen⸗ 
waſſerſtoff enthalten, australen genannt, welcher mit Chlorwaſſerſtoff eine Verbindung 
eingeht. Wird dieſe mit ſtearinſaurem Kali verſetzt, fo trennt ſich die Chlorwafferftoff- 
fäure von dem Kohlenmwafferftoff, ohne daß diefer eine molefulare Veränderung erleis 
det, und es entfteht dad Austracamphen. Es bildet einen flarren, dem Kampher 
ähnlihen Körper; fehmilzt bei 45,09 und fiedet bei 1609 C.; es befteht aus 88,23 
Kohlenftoff und 11,77 Waflerftoff. 

Ausschweissen, mäßiges Aushämmern einer Eifenftange in der Schmeißhige, 
um die unganzen Stellen zu befeitigen; corroger le fer; to hammer iron, to forge. 


Austrocknen, Exsiccation, to drain, Diefe Operation hat zum Zwed, Subs 
flanzen von der ihnen anhängenden Feuchtigkeit, ald auch von dem damit (dhemifch) 
verbundenen Waſſer zu befreien. Es liegt in der Natur der Sache, daß die hierzu 
angewendeten Methoden ſehr verfchieden fein müſſen, nicht allein mit Rüdficht auf 
die Menge, fondern auch auf die Befchaffenheit der zu trodnenden Subftanzen. 

Auswittern, Ausblühen. Hiermit bezeichnet man dad Kıyftollifiren von Sal- 
zen, auf der Oberfläche fefter Körper, innerhalb deren Maffe man diefelben oft nicht 
wahrnimmt. So wittern Salpeter, Tohlenfaure® Natron x. aus dem Boden, aus 
Gefteinen xc. aus. 

Auswurfsmaterie nennt man Produkte, welche bei gemiffen trankhaften Zu⸗ 
ſtänden in den Reſpirationsorganen, namentlich in der Luftröhre und den Lungen 
abgeſondert und durch den Mund ausgegeben werden: 

Ausziehen, ſ. Extrahiren. 

Autographie, mit beſonderer Tinte auf Papier aufgetragene Schriftzüge oder 
Zeihnungen fogleih vom Papier auf einen lithographifhen Stein übertragen, um 
dieien Stein dann zum Abdruden zu verwenden. 


Automat. Jede mechanifche Konftruftion, welche vermöge einer in ihrem In⸗ 
nern verborgenen Kraft und ohne äußeren Antrieb während einer gewiſſen Zeit Be- 
wegungen hervorbringt, die mehr oder weniger der menfchlichen oder thierifchen Körs 
perthätigkeit ähnlich find. 

Aventurin, |. Quarz 


Aventuringlas. Wurde früher nur in Murano bei Venedig verfertigt, und zu 
allerhand Kunſte und Schmudfachen verarbeitet; ed ift ein brauner Glasfluß, in wel 
chem kryſtallinifche Flittern von metallifchem Kupfer vertheilt find, die ihm ein eigen: 
thümliche® ſchillerndes Anfehen geben. 


. 


54 ; Avers — Azulin. 


Avers. Die Borderfeite einer Münze, auf welche das Bruftbild des Regenten 
geprägt ifl. 

Avignonkörner, Gelbbeeren, perfifche Beeren, grains d’Avignon; french- 
bessies, find die Beeren des Färbekreuzdornes (Rhamnus infectoria); diefes Strauch: 
gewächs wird im füdlichen Frankreich kultivirt, in der Daupbine, Provence, Languedoc. 
e8 wächſt aber auch in der Levante, Türkei, Griechenland und Spanien. Wan fan: 
melt dic Beeren vor der Reife ein, weshalb fie eine grünliche Farbe befigen. Die 
Abkochung der Gelbbeeren enthält ein gelbes Pigment, Rhamnin, Die Beeren werden 
vorzugdweife in der Kattundruderei mit effigfaurer Thonbeize zu Tafelfarben gebraudt, 
ihr Pigment ift aber nicht echt, doch widerfteht ed den Einwirkungen von Licht und 
Luft ziemlich Yange. Man benubt die Beeren ferner zur Bereitung einer Ladfarbe, 
Schittgelb (stit grain), zur Fertigung farbiger Papiere u. dergl. 

Avivage, Aviviren, Schönen, Avivage; Clearing, nennt man die Behandlung 
gefärbter Stoffe (Baumwolle, Leinen, Seide, Wolle) mit gewiffen Subftanzen, wo 
dur der Glanz der Farben mehr gehoben und zum Vorſchein gebracht wird. 

Axez in der Phyſik bezeichnet man mit diefem Worte eine Linie oder Richtung, 
die von andern Linien oder Richtungen dur Symmetrie der Lage oder andere Eigen: 
thümlichfeiten ausgezeichnet ift. So bei den Kryftallen, bei denen man eine kryſtallo⸗ 
graphifche, optifche und thermifche Are unterfcheidet. 

Aradirin, ein bitterfchmedended Alkaloid, welches fi in gewiffen Theilen, vor: 
züglich in der Rinde, eined in Oftindien machfenden Baumed, Melia Azadirachta, 
findet, und von Piddington als Erfagmittel für Chinin vorgefchlagen worden ift. 

Azobenzid, ein Zerfegungeproduft des Azorybenzids, welches entfteht, wenn 
man eine alfoholifche Löſung ded Nitrobenzol® mit alfobolifcher Kalilauge mifcht und 
deftillirt, wo das Azobenzid zulegt ald eine rothbraune Flüſſigkeit übergeht, die befon- 
derd aufgefangen, bald zu großen Kryftallen erftarıt. Zufammenfegung 79,12 Koblen: 
ftoff, 5,49 Wafferftoff, 15,39 Stidftoff. 

.Azoerithrin, f. Orfeilte. | 

‚Azot, der von Lavoiſier zuerft dem Stickſtoff gegebene Name. 


Azulene, mit diefem Namen hat man einen arbftoff belegt, der fich in dem 
Rüdftande einer Deftillation des Pogeftemon Patchouli befindet, aber auch in ver 
ſchiedenen ätherifchen Delen, 3. B. den Kamillenöl, enthalten if. Derſelbe befigt 
im vollformmen reinen Zuftande eine prächtig blaue Farbe, fo daß ſich durch Mifchung 
mit anderen färbenden Stoffen ganze Fargenreihen mürden hberftellen laſſen, ſowie er 
auch als Parfüm alle Beachtung verdient. Mit Wahrfcheinlichkeit ſchließt fich hieran 
der von Pife ebenfalld Azulen genannte blaue flüchtige Körper, von welchem nicht 
nur die blaue Farbe des Kamillenöls, fondern auch die braun oder gelbgrüne Yarbe 
mancher anderen ätherifchen Dele abhängt. Bergamottöl, Patchuliöl, und das Del 
von Andropogon schoenandies enthalten gleihfalld Azulen und ſehr wahrfcheinlid 
findet ed fih auch im Kajeputöl und im Del von Achillea millefolium, 

Azulin oder Azurin, ein blauer Karbftoff, ein Abkömmling vom Anilin, refp. 
Päonin (f. d.). Zu feiner Darftellung werden 5 Theile Bäonin mit 6—-8 Theilen 
Anilin einige Stunden bis zu feiner völligen Ummandlung erhißt, der tefultivende 
blaue Farbftoff durch Wafchen mit Eteinfohlentheeröl und Tauftifchen Alkalien ge 
reinigt, dann mit angefäuertem Wafler behandelt und getrodnet. 





Azulminsäure — Badeschlamm. 55 


Asulminsäure, Acide azulmique; Azulmic acid, nennt Braconnot den 
bei der freiwilligen Zerfeßung des wäßrigen Cyans und der Blaufäure fich bitden- 
den braunen Körper, der auch beim Auflöfen von Gußeiſen in Salpeterfäure, und 
bei der Einwirkung der lebteren auf Indigo und Aetzkali mit Leim entflehen fol. 


Azurit, fononym für Lazulith. 


b. 


oe Bablah, Babulah, orientalifhe Galle, Bablah; Die. Hiermit bezeichnet man 
die aus Dftindien und vom Senegal unter dem Namen Neb-Neb zu und fommende 
grudt von Mimosa arabica, oder nad) Anderen Mimosa cinerea. Sie bildet flache 
gegliederte Hülfen, die meift aus zwei bis vier, faft freidrunden drei bis fechd Kinien 
breiten ‘ächern beftehen Die Farbe an fich ift dunfels oder hellbraun , ein kurzer 
grauer Filz überzieht die Schale. Jedes Fach enthält einen runden braunen, glatten, 
fehr harten, holzigen gefchmadlojen Kern. Das Bablah dient in der Kattundruderei 
in Verbindung mit Thonerdes oder Eifenbeizen zur Hervorbringung verfchiedener 
Nüancen von Rehbraun, und feine Anwendung gründet fi auf feinen Gehalt an 
Gallusſäure, Gerbſäure und einen röthlichen Farbftoff. 

Backkohlen, charbon de terre collant; caking coal. ine Barietät der 
Steinkohle, die fih durch eine dunkelſchwarze Farbe und leichte Entzündlichkeit aus— 
zeichnet; in ihnen waltet der Waflerftoff bedeutend über den Sauerftoff vor. Der 
Koblenftoffgehalt wechfelt von 50 bis 86 Procent. Sie find unter allen Steinfohlen> 
arten die einzig zur Gasbereitung tauglichen, für Roftfeuerungen aber, wenigſtens die 
ſtark badenden, darum nicht anwendbar, weil fie fich aufblähen und dadurd die 
Rofte verftopfen und den Quftzug hindern; dagegen können fie zu häuslichen Feuerungen, 
für Schmiedefeuer mit Nuben gebraucht werden. 

Bad; für die mannichfaltigen chemifchen Arbeiten dedarf man fehr verfchiedener, 
aber eine gewilfe Zeit lang fich gleichbleibender Wärmegrade. Es würde ſchwer fein 
diefen Bedingungen zu entiprechen, wenn man die Hibe ded Heerded oder der Spiti- 
tuäflamme unmittelbar ’auf die Wände des Gefäßed, in welchem fich der zu behan- . 
deinde Körper befindet, mollte einwirken laffeen. Man wendet daher verfchiedene Sub⸗ 
flanzen an, um zunächft von ihnen die entwidelte Wärme aufnehmen zu laffen, und 
bringt in diefe, den auf einer fonftanten Temperatur zu erhaltenden Körper, entweder 
für fih, oder in ein befondered Gefäß von Metall, Glas, Porzellan, Thon oder Holz, 
eingefhloffen. Se nach den verfchiedenen Temperaturgraden, die man zu erreichen 
wünfcht, wendet man das Waſſer⸗, Oel⸗, ‚Salze, Sand⸗, Luft⸗ und Queckſilber⸗ oder 
ein andered Metallbad an. 

Badeschlamm. Wegen des eigenthümlichen Reizes, welchen die Ablagerungen 
aus den Quellen, namentlich der eigentlichen Mineralquellen, auf die Haut hervor- 
bringen, wendet man diefen Schlamm ſchon lange als Heilmittel zu Bädern an. Die 
Belchaffenheit, d. h. die Zufammenfegung diefer fehlammigen Ablagerungen ift je 
nach ihrem Urfprunge fehr verfchieden, doch bilden zerftörte, oder halbzerftörte Pflanzen- 
theile, Humuskörper u. dergl. ihre hauptfächlichften Beftandtheile, denen alddann noch 
andere mineralifche Stoffe: Kalkerde, Eifen- und Manganoryd, Schwefel, Salze von 
Alalien u. ſ. m. beigemengt find. 


56 Badeschwamm — Baldriansäure. 


Badeschwamm, ecume de bain; common Spunge. Der Badeſchwamm wird 
wegen der ſchwachen Aeußerungen thieriſchen Lebens, nach den neueren Anſichten den 
Zoophyten beigezählt. Den Unterſuchungen von Crookewit zufolge, beſteht derfelbe 
der Hauptſache nach aus einer Verbindung des in der Seide und in den Herbſtfäden 
entdeckten Fibroins mit Jod, Schwefel und Phosphor, ſo daß die Vodeſchwann 
ſubſtanz aus 

963,45 Fibroin, 
14,06 Jod, 
5,32 Schwefel, 
17,17 Phosphor 
1000,00 ’ 
befteht ; e8 liegt etwad ganz Befonderes in dem Umftande, daß fich in der Subftan 
weder Chlor noch Brom vorfinden, welches erftere wenigftens ihr jedenfalld in größe 
rer Menge dargeboten war, ald das od. 


Baldrianäther, baldrianfaured ethyloryd, ether s. naphte valerique. 
Wird erhalten, wenn man eine Auflöfung von Baldrianfäure oder einem baldrian- 
fauren Salze in Alkohol mit Schwefelfäure verfegt, diefe Mifchung der Deftillation 
unterwirft, und das Deftilat auf die gewöhnliche Weife reinigt. Der Baldrianäther 
bildet eine farblofe, ölartige Flüffigkeit von durchdringendem Obft- und Baldriange: 
ruch von 0,894 ſpec. Gewicht bei 13° C.; ex ift im Waffer unlöslih, mit Aether, 
flüffigen und fetten Delen miſchbar und macht häufig einen Beftandtheil von Parfüs 


merien, Fruchteſſenzen u. dergl. aus; er beſteht aus 28,46 Aethyloryd und 71,54 Bal: 
drianfäure. 


Baldrianöl, essence de valeriane; valerian oil, es wird durch Deftillation, 
am beften der frifchen Wurzel ded Baldriand, Valeriana officinalis, erhalten; bildet 
frifch bereitet ein ſchwach grünlich-gelbes Del, färbt fi aber mit der Zeit braun; 
reagirt fauer und ift ein Gemenge von Baldrianfäure mit indifferentem Del. Um letz⸗ 
tered zu gewinnen, wird das rohe Del mit reiner oder Fohlenfaurer Bittererde gefchüttelt 
und einer nochmaligen Deftillation unterworfen. Das fo erhaltene indifferente Del 
enthält feinen Sauerftoff und hat die Zufammenfekung der übrigen fauerftofffreien 
Dele, nämlich 10 Aeq. Koblenftoff, 16 Aeq. Waflerftoff, oder in 100: 78,95 Kohlen: 
ftoff und 21,05 Wafferftoff. Nach neueren Unterfuchungen fol jedoch diefed Del in 
der Baldrianwurzel nicht präeriftiren, fondern erſt durch Einwirkung von Waffer auf 
diefelbe gebildet werden.? (Die frifche Wurzel enthält gegen 70 Proc. Wafler!) Das 
frifhe nicht vectificirte Del ift neutral, von nicht unangenehmem Geruch; an der Luft 
verharzt es fich fchnell und nimmt erft hierdurch den ihm eigenthümlichen penetranten 
Geruch an. Das rohe Del ift ein Gemenge von wenigftend fünf verfchiedenen Sub: 
ftanzen, deren relative Mengen nach Alter, Art der Aufbewahrung u. |. w. mechfeln. 

Baldriansäure, Acide valerique. Die Baldrianfäure fommt frei in der 
Baldrianwurzel, mit Glycerin verbunden in dem Fett des Delphins fertig gebildet 
vor; fie entfteht bei der Käulniß thierifcher Subftangen und ift daher ein Beftand- 
theil des Käfe; fie bildet fich ferner bei der Drydation ded Amylalkohols. Zur Dar: 
ftelung der Baldrianfäure deftillirtt man eine Miſchung von Fuſelöl und zweifach—⸗ 
chromſaurem Kali mit verdünnter Schwefelfäure. Die Baldrianfäure fcheidet fih bier 
bei ald ölartige Schicht in Verbindung mit Waſſer ab; beim Yufammenbringen mit 
waflerfreem Chlorcaleium wird ihr das Waſſer entzogen und beim Erhigen deftillirt 
Baldrianfäurchydrat über. Sie bildet eine farblofe Flüffigkeit von ftarfem Gerud 


Balein — Balsam de Peru. ‚57 


nach Baldrianmwurzel, ihr fpec. Bewicht ift 0,937 bei 179 C.; fie fiedet bei 1750 ©. 
und löft fih in 30 Theilen Waller bei 12° E.; fie beſteht aus 61,85 Kohlenſtoff, 
9,29 Waflerftoff, 29,57 Sauerftoff — 90,71 wafferfreie Baldrianfäure und 9,29 Hy—⸗ 
dratwaffer. 


Balein, baleine; whale-bone. Mit diefem Namen hat Kerkhoff die reine 
Hornſubſtanz des fogenannten Fifchbeins belegt, welches, nah Mulder, zu den ſchwe— 
felhaltigen Proteinkörpern gehört; mit demfelben Namen bezeichnete N fure früher . 
den Wallrath. - 


Ballen, ballon, ballon, nennt man Eugelförmige Gefäße von Glas, die viels 
fah bei Deftillationen als Vorlagen angewendet werden; auch die großen Glasfla⸗ 
Ihen, in welchen Schwefel«, Salpeter- und Salzfäure verfendet werden, werden Bals 
lons genannt. 


Balsame, baumes, balms, jind‘ natürliche Gemiſche von Harzen und äthe⸗ 
tifhen Delen, denen großentheil® ein Gehalt an Benzo&- oder Zimmtfäure eigen: 
thümlich ift. In Frankreich charakterifirt die Anweſenheit einer diefer Säuren auch 
jefte Harze ald Balfame, während man in-Deutfhland nur didflüffige Semenge jener 
Beftandtheile darunter begreift. Die Balfame find honigdide, ſehr Eonfiftente Flüſ— 
figfeiten von ausgezeichnet ftarfem Geruch und brennend aromatifhem Gefchmad, die 
an der Luft, unter allmähliger Verdunftung ihres ätherifchen Deled mit der Zeit zähe 
und endlich feft werden. 


‚Balsam, canadischer, f. Terpentin, canadifcer. 


Balsam de Meccea, Meccabalfam, baume de Mecca; halm of Mecca. Der 
Mekfabalfam wird aus einem ftrauchartigen Gewächd (Amyris gileadensis, L.; Bal- 
samodendron gileadense, Kunth) in einigen Theilen Arabiend "gewonnen. Der 
hönfte und theuerfte, welcher höchſt angenehm riecht und größtentheild® im Drient 
felbft verbraucht wird, fol in Plaren, farblofen Tropfen aud den Blüthen von Bal- 
samodendron gileadense ausſchwitzen; eine geringere orte fließt freiwillig oder 
nach gemachten Ginfchnitten aus den jungen Aeften der Pflanze. Eine dritte Sorte 
wird durch Auskochen des Holzes und der Zweige mit Wafler erhalten. Der Mekka⸗ 
balfam diente früher in den Apotheken zur Bereitung einiger Pflafter und Salben, 
wie auch als Räucherungsmittel; ift jet nur noch felten gebräuchlich. 


Balsam de Tolu, Totubalfam, Baume de Tolu; balm of Tula, wird aus 
einem in Südamerifa wachſenden Baume, Myrospermum toluiferum , gerwonnen; 
frifh Hat er die Conſiſtenz von Terpentin, ift hell- bis goldgelb von Farbe, und heißt 
weißer Tolubalfam, im Gegenfag zum ſchwarzen Tolubalfam, der ſchon früher bekannt 
und gebraucht war. Er wird häufig mit Terpentin verfälfcht, nur noch zu Parfümerien 
und zuweilen zur Anfertigung von Brufttäfelcden angewendet. 


Balsam de Peru, peruvianifcher Balfam, (ſchwarzer) Wundbalfam, baume 
de Peru liquide ; peruvian-balm. Nad) den von Dr. Dorat an Ort und Stelle 
eingezogenen Erfundigungen fommt der Perubalfam lediglich von Myrospermum Pe- 
reirae. In den Monaten November und December wird die Rinde ded Baumes an 
vier verfchiedenen Stellen geklopft, fo daß fie fih vom Stamme ablöft, einige Tage 
fpäter erhigt man diefe Stellen durch Annäherung von brennenden Fadeln, nimmt 
die Rinde weg und legt Tücher auf die entblößten Stellen, die fich mit dem ausge⸗ 
ſchwitzten Balſam vollſaugen. Dieſe Tücher kocht man alsdann in einem Gefäß mit 
Waſſer fo lange, bis fie von Balſam faſt rein erſcheinen. Beim Abkühlen des Waſ— 


58 Baptisin — Bariumchlorür. 


ſers febt fih der Balfam zu Boden. Aus den zerquetfchten Schoten ded Baumes cr- 
hält man einen fehr feinen Balfam (wahrſcheinlich durch bloßes Preffen), vielleicht den 
jeßt im europäifchen Handel nur noch felten erfcheinenden weißen Balfam. Ein gefun 
der Baum liefert 30 Jahre lang Balfam, man läßt ihn jedesmal 4— 6 Fahre in Ruhe 
und beginnt dann die Operation von Neuem. — Der Balfam kommt zuweilen mit 
Ricinusöl verfälfeht vor; um died zu entdeden, deftillirt man von 10 Grm. reichlich 
die Hälfte ab, fehüttelt dad aud zwei Schichten beftebende Deftilat mit Barytwaſſer, 
hebt die auf demfelben ſchwimmende Delfchicht mit einer Pipette ab und fchüttelt fie 
mit einer concentrirten Löſung von doppeltfchmwefligfaurem Natron. Enthielt der Bal- 
fam Ricinusdl, fo erftarrt die gefchüttelte Flüſſigkeit ſogleich zu einer Kryſtallmaſſe. 

Baptisin, f. wilder Indig. 

Baregin, baregine. Gallertartiger Abſatz mehrerer Thermalquellen ; zuerit in 
der von Bareged wahrgenommen, und, hiernach benannt. Man findet daffelbe 
als Weberzug an den Wänden der Behälter und Leitungen der Quellen, welche zeit: 
weife von Waffer erfüllt und zeitweife leer find. Es bildet galfertartige Maffen oder 
Lappen, welche meift farblo8, zuweilen aber auch vom Hellgrauen bis ind Dunkel 
graue und Schwarze gefärbt find Es ift geruchlo® und ohne Geſchmack, enthält 98 
Procent Waſſer und nur 2 Proc. fefte Subftanz, die bei der trodnen Deftillation Del 
und fohlenfaured® Ammoniak liefert, und einen beträchtlichen, ſchwer einzuäfchernden 
Rückſtand binterläßt. | 

Barilla, barille, Barilla, nennt man im Handel die befte, in der Umgegend 


von Alicante, Malaga, Gorihagee u. f. w. aus fultivirter Salsola Soda dur Ein- 


äfchern ‚bereitete Soda. 

Barium, Barium, Bariom , da3 metallifche Radical der Varyterde, wurde 1807 
von Davy durch Zerfegung des Baryts mittelft der eleftrifchen Batterie dargeftellt; 
außer diefer noch jett gebräuchlichen Methode kann es auch erhalten werden, wenn 
man Kaliumdämpfe über dad zum Glühen gebrachte Oxyd leitet. — Das Barium ifl 
ein gelbliches, etwas dehnbared Metall, welches in der Rothglühhitze fehmilzt, ſich 
aber nicht deftilliren läßt; es ift fchwerer ald concentrirte Schwefelfäure; befigt eine 
große Verwandtſchaft zum Sauerftoff, orydirt ſich fehnell an der Luft und zerſetzt das 
Wafler ſchon in der Kälte unter Entwidelung von Wafferftoffgad. 

Bariumamalgam, amalgame de Barium; Amalgam of Barium, die Ber: 
bindung ded Bariums mit Quecfilber, wie fie bei der Reduction des erfteren mit 
Hülfe des leßteren in der Voltaĩſchen Säule entfteht. 

Bariumchlorür,, Chlorbarium, Chlorure de barium; Chloride of harium. 
Zur Darjtelung ded Chlorbariumsd löft man fohlenfauren Baryt in Chlorwafferftoff: 
fäure und dampft zur Kryftallifation ein. Hat man hierzu Witherit, d. h. natürlie 
hen Eohlenfauren Baryt verwendet, der ſtets eifenhaltig ift, fo verfest man die Lö⸗ 
fung mit etwad unterchlorigfaurem Baryt, dann mit Barytwaſſer, wodurdh das Ei: 
fen vollftändig abgefchieden wird. Das Chlorbarium Eryftallifirt 'mit 2 eg. Waſſer 
und bildet vierfeitige rhombifche Tafeln; e8 ift Iuftbeftändig, fchmedt bitter und fcharf, 
wirft in größeren Gaben auf den thieriichen Organismus ald Gift; verliert beim Er- 
bigen fein Waſſer und ſchmilzt hierauf in der Glühhitze; bei 160 C. bedarf ein Theil 
Salz 24 Theile Wafler zu feiner Auflöfung; es dient bauptfählih zur Darftellung 
von Blanc fixe und befteht in 100 Theilen aus 56,15 Barium, 29,10 Chlor, 14,75 
Wafler. Iſt in neuerer Zeit vielfach zur Verhütung der Keffelfteinbildung in den 
Dampfkeſſeln angewendet worden. 





Bariumoxyd — Barythydrat. 59 


Bariumoxyd, ſ. Baryt. 


Bariumexysulphuret entſteht bei der Aufbewahrung einer Auflöfung von 
Schwefelbarium in heißem Waffer in Folge der Umfehung der Elemente des lehtern 
und Bereinigung derfelben mit den Beitandiheilen ded Schwefelbariums. 


Bariumsulphhydrat, bildet fih durch Sättigung einer Auflöfung von Baryt—⸗ 
wafler, oder einfach Schwefelbarium mit Schwefelwaſſerſtoff. Es Eryftallifirt in Afei> 
tigen Säulen mit Kryftallwaffer, welches beim Erhitzen entweicht. An der Luft vers 
wittert es leicht und geht bald in unterfchwefligfauren und fchmwefligfauren Baryt über. 

“ Bariumsulphuret. Das Barium bildet mit Schwefel mehrere Verbindungen. 
Das Einfach Schwefelbarium wird in fefter Form erhalten, wenn man über in 
einer Röhre erhitten Aetzbaryt fo lange einen Strom von Schwefelwafferftoff oder Schwe⸗ 
telfoblenftoff leitet, ald noh Wafler oder Kohlenoryd gebildet wird; oder auch, wenn 
man gepulverten, bis zum Rothglühen erhigten fchwefelfauren Baryt durch Wafferftoff: 
gas reducirt. Dreifah Shmefelbarium wird erhalten, wenn 8 Theile Baryt 
mit 6 Theilen Schwefel geglüht werden; bierbei entfteht zugleich fchmefelfaurer Barpt. 
Fünffach Schmwefelbarium erhält man in Auflöfung durch Kochen einer Löſung 
von einfach Schwefelbarium mit Schwefel, oder durch Auflöfen von Schwefel in ko⸗ 
hendem Barytwaſſer, wobei fi zugleich unterfchmefligfaurer Baryt bildet. 


Bariumsuperoxsyd, Bariumhyperoryd, bioxyde de barium. Das Barium- 
oryd nimmt beim Erhigen auf 300 — 400° C. in einem Strom von trodnem Sauer- 
ſtoffgas oder atmofphärifcher Luft Sauerftoff auf und verwandelt fich dabei in Das 
riumfuperoryd. Man bringt zu diefem Zweck Stücke von wafferfreiem Barpt in eine 
Retorte von ſchwer fehmelzbarem Glafe und Teitet auf den Boden derfelben Sauer- 
ftoffga® oder Eohlenfäurefreie, trockene, atmofphärifche Luft, während man die Retorte 
erhitzt. Das fo dargeftellte Bariumfupersryb befißt eine weißgraue Farbe; beim 
Glühen verliert e8 die Hälfte feines Sauerftoffd und geht wieder in Baryt über. Man 
bat diefed Verhalten benust, um auf eine öfonomifche Weife Sauerftoffga® im Bros 
Ben für technifche Zwecke darzuftellen. Es dient zur Bereitung von Waflerftofffuper- 
omd und beftehbt aus 83,03 Barium und 16,97 Sauerftoff. 

Barometer, Baromötre, Burometer, das bekannte Inſtrument, vermittelft 
welches der Druc der atmofphärifchen Luft gemeffen wird; auch benußt man daffelbe 
vielfah, um Höhenmeffungen damit vorzunehmen. Die Röhre darf nicht zu enge 
das Quedfilber muß in dieler felbft ausgelocht und dad Barometer felbft außerdem mit 
einer fein und richtig geteilten Skala verfehen fein. 


Baryt, Barpterde, Schivererde, Bariumoryd, Baryte, Barytes. Dad Oryd 
des Bartumd wird am beften durch Zerfehung von falpeterfaurem Baryt erbalten, 
welcher fo lange der Weißglühhige ausgeſetzt wird, ald fi noch Gas entwidelt. Die 
teine Baryterde befibt eine graumeiße Farbe, ift im -Knallgebläfe, wie auch im Focus 
des Brennfpiegel® fchmelzbar, und eine der ftärkften Salzbafen; es dient zur Darftel- 
lung von Bariumbyperoryd und findet in der analytifhen Chemie vielfältige An⸗ 
wendung. Zufammenfeßung 89,54 Barium, 10,46 Sauerftoff. 


Barythydrat, hydrate de haryte, hydrate of harytes. Die Barpterde vers 
bindet fih mit Wafler unter ftarfer Erhitzung, die felbft zum Glühen gehen kann, zu 
einem Hydrat; mit nur wenig Waller befeuchtet, zerfällt fie zu einem feinen weißen 
Pulver, mit mehr Waſſer entfteht eine harte Kryftallmaffe. Sm reinen Zuftande er 
hält man das Barpihydrat.durh Schmelzen feined Tryftallifirten Hydrats in einem 


* 


60 Barytsalze — Basenbilder. 


Gilbertiegel bei Rotbglühhige. In diefem Zuftande bildet es nach dem Erſtarren 
eine weiße, ſtark alfalifhe Mafle von Erpftallinifchem Gefüge, welche auch in fehr 
hoher Temperatur ihr Waffer, nicht abgiebt. - Kıyftallifirt erhält man das Hydrat, 
wenn man ed in fochendem Waſſer löft und filtrirt, wo es fi beim Erkalten in 


Kryſtallen abſcheidet. Das kryſtalliſirte Barythydrat befitzt einen ätzend alkaliſchen 


Geſchmack und wirkt giftig; es ſchmilzt beim Erhitzen in ſeinem Kryſtallwaſſer und 
hinterläßt waſſerfreies Hydrat; an der Luft zieht es Kohlenſäure an, wird weiß und 
zerfällt zu Pulver, Die Kryſtalle löſen ſich in 20 Theilen kaltem und in 2 Xheilen 
fochendem Waſſer auf. Dad Barpthydrat enthält 1 Aeq. Wafler und befteht ſonach 
aus 89,35 Baryt und 10,55 Waſſer. Das Eryftallifirte Barythydrat enthalt 42,43 Kıy- 
ftallwaflerz; oder aus 51,52 Baryt und 48,48 Wafler. 

Barytsalze, Sels de baryte, salts of barytes Dies find die Verbindungen 
der Baryterde mit den Sanerftoffläuren, (Sauerftofffalze) ded Bariumd mit den Sal; 
bildnern (Haloidfalze), ſowie aut) des Schwefelbariums mit den eleftronegativen 
Schmwefelmetallen (Schwefel= oder Sulphofalze). Sie befiben im Allgemeinen ein be 


 trächtliches fpec. Gewicht, find meiftend farblos; die im Waſſer löslichen haben einen 


bittern und unangenehmen Gefhmad und wirken giftig auf den thierifchen Organie 
mus; ein befondered charäfteriftifched Merkmal ift, dag ihre felbft fehr verdünnten 
Löfungen durch Schwefelfänre, wie auch deren Salze gefällt werden, Niederfchläge 
bildend, die weder in Waffer, Säuren noch Alkalien löslich find. Bon den Stron- 
tianfalzen,, denen fie in vieler Beziehung ähnlich find, unterfcheiden fie ſich dadurd, 
daß fie in concentrirter Löfung ſowohl durch Salpeterfäure, wie auch Salzfäure theil 
weife gefällt werden; auch ertheilen fie, mit hlorfaurem Kali und Schwefel gemengt 
und angezündet, der Flamme eine prächtig grüne Farbe. 


Barytspath, baryte aulfate terreuse, heavyspar earth, ift die Bezeichnung 
für die Fryftallifirten Abänderungen des Schwerſpaths oder natürlichen fehwefelfauren 
Baryts. 

Barytwasser, eau de baryte, baryt water, wird die Auflöfung der Baryt 
erde, oder ded Barythydrats in Wafler genannt; es dient in der Analyfe der Mine 
ralwäſſer zur Trennung der DBittererde von den Alkalien. 


Basalt, nasalte ; basalte, basaltes, ein Geftein, welches ein inniged Gemenge 
eines durch Säuren zerfehbaren und eines dadurch nicht zerfegbaren Antheils 
zu betrachten iſt, und von welchem der erjtere theils zoolithartiger, theils labrador— 
ähnlicher Natur, der letztere aber hauptſächlich Augit iſt. Die Baſalte haben ſtets 
eine dunkle Farbe; beſonders häufig erſcheinen fie graulich- und bläulich-fchwarz, bie: 
weilen bräunlich- oder grünlich s fchwarz, felten nur ſchwärzlich-braun. Ihr Bruch ift 
uneben, flahmufchlig, oder eben im Großen und feinförnig bis fplittrig im Kleinen; 
matt oder fchimmernd, felten glänzend. Man benugt den Bafalt als Zufchlag bei 
der Fabrikation von dunklem Flafchengla®. 


Base, Base, Base, nennt man jeden zufammengefeßten Körper, welcher die 
Fähigkeit befikt, fich mit einer Säure zu einem Salze zu vereinigen. 

Basen, organische, bases, bases, nennt man die in dem Pflangenorga: 
nismus oder durch die Kunft hervorgebrachten,, ftet® ftidfftoffhaltigen, Salzbafen. 

Basenbilder (und Säurebilder) oder Corpora amphigenia hat Berzelius 
die Gruppe von einfachen Körpern genannt, welche fowohl Säuren als Salzbaſen 
bilden. Hierher gehören: Sauerftoff, Schwefel, Selen und Tellur. Es entfiehen nach 





Basilicumöl — Bdellium. 61 


der einen Seite: Oxyde, Sulfide, Selenide, Telluride (Säuren), nach der andern Seite; 
Sauerftoff>, Schmwefel-, Selen= und Tellurbafen (Bafen), aus deren Bereinigung un: 
ter fih die Amphidſalze hervorgehen. 

Basilicumöl, das aus Ocimum Basilicom durch PDeftillation mit Waſſer 
gewonnene ätheriſche Del; es befigt einen angenehmen, aromatifchen Geruch, und fest 
beim Aufbewahren ein Stereopten in prismatifchen Kryftallen ab, welched aus 63,60 
Kohlenſtoff, 11,40 Waflerftoff und 25,0 Eauerftoff befteht: Anwendung in der Par: 
fümerie. 

Bassiaõl; ein fettes Del, welches aus den Samen von Bassia latifolia, eines 
am Himalaya wachlenden Baumes durch Auspreflen gewonnen wird; es befigt eine 
gelbliche Farbe, die vom Lichte zerftört wird; zeigt einen ſchwachen Geruch, ein fpec. 
Gewicht von 0,958, bei gewöhnlicher Temperatur Butterconfiftenz, fehmilzt bei 27 bi 
30°, löft fi) wenig in wafferfreiem, in gewöhnlichen Alkohol-gar nicht auf. 

Bassiasäure, identiſch mit Stearinfäure, 

Bassora - Gummi, Toritonense, Kutera. Gin Gummi, welches von verfchies 
denen Mcaciaarten-abftammen fol, in bald heller, bald dunkler gefärbten, dem Kirfchs 
gummi ähnlichen Stüden vortommt, und nur zu einem geringen Theil in Waffer 
auflöslich ift. ES befteht aus 21,90 Pflanzenfchleim (Bafforin), 5,60 löslichem Gummi 
(Arabin), 11,20 Wafler und 61,30 Aſche. 

Bassorin, |. Pflanzenſchleim, Gummi. 

Baumöl, f, Olivenöl, 


Baumwolle, coton, cotton, cotton wool, eine zarte Bflanzenfafer (f. Pflan— 
jenfafer), die von den Samenfronen verfchiedener Arten Gossypium (G. herba- 
ceum arboreum etc.) gewonnen wird; fie ift als reine Pflanzenfafer zu betrachten, 
indem fie die mit der Stärke identifche Zufammenfegung der reinen Zellenfubftanz befigt, 
nämlich 41,86 Koblenftoff, 12,62 Wafferftoff, 46,51 Sauerftoff enthält = C,H,.O,. 

Baumwollensamenöl. Das feit einigen Jahren in den Handel fommende und 
durch Auspreffen von Baummollenfamen erhaltene Del hat eine tiefbraune, nur in 
dünnen Lagen durchſcheinende Farbe, ift faft geruchlos, won milden, angenehmem 
Geſchmack, und bat bei 159 C. das fpec. Gewicht von 0,928, wird erft bei einer 
Temperatur unter 0° C. didflüffig, und bei etwa — 29 bi8 39 C. feft. Daffelbe hat 
in neuerer Zeit eine mannigfaltige Anmendung, ſowohl in Seifenfiedereien, als auch 
zur Darſtellung von Maſchinen- und Wagenſchmiere gefunden. 


Bauxit, Baurit, ein im ſüdlichen Frankreich in unerſchöpflichen Lagen vorkom⸗ 
mendes Mineral, welches der mannigfachſten Anwendung fähig iſt. Noch nicht lange auf: 
gefunden, benugt man daflelbe bereit zur Darftellung 1) von Natriumalumniat; 2) von 
Alumium; 3) von Alaun, effigfaurer Thonerde, Chloralumium; 4) von kohlenſau⸗ 
im Kali und Natron. In Preußen hält man den Baurit für fo wichtig, daß die 
Regierung für die Auffindung von Bauritlagern einen anfehnlichen Preis audge- 
ſetzt hat. 

Bdellium; man kennt von diefem Gummiharz zwei Sorten, afrikaniſches und 
indiſches, von welchem die erſtere von Heudelotea Africana, einem an den Ufern 
des Senegal wachſenden Strauchs, die andere von Amyris Agallocha, abſtammen 
ſoll. Das afrikaniſche Bdellium bildet unregelmäßige, ſpröde, durchſcheinende Stücke 
von gelblicher oder rothbrauner Farbe und bitterem balſamiſchem Geſchmack; das ins 
diſche, braune, mit Rindenftüden untermengte Maffen, die ſtark nach Xerpentin vie 


% 


62 Becherapparate — Behenöl 


chen; beide haben manches Aehnliche mit der Myrrhe und könnten wohl mit diefer 
vermwechfelt werden, 


Becherapparate; eine befondere Konftruftion der Boltaifchen Batterie, bei 
welcher die heterogenen Metalle paarweife in mit Flüſſigkeit gefüllte Becher oder Glas⸗ 
hafen geftellt werden. 

Behen- oder Been-Nuss-Gel, 1'huile de ben. Ein durch Auspreffen der 
Kerne von Hyperanthera (Guilandina L.), ein Baum, der im Drient fehr verbrei- 
tet ift, gewonnenes fetted, nicht austrocknendes Del; es ift hellgelb, geruch= und ge 
ſchmacklos, milde, dilflüffig und erftarıt leicht in ber — 

Beberin, ſyn. mit Berbirin. 

Beberinsäure, ſyn. mit Bebirusſäure. 

Bebirin, Beberrin. Eine organiſche Baſe, die in der Rinde eines in Demerara 
wachfenden Baumes, Nectandra Rodiei, enthalten iftz neben dem Berberin findet 
fih in der Rinde noch eine zweite Bafe, das Sipirin. Um diefe beiden Altaloide 
zu erhalten, wird die Rinde mit fehr verdünnter Schwefelſäure audgezogen, abge- 
dampft, filtrirt, mit Ammoniaf gefällt, wodurch ſich Beberin und Sipirin und Gerb: 
ftoff niederfchlagen. Der gewafchene und getrodnete Niederfchlag wird in wenig an- 
gefäuertem Waſſer gelöft, mit Thierkohle entfärbt; aus der nur gelben Löſung fällt 
Ammoniak faft reined Beberin und Sipirin. Um fie von einander zu trennen, be 
handelt man fie wiederholt mit Aether, welcher das Beberin auflöft und das Eipirin 
zurüdläßt. Das Beberin wird alddann dur Berdampfen- des Aethers erhalten. Es 
bildet in reinem Zuftande ein vollkommen geruchlofes, weißes, amorphes Pulver, leicht 
1ö8lich in Aether und Alkohol, unlöslih in Waffer; die Löſung ſchmeckt bitter und 
reagirt altalifch. Es befteht in 100 Theilen aus 73,31 Koblenftoff, 6,75 Waſſerſtoff, 
4,50 Stieftoff, 15.44 Sauerftoff. 

Bebirusäure, Bebirinfäure, Beberrinfäure; fie findet fih im Samen und in 
der Rinde von Bebiru (Nectandra Robiei) neben Gerbftoffen, an organifche Bafen 
(Bebirin, Sipirin) gebunden. Zu ihrer Darftellung wird die Rinde mit Wafjer, dem 
etwas Effigfäure zugefeßt ift, oder der Same mit bloßem Waffer audgezogen. Nah 
Abfcheidung der Baſen durch Ammoniak wird dad Filtrat durh ein Barptfalz gefällt, 
der Niederfchlag einigemal mit Waller abgewafchen, dann in fiedendem Waſſer gelöft 
und die Flüffigkeit durch effigfaure® Bleioryd gefällt, der Niederfchlag durch Schwe⸗ 
felwaſſerſtoff zerfeßt und die filtrirte Löfung im Bacuum eingedampft, 8 bleibt 
hierbei eine braune Maſſe zurüd, aus welcher Aether die Säure augzieht und ein 
braunes Harz zurüdläßt. Beim PVerdunften der Aetherlöfung bleibt die reine Säure 
als eine’ weiße, wachsglänzende Fryftallinifche Maffe zurüd. Die Säure zerfließt bald 
an der Luft, fehmilzt bei 150° C. und fublimirt bei 200% in Büfcheln und weißen 
Nadeln; auf ihre Elementarbeftandtheile ift fie noch nicht unterfucht. 

Behenmargarinsäure, f. Behenfäure. 


Behenöl. Ein bis zu 25 Proc. in den Behennüffen, Nuces Behen (von Mo- 
ringa oleifera, Lam.) enthaltened, durch Auspreſſen dieſer Samen gewonnenes fet⸗ 
tes Oel Es iſt geruchlos, hat eine weiße oder gelbliche Farbe und einen ſüßen und 
angenehmen Geſchmack; bei 150 €. völlig flüſſig; in der Kälte iſt es feſt; ſpec. Ge 
wicht 0,912; reagırt neutral, wird felbft an der Luft nicht leicht vanzig. Diefer, Ei: 
genfchaften wegen läßt es fich flatt Baumöl benugen, auch wird der Baum in Weſt—⸗ 
indien feit mehreren Sahren in der größten Ausdehnung angebaut, Sin Stalien be 
nutzt man dad Del zum Ausziehen wohlriechender Pflanzenftoffe. + 


Beilstein — Beizen. 63 


Beilstelm, Nephrit; ein im Orient und auf Neuholland vorfommendes Mi- 
neral, von grüner Farbe und großfplitterigem- Bruche, welches zu verfchiedenen Ge⸗ 
genftänden verarbeitet wird, und hauptfächlich eiri Bittererdefilicat, mit Thonerde, Ei⸗ 
fen» und Chromoryd und Waffer, darftellt. 

Beindorff’s Apparat. Diefer für die Pharmacie faft unentbehrliche Apparat 
befteht der Hauptfache nach aus einer flarken, über einer Feuerung eingemauerten 
tupfemen Pfanne von verfchiedener Größe, je nach dem Umfange des Gefchäfts. Seine 
obere Dede ift aus einer ſtarken Meffingplatte gebildet, die mit einer großen kreis⸗ 
runden Deffnung, zur Aufnahme von Übrauchfchalen, oder einer kleinen Deftillirblafe 
beftimmt, und mehreren Eleineren ebenfalld rund audgedrehten Deffnungen, um in dieſel⸗ 
ben, fogenannte größere und Pleinere Infundirbüchfen einfegen zu können, verfehen; 
aus einer fernern Deffnung gelangen die Dämpfe, wenn der Apparat geheizt, aber 
nicht gleichzeitig deftillirt wird, in einen Küblapparat, wo fie zu tropfbar flüffigem 
Waffer verdichtet werden. Für Kleinere Deftillationen wird eine der Eleingren runden 
Deffnungen mit einem nad) oben fi ſtark erweiternden Trichter verfehen, in- welchen 
Heinere Retorten eingelegt, und mit einem Küblapparat verbunden werden können. Es 
laffen fi demnach mit diefem Apparate die verfchiedenften Arbeiten nicht allein bei 
einer fich gleichbleibenden Temperatur, fondern fehr oft auch gleichzeitig vornehmen. 
Durh Fr. Mohr ift derfelbe vielfach verbeffert und vervolllommnet worden. 


Beinglas, Milchglas, verre couleur de lait, Glas-porcelain, eine befons 
dere, für manche Gegenflände, wie: Lampenglocken, Fruchtichalen u. dergl. eigends 
dargefteflte, nur durdhfcheinende Glasſorte von milchweißer Farbe. Ein ſolches Glas 
wird erhalten, indem man dem gewöhnlichen Gladfage 10 — 12 Procent Beinafche 
(Knochenafche) zufeht, woraus auch fein Name entitanden ift; es verträgt nicht leicht 
raſche Temperaturwechſel. 


Beinschwars, Knochenkohle, noir animal, divoire, charbon animal, bone 
black, wory black, werden die in verfchloffenen Gefäßen verkohlten Thierfnochen 
genanntz dieſes Produkt, ein inniges Gemenge von phosphorfaurem Kalt und thieri- 
fher Kohle, findet wegen feiner Eigenfchaft, aus Flüffigkeiten den Farbftoff aufzus 
nehmen , eine fehr ausgedehnte Anwendung in den Zuderraffinerien; ebenfo dient es 
au zur Entfärbung anderer Flüffigkeiten, befonderd der Auflöfungen von organifchen 
Eäuren und Alfaloiden. 

Beinwell, ein Kalktuff, welcher die Wurzeln überzogen hat, und früher unter 
dem Namen Lapis ostiacollae officinell war. 


”- Beisen, mortafier, decaper, to corrode, to tinge, ein in den Bewerben 
in vielfahem Sinne gebrauchter Ausdruck (bei den Metallen f. Abbeizen).. In der 
Färberei bezeichnet er die Anwendung gewiſſer Salzlöfungen, womit die Zeuche ges 
tränft werden, theild fie für Aufnahme der Farbftoffe empfänglicher zu machen, theild 
den Farben verfchiedene Nüangen zu ertheilen, oder fie lebhafter und auch haltbarer 
zu machen. Als folche Beizen wendet man fehr verfchiedene Subftanzen, am häufig: 
ften jedoch gewifle Erd» und Metallfalze an; fo Thonerde= und Eifenorydfalze, die 
Ihon, ohne mit dem Pigmente in Berührung zu kommen, mit der Fafer in eine fefte 
und dauerhafte Verbindung treten, die inniger wird, wenn nocd das Pigment hinzus 
kommt. Die Salze von Blei, Zint, Kupfer und Mangan dagegen liefern nur dann 
mehr oder weniger dauerhafte Verbindungen, wenn fie fehon mit dem Pigmente ver: 
einigt und von diefem zu einem unlödlichen pigmentfauren Niederſchlage zerſetzt zur 
Safer treten; oder noch beffer, wenn fie in demfelben Augenblide, wo fie mit dem 


64 Benzamid — Benzo&. 


Pigmente zufammenfommen und von diefem aufgenommen werden, auch die Faſer 
vorfinden, die gefärbt werden fol. Die chemifche Natur der Bafid der Beize ift auf 
die Färbung ded Pflangenpigmentd von dem weſentlichſten Einfluß; Salze, deren 
Baſis ein weißes Orxyd ift, fielen dad Pigment in feiner natürlichen Grundfarbe 
dar, jedoch fo, daß jede befondere Beize diefelbe in etwas fchattirt; folche find: Hlaun- 
und Zinnbeizen; wogegen PBeizen, deren Bafid ein gefärbte® Oryd ift, wie Eifen 
Kupfer, Mangan u. f. w., die urfprüngliche Farbe in eine dunklere verwandeln. Bon 
nicht getingerem Einfluß auf die Farben ift die Säure der Beize, theild zur Rüangi⸗ 
rung der damit erzeugten Farbe, theils weil die gleiche Salzbafe nicht aus der Ber- 
bindung mit allen Säuren in gleicher Stärke an die Fafer abgegeben wird 

Benzamid, Benzamide. Es bildet fih beim Zufammenfommen von Chlor: 
benzoyl mit Ammoniak, bei längerer Berührung von Benzoeäther mit mwäßrigem Um: 
moniak, fomwie auch bei der Behandlung von Hippurfäure mit Bleihyperorpd. Es 
fryftallifirt in perlmutterglängenden Blättchen, fchmilzt bei 1150 &. und fiedet bei 
2880 C. ohne Zerfeßung; in fohendem Wafler, Altohol und Aerher löſt es fich leicht 
auf; befteht in 100 Theilen aus 69,42 Koblenftoff, 5,78 Wafferftoff, 11,57 Stiditoff, 
13,23 Sauerftoff. 

Benzamil; ein Ummandlungsproduft aus dem Bittermandelöl, wenn diefed 
mit Kali deftillirt und der nicht abdeftillirte Theil mit Ammoniaf behandelt wird. 


Benshydrel , ein Stearopten des Caſſiaöls, wird erhalten, wenn man den 
rohen Stearopten in Alkohol löft und die Kryftalle zwifchen Fließpapier auspreßt; er 
bildet ſtark alänzende, farb- und geruchloſe Ipröde Blätter; Zufammenfegung 75,34 
Kohlenftoff, 6,73 Wafferftoff, 17,93 Sauerftoff. 

Bensid; nah Mitfcherlich das hypothetiſche Radical für die Benzidverbin- 
dungen; befteht aus 91,14 Kohlenftoff und 8,86 Waflerftoff. 


Bensidan, fyn. mit Anilin, 


Bensil; wird durch Behandlung von Benzoin mit Chlor oder Salpeterſäure 
erhalten; Tryftallifirt in farblofen, fechdfeitigen Priömen, ſchmilzt bei 92° €, 
fublimirt in höherer Temperatur ungerfeßt und befteht aus 80,00 Kohlenftoff, 4,76 
Waflerftoff, 15,24 Sauerftoff. 

Benzilam; entftcht durch Behandlung von Benzil mit Ammoniaf; kryſtalliſirt 
in farblofen, dem Benzil ähnlichen Prismen; in Wether und Alkohol löslich, fehmilzt 
bei 101° C., verflüchtigt fich bei höherer Temperatur obne Zerſetzung; befteht aus 
88,89 Koblenftoff, 5,29 Waflerftoff, 3,70 Stickſtoff, 32,12 Sauerftoff. 

Benzilsäure entfteht aus dem Benzil, indem unter dem influffe von Kali 
2 Aeq. Benzol 1 Aeq. Wafler aufnehmen, fie kiyftallifirt in farblofen, glänzenden 
Pridmen, ſchmeckt fäuerlich bitter, ift geruchlos, fehmilzt bei 120° C.; ein charafteri« 
ſtiſches Kennzeichen der Benzilfäure und ihrer Salze ift die ſchöne, tief carminrotbe 
Farbe, welche fie der Schmefelfäure ertheilen, die aber beim Berdünnen mit Wafler 
wieder verſchwindet. Zufammenfeßung 77,06 Kohlenftoff, 4,94 Wafferftoff, 18,00 
Sauerftoff. 

Benzin, f. Benzol. 


Benzee, Benjosharz, Benzoin, Benzoin, benjamin. Gin Harz, welches auf 
Sava, Borneo, Sumatra u. f. w. aus Styrax Benzoin theild freiwillig, theild aus 
gemachten Einjchnitten bervorquilit und an der Luft erhärtet. Es bildet gelbliche, 
röthlich-bräunliche, Schr fpröde Maſſen, die häufig mit größern und Pleinern weißen 








— 
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. 


Benzo&- Alkohol — Benzodsäure. u ‚BB: 
5 Ar 2 


ri 


Klümpchen mehr oder weniger reichlich untermengt find; je mehr die Benzos — 
enthält, um fo geſchätzter iſt ſie (Benzoëẽ amygdaloides). Sie beſitzt einen eigens 
thümlichen angenehmen, an Vanille erinnernden Geruch, und einen ſcharfen, kratzen⸗ 
den Geſchmack, iſt leicht ſchmelzbar, und entwickelt dabei Dämpfe von Benzoefäure; die 
Benzo& findet vielfache Anwendung in der Parfümerie, fowie zur Darftelung von 
Benzoefäure. Kopp hat 2 Sorten von Benzo& anglyfirt, wobei er fand: 
L II. 

Benzoẽſäure.. 14,0 . . 145, 

Alphaharz... 52,0 . .„ 48,0 

Betabay » » . 25,0 . .„ 28,0 

Gummihday -. «© 30 ...835 

Brauned Say - 08... 05 

Unreiniglet . . 52... 55 

Benzo& - Alkohol, Benzyl -Alfohol, entfteht gleichzeitig neben benzoefaurem 
Kali, bei Behandlung von Bittermandelöl mit einer Auflöfung von Aetzkali in Als 
kohol; auf Zufag von Waller löft fih das benzoefaute Kali auf und läßt den Ben» 
zoẽalkohol in ölartigen Tropfen zurüd. Derfelbe bildet eine farbloſe Flüffigfeit, die 
bei 206° C. fiedet und bei 09% ein fpec. Gewicht von 1,0628 zeigt; löslich in Alko⸗ 
hol und Aether, unlöslich in Waſſer. Yufammenfeßung 77,78 Kohlenftoff, 7,41 Waſ⸗ 
ferftoff, 14,81 Sauerfloff. 

Benzo&äther, Benzoenaphta, benzosfaured Nethyloryd, ether benzoique, 
benzoic ether. Man erhält den Benzoeäther durch Deftillation einer Mifchung von 
2 Theilen Benzoefäure, A Theilen Alkohol von 0,83 fpec: Gew. und 1 Theil concens 
trirter Chlormwaflerftofffäure. Der gebildete Aether bleibt größtentheild in der Retorte 
und wird durch Zumifchen von Waffer völlig abnefchieden und gewafchen; zur Bes 
freiung von Waffer und freier Säure bringt man ihn mit feingepufvertem Bleioryd 
zum Sieden, bid die Temperatur auf 2099 C. fteigt. Der Benzoeäther ift eine farb- 
loſe Flüffigkeit von aromatifchem Geruch und ftechendem Geſchmack, 1,0539 fpec. Ge⸗ 
wicht bei 10,5, und fiedet bei 209,0 C. Zufammenfeßung 72,37 Koblenftoff,. 6,56 
Waſſerſtoff, 21,07 Sauerftoff. 

Bensoöblumen, wird die durch Sublimation erhaltene Benzosſäure genannt. 

Bensoön, f. Toluol. 


Bensoöresinsäure ift eine bei der Deſtillation des Venzoẽharzes mit Salpe⸗ 
terfäure neben Pikrinſalpeterſäure in der Retorte zurückbleibende Säure, die jedoch 
noch nicht näher unterſucht ift. - 

Bensoösäure, Acide benzoique, Benzoic acid. Die Benzoefäure kommt 
in jehr vielen Pflanzen fertig gebildet vor, und findet fi unter den Zerfeßungspros 
dulten von Reim bei deffen Behandlung mit Chromfäure, fowie des Käfeftoffd, wenn 
diefer mit Braunftein und Schmwefelfäure erhigt wird; außerdem entfteht fie auch noch 
in zahlreichen andern Fällen, Zu ihrer fünftlichen Darftellung fublimirt man dies 
jelben direft aud dem Benzoäharz, indem man daffelbe in einem angemefjenen Ap⸗ 
Parate, der mit einer Papierhaube überfpannt ift, erhigt, oder indem man dad Harz 
mit einem Alkali auskocht und fie aus der entflandenen Xöfung durch Meberfättigung 
mit einer ſtärkeren Säure auöfheidet, und die Säure durch Wiederauflöfen und Bes 
handlung mit Thierkohle reinigt und entfärbt. ine intereffante Methode der Dars 
flellung von Benzogjäure ift die aus phtalfaurem Kalte, indem man diefen mit 1 Xeq. 
Kalkyydrat mehrere Stunden lang unter möglichftem Auftabfehluß auf 330 — 3509 C. 

$.d. techn. Chemie. 5 


66 Benzoin — Berberitzengelb. 


erhist. Der phtalfaure Kalk geht hierbei vollfommen in Tohlenfauren und benjoe 
fauren Kalt über; leßterer wird mit Waſſer ausgezogen, die Löſung Foncentrirt und 
durch eine ftarfe Säure zerfeht, wodurch ſich die Benzoefäure kryſtalliniſch abfeheidet. 
Die Benzosfänre bildet farblofe, ftark glänzende, dünne Blättchen von ſchwachem Ge 
ruch und ſchwach faurem, ſtechendem Geſchmack. Sie fehmilzt bei 1210 C. und fiedet 
bei 249° C.; in kaltem Waffer if fie nur wenig, in Alkohol und Wether leicht auf 
löslich. Zufammenfeßung : 68,85 Kohlenftoff, 4,92 Waflerftoff, 26,23 Sauerftofl. 

Benzoin, Stilbanoryd, Bittermandelölcamphor. Wird am leichteften erhalten, 
wenn man rohes Bittermandelöl in Kalt» oder Barytwaſſer auflöft und die Auflös 
fung mehrere Stunden lang in fiedended Waſſer ftellt, wobei ſich dad Benzoin in 
feinen, in Floden vereinigten Kryſtallnadeln abſetzt. Es bildet klare, ſtark glänzende, 
geruch= nnd gefchmadlofe Priemen, fehmilzt bei 1200 C. und erſtarrt mieder groß 
ftrahlig kryſtalliniſch. SalanmenIepung 74,98 Kohlenftoff, 10,72 Waflerftoff, 14,30 
Sauerftoff. 

Benzol, Benzin, Phenylwaflerftoff, Benzole, Benzole. Wenn man Benzoẽ⸗ 
fäure mit ihrem dreifachen Gewicht Kalkhydrat vermifcht und der Deftillation unter 
wirft, fo erhält man das Benzol als eine farblofe Flüffigfeit, welche bei 06 feft wird 
und bei 809 fiedet, und deren fpec. Gewicht 0,85 iſt. Das Benzol findet fi auf 
unter den Produkten der bei ſchwachem Glühen bewirkten Zerfegung von fetten Delen 
und Steinfoblen; ed befteht aus 92,31 Kohlenftoff und 7,69 Waflerftoff; ein viel ge 
brauchted Mittel zur Entfernung von Fettflefen aus Kleidbungdftüden zc. 

Benzon; ebenfall3 eine der Verbindungen ded Radikals Phenyl, die aus der 
Zerfegung der Benzodfäure hervorgehen. Wird benzo&faurer Kalk der trodnen Des 
ftillation unterworfen, fo "geht hauptfächlich Benzon, auch Benzophenon genannt, 
“über, das jedoch ftetd mit etwas Benzol oder Naphtalin gemengt iſt. Das Benzol 
fryftallifirt in geraden Prismen mit rhombifcher Baſis; fihmilzt bei 400 und focht bei 
— 3159 ohne Zerfeßung; es befteht aus 85,71 Kohlenftoff, 5,51 Waſſerſtoff, und 8,78 
Sauerftoff. 

Benzoyl nennt man das hypothetifche Radical der Benzoäfäure, welches man 
ſich ald aus 80,00 Kohlenftoff, 4,76 Waflerftoff und 15,24 Sauerftoff zufammen- 
gefegt vorftellt. 


Benzoylwasserstoff entfteht durch — von Waſſerſtoff statu nascente 
auf Benzoylcyanid; ed befteht aus 79,23 Koblenftoff, 5,67 Wafferftoff, 15,10 Sauerftoff. 


Berberin, berberine , barberryn , eine ſchwache organiſche Salzbafe, die ſich 
in den Wurzeln von Berberis vulgaris, fowie auch in der Colombomurzel findet. 
Zu feiner Darftellung wird das aus dem mäßrigen Aufguß der Wurzeln von Ber- 
beris erhaltene Ertraft wieder mit S2procentifchem Alkohol ausgezogen. Nach dem 
Berdunften des größten Theils des Alkohol feheidet fih nach längerem Stehen dad 
Berberin in’ gelben, federartigen Kryftallen ab, die durch Umkryſtalliſiren gereinigt 
werden. Es Eryftallifirt in gelben Nadeln mit 12 Aeq. Kryſtallwaſſer, fchmilzt bei 
1209, zerfest fich in höherer Temperatur, ift Löslich in Waller und bildet mit den Säu⸗ 
ven gelbe Salze; es befleht in 100 Theilen aus 61,16 Kohlenftoff, 5,44 Waflerftoff, 
4,29 Stidftoff und 29,11 Sauerftoff. 

Berberitzengelb nannte Brandes den gelben, durch Behandlung der Wur- 


zel von Berberis vulgaris erhaltenen Karbftoff, der im Wefentlihen aus unreinem 
Berberin befteht. 





Bergamottöl — Bergseife. 67 
u 

Bergameottöl, Essence de Bergamott, Bergamot- oil, ein flüchtiges Del, 
welched durch Auspreſſen der zerriebenen äußern gelben Schale der Früchte von einer 
Epielart der Drange (Citrus Bergamia), im füdlihen Europa kultivirt, erhalten 
wird. Das im Handel vorfommende Del ift hellgelb, dünnflüffig, von angenehmen 
Geruch, 0,888 fpec. Gewicht und erftarrt etwas unter 0%, und wird hauptfächlich zu 
Barfümerieri verwendet. Es befteht aud menigftend zmei verfchiedenen Delen, von 
welhen das eine fauerftofffrei ift. 

.Bergaptin, Bergamottöl= Stearopten, ein Tryftallinifcher Körper, der im dem 
Bodenfag enthalten ift, der fich mit der Zeit in Bergamottöl bildet, und in 100 Thei⸗ 
len aus 67,09 Kohlenſtoff, 3,65 Waſſerſtoff und 29,26 Sauerſtoff beſteht. 


Bergblau, cendrés de cuivre, cuivre calcinô, blue ashes, fein gemahlene 
Kupferlajur, die eine beliebte Malerfarbe bildet und in England auf eine noch nit 
befannte Weife künſtlich dargeftellt wird. Sie fommt auch unter den Namen Minerals 
blau, Breinerblau, im Handel vor, und wird alddann auf die Weife erhalten, daß man 
eine Auflöfurig von fehmefelfaurem Kupferoryd durch Ehlorcalcium zerfegt, die Flüffig- 
kit, welche - Rupferchlorid enthält, vom Niederfchlage trennt, durch Kalkmilch vollftän- 
dig zerfeßt, den Niederfchlag mit Aetzkalilauge längere Zeit reibt, hierauf mit einer 
Auflöfung von Kupfervifriol und Salmiak anrührt und dann das Präcipitat mit Res 
genwaller ausmäfcht. Dieſes ift, wie man aus feiner Darftelung erfieht, ein Kups 
ferorpdhypdrat, welches Eohlenfauren Kalk enthält, und daher von der Kupferlafur, 
welche eine fefte Verbindung von 2 Aeq. fohlenfaurem Kupferoxyd mit 1 Aeq. Kupfer 
oxydhydrat ift, verfehieden. Ein fäuflihes, im Handel mit „bleu superfine‘“ be- 
zeichnetes Produfi beftand aus 55,6 Kupferoryd, 

32,3 Waffer, 
7,9 Kalkerde, 
2,0 Koblenfäure, 
0,4 Eifenoryd, 
1,8 Berluft. 

i 100,0 


Bergbutter , ein Mineral, welches durch Zerfeßung von Thonſchiefer entftan- 
den zu fein feheint, und zur Klaſſe der fogenannten Guhren gerechnet wird; feine 
weientlichften Beftandiheile find: die Schwefelfäurefalze von Thonerde, Eifenorydul, 
Kali, Natron, Kalkerde und Bittererde mit Waffer. 

Bergfleisch, - Holz, ⸗Kork, ⸗Leder, »Bapier, find ältere Bezeihnungen für 
gewiſſe Amianth- oder Asbeftarten, die ihrer äußern Befchaffenheit entlehnt wurden; 
od fie in ihrer Zufammenfegung alle identiſch find, ift bis jegt durch chemifche Ana 
yſen noch nicht feftgeftellt worden. Nah Berzelius ift dad Bergholz eine Verbin 
dung von 3 Aeq. kiefelfaurer Bittererde, 1 Aeq. kiefelfaurem Eifenoryd und 2 ea. 
Bafler. 


Berggrün; eine aus Malachit dargeftellte grüne Malerfarben. 

Bergkrystall, ſ. Quarz. 

Bergmilch, Montmilch; ein pulveriger Abfag von Tohlenfaurem Kalk in Klüf- 
ten und Riſſen von Kalkgebirgen. 

Bergseife, eine derbe, braune, fettig anzufühlende Subftanz, die dem foge- 
nannten Bol oft fehr nahe fteht, und ein waflerhaltiged Silicat von Thonerde und 
Gifenoryd iſt. 

5 % 





68 | Bergtalg — Berlinerblau. 


Bergtalg, f. Braunfohlentampber. 

Bergtheer, f. Asphalt. 

Bergnaphtha, |. Steinöl. ' 

Bergöl, f. Steinöt. 

Berlinerblau, Ferrochanid, blaufaures Cifenoryduloryd, Pariferblau, Bleu 
de Prusse, ferrocyanide de fer, Ferrocyanide of iron, Prussian blue, Turn- 
bulls blue, Das Berlinerblau wurde im Jahr 1710 zufällig entdeckt, ald eine cyan- 
faliumhaltige Flüffigfeit mit einer Auflöfung von Eifenvitriol zufammengebracht wurde, 
Im Handel begreift man unter dem Namen „Berlinerblau” alle auf ähnliche Weiſe 
erzeugten Niederfchläge, die jedoch ſtets mehr oder weniger entweder mit Stärke, Thon 
erde und ähnlichen Subftanzen vermifcht find. Zu feiner Darftelung im Großen 
wendet man überall nur Eifenvitriol und Blutlaugenfal; an. Cine der gewöhnlichen 
Methoden ift folgende: 6 Th. Eifenvitriol und 6 Th. Blutlaugenfalz, jedes für fi 
in 15 Th. Waffer gelöft, werden mit einander vermifcht, worauf man zu dem breiartigen 
weißbläulichen Niederfchlage 24 Th. rauchende Salzfäure und 1 Th. foncentrirte Schwe: 
felfäure unter beftändigem Umrühren binzufegt. Nachdem das Gemifch einige Zeit 
ruhig geftanden, gießt man von einer Chlorkaltlöfung (in 80 Theilen Waffer) fo 
lange binzu, bis fih Chlor zu entwideln beginnt; verdünnt alddann mit viel Wafler, 
läßt abfegen, wäſcht den Niederfchlag wiederholt mit viel Waffer und trodnet ihn 
in befonderen Formen von Holz. Ein fehönered® Blau wird bei Anwendung von fals 
peterfaurem Eifenoryd, oder auch durch Behandlung, refp. Erhitzung ded aus Eifen- 
vitriol und Blutlaugenfalz entftandenen Niederfehlagd mit Salpeterfäure erhalten. — 
Das Derlinerblau bildet eine mäßig harte, zwiſchen den Fingern zerreibliche, flat 
abfärbende Maffe von dunfelblauer Farbe, die, mit einem harten glatten Körper ge 
trieben, fehr häufig, nämlich dann, wenn das Berlinerblau, ftatt an der Luft, in hö⸗ 
herer Wärme getrod'net wurde, einen Kupferglanz zeigt. Die reinen Sorten führen 
im Handel den Namen Pariferblau; ſtark mit- Kartoffelitärke oder Thonerde verfepte 
Sorten werden Mineralblau genannt. Dan prüft das Berlinerblau auf den Grad 
‚feiner Reinheit, indem man dafjelbe mit Waffer gerieben, anhaltend mit verdünnter 
Schwefelfäure digerirt. Diefe löſt fomohl dad Thonerdehydrat auf, welches dann auf 
die gewöhnliche Weife erfannt werden kann, als fie auch die. Stärke in Dertrin und 
Zuder verwandelt, die fih alddann ebenfalls leicht erkennen laſſen. Sind Thonerde 
und Stärke gleichzeitig zugegen, fo läßt fich Ießtere, nachdem man die Thonerde durch 
Ammoniak abgefchieden hat, in der Flüffigkeit erkennen. In Waffer, Weingeift und 
verdünnten Säuren ift dad Berlinerblau unauflögli; durch concentrirte Schwefelfäure 
wird ed unter Bildung von Eifenoryd und freier Cyanwafferftofffäure zerfegt. Alkalien 
zerlegen daffelbe in Ferricpanmetalle und Eifenoryd; trocknes Berlinerblan, mit einer 
Heinen Menge Oralfäure zufammengerieben, löſt fi auf Bufag von Waffer zu einer 
Haren, tief dunfelblauen Flüffigkeit auf, die als Schreibtinte benugt wird. Das als 
völlig troden vorausgeſetzte reine Berlinerblau befteht aus 58,86 Theilen Cyan und 
41,13 Eifen, oder aus 74,61 Ferrocyan und 25,39 Eifen. Sehr gewöhnlich bildet 
dad Berlinerblau in den Blutlaugenfalzfabrifen eine Art Nebenproduft, indem man 
zu feiner Darftellung die weniger reinen Sorten und Abfälle von Blutlaugenfalz 
benugt. 

Berlinerblau, basisches, wird erhalten, wenn man den bläufich« weißen 
Niederfchlag durch Eifenvitriol und Blutlaugenfalz, ohne ihn mit Chlor oder Salpes 
peterfäure zu behandeln, anhaltend mit Waſſer wäſcht; anfangs läuft diefes farblos 





Berlinerblau — Bernsteinfirniss. 69 


ab, fobald aber die fremden Salze, namentlich das Blutlaugenfalz, entfernt find, löft 
fi der Niederfchlag in dem Waſchwaſſer vollftändig auf. 

Berlinerblau, lösliches. Wenn man eine Auflöfung von Blutlaugenfalz in 
der Weife mit einer Auflöfung eines Cifenorydfalzes verfebt, daß erſteres im Weber: 
ſchuß verbleibt, fo bildet fich eine chemifche Verbindung von 2 Aeq. Berlinerblau und 
I Meg. Biutlaugenfalz, die fih in reinem Waſſer zu einer ſchön blauen Flüſſigteit 
auflöſt; fie kann eingetrocknet werden und TE ſich nachher wieder vollſtändig in 
Waſſer; von dem auflöslichen bafifchen Derlinerblau unterfcheidet fie fich dadurch, daß 
ihre Auflöfung durch Alkohol gefällt wird. 

Bernstein, Agtftein, Ambre jaune, Succin, Yellow ambre, Obgleich der 
Bernflein ſchon feit den älteften Zeiten befannt tft, fo bat man doch über feine Ents 
ſtehungsweiſe nur Vermuthungen, von welchen diejenige die meifte Wahrfcheinlichkeit 
bat, daß derfelbe ein anfänglich flüffiger, fpäter verhärteter Balfam ift; mit Rüdficht 
auf die Entftehung der Bernfleinfäure aus fetten Körpern, fünnte er auch wohl durch 
einen langen Verweſungsproceß veränderted Wachs oder ein urjprünglich den Fetten 
ähnlicher Körper fein. Man findet den Bernflein hauptfächlich in Preußen an der 
Küfte der Oftfee im aufgeſchwemmten Lande; allein auch tief im Innern des Landes, 
in der Nähe von Potsdam, hat man in Lehmablagerungen den Bernftein in ziemlis 
Her Menge und in großen Stüden angetroffen; außerdem in der Nähe von London 
in einem Kieslager; bei Paris in einem Zhonlager; an der holländifchen Küfte im 
Schieferthon ; in Frankreich, begleitet von bituminöfem Holze; in Schweden, Polen, 
Haien, Sicilien, Spanien, Sibirien und Nordamerifa; doch bildet er bier überall 
ein nur vereinzelted Borfommen. — In Preußen wird er aus dem aufgefchwenmten 
Lande durch Bergbau gewonnen, an den Meeresküſten mit Neben gefifht. Am Bernftein 
finden ſich mehrere Inſektenarten, beſonders Spinnen eingefähloflen (Archaea para- 
doza), von denen keine Specied lebend angetroffen wird. Nur ein einziges, den jetzt 
lebenden ähnliche® Infekt ift bis jebt im Bernftein entdedt worden (Lepisma saccha- - 
rinum), welched in Amerifa vorfommt. Bon den andern untergegangenen Gattun⸗ 
gen finden fich ähnlihe in Neuholland und Brafilien. — Der Bernftein ift hart, 
Ipröde, glänzend, von mufhligem Bruch, farblos bis gelbbraun, durchſichtig, zuwei⸗ 
im milchmweiß p fpec. Gewicht 1,070; geruchlos, verbreitet aber beim Schmelzen (bei 
2800), wobei er zerfegt wird, einen eigenthümlichen, nicht unangenehmen, aromatis 
{hen Seruh. Dur Reiben mit Wollenzeug wird er ſtark eleftrifh, in Waſſer ift er 
unlöslich; Alkohol, Aether und Terpentindl löfen nur wenig davon auf; in größerer 
Menge, faft volftändig löft er fich in Chloroform; nachdem er gefchmolzen, löft er fich 
au in Alkohol und Zerpentinöl auf, und ſolche Auflöfungen Ranne) werden 
in audgebehnter Weife ald Firniß zum Anftreichen benußt. 

Bernsteincampher, geht bei der trodnen Deftillation des Bernfteind, menn 
keine Säure mehr fommt, als ein gelber, wachsähnlicher Körper über, der, von der ans 
hängenden Säure und dem Dele befreit, gelbe, glimmerähnliche Blättchen bildet, die 
weder in Waller noch Alkohol, und auch nur wenig in Aether löslich find, bei 80 bis 
100° ſchmelzen und bei ftarfem Erhigen Kohle Hinterlaffen, 

Berusteincolophenium nennt man den gefehmolzenen, bei der trocknen De- 
fillation in der Retorte zurücbleibenden Rüdftand des Bernſteins; er hat eine lebers 
braune Farbe, if ſehr fpröde und dient, in Terpentinöl gelöft und mit Leinölfirniß 
verſetzt, zur Bereitung einer geringeren Sorte von Bernfteinfirnif. 


Bernsteinfirniss, vernis au succin, amber varnish, Zu feiner Darftellung 


70 Bernsteinöl — Bernsteinsäure. 


unterwirft man den Bernftein einer fehr vorfihtigen Schmelzung in eigen® hierzu 
eingerichteten Gefäßen, damit derfelbe fo wenig als möglich gefärbt werde. Die ge 
ſchmolzene und erfaltete Maffe wird gröblich zerfloßen und in der Wärme in Zerpen- 
tinöl aufgelöft; diefe Auflöfung verfest man alddann noch mit einer gewiſſen Menge 
heiß gemachten Leinölfirniffes; aus Bernfteincolophonium f. diefes. 

Bernsteinöl, I’huile de succin, amber-oil, ebenfall® ein Produkt der trod: 
nen Deftillation des Bernfteind, oder bei der Darftellung der Bernfteinfäure. Es befikt 
im rohen Zuftande eine rotbbraune, zumeilen auch grünliche Farbe und einen flar: 
fen, fehr unangenehmen Geruch. Ueber frifch geglühte Holzkohle rektiftcirt, ift es heil 
gelb, dünflüffig, von durchdringendem Geruch und ſcharfem, brenzlich ätheriſchem Ge⸗ 
ſchmackz reagirt fauer; an der Ruft wird es braun und’ didflüffig. 

Bernsteinsäure, Acide succinique, Succinir-acid, salt of Ambre. Die 
Bernfteinfäure ift in dem Bernftein, wie auch in vielen Pflanzen fertig gebildet ent: 
halten; fünftlich entfteht fie bei der Orydation von Talg- und Margarinfäure, in 
größter Menge aber bildet fie fich bei der Gährung von äpfelfaurem Kalfe, befonders 
wenn man der Flüffigfeit Bierbefe, faulenden Käfe oder ein ähnliches Ferment zu: 
feßt. Zu ihrer Darftellung benutzt man entweder Bernftein, den man der trodnen 
Deftiffation unterrirft, und die in braunen Nadeln fublimirte Säure ſammelt und 
reinigt, oder äpfelfauren Kalt, wie er bei der Neutralifation des Saftes aus Vogel: 
beeren erhalten wird, indem man denfelben mit der dreifachen Gewichtsmenge Waller 
von 40° anrührt und die Mifchung mit des Gewichts ded Kalkfalzed von faulem 
Käfe verfeßt, der zuvor mit Wafler zu einer Emulfion angerieben worden ift. An 
einem 30 — 40% warmen Orte ftellt fih ſehr bald Gasentwickelung ein, und nad 
Verlauf von einigen Tagen nimmt der aufgefhlämmte Kalk eine körnige kryſtallini— 
Ihe Beichaffenheit an. Diefe Körner, eine DBerbindung von kohlenſaurem und äpfel: 
faurem Kalk werden, nachdem die Bährung aufgehört hat, mehrmals mit kaltem Waſ—⸗ 
fer gewaſchen und dann fo lange mit verdünnter Schwefelläure verfeßt, ald noch Auf 
braufen erfolgt. Hierauf fügt man eine der fhon verbrauchten gleiche Menge Schwes 
felfäure Hinzu und erhißt die Maffe zum Sieden, bid das Salz wieder ſchlammig 
geworden if. Der Gyps wird alddann von der fauren Flüffigkeit getrennt, dieſe 
abgedampft und mit Schwefelfäure‘ verfeßt, wenn fie noch Kalk enthadten follte; die 
falffreie Säure zur Kryftallifation abgeraucht; die braunen Kryftalle nochmal auf: 
gelöft, mit Thierkohle entfärbt, zum Kochen erhitzt, mo dann aus der wafferhellen 
Flüffigkeit die Bernfleinfäure in blendend weißen Kıyftallen anfıhießt; durch Auflö- 
fen in heißem Altohol wird Bie Säure von einer feinen Menge Gyps befreit. 3 Theile 
trockner äpfelfaurer Kalf, liefern 1 Theil reine Bernfteinfäure., Ge nach der Art ihrer Ä 
Darftellung nimmt die Bernfteinfäure verfchiedene Mengen Kryftallmaffer auf; in der 
fublimirten ift auf 2 Aeq. Säure, in der Fryftallifirten auf 1 Aeq. Säure 1 Aeq. 
Waffer enthalten. Zufammenfegung der 


waflerfreien, fublimirten, kryſtalliſirten Säure. 
Koblenftoff . 46,15 . . . 4288 . . . 39,34, 
Waſſerſtoff 769 2 2. TB 2 2.656, 
Sauerſtoff.. 46,16 . .„. . 4288 . . . 39,34, 
Waller. »  — 2... W162. 0. 14,76. 
Die Erpftallifirte Säure, d. h. das Hydrat, bildet farblofe, dreifeitige oder rechtwink⸗ | 
lige Prismen mit aufgefeßten Octaederflächen, oder Blätter oder Tafeln; ift geruchlo® 
und befigt einen rein fauren Geſchmack; die aus Bernftein erhaltene Säure ſchmeckt 





Berührungseleetricität — Beryllium. 71 


öfter noch etwas nad) dem Oele; fie ſchmilzt bei 1800 und fiedet unter Zerfeßung 
bei 235°; ſublimirt bei 120— 1309 unter Berluft von Waſſer und geht bei wieder: 
holter Deftillation vollftändig in maflerfreie Bernfteinfäure über. Sie löft fi in 
2 Theilen kochendem und 5 Theilen kaltem Wafler auf und ift auch in Mether und 
Atohol auflöslih. Die waflerfreie Säure fehmilzt bei 1209 und fiedet bei 2509, 
nimmt beim Schmelzen Ammoniak auf und verwandelt fih in Succinamid. Wegen ' 
ded hohen Preifed der Bernfteinfäure wird diefelbe mitunter durch Weinfäure; zwei⸗ 
fach ſchwefelſaures Kali, Alaun, Salmiaf u. dergl. verfälſcht; die erftern Subftanzen 
geben fich zu erkennen, wenn man die Säure auf einem Platinbleche erhigt, wobei 
fie nah der Verflüchtigung der Bernfteinfäure (die Weinfäure ald Kohle) zurüdbleis 
ben ; Alaun und fehmefelfaured Kali findet man nach einer der befannten Methoden, 
den Salmiaf, indem man die Säure mit Kalkmilch in Weberfhuß, oder mit Aetzkali 
verſetzt, aus dem fich entmwidelnden Ammoniakgeruch. 

Berührungselektricität, ſiehe Eleftricität durch Berührung. 

Beryll, Smaragd,. Aigue marine, Aquamarina, in feiner ſchön grün ger 
fürbten Barietät ald Smaragd befannt und zu den Ebdelfteinen gerechnet, kryſtalliſirt 
in beragonalen Säulen und bildet ein Thonerde-Berpllerdefilicat von der Zuſammen⸗ 
fung Al, O,, 38i0, -+ B,O,, 3810,, oder in 100 Xheilen: 14,11 Beryllerde, 19,08 
Zhonerde und 66,82 Kiefelfäure. 

Beryllerde, giucine, oxyde de beryliium , oxide of beryllium, das Oryd 
der Beryll⸗ oder Glucinerde wird aus dem Beryll dargeſtellt, indem man denſelben 
im höchſt fein gepulverten Zuftande mit kohlenſaurem Kali ſchmilzt, die aufgeſchloſ⸗ 
ſene Maſſe mit Salzſäure zerlegt, und aus der ſauren Löſung die Erden durch Am⸗ 
moniak fällt. Kocht man den Niederſchlag längere Zeit mit Salmiak, ſo löſt ſich die 
Beryllerde unter Austreibung von Ammoniak auf, während die Thonerde ungelöſt zus 
rüdbleibt. Aus der filtrirten Löfung ſcheidet Ammoniak die gelöfte Beryllerde ale 
eine gallertartige Maffe ab, die nach dem Auswafchen und Trodnen zu weißem Be- 
iplierdehydrat (Be,O, + 4HO) zerfällt, aus welchem man durch Glühen die waſſer⸗ 
freie Bergllerde ald ein weißes Pulver von 3,08 fpecififhem Gewicht erhält, welches 
ih im Feuer eines Porcellanofens in kleine heragonale Kıyftalle verwandelt. Die 
Beryllerde gleicht in vielen ihrer Eigenfchaften der Thonerde und verbindet fich mie 
diefe mit den Säuren und den Bafen; eine. Auflöfung von Beryllerde in Kali oder 
Natron läßt beim Kochen die Beryllerde fallen; der durch Tohlenfaures Ammoniak in 
derpllerdelöfungen entftehende Niederfchlag löſt fih in einem Weberfhuß von kohlen⸗ 
faurem Ammoniak wieder auf; durch diefe beiden Neaktionen unterfcheidet fich die 
Berpllerde von der Thonerde. Zufammenfegung 36,84 Thonerde, 63,16 Sauerftoff. 

Berylierdehydrat, fiehe Beryllerde; zieht am der Luft Kohlenfäure an. 


Beryllium, beryliium, beryllium, dad metallifche Radical der Beryllerde; 
wurde zuerft von Wöhler dargefilt, Man erhält es wie dad Aluminium durd) 
Zerſetzung von wafferfreiem Chlorberyllium mittelft Kalium oder Natrium. Man 
bringt auf den Boden eines Porcellantiegeld einige Kugeln von Kalium, legt ein 
gleiches Volum Chlorberplium darüber, bindet den Dedel mit Draht feft und erhigt 
anfangs gelinde; es tritt bald eine heftige Feuererfcheinung ein, wotauf man ftarf 
erhitzt. Nach beendigter Reaktipn entfernt man das Chlorkalium durch Auswaſchen 
mit Waſſer und erhält dann ein graues Pulver, welches unter dem Polirfiahl Mer 
tallglanz annimmt. Es ift geſchmolzen weiß, von 2,1 ſpec. Gewicht, läßt ſich ſchmie⸗ 
den und walzen, ſchmilzt in der Glühhitze und oxydirt ſich dabei, wenn Luft zutritt, 


72 Beschlag — Bezoar. 


nur oberflächlich; fowohl in Salzſäure, wie auch in Kalilauge löſt e8 fich unter Waſ⸗ 
ſerſtoffgasentwickelung auf. 


Beschlag, Iut, Iute, unter dieſem Ausdruck verſteht man ſowohl den Ueberzug, 
den man Glas-, Porzellan » und Thonretorten giebt, um fie vor der unmittelbaren 
Einwirkung des Feuerd zu ſchützen, al® auch die Meberzüge von Kryftallvegetationen 
weiche bei Deftillationen und Sublimationen, vorzüglich aber dann entftehen, wenn 
an der Oberfläche eines Körperd Salzlöfungen, mit Hinterlaffung fryftallinifcher Ge 
bilde, freiwillig verdampfen. 


Bestandtheile, ferne und nahe, principes, conatituent parts. Wenn chemi- 
fhe Berbindungen aus mehr ald zwei Elementen zufammengefeßt find, fo werden fie, 
bei zweckmäßiger Behandlung in der Regel nicht in die einzelnen Elemente zerlegt, fon 
derg zerfallen in andere Verbindungen. So zerfällt der fohlenfaure Kalt, welcher die 
Elemente Sauerftoff, Kohlenftoff und Kalcium enthält, beim Glühen in Kalciumorpd 
und Kohlenfäure. Diefe beiden Körper find die nähern, jene, nämlich der Sauerflofl, 
Koblenftoff x. die entfernteren Beftandtheile ded kohlenſauren Kalte. 

Betaharı, ſ. Harze. | 

Betaorcein, ſ. Drcein. 


Betulin, Birfenfampher, Betuline, betuline. Zu feiner rn wird die ge 
trodnete und zerfchnittene Rinde der Birke (Betula alba) zuerft mit kochendem Waſſer 
behandelt, dann getrodnet und hierauf mit fiedendem Alkohol ausgezogen. Beim Gr: 
falten ſetzt ſich das Betulin aus diefer Flüffigfeit ab; es wird gewaſchen, zwiſchen 
Papier gepreßt und durch Auflöfen in Aether und Umkryftallifiren gereinigt. Das 
Betufin bildet weiße, warzenförmige Knöllchen, ift geruch» und geſchmacklos, ſchmilzt 
bei 200° zu einer klaren hellen Flüffigkeit, wobei e& den aromatifchen Geruch der er 
hitzten Birkenrinde verbreitet. Zufammenfegung: 81,11 Kohlenftoff, 10,92 Wafferftofl 
und 7,97 Sausrftoff. ö 


Bezetta, Schminfläppchen, Tournesol, rag, blaue Schminfläppchen merden be 
reitet, indem man Reinwandläppchen in den Saft der Crozophora tinctoria (Tour 
nefolpflanze) taucht, wovon fie eine grüne Farbe annehmen, worauf man fie in Kufen 
bringt, deren Boden mit Kalk bededt if, auf welchen man Urin fhüttet. Durch dad 
ſich hierdurch entwidelnde Ammoniak nehmen fie eine blaue Farbe an. Die rothen 
Schminkläppchen werden einfach in einer Gocenilleabfohung gefärbt und alddann 
getrocknet. 


Bezoar, die mit diefem Namen bezeichneten kugelförmigen Maffen find nad 
neueren Unterfuchungen -ald Darmfteine zu betrachten, von welchen man 9 Arten un 
terfcheiden fann. Sie beftehen nämlich der Hauptmaffe nah: 1) aus phosphorfaurem 
Kalt, 2) phosphorſ. Bittererde; 3) phosphorf. Ammoniakbittererde; 4) oralf. Kalt; 5) 
vegetabilifchen Faſern; 6) thierifch. Haaren; 7) Ambra; 8) Lithofellinfäure; 9) Ellagſäure 
(Bezoarfäure). Man unterfcheidet orientalifchen Bezoar, der fich bei dem Bezoarbock (Cepra 
Aegagrus) und der Gazelle (Antilope Dorcus) findet. Die Bezoare verbreiten beim 
Erhigen einen angenehmen Geruch, ſchmelzen nicht und verbrennen ohne Rückſtand. 
Ferner occidentalifchen Bezoar, diefer befteht hauptfächlich aus bafifch phosphorſaurem 
Kalt und ſtammt aus Südamerikas er kommt von der Kameelziege Auchenis Lams 
und der Schafziege Auchenia Vicunna, er ift im Aeußeren dem orientalifchen ähnlich, 
verbreitet-aber beim Erwärmen einen minder ftarfen Geruch. Endlich kennt man auf 
nod einen deutfhen Bezoar, auch Gemskugeln genannt, der von der gemeinen Gem% 


Bezoarsäure — Bilsen. 13 


jiege (Antilope Rupicapra) fommi und aus verfilzten PRANERIAIN und Thierhaaren 
befteht. 
Besoarsäure, ſ. Ellagſäure. 


Bibergeil, Castoreum, castoreum. Eine harzartige Maffe, die fih ſowohl bei dem 
gemeinen, wie auch bei Dem amerifanifchen Biber (Castor über L. und Castor america- 
nous Cuv.) und zwar bei beiden Gefchlechtern in zwei zufammenhängenden Beuteln abs 
fheidet. Man unterfcheidet 1) ruffifches, moskowitiſches, oder fibirifchedz; 2) baierifches, 
beide vom gemeinen Biber und 3), amerifanifches, kanadiſches oder englifches Biber- 
geil vom ameritanifchen Biber. Am meiften gefchägt ift das ruffifche, dem jedoch das 
bairifhe nicht nachfteht. Wegen ded hohen Preifed des Bibergeild ift ed häufig Ber: 
fälfhungen ausgefeßt. Das ruffiihe"und bairifche Bibergeil bildet mehr große, runde 
oder länglich runde, volle Beutel oder Sädchen; das kanadifche kommt meift in klei⸗ 
neten Eremplaren vor. 8 befißt einen eigenthümlichen, ftarfen Geruch, einen bitter- 
lihen, gewürzhaften, beißenden Gefchmad, der im Schlunde lange anhält; das eng» 
liſche oder kanadiſche zeigt diefe Merkmale in weit geringerem Grade. Man bat im 
Bibergeil nicht weniger ald 17 verfchiedene Stoffe aufgefunden, von denen die haupts 
fählihften ein flüchtiges Del, Bibergeilharz, mehrere Salze, befonderd kohlenſau⸗ 
faurer Kalk, Membranen und Wafler find; vom Bibergeilharz enthält das kanadiſche 
13,85, das ruſſiſche 58,60 Proc.; im Handel ift der Preisunterfchied beider noch weit 
bedeutender. 

Bibergeilkampher, ſ. Gaftorin. 


Bibergeilöl, das bei der Deftillation von Bibergeil mit Waffer erhaltene flüch— 
tige Del; es iſt blaßgelb, dickflüſſig und befigt den durchdringenden Geruch des Bis 
bergeils. 

Bicarbamid, ſ. Harnſtoff. 

‚ Bieolorin, Schillerſtoff, Polychrom, ſoviel wie Aesculin. 

Bidery, unter dieſem Namen wird in engliſch Oſtindien eine Metalllegirung 
dargeftellt, die man zur Anfertigung von Luxusgegenſtänden, die noch mit Gold und 
Silber ausgelegt werden, benutzt. Diefelbe wird zunächſt aud 16 Xheilen Kupfer, 
4 Theilen Blei und 2 Theilen Zinn zufammengefegt. Auf je 3 Xheile diefer Legirung 
fommen dann noch 16 Theile Zink. 

Bienenwachs, ſ. Wachs. 

Bier, hiöre, beer, das allgemein bekannte und, wenn von guter Beſchaffenheit, 
beliebte Getränk, welches aus der Gährung gefeimter Gerfte, Weizen oder Hafer her: 
vorgeht, und eine Auflöfung von Alkohol, Zuder, Dertrin, Kohlenfäure xc. in Waſſer 
darſtellt. Es giebt unzählige Arten von Bieren, doch unterfcheidet man hauptfächlich 
unterjährige und oberjährige Biere; erftere find die haltbareren und auch am meiften 
fonfumirten. 

Bildstein, f. Agalmatholit. 

Bicholinsäure,, fyn. Eholinfäure. 

Bilifellinsäure, ſ. Fellinſäure. 

Bilifalvin, Biliphain, f. Sallenfarbeftoff. 

Bilin, ſ. Galle. 

Biliverdin, ſ. Gallenfarbeſtoff. 

Bilsen, ſ. Hyoscyamin. 


> Gola er 





74 Bilsensäure — Bisam. 


Bilsensäure, eine mit diefem Namen bezeichnete Säure, deren Exiſtenz jedod 
noch problematifeh ift, will Pefchier in dem Bilfenfraute (Hyoscyamus niger) ge: 
funden haben. 

Bimstein, ia ponce, pumice stone. Die Bimfteine find glafige, aber durh 
zahlreiche blafenräume, höchſt poröfe, ſchwammig und ſchaumig aufgeblähte Gefteine, 
von durchſchnittlich 2,0 bis 2,5 Proc. Gew. Man unterfcheidet fhaumigen oder rund: 
blafigen und faferigen, Iangblafigen Bimftein. Er ift nicht ſowohl als eine beftimmte 
Gefteindart, fondern nur als eine befondere Ausbildungsform mehrerer anderer Be 
feine der Tradhitfamilie zu betrachten, welche durch Entwidelung von Gafen und 
Däampfen in einem ſchaumartig aufgelöften Zuftande erftarrt find Die Bimſteine 
finden fih am bäufigften in der Form von lofen Auswürflingen, ald Bomben, Frag: 
mente, Lapilli und Sand. Ihrer chemifchen Konftitution nach, die jedoch nicht bei 
allen diefelbe ift, find die Bimfteine im weſentlichen Thonerdefilitate mit etwa 4 — 6 
Procent Kali oder Natron. Der meifte Bimftein ded Handeld ftammt aus Stalien 
und Ungarn (einen Theil deffelben Tiefert jedod auch die Eifel). In den Bewerben 
wird der Bimftein vielfach zum Reinigen, Schleifen und Politen von Metall» und 
Holgegenftänden angewendet. 

Binelli’sches Wasser, f. Aqua binelli. 

Birkenkampher, f. Botulin. 


Birkenöl, ätherisches, essence de bouleau, birch oil; es zieht davon ziwei 
Arten, von welchen die eine durch Deftillation der Rinde von Betula lenta, einem 
amerifanifchen Baume, die andere durch Deftillation der Blätter ven Betula alba 
mit Waller gemonnen wird. Das erftere Del ift in der Rinde nicht fertig enthalten, 
fondern entiteht erft unter Mitwirkung von Waller und einem emulfinähnlichen Stoffe 
aus einem in der Rinde enthaltenen geruchlofen Stoffe, dem Gaultherin, und iſt iden- 
tif mit dem Gaultheriaöl. Das Del der Betula alba ift waſſerklar und hat den 
eigenthümltchen balfamifihen Geruch von jungem, frifchen Birkenlaub, ſchmeckt anfangs 
milde, hernach aber brennend gewürzhaft, bei — 109 iſt e8 ſtarr, doch ohne Kryſtalle 
zu zeigen. 

Birkenöl, brenzliches, fyn. Dopped, ſchwarzer Degen, P’huile emyreuma- 

tique de Bouleau, ift eine Art Theer, welche in Rußland und andern nördlichen 
Ländern durch Deftillation aus der Rinde der weisen Birke gewonnen wird. Es iſt 
braunſchwarz, dieflüffig und riecht fehr ſtark; man gebraucht es in Rußland zum Ein: 
fhmieren des Juftenleders. 


Birkensaft, der im Frühjahr durch Anbohren oder Einſchnitte in den Stamm 
von Betula alba ausfließende Saft; er iſt waſſerhell, farblos, ſchmeckt ſüßlich und 
reagirt fauer und hat ein fpec. Gew. von 0,89; er enthält gegen 14 Proc. gährungs— 
fähigen Zuder; in Gährung verfegt liefert er den fogenannten Birkenwein, ein ange: 
nehmes, ſtark mouffirendes Getränf. 


Bisam, f. Mo ſchus. 


Bisam, künstlicher, dieſes Produkt wird erhalten, indem man 1 Theil rekti⸗ 
fiirte® Bernfteinöl mit 3 Theilen mäßig foncentrirter Salpeterfäure mifcht, wo fih 
unter Erhigen und Aufblähen ein orangegelbed, weiches zähes Harz bildet, welches mit 
Waſſer gut audgewafchen den künſtlichen Bifam darftelt. Es hat einen eigenthüm- 
lihen, bifamartigen Geruch, und liefert, in 8 a, gelöſt, die früher 
officinelle künſtliche Biſamtinktur. 








Bitter — Bittermandelöl. 75 


Bitter, ſ. Bitterftoff. 

Bitter, -Welter’s- ſ. Kohlenſtickſtoff- oder Pifrinfalpeterfäure. 

Bittererde, Talkerde, Magnefia, magnesie, magnesia, dad Oryd ded Magne- 
fiummetalld ; wird durch ſchwaches Glühen von bafifch Fohlenfaurer Bittererde erhalten. 
Die reine Bittererde ftelt ein weißes, leichted und höchft lockeres Pulver dar, welches 
jelbft in der höchften durch unfere Defen erreichbaren Temperatur, nicht zum Schmels 
jen hat gebracht werden können. Stark geglüht ift fie Dichter und zeigt ein fpecifif. 
Sem. von 3,644; in Waffer ift fie nur wenig löslich (1 : 50000), die Auflöfung macht 
gerötheted Latmudpapier wieder blau. Sie ift eine ſtarke Salzbafe, die Säuren voll: 
fommen fättigt. Die Bittererde mit Waffer angerieben, bildet ein wirkſames Ge— 
genmittel bei Arfenvergiftungen ; fie befteht aus 60,0 Theilen Magnefium und 40 
Zheilen Sauerftoff. 

Bitterfenchelöl, |. Fenchelöl. 


Bitierkalk, chaux earbonate magnesifere, spath amer, dolomie, bit- 
ter spar, brown spar, cine Verbindung von fohlenfaurem Kalt mit kohlenfaurer 
Bittererde aber in wechfelnden Verhältniſſen. Die meiften enthalten .von jedem der 
beiden Salze 1 Nequivalent, doch kommen auch folche vor, die auf 3 und auf 2 eg. 
fohlenfaurem Kalt nur 1 Aeq. tohlenfaure Bittererde enthalten. 


Bitterkeit, amertume, die eigenthümliche, meiftend nicht angenehme Empfin- 
dung der Geſchmäckorgane, die vorzugsweiſe auf dem binteren Theile der Zunge und 
im Gaumen wahrgenommen wird und längere Zeit andauert, al® jeder andere Ge⸗ 
ſchmack. 


Bitterklee, Fieberklee, meniante, buck, bean, ein unter dieſem Namen in der 
Medicin vielgebrauchtes Mittel, fowohl im Aufguß ald Thee, wie auch abgedampft ale 
Ertrakt; hin und wieder wird der PBitterflee auch als Surrogat des Hopfen® in der 
Bierbrauerei angemwender; den darin enthaltenen eigenthümlichen Birterftoff hat man 
„Menyanthin“ genannt. 


Bittermandelöl, ätherisches, Benzoyiwafferftoff, huil ou essence d’aman- 
des ameres, oil of bitter-almonds, Es entfteht neben andern Zerfegungdproduf: 
ten, wenn Smulfin aus ſüßen oder bittern Mandeln mit einer Auflöfung von Amyg⸗ 
dalin in Wafler in Berührung gebracht wird. Unter ſolchen Berbältniffen erfolgt 
feine Bildung bei der Deftillation von bittern Mandeln mit Wafler, wobei ſich das 
Bittermandelöl als eine ſchwere Delfhicht am Boden der Vorlage abfcheidet. Im 
Waſſer felbft löſt fich eine Mleine Menge ded Deld auf. Das fo gewonnene Bitter 
mandelöl enthält ſtets eine nicht immer gleiche Menge Blaufäure, von welcher man 
es durh Schütteln mit Kalkhydrat und einer Löſung von einfahem Cbloreifen be: 
freit und dann der Rektififation unterwirft. Das reine Bittermandelöl ift eine farb» 
loſe, ſtark lichtbrechende Flüffigkeit von 1,043. fpec. Gewicht; es befitt den befannten 
Geruch nach bittern Mandeln, ſchmeckt brennend, ift aber nicht giftig (mie dad rohe 
Del); es fiedet bei 1809, deftillirt aber mit Wafferdämpfen leicht über, löſt fich in 30 
Theilen Waſſer und ift mit Alfohol und Aether in jedem Berhältniß mifchbar. Das 
Bittermandelöl entſteht bei vielen chemifchen Proceſſen; fo bei der Deftillation eines 
Gemenges von benzodfaurem und ameifenfaurem Kalk, bei der Orydation der Zimmets 
fäure und des Styrons mittelft Salpeterfäure oder Bleihyperoryd, ſowie auch bei der 
Behandlung der eimeißartigen Körper mit Braunftein und Schwefelfäure. Es befteht 
aus 79,24 Kohlenftoff, 5,66 Wafferftoff und 15,10 Sauerftoff. Um aber das Bitter 


76 Bittermandelöl — Bitlterwasser. 


manbelöl auf eine Berfälfhung mit Ritrobenzol zu prüfen, bringt man reines Bilter- 
mandelöl mit einem Stüdchen Natrium zufammen, worauf fich diefed unter ſchwacher 
Gasentwickelung mit einer weißen flodigen Maffe umfleidet. Enthält dad Bittermandelöl 
Alkohol, fo ift die Gasentwickelung heftiger, aber die ausgefchiedene Maſſe behält ihre 
weiße Farbe. Alkoholfreies Nitrobenzol in gleicher Weife mit Natrium -behandelt, verur- 
ſacht eine langfame Gasentwickelung, ohne daß ſich Floden abfcheiden, cher die Flüſſig⸗ 
keit mefentlich dunfler würde; enthält das Nitronbenzof Altobol, fo wird die Gasent⸗ 
wickelung beftiger und die Maffe nimmt ſchon nach einer Minute eine dunfelbraune, faft 
fhmwarze Farbe an. War das Bittermandelöl mit Nitrobenzol verfälfcht, fo umlagert 
fi) das Natrium, wenn man 10 bi8 15 Tropfen des Deld zuvor mit A bid 5 Tropfen 
MWeingeift verfeßt hat, nicht mehr mit weißen fondern um fo mehr mit gelben oder 
blauen Floden, je größer der Gehalt an Nitrobenzol ift. 

Bittermandelöl, fettes, I’huile d’amendes ameres, wird durch kaltes Au? 
preffen der geftoßenen bittern Mandeln erhalten. Es befigt eine gelbe Farbe, iſt ge 
ruchlos und enthält feine Spur flüchtiges Bittermandelöl. Bon dem durch Auspreſſen 
von füßen Mandeln erhaltenen Dele unterfcheidet ed fich durch feine Reaktion gegen 
Salpeterfäure, wobei es grün gefärbt wird. 


Bitiermandelwasser. Diefes wichtige Arzneimittel ift eine Auflöfung von 
blaufäurehaltigem Bittermandelöl in Waſſer und wird durch Deftillation, der zuvor 
mit Waſſer zu einem emulfiondartigen Brei zerriebenen bittern Mandeln, am beften 
mittelft Dampf erhalten. Es bildet eine ſchwachmilchige, trübe Flüffigkeit, die ftarl 
nach blaufäurehaltigem Bittermandelöle riecht und ſchmeckt. Die Vorſchriften zu feis 
ner Darftellung zielen in den verfchiedenen Ländern zur Gewinnung eined Präparatö 
von beftimmter Stärke, d. h. Wlaufäuregehalt, weichen jedoch unter fi von einan- 
der ab. 

Bittermandelölkampher, ſ. Benzoin. 

Bittersäure, fyn. mit Trinitrophenylfäure, f. Bhenylfäure. 

Bittersals, f. ſchwefelſaure Bittererde. 


Bitterstoff, princip amer, ift der bitterfchmedende Beflandtheil einer großen 


Anzahl von Begetabilien, aus welchen er entweder durch Behandlung ded aus denfel: 
ben erhaltenen mwäfjerigen Ertraft® mit Alkohol, oder des weingeiftigen Extrakts mit 
Waſſer erhalten wird. Es muß dahin geftellt bleiben, ob die auf die eine oder an 
dere Weife aus den verfihiedenen Pflanzen erhaltenen Bitterftoffe als felbftftändige 
Individuen zu betrachten und nicht vielmehr, menigftend in den meiften Fällen, Ge⸗ 
menge verſchiedener Stoffe ſind. 

Bitterstoffe, künſtliche, hiermit find die bitterſchmeckenden Zerſetzungsprodukte ge 
meint, welche bei der Behandlung vieler Dancer Subftanzen, wie Alos, Indigo, 
Seide x. mit Salpeterfäure entfiehen. 2 

‚Bittersüss, ift der pharmaceutifche und auch fonft gebräuchliche Name für die 
Stengel von Solanum Dulcamara, 

Bitierwasser, eaux minerales amers, bitter mineral waters, eine befondere 
Klaffe von Mineralmällern, deren Hauptbeftandtheil fehmefelfaure Bittererde ift. Sie 
bilden ein nicht eben häufiges Vorkommniß; zu den am längften befannten gehört, 
das zu Epfom in der Grafſchaff Surrey in England; in Deutfchland ift es befonbderd 
der Saatzer Kreid in Böhmen, welcher diefe Wäſſer Tiefert, namentlich Püllna, Sedliß, 
Saidſchütz, Bilin und Steinwaffer. Hier quellen fie nicht ſowohl aus der Erde, viel 


Ä 
| 


Bitumen — Blattgelb. 177 


mehr legt man Gruben an, in welchen ſich das Regenwaſſer fammelt, oder die man 
auf eine andere Weife mit Waſſer verforgt, welches die in dem Erdreiche enthaltenen Salze 
auslaugt, oder die Bildung der fchmefelfauren Bittererde durch die gegenfeitige Zerfebung 
des Bittererdefilitats und ded Gypſes veranlaßt und begünftigt Im Allgemeinen find 
diefe Wäſſer weder reich an Salzen, noch mannichfaltig in ihren Beftandtheilen, und 
überdies ift ihr Gehalt an Bitterfalz, nach der Befchaffenheit der Witterung, fehr ver- 
ſchieden, wenn der Waflerzufluß nicht auf eine andere Weife geregelt und innerhalb 
gewiffer Grenzen gehalten wird. 

Bitumen, f. Erdharz. 


Biuret, ein Zerfegungsproduft des ıeinen mie des falpeterfauren Harnftoffes, 
ein indifferenter, fticftoffhaltiger Körper, von der Zufammenfegung 23,30 Koblenftofl, 
4,84 Waflerftoff, 40,78 Stieftoff und 31,08 Sauerftoff (mafferfrei). 


Bixin, ift ein in dem Orlean enthaltener Farbftoff genannt worden, von bem 
es jedoch zweifelhaft if, ob er überhaupt eriftirt. 

Blanchinin nennt Mell ein aus der China blanca dargeftelltes Alkaloid, deffen 
Griftenz jedoch noch der weiteren Beftätigung bedarf. 

Blattgeld, ächtes, feuilles d’or, leaf or beten gold, das auf eine fehr um« 
fländliche Weife in dünne Blättchen verwandelte Gold; die Fabrikation des ächten 
Blattgolded in Deutfchland ift befonderd in Nürnberg heimifch. 


Blattgeld, unächtes, mosaic d’or, mosaio gold, ift eine Regirung von 85 
Zheilen Kupfer und 15 Theilen Zink, die in dünne Blättchen audgefchlagen, ift. 


Blätterdurchgang, biättriger Bruch, Spaltungsrichtung, wird diejenige Rich— 
tung genannt, nach welcher Erpftallifirte Körper vorzugsmeife und zwar nach ebener 
Flaͤche theilbar oder fpaltbar find. 

Blätterers, Blättertellur, Tellurblei, tellure natif aurifere et plombifere, or 
grise, or de Nagyage — foliated tellurium ‚“ bitelluret of lead, ein in dünnen 
Zafeln oder Blättern Fryftallificended Mineral aus Zellurgold, Tellurblei und Schwer 
felblei beſtehend. 

Blätterkoble, Schieferkohle, die am bäufigften vortommende Abänderung der 
Steinkohle. 

Blättertellur, ſ. Blättererz. 

BElasenoxyd, ſ. Ciſtin. 

Blasenoxyd, ſ. Harnſteine. 

Blasensũure, ſ Cyanwaſſerſtoffſäure. 

Blasenstahl, blistered Steel, ſ. Cementſtahl. R 

Blasrehr, ſ. Löthrohr. 

Blattgelb, Xantophyll, Phylloxantin, gelbes Chromül, ————— der gelbe 
Farbſtoff der Blätter im Herbſte. Wahrſcheinlich ein Entmiſchungsprodukt, oder, ein 
Beſtandtheil des Chlorophylls (Blattgrüns). Es bleibt im unreinen Zuſtande bei der 
Deſtillation des weingeiſtigen Auszugs der gelb gewordenen Blätter, in der Retorte 
als eine körnige Subſtanz mit einer kleinen Menge fetten Oels und feſten Fetts zu⸗ 
rück, von welchen Subſtanzen man daſſelbe durch Behandlung mit ſchwacher Kalilauge 
und kaltem Alkohol befreit. Das Blattgelb erſcheint als eine gelbe ſchmierige Sub⸗ 
ſtanz, die bei 420 ſchmilzt und im Waſſer unlöslich iſt; in Alkohol löſt es ſich, aber 


78 Blattgrün — Blei. 


nicht in großer Menge auf, aus diefer Auflöfung fheidet es fich Beim freiwilligen 
Berdunften als eine förnige kryſtalliniſche Maſſe ab; im Aether ift es im reichlicher 
Menge löslich und bleibt nach deſſen Verdunften als eine gelbe durchſcheinende Maſſe 
zurüd. | 

Blattgrün, Chlorophyll, Chromüle, chlorophylie, ift der gküne Farbftoff der 
Blätter und anderer Pflanzentheile. Es ift in chemifcher Beziehung noch unvolltom: 
men gefannt und fiheint ein Gemenge von einem blauen und gelben Farbftoffe zu fein, 
wenigſtens läßt es fih in folche zerlegen. Behandelt man ed mit foncentrirter Salz: 
fäure und Xether, fo löſt fich in dieſem ein gelber Farbftoff, dad Blattgelb, in Salz 
fäure ein bitter Farbftoff, dad Phyllocyamin, auf. Werden aus diefen Auflöfungen die 
Farbftoffe abgefhieden, in Alkohol gelöft und wieder mit einander vermifcht, fo erhält 
man eine grüne, der ded Chlorophyll ähnliche Löſung; die im Herbfte gelb gewor⸗ 
denen Blätter enthalten nur Blattgelb oder Phylloxanthin. 


Blattreth, Erytrophyll, rothed Chromül. Der rothe Farbftoff der im Herbfte 
roth gefärbten Blätter von Kirfchen und rothen Johannisbeeren. Zu feiner Darſtel— 
lung werden die Blätter mit Alkohol ausgezogen, der Auszug abdeftillirt und der Rüd⸗ 
ftand in der Retorte filtritt. Man vermifcht das Filtrat mit Waffer, fällt mit neu: 
‚ tralem effigfaurem Blei, filtrirt abermald und fehlägt das Filtrat vollftändig durch 
Bleizuder nieder. Der ausgewaſchene, ſchön grasgrüne Niederfchlag wird durch Schwer 
felwafferftoff zerfegt und die erhaltene Flüffigfeit im luftleeren Raume zur Trodne ver- 
dumftet. Das DBlattroth hat eine dunkle, blutrothe Farbe und ift im Waſſer und Al: 
fobol auflöslich. 

Blattsilber, feuille d’argent,-leaf-silver, in dünne Blättchen audgefchlagened 
reines Silber. 

Blattsilber, wnächtes, man ‘verwendet hierzu eine Regirung von Zinn und 
int, wobei namentlich legteres fehr rein fein muß, da fonft die Legirung nicht dehn⸗ 
bar genug ift. + 

Blau, berliner, f. Berlinerblau. 

Blau der Beeren, f. Blau der Blätter, 

Blau der Blätter, Anthofyan, blaues Chromül. Der blaue Farbſtoff der 
Blumenblätter und vieler anderer Pflanzentheile wird in mehr oder weniger reinem 
Buftande erhalten, wenn man die blauen Blätter der Blumen gegen Licht gefchüßt, 
mit Weingeift von 85 Proc. digerirt, die Flüffigkeit abjeiht, filtrirt und freimillig ver: 
dunften läßt, wobei der Farbſtoff ald ein grünes Ertraft zurücdbleibt, Seine Farbe ift 
entweder blau, violett oder roth; es ift auflöslich in ſchwachem Weingeift ImD Waſſer, 
unlöslich in abſolutem Alkohol, Aether, flüchtigen und fetten Oelen. 


Blaueisenerzy Vivianit, ein dem Gyps ähnlich kryſtalliſirendes Mineral, wel: 
ches aud Phosphorfäure und Eifenorydul befteht, deren Berhältniffe jedoch noch nit 
genau ausgemittelt find. 

Blaueisenstein, Krofydolith, f. diefen. 

Blauholz, ſ. Campecheholz. 

Blausäure, ſ. Cyanwaſſerſtoffſäure. 

Blaustoſf, ſ. Cyan. 


Blei, Plomb, saturn. Dieſes allgemein befannte Metall wird hauptſächlich 
aus dem Bleiglanz, einfach Schwefelblei, und zwar nach zwei verfchiedenen Methoden, 


| 


; Bleiamalgam — Bleiasche. 79 


gewonnen. Nach der einen ſchmelzt man das Erz in einem Schachtofen, der durch ein 
Gebläfe geheizt wird, mit metallifchem Eifen zufammen und trägt dad Erz in ab- 
wechfelnden Schichten mit Kohle ein. Das Eifen entzieht dem Blei den Schwefel, es 
bildet fih ein fcehmelzbared Schwefeleifen und metallifches. Blei, welche beide fich in 
einem am Boden des Ofens befindlichen Heerde fammeln. Das Schwefeleifen ſchwimmt 
auf dem Blei und da es früher erftarrt als dieſes, fo läßt es fih im Scheiben ab- 
heben, während das Blei noch lange flüflig bleibt und mit eifernen Röffeln ausge⸗ 
höpft und in die Mulden gethan wird. Das zweite Verfahren flüst fich auf das 
gegenfeitige Verhalten von ſchwefelſaurem Bleioryd und Schwefelblei, fo daß, wenn 
man gleiche Aequivalente von beiden mit einander erbißt, fchmweflige Säure entweicht 
und 2 Aeq. metallifched Blei erhalten werden; ebenfo entftehen beim Erhigen von 1 


Meg. Schmwefelblei und 2 Aeq. Bleioryd, unter Entwidelung von jchwefliger Säure, 


3 Aeq. metallifched Blei. Unter forgfältiger Beachtung diefed Verhaltens, beim Röften 
des Schwefels laſſen fih die angegebenen Nefultate erzielen. Man röftet demnach den 
Bleiglanz in einem Flammofen, bis eine -gewiffe Menge von Bleioryd und fehmefels 
jaurem Bleioryd entftanden iſt, worauf man die Beſchickung innig vermengt. Man 
nıfchließt Hierauf die Deffnungen des Ofens und giebt ein lebhafteres euer, wobei 
der noch vorhandene Schwefel ded Schwefelbleied auf Koften des Sauerftoffd des 
Bleioxyds und des fehwefelfauren Bleiogyds verbrennt, und metallifche? Blei frei wird. 
Es find aljo bei diefem Berfahren zwei Procefje zu unterfcheiden, zuerft die Röft- und 
hierauf die Schmelzperiode. . Dad Blei fommt im Handel im Allgemeuren ziemlich 
tein vor und befitt alddann eine große Weichheit und Dehnbarkeit; läßt fich Teicht 
mit dem Meſſer ſchneiden und macht auf Papier einen grauen Strich; fein fpec. Gem. 
it 11,445. Bei 325° C. ſchmilzt dad Blei und verflüchtigt fich ettwad. Das Blei 
hat vier beftimmte Orydationäftufen: 1) das Suboryb Pb,O; 2) das Bleioryd 
Pb O; 3) das Bleioryd oder Bleihyperorydul Pb, O,; 4) * Bleihhperoryd Pb O,. 
An der Luft wird ed trübe und überzieht fi mit einem dünnen Häutchen von Sub- 
oryd; bei Gegenmart faurer Dämpfe geht die Orydation noch raſcher von flatten, und 
es entfteht mit der anmefenden Säure ein Bleiorydfalz, felbft Kohlenfäure übt diefe 
Birftung aus. Mehnlich verhält fich reined Waller, welches dem Blei gegenüber bie 
Rolle einer Säure fpieltz wenn dad Waller fremde Salze, befonderd Gyps, enthält, 
ſo greift e8 das Blei wenig oder gar nicht an, fo daß ſolches durch Bleiröhren ges 
leiteted Waffer in den meiften Fällen bleifrei ift; im Allgemeinen find jedoch Wafjerleis 
tungen von Bleiföhren zu vermeiden. Das Aequivalent-Bewicht des Bleied-ift 103,5. 


Bleiamalgam, amalgame de plomb, amalgama of lead, wird leicht erhal⸗ 


ten, wenn man geſchmolzenes Blei in erwärmtes Quedfilber giebt; läßt man das 


Amalgam langſam erkalten; fo fryftallifirt eine Verbindung, die auf 2 Theile Blei 
3 Theile Queckfilber enthält. i 


Bleiarbeit, coupellation des mines d’argent; cupellation of silver, nennt 
man die gefammten hüttenmännifchen Operationen, welche bei der Zugutemachung der 
Etze auf Blei vorfommen, wie Trennung des Silberd vom Blei, Röften des Erzes, 
Berfchmehung deffelben u. f. w. 


Bleiasche, cendre de plomb, lead ashes, mit diefem Namen belegt man das 
beim Schmehen von Blei an offener Luft unter fortwährender "Erneuerung der Ober: 


fläche entftehende geldgraue Pulver , weiches ein Gemenge von Blei, Bleifuboryd und 
Blei iſt. 





"80 Bleibaum — Bleiglätte. 


Bleibaum, arbre de saturne, lead beam, ift das mittelfi‘ eine® andern Me 
talls aus feinen Auflöfungen gefällte metallifehe Blei, wobei dieſes eine, einem Baume 
ähnliche Heftalt annimmt (Dianenbaum). 

Bleiblumen nannte man früher das durch Verbrennen von Blei an offener Auft 
gebildete Bleioryd. 

Bleibromür, Bromure de plomb, bromid‘of lead, ift die Berbindung von I 
Aeq. Blei mit 1 Aeq. Brom; man erhält diefelbe, wenn man ein Bleifalz mittelf 
eined Bromürd oder reiner Bromwaſſerſtoffſäure fällt. Es bildet glänzend weiße 
Nadeln oder ein kryſtalliniſches Pulver und ſchmilzt beim Erhitzen zu einer rothen 
Flüffigkeit. Es befteht aud 56,40 Blei und 44,60 Brom. 


Bleichlorür, Chlorure de plomb, ohlorid of lead, Pb CI wird auf die 
felbe Weife, wie das DBleibromür erhalten; es kryſtallifirt in feinen Nadeln und löft 
fi bei 12,50 in 134 Theilen bei 1009 in 30 Theilen Waffer auf, ſchmilzt noch vor 
dem Glühen und erflarrt zu einer gelblich weißen froftallinifchen Maſſe. Durch eine 
befortdere Behandlung erhält man das Chlorblei ald eine fchöne gelbe Farbe, die un: 
ter dem Namen „Neapelgelb” bekannt iſt. Es beftehbt aus 74,46 Blei” und 25,54 
Chlor. 

Bleicyanür, Cyanür de plomb, cyanid of lead, wird durch Fällung von 
effigfaurem Bleioryd mit Cyankalium ald ein weißes Pulver erhalten, welches in 
ftarfen Säuren, nicht aber in Alkali-Cyanmetallen auflöslich ift; es befteht aus 79,70 
Blei und 20,30 Cyan. 

Bleieiseneyanid, ſ. Ferridcyanblei. 

Bleieiseneyanür, f. Ferrocyanblei. 


Bleierze, werden die in der Natur in größeren Maffen vortommenden Ders 
bindungen des Bleied mit andern Körpern genannt. 


Bleiessig, Extractum Saturni, vinaigre de Saturne, lead vinegat; das un 
ter diefem Namen ale äußerliches Heilmittel angewendete Präparat, ift im Wefentlichen 


eine Auflöfung von bafifeh eſſigſaurem Bleioryd in Wafler, und wird erhalten (nah 
der preußifchen Pharmakopöe), indem man 6 Theile Bleizuder und 3 Theile ge: | 


fehlemmte Bleiglätte in einem verfchließbaren Gefäße mit 21 Theilen deftillirtem Waſſer 
übergießt und unter öfterem Umſchütteln fo lange ftehen läßt, bis die rothe Farbe der 
Bleiglätte in eine weiße übergegangen ift, worauf durch Filtration das Ungelöfte von 
der Flüſſigkeit (Bleieffig), die ein fpec. Gew, von 1,24 haben fol, getrennt wird. 
Der auf diefe Weife dargeftellte Bleieffig bildet eine farblofe Flüffigkeit von etwas 
dieflüffiger Konfiftenz, von füßem und herbem Geſchmack und alkalifcher Reaktion. 
Zur ‚Fabrikation des ———— franzöſiſchen Bleiweißes wird der Bleieſſig im Oro: 
Ben dargeitellt. — 


Bleifluerür, Auorure de plomb, fluorid of lead, Pb, Fl, wird erhalten, wenn 
man eine Auflöfung von effigfaurem Dleioryd mit Fluorwafferftofffäure fallt, oder 
tohlenfaured Bleioryd mit diefer Säure digerirt. Es bildet ein weißes, in Waffer 
nur wenig lösliches, leicht fehmelzbares Pulver, welches fich aber in Salz» und Sal⸗ 
peterfäure unter Zerſetzung auflöſt. Es befteht aud 84,49 Blei und 15,51 Fluor. 

Bleigelb, ſynonym mit Bleioxyd. 


Bleiglätte, f. Bleioxyd. 


Bleiglanz — Bleioxyd. 81 


Bleiglans, gatene, sulfure de plomb natif, sulfuret of lead, die in der Nas 
tur am häufigften und in großen Mafjen vorfommende Verbindung des Bleied mit 
dem Schwefel. Sie Erpftallifirt in fchönen, metallglänzenden Würfeln von blaugrauer 
Farbe, und liefert faft alled im Handel vortommende Blei und Aalen! aus 86,6 Blei 
und 13,4 Schwefel. 


Bleiglasur, verre de plomb natif, glass of lead, der glad« oder emailles 
artige Meberzug, den man gemeiner Töpferwaare, Ofenkacheln 2c. giebt; fie ift im 
Befentlihen Biefelfaure® Bleioryd und leicht fchmelzbar. Zu ihrer Darftellung mens 
det man Bleiglätte oder Bleiglanz an, die für weiße Glafur mit gefchlemmtem Quarz⸗ 
fande, für braune Slafur mit Lehm und Waſſer aufs feinfte zufammengerieben, 
auf das Geſchirr aufgetragen und nach dem Zrodnen eingefchmolzen werden. Ein 
guted Verhältniß liefern 4 Theile Lehm und 7 Theile Bleiglätte, wobei man jedoch 
auf die Zuſammenſetzung des Lehms Rücficht zu nehmen hat. 

Bjeihyperexyd, Bleifäure, deutooxyde de plomb, superoxyde of lead, wird 
aud der fäuflichen rothen Mennige durch Behandlung derfelben mit fodhender vers 
dünnter Salpeterfäure dargeftellt, wobei daflelbe ald ein fchrearzbrauned Pulver zus 
rückbleibt. In der Wärme zerfegt ſich das Bleihyperoryd leicht, indem es die Hälfte 
feined Sauerſtoffs verliert, fo daß Bleiorgd zurüdbleibt. Mit Säuren verefhigt es fi 
nicht, wohl aber mit Bafen und bildet. verfchiedene kryſtallifirbare Salze. Man Hat 
ed daher auch Bleifäure genannt; es befteht aus 86,6 Blei und 13,4 Sauerftoff. 

Bleijodür, Jodure de plomb, Jodide of lead, Pb,J, es wird wie das Blei⸗ 
chlorüt erhalten; ed bildet einen hellgelben Niederfchlag, welcher fih in 194 Theilen 
tohendem und in 12,35 XTheilen faltem Waſſer auflöſt. Aus der beißen Auflöfung 
Auftallifirt e8 in goldgelben dünnen 6feitigen Tafeln von lebhaften Glanz; mit Gummis 
(hleim und Waſſer angerieben, dient das Bleijodür zur Herftellung der fogenannten 
Goldtinte. Es befteht aud 44,90 Blei und 55,10 Jod. 


Bleikammer, chambre de plomb, chamber of lead, derjenige Theil des Ap⸗ 


parats in der Schwefelfäurefabrifation, wo die ſchweflige Säure mit der Salpeterfäure 
zuſammenkommt und die Bildung der Schwefelfäure erfolgt. 


Bleikolik , eine Krankheit, welcher die Arbeiter in den Blei=, namentlich Blei⸗ 
weikfabrifen fehr häufig audgefeht find; das wirkſamſte Segenmittel ift Schmwefelfäure 
oder ſchwefelſaures Natron, das man in kleinen Mengen den Getränken beimijcht. 


Bleioxyd, Oxyde de plomb, oxide 'of lead, diejenige Sauerftoffverbindung 
des Bleies, welche die Grundlage der Bleifalze bildet. Dad im Handel vorfoms 
mende unreine Bleioryd führt, wenn es durch direkte Orydation von metallifchem Blei 
im Großen dargeftellt wurde, den Namen Maſſikot; das beim Abtreiben des Silbers 
gewonnene Bleioryd (Silberglätte) wird Bleiglätte genannt; chemifch reined Bleioryd 
wird durch vorfichtiged Glühen von fohlenfaurem Bleioryd in einem Platintiegel er» 
halten. Das Bleioryd befist, je nah der Art feiner Darftellung, eine gelbe, eine 
ſchmutzig röthlichgelbe oder eine rothe Farbe, welche Unterfchiede jedoch nicht von einer 
verfchiedenen Zufammenfetung herrühren. Das Bleioryd verhält fich gegen die Bafen 
wie eine Säure und bildet mit mehreren derfelben Iryftallifirte Verbindungen. Eine 
Auflöfung von Bleioryd in Kalk verwendet man zum Schmarzfärben, fowie zur Nachs 
ahmung von Schildfrot; ferner dient es zur Darftelung von Bleipflaftern, in 
der Malerei, Man findet es nicht felten durch Ziegelmehl verunreinigt oder vers 

5. d. techn. Chemie. 6 


82 Bleioxydhydrat — Bleiseguiozxyd. 


fälfcht, was ſich durch Auflöfen in: Salpeterfäure, wo das Ziegelmehl ald cin rothes 
Pulver zurücbleibt, erfennen läßt. Es befteht aus 92,82 Blei und 7,18 Sauerſtoff. 

‚ Bleioxydhydrat, Oxyde de plomb hydrat6, the hydratic oxide of lead, 
bildet einen meißen flodigen Niederfehlag, wenn eine Auflöfung von neuiralem efftg- 
faurem Bleioryd "mit Ammoniaf gefällt wird. Es enthält auf 94,9 Bleioryd 5,1 
Waſſer; ift im Waffer nicht ganz unaufldalig, und bildet fih au, wenn man Blei 
in reines Waſſer bringt. 

Bleipfaster find pharmaceutifche Präparate, die durch Kochen von verſchiede— 
nen Pflanzen = oder Thierfetten mit fein geſchlämmtem Bleioryd oder Bleiweiß darge 
ftelt werden; die Bleipflafter find als fettfaure Bleifalze anzufehen. 

Bleioxyd-Sesquiexyd, rothes Bleiſuperoryd, Mennige, Minium, Minium Red 
lead. Dieje hauptſächlich in der Malerei Anmendung findende rothe Farbe wird er- 
halten, wenn man feingepulvertes Bleioryd bei Ruftzutritt längere Zeit einer mäßigen 
Hige ausſetzt. Die Mennige befigt eine lebhaft vothe Farbe, beim Erhitzen färbt fie 
ſich dunkler, faft violett und zerfällt zulegt in Bleioryd und Sauerſtoffgas. Sie 
ift feine eigene Oxydationsſtufe des Bleied, vielmehr haben die neueren Unterfuchungen 
ergeben, daß fie eine Verbindung von 2 Aeq. Bleioryd mit 1 Aeg. Bleihyperoryd iſt. 
2 Pb O -® Pb O,; fie beftebt demnach aus 90,66 Blei und 9,34 Gauerftoff, oder 
65511 DBleioryd und 34,89 Bleihyperogyd. Außer in der Malerei wird fie auch in 
der Fabrikation des Flintglafed benugt, wozu fie frei von Ciſen- Kupfer» und Zinn 
oxyd fein muß; fie wirft hier vermöge ihres Sauerftoffd, den fie beim Schweigen des 
Glaſes abgiebt. 

Bleisacharat, nennt man die Verbindungen von Zucker mit Bleioryd. 


Bleisalse, Sels de satarne, find die Verbindungen des Bleioxyds mit den 
Säuren. 

Bleisäure, ſ. Bleihyperoxyd. 

Bleischweif, plomb sulfaré compacte. the compact lead ore, ein unreiner 
Bleiglanz von dichtem Gefüge, welcher in der Regel innig mit Graufpießglanz ges 
mengt ift. | 

Bleiseife, ölſaures Bleioryd. Zu ihrer Darftellung trägt man in bis zum 
Sieden erhißte Delfänre, wie fie ald Nebenproduft in der Stearinfäurefabrifation er 
halten wird, fo lange fein gefchlämmte Bleiglätte, ald diefe noch aufgelöft wird. Die 
Bleifeife wird, nachdem man fie mit etmad Talg zuſammengeſchmolzen hat, ald Ma: 
fhinenfchmiere angewendet. Auch die Bleipflafter der Apotheken find Bleifeifen. 

Bleiselenit, Selenblei, seleniure de plomb, seleniuret of load, kommt in 
der Natur als ein dem Bleiglanz ähnlichee Mineral von 6,8 fpec. Gemw., neben oder 
mit Bleiglanz gemengt vor, 

Bleisesquiexyd, Bieihyperorydul, sesquioxide de plomb, sesquioxide of 
lead, eine erft vor Kurzem durh Winkelblech und Jacquelin nachgewieſene 
eigene Orydationdftufe des Bleies. Man erhält diefelbe nah Jacquelin, wenn 
man Mennige in Weberfhuß mit fryftallifirbarer Effigfäure behandelt, wo fih beim 
Erfalten einige Afeitige pridmatifche Kryftalle von effigfaurem Bleihyperorgd abfcheir 
den, während eſſigſaures Bleihyperorydul in der Lösſung bleibt. Indem man legtere 
in ſtark verdünnted Ammoniak gießt, den Riederfchlag raſch von der Flüffigkeit trennt 
und mit heißem Waſſer, dem man noch etwas Effigfäure zugefebt hatte, ausmäfcht, 
erhält man das Sedquioryd oder Bleihyperorüdul rein, Es bildet ein rothbrauned 


% 





Bleispath — Bleiweiss. 83 


Bulver von der Yarbe ded Eiſenoxydhydrats und befieht in 100 Theilen aus 89,61 
Blei und 10,33 Sauerftoff. 


Meispath, |. Weißbleierz. 


Bieistein, matta de plomb, eine Art Schlade, die beim Berfhmelzen der Blet- 
erze im Schachtofen ſich bildet und hauptſächlich aus Schwefeleiſen beſteht. 

Bleisuboxyd, sousoside de plomb, die niedrigſte Oxydationsſtufe des Bleies; 
in warmer Luft, befonders aber beim Schmelzen überzieht fi) das metallifche Blei mit 
einer grauen oder fihwärzlichen Haut, welche das Suboryd des Bleied ift; Dies ents 
fieht auch beim Schütteln von Bleiamalgam mit Luft; Säuren verwandeln es in 
Bleioryd und Blei. Es befteht aus 96,28 Blei und 3,72 Sauerfloff. 


Bleisuperosyd, |. Bieihyperorpb. 


Bleivitriol, Ditriol- Dleierz, Plomb sulfat6, sulphate of lead, natürliches, 
kryſtallifirt, und maffig vorfommendes fchwefelfaured Bleioryd; in leßterer Form ift 
es von derbem Gefüge und Bleinmufcheligem Bruch, wird, wo es fich findet, auf Blei 
benutzt. 

Bleiweiss, Ceruse; Blanc de plomb, White lead. Die unter dieſem Nas 
men im Handel befindliche weiße Malerfarbe befteht bauptfächlih aus fohlenfaurem 
Dleiorgd mit Waſſer. Man hat zwei Sorten von Bleiweiß, wovon die eine franzds 
fifches, die andere hölländiſches Bleiweiß genannt wird, welche Benennung fich gegen» 
wärtig nur noch auf die Art der Darftellung bdeffelben bezieht. Nach der einen Mes 
thode (der bolländifchen) wird das Bleimeiß in der Art gewonnen, daß man mes 
tallifches Blei bei einer Temperatur von 40 bis 50° C. längere Zeit der Einwirkung 
von Sauerftoff (atmofphärifhe Luft) Kohlenfäuregad und Effigdämpfen ausſetzt. 
Das Verfahren hierbei ift wiederum verjchieden; denn während man in Holland die 
nöthige Wärme und Kohlenſäure durch gährenden Pferdemift, in welchem die mit Blei- 
platten angefüllten Töpfe gefeßt werben, fich verfchafft, bedient man fich bei der neue 
ven, beſonders in Süddeutfchland gebräuchlichen Methode eigens geheizter Räume, in 
welche man die auf die eine oder dieandere Art, hauptfächlich durch geiftige oder faule 
Gährung gewonnene Kohlenfäure treten läßt. Das franzöfifche oder Thenard' ſche 
Verfahren gründet fi) darauf, daß eine Löſung von bafifch effigfaurem Bleioryd, durch 
zuftrömendes Kohlenfäuregas in neutraled kohlenſaures, und neutrales eifigfaures Blei- 
oxyd zerlegt wird. Die beiden Bleiweißſorten unterfcheiden fich in mehrfacher Beziehung 
von einander; das nach der fogenannten holländiſchen Methode dargefiellte enthält 
neben dem foblenfauren Bleioryd zugleich auch eine gewiſſe Menge von Bleioxydhydrat, 
ift Dichter und dabei amorph; dem nach der franzöfifchen Methode erhaltenen fehlt 
das Bleioryphydrat; es ift loderer und kryſtalliniſch. Vermöge feiner dichteren Bes 
ſchaffenheit deckt dad holländifche Bleiweiß beffer ald das franzöfifche, weshalb man 
ihm vor diefem den Vorzug giebt. Das im Handel befindliche Bleimeiß findet man 
bäufig, um es billiger liefern zu können, bald mit ſchwefelſaurem Baryt, bald mit 
ſchwefelſaurem Bleiorgd verfegt, beides. Körper, die deffen Deckkraft ſchwächen. Um 
fh von der Befchaffenheit, d. b. von dem Werthe einer Bleimeißforte zu überzeugen, 
genügt es, daflelbe in verbünnter Salpeterſäure aufgwldjen; bei umwermengtem Blei⸗ 
weiß bleibt hierbei fein Rüdftand; im anderen Falle hat man deilen Menge nach dem 
Gewichte und feine Natur durch Meagentien zu beftimmen. Dan fann ben Rüdftand 
mit Kalilauge kochen, welche das Bleifulphat auflöft, den Baryt nicht angreift; man 
kann ihn aber auch, in Wafler fuspendirt, mit Schmefelmafferftoff behandeln, wo eine 
eintretende Schwätzung die Anweſenhait von ſchwefelſaurem Bleioryd anzeigt, deſſen 

6* 


84 Bleizucker — Blick. 


Menge man durch Beftimmung der Schmwefelfäure in der abfiltrirten Flüſſigkeit 
erfährt. 

' Bleizucker, — eſſigſaures Bleioryd, sucre de saturne, sel de saturne, 
seit of saturne, salt lead. Das unter diefem Namen allgemein bekannte Salz ift 
eine neutrale Verbindung von Bleioryd und Eſſigſäure mit Kryſtallwaſſer. Zu feiner 
Darftelung werden nach einem älteren Berfahren dünne Bleiplatten in thönerne Töpfe, 
die fo meit mit Effig angefüllt find, daß das Blei nur zur Hälfte untertaucht, ein 
gefeßt. Bei einer Temperatur von 15 bis 189 löſt fih das Blei allmälig in dem 
Eifig auf; fobald feine Einwirkung mehr ftattfindet und die Effigfäure neutralifitt if, 
wird die Lauge zur Kıyftallifation eingedampft. Nach einem anderen neueren Ber: 
fahren wird in dem Effig geradezu Bleiglätte aufgelöft, und der DBleizuder aus diefer 
Auflöfung ebenfalls durch Abdampfen und Kryftallifiren gewonnen, Der Bleizuder, 
d. h. das neutrale effigfaure Bleioxyd Tryftallifirt in farblofen Nadeln oder in Afeitie 
gen Prismen; er befigt einen anfangs füßen, fpäter zufammenziehenden, widrig me 
tallifchen Geſchmack, verwittert an der Luft allmälig vollftändig, und ift in 14 Theis 
len Waſſer und in 8 Theilen Weingeift löslih. Der Bleizuder findet feine Haupt 
fählichfte Dermendung zur Anfertigung der Thonbeize in der Färberei; er fommt im 
Handel, bis auf Meine Mengen von fohlenfaurem Bleioryde, ziemlich rein vor. 


» Bleichen, Blanchimennt, bleaching, hierunter verſteht man bie verfchiebenen 
Berrichtungen, durch welche man Stoffen ihre natürlichen oder zufälligen Farben in 
Folge Hemifcher Veränderung, oder Zerftörung derfelben, entzieht, um diefe Stoffe im 
weißen Zuftande zu erhalten. Das Bleichen erfolgt entweder durch die Luft unter 
Mitwirkung von Waſſer (natürliche Bleiche) oder vermittelft der Bleichfalze (Chlorbleiche) 
oder endlich unter Anwendung von fehmwefliger Säure; auf Wolle und Seide werben 
die Chlorverbindungın nicht angewendet. 


Bleichflüssigkeit, nennt man im Allgemeinen Auflöfungen von unterchlorigfaus 
ven Salzen im Wafler, die zum Bleichen beftimmt find. Die Javelle' ſche Lauge 
ift eine Auflöfung von unterhlorigfaurem Kali, die Labaraquerfhe Lauge-ift eine 
Auflöfung von unterchlorigfaurem Natron. 


Bleichkalk, flüffiger, wird erhalten, wenn man das Chlor, ftatt daffelbe von 
trodnem Kalkhydrat abforbiren zu laſſen, did zur Sättigung in Kalfmilc leitet. 


Bleichpulver, eine Bezeihnung für den Chlorkalk. 


Bleichsalse, werden die Verbindungen genannt, welche entftehen, wenn Chlor 
bei Gegenwart von Wafler auf ſtarke Bafen wie Kali, Natron, Baryt x. einwirkt. 
Das Chlor zerfebt hierbei den Kalk in der Weife, dag fich die Hälfte des Chlors mit 
dem Galcium zu Chlorcalcium, die andere Hälfte mit dem abgeſchiedenen Sauerftoff 
zu unterhloriger Säure und diefe mit dem Kalk zu unterdhlorigfaurem Kalf verbindet. 


Bleichwasser, nennt man die Auflöfungen ſowohl von den Bleichſalzen, wie 
von Chlor in Waſſer. 

Blende, Zinc sulfurs, Sulphuret of Zine, ein Mineral, welches häufig vor 
fommt, und fi auf Lagern und Gängen im älteren, wie im neueren Gebirge, oft 
von Bleiglanz, Kupfer- und Eiſenkies ꝛc. begleitet, vorfommt. Die Blende wird auf 
Zink benupt, erfordert jedoch zu ihrer Reduktion eine flarfe und anhaltende Hitze; fie 
befieht aus 67,08 Zint und 32,92 Schmefel. 

Blick, Silberblick, fulguration, fond eolair d’argent, Aash, nennt man beim 


Blitz — Blui. | 85 


Abtreiben des Silber auf der Kapelle den Moment, mo daffelbe mit reinem Silber- 
glanze zum Vorſchein kommt. 


Blits, eclair, ligthning, das bekannte eleftrifche Phänomen in der Atmofphäre 
bei Gemittern ift ein ſtarker elektrifcher Funke, zwiſchen einer mit Gleftricität gelades 
nen Wolfe und irgend einem benachbarten Leiter, ber ein Gegenfland an der Obers 
fläche der Erbe, ein Berg oder eine Wolke felbft fein Tann; von dem Funken eines 
geladenen Konduktors unterfcheidet fich der Blitz nur durch feine Stärke. 

Blitsröhren; Zulgurit, Blisfinter, Tube falminaire, Vicireous Tubes, über 
ihre eigentliche Entſtehungsweiſe ift man zur Zeit noch verfchiedener Meinung; doch 
ift es wahrfcheinlich, daß fie fonkretionärer Natur, und auf eine folche Weife ent- 
fanden find, dag die, Aeſte und Wurzelwerk umſchließende fandige Maffe durch ein 
Bindemittel (in Waffer gelöfte Kalkſalze, Kiefelfäure) von herabrinnendem Waſſer all- 
mälig zufammengefittet wurden. Die Vermuthung, als verdanken fie ihren Urfprung 
der Wirkung eines Blitzſtrahls, entbehrt aller Wahrfcheinlichkeit; man findet dieſe fos 
genannten Bligröhren bi® zur Länge von mehreren Fußen und bis zu 11 Zoll Durch» 
meffer; meift aber find fie viel Meiner. Im Innern find fie oft glatt und glänzend, 
äußerlich ftetd taub und gewöhnlich mit zadigem Herporragungen verfehen. 

Blitssinter, ſ. Blitzröhren. 

Bludit, ein Mineral, welches zu Iſchl in Oberöſterreich mit Anhydryt und Po⸗ 
lybafit vorkommt, und aus 36,66 ſchwefelſaurer Bittererde, 33,34 ſchwefelſaurem Na⸗ 
tron, 22,0 Theilen Waſſer und kleinen Mengen von ſchwefelſaurem Manganorydul 
und Chlornatrium beſteht 


Blumen, Blüthen, Aeurs, Aower, in der Sprache der älteren Chemiker bedeu⸗ 
tete foviel ald das Feinere, Beſſere eines Stoffes, welches meiftend dur Sublimation 
gewonnen wurde; für manche Subflanzen hat man dieſe Bezeichnung bis heute beibe- 
halten, wie Antimonblumen, Benzo&blumen, Zinthlumen, Schwefelblumen x. 

Blut, sang, blood, der warmblütigen Thiere ift dasjenige Erzeugniß des thies 
tiihen Organiömus, aus welchem alle Organe des Körperd unaufhörlich fich bilden 
und erneuern. Das Blut der warmblütigen Thiere ftellt eine dickliche, ſchwachklebrige, 
rothe, undurchfichtige Flüffigfeit dar, welche bei 15° ein mittlere fpec. Gew. von 
1,054 bis 1,0548, einen faden, falzigen Geſchmack, und einen fhwachen, eigenthüm- 
lihen Geruch befißt. Unter dem Mikroſkop betrachtet, gemahrt man kleine, zahlreiche 
tundliche Körperchen (Blutfügelchen), die in eirer waſſerhellen, oder fchmachgelblichen 
Flüſſigkeit (Blurflüffigkeit, Serum) ſchwimmen. Aus der Girkulation genommenes, 
gefundes Blut gerinnt nach kurzer Zeit zu einer gallertartigen Maffe, die fih nah und 
nah zufammenzieht, und eine meiften® Mare Flüſſigkeit, dad Blutwaſſer, abfcheidet. 
Die von dem Serum getrennte Maffe ift der Blutfuchen. Die Hauptbeftandtheile des 
Blutes find: Fibrin oder Blutfaferftoff und Albumin, und dad Gerinnen 
des Blutes beruht auf der Abfcheidung des Faferftoffd. Um die in den Blutfügelchen 
enthaltenen Stoffe von den in der Blutflüffigkeit enthaltenen zu trennen, verfeht man 
friſch gelaffenes Blut mit einer gefättigten Glauberfalzlöfung und filtrirt hierauf durch 
Papier. Die auf dem filter zurücbleibenden Blutfügelchen werden mit Glauberfalz- 
löfung gewafchen und dann in reinem Waſſer abgefpült, worin fie bald aufſchwellen 
und zerplatzen, wodurch ihr Inhalt mit dem Waffer fih mifiht, und aus der Löſung 
durh Berdunften erhalten wird. Es ift Globulin, gemengt mit Blutfarbftoff (Hä⸗ 
matin) und einigen Salzen. Leitet man durch die durch Auspreffen und Auswafchen 
von dem Blute erhaltene rothe Flüffigkeit erfi -Sauerftoff, alddann Kohlenfäure, fo 


* 


86  Bluilaugensalz — Bilulwasser. 


ſcheiden ſich Kryſtalle aus, deren Menge ſich beim Stehen mehrt; fie fielen das H4- 
matofıyftallin dar; dieſes hat nach den verfchiedenen Thieren eine verſchiedene 
Form und erfeheint unter dem Mikroſkop bald als Tetraäder, bald als ſechsſeintge Tas 
feln, gewöhnlich aber ald Prismen. Wenn Blut aus den Blutgefaßen in Höhlungen 
des thierifchen Körpers austritt, fo findet man darin gewöhnlich mifroffopifche, vothe, 
rhombiſche, fäulenförmige Kryftalle, melde man Hämatoidin genannt hat, weil 
man annimmt, daß fie aud dem Hämatin dur Ummandlung entftanden find. — 
Die Blutfügelchen find auch die Träger des Blutfarbftoffes, welchem dad Blut feine 
rothe Farbe verdankt; in reinem .Zuftande fennt man diefen Farbftoff noch nicht, in 
den Blutfügelchen befindet er fich in chemifcher Verbindung mit Albumium. Unter 
feinen Beftandtheilen befindet ſich auch Eifen und hierdurch unterfcheidet er fich von 
allen übrigen Organen des Thierkörpers. Wird getrodneted Albuminroth verbrannt, 
fo hinterläßt es eine gelb gefärbte Aſche. Nach einer Analyfe von Berzelius be 
ſteht diefe aus 

Aſche ded Albuminrothd 

Menſchenblut Ochſenblut 





Kohlenſaurem Natron . « 0,230 _ 
Phosphorfaurem Kalk . h . 0,077 0,060 
Kalt . . 0,155 0,200 
Bafiſch — — — Gilmore 0,077 0,075 
Eiſenoryde. 0,384 0,500 
Kohlenfäure und Bertuft 60,077 0,165 
1,000 1,000 


Blutlaugensals,, blauſaures Kali, blaufaures Eifenorpdul- Kali, Cyaneifen- 
falium, Ferrochankalium, Cyanoferrure de potassium, ferrocyanate de potasse, 
ferro-cyanate or ferro -prussiate of potassium. Dad Blutlaugenfalz kommt im 
Handel in fehönen, gelben quadratifchen Kryftallen vor, die aus 1 Aeq. Ferrochan, 2 
Aeq. Eyanfalium nnd 3 Aeq. Waller beftehen; es bildet die Grundlage zur Darftelung 
aller übrigen Eyanverbindungen und feine Fabrikation ift darum von befonderer Wich—⸗ 
tigkeit. Zu feiner Darfielung wird gewöhnliche Pottafche in einer ftarfen eiſernen 
Schale zum glühenden Fluß gebracht und der gefehmolzenen Maffe das gleiche Gewicht 
oder bald mehr, bald weniger, — die einzelnen Fabriken weichen hierin fehr von eins 
ander ab — Thierftoffe, wollene Lumpen, Hufe, Hörner, Fifchbein, Leder, entweder im 
verfohlten oder unverkohlten Zuftande portionenmweife unter beftändigem Umkrücken 
und Durcharbeiten der Maffe zugemengt. Aus der ſchwarzen Schmelze wird dur 
Audlaugen und Kryftallifiren das Blutlaugenfalz gemonnen. Um es reiner, wie es 
der Handel verlangt, zu befommen, wird der erfte Anſchuß nochmals umkryſtalliſirt. 
Das Blutlaugenfalz-erfheint in gelben Afeitigen Tafeln, die bei gewöhnlicher Tempe 
ratur 4 Xheile, bei 1000 2 Theile Wafler zu ihrer Auflöfung bedürfen. Das Sal; 
ift fehr beftändig und wird weder durch Alfalien, noch alfalifche Schmwefelmetalle 
zerſetzt. Beim Glühen zerlegt es fih in Stidgas, Cyankalium und Kohleneifen (Fe C,). 
Zufammenfeßung : 61,68 Cyankalium. 25,54 Ferrochan und 12,78 Waffer. 

Blutroth, ſ. Blut der warmblütigen Thiere. 

Blutserum, f. Blut der warmblütigen Thiere. 

Blutstein, ſ. Rotheifenftein. 


Biutwasser, ſ. Blut der warmblütigen Thiere. 





Bogbutier — Bor. 87 


Begbutter, ein Raturprodukt, welches ſich im iriſchen Zorfmooren findet; fie 
bildet eine leichte Subſtanz von eigenthümlichem Geruch und ift in heißem Weingeift 
leicht löslich. Die Auflöjung reagirt ſauer und läßt beim Erfalten das Fett ald ein 
Haufwert Heiner Nadeln fallen. Die wiederholt umkryſtalliſirte Subftanz iſt ſtickſtoff⸗ 
frei, fehmilzt bei 510 und enthält 73,8 Kohlenftoff, 12,4 Waſſerſtoff und 11,8 
Sauerſtoff. 

Bogbuttersäure, Bogſäure, wird erhalten, wenn man die Bogbuiter mit Kali 
verſeift und die erhaltene Seife durch Weinſäure zerſetzt; fie ſchmilzt bei 549, erſtarrt 
bei 510 und zeigt feine Neigung gu kryſtalliſiten. Im Hydratzuſtande enthält fie in 
100 75,25 Koblenftoff, 12,17 Waflerftoff, 3,13 Sauerftoff (86,55) und 13,45 Waſſer. 

Boheasäure, eine im ſchwarzen Thee enthaltene, wie es fcheint der Gallus: 
füure ähnliche Pflanzenfäure. Zu ihrer Darftellung kocht man Bohratheeblätter mit 
Waſſer aus, fällt den noch heißen Auszug durch neutraled, effigfaure® Blei, trennt 
den Niederfchlag, verſetzt die Flüffigkeit mit Ummoniaf, und zerlegt das boheafaure 
Bleioryd durch Schwefelwafferftoff; die filtrirte Flüffigkeit muß im fuftleeren Raume 
neben Schwefelſäure verdanmpft Werden. Die Boheafäure ift blafgelb, der Gallusſäure 
aͤhnkich, an ber Luft zerfließlich und leicht löslich in Alkohol. Das Hydrat der Säure 
beſteht aus 44,21 Kohlenſtoff, 4,21 Wafferftoff, 42,61 Sauerſtoff (90,53) und 9,47 
Bafler. 

Bohners, Linſenerz, fer oxydé globuliforme, Pisiforme Clay Iron stone, 
Pea, Iron Are. Das Bohnerz bildet kleine, mehr oder weniger fugel= und bohnen: 
förmige Körner von gelblicher, röthlicher, bis dunkelbrauner Farbe, die im Wefentlichen 
aus Eifenorydbydrat mit Fiefelfaurer Thonerde beftehen 5; dient zur Gewinnung von 
Eifen. 

Bol, Bolus, Temnifche Erde, Bol, ein derbes, den Thonarten angehöriges Mi- 
neral, von erdigsmnfchligen Brad, braunrother, feltener ifabellgelber und grüner 
Farbe. 

Bol, rether, gemeiner, ein natürlicher, durch Eifenoryd rothgefärbter Thon. 


Bol, weisser, gewöhnlicher weißer Zöpfertbon, fommt in Tängliche Würfel ge: 
formten Stücken von etwa Fauſtgröße vor. 

Beologneserspath, Bologneferftein, Baryte sulfatse radise, Bolognian Stone, 
eine ftrahfigblätterige Barietät ded Schmwerfpath, die fich in einem Thonlager dee Monte 
Paierno bei Bologna findet. 

Bolus, f. Bot. 

Ber, Boron, Bore, Boron. Das Boron ift die Grundlage der Borfäure, aus 
welcher daffelbe auch durch Bermifchen der gepulverten mwaflerfreien Säure mit Kalium— 
Hüdchen und Glühen in eimer Röhre erhalten wird, Man focht die erhaltene Maſſe 
mit Salzfäure aud, wäfcht fie mit Waffer ab und trodnet fi. Das fo gewonnene 
Bor bildet ein dunkelgrünlich braunes, undurchfichtiges, geruch» und geſchmackloſes 
Pulver, welches ſtark abfärbt. Kryitallilirt erhält man dad Bor, wenn man ein Ge—⸗ 
menge von Borfäure und Aluminium in einem Windofen heftig glüht, wodurch Bor 
frei wird, das fich in Kryſtallen abfebt. Diefed diamantartige Bor bildet gelbe oder 
töthliche quadratifche Säulen mit QAuadratoftasdern von audgezeichnetem Lichtbrechungs⸗ 
vermögen und Glanze. Es gleicht dem Diamant an Härte und greift ihn beim Rei— 
ben felbft an; fein fpec. Gewicht ift 2,68. Sm Sauerftoffgad orydirt es fich bei fehr 
hoher Temperatur und auch da nur oberflächlih. In einer dritten, dem Graphit ähn- 


N 
[ 


88 Boracit — Boronatrocaleiit. 


lichen Modififation, wird dad Bor erhalten, wenn man Borfluorkalium mit Alumi- 
nium erhitzt; es bildet fich hierbei Boraluminium neben Fluorkalium und Fluor⸗ 
aluminium; erſteres hinterläßt, mit Salzfäure gefocht, dad Bor in Eleinen, undurd- 
fihtigen Blättchen, weldhe den Glan; und die Form des natürlichen Graphits befien 
und etwas vöthlich gefärbt find. Das Aequivalent des Bor ift 11,0; fein Zeichen Bo. 


Boracit, Sedativipath, Boracite, borate of magnesia, boracite. Der Bo 
racit ift ein in Würfeln und davon abgeleiteten Formen fryftallifirendes Mineral, wel⸗ 
es fich bei Lüneburg und Seegeberg findet; in derben, dem Kalkſtein ähnlicher, von 
Chlorkalium durchdrungenen Maflen bat man dies Mineral au bei Staßfurt in rei: 
licher Menge gefunden; es befteht aus 39,64 Vittererde, 44,66 Borfäure und 15,70 
Ehlormagnefium. 

Berax, f. faures borfaured Natron. 

Boraxglas, f. ebendafelbft. 

Borax, reher, ſ. Tintel. 


Beraxweinstein, auflößficher MWeinfteinrahm, Cremor tartari solubilis, Tar- 
tarus boraxatus der Pharmaceuten, creme de tartre borat6de, borate of tarter, 
eine ihrer Zufammenfeßung nad nicht immer fonftante Verbindung von Borar mit 
zweifach meinfaurem Kali; über die chemifche Konftitution des Borarmeinftein weichen 
die Anfihten noch von einander ab; doch fpielt bier die Borfäure die Rolle einer 
Baſe. 

Borbromid, hromide de bore, bromide of boron, wird erhalten, wenn Brom; 
dämpfe über ein Gemenge von verglafter Borfäure und Kohle geleitet werden. Es 
ift ein farbloſes, ſtechend riechended Gag, melched in feuchter Luft weiße Nebel aus: 
ftößt. Es befteht aus 4,35 Bor und 95,65 Brom. 


Berchlerid, chieride de hore, chloride of horon, wird ganz auf diefelbe 
MWeife, wie das Borbromid erhalten. Das Borchlorid ift ein farblofe Gas von 4,079 
fpec. Gem. ; von Wafler wird es in Salzſäure und Borfäure zerlegt. Es befteht aus 
928 Bor und 90,78 Chlor. 

Berfluorid, Auoride de bore, Auoride de boron, Zu feiner Darftelung er- 
higt man ein Gemenge von 2 Xheilen fein zerriebenem Flußſpath und 1 Zheil ver 
glafter Borfäure in einem fehiefliegenden, beſchlagenen und an einem Ende verfchloffes 
nen SFlintenlaufe und fängt das ſich entwidelnde Gas über Quedfildber auf. Das 
Borfluorid ift ein farblofe® Bas von 2,3709 fpec Gew.; befißt einen eigenthümlichen 
Geruch und röthet Lakmuspapier, zeigt überhaupt alle Cigenfchaften einer Säure. 
Bufammenfeßung 16,05 Bor, 83,95 Fluor. 

Borfluerwassersteffsäure, acide hydrofluo-borique, hydrofuorlc-acid, ent- 
fteht durch Zerfegung von Borfluorga®, wenn e8 mit Waſſer zufammengebracht wird, 
deffen Sauerftoff einen Theil ded Bord zu Borfäure orydirt, während der Waſſerſtoff 
mit dem Fluor Fluorwaſſerſtoff bildet, der den unzerfeßten Theil von und! aufs 
nimmt und damit Borfluormwafferftofffäure darftellt. 

Borneecampher, ein kryſtalliniſcher Stoff, der fih in dem Stamm der Dryo- 
balanops Camphora abgelagert findet. Er gleicht dem gewöhnlichen Kampher, ent 
hält jedoch 2 Aeq. Waſſer weniger als diefer. 

Boron, ſ. Bor. 


Borenatrocaleit, ein in Südamerifa unter dem Salpeter vorfommended Mir 





Borsäure.— Branntwein. 89 


neral, welches aus 2 Aeq. faurem borſaurem Ratron und 2 Aeq. anderthalb borſau⸗ 
em Kalk mit 10 Aeq. Waſſer beftebt. Wird zur Darftellung von Borar benugt. 
Bersäure,, Sevativfalz, acide borigue, boracic, acid, die Borfäute fommt fo- 
wohl frei, al8 auch an Bafen gebunden in der Natur vor; außerdem entfteht fie durch 
Orgdation des Bors mittelft Königswaſſer. Gewöhnlich ftellt man fie durch Zer⸗ 
legung von Borar dar, indem man diefen in Wafler auflöft, die Löfung durch eine 
flärkere Säure zerſetzt, die fih ausfcheidende Borfänre fammelt, abwäſcht und trod- 
net. Sie ryftallifirt in farblofen Blättern, die 43,6 Proc. Kryſtallwaſſer enthalten; 
100 Theile Wafler von 109 föfen 2 Theile von 1009 8 Theile Borfäure auf. Ihre 
Auflöfung ſchmeckt ſchwach fauer, röthet Ladmuspapier und bräunt Kurtumapapier; fie 
ft auch in Alkohol löslich und diefe Auflöfung brennt, angezündet, mit grüner Flamme. 
An fich ift fie felbft in der Rothglühhitze nicht flüchtig; fie entmweicht aber, wenn die 
wäſſerige Löſung gekocht wird, größtentheild mit den Waflerdämpfen. Die waflerfreie 
Eäure beftehbt aus 31,23 Bor und 68,77 Sauerftoff. . 


Bersäure-Salse, Borates, borats, find die Berbindungen der Borfäure mit 
den Bafen; fie find mit Ausnahme der Alkalifalze im Waſſer ſchwerlöslich; in flar- 
ter Hitze ſchmelzen fie zu einer gladartigen Mafle. In wäſſeriger Löſung werden fie 
dur ſtärkere Säuren zerfegt, umgekehrt treibt in der Hitze die Borfäure alle flüchtigen 
Säuren aus ihren Salzen. 

Borsäure-Weinstein, zu feiner Darftellung wendet man auf 3 Theile Wein» 
fein 1 Theil Borfüure an. Die zur Syrupdicke eingedampfte’Löfung erflarıt beim 
Grfalten zu einer völlig amorphen Durchfcheinenden Maffe, die gegen 34 Proc. = 
enthält, welches fie aber durch längeres Erhitzen vollftändig verliert. 

Beorstickstoff, Borare .d’zote, wird erhalten, wenn man ein @emenge von 1 
Theil trodenem Borar mit 2 Theilen Salmiaf in einem Platintiegel bid zum Glühen 
erhigt, die ungefchmolzene Maſſe fein zerreibt und mit falzfäurehaltigem Wafler aus- 
toht, wobei der Vorſtickſtoff ald ein meißes, Leichtes Pulver zurüdbleibt. Er vers 
hält fi gegen andere Körper fehr indifferent und befteht aus 43,76 Bor und 56,24 
Stieftoff. 

Bersulphid, Schwefelbor, entfteht, wenn Bor in Echwefelgad erhigt wird; 
ed ift weiß; durch Wafler wird ed unter Entwidlung von Schwefelwaſſerſtoffgas zer⸗ 
ſetz. Es beſteht aus 18,51 Vor und 81,49 Schwefel. 

Boyle’s rauchende Flüssigkeit, einfach Schwefelammonium, wird durch De— 
ſtillation von 2 Theilen Salmiak, 2 Theilen Kalk und 1 Theil Schwefel erhalten. 
Sie bildet eine goldgelbe Klüffigkeit, die ammoniafalifch riecht und an der Luft raucht, 
und befteht aus gleichen Gewichtötheilen Ammoniaf und Schwefelmafferftoff 

Brandsäuren entftehen bei der trodenen Deftilation organifcher Stoffe und find 
in dem brenzlichen Dele enthalten, welches hierbei neben andern Produkten übergeht 
und aus dem fie durch Behandlung ‚mit Nebkali erhalten werden. Nah den Subftan- 
en, welche der Deftillation unterworfen wurden, zeigen auch die entftandenen Brand: 
fäuren unter ſich Berfchiedenheiten. 

Brandschiefer, Schiste bituminif®re, Bitouminous Schale, ein an Bitumen 
reicher Koblenfäyiefer, der darum zwifchen Kohlen mit blauer Flamme brennt. 

Branntwein, Eau de vie, brandy. Mit diefem Namen belegt man im All 
gemeinen alle deſtillirten, geiftigen SFlüffigkeiten, welche. etwa 50 Proc. Alkohol ents 
halten. Die zur Darftellung von Branntwein benugten gegohrenen Flüffigfeiten haben 


* 


98 Brasilet — Braunspath. 


einen fehr werfehiedenen, meiftend jedoch vegetabilifchen Urfprung. Bei und wird de 
meifte Branntwein aus Roggen oder auch aus Karkoffeln deftillivt. Um dirfem dad 
Fufelöl zu entziehen, womit er meiftend verunreinigt if, verfährt man am beſten auf 
die Weife, daß man die Altoboldämpfe durch eine 4 bis 6 Zoll hohe Schicht eines 
fetten, nicht durch Schwefelfäure gereinigten Deled gehen läßt, welches dad Fuſelöl 
"urüdhält, 

Brasilet, ſ. Roth holz. 

Brasilein ift die Bezeichnung für den rothen Farbſtoff, der ſich durch Oryda— 
tion aus farblofem Brafilin bildet. 


Brasiln, ein in dem Brafilien» oder Fernambukholze, wie auch im Kampede: 
oder Sapanholze enthaltener Farbitoff, der durch eine ziemlich umftändliche Behand: 
lung des mwäfferigen Extrakts mit Alkohol zc.erhalten wird. Es ryftallifirt in gold- 
gelben Nadeln, ift in Waffer, Alkohol und Aether mit ſchöner rother Farbe löslich. 
Häufig lagert er fich auch ald rohes Brafilin in den Farbholzextraktfabriken in den 
Bottichen ala röthlicher Bodenfab ab, aus welchem man darm dad Brafllin durch Auf 
löfen in Alkohol und Kryftallifiren leichter erhalten Tann. 


Braumbleiers, ſ. Grünbleierz. 


Brauneisenstein, fer oxydé hydraté, Brown Iron Ore, eine Bezeichnung, 
die auf verfchiedene Mineralien angewendet wird, deren chemiſche Zufammenfebung 


jedoch im Allgemeinen ald Eifenoryd mit verfhiedenen Mengen Hydratwaſſer angefehen 


merden kann. Die Brauneifenfteine enthalten meiftend auch Manganoryd und werden 


als reiche und leichtflüffige Eifenerze zum Ausbringen des Eifens fehr geihügt; tmegen 
ihres Mangangehalts eignet fih das davon verblaſene Eiſen ganz beismberd zur Stahl- 
bereitung. 

Braunit, brachytypes Manganer;, Braunite, red-oxyd of manganese. Mit 
diefem Namen Bat man das Braunfteinerz bezeichnet, welches fich meift im Pleinen 
Kryſtallen findet, halbmetalliſchen Glan; und eine dunfel= fhwarzbraune Farbe befikt, 


und feinem chemifchen Charakter nach reined Manganoryd Mn, O, ift; ed findet ih 


bauptfächlich in den Braunfteingruben ded Thüringerwaldes. 
Braunkalk, f. Bittertalt. 


Braunkehle, Lignite, Brown Cool; hierunter verfieht man im Allgemeinen 
die durch unterirdifche Humudgährung mehr oder weniger veränderte Holzfajern, die 
in den fefundären Gebirgäformationen oft mächtige Lager bildet. Dan unterfcheidet 
nicht weniger ald 9 verfchiedene Arten: 1) bituminöfes Holz; 2) Baſtkohle; 3) Na: 
delfchle; 4) Blattlohle, 5) gemeine Braunfohle; 6) Moorkohle; 7) Pechkohle; 8) erdige 
Braunkohle; 9) Alayunerde (bituminöfe). ü 

Braunkohlenkampfer, Bergtalg, Hatſchetin, Naphthein, Ozokerit. Die ver- 
fhiedenen, mit diefem Namen belegten Subftanzen gehören ſämmtlich der Braunfoh: 
lenformation an und bilden dem Meußeren nad fettartige, Eryftallinifche Maſſen, die 
jedoch in ihrem chemifchen Verhalten fehr von einander abweichen. 


Braunkehlenöl, ein Gemifch verfchiedener Produlte von der trodenen Deftilla- 
tion der Braunkohle, 
Braunspath, f. Bitterkalt. 


Braunstein — Braunsteinprobe. 9 


Braunstein, ©ladmacherfeife, peroxyde de manganere, savon de verrärie, 
gray-oxyde of manganese, Glasmacker-Soap. Das unter diefem Ramen im Hans 
dei vorfommende Mineral ift von fehr verfchiedener, ſowohl chemifcher, wie mineralos 
gifher Zufammenfegung. Der Chemiker verfteht darunter faft allgemein Mangan» 
überoryd, der Bergmann fördert aber unter dem Namen Braunftein faft alle Mangan» 
etze. Die vorzugdmeife entweder für fih allein oder unter ſich in den verſchiedenſten 
Berhältniffen gemengt im Handel mit dem Namen Braunftein belegten Manganerze 
frd: 1) Pyrolufit, (wahrer Braunftein, Oraubraunfteiner,, Manganese oxyd6 me- 
tallique, Grayoxyde ef Mangandse, die Berbindung von I Weg. Metall mit 2 
Ag. Sauerftoff; enthält 18,40 Proc. nugbaren Eauerftoff; 2) Braunit, brachptifches 
Manganerz, Brannite, mit 10,1 Proc. freiem Sauerftoff; 3) Manganit, Graubrauns 
feinen, wangandse oxyd6 hydrat6, Acerdese, mit 9,1 Proc. freiem Sauerftoff; 
4) Saugmannit, Schwarzmianganerz, pyramidales Manganerz, oxyde manganose 
pyramidale, Black - Manganese - Ore, mit 9,3 Proc. nußbarem Sauerftoff; 5) Pſy⸗ 
lomelan, Schwarzeifenftein, Manganese oxydé barytifere, mit 5,0 Proc. Sauerftoff. 
Dar Braunftein findet die audgedehntefte und wichtigfte Verwendung zur Darfteflung 
von Chlor und Ehlorkalt, wozu ed nothwendig ift, feinen Werth zu beflimmen. Dan 
bat ihn nach zwei verfhiedenen Richtungen zu prüfen; einmal, wieviel Chlor eine ges 
gebene Menge Braunftein bei der Behandlung mit Salzfäure liefert, und zum andern, 
wieviel Salzſäure hierzu erfordert wird. Für den erflern med wmendet man 
jur Prüfung einen Veberfhuß von Salzſäure an, um alles Chlor zu befommen ; für 
den andern Zweck beftimmt man in der Flüffigfeit den Ueberſchuß an Salzfänre; ſiehe 
Braunfleinprobe, 


Braunstein, piemonteflfcher, |. Epidot. 
Braunsteinblende; ſ. Nanganglanz. 
Braunsteinkies, ſ. ebendaſelbſt. 


 Braunsteimprebe. Bei der Prüfung des Braunſteins muß die Probe aus ben 
verfchiedenen Theiten einer Tonne entnommen fein, die mit einander gemengt und fein. 
gerieben werden. Bon diefem, die mittlere Zufammenfegung einer größeren Menge 
von Braunftein darftellenden Gemenge wägt man 1,111 Grm. ab, bringt fie in ein 
Jläfchchen, in welchem fih 10 Grm. fchwefelfaured KEifenoryduls Ummoniaf befinden 
und fügt ftarke rauchende Salzfäure im Uebtrfhuß hinzu, worauf man, um die Luft 
auszutreiben, noch einige feite Stüdchen von zweifach kohlenſaurem Natron hinein- 
wirft. Man verbindet diefes Fläſchchen mittelft einer Glasröhre, die luftdicht in daffelbe 
eingefeht ift, Tofe mit einem eben folchen Fläſchchen, dad mit Waſſer gefüllt ift und 
in welches die Röhre bis auf den Boden reicht, bringt den Inhalt mit der Probe 
um Kochen, kocht einige Minuten und läßt erfalten, wobei der Inhalt des zweiten 
Fläſchchens in das erfte übergegogen wird Man gießt vom Ungelöften ab und fügt zu 
der Flüffigfeit Shamäleonlöfung, bis fie eine röthliche Färbung angenommen bat. 
Dan zieht das verbrauchte Chamäleon von den 10 Grm. Eifenfalz (ſchwefelſ. Eifens 
omdul- Ammoniak) ab und berechnet den Reft deffelben auf reined Manganhyperorpd. 
3,92 Theile Eifenfalz entfprehen 0,4357 Manganhyperoxyd; 21,3 Kubikcentim. Cha: 
mäleontiter entfprechen 1 Grm. Eiſenſalz; womit alle Daten für die Berechnung ges 
geben find, Gefeht, man habe von Chamäleon, zum Rüdtitriren zu viel angewendeten 
Eiſenſalzes 2,14 Kubikc. nöthig gehabt, fo entfprechen diefe 0,1 Grm. Eiſenſalz; es 
ſind alfo in diefem Falle 9 Grm. des letzteren durch den angemenbeten Draumflein in 
Omdſalz verwandelt worden; ed maren alfo in den angewendeten 1,111 Grm. Braun: 


92 Brechweinstein — Brenzkampher. 


flein .1,0003 Grm. Manganhyperoryd enthalten. Durch einen zweiten Berfucdh finde 
man die Menge der Salgfäure, die eine Braunfleinforte zur Entwidelung einer ge 
wiflen Menge von Chlor erfordert. Zu diefem Zwecke legt man in bie faure Man 
ganchlorürlöfung ein gewogenes Stüd von feftem Marmor fo lange, bis feine Koh 
lenfäure mehr entweicht, nimmt cd alddann heraus, fpült ed mit Waller ab, trodne 
und wägt e8. Der ftattgehabte Berluft entfpricht der zuviel angemendeten Salzſäure; 
10 Theile aufgelöften Marmord entfprechen 73 Theilen waflerfreier un alfo 
etwa 220 Theile käuflicher Salzfäure, 

Brechweinstein, meinfteinfaure® Antimonoryd-Kali, Tartre stibic, ou emeti- 
que, emetic tarter, ein Doppelfalz aus 1 Aeq. weinfaurem Kali und 1 Meq. baſiſch 
weinfaurem Antimonoryd beftchend; wird erhalten, mern man zmeifach weinfaure 
Kali und Antimonoryd mit Waffer enthaltend digerirt, die entftandene Löfung filtritt, 
abdampft und kryſtalliſirt. Der Brechweinftein erfcheint in feharf ausgebildeten, farb: 
lofen, anfangs vollfommen durchfichtigen Kryftallen, die jedoch leicht an der Oberfläche 
etwas vermwittern; er ift bei 219 C. in 12,1 Theilen, bei 100° C. in 2,78 Xheilen 
Waſſer auflöslich, befigt einen anfangs ſüßlichen, Hintennach aber widrig metallifchen 
Geſchmack. Er befteht in 100 Theilen aud 14,12 Kali, 43,68 Antimonoryd, 39,50 
Meinfäure und 2,70 Waffer. 

Brein, f. Arbol-a-Breaharz. 

Bremerblau, Kalkblau, Neumiederblau, cendres bleu, bleu de Bröme, bleu 
verdifre, ein blaues Kupferoryd, welches als blaue Malerfarbe benugt wird, aud 
Bremergrün genannt, f. d. 

Bremergrün, eine bläulich- grüne Farbe ded Handels, welche als Hauptbeftand- 
theil kohlenſaures Kupferoryd mit fohlenfaurer Kalk» oder Bittererde und Thonerde 
enthält; wird, nach Bley, befonderd fchön erhalten, wenn man 1 Theil Kupfervitriol 
in 10 Theilen Waſſer auflöft, etwas Salpeterfäure zufeßt, 8 Tage ftehen läßt, filtrir, 
mit Kalkwaſſer verfeßt und mit filtrirter Pottafchenlöfung niederfhlägt, den Nieder: 
flag abwäſcht und, um ihm Glanz zu geben, mit Gummiwaſſer anrührt, und 
trocknet. 

Brennbarkeit, combustibilit6, combustibility, die Eigenſchaft eines Körpers, 
fih unter Licht- und Wärmeentwidelung mit einem andern Körper, gewöhnlich Sauer 
ftoff, zu verbinden. 

Brennstahl, acier de cementation, steel Of cementation, durch Glühen mit 
Kohle bei Abflug der Luft in Stahl verwandelted Stabeifenz f. Cementftahl. 

. Brennstoff, ſ. Bhlogifton. 

Brennstoffe, combostible, combustible broy, find die Materialien, deren 
wir und zur Hervorbringung fünftlicher Wärme im Großen bedienen, die wichtigften 
derfelben find: Holz, Holzkohle, Steintohlen, Koaks, Brauntohlen und Torf, mandt 
Länder find auf die getrodneten Audleerungen der Thiere angemwiefen und zumeilen 
werden auch Thierknochen als Brennmaterial benugt. In der neueften Zeit bedient 
man fi in den Küchen auch des Leuchtgafed ald Brennmaterial. 


Brensaconitsäure, ſyn. Staconfäure. 
Brengaepfelsäure, ſ. Maleinfäure. 
Brenskampher, ein von ®melin durch Zerſetzung von Alkohol⸗ und Aether 





1) 


Brenzcatechusäure — Brenzliche Säuren. 93 


dampfen in einer glübenden Röhre erhaltener tryftallinifcher Körper, der, nah Rei⸗ 
chenbach, mit Naphthalin Identiſch ifl. 
Brenseatochusäure, Brenzcatechin, ſ. Catechin. 
Brenschinasäure, f. Chinaſäure. 
Brenzeitronensäure, ſ. Staconfäure, : 


Brenzgallussäure, Pyrogallusfäure, acide pyrogallique, pyrogallic acid, 
zu ihrer Darftellung erhigt man bei 100° getrocknete Gallusſäure, am beften in einem 
Dels oder Ehlorzintbade, vorfichtig auf 210 bis 2200, dabei fublimirt die Säure in 
tein weißen Kryſtallen und fegt fi im Halfe der Retorte ab; vortheilhafter wird fie 
auf ähnliche Weife aus dem trodenen Ballapfelertraft erhalten. Die fublimirte Brenzs 
gallusfäure bildet ange Blattchen oder glatte Radeln; fie ift bei 139 in 24 Theilen 
Waſſer löslich, weniger leicht löslich iſt ſfie in Aether und Weingeift; ihre Löſung 
reagirt nicht ſauer und ſchmeckt bitter; ihre hauptſächlichſte Verwendung findet ſie in 
der Photographie; fie färbt dauerhaft braun. Sie beſteht aus 57,14 Kohlenft., 4,76 
Waſſerſtoff und 38,10 Sauerftoff. 

Brenzgallussäure-Salse, find nur lockere Verbindungen, die daher leicht durch 
andere Säuren zerfeßt werden. 

Brensharnsäure, fyn. mit Gyanurfäure. 

Brenskomensäure, ſ. Komenfäure, 

Brenslithefellinsäure, fon. mit Pyrolithofellinſäure; f. Rithofellinfäure. 

Brensmeconsäure, identifh mit Brenzkomenſaͤure. 

Srenzmoringerbsäure, das Zerfegungsprodutt der Moringerbfäure,: der Mo» 
tinfäure oder der Rufomorinfäure durch trodene Deftillation; ſ. Moringerbfäure, 

Brensschleimsäure, brenzliche Schleimfäure, Pyrofchleimfäure, acide pyro- 
mucique, pyromuelc acid. Sie entfteht bei der trodenen Deftillation der Schleim» 
fäure, wo fie als ein weißes kryſtalliniſches Sublimat erhalten wird; fie ift geruchlos, 
ſchmeckt fehr fauer, löft fih in 28 heilen Wafler bei 15% und in 4 Theilen kochen» 
dem Wafler. Die Auflöfung röthet ſtark Lackmus; in Alkohol ift fie noch leichter lös⸗ 
ii ald in Wafler. Sie befteht aus 53,57 Koblenftoff, 3,57 Waflerftoff und 42,86 
Sauerftoff. 

Brenstraubensäure, acide pyroracomique, pyroracemic acid, eine durch 
trodene Deftillation von Trauben» oder Weinfäure entftehende Säure. Die Säure 
wird, nach mehreren Operationen, in Geftalt eines dicken Syrups erhalten, der in der 
Kälte geruchlo®, beim Erwärmen jedoch einen äußerfi flechenden Geruch entwidelt. 

Brensvegelbeersäure,, fon. mit Naleinfäure. 


Brensweinsäure, acide pyrotartrique, pyrovinous acid, findet fich neben 
Brenztraubenſäure unter den Produkten der trodenen Deftillation von Weinfäure oder 
Zraubenfäure. Die übergegangene Slüffigkeit wird verdampft, worauf die unreine 
Eure auskryſtalliſirt. Die gereinigte Säure kryſtallifirt fehr Teicht, hat einen anges 
nehmen ſauren Gefchmad, ift geruchlo und löſt fich in 24 Theilen Wafler. Die kry⸗ 
Rallifirte Säure befteht aus 45,46 Koblenftoff, 6,06 Waflerfioff und 48,48 Sauerft. 

Brensliche Säuren, acides empyreumatiques ou pyrogends, empyreuma- 
tio acids, werden die eigenthümlichen durch trodene Deftillation organiſcher Säuren 
erhaltenen Säuren genannt; mit demfelben Namen bezeichnet man im Allgemeinen 


94 Brenzöle — Bromjod. 


auch die faure Sylüffigkeit, die bei der tradenen Deftillatign organifdder Stoffe erhal: 
ten wird, und wenigſtens zum guten Theil, aus Eſſigſäure befteht. 

Brenzöle, hüiles empyreumatiques, empyreumatic oils, find Proͤdukte der 
trockenen Deftillation organifcher Körper und je nach der Natur dafür wiederum ſebr 
verfchieden, ed find ſtets vielfach zufammengefeßte Verbindungen, die zum Theil fchon 
durch eine nochmalige Deftillation getrennt werden können. Sie werden hierbei in 
ein dünnflüffiges Del, Pyrolein und in einen ſchwarzen, harzartigen Rüdftand, Brand: 
harz, Pyrretin, zerlegt. 

- Brenzsäuren, f. brenzliche Säuren. 


Brillantine. Mit diefem Namen hat man eine Kompofition belegt, die zum 
Politen der Metalle dienen fol. Man erhält diefelbe, wenn man fih aus Guano 
durch Kochen mit Wafler ein Extrakt bereitet, won welchem 100 Theile mit 25 Thei: 
len calcinittem Tripel, 12 Theilen Weizenmehl und 10 Theilen Kochſalz mifcht, und 
über mäßigem Feuer fo lange erhißt, bis Alles zu einem gleichmäßigen Brei gemor: 
den ift, den man erfalten und erftarren läßt. Die Maſſe wird gepulvert und da? 
Pulver mit abfolutem Alkohol zum Poliren der Metalle und zum Schleifen von Glas 
benußt. 

Brod, pain, bread, das unentbehrliche, durch Gährung verfshiedener Mehlarten 
erhaltene Nahrungsmittel; außerdem bezeichnet man damit die Produkte mancher Subli- 
mationen, die die Form gewöhnlicher Brode haben, man fpricht daher von Campher⸗ 
Salmiafs u. f. m. Broden. 

Brogmartit, Glauberit, ein Mineral, welche® man in Spanien und Oeſterreich 
gefunden Hat, und aus gleichen Aequivalenten fchmwefetfaurem Natron und ſchwefel⸗ 
faurer Kalkerde befteht. 

Brom, Brome, Brome, bromine, dad Brom ift ein dem Chlor und Jod fehr 
ähnlicher Körper und wird aus den, Brommetalle enthaltinden Mutterlaugen durch 
deren Deftillation mit Braunftein und Schmwefelfäure erhalten. Das Brom bildet bei 
“ mittlerer Temperatur eine in dideren Schichten ſchwarze, in dünneren byacintrothe 
Flüffigfeit; hat ein fpec. Gew. von 2,98, vermifcht fih nicht mit Waller und befipt 
einen heftigen, chlorartigen Geruch; ‚fein Dampf wirkt ebenfo nachtheilig wie Ehlorgad. 
Sein Geſchmack ift brennend und zufammenfchrumpfend. - Zwiſchen — 20 bis — 
25° geht es in den feften Zuftand über und erſtarrt yı einer harten kiyſtallin iſchen Maſſe 
es ift in Waſſer nur wenig löslich, dagegen löft ed fich leicht in Alkohol und beſon⸗ 
ders in Aether. 

Brom-Ammenium, Bromehydrate d’ammoniague, bromide of ammonia, wird 
am einfachften durch Neutralifation von Brommaflerftofffäuze mit Ammoniak und Ab: 
dampfen der Löſung erhalten. Es bildet eine weiße Salzmaſſe, die ſich leicht in 
Waſſer und in Alkohol auflöft und daraus in Würfeln kryſtalliſirt erhalten wird; es 
beftebt in 100 Zheilen aus 18,37 Ammonium und 81,73 Brom. 

Bromindepten entſteht bei der Deſtillation eines Gemenges von feuchtem In 
digblau und Brom. 

Bromisatin, erhält man, wenn man den mit Brom behandelten Indige mit 
Waſſer auskocht. Es ift in der Füüſſigkeit neban Bibromiſatin gelöfb 

Bromjod, Brom und Jod verbinden nach mehreren Verhältniſſen mit ein: 
ander. Das Bromür wird erhalten, wenn man Brom mit überſchüſſigem Jod erhißt, 


| 
| 


Bromkiesel — Bromwasser. 95 


wo die. Verbindung in rothbraunen Dampien fich verflüchtigt, die fich zu Seinen far: 
renkrautähnlichen Kıyflallgruppen von brauner Farbe verdichten. Das Bromid ent 
fteht, wenn man der vorigen Verbindung noch Brom zufeßt und bildet eine duntel- 
braune, in Waſſer auflöslihe Flüffigfeit. 

Bromkiesel, Bromisilicium, wird erhalten, indem man über ein glühendes 
Gemenge von Kohle und Kiefelfäure Bromdämpfe leitet, Er bilder eine farblofe Flüſ⸗ 
figkeit, die bei 159 erftarrt und bei 148 bis 1500 C. fiedet. 

Brommetalle, Bromides, Bromures, haben in vielfacher Beziehung große 
Arhnlichfeit mit den Chlormetallen, und viele Metalle vereinigen fi) auch mit dem 
Brom direkt, oft unter ftarfer Erhizung. Die meiften Brommetalle find im Waffer 
lödlih, bei gemmöhnlicher Temperatur feft und kryſtalliſationsfähig; ihre Auflöfungen 
werden gefällt durch Silber-, Bleis und Quedfilberorgdulfalze. 

Bremphosphor, Brome de phosphore,, dad Brom bildet mit dem Phosphor 
zwei Berbindungen. Phoephorſubbromur bildet fich bei einem Ueberſchuß don Phose⸗ 
phor. Phosphorjuperbromid entfteht beim Hinzutreten von Brom zu der vorigen. 

Bromsäure, acide bromique, bromic acid, fie ift bis jept die einzige be» 
fannte Berbindung ded Bromd mit dem Sauerftoff; fie wird aus dem bromfautren 
Barpt mittelft Schwefelfäure abgefchieden und ift nur im mafferhaltigen Zuftande ala 
eine farblofe Flüſſigkeit bekannt. Sie beiteht aud 66,67 Brom und 33,33 Sauerftoff. 

Bromsäure-Salze, Bromates, Bromats, die meiften derfelben find leicht lös⸗ 
lich, keines vollkommen unlöslih in Wafler; im verdünnten Zuftande aber mer 
den die bromfauren Salze nur durh Silber und Quedfilberorpdullöfungen gefällt. 
In der Hiße zerfallen fie theild in Brommetalle und Sauerftoff (die Alkali», Erd⸗ 
metalle und Bromfilber), theild liefern fie Oyyde unter Entwidlung von Sauerftoffgas und 
Brom (Magnefium» und Zinffalze), theild erhält man ald Rüdftand ein Gemenge 
von Oryd und Bromür. Mit brennbaren Körpern erhitzt, detoniren fie; daffelbe ge- 
ihieht auch oft durch den Schlag, auch mit concentrirter Schwefelfäure benegt, erfolgt 
Entzündung. | 

Bromschwefel, Bromure de soufre, bromide of sulphur, das Bromür er- 
bält man durch Auflöfen von Schwefel in Brom; 80 Theile Brom nehmen 32 Theile 
Schwefel auf und bilden eine ölartige, rothe Flüſſigkeit. Untermirft man das Bros 
mür der Deftillation, fo wird ed zerfeßt; es verliert die Hälfte ſeines Schwefels und 
wird zu Bromid, welches auf 80 Theile Brom 16 Theile Schwefel enthält. 

Bromstärke, hromure d’amiden, bromide of amylum, wird in beftimmter 
Berbindung erhalten, wenn man eine Auflöfung von Stärke in Salzfäure mit einer 
mäflerigen Auflöfung von Brom vermifcht, wobei fie mit rothgelber Farbe ic ab» 
iheidet. 

Bromsticksteff, Bromure d’azote, Bromid of nitrogen, wird erhalten, wenn 
man zu Chlorſtickſtoff, der mit einer Schicht Wafler bededt ift, eine Auflöfung von 
Momkalium fegt; der Bromftidfkoff bildet eine dunkelrothe, ölige, ſehr flüchtige Flüf- 
Ngfeit, die fich fehr leicht zerfeßt, einen unangenehmen Geruch befigt und mit Phos- 
phot und Arſen ſehr heftig detonnirt. 

Bremäre, ſ. Brommetalle. 


Bromwasser; dad Brom ift in geringer Menge in Waſſer auflöslich; eine 
ſolche Auflsſung führt den obigen Namen. 


96 Bromwasserstoffsäure — Bruch. 


Bromwassersteflsäure, Acide hydrobromique, hydrobromio acid; man 
ſtellt fie am beften aus Brombarium dar, welches man durch Toncentrirte Schwefel. 
fäure zerfegt, wodurch die Säure frei wird, und als ein farblofes, ſaures, an der 
Luft rauchendes Gas von 2,731 fpec. Gewicht erfcheint. Läßt man das Gas in Waſ—⸗ 
fer treten und diefed fih damit fättigen, fo erhält man eine der Salzfäure ähnliche 
Flüffigkeit von 1,29 fpec. Gewicht, die an der Luft raucht; fie läßt fi ohne Ber 
änderung vollftändig abdeftilliren und bleibt auch an der Luft unverändert; aud in 
ihrem &hemifchen Verhalten zeigt fie mit der Salzfäure große Webereinftimmung. Sie 
befteht in 100 Theilen aus 1,23 Wafferftoff und 98,77 Brom. 

Brense, Bronze, hard brass-bronze. ine 2egirung von Kupfer, Zint, 
Zinn und Blei nach wechfelnden PVerhältniffen der einzelnen Metalle, die zu Monu 
menten, Gefhügen, verfchiedenen Werkzeugen u. |. mw. angewendet wird. ine gute 
Bronze ift röthlichgelb , feinkörnig im Bruch, von gleichförmiger Miſchung und dünn 
flüffig beim Schmelzen. 

Brensiren, bronzer, to brown, nennt man das Befeftigen eines bronzearti⸗ 
gen Ueberzuges auf verfchiedenen Gegenftänden. Kupfermünzen erhalte einen ſehr 
ſchönen Weberzug von Kupferorydul, wenn man fie blank polirt, in eine äußerſt 
ſchwache Auflöfung von 2 XTheilen Grünfpan und 1 Theil Salmiat bringt um 
darin fo lange liegen läßt, bis fie eine rothbraune oder braungelbe Farbe angenom- 
men haben, worauf man fie herausnimmt, mit Wafler abfpült und forgfältig ab- 
trocknet. Es giebt fehr viele Vorfchriften zur Erzeugung brongeartiger Ueberzüge, die 
bald mehr bald weniger ihren Zweck erfüllen und oft fehr umftändlih find. Por: 
cellan pflegt man zu bronziren, indem man der Maffe einen fehr dünnen Weber 
‚zug von Silber, Gold oder Platin giebt und damit einbrennt. Bildwerfe und Zier 
tathen von Holz, Gyps, Thon ꝛc. werden bronzirt, indem man fie mit einem bron- 
zenfarbenen Anftrich von Delfarbe verfieht und an den erhabenen Stellen durch Aufftreichen 
von zerriebenem unächtem Blattgold das Durchfchimmern des Metalld der Bronze 
nahahmt. Eine Kupferbronge für Tapeten und Buntpapier erhält man durch zwei 
maliges Ablochen von 10 Pfund Kampecheholz mit Flußwaſſer, Cindampfen der Brühe 
zur Hälfte und Zufaß von 20 Loth Zinnfalz. Der dunkelblaue Niederfchlag wird mit 
Seife und Wafler durch Aufreiben auf den betreffenden Gegenftand aufgetragen, der 
davon einen ſchönen Metallglanz annimmt. Eine ſchöne Bronzefarbe erhält man aud, 
wenn man wolfrtamfaured Kali oder Natron ſchmilzt, Wolframſäure bis zur ſauren 
Reaktion, dann Zinnoxyd bis zur Sättigung der Säure zuſetzt und alsdann die Maſſe 
pulvert. Das NRatronfalz giebt eine röthliche, das Kalifalz eine violette tangealNE 


Brot, ſ. Brod. 


Bruch, cassure, fracture. Der Bruch der feften Körper bietet fich entweder 
in vollfommen ebenen, für eine und diefelbe Subftanz fonftante Richtung zeigenden 
Flächen, oder in nicht völlig ebenen, oft undeutlichen Flächen von zufälliger Richtung 
dar, Die erfte Art ded Bruches kommt bei folhen Körpern vor, die Kryftallifationd: 
fähigkeit befißen, und wird die regelmäßige Theilbarkfeit (fiehe Blätter 
durchgang) derfelben genannt; die zweite Bruchart wird dann fchlechtweg mit 
Bruch (gemeiner Bruch) bezeichnet, und fällt mit den Ausdrüden: Gefüge, Struß 
tur, Tertur, Korn u. f. m. zufammen. Der gemeine Bruch ift nun entweder derb 
(mehr oder weniger eben, flach⸗, groß- oder Feinmufchlig, fplittrig ꝛc.), oder faferig 
(parallels oder ftrahlig = faferig), oder endlich erdigz bei dehnbaren Metallen nennt 
man den Bruch hadig. 





Brucin — Buchsbaumkohle. 97 


Bracin, brucine, brucin. Dan erhält das Brurin gelegentlich bei der Dar: 
ftellung ded Strychnins aus der weingeiftigen Mutterlauge. Man fättigt diefelbe mit 
verdünnter Schwefelfäure bis zur fchmachfauren Reaktidn; nach einigen Tagen ift 
Alles zu einem Kryſtallbrei von ſchwefelſaurem Brucin erftarrt; man preßt ihn 
aus, löſt ihn in Wafler, entfärbt mit Thierfohle und fallt durch Ammoniak das 
Prucin, man löſt es in fiedendem Weingeift, aus welcher Löfung ſich das Brucin 
dur freiwillige Verdunſtung in Kryftallen ausfcheidet. Es Iryftallifirt in farblofen, 
durhfichtigen,, geſchoben vierfeitigen Prismen, die das Hydrat ded Brucind find; zu 
jeiner Zöfung in Wafler bedarf es von kaltem 850 Theile, von fiedendem 500 Theile; 
ed ift auch löslich in Alkohol, unlöslich dagegen in Mether; mit Safpeterfäure ‘in 
Berührung färbt fih dad Brucin fchön roth. Es befteht in 100 Theilen aus 70,05 
Kohlenftoff,, 6,60 Waſſerſtoff, 7,11 Stickſtoff und 16,24 Sauerftoff. 

Brucinsalze, sels de brucine, brucin salts; fie befißen einen bittern Ges 
ſchmack und find meiftend fryftallifirbar; durch Salpeterfäure merden fie ähnlich wie 


das Brucin felbft, roth gefärbt; durch alle Alkalien, Bittererde, mie auch dur More 


phin und Strychnin werden fie zerlegt, indem ſich Brucin niederfchlägt., In der 
Wärme durch Aetzkali niedergefchlagened Brucin bildet eine zähe, klebrige Mafle von 
wafierfreiom Brucin, welches, in veined Waller gebracht, auffhwillt, und unter Aufs 
nahme von Hydratwaſſer zerfällt. 


Brüniren, brunir, polir, to polish, nennt man dad Berfahren, gewiſſe Me-- 


talle, namentlich Eifen, um daſſelbe gegen weiteres Roften zu ſchützen, mit einer dün— 
nen Orpdfchicht zu überziehen. Für Eifenwaaren empfiehlt fich bierzu ein inniged Ge- 
menge von 2 TH. Erpftallifirtem Eifenchlorid, 2 Th. fefter Spießglanzbutter und 1 TE. 
Galusfäure, in 4— 5 Th. Wafler gelöſt. Diefe Löfung wird mit einem Schwamm 
aufgetragen, der Gegenftand an der Luft getrodnet und diefe Operation mehrere Mal 
wiederholt, worauf man mit Wafler abfpült, trodnet und mit Leinölfimiß überzicht. 

Brunnensäure; eine ſtickſtoffhaltige, aus dem Eifenoder einer Quelle zu Lahr 
erhaltene Säure, die von Quell» und Quellſatzſäure verfehieden ift. | 

Brunelsäure, ein Produft der trocknen Deftillation der Steinkohle; fie bildet 
eine adphaltähnliche, glafige, glänzende, leicht zerreibliche Maffe; nicht genauer un⸗ 
terfucht. , 

Bryonin; ein eigenthümlicher, draftifch wirkender Stoff, der fi in der Wur— 
jel von Bryonia’ alba findet. Es ift eine gelbbraune, ertraktartige Subftanz, die fehr 
bitter ſchmeckt, in Waffer und Alkohol auflöslih und nit fryftallifirbar ift. 

Bubulin nennt Morin einen im Kuhkoth enthaltenen Stoff, welcher von Me- 
tallſalzen, Gallustinktur und Alaun jtarf gefällt wird, und deshalb bei Anwendung 
des Kuhmiftbades in der Färberei, wirkfam fein foll, 

Buchenrinde enthält, nah Braconnot, einen im Geruch der Banille ähn- 
lihen Stoff, außer dem Gerbftoff, einen eigenthümlichen rothen Farbftoff, Gummi ıc. 

Buchöl, f. Fette. \ 

Buchsbaummkohle; viefe Kohle ift ausgezeichnet durch ihr großes Abſorptions⸗ 
vermögen für Gasarten. Es abforbirt nämlich bei 28 Barometerfiand und 15° e. 
1 Bolum Buchdbaumfohle von 


Ammoniatgad. . . 90 Bolum. Delbildendem Gas 35 Bolum. 

Chloxrwaſſerſtoffgas. 5 „ Kohlenorydgae . 9,42 „ 

Schwefeligfäuregad . 65 „, Sauerſtoffgas . 9,25 „ 
9. d. techn. Ghemie. 7 


1 


N 


98 Bürette — Butyl. 


Schwefelwaſſerftoffgas 55 Volum. Stidgeag.7,660 Bolum. 
Stickſtofforydulgas. 40 „ Waſſerſtoffgas 1.755 „ 
Kohlenfänrega® . . 35 „ 

Bürette, burette, dropping glass, ein Inftrument, welches in der Maßanc- 
Iyfe gebraucht wird; fiehe diefe. 

Buntbleiers, ſ. Grünbleier;. 

Buntkupferers, Cuivre pyriteux hepatique, Purple copper. Gin Dline 
ral, welches jelten in regelmäßigen Kryſtallen, meift nur maffig erfcheint. Es ift dun- 
feltupferrotb bid tombakbraun, oft bunt angelaufen, undurhfichtig, faft metallifch glän⸗ 
zend. Nach den verfehiedenen Fundorten wechſelt auch das Berhältniß feiner Beftand- 
theile von Einfach » Schroefeltupfer und Einfach - Schwefeleifen. 

Butter. beurre , Butter, Beftandtheil der Mil der Säugethiere, aus welcher 
fih bei ruhigem Stehen die Butter, gemengt mit etwad Käfefloff und Mil, ald 
Rahm oder Sahne augfcheidet, und aus diefer durch anhaltended Schlagen ge 
wonnen wird. Die Flüffigkeit, in welcher nach dem Buttern die Butter ſchwimmt, 
beißt Buttermilch. . 


Butteressigsäure, Pfeudoeffigfäure, acide pseudacetigue, pseudacetic 
acid, ein Gährungsproduft aus unreinem weinfaurem Kalke, welche® auch aus 
einer kalkhaltigen Weinfteinmutterlauge erhalten wird, Sie befigt im concentrirten 
Zuftande den Geruch nah Effigfäure; mit Wafler verdünnt, den widrigen Schweiß 
und Käfegeruch der flüchtigen fetten Säuren. | 

Buttermilch, ſ. Butter. 


Buttermilchers, Buttermilhfilber, Earthy cornious Silver, nennt man ein 
früher zu Andreadberg vorfommended inniged Gemenge von Silberhornerz (Chlor- 
filber) und Thon. 

Buttermilchsilber, ſ. Buttermilcherz. 

Buttersäure, Butyrilſäure, acide butyrique. Dieſe Säure kommt häufig 
ſowohl im Thier- ald Pflanzenreiche vor; fie entſteht auch bei der ſtürmiſchen Gäh— 
tung des äpfelfauren Kalt, bei der Fäulniß ftidftoffhaltiger Thier- und Pflanzen 
ftoffe; bei der trocknen Deftillation von Delfäure, fowie aud duch Oxydation der 
Delfäure vermittelft Salpeterfäure. Zu ihrer Darftellung bedient man ſich am beften 
der Deftillation aus Johannisbrod, Siliqua dulcis, oder der Gährung von Nohrs 
zucker. Die Butterfäure ift eine waflerhelle, Teicht bewegliche Ylüffigkeit, bei 00 von 
0,988 fpec. Gewicht; ihr Siedepunkt liegt bei etwa 160 C.; bei — 209 Bleibt fie noch 
flüffig; durch fefte Kohlenſäure und Aether abgekühlt, Eryftallifirt fie in mafferhellen 
Blättchen. Die foncentrirte Säure zerftört die Haut wie Mineralfäuren, läßt fi in 
jedem Berhältniß mit Waller, Weingeift und Aether mifchen, und Löft Fette und fette 
Dele auf. Sie befleht in 100 Theilen aus 54,55 Koblenftoff, 9,09 Waflerftoff, 36,36 
Sauerftoff. 

Buttersäure- Salze; fie. entftehen, wenn Bafen oder Kohlenſäureſalze mit But- 
terſäure neutralifirt werden ; fie find kryftallifirbar, in Waller, meift. auch in Alkohol 
löslich; aus ihren koncentririen Löfungen wird auf Zufap von Schwefelfäure die 
Butterfäure al® eine leichte, ölige Schicht audgefchieden. 


Batyl nennt Kolbe das flüchtige Del, welches bei der Elektrolyſe des butter- 
fauren Kalks erhalten wird, und aus 83,71 Kohlenſtoff und 16,29 Waflerftoff befteht. 


> ‘ 








Butylamin — Caeadl. 99 


Batylamin, f. Batyfamin. 
Butylen, ſ. Batylen. 


Butyrin, Butterfett, butyrine, ein in der Butter enthaltenes flüffiges Lett, 
beflen voltftändige Trennung von den feften Beftandtheilen der Butter noch nicht ges 
lungen ift, welches man daher auch im völlig reinen Zuftande noch nicht kennt. 

Batyrol, ein Zerfeßungsproduft bei der trodnen Deftillation des butterfauern 
Kalte; es bildet ein dünnes Del, welches felbft in einem Gemenge von fefter Koh: 
lenſäure und Aether noch flüffig bleibt; e8 riecht durchdringend, zeigt einen brennen» 
den Geſchmack, hat ein fpec? Gewicht von. 0,82 und fiedet 950 C.; «8 befteht aus 
66,67 Koblenftoff, 11,11 Wafferftoff und 22,22 Sauerftoff. 


Butyrelsäure, ſynonym mit „butteriger Säure.“ € 
Butyren, findet fich unter den Zerfegungsproduften der trocknen Deftillation 
von butterfaurem Kalt, ; 


Butyrum Antimonli, beurre d’antimoine, butter of antimony, f. Anti- 
monhlorür, Antimonbutier. 


Butyrum Stanni, ſ. Jinndlorid. 


Buxin ift der Name eines noch nicht genau unterfuchten Alkaloids, welches fich 
in allen Theilen de® Burbaumd (Buxus sempervirens) finden fol. Es fchmedt bit- 
ter und erregt Nieſen; es ift in Waffer unlöslich; in Alkohol löſt es fich Teicht, in 
Aether ſchwierig; ed reagirt alfalifh und giebt mit Säuren Salze, die bitterer ſchmecken 
als die Bafe felbft. 

Bysselith, fon. mit Straplftein. 


C. 


Cacao, Cacaobohne, amande de Cacao, cacao-nut. Der Cacao iſt der 
Eamen von Theobroma cacao, eines ſüdamerikaniſchen Banmes aus der Familie 
der Bytineriaceen. Die Schalen betragen 10— 12 Procent vom Gewicht des Cacao, 
während in den Kernen 53,10 Del, 16,10 Pflanzeneimeiß, 10,91 Stärfe, 7,75 Gummi, 
201 rother Farbftoff und 0,90 Pflanzenfafer und eine eigene Bafe ded Theobromin 
(ſ. d.) enthalten find. 

Caeaeöl, Cataobutter, beurre de cacao, butter of cacao, cacaonut- oil; 
dad fefte Del der .Sacaobohnen, welches auf die Weife gewonnen wird, daß man die 
Bohnen, zur Entfernung der Schoten, fchwach röftet, dann pulvert, mit etwas Waf- 
fer anfeuchter, Hi8 zur Siedhitze des Waflerd ermärmt und dann auspreßt. Die frifch 
gepreßte Cacaobutter befibt eine gelb=grünliche Farbe, die beim Liegen an der Luft 
weiß wird, einen eigenihümlichen Geruch und angenehmen milden Gefchmad. Sie 
iſt härter ale Talg; ihr Schmelzpunkt wird verfchieden,, zwifchen 30 und 50% ©. an⸗ 
gegeben ; wenigſtens bleibt fie noch lange unter 509 C. flüffig; fpec. Gcwicht 0,91; 
ufommenfegung nah Bouffingault 76,6 Koblenftoff, 11,9 Waflerftoff, 11,5 
Sauerſtoff. Um die Cacaobutter, die in der neueren Zeit in großen Mengen fabrit- 
mäßig dargefielt wird, auf ihre Reinheit zu prüfen, löft man 6 Grm. in 100 Eubife. 
Aether bei 180 C. durch Umfchütteln auf. Wenn fie mit Wachs verfälfcht war, fo bleibt 

— 





100 Cacaoroth — Caement. 


die Flüffigkeit milchig; bleibt fie klar, fo fühlt man auf 00 &. ab, wobei fie fih 
milhig trübt, und beobachtet die Zeit und die Temperatur, bei welcher fie wieder 
ar wird. Wenn ſich die Mifchung fon nah 10 Minuten trübt oder Flocken ab» 
feßt, fo war die Cacaobutter nicht rein, bei reiner Cacaobutter tritt erſt nah 10—15 
Minuten bei 00 C. Trübung und bei 19— 20°C, volllommene Klärung ein; eine Ca⸗ 
caobutter mit 5 Proc, Rindstalg trübt fih nah 8 Minuten und fhmilzt und wird bei 
230 C. Har; mit 7 Proc. trübt fie fi; und wird nach 7 Minuten wieder Ear, bei 259 6. 


Cacaoroth, der in der Cacaobohne, enthaltene rothe Farbftoffz Darftellung duch 
Behandeln ded mweingeiftigen Extrakts mit Waſſer und Berdampfen des Auszugs. Es 
befigt eine farmoifinrothe Farbe, ift unlöslih in Wether und wird von Alkalien 
blau gefärbt, 

Cacaoschalen; die nah dem Röflen der Bohnen leicht — ——— Hüllen 
derſelben; fie werden als Surrogat für Kaffee benutzt. 

Cactin; ein rother Farbſtoff, welcher durch Ausziehen der rothen Blüthen von 
Cactus speciosus mit Alkohol erhalten wird. 

Cadets-Flüssigkeit, f. Kakodyl. 

Cadmiaz bei den Griechen der Namen für das Zink, welches ihnen durch Cad— 
mus befannt geworden war. 

Cadmia fornacum, f. Tutia alexandrina. 

Cadmia fossilis, f. Salmey. 

Cadmium, f. Kadmium. 

Caement oder Gement, cement, ciment, EN mit dieſem Namen wer⸗ 
den viele verſchiedene Produkte bezeichnet; ohne Näheres verſteht man darunter ge 
wöhnlich gebrannte Maffen, welche die Beftandtheile zur Bildung von Fiefelfaurem 
Kalt, außerdem aber auch Kali, Natron, Eifenoryd und Thonerde enthalten, fo daß 
fih die nach dem Anrühren mit Wafler erhärtete Maffe ald ein Kalk» Thonerdefilitat 
betrachten läßt. Als der vorzüglichfte gilt der englifche Portland»Gement, doch erifti- 
ven auch auf dem Kontinent mehrere Fabriken, fo unter andern in Stettin, welche 
ein dem englifchen faft gleihfommendes Produkt liefern. Bei fonft gleicher Zufam- 
menfeßung bat die urfprüngliche Befchaffenheit des Materiald, aus welchem die Ce 
mente hergejtellt werden, auf ihre Feftigfeit den größten Einfluß, und lockere Gefteine 
liefern im Allgemeinen ein nur geringes Produkt; je dichter dagegen das Geftein ift, 
ein um fo größeres fpecififched Gewicht hat auch der daraus gefertigte Gement, und um 
fo größer ift auch nach dem Erhärten feine Bindekraft und Widerftandsfähigfeit. Wo 
das geeignete Material nicht von der Natur ſchon geliefert wird, hat man Kalk (kohlen- 
fauren) und Thon, nach der Zufammenfeßung der englijchen Gemente, mit einander ge 
mengt und gebrannt, und auf die Weife Produkte erhalten, die zwar da, wo es ſich nur 
um den Widerftand gegen Waller handelt, fehr brauchbar find, allein die Güte der beſſe⸗ 
ren Cemente nicht erreichen; fie befiben ein weit geringeres fpec. Gewicht als jene, find 
lockerer und beſitzen, erhärtet; eine nicht bedeutende Widerſtandskraft, Selbſt die ber 
ften Semente ermeifen fi gegen die fortdauernde Einwirkung von Waſſer, befondere 
wenn diefed Ammoniaffalze enthält, auf die Länge der Zeit nicht immer vollfommen 
widerſtandsfähig. Sie erlangen jedoch diefe Eigenfchaft, wenn man fie bei ihrer 
Berwendung mit einer gewiffen Menge, bis zur Herftellung einer plaftifchen Maſſe, 
mit Fifchthran vermifht. Man kann alddann fogar mit gemöhnlichem gutem Kalfe, 
der mit wenig Waffer zu Pulver gelöfcht und bierauf mit fo viel Fifchthran ange 





Cämentation — Cämentstahl. 101 


fnetet wird, daß eine plaftifche Maſſe entſteht, einen vorzüglichen hydrauliſchen Ge: 
ment berftellen. Unter dem Namen Paria Cement fommt eine Sorte vor, die nicht 
zu den eigentlichen Gementen gerechnet werden Tann, indem fie lediglich ein gebrann- 
ter gang weißer Gyps ift. Noch mehr verfihieden von den kieſelſauren Berbindungen 
find der fogenannte Maftircement, fomwie auch der Adphaltcement. Sener befteht aus 
einem Gemenge von 35 Theilen Sand, 69 XTheilen Kaltftein und 3 Theilen Bleiglätte, 
weiched mit etwa 7 Theilen, am beften alten Reindld, zu einer gleichförmigen Mafle 
zufammengeflampft wird. Zur Bereitung des Aöphaltcement® verwendet man in 
Frankreich einen mit Asphalt durchzogenen Kalkftein, welchen man trodnet, pulvert, 
in einem eifernen Keſſel erhigt, mit 2 feines Gewichts gefchmolzenen Asphalts innig 
mengt und dann in Formen audgießt. In Deutfchland erfeßt man den natürlichen 
Asphalt vielfach durch eine Mifchung von Braun oder Steinkohlentheer und Harz, 
welchem man bis zur gehörigen Konfiftenz Sand oder gemahlenen kohlenſauren Kalt 
beimengt. — Zur Anferligung des in England unter dem Namen „Soncrete” be 
fannten Mörteld wendet man thonhaltige Kalkfteine an. Diefe werden gebrannt ge: 
mahlen und 1 Maßtheil derfelben mit 2 bid 3 Maßtheilen feinerem und gröberem 
Sande gemengt und bei dem Gebrauche mit der nöthigen Menge Waſſer angemacht. 
Ein vorzügliched Produkt foll erhalten werden, wenn man 1 Kubiffuß reinen gebrann⸗ 
ten Kalt (35 Pfund) mit 34 Kubikfuß feinem Flußſande und 12 Kubikfuß Waller 
(hell untereinander mengt und einftampft, Cine ähnliche Kompofition ftellt man 
aus 1 Theil Aetzkalk, 2 TH. gefiebter Steinfohlenafche und I Theil feinem Flußfande 
dar. Der fogenannte Marmorcement iſt gebrannter Gyps, der mit Alaunlöfung ges 
tränft und dann nochmald gebrannt wird. Einen fehr guten Studmarmor erhält ’ 
man, wenn man Gypsé mit Leimmwafler anrührt und dann — ſchwefelſaures Zink⸗ 
oryd zuſetzt. 

Cämentation, Cämentiren, cementation, cementation, cementing, hat 
man den Vorgang genannt, bei welchem ſich zwei Körper, ohne daß einer derſelben 
in Fluß geräth, unter Mitwirkung von Wärme zu einer chemiſchen Verbindung zuſam⸗ 
mentreten. Es iſt derſelbe Proceß, bei welchem auch die Stahlbildung vor ſich geht und 
hierbei auch zuerſt wahrgenommen worden. Doch giebt es noch mehrere Körper, bei 
welchen man ein ähnliches Verhalten beobachtet hat, wie beim Silber, Platin, Sti- 
dium und Palladium. Mit demfelben Ausdrud bezeichnet man auch den Vorgang, 
wo die Oxyde leicht reducirbarer Metalle, mit Kohle umgeben, einer höhern Tempe⸗ 
tatur audgefegt, in den regulinifchen Zuftand übergeführt werden. 


Cämentkupfer, cuivre de cementation, precipitated copper; in den Erz 
gängen der Kupferbergwerfe entſteht, theild durch Oxydation an der Luft, theil Durch 
dad zum Ablöfen des Erzed vorgenommene Feuerſetzen, aud dem Kupferfied, ſchwe⸗ 
felfaures Kupferoryd, welches fih in den Grubenwällern auflöft. Legt man in eine 
ſolche Auflöfung (das Cämentwaſſer) metallifched Eifen, fo wird diefed aufgelöft, 
während fich eine äquivalente Menge metallifehen Kupferd, dad Cämentfupfer, nieder: 
ſchlägt. Zaft überall, wo auf Kupfer gebaut wird, wird auch auf diefe Weife eıne 
gewilfe Menge Kupfer gewonnen; fo im Rammelsberg bei Goßlar, bei Altenberge im 
Erzgebirge, zu Neufohl und Schmöllnik in Ungarn, Fahlun in De: auf der 
Infel Anglefea u. ſ. w. 

Cämentstahl, acier de cementation, acier poule, steel of cementation, 


eine befondere Art von Stahl, die dadırd erhalten wird, daß man Eifenftäbe von 
eſwa 14 Zoll Breite und höchftend & Zoll Dide in Gementirpulver, ein Gemenge 


102 Cäsium — Caincusüure. 


von Kohlenpulver mit dem 10ten Theile Afche, dergeftalt einfüttert, daB fie ih we 
der unter fi, noch die Wände ded Kaftend qus feuerfeftem Thon, in welchen fie ein 
gejchloffen merden, berühren, und albsdann längere Zeit, 4 bis 10 Tage lang, im 
Glühen erhält. Anfangs giebt man gelindered Feuer, auch müflen die Kohlen von 
allen Seiten forgfältig gegen das Eindringen von Luft gefhüßt fein. Nach Beendi- 
gung der Operation werden die Stäbe, die ein raubes, blafiged Anfehen, und aud 
gegen 4 Procent an Gewicht zugenommen baben,. mit dem Hammer bearbeitet und 
zufammengefehweißt. Se öfter Diefe Operation wiederholt wird, um fo beſſer fällt bei 
fonft richtiger Befchaffenheit des Eifens, der Stahl aus, der aber olddann auch um fo 
theurer iftz; der große Preidunterfchied der verfchiedenen Etahlferten bat feinen Grund 
bauptfächlich in der mehr oder weniger häufigen N diefer Bearbeitungen 
unter dem Hammer. 


Cäsium, ein im Jahr 1860 von Bunfen und Kirchhof entdecktes und dem 
Kalium nahe ſftehendes Metall; daſſelbe findet ſich hauptſächlich in den Mutterlaugen 
einiger Salinen, doch immer nur in ſehr geringen Mengen. 

Caffeegerbsäure; die in den Gaffeebohnen enthaltene und an Gaffein, Kait 
und Bittererde gebundene, befondere Art der Gerbfäure, die fi wahrfcheinlich aud 
im Paraguaptbee findet. Man zieht zu ihrer Darftellung frifche Kaffeebohnen mit 
Alkohol aus, ſetzt Waſſer zu und fällt nad dem Kochen mit effigfaurem Bleioryd, 
wäſcht den Niederfchlag mit Waller aus, wertbeilt ihn in reinem Waffer und zerfebt 
mittelft Schwefelwaflerftoffgad. Nach dem Eindampfen des Filtrats bleibt die Gaf- 
feegerbfäure als eine gelbliche brüchige Maffe zurüd. Leimlöſung wird dadurch nicht 
gefällt, Gifenorydfalze färben fih damit grün. Die Caffeebohnen enthalten davon 
bis zu 5 Procent. Zufammenfegung 56,76 SKohlenftoff, 5,40 Waflerftoff, 37,84 
Sauerftoff. | = 

Caffeeidin, cine Pflanzenbafe, die aus der Zerfegung des Gaffeeind entſteht, 
wenn diefed mit Barytwaſſer gekocht wird. Zufammenfeßung : 50,00 Kohlenftoff 
714 Waflerftoff, 33,33 Stidftoff. 9,53 Sauerftoff. 

Caffeein. Diefes Alkaloid findet fih außer in den Gaffeebohnen und dem The 
auch in den Blättern von Ilex paragayensis und den Früchten von Paulinia sor- 
bilis. Künftlih hat man ed aus dem Theobromin dargeftellt; im Thee ift es biö 
zu 4 Procent, im Kaffee höchſtens bis zu 1 Procent enthalten. Zu feiner Darftel 
lung wird ein mäßriger Auszug des Thee's durch Bleieffig. gefällt, das Filtrat durch 
Schwefelwaſſerſtoffgas zerfeßt und zur Kryftallifation abgedampft. Es kryſtallifirt mit 
2 Aeq. Waſſer in feinen, feidenglänzenden Nadeln, die bei 100° waſſerfrei werden, 
bei 225° C. ſchmelzen und unzerfegt fublimiren. In altem Waſſer, Altohol und 
Aether ift es ſchwerlöslich, auch befigt es nur ſchwach baſiſche Eigenfchaften. Zuſam⸗ 
menfeßung 49,48 Koblenitoff, 5;15 WBaflerftoff, 28,87 Stickſtoff und 16,50 Sauerftoff. 

Caincasäure; cine hauptfächlich in der Wurzelrinde von Chiococca racemosa 
enthaltene Säure. Zu ihrer Darftellung foht man die gepulverte Rinde diefer Wur- 
zel mit Alkohol aus, Fällt dad Filtrat mit weingeiftiger Bleizuderlöfung , filtrirt und 
fällt die Flüſſigkeit durch bafifch-effigfaured Bleioryd, wäfcht den Niederfchlag aus, 
zertheilt ihn in Wafler und zerfeßt durch Schwefelmafferftoffgae. Die vom Schwe⸗ 
fel getrennte Flüffigkeit liefert beim Verdampfen die Caincaſäure als ein Haufwerk 
vierſeitiger Prismen. Auch aus dem erſten Niederſchlage läßt ſich noch etwas Cainca⸗ 
ſäure gewinnen, wenn man die nach ſeiner Zerſetzung durch Schwefelwaſſerſtoff er⸗ 
haltene Flüſſigkeit mit bafiſch-eſſigſaurem Bleioxyd fällt, und im Uebrigen wie ans 





Cojaputöl — Calcium. . 108 


gegeben verfährt. Die Caincaſäure befigt feinen Geruch, aber einen unangenehmen 
fharfen und bittern Geſchmack; in heißem Alkohol ift fie leiht löslich; von Waffer 
bedarf fie 600 Theile: die Löſung röthet Lackmus. Un der Luft ift fie unveränder- 
lich; in der Hitze verkohlt fie, ohne zu fchmelzgen. Zufammenfeßung: 67,38 Kohlen⸗ 
ftoff, 7,48 Waflerfloff, 35,14 Sauerftoff. 

Cajaputöl, ein ätherifches Del, welches aus den Blättern und Zweigen von 
Melaleuca leucodendron, eines auf den Moluffen einheimifchen Baumes, durh Der 
fillation mit Waffer gewonnen wird. Dad Cajaputöl ift fehr dünnflüffig und befibt 
eine eigenthümliche grünliche Farbe, die nicht felten, vielleicht abfichtlich, oder au 
nur zufällig aus der Deftillirblafe durch einen geringen Kupfergehalt noch erhöht ift. 
Für den medicinifehen Gebrauch fehreiben darıım auch die meiften Pharmakopden eine 
vorgehende Nektififation vor, wonach ed dann häufig eine gelbliche Farbe zeigt. Es 
befißt einen ftarfen, an Kampher und Rosmarin erinnernden Geruch und einen ähn- 
lihen erwärmenden Gefhmad. Das rektificirte riecht weniger ſtark und auch fein 
Siedepunkt ift gegen das natürliche um 20 C. höher (175° C.), fo daß es eine ges 
wife Veränderung erlitten zu haben frheint. Es befteht nah Blanchett aus 78,12 
Kohlenftoff, 11,49 Waſſerſtoff und 10,38 Sauerftoff. 

Cakingkeohle, houille grasse, Caking-coale, die engfifche Bezeichnung für 
die Steinfohlenart, die wir in Deutfchland Backkohle nennen, d. h. Kohle, die beim 
Verkohlen ſchmilzt, fih dann aufpläht und zu einer poröfen Maffe zufammenbadt. 

Calabarbohne, ordeal beane of calabar, die Frucht einer in Oberguinea 
bei Attarpah und Colobar wachfenden Leguminoſe (Physostigma venenosa), die in 
neuerer Zeit nach Europa gebracht wird und äußerſt giftig iſt; eine Cigenfchaft, bie 
fie einer in ihr enthaltenen organifchen Bafe, dem Phyfoftigmin verdantt. 

Calabarpapier, ein mit einer Auflöfung von Galabartinktur getränktes Papier. 

Calain, eine and 126 Theilen Blei, 174 Theilen Zinn, 14 Theil Kupfer und 
efwas Zink beftehende Legirung, die, in dünne Blätichen audgemwalzt, in China zum 
Auskleiden der Theekiſten verwendet wird. 

Calait (orientalifcher Türkis) ift in feinen rein gefärbten Abänderungen ein 
ſehr gefchäßter Edelftein von blauer und grüner Farbe, hauptfählich aus phoaphors 
faurer Thonerde und Thonerdehydrat, durch etwas phosphorfaure® Kupferoryd ges 
färbt, beftehend. > 


Caleination, calcination, calcination, ein in der Wiflenfchaft im Allgemeis 
nen nur noch wenig gebrauchter Ausdrud, mit welchem man auch feinen beftimmten 
Begriff bezeichnet, und auf Operationen anwendet, die die verſchiedenartigſten Pıos 
dukte liefern, wie calcinirte Soda, calcinirter Alaun, calcinirte, d. h. weißgebrannte 
Knochen 2c.; immer ift ed ein Glühproceß, den man darunter begreift, 


Calcium, calcium, calcium, das metallifche Nadifal der Kalkerde. Es kann 
fowohl aus völlig waflerfreiem geſchmolzenem Chlorcalcium mittelt des galvanifchen 
Etroms, ſowie auch duch Reduktion des Jodcalciums mit Ratrium erhalten werden, 
Es befist eine hellgelbe Farbe, ftarfen Metallglanz und einen hakigen, etwas körni⸗ 
gen Bruch; ift ſehr dehnbar, läßt fih zu dünnen Platten aushämmern, fchneiden 
und feilen. Sein fpec. Gewicht 1,58; in trodiner Quft hält ed fih einige Zeit, ohne 
feinen Glanz zu verlieren; in Waſſer entwidelt es heftig Waſſerſtoffgas und verman« 
delt ih im Kalkhydrat; ‚in der Glühhitze ſchmilzt ed und verbrennt bei Quftzutrikt 
unter ſtarker Lichtentwidelung zu Galciumoryd (Kalkerde). 


104 | Caleiumoxyd — Calomel. 


Caleiumexyd, f. gebrannter Kalt, 
Caleiumexydhydrat, f. gelöſchter Kalt. 


Caleiumsulfuret, Schmefelcalium, sulfure de calcium, sulphuret of cal- 
cium, or sulphuret of lime. Das Calcium bildet mit dem Schwefel mehrere Der: 
bindungen, die auch bei manchen technifchen Operationen ald Nebenprodukte auftre 
ten. Das einfach Schwefelcaleium entfteht, wenn man über in einer Porcellanröhte 
zum Glühen gebrachten Aetzkalk Schwefelwaſſerſtoffgas leitet; in den Apotheken ifl 
unter dem Namen Kalkfchwefelleber ein Präparat befannt, welches durch Glühen von 
gleichen Theilen Kalfhydrat und Schwefel, oder von 2 Theilen Kreide und 1 Theil 
Schwefel bereitet wird. Dies ift ein Gemenge von 3 Aequiv. Schmefelcaleium und 
1 Aequiv. fehwefelfaurem Kalk. — Durch Kochen von Schwefel mit Kaltmild erhält 
man eine tief gelbe Flüffigkeit, die hauptſächlich fünffah Schwefelcalium enthält, 
und in den Leinwandbleichereien ſtatt Seife Anwendung gefunden bat. 


Calendulin, eine Subftanz von wenig charakteriftifchen Eigenfchaften, die in 
den Blättern und Blüthen der gemeinen NRingelblume (Calendula vulgaris) enthal- 
ten ift und ſich im Allgemeinen als einen Pflanzenfchleim darftellt, der jedoch dad von 
diefem Unterfcheidende bat, in Alkohol auflöslich zu fein, und aus diefer Löfung 
durch Wafler in einem gallertartigen Zuftande gefällt zu werden. 


Calisaya, Galifayarinde, China de Calisaya; fie fommt aus der Provinz 
gleiche® Namens im füdlihen Peru. Im weiteren Sinne gehören hierher alle unter 
dem Namen gelbe oder Königd:Chinarinde befannten Sorten, während man im Hans 
del mit diefem Namen nur die größern flachen Stüden, die von dem Stamme und 
den dickern Aeſten genommen merden, bezeichnet. Die Mutterpflanze diefer Chinarinde 
ift noch nicht mit Sicherheit befannt. | 

Callutarinsäure, eine zu den Tanninfäuren gehörige und in dem Kraute 
der gemeinen Heide, Caluna vulgaris, enthaltene Subflanz. Zu ihrer Darftellung 
foht man dad Kraut mit Alfohol aus, deftillirt diefen ab, verdampft den Rüdftand, 
löſt in Wafler, filtrirt und fällt mit effigfaurem Bleioryd; wäſcht den Niederfchlag 
aus und behandelt ihn mit verdünnter Effigfäure; fällt das Filtrat mit bafifch »effig- 
faurem Bleioxyd, wäfcht den lebhaft rein gelben Niederfchlag aus, vertheilt ihn in 
Waſſer und zerfeßt ihn durch Schwefelwaſſerſtoff. Die filfrirte Flüffigkeit nimmt man 
in eine tubulirte NRetorte, leitet Kohlenfäure ein und verdampft in einem Chlorcals 
ciumbade, wobei die Gallutarinfäure als eine bernfteingelbe, geruchlofe amorphe Mafle 
zurüdbleibt. Ihre wäßrige Löfung mit Zinndhlorür und etwas Salzſäure verfekt, 
färbt mit Alaun gebeizte Wollen, je nach der Concentration der Löſung, fehmefelgelb 
bis chromgelb. Die wafferhaltige Säure befteht aus 49,71 Kohlenftoff, 7,65 Waſſer⸗ 
ftoff und 42,64 Sauerftoff. Mit Mineralfäuren behandelt, geht fie in einen eigen: 
thümlichen gelben Farbſtoff über, den man den Namen: 

Calluxanthin heigelegt hat. 


Calomel, Queckſilberchlorür, falzfaured Quedfilberorydul, Protochlorure de 
Mercure, Calomel, chloruret of quicksilver, Diefer Körper führt noch eine Menge 
anderer, jedoch nur noch wenig gebräuchliche, höchft uneigentliche Namen, die ihm 
bei feiner häufigen Anwendung in der Heilkunde beigelegt wurden, um dem Patien: 
ten nicht wiſſen zu laſſen, daß er mit Quedfilber, vor welchem man von jeher eine 
gewiffe, wohl zu entfchuldigende Furcht hegte, behandelt werde. Zu feiner Darftellung 
giebt es ebenfalld fehr verfchiedene Vorfchriften, Doch wird er größtentheils durch Subli⸗ 





Calorimeter — Camphor. 105 


mation eined innigen Gemenges von metallifhem Quedfilber und Quedfilberchlorid 
getvonnen. Das Sublimat wird aufs Feinſte zerrieben und zur Entfernung von etwa 
vorhandenen unzerfeßten Doppel» Ehlorquedfilber aufs Sorgfältigite mit Waſſer aus- 
gervafchen. In neuerer Zeit hat man die Einrichtung auch wohl dergeftalt getroffen, 
daß mit den Dämpfen des Chlorürs Wafferdämpfe fi mifchen, wodurch das Calo— 
me ſchon von Bornherein in einem höchft fein zertheilten Zuftande erhalten wird und 
nur noch mit Waller gemafchen zu werden braucht. Das Calomel ift entweder ein 
weißer ftrablig kryſtalliniſcher Körper oder es bildet ein äußerſt zartes Pulver, melches 
in Waffer fo gut wie unlöslich ift, auch) von Säuren wenig oder gar nicht angegrif- 
fen wird; durch äßende Alkalien wird ed unter Abfcheidung von Quedfilberorydul 
jerlegt.. Zufammenfebung: 84,50 Quedfilber und 15,50 Chlor. 

Calerimeter, ein Apparat, welcher zur Beftimmung der fpecif. Wärme (f. diefe) 
eined Körpers dient. 

Calerimeter, Depplagrator, kräftiger Voltaifcher Apparat, der zur Hervor 
bringung bober Hißegrade angewendet wird und gewöhnlich aus Einem oder nur 
wenigen Blattenpaaren von großen Dimenfionen befteht. 

Campechehelz, Blauholz, bois de Campeche, logwood, dieſes allgemein 
befannte und vielfach benutzte Farbeholz ftammt von Haematoxylon campechianum, 
einem großen, in Südamerika wachſenden und zur Familie der Leguminofen gehören» 
den Baume. Seine Anwendbarkeit in der Färberei verdankt ed einem eigenthümlis 
hen, leider nicht fehr haltbaren Farbftoff, dem Hämatorylin. Außerdem enthält das 
Bauholz einen fetten oder harzartigen Körper, dad Hämatin; einen braunen, unlös⸗ 
lihen Stoff, Pflanzenleim ıc. 


Campecheholsextract, dieſes jet vielfach ftatt des Blauholzes angemendete 
ı Produtt, wird an Ort und Stelle durch Abdampfen einer Abkochung ded Holzes ge⸗ 
wonnen und in großen Stüden von braunrother Farbe und ſtark glänzendem, mufch- 
ligem Bruche nach Europa gebracht. Beim Auflöfen in Wafler hinterbleiben 25 Proc. 
Rückſtand, eined harzartigen. fchwarzbraunen, in der Wärme leicht ſchmelzenden, allein 
nicht verfeifbaren Stoffe. 


Camphene, mit diefem Namen bezeichnet man die befondere Klaffe von ätheri- 
(hen Delen, die fauerftoff» und ſchwefelftei find und den Kohlenftoff und Wafferftoff 
in dem Verhältniß von 5C : 4H enthalten; doch wird ihre chemiſche Formel theils 
durch 20C : 16H, theild durch A0C : 32H dargeftelt. Viele find aber auch im 
engeren Sinne ifomer und unterfcheiden fih oft nur durch einen verfchiedenen Geruch 
oder verfchiedenes Verhalten gegen polarifirte® Licht. Mit Jod zufammengebradht, 
findet unter lebhafter Erwärmung eine Art von Berpuffung ftatt, wobei ein Theil 
Bafferftoff durch Jod fubftituirt wird. 


Camphin, unter diefem Namen fam vor etwa 12 Jahren ein Beleuchtungs- 
material im Handel vor, welches durch Deftillation von Terpentinöl und Waſſer mit 
einer gewiffen Menge Chlorkalk dargeftellt wurde; zumeilen aber auch aus blos gerei- 
nigtem , vollkommen barzfreiem Zerpentinöl beftand. Auch mehrere Mifchungen aus 
Rarlem Alkohol und Terpentinöl (3 : 1), aus Alkohol, Terpentinöl und Aether mit 
ewad- Sampher- und ohne diefen, führen den Namen Camphin oder Camphingas. 


Campher, Campher, Camphre, Camphor, Camphire. Der gewöhnliche Gam- 
pber des Handeld, den man auch japanifchen Campher nennt, wird aus Persea 
(Laurus) Camphora gewonnen, in deffen Holz er in großerMenge enthalten, zuweilen 


106 Camphorsäure — Candis. 


in Kryftallen abgelagertift. Zu feiner Gewinnung erhitzt man dad Holz in eifernen Deſtillir⸗ 
apparaten, deren thönerner Helm mit Reißftroh ausgelegt, woran der Campher fich in Kry⸗ 
ftallen abſetzt. Auf dieſe Weife erhält man den rohen Campher, der in Guropa, durch Su— 
blimation mit etwas Kalt und Kohle in gläfernen Kolben gereinigt und als raffi: 
nirter Campher in den Handel gebracht wird. Der Campher ftellt eine farblofe, durd 
fihtige, kryſtalliniſche Maffe dar, befigt einen ſtarken durchdringenden Geruch, und 
aromatifch fcharfen, bittern Gefhmad. Bei der Sublimation oder aus alfoholifcer 
Löſung Fryftallifirt er in Oktasdern oder Hfeitigen Dftaöderfegmenten. Er ſchmilzt 
bei 175° C. und kocht bei 205° C., fein fpec. Gewicht ift 0,985; er befibt eine 
gewiſſe Zähigfeit und läßt fih daher, außer unter Zufab von Alkohol, nur ſchwer zu 
Pulver zerreiben. 1000 Theile Waffer löfen 1 Theil Campher; ; leichter löſt er fih in 
Alkohol, Aether, fetten und flüchtigen Delen, jo wie auch in foncentrirter Eſſigſäure. 
Mit Jod vereinigt er fih zu einer braunen, in Waſſer und Alkohol auflöslichen 
Berbindung, mit Schwefel und Phosphor fann er zufammengefchmolgen werden E 
befteht in 100 Thln. aus 78,94 Kohlenſtoff, 10,58 Waflerftoff und 10,58 Sauerftof. 
Seine Auflöfung in Alkohol dreht die Polarifationd- Ebene rechtd. Das Del von Ma- 
tricaria Parthemum liefert bei der Deftillation zwoifchen 200° und 2300 C. Kıy 
ftalle, die dem Kampber in allen Beziehungen ähnlich find, nur daß fie die Po 
larifationdebene nach linfs drehen; der aus dem Lavendelöl fi abfehende Bam: 
pher, im Uebrigen mit dem gewöhnlichen identifch, verhält fih optifh un wirkſam. 
Der auf Borneo aud Dryobalanops Camphora (Borneo = Sampher) gewonnene 
kryſtalliniſche Etoff, der fih in dem Holze diefed Baumes ebenfalls kryſtalliniſch ab- 
gelagert findet, befißt einen dem gewöhnlichen Campher fehr ähnlichen Geruch, und 
kryſtallifirt wie dieler in farblofen durchſichtigen Oktaëdern, ift jedoch leicht zerreiblich. 
Er ſchmilzt bei 1800 E und fiedet bei 2120 C. und dreht die PBolarifationdchene 
nach rechts. Er ift auch hemifch von dem gewöhnlichen Campher verfchieden, indem 
er 2 Aeq Waffer mehr enthält, al® diefer, die man ihm durch Behandlung mit Gab 
peterfäure entziehen und ihn fo in gewöhnlichen Campher, fo wie man diefen durd 
Behandlung mit altoholifcher Kalilöfung umgekehrt in Borneos Gampher verwandeln 
kann. Zufammenfeßung 77,92 Kohlenftoff, 11,69 Waflerftoff und 10,39 Sauerſtoff. 


Camphersäure, acide camphorique, camphoric acid, entfteht bei der Ber 
handlung von gewöhnlichem Campher mit Salpeterfäure. Die Ummandlung erfolgt 
jedoch nur fehr Tangfam, fo daß e8 längere Zeit (viele Tage) dauert, bevor die Try 
dation des Camphers beendigt ifl. Beim Abdampfen der Auflöfung ſcheidet fich die 
Campherſäure in farblofen, durchſichtigen, fchuppigen Kryftallen aus. In kaltem 
Waſſer ift fie ſchwer, feicht aber in heißem Waffer, Alkohol und Aether auflöstich; fie 
beftebt aus 60,0 Kohlenftoff, 8,0 Waflerftoff und 32,0 Sauerftoff. 


Cancrinit, ein bei Mead am Ural vorkommendes Mineral ‚ welches feiner Zus 
fammenfegung nad, nämlih 2NaO,SiO, + (Al, O,, Si O,) + Cal, CO, getrennt, | 
einen vorzüglichen Cement abgeben würde, fofern es in größeın Maffen an: 
getroffen würde. 


Candis, sucre candi, sugar candy, Candiszucker nennt man den unmittelbar 
aus dem Zuckerſaft in großen Kıyflallen anfchießenden Zuder. Man benupt zu feiner 
Darftellung vorzugämeife folde Zuderfähte, deren Gehalt an Erpflalifirbezem Zuder 
nit groß ift, wo alfo die Kıyftallifation nur langfam von ftatten geht und in 
Folge hiervon große Kryſtalle fih bilden können, Der gewöhnliche Bandißzufer zeigt 





Cannabin — Cagutschuk. 1.07 


darum auch ſtets eine braune Farbe, mährend der weiße Candis meniger häufig in 
größeren Kryſtallen, die ſchwieriger zu erhalten find, erfcheint. 

Cannabin, cine aus dem indifchen Hanf, Cannabis indica, dargeftellte Sub: 
ſtanz, welchem die Pflanze, fo wie auch dem daraus bereiteten Hafchifch ihre nar⸗ 
totifhe Wirkung verdanten. 


Cannelkeble, Lichts oder Leuchtkohle, houille compacte, Candle or Cannel 
coal, von den verfchiedenen Kohlenarten Englands eine der Beſten. Sie hat eine 
tieffihwarze Farbe und einen glänzenden, flahmufchligen Bruch. Sie ift nicht fehr 
Ipröde, Täßt fih auf der Drehbank bearbeiten, nimmt eine fehöne Politur an und wird 
darum zu allerhand Luxusgegenſtänden, Hals- und Armbändern ꝛc. verarbeitet; fie 
verbrennt mit heilleuchtender, weißer Flamme, daher auch ihr Name, 


Cantharidin, cantharidine, der wirffame, blafenziehende Veftandtheil der ſo⸗ 
genannten ſpaniſchen Fliege (Lyta vesicatoria). Man erhält dieſen Stoff, wenn 
man die Santhariden mit Aether oder flarfem Alkohol audzieht und die Auflöfung, 
hyfallifiren läßt. Dad Chantharidin bildet farb» und geruchlofe Tafeln, ſchmilzt bei 
210°, wobei es zum Xheil fublimirt, ift in Waſſer unlöslich, löslich aber in Aether, 
heißem Alkohol und Nikalien; auf der Haut zieht es Blaſen; es befteht in 100 Thin. 
aus 61,23 Kohlenftoff 6,12 Wafferftoff und 32,65 Sauerftoff. 

Cantens-Phospher, cin Präparat, welches die Eigenfchaft beſitzt, im Dunfeln 
zu leuchten und feiner Hauptmafle nah aus Schmefelfalcium beftebt. Es giebt ver: 
ihiedene Borfchriften zur Darftellung eines folchen Leuchtſteins. Nah Canton 
merden 3 Theile feingefiebte Aufterfchaler mit 1 Theil Schmwefelblumen aufs innigfte 
gemengt und 1 Stunde lang heftig geglüht; eine Borfchrift von Grotthuß verlangt 
ganze Anfterihalen, die mit Schmwefel gefchichtet, mäßig geglüht werden. Nach 
Deffaigne wird auch durch Glühen von mit Mehl vermengtem Kalf ein Leuchtftein 
erhalten. Ihres Bittererdegehaltd wegen werden die Aufterfchalen, zur Bereitung, eines 
guten Canton'ſchen Phosphord, dem Kalfe vorgezogen. 


Caoutschuk, Kautſchuk, Federharz, elaftifched Harz, Gomme elastique, Elastic 
gum, India rubber. Dos Caoutſchuk fteht den ätherifchen Delen und dem Harzen 
nabe, ed kann jedoch weder zu diefen noch zu jenen gerechnet werden, Es fommt in 
den Milchfäften vieler Pflanzen, namentlih der Euphorbiaceen, Urticeen und Sapoteen 
vor, wahrfcheinfich aber nicht in gelöfter Form, fondern nur fein zertheilt. Wird der 
Saft in dünnen Schichten der Luft ausgeſetzt, fo erhärtet er und verwandelt fich 
wiegt in eine zufammenhängende, mehr oder weniger zähe oder elaftifhe Maife. 
Dos im Handel befindlihe Caoutſchuk wird je nach den Ländern, aus melchen es 
u und gebracht wird, aus fehr vielen verfchiedenen Pflanzen gewonnen. So aud 
Siphonia elastica, S. Cahuchu (ſynonym mit Hevea Caoutshuk, H. Gyainenses 
und lotropha elastica) in Südamerifa, aus Urceola elastica auf Sumatra und 
Java; aus Ficus elastica, indica und religiosa in Oftindien; aud Arlocarpus in- 
dsa und integrifolia in Weftindien. Außer den genannten giebt ed noch andere 
Pflanzen, von welchen diefer Stoff geliefert wird. Kürzlich find noch 2 neue Bezugds 
quellen von Caontſchuck, eine in Südamerika (Balata oder Balata von Guyana), die 
andere in Saya befannt geworden. Die erfte ijt die getrodnete Milch von Sapota 
Muelleri, welche zwifchen Gaoutfchuf und Guttapercha fteht, indem fie mit erfterem die 
Claſticität, mit leßterer die Zähigkeit gemein hat, aber bei einer höheren Temperatur 
erveicht und fehmilzt als dieſe. Die Balatamilch fol das befte Mittel fein, um Zeuge 
waflerdicht zu machen. Die Balata felbft, das befte Iſolirmittel für galvanijche Leis 


108 Caoutschuk. 


tungen. Das Gaoutfhut von Java führt den Namen Afarkarat, ftammt von einer 
Schlingpflanze und befißt alle Eigenfchaften des Caoutſchuks, ift aber noch elaftifcher 
und nicht Mlebrig; bei forgfältiger Einfammlung kann Java jährlich 180,000 Pfund 
davon liefern. Im Handel fommt das Caoutſchuk als Milchſaft, als Flafchen - und 
als Epedgummi oder Gummifpel vor. Sener befißt eine gelbliche Farbe, eine did: 
liche, rahmahnliche Konfiftenz und einen - fänerlihen, fauligen Geruch. Nad einer 
Analyſe von Faraday enthält derfelbe in 100 Theilen 31,70 Caoutfſchuk. 


31,70 Caoutſchuk, 
1,90 Eiweiß mit Spuren von Wache, 
7,13 eines eigenthbümlichen ftidftoffhaltigen Stoffe, 
2,90 einer in Alkohol und Wafler unlöslihen Subſtanz, 
56,37 Waffer mit einer freien Säure, die DBleifalge und Eiſenſalze, 
ohne fie zu fällen, grün färbt. 
100,00. 


Das fpec. Gem. fand Faraday zu 1,01174; beim Erhißen, fo wie auf Zuſatz 
von Alkohol gerinnt der Saft. Der Luft audgefeht, erhärtet er hald und liefert 45 
Procent feined Gewichts eines braunen Gummis; mit Waffer läßt er fih in allen 
Berhältniffen vermifhen. Das Flafhengummi wird auf die Weife hergeftellt, daß 
man den Saft auf Formen von getrodnetem Thon reicht, über rußendem feuer 
trodnen läßt, wodurch er feine ſchwarzbraune Farbe erhält und dies fo viel Mat wie 
derholt, bis der Meberzug die erforderliche Dice erlangt hat, worauf man die Formen 
zerfchlägt oder durch Aufweichen in Waffer entfernt. - Das fogenannte Speckgummi 
bildet 2 bis 3 Zoll die Tafeln, die wahrfcheinlich auf die Weife erhalten werden, 
daß man den Saft aud dem Stamme in untergefegte Gefäße fließen läßt. Es Bilde 
eine von Außen unebene braunfchwarze, im Innern poröfe undurchfichtige weiße Mafle, 
die weißem, dichten Käfe fehr ähnlich fiehbt und beim Zerfchneiden einen fauligen 
Geruch verbreitet. Zur Darftellung von reinem Caoutſchuk fann man fi des Saftes 
bedienen, der mit dem Afachen feines Volums Waffer verdünnt wird, worauf fi nad 
24 Stunden das Caoutſchuk auf der Oberfläche in Geftalt eined weißen Rahmes an: 
fammelt, oder man löft dad Rohproduft in Chloroform, läßt die Auflöfung fi 
volftändig Mären, gießt fie vom Bodenſatz ab und vermifht fie mit Altohol, modurd 
das Caoutſchuk gefällt wird. So gereinigt gleicht ed im Anfehen dem arabifchen 
®ummi und hat ein fpec. Gem. von 0,960. In der Kälte ift ed hart, doch nid! 
fpröde, in der Wärme aber weich und vollfommen elaftifch , bei 2000 C. ſchmilzt es 
unter DBeränderung feiner Eigenfchaiten und zerfeßt fih bei höherer Temperatur, ſich 
vollftändig verflüchtigend. Es klebt leicht aneinander, befonderd zwei frifche Schnitte, 
wenn fie vorher nicht berührt wurden. In Wafler und Weingeift ift e8 vollfommen 
unlöslih, in Aether und Steinöl quillt ed auf und löft fich zum Theil. In Terpen: 
tinöl und andern flüchtigen Delen, befonders in Steinfohlentheers und Caoutſchuköl, 
fo wie auch in Schwefeltohlenftoff und Chloroform findet eine vollkommene Auflöfung 
ftatt, aud welcher, nach dem Berdunften, dad Caoutſchuk mit feinen urfprünglichen 
Eigenfchaften zurücbleibt. Das bid zum Schmelzen erhigte Caoutſchuk bleibt auch in 
niederer Temperatur weich und klebrig und ift daher ſchon bis zu einem gewiffen 
Grade verändert. Durch längere Digeftion mit fauftifchem Ammoniak fäßt es fih in 
diefem auflöfen, wird alddann dad Ammoniak durch Erwärmen verjagt, fo fcheidet 
fih dad Caoutſchuk in einem emulfiondartigen Zuftande au® und zwar fo fein zertheilt, 
daß es ähnlich wie in dem frifchen Saft eine Art Rahm nder Milch bildet. Seine 


l 


Caoutschuk. 109 


werthvollen Eigenfchaften haben dem Caoutſchuk die mannichfachhfte- Anwendung ges 
geben und es dient daher zur Befriedigung einer Menge der verfchiedenartigften Bes 
dürfniffe, Das von dem Handel gebotene Caoutſchuk ift aber weder durch feine 
Beſchaffenheit, noch durch feine Form geeignet um Platten, Kugeln, Priömen, 
Schienen u. dergl. daraus anfertigen zu können und bedarf daher einer vorauögehen- 
den Zubereitung und Reinigung. Died gefchieht auf die Weife, daß man Plein zer⸗ 
ſchnittenes Caoutſchuk in einen eifernen Cylinder bringt, in welchem fich eine. mit 
ftarken eifernen Haden oder Zähnen verfehene, mittelft einer Welle drehbare Platte 
befindet, die fo breit ift, Daß fie von den Wänden des äußern Cylinderd nur 3° ents 
fernt bleibt. Der obere Theil ded Cylinders ift zum Abheben, um die Cautſchukrollen 
nad hinreichendem Kneten herausnehmen zu können, Sie bleiben alddann mehrere 
Morate an der Luft Tiegen und werden nun, mehrere derfelben aufeinander gelegt," in 
10 Fuß lange, 1 Fuß breite eiferne Käftchen gebracht, mit einer 2 Zoll ftarfen eiferz 
nen Platte bedeät und mit Hülfe einer bydraulifchen Preffe, während man die Tems 
peratur auf 30 — 40° hält, allmälig zufammengepreßt und 6 bid 8 Tage in diefem 
Zuftande ftehen gelaffen: Die einzelnen Caoutſchukſtücke fhmelzen alddann vollfonımen 
zufammen und man erhält ein einziged homogenes Stück Caoutſchuk, aus melchem 
dann die verfchiedenen Gegenftände angefertigt werden fönnen. Das Princip der 
Verarbeitung ded Caoutſchuks beruht im Allgemeinen darauf, das Material auf irgend 
eine geeignete Weife zu zerreißen und zu zertheilen und diefe kleineren Theile, die die 
Eigenihaft haben zufammenzufieben, durch Preifen in beliebigen Formen yieder zu 
einem Ganzen zu vereinigen. Wenn es fih nicht um große Mengen handelt, fo läßt 
fh dad Caoutſchuk, nah Hurtzzig, auch auf die Weife bleichen und reinigen, daß 
man daffelbe in Meine Stücke zerfhnitten, in ein dicht verfchliegbared Gefäß bringt 
und unter befländigem Umfchütteln in Chloroform auflöſt. Man führt alddann 
mittelft eine® bi8 auf den Boden des Gefäßed reichenden Rohres einen Strom von 
Chlorga®, bie die Maſſe eine gleichmäßig belle Färbung zeigt. Die Löfung wird 
dann in ein Gefäß, in welchem Alkohol befindlich, .gegoffen und dort gehörig durch⸗ 
gerührt und die audgefchiedene feſte Maffe gehörig durchgefnetet. Die gemonnene 
weiße Maffe wird mit wenig Chloroform unter fletem Umrühren wieder aufgeſchwellt 
und dann, je nachdem man leichtere oder ſchwerere Stoffe in mehr oder minder reiner 
Beige darftelen will, mit größeren oder kleineren Quantitäten von Kalt, Schwer: 
fpat u. f. w. vermifcht und unter einer  fräftigen Preffe zu Platten oder Blöden zu- 
fammengepreßt. Das gereinigte oder reine Caoutfchuf befteht aus 8 Aeq. Kohlenftoff 
und 7 Aeq. Waſſerſtoff, dem Gewichte 2a in 100 Theilen aus 86,79 Koblenftoff und 
13,24 Bafferftoff. 

Caoutschuk, vuifanifirtes, mit diefem fehr uneigentlihen Namen wird das mit 
Schwefel verbundene Caoutſchuk bezeichnet. Die Verbindung fann auf verfchiedene 
Beife bewirkt werden, entweder durh Gintauchen von Caoutſchuk in gefchmolzenen 
Schwefel oder beffer in eine Löſung von Schwefel in Schwefeltohlenftoff oder Chlor 
ihwefel. Dad Caoutſchuk erlangt hierdurch die Eigenfchaft, bei allen Temperaturen, 
wenn fie nicht fo find, daß eine Zerfeßung. eintritt, eine nabezu gleiche Glafticität 
beizubehalten, in Chloroform und Terpentinöl unauflöslih zu fein, wie überhaupt 
auch von den andern Auflöfungdmitteln weniger angegriffen zu werden. Dad vulfas 
nifirtte Saoutfchuf enthält gegen 10 bis 12 Proc, Schwefel; bei einem größern Gehalte 
verliert e8 wieder an Slafticität und wird felbft brüchig. Bei richtig geleiteter Schwe⸗ 
felung werben fogar nur 1 bis 2 Proc. Schwefel innig aufgenommen, während der 
Reft ſich blos zwifchen die Poren lagert. 





110 Caouischuköl — Caprin. 


Caeutschuköl wird durch trodne Deftillation von Caoutſchuk aus gußelfernen 
oder kupfernen Retorten gewonnen. Wegen der dabei in großer Menge auftretenden 
höchſt anzündlichen gadförmigen Nebenprodukte, werden die Borlagen zur Aufnahme 
des Deftillatd in einem befondern Raume aufgeftellt. Anfangs geht ein helles, fpäter 
ein dunkelgefärbted, faft ſchwarzes Del über und in der Netorte verbleibt eine glän- 
zende Kohle. Das rohe Del, 80 bis 84 Procent vom Gewichte ded Caoutſchuk, wird 
durch wiederholte Rektifitation mit Kalfmilch gereinigt. In diefem Zuftande bildet 
das Del eine waſſerhelle Flüffigkfeit von ftarfem nicht unangenehmem Geruch und von 
0,689 fpec. Gew ; an der Ruft färbt es ih, erft gelb, dann roth und zuletzt braun, 
Sein Siedepunkt ift anfangs 349 C., fteigt aber allmälig auf 65° C., woraus zu 
ſchließen ift, daß das Del ein Gemenge verfchiedenartiger Produfte ift. Wirtlid läßt 
es ſich auch durch Deſtillation in zwei verſchiedene Dele zerlegen, von welchen dad 
eine (dad Coutſchen nah Bouhardat, das Taradagin nah Himly) zwifchen 33 
bis 44°, dad andere (nah Bouckhardat dad Hevéen, nah Himly das Caoutſchin) 
bei 168 — 1719 übergeht. 

Capacität, capacit&, capacity, diefer Ausdruck wird in der Chemie in mehr. 
fahem Sinne gebrauht. So bezeichnet man damit den räumlichen Inhalt von Ge 
fäßen; dann aber auch die Eättigungdfapacität der Säuren, d. h das Berhältniß, in 
welchen in neutralen Salzen der Sauerftoff der Bafe zum Sauerftoff der Säure fteht, 
d. i. 3. B. bei den Schwefelfäure- Salzen — 1 : 3, bei denen der Salpeterfäure 
=.1:5u.f. w. Ferner wendet man den Ausdrud auf das Vermögen der Körper 
verfhiedene Mengen von Wärme aufzunehmen, die nicht auf dad Thermometer wirkt, 
an, was mit Wärmecapacität (f. diefe) bezeichnet wird. 

Capelle, Sandcapelle, coupelle, cupel, coupel, test, der wefentlichfte Theil 
einer Vorrichtung, um aus Ölasretorten, ohne daß diefe unmittelbar von dem feuer 
getroffen werden, Deftillationen vornehmen zu fönnen. Je nachdem Retorten oder 
Kolben eingelegt werden follen, hat man die Kapellen von verfchiedener Größe. 
Sie find aus Schmiedeeifen angefertigt, rund, mit gewölbtem Boden, ihr Durchmeffer 
beträgt ftetö etwas mehr als ihre Tiefe (in der Negel 6 : 5), fie haben oben feitlih 
einen halbzirkelförmigen Ausfchnitt für den Retortenhals und find mit einem Rande 
verfehen, mit welchem fie auf dem Gemäuer der Feuerung aufliegen. Beim Gebrauh 
bringt man eine 4 Zoll hohe Schicht trodnen Sandes auf den Boden, legt alddanı 
die Retorte oder den Kolben ein und umfchüttet diefe bie zur Höhe des Ausfchnittd 
ebenfalld mit trodnem Sande. 

Capillarität, Haarröhrchendruck, capillarité, capillary-attraction, hiermit 
bezeichnen wir ein Phänomen, welhed den Erfcheinungen der Adhäſions- und Kohä— 
fiondfraft nahe verwandt iſt. Da fich daffelbe am augenfälligften bei fehr dünnen an 
beiden Enden offnen Röhren zeigt, fo hat man ihm den Namen Haarröhrchens oder 
Capellirkraft beigelegt. Stellt man nämlich ein ſolches Röhrchen in gefärbtes Wafler 
oder jede andere Flüffigkeit, fofern fie nur das Glas benegt, fo gewahrt man, daß 
fih die Flüffigkeit in dem Röhrchen bis zu einer gewiffen Höhe über dad Niveau des 
Flüffigkeitöfpiegeld in dem großen Gefäße erhebt und zwar in Folge der Anziehung, 
die die Glaswand auf die Flüffigkeit ausübt. Die Höhe bis zu welcher die Flüffigkeit 
auffteigt, unterliegt mannichfachen Modififationen, ift aber zunächft abhängig von dem 
fpecififchen Gewicht der Flüffigfeit, von dem Durchmefler der Röhre und der Anziehunge: 
fraft im Allgemeinen, 

Caprin, der Analogic nad) hat man anzunehmen, daß die Caprinfäure, gleich der 
Stearinfäure, mit dem Lipplorgd eine neutrale Verbindung bilde; eine folche mürdt 








Caprinsäure — Caramel. 111 


nun das Gaprin darftellen. Es iſt jedoch noch nicht gelungen daffelbe für ſich dar- 
zuftellen, obgleich es ſehr mahrfcheinlich iſt, dag daffelbe, mit andern Fetten bereinigt 
vorfommt, wie 3. B. in der Butter, im Cocusöl ıc. 


Caprinsäure, diefe von Chevreuil in der Kuh⸗ und Ziegenbutter entdedte 
Säure, findet ſich außerdem im Cocusnußöl, im Leberthran, in dem Fufelöl der fchot: 
tiihen Brennereien, in dem Fufelöl ded aus NRunfelrübenzudermelafle getvonnenen 
Branntweins, theild frei, theild gebunden; fie ift ferner ein Produkt der trodnen Des 
ftillation der Delfäure und der Oxydation der Delfäure, der Eholoidinfäure, naments 
lid aber ded Rautenöls mittelft Salpeterfäure. Sie bildet bei gewöhnlicher Temperas 
tur eine weiße Erpftallinifche Maffe, die bei 270 C. ſchmilzt; fie befigt einen ſchwachen 
Geruh und ift leichter ald Waſſer; in Waſſer ift fie nur wenig, in Alkohol und Aether 
in jedem Verhältniß löslich. Sie befteht aus 69,77 Koblenftoff, 11,63 Wafferftoff 
und 18,60 Sauerflof. ; 

Capronsäure, fie findet fich neben der Gaprinfäure im Cocudnußöl, fo wie 
auch im Fuſelöl aus Rübenmelaffe und fcheint daher ein Gährungsproduft zu fein, 
Zu ihrer Darftellung verfeift man Cocusnußöl mit Kali, fcheidet die Fettſäuren durch 
chwefelfäure und deftillirt die flüchtigen Säuren ab, neutrafifirt diefe mit Barpt, 
mit welchem die Captonſäure ein leicht lösliches Salz bildet, welches fich durch Kry⸗ 
ftaffifation von den Barytſalzen der andern Sänten trennen läßt. Nach wiederholten 
Umtryftallifiren zerfegt man den capronfauren Baryt durch Salzſäure. Die Caprons 
fäure bildet „bei gewöhnlicher Temperatur eine öfartige Flüſfigkeit, die felbft bei 
— 10,0 C. noch nicht feft wird. Ihr Hydrat befteht aus 62,07 Kohlenftoff, 9,43 Waffer- - 
Hoff, 20,69 Sauerftoff und 7,81 Wafler. 


Caprylsäure, die dritte hierher gehörige Säure, die bei Gelegenheit der Dar⸗ 
ſtellung der Capronſäure aus dem caprylfauren Baryt erhalten wird. Sie bildet eine 
farbiofe, ölartige Flüffigkeit, die bei niederer Temperatur theild in Nadeln, theild in 
Blättchen kryſtalliſirt; fie fiedet bei 136% und ift in Waſſer fehr wenig löslih. Ihr 
Hydrat beſteht aus 6,24 Wafler und 66,67 Kohlenftoff, 10,42 Wafferftoff, 16,67 
Sauerſtoff. 


Capsicin, capsicine, capsicine, ein kryſtallifirbarer Stoff, aus der Samen⸗ 
hüfle der Früchte von Capsicum annuum. Es iſt Iuftbeftändig, unlöslich in Waſſer; 
mit Säuren fol e8 kryſtalliſirbare Salze bilden. Es fehmedt anfangs milde, fpäter 
bringt ed aber ein unerträglichee, lange anhaltended Brennen in dem Munde hervor. 


Caput mortuum, Todtenfopf, töte morte, caput mortuum, englifh Roth. 
Der dei der Deftillation der rauchenden Schwefelfäure aus kalcinirtem Eifenvitriol in 
den Retorten verbleibende Rückftand. Derfelbe befteht mefentlich aus Eifenoryd, ent; 
hält aber feld noch etwas Schwefelfäure oder Schwefelfäurefalze der den Eifenvitriol 
begleitenden Metalle, die beim Glühen ihre Schwefelfäure nicht abgeben, namentlich 
Zinkvitriol. 


Caramel, caramel, caromel, gebrannter Zucker; dieſes Produkt entſteht, wenn 
Rohrzucker bei 2000 C. fo lange geſchmolzen wird, bis er feinen ſüßen Geſchmack 
verloren und eine tief gelbbbaune Farbe angenommen hat. Hierbei giebt ber Zuder, 
unter ftarfer Entwickelung von aromatifch riechenden Dämpfen, Wafler ab. Der Gas - 
tamel ift ein Gemenge ſchwer von einander zu trennender Stoffe, die ſaͤmmtlich, neben 
Kohlenſtoff, die Elemente des Waſſers enthalten. Er befist einen bitterlihen Geſchmack, 
sieht aus der Auft Feuchtigkeit an und löſt fih, wenn auch langfam, doch vollfländig 


112 Caranna — Cardamomen. 


zu einer tief braungelben Klüffigfeit in Waſſer auf, die zum Färben von Gonditor: 
waaren, Chokolade zc. benupt wird, ſowie auch um hellen Weinen eine etwas dunfler 
Farbe zu geben. 


Caranna, ein Harz, welches mit dem Guajafharz einige Aehnlichkeit hat; die 
Pflanze, von welcher ed abflammt, ift nach Einigen Bursera gummifera, nad An- 
dern Amyris (lcica) Carunna. Es fommt in mit Rohrblättern ummidelten Stüden 
vor; ift von außen fehwärzlichgrau, innen dunkelbraun, glänzend, in dünnen Stüden 
durchfcheinend,, fpröde, leicht zerreiblich und von bitterlich harzigem Gefchmad. 


Carapa moluccensis (Decandolle), eine vorzugsweiſe auf den Molukken 
heimifche Pflanze, deren Wurzelrinde einen bitterlich adftringirenden Geſchmack befigt, 
gegen Cholera und andere gallige Krankheiten angewendet wird und aus welcher, wenn 
fie gerigt wird, ein gelbliched Gummi ausfließt. 


Carapaöl, es wird aus den Fruchifernen der Carapa guianensis dur us 
preffen in der Sonnenwärme gewongen. Es iſt ein fetted Del von bitterem Geſchmad 
und wird von den Indianern zum Einreiben des Körpers benutzt, um ſich gegen den 
Stih von Inſekten zu fhügen. F 

Caraparinde, nah Sprengel die Rinde von Xylocarpus Carapa (Carapa 
guianensis, Aublet; Personia Guareoides, Willd.), eines in Guiana und auf 
Hispaniola einheimifchen Baumes. In ihren Wirkungen fol fie fi den China 
tinden nähern und auch ein eigene? Alkaloid, das Carapin, enthalten. 

Carapin, ſ. Garaparinde, 


Carbocarmin, mit diefem Namen bezeichnet Pohl einen in dem Gaswaſſer 
der Zwidauer Pechkohle enthaltenen Farbeftoff, vermitteift welches man ſowohl Seide, 
wie Wolle, ohne vorherige Beige anzuwenden, prachtvoll roth, violett, . 
ſchwarz färben kann. Der Karbftoff, welcher durch bloßes Eindampfen des mit <alp 











fäure im Weberfchuß verfeßten Gaswaſſers entfteht, Täßt fi durch bloßed Eindampfen | 


leicht in fefter Form darſtellen. 
Carbolein, ein fünftlich zufammengefeßter Brennftoff, hauptſächlich aus Kuo- 
chenfettabfälen und Theer zufammengefeßt und in regelmäßige Stüde geformt, von 


feinem Erfinder Weſchnäakoff namentlih für Dampffchiffe empfohlen, weil bei 


gleihem Bolumen 14 Mal mehr Brennftoff darin enthalten fei, al® in Steinkohle. 

Carbelsäure, fyn. mit Phenylfäure. - 

Carbon, ſ. Koblenftoff. 

Carbonisiren nennt man das Berfahren, die Leuchtkraft, an ſich wenig Licht 
gebender Beleuchtungsmaterialien, durch Zuführung kohlenſtoffreicherer Verbindungen 
zu erhöhen. 

Cardamomen, es kommen hauptfächlich zwei Sorten von Cardamomen, lange 
und kleine, im Handel vor; letztere find die gefchäßteren und darum auch vicl böher 
im Preife. Es erſcheint zweifelhaft, ob beide Arten von derjelben Pflanze, Alpinia 
Cardomum, Roxb. oder Eletteria Cardamomum, die zu der Familie der Scitami⸗ 
neen gehört, abflammen. Obwohl feltener, fommt auch noch eine mittlere Sorte vor, 
. von Eletteria Cardamomum medium und eine größte von Cardamomum Ammo- 
mum angustifolium, und von Ammomum macrospermum. Alle diefe Samen be- 
figen einen durchdringenden fampherartigen Geruch und brennenden gewürzhaften 
Geſchmack. 


Cardol — Carminsäure. 113 


Cardel, ein feitig barziger Stoff, der in der weflindifchen Elephantenlaus, der 
Mahagoninuß oder ben fogenannten Noix d’Acajou enthalten if. Das reine Cardol 
ift eine etwas gelbliche oder röthliche Flüffigkeit, unlöslich in Waffer, leicht löslich in 
Alkohol und Aether, nicht flüchtig, zerfept fih beim Erhigen und verbrennt mit leuch- 
tender Zlamme. Auf die Haut gebracht, entftehen, nachdem es wieder entfernt ift, 
Blafen, ähnlich wie von Kantharidin, die jedoch langſamer heilen, ald die von Ießtes 
tem hervorgebrachten. Un der Luft verändert es ſich langfam und wird allmälig 
dunller. Es befteht aus 80,25 Koblenftoff, 10,25 Wafferftoff und 9,50 Sauerftoff. 

Carmein, nah Preißer dad Oxydationsprodukt eines in der Kochenille ent,” 
haltenen farblofen Körpers, des Garmind, fo daß dad Garmein der eigentliche rothe 
Farbeftoff wäre; eine Anficht, die fich jedoch als irrig erwieſen hat. 

Carmin, carmin, carmine, mit diefem Namen bat man den eigentlichen rothen 
yarbftoff der Kochenille bezeichnet. Es bildet purpurrothe, glänzende, an der Luft 
unveränderliche, bei 50° C. fehmelzende Körnchen, die in Waſſer und verdünntem 
Beingeift leicht, in flarfem Alkohol ſchwer und in Aether unlöslich find. Berfchieden 
hiervon ift der Garmin des Handeld, der eine feurig zinnoberrothe Farbe befibt und 
in Waſſer und Alkohol ganz unauflöslich ift. Diefe Abweichung kann nicht wohl auf 
einer bloßen Berunreinigung der Handelöwaare beruhen, welche leßtere vielleicht eine Vers 
bindung der Carminſäure mit Dem reinen Garmin ift. Zur Darftelung des Carmins ald 
Farbe hat man viele verfchiedene Borfehriften und faft jede Fabrik hat ihre befondern 
Geheimniffe. Wie der chinefifche Zinnober, fo war früher auch der chinefifche Carmin 
berühmt ; gegenwärtig wird aber auch in Deutfohland Garmin bereitet, der dem chi» 
nefifhen in feiner Weife nachſteht. Der Carmin findet eine fehr ausgedehnte und 
mannichfaltige Anwendung in der Malerei, der Zapeten» und Blumenfabrifation, in 
den Konditoreien, fo wie zur Darftellung einer fehr ſchönen rothen Dinte x. ꝛc. 

Carmin, blauer, Indigocarmin, gefällter Indigo, coeraleo-sulfate, ou sulf- 
. indigotate de potasse, indigo blue sulphate of potassa , coeruleo-sulphate of 
potassa. Wenn man gepulverten Indigo in rauchender Schwefelfäure löft, die Aufs 
löfung mit Waffer verdünnt, dann mit fohlenfaurem Kali oder Natren neutralifirt, 
jo fällt indigblaufchwefelfaured Kali oder Natron, d. h. Indigcarmin nieder. Das 
Produkt ift in reinem Waller auflöslih und kann darum nicht mit diefem ausgewaſchen 
werden, man bringt es daher auf Filter und läßt ed fo gut mie möglich abtropfen; 
ed bildet dann eine falbenartige Maffe von tief blauer Farbe. 


Carminlack, unter diefem Namen kommen in der Tiefe des Farbentons ver 
(hiedene Verbindungen ded Karmind mit Thonerde vor; fo bat man fylorentiner s, 
Diener- und Pariferlad, Diefe Lade find um fo heller, je mehr Thonerde fie enthalten. 
Im Allgemeinen werden fie auf die Weife dargeftellt, daß man eine Abkochung von 
Kochenille mit einer mehr oder weniger ſtarken Auflöfung von Alaun vermifcht, das 
Banze mit etwas überfhüffigem kohlenſaurem Natron fällt, den Riederfihlag gut aus 
wälht, Halb trodnet und alsdann zu Kugeln formt, die volllommen getrodnet in 
den Handel gebracht werben. 


Carmineid , der mittelft Aether aud der Alkanna (Anchusa tinctoria) erhaltene 
tothe Farbeftoff;’ durch Alkalien nimmt er eine violette Farbe an, die fih beſonders 
um Färben von Zuderplägchen eignet. 


Carminsäure ift identifch mit dem reinen Farbftoff der Kochenille, dem Gars 
min, fiebe dieſes. 
ö. d. techn. Chemie. 8 





114 Carneol — Carthamin. 


Carneol, durch eine organifche Subſtanz, nicht, wie man früher glaubte, durch 
Sifenoryd gefärbter Quarz, der im feinem reinen Borlommen ala Schmudftein ver- 
arbeitet wird. 


Carnallit, ein Mineral, welches fi in der oberen Abtheilung, die davon auf 
den Namen führt, ded Staßfurther Steinfalzlagersd findet und aus 1 Aeq. Chlorkalium, 
2 eg. Chlormagnefium und 12 Aeq. Waſſer befteht (in 100 aus 26,75 HEIL, 34,5 
MgCl und 38,75 Waffe). Der Barnallit dient zur Darftellung von Chlorkalium, 

deſſen fo maſſenhaftes Borfommen auf diefem Punkte, auch für die Darftellung aller 
übrigen Kaliverbindungen für die Hemifch - technischen Zwecke von der größten Bedeu 
tung ift. 

Carotin, der in der Wurzel von Daucus Carotta enthaltene, von Waden: 
roder zuerft dargeftellte gelbe Farbeflof. Das Carotin bildet dunkelroth gefärbte, 
ftark glänzende Kıyftalle, befißt einen ſchwachen, aber angenehmen Geruch; es if 
ſpecifiſch ſchwerer als Waſſer und in diefem unlöslih, auch in Alkohol und Aether 


löſt es fich fehwierig, es ſchmilzt bei 1680 C. und zerfegt ſich bei 287° C. Zu ftir 
ner Darftellung verfegt man den aus einer der dunkleren Sorten Möhren erhaltenen | 


und mit Waffer verdünnten Saft mit Schmwefelfäure, wäſcht den hierdurch entftandenen 
Niederfchlag aus und kocht ihn mit Kalilauge; man wäſcht dad Carotin ab, zertheilt es 
in Waffer, fällt nochmals mit Schwefelfäure, wäfcht mit Waffer, dann wiederholt mit 
Alkohol ab und löft ed endlich in Schmwefeltohlenftoff, deſtillirt diefen zum Theil ab, 
mifeht den Rüdftand mit Alkohol und überläßt. die Löſung der freiwilligen Verdun—⸗ 
flung, wobei fi das Garotin in Kıyftalle ausfcheidet. Zufammenfegung 85 71 
Kohlenftoff und 14,29 Wafferftoff. 

Carragheen, Lichen Carragheen , isländifches Perlmoos. Das vor etwa 


dreißig Jahren auch bei und im Handel erfcheinende Earragheen ift eine getrocknete 


Alge, Chondrus crispus, die an den Küften des atlantifchen Dceand wächſt, von den 
Wellen and Ufer gefpült wird und den Anwohnern ald Nahrungsmittel dient. In 
größeren Partieen bildet e8 eine verworrene Maſſe von fehmupig« bis braungelber 


Farbe; die einzelnen Theile find vielfach veräftelt und von hornartiger Beſchaffenheit. 


Mit Waſſer gekocht, löſt es fich faft ganz zu einer dien fhleimigen Flüffigkeit auf, 


die beim Erkalten zu einer fleifen Gallerte erflarrt; in faltem Waſſer fchmillt ed nur. 


auf. Es wird als Arzneimittel, in größerer Menge aber als Schlichte gebraucht. 
Seine Hauptbeftandtheile find Schleim, etwad Harz und Pflanzenftelett. 


Carthamein, gieich dem Garmein, eriftirt auch diefer Stoff wahrfcheinlich nur 
in der Borftellung (Preiffer’®), daß derfelbe dad gefärbte Oxydationsprodukt des 
im urfprünglichen Zuftande farblofen Carthamins, von Carthamus tinctorius, fei. 


Carthamin, Carthaminſäure. Diefer rothe Zarbeftoff ift in den Biumenblättern 
des Carihamus tinctorius, die, getrodnet den Namen Safflor führen, enthalten. 
Neben dem Garthbamin findet fih noch ein gelber Farbftoff, der die Schönheit des 
Carthamind beeinträchtigt und darum entfernt werden muß. Zu diefem Behufe be 
bandelt man den Safflor mit kaltem Waſſer, dem man, befonderd wenn ed Kalffalze 
enthält, etwas Eſſigſäure zugefebt hat; hierauf mit einer fehr verdünnten Löfung von 
reinem tohlenfauren Natron, worin fih dad Carthamin mit gelber Farbe auflöft und 
dann dur eine Auflöfung von reiner Trpftallifitter Citronenfäure niedergefchlagen, 
etwas abgewafchen und getrodnet wird. Das Carthamin iſt in trodnem Zuftande 
eine metallifch grünglänzende Erpftallinifche Maffe, die in ihren Röfungen oder ald 








Carthäuserpulver — Casein. 115 


Pulver ſchön roth erfcheint; e8 wird, beſonders in altalifcher Löfung, fehr leicht durch 
ben Sauerſtoff der Luft verändert. Es dient befonders zum Rothfärben der Seide, 
auch als Zaflenfarbe; die Farbe if ungemein fhön, leider aber wenig beftändig. 
Zufammenfegung: 56,75Roblenftoff, 5,41 Waflerftoff, 37,84 Sauerſtoff. 

Carthäuserpulver,, diefes, von einem Carthäuſermönch, Stmon, eingeführte 
Arneimittel, ift antimonorpdhaltiges Einfach Schmefelantimon, der befannte Kermes 
minerale. 

Carr-aorel, ein Produkt der Einwirtung von Phosphorfäures Hpdrat auf 
Kümmelöl (Carum carvi), Es bildet eine farblofe, ölartige, eigenthümlich unan⸗ 
genehm riechende Flüffigkeit von brennend ſcharfem Geſchmack, iſt ſchwerer als 
Waſſer und fiedet bei 2320 C. unter Verbreitung von Dämpfen, die ſtark auf’ die 
Reſpirationswerkzeuge wirken. 


Carven, diefer Körper bildet einen natürlichen Beftandtheil des deutfchen 
Kümmelöld, aus welchem derfelbe durch anhaltende Digeftion mit Phosphorfäures 
hydrat gewonnen wird. Das reine Carvon ift farblos, dünnflüffig, von angenehmem 
Geruch und Geſchmack, leichter ald Waſſer; unauflöslich in Aether und Alkohol und 
fiedet bei 173,00. Es iſt ein reiner Kohlenwafferftoff von der Zufammenfegung 78,95 
Kohlenftoff, 21,05 Waſſerſtoff. 


Caryophillin, Reltentamipher, caryophyliine, ein in den Gewürznelken ente 
haltener kryſtalliniſcher Stoff, von der Zufammenfegung ded gewöhnlichen Kamphers. 
Es kryſtallifirt in feinen Nadeln, die zu Kugeln vereinigt find, beſitzt weder Farbe, 
noch Geruch, noch Geſchmack und fühlt fih rauh und ſcharf an. 


Casearlllin, zu feiner Darftelung wird die gepulverte Rinde der Cascarilla 
(Elateria Cascarilla) mit Wafler ausgezogen, die Flüffigfeit mit effigfaurem Blei—⸗ 
oxyd verfegt und der Ueberſchuß des letztern durch Schmefelmafferftoff entfernt. Man 
dampft das Filtrat bis zum Erſcheinen eined Salzhäutchens ab, läßt Eryftallifiren, 
wälcht die Kryſtalle mit Weingeift ab und löft dann in fochendem Alkohol, entfärbt 
mit Ihierfohle und trodnet die erhaltenen Kryftalle durch Preſſen zwiſchen Fließpapier. 
Dad Gascarillin bildet Nadeln oder fechöfeitige Tafeln, ift geruchlod und fchmedt 
bitter; ſchmilzt zu einem gelben Harze und entwidelt, ſtärker erhißt, fauer riechende 
Dämpfe; in Waffer ift e8 wenig, in Alkohol und Aether in größerer Menge löslich. 

Cascarillöl, ebenfalls ein Beſtandtheil der officinellen Gascarillrinde, aus wel⸗ 
ber es durch Deftillation derfelben mit Waffer gewonnen wird. $ 


Casein, caseine, caseino, das Gafein, ift der charakteriftifche Beftandtheil der 
Miih der Säugethiere.. Zur Darftellung von reinem Gafein verdünnt man abgerahmte, 
frifche Mil mit ihrem gleichen Bolum Waffer und Salzſäure, vertheilt den fich hier 
durch Bildenden Niederfehlag, nachdem man ihn von der gelblichen Klüffigfeit getrennt 
bat, in mit Salzfäure angefäuertem Waſſer und preßt ihn mehrere Male ab, löft in reis 
nem Waſſer, filtrirt und trennt auf diefe Weile dad Eafein von dem mitgefällten fette; 
aus der Auflöfung ſchlägt man alddann das Gafein durch kohlenfaures Natron nieder. 
Dad fo erhaltene Caſein löft ſich ſowohl in alfalifchen, wie auch in fehr verdünnten ſau⸗ 
ven Hlüffigkeiten, nicht aber in Waſſer auf und ftellt feine auflösliche Modifikation dar. 
Bringt man eine folche Eafeinlöfung mit der Echleimhaut eined Kälbermagend in Bes 
rührung, fo fchlägt fi da8 Cafein nieder, indem ed durch diefen als Ferment wir⸗ 
tenden Körper in die unlösliche Modifikation verwandelt wird. Cine alkaliſche Löſung 
des Gafeind wird durch Säuren bei Eintritt der Reutralifation gefällt; ein Peiner 

8” 


116 Cassava — Cassia lignea. 


Ueberſchuß der Säure löſt aber den Niederfchlag wieder aufz auf Zufah einer größern 
Menge von Säure tritt wieder Fällung ded Cafeind ein; der letztere Niederſchlag ifl 
eine Berbindung ded Gafeind mit der Säure; verfucht man ihn auszuwaſchen, fo 
quifft er erſt auf und löſt fi dann vollfländig; dieſe Auflöfung wird dur Reutra- 
lifation mit einem Alfali wieder gefällt; aber der kleinſte Ueberſchuß des letztern bringt 
auch hier die fofortige Auflöfung ded Gafeind zu Wege Auch in Kalk» und Barpts 
waffer löſt fih das Gafeln leicht und diefe Auflöfung koagulirt in der Wärme. Bir 
eine alfalifche oder faure Auflöfung des Cafeind verdunftet, jo überzieht ſich bie Ober 
fläche der Flüffigkeit mit einer durchfichtigen zäben Haut, von durch den Sauerftoff 
der Luft verändertem Cafein. Das Gafein löft fih auch in Alkohol in nicht un 
beträchtlicher Menge, wenn derfelbe etwas Säure oder Alkali enthält; aus einer ſolchen 
Auflöfung wird das Gafein durch Aether in weißen Flocden gefällt, Das durh Ab 
dampfen aus feinen Löſungen erhaltene Cafein bildet eine farblofe, durchfichtige, dem 
arabifchen Gummi ähnliche Maffe, die fih in kaltem und in kochendem Wafler zu 
einer klaren, klebrigen Flüſſigkeit auflöſt. Zufammenfegung in 100 Theilen. 


Kohlenſtoff. — . 53,6 
Waſſerſtoftt 771 
Stickſtof .16857 
Sauerſtoff. u 26 
Shnfl - . ....10 


Cassava, Moussache, Cassave, pain de Cassave, cassava, cassava bread, 
conaque. Mit diefem Namen belegt man das aus der Wurzel von Jatropha Ma- 
nihot, einer zur Familie der Euphorbiaceen gehörigen Pflanze, die in Weftindien und 
auf den Antillen einheimifch ift, bereitete Stärfemehl. Die Wurzel enthält noch einen 
fehr giftigen Stoff, der in den Saft übergeht, aber fo flüchtig if, daß er während 
der Verarbeitung der Wurzel vollſtändig entweicht. 

Cassia caryephillata, Neltentaffie, eine glatte, braune, zufammengerollte 
. Rinde, ftammt von Dicypellium caryophillatum, eine Pflanze, die in Brafilien heir 
miſch ift. 

Cassia Cinnamemes, Zimmtkaſſie, englifcher Zimmt, flammt von Cinnamo- 
mum Cassia. 8 ift die innere Rinde der Aefte diefed Baumes, der in Oftindien 
und China wächſt. Bon dem echten Zimmt, mit welchem fie viel Mehnlichkeit Hat, 
unterfcheidet fie fich Durch eine etwas dunklere Farbe, durch ſchwächern Geruch und 
Gefhmad, durch größere Dice, fomwie auch dadurch, daß fie meift nur einfach, wäh 
end jene vielfach zufammengerollt iſt. 

Vassia ſistula, Röhrencaſſia. Diefen Namen führt die reife Frucht von 
einem Baume (Baotyrilobium fistala), der im Innern Afrikas einheimifch iſt. Sie 
ift meiſt etwas gefrümmt und 14 bis 2 Fuß lang, mit glatter brauner Epidermis, 
unter welcher ſich eine fefte holzige Schale befindet. Im Innern der durch Querwände 
abgetheilten Hülfe ift ein weiches, braunes, ſüßſchmeckendes Mark enthalten, welches 
die Samen einſchließt. Wird zur Gewinnung der Frucht außer im Drient auch in 
Weftindien angebaut, doch zieht man im Handel die levantifche Caſſie der amerikani⸗ 
fhen vor. 


‚ Cassia lignea, diefe Rinde, die wahrſcheinlich von_einer Barietät von Cin- 
amomum ceylonicum, einer in Oftindien mwachfenden Pflanze abftammt, bildet zus 














Cassiaöl — Catechu. 117 


fommengerollte Stüde von röthlich brauner Farbe und riecht und ſchmeckt zimmt- 
ähnlich. 

Gassiaöl, iſt das durch Deftillation mit Waffer aus der Zimmetcaffienrinde 
gemonnene ätherifche Del. Es befipt eine rothbraune Farbe, einen angenehmen füßs 
lien, binterher beißend fcharfen Geſchmack, und einen dem Zimmet fehr ähnlichen 
Geruch; es erflarıt bei 09 und mwird erfi bei 50 C. wieder flüffig; fein fpec. Gem. 
= 1,09. Aus der Luft nimmt es begierig Sauerfloff auf und verwandelt fich dadurch 
in Zimmetfäure und ein eigened Harz. 

Cassius-Geldpurpur, ſ. Goldpurpur. 

Casseler-Gelb, ſ. Bleichlorüũr. 


Castin ift die in den Samen von Vitex agnus castus enthaltene und von 
Landerer entdedte Pflanzenbafe. Das Caftin ift fryftallifirbar, in feinem fonftigen 
Berhalten aber nur wenig bekannt. 

Castoreum, ſ. Bibergeil. _ 


Casterin, Bibergeillampherz; diefe in dem Bibergeil enthaltene Subſtanz wird 
gewonnen, wenn man leptered mit Waller kocht und das Decoct noch heiß filteirt, mo 
fih dad Caſtorin beim Erkalten in weißen Kıyflallen, die nur einen ſchwachen Geruch 
und gar Leinen Geſchmack befien, abfcheidet; es fehmilzt in kochendem Waſſer, ohne 
von diefem aufgenommen zu werden; auch in Alkohol Töft ed fich wenig; Aether, 
flüchtige und fette Dele wirken in der Kälte nur wenig auf das Gaftorin, Töfen es aber 
in der Wärme. 

Casterinsäure, ein Probuft der Einmwirfung von Salpeterfäure auf Gaftorin, 
wobei fi, nachdem man die Salpeterfäure von der Auflöfung abdeftillirt hat, die 
Gaftorinfäure in gelblichen, kryſtalliniſchen Körnchen abfcheibet. 

Casteröl, außer dem DBibergeilöl (f. d.) wird auch vielfach das Ricinusöl mit 
diefem Namen bezeichnet. 

Catechin, Catechuſäure, Tanningenfäure. Iſt der Gatechugerbfäure gegenüber 
dad Analogon der Gallusfäure und entfteht auf diefelbe TWeife, wie diefe, wenn bie 
unteine Gerbſäure aud Catechu auf einer flahen Schale der Einwirkung der Luft 
auögefeßt wird. Das Catechin bildet ein aus äußerſt Heinen feidenglängenden Nadeln 
beftehendeö weißes Pulver, welches nur fehr'wenig in Wafler, in 5 bis 6 Theilen al 
tem, in 2 bis 3 Theilen heißem Alkohol; in 120 Theilen Taltem und 7’bid 8 Theis 
ien heißem Aether auflöslich iſt. Es fchmilzt bei 2179 C. und wird in höherer Wärme 
zerſetzt. Das kryſtallifirte Satechin befteht in 100 Theilen au? 59,87 Kohlenftoff, 4,89 
Baflerftoff und 35,24 Sauerftoff. 

Catechu, Terra japonica, Cachon, terre du Japan, cutsh, cuth, Japan 
earth. Diefeö wegen feines großen Gehalts an Gerbjäure vielfach angemwendete Pros 
dukt, wird von mehreren Pflanzen gewonnen. Im Handel unterfcheidet man drei 
Sorten: 1) Bombay⸗Catechu; 2) Bengalifches Catechu und 3) dad Gambir. Das 
Bombay» Catehu kommt in dichten, ſchweren und unregelmäßigen Stüden von dun⸗ 
kelbrauner Farbe vor; es zeigt einen ebenen Bruch mit etwas Fettglanz; ald Mutters 
pflanze deſſelben betrachtet man die Areca Catechou aus deren Früchten ed durch Aus» 
kochen x. erhalten wird. Das bengalifche Gatechu foll aus den Zweigen und unteis 
fen Hülfen "der Acacia Catecha gewonnen werden. Es iſt meniger ſchwer und von 
bellerer Farbe ald das Bombay-Catehu, ohne Fettglanz aufdem Bruch, und in kaltem 
Baffer weniger auflöslich als die erftere Sorte. Das Gambir erfcheint in würfelför⸗ 


118 Catechugerbsäure — Cera di Palma. 


migen Stüden von 1 bis 14 Zall Die und ſchmuzig braungelber Farbe; e8 fol von 
Nauclea Gambir erhalten werden. Das Verhalten diefer verfchiedenen Gatechuforten 
ift im Allgemeinen dafjelbe und fie unterfcheiden fich hauptſächlich nur durch ihren 
größeren oder geringeren Gehalt an Gerbfäure, die man ihrer befonderen Eigenfchaften 
wegen Gatechugerbfäure (f. d.) genannt hat, von einander. Am gefchähteften iſt das 
Bombay: Catechu, von welchem nod eine befondere Sorte unter dem Namen Catechu 
verum vorkommt, die eine mehr braunrothe Farbe, Fetiglanz und einen ſplittrig⸗ 
muſchligen Bruch zeigt, und an den Kanten durchfeheinend tft. Alle Gatechuarten ers 
weichen in der Wärme und man bat diefen Umftand benutzt, um das Bambir in un 
tegelmäßige Stücke zu verwandeln, und es jo den beiden andern Sorten ähnlich zu 
machen. Seit einiger Zeit fommt auch fogenannted „präparirted Catechu“ im 
Handel vor, Died wird ebenfalld aus dem Gambir dargeftellt, indem man diefes ers 
weicht und dann eine Feine Menge von neutralem, chromfaurem Kali zufegt, wonach 
ed eine um vieled dunklere Farbe annimmt, aber nichts an Güte gewinnt. Reben der 
Gatechugerbfäure findet fih in dem Catechu noch das Catechin (f. d. Art.). 

Catechugerbsäure. Diefe Gerbfäure fommt im Allgemeinen mit der Eichen 
gerbfäure überein, unterſcheidet ſich aber von dieſer hauptſächlich dadurch, daß fie von 
Eifenorydfalzen grün, von Brechweinftein gar nicht gefällt wind: 

Catechusäure, f. Catechin. 


‚Cathartin, Sennesbitter; ift diejenige Subſtanz, welcher_bie Sennesblätter ihre 
purgirende Wirkung verdanken; es befibt feine bafifchen GEigenfchaften, und verbindet 
fih nicht mit Säuren. Es hat eine rothgelbe Farbe und einen bittern efelhaften Ges 
fhmad; nicht Tryftallifirbar. Mit demfelben Namen hat man auch den in den Beeren 
von Rhamnus Cathartica enthaltenen Bitterftoff belegt. Diefer ftellt ein goldgelbes 
Pulver dar, welches in Waſſer und Alkohol leicht, in Aether dagegen unlöslich if. 

Causticität, foviel wie Aetzbarkeit. 


| Cedernöl, fryftallifirtes, wird durch Deftillation des rohen, zuvor entwäfferten 
Deled des virginifshen Cedernholzes bei 270 bis 2800 C. erhalten, indem man das 
hierbei übergeheride Produkt durch feine Keinwand preßt, und den Rüdftand durh 
wiederholted Umkryſtalliſiren aus Alkohol reinigt. Das fo erhaltene Cedernöl kryſtal⸗ 
fifirt in feinen Nadeln, riecht eigenthümlich, fchmilzt bei 270 C. und fiedet bei 282° 
Celſius. 

Cedrin, der mit dieſem Namen bezeichnete Stoff iſt in dem Samen von Si- 
maba Cedron (Planchon), eined -in Südamerifa wachfenden Baumes enthalten. Das 
Gedrin Fryftallifirt in feideglänzenden Nadeln und befitt einen lange anhaltenden 
bittern Geſchmack. 


Cedririt, in dem Buchenholztheer enthalten ; es kryftalliſirt in feinen, rothen 
Nadeln, zerſetzt ſich beim Erhitzen, ohne zu ſchmelzen und verbrennt mit Flamme, ohne 
Rückſtand. In Kreoſot löſt es fich mit purpurrother, in Schwefelſäure mit indig— 
blauer Farbe. 

Cellulose, ſ. Pflanzenfaſer. 

Cement, Cementation, ſ. Cae ment u. ſ. w. 

Cer, ſ. Cerium. 

Cera di Palma, ein wachsartiges Erzeugniß von Ceroxylon Andicola. We⸗ 


gen ſeiner Sprödigkeit ſchmilzt man es mit etwas Talg zuſammen und bringt es un⸗ 
ter obigem Ann von Garthagena aus in den Handel. 


Cerain — Cerolein. 119 


Oerain, als ein eigenthümlicher Beſtandtheil des Bienenwachfes angegeben, fpä» 
tere Unterfuchungen haben es aber wahrfcheintich gemacht, daß das Gerain mit dem 
Myricin identifch if. 

Cerainsäure, ift eine dem Wache ähnliche Subſtanz, und nah Heß ein Dry⸗ 
dafionsprodukt des Gerain’d oder Myricin’d. Die Ceralnfäure ift in Alkohol und 
Aether löslich und bildet mit Alkalien in Waſſer leicht lösliche Verbindungen. 


Corasin, ver Name für diefer Subſtanz ift von dem befannten Kirfchgummi 
abgeleitet, worin fie in größerer Menge (bis zu 35 Proc.) enthalten if. Zu feiner 
Darftelung wird Kirfhgummi fo oft mit kaltem Waſſer ausgezogen, als diefed noch 
ewas auflöft, der Rückſtand abtropfen gelaffen und im Waflerbade getrodnet. Das 
" Gerafin gleicht in feinem Aeußern hellem arabifchen Gummi, ift aber in Waffer unlöslich. 

Cerebrin, eine früher für eigenthümlich gehaltene, wahrfcheinlich aber aus 
Sholefterin und Gerebrinfäure beftehende Subftanz; gegenwärtig legt man diefen Nas 
men der früheren Serebrinfäure bei. Das Gerebrin ift ein neutraler, ſtickſtoffhaltiger Kör⸗ 
per, und ftellt ein weißes, lodered, geruch» und geſchmackloſes Pulver dar, das unter 
dem Mikroſkop ald rundliche Kugeln erfcheint. Es löſt fih in Alkohol und Aether 
nur in der Wärme; in Ammoniat, in altalifhen Laugen gar nicht auf; in kochendem 
Baffer quillt es ähnlich wie Stärke auf. Zufammenfegung: 68,01 Kohlenftoff, 11,00 
Waflerftoff, 4,67 Stickſtoff und 16,32 Sauerftoff. 

Cerin, nannte man früher den in Alkohol löslichen Theil des Bienenwachſes; 
(pätere Unterfuchungen haben ergeben, daß diefer faft allein aus Gerotinfäure (1. d.) 
beſteht. — Cerin heißt au das im Kork enthaltene wachdartige Fett; man gewinnt 
daſſelbe durch Auskochen des Korks mit Aether, Alkohol oder Salpeterfäure; aus fie- 
dendem Alkohol fcheidet ed fih während der Abkühlung in Kıyftallen ab; in heißem Waſſer 
badt ed zufammen und finkt zu Boden; mit den Alkalien bildet es feine Geifen. 

Gerinin, ift ein in der Braunkohle von Gerftewib bei Weißenfel® aufgefundes 
ned wachsartige® Fett, deffen Eigenthümlichkeit ‘jedoch noch nicht feftgeftellt ift. 

Cerit, unter den Mineralien, melde Gerium enthalten, ift der Gerit dasjenige, 
welhes in größerer Menge vortommt, ift aber jelbft bis jegt nur zu Reddarhytta in 
Weſtmanland in Schweden aufgefunden worden. Seine Zufammenfehung läßt fi 
durch die Formel 2BO, Sio, + HO auddrüden. 

Cerium, -Cer, -Cererium. Diefed Metall wurde 1803 von Berzelius und 
Hifinger und faft gleichzeitig von Klaproth mit Gauerftoff verbunden in dem 
Gerit entdeckt. Zu feiner Darftelung fehichtet man waſſerfreies Gerchlorür in einer 
Blasröhre mit Natrium und erhiht dad Ganze bis zum beginnenden Glühen, zerfchnei- 
det nach) dem Erkalten die Nöhre und bringt die einzelnen Stüde in ein Gefäß mit 
luftfreiem, faltem Waffer, trennt das ungelöfte Gerium, wäfcht es ſchnell nach einan- 
der mit fohlenfäurefreiem, kaltem Waller ab und trodnet ed. Das fo erhaltene Cerium 
bildet ein graue® Pulver, welches unter dem Polirftahl Metallglanz annimmt. In 
feuchter Luft wird es bald orpdirt, noch fchneller in Wafler unter Waſſerſtoffgasent⸗ 
widelung; an der Luft erhigt, verbrennt e8 mit lebhaftem Glanz unter Funkenſprühen 
zu braunem, Oryd. Mit dem Sauerftoff bildet e8 2 bafifche Oxyde, dad Ceroxydul 
Ce O und das Geroryd Ce, O,; fein Aeq. ift 46,0, fein Zeichen Ce. 


Cereleim, diefer Körper’ wird durch Behandlung des Bienenwachſes mit fies 
dendem Altohol erhalten, wo er bann nach dem Abdampfen der Flüffigkeit, aus der ſich das 





nr 


120 Cerosin — Chaschisch 


fogenannte Gerin abgeſchieden Hat, zurücbleibt. Es bildet ein weiches Weit, das bei 
238° €. ſchmilzt und in Aether und Alkohol leicht löslich ift. 


Cerosin, Cerosie, eine eigene Art von Wachs, die fih ſowohl im Yuderrohre 
findet, ald auch ein Beftandtheil ded cire des Andagies ift, welches leßtere von 
einer Biene an den großen Real des Amazonen= und Orinokoſtromes ab» 
ftammt. 

Cerosinsäure, fie entfteht beim Schmehen von Ceroſin mit Kalikalk. Rad 
erfolgter Trennung und Reinigung bildet fie eine weiße Erpftallinifche Maffe, die bei 
930 °C, ſchmilzt und felbft in fiedendem Alkohol oder Aether faum löslich iſt. 

Ceroten, eine Koblenwafferftoffverbindung, die aus gleichen Aequivalenten der 
beiden Elemente beftebt. 


‘Cerotin, ein Beftandiheil des chinefifchen Wachfed. Es bildet einen —— 
gen, bei 790 C. ſchmelzenden Körper. 


Cerotinsäure, tommt im freien Zuſtande ſowohl im Bienen», wie auch im 
chineſiſchen Pflanzenwachs vor; fie entfteht auch bei der Behandlung von Gerotin mit 
Kalikalk; fie kryſtalliſirt aus Alkohol in Beinen SINN, fhmilzt bei 799 und erſtartt 
alddann wieder Fryftallinifch. 


Ceroxyd, Ceroxydul, oxide et oxidule de Cereum, oxide of cerium, die beis 
den falzfähigen Oryde ded Geriummetalld. Das Ceroxyd ift nach ſchwachem Glühen 
geld, und wird alddann von verdünnten Säuren nicht gelöft. Das Ceroxydhydrat ift hell⸗ 
gelb und löſt fih beim Erwärmen in Chlorwafferftofffäure unter Entwidelung von 
Chlor auf, während fih Eerchlorür bildet. Das Cerorydul ift noch nicht für fih 
dargeftelt worden. Das Ceroxydulhydrat iſt weiß, fowie auch feine Safze; es 
oxydirt fich leicht höher an der Luft. Es eriftirt auch ein Cerorxydul⸗Oxyd von ber 
Zufammenfegung CeO + 4 (Ce, 0O,). 

Cerosylin, ein Beftandtheil des Balmenwachfes; e8 bildet eine farblofe, fit» 
ftallinifche Subftang, Die bei 1000 C. fhmilzt und eine gelbliche Färbung annimmt. 
Es ift in Alkohol, Aether und ätherifchen Oelen löslich. 

Cetin, margazinfaures Cetyloryd, wird aus dem Walltath gewonnen ; es ſchmilzt 
bei 409 und erftarrt beim Erkalten grob kryſtalliniſch; ift in fiedendem Alkohol und 
Aether leicht löslich; wird felbft von concentrirter Kalilöfung nur allmälig in Mor 
garinfäure und Cetyloxydhydrat zerlegt; dagegen erfolgt diefe Ummoandlung beim Schmel: 
zen mit Kalihydrat, oder durch eine alkoholiſche Auflöfung des Iegtern. 

Cetrarin, der in dem isländiſchen Moofe enthaltene Bitterftoff; es bildet ein 
vollkommen weißes, fehr lockeres Pulver, das felbft unter dem Mikroſkop feine Spur von 
Kryſtalliſation zeigt; zumeilen erfheint ed auch als ein Aggregat von Meinen Kügel⸗ 
hen, die etwas gepreßt, Seidenglanz annehmen. An der Ruft verändert es fich nicht; 
es ift geruchlos und feine Auflöfung in Alkohol ſchmeckt rein und fehr bitter. 

Chalcedone, nennt man in befonderen Formen abgefonderte, und verfchieden, 
artig gefärbte Duarze. 

Chamillenöl, ſ. Kamillenöl. 

Chaschisch, Haschisch, Hadschy. Die unter dieſem Namen im Driente we 
gen ihrer betäubenden Wirkungen gebräuchliche Subftanz, wird aus dem indiſchen 
Hanf, Cannabis indica, einer Abart ded unferigen, bereitet. Dan fammelt hierzu, nad 
dem die Pflanze Früchte angefegt hat, die Spigen, trodnet fie und vermengt fle mit 
Tabad, oder formt daraus mit Tragantfchleim Paftillen, welche gleichfald auf die Pfeife 





Chaerophyllin — Chelidonin. 121 


gelegt werden. Solche, die nicht rauchen, bedienen fich des Chaſchiſch in andern For⸗ 
men: fie kochen die Pflanze mit Fett und Waffer and, ſetzen der Abkochung allerhand 
Backwerk zu, um ed in diefer Mifchung zu verfpeifen; Andere wiffen daraus ein bes 
rauſchendes Geträn? zu bereiten, indem fie dad Kraut mit Honig, Datteln, eigen 
oder andern zueferhaltigen Subſtanzen gähren laffen. Uuch bei uns hat ein Präparat 
diefer Pflanze da® Extractum seminis Cannabis indicae ald beruhigendes Arznei⸗ 
mittel Eingang gefunden. Dieſes Extrakt ift mehr ein Harz, welches auf die Weife 
gemonnen wird, daß die Bewohner mit Leder bekleidet, in den Hanffeldern hin⸗ und 
hergeben, 'wo es dann an der Kleidung hängen bleibt. Es führt alddann die Namen 
Charrus, Churrus oder Tschers.$n Südaftifa, mo das Chaſchiſch ebenfalls in Ge⸗ 
brauch iſt, nennt man daſſelbe Dakka oder Dyamba. 

Chaerophyllin, ein in feinen Eigenſchaften noch wenig gekannter Stoff, wel⸗ 
her fih “in den Samen Chaerophylium bulbosum findet und aus diefen durch 
Deftillation mit Waffer und Kalt erhalten werden fann. 


Chamaeleon minerale, ein Gemenge von manganfaurem, übermanganfaurem 
und fohlenfaurem Kali nebft Aebkali; diefen Namen verdankt dad Produft wahrfchein- 
lich den verfchiedenen Farben, die feine Auflöfung unter gewiffen Berhältniffen zeigt, 
und welche von dem mwechfelnden Gehalt an manganfaıtrem und übermanganfaurem 
Kali (f. d.) bedingt werden. 


Chamette, Charmotte. Hierunter verfteht man eine Maffe, die durch Vermen⸗ 
gen von feuerfeftem Thone mit gemahlenem Porcellan, Ankneten mit Waſſer, Kormen, 
Trocknen und Brennen derfelben erbalten wird. DBerglaftes Porcelan darf nicht ges 
nommen werden, meil diefes nicht allein nicht gut bindet, fondern beim Formen au 
leicht die Arbeiter verwundet. Gute Chamottmaſſe mwiderfteht felbft den höchften Hitz—⸗ 
graben, fie ift daher beim Bau von Defen, in welchen eine hohe Temperatur hervorges 
bracht werden fol, unentbehrlih. Dan verfertigt daraus, außer den Ziegel» und 
Chamottfteinen, Platten, die Kapfeln zum Brennen des Porcelland, Tiegel, überhaupt 
Gegenftände, die einer hohen Temperatur ausgeſetzt werden. 


Chelerythrin, eine organifche Bafe, die in dem großen Schöllfraute, Cheli- 
donuum majus, einer zur Familie der Papaveraceen gehörigen Pflanze, und zwar 
hauptfählich in der Wurzel und dem Samen derfelben enthalten if. Das auf eine 
ziemlih umftändlihe Weife (f. Chelidonin) erhaltene Chelerythrin befißt folgende Ei- 
genfhaften. Es ift unlöslich in Wafler, auflöslih in Aether und Alkohol; aus feis 
ner weingeiftigen Löfung fcheidet es fich bei freimilligem DVerdunften in warzenförs 
migen Kryſtallen ab; die ätherifche Löfung hinterläßt e8 als eine zähe klebrige Maffe, 
die erft allmälig erhärtet; aus feinen Salzlöfungen durch Alfalien gefällt, bildet es 
einen ſchmuzigweißen, füfigen, nach dem Trocknen zerreiblichen Niederſchlag; der Staub 
deffelben bewirkt ſtarkes Nießen, feine Löfung in Alkohol befitt einen brennend ſchar⸗ 
fen Geſchmack; erweicht bei 65° C. wie ein Harz; feine Salze zeichnen ſich durch eine 
prächtig orangerothe Farbe aus. Der intereflante Stoff verdiente genauer unterfucht 
zu werden! Seine Zufammenfebung ift noch unbefannt. 

Chelidinsäure, ſ. Chelidonfäure, 


Chelldenin, ein Altaloid, welches im Schöllkraut, Chelidonium majus (Fami- 
lie Papaveracearum enthalten if. Zu feiner Darftellung zieht man die Wurzel des 
Schöllkrauts mit Waller aus, dem etwas Schwefelfäure zugefebt wurde, fällt den Aus- 
zug mit Ammoniak, wäſcht den Niederfchlag mit Waffer aus und löſt ihn in fchwe—⸗ 
felfäurehattigem Alkohol. Man verdünnt mit Waffer, deftillirt den Alkohol ab und 


% 





122 Chelidonsäure. x 


überfättigt die klare Flüffigkeit mit Ammoniak, wäfcht den entflandenen Niederſchlag 
ſchnell mit Waffer aus, trodnet ihn bei gelinder Wärme und behandelt ihn mit Aether, 
welcher das mitgefällte Ehelerythrin nebſt einer Meinen Menge Chelidonin auflöf. 
den größten Theil aber zurüdläßt. Man löſt den Rüdftand in möglichft wenig, mit 
eiwas Schwefefäure verſetztem Wafler, fügt das doppelte Bolum der Auflöfung con 
centrirte Salzſäure zu, worauf ſich nach einiger Zeit falzfaures Chelidonin in Lörnigen 
Kryftallen augfcheidet, die mit Wafler gemafchen und durch Ammoniaf zerlegt werben, 
worauf man den Niederſchlag nochmals in fehmefelfäurehaltigem Waſſer auflöft, und 
in derfelben Weife wiederholt mit Ammoniaf und Salzfäure bebarideli, bid der Nie⸗ 
derſchlag volllommen meiß erfeheint. Hierauf löft man ihn in concentrirter Effigfäure, 
aus welcher Löfung das reine Chelidonin fih nach dem Berdunften kryſtalliniſch aus 
fheider. Dad Chelidonin ift eine ſchwache Bafe, unlöslih in Wafler, auflöß 
lich in Aether und Alkohol. Aus diefen Auflöfungen Frofiallirt ed nach dem Berduns 
ften in farblofen, gladglängenden Tafeln; aus feinen Salglöfungen durch ein Alkali ge 
fällt, bildet e8 einen volumindfen, Täfeartigen Niederfchlag, der nach und nach Förnig 
kryſtalliniſch wird, und getrodnet ein zarted, weißes Pulver darſtellt. 


Chelidensäure, Diefe Säure findet fih im Kraute von Chelidonium majus 
und zwar am reichlichften in der Blüthezeit der Pflanze. Zu ihrer Darftellung wird 
der audgepreßte und durch Aufkochen von Pflanzenalbumin befreite und geflärte Saft 
des Krauts, nachdem er mit eiher gemwiflen Menge Salpeterfäure (auf 1 Liter Saft 
4 Grm. und 1,3 fpec. Gewicht Salpeterfäure) vermifcht worden ift, mit einer Auflös 
fung von falpeterfaurem Bleioryd verfegt, fo lange noch ein Niederfchlag dadurch ent- 
ſteht. Man muß in den einzelnen Fällen die Menge der Salpeterfäure ausproben, in 
dem bei einem zu geringen Zuſatze zugleich äpfelfaures Bleioryd gefällt wird, wäh- 
vend bei zu großem dad chelidonfaure Bleioryd größtentheils, felbft ganz gelöft bleibt. 
Der Niederfehlag wird gemwafchen, in Waſſer zertheilt und durch Schweſelwaſſergas zer- 
feßt, wozu mehrere Tage erforderlich find. Die durch Filtration vom Schwefelblei 
getrennte Flüffigkeit wird durch Fohlenfauren Kalk neutralifirt, filtrirt und durch Ab: 
dampfen fo weit concentrit, daß nach dem Erkalten der chelidonfaure Kalt auskryſtal⸗ 
litt. Behufs feiner weiteren Reinigung löft man das Kalffal; in 6 Theilen Wafler 
auf, fällt den Kalk durch Tohlenfaures Ammoniaf, dampft das chelidonfaure Ammo— 
niaf auf ein möglichft Kleines Volum ein und vermifcht den Rückſtand mit feinem 
doppelten Bolum etwas verdünnter Salzſäure. Das Ganze erftarrt alddann zu einer 
kryſtalliniſchen Maife, von welcher die Salmiaflauge abgepreßt, die Chelidonfäure mit 
etwad Waffer abgewaſchen, und hierauf durch Auflöfen in fiedendem Waller und Kıy 
ftallifirenlaffen gereinigt wird. Die fo erhaltene Säure bildet feine, kurz zufammen- 
gefilzte farblofe Nadeln mit 1 Aeq. Waffer; durch freiwillige Verdunſtung ihrer Aufs 
löfung werden größere Kryftalle erhalten mit 2 Aeq. Waſſer; bei 150% wird fie zu 
wafferfreier Chelidonfäure, der man den Namen Chelidinfäure beigelegt hat. Die 
Chelidonfäure ift geruchlo® und befigt einen fcharffauren Geſchmack; bei 8° C. Töfen 
166 Theile Waffer, bei 1000 26 Theile Wafler 1 Theil Säure auf; vom Alkohol be 
darf fie weit mehr (700 Theile) zu ihrer Auflöfung. Sie zeigt einige Aehnlichkeit mit 
der im Mohn vorkommenden Mekonfäure. Es ift eine dreibafifhe Säure, die, wie 
fhon oben angegeben, mit 1 und 2 Meq. kryſtalliſirt, und außerdem no 3 Aeq. ba 
fiſches Waffer enthält. Die Zufammenfegung der aus ihren heißen Löſungen abge 
fhiedenen Säure ift daher (3HO, C,, H, O,.) + HO ober in 100: 





Chelidoxanthin — Chemie. 123 


10,25 baſiſch Wafler, 
84,67 Säure (42,34 CO, 2,02 H und 40,31 O), 
5,08 Kryſtallwaſſer. 


100,0, 


Chelidexanthin. Nah den Unterfuchungen von Probſt findet fi) in dem 
Shöllfraut und zwar in allen Theilen der Pflanze, au ein indifferenter kryſtalliſir⸗ 
barer Stoff, dem Er den obigen Ramen beigelegt hat. Zu feiner Darftelung benutzt 
man den bei der Darftellung des Chelidonind mit fehmefelfäurehaltigem Wafler er⸗ 
höpften Rüdftand, den man fo lange mit fiedendem Waſſer behandelt, ald diefed noch 
gelb gefärbt wird. Man fällt den gelben Auszug mit effigfaurem Bleloryd, filtrirt 
und löſt im Filtrat noch mehr effigfaures Bleiopyd auf und läßt Schwefelwaſſerſtoffgas 
durh Die Löfung gehen, wodurch das Chelidoranthin mit dem Schmefelblei gefällt 
wird. Man wäſcht den Niederfchlag fo lange mit kaltem Waller aus, ald diefed noch 
fauer reagirt und kocht ihn dann wiederholt mit Waller aus, bis dieſes farblos ab⸗ 
fießt. Die wäflerigen Löfungen werben ‘zur Trockene verdampft, der Rüdftand nad 
einander mit Ammoniak und Aether digerirt und zuleßt mit fiedendem Alkohol aus⸗ 
gezogen. Man verdunftet den Alkohol, wäfcht den Rüdftand nach einander mit Schwe⸗ 
felfaure, mit Ammoniat und fchließlich mit Aether aus, der reines Ghelidoranthin 
zurüdläßt, welches in kochendem Waffer aufgelöft und durch freimillige Verdunſtung 
fyfallifirt erhalten wird. In diefem Zuftande bildet es gelbe kurze Radeln, die fi 
nur ſchwierig in Alkohol und Wafler löfen, der Auflöfung aber einen äußerft bittern 
Geſchmack ertheilen. Seine Löſungen befigen felbft im verbünnten Zuſtande eine 
intenſiv gelbe Farbe. 


Chemie, Scheidekunſt, Chimie, Chymie, Chemyastry, Chimistry, Chymystrie. 
Boher unfere gegenmärtig allgemein mit dem Ramen Chemie bezeichnete Wiſſenſchaft 
dieſe Bezeichnung erhalten habe, ift im keiner Weiſe mit Sicherheit zu beftimmen ges 
weien, fo wenig wie mir wiffen, wo die Chemie ihren Urfprung genommen bat, 
Ran bat lange Zeit hindurch angenommen, daß die Wörter Alhemie und Chemie, 
die man für fononym halten könnte, am früheften von den Arabeın gebraucht wor⸗ 
ten ſeien; allein e8 ftcht gegenwärtig feft, daß ſowohl die Griechen, wie die. Egpptier 
idon lange vor dem Einfalle der Araber nicht allein den Namen, fondern auch die 
Sache gekannt haben, fo daß bereitd bei Zoſimos von Panopolis, zu Anfang des 5. 
Sahrhundertd, der Ausdrud „Chemie oder vielmehr „Xmwevursxn" vorlommt; 
und ein römifcher Schriftfteller fpricht fogar fhon gegen das Ende des 3. Jahrhun⸗ 
tertd von einer „„Scientia chemiae‘“ und aus andern Schriftftellen ift es bekannt, 
daß Diocletian im 3, Jahrhunderte die Bücher der Egyptier über die Chemie des 
Goldes und Silbers verbrennen ließ, fo daß mit Sicherheit angenommen werden darf, 
daß dad Wort Chemie älter ift ald Alchemie, von welchem letzterem man ge- 
wöhnlih annimmt, daß es durch Vorfegung ded arabifchen Artikels al entftanden fei. 
Richt weriger ſchwierig ift die Ableitung des Worted „Chemie“ Unter den vielen 
Bermuthungen möchte jedoch die A. v. Humboldt's die meifte MWahrfcheinlichkeit 
für Ach haben, der daffelbe von „Chemia‘ ableitet, eine Bezeichnung, die die Egyp⸗ 
tier ihrem Sande, wegen der ſchwarzen Farbe feined Erdreich, fomwie auch dem Schwarz 
im Auge beilegten. Die geheimnißvolle Wiffenfchaft, welche von der Zerfeßung und 
Umwandlung der Körpertheile handelte, fagt A. v. Humboldt, erhielt alfo den Ras 
men ded Landes, in welchem fie mit befonderem Gifer betrieben wurde; fle war bie 
BiffenfHaft von Ehemie, oder dem ſchwarzen Lande, die Wiſſenſchaft Egyp⸗ 


124 Chemisch-elektrische Theorie — Chinarinde. 


tens. Die Richtigkeit diefer Eiymologie voraudgefegt, würden wir damit zugleich 
auf dad Land Hingemwiefen fein, wo die Wiege unferer Wiſſenſchaft geftanden Hat, 
fowie Auffhluß über die Entflehfung der deutfchen Wörter: Schwarztunft un 
Schwarzkünſt ler erhalten. Ohne Erklärung auf Erklärung zu häufen, würde # 
faum möglich fein, eine erichöpfende Darlegung zu geben, was wir gegenwärtig mit 
dem Worte „Chemie“ bezeichnen wollen. Indem wir jedoch Hierauf verzichten 
müffen, halten wir die folgende Definition für einigermaßen zutreffend. Chemie if 
die Lehre von den Cigenfchaften der Körper, von den Gefegen, nach welchen fie ſich 
mit einander verbinden, von den Regeln, nach welchen diefe Verbindungen hervotge⸗ 
bracht werden und von ber Kunft, zufammengefegte Körper in einfachere und einfade 
Stoffe zu zerlegen. 

Chemisch -elektrische Theorie ift diejenige Anficht, welche einen voraus 
gegangenen chemifchen Proceß, als die Urfache der galvanifchen oder hydroelekt⸗ 
Shen Erfcheinungen betrachtet. Diefer Hypothefe flieht die Kontakt⸗Theorie 
gegenüber, melche den bei der Berührung zweier Leiter auftretenden Bertheilungdju 
fand, fowie die Entftehung des elektrifehen Stromes noch nicht für genügend aufge 
klärt hält, aber beftimmt ausfpricht, daß eine BEnNdE Wirkung nicht die 
Urſache dieſer Erſcheinungen ſei. 


Chemitypie hat man ein eigenthümliches Verfahren genannt, wodurch man 
Zeichnungen zu Neliefdrud erhält. Die Zeichnung wird wie gewöhnlich in ein pe 
fitived Metall (Zink) ausgeführt, die vertieften Stellen derfelben mit einem riegativen Me 
talle (Rofe’3 Metall) ausgefüllt und hierauf das umgebende pofitive Metall durch 
eine Säure weggenommen, ſo daß die Zeichnungen erhaben ſtehen bleiben. | 


Cherrykeble, die englifehe Bezeichnung für eine befondere Steinkohlenart; fie 
ift tieffhwarz, ſtark glänzend, leicht zerbrechlich und von mufchligem Bruch. 


China-clay, mit diefem Namen hat man einen eifenfreien, feingefchlemmten 
Thon belegt, der unter andern auch zur Vermehrung ded Gewichts, reſp. Berfälfchung 
von Natronfeife angewendet wird. 


Chinagerbsäure, Ghinagerbftoff, ift in den Chinarinden in Berbindung mi 
organischen Bafen enthalten. Dan kocht die Rinde mit angefäuertem Waffer aus 
wird dann die Löfung mit einem Weberfhuß von Bittererde Ddigerirt, fo fchläg 
fih die Chinagerbfäure in Verbindung mit diefer nieder. Man löft den Niederfchla: 
in Eifigfäure, fällt den Gerbftoff durch bafifch-effigfaures Bleioryd, zerfegt dieſes durd 
Schwefelwaflerftoff und dampft das Filtrat im Wafferbade zur Trodne. Hierbei bleib 
der Chinagerbftoff als eine gummiartige, gelbe Maffe zurück; er fällt die Leimlöfun 
und färbt Eifenorydlöfungen grün. Zufammenfeßung noch unbelannt. 


Chinarinde. Die Zahl der im Handel unter dem Namen Chinarinde vorkon 
menden Rinden ift fehr groß, zumal ald man diefe Vezeichnung auch auf die Rinde 
foicher Bäume ausgedehnt hat, die zu den Cinchoneen gehören, während eigentlich au 
diejenigen dahin zu rechnen ſind, die zur Gattung Cinchona gehören. Nach, va 
MWeddell an Drt und Stelle gemachten Beobachtungen erſtreckt fich die Region inne 
halb welcher die Chinabäume gefunden werden, vom 199 füdlicher bis zum 109 nö 
licher Breite. Bei weitem überwiegend fommen die Chinabäume auf den sn 
Abhängen .der Eordilleren vor, wo die Ehinaregion eine mittlere Höhe von 5000 b 
8000 Fuß erreicht; während die Chinabäume auf der Weftfeite der Gorbilleren, d 
überhaupt oft kahl ift, beinahe gänzlich fehlen. Nah Weddell find nur die jenig 

| 


Chinaroth — Chinasäure. 125 


Baume in die —— Cinchoua aufzunehmen, welche chinin⸗ und cinchoninhallig 
find, und er zählt deren 19 Arten. Seither pflegte man die Ehinarinden 1) in graue, 
2) gelbe, 3) rothe und 4) weiße einzutbeilen; eine folche Eintheilung kann ferner nicht 
aufrecht erhalten werden, meil auf diefe Weife Rinden von verfchiedenen Bäumen in 
diefelbe Abtheilung und umgekehrt von denfelben Bäumen in verfchiedene Abtheilungen 
fommen. Weddell Haffificitt daher die Rinden nah ihrem anatomiſchen Bau, was 
um fo mehr gerechtfertigt erfcheint, als fich ein gewiſſer Zufammenhang zmwifchen der 
anatomifchen und chemifchen Befchaffenheit herausgeftellt hat. Die diefem Werke ges 
ftedten Grenzen erlauben nicht, näher auf den Gegenftand einzugehen, wir wollen jedoch 
nit unterlaffen, den Gehalt der befjeren Arten von Ehinarinden an Chinin und Eins 
chonin in der folgenden Tafel mitzutheilen: 







Procente 
Cinchonin. 






Procente 
Chinin. 









Beſte Calisaga . , . » 0... |3,22—3,8 Kugel. 
Calisaga var. Josephiana Weddell .  12,76-—3,29 Kugel. 
China regia, Mittelforte . . » . . |[2,18—25 Kugel. 
— — falsa von Cinchona pubes- 

oens W.. . . . 11,7 Kugel. 


China fava fibrosa . . . © © . . 10,98—1,04 | 0,98--1,04 Kugelu. Buchner 


— — du ..... 0.0.1104 1,35 Kugel u. Buchner 
— rabra, beſte Sorte... . . |2,65 1,51 Kugelu. Buchner 
— zubiginosa . . 2.2.2. Spur 2,37 Kugel. 
— Huanuco . . . 2. 2°. 0 2,4 — 2,46 ugel u. Winkler 
_ — dicke Röhren . . » 0 1,87 Kugel. 


Um die Shinarindenforten auf ihren Gehalt an Altaloiden zu prüfen, zieht man 10 
Örm. der gröblich gepulverten Rinde mit Wafler aus, dad mit etwas Schwefelfäure 
verjeßt worden war, läßt abfegen, filtrirt und fügt zum Filtrat gebrannte Bittererde 
im Weberfchuß. Dan verdunftet die ganze Maffe im Wafferbade zur Trodene, zerreibt 
den Rückſtand und zieht zuerft dad Chinin mit Aether und dann das Cinchinin mit Alkohol 
aus. Beim Berdunften der Auszüge. bleiben die rejp. Alkaloide mit einem gelblichen Er- 
haktioftoff, der fih nicht abfcheiden läßt, deffen Menge aber auch äuferft gering iſt, 
behaftet, zurüch, und merden alddann mittelft Wägens beflimmt. 


Chinaroth, eine eigenthiimliche in allen Chinarinden enthaltene rothe oder toth- 
braune Subftanz, die aus der Chinagerbfäure durch Aufnahme von 3 Aeq. Sauerftoff, 
unter Ausfcheidung von 2 Aeq. Kohlenfäure und 1 Aeq. Waſſer entfteht. 


Chinasäure. Diefe Säure findet fih in den Chinarinden, dem Heidelbeerfraut, 
den Raffeebohnen und wahrfcheinlich auch in vielen Gräſern. Zu ihrer Darftellung zieht 
man die Ehinarinde mit kochendem Waſſer aus, fällt die organifchen Bafen und an- 
dere Stoffe durch Kalkhydrat, während der chinafaure Kalk in Löfung bleibt und durch 
Abdampfen Arypftallifirt erhalten wird. Man löſt ihn wieder in Waſſer auf, fällt mit 


126 Chineitin — Ehinlolin. 


bafifcheeffigfaurem Bleioryd die Chinafäure aus, zerlegt nad dem Auswaſchen den 
Niederfhlag durch Schweftlwaflerftoff und erhält durch Abdampfen des Filtratd die 
reine Chinafäure. Sie fryftallifirt in ſchiefen, rhombifchen Prismen, die der Weinfäure 
ähnlich fehen; fhmilzt bei 155° C. und erftarrt beim Erkalten amorph. Sie löſt fid 
keicht in Waller und Alkohol, nicht in Aether. Die Erpftallifirte Säure enthält 2 Aeq. 
Waller und befteht aus 9,38 Wafler und 90,62 Säure, letztere aud 48,27 Kohlenftofi, 
5,75 Waflerftoff und 45,98 Sauerftoff. 


Chineitin, fon. Cinchonetin. 
Chinieln, ſ. Epinoidin. 


Chinidin, 3Chinin, eine in einer der China Hasmalles ähnlichen Rinde, 
fowie auch in der China Maracaibo aufgefundene und dem Ehinin ifomere Bafe. 
Das Chinidin Aryfinllifirt in farblofen, gladglängenden, harten Prismen, die an der 
Zuft verwittern , es löſt fih in 45 Theilen faltem Alkohol und in 90 Theilen kaltem 
Aether; charakteriftifch für diefe Bafe ift, daß fie mit 1 Aeq. Sodwaflerftofffäure ein 
in Wafler und Alkohol fehr ſchwer Lögliches Salz giebt. Die Sale des Chinidins 
fhmeden weniger bitter, als die des Chinins, und letzteres foll nicht felten durch 
Ehinidin verfälfcht vorfommen, Zufammenfeßung: C,. Ha, Na O, procentifch 74,0 
Kohlenftoff, 7,41 Wafferftoff, 8,64 Stickſtoff und 9,88 Sauerftoff. 


| Chinin, Quinine. Das Chinin findet fih am reichlichften in der Könige 
hinarinde (China de Cahisaga), aud welcher es durch Behandlung mit Waſſer zum 
Theil, durch verdünnte Schwefelfäure aber vollftändig ausgezogen wir. Aus der Lö— 
fung fällt man die Bafen mit Bittererde und löft das gefällte Chinin im Aethet. 
Aus diefer Löfung fryftallifiit das Chinin in Berbindung mit 6 Aeq. Kryftallwafle 
in feideglänzenden Nadeln. Es löſt fich in 200 Theilen kochendem Waffer, weniger 
in Falten, leichter dagegen in Kalkwaffer, Ammoniak oder in einer Ehlorfaliumflüffig- 
feit; es ſchmeckt äußerft bitter und reagirt alkaliſch. Mit Säuren bildet es neutrale 
und faure Salze; leßtere find in Wafler leichter löslich, als die neutralen Salze. Es 
hat mit dem GChinidin gleiche Zufammenfegung. Prüfung auf einen Gehalt von 
Ehinidin und Cinchonidin; man digerirt 2 bid 2 Grm. des zu unterfuchenden Chi⸗ 
nind mit 20 Kubikcentim. einer Seignette- Salzauflöfung (1 : 10) einige Minuten 
lang, filtrirt und fegt dem Filtrat Ammon zu; wenn hierdurch ein Niederfchlag ent 
fteht (eine feichte Trübung ift nicht zu berücdfichtigen), jo mar Ehinidin vorhanden, 
Um auf Cinchonin zu prüfen, wäfcht man den Niederfehlag auf dem Filter fo lange mil 
der Seignettefalzlöfung, als das Filtrat dur) Ammoniak von 0,96 fpec. Gew. noch ge: 
trübt wird, hierauf mit einer Glauberfalzlöfung ; wenn in der abgelaufenen Flüffigkeit Am: 
mon einen Niederfchlag bewirkt, fo mar Cinchonidin vorhanden; wenn dad Chinin fein 
Ehinidin enthält, fo nimmt man die Prüfung auf Ginshonidin beifer mit einer neuen 
Menge von Ehinin vor; die Arbeiten follen fämmtlich bei 14% C. oder einer Bun 
nahe fommenden Temperatur ausgeführt werden. 
Chineidin, ſ. Chinicin. 


Chinolin, Chinoilin, Chinolein, Leucolin, eine organiſche Baſe, die bei dei 
Deftillation von Ehinin, Cinchonin, Strychnin und einigen anderen Alfaloiden mil 
Kali, ſowie auch aus dem Steintohlentheeröl gewonnen wird. Das Chinolin ift ein! 
in Waffer unlösliche, aber mit Alkohol und Aether miſchbare Flüſſigkeit von 1,08: 
fpec. Gewicht. Mit den Säuren bildet fie meift Kia kryſtallifirbare Salze. 











9 


Chinon — Chitin. 127 


Chinon, wird bei Behandlung der Ehinafäure oder ihrer Salze mit Schwefel: 
fäure und Braunftein als ein flüchtiger, in ſchön gelben Blättchen kryſtalliſirender 
Körper erhalten. Es ſchmilzt ſchon unter 1009, fublimirt Teicht und befißt einen ei- 
genthümlichen jodähnlichen Geruch; ift in Wafler, Alkohol und Aether mit dunfeler 
Farbe leicht löslih. Das Chinon befteht in 100 Theilen aus 66,66 Kohlenftoff, 3,71 
DWafferftoff, 29,62 Sauerftoff. 


Chinonsäure entfteht, wenn Chinon mit ſchwacher Kalilauge erwärmt wird; 
es bildet fich eine dunfelgrüne Löſung, die aus der Luft raſch Sauerftoff aufnimmt, 
dadurh Braun, fpäter ſchwarz wird und aus welcher Salzfäure, die Ehinonfäure 
als einen volumindfen ſchwarzen Körper abfcheibet. 


Chinevabitter, ſyn. mit 


Chinevasäure; diefe entfieht beim Erwärmen der alfoholifchen Löſung des Chino- 
vind (fiehe dieſes) mit Safzfäure, hierbei ſcheidet fi die Chinovafäure ald ein weißes, 
glänzendes Kryftallpulver ab; fie ift geſchmacklos, unlöslih in Wafler und felbft in 
fiedendem Alkohol ſchwerlöslich. Zufammenfeßung 67,16 Koblenftoff, 8,96 Wafferftoff 
und 23,88 Sauerftoff. ß 


Chinovagerbsäure, dieſe Säure, melche große Achnlichkeit mit der Gerbfäure 
der ächten Chinarinden und mit der Kaffeegerbfäure gleiche Zufammenfegung bat, fin- 
det fi) in der China nova, einer falfchen Chinarinde., Zu ihrer Darftelung fällt 
man eine Abkochung der Rinde mit Bleiguderlöfung, entfernt den Niederſchlag, nimmt 
+ der Flüffigkeit und fällt vollftändig durch bafifch »effigfaured Bleioryd, fügt dann 
die übrigen 3 hinzu, filtrirt und ſchlägt im Filtrat durch Bleieſſig chinovagerbfaures 
Bleioryd nieder. Der Niederfchlag wird ausgemwafchen, in Wafler vertheilt, durch 
Schwefelwaſſerſtoffgas zerfeht und Ddiefed durch Erwärmen und einen Zufaß von übers 
ſchüſſiger Bleizuderlöfung fortgenommen. Alkohol ſchlägt alddann aus diefer Flüffig- 
feit reine® chinovafaured Bleioryd nieder, welches abgewafchen, in Waſſer zertheilt 
und durch Schwefelwaſſerſtoffgas zerfeßt wird. Die von dem Schwefelblei abfiltrirte 
Flüfftgkeit wird Hierauf in einer tubulirten Netorte, möhrend man einen Strom von 
Kohlenſäuregas durchftrömen Täßt, zur Trodne verdampft. Die Säure bildet eine 
durchfichtige, bernfteingelbe, fpröde Maffe, die fich leicht in Waller und Alkohol, nicht 
aber in Aether auflöft, und deren wäflerige Löſung Ciſenchlorid ſchön dunkelgrün 
färbt, Silber» und Goldfalze reducirt, Reims und Brechmweinfleinlöfung aber nicht 
verändert. 


Chinoyl, fon. mit Chinon. 
Chiocecessäure, ſyn. mit Gaincafäure. 


Chitin, das Chitin findet fih in den Flügeldecken der Käfer, ſowie in der Bes 
dedung anderer Thiere niederer Klaffen, 3. B. der Cruſtaceen. Um beften ſtellt man 
es aud den Flügeldeden der Maikäfer dar, indem man diefelben mit Altalien und 
verdünnten Säuren und zulegt noch mit Alkohol und Aether behandelt. Da das 
Ehitin von diefen Löfungsmitteln felbft beim Sieden nicht angegriffen wird, fo bleibt 
es hierbei von der Struktur des angewendeten Körpers zurüd. Koncentrirte Schwe⸗ 
fels, Salpeter = und Salzfäure löfen ed ohne Färbung auf. Beim Erhitzen zerſetzt es 
fih ohne zu fehmelen. Nach andern Angaben wäre dad Ehitin ein inniged Gemenge 
von Gellulofe und einem eiweißartigen Körper, woraus es dann leicht erflärlich wäre, 
wenn ed, in koncentrirter Schwefelfäure gelöft, mit Wafjer verdünnt und gekocht wird, 











128 Chlor — Chloraluminium. 


eine anfehnliche Menge von gährungdfähigem Zuder liefert. Die Analpfe giebt für 
feine Zufammenfeßung 


Koblenftoff‘ . . 46,5 
MWaflefoff . . 6,5 
Stidftoff. -. . 6,3 
Sauerfoff . . 40,7 ” 


100,0, 


Chlor, Chlorgas, dephlogifirte Salzfäure, Salzfäurefuperorpdul, Chlore, acide 
muriatigue oxygöne, Chlorine, Chlorin. Das Chlor gehört zu den Metalloiden 
und zwar zu der Gruppe derfelben, die Salzbilder genannt werden; es wurde im 
Sahre 1772 von Scheele entdedt. Es laßt fih auf mannichfache Weife darftellen, 
am einfachften aber, indem man Braunftein und Salzfäure in einem Kolben erwärmt, 
und das fich hierbei entwicelnde Gas (Chlor) unter eine, mit Kochfalz gefättigtem wars 
mem Waſſer gefüllte Glode treten läßt. Das Chlor bildet bei gewöhnlichem Luftdrud 
und gewöhnlicher Temperatur ein grünlich gelbe® Gas, einer Farbe, der es auch fei- 
nen Namen verdanft (abgeleitet von 540000 grünlich= gelb). Auf den fünften Theil 
feine® Bolumd zufammengedrüdt, verdichtet ed fich zu einer gelben Flüffigfeit von 
1,33 fpec. Gew.; es fonnte noch bei feinem Kältegrade als fefter Körper erhalten wer 
den. Das fpec. Gew. ded Chlorgafes ift 2,44 und alfo faft 24 mal fo ſchwer als at 
mofphärifche Luft. In Wafler ift das Chlor löslich, 1 Bolum Waſſer nimmt bei 12° 
2,5 Bolum Chlorgas auf, bei 40° aber nur 1,36 Bolum. Cine Auflöfung des Chlor 
in Waſſer findet ſowohl in den Laboratorien, wie auch in den Gewerben vielfach An: 
wendung. Man erhält eine folche Auflöfung des Chlorwaflere, wenn man Chlorgas 
in eine mit faltem Waffer gefüllte Flafche eintreten läßt, fo lange noch eine bemerk 
bare Abforption deffelben ftattfindet. Gewöhnlich wendet man mehrere folcher Flaſchen 
an, von welchen jedoch die erfie nur wenig Wafler zum Wafchen ded Chlorgafes ent: 
hält. Die wäſſerige Löfung des Chlors befigt diefelbe Farbe, wie dad Chlorgas; 
fühlt man mit Chlor gefättigte® Waller ſtark ab, fo fcheidet fih eine Berbindung dee 
Chlors mit Wafler kryſtalliniſch aus. Diefer Körper ift ein Chlorhydrat, welches 
28 Proc. Ehlor und 72 Proc. Waller enthält; über 0,09 zerſetzt es ſich an der Luft 
bald ; in Röhren eingefchloffen, "hält es fich felbft bei 159 unverändert. Das Ehlor 
ift mit einer fehr flarfen Verwandtſchaft begabt und vereinigt fich mit dem Waller 
ftoffgas, ſowie auch mit den meiften Metallen direft; einige Körper, wie Arfen und 
Antimon fangen Feuer, wenn man fie in-gepulvertem "Zuftande in eine mit -trodenem 
Chlorgas gefüllte Flafche dringt. _ Das Chlor wird in den Gewerben zum Bleichen 
von Leinen und Baumwolle, oder überhaupt zur Zerfiörung von Pflanzenfarben, von 
ftinfenden Ausdünftungen, welche organifche Stoffe bei ihrer Zerfeßung entwideln, 
angewendet. Auf den thierifhen Organismus wirkt dad Chlor ald Gift; in kleinen 
Mengen eingeathmet, bewirkt ed Huften; bei längerer Einwirkung kann es die fehlimm- 
ſten Zufälle, Blutfpeien 20. herbeiführen. Das Nequivalent ded Chlors ift 35,5, fein 
Zeichen CI. | ı 


Chleraluminium, chlorure d’aluminlum, chloride of aluminium or ala- 
mium, falzfaure Thonerde, Zur Darftelung von waflerfreiem Chloraluminium leitet 
man über ein Gemenge von Thonerde und Kohle, welches in einer Porzellanröhre 
zum Glühen erhigt wird, trodened Chlor. Das hierbei fich bildende Ehloraluminium ver- 
flüchtigt fih und wird in einer paffenden Borlage aufgefangen. Es bildet Eleime, 








Chlorammonium — Chlorantimon. 129 


gelblich-weiße kryſtalliniſche Blättchen, die an der Luft bald Feuchtigkeit anziehen 
und dicke weiße Rebel verbreiten. Es beſteht aus 20,46 Aluminium und 79,54 Chlor. 
Sein Aequivalent wiegt 133,9. Wafferhaltiged Yluminiumchlorid wird durch Auflö- 
fen von reiner Thonerde in Salzfäure und Verdampfen der Löfung im leeren Raume 
erhalten; es bildet zerfließliche Kryftalle von der aelammealepung: 44,65 Waſſer und 
55,35 Shlorafiminium, 


Chlerammonium, falzfaures Ammoniak, Salmiak, Chlorure d’ammoniaque, 
Chloride, of ammoniac, Der Salmiaf ift eine Berbindung von Chlor mit Ammo- 
nium; früher fam er nur aud Egypten, wo er beim PBerbrennen des Kameelmiftd 
ih in den Rauchfängen abfegt und in befonderen Anftalten von Ruß und fon- 
figen fremden Stoffen durch Umkryſtalliſiren gereinigt wird. Gegenwärtig wird 
er auch bei und in großen Mengen durch Reutralifiren von fohlenfaurem Ammoniaf, 
welches die Knochenbrennereien, Gasanſtalten 2c. liefern, dargeftellt: — Der Salmiat 
kommt im Handel hauptfächlic in zwei verfchiedenen Geftalten, ale fublimirter Sal» 
miaf, in großen , durchfcheinenden Broden, mit ftrahlig kryſtalliniſchem Gefüge, und 
im Hüten in der befannten Form der Zuderhüte, als eine Anhäufung Meiner weißer 
Kryftalle vor, Dad Ehlorammonium hat einen feharf falzigen Geſchmack; es löſt fi 
bei 18° &. in 3 Th. Waffer auf, wobei ftarfe Abkühlung eintritt und ift au in Al: 
tohol etwas löslich; es verflüchtigt ſich noch unter der Glühhitze und fein Gas ift 
geruchlod. Mit den Allalien und Erden, wenn fie fauftifch find, entwidelt ed Ams 
moniaf, wenn kohlenſauer, kohlenſaures Ammoniak; mit metallifhen Eifen erhist, 
liefert e8 Eifenchlorür, Ammoniak und Waſſerſtoffgas; feine mäßrige Auflöfung er: 
wärmt, giebt Ammoniak aus und wird fauer. Guter Salmiat muß volltommen weiß 
fein und fi in der Hitze vollftändig verflüchtigen; ein Eifengehalt verräth fich fchon 
durch die gelbliche Farbe; beftimmter erfennt man Eifen durch fchwefelblaufaured Kali, 
welches feine Auflöfung blutroth färbt; ein Rüdftand beim Glühen deutet auf Kochfal; 
oder Slauberfalz. Berunreinigung durch emppreumatifches Del giebt fih am Geruch zu 
erfennen. Das Chlorammonium dient zur Darftellung der meiften Ammoniakverbinduns 
gen und wird außerdem vielfach in der Medicin, ſowie bei einigen Metallarbeiten ge- 
braucht. Es befteht aus 35,5 Chlor und 18,0 Ammonium und hat das Nequivalent 
— 53,5; in 100 Theilen find 33,67 Ammonium und 66,33 Chlor enthalten: 


Chlerantimon. Das Chlor bildei mit dem Antimon zwei Berbindungen: das 
Antimonchlorür, chlorure d’antimoine, chloride of autimony, und dad Antimen- 
&lorid, chlorure ou perchiorure d’antimoine, perchloride of antimony. Das 
Antimonchlorür, welched wegen feiner falbenartigen Konfijtenz auch den Namen An: 
timonbutter führt, enthält auf 1 Aeq. Antimon 3 Neq. Chlor, und wird am be 
fen durch Auflöfen von natürlichem Schwefelantimon in foncentrirter Salzfäure 
erhalten, was am zwedmäßigften in einer Retorte gefchieht. Nachdem man das 
Waſſer und die überfchüffige Salzfäure entfernt bat, deftillirt bei verftärkter Hiße 
Dreifach » Antimonchlorid über, welches in einer neuen Borlage aufgefangen wird, und 
dann butterartig erflarrt. Es bildet eine weiße kryſtalliniſche Maſſe, ſchmilzt bei 
720 C. und ſiedet bei 1240 c5 es zieht aus der Luft Feuchtigkeit an und zerfließt zu 
einer trüben Flüſſigkeit, die mit Waſſer verdünnt ein weißes Pulver, Algarothpulver, 
(ſ. d), fallen läßt; es enthalten 100 Theile: 53,44 Antimon und 46,56 Chlor. — 
Das Antimonchlorid oder Fünffach Chlorantimon wird auf die Weife erhalten, daß 
man Antimonchlorür in einer Retorte in einem Strome von trodnem Chlorgaſe erbigt, 
wobei daſſelbe aid eine farbloſe, ſchwere Flüffigkeit, die an der Luft ftark raucht, übergeht. 

5. d. techn. Chemie 9 


130 Chlorarsen — Chlorehrom. 


Es entwidelt beim Erhitzen freied Chlor und giebt auch an andere Stoffe leicht einen 
Theil feine® Chlor? ab. Zufammenfegung: 40,20 Antimon und 59,80 Chlot. Ar 
quivalent = 299,5. 


Chlorarsen, chlorare d’arsenic, chloride of arsenic; mit dem Arien bil: 
det dad Chlor nur eine Verbindung, und man erhält diefelbe, wenn man 1 Theil Arfen 
. mit 6 Theilen Quedfilberchlorür deftillirt. Das Chlorarfen bildet eine farblofe Flüf- 
figfeit, die bei 132° C. fiedet, mit wenig Bafler eine forupartige Löſung giebt, 
mit viel Waſſer aber in arfenige Säure und Ehlorwaflerftofffäure zerſetzt wird. Diefe 
Verbindung enthält auf 1 Aeq. Arlen 3 Aeq. Chlor und befteht daher in 100 Thei- 
fen aus 41,32 Arleg und 58,68 Chlor. 


Chlerbarium, falzfaurer Baryt, Chlorure de baryte, Chipride of barium, 
hydrochlorate of baryta. Dad Chlorbarium wird am einfachften durch Auflöfen 
von kohlenſaurem Baryt in Chlorwaflerftofffäure und Berdampfen der Löfung bid 
zur Kıyflallifation erhalten. Dad Salz fchießt in rhombiſchen Kruftallen an, die 
2 Aeq. Waſſer enthalten, die e8 beim Erhitzen verliert. 2,3 Theile Wafler von 1608. 
löfen 1 Theil Salz auf; von fiedendem Waſſer find- nur 1,3 Theile erforberli, um 
1 Theil. Salz zu löfen. Es befteht in 100 Theilen aus 59,31 Bartum, 27,05 en“ 
und 13,64 Kryſtallwaſſer; fein Aeq. ift 122,0. 

Chlorblei, ſ. Bleihlorür. 


Chlorber, chiorure de bor, chloride of bor; man erhält diefe Verbindung, 
wenn man über ein innige® Gemenge von gefchmolzener Borfäure und Kohle, die in 
einer Porcellanröhre zum Glühen gebracht worden find, einen Strom trodnen Chlor: 
gaſes leitet und das gasförmig entmweichende Produkt in einer gut mit Eis abgefühl- 
ten Vorlage fich fondenfiren läßt. Das Chlorbor bildet eine leicht bewegliche, ſtark 
lichtbrechende ylüffigkeit von 1,35 fpec. Gewicht, die bei 179 C. fiedet und mit Wal 
fer in Berührung fi in Borfäure und Chlormwafferftofffäure zerſetzt. Es enthält auf 
1 Aeq. Bor 3 Aeq. Chlor, bat dad Aeq. von 117,4 und befteht in 100 aus 7,28 
Bor und 90,72 Chlor. | 


Chlerbrem, chlorure de brome, chloride of brome. Diefe Berbindung de 
ftillirt al® eine vothbraune, fehr flüchtige Flüffigkeit über, wenn man, in einer Retorte, 
auf Brom einen Strom von trodinem an leitet; fie beſteht aus 69,30 Brom 
und 30,70 Chlor. 


Chlorcalcium , falzfaure Kalferde, Chlorure de Calcium „ Chloride of cal- 
ciam, or of lime, wird auf diefelbe Weiſe wie Chlorbarium (ſ. d. erhalten. Aus 
der ſtark koncentrirten Löſung kryſtalliſirt das Chlorcalcium mit 6 Aeq. Waſſer. Das 
Salz iſt an der Luft äußerſt zerfließlich und erzeugt beim Auflöſen in Waſſer einen 
bedeutenden Grad von Kälte; noch mehr aber, wenn man die Kryſtalle mit Schnee 
oder zerſtoßenem Eiſe mengt, wobei eine Kälte von — 450 C. entſtehen kann. Bei 
200° C. verliert es 4 Aeq. Waſſer, in dieſem Zuſtande gebraucht man es zum Trod⸗ 
nen von Gaſen; in der Rothglühhitze ſchmilzt es unter Verluſt feines ganzen Waflers 
gebaltes; man bedient fich des gefchmolgenen Chlorcalciums, um fowohl. Gaſen, wie 
auch flüchtigen Flüffigkeiten (Alkohol, Aether) die letzten Antheile Wafler zu entziehen. 
Das woaflerfreie Chlorcalcium beftcht aus 36,04 Calcium und 63,96 Chlor; fein Ar 
quivalent ift 55,5. 


Chlorchrem; mit dem Chrom bildet da? Chlor zwei Verbindungen: Chrom 
chlorür ErCt und Chromcblorid Cr, Ci,; chlorure de chrome, chloride Ef chrome, 


— 


e 


Chlorchromsäure — Chlorgold. 131 


perchlorure de chrome, perchloride of chrome. Da® Chlerür erbält man, ins 
dem man über, in einer Porcellanröhre zum Glühen gebrachtes, Chromchlorid oder An» 
derthalb « Chlorchrom einen Strom von trodnem Chlorgas leitet. Das Einfach⸗Chlor⸗ 
chrom ift weiß und giebt mit Wafjer eine blaue .Löfung; an der Luft nimmt diefe 
talh Sauerftoff auf, wodurd das Chlorür in Orychlorür verwandelt wird. Das Ein- 
fah» Chlorhrom befteht aus 42,37 Chrom und 57,63 Chlor. Das Chlorid oder 
Anderthalbfach⸗Chromchlor wird ganz auf diefelbe Weife wie dad Chloralumium dar» 
geftellt. Es Bilder prächtig pfirfichblüthrotbe Blätter, die fich erft nach Tängerer Zeit 
in Baffer auflöfen; es befteht aus 32,90 Chrom und 67,10 Chlor. 

Chlorchromsäure, acide chromochlorique, chromochlorique acid Diefe 
Säure, in welcher 1 Neq. Eauerftoff der Chromfäure (CrO,) durh 1 Aeq. Chlor 
erfeßt ift, erbält man, wenn man foncentrirte Schwefelfäure auf ein Gemenge von 
gelhmolzenem Kochſalz und gefhmolzenem zweifachchromfaurem Kali einwirken läßt und 
dad ſich bierbei verflüchtigende Produft in einer mit Eid abgefühften Vorlage verdichtet. 
Man erhält eine blutrothe Flüffigkeit von 1,71 fpec. Gewicht, die bei etwa 1209 fie 
det und fich in Berührung in Waffer in Salzfäure und Chromſäure zerfegt. Die Chlor: 
&romfäure befteht aus 34,92 Chrom, 44,46 Chlor und 20,62 Sauerftoff. 


Chlereisen, ſalzſaures Eifenorydul und falzfaures Eifenoryd: Einfach: Chlor- 
eiſen, Undertbalbfach  Chloreifen,: Chlorure et Chloride de fer, Chloride of Iron. 
Das Einfach = Chloreifen oder Eifenchlorür erhält man durch Auflöien non Eifen in 
Chlorwaflerftofffäure und Abdampfen der Löſung zur Kryftallifation. Das fo dar: 
geftellte Salz enthält A Aeq. Waſſer. In maflerfreiem Zuftande mird das Eifen- 
Slorür dur Erhigen von Eifen in einem Etrome von Chlorwaſſerſtoffgas erhalten; - 
es bildet alddann talfartige Schuppen, die in der Rotbglühhige ohne Zerfegung ſchmel⸗ 
en. Es befteht aus 44,10 Eifen und 55,90 Chlor. Aequivalent — 63,5. — Das, 
Anderthalb- Chloreifen, auch Eifenchlorid genannt, flelt man durd Erhiken von 
Gifen in einem Strom von Chlorgas dar, wobei daffelbe durch den Gasſtrom fubli- 
mirt wird. Es bildet eifenfchtoarze, metallifch glänzende, irifirende Blätter, die fich 
mit gelber Farbe in Waſſer auflöfen. Anderthalb » Chloreifen in Auflöfung fann au 
durch Auflöfen von Eifenoryd in Salzſäure erhalten werden; wenn diefe Flüſſigkeit 
toncentrirt wird, fo ſcheidet ſich aus derſelben waſſerhaltiges Eiſenchlorid (Fe, CI, 
+12H0) in gelben, ſtrahligen Kryſtallwarzen aus. Das Anderthalbfach-Chloreiſen 
wird durch Waſſerdampf in der Glühhitze unter Entwickelung von Chlorwoſſerſtoffgas 
zerſeht, wobei ſich die Wände der Gefäße mit kryſtalliniſchen Blättchen von Eiſenoxyd 
bedecken. Das Eiſenchlorid beſteht aus 34,46 Eiſen und 65,54 Chlor und fein Ae— 
quivalent ift —= 162,5. 


Chlorgeid, chioride d’or, perchloride of gold. Wenn Gold in Königs- 
waſſer gelöft wird, fo erhält man eine Auflöfung von Dreifach-Chlorgold, die bei 
langfamem Berdampfen in trodner Luft gelbe Kryſtalle abfcheidet. Wird die Löſung 
zur Entfernung der überfchüffigen Säure verdampft, fo hinterbleibt eine gelbbraune 
Nafle, die ſich ſowohl in Altohol, wie auch in Aether leicht auflöft, und Dreifach— 
Ghlorgold ift. Diefed hat eine große Neigung mit den meiften andern Chlormetal- 
en, Doppelfalze zu bilden, die durdy VBerdunften der gemifchten Löfungen in gelben 
waſſerhaltigen Kryſtallen erhalten werden. Das Goldchlorid befteht aus 65,0 Gold, 
35,0 Chlor. Aequivalent = 3085. Goldchlorür (Au Ch) wird erhalten, wenn 
man das vorige Salz auf 200° C. erhitzt; ed entweicht Chlor und dad Goldchlorür 

9 * 


* 


x 


132 Chlorhydrat — Chlorkalium. 


bleibt als ein gelbliche®, in Wafler unauflögliches Pulver zurüd; das Chlorür befteht 
84,78 Gold und 15,22 Chlor. Wequivalent — 232,5. 

Chlorkydrat, |. Chlor. 

Chloride, ſ. Chlormetalle. 

Chlorige Säure, f. Ghlorfäuren. 

Chlorimetrie._ Man verfteht bierunter die Beftimmung von freiem’ Chlor auf 
maßanafptifchem Wege. Unter den verfchiedenen hierzu vorgefchlagenen Methoden 
dürfte die folgende für technifche Unterfuchungen am meiften zu empfehlen fein. Man 
läßt das aus irgend einer Verbindung (Bleichfalze) in Freiheit gefegte Chlor von Kalt: 
milch abforbiren,, fügt alddann in fohlenfaurem Natron gelöfte arfenige Säure hinzu, 
bis eine Probe der Chlorflüffigkeit Jodkaliumfleifter nicht mehr blau macht. Da man 
den Gehalt der Arfenlöfung feunt, da man auch weiß, daß zur Umwandlung der are 
nigen Säure in Arfenfäure 2 Aeq. Sanerftoff, refp. Chlor erfordeulih find, fo erficht 
man aus der verbrauchten Menge an arfeniger Säure bis zum Verſchwinden der od: 
reaction die Menge des vorhanden gewefenen freien Chlor. Bei einer Wiederholung 
eines folhen Berfuch®, wo man die nöthige Menge Arfenlöfung bereit? kennt, fallen die 
Nefultate noch genauer aud, wenn man die Arfenlöfung in einem kleinen Ueberſchuß 
anmwendef, der Flüffigkeit fofort Jodſtärke zufept und mit Jodlöſung bis zum Erſchei⸗ 
nen der blauen Farbe zurüdmißt (titrirt). 

Chlerjod; es wird auf diefelbe Weife mie das Chlorbrom erhalten und bildet 
eine braune Flüffigkeit, die ftart nach Chlor und Jod riecht, und die Haut braun, 
das Stärfemehl blau färbt. Das Einfach» Chlorjod löſt fich leicht in Waffer, Altohol 
und Nether. — Eine Berbindung von Dreifach-Chlorjod erhält man durch län 
gered Cinleiten von Chlor in Einfach» Chlorjod; es bildet pomeranzengelbe Kryftalle, 
die bei 250 C. ſchmelzen und von Waſſer unter Zerfegung nur zum Theil gelöft wer. 
den. Unter gewiflen Umftänden erhält man auch Vierfach-Chlorjod in rothen 
Dftaedern. \ 

Chloriridium. Das Chlor bildet mit dem Iridium drei Verbindungen: 1) Eins 
fach - Ehloriridium. Ir Cl. 2) Andertbalbfach Chloriridium Ir, Cl,. 3) Zweifach Chlor: 
iridium Ir CI,. Einfad:EChloriridium entfteht durch Behandlung von feinzertheiltem Iri⸗ 
dium (Iridiumſchwamm) mit Chlorgad bei ſchwacher Slühhike. In Waller ift es uns 
löslich, und löſt fih auch in kochender Chlorwaſſerſtoffſäure nur ſchwierig auf. Ir, Cl, 
wird dur Glühen von Jridium in einem Strone von Chlorgad als eine braune amor 
phe Mafle erhalten. IrCl, wird ald eine braunrothe Flüffigfeit durch Auflöfen von 
Iridiumfedquioryd in Königswafler erhalten. + 


Chlorkadmium, Kadmiumchlorür. Zu feiner Darftellung löſt man Kadmium 
in Salzfäure auf, filtrirt, dampft ein und läßt dad Salz audfryftallifiren , ed bildet 
Meine, vollfommen durchſichtige rechtwinklige Säulen, die Kryſtallwaſſer enthalten, in 
der Wärme leicht verwittern, noch vor dem Glühen in Fluß fommen und während 
des Erkaltens zu einer blätterig fryftallinifchen Maffe erftarren; noch ſtärker erhikt, 
fublimirt dad Kadmiumdlorür in glimmerartigen Blättchen. Es befteht in 100 aus 
61,09 Kadmium, 38,91 Chlor; fein Yequivalent ift 91,5 


Chlorkalium, chlorwaſſerſtoffſaures Kali, falzfaures Kali, Digeftivfalz, Chlo- 
rure de potassum, Chloride of Potasse, Das Chlorkalium fommt in großen 
Mengen in der Natur vor (Staßfurth); fünftlich erhält man daffelbe durch Neutralis 
fation von fohlenfaurem oder reinem Kali mit Salzfäure. Beim Abdampfen der Lö— 


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Chlorkalk — Chlorkobalt. 133 


fung bilden fich waſſerſreie würfelförmige Kryſtalle, die leicht in Waſſer löslich find. 
Es ſchmilzt in der Rothglühhitze, ohne fich zu zerfeßen; in noch höherer Temperatur 
verflüchtigt ed fih. Es findet vielfach Anwendung in der Alauns, ſowie auch in der 
Kalifalpeterfabrifation, indem ed, mit Ehilifalpeter in Auflöfung zufammengebracht, 
fih in falpeterfaured Kali und in Chlornatrium umfest. Bei feiner Auflöfung in 
Waſſer tritt eine weit größere Temperaturverminderung ein, als dies bei der Auflös 
fung von &hlornatrium der Fall if. Es beftebt aus 52,48 Kalium und 47,52 Chlor; 
fein Nequivalent ift 74,7. 


Chlorkalk, unterchlorigfaure Kalkerde, Bleichfalf, Chlorure de Chaux, Hypo- 
chloride de Chaux, Chloride of lime, Bleaching powder. Dicfes für die Technik 
wichtigfte unterchlorigfaure Salz wird erhalten, wenn man von 4 Aeq. Kalfhypdrat 
2 Aeq. Chlor abforbiren läßt, wobei man Zorge zu tragen hat, daß die Temperatur 
niht über 189 bis 200€, feige. Es entſtehen alddann 1 Aeq. unterchlorigfaure Kall⸗ 
erde und 1 Aeq. Chlorcalcium, während 2 Aeq. Kalkhydrat unverändert bleiben und 
den Chlorkalk haltbarer machen. Richtig bereiteter Chlorkalk befteht daher aus: 

71,5 Theilen unterchlorigfaurer Kalkerde, 
55,5 „ Chlorcalcium, 

140 „ Kalkhydrat und 

18,0 „ Waſſer. 


219,0; oder in 100 Theilen aus 


unterchlorigſaurem Kalk 32,62 (19,85 CIO, 12,77 Ca0) — 
Chlorcalcium.... . 25,34 
Kalthydrat . 2 . . 33,82 
Waffe. . 2 2 2. 822 


100,00. 


19,85 unterchlorige Säure entfprechen 16,2 Chlor und 3,85 Sauerftoff; da aber leks 
terer eben fo wirft wie da® Chlor, fo ift die Wirkfamfeit diefed Chlorfalfe 32,4 Chlor 
gleih zu ſetzen; in 1000 ®rm. Chlorfalt find alfo 324 Grm. wirkſames Chlor oder 
etwas mehr ald 100 Liter (102,6) Chlorgas enthalten. Un einen Chlorfalt auf 
feine Stärke zu prüfen, mägt man 2,19 Grm. zu 100 Kubikc. Flüſſigkeit in Waſſer 
auf, läßt abfegen und pipettirt 10 Kubikc. hiervon in ein Becherglad; andererfeits 
bat man eine Löſung von arfeniger Säure in fohlenfaurem Natron, welche im Liter 
(= 1000 Kubite.) 4,95 Grm.; in 10 Kubife., alfo 0,0495 Grm. arfenige Säure ent- 
hält. Mit Rüdficht darauf, daß die arfenige Säure bei ihrem Webergange in Arfen- 
fäure 2 Aeq. Sauerftoff aufnimmt, entfpricht 1 Aeq. arfeniger Säure 2 Aeq. Chlor. 
Denn daher auf 0,219 Grm. Chlorkalk 10 Cubikc. der Arfenlöfung verbraucht wer: 
den, fo entfprechen diefe 0,071 Grm. Chlor, und ein folcher Chlorkalk iſt alsdann 
100grädig oder enthält 32,4 Proc. wirkſames Chlor. Bei diefem Berfuche verfährt 
man auf die bei dem Artikel Chlorimetrie angegebene Weife, d. h. man bedient fih 
der Jodkaliumſtärke, um das Ende der Reaktion wahrzunehmen. 

Chlerkiesel; der Chlorkieſel wird ganz auf diefelbe Weife wie das Chlorbor 
erhalten. Ex bildet eine farblofe, fehr bewegliche Klüffigkeit von 1,52 fpec. Gewicht, 
welche bei 599 ©. fiedet, an der Luft dide faure Nebel ausſtößt und durch Waller‘ 
in Chlorwaflerftofffäure und SKiefelfäure zerlegt wird. ' 

Chlerkobalt, chlorure de cobalt, chloride of cobalt; es wird durch Aufr 
löfen von Kobaltorydul in Salzfäure dargeftellt und ſcheiddt fich beim Eindampfen 


134 Chlorkohlenstoff — Chlormagnesium. 


der Löſung in rothen monoflinometrifchen Kryflallen aus, die beim Erwärmen blau 
werden. j 

Chiorkohlenstoff; Chlor und Kohlenftoff vereinigen fi) zwar nicht direft mit 
einander, es laffen fi) aber dennoch drei Berbindungen derfelben darftellen. a) An- 
derthalbs, b) Einfach- und c) Zmeifach =» Chlorkohlenftoff. Der Anderthbalb- Chlor: 
kohlenſtoff entfteht Durch länger fortgefegte Einwirkung von Chlor auf ölbildendes 
Gas (C,H, , fiede Kohlenwaflerftoffgad). Es bilden fich farblofe Kryſtalle, die einen 
campherartigen Geruch, ein fpec. Gewicht von etwa 2,0 befigen, bei 1609 ©. ſchmelzen 
und bei 180° G, fieden; in Waſſer löfen fie fich nicht, wohl aber in Aether und U: 
fohol. Die Verbindung ift in der Medicin gegen die «Cholera angemendet orten; 
fie befteht aus 10,12 Kohlenftoff und 89,88 Chlor. — Der Einfach⸗Chlorkoh— 
lenftoff entfteht beim Erwärmen von Anderthalb » Kohlenftoff mit Phosphor und 
Schwefel und bildet eine farblofe Flüffigkeit von 1,62 fpec, Gewicht, die bei 122° 6. 
fiedet, in Waſſer unauflöslich, in Aether und Allohol aber leicht löslich iſt. Zufam: 
menfehung 14,46 Kohlenftoff und 85,36 Chlor. — Den Zweifach⸗Chlorkoh— 
lenftoff erhält man, wenn man Schwefeltohlenftoff mit trodnem Chlorgas zufammen 
durch eine zum Glühen gebrachte Porcellanröhre Teitet und das übergehende Produft, 
ein Gemenge von Zweifach-Chlorkohlenſtoff und Chlorfchwefel, zur Entfernung dee 
leßtern -mit Kalilauge wäfcht. Der Zweifach-Chlorkohlenſtoff hinterbleibt hierbei ald- 
eine farblofe, gemürzhaft riechende Flüffigfeit von 1,40 fpec. Gewicht, die bei 770 6. 
fiedet und fi gegen Waſſer. Alkohol und Uether wie die beiden vorhergehenden Ber: 
bindungen verhält: Zufammenfehung 7,79 Koßlenftoff, 92,21 Chlor. 

Chlorkupferz es find zwei Verbindungen des Chlor mit dem Kupfer befannt: 
a) Halb-Chlorfupfer Cu,Ct, chlorure de cuivre, chloruret of copper; 
b)&infahs&hlorfupfer, chloride de cuivre, chloride of copper. Erſteres, wel: 
ches dem Kupferorgdul entipricht, ftellt man durch Kochen von Kupferdhlorid mit fein 
zertheiltem metallifehem Kupfer dar. Das Halbhlorkupfer, auch Kupferchlorür ge 
nannt, fryftallifirt in Tetraädern, die bei 4100 C. fhmelzen und fich verflüchtigen; in 
Waſſer ift ed nur wenig, leicht aber in Salzfäure und in Ammoniak auflöglich; in der 
Mapanalyfe dient ed zur Beſtimmung des Eifen in feinen Orydfalzen. Es befteht aus 
65,12 Kupfer und 34,88 Chlor. Aequivalent — 89,9. Dad Einfach⸗-Chlorkupfer 
wird durch Auflöfen von Kupferoryd in Salzfäure erhalten. Es ift im Waſſer leicht 
löslich und fryftallifirt beim Erkalten der koncentrirten Röfung in langen, bläulid- 
grünen Nadeln mit 2 Aeq. Waſſer. Beftandtheile in 100: 37,07 Kupfer, 4180 Chlor, 
21,13 Waffer, Aequivalent — 85,2. 

Chlorlithium, chlorure de lithium, chloride of lithium , wird durd Auf: 
löfen von fohlenfaurem- Lithion in Salzfäure erhalten; es kryftalliſirt nur ſchwierig, 
zerfließgt an der Luft und löſt fich felbft in waſſerfreiem Alkohol leicht auf, deffen 
Flamme dadurch farmoifinroth gefärbt wird. Zufammenfegung 16,47 Lithium, 83,53 
Chlor. Wequivalent — 42,5. . 


Chlormagnesium, Wagnefiumchlorür, falzfaure Bittererde, chlorure de 
magnesium, chiöride of magnesium. Diefed Salz kommt nicht nur fehr häufig 
in der Natur (im Meerwaffer, Salzfoolen, Mineralmäflern)‘ vor, es wird auch bei vie 
"Ien chemiſchen Proceffen als Nebenproduft gewonnen; tünftlich ftellt man es durch 
Auflöfen von fohlenfaurer Bittererde in Salzſäure, oder durch Zerfegung von Eplor- 
calcium und fchwefelfaurer Bittererde dar. Durch Abdampfen erhält man aus der ſtark 
foncentrirten Löſung Kıyftalle, die 6 Aeq. Wafler enthalten. Zur Darſtellung von waſ—⸗ 
ferfreiem Chlormagnefium vermifeht man eine Auflöfung des Salzes mit Salmiaf und 


x 


Chlormangan — Chlornatrium. 135 


dampft das Ganze bid zum Glühen in einem Platintiegel ein. Das Doppelfal; wird 
hierbei zerfeßt, der Salmiaf verflüchtigt fih und es bleibt geſchmolzenes Chlormagne- 
fum zurück, welches beim Erkalten zu einer Erpflallinifchen Maffe erſtarrt. Zuſam⸗ 
menfeßung 25,26 Magnefium, 74,47 Chlor. Aeq. 47,5. 

Chlermangan. Das Wangan bildet mit dem Mangan 2 Berbindungen, 
Ginfach-, protochlorure de manganese, chloride of manganese, und Andert⸗ 
halbfach-Chlormangan, chlorure de manganese, perchloride of manganese, Cr: 
ftered wird durch Auflöfen non Braunftein in Ehlorwafferftofffäure erhalten ; es bildet 
nah dem Abdampfen farblofe oder rofenrothe Kryftalle mit 4 Aeq. Wafler, die fie 
beim Glühen vollftändig abgeben, und zu einer Flüſſigkeit ſchmelzen, die beim Er⸗ 
falten zu einer fryftallinifchen Maffe erftarıt. Das Ealz ift ſowohl in Waffer, wie in 
Alkohol leicht löslich; in 100 Theilen find enthalten: 43,65 Mangan und 56,35 Chlor. 
Das AndertHalb-Chlormagnefium erhält man durch Auflöfung von Mangan— 
oxydhydrat in Salzläure; beim Erwärmen und Abdampfen zerfeßt fih die Verbindung 
unter Bildung von Einfadh- Chlormangan und Entwidelung von Chlor; das Andert⸗ 
halb -Mungandhlorid befteht aus 34,06 Mangan und 65,94 Chlor. 

Chlormetalle, Chlorures et ohlorides, chlorids an perchlerids. SHierun- 
ter begreift man : die Berbindungen der Metalle mit dem Chlor, ohne Rüdfiht auf 
die gegenfeitigen Mengen von Metall und Chlor; im Befondern unterfcheidet man: 
Chlorüre, ald die niedrigeren, und Chloride, als die höhern Verbindungen des Chlors 
mit den andern Elementen. Die meiften Chlormetalle haben das Anfehen und zei- 
gen die Eigenfchaften von Salzen, weshalb fie auch Haloldfalze genannt werben. Die 
Chlormetalle find im Allgemeinen leicht ſchmelzbar und flüchtig; fie werden durch Hiße 
allein nicht zerlegt; eine Ausnahme hiervon machen nur Gold und Platin und einige 
andere hierher gehörige Metalle. Viele Metalle zerlegen unter Bildung eines Chlor: 
metalld die Chlormwaflerftofffäure; bei andern erfolgt dieſe Ummandlung nur unter 
Nimirfung von Salpeterſäure, d. h. bei der Behandlung mit Königswaſſer. 

Chlormelybdän, (Mo, C1,), Chloride de molybdene, perchloride 0f molybden 
or molybdena, entfteht, wenn man Molybdän gelinde in Chlorgas erhikt; ed bildet 
einen dunfelrotben Dampf, der fih in fchwarzen, metallifch glänzenden Kryftallen ver: 
dihtet, Dad Chlormolybdän fehmilzt und fublimirt Teiht und löſt fich unter ftarfer 
Bärmeentwidelung in Waſſer auf; in der Glühhitze wird es zerfeßt, es entmweicht 
freied Chlor und Anderthalb- Chrommolybdän bleibt zurück; noch ſtärker erhißt verwan⸗ 
delt es fih in Einfach- Chlormolybdän,, Mo, Cl. Das Zweifach : Chlormolybdän bes 
feht in 100 aus 40,64 Molybdän und 59,36 Chlor. 

Chlormolybdänsäure; diefe Säure, die man auch Molybdänorychlorid ge- 
nannt bat, entfteht, wenn man über Molybdänoryd trodned Chlorgas leitet. Die 
Verbindung fublimirt in gelblich =weißen Kryſtallſchuppen von der Zufammenfegung 
M00, C1; oder in 100: 48,24 Molybbän, 16,08 Sauerftoff und 35,68 Chlor. — 
Ein andered Ory« Chlorid des Molybdänd von der Zufammenfeßung MoO CI, wird 
durch Erhigen von Molybdänfänre und Kohle in Chlorgas erhalten; es bildet lichtgrüne, 
metallifch glänzende Schuppen, die ſchon unter 1009 C. ſchmelzen und verdampfen; 
diefe Verbindung beſteht aus 37,80 Molybdän, 6,30 Sauerftoff und 55,90 Chlor. 

Chlornatrium » falzfaures Natron, Natriumdlorür, Chlorure de Soude, 
Sal marin, Salt. Das Vorkommen und die Eigenfchaften des Kochſalzes find aflge- 
mein bekannt; es befteht aus gleichen Aequivalenten Ratrium und Chlor, oder in 100 
aus: 39,32 Natrium und 60,68 Chlor. 


— u gr 


136 Chlornickel — Chlorphosphor. 


Chlernickel, Nickelchlorür; man flellt diefe Berbindung durch Erhitzen von 


feingepulvertem Nickel in Chlorgad dar; es bildet eine aus glänzenden Metallichuppen 


beftehende, dem Muffivgold ähnliche gelbe Maſſe, und fühlt fi) auch wie diefed etwas 
fettig an. Löft man Nidel oder Rideloyyd in Salzfäure auf, fo erhält man ein in fma- 
tagdgrünen Nadeln kryſtalliſirendes Salz, welches 9 Aeq. Waſſer enthält, Erſteres 
beſteht in 100 aus 45,30 Nidel, 24,32 Chlor und 55,43 Waſſer. ; 


Chloroform, Formylchlorid, chloroforme, chloroform. Das Chloroform 
entfiehbt, menn 4 Theile Alkohol, 3 Theile Waſſer und 1 Theil Chlorkalk deftilirt 
werden, wo es als eine fchmere ölartige Flüffigkeit mit dem Waſſer übergeht und 
fi am Boden anfammelt; ed wird mit Waſſer gemafchen und durch Rektifilation über 
foncentrirter Schmwefelfäure gereinigt. In diefem Zuftande befibt ed ein ſpec. Gewicht 
von 1,48 und fiedet bei 61% C. Es hat einen angenehmen Geruch und einen füßen 
Geſchmack; längere Zeit eingeathmet, erzeugt ed Gefühllofigkeit und Bewußtloſigkeit, 
Eigeufchaften,, welchen e8 feinen hauptfächlichften Gebrauch verdankt, außerdem dient 
ed zur Auflöfung von Kautfhud, Guttapercha, Copal und einiger anderer Harze, die 


‚der Einwirfung von Alkohol, Aether u. f. w. miderftehen; feine Zufammenfegung 


in 100 ift: 10,04 Koblenftoff, 0,34 Waflerftoff, 89,62 Chlor. 

Chlorophyll, Bfattgrün, chlorophylie, grean of leaf, leaf-grean, dır 
Name für den allgemein verbreiteten, in den grünen Theilen der Pflanzen enthaltenen 
Farbſtoff. Das Blattgrün ift noch nicht genauer unterfucht, doch feheint es ein Ge⸗ 
menge von einem blauen und einem grünen Farbſtoff zu fein, wenigftend fann «4 
in dieſe zerlegt werden. 

Chlororcein,, eine Berbindung des Betaorceind nah Kane, mit 4en. Chlor; 
der Körper löft fich nicht in Waffer, dagegen in Alkohol und Mether, ſowie auch im 
wäßrigen Ammoniat, in diefem jedoch wahrſcheinlich nicht ohne Veränderung. 

Chloroesmium, chlorure et chloride d’osmium , chloride an perchleride of 
osmium ; es eriftiren zwei Verbindungen von Osmium mit Chlor, von welchen die 
eine, OsCl, ale ein dunfelgrüned®-Sublimat, das fih in wenig Waffer zu einer duns 
felgrünen Flüffigkeit löft, erhalten wird; es befteht aus 73,72 Osmium und 26,28 
Chlor. Die andere Verbindung, OsCt,, wird erhalten, wenn man das Ginfah 
Chlorodmium mit noch mehr Chlor behandelt, wobei es fih aus der Klüffigfeit ald 
rothes Pulver zu Boden fest, und aus 41,8 Osmium und 58,2 Chlor befteht. 

Chlorexyd, fiehe Chlorſäuren. 


Chlorpalladium. a) Ginfah»ChHlorpalladium, Paladiumchlorür, 
chlorure de palladium, chloride of palladium , entfteht, wenn man eine Auflöfung 
des folgenden Salzes abdampft; es entweicht hierbei Chlor und bei fernerem VBerdunften 
ſcheidet fi da® Palladiumchlorür in braunrothen Kryftallen aus, welche in 100 aus 
60,06 Palladium und 39,94 Chlor beftehen. b) Zweifah-Chlorpalladium, Pa 
ladiumchlorid, chloride de palladium, perchloride of palladium,_wird durch Auflöfen 


von Paladium in Königswaſſer erhalten, Zufammenfegung: 40,76 Palladium und 


59,24 Chlor. 


Chlorphosphor; Chlor und Phosphor vereinigen fi mit einander in zwei ver 
ſchiedenen Berhältniflen: 1) Dreifah-Chlorphosphor und 2) Fünffach⸗Chlor—⸗ 
phosphor. Man erhält beide Verbindungen faft auf diefelbe Weife, indem man Phos⸗ 
pbor in einer Retorte bis zu feinem Siedepunfte erhigt, während man trodines Ghlorgad 
zutreten läßt, beim Phosphordlorür muß man nur Sorge tragen, daß ſtets ein gewiſ⸗ 


— 





Chlorplatin — Chlorquecksilber. 137 


fer Ueberfhuß von Phosphordampf vorhanden ift, wenn fih nicht Phosphorchlorid 
bilden fol, wie man umgekehrt bei der Darftellung diefed lestern für einen kleinen 
Ueberfichuß von Chlor Sorge tragen muß. Die Vereinigung erfolgt unter lebhafter 
Fichte und Wärmeentwidelung und die neugebildeten Produkte deftilliren in die gut 
abgefühlte Borlage über. Das Phosphorchlorür bildet eine farblofe Flüffigkeit 
von 1,45 fpec. Gew., die bei 78° C. fiedet und in Berührung mit"Waffer in Salzs 
jäure und in phosphorige Säure zerfällt. Sie befteht. aus 22,54 Phosphor und 
11,46 Chlor. Das Phosphorhlorid erfcheint aldein weißer kryſtalliniſcher Körper, 
der bei 1489 fiedet und auch beinabe erft bei diefer Temperatur fchmilzt; durch Wafe 
fer wird er in Chlorwaſſerſtoffſäure und Phosphorfäure zerlegt; feine Zufammenfeßung 
it: 14,87- Phosphor .und 85,13 Chlor. 


Chlorplatin; a). Einfach⸗Chlorplatin, Platinchlorür, chlorure de 
platine, chloride of platinä, or platinum. Diefe Verbindung wird durch Einleiten 
von Schwefligfäuregad in eine fäurefreie Auflöfung von Platinchlorid al® ein graus 
grüner Niederfchlag erhalten, der in Waffer unlöglich, von kochenden Chlorwaſſerſtoff⸗ 


fäure jedoch aufgelöft wird. Zufammenfeßung 74,3 Platin, 25,7 Chlor. b) Zweis , 


fad-&hlorplatin, Platinchlorid, bichlorure de platine, hichloride of platina, 
erhält man durch Auflöfen von Platin in Königswaſſer. Beim Abdampfen in gelins 


der Wärme fcheidet es fich in waſſerhaltigen braunrothen Kıyftallen aus. Bei weite⸗ 


tm Berdampfen hinterbleibt eine braune, amorphe, zerfließliche Maffe, die fih in 
Bafer mit röthlich⸗ gelber, wenn fie jedoch Chlorür enthielt, mit dunfelgelber Farbe 
auflöſt. Das Zweifach-Chlorplatin ift auch in Aether und Alkohol auflöslich; es bes 
feht in 100 aus: 58,16 Platin und 41,94 Chlor. Das Platindlorid ift ein fehr 
häufig angemendete® Reagens auf Kalis und Ammoniakverbindungen, mit welchen es 
einen gelben, ſchwerlöslichen Niederfchlag bildet. 


Chlorquecksilber; es find zwei Verbindungen des Quedfilberd mit dem 
Chlor bekannt, nämlih HalbsChlorguedfilber und Einfah-Ehlorquedfils 
ber a) Halb⸗Chlorqueckſilber, Quedfilberchlorür oder Calomel (Chlorure de 
mercure, Chloride of Mercury). Es fann auf mehrfache Weife erhalten werden; ge⸗ 
wöhnlich ſtellt man es dur Sublimation einer Mifchung von metallifhem Quedfilber 
und Einfach» Ehlorquedfilder dar. Das fo erhaltene Quedfilberchlorür bildet durchſchei⸗ 
nende, etwas gelblich⸗weiße Maſſen von ftrapligsfryftallinifchem Gefüge, Die in einzelnen 
Splittern eine gerwiffe Biegfamkeit zeigen. In Wafler ift es nur äußerft wenig, in Als 
tohol gar nicht löslich; es wird vielfach ald Arzneimittel angewendet, wozu ed aufe 
seinfte gerieben und frei von Einfach » Chlorquedfilber (Sublimat) fein muß, welches man 
am beften durch. Behandlung mit Alkohol erzielt, der letzteres Salz auflöſt. Das Halb» 
Ehlorquedtfilber befteht aus 2 Aeq. Quedfilber und 1 Aeq. Ehlor, “hat alfo in 100 
die Zufammenfeßung 84,94 Duedfilber und 15,06 Ehlor. — b) Einfach⸗Chlor— 
quedfilber, Quedfilberchlorid, Sublimat, Chloride de mercure, bichloride of 
mercury, corrosive sublimate. Wird im Großen durh Sublimation eines aus 
gleihen Nequivalenten Chlornatrium und fehmefelfaurem Quedfilberorgde beftehenden 
Öemenges, dem man etwas Braunftein zugefeht hat, dargeftellt. Der Sublimat bils 
det weiße, undeutlich kryſtalliſirte Maffenz fein fpec. Gewicht = 5,4; löſt fi in 16 Thei- 
len kaltem und in 3 Theilen heißem Waller; von kaltem Altohol bedarf er 24 Theile, 
von fiedendem nur 1% Theile zu feiner Löſung; auch in Aether ift er leicht löslich; 
3Theile von diefem löfen in der Kälte 1 Theil davon auf. Er dient vielfach zur Dars 
Rellung anderer Queckſilberpräparate; in der Medicin, ferner zum Schuß des 





138 Chlorräucherung — Chlorsäuren. 


gen Inſektenfraß, zum Bertilgen der Wangen, zur Konferrirung naturhiftorifcher Ge 
genftände aus dem Pflanzen» und Thierreihe., Wegen feiner äußerſt giftigen Bir- 
tungen auf den thierifhen Organismus hat man jedoch bei allen diefen Bermwendun: 
gen die größte Borficht zu beobachten. Sein Nequivalent ift 135,5 und es beſtehen 
100 aus: 73,73 Quedfilber und 26,27 Chlor. 


Chlerräucheruug; bierunter verfteht man eine ſchwache, zum Behuf der Rei: 
nigung von Kranfenzimmern x. von ſchädlichen Ausdünftungen, zur Zerftörung von 
Miadmen, veranlaßte Ehlorentwidelung. Dan bedient fich hierzu verfchiedener Ni⸗ 
fhungen, gewöhnlich einer folhen aus 1 Theil Braunftein, 3 Theilen Kochſalz und 
2 Theilen Schwefelfäure, oder auch des Chlorkalks, den man mit Waſſer anrühtt 
und von Zeit zu Zeit mit etwas zmweifach= fchmefelfaurem Kali verfeßt. 


Chlorsäuren, acides chloriques, chloric acids. Das Ehlor hat fiehen Orpda- 
tiondftufen, welche ſämmtlich Säuren find und durch folgende Formeln dargeftellt werten: 
1) Unterchlorige Säure = C1O, acide hypochloreux, hypochlorous acid, 2) &hlore: 
chlorſäure, Euchlorine, Ehlororydul oder zweifachschlorfaure hlorige Säure — CI, 0,, 
acide chlorochlorique, chlorochloric acid. 3) Ehlorige Säure = CI, O,, acide 
chloreax, chlorous acid. 4) Unterhloriäure oder einfach» hlorfaure chlorige Säure, 
CI, 0%, acide hypochlorique, hypochloric acid. 5) Ehldrfäure = CIO,, acide 
chlorique, chloric acid. 6) Chlorüberchlorſäure oder zweifach - überchlorfaure die: 
tige Säure — C1,O,,, acide chloroperchlorique, chloroperchlorique acid. 7) le 
berhlorfäure — CI, O,, acide perchlorique,, perchloric acid. — 1) Die unter 
Hlorige Säure, melde einen Beftandtheil der fogenannten Bleichfalze bildet und 
deren Wirkſamkeit bedingt, wird am leichteften erhalten, wenn man durch eine Gladröhre, 
die mit Quedfilberorgd gefüllt, und mährend der Operation mit Eis abgekühlt ift, ei- 
nen Strom von trocknem Chlorgas leitet. Die unterchlorige Säure, auf geeignete Beife 
verdichtet, ſtellt eine tief rothe Ylüffigkeit dar, welche bei — 200 C. unter Entbin⸗ 
dung eines orangerothen Dampfes fiedet. — 2) Die Chlorochlorſäure wir 
erhalten, wenn man das aus chlorfaurem Kali durch Salzſäure fich entwidelnde Gas ın 
einer mit Eis gut abgekühlten Glasröhre kondenfirt. Man erhält eine rothe Flüffig⸗ 
feit, die bei 320 C. fiedet und ſich dabei in ein gelbe Glas verwandelt, welches fid 
bei 70° & mit Erplofion zerfegt. — 3) Ehlorige Säure bildet fig, wenn man 
ein Gemenge von hlorfaurem Kali, Salpeterfäure und arfeniger Säure oder Zucker 
in einem Kolben im Waſſerbade gelinde erhigt. Sie fleflt ein grünfichs gelbes Gas 
dar, weiches durch Abkühlung nicht flüffig wird. Waller löſt dad 5 — 6 fache Volum 


davon zu einer goldgelben Flüffigkeit; dad Gas erplodirt, wenn es bis auf 60° erhitzt 
wird. — 4) Unterhlorfäure erhält man, wenn, jedoch mit der größten 


Vorſicht, geſchmolzenes und grob zerſtoßenes chlorſaures Kali mit koncentrirter 


Schwefelſäure deſtillirt und in einer trocknen Flaſche, die man ſtark abkühlt, ver: 


dichtet wird. Man erhätt eine rothe Flüſſigkeit, die bei 4200 ſiedet und auch im flüſ⸗ 
figen Zuſtande aufs heftigſte erplodirt; Waſſer löſt fein 20faches Volum des Sales 
auf. — 5) Chlorſäure; zur Darſtellung dieſer Säure zerſetzt man eine Auflöſung 


von Glorfaurem Baryt (|. d.) durch Schwefelfäure, ohne jedoch von diefer einen Ue⸗ 


berſchuß anzırwenden, filtrirt und dampft die Löfung unter der Glocke einer Luft: 
pumpe bis zur Syrupkonfiſtenz ein. Die Chlorfäure ift, wie die Salpeterfäure, ein 
Ihr fräftiged Orydationsmittel; blaued Lackmuspapier wird erft geröthet, dann aber 
vollftändig gebleicht. Bringt man einen Tropfen foncentrirter Chlorfäurelöfung auf 
ein Stückchen Papier oder Leinwand und trodnet bei ‚gelinder Wärme ein, fo fangen 


Chlorsaures Baryt — ERIORSChWET EL 139 


die benegt gemwefenen Stellen euer und verbrennen unter Funkenſpruhen; ſchweflige 
und phosphorige Säure werden durch Chlorſäure in Schwefelſäure und Phosphor⸗ 
fäure verwandelt. — 6) Ehlorüberchlorfäure bildet fi, wenm man auf trocknes 
Ehlorigfäure- Gas, welches ſich in einer trodnen Flaſche befindet, während man die⸗ 
felbe fortwährend abkühlt, das zerfireute Tageslicht einwirken läßt. Hierbei entfteht eine 
braune Flüfſigkeit, die Ehlorüberchlorfäure; fie wird durch Abkühlung nicht flarr und 
bildet-in feuchter Luft ſtarke weiße Dämpfe; im Dunfeln ſowohl, wie im Licht, zer- 
eöt fie fich ‚unter Bildung von Ueberchlorſäure. — 7) Ueberdhlorfäure; man ſtellt 
dieſe Saure am beften durch Deftillation von 1 Theil überchlorfeuren Kali umd 
14 Theil koncentrirter Schwefelfäure dar — (da überchlorfaure Kali erhält man ge⸗ 
lgentlich der Sauerftoffgadentwidelung aus chlorfaurem Kali, wobei man die Er- 
hitzung nicht fortfeßt, jobald das Salz aus dem flüffigen in einen brödlichen Zu- 
fand übergeht; man nimmt alddann dad Salz ein Gemenge von Ehlorfalium und 
überhlorfaurem Kali heraus, zieht erftered mit kaltem Wafler aus, löſt den Rüdftand 
in fochendem und läßt das überchlorfaure Kali ryftallifiren). - Die Hierbei fih ent- 
widelnden Dämpfe erftarren in der Borlage zu einer Erpftallinifchen Maſſe, einem 
Hydrat der Meberchlorfäure mit 2 Aeq. Waller. Die feidenartig glänzenden Kryftalls 
nadeln fhmelzen bei 50° C.; in einer Retorte auf 1900 C. erhigt, zerſetzen fie fich 
in dad einfache Hydrat, welches zuerft übergeht, und in eine waſſerreichere Säure, die 
erft bei 200 überdeftillirt. Das einfache Hydrat ift eine farblofe, felbfi bei — 349 €. 
nicht erfiarrende Flüffigkeit von 1,782 fpec. Gewicht, die in feuchter Luft raucht; auf 
:5° erhigt, zerfeßt fie fih unter heftiger Erplofion; ein Tropfen davon auf die Hand 
gegoffen, bringt Brandblafen hervor; ein XZropfen auf Papier, Koble oder Alkohol 
bewirkt Entflammung und heftige Erplofionz mit Waffer mifcht fich die Säure un- 
ter Jiſchen. Das zweite Hydrat zeigt ähnliche Erfcheinungen,, doch in geringerem Grade. 


Procente Sauerftoff in ‘den verfehiedenen Chlorfäuren: 


1) Unterchlorige Säure — 18,40. 5) &hlorfäure ..... = 52,97. 
2) Eudlerine . . .. . = 49,41 (49,49). 6) Chlorüberchlorſäure — 56,00. 


3) Chlorige Säure . . — 40,34. 7) Meberdhlorfäure. . . — 61,20, 
4) Unter&plorfäure, ». = 47,41. Y 


Chlersaurer Baryt, chlorate de baryte, chlorate of barytes, wird durd) 
Zerſetzung von chlorfaurem Kali mit Kiefelfluorwafferftoffläure und Neutralifation der 
abgefhiedenen Ehlorfäure durch Baryt erhalten. Er Eryftallifirt in Afeitigen Prismen 
und löſt ſich in A Theilen Taltem und noch wenigerem heißem Waſſer; er befteht 
aus 50,46 Baryt und 49,54 Chlorfäure. 


Chlersaures Kali; dieſes Salz kann auf verfchiedene Weife dargeftelit werden. 
Gewöhnlich leitet man zu einem innigen Gemenge von 2 Theilen fohlenfaurem Kali 
und 1 Theil trodnem Kalkhydrat bid zur Sättigung Chlorgad, erhigt alddann das 
Ganze, um die Bildung der Ehlorfäure zu befördern, laugt die Mafle aus und reis 
nigt dad Salz durch wiederholtes Umkryſtalliſiren. Das Klorfaure Kali kryſtalliſirt 
in völlig weißen, perlmutterglänzenden Tafeln oder Blättchen ; ift luftbeftändig, ſchmeckt 
fühlend wie Satpeter nnd ift in 6 Tb. Wafler löslich; findet fehr häufig als kräftiges 
Drpdationdmittel Anwendung; Zufammenfegung 61,53 Baryt und 38,47 Ehlorfänre. 

Chlerschwefel; der Schmefel vereinigt fi mit dem Chlor nach mehreren Ber- 


haͤlmiſſen; in ifolirtem Buftande kennt man mit Sicherheit jedoch nur die Berbindung 
von 2 Aeq. Schwefel mit 1 Aeq. Chlor, die auf die Weife dargefiellt wird, daß man 


— 











140 Chlorsilber — Chlorwasserstoff. 


in einer NRetorte zum Schmelzen gebrachten Schwefel mittelfi einer faft auf den Bo 
den reichenden Röhre einen Strom von völlig trodnem Chlorgas leitet. Hierbei de: 
ftillirt der Ehlorfchwefel in die Borlage über und wird alddann durch Rektififation von 
etwas überfhüffigem Schwefel getrennt. Er bildet eine röthlich « gelbe Flüſſigkeit von 
einem eigenthümlich unangenehmen Geruch, die bei 138% €. fiedet und ein fpec. Gewicht 
von 1,687 beſitzt; durch Wafler wird der Ehlorfchwefel in ſich abfcheidenden Schwefel, 
Salzfäure und ſchweflige Säure zerlegt. Zufammenfegung 47,81 Echwefel, 52,19 Chlor. 
Chlorsilber, Hornſilber, im gefchmolzenen Zuftande, Chloride d’argent, 
Chloride of silver. Es findet fih in der Natur, fünftlich erhält man es durch Fäls 
lung eines aufgelöften Silberfalzes mittelft Ehlorwaflerftofffäure oder eines Chlor: 
metalld. Es bildet ein weißes, in Wafler und Säuren unauflösliche® Pulver, das 
ſich im Sonnenlicht leicht bald bläulich färbt Man benutzt es vielfach zur Darftellung 
von hemifch reinem Silber, indem es fich leicht reduciren läßt. 100 Theile Chlor: 
filber enthalten 75,26 Silber und 24,74 Ehlor; fein Aeq. ift 143,5. 
Chlorstickstoff, azotide de chlore, chloride of nitrogen; diefer durch feine 
erplofiven Eigenſchaften höchſt gefährliche Körper wird dargeftellt, indem man in eine 
Auflöfung von Salmiak oder einem andern Ammoniaffalze einen Strom von Chlor 
gas leitet und während dem eine Temperatur von 25 — 30% C. unterhält. Die Flüf 
figfeit nimmt anfänglich eine gelbliche Farbe an und bald darauf fieht man Chlorftid: 
ftoff zu gelben ölartigen Tropfen am Boden der Flafchen fich ablagern. Er bildet eine 
orangegelbe Flüffigkeit von 1,653 fpec. Gewicht; er läßt fich bei vermindertem Luft: 
druck unzerfegt deftilliren, erplodirt aber mit der größten Heftigkeit, wenn fein Dampf 
die Temperatur von 100° C. erreicht; mit gewiflen Stoffen, namentlih mit Pho® 
pbor, den fetten Delen, fowie mit Terpentinöl und noch vielen andern Körpern er: 
plodirt er ſchon bei gewöhnlicher Temperatur; er ift dem Ammoniak analog zufam 
mengefebt und enthält auf 1 Aeq. Stieftoff 3 Aeq. Chlor; in 100 Theilen 28,28 Stid- 
ſtoff und 71,72 Chlor. 
Chlorstrentium, chklorure de strontium, chloride of strontium, wird auf 
diefelbe Weiſe wie Ehlorbarium dargeflellt; es ift ſowohl in Wafler, wie auch in A: 
kohol Teicht löslich und zeifließt fogar an der Luft; es kryſtalliſirt mit 6 Aeq. Waſ⸗ 
fer; in Alkohol gelöft, ertheilt e3 defien Flamme eine prächtig tofenrothe Färbung und 
wird deshalb in der Luftfeuerwerferei benußt; es enthalten 100 Theile: 32,86 Stron- 
tium, 26,63 Chlor und 40,51 Waffer. 
Chlertitan, chloride de titaue, prochloride of titanium, twird auf dieſelbe 
Weife wie Ehlorbor oder Ehlormolybdän erhalten; das Eblortitan bildet eine waſſer⸗ 
helle Flüffigfeit, die bei 135,00 €, fiedet, und an der Quft weiße Nebel verbreitet. 


Chleruran, chiorure d’uranium, chloride of uranium; man ftellt diefe Ber 
bindung durch Glühen einer Mifhung von Uranoryd und Kohle in Chlorgad dar, 
wobei fie fich verflüchtigt und in glänzenden ofta&drifchen Kryſtallen von dunfelgrüs 
ner Farbe ſich verdichtet; das Chloruran befteht aus 62,83 Uran und 36,17 Chlor. 

Chlorüre, ſ. Chlormetalle. 

Chlorwachs; dieſe Subſtanz iſt das Produkt der Einwirkung von Chlor auf ver: 
ſchiedene Fette ; am leichteften fcheint fie fich bei Mandel- und Ricinusöl bilden zu können. 

Chierwasser, ſ. Chlor. 

Chlorwasserstoff; Chlor und Waſſerſtoff verbinden ſich direkt mit einander, 
und zwar bei Berührung mit einer brennenden Kerze, ſowie auch im direkten Son⸗ 





- 


u. 


f — u — — 
Chlorwismuth — Ohlorwotfram "Ar 


nenlicht unter Erplofion; im gewöhnlichen Tageslicht geht die Bereinigung nur all⸗ 
mählig vor fi. Bei gewöhnlicher Temperatur und Kichtdrud bildet der Chlorwaſ⸗ 
ferfteff ein farblofed Gas von faurem Geruch, welches bei 25 Atmofphärendrud und 
0%,0 C. zu einer farblofen Flüffigkeit verdichtet wird. Man ftellt das Chlorwaſſerſtoff⸗ 
gad aus getrodnetem Kochſalz und foncentrirter Schwefelfäure dar und fängt das Gas 
über Quedfilber auf. Cine Auflöfung des Ehlorwaflerftoffe in Waſſer führt den Namen 
Salzfäure, Thplormaflerftofffäure, acide muriatique, muriatio or hydrochloric- 
acid. Diefe wird auf die Weife dargeftellt, daß man das fich entwidelnde Chlor⸗ 
waflerftofffäure- Gas bie zur Sättigung oder einer fonft beliebigen Stärke von Waſ⸗ 
fer abforbiren läßt. Die in der Kälte gefättigte Löfung von Chlorwaſſerſtoffſäure ift 
farblo®, befißt ein fpec. Gewicht von 1,21 und ftößt in der Luft faure weiße Dämpfe 
aus. Erwärmt entweicht viel Chlorwaflerftoffgas, bis die Säure einen konſtanten 
Siedepunkt von 1109 &. erreicht hat. — Die Täufliche Salzfäure befist von etwas 
Chloreiſen gewöhnlich eine mehr oder weniger gelbe Farbe; ihre Stärke ergiebt fich 
aus dem Vermögen, eine gewiſſe Menge eined Alkali's oder einer Erde zu neutrali« 
firen. Am beften eignet fich zu einer folchen (tehnifchen) Prüfung Marmor; man legt ein 
genau gewogenes Stüd davon in eine gemogene oder gemellene Probe der Säure, die 
man zuvor mit ihrem dreifachen Gewicht Waller verdünnt bat, erwärmt, wenn alles 
Aufbraufen vorüber ift, gelinde, nimmt nach einiger Zeit den Marmor heraus wäfcht 
ab und trodnet ihn bei 100° C., und wägt ihn alddann. Aus dem erlittenen Ge⸗ 
wichtöverluft berechnet man die Menge der waflerfreien Salsfäure, nach dem Verhält⸗ 
. ng, daß 100 Theile Darmor 73 Theile waflerfreier Säure entfprehen. Damit der 
Marmor nicht in kleinere Stüde zerfalle, muß man ihn in großem Weberfchuß gegen 
die Säure, und in einem kompakten Stück ohne hervorragende Spitzen und Enden 
anwenden. Der Ehlorwaflerftoff enthält auf 1 Aeq. Waflerftoff 1 Aeq. Chlor und 
befteht fonach in 100 Theilen aus: 2,74 Waflerftoff und 97,26 Chlor. Aequivalent 
= 36,5 (36,47). 


Chlorwismuth ; zum Chlor hat dad Wismuth eine große Verwandtfchaft; ger 
pulvertes Wismuth in trocknes Chlorgas gebracht, entzündet ſich augenblidlih. Man 
kennt 2 Berbindungen diefer beiden Körper: a) DreifahsChlorwigmuth, BiCl,, 
trichlorure de bismouth, und b) Zweifach Chlorwismuth. Erftered erhält man 
durch Auflöfen von Wismuth in Königdwafler und Abdampfen- der Röfung; es bildet 
eine graumeiße körnige, leicht ſchmelzbare Maffe, die fih in fahfäurehaltigem Waffer 
leicht auflöft, Durch reines Waffer aber in Wismuthoxychlorid, welches ſich ald ein meißer 
Riederſchlag abſcheidet, und in freie Salzſäure; die mit etwas Chlorwismuth gelöft 
b.eibt, zerfeßt wird. Das Dreifach- Ehlorwismuth enthält in 100: 66,38 Wismuth 
und 33,62 Chlor. — Zweifach⸗Chlorwismuth, BiCl,, chloride de bismouth, per- 
chloride of Bismuth, wird durch Zufammenfchmelzen von Wismuth und Dreifach- 
Chlorwismuth erhalten; aus einer Löſung diefes Salzes fcheiden die Alkalien Wismuths 
orpdul ab. Zufammenfegung 74,73 Wismuth und 25,27 Chlor. 


Chlorwelfram, Chioride de tungstene, chlorids of tungsten); dad Wolfram 
bildet mit dem Chlor a) DreifahsChlorwolftam und b) $fah-Ehlormwol- 
ram. Wird Wolfram in Chlorgas erhigt, fo fublimiren dunkelrothe Nadeln von 
4 Shlorwolfram ; e8 ſchmilzt leicht und verflüchtigt fich in rothen Dämpfen; durch Waſſer 
wird es zerſetzt, durch Chlor in Dreifach- Chlorwolftam verwandelt, welches in 
dunfelrothen Radeln fublimirt. Das $ Chlorwolfram befteht aus 50,90 Wolfram und 
49,10 Ehlor. Das Dreifach⸗Chlorwolfram befteht aus 61,95 Wolfram und 39,05 Chlor. 


“- 


\ 


_ 


12 Chlorzink — Cholinsäure. 


‚Chlersink; chlorure de zink, chloride of zine, es iſt nur ine Verbin— 
dung zwiſchen Zint und Chlor bekannt ; fie entfpricht dem, Zinforyd und man erhält 
diefelbe durch Muflöfen von Zint in Salzfäure und Verdampfen der Löfung zur 


Trockne und Schmelzen ded Rückſtandes. So bargeftellt bildet das Chlorzink eine 


kryſtalliniſche Salzmaffe, die flüchtig ift und fih unter Erhisung in Waſſer auflöft. 
Das Chlorzint hat verfehiedentlich technifche Anwendung gefunden; es dient auch zur 
Aufbewahrung anatomijcher Präparate, und Herftellung eines Bades ſtatt des Del: 
bades; es befteht aus 47,87 Zink und 52,13 Chlor. 

Chlorzinn; a) Einf ach⸗Chlorzinn, Zinndlorür, protochlorure d’etain, 
protochlorid of tin; b) Zweifach-Chlorzinn, Zinndlorid, bichlorure d’etain, 
perchloride of tin. Das Einfah-Chlorzinn wird durch Auflöfen von Zinn in 
fochender foncentrirter Salzfäure dargeftellt; es löſt fih in Iuftfreiem Waſſer ohne 
Zerfegung auf; an der Luft zicht es Sauerftoff an uhd fehlägt fi aus der Auflöfung 
ald ein weißes Pulver, Binnorgdehlorür, nieder; es wirft auf viele Körper, namentlid 
Metalloryde, wenn fie in Auflöfung mit dem Zinndhlorür zufammentreffen , reducirend; 
es fällt Silber und Quedfilber-Salze aus ihren Löſungen metalliſch; Eifenoryd- und Kups 
ferorgdjalze werden in Oxydulſalze zurüdgeführt; Zufammenfegung 62,43 Zinn, 37,57 
Chlor. Zweifach⸗Chlorzinn; zu feiner Darftellung leitet man über in einer tubulir- 
ten Retorte befindliche® Zinn einen Strom von getrodhetem Chlorgas; beim Erhiken 
deftillirt in die Taltgehaltene Borlage Zweifach- Chlorzinn, eine farblofe Flüſſigkeit 
von 2,28 fpec. Gewicht, die bei 1200. fiedet, über. Es verdampft ſchon bei gemöhn- 
licher Luftwärme nicht unerheblich und bildet, wenn die Luft feucht if, weiße Nebel, 
d. h. ein weniger flüchtiged Hydrat, welches fich niederfchlägt. Diefe Verbindung, SnCl, 
+4 5H0, ſcheidet fi) in ſchönen Kryftallen aus, wenn waſſerfreies Zinnchlorid mil 
etwas Wafler vermifcht wird. Dad waflerhaltige Zweifach-Chlorzinn zerfegt fi in 
der Wärme größtentheild, indem Chlormwafferftofffäure entweicht, und b Zinnoryd 
zurüdbleibt. Das Zinnchlorid befteht aud 45,38 Zinn und 54,62 Ehlor. Beide Zinn 
falze, namentlich aber dad Chlorür, finden vielfah Anwendung in der Färberei. 

Cheleinsäure, acide choleique; ein Beftandtheil der Galle; fie reagirt fauer, 
ſchmeckt bitterfüß und zerfeßt fich beim Eindampfen der wäßrigen Löfung, als welde 
fie bei ihrer Darftellung erhalten wird. 

Cholesterin, Ghoteftearin, ein hauptfächlih in der Galle in größerer Menge, 
aber auch in andern Theilen des thierifchen DOrganidmus vorfommender Körper. Das 
Cholefterin fryftallifirt aus feiner mweingeiftigen Löſung in weißen, glänzenden, rhom: 
biſchen Blättchen, ſchmilzt bei 1450 C. und deftillirt bei 3600 unverändert; ed fühlt 
fih fettig an, man nannte ed darum früher Gallenfett, ift unlöslich in’ Wafle, 
auflöslich in Aether und Alkohol; durch foncentrirte Schwefelfäure oder Phosphor 
fäure wird ed in 

Cholesterilin verwandelt, von welchem man eine in Aether unlösliche und 
zwei: lösliche Modififationen fennt. 

Cholin; eine Bafe, die nus in gesinger: Menge im: der Galle enthalten ift, und 
am beften aus der Schweindgalle dargeftellt wird. Dad Gholin ift fehr zerfließlich 
und reagirt ſtark alfalifch; zieht aus der Luft Koblenfäure an und. giebt damit ein 
fegr leicht Fiyftallifirbared Sal. 

Chelinsäure; ein Beftandtbeil der Galle, welcher ſich aber auch bei der Be 
handlung ded Bilins mit Säuren bildet, inzwiſchen ift die Eigenthümlichkeit der 
Cholinfäure noch nicht mit genügender Sicherheit feftgeftellt. 


Cheloidansäure — Chramalanun. 143 


Choloĩdansãure, ein Zerſetzungsprodukt der Eholoidinfäure, wenn dieſe mit 
Salpeterfäure behandelt wird, wobei fie fi) ald eine weiße fryftallinifche Maſſe 
ausfcheidet. 


Choleidinsäure; ein Umfegungsproduft der Tholfäure, wenn diefe längere 
Zeit mit Schwefelfäure gekocht wird; fie bildet eine amorphe, barzartige, leicht fchmelz- 
bare, in Wafler unlösliche, in Alkohol, Aether und Alkalien Teicht lösliche Subſtanz. 

Cheilsäure, acide choligue; wird durch auf einander folgende Behandlung 
von eingedampfter Ochfengalle mit abfolutem Alfohol, Thierkohle und Weiher erhal« 
ten; legterer löft noch hauptſächlich cholſaure Alkalien, aus welchen dieſe Säure durch 
— Schwefelſäure abgeſchieden wird. Die Cholſäure bildet farbloſe, haarfeine 
Nadeln, die fih in Waſſer, Alkohol und Aether löſen; reagirt ſchwach fauer und 
ſchmeckt füß. | 

Chendrin, Snorpelleim, chondrine; daffelbe bildet fich beim Knochen des eis 
gentlihen Knorpels, der Knochen, bevor fi) darin Knochenerde abgelagert hat, und 
der Hornhaut des Auged. Das Chondrin fommt in vieler Beziehung mit dem ge- 
wöhnlichen Leim überein , unterfcheidet fich aber von diefem dadurch, daß es von klei⸗ 
nen Mengen Schwefelfäure, von Alaun, bafifh und neutralem effigfaurem Bleioryd, 
fowie von vielen andern Metalllöfurgen gefällt wird, und diefe Niederfchläge in einem 
Ueberſchuß des Fallungsmitteld meift wieder auflöslih find; auch in feiner Zuſam⸗ 
menfegung weicht das Ehondrin von dem Knochenleim ab; es befteht in 100 Theilen aus: 

Koblenfloff - «+: 0. . 50,0. 
Waſſerſtoff. 8586. 
Stickſtofff 14,4. 
Sauerſtoff.. 020. 2. 
| j 100,0. 

Chrom, Chrommetall, chröme, chrome, chromium; durch Zufammenfchmels 
zen von Chlorchrom, Ehlornatrium und Zinf erhält man das Chrom als ein fryftals 
linifhes, metallifche® Pulver von 6,81 ſpec. Gewicht; in diefem Zuftande orydirt es 
. fh beim Glühen an der Luft nur auf feiner Oberfläche; es befiht die Farbe ded Ei— 
jene, wird an der Luft wenig verändert, von Schwefeljäure oder Salpeterfäure kaum 
angegriffen, von Chlorwaflerftofffäure leicht zu Chromchlorür aufgelöft; fein Zeichen 
it Cr; fein Aequivalent — 26,0. 

Chromalaun, sulfate de sesquioxyde de chrome et de potasse, sulfate- 
of chrome ochre and potash; fie enthalten ftatt der Thonerde in den gewöhnlichen 
Maunen Chromoryd, und zwar die violette Modifitation deflelben, welche die Thon- 
erde vertreten fann. Es kommen drei verfchiedene Arten von Chromalaun, nämlich 
Kalis, Natron» und Ammoniaf-Ehromalaun vor, die alle gleich zufammengefegt find, 
namlih Cr,O,, 380, + RO,H, + 21 Aeq., wo mit RO die Alkali-Baſe bezeich- 
net if. Zur Darftellung des Kali-Ehromalaung, welcher die der beiden andern Alaune 
ganz ähnlich ift, ermärmt man eine Auflöfung von zweifach chromfaurem Kali, un- 
ter Zufaß eined Reduktionsmittels, wie Alkohol oder Zuder, mit 3 Aeq. Schwefel⸗ 
fäure; wenn die Läſung foncentrirt genug wär, fo Eryftallifirt beim Erkalten violettroth 
gefärbter, ofteWdrifcher Alaun aus, der, mit Ausnahme der Farbe, dem gewöhnlichen 
Alaun vollkommen gleicht und im Waſſer auflöslich if. Wird die Löfung erhigt, fo 
geht die wiolette in die grüne Modifikation ded Ehromoryds über und lirfert beim 
Abdampfen feinen Alaun mehr. Der Kalichromalaun befteht in 100 aud 35,93 ſchwe⸗ 
felſaurem Ehromoryd, 18,43 fchwefelfaurem Kali und 45,64 Wafler: 

» 





144 Chromchlorid — Chromosxydsalze. 


Chromchlorid, 
Chromchlorür, 


Chromeisenstein, fer chromate, chromate of iron, das gewöhnliche Mate 
rial zur Darftellung der Ehromperbindungen; er kömmt meiftend derb in Maflen, 
aber auch in regelmäßigen Octasdern fryftallifirt vorz feine vorzüglichften Fundorte 
find: Steiermark, Mähren, Norwegen, die Schettlandeinfeln und Nordamerika. Bon 
den ihn begleitenden Beimengungen abgeſehen, befteht derſelbe aus 1 Aeq. Eifenory 


f. Chlorbrom. 


dul mit 1 Aeq. Chromoryd und demnach in 100 Theilen aus 32,14 Eiſenorydul und 


67,86 Chromoryd. 


Chromerze, mingrais de chrome, ore of chrome, nennt man diejenigen Mi: 
neralien, welche entweder Chromoryd oder Chromfäure enthalten. Zu erftern gehören: 
‚Shromeifenftein, Chromoder, Wolchonskoit, Mitofchin ꝛc., zu lesteren: Rothbleier, 
Melanocdhroit, Bauquelinit und einige andere. 
Chromfluer, {. Fluorchrom. 


Chromgelb, chromſaures Bleioyd, Plomb chromats, Chromate de plomt, 
chromate of lead, diefe in der Malerei, wie auch zum Kattundrud vielfach angemen- 
dete fchöne gelbe Farbe erhält man durch Fällung von einfach- oder zweifach chrom: 
faurem Kali mit effigfaurem oder falpeterfaurem Bleioryd; ed fommt aud in der 
Natur in fehönen, rothen monoflinometrifchen Kıyftallen vor, wo ed den Ramen 
Rothbleierz führt; es befteht aus 69,04 Bleioryd und 30,96 Chromfänre. 

Chromgrün, {, Ehromoryd. 

Chromjod, ſ. Jodchrom. 

Chromocker, ſ. Chromerze. 


Chromogen, mit dieſem Namen hat man das zum Erſatz der Weinſäure und 
deren Salze in der Färberei und Druderei empfohlene Ehlorcalcium belegt. 

Chromegene nennt man diejenigen Pflanzenftoffe, die an fi) ungefärbt find, 
aus melchen aber, fei ed Durch Gährung, durch Orpdation, fei ed durch Ammoniak 
unter gleichzeitiger Aufnahme von Sauerftoff, Farbftoffe gebildet werden. 

Chromoxyd, sesquloxyde de chrome, je nad) der Art feiner Darftellung bil- 
det dad Ehromoryd ein dunkelgrüned Pulver, oder 1 bid 2 Millimeter große, glän- 
zende, tief dunfelgrüne, faft ſchwarze Kryſtalle; Chromgrün. In erfterer Form erhält 
man es beim Erhigen von chromfaurem Quedfilberorydul; in Kryftallen, wenn man die 
- &hlorchromfäure durch eine bie zum Glühen erhigte Porcellanröhre leitet. Das Ehrom- 
oryd wird in der Hige nicht zerſetzt; es certheilt den Blasflüffen eine grüne Farbe 
und befteht aus 68,42 Chrom und 31,58 Sauerftoff. 

‘ Chromoxydhydrat, hydrate de sesquioxide de’ chrome, es giebt zwei Do: 


® 


difitationen .defjelben, eine, die fih in Säuren mit grüner, eine andere, die fih da 


rin mit violetter Farbe auflöft, legtere hat man Metachromoryd genannt. 


Chromoxydsalse, fie zeigen zwei durch ihre Färbung verfchiedene Modififatio: 


nen (j. Chromoxyd). Die Salze der violetten Modifikation gehen beim Erhitzen 
in die.grüne und umgekehrt durch längeres Stehen in foncentrirter Röfung in bie der 





blauen Modifitation über. Wegende Alkalien fällen aus den Röfungen der Chromoryd⸗ 
falze, das -Chromoyyd als einen grau-grünen Niederſchlag, der in einem Meberfhuß 
des Alkali mit grüner Farbe auflöslich iſt; beim Kochen entfärbt fi die Küffigkeit 


unter Abfcheidung von Chromoxydhydrat. Kohlenfaure Alkalien geben einen grünes 
4 





% 


Chromoxzydul — Chromsaures Bleiozyd. 145 


fihen, im Weberfchuß nur wenig löſslichen Niederfchlag; ähnlich verhält fih Ammo⸗ 
niaf, in welchem aber ein Theil des Niederfchlagd mit violetter Färbung auflöslich 
it; durch Schmefelmafferftoff werden die Chromorydſalze nicht gefällt; Schwefelwaſſer⸗ 
Ammvniak foheidet aus ihnen EChromorydhydrat ab; Glasflüſſen und Borar ertheilen 
fie beim Schmelzen eine grüne Farbe. 


Chremexydul, protoxide de chrome, es wird erhalten, wenn man eine Auf⸗ 
lung von Einfach» Chlorchrom durch Kalilauge zerfebt, wobei es fich ald ein dun⸗ 
tlbrauner Riederfchlag abfcheidet; es befteht in 100 Theilen aus 76, 47 Chrom und- 
3,53 Sauerfloff. 

Chromesydulsalze, sels de sesquioxide de chrome, obgleich das Chrom⸗ 
orpdul eine ftarke Bafe ift, fo find deſſen Ealze doch wegen der Schwierigkeit ihrer 
Reindarfielung — fie gehen ungemein leicht in Oxydſalze über — noch nicht genauer 
gekannt; ihre Auflöfungen werden durch Kali fofort braun gefällt. 

Chromroth, ſ. Hromf. Bleioryd. 


Chremsäure, acide chromique, chromic acid, zu ihrer Darftellung verfeßt 
man eine bei 60,09 gefättigte Lsſung von zweifah chromſaurem Kali mit ihrem ans 
derthalbfachen Bolum foncentrirter Schwefelfäure; nah dem Erkalten foheidet fich die 
Chromfäure in Kryftallen aus, die aus der Flüffigfeit herausgenommen, zur Entfers 
nung der anhängenden Lauge, auf einen mit Asbeſt abgefperrten Trichter gebracht 
und nach dem Abtropfen durch Wiederauflöfen und Kryftallifiten gereinigt werden. 
Die Chromſäure befißt bei gewöhnlicher Temperatur eine gelbe Farbe, die aber beim Er» 
digen faft ſchwarz erfcheint, während die Säure unter Sauerftoffverluft leicht zerfeßt wird; 
in Waſſer ift fie fehr löslich und zerfließt in feuchter Luft; fie ift ein fehr fräftiges 
Orydationsmittel und wird ald „joiape® häufig angemendet; fie befteht aus 52,0 Chrom 
und 48,0 Sauerftoff. 


Chremsäure-Salze,, chromates, chromats, die Chromfäure —— ſich mit 
ſaſt allen Baſen zu Salzen, von welchen die mit alkaliſcher Baſis in Waſſer lös⸗ 
ih und ktyſtalliſirbat und den entſprechenden Schwefelfäure » Salgen iſomer find; 
Kalt, Strontian und Bittererde geben mit Chromfäure ebenfalls lösliche Salze, wäh⸗ 
end die übrigen chromſauren Metalloryde größtentheild ſchwer⸗- oder unlöglich find. 
Mit den Alkalien bildet die Chromfäure neutrale und fahre Salze; ed giebt aber auch 
ein dreifachschromfaured Kali. Die neutralen Salze befiben meiftend eine hellgelbe, 
die ſauern eine orangerothe Farbe. Die in Wafler Töslichen Salze ber Ehromfäure ; 
And leicht daran kenntlich, daß fie felbft den fehr verdünnten Auflöfungen eine fehr 
deutliche gelbe Farbe ertheilen, und dur Blei⸗, Zink» und Wismuthoxydſalze gelb, 
durh Silber: und Queckſilberoxydſalze roth gefällt werden. 


Chromsaurer Baryt, chromate de baryt, chromate of barytes, durch Fäls 
lung eine® Barytſalzes durch chromſaures Kali erhalten, bildet ein ſchwerlösliches, gel⸗ 
bed Pulver, beſtehend aus 60,48 Kali und 39,52 Chromſäure. 


Chromsaures Bleiexyd, chromate de plomb, chromate of lead; a) neutra« 
les, ſ. Chromgelb; b) baſiſch⸗chromſaures Bleioxryd, Chromzinnober, Chwoms 
toth, chromate de plomb basique, subehromato of lead, bildet ſich, wenn man der Auf- 
lötung deö neutralen chromf. Kali noch 1 Aeq. Kali und hierauf das Bleifalz zufügt; es 
fann aber auf noch andere Weife erhalten werden und befibt, je nach der Art feiner 
Darftellung, eine dem beften Zinnober mehr oder weniger ſich nähernde bochrothe 
Farbe und befteht in 100 Theilen aus 81,72 Bleioryd und 18,28 a 

9. d. techn. Chemie, - 





‘ 


146 Chroms.Eisenoxyd — Chroms.Quecksilberozyd. 


Anmerkung: Nah einem neueren Verfahren fchließt man zur Darftellung von 
Chromſäure oder deren Salze den Ehromeifenftein am beften mit Flußſpath auf. eb 
terer wird mit dem Erz, (beide zermahlen) innig gemengt und anhaltend geglüht. 
Für jede Sorte Chromeifenftein muß die erforderliche Menge Flußſpath en einen 
befondern Berfuch vorher ermittelt werden. 

Chremsaures Eisenoxyd, chromate de sesquioxide de fer, die neutrale Ver— 
bindung bildet eine braune nicht kryſtallifirbare Flüſſigkeit; die bafifche ein braunes, 
. in Waſſer unauflögliches Pulver. | 

ChroMsaures Kali, chromate de potasse, chromate of pottassa, die Chrom. 
jäure bildet mit dem Kali a) ein neutraleg, b)einZweifadh- u. c)ein Dreifad- 
faured Sal. a) dad neutrale Salz, chromate neutre de potasse, neutral chro- 
mate of potassa, wird durch Neutralifation von zweifachschromf. Kali mit kohlenfau- 
vem oder Aetz⸗-Kali erhalten. Es kryſtalliſirt in waſſerfreien, blaß citrongelben Cäulen 
oder Pyramiden, reagirt altalifch, Löft fih in kochendem: Waffer in jedem Berhältuis, 
und in der doppelten Menge Waſſer von 15° auf; in Alkohol ift dad Salz unlöglid. 
Zufammenf. 48,56 Kali und 51,44 Chromfäure; b) faured, chromſaures Kal, 
bichromate de potasse, bichromate of pottassa, wird fabrifmäßig durch Glühen 
von feingemahlenem Chromeifenftein mit Bottafche, der man etwas Salpeter zugefept hat, 
Auslaugen der Maffe, Ueberfätiigen der erhaltenen Röfung mit Salpeterfäure erhalten, 
wobei e8 wegen feiner Schwerlödlichkeit als ein gelbrothed, grobes Pulver niederfält 
und durch Umfrpftallifation gereinigt wird. Es bildet Afeitige Priemen und Tafel, 
befißt eine orangerothe Farbe, ift bei 15° €. in 10 Zheileh Waſſer löslich; die Auf 


löfung ſchmeckt metalliich bitter; in Alkohol unlöslich, fehmilzt beim Grhigen und | 


wird in der Weißglühhige in Sauerftoff, Chromoryd und neutralid chromfaures Kali 


zerſetzt. Es wirft, wie auch das neutrale Salz ale ein heftiges Gift; es findet außer 
zur Darftellung aller Chrompräparate, auch in der Färberei eine ausgedehnte Anwen 


dung und befteht in 100 Thl. aus 31,93 Kali u. 68,07 Chromfäure; ec) Dreifad: 


chromſaures Kali, trichromate de potasse, trichromate of pottassa, wid 


erhalten, wenn man eine bei 60% C. gefättigte Löſung von zweifadhschromfaurem Kali 
mit Salpeterfäure verſetzt; dad Salz Eryftallifirt alddann beim Erkalten im hochrothen, 
perimutterglänzenden Prismen und befteht aus 25,88 Kali und 74,12 Chromfäure. 
Chromsaurer Kalk, chromate de chaux, chromate of lime, wird durch Rrı- 
tralifation von Chromfäure mit chromfaurem Kalk dargeftellt; er bildet ein auflöt 


liche, in gelbebraunen Schuppen kryſtallifirendes Salz, welches aus 35,90 Kalt und 


64,10 Chromfäure befteht. 


* Chromsaures Kupferoxyd, chromate de hioxide de cuivre, chromate of | 
bioxide of copper, ein in Waſſer lösliches, grünes Salz, welches mit 5 Aeq. WBafle | 
von der Form und Zufammenfegung ded Kupferviteiols Arpftallifitt und aus 29,47 | 


Kupferoryd, 37,12 Chromfäure und 33,41 Waſſer befteht. 

Chromsaures Natron, chromate de Souda, chromate of soda, wie vom 
Kali, eriftiren auch vom Natron ein neutrale und ein ſaures Salz Die auch gan 
auf,diefelbe Weiſe, wie die Kalifalze gewonnen werden; ein dreifachschromfänred Ro 

tron ift noch nicht dargeftellt. 
| Chromsaures Quecksilberoxyd, chromate de deutoxide de meroure, chro 
mate of quicksilver, bildet ein braunrothes, kryſtalliniſches Pulver, ift in Ball 
fhwer, in Säuren leichter auflöslichz; enthält in 100 Thl. 68,36 Quedtfilberogpd und 
31,64 Chromſäure. 


\ 





t 


-Chroms. Quecksilberoxydul — Chromüle. 147 


Chromsaures Queceksiiberexydul, chromate de protoxide de mercure, 
chromate of quicksilber, giebt das Materigl Ju einer Darftellungsweife von grünem 
Chromoryd ab, indem ed beim Erbigen in Sauerſtoff, Quedfilber und Chromoryd zerfegt 
wird; in Wafler ift ed unlöslich und wird aus einer Quedfilberorydulfalzlöfung durch 
hromfaured® Kali ald ein feurig rothes Pulver niedergefchlagen, welches auch als 
Malerfarbe benugt wird und in 100 Theilen aud 77,05 Queckfilberoryd und 22,95 
Chromſäure befteht. 

Chromsaures Silberoxyd, chromate d’argent, argent chromate, chromate 
of silver, wird durch Fällung einer Auflöfung von falpeterfaurem Silberoryd mittelft 
neutralem, hromjaurem Kali, als ein rothbrauner, in Waſſer unlödlicher, in freier 
Säure löslicher Niederichlag erhalten; man fann dad Salz auh auf die Weife dars 
ftellen, daß man ſaures, chromſ. Silberoryd längere Zeit mit Waffer kocht, wobei das 
faurg Salz in Chromfäure und neutrales chromf. Silberoryd zerfeßt wird, welches alddann 
dunfelgrüine Kryftalle bildet, die zerrieben eine rothe Farbe befiben; es enthält in 100 
heilen 69,78 Silberoryd u. 31,12 Chromfäure. E38 eriftirt auch ein faured Salz, wel- 
des man erhält, indem man in eine mit Schwefelfäure verfegte Auflöfung von zwei⸗ 
fahshromfaurem Kali eine Platte von reinem metallifhen Silber ftellt; ed bildet 
einen karminrothen Niederfchlag, welcher in kochendem Waſſer gelöft, beim Erkalten 
thombeidale dunfelbraune, bei durchfallendem Lichte rothe Kryſtalle liefert, die zerrie- 
ben ein rothe® Pulver geben; das zweifachschromfaure Silberoryd befteht in 100 Thei« 
ten aus 53,70 Silberoryd und 46,30 Chromfäure. 


Chromsaures Zinkoxyd, chromate de zinc, chromate of zinc, bildet ein 
ihönes dunkelbelbes, in Waffer kaum lösliche® Pulver, welches als Malerfarbe benugt 
wird; man erhält ed ganz auf diefelbe Weife, wie das chromfaure Bleioryd; durch 
Auflöfen von Zinkoxyd in Chromfäure erhält man durchfichtige topasgelbe Kryftalle 
von der Form des Zinkvitriols. Zufammenfegung: 44,81 Zinforyb und 55,19 
Chromſäure. 

Chromstahl, acier de chrome, te chromesteel, das aus chromorxydhaltigen 
Enen dargeftellte Eifen enthält oft kleine Mengen von Chrom, welches, wenn 
dad Eifen zu Stahl verarbeitet wird, in diefen übergeht und ihn befonders für 
Schneidewerkzeuge, Degenklingen 26. geeignet macht, fo dag man den Chromjtahl 
eigends künftlich darftelit, indem man 10 Theile Chromeifenftein mit 6 Theilen Eiſen⸗ 
glühfpahn und 10 Theilen metallfreiem Olaſe zufammenfchmilzt und das fo erhaltene 
Ghromeifen auf ſoviel Stahl vertheilt, daß Ddiefer etwa 1 bis 14 Procent Chrom 
enthält. 

Chromstickstoff bildet fi bei der Behandlung von chromſaurem Chromchlo—⸗ 
rid mit Ammoniaf in die Wärme; er enthält auf 2 Aeq. Chrom 5 eg. Stidftoff 
und bildet ein chofoladebraunesd oder fchwarzes Pulver, 


Chromsulphuret, chrome sulfur6, sulphuret of chrome, das Chrom bildet 
mit dem Schwefel mehrere Verbindungen ; dem Chromoryd entiprechended® Schwefel 
chrom entſteht unter Anderem auch, wenn Dämpfe von Schwefelkohlenſtoff über weiß⸗ 
glühended Chromoryd geleitet werden. Je nach der Art feiner Darftelung erfcheint 
es dunkelgrau oder ſchwarz, zuweilen glänzend kryſtalliniſch; es ift feine en 
und befteht aud 52,0 Chlor und 48,0 Schwefel. 


Chremäle, (Farbmehl), hiermit bezeichnet man den befondern Stoff, aus deſſen 
Ummandlungen die grünne, gelbe und rothe Farbe der Blumenblätter hervorgeht. 
| 10* 


148 Chronoskop — Cinchonidin. 


Chronoskop, ein vom Mechanikus Hipp in —— erfundenes Inſtru⸗ 
ment, um die kleinſten Zeitabſchnitte genau meſſen zu können. 

Cryophor, Kryophor, wörtlich Eis- oder Froſtträger, eine Vorrichtung oder 
Apparat, um mittelſt Verdampfung in einem luftleeren Raume Waller zum Geftier: 
punkt abzufühlen oder fogar in Eis zu verwandeln. 

Chryseberyll, ein wefentlih aus Thon= und Beryllerde beftehended Mineral 
von grünlicher Farbe und Glasglanz; ein Edelftein. 

Chrysorin, eine Metalllegirung, die aus 100 Theilen Kupfer und 51 heilen 
Zink befteht, fehr feurig und glänzend ift und an Farbe 18- bid 20gradigem Golde 
gleichfommen fol. 

Chylus, die in Zolge der Verdauung fo weit vorbereiteten oder umgeänderten 
Speifen, um dem Organismus (zunächft dem Blute), ald Nahrungsmittel dienen zu 
können. Seinem Aeußern nach bildet der Chylus eine trübe, milchige, weißliche “oder 
röthliche Flüffigfeit, in welcher man unter dem Mikroſkope Samen und die foge 

‚nannten Chylustörperchen wahrnimmt. 

Chymus, Speifebrei, diefen bilden die in dem Magen — und durch die 
Verdauung mehr oder weniger veränderten Nahrungsmittel, aus welchen dann der Chy 
lus entfteht. Die Konfiftenz der Chymus ift nad der Art der genoffenen Speifen 
verfehieden ; im Allgemeinen eine Dünnbreiige, milchige Maſſe von weißlicher oder grauer 
Farbe; er reagirt ftetd fauer und befigt einen von den genofjenen Nahrungsmitteln abe 
hängigen Geruch; wenn diefe hauptſächlich in Milch beſtanden, ſo riecht der Chymus 
nach Butterſäure. 

Cider, Cidre, cider, cyder, iſt die und von Frankreich überkommene Bezeich⸗ 
nung für den aus der Gährung des Aepfelmoftes erzeugten Wein. 

Cieutin, ein durch Deftillation der Wurzel des Wafferfchierlingd mit Kali en 
haltener Stoff, der mit den Waflerdämpfen übergeht und dem Deftillat alkaliſche Re 
aktion ertheilt, jedoch nicht näher unterfucht. ift. 

Cinchonetin, entfteht bei der Behandlung von Cinchonin mit Bleihyperoryd 
in der Siedhitze, unter allmäligem Zufage von Schwefelfäure, bis eine Probe der 
Flüffigfeit durch Kali oder Ammoniak nicht mehr getrübt wird, d. h, bis dad Cincho⸗ 
nin zerſetzt iſ. Das Cinchonetin bildet eine amorphe Maſſe von rothgelber Farbe, 
fhmedt bitter, zerfließt an der Luft, 1öft fich fehwer in Alkohol, in koncen trirter Schwe⸗ 
felſäure, mit rother, in Alkalien mit Purpurfarbe auf. 

Cinchonin, eine vorzugsweiſe in den grauen Chinarinden enthaltene Pflanzen: 
bafe, die zum Theil ald ein Nebenproduft bei der Darftellung ded Chinins (fiehe d.) 
gewonnen wird. Dad Einchonin ift in fochendem Wafler ſchwer⸗, in Alkohol leich- 

. ter und in Aether ganz unlöslich; ed Frypftallifirt in kleinen vierfeitigen Säulen, 

ſchmeckt fehr bitter und reagirt alkaliſch; ſchmilzt bei 1609 E. und wird, ſtärker ethttzt, 
zerfeßt, zum Theil jedoch auch unverändert fublimirt. Gegen Orydationgmittel zeigt 
es eine große Beftänbigkeit, und wird weder durch Chlor, noch durch übermangan: 
faures Kali oder Salpeterfäure in dem Berhältniß feiner Beftandtheile etwas geändert; 
gegen Wechfelfieber zeigt es fih weniger wirffam als feine Gefchmifterbafe, das Chi 
nin. Das Cinchonin befteht aus 77,9 Kohlenftoff, 7,8 Wafferftoff, 9,1 Stickſtoff und 
5,2 Sauerftoff. 

Cinchonidin, in Deutſchland gewöhnlich Chinidin genannt, wird aus China 
Bogota dargeftellt und bildet waſſerfreie, u gladglängende Kryſtalle, die bei 150° C. 





[ 


Cinchoninsalze — Citriceiesäure. -4149 


® 
ſchmelzen und in höherer Temperatur zerfebt werden ; in Aether ift es fchmers, in 


Alkohol ziemlich leicht löslich; es hat mit dem Cinchonin (fiehe d.) gleiche procenti⸗ 


[he Zufammenfebung. 

Cinchoninsalze; wie das Chinin, bildet auch das Cinchonin mit den Säuren 
2 Reiben von Salzen: neutrale, die jedoch meift fauer reagiren, und bafifche. Sie 
kryſtallifiren im Allgemeinen leicht, find farblos und befigen ginen bittern Gefchmad, 
fie löfen fih fowohl in Wafler,, wie in Altohol im Allgemeinen leichter, als die 
Chinafalze, find jedoch in Aether unlöslich; von den Chininfalzen unterfcheiden fie fich 
bauptfählich dadurch, daß ihre wäflerigen Löſungen von Silber» und Quedfilberorgd- 
ſalzen nicht getrübt werden. 

Cinchonin, essigsaures, es ſcheidet aus einer in der Wärme bereiteten Auf 


fung von Cinchonin in Effigfäure beim Abdampfen und Erkalten in fleinen Kör— 


nern und durchfcheinenden Flittern aus. 

Cinchenin, salpetersaures, beim Berbampfen feiner Löfung ſcheidet es ſich 
in ölartigen Tropfen aus, die beim Erkalten wachsartig erftarren und in Berührung 
mit Waffer fih in Kıyftalle nerwändeln, die 3 Aeq. HO enthalten. 

nchonin, schwefelsaures, a) neutrales, fcheidet ſich beim Grfalten einer 
fiedend gefättigten Löſung in wafferhellen ofto&drifchen Kıyftallen mit 4 Aeq. aus, 
die an der Luft etwas verwittern; b) bafifches, es bildet durchfichtige, gladglänzgnde, 
harte Pridmen, löſt fich bei mittlerer Wärme in 54 Theilen Waffer und in 64 Thei- 
ien Beingeift von 90 Proc. 
- Cinin, ein in den fogenannten Wurmfamen, (Sem: Cinae oder Cynae) eigent- 
ih Blüthentnöspchen, von Artemisia Santonica enthaltener kryſtalliniſcher Stoff. 

Cireularpolarisation, Kreispolarifation ift die befondere Eigenfchaft des Berg- 
kryſtalls und vieler in Waſſer gelöfter Subftanzen, ätherifcher Dele xc., die Polarifa- 
tiondebene polarifirter Lichtftrahlen, die durch den Bergkryftall oder jene Flüffigfeiten 
bindurchgehen, um einen Winkel zu drehen, der mit der Natur der Farbe und der 
Diele der durchlaufenen Schicht fich ändert. 

Cireulation, die ältere Chemie bezeichnete mit diefem Ausdrude eine Art Dir 


geftion, wobei eine ſolche Sinrichtung getroffen war, daß die hierbei verflüchtigte und 


wieder fondenfirte Flüffigkeit ftetö wieder in den Digeſtionskolben von ſelbſt zurüdfloß; 
auf demfelben Princip beruht auch der Mohr'ſche Aether: Ertraktiond Apparat. 
Citraconsäure, ein Umfeßungsproduft ſowohl der Aconit-, wie der Citronen- 


ſaure; wird leßtere in einer Netorte genügend erhißt, fo deftillirt eine ölige Flüffig- 


feit über, die nochmals veftificirt wird und alddann beim Stehen an der Luft zu farbe 
lofen vierfeitigen Säulen von itraconfäure Eryftallifirt. Sie fehmilzt bei 800 C. und 
if im Waffer leicht löslich. Sie befteht in 100 Theilen aus 46,16 Kohlenftoff, 3,08 
Baflerftoff, 36,92 Sauerftoff und 13,84 Wafler. 


Citrilen, ein Umfegungöprobuft des chlorwafferftofffauren Citronenöls, wenn 


diefed mit Kalt deftillirt wird. 


Citrin, Gitronenöl, Citron, das in den Citronenſchalen enthaltene ätherifche Del, wel⸗ 


ches durch Deftillation, meift aber durch Auspreſſen gewonnen wird; der Geruch von 
köterem ift angenehmer. Dad Gitronenöl ift farblos, bis ſchwachgelblich gefärbt, hat 
ein fpec. Gew. von 0,850, ſiedet bei 1730 C. und beſitzt den angenehmen Geruch der 
Citronen; enthält einen Sauerftoff und befteht in 100 Theilen aus 88,24 Kohlenftoff 
und 11,76 Waſſerſtoff. 
Citribiesäure, Brenzeitronenfäure, ibentifch mit Jtaconfä äure und Baup’s 
MTIHANNE: . 








. 


[4 


150 - * Citrieicsäure — Coagulum. 

a ® 
Citrieiesäure, identifch mit Equifet- oder Aconitfäure. 
Citrensäure, acide citrige, Citrio acid, diefe Säure findet fich im freien 

Zuftande in den Gitronen und vielen andern fauren Früchten, an Bafen gebunden in 

den Knollen Helianthus tuberosus und in mehreren andern Wurzeln. Im Großen 

wird fie aus dem Citronenfafte dargeftellt, indem man denfelben zum Kochen bringt, 
mit fohlenfaurem Kalk ‚neutralifirt, den abgefchiedenen citronfauren Kalk durch Schwe— 
felfäure zerfegt und die Flüffigfeit durch Abdampfen zum Kryftallifiren bringt. Die 

Eitronenfäure fryftallifirt mit 2 Aeq. Waller, die fie bei 100° C. volllommen ab: 

giebt; im Wafler und Alkohol iſt fie leicht löslich, nicht aber in Aether; ihre Aufle- 

fung ſchmeckt ftarf, aber. angenehm fauer. Für fih erhißt, geht die Eitronenfäure in 

Hconitfäure und diefe alddann in Citrakonſäure und Stafonfäure über. Die Citre - 

nenfäure enthält neben ihrem Kıyftallifationswafler noch die Elemente für 3 Ae. 

Waſſer, die durch eine Bafe vertreten werden fönnen und zählt daher zu den drei⸗ 

bafifhen Säuren; die Zufammenfegung der fryftallifirten Säure ift: 34,29 Kohlen: 

ftoff, 3,81 Wafferftoff, 53,33 Sauerftoff und 8,57 Wafler.- 

Citrensäure-Salze, citrates, citrats, die Citronſäure bildet dreibafifche Sakke; 
in den fogenannten eins und zweibafifchen Salzen nehmen 2 oder 1 Aequiv. Waſſer 
die Stelle der eigentlichen falzfähigen Bafe ein; ihre Auflöfungen geben. mit Blei- und 
Silftoryd-, Kalk» und Barytſalzen weiße ſchwerlösliche Niederſchläge. 

- Citronsäure-Bleioxyd, citrate de plomb, citrate of lead, es eriftiren 3 Ber 
bindungen der Citronfäuse mit Bleioryd: a) einbafifched mit 2 Aeq. bafifchem Waſſer; 
b) zweibaſiſches mit 1 Aequiv. bafifchem Waſſer und c überbafifhes citronfauree 
Bleioryd. ö 

Citronsaures Kali und Natrou, citrate de potasse, citrate de soude, citrate 
of potassa, citrate of soda, beide Bafen bilden entfprechende Citronſäure⸗Salze, 
nämlich eins, zwei⸗ und dreibafifchscitronfaured Kali und Natron, d. b. mit 2 und I 
Aequiv. bafiſchem Waſſer. 

Citronsaures Silberexyd, citrate d'argent, citrate of silver, dreibaſiſches 
erhält man durch Fällen einer Löfung von falpeterfaurem Silberoryd durch citronfau: 
red Alkali; es bildet einen blendend weißen‘, BEE Niederſchlag, der getrod: 
net 1 Aeq. Waſſer enthält. 

Citrensaurer Kalk, vreibafifcher, mit 4 Aeq. Waffer, wird durch Vermiſchen 
der Auflöfungen von Chlorcalcium und citronfaurem Natron erhalten; er bildet einen 
weißen Niederfchlag, der bei 1000 C. 3 Aeq., und flärfer erhitzt, 4 Aequiv. Waſſer 
verliert. 

Clarificiren, foviel wie Klären. 


Clematis-Campher, Clematis Flammula unb mehrere andere Glemarii 
arten liefern bei der Deftillation mit Waſſer eine Flüffigfeit, die einen feharfen Ge⸗ 
ſchmack befißt, durchdringend nach Rettig riecht, auf der Haut Blafen zieht, jedoch 
noch nicht näher unterfucht ift. 

Cniein, eine im Kardobenediktentraute, Cnicus benedicta oder Cénteurea be- 
nedicta enthaltene, in weißen Nadeln Eryfiallifitende Subflanz von bitterem Gr 
fhmad. 

Coagulum, masse coagulee, Serinnfel, nennt man im Allgemeinen aus dem 
dünnflüffigen in einen mehr didflüffigen Zuftande übergegangene Maffen, fei died von 





Coaks — Cocusnussbutter. a FE 12 


ſelbſt oder durch Außered Zuthun erfolgt, z. 3. Eiweiß durch Wärme, Milch, die von 
ſelbſt ſauer, d. h. dick wird. 

Ceaks, charbon de houille, coak , cok, die durch Glühen von Bitumen, 
Ehwefel und einigen anderen Stoffen befreite Steinkohle. 

Cobalt, ſ. Kobalt. 

Cocogninsãure, eine in mehreren Daphnearten enthaltene eigenthümliche 


Gäure. 
Coceinsäure, eine eigenthümliche, in der Cochenille enthaltene Säure. 


Cocceulin, f. Bitrotorin. 
Coceusreth, ift.identifch mit dem in der Cochenille enthaltenen und Garmin 


genannten rothen Farbitoff. 


Coccussäure, da3 noch unbekannte Radifal einer Säure, die durch Behandlung 
ded Barmind mit Salpeterfäure entſteht. 

Cocheuille, Cochenille, Cochneal, diefed befannte Handelöproduft befteht aus 
den getödteten und getrodneten Weibchen mehrerer. Soccusarten, wie: Coccus llicis, 
C. polonicus, C. Ficus, C. Cacti; leptere Art ift diejenige, die den mieiften- Farb- 
Roff enthält und darum auch am meiften gezüchtet und eingefammelt wird. Die 
Zödtung des Inſekts gefihieht entweder durch Abbrühen mit Waller oder durch Dörren 
auf einer erhigten eifernen Platte. Dan giebt im Allgemeinen der auf letztere Weife 
erhaltenen Cochenille den Vorzug. Im Handel unterfcheidet man zunächſt zwei Sot- 
ten: graue und ſchwarze Cochenille; man unterfcheidet fie aber auch nach ihrem Bas 
terfande, wonah man Gocenille von Hondurad, Meriko, Teneriffa und Algier ald 
häufiger vorfommende Sorten fennt, die jedoch auch unter ſich wieder, was ihre Güte 
betrifft, in mehrere Abtheilungen zerfallen. Die Algier’fche, auch tripolitanifche Co⸗ 
henille bildet heilrothe Körner, ift an’ fich fehr unrein und wird auch am wenigiten 
geihäptz die dunfele Honduras mird für die befte Sorte gehalten. Zur Prüfung der 
Cochenifle beobachtet man foigended Verfahren: Man behandelt 20 Grm. Cochenille 
in gelinder Wärme mit einer Unze Wafler und einer halfen Unze Kalilauge, fügt nach 
völliger Löſung Noch eine Unze Waffer hinzu und läßt erfalten. Zu Ddiefer Löfung 
oder einem abgegoflenen ‚Theile derfelben fügt man aus einer Bürette foviel einer Lö⸗ 
fung aus 5 Grm. Ferridcyanfalium in 100 Kubikcentim. Waffer, bis die Flüffigkeit 
ibre Purpurfarbe verloren hat und braun bis gelbbraun geworden ifl. Die verbrauch 
im Kubikcentim. find das relative Maß für die Güte der Cochenille. . 

Coecin, f. Gocusnußbutter. 

Cocinsäure, Cocostalgfäure, acide, cocique, if an Lipyloxyd gebunden, im 
Cocosnußöl enthalten, aus welchem fie durch Berfeifung mit Alkali und Zerfegung der 
gebildeten Seife mittelft einer Mineralfäure dargefiellt wird. Wie Cocinfäure ftellt 
eine blendendweiße, geruchlofe, fryftallinifche Maffe dar, die bei 34,70 fchmilzt und in 
einem Kohlenſäure-Gasſtrome ohne Zerfeßung fich deftilliren läßt. Als cocinfaures 
Ratron macht fie einen anfehnlichen Beftandtheil der Gocusölfeifen aus; ihre Zuſam⸗ 
menſetzung ift mit Sicherheit noch nicht ermittelt. 

Cocusnussbutter, auch fehlechtweg Cocosoel genannt, beurre de c0c00, coca- 
aut oil. Man unterfcheidet im Handel gegenwärtig 3 verfchiedene Sorten: Cochin⸗ 
china⸗, Ceylon⸗, Sidney» Cocudöl, von welchen die erftere, die feinere Corte, haupt: 
ſüchlich zur Anfertigung der Toilettefeifen, Die beiden andern, unter welchen man wieder 
dem Ceylonöl den Vorzug giebt, zu ordinärer Wafchfeife verbraucg werden... Die 


- 


152 Codein — Chromomeirie. 


vierte Sorte führt zwar den Namen „Palmkernöl“, gehört aber ihrem ganzen Berhalten 
nach, zu den Cocusölen, denen die Eigenfchaft beimohnt, mit Natron eine fehr waſſer⸗ 
haltige und dennoch fefte Seife zu bilden. Als Mutterpflanzen des Cocusöls betrach⸗ 
tet man hauptſächlich Cocus nucifera und Cocus butyracea; allein es iſt gewiß, 
daß noch viele andere Cocusarten zur Produktion dieſer verſchiedenen Sorten Cocusöl 
benutzt werden. Das in dem Cocusöl neben dem flüſſigen enthaltene feſte Fett bat 
den Namen Cocin erhalten. 


Codein, Codeine, diefe dem Morphium homologe Salzbafe findet ſich in ge: 
ringer Menge im Opium und wird aus diefem gelegentlich der Darftellung des Mor- 
phiums gewonnen; fie hat, wie ſchon bemerft, die Sufammenfeßung des Morphiums 
+ 2 (CH). 

Coelestin, f. ſchwefelſauren Strontian. 


Coelner Gelb, jaune de Cologne, diefe ſchöne und gut dedende gelbe Ma 
lerfarbe ift ein Gemenge von 7 Theilen Gyps, 1 Theil fchwefelfaurem und 2 Theilen 
hromfaurem Bleioryd. 

Coerulin, blauer Karmin, Indigo soluble, bat man den "blauen Niederfchlag 
genannt, welchen man erhält, wenn eine Löſung von Indigo in rauchender Schwertl: 
fäure dur ein Alkali neutralifirt wird; er ift entweder indigfchmefelfaured Kali oder 
⸗Natron und, nach der Entfemung der Lauge, in Waſſer auflöslich, 

Coerulinsäure, mit diefem Namen hat man die Säure bezeichnet, melde aus | 
der Kaffeegerbfäure entfteht, wenn eine Auflöfung von Faffeegerbfaurem Kalk der Ein 
wirkung der Luft audgefeht wird; ift nicht genauer unterfucht. 

Coffein, ſ. Gaffein. | 

Cognac, Zranzbranntwein, der durch Deftillation der in Gährung verſetzten 
Meintreber oder strefter erhaltene Altohol, bald mehr, bald weniger ſtark. Der Cognac 
befißt gewöhnlich eine fhwachgelbliche Färbung und enthält, aus dem Holz; der Faller 
herrührend, eine eine Menge von Gerbfäure; feinen angenehmen Geruch verdantt er 
verfehiedenen wahrfheinlich bei der Gährung fih bildenden Aetherarten. 

Cohaesion, Gohärenz; Zufammenhang Coh6sion, cohesion, er attraction of 
cohesion, das eigenthümliche Berbalten der Materie: in verfchiedenen Zuftänden von 
Feftigfeit zu erfcheinen, je nachdem die Cohäſion fich flärker oder ſchwächer' geltend 
macht; fie ift in feften Körpern fehr groß, in flüffigen faum merklich und fehlt bei 
den gadförmigen gänzlih. Der Widerftand, den die Theilchen ihrem Auseinanderrei- 
oder Verſchieben entgegenfeßen, ift das Maß für die Cohäſion oder Cohäſions— 
fraft. 

Cohobation, ein nur noch wenig gebrauchter Ausdrud, unter welchem man 
eine wiederholte Deftillation, wobei man das Produft einer vorangegangenen Deftilla: 
tion über frifche Mngen der (Pflanzen +) Stoffe abzog, deren flüchtige Theile man ge: 
winnen wollte, „perftand. 

Celchiein, colchicine, oolchiein, eine in der Zeitlofe (Colchicam autumnale) 
enthaltene Pflanzenbafe; es kryſtalliſirt aus feiner mweingeiftigen mit Wafler verfegten 
Löfung in farblojen Pridmen und Nadeln; fchmedt anhaltend bitter und fcharf, in 
Waſſer leicht löslich; wirft giftig und wird in der Heilkunde gebraucht. 

Colcothar, bezeichnet daffelbe wie Caput mortuum (f. d.). 


Celorometrie, Chromometrie, colorometrifche oder chromometriſche Analyfe; 
man begreift higgunter die Beftimmung gewiffer Körper, die fpecififch gefärbte Auf 





Coliren — Condensator. | 153 


föfungen geben, aus der Höhe oder Tiefe der Farbentöne und Bergleichung mit einer 
andern abgeftimmten Flüffigfeit von derfelben Farbe, die einen beftimmten Gehalt des 
zu unterfuchenden Körpers anzeigt; man bedarf dazu noch eined befonderen Apparas 
tes, deffen nähere Befchreibung jedoh ohne Zeichnung nicht verftändlich fein würde. 

Coliren, passer, couber, to buck, eine wenig vollkommene Trennung fefter 
Eubftanzen von Klüffigkeiten, die befonderd häufig in den Apotheken vorkommt und 
wozu man fich ſowohl wollener, baummollener, wie leinener Tücher (Golatorien, Co⸗ 
lirtücher) bedient. 

Colla piscium, ſ. Saufenblafe. 


Collector, ein für einen eleftrifhen Apparat gebrauchter Name, der zum Zmedt hat, 
Hleinere Mengen von Cleftricität aufzunehmen und leichter wahrnehmbar zu machen 
(. Sondenfator). 

Cellidin, ein Zerfegungsprodutt des Anilins mittelft Satpeterfäure, welches 
bei 1790 C. fiedet, eine farblofe ölartige Flüffigfeit bildet und alkaliſch reagirt. 

Gelledium, diefe in der Photographie fo häufig angewendete und unentbehr⸗ 
liche Flüffigkeit ift eine Auflöfung von Pyrorplin in einer Mifhung von Altohol und 
Aether. Das Collodium dient auch zur Herftellung eined äußerſt empfindlichen elek⸗ 
trifhen Papiers, in der Chirurgie zur Bededung von frifhen Wunden x. 

Celloidsubstansen nennt Graham die bei der Dyalyfe (f. d.) durch die 
Membran oder den Dyalifator gehenden, nichttryftallifirbaren Stoffe, die vorherrfchendfte 
Gigenfchaft der Kolloide befteht in der Neigung ihrer einzelnen Theile fich zu Aggregaten 
zuſammenzuziehen. 

Colophen, ein Beſtandtheil des durch Schwefelſäure veränderten Terpentinöls. 

Celophenium, Geigenharz, Colophane, Colophony, wird bei der Darſtellung 
des Terpentinöls gewonnen, wenn der Terpentin ohne Zuſatz von Waſſer der Deſtilla⸗ 
tion unterworfen wird. Die größte Menge des Kolophons kommt gegenwärtig aus 
Nordamerika (nordamerikaniſches Harz) in mehreren, durch ihre Farbe verſchiedenen 
Sorten zu uns und findet ſeine YAUPNISDILDNE Berwendung in den Papier» mie 
au in den Seifenfabrifen. _ ( 

Colambium, ein früher dem Tantal gegebener Name. 

Celsarineel, eine befondere von England aus eingeführte Sorte Petroleum, 
deren Fundort nicht näher angegeben ift. 

Crompressibilität, ſ. Glafticität. 


Concentriren, consentrer, die Auflöfung von allerhand Stoffen dur Ab⸗ 
dampfen oder VBerdunften auf ein Meined Bolum bringen, 10 daß fie reicher, ſtärker 
an den aufgelöften Stoffen wird. 

Concretionen, thierifche ; hierunter verfteht man die meift in Folge krankhaf⸗ 
ter Affeltionen der Nieren und der Galle, in dem Thierkörper fich ablagernden Stoffe 
ohne organifche Struktur, d. h die verfchiedenen Arten von Gallen» und Blafenfteine 
(Gries). 

Condensation, ſ. Dampf. 


Condensator, Condenseur, condensateur, condensator, ein bei elektriſchen 
Verſuchen unentbehrliches Inſtrument, welches dazu dient, Elektricitäten von geringer 
Spannung, die auf das Elektroſkop von zu geringer Wirkung ſind, zu verdichten und 
dadurch wahrnehmbarer zu machen. 


154 Conductor — Copal. 


Conducter, Leiter, Conducteur d’eleotricit6, conductor of electricy. Im 
Allgerneinen verfieht man bierunter Körper, die die Eigenſchaft befiken, bie Elektrici⸗ 
tät zu leiten; im Befonderen denjenigen Theil an einer Elektrifirmaſchine, welcher be 
flimmt ift, zunächft die durch Reibung entwidelte oder hervorgerufene Elektricität aufzu⸗ 
nehmen, für welchen a man dem Sondactor fehr mannichfache Geftaltungen ge: 
geben bat. 

Coniin, ein im giftigen Schierliug und zwar hauptſächlich in deſſen Samen 
enthaltenes Alkaloid, aus welchem daſſelbe durch Deſtillation mit Kali, Neutraliſation 
des Deſtillats mit Schwefelſäure, Eindampfen der Löſung von ſchwefelſaurem Coniin 
und Deſtillation dieſes Salzes mit Kali gewonnen wird. Es bildet eine ölartige 
Flüſſigkeit von 0,80 ſpec. Gew. die bei 212° fiedet, beſitzt einen durchdringenden, be 
täubenden Geruch und wirft ald ein heftiges Gift. 


Constitutionswasser, fo nennt man, dem Kruftallifationdmafler gegenüber, den: 
jenigen Antheil von Waffer in einer Subftang, der entweder die Rolle einer Säure 
oder einer Bafe fpielt und bei deifen Berluft die Natur einer folchen Berbindung voll: 
ftändig verändert wird, 

Contact-Elektricität, Berührungselettricität, ſ. Contakttheorie. 

Contaettheerie, |. Chemiſch⸗elektriſche Theorie. 


'Copaivabalsam, Resine ou Baume de copahu, Balm of Copaiva, der Co: 
paivabalfam wird aus verfhiedenen Arten der Gattung Copaifera, Bäumen, die 
bauptfächlich dem mittleren und füdlichen Amerika angehören, durch Einfchnitte, die 
man während oder furz nach der Negenzeit in diefe Bäume macht, gewonnen. €? 
fommen bauptfächlich zwei Sorten im Handel vor, von welchen die bellgelbe aus 
Brafilien, die andere von den Antillen, von Copaifera Jacquini gefammelt, zu und 
gebracht wird. Der brafilianifche Balfam bildet eine heilgelbe, etwas zähe, barzartige 
Flüffigkeit, von einem eigenthümlichen aromatifchen, nicht unangenehmen Geruch, und 
einem anhaltend bittern, beißenden Geſchmack; fein fpec. Gewicht ift 0,95 bis 0,997. 
Der antillifche ift gold» bis bräunlich-gelb, auch etwas zäher ald der’ erſtere. Im 
Waſſer ift er unlöslich, löſt fich aber in ftarfem Alkohol und Ammoniak und ift mit 
Aether, fetten und flüchtigen Delen in allen Berhältnilfen miſchbar. Der Copaivbalſam 
iſt kein einfaches Pflanzenerzeugniß, er enthält ein eigenthümliches ätheriſches Oel, ein 
gelbes, ſaures Harz, die ſogenannte Copaivaſäure, und ein braunes, weiches Harz. 
Der Copaivbalſam wird außer in der Medicin, auch zur Anfertigung von Lackfirniſſen 
vielfach angewendet. 

Copaivaharz, ſ. 6.-Balfam. 

Copaivaöl, ſ. C.Balſam. 

Copal, Copalgummi, Resine copal, copalle, copale, copal, copal resin. 
Der Copal wird aus verfehiedenen Bäumen, hauptfächlic aber au Hymenea Cour- 
baril gewonnen. Wir fennen oft= und meftindifchen, ſowie auch afrifanifchen Copal. 
Er gleicht in feinem Aeußeren dem Bernftein, mit welchem er auch noch die bald hell-, 
bald dunfelgelbe Färbung gemein hat, Der oftindifhe Copal ift ein hartes, bald 
mehr, bald weniger durchfcheinendes, heilered oder dunklered Harz, von muſchligem 
Bruch; die Stüde aneinander gefhlagen, geben einen faft klingenden Ton; mit dies 
fen Eigenſchaften ſtimmt auch der afrifanifche Copal, der nicht von einem Baume 
gefammelt, fondern in Guinea, in der Nähe der Flüffe aus dem Eande gegraben 
wird, überein, nur daß diefer aus mehr rundlichen Stüden, in der Größe einer Kat 


Copalfirniss — Creolenwasser. 155 


nen Kartoffel befteht. Der weſtindiſche Copal ift im Allgemeinen weniger mit dunke⸗ 
len Stüden untermengt. Uebrigens ift die Unterfcheidung der verfchiebenen- Kopal, 
orten ded Handeld ungemein ſchwierig, indem ſchon an den Secpläßen Bermifchungen 
verfhiedener Arten vorgenommen werden. Sendungen unter demfelben Ramen ent: 
halten Stüde, die fih mit Leichtigkeit in abfolutem Alkohol ſchon in der Kälte aufs 
löfen, während auf andere derfelbe Alkohol felbft in der Siedehige nicht einwirkt; 
ed müßten demnach Harze entweder von verfchiedenen Bäumen, ober von berfchiedes 
nem Alter fein. Weber das Verhalten ded Copald den Löſungsmitteln Alkohol, Aether, 
Chloroform ꝛc. gegenüber, find die Angaben fo verfchieden, daß man fchlieglih mit 
Sicherheit nichts erfährt. Und dies fiheint abermals feinen Grund in den verſchiede⸗ 
nen, aber unter dem gleichen Namen in den Handel gebrachten Sorten zu haben. — 
Die meifle, faft ausſchließliche Anwendung findet der Copal zur Bereitung von 


Copalfirniss. Der Copal löſt fi unter gerwiffen Umftänden ſowohl in fat: 
fem Alkohol — wenigſtens 96,00 — ald auch in Terpentinöl, und giebt damit mehr 
mehr oder weniger gefärbte Firniffe. Die Vorſchriften zur Darftellung derfeiben find 
jahlreich, allein aus den beim Copal angegebenen Urfachen ift feine derfelben verbürgt. 
8 allgemein nothwendig wird aber anerkannt, daß man das Harz, bevor es mit 
den Auflöfungsmitteln behandelt wird, gepulvert und anhaltend — monatelang — 
bei einer fehr gelinden Wärme getrodnet, d. h. dem Einfluß der Luft ausgeſetzt wer: 
den müfle. So bebandelter Copal föft fih alsdann in der Regel Ziemlich leicht, und 
liefert heile Firniſſe; eine folche Auflöfung in Chloroform Benugt man zum Anftreis 
hen fleinerer Gegenſtände, fomie zum Kitten von Porcellan und Glas. Zur Darftel 
lung folder Firniffe, die nicht ganz Heil zu "fein brauchen, fhmilzt man den Copal 
in einem Glaskolben fehr vorfichtig mit eiwas venetianifchem Terpentin zufammen 
und fügt allmälig in fleinen Portionen foviel zuvor erwärmtes Terpentinöl hinzu, 
bis vollftändige Auflöfung erfolgt und die gemünfchte Konfiftenz erreicht ift. Statt 
Terpentinöl wenden Manche auch Rosmarinöl an. Der fo dargeftellte Copalfirniß 
wird vor feiner Verwendung meift noch mit etwas Leinölfitniß vermifcht, wodurch er 
von feiner Sprödigfeit verliert. 

Ceralin, f. Paeonin.- ° 


Coumarin, Cumarin, Tonkakampher, coumarifige Säure. Diefe Subflanz fin- 
det ih in Pflanzen, die fehr von einander verfchiedenen Familien angehören; Haupt: 
jählih aber in der Tonfabohne, Dipterix odorata, dann aber auch im Waldmeifter, 
Asperula odorata, im Ruhgraſe, Andoxanthum odoratum und im Steinflee, Melitotus 
oficinalis. Am leichteften wird dad Cumarin aus der Tonfabohne erhalten, indem man 
diefelbe mit Alkohol augzieht und den Auszug durch Verdunſten fryftallifiren läßt. 
Es hefipt einen ſtarken aromatifchen Geruch, der im verbünnten Zuftande dem des 
Baldmeifterd gleicht, eine geringe Menge reinen Gumarind ertheilt einer großen Menge 
Beind den Geruch nad Maitrant, den man daher auch in manchen Källen mit Cu⸗ 
marin bereitet; es befteht in 100 Theilen aus 73,97 Kohlenſtoff, 4,11 Wafferftoff und 
21,92 Sauerftoff oder C18 6 OA. - 


Coumarinsäure, ein Zerſetzungsprodukt des Gumarind, wenn diefe mit kon⸗ 
tentrirter Kalilauge gefocht wird. 


Cremer tartari, f. zweifach weinfaures Kali, 


Creolenwasser, eine wohlriechende geiftige Flüffigfeit, die durch Digeſtion von 
4 Bund Beilchenwurzel mit 1 Quart Franzbranntwein von 36°, Filtration des Auf- 








156 Crocus antimonii — Cyankalium. 


guſſes, Zumifchen von 4 Loth Ol Neroli, 1 Loth Geranicumöl, 2 Maf Franzbrannt: 
wein, einfacher Cumarineſſenz und Deftillation der Mifhung erhalten wird. 


Crocus antimenil, f. Antimonfafran, Antimonorydfulphuret. 

Cudbear, die englifche Benennung für Persio, eine aus Lecanora tartarica, 
und Parmelia aniphalodes dargeftellte lilablaue Farbe. 

Curarin, der wirffame Stoff im Pfeilgift, Curara oder Urari der Südameri- 
Taner; eine Pflanzenbafe, noch nicht fryftallifirt dargeftellt, innerlich ift es ohne nad: 
theilige Wirkung, in Wunden verurfacht ed nach wenigen Minuten den Tod. 

Curcama, Curcama, turmeric or curcuma, die Wurzel von Amomum Cur- 
cuma; fie fommt gewöhnlih ald ein dunkel- oder braungelbed Pulver im Handel 
vor und-mwird in der Färberei gebraucht. Dem, der Wurzel eigenthümlichen gelben 
Stoff hat man den Namen 

Curcumin ertheilt. 

Cyan, Cyanogene, cyauogen, Kohlenſtickſtoff. Das Cyan ift ein —— 
geſetzter Salzbilder und zeigt in ſeinem ganzen Verhalten eine große Aehnlichkeit mit den 
hierher gehörigen einfachen Stoffen, Chlor, Brom, Jod und Fluor. Man ſtellt das Cyan 
durch Erhitzen von Cyanqueckſilber dar, wobei letzteres in Cyangas, welches in eine 


Glasglocke über Quedfilber aufgefangen wird, und in Quedfilber zerfällt. Es bildet 


ein farblofed Gas von eigenthümlichem, dem Kirfch- oder Bittermandelmwaffer ähnlichem 
Geruch Bei 4 — 5 Atmofphären Drud, oder auf — 200 abgekühlt, wird es zu einer 
farbiofen, leichtbemeglichen Flüffigfeit von etwa 0,90 fpec. Gew. kondenfirt, die ihrer 
feitö bei — 35% C. zu einer eidartigen Maffe erſtarrt. Angezündet verbrennt an der 
Luft dad Cyangas mit purpurrother Flamme unter Freimerden von Stidftoff und 
Bildung von Kohlenfäure. Waſſer löft fein 4» bis 5faches, Alkohol fein 28faches 
Bolum Cyangas auf: 

Cyaneisen, cyanure de fer, oyanuret or prussiate of iron, Einfach⸗Cyan⸗ 
eifen erhält man ald gelbrothen Riederfihlag, menn man ein Eifenorydfalz mit Cyan⸗ 
falium fällt; in gelblichen Kryftalllörnern, wenn man Berlinerblau mit Schmefelmaffer: 
ſtoffwaſſer behandelt. 

Cyaneisenkalium, ſ. Kaliumeiſenchanür und Cyanid. 

Cyangeld, cyanure d’or, a) einfach bildet es ein gelbes, kryſtalliniſches, in 





Waffer unauflösliched Pulver; b) dreifach Cyangold erhält man, wenn man zu einer 


Auflöfung von dreifach Chlorgold eine Löſung von Cyankalium ſetzt und das ent 
ftehende Eyangold-Chlorfalium durch Salzſäure zerlegt. 


Cyanin, unter diefem Namen wurde vor einigen Jahren zum Färben von Seide 
von Bafel aus ein prachtvoller blauer Farbftoff in den Handel gebracht, von welchem 
jedoch wegen feiner geringen Haltbarkeit für den beabfichtigten Zwed fein Gebraud 
gemacht werden fonnfe. Man erhält denfelben aus einer Verbindung des Leufolind 
mit Jodanyl, durch Behandlung mit Fauftifcher Natronlauge, in fryftallifirtem Zuftande. 
Dagegen hat das Cyanin nach einer andern Seite bin dadurdh ein fehr hohes In⸗ 
tereffe für den Chemiker erhalten, daß es in mweingeiftiger Löſung (1 : 50) eine febt 
große Empfindlichkeit gegen Säuren zeigt, umd felbft durch Kohlenfäure fofort entfärbt 
wird. Dan kann daher mittelft Eyanind die Feinften Mengen von freier Säure ent 
decken; Durch Alfalien wird die Farbe wieder hergeflellt. 


Cyankalium, cyanure de potasse, cyanide of potassium, prussiate Or 


.- 


Cyanmetalle — Cyanwassenstoffsäure. 157 


hydrooyanate of potassa, wird am einfachften durch Glühen von Kaliumeifencyanür 
dargeftellt, doch ift e8 auf diefe Weife mit cyanfaurem Kali vermifcht; rein erhält 
man es durch Einleiten von Cyanwaſſerſtoffgas in eine altoholifche Kalilöfung. Das 
durch Schmelzen von Blutlaugefalz erhaltene, unreine Cyankalium findet vielfah Ans 
. wendung in der galvanifchen Berfilberung ꝛc. Das Cyankalium ift ein beftiges Gift; 
es befteht in 100 Theilen aus: 60,12 Kalium und 29,88 Cyan; fein Nequivaient — 
65,2. Zeichen KCy. 

Cyanmetalle, oyanales, cyanures, cyanats, die ——— entwickeln, wenn 
man ſie mit Schwefel⸗ oder Chlorwaſſerſtoffſäure behandelt, Cyanwaſſerſtoffſäure, die 
leicht aus ihrem Geruch erkannt wird; die ſchwächeren Säuren entwickeln nur bei den 
auflöslichen Cyanmetallen dieſen Geruch; die Cyanüre der Alkalien zeigen ihn ſchon 
in feuchter Luft und geben mit Eifenorydulfalzen einen weißen, an der Luft ſchnell blau 
werdenden Riederfchlag. 

Cyanquecksilber, Cyanide de mercure, cyanide of queckallver, es ent 
fpriht in feiner Zufammenfeßung dem Queckſilberoryd und wird erhalten, wenn man 
veined Berlinerblau mit Quedfilberoryd und Waffer kocht und die Flüffigkeit noch heiß 
filtrirt, wo beim Erfalten das Salz auskryſtallifirt. 

Cyansäure, acide cyanique, cyanic acid, eine Berbindung ded Cyans mit 
Sauerftoff, welche entfteht, wenn man. getrodinete Cyanurſäure in einer Retorte, die 
mit einer gut abgekühlten Vorlage verbunden ift, erhitzt. Die Cyanſäure geht hierbei 
ald eine waſſerhelle Flüffigkeit von durchdringend faurem und ftechendem Geruch. über. 
Ein Tropfen davon auf die Haut gebracht, erzeugt fofort fchmerzhafte Brandblafen. 

Cyansilber, Cyanure d’argent, cyanuret of silver, entſteht durch Fallung 
eines Silberorydfalzes durch Cyankalium; der weiße, käſige Niederfchlag löſt fi nicht 
in Säuren, dagegen in Ammoniaf und Cyanfalium auf, die letztere Auflöfung, welche 
Cyankalium⸗Cyanfilber enthält, ift die hauptfächlich zur galvanifchen Berfilberung 
benußte Flüſſigkeit. 

Cyanwasserstofflsäure; Blaufäure, Acide prussic, ou cyanhydrique, hydro- 
cyanic acid, prussic acid, azotic acid. Die waſſerfreie Cyanwafferftofffäure erhält man 
wenn man Cyanqueckfilber unter Zuſatz von einer gewiffen Menge Salmiak in einem 
Kölbchen durch Poncentrirte Salzfäure zerfebt und die Dämpfe durch eine Röhre leitet, 
welche zunächft des Kölbchend mit Marmorſtückchen, zur andern Hälfte mit Chlorcals 
cium gefüllt ift, und in einen Peinen, durch Eid abgefühlten Cylinder mündet. In 
letzterem verdichtet fich die Cyanwafferftofffäure zu einer farblofen, fehr beweglichen 
ylüffigkeit, die bei 15° C. feft wird, bei 200 C. fiedet und ein fpec. Gew. 0,697 
befitzt. Sie ift eind der heftigften Gifte und ein Tropfen davon einem Hunde auf 
die Zunge gebracht, ift Hinretchend, ihn fofort zu tödtenz ebenfo wirkt fie, wenn fie 
in eine offene Wunde gebracht wird, und man hat, wenn man, mit ihr operirt, die 
größte Borficht zu beobachten. Zufammenfeßung : 3,7 Waflerftoff und 96,3 Cyan, — 
Die officinelle Blaufäure ift eine Auflöfung der Cyanwaſſerſtoffſäure in Waſſer oder 
ſchwachem Weingeift, die nach den verfchiedenen Rändern von verfrhiedener Stärke dar- 
geftellt wird. So enthält die nach der nordamerifanifhen Pharmakopöa bdargeftellte 
Blaufäure 1,6 Proc. nach der öfterreichifchen, preußifchen, badenfchen und holländiſchen 
24, nach der baierfchen 4, nach der heffifchen 18 bis 20, nach der londoner und 
dubliner 2 bis 22, nach der ſchleswig⸗-holſteinſchen 3, nach der parifer 12 Procent 
tafferfreier Blaufäure. Es bedarf faum der Bemerkung, welche nachtheilige Folgen 


158 .Cytisin — Dammarharz. 4 


aus einer ſolchen Berfchiedenheit in der Stärke der officinellen Blauſäure bei deren 
Anwendung entfpringen können. 

Cytisin, ein in der befannten Zierpflanzge Goldregen“ Cytisas Lahurnam L. 
von Hufemann und Marme jüngſt entdecktes Alkgloid. Daffelbe ift in den rei⸗ 
fen Samen dieſes Strauches enthalten; es iſt äußerft giftig und reagirt ungemein 
ftart alkaliſch und neutralifirt die ſtärkſten Säuren. | 


D. 


Dagged, mit diefem Namen belegt man das durch Schwelen (trodene Deftille- 
tion) der Birfenzinde im füdlichen Rußland gewonnene rohe Del, in den Apotheken 
befannt unter dem Namen Oleum Rusci oder „I hwarzer Degen.“ i 

Daguerreetyp, ſ. Lichtbilder. 

Damascener Stahl, acier de Damas, eine vorzügliche Sorte Stahl, die am 
früheften zu Damascus verfertigt worden fein foll; jept verfieht man darunter jede Art 
von Stahl, die, angefhliffen, auf ihrer Oberfläche eine gewiſſe Regelmäßigkeit verfchie 
dener Zeichnungen wahrnehmen läßt, die durch die ungleichartige Befchaffenheit der 
kleinften Theile bedingt werden ; je feiner diefe Figuren find, für um fo befler gilt 
der Stahl, indem dies ein Zeichen ift von der fleißigen Bearbeitung, die man ihm hat 
"zu Theil werden lafien. Man unterſcheidet natürlihen und fünftlichen Damas: 
cenerftabl und erbält leßteren dadurch), daß man Drähte oder Stäbe von verfchiedenem 
Stahl oder Stahl mit Eifen zufammenfchmweißt, audftredt und wieder vereinigt. Se 
öfter dies gefchieht, eine um fo innigere Berfilzung verfchiedenartiger Theilchen findel 
ftatt, und eine um fo größere Kohärenz befigt der erzeugte Stahl. Durch nadfel- 
gended Heben mit ſchwachen Säuren (1 Maßtheil Salpeterfäure und 30 Maßtheile 
Eifig), wobei, indem das Eifen oberflählih aufgelöft wird, der Fohlenftoffreichere 
Theil des Stahlö von der zurüdgelaffenen Kohle ein dunkleres, während der fohlen- 
ftoffärmere Theil ein hellered Anfehen annimmt, und Poliren, beabfichtigt man zu zei 
gen, daß eine Damadcirung wirklich vorgenommen worden war. Man fann nidt- 
damadcirtem Stable da® Anfehen von damascirtem dadurch geben, daß man ihn 
ftellenweife mit Aebgrund überzieht und dann mit verdünnter Säure behandelt; man 
erfennt jedoch eine ſolche Täuſchung, menn man den Stahl, nachdem man ihn leicht 
abgefchliffen Hat, in verdünnte Säure legt, die ihn alddann gleihmäßig angreift, fo 
daß die dem Damascenerftahl eignen Zeichnungen nicht zum Borfihein fommen. 

Damasciren, damasquiner, to damascene, damascens, damaskun, Stahl 
flammicht äßen, oder auch mit Gold auslegen, überhaupt das Berfahren auf der 
Oberfläche polirter ungleichartig zufammengefehter Metalle Zeichnungen hervorzu⸗ 
bringen. ; _ 

Dammarhars, Dammar, Dammara, Dammar (gun cat’s eye), ein noch 
nicht fehr lange befannted Pflanzenproduft, welches freiwillig aus Agathis loranthifoila, 
einem Baume, der auf dem indifchen Archipelagus (molukkifche und malayifche Infeln) 
einheimifch. ift, ausfliegen foll.. Das Dammarharz tommt in durchicheinenden, geld: 
lien, unregelmäßigen Stüden mit mufchligem, glänzendem Bruche vor; es ift ohne 
Geſchmack, riecht aber beim Erwärmen ſchwach balſamiſch; es ſchmilzt leicht und löſt 








Dammarin — Darren. 159 


fih in der Wärme, ſowohl in Altohol, wie in Terpentinöl zu einem faft wofferhellen 
Firniß auf, welcher volllommen trodnet und mehr Dauerhaftigfeit befißt ald Maftir« 
und Sandaraffirnig. Für Gegenftände, die weniger der Abnutzung audgelept find, 
bildet der Dammarlad oder «Firniß einen ganz vortrefflihen Weberzug; auch zur An⸗ 
fertigung des fogenannten Schablonenpapiers (zum Durchzeichnen und Ausfchneiden 
der Schablonen) wird der TerpentinölsDammarfirnig vielfach angewendet. Das Dam⸗ 
mar befteht wefentlich aus zwei Harzen, von welchen man das Bharz 

Dammarin genannt hat. 

Dammerde, terreau, terre vegetale, plantearth; hierunter verfleht man 
die obere Schicht der Exrdrinbe, ſoſern fie mit Gewächſen beflanden ifl, oder zum Ans 
bau folcher dient. Sie bildet meift ein Gemenge von anorganifchen oder mineralifchen 
Stoffen mit zerfeßten oder noch in der Zerſetzung begriffenen organiſchen Subflangen, 
größtenteild vegetabilifchen Urfprungd, die Rüdftände von den Erndten oder fonft 
dem Boden belaffener Gewächfe, in den Wäldern das Laub der Bäume x. Wenn 
man erwägt, unter wie verfchiedenen Bedingungen die Dammerde fi bildet und dap- 
ſowohl auf ihre chemifche Zufammenfeßung, wie auf ihre phyfilalifchen Eigenſchaften 
die wechfelnde Menge an Mineralfubftanzen und organifchen Stoffen von dem größ⸗ 
ten Einflufle fein müffen, fo wird man von Bornberein auf eine allgemein giltige 
Definition von dem Weſen der Dammerde und ihren Eigenfchaften verzichten. In 
der Regel ſtellt fie fih ald eine ſchwarze oder dunkele bie hellbraune, Iodere, pulvers 
fürmige Maſſe dar, die fich zart anfühlt und meift noch eine größere. Menge *unzerfegs 
ter Pflanzenrejte enthält, im hohen Grade hygroſkopiſch ift und auch Safe und Dämpfe 
in bedeutender Menge in fi aufnehmen kann. An Wafler und Alkohol giebt fie nur 
wenig auflösliche Beftandtheile ab; dagegen entziehen ihr Alkalien, Bauftifche, wie 
toblenfaure, eine, dunkelbraune, ftidftoffhaltige, organische Subftanz oder ein Gemenge 
von mehreren folcher Stoffe; während ein anderer Theil ähnlich zufammengefepter 
Körper ungelöfl bleibt. Diefe Stoffe, Zerſetzungsprodukte der im Boden enthaltenen 
organifchen Subftanzen, denen man die Namen Ulmin und Ulminfäure, und Humin 
und Huminfäure beigelegt hat, erhöhen die Fruchtbarkeit eined Boden. 

Dampf, vapeur, vapour, steam, hiermit bezeichnet man den [uftförmigen 
Zuftand, den die meiften Körper annehmen, wenn fie bis zu einem gewiſſen, für 
jeden einzelnen in. der Regel beftimmten, Grade erwärmt oder erhißt werden. 

Dampfbildung, evaporation, ift der Borgang, bei welchem die Körper (ges 
wöhnlid durch Temperaturerhöhung) aus dem flarren oder tropfbarflüffigen Zuftande 
in den Iuftförmigen übergehen, oder Gasgeftalt annehmen. 

Dampfbad, bain de vapeur, steam bath, f. Bad. 

Dampfel, ver im Defterreichifhen für Sauerteig gebräuchliche auspruf- 

Bampfkugel, ſ. Aeolipil. 

Dapiche auch Zapis, unter dieſen Namen kommt das in Südamerika an den 
Wurzeln der Siphonia elastica audgefloffene und erhärtete Cautfchuf, wo es dar 
Ausgraben gewonnen wird, im Handel vor; es bildet ſchmutzig weiße Maflen, die am 
Slammenfeuer ſchwarz geräuchert und dann zu Stöpfeln verarbeitet werden. 


Barren, touraille, stove for drying, kilen, Porrichtung zum Trodnen -von 
Obſt, Eihorien, Getreide zur Malzbereitung unter Zubilfenehmen tünftlicher Wärme, 
Mit demfelben Ausdruc bezeichnet man auch den Hüttenproceß, der bie venſan⸗ 
dige Ausſaigerung von an Schwarzkupfer bezwedt. 


160 Darren — Decoctpresse.  - 


Darrmalz, mult seché A 1a touraille, drying-malt, heißt da3 zur Bierberi- 
tung bei einer Wärme zwifchen 80 bis 600 ©. getrocknete Getreide, im Gegenſatze zu 
dem an der Luft getrodneten, welches Quftmalz genannt wird. 

Datteln, datte, date, find die Früchte der in Afien und Nordamerika wild: 
wachſenden, aber auch angebauten Dattelpalme Phoenix dactylifera.. Während fie 
bei und zum Perfpeifen faum Liebhaber finden und auch in den Apothefen nur noch 
felten gebrausht werden, bilden fie für die Bewohner jener heißen Länder einen wich— 
tigen Nahrungszweig; auch bereitet man dort aus ihnen Bährung eim geiftiges 
Getränk, den Dattel- oder Palmwein. 

Davy’s Sicherheitslampe, Lampe de surete, — dieſe Bor: 
richtung, beſtimmt die Arbeiter in Steinkohlengruben gegen die Gefahr der Erplofionen 
zu fhügen, die aus den fogenannten fhlagenden Wettern (Kohlenwaſſerſtoff⸗ 
gafen) entftehen, befteht im Wefentlichen darin, eine gewöhnliche Dellampe in der 
Weife mit einem Drabtchlinder zu umgeben, daß der Zufammenhang der inneren’ mit 
der äußeren Luft Dadurch unterbrochen wird. Der zur Anfertigung eines folchen Ey 
linderd zu wählende Draht darf höchſtens 4 bie 4 Linie ſtark fein und auf den Qua: 
dratzoll müffen 500 bis 1000 Mafchen fommen. Im Ganzen ift-übrigen® von der 
Davy' ſchen Sicherheitslampe zu bemerken, daß fie feinen unbedingten Schub ge 
währt; eine andere für denfelben Ze von Müfeler fonftruirte Lampe weicht von 
der Davy hen darin ad, dag das Drahtgehäuſe erſt in einer gewiffen Höhe über 
der Flamme anfängt und unten durch einen Glascylinder erfeßt wird, der von dem Gehäufe 
durch eine horizontale Kupferplatte getrennt ift; doch haben ſich auch bei Anwendung 
diefer Lampe Gaserploflonen ereignet. ine verbeflerte Konftruftion diefer Lampe 
rührt von Godins f. polytechnijched Gentralblatt 1864 pag. 64 R. Wagner, Zeit 
fchrift für chemifche Technologie 1864 pag. 681. Die Befchreibung ift ohne Zeichnung 
nicht verftändlich, weshalb wir auf die angeführten Zeitfchriften verweiſen müffen. 

Decalquiren, nennt man das Abziehen von Kupferftihen und Lithographien 
auf Holz. 

Debuskop, ein wefentlich verbeffertes Kaleidoſkop. 

Decantiren, decanter, to decant, ſ. Abgießen. 

Decken des Zuckers, terrage, claying, bottoming, hietunter verſteht man die 
durch Verdrängung bewirkte Entfernung der legten Antheile dee Syrups aus dem in 
den Formen erftarrten Zuder (f. Zuderraffinerie). 

Decksel, fo nennt man die gefättigte Zuckerlöſung, vermittelft welcher der in 
der Form Tryftallifirte Zuder von dem anhängenden braunen Syrup befreit wird, me 
bei letzterer aus dem Deckſel Waffer aufnimmt und- dünnflüffiger wird, während da 
gegen eine entfprechende Menge kryftallifirter Zucker zurüdbleibt. 

Decksyrup, syrop couvert, treachle, ift der nad) dem Decken abfließende 
Syrup, während der vor der Dedung abfließende, grüner Sprup, syrop verte, green 
syrop genannt wird. 

Decect, |. Abkochung. 

Decectpresse , eine Vorrichtung von fehr verfehiedener Konſtruktion, die be 
fonderd in den Apotheken gebraucht wird, um die ausgefochten Pflanzen» oder andere 
Speried foviel ale möglich von der Flüffigkeit zu befreien, mit welchen fie ge 
träntt find 





Ve N 
a. 54 “ * 


Decoliremeter — —— en \ 


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Beceliremeter,, dieſes zur Grmittelung der entfärbenden Kraft der Thierfohle 
beſtimmte Inftrument ift fo eingerichtet, daß man die Höhe einer darin eingefchloffe: 
nen gefärbten Zlüffigkeit vergrößern und verkleinern kann, und zwar fo weit, bis dieſe 
Flüffigfeit bei durchfallendem Lichte einen beftimmten Farbenton zeigt. Bon einer 
Rormalflüffigkeit (einer Karamellöfung) ausgehend, die zum Theil in ein Gefäß mit 
mei paraflelen, 1 .Gentimeter von einander abſtehenden Glaswänden, eingefüllt wird 
und von welcher andere 1000 C. mit 16 Grm. der zu prüfenden Thierfoble behandelt 
werden, nimmt man von lebterer alddann in dad Kolorimeter und verlängert die 
Flüſſigkeitsſchicht ſoweit, daß fie einen mit der Normalflüffigfeit gleichen Ton zeigt. 
Die bis zum Eintreten der, (fcheinbar) gleichen Färbung noshmendig gewefene Bers 
längerung der Schicht läßt fi) am Inftrumente ablefen, und die entfärbende Kraft der 
Kohle war um fo größer, je größer die Flüffigkeitsfchicht ift und ſteht alfo mit diefer 
in geradem Berhältniß. 


Becomponiren, decomposer, to decompose, jerfeßen, zerlegen. Man untere 
(heidet einfache und doppelte Zerſetzungen; unter erfieren begreift man folche, wo 
beide Theile einer binären Verbindung in Freiheit gefebt werden, ;. B. beim Glühen 
des Quedfilberorgdd. Geht dagegen eine Zerſetzung in der Weife vor fi, daß neue 
Berbindungen entftehen, und feiner der Beftandtheilg frei gemacht wird, z. B. 
ſchwefelſaure Bittererde und Ehlorcalcium, fo liegt eine Dopppelzerfegung vor. 

Degras, ein Einfettungsmittel für Häute. Man fennt davon 1) dad Barifer, 
beftehend aus 31,25 Proz. Fettſubſtanz, 6,25 Proz. Kali, 62,5 Proz. Waſſer; 2) das 
Kölner aus 64,58 Prog. rt 18,75 Bro. Kali, 16,67 Proz. Waller bee 
ſtehend. 


Begummiren der Seide, degommage, boiliug of de gum, hierunter ver- 
fieht man den- Proceß, durch welchen die Seide von dem firnißartigen Weberzuge und 
einem gelben Farbitoff, die die Annahme reinerer Farbentöne und die innigere Berbin- 
dung der Farbe mit der Seide beeinträchtigen, entfernt werden, 


Dephlagrater, ſ. Salörimotor. 

.Behnbarkeit, ductilit6, ductility, ift diejenige Eigenfchaft "der Körper, ver: 
möge welcher fie, wenn äußere mechanifche Kräfte auf fie eingewirft und ihre Theil- 
den verſchoben haben, in diefer neuen Form verharten. Faft alle Körper find bis zu 
einem gewiffen Grade dehnbar; Plafticität, Bildfamkeit, Knetbarkeit find Die Folge 
dieſer Eigenſchaft. 

Deliquiseirem, Zerfließen, se dissoudre, to dissolve, die Eigenſchaft ge- 
wiſſer Subftangen, befonders leicht löslicher Salze, aus der Luft Waffer aufzunehmen, 
und damit eine foncentrirte Löſung zu bilden. 

Bemantspath, ſ. Corund. 

Be Luc’sche Säule, eine Bezeichnung für die trodene, aus unächtem Silbers 
und Soldpapier aufgebaute Säule, auch Zamboni’fche Säule genannt. 


Dendritem, SKryftallifationsformen, wo ſich die einzelnen Kryſtalle in einer 
Beile aneinander gelegt haben, daß baumähnliche Figuren entftanden find; befonders 
häufig findet fich eine ſolche Bruppirung bei Körpern, die im vegulären Syſteme kry⸗ 
Rallifiren, und bei den meiſten Metallen; ſehr ſchöne dendrififche Formen von Man⸗ 
ganhyperoryd bemerkt man häufig auf den Schichtenflächen des Muſchellalks. 

Dephlegmiren, defiegmer, to dephlogmate, Zlüffigfeiten, befonderö wein⸗ 

9. d. techn. Chemie. 11 


162 Dephlosticiren — Destillation. 


geiftige, durch Deftillation von ihren unreinen, ober wäflerigen Thallen zu befreien, 
wobei Schleim (phlegma) x. in der Blafe zurüdbleiben; übrigend ift der Ausdrud 
veraltet. ; 

Dephlesticiren, dephlogistiquer, to dephlogisticate, ein Metall feines Phlo⸗ 
gifton® berauben, den Metallkalk, den man für einfach bielt, wiederherſtellen, oxydiren. 

Deplaeiren , deplacer, to displace, diefer Ausdrud wird von einer befonde 
ren Methode, feften Stoffen ihre löslichen Theile zu entziehen, gebraucht. 

Beplacirungsmethede, methode de deplacement, method of displacing, 
fie befteht darin, daß man die Subſtanzen, denen man ihre lößlichen Theile entziehen 
will mit der Ertraftionsflüffigfeit zu einem Brei anrührt und aufmeicht, und die hier- 
durch entftandene foncentrirte Löſung durch Aufgießen neuer Flüffigfeit verdrängt. 

Descroisille’s Alkalimeter, ein Inſtrument, um den Gehalt von Pottafce 
und Soda an reinen fohlenfauren Alkalien Su beftimmen, mn jedoch durch neuere 
Merhoden fo ziemlich außer Gebrauch; gefommen ift. 

Desinfection, desinfection, purification, die Zerflörung der in der Kuft ent 
baltenen, oder feften Körpern anbaftenden, der Befundbeit nachtheiligen Subftanzen 
(Miadmen oder Sontagien x.). Die hierzu am bäufigfien gebrauchten Subftanzen 
find: Chlor, Salpeterfäure, Salpeterfäure und Salzfäure, ſchweflige Säure, Schießpul- 
ver und Kohle u. U. 

Desoxydiren heißt: den Körpern, die wir als Oxyde — einen Theil 
“oder ihren ganzen Sauerſtoff entziehen. 

Desrosne’fcher Apparat, eine Deftillationsvorrichtung, die zum Zwecke hat, 
aus verdünnten weingeiftigen Flüffigkeiten ſchon durch Eine Operation refp. Deſtilla⸗ 
tion ein fo gehaltreiche® Produft zu gewinnen, wie died außerdem erft durch eine 
Rektifitation erhalten wird. Bon den übrigen in gleicher Abficht konſtruirten Appara- 
ten unterfcheidet fi der Deſsros ne'ſche dadurch, daß fein beſonderes Kühlwaſſer 
in Anwendung gebracht, die Kondenfation vielmehr in dem längeren und etwas auf | 
wärts gerichteten Helmrohre vor fich geht, jo daß das leichter verdichtete Waſſer wieder 
in die Blaſe zurüdfließt. 

Destillat, ſ. Deftillation. 


Destillation von Zlüffigfeiten, destillation, act of distilling , distiliation, 
eine ſowohl bei chemifchen wie technifchen Arbeiten fehr häufig vorfommende Opera: 
tion, vermittelft welcher flüchtige Subftanzen von nichiflüchtigen oder weniger flüch⸗ 
tigen getrennt, verdichtet und aufgefangen werden, Die Deftillation geſchieht aus 
Dlafen (Deflillir), Retorten, Kolben oder Cylindern, Gefäße, die entiweder aus Me 
tall, Borcelan, Thon oder Glas angefertigt find. Zur Verdichtung des in Dampf 
verwandelten Körpers ift die Blafe 2c. entweder noch mit einer befonheren Abkühlunge— 
vorrichtung (Helm, Kühlfaß, Schlangentohr) verfehen, oder fie erfolgt in einem andern. 
Theile des Apparatd, nämlich der damit verbundenen, durch kaltes Waſſer, Eis x. 
fühl gehaltenen Borlage ſelbſt. Der verflüchtigte und wieder zu einer tropfbaren. 
Flüſſigkeit verdichtete Körper heißt dad Deftillatz fehr gewöhnlich iſt biefes eine, 
Miſchnng von verjchiedenen Stoffen (Branntwein — Alkohol und Waſſer 2). Je 
nach den Stoffen, die man der Deftillation unterwirft, haben die Apparate mit ihren 
Kühlvorrichtungen und Borlagen die verfehiedenfte Geftalt. | 

Destillation, trockene, destillation seche, dry distillation , hierunter Die 
ftebt man die Operation, wo organiſche Körper, mineralische wie vegstabilifehe, in einem 


-Detonation — Dialysator. 163 


Deſtillationsapparate für fich einer höheren, bis zu ihrer theilweiſen oder -gänzlichen 
Zerſtörung reichenden Temperatur audgefegt und Die fih entwidelnden Produkte vers 
dichtet und in einer Borlage gefammelt werden. Gewöhnlich find diefe Produfte nicht 
fhon Beftandtheile der, der Deftillation oder Verkohlung unterworfenen Stoffe, fons 
dern dad Reſultat der durch die Hibe bewirkten Zerfeßung. : 

Detenatien, detonation, detonation, decrepitation, die mit mehr oder we- 
niger Geräuſch oder Knall vot fich gehende Verbindung oder Entmifchung zweier oder 
mehrer Körper. 


Deutoxyd, diefe Bezeichnung bedeutet foviel, wie: zweite Orpdationaftufe eines 
Körpers, reſp. Metalle; fie iſt befonderd im frankreich gebräuchlih, doch auch, bei 
‚uns, wenn auch feltener, in Anmwendung. 


Bestrin, dextrine, british gum, artificial gum, torrified starch, starch gum, 
jeinen Namen verdankt diefer Körper feiner Eigenfchaft, die Polarifationdebene rechts 
zu drehen. Das Dertrin wird im Großen dargeftellt und zwar, indem man Stärke 
mehl entweder unter der Einwirkung von Diaftafe oder von Mineralfäuren fih in 
diefe Subftanz vermandeln läßt. Nach einer anderen Methode mengt man dem rei⸗ 
nen Stärfemehl eine eine Menge, 4 Proc. Salpeterfäure zu, die mit 4 bid 5 Thei⸗ 
ien Waſſer verdünnt ift, und erwärmt die Mifehung unter öfterem Ummenden vor- 
fichtig id auf etwa 150° C. Das auf einem der beiden erfteren Wegen erhaltene 
Dertrin bildet, getrodinet, eine gelbliche, durchfcheinende Maffe, die mit arabifchem 
Gummi viele Aehnlichkeit hat: das mit Salpeterfäure dargeftellte, mwelched auch den Na- 
men Leiocom führt, ein weißes, faum etwas gelblich gefärbtes Pulver. Beiderlei 
Produkte löfen fich Teicht in Waffer zu einer dicklich fchleimigen Flüffigkeit auf, die 
ftatt arabifchem Gummi zum Schlichten der Zeuche eine auögedehnte Anmendung 
findet. 


Bextrinsyrup, dextrine sirupeuse, mucilaginous dextrin, ift eine Auflöfung 
wechfelnder Mengen von Stärfezuder und Dertrin in Wafler, und wird im We⸗ 
fentlichen mie jenes bereitet. 


Dialyse, dialyse, dialysis, hiermit bezeichnet man im Allgemeinen die Er— 
Iheinungen der Endosmooje und Exosmooſe. Durch die Arbeiten von Graham 
find die Vorgänge hierbei befonderd genau erörtert worden. und Graham theilt die 
Subftanzen, je nach ihrem Verhalten gegen die durchlaffende Membran, in Golloids und 
in Kryſtalloidſubſtanzen; während. die Membran, deren Stelle auch poröfer Thon ver- 
treten kann, den Kıyftalloiden den Durchgang verftattet, werden die Colloidſubſtanzen 
davon nicht durchgelaffen. Man hat von diefem Berhalten bereit® in der Technik 
Anwendung gemacht, indem man verfucht hat, auf dieſe Weife den fryftallifirbaren 
Zuder von dem nichtkryſtalliſirbaren Zuder zu trennen; auch zur Auffindung von 
Giften in thierifgen Flüffigkeiten,, fofern jene ald Kıyftalloide durch die Membran 
geben, hat man die Dialyfe angewendet. 


Dialysator, dialyseur, dialyser, hoop dalyser, die Bezeichnung desjenigen 
Theils des Apparates, der zur Aufnahme der zu unterfuchenden Flüſſigkeiten dient; 
derfelbe ift je nach der Urt und der Menge der Subflanzen, mit welchen man arbei- 
tet, in feinen Größen und feiner .fonftigen Einrichtung fehr verfchieden; immer aber 
befteht derfelbe aus zwei verfchiedenen Gefäßen, einem größeren und einem Fleineren 
von entſprechender Geftalt, fo daß das letztere in das erftere geftellt. oder aufgehängt 
werden kann, während feine Wände oder ein Theil derfelben aus einer durchlafjenden 

⸗ 11 * 


164 Diamant Ze Diatherman. 


Subflanz (thierifche Membran, a Pergament, oder aus gebranntem porö- 
fen Thon) beftehen. 

Diamant, Demant, diamant, diamond, diefer ſchönſte und koftbarfte, und 
ſchon in den früheften Zeiten befannte Edelftein, ift reiner kryſtallifirter Kohlenſtoff, 
und der härtefte aller Körper. Er findet fi in eben dem Grade felten, als amdere 
Formen ded Kohlenftoffd, Stein» und Braunkohlen, fih häufig finden. Die vor 
züglichften Fundorte für denfelben find: Oftindien und Brafilier, diefed liefert die 
meiften, jenes die größten Diamanten. Künſtlich find bis jebt noch feine Diaman- 
ten hervorgebracht worden, wie viele Mühe man fih auch darum gegeben hat. Ueber 
die Art feiner Entftebung oder Bildung herrſchen verfchiedene Anfichten, doch neigt 
man”fih mehr und mehr zu der Annahme, daß er organifchen Urfprungd fei, wie 
man denn auch in dem NRüdftande vom Verbrennen von Diamanten pflanzenartige 
Zellen beobachtet haben will. Die größeren Diamanten werden lediglich zu Schmud: 
fteinen gefchnitten und gefchliffen, eine Arbeit, die wegen der Härte ded Diamantd, 
eine fehr mühſame und zeitraubende if. So bat der „Prinz-Regent“ der 
Ihönfte und größte Diamant im franzöflfhen Kronenfhaß zwei Jahre Arbeit er- 
fordert. Der größte befannte Diamant befindet fih im Befts der brafilianifchen 
Krone und heißt: Ko hi nor. Die Diamanten werden nach) dem Gewicht verkauft 
und zwar fleigt ihr Preid nicht nad) dem geometrifchen, fondern nad) dem qua: 
dratifchen Berhältniß ihres Gewichtd, fo daß, wenn ein Diamant 30 Thaler Poftet, 
ein folcher von dem bdreifahen Gewicht 3 x< 3 >x< 30 = 270 Thaler koſtet. Doch 
ift hierbei die Größe nicht immer allein maßgebend, und der Preid variirt nach der 
Reinheit der Farbe und auch der Geftält. Die Eleineren Diamanten, die zum Glas—⸗ 
ſchneiden gebraucht werden, flammen größtentheild aus Brafilien. 

Diamantbord, ift die Bezeichnung für das Diamantpufver, mit welchem Dia: 
manten und andere Edelfteine gefchliffen werden; theild fällt ed beim Schleifen der 
Diantanten ab, theils verfhafft man es fich durch Zerſtoßen von Diamantfplittern 
und unreinen, kleineren Diamanten in einem Stahlmörfer und” Schlämmen mit 
Waſſer. 

Diana, ein von den Alchimiſten aber jeßt nicht mehr gebräuchliher Name für 
dad Silber. 

Dianenbaum, arbre d’argent, bdam of silver? Mit diefen Namen hat man 
die aus. Silberauflöfungen mittelft anderer leichter orydirbarer Metalle bewirkten und 
innerhalb der Flüſſigkeit ftattfinderiden Aykalliniihen, baumartigen Ausfcheidungen 
des Silbers belegt. 

Diastas, dad; Diaftafe, die, diastase, diastace, eine Subftanz, die fich beim 
Keimen von Gerſten⸗ und anderen Getreidelörnern bildet, und durch ihre Fähigkeit aus: 
gezeichnet if, Stärfemehl in- Dertrin und Zuder überzuführen. Im völlig reinen 
Zuſtande kennt man das Diaſtas noch nicht. Gewöhnlich ſtellt man es aus einem 
wäſſerigen Auszug von Gerſtenmalz dar, den man bis zum Gerinnen des Eiweißes 
erhitzt, filtrirt und dann mit Alkohol. vermifcht, wodurch das Diaſtas gefällt wird. 
Getrocknet bildet es eine feſte, weißliche, nicht kryſtalliniſche, in Waſſer und ſchwachem, 
nicht aber in ſtarkem Alkohol auflösliche Maſſe. Seine Zufammenfegung iſt noch 
nicht ermittelt; es ſoll ſtickſtoffhaltig ſein. 

Diatherman, mit dieſem Ausdruck bezeichnet man die Eigenſchaft durchfichtiger 
oder durchſcheinender Körper, gewiſſe Wärmeſtrahlen — es giebt deren eben ſo verſchie⸗ 
‚dene, wie ed verſchiedene Lichtſtrahlen giebt — durchzulaſſen, andere aber nicht. Daß 





x 


Diathermanie — Digestor. 165 


Bermögen, Wärmeſtrahlen durchgehen zu laſſen, korreſpondirt jedoch keineswegs dem 
Grabe der Durchſichtigkeit der Körper und es iſt bekannt, daß klares Waſſer zwiſchen zwei 
grünen Glasplatten eingeſchloſſen, für alle Arten von Wärmeſtrahlen vollkommen uns 
durhlaffend ift, während undurchfichtige® ſchwarzes Glas die Wärmeftrahlen einer Ker⸗ 
ienflamme ebenfogut durchläßt, wie ein reiner Gypskryſtall von gleicher Stärke. 

Diathermanie, die Eigenfchaft der Körper, gewiffe Arten der Wärmeftrahlen. 
zu abforbiren oder zu vefleftiren und andere durchzulaſſen; ſolche Körper, welche, wie 
dad Steinfalz, alle Arten der Wärmeftrahlen durchlaffen, oder wie gut politte Metalle 
alle vefleftiren, gehören alfo nicht zu den Diathermanen. 

Bichreismus, dichroisme, dichroism, eine Erfheinung, die an mehreren dops 
pelbrechenden Kryſtallen wahrgenommen wird, und dad Nefultat der gleichzeitigen Wirs 
fung von Abforption,; Doppelbrehung und Polarifation ift, die die Lichtfirahlen, wenn 
fie durch dergleichen Kryſtalle geben, erleiden. 

Bichtigkeit, fpecififches Gewicht, densit6, density, hierunter verfteht man das 
Gewicht eined Körpers, verglichen mit dem Raum oder Bolum, welches er einnimmt; 
ein Körper ift um fo dichter,.d. h. fpecififch ſchwerer, je kleiner der Raum ift, den er 
mit einem andern Körper von demfelben Gewicht verglichen, einnimmt. Man findet 
daher die Dichtigkeit eines Körpers, wenn man bei gleihem Bolum die Gewichte ders 
felben mit einander vergleicht. Um hierbei die Willkür auszufchliegen, vergleicht man 
dad Gewicht oder Bolum von feflen und flüffigen Körpern mit dem Gewicht eines 
dem ihrigen gleich großen Volums Waffer, Iegtered ald Einheit annehmend. Da fi 
die Bolume umgefehrt verhalten, wie die abfoluten Gewichte, fo findet man aus der 
Gleichung V:V’=88, w V=1 und S =1 Volum und Gewicht für 
Baffer; V’ und S’ Bolum und an für den betreffenden Körper bezeichnen, 


die Dichtigkeit des leteren zu S’= ee ift V’ doppelt fo groß, ala V, fo ift das 


ſpecifiſche Gewiht = }; halb fo groß = 2,0. Bei gadförmigen Körpern hat man 
dad Gewicht eined gewiſſen Volums Luft bei 0,00 C. und 336,0 B. ald Einheit 
angenommen und die Rechnung ift hier ganz diefelbe, wie bei den feften und flüffigen 
Körpern. 

Didymium, Didym, der Name eines noch nit lange entdedten Metalled, wels 
des man faum im reinen Zuftande Eennt und deffen Eigenfchaften Zu noch wenig 
genau erforfcht find. 

Differentialthermometer , ein Inſtrument, welches innerhalb eines befchränt: 
ten Raumes eintretende Temperaturveränderungen angiebt. 

Diffusion, diffusion, diffasion, hat man dad Phänomen genannt, welches ein- 
tritt, wenn verfchiedene Gaſe oder Flüffigkeiten, die durch eine durchlaffende Schei- 
demand getrennt find, unter gewiffen Borausfegungen durch diefe hindurchgehen und 
fih mit einander. vermifchen. 

Digeriren, mettre en digestion, unter diefem Ausdruck verfteht man. die Bes 
handlung eines feften Körperd mit einer Flüffigfeit bei einer gewöhnlich zmifchen 30 
und 609 C. liegenden Wärme. 


Digestivsals, ein veralteter Rame für Chlorkalium. 


Digestor, (zum Theil) digesteur ou marmite de Papin, digester, or Papin’s 
digestor, heißt ‚der Apparat, in welchem man die verfchiedenen Auflöfungsmittel auf 


x 


166 | Digitalin — Dinte. 


Stoffe aller Art bei einer längere Zeit fich gleichhleibenden und nach ber Ratur der 
Stoffe fi rihtenden Wärme ausſetzt. Sandbad, Waflerbad ꝛc. 


Digitalin, eine in Digitalis purpurea enthaltene ſchwache Pflanzenbafe, die in 
mikroſkopiſchen, rundlichen Körnern kryſtalliſirt. Das Digitalin ift ein viel gebraud» 
ted Arzneimittel und fommt in zwei Formen, lösliches und unlösliched Digitalin, im 
Handel vor; erftered von Mer? in Darmftadt, legtered nach dem von Homolle in 
Duevenne in Frankreich angegebenen Verfahren bereitet. Das lösliche wird durch Chlor 
wafferftoffga® dunkelbraun, das unlögliche grün gefärbt. Das Digitalin läßt fih aus 
thierifchen Flüffigfeiten, felbft wenn fie nur 75480 davon enthalten, dialytifch abſchei⸗ 
den. Cine befondere Reaktion. üben Bromdämpfe auf mit Schwefelfäure befeuchtetes 
Digitalin aus, indem es dadurch, je nach der Menge vom dunkelſten Violett bis Mals 
venviolett gefärbt wird, fo daß man no zig Digitalin erfennen Tann. In der 
digitalis purpurea findet fich noch ein zweites Alkaloid, welches flüchtig und flüf- 
fig if. | 

Dimerphie, dimorphie, dimorphy, die Gigenfchaft gewiffer Subftanzen bei 
ihrem Mebergange in den feften Zuftand in zwei verfchiedenen formen, die fich nidt 
auf eine und diefelbe Orundgeftalt zurüdführen laflen, kryſtallifiren zu können. 


Dinte, encre, ink, eine in allen Farben zum Schreiben gebräuchliche Flüffig 
feit. Die am häufigften angemwendete ſchwarze Dinte wird gewöhnlich aus einem 
Auszuge von Galläpfeln und Eifenvitriol dargeftellt und man hat dafür eine große 
Anzahl von Borfihriften. Eine fehr gute Dinte der Art ift die fogen. Alizarin— 
binte, die fih von andern, ebenfalld aus Galläpfeln und Eifenvitriol dargeftellten 
Dinten,, dadurch unterfcheidet, daß fie das Eifen im Zufland von Oxydul enthält, 
mährend die übrigen Oryduloryd enthalten. Die VBorfchrift zur Alizarindinte ift der 
Art, daB in 10 Theilen ded Gallusauszuges 1 Theil Tannin enthalten fein muß, 
dem man 4 Theil Iryftallifirten Eifenvitriol, 4 Theil rohen Holgeffig und, zur Sicht⸗ 
barmachung der Schriftzüge, ‘eine gewifle Menge Indigocarmin zufeßt. Andern Din 
ten giebt man auch noch einen Zufag von Kampecheholz und," zum Verderben der 
Stapifedern, von Kupferpitriol, meiftend auch arabifchem Gummi. Unter dem Namen 
Chromdinte ift eine Dinte befannt geworden, welche man dadurch erhält, dag man 
eine Auflöfung von Blauholzertraft, eine fehr Meine Menge von neutrafem chromfau: 
vem Kali zufeßt; eine fchlechte Dinte! — Kine Dinte, die roth audfteht, nach dem 
Schreiben jedoch fehr ſchön blaufchwärzlicd wird und dabei die Stahlfedern nicht an: 
greift, wird erhalten, wenn man 1 Theil Blauholzertratt in 4 Theilen lauwarmem 
Waſſer löft, der Löfung bie zur ſchön rothen Färbung gepulverten Alaun und ſchließ⸗ 
lich noch einige Tropfen Nelkenöl zuſetzt; nur flight fie etwas träge and der Feder; fie 
dient hauptſächlich als Kopirdinte. Cine andere Borfchrift zur Anfertigung einer gu⸗ 
ten Kopirdinte ift: 4 Pfund Blauholzertraft, 2 Loth Alaun, 4 Loth Eifens und 4 
Loth Kupfervitriol, 1 Loth Zuder mit 1 Quart Waffer gekocht; der Kolatur fegt man 
4 Roth in Wafler gelöſtes chromfaures Kali, 2 Roth Indigſchwefelſäure und 2 Loth 
Glycerin zu. Die befte rothe Dinte erhält man, durch Auflöfung von 1 Theil 
beften rothen Karmind in 80 bis 100 Theilen Waffer unter Zufag von 4 bie 1 Theil 
Ammoniafflüffigkeit und etwas arabifchem Gummi. — Blaue Dinte wird durch 
Auflöfen von Berlinerblau in Waſſer mit etwas Dralfäure oder von auflöglichem Ber 
linerblau in reinem Wafler erhalten. Grüne Dinte erhält man dur Vermiſchen 
von blauer Dinte mit einer Löfung von Bilrinfalpeterfäure. Als gelbe Dinte fann 
eine Auflöjung von Gummigutt in Wafler dienen. Sympathetifche Dinten, 


Diweinsäure — Doppelspath. 167 


die die Eigenſchaft Haben, die damit gemachten Schriftzäge erft unter gewiflen Um- 
fänden heroortreten zu laflen, werden befonderd aus Kobaltfalzen dargeſtellt. Das 
damit Geſchriebene, gewöhnlich fo blaß, daß ed unleferlih ift, tritt beim Erwärmen 
mit blauer. Farbe hervor. Zeihendinte für Wäfche bildet eine Auflöfung von fal⸗ 
peterfaurem Silberoryd in Wafler, die mit etwas Tuſche abgerieben il. Um damit 
auf Leinwand u. dergl. gut fchreiben zu können, wird die betreffende Stelle mit 
Stärfefteifter oder Leimauflöfuug  gefteift, ine Dinte zum Schreiben auf Zink⸗ 
ble wird nah Böttger erhalten, wenn man gleiche Theile Grünfpan und Gals 
miak in Waffer auflöfl. Zum Schreiben auf Kupfer und Silber bedient man ſich 
einer verdünnten Auflöfung von Schwefelantimon  Schwefelfalium. ine Borfchrift 
zu einer lithographiſchen Dinte ift folgende: 16 Theile Wachd, 12 Th. Schell» 
Ind, 8 Th. Maftir, 6 Th. Talg, 6 Th Talgfeife, 4 Th. Ruß, 1 Th. venetianifcher 
Zerpentin. Autograpbifche Dinte zum Schreiben auf Papier, um demnächſt 
die Schriftgüge auf Stein übertragen zu Fönnen, ‚wird dargeftellt aus: 10 Th. weißer 
Seife, 10 Th. Wache, 5 Th. Schellad, 5 Th. Maftir, 3 Th. Hammeldtalg und 3 TH. 
Aug. — Boldfardige Dinte Man bringt Jodfalium und eſſigſaures Bleioryd 
miteinander gemengt auf ein Filter, übergießt mit etwa 20 Theilen fiedendem deftillir- 
tem Bafler; man fammelt die fih nach dem Erkalten der abfiltrirten Klüffigkeit audfcheis 
denden Kryſtalle auf einem Filter, fpült fie ad und reibt fie mit ein menig Gummi ab; 
fol die Tinte dunkler werben, fo feßt man dem Salggemenge etwad Jod zu; fie muß 
vor dem Gebrauch gut umgefchüttelt werden, hält fich aber jahrelang. 

Diweinsäure, f. Tartrylſäure. 

Docimacie; mit diefem Ausdruck bezeichnet man den befondern Zweig der 
Chemie, der die Prüfung der Erze, ob diefe an Metallen reich genug find, um mit 
Bortheil verhüttet werden zu können, zur Aufgabe hat. 

Belerit, ein dem Bafalt fehr nahe verwandte und mit biefem oft zugleich 
vorfommendeö, meift weiß geflecktes Geftein. 

Belomit, dolomite, dolomite, ein Seftein, welches in ben meiften Fällen 
aus 1 Aeq. Fohlenf. Kalt — 54,4 und aus 1 Aeq. kohlenſaurer Bittererde S 45,6 Proc. 
befteht; doch Tommen auch anderd zufammengefeßte Dolomite von Die Dolomite ha⸗ 
ben große Achnlichkeit mit den Kalkſteinen unterfcheiden fich aber von diefen Durch ihr 
größered fpec Gewicht, fowie auch dadurch, daß ſie ſchwerer löslich in Säuren find. 
Sie fehlen vom Urgneis bis zum Lias in faſt keiner Formation; in manchen Gegen⸗ 
den werden die bittererdereichen Dolomite auf Bitterſalz verarbeitet. 

Donium; dieſen Ramen hatte man einem vermeintlich neuen Metall beigelegt, 
von welchem man jedoch nur das Oryd fannte, welches fich fpäter ald aus Thonerde 
mit etwas Eifenoryd und Berplierde beftehend erwies. 

Bennerkeile, Donnerfteine, pierre de foudre, fulgurite- thunderbolt, vor- 
zugsweiſe der Lias- und Kreideformation angehörige Verſteinerungen, — von 
Belemnites mucronatus. 

Doppelsalze find Verbindungon, entweder von zwei Vafen mit Einer Säure, 
oder ſeltener von Einer Baſe mit zwei Säuren. 

Beoppelsäuren nennt man die Bireinigung zweier oder mehrerer Säuren, von 
welchen wenigfiend Eine derfelben eine "mehrbafifche“ fein muß, zu — — 
gepaarten Säuren. 

Boppelspath; ein beſonders auf der Inſel Island vorkommender Kalkſpath, 





168 Dornstein — Dünger. 


der feiner volllommenen Durhfichtigleit wegen zu optifchen Zwecken, namentlich die 
doppelte Strahlenbrechung zu veranfchaulichen, benutzt wird. 

Dornstein, Dornenfteine; mit diefem Ramen werden die Inkruſtationen be 
zeichnet, die ſich auf den aus Dornenreifig beftehenden Wänden der Gradirhäufer in 
Folge der Berdunftung des Waſſers ablagern; der Dornftein beſteht bauptfächlich aus 
Gyps, etwas Fohlenfaurem Kalk und Eiſenoxyd. 


Drachenblut, sang dracon, dragoon’s-blood, ein hatz. welches freiwillig 
oder nach gemachten Einſchnitten aus verſchiedenen Pflanzen ausfließt und an der 
Luft getrocknet wird. Im Handel finden ſich: 1) oſtindiſches Drachenblut von 
mehreren Gattungen Calamus; 2) amerikaniſches von Pterocarpus Draco, und 
3) afrikaniſches von Dracaena Draco. 8 kommt entweder in dünnen Stangen 
und Pleinen Kugeln, die in Baft eingefchnürt find, oder in Körnern vor, und befiht 
eine rothbraune Farbe, die beim Zerreiben in ein hellered Roth übergeht. Bas Drau 
Kenblut findet Anwendung bei der Bereitung von Harzfirnifien, um diefen eine rote 
Farbe zu geben. 


Drehwaage, aub Coulomb's Drehwaage, ein Anftrument zur Meffung 
fehr Pleiner, hauptfächlich magnetifcher und eleftrifcher Kräfte. 


Brillings-, auch Zripelfaße; in diefen nur felten vortommenden Berbindungen 
find drei verfchiedene Bafen oder Metalle mit der entfprechenden Menge einer ober 
mehrerer Säuren oder Salzbildern vereinigt. 

Druckerschwärze, Encre d’imprimerie, Printinguik. Der Hauptſache nad 
eine aud geglühtem Kienrug und Leinölfirniß bereitete Tonfiftente Mafle, der noch 
verfchiedene andere Ingredienzen, wie: Indigo, Berlinerblau, Ultramarin, Harzieift, 
Kolophonium, in wechfelnden Berhältniffen, zugefeht werden. 


Drummend’sches Licht nennt man das äußerſt lebhafte Licht, welches ent 


fiebt, mern man eine Mifchung von 2 Volum Waſſerſtoffgas und 1 Bolum Sauer 
ſtoff (Knallgas) angezündet auf ein Stüdchen Kalt oder Kreide, die dadurch meiß- 


glühend wird, wirken läßt. 


Drusenöl, fun. Weinöl. Seine Deftilation gefchieht aus hölzernen, mit 
Blei ausgelegten Bottichen durh Ginleitung von Dampf, unter Zufag von 1 bie 
14 Gentner Wafler und 4 Pfund Schwefelfäurebydrat auf 1 Gentngr Drufenmafle. 
Das erfte Deftillat wird, behufd der Reinigung, der Rektifitation unterworfen. Belannt 


lich verwendet man das Drufenöl zur Pünftlihen Gognachereitung; da es fehr theuer ‘ 


ift, fo verfeßt man es nicht felten mit Alkohol; man entdedt dieſe Berfälfchung, 
wenn man dem Drufenöl Olivenöl zufegt. Der Weingeift ſcheidet ſich dann ab und 
fhwimmt auf der Oelmiſchung. I 


Dünger, engrais, manure. it dieſem Namen bezeichnet man die faſt zahl⸗ 
loſe Menge von Stoffen, melche zur Berbefferung des Bodens, d. h. zur beffern Er 
näbrung und vollfommenen Entwidelung der kultivirten Pflanzen in Anwendung ge 
bracht werden. Durch den Dünger follen dem Boden alle diejenigen Stoffe wieder 
zugeführt werden, welche ihm durch eine vorangegangene Ernte entzogen worden wa 
ven, bamit die demnächft in demfelben Boden zu bauende Pflanze die nöthige Rab 
zung borfinde. Es ift mehr als wahrſcheinlich daß die Pflanzen ihren Bedarf an 
Sauerſtoff, Waſſerſtoff, Stickſtoff und Kohlenſtoff aus der Luft, zum Theil auch aus 
dem Boden entnehmen kann, fo daß für deren Erſatz Zufuhr von friſchem Dünger 
nicht erforderlich ift, momit jedoch nicht gefagt fein fol, dag die Zufuhr organilder 


Durchsichtigkeit — Ebur ustum nigrum. 169 


und flilftoffbaltiger Stoffe durch den Dünger nicht vortheilhaft auf die Entwidelung 
der Begetation einwirken könnte. Es find dies jedoh Stoffe, die die Pflanze wäh⸗ 
vend ihres Lebensaktes felbft erzeugt, fobald nur die übrigen zum Wachsthum noths 
wendigen Bedingungen: angemefjene Feuchtigkeit und Wärme, und neben diefen die 
mineralifehen Beflandtheile, die die Pflanze zu ihrer Entwidelung bedarf, und die 
fie nicht felbft zubereitet, erfüllt find. Die eigentliche Wirkſamkeit des Düngers be- 
rubt olfo darauf, daß er dem Boden die nothwendigen mineralifchen Befland- 
theile liefere, unter welchen als die hauptfählichften, wo nicht alleinigen, Phosphor⸗ 
fäure und Alkalien, refp. Kali, zu nennen find, denn felbft die außerdem noch unent- 


behrliche auflösliche Kiefelfäure finden die Pflanzen faft überall in dem Boden. 


& fann fih alfo nur um die Korm, in welcher die beiden genannten Stoffe dem 
doden zuzuführen, und die Quellen handeln, welchen fie zu entnehmen find. 

Durchsichtigkeit, diaphaneits,, diaphaniety. Die Eigenfchaft gewiffer Kör⸗ 
per, dad Licht durchzulaſſen; die Durchfichtigkeit der Körper ift um fo größer, in ei⸗ 
nem je höhern Grade ihnen diefe Fähigkeit innewohnt. 


Eau de Cologne; -ein vorzügliches Kölnifches Waſſer liefert folgende Vorſchrift: 

6 Duart des reinften Alkohols 82 Proc. Tr. 

2 Xoth Essence d’Orange, 

„ de Citron, 

‚„  Limette, 

„  N’huile des petits grains, 

„ de Cedro, 
de Cedron, 

„ de Portugallo, 

„  Neroli, 

„Mosmarinöl, 

„Thymianöl. 

Fau de Javelle, Javelle'ſche Lauge, eine Auflöſung von unterchlorigſaurem 
Kali und Chlorkalium in Waſſer, die ſchnell die Pflanzenfarben zerſtört und daher 
zum Bleichen angewendet wird; ihren Namen hat ſie von dem — Orte Javello 
in der Nähe von Paris, wo ſie zuerſt angefertigt wurde. 


Eau de Luce, eine milchtrübe Flüſſigkeit, welche durch Vermiſchen von 4 Theis 
Im Bernfteinöl, 24 Th. Alfohol und 96 Th. Salmiafgeift dargeftellt mird. 


Eblaninz ein in dem rohen Holzgeift entbaltener kryſtalliſirbarer Stoff. 


De we m mi 60 ID 
S 


Ebonits, ein bei hober Temperatur vulfanifirte® Caoutſchuk, welches zur An⸗ 


fertigung von Kämmen x., ald ein fehr ſtark idiveletrifcher Körper zum Erfah der 
Glasſcheiben an Elektrifirmafchinen, zu ifolirenden Weberzügen nr oberirdifche Draht⸗ 
leitungen x. benußt wird. 


Ebur ustum nigrum, gebranntes Gifenbein, noir animal, bone black, 
evory black , die volfögebräuchliche Bezeichnung für das zur Anfertigung von Schuh: 
wichſe dienende gemahlene Beinſchwarz, gebraunte Knochen. 


— 











170 Edelsteine — Ei. 


Edelsteine, gemmes, prescious stone. Als Edelfteine werden afle diejenis 
gen Mineralien bezeichnet, welche fih durch Färbung, Farbenſpiel, Glanz, Durch⸗ 
fihtigleit und Härte, oder die eine oder die andere dieſer Eigenfchaften von den 
übrigen auszeichnen. Die am meiften zu Schmudfachen verarbeiteten Edelfteine find 
Diamant, Rubin, Sapphir, Smaragd, Beryll, Topas, Hyacinth, Granat, Amethyſt, 
Chryſopras, Carneol x. 

Edelsteine, künstliche, diamant artificlelle, imitation or artificiel dia- 
mond, find aus den reinften Materialien und mit der größten Sorgfalt geſchmol⸗ 
jene und gefärbte Glasflüffe, die alsdann nach Art der ächten Edelfteine geſchliffen 
werden; eine rohere Nachahmung befteht darin, daß man unter meißes und geidlif 
fened Glas gefärbte: Metallblättchen legt. 


Educt, resida, residaes, nennt man im Allgemeinen den, vermittelft eined 
hemifchen Proceffed abgefhiedenen Körper, wenn bderfelbe bereit® fertig gebildet unter 
den andern Beftandtheilen enthalten war. So würde die mittelft Glühens aus dem 
Eifenvitriot erhaltene Schwefelfäure ein „Educt“ fein, während fie ein Produkt zu nen 
nen ift, wenn fie durch Oxydation der fchwefligen Säure durch Salpeterfäure entftebt. 
Im Webrigen hängt es von den Borftellungen ab, die wir und von einem chemiſchen 
Borgange machen, ob das Refultat deffelben ald Educt oder Product zu bezeichnen fei. 


Edulceriren; ein fehr oft für Ausfüßen oder Auswafchen gebrauchter Ausdrud. 

Effervesciren, developpement, developpement, vr mehr oder minder hei 
tige Entmwidelung von Gaſen aus Flüffigkeiten. 

Eflloresciren, ſ. Auswittern. 

Ei, oeuf, egg. Hiermit bezeichnet man den erſten Keim für alles thierifche 
Leben, er mag ſich nun noch unbefruchtet im Gierftod befinden, oder ſchon befruchtet 
bon diefem getrennt haben, um fich entweder im Mutterkeibe, oder außerhalb zu ei 
nem neuen Gefchöpfe auszubilden. Nah ftattgehabter Befruchtung durchläuft dad 
Ei eine Reihe von Entwidelungäftufen, auf deren jeder einzelnen das Gi ſowohl 
morphplogifch wie chemifch verfchieden fonftituirt ift. Am ierftod beftehen die Gier 
aus dem Dotter und der ihn eng umfchließenden Membran, dem Chorion; zwi 
fhen diefen beiden fammelt fi fpäter dad Eiweißz im Dotter erfcheint ein kleines, 
mit einer klaren Slüffigkeit erfülltes Bläschen, dad Keimblädchen, unb in diefem 
der Keimfled. Allgemein verfteht man jedoch unter der obigen Bezeichnung die 
bereit® befruchteten Eier der Bögel, von welchen das Hühnerei am beften gefannt ift. 
Dies befteht aus einer weißen Schale, die im Innern, bis auf eine Heine Stelle am 
dieferen Ende, mit einem feinen weißen Häutchen, der membrana putaminis, über 
zogen ift; von diefer eingefchloffen liegt, in aus einer fehr zarten Haut gebildeten 
großen Zellen, dad Eiweiß, eine foncentrirte Löfung von Albumin in Waſſer mit 
kleinen Mengen von Natron, Chlornatrium und fogenanntem Extraktivſtoff. Im In⸗ 
nerften des Hühnereied befindet fich in eine eigene Haut eingefloffen der Dotter. 
Durch zwei mit Inotenförmigen Wülftchen befegte Schnüre, die fogenannten Hagel: 
ſchnüre, Chalazae, ift die Dottermembran mit der Zellenmembran des Eiweiß 
verbunden; eine mweißliche Stelle im Dotter führt den Namen Hahnentritt. Diele 
verfchiedenen, das Hühnerei bildenden Beftandtheile finden fih in folgenden Ge: 
wichtäverhältniffen vor: 

Schale und Haut . . 87,5 bit 119,5, 
Eiwmiß .o oc. 20.5160 „ 640,0, 
Dottet 2 0 0. . .260,0 „ 380,0. 


Eichel(n) — Eigelb. 171 
Eichel(n), glands, acorn, glans, die Fracht der gemeinen Eiche, Onercus 
robur. Der Kern der Frucht ift von einer hellbräunlichen, dünnen, biegfamen Schafe 
eingefehloffen, die etwa den fünften Theil vom Ganzen ausmacht. Nach einer Ana: 
Ipfe von Löwig enthält der Kern in 1000 heilen 

Stärfemhl . » oo 2 0 0 0. 385,0, 

Gummi. . 2 2 64,0, 

Gerhfoff : 2 0 on er. 90,0, 

Hflsfafeır . 2 0 2 2 0.00. 3190, 

Fettes Del . 2 0 0 2 0 0.430, 

Say. - » . er 0 

Kalis und Kalt: Salze U... 40 


j 1000,0. 

Ihres Stärtemehl- und Gerbeftoffgehaltd wegen werden die Eicheln ais Nah⸗ 
tungs- und Arzneimittel benutzt, hauptfächlich als ſogenannter Eichelkaffee, wozu die 
Früchte geröſtet, enthülſt und gemahlen werden, nachdem man ihnen zuvor durch 
Einweichen in kaltes Waſſer einen Theil ihres Gerbſtoffs entzogen hat. Im Orient 
vergräbt man die Eicheln, um ihnen die Bitterkeit zu nehmen, eine Zeit lang in Erde, 
röftet fie alddann und bereitet daraus, indem man fie mit Zuder und andern aromas 
tifhen Stoffen vermifht, ein Stärkfungsmittel, welches bei den Türken Palanuid, 
bei den Arabern Racahout genannt wird. 


Eichenrinde, ecorce de ch&ne, rind of oak. Vermöge ihres Gehaltd an 
Gallus- und Gerbſäure bildet die Eichenrinde ein unter dem Namen „Lohe“ unent« 
behtliches Material für die Gerbereien. Ihre Güte und Brauchbarkeit für diefe Zimede 
ift foft ganz allein bedingt durch ihren Reichthum an Gerbftoff oder Gerbſäure, wel⸗ 
her jedoch, je nach dem Alter und der Art der Rinde, und nach dem Standorte der 
Eiche felbft, mie dies aus den nachftehenden Angaben hervorgeht, großen Abweichun⸗ 
gen unterworfen ifl. Es enthalten in 100 Theilen Gerbſtoff. 

innere weiße Rinde von alten Eihen . ..18,0 Theile, 

innere weiße Rinde von jungen a 200.160 
mittlere gefärbte Rinde . . . Be ee 
ganze Rinde, im Frühjahr gefätt . 6 
ganze Rinde, im Herbſt gefhält - ©». 0. 437 
Rinde von Bufhho . . - ! 2 0 7 © 6,66 


Eidetter, f. Eigelb. 


Eieröl, pPhuile d’oeuf, egg-oil; diefed aus einem Gemiſch von mehreren 
Fetten beftehende Del wird gewonnen, indem man die Eier hart fiedet, die Dottern 
von dem Eiweiß trennt, das Gelbe im Waflerbade trodnet und alddann auspreßt. 
Es bilder ein vothgelbed, bei gewöhnlicher Temperatur didflüffiges, in der Kälte leicht 
erftarrendes Del, von mildem Geſchmack und eigenthümlichem- Gerud. 

Eierschalen, heftehen in 100 Theilen aus 

90 bis 97 kohlenfaurer Kalt, 

6 ,. 1 phosphorfaurem Kalk mit etwas Bittererde, 

4., 2 organiſcher Maierie 
und werden, gebrannt, als ein reinerer Aeßkalk benupt, 


Eigelb ober Eidotter; nah Prout befteht der Dotter in 100 aheılen aus 
54 Wafler; 17 Albumin und 29 Fett, 


LA 


172 Einäschern — Einmaischen. ° 





Einäschern, incinerer, to calcine; hierunter verfieht man die vollſtändige | 
Berbrennung organifcher Körper unter Zutritt der Luft, fofern hierbei nicht flüchtige 
Beftandtbeile zurüdbleiben. Diefe Operation wird bei der Unterfuchung der Pflanzen 
auf die in ihnen enthaltenen anorganifchen Beftandtbeile in Anwendung (Nnalyien 
von Pflanzenafchen) gebracht. 

Einbalsamiren, mumifier, mumini-fy, nennt man dad Verfahren, durch 
geroiffe Subftanzen Leichname vor der Verwefung zu fehügen, eine Kunft, in mel | 
her es die alten Egypter am meiteften gebracht zu haben feheinen. Nach der Ent: 
fernung des Gehirns, der Eingeweide u. f. w. werden die Gehirns, Bruſt⸗ und Baud: 
böble mit aromatifchen Stoffen, Harzen oder Asphalt angefüllt, dann einige Wolben 
in eine Salzauflöfung gelegt und fchließlich getrodnet, Bon der antifeptifchen Wir 
fung mancher Metalllöfungen fcheinen die Egyptier feine Kenntniß gehabt zu haben, 
wenigſtens findet man nirgends Anwendung davon gemacht. Eigentliche Mumien 
werden heutigen Tages nicht mehr angefertigt, dagegen werden Leichname fürſtlichet 
Perfonen auf die Weife konferpitt, daß man fie mit einer Miſchung von Altohol, 
Zerpentinöl und Kampher ausfprigt, die Eingeweide berausnimmt und die hohlen 
Zheile mit Gewürzen, Kampher u. dergl. audftreut. Zur Aufbewahrung anatomi- 
[her Präparate, oder um überhaupt für Sektionen Körpertheile länger frifch zu er 
halten, bedient man fi" gegenwärtig einer foncentrirten Löſung von ſchwefelſaur 
Thonerde, die in den Kadaver eingeſpritzt wird. 


Einbrennen, cuisson, börning in, ein in der Glas- und Porcellanmalerei 
für die Befeftigung der Farben auf der Oberfläche im euer gebräuchlicher Ausdrud. 


Einmachen, confire, to preserve. Die Kunft, durch angemeſſene Mittel 
Früchte, Gemüfe, Fleiſch zc. vor dem Verderben zu bewahren. Es liegt im der chemi⸗ 
[hen Konftitution ‚der genannten Subftanzen, daß fie zu freiwilligen Entmiſchungen | 
febr geneigt find und alfo leicht in Verwefung, Gährung und Yäulniß übergeben. 
Als die primäre Urfache der Gährung und Fäulniß muß der Kleber (der fid in 
allen frifhen Pflanzentheilen findet), fobald er fi) im Zuftande der Verweſung be 
findet, angefehen werden ; ferner find zum Eintritt der Gährung und Fäulniß erfor 
derlih: die Gegenwart von Wafler, eine gewiſſe höhere Temperatur und beim Beginn, 
Zutritt von atmofphärifhem Sauerſtoff. Wenn Eine diefer Bedingungen unerfült 
bleibt , fo entfteht auch feine Gährung, oder was daffelbe ift, keine Fäulniß. Beim 
Einmachen kommt ed alfo darauf an, die eine oder andere der die Gährung bedin- 
genden Urfachen audzufchließen. Die für diefen Zweck am meiften in Anmendung 
gebrachten Mittel find: Koch ſalz, Zuder, Weingeift, Effig, und, wie in der 
portrefflihen Appert’fchen Methode, eine Wärme, bei welcher der Kleber inaktiv 
wird, d. h. feine Fähigkeit, Sauerfloff aufzunehmen und in Verweſung überzugehen, 
verliert. Die drei erfigenannten Subftanzen, Kochſalz, Zuder, Alkohol, wirken weſen⸗ 
tlich auf diefelbe Weife, fo daß ed nur auf die Natur der zu Tonfervirenden Subftanz, 
von welcher derfelben man Anwendung machen kann oder will, ankommt, da man 
Pfirfiche nicht mit Kochfalz einmachen wird; der Effig dient dagegen hauptfählid, 
um den Sauerftoff der Luft abzuhalten. Auf eine wirkſame WVeife läßt fih dem Ber 
derben organifcher Stoffe durch Temperaturerniedrigung, durch Eid, reſp. Eiskellet 
begegnen, in welche man diefelben zur Aufbewahrung bringt. 

Einmaischen, démélage, mashing, ein Gefchäft, welches in der Bierbrauetei 
darin befteht, gefeimtes Gerſtenmalz in dem Maifchbotti mit warmem Waſſer zu 
übergießen, damit durchzuarbeiten und durch Zufap von mehr kaltem Wafler abju: 








t 


VMVG. 







* 173 


Ca 16,20. 


Einpökeln — Eis. 


fühlen; in der Korn⸗ und Kartoffelbranntweindrennerei wird gefchrotened ungefeimtes 
Getreide, wie Roggen, Weizen, Gerſte oder Kartoffeln mit Malzſchrot verfegt, und 
alsdann ebenfo wie bloßes Gerftenmalz in der Bierbrauerei bearbeitet. 

Einpökeln, f. Ginfalzen. . j 

Einsalsen, saler, to salt. Wie fchon bei dem Artikel „Einmahen” ange 
. führt ift, beruht die konſervirende Kraft des Kochſalzes auf feiner waſſerentziehenden 
Gigenfhaft, fo daß dem einzupölelnden Fleiſche durch Einreiben mit Kochfalz ein 
großer Theil feines Wafjerd genommen wird. Es kommt alddann in eine eigene Pökel⸗ 
brühe, die am gemwöhnlichiten aus einer wäßrigen Auflöfung von Kochſalz, Zuder und 
etwas Salpeter, der dem SFleifche eine fchöne rothe farbe ertheilt, befteht. Mach einer 
Borfehrift zum Einpöfeln auf englifche Weife kommt das Fleifh in eine Auflöfung 
von 192 Theile Kochſalz, 3 Theile Salpeter und 32 Xheile Zuder in 1200 Theile 
Waſſer, und bleibt darin, bis er fertig ift, mehrere Wochen liegen. Nach einer an- 
dern, weit fchneller zum Ziele führenden Methode, wird das Fleiſch mit einer Mi- 
hung der ebengenannten Subftangen eingerieben, in dad Pökelfaß feft eingelegt und 
mit aufgelegten Steinen zufammengepreßt, fo daß es unter der auögefloffenen Lake 
bedet bleibt. Soll das Pölelfleifch verfandt werden; fo wird ed herausgenommen, 
abgetrocknet, mit Kleie beftreut und entweder für fich, oder in Rauch getrodnet; auch 
Ihlägt man ed, wenn ed aus der Lake fommt, in eigenem Fäſſern fo dicht ein, daß 
feine mit Luft erfüllten ‚Zmwifchenräume verbleiben, übergießt ed alddann mit Lafe 
und fchlägt die Fäſſer dicht zu. Auf eine ähnliche Weife gefchieht das Einfalzen der 
Heringe, wobei die Holländer in der Weife verfahren, daß die gereinigten Heringe, 
nahdem ihnen der Kopf abgefihnitten wurde, in Salzlate gelegt, nah Einem Tage 
wieder herausgenommen, abgetrodnet und mit Salz gefchichtet in Tonnen gepadt wers 
den. Sobald dad Schiff and Land kommt, werden die Fiſche wieder heraudgenonis 
men und abgetrodnet, während die Lake abgefocht und abgeihäumt wird; die Fiſche 
tommen alddann in die Tonne zurüd, wobei jede Lage mit Salz beftteut und zuletzt 
zuſammengepreßt wird. Wenn auf dieſe Weife eine Tonne voll ift, wird Lake auf 
die Fifche gegoflen, und fobald diefe nicht mehr eingeht die Tonnen zugeſchlagen. 


Einsaugung, ſ. Abforption. 
Eintrocknen, f. Abdampfen. . u 


Einweichen, f. Digeriren . 

Bis, glace, ice. Der befondere Name für durch Entziehung von Wärme in 
den feften Zuftand verfeßtes Waller. Unter gewöhnlichen VBerhältniffen ift der Punkt 
oder der Wärmegrad, den ed alddann zeigt, ein durchaus fich gleichbleibender, fo daß. 
man ihn den Eispunkt genannt und zum Nullpunkt unferer Thermometer gewählt 
bat. Unter gewiſſen Berhältniffen, ‚nämlich bei abfoluter Ruhe des Waſſers kann 
fich daffelbe oft weit unter den Eis- oder Gefrierpunft abkühlen, ohne daß es feft 
wird. Dies rührt daher, daß beim Gefrieren des MWaflerd deſſen latente Wärme 
frei wird, die unter folchen Berhältniffen nicht Gelegenheit findet, zu entweichen; 
es reicht aber alddann ſchon eine Kleine Erfchütterung hin, um das bis dahin flüfs 
fige und felbft auf — 12° und noch darunter abgefühlte Wafler momentan fih in 
Eis verwandeln zu ſehen; daffelbe erfolgt, wenn man in unter 09 abgekühltes Wafe 
fer fefte Körper, Sand u. dgl. bringt, oder feine Oberfläche mit einem feften Körper, 
befonderd Eis, berührt. Wie fhon oben bemerkt, muß das Waſſer, um gefrieren zu 
fönnen, feine gebundene oder latente Wärme abgeben; denfelben Betrag muß das 
Kid beim Schmelzen wieder aufnehmen, latent machen oder binden. Durch genaue 
Verfuhe hat man gefunden, daß dad Wafler 79,08° C. = 630,27 R. Wärme ent: 


174 Eiscalorimeter — Eisen. 


weder beim Gefrieren entläßt oder das Eid beim XThauen bindet. Man gebraudt 
daher 1 Pfund Wafler von 639,27 R. um 1 Pfd. Eid von 09 zu fehmelzen und 2 Pfr. 
Waſſer von 09 zu erhalten; oder, mas daſſelbe ift: die zum Schmelzen von 1 Pfd. Eis 
zu Waſſer von 09 erforderliche Wärme ift genügend, um 1 Pfund Waſſer von 00 auf 
630,27 R. zu erwärmen. — Das Waller hat die befondere Eigenfchaft, bei feinem 
Uebergange in den feften Zufland fih um eine gewiſſe Größe auszudehnen. Dieſe 
Ausdehnung erfolgt mit einer folhen Kraft, dag ihr fat Nichts Widerftand zu leiften 
vermag. Bei einem Berfuche, wo man eine Bombe von 181 Zoll B. Durchmefler 
und 23 Zoll Wandſtärke mit Waffer füllte, feft verſchloß und einer Temperatur von 
— 179 R. audfehte, wurde diefelbe mit folder Gewalt zerfprengt, daß Stüde bis zu 
150 Pfund 10 Schritte weit fortgefchleudert wurden. — Das fpec. Gewicht des Ei- 
ſes, welches alfo geringer fein muß, ald das ded Waflerd, hat man elmas verfcie 
den, nämtich von 0,9268 bis zu 0,95 gefunden. Je mehr das Eid abgekühlt mir, 
um fo flärfer zieht ed fich zufammen, und umgekehrt; das Eis ift auch bis zu einem 
gewiffen Grade biegfam. Es bildet regelmäßige Kryftalle, deren Grundform entweder 
eine doppeltfechdfeitige Pyramide oder-ein Rhombosder iſt; es ift jedoch noch nict 
gelungen, daffelbe in einer diefer Formen fünftlich darzuftellenz; die große Mannich—⸗ 
faltigkeit der Formen ded Schneed und der fogenannten Eisblumen hat ihren Grund 
in einem Zufammenwadhfen der einzelnen Kryſtalle. Dunkle Wärmeftrahlen gehen 
nicht durch das Eis, weil diefes die Wärme aufnimmt; dagegen läßt es leuchtende Son 
nenſtrahlen, ohne ſich zu erwärmen, durch, fo daß man mittelft einer Eislinſe brenn- 
bare Stoffe zum Entzünden bringen fann. Das Eid verdunftet bei allen befannten 
Kältegraden nah Maßgabe des Feuchtigkeitszuſtandes der Umgebung, und die Spann- 
Praft feined Dampfes beträgt feibft bei — 209 R. noch 0,6 Millimeter. : Durch Rei- 
ben wird das Eid eleftrifch. 


Eiscalorimeter, f. Galorimeter. 


Eisen, fer, iron. Wan bat das Eifen hauptſächlich ald vier verſchiedene Ar- 
ten zu betrachten; nämlich 1) als reined Eifen, 2) Stabeifen, 3) Roheifen, 4) Stahl. 
1) Reine Eifen, fer, iron, wird erhalten, wenn man feinen Eifendraht mit dem 
vierten Theile feined Gewicht reinem Eifenoryd mengt, in einen heffifchen Tiegel bringt, 
mit metallfreiem Ölaspulver, bedeckt, den Ziegel lutirt und eine Zeitlang, der. ftärfften 
Weißglühhitze ausſetzt; auf diefe Weife erhält man das Eifen ald einen gut gefloffenen 
Regulus bie zu einem halben Pfunde ſchwer. Es beſitzt in diefem Zuftande eine faft 
filberweiße Farbe, einen fehuppigen, muſchligen, faft fryftallinifchen Bruch und nimmt 
eine fehr fchöne Politur an; es ift weicher al8 das gewöhnliche Stabeifen und ſehr 
zähe. Sein fpec. Gewicht = 7,844; gehämmert 7,6, zu Draht auögesogen 7,75; es 
ift noch firengflüffiger ald gemöhnliched Stabeifen, wird magnetifh, hält aber den 
Magnetismus weniger zurück, ald diefed- Zum Sauerfloff hat das Eifen eine. große 
Berwandtichaft und verbindet fich Leicht mit ihm, befonders in feuchter Quft, wahr: 
fheinlih begünftigt durch deren Kohlenfäuregehalt, fo daß zunächft kohlenfaured Ei- 
fenorgdul entfteht, welches aber bald in gelbed Oxydhydrat übergeht, d. h. Roſt bils 
det. Das Eifen bildet mit dem Sauerftoff drei Verbindungen: Eifenorydul, FeO; 
Eifenoryd Fe,O, und Eifenfäure FeO,. Ein eigentbümliched Verhalten zeigt dad 
Eifen gegen foncentrirte Salpeterfäure; taucht man nämlich das eine Ende eines eifer- 
nen Stabes in diefe Säure, fo erlangt es dadurch Eigenfchaften, durch die es fich 
den eleftrospofitiven Metallen nähert und von Säuren weniger angegriffen wird; ein 
Zuftand, dem man den paffiven genannt hat. Bon den meiften Säuren wird ed un- 
ter Wajlerftoffgasentwidelung und Bildung eines Orydulfalzed aufgelöft; mit foncen- 





Eisen 175 


kirter Salpeterſäure entwidelt ſich Stickoxppgas, mit verbünnter bildet fich falpeter- 
ſaures Gifenogydul und faolpeterfaured Ammoniaf, Wie mit dem Sauerftoff, verbin- 
vet ed fih auch mit faft allen übrigen Wetalloiden; mit den meiflen Metallen bildet 
ed Regirungen. Sein Zeichen ift Fe; fein Aequivalent — 28 für Hz 1, oder 35,0 
ro = 1. — 2) Stabeifen, fer en barres, the bar-iron. Dad Stabeifen 
 mterfcheidet fi von reinem Eifen durch einen Gehalt von 4 bis 4 Procent Kohlen- 
Hoff, außerdem finden fi, darin als mehr zufällige Beftandtheile: Schroefel, Phosphor, 
Silicium und Mangan, in noch Meinern Mengen oft auch Arfen. Je nach der Art 
und größeren oder geringeren Mengt diefer Körper, find auch die Eigenfchaften de# 
ötabeifend verfchieden ; entfchieden nachteilig zeigen fich der Schwefel, der ed roth⸗ 
brüchig, for ronverain, fer metis, fer cassant a chaud; the hot-short-iren, 
red short iron, und der Phosphor, der es kaltbrüchig madht, fer oassant a 
froid, the cold-short-iren, wogegen Silicium nichts ſchadet und Mangan felbfl 
vortheilhaft auf die Befchaffenheit ded Eifend für verfchiedene Zwecke einwirkt. Die 
Farbe des Stabtiſens ift in der Regel ein helle Grau, zumeilen aber auch bläulich⸗ 
gran, filberweiß Bid dunkelgrau Die heilen Farben leitet man von einem Man⸗ 
gel an Kohlenftoff und von einem Gehalt an Mangan und Phosphor; die Dunkeln 
von einem großen Kohlenftoffgehalt und von einer Berunreinigung durch Schwefel und 
einem Mangangebalte ab; es ift indeffen anzunehmen, daß in den meiften Fällen alle 
diefe Urfachen gleichzeitig wirffam feien. Wie die Farbe, fo ift auch der Glanz bei 
den verfchiedenen Stabeifenforten verfchieden und unabhängig von defien Farbe, fo 
daß Fichte und dunkle Sorten bald ſtark, bald ſchwach glänzen. Gin Uebermaß, fo 
wie ein faft gänzlicher Mangel an Kohlenſtoff, Silicrum und Phoopbor bewirken 
köhafteren, ein mittlerer Kohlenftoffgehalt neben Schwefel und Mangan haben ſchwä⸗ 
dern Glanz zur Folge. Sehr lichted und ſtark glänzendes Stabeifen enthält entwe⸗ 
der zu wenig Koblenftoff, mo es dann zugleich einen Stich ind Bläuliche zeigt, oder 
es ift Mark Durch Phosphor und Silicium verunteinigk, in welchem Falle ed dann 
fat filderweiß erfcheint; lichted, nur wenig glänzendes, ſowie dunkles und doch gläns« 
zendes Stabpifen, enthält erſteres bei mittlerem, betzteres bei einem etwas hohen Koh⸗ 
Iengehatte in der Regel wenig fremde Beimengungen und find ald gute Sorten zu 
bezeichnen. Einen, namentlich in Verbindung mit den oben angegebenen Merkmalen, 
beſonders wichtigen: Anhaltpuntt für die Beurtheilung der Güte eined Gtabeifend ge» 
währt die Befchaffenheit der Textur, die «8 beim Audeinanderreißen oder ⸗brechen zeigt. 
$ mehr auf der Bruchfläche die ſchwierige Zerreifung fich zu erfennen giebt, je mehr 
Haken und Zaden bei ftärkeren, und Sehnen und Fäden bei fehmächeren Stüden fich 
kigen, defto fefter und zäher ift das betreffende Stabeifen. Zeigt fich dagegen die 
Bruchfläche körnig, und flieht fie mehr abgebrochen wie zerriffen aus, fo hat man es 
Aher mit einem Stabeifen zu thun, welches Phosphor oder Silicium, oder beide zu⸗ 
gleich enthält, worüber alddann Blanz und Yarbe enticheiden können. — Ueber die 
Härte des: Stabeifend geben oft Farbe und Glanz einen gewiſſen Aufſchluß; Tichtes 
und zugleich wenig glänzendes Stabeifen pflegt fehr weich, dunkles und glänzendes 
ſchon härter, dunkles und mattes, fowie licht weißes und ftarf glänzendes noch här⸗ 
kt zu fein; bei weitem die meiften, vielleicht alle Stabeifenforten werden, wenn fie 
yolict find, auf ihrer Oberfläche durch Feldfpath gerigt; viele übertriffg faum Die 
Härte des Apatits, ja felbft die des Feldſpaths. — Feſtigkeit. Das Verhalten des 
Stabeiſens in diefer Beziehung {fi hauptſächlich durch feine Zufammenfeßung bedingt, 
die auf die Tertur einen fo entfchiedenen Einfluß ausübt, während es wiederum feine 
Tertur iſt, von welcher feine Zeftigfeit abhängt. Allgemein Gültiges läßt fich bei 








176 Eisen. 


läßt fich bei der großen, durch die Rohmaterialien (Eifenerze) bedingten Berfchieden- 
beit der Stabeifenforten über die Feftigkeit nicht beibringen; allein man nimmt an, 
daß ein quadratifcher Etab von 1 Quadratzoll Querfhnitt erſt bei einem Gewicht 
von 55000 Zollpfund zerreißen dürfe. Hierbei zeigt fih die von vornherem auffallende 
Erſcheinung, daß flärfere Stäbe eine verhältnigmäßig geringere, ſchwächere dagegen 
eine verhältnigmäßig größere Laſt zu tragen vermögen. Es hängt dies mit der Ter- 
tur des Eiſens zufammen, die fi verändert, und felbft bei geringeren Sorten beim 
Streden hadiger und fehniger wird, wodurch das Eifen auch an- Feftigkeit zunimmt. 
Nach der obigen Annahme würde ein Stab von 4 Duadratzoll Querfhnittfläche 32% 
= 13750 Pfund tragen; er trägt jedoch 162875 Zollpfund; ebenfo trägen 4 Stäbe zu 
je 4 Quadratzoll Querfchnitt nicht 55000 Pfund, fondern 4 x 16275 = 65100 Pfund, 
und Drähte von gutem Klavierdraht, in folcher Anzahl nebeneinander gelegt, daß ihre 
gefammte Querſchnittofläche 1 Quadratzoll ausmacht, zerreißen erſt bei einem Gewichte 
von 121000 Pfund. — Die Geſchmaeidigkeit des Stabeifens iſt etwas geringer 
alö die des reinen Eifend, und wie bei jedem andern Metalle bedingt durch die 
Temperatur, die chemiſche Befhoffenheit und die Anordnung feine: 
tleinften Theile. Bei zunehmender Wärme wird dad Gtabeifen geichmeidiger, 
aber auch ‚weicher, und verliert verhältnigmäßig an feiner Feftigkeit. In chemifcher 
Beziehung üben Schwefel, Phosphor und Silicium auf feine Gefchmeidigkeit einen 
fehr mwefentlihen Einfluß aus; fo genügen fhon zugs Proc. Schwefel, um das &is 
fen roöthbrüchig, d. h. brüdig in der Rothglühhitze, zu machen; bei Phos—⸗ 
phor findet das Entgegengeſetzte ftatt, d. h. er machte das Stabeifen fehon bei 1 Proc. 
bei gewöhnlicher Temperatur brüdig, kaltbrüchig. Aehnlich wie der Phosphor 
wirkt das Silicium, aber in einem höhern Grade, indem fchon „4 Proc. davon ge 
‚ nügen, dad Eifen faltbrücig zu machen. Was die innere Anordnung der kleinſten 
Theile betrifft, fo kann diefe eine folche fein, dag fie der Gefchmeidigfeit entgegen 
wirft, und ed ift befannt, daß es durch lange fortgefeßted Hämmern zwar fehr an 
Elafticität gewinnt, allein an Weichheit und befonders an Geſchmeidigkeit einbüßt. 
Das ſpec. Gewicht ded Stabeifen® weicht von dem des reinen Eiſens nicht allzu fehr 
ab und fann im Mittel zu 7,60 angenommen werden. Für die Prarid kann man 
das Gewicht won 1 Kubikfuß Eifen zu 478 Pfund, von 1 Kubikzoll zu 84 Neuloth 
annehmen. Wie alle Körper, wird auch das Eifen durch die Wärme audgedehnt, und 
bei der vielfältigen Anwendung, die man vom Gifen macht, wobei ed oft den ver 
fhiedenften Temperaturgraden ausgefeht wird, ift dad Verhalten des Eifend gegen 
die Wärme von ganz befonderer Wichtigkeit. Bei den vielfach dieferhalb angeftellten 
Berfuchen hat man gefunden, daß fi) das Stabeifen von — 40° bid zu 1009 @. 
von 999682 auf 100146 Längeneinheiten ausdehnt. Das Stabeifen fchmilzt erft bei 
der ſtärkſten Weißglühhike, die man in einem Windofen bervorbringen kann; fein 
Schmelzpunft iſt nicht genau gefannt, man nimmt ihn aber mit größerer oder geringer 
rer Wahrfcheinlichkeit auf 20000 €, an. Beim Erkalten wird das gefchmolgene Eis 
fen zähe und fıyftalifirt darum ſchwierig; in der Weißglühhibe wird es fo weid), 
daß es unter dem Hammer. alle Formen annehmen fann. Eine befonders wichtige Eis 
genfchaft ift die Schweißbarkeit des Stabeifend , vermöge welcher fich zwei weiß 
glühende ifenftäbe, wenn fie aufeinander gelegt und mit dem Hammer bearbeitet 
werden, mit einander vereinigen laflen, An der Luft zeigt dad Stabeiſen ein ähn⸗ 
liches Berhalten wie das reine Eifen, d. h. es oxydirt fich ſchnell, beſonders in feuch⸗ 
ter, kohlenſäurehaltiger Luft. Auflöfungen von kauſtiſchen Altalien, ſelbſt Kalkwaſſer, 
in welche das Eiſen eingelegt wird, vermögen es gegen Roft zu ſchützen, fo daß es 


Eisen. 177 


darin vollkommen blank bleibt. Weber die Eigenfchaft, in höheren Temperaturen fich 
zu orpdiren und dann, nach Maßgabe der Dide der gebildeten Orxydſchicht, verfchie- 
dene Farben anzunehmen; fiehe Artitel: Anlaſſen oder Anlauffarben. 3) Roh— 
eifen; in chemifcher Beziehung unterfcheidet fih das Roheifen vom Stabeifen durch 
ftinen weit größern Kohlenftoffgehalt; es ift aber außerdem auch reicher, ſowohl der 
Anzahl, ald der Menge nad, an fremdartigen Körpern, und man findet darin, außer 
Roblenftoff, Schmwefel, Phosphor und Silicium, auch Arfen, Zint, Mangan, Chrom, 
Banadin, Titan, Aluminium u. f. w. Doc herrſcht bierin große Verſchiedenheit, 
je nah den Eifenerzen, die verfchmolen, nach den Zufchlägen, die gegeben, und nad 
den Brennmaterialien , welche benugt wırrden. Wefentlich unterfcheidet man zwei Ars 
ten von Roheifen, nämlich weißes und graued. Im erftern ift aller Koblenftoff 
demifh mit dem Eiſen verbunden, während ſich im grauen Roheifen ein Theil def- 
jelben in graphitähnlichem Zuftande demjelben beigemengt findet. Im weißen Rob: 
eiſen variirt der Kohlenſtoffgehalt zwiichen 34 und 54 Proc, den des ‚grauen Rob» 
eiſens nimmt man zu 3,2 bie 4,6 Proc. an. Weißes Roheifen mit dem meiften Koh⸗ 
Imfoff nennt man Spiegeleifen, mit weniger Koblenftoff blumigen Floß 
oder blumige Floffen. Ein Gemenge aus weißem oder grauem Roheiſen, wie es 
an zuweilen gewonnen wird, heißt halbirtes Eifen. Farbe und Glanz find 
beim Roheiſen ſehr verfchieden; fie gehen von filberweiß bis in dunkelſchwarzgrau. 
Der Bruch des Roheiſens zeigt ein entfchieden ſtrahlig-körniges Gefüge, nur bei 
fehr unreinen Sorten ift er blätterig förnig. In der Feſtigkeit ſteht das weiße 
dem grauen Roheiſen nach; wo es daher auf Tragkraft anfommt, hat man überall 
dem grauen Gußeiſen den Borzug zu geben; folched von guter Befchaffenheit zerreißk, 
bei 1 Quadratzoll Querfchnitt, bei einer Belaftung von etwa 16 —-17000 Pfund. 
Dagegen übertrifft die rückwirkende Feſtigkeit des weißen Gußeiſens bei wei— 
im die ded grauen, und noch mehr die ded Stabeifend, und ein Würfel von gutem grauem 
Gußeiſen von 1 Zoll Eeite wird erft durch eine Belaftung, die zwifchen 131000 und 
111000 Pfund Liegt, zerdrüdt. In feinem fonftigen Berhalten nähert fi dad Guß⸗ 
oder Roheifen dem Stab⸗ oder Schmiedeeifen; allein fchweißen läßt es fich nicht, 
weil es beim Erhitzen, ehe es fchmilzt, fofort aus dem feften in einen breiartigen 
Zuftand übergeht. Unter gleichen Verhältniffen roftet Roheiſen weniger als graues, 
und diefe8 wieder weniger ald Stabeifen. — Stahl. Der KRohlenftoffgehalt des 
Stahl liegt etwoa in der Mitte von dem des Stabeifend und Roheifend. Die Farbe 
des Stahls ift eine graulich=meiße, bieweilen faft rein weiße; im Glanz unterfchei- 
det er fi wenig vom Stabeifen, um fo charakteriftifcher ift der Bruch oder die Tex⸗ 
tur ded Stahls; die Körner finden fich nicht allein feiner, wie beim Stabeifen, fie 
verfliegen förmlich. ineinander und find befonders bei gehärtetem Stahl fo fein, daß 
fe fi nicht mit dem bloßen Auge unterfeheiden laſſen Eben fo ausgezeichnet ift 
der Stahl auch durch feine Feitigkeit, indem ein Stab von 1 Duadratzoll Rhein. Quer: 
ſchnin, um zu zerreißen, 112000 Pfund, alfo doppelt fo viel, als ein gleicher flarfer 
Stab von Stabeifen tragen.fann. Dagegen ift die Gefchmeidigfeit des weichen Stahls 
geringer ald die des Stabeifend, und gebärteter Stahl ift jo fpröde, daß er durchs 
aus feine Behandlung mit dem Hammer verträgt. Das fpec. Gewicht des Stahld 
wechſelt zwiſchen 7,62 und 7,81, und fein Schmelzpunkt wird zu 1800° &. angenom⸗ 
men, Für den Sauerftoff der Luft ift er weniger empfänglich ald Stabeifen, er wis 
derfteht faft eben fo gut ala weißes Ropeifen. — Die Darftelung des Eifend aus 
feinen Erzen ift ein Reduftionsproceh in großem Mafftabe, der in eigenen Defen 
von verichiedenen Konfiruftienen vorgenommen wird. Die gattirten Erze werden in 
5.2. techn, Chemie ; 12 


x 








178 Eisenalaun — Eisenextract. 


dem Ofen abwechſelnd mit Kalk und Kohle geſchichtet, worauf der Dfen argebeist 

und bdeffen Temperatur in der Folge fo gefleigert toird, daß das reducirte Eifen 

fhmilzt und aus einer am Fuße des Ofens angebrachten Deffnung ausfließt. 
Eisenalaun, ſ. fhmefelfaures Eiſenoryd. 


Eisenamalgam, amalgäme de fer, iron amalgame, wird nad Böttger 
am beften erhalten, wenn man 1 Th. roftfreie Eifenfeile, 2 Ih. Queckfilberchlorid und 
2 Theile Waffer unter Zufügung einiger Tropfen Quedfilber zufammenreibt, unter 
ſtarker Erbikung bildet fih Eiſenchlorür und Eifenamalgam, welches Tegtere durch 
Abwaſchen rein erhalten -und dom Magnet ftark angezogen wird. 


Eisenäther ; eine Auflöfung von Eiſenchlorid in der vierfachen Gewichtsmenge 
Aether. 

Lisenbaum, arbre de Mars, beam of iron, hat man ein eigenthũmliches Produft 
genannt, welches eine baumartige Geftalt befigt und entfleht, wern man in eine Lö⸗ 
fung von kieſelſaurem Kali ein Stüd reines Eifensrgdul- vder Cifenorydfalz legt. 
Die Klüffigfeit nimmt alddann eine gallertartige Befchaffenheit an, es entweicht Koh: 
fenfäure, die röhrenförmige Kanäle darin bildet, die fi veräftelnd aneinander fchlie 
gen, fo daß jene Formen entftehen. 


Eisenbeisen, mordants de fer, mordant of iron, iron liquor. Die Eifen- 
ſalze And als Beizen für die Färberei faum weniger wichtig als die Thonerdefake, 
und dienen theil® als Farbeftoff, theild als eigentliche Beizmittel oder Beizen, wozu 
fie fih um fo mehr eignen, ald die Berwandtfchaft ded Eifenorydd zur Leinen = und 
Baummollenfafer felbft die der Thonerde zu diefen Stoffen noch übertrifft. Das allein 
Wirkfame bei allen Eifenbeizen ift ein bafifh Oxydſalz, welches ſowohl durch die 
leichte höhere Orydirbarkeit der Orydulfalze, wie auch bei Anwendung von Orydſal⸗ 
zen entfteht. Don Orydulfalzen wendet man haupfſächlich Eifenvitriol und effigfau: 
red Eifenorydul, von Orydfalzen fehmefelfaured , falpeterfaured und ejfigfaures Eifen- 
oxyd an. Eine von Echeurer:Käftner unterfuchte Eifenbeize enthielt in 100 Thei- 
len: Eifenoryd 4,14, Eſfigſäure 2,08, Salpeterfäure 0,66, Chlor 3,22, Wafler 89,89. 
Diefed Mordant, da zum Schwarzfärben von Plüfch Anwendung findet, läßt ſich 
dadurch darftellen, daß man Eifenchlorür in Effigfäure löft und durch Salpeterfäure| 
orydirt. 

Risenblech, fer en lames, iron- plate, in Platten von ſehr verfchiedener 
Stärke ausgewalztes Stabeifen; die Platten führen den Namen „Schwarzblech“; 
verzinnt werden ſie Weißblech genannt. 


Eisenbromid, bromide de fer, bromide of iron; die dem Eiſenoxyd ent: 
fprechende Verbindung des Bromd mit dem Eifen, Fe,Br,. 

Eisenbromür, bromure de fer, bromure of iron, entpricht dem Drydul 
= FeBr. 

Eisenchlorid, ſ. Chloreiſen. 

Fisenchlorür, ſ. Chloreiſen. — 

Eisenerse, minerais de fer, iron ore, in rein techniſcher Beziehung verftebt 
man bierunter nur diejenigen Mineralien, welche zur Gewinnung des Eiſens benupt 


werden, während theoretifch genommen alle Mineralien, welche Eiſen al® nicht blos 
zufälligen Beftandtheil enthalten, als folche zu bezeichnen find 


Eisenestraet wird ein pharmaceutifched Präparat genannt, welches weſentlich 


— 


Eisenfluorid — Eisenoxydhydrat. 179 


aus äpfelfanrem Eiſenoryd befteht und dadurch erhalten wird, daß man (ifenfeife 
längere Zett unter häufigem Umrühren an der Ruft mit dem Saft von fauern Xepfeln 
digerirt, die Flüffigkeit alddann Polirt und im Wafferbade zu Ertraft eindampft. 

Eisenfluorid, Risenfluorüre, Fe,F, und FeF, chlorure et sesqui chloride 
de fer, proto- and perchloride of iron, find Verbindungen des Fluors mit Eifen, 
analog den Brom - und Chtorverbindungen diefed Metalle. 


Eisenglanz, fer oligiste, iron glance, mit diefem Namen —— die Mis 
reralogen dad natürlich Vorfommende fryftallifirte Eifenoryd. 


Eisenglimmer, fer oligiste, iron glauce, ift wwenſalle Eiſenoryd von glim⸗ 
merartiger Beſchaffenheit. 

Eisenjodid und Eisenjodur, jodure et sesquijodure de fer, jodaret and 
jodide of Iron. find die dem Eifenoryd und -Orydul entſprechenden Verbindungen 
ded Eifend mit Sod. Fe, J, und Fe J. 


Eisenkitt, cement de fer, te iron rust-cement, nennt man verfchiedene 
Kitte, Die gebraucht werden, um Eifen mit Eifen oder Stein zu verbinden, oder in 
eiſernen Geräthichaften entftandene Ritze wieder dicht zu machen. Man bat zur Ans 
fertigung derfelben verfchiedene Borfchriften, von welchen man nad) einer der gebräudh- 
lihften 50 bis 100 Theile feine Eifenfeile mit 1 Theil Schwefel mengt, und dann 
nit Waffer, in welhem 1 Theil Salmiaf aufgelöft ift, zu einem Brei anrührt, den 
man alsdatin auf die, womöglich zuvor blänk gemachten Stellen aufträgt und feft an» 
drüdt. Zum Berkitten von Gegenftänden, die der Glühhitze audgefeßt werden, wie 
Sefen, Röhren u. dgl. wendet man ein innige® Gemenge aus 4 Theilen &ifenfeile, 
2 Iheilen Thon und 1 Theil fein gepulverten Porcellanfapfeln an, welches mit einer 
gefättigten Kochfalzlöfung zum Zeige angerieben, aufgetragen wird. 

Eisenlegirungen, alliages de fer, allay, or alloy of fer, im Allgemeinen 
jeigt das Eiſen wenig Neigung, fih mit andern Metallen zu verbinden, und noch mehr 
tritt dies bei den verfchiedenen Arten von fohlenftoffpaltigem Eiſen hervor, welches 
von vielen Metallen faum bis zu 1 Proc. aufgenommen wird. | 


Eisenmehr, ſ. Gifenoryduloryp. 


Eisemöl, eine, früher für an der Luft zu einer ölgrtigen Flüſſigkeit zerfloſſenes 
Eiſenchlorid, gebrauchte Bezeichnung. 


Lisenocker, fer oligiste, red ochre, mit dieſem Namen bezeichnet man einige 
Arten von natürlich vorkommendem, befonderd erdigem Sumape und Gifenoryds 
hydrat. 


Fiscenoryd, fer oxidé, oxide de fer, oxide of iron, eine Berbindung von 2 
Aeq. Eifen mit 3 Aeq. Sauerftoff, die unter den verfchiedenften Formen und Farben 
ſehr Häufig in der Natur vortommt und künſtlich durch Fällung eines Eiſenoxydſalzes 
vermitteift eine® Alfali.erhalten wird; das auf letere Weife erhaltene Eifenoryd bils 
det in der Regel ein braumtotbed Pulverz ungeglübt löft es fich leicht, geglüht nur 
ihiwierig in Säuren auf, 

Bisenoxydhydrat, fer oxydé hydrate, te hydratic oxide of iron, Rofl, 
Eifenroft, bilder fih als ein faft pomeranzengelbed Pulver bei vollfommener 
Oxydation von Eifen in einer größeren Menge Waller; ferner bei der Fällung 
eined Ciſenorydſalzes mit einem Alkali, welches ausgewaſchen und getrodnet, 
ein heflbraunes® Pulver darftelltz; es enthält faft ſtets einen gewiſſen Antheil dee 

12* 


N 


180 Eisenoxydsalze — Eisenoxydulsalze. 


Fällungsmittels, außer wenn diefed Ammoniak war. Dad nicht getrodnete, noch 
galleitartige Hydrat wendet man befonderd gegen Arfenvergiftungen an, indem es mit 
der arfenigen Säure eine unlösliche Verbindung bildet, die feine giftigen Eigenſchaf⸗ 
ten befigt. Xrog der großen Wichtigkeit, die ed für die gefammte Induftrie haben 
würde und trog ber großen Bemühungen, die man daran gefegt hat, das Eiſen gegen 
Roft zu ſchützen, ift diefe Aufgabe bis Heute ungelöft geblieben. Neueren Berfuchen 
zu Folge fol jedod das Eifen dadurch vollkommen gegen dad Roſten gefchügt wer: 
den fönnen, dag man feine Oberfläche in Phosphoreifen verwandelt. 


Eisenoxydsalze, sels de fer oxyds, »alts of oxyde of iron, die Auflöfungen 
diefer Salze befigen meiftend eine gelbliche bid rothe Farbe und einen heiben, zufammen: 
ziehenden Geſchmack. Durch Ammoniak und fauftifche Alkalien werden fie mit braunrother, 
durch Pohlenfaure Alkalien mit zimmetbrauner Farbe gefällt; Blutlaugenfalz giebt das 
mit einen dunfkelblauen, phosphorjaured Natron einen weißen Niederfchlag; Ferrid— 
cyankalium ertheilt ihren Löſungen eine dunklere Farbe, ohne daß ein Niederfchlag 
entſteht. Gallusfäure bewirkt einen tiefblaufchwarzen, bernſtein- und benzoefaure 
Salze einen zimmetfarbigen, ſehr voluminöfen Niederfchlag; Schmefelblaufäure, fowie 
die löslihen Schwefelcyganmetalle färben die Gifenorydfalzlöfungen blutroth. Die 
Gegenwart nicht flüchtiger organifcher Stoffe, namentlich Weinfäure, DErDLnDERN die 
Fällung durch Alkalien gänzlich. 


Eisenoxyduloxyd, ſchwarzes Eifenoryd, Cifenmohr, oxyde de fer magnetique,te 
magnetic iron-stone. Es |cheinen mehrere Verbindungen zwifchen Eifenorydul und 
Eifenoryd zu eriftiren; die am bäufigften vorfommende ift die von 1 Aeq. Orydul 
mit 1 Aeq. Oryd, die ſich auch in der Natur ald DMagneteifenftein, theils ale ein 
derbes, theils als ein kryſtalliſirtes Mineral findet. Man kann dieſe Verbindungen 
als ſolche anſehen, in welchen das Oxydul die Rolle der Vaſe, das Oxyd die der Säure 
ſpielt. Mit einer nicht zureichenden Menge einer Säure behandelt, nimmt dieſe das 
Orydul auf, rothes Eifenoryd zurücklaſſend. Das Eifenorgduloryd dildet mit den 
Säuren auch Salze, die leicht zerfeßbar find, und aus welchem fohlenfaurer Kalk und 
kohlenſaurer Baryt das Oryd vollftändig abfcheiden. | 

Eisenexydulexydsalse, ſ. Eifenoryduloryb. 


Eisenexydulsalze, sels d’oxide ferreux. Das Cifenorydul ift eine flärfere 
Bafe, ald das Oryd, fo daß diefed aus feinen Verbindungen mit Säuren dur Eifen- 
oxydul abgefchieden wird. Die Eifenorydulfalze entftehen, wenn metallifches Eifen in 
verdünnten Säuren aufgelöft wird unter Waflerzerfeung, deffen Sauerftoff an dad 
Eijen tritt, während fein Waflerftoff gadförmig entweiht: Im Waffer find fie theils 
unlöslich, viele aber leichtlöslich; die Auflöfungen derfelben befigen meift eine blau- 
grüntiche Farbe und werden durch Abende und fohlenfaure Salze weiß gefällt; der 
Niederfchlag nimmt jedoch unter raſcher Sauerftoffanziehung bald eine ſchmutzig blau- 
grüne, fpäter eine rothbraune Farbe an. Ammoniaffalze löfen diefe Riederfchläge leicht 
auf, weshalb auch dad Drydul durch Ammoniak nicht vollſtändig niedergefchlagen 
wird, felbft gar fein Niederfchlag durch Ammoniak entfteht, wenn eine größere Menge 
von freier Säure vorhanden war. Böllig neutrale Löſungen von Orydulfalzen mit 
einer ſchwachen Säure, werden durch Schmefelwaflerftoffgad nur anfänglich, fo lange 
noch nicht zu viel freie Säure vorhanden ift, ſchwarz (ald Einfach « Schwefeleifen) ges 
fällt). Kalinmeifencyanür bringt einen weißen, an der Luft ſchnell blau werdenden, 
Kalinmeifencyanid fofort einen blauen Niederfchlag (Berliner Blau) hervor. Kine 





Eisenrost — Eisensulphuret. 181 


Auflöfung von reinem @erbfloff ift auf oxydfreie Löſungen der Orydulfalze ohne Wir- 
hung, ebenfo verhält ſich Gallusſäure; dur phosphorſaures Natron werden fie meiß, 
dirh Oralfäure und deren Salze citronengelb gefällt; wie bei den Gifenorydfalzen, 
fo verhindern auch hier manche nichtflüchtige organifche Subſtanzen die Füllung der 
Ciſenorydulſalze durch Alkalien. Un der Luft nehmen alle Orydulfalze leicht Sauer» 
koffauf und verwandeln fih, wenn fie neutral find, in bafifches Oxydſalz. Kupferoxyd⸗ 
ale mit Eifenorydulfalzen in Röfnng zufammengebracht, werden zu Kupferorydulfal: 
ven, Bold und Silber aus ihrren Röfungen metallifch gefällt. Mit Stickſtofforydgas 
färben fih die Auflöfungen der Eifenorydulfalze dunkel» olivenbraun. 


Eisenrest, f. Gifenorydhydrat sesqui oxyde de fer hydrate. 
Eisensafran, safran de mars, ein früher für Eiſenoxyd gebräuchlicher Name. 


kisensalmiak, sel ammoniac martial, Gifenfalmiatblumen, feurs de sel 
ammoniac martial, ein pharmaceutifches Präparat von ſehr wechlelndem Eifendlorid- 
gebalt, je nach der Borfchrift, nach welcher es dargeftellt wird. 


Eiseusand, sable ferrugineux, mine de fer sablorımeux, iron sand, hastinge 
sand, mit diefem Namen bezeichnet man ein aus der Zerflörung verichiedener, befons 
derd Urgefteindarten bervorgegangene®, mehr oder weniger feinkörniges Produkt, mels 
ed viel Magneteifen, Titaneifen und Eifenglanz mit fi führt und in Folge hiervon 
febr oft magnetiſch ift. 

Fisensan, fer non scorofi6, nennt man die Gifenmaffen, die gegen die Ab- 
Aht, an den Wänden der Defen hängen bleiben und oft nur mit Mühe loszumachen 
find, 

Bisensäure, acide ferrique? eine Berbindung von 1 Aeq. Sifen = 28, mit 
3 Meg. Sauerftoff — 24, die man jedoch ebenfowenig, mie eines ihrer Salze, im ijos 
litten Zuftande darzuftellen vermocht bat. Sie kann fowohl auf naffem, wie auf 
trofenem Wege fich bilden; auf leßterem am feichteften, wenn man ein Gemenge von 
1 Theil Eifenfeile mit 12 Theilen trodenem Salpeter in einen geräumigen, zum Roth⸗ 
glühen erhigten Tiegel auf’einmal einträgt und den Ziegel fofort vom Feuer ent 
fernt. Die erſtarrte Maffe enthält, neben viel unzerfeßtem Salpeter, eifenfaured Kali 
und giebt bei ihrer Auflöfung in Waller eine dunfelrothe Flüſſigkeit. 


Eisenschaum, limaille, ecume de fonte, kish, ein Produkt, welches fih bil 
det, wenn das Eifen beim Schmelzen im Hochofen mehr Kohlenftoff aufgenommen 
bat, ald e& bei der Erſtarrung behalten kann und ſich daher auf der Oberfläche des 
Roheiſens, und zwar ald eine Zufammenhäufung von Graphitblättchen, abfcheidet. 


Risenschlacke, scorie de fer, slak of iron, ein meiften® ſchwarzes oder 
dunfelgefärbte® gladartiged Produkt, welches ſich aus den, die Eifenerze begleitenden, 
ebirgdarten beim Schmelzen im Hocofen bildet, von der wechlelndften Zufammens 
etzung. 

Eisenstein, pierre de fer, iron stone, mit dieſem Namen werden vorzugs⸗ 
weile diejenigen Eifenerze bezeichnet, melche in dichtem Zuftande vorkommen. 

Eisensteinmark ift ein Mineral, welches aus waſſerhaltiger, kieſelſaurer Eiſen⸗ 
erpd »Thonerde beſteht und im Steinkohlengebirge bei Zwickau vorkommt. 

Eisensulphuret, Einfach-Schwefeleiſen, Eiſenſulfür, proto-sulfure de fer, 
sulfure ferreux, Das Eifen bildet mit dem Schwefel viele Verbindungen; diejenige, 
die zur Entwidelung von Schwefelmafferftoffgad benugt wird, befteht gewoͤhnlich aus 


182 Eisenvitriol — Elektrum. 


5 Aeq. Einfach» mit 1 Aeq. Anderthalbfach⸗ « Schwefeleifen, und wird erhalten, wenn 
man in einem eifernen Ziegel eiferne Nägel zum Weißglühen erhigt und fo lange 
Schmefelftüde darauf wirft, bis das Ganze eine geflofiene Maffe bildet, die man auf 
eine eiferne oder fleinerne Platte ausgießt. 

Eisenvitriol, grüner Bitriof, auch Kupferwafler genannt, sulfate de protozide 
de fer, couperose verte, vitriol vert, aulphate of iron, green vitriol, copperas, 
dieſes allgemein befannte und vielfach angemwendete Eifenfal; wird im Großen ſowohl 
dur Röſten von Schwefellied und Auslaugen der geröfteten Maffe, wie auch durch 
direfte Auflöfung von merthlofen Eifenabfällen in mit 3 Theilen Waſſer verdünnte 
Schwefelfäure, Abdampfen und Kıpftallifiren der erhaltenen Laugen gewonnen. Das 
Salz bildet fhöne, fmaragdgrüne Kryſtalle, die bei längerem Liegen an der Luft ſich 
leicht mit einer bräunlichen, in warmer trodener Luft mit einer weißen Rinde bededen. 
Seine Eigenfchaften f. Eifenorydulfalze. 


Eisenwässer, Stahlwäfler, werden befonders diejenigen Mineralwäffer genannt, 
welche das Eifen ald. kohlenfaured Eifenorydul enthalten; mit der Luft in Berührung, 
verlieren diefe Wäſſer fehr bald ihren ganzen Gehalt an Eifen, welches fi) ald Eifen- 
oxydhydrat als ein gelber, ſchlammiger Niederfehlag abfcheidet. 

Eisenweinstein, Stahlweinftein, Eifenweinfteinfugeln, tartrate de fer et de 
potasse, tartrate of potassa and iron, ein Doppelfals aus 1 Aeq. mweinfaurem 
Kali und 1 Aeq. weinfaurem Eifenoryd beftehend, welches am einfachften durch Dige: 
ftion von 1 Aeq. Eifenorydhydrat mit 1 Aeq. Zweifach⸗weinſaurem Kali mit Wafler 
erhalten werden würde; gewöhnlich wendet man aber metallifched Eifen an und läßt 
dad Ganze fo lange an der Luft ſtehen, Bid dad anfänglich gebildete Orydulfalz in 
Dryd übergegangen ift; das Präparat dient faft ausschließlich zur Bereitung von 
fünftlichen Eifenbädern. 

Eisessig, acide acetique cristallisable, esprit de vert-de-gris, vinaigre 
radical, spirit of verdigris, radical vinpiger, eine Bezeichnung für das kryſtalliſir⸗ 
bare einfache Eſſigſäurehydrat. 

Elaeepten, ift die Bezeichnung für den flüffigen Beftandtheil, welchen die mei- 
fien ätherifhen Dele neben einem feften, dem Stereoptea, enthalten. 

Rlaidin, elaidine, ein, Körper, welcher bei der Behandlung des Dleind von 
fetten nicht trodinenden Delen mit falpetriger Säure entfteht. 


Elaidinsäure, acide elaidique, elaidic acid, entfteht bei längerer Einwirkung. 
von falpetriger Säure auf Claidin. | 


Elain, Gtainfäure, f. Dlein und Dleinfäure, Delfäure. 


Elastichtät, Zederfraft, Spann, Schnell» oder Springfraft, Elasticite, Ela- 
sticity. Man bezeichnet hiermit die Eigenſchaft oder die Fähigkeit der Körper, ihre 
Theilchen, wenn dieſe durch eine äußere Kraft aus ihrer gegebenen Lage in eine an⸗ 
dere verſetzt worden ſind, ſobald die Wirkung jener Kraft aufgehört hat, wieder in ihre 
erſte Lage zurück zu verſetzen. Bei Flüſſigkeiten und Gaſen äußert ſich die Elaſticität 
als Zuſammendrückbarkeit, fo daß dieſe Körper, nach Aufhören des Druckes 
ihr anfängliches Volum wieder einnehmen. | 

Elektrum, alliages natif d’or et d’argent, elektrum, eine natürlich vorfom« 
mende Legirung von Eilber und Bold von verfchiedener Zufammenfegung; 1 Aeq. 
Silber ift darin, je nachdem, mit 2, 3, 5, 6, 8 und 12 Aeq. Gold verbunden. | 





Elektrieität — Elekirische Spannungsreihe. 183 


Blehträeität, olatiaiſch. olaetriqito electrieity, eine Gigenfchaft oder ein Zur 
fand, welche die meiften Körper unter gewiflen Berhäftniffen annehmen, und welcher 
fh zunächſt dadurch äußert, daß fie andere leichte Körper, die man ihnen nähert, 
anfänglich anziehen, gewöhnlich aber nach kurzer Zeit wieder abftoßen. Wenn 
diefer Zuftand eine gewille Stärke (Spannung) erreicht, fo fpringen von dem eleftris 
fhen Körper auf nahe befindliche Gegenftände Enifternde, leuchtende Funken über, die, 
wenn fie eine Stelle des menschlichen Körpers treffen, auf diefer ein fehnell vorüber⸗ 
gehendes, ſtechendes Gefühl erregen. In diefen elektrifchen Zuftand können die Körper 
anf die mannichfachfte Weife verfegt merden; wie: durch Reibung zweier Nichtleiter 
oder fehlechter Leiter der Eleftricität, dur Berührung zweier verfchiedenartiger Körper, 
durch ungleiche Erwärmung verfchiedener Theile deffelben Körpers ꝛc. x. 

Elektrieität, galvanische, 

Elektrieität, sektaische, 

Elektrische Batterie, is electrique, electric battery, ſiehe 


Elektrische Flasche, bouteille de Leyden, Leyden phial, eine Zlafche, die 
im Innern, mie Außen bis zu einer gewiflen Höhe mit Metallfolie, am häufigiten 
aus Zinn belegt und mit einem Stöpfel verfchloffen ift, durch welchen eine Metall: 
fange bi8 auf den Boden geht und die Zinnfolie berührt, an ihrem andern äußeren 
Ende einen Metalltnopf trägt. ine ſolche Flaſche dient zur Anfammlung größerer 
Mengen von Eleftricität. Mehrere, in der Regel die Quadrate ganzer Zahlen, unter 
fh nach gewiflen Regeln verbundene Flaſchen nennt man eine Batterie. 

Elektrische Kette, chaine electrigue, nennt man mehrere zu einem Ganzen 
verbundene eleftrifche Paare. 

Elektrisches Licht, etincelle electrigue, electric spark, nennt man den 
jwifchen eleftrifch geladenen Körpern überfpringenden Funken; diefer ift um jo gläns 
jender, je mehr man die Spannung für den gegebenen Zwifchenraum ihr Marimum 
bat erreichen laffen, ebe man die Entladung bemirft. 

Elektrische Pistele, pistolet electrique, electrificid pistol, ein fleiner Ap⸗ 
parat aus lackirtem Blech, oder ſelbſt Holz, von der Geſtalt der bekannten Schußwaffe, 
um deflen quasi Lauf zwei durch Gladröhren ifolirte genau gegenüberftehende, nur 
durch eine dünne. Luftfchicht getrennte Metall» (Platin -Jdrähte eingefittei find, wäh⸗ 
vend die Mündung des Laufs durch einen Korfflöpfel verfchloffen if. Läßt man, nad» 
dem man die Piftole ‚mit irgend einem exrplofirenden Gasgemenge gefüllt hat, den 
eleltriſchen Funken durchichlagen, fo erfolgt die Entzündung ded Gadgemengesd, durch 
deffen ftorfe Ausdehnung der Korkftopfen mit lautem Knall heraudgetrieben wird. 

Klektrische Säule, ſoviel wie eleftrifche Fette, 

Blektrischer Strom, courant electrique ou galvanique, courant d’un pile, 
electric or galvanio current, nennt man die, in Folge der Schließung der Kette, in 
Bewegung befindliche Elektricität. 

Elektrische Spannung, tension electrique, electric tension, nennt man die 
Menge auf einem ifolirten Leiter angehäufter freier Eleftricität. 

Elektrische Spannungsreihe, hierunter verfteht man eine gewiffe Reihens 
folge-unter den Körpern dergeflalt, daß der nächſte fih gegen den vorhergehenden 
vofitiv eleftrifch verhält, voraudgefegt, dag fie wie gewöhnlich mit dem elektrone⸗ 
a Sauerfloff anfängt, wo fie alddann mil dem EIERIUODONEEDEN Kalium 
Hließt. 


| ſoviel wie Berührungselektricität. 


184  Elektrisirmaschine — Elektroskop. 


Elektrisirmaschine, maschine a electriser, electrical maschine, ein Appa⸗ 
vat don, im Allgemeinen ziemlich befannter Ginrichtung. Seine weſentlichſten 
Theile find: 1) dad Reibzeug oder Reibkiſſen mit Zinn» und Zinkamalgam 
überzogen; 2) die Glasſcheibe oder der Glaſscylinder, Über welche das Kiſſen 
mit fanfter Reibung bingleitet, und 3) der Konduktor zur Aufnahme der in Freiheit 
gefegten Elektricität, zur Sfolirung auf einer Glasſäule ruhend. Das Reibzeug ſteht 
feinerfeitd mit dem Erdboden in Verbindung, fo daß der Konduftor die 4 Elektrici⸗ 
tät des Glaſes empfängt. Zuweilen ift die Einrichtung getroffen, dag man auch — 
Eleftricität fammeln faun, alddann fteht das Reibzeug mit einem zweiten ebenfalld 
ifolirten Konduftor in Verbindung, während man den + Konduktor mit der Erde 
in Leitung febt. Die Wirkfamkeit einer Elektrifirmafchine ift außer von ihren Dimen- 
fionen, .befonderd von der guten Sfolirung ihrer einzelnen Theile abhängig. 

Elektrochemische Theorie, theorie electrochimique, electrochimisme, 
nach diefer Betrachtungsmweife über den Vorgang bei. einer chemifchen Berbindung, er: 
folgt eine folche durch die Anziehungskraft die zwei Körper, denen man verfchiedene 
Polarität glaubt beilegen zu müffen, auf einander audüben, und fich zu vereinigen ' 
zwingt. 

Elektrodynamik, — Hanke electro dynamics, man begreift unter 
dieſem Ausdrude die mechanifchen Wirkungen, die die Elektricität in den durch die 
von ihr hervorgerufenen magnetifchen Erſcheinungen (Anziehung und Abftogung) ausübt. 


Elektrolyse, electrolysation, electrolysis, die Zerlegung von binären dr 
mifchen Berbindungen in ihre beiden Elemente; zufammengefehterer Körper in ihre 
nächften Beftandtheile, 3. B. Sauerftofflalze in Säure und Oryd. 


Elektrolyt, electroiyte, electrolyte, ſ. Anode. 
Elektremagnetismus , electromagnetisme, electro- magnetism, das eigen 


tHümliche Berbalten aub an ſich nicht magnetifcher Metalle, unter dem GEinfluffe 
eines elektrifchen Etromed magnetifch zu werden. 


Elektrometer, electrometre, electrometer, ein Inſtrument, welches zum 
Meffen der Dichtigkeit- und Menge von geſpannter Clektricität beſtimmt ift. ; 

Elektromotor, electromoteur, electromotor, nennt man alle Vorrichtungen, 
die eine fortdauernde Quelle für eleftrifhe Ströme bilden. 

Elektromotorische Kraft, vertu electrique, ift das Nefultat in Beziehung 
auf die durch Berührung ungleichartiger Körper herworgerufene Efektricilät. - 

ElektronegAtiv, elektropoſitiv, f. elektrifhe Spannungsreihe, electricite nega- 
tive ou resineuse, et electricit6 positive ou vitr&e, negative or resinous electricity, 
and positiv or vitrous electricity. 


Elektropher, electrophore, electrophor, electrophorus, ein Apparat oder 
eine Vorrichtung zur Erzeugung Meinerer Mengen von Reibungselektricität; er befteht 
wefentlich aus drei Theilen: 1) dem Harzkuchen; 2) einem Teller mit aufgebogenem 
Rande zur Aufnahme ded Kuchens und 3) dem metallenen, mit einer ifolirten Hands 
habe verfehenen Dedel. 
Elektroskop, electroscope, — Elektricitätsanzeiger, ein Inſtrumenl, 
welches ſowohl zur Wahrnehmung von Elektricität überhaupt, ſowie auch zur Erken⸗ 
nung der Qualität derfelben dient; feine Einrichtung beruht auf der Gigenfhaft, 








Elementar- Analyse — Emulsin. 185 


daß gleichnamige Kleftricitäten einander abſtoßen, ungleichnamige einander ans 
ziehen. . 
Blementar-Analyse, hierunter begreift man diejenigen chemiſchen Unterfuchun: 
gen, die die Ermittelung der Zufammenfegung der organifchen Körper zur Aufgabe 
baben. 

Elemente, chemifche;, Grundſtoffe, Urftoffe, einfache Stoffe, corps simpies, ele- 
mentary or simple bodies, hierunter begreifen wir alle diejenigen Körper, von denen 
8 und noch nicht gelungen, fie in einfachere Beftandtheile zu zerlegen. Ihre Zahl 
wäachft noch immer; gegenwärtig kennen wir deren 66, nämlich: Aluminium, Antimon, 
Arfen, Barium, Berpllium, Blei, Bor, Brom, Cadmium, Cäfium, Calcium, Gerium, 
Chlor, Chrom, Dianium, Didym, Eifen, Erbium, Fluor, Gold, Indium, Jod, Iridium, 
Kalium, Kobalt, Kohlenftoff, Kupfer, Lantban, Lithium, Magnefium, Mangan, Mos 
Iphdan, Natrium, Nidel, Niobium, Rorium, Odmium, Palladium, Phosphor, Platin, 
Auedfilber, Rhodium, Rubidium, Ruthenium, Sauerftoff, Schwefel, Selen, Silber, 
Silicium, Stidftoff, Strontium, Tantal, Tellur, Terbium? Thallium, Thorium, Titan, 
Uran, Banadium, Waſſerſtoff. Wismutb, Wolfram, Pitrium, Zinn, Zink, Zirkonium. 

Elemi, ein Harz, von Amyris elemifera, enthält ein ätherifches Del und iſt im fris 
(hen Zuftande weich, wird jedoch an der Luft bald hart. Es kommt in-zmei Sorten, als 
weſtindiſches, oder gemeines, und als oftindifches Elemi im Handel vor, und legtered 
fol von Balsamodendron Zeylanicum abſtammen. Das Elemi wird zur Darftele 
tung von Firniſſen, in der Pharmacie zu der von Salben gebraucht. 

Elephantenläuse , pouts d’elephant, man fennt davon zwei Arten: 1) die 
weftindifchen, von Anacardium occidentale, bilden nierenförmige, etwa einen halben 
Zoll fange Nüſſe; 2) die oftindifchen von Semecarpus Anacardium, find mehr rund⸗ 
fih, oval und etwa 3 Zoll Tang. 

Elfenbein, gebranntes, |. Beinſchwarz. 


Elfenbein, vegetabilisches, ift der Kern der Frucht einer füdamerikanifchen 
Palme, Phytelephas macrocarpa; ein folder Kern bat 1 bis 2 Zoll Durchmefler, 
und wird mehrfach in der Kunftdrechdlerei verwendet. Wird das vegetabilifche Elfen- 
bein mir foncentrirter Schwefelfäure behandelt, fo nimmt ed eine prachtvolle rothe 
Farbe an, wodurch man es zugleich von ächtem Elfenbein unterfcheiden kann. 


Email, Schmel;, emaille, ouvrage emaill6, enamel, nennt man die glas⸗ 
oder porcellanartigen Weberzüge, womit man manche Metalle, theild zur Verzierung, 
tbeild zum Schuß gegen Säuren u. dgl. überziebt. - Zu Schmudfachen hat man da® 
Email in allen Farben und ift daflelbe auch oft noch befonders bemalt, während das 
andere gewöhnlich weiß oder gelb ift. 

Emailliren, emaillure, enamelling, die Kunft, die verfchiedenen Gegenſtände 
mit Emaille zu überziehen und darauf zu befeftigen;; faft jedes Metall, welches emails 
litt werden fol, und faft jede Farbe, erfordert befondere Handgriffe und Geſchick⸗ 
lichkeit. | i 

Empyreuma, empyreume, empyreuma, eine, für Subflanzen von gewiß fehr 
verfhiedener Natur beliebte Bezeichnung ; meift verfteht man darunter das unbeflimmte - 
Etwas, welches fich bei der trodenen Deftillation organifcher Subftanzen unferer Nafe 
ald ein unangenehmer Geruch offenbart. 

Emalsin, Synaptafe, emulsine, amygdaline, synaptase, ein dem Diaftas 
verwandter Stoff, der ſowohl in den fügen wie bittern Mandeln enthalten if. Das 








186. Emulsion — Equisetsäure. 


Emulfin befigt die Eigenfchaft, Amygdalin in Bittermandelöl, Blaufäure und Zude 
zu verwandeln; es befteht in 100: aus 42,9 Koblenftoff, 7,1 Waflerftoff, 11,5 Stid⸗ 
ftoff, 37,3 Sauerfloff und 1,2 Schwefel. Den Namen Synoptas hat ad davon, 
daß es fih auch in dem Samen vom ſchwarzen Senf findet. 


Emulsion, hierunter verfieht man im Allgemeinen Ylüffigfeiten von milchigem 
Unfehen, in welchen das Fett mittelſt ſchleimiger Subſtanzen, wie Eigelb, siner kon⸗ 
centrirten Auflöfung von arabiſchem Gummi, mit welchem fie untes allmäligem Zus 
fa von Waſſer angerieben, in Suspenfion gehalten werden. 

Endesmeose, f. Erosmofe. 

Englischblau, ſ. Zayenceblau. | : 

Englischgelb, f. Bleichlorür. 

Englischroth, f. Caput mortuum. / ‘ 

Englisch Salz, ſ. Bitterfal;. 

Entbindungs- Apparat, |. Gasentwickelungs⸗Apparat. 


Entfärben, decolorer, to decolour, ein Ausdrud, den man weniger von dem, 
was man unter Bleichen begreift, gebraucht, als vielmehr auf braungefärbte Flüſſig— 
keiten anmendet, «wenn fie in hellere vermandelt werden follen. Unter den zur -Errei- 
hung diefer Abficht angewendeten Mitteln fteht unftreitig die Kohle von einer gewiſſen 
Beſchaffenheit oben an; doch giebt e8 auch noch einige andere Subftanzen, bie ein: 
große entfärbende Kraft befigen, fo namentlich frifch gefälltes Schwefelblei, außerdem 
bat man auch noch Thonerdehydrat, Zinnchlorür u. f. mw. angemenbet. 

Entfuseln, die Schwierigkeit, den Weingeift von dem ihm ſtets, bald in grö- 
Berer, bald in geringerer Menge begleitenden Fuſelöl (Amylalfohol, Amplorydhydrat) 
zu befreien, hat zwar fehr viele Arbeiten hervorgerufen, um eine vollftändige GEntfufe 
lung zu bewirfen, allein die Aufgabe bleibt noch zu löfen. Am wirkſamfter haben 
fich Kohle (wozu der Weingeift verdünnt fein muß), ſowie auch Auflöfungen von Seife 
erwiefen. 

Entharungsmittel,, (Depilatorium) als ein folche® kann folgende Borfährift 
empfoblen werden: 3 Grm. Schwefelantimon, 10 Grm. gebrannter Kalt und 10 Gm 
Stärkemehl mit Waſſer zu einem Brei angemacht und aufgetragen. 

Entstehungs-Zustand, satus mascens, bierunter verſteht man dad Gtadium, 
in welches die Körper eintreten, wenn fie eben erſt eine andere Berbindung verlaflen 
haben, und in welchem fie ganz befonderö geneigt erfcheinen, neue Berbindungen ein: 
zugeben, wozu ihnen in ihrem gewöhnlichen Juftande die Energie zu mangeln fcheint. 

Eprouvette, eprouvette, eine, gewöhnlich für graduirte Glascylinder, wie fie 
in der Maß-Analyfe Anwendung finden, gebrauchte Bezeichnung. 

Epsomer Sals, ein zumeilen für ſchwefelſaure Bitteretde gebrauchter Name. 


Equisetsäure, auch conitfäure, acide aconitique, aconitic acid, findet fid 
im Equisetum arvense, in verfchiedenen Gattungen Aconitum, und entfteht auch aus 
der Gitronenfäure, wobei diefe die Elemente für 2 Aeq. Woher verliert. Ban erhält 
die Aconitfäure am leichteften aus der Citronenſäure, indem man diefe in einer Re 
torte vorfichtig erhitzt, bis ölartige Tropfen im Halfe der Retorte erfcheinen, worauf 
man den Rüdftand in Wafler löft, eindampft und durch Aether die Aconitfäure au 
zieht. Die Säure kryſtalliſtt in reißen, worzenfösmigen Kryſtallen, Die geruchlod 
find, einen angenehmen ſauren Geſchmack befipen, und fi leicht in Waſſer, Alkohol 


x 


Erbium — Erythrinroth. 187 


und Aether auflöfen. Sie befteht aus 15,13 bafifchem Wafler — 3 Aeq. 1,52 Waſſer⸗ 
Roff, 47,48 Kohlenſtoff und 47,47 Sauerftoff; fie ift alfo eine dreibafifche Säure. 

Erbium, Erbin, erbium, erbium, ein, vor etwa 20 Jahren in einem ſchwedi⸗ 
(den Minerafe, dem Gadolinit, entdedted Metall; dad Oryd deflelben, die Erbinerde, 
ift eine fehmwächere Bafe, als die beiden andern mit ihr — —— vorkom⸗ 
menden Yttererde und Terbinerde. o 

Erde, gelbe, nennt man einen, durch Eiſenorydhydrat oder bafiſch⸗ſchwefelſau⸗ 
18 Eiſenoxyd gelb gefärbten unreinen Thon, 

Erde, japanische eine nur noch wenig gebräuchliche Benennung für Catechu. 

Erden, terres alcalines, alcalious earths, unter diefem Namen begreift man 
eine gewiſſe Klaſſe bafifcher Opryde, die wie die Alkalimetalle früher für einfach gehal⸗ 
ten wurden. Dan unterfcheidet alkalifche Erden, zu welcher Baryt-, Strontian>, 
Kalle und Bitterde, und eigentliche Erden, zu welchen Thons, Beryll⸗ Thor», Piter: 
und Zirfonerbe gerechnet werden ; zu leßteren dürften "auch noch die Oxyde mehrerer 
der fpäter entdeckten Metalle: Didymium, Erbium, Lanthan, Terbium und Gerium zu 
zählen find. 

Erdkebalt, cobalt arseniats, arseniate of cobalt, ein Mineralerzeugniß von 
febr wechfelnder Zufammenfegung und welches neben Kobaltoryd und = orydul und 
verfehtedenen andern Oryden, —— auch Arſen⸗ und arſenige Säure nebſt Waſſer 
enthält. 

Erdkohle, ſ. — 


Erdmandeln, mit dieſem Namen hat man, ihres Geſchmackes wegen, der mit 
dem der füßen Mandeln eine gewiffe Aehnlichkeit hat, die Wurzelfnollen von Cype- 
rus esculentus belegt. 

Erdmetallo, find die Radikale der als eigentliche Erden bezeichneten Oxyde. 

Erdnussöl, huil d’arachide, earth-nut oil, ein fettes, nicht trodnendes Del, 
welches durch Audpreffen aus den Knollen von Arachis hypogaea, einer im füdlichen 
Frankreich und Spanien angebauten Pflanze gewonnen und als eu benugt 
wird. 3 

Erdöl, f. Steinöl. 

Erdpech, ſ. Asphalt. 

Frlangerblau, daſſelbe was Berlinerblau.“ 

Erstarren, se roidir, solldifer, to render torpid, van durch Wärme ges - 
ſchmolzenen Körpern gebraudt, indem fie aus dem flüffigen in den feften Sulany 
übergehen. 

Erstarrungspuuct, roideur, solidification, der für viele Körper charakterifi- 
(he Punkt, wo fie eben aus dem flüffigen in den feſten Zuftand übergehen. 

Erythrinreth, ſ. Grythrinfäure, erythrine, erythrin, eine Pflanzenfäure, die 
juerfi in einer Barietät von Rocoella tinctoria (fuciformis) gefunden murde, jedoch 
auch in Roccella Montagnei und wahrfcheinlich nach in einigen andern Flechten. 
ſpecies enthalten ifl. Sie kryſtallifirt in farbloſen Nadeln, ift felbit in Tochendem . 
Waſſer nur ſchwer, in Alkohol aber leicht auflöslich. Durch Chlorkalk nimmt fie eine 
blutrothe Farbe an, durch Ammoniak wird fie an der Luft tiefroth gefärbt. Durch 
längeres Kochen mit Waffer, Durch kürzere mit Barytwaſſer zerfällt fie in Orſellin⸗ 
-fäure und Pykroerythrin; bei lange fortgefeßtem "Kochen entſteht endlich Orcin, ein 


P2 


188 .  Erythrolein — Essigäther. 


Stoff, der befanntlich der Färberei einige ſehr fehöne Farben liefert, wodurch alfo auch 
das Erythrinroth oder die Erpthrinfäure als eine Quelle des Orcins für die Färbe 
reien von großer Bedeutung wird. Die Erpthrinfäure beſteht in 100: aus 56,95 
Koblenftoff, 5,08 MWaflerftoff und 37,97 Sauerftoff. 

Erythrelein, ſ. Lackmus. 

‚Erythreleinsänre, f. Orſalle. 

Erythrolitwin, f. Lackmus. 

Erythrylin, findet fi in Roccella tinctoria, in jedoch, obgleich als eigen 
thümlich angefprodhen, wahrfheinlich identifh mit Erythrinfäure. 

Erse, minerais, ores, mit diefem ziemlich begrifföweitem Ausdrucke bezeichnet 
man alle natürlich vorfommenden Verbindungen. der eigentlichen (ſchweren) Metalle. 

Eschel, ſ. Smalte. 


Essenz, &ffenzen, essences, Flüffigfeiten, die dad Wirkfame, d. h. das Wefent: 
liche eines Pflanzen» oder andern Stoffes enthalten, aus deflen Behandlung, meiſt 
durch Alkohol fie hervorgegangen find; was man gegenwärtig in den Apotheken Tint- 
turen nennt, fübrte früber den Namen Eſſenzen; in der Handelswelt heißen aber auch 
- ziemlich allgemein die ätherifchen Dele „Effenzen,“ namentlich in Frankreich. 

Essig, vinaigre, vinegar, die allgemein befannte, durch Gährung von Frudt: 
fäften, zuderhaftiger Flüffigfeiten überhaupt, dur Orydation von verdünntem Alte: 
hol erhaltene Klüffigfeit. Guter Effig muß mindeſtens 3 Proc. wafjerfreie Effigfäure 
enthalten, einen angenehmen mweinigen Geruch und einen rein milde fauren, nicht ſchat⸗ 
fen Geſchmack befigen, und darf — mas übrigend auch nur noch felten vorfommt — 
feine freie Schwefelfäure enthalten, wenn auch nicht zu verlangen ift, daß derfelbe 
frei fei von allen Schwefelfäurefalzen, namentli von Eypd. Am beften prüft man - 
den Effig auf eine Verfälſchung durch Schmwefelfäure mittelft einer gefättigten Gyps— 
löfung; diefe bringt nur in einem, freie Schwefelfäure enthaltendem Eſſige einen Nie: 
derſchlag hervor. 

Essig, destillirter, durch Deftillation von den — früchtigen Beſtandtheilen 
des rohen Eſſigs, befreiter Eſſig; jetzt ſtellt man einen ſolchen Eſſig meiſt durch Per. 
dünnen der auf die eine oder andere Weiſe erhaltenen Eſſigſäure mit der nöthigen 
Menge Waſſer dar; er ſoll die Stärke des officinellen Eſſigs (4,8 Proc.) beſitzen, nicht 
brenzlich riechen, und frei von Kupfer, Zinn, Blei, überhaupt von feſten Stoſ— 
fen fein. 

Essigaal, anguille de vinaigre, vines gas-eel, ein zur Klaſſe der Infuſo— 
rien gehöriged TIhierchen, Vibrio aceti, von fadenförmiger, oder fehlangenartiger de 
flalt und etwa einer halben Linie Länge. Sie find, wenn auch nicht ftete, doch ſehr 
häufige Bewohner der Effigfäffer, und man fieht fie alddann, felbft mit unbewaffne⸗ 
tem Auge fi lebhaft in dem Effiggute oder fertigen Effig herumbewegen, fie leben 
vermuthlich von Effig, und verdünnter Alkohol fheint ihnen nicht nachtHeilig zu fein: 
um fie zu vertilgen, muß man die Effigbehälter und Gradirfäffer mit heißem Eſſig 
ausbrühen und diefen alddann durch ein feines Sieb oder Tuch feihen, auf welchem | 
dann die getödteten Thierchen zurücbleiben, während der abgelaufene Effig nah | 
wie vor brauchbar ift. 

Essigäther, Eſſignaphtha, effigfaures Nethyloryd, ether acelique, eine bei 
Ohnmachten und Wiederbefebungsverfuchen, wegen ihres erfrifchenden und angenebs 








Essigbilder — Essigfliege. 189 


men Geruchs gern angemwendete Flüſfigkeit. Waflerhell, fehr flüffig, von brennendem 
Geſchmack; fpec. Gew. bei 7,0 &. = 0,866. : Der Eifigäther wird dur Deftillation 
eined Gemiſches aus Alkohol und Schmwefelfäure über getrodneted effigfaured Bleioryd 
aus einer Retorte mit gut abgelühlter Borlage erhalten; unter gewöhnlichen Luftdrud 
fiedet er bei 74,09. s 

Essigbilder, oder Effigbildner, nennt man in den Gifigfabrifen die mit Hobel- 
ipänen oder einem ähnlichen Material gefüllten Fäfler, durch welche das Effiggut be 
hufs Aufnahme von Sauerftoff und Ummandlung in Effigfäure feinen Weg nimmt. 

Essigfabrikation, Gffigbrauerei, vinaigrerie, fabrication da vinaigre, fabri- 
cation of vinegar. Man, unterfcheidet zwei Methoden der Gffigbereitung: a) die 
ültere oder langfame Methode, b) die Schnelleffig- Fabrikation. Bei beiden iſt 
es derfelbe Stoff, welcher die Eſſigſäure liefern muß, nämlich der Zuder. Die ältere 
Methode beginnt daher auch mit dem Zuder, den fie einer Reihe aufeinander folgen: 
der Entmifihungen und Umfegungen unterwirft, oder erleiden läßt, bis der Effig 
fertig iſt. Die neuere Methode beginnt mit einem Produkt, welches fich auch unter den bei 
der älteren Methode entftehenden Produkten befindet, nämlich mit dem Alkohol; abs 
gefeben von allem Mebrigen, bat fie alfo wenigftend ſchon die Zeit vor der älteren 
Methode voraus, die dieſe gebraucht, um den Zuder in Altohol zu verwandeln, ohne 
daß jedoch gerade. hierin das Unterfcheidende der beiden Methoden läge, denn man kann 
die Mifhung aus Alkohol und Wafler auch nach der langfamen Methode in Eſſig 
verwandeln. Bielmehr unterfcheiden fi beide Methoden "dadurch von einander, daß ‘ 
bei der Schnelleffigfabrifation dem Sauerftoff der Alkohol in möglichſt vertheiltem 
Zuftande, bei der langfamen nur in der Oberfläche der Mifchung dargeboten wird. 
Eine Darftelung der Eifigfabrifation felbft liegt weit außerhalb der dieſem Werke 
gezogenen Grenze; wir begnügen und daher mit der Aufftelung des folgenden Sche⸗ 
mas, wmelche® von den aflmäligen Beränderungen, die der Zuder und die Zwifchen- 
probufte bis zur Bildung dei Gffigfäure erleiden, Rechenfcaft giebt. Während der 
Gährung zerfällt der Zuder in Alkohol und Kohlenfäure. j 


12 C 12 H 12 O geben 
40 8 O Kohlenfäure = 4 Aeq. 
8sCcC12H 40 = Alkohol = 2 Aeq. 


12? C ı2H 12 0. 
4C6H 20 = 1 eg. Allohol nimmt, mit der Luft in Berührung, 
‚ 2 © Sauerftoff auf, 


4C6H4 0; 2 AMeq. Waffer bildend, welche auätreten. 
4C6H 4 O0 weniger 
2 H 2 O geben 


4C4H 20 = 1 Aeq. Aldehyd, welcher durch Aufnahme 
von 2 O in mwaflerhaltige Eifigfäure 


4C4H40 plus 
H 0 


40 4 40 + MO übergeht. 


Essigliege, mouche au vinaigre, ein fleined Infekt, welches zur Gattung 
Ichneumon gehören joll und niemals ſich einzujtellen verfäumt, wo Eſſig bereitet 


190 Essiggährung — Essıqgsaures Eisenozxyd. 


wird, wäre died auch nur ganz im Kleinen. Ihre Gegenwart ifl übrigens dem Eſſig⸗ 
bildungsproceſſe in Feiner Weiſe hinderlich, im Gegentheil betrachtet man fie m ein 
günftiged Zeichen des regelmäßigen Ganges. 

Essiggährung, fermentation, acetous fermentation, ift die Umbildung de 
Alkohols, reſp. Aldehyds unter Aufnahme von Sauerftoff aus der Luft in Effigfäur, 
gegenüber der Weingährung, die auch ohne Luftzutritt von flatten gebt. 

Essiggeist," Gffigallohol, Aceton, Mefiticalfohol, Meſityloxydhydrat, Oenyl— 
oxydhydat, brenzlicher Effigipiritud. Der Effiggeift, oder wie er geroöhnlicher bezeich⸗ 
net wird, das Aceton, entfieht, wenn Eſſigſäure oder deren Salze einer ne Tem: 
peratur auögefegt werden. Aus 1 Aeq. mwaflerfreier Effigfäure — 

4C3H 30 entftehen 
1 Aeq. Kohlenfäure — C2O 
und 1 Aeq. Aceton 3C3H 0. 
Dad Aceton ift eine farblofe, leicht bewegliche Flüffigkeit von 0,792 fpec. Gew. bei 
180 C.; e8 befißt einen brennenden Gefchmad und einen eigenthümlichen, an Cifig- 
äther und Effigfäure erinnernden, zugleich etwas brenzlichen Geruch 


Essiglampe, Döbereiner’s, eine Vorrichtung, um im Kleinen-Alkoholdämpfe 


. dur Platinfehwarz in Effigfäure zu verwandeln. Der Name bezieht fih mehr auf 


die Funktion, ald auf die Einrichtung des Apparate. 


Essigmutter, marc ou depot de vinaigre, mather vinegar, ein organifirted 
Gebilde der niedrigfien Ordnung, dem man den Namen Mycoderma aceti beigelegt 
bat. Es entfteht, während der Effigbildung und ftellt fi als eine gallertattige, zu: 
fammenhängende, fehlüpfrige Mafje dar, batd von häutiger, bald von lederartiger Be: 
fhaffenheit, von gelblicher oder gelblihbrauner Farbe; ihrer Entftehung geht jedesmal 
ein Trübwerden des vorher Haren Eifigd voraus. Cingetrodnet und verbrannt ent- 
widelt ſich Ammoniak, ein Beweis, daß der Basen des Ferments a an ihrer Bildung 
Theil nimmt.“ 

Essignaphta, ſ. Gffigäther. | 

Essigsäure, acide acetique, acetic acid, auf welche Weife die Effigfäure ger 
bildet wird, ift in dem Artikel „ Effigfabrikation* gezeigt worden; zu ihrer 
Darftellung wählt man jedoch einen andern Weg, ein Effigfäurefalz welches man in 
einer Retorte duch eine ſtärkere Säure (Schmefelfäure) zerſetzt und die dabei über 
gehende Säure auffängt. Das fo erhaltene Effigfäurehnprat If eikk waſſerhelle Flüſ⸗ 
figfeit, von einem höchſt flehenden, doch nicht unangenehment Beruh und ſehr faurem 
Geſchmack; ähnlich wie die Ameifenfäure erzeugt fie auf der Haut Blafen, die leicht 
in langfam heilende und fchmerzbafte Wunden übergeben. Das Hydrat befteht in 
100 aus 53,33 Koblenftoff: 6,67 Waflerftoff und 40,0 Sauenkoff. - 

Essigsäure-Salze, Acetates, acetats, find die Berbindurgen der Eſſigſäure 
- mit den Bafen und bafifchen Oryden der Metalle. Die Effigfäure hat wenig Reis 
gung, faure Salze zu bilden; zaplreicher find baſiſch EifigfäureSalze. Die neutralen 
Salze zeichnen fi dadurch aus, daß fie meift leicht löslich find. Die Effigläure 
Salze find leicht an dem Geruch nah Effigfäure zu erkenmen, wenn fie mit einer 
ftärferen Säure übergoffen werden. 

Essigsaures Bleioxyd, neutrales, ſ. Bleizuder. 


Rssigsaures Eisenexyd, acetate de fer, aoetate of iron, dieſes in der Für 
berei als Beize angemwendete Präparat, wird durch Zerfegung von effigfausem Bki- 














Essigsaures Kupferoxyd — Exirakı. 191 


oryd verhittelft ſchwefelſautem Bifenogyd erhalten, man ftellt ed nicht im tröcdener 
Form dar, fondern benutzt die Flüffigleit, wie fie au® der Durftellung hervorgeht. 
Man bereitet dieſe Beige auch durch Auflöfen von metallifchem Eifen in gewöhnlichen 
Eifig; fie enthält alddann natürlidy viel Orydfalz. 

Essigsaures Kupferexyd, f. Srünfpan. 

Essigsaures Natron, acstate de soude, acetate of soda, wird im Großen 
durch Neutraliſation von Holzeſſig mit kohlenſaurem Natron dargeſtellt und kommt in 
unreinem Zuſtande unter dem Namen „Rothſalz “ im Handel vor. Es dient zur 
Darftellnng von Effigfäure. 

Essigsaure Thenerde, acetate d’Alumine, acetate of alumina, diefe, als 
Thonbeize für die Zeuchdrudereien wichtige Verbindung wird durch Zerfegung von 
efigfaurem Bleioxyd mittelft ſchwefelſaurer Thonerde, oder einer Alaunauflöfung er- 
halten. Im trodenen Zuftande bildet die effigfaure Thonerde eine gummiartige, nicht 
fyftallifirbare, leicht zerfließliche, gelbliche Maſſe. Wenn eine Auflöfung diefed Sal« 


zes erwärmt wird, fo trübt fie fih, wird aber beim Erfalten wieder Mar. Vortheil⸗ 


bafter ftellt man die effigfaure Thonerde auf die Weife dar, daß man eine Auflöfung 
von Thonerde in Natronlauge, wie man fie bei der Verarbeitung ded Vauxit's oder 
Kryoliths erhält, durch Kohlenfäure zerfeßt, den Niederfchlag von der Flüffigkeit trennt, 
auswäfcht und dann in Effigfäure auflöfl. 

Essig-Spiritas, f. Eſſiggeiſt. 

Eudiometer, Gudiometrie, ein urfprünglih nur zur Prüfung der atmofphä- 
tifhen Luft auf ihren Sauerftoffgehalt erfonnened Inftrument, dient daflelbe gegen- 
wärtig, nachdem ed durh Bunfen in finnreicher und zweckmäßiger Weife umgeftal- 
tet worden ift, zur Unterfuchung von allen Gadgemengen. 


Eaxantin, oder Gurantinfäure. Diefe Subftanz findet ſich in dem, unter dem 
Namen Porree aud China kommenden gelben Farbeftoff, in welchem dad Eurantin 
mit Bittererde verbunden, enthalten ifl und aus dem man daffelbe durch Behandlung 
mit Salzfäure und Alkohol in feideglängenden gelblihen Nadeln erhält, die in der 
Wärme im Waſſer, Weingeift und Aether leicht löslich find. 


Eracuiren, man Wendet vieſen Ausßruck auf das Berfahren an, um mittelft j 


der Ruftpumpe auf deren Zeller ftehende Glocken Tuftleer zu machen. 

Eraperiren, f. Ubdampfen. 

Exosmose, Endosmofe, Diffufion, Dialyſe; find Ausdrüde für. diefelben Erſchei⸗ 
nungen ſ. Dialyſe. 

Expansion, ſ. Ausdehnung. 

Expansionsvermögen, Espanſibilität, ein nur’ den Safen und Dämpfen innes 
wohnendes Beſtreben oder Benhögen, nnabhängig von Temperatur und Luftdruck fich 
ausdehnen und ihr Bolum zu vergrößern. Die (meBbare) Kraft, womit diefe Aus⸗ 
dehnung eines Gaſes oder Dampfes erfolgt, heißt feine ER Erpans 
fiondfraft oder Tenfton. | 

‚Exsiccater, exsiccateur, mit diefem Namen bezeichnet man bie Vörtiähtungen, 
welche zum Zwecke haben, in einem abgeſchloſſenen Raume, ohne Anwendung von 
Wärme und ohne Luftwechſel, Flüſſigkeiten langſam verdunſten zu laſſen, — 
zu trocknen, oder geglühte pulverförmige Körper erkalten zu laſſen. 

Extrakt, mit dieſem Ausdruck bezeichnet man im Allgemeinen jeden Rück⸗ 
ſtand, welcher verbleibt, wenn man den mittelft einer indifferenten Flüffigkeit erhalte⸗ 


192 Extraktabsatz — Fäulniss. 


nen Auszug von organifchen, befonders Pflanzenftoffen, verdampft; im Befondern 
eine gewiſſe Klaſſe von Arzneimitteln, die durch Abdampfen mäfleriger, weingeiftiger, 
oder ätherifcher Auszüge von verfchiedenen Pflanzen oder einzelnen Theilen derfelben 
erhalten werden. 

Extraktabsats, nennt man den beim Auflöſen eines Grtraftd im Waſſer ver⸗ 
bleibenden Rückſtand; er rührt meiſt von dem während des Eindampfens des Gr 
trakts durch die Einwirkung des Sauerftoffs veränderten und ynlöslich gewordenen 
Extrakte felbft, häufig aber auch von den Salzen (Gyps, fohlenfaurer Kalk) die in 
dem zum Anskochen der Pflanzentheile benugten Waller enthalten waren, _ber. 

Extraktkonsistens, man verfteht Hierunter eine ziemlich beftimmte Befchaffen- 
beit der Ertrafte, die zwifchen didlich oder dickflüſſig und bröcklich troden, die 
Mitte hält. 

Extraktivstoff, principe extraotif, eine Bezeichnung, die weit entfernt iſt. 
irgend eine Subftanz zu individualifiren, ‚fie drüdt nur auge, daß man es mit einem 
Stoffe zu thun babe, welcher eine mehr oder weniger braune oder dunkele Farbe be 
figt und von organifcher Natur ift. 


F. 


Fadenwachs, nennt man das in der Weberei gebräuchliche Mittel, um die 
Fäden zu glätten; man erhält ein folches durch Zufammenfihmelzen von 14 Pfund 
gelbem Wachs mit I Pfund Graphit und 4 Pfund Talg, beide aufs feinfte gepul 
vert und vorher zufammen vermifcht. 

Faecula, f&cule, amylum, starch, ein zumeilen gebrauchter Ausdrud für 
Stärfemehl. 


Fällung, Zällungsmittel, praecipitation, precipitation, eine durch Zufaß eine? 
Körpers, zuweilen auch durch Abkühlung oder Erwärmung aud einer Flüſſigkeit be 
wirkte Abfcheidung von Stoffen. Bon der Beichaffenheit des zugeſetzten Körperd 
(Fälungsmittel) hängt es ab, ob die Abfcheidung Folge einer neu entflandenen de 
mifchen, in der Flüffigkeit unlöslichen Berbindung ift, oder ob die Flüfftgfeit nur in 
einer ſolchen Weife verändert wird, daß fie den einen oder andern der gelöften Kör 
per nicht mehr in Aufläfung erhalten fann. Fällung des Silbers durch ochſalz 
(Chlorſilber) Fällung einer Seifenlöſung durch Kochſalz. 

Färberei, art de teindre, tincture, art and trade of a dyer, ein Kompler 
von technifchen und chemifchen Operationen, die zum Zwecke haben, Sarnen oder fer⸗ 
‚tigen Geweben eine beftimmte Farbe zu ertheilen; der Ausdrud findet daher auch nur 
auf das Gewerbe Anmendung, welches fich mit diefer Kunft befchäftigt. 

Färberröthe, ſ. Krapp. 


Fäulniss, putrefaction, putrednoss, mit dieſem Ausdrucke bezeichnet man die Zer⸗ 
feßungen organifcher (ſtickſtoffhaltiger) Subftanzen, die unter Wafler oder bei deſſen Gegen: 
mart vor fih gehen und wobei fi die elementaren Stoffe nach einer neuen Anord 
nung gruppiren, ohne daß einer derfelben in freiheit gefeßt würde. Die Fäulniß if 
alfo eine Entmifchung der organifehen Subffanz, eine Umlagerung der Molekule, in 


Fäulnisswidrige Mittel — Fatisciren. 193 


Folge melcher fich neue Berbindungen bilden, ohne daß ein Körper audgefchieden oder 
ein neuer aufgenommen würde; fle fommt alſo mit der Gährung des Zuderd ganz 
überein, nur daß bier eine ber. neugebildeten Berbindungen (Kohlenfäure) und zwar 
fediglich ihre® Aggretzuftanded wegen (Gas) entmweicht. 


Fäulnisswidrige (antiseptische) Mittel, antiseptique, antiseptic, werden 
Subftanzen genannt, welche die Fäulnif entweder zu verhindern, oder mo fie bereits 
eingetreten ift, zum -Stillftand zu bringen vermögen. In welcher Weife die meiften 
diefer Stoffe wirken, ift bereitd in dem Artifel „ Cinfalgen, Einmachen“ erör- 
tert; e8 giebt aber noch eine andere Klaffe von fäufnigmwidrigen Mitteln, die mit den 
leicht umfeßbaren organifchen Stoffen beftändigere, d. h. Haltbarere Berbindungen ein- 
gehen, wodurch fie gegen Zerſetzungen gefchüßt werden. Hierher gehören befonders 
einige Metallfalze: Quecfilberchlorid, ſchwefelſaures Kupfer, Zintchlorür, fchwefelfaure 
Thonerde x., Kreofot, die Mineralfäuren, Gerbftoff x. Das Chlor und der Chlor: 
talt wirken, indem fie die organifchen Stoffe orydiren, alfo dem Umfehungsprocefie 
eine ganz andere Richtung geben. 

Farbe, coleur, colour, unter „Xarbe” verflehen wir zunächft die verfchieden- 
artigen Eindrüde, die die von den Körpern zurüdgemworfenen Lichtfirahlen auf der 
Neghaut unfered Auges hervorbringen, fonventionel bezeichnen wir alddann diefe Ein- 
drüde mit: roth, blau, gelb, grün ıc, außerdem bedient man fi des Aus- 
drud? „Farbe“ für die Farbematerialien, womit man die Oberfläche von Gegen: 
ſtänden überzieht, bemalt. i 


_ Farbenchemie, verjenige Zweig der Chemie, der fi vorzugsmweife mit 
der Darftellung der Farben nach chemifchen Principien befchäftigt. = 


Farbenzerstrewung , nennt man die. durch ein Pridma (oder Brechung übers 
haupt) bewirkte Zerlegung (Analyſe) des weißen Sonnenliht® in feine einzelnen Far⸗ 
ben, die hierdurch in folgender Ordnung erfeheinen und wo, wenn man ſich dad Far- 
benfpeftrum in 360 getheilt vorftellt: Roth 56, Drange 27, ®elb 27, Grün 46, 
Belbblau 48, Dunkelblau 47, Biolet 109 Theile einnehmen. 


Farbstoffe, Pigmente, matieres colorantes, colouring matter, find in der 
Färberei Die einzelnen Farben, welche zum färben benutzt werben; fie gehören entwe⸗ 
der dem Mineralreiche, dem XThierreiche, oder auch dem Pflanzenreiche an. - Die erftes 
ten zeichnen fich zwar in der Regel durch Schönheit und Dauerhaftigkeit aus, allein 
fie faffen fich felten fo innig mit dem zu färbenden Stoffe verbinden, wie died größs 
tentheils bei den der organifchen Natur u. Farbftoffen der Fall ift. 

Farinzucker, ſ. Zuder. 


Faser, Faſerſtoff, f. Pflanzenfafer. 

Faserstoff, thierischer, fibrine, fibrin, ein Beftandtheil des Bluts und zwar 
derjenige, der fich beim Stehen an der Luft aus dem Bilute abjcheidet (Blutkuchen) 
und durh Schlagen, Wafchen und Preſſen rein-erhalten wird. 

Fassglasur, ein Anftrich, den man den Fäffern bald Innen, bald Außen giebt, 
um dad Berdunften der darin aufbewahrten Klüffigkeit zu verhindern, von ſehr ver- 
fhiedener Zufammenfegung. Als befonders zweckmäßig empfiehlt Artus eine Auf- 
löfung von Natronwafferglas (1,35 fpec. Gem.) mit 4 Magnefiafalbe abzureiben und 
als Anſtrich des Inneren der Fäffer zu verwenden. | 


Fatiseiren, zerfallen, auseinandergehen, effleurer, man wendet diefen Ausdruck 
9. d. techn. Chemie. | 13 





194 Fayence — Ferrideyan. 


hauptſächlich auf diejenigen waſſerhaltigen fryftallifirten Salze an, welche die Giger: 
Schaft befigen, in trodener Luft allmälig das Kryſtallwaſſer abzugeben, während fie 
ſich mit einem weißen loderen Salzmehl überziehen, und: nach und nad) ganz in ein 
ſolches audeinanderfallen. 

Fayence, fayence delf, delft ware, vielfach englifhes Porcelan, .aud 
Steingut, genannt. Die Fayence ift eine feinere Töpferwaare, ‘welcher man, meift 
durch Zinnoxyd, einen emaillartigen weißen Weberzug. giebt. 

Fayenceblau, Engliſchblau, nennt man eine befondere Art blauer Mufter auf 
weißem Grunde von Leinen- oder Baummollenzeug. 

Federalaun, alun de plume, plum - allum, ein Name, der für verfchiedene 
Subftanzen gebraucht wird; fo 1) für einige in haarförmigen Kryftallen vorkommende 
natürliche Alaunarten; 2) für die gleichfalls in der Natur vortommende froftallifirte 
waflerhaltige jchmefelfaure Thonerde, ſowie endlich 3) auch für die Subflanz, die auch 
Asbeſt genannt wird und wejentlich kieſelſaure Kalkerde ift, lien Namen führt; Alu- 
men plumosum der Droguiften und Apotheker. 

‚Rederhars, ſ. Cautſchuk. 

Federkraft, ſ. Elaſticität. 

Federsals, fo viel wie Federalaun, d. h. das haarförmig kryſtalliſirende 
Doppelſalz, aus Kali, Thonerde und Schwefelſäure beſtehend. 

Federwismuth bismuth sulfuré aciculaire, bismuth en barbe de plume, 
sulphuret of bismuth, die Bezeichnung für natürlich vorkommendes Schwefel⸗ 
mismuth. 

Feinbrennen, ſ. Ahbrennen. 

Feinmachen des Silbers, f. Affiniren. 


Feldspath, reidspath, ortose, feldspar, felspar, ein Doppelfififat, welches 
wefentlich, entweder aus fiefelfaurem Kali, oder aus kiefelfaurem Natron mit fiefel 
faurer Thonerde befteht; in beiden Arten findet ſich ein Pleiner Theil des Alkali zu 
weilen durch entfprechende Mengen von Kalk» oder Bittererde und ebenfo Feine 
Mengen von Thonerde durch Eiſenoxyd erfeht: Die Ralifeldfpathe heißen Orthoklaſe, 
die Natronfeldfpathe Albite. Der Feldſpath findet feine hauptfächlichite Berwendung 
in der Porcellanfabrikation; in neuerer Zeit hat man auch-Berfuche gemacht and dem 
Orthoflad Kali zu gewinnen. Die meiften Thone, befonder® Kaolin, find aus der 
Zerfegung von Feldſpath hervorgegangen. 

Fenchelöl, essence ou T’huile de fenouil, fennel-oil, das ätheriſche Del 
aus den Samen von Anethum Foeniculum, aus welchem e8 durch: Deftilletion mit 
Waffer gewonnen wird. Es beſitzt eine fhmachgelbliche Farbe, einen angenehmen 
Geruch und einen füßlichen Geſchmack. In der Kälte trennt es fich in 2 Theile einen 
feften, in weißen Blättchen kryſtallifirenden, das Stereopten, dad Anifein, und einen 
flüffigen, da® Eleopten. 


Fermentole, auch. Zermentöle hat man die bei der Gährung einiger Pflanzen⸗ 
ftoffe fich bildenden, flüchtigen OQele von angenehmem Geruch genannt. 


Ferrideyan, Ferridcyanmetalle, ferro-cyanates, ferro-cyants or ferro prus- 
siate., Weber die eigentliche Konftitution diefer Verbindung berrfchen zwei verſchie⸗ 
dene Anfichten; nach der einen (Berzelius) ift fie ein Haloidſalz Fe, Cy,; nad 
der andern (Liebig) ein Haloidförper, der aus den 3 Elementen: Eifen;, Stidſtoff 








‚ Ferrideyankalium- — Firnisse. 195 


und Kobhlenftoff zuſammengeſetzt ift. Dem entfprechend, fieht Berzelius das Ferrid- 
chantalium als ein Donpelfalz aus Ferridcyan und Ferrocyanfalium an; während Liebig 
dafjelbe als eifencyammafierftofffaured Kali (menigfiend wenn in Auflöfung) oder im 
trodnen Zuftande, ald aus dem a a Salgbilder Ferrideyan und Kalium 
betrachtet. 

Ferrideyankalium, oder rothes Bintiaugenfal;, cyanoferride de potassium, 
nah einer von Schönbein angegebenen Bereitungsweife, fügt man zu einer kochen⸗ 
den Auflöfung von gelbem Blutlaugenfalz, während man einen Mräftigen Strom von - 
Kohlenſäure durch diefelbe leitet und befländig umrührt, eine genügende Menge Wis⸗ 
muthöyperoryd, trennt das Wismuth durch Filtfation und im Filtrat, das Kalium— 
eifencyanid vom fohlenfauren Kali durch Kıyftallifation. Das Widmuthhyperoryd 
geht nicht verloren und kann wieder in Hyperoryd vermandelt werden. Dad Ferrid⸗ 
chankalium dient in der Färberei zur Darkelluny des fogerranttern:: bleu de France. 


Ferrodyan, Ferrocyanmetalle, ferro cyanite de peroxyde de fer, ferro cya- 
nate of peroxyde of iron, in Betreff diefer Verbindungen finden diefelben Berbält: 
niſſe und Meinungsabweichungen flatt, vote beim Ferrideyan. Nach Liebig beſtehen 
die Ferrocyanmetalle aus 1 Aeq. Ferrochan (Formel Cfy) mit 2 Aeq. Metall; dur 
waflerhaltige Säuren werden fie in der Art zerfebt, daß die 2 Aeq. ded Metalls as) 
treten und gegen 2 Aeq. Waflerftoff ausgetaufcht werden. Die dadurch abgeſchiedene 
Verbindung bat die Eigenfihaft einer ftarfen Säure, die mit Metalloryden oder 
Kohlenfäurefalzen zufammengebracht, wieder Ferrocyanmetalle bilden. 

Festigkeit, f. Kohäſion. 

Fette, graisse, fat, greasy. Alle Fette laffen fih ale Salze betrachten, in’ 
welchen eine oder mehrere gettfäuren mit einer Bafe (in den meiften Fällen Lippl- 
oryd) verbunden find. 

Fettsäure, fette Säuren, f. Kette. 

Feuer, feu, fir, ift das unter Lichterfcheinung flattfindende Auftreten von Wärme. 

Fenerbeständig, feuerfeft, incomhustible, infusihle, refractaire, fire proof, 
werden diejenigen Körper genannt, die in der ftärfften Ofenhitze nicht geſchmolzen, 
verflüchtigt oder zerftört werden fünnen. 

Fenerluft, ſ. Sauerftoff. 


Feuerstein, pyrite, flint, vollkommen amorphe Kiefelfäure mit mufchligem Bruch, 
von verfchiedener Farbe, gewöhnlich mit einem Meinen Gehalt von Kali, Eifenogyd zc. 

Fibrin, f. Blut. 

Filter, Kltre, filter, die Subftanz, durch welche man trübe Flüffigkeiten geben 
läßt, um die eften Körper , die fie trübten, zurückzuhalten. 

Filtrira pparat, appareil filtrant, filter apparatus, nennt: man die verfihie- 
denartigen Vorrichtungen, deren man fi) bei der Operation des Filtrirens bedient. 

Filtriren, fltrir, to filter, heißt: eine trübe Flüſſigkeit durch irgend einen 
Stoff, Papier, Filz (Tuch oder Beutel), Koble, Sand ꝛc., geben laflen, welcher die fie 
trübenden feften Körper vollftändig- zurüdhält. 

Filtrirpapier, papier emporetique, filtering paper; ſ. $iltriren. 

Firnisse, Viruis, Varnish. Unter diefer Benennung verfteht man im Als 
gemeinen mehr oder weniger fonfiftente Flüffigkeiten, die die Eigenfchaft haben, dünn 
aufgefirihen, nach dem Trodnen einen glänzenden Ueberzug zu binterlaflen, der von 
Bafler nicht aufgelöft wird. Gewöhnlich find es Auflöfungen von Harzen in Alkohol, 

13 * 








196 Fischbein — Fleisch. a 


Terpentindl oder einem andern mwohlfeilen ätherifchen Dele; zuweilen ift ed auch bio? 
Reindl, deſſen Eigenfchaft zu trodnen, man durch eine befondere Behandlung noch 
erhöht hat. Die am meiften zur Firnißbereitung angewendeten_Harze find: Bernftein, 
Kopal, Maftir, Dammar, Anime, Sandarat, Kolophonium, Asphalt, AmmonialcHar 
u.f.w.; manche Harze dienen nur, um den Firniffen eine befondere Farbe zu ertbeilen, 
wies Gutti und Drachenblut x. Selten wendet man zur Darftellung von .Firniß eines 
der Harze allein an und der Firniß erhält alddann den Namen ded Harzes, welches 
vorwiegt, fo 3. B. Dammar-, Maftir-, Sandaraffiriß; Kopals und Bernfteinfirmille 
erhalten in der Negel keinen Zuſatz von andern Harzen, da fie jedoch für manche 
Zwecke zu fpröde erfcheinen, fo vermifcht man fie in folchen Fällen mit einer gewiſſen 
Menge Leinölfirniß, der fie gefchmeidiger und haltbarer macht; die reinen Harzfirniſſe 
pflegt man auch Lade zu nennen. - 

'Fischbein, os de balaine, whale bone. Diefe befannte hormartige Subftan; 
von faferiger Tertur und ſchwärzlicher oder grauer farbe, flammt von Balaena my- 
sticetes und bildet fi auf deſſen Oberfiefer. 

Fisethels, Fuſtikholz, Viſetholz, Fustet, fuste, fustot, ift ein gelbes Farbehol,, 
welches aus Illyrien, Ungarn und Dalmatien zu und gebracht wird und von Rhos 
Cotinus (Perüdenbaum) abftammt. 

Fixe Luft, ein früherer, jegt nur noch wenig gebrauchter Name für Kohienſäure. 

Flamme, fNamme, Aame, nennen wir einen bis zum Grglüben erhitzten gas⸗ 
förmigen Körper: 

‚Flammofen, Reverberirofen,, fourneau au reverbere, fourneau a calciner, 
calcining fournace, werden ſolche Defen genannt, wo die zu behandelnden Subftanzen 
nur durch die vom Feuerherd ausgehende und zweckmäßig geleitete Flamme erhigt werden. 

Flasche, Leydener, ſ. elettriſche Flaſche. 


Flatterfeuer, eine techniſche Bezeichnung für die beim Anheizen eines Porcellan⸗ 
ofend zum Gutbrennen zuerfi auftretende, unruhig hin und her ſchlagende — flat 
ternde — Flamme; je ftärker, in Folge flärkeren Heizen®, der Zug wird, um fo mehr 
nimmt auch die Flamme eine geradlinigte Richtung an. 

Flatterruss, Ruß, f. Kohle. 


Flechte, isländische, isländiſches Moos, lichen d’islande, ift die getrocknete 
Pflanze von Cetraria islandica, die auch in Deutfhland (Harz, Thüringermald ꝛc.) 
vorfommt. Außer in der Medicin, hat man, indem fie gegen 70 Proc. Flechtenftärke 
enthält, die fchleimige Abkochung derfelben auch in der Weberei zum Schlichten ge 
braucht. Die Afche derjelben zeichnet fich durch einen großen Kalis (20 Proc.) und 
Phosphorfäuregehalt (gegen 3,5 Proc.) aus. 

Fleisch, chair, fesh. Seiner anatomifchen Zufammenfeßung nad) ift bad ' 
Fleiſch eine Bereinigung von eigenthümlichen Fafern, Bindegerveben, Nerven, Blut: und 
Lymphgefäßen. Den hauptfächlichften Beftandtheil bilden jedoch die eigentlichen Mus 
kelfafern, die Mustelprimitivbündel, von welchen eine große Anzahl durch die 
Dindegemwebe zu Bündeln vereinigt find; aus dieſen entfteben größere Bündel, die 
endlich die vollftändigen Muskeln bilden; Gefäße und Nerven verzieigen fidh in vers 
fchiedenen Richtungen zwifchen den Primitivbündeln, mährend das Bindegerwebe mehr 
oder weniger mit fFettzellen angefüllt und dad Ganze von einer fäuerlichen Flüffigfeit 
umgeben ift. Ebenſo verfehieden wie in den Forms, ift das Fleiſch auch in feinem 
hemifchen Gebilden. Die eigentliche Fleiſchſubſtanz, d. h. was nach wieder: 








Fleischbrühe — Fiuor. 197 


boltem Auswafchen mit Waller und Auspreffen der Maſſe zurückbleibt, befieht aus 
den Musfelfafern, mit den feimgebenden Geweben, Blut⸗ und Lymphgefäßen und 
Nervenſubſtanz. In der fäuerlichen Bluflüffigkeit finden fi, nad Abfcheidung des 
Albumind: A) Kreatin; b) Inofinſäure; co) Kreatinin; d) Milchſäure; e)' die un 
organischen Beftandtpeile (zufammen das bildend, was man früher Fleiſchextrakt 
nannte), Im Ochfenfleifche fand — in 100 Theilen 


Waller .. oo u ld 
Fleiſchfaſer, Sefäße 2020er. 1970 
Aldbumin und Hämatoglobulin 00.220 
Altoholertraft mit Salzen . . 1,80 
Waſſerextrakt mit Salzen ; . 1,05 
Eimweißhaltigen, phosphorfauren Kalt . 0,08 


Fleischbrühe , bouillon de viande, broath, in der Fleiſchbrühe, wie fie durch 
Augziehen des Fleifches mit heißem Wafler erhalten wird, finden ſich außer den oben 
genannten Stoffen: inofins und milchſaure Salze, phosphorfaure Alkalien, phosphor⸗ 
faure Bittererde mit Meinen Mengen von phosphorſaurem Kalt und Ghlorfalium; fie 
teagirt von freiem Milch» und Inofinſäure ſauer. Aus 1 Pfund fnochen» und fett- 
freiem Ochfenfleifch erhält man etwa 1 Roth Fleifchertraft, welches fich zu $ in 85» 
procentiſchem Weingeift auflöfl; es giebt dies ein Mittel ab, Berfälfchungen der 
Bouillon mit dem Leim der fogenannten Bouillontafeln zu entdeden, von welchem 
höchſtens A bis 5 Proc. von Alkohol, von der genannten Stärke, auflöstich find. 

Fliegenstein, Zliegenfobalt, arsenic noir, ou ecaill6ax, pierre a mouche, 
flaky arsenic. Diefe noch immer zum Tödten der Fliegen angewendete Subflanz 
it metallifche® Arfen, 

Flötz, mine en_lits, layer, eine ältere geognoftifche Bezeichnung für „Lager“, 
die gegenwärtig faft nur noch für die in der Flößformation fi) findenden nußbaren 
Mineralien gebraucht wird. 

Florentiner Flasche, ein zum Auffangen ätheriſcher Dele bei deren Deſtil⸗ 
lation mit Wafler, eingerichtete® Gefäß. 

Morentiuer Lack. Zu feiner Darftellung fällt man eine Abfochung von 
I Theil Fernambufholz mit 30 — 40 Theilen Waſſer, nahdem man zuvor darin 
I—3 Th. Alaun aufgelöft hat, nicht volftändig, durch eine Auflöfung von Potafche, 
wäſcht den Niederfchlag ab und trodnet ihn fo weit, daB fih Kugeln daraus formen 
offen, die alddann völlig audgetrocdnet, unter obigem Namen, in den Handel ge- 
draht werden. - 

Flüchtig, volatil, volatile, nennen wir die Stoffe, die, ohne eine Aendes 
tung in ihrer chemifchen Zufammenfegung zu erleiden, dur Wärme in Gas oder 
Dampf verwandelt werden. . 


Flüssig, Tiqnide, liquide, Ruid. Man unterfcheidet tropfbar flüſſige und gas— 
förmig flüffige Körper; beide Arten nehmen die Form ber Gefäße an, im melche I 
emgefchloffen find, erftere mit ebener Oberfläche. 


Fiuer » Fluorine, Auorine, fluorin, Auorine, ein nichtmetalliicher, zur Klaffe 
der Salzbilder gehöriger einfacher Stoff, der jedoch, wegen feiner großen Begierde mit 
andern Körpern Verbindungen einzugeben, noch nicht für fich hat dargeftellt werden 
fönnen und in feinem Berhalten am nächften dem Chlor fteht. Zeichen: FI; Aequiv. 
= 19,0, 


Pr 


198 Fluormetalle — Folia Matico. 


Fluormetalle, Fluorüre, Yluoride, Auorures, Auorides, fuorurets, Auoride, 
fie entiprechen meift den gleich zufammengefegten Shlormetallen , find jedoch im Al: 
gemeinen weniger auflöglih im Waſſer als diefe. Die unauflöslichen bilden fehr 
häufig vollfommen durchſichtige gaflertastige Maſſen. Dur) Echwefelfäure werden fie 
leicht und volllommen, durch Salpeter- und Salzſäure nur langſam und unvollftändig 
zerſetzt. Die Fluorverbindungen find feicht daran zu erfennen, daß Schwefelſäure⸗ 
bydrat daraus Fluorwaſſerſtoffſäure entwidelt, deren Dämpfe die Eigenfchaft haben, 
dad Glas zu äßen. : ö 

Fluorwasserstoffsäure, acide hydro - Auorique, Auoric-acid, hydrofuoric 
acid. Diefe Säure wird erhalten, wenn man feingepulverten,, möglichft reinen, na: 
mentlich quarsfreien Flußfpatb (Fluor calcium) mit feinem doppelten Gewicht Ein 
fach: Schwefelfäurehydrat , die man beide gut mit einander gemengt- hat, aus einer 
bfeiernen Retorte deftillirt und die ertmeichenden Dämpfe in einer mit Eis umgebenen 
Borlage-von Blei verdichtet. Die fo, erhaltene mwafferfreie Säure. bildet bei gemöhnli: 
cher Temperatur ein farbloſes Gas, das fich in einer Käkemifchung zu einer tropfbaren 
Flüffigkeit verdichten läßt: mit fehr wenig Waſſer vermifcht, bifdet fie eine farblofe 
Flüffigfeit von 1,06 fpec. Gew., die bei etwa 30° C. fiedet und”an der Luft ſtark 
raucht; mit Waſſer läßt fie fih in allen Berbältniffen mifchen; fie gehört zu den ge 
fährlichften zu Handhabenden Stoffen, ein Tropfen davon auf die Haut gebradit, er: 
zeugt den heftigften Schmerz, es erfolgt Entzündung mit Wundfieber und es entfteht 
auf der afficirten Stelle eine weiße Giterblafe, die in eine nur langfam heilende 
Wunde übergeht, Die Zufanımenfsgung der Fluorwaſſerſtoffſäure iſt nicht direkt er⸗ 
mittelt, wahrſcheinlich aber befteht He aus gleichen Nequivalenten Fluor und Waſſer⸗ 
floff, nach Procenten: aus 5,0 Waflerftoff und 95,0 Fluor: 


Flüsse, Glasflüſſe, bierunter verſteht man voerſchiadene zufommengefehte Glas— 
maflen, wie man diefelben zur Anfertigung von unächten Steinen, Linfen x. anwendet. 


Fluss, fondant, Aux, precipitant, bierunter verfteht man einige in der Mes 
tallurgie angemwendete Reduktionsmittel: ſchwarzer und weißer Fluß; erfterer ift 
ein Gemenge von fein zertheilter Kohle und kohlenfaurem Kali, welches man durd 
Berpuffung eines Gemenged von 3 Theilen Weinftein mit 1 Theil Salpeter erhält; 
der weiße Fluß ift reines fohlenfaured Kali. In der Porzefanmalerei nennt man 
ein Gemenge von Bleioryd und Widmuthoryd, dad man dem einzubrennenden Farben 
zufest, chenfals Fluß. 


x 


Flussmittel, poudre de fusion, ou fondante, Aux rapide. Als ſolche find Ä 


diejenigen Subftanzen zu bezeichnen, die man bei metallurgifchen Proceffen, fowohl im 
Kleinen, wie auch im Großen, den audzubringenden Erzen zuſetzt; a) um leiht: 
flüffigere Schladen zu erzielen; b) um die Rebuftion zu erleichtern und c) um vor: 


handene oder bei dem Proceß entftehende Säuren aufzunehmen; für den erftern Zwed | 
werden haupiſächlich Kiefel- und Borfäure, Kochſalz, Flußſpath 20,; für den lepteren | 


Potafhe, Soda und Kalk angewendet. 
Flusssäure , fo viel wie Zluorwafferftofffäure. 
Flussspath, Auorure de calgium, Augride of calejum, ein häufig vorfom- 





mendes Mineral, welches hauptſächlich ald Flußmittel, aber auch zyr Darftellung der 


meiften Fluorverbindungen benugt wird und in 100 Theilen aus 59,37 Kalcium und 
40,43 Fluor beftebt, ; 


Folia Matice, find die Blätter des in Peru einheimifchen Piper angusti- 


\ 


Fonte malleable — Frischblei. 199 


fflium, Ruiz, — nach Miquel von artanthe elongata ; dieſelben find länglich 
Iamertförmig, bis 6 Zoll lang und 2 Zoll breit, feingeferbt, runzlich, netzadrig, 
oben kurz behaart, unten graufilgig, beim Zerreiben von fcharfem, gewürzhaftem Geruch 
und ſchwach pfefferartigem, anhaltend bitterm Geſchmack. Sie enthalten Arherifches 
Del, werden in Subſtanz oder CExtrakt gegen ul in deſtillirtem Walter ges 
löſt, auch zu Injektionen benußt. 

Fonte malleable, hat man das — Baßeifen genannt, welches da⸗ 
durch erhalten wird, daß man es in Zinkoryd eingepadt, in verſchloſſenen Käſten 
einer anhaltenden Glühhitze ausſetzt. . 

Formation, formation, formation, nennt man die aud einer jeden der Um⸗ 
wälzungsepochen, die unfere Erde in Folge vullanifcher und neptunifcher Thätigkeit 
alitten hat, hervorgegangene Gebirgbart. 

Formein, chemische, formule de chimie, formule of chemistry, die nach 
beſtimmten Regeln erfolgte Zuſammenſtellung der den einfachen Körpern beigelegten 
Symbole (in. der Negel deren Anfangebummfiabe mac dem Tateinifchen Ramen), um 
dadurch auf eine kurze und leicht überfichtliche WVeife, die Zufammenfeßung ‚einer ches 
mifhen Verbindung auszudrücken; z. 8. Na0,80, + 10HO heißt kryſtalliſirtes 
Ihwefelfaured Natron; weiter erfieht man aus diefer Formel, daB das Natron aus 1 Aeq. 
Narium und 1 Aeq. Sauerftoff, die Schwefelfäure aus 1 Aeq. Schwefel und 3 Aeq. 
Sauerfloff beftehen, daB das fchmefelfaure Natron, als kryſtallifirtes Salz, 10 Aeq. 
Vaſſer aufgenommen hat und daß lebtered aus 1 Aeq. Wafferftoff und 1Aeq. Sauerftoff 
beſteht; woraus wohl der große Ruben und die große Bequemlichkeit, die die chemi⸗ 
(hen Formeln gewähren, zur Genüge’ einleuchten. 

Fossilien, fossiles, fossil, wörtlich, Subſtanzen, Die aus der Erde gegraben 
werden und verfiebt man darunter fomohl Mineralien ald auch Berfteinerungen. 

Foucault’s Pendel, eine Penvdelvorrichtung, vermittelft welcher man die Um⸗ 
drebung der Erde um ihre Are veranfchaulichen kann; dieſelbe befteht aud einem ges 
möhnlihen, nur recht langen Pendel (100— 200 Fuß), welches oben in einem mög» 
lihft feften Punkte aufgehängt und unten mit einer ſchweren Kugel (40 — 50 Pfund) 
verfehen ift. Einmal in Schwingungen verfeßt, erfolgen dieſe ftetd in derfelben Ber: 
titalebene;, Die fcheindare Veränderung, die nach einiger Zeit diefe Richtung erleidei 
(nah etwa 10 Stunden um 90°) ift Folge der Umdrehung der Erde um ihre Are. 

Fraukfurter Schwarz, Noir d’Allemagne, German black. Bon bdiefem 
Fabrilate kommen zwei Sorten im Handel vor, von welchen die eine, die beffere, 
durch Verkohlen bei Luftabſchluß von gewaſchenen und wieder getrodineten Hefenabfah 
von Weinen oder aus ebenfo behandelter Effigmutter, die andere geringere Sorte aus 
dem Berfohlen von Weintrebern gewonnen wird; unter demfelben Namen wird zu⸗ 
teilen auch die aus jungen Weinreben- erhaltene Kohle verkauft. 

Franklin’sche Tafel, eine feine, bei efeftrifchen Berfuchen angemwendete Vor 
tihtung; fie beſteht aus einer dünnen Glaätafel, die auf «beiden Seiten, bis Auf etwa 
2 Zoll von den Rändern entfernt, mit Stanniol belegt ift. 

Fraueneis, Frauenglas, Marienglad, verre de Moscovie, apato gipzeuz, 
sparry gypsum, in dünnen, farblofen, durchfichtigen Blättchen Fryftallifirter fchtwefelfaurer 
Kalt, welcher feiner beiondern Reinheit wegen gern zu weißen Studarbeiten sc. benutzt wird. 

Priedriehssals, eine Name für Glauberfalz, welches im Friedrichshall bei 
Koburg zuerft im Großen dargeftellt wurde. 

Frischblei, plomıb raffin&, plomb doux, plomb marchand, refined lead, 





200 Frischeisen — ——— 


heißt das beim Friſchen, d. h. bei der Reduktion der Glätte geivonnene . Blei, nad) 
der zu feiner Darftellung verwendeten Glätte, enthält ed, bald mehr, bald weniger 


‚ Kupfer, Eifen, Arfen und Süber, von letzterm etwa yaday Oder im Gentner 4 Loth. 


x 


Frischeisen, das beim Friſchproceß des Eiſens, bei welchem ein Theil des 
Kohlenftoffe durch Oxydation entfernt wird, während andere nachtheilige Beimengun- 
gen größtentheild in die Schladen gehen — gewonnene gefchmeidige Eifen. 

Frischen, fer affins, refined iron, mit diefem Ausdrud bejeichnet man ihrer 
Natur und ihrem Zwecke nach verfchiedene Proceffe; das Frifchen des Eiſens ift we 
fentlih ein Orgdationdproceß, durch welchen Koblenftoff und einige fremde Bei⸗ 
mengungen entfernt werden follen; beim Friſchen der Glätze beabfichtigt man deren 
Reduktion zu metallifhem Blei, beim Saigerproceß beſteht das Krifchen in einem 
Zufammenfchmelzen. des filberhaltigen Silberd mit Bleiz endlich wird auch dad Zu 
fammenbringen von gefhmolzenem Blei mit geſchmolzenem filbere und kupferhaltigem 
Rohftein beim ungarifhen Silberfchmelzproceffe Frifhen genannt. 

Frischfeuer, forge affinerie, renardure, fo werden die Herböfen genannt, in 
welchen das Ropeifen gefriſcht wird. 

Frischglätte, heißt die zum Friſchen kommende Glätte. 

Frischschlacken, nennt man die bei jeder Art des Friſchens entftehenden 
Schlacken und zwar beim Eifen: Eifenfrifehfchladten : bei der Glätte: Blei⸗Friſchſchlacken. 

Frischstahl, acier erroy6 ou raffine, raffined steel, heißt der durch Friſchen 
von befonderd reinem Stabeifen erzeugte Gußftahl. 

Fritte, feitte, frittage, frit, eine allgemeine Bezeichnung für, bis zur begin: 
nenden Scämelung, erhigte Maffen, wobei die einzelnen Partifelchen eine nur ober 


j flächliche, aber doch fo weit vorgefchrittene Schmelzung erlitten haben, daß fie für ſich 


feſt, gegenfeitig aber nur loder zufammenpalten. 
Frostmischung, f. Kältemiſchung. 


Fruchtessenzen, hierunter verfteht man gewiſſe Verbindungen von Aethyl- 
Methyl: und Amyloryd mit organifchen Säuren, befonderd Valerian s und Effigfäur. 


Fruchtsäure, eine zuweilen gebrauchte Bezeichnung für Aepfelfäure. 


Fnchsiacin, ein rother Farbſtoff aus Anilin, auf die Weife dargeftelit, daf 
man eine Mifhung von Anilin und waflerfreiem Zinndhlorid zum Sieden bringt und 
15 — 20 Minuten lang darin erhält. Beim Erfalten fchlägt fih der Farbftoff im 
unreinen Zuftande nieder; um ihn rein zu befommen, löſt man ihn in fochenden 
Waffer, filtrirt und läßt erfalten, wobei er fich abfcheidet. 

Fuchsin , arjenigfaured Rosanilin, arſenigſaures Anilinrotb. Zu feiner Rein: 
darftellung wird das durch Behandlung des Anilinrotb8 mit arfeniger Säure erhal 
tene Rohfuchfin mit etwa der Hälfte feined Gewichts Kochſalz und 5 Theilen Waſſer 
gekocht. Man läßt 2 Stunden erfalten, filtrirt die überftehende Lauge und fällt den 
gelöften Farbeftoff mit Kochfalz aus; man filtrirt und kocht den Niederfchlag gemein 
fhaftlich mit dem zuerft erhaltenen Kuchfin mehreremald mit Waſſer aud und filtrit. 
Die erfte Lauge fällt man zweckmäßig aus, die dritte und vierte Lauge geben hin 
länglich reine Kryftallifationen; die Mutterlaugen dienen zu neuen Abkochungen. 

Fulgurit, ſ. Blitzröhren. 

Fulminate, find die Verbindungen der Knall oder Paracyanſäure mit den Baſen. 


Fumarolen, der Name für die Erhalationen, die in vulkaniſchen Gegenden 
dem Erdboden entfirömen und größtentheild aus Waflerdampf beftchen ; auf der Intel 





Fumigationen — Gährung. | 201 


Bantellaria. bringen die Hirten dad Wafler der Fumarolen durch, vor die Deffnungen 
gelegted Reißig zum Riederfhlagen, um es für ihre Ziegen zu benugen. Breislak 
ließ eine der flärffien Fumarolen, die Solfatara (bei Neapel) mit einem Thurme 
überbauen, um mit dem fondenfirten Waller den Bedarf der dafelbfi befindlichen 
Echmefelfäurefabrif an Waſſer zu deden. 2 

Fumigationen, werden die, Behufs von Desinfeltionen, vorgenommenen Räucher 
tungen genannt. 


Funken, elektriſche, etinceille electrique, electric spark, heißt die’ Erſchei⸗ 
nung von Licht, Die Wopzgenomimen wird, wenn die entgegengefeßten Elektricitäten 
ſich ausgleichen. _ 

Fuselöl, Amyl alcool. Mit diefem Namen werden oft irrthümlicherweiſe drei, 
durch ihre Eigenfhaften und Zufemmenfehung verfehiedene Körper bezeichnet, indem 
man annimmt, was jedoch nicht der Kal ift, daß die bei der Kartoffel» und Getreide- 
maifch= und der Weintrebergährung auftretenden Nebenprodukte identifch feien. . Aus 
der Kartoffelmaifche wird eine Flüſſigkeit von ölartiger Beichaffenheit, Amylalkohol, 
Amyloxydhydrat, aus dem Getreide eim dided, der Denanthfäure gleich zufammen- 
giſetztes Del erhalten; bei der Weingährung entfleht Oenanthſäure, die durch andere 
in der Hefe enthaltene Säuren befähigt wird, mit dem Alkohol, d. i.: Aethyloxydhydrat, 
önanthfaures Aethyloxyd, d. h. Denanthäther zu bilden. 

Fustikhels, ſ. Fiſetholz. 


G. 


Gaareisen, Gahreiſen, fer affins, refined iron, dieſen Namen führt die Eiſen⸗ 
fange, die man beim Garmachen des Kupferd gebraucht, um nach dem Ausfehen des 
Kupferd, welched man mittelft des Gaareifend herausgenommen, die richtige Befchaffen- 
heit, die noͤthige Gaare zu erkennen; das gaare Roheifen wird ebenfall® Sanreifen genannt. 

Gaarherd ift die Bezeichnung für die bei der Kupfergeminnung gebräuchlichen 
Herdofen, von melden man 3 Arten unterfcheidet: ben großen und Kleinen Kupfer: 
gaarherd und den zum Hammergaarmachen ded Kupferd beftimmten Herd. 

Gaarkupfer, cuivre rosette, rose copper, man unterjcheidet Herdgaar⸗ 
fupfer, welches durch einen orpdirenden Schmelzproceß (dad Gaarmachen) und 
Sammergaarfupfer, welches durch einen reducitenden Schmelzproceß aus dem 
Herdgaarkupfer gewonnen wird. 

Gaarmachen, hierunter begreift man die verfchiedenen Proceffe, durch welche 
dad Schwarzfupfer in Gaarkupfer verwandelt wird. 

Gaarschlacken, find die beim Gaarmachen des Kupfers abfallenden Scladen, 
die, weil fie viel Kupferorydul enthalten, noch zur Darftellung eines unteinen Kupfers 
benußt werden. : 

Gaarsieden, ein auf Salzlaugen, nachdem fie dur Einkochen oder Abs 
dampfen eine gewiſſe Koncentration erlangt haben, fehr allgemein gebrauchter Aus⸗ 
drud, der fo viel als „fertig“ bezeichnet. _ 

Gährung, fermentation, fermentation. Dan fann fehr viele Arten von 
Gährung unterfcheiden; im gewöhnlichen Leben verfteht man aber unter diefer Be⸗ 
zeichnung, die durch gewiſſe Stoffe (Fermente, Hefen) hervorgerufene und, wenn bie 


12 
0 





202 Gährungsmittel — Gallenasparagin. 


fonftigen Bedingungen — eine angemeffene Wärme und die Gegenwart von Baffır — 
erfüllt find, von felbft fortfhreitende Entmifchung des Zuckers, welcher hierbei gerade: 
auf in Alkohol und Kohlenfäure zerfällt. 

Gährungsmittel, nennt man alle diejenigen Subſtanzen, die im Stande fint, 
die Gährung hervorzurufen ; das einzige Erforderniß fcheint zu fein, daß fie ſtickſtoff 
haltig feien. 

Gänze, auch Gänſe, gueuees, lump of melted iron, merden die prismatiſchen 
Etüde von Roheifen genannt, welches. nachdem es geſchmolzen, in Formen von Sand 
abgelaſſen wird. 

Galactometer, Galatoftop, mit dieſem Narren hat man die verſchiedenen 
Inſtrumente belegt, vermittelft welcher man den Gehalt der Mil; en Fett, Überhaupt 
ihre Güte auf eine einfache Weife glaubte beftimmen zu können, es hat fich jedoch 
feines derfelben fo bewährt, daß ed Eingang gefunden hätte. 

Galeerenefen , galere, eine Dfeneinrichtung , welche geftattet, eine oder meb- 
rere Reiben Retorten einzufegen und durch eine gemeinfchaftliche Fenerung zu heizen. 

Galläpfel, noix de galle, not gall, die durch den Stich der Gallwespe an 
dem Blattftiel der Färberciche fich bildenden Auswüchſe Die die Eier einfchliegen und 
Tpäter von den ausfriechenden Inſekten durchbohrt werden. Es kommen fehr rer: 
ſchiedene Sorten Galläpfel im Handel vor; am beften find die Tevantifchen, diefe find 
ſchwer, dicht, höderig, von ſchwärzlich eder bläulich grüner Farbe und noch nicht von 
den Inſekten durchbrochen, man unterfcheidet unter ihnen wieder große und. kleine 
Gallen und giebt erfteren den Borzug., Die meiften Galläpfel find von den Inſekten 
durchbohrt, von gelblich grauer Farbe, Teit und von ſchwammiger oder loderer Be: 
ſchaffenheit. In der neueren Zeit ſind noch zwei andere Sorten, chineſiſche und ja— 
paniſche Galläpfel in den Handel gebracht worden. Die erſteren beſtehen aus aufe 
mannichfachfte geftalteten, höckerigen oder gehörnten, mit einem grauen Filz bedecdten, 
hohlen Knollen, von einigen Linien bis Zollen im Durchmeſſer, in welchen man die 
todte Brut des Inſekts findet, dem ſie ihre Entſtehung auf der Mutterpflanze, einem 
Solanum, verdanken. Die Subſtanz ſelbſt iſt unter dem grauen Filz röthlich, glän⸗ 
zend, ſpröde, durchſcheinend, auf dem Bruch fett- bis glasglänzend; fie erweicht im 
Waſſer ohne merklich aufzuquellen und wird dabei weiß und durchſichtig; fie enthalten 
etwa 4 Gerbeftoff weniger ald gute levantifche Gallen, während fie nur % fo viel 
koften, als diefe. Die japanifchen Gallen ſcheinen ähnlichen Urſprungs wie die dinefi: 
ſchen zu fein; doch find die Knollen meit Meiner und mit vielen Stengeln oder £tie- 
ten der Pflanze untermengt, von welcher fie abftammen und meit geringer an Gerb⸗ 
fäuregehalt (36 — 40 Proc.) 

Galläpfelsäure, f. Gerbfäure. 

Galle, vile, fiel bei Thieren, l’amer bei Fiſchen, gall, bile, Die Galle if 
ein Produkt des thierifchen Organiemusd, und zwar eine Sekretion der Reber, und 
fammelt fih in der ®allenblafe oder den Gallengängen, wenn jene fehlt. Sie enthäll 
eine große ˖ Anzahl chemiſch verfchiedener Körper. Ihrer Hauptmafle nach befteht die 
Galle aus den Alkalifalzen zweier fticftoffhaltiger organischer Säuren, der Gholfänre 
und Choleinfäure; in geringer Menge find darin enthalten: Schleim, fette, Le 
cithin, Cholefterin, Fleifhmilhfäure, eine ftarke Bafe, dad Eholin, und 
mehrere Karbitoffe. 

Gallenasparagiu, fyn. mit Taurin, einem umſehungebroduti gewiſſer Be⸗ 
ſtandtheile der Galle. 





Gallenconcrelionen — Galvanische Kette. 203 


Gallenconcretienen, ſ. Conerétionen. 

Gallenfarbstofl, Berzelius nimmt deren zwei an: das Biliverdin und 
das Bilifutvin. 

Callenhars, ſyn. mit Choleinſäure, L d. 

Gallensäure, fon. Sholeinfäure. 

Gallenschleim, f. Galle. 

Gallensteine, ſ Goncretionen. 

‚ Sallensteinfett, fun. Gholefterin, f. Sale. 

Gallensüss, Gallenzuder, ein Produkt, welches ſich wahrſcheinlich erft in Folge 
mit der Galle pprgenammener Behandlungen bildet. 

Gallerte, f. Leim. 

Gallerte, chinesische, Aga, Aga, eine Algenart, welche vor etwa 5 Jahren 
aus China zu und gebracht wurde. Diefelbe bildet etwa fußlange, zufammen- 
gefhrumpfte , äußert dünnmandige Röhrchen, von faft weißer Farbe, die die größte 
Aehnlichkeit mit der fogenannten ‘Seele einer Feder haben. Mit Waſſer bildet fie eine 
vollkommen klare geruch« und geichmadlofe Auföfung, die beim Erkalten zu einer 
völlig durchfichtigen Gallerte erflarrt; I Theil reicht bin, um 100 Theile Waller zu- 
einer fteifen GSallerte zu mahen. Die Subftanz enthält feinen Stickſtoff und- findet 
Anwendung zur Herflelung von Fruchtgelees. 

Gallertsäure, ſ. Bektinfätre. 

Gallizenstein, blauer, eine volfsgebräuchliche Bezeichnung für Kupfervitriol. 


Gallone, gallon, das in England gebräuchliche Flüſſigkeitsmaß, melches 
N, Zolpfund Wafler faßt und genau alfo 4% Liter entfpricht. 

Gallussäure, acide gallique, gallic acid, eine eigenthümliche Säure, die ſich 
vorzugsweiſe in den Galläpfeln, allein auch in vielen andern Pflanzen findet und aus 
der Gerb= oder Tanninfäure entfieht. Man erhält die Sallusfäure, wenn man einen 
toncentrirten Auszug von Galläpfeln längere Zeit (mehrere Monate) bei einer Tempe: 
ratur von 16— 20° C. an der Luft ftehen läßt. Die Flüffigkeit überzieht fich ale- 
dann mit einer allmälig immer dicker werdenden Schimmelhaut, an der ſich bei ru= 
bigem Stehen die Gallusſäure in ſchönen, oft großen Kryflallen anhängt, die von 
da zu Boden fallen. Run mäfcht fie ab, läßt fie einigemale umkryſtalliſiren und ents 
färbt fie zulegt mit Thierkohle, was jedoch feine Schwierigkeiten hat. Sie löſt fi 
in 100 Theilen faliem und in 3 Zheilen kochendem Waller; von Alkohol wird fie 
liter aufgenommen. Sie fand früher Anmwendung in der Photographie, mo 
he jedoch jetzt durch die Brenzgallusfäure erfegt ift; in der Chemie dient fie zum Auf- 
Anden einer Mengen von Altalien, befonders- in Mineralwäſſern, die bei einem 
Alkaligehalte, auf Zufag von Gerbefäne, eine charakteriftifche, grünliche Färbung 
. annehmen, 

Wallustinktur, nennt man den Auszug der Galläpfel mit ſchwachem Wein⸗ 
geift, den man bei hemifchen Unterfuchungen ald Reageps auf Eifen anwendet. 

Galmel, oalamine, calamine, die Bezeichnung für Imei verfhiedene Mineras 
lien, nämlich für foblenfaures, wie kieſelſaures Zinkoryd. 

Galvanische, Kette, man verſteht hierunter die Verbiadung von eigene 
drei chemiſch verſchiedenen, die Glektricität leitenden Körpern, von welchen wenigſtens 
Giner zufammengefeßt, und, wenn die Ströme D.uer haben ſollen, flüſſig ſein muß. 


IS; see ara, 





204 — Galvanismus — Garanein. 


Galvanismus, galvanisme, galvanism. rüber hielt man die mit diefem 
Namen bezeichneten eleftrifchen Erfcheinungen für eine eigenthümliche Ark der Elektri⸗ 
cität, gegenwärtig begreift man bierunter die durch unmittelbare Berührung, oder 
mittelft eines dritten. Körpers in Wechfelwirtung verfebte, von zwei verfchiedenen 
Metallen oder andern Körpern hervorgerufene eleftrifche Bertheilung, mit andern 
Worten: die Erfcheinungen der Berührungseleftricität. 

Galvanemeter,, vdiefen Namen hat man allen den verfchiedenen Apparaten und 
Inftrumenten gegeben, bei welchen dad VBorhandenfein einer eleftrifchen Strömung 
durch ihre Einwirkung auf eine Magnetnadel erfannt und deren Stärfe durch die be⸗ 
wirkte Ablenkung gemeſſen wird. 

Galvaneplastik, galvanoplastique, galvanoplastic, electrotype; hierunter 
‚verfteht man das Verfahren, mittelft Elektrolyſe der Auflöfungen von Metallfalen, 
die aufgelöften Metalle auf einer Metalls oder einer durch Graphit leitend gemachten 
Oberfläche eines andern Körpers in regulinifchem Zuftande niederzufchlagen, infofern 
ed ſich hierbei um flärfere Ablagerungen und die Abformung von Münzen, Kupfer 
platten u. ſ. w. handelt Hiermit ganz -übereinftimmend, nur daß fehmächere Ueber 
züge beabfichtigt werden, ift die galva niſche Berfilberung oder Bergoldung. 
Zu beiden Zweden kommt es darauf an, einen langſamen, aber möglichft fonftanten 
galvanifchen Strom zu entwideln, in welcher Abficht man die verfchiedenartigften 
Apparate fonftruirt hat; ferner fommt es hierbei auf eine gewiſſe Temperatur, fomie 
auf eine gewiffe Koncentration der elektroiytifchen Flüffigfeit an. Die Galvanoplafil, 
in Berbindung mit der galvanifchen Vergoldung und Berfilberung, bildet gegenwärtig 
einen fehr wichtigen Induſtriezweig, der noch fortwährend vervollkommnet wird. 


Gang, Mlon, rameau, gangue, gang, nennt man in der Geognoſie und 
Bergbaufunde die fremdartigen Mineralpartieen, die fich innerhalb der Gefteindforma: 
tionen abgelagert haben, wenn diefelben eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte 
plattenförmige Geftalt befiten und ihre beiden größten Begrenzungdflächen mit den 
Schichtungsflächen des angrenzenden Geſteins einen Winkel bilden; bei abnormen Gr: 
fteinen kann eine fo geftaltete fremdartige Maffe nur zu den Gängen gerechnet 
werden. 


Gangart, miniaire ; mit diefem Namen bezeichnet der Bergmann Diejenigen 
Mineralien, welche dad Ertz, auf welches er baut, begleiten, aber von diefem nichts, 
oder nur jehr wenig enthalten 


Garancenz, Garancde, ein Produkt, welches aus bereit einmal zum färben 
benugtem Krapp dargeftellt wird. In Diefer Abficht mengt man die audgeprefiten und 
etwas getrodneten Krappräditände aufd Innigfte mit 4 bis 2 ihres Gewichte eng 
liſcher Schwefelſäure und läßt das Ganze in der Wärme ftehen, bis es fich bei öfte 
vem Umrühren in eine fehwarzbraune Maffe verwandelt hat, die alddann fo lange 
mit reinem kaltem Waller ausgewaſchen wird, bis dieſes den Karbftoff aufzulöfen be 


ginnt. Sie wird hierauf gepreßt und getrodnet, und giebt, in derſelben Weife wie 


dad Garancin angewendet, diefelben, doch weniger dauerhaften Farben, wie dieſes; 
aud muß dem Garancine Sumach zugefegt werden, wenn damit „Schwarz ge 
färbt werden foll. 


Garancin, garancine, ebenfalld ein Präparat aus der, jedgch noch nicht ans 


derweitig benugten Krappwurzel. Zu feiner Darftellung zieht man den gemahlenen 
Krapp wiederholt mit kalkfreiem Wafler aus, bis diefed den gelben Farbſtoff, dei 





Gasbeleuchtung — Guaranna. 205 


dad Feuer des Krapproths fehr beeinträchtigt, fortgenommen but. Nach diefer Behand: 
lung wird der Krapp gepreßt, getrodnet, gefiebt und mit feinem gleichen Gewicht 
englifher Schwefelfäure, die zuvor mit halb oder eben fo viel Wafler verdünnt wor⸗ 
den, vermifcht, und bei 609 bis 709 damit digerirt. Wie viel Wafler und welche 
Semperatur man anzumenden babe, hängt von der Art und Befchaffenheit des Krapps 
ab. Die Maſſe wird hierauf mit faltfreiem Waſſer angerührt und durch Auswafchen 
mit eben folhem Wafler von Echwefelfäure. befreit; um die letzten Antheile derfelben, 
‚die fih nur fehmer durch Wafler entfernen laffen, fortzunehmen, darf man den Krapp 
oder vielmehr das Sarancin zulegt nur mit einer fehr verdünnten Sodaauflöfung beban- 
deln; um aber. hierbei dad Maß nicht zu überfchreiten, da das Garancin durchaug 
richt altalifch reagiren darf, ermittelt man an einer Feine Probe den Bedarf an Soda 
für dad Ganze. Dad Garancin wird nach diefer legten Behandlung gepreßt, getrod- 
net und gefiebt. In diefem Zuftande bildet es ein ſchwarzbraunes Pulver mit einem 
feinen Stih ind Rothe. - 

Gasbeleuchtüng, eclairage par le gaz, gas lightning. Für diefe bekannte 
und alljährlich mehr in Aufnahme fommende Beleuchtungsmethode verwendet man 
Kohlenwaflerftoffgas, und zwar von der Zufammenfegung: C, H,, indem die Licht— 
entwidelung bei der ungleichzeitigen Verbrennung des Kohlenftoffd und des Waſſer⸗ 
Rofe darauf beruht, daß ein Theil des ausgetretenen Kohlenftoffs in der Flamme - 
zum Weißglühen erhigt wird. Diefed Kohlenwafferftoffgad verfchafft man fich in den 
meiften Fallen aus den Steinkohlen; doch benubt man, je nad) den örtlichen Ber- 
hältniffen, zu deflen Darftelung au: 1) Del und Fettabgänge aller Art, die fich 
ſonſt nicht gut verwerthen laffen, Delgas; 2) Harz; (augenblicklich ift dad Harz durch 
ltinen hohen Preis wohl überall ausgeſchloſſen) Harzgas; 3) bitumindfer Schiefer; 
4) Geifenwafler; 5) Holz, Holzgus. Im Allgemeinen find die zur Darftellung des 
Leuchtgaſes beſtimmten Apparate große 'eiferne Eylinderretorten, von, nach Art des 
verarbeiteten Material, verfchiedener Konſtruktion. — Aus welchem Stoff aber das 
keuchtgas auch Dargeftellt fein mag, es bedarf ftetö, ehe ed zur Verwendung geeignet ift, 
noch einer befonderen Neinigung, auf die näher einzugeben, viel zu weit führen 
würde, e 


Gase, gazes, gas. Hierunter verftehen wir ſowohl folche Körper, die unter 
gewöhnlichen Temperaturs und Luftdruckverhältniſſen an fich luft- oder dampfförmig, 
wie auch ſolche, die durch erhöhete Temperatur in einen folden Zuftand ver- 
fpt worden find (Dämpfe). Die meiften der zu den erftern gehörigen Gafe laffen 
fh durch ſtarken Drud zu tropfbaren Flüffigfeiten verdichten, die bei hohen Kälte 
gtaden fogar feft werden; Sauerftoffe, Waflerftoff- und Stidftoffgas find die einzigen 
Öafe, die man noch nicht hat zu tropfbaren Flüffigkeiten bat verdichten können; fie 
beißen darum permanente ®afe, während die übrigen co&rcebile genannt wer: 
den. Alle Safe befiten im hohen Grade die Eigenfchaft der leichten Berfchiebbarfeit 
ihrer Theilchen, der Zufammendrüdbarkeit, ſowie das Beftreben, fi auszudehnen, 
dem nur durch äußern Drud oder Begrenzung durch undurchlaffende Wände Schran- 
fen gefegt wird. 

Guaranna ift eine Pafta, welche die Brafilianer ‘aus den Samen der dert 
wachſenden Paulinia sorbiles, Mart., einer flrauchartigen Sapindacee, bereiten. Diefe 
Bafta ift eine Art Chofolade, und dient, mie diefe, zur Zubereitung von Geträn- 
en, mird aber auch ald Arzneimittel angewendet. Sie ficht braun aus, ift auf 
dem Bruche glänzend, riecht wie altes faures Roggenbrod und ſchmeckt zufammen: 
jiebend fehwach bitterlih. Sie enthält einen gerbftoffartigen Ertraftivftoff, fettes Det 





206 Gaslöthrohr — Gelb, Cöllner. 


und Then, von legterem 5,7 Broc., ift alſo unter allen thöinhaltigen Subftangen 
am teichften an diefem; Thee enthält bekanntlich nur 2 Proc. und Kaffee 1 Broc. 
: Gaslöthrohr, f. Löthrohr. 

Gasöl, ſ. Kohlenmwafferftoffe. 

Gasometer, compteur au guz, gasometer, gasholder, ein Apparat, wel- 
her dazu dient, Gaſe aufzufammeln und aufzubewahren, um nad Bedarf davon 
Gebrauch mahen zu können; follte eigentlich Gasbehälter heißen. 

Gaspipette, f. Pipette. 2 

Gaswanne, f. pneumatifche Wanne, cuvette pneumäatigue; ein offenes, 
mit Wafler, Quedfilber oder einer andern Flüffigkeit zum Theil angefülltes Gefäß, von 
der Einrichtung, um in Eylindern, Gloden, Flaſchen x. Gaſe auffangen zu können. 

Gattiren, Gattirung, classification, ein technifcher Ausdruck, mit welchem 
der Hüttenmann dad Bermengen verfchiedener (Eifen) Erzarten verfteht, die bei ihrer 
gemeinfchaftlihen Reduftion: im Dfen ein beffere® Produft geben, als wenn jedeö 
einzeln verfchmolzen würde. 

Gebirgsart, especes des pierres ou roches, species of stone, mineral, 
fossil, nennt man die verfchiedenen Gefteine, ohne alle Rüdfiht auf ihre Cohäſion 
und Zufammenfegung, aus welchen die Erdrinde befteht. 

Gebirgsformation, f. w. Formation. i 

. Gebläse, souflerie, bellows, nennt man unter fich fehr verfchiedene Bor: 
richtungen, die beflimmt find, einem Brenuftoff binnen einer gegebenen Zeit eine 
größere Menge Sauerftoffgad (Luft) zuzuführen und dadurch eine raſchere Berbren- 
nung, d. 5. größere Wärmeintenfität zu erzeugen, ald died durch den einfachen Luft: 
zug gefchieht. 

Gebläseluft, erhitste; hierunter verſteht man, hauptſächlich bei dem Hob⸗ 
ofen⸗Schmelzproceß, die vor ihrer Verwendung, d. h. vor ihrer Einwirkung a den _ 
Brennftoff, bis auf einen gemwiflen Grad, erhitzte Luft. 


Gediegen, natif, pur, unmixed, nennt man dad Vorkommen der Metalle im 
reguliniſchen Zuſtande; bis jegt ift etwa nur der dritte Theil der” bekanntert Metalle 
gediegen gefunden worden. | 


Gefrieren, se geler, to freoze, heißt: in Folge von Zemperaturerniedrigung | 
in feſten Zuſtand übergehen. 

Gefrierpanct, ſ. Schmelzpynct, terme de la congelation, freesing. 

Gegengift, ſ. Gift. 

Geheimmittel, f. Arcanum. 

Geigenhars, f. Colophon. 

Geist, rauchender des Libavius, eine alte Bezeichnung für Zinnchlorid 


Geist, wilder, Helment’s, cin Name, den man dem Koblenfäuregafe bei: 
gelegt hatte. 


Gelatine, f. Leim. 

Gelb, Casseler, f. Bleichlorür. 

Gelb, englisches, ſ. Bleihlorür. 

‚Gelb, Cöllner, ſ. Hromfaures Bleioryd 


Gelbbeeren — Gerbsäure. | 207 


celbbeeren, » graine d’Avignon, grainette, graine jaune, yellow-grains, 
Die unter diefem Namen in der Färberei zum @elbfärben benußten beerenartigen 
Früchte ſtammen von mehreren Rhamnudarten, von welchen Bhamnus infectoria im 
füdlihen Frankreich angebaut wird. Außer diefen fommen im Kandel noch zivei Arten 
hinefifcher Belbberen vor, wovon die eine mit dem Namen chineſiſche Gelb- 
beeren in Körnern, die andere chineſiſche Gelbbeeren in Schoten be 
gihnet wird. Beide ftehen jedoch weder in botanifcher, noch in chemifcher Hinficht 
in irgend einer Beziehung zu einander. Die erfleren,, die auch den Namen Waifa 
führen, find nichtd anderes, als die unentwidelten Blüthenknospen von Sophora ja- 
ponica, während die Gelbbeeren in Schoten hauptfächlich ald Früchte von Gardenia 
radicans und Gardenia. forida erfannt wurden. 


Gelbheiz,, hois jaune, Yellow wood. Dan begreift hierunter verfchiedene 
im Handel vorfommende und in der Färberei zur Hervorbringung einer gelben Farbe 
angewendeten Hölzer; nämlich das eigentliche, aus Brafilien fommende Gelb. 
bo) von Morus tinctoria; (nah Martiud liefern auch Brussonetia zanthoxilon 
ınd Brussonetia brasiliensis von Brafilien zu und fommended Gelzholz); ſodann 
daB fhon unter dem Namen Fiſet⸗ oder Fuſtikholz angeführte ungarifche Gelb— 
holz. 

Gemenge » Gemifch , mixte,, mixtaro. Ausdrücke von wenig fcharf begrenztem 
Begriff; man wendet fie im Allgemeinen auf ſolche Zufammenfeßungen an, die nicht 
hemifhe Verbindungen find; mitunter fogar von einem Gemenge gröberer und fei« 
nerer Theile eines und deffelben Körpers; bei Flüffigfeiten, die fih in Folge chemi- 
[her Berwandtfchaft zu einem Maren Ganzen vereinigen, braucht man häufiger Ge⸗ 
miſch, Mifchung; bei Del und Wafler Gemenge. 


Gepaarte Verbindungen ; combinaisons pairs, ——— pairing, man 
verſteht hierunter Verbindungen ſowohl von Säuren, wie von Baſen mit einem ins 
differenten Körper, in der Weife, daB zwar ganz neue Körper entflehen, daß aber 
weder die Säure, noch die Bafe, von ihrem Sättigungdvermögen etwas eingebüßt ha- 
ben. Obgleich die gepaarten Verbindungen bis jebt vorzugsweiſe mur bei dem organi- 
[hen Körpern beobachtet worden find, fo fehlen fie doch auch bei anorganifchen nicht. 
Die Paarungen beſchränken ſich jedoch nicht auf gepaarte Säuren und Bafen, fie fin» 
den auch bei indifferenten Körpern flat. Die Eriftenz der gepaarten Verbindungen 
noch nicht lange Tonftatirt, aber wohl ald ficher anzunehmen, daß viele Subftan- 
gen, die wir jest als felbftftändige Individuen anfprechen, fih auf durch Paarung 
entftandene Verbindungen zurüdführen laffen. Man kennt noch zu wenig die Mittel 
und Wege, fie hervorzubringen, im Allgemeinen erfolgt aber die Verbindung nur 
dam, wenn der zu paarende Körper mit dem Paarlinge — fo nennt man den z. 2. 
mit einer. Säure fich verbindenden Körper — im status nascens zufammentommt. 


Geräthschaften, ſ. Apparate. 


erben des Stahls,, corroyer ou raffiner l'acier, raffinage, the refining 
of steel. Diefe Operation befteht darin, daß man zwifchen zwei größere Stäbe 


(Plattſchienen) von Guß⸗ oder Rohſtahl eine gewiſſe Anzahl kleinerer Stücke deſſelben 


Etahlö, oder mehrere dünnere Plattſchienen bis zu einer. gewiſſen Dicke aufeinan: 
der legt, und dann die Garbe, d. h. das Bündel Stäbe, auf dem Friſchheerde zur 
Schweißhitze bringt und zu 14 zölligen Quadratſtangen ausſtreckt 

Gerbsäure, Gerbſtoff, Tanninſäure, Tannin, acide tannique, tannic acid. 


— 


⸗ 


208 | Geschiebe — Gewicht. 


Mit diefem Namen werden viele im Pflanzenreiche vortommenden, in vielen igen- 
ſchaften übereinftimmende, gleichwohl aber nicht identifche Stoffe belegt. Mit Aus- 
nahme der Galläpfels Gerbfäure find die übrigen wenig unterfucht. — Die Salläpfe!- 
Serbfäure wird am leichteften erhalten, wenn man in-einem Scheidetrichter, der lofe 
auf eine Flaſche anfgefegt und deffen untere Mündung mit etma® Baummolle leicht 
verfchloffen iſt, gepulverte Galläpfel mit rohem Mether (altohol- und waſſerhaltig) 
übergießt. Er durchdringt allmälig das Pulver und in der Flafche fammelt fih eine 
in zwei Schichten gefonderte Flüffigkeit,, von welcher die untere ätherhaltige eine fon- 
centrirte Zöfung von Gerbfioff in Waffer ift, während die obere ätherifche nur wenig da= 
von enthält. Nach dem Verdunſten der ſyrupdicken Löſung bleibt die Gerbfäure als 
eine farblofe, oder nur wenig gefärbte, unftuftallinifche, glänzende Maſſe, welche kei⸗ 
nen Geruch, aber einen ftarf zufammenziehenden Gefchmad beſitzt, zurüd. In Waſ— 
fer ift fie leicht löslich, wird aber aus diefer Auflöfung durch Schmefelfäure und 
Ehlormaflerftoffläure gefällt; auch mit den meiften Altaloiden bildet fie Nieder: 
ſchläge; am vollftändigften wird fie durch Leimlöfung, durh ein Stüd Haut oder 
Blafe gefüllt, und auf diefer Eigenfchaft beruht ihre Anwendung zum Serben des 
Lederd. Mit Eifenorydfalzen giebt fie einen fchmarzblauen Niederſchlag. — Um 
den Gerbftoffgehalt einer Eubftanz zu beftimmen, kocht man diefelbe unter Zufaß von 
etwas Blaufäure mit einer gemeffenen Löfung von .Sodfäure, und befiimmmt im $il- 
trate den Ueberſchuß der Iegteren durch Silber. Das Fehlende berechnet man auf 
Gerbſtoff; 1 Grm. Zannin verlangt 2,32 Grm. Jodſäure; 1 Grm. Gallusfäure ver: 
langt 2,36 Grm. Sodfäure. Die Galläpfel-Gerbfäure befteht aut 52,43 Kohlenſtoff, 
3,08 Wafferftoff,, 40,16 Sauerftoff und 4,33 Waller oder den Elementen deffelben. 


"Geschiebe, Gerölle, galets, pebbles, nennt man von der übrigen Gebirgs— 


maffe getrennte und von ihrer urjprünglichen Lagerſtätte durch mechanifche Kräfte, 


durch Waflerfluthen oder in Eid eingebüllt, nach deffen Abfchmelzen fie zurückbleiben, 


fortgeführtes Geftein vom kleinſten bis zum größten Umfange. 
Geschmeidigkeit, f. Dehnbarkeit. 
Geschütsmetall; was hierunter zu verftehen ift, Tiegt ſchon im Worte. Bon 


den verfchiedenen zur Anfertigung von Geſchützen angewendeten Metallen und Metall: 
legirungen hat ſich eine folche, die auf 100 Theile Kupfer 11—12 Theile Zinn ent 


bält, noch am beften bewährt, obgleich auch diefe nicht allen, zum Theil faft fich wi⸗ 


derfprechenden Anforderungen genügt. In neuerer Zeit läßt man die Kanonen aud 
Stahl anfertigen und giebt diefen den Vorzug vor den bronzenen; für Feſtungs⸗ und 
Belagerungdgefhüg wendet man überall noch Eifen an. 


Gestell nennt man den untern Theil eines Eifenhohofen « Schachtd, der entiwes 


der aus großen, zugebauenen Stüden feuerfefter Gefteine (Steingeftelle) aufge 
mauert, oder aud einer Kompofition von feuerfeftem Thon und groblörnigem Sande 
zu einem einzigen Wandftüde zufammengeftampft (Maffengeftell) aufgeführt if. 


Getah Lahve, ein über Holland aus Oftindien zu und gekommenes Pflanzens 
erzeugniß von noch unbelfannter Abftammung, defien Eigenfchaften einige Aehnlich 
feit mit Gutta Percha haben, weit mehr noch mit Wachs übereinftimmen fol. 


Gewicht, poids, weigt. Unter dem Gewicht eined Körpers verfteht man den 
Drud, welchen derfelbe auf feine Unterlage ausübt. Diefer wird durch Cinheiten ges 
meffen und diefe nennt man Gemichte. In Ermangelung einer natürlichen, bat man 
in den verfhiedenen Ländern eine willfürliche Ginbeit zu Grunde gelegt und durch 


Gewicht — Glas. 209 


deren Vervielfältigung die größeren, durch deren Theilung die Beinern Berichte ges 
ſchaffen. Ein auf diefe Weife bergeftellte® organifches Ganze nennt man ein Gewichtd- 
ſyſtem. Solcher Gewichtäfpfteme, die kaum mehr mit einander gemein haben, ale 
den Ramen giebt es leider nur allzu viele. Durch feine Einfachheit audgezeichnet 
it das franzöfifche Gewichtsſyſtem, welchem auch eine Art natürlicher Einheit zu 
Srunde liegt (ſ. Maß und Gewichte). 

Gewicht, speeißisches, JDichtigkeit. 

Gewichte, f. Gewicht. 

Gicht, terrasse da fourneau; hiermit bezeichnet der Hüttenmann fowohl den 


oberen Theil des Schachtofens, wie auch die jedesmalige Beſchickung eines ſolchen 
Ofens. 


Gichtgase werden die während eines Schmelzproceſſes gebildeten und aus bem 
Dfen entweichenden Gaſe genannt. 


Giesspuckel, cone a fondre, casting cone. Cine Form von Meffing oder. 


Gifen von gewöhnlich fonifcher Beftalt, in die man Proben von gefchmohenen Mes 
tallen gießt, um fie bequemer unterfuchen zu können. 

Gift, Gifte, poisson , poison, venom. Hierunter begreifen wir folche Sub⸗ 
Ranzen, die fehon in geringer Menge genommen, in den meiften Fällen dadurch tödt- 
ih wirken , daß fie die normalen Funktionen des thieriſchen Organismus unterbres 
den oder zum Stillſtand bringen, unter Gegengiften ſolche, die den geftörten 
Bang wieder herftellen. s 

Giftfang, cheminse horizontale pour l’arsenic, chimnay to catch the ar- 
senic. Befondere Borrihtungen, namentlih auf NArfenikwerten, um die arfenige 
Säure fihneller zu verdichten, oder für die Nachbarfchaft weniger fehädlich zu machen; 
von thurmförmiger, oder fanalartiger Konftruftion und Geftalt. 

6iftkies, mine pyrite d’arsenic. Das zur Darftellung der arfenigen Säure 
benugte arfenikalifche Erze. 

Wiftmehl, eine öfter vorfommende Bezeichnung der arfenigen Säure. 

Gläser, retieulirte, nennt man ſolche Glaswaaren, welche in ihrer Mafle 
, B. in dem Fuße von Stengelgläfern, ein nebförmiged Gewebe eingelaflen enthal- 
ten, welches aus Kleinen Auftbläschen beftebt, bie in regelmäßig fich kreuzende Reihen 
geordnet find. 

Glätte, Bieiglätte, ſ. Bleioryd. 

Glanze, glance. Man bezeichnet hiermit eine gewifle Klaffe von Schmefel-, 
Selen» und Tellurmetallen, namentlich ſolche, melde fih durch eine gewiſſe Härte 
und metalifchen Glanz auszeichnen. 

Glanzkeohle, f. Anthracit. 


Glauzwachs; ein Präparat, welches die Photographen zum Glänzendmachen 
der pofiliven Bilder benugen; eine folche Maffe erhält man durch Zufammenfhmels 
jen in fehr gelinder Wärme, von 6 Loth weißem Wachs und 1 Loth Elemiharz; man 
jet dann noch fo viel Lavendelöl hinzu, daß ein heraudgenommener und erftarrter 
Ztopfen die Konfiftenz einer Salbe zeigt; zuleßt rührt man noch etwa 40 Tropfen 
einer koncentrirten Scheladlöfung mit der etwas erwärmien Maffe zufammen. 

Glas, verre , glass. Diefes feit der älteften Zeit befannte und unentbehrlich 
zu nennende Runfterzeugniß ift wefentlich eine Verbindung von Kiefelfäure mit Kali 

$. d. techn. Chemie. 14 








— 


210 Glasblasen — Glussprengen. 


(Raliglae) oder Natron (Natronglas), deren Darftelung einen der wichtigſten und 
umfangreichften Induſtriezweige ausmacht. Je nach den Zwecken, für welche das Glas 


beſtimmt iſt, bat e8 auch eine verſchiedene Zuſammenſetzung, und man bat ſich nur der 


verſchiedenen Gegenftände zu erinnern, die aus Glas angefertigt werden, um zu beur⸗ 
theilen, wie verfchiedenartig feine Zufammenfeßung, wenn au Hauptfächlich nur in 
den mwechfelnden Berhältniffen der zu feiner Darftelung nörhigen Stoffe, fein müffe. Sm 
Allgemeinen unterfeheidet man: A. bleifreie und B. bieihaltige Gläfer; voner 
fteren wieder: a) Hohlgla® mit den Unterabtheilungen: 1) weißed und halbweißes 
Hohlglas, 2) grünes Hohlglas, b) Fenfterglad, c) Spiegelglad. Bon dem bleihaltigen: 
d) Kryſtallglas, e) optifche® Glas, f) Straß, für fünftlihe Edelſteine; g) Email, 


Glasblasen, verre sauffilage, glass-making, außer dieſer Bezeichnung ei- 
ner Operation in der Glasfabrikation felbft, verfieht man hierunter gewöhnfich die 
Bearbeitung von Glasröhren vor der Lampe behufd Anfertigung kleinerer chemiſchet 
und phYfifalifcher Apparate. 


Glaselektricität, electricit6 positive ou vitr6e, positive or vitrous elec- 
tricity 5 die durch Reiben von Glas auf einem wollenen, feidenen x. Stoffe entwidelte 
Elektricität; fie ift pofitiv. 

Glasfuss 5; bierunter verfteht man bei Anfertigung von gefärbtem Glaſe dad 
Gemenge der verfchiedenen Subſtanzen, die dem färbenden Metallpräparate zugelegt 
werden müffen, um damit ein Glas hervorzubringen, - 

Glasgalle; wenn ein Slasfa Salze enthält, welche von der Kiefelfäure nicht 
zerſetzt werden und nicht in die Glasmaſſe übergeben, fo ſcheiden fie fich amf dern 
Dberflähe aus, in welchem Zuftande fie Glasgalle genannt werden. 

Glaskopf, f. Brauneifenftein. 

Glasmacherseife, fo viel wie Brauneifenftein. 


Glaspasten nennt man die Glaskompoſttibnen, melſtens bleihaltige Gläfer, 
welche, zur Nachahmung natürlicher Edelfteine, gefärbt werden follen. 
Glassprengen; eine Operation, die auch im Laboratorium des Chemekers und 
Techniker? nicht felten vorgenommen werden muß, und in der Trennung %e8 Glafed 
an beflimmten Stellen, bei Glasröhren, Flafchen oder Tafeln, befteht. Bei größeren 
Gegenftänden von runder Geflaltung bedient man fich der fogenannten Sprengeifen, 
eiferne Ringe mit Handhabe, die bis zum Glühen erhigt und auf die betreffende Stelle 
gefhoben,, eine furze Zeit daran gehalten und dann wieder abgezogen werden; man 
benetzt alddann die erhigte Stelle mit einem Tropfen falten Wafferd, worauf die Tren: 
nung erfolgt; nach einer andern Methode umbindet man die Stelle, auf welcher man 
die Abfprengung vornehmen will, mit flarfem Bindfaden, befeuchtet ihn überall mit 
Zerpentinöl und zündet diefed an; die Stelle erwärmt fi und man verfährt alddann 
wie beim Sprengeifen; .Undere bringen die Erwärmung durch ſtarkes Reiben hervor, 
indem fie die Stelle mit Bindfaden ummideln und diefen in rafhen Umdrehungen 
fo lange über die Fläche gleiten laffen, bis ſie hinreichend heiß geworben if. Wo, 
wie bei Flaſchen, diefe Methoden nicht immer anwendbar find, bedient man ſich der 
fogenannten Sprengfohle (f. diefe), mit deren angezürideter Spitze man einen vorhan⸗ 
denen oder gemachten Riß nach jeder beliebigen Richtung führt; um Glasröhren abzu⸗ 
ſprengen, die nicht allzu die find, bedarf e8 nur eines Meinen Einſchnitts mit einer 
Tharfen Feile; ein anf die gerigte Stelle ausgeübter gelinder Oruck iſt olddamm hin: 
teichend, die in der Regel ebenrandige Trennung zu bewirken. 


Glasthränen — Glühlampe. 211 


Glasthränen nennt man Tanggezogene Tropfen plötzlich abgekühlten Glaſes, 
bie die Gigenfchaft haben, im feines Pulver zu zerberften, wenn man die äußerfte 
Spike abbricht. 

Glasur, Glagure, onduit vitzeuy, vernis oquverke, glaze; hierunter ver⸗ 
Reht man die gladartigen Meberzüge, die man den Thonwaaren, theild des beſſern 
Anſehens, theild der größern Haltbarkeit wegen, zu ertheilen pflegt Man unterfchei- 
dt: Erdglafuren, zu welchen auch die durch Kochſalz bewirkte gehört; Bleigla- 
furen und Emailleglafuren, letztere find undurchſichtig. Das hauptfächlichfte 
Erforderniß einer jeden Glafur ift, daß fie feft auf dem glafurten Gegenftande hafte 
und einen gleihmäßigen und glatten Ueberzug bilde, Anforderungen, denen nur dann 
entfprochen werden kann, wenn die Glaſurmaſſe den richtigen Grad der Schmelzbar- 
fit befißt, weder zu leicht, noch zu fchwer ſchmelzbar ift. 

Glasarers, ein Hüttenproduft, hauptfächlie aus Schwefelblei, mit einer Bei⸗ 
mifhung ven fohlenfaurem Bleioryd und Sand, beftehend, wird zur Olafur von ge- 
meinen Töpfermaaren verwendet. . 

Glaubersals, ſ. {hwefelfaures Natron. 


Glauko-®enometer, ein Inſtrument, welches zur Beflimmung ded Zucker 
gehalts, befonders der Weine, gebraucht wird. 


Glimmer, mica, glimmer, eine zahlreiche Klaffe von Mineralien, die neben 
verfchiedenen Silifaten auch noch Fluormetalle enthält. Die Glimmer finden fi fehr 
häufig, oft nur gewiſſermaßen als Andeutungen in der Natur, andererſeits nehmen 
fie aber auch an der Zufammenfegung vieler und ganze Gebirgsmaſſen bildender Ge- 
fteine Antheil. 

Globuli martialis, f. Eifenweinftein. 

Glockengut, bronze, aitain fonte, bell-metall, nennt man die Metall: 
legirungen , die zum Guß von Gloden zufammengefegt werden; eine ſolche Legirung 
befteht vormwaltend- aus Kupfer mit 20 bis 25 Proc. Zinn; für die Glocken kleinerer 
Uhren pflegt man noch etwas Zink zuzufeßen. 

Glacinsäure, Acide glucique, gluoic Acid. Wird Traubenzuder mit alkali⸗ 
hen Erden, oder Rohrzuder mit ſchwachen Säuren längere Zeit (Monate lang)-an 
der Luft ftehen gelaffen, oder aber bis 100° ©. erwärmt, fo bildet ſich die Glucin- 
fäure, eine nicht kryſtalliſirbare, fefte, nicht flüchtige Säure, die an der Luft zerfließt. 
Ihre wäſſerige Löſung geht bei längerem Stehen an der Luft, unter Braunfärbung, 
in die Apoglucinfäure (Acide apoglucique , apoglucic Acid) über,. die braun, 
ſchwach fauer und in Waffer löslich ift; durch Schmwefelfäure wird fie zu Huminfäute, 
fie feldft aber nähert fi) am meiften der Quellſatzſäure. 


Glühen, rougir, to glow. Die Erfheinung von Licht‘, wenn die Körper bie 
zu einem gewiſſen Grade erhibt werden; es feheint, ald ob die Temperatur, bei welcher 
die Entwickelung von Licht beginnt, bei allen Körpern diefelbe oder doch nahezu diefelbe 
ki und bei etwa 5250 €. Tiege. Nach der verfchiedenen Art des Glühens, d. h. der 
Intenfität des ausgeftrahlten Lichts unterfcheidet man anfangendes Glühen 5259; 
dunkelroth 700; anfangendes Kirfchroth 8009 C., ſtärkeres Kirjchroth 9009, volles 
Kirſchroth 10009; dunkel⸗gelbroth 11009; helles Slühen 17009; Meibglüben 13009; 
ſtarkes Weißglühen 14009; bleibendes Weißglühen 15 — 16009; es muß hierzu bes 
merft werden, daß dies nur approrimative Schäßungen, keineswegs Meſſungen find. 


Clũhlampe, ſ. Aphlogiſtiſche Lampe. 
14* 


212 Glühspan — Gold.‘ 


Glühspan, oxyde de fer noir; meift verfteht man mit diefer Bezeichnung die 
beim Glühen von Stabeifen fih bildende Eifenorydulorpdfhicht, die zum Theil ſchon 
beim Erkalten, leichter durch Hammerfchläge abfällt. 

Glühwachs, pate ou cire de doreur, gilding-wax; ein Gemenge verfäir 
dener Subflanzen, die mit Wachs zu einer pflafterartigen Maffe zuſammengeſchmolzen 
werden, dazu dienend, vergoldeten Gegenftänden eine hochröthliche Farbe zu geben; 
eine viel benußte Mifchung befteht aus 3 Theilen Srünfpan, 3 Th. Zinkoitriol, 11 
Th. Kupferafche, 4 Th. Borar,; 3 Th. Eifenvitriol, 3 Th. Eiſenoxyd gefiebt, gut 
gemengt und mit 6 Th. Wachs zufammengefehmotzen. 

Glycerin, Ölycerplorydhydrat, Glycylorydhydrat, Lipyloryd, ift die Bafe, mit 
welcher in den Fetten die SFettfäuren verbunden find; bei feiner Ausfcheidung von 
diefen nimmt es fofort 3 Aequivalente Wafler auf und verwandelt fih damit in Li⸗ 
pylorydhydrat, Delfüß, Scheele’fched Süß, welches jeht fehr häufig bei Fabrikation 
von Stearin⸗ und Palmitinfäure in großer Menge ald Nebenproduft gewonnen wird. 
In feinem reinften Zuftande ift das Glycerin, °d. h. das Lipyloxydhydrat eine farb⸗ 
lofe, gewöhnlich aber etwas gelbgefärbte, difüffige, neutrale Flüffigfeit, ohne Se 
ru und von füßem Gefhmad. Mit Wafler und Alkohol läßt ed fi in allen Der 
hältniffen mifchen; in Aether ift es umlöslich; es ift ſchwer flüchtig und deftillirt erſt 
bei 2709, doch unverändert, tiber; ftärker erhitzt, zerfebt es fich unter Bildung von 
Aerolein. Außer zu einigen Bleineren Präparaten in den Apotheken, als Zufag zu Toi- 
lettefeifen, zur Füllung von Gafometern, hat fich eine Verwendungsweiſe im Großen für 


das Glycerin noch nicht auffinden laffen. Um das Glycerin auf feine Reinheit zu prüfen, . 


gießt man etwas davon auf in einem Kelchglafe befindliche koncentrirte Schwefelfäut, 
fo dag e8 eine befondere Schicht bildet. War daffelbe mit einer Auflöfung von Rohr 
zuder verfälfcht, fo bemerkt man an den Berührungspunkten der beiden Flüſſigkeiten 
eine immer intenfiver werdende Bräunung, indem der Rohrzuder durch die Schwefel: 
fäure verkohlt wird. 

Glycocell, Gtycolin, Leimſüß, Leimzucker, wird aus verfhiedenen thierifchen 
Stoffen durch deren Behandlung mit Säuren erhalten, 3. B. aus Leim, Hippurfäure, 
Cholfäure 1. Man kocht Hippurfäure mehrere Stunden mit foncentrirter Salgfäure, 
dampft die Löfung faft zur Trockne ab, löſt' den Rüdftand in kaltem Waffer, mobei 
die meifte Benzoefärite zurücbleibt, und fcheidet die Salzfäure durch Bleiorydhydrat 
ab; entfernt aus der filtrirten Löſung das Blei durch Schwefelmaflerftoff, morauf beim 
Eindampfen das Glycocoll in harten, durhfichtigen Kryftallen erhalten wird. Es’ ber 
fißt einen füßen Gefhmad und ift in kaltem Wafler leicht Tödlich. 

Glyceryloxydhydrat, ſ. Glycerin. 

Glyeinerde, ſyn. Beryllerde. 

Glyocion, ſyn. Glyocyrrhicin. 

Glycium, ſyn. mit Beryllium. 

Glyeirrhichn, Glycion, Süßholzzucker. Der eigenthümliche, in der Wurzel von 
Giycirrhiza echinata, Gl. glabra, forwie auch in dem fogenannten Lafrigenfaft ent» 
baltene füße Stoff. 

Gneiss, Gneis, Gneiss, ein Geftein, welches ganze Gebirgszüge bildet und 
vom Granit nur dadurch verfchieden ift, daß in demfelben der Glimmer in paralles 
len Lagen und Blättchen erfcheint, während er im Granit in Körnern auftritt. 

Geld, Or, Gold. Das Gold kommt faft nur gediegen vorz zumeilen ift es rein, 











Goldchlorid — Goldoay. 3 


aber meiftend mit, veränderlichen Mengen von Silber verbunden. Das gediegene Gold 
wird befonderd im Quarzfande, der im Alluvium ausgedehnte Streden überzieht, und 
aus der Zerftörung fryftallinifcher Felsarten berrührt, gefunden. Die Hauptlager von 
goldbaltigem Sande finden fih in Brafilien, Merifo, Chili und Peru, am Ural und 
Altaigebirge in Sibirien, und endlih in Kalifornien, fowie in Auftralien, wo Gold» 
lager entdeckt wurden, die an Reichthum alle bisher befannten weit übertreffen. Gewöhn⸗ 
lich fommt in dem Sande dad Gold in Geſtalt von Blättchen oder rundlichen Kör⸗ 
nern vor; doch findet man auch größere Stücke von der Größe einer Bohne bis zum 
Gewicht von vielen Pfunden; das bis jetzt größte in Kalifornien gefundene Stück 
wog 40 Pfunde. Die vorzüglichſten Golderze find: Elektrum (Silbergold), Palladium⸗ 
gold, Rhodiumgold, Schrifterz (Tellurfilbergold), Sylvanerz (Tellurſilberblei), Blät⸗ 
tererz (Teſlurblei), Silberphyllinglanz (Antimon, Blei, Tellur, Schwefel, Gold): Das 
Gold befigt eine eigenthümlich gelbe Farbe, die ald „goldgelb“ befannt ift; fein ſpec. 
Gew. beträgt 19,3; es fehmilzt in ftarfer Weißglühhige bei einer Temperatur, die man, 
nah Daniell, auf 11020 C. ſchätzt; in flarfer Hige entwickelt eö merkliche Dämpfe; 
ed ift von allen. Metallen das gefchmeidigfte; in dünnen Blätichen ift es mit ſchön 
grünem Lichte durchfcheinend. Dur Schmelzen kann das Gold in Würfeln kryſtal⸗ 
lifirt erhalten werden. Es verbindet fi) dei feiner Temperatur direft mit Sauerftoff. 
Chlorwaflerftofffäure, Salpeterfänre und Schwefelfäure greifen das Gold nicht an; 
dagegen Löft es fich leicht in Königswaſſer zu Dreifah-Chlorgold auf. Schwefel geht - 
bei feiner Temperatur eine direfte Verbindung ein; wird ed aber mit alfalifhen Mehr: 
fach⸗Schwefelmetallen geſchmolzen, fo bilden fih Sulfofalze, z. B. Schwefelgold⸗ 
Schwefelkalium. — Mit dem Sauerſtoff bildet es ein Orydul und ein Oryd, die aber 
Beide mit Sauerftofffäuren feine Salze bilden.. — Aus feiner Auflöfung mit Königs— 
wafler wird das Gold durch die meiften übrigen Metalle, ald braune Pulver, reguli- 
nifch gefälft, melched unter dem Polirftahl Metallglanz annimmt und dann die Gold» 
farbe zeigt. Außer zum Ausprägen wird dad Gold faft Tebiglich zur Anfertigung 
von Schmudfachen,, fowie zum Bergolden von PBorcellan» und Glasarbeiten anges 
wendet. Sein Zeichen ift Au; fein Aequivalent — 196,0. 2 

“ Geldchiorid, ſ. Chlorgold. 

'Geldchlerür, f. Chlorgold. 

. Goldeyanid-Kaliumeyanürs dies ift das Doppelfalz, welches gewöhnli in 
der galvanifchen Bergoldung angewendet wird. Man erhält daffelbe, wenn man eine 
möglichft neutrale Goldchloridlöfung nah und nach zu einer erhitzten Cyankalium⸗ 
löfung ſetzt, wo die Verbindung nah dem Erkalten in farblofen Blättchen audfry« 
Rallifirt; ftatt ded Cyankaliums kann man auch Blutlaugenfalz mit etwas Aetzkali 
anwenden und beiß filtriren, wo nach dem Erkalten ebenfalls Goldcyanid- Kalium» 
chanür anſchießt. 

Coldzlãtte, ſynonym mit Bleiglätte und Silberglätte, doch giebt man 
diefen Namen vorzugsweife derjenigen Glätte, welche beim Abtreiben goldhaltigen 
Berkbleied erhalten wird. | 

Geldmacherkunst, ſ. Alchemie. 

Coldoxyd, oxyde d'or, oxyd of gold, die Verbindung von 1 Aeq. Gold 
mit 3 Aeq. Sauerftoff; es verbindet fich mit den Bafen zu Salzen und wird daher 
auh Gold ſäure genannt. Das Goldorgdhydrat ift ein gelbes oder braune Pul⸗ 
ver, welches fchon in gelinder Wärme fein Waſſer verliert, und bei 250° in Sauers 
Roff und metallifches Gold zerfällt; es enthält 10,90 Proc. Sauerftoff. 


Ss 


214 Goldoxydammoniak — Goldpurpur. 


Goldoxydammeonilak , Knallgold, eine einfache Verbindung von Goldoxyd 
(Soldfäure) mit Ammoniak, 2NH®--AuO,, die, mit gewiffen Körpern in Berüb: 
rung, in hohem Grade die Eigenfchaft befigt, zu erplodiren. 

Goldosydhydrat, f. Goldoxyd. 

Goldoxydsalsez es ift noch zweifelhaft, ob Golborydfalze eriftiten. 

Goldoxydulz if noch nicht genauer unterfucht, fol fich aber ſowohl mit Säu- 
ven, wie mit Bafen verbinden können; es enthält 3,90 Proc. Sauerftoff. 

Geldprebe nennt man das Verfahren, goldhaltige Erze, Goldmünzen und fonft 
verarbeiteted Gold auf ihren Soldgehalt zu prüfen. Die gewöhnliche Probe befteht 
darin, daß man dad Bold mit einer gewiffen Menge Silber und einer weit größeren 
Menge Blei zufammenfchmelzt, dad Blei auf dem Heerde der Kapelle abtreibt, das 
zurüdbleibende Korn zu einem dünnen Diättchen ausfchlägt und diefed mit Salpeter- 
fäure behandelt, welche dad Silber auszieht und das Gold ald ein dünnes Blätichen 
zurüdläßt, welches dann abgewafchen, getrodnet und gervogen wird. Bei genaueren 
Proben ſchmelzt man den fo erhaltenen Regulus nochmals mit Blei und Silber, 
von letzterem 23 bie 3 Theile, zuſammen, treibt das Blei ab und behandelt das 
plattgefchlagene Korn einmal mit fehwächerer, dann mit ftärferer Salpeterfäure, wäſcht 
ab, trodnet und ſchmelzt dad Gold unter zweifachsfchwefelfaurem Kali, löſt unter Zu: 
fa ron etwas Schwefelfäure auf und verfährt dann, wie bereitd angegeben. 


Goldproduetion auf der Erde von 1846— 1863. i 


1846. .... 1863. 
Kalifornien. © > 2 0 2 2 0 2 0 a * + 70000000 Doll. 
In den übrigen Vereinigten Staaten . . 1309000 . . 30000000 „ 
Britifh Eolumbia . © > > 2 0 2 020 2 8 . 6000000 „ 
Mexike.. ee nee. 25000000 „ 
Südameria 2 = 2 2 e 2 20. . 13000000 . . 13000000 „ 
Rußland . >» 2 2 0 2.0 00. + 18000000 . . 22000000 „” 
Mebriged Europa. © 2 0 2. 0... 6600000 . . 6800000 „ 
Afrika, Afien. © 2 2 2 © 20 0. 4600000 . . 7500000 „ 
-Auftralin - oo 2 0 0 2 2 .4 . 75000000 „ 
Neuſeelan 2 oe 0 2 0 2 8 2 412000000, 
Ale übrigen Länder. © » 2 2 2 0 0 0 0 0 0. 6000000 „ 


62000000 . 271000000 Doll. 

Goldpurpur, Caſſius's Goldpurpur, oxyde de l’or par l’etain, precipitate 
of Cassius, ein aus Gold, Zinn und Sauerftoff beftehende® Präparat, deffen wahre 
Konftitution bis jeht noch nicht mit Sicherheit ermittelt worden iſt; es wird ge: 
braucht, um. Glasflüffen, mit welchen es zufammengefchmolzen wird, eine fchöne Bur: 
purfarbe zu ertheilen. Zu feiner Darftelung fügt man zu 1 Gewichtstheil Eifer 
Hloridflüffigkeit nach der preußifchen Pharmatopde und 3 Theilen Wafler die Löſung 
von 1 Gewichtötheil Zinnchlorür in 6 Theile Wafler (diefe Berhältniffe find fo de 
rechnet, daß die Hälfte ded Zinnchlorürs in Zinnchlorid verwandelt wird); wenn die 
Mifhung aus der bräunlichen Farbe in eine grünliche übergegangen ift, fegt man 
nob 6 Gewichtstheile Waffer zu. Andererfeitd löſt man Gold in kochender Salzſäur 
unter allmäligem Zufaß von Salpeterfäure, wobei Säureüberſchuß zu vermeiden ift 
verdünnt foweit, daß auf 360 Theile Flüffigkeit 1 Theil Gold kommt, und feht un 
ter beftändigem Kochen fo lange von der Zinnfolution hinzu, al® noch ein Rieder: 








Goldschaum — Gramme. 215 
| 


flag entficht; diefer wird wiederholt mit Waſſer abgefpült und dann auf einem 
Filter volftändig ausgewafchen und getrodne. Man erhält auf diefe Weife von 100 
Zheilen Gold 312,5 Zheile trodnen Goldpurpur von auögezeichneter Güte, Cinen zum 
Bergolden von Glas und Porcellan befonderd geeigneten Goldpurpur erhält man, 
wenn mon das Gold aus altalifher Löfung mittelfi Oralfäure in der Kälte fällt. 
Zu diefem Behuf werden 8 Loth Gold in 2 Pfd. Salpeterfäure von 1,2 fpec. Gewicht, 
1Pfd. Salzfäure von 1,2 fpec. Gew. aufgelöft. Ferner löft man möglichft reine und na- 
mentlich Biefelfreie Pottafche in 5 — 6 Pfd. deftillirtem Wafler und filtrirt. Diefe Löſung 
fegt man nach und nach zur Goldlöfung, verdünnt mit 8 Pfd. deftillirtem Waſſer und 
febt dann vorfichtig eine falte und klare Löſung von 4 Pfd. Oralfäure Hinzu, wobei 
man fortwährend mit einem Glasſtabe umrührt, aber ohne die Wandung ded Glasge⸗ 
füßed zu reiben. Man erhält fo ſtets einen äußerft voluminöfen und ſchwammigen 
ſchwarzen Niederfchlag, den man abfegen läßt, mit deftillirtem Waſſer auswäfcht und 
in gelinder Wärme bid zur völligen Entfernung des Waſſers trodnet. 


Geldschaum, Blattgold, feuille d’or, gold leaf. Zur Fabrikation des Blatt: 
golded muß das dazu benußte Gold die höchfimögliche Dehnbarkeit befiyen, d. h. es 
muß das reinſte Gold genommen werden. Das Gold wird zunächſt bie zur Dide 
von 4 Linie audgemalzt, dann zwifchen feinem Leder oder Pergament und fchließlich 
zwiſchen SGoldfchlägerhäutchen bid zur Dide von Zodgaz bis 730000 Zoll ausgehäm⸗ 
mert; die ganze Arbeit ift eine fehr mühſame und zeitraubende. 


Geldscheidewasser, f. Aqua regis. _ 

Geldscheidang, affnage d’or, affinage of gold, nennt man die chemifche, 
im Großen bewirkte Trennung des Golded vom Silber, oder von Kupfer und Silber. 
% nah der Befchaffenheit und Reichhaltigfeit der goldhaltigen Berbindung wendet 
man verfchiedene Methoden an, und zwar 1) die Scheidung durch Schwefelantimon, 
2) durh Schwefel, 3) durch Sementiren, 4) dusch Salpeterfäure und 5) durch Schwe⸗ 
felſäure. 

Geldschlägerhaut, Baudruche, gold- - heasörs ekin, ift dad äußere feine 
Hautchen des Blinddarmd vom Rinde. 


Geniometer, ein zum Meſſen der Winfel eines Aryſtalls, oder überhaupt der 
Neigung zweier Flächen gegeneinander, beſtimmtes Ynflrument, dem man verſchiedene 
Einrichtungen gegeben bat. 

Goulards Wasser; eine Mifhung von Bleieffig (bafifch effigfaures Bleioryd) 
mit Brunnenwafler in einem gewiſſen Berhältniß. 

Gradiren, graduation, to graduate, ein vorzugäweife von der Goncentration 
oder Anreicherung der Salzfoolen durch Berdampfen ded Wafferd in freier Luft ges 
brauchter Ausdruck. 

Gradirwerke, batiments de graduation, building for graduation, nennt 
man dad Ganze der Vorrichtungen, die zum Gradiren der Zalzfoole getroffen werden, 

Graduiren heißt die dem Chemiker und Phyſiker nicht felten obliegende Aufs 
gabe, Glasröhren, Mafeylinder von Glas ı., entweder dem Bolum, oder auch ber 
Fänge nach in gleich große Theile zu theilen. 

Grain, grain, die kleinſte englifche Gewichtseinheit: 100 Graind — 6,48 Grm. 

= 106,40 Stan preuß. Medicingewicht. 

ramme, heißt dad Gewicht eines Kubikcentimeters Waſer bei ſeiner größten 


216 rsnalisn — Grobkalk. 


Dichtigkeit S 49,1 C., welches zugleich die Einheit des franzöflfchen Gewichteſy⸗ 
ſtems bildet. 

Granalien nennt man auf den Hüttenwerken vielfach die bis zu einem gewiſ— 
fen Grade zerfleinerten Erze u. dergl. 


Granit, granit, granite, granite, dieſes ald die ältefte der Gebirgsarten be: 
trachtete Geftein, von welchem man in der neuern Zeit wieder zweifelhaft geworden 
ift, ob es auf rein plutonifchem Wege gebildet worden fei, beftebt aus einem körnig⸗ 
frpftallinifhen Gemenge-von Quarz, Feldſpath (Albit oder Orthoclas) und Glimmer. 

. Granuliren; Hierunter verfieht man die Operation, bei welcher Metalle, die auf 
eine andere Weiſe nur ſchwierig zu zerkleinern find, gefchmolzen und alsdann durd) ein 
fiebartige8 Blech oder einen durchlöcherten eifernen Löffel gegoffen werden; auch bewirft 
man die Zertheilung wohl dadurh, daß man das gefchmolene Metall in einer bil. 
zernen Büchfe, bis es erflarrt, mit gepülverter Kreide, Schmerfpath ac. fchüttelt. Zum 
Granuliren des Bleied, d. h. zur Darftellung der Schroten, bedient man fich der fo: 
genannten Schrotthürme , in deren Innerem das gefhmolzene Blei aus einer gemiffen 
Höhe durch fiebartige Borrichtungen. binabgegoffen wird. 

Graphit, Neißblei, Wafferblei, Graphite, Plumbagine, black lead, natür: 
lich vorkommender tryftallifirter Kohlenftoff von fehr verfchiedener Reinheit und Güte; 
der Graphit ift niemald ganz reiner Koblenftoff. Die reinften Graphitſorten kommen 
zu Barrowdale und Keswick in Cumberland, Barrerod in Brafilien und Wunſiedel 
in Baiern vor. Künftlich bildet fich der Graphit in den Hohöfen, wo er ſich auf der 
Oberfläche des Eiſens beim Erftarren ausſcheidet. Zur Anfertigung der Bleiftifte if 
derjenige Öraphit der geeignetfte, der neben einer gewiflen Seftigfeit doch leicht abfärbt. 

Graphitsäure; eine von Brodie durch Einwirkung von tauchender Galpeter 
fäure auf ein Gemenge von Graphit und chlorſaurem Kali erhaltene Säure, die aus 
61,04 Kohlenftoff, 1,85 Waſſerſtoff und 37,11 Sauerftoff befteht. 

Graugültigers; eine, beſonders im fächfifhen Erzgebirge, gebräuchliche Be 
zeichnung, unter welcher man entweder ein filberhaltiges Arfenikfahlerz, oder ein filber 
armed Weißgültigerz verfteht. 

Grauspiessglansers, Untimonglanz, ſchwarzes Schwefelantimon, antimoine 
sulfurs ,.sulphuret of antimony, eine Verbindung von 1 Aeq. Antimon und 3 Ae 
quivalenten Schwefel, welche fehr häufig, gewöhnlich etwas Eifen, Blei und Arfen hal 
tend, in der Natur vorfommt. Gereinigt bildet cd das Material zur Darftellung der 
meiften Antimonverbindungen, fowie auch von metallifhem Antimon. Seine pro 
centifche Zufammenfebung ift 71,77 Antimon, 28,23 Schwefel. 

Granwacke, Traumate, Graywacke. Bon diefer zu den Mlaftifchen oder 
Trümmergefteinen gehörenden Gebirgsart unterfcheidet man körnige Graumade aus 
eigen oder abgerundeten Körnern von Quarz ‚: kleinen Broden von Kiefelfchiefer, Thon: 
fhiefer, zumeilen auch Feldſpathkörnern beftehend, und durch ein Bindemittel, we 
fentlih Thon und Kiefelfäure, zufammengefittet, und ſchiefrige ©raumode von 
ähnlicher Zufammenfeßung, wie die förnige Graumade, doch weit feinkörniger und 
reicher an Slimmerfchuppen,, und in Folge hiervon ſtets fehr deutlich gefchichtet. 


Grobkalk, Nummulitenkalk, grobförniger Meerfalf,. Seemuſchelkalk, Pariler 
Kalt, Calcare grossier , bildet ein zur Parifer Tertiärformation gehöriges Glied; 
noch ftärfer entwickelt findet fih der Grobkalk in der Gegend von Laon, Goiffend, 
Nayon u. f. w., die mittleren Schichten find befonderd rei) an Berfteinerungen. Ge⸗ 


% 








2 


\ 
Grobkohle — Grün. 217 


wöhnlich befteht der Grobkalk au einem Gemenge von Quarzlörnern und Glaufonit 
(Grünfand), die durch ein kalkiges Bindemittel verbunden find. 


Grohkohle, die in einigen Gegenden Deutfhlands mit diefem Namen belegte 
Steinfohlenart, ift didfchieferig, grobförnig, fchwach glänzend und befiht, wegen ihrer 
vielen fremdartigen erdigen Beimengungen, ein hohes fpecififched Gewicht. 

Grubengas, Sumpfgas, Steinfohlengad, fehlagende Wetter, leichtes Kohlen- 
waſſerſtoffgas, Kohlenwaflerftoff im Minimum, fehwere brennbare Luft, Gas marais, 
Gas hydrogöne protocarbure, light carbureted hydrogen, Pitgas; dieſes Gas 
bildet fih aus in Zerfegung begriffenen organifchen Subſtanzen; unter diefen Um⸗ 
fländen entwidelt es fich in reichlicher Menge aus dem Schlamm ftebender Gewäſſer, 
wie auch in manchen Steinfohlengruben; daher die beiden Namen: Grubengas, Sumpf- 
luft; an andern Orten entfitömt ed in großer Menge dem Erdboden, fo daß ee an- 
guündet werden kann und fortbrennt; (da® heilige Feuer bei Baku). Das Gruben: 
908 bildet ein farb» und geruchlofe® Gas von 0,559 fpec. Gewicht; es verbrennt an 
der Luft mit wenig leuchtender gelbliher Flamme zu Waller und Koblenfäure; im 
Waſſer ift ed nur in geringer Menge löslich. 


Grün, Braunschweiger, unter diefen Ramen kommen verfchiedene aus Kupfer 
dargeftellte, grüne Farben im Handel vor, die zum Theil aus dreifach bafifchem 
Kupferchlorid, kohlenfaurem Kupferosyd, einem Gemenge aus beiden, auch mit 
Shweinfurter Grün verfeßt, beftehen. 


Grün, Bremer, viefe grüne Malerfarbe ift, wie das urfprüngliche Braun- 
(hweiger Grün, ebenfall® dreibafifched Kupferchlorid und wird im Großen dargeftellt, 
indem man 225 Theile Kochfalz; und 222 Theile Kupfervitriol troden mit einander 
mengt, auf einem Stein mit Wafler zu einem Brei mahlt und diefen, in befonderen 
Käftchen, mit 225 Theilen in quadratifche Stücken zerfehnittenen dünnen Kupferblechs 
auffhichtet. Der Luft ausgeſetzt, abforbirt da® Gemenge Sauerftoff, dad Kupfer ory- 
dirt ih und es entfteht dreibafifched Kupferchlorid 3CaO,CuCl + 4Aq, welches 
duch Wachen vom fehmefelfauren Natron und nach dem Trodnen durch Sieben, von 
dem metallifchen Kupfer getrennt wird. 


Grün, chinesisches, für Gewebe. Zur Darftelung deffelden fann man fid 
verihiebener deutfcher Gemächfe, wie Schafgarbe, Labkraut, am vortheilhafteften aber 
der Brennneffel bedienen, wobei man ganz dad Verfahren einfchlägt, welches man zur 
Gewinnung des Karbfloffd aus der Kreugdornrinde anwendet. 


Grün, Guignett’sches, dieſe grüne Farbe ift nach den Untesfuchungen von 
Sheurer»Käftner, Chromorydhydrat mit verfchiedenen Mengen von Borfäure 
(45 Proc.) und borfaurem Kali (1,5 Broc.). Die Darftellung dieſer Farbe ift noch 
tin Geheimnig. Ein dem Guignett'ſchen Präparat ähnliche Farbe wird erhalten, 
entweder, indem man 15 Thle. feingepulverted 2fach chromſaures Kali fih im Kıyflall- 
waſſer von 36 Theilen fchmelzendem phosphorfaurem Natron löfen läßt und gleich 
zeitig 6 Theile Weinfäure zufeßt, oder indem man 1 Theil 2fach hromfaures’ Kali 
und 3 Liter 2fach phosphorfauren Kalt und 1,25 Kilogr. Yarinzuder zufammenmengt. 
In beiden Fällen tritt ſtarkes Auffhäumen ein. Beim erften Berfahren geht bie 
Farbe der Maffe in Gelb und Grün über, und nach dem Eintrodnen ded Ganzen 
über ſchwachem Feuer, bleibt ein ſchwammiger brauner Körper zurüd, der mit kon⸗ 
eentrirter Salzfäure befeuchtet, mit Wafler ausgekocht und getrodnet wird. Nach dem 
andern Berfahren läßt man den Niederfchlag über Nacht fliehen, bringt ihn auf ein Zeug⸗ 





218 Grün. 


filter, wäfcht aus und trodnei. Die Hauptverwendang ſindet Diefed Grün theild im 
Zeugdrud, theild im Tapetendruck, da daſſelbe voltkändig unſchädlich und unver: 
änderlich ift und der Feuchtigkeit außerordentlich gui wiberfleht. - 

Grün, auf Welle, 12 Theile donpeltsfromfaured Kali, 6 Theile eifenfreier 
Alaun, 1 Theil Zinnfalz und 1 Theil Schmwefelfäure auf ein Bad für 50 Theik 
"Wolle. 

Grün auf Seide und Schafwolle, Vert Lubitre, eine neue Farbe, die 
vollfommen befländig und ſowohl bei Kage ala Nachtkeleuchtung von glaicher Rein 
beit if. Darftelung unbelannt. Eine neue grüne Malerfarbe bereite man durch 
Eintragen eines innigen Gemenged aus 3 — 4 Theilen Aetzbaryt, mit etwas Waffe 
gelöfcht, 2 Theilen falpeterfaurem Baryt und 4 Theil Manganorydul in einem dunkel: 
roth glühenden Tiegel; Ausgießen der bald gefchmolzenen Maffe auf eine Ealte Platte, 
Zerftoßen, Auskochen, dann Auswafchen mit altem Waſſer und Trodcken in einc 
fohlenfäurefreien Atmosphäre. Dad auf ſolche Weife erhaltene Produkt ftellt ein ſchön 
fmaragdgrüned Pulver dar, melched fi unter dem Mikroſkop ald aus ‚Heinen durd: 
fihtigen prächtig grünen heragonalen Körnchen beftehend, erfennen läßt. Durch die 
Hitze wird es nicht verändert, auch nicht durch Alfalien, und es läßt ſich diefe Farbe 
mit Eiweiß auf Kleiderftoffe und mit Leimlöfung auf chlorfreied Papier mit gutem 
Erfolg auftragen. 

Grün, Scheel’sches, diefe Verbindung, arfenigfaured Kupferoxyd, wird erhal 
ten, wenn man eine Auflöfung von eifenfreiem Kupferpitriol in 24 Pfund Waller 
mit einer Löſung von 22 Loth arfeniger Säure und 2 Pfund gereinigter Pottaſche in 
8 Pd. Waffer allmalig vermischt, den Niederfchlag, wäfcht und trodnet, wo er dann ein 
fhön grünes Pulver bildet; aus obigen Mengen erhält man 1 Pfd. 13 Loth Scheel‘ 
ſches Grün. Nach einer andern Borfchrift löſt man die arfenige Säure mit dem 
Kupfervitriol zufammen in heißem Waffer und fällt vollftändig durch eine Auflöfung 
von kohlenſaurem Kali. 


Grün, Schweinfurter, vert.de Schweinfort. Diefe prächtig grüne, aber fehr 
giftige Farbe ift eine. Verbindung von Kupferoyyd, Arſenſäure und Eſſigſäure. Das 
Schmweinfurter Grün findet, der Schönheit und Reinheit feiner Farbe wegen, im jeder 
Art der Malerei, in der Tapetenfabrifation, wie auch zum Ladiren von Wagen x, 
eine fehr ausgedehnte Anwendung und wird daher fabrifmäßig dargeftellt, wozu ed 
mehrfache Vorfchriften giebt. Nah Liebig merden einerfeitd 4 Theile gemmöhnlichen 
Grünſpans, andererfeit3 3 Theile arfeniger Säure, jedes für fih in der hinreichenden 
Menge heißen Eſſigs aufgelöft, die Flüffigfeiten mit einander vermiſcht und abgedampft. 
Hierbei fcheidet fish zuerfi eine geringe Menge eines gelblichen Niederſchlags ab, der durch 
Koliren oder Filtriren entfernt wird, dann aber in veichlieher Menge das Doppelfalz 
ald ein kryftallinifeher grüner Niederfihlag, der alsdann gewaſchen und getrodnet 


wird. Die abfiltrirten Flüffigkeiten können zur Darftellung neuer Mengen diefer 
grünen Farbe bennpt werben. Die Verbindung befteht aud 19,33 effigfaurem Kupfer: 
oryd und 80,67 arfenigjaurem Kupferoryd und enthält daher mehr als ihr halbes . 
Gewicht = 57,6 Proc. arfeniger Säure; Vergiftungen, größtentheild aus Fahrläſſig-⸗ 


feit oder Untenniniß, gehören nicht zu den Seltenheiten. (Spielfachen der Kinder, 








bemalted Papier, Tapeten). Wegen der großen Gefährlichkeit diefer Karbe hat man fi | 
vielfach bemüht, fie durch eine andere nicht giftige grüne Farbe zu erfeßen; leider 


baden diefe Berfuche bis jet noch nicht zu einem erwünfchten Refultste geführt und 
man bat daher alle Urfache jede ſchöne grüne Facbe, befonderö wenn fie, wie bei den 


Grünspan — Guajac. - 219 


Zapeten, als Leimfarbe auftritt, mit dem größten Mißtrauen zu betrachten. Nach den 
gabrifen, die Schweinfurter Grün barftellen, führt es noch folgende Names: Gnglifche, 
Originals, Batents, Kaifers, Kaſſeler⸗, Parifer-, Wiener», Leipziger», Würzburger⸗ 
Schweizer, Jasmigger⸗-, Rablaers, Loöbſchützer⸗, Münchner, Neumwiebers, Zwickauer⸗, 
Drireners, Cislebener⸗, ſowie ferner noch vorlommen: Mitid-, Neus, Pidels, Mais, 
Mood, Grunder⸗, Königs⸗, Kurrerds, Kirchherger- und Schober'ſches Grün. 


Grünspan, acetate de cuivre, verdet, verdigris Mit diefem Namen be- 
jeihnet man im gemeinen Leben mehrere Subflangen ; ; zundchft einige Verbindungen 
von Kupferorgd mit Effigfäure, dann aber auch das in feuchter Luft auf Segen: 
Händen aus Kupfer fich bildende kohlenfaure Kupferoryd. Vom eigentlichen Grünfpan 
tommen drei Sorten im Handel vor, von denen die eine kryſtallifirtes neutrales effig- 
ſaures Kupferoxyd ift und auch deftillirter Grünfpan genannt wird „ vert de- 
sillö, vert en grappes. Die beiden andern Sorten, ohne Beiwort, Grünfpan 
genannt, find waſſerhaltiges bafifch effigfaures Kupferoryd, unterfcheiden fich aber 
wieder dadurch von einander, daß die eine Hide, die andere Zweidrittel- effig- 
jaured Kupferoryd ald Hauptbeftandtheil enthalten; jene hat eine mehr blaue, diefe 
eine blau grüne Farbe. Der neutrale Grünfpan wird bauptfächlich in Frankreich 
und zwar durch Auflöfen von bafifch effigfaurem Kupferoryd in Holzeffigfäure, Fil- 
kiren, Eindampfen und Kıyftallifiren der Löfung dargeftellt. Die Fabrikation von 
bafiſchem Grünfpan wird ebenfalls befonders ftark in Frankreich, "aber auch in Eng- 
land, Defterreich und Deutfchland betrieben. Die Darftellung gründet fich überall darauf, 
dag man metallifches Kupfer und Effigfäure mit dem Sauerftoff der Luft in Berührung 
bringt, welcher fich mit dem Kupfer zu Kupferoxyd und diefes mit der Effigfäure zu bafifch 
eſſigſaurem Kupferoryd verbindet. Der bafifehe Grünfpan fommt im Handel in rund 
lien 1 bis 14 Pfund ſchweren Stüden vor, die beim blauen Grünfpan aus feinen, 
ziemlich feft ufammenbanaumen Kryſtallſchuppen beftehen und zerrieben ein bellblaues 
Pulver geben. „Gewöhnlich enthält diefe blaue Sorte außer halbeſſigſaurem Kupfer: 
oryd Refte der Trauben und Kämme, metallifched Kupfer oder effigfaured Kupferory- 
dul, zuweilen auch Eleine Mengen von balbfoplenfaurem Kupferopyd. Die Analyſe 
eined franzöfifchen Grünſpans ergab 43,5 Kupferoryd, 29,3 Effigfäure, 25,2 Waller 
und 2,0 fremdartige Beimengungen. Der grüne Grünſpan zeigt fich gewöhnlich we 
niger Erpfallinifch enthält aber im Allgemeinen mehr Kupferogyd und Ciffigfäure, 
aber weniger Waſſer ald der blaue; - im Mebrigen ift feine Zufammenfeßung feine 
Ionftante und fein Kupfergehalt ift nicht größer al® beim blauen, wogegen er ſtets 
mehr Effigfäure enthält ald diefer. Der Grünfpan wird ald Del» und ——— 
hauptſächlich jedoch zur Darſtellung von Schweinfurter Grün benutzt. 

Grundeis, glace, glasons, ground-ice, nennt man dad auf dem Grunde 
der Flüſſe bei rafcher Strömung ſich bildende, gewöhnlich lockere mit vielen Luft⸗ 
bläfen durchgogene Eid. ine genügende Erklärung für diefe anomale ‚Exfcheis 
nung, da fowohl auf 00 abgekühltes Waffer, wie auch dad Eis felbft Teichter ift als 
Baffer alfo weder das Eine noch das Andere auf den Grund eined Fluffes gelangen 
fönnen, hat fich bis jet nicht auffinden laffen. 

Grundirsalz, Präparirfalz, d. i. zinnſaures Natron. 

Grundstofle, ſ. Elemente. 


Guajae , gajac, guajac, gunjac. Dad Harz von einem, befonderd auf den 
weftindifchen Infeln wachſenden Baumes (Guayacum officinale), aus welchem es 
zum Theil freiwillig, zum Theil nach gemachten Cinſchnitten ausfließt, Guajacum in 











220 Guano — isn: 


granis, aber auch durch Auskochen der harzreicheren ZTheiled ded Baumes gewonnen 
wird, Guajacum in massis. Dad Guajacharz befigt eine dunfels olivengrüne, zu: 
weilen auch eine mehr braune Farbe und einen angenehmen, an Benzo& erinnermden 
Geruch; es zeigt die charakteriftifche Eigenfchaft, durch orydirende Einflüffe fich blau 
zu färben; Died gefchieht befonder® leicht durch Schütteln einer altoholifchen Löſung 
mit ogonifirter Luft unter dem Einfluß des Lichts, der Gleftricität; dur Brom, 
Jod, Chlor, Salpeterfäure xc., auch ohne Ruftzutritt; ferner auch durch alle Hyper: 
oxyde, felbft durch einige organifche Subftanzen; melchem Beftandtbeile ded Guajar- 
harzes diefe Eigenfchaft zufommt, weiß man noch nicht. 


Gnano, der Guano befteht aus den Exkrementen von Seevögeln, deren zahliofe 
Schaaren denfelben an der Küfte von Peru und der benachbarten Infeln im Berlauf der 
Zeiten in mächtigen Schichten abgelagert haben. In Peru fehon früher als Dünger 
benugt, wird er zu gleichem Zmed in großen Mengen nad) Europa gebradt; die 
Düngerfabrifen Englands allein verbrauchen jebt jährlich für 24 Millionen Pfund 
Sterling Guano, mad dem Gewicht nch etwa 4 Millionen Centner ausmachen dürfte. 
Außer an der füdamerifanifhen, bat man auch an der afrifanifchen Weſtküſte und 
einigen Inſeln derfelben Guanolager aufgefunden, die ebenfall® ausgebeutet worden. 
Bon dem peruanifhen Suano find eine weiße, eine gelbbraune und eine rothe Sorte 
befannt. In dem gröblichen, trodnen Pulver finden fih kompakte Maffen, ſowie auch 
organifche Weberrefte, Federn u. dergl., endlich auch Thonz er befigt einen urin: 
artigen Geruch und einen feharf falzigen Geſchmack und reagirt entfchieden alfalifh, 
Die Hauptbeftandtheile aller Guanoforten find harnfaure, oralfaure, phosphorſaure 
und falzfaure "Ammoniaf» Salze, denen man auch hauptfächlich die Wirkung des 
Guano zuzufchreiben hat; ferner finden fi Salze von Kali, Natron, Kalf- und 
Bittererde, mit Schwefelfäure und Dralfäure, welchen noch einige organifche Stoffe, 
Sand und Thon, in veränderlicher Menge beigemengt find; Harnftoff hat fich darin 
noch nicht nachmweifen laffen. Der afritanifche Guano ift weit ärmer an Harnfäure 
als der peruaniſche und da der Werth eined Guano von feinem Stickſtoffgehalt ab- 
hängig betrachtet wird, fo fteht auch der afrifanifche fetd niedriger im Preife als det 
ächte peruanifhe., Der Guano ift vielen Verfälfehungen audgefeht, und da feine 
Prüfung nicht gerade leicht, für die Landwirthſchaft ed aber von dem höchften Snter: 
effe ift, die Zufammenfegung eined Guano zu Tennen, fo hat man denfelben vielfd 
unter die Kontrolle landmwirthichaftlicher Verſuchsſtationen geftellt, welche die Guano— 
depotd® von Zeit zu Zeit revidiren und die - Refultate ihrer Unterfuchungen ver: 
öffentlichen. N“ 


Gummi, gömme, gum. Mit diefem Namen bezeichnet man Pflanzenftoffe, die 
in Waffer zu einer fehleimigen, klebrigen, fade ſchmeckenden, neutralen Flüffigfeit 16 
fi , in Alkohol unauflöslich und nicht Eryftallificbar find und die beim Verdampfen 
ihrer wäflerigen Löfung ald eine mehr oder weniger durchfichtige, mehr oder wenige 
gefärbte, amorphe Maffe zurückbleiben; was man in diefer Weife mit dem Namen 
Gummi bezeichnet, zeigt zwar in feinem Gefammtverhalten eine gewiſſe Webereinftim: 
mung, allein auch wieder fo viel Abweichendes, daß man es in vielen Fällen offenbai 
mit verfehiedenen Körpern zu thun hat. Sehr gemöhnlich bezeichnet man mit dem Namen 
Bummi, das fogenannte arabifhe Gummi, Diefes, in feinem reinen Zuftande, Ara: 
bin genannt, bildet farblofe oder gelblich gefärbte Kleinere und größere unregelmäßig! 
Stücke von gladartigem Glanz und mufchligem Bruch; in kaltem Waller löſt es fid 
vollſtändig auf und trodnet wieder zu einer gefprungenen durchſichtigen Maſſe ein; 








Gummi-Dezxtrin — Gutia percha. 221 


8 befißt einen faden Geſchmack und ift ohne Reaktion auf Pflanzenfarben; in Als 
kohol ift e8 unlöslich und feine wäſſerige Löfung wird durch Alkohol vollſtändig ge⸗ 
fällt; durch Kochen mit verbünnter Schwefelfäure geht ed allmälig in gährungäfähigen 
Zuder über. Die unter dem Ramen Senegal» Gummi vorlommende Sorte befteht 
and größern rundlichen Stüden von mehr gelber, felbft bräunlich gelber Farbe, ift aber 
im Uebrigen fehr rein. Das Gummi befiht die Eigenfchaften einer Säure und bildet 
mit den Altalien und alkaliſchen Erden in Waſſer auflödliche Verbindungen. Seine 
Zufammenfegung in 100 ift: 44,44 Kohlenftoff, 6,28 Waflerftoff, 49,38 Sauerfloff. 
Andere Arten Gummi find: dad Gedda⸗barbariſches⸗ Baflora-, Kuteras und Kirfch- 
gummi; fie enthalten jedoch außer dem Arabin, eine größere Menge Pflanzenfchleim, 
befipen daher die dem reinen Gummi zufommenden Eigenfchaften nicht. 


! 

Gummi -Dextrin, eine durch fortgefeßte Behandlung von arabifhem Gummi 

mit Schwefelfäure gebildete Modififation de8 Gummi, von welchem es fih hauptfäch⸗ 
ii dadurch unterfcheidet, daß ed die Polarifationdebene ſtark rechts ablenkt. 


Gummi elasticum, f, Cautſchuk. 


/ 


Gummiharse, werden diejenigen Pflanzenftoffe genannt , welche neben Gummi 
noch ein oder mehrere Harze enthalten und meiftend durch das Eintrodnen der Säfte 
laktescirender Pflanzen gewonnen werden. 


Gummilack, Gomme laque, Laque, Eacz das Weibchen der Lackſchildlaus, 
Coceus lacca, melched in DOftindien auf verfchiedene Bäume und Sträucder, nas 
mentlih Ficus indica und F. religiosa feine Eier legt, verurfacht durch einen Stich 
in die Rinde der Pflanzen das Ausfließen eined Harzfaftd, welcher dad Infekt und die 
Gier umfchließt; dies ift der Gummilad. Der Zweig mit dem Harz wird dann abs 
gebrochen und heißt dann Stodlad oder wird durch Abklopfen des Harzes für ſich 
gewonnen, Körnerlad, Wieder gefchmolzen und zur Entfernung anhängender 
Inteinigfeiten durch ein Tuch gegoffen, entfteht der gemöhnlihe Schelllad, der, 
nah der Sorgfalt, die man duf feine Darftellung verwendet, eine bald mehr, bald 
weniger helle Farbe bat. Der Schelllad ein Gemenge mehrerer Stoffe, wird, ge⸗ 
Hleiht, zur Anfertigung von Ladfirniffen benutzt; feine hauptfächlichfte. Derwendung 
findet er jedoch in der Siegelladfabrikation. 


Gummithran, unter diefem Namen wird eine Lederſchmiere in den Handel ges 
bradht, die man erhält, wenn man 3 Roth zerfehnittene Gutta⸗Percha in einem eifernen 
oder irdenen Gefäße bei gelinder Wärme fehmelzt, dann vorfihtig 1 Loth Terpentindt 
zumiſcht, bis die Gutta⸗Percha mit dem Terpentinöl fih in eine gleichförmige Maſſe 
verwandelt Bat, und ſchließl nach und nah 2 Pfund Fiſchthran zufegt. 


Gusseisen, Robeifen, f. Eifen. 
Gussstahl, ſ. Eiſen. 


Gutta percha, Gutta tuban, Gomme Gittania, gutta percha, gutta percha. 
Diefer noch nicht lange bei uns befannt gewordene Pflanzenftoff zeigt viele Aehnlich⸗ 
kit mit dem Kautſchuk und fommt in dem Milchfaft einer zu den Sapoteen gehören» 
den Pflanze, Isomandra gutta vor, wahrſcheinlich nicht in gelöfter Form, fondern nur 
kin getheilt. Die Gutta percha kommt in großen fubifchen Blöden zu und, die 
uherlich braunroth, innen fleifchrotb find und aus einer wenig dichten Maffe von 
faferiger Tertur beftehen. Sie ift bei gewöhnlicher Temperatur hart, feft, wenig ela⸗ 
Mid, mehr zäbe. In der Wärme wird Me: biegfam, weich und läßt fih wie Wachs 


222 ' Gutti — Hoar. 


formen; in Chloroform, Schwefelkohlenſtoff und ZTerpentinöl Löft fie fih auf und wird 
darand auf Zufas von Altohol oder Aether gefällt. Die Gutta⸗Percha Bat feit der 
kurzen Zeit ihres Belanntfeind eine außerordentlich vielfältige Anwendung gefunden, 
wern auch nicht alle Erwartungen befriedigt worden find, die man anfänglich von 
ihr zu hegen ſich berechtigt geglaubt hat. Durch Bulfanifirung gebärtet, wird fie in 
hohem Grade politurfähig und zu einer großen Menge von Gegenftänden flatt Horn 
verwendbar und zu ihrer Berarbeitung, namentlih zu Kämmen, find große Rapitalien 
befehäftigt. — Unter den vielen Bäumen in Guiana zeichnet ſich der Balatas aus 
Achras aus, der zugleich ein vortreffliche® Bauholz abgiebt, Seit einigen Jahren läßt 
die franzöfifche Regierung durch Sträflinge den Saft, der mit dem von Sfonandra 
Aehnlichkeit hat, fammeln, die täglich eine beftimmte Menge abliefern müſſen. Ba 
fiH der Baum fehr häufig findet, fo könnte deffen Milchfaft als Erſatz der meit 
fehwieriger einzufammelnden Gutta-Percha dienen. 


Gutti, Gummiguit, gomme gutt, gamboge. Ein gelbes Gummibarz, welches 
aus einigen Ländern ded Drientd zu und gebracht wird. Ob dafjelbe überall von 
dem Baume der auf Eeylon das Gutti Tiefert (Hebradendron cambogioides) ge 
fammelt wird, ift noch zmeifelhafe Es wird durch Einfchnitte in die Rinde dei 
Baumes, aus denen ed ausfließt und gefrodinet wird, gewonnen. Den unterfcheidet 
Röhren» Gummi, Gummi in Kuchen und gemeined® Gummigutt, von weldhen Sorten 
erſtere die beſte iſt. 





Gyps, ſchwefelſaurer Kalk, chaux sulfatse, gypsum, parget-sione, iſt der | 


natürlich vortommende ſchwefelſaure Kalt mit 2 Men. Waller. Er findet firh in fafl 
allen Kormationen, tritt aber befonderd häufig im Muſchelkalk auf und führt nad 
den verfchiedenen Formen in welchen er vorkommt, verfchiedene Namen, wie: 1) Gypoͤ— 
ſpath (blättriger Gyps, Mariens oder Frauenglas, Fraueneis, Sefenit). 2) Fafer- 
gyps (Federweiß). 3) Schaumgyps (Gypsblüthe) 4) Körniger Gyps (lade 
ſter). 5) Dichter Gyps (Gypsſtein). 6) Erdiger Gyps (Gypserde, Mehlgype, 
Gypoͤguhr). Der Gyps wird da, wo er in Maſſe vorkommt, gemahlen und zum Dün- 
„gen der Felder, gebrannt und gemahlen als Bindemittel bei Mauern Über der Erde be 
nußt, wo er in manchen Gegenden den Namen Sparktalt führt. Die reinern Sorten 
dienen, gebrannt, zur Anfertigung von Stuck und Gppäflguren; der förnige Gyps. 
wenn er weiß und rein iſt, zu Bildhauerarbeiten. 

Gyps, gebramnter, Sparkalt, Gypse cuit, Platre de Pavis, Plaster of 
Paris, Loileb Plaster. Diefen Namen erhält der fchmefelfaure Kalk, wenn ihm durd 
Erhitzen ein Theil oder bei 120° C. alled Waffer entzogen worden ift; für die feinen 
Gypsarbeiten pflegt man nämlich nicht alles Waſſer auszutreiben, vielleicht aut 
1 bis 14 Aeq., d. 5. ſehr ſchwach zu brennen. 


I. 


Haar, in feiner chemiſchen Konſtitution zeigt das Haar eine ‚große Ueberein⸗ 
ſtimmung mit den hornartigen Geweben, der verhärteten ECpydermis und deren fort: 
fegungen in Rägeln, Hufen, Klauen und $ebern 2.5 an feiner organtfchen Zufammen- 
fegung nehmen aufer Kohlenſtoff, Stickſtoff, Waſſerſtoff und Sauerftoff, auch Schwe⸗ 
fel, wahrſcheinlich auch Phosphor, Antheil,; in der Aſche von Haaren findet man 


Haarröhrchenkraft — Hammerschlag. 223 


namentlich Chlornatrium; fowie die Kalkfalze der Kohlenſäure, Phoöpkggfäure und 
Schwefelfäure. 

Haarröhrchenkraft, ſ. Gapillarität. 

Haarsals, alum de plume, hair-salt, f. Federalaun. 

Himatoxylin, ein Beftandiheil des Blauholzes, Campecheholzertrafis, ſ. dieſes. 

Härte, ſ. Cohäſion. 

Härten des Stahls, ſ. Eiſen. sa 

Hagel, greie, hall, grains. Kagel nennt marı die Niederfhläge von Eis⸗ 
timern, wenn dieſe einen undurchfichtigen fehneeartigen Kern haben, im — 
aber aus feſtem durchſichtigen Eife beſtehen. 


Hahnemann’sche Weinprobe, unter dieſer Bezeichnung — man eine 
Auflöfung von Weinſäure, die mit Schwefelwaſſerſtoff imprägnirt iſt und zur Unter 
Inhung von Bein auf einen Bleigehalt benutzt wurde; die Weinfänre verhindert die 
sälung von Eifen, welches oft in weißen Weinen vorhanden iſt. 

Bsbnemanm’s aufösliches Quecksilber, ſ. Quesfilbesorydut. 

Halbmetalle, eine früher gebrauchte Bezeichnung für Metalloſde. 

Aalhydrate und Nalhyäratwasser, mit dem erfteren Namen bezeichnet man 
die Berbindungen von Salzen mit einem gewiffen Antheile von Waffer, welches fie 
bei einer Wärme, bei welcher ihr Kryſtalliſationswaſſer fortgeht, nicht verlieren, wel⸗ 
cheg aber durch eine gleiche Anzahl von Aequivalenten anderer neutraler Salze, die 
kin Waffer enthalten oder durch Orpde, die nicht die Rolle einer Bafe fpielen und 
mdlih auch durch wafferhaftige Säuren vertreten werden fann. So enthält die kry⸗ 
Nalifirte ſchwefelſaute Bittererde 7 Aeq. Wafler, von denen fte in der Wärme 6 Aeq. 
verliert; das 7. Aequivalent ift das Halhydrat- oder Salzhydratwaſſer, welches in 
dem Doppelfal KO, SO, + MgOSO, + 6Ag, alfo durhKO und SO, vertreten wird. 


Halide, werden diejenigen neutralen organifchen Verbindungen genannt, die 
us einer Säure und einer organifchen Bafe beftehen, deren Beftandiheile fich jedoch, 
nicht auf gewöhnlichen Wege und durch Reagentien nachweifen laffen, bevor fie nicht 
klbft eine Zerfegung erlitten haben. Bon den befannteren Körpern diefer Art gehören 
hierher die Thier⸗ und Pflanzenfette, 

Iallymeter, ein Snftrument, welches zur Beſtimmung des Altohols der Biere 
angewendet wird, 

Halogen, fyn. mit Chlor. 

Haleide, ſ. Salzbilder. 

Lalolds alae, nennt man die Verbindungen der Halokde oder Salzbilder (ein⸗ 
fahe: Chlor ꝛc. und zufammengefebtes Cyan) mit den Metallen oder Körpern, Die 
die Rolle son Metaften übernehmen (Ammonium). 

Halter, soutien, eine Bezeichnung für die verfchiedenen Vorrichtungen, die be⸗ 
Kinn find, manchen Apparaten oder einzelnen Theilen derfelben zum Tragen oder 
gr Stüge zu dienen. 

Ialurgie, Salzwerkkunde, „halotechnie, umfaßt die Lehre von der techniſchen 
Gewinnung des Kochſalzes. \ 

Bammerschlag ‚ scorie de fer forg6, slakens, hiermit werden bie Abfälle be⸗ 
#ihnet, die bei der Bearbeitung von glühendem Eifen oder Kupfer mit dem Sammer 


324 Harmalin — Harnozxyd. 


fi bildenggman unterfcheidet daher Eifenhammerfählag (Eifenoryduloyyd) und Kupfer 
hammerſchlag, ein Gemenge von Kupferorgd und metallifhem Kupfer. 

Harmalin, ein Farbſtoff aus Anilin, zu deffen Darſtellung ſchwefelſaures Ani. 
lin, welches in etwa 150 Theilen Waſſer aufgelöft ift, mit 5 bis 6 XTheilen fein ge 
pulvertem Braunftein unter befländigem Umrühren fo lange auf 100°. erhigt wir, 
bid fein Niederfchlag mehr entfteht. Der Farbftoff befindet ſich im der Auflöfung, 
der man fo viel Ammoniak zufügt, bis die Säure neutralifitt ift, mo er dann 
fammt Manganoryd niederfält. Der Niederfehlag wird gewafchen, getrodnet und 
mit Weingeift behandelt, welcher den Yarbftoff löſt die filtrirte Löſung führt den 
Namen Harmalin. 


Harmonika, im Weſentlichen ein Waſſerſtoffgas-Entwickelungdapparat mit 
weiter und mehrere Zoll langer Glasröhre, aus welcher dad Gas ausftrömt; mird 
diefed angezündet und hält man in gewiffer Entfernung über die Flamme eine wei: 
tere Glasröhre, fo entfteht ein reiner Ton, dem einer Ziehharmonita ähnlich, daher 
der Name für diefe Vorrichtung. 


Harn, urine, urine, piss. Diefe durch die Ihätigfeit der Nieren abgefonbderte 
Flüffigfeit enthält die Materien, welche beim Stoffmechfel zerfebt und für eine weiter 
Verwendung untauglich geworden find. Der Harn des Menfchen erfcheint im friſchen 
Zuftande ald eine weingelbe Flüffigkeit, von einem eigenthümlichen faft veilchenartigen 
Seruh, einem bitterlih falzigen Geſchmack, fäuerlicher Reaktion und einem mitt 
Ieren per. Gew. von 1,012 bis 1,017. Es findet fi darin eine Anzahl von Stoffen, 
die theild mehr als zufällig, theild zur rigentlichen Konftitution ded Harns gehörig, 
angefehen werden müffen. Zu lebteren gehören: 1) Der Harnftoff; 2) die Harnfäure; 
3) die Hippurfäure, 4A) Kreatin;, 5) Kreatinin; 6) Ertraktivftoffe, 7) Schleim; 
8) Salze, wie Chlorkalium, Chlornatrium , fehwefelfaured Kali und Natron, phosphor 
faures Natron, phosphorfaurer Kalk und Bitlererde neben fleinen Mengen von Eifen- 
oryd und Kiefelfäure, fowie in einzelnen Fällen, von Danganorydul und Fluorkalcium. 
Alle diefe Stoffe wechfeln in ihrer Menge, fowohl nach dem Alter des Individuums, 
won welchem der Harn genommen wurde, fowie nah den Nahrungsmitteln, welde es 
genofien hatte. Roch größer ift die Zahl der Stoffe, die ald ungewöhnliche bezeichnet 
werden müfjen und diefe find: 1) Fett; 2) Zanthin (harnige Säure); 3) Cyſtin; 
4) Sallenfarbftoff; 5) rother Farbftoff; 6) Eiweiß (Brigt’fche Krankheit); 7) Blut; 
8) Eiter; 9) Samen; 10) Zuder (Diabeted); 11) oralfaurer Kalk. 


Harn der Thiere. Der Harn von Zleifchfreffern enthält im Allgemeinen die 
felben Beftandtheile wie der menfchlihe Harn, aber gänzlich verfchieden hiervon 
ift der Harn der Grasfreſſer. Diefer ift trübe von lemicht gelber Farbe, um 
angenehbmem Geruch und alkaliſcher Reaktion; enthält weniger Harnſtoff und nur 
höchſt felten Harnfäure. Dagegen finden ſich darin größere Mengen. von Hippur 
fäure, kohlenſauren Altalien und Erden, wohingegen Phosphorſäureſalze nur ald 
feltene Ausnahme darin vorfommen. Der Harn der Vögel ift vorzugäweife reich 
an Harnfäure (ald harnfaured Ammoniak); SHarnftoff findet fih rur in dem de 
fleifchfreffenden Vögel. 

Harnbenzoesäure, fyn. mit Hippurfäure. 

Harnfarbstoff, ſ. Harn. & 

Harngries, ſ. Gontretionen. 

Harnexyd, ſ. Xonthin. 











—— ——⸗ an 


* 


Harnruhrzucker — Harze, fossilß. 


28 


Hararuhrzucker, ſ. Traubenzucker. er: 1.“ a 
\ ur e 


Harnsäure, acide urigae, uric acid, Hthic acid. Die Harnfäure ift ein 
allgemeiner DeftandtHeil ded Harnd der meiften Thiere, namentlich aller höher organi⸗ 
firten, doch tritt fie vorzugsweife Dei den Fleiſch- und Körnerfreffern auf, während fie 
im Harn der Grasfreſſer zum Theil durch Hippurfäure erfeht ift. Aus den Produkten bei 
ihrer Zerfeßung läßt fich ſchließen, daß fie eine gepaarte Harnftoffverbindung darftellt, deren 
Ronftitution jedoch noch nicht genauer aufgeflärt ift. Gewöhnlich ftellt man die Harnfäure 
aus Schlangenerfrementen dar, indem man diefe mit verbünnter Kalilauge zum Sieden 
bringt und in die Auflöfung Kohlenfäure leitet. Es ſchlägt fich hierbei faures, Harnfaures 
Reli nieder, welches man abfiltrirt und durch Eintragen in verdünnte Salzfäure zerfeßt. 
Hierbei erhält man die Harnfäure ald ein weißes, lodered, geruch- und geſchmackloſes, kry⸗ 
ſtalliniſches Pulver, In der Technik benutzt man die Harnfäure zur Darftellung von Alloran 
telp. purpurf. Ammoniaf, oder Durerid, eine prachtvolle rothe Farbe, die zum Färben von 
Bolle, Seide und Baummolle angewendet wird. Man verwendet alddann zu ihrer Darſtel⸗ 
lung Quano, den man mit Salzfäure behandelt, wonach die Harnfäure mit Sand und ans 
deren fremden Körpern vermengt, zurüdbleibt, die alödann durch Salpeterfäure in Alloran 
und Allontin xc. verwandelt wird. Sie enthält 2 Aeq. Waſſer und befteht in 100 Thl. aus 
10,71 Waffer, 35,71 Koblenftoff, 1,19 Waſſerſtoff, 33,33 Stidftoff und 19,06 Sauerftoff. 


Harnsedimente,, sodiments d’arine, nennt man die Abfapmaterien, welche 
fh nad) fürzerem oder längerem Stehen im Harn bilden und entweder aus Harn⸗ 
fäure- Sagen, oralfaurem Kalle, phosphorfauren Erden oder Cyſtin beftehen. 


Harnsteine, ſ. Gonfretionen. 
Harnstofl, uree, ſ. Harn. 
Harnsucker, ſ. Traubenzuder. 


Harze, reosines, resin, rosin. Die Harze find GErzeugniffe des Pflanzenreiche 
und finden fich meift in Verbindung mit ätherifchen Delen, aus welchen fie in vielen 
Hüllen durch deren Oxydation entflanden find; man trifft fie in allen Organen der 
Bilanzen, nicht felten durch eigene Drüfen audgefchieden und in einzelnen Zellen und 
Höhlungen im Zellgewebe abgelagert, oder fie fließen freiwillig aus fehr harzreichen 
Manzen aus zufällig entftandenen oder abfichtlich gemachten Deffnungen aus. Als 
fat allen zutommende Gigenfchaften find deren Auflöslichkeit in Weingeift, ihre 
Schmeljbarkeit in gelinder Wärme und Zerftörung im Feuer zu bezeichnen. Die mei- 
fen Harze zeigen ſich als ſchwache Säuren und gehen mit den Bafen Verbindungen 
tin, jedoch im verfchiedenem Grade und man hat fie daher in ſtaik⸗, mittelmäßig - 
und ſchwach- eleftronegative Harze eingetheiltz die anderen röthen weder das Lackmus⸗ 
hapier, noch verbinden fie fi mit Bafen. Nur felten befteht ein natürliches Harz 
aus nur Einer Harzart, meiftend find deren mehrere mit-einander vereinigt. Um fie 
bei ihrer Trennung genauer zu bezeichnen, fegt man dem Worte nach ihrer Reihenfolge 
die Buchſtaben des griechifchen Alphabet3 vor und zwar fo, daß da8 eleftronegativfte 
Hat dad Alpha, dad darauf folgende dad Beta- Harz u. f. 10. genannt wird. 


Harse, fossile, Erdharze, nennt man gewiſſe vorzugsweiſe in Braunkohlen⸗ 
und Zorflagern vortommende harzartige Körper, die im Allgemeinen ſowohl in ihrer 
dufammenfegung, wie auch in ihren Eigenfchaften eine große Aehnlichkeit mit den 
kifhen Pflanzenharzen befipen, fo daß man annehmen darf, daß fie ebenfall® vegeta- 
dilifhen Urfprungs find ſ. Bernfein. 

9. d. techn. Chemie. 15 


226 Harz — Hefe. 


Harz, burgundisches, gemeines, geibes, weißes, f. Pinusharz. 

Harz, gemeines, f. Pinushatz. 

Harselektricität, foviel tie negative Elektricität. 

Harzfirnisse, ſ. Firniſſe. 

Harsgas, ſ. Gasbeleuchtung. 

Haselwurzelcampher, ſ. Aſarin. 

Hatschetin iſt ein dem Paraffin homologener Kohlenwaſſerſtoff. 

Hausenblase, Colle de poisson, Isingglas, mit diefem Namen hat man die 
getrodnete Schwimmblafe ded Hauſens (Accipenser huso) fowie einiger anderer ver⸗ 
wandter Fifche, die vorzugsweiſe im Kaspiſchen Meere Ieben, belegt. Die Hauſenblaſe 
fommt entweder in Ringeln (eigentlich Iyra= oder hufeifenförmig), oder in dünnen 
Blättern vorz fie. befißt eine ſchwachgelbliche Farbe, ift durchfcheinend, in Folge ihres 
bäutigen oder faferigen Gewebes fehr zähe, und von fadem, ſchwachem Gefchmad; in 
kaltem Waſſer quillt fie ftark auf; in heißem löſt fie fih unter Zurüdfaffung weißer 
häutiger Flocken; beim Erkalten gefteht die Auflöfung zu einer farblofen, durchfichtigen 
Sallerte. Die Haufenblafe in Blättern zeigt bei auffallendem Lichte einen perlmufter⸗ 
artigen, ind Bläufiche fehillernden Glanz. Außer den beiden beften Sorten Hau 
fenblafe fommen noch andere von geringerer Güte von andern Fifchen, auch aus an 
dern Organen derfelben beitehend, vor, die zumeilen das Anfehen, der beflen Haufen: 
blafe befigen, ſich von dieſer aber dadurch unterfcheiden, daß beim Auflöfen ein grö 
Berer Rüdftand bleibt, oder fih fogar nur wenig davon in kochendem Wafler auflöf. 
Die Haufenblafe dient vielfah zum Klären von Flüffigfeiten, befonderd? Wein und 
Bier und fie fann hierbei nicht durch eine Auflöfung von gewähnlidem Keim erfeht 
werden, weil ihr Klärungsvermögen von den Faſertheilchen herrührt, in welchen fid 
die trübenden Subflanzen abfegen ; ferner erhält fie Anwendung zur Darftellung von 
Sallerten in der Küche, ſowie von dem fogenannten englifchen Pflafter, zu welchem 
Behufe ausgefpannter Taffet wiederholt mit einer foncentrirten Löfung von Haufen 
blafe überftrichen wird, 

Heber, Siphon, siphon, nennt man das befannte, aus zwei Schenfeln, die uns 
ter einem gewiflen Winkel zufammenftoßen, gebildete Inftrument, welche® zum Zwede 
bat, Flüffigkeiten durch Anfaugung aus einem Gefäße ind andere zu fehaffen; man 
fertigt fie fowohl von Glas, mie von Metall, wie man auch Gummiſchläuche zu die 
ſem Zwecke benugen Tann. 

Heberbaremeter, wird, im Gegenfab zum Gefäßbarometer, die Art genannt, 
wo die Röhre am offenen Ende heberartig umgebogen ift. 

Heerdfeuer, foyer, heard, hierunter verfteht man bei Defen-denjenigen Raum, 
welcher zur Aufnahme des Brennmateriald, um dafelbft verbrannt zu werden, be 
ftimmt ift. 

Heerdofen, cendrier, ash-pit, ash-pan, auch kurzweg Herd, nennt der Hütten- 
mann einen von 3 Seiten mit einer 2 bis 3 Fuß hohen Mauer eingefehlöffenen Raum, 
der mit Steinplatten ausgelegt oder mit einer feſtgeſtampften Geftübefohle verſehen, zu 
verfchiedenen metallurgifehen Proceffen gebraucht wird. 

Hefe, Bärme, levure, barm eyest, nennt man im Allgemeinen den bei ber 
Gährung zuderhaltiger Flüffigkeiten fich abfcheidenden breiartigen, getrocknet, feften 
Körper, der die befondere Eigenfchaft befigt, die Zerfeßung des Zuders in Alkohol zu 
bewirken. Man unterfcheidet gewöhnlich zwei Arten von Hefe: Oberhefe und Un 





F Heim — Hexenmehl. 2237 


terhefe; erftere fcheidet fih auf der Oberfläche der gährenden Flüffigkeit ab, lebtere 
ſammelt fih auf dem Boden derfelben an. Die Hefe befteht, unter dem Mikroſkop 
betrachtet, auß einer Anzahl Eleiner, mit einer Flüſſigkeit gefüllter Bläschen, von ova= 
ler Form und einem Durchmeffer von höchſtens 0,01 Millimeter, entweder einzeln oder 
ju Haufen, oder zu Ringen vereinigt. In der Form unterfcheiden ſich Ober: und Unterhefe 
nicht wefentlich von einander, wohl aber in der Anordnung ihrer Theilchen. Die Oberhefe 
entſteht Hauptfächlich bei Temperaturen zwiſchen 18 und 25° C.; die Unterhefe zwi—⸗ 
[den O0 und 70 C. Bei der Oberhefe entftehen hierbei Schnüre aneinander hängender 
Kügelchen, bei der Unterhefe bleiben dieſe einzeln und ohne Zuſammenhang. Die 
Oberhefe bewirkt in zuckerhaltigen Flüſfigkeiten eine raſche und ſtürmiſche Gährung, 
wobei die Hefentheilchen an die Oberfläche geführt werden; bei der Unterhefe iſt die 
Gährung langſamer und von längerer Dauer. Die Hülle der Zellen kommt in ihren 
Eigenſchaften und in ihrer Zuſammenſetzung mit der Celluloſe überein; die Flüſſig— 
kit im Innern enthält eine eiweißartige Subſtanz aufgelöſt; außerdem hat man in 
der Ufche der Hefe Salze von Phosphorfäure mit Alfalien und Erden gefunden. Ihrer 
Diganifation und Entwidelung nach läßt fich die Hefe als eines der einfachften Pflane 
zengebilde anfehen. Sie findet in der Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und Bäckerei 
eine fehr ausgedehnte Anwendung. Auf den Siedepuntt des Waſſers erhibt, wer 
liert die Hefe ihre gährungerregenden GEigenfchaften, erlangt fie aber nach einiger 
Zeit, allein fehr vermindert, roiederz mit Waffer geht fie jedoch bald in faule Gäh— 
tung über. — Trockene Hefe. Um die Hefe, ohne daß fie weſentlich von ihrer 
Birkfamkeit verliert, längere Zeit aufbewahren zu ‚können, muß dieſelbe getrodinet wer⸗ 
den. Dies gefchieht nach Bayen am beften, indem man die gut audgewafchene und 
außgepreßte Hefe auf frifeh gebrannte dicke Gypsplatten ausbreitet und in eine Trocken⸗ 
ftommer flellt: Nachdem der Gyps den größten Theil des Waflerd angezogen hat, wird 
die Hefe gepulvert und noch einmal auf frifchen Gypsplatten hingeftellt. Die alddann 
trodene Hefe läßt fih in ganz trodenen und dicht verfchloffenen Gläfern aufbewahren 
und erhält ſich fehr lange brauchbar und fräftig. — — Preßhefe. Nach einem von 


L. Kramer für Bayern patentirten Beffahren 'erhält man diefed allgemein befannte. 


Produft auf die Weife, Daß man eine, aus Gerftenluftmalz mit kaltem Wafler bereis 
tete Maifche mittelft gereinigter, d. h. entbitterter Hefe unter Zuſatz von 1 Loth kry⸗ 
Rallifitter Weinfäure bei 209, aber nicht darunter, gähren läßt. Während der Gäh⸗ 
tung, die etwa 36 bid 48 Stunden dauert, fhöpft man die auf die Oberfläche ger 
fiegene Hefe ab, läßt nach beendeter Gährung die Flüffigkeit ab, fammelt die am 
Doden befindliche Hefe, mifcht fie mit der bereits abgefchöpften, und preßt fie wie ger 
mwöhnlich in Leinwandſäcken aud. Aus der gegohrenen Flüffigkeit erhält man durch 
Deftilation den gebildeten Alkohol. 


Heim, f. Deftillation. 
Hepar, der Name, welcher Reber bedeutet“ ift urfprünglich dem Schwefelkalium 


beigelegt, vwoelches die Farbe von Leber befist, fpäter aber auf andere SED 


dungen, die ähnlich gefärbt find, übertragen worden. 


Hessische Tiegel merden die zu Groß» Almerode in Kurheffen aus unfchmelze 


barem Thon und Quarzfand angefertigten Schmelztiegel genannt. 


Heteromorphismus, hiermit bezeichnet man die Eigenſchaft zufammengefeßter 
"Körper, befonders der Salze, bei gleicher Anzahl und Anordnung ihrer Molekule ver⸗ 


ſchiedene Kıyftallformen zu bilden. 
Hexenmehl, fon. mit Cycopodium. 





228 Himmelsäther — Hoffmann’s Tropfen. 


Himmelsäther, nennt man den mutbmaßlichen Stoff, der das ganze Weltall 
erfüllt und deſſen Borhandenfein aus den Berzögerungen, die gewiſſe Kometen erlei⸗ 
den, gefolgert werden muß. 

Hipparaffin und Hipparin find zwei ftiftoffhaltige Verbindungen, die beim 
- Erwärmen der Hippurfäure mit Bleihpperorgd und verdünnter Schwefelfäure entftehen. 
Das Hipparaffin wird von rauchender Salpeterfäure in Benzoefäure verwandelt, 

Hippursäure, Sarndenzoefäure, Urinfäure, acidi hippurique, hippuric acid, 
tin Erzeugniß ded Thierorganismus, befonder® der Pflanzenfreffer, welches ſich im 
Harn derfelben findet. Am beften wird fie aus Kuh⸗- oder Pferdeharn dargeftellt, ins 
dem man diefen mit Kalkmilch zum Kochen erhigt, filtrirt und nach ber Reutralifation 
mit Salzfäure eindampft; aus der koncentrirten, mit der nöthigen Menge Salzſäure 
verſetzten Flüſſigkeit ſcheidet ſich beim Erkalten die Hippurſäure in rhombiſchen Prid- 
men (dicke Nadeln) aus; von Aether und kaltem Waſſer erfordert ſie viel, von heißem 
Waſſer und Alkohol weniger zu ihrer Auflöſung. Beim Erhitzen zerſetzt fie ſich unter 
Bildung von bengoefaurem Ammoniat und Benzonitril; unter gleichen Verhältniſſen 
geht die Benzoefäure in Benzol und Kohlenfäure über; außerdem unterfchgidet fie ſich 
von der Benzoefäure durch ihr Verhalten gegen Aether, welcher die Benzoefäure leicht 
auflöft. Sie befteht in 100 Theilen aus 60,34 Koblenftoff, 5,02 Waſſerſtoff⸗ 1,82 
Stieftoff, 26,82 Sauerftoff. 

Hirn, ſ. Gehirn. 


Hirschhern, ramure de cerf, hart's horn, das Hirſchhorn, wie überhaupt die 
Geweihe der hirſch- und rehartigen Thiere befteben, wie die Knochen, weſentlich aus 
Reim und phosphorſaurer Kalkerde. Auf die eine oder andere Weife zerkleinerte? 
Hirſchhorn giebt, mit Wafler gekocht, an diefed leicht feinen Leim ab, weshalb daſſelbe 
häufig unter Zuſatz von Wein, Zuder und Gewürzen zur Darftellung mohlfchmeden: 
der Gallerten gebraucht wird. 

Hirschhern, gehranntes, unter diefem Namen begreift man überhaupt weiß 
gebrannte Knochen, die nach dem Brennen, Außer phosphorfaurem und kohlenſaurem 
Kalt und etwas Fluorcaliium, noch etwas fchwefelfaures un) kohlenſaures Ratron 
enthalten; beided Produkte des Kalcinationsproceſſes. 

Hirschhorngeist, Hirfhhornfpiritus, esprit de corne de cerf, spirit of bart's 
horn, nennt man die fohlenfaure® Ammoniak haltige Flüffigkeit, welche aus der Ber 
kohlung der Knochen durch Kondenfation der wäſſerigen Dämpfe gewonnen mit. 
Neben kohlenſaurem Ammoniak enthält der Hirfchhorngeift gewöhnlich auch Heine 
Menge von effigfaurem Ammoniak, Cyan und Schmefelammonium, zumeilen auf 
butterfaured® Ammoniat. Der Hirfhhorngeift wird faft ausſchließlich zur Darftellung 
von Salmiak und ?ohlenfaurem Ammoniak verwendet. 

Hirschhornöl, stinkendes, wird bei demfelben Proceſſe, wie der Hirſchhorn⸗ 
ſpititus gewonnen; es bildet eine ſchwarzbraune, dickliche Flüſſigkeit von höchſt un: 
angenehmem Geruch. 

Hirschhornsals, rohes kohlenſaures Ammoniat, sei de corne de cerf, voiatile 
salt of hart’s horn, bei der trodenen Deftillation der Knochen fublimirt dieſes Pro: 
dukt old eine bräunliche, bald mehr, bald weniger gefärbte Salzmaſſe. 


Hirschhornspiritus, f. Sirfhhorngeift. 

Höllenstein; f. falpeterfaures Silberoxyd. 

Hoffmanns Tropfen, eine Mifchung von 1 Theil Aether mit 3 Theilen Als’ 
kohol. | 








Hohofen — Holztheer. 229 


Laoboſon, ſ.Schachtofen, 

Holländische Flüssigkeit, Vinylchlorur⸗Waſſerſtoff; eine Verbindung von 2, 
Aeq. Koblenwaflerftoff (C4 H 4) mit 2 Aeq. Chlor, der faft jeder Chemiker, der ſich 
mit ihr befchäftigte, je nach feiner Anftcht von ihrer Zufammenfegung einen andern 
Namen gegeben bat; bolländifche Flüffigkeit wurde fie genannt, weil fie von vier hollän- 
diihen Chemikern entdeckt wurde, Sie ftellt eine farblofe, waſſerhelle Flüſfigkeit dar, 
die einen angenehmen, ätherartigen Geruch und brennend ſüßlichen Geſchmack befigt, 
bei 85° ©. fiedet, in Waſſer unlöslich, in Alkohol und Aether auflöslich il, und ein 
ſpec. Gew. von 1,280 zeigt. - 

Bels, bois, wood. Den organifchen Bau des Holzes bilden ‚Bellen und Gefäße, 
die beide aus einer durchfichtigen, äußerft zarten Membran beſtehen, und mit einer, 
gewiſſe Stoffe in Auflöſung enthaltenden, Flüſſigkeit erfüllt ſind. So lange dieſe 
uoch vorherrſcht, iſt der betreffende Pflanzentheil weich und krautartig; bei zunehmen⸗ 
dem Alter verdicken ſich die Wände der Gefäße und Zellen, indem ſich feſte Stoffe 
darin ablagern, während gleichzeitig die Menge der Flüſſigkeit abnimmt. Hierbei 
‚wird dad Holz allmälig fefter, dichter und härter. 

‚Bolsäther, |. Methyloryd. 


Helsalkohel, ſ. Holzgeiſt. 

Lolzessig, Holzſäure, acide pyroligneux, pyrolignous-acid, die ſaure Flũſ⸗ 
figkeit, welche man mit dieſem Namen bezeichnet, wird aus der trockenen Deſtillation 
des Holzes, einem Proceſſe, der zur Holzkohlenbereitung im Großen ausgeführt wird, 
als Nebenprodukt gewonnen, und beſteht hauptſächlich aus Waſſer, und, je nach der 
mehr oder weniger trockenen Beſchaffenheit des Holzes einer größeren oder geringeren 
Menge Effigfäure. Der Holzeffig dient zur Darftellung von effigfaurem Natron und 
biefes wiederum zu der bon reiner Ejfigfäure, zur Bleizuders und Grünfpanfabrifation. 
Den durch Deftillation gereinigten Holeffig,„d. b. den aus effigfaurem Natron dars 
geftellten, wendet man auch als Zafeleffig anz er befigt jedoch einen wenig angeneh⸗ 
men Geruch und Gefchmad, was man durh Zufak von Effigäther, Bein oder andes 
ven Stoffen zu verbeflern geſucht hat. 

Holsfaser, ſ. Bflanzenfafer. 

Holsgeist, Holzfpiritus, Holzalkohol, esprit de bols, esprit pyro-xylique, py- 
roligneous spirit, pyroxyl spirit, der Holzgeift, vie er aus der trodenen Deftillation 
von Holz hervorgeht, ift ein Gemiſch mehrerer flüchtiger Produkte, von welchen befreit, er 
den Namen Metbylaltohol, Methyloxydhydrat, erhält; doch pflegt man auch dem reinen 
Methylalkohol „Holgeift“ zu nennen... Zu feiner Darftellung wird der robe Hoheffig, 
nachdem er zuvor mit Kalt neutralifirt wurde, der Deftillation unterworfen. Um ihn 
volllommen rein zu gewinnen, muß diefe Operation mehreremal wiederholt werden. 
Cr bildet alddann eine farblofe Flüffigkeit von 0,814 fpec. Gew., die bei 60,59 fiedet, 
fh mit Waffer, Alkohol und Aether in allen Berhältniffen mifcht, leicht entzündlich 
it und mit leuchtender Flamme brennt. Es enthält in 100 Theilen 37,5 Kohlenftoff, 
12,5 Waflerftoff, und 50,0 Sauerftoff. 

Holskohle, ſ. Kopie. 

Holssäure, ſ. Solzeffig. 

Holsspiritus, fe Holzgeift. 

Helstheer, goudron de bois, tar, nennt man bie bei der trodtenen Deftillation , 
des Holzes abfallende theerartige Flüffigfeit; in holzreichen Gegenden, Polen, Rußland ꝛc., 


230 Homberg’s Phosphor — Hornpflanze. 


wird der Holztheer in eigenen Defen, den Pech oder Therröfen eigends fabrikmaͤßig 
„ dargefteilt. Man gebraucht den Holztheer hauptfählig als Wagenſchmiere, zum An; 
® firetchen von Holz, um diefed gegen Näffe und- frühzeitige Herftärung zu ſchützen; bei 
und iſt derſelbe größtentheils durch den billigern Steinkohlentheer verdrängt worden. 

Homberg’s Phosphor, ein Gemenge von Chlorkalcium und Kalk, welches, 
wenn ed, geglüht, eine Zeitlang in einem verfihloffenen Gefäße der Sonne audgefeht 
wird, die Eigenfchaft erlangt, im Dunkeln zu leuchten. 

Homberg’s Pyropher, mit diefem Namen hat man ein Präparat belegt, wel: 
ches die Eigenſchaft befigt, an der Luft von felbft in Entzündung zu gerathen, und 
erhalten wird, wenn.man ein ®emenge von 3 Xheilen gepulsertem Alaun und 1 Theil 
Mehl anhaltend glüht. 

Honigihau, eine füße, klebrige Flüffigfeit, die umter gewiffen Umfländen auf 
der Oberfläche der Pflanzen erfcheint, und deren- Bildung einem befonderen Zuftande 
der Atmofphäre, der die Entftehung fticftofffreier Verbindungen vorzugsmeife begün⸗ 
ſtigt, zuzufchreiben fein dürfte, 

Hopfenbitter, Lupulin, Zupulit, hat man den Stoff genannt, welcher in dem 
einigermaßen dem Lycopodium ähnlichen gelben Bulver enthalten ift, welches fi auf 
den Schuppen de? weiblichen Kätzchens des Hopfend vorfindet. Der Hopfen verdantt 
ihm feinen bittern Geſchmack, auch wird ed ale ſchlafmachendes Mittel in der Medicin an- 
gewendet. Inzwiſchen ift e8 J. C. Ler mer gelungen, den reinen-Bitterftoff des Hopfen? 
kryſtalliniſch darzuftellen. Die Kryſtalle halten fich nicht lange unverändert, in 12 Stun 
den vergilben fie und nehmen eine weiche Konfiftenz an; durch Umkfryftallifiren aus 
Aether erhält man große, glänzende, fpröde und thombifche Priömen, die in Waffe 
unlöslich und gefhmadlos find; der bittere Geſchmack zeigt fich aber, wenn man fie 
in Alkohol löft und die Löſung verdünnt. In Alfohol, Aether, Benzin, Terpentinöi x. 
ift der Bitterftoff leicht löslich; die äthegjiche Löfung reagirt fauer, weshalb Lermer 
den Namen Hopfenbitterfäure. dafür vorfchlägt. 

Hopfenharz, Hopfenöl, find Beftandtheile der Blüthen des Hopfens. 


. Hordein, eine Modififation der Stärke, der, gegenüber der gewöhnlichen Stärke, 
die Eigenfchaft fehlt, beim Erwärmen mit fäurehaltigem Waſſer fih vollfommen aufzulöfen. 
. Born, corne, horn, dad Horn ift.ein aus mehreren Formelementen zufammen- 
geſetztes Erzeugniß des thierifchen Organismus, die man noch nicht Bat trennen für 
nen. Das Horm löſt fi in fochenden alkaliſchen Alfalien größtentheil® auf, unter 
teichlicher Entwidelung von Ammoniaf; auf Zufag von Effigfäure ſchlagen fich weiße 
Floden nieder, während Schwefelwaſſerſtoff entweicht. Kochendes Waſſer löſt nur 
wenig davon auf. Nach Abzug der anorganiſchen (Aſchen⸗) Beſtandtheile enthält das 
Horn in 100 Theilen 50,7 Kohlenſtoff, 6,7 Waſſerſtoff, 17,3 Stidſtoff, 21,9 Sauerſtof 
und 3,4 Schwefel. 
Hornmetalle, in früherer Zeit ein für gewiſſe Chlormetalle (Chlorfilbers, Dlei⸗ 
und Quedfilberchlorür) gebrauchter Ausdruck. | 
Hornpflanze, als folche bezeichnete man dad am Gap wachſende Seegrad (buc- 
cinalis). Daffelbe befteht aus einem ſchwarzen Schlauche von der Stärke einer Fauſt 
und unabfehbarer Länge, auch treibt ed Säde bis zur Größe eined Menfchenkopfee. 
Aus den Schläuchen fertigt man Spazierftöde, Pfeifenröhre, aus den aufgefchnittenen 
Säden Tapetenborden u. dergl.; gebleicht und zu einer Maffe aufgelöft, Liefert diefe 


s äußerft fcharfe Abdrüde und nimmt eine ſchöne Politur an, Anti dem vulfanifirten 


Kautſchuk, dabei ift fie leichter an Gewicht und auch billiger herzuftellen, als dieſes. 








Hornsilber — Hygromeirie. 231 


Berzaülber, ſ. Sornmetalle, 
Hättenranch, ſ. arfenige Säure 
Humin, 
Huminsäure, 
Humus, foviel wie Dammerde. _ 

Humusextrakt, bildet den in Waſſer auflöslichen Beftandtheil der Dammerde. 

Humaskoble, nennt man den in altalifchen Flüffigfeiten unlöglichen Theil des 
Humind. 

Hyalographie, hyalograpbie, hyalographie, hiermit ifi von ihren Entdedern, 
Bromeis und Böttger, die Kunft bezeichnet worden, Glas in der Art zu äßen, 
daß von den Zeichnungen die fchönften Abdrücde gewonnen werden. können. 

Hyalophanie nennt man ein eigenthümliches Verfahren, auf farbigen Zlächen 
befondere Xichteffefte durch Anwendung geeigneter Unterlagen als Reflegionsmittel un- 
ter der durcchfichtigen oder durchſcheinenden Oberfläche hervorzubringen. ' 

Hyalurgie, man begreift hierunter die Lehre bon der Fabrikation ded Glaſes 
in allen Einzelnheiten. 

Hydrargyrum, der lateinifche Name für Quedfilber. 

Hydrate, Hydratmwaffer, hydrates, hydrats, nennt man bie Verbindungen bes 
Baflerd mit Bafen oder Säuren in beftlimmten Berhältniflen, oder Mequivalenten, 
fo daß das Waffer, mit Bafen verbunden, die Rolle einer Säure, mit Säuren vers 
bunden die einer Bafe fpielt. Die Hydrate der Säuren enthalten genau foviel Waſſer⸗ 
äquivalente, als fie deren von einer Bafe zur Bildung neutraler Salze bedürfen. Eine 
Berbindung des Waſſers mit Salzen, Die hiermit eine gewiſſe Aehnlichkeit bat, find 
die Halhydrate ſ. d. 

Hydraulischer Kalk, ſ. Cement. 

Hdrijodige Säure, ſoviel wie jodhaltige Jodwaſſerſtoffſäure. 

Hydriedsäure, ſyn. mit Jodwaſſerſtoffſäure. 

Lydrogen, ſyn. mit Waſſerſtoff. 

Hydrometer, ein Inſtrument, welches wie dad Aräometer zur Beſtimmung des 
ſpetifiſchen Gewichts von Flüffigkeiten gebraucht wird. 

Hydrethionsäure, fyn. mit Schwefelmafferftofffäure, 

Hygreceramen, auch Alcarazad genannt, find Gefäße, in melden vermittelft 
ihrer Poroſität, Flüffigkeiten, indem fie durch die Wände verdunften, fich fühl erhalten. 

Üygremeter, hygrometre, hygrometer, ein Inftrument, um den Feuchtig⸗ 
feitögehalt der Quft zu beftimmen; von den verfchiedenen Arten hat das Auguſſt'ſche 
Pſychrometer am meiften Eingang gefunden ; daflelbe befteht aus zwei übereinſtim⸗ 
menden, neben’ einander aufgehängten Thermometern, wovon die Rugel des einen mit 
einer Gazehülle umgeben iſt, die ſtets feucht gehalten wird. 

Hygremeirie, Hygrometrie, hygrometrie, die Hygrometrie hat bie Beſtim⸗ 
mung des in der Atmoſphäre als Dampf enthaltenen Waſſers zur Aufgabe; man- bes 
dient ſich hierzu eigener Juſtrumente von fehr verfchiedenen Einrichtungen, von wel⸗ 
hen jedoch das fogenannte Pfychrometer von Auguft oder Daniel! die meifte Ans 
wendung findet und die zuverläffigften Angaben liefert. — 


ſ. Humus, Dammerde. 


232 Hygroskopische Feuchtigkeit — Indigblau. 
/ 


Hygroskopische Feuchtigkeit, humidit6 kygroscopique, hygroscoopic-mois- 
ture, nennt man dad Wailer, welches die Körper aus der Luft aufnehmen, ohne ſich 
chemiſch damit zu verbinden. 

Hyoscyamin, eine in dem ſchwarzen, wahrſcheinlich su in den übrigen Bil- 
fenfrautarten enthaltene, vorzüglich aber in dem Samen fi InBeUDE, in fternförmig 
vereinigten Nadeln Eryftallifirende organifche Salzbaſe. 

Hyperexyd, Superoxyd, hyperoxide ou suroxide, superoxide, nennt man die: 
jenigen mit Sauerftoff verbundenen Körper, welche, bevor fie fih mit einer Säure zu 
einem Salze vereinigen können, eine gewiſſe Menge ihres Sauerftoffd abgeben müffen 
und, wenn es Ozonide find, mit Chlorwaflerftoff zufammengebracht, Chlor entwideln. 

Hypochlorige Säure, fon. mit Unterhloriger Säure, acide hypochlo- 
“ reux, hypochlorous acid. 


Hype-Saipetersäure, fyn. mit U nter falpeterfäure, acide hypoazotigee, 


hyponitrio- acid, 


⸗ 


— — Jamespowder, ein in England noch viel gebrauchtes Arzneimit⸗ 
tel, welches aus 3 antimoniger Säure und 4 Knochenerde befteht und durch Röften von 
Schwefelantimon mif geraspeltem Hirſchhorn dargeftellt wird. 

Jatrochemie, ift die auf die Medicin angemendete Chemie. 

Javellische Lauge, ſ. Eau de Javelle. 

Ichtyocolla, f. Saufenblafe. _ 

Jervin, eine in der Wurzel von Veratrum album enthaltene Pflanzenbafe. 

Impenderabilien, substances imponderables, substances unponderable, 
hierunter verfteht man Licht, Wärme, Elektricität und "Magnetismus. 

Impraegniren des Holzed, impregnation, hierunter verfieht man das Tränken 
des Holzed mit gewiſſen Flüffigkeiten, befonder® Salzlöfungen, um daffelbe gegen den 
Angriff von Inſekten und dad Vermodern und Berfaulen zu ſchützen. Man hat 


hierzu Holzeffig, Carbolfäure, Quedfilberchlorid, auch Kupfervitriol in Verbindung mit 


Eifenvitriol, mit befonderd günftigem Erfolge angewendet. 
Indig, f. Indigo, indigo, indigo. 
Indig, schwefelsaurer, j. SZndigofompofition. 


Indigblau, Indénoxydul, indigo pür, indigo-blue, indigotine, ift der Haupt: 
beftandtheil des gewöhnlichen Indigo, nach deſſen aufeinanderfolgender Behandlung mit | 
Salzfäure, Altalien und Alkohol das Indigblau mit einigen anderen, mehr zufällig 





anwesenden Subftanzen, Sand u. f. w. zurüdbleibt. Neiner erhält man daffelbe durch 
feine Reduktion mittelſt Zraubenzuder, Altohol und Natronlauge, womit man den 
Indigo in einer verfchloffenen Flaſche digerirt. Der Farbftoff wird hierbei zu Indig 
weiß desorydiry, welches fih in der Lauge mit gelber Farbe auflöſt. Läßt man die 


Flüffigfeit an der Luft ftehen, fo nimmt dad Indigmeiß twieder Sauerftoff auf und 


verwandelt fich in Indigblau, welches fi von der Flüffigfeit kryſtalliniſch ausſchei⸗ 


det. Das reine Sndigblau fann au) dur Sublimation aus dem rohen Indig dar⸗ 


geftellt werden, und bildet alddann purpurfarbene, Eryftallinifche Blättähen, die in 


Indigblau-Schwefelsäure — Indiggrün. 233 


Bafler, Allohol. Aether und verbünnten Säuren unlödlich, und geruch⸗ und geſchmack⸗ 
108 find. In foncentrirter, ‚befonderd rauchender Schwefelläure löſt fih dad Indig⸗ 
blau leicht und ohne Sasentwidelung auf. Hierbei entftehen mehrere gepaarte Säus 
ten, die für die Färberei von großer Wichtigkeit find. 

Indigblau-Schwefelsäure, acide sulfindigotique, suländylique, indig-blue 
sulpkurie acid, |. Indigo⸗Schwefelſäuren. 


Indigblau-Unterschwefelsäure, acide indigo hyposulfurique, indig - blue 
hypo-sulphuric acid, ſ. Indigo⸗Schwefelſäuren. 


Indigbraun, ein Beftandtheil des Indigo, in welchem e8 zuweilen mit Kalt, 
wuweilen auch mit einer drganifchen Säure verbunden iſt. Es bildet eine braune, 
amorphe und gefchmadlofe Maffe, Iöft fih in reinem Wafler in geringer Menge auf; 
in Waſſer, weiches freie Säure enthält, ift ed unlöslich. 


Indigcarmin, blauer, Garmin, coeruleo sulfate, ou sulfindigotate de potasse, 
indigo soluble, indigo-blue, sulfate of potasse, ceruleo sulphate, hierunter. ver- 
feht man den blauen Niederfchlag, welcher auf Zuſatz von Kali oder Natron, in eirfer 
mit Waffer verbünnten Auflöfung von Indigo in koncentrirter Schwefelfäure entfteht; 
derfelbe ift entweder indigblaufchrwefelfaured Kali oder Natron, je nachdem man das 
eine oder andere Alkali zur Fällung angewendet hatte. Der Indigcarmin löſt fi in 
reinem Waſſer auf, nicht aber in ſolchem, welches Salze oder Säuren enthält; er läßt 
fh daher auch nur bis zu einem Grade auswaſchen und fucht man ihn durch Preflen 
ſoviel ald möglich das Waller zu entziehen. Cr dient in der Waffer-, feltener in der 
Selmalerei mit Stärke und einem Bindennittel als Farbe, in Täfelchen geformt, zur 
Darftellung von Waſch⸗ oder Neublau. 


Indigcompesitieu, Indigſolution, das Oleum, composition d’indigo, indigo- 
composition, chemic hiue, Saxon blue, Indigtinktur, fchrefelfaurer Indig, nennt 
man die Auflöfung von Indig in koncentrirter Schwefelfäure; zu ihrer Darftellung 
trägt man zu drei Gewichtstheilen (in einem Bleigefäße befindlicher) rauchender Schwe⸗ 
klfäure, unter ſtetem Umrühren und in gewillen Paufen, damit feine zu ftarfe Ers 
bigung eintrete, 1 Theil beften, feingepulverten Indig, läßt dad Ganze (die Indig⸗ 
Iompofition) je nad) der Temperatur, 24 bid 48 Stunden ftehen und verdünnt als⸗ 
dann mit etwa der 20fachen Gewichtsmenge Waller. Die fo dargeftellte Indigfolution 
wird weniger zum Färben, ale zur Bereitung ded Indigcarmind angewendet, indem 
fe wegen der darin enthaltenen übrigen Beftandtheile feine rein blauen Farben liefert; 
lol fie zum Färben benußt werden, fo unterwirft man fie dem Abziehen, d. 6. 
man fehlägt mittelft eingelegter Wolle auf Diele die Indigblaufchwefelfäure und ⸗unter⸗ 
ihmefelfäure nieder, nimmt die Wolle heraus, wäfcht fie ab und digerirt fie mit einer 
Auflöfung von Lohlenf. Ammoniak, welches die gepaarten Indigſchwefelſäuren auflöf. 
Diefe Röfung führt die Namen: „Abgezogenes Blau, Bläue oder ſüßer In- 
dig," und giebt beim Ausfärben das fogenannte „ſächſiſche Blau.“ 

Indiggelb, ein Beftandtheil de Indig, aus welchem er durch Digeftion 
mit einer verdünnten Säure ausgezogen wird; durch feinen Stidftoffgehalt und 
lin übriges chemifched Verhalten nähert er ſich dem flanzenleim, unterfcheidet 
fh aber von diefem dadurch, daß er nicht Mlebrig ift und fich in kaltem Wafler leicht 
auflöft, 


Indiggrün, hierunter verfteht man die Subſtanz, welche bei der Auflöfung des 








234 Indigharz — Indigküpe. 


Indigos in Schwefelfäure bei zu flarker Erhitzung fich bildet, die jedoch näher nad 
nicht unterſucht iſt. 


Indighara, auch Indigroth; dieſe Subſtanz wird erhalten, wenn man mit Sal; 
fäure behandelten Indig durch Alkohol von 0,83 fpec. Gew. auszieht. Es bildet getrod: 
net ein rothbraunes Pulver; aus einer altoholifchen Loͤſung durch Berbunften derfelben 
gewonnen, eine dunfelbraune, firnißartige Maffe; in Waffer, Säuren und Alfalien un 
löslich, in Aether und Alkohol mit tief dunkelrother Farbe löslich, 


Indigküpe, Blaufüpe, cuve au bleu, cuve d’inde, cuve d’indigo, cuve ala 
potasse, indigo vat, hierunter verfteht man die durch Reduktion zu Indigweiß be 
wirkte Auflöfung zu einer Flüffigkeit, in welcher die zu färbenden Stoffe kürzere oder 
längere Zeit eingetaucht, audgerungen und dem Einfluffe der Luft audgefeßt werden, 
und in Kolge der Orydation des weißen Indigs zu blauem, die blaue Farbe anncl- 
men. Ge nach der Natur der Subftanzen und nach der Temperatur, bei welcher die 
Reduktion ded Indigs bewirkt wird, unterfcheidet man eine falte und eine warme 
Küpe. Zur erfteren rechnet man die Bitriols, die Operments, die Zinnory: 
dul- und die Urinfüpe. Die Bitriolfüpe, cuve a fraid, cuve a la couperose, 
blue vat, ift die am häufigften angewendete, um Baummollens und Leinenftoffe zu 
färben. Zu ihrer Darftelung bat man verfchiedene Borfchriften, von melchen die ge 
bräuchlicheren die folgenden find: - Auf 1 Theil Indigo 2 oder 24 Theile Eifenvitriol 
und 3 Theile Kalk, oder 3 Theile Eifenvitriol, 4 Theile Kalt, oder endlich 4 Theile 
Eifenvitriol, 2 Th. Kalk und 2 Th. Potaſche. Die Opermentküpe findet nur noch 
felten Anwendung; die Neduktion wird hier durch arfenigfaured Kali und Schwefel 
arfenfchwefelfalium bewirkt, dargeftelt durch Auflöfen von Operment (Echmwefelarfen) 
in Kalilauge. Die Zinnorydulkuüpe, bei welcher eine Auflöfung von Zinnorydul in 
Kali» oder Natronlauge dad Reduktionsmittel bildet, findet nur Anwendung als Tafel: 
drudfarbe beim Zeugdrud. In neuerer Zeit hat man ed vorgezogen, die alkalifce 
durch eine faure Zinnlöfung zu neutralifiren, wodurd dad Indigoweiß gefällt mir, 
um mit diefer Mifchung das Zeuch zu bedruden, was alddann in der gemöhnliden 
Weife gefchehen kann, weil fih in diefem Zuftande das Indigoweiß langſamer orydirt; 
man muß aber das bedruckte Zeuch wieder durch ein alkaliſches Bad ziehen, damit fih 
das Indigweiß auflöfen und fih um fo inniger mit der Faſer verbinden kann. Die 
Urinfüpe finder ebenfalld noch wenig Anwendung. Der Indig wird in Urin ge 
bracht, der einige Tage geflanden bat und in Folges hiervon faulig geworden if. 
Während der’ Digeftion in mäßiger Wärme wird der Indig durch die organifcen 
Stoffe ded Harns reducirt und löſt fih in dem anmefenden Tohlenfauren Ammo⸗ 
niak auf. Bei der warmen Küpe unterfcheidet man bie Waidküpe und die Pot 
afhfüpe. Die Waidfüpe, Waidindigfüpe, cuve au pastel, pastel vat, ift die bei 
weiten am meiften gebräuchliche, fie dient nicht allein zum Blaufärben, fondern über 
Daupt zur Hervorbringung eines Grundes für dunkele Farben. Ein oft angemandket 
Anſatz zur Waidfüpe ift: 200 Eimer Wafler, 150 Pfd. präparirter Waid, 6 Pfund 
Indig, 6 Pfd. guten Krapp, 25 Mebe Kleie und 4 Pfd. gebrannter, an der Auft zer 
fallener Kalt. Diefe Stoffe werden, nachdem das Waffer in einem eifernen oder fupier- 
nen Keffel bi8 auf 75° C. erwärmt ift, nach einer gewiſſen Reihenfolge, der Kall jedoch 
nur allmälig eingetragen, worauf die Küpe, mit einem Dedel verfehen und mit wolle⸗ 
nen Tüchern bededt wird. Sie bleibt alddann 6 Stunden ruhig ftehen, worauf 
man fie von 3 zu 3 Stunden aufrührt; es tritt bald eine lebhafte @ährung ein, dit 
jedoch nicht fo weit geben darf, daß die am Boden abgelagerten Subſtanzen (das 








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Indigleim — Indigo. ca 2335 


Nark) in die Höhe fleigen ; ſobald die Flüffigkeit eine Iebhafte Farbe angenommen 
bat und ſich auf ihrer Oberfläche blaue Adern und kupferfarbige Flecke (die Blume) 
wigen, fo it die Küpe zum Färben fertig; um fich biervon noch beftimmter zu über 
zeigen, hängt man ein Stüd wollened Zeuh (den Stahl) in die Küpe, nachdem es 
4 Stunde darin vermeilt hat, muß es beim Heraudnehmen eine ſchöne grüne Farbe zeis 
gen und fihnell xein blau werden. Bevor man mit dem eigendlichen Färben beginnt, 
fenft man, um das Aufrühren ded Bodenfapes zu verhindern, ein aus Gtriden ges 
fertigteß Ne (die Trift) in den Keſſel. Beim Ausfärben felbft nimmt man ein 
Etüd Tuch von 30 Ellen oder ein gleiches Gewicht entfetteter Wolle (die Tracht). 
und bearbeitet diefelbe 4 Stunde lang in der Flotte. Bei der Potafchens, Indi⸗ 
[hen oder Indigfüpe, cuve d’inde, cuve d’indigo, cuve a la potasse, findet die 
Reduktion des Indigs ebenfalld in Folge einer Gährung flat. Zu ihrer Darftellung 
werden 12 Pfund Potafche, 4 Pfund gemahlener Krapp und A Pfund Kleie mit 15 
bid 20 Eimern Waſſer in einem Keffel auf 95° &. erwärmt; dad Ganze wird ald« 
dann in eine Küpe gefchüttet, in welcher fih 10 bis 12 Pfund zu einem feinen Brei 
angerührten gemahlenen Indigs befinden und dann mit foviel Waller verdünnt, daß 
. etwa 30 bis 40 Eimer Klüffigkeit eniftehen. Der weitere Gang der Arbeit ift dem 
bei der Waidfüpe ähnlich. Nach beendigter Reduktion des Indigos beginnt das Fär⸗ 
ben, und man ſucht die Farbekraft zu erhalten, indem nian der Küpe nad) Bedarf 
von Zeit zu Zeit frifhen Indig zufept. 


Indigleim, f. Indiggelb. 


Indigo, Indig, Indigo, indigo, diefer fehöne, noch durch keinen andern erſetz⸗ 
‚ten Pflangenfarbeftoff wird aus verfchiedenen Arten der Gattung Indigofera gewon⸗ 
nen, die zu dieſem Zwecke in den warmen Ländern mit großer Sorgfalt befonders kub⸗ 
tivirt werden. Oftindien, Afrifa und Amerika betheiligen fih in gleicher Weife an 
der Produktion des Indigos; ed kommen viele Sorten Indigo im Handel vor, doch 
giebt man dem Guatemala⸗Indig aus Centralamerika meiftend den Borzug. Da der 
Indigo ſtets Hoch im Preife it und da man, feine Güte nach dem Aeußern nur 
böhft unficher beurtheilen kann, fo hat man verfchichene Methoden ausfindig gemacht, 
um feinen Gehalt an reinem Sndigblau, dem allein wirkſamen Stöff, genau beftim- 
men zu können. Als die befte, wenn auch etwas umftändliche, fann die folgende, von 
Berzelius angegebene, betrachtet werden. Hiernah nimmt man von dem zu unter⸗ 
fuhenden feingepulv. Indigo 100 Gran (etwa 6 Grm. oder 4 Loth), eben fo viel reinen 
gebrannten Ralf, reibt beide, nachdem man den Kalt zuvor gelöfcht hat, in einem Mör⸗ 
fer mit Waſſer zuſammen, fpült Alles in eine Flafche, die davon ganz angefüllt 
wird, fo Daß etwa 200 Roth Flüffigkeit entftehen, fchüttelt gut um und ſtellt die Flaſche 
einige Stunden bei 70 bis 900° C. in Rube, fügt alddann 200 Grm. reines ſchwefel⸗ 
ſaures Gifenorydul hinzu, verkorkt die Flafche und zieht daraus, nachdem fie einige 
Zeit geftanden, die Flüffigkeit fich entfärbteund der Niederſchlag fich zu Boden geſetzt. 
bat, mittelft eines Glashebers genau dem vierten Theil die Flüffigkeit in ein getheil⸗ 
tes Glas ab. Man neutralifirt den Kalt mit Salzfäure und läßt alddann dad In⸗ 
digweiß fich zu blauem Indigo oxpdiren, der Dann auf einem Filter gefammelt, abs 
gewafchen, bei 1009 .E. getrodnet und gewogen wird; die vierfache Menge des gefuns 
denen Gewichts entfpricht dem in 100 Gran des angewendeten Indigos enthaltenen Indig⸗ 
blau. Wenn man den Indigo nach einer der befannten Methoden von Bolley cchlorſ. 
Kali), Penny (chromſ. Kali) und Mohr (übermanganfaur. Kali) volumetrifch prüft, 
jo fallt der Gehalt an Indigblau ftetd weit höher aus, ald dem wirklich vorhandenen 


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236 Indigo, wilder — Indigweiss. 


reinen Indigblau entfpricht. Dies rührt hauptfächlich von dem Indigbraunm her, wel. 
ches ebenfalld reducirend auf die Orydationdmittel wirkt; man kommt aber der Wahr⸗ 
beit gewöhnlich fehr nahe, wenn man die fo erhaltenen Refultate durch 2 dividirt. 


Indige, wilder, ein dem Indigo ähnlicher Farbftoff aus Baptisca tinctoria 
aus der Familie der Papilionaceen, der jedoch dem wahren Indigo weit nachſtehl. 
Die Pflanze enthält Außerdem eine kryſtalliniſche Subſtanz, dad Baptifin, wahrſchein⸗ 
lich ein Alkaloid, welches jedoch noch nicht näher unterſucht iſt. 

Indigo, redueirter, ſ. Indigweiß. 


Indigofera Anil, eine der Pflanzen, die zur Gewinnung von Indigo auf 
den Antillen fultivirt wird, 

Indigegen, fyn. mit Indigmweiß. 

Indigo-Schwefelsäuren, acide sulfindigodique ; beim Auftöfen des — 
in Schwefelſäure entſtehen drei gevaarte Säuren: 1) bie Phönicin-Schmefelfäure, ? 
die Indigo-Schwefelfäure und 3) die Andigo-Unterfchwefelfäure, von welcher die Phö- 
nicine Schwefelfäure bei der Verdünnung der Indigofolution mit Waſſer ungelöft zu⸗ 
rüdbleibt und in einem Filter gefammelt werden kann, beim Auswaſchen aber, fe 
bald die freie Säure entfernt ift, fih in reinem Waffer mit blauer Farbe auflöft. 
In der von der Phönicin-Schwefelfäure abfiftrirter Flüſſigkeit befinden fich die Indig: 
fhwefelfäure und Indig⸗Unterſchwefelſäure, welche man auf die Weife von einander. 
trennt, daß man in deren Löfung ein Stück gewafchenen Flanell, oder etwas vollig 
entfettete reine Wolle legt, auf welcher fich die beiden Säuren niederfchlagen. Man 
entfernt die freie Säure durch Abfpülen und digerirt die blaugefärbte Wolle mit 
Waſſer, dem etwas Tohlenfaured Ammoniak zugefegt iſt. Die beiden Säuren löfen 
fih darin auf, man verdunftet die Flüffigleit bei 50° C. und übergießt den trodnen 
Rüdftand mit Alkohol von 0,833 fpec. Gew., welches nur das indigunterfchrefelfaur 
Ammoniat auflöfl. Um die Indigichmwefelfäure, aus dem Ammoniaffalz zu erhalten 
löſt man daffelbe in Waſſer auf, fällt mit effigfaurem Blei und zerfeßt das indig 
unterfehmwefelfaure Bleioryd, in Wafler verteilt, durch Schwefelmaflerftofffäure. Pan 
erhält hierbei eine gelbe Flüffigkeit, die an der Luft blau wird und nach dem Ber 
dunften bei 50° C. die Indigunterfchwefelfäure als eine blaue amorphe Maffe zurüd: 
läßt. Auf diefelbe Weile wird Die Indigblauunterfchmwefelfäure erhalten, indem man die 
alkoholiſche Löſung der Ammoniakſalze durch eine alkoholiſche Bleizuckerlöſung fall, 
das Bleifalz durch Schwefelmafjerftoff zerſetzt und die gelbe Flüſſigkeit abdampft, wo: 
bei fie blau wird und die blaue Säure ald eine amorphe, aus der Luft Wafler an: 
ziehende Maſſe zurüdbleibt. 

Indigotin, ſyn. mit Indigweiß. 

Indigotinsäure,, f. Anilfäure. 

. Indigprobe, f. Indigo. ü 

Indigpurpur, fun. mit Phönicmfchwefelfäure, f. In digoſchwefel ſäuren. 

Indigroth, ſ. Indigo, 

Indigeselution, f. Indigotmpofition. 

Indigsäure, f. Anilfäure. 

Indigtinktur, f. Sndigofompofition. 


Indigweiss, indigo, blanc, indigo-white, teducirter Indigo, Leucindin, Iſa⸗ 
tenoppdull, Indigogen, Indigetin, Indigſtoff. Es ift in den Indigopflanzen wahr 





‘ 


Indium — Jod. 237 


ſcheinlich fertig gebildet vorhanden und entfteht immer, wenn Indigoblau oder Indigo 
mit reducirend wirkenden Stoffen in alkalifchen Zlüffigkeiten zufammen kommt. 
Man gewinnt es auf die bei der Prüfung des Indigos angegebene Weife; auf Zus 
fa von Salzfäure wird das in dem Kalkwaſſer gelöfte Indigweiß in weißen Floden 
gefällt, die allmälig bei volllommenem Abfchluß der Luft zu fehimtmernden Kryftall 
[huppen werden. Dad Indigweiß muß bei abgefchloffener Luft mit Iuftfreiem Waſſer 
ausgewafchen und in Iuftleerem Raume über Schwefelfäure getrocknet werden. Es ift 
geruch= und gefhmadlos, ohne Reaktion auf die Pflanzenfarben, unlöslich in Waſſer; 
in Alkohol, Aether, in Alkalien ne alkaliſchen Erden mit gelber Farbe auflöslich, 
Werden diefe Löfungen der Luft adögejeht, fo nimmt das Indigweiß Sauerftoff auf 
und fällt ald Indigblau nieder. In welcher Art das Indigmweiß zum Blaufärben anges 
wendet wird f. Indiglüpe 

Indium, ein erft vor einigen Jahren von Reich und Richter in der Kreis 
berger Zinfblende entdedted und auch in dem davon beftillirten Zink enthaltened Me⸗ 
tal, dem fie, der intenfiv blauen Linie wegen, die ed im Spektroffop zeigt, den Namen 
„Indium” beigelegt haben. Daſſelbe ift weiß, heller ald Zinn, äußerft weich und 
duftil und behält feinen Metallglanz an der Luft und im Wafler; fein fpecififches 
Gewicht — 1,11 bis 1,147; fein Schmelzpunkt etwa der ded Bleies; in Salz⸗ 
fäure löſt es fih in der Kälte langfam, fehneller beim Erwärmen, in Salpeterfäure 
leicht. Aus feinen fauren Löfungen wird ed durch Ammoniaf und Kali vollftändig 
gefällt; dad Oxyd ift ftrobgelb, in der Wärme braun; aus effigfaurer Löſung fällt 
Schwefelmaflerftoff, Schwefelindium mit ſchön gelber Farbe, etwas mehr orange, ala 
Schwefelladmium. Das Hequivalent fanden Reich und Richter zwifchen 36,67 
und 37,09. 

Induktion, foviel wie elektrifche Bertheilung. 

Indylinschwefelsäure, ſyn. mit Indigblaufehwefelfäure. 

Iufammable Luft, |. Wafferftoffgas. 

Infundiren, ſ. Aufgießen. 

Inkrustirende Substanz, nennt man den Stoff, der die Zellen: und Gefäßtoände 
der Pflanzen allmälig verftärkt, wodurch diefe Organe zu feftem, dichtem Holze werden. 

Inesinsäure, eine eigenthümliche, in der "durch Huspreffen von Muötelfleifch 
erhaltenen Flüffigkeit, fih findende Säure. 

Inspissiren, foviel wie Gindiden. 


Inulin, Selenin, Alantin, Dahlin, Datiscin, ein eigenthümliches, dem Stärke: 
mehl vermandted Pflanzenerzeugniß, das zuerft int der Alantwurzel (Inula Helenium) 
aufgefunden wurde, aber auch in vielen andern Pflanzen enthalten ift Am leichteften 
erhält man e3 durch Ausfochen der Georginen⸗ oder Dahlinfnollen mit Waſſer, wo 
es fih nach dem Erkalten der Flüffigkeit ald ein weißes Pulver abſetzt. Dad Inulin 
ift in falten Waſſer faft unlöslich; in kochendem löſt ed fih auf, ohne einen 
Kleifter zu bilden; durch Jod wird es nicht blau gefärbt. Durch lange fortgefeßte® 
Kochen mit Waſſer, fchneller, wenn diefem etwas Säure zugefeßt ifl, verwandelt es fich 
in Fruchtzucker; durch kochende Salpeterfäure wird e3 in Oralfäure übergefühtt. 

Invertzucker, ein Gemifch von Glukoſe und Fruchtzucker etwa zu gleichenXheilen. | 


Jed, Jodine, Jodine, iodine, iodin, ein einfacher und zwar zu den Metallois 
den gehöriger Stoff, ein Salzbilder. Erſt feit 1811 bekannt, hat man es fpäter 
als einen in der Ratur fehr verbreiteten Körper kennen lernen, es findet ſich im 


238 Jodbleistär ke — Jodsäuren. 


Meerwafler, in den meiften Salzfoolen und Mineralquellen, als Beftandtheil einiger 
Mineralien, ganz befonder® aber in vielen Strandpflanzen und Seegewächſen, nament: 
lich in den verfehiedenen Ulven- und Fucusdarten, in den Seetangen und Aigen, in 
den Schalen der Seekrebſe, Seeigel und Seefterne, in den Meerſchwämmen und im 
Reberthran. In der Aſche der genannten Pflanzen findet es fi an Magnefium, 
Calcium und Natrium gebunden, aud welchen Berbindungen daflelbe auch im Großen 
dargeftellt wird. Zu diefem Behufe wird die Afche audgelaugt und die Löſung bie 
zu einer gewiflen Koncentrafion eingedampft, wobei ſich die meiften, meniger löslichen 
Salze ausfcheiden, während die Sodmetalle aufgelöft bleiben. Aus einer folchen Lauge 
wird dad Jod dadurch gewonnen, dag man fie in .bleiernen Retorten mit der nöthigen 
Menge von Braunftein und Schmwefelfäure verfeßt, die Retorten mit Vorlagen, von 
welchem eine in die andere reicht, verbindet und bei 1000 C. deftillirt. Dad fo er⸗ 
baltene rohe Jod wird mit Waffer gemwafchen, getrocknet und nochmals fublimirt. 
Das meifte Jod wird gegenwärtig in Schottland fabricitt. Dad Fod bildet bei ge 
wöhnlicher Temperatur dunfelgräue, Iebhaft metallifch glänzende Blättchen; es ſchmilzt 
bei 1070 C. zu einer braunen, faft ſchwarzen Flüffigfeit, fiedet bei 1800 €. und ver: 
wandelt fich dabei in einen tiefsvioletten Dampf; es verdunftet fchon merklich bei nie 
derer Temperatur und bei 50 bis 609 entſtehen ſchön purpurviolette Dämpfe, die fih 
zu rhombiſchen Pridmen verdichten. Bon Wafler bedarf 1 Theil Jod 55000 Theil 
zu feiner Auflöfung; in Alkohol löft es ſich mit brauner, in Chloroform und Schwe⸗ 
feltohlenftoff mit violetter Farbe; befonderd charakteriſtiſch ift das Berhalten des Jode 
gegen Stärke, welcher es felbft in den Fleinften Mengen eine blaue Farbe ertheilt; man 
kann auf diefe Weife noch ein Milliontel Jod nahmeifen. Sein ſpec. Gewicht if 
4,95, fein Meg. = 127 und fein Zeichen J. 


- Jedbleistärke, ein Gemenge von frifch gefälltem Jodblei mit: Stärke, welches 
fehr empfindlich gegen Licht ift und davon faft augenblicklich ſchwarz gefärbt wird. 


Jedcaleium, man erhält diefes, in der Photographie gebräuchliche Präparat, 
wenn man zu einem Gemenge von arfeniger Säure und Kalfmild fo lange Jod ein⸗ 
trägt, als dieſes noch gelöft wird, die Löfung dur Filtration von dem arfenfauren 
Kalk trennt und durch Abdampfen foncentritt. 


Jedide, f. Jodmetalle. 
Jodine, fon. mit Jod. 


Jodmetalle, jodures, jodides, jodurets, jodides, nennt man die Verbindungen 
ded Jods mit den Metallen; fie entfprechen, rüdfichtlich der Anzahl der Aequivalente 
meift den Sauerftoff» und Chlormetallen, leßtern auch in ihren Eigenfchaften. Die 
dem Orpdul oder Chlorür entfprechende Verbindung heißt Jodürz die dem Or 
oder Chlorid entiprechende: Jodid. Die Jodmetalle bilden fich auf verfihiedent 
Weiſe; in vielen Fällen verbindet ſich das Jod direkt mit den Metallen. Sie befipen 
fämmtlich fein metallifches Anfehen; die unlöslichen find oft ſchön gelb gefärbt. Auf— 
gelöfte Sodmetalle geben bei Behandlung mit -koncentrirter Schmwefelfäure fogleich einen 
ſtarken Niederfchlag von Jod; fie werden durch Chlor zerfeht; die Mleinften Mengen 
vom abgefchiedenen Jod laffen fich in den Löfungen durch die intenfio blaue Färbung 
des Stärkemehld nachweiſen. 


Jodsäuren, mit Sicherheit find 3 Verbindungen des Jods mit Sauerſtoff br 
fannt: 





‘ 


Jodsilber — Jonen. 239 


1) die Unterjodfäure = JO, — acide hypojodique, hypoiodic acid; 

2) die Jodſäure = JO, — acide jodique, iodic acid; 

3) die Ueberjodfäur — JO, — acide peorjodige, periodic acid. 
Die Jodſäure erhält man durch Erhigen von Jod mit möglichft foncentrirter Sal— 
peterfäuure, nachdem hierbei alled Jod verfhmunden ift, Täßt man die Flüffigkeit er- 
falten, aus melcher fi dann der größte Theil ber Jodſäure kryſtalliniſch ausfcheidet. 
Bird die kryſtallifirte Jodfäure über 200 erhigt, fo zerſetzt fie fih in Jod und Sauer⸗ 
ſtoff. Die Meberjodfäure ftelt man aus überjodfaurem Silberoryd dar; dieſes zerlegt 
fih, wenn es mit Waſſer gefocht wird, in unauflösliches baſiſch Sodftlber und in 
freie Weberfodfäure, die in der Flüffigfeit gelöſt bleibt und durch Abdämpfen in Kryſtallen 
erhalten wird. Unterjodſäure bildet: fih, menn man Galpeterfäure mit weniger als 
2 Aeq. Waſſer in der Kälte auf Jod einwirken läßt, ald ein amorphes in Waſſer un- 
auffögliched gelbes Pulver. 

dJedsilber, argent jedars, iodio üilver, entfteht, wenn eine Auflöfung von 

falpeterfaurem Silber durch Jodkalium gefällt wird; es dildet ein gelblich weißes 
Bulver, welches fich. unter Entwidelung von Joddampfen in koncentrirter Salzſäure 
und Salpeterſäure auflöſt? 


dedstärke, eine Berbindung von Jod mit Stärkemehl nach verſchiedenen Men⸗ 
genverhältniffen, die je nach der Menge von God eine hellblaue bis tiefbunkelblaue 
darbe befipt;; freied Jod löſt ſich durch Stärke noch bei yusdass Perbünnung ent⸗ 
deden. 

Jedstickstefl, ein Rame, der diefem Körper nur uneigentlich zulommt, indem 
ar jederzeit auch Waflerftoff enthält und feine Zufammenfegung dur NJ, -+ NH, 
ausgedrückt iſt. Zu feiner Darftellung übergießt man feingepulverte® Jod in Heinen 
Mengen mit foncentrirtem Ammoniak; nach Berlauf einer halben Stunde ift die Res 
ation beendet und man fammelt das grauſchwarze Pulver, den fogenannten Jodſtick⸗ 
ſtoff, auf mehreren kleinern Filtern, wo man es mit Waſſer abwäſcht. Er erplodiıt 
ehr heftig, oft fogar fehon im noch feuchten Zuftande, wenn er mit einem harten 
Körper berührt wird. Vorficht! 


dedtinktur, ift ein pharmaceutifches Präparat, welches durch Auflöfen von 1 
heil Jod in 10 u Alkohol bereitet wird, unzerſetzt ſich aber nicht lange aufbe⸗ 
wahren läßt. 

Jedure, ſ. ie 

Jodwassersteffsäure, Hydriojodſãure, acide hydrojodigne, hydroiodio acid, 
man erhält dieſe Verbindung durch Zerfeßung von Jodphosphor mit etwas Wafler; 
es entſteht Phosphorfäure, die ſich im Waſſer auflöft, während die Jodwaſſerſtoffſäure 
gaöförmig entweicht. Bei gewöhnlichem Drud ift die Jodwaſſerſtoffſäure ein farb» 
led Gas, welches fich aber durch ſtarke Kompreffion zu einer tropfbaren, an der Luft 
Rarke weiße Nebel ausgebenden Flüffigfeit verdichten läßt. Bon Wafler wird das 
a8 feiht und in großer Menge aufgenommen und eine gefättigte Löfung bildet eine 
Rart faure an der Luft rauchende Flüffigkeit. Sie wird unter Abfcheidung von Jod 
durh Chlor und Brom leicht zerfeßt, ſelbſt der Sauerftoff der Luft entzieht ihr den 
Vaſſerſtoff, Wafler bildend und Jod audfcheidend, welches ſich in der unzerſetzten Jod⸗ 
vafferftofffänte mit brauner Farbe auflöſt. Nach und nach wird alle Jodwaſſerſtoff⸗ 
läure auf diefe Weiſe zerfept, fo daß ſich zulept das Idd in Kryftallen ablagert. 

Jonen nennt Faraday die Elemente eines Körpers, der direkt durch den elek 


240 "Iridium — Jurakalk. 


trifhen Stom zerlegt wird. So find die Zonen des Waſſers, Sauerfoff und Waſſer⸗ 
ftoff; erfterer heißt Anion, lebterer Kation; [. Anode und Kathode. 

Iridium, iridium, iridium, ein Metall, welches theild mit Platin legirt vor 
fommt, theild ald Osmium⸗Iridium in einzelnen Körnern dem Platinerz beigemengt 
if. Aus dem Osmium⸗Iridium dargeftellt, bildet das Iridium ein grauesd Pulver, 
welches vor dem Knallgebläfe geichmolzen, zu einer weißen, harten und fpröden Me⸗ 
tallmafje von 21,15 fpec. Gew. erftarrt. Unter den Metallen ift das Iridium das am 
ſchwerſten fehmelzbare, indem es bei einer Hitze, wo Platin Thon flüffig wird, ned 
feine Spur einer Schmelzung zeigt. In Schwefelfäure, Salzfäure und Salpeterfäure 
ift ed unlödlih. Es findet in der Porzelan- und Emaillemalerei Aumendung zu 
Hervorbringung einer fo rein fehwarzen Farbe, wie fie von feinem andern Körper er 
halten wird. Sein Aeq. ift 98,6, fein Zeichen Ir. 

Iridiummehr, nennt man das feinzertheilte Sridiummetall, wie es durch Re 
dultion von fchwefelfaurem Sridiumoryd mittelft Alkohol erhalten wird. 

Irikdiumexyd, JrO,, oxide d’iridium, oxyde of iridium, entfteht aus dem 
Iridiumſesquioxydhydrat, indem diefed Sauerftoff aufnimmt; es ift waflerhaltig und 
bildet einen blauen Riederfchlag. 

Iridiumexydul, JrO, protoxyde d’iridium, protoxyde of iridium, wird aus 
Einfach EHloriridium durch ſtarke Kalilauge ald ſchwarzes Pulver niedergefchlagen. 

Iridiumsesquiexyd, Jr, O,, sesquioxide diridium, sesquioxide of iridium, 
wird durch Schmelzen von Anderthalbfach⸗Chloriridium⸗Kalium mit fohlenfauren Ra 
tron und Auswafchen ded Rückſtandes mit Wafler ald ſchwarzbraunes Pulver erhalten. 

Isländisches Moos, ſ. Flechte, is ländiſche. 

Isolator, 

Iseliren, 


Isomerie, isomerie, isomerie, nennt man die Gigenfchaft mancher organifcer 
Körper, vermöge welcher fie bei derfelben procentifchen Zufammenfeßung ein wmefent: 
lich verſchiedenes chemifched und phyſikaliſches Verhalten zeigen; ein Beifpiel der Art 
liefern das Gitronen», Dergamotte= und Terpentinöl, welche fämmtlich nach der For⸗ 
mel C,H, . jufammengefept find. 

Isomorphie, isomorphie, isomorphie, nennt man bei gewiffen Stoffen (von 
verfehiedener Natur) die Erfcheinung in übereinftimmenden Geftalten ‚zu Eryftallifiren, 
die nur geringe Unterfchiede‘ in der Größe der Winkel zeigen und außerdem fid 
in beliebigen Berhältniffen erfegen fönnen. 

Itakonsäure, acide itaconique, itaconic acid, diefe der Eitrafonfäure ifo 
mere Säure erhält-man bei der trodenen Deftillation der Citronfäure, wobei fie durd 
Waſſer, worin fie ſich ſchwer löft, von der Eitrafonfäure getrennt wird. Sie kryſtalli⸗ 
firt in farblofen Rhombenoftosdern, fehmilzt bei 1610 C. und wird in höherer Tem: 
peratur in wafferfreie Eitrafonfäure und Waſſer zerfebt. 

Judenpech, ſ. Asphalt. 

Jungfernquecksilber, foviel wie: „Sediegen Quedfilber.“ 

Jupiter der Alchemiften, |. Zinn. 

Jurakalk, er bildet in der juraffifchen Formationsgruppe deren mittleres Glied, 
die eigentliche Juraformation, die überall auf der Erde vertreten, und durch ihren 
Reichthum an Berfteinerungen ausgezeichnet ifl. 


fe Eleltricität. 





Kadmium — Kältemischungen. 241 


⁊ 7 


K. 


Kadmium, Klaprothium, cadmium, cadmium, ein Metall, welches größtentheils 
in Begleitung von Zink vorfommt. Dad Kadmium iff beinahe filbermweiß, fehr dehn 
bar, läßt fih zu dünnen Platten auswalzen und zu feinen Drähten audziehen. Sein 
ſpec. Gem. ift 8,7; es fchmilzt bei 3159 C. und fiedet bei 8000 C. An der Auft 
verändert e8 fich bei gemöhnlicher Temperatur faft aar nicht; bis auf einen gewiflen 
Grad erbigt, entzündet es fi und verbrennt mit lebhaftem Glanze; Chlorwaſſerſtoff⸗ 
fäure und verdünnte Schmefelfäure löſen ed unter Waflerftoffgasentwidelung leicht 
auf. Mit Sauerftoff bilder e8 nur Eine Verbindung, das Kadmiumoryd, melches 
eine braune Farbe befitt, und eine falzfähige Bafe ifl. Das Zeichen des Kadmiums 
it Ca, fein Aeq. = 56,0. 

Kadmiumlegirungen, alliages de cadmium , allays of cadmium, einige 
derfelben zeichnen fich durch ihre Leichtflüffigkeit aus; fo ſchmilzt eine folche aus gleis 
hen Yequivalenten Kadmium, Zinn, Blei und Wismuth bei 68,5% C., eine andere 
aus 4 Aeq. Kadmium, 4 Aeq. Zinn, 5 Aeq. Blei und 5 Aeq. Wismuth ſchmilzt ſo⸗ 
gar ſchon bei 65,50 C.; eine Legirung mit 3 Aeq. Kadmium mit je 4 Aeq. Blei, 
Zinn und Wismuth bei 67,50 C. j 

Kadmiumoxyd, Ca,O, oxide de cadmium, oxide of cadmium, entfteht beim 
Erhitzen von Kadmium an offener Luft und bildet ein brauned Pulver, welches aus 
87,5 Kadmium und 12,5 Sauerftoff beftebt. 

Kältemischungen, Froſtmiſchungen. SHierunter verfteht man Gemenge ges 
wiffer flarrer Körper, die, wenn fie in den flüffigen Zuftand übergehen, bald mebr 
bald weniger Wärme binden, die fie der nächften Umgebung entziehen und dadurch 
Temperaturdepreffion bewirfen. Da vorzugdmweife in Waffer lösliche Salze leicht in 
den flüſſigen Zuftand übergeführt werden können, fo begreift man auch, mie haupt: 
ſächlich Salze, entweder eined für fich allein, oder mehrere mit einander gemengt, zur 
Hervorbringung niederer Temperaturen angewendet werden. Mber nicht allein Salze, 
fondern auch zerftoßened Eid und Schnee, felbft gewiſſe Metalle, wenn fie vermöge 
ihrer Auflöfung in Quedfilber in den flüffigen Zufland übergeben, binden Wärme 
und erzeugen daher Kälte. Folgendes find einige der häufig angemendeten Kälte 
mifhungen: 5 Theile Salmiak, 5 Theile Glauberfalz, 16 Theile Waffer von 10,00 €, 
geben — 12,20 &.; derfelben Miſchung noch 8 Th. Olauberfalz zugefügt, — 15,59 €. 
8 Theile Slauberfalz, 5 Theile rohe ftarfe Salzfäure bewirken ein Sinten des Ther⸗ 
mometerd von 10,0 bis — 17,00 &., 9 Theile physphorſaures Natron, 4 Xheile 
Scheidewaſſer von 109 C. fühlen fih auf — 24,00 C. ab. 4 Theile Weingeift von 
0,860 mit 1 Theil Schnee fühlen fih von 0,0 auf — 20,0 C. ab; englifche Schwer 
felfäure mit 4 ihre Gewichte Waffer vermifcht, auf 0,0% abgekühlt und dann mit 
ihrem dreifachen Gewicht Schnee gemengt, fühlen fih auf — 32,00 C. ab. Sehr auf- 
lögliche Salze geben mit Eis unter 0,0 gemengt, deshalb eine fehr niedrige Tempera- 
tur, weil beide Körper, Salz und Eid, in den flüffigen Zuftand übergeben, alfo beide 
Wärme binden. Kryftallifirtes Chlorkafcium (oder wie man es erbält, wenn man 

H. d. techn. Chemie 16 


242 Käsestoff — Kali causticum. 


eine Auflöfung des Salzes abdampft und nicht ſtärker als 1450 C. erhigt) mit zwei 
Drittheilen oder gleichen Theilen Schnee in einem hölzernen Gefäße, welches für fid 
wieder in einer Kältemifchung fteht, innig gemengt, geben eine Temperaturerniedrigung, 
dag Quedfilber gefriert; ein Gemenge von 0,0% aus 4 Theilen Ehlorkalcium und 3 
Theilen Schnee erzeugt eine Temperatur von — 49,008. Sin der neueren Zeit hat man 
auch Flüffigfeiten, die bei niederer Temperatur fieden, alfo ſchnell verdampfen zur 
Hervorbringung von fehr niedrigen Temperaturen angewendet; fo: Schmefelkohlenftoff, 
flüffige ſchweflige Säure, flüffige Kohlenfäure xx. Indem man die Berdunftung im luftvers 
dünnten Raume unter der Glode einer Quftpumpe vor fih geben läßt, hat man in 
dem faft luftleeren Raume Temperaturen bid zu — 1109 C. hervorgebracht. Durch frei: 
willige Berdampfung einer Mifhung von Schwefeltohlenftoff und Stieftofforydul hat 
man die bis jeßt niedrigfte Temperatur, nämlich — 140,09 C. erzeugt. 


Käsesteff, fon. mit Gafein. 

‚Kaffeegerbsäure, f. Gaffeegerbfäure und Gaffeefäure. 
Kaffein, ſ. Caffein. 

Kaisergrün, f. Grün, Schweinfurter. 


Kakodyl, Arſenbimethyl, bimethyl d’arsenic, bimethyl of arsenic, eine ge 
paarte Berbindung von 1 Aeq. Arfen mit 2 Aeq. Methyl, die fich faft in allen Be 
ziehungen wie ein einfacher Körper verhält. Dad Kakodyl verbindet fich, wie das 
Kalium, direft mit Sauerftoff und den übrigen negativen Elementen. Es bildet eine 
waflerhelle, ſtark lichtbrechende Flüſſigkeit, die bei 1700 C. fiedet und bei — 6,0° zu 
einer eidartigen Maffe erftarrt;. an der Luft entzündet es fich fofort und verbrennt mit 
blauer Flamme zu Wafler, Kohlenfäure und arfeniger Säure; ed befigt einen im höch— 
ften Grade unangenehmen Geruch und ift äußerft giftig; von Bunfen entdedt. 


Kali, Kaliumoryd, äbendes oder kauſtiſches Kali, vegetabilifches Alkali, Pflan- 
zenlaugenfalz, potasse, oxyde de potassium, potassa, Das waflerfreie Kali erhält 
man durch Zufammenfchmelzen von 1 Aeq. Kalium mit 1 Aeq. Kalihydrat; es ziebt 
unter ftarfer Erhigung Waſſer aus der Luft an und verwandelt fih in Kalihydrat. 
Dies ift auch diejenige Verbindung, welche allein Anwendung findet, und dargeftellt, 
wird, indem man eine Auflöfung von reinem £ohlenfauren Kali (1 Theil:12 Theil) 
in einem eifernen oder filbernen Keffel zum Sieden bringt und fo lange mit Kalfhy: 
drat verfeßt, ald eine Probe der Maren Lauge durch Kalkwaſſer noch getrübt wird. 
Man läßt alddann die Lange unter Luftabſchluß fi klären, dampft fie in einem fil 
bernen Keffel ein umd fehmelzt den Rüdftand, bid diefer ruhig fließt, worauf man bie 
Maſſe auf eine Eifenplatte oder in eigene Formen audgießt. Das Kalihydrat iſt 
ein weißer, etwas durchfcheinender Körper, von faferig Tryftallinifcher Struktur und 
2,1 fpec. Gew.; es ſchmilzt in der Rotbglühhite und verflüchtigt ſich im der Weiß 
glühhige ohne Zerfegung; es zerfließt an der Luft und zieht begierig Kohlenſäure an. 
Das Aetzkali findet feine hauptfächlichfte Verwendung zur Fabrifation von Schmier 
feifen; es wird aber auch in dem Laboratorium des Chemikers, ſowie in den Apo: 
thefen zur Darftellung ded fogenannten Uepfleind gebraucht. Das waſſerfreie Kali 
befteht aus 83,05 Kalium und 16,95 Sauerftoff mit dem Aequivalent 47,2; dad Kali 
bydrat aus 69,75 Kaltum, 14,23 Sauerftoff und 16,02 Waſſer und bat das Aequivar 
lent 56,2, 

Kali causticum, foviel wie Aetzkali. 





Kaliein — Kaliumeyanür. 243 

Kallein, hat man ein Mineral genannt, welches fih bei Chypis, im Kanton 
Wallis, findet und in der Hauptfache aus doppelt Fohlenfaurem Kali befteht. 

Kalialaum, ſ. Ylaun. 
Kalihydrat, f. Kati. 
Kalilauge, nennt man eine Auflöfung von Kalihydrat in Wafler. 
Kalisalpeter, ſ. falpeterfaures Kali. - 
Kaliseife, f. Seifen. 


Kallum, potassium, potassium, die metallifche Grundlage der Kaliumver- 
bindungen (Sauerftoff, Schwefel, Chlor x... Das Kalium wird durch Einwirkung 
ded Kohlenſtoffs auf kohlenſaures Kali in flarker Hitze erhalten, wobei es fich reducirt 
und verflüchtigt und in geeigneter Weife fondenfirt und gefammelt wird, Es beſitzt 
eine filberweiße Farbe und ift, je nach der Temperatur , mehr oder weniger weich; 
unter 0,0 ift es ziemlich fpröde und zeigt auf dem Bruch) Neigung zur Kryftallifation; 
bei 150 C. ift es weich, läßt fi kneten und mit dem Meffer fchneiden; es fchmilzt bei 
62,5 C.; in der Rothglühhige deftillirt ed im Geftalt eined grün gefärbten Gafes 
über, fein fpec. Gew. bei 15,0 ift 0,865. Un der Luft orydirt eö fich raſch; erhißt 
‚entzündet ed fich und verbrennt mit violetter Flamme zu Kalibyprat; ein Stüdchen Ka⸗ 
lium auf Wafler geworfen, entflammt fih und zerfeht dad Wafler unter Waſſerſtoff⸗ 
entwickelung, während Kali fih auflöſt. Es ift unter.allen Körpern der am meiften 
eleftropofitive und befigt, namentlich zum Sauerftoff, die größte Verwandtfchaft, fo 
daß man häufig von ihm Gebrauch macht, um anderen Körpern den Sauerftoff zu 
entziehen. Sein Zeichen ift K; fein Nequivalent 39,2. 


Kalilumamalgam, amalgame de potassium, amalgam, amalgama of po- 
tassium , man ftellt die Verbindung ded Quedfilbers mit Kalium dur Zuſammen⸗ 
jhmelzen der beiden Metalle unter Steindl dar. 


Kallumamid, amide de potassium, amide of pptassium, ein Körper von der 
Zufammenfeßung des Ammoniak, in welchem 1 Aeq. Waſſerſtoff durch 1 Aeq. Ka: 
lium vertreten ift. R 

Kaliumbromür, Bromfalium, hromure de potassium , hydrobromate de 
potasse, bromide of potassium, hydrobromate of potassium, wird durch Neutras 
lifation von Bromwafferftofffäure mit fohlenfaurem oder reinem Kali erhalten; beim 
Abdampfen der Löſung fryftallifirt ed, wie das Kochſalz, in ftarf —— Würfeln. 
Zuſammenſetzung: 32,89 Kalium und 67,11 Brom. 


Kaliumehlerür, Chlortalium, falzfaures Kali, Digeftivfal;, chlorure de po- 


tassinm, chloride of potassium, hydrochlorate or muriate of potash. Es kann, 
wie das Bromkalium erhalten werden; es findet fi aber auch fertig gebildet in der 
Natur (Staßfurt). Seine Kıyftallform gehört dem regulären Syſtem an und es bildet 
am häufigften Würfel, die fäulenförmig verlängert find. Bei feiner Auflöfung im 
Wafler bindet es viel Wärme und erzeugt daher eine ftarfe Kälte; bei 11,806. braus 
hen 100 Theile Salz 289 Theile, bei 100° C. 177 Theile Wafler zu ihrer Löſung. 
Es wird vielfach als Nebenproduft gewonnen und größtentheil® zur Salpeter- und 
Mlaunfabrifation benugt; in 100 Th. find enthalten 52,48 Kalium und 47,52 Chlor. 

Kallumeyanür, Cyankalium, blaufaures Kali, Cyanure de potassium, 
prossiate ou hydrocyanate de potasse, cyanide of potassium, prussiate or 


hydrocyanate of potash. Das Cyankalium kann auf verfhiedene Weile dars 
: 16* 


244° Kaliumflorür — Kalium-, Kalisalze. 


geftelt werden, am beften jedoh durch Einleiten von Cyanwaſſerſtoffgas in eine 
Löſung von reinftem Kalihydrat in Alfohol; der Waflerftoff der Säure verbindet 
fih mit dem Sauerftoff der Bafe zu Waſſer und dad reducirte Kalium mit dem 
Cyan zu Raliumcyanür, welches, in Alkohol unlöslih, zu Boden fällt. Es läft 
fih auch durch vorfihtiged Schmelzen von entwäflertem Blutlaugenfalz darftellen; 
hierbei gebt jedoch der dritte Theil des Cyans verloren, ſowie ein nicht unbeträchtli— 
her Theil von Cyankalium felbft, welches vom zurüdbleibenden Koblenftoffeifen auf: 
gefogen wird, von welchem es fich nicht gut trennen läßt. Auf eine ähnliche Weife, 
doch mit cyanfaurem Kali verunreinigt, erhält man ed, wenn man dem Blutlaugen 
falz 1 Ueq. kohlenſaures Kali zufeßt und das Gemenge fchmelzt. Nachdem das Kohlen: 
ftoffeifen bei -dem erften, oder das metallifche Eifen bei dem zweiten Verfahren fid 
abgefeßt hat, gießt man die Mlare flüffige Maffe in eine, zuvor erwärmte, trodene 
Porzelanichale. Dad Eyanfalium, durch Schmelzen von Blutlaugenfalz erhalten, bildet 
eine weiße, harte, auf dem Bruche etwas fryftallinifche Maſſe; an der Luft zerfeht es 
fich bald, indem felbft die Kohlenfäure die Cyanwaſſerſtoffſäure austreibt. Es findet 
häufig Anwendung in der Galvanoplaftit, mo ed zur Auflöfung der Metalle benußt 
‚ wird; da e8 ebenfo giftig wirft, wie die Blauſäure, fo bat man große Borficht zu 
beobachten. daß man nichts davon in offene Wunden bringe; es enthält in 100 Thei⸗ 
len 60,12 Kalium und 39,88 Cyan. 


Kaliumfluorũr, Fluorkalium, fuorure de potassium, hydrofßuate de po- 
tasse, fluoride of potassium, hydrofluate of potasse, wird auf dieſelbe Weiſe wie 
Bromkalium dargeftellt. 


Kaliumjodür, Jodkalium, jodure de potassium, hydriodate de potasse, 
jodide of potassium, hydriodate of potassa. Das Jodkalium findet ald Arznei- 
mittel vielfach Anwendung und wird daher auch im Großen dargefiellt. Unter den 
zahlreichen hierzu vorgeichlagenen Methoden dürfte die folgende den Borzug verdienen. 
Eine Auflöfung von völlig reinem, auch fohlenfäurefreiem Kalihydrat wird in einem 
“eifernen Keifel gelinde erwärnft und ihr fo lange Jod zugefügt, bis die Flüſſigkeit 
eine gelbliche Farbe angenommen bat, worauf man fie mit „44 ded angewandten Jod? 
Holztohlenpulver mengt und das Ganze zur Trodene abdampft, zu einem gleihförmi- 
gen groben Pulver zerreibt und hierauf nach aufgelegtem Dedel das Feuer fo weit 
verftärft, daß die Maſſe anfängt zu verglimmen, worauf die Hige bis zum Dunkel 
rothglühen vermehrt wird. Nach dem Erkalten wird die Maffe mit Waſſer auf 
gelaugt und die Flüffigkeit durh Abdampfen zum Kıyftallifiren gebracht. Das Jod: 
kalium kryſtalliſirt waflerfrei in Würfeln; fehmilzt fehon unter der Glühhitze; beim 
Glühen an der Luft verdampft es merklich; in Waſſer und Alkohol löſt ed fih leicht 
auf; durch Chlor wird ed unter Ausfcheidung von Jod zerfept; ebenfo durd Sal 
peterfäure. Reines Jodkalium muß fich- in Alkohol von 0,833 volllommen auflöfen, 
ein Rüdftand deutet auf ſchwefelſaures oder jodfaured Kali; dur falpeterfaure® 
Palladiumoryd gefällt, darf in der abfiltrirten Flüffigkeit durch falpeterfaured Silber 
oryd keine Fällung entftehen em: es befteht in 100 Theilen aus 24,16 
Kalium und 75,84 Sod, 


Kaliumlegirungen, find die Verbindungen des Kaliumd mit den Metallen. 
Kaliumeoxyd, f. Kali. 

Kaliumoxydhydrat, ſ. Kalihydrat. 

Kalium - oder Kalisalze, sels de potasse, salts of potash, das Kalium hat 








Kaliumsuboxyd — Kalk. 245 


nur Eine Orydationdftufe, die mit den Säuren Salze bildet; ebenfo vereinigt es ſich 
auch mit den Salzbildern nur nad Einem Berhältniffe, Chlorüre, Bromüre x. bil⸗ 
dend. Dad Kalium hat zu den efeftronegativen Körpern die ftärffte Bermandtfchaft 
und feine Salze werden daher Durch andere Körper nicht leicht zerfeht; feine Salze mit 
anorganifchen Säuren find meiſtens feuerbeftändig ; wegen feiner ſtarken Verwandtſchaft 
zu den Säuren hat das Kali eine große Neigung Doppelfalze zu bilden; andererfeits 
vermögen die fehmäcern Säuren und Salzbilder nicht immer die eleftropofitiven 
Eigenſchaften deflelben aufzuheben, fo daß Salze, die e8 mit folchen Körpern bildet, 
haufig alkalifch reagiren Seine Salze erfordern zu ihrer Auflöfung meiftend nicht 
viel Waſſer; Platinchlorid bewirkt in ihren Auflöfungen einen citronengelben Nieder- 
(hlag von Kalium» Platinchlorid ; aus koncentrirten Löfungen fallt Weinfäure, zwei- 
fah weinfaured, Oralfäure 2= oder Afah oraljaured Kali. Seine Haloidfalze find 
in flarfer Glühhitze flüchtig. 

Kaliumsuboxyd, sous-oxide de potassium, suhoxide of potassium, bildet 
fih, wenn Kalium in eines Atmofphäre, die nicht zureichend Sauerftoff enthält, ver- 
brennt, als eine bläulich-graue, nicht metallifch glänzende fpröde Maffe. 

Kaliumsulphuret , man fennt viele Verbindungen des Schmwefeld mit dem 
Kalium, von denen fünf genauer unterfuht find : 

Einfach» Schwefellalium KS, entfprechend dem Kali, 

Zweifah Schmwefelfalium K8S,, 

Dreifah Schwefellalium K S,, 

Bierfah Schwefellalium KS,, entfprechend dem EDEN. 

Fünffach Schwefelkalium KS,. 
Die letztere Verbindung, auch unter dem — Schwefelleber, bekannt und als ſolche 
häufig zu Bädern angewendet (künſtliche Schwefelbäder) erhält man durch Zuſammen⸗ 
ſchmelzen von 7 Theilen kohlenſaurem Kali mit 8 Theilen Schwefel, Dad fo dars 
geftellte Produft bilder eine Teberfarbene amorphe Maffe, die an der Luft zerfließt und 
außer Fünffach - Schmwefellalium auch unterfchmwefligfaures Kali und freien Schwefel 
enthält, wenn diefer im Ueberfluß angewendet worden war. 

Kaliumsuper oder -hyperoxyd, peroxyde de potassium,“superoxyde or 
hyperoxide of potassium, entſteht, wenn Kalium in einem Uebermaß von trodnem 
Sauerftoffgafe verbrennt. Es bildet einen orangefarbenen Körper, der bei ſtarkem 
Glühen Sauerftoff audgiebt und fich in Kali verwandelt. 

Kaliumwassersteffgas, eine Berbindung von Kalium und Wafferftoff. 


Kalk, Kalkerde, Aetzkalk, gebrannter Kalt, chaux vive, quick lime, nennt 
man den durch Brennen oder Glühen feiner Kohlenſäure beraubten Kalk; er ift je 
na der Befchaffenheit des Hierzu verwendeten kohlenſauren Kalks von fehr verfchie- 
denen Graden der Reinheit; am reinften erhält man ihn dur Glühen von Marmor 
oder Kaltfpath. Im Allgemeinen find die Kalfe der ältern Formationen reiner, als die 
der jüngern und liefern daher auch einen reineren gebrannten Kalle. Am häufigiten 
wendet man Muſchelkalk zur Darftellung von gebranntem Kalt an, der daher auch 
alle die Verunreinigungen, namentli Thon, Eifenoryd, Bittererde und Sand enthält, 
welche fich int Mufchelfatt finden. Wenn diefe Beimengungen eine gewiſſe Grenze 
überfchreiten, fo eignet fi das Geftein nicht mehr zum Brennen zu Nebtalt; es 
brennt ſich alddann todt, d. h. der Kalk löfcht ſich nach dem Brennen nicht und 
befigt alddann auch nur wenig Bindelraft. Der gebrannte Kalk verbindet fich unter 
Därmeentwidelung mit Wafler, die fo hoch fteigen kann, daß fih Schießpulver ent- 


— 


246 Kalk, chroms. — Kalksalze. 


zündet; die größte Erhitzung findet flat, wenn man zum Kalk etwa die Hälfte feined 
Gewicht? Wafler feht. Diele Operation nennt man das Löfchen des Kalks. Hier: 
bei nimmt der Kalk bedeutend an Bolum zu und verwandelt fi), wenn man nicht zu 
‘viel Wafler genommen bat, in ein-lodered weißed Pulver; mit mehr Wafler zu einer 
Flüffigfeit angerührt, erhält man die Kalkmilch; nah und nach klärt fich diefe und 
das überftehende Waller enthält etwa zeig Kalk gelöft und heißt Kalkwaſſer; in 
der Wärme ift der Kalt weniger löslich, ald in der Kälte. Außer zur Anfertigung von 
Mörtel findet der Kalt auch Anwendung in mehreren Zweigen der technifchen. Chemie; 
fo in der Gerberei, Färberei, Seifenfiederei und andern. Da feine. Brauchbarkeit von 
feinem Gehalt an Aetzkalk abhängt, fo ift ed oft von Nutzen, diefen Gehalt genauer 
zu kennen. Um einen Kalt auf feinen Gehalt an Aetzkalk zu prüfen, wägt man 
2,8 ®rm. genau ab, bringt diefe in ein Stöpfelgla® welches auf 100 Kubikmcentim. 
getheilt ift, und füllt daffelbe mit einer Salmiaflöfung, die mindeftend 5,6 Grm. 
Salz enthält, Bid zur Marke, verfchließt dag Fläſchchen, fhüttelt, bis die Zer- 
feßung beendet ift und läßt die Flüffigkeit fih vollfommen Mären. Hierauf nimmt 
man 10 Kubifcentim. Normalfalpeterfäure in ein Bechergla®, färbt fie mit &ochenille 
tinftur und titrirt aus einer in zZ, Kubikcentim. getheilten Pipette, mit der Flüffigkeit 
aus dem Fläfchchen bie zum Erfcheinen der karmoifinrotben Farbe. Die verbraud- 
ten Kubifcentimeter find umgefehrt dem Gehalte an Katk proportional. Hat man 
z. B. auf 10 Kubikcentim. Salpeterfäure 12,5 Kubifcentim. der Ammoniafflüffigkeit 
— 80 Proc. reinen Aetzkalk. 

Kalk, chromsaurer, wird in neuerer Zeit in England als Erfag des Braun 
fteind in der Chlorfalffabrifation angewendet. 

Kalk, gelöschter, chaux eteinte, chaux etouffee, slaked lime, hydrafe of 
lime, nennt man den mit Wafler zu einem bald dünnern, bald fteiferen Brei ange: 
machten gebrannten Kalk; für befondere Zwecke pflegt man ihn auch wohl nur mit 
foviel MWaffer zu befprengen, daß er zu einem trodenen, loderen Pulver zerfällt. 

Kalk, hydraulischer, chaux hydraulique, hy draulic lime, water lime, fo: 
viel wie Gement 

Kalkhydrat, chaux hydratee, hydrate of lime, ift die beftimmte Berbindung 
des Kalte mit Waller, das Kalthydrat entfteht ſowohl beim Fällen eined Kalkfalzed 
durh ein Alkali, wie auch beim Beſprengen von gebranntem Kalt mit Waller; es be 
ſteht aus 75,68 Kalt und 24,32 Wafler. 

Kalkmergel, ſ. Mergei. j 


Kalkmilch, Yait de chaux, liming, nennt man das mehr oder weniger dünn 
flüffige Gemenge von Kalkhydrat und Kalkwaſſer. 


Kalkrahm, ein Ausdrud, dem man noch zumeilen in älteren Schriften begeg- 
net, und womit man das dünne Häutchen von kohlenſaurem Kalke bezeichnete, melches 
fi auf der Oberfläche des der Luft audgefesten Kalkwaſſers bildet. 

Kalksalpeter, ſyn falpeterfaurer Kalt. 


Kalksalze, sels de chaux, salts of lime, die Salze des Kalkes, ald die einer 
ſtarken Baſe, find meiſtens ſehr beſtändig und vertragen Rothglühhitze, ſofern die 
Säure nicht zerſtört oder ausgetrieben wird. Es exiſtiten nur wenig leicht löoliche 
Kalkſalze; die meiſten bedürfen zu ihrer Auflöſung größerer Mengen Waſſer; einige 
ſind faſt unlöslich. Ihre Auflöſungen werden durch kohlenſaure Alkalien und kohlen⸗ 


verbraucht, ſo enthält der gebrannte Kalt 








Kalkschwefelleber — Ka'pnomor. 247 


faured Ammoniak: gefällt; befonders charakteriſtiſch ift ihr Verhalten gegen Dralfäure 
und deren Salge, die damit jelbft bei der ſtärkſten Berbünnung einen beinahe unlöd- 
lihen, weißen Niederfchlag bervorbringen; der Xöthroheflamme ertheiten fie eine hell⸗ 
tofentothe Färbung. 

Kalkschwefelleber, sulfure de calcium, ou de chaux, aniphuret of oal- 
cium, sulfuret of lime, f. Calciumfulphuret. = 

Kalkspath, Karbonfpath, rhomboedriſches Kalfhaloid, chaux carbonates, car- 
bonate of lime, fehr häufig natürlich vorfommender Eohlenfaurer Kalf, zumeilen ganz 
rein, zuweilen kleine Beimengungen von fohlenfaurem Eifenorydul, Tohlenfaurem 
Manganorgdul und Fohlenfaurer Bittererde enthaltend; die reinfte Art ift der foges 
nannte isländiſche Doppelfpath. Der Kalkipath findet fih in Drufenräumen ſowohl 
gefhichteter, wie ungefchichteter Gefteine, beſonders fchön findet er fich oft in verſchie⸗ 
denen Bängen, befonderd Erzgängen, fryftallifirt und zwar unter Verhältniſſen, die 
ed faft zur Gewißheit machen, daß er fih hier auf naffem Wege gebildet habe. 

Kalkspiessglansleber, fovich wie Antimonperfulppid-Galcium. 
Kalkstein, pierre a chaux, lime stone, man begreift hierunter alle Gebirgd- 
arten, deren Hauptmafle Fohlenfaurer Kalk ift, neben welchem fich jedoch meift noch 


mandherlei andere Stoffe, theild als zufällige Begleiter, theild an der Zufammenfehung - 


des Gefteind theilnehmend, finden. Die Kalkfteine find entweder dicht, wie meift der 
Muſchelkalk, oder kryſtalliniſch wie der Marmor; in ihrer Färbung zeigen fie den 
größten Wechfel, man findet fie vollflommen weiß (Kreide, Marmor) bis dunfelblaus 
grau, gelb, graugelb, röthlich 2c., je nachdem das Eifen, welched die meiften derjelben 
in geringer Menge enthalten, fih im Zuftande des Oxyduls oder Dryds befindet. 
Der Kalkftein bildet in feinen reineren Arten, überall dad Material zum Brennen von 
Kalt; bei einem größeren Thongehalte Tiefert er gebrannt, nicht felten fehr brauch- 
bare Cemente. Ä 

Kalktuff, chaux "carbonates stalactique, stalactite lime, nennt man die 
beſonders innerhalb der Mufchelkalkformation häufig vorfommenden und aus Quell- 
waffer abgelagerten poröfen Kalkfteinmaflen ; fie find zumeilen reih an organifchen 
Reften noch lebender Thiere und Pflanzen, bilden nicht felten abfonderliche Geftalten 
und werden darum unter der Bezeichnung „Grottenfteine“ zu mandherlei Aus: 
(hmüdungen in Gartenanlagen benußt. ‚ 

Kalkwasser, eau seleniteuse, limewater, nennt man eine Mare Löſung von 


Kalkhydrat in Wafler; in 1000 Theilen Waffer find etwa anderchalD Theile reiner Kalt 


oder 2 Theile Kalthydrat gelöft. 

Kammfett, nennt man das von den Halstheilen des Pferde gewonnene Fett; es 
befipt gewöhnlich eine gefbliche Farbe, iſt fefter als Schmweinefchmalz, es enthält +? 
Stearin und 2 Dlein, fehmilzt bei 600 C.? vollkommen und Aaien eine lange weich 
bleibende Natronfeife. 

Kampfer, Kampherſäure, ſ. Camphor, Samphorfäure. 

Kanonenmetall, ſ. Geſchützmetall. 

Kaolin, terre a porcelaine, porcelain chay, kaolin earth, wird die aus der 
Zerfegung des Feldſpaths hervorgegangene, meift fehr reine Porcellanerde genannt. 

Kapelle, fehr Meine Tiegel aus Thon, in welchen man die Trennung ded Sil- 
bers und Goldes von den unedlen Metallen vornimmt, ſ. Abtreiben, fowie aud 
Sandkapelle. 


Kapnemor, ein Beſtandtheil aller Theerarten. 





rs es Se | 


248 Karat — Keuper. 


Karat, Karatirung, carat alliage de !’or, eine Gewichtseinheit, befonders bei 
Gold und Ebdelfteinen gebräuchlich; 24 Karat = 1 Mark = 15 Loth Neu⸗Gew.; 24 
Karat ift — vollwichtig; Legirungen, die in 24 Theilen 8 Theile Kupfer oder Silber 
enthalten, bezeichnet man ala 16karatig x. Karatirung ift die für einzelne Gegen: 
ftände in den gegenfeitigen Mengen vorgefchriebene Legirung mit Kupfer (rothe Kara 
tirung) oder mit Silber (weiße Karatirung). 

Karlsbader Sals, mit diefem Namen bezeichnet man den Rüdftand, welcher 
bei Abdampfung des Waflerd der Sprudelquelle in Karlsbad erhalten wird. Das 
Abdampfen gefhieht in einer Art Deftillirblafe unter fortdauernder Zuleitung von 
Kohlenfäuregad; in Folge hiervon enthält das Karlöbader Salz neben fehwefelfaurem 
und falzfaurem Natron auch zweifach kohlenſaures Natron und zweifach Fohlenfauren 





Kalt. Diefe Art der Gewinnung bedingt auch den verhältnigmäßig hoben Preis, zu wel 


hem das echte Karldbader Salz gegenüber dem tünftlich bereiteten, verkauft wird. 

Karbolsäure, fyn. mit Phenylfäure, 

Karmin, f. Garmin. 

Kartoffelfuselöl, f. Umylorydhydrat. 

Katalyse, unter diefem Ausdrud verfteht man die Wirfung von Körpern, in 
Folge welcher neue Berbindungen entftehen, -wie auch beftehende zerſtört worden, ohne 
daß der Körper, welcher fie hervorruft, felbft eine Veränderung erlitte; feine bloke 
Gegenwart genügt, weshalb man foldhe Erfcheinungen auch mit dem Ausdrud Con: 
taktwirkungn bezeichnet bat. 

Kathion, f. Jonen. 

Kathode, ift der der Anode (f. d.) entgegengefeßte — Pol der galbva⸗ 
nifhen Säule. . 

Katsengold, Kagenfiiber, fyn. mit Glimmer. 

Kautschuk, f. Caoutſchuk. 

Kelp, viefen Namen führt die an den Küften von England und Schottland 
durch Verbrennung von See» und Strandgemwächfen gewonnene Aſche, die außer lei: 
nen Wengen von fohlenfaurem Natron und Sodnatrium hauptſächlich aus Chlor: 


natrium und fehmwefelfaurem Kali beſteht; ihre® Jodgehalts wegen dient fie zur Dar 
ftellung ded Jod im Großen. \ 


- Keratin, ift die Subftanz, welche die hauptfächlichfte Grundlage der Horn⸗ 

gemwebe: ded Horns, der Epidermis, des Epitheliums u. ſ. w. bildet 

Kermesbeeren, les kermes, chenille de Pologne, kermés du nord, find die 
befruchteten Weibchen der Körnerfchildlaus (Cocus ilicis), die im füdlichen Europa 
auf der Kermedeiche (Quercus coccifera) vorfommt. Auch die beerenartigen Früchte 
von Phytolacca decandra, ciner zu den Chenopodeen gehörenden und in Nordame: 
rika wachfenden Pflanze, werden Kermesbeeren genannt. 

Kermes, oxydfreier, ift reines Einfah-Schwefelantimon. 

Kerosine, mit diefem Namen bat man das raffinirte amerifanifdhe Steinöl 
belegt ; daffelbe ift opalifirend gelblich von 0,81 jpec. Gewicht und fiedet bei 1509 C. 

Kesselstein, fe Pfannenftein. 

Kette, elektrische, ſ. Eleftrifche Kette. 


Keuper, ein Glied der fogenannten Triadformation (bunter Sandftein, Mufcel: 


Khorassan — Kieselozxyd. 249 


fall, Keuper), und zwar das oberfte derfelbenz in manchen Gegenden nennt man auch 
den das ünterfie Glied der Keuperformation bildenden Sandſtein ſchlechthin Keuper. 

Khorassan, türtifcher Mörtel; derfelbe befteht aus 4 gröblich gepulvertem Zie⸗ 
gelmebl und 3 fein gefiebtem Kalk und wird am beften mit Regenwafler eingemengt; 
feine Verwendung ift hauptfächlich da, wo es auf große Feftigfeit anfommt, bei Waf- 
ferleitungen, Kanälen x. 

Kienöl, wird durch Deftillation des, bei der Darftellung von Holztheer zuerft 
fih bildenden fogenannten „weißen Theers“ gewonnen; von gewöhnlichem Ter- 
pentinöl unterfcheidet fih das Kienöl durch einen eigenen Beigeruch, ſowie auch durch 
feine Eigenschaft, ſchnell zu verharzen. 

Kiesel, Silicium, silicium, silicon, ein einfacher, zu den Metalloiden gehö- 
tiger Stoff, die Grundlage der fo häufig und in fo großen Mengen vorlommenden 
Kiefelfänre oder Kiefelerde. Der Kiefel wird durch Reduktion des Fluorkieſels mittelft 
Kalium dargeftellt; er bildet auf diefe Weife ein braunes Pulver, welches, an der Luft 
erbigt, zu Kiefelfäure verbrennt. In Meinen oktasdriſchen Kryſtallen erhält man den 
Kieſel, wenn man Dämpfe von Chlorkieſel über glühend geſchmolzenes Aluminium 
leitet; in dem Maße, wie ſich das Aluminium mit Chlor ſättigt, ſcheidet ſich der 
Kieſel in Kryſtallen von dunkeleiſengrauer Farbe aus, die Glas rigen. Das Zei- 
hen ded Kiefeld ift: Si; fein Aequivalent 14,2 oder 21,3, je nachdem man die Kies 
felfäure ald SiO, oder SIO, anfieht. 

Kieselbromid, f. Bromtiefet. 

Kieselchlorid, Chlorkieſel; die Verbindung ton SICI,. 

Kieselerde, f. Kiefelfäure, acide silicique, silicic acid. 

Kieselfeuchtigkeit, bafifch kieſelſaures Kali, f. Wafferglas. 


Kieselfluorid, Siefelfuperfluorid, Fluorſiliciumkieſelgas, kieſelflußſaures Gas, 
fuorure de silicium, Auoride of silicium. Zur Darftellung dieſer Berbindung übers 
gießt man in einem völlig trodnen Glaskolben gleiche Geroichtätheile gepulverten Fluß⸗ 
path und Quarz mit dem 6—Sfachen foncentrirter Schwefelfäure, und fängt das bei 
gelindem Erwärmen fogleich fi entwickelnde Gas in einer ebenfalld vollkommen trock⸗ 
nen Glocke über Quedfilber auf. Der Fluorkieſel bildet ein Gas von 3,57 ſpec. Ge⸗ 
wicht, welches, mit Waffer in Berührung, unter Abſcheidung von Kiefelfäure zu + in 
Fluorwaſſerſtoffſäure zerfällt, die fich mit dem unzerſetztem Fluorkieſel zu der fogenann- 
ten Kiefelfluorwafferftofffäure vereinigt. Die Dämpfe der Kiefelfluormwafferftnfffäure, 
fowie auch eine Auflöfung derfelben in Waſſer werden zum Neben von Glas benubt. 
Die Fluorkiefel enthält 72,8 Proc. ae die Kiefelfluorwafferftofffäure 27,7 Broc. 
Fluorwaflerftoff. 

Kieselflusssäure, acide hydrochlorique, hydrofuoric acid, ſyn. mit Kie- 
felfluorwafferftofffäure. 

Kieselguhr,, f. Kiefelfinter. 

Kieselmetalle find die Verbindungen des Siliciumd mit den Metallen. 

Kieseloxyd, Siliciumoryd, oxyde de silicium, oxyde öf eilicium, ift eine 
noch nicht lange entdedte Verbindung von gleichen Nequivalenten Kiefel und Sauer» 
Hoff; mit Wafler verbunden, ald Kiefelorydhydrat, bildet ed ein weißes Pulver, wel: 
ches fi, befonderd mit Alkalien oder Ammoniak in Berührung, unter Waflerftoff- 
gadentwidelung leicht höher zu Kiefelfäure orydirt und ein fehr Fräftiged Reduktions— 
mittel darftellt. 


250 Kieselsäure — Kieselsaures Kobaltoxyd. 


Kieselsäure, siefelerde, Siliciumoryd, sillce, acide sillcique, silicic acid, 
silicium earth, Die Kiefelfäure ift fehr verbreitet auf der Erde und findet fi fo- 
wohl frei, ald mit andern Körpern vereinigt in der größten Menge und im den vers 
fhiedenartigften Zuftänden. Unverbunden erfcheint fie theils Eryftallinifch und dann 
waflerfrei, oder amorph mit einem bald größeren, bald geringeren Waflergehalt. Durch 
Reinheit, Durchfichtigfeit und Farblofigkeit ſich auszeichnende Erpftallifirte Kiefelfäure, 
wie fie fih namentlich im Urgebirge, aber auch in fpäteren Kormationen, findet, führt 
den Namen Bergkryſtall. Auf hemifhen Wege ftellt man reine Kiefelfäure dar, 
indem man Siefelfluorgad mit Wafler zufammenbringt, die al® eine farblofe Gallerte 
fih ausfcheidende Kiefelfäure mit Waller vollftändig auswäſcht, trodnet und glüht. 
Sie bildet alddann ein rauhes, lodered, Außerft leicht bemwegliched, weißes Pulver, 
welches ſich in mehreren feiner Eigenfchaften weſentlich von der kryſtallifirten Kieſel⸗ 
‚fäure unterfcheidet. Während der Bergkryſtall bei gewöhnlicher Temperatur meber 
von Säuren, noch Alkalien angegriffen wird, löſt fich die amorphe Kiefelfäure fehr 
feicht in äßenden und kohlenſauren Alkalien, in Beinen Mengen fogar in reinem Waſ⸗ 
fer auf. Im Achat finden fih beide Modifitationen der Kiefelfäure in abmechfelnden 
Schichten abgelagert. Die Kiefelfäure .enthält 53,0 Proc. Sauerftoff, ihre Formel 
wird zu SIO, oder SIO, angenommen. : 

Kieselsäure -Salse, silicates , silicats. Es ift feine andere Säure befannt, 
welche mit den Bafen fo mannichfaltige Berbindungen herporzubringen vermöchte, ald 
die Kiefelfäure; das Verhältniß ded Sauerftoff3 in der Säure zu dem in der Bafe ifl 
bad = 1: 1, bald 1:4, 4, 4, 3 Az, zumeilen auch — 1: 1%, 2 und 3, um 
bierzu fommt noch, daß die verfchiedenen Salze derfelben Bafe auch unter fih mie 
der Berbindungen eingehen. — Nur die Salze der Altalien find in Waſſer auflöslid; 
manche derfelben werden durch ſtarke Säuren, die die Kiefelfäure in Geftalt einer farb 
loſen Gallerte abfcheiden, zerfegt, andere wieder nicht, und diefe müffen zuvor mit 
fohlenfaurem Natron oder Kali oder Baryt geglüht werden, ehe fie dur Säuren 
aufgefchloffen werden können. Im Allgemeinen find die Kiefelfäure-Salze fohmelzbar; 
viele derfelben bedürfen hierzu aber einer jehr hohen Temperatur; fie bilden den Haupl: 
beftandtheil des Glafes, ſ. d. Wird ein Kiefelfäure- Salz mit Flußſpath und Schwe 
felſäure erhigt, fo entwidelt fich Fluorkieſelgas, welches an der Luft ftark raucht, und 
mit Waffer in Berührung unter Abfcheidung von gallertartiger Kiefelfäure ſich zerfeht 
(ſ. Kiefelfluor). 

Kieselsaures Kali, silicate de potasse, silicate of potash; Kieſelſäure 
und Kali verbinden ſich mit einander nach fehr verfchiedenen Berhältniffen; mehrere 
derfeiben find Beftandtheile des Glaſes, wie auch des Porceland. Unter dem Namen 
Waflerglad, Kalimafferglad, ift eine fyrupartige gelbliche Flüffigkeit bekannt, welde 
eine Auflöfung von einfachskiefelfaurem Kali (KO, SiO,) in Wafler ift, und erhalten 
wird, wenn man in fochende Kalilauge fo viel oder etwas mehr amorphe Kiefelfäure 
(Snfuforienerde) einträgt, als jenem Berhältniß entfpricht, nämlich auf 3 Theile Kali 
2 Theile Kiefelfäure (f. Wafferglas). _ 

Kieselsaurer Kalk, silicate de chaux, silicate of lime, fommt in ver: 
ſchiedenen VBerhältniffen häufig in der Natur vorz der Tafelfpath ift eine Verbindung 
von Ca, HO, ; auf der Anmefenheit von fiefelfauren Kalk beruht auch die Eigen 
ſchaft der Cemente, unter Wafler zu erhärten. 

Kieselsaures Kobaltoxyd, protosilicate de cobalt, silicate of cobalt, 
ertheilt den Glasflüffen eine ſchöne blaue Farbe und dient zur Darftellung der unter 
dem Namen „Smalte” befannten blauen Farbe. 





u- Sam. — — 





[ 


Kieselsaure Magnesia — Kirchberger Grün. 251 


Kieselsaure Magnesia oder Bittererde, silicate de magnesie, steatite, 
craie de Briangon, silicate of magnesia; eine Verbindung von 2MgO, SiO,, 
fommt unter dem Namen Spedftein, mit 2 Aequivalenten Waffer verbunden un: 
tr dem Namen Meerſchaum in der Natur vor. 

Kieselsaures Nairen, silicate de soude, silicate of soda; die Berbindun- 
gen zwifchen Kiefelfäure und Natron find eben fo mannichfaltig, wie die zwifchen 
Kali und Kiefelfäure, fiefelfaured Natron auf verſchiedenen Etufen der Sättigung 
maht einen Haupibeflandtheil ded Natronglafes aus; gleiche Aequivalente beider 
Stoffe mit einander vereinigt, bilden das Natronmaflerglad; ſ. Wafferglas. 

Kieselsaure Thonerde, silicate d’alumine, silicate of alumina; unter dem 
Namen Thon begegnen wir überall Berbindungen der Kiefelfäure mit der Thonerde; 
außerdem bilden ähnliche Verbindungen, als feftes Geftein, ausgedehnte und mächtige 
Gebirgsmaſſen, fo dag, die kiefelfaure Thonerde zu den am häufigſten und in der 
größten Menge vorkommenden Körpern gehört. Die verfchiedenen Thone find meift 
Gemenge von kieſelſaurer Thonerde und freier Kiefelfäure, letztere wahrfcheinlich aus 
dem Alkalifalze herrührend, mit welchem die kiefelfaure Thonerde zu einem Doppel: 
falze vereinigt war; während die feften Thonerdegefteine Doppelfalze von kiefelfaurer 
Thonerde mit kiefelfauren Erden und Metalloryden in den mannichfaltigſten Berhält- 
niffen find. - 

Kieselsehiefer, Lydiſchet Stein, Lydit, eine dichte, hornfteinähnliche, mit 
mehr oder weniger Thon, Kohlenftoff, Eifenorydnl oder Eifenoryd imprägnirte Bas 
rietät des Quarzes, welche ein didfchieferiged Geftein von fehr verfchiedener, haupt 
lählich aber fehmwarzer Färbung bildet, die zu Schleiffteinen brauchbaren Arten 
werden vorzugsweise Lydit genannt. 

Kieselseife, Sandfeife, Bimfteinfeife, eine zur wirffameren Reinigung der Haut 
mit feingemahlenem Bimftein ꝛc. vermifchte Natronfeife. 

Kieselsinter, Kieſelguhr, Kiefeltuff, tuf silicieux , silicious sinter, unter 
ih verwandte Bildungen oder Ablagerungen aus fiefelfäurehaltigem Quell- Mineral- 
oder Grubenwaſſer. Kiefelfinter nennt man die dichteren, Kiefeltuff die po: 
töferen und Kiefelgubhr die leichter zerreiblichen Arten diefer Ausfcheidungen. 

Kieseltuff,, ſ. Kiefelfinter. 2 . 

Kieselzinkers, zino oxyd& quartzeux, silicious oxid of zino, die minera⸗ 
ogifche Bezeichnung für das natürlich vorkommende Fiefelfaure Zinkoryd. 

Kieserit, natürlich vorkommende fehwefelfaure Bittererde mit 1 Aeq. Wafler; 
indet fi vorzugameife über dem Staßfurther Steinfalzlager; man hat jebt angefans 
jen denfelben zur Gewinnung von Schwefelfäure im Großen zu verarbeiten. - 

Kine, Gummi-Rino, Kino, Kino -gum, von bdiefer fehr gerbftoffreichen Sub- 
tanz kommen vier verfchiedene Sorten im Handel vor, die von eben fo viel verfchies 
nen Pflanzen abflammen: 1) afrifanifches Kino, von Pterocarpus erinaceus; 
) afiatifched Kino, von Pterocarpus Marsupium; 3) neuholländifche® Kino, von 
lucalyptus resinifera; 4) amerifanifched Kino, von Coccolaba uvifera. Alle diefe 
erfhiedenen Sorten fällen die Eifenorydfalze grün und unterfcheiden ſich auch in 
yrem Aeußern wenig von einander, indem fie entweder förnige oder kompakte braune 
Raffen bilden. Den in ihnen enthaltenen Gerbftoff hat man 

Kinogerbsäure genannt. 

Kirchberger @rün, ſ. Grün. 


% 


252 Kirschgummi — Klauenfett. 


Kirschgummi, ſ. Gummi, Bafforin. 


Kitte, Lutum, Cement, Mastics, Lat. Mit diefem Namen bezeichnet man 
Kompofitionen fehr verfchiedener Natur, um Fugen zwiſchen zmei einander genäher— 
ten Körpern zeitweilig Tuftdicht zu verfchließen, oder zwei Körper dauernd mit-einan- 
der zu vereinigen, wie: zerbrochene Gegenftände von Glas, Porcellan, Thon x. wieder 
‚ ganz zu machen. Die Zufammenfeßung eines Kittes richtet ſich nach der Art deö 
zu kittenden ®egenftanded, und nach dem Gebrauch, den man von diefem mad. 
Reimtitte, nennt man ſolche, wo Leim den Beltandtheile ausmacht, dem dann nod) 
andere Subftanzen zugefeht find. KReiner-Leim ift für Porcellanfachen, die nicht in 
Waſſer fommen, der befte Kitt. Kalkkittz Aetzkalk mit amorpher Kiefelerde und 
Waffer, mit Leim, mit Käfe oder Eiweiß find für mande Gegenftände fehr gute 
Kitte. Delfitte; vorzugsweife Leinölfirniß mit Thon, Bleiglätte oder Bleiweiß, 
giebt einen dem Baffer widerftehenden, mit der Zeit fehr feft werdenden Kitt, der 
aber auch im noch frifhen Zuftande gut hält, und zum Berfchließen von Retorten x. 
fehr viel Anwendung finde. Harzkitte; Schelad, Maftir, Sandarac, Kopal, Am: 
moniafgummi, Kolophon für fih allein, zum Theil mit anderen Subftanzen ge 
miſcht, dienen zur Anfertigung von Kitten, die bei größerer Reinlichkeit die An- 
nehmlichfeit haben, fchnell zu erhärten. Gebrannter Gyps mit Wafler zu Brei ange: 
macht, womit man die zu verbindenden Stellen umgießt, leiftet in vielen Fällen jebt 
gute Dienfte. Leinſamen-, Weizenmehl, Kleie, für fih, oder mit Thon vermeng! 
und mit Wafjer zu einen fteifen Teige angefnetet, finden zum Dichten bei größeren 
Apparaten, die der Hite nicht ausgefeßt werden, vortheilhaft Anwendung. Für Ge 
genftände und Apparate, die heiß werden, wo das Wafler verdunftet, Harzkitte ab: 
fhmelzen und Delfitte erweichen, wendet man einen Kitt theilmweife von Caoutſchuk 
-und Del an. Man erhigt eine gewiſſe Menge eines beliebigen Fettes, läßt dad Gaout: 


ſchuk darin zergehen, und fügt zu Staub gelöfchten Kalf in folhem Maße bei, ale ı 


man die Konfiftenz ded Kitted zu haben wünſcht; ein folcher Kitt widerſteht fehr gut 
und ermweicht in der Wärme fehr wenig, befonderd wenn man ihn recht konfiftent ge 


macht bat. Eiſenkitt, f. d. Artikel. Mit dem Namen Diamantfitt, ber 


zum Berfihließen der Fugen und Läſionen an Dampfapparaten, Dampffefleln u. f. m. 
warm empfohlen wird, indem er, erhärtef, der Metallfläche nicht nur feft anhaflet, 
fondern auch vabei nur wenig ſchwindet, hat man folgende Kompofition belegt: 
16 Theile Leinölfirniß, 15 Theile DBleiglätte, 15 Theile Schlemmkreide und 50 heile 
böchft fein gepulverten Graphit. Die trodnen Subftanzen merden vorher aufs innigite 
gemengt und dann fo viel Reinölfirnig zugefebt, bis eine plaftifche Maſſe entfteht, 
Klären, clarifier, eclairer une liqueure, to clear, to clearify, nennt man 
die Operation, vermittelft welcher man Flüffigfeiten, ohne Filtration von den fie tü- 
benden feften Subſtanzen befreit; man bat hemifhe und mechaniſche Klärungsmittel: 
zu erfteren gehören: Haufenblafe mit Gerbftoff; abgerahmte Mil, die in Folge ver: 
bandener Säure gerinnt; der hierdurch fich bildende Niederfchlag reißt auch die frem 


den Stoffe zu Boden; Eiweiß, welches man in der zu Elärenden Flüffigkeit auflöft oder | 


zertheilt, worauf leßtere zum Kochen erhigt wird. Sein zertheilter Thon, Thonerde⸗ 


hydrat, Gyps, mit Wafler zu Brei gefchlagenes ORGRULGELTPOBIER x. find mechaniſche 


Klärungämittel. 
Klaprothium, ſ. Kadmium. 


Klauenfett, huile des pieds de boeuf, neatsfeet-Oil, ift das aus den 
friſchen Ochſen- und Kuhfüßen, nachdem die Hufe abgefchlagen wurden, erhaltene jett; 


Kleber — Knochen. . 253 


es ift fehr oleinreich, fo daß es nicht leicht erfiarrt und ranzig wird, und daher zum 
Ginölen von Uhren und feinen Mafchinentheilen benupt wird. 

Kleber, glutin, gliadin, vischne, gluten. Hiermit bezeichnet man Die zähe, 
flebrige Subſtanz, die man ald Nüdftand erhält, wenn man feined Weizenmehl in 
taltem Waſſer ausknetet, bis dieſes Mar abflicht, d. h. feine Stärke mehr auswäſcht. 

Kleesäure, fyn. mit Oralfäure. 

Kleesals, fo viel wie: zweifach oralfaures Kali. 

Kleister, f. Stärke. 

Knallblei nannte man früher das falpeterfaure Bleioryd.. 

Knallgas, Knalliuft, gaz fulminant, falminating - gas, gewöhnlich bezeich- 
net man hiermit das Gemiſch aus 2 Volumen Waſſerſtoff- und 1 Volumen Sauer» 
ſtoffgas; doch pflegt man auch andere Sauerftoff enthaltende Gadgemenge, die, wenn 
fe dur den elektrifchen Funken entzündet werden, erplodiren, mit diefem Namen zu 
belegen. 

Knaligebläse, ſ. Löthrohrgebläfe. | 

Knallgeld, f. Boidoryd-Ammoniat, or falminant, fulminating-gold. 

Knallplatin, ſ. Platinoryd -Ammoniat, platine falminant, fulmina- 
ing platina. 

Knallpniver, poudre fulminant, folminating powdre, eine befannte Roms 
vofition von 1 Th. gepulvertem Schwefel, 3 Th. gepulvertem Sulpeter und 2 Th. voll: 
fommen trockner Pottafche, welche die Eigenfchaft befigt, wenn fie allmälig bis zum 


Schmelzen des Schmwefeld erhigt wird, mit einem heftigen Knall unter plöglicher Ent» . 


widelung von Stickgas und Kohlenſäure zu erplodiren,; während fchmefelfaured Kali 
‚gebildet wird, 

‚ Änallquecksilber Thenard’s, f. Quedfilberoryd-Ahmoniaf, mer- 
care fulminant » fulminating quicksilver. 

Knallquecksilber Howard’s, ſ. Auedfilberorydul, tnallfaures. 

Knallsäure, Parachonfäure, acide fulminique, fulminic-acid. Diefe Säure, 
bon der Zufammenfegung der Cyanſäure, ift nur in Berbindung mit Bafen befannt, 
im Augenblid der Trennung von diefen zerfällt fie in mehrere Körper, unter welchen 
auch Blaufäure ift. Alle ihre Salze haben die Eigenſchaft, dnurch Reibung, Schlag, 
oft fhon durch bloße Berührung, fowie durch Erhigen aufs beftigfte zu erplodiren. 

Knallsilber Bertholet’s, ſ. Silberoryd-Ammoniaf, ammoniure d’ar- 
gent, argent fulminant, fulminating silver. 


Knallsilber Howard’s,, f. Silberoryd Enallfaure®. 


Änistersalz nennt man in den Bergwerten von Wieliczka fi) vorfindende 
<aljmaffen , die die Eigenfchaft haben, durch das Freimerden eines darin eingefchlof- 
fenen und komprimirten Kohlenmwafferftoffs, unter fnifterndem Geräuſch, fih in Waller 
aufzulöfen. 


Inochen » 08, bone. Die dad fefte Gerüft des thierifchen Leibes bildenden 
Anochen beftehen wefentlich aus Knochenleim und Knochenerde oder phosphorfaurem 
Kalk; nach dem. Alter, den Organen, welchen fie angehören, ſowie den verfchiedenen 
Arten der Thiere, wechfeln die gegenfeitigen Mengen diefer Subftanzen etwa® ab; in 
der Regel beträgt bei völlig abgetrodneten Knochen die organifche Subftanz etwa 4 des 


⸗ 


254 Knochenasche — Kobaltchlorür. 


Sefammtgewichts ; außer dem phosphorfauren Kalk finden ſich auch kohlenſaurer Kalt, 
phosphorfaure Bittererde, etwas Fluorcalcium, und als nicht zu den Knochen geh 
rig, kohlenſaures Natron, fehmwefelfaured Natron, Chlornatrium und Gifenoryd. m 
Allgemeinen find die Knochen junger Gefchöpfe verhältnigmäßig reicher an organi 
ſcher Subftanz, als die älterer Thiere. 
 KÄnochenasche, cendre d’os, bone ash, nennt man» die meißgebrannten 
Knochen. . 
Knochenerde; hierunter verfteht man die Berbindung der Kalferde mit Bho% 
phorfäure, welche, wie bei den Knochen, auf 9 Aeq. der erftern, 3 Aeq. der legteren 
erthält. | 
Kuochenfett , Markfett, auif d’os, petit suif, marrow, wird dad durch Aus: 
fochen der zuvor gereinigten friſchen Marftnochen mit Waffer erhaltene Fett genannt, 
Knochengallerte, f. Leim. 
Knochenglas, ſ. Beinglas. 
Knochenkohle, ſ. Beinfhwar;. 


Knochenmehl,, poussure d'os, bone powdre, diefen Namen führen die un 
gebrannten, für die Zwecke der Landwirthſchaft (Dünger) zu einem groben Pulver, 
gemablenen Knochen. j 
”“ _Knochenöl, f. Thieröl. 

Knochensäure, eine Bezeichnung für Phosphorfäure. 

Kneppern, noix de galle, gall-nut, find auf diefelbe Weife, wie die Gall: 
äpfel, durch den Stich eine® Inſekts (Cynips Quercus oalyci) aus dem Saft jan 
ger Eichen fih bildenden Auswüchſe, die ald Surrogat der Galläpfel angewendet 
werden; man unterfiheidet deutfche oder ungarifche und lepantifche Knoppern. 

Kobalt, Gdbalt; cobalt, cobalt; ein Metall, welches fehr häufig in Beglei— 
tung oder Verbindung von Eifen und Ridel vortommt, mit deren Verhalten ed auch 
manche Uehnlichkeit zeigt. Gewöhnlich findet fih das Kobalt mit Schwefel oder Ar 
fen vereinigt; gediegen hat man es nur in Meteoreifen angetroffen. Da es als Me: 
tal noch feine technifche Anwendung hat, fo wird es auch nicht hüttenmännifch, fon- 
dern nur in den chemifchen Laboratorien dargeftellt. Das zu einem Regulus ge 
ſchmolzene Kobalt befigt eine flahlgraue Farbe, mit einem Stich ind Röthliche, ift 
fehr dehnbar und fefter als Eifen und Nidel und nimmt eine ſchöne Politur an; 
fein fpec. Gewicht ift 8,5; e8 wird faft eben fo ſtark magnetifch ald Eifen; in feuch: 
ter Luft verändert es ſich weniger ſchnell als das Eifen, überzieht ſich aber mit der 
Zeit mit einem braunfchrwarzen Roſt; an der Luft erhigt, verwandelt es fich in Oxydi 
von verdünnter Schwefelfäure, fowie von Chlorwaflerftofffäure wird es unter Waj: 
ferftoffgagentwidelung aufgelöft, doch langfamer als Eifen und Zink. Sein Zeichen 
ift Co; fein Aequivalent — 30,0 

Kobalibeschlag , efforescence de cobalt, cobalt-crust, erdige Kobaltblüthe, 
ein Mineral von nicht fonftanter Zufammenfeßung; hauptfächlich arfenfaured Kobalt: 
oxyd mit arfeniger Säure und Wafler enthaltend. 

Kobaltblau, ſ. Smalte. 


Kobaltblüthe, Cobalt arseniat6, Cobalt Bloom, nennt man das faſt auf 
allen Kobalterzlagerftätten vortommende arfenfaure Kobaltoryd. 


. Kebaltchlorür, chiorure de cobalt, chloride of cobalt, Einfach- Chlor⸗ 





Kobalterze — Kobaltoxyd. 255 


fobalt. Eine wäßrige Auflöfung diefed Präparats dient ale fompathetifihe Tinte, in- 
dem die Schriftzüge in der Kälte unfihtbar find, erwärmt jedoch mit der blauen 
Farbe des waſſerfreien Kobaltchlorürd bervortreten. 

Robalterse; zu dieſen rechnet man diejenigen Mineralien, welche Kobaltver- 
bindungen in folder Menge enthalten, daß fie mit Vortheil auf die Darftelung von 
Smalte und Zaffer verwendet werden können. Die hauptfächlichften find: Speiß- 
fobalt = CoAs. Glanzkobalt = Co As + CoS,. Kobaltarfeniflied — (Co,Fe) As 
+ (Co Fe)sS,, und Erdfobalt = C00, Fe,0,. 

Kobaltgelb; man erhält diefe als Malerfarbe benugte Verbindung leicht, in- 
dem man Dämpfe von Unterfalpeterfäure in eine Löſung von falpeterfaurem Kobalt: 
orydul leitet. Setzt man von Zeit zu Zeit etwas neues Kali binzu, fo wird alles 
Kobalt in Kobaltgelb verwandelt.“ , 

Kobaltglas, ſ. Smalte. 

Kobaltgrün, {. Rinman’s Grün. 

Kobaltoxyd, Peroxyde de Cobalt, peroxide of cobalt, C0,0,. Das Kobalts 
oryd ift eine nur ſchwache Bafe, und Die Salge, die ed mit den Säuren bildet, ‚gehen, 
in Auflöfung, unter Eauerftoffgasentwidelung, fehr bald. in Orydulfalge über; es ent- 
hält 28,57 Proc. Sauerſtoff; mit Waffer bildet es das 

Kobaltosydhydrat, cobalt oxidé hydrate, 

Kobaltoxyd-Oxydul, es eriftiren zwei. folder Verbindungen, nämlich: Co, 
00,0, und 4C00O, C0,0,. 

Kobaltosydul; CoO, das Kobaltorydul ift eine ſtarke Bafe, die mit Säuren 
tothgefärbte Salze bildet; ed enthält 21,05 Sauerftoff. — Die blauen und rothen Far⸗ 
ben, die dad Kobalt mit Thonerde, Bittererde und Zinkoxyd hervorbringt, werden 
dem Kobaltorybul zugefchrieben. | 

Kobaltoxydulhydrat, protoxyde de cobalt hydratee, hydratoxide of co- 
balt, wird ale ein bald blauer, bald violetter oder grünlicher Niederfchläg erhalten, 
wenn man die Auflöfung eined Kobaltorydulfalzed durch ein Alkali zerfeßt. 

Kobaltsäure, acide cobaltique, cobaltic-acid, hat man die Verbindung 
von 3 Aeq. Kobalt mit 5 Aeq. Sauerftoff genannt; fie ift nur in Verbindung mit 
Bafen bekannt. 

Kobaltoxydsalse, fie find wenig befländig und gehen leicht in Orydulfalze 
über, die ſchwächeren Säuten bilden fonftantere Berbindungenz ihre Löſungen werden 
von fauftifchen und kohlenſauren Altalien braun, von Schwefelwafferftoff und Schwefel: 
ammonium fhwarzbraun gefällt; oralfaured Kali färbt fie allmälig grün, unter Bil- 
dung von oralfaurem Kobaltorydorpdul. 

Kobaltexydulsalse; fie beſitzen meiftens eine pfirfichbtüthrothe Farbe; ihre 
Kfungen find gewöhnlich hellroth, nur das Einfach » Chlorfobalt Hat in foncentrirs 
tr Löſung eine fchöne blaue Farbe. Kali und Natron geben in der Kälte hellblaue, 
tohlenfaure Alkalien roſenrothe, phosphorſaure Salze pfirfichblüthrothe Niederfchläge; 
Chmefelammonium fällt ſchwarzes Schtwefelfobalt. 

Kobaltsesquioxyd, fun. Kobaltoxyd. 


Kobaltspeise; ein Nebenprodukt bei der Smaltefabrifation, deffen Hauptbe: 
ſiandtheile Arfen und Nidel find. PR 
Kobaltsuperoxyd, fun. Robaltfäure. 


256 Kobaltultramarin — Kohle. 


Kebaltultramarin, ſ. Smalte. JE 
Kochen, ſ. Sieden. 
Kochpunkt, f. Siedepuntt. 


Kochsalz, Küchenſalz, Sal, Chlornatrium, Natriumchlorür, sel, hydrochlo- 
rate de Soude, salt, Chlorure of sodium, hydrochlorate of soda. Diefer be 
fannte Körper, eine Verbindung gleicher Uequivalente Natrium und Chlor, ift in 
demſelben Maße unentbehrlich, wie er häufig in der Natur angetroffen wird. Man 
gewinnt dad Kochfalz entweder 1) als Steinfalz, von welchem fich mächtige Lager in 
jedem Welttheile finden, oder 2) aus den Salzfoolen, natürliche oder erbohrte, oder 
endlich 3) aus dem Meerwaſſer, welches eine Auflöfung hauptfächlih von Chlornatrium 
bildet. — Die Art der Gewinnung des Salzes ift nach der Form, in welcher e8 fich dar: 
bietet, verfehieden. Die natürlichen oder erbohrten Salzfoolen, in der Regel nicht ftark 
genug, um fofort verfotten zu werden, werden erft gradirt, d. h. in freier Luft, ver- 
mittelft befonderer Vorrichtungen einem Berdunftungs =, refp. Concentrationdproceß 
unterroorfen, um alddann in eigenen Pfannen eingefotten zu werden; in den warmen 
Gegenden gewinnt man das Salz aus dem Meerwafler, indem man diefed in -befonderen 
Anlagen, den fogenannten Salzgärten, foweit verdunften läßt, bis dad Salz aus— 
kryſtalliſitt. Dad Steinjalz wird entweder für fich verbraucht, oder behufs feiner Rei⸗ 
nigung in Waſſer gelöft und dann weiter verjotten. Es ift begreiflih, daß eine fo 
maflenhafte Produktion auch unzählig viele Menfchen AIR: Dad Kocfalz ent: 
hält 60,68 Proc. Chlor. 

Kochsalzsäure, ſyn. Eblorwarieenoträure 


Köllnisches Wasser, befteht aus einer Auflöfung verfchiedener wohlriechen: 
der ätherifcher Oele in MWeingeiftz ald eine befonderd gute Vorſchrift wird folgende 
Mifhung empfohlen: 3 Loth Bergamott-, 1 Roth Cedro⸗, J Loth Lavendel⸗, 24 Troy: 
fen Nerolis, 24 Tropfen Rosmarin⸗, 24 Tropfen Nelfen-, 15 Tropfen Thymian, 
20 Tropfen Zimmtöl und 3 Gran Mofhus in 34 Quart beftem Spiritus gelöft und 
nod 20 Tropfen : Salmiatgeift zugefügt und deſtillirt. Es ift jedoch zu Diefer und 
allen ähnlichen Borfchriften zu bemerken, daß, da die ätherifchen Dele von mechfeln: 
der Güte find, man auch niemals bei Befolgung ſolcher Vorſchriften eine ſtets gleich— 
bleibende Eau de Cologne erhält. 

Königsblau, ſ. Smalte, bleu de cobalt, ou de Thenard. 


Königsgelb, , ein Name, den fowohl gelbes Schwefelarfen (Realgar), wie aus 
das gelbe Bleioryd (Mafficot) führen. 


Königswasser,, eine Zlüffigteit, die die Eigenfehaft befigt, den König der 
Metalle, das Gold, aufzulöfen, daher ihr Name, und gewöhnlih durch Vermiſchen 
von 1 Theil Salpeterfäure und 3 Theilen Salsfäure erhalten wird; ihre Wirkfamteit 
verdankt fie dem Chlor, welches beim Bermifchen der beiden Säuren frei wird, fo 
wie der Entftehung von Unterfalpeterfäure; NO, und HCI geben CI, NO, un 
Waller. ‘ 

Körnen, fo viel wie granu-liren. 

Körnerlack, ſ. Summilad. 

Kohks, Coaks, Koahks, coac, charbon de houille, coak, ſ. Steinkohle. 

Kohle, charbon, charbol, coal. Ohne nähere Bezeichnung verſteht man 
hierunter in der Negel die aus dem Holze geivonnene Kohle, wie fie ald Brennmate 
rial, zur Pulverfabrifation 2c. angewendet wird. 











Kohlendunst — Kohlensäure-Salze. 257 
Kohlendunst, ſ. Ko Fen 
Kohlomgas nennt man dad Gemenge von verſchiedenen bei der Deſtillation von 
Steinkohlen bei einer gewiſſen Temperatur ſich entwidelnden Gasarten, die zur Gas 
beleuchtung angewendet werden. 


Kohlenmetalle, Kohlenſtoffmetalle, find die Verbindungen des Kohlenſtoffs 
mit den Metallen. 

* Kohlenexyd, Kohlenorydgas, Kohlendunft, gas oxyde de carbone, carbo- 
nic oxide, heißt diejenige Verbindung ded Kohlenſtoffs mit Sauerftoff, welche bei 
der unvollfommenen PBerbrennung der Kohle entfteht, wie died der Fall ift, wenn die 
Defen gefchloffen werden, bevor noch alle Kohlen verbrannt find. Das fo gebildete 
Kohlenoxydgas tritt alddann in die Zimmer und veranlaßt durch feine giftigen Cie 
genfhaften nicht felten Erſtickungs⸗ und Todesfälle. Dad Koblenoryd ift ein farblofes 
Gas, ohne Geſchmack, von einem eigenthümlichen, den Kopf einnehmenden Geruch 
und von 0,968 ſpec. Gewicht; ed enthält 57,14 Proc. Sauerftoff; der darin enthals 
tene Kohlenftoff würde bei vollfommener Verbrennung doppelt fo viel Sauerftoff aufs 
genommen und fo doppelt jo viel Wärme erzeugt haben, woraus fich ergiebt, daß 
dag zu frühe Schließen der Öfenflappe auch ökonomiſch von Nachtheil ift. 


Kohlensäure, sohlenfäuregas, kohlenſaures Gas, fire Luſft, acide carbo- 
nique, acide carbonigue gazeux, carbonic acid Die Kohlenfäure gehört zu.den 
auf der Erde am meiften verbreiteten Körpern; fie findet fich frei, mie gebunden in 
großer Menge in der Natur. Sie entfteht überall bei der vollftändigen Verbrennung 
des Kohlenſtoffs, der hierbei auf 1 Aeq. 2 Aeq. Sauerftoff Aufnimmt, ſowie aud 
aus den natürlih vorlommenden Kohlenfäurefaen (Kalk, Baryt und Bittererde), 
wenn diefe mit einer flärferen Säure übergoffen werden. Bei mittlerem Thermomes 
ter= und Barometerftande bildet fie ein farblofed Gas, welches fäuerlich riecht und 
ſchmeckt und vorübergehend Ladmud röthet; fie vermag weder die Verbrennung, noch 
dad Athmen zu unterhalten, und Thiere, die in reined Kohlenfäuregad gebracht wer⸗ 
den, ſterben darin an Erſtickung; am fich ift jedoch dad Gas nicht giftig. Bei ger 
wöhnlichem Luftdrud nimmt Waffer etwa ein dem feinen gleiched Bolum Kohlenfäures 
gas auf; bei wachfendem Drude mehr, jedoch nicht in dem Verhältniß, mie dieſer 
zunimmt, bei 7 ———— etwa 5 Volume. Das ſpec. Gewicht der Kohlenſäure 
it bei 00,0 und 3360 B. — 1,5201; fie findet hauptfächlih Anwendung in der Dleis 
weiß und Mineralwaflerfabrikation. Dur ftarfen Drud bei Erniedrigung der Tempe⸗ 
ratur, läßt fie fich zu einer tropfbaren Flüffigfeit verdichten, die klar, farblo® und durchs 
fihtig ift wie Waſſer. Oeffnet man das Gefäß, worin fich die flüſſige Kohlenſäure be⸗ 
findet, fo verwandelt fie ſich ſchnell in Dampf, wobei fie eine fo große Menge Wärme 
bindet, daß fie ſelbſt erffarrt, und eine Kälte von — 93° C. nach Anderen von — 780,9 
G. erzeugt; man bedient ſich daher der flüffigen Kohlenfäure zur Hervorbringung fehr 
niedriger Temperaturen. Die ftarre Kohlenfäure bildet eine durchſichtige, eidartige 
Maſſe. — Die Kohlenfäure enthält 12,72 Sauerftoff und 27,28 Koblenftoff. | 

Kohlensäuremesser, Anthrafometer; ein Snftrument, welches zur Beftims 
mung des Koblenfäuregehalte ‚der atmofphäriichen Luft benußt wurde. 

Kohlensäure-Salse, oarbonates, carbonate. Die Kohlenfäure ift nur eine 
ſchwache Säure und wird von den meiften andern Säuren aus ihren Berbindungen 
auögetrieben. Bon den neutralen Salzen, die die Kohlenſäure bildet, find nur die 
der Allalien und ded Ammoniaks leicht auflöslih in Wafler; alle übrigen Koblen- 
fäurefalge, Sofern es nicht laure Salze find, können faft geradezu ald unauflögliche 

S. d. techn. Chemie. 17 


358 Kohlens. anderthalb Ammoniumoxyd — Kohlens. Bleioxyd. 


bezeichnet werden. Alle Kohlenfäurefalze zeichnen fich Dadurch aus, daß fie, mit einer 
Säure übergoffen, meift fon in der Kälte, unter Nufbraufen die Kohlenſäure ab- 
geben; aus ihrer Verbindung mit den fchwachen Bajen wird die Kohlenfäure fchon 
durch ſtarke Erhigung (Glühen) ausgetrieben. 


Kohlensaures anderthalb, Ammoniumexyd, gewöhntich kohlenſautes Am: 
moniaf genannt, flüchtige® Taugenfalz, flüchhtiger Salmiak, Hirfhhornfaß, carbo- 
nate d’ammoniaque, sesqui carbonate d’ammonlaque, sesqui cAarbonate of am- 
monia. Das reine fohlenfaure Ammoniak wird erhalten, wenn man ein inniged Ge 
menge von 3 Theilen Salmiak und 4 Xheilen Kreide der Sublimation unterwirft. 
Es bildet eine farblofe, durchſcheinende Kryſtallmaſſe, die an der Luft leicht einen 
Theil ihred Ammoniatd abgiebt und dabei zu einem feinen weißen Mehle zerfällt. 
Bei 130,0 erfordert ed 4 Theile Waſſer zu feiner Auflöfung; diefe reägirt flark alka⸗ 
liſch. Bon dem Helm ded Sublimationsapparatd foll ed zumeilen mit kohlenſaurem 
Bleioryd verunreinigt fein; man entdeckt dies leicht, wenn man das verbädhtige Salı 
der Wirkung von Schmwefelmaflerftoffgad ausſetzt, wodurch es bei Gegenwart von Blei 
eine fhmwarzbraune Farbe annimmt. Außer als Reagenz, wird es hauptſächlich in 
den Konditoreien zum Lockermachen der Kuchen » 2. Teige benutzt. Zerfallenes koh⸗ 
lenſaures Ammoniak iſt zu. verwerfen. Es beſteht in 100 Theilen aus 29,81 Am: 
moniak, 54,94 Kohlenſäure und 15,28 Waſſer; 2NH, 3CO, + 2HO. 

Kohlensaure Baryterde, carbonate de baryte, carbonate of barytes, 
fommt natürlich als Witherit vor; künſtlich wird fie durch Fällen eined aufgelöften 


Barptfalzed dur kohlenſaure Alkalien, oder durch Fohlenfaure® Ammoniak, dem man 


etwas freied Ammoniak zugefeßt hatte, erhalten. Der natürliche Tohlenfaure Baryt 

bildet rhombiſche Kryftalle, der durch Fällung erhaltene ein zarte® weißes Pulver; 
enthält 77,66 Proc. Barpterde; feine Hauptfächlichfte Verwendung findet der Fohlen 
faure Baryt (Witherit) zur ————— von dem ſogenannten Blanc fixe, d. i. künſt⸗ 
licher ſchwefelſaurer Baryt. 

HKohlensaure Bitterererde, — , carbonate de magnesie, carbo- 
nate of magnesia, fommt als Magnefit in der Natur vor; fünftlich erhält man 
diefe Verbindung, wenn man den durch Fällung eined Bittererdefalzes erhaltenen 
Niederfchlag in Waller zertHeilt und in diefe Milch fo lange Kohlenfäuregas einleitet, 
bis ſich die Bittererde gelöft hat; dampft man dann die Auflöfung von zweifach koh—⸗ 


lenfaurer Bittererde ab, fo fcheidet fih das neutrale Salz in wafferfreien Kıpftallen 


ab. Der Magnefit wird in den Mineralmaffer » Anftalten zur Entwidelung von Kob- 
lenſäure benußt; er wird hierbei nur in der Wärme zerlegt, mdn muß daher kon: 
centrirte Schwefelfäure anwenden bei deren Bermifchen mit dem Wafler, womit man 
den Magnefit angerührt bat, eing genügende Menge Wärme frei wird. Unter dem 
Namen Magnesia alba ift eine Berbindung der Fohlenfauren Bittererde mit Bit 


tererdehydrat befannt und in den Apothefen viel gebräuchlich, ihre Zufammenfegung 
wird durch die Formel MgO, 2HO + 4(MgO, 2CO,) ausgedrückt; man erhält 


die Magnesia alba, menn man eine Auflöfung von Bitterfalz in der Wärme durd 
tohlenfaures Alkali fällt, den Niederfihlag ausmwäfcht und trocknet. Er bildet, je nad 
der Darftellung, ein äußerft lodere&, mehr oder weniger nn Builser von altali» 
fher Reaktion. 

Kohlensaures Blelexyd, carbonate de plomb, oarbonate of lead, white 
lead ore, white ceruse, führt ald Mineral den Namen Weißbleierz oder Blei— 


ſpath; fünftlih wird es durch Niederjchlagen eines aufgelöften Bleifalzes mit fob- 


lenſaurem Alkali in der Kälte erhalten; eö enthält 83,56 Procent Bleioryd; eine Ber- | 





Kohlensaur. Eisenoxydul — Kohlens. Kali. 259 


bindung von kohlenſaurem Bleioryd und Bleiorydhydrat wird, unter dem Namen 
hleiweiß, häufig al® weiße Malerfarbe benupt. 


Kohlensanres Eisenoxydul, protocarbonate de fer, carbonate of iron, 
Immt in der Natur als Spatheifenftein und Sphärofiderit vor, zwei für die Eifen- 
geninnung fehr wichtige Erze; fünftlich erhält man kohlenſaures Eifenorydul, wenn 
bie Röfung eined völlig orydfreien Eifenorpdulfalzes mit Lohlenfaurem Alkali zerfebt, 
vr Riederfhlag vor Ruftzutritt bewahrt, mit luftfreiem Waffer ausgemwafchen uud 
getrodnet wird; es Bilder alddann ein weißes bid grünlichweißes Pulver, weiches an 
verfuft, unter Berluft feiner Kohlenfäure, bald m Eifenorydorgdul übergeht. Das Lohr 
kmiaure Ciſenorydul bildet einen Beftandtheil der fogen. Eifenfäuerlinge; auch wird es 
ür fih in der Medicin angerendet. Zufammenfegung 62,07 feO und 37,93 CO,. 


Kohlensaures Kali, im unreinen Zuftande, Botafche, Pflanzenlaugenfalz. car- 
nate de potasse, sel de tartre, carbonate of potash, salt of tartar, nächft 
Im foblenfauren Hatron das wichtigſte der Kohlenfäurefalze » denn die vielgebrauchte 
houſhe befteht woefentlih aus kohlenſaurem Kali. Bid jegt noch wird faft alles 
lehlenſaure Kali aud der Afche von verbrannten Begetabilien (größtentheild Walds 
kume), deren Holz entweder ald Brennmaterial benußt, oder, jedoch nur in fehr 
hezreichen Rändern, wie: Rußland, Nordamerika, eigends zum Zweck der Potaſchen⸗ 
hbrifation verbrannt wird. Eine neue Quelle für kohienſaures Kali hat fich in dem 
wi Staßfurt in unerfKhöpflicher Menge fich findenden Chlorkalium eröffnet, welches 
yırh einen ähnlichen Proceß, wie dad Kochſalz in Soda, in fohlenfaure® Kali ver- 
tandelt wird. Kleinere Mengen von fohlenfaurem Kali roerden durch Einäfcherung 
md Auslaugung von Weinhefen, Runfelrübenmelaflen zc. gewonnen, Alles auf eine 
tr vorftehenden Weifen gervonnene kohlenfaure Kali ift ſtets, bald mehr bald menis 
ft, mit fremden Körpern verunreinigt. — Die Darftellung von reinem kohlenſau⸗ 
em Kali ift darum nicht ohne Schwierigkeit, weil es ſehr Teicht löslich ift, und daher 
on fhmefelfaurem Kali, und befonderd von GChlorfalium, ebenfall® leicht lösliche 
zatze, nipt durch Kryftallifation getrennt werden kann. Am erften gelingt noch eine 
he Trennung, wenn man das Einfach sfohlenfaure Kali in Zweifachsfaured Cal; 
wandelt, welches fehmer löslich ift und daher durch Kryftallifation abgefchieden 
xıden Tann. Man wäfcht die Kryſtalle fo lange mit kaltem Wafler, bis dad Ab- 
Iefende feine Schwefelfänre mehr enthält, Töft fie hierauf in fohlenfäurehaltigem kal⸗ 
m Waffer, wobei die Kiefelerde zurückbleibt, filtrirt und feheidet aus der Maren Flüfs 
iget durch guſatz einer entfprechenden Menge von kohlenſaurem Silberoryd die letz⸗ 
in Spuren von Chlor ab, worauf man die Lauge in einer filbernen Schale einkocht 
m den Rückſtand durch gelindes Glühen in Einfach-kohlenfaures Kali verwandelt. 
Lad teine fohlenfaure Kali bildet ein weißes Pulver oder zufammengebadene Stüde; 
Mm Baffer ift ed ſehr leicht löslich und zerfließt ſchon im feuchter Luft; feine Aufld- 
ing reagirt ſtark alkaliſch und befigt einen fcharfen fangenhaften Geſchmack; fein. 
Pr. Gewicht — 2,264. Aus feiner Poncentrirten Löfung fryftallifirt e8 in thom⸗ 
Aalen Tafeln, die 2 Aeq. Waſſer enthaften. Es befteht in 100 XTheilen aus 
817 Kali und 31,82 Kobtenfäure; feine Formel ift KO, CO,; fein Aeq. — 69,18. 
die Berwendung des Tohlenfauren Kali's in Form von Potafche ift weniger mans 
uchfach, ald maffenhaft, befonders in der. Bfutlaugenfalz- und in der Seifenfabrika⸗ 
ion; dad teinere kohlenſaure Kali dient hamptfächlich zur Darflellung der verfchiedenen 
&liverbindungen , namentlich’ von Kaliſalzen, Kalihydrat und Schrefelfalium (Schwer 
Alter); für viele amdere Zwecke, zu denen früher ausſchließlich Potafche verwendet 

17° 


260 Kohlens Kalk — Kohlens. zweifach Natron. 


wurde, ift e8 größtentheild durch Die bifligere und in der Regel auch veinere Soda 
verdrängt worden, 

Kohlensaurer Kalk, carbonate' de chaux, limestone; über den natürlic 
vorfommenden kohlenfauren Kalk |. Kalkſtein; künſtlich erhält man dieſes Salı 
auf diefelbe Weife, wie den Tohlenfauren Baryt; er bildet wie Der ein in Baflr 
unauflögliches weißes Pulver. 

Kohlensaures zweidrittel, Kupforosyd, cuivre carbonat&e blue, bin 
carbonate of copper, fommt ald Mineral vor, wo es den Namen Kupferlafur führt, 
und gemahlen, die befannte Malerfarbe, das Bergblau, liefert; künſtlich hat man 
diefe Verbindung noch nicht dargeftellt, ed befteht in 100 aus 60,53 Kupferoryd 28, 
Kohlenfäure und 11,47 Wafler. 3 

Kohlensaure Magnesia, f. fohlenfaure Bittererde, carbonate de 
magnesie, carbonate of magnesia 

Kohlensaures Natren, carbonate de soude, carbonate of soda, soda- 
salt. Die Kohlenfäure bildet mit Natron mehrere Salge, von melchen jedoch dad 
einfach=fohlenfaure Natron das bei Weitem wichtigfte if. Es bildet in manden 
Rändern ein ziemlich häufiges Vorkommniß in der Natur, theild als Ausmitterungs 
produft aus den oberen Schichten ded Erdboden? , theild aufgelöft, in den fogenan: 
ten Natronfeen; beide Arten "feines Vorkommens werden in den betreffenden de 
genden zur Gewinnung nicht unbeträdhtlicher Mengen von Soda benupt. In jeten 
Betracht von weit größerer Bedeutung iſt jedoch die Därftellung von kohlenfaurn 
Natron aus Kochſalz; ſ. Soda. — Das auf die eine oder andere Weife gewonnen 
fohlenfaure Natron ift jedoch nicht rein; ed enthält bald in größerer, bald in a 
Menge hauptſächlich fehmefelfaured Natron und Ehlornatrium, von welchen es jedof 
durch wiederholted Umkryſtalliſiren befreit werden fann. Sehr rein erhält man das 
felbe auch durch gelinded Glühen von reinem zweifach» fohlenfaurem Natron. Di 
tohlenfaure Natron ryftallifirt in der Kälte in großen farblofen Kryftallen, mid 
62,9 Proc. Proc. = 10 Aeq. Wafjer enthalten, und deren Formel durch NaO, C0,+ 
10 HO audgedrüdt wird. Sie zerfallen an der Luft bald zu einem feinen weiße 
Mehle, find in Waſſer leicht löslich, bei 30° C. ift ihre Auflöslichkeit am grögten 
Bei 14° C. löſen fih 60,4 Theile; bei 300 &. 833 Theile und bei refp. N 
445 Theile von dem Erpftallifirtten Salze in 100 Theilen Waffer auf. Beim Erbibt 
verliert das Tohlenfaure Natron fein Waller leicht und ſchmilzt in der Rothglübbih 
zu einer beim Erkalten kryſtalliniſch erftarrenden, leicht beweglichen Flüffigkeit. Da 
waflerfreie fohlenfaure Natron befteht in 100 Theilen aus: 58,49 Natron und Al) 
Koblenfäure; ſein Aeq. = 53,0. Das kryftallifirte Salz aus: 21,68 Natron, 15, 
Kohlenfäure und 62,94 Waſſer, fein Nequivalent ift — 143,0; gegen reine Soda i 
daher die Erpftallifirte nur 2% fo viel werth, als jene. Die Anwendung der ol 
ift fehr mannichfaltig, die meifte wird jedoch in der Seifen«, fowie in der Glasfabt 
fation verbraudht. | 

Kohlensaures sweifach, Natrom, faures kohlenſaures Natron , bicarbonel 
de Soude, bioarbonate of soda, Das zweifache kohlenfaure Natron Wird erhalte 
wenn man das einfache Salz von 1 Aeq. Waflergehalt noch 1 Aeq. Kohlenfäure « 
forbiren läßt, was bei geeigneten Borrichtungen mit großer Energie gefchieht. 
Produkt wird alddann zur Entfernung von einfach» fohlenfaurem Natron mit falta 
Waller gewafhen und in gelinder Wärme, die 40 — 500 C. nicht überfleigen da 
getrocknet. Die nöthige Kohlenfäure findet man entweder in der aus einem * 
| 





Kohlenstickstoff — Kohlensulphıd. | 261 


oder and gährenden Flüſſigkeiten fich entwidelnden, oder man benutzt auch wohl die 
jeverluft umter dem Ofen, ober die an manchen Stellen der Erbe entfirömende Koh⸗ 
Imfäure, nöthigenfalls entwickelt man diefelbe auch mittelft Salzſäure aus kohlenſau⸗ 
tm Kalk oder Kreide. Das fo erhaltene zweifachstohlenfaure Natron bildet meift ein 
weißes, etwas hart anzufühlendes Pulver, zumeilen aber auch dünne Rinden, wo es 
dann auf die Weife gewonnen wurde, daß man die Kohlenfäure von einer Auflöfung 
des einfahen Salzes, die fich in großen flahen Schalen in Gährungdräumen aufge 
Alt finden, abforbiren ließ. Das zweifach »Fohlenfaure Natron befibt eine ſchwach 
altalifche Reaktion und löſt fich bei 00 in 10 Theilen Waſſer auf; es enthält 1 Ae⸗ 
quivalent Waſſer und beſteht in 100 Theilen aus: 36,90 Natron, 52,38 Kohlenſäure 
und 10,72 Waſſer. Seine Anwendung beſchränkt ſich größtentheils auf die Anfertis 
gung von Braufepufvern in den Apotheken, fowie zur Berbefferung von fäuerlich ge- 
wordenem Biere. Vollkommen frei von einfach⸗kohlenſaurem Natron wird eine nicht 
zu foncentrirte Löſung von Bitterfalz nicht davon gefällt, und man prüft ed auf diefe 
Beife auf einen Gehalt an jenem Salze . 


Kohlenstickstoff, ſ. Cyan. 


Kohlenstoff, carbone, carbon; ein einfacher, zur Mafle der eigentlichen 
Hetalloide gehöriger Körper, außer dem Schwefel der einzige Elementarftoff, der als 
tler, d. h. im freien Zuftande, in großen Maflen vorfommt und vielfach in mäch- 
tigen Ehichten abgelagert, aber auch außerdem in der Natur außerordentlich verbreis 
ſet iſ. Er tritt und in von einander fehr verfchiedenen Formen ald: Diamant, Gras 
phit, Anthracit, Steinkohle, Braunkohle und Torf entgegen, die wir f&hlieglich rüd- 
wärtd aus einander entflanden anzufehen haben; denn auch vom Diamant ift es faſt 
gewiß, daß er organifchen Urfprunges ift. Die allen Nrten von Kohlenſtoff gemeins 
ſam zulommenden Eigenschaften find: Geruch⸗ und Geſchmacloſigkeit, Unſchmelzbar⸗ 
kit und Feuerbeſtändigkeit, ſowie Unauflöslichkeit in allen befannten Löſungsmitteln; 
weder Wafler noch Alkohol oder Aether, Schmwefellohlenftoff, noch Kohlenwaſſerſtoffe, 
weder Säuren noch Alkalien Außern eine Wirkung auf ihn. Er gebt mit den meic - 
fen andern einfachen Körpern Verbindungen ein und befigt zum Sauerftoff fogar 
eine farke Berwandtfchaft, die fich jedoch erft bei höherer Temperatur geltend macht. 

Koblenstoffmetalle, ſ. Kohlenmetalle. 


Kohlensulphid, Schwefelfohlenftoff, Schmwefelfohfenftofffäure, Schwefelalkohol, 
sılfure de carbone, sulfuret of carbone. ine Verbindung von 1 Aeq. Kohlen: 
hof mit 2 Aeq. Schwefel, und zwar die einzige, die bis jetzt zroifchen diefen beiden. 
Krpern mit Sicherheit befannt iſt. Zur Darftellung des Schwefellohlenftoffs wird 
ine Röhre von Porcelan oder feuerfeftem Thon mit gröblichen Kohlen gefüllt, und 
timad geneigt in einen. länglichen Dfen eingelegt. Der niedrigere Theil der Röhre 
mdigt in einen abwärtd gebogenen Borftoß, der mit feiner Mündung bi eben un- 
it die Oberfläche des in einer Borlage befindlichen Waſſers reicht, während das ans 
te Ende der Röhre mit einem Pfropfen verfchloffen werden kann. Nachdem man 
den Inhalt der Röhre bis zum Glühen erhitzt hat, trägt man durch das offene, aber 
Mann jedesmal fofort zu verfehließende Ende, den Schwefel ein, der fehmilzt, zu der 
Sohle fließt, fi in Dampf verwandelt und in der Glühhitze mit dem Kohlenftoff fich 
verbindet. Der fo gebildete Schwefelkohlenftoff verdichtet fih in dem Vorftoße und 
füeßt in die waſſergefüllte Vorlage, wo er fi in ölartigen Tropfen am Boden der» 
"ben anfammelt; ex ift noch nicht rein und wird noch einmal für fi) allein, ein 
meld Mat über Chlorcalcium reftificitt. Der Schwefelkohlenſtoff ift eine waſſerhelle, 


262 Kohlensulfidsalze — Korkböhren. 


! f 

ſtark lichtbrechende, fehr bemegliche Flüffigkeit, von einem eigenthümlichen, unange 
nehmen Geruch und einem brennenden, etwas gewürzhaften Giſchmack; eingeathmet 
bewirkt er, wie Aether und Chloroform, Betäubung; fein fpec. Gewicht bei 0° = 
1,293; er fiedet unter gewöhnlichen Luftdrud bei 48° C.; er verdampft fchnell und 
bindet dabei viel Wärme. Zu feiner Auflöfung erfordert er eine große Menge Wal: 
fer, mit Alkohol und Aether mifcht er fih in allen Berhältniffen; an der Luft ver: 
brennt er, angezündet, mit blauer Flamme zu Kohlenſäure und ſchwefliger Säure; ex löf 
Schwefel, Phosphor und Jod in bedeutender Menge auf; in feiner Zufanmenfehung 
entfpricht er genau der Koblenfäure CB, ; auf 84,21 Schwefel enthält er 15,79 Kohle: 
ftoff. Außer zum Bulfanifiren von Caoutfchuf ift der Schwefelkohlenſtoff in der neuem 
Zeit auch zum Entfetten der Wolle, refp. zur Wiedergeroinnung des Fetted aus der Bole 
angewendet werden; er wird befonders in Freiberg in Sachſen im Großen dargeſtellt. 


Kohlensulfidsalze, sels d’acide sulfocarbonique, sulphocarbonic acid 
salts, wie Die Koblenfäure mit den Metalloryden Koblenfäurefalze bildet, fo befikt auch 
die Sulfofohlenfäure die Eigenfchaft, fi mit den Schmwefelmetallen zu Salzen, zu 
Sulfocarbonaten oder Kohlenfulfidſalzen zu vereinigen, 

Kohlensuperchlerid, 

Kohlensuperchlerür, 


Kohlentiegel nennt man die aus feuerfeftem Thon und Graphit, befonders zu 
Paſſau, angefertigten Ziegel (Paffauer Tiegel). 

Kohlenwasserstoff, leichter, f. Srubengas, hydrogene di - carbond, 
gaz des marais, hydrocarbonate. 

Kohlenwasserstoff, schwerer, f. ölbildendes Gas, hydrogene bi 
carboned, gas olefiant, hydrocarburet. 


Kohlenwasserstoffe, hydrocarbures, hydrocarburets. Obgleich Kohlenſto 
und Waſſerſtoff bie jetzt ſich nicht direkt mit einander haben vereinigen laſſen, fo de 
fteht doch eine große Anzahl von Verbindungen zwifchen ihnen, die theils natürlig 
vortommen, und hierher gehören die fauerftofffreien ätherifchen Dele, theils auf fünf: 
lihem Wege, oft unabfichtlich, hervorgebracht werden, wie dies bei den Kohlenwaſ⸗ 
ferftoffen aus der trodnen Deftillation der Stein» und Braunfoßle und des Torfs ı. 
der Fall ift; noch andere Kohlenwafferftoffe finden fi) ald Mineralien, wie Stein, 
Grubengas, Se und ähnliche, welche wahrfcheinlich ebenfalls organiſchen Urs 
fprunges find. Im Allgemeinen zeigen die Kohlenmwafferftoffe eine große Beftändig. 
feit, und manche, wie das Paraffin, ertragen fogar Glühhitze, ohne zerfegt zu werden 


Kohlige Säure, fyn. mit Oralfäure. 

Koinoniaöl, nennt man eine von Breslau aus in deu Handel gebradte Mi 
ſchinenſchmiere, die durch eine eigenthümliche Behandlung von durch Auöpreffen oder 
durch Ausziehen mit Schmefeltohlenftoff erhaltenem Rüböl präparirt wird, 

Kokkolin, ſ. Pifrotorin. s 


Kolben, matras, ballon, recipient, balloon, find gufeiferne, thönerne, 
meift aber gläferne Gerätbfchaften von größtentheil® kugeliger Geftalt mit einem lan 
gen, weiten und cplindrifchen Halfe; fie find im Laboratorium des Chemikers in den 
verfehiedenften Größen vorhanden und werden zum Kochen, Deftilliren, ſowie auch 
als Vorlagen benupt. 


Korkbohren; eine bei chemiſchen Arbeiten, wo es fih um die Verbindung Mi 


q 


f. Shlorfohlenftoff. 








Korkbohrer — Krapp. 263 


verſchiedenen Theile eines Apparais durch Röhren, bie in bie Mündung von Flaſchen, 
Retorten x. leicht dicht eingepapt werben follen, handelt, und wobei der zum Ber 
(hluß der Orffnungen dienende Kork zur Aufnahme diefer Röhren durchlöchert ober 
durhbohrt wird, fehr oft vorfommende Arbeit. Das hierzu am beften ſich eignende 
Inftrument ift der von Mohr erfundene 


Korkbehrer, eine an beiden Enden offene, mit einem Meinen Handgriff ver- 
ſehene Meſſingröhre; man hat von diefen Röhren eine ganze Reihenfolge von ver 
fhiedenem Durchmeffer vorräthig. 

Korkstofl, mit diefem Namen bezeichnet man den mit Waffer, Alkohol, Aether 
und Schwefelfäure erfchöpften Kor. 


Kornöl ift das bei der Bereitung des Kornbranntweind fih bildende, Oenanth⸗ 
ſäure, öäͤnanthſaures Aethylorxyd und etwas Margarinſäure enthaltende, Fuſelöl. 


Ärapp, Garance, Madder, die Wurzel der Färberröthe (Rubia tinctorum, L.). 
die Pflanze wird in Deutſchland, Frankreich und beſonders im Oriente angebaut. 
der Krapp liefert bekanntlich der Färberei mehrere ſehr ſchöne und dauerhafte rothe 
gurben in verſchiedenen Nüancen. Die Farbſtoffe find nicht urſprünglich in der Wur- 
enthalten, fie bilden ſich erſt aus einem eigenthümlichen Stoffe, dem Rubian oder 
hr Auberpthrinfäure, welche durch Fermente in Zucder und diefe Farbftoffe zerfällt. 
In dem länger aufbewahrten Krapp, wie man ihn gewöhnlich in der Färberei ans 
wendet, geht dDiefe Zerfebung zum Theil vor ih. Zur Darftelung der Ruberpthrin- 
ure fällt man eine Abkochung von möglichft friſchem Krapp mit Bleizuder, nad) 
Abſcheidung des Niederfchlagd verfebt man die Flüffigkeit mit dreifach effigfaurem 
dleioryd, wäfcht den hierdurch entftandenen Niederfchlag von ruberythrinfaurem Blei: 
od ab, zertheilt ihm in Waffer und zerlegt ihn durch Schwefelmaflerftoff. Aus dem 
bierbei gefällten Schmwefelblei zieht man dann durch fochenden Alkohol die Rube- 
tpthrinfänre aus, welche beim Erfalten in feideglänzenden, gelben Prismen kryſtalli⸗ 
it; ſ. Rubergtbrinfäure. — in anderer Farbfloff des Krapps ift dad Ali 
zatin; ſ. d. Neben dem Alizarin ift in Alterem Krapp auh Purpurin enthalten; 
läßt man Krapp mit Hefe gähren, fo verfehwindet das Alizarin vollftändig und an 
ſeinet Stelle findet man Purpurin. Diefes Eryftallifirt in weichen, orangegelben Na⸗ 
deln, welche bei 1000 unter Berluft von 1 Aeq. Wafler roth werden und hierauf in 
höherer Temperatur unverändert fublimiren. Es ift ſchon in faltem Waffer löslich, 
ehenſo in Alkohol und Aether; Alkalien löſen es mit johanniöbeerrother Farbe;, mit 
Kalt und Baryt giebt es purpurfarbene Niederſchläge. Vom Alizarin unterfcheidet es 
ih durd) feine Auflöslichkeit in einer Lochenden Alaunflüffigkeit aus welcher eö beim 
Erkalten nır zum Theil niederfält; beide aber ertheilen gebeiztem Zeuge ähnliche Far⸗ 
ben. Auf das Verhalten, welches die eben befprochenen Yarbftoffe zeigen, gründet fich 
in der Färberei die Anwendung des Krappd, den man ſtets mehrere Jahre liegen 
läßt, damit die Nuberpthrinfäure in Aligarin, welches allein bei dem Färben wirkſam 
iſt übergehen kann, Durch Behandlung ded Krapps mit foncentrirter Schwefelſäure 
wird die Ruberythrinſäure in Alizarin umgewandelt; ſiehe Garancin. Neben die⸗ 
ſem rothen, findet ſich im Krapp auch noch ein gelber Farbſtoff, das Xanthin (nicht 
zu berwechſeln mit Stoff gleichen Namens, der ſich als ein feltener Beſtandtheil in 
harnkonkretionen findet), welches aber in der Färberei keine Anwendung findet. — 
Seines hohen Preiſes wegen iſt der Krapp den mannichfachſten Verfälſchungen un- 
ſerworſen, aber auch an ſich nieht immer von gleicher Güte. Eine Methode, den ab⸗ 
ſoluten Werth des Krapps zu beflimmen, ift bis jetzt noch nicht ausfindig gemacht 


\ 


264 Krappbraun — Kreuzbeeren. 


- worden ; man muß fi daher mit einer relativen Werthbeſtimmung begnügen. Diele 
- wird fo ausgeführt, daß man mehrere Ellen gebeigten Baummollenzeugd in eine An 
zahl gleichgroße Stüde theilt; andererfeit? wägt man von einem anerlannt guten 
Kropp 10 — 15 Proben zu 1, 2, 3, 4, 5 x. bis zu 15 ®rm. ab, bereitet damit eben 
fo viele Farbebäder und färbt in jedem ein Stüd des Kattund aud. Man gewinnt) 
- hiermit eine Farbenſkala, mit welcher man die Färbekraft einer andern Sorte. Kropp 
ermitteln fann, wenn man mit diefer ein Stüd auf — Weiſe gebeizten Kattund 
genau auf dieſelbe Weiſe ausfärbt. 


Krappbramn, eine im Krapp enthaltene, in Waſſer und Alkohol unlösliche 
Subftanz. 

Krappgelb, Zanthin; f. Krapp. 

Krapplack , nennt man fowohl den aus einer heißen Ablochung des Krappe 
mit Alaunwaffer, beim Erkalten, als auch auf Zufag ven einem Alkali zu einer fol: 
chen Auflöfung fi bildenden Niederfchlag. 


Ärapperange, Rubiacin; diefer Körper entfteht wahrſcheinlich, wie dad Ali⸗ 
zarin, erſt bei längerer Aufbewahrung des Krapps, woher es kommt, daß manche 
Sorten wenig oder gar nichts davon enthalten. Das Rubiacin "bildet ſchöne grün 
lichegelbe, ſtark glänzende Kryftalle (Tafeln oder Nadeln), die ſich unzerſetzt fublimis 
ven laffen, und in kochendem Alkohol und Aether leichte, aber, felbft in heißem, Baf- 
fer ſchwer löslich find. 

Krapppurpur, fon. mit Burpurin, J. Krapp. 

Krapproth, ſyn. mit Alizarin, ſ. Krapp. 

Krappsäure, eine im Krapp enthaltene, aber noch nicht näher unterſuchte 
Pflanzenfäure.. 

Kreatin, ver eigentliche Zleifchftoff ift ein nie fehlender Beſtandtheil des ei 
ſches der Wirbelthiere, aus welchem ed durch Behandlung mit kaltem Wafler audge 
zogen wird. Man erhibt den Auszug zum Kochen, wodurch Albumin, fügt Barptival: 
fer, wodurch Phosphorfäure gefällt wird, und dampft die Mare Flüffigkeit ein, worauf 
das Kreatin in waflerbellen, glänzenden, fchief rhombiſchen Kryſtallen anſchießt; es 
bildet mit Säuren leichtlößliche, ſauer reagirende Salze; durch Kochen mit Baryl 
waffer fpaltet es fich in Sarkofin und Harnfloff. Das Hühnerfleifch, welches dad 
an Kreatin reichte Fleiſch ift, enthält in 1000 Theilen 3,2 Theile, 

‚Kreatinin kommt ebenfalls im Fleiſch, reichlicher aber im Harn vor; es ent 
fteht bei der Einwirktung von Säuren auf Kreatin, auf welche Weife man ed auf 
gewöhnlich darftellt. Es bildet farblofe, fchief rhombifche Säulen, Töft fich Teicht in 
Waſſer, reagirt alkaliſch und bildet mit Säuren meift leicht lösliche Salze. 

Kreide, Craie, Chalk. Die Kreide ift faft reiner kohlenſaurer Kalk, beftehend 
_ aus den Gehäuſen mikroskopiſch Heiner Thierchen (Polythalamien). Außer zum Schrei⸗ 
ben und als weiße Malerfarbe, benußt man die Kreide auch vielfach ftatt kohlenſau— 
ren. Kalks zu chemifchen und technischen Zwecken, unter andern auch zur Entwidelung 
von Kohlenfäure in den Mineralwafferanftalten. 

Kremser Weiss, eine der beiten Sorten Bleiweiß, weiches durch eine Blei 
zuderlöfung gehärtet und in Zäfelchen geformt wird. 


Kreosot, f. Phenylſäure. 


Kreusbeeren, Kreuzdornbeeren, grains de nerprun, noirprun , bourgepine, 
grains of buck-thorn, find die Früchte von Rhamnus oatkartioa, dem gemeinen 


— 





Krummholzöl — Kupfer. . 265 


Bege: oder Kreuzdorn; fie werden fowohl zur Bereitung des Saftgrüns und des 
Schüttgelbs, wie auch zumeilen in der Färberei gebraucht. 


Krummholsöl; ein aus den Zweigen der Zmergtanne (Pinus pumilla) ges 
wonnened, dem Kien- und Terpentindl ähnliches ätherifched Del, - welchem jedoch im 
Handel fehr häufig das eine oder andere der genannten Dele fubftituirt wird. 


Kryolith, cryolithe , alumia fluatse alcaline; eryolithe, ein in Grönland 
fh findendes Mineral, welches aus 1 Aeq. Fluoraluminium und 3 Aeq. Fluorna⸗ 
trium befteht und gegenwärtig zur Darftellung von fohlenfaurem Natron (f. d.) bes 
nußt wird. 


Ärystall, crystal, crystallin, orystallin, kein man einen jeden leblofen 
Körper, welcher, vermöge der feinen Bleinften Theilchen innewohnenden Anziehungs« 
fräfte, die bei verfehledenen Körpern in verfchiedenen Richtungen wirkſam find, fich 
zu einer geometrifch regelmäßigen Geftalt auögebildet hat. 


Krystallwasser, eau de crystallisatiof,, water of crystallization, nennt 
man den Antheil von Waſſer, welchen die Ealze, wenn fie aus ihren mwäßrigen Auf 
lfungen kryſtallifiren, in fih aufnehmen. Die Menge von Kryftallmaffer, welche ein 
Ealz bei feiner Kryftallifation in derfelben Temperatur und in der nämlis 
den Flüffigfeit aufnimmt, ift ftetd gleichgroß, und fteht, in Aequivalenten qus⸗ 
gedrückt, der Anzahl derfelben nah, mit der in bem Salze enthaltenen Anzahl von 
Eäure= oder Bafidäquivalenten in einem einfachen Berhältnig. Das Kryſtallwaſſer 
befolgt alfo das Geſetz der beftimmten Proportionen, welches auch in allen übrigen 
chemiſchen Berbindungen gefunden wird. 


Küpe, f. Indigoküpe. 
Kugellack, f. Zlorentiner Lad. 
Kumis, Kumysz, f. Ara. 
Kupelliren, f. Abtreiben. 


Kupfer, cuivre, copper. Seinen Namen verdankt dad Kupfer der Infel Cy- 
bern, wo es die Alten zuerft kennen lernten; es hieß darum früher Cyprum, was 
fyäter in Coprum abgeändert wurde. Das Kupfer findet fi) an manchen Stellen 
der Erde gediegen, felbft große Maffen bildend (Nordamerika), im nördlichen Afrika 
(Algier) ; meift aber wird ed aus feinen Verbindungen mit Sauerftoff oder Schwefel 
gevonnen. Zur Gewinnung des Kupferd aus feinen Sauerftoffverbindungen genügt 
ed, diefe mit Kohle und einer Tiefelfänrereichen Schlade zufammenzufchmelzen; das 
fo gewonnene Kupfer heißt Schwarzkupfer. Aus den Schwefelverbindungen ift 
eine Darftellung umftändlicher; die Erze werden zunächft geröftet, wobei das vors 
bandene Eifen fih in Fiefelfaures Eifenorydul verwandelt, während alled Kupfer zu 
Schwefeltupfer, Rupferftein, wird. Diefed wird einer neuen Röſtung unterwor⸗ 
fen, wobei der größte Theil des Schmefeltupferd zu Kupferoryd orpdirt wird; dad 
geröftete Bemenge wird alddann wie die Kupferorpde, mit Kohle und Tiefelfäurereis 
der Schlacke verfhmolgen und die Operation wiederholt, bis man wieder ein unreis 
ned Kupfer, den Dünnftein, erhält. Dad fo dargeftellte Kupfer enthält noch Eis 
fen und Schwefel, von welchen ed durch einen Proceß, den man dad Garmachen 
des Kupfers und das Produkt dad Garkupfer nennt, befreit wird. Das Kupfer befipt 
eine rothe Farbe; in fehr Dünnen Blättchen ift ed, wie das Gold, mit grüner Farbe durchs 
fihtig, es iſt ſehr dehnbar, läßt fich in dünne Platten ausfchlagen und zu feinen Drähten 
ausziehen; fein fpec. Gewicht ſchwankt, je nach feiner Behandlung, zwifchen 8,76 und 


266 Kupfer-Gewinnung — Kupferchlorür. 


8,96 ; beim Reiben nimmt e3 einen unangenehmen Geruch an; es ſchmeckt auch eigen: 
thümlich unangenehm und ſchmilzt bei etwa 10009 C.; in der Weißglühhitze verflüd 
tigt e8 ſich etwas und die Dämpfe verbrennen an der Luft mit grüner Flamme: Bei 
geroöhnlicher Temperatur und in trodener Luft oxydirt es fich nicht; in feuchter Luft 
dagegen, befonder® wenn diefe Kohlenfäure enthält, überzieht es fich mit einer grünen, 
gewöhnlich „Grünſpan“ genannten, Haut (bafifch-fohlenfaures KRupferoryd). Koncen: 
trirte Salzfäure löſt das Kupfer unter Entwidelung von Wafferftoffgad, foncentrirte 
Schwefelfäure von ſchwefliger Säure auf; in Salpeterfäure löft es fich, felbft wenn 
diefe verdünnt ift, fchon in der Kälte mit Leichtigkeit auf. Das Kupfer findet feine 
hauptfächlichfte Verwendung zur Darftelung verfchiedener Legirungen: Meſſing, Bronze, 
Neufilber zc., ferner zu Schifföbefhlägen, zu Zündhütchen und zur Anfertigung der ver 
fhiedenften Geräthfihaften. Sein Zeichen iſt Cu; fein Hequinalent 31,7. 
Kupfer - Gewinnung, f. Kupfer. 


Kupferamalgam, amalgam de ouivre, amalgam of copper, die Verbindung 
des Kupfers mit Queckfilber. 

Kupferasche, Kupferhbammerfchlag, cendres battiture ou paille de cuivre, 
copper ashes, copper scäles. Dieſes beim Erhitzen ded Kupfers unter Luftzu⸗ 
tritt fich bildende Produkt befteht daher hauptfächlich aus Kupferoryd, dem jedoch oft 
größere oder kleinere Mengen von Kupferorydul und metallifhem Kupfer beigemengt 
find. 

Kupferbaum, ein ähnliches Gebilde, wie der fogenannte Dianenbaum (f. d.) 
welches zumeilen befonderd ſchön bei galvanifchen Arbeiten entfteht. 2 


Kupferblau, cuivre carbonate hleu, azure de bleu, azure copper ore, ifl 
der Name ſowohl für ein fibirifched Mineral, wie auch für die erdige Kupferlafur. 


Kupferbromid, proto-bromide de cuivre, proto-bromide of coppor; zu ſei⸗ 
ner Darftelung wird Kupferorpdhydrat in Brommafferftofffäure aufgelöft ; nach dem 
Abdampfen der Löſung ſcheidet ed fich in ſchwarzen, glänzenden, waſſerfreien Kryſtal⸗ 
fen aus: 

Kupferchiorid, Einfach⸗Chlorkupfer, per chloride de cnivre, perchloride 
of coppor; im waflerfreien Zuflande wird diefe Berbindung erhalten, wenn man über 
gelinde ertwärmtes Kupfer einen Strom von überfhüffigem Chlor leitet, es bildet ein 
gelbbrauned Pulver, welches in der Rothglühhike die Hälfte feined Chlors verliert. — 
Löſt man Kupferoryd in Salzſäure auf, dampft die Löfung ein, fo kryſtalliſirt das 
Kupferchlorid in langen, bläulichsgrünen Nadeln, die 2 Aeq. Waffer enthalten. Alko⸗ 

bol, in welchem Kupferchlorid aufgelöft ift, brennt angezündet mit fehöner grüner 
Flamme; eine ſolche Auflöfung braucht man in der Feuerwerkerei. Das voaflerfreie 
Kupferchlorid enthält 47,17 Proc. Kupfer, dad kryſtalliſirte Salz BE aus 37,91 
Kupfer, 41,66 Chlorid und 20,43 Wafler. 


Kupferchlerür, Halb⸗Chlor⸗eupfer, proto-chlorure de cuivre, proto-chlo- 
ride of copper, ftellt man durch Kochen von Einfach⸗Chlorkupfer mit fein zertheil: 
tem metallifehem Kupfer dar, wobei ſich daffelbe als ein weißes, Fryftallinifche® Pul⸗ 
ver abfcheidet; es fehmilzt bei 4100 C. und verflüchtigt fi in der Rothglühhitze; zu 
feiner Auflöfung erfordert es viel Wafler; aber in Ammoniak ift es leicht aufloͤslich. 
Wegen threr Eigenfchaft, begierig Sauerftoff aufzunehmen, wendet man eine folde 
ammoniakkaliſche Löſung zumellen zur Analyie der Luft an. 


\ 


Kupfererse — Kupferoxyd- Ammoniak, schwfls. 267 


Kupfererze, diejenigen Mineralien, welche reich genng find, um daraus dag 
Kupfer mit Borthefl im Großen darftellen zu können, werden Kupfererze genannt, 
es find außer dem metallifh vorfommenden Kupfer entweder Schwefels oder Sauer⸗ 
foffverbindungen; zu den erfteren gehören? 


der Rupferglanz mit , 79,7 Proc. Kupfer, 


der Kupferkied mit 354 „ — 
das Buntkupfererz mit 55,7 „ w 
dad Fahlerz mit 14,0 bis 41,0 Proc. Kupfer. 


zu den letzteren: . 
das Nothkupferer; mit 88,5 Proc. Kupfer. 
der Malachit mit 57,4 „ ” 
die Kupferlafur mit 553 „ — 
— ſ. Kupferaſche. 


Kupferkies, gehört zu den am häufigften vorfommenden Rupferergen und bat 
daher für die Metallurgie des Kupfers eine fehr große Bedeutung f. Kupfererze. 

Kupferlasur, Laſurerz; eine Verbindung von 2 Aeq. kohlenfaurem Kupferorpd 
mit 1 Aeq. Kupferoxydhydrat, die in der Natur vorfommt und zu den beften Kupfer: 
een gehört. 

Kupferlegirungen, alliages de cuivre, allays of copper, das Kupfer vers 
bindet ih im Allgemeinen feicht mit anderen Metallen und einige diefer Berbindungen, 
wie das Meffing (Kupfer u. Zink), Bronze (Kupfer u. Zinn) zc., find von einer großen tech» 
niſchen Wichtigfeit. Aluminium mit 3 Proc. Kupfer legirt, befißt eine weißere Farbe, 
ald das reine Aluminium. Kupfer mit 3 bis A Aluminium giebt eine goldfarbige Le- 
girung, die an der Luft zugleich fehr beftändig iſt. Ein fehr großer Theil allen 
Kupferd wird zur Darftellung von Meffing verwendet. Eine außerordentlich dehnbare 
Legirung, deren Farbe faum von der des Goldes zu unterfcheiden ift und die ihren Glanz 
behält, fi auch meniger leicht oxydirt als alle biöher zum Erſatz des Goldes anges 
wandten Regierungen befteht aus 90 Th. Kupfer, 74 Theil Aluminium und 24 Th. Gold. 

Kupfermalachit, ſ. Maladit, culvre carbonate vert, malgchite, green 
copper ore. 

Kupfernickel, Nidelties, Nothnidelfies, nickel arseniate, copper nickel, ein 
Mineral, welches auf 1 Aeq. Nickel 1 Aeq. Arfen enthält und. für die Darftellung des 
Nickels eines der geſuchteſten Erze ift. 

Kupferexyd, oxyde de cuivre, axide of copper, bildet fih, wenn man Rupfers 
hammerſchlag (ſ. d.) ſo lange an der Luft glüht, bis alles Kupfer und Kupferoxydul 
in Kupferoryd verwandelt worden find; vollkommen rein erhält may es durch Gluͤhen 
von ſalpeterſaurem Kupferoxyd. Es bildet ein ſchwarzes, ſehr hygroſkopiſches Pulver, 
welches fich leicht in Ammoniak auflöſt; mit organiſchen Stoffen geglüht, giebt es 
leicht ſeinen Sauerſtoff ab und findet daher häufig Anwendung in der Elementaranalyſe; 
als Kupferhammerſchlag oder Kupferaſche dient es zur Darſtellung von Kupfervitriol ſ. d. 
es enthält 20,15 Proc. Sauerſtoff. 

Kupferosyd-Ammonink, schwefelsaures. Diefes fchöne Salz erhält man, 
wenn man zu einer foncentrirten Röfung von fehmefelfaurem Kupferoxyd allmälig fos 
biel Ammoniak ſetzt, bis fich der zuerft entftehende Niederſchlag wieder anfgelöft hat; 
es ſcheidet ſich alddann beim Stehen in großen dunfelblauen Kryftallen aus; es befteht in 


268 Kupferoxydhydrat — Kupfersäure. 


100 Theilen aus 32,76 KRupferoryd, 32,60 Schwefelfäure, 27,70 Ammoniak und 7,34 
Waſſer. 

Kupferoxydhydrat, hydrate de dent-oxyde, ou bloxide de cuivre, deut- 

oxide-hydrate of copper, eine Berbindung von gleihen Aequivalenten Kupferoxyd 
und Waſſer, welche entfteht, wenn die Auflöfung- eines Kupferorydfalzed kalt durch 
eine verdünnte Kali- oder Natronlöfung zerſetzt, der Niederſchlag mit kaltem Waſſer 
ausgewaſchen und bei 20 bis 250 C. getrocknet wird. Man benutzt das An 
bydrat zur Sauerftoffdarftelung nah Böttger aus Chlorkalk. 
“ Kupferoxydsalse, sels de bioxide de cuivre, fie befiten im ——— 
Zuſtande eine blaue, im waſſerfreien eine ſchmutzig⸗weiße Farbe; die Löſungen derſelben 
find entweder blau oder grün und werden durch Alkalien graublau, durch Ammoniaf 
grün, durch Ferridcyankalium braunroth (fehr empfindlich), durch Schwefelwaſſerſtoff 
ſchwarz gefällt. Eifen und Zink fchlagen metallifched Kupfer ala braunes Pulver 
nieder. : — 

Kupferexydul, protoxide de cuivre, cuivre oxidal6, protoxide of copper, 
kommt ale Rothkupfererz in der Ratur vor, wo ed bald ſchön roth gefärbte Kryſtalle, 
bald gladartige Maffen bildet; fünftlich kann ed auf mehrfahen Wege, fo durch Glü— 
ben gleicher Aequivalente Kupfer und Kupferorpd; durch Erhiten von Kupferchlorür 
mit fohlenfaurem Natron; durch Zuſatz von Alkali und Zuder zur Auflöfung eines 
Kupferorgdfalzes erhalten werden. Das Kupferorybul ertheilt Glasflüſſen durch Zu: 
fammenfchmelzen beider eine fehöne rothe Farbe. Beim Erhigen mit foncentrirten Säus 
ren entfteht meiftend ein Kupferorydfalz, während Kupfer fich abfcheidet. 

Kupferoxydul-Ammonlak, Nah Wagener ſtellt man es im Großen am 
beften auf die Weife dar, daß man gleiche Aequivalente oder auch Gewichtstheile 
fchmwefelfaures Kupferorpd und unterfihmwefligfaures Natron zuſammen auflöft, die 2 
fung durch Aetznatron fällt, den Niederfchlag auswäſcht und in Ammoniak auflöf. 
MWagener empfiehlt die Verbindung zur Herftellung von Silberfpiegeln, zur Füllung 
des Silberd aus feinen Löſungen bei technifchen und chemifchen Arbeiten, endlich auch 
zur Meberführung des Nitrobenzols in Anilin. Es iſt fo empfindlich gegen Sauer: 
ftoff, daß eine Löſung deflelben, wenn man fie in einem dünnen Gtrahle Tangfam 
von einem in das andere Gefäß fließen läßt, fich tiefblau färbt (ein Taſchenſpieler⸗ 
kunſtſtück). 

Kupferoxydalhydrat, hydrate de protoxide de cuivre, bildet ein pomme⸗ 
tanzengelbed Pulver, welches ſchnell Sauerftoff anzieht und in Kupferoxydhydrat übergeht. 

Kupferoxydulsalse, sels de protoxide de cuivre, oxide of copper salts, 
die löslichen Kupferorydulfalze geben farblofe Löfungen, die durch Alkalien mit pom- 
meranzengelber Farbe, durch Schmwefelmafferftoff ſchwarz gefällt werben. 

Kupferoxysulfurete, oxysulfures de cuivre, oxysulphurets Of copper, find 
hemifche Verbindungen von Kupferoryd mit Schwefelfupfer. 


Kupferrost, cuivre carbonat6 basique, fehr gewöhnlich auch Grünſpan ge 


nannt, ein grüner Ueberzug, der fich in feuchter Luft auf der Oberfläche des Kupfer 
bildet und aus bafich- Fohlenfaurem Kupferoryd befteht. 

Kupfersalmiak, Ammonium Kupferhlorid, cuivre ammonic- muriatigue, 
ammonio - myriatic copper, ift eine Derbindung gleicher Aequivalente Chlorammo⸗ 
nium und Ginfach - Ehlorkupfer (Ca Cl) mit 2 Aeq. Waſſer. 


Kupfersäure, Supferfesquiorgd, sesquioxyde de ouivre, sesquioxyde ofcop- . 


Kupferseife — Avanisiren. 269 


per, eine Verbindung von Cu, O,, die fih mit Baſen vereinigt, aber für ſich nod 
nicht hat dargeftellt werden können. 

Kupferseife, man verfteht bierunter den durch Fällen einer Seifenlöfung durd) 
ein Kupferorgdfalz entftehenden blaugrünen Niederſchlag, eine Verbindung der in der 
Seife enthaltenen Fettfäuren mit Kupferogpd. 

Kupfersesquioryd, ſ. Kupferfäure. 

Knpferstein, ſ. Kupfer. 

Kupferstickstoff, eine‘ Verbindung: des Kupfer und Stieftoff, die 6,85 Proc. 
Stickſtoff enthält. 

Kupfersulfurete, sulfares de cuivre, sulphurets andsulphides of copper, find 
die Berbindungen zwifchen Schwefel u. Kupfer, deren 6 befannt find und von denen die 
beiden niedrigfien Cu, S und CuS, dem Drydul und Oryd entfprechen, während bie 
böhern dur Zerfegung von Kupferospdfalzen durch die analogen Schwefelalfalien 
hervorgebracht werden. Es And Ieherbraune, in feuchter Luft fich nicht veränbernde 
Riederfchläge, die ſich, friſch gefällt, in kohlenſauren Alkalien mit gelber Farbe auf: 
löfen. 

Kupfersuperesyd, Cu O, superoxyde de caivre, hyperoxide of copper, 
wird durch Behandlung von Kupferoxydhydrat mit einem Meberfchuß von Waſſerſtoff⸗ 
fuperopyd erhalten; es ift ein geruch- und geſchmackloſes Pulver von dunkler, gelbs 
brauner Farbe, das fich leicht zerfept und von einigen Chemikern ald eine Verbin⸗ 
dung von Kupferoryd mit Waflerftofffuperoryd angefehen wird. 

Kupfervitriol, blauer, coprifcher Vitriol, ſchwefelſaures Kupferoryd, Vitriol do 
Chypre, couperrose bleue, aulfate de cuivre, vitriol Of copper, blue vitriol. 
Der Kupferpitriol wird im Großen dargeftellt, entweder indem man Kupferaiche in 
Schwefelfäure, metallifches Kupfer in koncentrirter Schwefelfäure auflöft, oder indem man 
Schwefeltupfer bid zur Bildung von jchwefelfaurem Kupferoryd röſtet und die Maſſe 
mit Waſſer auslaugt. Die auf die eine oder andere Weife erhaltene Flüffigfeir wird 
alddann bie zur Kryftallifation abgedampft. Der Kupfervitriol befieht aus 31,58 
Kupferoryd, 31,82 Schwoefelfäure und 36,60 Waſſer. Das im Handel vorkommende 
Salz bildet große, ſchöne, blaue Kıyftalle und ift bis auf eine fleine Menge von 
Gifen» oder. Zinkoxyd ziemlich rein. Das Eifen entdeckt man durch Auflöfung des 
Kupfervitriold in Ammoniak, wobei jenes ungelöft zurückbleibt; Zinf, wern man ihn 
durch metallifches Eifen zerlegt, dad Filtrat, nachdem man das Eifenorydul durch 
Kochen mit Salpeterfäure in Oxyd verwandelt hat, mit Ammontaf im Ueberſchuß ver- 
ſetzt, filtrirt und die Mare Flüffigkeit mit Schwefelwaſſerſtoff behandelt (Schwefelzint). 
Der Kupfervitriol findet die marmichfaitigfte und ausgedehntefte Anwendung. 

Kupferwasser, werden die eifen« und Eupferhaltigen Grubenmäfler, fonderbarer- 
weife in manchen Gegenden Deutfchlandd auch der kryftallifirte Eifenvitriol, genannt. 

Kupferwasserstoff, Cu, H bildet ein braunes Pulver, welches beim Grhigen 
Daflerftoff entwidelt und, in Chlorgas gebracht, ſich entzündet. 

Kyanisiren, hat man dad von dem Engländer Kyan zuerſt angemendete Ber 
fahren genannt, Holz Durch Tränten mit Queckſilberchlorid gegen Fäulniß zu fehüpen, 





270  Labarraque'sches Wasser — Lackfarben. 


L. 


Labarraque’sches Wasser, dieſen Namen führt eine waͤſſerige Auflöfung von 
unterchlorigfaurer Kalkerde. 


Laburnin, Gytifin, ein in den unreifen Samen und Schoten von Oytisus 
Laburuum (Öoldregen) von Hufemann und Ma sm jängft entdecktet, kryſtalliniſchet 
Körper von ftark bafifchen Eigenschaften, der indeB kaum zu den Pflanzenbafen ge 
zählt werden kann; in chemifcher Beziehung dem Aspavazin nahe zu ſiehen feheint und 
höchſt giftige Eigenfchaften zeigt f. Eptifin. 

Lac Dye, ein blauer Pflanzenfarbftoff f. Lack -Dye. 

Lac sulfuris, Schwefelmilch, präparitter Schwefel, lait de soufre, magistöre, 
soufre precipite, principitated sulphur, ein veralteter Name für den Schwefelnieder: 
fehlag, den man durch Fällung einer Hufkdfang von Schwefellaltum Natrium oder 
» Salcium durch eine verbünnte Säure erhält. 

Lac terrae, a fon. mit Magnesia alba, d. h. mit baflfch-Fohlehfourer 
Bittererde. 


Lack, Iaque, lacker, Jaquer, iac varnish, der Name für drei, ſowohl rüd: 
ſichtlich ihrer Natur, ald auch ihrer Eigenſchaften ſehr verſchiedene Suüſtonen man 
bezeichnet nämlich hiermit: 

1) den Gummi- oder Schelllad;; 

2) die durch Auflöfen von Harzen in Altohol oder Terpentinöl bereiteten 
Firniſſe; 

3) die Niederſchläge, die man erhält, wenn Abkochungen von Cochenille oder 
Fernambukholz mit Alaun verſetzt und durch ein kohlenſaures Alkali ge— 
fällt werden. 


Lack-Dye, ein aus dem Gummilack dargeftellter, und vermöge feines -Urfprungs 
fehr barzreicher, rother Farbſtoff, der beſonders zum Rothfärben der Wolle gebraucht 
wird und bei richtiger Behandlung Farben liefert, die denen aus Cochenille in keiner 
Weiſe nachſtehen. Um den garbſtoff in Auflöſung zu bringen, behandelt man den 
Lad:Dye mit Salzfäure. "Nach einer gebräuchlichen Vorſchrift zur Anfertigung der 
FSarbeflüffigkeit nimmt man auf 1 Pfund Lac Dye 4 Pfd. Ladgeift (d. h. eine Auf 
löfung von 1 Pfd. Zinn in 20 Pfd. Foncentrirte Salzfäure) und bewirkt durch öfte 
red Umrühren die Loͤſung, die man vor dem Gebrauche nach ſechs Stunden ruhig 
ſtehen läßt. 

Lackfarben, laques, lakes, hierunter verſteht man die Verbindungen orga- 
nifcher Farbftoffe mit gemiffen Orgden oder bafifehen Erd= oder Metallfatzen, gewöhn⸗ 
lich von Thonerde oder Zinnoryd, Ihre Darftellung erfolgt im Allgemeinen auf die 
Weiſe, daß man die geklärten Abkochungen der die Farbſtoffe enthaltenden Pflan 
zentheile mit gewöhnlichem oder bafifhem Alaun verfept; mo auf diefe Weife wenig 
beträchtliche Niederfchläge entftehen, indem diefe in der frei gewordenen Säure gelöfl 
bleiben, neutralifitt man fie durch ätzende oder fohlenfaure Altalien, und erhält 
alddann, wenn hinreichend Thonerde vorhanden war, meift allen Karbftoff aus der 


[2 








Lackharz — Lackmuspapier. 271 


Aufloͤſung. Farbſtoffe, die in reinem Wafler: unlöglich find, ſich aber durch Alkalien 
ausziehen lafjen, werden aud dieſen Auflöfungen durch Alaun niedergefchlagen. Zur 
weilen bewirkt man die Fällung des Farbſtoffes durch ausgewaſchenes reines Thon⸗ 
erdehydrat, welches man der Maren Abkochung beimengt; die Farben werben in der 
Hegel um fo ſchöner, je weniger man von letzteren anwendet. Farben, deren Glanz 
durch Säuren geſteigert wird, pflegt man mit Zinnſolution zu behandeln. Zur Dar: 
felung von gelben Laden verwendet man die Abkochungen von Gelb» oder Kreuze 
beeren, von Gelbholz, Wau, Scharle 2c., denen man eine größere Menge faure Milch 
wufept, wodurch der größte Theil des Gerbftoffes ausgefällt wird. Zu den rotben 
taten werden Cochenille und verfchiedene andere Arten von Coccus, ferner Kermes 
und Lac Dye ausgelocht und in obiger Weife gefällt. Zu den mohlfeileren Farben 
nimmt man Fernambuk⸗- oder Rothholz, deren Abkochung mit Zinnfolution, auch wohl 
mit Gffig oder faurer Milch vermifcht wird. Den fehönften und zugleich dauerhafte: 
ſten rothen Lad erhält man aus dem Krapp, dem vorher durch Gährenlaffen oder 
wiederholtes Auswaſchen mit Waffer der gelbe Zarbftoff entzogen, dann mit Alaun 
mögefochf und durch kohlenſaures Natron gefällt wird. Grüne Lade erhält man 
ducch Vermiſchen von blauen Karben mit gelben Laden, doch ſtellt man auch echten 
grünen Lad aus ungebrannten Kaffeebohnen dar, indem man 1 Pfd. geftoßener Bob: 
nen mit 10 Pfd. Waſſer austocht, im dem Abfud 24 Pfd. Kupfervitriol auflöft und 
die klare Flüſſigkeit durch Aetzkali fällt, von welchem forgfältig jeder Ueberſchuß zu 
vermeiden if, Damit nicht auch Kupferoxydhydrat gefällt werde. Den abgewafchenen 
und noch feuchten Niederfchlag befprengt man mit Effig und läßt ihn, ehe man ihn 
trodfnet, einige Zeit an der Luft Tiegen. 


Lackharz, laque, Iac, unter diefer Bezeichnung kommt ein Gemenge verſchie— 
denarfiger Harze im Handel vor, die mit Farbfloffen und andern organifchen Subs 
Ranzen vereinigt, den Stock⸗, Körner- und Schelllad bilden, 

Lacklack, jaque de 1a Chine, lao-lacke, der Name einer aud dem Gummi⸗ 
Ind bereiteten Subftanz, welcher man, ftatt Cochenille Eingang zu verfchaffen fuchte, 
indem fie einen diefer ähnlichen Farbſtoff enthält; fie hat jedoch in der Färberei kei⸗ 
nen Beifall gefunden. 

Lackmus,, tournesol, lacmus, litmus, der Ladımud, — abfehend von den blauen 
darbelaͤppchen, Bezetta, die ebenfalld diefen Namen führen, und mit dem auf eine 
iigene Weiſe zubereiteten Saft einer Euphorbiacee, Crozophora tisotoria, gefärbt 
werden, — wird aus der Roccella tinctoria, einer Flechte, die an den Küſten des mit- 
telländifchen Meeres, den kanarifchen Inſeln x. vorfommt, fowie au) aud Lecanora 
tertarica, einer hauptſächlich in Schweden heimifchen Flechte zubereitet. Zur Darftel- 
lung des Lackmus merden die gemaßlenen Flechten mit ammoniafalifchen Flüffigfeiten 
der Bermefung ausgeſetzt, fpäter mit Alaun, Potaſche und Kalk vermifcht und fo lange 
Reben gelaffen, bi® die blaue Färbung nicht mehr an Intenfität zunimmt, woraufdie Mafle 
mit Kalk oder Sarıd gemengt und in Würfel geformt wird. Der Farbftoff des Ladmus, 
das Erpthrolitimin, ift im freien Zuftande roth, in Verbindung mit Bafen aber blau 
gefärbt; außer dem Erythrolitimin enthält der Lackmus noch folgende an Ammoniaf, 
Kali x. gebundene Farbſtoffe: 1) das Erythrolein, 2) dad Azulitimin und 3) das 
Epaniolitmin. 

‚lackmaspapier, papier au, on, de fournesol, papier oflitmus, nennt man 
mit einer wäflerigen Röfung von Lackmus (1 : 6) durch Anftreihen oder Eintauchen 
gefärbtes feines Drudpapier. 


272 Lackmustinktur — Lanthanozyd. 


« Lackmustinktur, tinctare de teurnesol, tincture or Infusion of kacmus, 
hierunter verfieht man einen mit ſchwachem Alkohol bereiteten Auszug ded Lackmus. 
Lackroth, ſyn. mit Lack⸗Dye. 
Lactometer, Lactoftop, f. Salactometer. 


Ladungssäule, batterie electrique, battery in electricity, electric battery, 
nennt man eine, aus einer Anzahl gleichartiger Metallplatten aufgefchichtete Säule; 
ihre freilich nur kurze Wirkſamkeit hat fie dadurch erlangt, daß man fie eine zeitlang 
in den Kreid einer Säule, oder auch nur zwifchen die beiden Conduktoren einer kräf⸗ 
tigen Gkektrifirmafchine gebracht hatte. | 

Lakritsen, Lafritenfaft, jus de reglisse, guignolet, licorice, lickorish, nennt 
man den eingedidten Saft, der. durch Auspreffen der frifchen Wurzeln von Glycirrhiza 
glabra und G. echinata in Spanien, Jtalien und auf Sicilien wachſenden Pflanzen, 
gewonnen wird. Das Lafrigen, wie es zu und gebradht wird, bildet daumenflarke, 
5 bis 6 Zoll lange, oft mit einer Firma verfehene Stangen von ſchwarzer Farbe und 
ift nach feinem verfchiedenen Waflergehalte zähe, biegfam oder fpröde, in lepterem 
Falle zeigt es einen ftark glänzenden Bruch; ed kommen fehr verfchiedene Sorten und 
noch mehr Berfälfchungen deflelben vor. 


Lampen, chemifche, fourneaux-lampes, lamps, find von dem Chemiker ſeht 


häufig gebrauchte Geräthfchaften, entweder zur Speifung mit Alkohol oder mit einem 


fetten Dele eingerichtet; ihre Konftruftion iſt überdied auch nach den Zwecken ver 
fhieden, zu welchen fie gebraucht werden und die von gleicher Konftruktion wechſeln in 
ihrer Größe. Die Intenfität von Wärme, melche eine Lampe erzeugt, ift abhängig 
von der Menge Brennftoff, die innerhalb einer gegebenen Zeit bei einer vollftändigen 
Verbrennung deffelben verzehrt wird, Bei Rampen mit vollem runden Dochte, hat 
der Sauerftoff nur von Außen Gelegenheit, fih mit dem Kohlenftoff zu verbinden; 
fie geben daher im Allgemeinen feine große Hiße, oder doch nicht joviel, dag fie nidt 
fehnell von der Umgebung aufgenommen und fortgeführt werden. könnte. Wo es fid 
daher um Erzeugung von höheren Higgraden handelt, muß der Docht eine folde 
Form befiben, daß dem Sauerftoff mehr Angriffspunfte dargeboten werden und bie 
Rampe fo eingerichtet fein, daß ein rafcher Zufluß von Sauerſtoff und ein ſchnelles 
Entweichen der Berbrennungsprodufte ftattfinden können. Unter der Erfüllung dieler 
Bedingungen fol jedoch die bequemere Handhabung der Lampe nicht leiden. 

Lampenöfen, nennt man Lampen von DO Einrichtung. 

Lampenruss, ſ. Ruß. 

Lampensäure, f. Aldehydſäure. 


Lanthan, lanthane, lanthanium, lanthane, ein vor noch nicht langer Zeit 
in einem fehmedifchen Minerale, dem Gerit, enidecktes Metall, welches man bi jept 
noch nicht vollfommen rein; namentlih nicht ganz didpmfrei darzuftellen vermocht hat. 
Gewöhnlich bildet ed ein graued, bleifarbene® Metallpulver, daß ſich zufammenplatten 
läßt und große Neigung befißt, fi zu oxydiren; mit kaltem Waller entwidelt ed 
Waſſerſtoffgas; in heißem entſteht Aufbraufen und das Metall verwandelt fi in ein 


weißes zähes Oxyd; an der Luft erleidet es diejelbe Beränderung, nur langfameı. 


Das Zeichen für das Lanthan ift: La; fein Yequivalent — 46,0. 
Lanthanexyd, oxide de lanthane, oxide of lanlhanium; es bildet ein bei. 


nahe weißes, oder doch nur wenig gelbliches Pulver, Löft fih leicht in Säuren 'und 


treibt beim Kochen dad Ammoniak aus feinen in Waſſer gelöften Salen aus. 


Lapis caustieus — Leberthran. 973 


Lapis caustieus, Nebftein, f. Kalihydrat. 

Lapis infernalls, Hölfenftein, f. falpeterfaures Silber. 

Lasurstein, azure de bleu, cuivre carbonat& bleu, azure copper ore, ein 
Mineral, welches aus China, Thibet x. zu und gebracht und zu Schmudfachen ver 
arbeitet woird. 

Lauge, lessive, lie, lessive, ein Ausdrud, den man befonderd für die Salz⸗ 
löfungen gebraucht, die Durch Auswafchen gemifchter Subftanzen mit Wafler erhalten 
werden, doch pflegt man auch oft die durch Auflöfen von teinen Salben erhaltenen 
Flüffigkeiten mit diefem Ramen zu belegen. 

Lange, Javellische, Eau do Javelle, eine Auflöfung ven unterchlorigfaurem 
Natron in Waſſer. 


Langensalse, sels alcalins, alcaline salts, lexivial salts, man bezeichnete 
hiermit dad fohlenfaure Ammoniak, fohlenfaure Kali und Tohlenfaure Natron; erfteres 
rannte man flüchtige®, das zweite Pflanzen = und das britte Minerallaugenfalz. 

Lava, lave, lava. Nach 8. v. Buch ift hiermit Alles zu bezeichnen, was im. 
Bultane fließt und dur feine Flüffigkeit neue Lagerftätten annimmii. Lavaſtröme 
find die fließenden Mailen von der Höhe gegen den Fuß des Vulkans; Lavaſchich—⸗ 
ten, welche ſich im Berge aufeinanderhäuften, Lava ftüde, die ausgeworfenen und 
abgeriffenen Stüde von Schichten und Strömen. Das Unterfcheidende der Lava liegt _ 
alfo durchaus nicht in der Subſtanz, auch Kalkſtein, wenn er flüffig vom Berge herab⸗ 
fime, wäre Lava. Die Ratur der Mafle entfcheider es nicht, ob ein Gebilde 
ald Lava anzujehen fei oder nicht; es ift Fein mineralogifcher oder petrograpbifcher 
Begriff, vielmehr eine geognoftifche - Beflimmung... An das Wort Lava knüpft fih 
alfo durchaus nicht die Borftelung einer beſt immten Gefteindart, fondern die fehr 
verſchiedener Gefteindarten, welche jedoch unter. eigenthümlichen und gleich- 
artigen Bedingungen entftanden find. Das Eigenthümliche und zugleich Gleichartige 
diefer Bedingungen befteht aber darin, daß alle Laven die Produkte wirklicher 
Bulfane find. Auch Hat fich der Sprachgebraich einmal dafür entfchieden, nur das⸗ 
jmige Material „Lava“ zu nennen, welches aus einem Bulfane zu Tage gefdrdert 
wurde und fich im Momente der Ausförderung noch in einem gefchmolzenen oder doch 
noch nicht völlig erftarrten Zuflande befand. Diele Lavaarten finden technijihe Ans 
wendung in der Glasfabrikation, zu Schmudfachen ꝛc. 

 Lavendelöl, essence de Lavende, huile d’Aspic, lavender oil. Zur Gewin- 
nung des Ravendelöld werden im füdlichen Frankreich, mo daffelbe im Großen dar- 
geftellt wird, bauptfächlich zwei Varietäten de3 Gartenlavendeld, Laveudula Spica an- 
gustifolia und L.S. latifolia angebaut. Das Lavendelöl kommt in verfehiedenen Qua⸗ 
litäten im Handel vor, je nachdem dafjelbe nur von den Blüthen, von den Blüthen mit 
den Blättern, mit und ohne Stengel, von den Blättern allein, oder mit den Sten- 
geln oder endlih nur ron den Stengeln dejtillirt wurde; letzteres ift dad geringfte 
Produkt, während die Blüthen allein das mohlriechendfte Del liefern. Die feinen 
Eorten finden in der Parfümerie, die geringern zumeilen zur Firnißbereitung Ans 
wendung. 

Lebensluft, foviel wie Sauerftoff. 

Leberthram, huile Morue, Cod-liver oil. Diefed, hauptfächlich in der Lob: 
gerberei, aber auch als Arzneimittel angewendete Del wird in Norwegen, namentlich 
in der Stadt Bergen, aus den Lebern mehrerer, dem Geſchlechte Gadus angehörigen 

H. d. techn. Chemie. 18 


274 Leder — Legirung. 


Seefiſche gewonnen. Es befipt, je nad der Art feiner Darftelung eine dunkelbraune 
bis bernfteingelbe Farbe, einen ſchwachen fifchartigen bid unangenehm thranartigen 
Beruch und einen milden bis fcharf unangenehmen Gefchmad; die hellen und reinern 
Sorten dienen zum innerlichen Arzneigebraud, die geringern braunen zum Ginfetten 
der gegerbten Häute; alle find mehr oder weniger jodhaltig. Der Leberthran kommt 
nit felten mit Harz verfälfcht vor; fein Berhalten gegen Eſſigäther giebt dad Mitt! 
an die Hand, eine ſolche Berfälfhung zu entdeden. Heiner Leberthran bedarf bei 14° 
N. genau 15 Dolum Effigäther von 0,890 fpec. Gew., um eine Plare Röfung zu 
geben; mit Harz verfegter Leberthran ift weit auflöslicher in Effigäther, fo daß man 
von diefem um fo weniger bedarf, je mehr Harz vorhanden if. Bei der Prüfung 
nimmt man I Bolum Thran in ein Fläſchchen und ſetzt nah und nach, unter Bei: 
behaltung der Temperatur von 140 R. von Minute zu Minute foviel Effigäther hinzu, 
bis volftändige Löfung erfolgt ifl. Indem man die Mifhung in einen Maßcylindet 
gießt, erfährt man, wieviel Eifigäther zur Auflöfung erforderlih war. Fül jedes 
Bolum, was weniger verbraucht wurde, kann man, nah Böttger, 5 Proc. Reber 
thran in Abzug bringen, die durch eben foviel Harz vertreten waren. 


Leder, Cuire, Leather, werden die durch befondere Behandlung, oder durch 
gewiſſe Mittel in einen dichteren Zuftand verfegten Thierhäute genannt, in welchem fie 
fih weich und biegfam zeigen, und die Eigenfchaft verloren haben, in Fäulniß zu ge 
rathen, wenn fie den Bedingungen audgefebt find, die diefe unter andern Berhältniflen 
hervorrufen würden; died gefchieht durch die Operation ded Gerberd. Nach den ver 
fhiedenen Zwecken, für welche derartig veränderte Thierhäute beſtimmt find, unter 
fcheidet man: 

1) die Tohgerberei, tannerle, tannery; mit Gerbfäure; 

2) die Weißgerberei, megisserie, tawery; mit Alaun und Kochſal, 
ä 3) die Sämifchgerberei, chamoiserie, shamoy-dressing; mit Fetten. 
4) die Pergamenigerberei; mit Kalk. 


Legirung, Alliage, Alloys of metalls, werden die Verbindungen der Mr 
tale unter fih genannt, ohne Rüdficht darauf, ob es chemifche Verbindungen in be 
flimmten, d. h. Aequivalent» Berhältniffen, oder ob es nur innige mechaniſche Sr 
‚menge find. Durch die Legirung der Metalle unter einander entſtehen gewiſſermaßen 
neue Metalle von befondern Eigenfchaften, melde zu gewöhnlichen technifchen Ber 
wendungen geeigneter find, ald die einfachen Metalle. Die in den Gewerben zu Legi⸗ 
rungen verwendeten Metalle find: 1) Aluminium; 2) Kupfer; 3) Zink; 4) Bi; 
5) Zinn; 6) Silber; 7) Gold; 8) Antimon; 9) Wismut. inige der wichtigften 
Legierungen find: Gold mit Kupfer; diefe befigt eine rothgelbe, bei größerem Kupfer: Ä 
zufaß eine faft vothe Karbe und wird rothe Karatirung genannt; Gold mil 
Silber giebt eine fehr blaffe Legirung und heißt die weiße Karatirung; beit 
mit Gold legirt, die gemifchte Karatirung. Den Gehalt an reinem Boldt 
bezeichnet man durch Karate und Gräne; wobei man unter 2Alaratig reines Gold 
verfteht, f. Karatirung. — Silber mit Kupfer; die Legirungen find härter, 
Mingender und faft eben fo dehnbar, doch nicht fo weiß, ald reined Silber; der Or 
halt an reinem Silber wird nach Xothen angegeben; 16löthiges Silber ift reines Gil 
ber, und 16 Loth davon beißt eine feine Markt oder Mark fein. Tas Kupfer 
wird am häufigften mit Zink fegirt; eine folche Legirung führt den Namen Meſſing; 
2 Iheile Kupfer und 1 Theil Zink mit einem kleinen Zuſatz von Zinn oder Blei, 
weil fich die Regirung von Kupfer und Zink allein nicht gut feilen läßt; eine fernen 


a2 





Legumin. Ä 275 


wichtige Legirung des Kupfers ift die mit Zink nnd Nidel, befannt unter dem Namen 
„Reufilber.” — Zinn und Blei vereinigen fi in allen Berhältniffen mit einan- 
der und werden auch in allen Berhältniffen mit einander legirt. Zinn und Antimon 
im Berbältniß von 85,5 des erfleren und 14,5 des Tepteren liefern dies in Frankreich 
unter dem Ramen „Argentin- Metall“ zu Löffeln und Gabeln verarbeitete Legirung. 
Eine Legirung von 50 Theilen Zinn, 4 XTheilen Antimon, 1 Theil Wismuth und 1 
Theil Kupfer ift unter dem Ramen „Pervter“ befannt und dient zur Anfertigung von 
Tpeefannen ꝛc. Aehnliche Pegirungen wendet man auch ald Zapfenlagermetall an, von 
welchen die befannteren die folgende Zufammenfeßung haben :” 


nad 


N — 
Duvaranſe. Finton. Stephenſon. 
Zinn.. 0.6 Theile 14,5 Theile 8,0 Theile, 


\ 


Antimoen . 2. ..8 „ ee u 

Kuıyft . . 4,, 55 „ 790 „ 
oder 

Zink . 0 1 8 2 — „ 80 ” 5,0 MD 

Bla. an ne „ — „ 8,0 [7 


Andere Mifchungen für diefelben Zwecke find: 
Zu Seraing benugt: 

Zint .„ . 32 Theile — Theile 9,0 Theile Zink oder 

Sion. . MM. 720 „ 25 „ 14,0 Theile 

KRwfr . 2 „ 20 „890 „ 86,0 

Antimon. — „ 0 „ — a — „J 
Blei und Antimon geben das Schrift⸗ oder Letternmetall; die bier angewendeten Ver⸗ 
hältniffe wechſeln von 10 Theilen bis zu 4 Theilen Blei auf 1 Theil Antimon. Eine 
Legirung von 8 Theilen Wismuth, 5 Theilen Blei und 3 Theilen Zinn ſchmilzt bei 
94,5 &.; giebt man ihr noch einen Zufap von 1 bis 2 Theilen Kadmium, fo fhmilzt 
diefe bei 65 bis 70% C. Kine Zinnlegirung für Hochdrudformen, die man im Elſaß 
viel anwendet, wird durch Zufammenichmelzen von 57,23 Zinn, 31,15 Blei und 
10,15 Wismuth erhalten. Kin dreödener Haus bat in den Handel eine befondere 
Art von R..Hetten eingeführt, die fich durch Elaſticität auszeichnen und felbft durch 
ſeht fcharfe Mordants nicht angegriffen werden. Diefelben beftehen aus einer Art 
gelbem Meffing, find aber beträchtlich dauerhafter und elaftifcher. Gefchmolzen befigt 
die Mafle eine grünmeiße Farbe und eine befondere Sprödigkeit. Nach einer damit 
vorgenommenen Analyfe befteht diefelbe aus 4,93 Zinn, 9,78 Zint und 85,79 Kupfer. 


Legumin, Pflanzenkafein. Der mit diefem Namen vorzugsweiſe in den Hülfens 
früchten enthaltene Etoff ift mit dem thierifchen Käfeftoff. wie er fih in der Milch 
der Eäugethiere findet, vollfemmen identifh. Dagegen zeigt die mit demfelben Nas 
men beiegte Subftanz, die ſich in ziemlicher Menge in den füßen und bittern Mans 
dein, fowie in den Drupaceen findet, ein in vieler Beziehung von dem Thierfafein abs 
weichendes Verhalten. Es löft fi meiſt in kochendem Waſſer; aus feiner Löſung in 
faltem Waſſer wird ed, wenn dieſe bis nahe zum Sieben erhitzt wird, in zuſammen⸗ 
hängenden, dem Albumin ähnlichen, Flocken abgeſchieden; ferner wird die Löſung des 
Legumind aus den Mandeln in Ammoniak durch eſſigſaures Bleioryd in Floden ge 
lädt; eine eben ſolche Röfung des Pegumind aus Hülfenfrüchten durch effigfaures 

.18* 


® 
276 | Lehm — Leinöl. 


Bleioryd nur getrübt; auch hat man in erflerem konſtant einen etwa? Kae Etid- 
ftoffgehalt gefunden, als in leßterem. 

Lehm, 2eimen, Löß, terre grassiou argileuse, loam, —— ein erdiges Se⸗ 
dimentgeſtein, welches weſentlich aus, durch ſehr feinen Quarz oder Glimmerſand, 
und durch kohlenſauren Kalk verunreinigtem Thon beſteht, der durch etwas Eiſenoryd⸗ 
hydrat gefärbt iſt. 

Leidenfrest’s Versuch nennt man die eigenthümliche Erſcheinung, daß Waſſer, 
überhaupt Flüffigfeiten, welche die Fähigkeit befigen, Dämpfe zu bilden, auf eine glüs 
bende Metallplatte gegoffen, ibre Tropfengeftalt beibehalten und, auf der Platte herum- 
tanzend, fehr langfam verdunften. Flüffigfeiten mit niedrigem Siedepunfte, wie 
Aether, Schmwefeltohlenftoff u. f. w. zeigen die Erſcheinung fehon auf einer heißen 
Waſſer⸗ und Oelfläche. 

Leim, thierifcher Leim, Knochenleim, Tifchlerleim, Glutin, colle, glue. Ban 
rechnet hierher den durch Kochen der Knochenknorpel, Sehnen, Haut, Filchblafe 
und ded Bindegewebes erhaltenen Leim. — Im reinen Zuftande iſt der Leim durch⸗ 
fihtig, farblo8 und hart, geruch- und geſchmacklos und ohne Reaktion auf die Pflan 
zenfarben. In kaltem Waſſer quiflt er auf, verliert ſeine Durchfichtigkeit und löſt ſich 
alddann beim Kochen leicht zu einer Maren dien Flüffigkeit auf, die beim Erkalten 
zu einer Gallerte gefteht; Waſſer, welches 1 Proc. Leim enthält, wird beim Erkalten 
noch gaffertartig. Durch lange fortgefehted Kochen verliert der Leim feine Eigenfchaft, 
beim Erfalten zu gelatiniren, dies gefchieht auch durch koncentrirte Effigfäure. Im 
Alkohol, Aether und Delen ift der Leim unlöslihd. Durch Alaun, neutraled oder bas 
fifchseffigfaured Bleioryd wird der Leim’ nicht gefältt, wohl aber dur Quedfilber: 
chlorid; befonderd charakteriftifch ift fein Verhalten gegen Gerbfäure, mit welcher er 
einen in reinem Waller faft unlöslichen, weißen, täfigen Niederfchlag (gerb⸗ oder 
tanninfaure® Glutin) hervorbringt, eine Eigenfchaft, auf welcher dad Gerben des Le 
ders beruht, indem fich auch die noch nicht in Leim vermandelten leimgebenden Ge 
bilde mit der Gerbfäure verbinden. Der käuflihe Tifchlerleim wird aus verfchiedenen | 
Materialien gewonnen; zu den befferen Sorten nimmt man Pergaments und XThier | 
bautabfälle; zu den geringeren Sehnen (Flechfen) und Knochen. Man weicht dieſe 
Subftanzen zuerſt in Kalkmilch auf, wäſcht dann den Kalt vollſtändig ab und kocht 
in einem mit doppeltem Boden verfehenen Pupfernen oder eifernen Keffel, bis die Auflöfung 
erfolgt ift, läßt dann abfegen, füllt die klare Leimlöſung in eigene hölzerne Formen, 
wo nach dem Erkalten die erſtarrte Maſſe in dünne Tafeln zerfchnitten und an der 
Luft auf Neben getrodnet wird. Seine hauptfächlichfte Verwendung findet der Leim 
in der Tiſchlerei. Der Kölnische Leim ift durch feine Güte, der Mühlhäufer (Thuringen) 
durch feine Billigkeit befannt; doch wird jetzt faft überall guter Leim fabricirt. 

Leimzucker, Zeimfüß, fon. mit Glycocoll. 

Leindetteröl, Sommerrapsöl, huile de oameline, wird das durch Auspreſſen 
der Samen von Myagrum sativum seu Camelina sativa erhaltene, gelbe Del ges 
genannt; es gehört zu den trodnenden Delen und wird nicht felten zum Berfälfchen dee 
Leinöls benußt. 

Leinöl, huil de lin, Iinsed-oil, Das Leinöl wird durch Auspreſſen der 
Samen von Linum usitassimum gewonnen, die etwa 20 Proc. daron liefern. Es 
befigt eine dunfelgelbe Farbe, ift ziemlich dickflüſſig und riecht und ſchmeckt eigenthüm⸗ 
lich; e8 gehört zu den trocknenden Delen, enthält neben Dlein nur- wenig Margarin 
und findet bauptfächlich zur Firnißbereitung, fowie auch zur Fabrikation der Schmier⸗ 


Leinölfirniss — Leuchtsteine. 277 


feifen Berwendung. NReines Leinöl IS ſich in ſtarkem Alkohol faſt volftändig auf, 
wodurch fich eine Berfälfchung mit andern "fetten Delen entdeden läßt. - 

Leimölfrmiss, vernis gras, huile lithargirde, oil varnish, boiledoil, drying 
oil, dry oil. Zur Darſtellung eines guten Leinölfirniffes gehört vor Allem ein altes, 
d. h. durch Ablagern von den eiweißortigen und ſchleimigen Stoffen möglichft freies Del; 
it man genstbigt, frifche® Leinöl zu verwenden, jo thut man wohl, daſſelbe vorher 
durch wiederholte Wafchen mit Wafler, in welchem man Kachſalz aufgelöft hat, zu 
reinigen und fo lange zu warten, bi® dad Del wieder volllommen Mar geworben ifl. 
Man erhipt alsdann das Del rafch bis zu einer dem Siedepunft(?) ſich nähernden 
Temperatur und erhält es bierin fo lange, bis es die gewünfchte Zähigfeit erlangt 
hat. Um fchneller trodnende Firniſſe zu bereiten, fegt man dem Dele Beine Mengen 
von Bleioryd oder auch kohlenſaurem Manganorpdul zu. Einen fehr guten, ſchnell 
hodnenden Reinölfiiniß erhält man, wenn man 6 Loth eifenfreied, borfaures Mangans 
orydul mit circa $ Pfund altem abgelagerten Leinöl zur dünnen, breiartigen Maſſe 
angerieben, zu 492 Pfund abgelagertem, fiedendem Leinöl zufept, worauf man noch 
einmal auffochen läßt. Der Firniß wird alddann in einen Ballon gegeben und 
hierin 14 Tage lang ruhig ſtehen gelaffen, wonach der abgeflärte Theil abgezogen und 
beliebig verwendet werden fann. 

Leinölsäure, eine eigenthümliche, im Lein⸗ wie auch im Mopnöl enthaltene 
Settfäure, die fi von der Delfäure dadurch unterfcheidet, daß fie micht, mie diefe 
bei Behandlung mit falpetriger Säure feft wird. 

Leiocem, ſ. Dertrin. 

‚ Leithner’s Blau, Leidener Blau, die unter diefem Namen im Handel vorkom⸗ 
mende Malerfarbe ift eine Berbindung von Kobaltorgdul mit Thonerde; zumeilen 
wird fie auch Kobaltuftramarin, Robaltblau, auch Thenard'ſches Blau genannt. Das 
eigentliche Thenard’fche Blau ift jedoch eine Mifchung von phosphorfaurem oder arſen⸗ 
ſaurem Kebaltorgdul und Xhonerde, die zufammengeglüht worden: find. 

Lettermmetall nennt man die Metalllegirungen, welche zur Herftellung der 
Schriftiettern angewendet werden. Ihre Zufammenfegung ift auf die Dauerbaftigteit 
von größerem Einfluß, indem zu weiche Regirungen fi ſchnell abnugende Produfte 
liefern.” Aus diefem Grunde begegnen wir in den meiften in England gedrudten 
Büchern einem weit fehärferen Drude als in den deutfchen u. |. w. Büchern. Wir 
geben daher in Folgendem Borfchriften zu den in England —— Legirungen 
iu Rettenmetall: 


1. IL 1 

Bi. - 0... 55,0 61,3 69,2 
Anttmon . . co . 22,7 18,8 69,2 
Bin . . 000 0. 221 20,2 9,1 
Kuıyfa . ». 2... — — 1,7 
98,8 100,3 99,6 


Rr. IM. iſt die — E ung von aus England im gewöhnlichen Handel bezoge⸗ 
nen Schriften und zwar der größeren Sorten. 

Leuchtgas, |. Gaſsbeleuchtung. 

Leuchtsteine, 2ichtmagnete, Lichtfauger. Mit diefem Namen pflegt man 
einige Gtoffe zu belegen, die, den direkten Sonnenftrahlen ausgeſeßt, die Eigenſchaft 
erlangen, auch nachher eine kürzere oder längere Zeit im Dunkeln einen hellen Schein 


278 Leucin — Lichtbilder. 


zu verbreiten. Dem Flußſpath— dem Chlorophan und dem Diamant {ft dieſes Ver⸗ 
halten von Natur eigen; andere zeigen es erſt durch Erwärmen; zu "diefen gehören 
der fogenannte Bologneferftein (Schwefelbarium), Kantonsphoophor (Schwe⸗ 
felkalcium) Balduins Phosphor (ſalpeterſaure Kalkerde) und andere; eine Be 
ſtrahlung von 10 Sekunden reicht hin, die Präparate leuchtend zu machen. 


Leuein, Leucine, diefer Körper, der auch von Einigen Amidokapronſäure ge 
nannt wird, hat in neueſter Zeit eine beträchtliche Wichtigkeit für Phyfiologie und 
Pathologie erlangt; er wurde zuerft bei der Zerfegung ftiftoffreicher thierifcher Sub⸗ 
ftanzen erhalten, fo von feinem Entdeder Prouft aus altem Käfe (er nannte ihn 
Apofepedin oder Käfeoryd), dann bei der Fäulniß des Kleberd. Neuerer Zeit hat man 
ihn aus den verfchiedenften Thiergemeben theild bei der Fäulniß, theild durch Säuren 
und Alkalien gewonnen. Aus elaftifhem Gewebe bei tagelangem Kochen mit verbünn: 
ter Schwefelfäure erhält man das Leucin, frei von Reimzuder und frei von Tyrofin. &# 
kömmt theils in Krankheiten, theils normal überaus verbreitet im menſchlichen Oige⸗ 
nismus vor. Dad Leucin kryſtallifirt in weißen Blättchen oder Körnchen, fühlt ſich 
fettig an, befigt weder Geruch noch Geſchmack; in Wafler, in Galzfäure und in Ab 
alien Töft es fich Teicht, dagegen fehr wenig in faltem Alkohol, nicht in Aether und 
Chloroform. Es reducirt mit Alkali Kupferlöfungen. In koncentrirter Schwefelſäure 
löſt ed fih ohne Beränderung, eine Leucinfchmwefelfäure läßt fih fo nicht erhalten. 
68 beſteht aus 12 Aeq. Koblenftoff, 13 Aeq. Waflerftoff, 1 Aeq. Stickſtoff und 4 Aeq. 
Sauerftoff. 

Leucon, f. Silicon. 

Leucorcein, ſ. Orcein. 


Leydener Flasche, ſ. Elektricität. 


Licht, die Empfindung, die wir Licht nennen, wird durch einen, durch irgend 
eine Urſache in Vrwegung verſetzten Stoff oder Materie, welche wir Lichtſtoff nennen, 
bervorgehracht. Alles weift darauf Hin, daß diefe Bewegung eine wellenförmige fei, ſo 
dag die Gefege der Wellenbewegung auf alle dahin einfchlagenden Erſcheinungen des 
Lichts durch die Beobachtung ihre volle Beftätigung gefunden haben. Dem gegen 
über find die Erklärungen, die wir und von den Grfcheinungen der Durchfichtigkeit 
und der eigenthümlichen Farben der Körper, fowie von-den Mobififationen, die die 
Lichtftrahlen unter gewiſſen Umftänden erleiden, zu geben verfucht haben, um fo we 
niger befriedigend. 
Lichtbider, Photograppien, Daguerrotype, daguerreotypes epreuves, da- 
guerrienne, daguerreotype, daguerreotype picture, nennt man die durch Einmwir« 
fung des Lichtd auf eigend® hierfür zubereiteten Flächen bervorgerufenen und dauernd 
firirten Bilder. Meiftend wendet man Silberverbindungen an, da diefe am leichteften 
durch das Licht verändert werden; die Unterlage bildet entweder eine polirte und ver 
filberte Kupferplatte, in welchem Falle man die Bilder Daguerreotypen, oder präparir 
te8 Papier, wo man fie Photographien nennt. Die bei der Erzeugung von Lichtbil 
dern vorfommenden Operationen find: 
-1) das Reinigen und Poliren der, Platten; 2) die Jodirung für fich oder mit 
Chlor und Brom; 3) die Einwirkung ded Lichts; 4) das Hervorrufen des Bil 
des durch Quedfilberdämpfe; 5) die Firirung; 6) die Bergoldung. 

Bei Photographien bedarf man folgender Auflöfungen: 
t) von volllommen reinem fryftallifirtem Jodkalium in feinem 15fachen Gewicht 
Baflerz 2) geſchmolzenem falpeterfaurem Silberoryd in feinem 10fachen Gewicht 








Lipyl — Lithoiypie. 279 


befiffirtem Wafler mit 4 did 1 Theil ſtarker Sffigfäure verfept; 3) reiner Gal⸗ 

lusſäure, in völlig gefättigter Löſung; 4) unterfchmwefligfaurem Natron ia feinem 

Sfachen Gewicht Waſſer. Für die Zubereitung des Papierd für die pofitiven 

Bilder; 5) Kochfalz in feinem 12fachen, 6) falpeterfaured Silber in feinem 

Sfahen und 7) unterfchwefligfaures Natron in feinem 12fachen Gewicht Waſſer 

gelöft. 

Lipyl und Lipyloxyd, ſ. Glycerin. 

Lithargyrum, f. Bleiglätte. 

Lithien, Lithiumoryd, oxide de lithium, oxide of Hlhium. Das Rithion 
nähert fi in feinem. henfifchen Berhalten am meiften dem Natron; es gehört zu den 
feltener vorfommenden Körpern und wird befonderd aus dem Tryphillin, einem Mines 
tale, welche8 bei Bodenmais in Baiern vorkommt, und aus phosphorfaurem Li⸗ 
thion und phosphorfaurem Eifenorydul und Manganorydul befteht, gewonnen; andere 
Rineralien, in denen man e3 angetroffen bat, find: der Petalit, Lepidolith und Spo⸗ 
dumen, fämmtlich Silikate; es findet ſich auch in einigen, namentlich den böhmifchen Mi- 
neralwäſſern; die bis jetzt an Lithion reichfte Quelle findet fi in der Nähe von Rie- 
drutte in Cornwall, diefelbe enthält im Litre 0,315 Grm, Kithion. Im waſſerfreien 
Zuftande ift das Lithion noch unbelfannt. : Das Hydrat ift bei weitem weniger 1ö8s 
ih im Waffer, ald Kali» und Natrondydrat; ed reagirt ſtark altalifch, ſchmeckt ſcharf 
und brennend; es fehmilzt ſchon unter der —— zieht aus der Luft Kohlenſäure 
an, doch ohne zu zerfließen. 

Lithlensalze, sels d’oxide de uthinm, die meiſten Lithionſalze ſind auflöslich 
kohlenſaures und phosphorſaures Lithion bedürfen viel Waſſer, um ſich aufzulöſen; 
fie ertheilen der Weingeiſtflamme eine karmoiſinrothe Farbe. 

Lithium, lithium, lithium, ein einfacher, zu den Alkalimetallen gehöriger Kör- 
ver, findet fich in der Natur nur ald ein mit Säuren verbundene® DOyyd (ſ. d.). Das 
Lithium ift ein filberweißed Metall, fchmilzt bei 180° C. und ift in der Rothglüh⸗ 
hie noch nicht flüchtig, das leichtefte aller Metalle, jpec. Bew. 0,59, fo dag es fogar 
auf Steindl ſchwimmt; es ift fehr zähe und läßt fich leicht zu Drabt verarbeiten; 
härter ald Kalium, weicher ald Blei, entzündet fih an der Luft erft weit über 
feinen Schmelzpunkt und verbrennt mit weißen, intenfivem Licht, auf Wafler geworfen 
orpdirt es ſich unter Entwidelung von Waflerftoff, ohne zu ſchmelzen. 

Lithiumfluorür, Auorure de lithium, Auoride of lithium, wird durch Auf— 
löfen von fohlenfaurem Lithion oder Lithionhydrat in BINSPRANEROI UN erhalten ; 
8 iſt in Wafler ſchwer löslich. 

Lithiumchlerür, chlorure de lithium, chloruret of lithium, fann unmittel- 
bar aus dem Triphilin, oder wie das Fluorür erhalten werden; es iſt fehr zerfließlich 
und felbft in maflerfreiem Alkohol und Aether löslich. 

edür, jedure de lithium, ioduret of lithion, kryſtalliſirt mit 6 Aeq. 
Baffer, wenn feine Auflöfung unter einer Glocke neben Schwefelfäure geflellt wird; 
serfließt aber fofort an der Luft; Darftellung wie die des Lithiumfluorür. 


Lithiumoxyd, ſ. Lithion. 

Lithophanien nennt man die durchſcheinenden Bilder von Porzellan, Glas, 
Bachs, Seife und anderen Materialien. 

Lithotypie, hierunter verfteht man das Weherdruden typographiſcher Mbdrüde 
auf lithographiſchem Stein mit befonders zubereiten Farben und Papier. 


280 Lizarinsäure — Luft, dephlogisticirte. 


Lisarinsäure, fyn. mit Alizarin. 


Lobospurpur, eine von Dverbed vorgefchlagene Bezeichnung für purpurfaus 
red Ammoniak, welches derfelbe an Stelle des tyrifchen Purpurs anmendet, um Wolle 
zu färben. Er verfährt hierbei auf die Weife, daß er die Wolle in eine Allorantins 


löfung‘ taucht, ausdrüdt, bei 309% C. trodnet und hierauf trockenes Ammoniafga? ein; 


wirken läßt und zuletzt bis auf 100° C. erhißt. 
Lösen, f. Auflöfen. 
Loth, hiermit bezeichnet man ſowohl eine Unterabtheilung beim Gewicht, ale 


auch verfehiedene Metall » Kompofttionen, die zum Köthen von Metallen gebraucht | 


werden. 


. hLöthen, souder, soudure, to solder, to soder, nennt man die Opera: | 


tion, durch welche in der Wärme die Verbindung zweier dicht aneinander gebradter 
Flächen bewirkt wird. Bei Metallen gefchieht died durch Dazmwifchenbringen einer be 
fonderen Metallmifchung, des Loths, im gefehmolzenen Zuftande, fo daß auf den bei: 
derfeitigen Berührungsflächen eine, wenn auch nur dünne Legirung entfteht; bei Glas 
dadurch, daß man die aneinander zu fügenden Stellen bis zum Stehen erhigt und 
in diefem Zuftande gegeneinander preßt. 

Löthfett, eine Mifhung von Kolophonium und Talg mit etwad Salmiak, dad 
befonderd beim Löthen von Weißblech angewendet wird. 

Löthrehr, chalumeau, tuyau a souder, soldering-pipe, ein altes, fon 
lange gebrauchte® Inſtrument oder Werkzeug, um mittelft deſſelben gewiſſe Metall: 
fegirungen (Rothe) in Fluß zu bringen, nad) deren Erſtarren alddann die gelötheten 
Metaliftüden aneinander befeftigt oder Deffnungen geſchloſſen find. Dean bat die 
Löthrohre von den verfehiedenften Einrichtungen, die jedoch überall darauf hinaus: 
laufen, in den innern Kegel der Flamme eined brennenden Körperd innerhalb einer 
gegebenen Zeit eine gewiffe Menge Sauerftoff einzuführen, um dadurch die Verbren⸗ 
nung nicht nur allein vollftändiger, fondern auch fohneller zu bewirken. Da fid 
die größte MWärmeintenfität gerade auf den Punkten entwidelt, wo die Vereinigung 
zwifchen Sauerſtoff und Kohlenftoff flattfindet (bei der gewöhnlichen Lichtflamme an 
deren Saum und Spitze) fo kehrt fich beim Löthrohre diefer Punkt um, und liegt 
innerhafb des Flammenkegels unmittelbar vor der Mündung des Löthrohrs. Durch 
die verfchiedene Stellung, die man dem Löthrohre zur Flamme giebt, erhält man eine 
veducirende, gelbe, leuchtende, oder eine orydirende, ſchwach leuch—⸗ 
tende blaue Flamme. Als Brennftoff für die Lampen wendet man Talg, flüffige 
Pflanzenfette, Alkohol, Altohol und Aether, Alkohol und Terpentinöl, Kohlenwaſſerſoß⸗ 
gaſe oder auch Gemenge verſchiedener Gaſe an. 

Lohe, Eichenlohe, tan, bork for tanning, mit dieſem Namen belegt man die 
Rinde verſchiedener Bäume, die zum Gerben des Leders benutzt wird; am häufigſten 
wird die Rinde verſchiedener Eichen wie Quercus robus, O. — D. poduncu- 
lata, Q. Hex u. f. w., in manchen Fällen und Gegenden aber auch verſchiedener 
Salir- und Pinusarten zur Anfertigung von Lohe angewendet, 

Lucimeter, ein Inſtrument zur Beſtimmung der Lichtintenſität für Pholo⸗ 


graphen. - 
Luft, atmosphãrische, ſ. Atmoſphäre. 


Luft, brennbare, ſ. Waſſerſtoff. 
Luft, dephlogisticirte, ſ. Sauerſtoff. 





Luft, five — Lutter. m 281 


Laft, fixe, f. Roblenfäure. 

Luft, hepatische, ſ Säwefelwafferfoff. 
Luft, indammable, f. Wafferftoff. 

Luft, phlegistieirte, {. Sauerfloff. 


Iuftelektricität nennen wir die zu allen Tages» und Jahreszeiten in der Ats 
mofphäre ſich befindende freie Eleftricität, deren Dafein und um fo weniger übers 
raſchen kann, ald wir willen, wie zahlreich die Proceffe und Borgänge find, bei wel⸗ 
hen diefelbe in Freiheit geießt wird. Jede Verbrennung, jede Berdampfung, die Reis 
bung nichtleitender Körper aneinander, jeder chemifche Proceß, die Lebensthätigkeit der 
Zhier- und Pflanzenwelt find konftante Quellen der Elektricität. 


Luftfltration, hierunter verfteht man das Durchleiten von atmofphärifcher 
Luft durch gereinigte Baummolle, wobei dieſe letztere wahrfcheinlih Organismen zus 
rüdhält, die das Vermögen befigen, in gewiflen Zlüffigfeiten die Erfcheinungen der 
Bahrung oder Fäulniß hervorzurufen, fo daß im filtrirten Zuftande manche außerdem 
dr Zerſetzung unterworfene Subftanzen oft längere Zeit unverändert fih aufbewah⸗ 
ren laſſen. 


Luftgütemesser, ſ. Eudiometer. 
Luftmörtel, f. Mörtel. 


Luftpampe, machine pneumatique, air pump, ein vielgebrauchter phyſikali⸗ 
ſcher Apparat, deſſen Erfindung einem Deutfchen (Otto v. Guerike, 1650) zuges 
(hrieben wird. Je nach dem Bedürfniß ift die Luftpumpe bald größer, bald Peiner, 
bald von diefer, bald von jener Konftruftion; alle Arten dienen denfelben Zwecken, 
entweder die Luft bi zu einem gewiſſen Grade zu verdünnen, oder auf ein gewiffes 
Dolumen zufammen zu preffen. * 


Luftsäure, f. Kohlenſäure. 

Luftthermometer, ſ. Thermometer. 

Luftzünder, f. Pyrophor. 

Lapulin, Lupulit, ſ. Sopfenbitter. 

Lustgas, f. Stitftofforgdulgas. 

Luteogallussäure , Gelbgerbfäure, eine zuweilen in ziemlicher Menge in den 
Galäpfein fich findende Säure, die wahrfcheinlih erft aus der Gerbfäure felbft 
entſteht. 

lateolin, ein kryſtalliſirbarer Beſtandtheil des Wau's (Meseda luteola), dem 
diefer feine färbenden Eigenfchaften verdankt. Zu feiner Darſtellung behandelt man 
den aus einer Abkochung des Krauts mit Waſſer beim Erkalten fi) bildenden Nie⸗ 
derihlag, der aus unteinem Luteolin beftebt, mit fochendem Alkohol, und filtrirt. — 
Rad dem Erkalten fheidet fih das Ruteolin in gelblihen, durchſcheinenden Nadeln 
aus. Daffelbe verflüchtigt fih in der Wärme ohne Zerfegung; in Waller ift ed nur 
ſchwer löslich; dieſe Auflöfung befibt eine gelbe Farbe, veagirt neutral, und färbt, 
mit Alaun gebeizt, Seide und Wolle gelb mit einem Stich ind Grünes in Aether, 
Allohol, Alkalien, Kalt» und Barytwaſſer löft e8 fich leicht. Seine alkaliſche Aufs 
fung giebt mit Alaun und fchmwefelfaurem Eifenoryd, mit effigfaurem Bleis und 
Kupferopyd gefälkt, gelbe Rieberfchläge. 

Latter, Säuter, Sauer, eau de vie dela premiere destillation. De smylings, 


282 Lyein — Maass. 


low wine, nennt man die bei der erften Deftillation ded Branniweind aus Getreide 
übergehende noch ſtark wäflerige, viel Fuſelöl und etwas Effigfäure enthaltende Flüſ⸗ 
figfeit von 20 bis 25 Proc. Alkohol. Um daraus Branntwein darzuftellen, muß der 
Lutter reftificirt werden. Nur die Bleineren Brennereien, die fich zu ihren Deftilla- 
tionen noch der einfachen Blafe bedienen, erzeugen noch Lutter; in den größeren be- 
nußt man Apparate, die ſchon bei Einer Deftillation alkoholreiche Produkte liefern, 

Lyein, Iycine, Iycine, eine in Lycium harbarım enthaltene organiſche Balt. 
&8 bildet eine völlig weiße, kryſtalliniſche Maffe von neutraler Reaktion und fcharfem 
Geſchmack; ift leicht zerfließlich, in abfplutem Alkohol wenig, in Aether gar nicht loͤs⸗ 
lich, ſchmilzt bei 1500 C. und verkohlt bei höherer Temperatur. 


M. 


Maass, mesure, measure. Unter Maaß verſteht man eine Linie, nad deren 
Einheiten oder Bruchtheilen man die Entfernung eined Ortes von einem andern auf: 
brüdt. Um zwedmäßigften würde es fein, fich einer natürlichen Einheit zu bedienen; 
da jedoch eine folhe von Bornherein nicht vorhanden ift, fo hat man fich zur An 
wendung einer willkürlichen Einheit genöthigt geſehen, die jedod bei den verſchiede⸗ 
nen Ländern und Völkern keineswegs überall diejelbe ift; der menfchliche Fuß, dad 
Sefundenpendel u. m. a. find willfürliche Einheiten, die eine zienlich verbreitete An- 
nahme gefunden haben; nichtödeftoweniger aber wegen der Deränderlichkeit, der diele 
Größen unterworfen find, Vieles zu wünfchen übrig ließen. Als ein großer Fort 
fehritt mußte ed daher betrachtet werden, daß Frankreich, indem ed nad) einer natür 
lihen Maaßeinheir fuchte, ald eine folche den zehnmillionten Theil des nördlichen 
Erdhälftequadranten angenommen hat. Diefe Einheit führt den Namen „Meter.“ 
Es bat fich zwar ergeben, daß die früheren Meſſungen, die der Länge des Meters zu 
Grunde liegen, nicht abfolut genau, andererfeits die Differenzen auch fo geringfügig 
find, daß man geglaubt Hat, fie vernachläffigen zu dürfen um fo mehr, ald man ihren 


Betrag ein und für allemal feftgeftellt hat. Aus dem Längenmaaße konftruiren fd 


durch Quadrirung deö Meterd das Flächenmaaß, und aus der Kubirung des Meterd 





dad Körpermaaß. Die Vorzüge des franzöfifben Maaßſyſtems find inzwiſchen fe 


aligemein anerfannt worden, daß man nicht dabei ſtehen geblieben ift, mit demfelben 
die Maaße aller übrigen Länder zu vergleichen, fondern auch angefangen bat, dafielbt 
als geſetzliches Maaß an Stelle des alten treten zu laflen (Belgien, Stalien). 


Bergleihung der wichtigften deutſchen Längenmaaße mit dem 
franzöſiſchen Meter. 


1 Fuß der en Länder hält 
Sn Baien . . .. .. .. 291,8592 Millimeter 
„ Hannover » 2 0 0 2 0. 292,0947 F 
„Preußen (Danemarld) . .„ . 313,8535 Br 
„ Sachſen . . ... 283,1901, 
„Würtemberg (Hamburg) =»... 286,90 „ 





Maceriren — Magisterium. 283 


In Deſterreich. ... 3186,1109 Millimeter 
„Heſſen⸗Kaſſel Raffau) . . 0. 287,6991 - „ 
„ Hellens Damftadtt . - -» . 250,000 
„ Baden (Schmwei)) - - * . .. 300,000 Ma 


Bergleihung einiger Flähenmaaße, 

1 Quadratmeter ift DQuadratfuße: 

In Preußen (Dänemarl) .. - . . . 10',76430 0? 
„ Hannover . 2 2 0 2 0 0... 1172067 „ 
» Baien © 2. 2 0 0 0 0 0. 1173960 „ 
„ Sadien ... 20200. 1246936 „, 
„ Würtemberg (Sand) — ru 18012; 
„ Deflrreih . . . 0 0. 3000739 
„Heſſen⸗Kaſſel (Raffau) >00. 1208156 
„ Helfen Darmfladt . oo 0. . 1600000 „ 
» Baden (Shwes) - 0. 11,11111 


Vergleichung einiger Kubikfuße mit dem Kubikmeter. 

— 1 Kubikmeter iſt Kubikfuße: 
Sn Baiern. 2 0 2 2 2. 4022350 O® 
„ Hannovtt -. . 2 0 0 2 0 0. 4012627 „ 
» Breußen . 2 2 2 00 en. 32',34587 „” 
„ Sohlen . 2 2 0 00 00.0. 44,03177 „ 
„ BWürtembeag .- » 0 0 200020. 42,52752 „ 
„Oeſterreich.. 43165786, 

Heſſen⸗Kaſſel.4 41,99374, 
„Heſſen⸗Darmſtadt .64,00000, 
» Baden... 37,03704 „ 


Maceriren, iſt die Extraktion, gewöhnlich von Pflanzenſtoffen durch Waſſer, 
Alkohol, Aether ꝛc. bei gewöhnlicher Temperatur (10 bis 200 C.). 

Madhucabutter, ſyn. mit Galambutter, einem, dem Palmöl ähnlichen 
Pflanzenfett. 

Madiasäure, eine in den Samen von Madia sativa oder vielmehr in dem 
Dele diefer Samen enthaltene kryſtalliſirbare Fettfäure. 

Magensaft, Labfaft, nennt man die von den Drüfen der Magenwände abgeſon⸗ 
derte Flüffigkeit, fobald Speifen in den Magen gelangen. Filtrirt bildet der Magen. 
laft eine Mare, durchſichtige, farblofe, wäſſerige Flüffigkeit von faurer Reaktion. 


Magisterium biswutki, Bianc d’Espagne, Nack white, bafifchsfalpeterfau- 
res Wismuthoryd, Wismuthweiß, Spaniſches Weiß. Man erhält dieſe Verbindung, 
wenn man kryſtallifirtes, ſalpeterſaures Wismuthoxyd mit etwas Salpeterſäure in 
Waſſer auflöſt und dieſe Auflöfung mit einer größeren Menge Waſſer verdünnt, wo⸗ 
durch fich das bafifchsfalpeterfaure Wismuthoryd in zarten, feidenglänzenden Schups 
pen niederfchlägt. Es befteht in 100 Theilen aus 76,32 Wismuthoxyd, 17,76 Sal⸗ 
peterfäure und 5,92 Waſſer. Es wird in der neueren Zeit bauptfächlich ald Fluß- 
mittel in der Porcellanmalerei benust, außerdem findet ed ale Heilmittel, wie auch 
ald Schminke Anwendung. 


284 | Magma — Magnesium. 


Magma, eine Benennung für eine jede fleife breiartige Mafle. 

Magnesia, Bittererde, Talkerde, Magnefiumoryd, alkaliſche Erde, wägnesie, 
magnosia, ift dad Oryd eined fogenannten Erdmetalld, des Magneſiums; es ifl, mit 
Säuren, befonderd Koblenz, Kiefels und Schwefelfäure verbunden, ein in der Natur 
fehr verbreiteter Körper. Im reinen Zuftande erhält man die Magnefia durch gelin- 
des Glühen von fohlenfaurer Bittererde. So dargeftellt bildet fie ein weißes, höchſt 
lodered, ganz unfchmelzbared Pulver, von welchem 1 Theil zu feiner Auflöfung 50000 
Theile Wafler bedarf; fie fättigt die Säuren vollfommen und wird durch Kalk and 
ihren Auflöfungen gefällt; mit Waſſer erhist fie fih wenig, verbindet fi aber damit 
zu Hydrat; fie ift ein Arzneimittel und wird als ein fehr wirkſames Gegenmittel bei 
Arfenitvergiftungen angewendet ; enthält 40 Proc. Sauerftoff. 

Magnesia alba, f. Kohlenſaure Bittererde. 

Magnesiahydrat, ſ. Magnefia. : 


Magnesiasalse, Faſt fämmtliche Magnefiaſalze befigen einen eigenthümfichen, 
unangenehmen, bittern Geſchmack; ihre Auflöfungen werden durch Abende Alkalien, 
fowie durch Baryt-, Strontian- und Kalfwafler volftändig gefällt; mit Phosphor 
fäure und Ammoniat bilden fie einen befonder& ſchwer löslichen Niederfchlag und man 
benugt diefed Verhalten, um fie analytifch zu beſtimmen. 


Magnesiaseife, entfleht, wenn eine Altalifeife durch ein Bittererdefalz zerlegt 

wird; fie ift eine Verbindung von den. verfchiedenen Fettfäuren der Alkalifeife mit 
Bittererde. 
Magnesit, Magnefinfpath, magnesite, magnesite, natürlich vorfommende, neu: 
trale, Lohlenfaure Bittererde. Ihre vorzüglichften Fundorte find: Frankenſtein in 
Oberſchleſien (nah einer Analyfe von Schwarz mit 93 Proc. MgO, CO, 5,60 Sant, 
1,40 ‚tohlenfauren Kalt und 1,0 Thon), Hall und Zillerthal in Tyrol, am St. Bott 
bardt, Pfifhfthal im Faflathale in der Schweiz, die nur zwiſchen 83 und 90 Proc. 
ohlenfaure Bittererde und außerdem 10 bid 17 Proc. kohlenſaures Eifen- und Man 
ganorydul enthalten. Der Magnefit findet feine hauptfächlichfte Berwendung in den 
Fabriken künftlicher Mineralwaſſer, zur Gewinnung der Kohlenfäure, no derfelbe mit 
Waſſer angerührt, durch koncentrirte Schwefelfäure zerfeßt wird, und ald Nebenproduft 
fhwefelfaure Bittererde liefert. Auch auf Eubea finden fih mächtige Magnefitlager 
von großer Reinheit, aus welchen jährlich viele Taufende von Sentnern nach England 
geben, um in Magnesia alba verwandelt zu werden, die in den Kattunfabrifen mit 
Amylon vermengt wird, um die Baummollengewebe ſchwerer und weißer zu machen; 
ebenfo beabfichtigt man in England die Kohlenfäure des ˖Magneſits in Leuchtgas und 
die Bittererde deffelben auf Magnefium zu verarbeiten. 

Magnesiaspath, |, Magnefit. 

Magnesium, Magnium, Talcium, magndsium, magnesium, ein zu- den foge 
nannten Erbmetallen gehöriged Element, welches durch Glühen von Chlormagneſium 
mit Kalium oder Ratrium erhalten wird. Es befigt die Farbe und den Glanz des 
Silbers und läßt fih hämmern und feilen; fein fpec. Gem. ift 1,743 bei 5° C.; 4 
ſchmilzt in der Rothglühhitze; ſtärker erhigt, verflüchtigt es ſich; an der Luft zeigt ed 
ſich Heftändiger ald Calcium, Strontium x. Kalte Wafler wird durch Magnefium nid! 
merflich zerfeßt; bei 30° fängt ed an, Waflerftoffgad zu entwideln; in Gauerftoffgas 
oder atmofphärifcher Luft zum Glühen gebracht, verbrennt ed unter fonnenglanzartiger 


;. 





Moagnesiumbromur — Magnetismus. 285 


Pihtenhwidelung, fo daß man darauf Bedacht zu nehmen beginnt, daſſelbe ald Bes 
leuchtungoͤmittel an Sein Zeichen iſt Mg, fein Aequiv. 12,0. 

Hsgaesiumbromur, bromure de magnesium, bromide of magnesiam, ent 
Reht, wenn man über ein, in einem Porcellanrohre zum Glühen gebrachtes Gemenge 
von waflerfreier Bittererde und Koble einen Strom von trodnem Bromdampf leitet 
8 bildet eine weiße, fryftallinifche Mafle, die in der Rothglühhitze —2 aber nicht 
fltüchtig iſt. ES enthält 86,95 Proc. Brom. 

Nagnesiumchlorur, chlorwaſſerſtoffſaure Magnefia, falzfaure —— chlo- 
rıre de mägnesium, chloride of magnesium, bildet ein fehr häufiges Borkommen 
im Meerwaffer, in Mineralquellen, Salzfoolen und in faft allen Brunnenmäflern; 
künſtlich ſtellt man das Salz dur Auflöfen von Biitererde in Salzfäure und Ab⸗ 
dampfen der Röfung unter Zufah von Salmiak und Glühen des Rüdftandes dar. 
68 bildet eine weiße, kryſtalliniſche Maffe, die aus der Luft bald Feuchtigkeit anzieht 
und zerfließt. Das Chlormagnefium ift Urfache der zumeilen ſehr feuchten Beſchaffen⸗ 
keit, fowie des oft bitteren Nebengefchmadd des Kochſalzes. 


Magnesiumfluorur, Naorure de magnesium, fluoride of magnesium, ent- 
feht ald ein woeißes, gefchmadtofes, in Wafler unlöslihes Pulver, wenn Fluorkalium 
duch Bitterfalzlöfung zerfegt wird; ed enthält 61,30 Proc. Fluor. 

Hagnesinmjedur, jodure de magnesium, iodure of magnesium, wird auf 
ähnliche Weife, wie dad Bromür, erhalten; es findet fich auch als Beftandtheil mans 
her Mineralquellen; es bildet ein fehr zerfließliches Salz, welches waſſerfrei 91,37 
Bror. Job enthält. - 

Magnesiumexyd, 

Hagnesiumexydhydrat, 

Magnet, künstlicher, und natürlicher, |. Magnetismus. 


Magneteisenstein, Magneteifen, fer oxydule, magnetio iron-ore. Ein Mis 
neral von der Zufammenfegung (FeO, Fe,, O,) welches ſtark magnetifch ift (na⸗ 
türlicher Magnet) und befonders in Nortvegen und Schweden in großen Maflen vors 
tommt, und das .vorzüglichfte Stabeifen und den beften Stahl liefert. Künſtlich er 
hält man diefe Berbindung, wenn man Eifendraht in einer Porcellanröhre zum Glü⸗ 
ben bringt und Waflerdampf durch das — treibt; es entſteht auch bei verſchiedenen 
Hüttenproceffen. 

Magnetismus, magnetisme, magnetism. Der Magnetiömus äußert ſich in 
manchen Körpern, vor allem jedoh am Eifen ald eine Kraft, Eigenfchaft, oder ald 
einen Zuftand, vermöge welcher diefe Körper die Fähigkeit erlangen, bis auf gemiffe 
Entfernungen ihnen nahe gebrachtes Eifen anzuziehen und feft zu halten. Die mag- 
netiſchen Erfcheinungen bieten ungemein viel Uebereinftimmendes mit den elektriſchen 
darz letztere laſſen ſich durch Magnetismus hervorrufen, wie man auch umgekehrt durch 
Stetricität vielen metallifchen Körpern magnetifche Eigenfchaften ertheilen kann. Erft 
in der neueren Zeit hat man gefunden, daß der Magnetidmus eine eben fo allgemein 
verbreitete und einflußreihe Naturkraft ift, wie die Eleftricität und daß außer Eifen, 
Adel und Kobalt und mehrere- ihrer Verbindungen auch noch viele andere Kötper 
Ragnetiömus annehmen. Körper, die ſich fehon in ihrem natürlihen Vorkommen 
Mmagnetifch zeigen, wie der Magneteifenftein, an welchem man auch den Magnetismus 
ſchon in den früßeften Zeiten gekannt hat, werden. natürliche Magnete genannt. — 
Künftlihe Magnete, die einen kräftigen und zugleich dauernden Magnetiömus befiken, 


ſ. Magneſia. 





286 Magnetoeleetricität — Malachiit. 


tönnen nur mit gehärtetem Stahl hervorgebracht werden; fie heißen daher auch 
Stahlmagnete. Die Wirlung ded Magnetismus auf Gifen erleidet feine Störung, 
weder durch andere Körper, noch durch den luftleeren Raum. Man findet: an den 
Magnetftäben zwei Punkte, in der Regel feine beiden Enden, oder. vielmehr nabe an 
diefen, wo ſich der Magnetismus am ftärkften zeigt; dies find feine Pole, von denen 
der eine der Notd⸗ oder pofitive Pol, der andere der Süd oder negative Bol genannt 
wird; von diefen beiden Punkten nach der Mitte hin, nimmt die magnetifche Kraft 
allmälig ab, bis fie in der Mitte zwifchen ihnen Null oder faft Null wird; dies if 
feine neutrale Zone oder der magnetifche Aequator; die die beiden Pole 
perbindende gerade Linie heißt die magnetifche Are. Gemöhnlich haben die Stahl: 
magnete die Geftalt eined Stabes oder Hufeifend; bei ftarfen Magneten find oft meh—⸗ 
vere Lamellen aufeinander befefligt. Zur Herftellung eines Magnets werden die 
Stäbe nad) einer gewiſſen Regel einzeln geftrichen, oder auch der Einwirkung eine 
kräftigen elektrifchen Stromes ausgeſetzt. Wird ein Magnetflab in feiner Mitte an 
einem dünnen Faden fo aufgehängt, dag er horizontal frei ſchwingen kann, fo nimmt 
er nah und nach eine beftimmte Lage an, in die er immer toieder zurückkehrt, wenn 
er daraus entfernt wurde; feine Richtung enifpricht aldbann nahezu dem Erbmeridian 
des Ortes. Der nad; Norden gefehrte Pol des Magnets ift fein Südpol. De 
magnetifhe Meridian fällt mit den geographifchen nicht immer zufammen und man 
nennt den Bintel, deu beide Richtungen mit einander bilden, bie magnetifche Ab: 
weihung oder Deklination. Wenn man fi mit einem, unter mittleren Brei 
ten völlig horizontal fhwingenden Magnet dem Aeguator oder dem Pol nähert, fo 
verläßt er feine horizontale Lage, indem im erfteren Falle das nach Süden zeigende 
im andern dad nach Norden zeigende Ende ſich nach abwärts neigt. Bon dem Aequa⸗ 
tor ausgehend, nennt man den Winkel, den die Neigung mit der Horigontalebene 
macht, die Inflination des Magnetismus Ein eigenthümliches Berhalten 
zeigen die Körper kräftigen Elettromagneten gegenüber, indem die. einen von jedem der 
beiden Pole des Magnets angezogen, die andern aber abgeftoßen merden; hei jenen 
erzeugt der magnetifche Pol den dem feinigen entgegengefeßten, bei diefen den gleid- 
namigen Pol; man nennt die Körper der leßteren Art dimagnetiſche, der erſtern 
magnetifche Körper. 

Magnetoeleetricität, electromagnetisme, magneto electricity, nennt man 
die durch kräftige Magnete hervorgerufenen elektriſchen Erſcheinungen. 


Magnetnadel, aiguille almantée, ou de compas, magnetic needie, needie, 
compas-needle, hiermit bezeichnet man eine magnetifitte Stahlnadel oder überhaupt 
jeden Magnetflab mit zwei Polen, der um einen feften Punft ober um eine fefte Are 
beweglich ift. 

Magneto-Induction, vertu magnetique, magnetic induction, nennt man 
den vermittelft eines eleftrifchen Stromes in einem Eifenftabe auf die Weife hewor⸗ 
gerufenen Magnetismus, daß man den Eifenkern in eine Drahtrolle einschließt, welche 
von dem eleftrifchen (inducirenden) Strome durchfloffen wird, 

Magneto-electrische Maschine, maschine magneto-eleotrique, maschine 
of magnet -eleotric, iſt ein Apparat, vermittelt welches durch Magnetismus Elel: 
tricität hervorgerufen wird. 

Magnium, ſ. Magnefium. 

Malachit, cuivre carbonat& vert; green copper-ore (Atladerz), ein Mineral 
welches vorwiegenn and kohlenfaurem Kupferorydhydrat beſteht. Die, befonders in 





Maleinsäure — Mangan. | 287 


Eibitien, in großen Stüden vortommenden und ſchön grün gefärbten Maflen des 
Malachits werden zu Schmudfachen und Kunftgegenfländen verarbeitet, 

Maleinsäure, acide pyromalique, pyromalic acid, Mafurfäure, Parafumar⸗ 
fäure, Maleafäure, Brenzäpfelfäure, Brenzvogelbeerfäure; ein Zerfebungdproduft der 
Yumarfänre, wenn diefe in einer Netorte bis auf 200° C. erhißt wird. Sie kryſtalli⸗ 
fit in farblofen Säufen, fehmilzt bei 130° &. und verwandelt fi bei 160° C. in 
waflerfreie Maleinfäure ; längere Zeit bei 130% C. erhigt, geht fie wieder in Fumar⸗ 
fäure über; fie enthält 2 Aeq. bafifches Waſſer. 

Nalergeld, hierunter verfieht man gewöhnlich fein zertheiltes Gold, wie es zum 
Malen und Einbrennen auf Glas und Porzellan angewendet und durch Fällen einer 
Goldchloridlöſung durch reinen Eifenvitriol erhalten wird; aber auch das unter dem 
Namen „Mufchelgo1d* (or en coquille, or en chaup, shell-gold) bekannte Prä⸗ 
parat, welches aus den Abfällen von echtem, wie unechtem Blatigold auf die Weiſe 
jubereitet wird, daß man diefe Abfälle mit Honig mengt, fie damit aufs feinfte zu- 
Iummenreibt, den Honig wieder abwälcht und das zurüdbleibende feine Pulver mit 
mad Summifchleim anrührt und. in Mufcheln füllt, wird Malergold genannt. 


Nalersilber, von der Darftellung und Verwendung diefed Präparats gilt 
daſſelbe, was in diefer Beziehung von Mafergold gejagt worden if. Um ein mög- 
ihft fein zertheilte® Silber gu erhalten, muß die Fällung des falpeterfauren Silbere 
oryds durch Eifenvitriol in der Kälte vorgenonmen werden. 


Haltha, Hierunter verfieht man eine aus Wachs und Pech zufammengefchmols 
zene Mafle, die zum Dichten hölzener Geräthſchaften benupt wird; zuweilen bezeich- 
net man mit dieſem Ramen auch den Aöphalt. 


Mals, malt, dreche, drege, wird da8 durch Keimen für die Zwecke der Bier 
brauerei und Branntweinbrennerei vorbereitete Getreide, Hafer, Roggen, Weizen, 
derfte c., genannt. Das Malen, d. i. dad Hervorrufen des Keimens, hat den 
Zweck, den unlösfichen Kleber diefer Samen löslich zu machen, in welchem Zuftande 
diefer, bei hinreichender Feuchtigkeit, und angemefjener Temperatur, die Fähigkeit bes _ 
fihßt, das Stärkemehl in Zucker zu verwandeln. Im Allgemeinen ift der Malzproceß 
beendet, fobald fich der Keim in der Entwidelung zeigt; der Kleber ift alddann in 
den löslichen Zuſtand übergegangen, um in der Bierwürze die Ummandlung des 
Stärfemehld in Zuder vollbringen zu können. Die Bedingungen für das Eintreten 
des Keimens find: 1) vollftändige Aufquellung ded Kornd, 2) Zutritt der atmofphä- 
then Luft; 3) eine angemeffene Wärme über dem Gefrierpunfte des Waſſers, die aber 
hoͤhſtens 400 C. erreicht, und A) Abſchluß des Lichte. Man beginnt mit dem Ein 
quellen, läßt alddann bis auf einen gewiffen Punkt wahfen, und trodnet, 
wenn diefer erreicht ift, dad Malz, — Am häufigſten wendet man Gerfte zur Malz 
brreitung an, weil man gefunden bat, daß dad Gerſtenmalz die zuderbildende Kraft 
in höherem Maße befigt, ald das der übrigen der oben genannten Getreidearten. 

Halssyrup, syrup de malt, syrop of malt, nennt man die durch Eindam- 
fen der Bierwürze erhaltene zuderhaltige ſyrupartige Flüffigkeit. 

Malssucker, suore de malt, sugar of malt, ift der beim Maigen durch 
Cinwirkung von Diaſtas auf Stärfemehl gebildete Zuder. 

Hangan, Manganium, mangandse, manganese, Dad Mangan ift, größe 
tentheild mit Sauerfloff verbunden, ein fehr häufig vorkommendes Metall; das wich⸗ 
gie feiner Erze ift der Braunftein, f. d. Im metallifhen Zuflande wird dus Mans 


S 


288 Manganbromür — Manganhyperoxyd. 


- gan durch feine Reduktion mit Kohle in hoher Temperatur erhalten. Das fo srhals 
tene Metall befigt eine gewiſſe Dehnbarteit; läßt fich feilen, zerbricht aber unter dem 
Hammer. Es ift ſehr hart, zeigt einen, weichen Gußeifenforten ähnlichen, grauen 
Bruch mit röthlichem Schein; fein fpec. Gewicht ift 7,1 und ift eben fo ſchwer ſchmelz⸗ 
bar als Eilen. Das Mangan befigt eine große Verwandtfchaft zum Sauerſtoff und 
feine Oberfläche wird in feuchter Luft bald trübe, indem fie ſich mit einem tief brau⸗ 
nen Roft bedeckt; es zerfept bei geroohnlicher Temperatur langfam dad Waſſer unter 
Moflerftoffgasentwidelung ; bei 1009 ©. gebt die Waflerzerfegung ſchnell vor fich; es 
muß wie Kalium oder Natrium unter Eteinöl oder in zugefhmolgenen Glasröhren 
aufbewahrt werden. Für fi findet dad Mangan in der Technik feine Verwendung; 
dagegen Hilden gemwifle Oxyde deffelben,, die man mit dem gemeinfchaftlihen Namen 
Braunftein belegt, ein unentbehrliches Material in der Glasfabrilation, fowie auf 
zur Darftellung von Chlor. Sein Zeichen ift Mn; fein Aequiv. —= 27,0. 


Manganbromür, ift die dem Manganorydul entfprechende Verbindung des 
Mangand mit Brom; man erhält ed durch Auflöfen von Tohlenfaurem Manganory: 
dul in Brommafferftofffäure, und Abdampfen der Flüſſigkeit als kleine, vothe, leicht 
zerfliegliche Kıyflallnadeln, die wafjerhaltig find. 


Manganchlorid, perchiorure de magnésium, perchloride of magnesium, 
entfteht, wenn Manganoryd in der Kälte in koncentrirter Salzfäure aufgelöft wird; 
ed bildet eine dunfelbraune Flüffigkeit, die fihon in gelinder Wärme Chlor audgiebt 
und beim Abdampfen nur Chlorür zurüdläßt, Start mit Wafler verdünnt, fchlägt 
fih Manganoryd nieder, während Chlorür in Löfung bleibt. Es enthält 53,86 Proc. 
Mangan. 

Manganchlorür, chlorure de magnésium, chloride of magnesium, bildet 
fih bei der Behandlung von Braunftein und Salzſäure bei der Entwidelung von 
Chlor. Durch Abdampfen kann dad Mangandhlorür ald waſſerhaltiges Salz Fryftal: 
fifirt erhalten werden; es enthält 41,6 Proc. Mangan. 

“= Manganerse werden die an Mangan beſonders reichen Mineralien genannt; 
die wichtigſten derſelben find: 
1) der Pyroluſit. mit 39 Procent Sauerftoff, 
2) „ Bramit .„. „ 3 BE 
3) „ Haudmannit „ 28 er 
4) „ Manganit . „ 
5) „ Crednaitt - „ 85 „ 
6) Phifomelan, eine Verbindung von Manganorpd, Baryt oder Kali mit Pprolufit. 
7) Manganfpath, Fohlenfaure® Manganorydul. 
8) Mangantiefel oder Manganaygit, einfach Fiefelfaures Manganorydul = Mn O, 
1 SiO,. 
9) Manganglanz, Einfach s Schmwefelmangan, 

Manganesium, fon. mit. Mangan. 

Manganfluerid, 

Manganflureür, 

Manganhyperoxyd, peroxide de mangandse, mangandse oxid6, super- 
ozide de manganese, gray manganese ore; manganite gray oxide of manga- 
nese; kommt in der Natur vor und wird von den Mineralogen Pyroluſit genannt, 
fe Manganerze. Manganhyperoxydhydrat fommt ebenfall® als Mineral vor, wo 


werden wie die entfprechenden Chlorverbindungen erhalten. 





Moanganlegirungen — Mangansäure. 289 


8 den Namen Manganit führt; es giebt einen braunen Strih und unterfcheidet fich 
hierdurch von dem Pyrolufit, welcher einen ſchwarzen Strich giebt. 


Manganlegirungen, alliages de manganesiam, allays of manganesium ; 
unter diefen feheint die mit Ciſen in neuerer Zeit von Wichtigkeit werden zu wollen, 
indem ein Mangangehalt des Eifend von 1 — 5 Procent diefem lebteren in Beziehung 
auf feine Härte fehr werthvolle Eigenfchaften ertheilen fol. Man ftellt zu dieſem 
Zzwecke hauptfächli eine Xegirung dar, die auf 2 Aeq. Mangan 1 Aeq. Eifen, und 
eine andere, die auf 4 Aeq. Mangan 1 Aeq. enthält. Zu diefem Behufe wird das 
gepulverte Manganoxyd mit einer entfprechenden Menge Holzkohlenpulver gemengt, 
und diefe® Gemenge mit der beftimmten Quantität Eifen, wie granulirte® Gußeifen, 
Bohre, Dreh» und Feilſpäne von Schmiedeeifen, Stahl u. f. w., in Graphittiegeln 
von 50. Pfund Inhalt zu einem Regulus, der ſich am Boden des Tiegeld anfammelt. 
zuſammengeſchmolzen. Diefe Maffe dient beim Ausfchmelzen von Eifen ald Zufchlag. - 
Die Eifen= Manganlegirung ift härter als der härteſte Stahl, nimmt eine audgezeich« 
te Politur an, fchmilzt bei Rothgluth, eigmet Ach gut zum Gießen, orydirt fih an 
dır Luft gar nicht und felbft im Wafler nur oberflählih. Ihre Farbe liegt zwifchen 
der des Silberd und ded Stable. — Die Manganfupferlegirung mird wie die des 
Eifend dargeftellt; die Kupromangane, wie fie Prieger in Bonn genannt hat, äh 
nen der Bronze, find aber viel härter umd fefter; ihre Legirungen mit Zinn find 
leicht ſchmelzbar, fehr feft, leicht zu bearbeiten und an Farbe und Glanz feinem Sil⸗ 
ber ähnlich. 

Manganoxydulsalse; fie find bald farblos, bald vofentott gefärbt; aus ihren 
Auflöfungen ſchlägt Kali oder Natron Manganorydul in weißen Flocken nieder, die an 
der Luft ſchnell braun werden; die fohlenfauren Alfalien geben einen ſchmutzig weißen 
Riederfchlag von fohlenfaurem Manganorydul, Schmwefelwaflerftoff - Ammoniak fällt 
die Löſungen fleifchroth. 

Manganoıyd, manganese oxid6 hydraté, "red oxid of manganese, cine in 
der Natur zumeilen in oftasdrifchen Kıyftallen vorfommende Verbindung, die den 
Namen Braunit führt, f.». und Manganerze- Formel Mn,C,. 

Manganoıydoxydul, oxyde rouge de manganese, red oxide of manga- 
nese, rothes Manganoryd wird ald natürlich vorkommendes Mineral Haudmanit ge 
nannt, f.e Manganerze. Formel Mn, O,. 

Manganexydsalse; 3 die Salze, die dad Manganoryd mit den Säuren bildet, 
jeigen wenig Beltändigfeit, die meiften derfelben werden ſchon durch Waller zerlegt. 


Manganeıydul, protoxyde de mangandse, wird durch Glühen von fohlen« 
faurem Manganorydul bei Abfchluß der Luft erhalten; es bleibt hierbei ald eim hells 
graues Pulver zurück, welches fi, wenn ed nicht ſehr ſtark geglüht war, leicht höher 
orpdirt; das Mauganorydul ift eine ſtarke Baſe. Formel MnO. 


Mangansäure; acide manganigue, manganio acid, diefe Säure entfteht, 
wenn Manganhpyperorgd unter Quftzutritt, oder bei Gegenwart von Körpern, die leicht 
Sauerftoff abgeben, geglüht wird. Löſt man die gefehmolzene Mafje mit wenig Waſ⸗ 
fer auf, fo erhält man eine grün gefärbte Flüffigkeit, die beim Verdunſten unter der 
Glocke einer Luftpumpe neben Schmwefelfäure, ſchön grün gefärbte Kıyftalle von mans 
ganfaurem Kali liefert. Löſt man diefelben in reinem Waſſer auf, fo zerfegen fie ſich 
fofort in manganfaured Kali und Hyperoryd; dieſe leichte Zerfegbarkeit ift Urfache, 
daß man die Manganfäure nur in Verbindung mit Bafen kennt, Yormel Mn, 0,. 

H. d. techn. Ghemie. 19 


— 





290 Mangansäure-Salze — Margarin. 


Mangansäure- Salze, manganates; von diefen find nur die von Kali, Na 
ton, Baryt und Strontian, die mit den SchwefelfäuresSalgen ifomorph find, bekannt. 


Uebermangansäure,, acide permanganigue, permanganic acid; fie entſteht. 


unter denfelben Berhältniffen wie die Manganfäure. Im freien Zuflande erhält man 
fie am leichteften aus dem übermanganfaurem Baryt, deffen Löfung man mit fo viel 
Schwefelfäure verfebt, bi8 das Salz volllommen zerlegt if. Der ſchwefelſaure Baryt 
ſcheidet fih ab und in der Flüffigkeit bleibt die Uebermanganfäure mit ſchöner rother 
Färbung gelöft, jedoch hält fie ſich nicht lange unzerſetzt. Sie ift eins der Ffräftig 
ften Orydationsmittel, und auf ihrer Eigenfchaft, an andere Subflanzen fo leidt 
ihren Sauerftoff abzugeben, beruht ihre Anwendung ald übermanganfaures Kali in der 
Mafanalyfe zur Beftimmmung einer großen Anzahl von Körpern; Formel alle Z10,- 

Mangansuperchlorid, Mn,C1,. 

Mangansuperfluorid, Mn,;Fl,. 

Mangansuperoxyd, f. Manganhyperorybd. 

Mangansuperoxydhydrat, {. 

Manna, manna, manna, ein durch Einſchnitte in die Rinde von Fraxinos 


Ornus, L. erhaltener und an der Luft erhärteter Pflanzenfaft. Der Baum wächſt im 


füdlichen Stalien, hauptſaͤchlich in Calabrien und Sicilien, wo er auch befonderd an: 
gebaut wird. Im Handel finden fih mehrere Sorten Manna, nämlih: Manna Ca- 





labrina aus Galabrien, Manna gerace von Sicilien; endlich Manna cannellata, 


eine befonderd reine Sorte, die durch forgfültigere Auffammiung und Behandlung 
des audgefloffenen Safted erhalten wird, Die gewöhnliche Manna bildet eine nidt 


ganz trodne, aud größern und Beinen bräunlichgelben Körnern beftehende Maffe, von | 


fade ſüßem Gefhmad. £ 

Mannheimer Gold, Semilor, eine Legirung von gelblichrother Farbe und 
nicht immer gleicher Zufammenfeßung, die zwifchen 80 — 85 Proc. Kupfer, 14 — 18 
Proc. Zint und 1—3 Proc. Zinn enthält. ine andere Borfehrift, die eine fehr 


fhöne Kompofition liefert, läßt 28 AyeuR veined Kupfer, 12 Th. Deifing und 3 Tb. | 


Zinn zufammenfchmelzen. - 


Mannit, mannite, mannit; diefe eigenthümliche Zuckerart läßt ſich am leid 
teften aud der Manna darftellen, indem man diefelbe in der Hälfte ihred Gewichts : 


tochendem Waſſer auflöft, die Löfung dur Eiweiß klärt und durch ein wollenes Tuch 
ſeiht. Die beim Erkalten erflarrende Maffe wird audgepreßt, wiederholt mit Paltem 


Waſſer gemafchen, abgepreßt und zulebt in fochendem Alkohol aufgelöfl. Beim Er: | 
falten Tryftallifirt alddann der Mannit in farblofen vierfeitigen Prismen, oder in fei⸗ 
nen, feidenglänzenden Nadeln; er befibt einen ſchwach füßen Geſchmack und ift nicht 


gährungsfähig. 


‘Margarin; Trimargarin, margarinfaures Lipyloryd, margarinfaured Glycerin; 


das Margarin findet fi in der Natur fehr verbreitet und hauptſächlich in den Fei⸗ 
ten des Thier⸗ und Pflanzenreichs. Dan ftellt es am beften aus dem Dlivenöl dar, 
indem man diefed auf 0° C. abkühlt und das fich hierbei audfcheidende Margarin 
von dem anhängenden Dlein durch Abpreffen trennt. Man wiederholt dies Berfab- 
ten fo oft, bi® der Rüdftand den Schmelzpunft von 36% €. zeigt; man löft ihn al3- 
dann in einer Mifchung von heißem Alkohol und Aether, aus welchen dad Margarin 
beim Erkalten in weißen, perlmutterglängenden Blättchen kryſtallifirt; Manche balten 
das Margarin für eine aus Stearin und Palmitin beſtehende Fettſubſtanz. 








Margarinsäure — Marmor. ‚291 


Margarinsäure, Margarylſäure, Metaftearinfäure, acide margarique, mar- 
garic acid. Diele Säure ift neueren Unterfuchungen zu Folge mit der Palmitin- 
fäure identifh. Am beften ftellt man fie aus Olivenöl dar, welches mar mit Kali 
verfeift, Die gebildete Seife in Waſſer löſt, mit effigfaurem Bleioxyd zerfebt, wobei fi 
ölfaured und margarinfaured Bleioryd niederfchlagen, und erftered durch Aether aus⸗ 
sieht. Das margarinſaure Bleioryd zerlegt man durch eine Miſchung von ſtarkem 
Altohol und Salzfäure; die Margarinfäure löſt fih in dem Alkohol und wird aus 
diefem durch Wafler abgefchieden, gewafchen und durch nochmaliges Umkryſtalliſiren 
aus Alkohol gereinigt. Sie kryſtallifitt in perimutterglängenden Schuppen, ſchmilzt 
bei 620,0 und erftarrt beim Erkalten wieder zu einer großblättrigen Aryftallinifchen 
Maſſe. Mit 1 Neq. baſiſchem Waſſer befteht fie in 100 Theilen aus: 75 
12,5 Wafferftoff und 12,5 Sauerftoff. 

Margarylsäure, fon. mit Margarinfäure, 

Marienbad, gieihbebeutend mit Wafferbab. 

Marienglas, fon. mit Gyps. 


Marineleimzs eine zum Kitten und Dichten von höfzernen Geräthſchaften u. dal. 
angewendete Kompofition, die durch Auflöfen von 1 Theil Caoutſchuk in 12 Theilen 
Steinfohlentheeröl oder Steindl, unter Zufaß- von doppelt fo viel Asphalt oder Gum⸗ 
milack dargeftellt wird; bei Anwendung größerer Mengen von Steinöl wird ein flüfs 
figer Reim erhalten. Er hat fih in der. Prarid vorzüglich zum Leimen von allen 
dem Waller ausgefebten Holz- und Metallverbindungen bewährt; beim Leimen von 
Holz mit diefem Kitt muß dafjelbe vorher vollkommen troden fein und etwas er- 
wärmt werden. 


Marinemetall; mit diefem Namen hat man-eine Regirung belegt, welche aus 
944 Blei, 4,3 Antimon und 1,3 Quedfilber befteht, und zum Befchlagen der Schiffe 
flatt ded Kupferd empfohlen wurde. ER 

Mariette’s Gesetsz man bezeichnet hiermit den Erfahrungsſatz, daß die Bos 
lumina, weldye das nämliche Gewicht eined Cafes bei gleicher Temperatur, aber un⸗ 
ter verfhiedenen Drudkräften einnimmt, ſich umgelehrt verhalten, wie die Drudträfte; 
allgemeine Gültigkeit hat jedoch dad Mariotte'ſche Geſetz nur für die Gasarten, die 
fh nicht zu tropfbaren Flüffigfeiten verdichten laſſen. 


Markasit, Waſſerkies, sulfuré aciculaire radié, fer sulfaré blanc, mar- 
casite, eine beſondere Modifikation des Zweifach⸗Schwefeleiſens (Eiſenkies), welche 
durch die Eigenſchaft ſich auszeichnet, in Berührung mit Luft und Waſſer ſich leicht 
zu orydiren. Manche Stein- und Braunkohlen ſind durch die Beimiſchung dieſes 
Minerals ſehr zur Selbſtentzündung geneigt. 


Marmer, marbre, marble, mit dieſem Namen bezeichnet man im Allgemei⸗ 
nen die reinern, feftern und grobfryftallinifchen Arten des £ohlenfauren Kalks, ohne 
daß fich jedoch eine ftrenge Grenze ziehen Tieße, welcher Kalt ald Marmor anzufpres 
hen fei, welcher nicht, indem manche der gemeinen Kalkſteine (Mufchelfalt) eine bald 
feinere, bald gröbere kryſtalliniſche Struktur zeigen. Die Farbe des Marmord wech. 
felt zwifchen biendender Weiße und einem ſchmutzigen Grau; oftmals ift er au) von 
dunkeln Adern durchzogen, oder zeigt ein wolkiges, auch breccienartiged Anfehen ; feine 
Berroendung, befonders der weißen Sorten, zu Skulpturarbeiten ift befannt; im as 
boratorium benugt man ihn ald einen reinern kohlenſauren Kalt, und meift enthält 
er auch nur Meine Mengen von kohlenſaurer Bittererde und Pohlenfaurem Eiſenoxydul. 

19* 





292 Marsh’scher Apparat — Meerschaum. 


Marsh’scher Apparat; in feiner einfachften Geftalt befteht derſelbe aus einer 
Gasentwickelungsflaſche, in welche mittelſt eined Korks eine zu einer feinen Spige 
audgezogene Blasıröhre eingefeßt ift; er dient zur Ermittelung des Arſens bei Ber- 
giftungsfällen, indem man die verdächtige Subflanz mit Waller, verdünnter Schwe⸗ 
felfäure und reinem Zink in dem Entwidelungdgefäß zufammenbringt. Nachdem die 
Entwidelung von Waſſerſtoff eine kurze Zeit gedauert hat, zündet man das Gas an, 
indem man gleichzeitig vor die Flamme ein Stückchen ächten Porcelan® bringt; wenn 
Arfen vorhanden war, fo fchlägt ſich dafjelbe auf dem Porcellan als glänzender fhwar 
zer Metallipiegel (Arfenfpiegel) nieder; jedoch ift nicht jeder auf dieſe Weife entftehende 
Anflug ald Arfen anzunehmen und muß noch weiter geprüft werden. 


-  Mascaguin, ein Gebilde, welches fich unter den vulfanifchen Erzeugniſſen des 
Befund und Aetna's findet und reines fchwefelfaured Ammoniak if: 


Mastie-Cement, ciment lat, mastic- cement. Mit diefem Namen hat man 
eine Mafle belegt, die in England, Franfreih und Belgien ald ein künftlicher Sands 
ftein zu Bauten, architeftonifchen Berzierungen u. |. w. in Anwendung ifl. Zu ſei⸗ 
ner Darftellung wird ein Gemenge von Kalt, "Sand und etwas Bleiglätte mit Lein⸗ 
ölfirniß oder flüffig gemachten Steintohjentheer zu einer Maffe durchgearbeitet; friſch 
bat fie nur wenig Zufammenhang, aber in kurzer Sa erlangt fie die Härte des ger 
wöhnlichen Sandſteins. 


Mastix, mastic, mastic, mastich, ein harte®, fprödes, hellgelbes oder wei⸗ 
Bed Harz in länglichen oder rundlichen Körnern, welches durch Einſchnitte in die 
Rinde ded Stammes und der Zweige von Pistacia lentiscus, eined auf den Inſeln 
des griechifchen Archipelagus (Chios) wachfenden Baumed gewonnen wird. Wegen 
des angenehmen Geruchs, den es bei feinem Schmelzen oder Ermwärmen verbreitet, 
wird es ald Räucherungdmittel angewendet, auch benußt man daffelbe zur Darſtel⸗ 
fung von Fimiß. 

Mauersalpeter nennt man die Auswitterungen, die fich bei trockner Bitte 
rung zumeilen auf Gemäuer finden und zum Theil wirklich aus Salpeter und an- 
dern Salpeterfäurefalgen, zum Theil aber auch aus fohlenfaurem und ſchwefelſaurem 
Natron beftehen. 

Mauve, fo viel wie Anilinpurpur. 


Mauvein, eine Bafe, die durch Behandlung von fäuflichem Mauve mit Ralis 
lauge in der Siedhitze erhalten wird; nach einigem Stehen ſetzt fi) dad Mauvein 
kryſtalliniſch ab, welches, mit Waffer und Alkohol gewaſchen, ein ſchwarzes, glänzen: 
ded, dem Eifenglanz nicht unähnliche® Pulver darftellt. 

Meccabalsam, f. Balfam de Mekka. 

Meconin, f. Mekonin. ö 

Meconsäure, f. Metonfäure. 

Meersals nennt man das durch Abdampfen von Meerwaffer dargeftellte Kochſalz. 


Meerschaum, ecume de mer, sea-foom;, diefe befannte Subftanz if im 
MWefentlichen waflerhaltige kieſelſaure Bittererde; der Meerſchaum wird größtentheild 
zu Pfeifentöpfen verarbeitet. Sogenannten ſchwarzen Meerfhaum, der ebenfalld zur 
Anfertigung von Pfeifenlöpfen und Schmudfachen dient, erhält man, indem man 
weinen Meerfchaum durch mehrtägiges Einlegen in eine mäßig toncentrirte Zuderlör 
fung tränft, an der Luft trodnet und dann vorfichtig in einem bedeckten Ziegel in 


Meerwasser — Mehl: ‚293 


Ragnefia eingebettet glüht; er erfcheint hiernach durch feine ganze Maffe tief ſchwarz 
gefärbt umd ein wenig gehärtet, ohne etwas von feinen jonftigen Gigenfchaften vers 
loren zu haben. 

‚Meerwasser; das Meerwaffer bildet eine Auflöfung fehr vieler Salze, unter 
Delhen jedoch Chlorverbindungen von Natrium, Kalium, Calcium und Magnefium 
vorherrfchen ; außerdem finden fich darin Fleinere Mengen von Jod- und Brommetal- 
en, fowie auch ſchwefelſaurer Kalk; auch Silber hat man im Meerwafler nachgewie⸗ 
fen. Uebrigen® hat das Waſſer verfchiedener Meere nicht allein eine verfchiedene Zu- 
fammenfegung, auch die Menge der darin gelöften Salze ift verfahieden, und der 
Saljgehalt der Binnenmeere im Allgemeinen geringer, als der des Weitmeeres; ebenfo 
findet ih auch nach den Polen zu dad Waſſer weniger falzig, ald in den mwärmeren 
Gegenden. Außer den feſten Beftandtheilen enthält das Meerwafler Sauerftoffs, Stick⸗ 
Roff- und Kohlenfäuregad, zuweilen au Spuren von Schwefelmaflerfioff; am Tage 
ift e8 reicher an Sauerftoff und Stickſtoff, ald bei Nacht; aber ärmer an Kohlen» 
fäure, eine Erſcheinung, die wohl auf dem Vorhandenſein der Meeredvegetatian beruht 


Mehl, farine, meal, (im engern Sinne) nennt man das in den Mühlen durch 
Herreiben der Getreideförner und SHülfenfrüchte von der Kleie und Hülfen befreite 
feine Pulver. Die Getreidearten, wie: Weizen, Roggen, Gerfte, Hafer, Maid und 
Reis liefern, bis auf fpecififhe Unterfchiede im Geſchmack, im Allgemeinen Mehl von 
gleicher Zufammenfegung, wenn auch die Menge des einen oder andern Beftandtheils 
bei dem Mehl verfchiedenen Urfprungs verſchieden ift; ald Hauptbeftandtheil findet 
man darin: 1) Stärfemehl; 2) Kleber, aus Pflanzenfibrin und Fett beftehend; 3) eine 
eiweißartige Subftang; 4) Zuder mit Derttin; 5) Salze der Alkalien und Erden, 
hauptſächlich mit Phodphorfäure verbunden; 6) Waſſer; 7) Hülfen und Kleie Die 
Mehlarten der Hülfenfrüchte find reicher an ftidftoffhaltigen Subftanzen, namentlich 
an Pflanzencafein, und enthalten auch mehr Phosphorfänre und meift noch etwas 
Gerbſtoff, ſo daß man fie im unvermifchten Zuftande von den Mehlarten der Ge: 
mieidekörner durch ihr Berhalten gegen Eifenoryd unterfheiden fann. — Sofern man 
berechtigt ift, den Werth eines Nahrungsmittel als folches, feinem Gehalt an Stick⸗ 
Roff entfprechend anzunehmen, fo zeigen die Mehlarten der Hülfenfrüchte einen bei 
weitem höheren Nahrungswerth ald die der Halmfrüchte; erftere enthalten nämlich bei 
etwa 15 Proc. Waller über 3 Proc., letztere bei etwa 10 Proc. Waſſer nur 0,026 
Proc. Stickſtoff; dagegen ift dad Weizenmehl wieder bedeutend reicher an Nahrungs⸗ 
ſtoffen als das Reismehl, wie dies aus den folgenden Analyſen hervorgeht. 


Weizenmehl. Reismehl. 
Stärkemehl... 19 . 2 2 —88,0 
Klebr. . 20... 106 een 36 
Zuckee 664666699 
Derxtrin.... 332..... . 0.7 
Daft. - : : .:..:. 100 ı ı ı 2 ee ee — 
Sullen . 2 2 2.00 2 0 nen. 48 
Fett. . . 02. RE re a Ar er 
Kalifalze, vhosphorfaurer Rait ee Ba a [re 0 
und 1 Gewichtstheil Weizenmehl iſt rückſichtlich feines Stickſtoffgehalts eben fo viel 
werth, ald 3 Gemwichtätheile Reiiomehl. Um Mehl aus Roggen auf einen Gehalt an 
Nutterforn zu prüfen, verfchafft man ſich zunächſt reines Roggenmehl, indem man . 
fi daffelbe von auögelefenen Körnern ſelbſt bereitet, ſetzt demfelben in eben fo vie- 





294 _ Meiler — Mekonsäure. 


len verſchiedenen Proben 4, 4, 1, 14 und 2 Proc. gepulvertes Diutterforn zu, nimmt 
von jedem Gemenge 10 Grm. und kocht diefe zweimal, je mit 30 Grm. Allohol aus, 
Gießt man jebt in einem Probircylinder zu jeder Flüffigkeit 10 — 12 Tropfen ver 
dünnte Schwefelfäure, fehüttelt gut um und läßt abjegen, fo nehmen die Flüffigkei- 
ten, je nach ihrem Gehalt an Mutterforn, eine mehr oder weniger deutliche roſenrothe 
Färbung an. Man bat alfo eine Skala, mit welcher man die Farbe, die unter den 
jelben Umftänden aus einem andern, der Unterfuhung unterworfenen Meble, in der 
fen meingeiftiger Abkochung auf Zuſatz von Schwefelfäure entfteht, vergleicht, und 
auf diefe Weife annähernd den Gehalt an Mutterlorn erfährt. 

Meiler, charbon fourneau, heap, charkoal, kiln; hierunter verſteht man 
einen nach gewillen Regeln aufgefchichteten und mit einer Dede von Koblenlöfche ver: 
ebenen, zur Verkohlung beflimmten Holzhaufen. Die meiften Meiler haben Halbku⸗ 
gelform, oder eine diefer ſich nähernde ſtumpf fegelförmige Geftalt. Man unterſchei⸗ 
dei ſtehende Meiler, wo die Holzfcheite fast fenkrecht aufgeftellt werben, und lie 
gende Meilerr, wo die Scheite Horizontal in radialer Richtung von ihrer Ar 
auslaufend gelegt werden. Den Borzug giebt man den ftehenden Meilern. Den Auf 
bau ded Meileis nennt man das Richten deflelben; ein oder mehrere im Centrum 
des zu errichtenden Meilers angebrachter Pfahl heißt der Quandel; der errichtete 
Meiler erhält eine Dede aus Laub, Reifig u. dgl., died ift die grüne Dede; fie 
dient der darauf folgenden Erd- oder Löſchdecke zur Unterlage. Zum Anzünden 
ded Meilerd dient die Zündgäffe, ein an der Bafid des Meilers freigelaflener Gang, 
der zum Quandelpfahl führt, wo dad Anfteden flatifindet. Dies ift der flavis 
[he Meiler. Bei dem wälſchen Meiler geſchieht das Anzünden von oben, durch 
einen längs des Quandelpfahld abwärts gehenden freigelaffenen Raum, den Quans 
delſchacht. Der Verkohlungsproceß felbft zerfällt, nah dem Anfteden, in 3 Ab 
ſchnitte: 1) dad Schwigen oder Abbähen; 2) dad Treiben und 3) dad Zu 
brennen. 


Meische, brass, mash, nennt man dad mit einer gewiffen Dienge heißen | 
oder warmen Waflerd angerührte Malz. 


‚Meischen, remuer, to mash, ift die anhaltende Behandlung des Mahfhre 
tes mit Wafler bei derjenigen Temperatur, bei melcher fih unter bem Einfluß de 
Diaftad dad Stärfemehl in Gummi und Zuder verwandeln Tann; im Sommer pflegt 
man bei einer Temperatur von 45°, im Winter bei 60° C. zu meiſchen. 

Mekenin, Opiany!, meoonine, meconin, eine im Opium enthaltene ftidfloff: 
freie Subftang, die auch auf fünftlidem Wege durch Behandlung von Narkotin mil | 
Salpeterfäure in gelinder Wärme dargeftellt werden kann. Dad Mekonin bildet lang 
farblofe, in altem Wafler wenig, in fochendem Waffer, Alkohol und Aether leiht 
lösliche Kryftalle und befteht in 100 aus: 61,84 Koblenftoff, 5,15 Waſſerſtoff und 
34,01 Sauerftoff. | 

Mekonsäure, acide meconique, meconic acid; diefe Säure ift bis jetzt nur 
im Opium aufgefunden worden. Zu ihrer Darftellung zieht man das Opium mil 
Waſſer aud, neutralifirr die Löfung mit Marmor und fällt durch Chlorcalcium me 
tonfauren Kalf, zertheilt diefen in warmem Wafler und zerfeht ihn dur Salzſaute; 
beim Erkalten fcheidet fich die Mekonfäure in Kıyftallen aus, die durch nochmaliges 
Auflöfen und Umkryſtallifiren von einer Beinen Menge Kalk gereinigt werden. Sie 
Koftallifirt in weißen, glimmerartigen Schuppen, die in Tochendem Waſſer, Alfohel 
und Aether leicht, in kaltem Wafler aber fchwer löslich find. Die Metonfäure if 


Melasse — Mercurius praecipitatus albus. 295 


audgezeichnet durch die blutrothe Järbung, die fie in Eifenoypdläfungen hervorbringt. 
Die kryſtallifirte Eäure enthält 6 Aequivalente Wafler, die bei 1000 €. fortgehen 5 


außerdem noch 3 Aeq. bafifched Wafler, und gehört daher zu den dreibafifhen Säus 


ven, fo daß in ihren neutralen Salzen 3 Aeq. des bafifchen Oxyds enthalten find. 
Sie beſteht in 100 XTheilen aus: 40,22 Koblenftoff, 7,61 Wafferfioff und 52,17 
Sauerfloff. 

Melasse, melasse, wird der bei der Darftellung des Rohzuckers aus dem 
Zuckerrohr ale Nebenpreduft gewonnene Syrup genannt, 

Melis, Meliszucker, sucre en pain, loaf sugar, diefen Namen führt im Han⸗ 
bel der in Hutform gebrachte, aber nicht völlig gereinigte Rohrzuder. 

Mellit, Honigſtein; ein bisher nur an fehr wenig Orten, befonders bei Artern 
in Zhüringen in Braunlohlengruben vorfommendes Mineral, weiche aus waſſerhal⸗ 


tiger honigfteinfaurer Thonerde befteht. Der Mellit oder Honigftein iſt durchfichtig, 


bis durchſcheinend, fettglängend, von Honig» bis machägelber, auch byacinthrother 
Farbe, wenig härter als Steinſalz; kryſtallifirt in quadratifchen Oktaſsdern, welche 
einzeln in Braunkohle eingewachfen, mitunter auch zu größern Bündeln vereinigt find. 

Mellitsäure , Honigfteinfäure; diefe in’ dem Honigftein mit Thonerde verbuns 
dene Säure erhält man, wenn man diefen mit foblenfaurem Ammoniak kocht, die ent« 
flandene Löfung unter öfterem Zufaß von Ammoniak koncentrirt, und zuleht durch falpes 
terfauves Silberoryd fällt; dad mellitfaure Silberoryb wird abgewafchen und vorfichtig 
durh Salzfäure zerlegt. Beim Abdampfen der Flüffigkeit kryſtalliſirt die Mellitſäure 
in feinen feideglänzenden Nadeln, die in der Wärme fchmelzen, in Waſſer fehr leicht 
1ö8lich find, und weder von fochender Schiwefelfäure, noch Salpeterfäure angegriffen, 
werden; beim Grhiben zerfeßen fie fih in Pyromellitfäure, Waller und Koblenfäure- 
kohle zuͤrüclaſſend fie — in 100 aus: 42,11 Kohlenſtoff, 15,79 Waſſerſtoff und 
42,10 Sauerftoff. 

Mellitsäure-Salse;s nur die mit alfalifcher Balls find löslich in Waſſer; 
mit Schmwefelfäure deftillirt, geht Pyromellitfäure über, während das Schmefelfäure- 
ſalz zurüdbleibt, 

Menispermin; ein in den Schalen der Kokkelskörner, — Coccu- 
lus, enthaltener kryſtalliſitbarer Stoff von alkaliſcher Natur, der in weißen vierfeitis 
gen Prismen kryſtalliſirt. 

Mercerisiren nennt man eine Operation, vermittelſt welcher die Gewebe zur 
Aufnahme der Drudfarben vorbereitet werden. & 


Mercurialin, eine in Mercurialis annua und M. perennis enthaltene flüh- 


tige Pflanzenbafe, die durch Deftillation der Pflanze mit einem Weberfhuß von Kalk 
gewonnen wird. Man fättigt das Deftillat mit Schwefelfäure, verdampft zur Trodne, 
zieht da8 fchmefelfaure Mercurialin mit abfolutem Alkohol aus, deftillirt den Alkohol 
ab und unterwirft den Rüdftand mit Aetzkalk der Deftillation. Zuletzt deftillirt man 
nochmals über Chlorcalcium, wodurch das Mercurialin als eine wäßrige, ölige Flüfs 
figkeit von höchſt penetrantem, narkotifchem Geruch. ähnlich dem Nikotin und Coniin 
erhalten wird. Es reagirt ſtark alfalifch und zeigt äußerſt ziftige Eigenſchaften; mit 
den Säuren bildet es Salze. 


Mercurius praecipitatus albus, chlorure ammoniao-mercurique, weißer 


Präcipitat , ſalzſaures Quedfilberoryd »AUmmoniat; eine Verbindung von Quedfilber- 
Hlorid mit Quedfilberamid, die hauptfächlich als äußerliches Arzneimittel in Salben 


⸗ 


296  Mercurius praecipit. ruber — Metallbaum. 


und nach einer Borfhrift von Liebig zur Darftellung eine® fehönen Zinnoberd ange 
wendet wird. 


Mereurius praeeipitatus ruber, ſ. rothes Quedfilberoryd. 


Mercurius violaceus hat man einen - violettrothen Zinnober genannt, den man 
auf die Weife darftellt, daß man 4 Schwefel ſchmelzt, 6 Th. Quedfilber und 4 Th. 
Salmiaf hinzufügt, die erfaltete Maſſe zerreibt und ber Sublimation unterwirft. 

Mercurius vivus, fo viel wie Queckſilber. 


Mergel, marne, marl. Unter Mergel verfteht man folche dichte Kalkſteine 
und Dolomite, welche durch einen bedeutenden, 20 bid 50 und mehr betragenden 
Behalt an Thon, und außerdem durch eine größere oder geringere Beimengung von 
feinem Quarzfand oder Glimmerfhüppchen verunreinigt, bisweilen auch mehr oder 
weniger bituminds find. Sie find gewöhnlich weicher ald der gewöhnliche Kalkftein, 
im Bruche erdig, bis dicht und matt und- befigen häufig die Eigenfchaft, fi durd 
Bermitterung in fchuppige Lamellen aufzublättern oder auch in flache linienförmige 
Partieen abzufondern, welche weiterhin in tefferale Broden zerfallen und endlich eine 
gänzliche Auflöfung des Gefteind zur Folge haben. Man unterfcheidet 1) bituminofe 
Mergelfchiefer, 2) Kalkmergel, 3) Dolomitmergel, 4) Slaufonitmergel, d. 5. Kalt: 
mergel, welcher mehr oder weniger mit Glaufonits oder Grünfandlörnern unier 
mengt ifl. 

Mergelschiefer, ſ. Mergel. 

Fergeltuſſ, ſ. Tuff. 


Mesytyl, mesityle, mesityle, das eigenthümliche, dem Aethyl, Methyl u. f m. 
analoge Radikal des Acetond, in welchem es mit Sauerftoff und Waſſer zu Meſityl⸗ 
oxydhydrat verbunden iſt. 


Mesityloxyd, Gffiggeiftäther, entſteht beim Vermiſchen von Aceton mit fon 
centrirter Schwefelfäure; durch Verdünnen mit Waffer feheidet man es aus der Flüſ⸗ 
figfeit ab und reinigt ed durch Deftillation. Es bildet ein farblofe® Del von pfeffer 
münzähnlihem Geſchmack; 0,848 fpec. Gewicht, welches bei 1319 C. fiedet. 


Mesitylexydhydrat, ſyn. mit Aceton. 


Messing, laiton, cuivre jaune, brass, mit diefem Namen bezeichnet man 
die verfchiedenen Legirungen von Kupfer und Zink mit gelber Farbe. Ye nad) den 
verfohiedenen Zweden, für welche dad Meffing beftimmt ift, wechſeln auch die Ber 
Hältniffe zwifchen Kupfer und Zink. Eine Legirung von 2 Th. Kupfer und 1 Theil 
Zink giebt ein fehr gutes Meffing; mit einem Meinen Zufat von Blei wird es hart, 
läßt fih dann gut auf der Drehbank bearbeiten und ift ald Uhrmachermeffing beliebt. 
Eine Legirung, die im glühenden Zuftande ih hämmern läßt, wird aus 3 Th. 
Kupfer und 2 Theilen Zink hergeftellt. Zur Verfchönerung der Meffingwaaren brennt 
man diefelben gelb, indem man die Stüde zuerft in verbünnter Schwefelſäure (18 10) 
vorbeizt und dann in eine Mifchung von foncentritter Schwefelfäure und ftarfer Sal⸗ 
peterfäure, 1,36 fpec. Gewicht, taucht, und hierauf raſch mit viel Waſſer abfpült. 


Messingers nennt man ein natürlich vorfommendes Gemenge von Kupferlied 
und Zinfhlende, welches, indem es die Beftandtheile des Meffings enthält, zur Dar 
ftellung diefer Legirung benußt werden kann. 


Metallbaum, nennt man die baumähnlichen Bildungen, wie fie zuweilen ent 








Metallbutter — Metallsafran. 297 


fteben, wenn ein Metall durch ein anderes reguliniſch ausgeſchieden wird; wie z. B. 
Blei durch Zink, Silber durch Kupfer x. 


Metallbutter, beurre, butter, mit diefem Namen belegt man einige Dietall- 
hloride, die die Konfiftenz von Butter befiten. Antimon = und Zinnbutter x, 


Metalle, metaux, metals, nennt man diejenigen einfachen Stoffe, welche durch 
gewiffe Eigenfchaften ausgezeichnet find; man rechnet zu diefen: 1) Undurchfichtigfeit; 
2) Metallglanz; 3) die bei ihnen befonderd Hervortretende Fähigkeit, die Wärme und 
Elektricität zu leiten; 4) Geſchmeidigkeit, vermöge welcher die Körper unter ſtarkem 
Drud ihre Form verändern, ohne daß der Zufammenhang der Theildhen aufgehoben 
wird; 5) ein hohes fpecififched Gewicht, wodurch befonderd die fogenannten ſchweren 
Metalle Harakterifirt find. Die Zahl der bis jegt mit Sicherheit befannten Metalle 
beträgt 52. Diefe find: 


Aluminium, Kupfer, Silber, 
Antimon, Lanthan, Strontium, 
Barium, Lithium, Tantal, 
Beryllium, Magnefium, Tellur, 
Blei, Mangan, Terbium, 
Cadmium, Molybdän, Thallium, 
Cäſium, Natrium, Thorium, 
Calcium, Nickel, Titan, 
Cerium, Niobium, Uran, 
Chrom, Osmium, Vanadium, 
Didym, Palladium, Wismurh, 
Eiſen, Pelopium, Wolfram, 
Erbium, Platin, Ditrium, 
Gold, Quedfilber, Zint, 
Sndium, Rhodium, Zinn, 
Iridium, Rubidium, Zitkonium. 
Kalium, Ruthenium, 

Kobalt, Selen, 


Hetalllegirungen, alliages, allays, alloys, ſ. Metalle. 
HFetallmoir, ſ. Moiré metalligue. 


Metalleide, metalloides, metalloides, werben die einfachen, nichtmetalli⸗ 
ſchen Stoffe genannt; es gehen ihnen die meiften für die Metalle als charakteriftifch 
aufgeführten Merkmale entweder ganz ab, oder fie befigen fie in einem weit minderen 
Grade ald diefe, auch verhalten fie ſich gegen die Metalle meiftend eleftronegativ; 
ihre Zahl ift auf die folgenden beſchränkt: 


Arsen, Jod, Selen, 
Bor, Kohlenſtoff, Silicium, 
Brom, | Phosphor, | Stieftoff, 
Chlor, - | Sauerftoff, Waſſerſtoff. 
Fluor, Schwefel, 


Manche zählen auch das Tellur zu den Metalloiden; Andere wieder das Selen 
und Arſen zu den Metallen. 


Metallsafran, oxysulfure d’antimoine, oxisulphurdt of — Spieß⸗ 
glanzſafran, braunrothes Antimonoryd, iſt eine zu den Oryſulfureten gehörige Ver⸗ 


— 


298 Metalllüster — Meteorsteine. 


bindung, die and 1 Aeq. Antimonoryd und 2 Aeq. Gchmefelantimon befteht, und 
außerdem veränderliche Mengen von UntimonorydKali enthält. Zur Darftellung des 
Metallfafrand wird ein inniged Gemenge von gleichen Theilen Salpeter und Schwe⸗ 
felantimon in einem zum Glühen gebrachten Tiegel verpufft, die erkaltete Maſſe zer 
ſchlagen, mit heißem Waſſer ausgelaugt und getrodnet. Er bildet ein brauntothe 
oder roftbrauned, in Wafler unauflösliches und gefchmadlofe® Pulver, das in der 
Hiße zu einem Glaſe (Vitrum Antimonii) fehmilzt. 

Metalllüster auf Porcellan; zur Erzeugung diefer ſchönen- Farbenfpiele ver- 
wendet man die Farben -felbft (die entiprechenden Metalle find meiſtens fyleinfaure 
Salze) in ätherifchen Delen gelöft an. 

Metallurgie, metallurgie, metallurgy , fie umfaßt die Lehren von ſämmi— 
lichen Proceffen, die zur Weberführung der Metalle in den regulinifchen Zuftand im 
Großen in Anwendung kommen; im weiteren Sinne begreift man mit diefem Aus 
drud auch die Operationen, die ur Darftellung gewiſſer Berbindungen aus den Cı: 
zen dienen, 

Metalyse, fo viel wie Katalyfe. 

Metamargarinsäure, auch Paramargarinfäure, acide meta - ou paramarga- 
rique, meta our paramagaric acid, ein Zerfebungsproduft der Margarinfchivefel« 
Säure durch kaltes Waſſer. 

Metamerie, f. Sfomerie. 

‚ Metautimonsäure, f. Antimonfäure 

Metapektinsäure, ſ. Pektinſäure. 

Metaphosphorsäure, ſ. Phosphorſäure. 

Metastearinsäure, eine von mehreren Chemikern für die Margarinfäure ges 
wählte Bezeichnung. 

Metasinnsäure, ſ. Zinnſäure. 

Meteoreisen, pierre meteorique, meteoric stone, ein Mineral, welches ein 
fehr häufiger Beftanbtheil der Meteorfteine ift und hauptſächlich aus Eiſen und Ridel 
befteht. 

Meteorische Mineralien, minerais meteoriques, meteoric minerals, find 
die als Beftandtheile der Meteorfteine vorfommenden Minerallörper, von welchen bie 
neuern Forfchungen eine ziemlich große Anzahl kennen gelehrt haben; es gehören hier 
her: 1) das Nideleifen, das fogenannte Meteoreifen; außer Eifen und Nickel finden 
fih in demfelben bald Eleinere bald größere Mengen Kobalt, Mangan, Chrom, Kup: 
fer, Zinn, Arſen, Calcium, Magnefium, Aluminium, Silicium, Schwefel, Chlor 
und Kohle; 2) gediegen Eifen; 3) Koblenftoff » Eifen (Meteorftahl); 4A) Phosphor, 
Nideleifen; 5) Graphit, 6) Schwefel; 7) Magnetkies; 8) Schreiberfit; 9) Magnet: 
eifen; 10) Chromeifen; 11) Olivinz 12) Chladnit; 13) Augit;’14) Labrador; 15) Ans 
orthit; 16) Oligloklos; 17) Jodolith; 18) Glimmer; 19) Sphenomit; 20) Apatoid; 
21) Apatit; 22) einige Salze; lebtere wahrfcheinlich Zerſetzungsprodukte aus den ver 
ſchiedenen Mineralien. . j , 

Meteorstahlz; fiehe meteorifche Mineralien; man hat jedoch diefen Ras 
men auch einem fünftlich bereiteten Stable, dem man eine Heine Quantität Ridel zu⸗ 
geſetzt, beigelegt. 

Meteorsteine, Aerolithe, asrolithe, meteorolithe, meteorolite, aeroliie, 





Meter — Mikrokosmisches Salz. 299 


falling stone, nennt man die mineralifhen Maflen, die aus der Atmofphäre auf 
unfere Erde herabfallen, und von denen man annimmt, daß fie nicht tellurifchen 
Urfprunges find. Es find deren im Verlauf der Zeit fehr viele beobachtet und auf: 
gelunden worden, und aus ihrer Unterfuchung bat fich ergeben, daß fie, obgleich fie 


eine ſehr verfehiedene Zufammenfegung haben, doch ſämmtlich mehr oder weniger Nickel 


und Eifen enthalten; ſ. meteorifhe Mineralien. 

Meter, metre, meter, ift die Rängeneinheit des franzöfifhen Maßſyſtems; 
. Map; Meſſen. . 

Neth if ein durch Sährung von Honig bereiteted, weingeiſtiges Getränf, wel⸗ 
He unter andern auch in Polen und Weftpreußen genoffen wird. 

Nethol; e8 entſteht bei der trodnen Deftillation des Holzes und findet fi 
auch fletd in dem rohen Holageifte, 

Methyl, das Radikal des Holzgeifted und anderer Methylverbindungen. Zu 
einer Darftellung fchließt man Jodmethyl mit Zink in eine Glasröhre und erhibt 
auf 150° C. Beim Deffnen der Röhre entweicht dad Methyl mit großer Heftigkeit 
alz Bad, welches in Waffer wenig, leichter in Alkohol löslich ift und mit blauer 
jlamme brennt, Das Methyl befteht aus 80 Proc. Kohlenftoff und 20 Proc. Waſ⸗ 
ierftoff. j 

Methyläther, fon. mit Methyloxyd. 

Methylalkohol, ſ. Methyloxydhydrat. 


Methylexyd iſt die dem Aethyloryd, d. h. dem Aether entſprechende Verbin⸗ 
dung des Sauerſtoffs mit dem hypothetiſchen Radikal Methyl. 

Methyloxydhydrat, Holzgeiſt, Holzalkohol, Methylenbihydrat, Pyro⸗Holzäther, 
hydrate d’oxide de methyle, bihydrate de methyle, esprit pyro-xilique. Dieſer 
dem Weinaltohol volltommen analoge Körper bildet ſich bei der trodnen Deftillation 
des Holzes und ift bid zu etwa 1 Proc. in dem rohen Holzeffig enthalten. Zu feiner 
Darftellung neutralifirt man den rohen Holzeffig mit Kalt und untermwirft ihn einer 
neuen Deftillation. Aus dem fo gewonnenen rohen Holsgeift flellt man oralfaures 
Methyloryd dar, aus deflen Zerlegung mittelft Kali, man reines Methylorydhydrat 
erhält, Der Metbylaltohol ift eine farblofe, dünne Klüffigfeit von 0,814 fpec. Ge- 
wit; er fiedet bei 60,50 C. und läßt fih mit Waller, Alfohol und Aether in allen 
Berhältniffen mifchen; er ift Teicht entzündlich und brennt mit blaßblauer Flamme; 
durh den Sauerftoff wird er bei Gegenwart von Platinfhwarz in Ameifenfäure ver 
wandelt; diefelbe Verwandlung erleidet er durch Braunftein und Schmefelfäure, oder 
beim Erhigen mit Kalikalk und im Tegteren Falle unter Entwidelung von Waffer- 
ſtoffgas; er befteht in 100 Theilen aus: 37,5 Koblenftoff, 12,5 Waflerftoff und 50,0 
Sauerftoff. 


Nikrokosmisches Sals, Phosphorfalz, phosphorfaures Natronammoniaf, phos- 
phate de soude et d’ammoniaque, phosphate of soda and ammonia, ift eine 
Berbindung gleicher Aequivalente phosphorfaured Natron und phosphorfaured Am: 
moniat mit 8 Aeq. Wafler. Zu feiner Darftelung neutralifitt man eine beliebige 
Menge Phosphorfäure, deren Stärfe man Eennt, zur Hälfte mit Natron, zur andern 
Hälfte mit Ammoniak, und verdunftet die Löfung bis zur Kryftallifation. Es kryſtal⸗ 
hfirt in wafferhellen fchiefrhombifchen Säulen, löſt fih in 6 Theilen faltem und in 
gleihen Theilen kochendem Waſſer. Beim Erbigen verliert eö fein Ammoniaf und 





300 Milch — Milchsäure. 


hinterläßt zweifach» phosphorfaures® Natron; auf diefem Verhalten berubt feine An⸗ 
wendung zu Löthrohrverfuchen. 

Milch, 1ait, milk; man verfteht hierunter allgemein die von den Bruftdrüfen 
der weiblichen Säugethiere abgefonderte, meift weiße, zumeilen aber auch gelbliche und 
bläuliche Klüffigkeit, von füßlichem Gefhmad. Neben ihrem Hauptbeftandtheil, dem 
Cafein, enthält die Milch noch viele andere Stoffe. Unter dem Mikroskop betrachtet, 
fieht man eine Menge kleiner Kügelchen, die, von einer feinen Haut umfchloffen, in 
ihrem Innern Fett einfhließen. Bleibt frifhe Milch Tängere Zeit ruhig ftehen, fo 
fammelt fich ein großer" Theil des Fettes auf der Oberfläche und bildet den Rahm. 
Außer dem Gafein enthält die Milch auch Albumin, Milchzuder, phosphorſaure Altes 
lien und Erden, fohlenfaured Natron, Ehlornatrium u. |. w. Die frifche Mil zeigt 
eine alkalifche Reaktion; bleibt fie aber längere Zeit ftehen, fo geht diefe in eine faure 
Reaktion über, indem ſich der Milchzuder in Milchfäure verwandelt; Hierbei gerinnt 
die Mil, und wenn man fie in diefem Zuſtande auffocht, fo feheidet fich eine leicht 
getrübte grünlich opalifirende Flüffigkeit, dad Milhferum, oder die Molken 


aus; der von den Molfen getrennte fefte Theil, der Hodden, befteht mwefentlich aus 


% 


Käfeftoff, verbunden mit den in der Milch enthaltenen Erdſalzen. — Der Gehalt ei: 
ner Milh an Käfeftoff wechfelt bei demfelben Individuum mit der Zeit, zu welcher 
e8 ein Junges zur Welt gebracht hat, und nimmt mit deifen Alter zu; bei ben ver: 
fchiedenen Gattungen der Thiere ift derfelbe noch größeren Schwankungen unterwor 
fen; außerdem ift er aber auch, wie die Konftitution der Mil überhaupt, in hohem 
Grade von der genoffenen Nahrung abhängig. In der Frauenmilch hat man gefun- 
den: 3,5 Proc, 3,1 Proc., 2,7 Proc. und 3,37 Proc. Käfeftoff; in der Kuhmild 
3 bis 4,16 Proc., in der Hundemilh 9,73 bis 14,6 Proc.; in der Eſelsmilch 1,95 
bis 2,3 Proc. ; in der Stutenmilch 16,2 Proc.; in der Ziegenmilh 4,52 bis 6,03; in 
der Schafmilh 15,3 Proc. Der Milchzuckergehalt ift im Allgemeinen bei den 
Fleifchfreffern geringer als bei den Pflanzenfreffern,. vegetabilifche Nahrung erhöht 
denfelben,; die Frauenmilch enthält von 3,2 bid 6,24 Proc, Eſelsmilch 4,5 Proc. 
Stutenmild 8,7 Proc., Ziegenmilh und Schafmilch 4,2 bis 4,4 Proc, Kuhmild 3,4 
bis 4,3 Proc. Der Gehalt an Butter ift großen Schwankungen unterworfen; in 
der Frauenmilch hat man 1,3 bis 2,9 Proc. gefundenz er fcheint mit dem zunehmen: 
den Alter des Säuglingd fich zu verringern; in der Kuhmilch beträgt er nach einer 
großen Anzahl von Unterfuhungen im Mittel 5,0 und wechſelt zwifchen 3,8 bis 6,9 
Proc; Schaf- und Ziegenmilch ftehen der Kuhmilch fehr nahe (4 Proc.); Efelömild 
ift fehr arm (1,2 Proc); fehr veich zeigt fih Hundemild, von 7,32 bis zu 16,2 Proc, 


meiſtens gegen 10 bis 12 Proc. Das fpecififche Gewicht der verfehiedenen Milcharten 


wechjelt von 1026 bis zu 1041. Die Kuhmilch ift häufig Verfälfchungen untermwor 


fen, die am leichteften an dem Buttergehalt erfannt werden, wobei man’ jede Mild 


als verfälfcht anfehen darf, die im Liter weniger ald 34 Loth Butter enthält. Eine 
folde Prüfung nimmt man leicht vor, indem man 4 Liter Milch mit eben fo viel 
Waſſer verdünnt und Bid zum Kochen erhigt., Durch Schütteln, während man bie 
Milch durch kaltes Waſſer abkühlt, fcheidet man die Butter leicht ab, die in Flöckchen 
zurücbleibt, wenn man die Flüffigkeit durch feine Gaze feiht, und dann etwas ab- 
gefpült gewogen wird. 


Milchmesser, ſ. Galactometer. 


Milchsäure, acide laotique, lactic acid. Die Milchfäure findet fich in dem 
Magenfaft, der fauren Milch und in verſchiedenen Pflanzenertrakten ; unter gewiflen 





Milchsäure-Salze — Milchzucker. 301 


Umftänden entfteht fie bei der Gährung des Zuckers und ift daber in vielen gegoh- 
ıenen Flüffigkeiten enthalten, wie im Sauerkraut, in fauren Gurken u. f. w. In 
reichlicher Menge läßt fi die Milchſäure aus Zucker darftellen, indem man denfelben 
mit faulem Käfe, gefhlämmter Kreide und Waller bei 30 bis 350 &, einige Tage 
ftehen läßt. Die Flüffigkeit erftarıt hierbei zu einer feften Maffe von milchfaurem 
Kalt, den man audpreßt, aud kochendem Waller umfryftallifirt und zulegt durch 
Schwefelfäure zerlegt. Man fättigt die freie Milchfäure mit Zinkoryd, zerſetzt das 
entftandene milchfaure Zinkoryd durch Schmwefelmafferftoff und dampft die mwäßrige 
fung der Milchfänre ein. Sie bildet eine farblofe, fyrupartige Flüffigkeit von 
ſtark faurem Geſchmack und 1,215 fpec. Gewicht; ift mit Wafler, Alkohol und Nether 
in jedem Verhältniß miſchbar; fie befteht aus: 40,00 Kohlenftoff,. 6,67 Waſſerſtoff 
und 53,34 Sauerſtoff oder 2HO, CIH,O,. 

Milchsäure-Salse, Iactates, lactic acid salts; die neutralen Milchſäure—⸗ 
jalge find fämmtlih in Waffer löslich, die meiften auch in Alkohol; fie geben daher 
auch mit Reagentien feine Niederfchläge, fo dag fi die Milchſäure direkt nicht Teicht . 
nachweifen läßt. 

Nilchsaures Eisenoxydul » lactate de fer oxidule, Iactate of protoxide 
of iron, ift ein Salz, welches ald Arzneimittel angewendet und erhalten wird, wenn 
man die foncentrirten altoholifchen Löfungen von milhfaurem Natron und Eifenhlorür 
in entfprechenden Mengen mit einander vermifcht, wobei fi dad im Alkohol nur | 
wenig lößliche Salz ale ein hellgrünes Kıyftallpulver niederfchlägt und hierauf mit Al- 
tohol abgewaſchen und getrodnet wird; es befteht aus 20,00 Milchſäure, 34,29 en 
omdul und 25,71 Wajler. 

Milchsaures Zinkoxyd, lactate de zinc, lactate of zino; feine Darftellung 
ſ.Nilchſäure; es hat eine dem mildfauren Eifernorydul gleiche Zufammenfeßung ; «8 
bildet, aud der warmen Auflöfung abgefhieden, kryſtalliniſche Rinden, ift in 58 Theilen 
taltem und in 6 Theilen heißem Waſſer auflöstich; unlöslich in Alkohol und Aether; wer 
gen feiner Schwerlödlichkeit eignet es fich zur Trennung der Milchfäure von andern 
Stoffen; es ift ebenfalld ald Arzneimittel angewendet worden. 


Milchzucker, aucre de lait, lactine, sugar of milk, Der milchzucer kommt 
in der Milch aller Säugethiere vor, man bat ihn aber noch nicht in anderen Stoffen 
gefunden und eben fo wenig fünftlich dargefielt. Der Milchzuder wird aus der von 
Fett und Käfeftoff befreiten Kuhmilch im Großen durch Eindampfen und Stehenlaf- 
ſen des ſyrupdicken Rüdftandes in harten, halbdurchſichtigen Kryſtallkruſten gewon- 
nen und durch Umkryſtalliſiren gereinigt. Er kryſtalliſitt in farblofen, vierfeitigen 
Prismen; iſt hart und knirſcht zwoifchen den Zähnen, löſt fih in 6 Theilen Taltent 
und 24 Theilen fochendem Waffer, und ift unlöslich in Altohol und Aether. Er bes 
ft einen ſchwachen, aber angenehm fügen Geſchmack; in wäßriger Löfung dreht er 
tie Polarifationgebene rechts; auf 170 — 1800 C. erhigt, verwandelt er fih in un⸗ 
kyftalifirhare braune Maffe (Ractacaramel), die bei 2030 C. ſchuilzt. Durch Sal. 
peterſäure wird der Milchzucker beim gelinden Erwärmen in Schleimſäure und etwas 
Weinſäure verwandelt; hierdurch unterſcheidet er ſich vom Rohrzucker, der unter den 
gleichen Verhältniſſen Zuckerſäure liefert. In der Milch geht der Milchzucker, fobald 
dad Gafein zu faulen beginnt, in Milchfäure über; unter gewiffen Verhältniffen kann 
er aber in die Alkoholgährung verfeßt werden, und. die Bafchfiren miffen aus der 
Stutenmilch ein beraufchended Getränk, das Kumis zu bereiten. Mit verbünnten 
Säuren in Berührung verwandelt er ſich in eine andere weenenne kryſtalliſirende 


\ 


302 Mimosengummi — Mineralwasser. 


Zuderart, Lactoſe, die früher mit dem Traubenzuder verwechfelt worden if. Der 
meifte Milchzuder kommt aus der Schweiz; feine Berwendung befchränkt fich größten 
theild auf den medicinifchen Verbrauch; er hat mit dem Rohrzuder gleiche Zufam- 
menfehung und befteht demnach aus C,,H,,0-F+HO, oder 40,00 Kohlenſtoff. 6,67 
Waflerftoff und 53,33 Kohlenſtoff. 

Mimosengummi, ſ. Gummi. 


Mineral, minerai, minerale, mineral. Unter Mineral ift, nah Neumann, 
jeder homogene, ſtarre oder tropfbar = flüffige,. anorganifche Körper, welcher ein un 
mittelbares, ohne Mitwirkung organifcher Procefle und ohne menfchliches Zuthun ent- 
ftandenes Naturproduft if, zu verftehen. Die Mineralien mit den aus ihrer Zerfehung 
bervorgegangenen und oft wieder zu neuen Gefteinen vereinigten Mafjen bilden den 
Hauptbeftandtheil der äußern Erdrinde. Nach der obigen Definition gehören die Koh: 
len und einige andere in der Erde fich findende Stoffe eigentlich nicht zu den Mine 
ralien, es ift aber üblich geworden, ne zu dieſen zu zählen, obgleich fie nur Foſſi⸗ 
lien find. — 
Mineralalkali, ſ. Natron. ; 


Mineralblau, f. Bergblau; das gewöhnliche Mineralblau ded Handels if 
mit foviel einer weißen indifferenten Subſtanz vermifchtes Berlinerblau, bis daſſelbe 
eine hellblaue Farbe angenommen bat. 

Mineralgelb, ſ. Chlorblei. 


Mineralgrün; mit dieſem Namen finden ſich im Handel verſchiedene grüne 
Karben bezeichnet; dad eine Mal ift ed gemahlener Malachit, ein anderes Mal aub 
Scheel’fched oder ein andered Grün; f. Grün. 


Mineral-Indige, molybdate de molybdöne, molybdate of molybden, or 
molybdena, eine Berbindung von Molybdänfäure und Molybdänoryd, die ſich durch 
die Einwirkung von Zinn oder Zinnchlorür auf frifch gefällted gelbed Molybdänoryd⸗ 
hydrat bildet. Es befiht eine fchöne blaue Farbe und ift zum Bedruden gelber Zeuge 
mit blauen Muftern angewendet worden. Man bedrudt zu dieſem Behufe das Zeug 
mit molybdänfaurem Natron, zieht ed durch ein u Bad und läßt alddann durch 
Zinnchlorür die Reduktion. vor fich gehen, 


Mineralpurpur, fon. mit Goldpurpur. 


Mineralsäuren; man verfteht mit diefer Bezeichnung im Allgemeinen die an 
organischen Säuren, wendet aber den Ausdrud befonders häufig auf Schmefel-, Sal 
peter=, Phosphor⸗ und Salzfäure an. 


Mineralturpeth, baſiſch fehroefelfaures Quedfilberoryd , turpethe mineral, 
sulfate trimercurique. Man erhält diefe Verbindung, wenn man metallifches Duck: 
filber mit einem Ueberſchuß von foncentrirter Schmwefelfäure erbigt; man muß dabei 
die Wärme fo weit fleigern, daß fich reichlih Dämpfe von Schwefelfäure entwideln, 
weil man fonft ein Gemenge von Drpdul- und Oxydſalz befommt. Bei der Behand: 
lung mit viel Waſſer wird das fchmefelfaure Quedfilberoryd in ein ſaures Salz, tel 
ches aufgelöft bleibt, und in das gelbe bafifche verwandelt, welches fich abjcheidet 
und durch Abwafchen gereinigt wird. 


Mineralwasser, eau mineral. Man begreift hierunter alle Diejenigen der 
Erde freiwillig entquellenden Wäſſer, welche entweder durch eine höhere Temperatur 
als die mittlere Umgebung, oder durch, einen größern Reichthum an Salzen, oder aus 











Mineralwasser, künstl. — Mischungsgewicht. 303 


durch einen größern Gehalt an Gaſen, namentlih Kohlenſäure und Schwefelwaſſer⸗ 
ftoff, ald die gewöhnlichen Brunnenmwafler zu enthalten pflegen, ſich auszeichnen. In 
der Regel werden den mit diefen Eigenſchaften ausgeftatteten. Quellen auch heilkräf- 
tige Wirkungen zugefchrieben. Eine genaue Grenze, nach welcher Quellwäſſer ale 
Mineralwäffer anzufehen find, oder nicht, läßt fi micht ziehen; nach Bifchoff if 
jede Quelle eine Mineralquelle, die eine fonftante, die mittlere Temperatur der Ge⸗ 
gend überfchreitende Zemperatur zeigt. Mit Rüdficht auf die verfihiedene Tempera: 
tur, mit welcher die Quellen zu Tage kommen, theilt man fie ein in heiße oder 
warme, und kalte Quellen, nnd rechnet zu jenen folche, deren Wärme über 360 C. 
geht; zu den kalten folche, deren Wärme unter diefer Tentperatur liegt. ine wei⸗ 
tere Eintheilung macht man bezüglich der Beftandtheile, die die, Mineralwäſſer enthal⸗ 
ten, und nennt 4) ſaliniſche Mineralwäfler folhe, deren Hauptbeftandtheile ſchwe⸗ 
felfaured Natron, fehwefelfaure Bittererde, Chlorcalcium, Ehlormagnefium und Chlor: 
notrium; 2) alkaliſche Wäffer, die vormaltend zweifach Kohlenfäurefalze von Na⸗ 
tton, Kalk» und Bittererde enthalten; 3) Säuerlinge, ſtark fohlenfäurehaltige Quel» 
im mit verhältnigmäßig wenig Salzen, wie Selters und viele andere ähnliche, 4) Ei⸗ 
fenfäuerlinge, aub Stahlwaſſer folhe, die neben geringen Mengen anderer 
Salze, hauptſächlich durch ihren Gehalt. an kohlenfaurem Eifenorydul charakterifirt 
find. ,5) Schwefelwaffer, die durch ihren Gehalt an Schmwefelmafferftoff charak⸗ 
terifirt find. Als eine- befondere Art fchließen fich den obiger nod die Bitterfalz- 
wäffer an; Auflöfungen von fohwefelfaurer Vittererde, die nicht der Erde entquel- 
len, jondern durch zu Tage flattfindende Auswaſchungen entfiehen. Als nur unter 
gerwiffen Berhältniffen auftretende Mineralwäflfer mögen noh Alaunmwaffer, viel 
ſchwefelſaure Thonerde; Bitriolmaffer, fchmwefelfaures Eifenorydul; Kupferwaſ⸗ 
fer, ſchwefelſaures Kupferoryd; Borarwaffer, Borar; Salpeterwaffer, Eal- 
peter; Schwefelfäure- Waffer, freie Schwefelfäure; Borfäure, maflerfreie 
Borfäure, und Salzfäuremwaffer, freie Salzfäure enthaltend, erwähnt werden. 


Mineralwasser, künstliche, eaux minerales artificielles. Die Darftels 
lung von künftlihen Mineralmäffern hat in den meiften Fällen die möglichft getreue 
Rahbildung von natürlichen zum Zweck. Abgeſehen von den feften mineralifchen Bes 
ſtandtheilen, die den verſchiedenen Wäſſern zugefegt werden müflen, kommt ed haupts 
fählih darauf an, bdiefelben bald unter einem höheren, bald unter einem niederen 
Drude mit Koblenfäure zu imprägniren, worüber ein, mit dem Apparate verbunde- 
ned Manometer, Auffhluß giebt. Diefe Imprägnirung geichieht entweder mittelft 
einer zum Apparate gehörigen Luftpumpe, gder indem man den nöthigen Drud durch 
die Kohlenfäure felbft hervorbringt; Apparate der legteren Art find die fogenannten 
Selbſtentwickler, und im Allgemeinen nicht zu empfehlen. Die nöthige Kohlenfäure 
entwidelt man am beften entweder aus Marmor mittelfi Salzfäure, oder auch Magnefit 
mittelft foncentrirter Schwefelſäure; in beiden Fällen läßt man fie, behufs weiterer 
Reinigung, nad einander durch eine verdünnte Löſung von Pottafche und durch eine 
Schicht grob zerftoßener Holzkohle gehen. Bei der Bereitung von Eifenwäflern muß 
nicht allein das Wafler felbft, fondern auch die Kohlenfäure frei von Sauerftoff fein: 
Zur Darftellung kleiner Mengen oder felbft einzelner Flafchen für den eigenen Ge⸗ 
brauch bedient man fich des fogenannten Liebig’jchen Gaskruges, eines Selbſtent⸗ 
widlerd im verfleinerten Maßſtabe. 


‚Minium, ſ. Mennige. 
Mischungsgewicht, ſ. Atomgewicht. 


304 Mistbad — Moly.bdänglanz. 


Mistbad, bain de choval, bain bis, ou de flente, dung-bath; eine in der 
Bleiweißfabrifation in Anwendung fommende Vorrichtung, bei welcher mit Effig und 
metallifhem Blei beſchickte Töpfe mit frifchem Pferdedünger umgeben merden, durh 
deffen Wärme aus der Verweſung die Reaktion der Effigdämpfe auf das Blei einge 
leitet wird. | 

Mitisgrün, f. Shweinfurter Grün. 

Mittelsalse, hiermit bezeichnete man früher, im Gegenſatz zu den Alkaliſalzen, 
alle übrigen Erd- und Metallfalze, während jene Neutralfalze genannt wurden. 

Moder, ſ. Humus. 

Mörser, mortier, mortar, find Geräthſchaften, die zum Zerſtoßen oder Zer⸗ 
reiben harter Subftangen, oder zum Mengen von Pulver (Bulvermörfer) gebraudt 
werden. Se nach den verfchiedenen Zweden hat man diefelben von verjchiedener Größe 
und Geflalt und auch von verfchiedenem Material, wie Meffing, Eifen, Stahl, Dar 
mor, Serpentin, Porphyr, Achat und Glas. Zum Mörfer gehört die Keule oder das 
Piſtill, deffen Eonvere Wölbung möglichſt der Tonfaven Bertiefung des Mörfers ent: 
ſprechen muß. 

Mörtel, mortier, ciment, mortar. Man verfteht hierunter ein Geimenge von . 
Kalkhydrat, Sand und Waſſer, deffen man fich bei Bauten zum Verbinden der Steine 
oder auch zum Abputz von Gebäuden bedient. Man unterfcheidet Luftmörtel zu 
Bauten über der Erde oder außerhalb von Waller, und Waffer- oder hydrauli— 
[he Mörtel, eigentlihe Cemente, f. diefe. 

Mohnsäure, fyn. mit Mefonfäure. 

Mohr, eine Bezeichnung für mehrere, ihrer chemifchen Zuſammenſetzung nad) 
fehr verfchiedene, nur in ihrer fchwarzen Farbe mit einander übereinfommende Sub: 
ftanzen, wie: Eifenmohr, Spießglanz-, Quedfilber, Platin und Sridiummohr u. a. 

Meire metallique, Metallmoire, moird metallique, crystallized tin plate, 
nennt man die durch eine befondere Behandlung auf Sinnflächen hervorgerufenen Zeih: 
nungen, die auf die Weife fichtbar gemacht find, daß man die erhitzten Gegenſtände 
mit Königswaſſer übergießt oder beftreicht, erft mit Salpeterfäure, alddann mit Bal- 
fer abfpült, trodnet und mit einem hellen Firniß übergießt; je nachdem das Zinn 
fehneller oder langjamer abgekühlt wurde, eniftehen kleinere oder größere Kıyflall 
figuren. 


Molybdän, molybdsne, molybden, molybdena, ein zu den eleftronegativen 
Metallen gehöriged Element, welches in’ der Natur nur fparfam, am häufigften mit 
Schwefel verbunden vorfommt (Molybdenglanz) und früher mit Graphit verwedfelt 
wurde; im Gelbbleierz (molybdänfaure® Bleioryd) ift e8 als Molybdänſäure enthal 
ten. Das Molybden läßt fi ſowohl durch Kohle, wie durch Waſſerſtoff aus feinen 
Orxyden ſehr leicht veduciren ; ift fehr ſchmelzbar, filberweiß, ſtark glänzend, hart und 
etwas dehnbar, von 8,6 ſpec. Gewicht, An der Luft verliert es bald feinen Glan 
und verbrennt beim Glühen zu Molybdänfäure; von verdünnter Schmwefelfäure wird 
es nicht angegriffen, von Salpeterfäure und Lochender koncentrirter Schwefelfäure aufs 
gelöſt. Sein Zeichen ift Mo, fein Aequivalent 46,0. 

Molybdänglanz, molybdenite, molybdene sulphuré, sulfure de molyb- 
dene, sulphuret of molybdena, molybdenite), ift der mineralogifche Name für das 
natürlih vorkommende Iryftallinifch blättrige Schwefelmolybrän, MoS,; es enthält 
alfo 55,7 Proc. Molybdän, 





Molybdänige Säure — Moringerbsäure. 305 


Molybdänige Säure, eine frühere Bezeichnung für molybdänſaures Molyb⸗ 
dänorpd. 


Melybdänkies, fun. mit Motybdänglan,. 

Melybdänocker, molybdene, ocre molybdique, molybdic ochre, molyb- 
dena ochre, natürlich vortommende Molybdänfäure. : 

Melybdänesyd, oxide de molybdene, oxide of molybdena; man erhält 
diefe Verbindung durch Erhitzen von molybdänjaurem Ammoniak in einem offenen 
Tiegel, wobei da8 Ammoniak entweicht und das Oryd in fryftallinifihen Schuppen 
zurüdbleibt. Das geglühte , Orpd ift in verbünnten Säuren unlödlich; es enthält 
14,2 Proc. Molybdän. 


Molybdänexydhydrat, hydratoxide de molybdöne, hydratoxide of molyb- 


dena, wird ald ein brauner Niederfchlag erhalten, wenn man eine Molybdänchlorid- 


löfung durch Kali oder Natron zerfebt. £ n 

Molybdänexydsalze; ihre Auflöfung wird durch ätzende, Tohlenfaure und ziweis 
fah kohlenfaure Alkalien braun, durch Schwefelmaflerftoff nach einiger Zeit dunkel» 
braun gefällt. Im waflerfreien Zuftande befißen fie eine e ſchwarze, bei einem Gehalt 
on Kryftallmafler eine rothe Farbe. 


Molybdänsäure, acide molybdique, molybdic acid; gewöhnlich ftellt man 


die Molybdänſäure durch Erhigen von molybdänfaurem Ammoniaf in einem offenen 


Tegel dar, wobei fie in zarten weißen Blättchen zurücbleibt. 

Molybdänsaures Ammeniak, molybdate d’ammoniaque, molybdate of am- 
monia, wird durch Auflöfen der Moiybdänfäure in Ammoniak erhalten, wobei dafs 
jelbe nah dem Erkalten in farblofen vierfeitigen Prismen anſchießt; mit Salpeter: 
fäure verſetzt, iſt es ein ſehr empfindliches Reagens auf Phosphorſäure. 

Molybdänsaures Molybdänoxyd, molydate de molydene, molybdate of 
molybdena; zu feiner Darftelung verfeßt man die Löfung von zweifach» molybdän- 
jaurem Ammoniat mit Molybdänchlorid; ed entfteht Hierbei ein blauer Niederfchlag, 
der zuerft mit falmiafhaltigem, dann mit etwas reinem Wafler abgewafchen wird. 
Diefe Berbindung hat man benußt, um auf gelbe Zeuge blaue Mufter zu druden. 

Mondglasz ein technifcher Ausdruck für das durch Blafen und Behandlung mit 
der Pfeife allein dargeftellte Fenſterglas. 

Meonothionsäuren, f. Thionfäuren. 

Mentmilch, fyn. mit Bergmilc. 


Hoorkohle, Moor: Braunfohle, liguite, brown-coal, mit diefem Namen 
hat man eine Braunfohlenart belegt, welche feine Holzftruktur Geigl und wahrfcheins 
lich aus frauchartigen Gewächſen oder Sumpfpflanzen entftanden ift. 


Moortorf, Rafeniorf, tourbe, torf, nennt man diejenigen Torfarten, welche 
aus einem Kilzwert von Pflanzenüberreften beftehen, deren Abftammung zum Theil 
noch erlennbar iſt. 

Meoringerbsäure , fie ift neben der Morinfäure im Gelbholze, Morus tincto- 
ria, enthalten, und bildet den hauptfächlichften Farbftoff defjelben. Im unreinen 
Zuftande findet man fie öfters beim Zerfpalten der Blöde bie zu 3 Zoll diden Schich- 
ten in der Mitte des Stammes abgelagert. Sie bildet fhmuzig=gelbe, an manchen 
Stellen fleiſchrothe Maffen, die auf dem Bruch rothbraun und kryſtalliniſch find und 
beim Erwärnten fchmelzen. | 

9. d. techn. Chemie. j 20 


306 .  Morinsäure — Mo-ischok. 


Morinsäure ift ebenfalls einer der Farbftoffe des Gelbholzes; im reinen Zu⸗ 
ftande bildet fie ein weißes, an der Luft bald gelb werdendes Eryftallinifche® Pulver, 
welches zu feiner Auflöfung 4000 Theile Wafler von 20° C. und 1060 Theile von 
1009 C. bedarf; die Auflöfung der, Morinfäure — die thieriſche Haut gelb und 
fällt Eiſenorydulſalze olivengrün. 


Horphium, morphine, morphin, morphine. Das Morphium, das erſte Pflan— 
zenalkaloid, welches bekannt wurde (Sertürner), findet ſich hauptſächlich im Opium 
und macht deſſen wirkſamſten und darum wichtigſten Beſtandtheil aus. Zu feine 
Darftellung erfchöpft man dad Opium mit laumarmem Wafler, verjebt den Auszug 
mit einem Ueberſchuß von Kallkmilch, filtrirt von dem Niederfchlage ab und fügt zu 
der eingedanıpften Zlüffigfeit Salmiat, wodurch dad Morphin abgeichieden wird. 
. Man löft ed in fiedendem Altohol unter Zufag von Thierfohle, und ftellt die filtirte 
Löfung zum Kryſtalliſiren. Es bildet farblofe, glänzende Kıyflalle, die in Wafler und 
Aether fehr wenig, in Alkohol leicht löslich find; aus feinen Auflöfungen wird es 
durh Ammoniak, Kali und Natron gefällt; von einem Meberfhuß der letztern aber 
wieder aufgelöft. Mit den Säuren bildet ed meift lösliche, fehr bitter ſchmeckende 
Salze, die, mit Salpeterfäure übergoffen,, erft rotb, dann. gelb werden, und mit Ci 
fenlöfungen eine tief blaue Farbe hervorbringen. Auf den thierifhen Organismus 
wirft dad Morphium als heftiges Gift, in Meinen Gaben wird es häufig als Arznei⸗ 
mittel angewendet; es befteht in 100 Theilen aus: 67,35 Kohlenftoff, 6,93 Waſſer⸗ 
ſtoff, 4,62 Stiftoff, 21,12 Sauerftoff. 

Mosaisches Geld, Chryforin; der Name für eine in England patentjrte Le— 
girung von 100 Th. Kupfer und 52—53 Th. Zink, alſo wenig oder gar nicht ver 
fhieden von gemöhnlichem Meffing. 

Moschus, Bifam, musc, musk. Der Mofhus ſtammt von einem rehartigen 
Thiere, dem Mofchusthiere (Moschus moschifera). Cr findet fih in einem eigenen 
Beutel in der Nähe der Gefchlechtötheile ded Männchens, nicht ded Weipchend, und 
bildet im frifchen Zuftande eine falbenartig weiche, röthlichbraune Maffe, von einem 


eigenthümlichen durchdringenden, faft unvertilgbarem Geruche (Moſchus⸗Geruch) und 


einem bittern, widrig gewürzhaften, etwas ſalzigem Geſchmack Im Handel fommen 
bauptfächlich zwei Sorten von Moſchus vor: tungunefifher Mofchus und ca: 
bardinifcher Moſchus. Crfterer ift bei weitem der beffere, von feinem Geruch; wäh 
end der cabardinifche Moſchus oft einen urinöfen, widrig ammoniafalifchen Geruch 
befißt. Der Mofchus wird ſowohl ald Arzneimittel, aber auch ſehr häufig zu Par 
fümerien verwendet. 2 

Moschus, künstlicher, ſ. Bernfteinöt. 

Moscovade, moscovade, moscovade, wird der von den Kolonien aud in 
den Handel gebrachte fryftallifirte Rohzucker genannt. | 

Most, Obftmoft, Acpfel- Birnens, Traubenmoft, mout, must. Unter Mei 
verfieht man im Allgemeinen den durch Auspreffen von verfchiedenen Obftforten er 
baltenen frifchen Saft, bevor diefer noch in Gährung übergegangen ifl. 

Mestgas, fyn. mit Kohlenfäure. 

Mo-tschok , eine der’fchönften Bambusarten der chineflfchen Wälder, die 60 
bie 80 Fuß hoch wird. In einer Höhe von 30 Fuß fommen die äußerſt zart gef 
derten Zweige zum Borfchein, die zur Anfertigung von Sieben, Körben, Böbeln 
u. dergl. benugt werden; das untere Ende des Halmes ift kahl, und diefer Tpeil der 


oe 





- Muffel — Musivsilber. 307 


Pflanze wird zu Anfertigung von Papier, fomohl Schreib » wie Padpapier, angewens 
det, nachdem er durch die nöthigen mechanifchen Arbeiten, wie: Einweichen in Waf: 
fer, Zerſtampfen u. |. w., binreichend vorbereitet ife. Da die Pflanze im Sommer 
bei einem Marimum von 32,50 C. und im Winter bei einem Minimum von 6,506, 
befonder® üppig gedeiht, fo uk im füdlichen Europa wohl ein Anbau derfelben zu 
berfuchen fein. 

Mufel, Muffelofen, f. Ubtreiben. 

Hultiplikater, elektromagnetischer , ein SInftrument, um ſchwache gal- 
voaniſche Ströme wahrnehmbar zu machen, oder auch die SUR: eines elektrifchen 

Sttoms zu meflen. 

Mundleim,, colle a bonche, lipglue, eine Art Kitt für feinere Gegenftände; 
gewöhnlich eine Zufammenfegung von weißem Knochenleim , arabifhem Gummi und 
Zuder, die man zufammen in Wafler löft und wieder eindidt. 

Mungistin, ein in dem oftindifchen Ktapp, Rubia mungista, enthaltener rother 
Farbſtoff. 

Murexid, purpurſaures Ammoniak, purpurate d'ammoniaque, purpurate of 
: ammonia. Zu feiner Darftelung verfeßt man Uranil (f. d.) mit ſehr verdünntem 
Ammoniak und fügt allmälig in der Wärme Quedfilberogyd zu, welches fogleich zu 
Metall reducirt wird, während fich die Flüffigfeit intenfiv purpurroth färbt Jeder 
Ueberſchuß von Quedfilberoryd ift forgfättig zu vermeiden. Das Murerid fcheidet fich 
in goldgrünen Blättchen ab, die wie Santharidenflügel glänzen, aber zerrieben ein 
brauntothed Pulver geben. In Waſſer löft fih das Murerid nur wenig, aber mit 
intenfiver Purpurfarbe auf; in Alkohol und Aether ift ed unlöslich; Kali löſt ed mit 
tief indigoblauer Färbung,‘ die beim Kochen unter Ammoniaf- Entbindung verfchwin- 
det. Das Murerid wird zum Färben von Wolle, Seide und Baummolle angewen⸗ 
det; es beſteht aus 6,0 Ammoniak und 94 Purpurfäure. 

Muschelkalk, calcaire conchylien, shell marl, shell limestone, iſt das- 
jenige Sedimentgeftein, welches die Mufchelfaltformation bildet; unter dem Mufchel« 
kalk liegt der bunte Sandflein, über ihm die Keuperformation; alle drei vereinigt 
bilden die Triadgruppe, I 

Muschelgeld, 7. Malergold. 

Uuschelsilher, ſ. Malerſilber. 


Musivgeld, or musif, ot de Judée, mosaic — mit dieſem Ramen be— 
zeichnet man das Zweifach⸗Schwefelzinn in glänzenden, goldgelben Kryſtallblättchen. 
Zu ſeiner Darſtellung im Großen bereitet man aus 12 Th. Zinn und 6 Th. Queck⸗ 
filber ein Amalgam, zerreibt daſſelbe in einem Mörſer und vermengt ed mit 7 Thei⸗ 
len Schwefelblumen und 6 Theilen Salmiak. Dieſes Gemiſch erhitzt man in einem 
langhalſigen, in ein Sandbad geſtellten Kolben allmälig bis zum Dunkelrothglühen; 
Schwefel, Salmiak, Schwefelqueckſilber und Einfach⸗Chlorzinn werden hierdurch ver= 
flüchtigt und im Halſe des Kolbens verdichtet, während dad Mufiogold auf dem Bo⸗ 
den des Kolbens in Geftalt einer goldglänzenden, aus. einer Menge Lleiner fryftallis 
nifcher Blättchen zufammengefeßten,, fehr lodern Maffe zurüdbleibt.e Es findet zum 
Bronziren von Gypsfiguren, Meffing, Kupfer, zur Anfertigung von unädtem Gold» 
papier, zur Zadirvergoldung u. ſ. w. häufig Anwendung. 

Musivsilber, argent musiv, mosaic silver, ein Präparat, welches zu unechten 
Berfiderungen x, gebraucht und durch Zufammenfchmelzen von gleichen Theilen Zinn 

20” 


308 Mutterkorn — Naphtalin.: R 


und Wismulh dargeftellt wird; um es leichter pulvern zu können, fegt man der Legi⸗ 
rung noch etwas Queckſilber zu. 

Mutterkorn, Bodskorn, Hungerkorn, Bogelforn, Hungerbrod, ergot-blac 
grain of corn, cock spur, nennt man die wahrfcheinlich zu den Staubpilgen gehöris 
gen Auswüchſe, wie fie fich, befonderd in fonnenarmen Jahren, häufig zur Zeit der 
-Blüthe an der Roggenähte zeigen. Die Hauptbeftandtheile des Mutterkorns bilden 
ein verfeifbared fettes Del (35 Proc.) und eine ſchwammartige Subftanz. das Fungin 
(46 Proc.) Ä > 

Mutterkornöl, f, Muttertorn. i 


‚Mutterlauge, eaux meres, mother Iye, nennt man die nach Abfcbeidung ded 
durch Kryftallifation zu gewinnenden Salzes zurüdbleibende Flüſſigkeit; in derfelben 
finden fich neben gewiffen Antheilen des ausfryftallifirten Salzes in der Regel größere 
oder kleinere Mengen fremder Salze und anderer Stoffe. 

Mycoderma, eines der niedrigften Pflanzengebilde, eine Schimme:pflanze, die 
bauptfächlich bei der Verwandlung. des Alkohols in Effigfäure entfteht. 

Myrrhe, myrrhe, ift das erhärtete Gummiharz, welches aus der Rinde von Bal- 
samodendron Myrrha und B. Kataf, beided in Arabien mwachfende Bäume, in ' 
öligen, - gelblich-weißen Tropfen hervorquillt. , Die Myrrhe fommt in verfchiedenen 
Sorten im Handel vor, die fich jedoch nur durch den verfchiedenen Grad von Rein 
heit von einander unterfeheiden. Sie befteht meift aus bernftein- bis bräumnlich-gelben 
Stüden und Stüdchen von trübem Anſehen; befißt einen bitterlich balfamifchen Ge 
ſchmack und riecht, befonderd wenn fie erwärmt wird, angenehm balfamifch; fie wird, 
wie auch fehon in den früheften Zeiten, als Räucherungsmittel, zumeilen aud ale 
Arzneimittel und zu Zahnpulver gebraucht; fie enthält gegen 30 Proc. Harz und gegen 
45 Proc, Gummi. 


N. 


Naphoskop, ein Inftrument zur Beftimmung der Richtung und Geſchwindig⸗ 
feit des Windes in den höheren Luftfchichten. 

Naphtha, naphte, naphta, ein Name, mit welchem fehr oft das Stein⸗ ober 
Bergöl bezeichnet wird; auch nannte man vorzugsweiſe den Nether (Athyloxyd), fowie 
einige feiner Berbindungen mit Säuren, Naphta; wie: Effignaphta, Salpeternaphta x. 

Naphtalin, Naphtylwaſſerſtoff, Steinkohlentheerkampher, Naphtum, Naphtalin, 
Zweifünftel-Kohlenwaſſerſtoff, Dekacotyl, Normal-Naphtalin, naphtaline, naphtaline. 
Das Naphtalin iſt ein allgemeines Zerſetzungsprodukt organifcher Stoffe, wenn dieſe 
bei abgehaltener Luft ſtarker Glühhitze ausgeſetzt werden, und zwar nicht nur ſolcher 
Stoffe von höherem Aequivalent, ſondern ſelbſt der einfachſten, wie: Alkohol, Eſſig⸗ 
fäure 2. Sn reichlicher Menge tritt es aber beſonders bei der trockenen Deftillation 
höher zufammengefester Stoffe auf und es bildet einen Hauptbeftandtheil des Stein⸗ 
kohlentheers, bei deilen Deftillation es zuleßt übergeht, beim Erfalten erſtartt und 
dann entweder dınch Umkryſtallifiren aus Alkohol, oder noch leichter durch Sublima- 
tion erhalten wird. Das Naphtalin tryftallifirt in glänzend weißen rhombiſchen 
Blättchen von eigenthümlichem, lange anhaltendem Geruch; es ſchmilzt bei 79% C. 








Naphtalingelb — Natrium. 309 


fiedet bei 216° C., fublimirt aber fchon bei einer weit nieberen Temperatur; ganz 
luftftei hat ed bei 180 C. ein fpec. Gew. 1,158; in Wafler ift es unlöslich; Alkohol 
und noch mehr Aether löfen es leicht auf; ed läßt fih nur ſchwierig entzünden und 
verbrennt mit ſtark rauchender Flamme. Das Naphtalin-reagirt in feinen Auflöfungen 
volllommen neutral; es verbindet fih mit Chlor, Brom, Schmefelfäure u. f. w. und 
liefert in diefen Berbindungen eine große Reihe intereffanter Produkte. Cine technis 
fhe Anwendung hat dad Naphtalin erft in der neueften Zeit zur Darftellung verfchies 
dener Farben gefunden; es ift ald Arzneimittel gegen krankhafte Affektionen der Lun⸗ 
genihleimhaut empfohlen worden; es befteht in 110 aus 93,75 Koblenftoff und 6,25 
Bafferftoff. 

Naphtalingelb,, eine in der Zeugfärberei angemwendete gelbe Farbe, die man 
erhält, menn man 100 Theile Naphtalin in einer fauern Flüffigkeit, aus 200 Theilen 
Waſſer u. 2 Th. Salpeterfäure von 340 B. beftehend, kocht. Man läßt unter beftändigem 
Umrühren erfalten, wäfcht die braunen Kryftalle mit Waffer ab und löft fie zur Dars 
ftellung der gelben Farbeflüffigkeit in Lochendem Waſſer, welches 5 Proc. Ammoniak 
enthält, auf,' worauf man fültrirt, abdampft und dann nochmals filtrirt. 

Naphtalinsäure, f. Alizarinfäure. 

Naphtometer, ein Inſtrument, welches zur Beſtimmung der Entzündungdtem- 
peratur des Steinöls dient. 

Naphtyliwasserstofl, fon. mit Naphtalin. 


Narcein, narcöine, narceine, eine ſchwache Pflanzenbaje, die neben dem Mor, 
phin und einigen andern Alfaloiden in fehr Heinen Mengen im Opium enthalten ift 
und lange, haarfeine, weiße Nadeln von fchwachsbitterem Befchmad bildet. 

Narcogenin, ein Zerfegungsproduft des falsfauren Narcotins, wenn diefes mit 
einem möglichft geringen Ueberfchuß von Platinchlorid gekocht wird. 

Narcotein, ebenfalls ein. Zerfeßungsprodbuft des Narcotind, wenn dieſes mit 
Bleifyperoryd beyandelt wird. 

Narketin, Opian, narcotine, narcotine, ift eine ſchwache Bafe, die im Opium 
enthalten ift. Zu feiner Darftelung behandelt man den mit Waſſer erfchöpften 
Dpiumrüdftand mit Salzfäure filtrirt und neutralifirt mit kohlenſaurem Natron, wos 
durch das Narkotin gefällt wird. Es kryſtallifirt in Meinen rhombifchen Prismen, die 
bei 170° C. Schmelzen und wieder kryftallinifch erftarren; in kaltem Waſſer ift es faft 
unlöslich; auflöslich dagegen in Altohol und Aether. Mit den Säuren bildet es kry⸗ 
falifirbare Salze, die jedoch zum Theil fhon duch Waſſer zerfeht werden: es befteht 
in 100 Theilen aus 63,92 Kohlenftoff, 5,57 Waflerftoff, 3,39 Stickſtoff und 27,12 
Sauerſtoff. 

Narkotische Steffe nennt man diejenigen, größtentheils dem Pflanzenreiche 
angehörenden Subftanzen, welche eine betäubende Wirkung auf das Gehirn ausüben. 


Natrium, Natronium, Sodium, Natronmetall, sodium, natrium , sodium, ein 
Elementarftoff, der zu den fogenannten Leichtmetallen gehört. Mit andern Körpern 
hauptſächlich mit Ehlor verbunden, ift das Natrium ein in der Natur fehr verbreite 
ter Körper. Seine Darftellung gefehieht ganz auf. die beim Kalium angegebene Weife, 
durch heftiges Glühen von kohlenfaurem Natron, Kreide und Kohle, in einem eifernen 
Deftillationsapparate. In feinen phyſikaliſchen Eigenfchaften zeigt es eine große Webers 
einftimmung mit dem Kalium; in niederer Temperatur ift es bid zu einem gewiſſen 
Grade fpröde und zeigt alsdann einen Tryftallinifchen Bruch; bei 15 bis 200 C. iſt 


⸗⸗ 


310 Natriumamalgam — Natriumsuperoxyd. 


ed fo weich, daß man es mit dem Meſſer leicht fchneiden kann; in der Rolhglühhitze 
verwandelt es fi in Dampf und läßt fich deſtilliren. Auf dem frifchen Schnitt zeigt 
dad Natrium einen flarken, faft filberartigen Glanz, der jedoch an der Luft nur kurze 
Zeit anhält, indem fih dad Metall raſch oxydirt. Das ſpec. Gew. ded Natriums ift 
bei gewöhnlicher Zemperatur 0,97, alfo etwas größer, ald das des Kaliumd. Es 
muß, wie dad Kalium, unter Steindl aufbewahrt werden; es zerfebt das Wafler felbfl 
bei der niedrigften Temperatur. Bei gelinder Erwärmung zerſetzt das Natrium auch 
das Ammoniakgas unter Freiwerden von 1 Aequiv. Waſſerſtoffgas und Bildung von 
Natriumamid, NH, Na, eine in der Wärme grünblaue Flüſſigkeit, die beim Gr: 
falten zu einer ftrahlig Eryftallinifchen, tiefrotben Maſſe erftarrt. Dad Natrium ifl 
leichter reducirbar, ald dag Kalium; er findet gegenwärtig eine ſehr audgedehnte An- 
wendung in der Aluminiumfabritation. Es hat zwei Drydationdftufen: das Ratıen 
NaO und dad Natriumfuperoryd Na, O,.ober Na0,; fein Zeichen ift Na, fein Aequi⸗ 
valent 23,0. 

Natriumamalgam, ſ. Amalgam. 

Natriumbromür, Bromnatrium, brommafferftofffaure® Natron, bromure de 
soude, bromure of sodium. Dad Bromnatrium findet fih im Meerwafler und in 
vielen Mineralquellen; fünftlich ftellt man es durch Neutralifation der Bromwaſſer— 
ftofffäure mit fohlenfaurem Natron dar. Das Bromnatrium ift in feinen phyfikali⸗ 
[hen Eigenschaften dem Chlornatrium fehr ähnlich; es enthält. 22,33 Natrium und 
77,67 Brom. 

Natriumchlerür, f. Chlornatrium und Kochſalz. 


Natriumfluerür, Auorure de sodium, Auoride of sodium, fommt in Berbin- 
dung mit Yluoraluminium ald Kryolith in der Natur vor. 

Natriumjedür, Jodnatrium, jodmwafferftofffaures Natron, jodure de sodium, 
ioduret of sodium; ed wird auf diefelbe Weife, wie dad Jodkalium dargeftellt. Bei 
40 bi8 500 C. Eryftallifirt ed wie dad Chlornatrium in wafferfreien Würfeln; bei ge: 
wöhnlicher Temperatur in großen, geftreiften, fechöfeitigen Tafeln, die 4 Aeq. oder 20 
Proc. Waſſer enthalten; das waflerfreie Salz enthält 84,67 Jod. 

Natriumlegirungen, alliages de sodium, allays of sodium. Die Berbin: 
dungen des Natriums mit den übrigen Metallen find meiften® fpröde, oxydiren fih 
fhnell an der Luft, noch fchneller aber in Waſſer unter Waſſerſtoffgasentwickelung. 

Natriumexyd, 


Natriumexydhydrat, 


Natriumsulfhydrat, sel de soufre de sodium, sulpho-sel of sodium, eine 
Berbindung von Schwefelnatrium mit Schwefelwafferftoff, zu den Schwefelfalzen ge 
börig und aus 69,64 Schwefelnatrium und 30,36 Schwefelmafjerftoff beftehend. 

Natrium, Schwefel- .sulfure de soude, sulphide of sodium. Das Ratrium 
bildet mit Schwefel mehrere Verbindungen, von denen jedoh nur dad Cinfach⸗Schwe⸗ 
felnatrium genauer befannt ift, und welches erhalten wird, wenn man waſſerfreies, 
fchmefelfaure® Natron mit Kohle glüht; es bilbet fo dargeftellt, eine fleifchrothe, durch⸗ 
fheinende, in der Glühhitze flüchtige Maſſe; neuerdings wird ed in Frankreich flatt 
Aetznatron zum Verſeifen der Kette in den Seifenfabrifen angemendet. 

Natriumsuperoxyd, hyperoxide de sodium, hyperoxide of sodium, mit 
wie die gleichnamige Kaliverbindung erhalten; es bildet eine ſchmutzig⸗ grünlich gelbe 


f. Natron. 


= 





Natron — Natronkalk. 311 


Mafe, die von Baffer in Sauerſtoffgas und Natronhydrat zerlegt wird; feine Zus 
fammenfehung f. Natrium. 


Natren, Natrium, Natriumoryd, Soda, ätended oder fauflifches Natron, Mis 
neralalfali, mineralifche® Laugenſalz, soude, soda, protoxide of sodium, caustic 
soda. Formel NaO, Aeq. 31,0. Zufammenfegung in 100: 74,2Na und 25,80. 
Die Darftellung des Natriumoryds gefchieht durch Verbrennung von Ratrium in rei- 
nem Sauerfloffga® bei hoher Temperatur; ed ift für fih nicht gebräuchlich, 


Natrenhydrat, hydrate de soude, hydrate ol soda. Formel Na0,HO, 
Aequiv. 40,0. Zufammenfegung: 77,5 Natriumorgd und 22,5 Waffe. Das Natron» 
hydrat wird aus dem kohlenſauren Natron ganz auf dieſelbe Weiſe wie das Kalihy⸗ 
drat dargeſtellt (ſ. d.). Das geſchmolzene Natronhydrat bildet einen weißen, undurch⸗ 
ſichtigen Körper von kryſtalliniſchem Bruch; es enthält 1 Aeq. Waſſer, welches ſich 
bei feiner Temperatur austreiben läßt; "in ſehr ſtarker Hitze deſtillirt das Natronhydrat 
unverändert über; an.der Luft zerfließt es und bildet eine ölartige Flüſſigkeit, aus 
welcher fich zumeilen bei ftarker Kälte vierfeitige Tafeln abfeben, die fih beim Erwär⸗ 
men wieder auflöfen. Gegenwärtig wird es für die Seifenfabrifen im Großen dar 
geftellt. Das käuflihe Natronhydrat enthält nicht allein andere fremde Salze, fondern 
auch kohlenſaures Natron. Ueber den Gehalt an erfteren giebt die alfalimetrifche Prüs 
fung Aufſchluß. Um den Antheil an legterem zu finden, verfeht man eine titrirte 
Löfung des Natronhydrats mit Salmiad und Chlorbarium oder Chlorkalcium, läßt 
die Flüſſigkeit fich Mären, und beſtimmt in einem abgemeflenen Theile derfelben, deren 
Ammoniafgehalt; um foviel diefer geringer ift, als der Alkaligehalt der Natronlöfung 
vor der Bermifhung mit Salmiat und Chlorkalcium, foviel kohlenſaures Natron 
enthält dad Natronhydrat. Das Natronhydrat fommt auch häufig in Wafler aufges 
löſt ald Lauge von verfchiedener Stärfe in den Handel; man prüft diefelbe in der 
eben angegebenen Weife, indem man entweder eine Probe davon genau abwägt oder 
abmißt, in welchem Teßteren Falle man das fpec. Gew. der Lauge feunen muß, da 
fie night dem Maße, fondern dem Gewichte nach verkauft wird. Die Beftimmung der 
Stärke einer Lauge aus ihrem fpec. Ger. oder mit den Angaben einer Senfmwaage ift 
darum nicht genau, weil das käufliche Natronhydrat in der Regel viel fremde Salze 
enthält, die zur Erhöhung des fpec. Gew. beitragen, und auf diefe wa zu nachthei⸗ 
ligen Täufchungen Beranlaffung geben. 


Natron-Alaun, f. Alaun. 

Natron, arsenigsaures, arsenite de sonde, arsenite of soda. Man erhält 
dad arfenigfaure Natron durch Kochen von gepulverter, arfeniger Säure -mit einer Auf- 
löfung von kohlenſaurem oder Aebnatron in dem Berhältniß, daB auf 2 Aeq. Natron 
I Aeq. arfenige Säure fommt; es ift die fo entftiehende Löſung, welche in den Kat⸗ 
tundrudereien vielfah Anwendung findet. 


Natron, arsensaures, arseniate de soude, arseniate of soda. Man ftellt 
diefed Salz, welches in den Kattundrudereien vielfach Anwendung findet, nah Hig- 
gins am beften auf die Weife dar, daß man die arfenige Säure in kauſtiſchem Nas 
tton auflöft, dann falpeterfaures Natron zufügt und das Gemifch im Flammofen kal⸗ 
cinirt. Die in den Schornftein gehenden Cafe enthalten Ammoniaf und falpetrige 
Säure, find aber frei von Arſen; auf der Sohle des Ofens verbleibt arſenſaures Na⸗ 
ſron, welches durch Auflöſen ꝛc. gereinigt wird. 

Natronkalk, onlonire de soude, soda lime, nennt man ein Gemenge von 





312 Natronlauge — Nelkenöi. 


Kalt: und Natronhydrat, welches in der organiſchen Analyfe zur Stidftoffbeftimmung 
gebraucht wird ; man bereitet den Ratronfalf, indem man in eine foncentrirte Natron 
lauge etwa doppelt foviel Aetzkalk einträgt, ald die Löſung Natronhydrat enthält und 
das überfhüffige Waſſer durch Erbigen in einem heffifchen Tiegel entfernt. 
Natronlauge, f. Natronhydrat. 
Natronsalpeter, f. falpeterf. Natron. 5 


Natrensalse. Die Natronfalze find im Allgemeinen fehr wenig durch charafte 
riftifhe Eigenschaften ausgezeichnet; größtentheil® ſehr leichtlöslich, laſſen fie fich durch 
Reagentien in ihren Auflöiungen nicht nachweiſen; nur dad metantimonfaure Kali 
bringt in Löfungen, die bis zu zyg Natron enthalten, noch einen förnig Tryftallini? 
fhen Niederfehlag hervor; auch das neutrale, oralfaure Natron bedarf zu feiner Auf 
löfung einer großen Menge Waller. Bei der Prüfung mit metantimonfaurem Kali 
dürfen Erd» oder Metallfalze gleichzeitig nicht vorhanden fein. Bon Kali lafien ſich 
manche Natronfalze auch durch die intenfiv gelbe Farbe unterfcheiden, die fie der Löth- 
rohr», felbft der gemöhnlichen Weingeiftflamme ertheilen. 

Natronseife, ſ. Seife. 

Natron -Weinstein, f. weinſaures NatronsRKali. 


Natterer’scher Apparat, ift eine jept allgemein angemwendete Vorrichtung, um 
gasförmige Kohlenfäure in den flüffigen oder feften Zuftand zu bringen. Derſelbe 
beftebt, abfehend von dem Kohlenfäure-Entwidelungsdgefäße, aus einer fchmiedeeifernen 
Flafche, die in ihrem unteren Ende ein Kegelventil enthält, vermittelft welches die 
Kohlenfäure eingepreßt wird; am oberen Ende befindet fih ein Hahn, um die Kohlen: 
fäure feitlich austreten laffen zu können; beim Gebrauch fehrt man die Flaſche um, 
fo daß der Hahn in Waffer zu ftehen fommt. 

Neapelgelb, jaune de naples, antimoniate de plomb, antimoniate of lead, 
eine dauerhafte gelbe Farbe, die fowohl in der Dels, mie in der Emaillemalerei ge 
braucht wird, und hauptfächlich aud antimonfaurem Bleioryd befteht. Bon den zahl 
reichen Borfchriften zu feiner Darftellung liefert die folgende ein vorzüglich fchöne 
Präparat. Man mengt 1 Theil fein zerrigbened, weinſaures Antimonoryd-Kalı 
(Brechmeinftein), 2 Theile falpeterfaured Bleioryd, 4 Theile Kochfalz, fämmtlich eiſen⸗ 
frei, genau untereinander und fest dad Gemenge in einem beffifchen Tiegel 2 Stuu— 
den einer mäßigen Rothglühhitze aus, fo daß es fchmilzt, jedoch nicht darüber hinaus 
und bringt die geglühte Maffe nach dem Erkalten in Waffer. Sie zerfällt alddann ball 
zu einem feinen Pulver, welches mit Wafler abgemmafchen und getrodinet wird. Das 
fo dargeftellte Neapelgelb befißt, wenn feine zu ftarfe Erhitzung ſtatt fand, eine orange 
gelbe Farbe; im anderen alle ift fie mehr citronen s, felbft ſchwefelgelb. 


Nektar, nectar, mit diefem Namen belegt man unter Anderen auch den füßen 
Saft der fi) in den Honigdrüfen mancher Blüthen anfammelt, und weſentlich eine 
Auflöfung von Rohre und Schleimzuder in Waſſer ift. 

Nelkenöl, !’huile essentielle girofle, ou essence de girofle, oil of clove, 
ift dad durch Deftillation mit Waller aus den unentwidelten Blüthenknospen (den 
fogenannten Gewürznelfen) von Caryophylius aromatious L., gewonnene flüchtige 
Del. Friſch und in reinem Zuftande ift es farblos, befißt aber in der Regel eine 
gelbliche, zumeilen fogar bräunliche Farbe; fpec. Gew. — 1,058, wird bei — 18° 6. 
noch nicht feſt. Es ift ein Gemiſch von 2 Körpern, von denen der eine eine fhmadt 
Säure, Reikens oder Eugenfäure, der andere eine Kampherart ift, die bei 254° |. 


- 





Nelkensäure — Neumann’s Gasgebläse. 313 


fublimirt und dem Terpentinöl ähnlich riecht; dad Nellenöl wird häufig in der Par- 
fümerie gebraucht. ; 


Nelkensäure, Gugenöt, erhält man durch Schütteln des Nelkenöls mit alkoholi⸗ 
fher Kalilauge, wobei es kryſtalliniſch erſtarrt, Abpreffen des gebildeten Kalifalzed und 
Zerfeßung deffelben mit einer Säure; fie ift ölartig, flüffig, unlöslih in Waller und 
auflöslich in Alkohol und Aether; fie enthält in 100 Theilen 73,17 Kohlenftoff, 7,32 
Mafferftoff und 19,51 Eauerftoff. 


Nereliöl, Pomeranzenhlüthenöt, neroli, hail de flears d’oranges, neroli, dies 
fed, wegen feines feinen Wohlgeruchs fehr gefchäßte und ale Parfüm unentbehrliche 
Del, wird durch Deftillation mit Waller aus den frifchen oder auch eingefalgenen Blüs 
then ded Pomeranzen= oder Drangenboumed, Citrus Aurantia, gewonnen, Die Po⸗ 
meranzenblüthen entbalten zwei flüchtige Dele, von mwelchen fi da® eine bei der De⸗ 
filation größtentheild in Waller auflöft, während dad andere in Waſſer unlöslich ift, 
fo daß diefed die Hauptmaffe des fäuflichen Neroliöls ausmacht. Dad in Waffer 
auflöslihe Del befigt einen weit angenehmeren Geruch, ald dad andere. Löſt man 
Reroliöl in möglichft wenig Alkohol von 90 Proc. auf, fo bleibt ein Gtereopten zu» 
rüd, der mit dem des Roſenöls gleiche Zufammenfeßung hat. Seines hohen Preifes 
wegen unterliegt dad Neroliöl häufigen Verfälſchungen, fehr oft ift es, in größerer 
oder Meinerer Menge mit dem ätherifchen Dele der unreifen Bomeranzen, huile des pe- 
tites graines, vermiſcht und alddann billiger, aber auch meniger angenehm von Ge 
tuch; die feinfte Sorte führt den Namen Ol Neroli petale; eine ziweite O4 Neroli 
Tarcici; eine andere Sorte, die man Ol Neroli Bigara nennt, ftammt von den Früch- 
ten von Citrus Bigara ab. Um das Neroliöl auf feine Reinheit zu prüfen, werden 
3 Tropfen mit 40 bid 50 Tropfen höchſt rektificirtem Weingeift gelinde gefchüttelt, 
nah erfolgter Löfung mit 4 Bol. koncentrirter Schwefelfäure von 1,83 fpec. Gem. 
verfeßt, und durch ſchwaches Agitiren gemifcht; wenn dad Del rein ift, fo entfteht eine 
mehr oder weniger töthlich dunfelbraune Mifchung. Alle anderen Dele von Auran- 
tiaceen, mit welchen Neroliöl verfälfcht werden kann, bilden, auf diefelbe Weife ber 
handelt, Helle, theild oderfarbige röthliche, theild rothe Mifchungen, welche felbft 
dann noch bedeutend hellfarbiger find, wenn dad Neroliöl durch Zuſatz von 10 bis 20 
Proc, damit verfälfcht war? 


Neublau, Waſchblau, bleu pour linge, als folche® kommen gegenwärtig ver: 
ſchiedene blaue Farben in ben Handel; es ift entweder Berlinerblau, fogenannter Ins 
digofarmin, Lackmus, ſämmtlich in Täfelchen geformt, oder auch Ultramarin, welches 
man in Meinen Kugeln, oder auch als feines Pulver verfauft, und zwar hat leßteres 
durh die Schönheit feiner Farbe, fowie auch dadurch, dag ed nicht, wie häufig das 
Berlinerblau, in der- Wäfche gelbe Flecke zurüdläßt, die andern Arten faft gänzlich ver⸗ 
drängt, fo daß hierdurch ein keineswegs unbeträchtlicher Theil von Ultramarin feine 
Verwendung findet. 

Neugelb, eine gelbe Malerfarbe, die aus Maffitot, d. h. ungefcholzenem, ges 
mahlenem Bleioryd befteht. 

Neugrün, eine Art Schweinfurtergrün f. d. 

Neumann’s Gasgebläse, reservoires du gas falminante, ein Apparat, wo 


durch gemeinfchaftliched Berbrennen von Wafler- und Sauerftoff in dem Verhältniß 
wie fie Wafler bilden, eine fehr hohe Temperatur erzeugt wird. Die beiden Safe be» 





\ 


. 314 Neusilber. 


die eine Meine Anzahl Meiner Scheibchen and einem feinen Metaligefleht gefchnitten 
enthält Da jedoch diefe Apparate nicht ohne alle Gefahr find, fo bewahrt man, beiler, 
die beiden Safe getrennt auf, und läßt fie fi erft kurz vor der Mündung dei Ge 
bläfed mit einander vereinigen; auf dieſe Weife ift eine Erplofion unmöglich. Bon 
jedem der beiden Gafometer geht zu dem Ende eine Röhre aus, die in eine Meffing: 
röhre mündet, die, wie oben, mit Scheibchen, eines dichten Drahtgewebes angefüllt ift, 
und mo die Bermifchung der beiden Gaſe flattfindet; die meffingene Röhre mündet 
in eine Spiße, die einen Auffab von Platin bat. 

Neasilber, Alfenid, Argentan, Padfong, cuivre blanc, maillechort, german silver, 
mit diefem Namen bezeichnet man eine Regirung, die aud Kupfer, Zint und Ride, 
nach mehr oder weniger abwechſelnden Berhältniffen befteht, und mitunter auch einen 
Zufag von Eifen hat. Se größer das VBerhältniß an Nidel genommen wird, um fo 
heller und dem Silber ähnlicher fällt das Argentan aus. In Berlin, wo fich fehr be 
deutende Argentanfabrifen befinden, fertigt man drei Sorten 


Kupfer. Nickel. Zint. 
Prima . . ad .„ 52 22 26 
Sekunda. „ .59 11 30 
Zıta 2: 00688 6 31 
Sn England - 
Drdinät. 2 u. 60 15 25 
Wi 56 21 24 
Elektrum. 51,6 258 22,6 
Strengflüſſig46 35 19 
Tun.» 46 17,5 36,5 


Zur Unterfuchhung des Neufilbers auf das Mengenverhältniß feiner Beſtandtheile löſt man 





eine gewogene Probe unter Zuſatz von Salpeterſäure in Schwefelſäure auf und ſchlägt aud | 
der fauren Löſung das Kupfer durch Schmwefelwaflerftoff ald Schwefelkupfer nieder; in 


dem Filtrat fällt man Zink und Nidel durch kohlenſaures Natron und löſt den ge 


wafchenen Niederfehlag in Cffigfäure und behandelt die neutrale oder ſchwach faur 


Löfung mit Schwefelmafferftoff, wodurch das Zint als Schwefelzint niedergefchlagen 
wird. Aus der wieder filtrirten Flüffigkeit fällt man alddann das Nickel durch fau: 


ftifche® Kali. - Durh Wägung und Berechnung der refpeftiven Niederfchläge auf die | 


betreffenden Metalle erfährt man die Zufammenfehung ded Argentans. In neuere 
Zeit hat man in England ald Erſatz des Neufilberd folgende Legirung eingeführt, 


welche eine fehr ſchöne weiße Farbe befißt und den Einwirkungen vegetabitifcher Säu 


‚ren vollftändig wiederfieht. Man erhält Diefelbe durch Zufammenfchmelzen von 575 


Bancazinn, 55 Nidel, 50 Antimon und 20 Wismuth. In einem paffenden Schmelz; 
tiegel bringt man zuerft } des Zinns und fämmtliches Nidel, Antimon und Widmuth 
und bededt diefe Metalle mit dem zweiten Drittel des Zinns, hierauf eine, etwa }" 
ftarfe Lage Holztohlenpulver, die die Metalle vor Orpdation ſchützt. Man fchliept den 
Tiegel und erhitzt ihm zur hellen Rothgluth. Nachdem man fi durch Umrühren mit 
einem rotbglühenden Eifenftabe überzeugt bat, daß das Nickel geſchmolzen if, fept 
man, ohne die Kohlenſchicht zu entfernen, das lebte Drittel des Zinnd Hinge, rührt 
dann die Maffe bie zur völligen Gleichförmigleit um und — fie in Barren oder 
Formen. 





Neutralisiren — Nickelerze. 315 


Neutrallsiren, nentraliser, neutralizating‘, nennt man die Operation, vers 
mittelft. welcher man die fauren Cigenfchaften einer Säure durch eine Bafe, oder 
die bafifchen der letzteren durch eine Säure verſchwinden macht; der neutrale Zuftand 
it eingetreten, wenn weder in dem einen, noch in dem andern Kalle blaue oder rothe 
Bfanzenfarben durch die Flüffigkeit verändert merden. 


Neutralsalse, sels neutres, neutral salts, find folche, die Weder fauer noch 
allaliſch reagiren. | 


Nichtmetalle, f. v. w. Metalloide. 


“ Nickel, nickel, nickel. Das Nickel gehört zwar nicht zu den felten vorfom- 
menden Metallen, doch findet es fich nirgend zu größeren Maffen vereinigt. Im re 
gulinifhen Zuftande macht es einen faft nie fehlenden Beftandtheil der Meteorfteine 
aus; außerdem findet ed fich nur vererzt, am häufigften mit Arfen und meiften® in 
Begleitung von Eiſen und Kobalt, denen ed auch in feinen chemifchen Eigenfchaften 
am nächften ſteht. Im Kleinen ſtellt man das Nidel aus feinen Oxyden durch deren 
Reduftion mittelſt Waflerftoffgas dar; feine Gewinnung im Großen, um e8 von den 
ihn aufs hartnädigfte anhängenden Kobalt und Eifen zu trennen, ift ein Fabrikgeheim⸗ 
nid. Das Nickel ift ein weißes, oder graumeißed Metall; es beſitzt eine bedeutende 
abfolute Feftigfeit und läßt fich zu Platten fehlagen und zu feinen Drähten ausziehen; 
kin fpec. Gewicht beträgt 8,8; es ift faft eben fo ſtark magnetifch ald Eiſen, verliert 
aber die Eigenfchaft, wenn es auf 400° C. erhitzt wird. Im feuchter Luft veränderte 
es fih nur wenig und erft beim Erhitzen verwandelt es fih in Orpd. Je nach dem 
Sihgrade, dem das Nickel bei feiner Darftelung ausgeſetzt war, bildet ed entweder 
ine fhmammige Maffe, oder einen gefloffenen Regulus. Es ift etwas ſchweißbar und 
man findet ed auch häufig in Meinen Würfeln, die aus dem zufammengepreßten 
ſchhwammartigen Nickel zufammengefehweißt ſcheinen. Es ift weniger ftrengflüffig ale 
Kobalt und Mangan, Sn verdünnter Salz» und Schmwefelfäure löſt es fi, wenn 
auch langfam, auf; ebenfo in Syankalium, dort wie hier unter Entwidelung von 
Waſſerſtoffgas. Es läßt fich zu galvanifchen Bernidelungen benugen, und man fann 
auf diefe Weife Kupfer, Meffing und andere Metalle damit überziehen; feine haupt: 
ſächlichſte Verwendung findet es jedoch zur Darftelung von Neufilber; fein Zeichen 
iſt XNi, fein Aeq. 29,4. 


. Miekelamalgam, amalgame de nickel, amalgama of niekel. Das Nidel 
läßt fich mit dem Queckſilber nicht direkt Verbinden. 

'Niekelbroemär, bromure de nickel, bromide of nickel, wird durch Auflöfen 
von Ridelorydul in Brommafferftofffäure erhalten, es bifdet grüne Kryftalle mit 3 
Aequiv Wafler, die ed erft bei 2000 C. verliert und; wafferfreie Salz fublimirt, wenn 
es bei abgefchloffener Luft bis zum Duntelrothglüßen erhigt wird, in glänzenden gel« 
ben Schuppen. 


Nickelchlerür , chlorure de nickel, chloride of nickel. Im woaflerfreien 
Zuftande erhält man diefe Berbindung (Ni Cl), wenn ſchwammiges Nickelmetall in 
einem Steome von trodenem Chlorgafe erhitzt wird; es bildet eine aus glänzenden 
Kryſtallſchuppen beftehende, dem Mufivgold ähnliche, und wie dieſes etwas fettig an⸗ 
zufühlende gelbe Maſſe; an der Luft wird fie grün, indem fie in wafjerhaltiged Salz 
übergeht. 

Nickelerse, minerais de nickel, nickel ores. Die Zahl derfelben ift ziemlich 
groß, indem auch manche nidelhaltige Kobalterze hierher gerechnet werden ; die haupt» 





316  Nickeljodür — Nicotin. 


fählihften find: Haarkies, Kupfernidel, Ridelantimen, Weihnickllies— Nickelarſenglanz 
Eiſennickellies, Nickelblüthe, Nickelſmaragd u. ſ. w. 

Niekeljodür, jodure de nickel, iodure of nickel, wird auf eine ähnliche 
Weife, wie dad Chtorür erhalten; es bildet eiſenſchwarze, metallifehglänzende Schup⸗ 
pen, die in der Luft feucht werden; die foncentrirte wäſſerige Löfung befißt eine rolf: 
braune, die verdünntere eine grüne Farbe. 

‚Nickellegirungen, ſ. Neuſilber. 

Nickeloxyd, das Nickel vereinigt ſich in zwei Verhältniſſen mit Sauerſtoff und 
bildet 1) Nickeloxydul, protoxide de nickel, protoxide of nickel, früher Nickel— 


oxyd genannt. Man:erhält dad Nickelorydul als Hydrat, wenn man eine Auflöfung. 


von fchmefelfaurem Nidelorydul mit Aetzkali fallt und den Niederfchlag mit kochendem 
Waſſer auswäſcht und trodnet. Es bildet alddann dunkelbraune, gummiartige Stüde 
die zerrieben ein grünes Pulver geben. Wird dad Hydrat bei Ruftverfchluß geglübt, 
fo erhält man reines Nicelorydul von grünlich grauer Farbe. 2) Nideloryd, ser 
quioxide de nickel, sesquioxide of nickel (Nidelfuperoryd), entfteht durch Einwir 
fimg von Chlorga® auf in Wafler vertheilted Nickelorydulhydrat oder durch Behand: 
lung von Nidelorgdul mit unterchlorigfaurem Natron. Das erhaltene Nickeloxydhydiat 
ift ein ſchwarzes Pulver, welches fih in Chlorwaſſerſtoff ſäure unter mn von 
Chlorgas auflöft. 

Nickelexydul, ſ. Nickeloxyd. 

Nickelosydulhydrat, ſ. Nickeloxyd. 





Nickeloxydulsalze, sels de protoxyde de nickel, salts of protoxide of 


nickel, im waflerbaltigen Zuftande find die Nidelorydulfalze ſchön grün gefärbt; die 


meiften werden aber durch den Berluft von Wafler gelb. Ihre Löfungen befigen eine 
ſchöne, fmaragdgrüne Farbe und werden durch fire Alkalien apfelgrün gefällt. Am 
moniaf fällt die mit überfchüffiger Säure verfegten Löfungen nicht, und Löft aud den | 
in neutralen bewirften Niederfchlag mit himmelblauer Farbe wieder auf; die kohlen⸗ | 


fauren Alkalien geben blaßgrüne Niederfhläge von baſiſch-kohlenſaurem Nidelorpdul; 
phosphorfaure und arfenfaure Alkalien bringen hellgrüne Niederfchläge hervor; Feno⸗ 
cyankalium fällt. fie weiß, Schwefelammonium ſchwarz; Schwefelmaflerftoff fchlägt nur 


in Berbindungen mit einer ſchwachen Säure dad Nidel als Schwefelnickel nieder, je | 


doch volftändig? in fauren Auflöfungen, oder wenn dad Nideloryd mit einer ſtarken 
Säure verbunden ift, werden die Nidelfalze durch Schwefelmafferftoff nicht zerfegt. 
“ Nickelsuperoxyd, 
Nickelsuperexydhydrat, 
Nieotianin, nicotianine, nicotianin, ein nicht bafifcher Beftandtheil der Tu 


ſ. Nideloryd. 


baföblätter von fettartigem Aeußern, welcher flüchtig ift, den Geruch des Tabaksdam⸗ | 


pfed und einen aromatifchen, ſchwach bittern Geſchmack befibt. 

* Nicotin, nicotine, nicotine, ebenfalld ein Beftandtheil der Tabaksblätter, aus 
welchen e3 mittelft Schmwefelfäure audgezogen und durch Kali abgefchieden wird. — 
Um es von dem Ammoniaf zu trennen, wird ed mit Alkohol behandelt. Es ift ein 
farblofed Del von 1,048 fpec. Gew, welches. fih zwifchen 100 und 200°. in einem 
Strome von Waſſerſtoffgas unzerfegt deftilliren läßt; ed fiedet bei 2500 C., wobei es 
jedoch zum Theil zerfegt wird. Das Nicotin riecht fiechend, unangenehm an Tabal 
erinnernd, und iſt ein heftiges Gift; in kleinen Gaben wirkt es betänbend, ſchlechtet 
Tabak enthält 7 bis 8 Proc. davon; feiner Havannah nur 2 Proc.; es reagirt alle 


Niederschlag — Nitrogiycerin. 317 


iifh, Hildet mit den Säuren Salze und befteht in 100 aus 74,08 Koblenftoff, 8,64 
Waſſerſtoff und 17,28 Sauerftoff. 

Niederschlag, precipitd, precipitate, nennt man die auf Zufaß gewiſſer Stoffe 
in einer Flüffigkeit eintretende Abfonderung eines oder mehrerer fefter Körper, die fich 
zu Boden eben. 

Niederschlagsarbeit, pröcipitation , pröcipitation, ein für gewiffe Ope⸗ 
rationen bei der Ausbringung ded Bleied gebrauchter hüttenmännifcher Ausdruck. 

Nielle, Nielien, Niellum, nlellage, niello, man verfieht hierunter eine eigen« 
thümliche ſchwarze Emaillirung, befonder® auf Gold, Silber und Kupfer, die jedoch 
nicht, wie die gemöhnliche Emaille ald Glasfluß aufgetragen und eingeſchmolzen, fon 
dern aus verfchiedenen Schwefelmetallen (wie Silber, Blei, Kupfer) befteht, die in die 
vertieften Zeichnungen eingerieben und dann eingebrannt werden. 


Nihilam album, weißes Nichts, weißes Augennichte, Pompholyr, ift ein uns 
tined Zinkoxyd, welches fich beim Schmelzen von Zint und Meffing bildet und an 
tn Wänden der Oefen anhängt. 

Niebium, niobiam, niobium, ein noch nicht lange entdecktes Metall, welchee 
ih mit Sauerftoff verbunden, ald Beftandtheil weniger und feltener Mineralien, nas 
mentlih im Tantalit (Columbit), Hitrotantalit, Eurenit und Pyrochlor findet. Die 
Zontalite von Schweden, Finnland und Frankreich enthalten Tantaljäure, die 
übrigen Zantalite, beffer ald Columbite zu unterfcheiden, wie die von Grönland, 
Rordamerila, Bodenmais und vom Ural, fo wie Eurenit und Pyro— 
hlot enthalten Unterniobfäure. Man ftellt das Niobium aus dem Chlorniobium dar, 
und ed bildet fo ein ſchwarzes Pulver. Mit Sauerftoff bildet ed zwei Derbindungen, 
die Unterniobfäure Nb,O, und die Niobfäure NoO,; nur die erftere 
findet fich als Beftandtheil der oben angeführten Mineralien; feßtere niemald. Die 
Unterniobfäure ift weiß, mird beim Glühen vorübergehend gelb; ihr fpec. Gem. be- 
hägt nah längerem Glühen 4,6. Die Niobfäure gleicht im hohen Grade der Tantal⸗ 
lüure, weshalb man auch dem Metall den Ramen einer Tochter ded Tantalus „Niobe“ 
beigelegt und danrit die nahe Verwandtfchaft der beiden Metalle angedeutet hat. Das 
Jeichen für Riobium if Nb, dad Aequiv. — 48,85 die Unterniobfäure enthält.19,74 
Tor, die Riobfäure 24,66 Proc. Sauerftoff. — 

Nitrilbasen, nitriles, nitrils, find dem Ammoniak analog zuſammengeſetzte 
Körper, defien 3 Aequiv. Waflerftoff Durch 3 Aequiv, eines zufammengefegten Radikals 
dertreten find; 3. B. im Triäthylamin dur 3 (C,H,) im Dimethyläthylanin durch 
2(C,B,) + (C,H,); im Diamyläthylamin durch 2 (C,.H,ı) + C. E,. 

Nitrebensid, Nitrobenzol, künftliches Bittermandelöl, Essence de Mirbau, 
wird dur Einwirkung von Salpeterfäure auf Benzol erhalten. Es bildet eine gelb- 
liche Flüffigkeit von Bittermandelgeruch ; es ift im Waffer unlöslich, in Alkohol, Aether, 
fetten und flüchtigen Delen in jedem Verhältiniß löslich; bei — 3,0 erftarrt ed zu nas 
velfötmigen Kryftallen und fiedet bei 2130 unzerſetzt; es wird jeßt in den Parfümes 
rien häufig flatt des Bittermandelöld angewendet und dazu aus dem Steinfohlentheeröf 
im Großen dargeſtellt. 

Nitregenium, fon. mit Stidftoff. 

Nitreglycerin, Sprengöl, ein Zerfegungsproduft des Glycerin, wenn dieſes 
Mit einer Miſchung von Salpeterfäure und Schwefelfäure behandelt wird. Es ift in 
Ather, nicht aber in Waffer löslich und erplodirt beim Erhigen oder durd Schlag 


318 Nitromannit — Nomenclatur, chem. 


mit großer Heftigfeit. Man bat e8 daher in neuerer Zeit zum Sprengen von Stei⸗ 
nen angemwendet, indem es nicht nur eine größere Kraft entwidelt, fondern und in 
Folge Hiervon auch billiger iſt, ald das ſchwarze Sprengpulver, ſ. auch Sprengöl. 





Nitromannit entſteht auf eine ähnliche Weiſe, wie Ritrogiycerin und zeigt aus 
ähnliche Eigenſchaften; in Waſſer ift er unauflöslih; aus feiner Auflöfung in Alto: 
hol oder Aether kryſtallifirt er in feinen, verfilzten, feideglängenden Radeln. Durch 
einen kräftigen Schlag entzündet er fi und verbrennt unter heftigem Knall; er ift 
mit Vortheil als Erfagmittel ded Knall⸗Queckfilbers in Zündhütchen angemendt 
worden. 


Nitroprusside , Nitropruffidverbindungen. Mit diefem Namen bezeichnet man 
die Verbindungen eined gepaarten Radikals, welches durch Einwirkung von Galpeter: 
fäure auf Ferrocyanverbindungen entfteht. Man kennt diefes Radikal nur in Verbin⸗ 
dung mit Waflerftoff und vielen Metallen. 


: Nitroprussidnatrium, man erhält diefe Verbindung, die fehr Leicht Frpftalifit 
und als Reagens auf freiem Schwefel benugt wird, durch Behandlung von 2 Aequib. 
Blutlaugenfalz mit 5 Aeq. zuvor mit Waller verdünnter Salpeterfäure. Man fättigt 
nach der Zerftörung des Ferrochankaliumd die Flüffigkeit mit kohlenſaurem Natron, 
dampft ab und läßt den größten Theil des Salpeterd auskryſtalliſiren, und erhit 
alddann aus der Mutterlauge rubinrothe, dem Ferridcyankalium ähnliche Kruftalle da 
rhombiſchen Syſtems von Nitropruffidnatrium,. Mittelft deffelben laſſen fich die ge 
ringften Spuren löslicher Schmwefelmetalle und Schwefelmaflerftoff nachweifen. Bit 
“ auflöslihen Nitropruffidmetalle werden durch Schwefelalfalimetalle purpurroth oder 
blau gefärbt. | 


Nitrosalicylsäure, ſ. Anilſäure. 
Nitroschwefelsäure, f. ſchweflige Säure. 


Nitroweinsäure, ein Zerfegungsproduft der Weinfäure, wenn diefe in Eu 
peterfäure aufgelöft und dann mit koncentrirter Schwefelfäure verfebt wird; fie bildet 
zuerft eine Fleifterartige Maſſe, die durch Abpreffen und Umkryſtallifiren in farbloſen 
feideglängenden Nadeln erhalten wird. | 


Nitram, ſ. Salpeter. F 


Nitrum cubicum, Name für ſalpeterſaures Natron, aus feiner Kıuflalfen 
hergenommen. | 


Nemeneclatur, chemische, man verfteht hierunter die Bezeichnungsweiſe ie 
wohl der in der Natur vorkommenden, ſowie auch der in den chemifchen Kaboratorien 
dargeftellten chemifchen Verbindungen. Bei der großen Menge von beiderlei Körpern 
würde es felbft dem beften Gedächtniß unmöglich fein, alle die verfchiedenen Ramen | 
zu behalten und richtig anzuwenden, wenn diefelben aus reiner Willfür bervorgingen | 
Man ift daher gegenwärtig dahin übereingefommen, die Namen für zufammengefeßtt 
Körper, fo zu wählen, daß dadurch bis zu einem gewiffen Punkte die Natur der Ber 
bindung und wo möglich einige ihrer wefentlichften Eigenfchaften ausgedrückt werden. 
Nur die Benennung der einfadhen Stoffe ift von jeder Regel unabhängig ‚und dem 
Delieben des Entdeckers oder dedjenigen, der zuerft einen folchen befchreibt, überlaflen. 
‚Man kennt bis jegt 66 einfache Stoffe, deren Namen nebft der von den Anfangsbud- 


Nourtoak — Nucin. 319 


flaben der lateiniſchen Namen abgeleiteten Zeichen, durch welche man fie abgefürzt 
darftellt, bier folgen: 


1. Sauerſtoff O (von Oxygenium). 34, Erbium E 

2. Waflerfioff' H (von Hydrogeniam). | 35. Terbium Tb 

3. Stidtoff N (von Nitrogenium). | 36. Mangan Mn 

4, Schroefel z 37. Eifen Fe (von Ferrum). 
5. Selen Se 38. Chrom Cr 

6. Tellur Fe - 39. Kobalt Co (von Cobaltam). 
1. Chlor ci 40. Nickel Ni 

8. Brom Br 41. Zink Zın 

9, Jod ’ 42. Kadmium C (von Cadmium). 
10, Zluor Fi . 43. Kupfer Cu (von Cuprum). 
11. Phosphor P 44, Blei Pb (von Plambum). 
12. Arfen As 45. Indium In 

13. Kohlenſtoff C (von Carbonium). 46. Thallium Th e 
14, Bor Bo " 47. Zinn Sn (von Stannium). 
15. Kieſel Si (von Silicium). 48, Titan fi 

16. Kalium K 49. Tantal Ta 

17. Ratrium Na 50. Riobium Nb 

18, Lithium Li 51. Wismuth Bi (von Bismuthum). 
19, Caeſium Os 52. Antimon Sb (von Stibiam). 
20. Rubidium Rb 53. Uran U 

21. Barium Ba + 54. Wolftaom W 

22, Strontium Sr 55. Molybdän Mo 

23. Calium Ca 56. Banadium V 

24. Magnefium Mg 57. Quedfilber Hy (vonHydrargyrum). 
25. Aluminium Al 58. Silber Ag (von Argentum). 
26. Sliyium Gi 59. ®old Au (von Aurum). 
21. Birfonium  Zir 60. Platin pt 

28. Thorium Th 61. Palladium Pd 

29, Cerium Ce 62. Rhodium Mh 

30, Lanthan La i 63. Iridium Jr 

31. Didym D 64. Ruthenium Ru 

32. Sndium In 165. Odmium Os 

33. Yttrium Y 66. Simenium JI 


Neourteak, ift der Name einer aus Syrien eingeführten Wurzel, die, nad 
Reichen bach, von einer Afphodelusart ſtammt und in jeder Beziehung den Salep 
vertritt, fowohl ald Nahrungsmittel, ald auch zu technifchen Zweden. Seine Löfung 
in faltem Waſſer fol ein ausgezeichnetes Klebmittel fein, wie auch in Drudereien, in 
Tapeten⸗ Papiers und Blumenfabrilen als Bindemittel mit Bortheil verwendet wer« 
den können, 

Aurin, ein tiyflallinifcher, in den grünen Schalen der Wallnüffe enthaltener 
Pflanzenſtoff. Seine Auflöfung in Aether nimmt, ‚mit neutralem, falpeterfaurem 
Kupferoryd gefchüttelt, eine biaue Farbe, bei großem Zuſat des Iehteren eine farmois 
Antothe Farbe an; mit Ammoniak färbt fih das Nucin practvoll voth. 


320 Nussöl — Obstwein. 


Nussöl, ift das fette Del aus den Samenfernen der Früchte von Juglans regia, 
es gehört zu den trodnenden Delen und wird als ein vortreffliches Speifedl gebraucht. 


O. 


Obergährung, fermentation, fermentation. Hierunter verſteht man die durch 
Oberhefe eingeleitete Gährung und wird hierbei die Zerſetzung des Zuckers in Alkohol 
und Kohlenſäure durch die Fäulniß der Hefe bewirkt, wogegen bei der Untergährung 
die Zerſetzung des — in der Würze in Folge der Berührung mit der Unterhefe 
erfolgt. 


Oberhefe, ſ. Hefe. 


Obsidian, Iave vitreux obsidienne, verre de volcan, volcanic glass, obsi- 
dian, ein Erzeugniß vulkanifcher Thätigfeit von vollkommen glafiger Beichaffenbeir, 
welches weſentlich aud Feldfpathfubftang und überfchüffiger Kiefelfäure beſteht. Dir 
Obſidian befigt einen ausgezeichnet mufchligen Bruch, die Bruchſtücke find ſcharfkan⸗ 
‘tig, ſtark glänzend, halbdurchfichtig, bis Fantendurchfcheinend, gewöhnlich ſchwarz, auch 
braun, grau und grün, ſelten gelb, blau oder roth, zuweilen mit geſtreifter, geflamm⸗ 
ter oder gefleckter Farbenzeichnung; man unterſcheidet: 


1) reinen Obſidian; 2) porphyrartigen — oder Obſidian⸗ 
porphyr; 3) ſphärolitiſchen Obfidian. . 
Die reineren Stüde von Obfidian werden unter dem Namen „f Hanzye Lava” 
häufig zu Schmudfachen, Armbändern 2c. verarbeitet. 


Obstäther, Hat man ein Produft genannt, welches man durch Deftillation von 
Fufeldl, Braunftein und Schmwefelfäure erhält; er befißt einen audgezeichneten Obft: 
geruch, der jedoch nach einiger Zeit in den von Balerianfäure übergeht. 


Obstessig, ein Gegenfaß zum fogenannten Schnelleffig, nennt: man durch Gäb⸗ 
rung des Safts, hauptfächlich von Aepfeln und Birnen dargeftellten Effig; von Wein 
Heſſig unterfcheidet er ſich dadurch, daß er flatt Weinfäure Aepfelſäure und Citronen- 
fäure enthält; von dem fogenannten Schnelleffig durch feinen Gehalt an den beiden 
genannten Säuren, außerdem übertrifft er legteren auch durch die Lieblichkeit feine 
Geruchs und Geſchmacks. 

Obstwein, cidre, cider, wird der aus dem ſüßen Safte verſchiedener Früchte 
außer Weintrauben, bereitete Wein genannt. Seine Darſtellung bat in den legten 
Jahren eine große Ausdehnung erlangt. Man verwendet hauptfächlich die beften 
Sorten von Aepfeln, namentlich Reinetten, und unter diefen wieder ald die befte aller, 
die Muskatreinefte; feltener Birnen; ferner Johannis⸗ Stachele und Himbeeren. So: 
fern es diefen Säften an Zuder fehlt, erhöht man deſſen Gehalt auf 9 His 12 Proc. 
durh Zuſatz von Rohr» oder Zraubenzuder; ‘bei vorwaltender Säure verdünnt man 
den Saft fo weit mit Waſſer neben einem entfprechenden Zuſatz von Zuder, daß der 
felbe etwa bis 8 pro mille freie Säure behält, und läßt ihn alddann auf diege 
wöhnliche Weife gähren. 











Obstzucker — Oele. 321 


Obstzucker, |. Zruchtzuder, Traubenzucker. 

Öcker, oore, ochre, zuͤnächſt eine triviale Bezeichnung für einige durch Eifen- 
orydhydrat gelb oder braungelb gefärbte Thonarten, die ald ordinäre Anftrichfarben 
benußt werden; man pflegt aber auch manche Zerfegungsprodufte metallifcher Mines 
ralien, fofern fie eine jenem ähnliche Befchaffenheit und Färbung a Ocker zu nen- 
nen wie: Eifen=, Niels, Wismuth⸗, Uranoder x. 

Ochran, fyn. mit Bot. 


Ocubawachs, ein von einsm brafilianifchen Baume, Myristica officinalis oder 
M. sebacea ſtammendes Pflanzenmache, melches in großer Menge zur Fabrikation 
von Kerzen verwendet wird. 


defen, fournaux, furnaces, find Apparate und Borriätungen, deren man fich 
zu dem Zwecke bedient, Wärme bervorzubringen. Se nach der Verwendung, Die diefe 
Bärme findet, je nach der ntenfität, die erreicht, und je nach dem Brennmaäterial, 
weiche angewendet werden foll, find auch die Größe und die Konftruftion der Defen 
außerordentlich verfehieden. Doch laffen ſich im Allgemeinen tragbare una feſtſtehende 
Defen unterfcheiden. Die erfteren beftehen gemöhnlih aus Schwarzbleh, Gußeifen, 
auh wohl aus feuerfeftem Thon, die andern werden aus feuerfeften Steinen oder auch 
aus Sandfteinen aufgemanert. 


del des bildenden Gaſes, f. Kohlenwafferftoff. 
Velbad, ſ. Ba d. 


Oele, huiles, essences, oils. Man bezeichnet hiermit neutrale oder indif— 
ferente Körper otganifchen Urſprungs, die bei gewöhnlicher Temperatur flüffig find, 
Äh entweder gar nicht, oder doch nur in geringer Menge in Waſſer, meiftend aber 
ſeht leicht in allen Berhältniffen in -Nether Iöfen. Ihrer Natur nach) zerfallen fie in 
mei fehr fcharf von einander geſchiedene Klaffen, in fette Dele und in ätheri- 
(he, flühtige, wefentliche oder deftillirte Oele. Die fetten Oele haben 
faft fümmtlich diefelbe Zufammenfegung, d. 5. fie bilden Verbindungen der ſogenann⸗ 
ten Fettſäuren mit Lipyloryd oder einem andern ähnlichen organifchen Drydez fie 
fnnen ald Salze angefehen werden, und in der Regel finden fich in demfelden Dele 
mehrere folcher Salze vereinigt, wie Stearin, Margarin und Dlein. Die fetten Dele 
find ohne Zerfegung nicht flüchtig; ihre Konftftenz ift eine mehr oder weniger did- 
flüffige, fie fühlen fich fohlüpfrig an und machen auf dem Papiere bleibende Fett 
fee; durch die Alkalien werden fie unter Abfcheidung von Lipploryd zerlegt und bils 
den Seifen. Man tbeilt fie ein in nichttrodnende und trodnende Oele. Die 
fetten Dele find häufig Verfälfhungen unterworfen, indem man den höher im 
Preiſe ſtehenden billigere Dele zufeßt. Folgende find einige in der neueren Zeit zur 
Entdefung folcher VBerfälfhungen in Anmendung gebrachte Methoden. — Fette 
Dele. Prüfung auf Berfätfchung durch andere Dele: das PBerfahren, welches nur 
auf nicht raffinirte Dele anwendbar ift, befteht in folgendem: Man dringt da® zu 
prüfende Del in einen in 25 Theile getheilten Glascylinder bis zum Theilftrich 
4, fügt bis zu 25 ftarke farblofe Salpeterfäure hinzu und fchüttelt gut um. 
Man beobachtet alddann Folgendes: Olivenöl färbt fih grün; die beflern Sor- 
ten hellgrün, die fchlechten. dunkler grün. Die Klärung erfolgt nach 24 Stunden 
durch Abfab der gefärbten Theile. — Mohnöl erfcheint fleifchroth, das Del wird 
nicht Mar und die Salpeterfäure bleibt ungefärbt. — Leinöl wird anfangs grün, 
dann braun und die Säure goldgelb. — Bucheckeröl erft gradgrün, dann ziegels 

9. d. techn. Chemie. 21 





322 Oele. 


roth Salpeterfäure unverändert. — Klauenöl, bellgrün, ins Grügliche fpielend, 
Säure unverändert. — Sefamöl, lebhaft roth, ebenſo die Säure; nach 24 Stun 
den tritt Erftarrung ein. — Erdnußöl wird erft gelb, unter allmähligem Dickwer⸗ 
den braun, Säure unverändert. — Stodfifchleberthran, frifcher, wird lebhaft 
rofenroth gefärbt mit einem Etich ind Violette — Um zwei Dele gleicher Abftam- 
mung auf ihre Gleichartigkeit zu prüfen, fann man fich de3 folgenden von Donne 
angegebeneri Berfahrend bedienen. Man eriheilt dem einen der Dele mit Altanna eine 
etwas röthliche Farbe und bringt alddann von dem fo gefärbten Dele einen Tropfen 
vorfichtig, damit feine Bermifchung ftattfinde, in das ungefärbte Det; es tritt alddann 
eine der folgenden Erſcheinungen ein: 
a) der rothe Deltropfen finkt auf den Boden des Gefäße, hat alfo ein 
größeres fpecififches® Gewicht und die Oele find von verjchiedener Art; 
b) der gefärbte Tropfen zeigt fein Beftreben, weder fih zu heben noch zu 
jentenz; beide Delproben haben gleiches Gewicht und find von derſel⸗ 
ben At; 
c) der gefärbte Tropfen flrebt nah oben; fein ſpec. Gem. ift alfo größer, 
al® das des ungefärbten Oeles; die Dele find alfo verfchieden. 
Rüböl, Unterfeheidung von Leinöl; man wendet 7,5 Grm. ded fraglichen Oels an, 
fhüttelt ed mit 15 Grm. Spiefglanzbutter ſtark durcheinander und feßt dann 30 
Grm. Ammoniafflüffigkeit Hinzu. Werden diefer feifenartigen Maſſe dann allmälig 
unter Umfchütteln noch 30 Grm. Schmefelfäure zugefügt, fo wird, wenn das Dil 
Rüböl war, die Seife unter Abſcheidung des Deld fofort zerfeht; war es Leinöl, fo 
erfolgt diefe Zerfegung erfi nach einigen Stunden. — Die flüchtigen Dele find 
größtentheild Erzeugniſſe des Pflanzenreichs, felten des Thierreichs; viele derſelben 
laſſen ſich künſtlich darſtellen. Was die erſteren betrifft, fo findet man fie in allen 
Theilen der Pflanzen, ſogar im Holze; dabei kommt es auch vor, daß die verſchiedenen 
Organe der Pflanze auch ganz verſchiedene Oele liefern; auch nach dem Grade der 
Entwickelung, den die Pflanze erreicht hat, ſind zuweilen die daraus gewonnenen Oele 
verſchieden. Auch die flüchtigen Oele ſind meiſtens Miſchungen verſchiedener Verbin⸗ 
dungen. Aus manchen derſelben ſcheiden ſich ſchon nach längerem Stehen feſte kry⸗ 
ſtalliniſche Stoffe ab; bei andern geſchieht dies erſt in der Kälte. Den feſten Antheil 
nennt man Stereopten, den flüſſigen Eleopten. Ebenſo laſſen ſich viele auch 
durch fraktionirte Deftillation in zwei und felbfi mehrere ätherifche Dele zerlegen. Die 
flüchtigen Dele find noch häufiger Verfälſchungen audgefegt, ald die fetten, aber aud) 
hier fehlen fichere Methoden, ſolche Verfälſchungen zu erfennen, wenn man auch wohl 
zumeilen im Stande ift, zu fagen, dad Del fei rein. Sofern es fih um Berfälfchun- 
gen mit fetten Delen, Balfamen, Haren oder Alkohol handelt, laſſen ſich diefelben 
leicht nachweiſen. Die der erfteren Art, indem man das verdächtige Del verdampft. 
wo die genannten Stoffe zurüdbleiben; Alkohol entdeckt man dadurch, dag man Dad 
Del mit etwad Fuchſin verfeht, welches fich in Alkohol, nicht aber in ‚dem ätherifchen 
Dele auflöſt; auf diefe Weife läßt fih noch 1 Proc. Altohol nachweiſen; wo aber eine 
Berfälfhung mit einem flüchtigen Oele ſelbſt flattgefunden hat, da pflegt die Nafe noch 
immer die beften Dienfte zu leiften; ein nicht zu verachtendesd Mittel bietet auch die Ver⸗ 
gleichung mit einem anerkannt unverfälfchten Dele, fall8 ein ſolches zur Hand ift. Auch 
fommen mit Chloroform verfälfchte Dele vor und man erfährt.died, indem man in ein 
Reagirgläschen 15 Tropfen des betreffenden Deld und je nach der Huflöglichkeit deſſel⸗ 
ben 46 bis 90 Tropfen Weingeift, 30 bis 40 Tropfen verdünnte Schwefelfäure febt, 
und dann 20 bid 30 Grm. Zinfabfälle hinzugiett. Man erwärmt gelinde, bis die 





⁊ 


 Oelfirniss — Oenanthsäure. 323 


Waſſerſtoffentwickelung lebhaft vor fi gebt; nach Verlauf von 20 bis 30 Minuten 
verdünnt man die Ylüffigfeit mit. dem- doppelten Bolum kaltem deſtillittem Waſſer, 
fiteirt, verfeßt mit einigen Tropfen Salpeterfäure und dann mit falpeterfaurem Sil- 
beroryd; war Chloroform vorhanden gewefen, fo entfteht ein Niederfchlag von Chlor⸗ 
filber. Um denfelben wie beim Bittermandelöl von etwa vorhandenem Cyanfilber zu 
unterfcheiden, fammelt man denfelben, übergießt ihn mit 40 Tropfen foncentrirter 
Shmwefelfäure und 20 bis 25 Tropfen Waffer und kocht einige Sekunden; hierbei löft 
fi dad Cyanſilber, während Chlorſilber ungelöft bleibt. 

delfirniss, ſ. Firniß. 

Oelfett, ſyn. mit DIein. 

Gelgass, ſ. Gasbeleuchtung. 


delsäure, Dieinfäure, acide oleique, oleic acid. Die Oelſäure kommt in den 
meiften SFetten und fetten Delen ded Thier- und Pflanzenreih® an Glycerin gebunden 
vor. Zu ibrer Darftellung kocht man, am beften Mandelöl, mit verdürnnter Kali- 
lauge, löft die entflandene Seife in Wafler auf und zerfeßt die Löfung mit Blei⸗ 
‚under, wäfcht den Nieberſchlag ab, trodnet ihm und behandelt ihn mit Aether, welcher 
das oͤlſaure Bleioxyd auflöfl, und die anderen Bleifalze zurüdläßt. Das durch Ber- 
dunften erhaltene ölſaure Bleioryd zeriegt man mit Salzſäure, wodurch die Oelſäure 
abgefhieden wird. Um fie vollfommen rein zu erhalten, töft man fie in Ammoniaf, 
fällt durch Chlorbarium und zerfegt den ölfauren Baryt durch Weinfäure. Die reine 
Delfäure Fryftallifirt bei — 4,0 in Blättchen, ähnlich der Margarinfäure; bei 14,0 C. 
bildet fie eine waſſerhelle, geruch- und geſchmackloſe Zlüffigkeit, ohne faure Reaktion ; 
beim Stehen an. der Luft zieht fie raſch Sauerftoff an und verwandelt fih in eine 
gelbe, ölartige Säure, die ftarf fauer reagirt. Im unteinen Zuftande wird Die Del: 
fäure bei der Fabrikation der Stearinfäure in großer Menge ald Nebenproduft gemon- 
nen und findet unter dem Namen: „Elain“ fowohl zum Cinfetten der Wolle, ſowie 
zur Darftelung, hauptfächlic von Schmierfeifen, eine fehr ausgedehnte Anwendung; 
fie enthält 1 Aeq. Konftitutiond= oder bafifhes Wafler und befteht in 100 Theilen 
aus 76,00 Kohlenftoff, 12,05 Waſſerſtoff und 11,35 Sauerftoff. 

delseife, f. Seife. 

delstofl, ſ. Elain. | 2 

Velsüss, Delzuder, f. Glycerin. 


denantäther, f. önanthfaures Hethylorybd. 


Genauthsäure, önanthylige Säure, Weinblumenfäure, Sitinfäure, acide oenan- 
thique, oenantic. acid, ift ein Beitandtheil des. Weinfufelöld; aud diefem, ein Ges 
menge von Denanthfäure Ind önanthſaurem Aethyloxyd, wird fieauf die Weife ges 
wonnen, daß man daflelbe mit wäfleriger Kalilauge kocht, wodurch das Önanthfaure 
Aetbyloryd zerfegt wird und alle Säure an dad Kali tritt, während Alkohol entweicht. 
Nachdem derfelbe durch Kochen vollftändig auögetrieben ift, feßt man verdünnte Schwe⸗ 
felfäure zu, wodurdy die Oenanthſäure fogleich vollftändig abgefchieden wird, und ſich 
als geruchlofes Det auf die Oberfläche der Flüffigkeit begiebt, worauf fie mit heißem 
Waſſer forgfältig gemafchen und über Chlorkalcium getrodnet wird. Das fo erhaltene, 
Denantbfäurehydrat ift bei 13,2 C. eine plendend weiße, butterartig weiche Maffe, die 
bei etwas höherer Temperatur zu einem farblofen Dele ſchmilzt. Es ift in Wafler un- 
löslich, mit Alkohol leicht mifchbar, röthet Lakmus, und löſt ſich mit Leichtigkeit in 
lauſtiſchen und koblenſauren Alkalien. 

21* 


324 Oenanthsaures dethyloxzyd — Olein 

denanthsaures Aethyloxyd, önanthyligfaures Aethyloryd, Denanthfäureäther, 
öther oenanthique, oenanthic ether. Man erhält diefen Aether aus dem rohen Wein 
fufelöl rein dadurd, dag man dieſes durch öfteres Schütteln und Erwärmen mit 
wäſſerigem kohlenſaurem Natron von der freien Säure befreit, Dad, nad) einmaligem 
Aufkochen der milchigen Flüffigkeit fih abfcheidende und obenauf ſchwimmende Del, 


abhebt und über Chlorkalcium trodnet. Das reine Önanth= oder Önanthpligfaure 


Aethyloxyd ift eine farblofe, auf Waſſer ſchwimmende, leicht bemegliche Flüffigkeit, von 
ftarkem, in der Nähe betäubendem Weingeruch und feharfem, unangenehmen Gefchmad, 
in Aether und felbft in ſchwachem Alkohol löslich, unlöslich in Wafler, von 0,862 
fpec. Gew. und fiedet bei 220. bis 230° C. Durh Kochen mit Kali mird es in 
Önanthfaured Kali und Alkohol zerlegt. Der Denanthfäureäther ift Urfache des Bow 
quet3 der Weine und es wird hier und da eigendd dargeftellt, um ed folhen Weinen, 
denen e8 an Bouquet mangelt, zuzufegen. 


denanthyloxyd, Oenanthyloxydhydrat, ein Produkt der Einwirkung von Sal⸗ 


peterfäure auf Ricinusöl. 

Venanthylsäure, acide oenanthylique, oenanthilic acid, auch Senanthfäun 
genannt (nicht zu verwechfeln mit der Önanthyligen Säure, die ebenfalld den Ramen 
„Denanthfäure” führt), wird durch Behandlung von Ricinusöl mit’ Salpeterfäure ge 
wonnen. Sie bildet eine farblofe, in Waller unauflösliche Flüffigfeit, von ftechend 
reizendem Geſchmack und ſchwach aromatifchem, zugleich ſchweißähnlichem Geruch, der 
lange an den Fingern haftet. 

denanthylsaures Aethyloxyd, Denanthylfäureäther, bildet ein farblofes, auf 
Waſſer ſchwimmendes und darin unauflößliches, mit Allohol und Aether mifchbares 
Del, von eigenthümlich angenehmem Geruch und Brennendem Geſchmack. 


Oenometer, onometre, onometer, ein zur Beſtimmung des Alkohols im Wein 
eigends eingerichteted Aräometer, welches das ſpec. Gew. des Weins angiebt. Wird 
der Alkohol durch Kochen entfernt, das anfängliche Volum wieder hergeſtellt und das 
ſpec. Gew. der Flüſſigkeit von Neuem ermittelt, ſo fällt dies natürlich größer aus. 
Geſetzt, das ſpee. Gew. des ungekochten Weins war 1,002, das des gekochten 1,020, 
fo ergiebt ſich, daß der reine wäſſerige Alkohol ein fpec. Gew. von 1000 — 0,018 = 
0,982 haben würde, was 12,5 Proc. wafjerfreiem Alkohol entfpricht; es Liegt dem In⸗ 
firument eine befondere Tabelle bei, — Da man das Nefultat aus der Beobach⸗ 
tung leicht finden fann. 


Olein, ölfaures Lipyloxyd, ölſaures Glycerin, Triofein, oleine, elaine, oleine, 
bildet den flüffigen Theil der fetten, nicht trodnenden, Dele, und iſt eine Verbindung 
der Delfäure mit Glycerin oder Lipyloryd. Man gewinnt es durch Erkalten der Oele 
auf 0,09, .Abpreffen und Auflöfen des flüffigen Theil® in Alkohol; erfaltet man bie 
Löſung auf 00 E., fo fcheidet fih alle gelöfte Margarinfäure aus, worauf man durd 
Zufag von Waller die Delfäure trennt. Das-Dlein ift farblod und erftarrt bei 
— 5,0 &. in Kryftallnadeln; in kaltem Alkohol ift es fohmer-, in Aether leicht löslich; 
an der Luft wird es allmälig gelb und ranzig, indem ſich die Delfäure zerfept; bei 
der Behandlung mit Alfalien liefert e8 ölfaured Alkali und Glycerin.. Durch ſalpe⸗ 
trige Säure wird das Diein feft, indem es in Elaidin übergeht. Es findet zum Gin 
ölen der Tafıhenuhren eine fehr wichtige Anwendung und wird daher von den Uhr⸗ 
machern tbeuer bezahlt. Die auf diefelbe Weiſe aus den trod'nenden Delen enthaltene 
Subftanz, die man „Dlanin“ genannt hat, wird bei der Behandlung mit Salpeler⸗ 





un ee RE m | 


Oleinsäure — Opium. 325 


fäure nicht feſt. Das Olein befteht aus 77,38 Koblenftoff, 11,76 Wafferftoff und ' 
10,86 Sauerftoff. Das im Handel unter dem Namen Dein vorfommende Produkt 
ift unteine Delfäure. 

. Gleinsäure, fyn. mit Delfäure. 

Qleum Jecoris Aselli, ſ. Leberthran. 

Oleylsãure, fyn. mit Oelfäure, 

Olidinsäure, ift durch Schmelzen der Delfäure mit überfehüffigem Kali erhaltene 
PBalmitinfäure. 

Olinsäure, fon. mit Delfäure. 

Olivenöl, in geringeren Sorten Baumöl, huil d’olives, olive oil, wird aus 
den faft reifen Früchten ded Dlivenbaumed, Olea europaea, durch Auspreſſen gewon⸗ 
nen und ift gewöhnlich ein blaßgelbed, auch farbloſes Del von feinem Geruch und 
Geſchmack; häufig auch ranzig und von 0,91 fpec. Gew. Es beſteht hauptfächlich 
aus Margarin und Dlein, welches erftere ſich ſchon einige Grade über Null in Kıys 
fallen abicheidet, wodurch das Del feft wird. Das Dlivenöl gehört zu den nicht 
trocknenden Delen und wird im füdlichen Frankreich, in Marfeille, in der größten 
Menge in der Seifenfabrifation benugt; die- feineren Sorten dienen ald Speifeöle. 


Olivil, Hat man einen Stoff genannt, welcher aus der Behandlung des aus 
den Dlivenbäumen audfliegenden Gummi's mit Alkohol erhalten wird, und fich beim 
Erkalten in farblofen, fternförmig gruppirten Nadeln ausfcheidet. Es ſchmilzt bei 
1189 und erftarrt beim Erkalten zu einer harzartigen Maffe; in Alkohol und koncen⸗ 
nitter Schwefelfäure Töft es ſich leicht auf; in legterer mit blutrother Farbe. 


Opal, opale, opal, diefen Namen führen einige Varietäten der natürlich vor- 
tommenden waſſerhaltigen Kiefelerde, die ihrer Farbe und ihres Farbenfpield wegen 
zu Schmudfteinen benugt werden, 

Operment, ſ. Auripigment. 

Opermentküpe, f. Indigoküpe. 

Opian, fun. mit Narkotin. 

®pianin, opianin, opinianin, eine in dem ägyptiſchen Opium enthaltene 
ſchwache Pflanzenbafe, die diefelben narkotifchen Wirkungen wie dad Morphin befigt. 


Opiansäure, acide opianique, opianic acid, ein Produkt aus der längeren 
Einwirfung von Salpeterfäure auf Narkotin; fie bildet farblofe Kryftalle von ſchwach 
bitterem Geſchmack und faurer Reaktion; fihmilzt bei 140° C. und verflüchtigt ſich 
bei höherer Temperatur unter Zerfeßung. - 


@piauyl, opianyle, opianil, diefer Körper entfteht ebenfalls auch aus der Bes 
handlung ded Narkotins mit mäßig verdünnter Salpeterfäure in gelinder Wärme, 
Das Opianyl bildet lange, farblofe, in kaltem Waller wenig, in kochendem Waſſer, 
Alkohol und Aether leicht Lösliche Kıyftalle; es fchmilzt bei 1109; es findet fih auch 
fertig gebildet im Opium und führt auch den Namen Meconin. 


Opium, opium, opium; das Opium ift der eingetrodnete Saft, welcher ale 
Milch aus den unreifen Samenfapfeln des Mohnd, Papaver somniferum, audfließt, 
wenn in diefelben Einfchnitte gemacht werden. Diefe Pflanze wird in der Levante 
und Aegypten zu diefem Zwecke eigends angebaut. Man hat au in andern Läns 
dern, Algier, Stalien, Griechenland, Frankreich und felbft in Deutfchland Verfuche mit 


326 Opium. 


“ dem Anbau des Mohns der Dpiumgewinnung wegen gemacht, allein meift au wie 
der aufgegeben, indem man ſich durch die Ausbeute für die aufgewendete Mühe nit 
belohnt fand, wenn auch im Webrigen die Qualität ded Produkt? den Anforderungen 
entfprah. Bon den vielen Spielarten, in welchen der Mohn vorkommt, ſcheint es 
die blaufamige, mit birnförmiger Kapfel zu fein, welche rüdfichtlih der Ausbeute 
die günftigften Nefultate liefert. Zur Bereitung ded Opiumd macht man bald nad 
dem Abfallen der Blumenblätter mit einem Meffer horisontale Einfchnitte in die Kap: 
fein, jedo& fo, daß nur die Oberhaut derfelben verlebt wird. Man läßt den aus: 
gefloffenen Saft bis zum nächſten Tage etwas eintrodnen und nimmt ihn alddann 
mit einem flumpfen Mefler ab, fnetet die zähe Maſſe mit Waller zu einem Zeige an 
und formt aus diefem in Aegypten Pleine runde, in der Levante größere platt: 
gedrüdte Kuchen, die man mit Stengeln und Blumenblättern und den Blättern 
einer Ampherart umgiebt, fowie auch, damit fie nicht zuſammenkleben, mit dem Sa— 
men des Amphers beftreut, Das im Kandel vorfommende Opium beſitzt "eine faft 
faffeebraune, bisweilen etwas hellere, felten etwas dunklere Farbe; zumeilen iſt es 
durch die ganze Maffe hart, fo daß es brüchig erfcheint; häufiger aber von etwas 
zäher, im Innern fogar weicher Konfiftenz, fo daB es ſich nicht zerftoßen läßt. Sein 
Bruch ift uneben, matt und rauh und keineswegs homogen, was häufig von abficht: 
lich mit eingefneteten andern Pflanzentheilen herrührt. Sm europäifchen Handel kommen 
hauptfächlich zwei Sorten: türkiſches und ägyptifches Opium vor, feltener perfi- 
ſches; eine vierte Sorte, die in den englifch oftindifchen Beſitzungen gewonnen wird, 
wird faft ganz allein nach China ausgeführt. Das türkifche Opium ift gewöhnlid 
in Rumerblätter eingehüllt und bildet rundliche Kuchen von 4 Pfund bis zu mehre 
ren Pfunden; friſch ift e8 zähe und namentlich im Innern von Pillenkonfiftenz; feine 
Farbe im Innern ift gelbbraun; auf dem Bruch zeigt es neben matten, auch glän: 
zende Partieen; jein Gefchmad ift bitter, fein Geruch eigenthümlich narkotifch. Im 
MWafler löft es fi zu einer Mar werdenden, braunen, fauer reagirenden ylüffigkeit; 
der verbleibende Rückſtand hat ein koagulirtes oder feinflodiges Anfehen. — Das 
ägyptiſche Opium kommt in Pleinen — vor, die meiſtens ſo hart ſind, daß 
ſie ſich mit dem Hammer zerſchlagen laſſen; feine Farbe iſt etwas heller als die des 
türkiſchen Opiums, mit welchen es jedoch ſeinen übrigen Eigenſchaften faſt ganz 
übereinkommt, nur iſt ſeine wäßrige Auflöſung etwas heller von Farbe, ſowie auch das 
Opium ſelbſt niemals mit Ampherſamen beſtreut, ſondern ſtets in Blätter eingewickelt 
iſt, durch die die Opiummaſſe hindurchſcheint. — Dad perſiſche Opium bildet cylin⸗ 
driſche, mit Papier umwickelte Stangen von leberbrauner Farbe, gleichartiger Konfiſtenz 
und von einem multrigen Geruch. Das oſtindiſche Opium iſt immer dunkler von 
Farbe, als die andern Sorten; die Brode deſſelben ſind von veränderlicher Größe und mei⸗ 
ſtens ſehr Hart; fein Geruch erinnert an Rauch und ed wird wahrſcheinlich über Feuer ge⸗ 
trocknet; feine Umhüllung befteht aus einer oder mehreren Schichten von Blättern; ein 
indifches, von Merk verarbeiteted Opium, welches fi faft ohne Rüdftand in Waſſer 
auflöfte, war in Slimmerblättchen gehüllt. Durch die vielen eigenthümlichen Stoffe, die 
dad Opium enthält, gehört daffelbe zu den intereffanteften Erzeugniffen des Pflanzen: 
veich8, und wir kennen aus diefem fein anderes Produkt, welches ihm hierin an die Seite 
geftellt werden könnte, Außer den gewöhnlichen, auch in andern Pflangenfäften vor- 
tommenden Stoffen enthält daffelbe allein 7 verfchiedene Alkaloide, nämlich: 1) Nar⸗ 
fotin, 2) Morphin, 3) Codein, 4) Pfeudomorphin, 5) Thebain (Paramorphin), 
6) Papaverin, 7) Opianinz ferner an Säuren: 1) Melonfäure, und 2) Opianfäure; 
an indifferenten Körpern: 1) Narcein, 2) Mefonin oder Opianyl, 3) Porphyjrorin. 





Opiumsäure — Organische Chemie. 327 


Richt jedes Opium enthält alle diefe Stoffe, eben fo wenig bleibt auch das Mengen: 
verhältniß, worin fie ſich finden, fich gleich; diefe Abweichungen beruhen zum Theil 
auf der Barietät ded Mohns, aus welcher dad Opium gewonnen wird, zum Theil auf 
dem Stadium der Gntwidelung, in welchem die Einfammlung erfolgt, zum Theil 
endlich auch auf der Bodenbefchaffenheit und den Witterungsverhältniflen,- die nicht 
alle Fahre diefelden find. — Das Opium ift vielfachen Berfälfehungen unterworfen; 
wenn 28, bei den wechfelnden Mengen der verfchiedenen Stoffe, felbft in einem un⸗ 
verfälfhten Opium, nun auch fohwierig fein würde, noch den Gehalt an dem einen 
oder andern Beftandtheile die Güte eines Opiums zu beurtheilen, To fann man doc 
behaupten, daß ein foRhes, welches weniger gals 5 bid 6 Proc. Morphium: enthält, 
verfälfcht fei, man begnügt fich daher auch in der Regel bei der Prüfung einer Optums 
forte mit der Beftimmung feines Gehalts an Morphium, welches zugleich diejenige 
Subftanz ift, der das Opium feine Wirkung verdankt und auf welche ed daher auch 
am meiften ankommt. . Zu diefem Behufe zieht man dad Opium vollftändig mit lau: 
mormem Waſſer aus und verdampft den filtrirten Auszug im Waſſerbade zur Trodne; 
man löſt den Rüdftand wieder in wenig Waſſer, filtrirt, fügt fo viel Aebnatron hin⸗ 
zu, bid fich der entflandene Niederfchlag wieder aufgelöft hat, filtrirt, wenn nöthig, 
nochmals, fügt die in dem verbrauchten Aeßnatron entfprechende Menge ſehr fein ges 
riebened doppelt kohlenſaures Natron Hinzu und läßt dad Ganze 24 Stunden ftehen. 
Rah diefer Zeit ift alled Morphium audfrpftallifirt, welches abgewafchen, getrodnet 
und gewogen wird. 

Opiumsäure, fon. mit Meconfäure. 

Orcein, Orceinfäure, Beta⸗Orcin, entfteht, wenn man Orcin mit Ammoniaf 
übergießt und die Mifchung in einem offenen Gefäße der Einwirkung der Luft aus⸗ 
ſezt. Man erhält eine dunkelrothe Auflöfung, aus welcher dad Orcein auf Zufag 
von Eifigfäure ald ein brauned Pulver gefällt wird. Es verbindet ſich mit Ammos 
niak und den Alfalien zu violettrothen löslichen Salzen, welche durch Blei- und Sils 
berfalge gefällt werden. Dad Drcein macht einen wefentlichen Beftandtheil der Or⸗ 
kille aus, und die Berarbeitung der verfchiedenen Flechten in der Färberei hat den 
Zweck, die darin enthaltenen Chromogene (Drein, Lecanorſäure zc.) in Orcein und 
Ortein » Berbindungen überzufühten ; es befteht in 100 Theilen aus 54,91 Kohlenftoff, 
4,58 Waflerftoff, 9,15 Stieftoff und 31,36 Sauerftoff. = . 

drein; das Orcin ift das Iepte Zerſetzungsprodukt, welches durch fortgefehtes 
Kochen der verfchiedenen Zlechtenfäuren (der Erythrinfäure, Everinfäure x.) mit Waf- 
ſer entfteht. Es bildet fi) aus dem Zerfallen der Orfellinfäure unter gleichzeitiger 
Entwielung von Kohlenſäure. Wird die wäßrige Löfung abgedampft, fo kryſtalliſirt 
es in farblofen, in Aether und Weingeift leicht löslichen Priömen. Es fchmedt füß, 
(mitt beim Erhitzen und fublimirt ohne Zerfegung; durch Chlorkalk wird es roth 
gefärbt. Das Orcin befteht aus 59,16 Koblenftoff, 5,63 Waflerftoff, 22,84 Sauer: 
foff und 12,32 Waffer. 

Preinsucker; diefen Namen legte Berzeliud dem Drein feines fügen Ges 
ſchmads wegen bei 

‚Preide, eine dem Golde täuſchend ähnliche Metallfegirung, die aus 90 Teilen 
Kupfer und 10 Theilen Zink befteht. 

Prellin, f, Orlean. 

Organische Chemie, chemie organique, ou vivante, organo- chimie, the 

Organic chemistryz; ald organifche Chemie hat man zuerft die Chemie der dem 


N 


328 Organ. Analyse — Organ. Radikale. 


Pflanzen» und Thierreih eigenthümlichen Stoffe von der Mineralchemie unter 
ſchieden; fo wie aber aus den in der Natur vorfommenden Mineralien eine unend» 
liche Anzahl neuer Verbindungen fih darftellen läßt, fo kann man auch aus den 
organifchen Stoffen unzählige weitere Produkte erhalten, welche in ihrem Weſen mit 
den urfprünglichen Körpern mehr oder weniger Aehnlichkeit zeigen. Mit diefen Pro- 
dukten der Verwandlung organifcher Körper befchäftigt fich die organifche Chemie eben- 
ſalls. Bon den höchſt zufammengefepten Thiers und Pflanzenftoffen bis zu den ein- 
fachften unorganifchen Verbindungen läßt fih eine ununterbrochene Stufenleiter in der 
Art berftellen, daß jedes Glied dem vorhergehenden und dem folgenden in gewiflen 
Beziehungen ähnlich iſt. Ein beftimmter Gegenfag zwifchen organifchen und anorga« 
niſchen Berbindungen befteht alfo nicht, und es bleibt fomit die Deftimmung der 
Grenze zwifchen der organifchen und unorganifshen Chemie der MWilltür des Chemi- 
kers überlaffen. Da alle organifchen Berbindungen Kohlenftoff unter ihren Beftand: 
theilen enthalten, fo erfcheint ed am einfachften, fofern man überhaupt eine Einthei- 
lung machen will, die organifche Chemie, geradezu Die Chemie der KRoblenftoff: 
verbindungen zu nennen. Der Koblenftoff eriftirt jedod in den organifchen Kör— 
pern nicht als ein ausfcheidbared Element; dagegen gelingt died leicht, wenn er in 
Berbindung mit einem andern Elemente, wo er alddann auch in andere Verbindun— 
gen zu einem neuen Körper eintreten kann, vorhanden iſt. Solche innigere Berbin: 
dungen ded Kohlenftoffd, welche fich durch doppelte Zerfeßung oder Vertretung aus: 
wechfeln laffen, bezeichnet man ald organiſche Radikale, und biernach bat man 
die organifche Chemie auch als die Chemie der TOUIENBOLINSUNGEN, ju: 
fammengefesten Radifale bezeichnet. 


Organische Analyse, Elementaranalyſe, analyse organique, organic ana- _ 
Iysis, Sie hat die Beftimmung der Elemente, die eine organifche Verbindung bi: 
den (Kohlenftoff, Wafferftoff, Stikftoff und Sauerftoff), zum Zwei. Da fich jedoch 
diefe Elemente auf feine fo leichte Weile im- freien Züſtande abfcheiden laffen, und 
da fich die einzelnen Stoffe eben fo ſicher aus ihren Verbindungen beftimmen laſſen 
fo verwandelt man, durch Verbrennung der organifchen Subftanz, deren Kohlenftoff in 
Kohlenfäure, den Waflerftoff derfelben in Waſſer und den Stieftoff in Ammoniat, 
während man den Sauerftoff aus dem Berluft berechnet. Aus diefem Grunde hat 
man die organifchen Analyfen auch Berbrennungsanalgfen genannt, 


Organische Radikale, radicaux organiques; hierunter verfteht man Atom⸗ 
gruppen, welche ſich durch doppelte Zerfegung oder dur Vertretung auswechſeln laſ—⸗ 
fen. Das Radikal einer Verbindung bietet dem Angriff chemifcher Kräfte einen in 
der Regel größern Widerftand dar, ald die ganze Verbindung, ſo daß lebtere eine 
Zerfegung erleiden kann, ohne daß dad Radikal verändert wurde, Die organifcen 
Radikale entfprechen in ihren Eigenfchaften den unorganifchen Elementen und Radi- 
falen, und fie werden in ähnlicher Derbindungdweife wie diefe in den Berbindungen 
angenommen. So ift 3. B. im Nelher das Radikal Athyl = C,H, mit O zu Athyl— 
oxyd (Mether) verbunden, und auch diefes vereinigt fich wieder mit Säuren, z. B. 
Salpeterſäure zu falpeterfaurem Aethyloxyd C,H,C, NO, , und vertritt daher die Stelle 
des Kali im Salpeter. Hinfichtlich ihres hemifdden Charakterd laſſen ſich die Radi- 
fale in zwei Klaffen theiten, von denen die eine den Metallen, die andere den Me 
talloiden entſpricht; erftere kann man poſitive, Ießtere negative nennen; doch 
finden auch bier Webergänge flatt; es giebt intermediäre Radikale, melde fih 
gegen ſtark pofitive Körper negativ und gegen flarf negative pofitiv- verhalten. 





“Organische Säuren — Orseille 329 


Organische Säuren, acides organiques, organic acides, werden diejenis 
gen Säuren genannt, welche im Thier⸗ und Pflanzenorganidmud ihren Urfprung 
nehmen, oder von gleicher Zufammenfegung mit diefen, fünftlich dargeftellt wer⸗ 
den, und aus Kohlenftoff, WBaflerftoff, und Sauerfloff (uweilen auch Stickſtoff) 
beſtehen. 
Organische Verbindungen, f. organifche Chemie und organifde 
Radikale. 


Orlean, roucou, anette, ein gelber oder orangegelber Farbſtoff von harzarti⸗ 
ger Befchaffenheit, welcher fih in den Früchten von Bixa orellana, einem haupt: 
fählih an. den Ufern ded Amazonenftromes in Brafilien wachlenden Baumes findet, 
Zur Gewinnung ded Yarbftoffd werden die Samen mit dem anhängenden Mark aus 
den Hülfen gefchabt und fo Tange mit Waſſer abgerieben und gewaſchen, bid das 
Bafler farblos bleibt. Die Flüffigkeit wird durch ein Sieb gelaffen, welches die Sa⸗ 
men und andere fremde Stoffe zurüdhält; der abgelagerte Schlamm wird gefammelt, 
für fi zur Zeigkonfiftenz abgedampft und in 7 bis 8 Zoll diden Schichten in freier 
Luft oder im Schatten gefrodnet. Guter Drlean bildet eine fteif falbenartige gleich 
farbige Maffe von veilchenartigem Geruche und braunfichrother, im Innern bellerer 
Farbe. Es kommen im Handel verfchiedene Sorten, auch gefälfchter Orlean vor, letz⸗ 
terer hat zumeilen einen höchft unangenehmen urinöfen Geruch. Am Wafler ift der 
Drlean nur wenig löslich, und felbft in kochendem vertheilt er fih nur zu einem 
gleihförmigen Brei; dagegen löſt er fih faſt vollftändig in Weingeift und Ather; 
diefe Löfungen reagiren fauer; ebenfo Töft. er fih in reinen und fohlenfauren Alka⸗ 
lien, lebhaft gefärbte vöthlich = gelbe Flüffigfeiten bildend, aus welchen Säuren den 
Farbftoff niederfhlagen. Alaun fällt die alkalifche Löſung dunkelziegelroth, Eiſen⸗ 
vitriol und Zinnchlorür morgenroth, Kupfervitriol gelblihbraun, Manganfalge und 
effigfanres Blei hellziegelroth. Vorſichtig mit koncentrirter Schmefelfäure gemengt, 
geht die Farbe aus der rothen in die gelbe und zuleßt in die indigblaue über. Hier— 
durch unterfcheidet fich der Orlean von andern rothen Pflanzenfarbftoffen. Auf dem - 
Verhalten feiner alkaliſchen Löfungen gegen Metallfalze beruht feine Anwendung in 
der Färberei; doch find die damit erzeugten Farben nicht gerade fehr dauerhaft. Um 
den Orlean auf feine Güte zu prüfen, verfährt man ähnlich wie bei der Prüfung 
des Krapps, d. h. man ftellt vergleichende Verſuche zmifchen einem anerkannt guten 
Drlean mit dem zu unterfuchenden an. Außerdem fann man aud) eine gemogene 
Probe in alkalifcher Lauge löſen, filtriren, duch Säuren den Karbftoff fällen, wa- 
hen, trodinen und wägen. — Wahrfcheinlich enthält der Orlean mehrere Farbftoffe; 
fie find jedoch uoch nicht genauer unterfucht. Nach einer früheren Unterfuchung ent- 
hält guter Orlean 28 Theile harzigen Farbftoff, 20 Th. ertraktiven Farbftoff, 32 Th. 
Pflanzenfchleim ꝛc. und 20 Th. Holzfafer. Dem Orlean ähnliche, wenn nicht iden- 
tifhe Farbftoffe, hat man in den Spargelberren, den gelben Möhren, dem Bitterfüß 
und in der Kürbisfrucht gefunden. 

Orleangelb, Orellin, orelline, hat man den aus dem Drlean abgefchiedenen 
gelben Farbftoff, der dem der Spargelbeeren, dem Chryfoidin, analog ift, genannt. 

Orleanroth, Birin, ift der rothe, dem rothen Farbftoff der Spargelbeeren, 
dem Coſdin, analoge Karbftoff des Orleand. ' 

Orseille, orseille, archyl, arshil. Unter diefem Namen fommen im Handel 
Farbmaterialien vor, die einen bald mehr röthlichen, bald. mehr violetten Teig bil- 
den, oder aus den Flechten jelbft, aus welchen diefer Zeig bereitet wird, beftehen, 


330 "—_ Orseilleroth — Orsellinsäure. 


Die Zahl der Flechten, aus welchen Orfeille bereitet wird, iſt fchr greß, und zählt 
mindeftend 200 Arten, und fie fcheinen über den größten Theil der Erde verbreitet, 
ganz befonders aber das Erzeugniß der warmen Länder zu fein. Sie finden fich an 
faft allen Küften des Mittelmeered, auf Korfila, Sardinien, in der Auvergne, den 
Pyrenäen, den Azoren, den Kanarifchen Infeln ded grünen Borgebirged, auf dem 
Kap der guten Hoffnung, auf Angola und Madagaskar, auf der Weftlüfle von Süd⸗ 
amerika; geringere Sorten auch in Deutfchland. Die jet am meiften gefhäßte Dr: 
feille wird über Kiffabon bezogen und flammt von den portugiefifchen Niederlaffun 
gen auf der Infel Angola (Ungolaflechte), ſowie auch von den kanariſchen Snieln. 
Auch die füdamerifanifchen Flechten werden fehr geihägt. Die reichhaltigfte Flechte 
unter Allen ift Roccella tinctoria var, fuciformis, oder nad) Anderın BR. Mon- 
tagnei, die auf Angola auf Bäumen wählt. Die Flechten enthalten die Farbe 
nicht fertig gebildet, diefe entwidelt fich erft bei der befondern Behandhıng, der man 
fie zur Darftelung von Orfeille unterwirft. Diefe Behandlung ift im Allgemeinen 


nur wenig befannt, indem fie von den Fahrifanten geheim gehalten wird; man mei 


wenig mehr, ald daß zur Umbildung die farblofen in farbige Stoffe, die gereinigten 
und gemahlenen Flechten mit Urin übergoffen und unter häufigem Umrühren eine 
längere Zeit (3 bis A Wochen) der Einwirkung der Luft ausgeſetzt werden. Der auf 
diefe Weife entftehende Teig ift fertige Orfeille, von der man in Frankreich zwei 
Hauptforten, orseille de mer (von den Ffanarifchen und den Inſeln des grünen 
Borgebirged) und orseille de terre (aus der Ausvergne) unterfcheidet. Je nad 
den zu ihrer Darftellung verwendeten Flechten, und nach der Behandlung, die 
dDiefen zu Theil geworden, ift die Orfeille verfchieden reich an Farbſtoff; auch ent 
hält fie neben diefem noch die unlöslichen Beftandtheile der Flechten, von mil 
hen man fie dadurch trennen ann, daß man den Teig mit Wafler augzieht, in 
welchen fih der Farbftoff auflöſt. Dampft man alddann diefe Löfung, am beften 
im Bacuum, bis zur Sprupfonfiftenz ab, fo erhält man das Orfeilleertraft, 
‚ aub DOrfeillecarmin genannt. Man erhält etwa die Hälfte von der angewen: 
deten Orfeille an Extrakt. Die Berfchiedenheit der Farbfloffe, die man in der Tıs 
feille beobachtet, rührt zum Theil von den verfchiedenen, zu ihrer Darftellung ver: 
wendeten Flechten, zum Theil von ihrer Behandlung, endlih auch von dem Sta 
dium der Umfeßung ber, indem in der Maffe eine fortmährende Umäanderung vor fid 
geht, und es ift Thatfache, dag die Orſeille im erfien Jahre an Farbſtoff reicher 
wird, nach 2 bis 3 Jahren aber wieder verliert. Die bis jegt in den Flechten auf—⸗ 
gefundenen Stoffe, aus welchen durch die Ummandlungen, die fie erleiden, Die Far— 
ben hervorgehen , haben fämmtlich die Natur von Säuren; es find deren folgende: 
1) Alphaorſellſäure, hauptſächlich in einer füdamerikanifchen Flechtenart enthalten, die 


mit Roccella tinotoria große Achnlichkeit hat; 2) Erpthrinfüure Roccella tinctoria 


fuciformis oder R. Montagnei; 3) Gvernfäure, in Evernia prunastri; 4) Udmin: 
fäure, al® Beftandtheil faſt aller Flechten, 5) Bulpinfäure, aus Cetraria vulpina; 
6) Chryfophanfäure aus Parmelia parietina; ihre nähere Befchreibung f. unter ib- 
ten Namen. 

Orseilleroth, ſ. Orcein, 


Orsellesinsäure, fyn. mit 


Orsellinsäure, ein allgemeines Zerfepungsproduft der meiften Flechtenſäuren, 
wenn biefe längere Zeit mit Waffer gekocht worden; auf Zufag von Salzfäure ſchei⸗ 
det ſich die Orfellinfäure in farblofen, fauer und bitter ſchmeckenden Prismen aus, 


Orsellsäuren — Osmiumchloride. 331 


die in Waffer und Alkohol leicht löslich find und mit Kalt und Baryt neutrale lösliche 
Salze bilden. 


Orsellsäuren, f. Drfeilte. 


Orsellsäure, Alpha- wird erhalten, wenn man die füdameritanifche Flechte 
mit Kalkmilch auszieht, durch Zuſatz von Salzfäure die gelöfte Flechtenfäure fällt 
und diefe au8 warmem Alfohol kryſtalliſitt. Sie bildet farblofe, flernförmig vereis 
nigte Kryftalle, die im Waſſer unlöslich, in Weingeift und Aether leicht löslich find, 
Durch Chlorkalk färbt fich die Säure tief roth, mit den Altalien bildet fie leichtlös— 
liche iyftallifirbare Salze. ' 


Orsellsäure, Beta- dieſe der Alpha» Orfellfäure fehr ähnliche Säure findet ſich 
in einer Barietät der Roccella tinctoria vom Kap der guten Hoffnung. 


Orycetochemie, Mineralhemie; hierunter verfieht man gewöhnlich, denjenigen 
Theil der angewandten Chemie, welcher ſich vorzugsweiſe mit der Zerlegung der Mis 
neralien befaßt; inzwifchen gehört auch offenbar die Entftehung der geologifch » chemi- 
ihen Gebilde in den Bereich der Oryctochemie, und diefem Zweige derfelben hat man 
eiſt in neuerer Zeit eine größere Aufmerkfamfeit zugemendet, 


Osmazom; dieſen Namen hat man dem in Alkohol löslichen Theile des wäßri- 
gen fleifchertraft® beigelegt; es bildet ein Gemenge verfchiedener Stoffe, und unter 
andern finden fi darin Kreatin, Kreatinin, Inofinfäure- und Milchfäurefalze, Chlor: 
kalium und Chlornatrium. 100 Theile friſches fettfreiced Dchfenfleifh geben 1,8 Th. 
Alfoholertratt oder Osmazom. Dieſes befibt in hohem Grade den Gefchmad und Ge- 
ru des Fleiſches, wird an der Luft feucht und fault bald. 


Osmium, osmium, osmium; Zeichen Os; Aequiv. 99,6. Seinem Verhalten 
nah gehört dad Osmium zu den fogenannten edlen Metallen, indem durch Glühen 
niht allein feine Oryde, fondern auch Schmefelogmium zu Metall reducirt werden. 
Bis jept ift ed nur im Platinfande aufgefunden worden, entweder ald Osmium⸗ 
Kidium, oder als Irit, ein Mineral, in welchem ed ald Oxryd mit den Dryden von 
Eifen, Chrom und Iridium verbunden if. Dan ftellt es gewöhnlich aus der bei 
der Abfheidung ded Iridium ald Nebenproduft erhaltenen Osmiumſäure dar, indem 
man deren Dämpfe in Kalilauge leitet und die Flüffigkeit unter Zufab von viel Sal⸗ 
miak eindampft. Beim Glühen des trodnen Rüdftanded wird dad Osmium reducirt 
und hinterbfeibt beim Auswafchen mit Waſſer ald ein fehwarzed Pulver; beim Olühen 
von Schwefelosmium hinterbleibt metallifch glänzendes Osmium von um fo dichterer 
Beihaffenheit, je höher hierbei die Hibe war. Das fpec. Gewicht im Ddichteften Zus 
Rande beträgt 21,4. In heftiger Weißglühhige verflüchtigt es fich, ohne zu ſchmelzen; 
an der Luft erhibt, verbrennt ed um fo leichter, je feiner es zertheilt ift, zu flüchtis 
ger Dömiumfäure; Salpeterfäure und Königswaſſer löfen dad Metall zu Osmium⸗ 
füure auf. Man kennt drei Verbindungen des Osmium mit Sauerftoff im freien 
Zuftande: 1) dad Odmiumorydul, 2) dad Osmiumoxyd und 3) die Demiumfäure; 
außerdem wird, in Verbindungen, noch die odmige Säure angenommen. 


Osmiumamalgam, amalgame d’osmium, amalgama of osmium, wird durch 
Zerfebung von Osmiumſäure mittelft Quedfilber erhalten; nach dem Abpreſſen des 
Ueberſchuſſes des legtern wird da® Amalgam feft. 


Ösmiumchloride, chlorures et chlorides d’osmium; von diefen fennen wir 
Oemiumchlorür (Os, Cl), Ddmiumfesquichlorid (Os, C1,), Oémiumchlorid (Os, Cl,) 
und Ddmiumtrichlorid (Os Cl,). 


N 


332 Osmium-Iridium — Oxalsäure. 


Osminm-Iridium, ift Die eine der natürlich vorfommenden Verbindungen des 
Ddmiumd, Jr, Os, enthält 50,26 Proc Osmium. 

Osmiumoxyd, Os, O,, oxide d’osminm, oxide of osmium; e3 bildet ein 
ſchwarzes Pulver, welches mit brennbaren Körpern verpufft und Al dabei zu Metall 
reducitt. 

Osmiumoxydal, Os, O, protoxide d’osmium, protoxide of osmiam; ift ein 
dunfelgrünes, faft ſchwarzes Pulver, welches beim Erhigen an der Luft zu Osmium⸗ 
fäure verbrennt, 

‚Osmige Säure, ift im ifolitten Zuftande nicht befannt, f. Osmium, 08, 0,. 

Osmiumsäure,, Os, O,, acide osmique, osmic acid; fublimirt beim Er— 
higen von Osmium in einem Strom von Sauerftoffga® in farblofen, glänzenden Ras 
dein, die in der Hitze leicht ſchmelzen; fie fiedet |hon unter 100° C.; ihr Dampf 
riecht unerträglich ftechend und greift Lunge und Schleimhäute Heftig an; fie wird 
von Waſſer abforbirt und aus der Löſung ſcheiden faft alle Metalle, felbft Silber 
metalliſches Osmium ald ſchwarzes Pulver ab, 

Osmiumsalze, sels d’osmium, salta of osmium, fie entftehen durch Bereini- 
gung der beiden niedrigeren Orpdationdftufen ded Osmiums mit Säuren; fie find 
jedoch noch nicht genauer unterfught. 

Osteolith, osteolithe, osteolithe; ein Mineral, melches aus der Zerfeßung 
von Dolerit hervorgegangen. ift, und aus phodphorfaurem Kalk, von einer ähnlichen 
Zufammenfeßung wie die Thierknochen, beſteht; wegen feines Reichthums an Phos 
phorfäure ift der Ofteolith für die Landwirthſchaft der Gegend, wo er findet, 
von großer Wichtigkeit. 

Ozaläther, ſ. oxalſaures Athylogyd. 

Oxalium, SauerkleesSalz, fon. mit zweifach oralfaurem Kali. 


Ozalsäure, Kteefäure, Sauerfleefäure, Zuderfäure? acide oxalique, oxalic 
acid. Die Oralfäure gehört zu den in der Natur am meiften verbreiteten Säuren, 
wo fie meiftend mit Bafen vereinigt, in dem Thier⸗ und Pflanzenorganidmus ſich 
findet. Sie entfteht aber auch bei fehr vielen chemifchen Proceffen, inöbefondere bei 
der Oxydation organifher Stoffe mit Salpeterfäure, oder beim Schmelzen derfelben 
mit Kalihydrat. Im Kleinen ftellt man die Dralfäure gewöhnlich durch anhaltende 
Digeriren (48 Stunden) in einem Waflerbade von 60° C. von 1 Theil Zucker mit 
6 Th. Salpeterfäure von 1,3 fpec. Gewicht dar, und erhält hierbei eine der angewen: 
deten Menge Zuder faft gleiche Menge Dralfäure; man hat übrigend noch einige an 
dere Borfchriften zur Darftellung von Oxalſäure. Befonderd günftige Refultate wer 
den erhalten, wenn manche organifche Stoffe, Stärkemehl, Kleie u. dergl., mit Kali 
bydrat geichmolzen werden; durch Auslaugen der Maſſe erhält man eine reichlide 
Ausbeute von Oralfäure. Die kryftallifirte Säure hat die. Formel C,O, +3 80: 
von diefem Waller find 2 Aeq. als Kryſtallwaſſer anzufehen, die bie Säure verliert, 
wenn fie auf 1000 C. erhigt wird. Das dritte Nequivalent ift Hydratwaſſer, ohne 
welche die Eäure für fich nicht beftehen kann, welches aber abgefchieden wird, men 
‚fie fid) mit einer Bafe vereinigt; man fann ed alfo auch ald bafifches Waſſer betrat 
‘ten. — Die Säure fhmedt ftark fauer und röthet Lackmus ftärker ald andere Plaw 
zenfäuren; fie ift in Waſſer und Alkohol leicht löslih und zeigt das fonderbare Bes 
halten, daß fie mit Alkohol befeuchtet, ſchon bei gewöhnlicher Rufttemperatur far 
mit den Dämpfen deflelben verbunftet, indem fich weiße Nebel bilden (oxalſaures Am 


Ozalsäure-Salze — Oxalsaur. Eisenozydul. 333 


ſoniak?); in verbünnter Salpeters, Schwefel» und Salzfäure löft fie ſich ohne Zer⸗ 
sung. Raſch auf 100° erhigt, fchmilzt fie und zerfeßt fich bei 1559, wo fie fiedet, 
ı Roblenfäure, Kohlenoryd und Wafler ohne Abfcheidung von Kohle; ein anderer 
heil in Kohlenfäure und Ameifenfäure, ein Bleiner Theil fublimirt unverändert, Mit 
meentrirter Schwefelſäure erhitzt, zerfällt fie in Kohlenfäure und Kohlenoxydgas zu 
kihen Bolumen; orpdirende Stoffe, wie Salpeterfäure, Chlorwaſſer, Braunftein, 
bermanganfaure8 Kali verwandeln fie in Kohlenfäure. Sie ift eine ſtarke Säure, die 
le Pflanzenfäuren und in einigen Fällen felbft die Schwefelfäure (ſchwefelſaures Eis 
morpdul) aus ihren Berbindungen austreibt. 

Osalsäure-Salse, Sauerfieefäure- Salze, Meefäurefalge, oxalates, oxalates; 
ieſe Salze kommen häufig und befonder® im Pflanzenreich vor, feltener im Thierreich 
der Mineralreih. Die Oralfäure bildet mit den Bafen neutrale zweifach» und viers 
ch faure Salze, .nur felten bafifche Salze; die meiften derfelben find, bis auf Die 
zahe der Altalien, unlöslih in Waller, Die löslichen Salze fällen die Kalkfalze aus 
bren neutralen oder ſchwach fauren Röfungen. Beim Glühen werden die Oralfäure- 
lie gerfeßt umd es bleibt die Baſe, je nach) ihrer Natur, entweder im kohlenfauren 
Dr reinen Zuftande zurüd; einige metallifche Bafen werden hierbei zu Metall redu⸗ 
it; bei anderen entftehen Gemenge von Metall und Metalloryd oder Kohlenmetall. 


Oralsäureäther, Oraläther, oralfaures Athyloryd, ethör oxalique, oxalio 
xher, wird erhalten, mern man getrodnete Oralfäure in einer tubulirten Retorte bis 
uf 180° — 200° erhigt und tropfenweife abfoluten Alkohol zufließen läßt. Der in 
tner falt gehaltenen Borlage fondenfirte Aether wird zur Entfernung der freien Säure 
nit Dleioryd geſchüttelt und nochmals rektificirt. Er bildet eine waſſethelle, ölartige 
Blüffigfeit von ſchwach aromatiſchem Geruch und etwas zufammenziehendem Geſchmack. 

Ozalsaures Ammoniak, oxalate d’ammoniaque, oxalate of ammonia, 
olfaured Ummoniumoryd; 2H,O, C,0,+4HO; das neutrale Salz Aryftallifirt 
kim Eindampfen einer mit Ammoniak überfättigten Löfung von Dralfäure in bü- 
Khelförmig vereinigten langen Nadeln, die bei gelinder Wärme leicht verwittern. Die 
bäßrige Löfung verliert beim Kochen Ammoniak und wird fauer. Beim Erhiben zer 
Ist fih dad Salz unter theilweifem Schmelzen in Oxamid, mit etwas Oraminfäure 
und Waſſer, hauptſächlich aber in’ Kohlenoryd, Kohlenfäure und fohlenfaured Ammo- 
nit, Das oralfanre Ammoniak ift ein fehr häufig gebrauchtes Neagenz, befonders 
auf Kalk. M 

Osalsaures Eisenoxyd, oxalate de sesquioxide de fer, oxalate de ses- 
mioxide of irom, fcheidet fich als ein citronengelbes Pulver aus, wenn man eine 
Aföfung von Eifenchlorid mit einem Weberfhuß von oralfaurem Kali verfeht. Es 
fin Vaſſer wenig löslich. Löft fich aber leicht auf, wenn dieſes freie Dralfäure ent- 
bilt, Eine ſolche Löſung hält fih im-Dunteln, entwidelt aber im Tageslicht Koh. 
Injäure in dem Maße, ald das Licht ſchwächer oder flärfer iſt; man hat eine folche 
fung benußt, indem man die binnen einer gewiffen Zeit entwickelte Kohlenfäure 
* hat, um die wechſelnde Intenſität des Sonnens oder Tageslichts zu bes 

immen 

Oıalsaures Eisenoxydul, oxalate de protoxide de fer, oxalate de pro- 
laꝛide of iron, wird erhalten, wenn man koncentrirte Löſungen von ſchwefelſaurem 
kiſenorydul und Oralfäure nach dem Verhältniß ihrer Aequivalente mit einander ver. 
niſcht. Es faͤllt hierbei als ein ſchön citronengelbes Pulver nieder, welches gewa⸗ 
ſchen und getrodnet wird. Wird ed in einer Atmoſphäre von Kohlenſäure oder Wafs 


334 Ozalsaures Kali — Oxyd. 


ferftoffga8 geglüht, To bleibt metalliſches Eifen im fein zertheilten Zuflande zurüd, 
welches. ſich in Tohlenfäurehaltigem Waſſer auflöft und in der Mineralwafferfabrifation 
zur Darftellung der Eifenfäuerlinge benugt wird. An offener Luft geglübt, verbrennt 
es zu reinem Eifenoryd in höchft fein zertheiltern Zuftande, in welchem ed.zum Po- 
liren von Gold» und GSilberarbeiten dient. 

Oxalsaures Kali, oxalate de potasse, oxalate of potash; die Dralfäure 
bildet mit Kali ein neutrales, ein zweifach faured und ein vierfach faured Salz. Das 
zweifach faure Salz ift unter dem Namen Sauerflee-Salz befannt, welches im Gro— 
Ben bereitet wird und eineötheild zur Darftellung von reinem fohlenfaurem Kali, an- 
derntheild zum Entfernen von Fleden, namentlich von Eifens und Tintenfleden aus 
der Wäfche, dient. Es wirft in größern Gaben giftg und befteht in 100 Theilen 
aus: 7,02 Waller (bafifch), 35,82 Kali und 56,16 Draffäure. 

Oxalsaures Natren, oxalate de soude, oxalate of sodium; auch mit dem 
Ratron bildet die Oxalſäüre mehrere Salze, Das neutrale Salz ift ein weißes, ſchwer 
lösliches Pulver, jo dag man dit Dralfäure zur Erkennung ded Natrond benußt hat, 
wenn es fih darum handelt, daffelbe von Kali zu unterfcheiden. 

Oxalsaurer Kalk, oxalate de chaux, oxalate of lime. Diefed Salz fommt 
fehr oft im Pflangenteiche vor, und findet fich auch häufig in den Harnfedimenten; 
es keyſtallifirt fowohl mit 2, wie mit 6 Aeq. Waſſer; erſteres entſteht immer bei Fäl— 
lungen aus foncentrirteren Löſungen, wobei fich ein weißes, wenig kryſtalliniſches 
Pulver bildet; aus verdünnten Flüſſigkeiten fällt ein Gemenge beider Salze nieder. 
Wegen feiner Schwerlöslichkeit eignet ſich der oralfaure Kalk zur Beſtimmung des 
Kalks in der Analyſe, indem man denſelben nach dem Trocknen durch ſchwaches 
Glühen in kohlenſauren Kalk verwandelt, und als ſolchen wägt und berechnet. 

Ouamid; das Dramid iſt ein Körper, der ſich, was feine elementare Zufam: 
menfegung betrifft, anfehen läßt als orafaures Ammoniak, weniger 2 Aeq. Waſſer; 
nämlich H, N,, C, O0, meniger 

HB, 0; 


H,N,, C,0,, 

oder, indem man dem Amid die Formel’ giebt H,N = Ammoniak weniger 1 Meg. 
Waflerftoff, 2(H,N) = H,N,, in welchem 2 Aeq. Amid mit 2 Aeq. des Radikals 
C. O, verbunden find, fo daß dad Dramid zur Klaffe der Diamide gehört. Es ent: 
fteht unter febr verfihiedenen Berhältniffen, namentlich beim Erhitzen von oralfaurem 
Ammoniak, wobei e8 im Deftilfat ſich abfcheidet, während dag gleichzeitig entftandene 
tohlenfaure Ammoniak gelöft bleibt und Kohlenorydgas entweicht. Nach dem Aud: 
wafchen mit Waffer bildet e8 ein weißes, lodered Pulver, welches geruch- und ge 
ſchmacklos ift und zu feiner Auflöfung 10000 Theile Waſſer erfordert;. etwas leichter 
1öft e8 fich in Fochendem Waffer, Alkohol oder Aether; bei nicht zu hoher Temperatur 
fublimirt es in-offnen Röhren ald ein weißes, kryſtalliniſches Pulver. 

Oxaminsäure , oralfaures Oramid; ift ein Zerfegungsproduft von faurem oral 
faurem Ammoniak, deffen Elemente es enthält, weniger 2 Aeq. Waſſer. 

Oxychloride, bafifhe Ghlormetalle, oxychlorides, oxychlorides, And, Ber: 
bindungen eines Chlormetalld mit dem bafifchen Orpde deſſelben Metalls, nach be 
ſtimmten Berhältniffen, die den bafifchen Salzen der Sauerftofffäuren entfprechen. 

Oxychlerinsäure, fon. mit Unterhlorfäure, 

Oxyd, Orxydul, f. Oryde. 








. Oxydation — Oxyde. 


Orydation, oxydation, oxydation, nennt man den Vorgang, bei welchem 
fih der Sauerftoff mit andern Körpern hemifch verbindet. Die Orydation ift ſtets 
von Wärmeentmwidelung begleitet, und die Menge von Wärme, die hierbei frei wird, 
entfpricht im Allgemeinen der Menge des Hierbei konfumirten Sauerfloffe, während 
ihre Sutenfität zu der Zeit, binnen welcher die Bereinigung vor fi) geht, in umge⸗ 
fehrtem Verhältniß ſteht. Abgeſehen von den Drydationderfcheinungen, die man Ber- 
brennung zu nennen pflegt. und unter Entwidelung von Licht und Wärme vor fih 
geben, fo kann die Oxydation auch auf einem andern Wege bewirkt werden, wobei 
die Mittel, deren man fich alddann bedient, von der Natur und der Befchaffenheit' des 
zu orpdirenden Körpers abhängig find. Zu den am häufigften gebrauchten Oryda- 
tiongmitteln, die durch ihren gebundenen Sauerftoff wirken, gehören das Wafler, ges 
wife Metalloryde, wie Braunftein, Quedfilberoryd, Kupferoryd, mehrere Sauerftoffe 
fäuren, unter diefen am häufigiten die Salpeterfäure, Ehromfäure, Uebermanganfäure ıc, 
fowie die Salze diefer Säuren; Chlor, welches ebenfall® ald Orydationsmittel benugt 
wird, wirft in der Regel durch Waflerzerlegung,, indem es deſſen Sauerftoff ausſchei⸗ 
det und Chlorwaflerftofffäure bildet; auch die Hydrate der Alkalien werden häufig 
ald Orpdationdmittel angewendet; Licht, Wärme und Eleftricität unterftügen in vie 
Im Fällen den Opydationsproceß; fie wirken aber auch oft desorgdirend und können 
daher allgemein zu den Orydationsmitteln nicht gezählt werden. 


Osyde, oxides, oxides, werden alle Verbindungen des Sauerſtoffs genannt, 
gleihviel ob diefe fauer, baſiſch oder indifferent find, oder ob fie mehr oder weniger 
Sauerftoff enthalten. Die Oxyde mit fauren Eigenichaften heißen vorzugsweife Säu- 
ten; die Säuren mit einfachem Radikal find größtentheild Verbindungen der Mes 
talloide mit Sauerftoff; die höchſten Oxydationsſtufen einiger Metalle audgenommen, 
die ebenfald Säuren find. Die Berbindungen des Sauerftoffd mit den Metallen find 
entweder bafifche oder indifferente Oxyde. Mit vielen Metallen bildet der 
Sauerftoff mehr ald Gin bafifched Oxyd; die niedrigere Orpdationsftufe wird dann 
Drydul, die höhere Oxyd genannt, ohne daß jedoch mit der einen oder andern 
diefer Bezeichnungen eine beftimmte Anzahl von ‚Sauerftoffäquivalenten angedeutet 
würde; 1 Meg. Sauerftoff mit 1 Aeq. Zink giebt Zinkoryd, 

x 2 „ 1 Meg. Sifen „ Eifenorydul, 

1 „ e „2 Aeq. Kupfer „ Kupferorydul 
uf. mw. In den Verbindungen einiger Metalle, die die Namen Sedquiorgdul oder 
Sedquioryd führen und bafifcher Natur find, bat in dem erfteren Falle das Orydul, 
im andern das Oxyd noch halb mal fo viel Sauerftoff aufgenommen, als bereits 
darin enthalten war. Die indifferenten Metallorgde find entweder Suboxyde, 
d. h. ſolche Oxyde, die immer ‚die niedrigfte Orydationsftufe bilden; fie enthalten zu 
wenig Sauerftoff, um mit den Säuren Berbindungen eingehen zu können, und wer⸗ 
den von diefen fehr häufig in der Weife zerlegt, daß fich der Sauerftoff der einen 
Hälfte des Suboryds auf feine andere überträgt, wodurch ein baſiſches Oryd entftebt 
und Metalt frei wird. Oder es ind Super⸗ oder Hyperoxyde, Oryde, die durch 
einen größeren Sauerftoffgehalt die Eigenschaften einer Bafe verloren haben; fie kön⸗ 
nen fih daher auch nicht mit Säuren zu Salen vereinigen und werden durch diefe 
in freien Sauerftoff und ein bafifche® Oxyd zerlegt, welches dann mit der Säure 
tin Salz hervorbringt. — Einige Oryde find für gewöhnlich an fich indifferent, ohne 
weder zu den Sub» noch zu den Hyperoxyden zu gehören, dagegen übernehmen fie’ 


336 Oxygen — Ozokerit, . 


oft gegen flarfe Säure die Rolle einer Bafe und gegen flarfe Baſen die einer Säure; 
ähnlich verhalten fi) auch einige Metalloryde, wie Thonerde, Zinnoryd u. a. 
Oxygen, f. Sauerftoff. 


Oxygenoide, mit diefem Namen find diejenigen Metalloide belegt worden, 
welche in ihrem chemifchen Verhalten eine gewifle Aehnlichkeit mit dem Sauerftoff har 
ben, d. h. ein vorzugsweiſe eleftronegatived Verhalten zeigen, wie Schwefel, Chlor, 
Brom x. 5 : 

. Oxylisatien, ein von Schönbein gebrauchter Ausdrud, wenn die Orydation 
auf Koften des Sauerftoffd einer Verbindung fehon bei gewöhnlicher Temperatur, und 
“bei folhen Körpern erfolgt, die außerdem durch freien, Sauerftoff nicht verändert wer⸗ 
den. Nach der Entdedung der beiden gegenfäglichen Zuftände des Sauerftoffd nimmt 
Schönbein an, daß der die orydirenden Wirkungen zeigende Sauerftoff negativ 
activirter Sauerftoff, d. h. Ozon ſei; ſ. Sauerftoff. 

Oxylise nannte Shönbein früher die Umänderung ded unter gewöhnlichen 
Berhältniffen unthätigen Sauerftoffd in chemifch activirten durch Vergefellfchaftung 
mit andern Stoffen; geftüßt auf neuere Unterfuhungen nimmt Schönbein gegen 
wärtig an, daß der Sauerftoff bereit® in den betreffenden Berbindungen im erregien 
- Zuftande vorhanden fei, wonach ed alfo der befonderen Mitwirkung anderer Mäterien, 
der Orylifation, überhaupt nicht bedarf, 

Oxyphensäure ift ein fehr häufig auftretendes Zerfegungsproduft der trodenen 
Deftillation gerbftoffhaltiger Pflanzen, befonders folcher, welche die fogenannte eifen: 
grünende Gerbfäure enthalten. Sie befigt, gleich der Pygrogallusfäure, ein ſtarkes 
Reduktionsvermögen für dad Silberorxyd und kann daher -in der Photographie flatt 
der Pyrogallusfäure angewendet werden, zu welchem Behufe man fie im größer 
Menge durch trodene Deftillation von Tormentillwurzeln, den Blättern von arbutus 


| 


‚uva ursi und auch der Baccinienarten darftellen fann. Die Oxyphenſäure kryſtallifit 


in farblofen, fehr glänzenden dünnen Blätthen, die häufig federbartähnlich geftaltel 
find; fie ift leicht löslich in Waffe, Weingeift und Mether und riecht ſchwach, ange: 
genehm. Sie fehmilzt bei 116% C. 

Osypikrinsäure, Styphninfäure; fie entfteht auf eine ähnliche Weife wie die 
PBitrinfäure, durch Behandlung einiger Gummiharze mit Salpeterfäure. Böttger 
und Will nannten fie Styphninfäure, megen ihres zufammenziehenden herben Ge 
ſchmacks. Die Säure bildet bei richtiger Koncentration der Flüſſigkejt mehrere Linien 


lange, blaßgelbe oder faft weiße Kıyftalle, ſchmeckt weder bitter noch fauer, löſt ſich 


ſchwer in Waffer und färbt die Haut dauerhaft gelb; fie findet zur Erzeugung einer 
dauerhaften gelben Farbe auf Wolle Anwendung. Bon der Piktinfänre unterſcheidet 
fie fi) dadurd, daß fie mit Eifenvitriol und Baryt behandelt, grün wird, währen? 
ſich hierbei die Pikrinſäure biutroth färbt. 


Oxysulfurete, oxysulfures, oxysulphuretes, bafifche Schwefelmetalle ; mie 
die Oxychloride Verbindungen von Ghlormetallen mit den Oryden deffelben Metalt 
find, fo find aud die Oryfulfurete Verbindungen von Schmwefelmetallen und Metall: 
oryden nach beftimmten Berbältniffen. 


Ozekerit, cire de terre, ozocerite, ozokerit, hat man einen in den Stein⸗ 
fohlen der Moldau, ſowie aud) von Nemwcaftle vortommenden Stoff genannt, der braun 
gefärbt ift, blättrige Struftur und mufchligen Bruch befigt. In Alkohol umd Aether 
töft er fi wenig, leicht in Terpentinöl und fetten Delen, er fehmilzt bei 60° und 





Ozon — Palladiumehlorid. 337 


zerſetzt fi in höherer Temperatur; es enthält in 100: 85,7 Koblenftoff und Ki 
Waſſerſtoff. 
Oson, ſ. Sauerſtoff. 


kaeonin, Corallin; ein blauer Farbſtoff, welcher durch Behandlung von Phe⸗ 
nplfäure,mit Schwefelſäure und Oralſäure erhalten wird. 10 Phenylſäure, 4 bie 
8 Dralfäure, 3 bis 6 Schwefelfäure werden bis zur Bildung des Farbſtoffs mit einan- 
der erhigt, die überſchüſſige Säure mit kochendem Wafler ausgewaſchen, und das har- 
zige Produft, welches Kantharidenrefler befißt, getrodnet. Um diefen unbeftändigen 
varhftoff in einen hefländigen zu verwandeln, bringt man ihn mit der 21 fachen Ge⸗ 
wichtsmenge Ammoniafflüffigkeit in einen Bapin’fchen Topf und erhitzt darin das 
Gemiſch mittelft eines Waflerbades 3 Stunden lang auf 1509 C., läßt dann erfalten 
und öffnet hieunach den Topf; das Produft ift eine homogene, fehr dichte Flüſſig⸗ 
kit mit beträchtlichem Färbevermögen; mit Säuren behandelt, giebt fie einen duntel- 
totben Niederfchlag, das Päonin, welcher Seide, Wolle und andere Koferitoffe roth färbt. 


Paarung, ſ. gepaarte Verbindungen, 
Packfang, fon. mit Neufilber. 


Palladium, palladium, palladiam, Zeichen Pd, Aeq. — 53,2. Das Palle- 
dium gehört zu den fogenannten Platinmetallen und findet fib, außer in den Pla- 
tinerzen, worin ed in der Regel bid zu einigen Procenten enthalten ift, in einem Golds 
er von Brafilien, aus welchem es gegenwärtig hauptfächlich dargeftellt und in den 
Handel gebraht wird. Man fchmelzt den Goldftaub mit Silber zufammen und bes 
handelt die geförnte Legirung mit Salpeterfäure, die Silber und Palladium löſt, das 
Bold aber zurückläßt. Man fällt das Silber durch Chlornatrium und hierauf dad 
Palladium durch Eyanquedfilber ald Cyanpalladium, melched durch Glühen in me- 
talliſches Palladium verwandelt wird. Es wird auf eine ähnliche Weife mie das 
Platin verarbeitet und befigt eine etwas dunklere Farbe, als dieſes; fein fpec.. 
Gewicht ift 11,8; von den Platinmetallen ift es das leichteft fchmelzbare; nach dem 
Echmelzen fpragt ed mie Silber oder Platin; in der Weißglühhite läßt e8 fich ſchwei⸗ 
Ben, zu dünnen Blättchen hämmern und zu feinem Draht ausziehen; beim Erhigen 
an der Ruft läuft ed an, wird aber in ftärkerer Hitze wieder metalliſch glänzend; Sal- 
veterfäure und Königswaſſer löfen dad Palladium zu einer brayngelben Flüffigkeit 
auf; ed Hat unter allen Metallen die größte Berwandtfchaft zum Cyan und kann 
durch Gyanquedfilber aus allen feinen Löfungen gefällt werden. Auch zu God hat 
es eine große Berwandtichaft, jo daß feine Salze zur Abfcheidung und quantitativen 
Beſtimmungen des Jods benußt werden, während umgekehrt dad Jod auch zur Be- 
fimmung des Palladiums dient. Eine Legirung von 1 Theil Silber und 9 Theilen 
Palladium wird von den Zahnärzten angewendet. Mit Sauerftoff bildet e8 A Oryde: 
1) Suboryd,, 2) Orydul, 3) Oryd und 4) Superoryd. 

Palladiumbromür, bromure de palladium, bromure of palladium , bildet 
eine faftanienbraune, in Waffer unauflösliche Mafle. 

Palladiumchlerid, deutochloride de palladium, deutochloride of palla- 


5. d. techn. Chemie. 22 





338 Palladiumchlorür — Palmitinsäuresalze. 


dium , Zweifach- Chlorpalladium. Durch Auflöfen von Balladiumoryd in foncentrir- 
ter Chlorwaſſerſtoffſäure erhält man eine rothgelbe Flüffigkeit, die beim Erwätmen 
Chlor entwidelt und zu Chlorür reducirt wird. 

Palladiumchlorür, protochioride de palladium , —— of palla- 
diam , wird durch Auflöfen von Palladium in Königswaſſer und Abdampfen der 
Slüffigfeit zur Trodne erhalten. 

Palladiumerze; als folhe find anzuführen: 1) gediegen Palladium, 2) Pal 
ladiumgold, 3) Eugenefit, eine Verbindung von Gold, Palladium und etwas Sil- 
ber; 4) Palladiumoder. . 

Palladiumfluerür, protofuorure de palladium, protofuoride of palladium, 
bildet ſich als ein fich ſchwer abfegender brauner Niederfchlag, wenn man zu einer 
Auflöfung von falpeterfaurem Paladiumorydul Fluorwaflerftofffäure gießt. 

Palladiumgeld, eine in Brafilien natürlich vorkommende Berbindung. 

Palladiumjedür , protojodnre de palladiam, protojedure of palladium, 
wird durch Fällen einer Auflöfung von falpeterfaurem Palladiumorydul, durch Jod» 
falium erhalten, und bildet ein gefchmadlofe® ſchwarzbraunes Pulver, welches in 
Waſſer faft unlöslich, in einem Meberfhuß von Jodkalium mit weintother Yarbe 1ö% 
ih iſt. 

Palladinmexydulsalse 5 fie dienen zur Beftimmung ded Jods. 

Palladiumlegirungen, altiages de palladium, allays of palladium; von 
dieſen bat bis jegt feine eine technifche Anwendung gefunden, Ridel und Palladium 
bilden zwar eine fehr glänzende und auch fehr dehnbare Legitung, allein der hob: 
Preis des Palladiums geftattel zur Zeit noch feine derartige Berwendung des Bal- 
ladiums. 

Palladiumschwamm wird durch Glühen von Cyanpalladium erhalten; er br: 
figt, wie der Platinſchwamm, die Eigenſchaft, in einem Strome von Waſſerſtoffgas 
fortzuglühen. 

Palmbutter, ſyn. mit Palmöl. 

Palmin, palminſaures Lipyloryd, iſt ein Körper, der durch Einwirkung von 
falpetriger Säure auf ricineölfaured Lipyloxyd dargeftellt wird. 

Palminsäure, fyn, mit Ricinelaidinfäure; wird durd — des 
Palmins und Zerſetzung der Seife mittelſt Salzſäure erhalten. 


Palmitin, ſyn. Palmſtearin, palmitinſaures Lipyloryd, palmitylſaures 
Lipyloryd, palmſtearinſaures Lipyloryd; ein Beſtandtheil des Palmöls; man gewinnt 
es ans dieſem, wenn man daſſelbe ſchmelzt und wieder jo weit abkühlen läßt, bie «Ö 
eine breiartige Maſſe bildet, von welcher man das Palmitin durch Preſſen trennt. In 


kochendem Weingeift gelöft, ryftallifirt e8, wenn «8 gehörig gereinigt war, in farb 
Palmitinsäure, fun. Balmitylfäure, Palmftearinfäure, Marga— 
tinfäure. Diefe Säure bildet in den meiften Fetten des Thiers und Pflanzenreihd 


lofen Nadeln. 


einen Hauptbeftandtheil. Im nicht ganz reinen Zuftande hat man fie von der Mar- 


garinfäure unterſchieden; neuere Unterfuchungen haben jedoch gelehrt, daß fte mit die | 


fer vollkommen identifch if; |. Margarimfäure. 
Palmitinsäuresalse, iventifh mit Margarinfäurefalze, f. Seifen. 





Palmitonsaure — Papaverin. 339 


Palmitensäure, entfteht beim Erhitzen der Palmitin» oder Margarinfäure an 
der Quft, wobei 1 Mequivalent Kohlenftoff umd 1 Aeq. Wafferftoff orpdirt und aus— 
gefchieden- werden. 


Palmöl, huile de palme, palm-oil, wird hauptfächlich aus den grünen Scha- 
len oder Fleifchfchichten ded Kern? von Klais Guianensis, einer im mittleren Afrika 
wachfenden Palme, gewonnen und fommt, je nach ſeinem Nfter, als ein tieforange- 
gelbes, oder citronengelbed Fett in den Handel. Gewöhnlich befindet es fich in dem 
Auftande, den man bei anderen Fetten ranzig nennt, und enthält alddanır freie Säure, 
deren Menge mit dem Alter fteigt, wobei gleichzeiig auch der Schmelzpunft fich erhöht. 
Friſches Palmöl fehmilzt bei 290 C.; ganz altes erft bei 3707 &. Es befteht vorzugs⸗ 
weife aus Margarin und Dlein. — Wegen feiner maffenhaften Verwendung in der 
Skarinfäures und Geifenfabrifation ift das Palmöl ein äußerſt wichtiger Handels- 
artitel geworden, und Afrika liefert davon jährlich mehrere Millionen Centner, von 
welchen der größte Theil in England verbraucht wird. Kür die genannten Zwecke 
muß dad Balmöl entfärbt werden; dies gefchieht am beften dadurch, daß man baffelbe 
in nicht zu großer Menge (4- bis 500 Pfund auf einmal höchſtens) in einem loſe 
bedeckten Keffel fo lange einer Temperatur von 110 bis 120° C. audfept, bis eine 
krauögenommene Probe beinahe weiß erfcheint; es behält Heiß € eine ſchwachgrünliche 
Farbe, die jedoch feiner Verwendung nicht nachtheilig ift. 


Palmwachs, cire du Japon, chinese waz, das unter diefem Ramen in den 
handel gebrachte Pflanzenproduft flammt von Cerexylon Andicola, einer in den 
Zropengegenden Amerifad einheimifchen Palme, deren 2 Fuß diden und gegen 50 Fuß 
hohen Stämme mit einer Schiht Wachd überzogen find; ed wird durh Abfragen ges 
wonnen und mit heißem Wafler gereinigt Das fo erhaltene Harz ift dunfelgelb, 
etwad burchfcheinend und von mufchligem Bruch; durch kochenden Alkohol läßt es fich 
in einen wachs- und einen harzartigen Beftandtheil zerlegen, indem ſich aus der er- 
falteten Löſung das Wachs in einem gallertartigen Zuftande ausfcheidet. - Diefed 
Vachs Hat mit dem der Bienen große Aehnlichkeit und ſtimmt mit diefem auch nahe 
in feiner elemontaren Zufammenfeßung überein. Das Harz befißt eine bernfteingelbe 
Farbe, ſchmilzt -erft über 100° C. ift fehr fpröde und zerfpringt in der Kälte nad 
allen Ridtungen. — Ein anderes Palmenwachs ftammt von Corypha cerifera, im 
nördlichen Braſilien einheimifch ; hier findet es fih mehr auf den Blättern; es ift 
ſeht fpröde, ſchmilzt bei 85,5 C., ift in kochendem Weingeift und Aether löslich und 
ſchlägt fih beim Erkalten in Eryftallinifchen Maſſen nieder. Um diefen Palmenwachs⸗ 
arten ihre Sprödigkeit zu nehmen, fehmelzt man fie häufig mit etwas Talg zufammen, 
the man fie dem Handel übergiebt. 

Palmwachshars, ſ. Palmwachs. 


Palmwein, vin de palme, palm secte, aus dem ſüßen — mehrerer Palm⸗ 
arten, durch Gährung gewonnene Getränke. 


Palmsucker, aucre de palme, sugar of palme, iſt der aus dem Safte meh⸗ 
terer Balmenarten gewonnene und, gereinigt, dem Rohrzucker identifche Zuder. 


Papäverin, 'papaverine, papaverine, diefer Körper ift eine in geringer 
Menge im Opium enthaltene Pflanzenbafe; man erhält diefelbe, wenn man den in 
einem wäſſerigen Auszuge des Opiums durch Natron bewirkten Riederfchlag mit Altos 
hol audzieht, die Loͤſung verdunftet, den Rüdftand in Galzfäure löſt und dann mit 

22” 





340 Papin’scher Topf — Paricin. 


Ammoniak fällt. Der getrodnete Niederfchlag wird in fiedendem. Alkohol gelöſt, aus 
welchem das Papaverin nach einigen Tagen anſchießt, und durch Umkryſtalliſiren ge 
reinigt wird. Es Eryftallifirt in weißen fpießigen Nadeln, ift in Wafler unlöslich; 
in kochendem Alkohol und Aether leicht löslich; es reagirt ſchwach alkaliſch und ſcheint 
nicht giftig zu ſein. 

Papin’scher Topf, marmite a, ou, de Papin, digester, Papin’s digester, 
der bekannte Apparat, um gewiſſe Subftanzen unter erhöhtem Drud mit Waller oder 
Alkohol auskochen zu können. Derfelbe befieht aus einem eifernen Topfe, der mit 
einem Dedel luftdicht verfchloffen werden fann; in letzterem ift ein kleines Sicherheits⸗ 
ventil angebracht, durch deſſen größere oder geringere Belaftung man den Drud und 
die Temperatur beliebig reguliren fann, Der Papin'ſche Topf verdient, namentlih 
-in den Haudbaltungen, weit mehr angewendet zu werden, als es gefchieht. 

Papyrin, ein eigenthümficher, dur) Einwirkung von foncentrirter Schmefelfäure 
auf Holzfafer oder Zellulofe erhaltener Stoff; bei längerer Einwirkung der Säure 
bildet ſich Dertrin. | 

Parabrenscitrensäure, fyn. mit Stafonfäure. 

Paracitrensäure, ſyn. mit Aconitfäure. 


Paraffin, paraffine, paraffine, ein Produkt der trodenen Deftilation fehr vis 
fer umd verfchiedener organifcher Stoffe, welches gegenwärtig zur Yabrifation von 
Kerzen eine fehr ausgedehnte Anwendung gefunden bat und darum im Großen dar: 
geftellt wird. Das Paraffin gehört zu den Stoffen, die noch dor Kurzem kaum im 
Laboratorium ded Chemikers angetroffen wurden; gegenwärtig bildet es den Gegen 
fand einer großartigen Induſtrie. 





Paramerphose, hierunter verfteht man das gleichzeitige Auftreten beider Kor. | 


men eined dimorphen Körperd an einem und demfelben Kryfiall, von melden die 
eine in den Konturen, die andere in der innern Struktur ded Kryſtalls ſich kundgiebt. 


Paramylum, ift eine eigenthümliche, der Weizenſtärke ähnliche Subſtanz, die in | 


der grünen, ſchaumigen Schicht enthalten ift, mit welcher fi) flehende Gewäſſer 
überziehen. 

Paranaphtalin, ift ein. Produkt der trodenen Deftillation der Steinkohlen, 
welches erft gegen das Ende diefer Operation als ein Flebriger Körper übergeht, der 
durch Auflöfen in ZTerpentinöl und Kıyftallifiren bei 109 C. gereinigt wird. Das 


Paranapbtalin ift ein biendend weißer, fefter Körper, der erft bei 1800 C. ſchmilzt 


und bei 3009 unzerfegt fublimirt; noch wenig unterfucht. 

Paraphosphorsäure, Pyrophosphorfäure ift Phosphorfäure mit 2 Aeq. Waſſer, 
d. h. zwei bafifche Phosphorfänrte. 

Paratartralsäure, 

Paratartrelsäure, 
längere Zeit erhigt wird, wobei. unter Abgabe von Waller zuerft Pargtartrals, fpäter 
Parataztrelfäure entſteht. 

Paraweinsäure, fyn. mit Traubenfäure, acide racemigne, racemic acid. 

Parellsäure, gehört zu den Flechtenſäuren und findet ſich neben Lecanorſäure 
in Locanora parella. 

Pariein, ift der Name für ein Alfaloid, welches in einer über Para zugeführ 
ten Chinarinde enthalten ift. 


find Produkte der Umfegung der Traubenfäure, wenn dieſe 





x 


Paridin — Pastoharz. 341 


Paridin, ein indiffirenter, aber teyftalliſirarer Beſtandtheil der Paris qua- 
drifolia. 

Parietin, dieſen Namen hat man dem in der gelben Wandflechte, Parmelia 
parietina enthaltenen Sarbftoffe beigelegt. Zu feiner Darftellung zieht man die Flechte 
mit fiedendem Alkohol aus. Beim Erkalten bildet dad Parietin glänzende Blättchen, von 
weihen man durch Wafchen mit Hether etwas anhängendes Fett entfernt. Cine Meine 
Menge Parietin genügt, eine große Quantität Alkohol. gelb zu färben, durch Säuren 
wird die Farbe lebhafte, durch Alkalien fogleich in ein prächtige Roth verwandelt. 


Pariglin, ein kryſtalliſirbarer Beſtandtheil der Sarfaparillwurzel, von Smilax 
sarsaparilla, der, in der Vorausſetzung, als feien es verfchiedene Stoffe, auch die 
Ramen: Smilacin, Parillinfäure und Salfeparin führt; e8 darf jedoch mit der größ- 
ten Wahrfcheinlichfeit angenommen werden, daß fämmtliche A Stoffe mit einander 
identifch ſeien. 

Parillinsäure, {. Bariglin. 

Pariserblau, ſ. Berlinerblau. 

Pariser Lack, außer der mittelft Thonerdehydrat und einer Kochenilleabfochung 
bereiteten rothen Ladfarbe führt diefen Namen auch eine mit etwas Bergamottöl par: 
fümirte koncentrivte Elare Auflöfung von Schelllack in Alkohol, die ihres, fohnell 
trodnenden und glänzenden Ueberzugs wegen von den Buchbindern zum Ladiren des 
Leders benutzt wird, 

kariserroth, hierunter verſteht man ein ſehr reines und fein präparirtes Eiſen⸗ 
od, wie es zum Feinpoliren von Metallwaaren, namentlich Gold» und Silberarbeiten 
benugt wird. Ueber die Darftellung eines für ſolche Zmede brauchbaren Präparatg, 
.oralfaure® Eifenorydul. — Andere Arten diefed Polirmitteld, ebenfalls aus 
Eifenoryd beftehend, aber auf andere Weife dargeftellt führen die Namen: Engliſch⸗, 
Berlinere:, Frankfurtere, Nürnberger-Roth ꝛc. Nach einer älteren Bor: 
[hrift erhigt man ein Gemenge aus gleichen Theilen reinen entwäflerten Eifenvitriols 
und reinen, fein gepulverten Kochfalzes, fo lange ald noch Salzſäure entweicht; entfernt 
nad dem Erkalten das fchwefelfaure Natron duch Auswaſchen mit Waſſer, digerirt 
das zurübleibende Eifenoryd mit Natronlauge und füßt es alddann mit heißem deftil- 
litten Waſſer aus. | 

Paristyphinin, ein in dem Kraute von Paris quadrifolia enthaltener Bitterftoff. 


Parmelgelb, der eigenthümliche, gelbe Farbſtoff der Parmelia parietina, von 
welhem jedoch angenommen werden fann, daß er mit der Chryfophanfäure, die fich 
au in der Rhabarber- und der Wurzel von Rumex obtusifolius findet, identifch ift, 


Parmelreth, ein rother Zarbfloff der Parmelia parietina, wahrſcheinlich aus 
Umbildung der Chryſophanſäure hervorgegangen. 


Paramilchsäure, Fleiſchmilchſäure, hat man die der gewoͤhnlichen Milchfäure 
fehr ähnliche und diefer in ihrer Zufammenfegung gleihe Säure genannt, die fih im 
freien Zuftande im Muskelfleiſch, wie auch in der Galle findet; fie unterfcheidet ſich 
von der gewöhnlichen Milchſäure hauptfächli durch die abweichenden Eigenfchaften 
ihrer Salze. 

Pastehars, oder Paſtofirniß, diefed, dem Kautſchuk ähnliche Harz kommt von 
einer in Südamerika wachſenden Pflanze und die Indianer bedienen fich deffelben 
zum Ladiren von Holzarbeiten; es bildet eine zähe, etwas elaftifhe Maffe, die fich zu 





342 Patschouli — Pechkodble. 


dünnen, ſtark lebenden Häutchen ann läßt, die allmälig erhärten, ahne dabei 
fpröde zu werden, 


Patscheuli befteht aus den — Blättern von Pogostemum Patchouly 
(Pelletier), eine auf den oftindifchen Inſeln einheimifchen und zu den Labiaten ge 
börigen Pflanze, die wegen ihre® durchdringenden Geruchs zur Abwehr von Snfelten 
aus Pelzwerk benugt wird. Durch Deftillation mit Waffer erhält man daraus ein 
ätherifches Del, welched in der Parfümerie Anwendung findet. 


Patina, antife Patina, patina antigua, patina verte, hiermit bezeichnet man 
den von Kunftfennern und Alterthumsforſchern als Merkmal der Echtheit fehr geihäp: 
ten grünen oder blaugrünen, fehr feften Weberzug, der fih auf Bronzefiguren, Mün: 
zen ıc., die lange der feuchten Luft audgefeßt, oder unter der Erde begraben waren, 
findet. Derfelbe befteht aus bafifch »Fohlenfaurem Kupferoryd. Um ihn nachzuahmen, 
giebt es viele Vorfchriften, von welchen die nachftehende fehr gute NRefultate liefert. 
Die Gegenftände werden mit einer Löſung von falpeterfaurem Kupferoryd, der etwas 
Kochſalz zugefegt ift, betupft, dann abgebürftet und mit einer Auflöfung von 1 Theil 
Kleefalz und 44 Theil Salmiat in 944 Theil Eſfig beiupft und abgebürftet. Rad: 
dem diefe Operation mehreremale wiederholt worden ift, hat der Gegenfland nad 5 
Tagen eine chromgrünsbraune Farbe angenommen, und in den Bertiefungen bat fih 
eine blaugrüne, feftfigende Patina gebildet. 


Pattinseniren, nennt man ein eigenthümliche® Verfahren, vermittelft welches 
man durch eine Art Kryftallifationdproceg filberhaltiged Werkblei anreichert. Lezteres 
wird hierzu in einem eifernen Keffel gefhmolzen und, nachdem diefed gefchehen, das 
flüffige Metall vorfichtig mit einer Schicht Waffer übergoffen. Bei einem gemilfen 
Grade der Abkühlung beginnt die Kryftallifation eined weniger filberhaltigen Bleies, 
jo daß die quasi Mutterlauge um fo reicher an Silber wird, während die Bleikryſtalle 
mit einem eiſernen Löffel ausgeſchöpft werden. Durch Wiederholung dieſer Operation 
mit demſelben Material wird ſchließlich das Blei hinreichend ſilberhaltig, um auf den 
Treibherd gebracht werden zu können. 


Pech, poix, pitsch, mit dieſem Namen belegt man verſchiedene harzariige 
Produkte von Goniferen, befonderd Pinus, Pioea, Abies ete. Im Handel unterjcei- 
det man: weißed Pech, burgundifhes Pech und ſchwarzes Pe. Daö 
fogenannte „Burgunder Pech” wird gewonnen, indem man dad aus dem Stamme 
ausgefloſſene Harz längere Zeit mit etwas Wafler ſchmelzt. Es befigt, nachdem es 
erhärtet ift, eine gelblich weiße Farbe, ift undurchſichtig, hart und fpröde, und rieht 
etwas nach Terpentinöl. Durch eine Art trodene Deftillation der Wurzeln und ande 
ver Theile der Nadelhölzer erhält man zunächſt den fogenannten weißen, gegen da? 
Ende der Operation den ſchwarzen Theer. Bei der Deftillation des erfteren verbleibt 
als Rüdftand das fogenannte weiße, eigentlih braungelbe Pe; bei der De 
ftillation ded fehmwarzen Theets ald Rüdftand dad ſchwarze Pe. 

Pechblende, Uranpechharz, Pechuran, oxydule d’urane, urane ozidnis, piteh 
ore, protozide of uranium, das PURE welches zur Darfiellung des Urangelbi 

d.) dient. 
5 Pechkehle, Gagat, lignite — jaget, jet, Pitsch-Coal, eine Braun 
fohlenart, twahrfcheinlich durch die Einwirkung feurigs flüffiger Lavagefteine, Yafalte 
und dergl. ald diefe die Kohlenlager durchbrachen, entflanden. Sie bildet fett. 
glänzende Maffen, ift jammets bis pechfchwarz, von großmuſchligem Bruch und ver 
brennt, ohne in Fluß zu gerathen oder fich aufzublähen. 


Pechöl — Pelargansäure. 343 


Pechöl, ift das durch Deftillation aus dem weißen eder ſchwarzen Radelhol;- 
theer erhaltene flüchtige Del. 

Pechursn, ſ. Pechblende. 

keotase, pectase, pectase, iſt das eigenthümliche ſtickſtoffhaltige Ferment für 
das Pectin, wie es dad Diaſtas für den Zucker iſt. 

Pectin, ein zu den fogenannten Pectin« ober Ballerlörpern gehöriger Stoff, der 
durh die Einwirfung von Säuren auf Peltofe entfteht, allein auch fchon in vielen 
Früchten fertig gebildet enthalten if. Das reine Peltin ift weiß, auflößlich in Wafler, 
nit kryſtalliſirbar, fällbar durch Alkohol, ald Gallerte, wenn feine Auflöfung vers 
dünnt, in langen Fäden, wenn fie foncentrirt if; ohne Einwirkung auf 
die Pflanzenfarben und durch neutraled eifigfaures Bleioxyd nicht fällbar; bafifchreffig- 
joured Bleioryd bewirkt in feiner Auflöfung einen "reichlichen Niederichlag ; feine wäſſe⸗ 
tige Röfung bildet feine Gallerte; mit Alkalien in Berührung wird es fofort in Pec- 
tinfäure verwandelt, und das entflandene pectinfaure Salz hat dann die Eigenfchaft 
wm gelatiniren. Durch längeres Kochen feiner mwäflerigen Löſung gebt es in Parapec- 
tin über. Das Parapectin befteht in 100 Theilen aus 40,67 Koblenftoff, 5,08 Waſſer⸗ 
Roff und 54,25 Sauerflof. Das Parapectin ift dem Pectin in jeder Weife fehr 
öhnlih, unterfcheidet ih aber von dieſem dadurch, dag es durch neutrales, effigfaures 
Bleioryd gefällt wird. — Wird das Parapectin mit einer verbünnten Säure gekocht, 
lo geht ed in Metapectin über; ein Körper, welcher ſaure Eigenichaften befist 
und darum auch melapectinige Säure genannt wird; mit Bafen in Berührung, bils 
vet das Metapectin pectinfaure Salze; ed wird durch Chlorbarium gefällt, was beim 
hectin und Parapectin nicht gefchieht. 


Peetinsäure, acide pectique, pectic acid, entfteht durch Einwirkung von Ber 
tafe auf Pectin, fo wie legtered, mit Bafen in Berührung, fih augenblidlih in pec⸗ 
tinfaure Salze verwandelt. Man ftellt die Pectinfäure dar, indem man dad Mark 
von Früchten mit verdünnten Löſungen von fohlenfauren Alkalien kocht; die Pectin- 
fäure ift unlöslich im Wafler und von gallertartiger Befchaffenheit. 

Peetose, pectose, pectose, diefer Körper findet fi hauptfächlich in dem Marf 
unzeifer Früchte und einiger Wurzeln wie: Möhren und Rüben, und ift ein faft nie 
hlender Begleiter der Gellulofe im Gewebe der Pflanzen. Die Pectofe it im Waſſer 
ganz unlöglich; bei Gegenwart von Waſſer geht fie in der Wärme in Pectin über. 

Pectesinsäure entfteht, wenn man Pectofe oder verdünnte alkaliſche Löſungen 
derfelben kürzere Zeit auf Pectin einwirken läßt; fie ift gallertartig und ſchwerlöslich 
in Bafler. Metapectinfäure entfteht, wenn man Pectin mehrere Tage fich felbft 
überfäßt, die Metopectinfäure ift-auflöslich in Waſſer, nicht gallertartig.. Parapec- 
tinfäure bildet fi durch Einwirkung von fochendem Waffer auf Pectinfäure; mit 
den Alkalien und alkaliſchen Erden bildet fie auflöslihe nicht gallertartige Salze. 
Benn auch die Bectinfäuren außer in den Konditoreien für fich keine eigentlich technifche 
Anwendung finden, fo verdienen fie doch wegen der Allgemeinheit ihres Vorkommens 
eine große Aufmerkſamkeit. 

Pectinige Säure, if ein Gemenge mehrerer Pectinkörper, 

Pelargensäure, fie gehört zu den flüchtigen Fettſäuren und findet fich in dem 
Kraute ded Rofengeraniums und foll auch als pelargonfaures Aethyloryd in den 
Quitten enthalten fein, 


344 Pentathionsäuren — Pfannenstein. ' 


Pentathionsäuren, ſ. Thionſäuren. 


Fopsin, pepsine, pepsine, Berdauungsferment, Magenferment, nennt man eine 
Subftanz, die Bid jegt nur im Magenfafte und den Abfonderungsdrüfen der Magen: 
ſchleimhaut beobachtet worden ift, und weldhe die Eigenfchaft befist, die unlößlichen 
Eimweißförper bei 30 bid 40% C. aufzulöfen und in fogenannte Peptone überzufühten. 


Pergamentpapier, vegetabilifche® Pergament, hat man da8 geleimt oder un: 
geleimt, mit foncentrirter Schwefelfäure behandelte Papier genannt. Daſſelbe bildet 
pergamentartige, mehr ober weniger durchfcheinende Blätter, mit Waſſer angefeuchtet, 
ſchwillt es etwas auf und wird bis zu einem gewiſſen Grade gefchmeidig und behn- 
bar, fo daß dafjelbe zum Meberbinden von Gefäßen, zum Berbinden von Wunden x. 
angemendet werden fann, und zu diefem Behufe im Großen dargeftellt wird. 

Perlasche, diefen Namen führt eine von Amerika aus in den Handel gebradte 
Potaſche von befonderer Reinheit, 

Perlsäure, einer der vielen Namen für Kohlenfäure. 

Permanentweiss, ſ. [hwefelfaurer Barpt. 

Peroxyd, eine faft nur noch von den Franzoſen gebrauchte Bezeichnung für 
die höhere Orydationsftufe eines Metalld, während die — „Protoryd“ ge 
nannt wird. 

Persio, terre epurse, orseille violette, Cadbear, Cutbear. Diefer violett 


oder purpurrothe Karbftoff wird, wie die Drfeille, aus verfchiedenen Flechtenarten dar: 


geftelt, und unterfcheidet fi von diefer nur dadurch, daß er im gemablenen, die 


Drfeille aber in einem breiigen Zuftande in den Handel gebracht wird. 


Perubalsam, f. Balfam, peruvianifer. 


Petrefacten, Berfteinerungen, werden die foffilen Pflanzen» und Thierüberreft 
genannt, in welchen die organifche Materie entweder theilweife oder gänzlich ver- 


ſchwunden und durch anorganiſche Bindemittel erfeßt ift; die meiften Petrefacten be 


ftehen ihrer Hauptmaffe nah) aus kohlenfaurem Kalke, oder auch aus Kiefelerde; doch 
kommen folche auch aus anderen Stoffen, wie: Schwerfpath, Strontianfpath, Gype, 
Flußfpath, Zinkfpath, Schwefelkied, Bleiglanz, Eifenoryd ꝛe. vor. 

Petrol, Betroleum, f. Steinöt, 

Peucedanin, ein zu den Bitterftoffen gerechneter Körper, der in der Wurzel 


von Peucedanum officinale enthalten ift und weiße oder blaßgelb gefärbte Kryſtalle 


bildet. 


Pfannenstein, Keffelftein, Topfftein, Wafferfiein, schelot, ecaille, eguille, 
sedement, incrustations, depots, water furstoue, sediment, nennt man die fru- 
ftenartigen Meberzüge, die nach Fürzerer oder längerer Zeit in allen Gefäßen, in wel: 
hen häufig Waffen, welches Tohlenfaure und fchwefelfaure Erdfalze, namentlich Gype 
und kohlenfaurer Kalt aufgelöft enthält, erhißt und verdampft wird, entftehen und 
für die Dampffeffel eine große Beläftigung bilden, deren frühzeitige Zerflörung zur 
Kolge haben, und oft au Urfache zu Erplofionen find. Wie viele Mühe man fih 
. auch um ihre Befeitigung fehon gegeben, und wie viele Mittel man auch Hierzu in 
Borfhlag und Anwendung gebracht hat, fo ift diefelbe auf eine vollftändige, ficher, 
den Keſſeln unſchädliche und hinreichende billige Weife noch nicht gelungen. Da ber 
Gyps' faſt ald die alleinige Urſache der Keffelfteinbildung anzufehen ift, fo hat fid 
au Chlorbarium ald das befte — leider aber zu theure Mittel dagegen erwieſen. 








Pfeffermünzötl— Pfirsichblätter-, Pfirsichkernöl. 345 


Der Pfannenftein, der fich beim Berfieden der Salzfoolen bildet, hat eine weſentlich 
andere Zufammenfeßung, und enthält einen weit größeren Antheil von auflöslichen 
Sagen. Nach den Unterfuhungen von Graham beläuft fih der Berluft an Brenn 
material in Folge des Anſetzens von Gyps in einer Dide von nur 14 Millim. auf 
14,7 Proc. Hieraus kann man erjehen, wie wichtig, mit Rüdfiht auf die Erſpar⸗ 
niß an Brennmaterial, reſp. Kohlen, ein ficheres Mittel zur Berhütung des Keſſel⸗ 
fleind fein würde. 


Pfefermünsöl, essence de menthe poivr6o ou citronse, pippermint oil, 
dad ätherifche Del aus dem Kräute der Pfeffermünge, Mentha piperita, durch deſſen 
Teftillation mit Waſſer ed gewonnen wird. Im Handel kommen bauptfächlich drei 
Sorten wor: deutſches, englifhes und amerifanifhes Pfeffermünzöl, 
bon welchen dad amerikaniſche dad am menigften geſchätzte iſt. Es ift ein waſſer⸗ 
belle, meift etwas gelbliches, oder grünliches, fehr dünnflüffiges Del, welches jedoch 
allmalih eine dunklere Farbe annimmt und auch etwas pdidflüffiger wird; es 
befigt einen eigenthümlichen, durdhdringenden Geruch und einen brennend - aromati- 
Iden Geſchmack; fein-fpec, Gew. ift 0,902 bis 0,910. Je nach feinem Hrfprunge 
oder der Art feiner Darftellung ſetzt ed im der Kälte verfchiedene Mengen von Ste 
topten ab; nah Gieſe fol fih nur aus dem von dem blühenden Kraute deftillir- 
ten Dele Stereopten .abfheiden. Das Pfeffermünzöl wird in der Medicin, außerbem 
aber auch, zur Bereitung von Liqueuren und der befannten Pfeffermünzzuderpläschen 
gebraucht, 


Pfeilgift, Unter diefem Namen begreift man verfchiedene Subftunzen, deren fich 
die Wilden der Tropengegenden bedienen, um die tödtliche Wirkung ihrer Pfeilgefchoffe 
fherer zu machen, indem fie die Spigen der Pfeile damit beftreihen. Da ed wahrs 
(heinlih fehr viele Stoffe giebt, die gleiche oder ähnliche Wirkungen hervorbringen, 
fo muß es überrafchen, daß von dem Eingeborenen des oftindifchen Archipelegus, fo, 
viel man weiß, beinahe diefelben Subftanzen zum Bergiften der Pfeile benubt werden, 
wie von den Indianerſtämmen des tropifchen Amerika. In Oftindien hat das Pfeil- 
gift die Namen Woorara und Upas; es giebt deren zwei Arten, von denen die eine 
Upas tienti aus einer Strychnie, die andere, welche den Namen Upas anthiari führt, 
aud Anthiaris toxicaria bereitet wird. Dad Upus tienté bildet ein hartes, braunes 
Sarı, das fehr bitter, aber nicht ſcharf ſchmeckt und deilen wirkfamer Beftandtheil ein 
ẽtrychninſalz ift; während das Vpas anthiari eine fefte, rothhraune Maſſe von fehr 
bitterem und ſcharfem Geſchmack bildet. Der in diefem Pfeilgift wirffame Stoff wird 
ten Salzen einer organischen Baſe (Eurarin) zugefchrieben. Die Indianer in Guyana 
bereiten ihr Pfeilgift, welches fle Urari nennen, aus der Rinde von Stryohnos toxi- 
fera; nach den Unterfuhungen von Wittflein enthält daflelbe fomohl Strychnin 
ald auch Brucin. Ein anderes Pfeilgift der amerilanifhen Indianer führt den Na- 
men Curare und wird aus der zerfioßenen Rinde Machucada einer den Strychneen 
angehörigen Liane, in Südamerika Vejuro genannt, bereitet; nicht im Magen, nur 
in Wunden gebracht, übt ed eine tödtliche Wirkung aus; nah Bouffingault ent 
dält dieſes Pfeilgift Curarin. Als Gegenmittel diefer Gifte werden Jod und Jod⸗ 
hlium empfohlen. 

Perdeharssäure, fyn. mit Hippurfäure. 

Pfrsichblätter- und Pfirsichkernöl find die ätherifchen Dele der genannten 
Manzentheile von Persica vulgaris oder Amygdalas persica; fie befiten einen, 


346 Pflanzenalbumin — Pflanzenwachs. 


dem Bittermandelöl ähnlichen Geruch, find blaufäures und benzoylwaſſerſtoffhaltig 
und werden ald Parfümerieartikel an Stelle ded Bittermandelöls gebraucht. 


Pflanzenalbumiu, alhumin vegetale, albumin, es findet fi) in den meiften 
- Bflangenfäften und kann aus diefen duch Berdunften in auflödlicdher, durch Er 
bigen derfelben bis 60-709 C. in fefter Form dargeftelit werden; in feinen Gigen- 
fhaften und feiner Zufammenfekung flimmt es mit dem Thieralbumin nahe überein. 


Pflanzenbasen, f. Alkaloide und Bafen, organifce. 


Pflansencasein, 2egumin, caseine vegetale, caseine, diefer, dem Thierkafein 
ähnliche Pflanzenftoff, findet ſich hauptfählih in den Samen der Hülſengewächſe, 
die dieferhalb zu den wichtigften Rabrungsmitteln gehören. 


Pflansenchemie, Phytochemie, nennt man denjenigen Zweig der allgemeinen 
Chemie, welcher fih vorzugäweife mit der. Unterfuchung der dem Pflangenreiche ent» 
ftammenden Berbindungen befchäftigt. 

Pflanseneiweiss, ſ. Pflanzenalbumin. 

Pfilansenfibrin, Pflanzenfaferftoff, Abrine vegetale, AMbrine, mit diefem Ra 
men hat man einen Beſtandtheil des Klebers belegt, bei deſſen Behandlung mit Alto: 
hol dad Pflanzenfibrin ungelöft zurüdbleibt. Es bildet eine grawmeiße, elaflifde 
Maſſe, die fih in verdünntem Kali leicht auflöft und durch Neutralifation mit Eſſig⸗ 
fäure . wieder gefällt wird; es gehört zu den fogenannten Blutbildern, „hat eine, 
dem Pflanzencafein gleiche Zufammenfehung und fpielt wie dieſes in der Ernährung 
eine wichtige Rolle. 

Pflanzengallerte, ſ. Beftin und Pektinkörper. 

Pfanzenlangensalz, ſyn. mit Potaſche. 


Pflanzenleim, gelatine vegetale, dies iſt der in Alkohol lösliche Theil des 
Kleberd ; beim Berdampfen der Auflöfung bleibt der Pflanzenleim als eine zäbe, Inet- 
bare, in Waffer unauflösliche Maffe zurüd. 


Pflausenschleim, muoilage, ein in den Pflanzen fehr allgemein verbreiteter, 
doch nicht Scharf harakterifirter Körper. Als feine allgemeinen Eigenfchaften können 
angefeben werben, daß er in Falten, leichter noch in heißem Wafler aufguillt und de 
mit eine die Slüffigkeit bildet. In befonders reichlicher Menge findet fich folder 
Schleim in dem Zlohfamen, Plantago Pyllium, im Leinfamen, in den Knollen be 
Orchisarten 2c.; mit Salpeterfäure behandelt, entſteht Schleimfäure; durch Jod wird 
er nicht blau gefärbt; in feiner Zufammenfegung kommt er mit dem arabifchen Gummi 
überein. Als befondere Arten find noch zu nennen: Balloras und Kirfchgummi, 
Knorpeltangfchleim, von mehreren Seealgen, Quittenfchleim, Salepſchleim oder Salep⸗ 
baflorin, Schwarzwurzelfchleim, von Symphitum officinale , -Zrajantb und Althee⸗ 
ſchleim x. 

Pflansenwachs, cire vegetale; waz of plants, mit dem gemeinfchaftliden 
Ramen Wachsarten bezeichnet man verfihiedene Subflanzen, die mit ben Fetiten 
eine gewiſſe Aehnlichkeit haben, ſich in Wafler nicht auflöfen, in der Wärme fehmelzen, 
und mit leuchtender Flamme brennen, von diefen ſich aber dadurch unterfegeiden, def 
fie von Alkalien faft gar nicht angegriffen werden In ihrer Zuſammenſetzung zeigen 
fie unter fi eine große Webereinftimmung, und fie laſſen fi ſämmtlich als Berbins 
dungen von fetten Säuren mit ben organifchen Oxyden des Cerotyls- und Meliffpk 
alkohols anfehen. Bon den verfchiedenen Pflanzenwachdarten find nur das chinefiſche 


Pflanzenzellenstoff. . | 347 


und japanifche Wach etwas genauer unterfucht und befannt, Das chinefifche Wachs, 
welches 1846 und 1847 zum erfienmale in größerer Meuge aus China nah England 
eingeführt wurde, ſchwitzt in Folge von Inſeklenſtichen (nach Einigen aus der Rinde 
von einer Fracinusart, nach Anderen von Ligustrum lucidum). Es hat die meifte 
Aehnlichkeit mit Wallrath, doch ift es Härter und fpröder und mehr faferig im Bruch; 
fein Schmelzpunkt wird verfähieden, von 810 bis 100° C., angegeben; durch ſchmel⸗ 
jended Kalihydrat wird es verfeift und zerfällt hierbei in Geratin und Ceratinfäure. 
In China verwendet man dieſes Pflanzenwachs, auch Pola genannt, unter Zufab 
von etwas Talg zu Kerzen: — Es führt noch eine andere, mehr fettartige Subftanz 
ebenfalld den Namen: Chinefifched Wachs, Pflanzenwachs oder Stillingiafett, dieſes 
fommt von einer Euphorbiacee, Stillingia sebifere und ift das den Kern umbüllende 
Seit, vorwaltend aus GStillingftearin beftehend, fo daB es eigentlich zu den Fetten ges 
hört Es ſchmilzt bei 37 bis 409 C. und wird ebenfall® zur Anfertigung von Kers 
jen benugt, die man mit einer Hülle von Pflanzens oder Inſektenwachs umgiebt. 
Dad japanifche Wachs, auch Baumwachs und fälfchlich amerifanifched Wachd ges 
nannt, fommt von Rhus succedanea, theild direft aus Oftindien, theil® über Ame- 
tifa nach Europa. 8 bildet einfeitig gewölbte, zolldide Brode und fieht gebleichtem 
Bienenwach® ähnlich, ift aber etwas meicher und brüchiger als dieſes; es ſchmilzt bei 
40 bis 420 C. und wird durch fochende Kalilauge, wie auch durch fehmelzendes Kali- 
hydrat verfeifts feinen Hauptbeflandtheilen nach ift es Palmitin ohne Olein. Außer 
diefen Bflanzenwachdarten giebt ed noch viele andere, wie Apfelbaumwachs aus 
der Wurzel des Apfelbaumd, Aurikelwachs aus den Blättern und Blüthen von 
primala auricula; ferner Balanaphoreen-⸗, Benincofas, Bicuhyba- und 
Braunfohlenwadhß, von weldhen man wieder a) Geompricin, b) Geoce⸗ 
tinfäure, c) Öeoceräin unterfcheider. Carnauba⸗, Feigenbaums, Fichten, Grad», 
Kohlblätter⸗ Kork⸗, Lerchenſchwamm⸗, Myricas, Ocuba⸗, Palmwachs u. f. w. 
Pflansensellenstofl, Pflanzenfaſer, Celluloſe, Holzfaſer, Lignin, Xylon und 
Amylon, cellulose. Bei der Betrachtung aller Pflanzentheile unter dem Mikroſkope 
findet man diefelben aus verfchieden geformten Zellen zufammengefeßt, welche im In» 
nern theils mit flüffigen, theild mit feften Körpern (Stärkemehl ꝛc.) angefüllt find. 
Die Wand diefer Zellen befteht bei allen Pflanzen aus demfelben Stoffe, der daher 
den Namen „BPflanzenzellenftoff” oder „Gellulofe” erhalten hat. Die reine Celluloſe 
if durchfcheinend, farblos, in Waſſer, Alkohol und Aether ſowohl in-der Kälte, wie 
auch in der Wärme unlöslich. Verdünnte Säuren und Alkalien verändern anfang® 
die Celluloſe nicht, löſen fie aber mit der Zeit jm Kochen auf. Die Celluloſe löſt 
fi) in wäſſerigem Kupferoryd-Ammoniak auf und wird daraus auf Zuſatz von Säu⸗ 
ten in farblofen Floden wieder abgefchieden. In Eoncentrirter Schwefelfäure quillt 
fe anfang® auf, löſt fih hierauf volftändig; auf Zuſatz von Wafler ſcheiden ſich 
weiße Flocken ab, welche, wie da8 Stärkemehl, durch Jod blau gefärbt werden, ohne 
daß fie jedoch wirkliche Stärfe. wären. Man bat diefen Körper Amyloid genannt. 
Taucht man ungeleimted Papier wenige Sekunden in mit ihrem halben Bolum Wafler 
vermifchte, kalte, koncentrirte Schwefelfäure ein, wäſcht ed hierauf mit Waller, zulegt 
mit verdünntem Ammoniak, fo erhält man eine dem Pergament gleichende Subftanz 
(Bapyrin, vegetabilifches Pergament), von der Zufammenfegung der Gellulofe, die 
vielerlei Anmendungen fähig if. Zur Gewinnung der Cellulofe aus den Pflanzen 
behandelt man diefe im möglichft fein zertbeilten Zuftande zuerft mit verdünnter Kali- 
lauge und hierauf wiederholt mit verbünnter Chlorwaſſerſtoffſäure, bis alle fremden 
Stoffe entfernt find. eines, befonderd das fogenannte jhwedifche Filtrirpapier, iſt 


348 Pflanzenzellenstoff. 


reine Celluloſe. Dur Kochen mit Schwefelfäure wird die Celluloſe in Zucker, durch 
ſchmelzendes Kalihydrat in Oralfäure verwandelt. Die Cellulofe bietet fi und in 
fehr verfchtedenen Zuftänden dar und eben fo mannichfaltig find auch die Anwendungen, 
die von ihr in der Technik gemacht werden. Bei dem maflenhaften Berbraud der 
Pflangenfafer, zu Geweben und Gefpinnften aller Art, zu Seilerarbeiten und Flecht⸗ 
merk, zu Papier und Bappe u. f. m., ift e8 unerläßliche Bedingung, daß ſowohl ihre 
Gewinnung und, foweit dies erforderlich ift, auch ihre Reinigung auf eine möglichſt 
einfache und wohlfeile Weife gefchehe, Anforderungen, welchen unter allen Pflanzen 
faferarten bei der Baummolle am leichteften und vollfommienften entfprochen werden 
fann. Bei vorfichtiger Einfammlung ift die Baumwolle faft reine Celluloſe, und auf 
meiftend volltommen weiß, nur zumeilen gelblich, vötblich oder bläulich gefärbt, Fär⸗ 
bungen, die fie durchs Bleichen vollfommen verliert. Unter dem Mikroſkop betrachtet, 
ftelit fih die Baummollenfafer ald eine bandartig zufammengedrüdte Zelle dar, die 
wie ein Pfropfzieher regelmäßig um fich felbft gewunden erfcheint, ihr uerfänitt 
hat die Form einer etwas verfhobenen 8 Neben bdiefen Fafern von normaler Be 
haffenheit fommen zuweilen auch andere por, die unter dem Mikroſkop nicht gemun 
den, röhrenförmig und hohl, fondern als volle Cylinderchen erſcheinen; dabei fur, 
wenig zähe, ftark feideglänzend find und feinvermorrene Flocken bilden, die ſich durch 
ihre geringe Färbbarkeit auszeichnen, weshalb fie auh unfärbbare Baumwolle, 
cotton mort, dead cotton heißen. Wenn baummollene Gefpinnfte oder Gewebe kunt 
Zeit mit koncentrirten alkaliſchen Laugen, oder mit foncentrirter Chlorzinflöfung und 
Schwefelſäure behandelt werden, fo ſchwellen die einzelnen Faſern wie ein gewundener 
Darm beim Aufblafen ſtark an, verdiden und verfürzen fih und erlangen eine größer 
Färbbarkeit; man hat von diefem Verhalten auch in der Technik Anwendung gemacht 
und diefed Verfahren von feinem Erfinder Mercer dad Mercerifiren der Baum 
wolle genannt. m die Baummolle der thierifchen Wolle Ahnlicher und eben fo fürbe _ 
fähig zu machen, übergießt man diefelbe mit Fibrins oder Kafeinkall. Dieſes Ber 
fahren heißt dad Unimalifiren der Baummolle. Die dadurch erzielten Refultate 
haben jedoch den davon gehegten Erwartungen nicht entfprochen. ine weitere wid: 
tige Anwendung macht man von der Baummollenfafer bei der fogenannten Luftfiltte 
tton, mobei fie jedoch meiften® durch die einheimifihe Waldwolle erfegt werden ann. 
Andere, ebenfalld in großer Menge verarbeitete Pflanzenfafern find der Baſt des Leine, 
Linum usitassimum, die Kafer von Hanf, Cannabis sativa, von Neffel Urtica do- 
cica, der neufeeländifche Flachs von Formium tenax, die Faſer des Chinagrafes, cor- 
chorus capsularis und die Fafern vieler Palmenarten. Diefe und noch zahlreiche an- 
dere Fafern von Gewächfen finden in den betreffenden Ländern Anwendung zur Ar 
fertigung von Geweben und Gefpinnften, und in neuerer Zeit hat man aud den 
Pflanzenfaferftoff einiger einheimifcher Holzarten und, des Strohes, beſonders in dr 
PBapierfabrifation in Anwendung gebraht. Auch die fogenannte Waldroolle, die zum 
Polftern von Möbeln und Matragen benutzt wird, ift gereinigte Celluloſe der Radeln 
von Pinus sylvistris. Mit Ausnahme der Baummolle bedürfen diefe ſämmtlichen 
Pflanzenfaferarten einer befonderen, meiften® chemifchen Vorbereitung, um fie für die 
verfehiedenen Zmede brauchbar zu machen, die darauf hinausläuft, die Celluloſe von 
den fie begleitenden fremdartigen Stoffen zu’ trennen. Diefen vielen, ſchon jebt ge 
bräuchlichen GSefpinnftfafern aus Cellulofe hat fih von Amerika aus eine neue zuge 
jellt, von welcher man glaubt, daß fie felbft die Baummolle zu verdrängen fähig fi. 
Es ift died die Kafer von Pochmenia tenacissima, einer Pflanze, die in Mexiko eine 
Höhe von 8 bis 10 Fuß erreicht. Diefe Fafer fol einen folhen Glanz und eine folde 


L 





Phenyl — Phenyloxydkydrat. 349 


Beiße befiken, daß ein Bleichen derfelben überflüffig erfcheint, fih fo grob fpinnen 
lafien wie Hanf, fich aber, ihrer Stärke ‚und Glafticität wegen auch zu den feinften 
Gefpinnften, gleich dem Flachs, der Baummolle und Seide eignen; binfichtlich ihrex 
Spanntraft ſoll fie den beften ruffifchen, und ihrer Stärke den beften beilgifchen Flachs 
übertreffen. Im Mexikaniſchen hat man bereit größere Pflanzungen von dem Straudhe 
angelegt und auch nach Europa find zur Unftellung von Berfuchen größere Probe: 
jendungen von Samen angelangt. Bei dem in der Regel weit niedrigeren Preife der 
Baumwolle gegen Flachs ift eine Bergefellihaftung von Flachs⸗ und Baummollen- 
lüden in den Geweben fehr häufig, während man daffelbe für reines Leinen auszu⸗ 
geben oder zu verlaufen fucht, indem eine ſolche Beimengung von Baummolle ‚nicht 
kiht fofort zu erkennen ift, wogegen die Abficht zu täufchen in der Regel um fo eher 
erreicht wird. Es giebt verfchiedene Proben, durch welche man den Leinen- von den 
Baummwollenfaden unterfcheiden fann. in leicht und ſchnell auszuführendes Berfah- 
ven zur Unterfcheidung ift nah Böttger folgendee: Man nehme 3—4” lange und 
1} breite Streifen des Stoffes, fafere fie an 3 Seiten aus bid auf 4“ und tauche fie 
bierauf in eine verdünnte weingeiftige Fuchſinlöſung (1 Theil kryſt. Fuchſin in 100 
Theile Brennfpiritus), wafche hierauf mit Brunnenwaſſer aus, bis dieſes nicht mehr 
gefärbt erfcheint und lege daB ausgewafchene Stück Zeug in eine ſchwache Ammoniak 
Rüffigkeit; die Baummollenfäden werden nach einigen Augenbliden ungefärbt erſchei⸗ 
nen, während die Leinwandfäden rofenroth gefärbt find; Entſchlichtung ift zu diefem 
Berfuhe nicht nothwendig. 


Phenyl, phenyle, phenile, ift eine Kohlenwaſſerverbindung, in welcher die Zahl 
der Kohlenſtoffäquivalente die der Waflerfloffäquivalente überfteigt, die jedoch für fi 
noch nicht hat dargeftellt werden können. Seinem chemischen Charakter nach ſchließt 
#8 fih dem Aethyl, Methyl u. f. w. an und bildet wie diefe einen Alkohol oder Phe⸗ 
nplorpdhydrat. Dad. Phenyl bildet die Grundlage der Anilinverbindungen, die in der 
neueren Zeit für die Technik von fo großer Bedeutung geworden find, denn das Anilin 
ift die Amidverbindung des Phenyls, alfo Phenylamin. Das Phenyl befieht aus 12 
Aeq. Kohlenſtoff und 5 Aeq. Waflerftoff; im Anilin if dieſes Radifal mit 1 Aeq. 
Amid = H,N verbunden, im GShloranilin ift 1 Aeq. Waflerftoff des Phenyls durch 
1 %eq, Chlor, im Ritralin durch 1 Aeq. Unterfalpeterfäure erfegt ꝛc. 


Phenyloxydhydrat, fyn. mit Phenylfäure, phenilige Säure, Phenol, Phenol- 
fäure, Phenfäure, Carbolfäure, Spirol, Salikon. Zufammenfeßung: H0,C,,H,0. 
Dad Phenylorpdhydrat ift eine ſchwache Säure und entfteht hauptfächlich bei der 
hodenen Deftillation organifcher Körper, namentlid der Steinkohle in höherer Tem- 
peratut. Es findet fich daher in größerer Menge im Steinfohlentheer, aus welchem 
dafielbe auch Hauptfächlich dargeftellt wird; fertig gebildet findet es fih in Meiner. Menge 
in dem Harn von Menfchen, Kühen und Pferden, und mwahrfcheinlich verdankt ihm 
auch das Kaftoreum feinen Geruh. Das reine Phenyloxydhydrat ift bei mittlerer 
Xemperatur ein fefter, farblofer Körper, der leicht in langen Prismen kryſtalliſirt, die 
bei 340 C. fehmelzen und bei 15° C. wieder erflarren. An der Luft zieht es begie- 
tig Wafferdämpfe an und zerfließt damit, ohne gerade im Waſſer leicht löslich zu 
kin. Das geſchmolzene Phenyloxydhydrat ift eine Mare, farblofe, ſtark Tichtbrechende 
Stüffigfeit, von eigenthümlichem, dem Bibergeit ähnlichem Kreofotgeruch und brennend 
üpendem Geſchmack, in 20 Theilen Waffer von 20° C., in. Alkohol und Aether in 
jedem Berhältnig löalich. Es ſiedet bei 1880 C. und läßt ſich ohne Veränderung 
defilliren, röthet nicht Lackmus und macht auf Papier einen an der Luft wieder ver- 


350 Phenylsäure — Phosphor. 


ſchwindenden Fled. Es zeigt ein großes Auflöfungsvermögen für Schwefel und eine 
folhe in der Wärme gefättigte Löſung erflarrt beim Erkalten zu- einer feflen Kryſtall⸗ 
maffe; fehr empfindlich ift das Phenylorydhydrat auch gegen Eimeiß, indem Auf 
löfungen, die von diefem nur 1 Proc. enthalten, durch Phenylorydhydrat koagulirt 
werden; eine aufgequollene Thierhaut in eine Löſung von Phenylfäure gebracht, ver: 
fiert die Eigenfohaft zu faulen. Thierſtoffe, die bereitd in flinfende Fäulniß über 
gegangen find, verlieren ihren Geruch, wenn fie mit Phenylſäure behandelt werden. 
Es löſt auch viele Harze, namentlich Kopal auf, hinterläßt denfelben, jedoch als einen 
klebrigen Weberzug, fo daß man es nicht zur Firnißbereitung verwenden fann. Ein 
Fichtenfpahn in eine mwäfferige Löfung von Phenylfäure getaucht und alsdann mit 
verdünnter Salzfäure beftrichen, färbt fih, an der Sonne getrodnet, blau und diee 
Farbe wird durch Chlor nicht zerfiört. Bis anf eine gewiſſe Temperatur erbigt, läßt 
e8 ſich entzünden und brennt mit ſtark rußender Sylamme; für Pflanzen und Thiere 
ift e8 ein ſtarkes Gift, In manchen feiner Eigenfchaften, namentlih auch hinfichtlich 
feiner :antifeptifchen Wirkungen, hat ed große Aehnlichkeit mit dem aus dem Bud- 
holztheer abgefchiedenen Kreofot; in der That ift auch der unter diefem Namen im 
Handel vorfommende Körper meift Phenylorpdhydrat. Die ausgedehnte Anmendung, 
welche dad Phenyloxydhydrat zur Konfervirung vegetabilifcher und thierifcher Stoffe, 
fowie auch zur Bereitung der als Farbfloffe dienenden Pelrinfäurefalze erlangt hat 
bat die Darftellung deflelben im Großen hervorgerufen. Zu diefem Zwecke fammelt 
man die zwifchen 150 und 200° &, übergehenden Theile des Steinfohlentheeröfß für 
fich, verfegt fie mit foncentrirter Kalilauge, worin das Phenylosydäydrat ſich löſt, 
Icheidet daſſelbe duch Zuſatz von Salzfäure ab und vektificirt ed, um es woaflerfrei zu 
erhalten über Chlorfaleium. Die vielen audgezeichneten Cigenfchaften, welche dem 
Phenyloxydhydrat beimohnen, fiellen es außer Zweifel, dap daſſelbe nach mancherlei 
Anwendungen fähig iſt. 
Phenylsäure, ſ. Phenyl ſäurehydrat. 


Phloricin, Phloridcin, ein zur Klaſſe der Glucoſide gehöriger Körper, der fih 
in der Wurzelrinde von Aepfel-, Birnen- und einigen andern Bäumen findet und 
durch Auskochen der Rinde mit Alkohol gewonnen wird. Das Bhloridzin Ayftallifir 
in farblofen, feideglängenden Nadeln, ift in Aether, Alkohol und Pochendem Waſſer 
fehr leicht löslich und ſchmeckt bitter adftringirend. ine mit Ammoniaf verfegte 
Löfung nimmt an der Luft unter Einwirtung von Sauerfloff eine intenfive, violette 
Purpurfarbe an; Uehnlichkeit mit den farblofen Flechtenſäuren. 


Phloregluein, eine im Kino enthaltene Subſtanz mit ſchwach baſiſchen Cigen 
haften, die auch aus dem Morin dargeftellt merden kann. 

Phönicinschwefelsäure, ſ. Zndigo- Schmwefelfäure, Schmefelpurpurfäure oder 
Purpur⸗Schwefelſäure. 

Phormin, Pſeudomorphin, ein Körper von ſchwach dafiſchen Eigenſchaften, der 
fih) nur zuweilen im Tevantifchen Opium findet und wie dad Morphin Eifenorpdfalze 
mit Salpeterfäure blutroth färbt, aber nicht giftig iſt. 


Phesphatische Säure, nennt man häufig die dur langfames Berbrenuen 
bes Phosphors an freier Luft fich bildende faure Flüſſigkeit; ein Gemifch von Phos⸗ 
phor⸗ und phosphoriger Säure in unbeftimmten Verhältniſſen. 


Phesphor, phosphore, phosphor, phosphorus, Zeichen: P, Aeq. 31,0. Die 
fer im Jahre 1669 von Brandt entdedte und zu den eigentlichen Detalloiden ge 





Phosphor, allotropischer. 351 


hörige Körper fteht in chemifcher Beziehung dem Arſen und Antimon am nächften, 
jeigt aber in manchen Verbindungen auch Analogie mit dem Stidfloff. Die Dar- 
fiellung ded PHosphors gefchieht allgemein aus den Thierknochen, indem man die ges 
brannten und zerfleinerten Knochen durch Schwefelfäure zerfeht, wobei fi Gypsé bil: 
det und die Phosphorfäure mit etwas Kalt in Löfung gebt. Diefe Löfung von 
* Bhoöphorfäure wird bis zur Syrupkonfiftenz abgedampft, dann mit F ihres Gewichts 
gemablener Holzfohle gemengt und in einem gußeifernen Keſſel bei allmäliger, zulept 
bi8 zu dunklerer Rothglühhitze gefleigerien Wärme getrodnet und dann fofort in die 
Defillationdretorten gefällt, deren je A in Einer Reihe in einen Flammofen eingefept 
und mit den nöthigen Borlagen verbunden find, worauf bei allmälig bid zum hellen 
Weißglühen gefleigerter Temperatur der Phosphor deftillint wird. Der in den Bor 
lagen enthaltene Phosphor hat eine rothe Farbe, iſt undurchſichtig und wird behufs 
weiterer Reinigung von verfchiedenen fremden Stoffen unter heißem Wafler geſchmol⸗ 
m und in diefem Zuſtande durch Leder gepreßt, oder auch mittelft einer befonderen 
Borrihtung filtrirt. Um dem auf diefe Weife gereinigten Phasphor die gebräuchliche 
Stangenform zu geben, wird derſelbe, nachdem er nochmals unter Wafler geſchmolzen 
worden if, in etwas koniſch geformte Blasröhren aufgefaugt, aus diefen nad) dem 
Erflarren herausgenommen und in eifenblechernen, mit Waſſer gefällten Kaften ver 
ydt in den Handel gebracht. — Gewöhnlich if der Phosphor etwas gelblich ge⸗ 
färbt und ducchfcheinend, zumeilen aber auch farblo® und vollkommen durchfichtig. 
Bei mittlerer Temperatur ift er weich wie Wachs, in der Kälte fpröde und ohne alle 
Anzeichen von Kıyflallifation, doch kann er durch langſames Abkühlen der Löfung 
in Chlorſchwefel fryftallifirt erhalten werden. Sein ſpec. Gew. bei‘ 179 C. ift nad 
Böttger 2,08, bei 109% C. nah Schrötter 1,83 bi 1,84; er ſchmiltzt bei 44,39 
C. und bildet alddann eine farblofe, ftarf lichtbrechende Flüffigfeit, die felbft bei mitt- 
krer Wärme nach längerer Zeit flüfflg bleibt, dann aber bei Berührung mit einem 
feſten Körper unter Wärmeentwidelung plöglich erftart. Unter gemöhnlichem Luft⸗ 
drud fiedet der Phosphor bei 290° C. und läßt ſich leicht in Glasretorten deftilliren. 
In Waſſer ift er unlöslich, in Aether, Alkohol, fetten und flüchtigen Delen nur wenig 
lö8lich, dagegen löſt er fich leicht in Schmefeltohlenftoff, Chlorfchwefel und Phosphor- 
Hlorid. Unter gewiſſen Umftänden tritt er in allotropifchen Modififationen auf und 
zeigt fih alddann fomohl -in feinem Neußeren, wie in feinem hemifchen Verhalten von 
dem gewöhnlichen Phosphor verfhhieden. Der Phosphor hat eine fehr große Vers 
wandtſchaft zu Sauerftoff und verbindet ſich mit diefem direft ſchon bei 00 C.; auch 
mit andern Körpern, wie Schwefel, Chlor, Brom und Jod verbindet er fih unmittel⸗ 
dar. Er ift ein heftiges Gift und wirft fchon in Beinen Gaben abfolut tödtlih. — 
Begen feiner häufigen Anwendung zur Anfertigung der Streichhölzchen, fowie zur 
Bertilgung der Ratten und Mäufe find Phosphorvergiftungen nicht felten. Als Ges 
genmittel gebraucht man am. befien zumächft verdünnted Chlorwaſſer, dem man fchnell 
gebrannte Bittenerde oder Magnefia mit Wafler angerührt, folgen läßt. Die Darftels 
Img des Phosphors ift, nachdem der Preis für 1 Loth, der zur Zeit feiner Entdeckung 
zwanzig Thaler betrug, bis auf einen Silbergrofchen und darunter gefunfen ift, nur 
noch im Großen vortheilhaft. Außer zu den oben genannten Zwecken dient der Phos⸗ 
phor noch zur Darftellung von Phosphorfäure und vieler anderen chemifchen Berbin- 
dungen. i 
Phosphor, allotrepischer, hiermit bezeichnet man gewiſſe Zuflände, in die 
der Phosphor fich verſetzen 1ABt und in melden er von dem gewöhnlichen Phosphor 
ſowohl chemiſch wie phyſikaliſch abweichende Eigenfchaften zeigt. s 
® 


— 


352 Phosphor, rother — Phosphorige Säure. 


Phosphor, rother over Amorpher, dieſe Modifikation wird erhalten, wenn 
man Phosphor in einer mit einem langen Rohre’ verfehenen, aber außerdem luftdicht 
verfchloffenen Retorte anhaltend (gegen 100 Stunden) einer Temperatur von 240 biö 
260° C. ausſetzt, bis derfelbe foviel wie möglich in eine pulverförmige, rothbraune 
Maſſe verwandelt if. — Zur Entfernung ded noch darin enthaltenen unveränderten 
Phosphors kocht man das Pulver mit Kalilauge von 1,3 fpec. Gem. oder behandelt ‘ 
es mit Schwefellohlenftoff. Der fo dargeftellte amorphe Phosphor ift eine rothbraune, 
kompakte, fpröde, zumeilen metallifch glänzende Mafle von 2,1 fpec. Gewicht. Er if 
unlöslih in Alkohol, Aether, Schwefellohlenftoff und Schwefelphosphor und nidt 
giftig. Bei gewöhnlicher Temperatur verändert er fich nicht; in einer Atmofphäre von 
Kohlenfäure bis auf 2600 C. erhigt, gebt er in gemöhnlichen Phosphor über. Mit 
&lorfaurem Kalt verpufft er leicht und heftig; mit Braunftein zufammengerieben finde 
Drydation ohne Erplofion flatt; mit Bleihyperoryd verpufft er beim Zufammenreiben 
ſchwach; mit Mennige verbrennt er ohne&rplofion Nach diefem Verhalten gegen ſauerſtoff⸗ 
reiche Oxyde darf man. annehmen, daß er zur Anfertigung von Zündftreichhöfzer werde 
benugt werden können, was nicht nur wegen feiner nichtgiftigen Eigenfchaften, fon: 
dern auch wegen feiner weit geringern Entzünblichkeit. gemöhnlichem Phosphor gegen: 
über von großer Wichtigkeit fein würde. — Rother Phosphor wird auch nah 
verjchiedenen andern Methoden erhalten; es ift jedoch zweifelhaft, ob diefe Produ 
unter ſich identifch find. | 


Phosphor, schwarzer, diefe Movifitation des Phosphors entfteht, wenn man 
volltommen reinen Phosphor fhmelzt und in eiskaltes Waller ausgießt; durh Um 
fhmelzen und langſames Erkalten geht er wieder in gewöhnlichen Phosphor über. 


Phospherescens, phosphorescence, phosphorescence, hiermit bezeichnet man 
dad Vermögen ſehr vieler verfchiedenartiger Subftanzen ohne merkliche Wärmeentwide 
lung, oder dag fonft eine auffallende Veränderung mit diefem Körper vorginge, im 
Dunkeln zu leuchten. Die Fälle, wo ein ſolches Leuchten von felbft eintritt, odet 
hervorgerufen wird, find fehr viele. Es zeigt fich beim Zerftoßen von Kıyftallen, ohne 
Rückficht auf ihre Natur, bei plöglicher Ausdehnung und Berdichtung der Luft, bi 
eleftrifchen Entladungen; ferner bei fehr vielen organifchen Wefen, Pflanzen und Thiers, 
an lebendigen, wie todten; fie ift auch beobachtet worden bei vielen organifchen und 
anorganifchen Subftanzen, wenn diefe eine zeitlang vom Sonnen- oder Tageslichte 
beftrahlt worden waren. Dieſe Erfcheinungen laffen fih nah der Wellentheorie dei 
Lichts, wie fie jeßt allgemein adoptirt ift, leicht erklären; es find die durch irgend 
welche Umftände hervorgerufenen Schwingungen der materiellen Molefule von ehr 
kurzer Oscillationsdauer, die und bei 4 bie 8 Billionen in der Sekunde ald Licht er 
foheinen, d. h. den Eindrud von Licht hervorbringen. | 


Phosphorglas, acide phospharique vitreux, phosphoric acid vitrons, glaſigt 
Phosphorfäure; mit diefem Namen bezeichnet man die durch Abdampfen einer Löſung 
von dreibafiicher Phosphorfäure in einem Platintiegel und Schmelzen des Rüdftandes 
erhaltene einbafifche Phosphorfäure von glasähnlicher Beichaffenheit. 


Phosphorhydrat, dieſer Körper bitdet fich, wenn Phosphor längere Zeit unter 
Waller aufbewahrt wird, wobei er als eine weißliche Rinde, deffen Oberfläche bededt 
oder überzieht. 


Phosphorige Säure, acide phosphoreuz, — acid, dieſes Dryd dei 
Phosphors. befteht aus 1 Aeq. Phosphor und 3 Aeq. Sauerſtoff. 3 bildet fich bei 


v 


+ 





Phosphormetalle — Phosphorsäuren. 353 


unvollfommener Berbrennung von Phosphor an offener Luft, wobei zugleich etwas 
Phosphorſäure entficht. Nein erhält man diefe Säure, wenn man das derfelben ent, 
ſprechende Phosphorhlorid PCI, durch Wafler zerfeßt. Die waflerfreie phosphorige 
Säure bildet- eine weiße voluminöfe Maffe, die ſich in einer fauerftofffreien Atmofphäre 
unverändert fublimiren läßt; an feuchter Luft zieht fie begierig Wallerdämpfe an und 
emärmt fi dabei fo ftark, daß fie fih entzündet und zu Phosphorfäure verbrennt. 

Phosphormetalle, phosphures, phosphorites, fie entftehen ſowobl auf diref- 
tm, wie indireftem Wege, doch befitt der Phosphor zu den Metallen keine fo ftarfe 
Berwandtfchaft, wie der Sauerftoff oder der Schwefel, ſo daß deren Darftellung im 
Allgemeinen weniger leicht ift, ald die der Metallorgde und Schmwefelmetalle. Phos⸗ 
phoreifen findet fich oft dem Gifen beigemengt und ſchon Tleine Mengen reichen 
bin, daffelbe kaltbrüchig zu machen, fo daß es bei gewöhnlicher Temperatur unter dem 
Sammer leicht zerfpringt, während es in der Notbglühhige die Gefchmeidigfeit von 
gutem Roheifen befibt. Phosphorplatin ift eine fehr leicht ſchmelzbare Verbin» 
dung, von der Farbe des Platind, die zum fogenannten Plombiren der Zähne an- 
gewendet wird. 

Phesphorexyd, oxide de phosphore, oxide of phosphorus, dies ift die nie» 
drigfte Orpdationdftufe des Phosphors und beſteht aus 2 Aeq. Phosphor und 1 Aeq. 
Sauerftoff oder in 100 Theilen aus 88,57 Phosphor und 11,43 Sauerftoff; es bils 
det fih in geringer Menge beim Berbrennen von Phosphor an der Luft und bleibt 
hierbei als eine rothgelbe Mafle zurüd, die man mit Waſſer wäſcht und hierauf zur 
Entfernung von etwas anhängendem Phosphor, mit Schwefelfohlenftoff behandelt. 
das Phosphororyd befigt eine braunrothe, zumeilen auch eine rein rothe Farbe und 
fin Waffer, Alkohol, fetten und flüchtigen Delen unlöslih. Es eriftirt auch ein 
gelbes Phosphoroxyd, welches in Waffer etwas löslich iſt; eine folche Löſung 
ſchwärzt Kupferorgdfalzlöfungen. 

Phosphorsäuren, acides phosphoriques, phosphorics acids, außer dem Phos⸗ 
phororpd, welches ein indiffirenter Körper ift, bildet der Phosphor mit Sauerftoff noch 
drei Verbindungen, die ſämmtlich Säuren find, nämlid): 

a) Unterphosphorige Säure — PO — acide hypophosphoreux, hypophos- 

. phorous acid; 
b) Phosphorige Säure — PO, - acide phosphorique, phosphorous, 


acid; 
c) Phosphorfäure — PO, — acide phosphorique, phosphoric acid. 


die unterphodphorige Säure entfieht, wenn Phosphor mit Kali, Natron oder 
Larptzc. und Waller gefocht wird; e8 entweicht Waflerftoffgad und ein unterphosphorig 
ſaures Salz bleibt in Löfung. Hatte man Baryt angemendet, fo läßt fi) aus dem uns 
tnphosphorigfauren Baryt die Säure leicht durch vorfichtiged Beimifchen von reiner 
Shwefelfäure abfcheiden und durch Abdampfen zu einer fprupdiden Flüſſigkeit kon- 
tentriren, ohne daß Zerfegung eintritt. Sie nimmt ſehr leicht Sauerftoff auf und 
wirft daher ſtark reducitend. Schwefelfäure wird durch unterphosphorige Säure 
m Ihmefliger Säure, durch größere Mengen felbft zu Schwefel reducirt; fie befist 
einen fharffauren, zugleich beißenden Geſchmack und enthält 20,51 Proc. Sauerftoff. 
Diephosphorige Säure f.d. Die Phosphorfäure ift die höchſte Oryda- 
tiondftufe des Phosphors und befteht aus 1 Aeq. Phosphor und 5 Aeq. Sanerftoff 
oder in 100 Th. aus 43,66 Phosphor und 56,34 Sauerftoff. Die Phosphorfäure läßt 
fh auf verfchiedene Weife darftellen, fowohl durch direkte Oxydation des Phosphor, 
H. d. techn. Chemie. i 23 


® 


354 Phosphorsäuren. 


durch Abſcheidung aus ihren Salzen durch Schwefelfäure, durch Zerfegung von Phos⸗ 
phorfuperchlorid mittelft Waſſer zc.; im waſſerfreien Zuftande erhält man fie nur 
durch Verbrennen von Phosphor in trodener Luft oder in trodenem Sauerftoffga?, 
wobei fie fih in,der Glocke, in welcher man diefe Verbrennung vornimmt, in 
weißen, fehneeähnlichen Flocken niederfchlägt. Sie ift amorph und vollfommen feuer: 
beftändig; beſitzt eine große Verwandtfchaft zum Waller und verbindet fich mit die 
fem unter Zifchen und Erwärmung; durch Heine Mengen von Waflerdampf wird fie 
glasartig und durchfichtig; auf die Haut gebracht, wirkt fie. vermöge ihrer Verwandt: 
[haft zum Waffer zerftörend, ähnlich wie ein glühender Körper; in der Glühhige mit 
Kohle in Berührung wird die Phosphorfäure unter Bildung von Kohlenorydgad und 
Phosphor zerlegt; auf diefen Proceß beruht auch die Darftellung des Phosphors. 
Mit Wafler bildet die Phosphorfäure drei verfihiedene Verbindungen und zwar mit 

1 Aeq. Wafler: a) die Metaphosphorfäure, acide metaphosphorigue, me- 

: taphosphoric acid; 





2 Meg. Wafler: b) Pyros oder Paraphosphorfäure, acide pyro- ou pa- 


raphosphorique, pyrophosphoric acid; 


3 Aeq. Wafler: c) gewöhnliche oder breibafifche Bhosphorfäure , adide 


phosphorique ordinaire. 


Diefe een Hydrate der Phosphorfäure zeigen oft in ihrem Verhalten foot 


Abmeichendes, wie man fonft nur bei ganz verfchiedenartigen Säuren findet. Silbu— 


falzge werden von der dreibafifhen Phosphorfäure gelb, von der Paraphosphorfäun 


weiß gefällt; die Metaphosphorfäure foagulirt das Eiweiß, was die beiden anderen 


Säuren nicht thun. Der Kürze wegen bezeichnet man diefe verfchiedenen Säuren mit 
a-, b- und c-Phosphorfäure. Die c-Phosphorfäure ift die gewöhnliche, die auch 
ausfchließlich die in der Natyy vorlommenden Phosphorfäurefalze bildet. Die c-Phod | 
phorfäure findet für fich, außer zu medicinifchen Zwecken und zur Darftellung einiger 
Salze, namentlich von phosphorfaurem Natron nur fehr wenig Verwendung, Zum 


Gebrauch in den Apothefen muß fie rein, befonders frei von Arfen fein, welches ein 
ſehr häufiger Begleiter ded Phosphord des Handeld ift, aus deſſen Orydation dur 
Salpeterfäure diefe Phosphorfäure gewöhnlich dargeftellt wird. Zur Entfernung de 


Arfens wird fie mit Schwefelmafferftoff behandelt, filtrirt und bi® zu einem gewiffen 
fpec. Gew. eingedampft. Zur Darftellung von Salzen verwendet man gemöhnlih 
Phosphorfäure, die durch Schwefelfäure aus den Knochen abgefchieden war. Die aus 
Phosphor dargeftellte Säure enthält nicht felten Heine Mengen von phosphoriger 
Säure und Salpeterfäure, und wenn Ießtere chlorhaltig war, auch Salzfäure; anderer 
feit3 nimmt fie auch leicht etwad Thonerde auf, wenn die Abdampfung in einer Por 


zellanfchale vorgenommen wird. Dan erfennt die phosphorige Säure an der Trü: 


bung, die ein Zuſatz von etwas fehwefliger Säure bewirkt; Salpeterfäure an der oli⸗ 


vengrünen Färbung, die Eifenvitriol hervorbringtz Thonerde an dem durch Aebtali 
erzeugten Niederfchlage, der fich in einem Ueberſchuß des Alkali’d wieder löſt; Arjen 


endlih an der Fällung von gelbem Schwefelarfen durch Schwefelwaſſerſtoffgas. Die 


aus Knochen abgefchiedene Phosphorfäure enthält faft ohne Ausnahme Schwefelfäure, 
fowie auch Kalk; erftere erkennt man an dem in Säuren unauflöslichen Riederfchlage, 
welchen Barptfalze in der Säure hervorbringen, leßteren an der Trübung und Fäl 
fung, welche bei der Neutralifation der Säuren durch ein Alkali entfteht. — Drei: 
bafifh Phosphorfäurefalzge: wenn in den fauren oder metaphoäphorfauren 
Sagen auf 1 Aeq. Sauerftoff in der Bafe 5 Aeq. Sauerfloff in der Säure fom- 
men, ſo enthalten diefe Salze auf 3 Aeq. Sauerftoff der Bafe nur 5 Weg. Sauerftoff 


« 


Phosphors. Kalk — Phosphorwasserstoff. 355 


der Säure; die 3 Aeq. Wafler der c-Phosphorfäure find ganz und gar dur 3 Aeq. 
des metalliſchen Radikals erfebt. Bid auf die Salze der Alkalien find fämmtliche 
6-Phospborfäurefalze ſchwerlöslich oder auch unlöslich; die Auflöfungen der erfteren 
werden durch falpeterfaured Silberoryd eigelb gefällt; der Niederfchlag löſt fich ſowohl 
in Salpeterfäure, wie in Ammoniak leicht auf, Kalte, Baryt- und Bleifalze bewir, 
fen weiße, in Salpeterſäure lösliche Niederſchläge; charakteriftifch ift die Fällung durch 
Bittererdefalge auf Zufat von Ammoniak, der Niederfchlag ift weiß, oder, kryſtalli⸗ 
niſch; ſowie durch falpeterfaured, mölybdänfaures Ammonial, der fi als ein ſchön 
eitronengelbed, in Ammoniak leichtlößliched Pulver darftelt. Bon den zahlreichen. 
Phosphorfäurefalzen und deren Berbindungen unter ſich zu Doppelfalzen follen nur 
einige der wichtigeren angeführt werden. 

Phosphorsaurer Kalk, phosphate de chaux, phosphate of lime, Bhosphor- 
fäure und Kalkerde verbinden fi nach 3 Berhältniffen miteinander, entfprechend den 
3 Sydraten der Säure, Unter diefen Salzen intereffirt die Technik nur der fogenannte 
baſtſch-phosphorſaure Kalk, 1 Aeq. Phosphorfäure auf 3 Aeq. Kalkerde. Cr findet 
fh ald Mineral in der Natur-und bildet fait ausfchlieglich den anorganifchen Ber 
ftandiheil der Thierfnochen. Sowohl der ald Mineral, wie auch der in den Knochen 
vorfommende phosphoriaure Kalf werden fehr Häufig in der Landwirtsfchaft ale 
Düngungsmittel angewendet |. Apatit. 

Phesphorsaures Natron, pbosphate de sonde, phosphate of soda, aud 
mit dem Natron Hildet die Phosphorfäure ein bafifches, ein neutrale® und ein ſaures 
Salz; von diefen wird nur das neutrale, phosphorfaure Natron (HO,.NaO) PO+ 
24 Aeq. HO), an Stelle von Glauberfalz als Arzneimittel gebraucht und zu diefem 
Behufe größtentheild aus der Knochenphosphorfäure, die dann feine Schmefelfäure 
enthalten darf, dargeftellt; es Eryftallifirt in fchiefen, chombifhen Säulen und um fo 
liter, wenn die Löfung etwas freied Natron oder kohlenſaures Natron enthält. — . 
Das neutrale phosphorfaure Natron findet fich fertig gebildet in einigen thieriſchen 
Flüſſigkeiten, ſo im Blut, im Urin x. 

Phesphorsaures Natren-Ammeoniak, sal microcosmicum, phosphate am- 
monico-sodique; diefed Salz macht einen Beftandtheil des menfchlichen Harns aus 
und findet fih auch im Guano, in welchem ed fomohl durch feinen Phosphorfäure - 
tie Ammoniafgehalt günftig auf die Entwidelung der Vegetation einwirft; ed wird 
auch zu Löthrohrverſuchen gebraucht und gewöhnlich auf die Weife. dargeftellt, dag 
man 6 Theile fryftallifirtes, phosphorfaures Ratron und 1 Theil Salmiaf in 2 Thl. 
fohendem Wafler auflöft. Beim Erkalten tryjtallifirt das Natron-Ammoniatphosphat 
aus und wird duch Auflöfen und Umtrpflallinten von etwas anhängendem Kochſalz 
gereinigt» 


Phosphorwasserstoff, phosphure d’hydrogöne, phospharet of hydrogen, 
Phosphor und Waflerftoff vereinigen ſich in 3 verfchiedenen Berhältniffen, worin je 
1, 2 und 3 Aeq. Waflerftoff mit 1 Aeq. Phosphor verbunden find. Die Berbindung 
aud gleichen Aequivalenten bildet frifch bereitet ein fchön gelbes, flodiges Pulver, wel⸗ 
ches fih an der Ruft allmälig orangegelb färbt; es. befigt feinen Gefchmad und riecht 
nur zuweilen etwas nach Phosphorwaflerftoffgag; die Verbindung von 2 Aeq. Waſſer⸗ 
ſtoff mit 1 Aeq. Phosphor bildet eine farbloſe, das Licht ſtark brechende Flüſſigkeit, 
die fih an der Luft ſchon bei gewöhnlicher Temperatur von ſelbſt entzündet; im Son⸗ 
nenlicht zerfeßt fie fih unter Erplofion im feften Phosphorwaflerftoff und Phosphor 
waſſerſtoffgas. Die dritte Verbindung ift gasförmig und enthält auf 1 Aeq. Phos⸗ 

23* 


N 


356 Photographie — Piecolin. 


phor 3 Aeq. Waflerftoff und entfpricht alfo der Zufammenfegung ded Ammoniaks. 
Früher unterfhied man noch ein felbftentzundliches Phosphorwaſſerſtoffgas, von einem 
folgen, welches diefe Eigenſchaft nicht befißt; neuere Unterfuchungen haben gelehrt, 
daß die Eigenfchaft fih von felbft zu entzünden, von einer Beinen Menge flüffigen 
Phosphorwaſſerſtoffes berrührt, welcher fih in dem Gaſe aufgelöft hat. Zur Dar 
ftellung von reinem Phosphorwaflerftoffgafe zerfeßt man Phosphorkalcium durch raus 
hende Salzfäure und fängt das ſich entwidelnde Gas über Wafler auf. Bei der 
ſtark reducirenden Wirkung, die dieſes Gas auf manche Metallverbindungen ausübt, 
bat man daffelbe benugt, um Gold auf Geidenftoffen, die mit Chlorgold getränft 
waren, niederzufehlagen und fo gewiffermaßen eine Bergoldung der Seide zu erzielen. 


Photographie, ſ. Lichtbilder. 


Phtalsäure, acide phtalique, phtalic acid, diefe Säure hat eine Menge fon. 
Bezeichnungen erhalten, je nah den verfehiedenen Stoffen, bie zu ihrer Darftellung 
dienten, ſowie auch nad) den Unfichten über ihre Zufammenfegung; fo: Phtalinſãure, 
Diphtalinſäure, Dekatetrylſäure, Alizarinſäure, Phenyloralfäure, Phenyloxydbioralſãure. 
Zu ihrer Darſtellung erhitzt man 1 Theil Chlornaphtylchlorürbichlorwaſſerſtoff mit 4 
bis 5 Theilen foncentrirter Salpeterfäure in einer Retorte fo lange, als noch falpetrige 
Säure entweicht, dampft die Flüffigkeit im Waſſerbade bis zur Trodene ab und kocht 
die kryſtalliniſche Maffe mit Wafler aus. Aus der kochend heiß filtrirten Löſung 
fryftallifirt die Phtalfäure in glänzenden Blättchen, die durch Umkryſtalliſitren noch⸗ 
mals gereinigt werden. Die reine Phtalfäure Froftallifirt aus der wäflerigen Xöfung 
in großen, farbfofen, durchfichtigen, glatten, rhombifchen, 4= oder 6feitigen Tafeln; in 
faltem Waſſer ift fie ſchwer-, leichter in heißem Waller, auch in Alkohol und Aether 
löslich; die Löſung ſchmeckt und reagirt fauer, 


Phyco&rythrin, ein toiher Farbſtoff, der ſich in einigen roten Shahıen fin- 
detz Altalien machen die vothe Farbe verſchwinden, Säure fielen fie aber wieder her. 


Phyliochler, fon. mit Chlorphyll. 

Physostigmin, ein in der Galabarbohne (f. d.) enthaltened Pflanzenaltali von 
höchſt giftiger Natur, dem außerdem die Eigenſchaft beimohnt, in wäfleriger Auflö- 
fung ind Auge gebracht, die Pupille ſtark zufammenzuziehen (bei einem Kaninden 
auf „U, ihrer nalürlichen Größe), es wirft alfo dem Atropin gerade entgegengeleht 
und findet daher bereit? ald Calabarpapier (f. d.) medicinifhe Anwendung. 

Phytochemie, ift derjenige Zweig der Chemie, welcher fi mit der Unter 
fuhung der Erzeugnifle des Pflanzenreichs beichäftigt. 

Phytochlorainen, foviel wie Blattgrün. 


Picamar, picarmar, ein Produft der trodenen Deftillation vieler organifche 
Stoffe, befonders ein Beftandtheil bed Theerd, der ihm feinen bittern Gejchmad wer 
dankt. Das gereinigte Picamar ift ein farblofes, fettes, fait geruchlofes Del; aber 
don brennendem und äußerſt bitterem Geſchmack; es fiedet bei 290° C. und erflartt 
noch nicht bei — 20° G.; fein fpec. Gew. — 1,10. In Waller ift es wenig, in 
Alkohol in allen Verhältniffen löslich; feine Auflöfung reagirt vollkommen neutrol; 
mit Ammoniat, den Alkalien und den altalifchen Erden bildet es kryſtalliſirende Ber 
bindungen, die ſtark alkalifch reagiren. 

Meolin, Pitolin; diefer Körper findet! fih im Steinfohlentheer, entſteht aber 
auch bei der trodenen Deftillation vieler thierifcher Subſtanzen, namentlich der Kno⸗ 
hen, wo es größtentheild mit dem ftinfenden Dele, zum Theil aber auch mit dem 


Picrotoxzin — Pinusharz. 357 


ammoniakalifchen Wafler übergießt; es hat die Zufammenfepung des Anilins, ift aber 
mit diefem nicht identifch, fondern nur ifomer.. Das Picolin ift eine farblofe Flüſ⸗ 
figfeit von eigentbümlichem, durchdringendem Geruch und brennend bitteım Gefchmad, 
die bei 1350 C. fiedet; fein fpec. Gem. bei 0° ift 0,961; es läßt fi mit Wafler in 
allen Berhältniffen mifchen, ift eine ſchwache Bafe und bildet mit den Säuren in 
Waſſer und Weingeift lösliche, oft zerfließliche Salze. 


Pierotexin, Gocculin, Pfeilgift, picrotoxine, picrotoxine, findet fich in den 
Kernen der Kokkelskörner, die Frucht von Menispermum Coccualus. Zu feiner Dar⸗ 
ftellung werden die zerfleinerten Samen mit Alkohol ausgezogen; nach dem Abdampfen 
der Löfung Iryftallifirt das Pikrotorin in farblofen, durhfichtigen Blättern von un- 
erträglich Bitterem Befchmad; von kaltem Waffer bedarf ed viel, von heißem weniger 
zu feiner Auflöfung; am leichteften Töft es fih in Alkohol und Aether; es ift äußerſt 
giftig und erregt ſchon in den Meinften Mengen Schwindel und Uebelbefinden. 

Pierotoxinsäure, ſyn. mit Picrotorin. 

Pikrinsäure, Zrinitrophenylfäure, Pirinfalpeterfäure; fie entfteht bei Einwir— 
fung der Salpeterfäure auf Indigo, ferner bei fortgefeßter Behandlung der Garbol: 
oder Phenylfäure mit Salpeterfäure, wo die Pifrinfäure nach dem Erkalten in blaß⸗ 
gelben Blättern kryſtallifirt. Sie wird zum Gelbfärben der Seide angewendet. 

Pinchbock, eine noch wenig gebräuchliche Bezeichnung für eine Metalllegirung, 
die zu dem fogenannten Rothguß gerechnet wurde. 

Pineytalg, auch Malabarifcher Talg; ein Pflanzenfett, welches durch Auskochen 
der Früchte von Valeria indica, einem zur Familie der Tiliaceen gehörigen Baume 
gewonnen wird. 

Pinksals, chlorure d’etain ammoniacale, pinksalt, mit diefem Namen hat 
man das Doppelhlorid von Zinn und Ammonium belegt, welches man ald Beizmitr 
tel an Stelle des ftetd fauren Zinnchlorids benutzt. Am beften ftellt man es durch 
Bermifchen von Zweifach⸗Chlorzinn mit einer foncentrirten Auflöfung von Salmiak 
dar, wo es fich.ald waſſerfreies Salz in farblofen Oktaëdern abfcheidet. Indem e8 
die meiften Pflanzenfarben auflösliher macht, ift dad Pinkfalz ein nnentbehrliches 
Mittel für die Zeugdruderei geworden; ed beſteht aus 1 Aeq. Zweifach⸗Chlorzinn 
und 1 Aeq. Chlorammonium, oder in 100 Theilen aus 76,06 Zinndhlorid und 73,94 | 
Ehlorammonium. 

Pininsäure, findet fi in reichlisher Menge im Kolophonium, aus welchem fie 
nach Abfcheidung der Sylvinfäure (f. d.) leicht erhalten werden kann. Sie ift nicht kry⸗ 
fallifirbar, und fehr leicht löslich in Alkohol. 

Pinolin nennt Bo HI das bei der Deftillation von amerikaniſchem Harz behufs 
Darftellung der fogenannten Patentwagenfchmiere erhaltene flüffige Nebenproduft, wels 
HB, wie Kamphin und Zerpentindl, auf Rampen verbrannt, zur Beleuchtung dient; 
auch die Seiler bedienen fich deffelben zum VBermifchen mit dem Leinöl, womit fie ihre 
Stricke einfetten. | | 

Pinushars, weißes Harz, gemeiner Weihrauch, Gallipot, Fichtenharz, resin de 
piu, on sapin, fin resin, das Fichtenharz ſtammt von verfchiedenen Nadelhölzern ab; 
bei und vorzugsweiſe von der gemeinen Fichte, Pinus sylvestris, der Tanne, Pinus 
abies, und in Frankreich größtentheild von Pinus maritima. Die Gewinnungsmeife « 
iſt überall fo ziemlich diefelbe, man macht nehmlich Einfchnitte in den Stamm der 
Bäume, aus welchen alddann das Harz ald ein halbflüffiger Balfam auöfließt, der 


358 Pinusöl — Plasma. 


dann theild durch Berdunftung, theild durch Verharzung des darin enthaltenen Deles 
allmälig mehr oder weniger erhärtet. . Die Hauptbeftandtheile diefer Harze find faſt 
immer diefelben, nämlih Pinin « und Sylvinfäure; in dem aud Pinus maritima ge- 
wonnenen Harze findet ſich ftatt der Tehteren Pimarſäure. Werden diefe Harze der 
Deftillation mit Waſſer unterworfen, fo liefern fie das befannte Zerpentinöl, während 
ein hartes Harz, das Kolophonium, zurüdbleibt (f. d.). Außer dem duch Ein- 
ſchnitte ausgefloffenen, wird auch auf die Weife Harz gewonnen, daß man, die Wur- 
zeln, Zweige und andere Theile ded Baumes einer Art von trodener Deftillation, der 
Schmelerei unterwirft. ‘und aus dem fo erhaltenen Produkte, dem Theer, dad Del ab: 
deftillirt, welches ald eine geringere Sorte von Terpentinöl unter dem Namen Kienöl 
im Handel vorfommt, während das hierbei zurüdbleibende Harz ald ein geringeres 
Produkt der Art, ald weißed Pech, d. h. brauned und fehwarzed Pech verkauft wird. 


Pinusöl, Fichtenöl, Kienöl, Krummholzöl, Knieholzöl find ſämmtlich dem Ter— 
pentinöl mehr oder weniger ähnliche Produkte, die zum Theil auf verfehiedene Weite, 
zum Theil aus verfchiedenen Pflanzen oder verfchiedenen Theilen derfelben gemonnen 
werden. 


Piperin, ein in den verfchiedenen Pfefferarten, dem langen, ſchwarzen und 
weißen Pfeffer enthaltener, fryftallifirbarer Stoff, welcher im reinen Zuftande eb 
Geruch noch Geſchmack und auch nicht die Eigenfchaften einer Bafe befigt. 


Pipette, pipette, Saugröhre, werden entweder ganz cylindrifche, oder auch mit 
einer Kugel oder länglichem, hohlen Glaskörper verfehene Röhren genannt, die man 
zum Auffaugen von Flüffigkeiten benußt, um diefe aus einem Gefäße in ein anderes 
zu bringen. Oft find die Pipetten für ein beftimmted Bolum Flüffigkeit abgetheilt 
(Bollpipette), bei andern ift diefer Raum wieder in einzelne Theile getheilt, eigentlict 
Me = oder Titrirpipetten. Die Pipetten find in der Maßanalyfe unentbehrliche In: 
firumente und man hat deren von beiden Arten von verfchiedener Größe, die rückficht⸗ 
lich ihre® Rauminhaltd zu einander in einem ſyſtematiſchen Zufammenhange ftehen, 
nämlich zu 1, 5, 10, 20, 50 und 100 Kubifcentim, Snhalt, während die Maßpipetten 
von 0,2 bis zu 0,01 Kubikcentim. getbeilt find. 


kitoyin, Pitayin, Piteyn, ein in der Rinde der China pitoya enthaltene Ak 
faloid, welches fieberwidrige Heilfräfte befigen foll; der bittere Geſchmack deſſelben tijn 
erft in den mweingeiftigen oder wäflerigen Röfungen feiner Salze hervor. 


Pittakal, ein in dem Buchenholztheer enthaltener Stoff, deffen Gegenwart man 
in dem durch Deftillation aus dem Theer erhaltenen Dele an der indigblauen farbe 
erfennt, die ed an der Ruft annimmt, nachdem es zuvor durch Kali neutralifirt und 
dann mit Barytwaſſer verfegt worden ift. Aus feinen. Auflöfungen niedergefchlagen 
bildet das Pittakal fefte, brüchige, ſtark abfärbende, dunfelblaue Maffen, auf den 
Bruchflächen matt und ganz dem Indigo ähnlich. ES ift nicht flüchtig und befip! 
weder Geruh noch Geſchmack; in Effigfäure löft es ſich mit morgentother Farbe; 
durch Salpeterfäure wird es zerftört, Mittelft Zinnfalz und effigfaurer Thonerde läßt 
ed fih auf Baumwolle und Leinwand firiren, und ertheilt diefen Stoffen eine dauer: 
bafte, ſchöne blaue Farbe, welche durch Licht, Seife, Ammoniak und Wein nicht ver 
ändert wird. 


Plasma, mit diefem Namen bezeichnet man einen lauchgrünen, halbdurhfih- 


tigen Chalcedon, der in älteren‘ Zeiten häufig zu Gemmen und für Siegelringe ver 
arbeitet wurde, 





Platin. 359 


Matin, Platine, Platinum, platine, platina, platinum. Zeichen Pt, Hequivas 
fent 98,7. Das Platin wurde erft um die Mitte ded vorigen Jahrhunderts nach 
Europa gebracht, ift aber ſchon meit länger unter dem fpanifchen Namen Platina, 
dem Diminitivum von Plata, Silber, befannt gewefenz e3 fand jedoch, theild weil 
man feine Eigenfchaften noch nicht erkannt, theild weil man ed nicht zu bearbeiten 
verftand, feine Anwendung. Das Platin fommt, wie dad Gold, in gediegenem Zus 
Rande im angeſchwemmten Sande vor; die Hauptlager find am Ural, in Brafilien und 
Columbien. Es ift in dem Sande in Tleinen Körnern vertheilt, doch bat man auch 
ſchon Stüde biß zu 20 Pfund ſchwer gefunden. Im anftebendem Geflein iſt es bis 
jebt nur in den Goldgruben von Santa Rofa in Antioguia in Südamerika angetroffen 
worden, to es nebſt Gold in einem Gange von verwittertem Syenit vorfommt. Zu 
feiner Gewinnung wird der Sand gewafchen, um größtentheild die erdigen Sub» 
Ranzen zu entfernen, fo daß ein platinreiher Sand zurüdbleibt, der jedoch außer dem 
Platin noch die fogenannten Platinmetalle, Osmium, Iridium, Rhodium, Palladium 
und Ruthenium, ferner Gold, Silber, Kupfer und Eifen enthält, neben diefen finden 
fih auch noch einige fchwere Mineralien wie: Magneteifen, Titaneifen, Chromeifenftein, 
Schwefelfied und andere. Wenn der Platinfand einigermaßen anſehnliche Mengen 
Bold enthält, fo zieht man dieſes zuerfi mit Quedfilber aus, worauf das auf medha- 
nishem Wege möglichft gereinigte Mineral in Königdwafler aufgelöft wird. Man 
wendet einen Weberfhuß von Salpeterfäure an und feßt etwas Waller zu, damit fih 
möglihft wenig Iridium löfe, welhes das Platin fpröde machen würde. Die ge 
fättigte Platinlöfung wird abgegoffen und durch ruhiges Stehen geklärt, und hierauf 
mit einer foncentrirten Salmiallöfung vermifcht, worauf der gefällte Platinfalmiat 
nah dem Abwaſchen und Trodnen durch Glühen in metallifches Platin (Platinſchwamm) 
verwandelt wird. Um den Platinſchwamm in kompaktes Platin überzuführen, bringt 
man ihn mit Waller in einen meffingenen Eylinder, der unten auf einem maffiven 
Stahlftüde fißt und in welchen ein ftählerner Kolben paßt. Nachdem der Cylinder 
zur Hälfte mit Platin angefült ifl, führt man den ftählernen Kolben ein, drüdt ihn 
in einer ſtarken Preffe möglichft tief ein und giebt zulegt noch einige kräftige Hams 
merſchläge. Man erhält hierdurch eine dichte Scheibe von Platin, die man in einem 
Ziegel zum Weißglühen bringt und in diefem Zuftande auf einem Ambos mit dem 
Hammer bearbeitet. Das hiedurch dicht und zufammenhängend gewordene Platin 
laßt fih alddann durch Hämmern oder Auswalzen in alle Formen bringen. Das zu 
dihten Maffen vereinigte Platin ift fehr gefchmeidig und hat eine graumweiße Farbe, 
die zwifchen der ded Silbers und Zinnd liegt; hinfihtlich feiner Feſtigkeit fteht es 
dem Eifen kaum nad... Das fpec. Gewicht ded gehämmerten oder gefchweißten Pla⸗ 
tind beträgt 21,5. Es widerfteht den höchften Hitzgraden des Schmiedefeuerd; doch 
fann e8 im Knallgasgebläſe bei etwa 14500 &. oder zwifchen den Kohlenfpiken einer 
ſtarken voltaifchen Säule oder mittelft Sauerftoffga& in der Flamme einer Weingeift- 
lampe gefhmolzen werden. In der Weißglühhite laffen fich zwei Platinftüde zuſam⸗ 
menfhweißen und auf diefem Berhalten beruht die Urt feiner Darftellung im kom⸗ 
vaften Zuftande. Es orydirt fi) an der Luft bei feiner Temperatur und wird nur 
von wenigen Säuren angegriffen. Mit Silber legirt, wird ed von Salpeterfäure aufs 
gelöft ; allein das eigentliche Auflöſungsmittel ift Königswaſſer. Die Hydrate von 
Kali, Natron und Lythion greifen ed in der Rothglühhitze ſtark an; noch mehr gefchieht 
died, wen zugleich Salpeter zugegen if. Bon Schwefel, Phosphor und Arfen, wird 
das Platin nur allmälig verändert; mit Platinſchwamm vereinigen fich jedoch die ges 
nannten Metalloide zu leicht fchmelzbaren Verbindungen; ein Gemenge von Kiefel- 





360 Platinamalgam— Platinafeuerzeug. 


fäure und Kohle greift dad Platin ſtark an und dies ift die Urfache ber allmäligen 
Zerſtörung der Platintiegel, die öfters in Kohlen erhitt werden. Mit Phosphor bil 
det es eine leicht fchmelzbare Verbindung, ebenfo mit vielen Metallen, namentlich Blei, 
Antimon, leicht fehmelzbare Legirungen, fo daß man fih hüten muß, ſolche Metalle 
oder Metalloryde, oder Phosphorfäurefalze, die leicht reducirbar find, in Platintiegeln 
zu glühen oder zu fehmelzen. Seine hauptlächlichfte Berwendung findet e8 zu chemifchen 
Geräthſchaften, in vielen Schwefelfäurefabriten find große Platinkeffel zum Koncentriren 
der Schwefelfäure in Gebrauch; ferner verwendet man daffelbe zur Darftellung von 
Platinſchwämmen für die Wafferftoffgad-Zündmafchinen, zur Berfertigung von Ge 
lanteriewaaren, wie Uhrketten, Tabafödofen «u. dergl., zum Platiniren von Porzellan 
und Glas x. und in Rußland benugt man mit etwas Kupfer legirted Platin, um 
daraus Münzen zu prägen. 

Platinamalgam, amalgame de platine, amalgama of platina, da8 ſchwamm⸗ 
artige Platin werbindet fich Teiht mit Quecfilber unter Erwärmung und bildet eine 
butterartige, zähe Metallmaffe, ‘die jedoch mit der Zeit härter wird; dad Duedfilder 
läßt ſich erft in der Rothglühhitze vollftändig wieder austreiben, wobei das Platin 
im fhwammigen Zuſtande zurüdbleibt. 

Platinchlerid, bichlorare de platine, bichloride of platina , diefe Berbin- 
dung wird duch Auflöfen von reinem Platin in Königswaſſer und Berdunften der 
Löfung der freien Säure im Waflerbade erhalten. Das Blatinchlorid hinterbleibt 
alddann ald eine rothbraune Maffe, die fih mit rvothgelber Farbe in Alkohol und 
Waſſer auflöſt. Es ift ein in der Analyfe fehr häufig angewendete® Reagenz, befon: 
ders zur Entdedung von Kali und Ammoniak, in deren nicht zu verdbünnten Sal 
löfungen daflelbe einen citronengelben Niederfhlag bervorbringt; auch dient es, um 


Kali und Natron von einander zu trennen und zu beflimmen. Durch Schwefel⸗ 


wafjerftoff wird feine Löfung anfänglich nicht verändert, nach einiger Zeit fchlägt fih 
jedoh ſchwarzes Schmwefelplatin nieder. Durch Natronhydrat wird ed nur in de 
Wärme zerfegt unter Abfcheidung von Platinoryd:Ratron. — Zinndhlorür und Jod—⸗ 
falium färben die Auflöfung braunroth; bei Jodkalium bildet fih braunes Jodplatin; 
falpeterfaured Quedfilberoryd bringt einen ſtarken röthlichgelben Niederfchlag hervor; 
Schwefelammonium fällt fihmarzed Schwefelplatin, welches ſich in einem Ueberſchuſſe 
des erfteren wieder löſt; Cyanqueckſilber bringt keinen Niederfchlag hervor, wodurch fih 
das Platin vom Palladium unterfcheidet; Zink fällt metallifches Platin. 


Platiners, mineraie de platine, gediegen Platin, rohes Platin; bierunter 
verfieht man dad aus unregelmäßigen, rundlichen, zumeilen abgeplatteten Kör⸗ 
nern, die zumeilen Spuren von Kıyftallifation zeigen, beftehende Erz. rüber mar 
ein von A. v. Humboldt aus Amerika mitgebrachtes® Stüd das größte; es hatte 
die Größe eined Taubeneied und woz etwad über 2 Pfund; fpäter hat man bei 
Niſchnei⸗Tagilsk ein Stück gediegen Platin von 10 Pfd. und ein anderes von 20 PR. 
gefunden. Die hauptfächlichften Deftandtheile der Platinkörner find Platin und Eiſen, 
außerdem enthalten diefelben noch Jridium, Palladium, Osmium, Rhodium, Ruthe 
nium und Kupfer. Die Farbe der Platinkörner ift ftahl= oder platingrau, zumeilen 
ſchwarz angelaufen; ihr fpec. Gew. 17 bis 18, ” In ihrer Zufammenfeßung weichen 
die ruffifchen Platintörner von den füdamerilanifchen etwas ab, indem die zrfleren 
durchfchnittlih mehr Eifen enthalten, während die letzteren im Allgemeinen einen gro 
Beren Gehalt an Rhodium zeigen, 2 


Platinafeuerzeug, eine von Döbereiner erdachte Vorrichtung, die fih auf 
die Eigenfchaft des ſchwammigen Platind gründet, bei Luftzutritt von einem Strom 








Platinmetalle — Platinschwarz. 361 


von Waſſerſtoffgas ind Glühen zu gerathen und barauf geleiteted Gas zu entzünden. 
Dan hat hauptſächlich darauf zu fehen, daß das Waflerftoffgad fein Arfenmwaflerftoff- 
gad enthalte, der die Wirkung des Platinſchwamms, ohne daß fig ſich wiederherftellen 
ließe, fofort vernichtet; ‚ebenfo muß von diefen Feuerzeugen auch Ammoniak entfernt 
gehalten werben, weil diefed, nad Böttger, dem Platinfhwamm die Eigenfchaft 
benimmt, ind Glühen zu gerathen. 

Platinmetalle, ſ. Platin. 

Platinmehr, ſ. Platinfhmwar;. 


Platinoxyde, oxides de platine, oxides of platina, mit Gewißheit find nur 
zwei Oxyde des. Platind befannt. 


Platinoxydul, das Platinorydul, protoxide de platine, protoxide of platina, 
und dad Platinoryd, deutoxide de platina, deutoxide of platina, diefe beiden DOryde 
find ſchwache Bafen, deren jede mit den Säuren eine Reihe von Salzen bildet. Das 
Platinorydul wird erhalten, wenn man Einfach»Chlorplatin mit Kali behandelt; es 
bildet ein dunkelbraunes Pulver, welches ſich mit dunfelbrauner Farbe in Kalilauge aufs 
löft; mit Waſſer bildet ed Platinorydulhydrat. Das Plafinogyd erhält man ald Hy⸗ 
drat ald einen braunen Niederſchlag, wenn man zu falpeterfaurem Pfatinoryd die Hälfte 
der zur vollftändigen Zerfegung des Salzes erforderlihen Menge Kali fest. 

Platinsäure, d. i. Platinoxyd. 


Platinsalmiak, Ammonium - Platindhlorid, chloroplatinate d’ammoniagne, 
chlorkydrate d’ammoniague et chlorure de platine, chloroplatinate of ammo- 
nium, eine Verbindung von gleichen Hequivalenten EChlorammonium= und Zweifach⸗ 
Chlorplatin, die aus einer heiß gefättigten Lsſung beim Erkalten in regelmäßigen 
Oktasdern Iryftallifirt und aus einer Auflöfung von Salmtak auf Zuſatz von Platinchlos 
rid als citronengelbes, ſchweres Pulver niederfält. Es ift dad Doppelchlorür, deflen, 
man fih zur Darftelung des Platinfchwammes beziehendlich metallifchen Platine 
bedient. s \ 

Platinschwamm, platine en eponge ou en mousse, wird das durch Glühen 
von Platinfalmiaf erhaltene, fein zertheilte Platin genannt; es ftellt eine afchgraue, 
ſeht lockere, pulverförmige oder zufammenhängende, ſchwammige Maſſe dar, die ganz 
matt ift und erft durch Reiben mir einem harten Körper Metallglan; annimmt. Um 
einen dauernd gut zündenden Platinfhwamm zu erhalten, muß man den Platinfal- 
miak aus völlig reinem Platin darftellen und ihn bei möglichft niedriger Wärme redus 
ciren, d. h. glühen. Meber die Bermandlung des ſchwammigen Platin in kompaktes 
ſ. d. Artikel Platin. i 


Platinschwars, Platinmohr, noir de platine, nennt man das höchft fein zer’ . 
theilte metallifche Platin, welche® man erhält, wenn man Platindhlorür in der Wärme 
in flarfer Aetzkalilauge auflöft und während die Flüffigkeit noch heiß ift, unter Um- 
rühren allmälig Alkohol zuſetzt, bis veichliche Entwidelung von Kohlenfäuregad ein. 
tritt; hierbei fchlägt fih dad Platin als ein ſchwarzes Pulver nieder, melched man, 
nahdem man die überftehende Flüffigfeit abgegoffen hat, nacheinander mit Alkohol, 
Salzfäure, Kali, und wiederholt mit Waſſer auskocht und hierauf trodnet. Der Pla⸗ 
tinmohr ift ein zartes, abfätbendes, ſchwarzes Pulver von 16 bid 17 fpec. Gew.; 
durh Drud nimmt ed Metallglanz und die Farbe ded Platind an. Es befikt im 
hohen Grade die Eigenfchaft, Safe in großer Menge aufzunehmen; in einer Atmo⸗ 
fphäre, die Sauerftoff enthält, fondenfirt ed davon mehr ald das 200fache feines Vox 


x 


362 Platinstahl — Pomeranzenbitter. 


lums und erlangt dadurch die Eigenfchaft, fehr Tebhafte Berhrennungserfcheinungen zu 
bewirken; ein Tropfen abfoluten Alkohols auf Platinfchwarz gegoffen, entzündet fih 
und das Platin geräth dabei ind Glühen; ähnlich verhält es fich gegen mehrere andere 
leicht orydirbare, organifche Körper; es ift daher auch der Verſuch gemacht worden, 
daffelbe zur fchnelleren Meberführung "des Alkohols in Effigfäure anzuwenden; wegen 
zu energifcher Einwirkung bat man jedoch hiervon abftehen müflen. 


Platinstahl, nennt man den Stahl, welchen man erhält; wenn man dem Guß— 
ſtahl 1 bis 2 Proc Platin zufeßt; ar zeichnet ſich dadurch befonders aus, daß er dem 
Roften weit weniger unterworfen iſt, als anderer Stahl. 

Platinsuboxyd, ift identifch mit Platinmohr. 

Plattiren, plaquer, plat, nennt man das Verfahren, geringere Metalle oder 
Metalllegirungen mit einer dünnen Schicht von einem edlen Metalle, mie Silber, Gold, 
oder Platin zu überziehen; auch Kupfer wird zum Plattiren benupt. 

Plumbagin, ein in der Wurzel von Plumbago europaea enthaltener fiyflali- 
firbarer Stoff, der fih dur feine große Empfindlichkeit gegen Bafen auszeichnet und 
urfprünglich gelb, ſchon durch Thonerdehydrat geröthet wird und mit bafifch-effigfau- 
rem Bleioryd nach einiger Zeit einen farmoifinrotben Niederfchlag bervorbringt. 

Plumbago, f. Graphit. ö 

Polirroth, ſ. Barifer- x. Roth. 

Polirschiefer, Saugfchiefer, Kiebfchiefer, schiste tripoléen, polishing slate, 
ein dünnfchieferiged oder auch erdiges Mineral, welches aus den Kiefelpanzern ver 
fhiedener Infuforien, wie Galionella, Navicula, Baccilaria u. ſ. m. beſteht und 
meiftend.eine heile oder vöthlichgelbe Farbe befiht; es enthält gegen 60 Proc. auflöß 
licher Kiefelfäure, neben 24 Procent Thonerde und 16 Procent Wafler, und wird: al 

Puspulver, fowie auch zur Darftellung von Wafjerglad benutzt. 


Polymerie, polymerie, polymerie, polymere Körper find folche, die in ihre 
procentifchen Zufammenfeßung übereinftimmen, aber verfchiedene Formeln haben, fo 
daß die ded einen das Doppelte oder das Mehrfache von der der andern ift, fo if 
die Formel ded Aldehyd C,H,O,; die des Cffigäthers, d. h. effigfauren Aethyloryds 
C,;H,0,, Aldehyd und Effigäther find alfo polymere Körper; dies Berhalten feldft, 
wie ed noch bei vielen andern, namentlich organifchen Körpern wahrgenommen wirt, 
nennt man Polymerie. 


Polymerphese, polymorphose, garen nennt man eine befondere 
Art von Metamorphofe, wobei ein fomplered organifches Atom einer höheren Ordnung, 
in zwei oder mehrere Atome einer niederen Ordnung gefällt, ohne daß e& erforderlich 
iſt, daß die neugebilteten Körper die Zufammenfehung des zerlegten Körpers aud 
drüden, indem an einem folchen Proceffe auch die Elemente des Waſſers Theil neb: 
men und in die neuen Berbindungen übergehen können. 

Polyxen, fun. mit Blatin, gediegen. i - 

Pomeranzenblüthencampher , Aurade, hiermit bezeichnet man einen mittelf 
Alkohol aud dem Neroliöle abgefchiedenen Körper, welcher in weißen, perlglängenden, 
geruch- und gefehmadlofen Nadeln kryſtalliſirt und wahrſcheinlich das Stearopten die 
ſes Oels -ift. 

Pomeranzenbitter, hespiridine, hespiridine, Hesperidin; dieſer in den Früch⸗ 
ten der Citrusarten enthaltene kryſtalliſirbare Stoff, wird am beſten aus den unreifen 


y 








 Pomeranzenblüthöl — Porphyr. 363 


Pomeranzen erhalten, indem man ben ſchwammigen, zwiſchen ber grünen Schale und 
dem Innern liegenden Theil mit lauwarmem Waſſer auszieht, die Flüffigkeit koncens 
riet, mit Kalkwaſſer fättigt und Bid zur Syrupkonfiftenz abdampftl. Man behandelt 
den Rüdftand mit Alkohol, deftillirt diefen von dem Filtrate ab und verfeht den in 
der Retorte verbleibenden Rüdftand mit feinem 20fachen Gewicht deftillirten Eſſigs, 
worauf fich bei ruhigem Stehen nad einiger Zeit das Hesperidin in warzenförmi⸗ 
gen Maffen abfeßt, die,mit Waſſer gewafchen und aus Alkohol umkryſtalliſirt wer⸗ 
den. Das Pomeranzenbitter bildet weiße, feidenglänzende Blättchen, die feinen Ge⸗ 
tuch, aber einen rein bittern Geſchmack beſitzen; es löft fih in 60 Theilen kochendem 
Bafler und die Auflöfung reagirt nicht auf Pflanzenfarben. 
Pomeranzenblüthöl, f. Neroliöl. 


Pemeranzenschalenöl, Orangenſchalenöl, Oleum Portugallo, essence de 
portagallo; ein ätheriſches Del, welches duch Deftillation des aud den Fruchtfcha- 
len der reifen Orangen durch Auspreffen erhaltenen Deled gewonnen wird. Es beſitzt 
einen angenehmen, einigermaßen dem Bergamottöl ähnlichen Geruch, an deffen Stelle 
ed auch in der Parfümerie verbraucht wird. 

Pepulin, populine, populine, ein neben Salicin in der Rinde und den Blät- 
tem mehrerer Pappelarten, Populus tremula, P. alba, P. graeca, enthaltener farb» 
lofer und tryftallifirbarer Stoff; dad Populin befibt einen füßen Gefhmad, ift in 
Waſſer ſchwer, in Altohol, ſowie auch in Säuren leicht löslich, durch Kochen mit 
Barptiwafler wird es in Salicin und Benzoefäure zerlegt. 

Porcellan, ſ. Thon. 

Porcellan, Reaumur’sches, ſehr fangfam abgekühltes Glas, wobei daffelbe 
in eine Art von kryſtalliniſchem Zuftand (Entglafung) übergeht, ftrengflüffiger, mweni- 
ger empfindlich gegen Temperaturwechfel, rauh und undurdhfichtig wird und viel'von 
feiner Sprödigkeit verliert. 

Porcellanerde, f. Thon. 

Porchocampher, ſLedumcampher. 

Perlaguellsäure und Porlaquellsatssäure; dieſe Körper find allgemeine . 
und fehr verbreitete Zerfegungsprodufte organifcher Subſtanzen; fie wurden zuerft in 
dem Waller der Porla: Mineralquelle in Oftgothland entdedt, fie finden ſich aber auch 
im Humus, im faulen Holze, befonderö aber in dem aud manchen Wäflern abgeſetz⸗ 
ten Ocker, in den natürlichen Deerarten und Sumpferzen ald ein baſiſches Eifenfalz. 


’ 


Porphyr, porphyre, ‚porphyr; mit diefem Namen, bezeichnet man ein fehr 
verbreiteted Eruptiondgeftein, deſſen Entftehung zmwifchen die der Zechfteinformation 
und der Triadformation fällt. Man unterfcheidet zunächft 1) quatzfreie Porphyre oder 
Porphyrite, und 2) quarzführende Porphyre, oder Porphyre fchlechthin. Beide Arten 
von Porphyr zerfallert wieder in zahlreiche Varietäten. Nüdfichtlih ihrer Bildung 
muß man annehmen, daß viele Porphyre unter Mitwirtung von Waffer entftan« 
den, während andere Produkte rein vulfanifcher Thätigfeit find und in ihrer Zer⸗ 
trümmerung das Material zur Bildung der erftern geliefert haben. Die Grundmafle 
der Borphyre ift meift feldfpathartiger Natur, doch befteht fie zuweilen auch aus einem 
feinförnigen Gemenge von Feldfpath und Quarz, in welchem Kryſtalle von Feldſpath, 
Glimmer x., und in den eigentlichen Porphyren auch von Quarz untergemengt find. 
Hauptfählich find es Porphyre, deren Feldſpath nach feiner Zerfeßung die in der 
Poicellanfabrikation fo wichtigen reinen Thonarten (Kaoline) liefern. * 





ori 


364 Porphyrozin — Pressen. 


Porphyrexin, porphyroxine , ein fruftallifirbarer Beftandtheil des Opiums; 
das Porphyrorin ift ein neutraler, in Alkohol, Aetyer und Säuren auflöslicher Körper. 

Porree, Purre, Jaune indien, ein aus China kommender gelber Zarbftoff, 
deſſen Gewinyung nicht mit Sicherheit befannt ift und weſentlich aus Euxantin in 
Berbindung.mit Bittererde befteht. Ein von Kletcinzky unterfuhtes Produft be 
fand in 100 Theilen aus: 14,50 Waſſer, 0,90 Gips, 7,38 Bittererde und 77,22 Eu: 
rantin. Man gebraudt dad Porre zum Färben von Seide und Wolle, denen es, je 
nachdem es fich in falpeterfaurer, borfaurer oder ammoniakaliſcher Sue, befindet, 
eine aprikoſen⸗ ſchwefel- oder orangengelbe Färbung erteilt. 


Portugalleöl, ſ. Pommeranzenſchalenöl. 

Potasche, Potasse, Potash. ‚Mit diefem Namen bezeichnet man dad dur 

Audlaugen von Pflanzenafchen, Abdampfen der Flüffigkeit und Kalcination des Rüd: 
ftandes erhaltene, der Hauptmaſſe nah aus kohlenfaurem Kali beftehende Produkt. 
Die fo gewonnene Potafche bildet meiften?d eine trockne, brödliche, weiße Maſſe aus 
Pleinen und größern zufammengebadenen Stüden beftehend; von einem Kleinen Man- 
gangehalte hat fie zuweilen eine bläuliche oder grünliche Farbe. Aus der Luft zieht 
fie bald Waſſer an und wird feucht; und nach längerer Zeit zerfließt fie in einer 
feuchten Atmofphäre zu einer, durch die anmefenden fremden Salze, trüben Flüſſig⸗ 
feit oder einem dünnen Brei. Die Zahl der im Handel vorkommenden Potafcen 
forten ist fehr groß, aber noch größer die Berfchiedenheit ihres Gehalts an Fohlen: 
faurem Kali, f. d. Artifel. ALS die hauptfächlichften Sorten find zu nennen: Ruf 
fiſche Kafan«» und Kronpotaſche; amerilanifhe Steinafhe und Perl: 
aſche; ungarifhe, illyrifche und tosfanifche Potafche, ſämmtlich aus 
Pflanzenafche gewonnen wird; außerdem, auch Potafche aus Weinhefen und den Rüd: 
ftänden bei der Deftillation von Alkohol aus der Runkelrübenmelaffe dargeftellt. Weber 
die Prüfung der Potafche auf ihren Gehalt an reinem kohlenſaurem Kali, fewie ihre 
Verwendung f. foblenfaured Kali. 


Potassium, fun. mit Kalium. 

Poudrettes; unter diefer ‚Bezeichnung verfteht man die befonderd zubereiteten 
Ereremente verfchiedener Abftammung, um diefelben in eine der Derwendung ald Dün: 
ger paffende Form zu bringen. 

Präparirsals, stannate de soude, prepariug salt; mit diefem Namen bat 
man das feit mehreren Jahren in der Färberei fehr häufig benutzte zinnfaure Natron 
oder Zinnorydnatron belegt. Das im Handel vortommende Produft hat feine auf 
beftimmte gegenfeitige Acquivalente zurüdführbare Zufammenfegung und enthält meift 
einen Ueberſchuß von Natronhydrat. Zu feiner Darftellung im Großen bringt man 
1 Theil pulverförmiged Schwarzzinn, wie es durch Nöften von Bergzinn erhalten 
wird, mit 24 Th. Natronlauge von etwa 22 Proc. Natrongehalt zufammen , rührt 
ftart um und ſchmilzt, nachdem alles Wafler verdampft ift, da® Ganze bei 250 bie 
3009 C. Nah dem Erkalten wird die Maffe zerfleinert und mit kochendem Waſſet 
behandelt, worauf man die Löfung fi Flären läßt und dann zur Trodne abdampit. 
Kleinere Mengen für den augenblidlihen Bedarf ftellt man auf die Weife dar, daß 
man Zinndlorid in Waffer auflöft und mit fo viel Aetznatron verfeßt, bis fich der 
entftandene NRiederfchlag wieder aufgelöft hat. Die Prüfung dieſes Salzes gefchieht 
am einfadhften dadurch, daß man eine abgewogene Feine Menge deflelden in Waller 
gelöft mit überfchüffiger Salpeterfäure kocht, das Ungelöfte auf einem Filter fammelt, 
abwäſcht, trodnet, glüht und mägt. 

Pressen, presses, pressoirs, press, nennt man die mancherlei Borrichtuns 





Presshefe — Probircentner. . 365 


gen, vermittelt welcher man flüffige Theile von feften trennt. Die am meiften ge 
brauchten Preflen find: 1) die Schraubenpreffen, entweder mit fenkrechter Schraus 
benfpindel, die auf den Preßkaſten dirigirt ift, in welchem fich die auszupreffende Sub⸗ 
flanz befindet; oder die Plattenpreffe, mit zwei horizontal gerichteten Schrauben: 
fpindeln, wo der zu preffende Gegenſtand zwiſchen zwei ftarfen Metall» oder Holzplatten 
fih befindet. 2) Die Keilpreffe, früher fehr viel in den Delmühlen angewendet; fie 
befteht entweder aus einem ftarken eifernen oder gußeifernen Kaften mit durchlöchertem 
Boden, in welchen die ebenfalld durchlöcherten, mit ſtarken Rippen verfehenen Preßplat⸗ 
ten eingefeßt werden. Zwiſchen diefe legtern kommt die audzupreffende Subftanz, worauf 
duch, in das Innere des Kaſtens eingefeßte Keile, die Platten einander genäher werden. 
Die bydraulifche Preffe. 4) Die Ercentritpreffe, eigentlich eine Schrau- 
benpreffe mit ſenkrechter Spindel, die auf die in einem cylindrifchen, fagähnlichen Ges 
fäße befindlichen Subftangen einwirkt. 5) Die Deplacirungspreffe, dem Prineip 
nad) eine hydraulifche Preffe, ohne befondere mechaniſche Vorrichtung zur Vermehrung 
des Druded. Es find cylindrifche Gefäße, die nach unten in einen Raum münden, 
welcher Tuftleer gemacht wird, nachdem man fie mit der zu ertrahirenden Subftanz und 
mit Waſſer, Alkohol und Aether gefüllt hat. Diefer Art Preffen, die zum Theil auch 
die Namen Berdrängungsapparate, Real’fihe Prefle, Romershauſen's Preffe u. f. m. 
führen, hat man die mannichfachſte Konſtruktion gegeben. 
Presshefe, f. Hefe. 


Prestensals. Das unter diefem Namen bekannte und beliebte Riechfalz wird 
bereitet, indem man recht durchſichtiges kohlenſaures Ammoniak in linſengroße 
Stückchen zerſchlägt, in ein Flacon von ſehr weiter Oeffnung bringt und mit nach—⸗ 
ſtehender aromatiſcher Flüſſigkeit übergießt, ſo daß alle Zwiſchenräume ausgefüllt 
werden. Dieſe Flüſſigkeit beſteht aus 125 Grm. ſtarker und reiner Ammoniakflüſ⸗ 
figfeit, 25 Tropfen Bergamottöl, je 10 Tropfen Roſenöl, Zimmtöl und Neltendl, und 
15 Tropfen Lavendelöl. — 

Prinsmetall, cuivre jaune, alliage du prince Robert, prince metal, eine 
Legirung aus 6 Theilen Kupfer und I Theil Zink, die eine fehr ſchöne ‚goldähnliche 
Farbe befist und ihren Namen dem Prinzen Ruprecht von der Pfalz verdantt, wel- 
Her der Erfinder derfelben fein foll. 

‘ Probiren, Probirfunft, Dofimafle, essayer, eprouver, to assay. Hieruns 
ter begreift man die Methoden zur Unterfuhung von Erzen auf ihren Gehalt an ed- 
in Metallen, oder überhaupt von Körpern, die für den Hüttenbetrieb von Wichtig- 
keit find, fowie auch das Berfahren, den Gehalt, befonderd an Gold und Silber von 
Münzen und Schmudgegenftänden zu ermitteln. Es beruhen diefe Methoden meiftend 
auf wirflich chemifchen Proceffen und Operationen, denn felbft die Reaktionen vor 
dem Löthrohr und die mit der-einfahen Probirnadel laffen fih auf jene Proceffe zu: 
tüdführen, wenn au beim Löthrohr zum Theil au phyfilaliſche Eigenſchaften, Fär⸗ 
bung, Schmelzbarkeit u. ſ. w. hierbei in Betracht kommen. 

Probircentner nennt man die bei den hüttenmänniſchen Unterſuchungen zu 
Grunde gelegte Gewichtseinheit, der man feither gewöhnlich die Schwere von 4 Roth 
Civilgewicht gab und diefes in 100 Theile theilte. Seit der Einführung des Toge- 
nannten Zollcentners — 50 Kilogrim. nimmt man den zehntaufendfien Theil —= 5,0 
Grm, dieſes für das Gewicht des Probircentnerd an und theilt ihn in 25 Theile, 
ſo daß das Fleinfte Gewicht, deſſen man fich bei diefen Unterfuchungen bedient, 0,2 Grm. _ 
if. Häufig und immer allgemeiner toendet man auch geradezu das franzöfifche Gram⸗ 
mengewidht an. 





366 Probirgut — ———— 


Probirgut void das zur Prüfung auf feinen Sehalt an Metallen ober andern 
nugbaren Eubftangen in Arbeit genommene und nach dem Gewichte beftimmte Ni- 
neral genannt. 

Propionsäure,, Metacetonfäure, acide metacetoniqus, metacetonic acid, if 
eine fette Säure, die bei der Orpdation der Fette und Albuminkörper, und unter ge 
wiffen Umftänden auch bei der Gaͤhrung des Glycerins und des Zuckers entſteht, aber 
auch auf nöd mannichfache andere. Weife erhalten werden fann. Am einfachften ftellt 
man fie aud dem Metaceton (einem der Zerfegungsprodufte des Zuderd, wenn der 
felbe mit Kalt deftillirt wird) dar, indem man dieſes mit einem Gemiſch von ver- 
dünnter Schwefelfäure und chromfaurem Kali deftillit. Man erhält im Deſtillat ein 
Gemenge von Effig-, Propion- und Kohlenfäure, die mit fohlenfaurem Natron neu: 
tralifirt werden, worauf man die Flüffigkeit zur Kıyftallifation des effigfauren Na 
trons abdampft. Die Mutterlauge mit der angemeffenen Menge Schwefelfäure deftil: 
firt, liefert Propionfäure. Die Propionfäure hat in ihren Eigenfchaften große Aehn⸗ 
lichkeit mit der Effigfäurez fie ift eine farblofe, ſtark faure Klüffigkeit von 0,991 fpec. 
Gewicht bei 250,0; Eryftallifirt in möglihft entwäflertem Zuftande in Blättern und 
fiedet Bei 141,6.C. Sie befißt einen eigenthümlichen, der Butterfäure etwas ähnli— 
chen, doch viel weniger unangenehmen Geruch, ift in allen DVerhältniffen mit Wal 
fer miſchbar, wird aber aus diefer Löfung durch Chlorcalcium ölartig abgefchieden. 


Propionsaures Aethyloxyd, &ther metacetonique, metacetonic ether, bild 
ein in Wäſſer unauflösliches farblofes, leichted Del von angenehmem Obſtgeruch, je 
doch verfihieden von dem des Butterfäureäther®, und fiedet bei 100° C.; findet zur 
Bereitung von Eremed und Limonaden, um diefen einen angenehmen Gefchmad zu 
ertheilen, Anwendung. 


Propionsaures Amyloxyd; wird duch Deſtillation ‚eined trocknen Gemengee 
von.fihmwefelfaurem Aethyloxyd⸗Kali und propionſaurem Kali dargeſtellt; es iſt eine 
klare, angenehm wie Ananas riechende Flüſſigkeit, die bei 1550 C. fiedet und als 
Fruchteſſenz zu Parfüms ꝛc. gebraucht wird. | 


Propylen, Metaceton, Allylwaſſerſtoff; ein gasförmiger Kohlenwafferftoff, wel 
her zum Propylaltohol oder Propylorydhydrat in demſelben Verhältniſſe fteht, wie 
das Aethylen, oder Ölbildende Gas zum gewöhulichen Altohol oder Aethyloxydhydrat. 
Das Propylen ift ein dem ölbildenden Gaſe fehr ähnlicher Körper, der fich, wie die 
fed, durch ſtarken Drud zu einer tropfbaren Flüffigkeit verdichten läßt. 

Propylenosydhydrat, Propyloxydhydrat, Propylalkohol, findet fi als Be 
ftandtheil ded rohen Fuſelöls, welches bei der Reinigung ded aus MWeintrebern bereis 
teten Branntweind in Frankreich gewonnen wird. Der Propylalkohol bildet eine far 
lofe, leicht bewegliche Flüffigkeit von angenehm obftartigem, beraufchendem Geruch; 
ift leichter ald Waſſer und darin löslich, doch nicht in allen Berhältniffen, und fiebet 
bei 96° ©. R 

Protäin, Pyotöinförper, man bezeichnet hiermit eine ganze Klaffe von Köt 
pern, die fowohl im Thier- wie Pflanzenorganidmus vorkommen, und ſowohl hin 
fichtlich ihrer Gigenfchaften, als auch ihrer Zufammenfegung nahe übereinftimmen, 
obwohl fie unter fich wieder beftimmt charakterifirt find. Da das Eiweiß fih als 
Prototyp diefer Gruppe anfehen läßt, fo hat man fie auch eiweißartige Stoffe, 
Albuminftoffe oder «Körper genannt. Bon der Anficht ausgehend (die fih je 
doch ſpäter ald irrig erwies), daß ein Stoff, dad Protein, eriftire, der Allen ge 





1 


% 


Protoxyd — Purpurblau. 367 
mein ſei, oder vielmehr, aus welchem alle hervorgingen, hatte man ihnen den Na- 
men Protöinftoffe beigelegt. Es gehören hierher: 1) Albumin, 2) Fibrin; 3). Kaſeln 
und ihnen Ähnliche Stoffe. Hiermit fol jedoch nicht gefagt fein, daß es nur Ein 
Albumin, Gin Fibrin oder Ein Kafein gebe; im Gegentheil haben - neuere Unterfu- 
Hungen in der Zufammenſetzung des Albumins und Fibrind verfchiedenen Urſprungs, 
Unterfchiede Tennen lehren, die zu bedeutend find, ald daß man nur Ein Albumin 
oder Ein Fibrin annehmen tönnte, Die den Blutbildern oder Protsinftoffen allges 
mein zulommenden Eigenfihaften find folgende: Dis meiften derſelben erfcheinen in 
mehreren, gewöhnlich zweierlei Modififationen: einer löslichen und einer unlöslichen. 
In der erftern findet man fie in dem Thiers und Pflanzenorganidmud; in der an⸗ 
dern gehen fie entweder freiwillig, durch Kochen mit Wafler, ober durch Behandlung 
mit Säuren oder Metalloryden über. Im unlöslichen BZuftande find ed unkryſtalli⸗ 
fibare, weiße, meift flodige, geruch⸗ und gefchmadlofe Stoffe, in Waſſer und Aether 
unlöslich, nur felten löslich in Alkohol. 

Protoxyd, protoxide, protoxide; die Bezeichnung für die niedrigere Orpda- 
tionöftufe eines Körpers, im Gegenſatze zu deffen höherer, die alddann Peroryd ges 
nanut wird ; Diefe Bezeichnungsmeife ift allein noch in Frankreich gebräuchlich. 

Provenzeröl, Olivenöl, huile d’olives, olive oil; diefen Namen führen die 
feineren Sorten des aus den Früchten des Delbaumd, Olea europaea , gewonnenen 
Dels; man verwendet hierzu nur die reifen und gefunden Früchte, die auch kalt aus⸗ 
gepreßt werden. Nicht allein die Provence (Frankreich), fondern auch andere füdliche 
Linder, Stalien, Sicilien und Spanien liefern diefe beffern Dele. 

Prunellsalz, sel de prunelle, sal prunella, ift der Rame für den durch 
Schmelzen und Ausgießen in Plätzchen dargeſtellten Salpeter. 

Prunin, ſyn. mit Bafforin. 


Prussin, Pruffian; ein bypothetifche® Radikal von der Zufammenfegung C,N,, 
welches man in den Ferrocyanverbindungen annimmt, ein polymeres Cyan —3(C, N) 
= Cy, 

Puddeln, Puddlingoproceß, Puddlage, puddling, iſt diejenige Operation 
vermittelſt welcher die Entkohlung des Roheiſens in Flammöfen berverkftelligt wird. 

Pulsatillencampher,, |. Anemonin. 


Pulver, f. Schießpulver. 


Palverisiren, Pulvern, convertire ou redaire en poudre, pulveriser, to- 


pulverise‘, to powdre, wird die Operation genannt, durch welche Subftanzen der 
berfchiedenfien Art in einen mehr oder weniger fein zertheilten Zuftand verfeßt wer⸗ 
den. Je nach der Befchaffenheit diefer Subftanzen und je nach dem Grade der Feine 
beit, der erzielt werden foll, find die Vorrichtungen, deren man fich zu diefem Zwecke 
- bedient, aufs mannichfachſte verfchieden. Für leicht zerreibliche Stoffe hat man 
Reibfchalen, die and Serpentin, Borcellan, Glas ac. beſtehen; für fehr fefte: metal 
lene Mörfer aus Meffing, Eifen, Stahl, mit eben ſolchem Piftill; wo es fih um 
Darftellung größerer Mengen von einem Puiver handelt, wendet man Mühlen mit 


4‘ 


Steinen, oder Stahlplatten, oder fogenannte Stampfwerfe an, die entweder durch _ 


mebanifche, Thier⸗ oder Menjchenkräfte in Thätigkeit gefeßt werden; befonders feine 
Pulver werden auf den fogenannten Reibfteinen mit Waffer angerieben und gefchlämmt. 

Parpurblau, purpurfchwefelfaures Natron, eine zum Färben und Druden auf 
Seide und Wolle angewendete blaue Farbe. Zu ihrer Darftellung wendet man zmei- 


368 Purpurin — Pyropapier. 


fach » [ehmwefelfaured (doppelt ſchwefelſaures) Natron und zwar das 10⸗ bis 20fache des 
zu behandelnden Indigo, erhit daffelbe in einem Gefäße von Bußeifen, fo daß es 
Ihmilzt, und erhält e8 in dem gefchmolzenen Zuftande auf 200° bis 300° C., und 
trägt in das gefchmolzene Salz den fein gepulverten und geflebten Indigo unter bes 
fländigem Umrühren nah und nad ein. Die Maſſe bläht fich unter Gasentwickelung 
ftart auf und nimmt eine dunkle Farbe an. Bon Zeit zu Zeit nimmt man eine 
Probe heraus, bringt fie in Wafler, um zu fehen, ob dieſes eine röthlich violette 
Farbe davon annimmt, woraufsman die Operation unterbricht und’ die Maffe, welche 
nun eine teigartige Befchaffenheit angenommen hat, unter Umrübren in eine große 
Menge Waffer bringt (die 70 — 8Sofache). Diefer Mifehung fügt man dann Kochſalz 
zu (etwa 2 Pfd.) auf 1 Pfd. der Mifchung), worauf beim Erkalten ſich dad Produft 
abfcheidet und auf einem Filter gefammelt und mit Salzwafler ausgewafchen wird. 

Purpurin, ſ. Krapp. 

Purpurindig, ſyn. mit Indigoſchwefelſäuren. 

Puzzuolanerde, pouzzulane, puzzulano, puzzuolana, pozzuolana; tin 
bimfteinartiged Mineral von Puzzuoli bei Neapel, welches mit gebranntem Kalk und 
Waſſer zu einer breiartigen Maffe angemacht, einen vorzüglichen Cement für Waller 
bauten Tiefert und fehon von den Römern zu diefem Zwecke benutzt wurde. 


Pyraconitsäure, ſyn. mit Itakonſäure. 
Pyroessigäther, ſyn. mit Aceton. 
Pyrogallussäure, fun. mit Brenzgallusſäure. 
Pyrogensäure, fyn. mit Ameifenfäure, 
Pyrohelzsäure, fun. mit Holzeffig. 


Pyrolin, fyn. mit Pyrol. 
“ Pyrolusitz mit diefem Namen hat man das natürlich vorfommende reine Man⸗ 
ganhyperoryd belegt; er bildet als ſolches das am meiften geſchätzte Braunfteinmine 
val, und findet fi in Deuifchland beſonders häufig in dem Ilmenauer Braunſtein. 


Pyrometer, pyromötre, pyrometer; eine Bezeichnung, die man verfchiedenen, 
zur Meffung hoher Temperaturgrade beftimmten Vorrichtungen und Inftrumenten ber 
gelegt hat. Die Beftimmungen mit den Pyrometern erreichen jedoch niemals die 
Schärfe, wie die mittelft ded Queckſilberthermometers gemachten, doch reichen fie in 
den meiften Fällen für die Technif aus, Das vielfach angemendete Wedgewood⸗ Pr 
rometer beruht auf der Eigenihaft des Thons, je höher die Temperatur fleigt, um 
fo mehr zu ſchwinden, d. h. zufammenzufintern; da fich jedoch Die verfchiedenen Thon 
in diefer Beziehung verfchieden verhalten, fo find auch die fo gewonnenen Refuttalt 
nicht überali vergleihbar. Sicherer find die Meffungen mittelft des Luftthermome 
terd, fowie auch die aus der Ausdehnung ded Platind bei den verfchiedenen Higt- 
graden. Kerner benugt man die Wärmelapacität gemwiffer Körper, namentlich des Pla 
tind, um aus der Erwärmung, die eine gegebene Menge Wafler, durch ein beftimm- 
te8 Gewicht Platin von der zu meflenden Temperatur erfährt, hohe Qemperaturgradt 
zu beftimmen. Ä 


Pyropapier; ein nah Art der Schiefbaummolle aus Seidenpapier dargeſtel⸗ 
ted Produft, welches, indem man es mit chlorfaurem Baryt, falpeterfaurem Stron⸗ 
tian, chlorſaurem Kali, ſalpeterſaurem Kupfer u. ſ. w. tränkt, zweckmaßig zur Etzeu⸗ 


⸗ 


] Pyrophor — Pyrozylin., | 369 


gung farbiger Lichter verwendet werden fann. Bor dem Spektralapparat verbrannt, 
zeigt ed die charakteriftifchen Linien in größter Schönheit und Deutlichkeit. 


Pyrophor, pyrophore, pyrophor; mit diefem Namen werden gewöhnlich alle 
diejenigen feften Körper bezeichnet, welche die Eigenfchaft befigen, im fein zertheilten 
Zuftande fih in Berührung mit der Luft von ſelbſt zu entzünden. Diefe Eigenfchaft 
beruht zum Theil auf der großen Berwandtfchaft, die diefe Körper zum Sauerſtoff der 
Luft befigen, zum Theil aber auch auf ihrer großen Porofität, in Folge welcher fie 
Luft und Feuchtigkeit abforbiren und verdichten, und durch die hierbei frei werdende 
Wärme fih entzünden und verbrennen. Im eigentlihen Sinne ded Wortes gehören 
alle an der Luft fich entzündenden Körper, ohne Rüdficht auf ihren Aggregatzuftand, 
zu den Pyrophoren. Es giebt eine große Anzahl pyrophorifcher Körper, befonders 
find ed, nah Böttger, Weinfäurefalze, die, vorfichtig verkohlt, leicht dasftellbare 
Byrophore liefern. Auch durch Glühen von 1 Theil Zuder, 2 Theilen Mennige oder 
Bleihpperoryd werben gute Pyrophore erhalten. Daß auch feuchtes Heu, eingefettete 
Volle u. dergl. unter gewiſſen Umftänden fich von felbft entzunden, alfo Pyrophore 
werden können, ift eine befannte Erfahrung. 


Pyrophosphorsäure, d. i. Zweibaſiſche Phosphorfäure, auch Paraphosphorfäure. 
Pyroretin, fon. mit Brandharz. 


Pyrosäuren, Pyrogene, nennt Dumas die durch Wirkung der Wärme auf 
organifche Subſtanzen erzeugten Säuren (Stoffe). 


Pyrosam, eine dem Pyroxylin verwandte und durch Behandlung von Stärke 
mit Salpeterfäure erhaltene Subftanz. 


Pyrosylin, Pyroxyl, Schießbaummolle, Schießfafer, Schiehvapier, Baliſtoxyd, 
ſalpeterſaure Lignia oder Ligninoryd, pyroxyline, pyroxHine. - Zur Darſtellung 
diefed intereffanten Körperd, der bei feiner Entdedung durch Schönbein, und faft 
gleichzeitig dur Böttger, ein fo großes Auffehen erregte, giebt es fehr viele Vor⸗ 
ſchriften, von melchen es jedoch zweifelhaft ift, ob Böttger und Schönbein fih 
einer derfelben zur Darftellung ihres Präparats bedient haben. Gewöhnlich wendet 
man Baummolle zur Darftellung ded Pyrorylind an, weil fie der reinfte natürliche 
Zellſtoff iſt; doch liefern auch Baummollen» und Leinengewebe, Bapier und Papier- 
maſſe, Sägeſpäne ꝛc., wenn ſie mit koncentrirter Salpeterſäure behandelt werden, das 
Präparat. Zu dem Ende wird die von allen mechaniſchen Unreinigkeiten forgfältig 
befreite Baumwolle, wenn es ſich um ein beſonders reines Pyrorylin handelt, zuerſt 
mit ſchwachem alkaliſchem Waſſer, dann mit verdünnter Säure, und nachdem fie wie⸗ 
der getrocfnet worden ift, noch mit Alkohol und Aether behandelt und wieder getrod- 
net. Kür gewöhnliche Zwecke genügt dad MWafchen mit alkalifch gemachtem Wafler. 
Die fo vorbereitete Baumwolle wird nun in foncentrirter Salpeterfäure von 1,45 bis 
1,52 fpec. Gewicht und Toncentrirte Schwefelfäure 1 bis 2 Minuten lang eingetaucht, 
dann herausgenommen und fofort in eine große Menge Waſſer gebracht, wo fie wies 
derholt mit frifchem Waſſer fo oft abgefpült wird, bid dad Wafchwailer nicht mehr 
fauer reagirt, und fhlieglich nochmals mit verdünntem Ammoniakwaffer abgewafchen, 
ausgedrückt, aufgelodert und bei fehr gelinder Wärme getrodnet, Dies ift dad 
Berfahren der Darftellung im Allgemeinen, wobei jedoch ſowohl das Berhältnig zwi⸗ 
fhen Salpeterfäure und Schwefelfäure fehr wechfelnd genommen, fowie die Salpeters 
fäure von verfchiedener Stärke angewendet wird. Stärkere Säuren und kurzes Ver⸗ 
weilen der Baummolle in dem Säuregemifch bedingen ein mehr erplofived Pyrorylin, 
twogegen auf entgegengefeßtem Wege ein in Aether vollfomniener und leichter lösli⸗ 

5. d. techn. Chemie. 24 














370 | Pyrozylin. 

ches Pyrorylin erhalten wird. Es mag noch erwähnt fein, daß man ftatt der freien 

Salpeterfäure auch deren Salze befonderd Kali- und Natronfalpeter anmenden fann. 

Auf 1 Theil Baummolle rechnet man 20 bis 30 Theile Säure oder fo viel, dafı jene 
vollftändig von diefer bededt wird. Wegen der befondern Schwierigfeit der Rein, 
darftelung diefes Körpers, indem fich leicht einzelne Theile des Zellſtoffs der Einwir— 

fung der Salpeterfäure entziehen, während andere zerftört werden, hat man die Zu: 
fammenfeßung des Pyrorylind noch nicht mit Genauigkeit ermitteln können, und man 
weiß nur fo viel, daß daflelde den Stidftoff wahrſcheinlich als Salpeterfäure enthält, 
und daß mehrere Verbindungen der Gellulofe mit den "Elementen der Salpeterfäure 
eriftiren. Da es noch nicht einmal gelungen ift, eine fonftante empirische Formel da: 
für aufzuftellen, fo hat man nocd weit mehr auf die Aufftelung, einer rationellen 
bisher verzichten müffen. — Dad aus Baummolle dargeftellte Pyrorylin hat äußerlid 
faft noch ganz die Befchaffenheit derfelben, doch fühlt es fich etwas knirſchend und 
hart anz beim Reiben wird es, befonder8 erwärmt, ſtark eleftrifch; eine Cigenfchaft, 
die im höchften Grade an den dünnen Blättchen hervortritt, die man bei der freimil: 
ligen Berdunftung feiner Auflöfung in Wether auf einer Glasplatte erhält. Es if 
unlöslich in Waffer und wird auch bei längerer Aufbewahrung in Waſſer nicht ver: 
ändert; eben fo wenig löſt es fich in reinem Alkohol und abfolutem Aether; in einem 
Gemifh von beiden löſt es fich dagegen zu einer farblofen, etwas zähen Flüſfſigkeit 
(Sollodium) auf; doch fommt auch zumeilen Pyrorplin vor, welches ſich auch in div 
fer Mifhung nicht löſt. Böttger’fche Schießbaumwolle Lö fh auch in Eſſigſäure 
was bei der gewöhnlichen Schiefbaummolle nicht gefchieht. Dad Pyrorylin zerieht 
fih durch den Schlag oder Stoß mit einem harten Körper, ebenfo auch beim Erwär⸗ 
men. Bei welcher Temperatur im leßteren Falle die Zerfegung, reſp. Epplofion cr 
folge, hierüber lauten die Angaben fehr verjchieden, was offenbar feinen Grund darin 
bat, daß man Subftanzen von verfchiedener Zufammenfeßung- vor ſich hatte; im Al: 
gemeinen darf man jedoch annehmen, daß die Entzündungstemperatur bei 50° € 
liege, doch hat man auch fehon bei 30% C. Erplofionen eintreten fehen. Allein niet 
blos durch den Schlag oder die Wärme zerſetzt ſich das Pyrorylin, es findet aud 
oft eine freiwillige Zerſetzung, bald ohne, bald mit Erplofion ſtatt, und von der letz⸗ 
teren Art find Beifpiele befannt, daß große Etabliffements dadurch zerftört murden. 
Bei der Zerfegung ohne Erplofion geht dad Pyrorplin zunächſt in Stieftoffbaum: 
wolle über; die Subftanz ift noch faferig,; veagirt aber ſtark fauer; nad) dem Aut 
waſchen und Trodnen erplodirt die Wohle nicht mehr. Nach etwa 6 Monaten entflebt 
eine gunimiartige, in Wafler nur theilweife [ö8liche Flüffigkeit; dad Ungelöfte if I 
loidin, das Aufgelöfte Zuderfäure; noch fpäter finden fih Glycofe und Dralfäure. 
Sn einem fpeciellen alle lieferten 30 Grm. Schießbaummolle 3,5 Grm. vollfommen 
kryſtalliſirten Zucker. — Die Wirkungen ded Pyrorplind mit denen des Schiehpul: 
vers veiglichen, ftellt fih ald Mittel heraus, dag 1 Theil Pyrorylin 3 Theilen Schieß⸗ 
pulver gleich zu ſetzen fein dürften; die Ungleichförmigkeit der verfchiedenen Präparate 
erlaubt jedoch einen genauen Vergleich nicht, fo daß auch die Angaben in ‚diefer Be⸗ 
ziehung ſehr wechfeln und die Einen deren Wirkung wie 1 : 8, die Andern wie 1:2 
angegeben haben. Im Mebrigen muß ed nach den bis jebt vorliegenden Refultaten 
überhaupt noch bezweifelt werden, ob das Pyrorylin für die Schießwaffen das Pul: 
ver erfegen kann. Die öfterreich. Regierung bat zwar das Verfahren der Darftellung 
der Schießmwolle nach dem Böttger-Schönbein’fchen Berfahren erworben; es if 
jedoch nicht bekannt geworden, daß daffelbe benugt worden wäre, um Schießwolle 
für den Bedarf der Armee in größern Maffen darzuftellen, und noch weniger bat 








Pyrrhol — Quassiin. 371 


man vernommen, daß Anwendung von den Pyrorylin für nicht militärifche Zwecke ges 
macht worden wäre. In einer Mifchung von Alkohol und Aether gelöft, als Collos 
dium, findet das Pyroxylin vielfah Anwendung in der Photographie, fowie auch in 
der Chirurgie zum Meberkleiden einer, frifcher Schnittwunden. Ein in feinem Aeus 
fern verfchiedener, in feinem Verhalten ähnlicher Stoff wird erhalten, wenn man in 
ein Gemifh von 6 Theilen Nordhäufer Schwefelfäure und 3 Theilen Galpeterfäure 
von 1,5 fpec. Gewicht, welches fih in einer Porcellanfchale befindet, gefrämpelte 
Baumwolle eintaucht dels Gefäß, mit einer Glasplatte bedeckt, 5 Minuten ftehen läßt 
und hierauf fchnell 3 bis 4 Theile kaltes Waſſer hinzufügt. — Unter heftiger 
Entwidelung von falpeterfauren Dämpfen löſt fi die Baummolle rollfländig, und 


nah 12» bis 18ftündigem Stehen fcheiden fich nadelförmige Kryſtalle aus, welche 
beim Erwärmen erplodiren. 


Pyrrhel, iſt eine ſchwache Baſe, die ſich in dem flüchtigen Steinkohlentheeröl 
findet und die Eigenfchaft befigt. einen mit Salzſäure beftrichenen Fichtenholzipahn 
purpurroth zu färben. 

Pyrrhopin; mit diefem Namen hat man einen in der Wurzel von Chelido- 
num majas 4. enthaltenen fryftallifirbaren,, ſchwach bafifchen Körper belegt, der durch 
die Eigenfchaft ausgezeichnet if, mit den Säuren hochzinnoberrothe Salze zu bilden; 
wahrfeheinfich ift das Pyırhopin mit dem aus derfelben Wurzel dargeftellten Chel⸗ 
erythrin identifch. 


. 


Quadrantoxydesz mit dieſem Namen hat H. Roſe die Verbindungen von 4 Ae⸗ 
quiv. Metall mit 1 Aeq. Sauerſtoff belegt; bis jetzt hat man nur wenige ſolcher Ver⸗ 
bindungen kennen fernen, fo 3. B. des Silbers und Kupfers; aber es unterliegt kei⸗ 
nem Zweifel, daß deren von ſehr vielen anderen, wenn nicht von den meiſten Metal⸗ 
len eriftiven. Diefen Sauerftoffverbindungen entfprechen, wenigſtens beim Kupfer, 
auch Schwefelverbindungen. Im Zufammenhang hiermit fteht auch die Entdedung 
Bunfens, wonach das Ehlor in geringerer Proportion ald 1 Aeq. mit den bid jegt 
angenommenen Aequiv. der Metalle fich vereinigen kann. 


Quars, quartz, quarts. Mit diefem Namen bezeichnet man alle natürlich 
vorfommende SKiefelerde, im Gegenfab zu der amorphen, die Opal genannt wird. In 
diefem Zuftande erfcheint die Kiefelerde entweder in deutlich ausgebildeten Kryftallen 
oder in feinkörnig kryſtalliniſchen Aggregaten. Se nach der Färbung, die zunächft jene 
wigen, unterfcheidet man als die hauptfächlichften Arten: 1) Bergfryftall, farblo® oder 
weiß; 2) Amethyſt, veilhenblau; 3) gemeiner Quarz, wenig durchfihtig in verfchies 
denen Farben, gelb, braun, blaugrau 2; 4) Eiſenkieſel, durch Eiſenoxyd gefärbt. 
Von dem kleinkryſtalliniſchen Quarz: 1) Horaſtein von ſehr verſchiedenen Farben; 
2) Kieſelſchiefer, ebenfalls verſchieden gefärbt; 3) Jaspis, durch Eiſenoxyd gelb, roth 
oder braun gefärbt; Dichter, undurchfichtiger Quarz; von dieſem unterſcheidet man 
gemeinen Jaspis, Kugel, Bande und Achatjaspis, nach der Art feiner Zeichnungen. 

Quassiacampherz cin flüchtiger Beftandtheil des Quaſſiaholzes, bei deſſen 
Deſtillation mit Waſſer ſich derſelbe auf der Oberfläche des Deſtillats in weißen kry⸗ 
ſtalliniſchen Blättchen abſcheidet. 

Quassiin, 1. Quaſſit. 

24* 


372 Quassit — Quecksilber. 


Quassit, Quaffüin, findet fi in dem Hole von Quassia amara und Q. ex- 
celsa. Der Quaffit fryftallifirt in weißen, durchſichtigen Prismen; ift in Waſſer 
wenig löslich; am beften löft er fih in kochendem abfoluten Alkohol; ift geruchlos 
und bewirkt auf der Zunge einen fehr bittern, lange anhaltenden Geſchmack. 


Queckenwurselaucker. In der Wurzel’von Carex arenaria findet fid eine 
eigene Zuderart, die Berzeliud für Mannit erflärt, und den Hauptbeftandtheil des in 
den Apothefen unter dem Namen Mellago graminis gebräuchlichen Arzneimitteld 
- ausmacht. 


Quecksilber, mercure, hydrargyre, mercury, quiksilver, Zeichen: Hg; 
Hequivalent: 100. Diefed für die Chemie wie für die Phyfit gleich wichtige Metall 
fommt nicht fehr häufig In der Natur vor; eben fo wenig zahlreih find aud feine 
natürlichen Berbindungen." Die hauptfächlichften Tagerftätten bilden die Quedfilber 
gruben zu Almaden in Spanien und zu Idriq in Krain, zu melden in der 
neuern Zeit die in Kalifornien gefommen find. Auch China und Beru Tiefern große 
Mengen von Queffilber; von geringerer Bedeutung find die Quedfilberbergwerke bei 
Zweibrüden in der Rheinpfalz und Horfowig in Böhmen. Das uedfilber finde 
ſich gediegen, hauptfächlih aber mit Schwefel verbunden, als natürlicher Zinnober; 
immer in fpärlicher Mehge kommt e8 mit Silber, mit Selen, al& Schwefelquedfilber 
mit Selenzint und Selenblei verbunden, wie auch als Jod⸗ und Chlorquedfilber vor. 
Zur Gewinnung ded Quedfilberd werden die Erze (Schmwefelquedfilber) auf der Sohle 
eined Flammofens für fich geröftet und die entftehenden Produkte, ſchweflige Säure, 
und Quedfjjberdämpfe, durch eine Neihe gemauerter Kammern geleitet, in melchen fid 
dag Quedfilder verdichtet und durch Rinnen in ein gemeinfhaftliche® Nefervoir ab- 
fließt. In Almaden hat man ftatt der Kammern mehrere Reihen birnförmiger, thö— 
nerner Borlagen, Alu deln genannt, die ineinander geftedit find und fo gleichfam 
eine einzige, lange, geneigte Röhre bilden. In den Aludeln verdichtet fih das Que: 
filber und fammelt fich ebenfalld in einem gemeinfchaftlichen Behälter. Im Zwei: 
brüdefchen ift die Gewinnung ein Deftillationeproceß, indem man dad Quedfilber 
erz mit Kalt aus irdenen Retorten, die in einem Galeerenofen eingefegt find, deſtil⸗ 
litt. Sn Horfomig in Böhmen bewirkt man die Reduktion ded Queckfilbers durch 
einen Zufab von Hammerſchlag, welchen man den Erzen giebt. Das auf die eine 
oder andere Weife erhaltene Quedfilder wird, um ed von anhängenden Unteinigkeiten 
zu befreien, durch Zwillich gedrüdt und fo in den Handel gebracht. — Daß reine 
Quedfilber befißt eine weiße, der des Silbers ähnliche Farbe, und ift das einzige 
bei gewöhnlicher Temperatur flüffige Metall; unter — 409 &. ift es feſt und erfcheint 
alsdann als ein weißes, ftark glänzendes, dem Silber ähnliched Metall, welches dehn⸗ 
bar ift und fich mit dem Hammer leicht platt fchlagen läßt. Das fpec, Gewicht der 
flüffigen Quedfilberd beträgt bei 09,0 13,596. Ein Raumtheil Quedfilber dehnt 
fih von .00 bis 1009 C. um 0,018153 Raumtheile oder für jeden Thermometergrad 
un guys aus. Es fiedet bei 3500 C., doch verdunftet ed fchon bei gemöhnlicer 
Zemperatur, und felbft fchon noch etwas unter 00 &. Bei 1009 C. beträgt die 
Spannftaft feine® Dampfes etwa 4 Millimeter. Das reine Quedfilber benetzt weder 
Glas noch Porcellanz enthält es aber fremde Metalle, fo adhärirt es merflich an Por 
celan oder Glas und bildet alddann, wenn es über eine Glasplatte fließt, längliche 
Tropfen, den fogenannten Schweif. Reines Quedfilber verändert ſich nicht an der 
Luft, auch wenn ed noch fo fange mit Sauerftoff, atmofphärifcher Luft, Stichſtoff⸗ 
orydul= oder Stickſtofforydgas gefhüttelt wird; von Eoncentrirter Chlorwaſſerſtoffſäure 


N 





ö \ 


Quecksilberbasen — Quecksilberchlorid. 373 


wird es felbft beim Erhigen nicht angegriffen, Salpeterfäure löſt es dagegen ſchon 
in der Kälte allmälig auf; koncentrirte Schwefelfäure wirkt bei gewöhnlicher Tempe⸗ 
ratur nur wenig auf Quedfilber ein; aber damit gekocht, löſt fie e8 auf, indem ein 
Theil der Schwefelfäure in Sauerfloff, der fih mit dem Quedfilder verbindet, und 
in fhweflige Säure, die gasförmig entweicht, zerfegt wird, während die übrige Schwe—⸗ 
felfäure fchwefelfgured Queckſilberoryd bildet, Bon Chlorgad wird gelinde erwärmtes 
Queckſilber in Quedfilberchlorid verwandelt. Nah. Wiggers foll dad Quedfilber in 
Waſſer etwas auflöslich fein. — Dad gewöhnliche Queckfilber des Handels ift nie 
mals völlig rein, es enthält Tleine Mengen von Zinn, Kupfer, Blei, Wismuth x. 
Man hat viele Methoden, um ed von diefen Beimengungen zu befreien. Man diges 
riet ed mit mäßig ſtarker Salpeterſäure unter öfterem Umfchütteln, wäfcht es mit 
Bafler, dann mit einer Köfung von Eyankalium und fchließlich nochmals -mit Waſ⸗ 
fer, und trocknet e8 bei gelinder Wärme; auch dur Schütteln mit einer Löfung von 
Eifenhlorid Taffen fih die fremden Metalle faft vollkommen entfernen. Völlig reines 
Quedfilber erhält man nur durch Deftillation ded durch Sublimation dargeftellten 
Zinnober® oder Sublimat® mit 1 Theil Kalk oder Eifenfeilez Eleinere Mengen ftellt 
man durch Erhigen von Quedfilberoryd dar; man muß es aber mit etwas reifter 
Salpeterfäure, um dad Dryd, welches ed enthalten könnte, fortzufchaffen, und zuletzt 
mit Wafler abwaſchen. — Die Anwendung ded Duedfilberd ift eine fehr mannich- 
fühe; die größte Menge defjelben wird in dem Silberamalgamationgproceffe verbraucht; 
ebenfo findet e8 eine bedeutende Anwendung zur Anfertigung von Thermometern und 
Barometern und einigen andern phyſikaliſchen Inſtrumenten; zur Darftellung von 
Zinnober, von Knallqueckſilber, von vielen chemiſchen Präparaten überhaupt, Die 
theild in den Gemwerben, theild auch in der Heilfunde Anwendung finden. früher 
bediente man fich deifelben auch bei der ächten Teuer: Vergoldung und PVerfilberung ; 
doh Hat hier fein Verbrauch, feitdem man diefe Arbeiten größtentheild auf dem gale 
vanifchen Wege ausführt, fehr abgenommen; ein innige® Gemenge von Quedfilber 
und Kreide benugt man unter dem Namen „Mützenpulver“ zu einer fogenannten 
falten Berfllberung von Kupfer» und Meffinggegenftänden. 


Quecksilberbasen; es find dies Quedfilber- Ammoniakverbindungen, in wel⸗ 
her ein oder mehrere Nequivalente Waflerftoff des Ammoniaks durch eben fo viel 
Hequivalente Quedfilber vertreten find; nach einer andern Anficht wären ed Stickſtoff⸗ 
verbindungen des Quedfilberd mit verfchiedenen Mengen von Quedfilberorpd in den, 
verfehiedenen Quedfilberbafen, indem fich ſtets 3 Aeq. Queckfilberorvd 3HgO mit 
I Meg. Ammoniak H,N vereinigen, wo aldödann HgN und 3HO entfliehen würden. 


Bis jetzt kennt man vier folcher Quedfilberbafen, bei welchen von den 4 Aeq. Wafs 


ſerſtoff des Ammoniums 

1 Aeq. Waſſerſtoff durch 1 Aeq. Quedfilber 

2 ” ” ” i ” ” 

3 [2 [72 [74 3 Br ” 

4 ” ” ” 4 ” ” 
erfegt find; die Bezeichnungen für dieſe Körper find: 1) Mercurammonium; 2) Bis, 
3) Tris und A) Tetramercurammonium. Diefe Bafen bilden mit Chlor⸗, Brom- und 
Jod⸗Queckfilber, ſowie auch) mit dem Quedfilberoryd, eigenthümliche Verbindungen 
nah verfehiedenen Verhältniſſen. In 


Quecksilberchlerid, Einfach⸗Chlorqueckſilber, Sublimat, ägender Quedfil- 
berfublimat, ſalzſaures Queckſilberoryd, Deutochlorure de Mercure, bichloride of 


/ 


- 


374 . Quecksilberchlorür — Quecksilberoxyd. 


Mercury, corosive sublimate. Diele’ Verbindung wird im Großen dargeftellt, ins 
dem man ſchwefelſaures Quedfilberoryd in einer großen Menge‘ Waſſer auflöft und 
den fich hierbei bildenden Niederfchlag (bafifch fchmefelfaured Quedfilberoryd) mit Salz 
fäure behandelt, wodurch derfelbe in Quedfilberchlorid verwandelt wird. Der Sublimat 
ift farblos, von 5,4 fpec. Gewicht, fehmilgt bei 265% C. und fiedet bei 295° C.; fein 
Dampf ift farblos. Er löſt fih in 26 Theilen falten und 3 Theilen kochendem Baf: 
fer auf; in Alkohol ift er leichter löslich und bedarf von kaltem 24 Theile, von heis 
ßem 14 Theile; er ift auch im Aether leicht löslich, von welchem in der Kälte-3 Theile _ 
1 Theil Sublimat auflöfen. Bon heißer Chlorwafferftofffäure wird er in fo reidlis 
her. Menge aufgenommen, daß die Löſung beim Erkalten erſtatrt. Der Sublimat 
dient in den chemiſchen Laboratorien zur Darſtellung einiger Chlormetalle, ſowie auch 
des Queckſilberchlorürs; in der Medicin als Heilmittel gegen ſyphilitiſche Krankhei⸗ 
ten; zum Schutze des Holzes gegen Fäulniß und gegen Inſektenfraß; zur Konſervi⸗ 
rung anatomiſcher Präparate in den zoologifchen Sammlungen. Das Quecfſilber⸗ 
chlorid befteht aus 1 Aeq. Quedfilber und 4 Aeq. Chlor, und enthält in 100 Zheilen 
26,6 Theile Chlor. 

* Quecksilberchlerür, Halb » Chlorquiedfilber, Calomel, protochlorure de mer- 
cure, protochloride of mercury. Die zabireihen Synonymen fiehe Galomel. 
Diefer Körper kann auf mannichfache Weife erhalten werden. Im Großen ftellt man 
dad Quddfilberchlorür durch Sublimation aus einem innigen Gemenge von ſchwefel⸗ 
faurem Quedfilberoryd, metallifhem Quedfilber und Kochjalz dar. Das fo erhaltene 
Quedfilberchlorür bildet fchöne, durchfichtige, quadsatifche Pridmen von 6,5 fpec. Ge 
wicht; im Waffer ift er fo gut wie unlöslich, indem ſalpeterſaures Quedfilberorpdul 
in einer Flüffigfeit, die Iz0600 Theile Chlorwaflerftofffäure enthält, noch einen deut- 
lihen Niederfchlag von Duedfilberchlorür hervorbringt. Waſſerdämpfe und fiedendes 
Waſſer zerfeben dad Calomel in metalliſches Quedfilber und Quedfilberchlorid; mit 
Salzfäure gefocht, verwandelt' es fih ebenfalls fohnell in Eublimat. E8 ift ein ſehr 
gebräuchliche® Arzneimittel und wird auch in der Porcellanmalerei zum Bermifchen 
mit Gold angewendet, um diefed möglichft fein zertheilt auftragen zu können. Für 
die medicinifchen Zmwede muß dad Galomel vollfommen rein und namentlich frei von 
Chlorid fein; ed muß fih vollftändig verflüchtigen, und mit Alkohol behandelt, an 
diefen fein Quedfilberchlorid abtreten. Dad Quedfilberchlorür befteht aus 2 Aequiv. 
Quedfilber und 1 Aeq. Chlor, enthält alfo 15,1 Proc. Chlor. 


Quecksilberjodid,, deutojodare de Mercure, perioduret of mercury; diefe 
Berbindung entfteht beim Vermiſchen der Löfungen von Quedfüberchlorid mit Jod— 
falium ; der fich bildende Niederfchlag ift erft gelb, wird aber fchnell roth; es ift in 
MWeingeift auflöslih, wird in der Medicin angewendet und ift auch ald Malerfarbe 
empfohlen worden. 

Quecksilberjodür,, Brolajadure de mercure, protoioduret of mercury, 
findet fich zumeilen "natürlich; Lünftlich bereitet man daflelbe durch Zufammenreiben 
von 8 Theilen Quedfilber mit 5 Theilen Jod, unter Befeuchten mit Alkohol; nad 
erfolgter Verbindung wäſcht man dad Präparat fo lange mit Alfohol, als diefer noch 


etwas auflöft. Es bildet ein grüngelbes, leicht fich zerfehendes Pulver und wird ale 
Meditament angewendet. 


- Quecksilberlegirungen ; die Verbindungen des Queckfilbers mit andern Me 
tallen; man nennt fie allgemein Amalgame. 


Queckallberoxyd, rothes Duedfilberorgd, rother Präcipitat, deutoxyde de 





Quecksilberoxydul — Quecksilberproduktion. 375 


mercure, precipit& rouge, peroxide of quiksilver, cAlecined mercury. Gewöhn⸗ 
lich ftelt man dad Queckfilberoryd durch Zerſetzung von falpeterfaurem Duedfilbers 
orpd oder ⸗Oxydul in mäßiger Hige dar. Man erhält hierbei ein kryſtalliniſches, 
glänzend vothed Präparat, welches zerrieben ein orangegelbed, matte® Pulver lie⸗ 
fr. Es ſchmeckt widrig metallifh, ift in Waffer etwas löslich und wirkt als 
ein heftiged Gift; es findet Anwendung in der Porcellanmalerei zum Auftragen der 
warden, indem ed fi in der Hige verflüchtigt. Es enthält 7,41 Procent Sauerftoff. 


Quecksilberexydul, ſchwarzes Quedfilberogyd, protoxide de mercure, pro- 
toxide of mercury. Es zeigt wenig Befländigkeit und verwandelt fich leicht in mes 
talifhed Onedfilder und Quedfilberoryd, Zu feiner Darftelung behandelt man fein 
geſchlänmtes Duedfilberhlorür in der Kälte mit einem Ueberſchuß von Kalilauge, 
wäfht nach beendeter Reaktion ab, preßt zwiſchen Fließpapier und trodnet bei ſehr 
gelinder Wärme, Dad Duedfilberorydul war früher ein häufig gebrauchtes Arzneis 
mittel; wegen feiner leichten Zerfehbarkeit macht man jebt jedoch nur noch felten Ans 
wendung von demſelben, e8 enthält 3,75 Procent Sauerftoff. 


Quecksilberexyd- Ammoniak, Mercuramin, Thenard’ z Senallquedfilber, 
Duedfilberorpamidid, oxyde ammonio -mercurique; im waflerfreien Zuftande (7°) 


NO-+2(HgO) befitt e8 eine dunfeldraune Farbe und verändert fich nicht an der 
Luft; es ift eine flarke Bafe, die mit den Säuren konſtant zufammengefebte charak⸗ 
krifirte Salze Tiefert. Dan erhält diefe. Verbindung durch Digeftion von Quedfilbers 
md mit Ammoniafflüffigkeit, die frei von Kohlenfäure und Chlorwaſſerſtofffäure ift. 
Quecksilberoxydsalze, sels de protoxide de mercury; die neutralen Qued⸗ 
ilberorydfalge find farblos, die baflfchen oft gelb gefärbt; ihre Röfungen zeigen fol« 
gended Verhalten: Kali und Natron im Weberfchuß angewendet, fällen aus ihnen gels 
8 Quedfilberoryd; Ammoniaf giebt mit den meiften einen weißen, ftidftoffhaltigen 
Riederfchlag; kohlenſaures Kali giebt einen rothbraunen; kohlenſaures Ammoniak meift 
tinen weißen Niederfchlag; Schmwefelmaflerftoff verurfacht zunächſt eine weiße Fällung; 
hi einem größern Zufag fchlägt fi ſchwarzes Schrefelquedfilber nieder; auf diefelbe 
Beife verhält fi auch Schmwefelammonium. Ferrocyankalium giebt einen weißen, bei 
lingerem Stehen blau werdenden, Jodkalium einen rothen Niederfchlag, der ſowohl 
in überfhüffigem Jodkalium, wie in überfhüffigem Quedfilberorpdfalz löslich ift. 
Quecksilberoxydulsalse, sels de protoxide de meroure; diefe find an fol- 
genden Reaktionen erfennbar: fauftifhe Ulkalien und Ammoniak geben einen ſchwar⸗ 
Mn, in dem Fällungsmittel unlöslichen, kohlenſaure Alkalien einen ſchmutzig gelben, 
bald fhmarz werdenden Niederfchlagz Ferrocyankalium bewirkt eine weiße, Schwefels 
waſſerſtoff und Schwefelammonium eine fhwarze Fällung. Chlorwaſſerſtoffſäure und 
Chlormetalle bewirken ſelbſt in den verdünntefien Löſungen weiße käſeartige Nieder⸗ 
ſchläge; durch Jodkalium werden die Queckſilberoxydulſalze grüngelb gefällt; ein Ues 
beiſchuß von Jodkalium löſt den Niederfchlag wieder auf; durch Eifen, Kupfer und 
Zint wird dad Duedfilber aus feinen Löfungen metalliſch abgefchieden. 
Quecksilberpräcipitat, gelber, ift baſiſchſchwefelſaures Quedfilberorgd. 
Quecksilberpräeipitat, rether, ſ. Quedfilberoryd. 
Quecksilberpräcipitat, weisser, f. Mercurius praecipit. albus. 


Nuecksilberpreduktion; man ſchätzt diefelbe auf der ganzen Erde auf 6100 
Centner, wopon auf 





376 Quecksilberstickstoff — Queensmetall.- 


Spanien. -  ... : . . 20000 &eniner, 
Kalifornien . A . A n . 35500 „ 
PBeu. . . 3000 „ 
Frankreich, Defterreich und Deutitlianr 2500 „ 

. 61000 Eentner. 

Quecksilbersticksteff, ſyn. mit Trimercuramin, f. Queckſilber— 
bafen. 

Quecksilbersublimat, f. Quecſilberchlorid. 

Quecksilbersulfid, Ginfah- Schwefelquefilber, Zinnober, cinober, bisul- 
fure de mercure, sulphide, or sulphuret of mercury; dad Quedfilberfulfid ift eine 
Verbindung von 1 Aeq. Schwefel mit 1 Aeq. Quedfllber, die im amorphen Zuftande 
ſchwarz, im Erpftallinifchen roth erſcheint und im letzteren Falle den belannten Zins 


nober bildet. Das ſchwarze oder amorphe Duedfilberfulfid erhält man durch anhale. 


tendes Reiben eines Gemenges von Queckſilber und Schwefel nach den entfprechenden 
Aequivalentgewichten. Diefe Verbindung ift unter dem Namen Mineralmohr in den 
Apotheken officinel. - Das rothe oder Fryftallifirtte Omedfilberfulphid findet fich als 
Sinnober”in der Natur und bildet das am häufigften vorfommende und zugleich wid: 
tigfte Queckſilbererz. Künftlich laßt fich der Zinnober fowohl auf trodenem , wie auf 


naſſem Wege darftellen; im erftern Falle unterwirft man das ſchwarze Schmwefelqued: 
filber einer Sublimation; im lestern bedient man fih am beten der von Liebig 





gegebenen Borfchrift, indem man frifch gefällten weißen Quedfilberpräcipitat bei 40 bie | 


50° C. mit Schwefelwaſſerſtoff⸗Schwefelammonium, welched zuvor mit Schwefel ge 
fättigt worden ift, digerirt. -Die Bildung erfolgt um fo raſcher, je Toncentrirter die 


Flüffigkeit ift, und man erhält einen an Feuer und Glanz dem chinefifchen nicht nad: 
ftehenden Zinnober, befonderd wenn man ihn zulegt bei gelinder Wärme mit eine - 
foncentrirten Loͤſung von Kali digerirt. — Der Zinnober kommt im Handel ſtets als 
ein äußerft feines, zarte® Pulver vor, und befißt, je nach der Beichaffenheit der Mu: 


terialien, aus welchen er dargeftellt wurde, und nad) der Darſtellungsweiſe felbit, 
eine mehr oder weniger feurige Farbe. Er findet feine hauptfählichfte Verwendung 
in der Delmalerei, fowie in der Siegelladfabrifation; Tleinere Mengen davon werden 


auch in den Apotheken gebraucht. Sein, andern rothen Farben gegenüber, ſtets etwas 
hoher Preis ift Veranlaſſung, daß er häufig verfälfcht wird, was meiftend mit Jie | 


. gelmehl, Chromroth, Drachenblut oder auch mit Mennige gefchieht. Derartige Ber: 


fälſchungen find jedoch leicht zu entdeden, indem der Zirnober, wenn er rein ift, fih 
in der Hige vollftändig verflüchtigt, während bei einem verfälfchten Zinnober die ge 
nannten Subftanzen zurüdbleiben und auch leicht dem Gewicht nach beftimmt werden 
fönnen ; die Berfälfehung mit Drachenblut, wenn fie ja vorfommen follte, würde ſich 
dur den kohligen Rückſtand, oder auch durch Digeftion mit Kalilauge, im welder 
ih dad Drachenblut auflöft, zu erkennen geben. Der Zinnober enthält 13,8 Prex, 
Schwefel. 

Quecksilberturpeth, fo viel wie baſiſch ſchwefelſaures Quedfil: 
beroryd. 


'Queensmetall, eine Legirung, die aus 9 Theilen Zinn, 1 Theil Antimon, 
1 Thl. Blei und 1 Th. Wismuth befteht, und früher hauptfächlich in der Metal: 
waateninduftrie von Birmingham angewendet wurde, gegenwärtig aber faft ganz von 
dem Britanniametall, einer ähnlichen Legirung, doch ohne Blei und Wismuth, ver 
drängt zu fein feheint. 





Quellerz — Qutttenschleim. 377 


Quellers, ſ. Rafeneifenftein. 

Quellsatssäure, Quellſäure, f. Porlaquellfäure 

Quercetin, f. Quercitron. 

Quercit, Gichelzuder, eine eigenthümliche, in den Früchten von —— ra⸗ 
cemosa und O. seasilis enthaltene, dem Milchzucker ähnliche Subſtanz, die jedoch, 
mit Salpeterfäure behandelt, Oralfäure, und nicht, wie der Milchzucker, Schleimfäure 
liefert. _Der Quercit kryſtalliſirt aus feiner Auflöfung in Alkohol in farblofen Pris- 
men, die bei 110° C. noch nicht an Gewicht verlieren. 

Quercitrein, 

Quereitrin, ſ. Quercitron. 

Quefeitrinsäure, \ 


Quereitren, Duercitronrinde, Duercitronholz, quercitron, quercitron, bark, 
yellow oak 5; die gelbe Farbefubftanz, welche im Handel diefen Namen führt, be: 
fieht aud dem groben Pulver und den geraspelten Spähnen der Rinde der, in Nord: 
amerifa, befonderd den füdlichen Staaten, wachſenden Färbereiche, Quercus tincto- 
ria, Q. nigra und Q. citrina. Außer dem gelben Farbftoff enthält fie auch Gerb- 
fäure und wird daher in Amerika auch in der Gerberei benußt. Der in dem Quer 
ütton enthaltene gelbe Karbftoff, dem man den Namen Quercitrin gegeben hat, wird 
dargeftellt, indem man die gepulverte Rinde mit Alkohol ausfocht und die Gerbfäure 
durch Leimlöfung fällt. Beim Verdampfen dey Löfung unter Zufag von Waffer er: 
halt man dad Duercitrin in Pleinen gelben Kryftallen, die fich Teicht in Alkohol, aber 
nur wenig in Aether und Wafler löſen. Die wäßrige Löfung wird felbft bei einer 
4— 5000fachen Berdünnung durch GEifenchlorid noch dunkelgrün gefärbt. Mit vers 
dinnten Säuren behandelt, zerfällt ed in Quercetin und Zuder und gehört alfo 
zu den Olucofiden. Nach dem Auswafchen und Trodnen bildet dad Quercetin ein 
ütrongelbed Pulver mit einem Stich ind Grüne, das unter dem Mikroskop ald aus 
Kryſtallnadeln beftehend erfcheint. Es ift geruch» und gefchmadlos, löſt fich ſchwer 
in Waſſer, leicht in Alkohol, und wird durch Eiſenchlorid ebenfalld grün gefärbt. 
Mit foncentrirter Kalilauge eingedampft, verwandelt es fih in Quercitrinfäure; 
diefe kryſtallifirt in waſſerhaltigen, an der Luft verwitternden, feinen, feideglänzenden 
Radein, die in kaltem Waller wenig, in fiebendem Wafler, Alkohol und Aether leicht 
auflöslich ſind; Eifenchlorid färbt fie blauſchwarz wie Sallusfäure; mit einem Tropfen 
Kalilauge verfegt, nimmt fie an der Luft eine prächtig karminrothe Farbe an. 

Quereitrongelb, fon. Quercitrin. 

Quereitronsäure, fon. Quercitrinfäure . 


Quereitronzucker ift der aus dem Duercitrin bei feinem Uebergange in Quer: 
tin abgefchiedene Zuderz er ift hellgelb, kryſtalliniſch, merflich füger als Trauben: 
suder, und wirkt fihnell reducirend auf alkalifche Kupferorydlöfung. 

Quittenschleim, ift eine zu den Pflanzenfchleimen gehörige Subflanz; man 
bedient fih des Duittenfchleimd wie ded aus dem Flohfamen, um feidenen oder wol- 
lenen Stoffen, die man damit tränkt, dann trocknet und glättet, wenn fie gewaschen 
worden waren, wieder Glanz zu ertheilen. 


373 Radical — Ratanhirsäure. 


R. 


Radical, unter diefer Bezeihnung verfteht man den eleftropofitiven Beſtand⸗ 
theil von, Berbindungen gegenüber dem Sauerftoff, den fie enthalten. Das Radical 
fann ein einfacher Körper fein, wie 3. B. der Schwefel in der Schwefelfäure ꝛc.; «8 
ann aber auch zufammengefegt fein, wie die Kohlenwaflerftoffradicale in vielen orga- 
nifchen Verbindungen; fo im Aether, wo das Radical, das ift das Aethyl, mit Sauer: 
ftoff verbunden, das Aethyloxyd, d. h. Aether bildet. 

„ Radicaltheerie, ift der Ausdruck für die Annahme, daß alle organifche Ber: 
bindungen zufammengefegte Radicale enthalten. 

Radicalessig, esprit. de verdigris, vinaigre radical, acide acetique cristal- 
lisable, spirit of verdigris, radical vinegar, ift die früher gebrauchte Benennung 
für die foncentrirtefte Effigfäure. 

Raffinade, {, Zuger. 

Raffiniren, raffner, to refine, im — — — verſteht man hierunter eine 
Verfeinerung oder Reinigung ſowobl von Rohſtoffen, wie auch künſtlicher Produkte. 
Raffiniren des Stahls, des Kamphers, Salpeters, Zuckers x. 

Rapsöl, Kohlſaatöl, huile de Colza, rap-seed-oil, rap-oil, ift das durch 
Auspreffen der Samen von Brassica campestris, varietatis olelfera, gewonnene 
fette Del. Die Samen liefern gegen 40 Proc. eines dünnflüffigen, hellgelben Del 
von 0,913 fpec. Gew., welches ohne weitere Reinigung in den Rampen gebrannt wer 
den ann; es enthält wenig Margarin und wird auch zur Darftellung von Kalifeift 
gebraudht. Nah Artus kommt ed gegenwärtig mehrfach mit Harzöl verfälfcht in den 
Handel, was fich leicht dadurch entdecken läßt, daß man etwa 20 Kubikcentim. des 
Del3 in ein graduirted Glas bringt und mit. dem gleichen Bolum Alkohol von 9 
bis 95 Proc. ſtark durchfchüttelt und einige Zeit bededt ſtehen läßt; ſowohl an der 
Raumverminderung, die hierbei das Del erlitten hat, ſowie auch an der mildigen 
Trübung des Alkohols beim Vermiſchen deffelben mit Waſſer erkennt man eine flatt- 
gehabte, Berfälfehung des Oels. 

Raseneisenstein, Sumpferz, Morafterz, Wiefenerz, Quellerz, ion; fer 
oxid& brun limon6ux, fer hydrate limoneux, ferre d’aluvions, mine de marais, 
bog iron-ore, swamp-ore, morass-ore, ein fehr häufig, befonderd in der nord 
deutfchen Niederung, vorfommendesd Eifenerz, welches in manchen Ländern, England, 
in der Produktion von Eifen eine fehr wichtige Rolle fpielt. Die Rafenfteine enthab 
ten von 25 bis zu 70 Proc. Eifenoryd, von 1 bis 10 Proc, Phosphorfäure, größer 
und Heinere Mengen von Manganoryd, Kiefelfäure, Quell» und Quellfagfäure. Sie 
verdanfen ihre Entftehung mwahrfcheinlich der Einwirkung eifenhaltigen Quell» und 
Flußwaſſers auf verweſende organifche Subftanzgen. Sie bilden derbe, poröfe, ſchwamm⸗ 
artig durchlöcherte, gelbe, gelbbraune bis ſchwarzbraune Maffen, Knollen und Kömt 
von geringer Härte mit mufchligem Bruch ; fpec. Gew. 3,3 bis 3,5. 

Batanhlasäure, ſ. Kramerſäure. 


. 


Rauschgelb — Reductionsmitltel. 379 


Rauschgelb, ſ. Arſenſulfid. 

Rauschgold, ift die triviale Bezeichnung für das zu ſehr dünnen Blättchen 
ausgewalzte Meffing. 

Reaction, Rückwirkung, Gegenwirkung, reaction, reaction, ein in der Chemie 
viel gebrauchter Ausdrud, mit welchem man jede finnliih wahrnehmbare Veränderung 
beim Zufammenbringen zweier oder mehrerer Stoffe bezeichnet; die Erwärmung beim 
Bermifchen von Alkohol und Waſſer, die Entwidelung von Ammoniak, wenn ein Am: 
moniaffag mit Kali- oder Natronlauge übergoffen, das Hufbraufen, wenn ein 
Kohlenſäureſalz durch eine flärkere Säure zerſetzt, die Entftehung eines Nieder 
ſchlags, wenn eine Bleizuderlöfung mit Kochfalz oder Glauberſalz vermifcht wird; die 
Entfärbung einer Sndigolöfung durch Chlorfalf; das Funkenſprühen, wenn Braun 
ftein oder Salpeter auf glühende Kohlen geftreut werden; die Umwandlung ber blauen 
Farbe des Lackmus in die rothe, auf Zuſatz einer Säure ꝛc.; alle diefe Erſcheinungen 
find da8, wad wir mit dem Ausdruck „Reaction“ bezeichnen. Indem wir in den 
meiften Fällen die Wirfungen, die gewiffe Körper auf einander ausüben, fennen, fo - 
vermögen wir und, je nad dem beim Zufammenbringen mehrerer Körper, Diefe ober 
jene Reaction eintritt oder nicht, von der Ans oder Abwefenheit eines Körpers zu 
überzeugen. In dieſer Abficht gebrauchte Stoffe werden Reagentien genannt und 
mit Rüdfiht auf die eben angeführten Beifpiele gehören hierher auch die nl 
Reagenzpapiere. 


N 


Reagens, | 
Reagentien, f. Reaction. 
Reagenzpapier, | j 


Realgar, f. Arfenfulfür. 


Reetificiren, rectification, rectification, im Allgemeinen verſteht man ki 
unter eine wiederholte Deftillation einer und derfelben Flüffigfeit, wodurch bezweckt 
wird, weniger flüchtige oder ſelbſt feſte Körper, die bei einer erſten Deftillation mit 
übergegangen oder mit den Dämpfen mechanifch fortgeführt worden waren, zurüdbals 
ten. Am bäufigften kam früher eine folche Operation beim Alkohol vor, wo durch 
wiederhofte Nektififationen aus anfänglich ſchwachem, zulegt flärkerer Alkohol gewan⸗ 
nen wurde; man unterfehied hiernach auch Alcohol rectificatus und Alcohol rec- 
tficatissimus ; gegenwärtig wendet man eine folche wiederholte Deftillation oder Rek⸗ 
tfllation bauptfächlih nur noch auf ätheriſche Dele und ähnliche Körper an, in wel⸗ 
hen fich, in Folge der Einwirkung ded Sauerftoffs der Luft, neue und in der Regel 
teniger flüchtige Körper gebildet haben. Weberhaupt fehließt der Ausdrud: „Rekti- 
fifation” den Begriff einer Reinigung in fi. 

‚Beduciren, reduire, to reduce, heißt foviel als einem mit Sauerftoff oder 
- einem andern eleftronegativen Körper verbundenen Körper in feinem urfprünglichen ° 
Zuftande wieder herftellen, oder auf eine niedrigere Berbindungeftufe mit diefen Körs 
pern zurüdführen. 

Reduction, redaction, reduction, die Zurüdführung in den — 
Zuſtand oder auf eine niedrigere Verbindungsſtufe eines mit einem andern Stoffe 
verbundenen Körpers. 

Reduetionsmittel, nennt man die Stoffe, vermittelſt welcher man Reduktionen 
bewirkt; bei den edlen Metallen erfolgen diefelben häufig fehon durch bloßes Erhitzen 
oder Glühen. Eines der kräftigften und am häufigften angewendeten Reduktionsmittel 





- ⸗ bj . 


380 Refrigerator — Retisteren. 


ift die Kohle; nah Poumaréde läßt ſich mit befonderem Bortheil Zinfdampf zur 
Reduktion faft aller Dietalle, befonder8 wenn diefe mit Chlor, Fluor u. f. w. verbun- 
den vorkommen, anwenden, wobei man diefelben häufig fehr ſchön Eryftallifirt erhält; 
auch Waflerftoff und niedrigere Oxyde gewiffer Körper, die dabei höher orydirt werden, 
dienen als Neduftionsmittel; eben fo wirft auch das Licht in vielen Fällen reduci⸗ 
rend. Die Reduftionen erfolgen ſowohl auf .trodenem, wie auf naſſem Wege. 


Refrigerater, hiermit bezeichnet man verſchieden konftruirte Vorrichtungen, die 
hauptſächlich dazu beftimmt find, in Dampf verwandelte Flüffigkeiten durch Abküh 
lung in den tropfbarflüffigen Zuftand wieder zurüdzuführen. 

Regulus, regulinifch, Metaltönig; Hiermit bezeichnet man’ die aus ihren Bers 
bindungen mit anderen Körpern wieder hergeftellten reinen Metalle. 

Reissblei, ſ. Graphit. 


Reservagen, reservages, reservo, resiste paste, resist, nennt der Zeug 
drucker die Mittel, deren er fich bedient, um auf gewiffen Stellen der zu bedrudenden 
Zeuge dad Anhaften der Farben zu verhindern; es find entweder Fette, oder auf 
hemifche Mittel, die die das Haften der Farbe bedingende Beize zerftören. 


Resinate, resinates, resinates, mit diefem Ausdrud bezeichnet man die fer 
fenartigen Verbindungen der Harze mit den Alkalien; fie zeigen ganz das Verhalten 
der gewöhnlichen Seifen und unterfcheiden fich von diefen nur dadurch, daß fie flatt 
der Feltfäuren, die verfchiedenen Säuren ded Harzes enthalten, aus welchem fie darge 
ftellt worden find. 

Resinein, Refineon, Refinon, find Produkte der trodtenen Deftillation des Ko 
lophonium®, mit und ohne Zufab von Aetzkalk. 

Retinäphta, ein in dem bei der trodenen Deftillation des Galipot erhaltenen 
flüffigen Oele fich findende Subftanz; fie bildet eine vollfommen klare Flüffigfeit von 
angenehmem Geruch und etwas brennendem Geſchmack. 


Retinasphalt, Retinit, retinite, retinite, mit diefem Namen. hat man ver: 
fehiedene foffile, Harzähnliche Körper belegt, die im ihren Eigenfchaften von einande 
abweichen, aber noch wenig genau unterfucht find. Es gehören hierher der Retinit 
aus einem Braunfohlenlager bei Halle; der Schererit aus einer Braunkohlen⸗ 
grube zu Utznach im Kanton von St. Gallen; der Zyloretin aus den Sümpfen 
von Holtegeard in Dänemarf; der Fichtelit aus einem Torflager bei Radiwitz und 
mehrere andere. & 

Retinel, ein auf eine ähnliche Weife wie Retinaphta aus der trockenen Deſtil⸗ 
lation von Galipot erhaltenes Del. 

Retinsäure, d. i. Retinit, ſ. Retinasphalt. 

Retinyl, Harzöt, findet ſich als weniger flüchtiger Beſtandtheil, wie die Reli— 
naphta, in dem durch trodene Deftillation aus dem Harz von Pinus maritima er⸗ 
baltenen Dele. 

Retisteren, Metanaphtalin, ein Kohlenwafferftoff, welcher fi) unter den De 
ftillationsproduften des Galipot findet. Er ift weiß, Eryftallinifch, von ſchwach wachs⸗, 
ähnlichem Geruch und ohne Gefchmad, fehmilzt bei 679€. und fiedet bei 125° C; 
unlöslich in Waſſer, auflöslih in Alkohol, Steinöl, Terpentinöl und den außerdem 
bei diefer Deftillation gewonnenen flüffigen Kohlenwaſſerſtoffen. 





Retorie — Rhodanwasserstoffsäure. 381 


Retorte, ſ. Deftillation. 


Rhabarber , Rhabarberwurzel, rhubarbe, rhubarb, dieſes gefchägte und viel 
angewendete Arzneimittel ift die Wurzel gewiſſer Rheumarten ald: Rheum palmatum, _ 
Rh. compactum, Rh, hybridum etc., die hauptfächlich auf den Höhen von Mittel: 
often, in China wachen und zur Yanıilie der Polygoneen gehören. Einige diefer 
Nhabarberarten werden auch bei und angebaut, theild der Wurzeln wegen zu medicinie 
ihem Gebrauch, theild der Stengel wegen, die ald Gemüfe zubereitet und verfpeift 
werden. Im Handel fommen fehr verfhiedene Sorten von Rhabarber vor, die in 
der Regel den Namen ihrer Heimath tragen, allein auch unter fich wieder verfchieben 
find, Die am meiften gefhäbten find die moskowitiſche, dann aber au die 
hinefifhe Ahabarberz außerdem findet man auch buchariſche, dänifche 
und engliſche x. Man bat fi vielfach bemüht, in der Nhabarber einen eigen- 
thümlichen Stoff aufzufinden, dem ihre Wirkſamkeit zugefchrieben werden fünne; bis 
jeht jedoch ohne mefentlichen Erfolg, fo daß e3 vielmehr ſcheint, als feien ihre medi- 
iinishen Kräfte von der Gefammtheit ihrer Beftandiheile bedingt. — Als, ‚befondere 
Etoffe hat man in der Rhabarber einen harzartigen Körper, das Erpthroretin, aufs 
gefunden, welche von Kali und Ammoniak mit ſchön purpurrother Farbe aufgelöft 
wird und vieleicht mit Nutzen in der Färberei Anwendung finden kann; ferner einen 
gelben kryſtalliniſchen Stoff, der wahrfeheinlich mit der Chryfophanfäure identifch ift. 
die übrigen Beftandtheile der Rhabarberwurzel zeigen, die Gellulofe und einige Afchen- 
beſtandtheile außgenommen, wenig charakterifirte Eigenfchaften und werden mit den 
allgemeinen Bezeichnungen: „Ertraktivftoff,“ „ Pflanzenfehleim,“ „Gummi“ x, auf 
ſeführt. 
Rhabarberbitter, find fämmtlih Subftanzen, die man in Folge man- 


Rhabarbergelb, nichfacher Unterfuhungen im Berlauf der Zeit als ei- 
Rhabarberin genthümliche in der Rhabarberwurzel enthaltene Stoffe 
* angeſehen hat, von denen es ſich aber ergeben, daß 
Rhabarbersäure, fie theilweiſe identifch, theild Gemenge verfchiedener, oder 
Rhabarberstoff, bei der Unterfuchung erft gebildeter Körper waren. 


Rhamnin, ein gelber kryſtalliniſcher Farbſtoff der Kreuzbeeren, die fih in un: 
tinem Buftande bei der Gährung ber zerftampften Sereugbeeren auf der Oberfläche der 
Hlüffigkeit augfcheidet und durch Umkryſtalliſiren aus Alkohol gereinigt wird. 


Rhapontiein, die mit. diefem Namen belegte Subftanz hat man in der Rha⸗ 
vontifwurzel aufgefunden, wahrfcheinlich ift fie mit der auch in der echten Rhabarber 
enthaltenen Chryſophanſäure identifch. 


Rhöin, Rhöumin, find die Namen für wenig genau charalteriſirte, aus der 
Ababarber dargeftellte Stoffe. 


Rhodan, ift eine fehr häufig für das Schwefelchan gebrauchte Benennung. 

Rhodanmetalle , werden die Verbindungen des Schwefelcyans mit den Me 
tllen genannt. 

Rhodanwasserstoffsäure , Schwefelcyanwafferftofffäure, wird erhalten, wenn 
man in Waſſer fuspendirted Rhodanfilber durch Schwefelmafferftoff zerſetzt. Sie bil- 
de im möglichſt koncentrirten Zuſtande eine farblofe, ſtark ſauer ſchmeckende Flüſſig⸗ 
kit, die ſich in der Wärme leicht zerſetzt. 


382 Rhodieit — Rhodiumsesquiozyd. 


Rhodieit, Zinfalcit, ein Mineral, welches in Sibirien, in weit größerer Menge 
aber an der Weſtküſte von Afrika vorfommt und von hier aud zu und gebracht wird 
Der afritanifche Rhodicit befteht auß 41 Proc. borfaurem Kalt, 53 Proc” borfaurem 
Natron und einigen andern Salen; er kann vortheilhaft zur Darftellung von Borar 
benußt werden, indem man nur nöthig hat, ihn dur kohlenſaures Natron zu zer- 
legen. 


Rhodium, rhodium, rhodium. Zeichen: Ah. Aeq. 52,2. Das Rhodium ift bie jekt 
nur in Begleitung von Platin, in dem fogenannten Platinfande, ſowohl dem fibiri- 
chen, wie dem amerifanifchen, und zwar in größerer Menge in dem lebteren gefunden 
worden. Es wird bei der Verarbeitung der Platinmetalle gewonnen, nachdem aus 
deren Auflöfung durch Quedfilbercyanid dad Palladium, und aus dem Filttate durd 
Salmiak das Platin abgefchieden worden And. Aus der von dem Platinfalmiaf ab- 
filtrirten Flüſſigkeit Thlägt man alddann mittelt Zint alle edlen Metalle nieder. — 
Durch eine weitere Behandlung diefed fchwarzen Niederfchlagd „Ned“ genannt, mir 
das Rhodium in Rhodiumchlorid-Chlornatrium verwandelt, und dieſes durch ſtar— 
kes Glühen in metallifhed Rhodium und Chlornatrium, welches letztere durch Waſſer 
ausgezogen und entfernt wird. Außer dieſer hat man jedoch noch viele andere Mr 
thoden zur Darftellung des Rhodiums in Anwendung gebracht. Das Rhodium mir 
meiſtens ald ein graues metallifche® Pulver - erhalten, ift fehr ftrengflüffig und nicdt 
ſchweißbar; geſchmolzen bildet ed ein filberfarbenes, dehnbared Metall von 11,2 pe. 
Gew. Bei ſchwachem Erhitzen orydirt es fi in der Luft; nah dem Glühen ift « 
in Säuren, felbft in Königswaſſer unlöslih; den Zuftand der Unlöslichkeit behält e 


auch bei, wenn ed zuvor mit Kalihydrat oder Salpeter gefchmolzen wurde; dagegen 
löſt es fi) mit hinreichenden Mengen anderer Metalle, wie Platin, Kupfer Bleix. 


legirt, vollftändig in Königswaſſer. Wegen feiner Härte und Unveränderfichkeit bat 
man dad Rhodium zur Anfertigung von Metallfchreibfedern in Vorſchlag gebracht, io 
zwar, daß man die Spiten einer aus Silber gefertigten Feder mit einem Knoͤpfchen 
von Rhodium verfah. 


Rhodiumlegirungen , alliages de rhodium, allays of rhodium, von diefen 


find nur wenige unterfucht; eine Legirung von 1 bis 2 Proc. Rhodium mit Stahl | 


macht den Stahl hart, dabei aber auch zähe und ift zur Anfertigung von feinen 
Schneidewerkzeugen empfohlen, jedoch wegen des Preifed ded Rhodiums_ nicht allge 
mein in Anwendung gefommen. 


Rhodiumexyd, oxide de rhodium, oxide of rhodium, bildet ſich beim Schmel, 


zen von Rhodium mit Kalihydrat und Salpeter. Die gefchmolzene Maffe wird zjuefi 


mit Wafler und hierauf mit Säure ausgewaſchen. Das ſo erhaltene Rhodiumoryd 
bildet ein faffeebrauned Pulver, welches weder in Foncentritter Salpeterfäure, nod in 
Königswaſſer löslich iftz es enthält 23,46 Proc. Sauerftoff. 


Rhodiumexydul, oxide rhodeux, diefe Verbindung ift in reinem Zuſtande 
noch nicht dargeftellt, Sauerftoffgehalt 13,3 Proc. — 


Rhodiumsesquioxyd, Rhodiumſesquioxydul bildet ſich bei längerem Erhitzen 
von metalliſchem Rhodium an der Luft, wobei man die Malle wiederholt umrühren 


und zerdrüden muß. — Es bildet ein ſchwarzes Pulver, melched für fih nur 


ſchwer, aber mit brennbaren Körpern gemengt, durch Glühen leicht zu Metall redu 
cirt wird. 





Rhodiumsalse — Rieinusöl. 383 


Rhediumsalse, sele rhodiques, rhodates; borfaured und phosphorfaures 
Ratron fällen die Rhodiumfalze in der Wärme vollftändig; Jodkalium bringt darin 
in der Wärme fofort einen ſchwarzbraunen Riederfchlag von Rhodiumfesguijodid ; 
efigfaured Bleioryd, falpeterfaured Quedfilberorgdul und falpeterfaured Silberoryd 
bringen in der Löfung von Rhodiumfesgquichlorid ſchön rothe Niederfchläge. hervor; 
durh Zink wird das Rhodium aus feinen Auflöfungen metallifh gefällt. 

Bhodisonsäure,, eine Säure, die fih bei der Einwirfung von Waffer auf die 
ſchwarze Maffe bildet, die bei der Darftellung von Kalium erhalten wird. Sie bil- 
det feine, pomeranzengelbe Nadeln und hat einen ſchwach zufammenziehenden, fäuer- 
lichen Geſchmack; in verfchloffenen Gefäßen bleibt fie unverändert; an der Quft färbt 
fie ih roth, beim Reiben mit dem finger blutroth mit grünlidem Metallglanz. 
Ihre Berbindung mit Blei ift entweder rothbraun, dunfelviolett oder dunkelroth. 


Rhusma Turcarum, ift ein Gemenge von Aetzkalk, Operment und Waſſer, 
welches im Drient zur Wegnahme des Barthaared angewendet und zu diefem Behufe 
auf die betreffenden Stellen in Breiform aufgetragen wird. Nah Böttger erhält 
man ein eben fo wirkſames Rhusma, wenn man flatt des Schwefelarfend reinen 
Schwefel anwendet. j 

Rieinelaidin, fon. mit Palmin. : 

Bicinelaidinsäure, fon. mit Balminfäure. 


Rieinin, ein in dem Samen von Ricinys communis enthaltene Alkaloid. 
Dan ftellt e8 auf die Weife dar, dag man die zerquetichten Samen mit fochendem 
Bafler erfhöpft, den bdurchgefeihten Auszug im Waflerbade zur Extraktkonſiſtenz ab⸗ 
dampft, den Rüdftand mit Alkohol auszieht, erfalten läßt, filtrirt und den Weingeift 
größtentheils abdeftillirt. Beim Erkalten fcheidet ſich das Ricinin in Kryſtallen aus, 
die durch Umkryſtalliſation aus Weingeift gereinigt werden. Das Ricinin bildet 
nit den wirffamen Beftandtheil des Ricinusöld, 

Ricinölsäure, wird auf die zur Darftellung der gewöhnlichen Oelſäure ges 
bräuchliche Methode erhalten. Bei gewöhnlicher Temperatur bildet fie ein ſchwach⸗ 
gelbliched Del, moelches unter — 6,0 feft wird und einen ſchwachen Gefchmad befigt; 
ihre Berbindungen mit den Alkalien gleichen den gewöhnlichen Seifen, find aber bei 
Anwendung von reinem Natronhydrat transparent, fo daß die Ricinölfäure fih 
ganz befonder® zur Anfertigung ſchöner Toilettefeifen eignet. 

Rieinstearinsäure, bildet, mit Lipyloryd verbunden im Ricinusöl, dad Ri⸗ 
inftearin, 

Rieinusöl, oleum Ricini, seu Palma Christi, seu de Kerva, Castoroil, 
_ Phaile de ricin, palma christi oil, dünnes Palmöl. Das häufig ald Purgirmittel 
in neuerer Zeit aber auch zur Seifenfabritation angemwendete Ricinusöl wird aus den 
Samen ded Wunderbaumes, Ricinas communis, entweder durch Auspreffen, wobei man 
die jerquetfehten Samen mit der Hälfte ihred Gewichte Sägefpäne vermifcht oder durch 
ſchwaches Röften, Zerftoßen und Auskochen mit Wafler gewonnen. Das frifch ger 
vreßte Def ift beinahe farblos, fehr dieflüffig, geruchlod und von mildem Gefihmad ; 
an der Quft wird es bald ranzig, ſchmeckt dann’ fharf und unangenehm fragend; in 
der Kälte erftarrt ed langfam; in dünnen Lagen trocknet es allmälig zu einem firniß- 
artigen Meberjuge ein. Es ift mit Alkohol und Aether in allen Berhältniffen miſchbar 
und unterfcheidet fich Hierdurch von den meiften andern natürlichen Pflanzenfetten; 
dirfe Eigenfchaft kann alfo benutzt werden, um Verfälſchungen mit andern Fetten zu 


. 


384 Ricinusölsäure — Rohstahl. 


entdeden. Im Handel kommt es in verlötheten Blechbüchſen von etwa 50 Pfund 
Inhalt vor. 

Ricinusölsäure, fon. mit Ricinölfäure. 

Ricinussäure, fun. mit Ricinfäure. 

Ricinustalgsäure, fyn. mis Ricinftearinfäure, 

Riechessig, Räuchereffig, Gewürzeffig, mit diefem Namen bezeichnet man fo- 
wohl eine durch Nelkenöl und andere ätherifche Dele aromatiſirte Eſſigſäure, ſowie 
auch gewöhnlichen Eſſig, welcher durch Digeſtion mit verſchiedenen gewürzhaften Sub⸗ 
ſtanzen bereitet und häufig zum Räuchern in Krankenzimmern angewendet wird. Die 
Vorſchriften zu ſeiner Darſtellung ſind in den verſchiedenen Ländern verſchieden. 


Rieehsalz, mit dieſem Namen wird ſowohl kohlenſaures Ammoniak, wie auch 
ein Gemenge von 2 Theilen Salmiak und 1 Theil kohlenſaurem Kali, die ſich in einem 
Fläſchchen befinden: und welchen man zumeilen einige Tropfen Citronen- oder Berge 
mottöl zuſetzt, bezeichnet. 

Rinmann’s Grün, Kobaltgrün, auch grüner Zinnober; unter diefem Namen 
fommt im Handel eine grüne Farbe vor, welche erhalten wird, wenn man die Auf: 
löſungen von falpeterfaurem Zinkoryd und falpeterfaurem Kobaltorgdul nach ziemlich 
willfürlihen Berhältniffen mit einander mengt, abdampft und den Rüdftand glüht, 
Die Farbe ift zwar fehr dauerhaft und der Gefundheit nicht nadhtheilig, allein nicht 
fehr feurig und wird daher auch nicht häufig angewendet. Nach einem andern Ber: 
fahren werden 5 Theile Zinkoryd und 1 Theil trodenes, ſchwefelſaures Kupferoryd mit 
Waſſer zu einem Brei angerührt, getrodnet ynd bis zum Rothglühen erhitt. Dieſe 
Karbe ift dunkelgrün, Bei 10 Gewichtötheilen Zinforyd erhält man Grasgrün, bei 
20 Proc. Zinkoxyd Hellgradgrün, bei Weißgluth fcehmelzen diefe Produkte zu blauen 
Maſſen. 

Roccellin, ſ. Roccellſäure. 


Roccellinin,. ein in der Roccella tinctoria vom Kap der guten Hoffnung 
enthaltener, in weißen Nadeln Eryftallifirender indiffirenter Stoff. 


Roccellsäure, eine in der Roccella tinctoria, var: fuciformis enthaltene fette 
Säure, die mit den Alfalien feifenartige Verbindungen bildet. 


Rösten, griller, to roast, hierunter verfteht man die Operation, bei welcher 
man einen Stoff in Berührung mit Luft erhigt, um ihn mit Sauerftoff, zumeilen 
au mit’ Chlor zu verbinden, oder ihn mittelft Waflerdampfd oder Kohlenoxyds eine 
Reduktion erleiden zu laflen, oder endlich gleichzeitig gewiſſe Beftandtheile einer Ber- 
bindung audzutreiben und zu verflüchtigen. Beſonders häufig wird ein folcher Pro: 
ceß bei metallurgifchen Arbeiten vorgenommen, er kommt aber auch bei anderen lech⸗ 
nifch chemifchen Operationen nicht felten vor. Im Allgemeinen unterfcheidet man 
eine orxydirende, eine Hlorirende, eine veducirende und eine verflüd: 
tigende Röftung. 

Röthel, eine unteine, mehr erdige Varietät ded Notheifenfteing , die der Kreide 
ähnlich zum Schreiben, zu Rothftiften x. verarbeitet, wie auch als ordinäre Ma: 
lerfarbe benugt wird. 

Roheisen, f. Eifen. : 

Rohrzucker, f. Zuder. 

Rohstahl, f. Eiſen. 


Rosanilin, arsenigsaures — Rosolsäure. 385 


Resanilin, arsemigsaures, ſ. Fuchſin. 
Rosencampher, Rofenölftearopten, ſ. Roſenöl. 


Rosenöl-Attar, essence de rose, oil of roses. Das Nofendl wird haupt: 
ſächlich im Oriente, der Türkei, Perfien ꝛc. meiſtens durch Deftillation mit Wafler aus 
den frifehen Blumenblättern mehrerer Nofenarten ald: Rosa centifolia, R, Damas- 
cena, R. sempervirens, und einigen andern gewonnen. SZehntaufend Rofen liefern 
erwa 1 Roth Del. Das Rofenöl hefigt eine ſchwach meingelbe Farbe und einen ftar- 
tn Geruch nach Rofen, der jedoch nur dann angenehm .ift, wenn er ſchwach ift; 
auperdem nimmt er leicht den Kopf ein. Mit Waller von 15° C. verglichen, ift fein 
Ipec. Gew. 0,832. Es ſchmeckt mild und füßfich und ift in Alkohol fehmwerlöslich. 
1000 Theile von 0,806 nehmen bei 149 €. 73 Theil, bei 220° ©. 33 Theile auf; bei 
niederer Temperatur erflarrt es; ed ift ein Gemenge von einen flüffigen (&leopten) 
und einem flarren (Stereopten) Dele. — Kine Berfälfhung ded Roſenöls, die feines 
hohen Preifed megen, fogar fehr gewöhnlich ift, ſoll ſich am beften auf folgende Weife 
entdefen laffen: Man vermifcht 5 Tropfen des zu prüfenden Deled mit 20 Tropfen 
Ioncentrixter Schwefelfäure und. 10 Grm. abfolutem Alkohol und erwärmt gelinde, 
Bar das Roſenöl rein, fo entftcht eine völlig Mare Auflöfung, die ganz den Geruch 
ded Roſenöls befitzt; war dafjelbe verfälfcht, fo bleibt die Löſung trübe, es bildet fich 
in Bodenſatz, der ſich ſelbſt beim Kochen nicht löſt, und das Gemifch entwidelt einen 
ehr unangenehmen Geruch. 


Bose’s Metall, Roſe's Metallgemifch, diefe unter den leichtſchmelzbaren Legi— 
rungen befanntefte, befteht aud 2 Theile Wismuth, 1 Theil Zinn und 1 Theil Blei, 
und ſchmilzt bei 75ER, — 93,75 C. Eine ähnliche Legirung: Newton's Metall 
befteht aus 9 Theilen Wismuth, 5 Theilen Blei und 3 Theilen Zinn und fehmilzt bei 
560R = 94,6% C. Don den Regirungen diefer 3 Metalle macht man mehrfache 
Anwendung, ale: Schnellloth, Clihiren von Stempeln, Petſchaften ıc. (5 Theile Wis- 
muth, 3 Theile Blei, 2 Theile Zinn) zum Nbllatfehen von Perrotinformen (gleiche 
Theile der 3 Metalle) zu Metallbädern um Stahlarbeiten darin anzulaffen ; an Stelle 
der Sraphitftifte um auf befonderd präparirtem Papier damit zu fchreiben; endlich 
auch zu dünnen Platten von genau ermitteltem Schmelzpunfte, ausgewalzt oder ge⸗ 
goffen, um durch Einlöthen derfelben in die Wände von Dampfkeſſeln, der Gefahr des 
3ttfpringend der Keffel bei beftimmter Dampffpannung vorzubeugen. 

Rosettenkupfer » f. Gaarkupfer. 


Rosmarinöl, auch Oleum Anthos, ift dad aus dem Rosmarinkraute dur 
Deſtillation mit Waſſer erhaltene ätheriſche es findet Anwendung in der Kopal⸗ 
fmißbereitung. 


Rosolsäure, eine im Steinfohlentheeröl enthaltene Subſtanz. Zu ihrer Dar⸗ 
ſtellung behandelt man das Steinkohlentheeröl mit Kalkmilch, verdampft die Kalkver⸗ 
bindung im Waſſerbade faſt bis zur Syrupkonſiſtenz und vermiſcht den Rückſtand mit 
tina I Alkohol Mach einiger Zeit ſcheiden ſich an den Wänden des Gefäßes hoch— 
toth gefärbte Kryſtalle von roſolſaurem Kalk ab, die durch wiederholtes Auflöſen und 
Umtrpffallifiren gereinigt, und zuleßt zur Abfcheidung der Rofolfäure durch Effigfäure 
wılegt werden. Die Roſolſäure bildet eine harzige, pulverförmige, orangegelbe Maſſe, 
die fih wie ein wirklicher Karbftoff verhält und mit den geeigneten Beizen vothe Zar, 
den und Race kiefert, die an Schönheit denen von Safflor, Kochenilie und Krapp an 
die Geite geftellt werben können. . 

$.d. techn. Chemie. 28 





386 Rossschwefel — Rothfärberei. 


Rossschwefel, nennt man den zu Kugeln geformten Rädftund, welcher beim 
* Umfchmelzen und Reinigen ded Rohfchwefeld verbleibt. 

Rost, ſ. Eifenorydhydrat u. Roften. 

Rosten, nennt man die Beränderung, welche gewiſſe Metalle, wenn fie feud- 
ter Luft ausgefept find, oder in Wafler liegen, auf ihrer Oberfläche erleiden; es if 
wefentlich eine Orydation, wobei das gebildete Oxyd fehr oft auch Koblenfäure und 
Waſſer aufnimmt; hauptſächlich wendet man dieſe Bezeihnung auf das Eifen an, 
an welchem auch eine foldde Oxydation am häufigften beobashtet wird — Schmiede 
oder Stabeifen ift leichter zum Roſt geneigt, als Stahl und diefer wieder mehr ald 
Roh» oder Gußeifen; weicher Stahl und "weißes Roheiſen roften leichter als die här 
teren Arten; ebenfo das fehmwefelhaltige Roheiſen leichter, ald das phosphorhaltige 
Wenn die eifernen odgr ftählernen Gegenftände gut polirt find, fo widerftehen fie dem 
often länger, als wenn die Oberflächen vaub find; dabei geht dad Roften fietd von 
riffigen, oder blätterigen Stellen aus. In völlig trodener Luft erfolgt das Roften 
entweder gar nicht, oder doch erft nach längerer Zeit. Kine Schale mit trodenem 
Chlorkalcium in Schränten, in welden eiferne Gegenſtände aufgeftellt find, ſchützt 

- Iegtere lange gegen Roft; andere Schugmittel find: 1) da8 Bruniren der Stahl: oder 
Eifenwaaren, welches darin befteht, daß man durch Einreiben mit Chlorantimon (Spieß 
Hlangbutter, auch engl. Brunirfalz genannt) und Baumöl, oder durch Benegen mit ver 
dünnter Salpeterfäure, oder einer Flüffigkeit, die neben Eifenorydhpdrat in Fohlen. 
Kali gelöft, noch Kupfervitriol enthält, auf dem Eifen eine Oxydſchicht bildet. Keiner 
Gegenftände fuht man 2)durh Anlaffen,.gemeinere Eifenwaaren durch Schmwär 
zen gegen dad Roften zu fehügen, wozu man die Öegenftände mit einer dünnen Schicht 
Leinöl beftreicht und fie dann foweit erhigt, daß das Del zum Theil verbrennt, wobei | 
dafjelbe eine rußhaltige, leicht trodnende Schicht zurüdläßt. Außerdem werden in der | 
felben Abficht die eifernen Gegenftände mit mannichfach verfchiedenen Oel- und Har: 
firniffen angeftrichen, unter welchen der Asphaltlack eine der erften Stellen einnimmt, 
befonderd wenn er mit einer verhältnigmäßigen Menge von Leinölfitnig vermifät 
wurde. Unter den Metallüberzügen, die man dem Eifen giebt, findet der von Zinn. 
die audgedehntefte Anwendung; doch bedient man fid auch des Zinks und befonderd 
für Draht auch ded Kupferd. — Man bat ferner die Beobachtung gemacht, dai 
auch im Waller, wenn ihm eine Meine Menge Alkali beigemifcht ift, eiferne Ge 
genitände dem Roften nicht unterliegen, wogegen andere in Waffer gelöfte Sal, 
befonderd Harn, das Noften des Eifend fehr befördern; ſ. außerdem Eifenoryd: 
bydrat. — BZur Entfernung felbft fehr alter Rofiflede aus Zeuchen taucht man 
nah Böttger, diefe in eine auf ungefähr 850 C. erwärmte, völlig geſättigte Löſung 
von doppelt oxalſaurem Kali, während man gleichzeitig die Roſtflecke mit feinem Zin 

ftaub oder gerafpelten Zinnfpähnen beftreut; die Flecke verſchwinden fofort und da 
euch erleidet feinen Schaden. 

Rotheisenstein, fer oxide rouge, hematite rouge, red iron ore, hiermi 
bezeichnet man die unreinen Varietäten von wafjerfreiem Gifenoryd, welche in kryſta 
linifhem oder in erdigem Zuftande vorkommen. Der Rotheifenftein wird oft al 
Polirmittel, ſowie au ald Röthel benutzt. : 

Rothfärberei, tinoture en rouge. Wenn auch in der Sprache der Techn 
der Name „Rothfärber“ fat nur auf Diejenigen angewendet wird, welche fich a 
fhlieglich mit der Erzeugung eined Krapproths, des fogenannten Zürkifchroth a 
baummollenen Garnen oder Zeuchen befchäftigen, fo gehören doch dem Wortlaute n 





Rothfeuer. 7 8387 
ale Berfahrungsarten, welche dazu dienen, irgend einen rothen Farbeftoff auf die 
Baummollen» oder Leinenfafer zu befeftigen, zur NRothfärberei. Es kann nicht in der. 
Abficht liegen, bier eine vollftändige Pefchreibung der verfchiedenen Methoden der 
Motbfärberei zu liefern, vielmehr befchränten wir und auf eine einfache Aufzählung 
der hierbei in Anmendung kommenden rothen Farbftoffe: 
1) Kochenille; auf Seide erzeugt man damit Karmoifinroth, Rofa und 
Bonceaus oder Scharlahrotb. 2) Lacdye; findet nur auf Wolle Anmwens 
dung und liefert der Kochenille ähnliche Färbungen. 3) Safflor nur auf 
Seide gebraudt. 4) Rotbholz; zu unechtem Karmoifin auf Seide; fer- 
ner auf Wolle und Baummolle, bier mehr rofenroth. 5) Sandelholz; 
in Berbindung mit andern Farbftoffen für mehrere Arten von Braun. 
6) Alkannawurzel; auch Orkanette genannt; bauptfächlich zur Hervor- 
bringung von Violett. 7) Orſeitle; für fi nur felten zu Roth; meift 
wie dad Sandelholz zur Ergänzung rother Nummern, namentlich Lila. 
8) Orlean; Rocou, auf Seide und Baumwolle für fogenannte® Aurora. 
9) Krappz auf Seide, Wolle, Keinen, und Baummolle in den verſchieden⸗ 
ſten Karbentönen und deren Nüancen. 


Rothfeuer, in der Feuerwerkerei gebrauchte Gemenge, die, angezündet, mit auf: 
fallend rothem Lichte verbrennen. Die Eigenfchait, die Flamme roth zu färben, 
fommt manchen Kalffalgen, hauptjächlich aber den Strontianfalzen zu. Zur Darftel- 
lung folder ®emenge hat man zahlreiche Vorſchriften, von welchen die folgenden an⸗ 
geführt fein mögen. 


l. IL. 
Shlorfaured Kali . . . 5 Theile 20 Theile, 
Galpeterfaured Strontian . 40 56 „ 
Schmefelblumn . . . .13 „ 24 „ 
Kohlenpuiver . - . .. 2 „ — 
III. IV. 
Chlorſaures Kali 61 Theile 2 Theile. 
Schwefelblumen . . .16 „ 3 „ 
- Koblenfaured Strontian. . 23 „, ur 
Schwefelf. Strontian . .— „ 3::.5; 
PBurpurroth V. VI. 
Chlorſaures Kali... 61 Theile 52 Theile. 
Schwefelblumen .. 16 „ 14 „ 
Feingefhlämmte Kreide . 23 „, 34 „ 
Nofenroth vo. VIII. 
Chlorſaures Kali . . 61 Theile 40,0 Theile. 
Schwefelblumen . . . :16 „ 225 „ 
Chlorkalcium ® ” ® o 23 „ — ” 
Geſchlaͤmmte Kreide — , 230 „ 
Shiegpulvmhl . - .— „ 8,0 
Salpett ». 2 0 2. u 37,5 


388 Rothgallussäure — Rothholz. 


Rothe Lichter Rothe Sterne. 
IX. X. 
Chlorfaured Kali . . . 10 Theile 15 Theile. 

‚  Salpeterfaure® Strontian 40 „, 16 „ 
Schwefelblumn . - „. .13 „ 12 
Schwefelnatrium . »..5 „ — 
Koble u: u. 20. 2 2.8 
Maflt. 2 2er. L: 4; 


Hierbei mag noch bemerft fein, daß das chlorfaure Kali überall für fich allein zer 
trieben und den übrigen bereitd gepulverten Subftanzen nur mit großer Vorſicht mits 
telft eines hölzernen Pyſtylls ohne allen Drud beigemengt werden muß; im Be 
-treff der- Borfchriften: daB die Anwendung von fohlenfaurem oder fehwefelfaurem 
Strontian ftatt falpeterfauren Strontiand feine Erſparniß bedingt, indem man al& 
dann eine um fo größere Menge des theuren chlorfauren Kali's bedarf. 

Rothgallussäure, ein Umſetzungsprodukt der Gullusfäure, wenn diefe in der 
Wärme in Foncentrirter Schwefelfäure gelöft wird; wird diefe Löfung mit Wafler 
verdünnt, fo Schlägt fih die Säure in rothbraunen kryſtalliniſchen Körnern nieder. 

Rethgiltigers, Rothgültigerz, Rothgülden, argent rouge, argent anlimonio, 
sulfur6 rouge, ruby silver, aerosite, pyrargyrite. Bon diefem für die Silber 
gewinnung fo wichtigem Silbererze unterfcheidet man: dunkles Rothgiltigerz (Anti: 
monfilberbfende) und lichtes Roihgiltigerz (Arfenfilberbiende). In erfterem if-1 

Meg. Schwefelantimon, in letzterem 1 Aeq. Schwefelarfen mit 3 Aeq. Schwefelflber 
“ verbunden, und die refp. Silbermengen betragen daher 58,98 Proc. und 65,38 Proc. 
Bon ausgezeichneter Schönheit kommen diefe Silbererze zu Freiberg in Sachſen und 
Andreasberg am Harze vor; fie finden fich aber auch in verfchiedenen andern Ländern 
als: Böhmen, Ungarn, Schweden, Mexiko zc. 

Rothholz, hois rouge ou de Bresil, bois de fernambouo, bresillet, brasil, 
brazil, brasil-wood, pernambucco-wood, unter diefem Namen kommen verfchiedene 
rothe Farbehölzer im Handel vor, deren Abftammung man jedoch noch nicht mit 
Sicherheit kennt, die man jedoch verfchiedenen Specied der Gattung Caesalpinia, 
fämmtlich den Tropen angebörig, zufchreibt. - Ebenfo unficher ift man im Betreff de 
Werthed, welchen man diefen verfchiedenen Materialien in ihrer technifchen Anwen 
dung glaubt beilegen zu müſſen. Die hauptlächlichften hierher gehörigen Farbehölzer 
nad dem Namen der Ränder, aud welchen fie abflammen, oder nach den Hauptbezugs⸗ 
orten benannt, find: 1) Fernambukholz, Brafilienholz, echtes Brafilienholz, Br« 
filienfpäne, rothes Brafilienhol; (bois de Fernambouo, Brasil-wood) fommt theild 
aus Brafilien, von Fernambuko audgeführt, theild von den weftindifchen Inſeln. — 
Als Mutterpflanzen des Tehteren giebt Bifchoff: Caesalpinia brasiliensis,. C. crieta 
und C. bijuga; für erftered Caesalpinia echinata an. Es kommt in arms bi 
fhhenteldiden, von Rinde und Splint entblößten, außen rothbraunen, innen gelbrothen 
Scheiten und Blöden vor. Es ift fehr hart und zähe, bedeutend ſchwerer ala Waller, 
ſchmeckt anfänglich ſüß, dann bitterlich adftringirend; es gilt für die befte Sorte und 
wird daher auch am theuerften bezahlt. 2) Sapanholz, Sapanholz, Sampbanhol, 
oſtindiſches Rothholz, Bimasholz (bois de Sapan, bois de Japon, Sapan-wood) 
fommt aus Oftindien, faft aus allen Theilen Hinterindiend, Siam, Singapore, 2% 
naflerim, China, Japan, den großen Infeln Ceylon, Java, Celebes und den 
Philippinen; ed ift dem Brafilienhol; in Allem fehr ähnlich, nur etwas heller von 


a 


Rothkupfererz — Rubidium. 389 


Farbe und zugleich ärmer an Farbſtoff; die befte Sorte hiervon foll jedoch das 
Siam⸗Sappan, die geringfte, dad BimadsSappan, Bimasholz; von mehreren Inſeln 
der Sundagruppe fein; alle Sorten Sapanhol; follen von Caesalpinia Sappan ab» 
flammen. 3) St. Marthaholz (Nicaraguaholz, fälſchlich St. Martinsholz genannt), 
dad unter diefem Namen von mehreren Schriftfiellen beſchriebene Farbeholz fol von 
der Caesalpinia echinata gewonnen werden; es kommt aus Centralamerifa und der 
Nordküſte von Eüdamerifa; die Stämme haben oft noch die untere Rinde, find nicht 
gefpalten, oft tief gefurcht und von dunkelrother Farbe. 4) Brafilienholz, Ja⸗ 
maifaholz, gelbes Brafilienholz, wird von den Antillen und den Bahamainfeln zu uns 
gebracht, es ift dad Holz ded Stammes von Caesalpinia vesicaria und befiht eine 
mebr gelbe als rothe Farbe und gilt für die geringfte Sorte von Rothholz. 5) Das 
blaue Sandelholz oder Griesholz von Guilandina Moringa. — in neuerer 
Zeit find noch zwei andere Karbehölzer, dad Cammood, Gaban⸗- oder Kambholz 
von der Weftfüfte von Afrika und dad Barmood von der Inſel Angola, beide 
hauptſächlich in England am gebräuchlichften, ald Rothholz bezeichnet, in den Handel 
gebracht werden. Der in ihnen enthaltene Farbftoff hat jedoch mehr mit dem des 
Sandelholze® Aehnlichkeit, welches zwar ebenfalld ein rothes Farbholz ift, aber nies 
mald unter dem Namen Rothholz in den Handel gebracht wird. Für den Gebrauch) 
in den Färbereien wird dad Nothholz meiftend gerafpelt, feltener gepulvert; man will 
die Bemerkung gemacht haben, daß Abkochungen des Nothholzed, wenn fie längere 
Zeit geftanden haben, eine ſtärkere Farbekraft befiten, al® bei ihrer Anwendung im 
frifhen Zuftande. inigen im Handel befindlichen Sorten läßt fih der Farbftoff 
ohne Ausfohung fehon durch Maceration mit heißem Waller vollftändig entziehen; 
diefe feheinen heißen Waflerdämpfen guegeſett geweſen und dann wieder getrocknet 
worden zu ſein. 

Rothkupferers, dieſen Namen führt das natürlich vorkommende Kupferorydul, 


Rothspiessglanzerz, antimoine rouge, antimoine oxidi sulfur6, red antimony, 
red antimony ore, kermes, ein Oxydſulfuret des Antimond von der chemifchen Zu⸗ 
ſammenſetzung des officinellen Kermes minerale; findet ſich beſonders bei Braunsdorf 
bei Freiberg und auch an einigen andern Orten. 

Rothsinkers, zinc oxidé, oxide of zinc; die mineralogifche Bezeichnung für 
das in der Natur vortommende Zintoryd; es ift gemöhnlich mit etwas Mangan⸗ 
und Eiſenoxyd verunreinigt und bildet blut⸗ bis hyacinthrothe, diamantglänzende 
Kryſtalle. 

Ruberythrinsäure, eine eigenthümliche, am beſten aus der friſchen Krapp⸗ 
wurzel abzufcheidende Säure; fie ift in fiedendem Alkohol aufiöslih und kryſtallifirt 
beim Erkalten diefer Löfung in feideglängenden gelben Prismen; mit bafifchseffigfaur 
im Bleioryd bildet fie einen zinnoberrothen Niederfchlag; in wäflerigen Alkalien Löft 
fie fi mit blutrother Farbe auf; beim Kochen mit verdünnter Salzfäure zerfällt fie 
in Alizarin und Zuder. 

Rubian, ein eigenthümlicher Farbeftoff des ek welcher durch Fermente 
in Zuder und Farbftoffe zerfällt und nad neueren Unterfuchungen identifch ift mit 
der Ruberythrinſäure f. d. 

Rubidium, Zeichen Ab; Nequivalent — 85,4 von Bunfen und Kirchhof 
bei ihren fpektralanalyfifchen Unterfuchungen entdedt; es ift, wenn aud in äußerſt 
geringen Mengen, faft in allen Salzfoolen enthalten, ſowie ed fih auch in einigen 
Mineralien findet (der Lepidolith enthält 1 Proc). Im metallifhem Zuftande erhält 


390 Rum — Ruthenium. 


man ed, wie dad Kalium, durch flarfed Erhitzen des Tohlenfauren Salzes mit Kohle, 
wobei es überdeſtillirt. Es ift weiß, fchmilzt bei 38,50 C.; fpec, ®ew. 1,516. Mit 
Waffer zufammengebracht, verbrennt‘ ed wie Kalium. Seine Verbindungen zeigen mit 
denen ded Kaliumd die größte Nehnlichkeit. 


Rum, Rhum oder Taffla, rum, rhum, rum, in Oft» und Weftindien und in 
Brafilien, Buildive auf den afrikanifchen Anfeln Madagaskar und Jöle de France. 
Ein bekanntes, meingeiftiged Getränk, welches durch Gährung und Deftillation der 
Melafle von Rohrzuder gewonnen wird; geringere Sorten werden durch Gährung des 
Zuderfhaumd und anderer Abfälle bei der Zuderbereitung dargeftellt. Der Rum 
befißt einen eigenthümlichen aromatifchen Geruch und Geſchmack; erflerer einigermaßen 
an Butterfäure erinnernd, leßteren verdankt er wahrfcheinlich einem in dem Saft dei 
Zuckerrohres enthaltenen oder fich bildenden Stoffe. Um den echten Kolonialrum 
von dem fogenannten Kagonrum zu unterfcheideu, vermifcht man 10 Kubikcentim. 
von dem zu unterfuchenden Rum mit 3 Kubikcentim koncentrirter englifcher Schwe⸗ 
felfäure von 1,84 fpec. Gew. Bei echtem Rum bleibt das fpecififche Aroma beim 
Erkalten der gehörig gemifchten Flüffigkeit charakteriftifch beftändig, während daffelbe 
in allen Arten des fogenannten Fagonrum augenblidlich verſchwindet. 


Russ, auie noir de fume, soot, Kienruß, Rampenruß, Lampenfchwarz, wird 
die ſchwarze, bald mehr, bald weniger aus Kohlenftoff beftehende Subftanz genannt, 
welche fich aus dem Rauche unvolllommen verbrennender kohlenhaltiger Körper 
abjeßt. — Bei unferen gewöhnlichen Feuerungen und Herdanlagen tritt dieſes 
Produft in zwei verfchiedenen Formen; ale Slanzruß oder ald Flatterruß auf, 
. Erfterer legt ſich hauptfählih in den unteren Theilen der Eſſen in glänzend ſchwar—⸗ 
zen Rinden an und befteht größtentheil® aus XTheer, der fich hier niedergefchlagen hat 
und durch Wärme ausgetrocket ift; er enthält daher auch in der Regel nur unbebeu: 
tende Mengen audgefhiedener Kohle. Der Flatterruß findet fich meift in den von der 
Teuerung mehr entfernten Theilen, wo er eine fchwarzbraune, äußerſt lodere pulver⸗ 
förmige Maffe bildet, die nur wenig Brandharz enthält. Kienruß ifl ein durd ab 
fichtlich unvollkommene Verbrennung fohlenftoffreicher, befonders harzreicher Stoffe ber 
vorgebrachted Produkt; bei uns dienen am häufigſten das Holz von Fichten, Föhren, 
das fogenannte Kienholz, oder verfihiedene Abfälle bei der Pechflederei zur Darſtellung 
von Kienruß. In manchen Gegenden brennt man auch aus Steinkohlen, wie aus 
Steinkoplentheer Kienruß. Guter Kienruß foll rein ſchwarz fein; ein zu großer de 
halt an Brandharz macht ihn braun und verurfacht auch, daß er, entzündet, mil 
Flamme brennt, fih mit Waſſer nicht beneben läßt und, mit Firniß angerieben, einen 
Anftrich liefert, welcher gelbe Ränder zeigt; durch Glühen in gut verfchloffenen Tie 
geln, fo lange fih noch eine Flamme zeigt, läßt fih ein folcher Kienruß wefentlih 
verbeffein. — Lampenfhmwarz. noir de lampe, lamp-blak, wird durch unvoll⸗ 
kommenes Verbrennen von Fetten und flüchtigen Delen, Steintohlenöl oder Kampher x. 
auf eigends konftruirten Lampen dargeftellt, und ebenfalld durch Ausglühen von eiwas 
flühtigem Oele und Brandharz befreit. Auf eine ähnliche Weife wird auch die di: 
nefifche Tuſche bereitet; der aus Sefamdl, nach Andern aus Kampher erhaltene Ruß 
wird mit einer parfümirten feinen Leimlöfung zu einem Teige angelnetet, aus welchem 
die befannten Täfelchen oder ovale Eylinder geformt werden. 


Ruthenium, ruthenium, ruthenium, ein noch nicht lange befanntes, in den 
Platinrücftänden aufgefundened Metall, welches fih in feinen Eigenfchaften am mel 
fen dem Osmium nähert, Es findet fih ſowohl in den fibirifchen, wie amerifanis 











Rutil — Sacharimetrie. 391 


ſchen Plätinerzen und. bleibt bei der Auflöfung in Königewaſſer faft vollftändig zu- 
vd. Ge nach der Methode feiner Darftelung erhält man das Ruthenium entweder 
ald Kleine poröfe, metallglänzende Stüde von weißlich grauer Farbe, oder ald ein 
graued, dem Iridium ähnliches Pulver; fein fpec. Gew. im poröfen Zuſtande ift 8,60, 
Das Rutbenium ift ſelbſt vor dem Knallgadgebläfe unfchmelzbar und faft unlöslich 
in allen Säuren. Beim Glühen an der Luft orydirt es fich leicht und giebt den 
Sauerſtoff felbft in der Weißglühhige -nicht mieder ab. — Charakteriſtiſch für das 
Ruthenium ift Die ſchön azurblaue Färbung, welche die von dem durch Schwefelwaſſer⸗ 
Hoff in einer Rutheniumchlorürlöſung erzemgten Niederfchlage abfitrirte Flüſſigkeit 
zeigt; ebenfalls charakteriftifch ift die bei gewöhnlicher Temperatur in der Röfung des 
Ehlorürd durch Borar hervorgebrachte grüne Färbung. In der Regel ift dad Ruthe⸗ 


nium mit Odmium und Sridium verunreinigt, in welchem Falle diefe Reaktionen mes’ 


niger deutlich hervortreten. War Osmium vorhanden, fo bleibt die Sesquichlorids 
löfung, wenn fie mit ihrem doppelten Bolum Ammoniak vermifcht wird, nach dem 
Fütriren braun; bei Gegenwart von Iridium wird unter denfelben Berhältniffen das 
Fiktrat roth; bei größeren Mengen von Iridium zulegt dunkelroth. 

Rutil, nach ihrer rothen Farbe fo genannt, ift eine der verfchiedenen, im Mis 
neralreiche vorfommenden Arten Pryftallifirter Titanfäure. — Gewöhnlich befitt der 
Autil eine braunrothe Farbe, doch kommt er au in byacinthrothen, dunfelblutrothen, 
tochenillerotben, feltener, in gelblich » braunen, oder gelben, oder ftahlgrauen Kryftallen 
vor, Er gehört keineswegs zu den feltenen Mineralien und bei Krummbheimerddorf in 
Sachſen findet er ih im Aluvium in Kıyftallen und Kıyftallbruchftücden in folder 
Menge, daß man an eine.technifche Verwendung dachte und mehrere Eentner davon 
auögewafchen hat; feine Anwendung befchränft ſich jedoch bis jetzt auf bie Darftellung 
einer gelben Farbe für die Porzellanmalerei. Der Rutil befißt metallifchen Diamant- 
glanz, ift durchfcheinend, bis halbdurchſichtig und härter ald Orthoklas. 


S. 


Sacharate nennt man die Berbindungen ded Rohrzuckers mit den Bafen, wie 
Baryt, Strontian, Kalt x. 

Sacharimetrie. Zuderhaltige Flüffigkeiten find gerade mit Rüdficht auf ihren 
Gehalt an Zucker fehr oft Segenftand induftrieller Bearbeitung, fowie für den Arzt 
ald Symptom gewiffer Krankheiten von großer Bedeutung; bier wie dort ift es im 
der Regel wünfchenswertb, ſich auf eine leicht ausführbare, fichere und ſchnelle Weife 
von der Menge ded vorhandenen Zuderd Kenntniß zu verfchaffen. Die hierzu ges 
bränchlicden Methoden lafjen ſich in drei Klaſſen theilen: 

1) die aräometrifche Probe (f. Sacharometer); 

2) die optifhe Probe und 

3) dad chemiſche Verfahren. 
Der Bequemlichkeit wegen hat man für die aräometrifchen Proben Tabellen berechnet 
und die Angaben ded Sacharometerd mit denen ded Baum é'ſchen verglichen; zugleich 
enthalten diefe Tabellen das den Löfungen von verfchiedener Stärfe und bei verſchie⸗ 
denen Temperaturen zukommende fpecififche Gewicht, alfo alle Elemente, um aus der 
in der einen oder andern Weife gemachten Beobachtung fofort den Gehalt einer Flüffig- 
kit an Zuder erfehen zu können. Die optifche Probe beruht auf der Benutzung 


392 Sacharoid — Sacharometer. 

eined Polarifationdapparates, deren man für den vorliegenden Zweck verſchiedene fon 
firuirt hat und von welchen der gebräuchlichfte der nah Mitſcherlich if. — Bei 
nicht zu Toncentrirten Löſungen (höchſtens 30 Proc.) find bei 15° C. die Ablenkungen 
dem Zuckergehalte proportional, Gefärbte Säfte werden zuvor durch Behandlung mit 
Thiertoble farblo8 gemacht. Sind in der Flüffigkeit außer dem Zuder noch andere 
Subftanzen vorhanden, welche auf die Polarifationdebene ein Drehungsvermögen auß 
üben, fo find, um den Zuckergehalt zu ermitteln, zwei Berfuche erforderlich. Bei dem 
einen beobachtet man die Ablentung an dem unveränderten Saft; bei dem andern, 
nachdem man den darin enthaltenen Rohrzucker durch Kochen mit etwas reiner uns 
gefärbter Salzfäure in Fruchtzucer verwandelt bat. Jener dreht die Polarifationd 
ebene nach rechts, dieſer nach links, während die beigemengten fremden Stoffe in 
ihrem Drehungdvermögen feine Aenderung erfahren. Aus der Differenz beider Beob⸗ 
achtungen läßt fih dann auf die Menge des vorhandenen Rohrzuders fchließen. Bon 
den vielen Methoden auf chemiſchem Wege den Zudergebalt einer Flüffigkeit zu 
beftimmen,, führen wir nur die von v. Fehling angegebene an, indem fie von 
allen die ficherften und genaueften Refultate Tiefert und dabei auch leicht ausführbar if. 
Sie beruht darauf, daß eine beftimmte Menge Zuder eine beftimmte Menge Kupfetoryd 
zu Kupferorydul reducirt, und zwar in dem DVerhältniß wie 1 Aeq. Zuder zu 10 Aeq. 
Kupferoryd. Man bereitet fich zu dem Ende aus ſchwefelſ. Kupferoxyd und einer Seig⸗ 
nettefalzgauflöfung, wein. Kupferöryd, von welchem man, nachdem man ed ausgewaſchen, 
getrocdnet und vermittelft reinen Zraubenzuderd auf feinen Gehalt an Kupfer unter 
fuht bat, Proben abwägt, von welchen jede zur Reduktion von 0,05 Grm. Trauben: 
zuder gerade ausreicht. Beim Gebrauche löſt man eine foldhe Dofe in 5 bie 6 pr 
centifcher Natronlauge auf, wobei man erforderlichen Falles noch etwas Seignettefal; 
zufügt, bringt die Löfung in einer weißen Porzellanfchale zum Kochen und läßt aus 
einer in „, Kubikcentim. getheilten Burette von der Zuderlöfung *), die geprüft wer- 
den fol, zufließen, bi8 die blaue Farbe eben vollftändig verſchwunden iſt. Im den 
bis zu dieſem Punkte verbrauchten Kubikcentimetern der Zucderflüffigkeit find 0,050 
Zraubenzuder oder 0,0526 Grm. Rohrzuder enthalten. — Wenn in einer Flüffigfeit 
3. B. den Obftfäften beide Zuderarten vorfommen, fo unterfuht man erft eine Probe 
für fi, dann eine zweite, bei welcher man den Rohrzuder durch Behandlung mit 
Schwefelfäure, wie oben, in Traubenzuder verwandelt hat. 


Sacharoid, von Kane fo genannt, wegen feines füßlichen Geſchmacks, ift ein 
dem Orcin fehr nahe verwandter, wenn nicht damit -identifcher Körper. 


Sacharometer, nennt man die zur Beftimmung des Zuclergehalted von Floſſig⸗ 
keiten beſonders eingerichteter Polariſationsapparate. 


Sacharometer, ein Inſtrument, im Allgemeinen von der Konſtruktion der ge⸗ 
wöhnlichen Aräometer, welches zur Beflimmung ded Zudergehaltes von Flüffigfeiten 
benugt wird, Man kann zu diefen Beftimmungen auch ein Bed’ fches oder Baume 
feed Aräometer benugen, wenn man durch Eintauchen derfelben in Zuckerlöſungen 
von beftimmtem Gehalte die Grade ermittelt hat, die diefem entfprehen Bei dem 
viel gebrauchten Balling'ſchen Inftrumente wird die Graduirung fo gemacht, daß 
mau ed zuerft in reines Wafler, dann in Löſungen die 5, 10, 15, 20 x. Proc. Zuder 
enthalten, eintaucht; der Zwifchenraum von einem Grade zum andern wird in 50 
Theile getheilt, jo daß jeder derfelben „, Proc. Zucker entfpricht; die Spindeln zu 


Rohrzucker muß vurch Behandlung der Löfung mit 
u übergefüßet ” —— g jung mit verdünnter Schwefelfäure (1:5) zuvor in 








Saccharum — Sättigen. 393 


einem ſolchen Sacharometer müſſen wegen dieſer feiner Theilung eine bedeutende Länge 
haben. An dem Balling'ſchen Inftrumente ift der Schwimmkörper 13 Gentimeter, 
die Meßfpindel 20 Gentimeter lang. Die Angaben find für, Flüffigkeiten, die micht 
reinen Zuder enthalten, nicht genau, für die Praxis jedoch in der Regel audreichend, 
und zwar um fo mehr, ald man durch Erfahrung den Abmweichungen Rechnung zu 
tragen weiß. 

Saecharum, Sacharum, fon. mit Zuder. 


. Sacharum efficinarum, die botanifihe Bezeichnung nad) Linns für das ges 
meine Zuderrohr. 


Saccharum Saturni, eine häufige Benennung für Bleizucker, oder neutrales, 
eſſigſaures Bleioryd f. d. 


Sächsisches Blau, Bleue de Saxe, Saxon blue, wird die mittelft einer Auf- 
löfung von Indigo in Schwefelfäure auf Wolle oder wollene Zeuge bervorgebradhte 
blaue Farbe genannt, da fie 1740 in Sachfen entdedt wurde und dafelbfi zuerft in 
Anwendung fam. Auch manches im Handel in Täfelchen vorlommende Neublau 
enthält Indigokarmin. 

Sächsisches 6&rün, wird die grüne Farbe auf Zeuchen genannt, welche ent: 
fteht, wenn diefe, nachdem fie zuvor mit Indigofolution gefärbt waren, mit einer Ab» 
fohung von Gelbholz behandelt werden. 


Sämisch-Leder over Waschleder, cuir ou peau passe, oil leather, chamois 
leather. Das Sämifchleder wird meiſt von Hirſch-, Reh⸗, Schajs und Ziegenhäuten, 
feltener von ſchwachen Kuh⸗ oder Kalbhäuten angefertigt. Zweck ift, daß fich die 
Fafern der eigentlichen Haut mit einer gewiffen Menge Fett verbinden, wodurch ein 
ſeht weiches, zart anzufühlendes, waſchbares Leder entfteht. Die Vorarbeiten hierzu 
find diefelben, wie in der Weißgerberei. Nachdem von den, aus dem Kalkäfcher ges 
nommenen, Häuten die Narbe abgeftoßen worden iſt, fommen fie mehrmald in die 
Kalkfäffer, werden alddann gefchabt und audgeftrichen und hierauf ein bis zwei Tage 
in ein faured Kleienbad gelegt, audgerungen, auf Tifchen ausgebreitet, mit Del oder 
Thran beftrichen, zufammengerollt, unter die Walke gebracht und ein bis zwei Stun- 
den gewalkt. Bon Zeit zu Zeit werden fie herausgenommen und von Neuem geölt 
und gewalkt, bis fie genug Fett aufgenommen haben. Die Anzahl der Walfen, die 
man den Häuten giebt, richtet fich nach der Stärke der letzteren. Hirfchhäuten giebt 
man in der Regel 12 Walken, dünneren verhältnigmäßig weniger. Die fertig ge 
waltten Häute werden an der Luft oder eigends erwärmten Kammern aufgehängt, bid 
die Außenfeite anrauſcht, d. 5. trodnet; zumeilen fchichtet man fie aufeinander 
und läßt fie liegen, ruhen, bis fie in Kolge der Orgdation des Oels, fi) erwärmen, 
worauf fie dann fchnell auseinander genommen werden. 


Sättigen, Sättigung, Saturiten, saturer, sataration, saturation, find in 
verfchiedenem Sinne gebrauchte Ausdrüde für manche chemifche Vorgänge und Opera- 
tionen. Eine Flüffigfeit, die von einem feften Körper, 3. B. einem Salze, bei einer 
beftimmten Temperatur foviel aufgenommen hat, daß ſich davon nichts mehr löft, ftellt eine 
bei diefer Temperatur gefättigte Auflöfung dar. Außerdem wendet man den Ausdruck 
„Sättigen” auch in Beziehung auf Säuren und Bafen an, wenn diefe nach folchen 
gegenfeitigen Mengen zufammengebracht werden, daß eine neutrale Berbindung ent: 
ſteht; Bafen und Säuren fättigen fich gegenfeitig, An den Apotheken führt eine 
verdünnte, dur Sättigung eined kohlenſauren Altalid mit Effig oder Citronenfaft 


394 Sättigung — Säureanhydrite. 


erhaltene Löfung diefer Salze, die jedoch daneben oft auch noch zroeifach Tohlenfaures 
Kali oder Natron enthält, fpeciell den Namen „Saturation” 

Sättigung, Saturation, saturation, saturation. Was man unter diefer phar⸗ 
maceutifchen oder medicinifchen eunonung zu verftehen bat, ergiebt fich aus dem 
vorfiehenden Artikel. 

Sättigungscapacität, capasit6 de saturation, faculty of salisfying; hier 
mit bezeichnete Berzeliud in den neutralen Salzen dad Berhältniß des Sauer 
floffd der Säure zu dem der Bafe auf 100 Theile der erfteren dezogen, oder mil 
andern Worten: den Quotienten, wenn man den Sauerftoffgehalt der Säure in 100 
Theilen durch die Anzahl der Sauerftoffäquivalente dividirt. Die Schwefelſäure ent: 
hält in 100 Theilen 60 Theile Sauerftoff und befteht aus 1 Aeq. Schwefel und 3 
Aeq. Sauerſtoff; P = 20 ift daher die Sättigungsfapacität der Schmefelfäure; es 
ift einfach der Sauerftoffgehalt der Bafe; 100 Theile Schmwefelfäure nehmen, um neu: 
trales, ſchwefelſaures Kali zu bilden, 118 Theile Kali auf und hierin find 20 Theile 
Sauerftoff enthalten; auf diefelbe Weife verhält ed fich auch bei den neutralen Galjen 
der übrigen Sauerftoffläuren. 

Säuerlinge, sources d’eau minerale, nennt man diejenigen natürlichen Ri: 
neralwäffer, welche vermöge ihrer freien Koblenfäure -einen fäuerlich pridelnden Ge 
ſchmack befigen und fchon bei gemöhnlicher Temperatur in offenen Gefäßen Kohlen: 
fäure entweichen laſſen. 

Säuerung, acidification, acidifßcation, nennt man die bei der freiwilligen, 
oder abfichtlich herbeigeführten Zerfegung von organifchen Gubflanzen bei Gegenwart 
von Waſſer eintretende Säurebildung; fo ftellt fih Säuerung ein bei zu ‚langfamer 
Abkühlung der Bier- und Branntweinmaifche; bei dem mit Waller zu Teig angefnes 
teten Mehl u. f. m. ; fie ift zuweilen ein Fäulniß⸗, zumeilen ein Verweſungsproceß. 

Säulen, elektrische, galvanische und sambenische ete, piles galvani- 
ques, nennt man die zu einer größeren Anzahl aufgefchichteten eleftromotorifchen Paare 
eleftropofitiver und eleftronegativer Elemente. 

Säurebilder, Säurebildner; hierunter find nach Berzelius diejenigen Kör 
per zu verftehen, welche in den Amphidfalzen die Grundlage der binären Säure bilden. 


Säuren, acides, aoids, mit diefem Ausdrucde bezeichnet man eine Kaffe von 
Körpern, die die Eigenfchaft befigen, mit den Bafen Salze zu bilden ; meiftend kommt 
ihnen auch die Eigenfchaft zu, blaue Pflanzenfarben in Roth zu verwandeln, doch liegt 
nicht hierin das Entſcheidende. Rückſichtlich ihrer Zufammenfeßung hat man eine 
lange Zeit hindurch nur Sauerfloff> und Wafferftofffäuren unterfchieden ; nach der an 
die Spibe geftellten Erklärung giebt es aber noch eine ganze Reihe von Säuren, die 
weder Waflerftoff noch Sauerftoff enthalten und es gehören hierher die Sulfes, die 
Seleno⸗ und Tellurofäuren, d. h. Säuren, in welchen die genannten Körper die Stelle 
des Sauerftoffd in den Sauerftoffläuren und die ded eleftronegativen Elements in 
den Wafferftofffäuren einnehmen. Bei den organifhen Säuren finden wir ganz Aehn⸗ 
liches, nur daß bier die Radikale, mit welchen fi entweder Sauerftoff oder Waſſer⸗ 
floff zu einer Säure verbinden, zufammengefeht find; daß diefe Radikale dem Waller: 
ftoff gegenüber fich eleftronegativ verhalten, bedarf wohl faum noch der Anführung. 


Säureanhydride werden die waflerfreien Sauerftofffäuren genannt; fie haben 
in diefem Zuftande die charakteriftifchen Cigenfhhaften von Säuren verloren und ders 





Säurehydrate — Safflor. 395 


binden fi erft dann mit Metalloryden zu Salzen, wenn fie durch Wafferaufnahme 
zu Hydraten geworden find. 


Säurehydrate, acides hydratses , hydratic acids; die meiften Sauerſtoff⸗ 
fäuren befigen die Eigenfhaft: beftimmte Mengen von Wafler aufzunehmen und da- 
mit wahre chemifche Verbindungen zu bilden, die alddann Eäurehydrate genannt 
werden. Dad Waller fpielt in folhen Fällen die Rolle einer Bafe und kann alddann 
auch Meiften® von einer folchen vertreten werden. Se nachdem Ein Aequivalent einer 
Säure ein, zwei, drei oder mehr Aequivalente Wafler, welches durch eine gleihe Ans 
zahl Mequivalente Baſe erieht werden kann, aufnimmt, unterſcheidet man eins, 
jweis und dreis und mehrbaſiſche Säuren. Die einbafifhen Säuren liefern 
nur Eine Reihe von Salzen, neutrale; fie bilden nicht Teicht, weder faure Salze, noch 
Doppelſalze. Die zweibaſiſchen Säuren enthalten 2 Nequivalente bafifched, durch 
eine Bafe erfehbared Waſſer; fie geben zwei Reihen von Salzen, neutrale und faure 
Salze und bilden leicht Doppelfalze, befonder® mit gleichartigen Bafen. Die drei— 
bafifden Säuren bilden drei Reihen von Salzen, neutrale (bei manden Eäuren 
gewöhnlich ald bafiſche bezeichnet), anderthalbfaure (bei manchen als neutrale bezeich» 
net) und dreifachfaure Salze * 


Säureradikal; Berzelius bezeichnete hiermit den elektropoſitiven Beſtandtheil 
einer Säure, melcher bei den anoıganifchen Säuren ein einfacher Körper, bei den or⸗ 
ganifchen ein aus Waflerftoff und Kohlenftoff, Waflerfioff und Stidfloff, oder aus 
biefen drei Elementen zufammengefegte® Radital ifl. 

Saffllan, maroquin, marocco leather, marocco, nennt man gegerbte und 
auf der Narbenfeite gefärbte Schafs oder Ziegenhäute, welchen man durch Preffen oder 
Plätten meift auch eine fünftliche Narbe zu ertheilen pflegt; fie nourden früher von 
befonderer Schönheit in Marokko angefertigt und werden daher auch Maroffine 
genannt, 


Safllorz unter diefem Namen find zwei, hinfichtlich ihrer Natur völlig verſchie⸗ 
dene Subſtanzen bekannt. Die eine derſelben, auch Zaffer, Kobaltſafflor genannt, 
enthält als Hauptbeſtandtheil abgeröſtete Kobalterze und wird beſonders in Sachſen 
und Böhmen dargeſtellt. Je nach dem Grade feiner Reinheit unterſcheidet man or⸗ 
dinären, mittleren und feinen Safflor. Gewöhnlich enthält er auch etwas Sand, der 
ihm betrügerifchermeife zugefeßt werden fol. Der gewöhnliche Zaffer dient zur Fabri- 
fation von blauem Glaſe und zum Kärben und Bemalen von Porcellan und Fayence ; 
die reinen Sorten benutzt man auch zur Darftellung von Kobalt und feinen Ber- 
bindungen. — Die andere, Safflor benannte Subftan;, carthame, safran batard, ' 
carthamus, safflower, ſtammt aud dem Tflangenreich und befteht aud den Blüthen- 
blättern von Carthamus tinctorilus. Der Blüthe wegen, die einen rothen, in der Fär⸗ 
berei benutzten Farbftoff enthält, wird die Pflanze vielfältig angebaut, fo in Oft: und 
Weſtindien, Südamerika, Merito, Spanien, Jranfreih, Italien, Ungarn und felbft 
in Deutfchland, namentlich in Thüringen. Die Blüthenblätter werden unmittelbar 
nad dem Aufbrechen der Blume, und zwar ohne Staubgefäße und Kelchblätter, ein⸗ 
gefammelt, und entweder fofort, oder nachdem man ihnen durch Behandlung mit 
heißem Wafler zuvor einen gelben Karbftoff entzogen hat, im Schatten getrodnet. 
Der meifte Safflor kommt aus Oftindien, fowie auch von Alerandrien, in den Hans 
del; erfterer bildet runde, flache Brödchen, der Iehtere beſteht aus den lofen Blättern. 
Neben dem rothen Zarbftoff, dem Carthamin, enthält der Safflor noch einen gel⸗ 
ben, das Safflorgelb, welches aber noch nicht genauer unterfucht ifl. Der Ges 


396 Safflorgelb — Saftgrün. 


halt an Garthamin ift in den europäifchen Sorten geringer ald in den orientalifchen, 
und leßtere find darum auch höher geſchätzt. Das Safflorgelb, welches ſich über 
haupt, befonderd aber in den europäifchen Sorten, meit vorwiegend findet, bat bid 
jebt noch feine Anwendung gefunden. Der rothe Karbftoff wird hauptfächlich in der 
Seidens, aber auch in der Baummollenfärberei zur Herborbringung ungemein fehöner, 
leider aber wenig dauerhafter Karben, außerdem aber auch zur Bereitung a ſoge⸗ 
nannten Taſſenfarbe ſür die Blumenfabriken benutzt. 


Safflorgelb, ſ. unter Safflor. 
Safflorroth, f. unter Safflor und Garthamin. 


Safran, Crocus, safran vrai ou cultivee, saffron, crocus; diefer befannte 
Handeldartifel befteht aud den fadenförmizen Narben und einem Theile ded Griffels 
von Crocus sativus, einer zu den Irideen gehörigen Pflanze, die im Driente wild 
wächſt, und in Spanien, Frankreich, Defterreih u. f. w. angebaut wird. Die Fü 
den haben eine Länge von 1 did 14 Zoll, find am oberen Theile etwas verdidt und 
braunroth, am untern fehmälern mehr gelb, von ſtarkem gewürzhaftem, etwas betäu: 
bendem Geruch und aromatifch bitterem Geſchmack. Der gelbe Karbeftoff ift fomehl 
in Waffer, als auch in Alkohol, flüchtigen und fetten Delen auflöslich. Seines ho: 
. ben Preifes wegen ift der Safran vielfach Berfälfehungen ausgefeht, wozu man haupt: 
fächlich die Blumenblätter von Calendula und Carthamus verwendet findet, die aber 
durch ihre Geftalt und Farbe leicht erfannt werden können. Der Safran wird ale 
Arzneimittel, in den Konditoreien, ſowie auch ald Mufchelfarbe angewendet. 


Safrangelb, Polychroit, Safranin, ift der Name des eigenthümlichen gelben 
Farbftoffd ded Safrand. Zu feiner Darftellung Eocht man den Safran wiederholt 
mit Waſſer aud, verdampft die Abfochung zur Extraktkonfiſtenz und behandelt den 
Rückſtand mit Alkohol, nach deffen Verdunſtung dad Safrangelb ald eine barzartige, 
durchfichtige, rothgelbe, glänzende Maffe zurückbleibt. Es beſitzt einen angenehmen 
Geruch, einen bittern, feharfen Geſchmack und ift im Waffer leicht löslich. In ſei⸗ 
nen Eigenfchaften nähert ed fih den Säuren und bildet mit Bafen beftimmte Ber 
bindungen. Der Niederfehlag mit bafifch = effigfaurem Bleioryd tft roth, mit Kupfer 
oryd grün, mit Kalk» oder Barytwaſſer gelb; es befteht in 100 Theilen aus: 543 
Kohlenftoff, 5,9 Waflerftoff und 39,8 Sauerftoff. 

Safranin, fyn. mit Safrangelb. 


Safranöl, das flüchtige Del, welches durch Deftillation aud dem Safran er⸗ 
halten wird. 

Saftfarben , couleurs de seve, sap colors, werden die in Waſſer löslichen 
Farben genannt, die nach dem Auftragen und Trodnen den Grund durchfcheinen laſ⸗ 
fen und daher den Gegenfaß zu den Dedfarben bilden. Gelbe Saftfarben fteilt man 
aus Wau und Avignonkörnern und etwas effigfaurer Thonerde, rothe aus Garmin 
oder Gochenille, violette au Fernambuf, blaue aus gelöftem Indigo, grüne aus 
dem Saft von Rhamnus cathartica, oder, indem man den Niederfchlag von indig- 
fhmefelfaurem Kali mit effigfaurem Bleioryd, in Saftgelb auflöft und dann ein 
dickt, dar. 


Saftgrün, vert vegetal, vert de vessie, sap- green, ift der eingebidie 
Saft aus den reifen Beeren von Rhamnus cathartica. Die zerquetfchten Beeren 
läßt man ein paarmal auffochen, preßt dann die Flüffigkeit ab, läßt fie durch Ab⸗ 
figen ſich Mlären, fügt ihr aufs Pfund 2 Loth Alaun oder Potafche zu und verdampft 





Sago — Saigern. 397 


fie alddann im Waflerbade zur Trodne. Die fo erhaltene dunfelgrüne, glänzende, zus 
weilen auch trübe, zähe, ertraktartige Maffe ift in Wafler auflöslih und wird durch 
Säuren roth, durch Allalien gelb. Das Gaftgrün dient ale Wafferfarbe zum Illu⸗ 
miniren von Bilderbogen, Landfchaften, Landkarten u. f. w. 


Sage, sago, sago; unter diefem Namen kommt im Handel ein in eine befon» 
dere Form gebrachted Stärkemehl vor, welches auf den Infeln des indifchen Archi- 
yeld, Mauritius, Madagaskar u. f. w., aus dem Marke des Stammes mehrerer Bal- 
menarten, Sagus Rumphii, S. farinifera, S. Raphia eto.; in China und Japan 
aber aus gewiflen Eycadeen, wie Cycas viscinalis, C. revoluta gewonnen wird. 
Der Sago füllt ald Mark den inneren Theil des Stammes aus. Zu feiner Gewin⸗ 
nung wird der zum Theil fehr flarfe Stamm gefpalten, das Mehl herausgenommen 
und leßtered auf Sieben mit Waſſer angerührt, dieſes abfliegen gelaffen und noch 
einige Male mit Waffer abgewafchen. Nachdem das Stärkemehl etwas abgetrodnet 
it, wird ed, um 28 zu körnen, durch ein Sieb mit entfprechend weiten Mafchen ge 
tieben, und hierauf entweder an der Ruft, oder in befondern Räumen bei 600 R. ges 
trodnet, wobei die Körner hart werden und zum Theil eine hornartige, halbdurch⸗ 
ſcheinende Befchaffenheit annehmen. Man unterfcheidet weißen Sago in mehreren 
Eorten, als deren befte der Tapiola gilt; ferner vothen und braunen Sago; diefe 
särbungen rühren zum Theil von einer weniger forgfältigen Behandlung, einer beim - 
Zonen zu fehr gefteigerten Wärme, zum Theil aber auch wohl von der dem Mark 
unprünglich eigenen farbe ber. — Der ächte Sago, Tapioka, wird nicht felten mit 
deutſchem oder Kartoffelfago verfälfcht; died entdedt man, wenn man die Zapiofa 
duch Maceriren und Kochen mit Waller und Filtriren in eine völlig Mare Auflöfung 
bringt und diefer auf etwa 40 Kubikc. 40 Tropfen einer gefättigten Löſung von Jod 
in Waffer zufügt. Bei reinem Tapioka erfolgt eine blaßblaue Färbung, die aber 
fofort wieder verſchwindet. Kartoffelfago giebt unter denfelben Umftänden eine 
dunfelblaue bleibende Färbung. In Deutfchland wendet man zur Darftellung von 
Sago Kartoffelftärkemehl an. Man befolgt hierbei nachflehended von Siemens ans 
gegebened Verfahren. Noch feuchte, oder wenn es bereit® troden war, wieder anges 
feuchtetes Stärkemehl wird mit den Händen durch ein Sieb gerieben, deſſen Mafchen 
ebfengroße Deffnungen haben. Das Durchgefallene gelangt alsdann in eine Holzs 
ttommel oder ein Nolfaß, die auf ihrem Umfange eine größere verfchließbare Oeff⸗ 
nung zum Einfüllen hat, und nicht weiter gefüllt wird, ald died das nöthige Rollen 
des Inhaltes geftatte. Nah 10 Minuten andauerndem Rollen bilden ſich in der 
Zrommel verfchieden große Kügelchen, die nach dem Rollen nad) ihrer Größe dur 
verihiedene Siebe fortirt werden. Das Gefiebte bringt man auf ein mit einem 2 ins 
ger hohen Rande verfehened Eifenbleh und mit diefem in einen Ofen, worin man 
fine Temperatur von etwa 1009 ©. unterhält. Gleichzeitig leitet man Waflerdämpfe 
in den Dörrraum felbft und bewirkt dadurch die nöthige Verglaſung der Körner; for 
bald diefe durchfichtig geworden find, fperrt man den Dampf ab, nimmt die Bleche 
aus der Darre, läßt die Körner erfalten, trennt fie durch vorsichtiges Reiben und trode 
net fie vollends bei gelinder Wärme, 


Seigerbottich, wohl richtiger Seihebottich, nennt man die in manchen 
Bierbrauereien gebräuchlichen Gefäße, in welche die in den Maifchbottichen gar ger 
btühte Maifche übergefchlagen und ausgezogen wird. 

Naigerm, Abfaigern, Seigern, ressuer, to refine, eine vorzugsweiſe hütten- 
männifhe Operation, welche darauf beruht, daß man ein Gemenge von Körpern von 


398 Salep — Salicylige Säure. 


verfchiedener Echmelgbarkeit einer Temperatur ausfegt, bei welcher, während die einen 
noch feft bleiben, andere flüffig werden und hierdurch von jenen getrennt werden kön⸗ 
nen, fofern fi feine neuen chemifchen Berbindungen bilden. So werden Wismuth 
und Schwefelantimon durch Saigern von der Gangart gefhieden, aus dem unreinen 
Bergzinn ein reinered Zinn gewonnen x. Das Saigern des Kupfers, mobei die 
Scheidung von dem noch darin enthaltenen Silber beabfichtigt wird, gefhieht auf 
eigenen Herden, den fogenannten Saigerherden, und verwendet man hierzu filberhal- 
tiges Blei, deſſen Silbergehalt zu gering ift, als daß das Mbtreiben deſſelben ſich 
lobnte. 


Salep, Saleb, Selab, salep, mit diefem Namen werden die getrodneten Knol: 
len mehrerer Orchidarten bezeichnet, ald Orchis Morio, O. conopsea, O. militaris 
und andere; je nachdem fie von der einen oder andern Art abflammen, befiben fie 
entweder eine hand- oder hodenförmige Geftalt. Die Einfammlung erfolgt unmittel: 
bar nach der Blüthe, nachdem die vorjährige Wurzel abgeftorben und die neue voll: 
fommen ausgebildet if. Nachdem die Knollen von anhängender Erde befreit worden 
find, werden fie einige Minuten in kochendes Waller getaucht, dann forgfältig abge: 
trocknet, auf Fäden gefhnürt und an der Luft möglichft raſch getrodnet. Der fo er 
baltene Salep bildet ſchmuzig weiße oder gelbliche, harte, zähe, etwas durchfcheinende 
Knollen, die fih nur fehr fchwierig pulvern laffen. Der befte Salep kommt aus 
BVerfien; doch wird auch in Deutfchland viel Salep gefammelt, der jedoch nicht fo 
volle und auch mehr gelbe oder braungelbe Knollen bildet. Der gepulverte Salep 
ſchwillt mit kaltem Waller langfam zu einer volumindfen, halbdurchſichtigen Gallerte 
an; mit kochendem Waſſer gefchieht died noch viel Teichter. 1 Theil Salep vermag 
50 Theile heißes Wafler in einen dien Schleim zu verwandeln; durch Magnefia, fo 
wie durch Borax wird derfelbe dicht und feft. 


Saliein, salicine, salicin, salicine, findet fih in einer großen Anzahl von 
Pflanzen, hauptſächlich aber in den bitter fchmedenden Weiden und einigen Pappe: 
rinden, den frautartigen Spiräen, fowie au im Bibergeil. Zu feiner Darftellung 
kocht man Weidentinde mit Waffer aus, dampft die filtrirte Flüffigkeit unter Zuſatz 
von Bleiorydhydrat ein und fällt das gelöfte Blei durch Schmwefelmaflerftoff, worauf 
aus der fprupdiden Flüffigkeit dad Salicin in farblofen, bitter fchmedenden Kryſtal⸗ 
len anſchießt. Es löſt fich Leicht in kochendem Wafler und Alfohol, ift aber unlös— 
ih in faltem Waffer und Aether; es fehmilzt bei 120° &. und zerfegt ſich bei höhe 
rer Temperatur. Es befieht in 100 aus: 54,54 Kohlenftoff, 6,29 Waſſerſtoff und 
39,17 Sauerftoff. | 


Salieylige Säure, acide salicieux, salioious acid; diefe der Benzosfäur _ 
ifomere Säure fleht zur Salicylſäure in demfelden Berhältnig, mie der Aldehyd zur 
Sifigfäure, weshalb man fie auch häufig ald Salicylaldehyd, Salicylwaſſerſtoff und 
Salicylol bezeichnet. Sie findet fich fertig gebildet in den Blüthen der Spiraea 
Ulmaria und wird aus diefen durch Deftillation mit Waller gewonnen. Künftlih 
läßt fie fich darftellen, wenn man gleiche Gewichtstheile Salicin und zweifach⸗ 
fchwefelfaure® Kali mit einander mengt und in einer Retorte mit einer Mifchung 
aus 44 Theilen Schmwefelfäure und 36 Theilen Waffer übergießt und bei langfa- 
mem euer deftilirtt. In dem Deftillat ſcheidet fich die falicylige Säure unter einer 
Waſſerſchicht als ein gelbliches, aromatifh nach Bittermandelöl riechended Del ab: 
Ihr fpec. Gewicht ift 1,173; fie fiedet bei 1820 C. und erflartt bei — 20% C.; ift ' 
in Waffer wenig löslich, vöthet anfangs Ladmuspapier, bleicht es aber bald; mit 


Salicylsäure — Salpeter. 399 


den Bafen bildet fie neutrale und farıre Salze. Aus einer Löfung' von falicyliger 
Säure in Alkohol ſchlägt fih auf Zufak von effigfaurem Kupferoryd nach kurzer Zeit 
falicpligfaured Kupferorgb in glänzenden grünen Kryſtallen nieder. Die Salicplig- 
fäurefalge färben Eifenorydlöfungen violettrotb; die Zufammenfegung der falicgligen 
Säure in 100 Theilen ift: 68,85 Kohlenftoff, 4,92 Wafferftoff und 26,23 Sauerftoff. 


Salicylsäure, acide salicique, salicio acid, bitdet als faured ſalicylſaures 
Methyloryd den Hauptbeftandtheil des ätherifchen Deled von Gaultheria procumbens, 
ded fogenannten Wintergründled. Sie bildet fih außerdem beim Schmelgen von Sa⸗ 
licin, falicgliger Säure und Coumarin, mit Aehkali; am einfachften jedoch wird fie 
aus dem WBintergrünöl erhalten, indem man diefed fo lange mit Kalilauge kocht, als 
noh Methylorydhydrat oder Holageift entweidht, worauf man aus dem NRüdftande 
die Salicylfäure durch Salzfäure fällt. Sie kryſtallifirt in farblofen, vierfeitigen Pris- 
men, fchmilzt bei 156° &. und ſublimirt bei höherer Temperatur unzerfeßt. In kal⸗ 
tem Waſſer ift fie ſchwer löslich, leichter in Tochendem, fehr leicht dagegen ſowohl in 
Alkohol, wie auch in Aether. Die Salicylfäure ift zmeibafifch und bildet mit den 
Bafen zwei Reihen von Salzen, nämlich neutrale und ſaure. Die Salicylfäurefalze 
geben mit Eifenorydlöfungen eine violette Flüffigkeit. Die Salicylfäure befteht in 
100 Theilen aud 52,17 Koblenftoff, 4,35 Waflerftoff und 43,48 Sauerftoff. 

Salieylol und 

Salieylwasserstofl, fon. mit falicyliger Säure. 

Salmiak, fun. mit Chlorammonium oder Ammoniumchlorid. 

Salmiak, eisenhaltiger, f. Eifenfalmiat. 


Salmiakgeist, kaustischer, die Auflöfung von Ammoniatgas in Waſſer, 
Ammoniafflüffigfeit, liq. ammon. oaustici der Apotheken. 


Salpeter, nitre, salpetre-nitre, salt piter; unter diefem Namen verftebt 
man zunächft das falpeterfaure Kali, dehnt jedoch dieſe Bezeichnung zumeilen auch 
auf die ganze Klaſſe der Salpeterfäurefale aus, wobei man alddann zur nähern Bes 
jeihnung noch den Namen der Bafe vorfeht, wie Kalis, Natron⸗, Silbers x. Sal- 
peter. Wir berüdfichtigen hier nur den Kalifalpeter, das falpeterfaure Kali, indem 
die übrigen Salpeterfäurefalze fih an anderer Stelle abgehandelt finden. Der SKalis 
falpeter ift fehon fehr lange befannt und bereitd im achten Jahrhundert befchreibt ihn 
der arabifche Chemiker Geber unter dem Namen sal petrae, und Salpeterfiedereien 
beftanden fehon vor dem Jahre 1546. Was die Häufigkeit feines Vorkommens bes 
hifft, fo gehört der Salpeter zu den am meiften verbreiteten Körpern, denn er findet 
fh, wenn auch nicht zu großen Maſſen vereinigt, faft überall auf der Erde, und 
it auch fortwährend in der Entftehung oder Neubildung begriffen. Cine foldhe na- 
türlihe Salpeterprodultion findet vorzugömeife in den wärmeren Himmelöftrichen, na⸗ 
mentlich in einigen Höhlen auf der Infel Ceylon flatt, wo man den alljährlich ent- 
flandenen Salpeter auffammelt. Unſere jogenannten Salpeterplantagen, wo fich der 
Salpeter ebenfalls ohne unſer weitered Zuthun bildet, find nur eine Nachahmung 
jened zuerft von der Natur ind Leben gerufenen Salpeterbildungsprocefled. Der auf 
diefe oder jene Weife gewonnene Salpeter ift noch von vielen fremdartigen erbigen 
Stoffen begleitet, von welchen er durch Auflöfung und Umkryſtalliſiren gereinigt wird, 
nachdem man zuvor die noch vorhandenen übrigen Salze, namentlich falpeterfaure 
Kalt» und Bittererde, durch Zufab yon kohlenfaurem Kali, eine Operation, die man 
das Brechen der Lauge nennt, in falpeterfaured Kali verwandelt hat. Gegenwärtig 


400 Salpeter. 


wird auch ein großer, wenn nicht der größte Theil des Salpeters durch Zerſetzung 
von natürlichem ſalpeterſaurem Natron, fogenanntem Chiliſalpeter, mittelſt eines Ka⸗ 
liſalzes, entweder kohlenſaures Kali oder Chlorkalium, gewonnen; ſeitdem man letzte⸗ 
res bei Staßfurt in ſo reichlicher Menge aufgefunden hat, wendet man nur noch ſel⸗ 
ten Potaſche an. Der Salpeter erſcheint im Handel in verſchiedenen Graden der 
Reinheit; für die gewöhnlichen Zwecke braucht er nicht abſolut rein zu ſein, wogegen 
man von dem für die Schießpulverfabrikation beſtimmten verlangt, daß eine geſät⸗ 
tigte Auflöfung deflelben mit falpeterfaurem Silber entweder gar feinen, oder doch erſt 
nach längerer Zeit einen Niederfehlag gebe. Eben fo wenig wie Chlor, ſoll aud der 
Salpeter falpeterfaured Natron enthalten, weil diefes ihm leicht feucht macht und fo 
“feine Entzündlichkeit vermindert. Der Gehalt an Chlor läßt ſich dur Titriren einer 
Löfung, die ein beſtimmtes Gewicht Salpeter enthält, mit falpeterfaurem Silber leicht 
ermitteln; fchmwieriger ift die Prüfung auf den Gehalt an falpeterfaurem Natron. In 
den Preußifchen Artillerielaboratorien begnügt man fih mit einer Annäherungdme: 
thode, indem man durch Erfahrung gefunden hat, daß ein Gemenge, welches 0,5 Proc, 
1,0 Proc, 3 Proc, 5 Proc., 10 Proc. Ratronfalpeter enthält, binnen 14 Tagen be: 
zügliche Mengen von Waffer, nämlich 2,5 Proc, 4 Proc, 10, 12 und 19 Proc an 
zieht. Es dauert etwas lange, ehe man zu einem Refultate "gelangt, das ohenein 
nicht einmal fehr genau iſt. Schneller gelangt man zum Ziele, wenn man eine grö- 


Bere Menge Salpeter bis zur Sättigung in heißem Wafler auflöft, die Löfung bie 


zum völligen Erkalten rührt und den niedergefallenen Salpeter durch Filtration trennt. 
Alles Natron befindet fich alddann neben einer verhältnigmäßig kleinen Menge von Kali: 


falpeter in der Auflöfung. Man verfeßt nun die Lauge mit einer genügenden Menge 


von ſaurem mweinfaurem Natron, dampft zur Trodne ein, wäſcht den Rückſtand mit 
einer gefättigten Löfung von faurem weinfaurem Kali, trodnet und mwägt. Man fin 
det fo, indem man auch den durch SKıyftallifation erhaltenen Salpeter, ſowie den 
Meinftein wägt, den gefammten Kaligehalt, berechnet Alles auf Salpeter, zieht diefen 
von der zur Unterfuchung angewendeten Menge Salpeter ab und berechnet die Dife 


venz als Natronfalpeter. Der Salpeter feheidet ih beim Verdampfen feiner Löfung 
in fäulenförmigen Kryſtallen aus, die kein Wafler enthalten; er befißt einen kühlen 


den, etwas bitteren Gefchmad und ein fpec. Gewicht von 1,933. Beim Erhitzen auf 


350° &, ſchmilzt er zu einer leichtflüffigen Flüffigkeit und erftarrt beim Crkalten zu 


einer großftrabligen Mafle; in ſtarker Hige zerfegt er fi in Sauerftoffga® und in 
falpetrigfaured Kali; bei noch fernerer Steigerung der Temperatur wird auch diefed 
zerlegt, wobei Sauerftoff- und Stidftoffgad entweichen, während Kali mit einem ge 


wiflen Gehalt an Kaliumbyperoryd zurüdbleibt. In Waſſer ift der Salpeter leihi 


löslich und feine Löslichkeit nimmt mit fteigender QTemperatur rafch zu. 
100 Theile Waffer von 09,0 C. löfen 13,32 Theile Salpeter. 


100 " " 20 180,0 ” „ 29,00 [2 „ 
100 „ F— „450,0,, „7460 „ nn 
100 5 nn 10000. u 236,00 „ — 


Der Salpeter wirkt in der Hitze ſehr kräftig orydirend und man macht von dieſer Ei 
genſchaft in den Laboratorien fehr häufig Gebrauch. Früher fand der Salpeter eine 
weit audgedehntere und mannichfaltigere Verwendung; in den meiften Fällen ift der 
Ehilifalpeter an feine Stelle getreten und er wird gegenwärtig, außer zur Schieß⸗ 
pulverbereitung, faft nur noch in den Apotheken in einiger Menge, theil® ald Arzneis 
mittel, theild zur Darftellung von reinem kohlenſaurem Kali (mit Weinftein verpufft) 








Salpeieräther — Salpetersäure, 401 


angewendet. Der Salpeter beſteht in 100 Theilen aus 46,64 Kali und 53,36 Sals 
peterfäure 5 fein Zeichen if: KO, N O, und fein Aequivalent 101,2. 
Salpeteräther, f. falpeterfaures Aethyloxyd. 


Salpeteräthersäure; eine eigenthümliche, von Böttger dargeftellte Säure. 
Gr erhielt diefelbe bei der Oxydation von Galpeteräther mittelft einer Dapy’fchen 
Glühlampe, two der Asbeſt, der ald Docht dient, mit Platin überzogen mar, Die 
hierbei fi bildenden Dämpfe geben eine ftarf fanre Flüffigfeit, welche jedoch Koh⸗ 
Ienfäurefalze nicht zerfeßt, aber beim Kochen Goldihlorid, Quedfilberoryd und falpes 
terfaure® Silberoryd zu Metall reducirt; nicht aber Platinchlorid. | 
Salpeterätherweingeist, ſ. Salpetergeift. 


Salpeter, kubischer, fon. mit Natronfalpeter oder falpeterfaurem 
Natron. 


Salpetererde, materieux salpetröes, nennt man die bei der fünftlichen Sal« 
peiererzeugung mit Salpeter gefchwängerte Erde, die alsdann audgelaugt wird. 

Salpeter, fammender, Nitrum Aammans, fon. mit falpeterfaurem Ams 
moniumoryd. 

Salpetergas, f. Stickoryd. 


Salpetergas, dephlogistieirtes, nannte Prieftley nah der Stahl ’fchen 
Theorie dad Stidftofforydulgas. 

Salpetergeist, versüsster, Salpeterätherweingeift, ift eine Auflöfung von 
Salpeteräther in Alkohol. 

Salpetergeist, versüsster, fyn. Salpeterätberweingeift. 
Salpeterluft, fon. mit Stickſtoff. 
Salpeternaphta, f. falpetrigfauree Aethyloxyd. 
Salpeterplantagen, nitriere* artificielle, nitriary, artificiel nitre bed, 

nennt man die Anlagen aus Erde und thierifchen Stoffen (Haufen oder, wie in 
Preußen, Mauern), in welchen die Salpeterbildung vor fich gebt. 

Salpeter, prismatischer, ift der gewöhnliche Kalifalpeter, im Gegenſatz zu 
dem rhombtſchen (fälfchlich kubiſchen) Natronfalpeter. 

Salpetersäuren find die mit der Eigenichaft von Säuren ausgeflatteten Ory⸗ 
dationsſtufen des Stickſtoffs. 

Salpetersäure, vollfommene Salpeterfäure, Stidftofffäure, acide nitrique, 
acide azotique, nitric acid; die gewöhnliche Salpeterfäure des Handels führt den 
Ramen Scheidewafler und wird jetzt fat ausſchließlich durch Zerfegung von Chili— 
falpeter mittelft Schmwefelfäure und Deftillation aus einer Art gußeiferner Blafen oder 
Cylinderretorten gewonnen. Keine Salpeterfäure erhält man aus reinen, namentlich 
Hlorfreien Materialien, aber auch dur Fraktion des Deftillats aus der rohen Säure, 
Die rohe Säure des Handels enthält bei einem fpec. Gewicht von 1,3 gegen 40 Proc. 
waflerfreier Säure, alfo etwa 8— 9 Aeq. Waffer auf 1 Aeq. Säure. Sie ift nies 
mald rein und enthält außer Unterfalpeterfäure namentlich größere Mengen von Chlor, 
etwas· Schwefelſäure, hin und wieder aud) Jod, wenn der angemwendete Chilifalpeter 
noch jodhaltig war. Für die meiften technifchen Zwecke ſchaden diefe Berunreiniguns 
gen nicht und man hat die Säure nur auf ihren Waflergehalt zu unterfuchen, was 
am einfachften auf acidimetrifchen Wege geſchieht. — Die reine Salpeterfäure muß 

H. d. techn. Chemie. 26 


402 Salpetersäureanhydrid — Salpetersäure-Salze. 


frei von allen fremden Beimifchungen fein; man hat fie auf Chlor durch falpterfaus 
ved Silberoryd, auf Schmwefelfäure durch falpeterfauren Baryt, auf Jod durch falpes 
terfaured Palladiumorydul zu prüfen; nicht felten findet man fie durch Spuren von 
Gifenoryd verunreinigt. Ihren Gehalt an waflerfreier Säure erfährt man auf acidi⸗ 
metrifhem Wege oder auch aus dem fpec. Gewicht, wozu die folgende Tafel ald Ans 
halt dient. 
Spec. Gewicht. Aequiv. Waſſer. Waſſerfreie Säure. 


1,554 1 Aeq. 85,70 
1,485 2, 75,00 
1,452 3 „ 66,67 
1,420 4 60.00 
1,390 — 54,54 
1,360 6) 50,00 
1,337 en 46,15 
1,315 8, 42,85 
1,296 9 „ 40,00 
1,276 10 „ | 37,50 
1,260 1 „ 35,30 
1,245 i2— 33,33 
1,232 13 „ 31,58 
1,219 14. 30,00 
1,212 15 ., 28,56 
1,200 16 „ 27,45 
1,188 172, 26,02 
1,179 18 . 25,00 


Salpetersäureanhydrid, wafferfreie Salpeterfäure; fie ift erft vor nicht las 
ger Zeit entdeckt und dargeftellt worden; früher ‘glaubte man, die Salpeterfänre fönne 
nur ald Hydrat oder in Berbindung mit Bafen beftehen. Sie wird dargeftellt, in 
dem man vollfommen trodned Chlorgad auf geſchmolzenes ſalpeterſaures Silber eins 
wirken läßt, welches hierbei in Chlorfilber, Salpeterfäure und Sauerftoff zerlegt wird. 
Die fo erhaltene wafferfreie Salpeterfäure bildet farblofe, ſtark glänzende, durdfid- 
tige Kıyftalle, die bei 300 C. ſchmelzen. Bei 45— 50° C. geräth fie unter theil— 
weifer Zerfeßung ind Kochen; die Kıyftalle mit Waffer zufammengebracht, erhigen fid 
damit fehr ſtark und löfen fih darin ohne Gasentwickelung zu einer farblofen Flüſ⸗ 
ſigkeit auf. 

Salpetersäure, rauchende; fie ift eine Auflöfung von Unterfalpeterfäure in 
Einfach: Salpeterfäurehydrat. Nach einer VBorfehrift von Bronner erhält man die 
felbe am beiten, wenn man 100 Theile fiyftallifirten Salpeter, 100 Theile engliſche 
Schwefelfäure und 32 Theile Stärke der Deftillation unterwirft, und diefe fo lange 
fortfegt, bi etwa die Hälfte der Mifchung übergegangen if. Sie bildet eine geld 
rothe Flüffigfeit von 1,50 bid 1,54 fpec. Gewicht, die bei — 40% C. unter dunkel 
rother Färbung gefriert; wegen ihrer kräftigen orydirenden Wirkung findet die rothe 
rauchende Salpeterfäure häufig Anwendung in der Technik. 

Salpetersäure, salpetrige, fyn. mit Unterfalpeterfäure. 


Salpetersäure -Salse, nitrates, azotates, nitrates; faſt alle Salze, die 
die Salpeterfäure mit den Bafen bildet, find in Waſſer auflöslich; nur einige baflr 
[he Salze machen hiervon eine Ausnahme Beim Erhigen zerfegen fie fich unter 


Salpetersüure, wmvollk. — Salpeters. Ammoniumozyd. 403 


Bildung fauerftoffreicher Berbindungen, die lebhaft die Berbrennung unterhalten. 
Degen diefer Eigenfchaft bewirken die Salpeterfäurefalze auf glühenden Kohlen ein 
lebhaftes Funlenſprühen; mit pulverförmiger Kohle vermifcht und erhitzt, erfolgt fos 
gar oft Detonation. Wie ſchon beim Salpeter angeführt wurde, zerfallen die falpe- 
terfauren Alkalien bei hoher Temperatur in Stieftoff, Sauerftoff und zurüdbleibendes 
Alkali im ätzenden Zuftande ; ähnlich verhalten fih die Salpeterfäurefalge der alkalifchen 
Erden. Die Gegenwart von Salpeterfäures Salzen erfennt man ſchon daran, daß fie, 
auf glühende. Kohlen geworfen, verpuffen ; noch leichter aber wenn man die Subſtanz, 
in der man fie vermuthet, in Waſſer gelöft, mit einem größeren Ueberſchuß von Schwe- 
felfäure verfeßt und da® Gemenge mit einem Zinfftäbchen umrührt. Hierdurch wird 
die frei gewordene Salpeterfäure in Unterfalpeterfäure verwandelt, die durch die tief- 
blaue Farbe erfannt wird, welche ihr Chamäleon, Webermanganfäure oder Kupfers 
chlorür ertheilen; ftatt der oben genannten Reagentien kann man fich auch ded Jod—⸗ 
faliumfleifterd bedienen, der vom abgefchiedenen Jod ebenfalld blau wird. Mit faus 
lenden organifchen Subftanzen in Berührung, werden die Salpeterfäure - Salze unter 
Bildung von Ammoniak zerfegt. 

Salpetersäure, unvollkommene, fon. mit Unterfalpeterfäure. 

Salpetersalssäure, f. Königswaſſer. 


Saipeterschwefelsäure, fon mit Ritrofchmwefelfäure, eine im freien 
Zuftande noch nicht dargeftellte Säure, in melcher 1 Aeq. ſchweflige Säure mit 1 Aeq. 
Stidftofforyd verbunden ift. 

Salpetersaures Aethylosyd bildet eine angenehm riechende Zlüffigkeit von 
1,112 fpec. Gewicht, deren Giedepunft bei 85° C. liegt, und die einen füßen, bins 
tennach bittern Geſchmack befist. Zu feiner Darftellung wird eine Mifchung von 
gleichen Theilen Alkohol und reiner Salpeterfäure in Meinen Mengen, (75 Grm. von 
jedem) unter Zufah von 2 Grm, reinen Harnftoffd auf 180 Grm, der Mifchung, der 
Dekillation unterworfen. Sobald das falpeterfaure Aethyloryd überzugehen anfängt, 
was man an dem Geruch erkennt, wechfelt man die Borlage und deftillirt alddann 
no etwa ein Drittel der in der Retorte befindlichen Mifchung ab. 

Salpetersaures Ammoniumeoxyd, Nitrum Sammans, azotate d’ammoniague, 
nitrate of ammonia; diefe Berbindung wird erhalten, wenn man. eine Auflöfung 
von reinem oder kohlenſaurem Ammortaf mit Salpeterfäure neutralifirt, die Flüffig- 
feit zur Kryftallifation abdampft und erfalten läßt, wobei dad Salz in Kryftallen 
fih abfcheidet. Es ſchmilzt fhon in gelinder Wärme; in der Hige zerſetzt es fih in 
Waſſer und Stidftofforgdulgas. Auf glühende Kohlen geworfen, verurfacht es ein 
iebhafted Verbrennen, wobei eine röthliche Flamme entfteht, was PBeranlaffung zu 
feiner früheren Benennung Nitrum flammans gegeben hat. Bei feinem Auflöfen in 
wenig Wafler (4 Theil) findet eine ‚bedeutende Zemperaturerniedrigung ftatt, weshalb 
man daffelbe zu Kältemifehungen benutzt Da zu dieſem Zweck dad Salz nicht rein 
zu fein braucht, fo kann man es fih auf die Weife darftellen, daß man gleiche Ae— 
quivalenfe Salmiak und Ehilifalpeter in Wafler auflöft und die Löfung zur Trockne 
verdampft. Das fich bildende Kochſalz feheidet ſich während des Kochens ab und 
aus der rüdftändigen Lauge Tryftallifirt aledann das falpeterfaure Ammoniumoryd 
aud. 52,5 Gewichtötheile Salmiat und 85,0. Gewichtöth. Ehilifalpeter geben 80 Ge⸗ 
wichtötheile falpeterfaured Ammoniumozyd und 58,5 Gewichtötheile Chlornatrium. Da 
man dad Salz durch Abdampfen wieder gewinnt und von Neuem für denjelben Zweck 
benugen kann, fo ift feine Anwendung, obgleich vornherein theurer, ſchließlich Doch billig. 

26* 


404 Salpetersaur. Amyloxyd — Salpetersaur. Eisenexydul. 


Salpetersaures Amyloxyd wird auf diefelbe Weife wie die entfpredhende Kr 
thylorydverbindung erhalten; es bildet eine ölartige, farblofe Flüſfigkeit von eigens 
thümlichem manzenartigem Geruch und einem füßlichen, brennendem , hintennach ſehr 
unangenehbmem Geſchmack; ift in Alkohol und Aether leicht löslich; beſitzt ein fpec. 
Gewicht von 0,994 bei 10% C. und fiedet bei 148° ©. 

Salpetersaurer Baryt, Barptfalpeter, azotate de baryte, nitrale of ba- 
rytes; Zufammenfegung in 100 Xheilen: 58,58 Baryt, 41,42 Salpeterfäure. Die 
ſes Sala wird am beften durch PVermifchungen Foncentrirter Löfungen (deren jede 
1 Aequivalent davon enthält), von Chlorbarium und falpeterfaurem Natron darge 
ftellt. Der falpeterfaure Baryt fällt hierbei als ein weißes, ſchweres Pulver nieder, 
welches mit kaltem Waller gemafchen und durch Auflöfen in kochendem Waſſer um: 
froftallifirt wird. Der falpeterfaure Baryt Aryftallifirt wafferfrei in regulären Ofta 
Edern, löft fih in 8 — 9 Theilen kaltem und in 3 Theilen kochendem Wafler auf; 
in fauren Flüſfigkeiten ift er weniger löslich. Er dient in der Feuerwerkerei und auf 
ReuchttHürmen zur Hervorbringung intenfiv grüner Flammen und findet für diee 
Zwecke eine fehr ausgedehnte Anwendung; eine fehr paſſende Vorfchrift für ein fol 
ches Gemenge ift folgende: 12 Theile falpeterfaurer Baryt, 5 Theile chlorſaures Kali 
und 4 Theile Schwefel. — Außerdem hat man in der neueflen Zeit den falpeterfau 
ren Baryt auch zur Anfertigung von Sprengpulver, fowie zur Darftellung von Ba 
riumbyperorpd angewendet. 


Salpetersaures Bleioxyd, neutrales, Bleifalpeter, azotate de plomb, ni- 
trate of lead; man ftellt diefed Salz dar, indem man metallifched Blei, Bleiglätte 
oder kohlenſaures Bleioryd (Bleiweiß) in ermärmter Salpeterfäure auflöſt; beim Er 
falten fcheidet fih aus der Loncentrirten Löſung dad Salz in waflerfreien undurdfid 
tigen oftaddrifchen Kryftallen aus; wenn eine verdünnte Löſung verdunftet, fo bilden 
ſich durchfichtige Kryſtalle. Die Auflöslichkeit des falpeterfauren Bleioryds wird feht 
verfchieden angegeben; nah Mitfcherlich löfen 7 Theile Waffer (mohl von mitte 
ver Temperatur, 149 C.) 1 Theil; nah Kremers bei 10% C. 3,4 Theile ded Sab 
zes. Das falpeterfaure Bleioryd findet in gewiſſen Fällen an Stelle des DBleizuderd 
Anwendung in der Färberei; es enthält in 100 XTheilen 67,37 Bleioryd und 32,63 
Salpeterfäure. — Außer dem neutralen Salze find auch noch 2=, 3» und bafiſch⸗ 
falpeterfaured Bleioryd bekannt. 


Salpetersaures Eisenexyd, azotate de fer, nitrate _of iron; dad Eifen- 
oxyd kann fich in vielen verfchiedenen Berhältniffen mit Salpeterfäure verbinden; das 
neutrale Salz entfteht, wenn Eifen in Salpeterfäure aufgelöft und die Löſung zur 
Syrupfonfiftenz abgedampft, dann mit ihrem halben Bolum Salpeterfäure vermifht 
wird. Es fcheidet fi alddann beim Erkalten in kleinen priömatifchen Kryſtallen 
aus, die auf 1 Aequivalent Eifenoryd 3 Aequivalente Salpeterfäure und 12 Aeq. 
Waſſer enthalten. Das jalpeterfaure Eifenoryd wird als Mordant in der Färberei 
gebraucht, findet aber auch Unmwendung zur Darftellung eines befonderd feurigen und 
fhönen Berlinerblaued; feine Zufammenfegung in 100 Theilen iſt: 22,86 Eiſenoryd, 
30,85 Waſſer und 46 29 Salpeterfäure. 


Salpetersaures Eisenoxydul, azotate de protoxide de fer, nitrate of te 
protoxid of iron, entfteht, wenn oxydfreie GSifenfeilfpäane mit verdünnter falter Sal 
peterfäure behandelt werden. Die Auflöfung erfolgt ohne Gasentwickelung, indem gleiche 
zeitig Wafler und Salpeterfäure in dem Verhältniß zerfegt werden, daß Ammoniaf ent 


Salpeters. Kali — Salpeters. Natron. 405 


fleht. Das Salz kryſtallifiri in farblofen, rechtwintelig zugefpibten vierfeitigen Säulen, 
die fehr leicht löslich in Waſſer find und an feuchter Luft zerfließen; in neuerer Zeit ift 
ed in der Medicin als Außerliches Mittel gegen Brandfchäden angewendet worden. Die 
Auflöfung von Eifenfeilfpänen in alter verdünnter Salpeterfäure wird auch in der 
Färberei benußt. 

Salpetersaures Kali, SKalifaipeter, ſ. Salpeter. 


Salpetersaurer Kalk, Kaltſalpeter, Mauerfalpeter, azotate de chaux, ni- 
trate of lime. Der falpeterfaure Kalk bildet ein eben fo häufiges Vorkommniß wie 
der Salpeter, und er entfteht auch überall unter denfelben Bedingungen wie diefer, 
jedoh nur dann, wenn neben Kalk andere ftärfere Bafen, Kali, Natron, Baryt, nicht 
in der Menge vorhanden find, um die fich vorfindende Salpeterfäure zu neutralifiren. 
Künftlih erhält man den falpeterfauren Kalk durch Neutralifation von Salpeterfäure 
mit Kalf und Abdampfen zur Trodne; es hinterbleibt ein weißes waſſerfreies Salz, 
welches fich Leicht in Alkohol, wie auch in Waller auflöſt. Es kann ohne Zerfegung 
6i8 zum anfangenden Schmelzen erhißt werden ; das theilmeife zerfehte Salz hat die 
Eigenfhaft, im Dunkeln zu leuchten (phosphoredciren) und ift unter dem Namen 
Balduind Phosphor bekannt; ed enthält 34,15 Proc. Kalk. 

Salpetersaures Kobaltoxydul, azotate de cobalt, nitrate of cobalt; die: 
ſes Salz wird durch Auflöfen von Kobalt, Kobaltorydul oder kohlenſaurem Kobalt: 
orpdul in verdünnter Salpeterfäure, und Abdampfen der farmoifinrothen Löſung bis 
zur Entftehung von Kryſtallen erhalten ; ed fiyftallifirt in an der Luft zerfließlichen rothen 
prigmatifchen Säulen. Schreibt man mit einer wäßrigen Auflöfung ded Salzes auf 
Papier, fo find zuerft die Schriftzüge unfichtbar, erfcheinen aber bei gelindem Er—⸗ 
wärmen pfirfishblüthroth; diefe Färbung verfchmwindet wieder in feuchter Luft; man 
benupt daher das falpeterfaure Kobaltorydul als ſympathetiſche Tinte. 

Salpetersaures Kupferosyd, azotate de deutoxide de cuivre, nitrate of 
deutoxid of copper, wird durch Auflöfen von metallifhem Kupfer, oder von Kupfer 
oryd in Salpeterfäure erhalten. Die Löfung feheidet beim Verdampfen Schön blau 
gefärbte Kryſtalle ab, die je nach der Temperatur, bei welcher fie fich bildeten, 3 Aeq. 
(über 200 C.) oder 6 Aeq. Waffer (unter 20° C. enthalten. Beim Erhitzen verman: . 
delt fih das falpeterfaure Kupferorgd unter Verluſt von Salpeterfäure zuerft in ein 
grünes bafifched Salz und zerfegt fich in höherer Temperatur vollftändig mit Hinter 
laffung von ſchwarzem Kupferoryd. In gewiſſen Fällen wird es ftatt des Kupfer: 
vitriol® in der Färberei angewendet. Mit etwas Phosphor gemengt, verpuffen die 
Kryſtalle, wenn man mit einem Hammer darauf fehlägt, mit großer Heftigfeit; das 
Pulver derfelben in Stanniol eingewidelt, zerfeßt fich bei fleigender Erhitzung, zu⸗ 
meilen unter Sunfenfprühen ; wird Papier mit einer Löfung des Salzes getränft, fo 
entzündet e8 fih nach dem ZTrodnen bei einer Temperatur, die noch weit unter der 
Glühhige Liegt. Vermiſcht man die Löfung mit falpeterfaurem Ammoniaf und dampft 
fie hierauf ab, fo zerfeht fich die Flüffigfeit bei einer gemiffen Koncentration unter 
heftiger Berpuffung. 

Salpetersaures Natron, Nattonfalpeter, azotate de soude, nitrade of 
- da, kommt in der Natur im unreinen Zuftande ald Chilifalpeter vor. Rein erhält 
man dad Salz durch Neutralifation von reinem fohlenfaurem Natron mit reiner Sales 
peterfäure und Abdampfen der Löfung zur Kryftallifation. Der fogenannte Chili⸗ 
falpeter kommt in fehr verfehiedenen Graden der Reinheit im Handel vor. Das Salz 
findet fi innerhalb der Grenzdiftrifte von Peru und Chili, in einer Gegend, wo es 





406 Saipeters. Palladiumoxydul -- Salpeters. Siberoxyd. 


nur felten regnet. Er bildet daſelbſt Rager von 3 bit 4 Fuß Mächtigkeit bei 4 bi 
5 Dieilen Breite und gegen 30 Meilen Länge. Cr erfährt fhon an Ort und Sielle 
eine erfte Reinigung und kommt dann ale roher Ehilifalpeter über Lima nah Eu: 
vopa. In diefem Zuftande enthält er zwifchen 80 und 98 Proc. falpeterfaures Nas 
tron, und außerdem größere oder Fleinere Mengen anderer Salpeterfäure» und Schwe: 
felfäure » Salze, Ehlornatrium und erdige Theile. Jod, welches früher häufig darin 
vorfam, findet man nur noch ausnahmsweiſe im Chilifalpeter. Die hauptfächlichfte 
Berwendung findet der Chilifalpeter zur Kabrifation von SKalifalpeter, von falpeters 
faurem Barpt, zur Darftelung von Salpeterfäure, in der Gladfabrifation, fomwie er 
überbaupt überall da, wo es nicht gerade auf ein Kalifalz anfommt, den Kalifal: 
peter vertritt und diefen daher verdrängt hat — Das reine falpeterfaure Natron kry⸗ 
ftallifirt gewöhnlich in ftumpfen NRhomboedern,, in Waſſer ift es unter flarfer Kälte 
erzeugung leicht löslich, indem ed bei gewöhnlicher Temperatur kaum etwas mehr 
als fein gewöhnliches Gericht zur Auflöfung bedarf. Diefe feine Leichtlöglichkeit if 
Urfache, daß es nicht zur Anfertigung von Schießpulver benußt werden kann; in fei- 
nem übrigen Verhalten gleicht ed dem Kalifalpeter. 100 Theile entbalten 34,47 Nas 
tron und 65,53 Salpeterfäure. Eein Zeichen ift NaO,NO,, fein Aeq. = 85,0. 

Salpetersaures Palladiumexydui, azotate de protoxide de palladiam, 
nitrate. of protoxide of palladium. Diefe in den chemiſchen Raboratorien zur quans 
titativen Beftimmung ded Jod dienende Verbindung wird durch Auflöfen von Palla 
dium in Salpeterfäure in der Wärme erhalten. Läßt man die bis zur Syrupefon 
filtenz verdampfte Löſung in einem Erficcator langfam verdunften,, fo bilden ſich fange 
ſchmale rhombifche Prismen von braungelber Farbe, die fofort wieder zetfließen, wenn 
fie an die Luft kommen. 

Salpetersaures Quecksilberexyd, azotate de deutoxide de mercure, bi- 
nitrate of mercury, pernitrate of mercury, wird durch Auflöfen von ue tfilber 
oxyd in Salpeterſäure erhalten; verdampft man die Löſung bei gelinder Wärme, ſo 
reſfultirt eine ſyrupartige Flüſſigkeit von konſtanter Zuſammenſetzung, die auf 1 Aeq. 
ſalpeterſaures Quedfilberoryd 2 Aeq. Waſſer enthält. Koncentrirt man dieſes flüffige 
Salz weiter über Schmwefelfäure, fo bilden fih Kryſtalle eined ebenfalld neutralen 
Salzes von der Zufammenfeßung 2 (HgO, NO,) + HO Diefe zerfließen an der 
Luft und geben auch leicht etwas Säure ab. 


Salpetersaures Quecksilberoxydul, azolate de protoxide de mercure, 
nitrate of protoxide of mercury. Die Salpeterfäure bildet mit dem Duedfilber 
orydul mehrere Salze. Die neutrale Berbindung wird nah Mohr erhalten, wenn 
man Quedfilber in der Kälte mit mäßig ſtarker Salpeterfäure behandelt; nach einiger 
Zeit fcheiden fich Kryſtalle des neutralen Salzes aus; fobald deffen Menge nicht mebt 
zunimmt, erwärmt man die Flüffigkeit, bis fich Alles wieder gelöft hat, worauf beim 
Erkalten reines, falpeterfanres Quedftlberorgdul ausfryftallifirt. 


Saipetersaures Silberoxyd, Silberfalpeter, Höllenftein, azolate d’argent, 
pierre infernale, nitrate of silver, lunar caustic. Dieſes fowohl für den Arzt, 
wie für den Chemiker und Techniker wichtige Salz wird gewöhnlich durch Auflöien 
von metallifihem Silber in reiner Salpeterfäure und Abdampfen der erhaltenen Löfung 
zur Kryſtalliſation dargeftellt. Meiftend enthält dad angewendete Silber Kupfer, 
weiches mit aufgelöft wird und dad Salz verunteinigt. Das Kupfer läßt ſich auf 
mehrfache Weife abfcheiden ; entweder bringt man die völlig troden gemachten Kıy 
ftale in einer Porzellanſchale zum Schmelzen und ſetzt diefed fo lange fort, bis eine 


Salpetersaures Silberoxyd. 407 


berauögenommene Probe volllommen weiß erfeheint, worauf man erfalten läßt, den 
Rückſtand in Waſſer löft und die Auflöfung kryſtalliſiren läßt. Oder man digerirt 
die neutrale Löfung mit einer verhältnigmäßigen Menge von reinem Silberoryd, 100» 
durch dad Kupferoryd abgefchieden wird. Beim Schmelzen wird das falpeterfaure 
Kupferoryd zerſetzt, und bei der Wiederauflöfung ded Salzes bleibt das: Kupferoryd 
zurück. Die Digeftion mit Silberoryd ift dem Schmelzen vorzuziehen, denn abgefehen 
davon, dag nicht felten die Porzellanfhalen oder sTiegel bei diefer Operation zer⸗ 
berſten, entziehen fich leicht Meine Untheile falpeterfauren Kupferoxyds der Zerfehung 
und verunreinigen alddann beim Auflöſen dad Salz von Neuem, fo daß man bei 
nicht geböriger Vorficht den ganzen Proceß noch einmal vornehmen muß. Das fals 
peterfaure Eilberoryd Eryftallifirt in farblofen Tafeln; gefhmolzen und in cylindrifche 
Formen audgegoflen bildet ed weiße Stängelchen von ftrahlig Tryftallinifchem Bruch, 
die den Namen Höllenftein führen. Es beſitzt ein fpec. Gew. von 4,3554, löft 
fih in feinem gleichen Gewichte falten und in feinem halben Gewichte Tochenden 
Waſſers auf, auch in Alkohol und in Aether ift ed auflöslich. Lackmustinktur oder 
:Bapier wird von feiner Löſung nicht geröthet. Es fehmilzt noch unter der Roth: 
glühhige und erftarrt beim Erkalten zu einer Eryftallinifchen Maſſe; ſtärker erhigt zer 
feßt e8 fih, indem Sauerftoff und unterfalpetrige Säure entweichen, während metallis 
ſches Silber zurücbleibt. Reines falpeterfaured Silberoryd bleibt im Sonnenliht uns 
verändert ; befindet ed fich aber mit organifhen Subftanzen in Berührung, fo wird 
es zerfeßt und ſchwärzt ſich. Das geſchmolzene falpeterfaure Silberoryd enthält nicht 
felten eine Feine Menge von unterfalpetrigfaurem Silberoryd. Der hohe Preis des 
falpeterfauren Silberoryds ift häufig Urfache, daß ed mit andern Salpeterfäurefalzen, 
namentlich Kalifalpeter verfälfcht wird. Die Prüfung läuft auf die Ermittelung des 
Silbergehaltd hinaus. Man löft zu dem Ende einerfeitd 0,585 Grm. reines Chlor: 
natrium zu 100 Kubilcentim., andererfeitd 1,70 Grm. ded zu prüfenden Silberfalpe- 
terd ebenfall® zu 100 Kubikcentim. Flüffigfeit auf, nimmt von erfterer 10 Kubikc. mit 
einigen Tropfen neutralen chromſauren Kali’d ald Indikator in ein Becherglad und 
fügt aus einer 20 Kubikc. Pipette, die in „4, getheilt ift, foviel von der Silberlöfung 
zu, bis der anfangs rein meiße Niederfchlag eben eine röthliche Zarbe annimmt. Man 
darf nicht in umgekehrter Weife verfahren, indem alddann fofort rothes chromfaures 
Eilberopyd gefällt wird, deifen Ummandlung in Chlorfilber durch dad nachfolgende 
Chlornatrium fehr langſam von ftatten geht, wodurch Teicht Täufchungen herbeigeführt 
werden. Je mehr man, um.diefen Punkt zu erreichen, von der Silberlöfung gebraucht, 
um fo weniger rein war das unterfuchte falpeterfaure Silberopyd. Um die Procente 
au finden, bat man alfo die Zahl durch die verbrauchten Kubikcentimeter Silber zu 
dividiren. Seine hauptfählichfte Verwendung findet das falpeterfaure Silberoryd in 
der Photographie; geſchmolzen und in dünne Stangen ausgegoflen, al® fogenannter 
Höllenftein dient es in der Chirurgie zum Neben von Wunden; ferner zum Färben 
ded Haares, befonderd bei Pferden zur Befeitigung einzelner weißer Flecke, zur Anfer- 
tigung der fogenannten unauslöfchlichen Tinte und zum Zeichnen der Wäſche. Diele 
Tinte wird in der Regel fo bereitet, daß man die Siberlöfung mit etwas Saftgrün 
oder geglühten, fein geriebenen Kienruß färbt, damit die damit gemachten Schriftzüge 
fihtbar werden. Die zu zeichnende Leinwand beftreicht man mit einer Löſung von 
arabifhem Gummi, der man etwas kohlenſaures Natron zugefeht hat, läßt trodnen 
und glättet die Stelle mit dem heißen Bügeleifen, worauf man fie, mit der Silber 
löfung befchrieben, dem Sonnenlichte ausſetzt; nach kurzer Zeit nehmen die Schrift 
jüge eine ſchwarze oder ſchwarzbraune Farbe an und vertragen wiederholte Wäfche, 





408 Salpeters. Strontion — Salpeters. Wismuthoxyd. 


ohne zu verfchwinden ; fie laffen fich jeboch entfernen, wenn man fie mit Cyankalium 
oder Fodkaliumlöfung, in der man etwas Jod aufgelöft hat, behandelt. Schließlich 
ift das falpeterfaure Silberoryd auch ein in den chemifchen Laboratorien fehr häufig 
gebrauchted Reagenz und vielfach) der Ausgangspunkt für die Darflellung anderer Sil- 
berpräparate. Das Salz ift waflerfrei und enthält 68,24 Silberoryd oder 63,58 Pror. 
metallifches Silber. 


Salpetersaurer Strontian, Strontianfalpeter, falpeterfaure Strontianerde, 
azotate de strontian, nitrate of strontian. Man ftellt den falpeterfauren Strons 
tian durch Nuflöfen von kohlenſaurem Strontion in Salpeterfäure und Abdampfen 
der Löfung bis zur Kryftallifation dar. Aus einer heißen foncentrirten Löſung kry— 
ftallifirt er waflerfrei, au8 einer verdünnteren falten Auflöfung fehießen wafferhaltige 
Kryſtalle an, die aber an der Luft trübe werden und zu einem weißen Pulver zerfal 
len. Der Strontianit, natürlich vorkommender fohlenfaurer Strontian, läßt fich wegen 
feine8 hohen Preifed nicht zur Darftellung von falpeterfaurem Strontian benußt; man 
wendet daher Goleftin, d. b. fehmefelfauren Strontian an. Diefed Mineral wird fein 
gemahlen und alddann mit einer Auflöfung von Fohlenfaurem Natron gekocht; man 
- wendet auf 10 Theile Coleftin 6 Theile Soda an. Nachdem man fich überzeugt hat, 
daß aller Coleſtin zerlegt und in Fohlenfauren Strontian verwandelt worden ift, nimmt 
man diefen auf einen Filter und wäſcht ihn bier fo lange mit reinem Waſſer ab, bis 
das Filtrat nicht mehr auf Schwefelfäure reagirt. Der fo erhaltene fohlenfaure Stron- 
tian ift alddann zur weiteren Verwendung, refp. Auflöfung in Salpeterfäure gifchidt. 
Wenn der Coleſtin fohlenfauren oder fchmefelfauren Kalk enthält, fo thut man wohl, 
ihn zuvor mit etwas Salsfäure zu behandeln, die diefe Salze audzieht. Auf diele 
Weile erhält man nicht allein fehon von vornherein ein reineres Salz, fondern man 
erfpart auch an der theuren Salpeterfäure. Das als Nebenproduft abfallende ſchwefel⸗ 
faure Natron dedt die Arbeitötoften. Das reafferfreie Salz Erpftallifirt in großen, 
regulären Dftasdern; die Kryſtalle des waſſerhaltigen gehören dem monofinomekti- 
ſchen Syfteme an. — Der falpeterfaure Strontian findet häufig Anwendung in ber 
TFeuerwerkerei, indem er die Flamme verbrennender Körper fchön purpurroth färbt. 
Zu bengalifchem Rothfeuer ift folgende eine ausgezeichnete Vorfchrift: 40 Theile ſalpe⸗ 
terfaurer Strontian, 5 Theile chlorfaured Kalir13 Theile Schwefel und 2 Thl. Kohle. 
Der falpeterf, Strontian enthält 49,0 Proc, Strontian. Beim Ankauf hat man darauf 
zu fehen, daß man das waflerfreie Salz erhalte, nicht die zu Pulver zerfallenen noch 
wafferhaltigen Kryftalle; andere Berfälfehungen fommen nicht leicht vor. 


Salpetersaure Thonerde, azotate d’alumine, nitrate of alumina, wird am 
beften durch Auflöfen von reinem Thonerdehydrat in Salpeterfäure und Koncentrirung 
der Flüſſigkeit dargeftelt. Nach einiger Zeit bilden fich farblofe, fchiefe rhombiſche 
furze Säulen, die bei 73,00 zu einer farblofen, beim Erkalten ryftallinifch erflarren- 
den Flüffigfeit fchmelzen. Im Waffer ift die falpeterfaure Thonerde fehr leicht löslich, 
in feuchter Luft fogar zerfließlih. Mengt man dad Salz mit feinem gleichen Gewidt 
zweifach fohlenfaurem Natron oder Ammoniat, fo finkt hierbei die Temperatur um 
30 bis 40 Grad. 

Salpetersaures Uranoxyd, azotate d’urane, nitrate of uraniam, wird mie 
falpeterfaurer Kupferoryd dargeftellt. Das Salz fhießt in großen gelben Kryjſtallen 
an, die etwas ind Grünliche fehillern, in trodener Luft etwas verwittern und in Als 
fohol, Aether und Waffer mit gelber Farbe löslich find. 


Salpetersaures Wismuthoxyd. Wenn Wismuth in Salpeterfäure gelöft und 





Salpeters. Zinkoxzyd —- Salpetrige Säure. 409 


die Durch Asbeſt filtrirte Mare Löfung eingedampft wird, fo erhält man Kryſtalle des 
neutralen Salzes, die fehr zerfließlich und ätzend find und ſchon bei gelinder Erwärs 
mung in ihrem Kryſtallwaſſer fchmelzen. Wird das Sal; in Wafler aufgelöft, fo zer⸗ 
feßt e® fich, indem ein bafifched Salz niederfällt; während ein faures gelöft bleibt. 
Jenes, das baflide Salz iſt daS in den Apotheken unter dem Namen Maglsterium 
bismuthi, blanc de fard, de perle, ou d’Espagne, flak white, befannte Präparat. 
Es gehören gewifle Vorſichtsmaßregeln dazu, um auf dieſe Weife ein Salz von ftet8 
gleiHbleibender Befchaffenheit und Zufommenfeßung zu befommen, indem kaltes ober 
heißes Wafler, fürzere oder längere Zeit fortgefegtes Auswaſchen, verfchiedene Salze be: 
dingen. Das falpeterfaure Widmuthorgd and namentlih das bafifhe Salz, findet 
außer zu Heilzwecken, befonderd in der Porzellanmalerei, Anwendung, wo ed ald Fluf- 
‚mittel zur Befeftigung der Farben benupt wird. 

Salpetersaures Zinkoxyd, azotate de zinc, nitrate of zinc, wird in farb- 
ofen, geftreiften, vierfeitigen Prismen erhalten, wenn man die dur Auflöfen von 
int, Zinkoxyd oder fohlenfaurem Zintoryd in Salpeterfäure erhaltene Flüffigfeit zur 
Kryftallifation abdampft. Das Salz zerfließt an der Luft und ift ſowohl in Alkohol 
als Waffer leicht löslich. 

Salpetersaures Zinnoxyd, azotate d’etain, nitrate de tin, diefe Verbindung 
ift nit in fefter Form darftellbar; löft man Zinnorgdhydrat in Salpeterfäure auf, 
jo erhält man eine ſcharf metallifch ſchmeckende Flüffigfeit, die beim Erwärmen den 
größten Theil ded Oxydés ald Hydrat in gallertartigen Klumpen fallen läßt. 


Salpetersaures Zinnexydul, azotate de protoxide d’etain, nitrate of prot- 
oxid of tin, wird gebildet, wenn man Zinnorydul oder Zinnorydulbydrat in -fehr 
verdünnter, Kalter Salpeterfäure auflöft; wendet man metallifches Zinn an, fo entfteht 
neben dem falpeterfauren Zinnoxydul, durch Zerlegung von Wafler und Säure, zugleich 
falpeterfaused? Ammoniumoryd. 

Salpeterspiritms, eine ältere Bezeichnung für Salpeterfäure. 

Salpeterstefl, Salpeterftoffgas, ſyn. mit Stieftoff. 

Salpeterstoffgas, oxydirtes, foviel wie Stidftofforydgas. 

Salpeterstofigas, oxydulirtes, foviel wie Stidftofforydulgae. 


Salpetertarpeth, mit diefem Namen belegte man früher das breibafifch falpes 
terfaure Quedfilberoryd. 

Salpetrige Säure, Unterfalpetrige Säure, acide — acide azoteux, 
nitrous acid, die falpetrige Säure entfteht fowohl aus den böberen, wie aus den 
niederen Orpdationdftufen des Stickſtoffs. Zur Darftelung derfelben erwärmt man 
rothe, rauchende Salpeterfäure in einer Retorte und reftificirt das Deftillat bei fehr 
gelinder Wärme. In der vorgelegten, in einer Miſchung von Eid und Wafler ber 
findlichen Röhre kondenfirt ſich eine Flüffigkeit, die größtentheild aus falpetriger Säure 
beſteht. Auf 92 Theile diefer auf — 20% C. abgekühlten Flüffigkeit fügt man ſehr 
allmälig mittelft einer dünnaudgezogenen Glasröhre 45 Theile Wafler, während man 
bie Mifhung ſtark bewegt. 3 bilden fich Hierbei zwei nicht miteinander mifch- 
bare Schichten, von welchen die obere gradgrün, die untere blau, faft undurchfichtig 
blaugrün iſt. Bringt man die beiden Schichten in ein Wafferbad, jo fängt die untere 
fhon bei 9° an zu fieden und es geht in die ſtark abgefühlte Vorlage, während der 
Siedpunkt allmälig fteigt, eine rein indigblaue Flüffigkeit über, welche vorzugsweiſe 
aus falpetriger Säure befteht, die fih, ohne nicht größtentheild zerfeßt zu werden, 

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410 Salpetrige Säure — Salpeirigsaures Ammoniumosyd. 


nicht nochmals deftilliren läßt. Die Säure ftößt an der Luft rothbraune Dämpfe 
aus und fiedet fehon bei — 10,00 C.; fie ift in Waffer ziemlich löslich und erteilt 
diefem eine ſchwach⸗blaue Farbe; bei der geringften Erwärmung entweicht Stidfoff 
oxydgas. Beim Kochen erhöht fih der Siedepunkt nah und nach auf 28° C. und 
die Säure zerfept fich größtentheild in Stieftofforgdgas und in Unterfalpeterfäure, 

Salpetrige Säure, f. Satpeterfäuren. _ 

Salpetrige Salpetersäure, f. Unterfalpeterfänre. 

Salpetrige Schwefelsäure, acide azotosulfurique, cristaux des chambres 
de plomb, nitrous sulphuric acid, crystals of chamber of lead,, die fogenannten 
Bleikammerkryſtalle, eine Verbindung von 1 Aeq. falpetriger Säure mit 2 Aequiv, 
Schmwefelfäure, welche entficht, wenn Unterfalpeterfäure und Schwefelfäurehydrat oder 
auch fchmweflige Säure unter Verhältniffen, melde die Bildung von Schmefelfäure 
bydrat ermöglichen, zufammentreffen. 

Salpetrigsäure Salze, nitrites, azotites, nitrites, azotites, fönnen auf ver⸗ 
fehiedene Weife erhalten werden, fo unter anderm die der Alfalien und Erden durd 
vorfichtige® Erhigen bis zu einem gewiffen Punkte; ferner entftehen fie im geringe 
Menge fchon bei gewöhnlicher Temperatur aus Salpeterfäurefalzen, wenn diefe in Lö— 
fungen mit leicht orhdirbaren Metallen, wie Zint und Kadmium, zufammenfommen. 
Die meiften find fryftallifirbar, theils farblos, theild gelb und leicht löslich in Walters 
mit brennbaren Körpern verpuffen fie in der Hitze; für fich erhikt wird die Säure 
zerfegt und entweicht ald Stickſtoffgas und Sauerftoffgad; ihre wäflerige Löſung an 
baltend gefocht, verwandelt fich, unter Entwidelung von Stidftofforydgad in ein Sal: 
peterfäurefalz; durch flärkere Säuren kann aus denfelben die falpetrige Säure nicht ab 
gefchieden werden. 

Salpetrigsaures Aethyloxyd, other azoteux, nitrous ether, falpetrigfaure 
Aether, Salpeteräther, Salpeternaphta. Dieſe Berbindung entfteht durch direkte Ein 
wirkung von falpetriger Säure auf Alkohol. Zu ihrer Darftellung find viele Bor- 
fohriften gegeben worden, von welchen wir hier nur die von Kopp hHerrührende an 
führen wollen, da fie auf leichte Weife ein fehr gutes Nefultat liefert. Man bringt 
gleiche Raumtbeile Alkohol und Salpeterfäure mit feinen Kupferdrehſpänen in eine 
Retorte und leitet die fich bildenden flüchtigen Produfte durch einen gut abgeküblten 
‚Kühlapparat, in die ebenfall® möglichft fühl gehaltene Vorlage; Erwärmung der 
Miſchung ift in der Negel nicht erforderlih. Das falpetrigfaure Aethyloxyd bilde 
eine ſchwach gelblich gefärbte, fehr flüchtige, angenehm nach borddorfer Aepfeln rie⸗ 
chende und eigenthümlich ftechend fchmedende Flüffigkeit von 0,947 fpec Gew., die kei 
etwa 16° C. fiedet; beim Berdunften erzeugt der Aether eine ſtarke Temperaturernies 
drigung, ift leicht entzündlih und verbrennt mit heller, weißer Flamme; ift mit Alle 
hol und Aether in allen Berbältniffen miſchbar, in Wafler jedoch nur wenig löſlich, 
indem 1 Theil des Aethers 48 Theile Wafler bedarf; aus feiner Auflöfung in Alfobel 
wird das falpetrigfaure Aerhyloryd durch Wafler abgefchieden. 

Salpetrigsaures Ammoniumexyd, nitrito d’ammoniaque, nitrite of Amme- 
via. Zu feiner Darftelung zerfegt man falpetrigfaured Bleioryd durch ſchwefligſau⸗ 
res Ammoniumoryd, indem man diefe beiden Salze mit einer angemeilenen Menge 
Waſſer zufammenreibt, die Löfung filtrirt, zur Entfernung des Bleies mit Schweſel⸗ 
waflerftoff behandelt, und hierauf bei fehr gelinder Wärme über Kalk verdampfen laßt. 
Es bildet Iuftbeftändige, nadelförmige Kryſtalle, die für fich auf 50° €. erhigt, vol 





Salpetrigsaures Amyloxyd — Salz. 411 


fündig in Stidgad und Waſſer zerfallen; man benubt daher diefed Salz auch zur 
Darfiellung von reinem Stickſtoffgas. 


Salpetrigsaures Amyloxyd, ift eine der Aethylverbindung im Geruch ähnliche 
Flüffigkeit von 0,877 fpec. Gew., die bei 960 C. fiedet; der Dampf derfelben befibt 
eine röthliche Karbe und bewirkt, wenn er eingeathmet wird, heftige Kopffchmerzen. 


Salpetrigsaurer Baryt, Kalk, Kali, Natron etc., azolites de Baryt, de 
chaux, de potasse, de soude, nitrite of barytes, of lime etc., werden in der Weife 
erhalten, daß man die beziehendlichen Salpeterfäurefalze bei nicht zu hoher Temperatur 
ſchmelzt, die erfaltete Maffe mit Waſſer auszieht, aus der Löſung die noch anweſen⸗ 
den unzerſetzten Antheile des Salpeterfäurefalzes entfernt und dann zur Kıyftallifation 
verdampft. 

Salz, Kochſalz, Küchenſalz, sel de cuisine, kiichen-nalt, ift die gewöhnliche 
Bezeichnung für dad Chlornatrium, welches entweder ald Steinfalz, oder durch Ab: 
dampfen, Sieden der natürlichen Soolquellen, oder des Meerwaflers ald Kochfalz oder 
Giedefalz gewonnen wird 


Salz, sel, salt, nennt man jede durch die Verbindung zweier zufammengefeßter 
Körper entftandene Verbindung, in welcher der eine Körper, das eleftronegative Glied 
oder die Säure, und der andere, das elektropofitive Glied oder die Bafe darftellt. — 
Die Bafen find eleftropofttive, durch Vereinigung eines Metalld mit einem Metalloid 
entftandene Berbindungen. Das Oryd und die Schwefelverbindung des Kaliums find 
Bafen. — Die Säuren find eleftronegative Verbindungen, welche meiftentheild aus 
der Bereinigung zweier Metalloide unter ſich hervorgehen, wie Schwefelfäure, Phos- 
phorfäure u. f. w., ferner Schwefeltohlenftoff, Schmefelarfen u. f. w., zumeilen aber 
enthalten fie ein Metall, in Berbindung mit einem Metalloid, wie die Chrom⸗ 
fäure, Manganfäure und andere. — Die meiften befannten Bafen und Säuren find 
Sauerftoffverbindungen von Metalloiden oder Metallen, fo daB die Mehrzahl der 
Salze, fowie auch die wichtigften derfelben Sauerftofffalze find. — Doc fennt 
man auch eine ziemliche Anzahl von Schwefelfalzen (Sulfofalzen), fowie auch Selen» 
und Tellurfalzen, d. b. Salze, die aud der Vereinigung einer Solfo-, Seleno⸗ oder 
Zellurobafe mit einer Sulfo-, Seleno- oder Tellurofäure gebildet find. Alle diefe Safze 
find alfo Verbindungen von zwei zufammengefebten binären Körpern, einem elektro: 
bofitiven und einem eleftronegativen, welche ein gemeinfchaftliched Element, Sauerftoff, 
Schwefel, Selen oder Tellur enthalten, nach welchem Element diefe Salze ald Sauer: 
ftoff-, Schmefels, Selen» oder Tellurfalze bezeichnet werden. Der binären Zufammens 
fegung ihrer Beftandtheile wegen hat man diefe ganze Klaſſe von Salzen mit dem 
Namen „Amphidſalze“ belegt. Cine andere Klaffe von Salzen befteht aus binä- 
ven Berbindlingen von Metallen mit Salzbildern: Chlor, Brom, God u. Fluor, denen 
fih die zufammengefegten Körper: Cyan Mellan x. anfchliefen. Es find dies die 
von Berzelius fo genannten Haloidfalze Die Sauerftofffale find die am 
häufigfien vorfommenden, am meiften ftudirten und darum auch am beften gefannt. 
Sie entftehen aus den Säurehydraten, wenn diefe mit einem Metalloryd zufammens 
fommen, unter Abfcheidung von Waſſer. Die Vereinigung der Saverftofffäuren mit 
den Sauerftoffbafen findet meiftens in verfchiedenen Gewichtöverhältniffen ftatt, und 
wir unterfcheiden hiernach: neutrale, faure und bafifhe Salze. Die „neutra= 
len Salze” der Alkalien und alfalifchen Erden mit den ftärferen anorganifchen Säus 
ven verhalten fich gegen Pflanzenfarben meift indifferent, fie reagiren neutral; allein 
manche Salze, die ald neutral bezeichnet werden, reagiren fauer oder alkaliſch, fo- 


412 Salzäther, leichter — Salzgeist, versüsster. 


wie umgefehrt auch einige baſiſche Salze neutral oder fauer, und manche faure Sale 
neutral oder allalıfh reagiren. Das Berhalten gegen die Bflanzenfarben ift alfo nicht 
überall entfcheidend, vielmehr wird die Natur eined Salzes von dem Aequivalentver: 
bältniß zroifchen Säure und Bafe befliimmt. Als neutrale Salze werden diejenigen 
Berbindungen bezeichnet, in welchen dad Hydratwaffer der Säuren vollftändig 
durch eine äquivalente Menge Bafe vertreten ifl. — Bei den Berbindungen der ein: 
bafifhen Säuren tritt Ein Aequivalent derfelben zu Einem Aequivalent der einbafifchen 
Säuren, oder 2 Aequiv. der Säure zu 1 Aequiv. einer zweifäurigen Bafe, oder 3 Aeq. 
der Säure zu 1 Aeq. der dreifäurigen Bafe, um neutrale Salze zu bilden. Bei den 
zweibafifhen Säuren find 2 Aeq. der einfäurigen, oder 1 Aeq. einer zweifäurigen 
Baſe nöthig, um mit 1 Aeq. einer zweibafifhen Säure, oder ed find 2 Aeq. dreifäus 
tiger Bafe nöthig, um mit 3 Aeq. zweibafifcher Säure ein neutraled Salz zu bilden. 
Bei den dreibafifhen Salzen verbindet ſich 1 Aeq. Säure mit 3 Aeq. Bafe von der 
Zufammenfeßung MO, oder mit 1 Acq. von der Zufammenfeßung M,O,, oder 3 Aca. 
zweifäuriger Bafen MO, mit 2 Neq. Säuren zu neutralem Salz. — Unter „faurt 
Salze” hat man diejenigen Verbindungen zu verftehen, in welchen das Berhälmip 
der Säure zur Bafe ein größeres ift, ald in dem neutralen Salze, und hiernach unter 
ſcheidet man anderthalb, zweifahs x. faure Salze. Bei den mehrbafifchen Salzen 
beißen diejenigen fauer, wo nicht alles Hydratwafler der freien Säure durch cine 
äquivalente Menge Bafe erfeßt if. — Bei den bafifhen Salzen findet dad 
Umgefehrte flatt; in ihnen ift das Verhältniß der Bald zur Säure größer, als in den 


neutralen Salzen, fie kommen hauptfächlih bei den Ein» und Zweibaſiſchen Säuren 
vor, werden ald Verbindungen von neutralen Salzen mit Bafe oder Bafehydrat be 
trachtet, und Iſaure, oder 2bafifche, Haure oder 3baſiſche Salze zc. bezeichnet. — 


Wenn Eine Säure mit mehreren Bafen, oder Eine Bafe mit mehreren Säuren fid 
verbindet, fo entſtehen Doppelfalze. - 


Salsäther, leichter, feichte Salznaphta, ether hydrochlorique, hydrochlo- 


ric ether, fon. mit Aethylchlorür. 


Salzäther, schwerer, Ghloräther zum Theil, ſchwere Salznaphta, Galjöl, 
ether chlorurique, ou carbhydrique, ein früher gebrauchte Arzneimittel, melde 


durch Deftillation eined Gemiſches von Alkohol, Schroefelfänre, Kochfalz und Braun: | 


ftein, als farbloje, ölartige Flüffigkeit von 1,227 fpec. Gew., die bei 112 bis 125° €. 
fiedet, erhalten wird. 


Salsbasen, fon. mit Bafen. 
Salsbilder, Salogene, Halyle, Körper, welche die Eigenfchaft befitzen, ſich mit 


den Metallen unmittelbar zu Salzen zu vereinigen; ed gehören hierher Chlor, Brom 


od, Fluor, Cyan, Rhodan, Mellan u. f. w. 


Sals, bitteres, englisches oder Epsomersals, ſ. ſchwefelſaure Bit: 


tererde. 

Sals der Weisheit oder Wissenschaft (Alembrothſalz), nannte man früher 
dad Quedfilberhlorid-Chlorammonium. 

Salsgärten, marais salants, nennt man die Anlagen an den Meeresküſten, in 


weiche dad Seewafjer eingelaffen wird, um daſſelbe behufd der Salzgewinnung ver 


dunften zu lafjen. 
Salzgeist, rauchender, {. Chlorwafferftofffäure 
Salsgeist, versüsster, Chlorätherweingeift, Spiritus salis dulcis; ethor hy- 


Salzhäutchen — Salz, Seidlitzer. 413 


drochlorique alcoolise, ein officinelled Präparat, durch Deftillation von Alkohol und 


Schwefelſäure über Kochſalz und Braunſtein gewonnen; iſt der Hauptſache nach eine | 


Auflöfung von fehwerem Salzäther in Alkohol. 

Salshäntchen, Kryſtallhäutchen, sal grain, nennt man das, beim Abdampfen 
von Salzlüffigteiten, wenn fie ihrem Sätttgungöpunfte nahe fommen, auf ihrer Obers 
flüche fih bildende Häutchen, ein Zeichen der beginnenden Abſcheidung von feftem 
Salt. 

Salslauge, eine allgemeine Bezeichnung für Flüffigfeiten, die größere Mengen 
eined Salzes aufgelöft enthalten. 

Salsmesser, ſ. Hallymeter. 

Salmmaphta, ſ. ſchwerer Salzäther. 

Salzöl, f. fhmwerer Salzäther. 

Salsradical, nennt Graham den eleftronegativen Beftandtheil eined Sauer- 
Rofffalzes, der fich mit dem Metall verbunden hat, z. B. im fchwefelfauren Kali den 
Körper SO,. 

Salzsäure, Salzfäuregas, f. Chlormwafferftoff. 

Salzsäure, dephlegistieirte, ift der von Scheele für das Chlor gebrauchte 
Rame. 

Salzsäure, hypethetisch trockme, eine Bezeichnung für Chlorwaſſerſtoff, die 
fh auf die frühere Anſicht über die Natur des Chlors ſtützte. 

Salzsäure, oxydirte oder exygenirte, der von Berthollet zur Bezeichnung 
des Chlors gebrauchte Name. 

Salssäure, wässerige, rauchende, |. Ehlorwafferftofffäure, 

Salssäure, salpetrige, fon. mit Königswaſſer oder Salpeterfaljfäure, acide 
nitro · muriatique, nitro-muriatic acid. 

Salssäuresuperoxydul oder hyperorydul, die von Berzelius für das 
Chlor gewählte Bezeichnung, fo lange er daffelbe ald einen zufammengefegten Körper 
betrachtete. 

Salssäure, trockene, f. hypothetiſch-trockene Salzfäure. 

Salssäure, überexydirte, der Name der Ehlorfäure, ald man diefelbe für 
eine höhere Orydationdftufe, al8 dad Chlor eined noch unbelannten Radikals ul 

Salzsäure, vollkommene, fon. mit Chlor. 

Salssäure-Salze, hydrochlorates muriates, muriates, nannte man die Chlor- 
berbindungen, als man die Salzfäure noch für eine Sauerftofffäure, oder die in 
Vaſſer gelöften Salze für chlorwaſſerſtoffſaure Metalloryde annahm. 


Salsseen, nennt man die in verfchiedenen Gegenden der Erde fich findenden 
Oinnenfeen, welche Ghlornatrium und einige andere dem Meerwafler und den 
Sahfoolen in der Regel angehörige Salze enthalten. Einer der am längften bekann⸗ 
tn Salgfeen ift dad todte Meer in Paläftina. Beſonders zahlreich finden fich diefe 
Saljfeen in der großen Niederung ded nördlichen Afiens und im Gouvernement Aftra- 
San allein kennt man deren 129, von welchen 32 auf Salz audgebeutet werden. — 
Dad Salz wird diefen Seen durch die Bäche und Flüffe zugeführt, die fich im diefel- 
ben ergießen. 

Sals-Seidschütser over Seldlitzer, fyn. mit ſchwefelſ. Bittererde, 





414 Salzsoole — Sanddorn. 


Salssoole, wird dad Waſſer von natürlicyen oder erbohrten Quellen genannt, 
welches im Verhältniß zu andern Beftandtheilen vorzugsweiſe Chlornatrium enthält, 
und daher meiften® zur Gewinnung von Kochfalz benugt wird. 

Samaderin, ein eigenthümlicher, in den Früchten und der Rinde von Sama- 
dera indica, eined auf Java wachfenden und zur Familie der Terebinthaceen gehören: 
den Baumes enthaltenen Bitterftoff. Derfelbe ift weiß, blätterig, etwas federartig, 
kryſtalliniſch, in Waſſer leichter löslich als in Altohol, auch in Aether löslich; reagirt 
neutral; ſchmeckt anhaltend und fo intenfiv bitter, wie vieleicht kein anderer befann- 
ter Körper. 

Ä Sambucus Ebulus. Die Beeren diefed zur Familie der Caprifoliaceen gebö- 
rigen Strauch® enthalten ein eigenes Weichharz, welches ſich als ein fehr guter Bogel- 
feim benugen läßt, zu deffen Darftellung die durch Preffen von Saft befreiten Beeren 
bis zum Kochen mit Waſſer ethigt und noch warm audgepreßt werden. Das Han, 
welches fih hierbei auf den Rändern des Preßſacks abfcheidet wird einigemale 
mit Waffer ausgekocht und dann in gelinder Wärme getrodnet. Es bildet eine oliven: 
grüne, in Fäden ziehbare, dem Vogelleim ähnlich riechende Maffe, die in Aether leicht 
löslich ift, von Alkalien jedoch felbft in der Wärme nur wenig angegriffen wird. 

Sampany, unter diefem Namen fommt von Indien aus ein Harz oder Gummi 
im Handel vor, über deffen Abſtammung und Eigenfchaften bisher noch nicht? Side 
res befannt geworden ift. 

‚Samphanhelz, ſ. Sapanhol;. 


Sand, sable, sand,. ift eine allgemeine Bezeichnung für alle bis zu einem gu . 
wiffen Grade zertrümmerte Gebirgdarten; gröbere Theile derfelben heißen Grus, Kies, . 
Serölle, Geſchiebe u. f. w.; am häufigſten erfcheint der Quarzfand; doch komme 
auch ‚mächtige Travertinablagerungen (fohlenfaurer Kalt) von fandiger Beichaffenkeit 
vor und in folhen Gegenden verftcht man gemeinhin unter dem Namen „Sand’“. 
diefen Travertinfand; außerdem unterfcheidet man nach jeiner hemifchen oder mine 
ralogifchen Beichaffenheit: Dolomitfand, Zitaneifenfand, Magneteifenfand u. f. f. 

Sandarach, Sandarak, fon. mit Arfenfulfür. | 


Sandarach, Sandarat: Gummi ift auch der Name eined Harzed, welches von 
einer in der Berberei wachfenden Konifere Callitris quadrivalvis Vint (Thuja arti- 
culata Defosse) abjtammt. 8 fließt theils freiwillig, theild nah Einfchnitten, die 
man in den Baum gemacht hat, aus, und bildet kleine, längliche, hellgelbe, meill 
weiß beftäubte Zropfen, die gerieben einen balfamifhen Geruch ausgeben, und als 
Räucherungsmittel benugt werden. 

Sandarakgummi, ſ Sandarat, 


Sandbad, ſ. Bäder. 


Sandcapelle, capsule, nennt man einen halbfugelförmigen, entweder aus 
Buß: oder auch aus Schmiedeeifen beftehenden Keffel, welcher feitlich zur Aufnabm 
des Netortenhalfes mit einem Ausfchnitt verfehen ift und in welchen, bei Deftillatio- ' 
nen, die Netorre mit Sand umſchüttet, eingefegt wird, nachdem zuvor der Boden dei 
Kapelle etwa 4 Zoll Hoch, ebenfalld mit Sand bededt worden war. 


Sanddern, Hippophad rhamnoides, ein fehr häufig in unferen Gärten alö 
Zierpflange gehaltener Strauch, deſſen Beeren fo reich an Wepfelfäure find, dag man 
fie zu deren Darftellung refp. von Bernfteinfäure benugen fann. | 


Sandelhols — Santonin-Natron. 415 

Sandelheis, Santelholz rothes, sandel rouge, sandal wood, sanders, saun- 

ders, ftammt von Plerocarpus santalinus, einem im mittleren Afien wachfenden und 

wur Familie der Papillionaceen gehörenden Baume Es kömmt ſowohl in ganzen 

Dlöden von ſchön votber Farbe (Caliaturharz), wie auch als loderes, fläubendes, zies 
gelrothes Pulver vor. 


Sandelroth, Santalin, Santalfäure, santaline, santaline. Das Sandelroth 
it in dem Sandelbolze enthalten und wird aud demfelben durch Auszieben mit Wein- 
geift, Fällen mit Bleizuderlöfung und Zerfegung des Niederfchlag® mit Schwefelfäure 
und Auflöfen in Alkohol, beim Gindampfen in ſchönen, rothen, mitroftop. Kryftallen erhal: 
ten, die in Waſſer unlöslich, in Schwefelſäure, Alkohol und Aether löslich find. Die 
Berbindungen mit Alkalien löfen fi in Wafler mit violetter Farbe auf und geben 
nit Klorbarium einen violetten Niederfchlag. 


Sandkalk, nennt man folgen Sandftein, in welchem das Bindemittel haupt 
ſächlich aus Kalk befteht. 


Sandkohle wird diejenige Art von Steinkohle genannt, welche pulverförmige 
oder fandige Koaks Liefert. 


Sandsteime nennt man diejenigen Gebirgsarten, welche aus feinen Quatzkör⸗ 
nern beſtehen, die durch irgend ein Bindemittel, als kalkige, merglige, thonige, kieſe⸗ 
lige u. ſ. w. zu feſten Maſſen zuſammengekittet find. 

Sanguinarin, in der Wurzel von Sanguinaria canadensis, gefunden und 
fienah benannt, iſt identiſch mit dem in der ame enthaltenen Chels 
motbrin. 

Santalln, f. Sandelroth. 


Santaleid, 

Santaleidid, | von 8. Meyer in dem rothen Sandelbolge aufgefundenen 
Santaloxyd, Stoffe. 

Santalsäure, 


Santenin, diefer Stoff findet fih in den Blumenköpfchen von Artemia San- 
Ionica, dem fogenannten Wurmfamen, woraus man das Santonin durch Auskochen 
mit Kalkmilch und Fällen mit Salzfäure erhält. Es kryſtalliſirt in flachen, fechsfei- 
ligen Säulen, die farb» und geruchlos find und ſchwach bitter ſchmecken. Es ſchmilzt 
bei 1680 C. und erftarrt beim Erkalten Eryftallinifch; in höherer Temperatur fublimirt 
#8 unter theilweifer Zerfegung. Am Lichte färbt es fich gelb; in kaltem Wafler ift es 
unlödlich, in fiedendem fehmwerlöslich, aber Teichtlöslich in Altohol und Aether. Man 
betrachtet 8 ald den wirffamen Beftandtheil ded.Wurmfamend. Das Santonin zeigt 
ahefaure Eigenfchaften und löſt fi in Alkalien zu leicht zerfeßbaren, falzartigen 
Berbindungen auf, die durch Kohlenfäure nicht zerfegt werden und in abfolutem Al⸗ 
lohol Lögtich find. — Das Santoninnatron fiyftallifirt in wafferhellen, rhombi⸗ 
hen Tafeln; beim Kochen einer Löſung deffelben wird Santonin audgefchieden. — 
Das Santonin befiebt in 100 Theilen aus 74,38 Koblenftoff, 7,44 Waflerftoff und 
18,18 Sauerftoff. Es wird in der Medicin in Form von Zeltchen oder Paftillen viels 
ah ald wurmtreibended Mittel angewendet. 


Santenin-Natren, ſ. Santonin. 


=> 


416 | Santoningelb — Sarkin. 


Santeningelb hat man das durch Luft veränderte und gelb gewordene Santos 
nin genannt, 


Santonsäure, nennt Haug dad Santonin, weil ed fich mit Bafen ven 
bindet und felbft das fohlenfaure Natron zerfeßt. 


Saoria, ein in Abyffinien gegen den Bandwurm gebrauchte Mittel von Maisa 
picta und zwar die Früchte diefer Pflanze. 

Saphanhols, von Caesalpinia Sapan, f. Roth holz. 

Sapogenin, Neötulinfäure, Chinovafäure und Chinovin, ein Umfegungspro: 
puft ded Saponind, wenn diefed mit verdünnter Salzläure oder Schmefelfäure ge: 
kocht mwird. 

Sapenin wurde zuerft in der Seifenmurzel (Saponaria officinalis) entdedt, 
fheint aber außerdem ein Beftandtheil vieler anderer Pflanzen zu fein: man hat daffelbe 
oder doch einen fehr ähnlichen Körper in Gypsophilla ‚Strathiam, der Kornrade, 
Lychnis Githago, in L. flos cucculi, L. dioica, Anagallis arvensis, in der 
Senegamurzel, Polygala Senega, gefunden und hiernach auch mit verfehiedenen Ra: 
men belegt,. ald: Senegin, Githagin u. f. w. Mus der Seifenmwurzel gewinnt 
man es leicht durch Auskochen mit flarfem Alkohol, wobei es fi beim Erkalten in 
farblofen, nicht kryſtalliniſchen Maſſen ausfcheidet; es fchmedt erft füßlich, dann zu 
fammenziebend; in Waſſer ift e8 fehr leicht löslich, die Köfung ſchäumt beim Schüt 
teln wie Seifenwaffer; in Aether ift ed unlöslich, in abfolutem Alkohol wenig löslich. 
Durch Kochen mit verdünnter Schwefelfäure oder Salzfäure fcheiden fih gallertartige 
farblofe Floden ab, während eine Zuderart in Zöfung bleibt, es gehört demnad zu 
den ©lucofiden. 


Saperetin, ein Zerſetzungsprodukt des Saponind bei feiner Behandluug mit 
verdünnten Säuren. | 

Sapucacia, ift die brafilianifche Bezeichnung für Lecythis urnigera Mart, 
eines zur familie der Myrtaceen, Abtheilung der Lecythidieen gehörigen Baumes, | 
im franzöfifhen Guiana Marmita de Singa genannt. Faſt alle Theile des riefen: 
haften Baume find unmittelbar einer nüglichen Verwendung fähig. Der Stamm lie 
fert ein fehr feite® Bauholz, die Früchte enthalten gegen 40 Proc. eines fetten, dem 
unferer Mandeln ähnliches Del; die Kapfeln, welche 104 Zoll hoch und in der Mitte 
74 ZoU breit find und 16 folcher Früchte enthalten, befißen, wie fhon der Name an⸗ 
deutet, die Geftalt einer Urne und können, da fie von aufßerordentlicher Feſtigkeit und 
auch fehr dickwandig find, zu allerhand Luxusartikeln verarbeitet werden. Auch lallen | 
fih dieſe Kapfeln, die im getrodneten Zuflande 11 Procent Gerbftoff enthalten,| 
nachdem fie gemahlen find, zum Gerben von Häuten benugen. Die Embrionen find 
von der Größe einer Pflaume und befiehen aus einem gelben, zarten, feften Frucht⸗ 
fleifche von angenehmen, füßen Gefchmad, ähnlih wie fehr füße Zudererbfen. Da 
Saft, der aus dem Baume audfließt, wenn er gefällt wird, befigt einen fäuerlicen 
nicht unangenehmen Gefhmad und hat den Namen Sapucaciamwein. Bid jel 
bat man noch gar feinen Induſtriezweig, namentlich aus den Früchten der Lathydis 
urnigera gemacht und Taufende von Pfunden verbleiben den Waldbewohnern zur 
Speife. 

Sarkin, Hyporanthin, diefe in ihren Eigenfchaften dem Guanin ähnliche Baſt 
ift ein Beftandtheil des Muskelfleiſches der Wirbelthiere und findet fi wahrſcheinlich 





Sassogummi — Sauerstoff. 417 


auch in andern Theilen des thierifehen Organismus, fo namentlich in der Milz. Aus 
dem SFleifche erhält man es gelegentliih der Darftellung des Kreatind aus der Mutter 
lange. Dad Sarkin bildet ein feines, weißes Pulver, das unter dem Mikroſkop in 
Foım weißer Radeln erfcheint. In kaltem Wafler ift es nur wenig löslich, reichlicher 
in kochendem, in verdünnten Säuren, Ammoniak, Kali und Barytwaſſer. 


Sassogummi, Pfeudotragantbgummi, ift ein dem Zragantb ähnliches Pflanzen 
ezeugniß, welches von Inga Sansa, einem in Abyffinien einheimifchen Baume ab⸗ 
Rammt; ed quillt im Waſſer auf, giebt aber keinen fo konfiftenten Schleim, wie der 
wahre Traganth. 


Sassolin, Saffolit, mit diefem Namen wird die natürlich vorfommende waf- 
ierhaltige Borfäure bezeichnet. Sie findet fih meiftend in fryftallinifchen, unregelmä- 
Big fechöfeitigen Blättchen, als rindenartiger Ueberzug, oder in ftalaktitenartigen Maſ⸗ 
in, als Abfcheidungsproduft aus den heißen Quellen und Sümpfen (Xagunen); fo 
auf der Infel Bulcano, namentlich bei Saffo, woher dad Mineral feinen Namen hat; 
itrmer bei Rufignano, auf den Kiparifchen Infen u. f. w. Der Saflolin befißt eine 
ihmußig weiße oder gelbliche Farbe und dient hauptſächlich zur Darftellung von fünfte 
lichem Borar. 

"Satineber, eigentlich Satin-Oder; bierunter verfteht man den feinen hellgel⸗ 
ben Ddfer, ein mehr oder weniger reiner, durch Eifenorpdhydrat gefärbter Thon. 


Satim-Ocker, |. Satinober. 
Saturation, f. Sättigung. 


Satsmohl nennt-man den in der Negel grün gefärbten Abfag, der fih in dem 
aus grünen Pflanzentheilen durch Auspreffen erhaltenen Saft ablagert und aus Chlo⸗ 
rophyll, Pflanzenfibrin, mit mehr oder weniger Stärfemehl befteht, und daher mit der 
reinen Stärke nicht identifch ift. 


Sauerklee, Oxalis acetosella, L., die Pflanze, aus deren, durch Auspreffen 
gevonnenem Safte, das Sauerfleefalz dargeftellt wird. 


Sauerkleesänre, ſyn. mit Oralfäure, 
Sauerkleesals, fun. mit zweifach oralfaurem Kali. 


dauerstoff — oxygöne — oxygen — gewöhnlicher, inaftiver, neutraler, 
Säure erzgeugender Stoff (Ravoifier), Lebensluft (ondorcet), Feuerluft (Scheele), 
dephlogiſticitte Luft (Priefley). Früher fannte man den Sauerftoff nur in feinem 
gewöhnlichen Zuftande; die neuere Zeit hat gelehrt, daß er in verfchiedenen Modifika⸗ 
tionen auftreten könne, fo daß man gegenwärtig drei verfihiedene Zuftände deffelben 
unterfheidet: 1) dem gewöhnlichen; 2) den negativ erregten, als Ozon, und 3) den 
poftiv erregten Sauerftoff, ald Antogon. Es erleichtert die Einfiht in dad Verhal— 
ten der verfehiedenen Zuftände des Sauerſtoffs, wenn man fih vorftellt, daß der ger 
wöhnlihe, inaktive Sauerftoff aus dem gegenfeitig neutralifiten Ozon und Antozon 
beftehe, die fih unter gewiſſen Berhältniffen, namentlich unter dem Einfluß eleftrifcher 
Entladungen trennen, und dann ald freied Ozon und freied Antozon auftreten. Der 
Sauertoff gehört nicht allein feiner Menge, fondern auch der Mannichfaltigkeit feines 
vorlommens nach, zu den in der Natur am meiſten verbreiteten Stoffen; es läßt ſich be⸗ 

6. d. techn. Chemie. 27 


418 | . Sauerstoff 


rechnen, daß die Atmofphäre allein über 6 Trillionen Pfd. davon enthält, unfere ganze fefte 
Erdrinde bis zu einer nicht unbedeutenden Tiefe beftebt aud Oryden von Metallen und 
Metalloiden ; die fo häufig auftretenden Kalkſteingebirge enthalten ihrem Gewichte nad) 48 
Proc. Sauerftoff, und ferner macht derfelbe einen fehr weſentlichen Beftandtheil aller 
organifchen Wefen, ſowohl der Thiere, wie der Pflanzen aus; im Wafler, welches im 
flüffigen und feften Zuftande unfere Erdkugel umgiebt, findet er fih bis zu 89 Pre 
dem Gewichte nah. In der Wechfelmirfung zwifchen der unorganifchen und organi« 
fhen Natur find dem Sauerftoff die wichtigften Funktionen übertragen; die Pflan- 
zen reduciren die von den Thieren ausgeathmete Kohlenfäure, affimiliren deren Koh 
lenftoff und geben den in Freiheit „gefegten Sauerftoff an die Atmofphäre zurüd. 
Obgleich der Sauerfloff in fo. großer Menge fih vorfindet, fo tritt er doch im 
mer nur in Berbindung mit andern Körpern, oder mit anderen Gasarten gemengt 
auf. Zur Darftellung ded reinen Sauerftoffe hat man fehr viel verichiedene Metho: 
den, von welchen eine der gemöhnlichften die aus reinem hlorfauren Kali ift, melde 
zu diefem Behufe in einer, mit einer Gadentwidelungsröhre verfehenen Retorte allmi 
lig erhigt wird, Auf gleiche Weile behandelt, fiefert auch Queckfilberoxyd reines 
Sauerſtoffgas. Die Abfcheidung deffelben aus der atmofphärifchen Luft ift erft in der 
neuern Zeit auf eine vortheilhafte Weife, um größere Mengen darzuftellen, gelungen. 
Diefed Verfahren rührt von Bouffingault ber und beruht auf der Eigenschaft 
des Nebbarytd, menn über denfelben im glühenden Zuftande atmofphärifche Luft ge 
leitet wird, fi in Bariumbyperoryd zu verwandeln, und auf dem Verhalten de& Ich: 
teren, bei flärferem Glühen den aufgenommenen: Sauerftoff wieder. abzugeben. Statt 
des Uebbarytd kann man auch Barythydrat anwenden, ine neuere Methode, mie 
man fehr leicht und in großer Menge reines Sauerſtoffgas darftellen kann, hat Bött: 
ger angegeben. Hiernach hat man eine koncentrirte, mit einer Beinen Dinge Gifen- 
oder Kupferoxydhydrat verfeßte klare Löſung von Chlorkalk in einem, mit einer Ga% 
leitungsröbre verfehenen Kolben auf 50 — 60° C. zu erhiken und das fich enimidelnde 
Gas auf eine der bekannten Weiſen aufzufangen. Eine technifche Anwendung hat der 
Sauerftoff für fih noch nicht gefunden, bauptfähli wohl deshalb, weil feine 
Darftelung zu Poftfpielig war; wohl auch deshalb, weil er im inaktiven Zuftande zu 
wenig Berwandtichaft zeigt; anders geftaltet fich jedoch diefed Verhältniß, wenn man 
ihn als Ozon oder Antozon, d. h. im eriegten Zuftande wird anwenden fünnen. 
Der Sauerftoff ift ein farbe, geruche und geſchmackloſes Gas von 1,106 ſpec. 
Gew. 1 Liter Sauerftoffgad von 0° C. und 760 Millim. B. wiegt 1,4303 Grm. 
Dad Sauerftoffga® gehört zu den permanenten Gasarten, indem es felbft durch einen 
Drud von 1350 Atmofphären nicht gelungen ift, daflelbe in einen tropfbar flüf: 
figen oder feften Körper zu verwandeln. In Iufthaltigem Waſſer löſt es fich nur un 
merfli auf, dagegen nehmen 100 Volume friſch aufgekochtes luftleeres Wafler 4,6 
Volum Sauerftoffgad auf. Das reine Sauerftoffgad befigt im hohen Grade die Eigen: 
fhaft, die Verbrennung brennbarer Körper zu unterhalten und zu befördern, und alle 
Körper verbrennen darin weit lebherfter, ald in atmofphärifcher Luft. Bringt man eine 
glimmende Kohle mittelft eines eifernen Drahtes aufeinem Porcellanfchälchen in ein mit 
Sauerftoffgad gefüllte® Gefäß von 3-4 Liter Inhalt, fo tritt eine äußerſt Iebhafte Ber: 
brennung der Kohle ein. Much die Verbrennung des Schmwefeld und Phosphord er: 
folgt im Sauerftoffga® weit lebhafter und glängender, als in der atmofphärifchen Luft; 
bringt man einen rothglühenden Eifendraht in eine Glocke mit Säuerftoffgas, fo ver: 
brennt er unter heftigem Funkenſprühen mit hellem Licht. 





| 


Sauerstoffäther — Scheiden. 419 


Sauerstoffäther, ift die von Döbereiner gewählte ———— für das 
von ihm zuerſt dargeſtellte, jedoch nicht reine Acetal ſ. d. 


Sauersteflbasen, ſ. Bafen, anorganiſche. 
Sanerstoflgas, ſ. Sauerſtoff, 


Sauersteffpol, wird derjenige Pol eines elektriſchen Paares genannt, an wel⸗ 
dem bei der Elekrolyſe der Sauerſtoff auftritt. 


Sauersteffsäuren, ſ. Säuren. 
Sauersteffsalse, f. Salze. 
Sauerstoflsauger, (Oryrrophon) und 


Sauerstoffträger, (Oryphor) wurden von Döbereiner das Platinmohr oder 
der Platinſchwamm genannt, wegen der Eigenfchaft diefer Körper, Sauerftoff in ih— 
in Poren zu verdichten, und ihn auf andere Körper, mit denen er ſich verbindet, zu 
uͤbertragen. 


Sanerstoffverbindungen ‚fh Oxyde. 
Sauerstoffwasser, fon. mit Waffer toffbyperorybd. 


Sauerteig, Levain, leaven, nennt man den in Gährung begriffenen Teig, 
welcher bei einer folgenden Brodbereitung dem mit Waller angefneteten Mehle als 
Ferment zur Einleitung der Gährung zugefegt wird. 


Saugapparat, ſ. Adpirator. 


Saure Wetter, wird die in den Schachten befindliche Ruft\genannt, wenn fie 
vorwaltend aud Kohlenſäure befteht. 


Sehachtöfen, hauts fourneaux, biast furnaces, smelting or high furnaces, 
mit diefem Namen bezeichnet, man, im Berhältniß zu ihrem überall faft gleichen Quer⸗ 
durchmeffer, hohe Defen, die. oben. offen find, und entweder nur zur Aufnahme der 
zu erhibenden Körper, oder ‚gleichzeitig auh zur Aufnahme des DBrennmateriald bes 
timmt find. Sm erfteren Falle liegt der Herd feitlich außerhalb, im anderen, am 
Fuße innerhalb des Ofens. Ge nachdemder Luftzug nur durch den Schacht ſelbſt, oder 
vermittelſt eigener Gebläſe bewirkt wird, heißen fie FZugſchachtöfen oder Gebläſe— 
ſchachtöfen; die obere freie Deffnung wird die Gicht genannt In ihrer Einrich⸗ 
tung weichen die Schachtöfen vielfach von einander ab, Hohöfen nennt man foldhe 
Schachtöfen, deren Schacht mehr ald 12° hoch ift; Halbhohöfen, deren Schacht 
jwiichen 12° und 6° hoch, und Krummöfen, deren Echadt unter 6° hoch ifl. 

Schafwelle, ſ. Wollte. 

Scheel, fon. mit Wolframmetall. 

Scheelmetall, ion. mit Wolfram. 


Scheelsäure, ſ. Bolftamfäure. 


Scheel’sches Grün, ſchwediſches Grün, arſenigſaures Kupferoryd, f. Grün. 


Scheel’sches Süss, fyn. mit Öflycerin. 
Scheelverbindungen, fon. mit Wolftamverbindungen. 


Scheiden, Scheidung, nennt man die Operationen, welche zum Zmed haben, 
27*7 


420 Scheidestein — Schieferweiss. 


zufammengefebte Körper in ihre einzelnen Beftandtheile zu zerlegen und diefe von ein: 
ander zu trennen; men bezeichnet man damit auch die Trennung des Golded vom 
Silber. 


Scheidestein, ſ. Topfftein. 


Scheidetrichter, entonnoir separateur, separatory funnel, bie befonders 
mit diefem Namen belegten Apparate beftehen meiftend aus einer gläfernen Kugel, 
die nach einer Seite in eine längere Röhre audgezogen, auf der entgegengefegten mit ei- 
ner Oeffnung zum Verſchluß mit dem Finger oder einem Stöpfel verfehen ift; häu— 
fig bat die Abflußröhre noch einen Hahn, um die Flüſſigkeit beffer abfperren zu kön 
nen. Die Vorrichtung dient dazu, Flüffigkeiten von verſchiedenem fpecififchem Gew., 
die fich nicht mit einander mifchen, zu trennen, indem man, nachdem man die ſchwe⸗ 
rere bat abfließen lafen, die obere Deffnung, oder den Hahn verfchließt. 

Scheidewasser, der Trivialname für die Salpeterfäure des Handels, indem fie 
auch zur Scheidung ded Goldes vom Silber benugt wird. 


Scheidung durch die Quart, d. h. mittelft Salpererfäure. 
Schelllack, |. Summilad. 


Scherbenkebalt, Näpfchenkobalt, arsenic noir, ou ecailleux, Aaky arsenic, | 





wird das reine Arfen wegen der Form ded natürlichen Arſens genannt, welches in 


Stüden von ſtark mufchligem Bruch vorkommt. ' 
Schererit, ein dem Paraffin homologer Koblenwafferftoff. 


Schiefer, schiste, schist, schistus, mit diefem Namen werden diejenigen Mi : 


nerale und Gebirgdarten belegt, welche unter gewiſſen Berhältniffen als ſchiefrige 


Geſteine vorkommen And ſich durch eine vorherrſchend ſchiefrige Abſonderung auszeich— 
nen. Will man eine beſondere Art eines ſolchen Geſteins bezeichnen, fo geſchieht dies, 
indem man dem Wort „Schiefer“ die Art deffelben vorfeht, wie: Thon», Grau: 
wader, Glimmer⸗ ꝛc. Schiefer; der Thonjchtefer wird aber auch oft ſchlechtweg Schiefer 
genannt, Dachſchiefer, Griffelfhiefer u. f. w. f. Thonfchiefer. 


Schiefer, bituminöser, schiste bitumineux, nennt man diejenigen Schiefer: | 


gefteine, welche bald mehr bald weniger von organifchen Subftanzen, meift pflanzlis 


chen, zuweilen aber auch thierifchen Urfprungs, durchzogen find. Diefe bituminöfen 
Schiefer haben in der neueren Zeit eine große technifche Bedeutung erlangt, indem 
man fie zur Darftelung von Beleuchtungdftoffen, Solaröl, Photogen und Paraffin 
benugt. | 

Schiefergrün, f. Berggrün. 

Schieferkohle, ſ. Braunfohle. 

Schieferletten, ſyn. mit Schiefertbon. 


Schiefersehwars, Zeichenfchiefer, Schtwarzkreide, ſchwarze Kreide, ein wermöge 
eined größeren Kohlengehalted leicht abfärbender Thonſchiefer von fchwarzbrauner 
Farbe, der hauptfächlich zu den fogenannten KreidesZeichnungen benußt wird, Die 
beften Sorten fommen aus Spanien und Frankreih, doch findet fih die Schwarz 
freide auch in Tyrol, der Schweiz und Steiermark u. f. w. 


Schieferweiss, blanc en ecailles, ꝓlanc d’argent, blanc de plomb feail- 
leté ceruse en lamelle, white Aake, nennt man vorzugsweiſe dasjenige Bleiweiß, 
deſſen Stüde vollftändig in fohlenfaures Bleioryd umgewandelt find. 





“ Schiessbaumwolle — Schiesspulver. 421 


Schiessbaumwelle, | 
Schiessfaser, _ find verfchiedene Formen des Pyrorilins f. d. 
Schiesspapier, 


Schiesspulver, poudre, poudre a canon, gun-powder. Die Erfindung bes 
Shießpulverd, die fehr gewöhnlich dem Benediltinermöndh Berthold Schwarz 
(1334) in Freiburg im Breisgau , zugefchrieben wird, datirt aus einer weit früheren 
Zeit, indem bereitd in den Schriften von Marcus Graecus, Albertud Mag» 
nus und Roger Baco, die im Sten Jahrhundert unferer Zeitrechnung lebten, eine 
vollftändige Vorfchrift zu deſſen Bereitung zu finden iſt. Bekanntlich befteht-das 
Schießpulver aus Salpeter, Schwefel und Kohle, die nach ſolchen Berhältniffen mit 
einander gemengt find, daß eine rafche Verbrennung flattfindet, eine fehr hohe Tem» 
peratur entfteht und. ein mehr ald taufendfaches Gasvolum entwidelt wird. Dieſe 
Berhältniffe find weit früher durch die Erfahrung feftgeftellt, ald die Theorie die Be- 
dingungen entwidelt hat, unter welchen jenen Anforderungen am vollftändigften ent⸗ 
fprohen wird; fie hat daher lediglich die von der Erfahrung aboptirten Verhältniſſe 
beftätigen können. Die Wirkung ded Schießpulverd beruft darauf, daß es in Berüh—⸗ 
rung mit einem glühenden Körper fich fogleich entzündet und dabei ein fehr beträcht- 
liches Bolum von erhibtem Gas entbindet; gefchieht died in einem abgefperrten 
Raume, fo äußern die Gafe einen großen Drud auf die Wände des Gefäßed, und 
fönnen daher, wenn ein Theil derfelben beweglich ift, diefen mit Gewalt fort: 
ſchleudern. Die Zufammenfegung ded Pulvers ift nach den verfchiedenen Zweden, für 
weiche es beſtimmt if, etwas verfhieden. Als die gewähnlichen Säge können die fol 
genden bezeichnet werden : 

| Salpeter. Kohl, Schwefel. 


Sprengpulver 62,0 18,0 20,0 
Militärpulver 75,0 12,5 12,5 
Jagdpulver 76,9 13,5 9,6 


Die beiden lebtern Sorten nähern fich in ihrer Zufammenfeßung dem PBerhälts 
niffe von 
in 100 Theilen. 


1 Aequivalent falpeterf. Kali 101,2 - 14,85 
1 „ Schwefel 16,0 11,84 
3 — Kohle 18,0 13,31 

135,2 100,00 


Die Zerfeßung ded Pulver bei der Detonation ift nach den Analyſen der Ders 
brenmungsprodufte von Bunfen und Schifchloff eine ſehr verwidelte. Sie fans 
den nämlich bei einem Jagd» und Scheibenpulver von der Zufammenfegung: - 

Salpetr . R 3 ; . 18,99 


Schweel . —— . 9 84 
Koblenfltof - - 71,69 
Waflerftof . : 0,41 
‚Kohle Sauerſtoff . . 3,07 


Aſche. . ESpur. 
100,0. 


eo | 


422 | Schiesspulver. 


In dem Rüdflande nad der Detonation: 
Schwefelfaures Kali . R R 56,62 


Koblenfaures Kali . ——— 27,02 
Unterſchwefligſaures Kali . . 757 
Schwefelkalium - . ae? 1,06 


Kalihydrat a : ; 1,26 
Schwefeleyanlaliun . : 0,86: 
Salpeter . i ; ; ; 5,19 


Koblenfaure® Ammoriat . . 0,97 
A Schwefel . . ; z ; Spur 
100,55. 


Die Analyfe des Pulverdampfed, d. h. der gasförmigen Berbrennungsprodufte 
ergab in 100 Raumtheilen 
Kohlenſäurteee33267 


Stidftoff . R 2 i ® 41,12 
Kohlenoryd ; ; 3,88 
Waflerftoff ; 2 1,21 
Schwefelmaflerftoff . ER 0,560 
Sauerftoff . i ; ; 0,52 
100,00, 


Wie bereitd oben bemerkt, fo übt auch die Temperatur, welche bei der Berbren- 
nung entfteht, einen fehr großen Einfluß auf die Wirkungsfähigkeit des Pulvers aus: 
früher nahm man an, daß diefelbe etwa 1000 bis 12009 C. betrage, aus den Verſu⸗ 


hen von Bunfen und Schiſchkoff ergiebt fi aber, daß diefelbe bei dem von 


ihnen unterfuchten Pulver etmad über 30000 C, beträgt. Legt man bei einer Bere 
nung des entftehenden Gasvolums diefe Zahl zu Grunde, und nimmt man, wie died 
aus den Bunfen’fhen Verſuchen hervorgeht, an, daß in der Wirklichkeit nur $ dei 
theoretifchen Bolumsd, alfo von 1 Grm. Pulver fiatt 330 Kubikc. nur 229 Kubike. 
Safe entftehen, fo.findet man 220 (1 + 0,00365 >< 3000) 2629 Kubikc. Gewöhn—⸗ 
lich drüdt man dad Berhältnig nah) Maßtheilen des Pulverd aus, wobei man nah 
Bay Luffac annimmt, daß 1 Maptheil Pulver — 0,9 Gemichtätheilen find, fo daß 
hiernach 1 Volum SJagdpulver 2396 Volumen Gas entwidelt. Bei der Anfertigung 
des Sprengpulvers fieht man weniger auf ſchnelles Abbrennen, ald auf die Een: 
gung eined großen Gasvolums, was durch ein größeres Verhältniß von Schwefel und 
Kohle erreicht wird. Nach der Theorie erzeugt 1 Bolum Sprengpulver 356 Bolume 
permanente Safe, bei 0,0° und 760,0 Millim. B. Das Gadvolum, welches das 
Sprengpulver bei der Temperatur von 30000 ©. liefert, würde alfo fein 356 (1 + 
0,00365 >< 3000) —= 3899.” Aus ihren Verfuchen berechnen Bunfen und Schiſch⸗ 
toff dad Marimum ded Drucks, welchen der Pulverdampf im erften Augenblid auf 
die Gefhügesmandungen ausüben kann, auf 4374 Atmofphären,; dad Marimum de 
mechanifchen Effekts zu 67419 Kilogramm von 1 Kilogr. Pulver. Zur Pulverfabrile- 
tion verwendet man den reinften Salpeter, Boinenfalld darf fein Gehalt an Chlor 
lium zus ſeines Gewichts überfchreiten; den Schwefel mendef man als Stangen: 
fhmwefel an, der in den Pulverfabriten aufd Feinfte gemahlen wird; die Schmwefelblu: 
men find immer mit etwas anhängender Schwefelſäure verumtreinigt, die einen Zheil 
ded Salpeters zerfegen würde. Wenn es beim Salpeter und Schwefel hauptfählid 
auf ihre chemifche Reinheit anfommt, fo kommt es bei der Kohle, neben ihrer Rein 








Um." 
7 

ne W.. 
beit und Sufammenfegung, vorzugäweife auf ihren 0 ‚Der Zube 
ritung der Kohle, die fletd in den Pulverfabriten felbft bereitet wird, wird Daher auch 
die größte Sorgfalt gewidmet. Man wählt zum Berlohlen - leichte Holzarten, als: 
Yaulbaum (Rhamnus Frangula), Spindelbaum (Evonymus suropaeus), oder Lin: 
den, Ellern und Weiden, in Stüden von 15 bid 20 Millimeter Durchmeſſer. Je nach 
der Art des Pulverd, welche® dargeftellt werden fol, wird die Verkohlung mehr oder 
weniger weit getrieben. So verfohlt man zur Bereitung der zu Jagdpulver beſtimm⸗ 
tn Kohle das Holz in eigenen eifernen Eylindern und nur fo mweit bis es braun ger 
worden iſt. Diefe Kohle führt den Namen Rohloble (Charbon roux). Für andere 
Arten Schießpulver flellt man wirkliche Schwarzlohle dar. Dies gefchieht in halb⸗ 
tugelförmigen gußeifernen Kefleln, die in die Erde eingegraben find. Nachdem man 
eine Heine Portion angezündeted Holz hineingeworfen hat, füllt man den Keffel all- 
mälig mit dem zu vertohlenden Hole an, deflen Flamme die bereits zufammenges 
brannte Kohle vor dem weiteren Zutritt der Luft ſchützt. Hierauf wird der Keffel mit 
einem Dedel verfchloflen, welcher, um den auftretenden flüchtigen Produkten einen Aus⸗ 
weg zu geben, mit leicht verfchließbaren runden Deffnungen verfehen iſt. Die weitere 
Bulverfabrifation zerfällt in 1) das Pulvern, Mengen und Dichten der Materialien, 
2) dad Körnen, 3) das Glätten und 4) das Trodnen. Das Pulvern gefchieht entwe⸗ 
der in Stampfwerken, Trommeln (Bulverifirtrommel) oder auf die fogenannte Mühl: 
fleinmethode. Für die feinem Pulverforten hat man die Stampfwerke faft überall 
verlaffen. Die. Mühlſteinmethode ift befonders in England in Gebrauch. Man nimmt 
bier gewöhnlich 40 bis 50 Pfd. auf einmal in Angriff und zermalmt meift den 
Schwefel für fi allein, während Salpeter und Kohle zuſammen zerkleinert, und hier- 
auf ſämmtliche drei Materialien unter die Läufer gebracht werden, welche dann die 
Zerfleinerung, innige Mengung und Dichtung vollenden. Zum Körnen merden die 
aus dem Dichten hervorgegangenen gepreßten Kuchen zerfchlagen und auf die foges 
nannten Pergaments oder Gchrotfiebe gegeben, auf welche bronzene Kugeln oder au 
eine Iinfenförmige Scheibe von hartem Hole gelegt find, um, wenn die Siebe in 
Bewegung gefebt werden, die Zerfleinerung und dad Durchgehen durch die Siebe zu 
befördern. Das fo erhaltene, ſehr ungleichförmige Pulver wird durch Siebe von vers 
ſchiedener Weite in ſolche von beftimmtem Korn gefchieden, das zu grobe, wie der 
Pulverfiaub werden mit Waſſer angefeuchtet und denfelben Operationen unterworfen. 
Für feinere Sorten bedient man fi) der Siebmajchinen, die gewöhnlich aus acht ſich 
zu gleicher Zeit bewegenden Siebapparaten beftehen. Das auf diefe Weife dargeftellte 
Pulver befieht aus unregelmäßigen, mehr edligen Körnern. Um diefe volllommen rund 
zu erhalten, füllt man den feinen Pulverflaub in langfam fich umdrehende Trommeln, 
durch deren Kohle Are mittelft einer Braufe ein feiner Regen gefprüht wird. Jeder 
Tropfen vereinigt eine, feiner Größe entfprechende Menge des Pulverfiaubes zu einem 
Pulverkügelchen, welches fi) fo lange vergrößert, ald das Korn genügende Feuchtig- 
keit enthält; durch Anwendung feinerer oder gröberer Braufen erhält man auch feinere 
ober gröbere ganz runde Körner. Nach vollendetem Körnen werben die feineren Sor⸗ 
ten no polirt oder geglättet. Zu diefem Zwede wird dad Pulver, nachdem es 
bis zu einem gewiffen Grade an der Sonne getrodnet ift, in Nollfäfler gebracht, 
diefe hierauf in eine langſam drebende Bewegung verfeßt, die allmälig fo weit bes 
fhleunigt wird, bis in der Minute 30 Umdrehungen erfolgen. Gegen dad Ende der 
Dperation läßt man fie wieder langſam abnehmen. Nach dem Slätten wird dad noch 
feuchte Pulver 2 bis 3 Linien hoch auf Türhern andgebreitet und an der freien Luft, 
in der Sonne oder in eigenen Tredenräumen unter häufigem Umwenden getrodnet. 


 Schiesspulver. | 


424 Schiesspulver, weisses. 


Ein guted Bulver hat, je nachdem ed aus Schwarze ober Rothkohle dargeſtellt wurde, 
eine fchiefergraue oder bräunliche Farbe, Täßt weder durch das Auge nod mit der 
Lupe fehimmernde Theilchen erfennenz die Körner deflelben find von gleichmäßiger 
Größe und genügender Feſtigkeit, färben, über Papier gerollt, nicht ad; auf Papier 
abgebrannt, darf diefed meder verbrannt noch gefärbt erfcheinen. Die Aufbewahrung, 
Berpadung und Berfendung ded Pulvers gefchehen in doppelten Fäſſern, deren Inne 
red forgfältig mit Papier ausgeklebt ift, oder in leinenen Sädchen, die in Fäfler ges 
ftellt worden. Die Prüfung ded Pulverd auf feine Leiftungsfähigkeit gefchieht nach 
verfehiedenen Methoden. In Frankreich auf die Weiſe, daB man ein Geſchütz von be 
flimmten Dimenflonen, welches in einem Winkel von 459 gerichtet ift, mit einer ge 
wiffen Menge Pulver ladet, eine Kugel von. beftimmtem Gewicht aufſetzt und dann 
abfeuert. Die Entfernung, bid zu welcher die Kugel fortgeſchleudert wird, ift das 
Maß für die Stärke des Pulver; oder man mißt den Ausſchlagswinkel eined Pen⸗ 
dels, welchen diefed macht, wenn eine Flintenfugel auf dad dem Schmwingungäpuntte 
entgegengefegte Ende abgefhollen wird. Daß bei diefen Berfuchen dad Gewehr mit 
feiner Ladung, ſowie die Diftanz, aus welcher daffelbe abgefeuert wird, genau nor 
mirt find, verfteht fih von felbft. Don der größten Wichtigkeit ift die Zufammen: 
fegung des Pulverd, zu deren Ermittelung man verfchiedene Wege eingefchlagen bat. 
Zunächſt beftimmt mar”den Waflergehalt, indem man dad Pulver längere Zeit neben 
Schwefelfäure trodnet, bis ed nicht mehr an Gewicht verliert. Man nimmt es al 
dann auf ein gewogenes Filter und wäſcht auf dieſem mit heißem Waſſer den Sal- 
peter aus; durch Abdampfen ded Filtrat und Trodnen des Rüdftandes, wobei man 
diefen did nahe zum Schmelzen erhißt, erfährt man die Menge des vorhandenen Sal 
peters; der Gewichtöverluft, den dad Pulver durch das Auswafchen, nachdem es in der 
angegebenen Weiſe wieder getrodnet worden ift, erlitten, dient ald Kontrolle der Sal: 
peterbeftimmung. Die Trennung der Kohle vom Schwefel ift nicht fo einfach, fohald 
es fi) darum handelt, die beiden Stoffe in natura zu wägen. Man übergießt zu 
dem Ende das auf dem Filter befindliche trodne Pulver mit Schwefeltohlenftoff und 
läßt ed damit, luſtdicht mit einer Glasplatte bededt, in dem auf eine Flafche gebrad- 
ten Trichter ftehen, läßt dann abfliegen und vollendet dad Auswaſchen des Schwefels 
durch neue Mengen von Schwefeitohlenftoff. Dad Gewicht ded wieder getrodneten 
Filterd mit feinem Inhalte, abzüglich ded Gewichts des Filters felbft, giebt den Be 
halt an Kohle; der Verluſt den des Schwefeld; letzterer läßt fich nach Berjagen des 
Schwefeltohlenftoff® auch direkt mägen und beftimmen.. Bromeid wendet flatt 
Schmefeltohlenftoff gereinigte® Solaröl oder Photogen an, welches bequemer in der 
Handhabung ift und nicht jenen unangenehmen Geruch ded Schwefelkohlenftoffs ver 
breitet. Um aud die Beichaffenheit der angemendeten Kohle kennen zu lernen, mägt 
man von der getrodfneten Kohle etwa 0,3 bis 0,4 Grm. für eine Elementaranalyie ad 
und verbrennt den Reft in einem Platintiegel zur Beftimmung des Afchengehaftd der: 
jelben. Beiläufig mag ſchließlich bemerkt fein, daß bei der Beflimmung ſowohl des 
Salpeters, wie des Schwefels einerfeitd durch Abdampfung der Löfungen, andererfeitd 
aus dem Gemwichtöverluft, die Webereinftimmung der fo gewonnenen Refultate feines 
wegs die Nichtigkeit ded Verſuchs, fondern nur konftatirt, daß beim Abdampfen fein 
Berluft ftattgefunden habe. 

Schiesspulver, weisses ; unter diefem Namen ift von Argendre eine Mi⸗ 
ſchung in Borfchlag gebracht worden, welche an Stelle des gewöhnlichen Pulvers tres 
ten fol, und aus 1 Theil Erpftallifirtem Blutlaugenfalz, 2 Theilen chlorfaurem Kali 
und 2 Theilen weißem Zucker befteht. Wenn diefed Pulver auch im Uebrigen dad 


— 





Schilderblau — Schlämmen. 425 


gewöhnliche Schieppulver zu erfeben vermöchte, fo fteht feiner allgemeinen Einfüh- 
rung fhon fein hoher Preis entgegen; es wirkt aber auch flärfer SrjnltenD: und würde 
nur auf Bronzegefhüße Anwendung finden können. 


Schilderblau, Kaſtenblau, Bleue d’application, bleu de pingeau, pencil blue, 
ift eine Lsſung don reducirtem Indigo, die man erhält, wenn man Indigo mit ros 
them Schwefelarfen und Kali, oder Zinnhlorür mit Kali, oder auch Zucker und Kali 
behandelt. Sie dient zum Bebruden von Zeuchen und wird an der Luft fchnell blau. 


Schildpatt, Ecaille, Tortoise shall. Diefen Namen haben die äußeren horn- 
artigen Belleidungen der oberen Schalen der Schildkröte. Nur das Echildpatt von 
den größeren Arten hat die zur technifchen Verwendung taugliche Stärke; jedes In⸗ 
dividuum trägt dreizehn, ſowohl ihrer Größe ald ihrer Korm nach verfchiedene Schilde, 
die bei größeren Thieren 6 bis 8 Pfund, bei Pleineren 3 bid 4 Pfund wiegen. Das 
meifte Schildpatt liefern Guyana, Weftindien und die Kapperdifchen Safeln, zum Theil 
auh die Moluffen. Dad Schildpatt bildet bid zu 1 Fuß lange und 4 Fuß breite 
Dlatten von 3 bis 4 Zoll Stärke, die durchfcheinend bis durhfihtig und aufd man» 
nihfaltigfte in dunfefn Farben, von jchwarzbraun bis braungelb gefledt find. In 
feinen phyſfikaliſchen Eigenſchaften nähert er ſich dem Horn, iſt aber etwas ſpröder, 
als dieſes, dabei jedoch biegſam. In kochendem Waſſer, wie über Kohlenfeuer, wird 
ed ſehr biegſam, und friſche Schnittflächen laſſen ſich bei dieſer Temperatur unter ei⸗ 
nigem Drucke vollſtändig mit einander vereinigen, ſchweißen oder löthen. 

Schillerstoſf, ſ. Aeskulin. 

Schimmel, moisi, moisissure, mould, moustiness, unter dieſer Bezeichnung 
verfteht man Pflanzen der niedrigfien Organifation aus der Familie der Fadenpilze, 
welche fich auf, in Zerfegung begriffenen orgmifchen Subftangen der verfchiedeniten 
Art unter gewiſſen Umftänden, befonderd gern an feuchten, dunfeln, dem Luftmwechfel 
wenig ausgeſetzten Orten, bilden. Dan kennt deren über 500 Arten, und einer der 
defannteften ift der Effigpil; micoderma aceti, 


Schlacken, initiers, scories, slags, nennt man bei metallurgifchen Proceffen 
die dem Metall beigemengten Unreinigkeiten und fremdartigen Subftanzen, nachdem 
fe entiweder für fih oder durch paflende Zufäge (Zufchläge) in leicht ſchmelzbare Bers 
bindungen übergeführt worden find, und fich als fpecififch leichter auf der Oberfläche 
des geſchmolzenen Metall? anfammeln. Es find fehr häufig Silifate, theild amorph, 
iheils kryſtalliniſch, und, nach der Art des Proceffes, von fehr verfchiedener Zuſam⸗ 
menfeßung. 

Schlackenkobalt, ſ. Erdkobalt. 

Schlämmen, Schlemmen, laver, to separato by washing, to wash. Eine 
Operation, die den Zweck hat, feinere Theile von gröberem oder fpecififch leichtere von 
ſpeciſfiſch ſchwereren Subftanzen, indem man fie in Waſſer oder einer anderen geeig- 
neten Flüffigfeit fuspendirt, zu trennen. Der Proceß findet fomohl im Großen, ald 
auch im Kleinen die vielfältigfte Anwendung, und hiernach ift dann auch das einzu⸗ 
Ihlagende Berfahren verfchieden. Im Allgemeinen werden die bis zu einem gewiſſen 
Grade zerfleinerten Subftanzen mit einer genügenden Menge Waffer zu einer trüben 
Slüffigfeit angerührt, die nach Maaßgabe des fpecififchen Gewichts der behandelten 
Eubftanz eine kürzere oder längere Zeit ftehen bleibt, worauf man bie noch trübe 
Flüffigfeit in _befondere Behälter abgießt, worin fie ſich Märt, d. bh. die noch in Sus- 
penfion gehaltenen feinen Theilhen allmälig fallen läßt. Die abgeflärte Flüfs 


426 Schlagende Wetter — Schliech. 


figfeit kann fletö wieder zum Anrühren neuer an derfelben Subſtanz benupt 
werden. 

Schlagende Wetter, feuriger Schwaben , temps mouffetter,, temps mofeites, 
. werden die in den Steinfohlengruben vorfommenden und mit atmofphärifcher Luft 
gemengten erplofiblen Dale (Grubengas, Kohlenwaflerftofigad) genannt, |. Daun 
Sicherheitälampe. 

Schlamm, bourbe, inch; slime, nennt man die erdigen Ablagerungen, welche 
Flüffe nach Ueberſchwemmungen, oder dad durch Stürme aufgeregte Meer, wenn es 
die Ufer überfluthet, nach dem Berlaufen des Waſſers zurücklaſſen. Es liegt in da 
Natur folcher Ereigniffe, daß die Zuſammenſetzung diefer Ablagerungen, je nad) ber 
geognoftiichen Befchaffenheit der Gegend, aus welcher dad Material zugeführt wir, 
fehr verfchieden fein müſſe. Bei denfelben Klüffen wechſelt fie jedoch nur inſoweit, als es 
darauf anfommt, ob der Fluß verfchiedene Formationen durchfließt, und ob alle oder nur 
die eine oder die andere die Ablagerungsftoffe geliefert haben. Schon feit den älteften 
Zeiten macht man vielfach Anwendung von dem Schlamm der Flüffe und Bäche zum 
Düngen der Felder, und bat namentlih der Nilſchlamm in diefer Beziehung eine hi: 
ftorifche Berühmtheit erlangt. Es ift jedoch weit wahrfcheinlicher, daB die günflige 
Wirfung auf die Vegetation die Ueberſchwemmung felbft, d. h. dem Waſſer zugeſchrie⸗ 
ben werden müfle. Die jährlichen Ablagerungen ded Nils erreichen die Höhe von „ 
Zoll, und beftehen zu aus Thon; es läßt fich daher nicht wohl annehmen, daß 
hiervon allein die nach jeder Ueberſchwemmung beobachtete Fruchtbarkeit herrühte. 
Ein Anderes ift e8, wo der Schlamm der Flüffe in größerer Menge ald Dünger auf 
Die Länder gefchafft wird, hier wirft er vermöge feines Gehalte an Alkalien, an Phod: 
pborfäure und Ammoniak, Subftanzen, die der Fluß aufzunehmen Gelegenheit findet, 
wenn er auf feinem Laufe viele und volfreiche Städte berührt. 

Schleim von Pflanzen, f. Pflanzenſchleim. 


Schleimsäure, acide mucique, mucic acid, Mucinfäure; diefe von Scheele 
entdeckte Säure ift der Zuderfäure ifomer, und entfteht bei der Zerfegung der meiften 
Gummiarten, fo wie auch des Milchzuders, wenn diefe Stoffe mit Salpeterſäure be 
handelt worden. Erwärmt man 1 Thl. Milchzucker mit 2 Theilen Salpeterfäure von 
1,42 fpec. Gew., bid eine flürmifche Entwidelung rother Dämpfe beginnt, fo ſcheiden 
fi beim Erkalten weiße, fandartige Kryſtalle von Schleimfäure aus, die ſchwach 
fäuerlich fchmeden. Die Schleimfäure ift felbft in kochendem Wafler nur ſchwer löe⸗ 
lich, unlöslich in Alkohol. 

Schleimstoff, oder thierifchen Schleim, nennt man die auf den Schleimhäuten ſich 
abjcheidende halbflüffige Maffe, die, je nach der Natur und dem Zuſtande der Schleim: 
häute auch verfchiedene Eigenſchaften zeigt. 

Schleimzucker, nennt man den unkryſtallifirbaren Zuder überhaupt, ohne 
Rüdficht darauf, ob der Zuder erft Durch die Behandlungsmethode unkryſtalliſirbat 
germorden, oder ald nicht Aryftallifirbar aus Obftfrüchten, Honig x. abgefchieden ift. 


Schlempe, nennt man den nach dem Abdeftilliren des Branntweind von der 
Maifche verbleibenden Rüdftand. 

Schliech, Schlieg, Schlich, minerai ecras6, slich, ift die hüttenmännifche Ber 
zeichnung des Bei den naflen Aufbereitungsproceflen durh Schlämmen erhaltenen rer 
cheren Pochmehls, welches nach den Apparaten ale Srubenfhlih, Schlämmſchlich, Uns 
tergerennfchlich u. ſ. m. bezeichnet wird. 











Schlippe'sches Salz — Schminkweiss. 427 


Schlippe’sches Sals, fon. mit dem kryſtalliſirten Ratriam-Antir 
monperfulfid.- — 
Schmack, ſ. Sumach. 


Sehmalsbutter, Schmalzöl; mit dieſen Namen bezeichnet man Produkte, die 
durch Erhitzen von Rüböl mit einer gewiſſen Menge Stärkemehl erhalten werben, bie 
diefed braun geworden ift und das Del feinen fcharfen Geſchmack und widrigen Ge⸗ 
ru verloren hat; für die feftere Butter ſetzt man etwas friſches Rindetalg zu. 

Schmalsöl, ſ. Shmalzbutter. 

Schmels, ion. mit Email. 

Schmelsen, fondre, liquifer , to malt, to fuse, hiermit bezeichnet man die 
Operation, welche zum Zwecke Hat, mittelft Anwendung von Wärme ftarre Körper in 
den flüffigen Zuftand überzuführen. Nach der Temperatur, bei welcher die verſchiede⸗ 
nen Körper flüffig werden, ift auch die Menge der hierzu nöthigen Wärme verfchie- 
den. Und hiernach richtet fich die Art der Gefäße, die. gebraucht werden, fo daß man, 
während viele Körper ſich in hölzernen Gefäßen fchmelzen laffen, für andere der Pla⸗ 
tin» oder den eifernen Ziegel bedarf. Andererfeitd wird die Befchaffenheit des Mate⸗ 
rials für die Schmeljgefäße auch von der Natur der zu fehmelzenden Stoffe bedingt. 
Bei dem Schmelzen geringerer Mengen von Subflanzen für technifche Zwecke werden 
meiftend Tiegel angewendet, die im Stande find, die erforderliche Hitze ohne Berände- 
tung zu ertragen, und in Kohlen oder in den Bereich der Flamme geftelli. 

Schmelsung, präcipitirende ; bierunter verfteht man die Trennung eined Me- 
talld von Schwefel durch Schmelzen mit einem andern Metal, zu welchem der Schwes 
jel eine größere Verwandiſchaft befipt. 

Schmelsfarben werden bie zum Färben von Porcellan, Glas und Emaille dies 
renden farben genannt. 

Schmelsöfen, f. Defen. 


Schmelzpulver, Schnellflug Baume’s, fondant de — Schnellfluß 
beißt ein Gemenge von 3 Thl. Salpeter, 1 Thl. Schwefel und 1 Thl. Sägeſpänen, 
es entwickelt bei ſeiner Verbrennung eine fo hohe Temperatur, daß ein Stückchen Kus 
per oder Silber, welched man hineingelegt hat, unter Bildung von Schwefeltupfer 
oder Silber augenblicklich ſchmilzt. 

Schmelzpunkt, point de fusion, melting point, nennen wir diejenige Tempes 
tatur, bei welcher ein Körper, durch; Aufnahme von Wärme in den flüffigen Zuftand 
übergeführt wird; der Schmelzpunft eined Körpers ift bid zu einem gewiſſen Grade 
von dem Drucke abhängig, unter welchem er ſteht. 

Schmelstiegel, f. Ziegel. 

Schmelswärme, ſ. Wärme. 

Schmierseife, ſ. Seife. 

Schminkblätter, Schmintläppchen, f. Bezetta. 

Sehminke, fard, peint, für gewöhnlich wird nur rothe und weiße Schminfe 
gewendet, erftere beflebt in der Regel aus Karmin, oder aud) aus einem Gemenge 
n Magnefia, oder Wismuthoxryd mit Zinnober Ad weiße Shminfe benuht 
Ban größtentheild bafifche® Chlorwismuth, oder bafifch falpeterfaured Midmuthorpd. 


Schwinkläppchen , ſ. Bezetta. 
Schminkweiss, ſ. Schminte. 








428 Schneckenschaalen — Schwämme. 


Schneckenschaalen, gebrannte; beftehen größtentheild (über 98 Proc.) aus 
tohlenfaurem Kalt, mit etwas bafifh=phosphorfaurem Kalk, Bittererde und Gis 
ſenoxyd. 
Schnee, Schneewaſſer, ſ. Waſſer. 
Sehnellessigfabrikation, ſ. Eſſig. 
Sehnellfluss, f. Schmelzvulver. 


Schnellloth, Weichloth; ein leicht ſchmelzbares Loth, welches aus Blei und 
Zinf in nah dem Bedürfniß wechfelnden Verhältniſſen befteht. 
Schnupftaback, ſ. Tabad. 


Schoellsäure, die im Schöllkraut (Chelidonium majus) enthaltene eigenthüms 
liche Säure, |. Ehelidonfäure. 

Schönen, fon. mit Aviviren, aviver, avivage, brightenning , nennt man 
in der Roth- oder KrappsFärberei die Operation, wo bie immer trübe braunrotbe 
Farbe in eine mehr feurige umgewandelt wird. Sie zerfällt in zwei Stadien. Da? 
eıfte Stadium befteht darin, die gefärbte Waare der vereinigten Wirkung einer allali 
fhen Flüffigfeit, wefentlich aus einer Seifens und Botafchenlöfung beftehend, und ei: 
ner über 1009 & gehenden Temperatur auszuſetzen; diefe Operation heißt das Avis 
biren im engeren Sinne. In dem zweiten Stadium, dem Rofiren, kommt Zinn 
hlorür, und zwar ebenfalld bei erhöhter Temperatur in Anwendung. 


Schönen, clarifier, to clarify , nennt man das Berfahren, mittelft Haufen: 
blafe oder reinem Knochenleim trübes Bier oder trüben Wein zu klären. Der Leim 
erfegt jedoch die Haufenblafe nicht volltommen, indem ihm die Außerft zarte Mem: 
bran fehlt, die bei ihrem Niederfallen die trübenden Theilchen einhüllt und mit zu 
Boden reißt. Wenn die zu Märenden Flüffigkeiten zu wenig Gerbftoff enthalten, fo 
pflegt man ihnen zuvor etwas Galläpfelaudzug zuzuſetzen. Zuweilen nimmt man bie 
Schönung aud mit abgerahmter ganz frifcher Milch vor. 


Schrot, aloi, short (shot), diefer Ausdrud hat mancherlei fehr verſchiedene 
Bedeutungen; fo bezeichnet derfelbe bei Münzen, abgefehen von deren Gehalt an ed: 
lem Metall, das volle Gewicht der fertigen Münze, wogegen „Korn“ den Gehalt an 
edlem Metall bezeichnet; ferner gebraucht man den Ausdruck für das gröblich zerkleis 
nerte Getreide (Gerfte, Weizen [Malz]), wie died in der Bierbrauerei 26. angemenbet 
wird. Am gangbarften jedoch ift die Bezeichnung für die Kügelchen von arfenbalti- 
gem Blei (Bleifchrot), wie fie zum Laden der Jagdgewehre gebraucht werden. 


Schüttgelb, stil de grain, dutch pink, dieſe gelbe Lackfarbe kommt von ver: 
fepiedener Zufammenfegung und Befchaffenheit im Handel vor. Eine der gewöhnlich⸗ 
ſten Bereitungdweifen befteht darin, daß man eine Abkochung von 5 Xheilen Gelb 
oder Krenzbeeren 1 Thl. Nlaun und 20 bis 30 Thl. Wafler nach dem Durchſeihen 
mit 2 bid 3 Theilen fein gemahlener Kreide verfegt, gut umrührt und einige Zeit an 
der Luft ftehen läßt. Der entftandene Niederichlag bildet, nachdem er gut audgema: 
fen, geformt und getrodnet worden ift, dad Schüttgelb. Daſſelbe befteht meifiend 
aus kugelförmigen Stüden von hellgelber bis dunkelgelber Yarbe, und wird als An- 
ftrichfarbe für Konditorwaaren, Leder u. fe m. benußt. 

Schwaden, feuriger, ſ. Schlagende Wetter. 

: Schwämme, Schwammalgen, Badeſchwämme, esponges, sponges, find im 
Wafler lebende Organidmen, mit äußerſt zart veräfteltem Gewebe, bie von den Ginen 














Schwärze. 429 


dem Thierreich, von den Andern dem Pflanzenreich zugezählt werden. Die wichtig 
fien davon find der gemeine Waſchſchwamm, der Badeſchwamm und ber Fluß- 
(dwamm. Die feinern Schwämme zum Toilettegebrauch werden gebleicht. Hierbei ver⸗ 
fährt man nah Artus auf die Weife, daß man die Schwämme erft mit verdünn- 
ter Natronlauge behandelt, eine Weile in Salzſäure legt und ſchließlich mit ſchwefli⸗ 
ger Säure macerirt. — Die vorfihtig verkohlten Shmwämme find unter dem 
Namen Spongiae ustae, Kropfſchwamm, officinell. | | 
Schwärse, Drudfchwärze, encore d’imprimerie, printers ink; die Bereitung 
einer guten Druckerſchwärze ift gewilfermaßen eine Kunft, erfordert viele VBorficht und 
ift mit den größten Schwierigkeiten, felbft mit Gefahr verbunden. ine Befchreibung 
de Verfahrens läßt fih nicht mohl geben, es fann nur fo viel gefagt werden, daß 
dad dazu verwendete Del, in den meiften Fällen Leinöl, felten Nußöl, von vornherein 
durch Alter volllommen Far und abgelagert fein muß, daß man baflelbe bis auf eine 
gewifle, ziemlich hohe Temperatur, die dem Entzündungspunfte des Dels nahe liegt, 
erhige, und im diefer Temperatur gleichmäßig erhalte, bis die gewünfchte Konfiftenz 
des Firniß erreicht if. Bleibt man unter diefer Temperatur, fo macht die Firniß⸗ 
bildung feine Fortfchritte, überfchreitet man fie, fo geht man der größten Gefahr ent⸗ 
gegen, daß fich das Del entzünde, wo dann der Berluft des Oels oft noch ala der 
geringfte zu betrachten ift. Für weniger Geübtere empfiehlt ſich die Vorrichtung, ver 
mittelft welcher der Kefjel mit feinem Inhalt fchnell vom Feuer entfernt und in einen 
zur Hälfte mit Waller gefüllten Kübel gelaffen werden fann. Zu dem Ende befindet 
fh der Keffel an dem Arme eines Krahns an einer Stette, die über eine Rolle geht, 
fo daß man den Keffel höher und niedriger ftellen kann, aufgehängt, mährend der 
ſenkrecht fiehende Krahn drehbar ift. Bei zu ſtarker Erbitzung hebt man den Keſſel 
vom Feuer und dreht den Krahn fo, daß der herabgehende Keffel in den Kübel mit 
dem Wafler zu flehen kommt. Man verwendet dazu überall zuvor nochmald auöges 
glühten Ruß (Kienruß), dem man hin und wieder zur Erhöhung des Feuers Eifen- 
roth, Ulttamarin u, dergl. zuſetzt. Die Inkorporation muß eine möglichft innige 
fein und wird darum am beften auf mechaniſchem Wege bewirkt, indem die bloße 
Handarbeit den Kienruß nicht wohl dem.zähen Firniß gleichförmig und innig beizus 
mengen vermag. Die Buchdruderfchmärze erhält überdied noch fietd einen gewiſſen 
Zufag von Seife: Eine gute Druderfchwärze ftellt eine faft trodne, faum etwas fleb- 
tige, volltommen homogene Maife von tiefſchwarzer Zarbe dar. Für farbigen Drud 
wendet man ftatt Leinölfirniß Copaivabalfam mit 10 Procent Seife an. Ein ſchö⸗ 
ned Roth erhält man aus beftem Zinnober mit „5 Garmin mit der Hälfte Magnefta, 
für Gelb Chromgelb, für Grün Ehromgeld und Berlinerblau, beide unter Zuſatz von 
Magneſia. — Wenn e3 fi) um eine befonders tiefe Schwärze handelt, fo fegt 
man der Druderfhwärze 10 Proc fein präparirted wirkliches Elfenbein (nicht gebrannte, 
fälſchlich mit dieſem Namen belegte Knochen) zu. Die Schmärze für die Lithographen 
erhält keinen Zufag von Seife. Die fogenannte Konfervationdtinte der Lithographen 
wird durch Zufammenfchmelzen von 5 Th. Wache, 5 Th. Asphalt und 2 Th. Talg 
und Beimengung von I Th. Kienruß erhalten. Die Zeichnentinte der Lithographen 
wird bereitet, indem man AO Th. Wachs für fich foweit erhikt, daß die fich ents 
widelnden Dämpfe fi entzünden laffen; dann nimmt man den Keſſel vom Feuer 
und fügt 22 Th. gepulverte Marfeiller Seife, 28 Th. Gummilack und 10 Th. Maflir 
hinzu, doch in kleinen Portionen, damit die Flamme nicht erlifcht, aber auch nicht 
zu heftig wird. Sobald fich Alles gehörig vereinigt hat, erftidt man die Flamme und 
rührt mit einem breiten eifernen Spatel den Kienruß unter, feßt wieder aufs euer, 





430 Schwarz, Frankfurter — Schwarzbeize. 


bis fih der Dampf von Neuem entzünden läßt, und Täßt einige Zeit brennen. Nach⸗ 
dem man die Flamme erftidt hat, gießt man eine Probe, die man am folgenden 
Tage mit Waffer anreibt; wenn die Löſung hierbei zu ſchnell Miebrig wird, fo muß 
die übrige Mafle nochmals gebrannt werden. Eine mehr Mebrige Dinte, die zu Ar⸗ 
beiten mit dem Pinfel gebraudt wird, erhält man dur Zufammenfchmelzen von 
6 Theilen Wachs, 6 Th. Seife und 3 Th. Talg und Erhigen bis zur Entzündung; 
nachdem die Maſſe eine kurze Zeit gebrannt hat, fügt man 2 Theile Kienruß zu. 
Ein ähnliches Gemenge aud 3 Th. Wachs, 6 Th. Seife, 6 Th. Gummilack, 3 Th. 
Kienruß, ebenfo wie die vorige behandelt, und welchem man nad) dem Brennen noch 
8 Theile Druckerſchwärze zufügt, Tiefert die Tinte zur lithographifhen Tuſchmanier. 


Schwarz, Frankfurter, f. Frankfurter Schwar;. 


Schwarzbeise, Gifenbeize, Eifenbrühe, tonne au noir,-bonillon noir, iron 
liquor; bierunter verfteht man eine Auflöfung von unreinem effigfaurem Eifenorpdul, 
die, wenn fie, wie gewöhnlich in der Färberet, zum Schwarzfärben benugt wird, einen 
gewiſſen Antheil von effigfaurem Eifenoryd enthalten muß. Meiſtens bereitet man 
fie auf die Weile, daß man in ein Faß mit doppeltem Boden verroftete Eifenabfälle 
bringt und diefe mit erwärmtem Effig oder Holzeſſig übergießt und die Löſung von 
Zeit zu Zeit abzapft. Bei Anwendung von Schnelleffig erhält man Laugen von 89 B., 
von Holjeffig von 9 bis 16% B. Schneller gelangt man zum Ziele, wenn man eine 
Auflöfung von ſchwefelſaurem Eifenorydul durch eine entfprechende Menge von effig- 
faurem Bleioxyd, oder noch beffer von rohem effigfaurem Kalk zerſetzt. Die Auflö— 
fung von effigfaurem Eiſenorydul muß eine Zeitlang an der Luft fliehen, damit fi 
Orydſalz bilde. Für die verfchiedenen Subftanzen, die ſchwarz gebeizt werden follen, 
bat man auch verfchiedene Beizen; für Holz kann mar die obige Schwärze, aber auch 
eine Auflöfung von fchmefelfaurem Eifenorgdul anmenden, in die dad Holz eingelegt, 
und wenn es fich vollgefogen bat, herausgenommen und mit einer Abfochung von 
Galläpfel- und Blauholzertratt fo oft beftrichen wird, bis alles Eifenfalz zerfegt ift. 
Eine Flüffigfeit, die, auf Holz geftrichen, ein ſchöneres und zugleich wohlfeilered 
Schwarz liefert, erhält man, wenn man 1 Theil Blauholzertraft in 32 Th. Wafler 
(öft und diefer Löfung 4 Th. chromfaures Kali zufügt; flatt des Blauholzertraktes 
fann man auch eine Abkochung von der zehnfachen Menge Blauholz anwenden. Zum 
Anftrich der in Frankreich fo viel gebrauchten Holzfchuhe, bereitet man die Farbe, in 
dem man 6 Pfund Blauholz eine Stunde lang mit 50 Pfund Wafler kocht, dann 
2 Pfund geftoßene Galläpfel nebft 1 Pfund Sumach und 2 Pfund Eifenpitriol zu: 
feßt und bis zu 40 Pfd. Kolatur eindampft. Um dem Horn eine ſchwarze Yarbe zu 
ertbeilen, löft man 1 Theil Quedfilber in der Kälte in 1 Loth flarfer Salpeterfänre 
auf, feßt dann 2 Theile Waſſer zu und legt in diefe Flüffigkeit dad Horn 12 Stun: 
den ein. Nach dem Heraudnehmen wird ed vollftändig mit Wafler abgewafchen und 
zwei Stunden in eine Löfung von 1 Th. Schwefelleber in 64 Th. Waller gebradt. 
worauf e8 herausgenommen, abgetrodnet und ſchnell polirt wird. Elfenbein und 
Knochen erhalten eine ſchöne Schwärze, wenn man fie mit verdünnter Salpeterfäure, 
der man einige Zeit vorher einige verroftete Nägel und etwas Alaun zugefebt hatte 
anbeizt und dann eine halbe Stunde hindurch in einer foncentrirten Blauholzabkochung 
audfärbt, oder die Stüden in einer Löſung von neutralem chromſauren Kali einige 
Zeit liegen läßt und Hierauf in der Blauholzabkochung ausfärbt. Um Haare, befon- 
ders Pferdes und Schmweinehaare, ſchwarz zu färben, legt man diefelben etwa 12 Stun: 
den in Ralkwafler, fpült fie ab und bringt je 10 Pfund derfelben in eine Abkochung 











Schwarzblech — Schwarzkohle. 431 


—X 

von 8 Pfund Blauholz in der erforderlichen Menge Waſſer, dem man 5 Loth Eifen- 
vitriol zugeleht bat, und läßt fie in diefer SFlüffigkeit 24 Stunden liegen. Barts 
und Kopfhaar der Menfchen pflegt man mit falpeterfaurem Silber ſchwarz oder 
vielmehr ſchwarzbraun zu färben. Zur Darftelung einer Mafle, die im Oriente zu 
demfelben Zweck gebraucht wird, jedoch ein weit fchönered Schwarz liefert und da⸗ 
bei das Haar gefchmeidig und glänzend macht, giebt Landerer folgende Borfchrift: 
Fein gepulverte Galläpfel werden mit Del zu einem Teige angefnetet und in einer 
eifernen Pfanne geröftet, bis fich feine Deldämpfe mehr entwideln. Hierauf wird die 
Maſſe zerrieben, mit Wafler angerührt und wieder getrocknet, nochmals befeuchtet und 
mit einem fehr feinen Pulver einer Legirung von Kupfer und Eifen innig vermengt 
an einem feuchten Orte aufbewahrt. Beim Gebrauch reibt man etwas von dem Prä- 
parate, da® man zuweilen noch eiwas parfümirt, mie Pomade in Kopfhaare und 
Bart. Um dem Perlmutter die zu Knöpfen beliebte ſchwarze Farbe zu ertbeilen, wird 
daffelbe eine Zeitlang in eine Auflöfung ven falpeterfaurem Silber gelegt, dann ab» 
tropfen gelaflen und in eine Löſung von Kochſalz gebracht. Nach dem Herausnehmen 
und Abfpülen legt man ed nochmald in eine verdünnte Löſung von Höllenftein und 
fept ed nach dem Herausnehmen einige Stunden dem Sonnenlichte aus. — Uebrigens 
ft die Zahl der Borfchriften zur Bereitung von Schwarzbeizen der verfchiedenen Stoffe 
ieh groß und mir haben uns bier darauf beſchränkt, die beffern mitzutheilen. 


Schwarsblech, tole, iron plate, sheet -iron, plate-irou; bierunter verfteht 
man dad gewöhnliche Eifenblech, im Gegenſatze zu dem verzinnten oder Weißblech. 


Schwarsbraunstein, Schwarzbraunſteinerz „ſ. Braunſtein, [hwarzer. 


Schwarses Pigment; mit dieſem Namen hat man eine Anzahl bei Thieren 
vortommender ſchwarz gefärbter Stoffe unterfchieden, die jedoch nicht alle indentifch 
und rückſichtlich ihrer chemifhen Natur überhaupt noch wenig genau gekannt 
find. Beſonders gehört hierher die tintenartige Flüffigkeit mancher Cephalopoden, das 
Augenfhmwarz, das fehwarze Pigment in dem Malpighi’fchen Schleimnege der Neger x. 


Schwarskreide, ſ. Schieferſchwarz, crayon noir, black chalk; aufer 
der natürlichen fchwarzen Kreide ſtellt man ſolche auch künftlich durch Mengen von 
Kreide oder Thon und Gummimaffer oder Leim mit Kohle dar. 


Schwarskohle, Steinkohle, harzige Steinkohle, houille, Coal, bituminase 
Coal, heißt die, im Gegenfaß zur Braunkohle, geologifch ältere mineralifche Kohle; 
es giebt davon eine große Anzahl von Barietätenz ebenfo ift auch ihr Borkommen 
fehr verſchieden; man findet fie in Flötzen, Stöden, wie auch in dünnen Lagen 
Trümmern und Neftern. Manche Arten der Schwarzkohle zeigen fehiefrige Abfondes 
rungen, und je nad der Stärke diefer unterfcheidet man Glanzkohle, Schieferfohle, 
Blätterfohle, Grobkohle; einige finden fih von Querfpalten durchſetzt, fo daß fie fi 
in parallelopipedifche Stüde theilen laſſen: Ihr Bruch ift meift mufchlig, aber auch 
eben und uneben; unter dem Mikroskop läßt fih in den meiften Fallen ihre vegeta⸗ 
bitifhe Abftammung deutlich erfennen ; ihr vorwaltender Beflandtheil ift Kohlenftoff, 
der zwifähen 70 und über 90 Procent mwechfelt; dabei find fie ſtets von bituminöſen, 
fauerftoffs und waſſerſtoffhaltigen Gebilden durchdrungen, in Folge biervon find die 
Schwarzkohlen meift leicht verbrennlich, wobei fie bald mehr, bald weniger Flamme 
geben und Rauch audftoßen, und einen eigenthümlichen, keineswegs unangenehmen 
Geruch verbreiten. Die Afche, die fie binterlaffen, ift bald fchladig, bald pulverförs 
mig und wechſelt in ihrer Menge zwiſchen 2 bie 3 und 30 Procent. Nach der Art 


432 Schwarzkupfer — Schwefel. 


ihrer Benußung und ihrem Verhalten beim Verbrennen, welches ſich jedoch aus ihrer 
mineralogifchen Befchaffenheit nicht immer erkennen läßt, unterfheidet man Bade, 
Sinter= und Sandlohlen, Schmiedes und Brandlohlen oder fette, magere und trodne, 
badende, flammende x. Kohlen. Die Schwarzlfohlen gehören einer fpätern geologi⸗ 
Ihen Epoche, ald der Anthracit, aber einer früheren ald die Braunkohle; fie dient 
ald ein vorzüglided Brennmaterial und wird auch vielfältig zur Bereitung von Leuchte 
gas verwendet. . 

Schwarskupfer, ſ. Kupfer. 

Schwarsmanganers, ſ. Braunftein. 

Schwarstorf, ſ. Torf. 

Schwarzuranerz,_f. Uranit.” 


Schwedisch Grün, f. Scheel'ſches Grün. 

Schwefei, soufre, brimstone, sulphur, Der Schwefel gehört zu den nicht 
metallifchen Elementen und ift zugleich eined von den wenigen, die im unverbunde 
nen Zuftande fih in großen Maflen in der Ratur, ſowie an vielen Orten der Erde 
finden. Hieraus erflärt ed fih auch, daß derfelbe ſchon im fernften Alterthum be 
fannt war. Im natürlichen Zuflande findet fi der Echwefel entweder in Geftalt 
gelber, durchfichtiger Kryſtalle (Fungfernſchwefel), ober in undurdhfichtigen, citto: 
nengelben, Eryftallinifchen Maffen (vullanifher Schwefel). Hauptſächlich fin 
det er fih auf Sicilien in den Schichten einer Formation von blauem Thon, der 
über der Kreide liegt und folglich jünger ift als diefe, ferner in einer aus Stein: 
ſalz, Gyps und fchmwefelfaurem Strontian beftehenden Gebirgdart. Aehnliche Schwe⸗ 
fellager finden fih auch in andern Gegenden Europa’d, namentlich Polen und Mäh—⸗ 
ven. Man trifft ihn auch in plutonifchen Gefteinen, Granit, Glimmer u. fe w., in 
den Lavafpalten vullanifcher Krater, 3. B. in der Solfatara bei Neapel. Außerdem 
findet man den Echmefel in Berbindung mit verfchiedenen Metallen, mit welchen er 
Sulphide bildet, unter welchen die Blende, der Echwefelfied, der Kupferkied, Blei: 
glanz, Zinnober, der Graufpießglanz und Realgar die wichtigften find. In manden 
Schwefelmäflern fommt er ald Schmefelwafferftofffäure vor; als ſchweflige Säure bil- 
det er einen häufigen Beftandtheil der Erhalationdprodufte der Vulkane; freie Schme 
felfäure findet fich zumeilen in der Nachbarfchaft von Bulfanen im’ Waſſer. Gyps, 
Cöleſtin und Schwerfpath find bekannte, in den größten Maffen vorkommende Mine 


ralien, welche den Schwefel in Verbindung mit Sauerftoff ald Schwefelfäure enthal- 


ten; daflelbe gilt auch von fehmwefelfaurer Bittererde und fchmwefelfaurem Natron, die 
ebenfall® in großer Menge in der Natur vorfommen, Auch im Thier⸗ und Pflanzen: 
reich findet fich der Schwefel, namentlich in den fogenannten Proteintörpern. Der nas 
türlihe Schwefel wird entweder durch einen rohen Schmelzproceß, den man an dem 
Orie feined Vorkommens felbft vornimmt, oder durch eine Deftillation, entweder aus 
Retorten, oder aus gußeifernen Keffeln, die mit Vorlagen verfehen find, am deren 
Stelle, wenn eine folye Operation im Großen vorgenommen wird, aus Badfleinen auf 
gebaute gemölbte Kammern treten, gereinigt. Hierbei fublimirt der Schwefel, je nad 
der Temperatur, entweder in Geftalt eines zarten, gelben Mehled, den Schwefelblu: 
men, oder, wenn im fortgang der Arbeit die Räume zu heiß geworden find, alö 
flüffiger Schwefel. der fih am Boden diefer Behälter anfammelt, und bief abgelaf 
jen und in hölzerne, ſchwach konifche Formen gegoffen wird, Stangenſchwefel. 
Der Schwefel fann auch durch Erhigen von Zweifachs Schwefeleifen in verfchloffenen 
Gefäßen gewonnen werden, ganz in derfelben Weife, wie man durch Grhigen von 


Schwefel. 433 


Ranganhyperoryd Sauerftoff gewinnt. Der meifte fabrieirte Schwefel, im Gegen» 
fag zum natürlichen, wird aus dem Kupferfied, ein Doppelfulphid von Kupfer und 
Eifen, als erfted Produkt bei dem Proceß des Kupferfchmelzend gewonnen. Bei ge: 
wöhnlicher Temperatur ift der Schwefel ein fehr fpröder, fefter Körper, von faft cilro- 
nengelber Farbe, geſchmacklos und faft geruchlos; ein fchleshter Wärmeleiter und ein 
Nichtleiter für Clektricität; durch Reiben mit Wolle oder Hdar wird er negativ elek— 
tif; fein fpec. Gewicht im gediegenen Trpftallinifchen Zuftande ift 2,05; bei 11405 G, 
beginnt er zu fchmelzen und wird bei 120° C. in eine dünnflüffige, hellgelbe Flüſ⸗ 
fgkeit verwandelt, die leichter iſt als der fefte Schwefel. Wenn diefe Temperatur 
niht weit überfchritten wird, fo fehrt er bei 1200 C. plößlich wieder in den feften 
Zuftand zurüd und bildet eine, längere Zeit durchfcheinend bleibende Maffe. - Erhigt 
man den Schwefel weit über 120° C., fo fintt fein Erſtarrungspunkt, in Folge der 
Bildung einer eigenthümlichen Modifitation diefed Körpers, auf 11195 C. Weber 
120° C. erhigt, wird der Schwefel allmalig dunkler und zäher, bis er endlich bei 
der Temperatur von 200 bis 250° fo didflüffig wird, daB man das Gefäß, in wel: 
chem er fich befindet, umfehren fann, ohne daß etwas herausfließt. Don 250 bie 
300° &, aufwärts wird der Schwefel wieder flüffig, aber nicht fo dünnflüffig wie 
bei 114 bis 120%, und macht beim Abkühlen wieder diefelben Stadien der Berändes 
rung dur. Bei 4409 ©. fängt der Schwefel an zu fleden und verwandelt fich hier⸗ 
bei völlig in einen orangegelben Dampf. Schon bei gewöhnlicher Temperatur ver- 
fügtigt fih ber Schwefel, fo daß ein Stück Blattfilber, welches man in einiger Ent- 
fernung über einer Stange Schwefel aufhängt, nach und nach in Schwefelfilber ver- 
wandelt wird. Der Schwefel ift durch die große Anzahl allotropifcher Formen, die 
er annimmt, ausgezeichnet. Zwei derfelben find beſonders charakterifirt, nämlich der 
lödlihe und der unlösliche Schwefel. Neben diefen beiden Varietäten eriftiren 
noch mehrere untergeordnete Abarten. Berthelot hat dem löslichen Schwefel ale 
elektronegativen, den unlöslichen als eleftropofitiven Schwefel bezeichnet, weil jener 
aus feinen Verbindungen mit eleftropofitiven Elementen am pofitiven, diefer aus fei- 
nen Berbindungen mit eleftronegativen Elementen am negativen Pole einer eleftrifchen 
Säule abgefihieden wird. Als die wichtigften Modifitationen des löslichen Schme- 
feld find folgende zu bezeichnen: 1) Der oftaedrifche Schwefel, dies ift diejenige 
Modifikation, in welche alle übrigen Barietäten des löslichen und unlöslichen Schwefeld 
fih zu verwandeln fireben. Er befigt die Kryftallform des natürlichen Schwefels, 
jowie auch das fpec. Gewicht ded aus einer Auflöfung in Schmwefellohlenftoff fryftal- 
lifirenden; das fpec. Gewicht diefer Modififation ift 2,05 und ihr Schmelzpunft 
114,50 &.; fie ift leicht löslich in Schwefelfohlenftoff, Chlorſchwefel, Benzin ꝛc., und 
menig löslich in Alkohol und Aether; ihre Kryftallform ift das ſpitze Rhombenoktaéder. 
9) Die prismatifche PVarietät kann durch langfame Abkühlung des gefchmolzenen 
Schwefeld erhalten werden; er bildet alddann bräunlich=gelbe Kryftalle; befigt ein 
ipec. Gewicht von 1,98 und fehmilzt bei 120° C., ift in Schmefelfohlenftoff leicht 
löslich; im Verlauf einiger Tage geht er unter Erwärmung in die oftaddrijche Form 
über. 3) Der amorphe lösliche Schwefel wird ald weiße Emulfion gefällt, 
wenn man in verbünnte Löfungen von Polyfulphiden Säuren gießt; er ift in Schwe⸗ 
feltohlenftoff Teicht löslich, befibt eine grünlichweiße Farbe und erfeheint unter dem 
Mikroskope aid unkryſtalliniſche Körnchen ; in den Apotheken ift er unter dem Namen 
Schwefelmilch oder präcipitirter Schwefel officinell; "durch längeres Aufbewahren vers 
wandelt er fich in ofta&drifche Kryſtalle. — Die wichtigften Modifitationen ded un» 
töslichen Schwefeld find: 1) die amorphe unlödliche Abänderung; fie bil- 
H. d. techn. Chemie - 28 


434 Schwefel. 


det meiftend einen weichen Zeig, welcher entfteht, wenn Ehlorbifulphid durch Waller 
zerfegt wird; auch durch fehr kleine Mengen von Chlor, Brom und Jod kann der 
gewöhnliche Schwefel beinahe vollftändig in die unlöslihe Modifikation verwandelt 
werden. Die auf die eine oder andere Weife erhaltene Barietät des Schwefel beſitzt | 
eine gelbe Farbe, ift in Schwefeltohlenftoff oder einem andern Löſungsmittel des 
Schwefels unauflöslih und durchaus amorph; ihr fpec. Gewicht — 1,95; durd 
Schmelzen oder dadurch, dag man fie längere Zeit einer Temperatur von 100° 6, 
ausſetzt, geht fie in den natürlichen Schwefel über. 2) Der plaftifhe Schmefl, 
auch als Sy bezeichnet, wird erhalten, wenn man gefchmolzenen Schwefel auf die 
Temperatur von 260 bis 3009 C. erhißt und dann plötzlich abfühlt, indem man ihn 
in einem dünnen Strahl in Falted Wafler ausgießt. Er bildet alddann eine mweidk, 
gelblichbraune, halbdurchfichtige Mafle, die fich in feine elaftifche, fehr zähe Fäden 
ausziehen läßt; das fpec. Gewicht diefer Modifikation ift 1,95; fie ift in Schwefel— 
fohlenftoff volltommen unauflöslih. ine Abart des plaftifchen Schwefels erhält man 
durch Einwirkung von Salpeterfäure oder Salpeterfalzfäure auf Schwefelmetalle, — 
Der gewöhnliche plaftifche Schwefel kehrt nach Beruf einiger Stunden in den fprö 
den Zuftand zurüd, nimmt wieder eine gelbe Farbe an und geht faft vollftändig in 
oftaedrifchen Schwefel über, wobei Wärme frei wird; auf 100° C. erhigt, gebt die 
Veränderung plöglich vor fich und die Temperatur fteigt auf 1100, - Nah Magnus 
eriftiren noch eine ſchwarze und eine rothe Modifikation des Schwefels. Mit- 
ſcherlich hat es jedoch fehr wahrſcheinlich gemacht, daß die beobachteten Abände- 
rungen in Beimiſchungen Heiner Mengen von Fett ihren Grund haben, — Vermiſcht 
man Schwefelwafferftoff mit einer Löfung von Eifenfesquichlorid, fo entſteht zumei- 
len ein blauer Niederfchlag, den man ebenfall® für eine befondere Modifikation des 
Schwefels angefehen hat. — Der Schwefel verbindet fih mit den meiften Elementen 
direkt, oft fchon bei gewöhnlicher Temperatur, noch leichter-bei Erhitzung; ex iſt leicht 
entzüundlich und verbrennt, wenn er in der Ruft oder in Sauerftoff bis auf 250° C. 
erhigt wird, mit bellblauer, Schwach Teuchtender Flamme unter Bildung von wafler 
freier fchmwefliger Säure. Faſt alle Metalle verbinden fi mit dem Schwefel, entwe⸗ 
der bei gemöhnlicher oder erhöhter Temperatur. Zink, Eifen, Kupfer, Blei, Silber, 
Zinn zc. verbrennen in Schwefelgas mit, großem Glanze, und die Verbrennung be 
ginnt, Zink und Eifen ausgenommen, von felbft, wenn das Metall fein genug zer: 
teilt war. Auch Mifchungen von Schwefel, Waſſer und fein zertheiltem Metall wir: 
fen auf einander ein, es wird eine beträchtliche Menge Wärme entwidelt und ein 
Einfachjchmefelmetall-Hydrat gebildet. Kauftifche Alkalien löfen den Schmefel unter 
Bildung von Schwefelmetall zu einem unterfchwefligfaurem Salze (Thiofulphat) auf. 
In feinem chemifchen Verhalten ift der Schwefel Stellvertreter des Sauerſtoffs und 
erfeßt denfelben in feinen Verbindungen faft überall, Aequivalent für Aequivalent, fo 
daß, was ihre chemische Konftitution betrifft, die Berbindungen des Schwefeld mit 
denen des Sauerftoffe die größte Aehnlichkeit befiten. — Der Schmwefel findet eine 
fehr mannichfaltige Anwendung. Als Rohſchwefel dient er zur Darftellung von Stan⸗ 
genſchwefel, Schmefelblumen, fchmwefliger Säure, fowie zur Fabrilation von Schwe—⸗ 
felfäure; im gereinigten Zuftande zur Anfertigung von Schiefpulver, von Schwefel: 
fäden, die zum Einfchwefeln von Fäffern benupt werden, in welchen Wein, Bier x. 
aufbewahrt werden foll; ferner zum Bleichen von Wolle, Seide, Stroh ꝛc.; im plafti: 
hen Zuftande zum Abformen von. Münzen, Medaillen und Modelliren; zur Anferti- 
gung des befannten Eiſenkitts, eined Gemenges von Schwefel, Eifenpulver und Wal: 
fer; in neuerer Beit werden auch große Mengen von Schwefel zum Vulkaniſiren von 








Schwefel — Schwefelchloride. 435 


Caoutſchuk und Guttapercha verwendet und man fann den bier ftattfindenden Ber- 
brauch an Schwefel für Deutfihland gegenwärtig jährlich auf 30000 Pfd. veranſchla⸗ 
gen. Die Geſammteinfuhr von Rohſchwefel in den Zollvereinsſtaaten belief ſich im 
Jahre 1863 auf beinahe 100,000 Centner. 


Fehweſel, Erkennung deſſelben; die Erkennung des Schwefels in ſeinen man⸗ 
nichfachen Verbindungen läßt ſich faſt überall auf dad charakteriſtiſche Berhalten der 
Schwefelſäure gegen Barytfalze zurückführen, nachdem derfelbe auf eine geeignete Weife 
in Schwefelfäure verwandelt worden ift. 


Sehwefeläther, Bitrioinaphta, Naphta , ether, ether, fon. mit Aether; 
det Rame rührt von der Darftellungsmweife mittelft Schmefelfäure her. 


Schwefeläther-Säure, ift von Böttger die Säure genannt worden, welche 
er beim langfamen Verbrennen von unreinem Aether mittelft einer Blühlampe mit 
Blatin» A&beftdocht erhielt. 

Schwefelätherweingeist, ether alcooliss, Hoffmann’s ſchmerzſtillender Li⸗ 
auor; ein viel gebrauchtes Volksarzneimittel, welches aus1 Th. Aether mit 3 Th. 
Alkohol befteht. 

Schwefelalkohol ift der von feinem Entdecker, Lampadius, dem Kohlen- 
ſulfid beigelegte Name. 

Schwefelbalsam, ſ. Balsamus sulphuris simplex. 

Schwefelblumen, ſ. Schwefel. 


Schwefelbrand nennt man die beim Ausfchmelzen von Rebfihwefel vder beim. 


Ausfaigern der Schmefelmetalle verbleibenden nicht flüchtigen Rückſtände. 
Schwefelbromide find die chemiſchen Berbindungen des Schwefeld mit Brom. 
Schwefelchlorid; dieſe Verbindung entfteht, wenn man in Schwefelchlorür 

einen Strom von trocknem Chlorgas leitet. Es bildet eine dunkelrothe Flüſſigkeit 

von 1,62 ſpec. Gewicht, die bei — 30 C. noch nicht feſt wird. 

Schwefelehloride find die chemiſchen Verbindungen des Schwefeld mit Chlor, 
deren mehrere eriftiren. . 1) Schmwefeldlorür, Halbchlorſchwefel, Chlorfehwefel im 
Ninimum. Diefe Verhindung wird erhalten, indem man in einer tubulirten Res 
torte gewaſchene und wieder völlig getrodnete Schwefelblumen zum Schmeßen bringt, 


ind bis nahe. an die Oberfläche: der: geſchmolzenen Maffe langfam einen Strom von’ 


hodnem Chlorgas leitet. Da hierbei oft eine nicht unbedeutende Temperaturerhöhung 


eintritt, fo muß man Borkehrung treffen, nöthigenfalls abfühlen zu können. Da das 


Chlorgad hierbei mit überfchüffigem Schwefeldampf in Berührung fommt, fo bildet 
id nur das Chlorür, welches, wie es entftanden ift, überdeftilirt. Man leitet fo 
lange Chlor ein, bis faft aller Schwefel verfhmunden ift. Der in der Vorlage be: 
indlihe Chlorſchwefel enthält etwas überfchüffigen Schwefel, von welchem er dur 
eine nohmalige Deftillation getrennt wird; die Vorlage muß beftändig gut abgekühlt 
werden. — Dad Schmwefelhlorür bildet eine röthlichgelbe Flüffigkeit von eigenthüm— 
ih unangenehmem Geruch, die ſtark an der Zuft raucht und deren Dampf die Aus 
gen zu Thränen reizt; es befißt einen fauren, „bittern und beißenden Geſchmack und 
tötbet völlig trocknes Lackmuspapier; fein fpec. Gewicht iſt 1,687; e8 ficdet bei 1399 C.; 
dem Sonnenlicht ausgeſetzt, entwidelt es Chlor: läßt man e8 in Waffer fallen, fo 
Inft es in Geftalt öliger Tropfen zu Boden und zerfällt allmälig in Salzfäure, unter- 
ſchwefelige Säure und Schwefel. Es iſt ein vorzügliches Auflöſungsmittel für Schme- 
| 28* 


> 





436 Schwefeleyan — Schwefelkies. 


fel, während es felbft in Schwefelfohlenftoff leicht löslich iſt. ine folche Auflöfung 
wird auch zum Vulkaniſiren des Caoutſchucks auf naffem Wege angewendet, Es be 
fteht in 100 aus 47,4 Chlor und 52,6 Schwefel. 


Schwefeleyan, Sulfocyan, Rhodan, sulfocyanogene, nennt man einen 
Körper, welcher aus Kohlenftoff, Stiftoff und Schwefel zufammengefeßt ift und in 
feinem Verhalten eine große Analogie mit dem Cyan zeigt, für fich aber noch nicht 
dargeftellt werden konnte. Dan kennt daher dad Echwefelcyan nur in feinen Ber 
bindungen; mit Waflerftoff bildet e8 die Schwefelcyanwaflerftofffäure; mit den Me 
tallen die Schwefelcyanmetalle. Den Namen Rhodan erhielt es von Berzeliud 
wegen feiner charakteriftifchen Eigenfchaft, mit Eifen eine blutroth gefärbte auflöd 
liche Verbindung einzugehen, in Folge welcher Schwefelcyanwaflerftofffäure, ſowie die 
auflöslichen Schmwefelcyanmetalle blutroth gefärbt werden. In dem Speichel von Men 
fhen und Schafen ift ein Schwefelcyanmetall enthalten, ebenfo ift auch das ätheriſche 
Del des fchwarzen Senfs eine Verbindung von Schmwefelcyan mit Allyl. 


Schwefelcyan, sogenanntes, Pfeudofchtwefeleyan; diefer Körper enthält die 
Elemente Koblenftoff, Stieftoff und Schwefel in denfelden DVerhältniffen mie dad 
eigentliche Schwefelchan, neben demfelben aber auch noch Waſſerſtoff und Sauerſtoff; 
ſeine eigentliche Zuſammenſetzung iſt noch nicht mit Sicherheit ermittelt. 


Schwefeleyanwasserstoffsäure, Rhodanwaſſerſtoffſäure, acide hydro-sulfo- 
cyanique, sulfocyanic acid, hydrosulphocyanic acid, wird erhalten, wenn man 
Schwefelcyanfilber durch Schwefelwaſſerſtoff zerfebt und die Flüffigkeit nach dem Fils 
triven foncentrirt. Die fo erhaltene Säure ift farblos, ſchmeckt ſtark fauer und zer 
feßt fih allmälig in der Wärme. Dan kann die Schwefelcyanwaflerftöfffäure als 
Eyanfäurehydrat anfehen, in welcher der Sauerftoff durch eine gleiche Anzahl Aequi⸗ 
valente Schwefel erfeht ift, 

Schwefelerz, |. Schwefelkies. 


Schwefelgeist, eine ältere Bezeihnung der durch Verbrennen von Schwefel 
unter einer Glocke über Wafler erhaltenen ſchwefligen Säure. 

Schweflige Säure, acide sulfureux, sulpharous acid; die im Kandel vor: 
kommende Löſung von fehmwefliger Saure wird bereitet, inde® man Schwefel verbrennt 
und den Dampf in einem mit Kohks gefüllten Thurme kondenfirt, in welchem tropfen: 
weife Wafler herabfließt. Häufig wird fie auch auf die Weife dargeftellt, daß man kon⸗ 
centrirte Schwefelfäure mit grobgepulverter Holzkohle mengt, dad Gemenge erwärmt 
und das ſich entwidelnde Gas vom Waſſer aufnehmen läßt. Die mit fehmefliger 
Säure gefättigte Flüffigfeit hat ein fpec. Gewicht von 1,04; fie ift farblos, hat den 
Geruch ded brennenden Schmwefeld und reagirt ſtark fauer auf Ladmud; beim Kochen 
giebt fie die fchweflige Säure ab; der Luft ausgefeßt oxydirt ſich die Löfung allmä⸗ 
lig zu Schmwefelfäure. Sie wirft ftarf reducirend und auf diefer Eigenfchaft beruht 
ihre Anwendung in den DBleichereien, ſowie auch in vielen chemifähen Proceffen. In 
der Medicin wird fie gegen Hautausfchläge gebraucht. Sie befteht aus gfeichen Ge 
wichtötheilen Schwefel und Sauerftoff 

Schwefelkies, Pyrit, Schwefeleiſen, Schmwefelerz, Gelbeiſenkies, Eiſenkies 
Büchſenſtein, hexasdriſcher Eiſenkies, gemeiner Schwefelkies, Zellkies, Kyrofit, fer 
sulfure, pyrite ferrugineuse, iron pyrites. Dieſe Verbindung des Eiſens mit 
Schwefel (Zweifach-Schwefeleiſen) kommt ſehr häufig in der Natur vor; man findet 
ſie in glänzenden, meſſinggelben Würfeln, die bisweilen ſo hart ſind, daß fie am 








Schwefelkohlenstoff — Schwefelleber. 437 


Stable Funken geben. Künftli kann man das Zweifach - Schwefeleifen darftellen, 
wenn man Cinfach> Schwefeleifen mit der Hälfte feines Gewichts Schwefel erhist, bis 
der überflüffige Schwefel verdampft ift, wo ed dann ald ein gelbes Pulver zurüds 
bleibt. Seine Dichtigkeit ift 4,98. Bon verbünnten Säuren wird der Schwefelfies 
niht angegriffen; durch ſtarkes Glühen läßt fih ein Aequivalent Schwefel audtrei- 
ben und es bleibt alsdann infach » Schwefeleifen zurüd. Der Markaſit oder Waf- 
ferfied ift ein rhombiſch kryſtallifirtes Mineral, von gleiher Zufammenfeßung wie 
der Schwefellies, melche® befonderd durch die Eigenfchaft Ach auszeichnet, in Berüh⸗ 
rung mit Luft und Waſſer fich leicht zu orydiren. Cine Beimengung diefed Minerals 
in Steine oder Brauntohlen macht diefe zur Selbftentzundung fehr geneigt Befon- 
ders in England benugt man den Schmwefelfied zur Gewinnung von Schwefel für 
Schwefelfäurefabriten. Zufammenfehung : 46,67 Eifen, 53,33 Schwefel. 
Schwefelkohlenstoff, Kohlenfulfid, Schwefelalkohol, carbure de soufre, 
soufre carbur6 , carburet of sulphur, Zur Darftellung des Schmefelfohlenftoffe 
füllt man ein Porcellanrohr mit Fleinen Kohlenftüden an und legt es, etwas geneigt, 
in einen langen Ofen, verfchließt das Line Ende der Röhre mit einem Kork und ver- 
fieht dad andere mit einem gebogenen Vorſtoß, deffen Spige ein klein wenig unter 
vorgefhlagene® Waffer taucht, Nachdem die Röhre zum Glühen erhitzt ifl, trägt man 
‚nah Wegnahme des Korks ein Stück Schwefel ein, worauf man die Mündung fofort 
wieder verſchließt. Der Schwefel fchmilzt, verwandelt fi, mit den glühenden Kohlen 
in Berührung, in Dampf, und verbindet fih mit dem Kohlenſtoff zu Kohlenfulfid, 
welches in die gut abgekühlte Borlage überdeftillitt. Er enthält etwas überfchüffigen 
Shmefel, von welchem er durch eine nochmalige Deftillation leicht befreit wird. — 
Der Schwefeltohlenftoff ift eine farblofe, ſtark Lichtbrechende und fehr bewegliche Flüf- 
fgfeit von eigenthümlich unangenehmem Geruch, die, mie Aether uud Chloroform, 
Betäubung erregt. Sein fpec. Gewicht bei 09 beträgt 1,293, unter gewöhnlichen 
Luftdruck bei 480 E. fiedend ; bei feinem Berdampfen bewirkt er ftarfe Abkühlung. Sn 
Bafler ift er wenig auflöslich, mit Alkohol und Aether dagegen in allen Berhältniffen 
mifhbar; Schwefel und Phosphor Töft er in großer Menge auf, beim Berdunften 
einer ſolchen Löſung feheiden fich die genannten Körper in regelmäßigen Kryſtallen 
aus. In feiner Zufammenfebung ift er der Kohlenfäure analog, und wie ſich die 
Kohlenfäure mit Oxyden verbindet, fo verbindet fi der Schmwefeltohlenftoff mit den 
Einfah-Schwefelmetallen zu wahren Salzen, die häufig mit den Sauerftofffalzen ifos 


morph find. Diefer Eigenfchaft wegen hat man den Schwefeltohlenftoff auch Sulfos 


tohlenfäure,, und die Berbindungen deſſelben mit den Schmefelmetallen Sulfokohlen⸗ 
fäurefalze (Sulfocarbonate) genannt. Gegenwärtig wird der Schwefelfohlenftoff in 
großer Menge zum Bulfanifiren von Gaoutfchuf angewendet. Zu diefem Zweck löft 
man den Schwefel in Schmwefelfohlenftoff auf, mifcht die Auflöfung mit 2 bie 3 Proc. 
Chlorſchwefel und läßt die Caoutſchukplatten eine Minute darin liegen, worauf man 
fie herausnimmt und durch DVerdunften den Schwefeltohlenftoff entfernt. 


Schwefelkehlenstoff - Metalle, carbures, carburets; mit diefem Namen be 
zeichnet man die Verbindungen ded Schmwefelfohlenftoff® mit den Einfach: Schwefelmes 
tallen; f. Shwefelfohlenftoff. 

Schwefelleber, persulfure de potasse, persulphuret of potassium; ge- 
wöhnlich verfteht man unter diefer von der Farbe abgeleiteten Bezeichnung ſowohl Pos 
lyſulphurete der Altalimetalle mit einem größern oder geringern Gehalt an ſchwefel⸗ 
faurem und unterfehwefligfaurem Alkali, welche durch Zufammenfchmelzen des Koh⸗ 





438 Schwefelleber, flüchtige — Schwefelpurpursäure. 


lenfäurefalzed mit Schwefel erhalten wird, fowie auch der Erdfalimetallez außerdem 
führen bdiefen Namen auch die Berbindungen von eleftonegativen Sulphiden mit 
Alkalimetallfulphureten, wie 3. B. die Spießglanzleber, |. Hepar. 

Schwefelleber, füchtige, fon. mit Beguin's Schmwefelftüffigkeit 
und Schwefelmwafferftoff-:Shwefelammonium, sulfhydrate sulfur6 d'am- 
moniagque ; ein Sulfofalz, welches in Kıyftallen erhalten wird, wenn man in eine 
Auflöfung von Ammoniakgas in Alkohol bis zur Sättigung Schwefelmafferftoff leitet. 
Gewöhnlich ftelt man nur die wäßrige Löfung ded Salzes dar, indem man flatt 
Altohol Waller anwendet. Die anfangs waſſerhelle Löſung färbt fich in der Luft 
-allmälig duntelgelb, indem Zweifach: Schwefelammonium entfieht. Die wäßrige Lö— 
fung des Schwefelwaflerftoff-Schwefelammoniums ift ein in den chemifchen Kaborato: 
rien fehr häufig angewendeted Reagenz. — Durch Deftillation von Salmiat mit Mehr: 
fach » Schwefelfalium erhält man eine gelbe, ſehr ſtinkende, an der Luft rauchende 
Flüffigkeit, welche ein Gemenge verfchiedener Schtwefelungäftufen des Ammoniums ift 
und früher Liquor fumans Boylii genannt wurde. 

Schwefelleberluft, Schwefelluft oder flinfende Schwefelluft, find nicht mehr 
gebräuchliche Bezeichnungen des Schwefelmaflerftoffgafes. 

Schwefelmetalle, ſ. Sulfide. 


Schwefehmilch , präcipitirter Schwefel, Schwefelniederſchlag, amorpher 18% 
licher Schwefel, wird ald eine weiße Emulſion gefällt, wenn man verdünnte Löſun⸗ 
gen von Polyfulfiden durch Säuren zerlegt. Der gefällte Schmefel ftellt ein äußerſt 
zartes, grünlichweiß gefärbtes Pulver dar, welches leicht zufammenballt, ſich far! 
an den Fingern anhängt, einen eigenthümlichen Geruch befigt und in Schwefelloh—⸗ 
lenftoff, Chlorſchwefel, Benzin u. f. w. leicht —— iſt; wird ſowohl innerlich wie 
äußerlich als Heilmittel angewendet. 

Schwefeln, sulfaration, sulfuration, nennt man, beſonders bei wollenen 
Stoffen, die Operation, mo diefelben behufs des Bleichend mit fchmwefliger Säure, 
durch Verbrennen von Schwefel erzeugt, imprägnirt werden. 

Schwefelnaphta, ſ. Shwefeläther; fo viel wie Athyloryd. 

Schwefelniederschlag, j, Schwefelmild. 


Schwefelöl, Bitriolöl, wird gewöhnlich die rauchende oder Nordhäuſer Schwe- 
felfäure genannt. 

Schwefeloxydsalssäure nannte man früher das Gchwefelhlorür, fo lange 
man das Chlor noch für einen zufammengefesten Körper hielt. 


Schwefelpurpursäure oder Purpurfchwefelfäure, ift eine gepaarte Verbindung 
von Schwefelfäure mit dem Sndigblau, welche als erfted Produkt der Cinmirkurg 
von Schwefelfäurehydrat auf Indigblau entfteht. Zu ihrer Darftellung fehüttelt man 
fein gepulverten Sndig mit 8 heilen engliſcher Schwefelfäure und verdünnt nad eini⸗ 
gen Stunden die Mifchung mit ihrem AOfachen Bolum Waller. Die Schwefelpurpur: 
fäure fchlägt fich hierbei ald ein feines Pulver nieder und wird auf einem Filter ge 
fammelt. Um fie von der freien Schwefelfäure zu befreien, muß man fie mit einer 
gefättigten Löſung von fchmefelfaurem Kali auswafchen, da fie von reinem Waſſer 
aufgelöft wird. Die Säure ift auch in Alkohol, nicht aber in fauren Flüffigfeiten 
auflöslich. Sie bildet mit den Bafen die fchmefelpurpurfauren Salze und den foge- 
nannten Indigocarmin, welcher häufig in der Färberei gebraucht, wird; derfelbe if 
entweder purpurfchwefelfaured® Natron oder Kali. 





Schwefelquellen — Schwefelsäure. 439 


'Schwefelquellen, Schwefelwaffer; hiermit bezeichnet man diejenigen Quell- 
waffer, welche unter ihren gadförmigen Beftandtheilen eine gewiffe Menge Schwefel: 
wafferftoffgas enthalten. Die reichften Quellen zeigen faum & Theil ihres Volume 
an Schwefelwaſſerſtoffgas, die meiften enthalten weit weniger, „, bis Ip, und die 
Wäſſer von Nahen und Burtfheid fogar nur zig bis ZI, Schwefelmaflerftoffgas. 


Schwefelsäure, Bitriolöl, Bitriolfäure, acide sulfurique, sulphuric acid, 
Die Schmefelfäure fommt in großer Menge fertig gebildet in der Natur vor, meiftend 
jedodh mit Bafen verbunden, nur felten und in kleinen Mengen in freiem Zuftande. 
Künftlih erhält man diefelbe entweder durch Abfcheidung aus einigen ihrer Salze, 
namentlich aus dem Eiſenvitriol, daher ihr ‚früherer Name Vitriolöl, Bitriolfäure, 
theild durch Verbrennung des Schwefels und Orydation der hierbei gebildeten ſchwef—⸗ 
ligen Säure mittelft Unterfalpeterfäure. Die Darftelung der Schwefelfäure auf die 
letztere Weiſe macht einen der bedeutendften Zweige der chemiſchen Induſtrie auß, 
die viele Hände und große Kapitalien in Bewegung feht. — Bon der im Handel 
vorfommenden Schwefelfäure unterfcheidet man zwei Arten: 1) englifche Schwefel: 
fäure; 2) Nordhäuſer, Sächfifche oder rauchende Schwefelfäure. Die englifche Schmwe- 
felfäure, durch Derbrennen von Schwefel und Orydation der entftandenen ſchwef—⸗ 
ligen Säure, bei Gegenwart von Wafler dargeftellt, bildet nach angemeffener Kon⸗ 
centration der von vornherein fehr wäßrigen Säure, eine farblofe oder häufig etwas 
braun gefärbte Flüffigkeit von ölartiger Befchaffenheit, deren fpec. Gewicht bei 150 C. 
1,843 beträgt. Sie fiedet bei 3380 C., iſt geruchlod und giebt bei gewöhnlicher Tem⸗ 
peratur Feine fichtbaren Dämpfe aus. Etwas unter 09 C. wird fie fefl. Sie ift eine 
der Härfften Säuren, Die man fennt, fie röthet felbft bei 1000facher Verdünnung das 
Lackmuspapier noch ſtark und treibt in der Wärme die meiften Säuren aus ihren 
Berbindungen. Sie zieht mit großer Begierde Waffer an und dient vermöge diefes 
Berhartins weckmaͤßig' zum Trocknen von atmöfphärifcher Luft und andern Badarten, 
fofern fie davon feine Veränderung ‘erleiden, oder mit der Säure eine hemifche Ders 
bindung eingehen. Ihre Verwandtfchaft zum Waſſer ift fo groß, daß fie felbft die 
Bildung von Wafler in organifchen Verbindungen auf Koften ded darin enthaltenen 
Sauerftoffs und Waflerftoffs fehr häufig veranlaßt. Vermiſcht man fie mit Waſſer, 
fo iritt eine fehr bedeutende Temperarurerhöhung ein und man muß deshalb hierbei 
mit einer gewiſſen Borficht zu Werke geben, wenn man nicht Gefahr laufen will, 
daß das Gefäß zertrümmert und der Inhalt deffelben umbergefchleudert wird. Man 
gießt daher ftet3 die Säure, und zwar unter fortwährender Bewegung und in einem 
dünnen Strahl zum Wafler und niemald umgefehtt. Schnee und Eid werden von 
foncentrixter Schwefelfäure fogleih zum Schmelzen gebradht. Je nah den gegen- 
feitigen Mengen der beiden Subftangen kann Temperaturerhöhung oder = Ernie 
drigung eintreten; bei 1 Theil Eid auf 4 Theile Schwefelfäure fleigt die Tempe⸗ 
vafur gegen 1000 C.; bei 4 Theilen Eis auf einen Theil Schwefelfäure finft fie 
häufig auf — 20° C. — Die Schwefelfäure des Handeld ift niemald vollfommen 
tein; in den meiften Fällen find jedoch die fremden Beimengungen, wenn fie ein ge: 
wiſſes Maß nicht überfchreiten, ohne Nachtheil Anders verhält ed fih, wenn unter 
diefen Beflandtheilen, wie es fehr häufig der Fall ift, auch Arfen fich befindet, und man 
ift wenigftend in der neuern Zeit mehr und mehr beftrebt gewefen, auch die rohe 
Schwefelſäure vom Arfen. zu befreien. Weit wichtiger für den Konfumenten ift thr 
Schalt an Wafler, oder was für ihn daffelbe ift, ihr Gehalt an freier Säure; eine 
folhe Prüfung ift jedoch nicht fehmwierig. Man wägt zu diefem Zweck 4,9 Grm. der 


440 Schwefelsäure. 


zu unterfuchenden Schmwefelfäure ab und verdünnt in einem Fläſchchen fo weit mit 
Waſſer, daß genau 100 Kubikc. Flüffigkeit entftehen, nimmt davon 10 Kubike. in 
eine Pipette, die in „, Kubikc. getheilt ift, und läßt davon nad und nad fo viel 
in eine durch Lackmus blau gemachte Löſung von Ammoniat, die 0,17 Grm. Ammo: 
niaf, oder von Natron, die 0,31 Grm. Natron, oder von Kali, die 0,472 Grm. Kali 
enthält, fallen, bis die blaue Farbe in zwiebelrothe übergegangen ift; die verbraud: 
ten Kubifcentimeter Säure find umgekehrt ihrer Etärke proportional; man Tann aud 
10 Kubikc. der Säure in ein Becherglad nehmen, mit Lackmus roth färben und durd 
eine titrirte Altalildfung die blaue oder.violette Farbe wieder hHerftellen, in welchem 
Falle die Anzahl der verbrauchten Kubikcentimeter Alkali den Gehalt an Säure direft 
in Procenten ergiebt. Auf einen Gehalt an Arfen prüft man die Schwefelfäure, ins 
dem man in die verdünnte Säure anhaltend einen Strom von Schwefelmaflerftoffgas 
leitet, wo bei Anmefenheit von Arfen ein gelber Niederfchlag entfteht; um jedoch ficher 
zu gehen, daß man ed auch mit Arfen zu thun babe, muß man bdiefen mit verbünn: | 
tem Ammoniak behandeln, die Löfung filtriren und durch Salzfäure zerlegen; man | 
fann den Niederfchlag mit reinem metallifhm Zink auch in dem Marfh’fcben Appa: 
rat behandeln und auf Arfen prüfen. Die Anwendung der Schwefelfäure ift eine 
fehr mannichfaltige; meift dient fie jedoh nur als Mittel zur Erreihung von gemil: 
fen Zmweden, und fie geht nur in befchränftem Maße in Berbindungen über, die im 
Verkehr eine wefentliche Rolle fpielen, wie zum Theil zur Darftellung von Alaun; 
der bei weitem größte Theil wird in der Soda- und Salpeterfäurefabrifation ver: 
braucht; ihre fonftige, wenn auch fehr mannichfaltige Verwendung, ift Hingegen nur 
gering. — Die waflerfreie Schwefelfäure beftehbt aus: 40 Schwefel und 60 Sauer 
floff. Die englifche Schwefelfäure, ald dad Monohydrat, follte aus 18,24 Bafler 
und 81,76 Schmwefelfäure beftehen; allein fie ift fiet? etwas ſchwächer und man fann 
auf höchſtens 76 bis 80 Proc. waflerfreie Säure rechnen. — 2) Rauchende, fächl: 
ſche oder Nordhäufer Schmwefelfäure, acide sulphurique de Nordhausen, huile de 
vitriol, faming sulphuric acid, oil of vitriol, ift eine Auflöfung von waflerfreier 
Schwefelfäure in dem Monohydrat der Schwefelfäure und wird gewöhnlich auf die 
MWeife dargeftellt. daß man kalcinirten Gifenvitriol, der etwa noch 1 Aeq. Waſſer 
enthält, in Retorten einer hohen Temperatur audfegt. Dad Eifenorydul gebt hierbei 
auf Koften eines Theild des Sauerftoffs der Schmwefelfäure in Oxyd über, wobei die 
Hälfte der leßtern in fchmweflige Säure verwandelt wird; bei noch ftärferer Erhigung 
giebt das entflandene ſchwefelſaure Eifenoryd feine Schwefelfäure ab, welche in die 
Borlagen, die eine gewiſſe Menge englifche Schwefelfäure enthalten, überdeftillirt. An 
manchen Orten, befonderd in Frankreich, bedient man fich des entwäſſerten zweifach—⸗ 
ſchwefelſauren Natrond zur Darftelung von rauchender Schwefelfäure; es giebt in 
höherer Temperatur das zweite" Aequivalent Schwefelfäure ab, deren Dämpfe man 
in dad Monohydrat, welches man zu diefem Zwed in den Borlagen vorgefchlagen 
bat, einleitet. Dad Nordhäuſer Vitriolöl iſt eine dicflüffige, durch organifche Eub- 
ftanzen meift mehr oder weniger bräunlich gefärbte, äußerft äbende und faure Flüf— 
figfeit von 1,854 fpec. Gewicht; an der Luft ſtößt es dicle weiße Nebel aus, indem 
die fich verflüchtigende waflerfreie Säure Wafler anzieht und jo das Monohydrat bil: 
det, welches weniger flüchtig ift und in Geftalt weißer Nebelblädchen fich niederfchlägt, 
Bei 40 bis 500 €, fiedet das PVitriolöl, wobei die maflerfreie Säure fich verflüchtigt 
und dad Monohydrat znrücbleibt; bei 1,854 Dichtigkeit beträgt der Gehalt an waſ—⸗ 
ferfreier Säure 10,7 Proc.; mit wenig Wafler zufammengebracht, verwandelt es fid 
augenblidlich unter ſtarker Erhitzung in Einfach: Schwefelfäurehydrat; in Waller ge 








Schwefelsäure, englische — Schwefelsäure, wasserfreie. 441 


tröpfelt verurfacht e8 ein Zifchen, mie dad Eintauchen eines glühenden Eifens, und 
hierdurch unterfcheidet es fich fofort von der englifchen Schwefelfäure; organische Sub» 
flanzen werden davon angenblidlich gefchwärzt und verfohlt. — Die Nordhäufer Schwer 
felfäure dient in der Färberei bauptfächlih zum Auflöfen des Indigos, und man 
braucht von ihr für gleiche Mengen deffelben nur halb fo viel ald von der englifchen 
‚Schwefelfäure. — Ihr Gehalt an waflerfreier Schwefelfäure ift jedoch nicht immer 
gleich; oft hat das feinen Grund ſchon in der Darftellung, oft aber auch in einer 
wenig forgfältigen Aufbewahrung, wo fie Gelegenheit fand, Wafler aufzunehmen. — 
Die Schwefelfäure bildet mit Waffer mehrere Hydrate; die folgende Kleine Tabelle ent 
halt eine Zufammenftellung des Gehaltd einer Schwefelfäure an mwaflerfreier Säure, 
an ee fowie auch das fpecififche Gewicht bei verfchiedenen Aequivalenten 
Waſſer. 
Waſſerfreie Säure. Monohydrat. Spec. Gewicht. 


1 Aeq. Waſſer 81,63 100,0 1,843 
2m 1 68,96 845 1,781 
er 59,70 73,1 1,650 
A: a > 52,60 65,8 1,573 
5 "nn : 47,10 57,6 1,476 
Br. 5 42,60 52,1 1,418 
Tg —— 38,83 471,6 1,375 
8 um 35,71 43,75 1,340 
5 33,07 | 40,50 1,310 
10 „ 30,77 37,70 1,287 
20 u „u 17,17 22,70 1,165 
0, n 11,00 12,25 1,085 
1 6,89 8,45 1,057 
0 „u 5,26 6,45 1,042 
100 4,26 5,21 1,033 


Mit diefer Tabelle ift jedoch nicht etwa gefagt, ald bilde 1 Aeq. Schwefelfäure bis 
zu 100 Aeq. Wafler chemifche Verbindungen. 

Schwefelsäure, englische, acide sulfurigue ordinaire ou anglais, ordi- 
nary sulphuric acid. Fabrikation derfelben. Diefe beruht im Allgemeinen dar⸗ 
auf, daß Schwefel oder Schwefelfied unter Zutritt von Luft verbrannt und die fih 
entwickelnde ſchweflige Säure in einen großen abgeſchloſſenen Raum (Bleikammer) ges 
leitet wird, wo fie mit Salpeterfäure und Wafferdampf in Berührung kommt und 
Äh auf Koften eines Theild des Sauerftoffd der Salpeterfäure zu Schwefelfäure ory- 
dirt. Auf 100 Theile zu verbrennenden Schwefel läßt man etwa 200 Theile Waſſer⸗ 
dampf in die Kammer eintreten, es entfteht eine Säure von 1,50 fpec. Gewicht, bie 
abgelaffen in Bleis, Platins oder Gladgefäßen bis zum fpec. Gewicht von 1,84 kon⸗ 
centrirt und alddann in die Ballon abgefüllt wird. 

Schwefelsäure, flüchtige, 

Schwefelsäure, phlegistisirte, 
phlogifticirte® Vitriolöl, 

Schwefelsäure, unvollkommene, 

Schwefelsäure, wasserfreie, acide sulfurique anhydre, anhydrous sul- 
phuric acid, wird am leichteften erhalten, wenn man rauchende Schwefelläure in 
einer Retorte vorfichtig erwärmt und das übergehende Produkt in einer volllommen 


—⸗ 


rn‘ 
fononym mit ſchwefliger Säure 





442 Schwefelsäuren — Schwefelsalze. 


trodnen und gut abgefühlten Borlage auffängt. Bei gewöhnlicher Temperatur bildet 
dad Anhydrid eine weiße, kryſtalliniſche, faferige, asbeſtartige Maffe von 1,95 pc. 
Gewicht, die bei 2405 C. zu einer farblofen, oder durh Spuren organiſcher 
Subftanzen leicht gebräunten öligen Zlüffigfeit von 1,97 ſchmilzt und bei 820,6 €. 
fiedet. Das fefte Anhydrid ift etwas zähe und ſchwer zu zerfchneiden; man fann es 
mit frodnen Fingern ohne Nachtheil kneten; es entwidelt, befonderd in feuchter Luft, 
einen undurchfichtigen weißen Rau Trocknes Lackmuspapier wird nicht davon ge 
röthet. Es befiht in noch höherem Grade die Neigung, mit Waffer ſich zu verbin- 
den, ald die rauchende Schwefelfäure, und verfohlt daher organifche Subſtanzen nod 
ſchneller als diefez in Waffer geworfen zifcht e8 heftig, indem fi wäßrige Schwefeb— 
fäure bildet; durch ein glühendes Rohr getrieben, zerfällt ed in Sauerftoffgad und 
Schwefligfäure- Anhydrid. Die mwaflerfreie Schwefelfäure löft Schwefel auf und bil: 
det damit einige mehr oder weniger beftimmte Verbindungen von brauner, grüner 
oder blauer Farbe; ebenfo —— fie fi mit Jod zu einem fryftallinifchen grünen 
Körper. 

Schwefelsäuren, ee (Berzelius); hierunter begreift man die fämmt: 
lihen Oxyde des Schroefeld. Die bis jebt bekannt gewordenen fieben Säuren des 
Schwefeld werden in folgender Weife bezeichnet: 

1) Monothionige Säure, fchweflige Säure SO,, 

2) Monothionfäure, Schwefelfäure . . . SO,, 

3) Dithionige Säure, unterfehweflige Säure 8,05, 
4) Dithionfäure, ln. .. 8,0, 
5) Zrithionfäure . - 2... ... 80, 
6) Zetrathionfäure © . eo 0 2 02. 80, 
7) Pentathionfäure . © 2: 0 0 2. 8,0. 


Schwefelsäure-Salse, sulfates, sulphates; die meiften Schwefelfäure-Gahe 
find auflöslih in Waffer; eine Ausnahme hiervon machen: fchmefelfaurer Gtrontian 
“und Barpt, fowie ſchwefelſaures Bleioryd, die faft unlöslich find, während ſchweſeb— 
faurer Kalk ſchwer löstih if. Die Schwefelfäure-Salze der Alkalien, der Erdallalien 
und des Bleioryd® werden durch Hitze ‚allein nicht zerfeßt; die übrigen zerſetzen ſich 
beim Glühen und entwideln hierbei im Allgemeinen ein Gemenge von Sauerſtoff⸗ 
und Schwefligſäure-Gas; einige geben die Säure ſchon bei niedrigerer Temperatur 
ungerfeßt ab, wie das fehmwefelfaure Eifenoryd. Alle Schmwefelfäure« Salze werden in 
der Hiße bei Gegenwart von Kohle zerfeht; doch find die Zerfehungsprodußte, je nad 
der Temperatur und der Ratur der Bafe, verfehieden. Werden die ſchwefelſauren Als 
falien mit Kohle raſch und fehr heftig erhitzt, fo verwandeln fie fih in Einfach⸗Schwe⸗ 
felmetalle , bei einer mäßigeren Hige erhält man Polyfulfurete mit fohlenfaurem Ab 
kali; ähnlich verhalten fich die Erdalkalien, Bittererde ausgenommen. Die Schwefel⸗ 
fäure-Salze der übrigen Metalle hinterlaffen beim Glühen mit Kohle Schwefelmetalk, 
Metalloryde, oder, wenn die Hiße groß genug war, regulinifches Metall; durch 
Schwefelſäure erleiden ſie feine Veränderung, wodurch fie fi von allen andern Eals 
zen unterfcheiden, die unter Diefen Umftänden ſaure Dämpfe auögeben. — die löt 
lihen Schwefelfäure- Salze geben mit lößlichen Barytſalzen einen in Säuren unlös⸗ 
lichen weißen Niederfchlag von fehwefelfaurem Baryt, ein BVerhaften ‚weils für die 
felden ganz beſonders charakterkſtiſch ift, und benubt' wird, "die Gegenwäͤrt von Schwe⸗ 
felfäure zu erfennen. 


Schwefelsalze, Sulfofalze, sels de soufre, sulfo sels, sulphur salts, find 


L; 


Schwefelsalzsäure — Schwefels. Bleioxyd. 443 


die Verbindungen der eleftronegativen Sulfide mit dem eleltropofitiven Sulfureten, 
. Salze. 

Schwefelsalssäure, fyn. mit dem Schwefeldlorür 8,Cl. 

Schwefelsaures Ammoniumoxyd, neutrales, Glauber's geheimer Sal⸗ 
minf, sulfate d'ammoniaque, sulphate of ammonla, kommt als vulkaniſches Er⸗ 
zeugniß, Madcagnin genannt, am Veſuv und Aetna vor; künſtlich ſtellt man das⸗ 
ſelbe durch Neutraliſation von Ammoniak oder kohlenſaurem Ammoniumoryd mit 
Schwefelſäure und Abdampfen der Flüſſigkeit zur Kryſtalliſation dar. Es enthält 
fein Kryſtallwaſſer und iſt mit dem ſchwefelſauren Kali iſomorph; löſt ſich in 2 Theis 
len faltem und in 1 Theil fochendem Waller auf — In der Hibe zerfeht ed fich in 
Waſſer und Stidftoff, welche entweichen und in fchrdefligfaured Ammoniumorpd, wel- 
ches fublimirt. Das fchrefelfaure Ammoniumoryd findet eine fehr ausgedehnte An- 
wendung zur Nlaunfabrifation, fowie auch, flatt ded Salmiaf zur Darftellung der 
mmoniafflüffigfeit. Zufammenfegung in 100 Theilen: 39,39 Ammoniumoryd und 
60,61 Theile Schwefelfäure. 

Schwefelsaurer Baryt, Schweripaih, sulfate de baryte, sulphate of — 
tes, kommt ſehr häufig und in großen Mengen in der Natur vor, wo er als Baryts 
oder Schwerfpath ſchöne, tafelfürmige Kıyflalle bildet; er ift vor den meiften andern 
nicht metallifhen Mineralien durch. fein bedeutendes fpec. Gew. ausgezeichnet, daher 
au fein Name „Schwerfpath.” Im Waffer ift er vollfommen unlöslih, ebenfo in 
Salzs und Salpeterfäure; foncentrirte Schwefelfäure löft ihn in geringer Menge auf, 
fäkt ihn aber beim Verdünnen mit Waffer wieder fallen; in Flüffigfeiten, welche koh⸗ 
ienfaure® Alkali enthalten, löſt er fich in geringer Menge, fällt aber nieder, wenn diefe 
mit einer Säure verfegt werden (Er). Seiner Unlöslichleit wegen dienen Barptfalze 
sur Abfcheidung und Beftimmung der Schmefelfäure in der Analyfe, indem die Schwes 
felfäaure als fchmefelf. Baryt abgefchieden wird. Außerdem wird in neuerer Zeit-fehr 
viel ſchwefelſaurer Baryt fünftlich dargeftellt und unter dem Namen „Blanc fixe‘ in 
den Handel gebracht; andererfeitd bildet der Schwerfpatb den Ausgangspunft zur 
Darftelung der meiften übrigen Barytſalze. Der fehmefelfaure Baryt befteht in 100 
Theilen aus 65,67 Baryt und 34,33 Schwefelfäure, 


Schwefelsaures Bleioxyd, sulfate de plomb, sulphate of lead, dieſes Sal; 
kommt ald Bleivitriol in der Natur vor; fünftlich erhält man daffelbe durch Fäl- 
lung eines Bleiorydfalzes mittelft eined auflöslichen Schwefelfäurefalzed, außerdem ift 
es auch ein fehr häufiges Nebenproduft der Färbereien und mancher chemifchen Pro: 
ceſſe. Das ſchwefelſaure Bleioryd ift in Waffer ſehr ſchwer löslich; dagegen föft es 
1 in weinſäurehaltigen Flüſſigkeiten, ſowie auch in koncentrirter Schwefelſäure in 
nicht unbedeutender Menge auf. Durch Hitze allein wird es' nicht zerlegt, eine Kigen⸗ 
ſchaft, die es vor allen andern Schwefelſäureſalzen der ſchweren Metalle auszeichnet. 
Es ſchmilzt in der Glühhitze und erſtarrt beim Erkalten kryſtalliniſch. Durch Erhigen 
mit Kohle wird es dagegen leicht zerſetzt und liefert, je nach der Temperatur und der 
Menge von Kohle, Schwefelblei oder Bleioxyd. Beim Erhitzen von 1 Aeq. ſchwefel⸗ 
jaurem Bleioryd mit I Aeq, Schwefelblei, entweicht ſchweflige Säure, und es bleiben 
2 Aeq. metallifched Blei zurüd; durch Erhiken von 2 Aeq. fehwefelfaueem Bleioryd 
mit 1 Aeq. Schwefelblei erhält man Bleioxyd und metallifhes Blei." Wir haben bei 
der metallurgifhen Gewinnung ded Bleied angeführt, wie wichtig dieſes Verhalten 
für diefen Proceß iſt. Das fchwefelfaure Bleioryd Tann auch auf naffem Wege zu 


Blei reducirt werden; bringt man ed, mit etwas Waffer angerührt, zwifchen — 


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444 Schwefels. Eisenowyd, neutr. — Schwefels. Kali, neutr. 


platten in eine Kochfalzlöfung, fo vereinigen fi dad Zink mit dem Chlor, Schwefel 
und Sauerftoff dagegen mit dem Natrium und man erhält einen Schwamm von me 
tallifchem Blei, der fih durch Preffen in zufammenhängende Blatten verwandeln läßt; 
über feine Berwendung zur Darftelung von Chromgelb f. d. Artikel. Das ſchwe⸗ 
felfaure Bleioryd enthält in 100 Theilen 73,6 Bleioryd und 26,4 Schwefelfäure. 


Schwefelsaures Eisenoexyd, neutrales, wasserhaltiges, persulfate de 
fer, persulphate of iron, fommt als Mineral in Chili vor und führt den Namen 
Coquimbit; der Bodenfah, welcher fih beim Abdampfen der foncentrirten Schwe 
felfäure in den Bfeipfannen bildet, befteht größtentheild aus fchwefelfaurem Eifenoryd; 
es entfteht auch, wenn man metallifches Eifen in foncentrirter Schwefelfäure auflöſt. 
Für technifche Zwecke ftellt man, e8 gewöhnlich durch Auflöfen in der Wärme von 
Colcothar in Foncentrirter Schmwefelfäure oder durch Behandlung des an der Luft ge: 
röfteten Eifenvitriol® mit Schwefelfäure dar. Das Salz kryſtallifirt nicht, fondern 
trodnet beim Abdampfen zu einer gelblich-weißen Maffe ein. Cine Auflöfung von 
ſchwefelſaurem Eifenoryd löſt beim Digeriren oder Sieden die meiften Metalle auf, 
indem e3 hierbei einen Theil feined Sauerftoffd abgiebt und zu DOrydulfalz veducirt 
wird; es beflgt auch die Eigenfchaft, Waller vor dem Verderben zu fehügen und we 
nige Zropfen einer Auflöfung deffelben vermögen eine große Menge Wafler auf lange 
Zeit trinkbar zu erhalten. 

Schwefelsaures Aseneiyän), Eiſenvitrioͤl, grüner asia), Kupferwaſſer, f. 
Eifenpitriol, 

Schwefelsaures | diefes in der Maßanalpfı 
viel angewendete Salz wird erhalten, wenn man von zwei gleih großen Mengen 
Schwefelfäure, die eine mit Ammoniat, die andere durch Auflöfen von feinem Eifen- 
draht neutralifirt und alddann die klaren Toncentrirten Löſungen zufammengießt, mo 
alsdann das Salz allmälig auskryſtalliſirt. Man kann ed auch auf die Weife dar 
fielen, daß man 1 Aeq. Salmiaf und 2 Aeq. reinen Eifenvitriol zufammen in der 
Wärme auflöft, die Löfung noch heiß filtrirt und audfryftallifiren läßt; man löſt dad 
Salz nochmals in fehr wenig heißem Wafler, dem man einige Tropfen Schwefelfäure 
zugefeßt hat und vermifcht die Löſung mit Alkohol, fo lange fih noch von dem Sale 
ausſcheidet. Nach dem Abmwafchen und Trodnen, welches man durch Prefien zwiſchen 
Fließpapier zu befördern fucht, bildet es ein blaugrünes, kryſtalliniſches Pulver, wel 
ches fi lange ohne Zerfegung aufbewahren läßt und vielfach Anwendung in der 
Maßanalyſe findet. Es beftcht aus gleichen Aequivalenten ſchwefelſaurem Ammonial 
und Jchwefelfaurem Eifenorpdul und 7 Aeq. Wafler; fein Aeq. = 196,0. 

Schwefelsaures Kali, neutrales. Glaſer's Polhchreſtſalz, Tartarus vi- 
triolatus, Arcanum duplicatum ; sulfate de potasse, sulphate of potassa. Diefed 
Salz findet ſich fehr häufig in der Natur, tHeil® in fefter Form ald Mineral, ald vul 
kaniſches Erzeugniß, häufiger jedoch im aufgelöften Zuftande in den meiften Salr 
foolen, im Meerwafler, fowie auch in Pflanzen und Thieren. Es wird bei chemiſchen 
Proceffen größtentheild ald Nebenproduft gewonnen. Das fchmefelfaure Kali kryſtalli⸗ 
firt entweder in vierfeitigen Prismen oder doppelt fechöfeitigen Pyramiden. Die Kry 
ftalle find waſſerfrei und unterfcheiden fi von den meiften löslichen Salze durch ihre 
Härte, Beim Erhitzen defrepitiren fie und fehmelzen «in der Rothglühhitze ohne Zer— 
fegung ; ihr fpec. Gew. 2,66. 100 Thl. Waffer von 0° €. Iöfen 8,5 Theile, 100 Thl. 
Wafler von 100° C. Töfen 25,3 Theile davon auf; in Alkohol ift ed unauflöslich; ed 





 Schwefels. Kali, saures — Schwefels. Kalk, neutr. 445 


enthält 54,13 Proc. Kali und 45,87 Proc. Schmefelfäure; außer Heinen Mengen zum 
medicinifchen Gebrauch findet es bauptfächlich in der Mlaunfabritation Anwendung. 

Sehwefelsaures Kali, saures, bisulfate de potasse, bisulphate of potash. 
Diefed ebenfalld in der Alaunfabrikation, wie auch hauptfächlich zur Analyfe thon- 
erdehaltiger Mineralien angewendete Salz fryftallifirt, je nach der Art feiner Darftel- 
lung, ſowohl mit, wie ohne Waller. Das waflerhaltige Salz bildet weiße, kryſtalli⸗ 
nifhe Maſſen von 2,163 fpec. Gew.; ſchmilzt bei 200° C., ohne Waſſer zu verlieren; 
in ſtärkerer Hitze entweicht Schwefelfäurehydrat, der Rüdftand beftehbt aus neutralen, 
ſchwefelſaurem Kali; auch von Alkohol wird es zerfegt, indem diefer Schmefelfäure 
aufnimmt und ebenfalld neutrales, fchmefelfaured Kali zurückläßt. Das waſſerfreie 
faure ſchwefelſaure Kali tryftallifirt in prismatifchen Nadeln; von 2,277 fpec. Gem., 
die bei 2100 C. fehmelzen. Beide Arten des fauren fhwefelfauren Kalis ſind in 
Waſſer leicht auflöslich. Zuſammenſetzung des 


waſſerhaltigen waſſerfreien "Salzes 
Kali ... 34,65 37,1 
Schwefelſäure... 58,74 62,9 
Waſſer. 6,5361 

| 100,000 100,0 


Die Schwefelfäure vereinigt fih in noch mehreren anderen Berhältniffen mit Kali, 


Schwefelsaurer Kalk, neutraler, sulfate de chaux, gypse, selenite, sul- 
phate of lime, gypsum, ein in mancherlei Formen vorkommendes, und ſchon feit 
den älteften Zeiten befannte® Sal. Es findet fi) in der Natur in großer Menge, 
entweder waflerfrei ald Anhydrit, oder mit Wafler vereinigt ald Gips (fpec. Gew. 2,3) 
und führt alddann, je nad feiner Struftur, den Namen Gipsſpath, Marienglag, 
Frauengips, Fafergips, Alabafter, Gipsſtein; man fehe diefe Artifel. Der waſſerhal⸗ 
tige, fehwefelfaure Kalk ift in Waſſer wenig löslich; die Angaben weichen nicht allein 
über die Menge, fondern auch vüdfichtlich der Temperatur, bei welcher ſich die größte 
Menge auflöft, von einander ab. . Nach den Einen löſen 1000 Theile Waſſer bei ge 
wöhnlicher Temperatur 2 Theile Gips auf; nah Poggiole ift die Auflöslichkeit bei 
35° C. am größten und nimmt ab, fowohl mit finkender, wie mit fteigender Tempe⸗ 
ratur; 1 Theil Gips bedarf bei 350 €. 393 Theile Waffer, bei 00 C. 488 Theile und 
bei 100° C. 460 Theile. Wenn dad Wafler Salz oder Salpeterfäure enthält, fo löſt 
ed bei weiten größere Mengen von Gips, wogegen diefer in fchmwefelfäurehaltigem Wafs 
fer faſt unlöslich iſt. Erhitzt man den Gips auf 120 bis 130° C., fo verliert er fein 
Waſſer vollſtändig und verwandelt fi in waflerfreien, fchmwefelfauren Kalk; wenn er 
nicht allzufehr über diefe Temperatur erhigt wurde, jo nimmt er mit Waller in Be- 
tührung dieſes unter merfbarer Erwärmung wieder auf; über 1609 C. erhigt nimmt 
er das verlorne Wafler nur fehr allmälig wieder auf. Der natürliche Anhydrit ver- 
bindet fich gar nicht mit Wafler. — Bid auf etwa 1009 C. erhitzt, verliert er nur 
1 eg. Wafler, welches er mit Waffer zufammengebracht, leicht wieder aufnimmt. In 
der Rothglühhitze ſchmilzt der ſchwefelſaure Kalk und erflarrt beim Erkalten zu einer 
kryſtalliniſchen Maffe. Auf der GEigenfchaft des Gipfes, das bei wenig erhöhter Tem- 
peratur abgegebene Wafler wieder aufzunehmen und damit zu erhärten, beruht feine 
Anwendung als Mörtel und zum Abformen. Rührt man gebrannten und gemahlenen 
Gips mit Waffer zu einem dicken Breian, fo hat man zunächſt ein mechaniſches Gemenge 
beider Körper; allmälig nimmt aber der Gips Waſſer auf und es entſteht eine chemi⸗ 
{be Verbindung, welche durch die ganze Maffe kryſtalliniſch wird; das Waffer ift in 


446 Schwefelsaures Kupferoxyd, weutrales. 


den feften Zuftand übergegangen und die Kryſtalle verfilgen fih in einander und bil 
den dann ein feft zufammenhängende® Ganze; man nennt died dad „Binden“ deö 
Gipſes. Die Erhärtung erfolgt um fo beffer, je vollftändiger der Gips bei 130° C. 
von Waffer befreit worden war; für die befannten Gipsfiguren und ähnliche Saden 
bei welchen e8 auf die größte Feftigkeit nicht eben ankommt, pflegt man dem Gips 
nur 1 Weg. Waffer zu entziehen; d. b. man brennt ihn bei etwa 1009 C. Zur An 
fertigung von Stud oder Herftellung glatter Flächen überhaupt vermifcht man den 
‘gebrannten Gips mit Leimlöfung; ebenfo wird die Härte bedeutend erhöht, wenn 
. man den Gips mit alaun= oder borarhaltigem Waffer zu Brei angerührt, verarbeitet. 

Schwefelsaures Kupferoxyd, neutrales, Kupfervitriol, blauer Bitriol, ci 
prifcher Vitriol, blauer Galizenftein, Vitriol de cuivre, de Chypre, couperose bleue, 
vitriol bleue, sulfate de cuivre, vitriol of copper, blue vitriol. Das ſchwefel 
faure Kupferoryd findet fich fehr häufig ald ſekundääͤres Produft aus der Orydation 
von Schwefelkupfer in den Kupfergruben, ſowohl Tryftallifirt, wie auch in dem Gru—⸗ 
benwaffer gelöft. Zu feiner Darftellung im Großen befolgt man verfchiedene Metbo: 
den. Auf den Kupferhütten werden die Kupfererze geröftet und dann mit Waſſer be— 
feuchtet und ausgelaugt, mobei ſchwefelſaures Kupferoxyd und fehwefelfaures Eifer: 
orydul fi) löfen; durch Kryftallifation werden die beiden Salze getrennt, jedod ent 
hält der fo gewonnene Kupfervitriol ftet8 eine gewiffe Menge Eifenvitriol. Vortheil— 
hafter löft man Kupferafche (ein Gemenge von Kupferorgdul und haupftſächlich Kupfer 
oxyd) in Schmwefelfäure auf, und ‚verdampft. zur Kryftallifation Zuweilen löſt man 
auch Kupfer in Foncentrirter Schwefelſäure auf; hierbei verliert man die Hälfte der 
Schmwefelfäure, indem fie den zur Oxydation des Kupfers nöthigen Sauerftoff liefern 
muß, ale ſchweflige Säure, wenn die Darftellung nicht mit einer Schwefelfäurefabrif 
verbunden ift, in welchem Falle man das fehmwefligfaure Gas in die Bleikammer lei⸗ 
ten kann. In der neueren Zeit. löſt man das in feine Schnitzel verwandelte Kupier 
in angemeffen verdünnter Schwefelſäure, indem man die Kupferabfälle abwechſelnd mit 
der Säure übergießt und dann wieder der Einwirkung der Luft ausſetzt. Auf dieſe 
Weiſe ſättigt ſich allmälig die Flüſſigkeit mit Kupfervitriol, die alsdann bei der Ab 
fühlung auskryſtalliſirt. Der Kupfervitriol Pryftallifirt in großen laſurblauen trifline: 
metrifchen Säulen mit 5 Aeq. Wafler; er befigt einen widerlichen metallifchen Ge 
ſchmack und reagirt ſauer; löſt fih in 3 Theilen kaltem und in % Theile kochendem 
Waffer; fein fpec Gew. ift 2,274; an der Luft verwittert er etwas an, der Oberfläde; 
beim Erwärmen giebt er leicht 4 Aeq. Waſſer ab, das fünfte Aeq. hält er mit großer 
Kraft zurück; durch ſtarkes Glühen wird er vollftändig in Kupferorgd, welches zurüd: 
bleibt und in entmeichende fchreflige Säure und Sauerftoff zerlegt. Der im Handel 
vortommende Kupferpitriol ift gewöhnlich ziemlich rein; dach enthält er zumeilen nidt 
unbedeutende Mengen von Eifen= und Zinkſalz. Zu feiner Prüfung löft man eine 
genau gewogene Menge deflelben in Waller auf, fügt etwas Schwefelfäure zu und 
digerirt die Löſung mit metallifchem Zink, bis fie farblo8 geworden ift. Hierbei jchei: 
det fich das Kupfer metallifch ab; man wäſcht ed mit etwas faurem „und zulept rei 
nem Wafler, gießt ab, trodnet und wägt; 100 Theile Kupfer entfprechen 393 Theilen 
Kupferpitriol, oder 100 Theile reiner Kupfervitriol liefern 25,42 Theile metallifches 
Kupfer. Der Kupfervitriol befteht in 100 Theilen aud 31,84 Kupferoryd, 36,08 Bal- 
fer und 32,08 Schmefelfäure. Die Anwendung deffelben ift eine fehr mannichfaltige; 
er dient zur Darftellung vieler grüner Anftrichfarben (Schweinfurter-, Bremergrün x.) 
in der Galvanoplaſtik, zur Beſchickung der galvanifchen Batterien auf den Telegrapben 








eng 


Schwfls. Kupferox.-Eisenoxydul— Schwfls. Manganoxydul. 447 


ftationen; zum Smprägniren der Eiſenbahnſchwellen, um ſie gegen Fäulniß zu ſchützen; 
kleine Mengen davon werden auch in der Heilkunde gebraucht. 


Schweofelsaures Kupferoxyd-Eisenaxydul, ſyn. mit Adler⸗Vitriol, 
Salzburger-Bitriol, couperose vert de Salzbourg, copperas of Salzburg. 
Diefed im Handel oft vorfommende und begehrte Doppelfalz wird bei der Darftellung 
des Kupfervitriol® aus eifenhaltigen Materialien gewonnen; e8 bat eine blaugrüne 
Farbe, jedoch nicht immer die gleiche Zufammenfeßung und wird nach der Menge des 
Cifend, die es enthält, 1, 2, 3 „Adlervitriol” bezeichnet. Ueber dad Berhältni 
des Kupferd zum Eiſen hat man bei den verfchiedenen Produften folgendes beobachtet ; 

Salzburger Bitriol von Bugweilr . . » . 1: 236 
Admonter Bittiol - - » eo 00... 12: 50 
DoppeltsHdmonter Bitriol . » » . .. 1:40 
Bayreuther Bitriol . . - 2 0.220.102: 70 
Dranienburger Vitriol . . . . 58:170 
Das fchwefelfaure Kupferoryd » Gifenorpdul dient für gewiſſe —* in der ——— 
fürberei. 

Schwefelsaures Kupferoxyd- Zinkoxyd, auch coprifcher Bitriol, sulfate de 
cuivre et de zinc, sulphate of copper and of zinc, genannt, wird in Cheffy bei 
Lyon aus zinkhaltigen Kupfererzen dargeftellt und Tryftallifirt in blauen rhombiſchen 
Priömen ; feine Anwendung ift die des Kupfervitriold; es enthält auf 1 Theil Kupfer 
3 Theile Zink. 

Schwefelsaure Magnesia, ſchwefelſaure Bittererde, ſchwefelſaure Talkerde; im 
waflerhaltigen Zuftande: Bitterfalz, Englifched, Epfomer, Seidliger, Saidfhüger-Salz, 
sulfate de magnesia, sal amer, sulphate of magnesia, KEpsom salt, bitter-salt. 
Die ſchwefelſaure Bittererde fommt fehr häufig in der Natur vor, theil® in fefter Form 
al8 fogenanntes „Haarfalz” am häufigften aber aufgelöft in den Soolquellen, im 
Meerwafler, vorzugsweiſe aber in den eigentlichen Bitterwaffern, die ihr ihre Wirk: 
famteit verdanken; außerdem wird fie gegenwärtig auch in den Mineralwafleranftalten- 
wo man fih des Magnefit? zur Entwidelung der Kohlenfäure bedient, in großen 
Naſſen als Nebenproduft gewonnen. Ein großer Theil des Bitterfalzes wird bei der 
Behandlung der Mutterlaugen der Salzfoolen und des Meerwaflerd erhalten, die man 
iu diefem Zwecke mit Glauberſalz oder Eifenpitriol, auch wohl geradezu mit Schmwes 
felfäure verfegt. Unter günftigen Berhältniffen fann man auch Magnefit oder Do- 
lomit in Schmefelfäure auflöfen und - Bitterfalz gewinnen. Die fchmefelfaure Bit: 
tererde kryſtallifirt aus einer heißen gefättigten Auflöfung in feinen Nadeln mit 
6 Aeq. Waſſer; aud verdünnteren Löfungen und unter 15° C. in großen vierfei- 
tigen, vechtroinkeligen rhombiſchen Prismen mit 7 Aeq. Waller, die mit dem Eifenpi- 
triol, dem fehmefelfauren Zinkoxyd ifomorph find. 100 Theile Waller von 0° C. 
löfen 53,8 Theile; bei mittlererer Temperatur 125 Theile Bitterfalz auf; die Auflöfung 
hat einen unangenehmen falzigen und bittern Geſchmack; beim Erhigen fehmilzt das 
Salz in feinem Kryſtallwaſſer. Die fehwefelfaure Bittererde wird als Abführungs- 
mittel, hauptfächlich aber zur Darftellung von kohlenſaurer Bittererde, weiße N 
benutzt. 

Schwefelsaures Manganexydul, protoaulfate de manganese, sulphate of 
manganese, Zu feiner Darftellung wird ein Gemenge von 100 Theilen Braunftein, 
40 Theilen Schwefel und 10 Theilen Holztohlenpulver in einem heſſiſchen Ziegel etwa . 
2 Stunden lang einer mäßigen Glühhitze ausgeſetzt, worauf man die zerriebene Maffe 


448 Schwfts. Natron, neutr. — Schwfls. Quecksilberoxyd, neutr. 


mit verdünnter Schmwefelfäure behandelt, bis auf Zufag einer neuen Menge kein 
Schwefelwaflerftoffga® mehr entweicht, dann die breiartige Maffe unter Zufab von 
etwas Salpeterfäure zur Trodne verdampft, dann wieder in Waller aufgelöft, mit 
tohlenfaurem Kalk digerirt, filtrirt und die Löſung zur Kryftallifation verdampft; die 
Kryſtalle find farblod oder ſchwach amethyſtroth gefärbt, vielleicht von einem kleinen 
Gehalt an Orydfalz. 

Schwefelsaures Natron, neutrales, Nao, SO,; als wafferhaltiges Salz führt 
ed die Namen: Glauberſalz, Wunderfal;, sulfate de soude, sel de Clauber, 
sulphate ‚of soda, Glaubers salt. Das fchmefelfaure Natron gehört mit unter die 
in der Natur am häufigften vorfommenden fertig gebildeten Salze, und findet fi 
kryſtallifirt, ſowohl im waflerfreien Zuftande, als Thenardit, als auch im waſſer⸗ 
haltigen, vorzugdweife eingemengt in Gips und Mergel verfchiedener Steinfalzlager; 
außerdem macht es einen fehr häufigen und reichlichen Beftandtheil der meiften Salz 
foolen und ded Meerwaſſers aud. Für die Zwecke ded Handeld würde es faum nöthig 
fein, eigende Glauberſalz auf fünftlihem Wege darzuftellen, dagegen dient es befannt- 
lich zur Fabrikation von Soda, zu welchem Behufe daffelbe in der größten Menge 
durch Zerfebung ded Kochjalzed mittelft Schmefelfäure fabricirt wird; endlich wird es 
aber auch bei der Salpeterfäurefabrifation aus Chilifalpeter ald Nebenproduft ges 
wonnen. Das fohwefelfaure Natron findet fih im Handel in großen durchfichtigen 
Kryſtallen, die 10 Aeq., d. h. nahe an 60 Proc. Wafler enthalten. Schon bei ge 
vingerer Temperaturerböhung ſchmilzt diefed Salz in feinem Kryſtallwaſſer; bei fort 
geſetztem Erhigen fcheidet fich waſſerfreies ſchwefelſaures Natron aus; dieſes entfieht 
auch, wenn Laugen über 33° C. Eryftallifiren, nur unterhalb 20° C. kryſtallifirt das 
Salz mit 10 Aeq. Waſſer. Diefed verwittert an der Luft und zerfällt in ein weißes 
Mulver, indem es Waller verliert. Es ſchmeckt kühlend- bitter und wird häufig al 
Arzneimittel angewendet. Wenn Löfungen von fchwefelfaurem Natron zwifchen 20 
und 30° C. fryftallifiren, fo enthalten die Kıyftalle nur 7 Aeq. Waſſer; wir kennen 
alfo drei Zuftände deffelben: „waſſerfreies Salz, Salz mit 7 Aeq. und folche® mit 
10 Aeq. Waſſer.“ Je nachdem man das eine oder das andere diefer Salze vor fih 
bat, ift auch die Auflöglichkeit des fehmefelfauren Natrons verfehieden. — Bon dem 
wafferfreien Salze löfen 100 Theile Wafler von 18° C. 53,25 Theile, von -dem mit 
7 Weg. bei 26° C. 202,61 Theile (= 55,0 Thle. wafferfrei) und von dem mit 10 
Ara. Wafler bei 330 C. 323,13 Theile (= 51 Theile waflerfrei). Das maflerfteie 
fhwefelfaure Natron wird außer zur Soda in großen Quantitäten aud in der Glas— 
fabrifation gebraucht. — Zuſammenſetzung des 

1 wafferfreien Salzes ded Salzed mit 10 Aeq. Waſſer. 


Natron . . 43,66 19,26 
Schwefelfäure 56,34 24,84 
Waſſer . . — 55,90 

100,00 100,00 


Schwefelsaures Quecksilberoxyd, neutrales, Quecſilbervitriol, sulfste de 
deutoxide de mercure, salphate of mercury. Man bat verichiedene Methoden zu 
Darftellung diefer Verbindung; im Großen bereitet man das ſchwefelſaure Quedfilber: 
oxyd gewöhnlich dadurch, daß man metallifche® Quedfilber mit Toncentrirter Schwefel⸗ 
fäure im Ueberſchuß fo lange erhigt, bis fich reichlich Dampfe von Schwefelfäure ent: 
wideln, weil fonft das Orydfalz mit Orpdulfalz untermengt erhalten wird. Auf dieſe 
Weife dargeftellt, bildet das ſchwefelſaure Queckſilberoryd eine weiße Salzmafle, die 











Schwefelsaures Silberoxyd — Schwfls. Thonerde, neutr. 449 


fih bei Behandlung mit viel Wafler in ein gelbes baſiſches Salz, drittel⸗ſchwefel⸗ 
faured Quedfilberorpd, und in eine Löfung eines ſauren Salzes (Turpethum minerale), 
verwandelt. Das neutrale Salz wird zur Darftellung von einfach Chlorquedfilber 
angeiwendet. 


Schwefelsaures Silberexyd, Silbervitriol, sulfate d’argent, sulphate of 
silver. Zu feiner Darftelung vermifcht man die Löfungen von falpeterfaurem Gil: 
beroryd und ſchwefelſaurem Natron, wäfcht den auf einem Filter gefammelten Nieder: 
ſchlag aus und trodnet ihn an einem vor Licht gefchügten Ort. Das fehmefelfaure 
Silberoryd bildet ein weißes, geruchlofe® Pulver von höchft unangenehmem, metalli- 
ſchem Geſchmack; es ſchmilzt bei nicht fehr hoher Temperatur; ftärfer erhigt, zerfeßt 
es fi vollftändig unter Zurüdlaffung von metallifhem Silber, am Lichte färbt es 
fih allmälig grau; ed löft fi in 200 Xheilen Taltem und in 88 XTheilen kochendem 
Waſſer und kryſtallifirt aus einer folchen Auflöfung beim Erkalten in wafferfreien, 
ſeideglänzenden Nadeln von rhombiſcher Form. Es enthält 74,34 Proc. Silberoryd 
oder 69,23 Proc, metallifches Silber. 


Schwefelsaurer Strontian, aulfate de strontiane, sulphate of strontiana, 


if das in der Natur am häufigften vorfommende Strontianfalz und bildet ald Cö— 


leftin, der fich theild Aryftallifirt, theils fpathig, theils faferig findet, dad Material zur 
Darftelung der meiften übrigen Strontianverbindungen. Künftlih fann man den 
ſchwefelſauren Strontian erhalten, wenn man die Auflöfung eined Strontianfalzes 
durh Schwefelfäure oder ein Schwefelſäureſalz fällt; er bildet alddann ein weißes 
Pulver, welches fih in 6900 Theilen kaltem und in 9640 Xheilen fochendem Waffer 
auflöſt; wie der Gips, iſt auch der ſchwefelſ. Strontian in einer ſchwefelſäurehaltigen 
Slüffigfeit viel weniger löslich, ald in reinem Wafler, indem er von einer folchen 
118,000 Theile bedarf ine vorzügliche Fundftätte für Cöleſtin ift Dornburg bei 
Jena. 

Schwefelsaure Thonerde, neutrale, sulfate d’alumine, sulphafe of alu- 
mina. Formel des waflerfreien Salzes: Al,O,, 3SO,; des Erpftallifirten: Al, O,, 
380, + 18 HO; diefe legtere Verbindung findet ſich an manchen Orten ald Mines 
tal kryſtallifirt; ſo bei Bilin in. Böhmen. — Künſtlich fielt man die fchwefelfaure 
Zhonerde durch Auflöfen von Thonerde in Schmwefelfäure dar. Der hierzu angewen⸗ 
dete Thon muß foviel als möglich eifenfrei fein; nicht alle Thonarten eignen fich 
gleih gut; man wählt diejenigen, die die meifte freie, nicht an Kiefelfäure gebundene 


Thonerde enthalten, oder ein Silifat bilden, welches leicht in der Wärme durch Schwes . 


telfäure zerfeßt wird. — Sin neuerer Zeit wird auch viel fehmefelfaure Thonerde aus 
dem Kryolith gewonnen, indem man das bei der Berarbeitung diefed Minerald auf 
Soda entftehbende Thonerdenatron durch Kohlenfäure zerſetzt und die abgefchiedene 
Thonerde in Schwefelfäure auflöſt. Es wird auf diefe Weife ein fehr reines, nament- 
lih eifenfreied Produft erhalten. — Die fchmwefelfaure Thonerde Erpftallifirt bei rich⸗ 
tiger Befchaffenheit der Laugen leicht in dünnen, biegfamen, perlmutterglängenden 
Blättern, von füßlich zufammenziehendem Gefhmad. In Waller ift das Salz ‚leicht 
Lödlich, unlöslich dagegen in Alkohol. Es fchmilzt beim Erwärmen in feinem Kıys 
ſtallwaſſer, bläht fih dabei ſtark auf und Hinterläßt eine leichte poröfe Maſſe, von 
‚ wafferfreier, fchwefelfaurer Thonerde, die fih erft nach und nach vollfommen wieder 
in Waſſer auflöft. In der Roıhglühhige entmeicht alle Schmefelfäure und es bleibt 
teine Thonerde zurüd, Die fehmefelfaure Thonerde dient hauptſächlich zur Darftellung 
von Kali- und Ammonialalaun; in der Iepteren Zeit hat man fie unter dem Namen 
ö. d. techn. Chemie. 29 


‘ 


450 Schwefels. Thonerde-Kali — Schwefels. Zinkoxyd. 


„Doppelter Alaun“ in der Färberei und in der Papierfabrifation "angewendet; 
da es jedoch fehr ſchwierig ift, eine völlig eifenfreie ſchwefelſaure Thonerde darzuſtellen 
und das Eifen leicht nachtheilig auf die Farben wirkt, fo iſt man wieder mehr auf 
den Ylaun zurüdgelommen. Prüfung der kryftallifirten fchwefelfauren Thonerde: 
man nimmt eine genau gewogene Menge in einen tarirten Platintiegel und erhigt 
vorfihtig über einer Spirituslampe fo lange, ald noch Gewichtsverluſt ftattfindet; man 
wägt alddann das Ganze mit dem Ziegel; der Verluſt ift Waſſer; von 100 Theilen 
des angemwendeten Salzed müffen 51,37 Theile trodene Mafle zurücbleiben,; um auf 
Eifen zu prüfen, verfeßt man eine Löfung der fehwefelfauren Thonerde mit etwas 
Ferrochankalium, welches entweder gar keine, oder doch nur eine ſchwache Bläuung 
hervorrufen darf. — Zufammenfehung in Procenten: 15,34 Thonerde, 48,13 Waſſer 
und 26,03 Schwefelſäure. 

Schwefelsaures Thonerde-Hali, ſ. Alaun, sulfate d’alumin et de potasse 
sulphate of alumina and potash. 

Schwefelsaures Thonerde-Natron, Natronalaun, kryſtallifirt, sulfate d'alo- 
mine et de Soude, sulphate of alumina and of soda. “ormel: Al,O,, 380, + 
24 HO, findet ſich ald Mineral in Südamerifa und auf der Inſel Milo, Auf fünf: 
lihem Wege erhält man den Natronalaun dureh Bermifchen koncentrirter Löſungen 
von je 1 Aeq. fchmefelfaurem Natron und fchwefelfaurer Thonerde; nach der Abküh— 
lung kryſtallifirt allmälig da8 Doppelfalzs und zwar ziemlich rein heraus. Der Ra 
tronalaun ift weit löslicher ald der Kali- und Ammonialalaun. 10 Theile Waller 
nehmen 11 Theile Salz auf; an der Luft verwittert derfelbe und zerfällt zu einem 
feinen, weißen Meble; feine procentifche Zufammenfegung ift: 

1,75 Natron, 
11,17 Xhonerde, 
47,14 Wafler, 
33,94 Schwefelfäure. 

100,00. 

Sehwefelsaures Zinkoxyd, nentrales, Zinfvitriol, weißer Bitriol, weiße 
Galitzenſtein, weißer Kupferrauch, sulfate de zinc, vitriol blanc, couperose, sul- 
phate of zinc, white vitriol, white copperas. Der gewöhnliche, im Handel vor: 
fommende Zinkoitriol Erpftallifirt mit 7 Aeq. Wafler und ift der ſchwefelſauren Bit- 
tererde ifomorph. — Bei gewöhnlicher Temperatur löſt es fih in feinem zwei⸗ bie 
dreifachen Gewicht Waſſer, bei. 1009 ift feine Löslichkeit unendlich groß, da es ſchon 
in feinem Kryftallwafler ſchmilzt. Im Großen wird das fchmefelfaure Zinkopyd dur 
Röſten der Blende (Schwefelzin?) dargeftellt, wobei fich, bei nicht zu flarfer Erhitzung 
der größte Theil ded Schmwefelzintd in fehmefelfaured Zinkoryd verwandelt, welches 
duch Waller audgelaugt und Verdampfen zur Kıyftallifation gebracht wird. — Um 
dad Salz zum Transporte geeigneter zu machen, fchmelzt man es gewöhnlich in fei- 
nem Kryſtallwaſſer und gießt ed dann in Formen aus, in welchen es feft wird 
Es wird unter dem Namen „weißer Vitriol“ in den Kattundrudereien angewen⸗ 
det. Der im Handelvorlommende Zinkoitriol enthält Meine Mengen von Kalk⸗, Cifen- 
orpdul= und Eiſenoxyd-⸗, Kupferoryd⸗ und Manganorydfalzen, die jedoch feiner tech 
nifchen Verwendung feinen Nachtheil bringen. — Zufammenfeßung in 100 Theilen 











Schwefelstickstoffsäuren—Schwefelwässerstoff. 451 


27,65 Zinkoxyd, 
45,05 Waſſer, 
27,30 Schwefelfäure, 


100,00, 


Schwefelstickstoffsäuren, man verfteht hierunter eine Reihe von falzartigen 
Berbindungen, deren Säure, eben wie die Schwefelftidftofffäure aus Schwefel, Stick⸗ 
Koff, Waflerftoff und Sauerftoff nach verfchiedenen Berhältniffen beſtehen. 


Schwefelunterschwefelsäure , geſchwefelte Unterfehwefelfäure, f. Trithion> 
fäure. 


Schwefelwasser, eaux minerales sulfureuses, sulphurous mineral - water; 
nennt man die natürlichen Mineralquellen, welche einen gewiſſen Antheil von freiem 
Schmwefelmafferftoff enthalten. o 


Schwefelwässerstoff, hydrogene sulfure, sulphuret of hydrogen. Der 
Schwefel bildet mit Wafferftoff zwei Verbindungen, von welchen die eine gadförmig, 
die andere eine ölige, gelbliche ylüffigkeit iſt. Die erftere, auch ald Schwefelwafferftoff 
dezeichnet, erhält man leicht, indem man gewiſſe Schmefelmetalle durch verdünnte 
Schwefelfäure zerfeßt und das hierbei fich entwidelnde Gas, das Schwefelwaſſerſtoff⸗ 
gas auffängt. Er findet zwar für fich feine technifche Anwendung, tritt aber bei ges 
willen chemiſchen Procefien fehr häufig als Nebenproduft auf und ift außerdem in 
der Hand des Chemiferd ein äußerft wichtiged Reagenz zur Erfennung und Abfchei- 
dung gewilfer Metalle, ald: ded Bleies, Kupfers, Arſens x. Bei gewöhnlicher Tem- 
peratur und Luftdruck bildet diefer Schwefelwaflerftoff. ein farblofes Gas von ſtinken⸗ 
dem Geruch nach faulen Eiern; fein fpec. Gem. ift 1,1912; bei einem Drud von 16 
Atmofphären und gewöhnlicher Temperatur wird es flüffig und bildet alddann eine 
ſehr bewegliche Flüffigkeit von 0,90 fpec. Gerp. Der Schwefelmafferftoff ift eines der 
giftigften Safe; Luft, die 7555 davon enthält, tödter einen Bogel; in Luft, die L, 
Broc, enthält, ftirbt ein Hund. Die Arbeiter, welche Abtrittögruben entleeren, find 
häufig den giftigen Wirkungen diejed Gaſes ausgeſetzt. Als Gegenmittel wendet man 
Chlor an; Doch muß died mit Vorficht gefchehen, weil dad Chlor felbft Teicht nach» 
theilig wirfen kann. Am beften läßt man in folden Fällen den Kranken durch ein 
mit Effig getränktes Tuch athmen, in welches man etwas Chlorkalk eingewickelt bat. 
Angezündet brennt dad Schmwefelmafferftoffgad mit blauer Flamme unter Bildung von 
Waſſer und fehmefliger Säure. — In einer großen verfchloffenen Flaſche mit Luft 
und einem poröfen Körper, Baummolle, Bimdftein, Kohle in Berührung, verwandelt 
es ſich allmälig in Schwefelſäure. Sauerftoffbaltige® Wafler zerfebt den darin ge- 
löften Schmefelwafferftoff unter Bildung von Waller und Abfheidung von Schwefel. 
Je nah den Umftänden, unter welchen fi) der Schmwefelwaflerftoff zerfeßt, find alfo 
die Produkte dieſer Zerfegung verfchieden. — Chlor, Brom und Jod zerfegen den 
Schwefelwaſſerſtoff augenblidlih, unter Bildung von Chlor⸗ Brom⸗ oder Jodwaſſerſtoff⸗ 
fäure und Abfcheidung von Schwefel. — Der Schwefelwafjerftoff ift eine eigentliche 
Säure und rötbet Lackmus, aber wie alle ſchwachen Säuren nur bis zu Weinroth; 
in Waſſer ift-er bis zu deilen 3 bis Afachem Bolum auflöslich; eine folche Auflöfung 
führt den Namen „Schwefelwafferftoffmwaffer" und man bereitet fie auf die 
Weiſe, daß man in einer Woulf’fchen Flaſche in frifch ausgekochtes und wieder 
obgefühltes Waller dad Gas einleitet. — Auch viele Metalle zerfeßen den Schwefel⸗ 
waflerftoff, indem fie ſich deſſen Schwefels bemächtigen. Auf einer jolgen Zerfeßung 

29 


® 


452  Schwefelwasserstoff, schwefelhalt. — Schwefligs. Kali. 


beruht das Anlaufen vieler Metallgegenftände, befonder® von Silber, Blei, Kupfer ı. 
in einer Atmofphäre, die Schmefelwaflerftoff enthält. Wehnlich wie die Metalle ver- 
halten fi auch deren Oxyde und Salze gegen Schwefelmafferftoff, und das Schwarz: 
werden der Bleiweißanftriche hat hierin feinen Grund; durch Betupfen und vorfid- 
tiges Abwafchen mit einer Chlorkalklöfung läßt fich die weiße Farbe ſolcher ſchwarz 
gewordenen Unftriche wieder herftellen. Ganz befonderd empfindlich zeigen fi Blei: 
falze gegen Schwefelmaflerftoff und man kann daher, indem man einen Streifen Fließ—⸗ 
papier mit der Auflöfung eines Bleiorgdfalzes befeuchtet, die geringften Spuren von 
vorhandenem Schwefelmaflerftoff durch die eintretende braune oder ſchwarze Färbung 
des Bapierftreifend erkennen. Die Schwefelmafferftofffäure befteht aus 

1 Aeq. Waſſerſtoff — 1,0 und 

1 Aeq. Schwefel, — 16,0 


ihr Aequivalent ift daher = 17,0. Hupdert Theile enthalten hiernach 5,81 Waller: 
ftoff und 94,19 Schwefel. Die zweite Verbindung, die Schwefel und Waiferftoff mit 
einander bilden, der Doppel: Schwefelmafferftoff, ftellt eine ölartige, gelbliche Flüffig: 
feit dar. Man erhält diefelbe durch Eingießen einer Löſung von Schwefelfalcium in 
-Salzfäure, wobei die Flüffigkeit milhig wird; man gießt fie in einen gut verftopften 
großen Trichter und läßt den Waſſerſtoffſchwefel, der fih nach einiger Zeit in dem 
engeren Theile der Zrichterröhre anfammelt, durch Deffnen des Zrichterd abfließen. 
Er hält fih nur in Berührung mit foncentrirter Salzfäure; mit reinem Waſſer zer: 
fegt er fih fehnell, indem Schwefelwafferftoff entweicht und Schwefel abgefchieden 
wird, Die Zufammenfebung des Waſſerſtoffſchwefels ift noch nicht mit Sicherheit 
ermittelt, man hält ihn aber für eine Derbindung von 1 Aeq. Wafferftoff mit 2 Aeq. 
Schwefel, wonach er aus 3,33 Wafferftoff und 96,67 Schwefel befiehen würde. 
Schwefelwasserstoff, schwefelhaltender, sulfhydrate sulfuré, sulfuret of 
sulphhydrate, fon. mit dem flüffigen Schwefelwaſſerſtoff oder Waſſerſtoffſchwefel. 
Schwefelwasserstoffsäure, ſyn mit Schwefelwaſſerſtoff. 
Schwefelwasserstoffwasser, ſ. Schwefelwaſſerſtoff. 
Schwefelweinsäure, ſyn. mit Aetherſchwefelſäure. 
Sehweſſige Säure, ſ. Schwefelige Säure, 


Schweiligsäuresalse, sulfites, sulphites, die ſchwefligſauren Alkalien und Erd⸗ 
alfalien verwandeln fich, wenn fie bei abgehaltener Luft geglüht werden, in ein Ge 
menge von Schwefelfäurefals und Schwefelmetall; die übrigen Schmwefligfäurefalze 
entwideln beim Erhitzen ſchweflige Säure und hinterlaflen das Oxyd als Rüdftand; 
beim Erhigen mit Kohle liefern fie ähnliche Produkte wie die Schmwefelfäurefalze; mit 
Schwefelfäure übergoffen entwideln fie, ohne Abfcheidung von Schwefel, fchreflige 
Säure, die leicht an ihrem Geruch. erfennbar ift; Toncentrirte, kochende Salpeterfäure 
verwandelt fie in Schwefelfäurefalge und ähnlich wirft Chlor. Die löglichen Schweflig: 
fäurefalzge nehmen allmälig Sauerftoff aus der Luft auf und gehen in Schwefelfäure 
falze über. 

'Schwefligsaures Bleiexyd, sulfite de plomb, sulphite of lead, wird erbal« 
ten, wenn man eine Auflöfung von Bleizuder durch ſchweflige Säure, oder ein ſchweflig⸗ 
ſaures Alfali zerſetzt; es bildet ein weißes, unlösliches, waflerfreied Pulver, welches 
man ald Surrogat für Bleiweiß in Vorſchlag gebracht hat. 

Schwefligsaures Kali, sulfite de potasse, sulphite of potash, 1) neutraleö 
Sal; KO,SO, 2HO. Diefe Verbindung bildet fih, wenn man in eine verdünnte 


2 

















Schwefligsaurer Kalk — — F 453 


- 


Löſung von kohlenfaurem Kali fo lange einen Strom von Schwefligſauregas leitet, 
bis alle Kohlenſäure ausgetrieben iſt. Aus einer unter eine Glocke neben Schwefel⸗ 
fäure gebrachten Löfung, Erpftallifirt nach einigen Tagen dad Salz; in waflerhellen, 
großen, fehiefen Rhombosdern. Die Kıyftalle zerfließen leicht an der Luft, reagiren 
ſtark alfalifeh und haben einen bittern Geſchmack. Eine verdünnte Auflöfung dieſes 
Salzes, mit einer entfprechenden Menge Schwefelfäure verfegt, dient in den Färbereien 
häufig, ſtatt der reinen fehmwefligen Säure, zum Bleihen der Wolle oder mollener 
Zeuge. 2) Das faure Salz entfteht, wenn man die 'Auflöfung von fohlenfaurem 
Kali mit fehmefliger Säure überfättigt. Die Löfung läßt auf Zufag von Alkohol 
das Salz als eine weiße, kryſtalliniſche Maffe fallen; größere, dem rhombifchen Sy- 
ſteme angehörige Kryftalle werden erhalten, wenn man die Flüffigkeit mehrere Wochen 
in einer verforkten Flaſche ſtehen läßt. Das Salz reagirt neutral und entläßt an der 
Luft fortwährend fchmweflige Säure; fein Geſchmack ift ſchweflig und unangenehm, 
Eine Auflöfung deffelben findet diefelbe Anwendung, wie dad neutrale Salz. 

Schwefligsaurer Kalk, sulfite de chaux, sulphite of lime, wird durch Ber- 
mifhen der Löfungen von Chlorkalcium und fehwefligfaurem Kali oder Natron erhal- 
ten. Er bildet ein weißes, körnig kryſtalliniſches Pulver, welches ſchwerlöslich in 
Waſſer iſt; man kann ſich deffelben ebenfall® zum Bleihen von mwollenen Stoffen x. 
bedienen. Unter dem Namen „Antichlor’ wendet man den fehwefligfauren Kalt 
jur Zerftörung des Geruchd, der durch unterchlorigfauren Kalk gebleichten Bapiermaffe 
und einiger anderer Stoffe an. 

Schwefligsaures Natron, neutrales, sulfite de soude neutre, sulphite of 
soda; man erhält diefe Berbindung, wenn man zu einer mit fchwefliger Säure ges 
fättigten Löſung von kohlenſaurem Natron genau fo viel dieſes letzteren Salzes zus 
jet, al® darin bereits enthalten ift, worauf ed beim Erkalten in Eleinen rhombiſchen 
Kryftallen fich auöfcheidet ; ed enthält 7 Aeq. Waller und findet, wie das entfprechende 
Ralifafz, in den Färbereien Anwendung zum Bleichen. 

Schwefligsaures Natren, saures, fcheidet ſich beim Erkalten in kleinen gläns 
senden Prismen aus, wenn man eine Löfung von Natron mit fchmwefligfaurer Säure 
überfättigt. In Auflöfung ftellt man diefed Salz ebenfalls häufig zum Bleichen von 
Bolle, Seide, Stroh u. dergi. an, zu welchem Behufe die ſtark verdünnte Flüffigfeit 
mit der entfprechenden Menge von Salz» oder Schmwefelfäure verfegt werden muß. 

Schweinfurter Grün, vert de Schweinforth; diefe befannte grüne Maler- 
farbe befteht hauptfächlich aus arfenigfaurem und effigfaurem Kupferoxyd und ift ein 
beftiges Gift. Ueber ihre Darftellung f. Grün. 

Schweissbarkeit, souder, soudure, ressuage, nennt man die Eigenfchaft 
mancher Metalle, wie Eiſen, Nidel, Platin u. f. w., wenn fie Bid zu einem gemiffen 
Grade erhitt und dann die an einander gelegten Enden mit dem Hammer bearbeitet 
(geſchweißt) werden, an einander zu haften. 

Schweissen, ſ. Schweißbarteit. 

Schweisshitse, ift derjenige Temperaturgrad, bis zu welchem die ſchweißbaren 
Metalle erhigt werden müſſen, um fo weit zu ermeichen, daß fie ſich ſchweißen, d. 5. 
getrennte Stüde unter dem Hammer vereinigen laflen. 

Schwelche, Schwelchboden heißt der zum Trocknen des Malzed in der Bier- 
braueri eingerichtete Boden. 

Schwelen, f. unter Theer. 





454 Sehwellen — Seetang. 


Sehwellen, heißt in der Gerberei die fünftliche Aufloderung der Häute, vermit- 
telſt der Schwellbeizen, wodurch fie zur Aufnahme von Gerbfloff geeigneter werden. 

Schwere, gravitation, gravitation, nennen wir das Beftreben der Körper, 
wenn fie ihrer Unterlage beraubt werden, fich nach dem Mittelpunkt der Erde zu be 
wegen. 

Schwerkraft, gravitation, pesanteur universelle, gravity, heißt die Urfache 
der Bewegung der Körper in der Richtung nach dem Mittelpunkt der Erde; die Ric: 
tung ift überall vertikal (Vertikalebene), d. h. fie ift rechtwinkelig zur Oberfläche einer 
ruhenden Flüffigfeit (Horizontalebene). 

Schwererde, f. mit Bariumorpyb. 


Schwerpunkt, point, ou centre de gravit6, point of gravity, nennt man 
den Punkt in Mitten eined.Körperd, welcher allein unterſtützt zu werden braucht, um 
den Körper in feiner Gleichgewichtslage zu erhalten, mit andern Worten: den Punfi, 
in welchem man fi alle ſchweren Theilchen eine® Körpers vereinigt vorftellt, fo daß, 
wenn derfelbe unterftügt ift, der Körper fein Beftreben zeigt, feine Lage zu verlaffen. 

Schwerspath, ift die germöhnliche Bezeichnung für den natürlich vorfommenden 
fehmwefelfauren Baryt, der auch den Namen Baryt und Barytfpath führt. 

Scehwerstein, mit diefem Namen belegt man die ald Mineral vorkommende 
wolframfaure Ralferde. 

Seiffarin oder Holscement, wird neuerdings ein Produkt genannt, welches aud 
Sägeſpänen, Holzfaſer, Gallerte, Stärkemehl und einem Mineralgemenge beſteht, das 
noch Geheimniß der Fabrikanten iſt. Der Stoff verbindet Feſtigkeit mit Elaſticität, 
läßt ſich ſehr ſchön poliren und vergolden und iſt für Gegenſtände des Luxus und 
des täglichen Lebens anwendbar. 

Scoparin, ein in dem Sraute von Spartium scoparium, dem gemeinen Pefen: 
ginfter enthaltener Mryftallinifcher Farbftoff. — Man gewinnt dad Scoparin auf die 
Meife, daß man das zerfleinerte Kraut mit Waffer auskocht, die fich zuerft ausſon⸗ 
dernde Sallerte entfernt und den fpäter niederfallenden Farbſtoff durch wiederholte 
Auflöfen in mit etwad Salzfäure -verfehtem Waſſer reinigt. Das bei 1009 getrodnete 
Scoparin ift eine grüngelbe, fpröde, amorphe Maffe; es löſt fih in Baryt⸗ und Kalk 
wafler, wie au in Alfalien; aus einer Löſung der leßteren durch Eſſig⸗ oder Saß 
fäure gefällt, ift e& weiß; löft fih aber in Waffer wieder mit gelber Farbe auf und 
fann aus diefer Auflöfung durch langſames Erkalten in gelben, fternförmigen Kry 
fallen erhalten werden. Bon Chlorkalk wird ed dunkelgrün, von Brom braungrün, 
von neutralem und bafifch »effigfaurem Bleioxyd grüngelb und flodig gefällt. 

Sectweine, vin sec, drywine, nennt man die Weine aus Moft, welcher aut 
Beeren, die durch Eintrodnen am Stod einen großen Theil ihres Waſſers verloren 
haben, gewonnen wurde. 

Sedimente, sediments, find die Ab» oder Bodenfäpe und Niederfchläge, melde 
fi) allmälig in einer Zlüffigkeit von felbft bilden. 
Seeers, fyn. mit Rafeneifenftein. 

Seesals, Meerfalz, heit das mehr oder weniger reine, durch freiwilliges Berdun- 
fien des Meerwaſſers an der Luft erhaltene, Kochfalz. 

Seetang, unter diefem Namen begreift man zahlreiche Specied von Seepflanzen, 
die theil® im der offenen See, theild am Strande oft in großen Kaufen zufammen 


2 








| Seewasser — Seife. 455 
| getrieben, vorfommen. Sie bilden für die Bewohner folder Küftenftriche ein fehr 
wichtiges Erzeugniß, welches ſowohl ald Brennmaterial, wie au als Düngemittel 
benußt wird, während die Aſche derfelben zur Fabrikation von God Anwendung 
findet. j 
Seewasser, |. Meerwaffer. 


Seide. Hierunter verfieht man die Fäden, womit die Larven verfchiedener Arten 
' von Balaena Bombix mori ſich vor ihrer Berpuppung einfpinnen und die nach den 
Unterfuhungen von Mulder aus etwa 53 Proc. Eeidenfafer oder Fibroin, 20 Proc. 
Seidenleim, 24 Proc. Albumin und 3 bis 4 Proc. Farbſtoff, Wachs und Fett be 
ftehen. Die von gefunden, mit den Blättern des weißen Maulbeerbaumes genährten 
Steidenraupen erhaltenen Kokons haben die Größe und Geftalt eined Taubeneies und 
find bald gelb, bald weiß. Außerhalb find fie mit einer rauhen Faſer, der Floret⸗ 
feide bededt, unter welcher die eigentliche Seide liegts; unter diefer folgt wieder 
eine gröbere Faſer und endlich ein zäher. elaftifcher Balg, in welchem die Larve des 
fünftigen Schmetterling? eingebettet ift. — Sobald die Kokons gebildet find, werden 
die Larven darin entweder durch Behandeln mit fiedendem Waller oder durch die Eins 
wirtung bis auf 75-809 ermärmter Luft getödtet. Um Wollen» und Seidenfafer von 
einander zu unterfcheiden, erhitzt man fie über der Spirituslampe, wo fich bei etwa 
130° &. die Wolle gelb zu färben beginnt und nad) und nach gelb= bid dunkelbraun 
wird, während bei der Seide diefe Beränderung erft bei 140 — 150° C. eintritt. Unters 
nimmt man alfo die Erhigung beider Faſern in einem Gefäße, fo wird bei 1309 €. 
die Wolle durch ihre gelbe Färbung von der Seide unterſcheidbar fein, indem fie eine 
ganz harakteriftifche Färbung annimmt, während die Seide verhältnißmäßig unver⸗ 
ändert bleibt. 


Seidlitser Sals, fun. mit fhwefelfaurer Magnefia oder Bittererbde. 


Seidlitzpulver, eine befondere Art von Braufepulver, welches neben doppelt 
toblenfaurem Natron Glauberſalz, Bitterfalz oder auch Seignettefalz (meinfaured Natron⸗ 
Kati) enthält und gebräuchlicherweife in abgetheilten Päckchen verbraucht wird, wäh⸗ 
vend die nöthige Weinfäure in einem andern Päckchen enthalten iſt; eine gewöhnliche 
Borfegrift zu deſſen Darftellung ift folgende: 36 Theile Seignettefalz, 8 Theile dops 
pelt Tohlenfaured Natron auf 7 Theile Weinfäure. 


Seidschütser Bitterwasser, ſ. Bitterwaffer. 


Seife, Savon, soap. Unter dfefer Bezeichnung verfieht man zunächft die Ber- 
bindungen der Allalien mit den fetten Säuren; mit Rüdficht auf deren analoge Zus 
fammenfeßung werden aber auch die Berbindungen der übrigen bafifhen Metalloryde 
mit den fetten Säuren Seifen genannt. Nur die mit den Alkalien gebildeten Seifen 
find auflöslih in Wafler, von den übrigen löfen fih mehrere in Alkohol, Nether, 
flüchtigen und fetten Oelen. Abſehend von den verfehiedenen Fettarten, oder Fettſäu⸗ 
ven, die zur Darftellung der gemöhnlichen Seife verwendet werden, und wonach diefe 
zuweilen beftimmte Namen führen, ald Palmöls, Kokosnußöl⸗, Talgfeifexc. unterfcheis 
det man 1) harte oder Ratronfeifen und 2) weiche Seifen, Schmierfeifen oder Kali⸗ 
feifen. Zur Darftellung der Natronfeifen werden die Fette entweder mit einer genü⸗ 
genden Menge Ratronlauge oder Kalilauge verfotten, fo dag eine klare Auflöfung 
(Seifenleim) entfteht, und dieſe alddann mit einer gewillen Menge Kochfalz verfeßt, 
theil® um die Salifeife, wenn mit Kalilauge gefotten wurde, in Natronfeife zu vers 
wandeln, tHeil® auch um die Geife, die in kochſalzhaltigen Flüffigfeiten unauflöslich 


456 Seife. 


ift, abzufcheiden. Nach einer Methode, die in nenerer Zeit viel in Aufnahme gekom⸗ 
men ift, rührt man die bis auf 30 bis 36° erwärmten Fette, mit der auf biefelbe 
Temperatur gebrachten Lauge fo lange, bis das Gemenge breiartig zu werden bes 
ginnt, und überfäßt hierauf die Maffe, gut zugededt, fich felbfl. Unter ziemlih be 
trächtlicher Erwärmung geht, nach der Menge der in Arbeit genommenen Materialien, 
die vollftändige Verfeifung binnen 2 bi8 6 Stunden vor ſich. Die hierbei in An- 
wendung kommende Lauge muß, um eine gute Seife zu erzielen, einen Gehalt von 
mindeftend 32 Proc. Natronhydrat befiten, fo daß aus 100 Pfd. Fett 150 Pfd. Seife 
erhalten werden. Da nad diefer Methode Feine Abjcheidung durch Kochfalz ftattfindet, 
fo enthält die fo gewonnene Seife alled Glycerin. — „Unter den harten oder Ru 
tronfeifen unterfcheidet man 1) Kernfeife mit höchftend 25 Proc. Waller, 2) geſchlif⸗ 
fene Seife, 3) gefüllte Seife. Dad Schleifen der, Seife befteht darin, daß man 
der fertig gefochten und durch Kochfalz abgefchiedenen Seife eine gewiffe Menge Waſ— 
fer zufügt, wodurch diefelbe dünnflüffiger und, indem fich hierbei fremde Theile ab: 
fheiden, reiner, aber auch wafferhaltiger wird, jo daß eine gefchliffene Seife 33 bis 36 
Proc. Waffer enthält. In der neueren Zeit pflegt man alle Seifen, auch die Kern 
feifen zu fehleifen, Tegtere bringt man alddann durch Trocknen wieder auf den richtigen 
Waffergehalt. Gefüllte Seifen find folche, welchen man, damit fie mehr Waſſer 
aufnehmen können und doch hart dabei bleiben, etwas Kochſalz oder Soda zugefept 
hat; bier findet man Seifen mit einem Waffergehalte bid zu 50, ja 60 Procenten. 
Unter dem Namen „Efhmweger” Seife ift eine harte, marmorirte Seife im Handel, 
die wirklicher Kernfeife aufs Zäufchendfte ahnlich fieht, obgleich fie über 40 Procent 
Waſſer enthält. Zu ihrer Darftellung werden 20 Theile wirkliche Kernfeife, mit 
15 Xheilen noch im Leim befindlicher Kokusſeife, bid auf einen gewiſſen Punkt zu: 
fammen eingedampft, und dann unmittelbar aus dem Keffel, ohne Abfcheidung in die 
Formen gegeben. Außer den Fetten wird auch vielfältig Harz zu Seifen verfotten, 
doch niemals für fich allein, fondern fleid in Verbindung mit Ketten. Wegen feines 
hohen Preifed hat man in der lehtern Zeit dad Harz durch Waflerglad erfeht und der 
Seife durch rohes Palmöl eine gelbe Farbe ertheilt, fie wird, obgleich fie fein Hay 
enthält, dennoch unter dem Namen Harzfeife verfauft. Zur Darftelung der Toilelt- 
feifen verwendet man vielfältig Kokusöl, entweder für ſich, oder häufiger in Berbin: 
dung mit Talg, Dlivenöl oder Palmöl, und parfümirt fie alddann mit verjchie 
denen ätherifchen Delen. Die fogenannte Bimsfteinfeife enthält bis zu 30 Proc. 
feingepülverten Bimdftein beigemengt. ine gut bereitete Seife darf weder an Als 
kali noch an Fett einen Weberfhuß enthalten, fie muß fich in der Wärme nollfommen 
zu einem klaren Leim in deftillirtem Wafler auflöfen, gut fhäumen und darf, frikh 
vom Schnitt, nicht über 33 Proc., ald Kernfeife nicht über 25 Proc. Waffer enthal- 
ten, befte Kernfeife enthält gemöhnlih nur 16 Proc. Waſſer. 8 giebt vielleicht kei⸗ 
nen zweiten Handeld- oder Fabrikationsartikel, der fo vielfach abfichtlichen Berfälfchun: 
gen unterworfen wäre, wie die Seife, “dies hat feinen Grund theil® in einer großen 
Konkurrenz, theild aber auch im Unverſtand des Publikums und der Ronfumenten, 
die immer nur auf den billigen Preis fehen. Bei der Prüfung der Seife genügt in 
den meiften Fällen die Beftimmung ihres Waffergehalte. Um diefen zu ermitteln, 
wägt man 20 bis 30 Grm. (1 bid 2 Loth) Seife ab, zerfehneidet fie in dünne Schei⸗ 
ben und feßt diefe mehrere Tage einer gelinden Wärme aus, doch fo, daß die Geile 
nicht zum Schmelzen fommt; dann wägt man wieder; der Berluft ift Wafler. Ber 
muthet man Waflerglad in der Seife, fo zerfebt man eine gewogene und in Auflö- 
fung gebrachte Menge Seife in einem getheilten Cylinder mit Salzfäure, erwärmt bie 


e 








Seife, alicantische — Seife, durchscheinende. 457 


zum Schmelzen der Fettſäure und lieſt die Theile ab, die von diefer eingenommen 
worden. 100 Theile. Fett entfprechen etwa 140 Theilen guter Seife. Die der Seife 
mechanifch beigemengten Stoffe findet man am leichteften durch Auflöfen der Seife 
in Altohol, wo diefelben ungelöft zurübleiben, in der Wärme fi) zu Boden fegen 
und nach dem Trocknen gewogen werden. Kalifeife, Ihwarze Seife, grüne 
Seife, Schmierfeife. Zur Darftellung der Schmierfeifen können alle die Fette 
verwendet werden, welche man auch zu den. harten Seifen nimmt, nur daß fie alsdann, 
fatt mit Natron, mit Kali verfotten werden. Doch wendet man im Allgemeinen vor: 
zugsweiſe trocknende Dele an, wie Leinöl, Hanföl, zumeilen auch wohl Kifchthran. 
Me Schmierfeifen enthalten einen kleinen Ueberſchuß an Alkali, wodurd fie „greis 
fender“ werden. Die Darftellung der Schmierfeife ift einfacher und leichter, als die 
der harten Seifen, fobald man nur den Gehalt der Lauge an Aetzkali genau kennt; 
man nimmt alddann auf 100 Theile Leinöl 19 his 20. Theile Kali = 22,5 — 23,5 
Ralibydrat zu einer 6= bis 18procentigen Lauge gelöft und verfiedet damit das Del 
bis zur gehörigen Konfiftenz. ine gut bereifete Schmierfeife ftellt eine vollfommen 
Hare, braune, oder grünlichbraune, falbenartige, nicht zähe Maffe dar, die fich in 
reinem Waſſer volltommen Flar auflöft und beim Wafchen ſtark ſchäumt, ohne daß die 
Haut zu ſtark angegriffen würde. Wenn zu ihrer Bereitung dem Leinöl etwas Talg 
jugefebt worden war, fo zeigt nach längerer Aufbewahrung die Maſſe zahlreiche weiße 
Körner, das fogenannte Naturkorn, die beim Erwärmen verfehwinden. Diefed fo 
genannte Raturkorn wird betrügerifcher Weile durch Zufab von fein geförntem Thon 
nachgeahmt, die Seife hat aldbann nicht mehr die Eigenfchaft, beim Erwärmen Klar 
zu werden, fo daß ſich ein folder Betrug leicht erkennen läßt. Unter dem Namen 
Elainfeife fommt jest häufig eine Schmierfeife im Handel vor, welche mit einem 
Bemenge von Kali und Natron gefotten wird, und zwar wendet man auf 2 Aeq. 
Kali 1 Aeq. Natron, oder auf 3 Thle. des erften 1 Theil von diefem an; fie ift in 
Folge ded vorhandenen ftearinfauren Natrons an fich. fonfiftenter und bildet, wenn 
fie nicht ganz frifh ift, eine körnige Maſſe. Die Schmüerfeifen find noch häufiger 
Berfälfhungen audgefeht, ald die harten Seifen, ihre Prüfung gefchieht am beften da= 
dur, daß man fie in Alkohol auflöft, wobei Alles, was nicht in die Seife gehört 
zurüdbleibt; die Mare alkoholifche Löſung wird dann ebenfo unterfucht, wie dies bei 
der Natronfeife gezeigt worden ift; hier rechnet man auf .100 Theile Del 250 Theile 
Schmierfeife. 

Seife, alicantische, f. ſpaniſche Seife. 

Seife, Amorphe, nennt man, im Gegenſatze zu der Kernfeife, die auf dem fo- 
genannten falten Wege, durch Zufammenrühren von gefchmolzenem Fett und Lauge 
dargeftellten Seifen, die außer dem Glycerin auch die die Soda verunreinigenden Salze 
enthält. 

Seife, Becours, fogenannte Arfenikfeife; diefed zum Ausftreichen von Thier- 
bälgen benugte Präparat ift ein Gemenge von gewöhnlicher Seife mit arfenigfaurem 
Kali, Kampher u. dergl. nach folgenden Berhältniffen: 100 Theile Seife, 100 Theile 
orfenige Säure, 36 Theile Potafche, 12 Theile Kalt, 15 Theile Kampher. Man 1öfl 
die gefehabte Seife in warmem Waffer zu Seifenleim auf, ſetzt diefem die Potafche 
und den Kalk und dann die arfenige Säure zu, dampft, wenn nöthig, ein und rührt 
nah dem Erkalten den gepulverten Kampfer unter. 

Seife, conservirende, Arfenitfeife, f. Becour-Seife. 


Seife, durchscheinende oder transparente, wirb erhalten, menn man ges 
⸗ 


„458 Seife, französische — Seifenwurzel. 


trocknete und gefchabte Natronfeife in der Wärme in Alkobol löfl, die Löfung noch 
beiß filtrirt und den Alkohohl abdeftillit. — Die in der Retorte verbleibende flüffige 
Seife wird parfümirt und noch heiß in Blechformen ausgegoſſen, wo fie zu einer 
ttanöparenten Maſſe erftarrt; f. auch Ricinusöl. x 

Seife, französische , auch marseiller, heißt die hauptſächlich in Marſeille 
aus den geringeren Sorten Dlivendl bereitete Seife. 

Seife, harte, fyn. mit Natronfeife. 

Seife-Marine, marine soap, hat man in England eine wafferreiche Kokus— 
feife genannt, weil fie fih auch zum Wafchen mit Seemwaffer eignet, in welchem Talg- 
feife ih nicht löſt. 

Seife, marmorirte, diefen Namen führt die Seife dann, wenn fie in Folge 
eined Gehalts an Eiſenoxyd oder eined andern unlöslichen, pulverförmigen Körpers, 
nach dem GErftarren eine Art von Marmorirung zeigt; früher galt eine folche für ein 
Zeichen, daß die Seife eine wirkliche Kernfeife fei; feit der Verwendung des Kolud 
öls im Großen hat man es jedoch geletnt, auch fehr mwaflerreihen Seifen einen dem, 
echter Kernfeife völlig gleichen Marmor zu ertheilen. 

Seife, schwarze, ſ. Kali» oder Schmierfeife. 

Seife, spanische, weiße, alicantifche Seife, venetianifche oder auch Marfeilkr 
feifez unter diefen verfehiedenen Namen kommt die aud Olivenöl bereitete Seife vor, 
die theild marmoriri, theild vollkommen weiß if. Man benugt namentlich die weiße 
Sorte, weil fie frei von überfhüffigem Alkali ift, zumeilen felbft eine Beine Menge 
unverfeiften Delö enthält, hauptſächlich in den Seidenfärbereien, wo freied Alkali leicht 
den Farben nachtheilig wird. 

Seife, venetianisehe, f, fpanifhe Seife. 

Seifen, weiche, ſ. ſchwarze Seife, f. Kalifeife, 

Seifengeist,, Seifenfpiritus, ift eine Auflöfung von Marfeillerfeife in ſchwachem 
Alkohol. 

Seifenleim, Heißt die klare Löſung von Seife, wie fie ſich bildet, nachdem das 
Del vollftändig verfotten (verfeift) ift. 

Seifen, saure, nannte man früher das, beim PVermifchen von neutralen Fetten 
mit foncentrirter Schwefelfäure entftehende Gemenge von fetten Säuren, Oelſchwefel⸗ 
fäure ꝛc. und Glycerin. in ſolches mit Mandelöl bereiteted Gemenge pflegte man 
dem Branntmwein zuzufegen, der fehon durch eine Meine Menge deffelben Die Eigenſchaft 
befommt, beim Schütteln zu fhäumen und einige Zeit den Schaum zu halten, wae 
man als ein Zeichen von befonderer Güte eined Branntweind anfah. 

Seifensiederasche, wird der Rückſtand genannt, nachdem man Holzafche durch 
Waſſer audgelaugt hat. 

Seifensiederfuss, -Flüssigkeit, Heißt die Unterlauge nach Abfcheidung der 
Seife mittelft Kochfalz; fie enthält neben dem Glycerin etwas Tohlenfaured Natron, 
Kochſalz und Die fremden Stoffe der Soda; falld man die Seife mit Kali gefotten 
hatte, auch Chlorkalium und fhwefelfaures Kali. Wenn fie vorwiegend diefe Kalı- 
verbindungen enthält, fo wird fie zur Trodne verdampft, der Rüdftand kalcinirt und 
diefen alddann an Alaun- und Glasfabriken verkauft. 

Seifenspiritus, |. Seifengeif. _ 


Seifenwursel, die gewöhnliche oder vothe Seifenwurzel aa von einer fraul- 





| Seifenzinn — Selen. 459 


ortigen Pflange, Saponaria officinalis, die fpanifche, Ievantifche oder egyptiſche 
Erifenwurzel von Gypsophilla Struthium; beide Arien gehören zu den Caryophyl⸗ 
laceen. Wegen der ſtark fchäumenden Ablochung diefer Wurzeln werden diefelben zum 
Waſchen von Wolle und Seide gebraucht; man baut daher Saponaria offcinalis 
aud) bei und zu diefen Zweden an. 

Seifensinn, f. Jinn-Gewinnung. 

Seignettesals, weinfaures Natron - Kali, tartrate de potasse et de soude, 
sal de seignette, tartrate of potasse and of soda, eine Verbindung von 1 Aeq. 
weinfaurem Kali mit 1 Aeq. weinfaurem Natron und wirb auf die Weiſe dargeftellt, 
daß man 1 Aeq. zweifach weinſaures Kali mit der nöthigen Menge Waſſer zum Kochen 
bringt, dann nach und nach 1 Xeq. einfach kohlenſaures Natron zufügt, filtrirt und 
die heiße Flüffigfeit zum Kryftallifiren der Ruhe überläßt. Das Seignettefalz kryſtal⸗ 
fifitt in großen, farblofen, hellen, geraden, ıhombifchen, 4» bis 6feitigen Säulen mit 
8 Aeq, nach Andern mit 7 Aeq. Wafler und löſt ſich bei 110 C. in 2,4 Theile Waffer. 
Degen feiner Leichtlöglichkeit und leichten Kryftallifirbarkeit, die eine vollkommene 
Reinigung geftattet, hat man es in der Kärberei, unter Zufag einer Säure, flati Weins - 
ſtein benußt. 

Seihen, f. Coliren. 

Sektweine, f. Sectmweine. 


Selbstentmischung, nennen wir Borgänge innerhalb eines Körpers ſelbſt, 
wodurch derſelbe in feine Beftandtheile oder anderd gruppirte Verbindungen feiner 
Elemente zerfällt, wie dies bauptfächlich bei den Gährungserſcheinungen der Fall ift. 


Selbstentsündung, eine ſolche ift in den meiften Fällen von einer energifchen 
Sauerftoffabforption bedingt und manche Körper unterliegen ihr fchon in ihrem ge- 
wöhnlichen Zuftande, während fie andere. erfi durch einen hohen Grad feiner Zerthei: 
lung erlangen. Außer den unter dem Artikel „Pyrophore“ angeführte Subftan- 
zen giebt es noch viele andere, denen die Eigenfchaft der Selbſtentzündlichkeit bei 
wohnt. Die Umftände, unter welchen die Entzündung eintritt, find faft immer dies 
felben, nämlih Sauerftoffabforptionz allein die Zeit, in welcher ein Körper von feiner 
gewöhnlichen Temperatur bis zur Entflammung fich erbibt, ift fehr verfchieden. — 
Während daher manche Körper, wenn fie mit dem Sauerftoff der Luft in Berührung 
treten, faft augenblidlih fi} entzünden, bedarf es hierzu bei andern einer längern Zeit. 
Unter folhen Umftänden kommt es vor, daß Hanf, Flache, Leinwand, Papier und 
andere poröfe Subftangen, wenn fie mit fetten Delen getränft waren, ſowie auch Heu, 
Zorf zc. fich entzündeten, und man hat daher bei der Aufbewahrung ſolcher Subftans 
zen auf dieſes Verhalten Rüdficht zu nehmen. Auch in feuchten Heu, wenn es in 
diden Maſſen aufgeſchichtet, aufbewahrt wird, kann Selbftentziindung eintreten. 


Sels de boussage, Kuhkothſalz, als ſolche hat man einige Verbindungen be- 
zeichnet, die beftimmt waren, in der Nothfärberei den Kuhkoth zu erfegen, wie phos⸗ 
phorfaures Natron mit. phosphorfaurem Kalk, Arfenfäure» oder Arfenigfäurefalze, 
Wafferglad, u. f. w.; allein, wie es fcheint, nicht mit dem vorausgefeßten Erfolge. 

Selen, selenium, seleniam; Aeq. 39,5. Dieſes Element findet ſich in der 
Ratur nur felten, hauptfächlih aber als Selenblei; außerdem enthalten auch viele 
Schwefelkieſe fehr Meine Mengen von Selen. , Es bat in vielen feiner Eigenfchaften 
große Aehntichkeit mit dem Schwefel und kann, wie diefer, in dreierlei Zuftänden er- 
balten werden. Es ift bei gewöhnlicher Temperatur feft, wird aber, auf 200° C. er« 


460 Selenerze — Selensäure. 


bist, flüffig und geht bei etwa 7000 &. in den dampfförmigen Zuftand über. Benn 
es nach dem Schmelzen ſchnell abgekühlt wird, fo ift ed gladartig, tiefbraun gefärbt 
und befißt einen mufchligen Bruch; fpec. Gew. 4,23. Im Schmwefeltohlenftoff ift es 
in geringer Menge löslich (1 Theil in 1000 Theilen bei 480 C.). An den dünnen 
Bruchrändern iſt es durchfichtig und erfcheint in durchfallendem Lichte rothgefärbt. — 
Bor dem Schmelzen wird es zähe und läßt fih in dünne Fäden ziehen. Erwärmt 
man das glaßartige Selen längere Zeit auf 180— 190% €., fo wird es kryſtalliniſch 
und hat alddann das fpec. Gew. von 4,80; diefe Modifikation ift in Schwefelkohlenſtoff 
unlöslih. ine dritte Modifikation fcheidet fich beim Erkalten einer kochend gefättig: 
ten Löſung des Selens in Schwefeltohlenftoff in monoflinometrifhen Priömen aus; 
diefe iſt undurdhfichtig, fhmarz und hat das fpec. Gew. — 4,50 und löſt fi wieder 
in Schmwefeltohlenftoff auf. Das Selen verbrennt mit bläulicher Flamme zu feleniger 
Säure, unter Verbreitung eines flintenden Geruchs nach faufendem Rettig. 

Selenerse, minerals de selenium, nennt man im Allgemeinen diejenigen Ni— 
neralien, welche Selen enthalten; als folche kennt man bis jept 


Selensilberkupfer, Selenblei, Selenfupferblei, Selenquedfilber, Eelenqueffil 
berblei, Selenfchwefelquedfilber und Selenfilber. 

Selenige Säure, acide sel&nieux, selenous acid, entfteht beim Verbrennen 
von Selen an der Luft. Zu ihrer Darftellung behandelt man das Selen mit Könige 
wafler; nach dem Verdampfen der Löfung bleibt die felenige Säure in Geftalt eines 
weißen Pulvers zurüd; durch Verbrennen in reinem Sauerftoff dargeftellt, fublimit 
fie in weißen Nadeln. Die felenige Säure ift leicht löslich in Waſſer; fie hält den 
Sauerstoff nicht fehr feft gebunden; Eifen und Zink zerfegen die Säure in in 
Löfung und ſchlagen Selen in Form eine rothen Pulvers nieder; eine ähnliche Zur 
fegung bewirkt jchweflige Säure. Zufammenfegung : 711,18 Proc. Selen = Se 0;. 

Selenium, ion. mit Selen. | 

Selenobasen, find die den Sulfobafen oder Sulfureten entfprechenden eleftro 
pofitiven Selenverbindungen. 

Selenosäuren, diefe entfprechen den Sulfiden und bilden in ihren Berbin- 
dungen mit den Selenobafen den negativen Beftandtheil. 


Selenosyd, dies ift die niedrigfte Orydationdftufe des Selend. Der Geruch 
des Selenoxyds ift fo durchdringend, daß die Verbrennung von 3 Milligramme Selen | 
binreicht, ein großed® Zimmer mit Rettiggeruch zu erfüllen; Hierdurch ift man im 
Stande, die fleinften Mengen von Selen in Erzen zu entdeden, wenn man bdiejelben 
vor dem Löthrohr erhitzt. Das Selenoxydgas ift nur wenig auflöslich in Waffer und 
röthet Lackmuspapier nicht. 

Selensäure, acide selenique, selenic acid, man ftelt die Selenfäure aus 
felenfaurem Kali dar, welches man durch Schmelzen von Selen mit Salpeter erhält 
Man fällt die Auflöfung des felenfauren Kalid durch falpeterfaured Bleioxyd und 
fammelt das abgefchiedene unlösliche felenfaure Bleioryd auf einem Filter, fudpendirt 
e8, nachdem es gut abgemwafchen wurde, in Waffer, durch welches man einen Strom 
von Schwefelmafferftoffga® leitet. Nach Entfernung des Schmefelbleied Toncentrirl | 
man die Löſung der Selenfäure, bis der Siedepunkt auf 200% C. geftiegen iſt; kei 
ftärkerer Koncentration zerfeßt fie fih in Sauerftoff und felenige Säure. Die foncen | 
teirte, wäſſerige Selenfäure ift eine farblofe Flüffigkeit von 2,60 fpec. Gew.; fie ent 
hält alddann 15,75 Proc. Wafler, alfo auf 3 Aeq. Säure 4 Aeq. Waffer; mit Waſſer 








Selterswasser — Senföl, ätherisches. 461 


vermifcht, findet, wie bei der koncentrirten Schmwefelfäure, eine bedeutende Temperatur: 
erhöhung ftatt; aus der Luft zieht fie begierig Feuchtigkeit an. — Selenfäure und 
Chlorwaflerftofffäure zum Sieden erhigt, zerfegen fich gegenfeitig, unter Entwidelung 
von Chlor und Reduktion zu feleniger Säure, fo daß eine ſolche Mifchung, gleich 
dem Königswaſſer, Gold und Platin auflöſt. Man erkennt die Selenfäure aus ihrem 
Berhalten gegen Barytſalze, die davon auch in faurer Löſung gefällt werden, ſowie 
aud daran, daß fie, mit Salzfäure erhigt, Chlorgas entwidelt. 

Selterswasser, eau de selters, selters-water, die weſentlichſten Beftandtheile 
diefes fo allgemein beliebten und in fo großer Menge verbrauchten Mineralwaffers find: 
Chlornatrium, zweifach Tohlenfaured Natron, etwas phosphorfaured Natron, kohlen⸗ 
faurer Kalt, kohlenfaure Bittererde und kohlenſaures Eifenorydul, neben einen, dem 
feinigen etwa gleiches Bolum Koblenfäuregad. Gegenwärtig wird es in zahlreichen 
Mineralwafler s Anftalten tünftlich bereitet, mo man demfelben gewöhnlich fein 2= bis 
Afaches Bolum Kohlenfäuregas einpreßt. 

Senegalgummi, {. Gummi. 

Senf, schwarser, ift der reife Same von der, befonderd in Holland, vielfach 
angebauten Sinapis nigra L., einer zu den Gruciferen gehörigen Pflanze. Un fih 
ift der Schwarze Senf geruchlos; wird er aber geftoßen und mit Waller angerieben, 
jo entwickelt fich ein heftiger, die Augen zu Thränen reizender Geruch. Es ift die 
Jolge der Bildung von Senföl dur die Einwirfung eined Ferments (Emulfin oder 
Synaptas) auf einen andern Beftandtheil ded Samend, Myronfäure genannt. 
Der ſchwarze Senf dient hauptfächlich zur Bereitung von Moftrih und kommt zu 
diefem Zwecke gewöhnlich gepulvert im Handel vor, ift aber dann nicht felten mit 
andern Stoffen, Mehl, weißem Senf u. dgl. verfälfcht, auch wohl, um ihm eine ſchö⸗ 
nere Farbe zu ertheilen mit etwad Kurkuma vermifht. Der Same, mit Waffer deftil 
lirt, liefert da8 ätheriſche Senföl, ein vielgebrauchte® äußerliches Arzneimittel. 

Senf, weisser, ftammt von Sinapis alba; er findet eine ähnliche Anwendung, 
wie der Schwarze Senf; er befipt für fi auch feinen Geruch, nimmt aber, gepulvert 
und mit Wafler zufammengebracht, einen ſcharfen Gefchmad an, liefert jedoch bei der 
Deftillation fein ätherifches Del. 

Senffettsäure, durch Berfehung der aus dem Berfeifen des fetten Oels, ſowohl 
des weißen, wie ſchwarzen Senfſamens dargeftellten Seife mittelft Salzfäure, wird 
eine eigenthümliche fette Säure, die Senffettfäure oder Erufafäure abgefchiedenz in 
dem fetten Dele des ſchwarzen Senfs ift neben diefer auch Stearinfäure enthalten. 

Senföl, ätherisches, e3 bildet fich, wenn zerftoßener ſchwarzer Senf mit etwas 
Waſſer angerührt wird, in Folge einer Gährung; es ift aber in dem Samen nicht fertig 
gebildet enthalten. Zu feiner Darftellung befreit man diefelben zuerft durch Preffen mög⸗ 
lichſt von fettem Del, befeuchtet den Preßkuchen mit Waffer, läßt ihn einige Stunden fiehen 
und deftiflirt ihn hierauf mit Waller aus gläfernen oder irdenen Retorten. Kupferne 
Deftillationdgefäße find nicht anwendbar, weil das Kupfer, unter Bildung von Schwe⸗ 
feltupfer, einen Theil ded Oels während der Deftillation zerfebt. Das fette Del, wel⸗ 
ches milde ſchmeckt, kann ald Speiſeöl benußt werden. Das Senföl läßt fih auch 
durch Behandlung von Allyljodür mit alkoholifcher Löfung von Schwefelcyankalium 
darfiellen. Das reine Senföl ift eine farblofe Flüffigkeit von flarfem, die Schleim- 
baut heftig angreifendem Geruch; die Fleinfte Menge davon macht die Augen thränen; 
es fiedet bei 1489 C. und hat ein fpec. Gew. von 1,010; ed ift in Alkohol und 


462 Senföl, fettes — Sesamöl. 


Hetber Leicht löslich; beim Ermärmen löſt e8 Schwefel und Phosphor auf, die fih 
aber beim Erkalten wieder ausfcheiden. Um das Senföl auf eine Berfälfchung mit 
andern ätherifchen Defen oder Braunkohlenbenzid zu prüfen, giebt man in einen Pro 
bircplinder 5 Tropf. Senföl, feßt etwa 50 Tropf. farblofe koncentr. Schmwefelfäure hinzu 
und ſchüttelt um. War eine Berfälfchung mit einer der obigen Subftanzen vorhanden, fo 
wird die Flüffigfeit braun, braunroth oder roth, im andern Falle kaum hellgelb;; wenn 
Petroleum zugegen mar, fo verändert fie ebenfall® ihre Farbe nicht; allein das Gteinöl 
fcheidet fih in der Ruhe auf der Oberfläche der Flüffigkeit ab und kann fo ebenfalid 
erfannt werden, nur muß man dann eine größere Menge Senföl (15 — 20 Zropfen) 
zur Unterfuchung nehmen. 

Senföl, fettes, a) von ſchwarzem Senf; man erhält durch Auspreſſen 20 
bis 24 Proc. eines fetten Oels, welches zu den nicht trodinenden Delen gehört und 
die Lipylorgdverbindungen der Stearin-, Clain> und Erufafäure enthält; b) von 
weißem Senf; diefer liefert durch Auspreffen nach gelinder Erwärmung des ge 
mabhlenen Samend, 30 bid 36 Proc, eines bernfteingelben gerudglofen und milde 
ſchmeckenden Del, welches felbft in ftrenger Winterfälte nicht völlig .erftarrt, im wel 
chem dad Lypyloxyd mit Erufafäure und Dleinfäure verbunden ift. 

Senfsamen, ſ. Senf. 

Senkwage, f. Aräometer. 


Sepia, unter diefem Namen kommen zwei Produkte im Handel vor, die beide 
von dem Zintenfifch, Sepia officinalis und Sepia elegaus, abflammen. Das eine 
derfelben Os sepiae, weißes Fifchbein, Meerfchaum, Sepie, ift die Rüdenfchale oder 
das Rückenſchild des Thiered; es befibt eine weiße oder weißgelbe Farbe, ift ovalläng- 
li und auf beiden Seiten etwas gemwölbt, 5 bis 10 Zoll fang und 14 bis 3 Zoll 
breit. Die ganze Schale dient zum Modelliren für feine Goldarbeiten; außerdem ge 
pulvert zum Poliren und zur Anfertigung von Zahnpulver. Das andere diefer Pro 
dufte ift die nach dem Eintrocknen des Inhalts des Tintenbeuteld als braune Maler- 
farbe gefhägte Sepia oder Sepiatufche. Das Thier bewahrt diefe Flüffigkeit in einem 
eigenen Beutel, aus weichem e8 fie bei annahender Gefahr ausfprigt; in. Stalien wird 
diefe Flüffigkeit zumeilen geradezu als Tinte benußt. 

Serpentin, ophite, serpentine stone; diefed zu den verfchiebenften Gegenſtaͤn⸗ 
den verarbeitete Geftein befigt gemöhnlich eine grüne Farbe; doch kommen aud) gelbe 
braune, graue, rothe und ſchwarze Serpentine vor; feiner hauptfächlichften Zufammen: 
feßung nach befteht der Serpentin aus kiefelfaurer Bittererde und Waſſer, außerdem 
finden fi darin faft ohne Ausnahme, wenn auch nur fleine Mengen von Eifer 
oxydul. Der Serpentin wird, wie fchon oben bemerkt, zu den mannichfachften Gr 
genftänden verarbeitet, als Reibfchalen, Leuchter, Wärmfteine, Schreibzeugen x. 

Sesamöl, von Sesamum orientale, einer urfprünglich in Indien einheimifchen, 
jebt aber auch an vielen andern Orten, befonderd in Frankreech angebauten Pflanze. 
Das Del wird durch Auspreffen der zerfleinerten Samen gewonnen; es gehört zu den 
nicht trodnenden Delen, befißt eine weingelbe Farbe, ift im frifehen Zuftande obne 
Geruch und ſchmeckt milde und angenehm; es erflarrt bei — 5,0 zu einer butterartigen 
ſchwach gelb gefärbten Maſſe. Es bat, namentlih in der neueren Zeit, eine fehr 
ausgedehnte Anwendung ald Speifeöl gefunden und ift auch benugt worden, um dad 
Diivenöl zu verfälſchen; außerdem dient es ald Brennöl, zur REN? und 
zu vielen andern tepnifchen Zweden, 








Sesquichlorid — Sickerloth. 463 


Sesqulchlerid, Sesquioryd 2c. find die Zroifchenftufen zwiſchen Chlorür und 
Chlorid, oder Oxydul und Oxyd ac. 

Sheabutter, ein im weſtlichen Afrika gewonnenes Pflanzenfett, von butters 
artiger Konfiſtenz und grünlich weißer Farbe, zuweilen fol die Sheabutter ald Palmöl 
vorfommen. j 

Sieeativ, man verfieht hierunter gewiffe Mittel, die dazu dienen, Delanftriche 
jäneller trodnen zu machen. Gewöhnlich bedient man fich gewiffer Bleis, Zint- und 
Manganorydukfalze zu dem beabfichtigten Zwecke, Subftanzen, denen diefe Eigenfchaft 
in befonder8 hohem Grade zufommt. Die Zahl der Vorſchriften zur Bereitung von 
Siffativen ift fehr großz unter dieſen ift eine der vorzüglichften folgende von der 
Societ& de la vielle Montagne veröffentlichte: 6,66 waſſerfreien Manganpitriof, 
6,66 waflerfreied effigfaured Manganorydul, 6,68 waflerfreier Zinkvitriol und 980,0 
Zinkweiß; 2 did 3 Proc. davon dem Zinkweiß zugefegt, find hinreichend, um daffelbe 
in der Malerei trodnend zu machen. — Cine andere Mifchung für denfelben Zmed 
befteht aus 5 bis 6 Theilen borfaurem Manganorydul mit 94 bis 95 Theilen Zink 
orpd, von welchem man dem Zinfweiß 24 Proc. zufebt. 


Sicherheltstinte, die Vorſchriften zur Anfertigung einer Tinte, die unvertilgs 
bar ift, um damit Gefchriebened vor bösmwilliger Veränderung ficher zu ftellen, find 
ſehr zahlreich, ed mag jedoch ſchon Hier bemerkt fein, daß diefe Aufgabe bis jetzt noch 
wicht gelöft worden if. Bon einer vor Kurzem gegebenen Borfchrift wird behauptet, 
daß fie allen Anforderungen entfpreche; fie befteht darin, eine Auflöfung von ſalpeter⸗ 
faurem Silber mit einer gewiffen Menge Tufche abzureibenz Tagert fich die Kohle der 
Tuſche auch nur oberflächlich ab, fo daß fie abgewaſchen werden könnte, fo dringt 
doch das falpeterfaure Silberoryd in die Papiermafje ein, ſchwärzt fi) mit der Zeit 
und kann, ohne nicht auch das Papier zu zerftören, nicht entfernt werden. i 

Sicherheitslampen, ſ. Davy's Sicherheitslampe. 


Sicherheitspapier, nennt man das auf eine beſondere Weiſe zubereitete Pa⸗ 
pier, um die Entfernung von Schriftzügen, ohne daß bleibende Veränderungen darauf 
binwiejen, zu verhindern. Es verhält fich aber mit diefem fogenannten Sicherheitd- 
papier ebenfo wie mit der Sicherheitötinte und troß der vielen Vorſchläge zur Hers 
ftellung eines ſolchen Papiers hat fi gegen gefchidt ausgeführte Berfälfhungen ein 
ficheres Mittel noch nicht ausfindig machen laffen. — Unter allen Subftanzen dürfte 
Ultramarin der paffendfte Zufab fein, indem ſolches Papier, mit Säure behandelt, 
die blaue Farbe verliert, die fih au durch Bemalen, ohne daß es bemerkbar würde, 
nicht wieder herftellen läßt. — Auf eine andere Weiſe bietet, nah Hofmann, dad 
fogenannte vegetabilifihe Pergament (mit foncentrirter Schwefelläure behandelted Pa- 
dier) wegen der ungleichen Struftur der äußeren und inneren Schichten, eine gewiſſe 
Sicherheit gegen dad Audradiren von Schriftzügen. 


Sicherheitsröhren, main wendet diefe je nach dem jedesmaligen Zweck geftal« 
tete Glasröhren, befonderd bei Deftillationen oder Gasentwickelumen an, wo die 
Mündung ded Entroidelungdgefäßed unter den Spiegel einer Flüffigkeit taucht, um 
zu verhüten, daß bei Abnahme der Temperatur im Entwidelungdgefäße oder bei einer 
etwaigen Zunahme des Drucks in der verfehloffenen Vorlage, die Flüffigkeit in jenes 
aufgefaugt oder zurüdgepreßt werde. 

Sickerleth, Sicherheitsloth; man bedient ſich bei Dampfteffeln hierzu des leichte 
Hüffigen Rofe’fchen Metallgemifches, indem man mit demfelben die obere Deffnung 


462 Senföl, fettes — Sesamöl. 


Aether leicht löslich; beim Ermärmen löſt ed Schwefel und Phos 
aber beim Erkalten wieder ausfcheiden. 


7 
Um dad Senföl auf we = 
andern ätherifchen Delen oder Braunfohfenbenzid zu prüfen, gie 3 €£ —_. 
bircplinder 5 Tropf. Senföl, feßt etwa 50 Tropf. farblofe onyz 72 = 
und ſchüttelt um. War eine Verfälfchung mit einer der obiger #% 7 3 S_ 
wird die Flüffigfeit braun, braunroth oder roth, im ander 5 i 7 — 
Petroleum zugegen war, ſo verändert fie ebenfalls ihre — * * — — 
ſcheidet ſich in der Ruhe auf der Oberfläche vr EEE SE I = 
erfannt werden, nur muß man dann eine größgere 74 —353 5 7 
zur Unterfuchung nehmen. 47 23 =, — 
2% se 33° oe * 
Senföl, fettes, a) von ſchwarzem SursE = 0 53 r 
bis 24 Proc. eined fetten Deld, welches zu HEFT EA Em on 
die Xipylorpdverbindungen der Stearin-, er 4 AA z g wi * 
weißem Senf; dieſer liefert durch Au 33* 2, e Pi * 
mahlenen Samens, 30 bis 36 Proc. 4843 4 2 a : 
ſchmeckenden Del, welches felbft in ftrg j 58 2. 3 4 en 25 
chem das Lypyloryd mit Erutaſäure 77— Ze..." = 
WEBER." = 
Senfsamen, f. Senf. —y — 3 7275. 
IE RD | 
Senkwage, ſ. Aräometr 44.5494 
, ! u 9 “ .. 3 2 F 
Sepia, unter diefem Nar 194434 es Dampfes 
von dem Tintenfifh, Sepia 0°'5 7 1 +? ‚„ıte Wärme dafür ver- 
derfelben Os sepiae, weigeisg * 
das Rückenſchild des Thier /? 3 


I 


. 
(ich und auf beiden Seit f? £ 
breit. Die ganze Scho 4 


‚ 10 daß von da an eine Zu 
pulvert zum Poliren 7? 


Hieraus ergiebt ed ſich zugleich, daß 
„geeit ind Sieden geräth, bis zu einem ge 
vuftdruck oder Barometerftande abhängig. ifl. | 
; „saffer auf hohen Bergen unter 100° C. ins Sieden 
dulte ift die nach d/ eı einem hohen Barometerſtande auch bei einer um fo 
farbe geſchätzte Se? 

eigenen Beutel, 


Serper - 
den verarbr Pr, 
’ BR 
fegung „il 


{ | point d’ebullition, boiling point, f. Sieden. 
biefe Flüffigfe u 1. Lemmifche Erde. 


uch, cire d’Espagne, sealing- wax, der Hauptbeftandtheil der mei: 
it Schelllad; nur bei den geringeren Sorten, den fogenannten Pad 


andere Harze, namentlich Kolophon vorwiegend, oder beftehen ganz umd 
u, 


Nefem. Der Schelllat fomohl, wie auch das Kolophon, werden, um fe | 
‚öde zu machen, mit einer gewiffen Menge von fogenanntem venetianifchem 

IH jnfammengefchmolgen. Den feineren Siegelladen fegt man auch wohl Meine 
ER pon Benzoe, peruvianifhem Balfam, felbft Moſchus und andere wohltie 
get Stoffe zu. — Man wählt dafür die feinften Schellladforten; die Farben, die 


| 
⸗ dem Siegellack geben will, werden meiſt mit etwas Magneſia und Lavendelöl | 
e abgerieben und der geſchmolzenen Maſſe zuletzt zugeſetzt und gut inkorpotirt · 
„den vielen Vorſchriften zur Bereitung der verſchiedenen Siegellacke führen mir 
/ Agende 
F Rothe Siegellade: I. 1. ım. | 
| Schelllack. . . . 14 Loth 12 Loth 18 Loth | 
Zepntin 2. 00 Tann 10 „. 
Zinnober . . 8 0.8 


[2 





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„ 4 | 


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Wber, gediegenes etc. — Silber, reines. 465 


“gellade: l. I. | Il, 
n Toon. oh 1Loth Gips. 8 Roth Gips, 
x = x ‘ ’ ..“ + [2 2 [I ” 5 2 [7 
nn z. . J 
— eg 1 [2 
ya “fad wendet man Ulttamarin ftatt Zinnober an. 
27% u Sad: Braunes Siegellad: 
x ZN ‘tb. Schellad . . . 16 Roth. 
mu a, Venet. Terpentin 8 „ 
er Tan Englifhe Ede . 3 „ 
7 ( 
0% S 2 Magnefa . . » 
* 2 an = 
3 * > 2 ⸗ 
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P} er n “ N * A 4 „ j 
Dann Be ed aus gebleichtem Schell» 
— — „. Herſtellung von Goldlack 
Es ,* .« Terpentin zufammengefchmolzenen 
* ze „tem Bflattgold zu. Für Silberlad 
ER. Sınnober gefärbten Harzmaffe, in Flittern zer- 
. „une Blaſen bei fehr gelindem Feuer gefehmolzene und 
— . verfehene Maſſe wird in offene Rinnen, die in einer Meſ—⸗ 


„platte angebracht find, und am Ende durch genau eingepafte 

‚en Materials gefchloffen werden, audgegoffen und mit den ‚nöthigen 

verfehen, Das Poliren gefchieht, indem man die heraudgenommenen Stans 

seine Art Muffel Hält, die ſtark geheizt ift; fobald die feharfen Ränder fich 

ewas abgerundet zeigen, legt man die Stangen auf eine zur Hand ftehende gefchlif- 
[me Steinpfatte. 

Silber, gediegenes, gemelnes und güldiges, herasdrifches Silber, Ar- 
geni, argent natif, native silver. Das gediegene Silber Tryftallifirt tefferal; die 
Kryſtalle find Heraöder, Oktasder, Rhombendekasder und andere, jedoch nicht immer 
vutlih ausgebildet, fo daß das Silber in den mannichfaltigften Formen und Ge 
falten vorfommt, von den dünnften Blättchen und feinften Fäden bis zu Maffen von 
Mehreren Sentnern Gewicht. Es findet fi) vorzugdweife auf Gängen, wie im Gra- 
nit, Gneis, Spenit, Glimmerſchiefer u. f. w., feltener auf Lagern, bisweilen in gros 
ben Naſſen, fo zu St. Georgenftadt, wo einmal eine Maffe von 100 Gentner Ge⸗ 
wicht gefunden wurde. Das gediegene Silber ift felten vollkommen rein, fondern 
nthält meiftend Gold, Kupfer, Eifen ıc. 


_ Silber, reines, Argent, Silver; Zeichen Ag. Aequiv. 108,0, Das Eilber 
iſ ſhon feit dem älteften Zeiten befannt und kommt, ziemlich rein, auch nicht felten 
in der Ratur vor; meiftens findet es ſich vererzt, am häufigfien- als Schmwefelfilber, 
nieder für fi, oder mit noch andern Schmefelmetallen verbunden ; ebenfo ift auͤch 
in Borfommen mit Selen, Tellur, Antimon und Arſen, fowie mit Chlor, Brom 
und Jod nicht felten. Auch im Meerwaffer hat man Silber nachgewieſen, in 100 Li— 
ter eiwa 1 Milligrm,, und berechnet, daß der Dcean gegen 4 Billionen Pfund Sit: 
der in Aufldfung enthalten müffe. — Die Gewinnung des Silberd aus feinen Erzen j 

5. d. techn, Chemie. | 30 


464 Siderographie — Siegellack. 


eines Pupfernen Rohres, welches mit feinem andern offenen Ende fo tief in den Dampf: 
feffel hinabgeht, wie deſſen niedrigfter Waflerftand fein fol. So lange das untere 
Ende dur das Waller abgefperrt ift, gelangen feine Wafferbämpfe von 95° G., bei 
welcher befanntlich jenes Metallgemifh fehmilzt, in das Signalrohr; dies gefchieht 
aber, wenn die untere Deffnung durch die Berdampfung des Waſſers frei geworden 
ift, eine an dem Rohr angebrachte Pfeife verfündigt, daß der Keſſel feinen tiefften 
Stand erreicht habe und es an der Zeit fei, Waller zuzubringen. 

Siderographie, nennt man die Kunft in Stahl zu ftechen. 

Siderotypie, ein von Sohn Herfchel angegebened Verfahren, mittelft citros 
nenfaurem Eiſenoryd⸗Ammoniaks Kichtbilder hervorzubringen; man tränkt das Papier 
mit einer Löſung diefed Salzed und feßt ed dann in der Camera obscura der Ein- 
wirkung des Lichtd aus; wird ed alddann mit einer Silberlöfung behandelt, fo tritt 
die darauf angebrachte Zeichnung in ihren Umriffen ſcharf und deutlich hervor; ftatt 
des citronfaurem- Eifenoryd® wendet man beffer oralfaure® Eiſenoxyd an. 

Sieb, crible tamis, sas, save, cribble, bolter, die befannte Borrichtung, um 
Körper von verfchiedenem Grade der Feinheit ihrer Theile von einander zu trennen; 
je nad) den Stoffen und deren Mengen, die zu behandeln find, haben diefe Borrid: 
tungen verfchiedene Formen und Größen. 


Sieden, houillonner, bouillir, to seeth, nennt man die Grfcheinung, 
wo, nachdem eine Flüffigkeit fo weit erhigt ift, dag die Eflafticität ihres Dampfes 
dem Luftdrud dad Gleichgewicht hält, alle darüber hinausgeführte Wärme dafür ver 
wendet wird, die Flüffigkeit in Dampf zu verwandeln, fo daß von da an eine Zu 
nahme ihrer Temperatur nicht mehr ftattfindet. Hieraus ergiebt es ſich zugleich, daß 
die Temperatur, bei welcher diefelbe Flüffigkeit ind Sieden geräth, bis zy einem ge 
wiffen Grade von dem jededmaligen Luftdrud oder Barometerftande abhängig if. 
Demgemäß fehen wir au, daß Waſſer auf hohen Bergen unter 1009 C. ind Sieden 
fommt; umgekehrt fiedet es bei einem hohen Barometerftande auch bei einer um fo 
höheren Zemperatur. 

Siedepunkt , point d’ebullition, boiling point, f. Sieden. 

Siegelerde, ſ. Lemmifche Erde. 


Siegellack, cire d’Espagne, sealing-wax, der Hauptbeftandtheil der mei: 
ſten Siegellade iſt Schelllad; nur bei den geringeren Sorten, den fogenannten Pad: 
laden, find andere Harze, namentlich Kolophon vorwiegend, oder beftehen ganz und 
gar aus diefem. Der Schellad fowohl, wie auch das Kolophon, werden, um fie 
weniger Ipröde zu machen, mit einer gewiffen Menge von fogenanntem venetianifchen 
Terpentin znfammengefehmolzen. Den feineren Siegellacken jegt man auch wohl Meine 
Mengen von Benzoe, perudianifchem Balfam, felbft Mofhus und andere wohllie⸗ 
chende Stoffe zu. — Man wählt dafür die feinften Schelllakforten, die Farben, die 
man dem Siegellad geben will, werden meift mit etwas Magnefla und Lavendelöl 
fein abgerieben und der gefchmolzenen Maffe zuletzt zugefeßt und gut inforporirt. — 
Bon den vielen Vorſchriften zur Bereitung der verfchiedenen Siegellade führen mit 
folgende an: 


Rothe Siegellade: 1. ul. III. 
Schelllack. . . . 14 Roth 12 Roth 18 Loth 
Zerpentin . 2.2.98, 7, 10 „. 
Zinnobr . . 2... 8 „ Se 4 „ F 


Silber, gediegenes etc. — Silber, reines. 465 


Rothe Siegellade: . IR | Il. 
Magnefia . . . o . 4 Roth. 1 Roth Gips, 5 Roth Gips, 
Perubalfom . » ..:# » Bin 206 I”, 496 
Weiße Bene . - . d | 


Für blaued Siegellad wendet man Ultramarin flatt Zinnober an. 


Schwarzes Siegellad: Braunesd Siegellad: 
Shellad . . . . 18 Lotb. Shellad . . . 16 Roth. 
Terpentin . . u Venet. ZTerpentin 8 
Audgeglühter Ruß . 14 „ Englifhe Ede . 3 „ 
oder Frankfurter Schwag 4 „, Magnefa . . » 


Maganefa . ». » .» 1, 


Grünes Siegellad: 
Shelllad . . 2 .......16 Roth. 
Benetianifcher Terpentin. „ 8 „ 
Srüner Zinnobr . . . . 4 
Magnefa 2 2.0. 4, 

Gelbes Siegellad wird mit Königägelb; weißes aus gebleichtem Schell» 
Ind mit falpeterfaurem Widmuthoryd dargeftellt. Zur Herftelung von Boldlad 
feöt man der aus Schellla® und venetianifchem Terpentin zufammengefchmolzenen 
Maffe, eine gewiffe Menge Slittern von ächtem Blattgold zu. Für Silberlad 
mengt man der, mit etwas grünem Zinnober gefärbten Harzmaffe, in Flittern zer⸗ 
theilte® Blattfilber bei. Die ohne Blafen bei fehr gelindem Feuer geſchmolzene und 
mit den nöthigen Zuſätzen verfehene Maffe wird in offene Rinnen, die in einer Mef- 
ſing- oder Spedfteinplatte angebracht find, und am Ende durch genau eingepaßte 
Klötzchen deſſelben Materiald gefhloffen werden, audgegoffen und mit den nöthigen 
Stempeln verfehen. Das Poliren gefchieht, indem man die heraudgenommenen Stan« 
gen in eine Art Muffel hält, die ſtark geheizt ift; fobald die fcharfen Ränder fi 
etwas abgerundet zeigen, legt man die Stangen auf eine zur Hand ftehende gefchlif- 
fene Steinplatte. 

Silber, gediegenes, gemeines und güldiges, herasdrifches Silber, Ar- 
gent, argent natif, native silver. Das gediegene Silber Eryftallifirt tefferal; die 
Kryftalle find Heraeder, Oktasder, Rhombendekasder und andere, jedoch nicht immer 
deutlich ausgebildet, fo daß dad Silber in den mannichfaltigften Formen und Ge 
ftalten vorfommt, von den dünnften Blättchen und feinften Fäden bis zu Maffen von 
mehreren Gentnern Gewicht. Es findet fich vorzugsweiſe auf Bängen, wie im Gra⸗ 
nit, Gneid, Syenit, Glimmerſchiefer u. f. w., feltener auf Lagern, biöweilen in gros 
ben Maffen, fo zu St. Georgenftadt, wo einmal eine Maffe von 100 Gentner ®e- 
wicht gefunden wurde. Dad gediegene Silber ift felten vollfommen rein, fondern 
enthält meiftend Gold, Kupfer, Eifen ıc. 


Silber, reines, Argent, Silver; Zeichen Ag. Aequiv. 108,0. Das Silber 
it ſchon feit dem älteften Zeiten befannt und fommt, ziemlich rein, auch nicht felten 
in der Natur vor; meiften® findet es fich vererzt, am häufigften- als Schwefelfilber, 
entweder für fi), oder mit noch andern Schwefelmetallen verbunden; ebenfo ift add) 
jein Borfommen mit Selen, Tellur, Antimon und Arſen, fowie mit Chlor, Brom 
und Jod nicht felten. Auch im Meerwaffer hat man Silber nachgemwiefen, jn 100 Li⸗ 
ter etwa 1 Milligrm,, und berechnet, daß der Dcean gegen 4 Billionen Pfund Sils 
ber in Auflöſung enthalten müffe. — Die Gewinnung des Silber aus feinen Erzen _ 

5. v. techn. Ehemie. 30 


466 Silber, reines. 


ift. rein hüttenmännifh. Zur Darftelung von reinem Silber. giebt es verſchiedene 
Methoden, die faft alle, die eine feichter ald die andere, zum Ziele führen. Am häu: 
figften reducirt man dad Silber aus dem Chlorfilber, welches feiner Schwerlöslichkeit 
wegen leicht rein erbalten werden kann, und welches man zu diefem Zweck eigends 
darftellt, indem man die Löfung des unreinen Silbers in Salpeterfäure durch Salz 
fäure fällt, den entftandenen Niederfchlag fo lange wäſcht, als das abfließende Wal: 
fer noch auf Chlor reagirt, und alddann trodnet. Um das Chlorfilber zu rebuciren, 
mengt man daffelbe noch feucht in einer Porcellanfchale mit der Hälfte feines Ge 
wichts trodnen kohlenſauren Natrons, trodnet die Maffe in der Borcellanfchale ein, 
zerreibt fie zu Pulver und feßt ihr + ebenfall® gepulverten Salpeter zu. Das fo vor 
bereitete Gemenge trägt man in kleinen Portionen in einen inzwifchen zum Roth— 
glühen erhißten und in einen beffifchen Tiegel geftellten Porcellantiegel. Sobald die 
Maffe ruhig fehmilzt, läßt man etwas abfühlen und rührt fie, damit das Silber fi 
beſſer abfcheide und vereinige, mit dem Stiel einer irdenen Pfeife um und gießt dad 
gefchmolzene Silber in Formen zu Zainen, oder, wenn man dad Silber in gran 
lirtem Zuftande haben will, in Waffer aus. Das fo erhaltene metallifche Silber 
wird abgebürftet, miederholt mit erwärmter verbünnter Schwefelfäure und zulegt mit 
Waffer abgewaſchen. — Das Silber ift vor allen andern Metallen durch feine ſchöne 
weiße Farbe und ftarfen Metallglanz ausgezeichnet; an der Luft verändert es ſich 
nicht, wenn diefe nicht ſchwefelhaltige Dämpfe oder Schmefelmafjerftoff enthält. Das 
fpec. Gewicht des Silber ift 10,5; es ift härter ald Gould und etwas weicher als 
Kupfer; nach dem Golde ift es das dehnbarfte Metall und läßt fih zu äußert dün 
nen Fäden ausziehen und in dünne Blättchen ſchlagen; es zeigt eine bedeutende Fe 
ftigfeit und ein Draht von 1 Linie Durchmeffer zerreißt erft bei einer Belaftung von 
200 Pfund; fein Schmeljpunft liegt bei 916° C.; bei ftärferer Hitze verflüchtigt es 
fih in merklicher Menge und zwifchen den Kohlenfpigen einer fräftigen Batterie jos 
gar fehr fchnel. Das Silber geht weder bei gewöhnlicher, noch bei erhöhter Tem 
peratur eine beftändige Verbindung mit dem Saucrftoff- ein; bleibt es aber im ge 
fhmolzenen Zuftande längere Zeit mit der Luft in Berührung, fo nimmt es eine bes 
trächtliche Menge davon auf, die cd beim Erkalten und Erftarren wieder abgiebt, 
wobei dad fih entwidelnde Gas häufig einen Theil ded Silberd aus dem Tiegel 
fhleudert; diefe Erfcheinung nennt man dad Spratzen des Silberd. Chlorwafler 
ftofffäure und verdbünnte Schwefelfäure greifen das Silber nicht an; nur wenn e 
fein zertheilt ift, bildet fi beim Kochen mit Salzfäure etwas Chlorfilber; koncen⸗ 
trirte Schwefelfäure löſt das Silber unter Entwickelung von fihmefliger Säure zu 
fhwefelfaurem Silberoryd auf. Durch verdünnte Salpeterfäure wird es ſchon bei 
geroöhnlicher Temperatur aufgelöft und unter EtidftofforydgassEntwidelung in falpe 
terſaures Silberoryd verwandelt. In ſchwefelwaſſerſtoffhaltiger Luft läuft das Silk 
ber bald braun oder ſchwarz an und ed gelingt auf gemößnlichem Wege durch Pupen 
nicht immer leicht, die Oberfläche wieder zu reinigen; bringt man aber, nah Vött— 
ger, der Art gefhmärzte® Silber in Berührung mit einem Zinkftreifen in eine fiedend 
gefättigte Löfung von Borar, fo erfcheint das Silber im Nu in feiner urfprünglicen 
weißen Farbe. Auf diefelbe Weife läßt fih auch das Phosphorfilber Teicht entfernen. 
Durch die von vullanifirtem Caoutſchuk ausgehende Schwefelwaflerftoffentwidelung 
werden alle in der Nähe befindlichen filbernen Gegenftände fehnell geſchwärzt und bei 
unmittelbarer Berührung mit einer dicken Lage von Schwefelfilber überzogen. Dad 
geeignetfie Mittel, Silberwaaren vor der nachtheiligen Einwirkung der an bewohnten 
Orten faft nie fehlenden fchädlichen Dünfte zu ſchützen, ift, diefelben in mit Bleiweiß 








« 


Silber, reines. - 467 


übergogenem Papier eingewickelt aufzubewahren. — Seiner fchönen meißen Farbe und 
feiner gegen andere Metalle geringen Veränderlichkeit wegen, findet das Silber eine 
mannichfache Verwendung, die eine noch bei weiten bedeutendere fein mürde, wenn 
der hohe Preis des Silber fie nicht verhinderte. Um aber gleichwohl diefer Bor» 
theile nicht verluftig zu gehen, pflegt man andere billigere Metalle mit einer dünnen 
Lage Silber zu überziehen, d. h. fie zu verſilbern. Wan bedient fich Hierzu entwe⸗ 
der der fogenannten Feuerverfilberung, mobei man die vorher vollfommen gereinigten 
Gegenſtände mit einer verbünnten Löſung von Quedfilber in Salpeterfäure und einem 
Silberamalgam mit Hälfe einer Krabbürfte überftreicht und dann vorfichtig erhißt, 
das weich gewordene Amalgam mit der Bürfte gleichmäßig vertheilt und nun bis zur 
Slühhige erwärmt, wodurch dad Quedfilber verflüchtigt wird. Dder man mendet die 
galvanifche Berfilberungsmethode anz f. d. — Zur Berfilberung von Glas, na: 
mentlih zur Herftellung von Spiegeln, find ebenfalld eine große Menge von Vor—⸗ 
fihriften gegeben worden, von welchen jedoch die von Dr. Bothe entdedte und von 
Böttger empfohlene den Borzug zu verdienen ſcheint. Wir laffen dieſelbe daher, 
mit Uebergehung aller übrigen, folgen. Das Reue und Cigenthümliche diefer Me- 
thode befteht in der Benugung eined von Bothe entdedten Silberfaljed mit einer 
neuen, von ihm DOryiweinfäure genannten, Säure, welched man. erhält, menn man 
gemöhnliche®, friſch gefälltes, weinfaure® Silberoryd (dargeftellt durch Fällung einer 
Löfung von faipeterfaurem Silber mittelft weinfauren Kalinatrons) in der Siedhige 
mit einer hinreichenden Menge Waſſers anhaltend behandelt, reſp. auflöſt. Die Re⸗ 
duktionsflüſſſigkeit erhält man, indem man 4 Grm. ſalpeterſaures Silberoxyd 
in etwa 30 Kubiktc. deftillittem Wafler löſt und diefe Löfung in eine in heftiges Sie- 
den gebrachte Löſung von weinfaurem SKalinatron (aud 3 Grm. dieſes Salzed in 
14 Liter = 3 Pfd. Waller beftehend) nach und nach einfchüttet, dad Ganze etwa 10 Mi: 
nuten im Sieden erhält, noch heiß filtrirt und dann erlalten läßt. Aus dem Filtrat 
fheidet fi alddann das orpmweinfaure Silberorgd ab, welched, auf die angegebene 
Menge falpeterfaured Silberoryd, in 2 Liter Waffer gelöft, die Reduftionsflüffigkeit 
bildet. Die Berfilberungsflüffigfeit wird durch Auflöfen von 4 Grm. ſal⸗ 
peterfaurem Silberoryd in 30 Kubike. deftillirttem Waller, tropfenweiſem Zuſatz von 
Ammoniaf, bis der entflandene Niederichlag eben wieder verfchwindet, mobei jeder 
Ueberſchuß von Ammoniak zu vermeiden ift, bereitet, worauf man noch 360 Kubike. 
oder 3 Pfd. deftillitted Waſſer zuſetzt und gleichfalls filtrirt. Will man nun ein Plan« 
oder Hohlglas verfilbern, fo vermiſcht man gleiche Raumtheile beider Flüffigfeiten und 
übergießt oder füllt mit diefem vollfommen klaren und farblofen Gemifch, welchem 
man, um das Silber weiß und dicht zu machen, noch eine Auflöfung von 05 Grm. 
Seignettfalz in 25 Kubikc. Wafler zugefeht hat, die Gläfer, morauf dieſelben ſchon 
nah 10 Minuten mit einer fpiegelglängenden, fefthaftenden Schicht Eilber bekleidet 
erfheinen Bei einer nochmaligen Wiederholung diefer Operation erlangt die Silber 
decke eine folhe Stärke, daß fie völlig undurchſichtig erſcheint, und die Rückſeite, be: 
fonderd der Planfpiegel, mit einem Firniß aus Asphalt und Benzol überzogen wer- 
der kann. Auf 1 Quadratmeter = 32 Duadratfuß, bedarf man für jedes Milli⸗ 
meter Höhe der beneßenden Schicht 1 Liter Flüffigkeit, alfo 5 Grm. falpeterfaured 
Sitberorgd in ammoniafalifcher Löfung und 1 Grm. für die Reduftionsflüffigkeit. 
Benn die Berfilberung von Glas und Porcellan eine -größere Feſtigkeit verlangt, fo 
geichieht fie auf mechaniichem, Wege durch Einbrennen. Man verwendet hierzu koh— 

lenſaures Silberoryd, welches mit "3 Proc. fein geriebenem bafifch falpeterfaurem 
Wismuth inmg vermiſcht, mit Dicköl angerieben, aufgetragen und in der Muffel 

30* 


468 .Sülber, Erkennung u. Bestimmung — Silbererze. 


eingebrannt wird. Die Berfilberung ift matt und wird entweder ganz, oder, nad 
Figuren und Zeichnungen, mit dem Achat polirt. — Drydirted oder galvanifirted 
Silber nennt man oberflächlich mit Schwefelfilber durch Eintauchen des Hochpolirten 
Segenftandes in Schmwefelalfali überzogened Silber (Nico zum Theil). Weber die 
Berwendung des Silbers zum färben der Haare f. falpeterfaures Siberorybd. 

Silber, Erkennung und Bestimmung. Das Silber kann fowohl für fid, 
als auch in Berbindung mit andern Körpern, leicht erfannt und beſtimmt werden. 
Seine Auflöfungen werden, fie mögen neutral, fauer oder baftfch fein, durch Chlorwaſ—⸗ 
ferftofffäure zerfeßt, wobei dad Silber volftändig als Chlorſilber gefällt wird; daffelbe if 
unlöslih in Säuren, auflöslich in Ammoniak; am Lichte nimmt es eine blau = fchwarze, 
dann braune und zuleht eine fhwarze Farbe an. Bromkalium fällt gelblich weiße 
Bromfilber,, auflöslih in foncentrirtem, nicht aber in- verdünntem Ammoniat; od» 
talium bildet einen gelblich » weißen Niederfchlag,, der felbft in foncentrirtem Ammonial 
fehr wenig löslich ift. Cyankalium fchlägt Cyanſilber nieder, welches unlöslich in Säus 
ren, aber auflöslich in einem Ueberſchuß von Cyankalium, fowie auch in Ammoniak if. 
Phosphorfäurefalze fällen dad Silber eigelb; der Niederihlag löſt ich in Salpeter⸗ 
fäure, ebenfo in Ammoniaf, verdünnter Salpeterfäure und auch in einer größern Menge 
Waller. Schwefelwaſſerſtoff fällt aus allen Silberlöfungen dad Silber vollfländig 
als ſchwarzes Schwefelftiber, welches in Ammoniak, Schwefelammonium und Cyan 
kalium unlöslich iſt; dad Silber wird durch die meiften übrigen Metalle aus fe: 
nen Löfungen metallifch gefällt; auch durch Pyrogallusfäure werden die Silberfahe 
augenblicklich reducirt. 


Silberamalgam , Amalgam, natürlih Amalgam, Mercurfilber, dodecasödriſcher 
Mercur, amalgame d’argent, amalgam, or amalgame of Silver; fommt ſowohl 
fryftallifirt, wie auch derb in ‚der Natur vor; doch hat ed nicht immer diefelbe Zu⸗ 
fammenfeßung und der Gehalt an Silber wechfelt zwifchen 33 und 90 Procent. 


Silberblick, eclair d’argent, flash, nennt man eine Erfcheinung, die fih 
bei der Kupellation ded Silbers zeigt und darin befteht, daß, nachdem faft alle 
Blei abgetrieben, ſich die Oberfläche ded metallifihen Silberfügelchend einen Augen: 
blid mit einer farbigen Haut, ähnlich den Seifenblafen, überzieht und hierauf gläns 
zend wird, was zugleich das Ende der Operation bezeichnet. 

Silberchlorid , Chlorfilber, chlorure d’argent, chloride of silver, geſchmol⸗ 
zen: Hornfilber; es findet fih als Mineral und entfteht fünftlih, wenn Silberfaße 
durch Salzfänre oder auflösliche Chlormetalle gefällt werden. Es ſchlägt fich hierbei 
in weißen fäfeartigen Flocken nieder, die befonderd in fauren Flüfjigkeiten leicht zus 
fammenballen; es ift in Waller und verdünnter Ealpeterfäure unlöslich, löſt fih 
aber in Chlorwaflerftofffäure und den Löſungen der Chlorüre der Alfalien, in Aus 
moniak, in den unterfcehwefligfauren Altalien, im Cyankalium in reichlicher Denge 
auf. Es fchmilzt bei 2600 C. zu einer gelben Flüffigkeit und erflarrt beim Erfalten 
zu einer durchfcheinenden hornartigen, etwas zähen Maffe, die fi mit dem Mefler 
Ichneiden läßt. In der Rothglühhitze verflüchtigt es fich etwas; im Sonnenlicht 
ſchwärzt e8 fih raſch; es enthält 75,26 Proc. Silber. — Mit 10 Theilen Kreide 
zu einem feinen Pulver gemifcht, dient daffelbe zur fogenannten falten Berfilberung 
fupferner und meffingener Gegenftände, doch ift diefe Verfilberung ohne alle Dauer: 
baftigfeit. 

Silbererze, minerais d’argent; hierzu sechnet man alle diejenigen Mineras 
lien, welche Silber als wefentlichen Beftandtheil enthalten, und wenn fie in hinteis 





Silbergewinnung - Silberlegirungen. 469 


Hender Menge vorkommen, zur Gewinnung ded Silber uerwendet werden. Die vor: 
züglihften und moichtigften unter der großen Zahl von Silbererzen find: Discrofit 
(Antimonfilber) , Freibergit (Silberfahlerz, Weißgiltigerz u. ſ. w.), Polybaſit, Brouftit, 
Porargyrit, Silberglanz ıc. 

Silbergewinnung, f. Silber. 

Silberglätte, f. Bleioryd. 

Silberglas, Silbergladerz, fon. Silberglan;. 

‚Silberglans,, argent sulfur6, sulphuret of silver, natürlich vorkommendes 
Schwefelfilber, ein für die Silbergewinnung fehr wichtiged Mineral. 


Silberhornerz, Hornfilber , Sitberhornfpath, Silberſpath, Chlorfilder, Horn: 
erz, argent corne, ou muriate, horn silver, horn ore, deutochloride of silver; 
das Chlorfilber findet fih nicht häufig in der Natur, an einigen Orten jedoch in 
folder Menge, daß es zur Silbergewinnung benußt wird. 


Silberjodid, Jodſilber, jodure d’argent, iodide, or ioduret of silver, 
kommt als Mineral (Zodit) in Mexiko vor, wo es dircchfcheinende, gefchmeidige, perl 
graue Maffen bildet; künſtlich wird es am einfachften durch Fällung einer Silber: 
löfung mit Zodkalium erhalten... Es bildet einen gelblich =weißen Niederfchlag, iſt 
unlöslich in Waffer und verbünnter Salpeterfäure; auch in Ammoniak nur wenig 
löslich, wodurch ed fich vom Chlor: und Bromfilber unterfcheidet; es fehmilzt noch 
unter der Rothglühhitze und verändert fih im Lichte weniger raſch ald das Chlor- 
filber. Syn der Daguerreotypie dient ed, meift. in Berbindung mit Bromfilber, um 
die Silherplatten für die Einwirkung des Lichts empfindlich zu machen; in der Phos 
tographie wird es auf. Papier, Collodium ꝛc. gewöhnlich mit einem kleinen Ueberfchuf 
von falpeterfaurem Silberorpd angewendet, und if alsdann um fo empfindlicher für 
die Wiekung des Lichts, je ftärker dieſes iſt. Das Jodfilber befteht in 100 Theilen 
aus: 45,58 Silber und 54,42 God; fein Aeq. = 235,0. 


Silberlegirungen, alliages d’argent, allays of silver; das Silber per- 
bindet fich mit den meiften Metallen, allein nur wenige von diefen zahlreichen Ber: 
bindungen haben bis jegt für die Technik eine befondere Wichtigkeit erlangt. Mit 
Aluminium bildet dad Silber mehrere Legirungen, die fih durch ihre ſchöne meiße 
Farbe auszeichnen; weil aber der Preid von Aluminium fich von dem des Silbers 
nicht allzu fehr entfernt und auch dieſe Legirungen vor reinem Silber feine befon- 
dern Borzüge befipen, fo bat man zur Zeit noch keinen-Gebrauch von den Silber: 
Auminiunlegirungen gemacht. — Mit Gold läßt fih das Silber in allen Verhält⸗ 
niffen zufammenfhmelzen, und einige dieſer Mifchungen find in der Verarbeitung des 
Goldes gebräuhlih, um diefem eine hellere Farbe zu ertheilen. — Mit Kupfer; 
died ift Die am meiften in Unmwendung fommende Legirung ded Silberd und darum 
auch die wichtigftee Weil dad reine Silber zu weich ift und auch feine fo fihöne 
Rolitur annimmt, fo ftellt man faft allgemein alle filbernen Geräthfchaften, wie auch 
die Münzen, aus einer Legirung von Silber und Kupfer ber; überdied werden da— 
durch die verfchiedenen Luxusgegenſtände um ein Wefentliches billiger, ohne in ihrem 
Aeußern zu verlieren, Nach dem im Jahre 1837 zwifchen den Zollvereinsftaaten und 
Defterreich abgefchloffenen Münzvertrage, follen aus 1 Pfund Feinfilber geprägt wer⸗ 
den: 30 Thaler in den Rändern, die nach dem Thaler Technen. 524 Gulden in den 
füddeutfehen Staaten und 45 Gulden in Defterreih. Die darauf verwendete Legi- 
tung fol beftehen aus: 900 Theilen Silber und 100 Theilen Kupfer. Die Abwei- 








470 Sillerloth — Silberoxyd. 


hung im Keingehalte darf nicht mehr ald zz; im Gewicht beim einzelnen Thaler: 
ftüc nicht mehr ald Zußsn, bei dem einzelnen Bereind » Zweithalerftüd aber nicht über 
so'n bettagen. Außerdem ift noch feflgefeßt, daß von 1862 an jeder Staat für je 
100 Seelen jährlich mindeftend 4 Stüd Bereind » Einthalerftüde muß prägen. laflen, 
wonach in den Zollvereindftaaten jährlih 1,800,000 Thaler geprägt merden müflen. 
Für die Courantausmünzung befteht Die Legirung aus 520 Theilen Silber und 480 Thei⸗ 
Ien Kupfer. Für 23 Silbergrofchen aus 375 Theilen Silber und 625 Theilen Kupfer. 
Für Silbergrofhen aus 220 Theilen Silber und 780 XThellen Kupfer. In Frank— 
ereich werden 5, 2, 1, $ und 4 Frankſtücke ebenfali® nach dem Verhältniß von 100 Th. 
Kupfer auf 900 Theile Silber geprägt. — In England wird dad Silber mit einem 
größern Feingchalt audgemünzt, nämlich 75 Theile Kupfer auf 925 Theile Silber, 
und man fhlägt aus einem Pfund Troy. Gewicht — 373,24 Grm. 66 Schilling. 
Der Feingehalt ded zu Geräthſchaften verarbeiteten Silberd ift in Deutfchland dur 
gefegliche VBorfchriften nicht beftimmtz; in Preußen verarbeitet man gewöhnlich 1216: 
thiged Silber, mwenigftend ift ed als folched bezeichnet, man findet aber bei der 
Probe felten mehr als 114 bis 11löthiges Silber, Im Süden von Deutid- 
land werden die Silbermaaren aͤls 13 löthig verkauft, fie find aber ebenfalld in der 
Regel nicht über 124 löthig. In Schweden verlangt dad Geſetz 0,828, in Frankreich 
0,9125 Feingehalt, und eine‘ firenge Kontrolle überwacht die Befolgung diefer Bor 
ſchriften, was in Deutfhhland nicht der Fall ift, aber um fo wünſchenswerthei 
erfcheint, als die Käufer filberner Gegenflände felten in der Rage find, den Feinge⸗ 
halt derfelben unterfuchen zu fönnen. In Frankreich wendet man gegenwärtig eine 
Regirung von 80 Proc. Silber und 20 Proc. Zink zu Schmudfachen an, welche den | 
Vortheil bietet, durch Schmefelwaflerftoff viel weniger leicht gefchwärzt zu werden, old 
die bidher angewendete, aus 90 Proc. Silber und 10 Proc. Kupfer — Um diejen 
Legirungen die ſchöne weiße Farbe ded reinen Silbers zu ertheilen, fiedet man fe, 
d. 5. man verwandelt durch Glühen oberflächlih dad Kupfer in Oryd und löfl die | 
fe8 durch Kochen in verdünnter Schwefelfäure, der man in der Regel noch Weinſtein 
zugefeßt hat, aufe Der dadurch porös und matt gewordenen Oberfläche läßt fih auf 
der Unterlage der härteren Legirung die fchönfte Politur erteilen. Mit Nickel bilde 
dad Silber eine jehr fchöne Legirung, die fihon bei einem Gehalte von 124 Procent 
Silber in Farbe und Politurfähigkeit faum von reinem Silber zu unterfcheiden if; | 
eine derartige Legirung wird gegenwärtig unter dem Namen „Chinafitber” ſeht 
bäufig zu Geräthichaften, Tellern, Zeuchtern, Löffeln, Meffern zc. verarbeitet, und die 
fo gefertigten Gegenſtände verdienen eine weit größere Beachtung, als ihmen biöhe 
zu Theil geworden zu fein ſcheint. 


Silberloth nennt man die Regirung, mit welcher filberne Gegenflände gelöthet 
werden. Das Loth hat eine verfehiedene Zufammenfegung, je nach der Löthigkeit 
des zu löthenden Gegenftandes; für 15 — 16löthiged Silber befteht es gewöhnlich 
aus 1 Theil Meffing mit 3 Theilen Silber, für 13löthiged aus 1 Th. Meffing un 
2 Th. Silber, für geringere aus gleichen Theilen Silber und Meffing. 


Silberoxyde , oxides d’argent, oxides of silver; man fennt drei DOrpdationds | 
fiufen des Silberd: 1) Silberorydul Ag,O. 2) Silberorydp AgO. 3) Süberdr | 
peroryd AgO,. 


64 


_ Silberoxyd, oxide d’@rgent, oxide of ailver, wird erhalten, wenn man ein 
Löfung von falpeterfaurem Silberoryd in der Wärme mit reinem Aeplali oder A 
natron in einem Meinen Ueberſchuß fällt, den ſchwarzbraunen Niederfehlag auf einem 








Silberoxydsalse — Silicon. 471 


Filter volllommen auswäſcht und bei einer nicht zu hohen Temperatur trocknet. Es 
bildet ein brauned oder ſchwarzbraunes Pulver, ift in reinem Wafler etwas auf 
löslich und ertheilt diefem eine ſchwache alkaliſche Reaktion, die Auflöfung ſchmeckt 
widerlich metallifh. Das Silberoryd ift eine ſtarke Bafe, die ſich felbft mit den 
ſchwächſten Säuren verbindet, aber duh die flärfften volftändig neutralifirt; eine 
Auflöſung von falpeterfaurem Silberoxyd reagirt völlig neutral. Wird ed über 1000 
erhiht, fo zerfällt ed in Sauerftoff und metallifches Silber; feiner leichten Reducir⸗ 
barkeit megen findet ed Anwendung in der Porcellan» und Gladmalerei; es enthält 
auf 93,1 Silber, 6,9 Sauerftoff. 

Silberoxydsalse; die Gigenfchaften diefer Verbindungen haben wir ſchon bei 
der Erkennung ded Silbers angeführt. 

Silberpurpur, pourpre d’argent, purple of silver; zur — eines 
ſchoͤnen Produkts bringt man in eine verdünnte Salpeterſäure, gemiſcht aus 9 Thei⸗ 
Im Säure von 1,1 ſpec. Gewicht und 54 Ih. Waſſer, 2 Th. Zinn, hält das Gemiſch 
falt und läßt es bei Luftabfchluß 24 Stunden damit ftehen, gieft dann die Löfung 
ab und verdünnt fie mit 1000 Th. Waſſer. In diefe Flüffigfeit gießt man & Theile 
in 60 Th. Waſſer gelöfted falpeterfaured Silberoryd und dann noch 14 Th. Schwer 
telfäure mit 15 CH. Waffer verdünnt. Der fih hierdurch bildende — — 
Niederſchlag wird auf einem Filter geſammelt, abgewaſchen und getrodnet. 

Silbersalpeter, fon. mit falpeterfaurem Silberoryb. 

Silberstahl nennt man den mit etwas Silber (1 pr. mille) Iegirten Stahl. 

Silbersmperoxyd, hyperoxide d’argent, superoxide of silver, eutfteht bei 
der Elektrolyſe einer koncentrirten Löſung von falpeterfaurem Silberogyd, wo es fi 
am pofitiven Pole, wenn dieſer aus Platin befteht, in fpröden, metallglängenden, 
ihwarzen Oktasdern abfcheidet; daſſelbe wird auch durch Einwirkung von Ozon auf 
Silberpulver oder auf feuchted Silberblech erhalten. 

Silbervitriol, fon. mit ſchwefelſaurem Silberoryd, 

Silberweiss, Schieferweiß, |. Bleimeiß. 

Silieate, silicates, silicates, fyn. mit Kiefelfäures Salze. 


Silicium, Kiefel, siliclum, siliciam, silicon, ift das Radifal der in der 
Ratur fo fehr verbreiteten Kiefetfäure oder Kiefelerde. Man ftellt das Silicium durch 
derfegung eined Gemenged von Fluorkiefel und Fluorfalium mit Kalium dar, die 
zuſammen in einer trodnen Röhre über einigen glühenden Sohlen erhißt werden. 
Man laugt die Maffe mit Waffer aus, welches das Fluorkalium auflöft und den 
Kieſel zurüdläßt. Er bildet ein brauned Pulver, welches in verfchloffenen Gefäßen 
bis zum Rothglühen erhitzt unverändert bleibt; zwifchen den Polen einer ftarten gals 
vanifhen Batterie fehmilzt er zu einer Kugel, wobei er eine foldde Härte erlangt, daß 
et Glas ritzt; an offener Luft erhißt, entzündet er fih und verbrennt zu weißer Kie⸗ 
felfäure. Der Kiefel fann auch Eryftallifirt erhalten werden und bildet alddann Mleine 
oftasdrifche Kryftalle von dunkeleifengrauer Farbe, die ebenfalld® Glas rigen. Das 
Ayfafifirte Silicium läßt ſich in flarfer Hitze fohmelzen und erſtarrt wieder kryſtal⸗ 
liniſch. In feinem übrigen chemifchen Verhalten zeigt das Silicium vielfach eine 
große Aehnlichkeit mit dem Koblenftoff. 

Silleon hat Wöhler eine Subftanz genannt, welche erhalten wird,’ wenn 
man Silicium: Galcium, eine ebenfall® von Wöhler entdedte Verbindung der bei- 
den Elemente, mit Chlorwaflerftofffäure übergießt. Es entfteht alddann eine oran⸗ 


- 


472 Silvinsäure — Smalte. 


gengelbe Subſtanz, die unlöslich ift in Waſſer, Alkohol und Schwefelmaflerftoff, 
und das charakteriftifche Verhalten zeigt, durch die Löſungen der Alkalien ſogleich 
unter Erhißung und äußerſt heftiger Waflerftoffgadentwidelung in Kiefelfäure um: 
gewandelt zu werden. Im Dunteln bleibt das Silicon ganz unverändert, im zer: 
fireuten Licht aber wird es zunehmend blaffer und im direften Sonnenlicht nad kur: 
zer Zeit, und zwar unter Entwidelung von Waſſerſtoffgas volltommen weiß. Die 
fer meiße Körper ift alddann nicht mehr Silicon, fondern wird mit dem Namen 
Leucon bezeichnet. Die Zufammenjeßung ded Silicon ift wahrfcheinlih Si,H,O, 
Die ded Leucon Si,H,O1o- 
Silvinsäure, f. Sylvinſäure. 


Similor iſt der Name für eine fupferreiche, faft goldähnliche Legirung, daher 
der Name; von 6 bid 9 Th. Kupfer auf 1 TH. Zink. 


DZ 


Sinapin ift die Bezeichnung für die im weißen Senf enthaltene organifche | 


Baſe. 
Sinter, ecaille, Stalactique, stalactite, stalactite, nennt man bie durch 


Berdunftung aus Waſſer fich abicheidenden und als feite Maffen anftehende Wände | 


und Gefteine überfleidenden Körper, die man nach dem Ramen der Subftanz, aus 
welcher fie hauptfächlich beftehen, bezeichnet, wie: Kalffinter, Kiefelfinter ꝛc. 
Sinterkohlen, houille collante,, caking coal, smithy or forge- coal, auch 





Backkohlen; man bezeichnet hiermit diejenigen Arten von Steinkohlen, melde die Ci, | 


genfchaft haben, beim Grhigen zu fchmelzen und zufammenzubaden. 


Smalte, Schmalte, blaue Farbe, Blaufarbe, email bleu, bleu d’email 
smalt; mit diefem Namen bezeichnet man mehrere Verbindurgen ded Kobaltoryduld 
mit Kiefelfäure» Salzen, welche eine fchöne blaue Farbe befigen. Die Smalte wird 
auf den fogenannten Blaufarbenwerken fabrifmäßig dargeftelt, indem man Saffler 
oder Zaffer (f. d.) mit der geeigneten Menge Potafche verfegt und in einem Ziegel 
zu einem Glaſe zufammenfchmelzt. Se nach der Menge von Kobalt, die in die Der: 
bindung eingeht, find auch die Farben der Gläfer heller oder dunkler, und es kom⸗ 
men demnach im Handel alle möglichen Nbftufungen vor, die auch gewöhnlich mit 
befonderen Namen oder Buchflaben bezeichnet werden; ebenfo unterfcheidet man die 
Farbe nah dem Grade ihrer Feinheit. Das feinere Pulver führt die Namen: Farbe, 
Couleur, oder Efchel, Faßeſchel, Sumpfefchel; das gröbfte Pulver, welches man in 
den Handel bringt, ift der Blaufand oder Sireublau; — Efchel, Farben, Cou 
leurd, Blaufande werden mit E. C. B. bezeichnet; O bedeutet ordinäre, M mitte, 
F fein, S. F. fuperfein; O.E. heißt ordinäre Efchel, S.F.E. fuperfeine Eſchel x; 
die fehönfte und reichfte Corte wird Königsblau genannt. Meber die Zufanımen 
ſetzung verfchiedener Smalteforten hat Ludwig folgende Analyfen mitgetheilt : 

1 11. ‚ım. 


Norweger Smalte, Deutſche Eichel, Deutfche Couleur, 
höhere Gouleur. hoch. blaß, grob. 


Kiefelfäure © » » . 0.7086 66,20 12,12 
Kali und Natron. . . . 21,4 16,31 20,04 
Kobaltorydul . . . . ..6,49 6,75 1,95 
Shonede . . . 0 ...-0,43 8,64 1,80 
Eifenorydul . . 2 2. 0,24 1,36 1,48 
Adenfanre . 2 202. Spur — 0,08 


Waſſer und Kohlenfäure . 0,57 2,92 0,46 


Smaragd — Soda. 473 


Um die Farbe verfchiedener Sorten zu vergleichen und hiernach annähernd ihren Han⸗ 
delswereh zu beftimmen, legt man auf eine mit einer Mefferlinge plattgedrücdte Probe 
eine Meine Meflerfpibe voll einer andern, die man ebenfalld platt drückt, wodurch der 
geringfte Farbenunterfchied bemerkbar wird. In neuerer Zeit ift die Smalte fat 
überall durch das fehönere und billigere Ulttamarin in ihrer Anmendung verdrängt 
worden, obgleich fie von Säuren nicht verändert wird. Unter dem Namen Kobalt⸗ 
ultramarin, oder Thenard's Blau kommt mit Thonerde gemengteö phoöphore 
ſaures oder arfenfaured Kobaltorydul vor, welches zwar fehr ſchön ift, allein feines 
hohen Preifes megen mit dem Ultramarin nicht fonkurriren kann; wie alle blauen 
Kobaltfarben,, erfcheint auch dad Kobaltultramarin bei Kerzenlicht violett. 


Smaragd, ſ Beryll. 


Smirgel, Corund „Korund, corindon granulaire, omerol, emeri, emery, 
emeril-stone, natürlich vorkommende undurchfichtige Thonerde; fie ift nach dem . 
Diamant und Bor der bärtefte aller befaunten Stoffe und man wendet fie daher zum 
Poliren des Glaſes und der Ebelfteine, zum Schleifen von Glas, Stahl zc. an. 


Soda, soude, soda, Die mit diefem Namen bezeichneten Gubftangen, theild 
Erzeugniffe der Natur, theild einer mehr oder weniger einfachen Darftellung, beftehen 
weientlich aus Fohlenfaurem Natron, und man unterfcheidet hiernach natürliche 
und fünftliche Soda. — a. Ratürlide Soda. Unter dieſem Namen begreift 
man ſowohl die an einigen Orten der Erde auswitternden, und die durch Berdunften 
des Wallerd der fogenannten Natronfeen, erhaltenen Salzmaffen wie auch die beim 
Verbrennen von Strandpflanzen bleibende Afche, obgleich leßtere ein eigentliched Na⸗ 
turproduft nicht mehr zu nennen ift. Die hauptfächlichften aus der Verbrennung, von 
Strandpflanzen erhaltenen und im Handel vorkommenden Sodaforten find: 1) Ba- 
rillon- auh Alicante-Soda mit etwa 30 Broc. 2) Salicor-Soda mit 
15 Proc.; 3) Blanquette mit 5 Proc; 4) Varec⸗Soda und Kelpfoda; Ir: 
tere fönnen kaum noch zu den Sodaarten gerechnet werden, indem fie häufig nur 
14 bis 2 Proc. kohlenſanres Natron enthalten. b. Künſtliche Soda, Ihre Dar 
flellung beruht auf der Umwandlung von Chlornatrium in fhwefelfaured Natron, 
einfah durch Zerfegung des erftern Salzed durch Schwefelfäure, und Verwandlung 
des fchwefelfauren Natrond, nachdem daffelbe in gewiflen Berhältniffen mit Kohle und 
und fohlenfaurem Kalke gemengt ift, durch Glühen dieſes Gemenged in Schwefel- 
natrium, reſp. Fohlenfaures Natron. Der geglühten und zufammengefinterten Maffe 
wird durch foftematifches Auslagen mit Waller das entftandene fohlenfaure Natron 
entzogen, worauf die fo erhaltenen Laugen eingedampft, Tiyftallifirt oder, wie es 
meiſtens gefchieht, das während des Einkochens der Lauge fih ausſcheidende einfach 
gewaäſſerte kohlenſaure Natron ausgeſoggt und dann vollſtändig entmäffert wird, ine 
dem man es in Defen oder auf eifernen Platten trodnet, refp. caleinirt. Wenn fih 
beim weiteren Kochen neben Soda auch fremde Salze (Chlornatrium, ſchwefelſaures 
Natron) auszuſcheiden beginnen, fo wird die Lauge in einem Flammofen unter Zu- 
ja von Kohlenftaub und Sägefpänen unter fortwährendem Umrühren falcinirt und 
der Rüdftand durch einen befonderen Proceß weiter zu gute gemacht. — Als Neben- 
produfte werden bei der Sodafabrifation Salzfäure und ein Calciumoryfulfuret ges 
wonnen, welches letztere den Schwefel der zur Zerfegung des Kochfalzed nöthigen 
Schwefelfäure enthält und bis jebt noch nicht hat nutzbar gemacht werden können. 
Diefes Berfahren nennt man nad) feinem Erfinder das Le Blanc’fche. Wegen des 
bierbei unvermeidlichen Verluftes des Schwefels hat man andere Methoden verfucht, 





474 Soda. 


unter welchen die von Kopp die meifte Audficht auf einen günftigen Erfolg zu ver 
forechen fcheint. Nach diefem werden fchmwefelfaured Natron, Eifenoryd und Kohle 
nach gewiſſen Berhältniffen mit einander gemengt und mie gewöhnlich dem Glühen 
und Schmelzen unterworfen. Hierbei entftehen Aetznatron und Schwefeleifen ; nachdem 
fih erftered durch Liegen an der Luft in fohlenfaured Natron verwandelt hat, wird 
die Maffe audgelaugt und die Rauge nach oben behandelt. Die bei der Drydation 
des Schwefeleifend, die man zulegt durch einen Röſtungsproceß vollendet, ſich ent 
widelnde ſchweflige Säure wird in die Bleifammer einer Schwefelfäurefabrif geleitet 
und hier in Schmefelfäure verwandelt. XTheoretifch genommen findet alfo hierbei ein 
Berluft an Schwefel nicht mehr ſtatt; doch bat diefed neue Verfahren noch feine feht 
verbreitete Anwendung gefunden. Sn der. neueren Zeit ift noch eine andere Quell 
für Sodagewinnung in dem Kıyolith (f. d.) aufgefunden worden. Dad Mineral wird 
zermablen und mit der nöthigen Menge Waller erhigt und hierauf mit gebranntem 
Kalk behandelt. Die Fluormetalle werden hierbei zerfeßt, es fchlägt fih Fluorcalcium 
nieder, während die XThonerde in dem gebildeten Aetznatron ſich auflöft. Dieſes 
Ihonerdenatron wird in Auflöfung dur einen Strom von Kohlenfäuregad zerfeht, 
wodurch kohlenſaures Natron entfteht und reine Thonerde abgefchieden wird. Die 
Lauge liefert beim Abdampfen ausgezeichnet reines kohlenſaures Natron in Kryſtallen. 
Die Sodafabrilation bildet einen der bedeutendften chemifch = technifchen Induſtrie 
zweige Englands, Frankreichs, Belgiend und Deutſchlands. England allein prodw 
cirt jährlich über 2 Millionen Gentner Soda; in Deutfchland eriftiren, die fogenann- 
ten Kryolithfabrifen ausgenommen, 42 Sodafabrifen, deren Produktion wenig unter 
2 Millionen Gentner beträgt, Frankreich und Belgien zufammen liefern ein ähnli- 
ches Quantum, ſo daß man, mit Hinzurechnung der Soda aus dem Kryolith, die 
Geſammtproduktion der genannten Länder an Soda ohne alle Ueberſchaͤzung jährlich 
auf 6 Millionen Centner veranſchlagen kann. Die im Handel vorkommende Soda 
iſt keineswegs überall von der gleichen Beſchaffenheit; die meiſten Fabriken liefern 
mehrere, nach dem Gehalte an kohlenſaurem Natron verſchiedene Sorten, und man 
. findet daher hochgradige und ſchwachgradige Soda; erflere zwifchen 90 und 98 Pror., 
legtere von 66 bis 90 Proc. kohlenfaurem Natron; und hiernach richtet fich aud der 
Preis der Soda. Sn der Regel find Die fremden Salze nicht eigentlich ale Berfäl 
[hung zu betrachten; die Darftelung der reineren Sorten verlangt mehr Aufmeil⸗ 
fomteit, und ‘für die hauptfächlichfte Verwendung der Eoda, die Seifenfabrifation, 
ift der Gehalt an Chlornatiium und fehwefelfaurem Natron ohne allen Rachtheil, oft 
fogar erwünfcht, fobald auch fonft der Preid hiernach normirt if. Geht häufig ent 
hält die falcinirte Soda eine Bleine Menge Natronbydrat, welches ihrer Anwendung 
in der Regel nicht fehadet, für Wollwäfchereien jedoch nicht erwünfcht ift, fo dab 
diefe, der Sicherheit wegen, gern kryſtalliſirte Soda anwenden. Nicht felten finden 
fi) auch noch kleine Mengen von Schwefelnatrium, was für Geifenfabrifation nach⸗ 
theilig fein kann, fich aber durch einen Beinen Zuſatz von ſchwefelſaurem Gifenory 
dul bei der Bereitung der Aeblauge leicht entfernen läßt; ‚man findet das Schwefjel⸗ 
natrium, indem man etwas Soda auf den Boden eined hohen und engen Glascylin⸗ 
ders bringt, bier mit einigen Tropfen verdbünnter Schwefelfäure übergießt und auf 
die Deffnung ein Stüdchen angefeuchtetes Bleipapier (eine Bifitenfarte) legt; wenn 
die geringfte Menge Schwefelnatrium vorhanden ift, fo ſchwärzt fich das Papier. — 
Gute Soda muß weiß fein, fih troden anfühlen, in beftillirtem Waſſer vollftänbig 
auflöfen und den ppn der Fabrik angegebenen Gehalt lohlenſaures Natron zeigen. Die 
Prüfung der Soda f. Hlfalimetrie. 











Soda — Solanum. 475 


Seda, künstliche, |. Soda. 


Seda, mineralische, ein Name, den man zuweilen zur Bezeichnung des Kryo⸗ 
lihhs anwendet. 


Soda, natürliche, f. Soda. 


Sodagips, nennt man den bei der Sodafabrifation nah dem Audlaugen ver: 
bleibende Rüdftand, nachdem: dad Kalciumorgfulfuret durch Glühen in ſchwefelſauren 
Kalt übergegangen iſt. Wegen feined, obgleich ſehr unbedeutenden Gehalt? an Nas 
tronfalzen findet der Sodagips vortheilhafte Verwendung zum Düngen der Felder. 

Sodaseife, |. Natronfeife bei Seife 

Sodawasser, nennt man mit Koblenfäure imprägnittes Waffer, dem man eine 
gewiffe Menge fohlenfaured Natıon, zuweilen auch etwas Kochjalz zugefebt hat; in 
England bereitet man dad Sodawaſſer größtentheild ohne allen Zufag von Satzen. 

Sodium, f. Natrium. 

Boggen, Soogen, saccage, Precipitation du sel, nennt man die Operation 
bei der Gewinnung des Kochjalzed, wo dad, während des Eindampfens oder Ein- 
tochend aus der Foncentrirten oder „gahren Soole” ſich audfcheidende und am 
Boden fih ablagernde Salz herausgefrüdt wird. 

Selanin, solanine, solanine, diefed in vielen Solanumarten, z. B. in den 
Beeren von Solanum nigrum und S, Dulcamara, namentlich aber auch in den 
Beeren und Keimen von Solanum taberosum (Kartoffel) enthaltene Alkaloid, fteflt 
man zmedmäßig aus den im Frühjahre aus den im Keller gelagerten Kartoffeln her⸗ 
vorichießenden Keimen dar. Man zieht diefelben mit verdünnter Salzfäure aus, fällt 
den Auszug durch Ammoniak und. fryftallifirt dad abgefchiedene Solanin aus Alkohol. 
Die ſehr Meinen Kryftalle find farblos, ſchmecken bitter und Fragend, und fchmelzen 
bei 2350 C. In Waller, Altohol und Aether ift ed in der Kälte ſchwerlöslich. Beim 
Kochen (ſchon bei 50° C.) mit verdünnten Säuren zerfeßt es fich in Zraubenzuder 
und Solanidin. Es befteht in 100 Theilen aus: 

Kohlenftoff . . 60,21 
Waflerftoff . . 8,28 
Stidtoff . . 1,63 
Sauerfloff . . 29,88 

100,00. 

Selanum, von diefer, der Familie der Solaneen angehörigen Pflanzengattung,. 
ift die wichtigfte dad Solanum tuberosum, welched die Kartoffel liefert. Mit Rüds 
fiht auf die große Bedeutung, die die Kartoffel nicht allein ald Nahrungsmittel, fon- 
dern auch für manche Zweige der Induftrie, namentlich die Spiritus- und Stätte 
meblfabrifation bat, ift diefelbe vielfach Gegenftand chemifcher Unterfuchungen geweſen. 
Aus diefen hat ſich unter Anderem auch ergeben, daß das fpecififche Gewicht der Kar: 
toffel mit ihrem Gehalt an Trodenfubftanz oder an Stärkemehl in geraden Berhält- 
nifien fteht, fo daß man aus einem beflimmten fpecififhen Gewichte auf einen bes 
fimmten Gehalt an Trodenfubftanz, reſp. Stärkemehl ſchließen fann. — Zur Erleich 
terung folcher Beftimmungen bat Balling die folgende Tafel mitgetheilt: 

fe 1,061 1,069 1,0755 1,083 1,097 1107 1,115 1,120 
cifiſches bis bis bis bis bis bis bis bis 
Gewicht 1,068 1,074 1,082 1,0906 1,106 1,114 1,119 1,129 

1. 16,0 18,0 20,0 22,5 24,0 26,0 27,0 28,0 

1. 9,0 11,0 13,0 15,5 17,0 19,0 20,0 21,0 


476 Solaröl — Sonntagssalz. 


Um nach diefer Tabelle den Gehalt an Trockenſubſtanz zu finden, multiplicirt man 
das fpec. Gew. mit der in der Spalte 1., um den Gehalt an Stärkemehl zu finden 
mit der in Spalte II. gegebenen Zabl, z. B. 

1,114 x 26 — 38,964 Proc. Trodenfubftanz, 

1,114 x 19 = 21,066 Proc. Stärkemehl. 
Pohl bat für die Berechnung ded Gehaltd an Trockenſubſtanz und Stärfemehl die 
folgende Formeln gegeben, mo d das fpec. Gew. der Kartoffel bedeutet. 

. T— 16,49 4 (d — 1,060) 245 für Trodenfubftanz, 

S = 9,009 +4 (d — 1,060) 245 für Stärke. 
Die Hieraus fich ergebenden Zahlen flimmen mit der Erfahrung beinahe vollfommen 
überein. Auch die Afche der Kartoffel ift wiederholt unterfucht worden. — Nah 
Way und DOgfton enthielt die Afche einer von ihnen zur Zeit der Blüthe (a), nad 
der Blüthe (b) und, nachdem die Pflanze abgeftorben war (c) unterfuchten Kartoffel: 


8. b. c. 
Kalt... 5: m .... 50,9 50,9 50,9 
Natron. 0,0 0,0 2,4 
Salt . 2 2 2 22.045 3,8 2,6 
Dittererde . Co 2 200. 951 3,9 4,2 
Eifenoyd . . 2 03 24 1,0 
Schwefelſäuüure1,7 3,3 3,2 
Kiefelfäute . 2 02.054 1,9 0,9 
Koblenfäaure . .» . . . 110 7,3 12,1 
Phosphorfäure . . ».v . 15,1 17,7 17.1 
Chlorfalium . . 2.7.50 9,0 0,0 
Chlomatrium . » 2 ...08 0,9 54 ? 


In Betreff der wichtigſten Beftandtheife, Altalien und Phosphorfänre, Haben die Un- 
terfuchungen anderer Chemiker ähnliche NRefultate ergeben und es ergiebt fich aus ihnen, 
tie bedeutend: die Menge von Alkalien und Phosphorfäure, die dem Boden durch den 
- Anbau entzogen werden und wie nachtheilig ed für den Landbau if, wenn man, mie 
ed faft allgemein üblich ift, dad Kartoffelfraut nebft den Wurzeln, dem fogenannten 
Stoppeln, preiögiebt. 

Solaröl, mit diefem Namen bezeichnet man meiſtens die ſchweren, bei der De 
ftillation von Schiefer und Theer gewonnenen flüchtigen Produkte, während man die 
leichteren Photogen, Hydrofarbür u. f. mw. nennt. 

Solfataren, nennt man die Krater erlofchener, oder im Grlöfchen begriffener 
Vulkane. Gewiſſermaßen ald Fortfegung ihrer früheren eruptiven Thätigfeit, ent 
mideln fie noch Dämpfe und Safe verfchiedener Art, wodurch fih an den Wäyıden 
der Spalten fehr oft fefte Mineralien, namentlich Schwefel und Salmiaf abfegen. 

Selfatorit; diefen Namen hat man dem, in der Solfotora bei Neapel als 
Mineral vorkommenden Natronalaun beigelegt. 

Sonnenblumenöl, huile de tournesol, das aus den Samen von Helian- 
thus annuus L. durch Auspreffen gewonnene fette Del; kalt gepreßt Tiefern fie gegen 
10° Proc,, warm gegen 40% Proc. eines heilgelben, milde ſchmeckenden, nach und nad 
trocknenden Oeles, welches ald Speifeöl, ala Beleuchtungdmaterial und auch zur Sei⸗ 
fenfabrifation benutzt wird. 

Sonntagssals, nennt man auf einigen Salinen das fefte, grohförnige Salz 


Soolen — Spathsäüre. 477 


welche® in den Soggepfannen während a“ Sonns oder Feſttage, wo die Arbeit ruht, 
fi» ausfcheidet. 

Seelen, Soolquellen, Salzfoolen, sources salées, salt-waters, find natür⸗ 
lihe, hauptjächlich chlomatriumhaltige Quellen, die ihre Entſtehung Steinfalzlagern 
verdanfen und die gewöhnlich zur Gewinnung von Kochſalz benupt werden. 


Serbiu, eine, zu den nicht gährungsfähigen gehörende Zuckerart, die in dem 
Safte der reifen Vogelbeeren enthalten if, und daraus durch Koncentriren deflelben 
erhalten und durch Entfärbung mittelft Thierfohle rein erhalten wird. — Es bildet 
regelmäßige, durchfcheinende, farbloje Kryftalle, die zwifchen den Zähnen Enirfchen und 
rein und angenehm füß fehmeden. 


Sorghum saccharatum, w. Holcus saccharutas L., Sorghe, — 
chineſiſches Zuckerrohr, Zudermoorhirfe, Imphee, Kao-lion. Der Sorgho iſt eine, 
dem Maid oder Welſchkorn, Zea mais, ähnliche Pflanze. Die Erwartungen, die man 
von dem Nugen, den fie ald neued Material für die Gewinnung des Zuderd, ald eine 
Quelle für die Darftelung von Pflanzenwachs, dad als -Belenchtungsmaterial dienen 
und eine Reihe der fchönften Pflanzenfarben liefern werde, feheinen fih nur in fehr 
beicheidenem Maße erfüllt zu haben. Das große Geräufch, welches fich anfangs er- 
bob, als die Pflanze zueft die Aufmerkſamkeit erregt hatte, ift allmälig ftiller und 
ftiller geworden. — NIE Thatfächliched kann angefehen werden, daß der. Anbau der 
Pflanze fiih vorzugsmeife für die Gegenden eignen werde, welche für dad Zuderrohr 
ju fühl, für die Zuckerrübe bereitd zu warm find. Die Angaben über den Zuders 
gehalt der Pflanze an fich, ſowie über die Art des Zuderd, ob Rohr⸗, Frucht- oder 
Schleimzucker und in welchem Berhältniffe diefe nach Jahreszeit und Reife, die die 
Pflanze erreicht hat, wechfeln, weichen noch zu fehr von einander ab, ald daß hierin 
eine Aufforderung gelegen haben follte, ſich ausfhlieglih dem Anbau von Sorgho zu—⸗ 
suwenden; man muß die Refultate und Erfahrungen im Großen abwarten und die 
Akten noch nicht als gefchloffen anfehen. — Nah Allem, mas bid jeßt über die im 
Sorgho enthaltenen nutzbaren Stoffe vorliegt, verdient. derfelde noch in mehr als Einer 
Richtung unfere ganze Aufmerkfamteit. 

Spack, foviel wie Steinfalz. 

Spangrün, nennt man die reinere Sorte von bafiſch— eſſigſaurem Kupferoxyd, 
die durch Benetzen von Kupferblech mit Effig und Ausſetzen an die Luft dargeſtellt 
und als englifcher oder deutfcher Grünſpan ald beſtes Material zur Fabrikation von 
„Schweinfurter Grün“ benutzt wird. 

Spanisch-Gelb, eine zuweilen gebrauchte Bezeichnung des Auripigments. 


Spanische Kreide, ſ. Spedftein. . . 

Spanisches Weiss, blanc d’Espagne, flake white, eine früher gebrauchte 
Benennung für dad ald Schminke angewandte bafifch= falpeterfaure Widmuthoryd. 

Sparkalk, eine in einigen Gegenden Thüringens gebräuchliche Bezeichnung des 
gebrannten Gipſes. 

Spathe, spath, sparr, nennt man manche Minerale, welde, ohne metallifches 
Anfehen zu befigen, Spaltbarkeit zeigen oder vollfommen fpaltbar find. 

Spatheiseneisenstein, fyn. mit Gifenfpath. 

Spathsäure, fyn. mit Flußfpathfäure, f. Fluorwaſſerſtoffſäure. 





4718 | SpecifischesG@ewicht — Spiegelglas. 


Specifisches Gewicht, poid« specifigne, on relatif, pesanteur specifigue, 
„pecific weight, ift das verfchiedene Gewicht der Körper im Berbältniß zu ihfem 
Bolum, wobei für ftarre und flüffige Körper das Wafler, für ul die Luft ald 
Einbeit angenommen wird. 

Speeifisches Volum, volume specifigue, specific volume, nennt man das 
Verhältniß zwiſchen dem Aequivalentgewicht der Körper und ihrem fpecififhen Gewicht. 


Specifische Wärme, chaleur specifigue,” rpecific heat, hierunter verfteht 
man bie verfchiedenen Mengen von Wärme, welche gleiche Gewichte von verfchiedenen 
Körpern bedürfen, um auf diefelbe Temperatur erwärmt zu werden. 


Speckstein, dichter Steatyt, ſpaniſche, venetianiſche, BriangonsKtreide, steatyt, 
talc-steatyt, soapstone, ein Mineral, welches weſentlich aus kiefelfaurer Bittererde 
und mechfelnden Antpeilen von Waller beftebt und zum ®lätten, fowie auch nad 
voraudgegangenem Glühen zur Anfertigung von Köpfen u. dgl. benugt wird. 


Spectral - Analyse. Diele Metalle und Metallverbindungen ertheilen der 
Flamme des Weingeifted oder den nicht leuchtenden Gasflammen beftimmte- Färbungen, 
wenn man fie an einem Platindraht oder fonft wie in die Flamme hält. Weil ſich, 
wenn man mebrere Körper gleichzeitig in die Flamme bringt, die Karben vermifchen 
und fo theilmeife oder ganz ſich der Unterfcheidung entziehen würden, fo laßt man 
die gefärbte Flamme durd ein Glasprisma gehen und fammelt fie durch eine achro, 
matifche Linſe. Es entfteht bierdurch ein fontinuirliched® Spectrum, welches alle Zar 
ben von roth bid violett zeigt, mie fie der wenig leuchtenden Flamme zukommen; 
außerdem aber zeigen fich ebenfo viele verfchieden gefärbte Linien und zwar auf beftimmten 
Stellen ald verichiedene Metalle vorhanden waren. indem man nun die jedem Me 
talle eigentbümliche Färbung Eennt, fo fann man einerfeit® erfeben, welche Metall 
vorhanden find und andererfeitd, wenn fi) anders gefärbte Linien und an andern 
Stellen zeigen, die einem der befannten Metalle nicht zufommen, daß man es mit 
einem neuen Metalle zu thun bat. Diefe Art der Unterfuchung nennt man Spec: 
tralanalyfe, und Bunfen und Kirchhof iſt ed auf diefe Weife gelungen, drei 
neue Metalle, dad Rubidium, Cäſium und Thallium zu entdecken. 

Speise, Spei®, melanges, alliages metalliques, allays of metals, ein hüt- 
tenmännifcher Ausdrud, der auf die beim Audfchmelzen von ariens und antimonhal 


tiger Kobalts, Bleis x. Erzen fallenden Produkte angewendet wird und im melden | 


Arſen und Antimon ald negative Beftandtbeile enthalten find. 

Speise, fyn. mit Magnetarfenfies oder Magnetkies. 

Speise, aliment, nourriture, food, nourishment, nennen wir die Stoffe, die 
mir behufs ſowohl der Ausbildung, wie der Ernährung unferes Körpers (Stoffmechlel) 
zu und nehmen; doch find nicht alle Speifen, und auch nur infofern als wirkliche Nah⸗ 


rungsmittel zu betrachten, als fie mehr oder weniger vollftändig, ſowohl qualitativ, | 


wie quantitativ für den verbrauchten Stoff Erſatz gewähren. 
Sperma-Ceti, ſ. Wallrath. 
Sphäroidalzustand, f. Leidenfroſt's Verſuch. 
Spiköl, huile d’aapio, ift das ätherifche Del aus den Blättern und Stengeln 


ter Lavendula Spica; ed riecht weniger angenehm ald das Lavendelöl, welches aud | 


den Blüthen derfeiben Pflanze durch Deftillation mit Waſſer erhalten wird. 
Spiegelglas. Die Maſſe, deren man ſich zur Darſtellung des Spiegelglaſes he: 











Spiegelmetall — Spiritus solis ammoniacus. 419 


dient, ift faßt überall ein Natronkalkglas; Kali, refp. Potafche, wendet man ihres 
hoben Preifed wegen, obgleich. fie ein weit ſchöneres, weißeres Glas liefert, nur noch 
felten an. Nachdem die Maffe geſchmolzen ift, fchafft man fie in den Läuterungs⸗ 
ofen, worin fie etwa 6 Stunden verweilt und während welcher Zeit fich die Unreis 
nigfeiten zu Boden fegen, und die fogenannie Glasgalle ſich auf die Oberfläche be 
giebt. Der Glasfluß ift hiermit fo weit vorbereitet, um in die Form gegoffen zu 
werden. Dieſe befteht aus einer Metallpfatte, deren Oberfläche auf der Hobelmafchine 
geebnet und gefchliffen ift; fie bildet die eine Fläche der Glastafel, während die ans 
dere Fläche durch eine ebenfalld abgedrehte metallene Walze, die das flüffige Glas auf 
der Platte außbreitet, geformt wird. Sobald der Buß vollendet ift, wobei man bie 
Glasplatte dicht vor den Kühlofen bringt, fo daß fie mit deſſen Eohle gewiffermagen 
eine Ebene bildet, fommt die Glasplatte in den Kühlofen, deilen Boden mit 
runden Sandkörnern beftreut ift, die als Neibungsrollen wirken und dadurch Berbie- 
gungen und grobe Berlegungen verhüten. Nach dem Einfchieben in den zuvor auf 
die Temperatur der Glasplatte geheisten Dfen werden alle Oeffnungen und Zugänge 
deffelben vermauert, worauf er mährend 3 bis 4 Tagen der allmäligen Abkühlung 
überlaffen wird. Die nach diefer Zeit herausgenommenen Tafeln gelangen dann in 
das Befchneidezimmer, wo die wulſtigen und unregelmäßigen Ränder mit dem Dia- 
mant fortgenommen werden. Die fo befchnittenen Tafeln kommen alddann in die 
Shleiferei, wo fie durh 1) das Raubfchleifen durch Mafchinen mit Sand; 
2)da8 Feinfchleifen dur Handarbeit und Schmirgel und 3) das Poliren 
durh Mafchinen und Englifh Roth ihre Vollendung erhalten. 


Spiegelmetall, metal & miroir, specnlum metal, nennt man Metallfompo- 
tionen, die eine fehr hohe Politur annehmen und zur Anfertigung von Metallfpies 
geln, namentlich von Teleffopfpiegeln dienen. Die Legirung enthält etwas mehr ald 
2 Theile Kupfer auf 1 Theil Zinn; zuweilen ſetzt man auch eine Fleine Menge Arfen 
zu. Das Kupfer wird zuerft gefehmolgen und alsdann das Zinn und Arſen nach und 
nach untergerührt. 

Spiessglans, antimoine sulfnr6, grey antimony-ore, sulphuret of antimoy, 
eine ältere, aber auc gegenwärtig noch vielfach gebrauchte Bezeichnung ſowohl für 
dad rohe Schmwefels, wie auch metallifche Antimon. j 

Spiessglas, Spießglansglas, ift das zu einem Maren, braunrothen Glaſe ge 
ſchmolzene Antimonoryfulfuret. 

Spiritus, Geift, trois six, esprit de vin, spirit, unter dem Worte Spiri- 
tu8 verfteht man gegenwärtig im gemeinen Leben den durch Deftillation von gegobs 
renen Flüffigkeiten erhaltenen Alkohol oder Weingeift, Spiritas vini; die älteren Che— 
mifer gebrauchten den Ausdrud für eine Menge verfihiedenartiger, größtentheild durch 
Teftillation gewonnener Subftanzen, die weder in ihrem Weſen, noch in ihrer Zus 
fammenfegung irgend welche Aehnlichkeit mit einander befiken. 

Spiritus cornu cervi, Hirfchhornfpiritus, esprit de corne de cerf, harts- 
horn-spirit; die rohes kohlenſaures Ammoniak enthaltende Flüſfigteit von der Deſtil⸗ 
lation thieriſchet Subſtanzen. 

Spiritus famans Liharii, ſyn. mit waſſerfreiem Zinnchlorid. 

Spiritus salis duleis. e 

Spiritus nitri acidus, fon. mit Salpeterfäure. 

Spiritus salis ammonlacns, Salmiafgeift, f. Ammoniafflüffigkeit. 


480 Spiritus salis [fumans — Spiritus vint. 


Spiritus salis famans, die rauchende Salzſäure. 


Spiritus tartari, esprit de tartre, spirit of tartar, wurde die durch trodne 
Deftillation von Weinftein erhaltene Flüffigkeit genannt, die neben Waſſer und brenz- 
tihen Delen auch Brenzweinfäure, Effigfäure und Ameifenfäure enthält. 


Spiritus vini, Weingeift, esprit de vin, Spirit, wird das durch Deftillation 
verfchiedener gegohrener Flüjfigkeiten erhaltene Produft genannt, ſofern es alkoholtei⸗ 
her ift ald der geroöbnliche Branntwein Weingeiſt oder Spiritus kann aus einer 
Menge von Subftangen gewonnen werden, fofern diefelben nur gährungdfähigen Zuder 
oder Stärkfemehl enthalten, welches in folchen verwandelt werden kann. Bon den 
an fich zuderhaltenden Materialien vertvendet man bei und 1) Runfelrüben, denen 
man auf eine zweckmäßige Weife — es find hierzu viele Wege eingefchlagen — durd) 
Auspreffen oder bei getrodneten Rüben, durch eine Art Audlaugung den Zuder ent 
zieht. 2) Weintrauben, fomohl den Saft der Deere felbft, ald auch die, nach dem 
Keltern ded Weind zurücbleibenden Trebern und Kämme. 3) Aepfel und Birnen, 
wo diefe Obftarten in genügender Menge vorhanden find. 4) Kirſchen zur Berzitung 
des fogenannten Kirfchwaflere. 5) Zwetfhen und Pflaumen, befonderd in 
Böhmen und Ungarn, wo man daraus einen ſehr angenehm fchmedenden Branntwein . 
deftillirt. 6) Verſchiedene Beerenfrüchte: Himbeeren, Heidelbeeren, Brombee⸗ 
ren, Stacbelbeeren, Maulbeeren, Bogelbeeren, lebtere liefern einen Branntwein, der dem 
berühmten Sliewowitz (in Syrmien) gleicht; ferner: Wachholderbeeren. — Bei allen 
diefen Subftangen ift da8 Verfahren der Alfoholgewinnung beinahe daſſelbe. Nachdem 
die zuderhaltige Flüffigkeit vergohren ift, wird fie in geeigneten Apparaten der Deftil- 
lation unterworfen. Je nach der Urt der Materialien, aus welchen der Weingeift 
dargeftellt wird, zeigen auch die Produkte fpecififche Verfchiedenheiten in Geruch und 
Geſchmack, wodurd fie zumeilen einen ganz befonderen Handeldwerth erlangen, der 
von ihrem Gehalte an Alkohol unabhängig ifl. — Darftellung von Alkohol 
aus ftärfemehlhaltigen Subftanzen: Die hierher gehörigen Subftanzen find 
nicht weniger zahlreich, als die zucderbaltigen. Außer den’ Getreidearten: Maid, Wei: 
zen, Roggen, Gerſte, Hafer, die hauptſächlich zur Darftelung von Branntweinen, we 
niger von Spiritus dienen, verwendet man Reid, Hülfenfrüchte, Kaſtanien und gan; 
befonderd Kartoffeln. Bei diefen geht der Deftillation die Zubereitung der weingah— 
ren Maifche, d. h. die Ummandlung des Stärkemehld in gährungsfähigen Zuder vor 
aus, was zum Theil durch Diaftafe (durch das Malzen), in andern Fällen durd 
Schwefelfäure bewirkt wird. Die fo weit vorbereitete Maifche wird, nachdem fie bi 
auf eine gewiſſe Temperatur abgekühlt worden ift, geftellt, d. b. mit dem nöthigen 
Fermente oder Gährungdmittel verfehen. Als folched wendet man gegenwärtig ziem⸗ 
lich allgemein fogenannte Kunſt- oder Preßhefe an, die man in den Spiritusfabrifen 
felbft bereitet. Bei Einhaltung der richtigen Temperatur tritt ſchon nach 2 Stunden 
die Gährung ein, deren Verlauf bald ein rajcherer, bald ein langfamerer ift und über 
deſſen Fortſchritte man ſich durch Prüfung der Maifche mittelft ded Saccharometerd 
unterrichtet. — Mach der foviel als möglich vollftändigen Vergährung des Zuderd, 
fchreitet man zur Deftillation. — Deftillation der weingahren Maifde: 
Die für die Deflillation der Maifche in Anwendung gebrahten Apparate Haben im 
Berlauf der Zeit einen hohen Grad von Bervolllommnung erfahren. Bei den älteren, 
jegt nur noch wenig gebräuchlichen Einrichtungen, eine einfache Blafe mit Helm unt 
Kühlfaß, wurde die Deftillation fo lange fortgefeßt, ald noch Alkohol überging; man 
erhielt einen verdünnten Alkohol, den Qutter, der noch feine Handelswaare abgab. 











Spiritus vini. 481 


und einer neuen Deftillation unterworfen werden mußte "Man deftillixte hierbei fo 
lange, als das Deftillat einen Alkoholgehalt von 45—50° Bolumprocente zeigte und erhielt 
fo den Branntwein. Das darauf folgende altoholärmere Deftillat, der Nachlauf, 
wurde bei der folgenden Rektifitation verwendet, ine Berbefferung diefer Apparate 
befteht darin, daß man die Dämpfe des Deftillats durch einen Behälter mit Schlan⸗ 
genrohr gehen läßt, welcher Maifche enthält, die, nahdem fie vorgemärmt ift, in die 
Dlafe abgelaffen wird. Auf diefe Weife benupt man einen Theil der von den Däms 
vien gebundenen Wärme, ohne jedoch die Erzeugung von Lutter zu umgehen, fo daß 
man, um Branntwein und Spiritus zu erzielen, nochmals Zeit und namentlich Brenn: 
material aufmenden muß, indem die aus der Kondenſation auf dad Kühlwaſſer über: 
tragene Wärme ald gänzlich verloren zu betrachten iſt. Cine weitere Berbefferung 
der Brennapparate befteht nun darin, daß fie unmittelbar Branntiwein und Spiritus 
liefern. Es find died die Apparate mit Nektifitatoren und Dephlegmatos 
ten. Diefelben beftehen aus der eigentlichen Blafe, zwei Zwifchenbehältern, die unter 
fh und einerfeit® mit der Blafe, andererfeit® mit dem Kühlapparate durch Hähne 
und Röhren in Berbindung ſtehen Die nach dem Erhitzen aus der Blafe firh ent⸗ 
wickelnden Dämpfe treten in den erſten Zmifchenbehälter, wo fie, weil diefer kalt ift, 
m einer altoholifchen Flüffigfeit verdichtet werden Durch die nachftrömenden Dämpfe 
kird die in dem erften Gefäße verdichtete Flüffigkeit bald wieder zum Sieden ges 
bracht und die Hier entweichenden Dämpfe gelangen in das zweite Zmwifchengefäß und 
werden hier verdichtet. Die Flüffigfeit kommt aber auch hier durch die nachfolgenden 
Dimpfe aus dem erften Gefäße ind Sieden und wird in Dampf verwandelt, der jetzt 
in die Kühlſchlange tritt und hier zu einer tropfbaren Flüſſigkeit verdichtet wird. 
Zobald aus der Blafe Altoholdämpfe nicht mehr entweichen, wird die Operation uns 
krbrohen; man läßt aus der Blafe den Rüdftand, die Schlempe, ab, füllt fie mit 
ftiſche Maifche und läßt die in den Zwifchengefäßen befindliche, noch alfoholhaltige 
slüffigkeit in die Blafe zurückfließen. Der Vorgang ift derfelbe, wenn während der 
ganzen Dauer der Operation alle Theile ded Apparated mit einander fo in Kommu⸗ 
nifation bleiben, daß die in den beiden mittleren Gefäßen verdichtete Flüſſigkeit in 
die Blafe zurückfließen kann. Es tritt in diefen Gefäßen eine Scheidung der alkohol⸗ 
rihern und altoholärmern Dämpfe ein; lebtere werden kondenſirt, die fondenfirte 
Flüſſigkeit fließt in die Blaſe zurüd, während die erfteren ihren Weg bis zur Kühl- 
fülange fortfeßen und hier erft zur Kondenfation gelangen. Die Scheidung alkoho- 
liſche Dämpfe in alfoholreihere Dämpfe und altopolärmere Flüffigfeit wird 
Dephlegmation oder Dephlegmirung genannt, Die Theile ded Apparate, wo 
fe ftattfindet, Heifen Dephlegmatoren; die niedergefchlagene, alkoholarme Flüf- 
ügfeit Heißt Phlegma. Die Temperatur der*Dephlegmatoren hält man ftetd auf 
9 bis 800 C., damit nicht eine vollftändige Verdichtung des Alkohols eintreten 
fann. Zu diefem Behufe find die Dephlegmatoren von Waſſer umgeben, um die 
Temperatur leicht reguliren zu können. Bei den Apparaten neuefler Konftruftion find 
wei Maifchblafen angebracht, wie fie denn überhaupt im Intereſſe einer alkoholrei⸗ 
cheren und reinern Klüffigkeit komplicitter find, allein ihre Leiftungen gründen fich 
ganz und gar auf die von und oben entwidelten Principien. ine fpecielle Beichreis 
bung derfelben würde jedoch ohne Zeichnungen nicht verftändlich fein. — Was bie 
Menge von Alkohol betrifft, die man aus einer gegebenen Quantität zuder= oder 
förkemepfpaltiger Subftanzen erhält, fo ift diefelbe nach der mehr oder weniger voll- 
Rändigen Ummandlung diefer Stoffe in Alfohol verfchieden. Der Theorie nach follte 
31 


9.2. techn. Chemie 








482 Splintkohle Sprengkohlen. 


aus 1 Kilogr. reinem Zuder 4 Kilogr. Altohol gewonnen werden, bei reinem Stärke 
mehl follte der Ertrag no um „Ay höher fein. — Wenn nun audy aus dem Zuder 
nahezu jene Menge erreicht wird, fo ift dies nicht auch bei dem Stärkemehl der Fall, 
weil fich ſtets eine gewiſſe Menge deffelben der Ummandlung in Fruchtzucker entzieht 
und nur in Dertrin verwandelt wird, welches feinen Alkohol liefert. Die folgenden 
Angaben, die der Erfahrung entnommen find, zeigen, wie weit im Allgemeinen bie 
Ergebniffe der Prarid von den Borausfegungen der Theorie abweichen: 

In England erhält man aus 100 — Rohrzucker 3780 bis 4050 Literprocente*) 


An Belgien . . 0. 4400 bis 4500 F 
100 Kilogr. indiſche Melaſſe liefert . .. 3600 bid 3800 ie 
Rübenmelaffe im Mittel . 2 0 2 2.2.0. .2500 bid 2800 en 
Stärkefprup giebt > 2 2 2 020... 2400 bid 3000 re 
Honig . +. 200.20. 3000 bid 3400 MR 
Zuderrüben durch Dämpfen x I... ei Sa, EEE . 495 " 
In Eldena und Wenhenftephan erhielt man . . 528 und 526 Ar 
Die Rüben roh verarbeitet. - . . 2,7 bis 3,2 NE 
Wenn die Rüben ausgepreßt wurden, aus 100 

Kilogt. . . » — u — 500,0 F 
Aus 100 Kilogr. Weizen 222 ee 2.2.8000 bis 3500 F 


Aus 100 Kilogr. Roggen. 43000 
Aus 100 Kilogr. Gerſtee.. 26b000 bis 2800 
Aus 100 Kilogr. Kartoffeln .... 920 bis 1030 F 


Splintkohle, houille feuilletée, foliated coal, die uneigentliche Bezeichnung 
für eine Art Schwarzkohle, indem die englifche Splintfohle mit des VBarietät überein: 
flimmt, die wir in Deutfchland Blätterfohle nennen. 


Spratsen, s’ecarler, vessir, nennt man eine, fowohl beim Silber, wie beim 
Kupfer eintretende Erfcheinung, die von dem bei der Abkühlung der gefchmolzenen 
Metalle entweichendem Sauerftoffgafe herrührt und oft dad Umpherfchleudern von Me 
tallfügelchen zur Folge hat. 

Sprengen, f. Glasſprengen. 

Sprengeisen, ein Inſtrument oder Werkzeug, welches zum Abfprengen von 
Glas nah einer beftimmten Richtung dient, indem man daffelbe glühend macht und 
damit den Weg verfolgt, den der Riß nehmen fol; für runde Gegenftände, wie Kol 
ben= und Retortenhälfe, hat man eiferne, mit einem hölzernen Stil verfehene Ringe, 
die glühend gemacht werden; wenn die Trennung nicht ſchon von felbft erfolgt, fe 
bewirkt man fie dadurch, daß man die erhigte Stelle mit etwas Taltem Waller in 
Berührung bringt. 

Sprengkehlen, fie haben denfelben Zweck im einen, wie die Sprengeifen im 
Großen, find jedoch leichter zu handhaben und geben auch ficherere Refultate als biele; 
man fertigt fie aus einer Art Räucherferzenmaffe, die man im feuchten Zuftande in 
federkieldicke Cylinder von etwa 6 Zoll Länge ausrollt und trocknet. Beim Gebrauch 
entzündet man fie und fährt mit der glimmenden Spite über die Stellen, wo man 
eine Trennung bewirken will; fie find in jedem Laboratorium unentbehrlich. Zu ihrer 
Darftellung kann folgende Borfchrift empfohlen werben: 


*) 1 Liter abfoluter Alkohol = 100 Literprocente, 4060 Literprocente 3. B. entiprechen daher MS 
Kilogramm Alkohol flatt 50 Kilogr. nach der Theorie ıc. | 





Sprengöl — Stachelbeeren. - 483 


23 Loth arabifhes Gummi in 4 Loth Wafler, zu 6 Loth Bolum gelöft; 
1... Xraganth in 8 Loth kochendem Waſſer gelöft, bei Auflöfungen mit 
einander vermiſcht; 

1. Benzoe in 24 Loth Alkohol gelöft. 
Dan ſtößt mit diefen Löfungen 6 bis 7 Loth fein präparirte Holzkohle anz follte die 
Naſſe noch zu wenig Konfiftenz haben, fo dampft man fie fo weit, daß fie plaſtiſch 
wird und ſich zu Stangen ausrollen läßt, die alsdann unter öfterem Umwenden an 
einem warmen Orte vollkommen getrocknet werden. 


Sprengöl, Nitroglycerin; dieſer Körper wurde 1846 von Sombrero bei Be— 
bundlung von Glycerin mit Salpeterfäure entdedt. Zu feiner Darftellung läßt man Gly⸗ 
cerin in einem dünnen Strahle in ein Gemifch von Salpeterfäure von 1,3 fpec. Gem. 
und foncentrirter Schwefelfäure fließen; es entfteht auf diefelbe Weife, wie das Pyrorylin 
bei der Bebandlung der Baummollez beim Verdünnen mit Waffer fcheidet fi) das Nis 
glgcerin ab und wird unter dem Namen „Sprengöl” in den Handel gebracht. 
Das Nitroglycerin bildet eine Ölartige Flüffigfeit von 1,6 fpec. Gem.; es ift in Waffer 
unlöslih, auflöslich aber in Alkohol; es wirkt auf den thierifchen Organismus als 
beftiged Gift; es läßt fih auf 1000 C. erwärmen, ohne zerfeßt zu werden; allein auf 


180° 8. erhigt erplodirt e8 mit großer Gewalt; durch einen brennenden Holzſpahn 


oder glühenden Eifendraht läßt es fich nicht entzünden, wohl aber durch einen flarfen 
Ehlag; jedoch mit der Eigenthümlichkeit, daß fih nur der Antheil zerfeßt, der eben 
dom Hammer getroffen wird, fo daß man durch erneuerte Hammerſchläge wiederholte 
Erplofionen erzeugen kann. — Auf der Eigenfihaft durch Drud, nicht aber wie das 
Ehießpulver durch Entzündung zu erplodiren, beruht feine Anwendung ald furcht⸗ 
darftes Sprengmittel in der Technik. Die Zerfegungsprodufte beftehen aus Waſſer⸗ 
dampf, Kohlenfäure, Sauerftoff und Stidftoff, und find ganz unſchädlich. Es befteht 
in 100 Theilen aus 15,85 Kohlenſtoff, 1,20 Wafferftoff, 18,50 Stickſtoff und 63,45 
Gauerſtoff. 

Sprit, die gewöhnliche Bezeichnung im. Handel für den ſtärkeren Alkohol von 
66 did 920 Tr, 

Spritslasche, eine Vorrichtung, vermittelft welcher man Waſſer oder andere 
Hlüffigfeiten in einem feinen Strahle aus einer Flaſche Tann audfliegen machen und 
Ne befondere beim Ausmafchen Lleinerer Mengen von Riederfehlägen auf einem Filter 
braucht wird. -" Die gebräuchlichfte Sprisflafche befteht and einem gläfernen Gefäße 
nit weiter Mündung, welche mit einem doppelt durchbohrten Kork verfehen ift; durch 
ie eine Deffnung geht eine gleich unter dem Kork endende Glasröhre, die etwa 6“ 
ach Augen hervorragt, und in derfelben Länge in einem Winkel von 60% gebogen ift; 
urh die zweite Deffnung geht eine andere Röhre und zwar faft bi8 auf den Boden 
tt Flaſche; außerhalb ift fie in eine feine Spipe auögezogen und in einem fpigen 


inkl von etwa 30° nach abwärts umgebogen. Die Handhabung und Wirkung . 


nd von ſelbſt Mar; übrigend hat man auch Spritzflaſchen von anderer Einrichtung.. 

Stabeisen, weißes Eifen, f. Eifen. 

Stachelbeeren, die Früchte von Ribes grossularia; die Zahl der Fultivirten 
tachelbeerarten {ft ungemein groß; fie find theils behaart, theils glatt; ferner in 
Nöße, Geftalt und Geſchmack verfehieden, was fehon auf eine verfchiedene Zufammen- 
dung, wenigftend einen verfchiedenen Gehalt an Zuder und freier Säure fehließen 
ijt. Gie find namentlich in der neueren Zeit vielfach zur Weinbereitung empfohlen 
Rd angewendet worden, fo daß eine Mittheilung der von Frefeniud mit 4 Sor⸗ 

31 * 


N 


484 5 Stärke — Stürkemehl. 

ten angeftellten Analyfen nicht ohne Jutereſſe fein dürfte. a. find große, b. kleine, 
runde, raubhaarige Früchte, c. mittelgroße, gelbe, wenig behaarte, d. große, glatte, 
rothe Stachelbeeren. 






Buder 2: =... mer 2% ; 

Freie Sauer . 2. . 1,33 | 1,66 
Eiweißfubftanen . . . » 0,37 | 0,30 
Farbftoff, Gummi x. . . 11 | 0,8 
Aſchenbſtdthle. d. löslich Subftangen 0,27 | 055 
Kane 2... Eee | 2,08 | 2,0 
Schalen und Celluloſe a —— 


Pektoſe...... . 


Aſchenbeſtandtheile der unlöslic. Theile 6,10 | 0,17 | 0,13 
Stärke, |. Stärkemehl. | 
Stärkegummi, f. Dertrin. 

Stärkesyrup, |} 
Stärkesucker, 


Stärkemehl, Stärke, Amydon, Amylum, fécule, amylaceous matter stark. 
Dad Stärfemehl kommt in den Zellen der Pflanzen in rundlichen Körnern von ver: 
fhiedener Form und Größe abgelagert vor. Unter dem Mitroftop erfcheint 3. B. dus 
Kartoffelftärkemehl in ovalen Körnern, an melchen ein bejonderer Punkt, Nabelfled 
genannt, fichtbar ift, um welchen herum die ganze Mafle in koncentrifchen Schichten 
abgelagert erfcheint.. Die Stärkemehlkügelchen von verfchiedenen Pflanzen find au 
in den äußeren Formen verfihieden, fo daß man meift ſchon an der Form allein den 
Urfprung einer Stärfemehlforte erkennen kann; die größten find die des Kartei 
ftärfemehld (etwa 0,185 Millimeter lang), weit Pleiner die der Getreideförner (0,0 
Millim.). Das Stärfemehl erfcheint dem unbewaffneten Auge ald ein weißes, : 
anzufühlendes, geruch⸗ und geſchmackloſes Pulver, welches zwifchen den Zähnen knirſch 
an der Luft unverändert bleibt und ein fpec. Gew. von 1,53 befigt; es ift in Wal 
und Weingeift unlöslich; in heißem Waffer quillt es auf und zertheilt fich darin 
fein, daß man es für aufgelöft halten könnte; eine ſolche dicke Flüffigkeit ift uni 
dem Namen „Kleifter‘ befannt. — ,Diefelbe Veränderung crleidet e8 durch v 
dünnte Säuren fhon in der Kälte. Beim Erwärmen mit folchen findet eine vw 
fommene Auflöfung flatt, wobei jedoch zuleßt dad Stärkemehl zerfeßt wird. Cine 
fonderd Harakteriftifhe Wirkung zeigt das Jod auf dad Stärlemehl, indem es daſie 
dunkelblau färbt; beim Erwärmen verfehwindet die Färbung, fie erfcheint aber wie 
beim Erkalten. Auf diefem Verhalten beruht eines der empfindlichften Reagentien, 
wir für dad Jod befiben; nach der ungleihen Menge von Jod ift das Produft 
Einwirkung violett, röthlich, oder fchwarzblau, Das Jod bildet jedoch mit der Stä 
feine eigentliche chemifche Verbindung, da ed ihr durch Weingeift, wie ‚überhaupt 
Subftanzen entzogen werden fann, die dad Jod auflöjen. Bon den Zerfeßungen, 


ſ. Traubenzuder. 

















Stärkemehl. 485 


o 


dad Etätfemehl in Berührung mit andern Körpern erleidet, ift die durch Säuren, 
wobei Dertrin und Traubenzuder gebildet werden, die intereffantefte und praftifch« 
wichtigſte. Diefelbe Veränderung erfolgt aber auch durch längeres Stehenlaffen von‘ 
Stärkefleifter in der Kälte, durch Erhitzen auf 160 bis 200° C., durch Erhigen 
mit gefpannten Waflerdämpfen, endlich) durch gemwiffe Fermente: Diaftafe, Spei⸗ 
del, Bauchſpeichel, Blutferum, Galle und andere thierifche Stoffe. Es giebt faft 
feine Pflanze, die nicht weniger oder mehr Stärfemehl enthielte; nah Schacht mwäre 
Monotropa Hypopitys, die einzige Pflanze, die zu feiner Zeit und in feinem Theile 
Stärkkmehl bildet. Befonderd reih an Stärtemehl find die Wurzeln von Bryonia 
alba, Rheum, Daucus Carota, Althea etc.; ferner die Knollen der Kartoffeln, Bas 
taten, Helianthus tuberosus, Arum maculatum etc., die Zwiebeln der Tulpen, Lilien,. 
dad Mark der Palmen und der Samen der Xeguminofen, Bohnen, Erbfen, Linſen, 
der Gerealien, Maid, Weizen, Roggen, Gerfte, Hafer, Hirfe, Reis, die Früchte der Eichen, 
Kaftanien und Lichenen. — Darftellung von Kartoffelftärfemephl: Unter 
alen Pflanzen find bei und die Kartoffeln und Gerealien allein hinreichend wohlfeil 
nd reih an Stärke, um mit Bortheil zur Gewinnung von Stärfemehl im Großen 
werarbeitet zu werden; es find daher auch diefe beiden Erzeugniffe, aus welchen allein 
bei und Stärke fabricirt wird. Zur Darftellung des Kartoffelftärfemehld wählt man 
eine möglichft ftärfemehlreiche Kartoffelforte.e Die Kartoffeln werden zunächft durch 
Vaſchen und mechanifche Bearbeitung von allem anhängenden Schmuß, erdigen Thei- 
kn u, dgl. gereinigt, dann mittelft einer cylindrifchen Reibe, die aus neben einander 
legenden Sägeblättern gebildet ift, und fi in einen Kaften von Holz um ihre Are 
drehen läßt, in einen groben Brei verwandelt. Aus diefem Brei wird das Stärke 
mehl, mittelft eigends konſtruirter Mafchinen, audgewafchen. Die über der in Bottis 
hen abgelagerten Stärke ftehende Ylüffigkeit giebt, wegen ihres Gimeißgehaltd, ein 
nabrhaftes Biehfutter. Die abgelagerte Stärke wird nun fo oft mit frifehem Waffer ab» 
gewaschen, bis dieſes klar abfließt und fie fich felbft in einen feften weißen Kuchen zu Boden 
geieht hat. Nach dem Ablaffen der überftehenden Flüſſigkeit entfernt man die obere 
Shiht der Stärke, die den Reſt der Unteinigleiten enthält, zerbricht den am Boden 
liegenden Kuchen in Pleinere Stüde, bringt diefe in eine Art Spigbeutel aus feinem 
Dejfingdrahtgewebe und läßt abtropfen. — Nachdem hier kein Waller mehr abfliept, 
tommt die Stärfe auf eine Unterlage .von Gips, der wiederum einen Antheil Wafler 
aufnimmt, worauf fie auf Latten gebracht wird, wo fie fo lange liegen bleibt, bis fie 
nur noch etwa # ihres Gewichts Waller enthält, welched ihr auf der fogenannten 
Darre biß auf 18 Proc., in welchem Zuftande fie in den Handel kommt, entzogen 
wird. In neuerer Zeit wendet man zum Trocknen Gentrifugalmafhinen an, wodurch 
die Arbeit fehr gefördert wird, indem man hierdurch binnen einer Biertelftunde 1500 
bi8 2000 Pfd. Stärke entwäflern kann. Zur Fabrikation des Stärkemehld aus Wei⸗ 
ien hat man in neuerer Zeit einen Weg eingefchlagen, der die Benugung deö in dem 
Weizen enthaltenen und fehr nahrhaften Klebers, der nach dem alten Berfahren vers 
Ioren ging, oder doch nur zum Theil als Viehfutter benutzt werden konnte, erlaubt. 
Ran netet nämlich das Weizenmehl mit foviel Waffer an, daß ein Teig von der 
Eteifigkeit des Nudelteigs entfteht, läßt denfelben etwa zwei Stunden liegen und wäſcht 
ihn dann über einem Bottich, der mit einem feinen Drahtfieb (Nr. 120) bededt ift, 
aus, fo lange dad Waffer noch milchicht abläuft, die fi in dem Bottich zu Boden 
ſeende Stärke wird wie das Kartoffelftärtemehl weiter behandelt. Aus dem zurüd- 
bleibenden Kleber, der einen bei weitem höhern Nahrungswerth befibt, ald das Weis 
zeumehl felbft, fertigt man Makkaroninudeln z. — Das Stärfemehl ift mancherlei 


486 Stahl — Stalagmiten und Stalaktiten. 


Perfälfhungen unterworfen, von melchen ald die gewöhnlichſten die mit Kreide, Gips, 
auch wohl weißem Thon anzuführen find. Man findet diefe fremden Stoffe, wenn 
.man die Stärke mit der 20fachen Gewichtämenge Waller anrührt, einige Tropfen 
Schwefelfäure zufügt und dann einige Zeit bei einer Temperatur von 60 bi? 80% G. 
digerirt; die Stärke wird bierdurh in Dertrin verwandelt und löſt fih auf, 
während ſich der Gips oder die Thonerde abſetzt. Schwieriger ift die Prüfung des 
Weizenftärlemehld, wenn ed mit dem Stärfemehl von Kartoffeln verfälfcht ift. Als 
eine einigermaßen genügende Probe kann es betrachtet werden, daß aus einem de 
menge von Kartoffel» mit Weizenftärkemehl, wenn man es mit Wafjer fehüttelt, fih 
das erftere fchneller abfebt: auch find deſſen Kügelchen größer; unter dem Mifroftop 
läßt fih auch deutlicher die Schihtung erkennen, als bei den Körnern des Weizen: 
färfemehld. ine andere, von Mayet angegebene Prüfungsmethode befteht darin, 
dag man 1 Theil Kaliv Kalt in 3 XTheilen Wafler löft; 5 Theile dieſer Mifchung 
nod mit 6 Theilen Waſſer verdünnt und 1 Theil der zu prüfenden Stärke mit 22 
Theilen diefer Mifchung anrührt. Kartoffelftärke giebt dabei eine dicke Gallerte, melde 
opalifirend durhfihtig it und fofort feft wird; Weizenſtärke dagegen giebt ein 
Gemifh das nicht feft wird und opal und milhig bleibt. — Abgeſehen von der 
wichtigen Rolle, die das Stärfemehl im Pflanzenorganismus und ald hauptfädlid: 
ſtes Refpirationsmittel im Thierorganismus fpielt, und in diefem auch auf die Fett 
bildung von Einfluß ift, hat daffelbe auch eine fehz große technifche Bedeutung, indem 
es häufig den Ausgangspunkt für die Gewinnung von Weingeift und Branntwein 
bildet, fowie auch zur Darftellung von Dertrin, Stärfezuder und deutfchem Gage 
dient, 


Stahl, f. Eifen. 


Stahlkugeln, Gifentugeln, Eifenweinftein, weinfaures Eiſenoryd⸗Kali. Pie 
Stahlkugeln find ein pharmaceutifched Präparat, welches zu Bädern vermendet with, 
indem man fie in Waſſer auflöft und dem zu einem Bade beftimmten Waffer zufeht. 
Zu ihrer Darftellung werden 1 Theil Eifenfeile und 4 Theile roher Weinftein mit 
Waſſer zu einem dünnen Brei angerührt und in einem irdenen Gefäße, unter Erfap 
des verdampften Waflerd und öfterem Umrühren, fo lange digerirt, bis die ganze 
Maffe eine ſchwarze Farbe angenommen hat, nicht mehr nah Kohftenwaflerftoffge? 
riecht und ſich mit dunfelgrüner Farbe volllommen in Waffer auflöfl. Das alddann 
fo weit fertige Präparat wird nun fo meit eingedampft, daß ſich daraus Kugeln 
(1 bis 2 Roth ſchwer) formen Iaffen. 


Stahlwasser, Gifenmwaffer, nennt man die Eifenfäurelinze, welche kohlenſaurts 
Eifenorydul gelöft enthalten. | 

Stahlwein, nennt man einen Aufguß von Wein mit kupferfre iem Gifw 
feile, der ald Stärkungsmittel innerlich gebraucht wird. 


Stahlweinstein, j. Stahlfugeln. 


Stalagmiten und Stalaktiten, stalagmites, stalactites, stalagmites, sta- 
lactites, find Zropffteingebilde, die am häufigſten aus Fohlenfaurem Kalk befteben. 
Unter Stalagmiten begreift man die Mafjen, die fih von dem Tropfwaſſer, melde? 
auf den Boden fällt, bilden, wodurd ein Kegel entfteht, deffen Spige nach oben ge 
richtet iſt; Stalaktiten find die 'an der Dede fich bildenden, ebenfalls kegel⸗ oder ſad⸗ 
förmigen Geftalten, wo die Spitze des Kegeld nach unten gerichtet iſt. 











Stammbaster — Steurin. 487 


Stammbaster oder Baster beißt der im Handel in großen Hüten (Bafterhüte) 
vorfommende Rohrzuder. 

Stangenkohle, anthracite, anthradite, blind coal, der in flänglichen, oft 
ziemlich regelmäßig prigmatifchen Abfonderungen vorfommende Anthracitz; er befigt 
mufhligen Bruch, Halbmetallifhen Glanz und eine eifen= bis pechſchwarze Farbe. 

Stangenschwefel, ſ. Schwefel, 

Stanniel, Zinnfolie, f. Zinn. 

Starre Körper, f. unter Aggregatform. 


Stative, trepieds, tripod-stands, nennt man Geftelle, die bei chemifchen oder 
phyfifalifchen Arbeiten und Verſuchen gebraucht werden, um den Apparaten oder Their 
len derfelben eine fefte Unterlage und Stellung zu geben. Nach der Mannichfaltigkeit 
der Apparate find auch die Stative von fehr verfchiedener Einrichtung. 

Status nascens, status nascendi, nennt man bei chemifchen Vorgängen 
den Moment, wo in Folge gegenfeitiger Einwirkung der Stoffe aufeinander beftehende 
Verbindungen gelodert oder aufgehoben werden und die in Freiheit gefegten Elemente 
oder Beftandtheile fofort zu neuen Verbindungen zufammentreten. Unter ſolchen Ums 
Händen fehen wir oft Körper fich direft mit andern verbinden, wie es, wenn fie in 
freiem Zuftande zufammengebracht werden, nicht gefchieht. 

Stauroskop, ein optiſches Inftrument, welches zur Beftimmung der Kryſtalli⸗ 
ſation von Kryſtallblättern dient, für welche andere Hülfsmittel weniger geeignet ſind. 

Stearon, ein feſter Körper, der durch trockene Deſtillation von Stearinſäure 
mit Kalk erhalten wird. 

Stearerin, stearerine, mit diefem Namen hat man den fefteren Theil des in 
der Wolle der Merinofchafe enthaltenen Fettes bezeichnet; daffelbe bildet mir Kali fteas 
terinfaure® Salz, welches in feinen Eigenfchaften fi) mehr einer Harzverbindung, ald 
den einer eigentlichen Seife ähnlich verhält. Dad Stearerin findet ſich wahrfcheinlich 
auch in dem Kette der Wolle anderer Schafe; denn die aus den Wollwaſchwaſſern 
abgefhiedenen Zettfäuren bilden, mit Natron verfeift, eine nur zum Theil Lößliche 
Seife, \ 

Stearin, Stearinfett, flearinfaured Lipyloryd, Stearinfäure-Blycerid, Triſtearin, 
stearine, steatine, sebacine, stearine, ift eine Verbindung von 1 Aeq. Glycerin 
mit 3 Aeq. Stearinfäure, weniger 6 Aeq. Waffer und bildet die einzige Verbindung 
der Stearinfäure mit dem Glycerin, die fich fertig gebildet in der Natur findet; die 
beiden andern Berbindungen, das Monoftearin und dad Diftearin, find bis jebt nur 
auf künſtlichem Wege erhalten worden. Dad Triftearin, gewöhnlich nur Stearin 
genannt, bildet einen fehr häufigen Beftandtheil der Fette des Thier- und Pflanzen- 
reihe, in welchen es jedoch in der Regel mit andern fetten, Palmitin, Dlein ꝛc. vere 
gefellfchafter ift. Zu feiner Darftelung behandelt man Rindstalg mit Aether in der 
Kälte, wo derfelbe größtentheild nur Margarin auflöft und Stearin zurüdläßt, wel 
ches durch wiederholtes Auflöfen in kochendem Aether gereinigt und fryftallifirt erhals 
ten wird. So dargeftellt, bildet dad Stearin farblofe, perlmutterglängende Schuppen, 
die bei 630 C. fehmelzen, und beim Erfalten zu einer amorphen Maffe erftarren. In 
der Kälte ift e8 in Alkohol und Aether wenig löslich, wird aber, namentlich von letz⸗ 
teren in der Siedhitze in reichlicher Menge gelöft; mit Kalilauge behandelt, Tiefert es 
Rearinfaured Kali und Glycerin. — Das aus dem Hammeldtalg dargeftellte Stearin 





ARM A; 
Or THr 


488 Stearinkerzenfabrikation. 


ift noch nicht ganz rein, fondern enthält noch ein anderes Felt beigemiſcht; völlig reis 
ned Stearin erhält man durh Behandlung ded Talgd aus Brindonia indica mit 
Aether. R . 

Stearinkerzenfabrikation, fabrication des bougies steariques, diefer Zweig 
der hemifchen Induſtrie Hat in der neueren Zeit, nachdem auch die urfprünglid an 
gewendeten Methoden wefentlich vervollfommnet worden find, eine große Ausdehnung 
erfahren. Die Fabrikation der Stearinfäureferzen zerfällt in 

1) die Darftellung der Fettfäuren, 

2) die Trennung der fefteren Fettfäuren von den flüffigeren durch Kiy— 

ftalifation und Preflung, 
; 3) die Klärung und 
. 4) da8 Biegen der Kerzen. 

Bur Darftellung der Fettfäuren wird ein mit Blei audgefchlagener Bottich mit 
1000 Pfund Fett und 1500 Pfund Waſſer beſchickt, und das Fett mittelit, vom Boden 
aus eingeleiteten Waflerdämpfe, zum Schmelzen gebracht; Hierauf bringt man, unter 
fortgefegter Zuleitung von Waflerdampf, allmälig und unter  beftändigem Rühren 
1200 Pfund Kalkmilch, in welcher 140 Pfund reiner äbender Kalt enthalten find. — 
Die Bildung der Kalkfeife geht ſehr raſch von ftatten und man zerfeßt fie mit ehma 
250 Pfund Einfach = Schmefelfäurehydrat, welches man zuvor auf 250 B. mit Waſſer 
verdünnt hat, fährt mit der Dampfzuleftung unter beftändigem Umrühren nod 2 bit 
3 Stunden fort und zieht, nachdem fich die Fettfäuren auf die Oberfläche begeben 
haben, die darunter befindliche trübe Flüffigfeit von dem Gips ab. Die vom Gips 
getrennten fetten Säuren werden nochmals mit einer Fleinen Menge Schwefelfäure cr: 
wärmt und alddann wiederholt mit reinem Waſſer gewafchen, bis diefed ohne faure 
Reaktion adfließt. Wenn es fih um die Berarbeitung unteiner fette von Abfällen 
“allerlei Art aud Küche, Abgängen von Dlivenöl, Xeberthran zc., ded aus den Knochen 
audgefochten, oder aus den Wafchwäflern der Wollmanufakturen abgefchiedenen Fetts, fu: 
wie auch um die Zerlegung ded Palmöld, aus melden man durch Berjeifung feine 
weiße Stearinfänre erhalten würde, Handelt, fo trennt man die Fettſäuren vom Gly— 
cerin mittelft Schwefelfäure. Zu diefem Behufe werden diefe Materialien in großen 
hohen, dicht verfchloffenen Keffeln, die mit Rührvorrichtung verfehen find und durd 
Einleiten von Dampf zwifchen doppelte Böden erwärmt werden fönnen, mit konn: 
trirter Schmwefelfäure vermifcht und erwärmt, bis fie beim Erftarren eine größere Härte 
zeigen und die anfangs violette Farbe verfchwinde. Die fich hierbei entwicdelnden, 
fehr übel riechenden Safe werden, unter den Feuerherd geleitet und verbrannt. Auf 
Palmöl verwendet man 9 Proc, auf die unreinen Fette 10 bis 16 Proc. koncentritte 
Schmefelfäure, die man 12 bis 18 Stunden bei 110 bis 115° C. mittelft des Rühr— 
apparated damit gemengt, darauf einwirken läßt. Nachdem man die Maffe während 
3 bi8 4 Stunden hat abkühlen laffen, wird fie in einen Kaften abgelaffen, der zum 
dritten Theil mit Waffer gefüllt if. Mittelft eingeleiteten Waſſerdampfs erhitzt man 
auf 100° &. und bewirkt hierdurch die Zerlegung der gepaarten Schmefelfäureverbin- 
dungen. Man mwäfcht die abgefchiedenen Fettfäuren mit immer erneutem fiedendemn 
Wafler, in welches man Dampf leitet, und zieht fie dann in ein Gefäß ab, wo fie bei 
40 bis 50° C. Wafler und andere fremde Körper fallen laffenz zur Entfernung der 
letzten Antheile von Wafler werden fie in flachen Pfannen bei mäßigem Zeuer erwärmt. 
Hierauf kommen fie in das Deftillationdgefäß, welches in einem Bleibade fteht, wo 
man in einem Schlangenrohre überhigten Wafferdampf in den darüber befindlichen 


\ 


Stearinsäure. 489 


Raum des Deftillationdapparated leitet, wo dann die Fettſäuren abdeftilliren. Aus 
einer Blafe von etwa A Fuß Dürchmeffer und 5 Fuß Höhe laſſen fih in 12 bis 15 
Stunden gegen 2000 Pfund Palmöl deftilliven, wobei man zwifchen 1400 und 1600 
Pfund gepreßte fefte Kettfäure erhält. Nach einem neueren Berfahren bewirkt man die 
Zerfegung der neutralen Kette bei einer Temperatur von 200° ©. dur Waffer allein, 
indem man e3 auf ein Gemifch von Waſſer und Fett einwirken läßt. Das bis zur 
geeigneten Temperatur erbipte Waller wird durch ein langes, zu einer vertifal ftehen- 
den Schlange gewundenes eiferned Rohr von 4 Zoll innerer Weite getrieben. Dies 
Verfahren ift jedoh nur auf an fich reine Fette anwendbar, indem geringe Eorten 
eben feine weißen Settjäuren liefern fönnen. — Nach einem andern Berfahren (von 
Megee-Mourid), welches jedoch noch nicht viel Eingang gefunden hat, verſetzt 
man die Fette mittelſt einer dünnen Seifenlöſung in einen emulſiven Zuſtand, hierauf 
mit foviel Natronlauge, als zur vollſtändigen Verſeifung des angewendeten Fettes er⸗ 
forderlih if. Man rührt Alles gut durcheinander, läßt 6 bis 9 Stunden ſtehen und 
erwärmt hierauf auf etwa 600° C. Nach diefer Zeit ift die Verſeifung volftändig 
und die Seife begiebt fih auf die Oberfläche der Flüffigkeit, wo fie fi, auf etwa 
60° C. erwärmt, zu einer homogenen Maſſe vereinigt und die Unterfauge, welche das 
Glycerin enthält, abgelaffen werden kann, während man die Seife wieder in wenig 
Baffer auflöft und durch Schwefelfäure zerlegt. Man erhält fo nicht allein eine große 
Ansbeute an Fettfäuren, fondern ed wird auch dad Glycerin, und ald Nebenproduft 
Glauberfalz gemonnen. — Darftellung der feften Säuren dur Kryftals 
lifation und Preffung. Die fo forgfältig wie möglich von allen fiemdartigen 
Theilen befreiten Säuren hält man noch längere Zeit in gelinder Wärme gefchmolzen, 
um alled noch anhängende Waffer zu entfernen und gießt fie, nachdem fie fich voll 
Nändig geflärt haben, in etwa 24 Fuß lange, 3 Fuß breite und 2 Zoll hohe Käften 
aus Weiß- oder Schwarzblech, tät, um die Kryftallifation zu befördern, wodurch dad 
Abpreffen des flüffigeren Theils leichter von ftatten geht, möglichft langfam erfalten, 
fürzt die erfalteten Kuchen aufı Tücher von Roßhaar, Flanell oder dergi., fchlägt fie 
in diefelde ein und unterwirft fie in einer horizontal geftellten hydrauliſchen Preffe, 
einem Drude von etwa 40,000 Pfund. Wenn feine Delfäure mehr adfließt, erwärmt 
man mittelft Dampf die Preife und die zwifchen den Preßtüchern liegenden hohlen 
Platten und vermehrt den angegebenen Drud oft bis auf das Doppelte. Auf diefe 
Beife erhält man biendend weiße Kuchen von Stearinfäure mit Margarinfäure, deren 
Gewicht in der Negel nicht mehr als die Hälfte ded angewendeten Talgd beträgt. — 
Die Klärung; diefe wird bewirkt, indem man die feften Säuren über Schwefelfäure 
von 30° B. fchmilzt und hierauf fo oft mit reinem Waſſer nachmwäfcht, ald died nod) 
freie Säure oder Gips enthält. Das hierzu benupte Waffer muß kalkfrei fein. — 
Das Gießen der Kerzen; bevor man zu diefer Operation fchreitet, bringt man 
die mit den Dochten verfehenen Formen in Käften mit doppelten Wandungen, zwi⸗ 
(hen welche Dampf geleitet werden kann und erwärmt fie auf 45° C. Auf jeder 
Form fißt ein Bleiner Trichter, durch welchen die bis zu einem Tryftallinifchen "Brei 
abgefühlte Stearinfäure eingefüllt wird. 2 

Stearinsäure, Zalgfäure, Baffiafäure, Stearophan - oder Anamietinſäure, acide 
stearique, stouric acid. Die Stearinſäure kommt häufig mit der Margarinſäure in 
den fefteren Thierfetten, befonderd im Hammeld« nıd Rindstalg vor, doch findet fie 
N auch in den meicheren Fettarten, fo im Menfchens und Gänfefett, in der Kubs 
butter u. fs m. ; ebenfo in den Fetten des Pflanzenreich® in bemerkbarer Menge, 3 2. 


490 Stearopten — Steinkohlen. 


in der Kafaobutter, im fetten Dele ded ſchwarzen Senfs, im Talg von Brindonia 
indica. Zu ihrer Darftelung wendet man gewöhnlich "Seife von reinem Hammeld- 
talg an, löſt fie in 6 XTheilen warmem Waſſer und verfebt diefe Löſung mit 40 bie 
50 Theilen kaltem Waffer, wodurch fich zweifach margarinfaured® und ftearinfaured 
Kali oder Natron in perlmutterglänzenden Schuppen abfcheiden. Man löft den Nies 
derfchlag im fiedendem Weingeift, woraus das zweifach flearinfaure Salz, welches 
ſchwerer löslich ift, zuerfi ausfryftallifttt, worauf man es durch eine Säure zerfeht. 
Man löſt diefe erhaltene Säure wiederholt in fiedendem Alkohol, bis die ausfrnftalli- 
firte Säure den Schmelzpunkt von 699 C. erreicht hat. Die Stearinfäure Erpftallifitt 
in faft filberglängenden Blättchen, die bei 69,20 C. fehmelzen; fie unterfcheidet fih 
von der Margarinfäure nur durch ihren höheren Schmelzpunft, fomie durch ihre ge 
tingere Auflöslichkeit in Alkohol, ein Gemenge von 1 Theil Stearin=- und 2 Theilen 
Margarinfäure fehmilzt bei 559, reine Margarinfäure bei 62° C. Kleinere Mengen 
von Stearinfäure laffen ſich auch unter gewöhnlichen Berhältniffen unzerſetzt überbeftil- 
liren, bei größeren Mengen, oder bei unreiner Säure tritt Zerfegung ein. 


Stearopten, nennt man den oft kryſtalliniſch ſich ausfcheidenden fefteren Theil 
der ätherifchen Oele. 


Stechheber, eine Art Pipette von großer Dimenfion. 


Stein, nennt man. bei den Hüttenproceffen die im der Abficht gebildete Mafle 
von Schmwefelmetallen, um dadurch der Verſchlackung der Metalle entgegenzumirfen. 


Stein der Weisen, lapis philosophorum, diefe Subftanz, von melder die 
Nichemiften annehmen, daß fie alle Krankheiten heile und darum mit fo beharrlichem 
Gifer aufgefucht wurde, ift bis auf den heutigen Tag noch nicht entdeckt worden. 


Stein, lithographischer, pierre lithographique, lithographic lime stone, 
als folche bezeichnet man der Suraformation angehörige, durchaus homogene Kalkfteine. 
Um zum Steindrud verwendbar zu fein, muß der Stein ein feines, gleichmäßige 
Korn, in allen feinen Theilen eine gleiche Härte haben, frei fein von SKalkfpathadern, 
barten Punkten, Löchern und andern Fehlftelen und darf feinen förnigen und un 
ebenen Bruch zeigen. Die beften Steine diefer Art finden fih in Platten von 1“ bie 
4“ Stärke von lichtgelber bi ftahlgrauer Farbe in den Schichten des oberen weißen 
Sura befonderd des fränfifchen Jura in der Gegend zwifchen der Altmüpl und Donau, 
PBappenheim, Solenhofen, Manheim x. 


‘ Steinalkali, alcali minerale, eine ältere Bezeichnung für das tohlenſaure Nas 
tron, im Gegenfaß zum fohlenfauren Kali, welches fich häufiger in den Pflanzenafgen 
findet, als das kohlenſaure Natron. 

Steinbühler-Gelb, dieſen Namen hat man einer vor mehreren Jahren im 
Handel vorfommenden, lebhaft gelben Farbe gegeben, die nach einer Unterfuchung 
Pappenheims, entwäſſerter chromſaurer Kalk iſt und dargeſtellt wird, indem man 
foncentrirte Röfungen von ſaurem chromſaurem Kali und Chlorkalcium mit einander 
vermifcht, den entftandenen Niederfchlag auswäfcht, dann trodnet und zur Entfernung 
des Kıyflallmaflerd hinreichend ſtark erhißt. 

Stelnbutter, f. Bergbutter. 

Steinchemie, Mineralchemie, f. unter Chemie. 

Steingut, f. unter Thonmwaaren. 

Steinkohlen, Schwarztohlen, Houille, Charbon de terre, Charbon mineral, 








Steinkohlentheer. 49 


Coal, Die Steinkohlen, diefe unverwerflihen Zeugen einer großartigen vorwelt⸗ 
lihen Begetation und die Zirfegungsprodufte derfelben bilden einen der bervorragends 
ften Faktoren in der Entwidelung unferer gefammten induftriellen und gefellfchaft- 
lihen Zuftände. — Ueber das Vorkommen der Steinkohle f. Schwarz⸗ 
kohle. Die Steinkohle ift ſammetſchwarz, pechfchwarz, bis graulihfchwarz, im Bruche 
mufhlig, uneben oder fchiefrig, ſtark glänzend bis fehimmernd, von Yettglanz, zumweis 
in bunt angelaufen ; wenig mild bis fpröde; weniger hart als Anthracit; fpec. Gew. 
12 biö 1,5. Ihr vorwaltender Beſtandtheil ift Koblenftoff von 40 bis zu 90 Proc. 
mit einem mehr oder weniger großen Gehalt an Sauerftoff, Waflerftoff und Stidftoff. 
Noch mehr wechfelt die, Menge der erdigen Beftandtheile; der Afchengehalt der Stein⸗ 
tohle geht von 0,4 bis zu 30 Proc. Sie verbrennt leicht mit Flamme und ftarfem 
Raude, und verbreitet dabei einen eigenthümlichen, nicht gerade unangenehmen Ger 
ruh; manche Barietäten zeigen die Eigenfchaft, in der Hitze zu ermweichen und fich 
aufzublähen, oder doch zufammenzufintern. — Kalilauge wird durch das Pulver der 
Gteinfohle entweder gar nicht, oder nur gelb oder ſchwach bräunlich gefärbt. Nach 
Maßgabe ihrer befonderen Eigenfchaften bezeichnet man die Steinkohle ald: Pechkohle, 
Grobfohle, Kannelkohle, Nußkohle, Schiefertohle, Blätterfohle, Faſerkohle u. |. w. 
Nah der in Deutfchland allgemein gebräuchlichen Eintheilung unterſcheidet man Back⸗ 
kohlen, Sinterkohlen und Sandkohlen. Die Backkohle wird beim Erhitzen 
ganz weich; die Sinterkohle wird nur wenig weich, bläht ſich auch nicht auf und 
bildet daher eine dichte, feſte Maſſe; die Sandkohle zerfällt beim Erhitzen und giebt 
alsdann eine pulverförmige Kohle. Ueber die jährliche Kohlenproduktion liegen fol⸗ 
gende Angaben vor. Im Jahre 1854 betrug fie in England über 1300 Millionen 
Gentner. Belgien producirte 1857 gegen 180 Millionen; Frankreich 1857 150 Mill.; 
in Preußen wurden im Sahre 1859 gegen 200 Mill. Gentner Steinfohlen gefördert; 3 
in Oeſterreich 1857 50,000 Etnr. Die verein. Staaten von Nordamerika produciren 
gegenwärtig an 300 Mill, Centner. Die Gefammtproduftion auf der ganzen Erde 
wird auf 3000 Mill. Gentner angenommen. — 8 ift oft die Frage aufgeworfen 
worden, ob bei dem ſchon jebt fo maflenhaften und jedes Jahr fi noch fleigernden 
Berbrauch die Kohlengruben nicht einer allmätichen Erſchöpfung entgegen zu fehen 
haben; bei einzelnen Gruben mag diefer Fall eintreten; es ift aber zu berüdfichtigen, 
daß jedes Jahr neue Lager aufgefunden werden und daß’ die befannten nicht ſämmt⸗ 
fih fhon in Angriff genommen find. Wie wenig begründet eine ſolche Befürchtung 
für die gegenwärtige Generation fei, fann man daraus entnehmen, daß nad einer 
Berehnung von Mac Cullochs die befannten Kohlenlager Großbritanniens deſſen 
Bedarf noch auf 20,000 Jahre zu deden vermögen. Die Steinfohlen dienen außer 
als Brennmaterial bauptfählich noch zur Darftellung von Leuchtgas. 
Steinkohlentheer, Goudron, tar; der Steinfohlentheer ift ein Nebenproduft 
bei der Erzeugung von Leuchtgad aus Steinfohlen; er ift ſchwerer ald Waffer, braun 
bid braunſchwarz und meiftend um fo didflüffiger, je Ichmärzer er if. Vom Holztheer 
unterfcheidet er fih durch feinen Gehalt an bafifhen Verbindungen, in Folge, welcher 
er auch immer alfalifch teagirt, während der Holztheer durch freie Eſſigſäure ſaure 
Reaktion zeigt. Der Steinkohlentheer iſt ein Gemenge der verſchiedenartigſten, theils 
oͤligen, theils harzigen Subſtanzen, die zum Theil flüſſig find, wie Naphtol, Naphten, 
Eupion ꝛc., theils feſt find wie Naphtalin, Paranaphtalin, Chryfen ꝛ2c. — Wenn der 
Theer deſtillirt wird, fo gehen zuerſt wenig gefärbte, leichte und dünnflüſſige Pro- 
dukte über; dann kommen dickere, ſchwerere und gefärbte Oele; bei verſtärkter Hitze 





492 . Steinkreide — Steinöl. 


deftiffiren Produkte über, die beim Erkalten erſtarren. in Gemenge von flüchtigen 
Kohlenmwafferftoffen des leichten Steinfohlentheerdld® kommt mehr oder weniger rein, 
unter dem Namen Benzol oder Benzin, im Handel vor und wird für mande tech⸗ 
nifche Zwecke, zum Auflöfen von Fetten, Caoutſchuk, Entfernung von TFettfleden, aus 
den Kleidern ꝛc., verwendet. Dad weniger flüchtige Del mird zumeilen in Lampen 
verbrannt, fowie auch wohl ald Zufag zu Mafchinenfchmiere benugt. Die bei höhe 
rer Temperatur übergehenden, didflüffigen und gefärbten Produkte enthalten Phenyl 
hydrat (Karbolfäure), Kreſſylhydrat und Anilin. Alle bei der Deftillation des Stein 
kohlentheers übergehenden Produkte enthalten eine ganze Reihe von Bafen, unter wel 
hen das Anilin eine fo große Wichtigkeit erlangt hat; die Namen der übrigen Bafen 
find: Piridin, Picolin, Lutidin, Collidin, Parralin, Chinolin oder Leucolin, Lepi⸗ 
din und Erepitidin. Die Gefammtmenge diefer im Steinfohlentheer enthaltenen Kör— 
per beträgt etwa 4 Proc. Der bei der Deftillation des Steinfohlentheerd verbleibende 
Rückſtand, dad Steinfohlentheerpech, giebt bei ftärferem Erhiten, außer an 
dern Kohlenmafferftoffarten: Naphtalin; den zuleht verbleibenden pechartigen Rüd- 
ſtand benugt man zur Darftellung von fogenanntem fünftlichen Asphalt, oder auf 
wohl zu der vom Ruß (Kienruß?). . 

Steinkreidez unter diefem Namen verfteht man im Gegenfaß zur Schlemm— 
freide, die in Stücken vorfommende Kreide, die oft Piefelige Beimengungen enthält. 


Steinöl, Bergnaphta, Bergöl, Erdöl, Ouirinusöl, Petroleum, Bitume li- 
..quide, Naphte. Das Steinöl kommt überall auf der Erde, an manchen Punkten in 
außerordentlihen Mengen vor. Es entquillt entweder freiwillig, für fich oder mit 
Waſſer zufammen, den Erdboden, oder man gewinnt ed, inden man Schachte (Brun- 
nen) abteuft, aus welchen man es ſchöpft. Die am längften bekannten Quellen fin 
den fich im birmanifchen Reiche, in Perfien im Diſtrikt Baku; gegenwärtig macht 
aber Pennfyloanien in Nordamerika an Ergiebigkeit diefen den Rang ftreitig, auch 
in Galizien find in der jüngften Zeit fehr reiche Steinölquellen aufgefunden wor: 
den, und nach neueren Berichten follen diefe fogar denen von Pennfylvanien nit 
nachftehen. Außerdem fennt man Steinölquellen bei Tegernfee in Bayern, im Kö 
nigreih Hannover und einigen andern Gegenden Deuiſchlands, im der Schweiz bei 
Neufchatel, in Amiano bei Barma, Ungarn, Schottland, England, Frankreich x. Erit 
dem dad Steinöl durch fein Vorkommen in Pennfplvanien eine fo große Bedeutung 
für die Beleuchtung gewonnen, hat man mehr und mehr feine Aufmerkſamkeit auf 
die Auffindung von Steinölquellen gerichtet und es fleht zu erwarten, daß deren in 
der nächften Zeit noch weit mehr aufgefunden werden. — Inzwiſchen ift Näheres über 
die Steinölproduftion in Nordamerika befannt geworden; fie betrug hiernach im Zahıe 
1863 1,837,408 Gallonen, alfo täglich etwa 5000 Fälfer oder 1900 Zollcentner. Der 
Erport belief fi im Jahre 1863 auf 162554570 Pfund, 1864 auf 68876720 Pfund 
und ift daher um nahezu eine Million weniger geweſen. 


Der mittlere Preid pro Liter betrug 1863 1864 
Gereinigted Petroleum in New: Dort . x . . 24,7 Pfennige 24,9 Pfennige. 
Rohes 10,04 2 16 „ 
Gereinigtes „Frankreich m . . 512 5 569 „ 
Rohes F F — 28 36838 „ 


Seit April 1863 ift der Preis fortwährend geftiegen. — Was die Befchaffen: 
beit und die Eigenfchaften der verfchiedenen Arten des Steinöls betrifft, fo find dieſe 
faſt eben fo verſchieden, wie die Orte ſeines Vorlommens; feine Farbe ſchwankt zwi⸗ 





Steinsalz. 493 


ihen waſſerklar bis beinahe ſchwarz, feine Konfiftenz zwifchen dünnflüffig bis butter- 
artig; eben fo große Unterfchiede zeigen fih auch im fpec. Gewicht, und aus dem 
übrigen Verhalten der verfchiedenen, mit dem Namen Eteinöl belegten Subftanzen, 
ergiebt fi, daß ed aus Kohlenmwaflerftoffen verfchiedener Neihen befteht. Das für 
Beleuchtungdzmede beftimmte Steinöl muß zuvor einer Rektififation unterworfen wer—⸗ 
den, um die leichtern und flüchtigeren Kohlenwafferftoffe, die namentlich das amerita- 
nijche Steinöl enthält, abzufcheiden, indem diefe durch ihre große Entzündlichkeit fchon 
wiederholt zu Unglücksfällen Veranlaffung gegeben haben. — Das Steinöl erfcheint 
nicht felten mit verfhiedenen SKKohlenmafferftoffen, wie Benzol u. dergl., verfälfcht. 
Man entdeckt eine folche Berfälfchung, wenn man in einem Glascylinder gleiche Do- 
lumina Petroleum und foncentrirte Schwefelfäure (SO, HO) mifht und 5 Minuten 
hin und ber fehmenft. Bei reinem Steinöl tritt feine Erwärmung ein und bei ruhi⸗ 
gem Stehen fcheidet ſich dad Del meift fehr fehnell von der braun oder fehmarz ge 
mordenen Schmefelfäure. Schüttelt man wieder und febt dem Petroleum ein der 
Echwefelfäure gleiches Bolum Wafler hinzu, fo erhält man durch Mifchen (mittelft 
Iänellee Bewegung ded Cylinders im: Kreife) fehr bald 2 Schichten, die obere gleicht 
an Farbe und Klarheit dem zur Unterfuchung angemwendeten Steinöl; die untere, faure, 
wäflerige ift, je nach der Reinheit des Deld, mehr oder weniger gefärbt. Bei ver- 
fälfhten Del tritt ſtarke Erwärmung ein, die Flüffigkeit fcheidet das Del nur lang» 
fam wieder ab und auf Zufag von Waſſer zeigt fi über dem abgefchiedenen Del 
eine graue, rothe oder ſchwarze Schicht. Wenn es fih fperiell um die Nachmweifung 
von Benzol handelt, fo nimmt man auf 1 Bolum Petroleum 2 bid 3 Bolume kon⸗ 
centrirte HO, SO, und mengt mittelft Agitivend in einem graduirten Cylinder, wobei 
man auf 40 — 509 E. erwärmt und dann 5 Minuten ftehen läßt. Die Schwefel: 
fäure verbindet fih mit dem Benzol zu Sulfobenzolfäure und in der Ruhe trennt fich 
dann der KRohlenwafferftoff, der nicht Benzol ift, von der Säure; zieht man dad Bo- 
lum deffelben von dem deö angemendeten Steinöld ab, jo ift der Reſt Benzol. 


Steinsals , Bergſalz, Steppenſalz, Spad, Saljfpath, sel fossile, sel gemme, 
mineral seit; hierunter verftcht man das in der Natur in fryftallinifhen Zuftande 
vorfommende mehr oder weniger reine Chlomatrium. 8 bildet nicht nur mächtige 
Ablagerungen im Schooße vieler Gehirgöformationen, fondern ed tagt auch zumeilen 
in förmlichen Felfen und Dergen über die Erdoberfläche empor, wie z. B. bei Cor 
dova in Katalonien, bei Szovato in Siebenbürgen, am Ilek im Gouvernement Oren- 
burg, im Usdum an der Südfeite des todten Meeres; während in andern Gegenden 
große Thäler und weite Schluchten von Steinfalz audgefüllt find, wie z. B. bei Bas 
tagd und Pereb in Siebenbürgen, am Huallago in Peru, mo das ganze Flußthal ein 
einziges großes Steinfalzlager von 60 geographiichen Quadratmeilen Ausdehnung dar- 
flellt. Bon weitem Umfange find auch die in der preußifchen. Provinz Sachen, bei 
Staßfurth, aufgefundenen Steinfalzlager, deren Ausdehnung man noch nicht genau 
fennt, aber ebenfall® auf wenigftend 10 Quadratmeilen annehmen fann. Außerdem 
eriheint e8 auch ald Steppenfalz und Wüftenfalz in weit ausgedehnten ober- 
flählihen Ablagerungen; als Seefalz an den Ufern vieler Salzſeen und felbft auf 
den Eidfeldern des fibirifchen Meeres als fogenanntes Raffel in mehreren Zoll ftar- 
fen groblörnigen Lagen. Dad Steinſalz ift durch feinen rein falzigen Gefchmad, 
durch feine leichte Auflöslichkeit im Wafler ausgezeichnet; es findet ſich tHeild Fryftal- 
lift in Kryſtallgruppen, Drufen und eingewachfenen Kryſtallen, theil® und meit 
häufiger derb in mancherlei Uggregaten, oder auch eingefprengt; feine Farben find 
weiß und grau in verfchiedenen Nüancen, auch gelb, roth, zumal fleifch» bis ziegel- 





494 Steinzeug — Stickstoffmetalle. 


roth, felten blau oder grün. Nach feiner verfchiedenen Aggregatform unterſcheidet 
man blättrigesd, förniged und-faferiges Steinfalz. 

Steinseug, f. unter Thonmwaaren. 

Stellen, Anftellen, ift in der Brauerei und Brennerei der technifche Ausdrud 
für dad DVermifchen der Würze mit Hefe behufd Einleitung ded Gährungsprocefied. 

Stibium, fon. mit Antimon, | 


Stichheerd, Spurtiegel, bassin de reception, de coulde, smelting pot, 
die Bezeichnung der, vor der Bruft der Schachtöfen zur Aufnahme der gejchmolzenen 
Metalle, angebrachten Bertiefung. 

Stichtorf, ſ. Torf. 

Stickgas, f. Stitftoff. 

Stickoxyd, Stidftofforyd, Salpetergad, nitröfe Luft, oxyde nitrique, oxyde 
d’azote, bioxyd d’azote, gas nitreux, nitrous gas, bioxyd of nitrogen. Dan 
erhält diefe Verbindung beim Auflöfen von Kupfer in verdünnter Salpeterfäure in der 
Kälte. Das Stickoryd ift ein farblofed, nicht kondenfirbares Gas, von 1,039 |pe. 
Gewicht; mit Sauerftoff oder atmofphärifcher Luft in Berührung verfeht, verwandelt 
es fih, unter Entflehung von rothen Dämpfen, in Unterfalpeterfäure. 

Stickoxydul, ſ. Stieftofforydul. 

Stickstoff, Salpeterftoff, Stickgas, Stickſtoffgas, Stieluft, phlogiftifirte Luft, 
Gas azote, Azote, Nitrogöns, Alkaligene, Septone, Air viciö, mephitic air, 
Nitrogöne, Azote. Zeichen N oder Az (in Frankreich). Aequiv. 14,0. Der Etid 
ſtoff bildet die Hanptmaffe der atmofphärifhen Luft; in 100 Raumtheilen Luft find 
79,1 Raumtheile in 100 Gewichtstheilen Luft = 76,9 Gewichtötheile Stidftoff ent- 
halten. Künftlich erhält man den Stieftoff am leichteften und in großer Menge dur 
Erhitzen von falpetrigfaurem Ammoniaf; die 3 Aeq. Sanerftoff der falpetrigen Säure 
und die 3 Aeq. Waflerftoff des Ammoniaks vereinigen fich hierbei zu 3 Aeq. Wafler und 
ſämmtlicher Stieftoff entweicht ald Gas. Der Stidftoff ift hei allen Temperaturen und 
bei jedem Drud gadförmig, ohne Farbe, Geruh und Gefhmad; nicht zu einer tropfbas 
ren Flüffigfeit oder einem feften Körper Londenfirbar; fein fpec. Gewicht — 0,9713 
ift alfo etwas geringer als das der atmofphärifchen Luft; eine brennende Kerze vers 
liſcht augenblicklich darin; es ift nicht fähig, den Athmungsproceß zu unterhalten, 
Thiere können darin nicht leben; daß der Stilftoff nicht nachtheilig auf die Refpira- 
tion wirkt, ergiebt ſich aus der Befchaffenheit der Luft. Wafler nimmt etwas Etid: 
ftoff auf; 1 Liter etwa 20 Kubikc., oder dem Gewicht nach 0,023 Gramme. 

Stickstoff, exydirter, fon. Stickoxyd. 

Stickstoffgas, ſ. Stidftoff. 


Stickstoffkohle, als ſolche läßt fi ale durch Verkohlung thierifcher Sub 
ftanzen erhaltene Kohle bezeichnen; je nach der Art der Verkohlung ift die Kohle rei: 
her oder ärmer an Stidftoff. 

Stickstoffkohlenstoff, oder auch Kohlenftoffftidftoff, fon. mit Cyan. 

Stickstoffluft, fon. Stickſtoff. 

Stickstoffmetalle, Nitride, nennt man die Verbindungen des Stickſtoffs mit 
den Metallen, von welchen zwar viele eriftiren, die jedoch im Allgemeinen noch wenig 
ftudirt find. 





Stickstoffoxyd — Stoffwechsel. 495 


Stieksteffoxyd, fon. mit Stidoryd. 


Stickstoffoxydul, Stickorydul, orydirted oder oxydulirtes Stickgas, dephlo⸗ 
giftifirte® Salpetergas, Luſtgas, Wonnegas, protoxyde azote, oxyde nitreux, pro- 
toxid of nitrogene. Dan-ftellt das Stickſtoffoxydul am beſten durch Erhitzen von 
trocknem falpeterfaurem Ammoniaf in einem Glaskölbchen dar, wobei man das fih 
hierdurch entwicelnde Gas auffängt. Das Stidftofforydul ift ein farblofes Gas, von 
ſchwach füßlihem, nicht unangenehmem Geruch und Geſchmack; ſpec. Gewicht 1,527; 
bei 0° und einem Drud von 30 Atmofphären verdichtet es fich zu einer tropfbaren 
Flüffigkeit; unter — 1000 ©. nimmt es feite Geftalt an. Mit Luft in Berührung 
erleidet e8 feine Veränderung; Wafler abforbirt bei’ 00 C. 14 Bolum des Gaſes. Es 
fann, wenn es ganz frei von Stickorydgas und Chlor ift, ohne alle Unbequemlich⸗ 
fit eingeathmet werden und wirft alddann aufregend, erheiternd, felbft beraufchend, 
daher fein Name Wonnegas; inzwifchen mag bemerkt fein, daß es bei manchen 
Perfonen auch fehr nachtheilige Wirkungen hervorgebracht Hat, die fi) fogar bis zur 
Naferei gefteigert haben. Es ift in hohem Grade geeignet, die Verbrennung zu uns 
terhalten; viele Körper verbrennen darin faft wie im reinen Sauerftoffgafe. Das flüf- 
fige Stietftofforgdul hat ein fpec. Gewicht von 1,433; in feinem phnfilalifchen Ber 
halten zeigt e8 viel Aehnlichkeit mit der flüffigen Kohlenfäure. Deffnet man den uns 
ten befindlichen Hahn an der Verdichtungsflaſche, fo wird ein Theil der Flüffigkeit 
gasförmig und erfaltet hierbei das Mebrige fo fehr, daß dieſes fich nicht verflüchtigt, 
fondern fogar theilweife in fehneeförmigen weißen Floden feft wird. Das Stidftoffe 
oxydul befteht aus 63,77 Stidftoff und 36,23 Sauerftoff. 

Stickstoffsäure, fyn. mit Salpeterfäure. 


Sticksteffrerbindungen; im Allgemeinen befigt der Stickſtoff zu den übri- 
gen Elementen eine nur ſchwache Verwandtſchaft; gleichwohl eriftirt eine Reihe von 
Stidftoffverbindungen, die mit den hervorragendſten Eigenfchaften audgeftattet find, 
wie 3. B. Salpeterfäure, Ammoniak, Chlorftidftoff, Stieftofflohlenftoff u. f. w. 

Stillingia sebifera , ein zu den Euphorbiaceen, in den Thälern von Chufan 
häufig wachfender Baum, aus deffen Samen das unter dem Namen vegetabilifcher 
oder hinefifcher Talg befannte Pflanzenfett gewonnen wird, welches man in China 
zur Fabrikation von Kerzen benußt. 

Stinkasant, f. Asa foetida. 


Stinkölez; mit diefem Namen bezeichnet man im Allgemeinen die durch trockne 
Deftillation thierifcher Stoffe erhaltenen Dele. 


Stocklack, f. unter Gummilad. 


Stöchiometrie ift die Lehre von den beflimmten Gewichtöverhältniffen, nad) 
welchen fich die Körper mit einander verbinden, und den Geſetzen, nach welchen diefe 
Berbindungen erfolgen. 


Stören, ein technifcher Ausdruck, welcher beim Berfieden der Salzfoole die aiſte 
Periode des Kochens bezeichnet, mo vor der Abſcheidung von Kochſalz ſich die ſchwe— 
ver löglichen fremden Salze abfiheiden. 


Stoffwechsel; im engeren Sinne verftehen wir hierunter den der Menge und 
Beſchaffenheit nach äquivalenten, der Form nach verfchiedenen Erfah ded dem Thiers 
körper durch Umſetzung feiner Gewebe, durch Abfcheidung und Abjonderung in jedem 
Momente feined Dafeind entzogenen Stoff (Formbeftandtheile?). 


' 
496 Stopfwachs — Strontianwasser. 


Stopfwachs, Bienenharz, nennt man die harzige Subſtanz, mit welcher die 
Dienen die Spalten ihrer Körbe überziehen, und die fie von harzigen Zheilen gewiſ⸗ 
fer Bäume, wie ber Pappeln ꝛc., fammeln. 

Storremetall nennt man eine Legirung von 55 —57 Rupfer, 42 — 40 Sint, 
1,77 — 1,86 Eifen und 0,83 — 0, 15 Zinn, die ftatt der gewöhnlichen Gefchüßbrone 
Anwendung findet. 

StoraX, baume de copalme, storaxz; unter diefem Namen kommen verfcie: 
dene Produkte im Handel vor, die theil® wohl verfchiedener Abftammung, theild aber 
auch Artefacte find. Gewöhnlich unterfcheidet man flüffigen Storar und feiten 
Storar. Den flüffigen Storar geminnt man von Storax officinalis, einem in 
Arabien einbeimifchen Strauche; derfelbe enthält neben einem wenig unterfuchten Harz 
bauptfächlich einen flüchtigen Koblenmwaflerftoff, dad Styrol (Cinamol), das kryſtal— 
lifirbare, neutrale Styracin, und Zimmtfäure Der fefte Storar, Storax ca- 
Iamites verus, fommt aus der afiatifchen Türkei in den Handel und ift der. aud 
Einfehnitten in die Rinde ded Stammes auögefloffene und erhärtete Saft; es giebt 
davon zwei Sorten, Etorar in Mandeln und Storar in Maffen. Sowohl der flüf: 
fige, wie der feſte Storar, erden ihred angenehmen balfamifchen Geruchs wegen 
vielfach zu Räucherungd- und Parfümerieartiteln verwendet. 

Streichsündhölser, f. Zündhölzer. 

Streublau, ſ. Smalte. 

Strich der Minerale; bierunter verfteht man die Färbung, welche ein Mine: 
tal, wenn ed mit einem Meffer gerigt, oder noch befler auf einer weißen Bidcuit- 
Porcelanplatte geftrichen wird, zeigt. Auf diefe Weife laffen fich oft zwei verfchiedene 
Minerale von im fohärenten Zuftande gleicher Färbung durch die verfchiedene Farbe 
des Strichs unterfcheiden. 


Strohwein nennt man aus Trauben bereiteten Wein, die man, damit fie nicht 
faulen, vor dem Keltern hatte abfließen laffen, um für die Gährung einen fancen: 
trirteren Moft zu gewinnen. 

Strom, elektrischer, f. Eieftricität. 

Strontian, Strontianerde, fon. mit Strontiumorpyd. 

Stroutian, schwefelsaurer, fyn. mit Cöleſtin. 

Strontianhydrat, f. Strontiumorydhydrat. 

Strontianit, fohlenfaurer Strontian, strontianite, strontianite. Die Be 
zeichnung für den natürlich vorfommenden kohlenſauren Strontian; er findet fi fe 
wohl derb, wie auch Eryftallifirtz farblod, grau, gelblich grünlich bis blaßgelb, blaf- 
grün gefärbt, gladartig glänzend, auf dem Bruch wachsartig durchfcheinend, felten 
durchſichtig. Dad Vorkommen ded Strontianits ift im Allgemeinen fein häufiges; 
befonderd findet er fi in Schottland bei Strontian, dem er auch. feinen Namen ver: 
dankt; außerdem bei Braunsberg in Sachſen, Clausthal am Harz, Leogang im Ealy 
burgifchen, Hamm in Weftphalen u. f. w. Er ift ein fehr gutes Material zur Dar 
ftellung der Stronsianfalze, jedoch ift in letzter Zeit fein Preis fo fehr geftiegen, daf 
es vortheilhafter ift, den benöthigten ——— Strontian aus dem Cöleſtin dar 
zuſtellen. 

Strontiansalse, ſ. Strontiumorydfalze. 

Strontianwasser ift die Auflöſung von Strontianhydrat in reinem Wafler. 





Strontit — Strychnin. 497 


Strentit-, ſyn. Strontianit. 


Strontium, strontium „ stronfium, Zeichen Sr. Aequiv. 43,8. Das Stron- 
tium gebört zu den GErdalfalimetallen, in der Ratur findet es fih nur im orydirten 
Zuftande; mit Kohlenfäure verbunden als Strontianit, mit Schwefelfäure ald Cö— 
kftin. Man ftellt das Strontinm aus dem Chlorfirontium dar, welches man in 
glübend gefchmolzenem Zuftande durch den galvanifhen Strom zerfeßt, wobei es in 
geſchmolzenen Kügelchen erhalten wird. Das Strontium befigt eine dem Barium ' 
ähnliche Farbe, wenig Glanz, fintt in Vitriolöl unter und ift dehnbar. i 


Strontium, Erkennung; die Strontianverbindungen zeigen große Webereins 
fimmung mit denen des Baryts; die auflöslichen Sale werden felbft bei aroßer 
Ierdünnung durch freie und gebundene Schwefelfäure gefällt; doch ift der fehmefel- 
faure Strontian nicht ganz fo ſchwer löslich wie der fehmefelfaure Baryt; befondere 
harafteriftifch aber ift für die Strontianfalze, daß fie der äußern Löthrohrflamme 
eine farmoifinrothe Färbung ertheilen. 


Strontiumchlorid,, chlorure de strontiam, chloride of strontium; man 
fellt diefed Salz aus dem Göleftin dar, den man in feingepulvertem Zuftande durch 
Kodhen mit einer Löſung von fohlenfaurem Natron in Tohlenfauren Strontian ver: 
wandelt hat. Die Zerlegung ift eine vollftändige; den fohlenfauren Strontian löſt 
man alödann in Chlorwafferftofffäure auf und fügt der neutralen Löſung eine Fleine 
Menge kohlenfauren Strontian zu, Pocht, filtrirt und verdampft zur Kıyftallifation 
oder zur Trockne. Das Chlorftrontium dient zur Darftelung anderer Strontianfalze 
und findet, wie auch diefe, Anwendung in der Feuerwerkerei zur Erzeugung rother 
Flammen, Sterne x. 

Strontinmoxyd, strontiane , strontia, wird durch heftiged Glühen von koh— 
lenſaurem Strontian, entweder für fich, oder mit Kohle gemengt erhalten, es bildet 
eine graumeiße, poröfe Mafle von 3,0 ſpec. Gewicht, ſchmeckt und reagirt m 
und verbindet fich mit Waffer unter flarfer Erhigung zu Hydrat. 

Stroutiumoxydhydrat, f. Strontiumoryd. 

Strontiumeoxydsalse, ſ. Strontium Erkennung. 

Strychnin, strychnine, strychnine, eine organifche Bafe, die am reichlich 
fin in der Ignatiusbohne vorkommt; doch ſtellt man es meiſtens aus den billigen 
Krähenaugen, den Früchten von Strychnos nux vomica, dar. Dieſe werden zuerſt 
mit Alkohol gekocht, nach dem Trodnen gepulvert und dann mit fochendem Alkohol 
behandelt, in welchem ſich Brucin nnd Strychnin auflöfen. Dan fällt aus der Lö— 
fung dur effigfaured Bleioryd Farbftoffe und andere Beimengungen und hierauf die 
dafen dur Zufag von Bittererde. Der Niederfchlag wird mit faltem Altohol bes - 
handelt, der das Brucin auflöft und das Strychnin zurüdläßt, welches nun in fo: 
chendem Alkohol gelöft wird und beim Erkalten kryſtalliſirt. Das Strychnin bilder 
farblofe, vierfeitige Säulen; iſt felbft in’ fochendem Waffer nur wenig löslich; die 
fung ſchmeckt intenfiv und anhaltend bitter und reagirt alkaliſch. Das Strychnin 
iſt eins der furchtbarften Gifte-und bewirkt ſchon in Heinen Dofen Starrframpf; bei 
größern den Tod. Dean hat angegeben, daß das Strychnin oder deffen Salze be+ 
nußt werden, dem Biere an "Stelle des Hopfens einen bittern Gefhmad zu ertbeilen; 
Zhatfache ift, dag Nordamerifa große Mengen von Stiychninpräparaten bezieht; aber 
welche Verwendung fie dort finden ift nicht befannt. . 

9. d. techn. Chemie. 32 


498 Strychnin, salpetersaures — Süssholz. 

Strychnin, salpetersaures, nitrate de strychnine, nitrate of strych- 
nine, ift ein officinelle® Präparat, welches durch Auflöfen von reinem Strychnin in 
Salpeterfäure dargeftellt wird; es Fryftallifirt nach dem na bbamıpien in büfchelförmig 
vereinigten Nadeln. 

Stuck, Gipsmarmor, platre, enduit en plaire, stuc, stucco, nennt man die 
aus gebranntem Gips, reinem Waffer, Leimwaſſer, Borars oder Alaunlöfung zube 
reitete, zumeilen marmorartig, grau, voth, auch grün gefärbte Maffe, die zur Herftellung 
von Deden- und Wandverzierungen, zur Belleidung von Säulen x. angewendet wird. 

Stucco a lucide, ein Gemenge aus 3 Th. Marmormepl aus weißem Mar- 
mor. und 1 Theil durchgefiebtem Kall. Um dem Abputz Glanz zu geben, wird er 
mit einem Gemifch aus 3 Theil weißer Seife und 1 Theil gefiebtem Kalt, mit Wafler 
zu Brei angemacht, überzogen, dann geglättet. 

Styrax, fyn. mit Storar. 

Subalkaleide, Unterbaſen, subalcaloides, subalcaloideszs als foldye hat 
man verfchiedene fryftallifirbare organische Subſtanzen bezeichnet, die für fich feine 
altalifche Reaktion zeigen, jedoch mit Säuren beftimmte falzartige Berbindungen bilden. 

Sublimat nennt man einen durch Berflüchtigung im ftarren Zuftande erhal: 
tenen Körper; doch gebraucht man den Ausdruck auch ſehr häufig für das Quedfil- 
berchlorid. 

Sublimation, sublimation, sublimation, eine Operation, bei welcher ducch 
Erhitzung flüchtige Körper, die nach der Abkühlung wieder fefte Form annehmen, von 
wenigen flüchtigen oder feuerbeftändigen getrennt werden. 

Sublimiren, ſ. Sublimation. 


Suboxyde, f. Oryde. 


Substitution, substitution, substitution; mit diefem Ausdrud bezeichnet man 
die Eigenfchaft der Körper, andere in ihren Verbindungen vertreten zu fünnen. Am 
bäufigften begegnen wir diefer Subftitution bei den organifchen Verbindungen, wo es 
befonder® der Waflerftoff ift, der durch andere Körper, wie Chlor, Jod x., auöge 
fehieden und vertreten wird. 


Subsulfide, Subfulfurete, find die den Suboryden entfprechenden Schwefelver: 
bindungen. 


Subsulphate, subsulfates, subsulphates, fyn. mit Unterfhwefelfäure: 
Salzen. 


Suceinum, fyn. mit Bernftein. 

Süss, Scheel’sches, giycerine, sugar of oil, eine noch zuweilen gebraudte 
Bezeichnung für das Glycerin. 

Süsserde, fon. Beryllerde. 


Süsshelz, Süßholzwurzel, reglisse, racine douce, Iiquorice - -wood. Das 
im Handel vorfommende Süßholz flammt zum Theil von Glyeirrhiza glabra, zum 
Theil von G. echinata. Die erftere Pflanze wird Hauptfählih in Frankreich, Spa 
nien-und Stalien, und hin und wieder auch in Deutfchland, Ungarn und Dalmatien, 
die andere in Rußland kultivirt. Eine dritte Sorte, dad fogenannte griechifche Suüßholz 
fol von Glycirrhiza glandulifera gewonnen mwerden. Das ſpaniſche Süßholz (von 
G. glabra) bildet mehrere Fuß lange, 3—5 Linien im Durchmeſſer haltende eylindrifche 
Stüde, die von einer graubraunen Epidermis umfchloffen und im Innern gelb find. 








Süssholzsaft — Sumach. 499 


Es befibt einen ſchwachen Geruch und einen jüßen, bintennach im Schlunde etwas 
tragenden Geſchmack. Das ruffifche Süßholz ift meiftend gefchält, grüngelblich und 
ihmedt weniger füß. 

Süsshelssaft , Lafrigen, jus de regliase, guignolet, juice of liquirice, ift 
die Bezeichnung für den aus der Wurzel von Giycirrhiza giabra gemonnenen und 
eingedampften Saft. Das im Handel vorlommende Lafriten bildet 5 His 6 Zoll 
lange und J bis 2 Zoll dide, etwas abgeplattete Cylinder von fehwarzer Farbe, die 
meiftend mit einem Stempel der Fabrik oder des Urfprungsorted verjehen find. So 
ſeht ih auch im Aeußern die verfchiedenen Sorten gleichen, fo verfchieden find fie 
in ihrer Güte, was vielfach abfichtlihen Berfälfhungen zuzufchreiben fein dürfte. 
Man trifft Süßholsfaft, der faum 20 Proc. auflößlicher Theile enthält; aber auch, 
wenn auch felten, folchen von über 70 Proc. Gewöhnlich befteht guter Süßholzſaft 
bis zu 60 Proc. und etwas darüber aus auflöslichen Stoffen, hauptfählih aus Süß⸗ 
holzzucker beftebend; der unauflösliche Theil ift größtentheild Stärkemehl. 

Süssheishelssucker if der hauptſächlich wirkſame Beftandtheil des Güßhol- 
8; |. Glycirrhizin. 

Süsswasserkalk, calcaire d’eau donce, fresh-water limestone, heißen 
die Ablagerungen von tohlenfaurem Kalt in der Tertiär- und Duatairformation. 


Sulfarseniate, Sulfarfenite, sulfarseniates, sulpharseniates, find die Ber 
bindungen der verfchiedenen eleftronegativen Arfenfulfide mit eleftropofitinen Metalls 
fulfureten,, die Sulfofalze der Arfenfulfibe. 

Sulfate, fyn. mit Shwefelfäure- Salzen. Ä 

Sulfhydrate, find die farblofen und meiftend Mryftallifirdaren Verbindungen 
der Alkalimetallſulfurete mit Schwefelmafferftoff. 

Sulfide, sulfurete, sulphures, sulphurets, sulphides ; unter Sulphiden be: 
gteift man vorzugsweiſe die eleftronegativen, unter Sulfureten die eleftropofitiven 
Schwefelmetalle; in ihrer Bereinigung bilden fie die fogenannten Sulfofalge. 

Sulfocarhonate, fun. Kohlenfulfidfalze, sulfocarhonates, sulphocar- 
bonates, find Berbindungen ded Kohlenfulfids mit den Sulfureten der Metalle, von 
einer folchen Zufammenfeßung, daß man fie als Kohlenfäure » Salze betrachten kann, 
in welchen der Sauerſtoff durch Schwefel vertreten iſt. 


dulfocyan, fon. Schwefelcyan. 

Sulfoeyanate, ſyn. Sulfocyanide. 

Sulfokohlemsäure, ſyn. Kohlenſulfid. 

Sulfostannate, Sulfotellurete u. ſ. w., find die Verbindungen der Sulfoſäu⸗ 
ten dieier Metalle mit baſiſchen Sulfureten oder Sulphiden. 

Sulfüre, sulfures, sulphurets, nennt man im Allgemeinen die niedrigeren 
Shwefelungaftufen, analog wie man Chlorür und Chlorid unterfcheidet. 

Sulfarete find die Sulfobafen in den Sulfofalzen, fe Sulfide. 


Sulphur, fon. mit Schwefel. 

Sumach, Schmack, Smack, sumas, sumach, sumac; biefe gerbftoffbaltige 
Subftanz ift das Pulver der getrocdneten Blätter mehrerer Rhus«Nrten, befonderd 
von Rhus corlaria und Rh, cotinus, zu den Terebinthaceen gehörige firauchartige 
Manzen. Der Sumach wird fowohl in den Färbereien, al® auch in den Gerbereien 
gebraucht, befonders zur Herftellung feinerer Lederforten. Es Bann verfihiedene 

32 : 


500 Sumpfluft — Synaphie. 


Sorten im Kandel vor, als: ficilianifcher, fpanifcher, provengalifcher, venet ianifcher 
bairifcher und anderer Sumach Als der befte gilt der ficilianifche, welcher, wie auch 
der franzöfifche und fpanifihe, von Rhus coriaria gemonnen wird; der bairiihe Zu: 
mad flammt von Tamarix germanica und fteht an Güte den übrigen Arten weit 
nad. Guter Sumach enthält etwa 16 Proc. Gerbftoff. 


Sumpfluft, Sumpfgas, fon. mit Orubenluft. 
Superchleride, f. unter Chloride. 


Superoxyde, Hyperoxyde, Ueberoxyde find im Allgemeinen indifferente, d. h. 
weder bafifche nod) ſaure Metallorgde, die rückfichtlich ihres Sauerftoffgehaltd zwi— 
fhen den bafifchen Oryden und den Säuren der betreffenden Elemente in der Mitte 
fteben, und daher durch Abgabe von Sauerftoff zu bafifchen Oryden durch Aufnahme 
von Sauerftoff zu Säuren werden. Die neuern Unterfuchungen Shönbeind un 
Anderer haben ergeben, daß zwei Klaffen von Superorgden eriftiren, die ſich durch 
die verfchiedenen und zwar entgegengefehten Zuftände, in melchen fie den freien Sauter: 
ftoff enthalten, von einander unterfcheiden; die eine Klaffe hat man Dzonide, die 
andere Antozonide genannt; jene entwideln, mit Chlorwafferfteffläure zufammen: 
gebracht, Chlor, diefe Sauerftoff; Ozonide und Antozonide unter geeigneten Umftän: 
den nach ihren refpeftiven Aequivalenten in Berührung, rebuciren fich gegenfeitig un: 
ter Freiwerden von Sauerftoff. 


Superphesphat; das unter diefem Namen im Handel vorkommende Dünge 
mittel enthält außer freier Phosphorfäure hauptſächlich fchwefelfauren Kalk und ge 
gen 25 bis 30 Proc. Waffer. 

Sylvin, Sylvit, Digeftiofalz; mit diefem Namen hat man das natürlich vor 
fommende Chlorkalium bezeichnet. Es hefindet fi ſowohl ald vulkaniſches Subli— 
mationsproduft in den Fumarolen und Laven am Veſuv und einiger anderer Bul: 
fane, wie auch ald Mineralfalz in den Abraumfalzen des Staßfurter Steinfalzlagerd, 
und bier in folcher Menge, daß dafelbft mit feiner Gewinnung und Reindarftellung 
zahlreiche Fabriken befchäftigt find, um durch Zerfeßung mit Chilifalpeter auf Kali: 
falpeter verarbeitet zu werden; gegenmärtig werden jährlich mehr ald 100,000 Gentner 
daron dargeftellt. 

Sylvinsäure, acide abietique ou sylvique, abietic acid; eine in den mei: 
ften, wo nicht in allen Pinusharzarten, befonderd im Kolophon, enthaltene Säure. 
Aud dem Kolophon gewinnt man die Sylvinfäure, indem man dafjelbe in einer Reib— 
fehale mit Altohol von 60 bid 70 Proc. Tr. wiederholt auszieht. Man löft den Nüd: 
ftand in heißem Alkohol, filtrirt noch warın und überläßt die Löfung der Ruhe, wo 
nad einigen Tagen die Sploinfaure auskryſtalliſirt. Man wäfcht die Kryftalle mit 
kaltem Alkohol ab, löſt fie behufs weiterer Reinigung nochmals in Alfohol auf und 
läßt kryſtalliſiten. Die Sylvinſäure Tıyftallifirt in harten, farblofen Blättchen, riecht 
und ſchmeckt wenig, löft fih nicht in Waffer, leicht aber in Altohol, Aether und ätbes 
rifhen Delen; die Auflöfung reagirt ſtark faner. 

Symbole, chemische, formules, chemical formulae, find die Zeichen, die 
als Abkürzung der Namen * Körper benutzt werden; ſ. Zend Formeln. 

Sympathetische Tinte, f. Tinte. 


Sympiezometer, cin für den Gehrauh auf dem Meere eigends Fonftruirtee 
Barometer. 


Synaphie, aynaphi, synaphie, ein Ausdrud, welchen man bei den Erjcei 


’ 


® 





Synaptase — Takamahaca. 501 ° 


nungen der Kapillarität u. f. w. gebraucht, wo ein fefter Körper von der Flüſſigkeit 
benegt wird und nur die Kohäfion der Flüſſigkeitstheilchen unter fi) in Betracht 
kommt. 

Synaptase, synaptase, synaptase, ein dem Diaſtas entfprechendes, in den 
bittern Mandeln und dem ſchwarzen Senf enthaltened Ferment, ſ. Emulfin. 

Synthese, ſynthetiſche Chemie, wird derjenige Theil der praftifchen Chemie ° 
genannt, welcher fih mit der Darftellung chemifcher Verbindungen durch Zufammen: 
ſetzung befchäftigt. 

Syrap, Zuderforup, sirop, syrup, sirap, heißt die nach dem Auskryſto lliſi⸗ 
ron des Zuckers erhaltene gefättigte Zuderlöfung, d. h. die Melafle. 


Szesko, mit diefem Namen bezeichnet man in Ungarn die vom Erdboden aus: 
geitterte, mit erdigen Theilen untermengte unreine Soda. 


T. 


Tabakz dad Material, welches zur Zubereitung der Rauch, Schnupf- und 
Rautabafe dient, find die Blätter verfchiedener Arten von Nicoliana, von denen 
am häufigften Nicotiana tabacum, virginifiher Zabaf, Nicotiana macrophylia, 
Maryland, Nicotiana rastica, Bauern= und Nicotiana quadrivalvis, vierflap- 
piger Tabaf, angebaut werden. — Die fpecififhen Beftandtheile der Tabaksblätter 
find Nicotin und Nicotianin; der Gehalt an Nicotin feheint nach) dem Standort gros 
ben Schwankungen zu unterliegen und mechfelt nach den bisherigen Unterfuchungen 
milden 2 und 9 Proc; die feinern Tabafe enthalten weniger Nicotin. Für den Ans 
bau des Tabaks ift die Kenntniß der Menge und der Befchaffenbeit der Mineralbes 
Randtheile der Pflanze von großer Wichtigkeit, und wollen wir, unter Uebergehung 
jahlreicher anderer Unterfuchungen hierüber, ein von Bouffingault im Großen er: 
haltened, alfo ein praftifches Refultat, mirtheilen. Auf 1 Hektare — 4 preuß. Mor 
gen wurden geerntet 131111 Stück Tabafpflanzen; dieſe wogen getrodnet 12980 Kis 
logramm (25960 Pfund); Hierin waren nach den Analyfen Bouffingaults ent- 


halten auf dem Lande verblieben 
. 115 Kilogr. Phosphorfänre - . 2 2 0 0 + 22,6 Kilogr. 
441,a, Kali... .. . . .88,00, 


neben einigen anderen, weniger weſentlichen Beſtandtheilen, und man erfieht hieraus, 
daß die Tabakpflanze ſehr anſehnliche Mengen von Kali und Phosphorſäure in An⸗ 
ſptuch nimmt. Der Verbrauch an Tabak iſt ein ſehr beträchtlicher und man rechnet 
daß in Europa jährlich auf den Kopf 2 Pfund kommen; alſo verhältnißmäßig bei 
weitem mehr, ald von Zuder und Kaffee, da an der Konfumtion von Tabak Frauen 
und Kinder im Allgemeinen feinen Antheil nehmen. 

Tabakcampher, ſyn. mit Nicotianin. 

Tachhydrit, ein Mineral, welches hauptfächlih in dem Staßfurter Steinfalzs 
lager vorfommt, von der Zufammenfekung CaCl +2 MgCi-+ 12HO, alfo ganz 
dem Sarnallit entfprechend, deſſen KOl durch Ca Cl vertreten ift. 

Takamahaca, Talamahak, der Name eined Harzed, welches zu Räucherungen 
gebraucht wurde. 


502  Tafellack — Tantal. 


Tafellack , fyn. mit Schellad. 

Taguanuss; die Frucht von Physetelephus macrocarpa, welche ald vegeta: 
bilifchet Elfenbein verarbeitet wird. 

Takamahak, f. Takamahaca. 


Talecium, fyn. mit Magnefium, dem metalliſchen Radikal der Bittererde. 

Talg, suif de boeuf, graisse de boeuf, fallow; mit dieſem Namen bejeid: 
net man die härteren SFettarten, ſowohl der Thiere, wie auch ded Pflanzenreichd. Der 
Talg befteht aus Stearin, Palmitin und Dlein, unter welchen das Stearin vorherrſcht; 
doch nach mechfelnden Berhältniffen. Die am gemöhnlichften vorkommenden Talgarten 
find: Rindstalg, Hammeldtalg und Ziegentalg; die beiden letzteren find in der Regel 
etroa® härter ald der Rindetalg. Der Talg findet eine fehr ausgedehnte Anwendung 
in der Seifen«, Lichte und StearinfäuresFabrifation; feit Einführung ded Palmöls hat 
jedoch für diefe Induſtriezweige feine Bedeutung nicht wenig abgenommen. 

Talg, chinesischer; ein Pflanzenfett, weiches (in Epina) aus Stillingia se- 
bifera gewonnen und zu Kerzen verwendet wird. 

Talg, malabarischer, fyn. mit hinefifchem Zalg. 

Talgkernseife, Zatgfeife, f. Seife. 

Talgsäure, fo viel wie Stearinfäure. 

Talkerde, fyn. mit Bittererde. 


Talkerde, kohlensgure, ſ Magnefit, kohlenſaure Magnefia, Bit: 
tererde. ' 


Talkerde, reine, fyn. mit Magnefia oder Bittererde. 


Talkmarmorz eine Benennung, mit der man zuweilen den Magnefit, die na 
türlich vortommende Tohlenfaure Bittererde bezeichnet. 


Ta-lou, der Rame einer in China auf Porcellan angemwendeter Schmetzfarbe, 
die hauptfächlih aus Kiefelfäure, Blei= und etwas Kupferoryd befteht. 

Tange, f. Seetange. | 

Tangentenboussele ift ein Inftrument zur Meffung ftarker galvanifcher Ströme. 

Tannengerbsäure, die in der Rinde, beſonders aber im Splinte der Tannen 
und Fichten enthaltene &erbfäure zeigt einige Berfchiedenheiten von der der Eichen, 


und man zieht deshalb die Zannenrinde in der Gerberef, für manche Zwede der 
Eichenrinde vor. 


Tannensapfenöl, Templinöl, Krummholzöl, ift ein dem Terpemtinöl nahe wer: 
wandted Produkt, welches durch Deftillation der Zapfen von Pinus pumila gewon⸗ 
nen wird. . 

Tannin, fyn. mit Gallusgerbfäure. 


Tantal, tantalum, columbiom, tantalum, columbium. Zeichen Ta. Aa. 
68,8; ein Metall, melched nur ald Beftandtheil weniger und feltener Mineralien vor: 
fommt, wie 3. B. im Zantalit, Ditrotantalit und einigen andern. Man ftellt daö 
Zantal dur Erhitzen von 3 Th. Yluortantal- yluornatrium mit 1 Th. Ratrium in 
einem gut bedeckten eifernen Ziegel der. Das fo gewonnene Tantal bildet ein ſchwar⸗ 
zes Pulver, melched unter dem Polirſtahl eine eifengraue Farbe und Metallglan; an 
nimmt; fpec. Gericht 11,78; von den Mineraljäuren, felbft von Königewaſſer, wir 
dad Tantal beim Kochen nicht angegriffen; Chlor wirft in der Kälte wenig dareul 














Tantalchlorid — Tempern. 503 


ein; erwärmt man aber beide mit einander, fo erfolgt die Berbindung unter Iebhaf- 
tm Erglühen. Das gebildete 

Tantalchlorid if flüchtig und kann abdeillirt werden. 

Tapioca, ſ Gaffava. 

Tapioca -Sago, heißt der am meiften geſchätzte weiße Sago. 

Taranakisand, ein titanhaltiges Cifenmineral, welches fih an den Küften 
von Reufeeland, wie auch Italiend findet, und zur Darftellung von Titanftahl be- 
nußt wird. 

Tartarus, gewöhnlich verfteht man bierunter den rohen Weinftein, d. b. uns 
reines zweifach» weinjanres Kali; doch bezeichnet man mit diefem Namen auch viele 
aus demfelben dargeftellte Präparate. 

Tartralsäure ) Zartrilfäure, Sfoweinfäure, Dimweinfäure; ein Zerfegungspro- 
dukt der Weinfänre,, wenn diefe geichmohen auf 1800 &. erhigt wird. 

Tartrelsäure wird durch raſches Schmelzen der Weinfäure, bis fie eine ſchwam⸗ 
mige Maffe bildet, erhalten; fie führt auch den Namen Sfotartrinfäure, Weinfäure- 
anhydrid. 

Tartrilsäure, ſyn. mit Tartralfäure. 

Tartrylsäure, fyn. mit Weinfäure, 


Tassenfarbe, Taſſenroth, ſ. Carthamin. 

Taylor’s Filter, eine beſondere Vorrichtung zum Filtriren, bie früher in den 
Zuderfabrifen viel Anwendung fand 

Teak- oder Tikhols, indiſche Eiche von Tectona grandis, bas gefeiertfle 
Bauholz Indiend. Das afritanifche Teakholz oder die afrifanifche Giche kommt von 
Oldkeldia africana, einer Euphorbiacee. 

Telestereoskop , ein optifche® Inftrument nach Art der Stereoskopen, deffen 
Konftruftion auch entfernte Gegenftänte von ihrem Hintergrunde abhebt, fo daß man 
diefelben verkörpert vor fich zu fehen glaubt. 

Tellerroth, ſ Garthamin. 

Tellur, tellare, silvan, silvane, tellurium, silvan. Zeichen Se. Aeq. 
= 64,0. Das Tellur ift ein fehr feltener Körper, der fih zumeilen im freien Zus 
ſtande, meiften® aber mit Silber, Gold, Widmuth und Blei verbanden, in der Natur 
finde. In feinen phyfifalifchen Eigenfchaften gleicht das Tellur dem Antimon; Hin- 
üchtlih feiner chemifchen Eigenſchaften fteht ed dagegen dem Schwefel und Selen 
nabe. Das reine Tellur iſt ein ſtark glänzendes, filberweißes Metall, welched große 
Neigung bat zu Erpftallifiren; fein fpec. Gewicht ift 6,30; es ſchmilzt bei 400° C.; 
von Salzfäure wird ed nicht angegriffen, von Salpeterfäure dagegen Teicht zu telluris 
ger Säure gelöſt; mit Sauerftoff bildet e8 zwei Säuren: die tellurige Säure TeO, 
und die Tellurfäure TeO,. | 

Temperatur nennt man den jeweiligen Grad der Erwärmung, welchen ein 
Körper zeigt, und der durch Thermometer oder Pyrometer gefunden wird. 

Tempern, Anlaſſen, Adoufiren, adoucissement, softening of steel; ein auf 


Eifen und Stahl angewendeter Ausdrud, unter welchem man das Ausglühen und 
langfame Erkalten verfteht, wodurch diefen Körpern die Sprödigkeit genommen wird. 





504 Temperöfen — Terpentinöl. 


Temperöfen nennt man die befondern Defen, in welchen Stahl, der ange: 
laffen werden foll, erhigt wird; diefelbe Bezeichnung führen auch die Glaskühlöfen. 

Templinöl, fyn. mit Tannzapfenöl. 

Tenakel, visorium, retinaculum, visorium, nennt man einen aus vier höl: 
zernen Stäben zufammengefeßten Rahmen, der zum Ausfpannen und Feſthalten von 
Seihetüchern u. dergl. dient. 

Tension, ein Ausdruck, der in fehr verfchiedenem Sinne, befonderd aber für 
die Spannung der Wafferdämpfe in der Atmofphäre, jedoch auch für andere Safe ge: 
braucht wird 

Terbiuerde, Terbinoryd, fyn. mit Terbiumorpd. 


Terbium, terbium, terbium, das in ifolirtem Zuftande noch nicht dargeftellte 
Radikal der Terbinerde. 


Terpentin, terebinthine, terpentine; der Terpentin iſt ein Gemenge von Ter: 
pentinöl und Harz, welched aus Ginichnitten in Lie Rinde von Pinus abies und ans 
derer Nadelhölger gewonnen wird. Er ift balbflüffig, gelblichweiß und durchfcheinend. 
Am Handel unterfcheidet man: gewöhnlichen Terpentin, von körniger Befchaffenkeit, 
und venetianifhen Terpentin, welcher volfommen durchfichtig ift; außerdem kommt 
noch franzöfifcher, ungarifcher und amerifanifcher Zerpentin vor. 

Terpentin, gekochterz; mit diefem Namen bezeichnet man den bei der De: 
ftillation von Terpentinöl aus Terpentin in der Blafe oder Retorte verbleibenden Rüd: 
ftand; derſelbe hat eine mehr oder weniger braune farbe, ift ſpröde, leicht zerreiblid 
und wird ftatt anderer Harze zur Anfertigung von ordinären Firniſſen u ſ. w. benußt. 


Terpentincampher, ſyn mit Terpentinölbydrat; doch bezeichnet man 
mit diefem Namen auch das Chlorwafferftoffs Terpentindt. 


Terpentinfrnisse oder Terpentinölfirnissezs man bezeichnet hiermit duich 
Auflöfen von Harzen in Zerpentinöl dargeftellte Firniffe. 


Terpentingalläpfel nennt man die durch den Stich eines Inſektes (Cepbis 
Pistaciae) veranlaßten fihotenförmigen oder hornförmig gefrümmten Ausmüchfe, mie 
fie fih im Herbfte an den Neften der TerpentinsKaftanie, Pistacia Terebinthus L. 
finden; fie enthalten, neben Harz und etwas ätherifchem Del, Gallus⸗- und Gerbfäure. 


Terpentinöl,, huile ou essence de terehinthine, tarpentine-oil, spirit of 
turpentine. Das Terpentindl wird durch Deftillation mit Waſſer aus den Blättern 
(Nadeln), Zweigen und andern Theilen der verfchiedenen Specied der Gattungen Pinus 
Abies und anderer gewonnen. Se nach der Pflanze, aus welcher ed abftammt, ind 
auch feine Eigenfchaften etwas verfchieden; fo dreht das franzöfifche Terpentinöl, aus 
Pinus maritima, die Polarifationdebene nach links, während fie das englifche Ter⸗ 
pentinöl, aud Pinus australis, nach recht® dreht. Außer den beiden genannten fom- 
men auch deutfchrd und polniſches Terpentinöl im Handel vor; den beiden erjleren 
Sorten giebt man den Vorzug, doch ift alled fäufliche Terpentinöl niemald rein und 
enthält neben den Zerfegungsproduften, die fich bei der Deftillation gebildet haben, 
namentlich Ameifenfäure, von welcher ed, nachdem man zuvor die Säure neutralifit 
bat, durch eine nochmalige Deitillation befreit wird. Das reine Xerpentinöl gehört 
zu den fauerftofffreien ätherifchen Delen und bildet eine farblofe, dünne, das Licht 
ſtark brechende Flüffigkeit, von einem eigenthümlichen ftarfen Geruch und brennendem 
Geſchmack; bei 15% C. befißt es ein fpec. Gewicht von 0,864; es fiedet bei 160° ©. 








Terpentinölcampher — Thallium. 505 


In Waſſer ift es faft unlöslih, in ſchwachem Alkohol nur wenig löslich; dagegen 
löſt es fich leicht in foncentrirter Effigfäure, abſolutem Alkohol, Aether, fetten und 
ütherifhen Delen, Schwefelfohlenftofl, Chloroform, Aceton und Holzgeift; ift der Al: 
tohol oder Holzgeift fo verdünnt, daß fie da® Terpentindl nicht löfen, fo erfolgt die 
Pöfung auf Zufag von etwad Benzol. Es löſt Schwefel und Phosphor in großer 
Menge aufe Das letztere ertheilt ihm auf Zufa von etwas Schwefelfäure die Ei⸗ 
genfihaft, zu phosphoresciren. — Das Terpentinöl abforbirt unter ftatfer Erwärmung 
ihweflige Säure; mit Ehlors, Brom = und Jodwaſſerſtoff bildet es beftimmte, theild 
farre, theil® flüffige Verbindungen Es löſt Harze und, befonderd wenn ed vorber 
über Ziegelfteinen deftillirt war, auch Kautſchuk auf. ine ſolche Löſung dient zur 
Herftellung wafjerdichter Zeuge. Außerdem wird das Terpentinöl in der Technik haupt: 
jählich zur Darftelung von Firniffen und andern Oelfarben benubt. 

Terpentinöleampher, fpn. mit Hlorwafferftofffaures Terpentinöf, 
1. Terpentinöl, 

Terpentinspiritus, ein zuweilen für gereinigted, d. h. rektificirtes Terpentinöl 
gebrauchter Name. 


Terpin, Terpentinölhydrat; dieſe Verbindung von Terpentinöl und Waſſer 
bildet ſich, wenn man dieſe beider Subſtanzen längere Zeit in einer verſchloſſenen 
Blafche aufbewahrt. Das Terpentinölhydrat enthält 2 Aeq. Hydrawwaſſer, die ed beim 
Schmelzen oder Aufbewahren über Schmefelfäure verliert; ed hat daher die Zufam: 
menfeßung Cod H2o 0, +?HO. Das Zerpin bildet waflerhelle, farblofe Kryftalle, 
die fih wenig in kaltem; leichter in kochendem Waſſer, Alkohol und Nether löfen, 
ſchon unter 1000 ©. ſchmelzen und hierbei 2 Aeq. Waller verlieren; das waſſerfreie 
Terpin (C,oH200,), ſchmilzt erft bei 103° &. und erftarrt beim Erkalten zu einer 
amorphen Maffe, die nach ’einiger Zeit fryftallinifch wird. 


Terpinöl entfiebt, wenn man zu einer foncentritten Löſung von Terpin in’ 


Baffer eine kleine Menge Chlorwaflerftofffäure fügt und zum Kochen ermärmt. Die 
Flüſſigkeit trübt fih und das Terpinöl fcheidet fich in feinen Zropfen ab; es ift farb« 
108, flarf lichtbrechend, von 0,852 fpec. Gewicht; Siedepunft 1689 C.; es riecht, bes 
jonder® bei ftarfer Verdünnung, wie Hyacinthblumen. 

Terra de Üatechu, f. Gatechu. | 

Terra de Siena, ſieniſche Erde, ocre brune, limonite, brown ochre, li- 
monite; ein bräunlich=gelber,; im Innern oft heülgelber, eifenorpdhaltiger Thon, der 
in der Nähe von Siena gegraben wird. Gebrannt ift die Terra de Siena braun, 
ald Pulver faft braunroth; ſowohl die natürliche, wie die gebrannte Erde, wird viel- 
fach als Materfarbe benupt. 

Terra japonica, f. Catechu. 

Terra Lemnia, fon. Siegelerde. 

Terra sigillata, ſ. Siegelerde. 

Terra Umbra, f. Umbra. . 

Teste werden die zum Abtreiben des Silberd gebrauchten Kapellen genannt. 

Testsilber 5 durch Abtreiben auf Teften erhaltenes Feinſilber; es enthält bis 
3) Proc, reined Silber, 

Teufelsdreck, ſyn. Asa foetida. 


Thallium, thailium, thallium; das Thallium ift immer nur in geringer Vienge _ 


⸗* 


506 | Thau — Thee. 


ala ein Beftandtheil einiger Erze, der Nauheimer Mineralqueile und einiger Pflan- 
zenafehen (in der Afche der Eichorienmwurzel, Böttger) aufgefunden wurden. Das 
Thallium ift ein weißes Metall mit einem Stih ind Bläulihe von 11,86 fpec. Ge 
‚wicht, fehr wei, fo daß ed ſich mit dem Nagel rigen läßt und felbft auf Papier 
abfärbt, ſchmilzt bei 200° C. und ift in der Rothglühhitze flüchtig; am der Luft läuft 
ed raſch an, zerfebt felbft beim Sieden dad Waſſer nur wenig, entwidelt aber auf 
Zufag einer Säure fofort Waſſerſtoffgas. Die Thalliumfalze find fehr giftig. 


Thau, rosse, dew, wird der wäßrige Niederfchlag genannt, der ſich auf Kör⸗ 
pern, die in Folge der nächtlichen Ausftrahlung unter die Temperatur der Atmofphäre 
ſich abgekühlt haben, in Geftalt Feiner Bläschen abſetzt. 


Thebain, Paramorphin, ift eine in dem Opium in Meiner Menge enthaltene 
Pflanzenbaſe. CEs ift. unlöslih in Wafler, leicht löslich in Allohol und Aether und 
fiyftallifirt aus legterem in quadratifhen Blättchen, vom Morphium unterfcheidet ed 
fih außer Anderem durch feinen mehr fcharfen und zufammenziehenden, als bitten 
Geſchmack. | 

Thee, inefifher Thee, Theeblätter, th6, thea Im Handel giebt man den 
Namen „Thee” den zufammengerollten und getrodneten Blättern einer und derfelben 
Pflanze, Thea L., die zur Familie der Gamelliaceen gehört und in China einheimilh 
ift. Der Theeftrauch erreicht in feinem Baterlande faum die Höhe eines Fleinen Bau: 
med; ſehr oft erfcheint er nur als ein Strauch; er fteht immer zwiſchen hohen und 
ftarf belaubten Bäumen, die ihn gegen die Sonnenftrahlen ſchützen; an feuchten Stel: 
len, oder in der Nähe von Waffer zeigt er ein üppigered Anfehen. Auf Java und 
in Englifh Oftindien hat man den Theebau mit günftigem Erfolge eingeführt, wo 
gegen die zahlreichen in andern Ländern zu diefem Zwecke unternommenen Berfuce 
gänzlich fehlgefchlagen find. Die Einfammlung der Blätter gefchieht jährlich 4 Mal, 
von denen die erfte, im April, den beften, die legte den geringften Thee liefert. Da 
alle Theeforten von einer und derfelben Pflanze abſtammen, fo rührt der Unterfchied 
der beiden Hauptforten“ grüner und ſchwarzer“ Thee zunächft nur von der Behand 
lung, der die Blätter nach der Ernte unterworfen werden, her. Außerdem wird abet 
auch der grüne Thee mittelft eined Gemenges aus Berlinerblau und Gips künſtlich 
gefärbt; dies gefchieht oft fhon in China ſelbſt, und die Ehinefen trinken darum 
niemals grünen, fondern ſtets nur fhwarzen Thee. Jede diefer beiden Hanptforien 

- von Thee zerfällt in faft zahllofe Unterabtheilungen, die zum Theil von den veridie 
denen Spielarten, von denen die Blätter eingefammelt, zum Theil aber auch von der 
Jahreszeit, wo die Einfammlung gemacht wurde, endlich auch noch von der verſchie⸗ 
denen Behandlung bei der Zubereitung des Thees herrühren. So werden die zu grü⸗ 
nem Thee beftimmten Blätter unmittelbar nach der Ernte erhitzt, dann gefnetet und 
gerollt und hierauf raſch getrodnet; während die für fehwarzen Thee beftimmten zu: 
nächft auögebreitet, einer Art Fermentation überlaffen, dann geröftet, geroflt, an der 
Luft und ſchließlich über Holzfohlenfener getrocdnet werden. — Die hauptſächlichſten 
der verfchiedenen fchwarzen Therforten find: Der Peko⸗, Pakho⸗ er Pekao, oft 
nicht vollfommen ausgebildete Blättchen der erfien Ernte, die der Länge nad gerollt 
find. Man unterfheidet noh: Drange Peko und fhwarzen Peko, Hung⸗Muey. 
Der Congon, Gongo, wird nah dem Peko geerntet; der Aufguß deffelben ift 
dunfel- gelblichgrün. — Der Souhong (Sugon) Die Blätter find groß, fiel 
braun, mit ziemlich vielen hellbraunen Stielen gemiſcht und gut gerollt. — Ring: 

- Dong, mit breiten, wenig gerollten Blättern; Houslong ift oft nur ˖ſchwach ge 











Thee. 507 


röftet und unterliegt daher leicht dem Berderben. — Die theuerfte Sorte if der Gaper, 
ver auch den Ramen Schießpulverthee führt. Bei Bereitung ded Theeaufguffes 
entrollt fich der ächte Caper nur fehr Tangfam zu- Meinen Blättchen. Die geringfte 
Sorte ift der jchwarze Doheathee, Bout, Theebout. — Bon den grünen 
Sorten führen wir an: Den Hayfanthee, Hyfon, Hayswen, Haylan, mit lan- 
gen, elliptifchen, gut geroflten Blättern; der Doung Hyſon, and den jungen 
Blättern beſtehend; den Hyſonskin, eine unanfehnliche, ſchlechte Ausſchußſorte; 
den Gunpowder, Schießpulverthee, Perlthee, er bildet aus den feinften Blätichen 
des Hayfan geroflte, regelmäßige, flielfreie Kügelchen von dunfelgrüner Farbez den 
Kaijerthee oder Imperialthee, ift dem vorigen ähnlich, nur noch feiner; den 
Rugelthee, dem Gunpowder ähnlich, nur vor gröberem Korn; den Schulong, 
eine feine Sorte, die nur felten nah Europa kommt; den Tonkay oder Tivon⸗ 
tay, diefer ftammt von der Ichten Ernte und iſt, wie der Songlo- oder Singlothee, 
eine fshlehte Sorte. Die Gefammtaudfuht von Thee aus China fann man gegen: 
märtig auf 140 Millionen Pfund jährlich veranſchlagen; aus Dftindien betrug fie 
im Sahre 1860 3 Millionen, aus Java über 2 Millionen Pfund. Hiervon ver 
braucht England allein gegen 100 Millionen Pfund; nach Nord» Amerika gelangen 30, 
nah Rußland 14, nach Holland 2 bis 3, nach den Zollvereinsflasten etwa 3 Mil« 
lionen Pfund. Der größte Berbrauch findet an Gongothee flatt, nämlich in England 
allein gegen 70 Millionen Pfund. — Der Thee ift zahlreichen Berfälfchungen uns 
terworfen, zu welchen man die ähnlich zubereiteten Blätter von Ligustrum vulgare, 
Ulmen, Beiden, Schlehen, Hex aquifollum etc. verwendet. Ebenſo fuht man den 
geringeren Sosten durch Auffärben ein befiered Anfehen zu geben, wobei man fidh 
gewöhnlich des Berlinerblau’d bedient; doch hat man auch der Sefundheit nachtheis 
lige Subftanzen darin gefunden, wie: verfchiedene Kupferpräparate, felbft Blei und 
Chrom, ald chromſaures Bleioryd mit einer blauen Farbe, um das Grün hervor» 
zubtingen. Cine Berfälfhung anderer Art war die Verarbeitung fchon gebrauchten 
Thees, zu welchem Behufe man diefen auffaufte, aufweichte und auf Hinefifche Mas 
nier in fehmwarzen oder grünen Thee verwandelte Eine weitere Berfälfhung, die 
ſchon in China ausgeübt wird, befteht darin, daß man dem Thee Kunſterzeugniſſe, 
aus XTheepulver, Sand u. dergl., die mit einem Bindemittel zu Thee geformt find, 
beimengt; ein folcher Thee heißt in China „Lügenthee“; derartige Verfälſchungen find 
aus der Afchenmenge, die ein folcher Thee beim Verbrennen liefert, leicht zu erken⸗ 
nen. — ld diejenigen Beſtandtheile, von welchen wefentiich die Befchaffenheit und 
die Qualität des Thees bedingt werden, dürften zu betrachten fein: ätheriſches Del, 
Bummi, Gerbftoff, Thein (Kaffein) und Albumin. Die grünen Theeforten enthalten 
im Allgemeinen mehr Gerbitoff als die ſchwarzen; auch ift die Menge der in Waffer 
auflöslichen Beflandtheile im grünen Thee größer, ald im ſchwarzen. Dagegen ents 
bält der grüne Thee weniger Theln (etwa 1 Proc.), als der jchwarze, welcher nahe an 
2 Proc. davon enthält, wobei man fi aber immer zu erinnern bat, daß in den 
Theeforten felbft große Berfchiedenheiten vorfommen. Rach neueren Unterfuchungen 
von Peligot fleigt jedoch in manchen "Sorten der Theingehalt auf 6,5 Proc. Die 
Menge der andern flidftoffhaltigen Beftandtheile, Legumin und Albumin, fcheint bei 
grünem und ſchwarzem Thee ziemlich diefelbe zu fein und beträgt im Mittel etwas 
über 6 Proc. Die Ufchenprocente der unverfälfchten Täufliden Theeforten betragen 
zwifchen 4,5 und 6,5 Proc. und diefe Afche ift beſonders reich am Alkalien, von de- 
nen das eine Mal Kali, das andere Dial Natron vorherrfcht, fo daß ſich diefe beiden 





508 Theegerbstoff — Theorie. 


Körper offenbar erfeßen und vertröten; der Gehalt an Alfali in der Afche (Kali und 
Natron) wechſelt nach den verfchiedenen Analyfen zmwifchen 30 und 52 Procent. 


Theegerbstoff, Theegerbfäure ift identifch mit Gallusgerbſäure. 
Theeöl, ätherisches, ſ. Thee. 


Theer, goudron, tar, der Theer ift ein Produft der trodenen Deftillation or: 
ganifcher Stoffe und einiger bituminöſen Foffilien. Cr bildet eine braunfchwarze, 
diekflüffige Flüffigfeit von öliger Beichaffenheit; er befigt einen, je nach den Stoffen, 
aus welchen er erhalten wurde, verfchiedenen, nicht angenehmen Geruch, die beim thie- 
riſchen Theer felbft fehr unangenehm ifl. Als die hauptfächlichften Arten von Theer 
unterfcheidet man Steinfoblentheer (womit der aus bituminöſen Schiefern er- 
baltene Theer übereinfommt), Braunkohlentheer, Torftheer, Holztheer und 
Theer aus der trodenen Deftillation von thierifhen Subftanzen. Se nah 
feinem Urfprunge ift der Theer ſowohl in feinen Eigenfchaften, wie in feiner Zufam- 
menfegung verſchieden. So reagirt der Holztheer ſtets fauer, während die übrigen 
Theerarten durch fohlenfauren Ammoniak alkaliſch reagiren. — Ueber die zahlreichen 
Stoffe, die fi, bald in größerer, bald in geringerer Menge in den verfchiedenen Theers 
arten finden, mag nur bemerft werden, daß die meiften derfelben mehr oder weniger 
flüchtige, ftarre oder flüffige Koblenwaflerftoffe, und neben diefen eine große Anzahl 
flüchtiger, ftidftoffpaltiger Bafen find, deren wichtigeren wir unter ihrer befonderen 
Benennung abgehandelt haben. — Die Menge von Theer, die die verfihiedenen Mas 
terialien liefern, ift außerordentlich verfchieden und wechfelt zwifchen 3 Proc und 33 
Proc.; hält fich aber meiſtens zwifchen 5 und 6 Proc. — Die Boghead - Eteintohle 
liefert 33 Proc ; Laubhölzer geben 9 bis 10 Proc.; Nadelhölzer je nach den davon 
verfohlten Theilen 13 bis 20 Proc. 


Thein, ſyn. mit Kaffein. 
Thenard’s Blau, Smalte, Kobaltblau. 


Theobremin, theobromine, theobromine, diefe in den Früchten von Theo- 
hroma Cacao enthaltene und dem Kaffein ähnliche Pflangenbafe wird erhalten, wenn 
man den wäfferigen Auszug von Kakaobohnen vorfichtig mit effigfaurem Blei verfebt, 
die Flüffigkeit von dem Bleiniederfchlag trennt, aud dem Filtrat durch Schwefelwaſſer⸗ 
ftoff das überſchüſſige Blei entfernt, und die filtrirte Flüffigfeit eindampft. Der iv 
erhaltene Rückſtand ift unreined Theobromin. Zu feiner Reinigung löft man es in 
fochendem Alkohol, welcher es beim Erkalten als ein röthliches Fryftallinifches Pulver 
fallen läßt; durch wiederholted Umtryftalifiren aus alfoholifcher Löfung wird ed meiß 
erbalten. Es fryftallifirt mit 2 Aeq. Waffer in feinen, feidenartigen Radeln, die bei 
1009 waflerfrei werden, dann bei 2259 fchinelzen und unverändert fublimiren. Ju 
der Kälte ift ed in Wafler, Alkohol und Aether ſchwerlöslich. Es reagirt neutral umd 
befißt nur ſchwach bafifche Eigenfchaften; feine Salze werden durch Waller zerfegt, 
Reichter, ald in Waffer, löft es fih in Ammoniak und diefe Löſung giebt mit falpe 
terfaurem Eilberoryd einen gelatinöfen Niederfchlag, Das Theobromin ift der Ipe 
cififche Beftandtbeil der Kakaobohne und befteht in 100 Theilen aus: 46,67 Kohlen⸗ 
ftoff, 4,44 Wafferftoff, 31,17 Stieftoff und 17,78 Sauerftoffz es enthält alfo mehr 
Stidftoff ald das Kaffein. 


Theorie, theorie, nennen wir die Anſchauungsweiſe und die Vorſtellungen, 
die wir und immer an Etelle der abfoluten Wahrheit, die niemald erfannt werden 
wird, über die in die Einne fallenden Erfcheinungen und Vorgänge bilden. Bit 








Theriak — Thermomagnetismus. 509 


halten eine Theorie für um fo begründeter und der Wahrheit um fo näher fommend 
eine je größere Webereinftimmung fie mit der unmittelbaren Beobachtung und Erfah⸗ 
tung zeigt und je befriedigender fie die beobachteten Erfcheinungen zu erklären ver» 
mag. Die früheren Anfichten über dad Weſen der Dinge maren meift fpefulativer 
Art (Ariftoteles) erſt Gallileo Gallilei fehte die unmittelbare Wahrnehmung in 
ihre Rechte ein und Stahl wurde der Schöpfer der erfien chemifchen Theorie, die fich 
auf Beobachtung ſtützte. Obgleih Stahl mit feiner Theorie nicht das Richtige ges 
troffen hat, fo verdanken die Raturmwillenfchaften dem von Gallilei zur Gel—⸗ 
tung und von Stahl in Anwendung gebraten Grundfag: „Allee durh un- 
mittelbare Beobachtung,“ die ungeheuren Fortſchritte, die fie feitdem erft Tang- 
fam, dann aber mit bemunderungdmwürdiger Schnelligkeit gemacht haben. 

Theriak, ein ſehr zufammengefegted Arzneimittel in Form einer Latwerge, 
welhem man Heilfräfte gegen alle möglichen Krankheiten, auch gegen den Biß giftiger 
Thiere zufchrieb. Heute find die Borfchriften — denn das Bolt läßt fih, tro Hof 
und Daubitz, feinen „Theriak“ nit nehmen — fehr vereinfacht und derfelbe 
‚enthält, neben einigen Gewürzen, die mit Honig zu einer Latwerge angemacht find, 
ald hauptſächlichſten, oder allein wirkſamen Beftandtheil, eine fleine Menge Opium. 

Thermalwasser, nennt man das Wafler der natürlich warmen Quellen. 

Thermen, hiermit bezeichnet man warme oder heiße Quellen. 


Thermobarometer, ein Heberbarometer von der Einrichtung, daß daffelbe auch 
ald Thermometer gebraucht werden fannz auch fehr fein und genau getheilte Thermo 
meter, vermittelft welcher man aus dem veränderten Siedepunft des Waſſers, den herr⸗ 
ſchenden Yuftdrud, finden kann, werden zumeilen ThermosBarometer genannt. 

Thermochemie, mit diefem Ausdruck pflegt man die bei chemifchen Borgängen 
auftretenden Wärmeerföheinungen zu bezeichnen. 

Thermoelektricität, auch Porocleftricität, ift die Bezeichnung für die durch 
Wärme bervorgerufenen Clektricitätds Erfcheinungen, wenn einfache wie zufanımen- 
gefegte Körper einfeitig erhißt werden; die beiden entgegengefehten Enden zeigen alddann 
auch entgegengefehte Elektricitäten. Der Pol, der hierbei pofitive Glektricität zeigt, 
wird der analoge, der andere, der negative, der antiloge Pol genannt, 

Thermoelektrische Säule, ſ. Thermofäule. 


Thermographie, hat man ein Verfahren genannt, Gegenftände durch direktes 
Abdruden derfelben nachzubilden. Daſſelbe beruht einerfeitd auf der eigenthümlichen 
Wirkung, welche Salze, Säure und Alkalien auf einander und auf vegetabilifche Farb- 
ftoffe ausüben, andererfeit? auf der Anwendung von Wärme, welche veranlaßt, daß 
auf den mit Säuren imprägnirten vegetabilifchen Subftanzen eine Färbung eintritt, 
wahrfcheinlich, indem die Säure eine befchleunigte Verkohlung der Oberfläche diefer 
Subſtanzen bewirkt. ö | 

Thermeolampe, eine derartig eingerichtete Rampe, daß mittelft deifelben Holz 
verbrannt und zu gleicher Zeit aus demfelben Leuchtgad erzeugt wurde; es follte das 
mit zu gleicher Zeit geheizt und beleuchtet werden, der Apparat hat fich jedoch als 
ganz unbrauchbar erwiefen. 

Thermomagnetismus, Seebed nahm die von ihm entdedte Thermoelektricität 
zunächft in den magnetifhen Wirkungen eined hierdurch hervorgerufenen Stromes 
wahr und legte ihr den Namen „Ihbermomagnetidmus” bei. 


510 Thermometer — Thermomultiplicator. 


Thermometer, thermometre, dieſes jebt für Jedermann unentbehrliche Inftru- 
ment ift noch nicht fehr alt; feine Erfindung wird einem Holländer, Cornelius 
Trebbel, in der Mitte des 17. Jahrhunderts lebend, zugefchrieben.. Sein Gebraud 
iſt allgemein befannt; ebenfo feine Einrichtung, foweit ed fih um die Beffimmung 
der Temperaturen bis zum Siedepunfte des Ducdfilberd handel. Für die Meflung 
höherer Wärmegrade hat man auch auch andere Konftruftionen (Pyrometer zum Theil), 
ebenfo verhält es fich mit der Meffung von Temperaturen, die unterhalb des Ge 
frierpunftes des Quedfilberd Tiegen. — Als Skalen find die Reaumur'ſche, die 
Gelfius?’fche oder Gentefimal-Stale und die Fahrenheit’fche in Gebraud. 
Bei der Skale nah Reaumur ift der Raum zwifchen dem Sieder und Gefrierpunft 
des Waſſers in 80, bei der Centeſimal⸗Skale in 100 gleiche Theile getheilt; die 
Fahrenbeit’fhen Thermometer fertigt man jebt fo, daß man den Raum zwifchen 
dem Eidpunfte und dem Siedepunkte in 180 Theile theilt und den Eispunkt mit 32 
bezeichnet, fo dag 2129 den Siedepunkt des Waflerd bezeichnet. In Deutfchland wird 
befonderd die SOtheilige, in Frankreich die 100theilige Skala benußt, während das 
Fahrenheit'ſche Thermometer hauptfählih in England in Gebrauch if. — Zur Ber 
wandlung der R.» in &.» Grade dividirt man die erftern durch 0,8, umgefehrt werden 
C.⸗Grade mit 0,8 multiplicirt, wenn fie in R. verwandelt werben: follenz die Um: 
wandlung der Fahrenbeit’ichen in R.» und C.⸗Grade gefchieht nach den Yormeln: 

1° E = $ (n—32) R und nFe — $ (n—32) C. 


2x4 
10° F find alfo = — — %78R = — 1222 C. 
— 10° F find alſo = as — — 1867 B= — 3,24 0. 


umgekehrt ift: ur 
R=( no +2) FwdC=($n- 32% F. 


90 
10° R find ao 7 +32 =545° F. 


— 10° R find alfo — 2 +32 = 950 F. 


100 © find alfo > + 32 = 500 F 


— 10° 0 find alfo — 2 +32 = 140 F. 


Die zur Beftimmung höherer Wärmegrade, bei welchen dad Glas ermweicht oder gar 
flüffig wird, gebrauchten Thermometer, nennt man Pyrometer und es find zur 
Herftellung foldher Snftrumente febr verfchiedene Prinzipien in Anwendung gebradt 
worden; f. Pyrometenr — Marimum- und Minimum:Thermometer 
nennt man ſolche, welche die Ertreme der innerhalb einer gewiffen Zeit ftattgehabten Tempe 
ratur angeben, fo daß man fie nachträglich ablefen kann. Auch hierfür giebt ed ver⸗ 
fehiedene Einrichtungen. — KRegiftrirende Thermometer find Inſtrumente, 
die den Bang der Luftwärme graphifch darftellen; fie werden auf einigen meteorolo 
gifhen Stationen gebraucht. 

Thermomultiplicater, thermo-maultiplicateur, thermo-multiplicator , nennt 
man eine thermoselektrifche Säule, die mit einem geeigneten Balvanometer fombinitt, 
dazu dient, befonders bei Berfuchen über firablende Wärme, geringe Temperaturunter 
ſchiede, Die an dem einen oder dem andern Ende der Thermofäule auftreten, mwaht 
nehmen zu können. 








Thermosüäule — Thon. 511 


— 


Thermosäule, wird ein kleiner Apparat genannt, der aus Stäbchen zweier ver« 
ſchiedener Metalle befteht, die ifolirt neben einander liegen und deren Enden abwech⸗ 
felnd durch Löthung mit einander verbunden find. 

Thermoskop, thermoscope, ein Inſtrument, welches lokal eintretende Tempe⸗ 
taturveränderungen erkennen läßt. | 


Thermostat, (hermostate, unter diefer Bezeichnung verfteht man einen Appa= 
tat, welcher beftimmt ift, einen Körper konſtant auf einer gegebenen Temperatur zu 
erhalten. 

Thierchemie, ſ. Zoochemie. 


Thierfette, graesses animals, animal greases, hierunter begreift man alle, 
vorzüglich aber im Zellgewebe des Thierorganidmusd abgelagerten Fette; find diefelben 
bei gewöhnlicher Temperatur flarr, fo nennt man fie Talg; balbflüffig oder butter- 
artig Schmalz; die flüffigen nennt nian Dele (Thran); ed find mit Ausnahme von 
Bade und Wallrath und einigen andern, größtentheild Verbindungen des Lipyloryds 
mit verfchiedenen Fettſäuren. Ä 

Thierkehle, charbon animal, noir animal, animal-chatoval, die beim 
Berfohlen thierifcher Subftanzen entftehende Kohle unterfcheidet fi von andern Koh⸗ 
lmarten durch ihren Gehalt Stieftoff, refp. Cyan. Sie wird hauptfählich zur Dar: 
fellung von Blutlaugenſalz benußt, zu melchem Zweck man Hörner, Hufen, Klauen, 
Fiſchbein, Wolle, Lederabfälle, Fleifhabfälle, Blut u. dergl. einer vorfichtigen Verkoh⸗ 
lung unterwirft. Cine unreine, viel phosphorſauren Kalk enthaltende Thierkohle wird 
duch Berkohlen von Knochen dargeftelltz dieſe Art Thierkohle dient befonders in den 
Zuderfabrifen zur Entfärbung der Säfte. 


Thierleim, thierifcher Leim, Knochenleim, f. Leim. 

Thieröl, huile de corne de cerf, huile animal empyreumatique, harts-horn- 
oil, empyreumatic animal-oil, befannt unter dem Namen Oleum animale foetidum 
und Oleum cornu cervi foetidum, wird ald Nebenproduft bei der trodenen Deftilla- 
tion thierifcher (ſtickſtoffhaltiger) Subftanzen gewonnen. 3 bildet eine tief dunfel- 
braune, faſt ſchwarze Flüffigfeit von dider, öliger Befchaffenheit, von durchdringen- 
dem, höchft unangenehmen Geruch. 

Thierstofle, Thierfubftanzen, f. unter Zoochemie. 

Tbierwelle, f. Wollte. i 


Thionige Säuren, mit dem Namen Thionfäuren hat man die verfchiedenen 
Säuren, die der Schwefel mit Sauerftoff bildet, bezeichnet; fpeciell nennt man die 
unterfhweflige Säure monothionige Säure, die Unterfchmefelfäure dithionige 
Säure. 

Thionsäuren, ſ. Thionige Säuren. 


Thon, argyle plastique, clay. Der Hauptmaſſe nach beſtehen die verfchiedes 
nen Thone aus aus der Zerfegung von Feldſpath bervorgegangenem Kaolin, der bald 
mehr, bald weniger mit feinen Quarztheilchen untermengt und oft durch Eifenorydul 
(blaue, grüne Thone), oder Eifenoryd (rothe Thone) gefärbt if. Der reinfte Thon ift 
dei Raolin oder Porzellanthon; er bildet eine meiße, amorphe, zerreibliche Malle, 
die mit Waffer einen nur wenig plaftifchen Teig giebt. Cr flammt von verwitterten 
Feldſpathgeſteinen ab und zeigt in feinen innern Schichten oft noch unzerfepten Feld⸗ 
ſpath. Der durch Schlämmen gereinigte Thon iſt äußerſt plaſtiſch, d. h. er bildet mit 


512 | Thon. 
Waſſer einen fehr zähen, bildfamen Teig, der fich kneten und in alle Geftaften bringen 
läßt; einen folchen Thon nennt man fett. Durch die Beimengung fremder Stoffe 
verliert der Thon an feiner Plafticität 5 er erhält alddann die Bezeichnung magerer 
Thon. Der mit größern Mengen von fohlenfaurem Kalk vermifchte Thon wird mit 
dem Namen „Mergel‘ bezeichnet. In demfelben Grade mie die phyſikaliſchen 
Eigenfhaften, erleidet au) das chemifche Verhalten des Thons durch die Vermiſchung 
mit fremden Stoffen wefentliche Aenderungen, fo daß, während der reine Thon in 
dem ftärkften Dfenfener unfchmelzbar ift, der mit anfehnlichen Mengen von Eiſenoryd, 
kohlenſaurem Kalt oder Alkalien untermifchte Thon in der Hige ſchmilzt. — Die 
jenigen Thone, welche zum Entfetten der Wollftoffe angewendet werden, nennt man 
Walkerde. — Deererde ift eine innige Vermiſchung von Thonerde und Eifen: 
orydhydrat, die ald ordinäre Malerfarbe gebraucht wird. Je nach der Menge dee 
vorhandenen Eifenoryds zeigen die Ockerarten eine verfchiedene Färbung; enthalten fie 
außerdem Manganorpöhydrat beigemengt. fo ift ihre Farbe mehr braun; ein derartiger 
Thon ift die flenifche Erde, der oderige Thon, Röthel, Bolus, Deer und andere. — 
Der Thon erleidet, wie befannt, in feinen verfchiedenen Varietäten die mannichfachften 
Anwendungen; er dient zur Herftellung der feinften Porzellane, bi® herab zur ordinär: 
ften Töpfermaare; zu Lurudgegenftänden aller Art, technifchen Apparaten und Haus: 
geräthichaften für den alltäglichen Gebrauch; als Mergel findet er vielfach Anwendung 
in der Landwirthfchaft zur Berbefferung des Bodens. Nach der Befchaffenheit des 
Thons, die von feinen Beftandtheilen abhängig ift, richten fich die Zwecke, für melde 
man ihn beftlimmt. Hieraus ergiebt fi die Nothwendigkeit, denfelben vor feiner An- 
wendung einer Prüfung auf feine (fremden) Beftandtheile zu unterwerfen. — Echt 
thonerdereiche Thone find zwar im Allgemeinen fett und felbft im beftigften Feuer zu 
einer Schlade fehmelzbar; wenn aber zugleih Säuren darauf einwirfen, unbrauchbar, 
indem fie im euer erweichen und fich zerdrüden; die Fiefelfäurereichften find aber 
eben fo wenig die haltbarften, denn wenn fie mit Soda, Kalk oder andern Metallory: 
den in Berührung kommen, fo fehmelzen fie leicht damit zufammen. — Zur Unter 
fuhung der Thone werden diefelden zunächft gefehlämmt, um die gröberen &emeng- 
theile zu entfernen, und dann mit verdünnter Salzfäure behandelt, um die mit dem einge 
ſickertem Wafler eingedrungenen Kalkfalze aufzutöfen. Nach forgfältigem Auswaſchen 
des Rückſtandes wird derfelbe einige Minuten mit Kalilauge von 1,075 fpec. Gem. 
= 20 Proc. Kali) geloht, um die im freien Zuftande bei Zerfegung der Gefteine 
abgefchiedene Kiefelfäure aufzulöfen und dann wieder ausgewaſchen. Den Rüditand 
erhigt man mit foncentrirter Schwefelfäure, bis dieſe abraucht und behandelt hierauf 
die Mafje fo lange mit heißem Waſſer, bid alles Auflösliche, Kali-, Kalk, Bittererder 
und Thonerdefalze u. f. mw. entfernt find. Aus dem Rüdftande, welcher neben unzer: 
fegtem Geftein noch Quarzfand enthält, wird alddann die im auflöslichen Zuftande fih 
befindende Kiefelfäure durch Kochen mit Kalie oder Natronlauge ausgezogen. Aus 
der ſchwefelſauren Löſung werden Thonerde, Kalt, Kali, Eifenoryd; aus der alkaliſchen 
die Kiefelfäure nah bekannten Methoden ausgeſchieden und beftimmt: Bei Mergel 
analyfen beſchränkt man fih in der Regel auf die Beſtimmung der Menge des vor 
bandenen fohlenfauren Kalte und behandelt daher einfach die Mergel mit Salzfäure. 
Im Allgemeinen find die fenerfeften Thone gerade nicht fehr verbreitet, doch giebt ee 
Gegenden, wo fie in mächtigen Lagern auftreten; zumeift fommen fie in der Tertüär: 
formation vor, zumeilen aber auch im Kohlengebirge. inige der wichtigften Fund— 
ſtellen find: Koblenz und Köln, Amberg und Kemnath in Baiern, Wiesloch in Baden, 
Großalmerode in Kurheflen, das Material zu den berühmten Schinelztiegeln, Huber: 








"Thonbeize — Thonwaaren. 513 


tuöburg in Sachen, Bunzlau in Schlefien, Ktems in Defterreih, Abondant bei Dreur, 
Molaife und Monteran in Frankreich, Devonfhire und Stourbridge in England. 

Thonbeise, ſ. Alqunbeize. 

Thoneisenstein, dieſen Namen führen ſowohl die Gemenge von rothem, blauem 
oder gelbem Eiſenocker, wie auch die dichten bis erdigen durch. Thon verunreinigten 
Varietäten des Braun, Roth- und Gelbeiſenſteins. 

Thonerde, fyn. mit Aluminiumoryd. 

Thonerde, hallische, fon. mit Xiuminit. 


Thonerde, reine, alumina, alumina, der ald reine Thonerde bezeichnete Alu⸗ 
minit iſt drittelfchmefelfaure Thonerde; findet ſich natürlih in Halle und auch bei 
Rem » Haven in Nord «Amerika. 


Thonerdebeizen, f. Alaunbeizen 
Thonerdesalze, ſyn. mit Aluminiumorydfalze. 


Thongallen, nennt man die in thonigen Sandfleinen fi findenden, meiftene 
aus Thon beftehenden, rundlichen, mehr oder weniger flachen Abfonderungen. 


Thongips, ein Gemenge von Thon und Gips nach wechſelnden Berhältniffen, 
welhes in Folge eines größern Thongehaltd milde und mürbe ift und leicht verwit⸗ 
tert; der Thongipd fommt in den verfchiedenften Farben vor, gefledt, geadert u. f m. 


Thonschiefer, Phyſlit, Phyllate, Schisteargileux, Slate. Ein undeutlich, 
zuweilen auch Lleinkryftallinifche® Geftein von ausgezeichnet fchiefriger Struktur, von 
berfhiedenen weißen, grauen, grünen, blauen und rothen Karben, unter welchen je- 
doch grünlihgrau und bläulichgrau, als die gemöhnlicheren hervortreten; auf den, 
Spaltungsflächen ift das Geftein fchimmernd bis glänzend, von Perlmutters oder Sei- 
denglanz, bisweilen dem halbmetalliſchen Glanz ſich nähernd; ſpec. Gew. 2,69 bis 
2,79. In feiner chemiſchen Zuſammenſetzung kommt der Thonſchiefer mit dem Glim⸗ 
merſchiefer überein, ſo daß man annehmen kann, er ſei nur eine andere Form deſſel⸗ 
ben. Die vielfältige Anwendung des Thonſchiefers zu Dachbedeckungen, Schiefertafeln, 
Echieferftiften ac. iſt bekannt; vorzügliche Schieferbrüche finden ſich in Weſtphalen, am 
Harz, Thüringerwalde, beſonders aber bei Leheſten im Frankenwalde 


‚Thonwaaren, man theilt die Thonwaaren ein in ſolche, welche auf dem Bruche 
dicht, faft gladartig, gleichfam geſchmolzen erſcheinen, Hart find, mit dem Meſſer ſich 
nit ziben laffen, an der Zunge nicht haften und mehr oder weniger durchfcheinend 
find, und in folhe, die auf dem Bruche matt und erdig ausſehen, ganz undurdhfich- 
tig find und bei Berührung mit der Zunge daran haften. Zı den erfteren gehört das 
Porzellan, porcellaine, china, porcellain, in feinen verfchiedenen Arten; zu den an⸗ 
deren die Fayence oder Steingut, faince fine, faince anglaise, faince de terre de 
pipe, earthee ware, pottery, die ordinären QTöpferwaaren, die Bads oder Barnen- 
feine, Ziegeln, Ornamente, fenerfeften Steine, Tiegel u. |. w. Zur Darftellung von 
Porcelan wird der bereit® in der Grube von den gröberen Beimengungen befreite 
Kaolin, in den Porzellanfabrifen einem fehr forgfältigen Schlemmprocefle unterworfen. 
Bor der Verarbeitung ded fo zubereiteten Kaolins werden demfelben, je nach feiner 
eigenen Befchaffenheit wechſelnde Mengen von Feldipath, gemöhnlichem Thon, Biscuit⸗ 
ſcherben, Quarz und Gips ald Zufchlag gegeben, die, bevor fie dem feingefchlemmten 
Raolin beigemengt werden, ebenfalld in einen zarten, unfühlbaren Brei verwandelt 
werden müflen. Aus diefem, durch Tängered Liegen im angenäßten Zuftande in eine 


5. d. techn. Chemie. * 





514 Thonwaaren. 


knethare, plaftifche Maſſe verwandelten Gemenge werben alddann die Gegenſtände gr: 
formt, getrocknet und gebrannt, Das Formen der plaftifchen Maſſe geſchieht fafl 
immer mittelft der Töpferdrebfcheibe. Die fogenannten Lithophanien werden dargeftellt, 
indem man auf Gipsformen, melde die beabfichtigten bitdlihen Darftelungen in 
Badrelief enthalten, eine weiche, dünne Porzellanplatte aufdrüdt, dieſe ſoweit ab- 
trod'nen läßt, daß fie herausgenommen werden Tann, dann vollfommen audtrodad 
und dann brennt. Die mit der größten Borficht geformten, getrodneten Stücke mer 
den, wenn fie mit Glafur verfeben werden follen, erft einmal ſchwach gebrannt (Bor 
glühen), fo daß fie nicht mehr im Waſſer aufmeichen, dieſes aber mit der größten 
Begierde auffangen; dann mit der Glaſutmaſſe überzogen, getrocknet, in die Kapfeln 
eingefegt und bei einer allmälig fteigenden Temperatur, dem Glühs oder Scharffeue 
fertig gebrannt. Befondere Arten von Porzellan find: das mweichere, englifche Por 
zellan, deffen Maife, außer Kaolin, fletd Knochenerde enthält und deffen Glaſur ein 
borfäurehaltiged Bleiglas ift; ferner die Porzellanmaffe, welche in Frankreich zur Ans 
fertigung von Knöpfen u. dgl. verwendet wird. Sie befteht entweder aud reinem 
Feldfpath, der mit etwas Mil oder mit in Borax gelöftem Kafein zu einer bilds 
famen Maſſe angemacht wird, oder aus Feldfpath mit einem Zufag von Knochenerde. 
Die erfieren werden Straß», die letzteren Achatfnöpfe genannt. Die Verzierung 
des Porzelland mit Farben (Scharffeuerfarben) gefchieht Theild, indem man die Farben 
der Waffe felbft beimengt, oder indem man fie auf die verglühten Gegenftände auf 
trägt, fie mit Glaſur übergiegt und mit diefer zugleich einbrennt. Bisweilen färbt 
man auch die Glaſurmaſſe felbft. Unter Muffelfarben verfteht man folche, weldt 
nachdem fie mit dem Pinfel oder durch Begießen auf die Glaſur aufgetragen morden 
find, in einer Muffel eingebrannt werden; diejenigen Mm der Porzellanmalerei ald Jar: 
ben angewendeten Metallorpde, die fehon für fich die gemünfchte Nüance beſitzen, wer 
den nur mit einem Flußmittel vermifcht auf der Glafur eingefehmolzen und heißen 
Frittefarben. Solche Farben dagegen, die erfi nach ihrer Bermifhung und Echml: 
zung mit Kiefels oder Borfäure, eine chemifche Verbindung, ein Glas, bilden, welches 
die gewünfchte Farbe befigt, heißen Schmelzfarben. Ein in feinen Eigenſchaften 
tem Porzellan nahe ftehendes Produkt ift dag Eteinzeug, zuweilen auch Wedge⸗ 
wood genannt. Es erfcheint, wie auch das Porzellan, in feiner ganzen Mafle zu: 
fammengefintert, ift aber nicht fo fehwer fchmelzbar wie diefed; Plingend, an den Kat 
ten durchfcheinend, für Wafler undurchlaffend und haftet auf feinen Bruchflächen nicht 
an der Zunge. Es befigt auch eine dem Porzellan ähnliche Zufammenfegung und 
giebt man ihm, um die Maffe leicht formbar zu machen, einen großen Zufap von 
plaftifhem Thon. — Zu der. andern Art Thonmaaren, folchen nehmlich, die auf dem 
Bruche matt und erdig audfehen, und vollkommen undurcfichtig find, gehört zunädit 
die feine Fayence, englifhes Steingut, bisweilen ebenfalld Wedgewood 
genannt. Ste ift nach dem Brennen fein porös, an der Zunge anhängend, klingend, 
und von loderem Gefüge; befteht aus plaftifchem Thon mit Zufag von Quatz um 
ift mit einer Bleiglafur überzogen. Die Waaren werden zweimal gebrannt; das erfle 
mal in der ftärferen Hiße, um ihnen Feltigfeit zu geben; das ziveitemal in ſchwöche⸗ 
rer Hiße, nachdem fie durch Eintauchen mit Glafur verfehen morden find, um dieſe 
zum Fluß zu bringen. Das Brennen gefchieht, wie beim Porzellan, in Kapſeln. — 
. Ferner gehören hierher: die gemeine emaillirte Fayence, ordinare Töpferwaate, 
in Sranfreih italienifhe Fayence oder Majolika genannt, die fi von ber 
feinen Fayence durch den Gehalt an kohlenſaurem Kalk, durch ein mehr lodered, erdi: 
ges Gefüge, durch eine mehr oder weniger gefärbte Maffe, fowie durch die fletd blei⸗ 














Thorerde — Thran. 515 


und zinnhallige polllommen undurchſichtige Glaſur, unterfeheidet. Dad gemeine 
Töpfergeſchirr mit durchſichtiger, aus Kiefglerde, Thonerde und Bleioryd beftehen- 
der Glaſur; oft auch ohme eine ſolche, wie bei Blumentöpfen u, dgl. Bei zu großem 
Bleigehalte oder ungenügendem &inbrennen der Glaſur wird diefe leicht von ſauren 
Flüſſigkeiten (Eſſtg, Fruchtſäften), wie fie oft in der Küche vorkommen, angegriffen, 
indem ſich Blei aufföſt, Es können hierdurch der Geſundheit gefährliche Fälle ent⸗ 
ſtehen und es iſt daher gu empfehlen, ſolche Geſchirre, bevor man fie in Gebrauch 
nimmt, zu prüfen. Dies geſchieht ſebt einfach dadurch, daß man in einem ſolchen 
Geſchirte, zugedeckt, anhaltend eine größere Menge mit gleichen Theilen Waſſer verdünn⸗ 
tn Gig erwärmt und in sine Waflerglofe die klara Flüſſigkeit mit einigen Tropfen 
einer ebenfalls Tlazen Glauberfalzlöfung verſetzt; entſteht hierdurch eine weiße Trü⸗ 
burg, oder gar ein weißer Niederſchlag, fo iſt fiher Blei porkanden ; eine noch ſicherere 
Reallion gewährt Schwefelwaſſerſtoffwaſſet, welches, der Flüſfigkeit zugeſetzt, einen 
ſtwwarzen Riederfchlag hervorbringt, wenn Blei vorhanden if, Endlich gehören zu der 
weiten Art Thonwaaren noch die Biegeln, Bades oder Barmfteine und Ziegel. Der 
auf die Anfertigung der Ziegeln vewendete Thon kann bis zu 20 Proc. kohlenſauren 
Kalt enthalten, ohne daß dadurch das Fabrikat zu leicht ſchmelzbar würde; inzwiſchen 
iſt eßs wichtig, dag der Kalt dem Thone in feinem Zuftande und homogen beigemengt 
ki; größere vereinzelte Stüde deffelben brennen fih beim Brennen der Biegeln ätzend, 
ohne fi mit Der Kiefelläure chemiſch zu verbinden, Werden mit folchen gebrannten 
Kalkſtükchen gemengte Ziegeln in Waller gelegt, oder wenn 23 darauf regnet, fo löſcht 
fh der Kalt und bewirkt nufehlbar ein Zerberften der Ziegel. Aus diefem Grunde 
werden mit Net in manchen Gegenden alte, fchon gebrauchte Ziegeln, neuen vor 
gezogen. — Zu den Backſteinen verwendet man fowohl unzeine Thone, fowie zu‘ einer 
geringeren und billigeren Sorte Lehm. — Kür die zu Ofenaniagen dienlishen feuerfeften 
Ettine, die fih in ihrem Gefüge einigermaßen dem Porzellan oder Steingut nähern, 
wählt man reinen, befonders möglichft kalkfreien Then und giebt ihnen meiftend auch 
einen Zufchlag von feingemahlenen Porzellantapfeln (f. Chamottſteine). — Zu 
Tiegeln verwendet man einen möglichft feuerbeftändigen Thon, dem man in Groß. 
almerode noch ein Brittheil feinen Quarzſand zufept, um fie Temperaturwechſel 
kihter überftehen zu laſſen. Die Graphittiegel, die hauptlächlich zu Paſſau in Baiern 
angefertigt werden, beftehen aus einer Maffe, die auf 3 bis 4 Theile Grappit 1 
Theil feuerfeften Thon enthält. Zum Schmelzen von Gußftahl fertigt man die Tiegel 
aus gleihen Bolumtheilen Stourbridges und Stanningten Thon mit 75 geftoßener . 
Ziegelfiherben und zz Bolum Koaks. Sollen Tiegel aus einer folhen oder ähnlichen 
Mafie hexgeftellt werden, fo wird diefe durch vorheriges Prefien dicht gemacht. — 
dur Anfertigung der großen Ziegel, in welchen das Zink gefchmolzen wird, fampft 
man die Thonmaſſe feſt in Cylinder ein, drüdt fie mit bydraulifchen Preffen dicht 
zuſammen und bohrt fie desın aus, worauf Die gehörig le Formſtücke fertig 
gebrannt werden, 
Thorerde, ſ. Ihoriumorpb. 
Thorine, fyn. mit Thorerde, 


Thorium, Thoriom, Thoriam, das durch Reduktion von Chlorthorium mittelft 
Kalium erhaltene Metall ift ein graued Pulver, welches beim Reiben mit polittem 
Achat eifengrau metallifch glänzend wird; es gehört zu den fogenannten Erdmetallen 
ind wurde von Berzeliusd im Jahre 1828 entdedt. Zeichen Th. Aeq. 59,5. 


Thran, heile de poisson, tran-ail, Ash-oil, mit dieſem allgemeinen Namen 
33 * 





516 Thuitsi — Tiagel. 


belegt man im Handel das von Fifchen, Walen und Seehunden durch Auskochen ge: 
wifler Organe, namentlich der Leber, erhaltene Fett. Nach feiner Abſtammung unter 
fbeidet man im Allgemeinen Fiſchthtan, Südfeethran und Leberthran. 
Es kommen aber außerdem verfchiedene Sorten Thran im Handel vor, die ſowobl 
rüfichtlich ihrer Karbe, wie auch ihres Geruchs wefentlih von einander abweichen. 
Der gewöhnliche Thran befigt eine braungelbe Farbe und einen unangenebmen 
Fiſchgeruch mit ſcharf kratzendem Gefchmad; die Farbe des Leberthrans von Ga- 
dus morrhua und einiger anderer Gadusarten wechfelt von fhwarzbraun bis hellgelb; 
er riecht weit weniger ımangenehm und die helleren Sorten ſchmecken milde, berings 
artig. In dem fett von Deiphinus phocena und D, globiceps findet fich Balerian 
ſäure; faft alle Thranforten enthalten Fleine Mengen von Jod. Der Rohentbran 
von Haja batis, der in Kurhaven aus frifch geichlachteten Thieren felbft bereitet wird, 
unterfcheidet fih vom Gadus thran, durch feine mehr goldgelbe Farbe; leitet man 
Chlorgad in Gadusthran, To färbt er fich auffallend dunfler, faft ſchwarz, während 
Rochenthran fich Hierbei nur wenig bräurlich färbt und ganz unverändert bleibt, wenn 
er ohne Gallenbeimifchung ift. — Der Thran befigt noch die fonderbare Eigenfdal, 
Kolophon in größerer Menge anfzulöfen, ohne dadurch wefentlich konſiſtenter zu er 
fcheinen ; zu einer Zeit, wo das Harz im Berhältniß zum Thfan fehr billig war, be 
nuste man died Verhalten, um den Thran mit Harz zu verfälihen. Nah Böttger 
entdedt man einen’ ſolchen Betrug leicht, wenn man den verdächtigen Thran mit Al⸗ 
fohol von 66 — 70 Proc, erwärmt und fohüttelt; hierdurch wird das Harz vollftändig, 
der Thran aber nur in geringer Menge aufgelöfl. — Der Thran findet in den Ger 
bereien zum Einölen der fertig gegerbten Häute, ſowie auch in der Geifenfabrifation 
zur Darftellung der Schmierleifen eine fehr ausgedehnte Anwendung. Um dem Thrane 
für den letztern Zweck feinen oft äußerft unangenehmen Geruch zu benebmen, der ſich 
au aus der damit gefochten Seife der Wäfche mitteilt, hat man vorgefchlagen, ihn 
mit einer gemiffen Menge Chlorkalt und dann mit Schwefelfäure zu behandeln; die 
beabfihtigte Wirkung wird jedoch nur in fehr ungenügender Weiſe erreicht. | 


Thnitsl, dies ift der Name eines im Driente benupten, fehr dertrinreichen Kieb- 
mittels. Duff elbe flammt von Asphodelus ramosus und A. macrocarpus, deren 
Knollen gedörrt, zermalen und dann unter dem Namen Tſirits in den Handel ge 
bracht werden. Da die Pflanze auch bei und hin und wieder in den Gärten vor- 
fommt, fo läßt fi erwarten, daß man ebenfalld Berfuche damit anftellen werde. 


Tieunasgift, ein Pflanzengift, welches von füdamerifanifchen Indianerftimmen 
zum Bergiften ihrer Pfeile benußt wird, wahrfcheinlih von einer Menifperme abe 
ftammt und Pifrotorin enthält, jedoch noch nicht genauer unterfucht ifl. 

Tiegel, nennt man die Geräthichaften, in welchen man Körper einer boben 
Temperatur ausſetzt. — Je nach der Dienge und Beichaffenbeit der zu behandelnden 
Körper werden die Tiegel von fehr verfchiedener Größe und aus fehr verfchiedenem 
Materiale gefertigt. In den chemifchen Kaboratorien werden am häufigſten Platintie 
gel gebraucht, wobei man jedoch, wenn fie nicht frühzeitig zu Grunde gehen follen, 
eine gewiſſe Vorficht zu beobachten bat. Nach jedem Gebrauche foll man die Tiegel 
fofort wieder reinigen, was man am beiten dadurch bewirkt, daß man fie unter nit | 
zu ftarfem Drüden mit Seefand abreibt,- deffen runde Körner polirend auf die Ober, 
fläche wirken, ohne viel Metall fortzunebmen; nach einem neueren Borfchlage fol man 
dad Platin mit Natriumamalgam reiben, bis es glänzend geworden ifl, und dann 
mit Waſſer abwafchen. Ueber die fonftige Behandlung der Platingeräthſchaften (i. ?. 














.Tinkal — Tomback. 517 


Artikel Platin. — Zum Schmeken von faufifchen Allalien und Baryt wendet 
man Sildertiegel an. Für fehr hohe Temperaturen fertigt man ſich Tiegel aus Aetz⸗ 
fall, aus Ihonerdehydrat mit waflerfreier Thonerde, oder aus Spesftein. In Ziegen 
von Porzellan glafirt oder unglafirt ſchmilzt man Höllenflein, reducirt Ehlorfilber x. 
Ueber größere Ziegel aus Thon f. d. Artikel, 

Tinkal, fyn. mit Borar, natürlicher. 

Tinte, ſyn. mit Dinte. 

Titan, titane, menachine, menakane, menachin, titaniam. Ti. eg. 25,18. 
Diefed im Jahre 1791 von dem englifchen Geiftlihen William Gregor entdedite 
Metall fommt in der Ratur, mit Sauerftoff verbunden, in verfihiedenen Mineralien 
vor Der Rutil, Anatad und Broofit find faft reine Titanfäure und dad Tis 
taneifen enthält mwechfelnde Mengen von Titan. Eifen und Sauerftoff; vor nicht Tanger 
Zeit hat man es auch in dem ſchwarzen Sande (Taranafifand) entdedt, der in un⸗ 
geheuren Maſſen fih an der neufeeländifchen Küfte vorfindet. Man erhält das Titan 
in metallifhem Zuftande durch Glühen von Fluortitan mit Kalium im Platintiegel, 
während man Waflerftoffgad hineinleitet, und Auslaugen der erfalteten Maſſe mit 
Waſſer, al® ein ſchwarzes Pulver. Es zerfeßt fchon bei 100° E, das Waffer und löſt 
fh, unter Wafferftoffentmidelung, in Salzfäure auf; an der Luft erhigt, verbrennt es 
unter Funfenfprüben. In geringer Menge dem Stahl zugefegt, fol ed dieſen wefent« 
lich verbeffern f. Taranakiſand. N 

Titanbronse, eine Legirung von Cu und Ti die Ha Willy auf die Weife 
erhalten wird, Daß man Kupfer, Zitaneifen und etwad Schwefel zufammenfchmilgt; 
fie befißt eine fchöne, goldgelbe Farbe und zeichnet fih durch Haltbarkeit und Ges 
ſchmeidigkeit aus. 

Titangrän, erhält man, wenn man eine faure Löfung von Zitanfäure in Salz 
ſäure durch Blutlaugenfalz fällt. 

Titriren, eine: hemifche Operation, die foviel wie Meflen bedeutet und in 
neuerer Zeit befonders durch Fr. Mohr fehr vervolllommnet worden if. Das Titri⸗ 
ten berubt darauf, daß man mittelft einer Flüffigkeit, die eine beflimmte Menge eines 
gewiſſen Körperd enthält, aus den von ihr verbrauchten Bolumtheilen, die Menge 
eined andern Körpers, der mit dem in der Titrirflüffigkeit enthaltenen eine beftimmte 
hemifche Verbindung eingeht, erfährt. Die Titrirflüffigkeit wird auf die Weife dar« 
geftellt, daß man in einem beftimmten Bolum oder Gewicht Waffer eine beftimmte 
Menge (1 oder Ag Aeq.) der Titerfubftanz auflöf. Als Meßgeräthſchaften gebraucht 
man Buretten, Pipetten (f. d. Artikel), Maßflafchen, Meßcylinder x. 

Titrirmetheode, maßanalytifche Methode, dad Berfahren auf dem in dem vors 
fiehenden Artikel bezeichneten Wege die Menge eines Körperd zu finden. Dad Ende 
einer Reaktion erfennt man meiftend an den Syarbenänderungen, die entweder von felbft 
eintreten, oder auf eine andere Weife hervorgerufen werden. Nach den hierbei ftatt- 
findenden Vorgängen felbft unterfcheidet man 1) Sättigungsanalyfen, d.h. De 
fimmung der Säuren u. Bafen; 2) Fällungsanalyfen, gebundenes Chlor, Or y⸗ 
datiomds und Reduftiondanalyfen (Eifen, Chlor, Salpeterfäure, Sauerftoff) 

Tedtenkopf, f. Caput mortuum. 

Töpferthen, f. Thon. 

Tomback, tombac, bronce, tombac, tombac, red hrass. Man bezeichnet 
mit diefem Namen die fupferreicheren Zinklegirungen, die auch Rothmeffing, Rothguß, 


518 Tomback, weisser — Topinambur. 


genannt werden; dad Tombad enthält gerwöhnli auf 84 bis 85 Theile Kupfer, 16 
bis 15 Theile Zint. Wenn auch die röthere Farbe dem größeren Aupfergebalte banpt- 
fähig zuzuſchteiben if, fo Tann man doch aus der rothen Farbe nicht immer anf 
einen entfprechenden Kupfergehalt fchließen, indern eine Legirung van 49,3 Kupfet und 
50,7 Zink röther ift, al® eine folhe aud 4 Kupfer und 1 Jink. Ge mehr Kupfer ein 
ſolche Legirung enthält, um fo feinförniger und dehnbarer pflegt fie zu fein. 

Tomback, weisser, cuivre blanc, argent hachi, White tombad, While 
copper, eine Legirung von Arſen und Kupfer, die eihe filberweiße Farbe befigt und 
eine fhöne Politur annimmt, in feuchter Luft aber ſich leicht mit arfenfaurem Kupfer 
oxyd bededi. 

Tonkobehnen, toncoa, tonga, tonka, find die Früchte von Dipterix odorasa, 
einem Baume, der zu den Leguminofen gebört und in Buyana einheimiſch if. Sie 
baben die Größe und Geftalt eines ſtarken Kalaobohne und gleihen ihr auch an 
Zarbe, befonderd wenn jene gebrannt und enifchält iſt. Sie befigen einen angenc- 
men, an Gteinklee und Waldmeifter erinnernden Geruch, und einen bittern aromati« 
ſchen Geſchmack. Sie werden gemahlen manden Schnupitabatöforten beigemifcht, um 
dieſen einer angenehmen Geruch zu ertheilen, wie auch zus Darfiellung der foge 
nannte Waldmeifterefienz benußt. 

Tonkobehnenkampker, fyn. nit Gumarin. 

Tonkostereopten, fyn. mit Tonfobohnencampbher. 


Topas, topaze, topaz; det Topas ift ein bekannter Edelſteln, ver farblo, | 
hellgelb bis dunkelgelb if, und hauptſächlich aus kiefelfaurer Ihonerde beſteht. Der 
Topas kommt aber auch in andern Farben vor, wie: röthlich, roſen⸗ und hyacinth⸗ 
roth, bläulich bie violett, grünlich bis hergs, feladon s und fpargelgrün, umd führt 
al8dann auch Hei den Juwelieren befondere Namen, wie: Aquamarin, Ehrofoptad, Ru 
bicell, Chryſolith, brafilianifcher Rubin, Saphir u. f. w. 

Topfstein, Schneideſtein, Weichftein, Lawazſtein, Pierre ollaire , Pofstone, 
ein zur Famille de® Glimmerſchiefers gehöriged Geſtein, welches gewöhnlich ald ein 
filzigſchuppiger, Hlorithaltiger, bisweilen mit Asbeſt durchwebtet undeutlich fchiefriger 
Taltſchiefer zu betrachten iſt, und wegen feiner Mildigkeit, Zähigkeit und Feuerbeſtän⸗ 
digkeit, zu Töpfen, Ofenplatten und andern Gegenſtänden verarbeitet wird, (Sr findet 
fi bei Chiavenna und in andern Gegenden der Alpen, meiſt in Begleitung von 
Talkſchiefer und Chloritſchiefer. 


Topinambur, Erdbirn, find die Knollen von Helianthus tuberosus, Eon: 
nenblume, die in det Landwirthſchaft fehr häufig angebaut wird. Die Aſche der 
Knollen von zwei verfchiebenen Sorten enthielt: 


L. ul. 

9,9 36,3 Tohlenfaured Kali, | 
111 10,7 ſchwefelſaures Kali, | 
28,4 8,4 phosphorſaures Kali, 

8,4 10,7 Chlorfalium, | 
36,6 16,6 phosphorſauren Kalt und Bittererde, 
4,1 | fohlenfauren Kalt, 





10,2 gohlenfaure Bittererde, 


2,0 69 Kitfeifäure. 


- 


— 


| 


ER a u N 
‚ v 


rer or, » : 


Torf. % u 19 
Die Pflanze verlangt alfo, mie man aus der vorftehenden Analyfe erficht, einen kali⸗ 
reihen Boden. 

Torf, tourba, turf, peat, der Torf ift ein Aggregat von durcheinander ges 
webten und verfilzten, mehr oder weniger fomprimirten und zerfegten Pflanzentheifen. 
Der Torf ift aus den auf den Torfmooren wachfenden Pflanzen entftanden, und feine 
Bildung gefhieht noch fortwährend auf diefelbe Weife Wenn auch die Moore vors 
zugsweiſe alle zur Torfbildung erforderlichen Bedingungen erfüllen und auch die 
größten Torflager aufzumweifen habın, fo bildet doch nicht jedes Moor Torf, ebenfo ift 
and zur Torfbildung nicht jedesmal ein Moor erforderlih. Am meiften fügt das 
gemäßigte Klima der Moorbildung zu, während man in den heißen Gegenden Torf 
mooren nur auf den Gebirgen und Hochebenen begegnet, Die Torfmoore erlangen 
zuweilen eine große Ausdehnung; in Süddeutfchland find die bedeutendften in Bayern, 
wo fie einen Flächenraum von 20 Quadratmeilen einnehmen; in Norddeutſchland, die 
an der Emd, die eine Ausdehnung von 53 Quadratmeilen befiten, vom Königreich 
Hannover befteht der fechdte Theil —= 120 bis 130 Qnadratmeilen aus Torfmoor. 
Nicht minder beträchtlich find diefelben in Frankreich, Holland, Schottland und Ir⸗ 
land; in leßterem betragen fie weit über 200 Quadratmeilen. Die Tiefe der Torfs 
moore erreicht oft gegen 40 Fuß; die Mächtigfeit der Torfichicht darin fteigt auf 33 
bi8 36°; im den norddeutfchen Mooren ift fie durchfchnittlih 12—24 Fuß. Als dies 
jenigen Pflanzen, welche bauptfüchlich an der Moorvegetation Theil nehmen, und aus 
deren nachfolgender Berwefung der Torf entficht, führt Senft folgende an: Ledam 
palustre, Andromeda polyfolia, Myrica Gale, Salix repens, S. pentandra, 8. 
rosmarinifolia, Betula nana, Vaccinum uliginosum, V. Orycoccos, Empetrum 
nigrum, Menyanthes trifoliata, Drosera rodundifolia, D. intermedia, D. longi- 
folia, Viola palustris, Malaxis paludosa, Scirpus cespitosus, Ranunculus Flam- 
mula, Pedicalaris palustris und einige andere, die feltener vorfommen. Je nach: 
dem in einem Moore die einen oder andern diefer Pflanzen vormalten, zeigt auch der 
daraus ſich erzeugende Torf eine verfihicdene Befchaffenheit, und man unterfheidet 
hiernach: 1) Shwammzs oder Filz-Torfe; zu dieſen gehören Moostorf, 
Oras- oder Wiefentorf (Darg), Heide- oder Hochmoortorf (Hagetorf), 
Blätters oder Waldtorf und Alpentorf und 2) Reife Torfe, und zwar 
eigentlichen Torf oder Torfkohle, zu welchen Senft den Staubtorf (Banf- 
oder Torferde, Schollerde), Behtorf (Stich- oder Spedtorf), Shlamme, Streich⸗ 
oder Baggertorf und die Torfpechkohle rechnet. — Ueber die nähern Beftand? 
theile des Torf befisen wir zmar mehrere Angaben, aus denen wohl foriel zu erfehen 
ift, daß e8 vormaltend Humuskörper find, die den Torf bilden; allein, da diefe Ana⸗ 
Infen nicht nach ein und derfelben Methode ausgeführt wurden, fo laſſen fih auf 
die Refultate nicht unter einander vergleichen. Noch zahlreicher find die Analyfen zur 
Frmittelung der Elementarbeftandtheite ded Torfd und aus ihnen ergiebt fich, daß der 
Kohlenſtoffgehalt der organifchen Gebilde des Torfs zwifchen 40 und 62 Proc. und 
deffen Afchengehalt zwoifchen 1 und 30 Proc. wechfelt; außerdem haben diefe Analy- 
fen ergeben, daß alle diefe Afchen neben andern Beftandtheilen, Peine Mengen von 
Phosphorfäure, von Kali und Natron enthalten, was mit Rüdficht auf die Verwen⸗ 
dung diefer Afchen zu Bodenmeliorationen nicht" ohne Bedeutung ifl. — Die Ans 
wendung des Toris ald Brennmaterial ift befanntz; in neuerer Zeit hat man aber auch 
angefangen, denfelben zur Darftelung von Leuchtgas zu benugen und hierbei die güns- 
figften Refuttate erzielt. — Die flüffigen Deftillationsprodufte des Torfs find der 





520 Torf: 


Theer und das Theerwafler. In einem beſtimmten Falle lieferten 100 Theile Theet 
14,4 Turfol, 8,7 ſchweres Del 0,43 Paraffin, 42,4 Asphalt-Rüdftand 35,1 Kreofet, 
Karbolfäure und Berluft. — Das Theerwaſſer lieferte. bei der geeigneten Behandlung 
neben Ammoniat, Aethylamin, Pitolin, Lutidin und Anilin. Im Allgemeinen Tann 
man annehmen, daß die Deftillationdprodufte des Torfs zwifchen denen der Braun 
kohle und des Holzes ftehen und fi) denen von jener oder diefem um fo mehr nähen, 
je weiter oder weniger die organifche Subflanz in ihrer Zerfeßung vorgefchritten if. 
Dagegen erfiheint die Benugung des Torfd zur Darftellung anderer Beleuchtungsma⸗ 
terialien einer gewiſſen Vorſicht zu bedürfen, wenn fie lohnend fein fol; vor Allem 
muß billiger und reiche Theerauäbeute gebender Zorf zur Deftillation verwendet und 
der Betrieb rationell geleitet werden. So wurden in der Fabrik des Anhalt’fchen Fabrik: 
Bereind aus 500 Gentner lufttrodenem Torf, die binnen 24 Stunden jedeömal vers 
arbeitete Menge, 234 Ctr. faft waflerfreier Theer und 1366 Kubiffuß in 2 bie 3 Ku 
bitzoll großen Stüden, Koaks und ald Nebenproduft 175 Eint. Gaswaſſer erhalten; 
legtered wird auf ſchwefelſaures Ammoniak verarbeitet und liefert hiervon 6 Ctnur. 
Jene 234 Etnr. Theer (von 0 86 fpec. Gew.) gaben 238 Pfund Photogen von 0,83 
fpec. Gew., 606 Pid. Solaröl und 4,17 Pfd. rohe Paraffinmafje. Die gemonnenen 
Koals reichen vollſtändig zum Betriebe der ganzen Anlage aus; ferner erhielt man 
noch 81 Pfd. Kreofot und 349 Pid. Asphalt. Je mehr die Bedeutung, die der Tori 
fowohl für den täglihen Gebrauch als Brennmateriat, wie auch zur SDarftellung 
von Zeuchtmaterialien erfannt wird, um fo mehr macht der früher bei der Zorige 
winnung getriebene Raubban einer rationelfen Bewirtbihaftung der Torflager Plab; 
ed würde jedoch die diefem Werke geftedten Grenzen weit überfchreiten, wenn wir 
näher bierauf eingehen wollten, doch mag noch erwähnt fein, daß nach den An- 
gaben Sprengeld die gleiche Fläche Torfmoor in derfelben Zeit mehr Brennmaterial 
liefert, als der beftbeftandene Hochwald. Ebenſo müflen wir auch die mannichfachen, 
in Betreff des Trodnend ded gewonnenen Torfs angemwendeten Methoden übergehen, 
zumal als eine Befchreibung derfelben ohne Zeichnung nicht wohl verftändlid fein 
würde, Um dem Torfe eine größere Brauchbarkeit als Brennmaterial und eine grö 
Gere Transportfäbigkeit zu verleihen, bar man in neuerer Zeit- angefangen, denfelben 
durch mechanifche Hilfsmittel auf ein kleines Volum zu bringen und es ift hierdurd 
ein vorzügliched Brennmaterial, nicht allein für den täglichen Hausgebrauch, fondern 
auch für Dampffeffelfenerung und pyrotechnifche Gewerbe erzielt werden. Solchet 
Anlagen befiehen bereite an vielen Orten und ed läßt fich erwarten, daß bei der Be 
quemlichkeit und Reinlichkeit, die der gepreßte Torf gewährt, und nachdem man die 
Schwierigkeiten der erften Darftellung überwunden hat und fo das Präparat billiger 
liefern kann, daffelbe immer mehr und mehr Eingang finden werde. Schließlich mag 
noch erwähnt werden, daß man gegenwärtig den Torf auch verfohlt und dabei eine 
Kohle gewinnt, die klingt, fehr feft und oft metallglänzend wie Koaks und fchmerer 
als Holzkohle it Das Gewicht gleicher Raumtheile Holz» und Torfkohle verhält ih 
wie 5:9. — Die die Adererde, fo befigt auch der Torf die Eigenfchaft, pflanzliche 
Näprftoffe ihren mwäflerigen Löſungen zu entziehen und fie, ohne fie chemiſch zu bins 
den, in jich aufzunehmen. In manchen Städten hat man diefe Eigenfchaft benupt, um 
den flüffigen Erfrementen von Menſchen und Thieren die pflanzlichen Nährſtoffe su 
entziehen. Ein Kilogramm = 2 Pfd. Iufttrodener Torf faugt ein gleiched Gewicht 
Waffer ein und abforbirt 2 Gramme — F Loth Phosphorfäure, 13 Grm. = } !otb 
Ammoniaf und 24 Grm. — 14 Loth Kali. Dad wieder getrocknete Torfllein, mit 








) 
Tor/harze — Tragunth. 921 


den feften GErfrementen vermifcht, liefert eine vortreffliche Poudrette, wäbrend die auf 
die gewöhnliche Weile fabricirte ein an Pflanzennabrung fehr armed Produkt if. — 
Bon welcher Bedeutung eine derartige Anwendung des Torfkleins für die Aufſamm⸗ 
lung der wichtigfien Düngftoffe überhaupr ift, läßt ſich leicht begreifen, wenn man 
berückſichtigt, daß mit Nährftoffen gefättigter Torf zweis bis dreimal mehr an dieſen 
entbält, als gut verrotteter Stalldünger. 


Torfharse, j | i 
Torfhumus, Bezeichnungen für gemife Beftandiheile ded Torfs. 


Torfkohle, die Bezeihnung des eigentlichen ſchwarzen Torfs, ſowie auch der. 
Torfkohle. 

Torſimo os, ſyn. Sphagnum. 

Torfpechkoble, ſ. unter Torf. 

Torfquellsänre, 

Torfsäure, eigenthümliche, im Torf aufgefundene Säuren. 

Torfsatzsäure, 

Torrefaktion, foviel wie Röften bei Kaffee, Cichorien, Kakao u. F w. 


Torricellische Leere, nennt man den über der Queckfilberſäule im Barome⸗ 
ter befindlichen Iuftleeren Raum. 


Tostiren, ſ. Torrefattion. 


Tonrnantöle, hulles tournanter, nennt man die zur Türfifchrotbfärberei brauds 
baren fetten Dele; nah Pelouze Gemenge von Blyceriden mit freien Fettfäuren. 

Trachyt, das gemwöhnlih mit diefem Namen bezeichnete Geftein ift nur ein 
Glied aud der Familie der Trachyte, zu welhen auch Perlit, Obfidian, Bimftein ꝛc. 
gehören. Allein auch die eigentlichen Trachyte wechfeln in ihrem Habitus außerordents 
ih und werden im Allgemeinen durch vorphyrartige Struktur, durch eine oft poröfe 
oder rauhe Grundmaſſe und durch die darin eingerwachfenen Sandininkryſtalle (gla- 
ger Feldſpath) charakterifirt. Die leins oder undeutlich kryſtalliniſche, vorwaltend 
aus Albit und Sanidin, nebſt einem in Salzſäure löslichen, waſſerhaltigen Silikate 
beſtehende Grundmaſſe iſt theils körnig, theils dicht, dabei entweder kompakt oder po⸗ 
18 und blafig, ſelten glänzend, meift matt und verſchiedentlich weiß, grau, grün, gelb, 
totb, braun, bis ſchwarz gefärbt; doch find die weißen und hellgrauen Farben vors 
berrichend. Gewiſſe Trachyte finden eine ausgedehnte Anwendung zur Darftellung von 
Cement u. ſ. w. 


Traganth, Traganthgummi, gommi adragant, 'tragacanth, ift der an der . 
Luft erbärtete Saft mehrerer Aftragalusarten, als: Astragalus verus, A. Croticas, 
A gummifer eto., zur Familie der Schmetterlingsblüthen gehörige Sträucher, die in 
Kleinafien, Syrien, Perfien und in Griechenland wachfen, welchen der Traganth ent 
weder freiwillig oder auf gemachte Sinfchnitte entquillt. Seiner Hauptmafle nad) ift 
der Traganth ein Gemenge von Nrabin, Baflorin und auch wohl von etwas Stärke 
mel. Er fommt im Handel von ſehr verfchiedener Güte, theild in 1 bi 2 Zoll 
breiten und 4 Linie dien platten Stücken, Blättertraganth, theild in ſtrohhalm⸗ 
diden, wurmförmig bins und bergebogenen unregelmäßig geftreiften Stüden, Wurm⸗ 
tragauth. vorz eine dritte Sorte, die den Namen Syrifher Tragantb führt, 
bat die Geſtalt flalaktitenartiger, mannichfaltig gefrümmter, rundlich länglicher Stücke. 


x 


. 1 
522 Tragunthin — Traubenzucker. 


Traganthin, der nicht tösfihe Theil des Traganths (Bafforin). 
Traganthschleim, wenn geputverter Traganth mit kaltem (mehr noch mit hei— 
Bem) Wafler angerieben wird, fo quillt er damit zu einem mehr oder weniger diden 
Brei oder fchleimigen Maffe auf; diefe nennt man Traganthfchleim. 
Traganthstof, fon. mit Tragantpin. 


Transpiration, hierunter verfteht man die, hauptſächlich durch die Thätigkeit 
der Lunge und der Haut bewirkte Ausſcheidung von namentlich Koblenftoff, ‚Sauer: 
ftoff und Stidftoff, zum Theil ald Kohlenfäure, zum Theil als freies Stickgas. 

Trass, trassoite, trass, asclerine, pierre de trass, tarrace, tarrass, ter- 
rass, trass, ein dem Bimftein ähnliches vulkaniſches Auswurfsprodukt, welches fchon 
in den früheften Zeiten ald ein vortreffliched Material bei Waſſerbauten verwendet 
wurde. 

Trauben, ſ. Beintrauben. 

Traubenkerne, ſ. Weintraubenkerne, 


> Traubensäure, Bogefenfäure, Baramweinfäure, metamorpbifche Beinfäure, Bein- 
fleinfäure, acide racemique, racemic acid. Diele der Weinfäure ifomere, und ihr 
auch in vieler anderen Beziehung Ähnliche Säure, findet fib in manden Sorten Rein 
ftein, befonder® dem italienischen. Sie kryftallifirt aus ihrer wäſſerigen Löſung in 
waflerhellen, fchiefen rhombifchen Säulen mit 2 Aeq. Kıyftallmaifer; fie ift im Laltem 
Waller weniger löslich, als die Weinfäure; eine folche Löſung ift optifch unmirkfan; 
beim Erhigen erleidet fie ähnliche Beränderungen wie die Weinſäure. 


Traubenzucker, Krümelzuder, Glukoſe, Glykoſe, Obſtzucker, Honigzuder, Stärke 
zuder, Harnzuder, Qumpenzuder, Rechtsglukoſe (Fruchtzuder zum Theil), glucose, sucre 
d’amidon, sucre de raisin, sugar of grapes. In den füßfchmedenden Früchten, 
wie: Trauben, Kirfchen, Pflaumen ꝛc. findet fich, meift neben andern Zuderarten, ein 
eigenthümlicher Zucder, welcher beim Eindampfen ded Safts ald eine fyrupartige Flül: 
figfeit zurüdbleibt, nach längerem „Stehen aber fih in Kryftalle von Traubenzucket 
verwandelt. Diefer findet fih ferner im Honig, in geringer Menge im Blute, in der 
Leber und wird in manden Krankhe'tsfällen, namentlich in der Zuckerharnruhr aus 
dem Harn abgefchieden; er entfteht auch aus dem Rohrzucker, wenn diefer mit ver 
dünnten Säuren behandelt wird; unter denfelben Berhältniffen auch noch aus ſebt 
vielen andern Pflanzenftoffen, wie: Holzfafer, Gummi, Stärfemehl x. Der Trauben 
zuder kiyſtalliſirt Schwierig in blumenkohlartigen Maffen, löft ſich meniger ala der 
Rohrzucker in Wafler und ſchmeckt weniger füß; in Alkohol ift er dagegen leichter löd- 
lich als Rohrzucker. Die Löfungen dreken die Polarifationgebene nah rechts. Die 
Kryftafle enthalten 2 Aequiv. Waller, die fie bei 1009, wobei fie fchmelzen, verlieren; 
hei 140° E. verwandelt er fih unter Abgabe von Waller in ſtaramel. — Kleinere 
Mengen von Traubenzuder ftelt man am bequemften aus förnigem Honig dar, indem 
man diefen mit faltem Alkohol behandelt, welcher einen nicht Eryftalliiirbaren Zuder 
auflöſt; der nicht gelöfte Antheil wird durch Auflöfen in kochendem Alkohol und Um⸗ 
Aryftallifiren gereinigt. — Seitdem der Traubenzuder eine fo ausgedehnte Verwen⸗ 
dung zum Gallifiren der Weine gefunden bat, ſtellt man denfelben im Großen dat. 
Zu diefem Zweck werden 100 Theile Stärfemehl mit etwa 100 Theilen Waſſer an⸗ 
gerührt und zu 300 Theilen fiedendem Wafler, welches 1 bis 2 Pror. Schwefelfäure 
beigemifcht enthält, gelegt, wobei man jedoch die Flüffigkeit nicht aus dem Kochen 


‘ 





Traumatioin — Trehala oder Trikla. 533 


fommen läßt; man ſetzt das Kochen noch fo lange fort (4 bis 3 Stunde), bid eine 
Probe der Flüffigleit dur Jod nicht mehr gefärbt und durch Alkohol nicht mehr ges 
fällt wird; durch ein etwas länger fortgefeßted Kochen wird ein reinarer und leicht 
fipftallifirender Zucker erhalten. Dan fättigt die Säure mit Kalk oder Kreide, läßt 
abſetzen und fich klären, entfärbt mit Thierkohle, dampft bis auf 400 B ein und gießt 
die foncentrirte Flüffigfeit nadı dem Erkalten in Gefäße, in denen der ganze Syrup 
zu einer feften kryſtalliniſchen Maſſe erftarrt, die fo in den Handel fommt. — Nah 
einem andern, aber nicht näher befannten Verfahren von Anthon erhält man den 
Traubenzucker in glänzenden, durchfichtigen, harten Keryftallen. Durch feine Einwir⸗ 
fung auf Kupfetorydhydrat, welches durch Traubenzuder, befonders beim Erwaͤrmen 
zu Kupferorydul, reducirt wird, unterfcheidet er fi von Rohrzuder, Stärke, Gummi 
und Dertrin. Man benupt dieſes Verhalten zur Beſtimmung von Rohrzucker, wie von 
Stärke, indem man biefe Körper durch verbünnte Säuren zuvor in Traubenzuder übers 
geführt Hat. Mus einer allalifchen Löfung von weinſaueem Kupferoxydkali ſcheidet 1 
Aeq. (180 Theile) Traubenzuder 5 Aeq. — (357,5 Theile) Kupferorpdul ab, reducirt 
alfo 10 Aeq. Kupferoryd; man fann alfo umgekehrt, wenn man den Gehalt einer 
fung von Kupferoryd kennt, willen, wie viel Traubenzuder zur Reduktion ded Kupfer⸗ 
oryds erforderlich ift u. f. w. Bei diefer Reduktion bildet fi) etwas Kohlenfäure 
und eine wicht näher unterfuchte, vielleicht Buntinartige Subſtanz, welche die Flüſſig⸗ 
fit gelb färbt. — Mit dem Namen Frucht- oder Schleimzuder bezeichnet man hät: 
fg eine Zucerart, die fih von dem Traubenzuder dadurch unterfcheidet, daß fie nicht 
kiyſtalliſirbar if, und die Polarifationsehene nach Ind dreht. Im trockenen Zuſtande 
iſt der Ftuchtzucker gummiartig, zerfließlich und In Waſſer und Weingeiſt ſehr Leicht 
lich. Die durch Einwirkung verdünnter Säuren auf den Rohrzucker und andere 
ähnliche Gebilde erhaltene füße Stoff (Invertzuder) ift ein Gemenge von Trauben» 
zudet und Fruchtzucker zu gleichen Theilen. Uebrigens ift e8 fehr wahrfcheinlich, daß 
man unter dem Raten Fruchtzucker verfchiedene Zuckerarten, die fich in ihrer Zuſam⸗ 
menſezung nahe ſtehen, zuſammengeworfen bat. 

Fraumatiein, eine Aufldſfung von Guttapercha In Chloroform, die mit Erfolg 
iur Heilung von Hautkrankheiten benußt worden ift. 


Travertin, Zravertino, travertino, pierre de tibur ou de Tivoli, travertino, 
ein zwiſchen dem faferigen Kalkfinter und dichtem Süßwaſſerkalk mitten inneftehendes 
Öeftein, wonach man denn auch fchaligen und dichten Travertin unterfcheidet. 


Trebala oder Trikala, eine feit der parifer Ausftelung im Jahre 1855 bes 
fannt gewordene und aus Eyrien flammende Drogue, die im Drient eine eben fo 
große Verwendung findet, wie bei und Sago und Salep. Sie befteht aus einem 
hohlen Kokon von der Größe einer Olive und wird durch ein der Familie der 
Aynchophoren angehörendes Inſekt erzeugt, welches beträchtliche Mengen ftärfemehlhals 
tiger Stoffe zum ‚Bau feiner Wohnung zufammenträgt. Die Trehala enthält einen 
kiyſtalliniſchen eigenthümlichen Zuder, die Trehalofe von Bertholet, welchen die 
Perfer „NRefterzuder” nennen. Die Trehala befteht in 100 Theilen aus 66,54 
Stärkemehl, 28,80 Zucker und Bitterftoff und 4,60 verfchiedenen Salzen und etwas 
Gummi. Das Stärfemehl der Trehata ift dem der Gerftenftärfe, dem Sago und bes 
ſonders dem Tragantbgummi ähnlich und läßt fih durch Kochen im Waller nicht 
volftändig zertheilen und noch weniger auflöfen. Die Trehala, im Waſſer erweicht, 
ſchwillt auf und verwandelt fich in einen dicken fehleimigen Brei, j 


524 Treber — Trithionsüure. 


Treber, Zräber, eine in der Technik fehr Häufige Bezeichnung der beim Ausziehen 
der lößlichen Subſtanzen zurücbleibenden unlöslichen, meiftend werthlofen Theile. 

Treibarbeit, ein metallurgifch »technifcher Ausdrud, der befonderd bei dem 
oxydirenden Schmelzen des Bleies in Gebrauch ifl. 


Treibblei, nennt man das filberreiche Blei, weiches beim Abfaigern von filber 
baltendem, mit Blei gefrifchtem Kupfer erhalten wird. 


Treiben, f. unter Abtreiben. Bei der Darftelung von Holzkohle in Mei- 
lern wird mit diefem Ausdrud die Periode ded Verfohlend bezeichnet, während melde 
man der Luft nur wenig Zutritt geflattet und wo das nicht verfohlte Holz durch die 
vorhandene glühende Kohle zerjeht wird. | 


Treibhut, nennt man den oberen Theil eined Treibofens. 

Treibmergel, den zur Herftellung der Treibfohle beiden Treidöfen benugte Mergel. 

Treiböfen, Zreibheerd, find die zum Abtreiben von Werkblei oder von unters 
nem Silber benugten Defen. Als Treibheerd wird auch befonderd die obere Schidt 
der Ofenſohle, die eigentliche Treibfohle bezeichnet. 

Treibschwefel, fyn. mit Rohſchwefel. 


Trestern, marc, remains of grapes, nennt man die nach dem Abpreffen von 
Weintrauben und andern zur Weinbereitung benugten Obftarten verbleibenden Rüd—⸗ 
ftände. 

Trichter, entennoir, funnel, tunnel, find die befannten Geräthfchaften, die zum 
Eingießen von Zlüffigleiten in andere Gefäße, ſowie auch zum Filtriren benutzt iwer- 
den. Sie haben meiftend die Geftalt eined an der Bafid_ offenen Kegels, deflen Epibe 
in ein dünnes Rohr verlängert iſt; man fertigt fie aus Glas, Porcellan, Steingut, 
Buttaperha und Metall. Bei den zu chemifchen Filtrationen beſtimmten Zrichtern 
follen die Wände, um die Filter überall glatt einlegen zu fönnen, in einem Winkel 
von 60° zufammenftoßen. Für gewiſſe Zmwede haben die Trichter oft auch eine be 
fondere Einrihtungs fo find die fogenannten Scheidetrichter oft in der dünnen 
Nöhre mit einem Hahne und oben zuweilen mit einem Berfchluß verfehen. Um glüf 
figfeiten, die beim Erkalten erflarren, oder Salze fallen laſſen, filtriren zu fönnen, 
find die Trichter oft mit einer doppelten Hülle umgeben, deren Zwifchenraum mit hei⸗ 
Bem Waſſer angefüllt und mittelft einer Spirituslampe während der Operation heiß 
erhalten wird. 

Trimorpble, nennt man die an manchen Körpern beobachtete Eigenſchaft in 
drei verfchiedenen von einander unabhängigen Formen zu fryftallifiren. 

Tripel, argile tripolsenne, tripoli - tripoli, tripoly, ein in verfchiedenen for. 
mationen vorfommendes, hauptfächlih aus amorpher Kiefelfäure beftehendes Geftein, 
welches außerdem noch Thon, Quarz, Eifenoryd und Waffer enthält; wird vielfach ald 
Puspulver benußt. 

Tripelsalse, nennt man Verbindungen von drei verfchiedenen Salgen, oder 
Verbindungen von dreiatomigen Säuren mit drei Atomen verfchiedener einatomiger 
Bafen, oder umgekehrt einer dreiatomigen Bafe mit drei Atom verfchiedener einato: 
miger Säuren. 

Tripelschiefer , fyn. mit Polirſchiefer. 


Trithionsäure, die Säuerungsſtufe des et welche auf 3 Aeq. Schwe⸗ 
fel 5 Aeq. Sauerftoff enthält. 





Trockenapparate — Tubulatur. 525 


Treckenapparate, ſ. Austrodnen. 

Trockenmoder, pourriture seche, nennt man einen beim Hofe ſich einftellen- 
den Zerfebungsproceh, wenn daffelbe von feuchter, wenig wechfelnder Luft umgeben, 
oder infofern es felbft feucht ift, am Audtrodnen gehindert if. Das Holz verliert 
dabei zunächft feine natürliche Feftigkeit und den Zufammenhang feiner Fafern; all 
mälig wird auch die Struktur, undentli und ed verwandelt fich zulegt in eine mehr 
oder weniger dunfelbraune, leicht zerreibliche erdige Maſſe. 

Trockene Hefe, ſ. gefe. 


Trogapparate, appareill galvanigue de Roberts, Roberts’s galvanic bat- 
tery or apparatus, hierher gehören alle diejenigen galvanifchen Apparate oder Bol: 
taifchen Säulen, bei welchen die Metallplatten in Zröge von Olas, Porcellan, Stein- 
gut u. ſ. w. geftellt werden. 

Trona, Tronaſalz, sel de trona, trona salt, natürliches Mineralaltali (zum 
heil) anderthalb Fohlenfaured Natron. Die Trona findet fih in den Ratronfeen der 
Büfte Theit in Egypten, fowie bei Fezzan in Nordafrifa. Auch in der Nähe von 
Merito kommt anderthalbfohlenfaures Natron in Lagern vor; es führt hier den Namen 
Urao und wird dafelbft in großen Mengen gewonnen. 


Tropfglas iſt ein Inſtrument, deffen man fich zur leichteren Abzählung von 
Tropfen verfchiedener Klüffigkeiten bedient. Dan kann fehr wohl jede Pipeite als 
Tropfglas benutzen; doch hat man dafür auch befondere Einrichtungen getroffen. 

Tropfstein, ſyn. mit Stalagmiten und Stalaftiten. 

Tropin, ein Umfegungsproduft des Atropins mittelft Nebbarit. 

Trüffel, truffe ordinaire, truffle, find die nuß > und fauftgroßen Knollen einer 
zur Familie der Gaftorompceted gehörigen Pilzart (Lycoperdon tuber, L.). Sie 
find außen fehroärzlich, warzig, innen gelblichweiß, von eigenthümlich angenehmem 
Beruh und gewürzbaftem Geſchmack. Die Trüffel findet fih 1 bis 13 Fuß tief unter 
dem Boden in Raubwaldungen, befonder® unter falfigent Mergelboden. Die Entwides 
lung ift im Wefentlichen diefelbe, wie die anderer Pilze und fie entfteht nicht; wie 
man vielfach behaupten hört, durch den Stich von Inſekten, den diefe in die Wur⸗ 
jeln der Waldbäume machen. Es giebt mehrere Arten von Trüffeln; die berühmteſten 
find die von Perigord und Piemont; in Deutfchland fammelt man die ſchwarze Trüffel, 
die hauptfächlich um den Harz und in der Gegend zwifchen dem Harze und dem Thü⸗ 
tingerwalde, wie auch in Böhmen vorfommen foll; zum Auffuchen derjelben bedient 
man fich eigends darauf abgerichteter Hunde; die Einfammlung gefhhieht im Herbfte. 


Tschen, der Name der hinefifhen melfings bis bronzegelben Münzen, die in 
100 Tbeilen aus 55 bis 64 Kupfer, 25 bis 35 Zink, 1 bis 2 Zinn, 2 bid 4 Eifen 
und 1 bid 6 Blei, zumeilen auch noch aus etwas Antimon beftehen. 


Tse-bong, ein als rothe Farbe in der Porcellanmalerei gebrauchted Gemenge, 
welches aus Bleiweiß mit Thonerde, Eifenoyyd und Kiefelläure befteht. 

Tsing-lien, ebenfalls eine in der Porcelanmalerei zu Roth benutzte Farbe, 
hauptfächlich aus Fiefelfaurem ‚Zinnoryd und Bleioryd, nebft etwas Kupferoryd, Kos 
baltoryd und metallifchem Golde beftehend. 

Tubulatur, Tubulus, tubulature, werden die auf Kolben, Retorten und Flas 
ſchen aufgefegten Hälfe, vermittelft welcher die Geräthe mit einer zweiten, dritten ıc. 
Deffnung verfehen werden, genannt.’ 


526 Tuffe — Uebersättigung von Lösungen. 


Tufe, tur volcanique, tuf, vuleanle tufa, mit dieſem allgemeinen Namen 
bezeichnet man zum Theil Geſteine fehr verihiedenen Urſprungs und unterfcheidet bier: 
nah Porphyrtuff. Srünfteintuff, Trachyttuff. Balalttuff, vulkaniſcher Tuff ꝛc, fie find 
von breccienartiger Beichaffenheit und meiſtens dur Agglomeration der aus Zer— 
fepung älterer Befteine entjtandenen Materialien gebildet. 

Tungsteinmetall, ſyn. mit Bolfram, 

Tungsteinoxyd, fon. mit Wolftamoryd. 

Tungsteinsäure, fon. mit Bolframfäure. 

Turf, fon. mit Torf. 

Tarnball’s Blau, ift weſentlich Eifenferridepanur. und wird durch Fällung 
einer Auflöfung von Eifenvitriol durch Ferribeyanfalium erhalten. 

Tarners Gelb, dieſe im Handel auch unter dem Namen: Patongelb, Mineral: 
gelb, Engliſchgelb, Jaune hreveté , Patent Yellow vorfommende gelbe Farbe, ift ba: 
fifches Bleilorür 

Tusche, chinesische, encre de la Chine, indian ink, die Bereitung diefer 
allgemein bekannten und gefchäßten Farbe ift noch nicht befanntz man weiß, daß fi 
hauptſächlich aud Ruß (fein präparirte Kohle) befteht; allein es ift nicht wahricein: 
Tich, daß das Bindemittel gemöhnlicher Leim fei, vielmehr, daß man als ſolches den 
Schleim aus dem feit einigen Jahren unter dem Namen Hinefifhe Gallerte im 
Handel vorfommende Pflanzenproduft benutzt. Die ordinäre Tufche wird aus Ruß, 
durch DBerbrennen von Tannennadeln und Zweigen geroonnen, bereitet; die feiner, 
nur aus Delruß, wozu man in China Seſamöl benußt, welches auf Lampen mit un 
genügendem Luftzuge verbrannt wird, mwährenp man die Kohle am darüber aufgeftel- 
ten und mit Waller gefülten Töpfen fih abfegen läßt. — Gewöhnlich kommt die 
Tuſche in länglich wierfeitigen Prismen, zumweilen aud "in etwa zwei Zoll langen, 
Jah gedrückten, mit einem vergoldeten Löwenköpfchen verzierten Cylindern (Löwen⸗ 
taſche), jeltener in geinden, runden Stängelchen von der Dide eines ftarfen Bleiſtifte 
im Sandel vor. 

Typoscop, diefen Nauen hat man einem Apparate gegeben, der wie das Kalei⸗ 
doſtop zum Muſterzeichnen beſtimmt und eine Kombination ded Kaleidoftops mit einem 
polgedrifchen Glaſe ift. 

Tyrelererde, fon. mit Grüne Erde oder veronefer Erde. 

Tyrelergrän, fon. mit Berggrün. 


U. 
Veberchlorsäure, f. unter Chlor. 
Veberjedsäure, f. unter Jod ſäure. 
Vebermangansäure, |, Manganfäure. 
Ueberexyd, fyn. mit Hy perorypd. | 


Veberoxydul, ſyn. mit Syperoxydul. 
Vebersättigung von Lösungen, f. Auflöfungen üb« rfättigte 











Ultramarin — Umbra. 527 


Ulramarin, outremer, blen d’ontremer, ultramarine, altramarine, lazu- 
ine, azur, Dieſe ſchöne und dauerhafte blaue Farbe wurde bis vor nicht fehr lan⸗ 
ger Zeit aud einigen, im Allgemeinen felten und fpärlich vorkommenden Mineralien, 
befonderd dem Lafurflein, gewonnen. Nachdem die chemifche Analyſe in dem Ultras 
marin Natrium, Silicium, Sauerfloff, Schwefel und äußerſt geringe Mengen von 
Gifen nachgewiejen hatte, glaubte man den Verſuch machen zu müſſen, dafjelbe fünft- 
ii darzuftelen. Es ift befannt, von welchen Erfolgen diefe Beflrebungen begleitet 
worden find; man fertigt nicht allein ein fchöneres, fondern auch weit billigeres Ul⸗ 
tramarin, als das natürliche, während im Jahre 1828 Gmelin 124 Grm. mit 
134 Thaler bezahlte, kauft man heute 500 Grm. für 4 Xhaler und noch darunter, 
.h = 2000 :1. Zu feiner Darftellung verwendet mian 1) reinften Kaolin, 2) kal⸗ 
tinirtes Slauberfalz, 3) falcinirte Soda, 4) Kohle, 5) Schwefel, in den verfchiedenen 
Fabtiken, nach etwas wechfelnden Verhäftniffen. Diefe Materialien werden aufs Zeinfte 
gernahlen, aufs Innigſte gemengt und dann geröftet., Bei einer erſten Röftung er- 
hält man zunächft grüned Ultramarin, wmelche® durch einen zweiten Röſtproceß unter 
Zuſatz von Schwefel in blaues Ultramarin übergeführt, Daun aufs Feinſte gemahlen, 
ausgewaſchen und getrocknet wird. Um zwei oder mehrere Sorten Ultramarin auf 
ihre Farbefraft zu prüfen, bringt man fie erft auf den gleichen Grad der Trodenheit, 
wägt alddann von jeder Sorte 1 Theil ab und wermifcht ihn mit 10 Theilen Gips 
oder einer andern weißen Farbe, von möglihft dem Ultramarin gleichem fpec. Ges 
wicht; dasjenige Gemenge, welches die dunfelfte Nüance giebt, war mit dem beften 
Ulnamarin bergeftellt. Zur näheren Bergleihung bringt man durch Zuſatz von Weiß 
alle Gemenge auf die Helligkeit, weiche dad hellſte Gemenge befigt. Die im Ganzen 
zugeſetzten Mengen von Weiß geben nun derart dad Werthverhältniß der betreffenden 
Ultramarine. Dan bat fich viel darüber geftritten, welchem Beftandtheil ded Ultras 
marind die blaue Farbe deſſelben zuzufchreiben ſei; fie gehört dem Witramarin ale 
Ganzes an; und fcheint der Streit dafjelbe, als wollte man nach bem rothen Farb⸗ 
of im Zinnober ſuchen. Darüber, wie man die Stoffe chemiſch vereinigt fich vor: 
suftellen habe, herrfcht unter den Chemifern noch Meinungsverfchiedenpeit. 

Utramariu, gelbes, unter diefem Namen hat man chromfauren Baryt, der 
zuweilen noch mit Schwerfvath gemengt ift, ald gelbe Farbe in den Handel gebracht. 

Ultramarin, grünes, f. Ultramarin, 


Ultramarin, weissesz; mit diejem Namen bezeichnet Ritter die von ihm 
unter Quftabfchlug und mit einem Ueberſchuß von Kohle aud einem Natron » Thonerdes 
Eilicat und Einfach» uud Doppel: Schwefelnatrium dargeftellte farbloſe, d. h. weiße 
derbindung. 

Umbra, türkische oder eyprische Umbra, oder Umber, Umbrabraun, Um: 
bererde, terre d’ombre, terre fine de Turquie umber, raw umber, tur- 
kish umber. Diefe Yarbe, die ihren Namen von der Provinz Umbrien im Kir: 
chenſtaat hat, ift ein thoniger Brauneifenftein, der hauptfärhlich aus waflerhaltigem 
dieibaſiſch-kieſelſaurem Eifenord mit Thonerde und Manganoryd befteht. Sie bildet 
derbe faftanienbraune bis leberbraune amorphe Maffen; mit Salzfäure erwärmt, ents 
widelt fie Chlor, für ſich erhißt, wird fie unter Waflerverluft dunkelbraun und führt 
alsdann den Namen gebrannte Umbra, im Begenfag zur rohen Umbra. Die 
meifte Umbra fommt gegenmärtig aus Cypern, früher and Umbrien; fie dient ſowohl 
als Waſſer-, wie auch ald Delfarbe und wird vielfad mit andern Farben vermijcht. 


5385 Umbra, cölnisch& — Untersehwe/[lige Säure. 


Umbra, cöinische, cöfniiche Erde, törre de cologne, terre d’ombre, terre 
d’ombre vegetale, coologne umber, cologne earth, eine erdige Braunkohle, die 
zuweilen flatt der ächten Umbra als Farbe gebraucht wird, 

Undringlichkeit, impermeabilitö, impermeahility,, heißt bie Eigenſchaft 
der Körper, einen Raum dergeſtalt auszufüllen, daß gleichzeitig nicht auch ein an 
derer Körper darin verharren fann. 

Ungarisch Grün, fon. Berggrün oder Tyroler Grün, ift bafiſch kob— 
lenſaures Kupferorgd. 

Ungarweinöl ift, nad Schwarz, wefentlich önanthſaures Aethyloxyd. 

‚ Unipolar werden diejenigen Körper genannt, welche Die Eigenſchaft befigen, 
wenn fie zwifchen. die Pole einer Säule gebracht werden, nur den Strom von dem 
einen der Pole übergehen zu laſſen; je nachdem ein folcher Körper den Webergang 
von pofitiver oder negativer Gleftricität geflattet, heißt er pofitiv oder negativ Uni⸗ 
polarleiter. 

Unorganische Chemie, chemie anorganique, inorganic chemistry, if der: 
jenige Zweig der Chemie, der fi) mit dem Studium der unorganifchen Körper 
befaßt. 

Unorganische Substanzen, als Gegenſatz zu den organiſchen, werden ur 
fprünglich die aus dem Mineralteich natürli vorfommenden Stoffe genannt; dann 
aber auch alle fünftlich dargeftellten Verbindungen, welche fih in ihren Eigenfchaften 
den unorganifchen anfchließen. 

Unschlitt, fon. mit Talg. 

Unterchlorige Säure, f. Chlorfäuren. 

Untergährung, f. unter Gährung. 

Unterbarse nannte man früher die Harze, die in kaltem Alkohol und Aetber 
unlöslich, in heißem Alkohol lödlich find. 

Unterhefe, f. Hefe. / 

Unterhydrothionsäure, fyn. mit Wafferftoffperfulfid oder Waſſei— 
ſtoffſchwefel. 

Unterjodige Säure, ſ. unter Jod ſäure. 

Unterjodsäure, ſ. unter Jod ſäure. 

Unterlauge wird die unter der durch Kochfalz abgefchiedenen „Seife befindliche, 
hauptfählih aus einer Auflöfung von Kochfalz oder Chlorkalium, etwas freiem oder 
foblenfaurem Natron und Glycerin beftehende, mehr oder weniger dunfel gefärbte Flüfe 
figkeit genannt; man gebraucht fie gern bei einer erften Walfe von wollenen Zeuchen. 


Unteroxyde, ſyn. Suboryde, f. unter Oryde. 
Unterphosphorige Säure, ſ. phoſsphatiſche Säure. 


Untersäuren hat man folche Körper genannt, die fih mit Bafen verbinden 
fönnen, ohne diefelben zu neutralifiren (Zuder mit Kalk :c.). 

Untersalpetersäure, f. Salpeterfäure. 

Untersalpetrige Säure, eine frübere Bezeichnung der falpetrigen Säure. 

Unterschwefelsäure, f. unter Schwefelſäure. 

Unterschweflige Säure 


- 





Unterschwefelsäure, geschwefelte — Uranin. 529 


' 


Unterschwefelsäure, geschwefelte, ſyn. Trithionfäure, 8,0,. 


Unverbrennliche Stoffe oder Gewebe find folhe, die fih au beim Er _ 
higen an der Luft nicht orpdiren. Da allen organifchen Subftanzen diefe Eigenfchaft 
abgeht, fo eriftiren auch in diefem Sinne unverbrennliche Stoffe nicht, und jener 
Auddrud, auf organische Stoffe angewendet, bezieht fih nur darauf, denſelben auf 
irgend eine Weife die Eigenfchaft zu nehmen, an der Luft mit Flamme zu verbrens 
nen. In diefer Abfiht hat man fehon feit längerer Zeit die Stoffe mit gewiffen 
Saljtöfungen imprägnirt, die deren Entflammung verhindern follen. Als ſolche Salze 
haben ſich ſchwefelſaures Ammoniak, in der 14 — 15fachen Gewichtsmenge Wafler ge: 
löf, in welche Auflöfung die Zeuche eingetaucht werden; ein Gemenge von 3 Th. Sals 
miat und 2 Th. phosphorfaurem Ammoniak, befonderd aber eine Auflöfung von wol⸗ 
ftomfaurem Natron, mit einem angemeflenen Zufab von phoaphorfaurem Natron, fehr 
wirffam erwiefen. Nach einer folchen Borfchrift werden 3— 4 Thl. phosphorſaures Nas 
ton und 25 Thl. wolframſaures Natron zufammen in 100 Theilen Waffer gelöft. Bevor 
die Zeuche mit diefer Flüſſigkeit getränkt werden, werden fie erſt geftärft und dann leicht 
getrodnet, dann volllommen eingetaucht, wieder getrocknet und hierauf geglättet. 


Upas; mit diefem Worte, welches im Malayifchen Gift bedeutet, bezeichnet man 
mehrere Arten von Pflanzengiften, die von den Eingebornen vorzugämeife zum Ders 
giften ihrer Pfeile zubereitet werden. Als in Oftindien gebrauchte Pfeilgifte werden 
namentlich aufgeführt: Upas Antjar und Upas Radja, Upas der Najad oder Ra- 
ind, während ein viertes von den Poggiinfeln ftammt; von diefen find jedoch nur 
die beiden erfteren genauer bekannt, |. Pfeilgift. 


Uran, Uranium, Uraniummetall, uranium, uranium, uran, Zeichen U oder 
Ur, Meg. 60,0. Das Uran, welches in feinen Eigenfchaften den Eifen, Nidel und 
Chrom am nächften fteht, wurde zuerft 1789 von Klapproth als ein eigenthümli- 
ches Metall unterfchieden, doch ftellte es erft 1841 Peligot im metallifchen Zuftande 
dar. Es gehört zu den feltener vorfommenden Metallen; die natürlichen Berbinduns 
gen. deffelben find die Pechblende, die faft allein zur Darftellung der Uranverbin- 
"dungen benugt wird, der Uranglimmer, Uranoder und noch einige andere 
Mineralien. Man ftellt daS Uran durch Glühen von Chloruran mit Kalium dar, 
wobei man ed, nach dem Wafchen der geglühten Maffe, theils als fchwarzed Pulver, 
theild in filberglänzenden Blättchen erhältz ed ift hämmerbar und weicher ald Stahl; 
Ipec. Gewicht 8,4. Es verbrennt, wenn ed an der Luft erhibt wird, zu ſchwarzem 
Orydul; in verbünnten Säuren löſt es fi unter Entwidelung von Waflerftuffgad 
iu Orgdulfalzen auf; mit Chlor bildet e8 unmittelbar Uranchlorür. 


Uranerz; als folches wird befonders die Pechblende, Schwarz Uranerz, eine Ber: 
bindung gleicher Aequivalente Uranoryd und Uranorydul bezeichnet, die faft ganz al- 
lein zur Darftelung von Uranpräparaten benupt wird. 

Urangelb , fon. Uranoryd-Natron; f. Uranoxyd-Ammoniak. 

Uranin, Uranpecherz, Pechblende, Schwarzuranerz, Uranerz, Schweruranerz, Pit 
tinerz, Pecherz, Uranopeffit, Pechuran, Rihturan, untheilbared Uranerz, Goracit, 
urane oxydul6, protoxyde of uranum, pitch-ore, pitch-blende; nach allen da⸗ 
mit vorgenommenen Analyfen befteht daſſelbe mwefentlih aus Uranorydorydul. Der 
Uranin findet fich hauptfächlich bei Sohanngeorgenftadt in Sachen, Joachimsthal und 
Praibram in Böhmen. 


5. d. techn, Chemie: 34 





530 Uranoxzyde — Vaccinium. 


Uranesyde, oxides d’urane; da® Uran bildet mit dem Sauerfloff zwei br 
ſtimmte Oxyde: 1) dad Uranoxydul, UO, urane oxidule, oxydulated uranum, und 
2) dad Uranoryd, urane oxide, oxide of uranum, auch Uranſäure genannt, U, 0, 
Das Uranorpdul binterbleibt beim Glühen von oyalfaurem Uranoryd bei abgehalten 
Luft als ein rothes, metallifh glänzendes Kryftallpulver von 10,15 ſpec. Gewichl. 
Dad Oryd wird ald ein röthlich-gelbes Pulver erhalten, wenn man jalpeterfaud 
Uranoryd glüht. ü 

Uranoxyd- Ammoniak, uranfaured Ammoniak, uranate d’ammoniage, 
uranate of ammonia; diefe Verbindung fommt unter dem Namen Urangelb im far 
del vor; fie wird angewendet, um Glasflüffen eine gelbliche oder grüne Farbe zu tt 
theilen und für diefen Zweck im Großen dargeftellt, indem man einer Löſung von reinem 
fohlenfaurem Uranorpdnatron nah und nah fo lange ſchwefelſaures oder faljlaur 
Ammoniaf zufügt, ald noch Entwidelung von fohlenfaurem Ammoniak bemerkbar it 
Das ſich abſcheidende ſchön hellgelbe Uranoryd=- Ammoniak ‚wird mit Waller ausge 
wafchen, getrodnet und als Urangelb in den Handel gebracht. 

Uranosyd-Natron, uranate de soude, uranate of soda, ebenfalls Urangeb 
genannt, wird für denfelben Zweck, wie das vorhergehende Salz, im Großen date 
ſtellt. Zu diefem Behufe bringt man eine Auflöfung von fohlenfaurem Uranopt 
Natron in einen eifernen Keffel zum Sieden, fällt durch Aetznatron, wäſcht und tel 
net den Niederfchlag. | 

Uranosyd-Natron, kohlensaures. Um diefe Berbindung zu erhalten, die 
den Ausgangspunkt für die beiden vorhergehenden bildet, wird die abgeröfte Mrd 
biende mit Balcinirter Soda geglüht, die Schmelze mit Waffer audgelaugt, der Il: 
ftand in Schmwefelfäure gelöft und aus diefer Löfung das Uranoxyd nebft den ann 
vorhandenen Metalleryden durch kohlenſaures Ratron gefällt; indem man bie Flälfy 
feit zum Kochen bringt und eine neue Menge von Soda zufept, wird dad gelült 
Uranoryd zu kohlenfaurem UranorydsNatron gelöft, welches dann durch Abdampien 
gewonnen wird. 

Uranpecherz, fon. Uranin. 


Uransäure, fyn. für Uranoxyd. 


Urao, die meritanifche Bezeichnung für Trona, d. i. anderthalb fohlenluri 
Natron; fiehe Trona. 


Urari, fon. Curare. 


Urinküpe, heißt die Jarbeflotte, wo man behufs Reduktion und Auflöfung Mi 
Indigd in der Färberei faulenden Harn benutzt. 
-Uriusäure , fon, mit Sarnfäure. 


Urinsalz, schmelsbares, fyn. mit phosphorſaures Natron: Am 
moniat. | 











V. 


Vaccinium, Vaccinium Myrtlllas. Die Beeren dieſer Pflanze, die Heidelbe 
ren, auch Blaubeeren, die gegen 6 Procent Fruchtzuder enthalten, werden in manchen 
Gegenden, indem man ſie zerreibt und gähren läßt, zur Darſtellung eines Brannl 





Vacuum — Vaniglin. 531 


weind, ded Heibelbranntweind ober Heidelbeergeifted benutzt; außerdem dienen dieſe 
Beeren, um weißen Weinen fünftlich die Farbe von Rothweinen zu ertheilen. 

Vacuum, vide, vacaum; hiermit bezeichnet man gewöhnlich den luftverdünn⸗ 
ta Raum in der Glode auf dem Zeller der Luftpumpe. 

Valerlansäure, Baldrianfäure, acide valerigue, valeric acid; fommt außer 
in der Baldrianwurzel und mehreren anderen Pflanzen, aud im Del des Delphinus 
globiceps vor; fie entjteht ferner durch Oyydation des Fuſelöls, der Albuminftoffe, 
fowie bei der Fäutniß 'faft aller thierifchen Subſtanzen; fie findet fi daher neben 
Butterfäure auch in anfehnlicher Menge im faulen oder alten Käfe. Aus der Bals 
drionwurzel erhält man die Säure am beften, wenn man jene mit fohlenfaurem Na⸗ 
tron außfocht und das gebildete Natronſalz mit verdünnter Schwefelfäure deſtillirt. 
Dad Balerianfänrehydrat ift ein dünnflüſſiges, farblofed Del; bei 19° von 0,938 fpec. 
Gewicht, welches bei 175° fiedet. Die Sänre befißt einen eigentbümlichen durchdrin⸗ 
genden, etwas an Butterfäure erinnernden Geruch; fie löſt fih bei 120 C. in 30 Th. 
Bafer; mit Alkohol und Aether läßt fie fih in allen Verhältniffen mifhen. Das 
Lalerionfäurehpdrat löſt Phosphor, Campher und einige Harze. 

Yaleriansaures Athyloxyd, valerate d’ethyl, elher valerique, valeric 
eher; zu feiner Darfielung deftillirt man 8 Theile baldrianfaures Ratron mit 5 Th. 
Gchwefelſäure und 10 Th. Alkohol von 88 Procent, zerfeht das Deftillat durch Waſ⸗ 
fer, wäfcht den abgefehiedenen Aether mit einer fehr verdünnten Löfung von kohlen⸗ 
ſaurem Ratron, zufegt mit Waffer, trodnet über Ehlorcalcium und rektificirt nach dem 
Abgiehen, wobei das bei 135% C. Uebergehende aufgefangen wird. Der Baldrian- 
über ift eine angenehm nach Obſt riechende, ätberifche Flüffigkeit und nimmt daher 
unter den fogenannten Fruchteffenzen, die al® Parfüm und Gewürz benußt werden, 
eine der erſten Stellen ein 

Yaleriansaures Amyloxyd, Baldrianfäureäther, valerate d’amyle, vale- 
rate of amyl; man ftellt diefen Netber dar, indem man die erfaltete Miſchung von 
I Theil Amylalkohol (Fufelöt) und 1 Theil Schwefelfäure zu 1% Theil trodnem, va⸗ 
Irianfaurem Natron zufegt, gelinde im Wafferbade erwärmt, mit Waſſer verfegt und 
dad abgefchiedene valerianfaure Amyloxyd auf die beim Aethyläther angegebene Weife 
reinigt. Das valerianfaure Amyloryd bildet eine farblefe Zlüffigkeit, die bei 1880. 
fedet, einen jehr angenehmen Geruch nach Aepfeln befigt und darum ebenfalld zum 
Parfümiren gebraucht wird, 

Valonia, Aderdoppen. Unter diefem Namen kommen die getrodneten Kelche 
der Ziegenbarteiche, Quercus aegylops, in den Handel, die, ihres Gehalts an Gerb⸗ 
Roff und Gallusſäure wegen, zum Gerben gebraucht werden. 

Vanad, Bansdin, Banidium, vanadium, vanadium. Zeichen V. Aequivas 
ent 68,5. Dieſes 1830 von Seffſtröm entdedte Metall nähert ſich in einigen 
einer Eigenfhaften dem Molybdän und Wolfram, während es in andern große Aehn⸗ 
ihfeit mit Urfen, Antimon und Wismuth zeigt. Das Banadin erfcheint fehr ders 
weitet und ift im faft allen Eifenerzen gefunden worden ; doch kommt es nirgends in 
rößern Maffen vor. Dad Metall wird aus feinen Sauerftoffs oder Chlorverbindun⸗ 
en durch ftarfes Glühen in einem Strom von Waſſerſtoffgas reducirt und ald licht- 
raue kryſtalliniſche Maffe erhalten. Es ompdirt fih an der Luft erſt beim Glühen 
der bei der Behandlung mit Salpeterfäure, während Schwefelfäure und Salzfäure 
hne Einwirkung auf daflelbe find. 

Vaniglin, f. Banille. 

34% 


532 Vanille — Ventilation. 


Vanille, Baniglia, Poanilla, vanille, vanilla, ift die Schotenfrucht einer 
zu den Orchideen gehörigen Schlingpflanze, Vanilla planifolia, die in Bentralame 
rifa (Merifo, Ecuador, Honduras 2c.), in Brafilien und Guyana wild waͤchſt, auf 
Jamaika, Trinidad, Mauritius, Bourbon, Ceylon, Java und andern Drten angebaut 
wird. Sie bildet 5 bis 6 Zoll lange, in der Regel etwas plattgedrüdte, längd tun; 
lihe, an beiden Enden .beinahe ſpitz zulaufende Kapfeln, die fich fettig anfühlen, von 
brauner bis fhwarzbrauner Farbe, Tederartiger BefchaffenHeit und höchſt angenehmen 
gewürzhaftem Geruch und Gefchmad. Im Innern befinden fih zahlreiche Meine gläns 
zende Samen in einer ſchwärzlichen pulpöfen Maffe; die Außenfläche, befonders der 
befferen Sorten, ift öfter® mit feinen, weißen, glänzenden Kryftallen von Banilin 
bededt. In Merifo unterfcheiwet man vier Varietäten von Vanille. Der beiten, der 
bei und an den Markt gebrachten Sorte, legt man den Namen Bourbon=Banille bei; 
von Tahiti gelangt gegenwärtig eine ausgezeichnet ſchöne Sorte in den Handel, die 
fih jedoh nicht lange halten fol. 

Vanillecampber, f. Vanillin. 


Vanillin; mit diefem Namen hat man den indifferenten Körper belegt, der 
ſich öfterd in feinen weißen Kryftallnadeln auf der Außenfläche der Vanille abgeſon— 
dert findet, doch auch in der Banille felbft enthalten if. Das Vanillin kryſtalliſin 
in vierfeitigen, an den Enden zugefchärften Pyramiden, ſchmilzt bei 769 und fängt 
bei 140° C. an, unzerfegt zu fublimiren. In kaltem Waffer löft es fich ſchwer, leid: 
ter in kochendem, fowie auch in Alkohol, Aether und flüchtigen Oelen; feine Aufl 
fung reagirt ſchwach ſauer. Es beſitzt in hohem Grade den Geruch der Vanille und 
einen beißenden Geſchmack. 


Varee, Varech, Varek, varec, wird die an der Küſte der Normandie durd 


Berbrennen der Seetange gewonnene Aſche, die zur Darftelung von Jod und Brom 
benutzt wird, genannt, 


Varenneasaft, ift der eingedicdte Saft von Varennea polystacha , einem in 
Merito einheimifchen. zur Familie der Leguminofen gehörenden Straude ; dad bräun 
liche, glasglänzende Extrakt ift faft reiner Gerbftoff. 

Vegetabilisches Alkali, eine veraltete Bezeichnung für. kohlenſaures Kali akt 
Potafche. 

Vegetabilisches Elfenbein, f. Elfenbein, vegetabilifches. 

Venetianer Lack oder Venetianerroth, SZlorentiner Lad, ſ. Lackfarben. 


Venetianerweiss, fyn. mit Bleiweiß, befonders für die reinften Sorten gebrautt. 

Venetianische Kreide, Talcum venetum, Talt, Spedftein, Schneidekreide, 
steatite de la Chine, pierre du lard, steatite pagedite, figure stone, beit: 
aus wafferhaltiger fiefelfaurer Bittererde. Sie bildet Stüden von unregelmäßig 
‚ Geftalt und verfehiedener Größe, ift weiß, bisweilen mit einem Stich ins Grünt, 
feidenglängend und fühlt fich fehr fehlüpfrig an; fie wird zum Glätten von gefärbten 
Papieren 2c. gebraudt; f. Spedftein. 

Venetianische Seife, ſ Seife, ſpaniſche. 


Ventilation, ventilation,, ventilation; unter Dentilation verfteßt man Dit 
fortdauernde Erneuerung der Luft in mehr oder weniger abgefchloflenen Räumen. Us 
eine wirfjame und dem Bedürfniß genügende Bentilation herftellen zu können, komm! 
es auf die Grÿße des zu ventilirenden Raumes, ſowie die Anzahl der für gewoöhnlie 








Ventilator — Verbleien. 533 


fi darin aufhaltenden Perfonen an. Für diefen Zweck find, abfehend von den vie 
len ungenügenden Berfuchen, hauptſächlich zwei Syſteme in Anwendung gebracht wor⸗ 
den. Das eine diefer Syſteme beruht darauf, daB man die Luft da, wo fie aus dem 
Haufe oder Zimmer auötritt, vermittelft eines befondern Apparats, Bentilators, Afpie 
ratord, anfaugt, und nöthigt, der nachfließenden Luft fehneller Pla zu machen; eine 
Borrihtung, die man gewöhnlich die Suction nennt, dad andere darauf, daß man 
frühe Luft in die betreffenden Räume gleichfam einpreßt; gegenüber der Suction ift 
died dad Syſtem der Pulfion. Das Syſtem der Suction führt den Mebelftand mit 
fh, daß e8 im Folge der Undichtigkeiten der Fenſter und Thüren und der poröfen 
Veihaffenheit der Wände in den Zimmern einen allfeitigen Zug verurfacht; bei der 
Pulfion, wo die Luft nah Außen getrieben wird, findet derartiged nicht ftatt, 

‚ man hat ihr daher auch faft überall den Borzug gegeben. — In Frankreich) leitet man 
in den Kranfenhäufern, Spitälern und ähnlichen Anftalten die. Bentilation in der 
Beife, daß pr. Stunde und Kopf 60 Kubikmeter — 2000 Kubikfuß frifche Luft ein- 
geführt werden. 


Veutilator , ventilateur, ventilator; ein Apparat, vermittelft welches man 
Luft auffangen oder fehöpfen und weiter leiten Tann; feine Konftruftion beruht wes 
fentlih auf demfelben Princip, wie bei der Schraube an den Schraubendampffchif: 
fen, doc giebt ed deren auch von anderer Konftruftion. Sie werden nach dem Zweck, 
für den fie beftimmt find, von fehr verfehiedener Größe angefertigt, und entweder mit 
der Hand, oder durch Mafchinenkraft (Dampffraft) in Thätigkeit gefegt. 


Veratrin, veratrine, veratrine; eine in dem Sabadillfamen (Veratrum Sa- 
badilla) und in der weißen Nießmurzel (Veratrum album) enthaltene fauerftoffhal- 
tige Pflanzenbafe. Zu ihrer Darfiellung wird der Samen mit verbünnter Salzfäure 
ausgezogen, das Beratrin durch Kalk aus der Löfung gefällt, wiederholt in Effigfäure 
gelöft, durch Ammoniak gefällt und endlich durch Auflöfen in Alkohol und freiwilli⸗ 
figed Berdunften der Löfung Eryftallifirt erhalten. Das Beratrin reagirt alkalifch, 
Iöh fih in verdünnten Säuren und bildet damit die Beratrinfalzge, die fcharf und 
brennend ſchmecken und fehr giftig find. 


Verbindungen, chemische „ combinations chimigues, chemicals combina- 
tions; hierunter verfteht man die durch die Bereinigung ungleichartiger Subftanzen zu 
einem gleichartigen Ganzen entftehenden Verbindungen, in welchen die einzelnen Be⸗ 
fandtheile durch mechanische Hülfdmittel nicht mehr unterfchieden oder getrennt wer⸗ 
den können. Map unterfcheidet chemifche Verbindungen nach feften, und folde nach 
veränderlihen Berbältniffen der Beſtandtheile. Zu den erftern rechnet man alle die- 
jenigen, bei welchen eine Gewichtsveränderung in den gegenfeitigen Berhältniffen der 
Beftandtheile die Vernichtung der Eriftenz dieſer Berbindung zur Folge hat; fügt man 
ju 1 Aeq. Eifenoryd Fe,O, noch ein Aequivalent Eifen, fo entfteben 3 Aeq. Eifens 
orydul; zu den veränderlichen gehören die Salzlöfungen und einige andere, 


Verbleien, garnir, couvrir, meler de plomb, to face of lead, nennt man 
dad Verfahren, andere Gegenftände, befonderd Metalle, mit einer Echicht Blei zu 
überziehen. Je nach der Art des zu verbleienden Gegenſtandes und des Zwecks, für 
welchen derſelbe beftimmt ift, ift das Berfahren felbft, fowie auch die Dide der 
Edit, die man aufträgt, verfchieden. Am häufigften pflegt Eifen verbleit zu mer 
den; da jedoch dad Blei nicht leicht am Eiſen haftet, fo wird leptered zuweilen vor- 

\ 





534 Verbrennung — Vergiftung. 


ber verzinnt; ober man wendet eine Legirung, beftebend aus 9 TH. Blei, 1 Th. Zinn 
und 1 Th. Antimon, an, die unter einer Bedeckung von Kochſalz und Ehlorbarium 
geſchmolzen worden, in die dann das Eifen eingetaucht wird. Kupfer und Meifing 
verbleit man auf die Weife, daß man fie in eine heiße Löfurig von Bleioryd in alfa- 
lifcher Lauge bringt und fie mit einem Stüd Zinn berührt, worauf fih eine gleid- 
mäßige Lage von Blei niederfchlägt. 

Verbrennung, Berbrennen, combustion, combustion, nennt man allgemein 
die unter Entwidelung von Licht und Wärme vor ſich gehende chemiſche Berbindung 
zweier ober mehrerer Körber; hauptfächlicd wendet man den Ausdrud auf die Verei⸗ 
nigung des Sauerftoff3 mit andern Körpern an, und fieht alddann auch folche Bor: 
gänge ald Berbrennungen an, wo feine Lichterſcheinung und eine faum merfbart 
Temperaturerhöhung eintritt, letzteres als langſame Berbrennung bezeichnend. 


Vercoaken, Verkoken, Berkoffen, nennt man die Berkohlung der Steinkohlen. 
Verdampfen, f. Abdampfen. 

Verdauungsstefl, ſ. Bepfin. 

Verdet, ſ. Srünfpan. 

Verdichten, ſyn. Condenfiren, f. Gondenfation. 
Verdiebtungsapparat, fyn. Gondenfator. 

Verdigris, for. Srünfpan. 


Verdrängung, Deplacirung, deplacement, shifting , nennt man das Rerfab: 
ren, wobei gewiſſen Subftanzen ihre auflöslichen Beſtandiheilt dadurch entzogen mer: 
den, daß man fie, in ein Gefäß mit durchlaffendem Boden gebracht, von Oben mit 
der ertrahirenden Flüffigkeit (in den meiften Fällen Waller) übergicht, welches dann, 
mit den Stoffen beladen oder gefättigt, unten abfließt, bis die Subftanz an aufläd- 
lichen Theilen erihöpft ift. 

Verdännen, attenuer, to attenuate, heißt: eine bis zu einer gewiflen Meng: 
mit anderem Stoffe beladene Flüffigkeit (oder Gas) mit einer weiteren Menge dei 
Auflöfungsmitteld verfegen. 


Verdunsten, f. Abdampfen, evaporer, to evaporate, doch gebraucht mat 
den erftern Ausdrud häufiger von der bei gewöhnlicher Temperatur lolaeneen Brtı 
flüchtigung wäßriger, meingeiftiger x. heile. 

Verfaulen, f. unter Fäulniß. 


Verfüchtigen, Vergaſen, volatiliser, to volatilize, nennt man das Ueher 
führen eines flarren oder tropfbar flüffigen Körpers in den Gaszuſtand, fei es durch 
Zuführung von Luft oder andern Gajen, die den flüchtigen Körper aufnehmen kön: 
nen, fei es duch Erhigen oder Erwärmen. 


Vergiftung, empoissonement, poising, ift die beabfichtigte oder nicht beat» 
fihtigte, vollbrachte oder nicht vollbrachte Abkürzung des Lebens Anderer oder des 
eigenen durch Beibringung gewiffer Stoffe, dte man ®ifte nennt. Meiſtens werden 
zum Vergiften metalifche Gifte, beſonders Arfenverbindungen, angewendet, zumeilen 
aber auch Dlaufäure und giftige Pflanzenallaloide, Strychnin, Nikotin u. dgl. Zur 
Auffindung und Erkennung werden, wenn der Tod wirklih erfolgt if, im Allgemei 
neu geroilfe Organe ded Körpers, in denen fich vorzugsmeife das Gift zu verbalten 
pflegt, einem Orgdationdproceffe mit Salpeterfäure oder Chlor unterworfen, um ale 
Organiſche zu zerfiören; man erhält hierbei wenig gefärbte, meift bellgelbe Flü ſſig⸗ 


Vergolden — Verkupfern. ‘535 


feiten, in welchen dann die Gifte aufgefucht werden. Bei Pflanzengiften, wo ſolche 
vermuthet werden, wendet man ein anderes Berfahren an, welches fih von vornherein 
nicht beftimmen läßt, fondern durch die jedeömaligen Umftände hauptſächlich bedingt 
wird; im Allgemeinen behandelt man die betreffenden Drgane mit ihrem Inhalte mit 
verdünnten Säuren (Galzfäure) und Alkohol in der Siedhitze, wobei die etwa vor 
bandenen Alkaloide in Löſung gehen; es ift nothmendig, eine foldhe Behandlung in 
einer Retorte mit gut abgefühlter Borlage vorzunebmen, um, wenn flüchtige Bafen 
vorhanden find, diefe im Deftillate zu befommen. Die faure altoholifche Löfung neus 
tralifirt und fällt man mit reiner Bittererde, wäfcht den Niederfhlag mit Alkohol 
nah, trodnet ihn und behandelt ihn in der Siedhitze mit Alkohol, der die meiſten 
Allaloide löäſt. Auf eine leichtere Weife Iaffen fich diefe Alkaloide aus den - betreffen- 
den, in der Regel ſehr trüben Flüffigkeiten mittelft der Dialyfe abfheiden. Man nimmt 
viefelben in dad innere Gefäß, den Dialyfater, ſetzt diefen in deftillirtes Waſſer, fo 
jehen die Kryftalloidfubftangen allınälig in das Wafler über, wo fie dann leichter 
ufihre Natur und Menge unterfucht werden können. 


Vergolden, dorer, to gild; diefe Operation wird, je nach den Gegenftänden, 
ie man mit einem Weberzuge von Gold verfehen will, in fehr verfihiedener Weife 
genommen; doch unterfcheidet man ald die hauptfädhlichften: 1) die VBergoldung 
uch, Auflegen von Blattgold (Blattvergoldung), dorure avec de or en, 
enilles, burnifhed gilding; durh Bronziren mit ähter Goldbronze; 2) die. 
ftuervergoldung, dorure an feu sur hbronze, gilding by an amalgame on 
ed brass), wo Goldamalgam aufgetragen, gleichmäßig vertheilt und der fo behan⸗ 
elte Gegenftand zur Verflüchtigung des Quedfilberd erhigt wird; dann 3) die galva⸗ 
Iifhe Bergoldung, dorure galvanique, electre glding, |. d. 


Vergrünen nennt man bei der Indigküpe die Eigenſchaft, bevor ne blau 
rd, grün zu werden. 


Verkalken , Orpdiren, zum Theil, Calciniren. 

Verkieselung hat man das Verfahren genannt, Kaltfteine, befonder® Marmor, 
ol und ähnliche Subftanzen mit einer Auflöfung von fiefelfaurem Natron zu trän⸗ 
mund dann zu trodnen. 

Verknistern, Decrepitiren, Abfniftern. 

Verkohlen, Verkohlung, ift die Zerfegung organifcher Körper bei erhöhter 
emperatur unter Quftabfchluß, wobei hauptfählich Kohlenftoff in mehr oder weniger 
inem Zuftande zurücbleibt. 


Verkupfern, garnir de cuivre, to face of copper; die Verfupferung des 
ifend, wenn eine gewiffe Dauerhaftigkeit erfordert wird, gefchieht auf die Weife, 
iß man den Gegenftand mit einem Gemenge von granulirtem Kupfer und gebrann» 
m Borar beftreut und in einen Muffelofen ſchiebt. Das granulirte Metall kommt 
im Fluß und ſchmilzt dann feft auf. Nach dem Verfahren von Lüdersdorf, mel 
es auf Eifen und Zink ebenfalld eine flarfe und dauerhafte Berkupferung liefert, 
erden die Gegenflände durch Bürften mit einer gefättigten Löfung von Weinftein 
ı Ammoniaf gereinigt und zuvor verzinnt. Als Berzinnungsflüffigkeit dient ein Ges 
enge von 1 Theil Zinnhlorid, 2 Theile Weinftein und 4 bis 5 Theile Wafler 
uf 750 C. erwärmt; man befenchtet mit diefer Chloridlöfung ein Gemenge von fein- 
drmigem Sand und Zinffeile, trägt die Maſſe auf und reibt fie jo lange ein, bis 
ine glatte Oberfläche hergeftellt ift. Die Verkupferungsflüffigkeit bereitet man durch 


536 Vermillon — Verschlucken. 


Eintragen von 12 Theilen Weinftein und 1 Theil Tohlenfaurem Kupferoryd in 24 Th. 
auf etwa 75° C. ermwärmted Wafler. Wenn keine Kohlenfäure mehr entweicht, fügt 
“man fo lange Kreide zu, ald noch Aufbradſen flattfindet, wozu etwa 34 Theile Kreide 
erforderlich find. Den Niederfchlag läßt man abſitzen und wäſcht ihn mit fo viel 
Waſſer aus, daB 48 Theile Flüffigfeit entfliehen. In diefe fönnen die Gegenftände 
eingelegt oder auch damit eingerieben werden, wobei man, wie oben, etwas Sand 
und Zinffeile zu Hülfe nimmt. Zur Herftellung eined mehr oder weniger rothen Mei 
fingüberzugd benugt man eine Löfung von 1 Th fohlenfaurem Kupferoryd in 10 Th. 
einer gefättigten Salmiaflöfung, man vermiſcht fie mit Sand und Kreide und applis 
cirt dad Kupfer durch Anreiben mit einer Bürfte; fügt man eben fo viel neutraled 
weinfaured Kali hinzu, fo erhält man einen fehr fehönen Tombakton; bei weniger 
diefed Kalifalged mehr Meffingfarbe. — Zur Berfupferung von Gußeifen verfährt 
man, nah Weil, wie folgt: Die Gegenftände werden eine halbe Stunde lang in 
verdünnter Schmwefelfäure (8 bis 10 Proc.) abgebeizt, mit der Drabtbürfte abgerieben, 
mit einem Zinfftreifen ummidelt und in. eine Kupferlöfung gelegt, die im Litre Wal: 
fer 35 Grm. Kupfewitriol, 150 Grm. Seignetteſalz und 80 Grm. käufliches Ratron; 
hydrat enthält. Nach 24 bis 48 Stunden find fie mit einem fchönen Kupfernieder: 
Ihlag überzogen, der fih nun auf galvanifchem Wege beliebig verftärken läßt. 

Vermillon, fyn. mit Zinnober, fiche unter Auedfilberfulfuret. 

Vermodern, pourrir, sepourririr, to moulder; hiermit bezeichnet man die 
unvollfommene Verweſung organifcher Störper, wie fie bei befchränktem Luftzutritt 
flatifindet. | ' 

Vernickeln, garnir de nickel, to face of niccolum; in neuerer Zeit be 
dient man fich des Vernickelns zur Berftählung der Kupferplatten an Stelle deö Ber 
ftählen® derfelben. Rab Böttger eignet fich Hierzu am beften die Löfung von 
ſchwefelſaurem Nidelorydul=» Ammoniak, die man erhält, wenn man die gepulverten 
Kıyftalle von reinem fehwefelfaurem Nidelomydul in Ammoniaf auflöfl. Becquerei 
wendet das fchmwefelfaure Nidelorydul in Löfung für fih an, und fügt in dem Maße, 
wie während des galvanifchen Procelfed die Löſung fauer wird, Ammoniaf zu. 

Veronesererde, Beronefergrän, Grünerde; hierunter verfteht man verfchiedene 
erdige, durch Eiefelfaured Eifenorydul grün gefärbte Subftanzen, die ald Malerfarbe 
benugt werden. 

Veroneser-Gelb, fyn. Turner's Gelb, f. dreifahbafifhes Chlor: 
blei. En, 
Verplatiniren, garnir de platme, to face of platina; zu diefer Operation 
wird eine Flüffigkeit empfohlen, die man auf folgende Weife erhält: Es werden ei: 
nerfeitd 4 Theile pyrophosphorfanre® Natron in 16 Th. Waffer gelöft, andererfeit 
löſt man 1 Th. trocknes Platinchlorid in 4 TH. Waffer, ferner 2 Th. phosphorfaures 
Ammoniaf in 12 Th. Waſſer; man vermifcht diefe verfchiedenen Löfungen und kocht 
fie mit dem zuerft entftandenen Niederfchlage, unter Erfah des verdampften Waſſers 
etwa 4 Stunden lang; die Flüſſigkeit wird hierbei fauer, indem Ammoniak entweidt. 
Es giebt noch viele andere Borfchriften, die jedoch weniger zuverläffige Refultate liefern. 

Verprasseln, fyn. Berfniftern, f. AbEniftern. 

Verpuffen, fyn. Detonation. 

Verquicken, fon. Amalgamiren. 


Verschlucken, Abforbiren bei Gafen und Dämpfen, 





Verseifen — Versteinern. 537 


Verseifen, saponifier, im weiteren Sinne verſteht man Bierunter die Zerlegung 
der Fette unter Bildung der Fettſäure, fei es durch Alkalien, altalifhe Erden, Säuren 
oder auf eine andere Weiſe; im engeren durch Alkalien unter Bildung -von fettfauten 
Salzen. 
Versilbern, argenter, to silver over, außer den ſchon beim Silber und 
dem Artikel: „galvanifche Verſilberung“ angeführten Methoden ift inzmifchen 
eine neuere, zum Derfilbern von Spiegelgla® bekannt geworden, die mit überrafchene 
der Schnelligkeit die fehönften und fehr dauerhafte Silberüberzüge liefert. Als Per 
filberungsflüffigfeit bedient man fih einer ammoniafalifhen Löfung von 2 Grm. fals 
peterfaurem Silberoryd in 100 Kubifcentim. Waller, in welcher jedoch Ammoniak nicht 
vorwalten darf; als NReduktionsflüffigkeit einer Löfung von 1 Grm. falpeterfaurem 
Silberoryd in 8 Kubikcentim. Waffer, welche nach und nad in eine ftark fiedende 
Löſung von 0,8 Grm. Seignetteſalz in 384 Kubikcentim. Waffer gefchüttet wird; 
nah 10 bis 15 Minuten langem Sieden läßt man erfalten und filtrirt. Beim jededs 
maligen Gebrauche werden gleiche Raumtheile der beiden Flüffigkeiten auf die zuvor 
forgfältig gereinigte Glasplatte gefhüttet; ſchon nah 10 Minuten hat fi die fpies 
gelnde Silberfchicht gleichmäßig abgefebt, wozu für etwa 32 Quadratfuß Oberfläche 
faum 2 Grm. Silber erforderlich find. 

Versilberung, argenture, plating, f. Berfilbern. 


Verstählen, acierer, armer, to steel, to overlay, point or edge whit 
steele, nah Böttger läßt fih das Eifen in fohärenter Form und in beliebig diden 
Platten oder Schichten erhalten, wenn man den zu verftählenden Gegenftand in einer 
Löfung von 2 Theilen Eifenvitriol und 1 Theil Salmiat der Wirkung eined galva⸗ 
niſchen Stroms ausſetzt, oder mit einem Zinkſtäbchen berührt. Statt des Salmiat 
fann man auch weinfaured Kali-Natron (2 Grm, Eifenvitriol in 50 Theile, 10 Grm. 
weinfaured Kali-Natron in 150 Theilen Waffer gelöft), unter Zuſatz von etwa 20 
Grm. Salmiafgeift anwenden. Gin gut gelungener Ueberzug einer Supferplatte, die 
man vorzugsweiſe zu verftählen pflegt, hält bie zu 20,000 Abbrüde aus, 

Versteinern, Berfteinerungen, petrifler, to petrify. inter Berfteinerung 
im eigentlichen Sinne des Wortes verfteht man denjenigen Proceß, bei welchem ein 
organifcher Körper von einer Mineralfubftanz fo vollftändig durchdrungen und erfeßt 
worden ift, daß er durchaus zu einer Steinmaffe umgewandelt erfcheint, welche die- 
felbe Eigenfchaft befigt, wie das verfteinernde Mineral, durch welches alfo theild eine 
Smprägnation, theil® eine Subftitution der organifchen Maſſe ftattgefunden hat. — 
je nahdem das petrificirende Mineral erdig oder metalliſch ift, pflegt man überhaupt 
wohl Berfteinerung und Bererzung, fowie die drei gewöhnlich vorfommenden 
Fälle, insbefondere nach der betreffenden Mineralfpecied, als: Verkieſelung, Verkalkung 
und Berfiefung (Schroefel) zu unterfcheiden. Ueberdies find bei diefen Verſteinerungs⸗ 
procefien mwenigftend zweierlei verfchiedene Modalitäten zu berüdfichtigen, nämlich: 

a) Verfteinerung folcher Körper, welche mit dem petrificirenden Minerale größ- 
tentheild von gleicher jubftantieller- Befchaffenheit find, wohin außer andern, 
befonderd die durch Kalkſpath bewirkten Verfteinerungen gehören; 

b) Berfteinerung folcher Körper, welche durch ein von ihrer gigenen Subftanz 
weſentlich verfchiedened Mineral petrificirt wurden, mie died bei den 
Hölgern der Fall iſt. Abdrücke, Abgüffe und Steinferne, obmohl 
häufig ebenfall® ald Berfteinerungen bezeichnet, gehören hierher nicht. 


538 Vert de Chine — Verwesung. 


Vert de Ckine, fyn. mit Ehinefifh Grän. 
Vert de gris, fon. mit Srünfpan. 
Vertretung, ſ. Subftitution. 


Verwagpdlung, chemische, transmutation chimique, chemical transforma- 
tion, hierunter verfteht man den Uebergang eined Körpers in einen andern, welder 
durch feine Reaktionen und fonftige® chemifches Verhalten von dem erftern verfchieden 
iſt. Hauptfächlich unterfcheidet man Verwandlung durch Bildung von Ber: 
bindungen und Berwandlung dur Zerfebung. 

Verwandtschaft, ehemische, arinite, affinity, chemifche Affinität, chemiſche 
Anziehung, Wahlverwandtfchaft nennt man die Kraft, vermöge welcher verfchiedenartige 
Körper fih zu einem gleihartigen Ganzen verbinden und in diefer Verbindung zus 
fammengehalten werden. Sie äußert fich ſowohl bei den einfachen, oder chemijch un 
zerlegten, wie auch bei den zufammengefepten Körpern, ift aber dem Grade nad) bei 
allen Körpern verfchieden und erleidet häufig Modifikationen durch Veränderung der 
Temperatur, Glektricität u. f. wm. Die hemifche Verwandtſchaft macht fih nur dann 
geltend, wenn fid die Körper unmittelbar berühren. Zwiſchen zwei feften Körpern 
findet nur felten eine unmittelbare Berührung in fo vielen Punkten flatt, daß der 
Berwandtfchaftseffeft bemerkbar würde, in manchen Fällen läßt fih dann die Ber 
einigung durch Zufammenreiben bewirken, in den meiften Fällen jedoch befördert man 
die unmittelbare Berührung der beiden Körper, die auf einander wirfen follen, da 
durch, daß man einen oder beide in den tropfbar flüffigen Zuftand bringt, entweder 
durch Erwärmen für fih oder durch Berflüffigung mittelft eines Löſungsmittels. 


Verwandtschaft, prädisponirende, hiermit bezeichnet man den Fall, wo ein 
Körper, 3. B. Zink einen zufammengefegten Körper, Waffer, für fih allein nicht zu 
zerlegen vermag, hohl aber, wenn noch ein dritter Körper (Schwefelfäure) hinzutritt, 
deren Verwandtſchaft zu dem noch nicht vorhandenen Zinforyd, plus, der Verwandt: 
[haft des Zinks zum Eauerfloff, die Verwandtſchaft ded Sauerftoffd zum Waſſer⸗ 
ftoff überwindet. 


Verwandtschaft, reciproke, hierunter verfteht'man die Fälle, wo diefelben 
Körper unter verfchiedenen Umftänden fi in ungleicher Weije verbinden. So ent: 
fteht, wenn Kalium und Kohlenoryd in der Rothglühhitze aufeinander einwirken, Kali 
während Kohle abgefchieden wird; in der Weißglühhitze rebucirt dagegen der Kohlen 
ftoff dad Kalium unter Ausfcheidung von Kohlenorgdgas. 


Verwandtschaft, ruhende, als ſolche bezeichnet man die Kraft, vermittelfl 
welcher bereitö beftehende Verbindungen zufammengebalten werden; ihr gegenüber ftebt 
die trennende Berwandtihaft, welhe, indem ein dritter Körper Hinzutritt, 
darauf hinwirkt, daß Zerfehung der beftehenden Verbindung und Bildung einer neuen 
erfolge, died wird ftattfinden, wenn die Summe der trennenden Verwandtſchaften grö- 
Ber ift, ald die der ruhenden. 

Verwandtschaftseinheit, nennf man das Maß oder die Einheit, mit welchem 
man die Berwandtfihaftsgröße der verfchiedenen Körper mißt. 


‚Verwandtschaftsgrösse, hierunter verſteht man den Ausdrud dafür, mit wie 
viel von gewiſſen andern Subftanzen (nach Utomen und Aequivalenten audgedrüdt) 
fih Ein Atom eined Körper? vorzugsweiſe zu vereinigen vermag. 


Verwesung, pourritture, putrefaction, mit diefem Ausdruck bezeichnen wir 














Verwittern — Verzinnen. — 539 


denjenigen Zerſetzungsproceß organiſcher Körper, welchem dieſelben nad) ihrem Ableben 
anheimfallen und welcher erft dann feinen Abfchluß findet, nachdem die komplexen 
Atome der organifchen Gebilde in die einfachen der anorganifchen Verbindungen fich 
verwandelt haben, Die Verwefung ift ein Tangfamer Verbrennungdproceß, bei welchem 
der Koblenftoif und der MWaflerftoff der orgarifchen Berbindungen zu Kohlenfäure und 
Bafler verbrennen, während fich der Stickſtoff theild gasförmig entwidelt, theils, nach⸗ 
dem er durch vorhergebende Fäulniß bereit? in Ammoniak verwandelt war, in Folge 
weiterer Umbildung bei Gegenwart von al und Sauerftoff in falpetrige Säure 
und Salpeterfäurg, übergeht. 

Verwittern, Fatesciren, effleurir, to de dissolved, by the alr, hiermit bes 
zeichnet man das Zerfallen fefter Körper, wobei fie jedoch im Allgemeinen keine tiefer 
gehende chemifche Beränderung erleiden, manche Salze verlieren an der Luft einen 
heil oder ihren ganzen Waſſergehalt; fatescirende Salze. Schwefeleiſen verwittert, 
indem es Sauerftoff und Feuchtigkeit aus der Luft anzieht und allmälig zu ſchwefel⸗ 
faurem Eifenorydul wird, 


Versinken, couvrir de zinc, zinquer, cinguage, etamage au zinc, zinking, 
dad Verzinken findet faft nur auf Eiſen, namentlich Draht und ſolche Gegenftände, 
die der Luft auögefept werden, Anmendung. — Um ftärfere Weberzüge zu erhalten, 
taucht man das gut gereinigte, abgebeizte Eifen in gefchmolzened Zink von einer bes 
fimmten Temperatur und läßt es in dem Bade nur fo lange, bis das Zink fich feft 
mit dem Eiſen vereinigt hat. Bei längerem Berweilen enifteht eine tiefer gehende 
Regirung, in Folge welcher das Eifen brüchig wird. Kupfer, Meffing und überhaupt 
Heinere Gegenstände laffen fih, nah Böttger, mit einer dünnen Zinffchicht dadurch 
befleiden, daß man die Gegenſtände zugleich mit Zinfgranalien in einer Löſung von 
Chlorzink kocht, Die Stärke der Zinkfchicht läßt fih auf die Weife prüfen, daß man 
die Stüde 10 Sekunden in eine Auflöfung von 1 Theil Kupferoitriol in 12 Theis 
len Waffer, fo vielmal eintaucht, bis ſich das Gifen mit einem Kupferhäutchen bededt 
jeigt; je mehr Eintauchungen jedesmal in frifche Löfungen bis zu diefem Punkte er 
forderlich find, um fo beffer, d. h. dicker war die Berzinfung; gut verzinkter englifcher 
Draht, ertrug 26 Eintauchungen, Deutfcher nur 16.— Das verzinkte Eifen führt den 
Namen galvanifirted Eiſen. 


Versinnen, etamage, tinning; tie das — fo wird auch das Ver⸗ 
zinnen hauptſächlich auf Eiſen und zwar auf Eiſenblech angewendet; doch werden auch 
fupferne, meffingene, bleierne Geräthſchaften häufig verzinnt, um fie gegen Roft zu 
ſchützen. Um Gefäße von Kupfer, Meifing oder Schmiedeeifen zu verzinnen „ erhigt 
man diefelben,, nachdem fie gut gereinigt, gemafchen und wieder getrodnet find, big 
zum Schmeljpunft des Zinns über Kohlen, während man fie gleichzeitig mit einer 
foncentrirten, genau gefättigten Löſung von Chlorzink auöftreiht. Nachdem das Zinn 
geihmolzen ift, breitet man ed mit einem Bauſch von Werg möglichft gleichförmig 
auf der heiß gehaltenen Fläche aus. — Ketten, Beichläge, Pferdegebiffe u. dgl., die 
nah dem Gießen blank gefeilt werden, taucht man in eine Chlorzinklöſung und nachs 
dem diefe in der Wärme aufgetrocknet ift, noch heiß im unter einer Dede von Talg 
geſchmolzenes Zinn. — Kleinere Gegenftände, Hafen, Schlingen, Kettchen u. f. w. 
verzinnt man in ähnlicher Weife, indem man fie in eine Pfanne wirft, in welcher 
fih, unter einer Talgdecke, geſchmolzenes Zinn befindet. — Zur Darftellung des 
Weißblechs kommen die Bleche zur Entfernung des Glühſpans in ein Bad von gäh— 
tender Kleie oder Schrot, dem man zuweilen noch eine Säure (Salzfäure, Schwefel: 





540 Violette Lacke — Visetholsz. 


fäure) zufept. Die noch feuchten Bleche werden alddann in einen mit geſchmolzenem 
Zalg gefüllten Trog geſtellt. Nachdem fie hier etwa eine Stunde verweilt haben, 
nimmt man 200 bid 300 Stüd Bleche mit der Zange auf einmal mit dem anbän- 
genden Talg heraus, um fie in die Einbrennpfanne (ein mit gefchmolzenem Zinn an 
gefüllter gußeiferner Trog) zu bringen. Nach einer viertel-bis anderthalb Stunden 
werden die Bleche wieder herausgenommen und zum Üblaufen und Erkalten auf einen 

Roft geftellt; diefe Operation wiederholt man noch zweimal. — Statt deö reinen 
Zinnd wendet man zumeilen auch eine Regirung an, die 10 Proc. Eifen enthält, oder 
aud 89 Theilen Zinn, 5 Theilen Eifen und 6 Theilen Nidel beſteht; diefe Legirungen 
machen diefe Verzinnung härter und dauerhafter, eine Legirung aus 25 Theilen Zint, 
30 Theilen Blei und 45 Theilen Zinn foll den Einflüffen der Witterung befjer wider: 
ſtehen. Schmiedeeifen verzinnt fich Teichter ald Gußeiſen; um auch leßtered zur Ber: 
zinnung geeigneter und wenigſtens an der Oberfläche durch Wegnabme eines Theile 
des Kohlenftoffe weicher zu machen, bat man in neuerer Zeit angefangen, Die zu ver- 
zinnenden Stüde in Eifen- oder Zinkoxyd zu glüben und fie, mieder gereinigt, zu 
verzinnen. Den Talg, ald fchühende Dede für das Zinubad, erſetzt man jebt viel 
fach durch Chlorzinf, dem man etwad Salmiak und etwa 10 Proc. Chlorkalium oder 
Chlornatrium zufegt; ein fernerer Zufat von 4 bid 5 Proc. Zinnfalz mit etwas Fett 
ſoll wefentlich zur Berbefferung diefer Beize beitragen. — Go bewirkt man in nee 
rer geit die Verzinnung von Schmiedeeifen dadurch, daß man es, völlig orydftei, 
12 bis 15 Minuten in eine foncentrirte Chlorzinfiöfung bringt, dann herausnimnt, 
ed abtrodnet und in das gefchmolene, Zinn eintaucht. — Zur Berzinnung au 
naffem Wege, die jedoch immer nur fehr dünne Ueberzüge liefert, werden die ge 
reinigten Gegenftände nur mit gefättigter Weinfteinfäöfung und geförntem Zinn, oder 
noch beffer in einer Löfung von Zinnorgd in Aetzkali gefoht. Sollen auf die 
Weiſe eiferne Gerätbfchaften verzinnt werden, fo muß man fie vorher verfupfern; doch 
hat man auch verfchiedene andere Wege vorgefchlagen, bei welchen eine Verkupferung 
nicht nöthig ift. 100 Pfd. Wafler, 4 Pfd. Weinftein mit Schlemmkreide neutralifitt, 
eine Qöfung von 4 Pfd. Zinnfalz in 10 Pfd. Wafler, einige Zinfftüdchen, die man 
mit dem Eifen einführt, liefern, auf 80° &. erwärmt, eine fehr brauchbare Verzinnung® 
flüffigkeit. Die fogenannte fonte argentine bereittt man, indem man in 500 Thei- 
len Waſſer 6 Pfd. pyrophorfaured Natron löft und 1 Pfd. käufliches. Zinnfalz; (Zinn 
chlorüt) und 14 Pfd. getrodneted und gefchmolzene® Zinnfalz zufeßt und im Uebrigen, 
wie bei der vorhergehenden Flüffigkeit verfährt. Will man die Berzinnung durch den 
galvanifchen Strom unterftügen, fo darf diefed nur mittelft eines ſchwachen Stromes 
gefchehen, weil fi außerdem das Zinn in Schuppen oder Blättchen ablagert, die nidt 
feft haften. Die Schnigeln und Abfälle von Weißblech laffen ſich zur Darftellung 
von Zinnorydnatron benußten, indem man fie mit Natronlauge und etwas Blei 
glätte kocht. 


Violette Lacke find Thonerdeniederfhläge mit Blauholzablochungen, oder aus 
Brühen von Kochenille, aus welchen man Karmin dargeftellt hatte. 

Viride acris, fon. Grünfpan. 

Viridin, fon. Chlorphyll. 

Visetgelb, Fiſetgelb, der eigenthümliche gelbe Karbftoff des Fiſetholzes; if 
noch nicht genauer unterfucht. 

Visethols, fon. Fuſtikholz oder Fifetholz. 





Vitriol — Volta’s Eudometer. 541 


Vitriel, Admonter, auch Salzburger Bitriol, ein mit einer gewiffen Menge von 
ſchwefelſaurem Eifenoryduf gemifchter Kupfervitriol. 

Vitriel, Baireuther, ſyn. Salzburger Vitriol. 

Vitriol, blauer, grüner, weisser, find die trivialen Vezeichnungen für 
Kupfer, Eifen- und Zinkoitriol. 

Yitriol, Salzburger, f. Bitriol»-Admonter. 

Vitrioläther, fon. Aether, Aethyloxyd. 

Vitriele, früher eine allgemein gebräuchliche Bezeichnung der, meiftens waſſer⸗ 
baltigen, fchwefelfauren Metalloryde. 

Vitriolers, ſyn. Strahlkies. 

Vitriolgeist, Spiritus vitrioli, eine für die bei der Deſtillation der Schwefel: 
fäure zuerft übergehende verdünnte Säure gebrauchte Bezeichnung, 

Vitrieljockel, grüner, fon. mit Eifenpitriol. 

Vitrlolkies, fon. Strahlkies. 


Vitrielküpe, die mit ſchwefelſaurem ———— angeſtellte Küpe zur Reduk⸗ 
tion des Indigs. 


Vitrieinaphta, fon. Vitrioläther, f. —— 


Vitriolöl, ſyn. mit foncentrirte Schwefelſäure, hulle de vitriol, oil 
of vitriol, fuming sulphuric acid, ald Bezeichnung ſowohl der englifchen Schwefel: 
fäure, des Einfach-Schwefelſäurehydrats, wie auch der Nordhäufer deutfchen oder 
tauhenden Schweielfäure, 

Vitriolsäure, fon. mit Schwefelfäure. 

Vitriolsäure, flüchtige, phlogistisirte, fon. mit ſchwefliger Säure. 


Vitriolsalse nennt man einige Rath vorfommende kryſtalliſitte Schwefel- 
ſaͤure⸗Salze. 


Vitriolschiefer, ſyn. mit A launf chiefer. 
Vitrielspiritus, ſyn. mit Vitriolgeiſt. 


Vitrlolstein, nennt man geſchmolzenes und wieder erſtarrtes ſchwefelſautes 
Eiſenoxydul. 


Vitrioltorf, hierunter verſteht man Torf, welcher in Folge ſeines Schwefelkies— 
gehalts zut Bildung von Eifenfulfat Veranlaſſung giebt. 


Vogelleim, glu de Alexandrie, glu d’Augleterre, bird-lime, eine klebrige, 
barzartige branne Mafle, die an der Luft nicht audtrodnet. Zu feiner Darftellung 
verwendet man verfchicdene Materialien, befonderd Miftelbeeren, die man fo lange 
mit Waſſer kocht, bie fie plagen, worauf man durch Schlämmen die Hülfen entfernt 
und den audgefloffenen Bogelleim aus dem Waſſer nimmt. Auf eine ähnliche Weife 
erhält man den Bogelleim auch aud der Ninde der Miftel, wie aus der Stecheiche, 
llex aquifolium, — SKünftlichen Vogelleim bereitet man durch Auflöfen von dan 
in Leberthran, auch indem man Leinöl ftark einkocht. 


Vogesensäure, fyn. mit Traubenfäure. 


Volta’s Eudiometer, eudiometre voltaique, voltaio eudiometer, ein In⸗ 
ftrument zur Beflimmung ded Sauerftoffgehalts der Luft, wobei man ein Gemiſch 


542 Voltaische Kette — Vorstoss. 


von Luft und Waſſerſtoffgas durch den eleftrifchen Funken entzündet und aus der 
Bolumdverringerung die Menge des vorhandenen Sauerſtoffs berechnet. 

Voltaische Kette oder Bänle, f. unter Eleftricität, batterie electrigue, 
voltaic battery. 

Volumen, Volum, volume, volume, nennt man die Größe des Raumes, wel⸗ 
chen ein Körper einnimmt. Das Bolum eines Körperd ändert fih mit der Tempera 
tur, eines Gaſes auch mit dem Luftörud; bei regelmäßig geftalteten Körpern kann 
man das Bolum aus den betreffenden Linien und Winkeln durch Rechnung finden; 
bei andern läßt es ſich aus deren abfolutem Gewicht, wenn das fpec. Gewicht derfel- 
ben befannt ift, berechnen. Bezeihnet m das abfolute Gewicht oder feine Mafle, s 
fein fpec. Gew, A die Dichte ded Waſſers, d. h. die in der Einheit des Volums 
enthaltene Maffe, fo ift da® Volum ded Körpers 

__ un 
v= F 
iſt m in Grammen gegeben, fo wird für Kubikcentimeter A — 1, weil 1 Kubilcen⸗ 
timeter Waffer 1 Grm. wiegt und das Bolum ift alfo: 
m ® 


8 

Den Rauminhalt von Gefäßen beflimmt man in der Regel dadurch, dag man fie mit 
Waſſer oder Duedfilber aus einer Mafröhre oder einem andern Maße füllt. Die 
hölzernen Hohlmaße für Getreide und andere trodene Subſtanzen mißt man mit klei⸗ 
nen glatten Samentörnern, am beften mit Hirfe aus. Bei genaueren Meilungen die 
fer Art find außer manchen andern Umftänden, befonderd die aus Temperaturverſchie⸗ 
denheiten hervorgehenden Aenderungen in Betracht zu nehmen. 

Volum, specifisches, Atomvolumen, volame atomigue, atomic volume, 
bierunter verfteht man die Beziehungen 'zwifchen dem Atoms oder Nequivalentgewidt 
der Körper zu ihrem ſpec. Gewicht, fo daß dad Atomvolum 

A 
V — 3’ 
wo A das Atomgewicht und S das ſpec. Gewicht auddrüden. Drüdt man dad Nequi- 
valent in Grammen aus, fo bezeichnet das fpec. Bolum Kubiktcentimeter. 

Volum- Aräometer, f. Aräometer. 

Volumeter Gay Lussac’s, volumetre, volumeter; ein Aräometer, vermittelf 
welched man aus dem Bolum der verdrängten Flüffigkeit deren fpecififched Gewicht 
erfieht. 

Volumometer, Bolumenmeffer, ein Inftrument zur Beftimmung des Bolumd 
fefter Körper und hieraus und aus ihrem abfoluten Gewicht ihres fpecififchen Gewichts. 

Volumtheorie, die Anficht, nach welcher die Volumen der Körper in God 
form gedacht, in einer beftimmten Beziehung zu deren Atomen⸗ oder Aequinalentene . 
zahl ſtehen. 

Vorlagen, recipients, recipients, nennt man die Gefäße von verſchiedener 
Geftalt und Größe, welche bei Deftilationen mit dem Deftiflirapparat verbunden, zum 
Auffaugen des Deftillat® beftimmt find. 

Vorstoss, Mllonge, allonge, adopter, wird die häufig zwiſchen Borlage und 
Retorte angebrachte, in der Regel Fonifche Gladröhre genannt. 





Vorwärmer — Wachs. 543 


Vorwärmer, chaudisre supplementaire, find Behälter, aud welchen man bei 
Abdampfungen und Deftillationen die gleichartige, in der Negel durch Die abziehende 
heiße Luft erwärmte Flüffigkeit, kann nachfließen laſſen. 

Vulkane, Bulfane, valcains, vulcans, nennen wir diejenigen Berge, welche 
dur einen auf ihrer Höhe ausmündenden Kanal mit dem Erdinnern in Berbindung 
ftehen und verſchiedenen gafigen, flüffigen und feften, beſondets aber feurig flüffigen 
und gefchmolzgenen Maffen zum Ausgange dienen. Bulfane, melde noch gegen- 
wärtig Eruptionds Phänomene zeigen, nennt man thätige, folche dagegen, welche 
in biftorifcher Zeit Feine derartigen Crfcheinungen gezeigt haben, erlofchene 
Bullane. 

Valkanisiren, vulcaniser, to vulcanize, nennt man das Verfahren, Kaut⸗ 
{hut oder Suttaperha mit einer gewiffen Menge Schwefel zu vereinigen, wodurch 
dieie Körper, befonder® bei niedriger Temperatur einen höheren Grad von Elafticität 
erlangen. Inzwiſchen find auch manche Dele, namentlich Leinöl, der Vulkaniſirung 
fähig; fo geben 100 Theile Leinöl mit 25 Theilen Chlorfchwefel gemengt und erhißt, 
ein Produkt, welches beinahe die Härte des gehärteten Kautſchuks befigt. 


w. 


Wachs, cire, wax, dieſe urſprünglich auf das Bienenwachs angewendete Be- 
zeichnung hat man ſpäter auf eine ganze Reihe wachsähnlicher Körper übertragen, von 
welchen wir jedoch nur diejenigen namhaft machen und abhandeln wollen, welche für 
die Technik bereits eine gewiſſe Wichtigkeit erlangt haben, oder mit Wahrſcheinlichkeit 
noch erlangen werden. 

Wachs, amerikanisches, ſ. japaneſiſches Wachs. 

Wachs, brasilianisches, ſ. Karnaubewachs. 


Wachs, chinesisches, cire de Japon, chinese wax, über den Urſprung die⸗ 
ſes Produkts ift man noch in Unficyerheit; nach Einigen wird ed von Inſekten fecer- 
nitt, nach Andern fließt e8 auf den Stih von Inſekten in gewiſſe Pflanzen ald ein 
wachshaltiger Saft aus. Es bildet eine glänzende, weiße, fryftallinifche, dem Wall: 
roth ähnliche Maſſe; ift aber fpröder als dieſes und hat eine mehr faferige Textur, 
Ihmilzt bei 820 &. und erftarrt bei 80,50% C. Das an Wachs kann als faft 
reines cerotinfaure® Gerotyloryd angefehen werben. 


Wachs von Cuba, cire de Cuba, Cuba-wax, honig unbefannt, von 
brauner Farbe, weicher ald Bienenwachs, in der Wärme löslich in Aether und Ter⸗ 
pentinöl, wie auch faſt vollſtändig in kochendem Alkohol. 


Wachs, gewöhnliches, Bienenwachs, cire des abeilles, bees-wax. Ein 
Sekretionsprodukt der Bienen, die dafjelbe zum Bau ihrer Zellen verwenden. Um es 
vein zu erhalten, fehmelzt man die Waben, nachdem man den Honig hat audfließen 
kaffen und fie mit Waffer abgewaſchen hat, in fiedendem Wafler, und gießt das flüf- 
fige Wachs in Brode oder Tafeln („Wachsbrode, Wachsboden“). Das Wachs befibt 
eine weiplichgelbe, bis dunkelgelbe Farbe, riecht ſchwach gemürzhaft, hat ein fpecififches 
Gewicht von 0,96 und fchmilzt bei 62 bis 630 C. Den gelben Farbftoff, den das 


544 Wachs, japanesischs — Wachs, nordamerikanisches. 


Wachs enthält, hat ed aus dem Honig aufgenommen, denn die Zellen, welche noch 
feinen Honig enthalten, liefern beim Ausfchmelzen weißes oder faft weiches Wade. 
Durch Bleichen an der Luft und Sonne bei Gegenwart von Feuchtigkeit wird der 
gelbe Farbftoff zerftört. — Auf diefe Weife bleiht man das Wachs im Großen, 
Wachsbleichereien, indem man ed mit Wafler fehmelzt, dem man etwas Alaun 
zugefegt hat. Mittelft eigener Borrichtungen formt man dünne Bänder aus dem Wache, 
die man unter öflerem Begießen der Einwirfung von Luft und Sonne ausſetzt. Das 
fertige, gebleichte Wachs wird unter Beobachtung der größten Reinlichkeit nochmals 
gefehmolzen, mittelft Eiweiß geklärt und fchließlih in Kapfeln von Weißblech in vier 
eckige Tafeln oder runde Scheiben audgegoffen. Das gebleichte weiße Wach ift an 
den Kanten durchicheinend, ohne Geruch und Geſchmack; von 0,976 ſpec. Gewicht, 
ſchmilzt bei 63 bi8 64°C. Unter günftigen Umftänden fann dad Wachs kryſtalliniſch 
erhalten werden. Achnlich wie die Fettarten aus einem flüffigen und einem ſtarren 
Fett beftehen, ift auch dad Wachs aus zmei Körpern der Cerotinfäure und dem 
palmitinfaurem Meliffyloryd zufammengefegt; feither in unreinem Zuftande erftere ald 
Cerin, legtered ald Myricin befannt. Die Anmendungen, die man von Wade 
macht, find zur Genüge befannt. Das Wachs ift vielfachen Verfälſchungen unterwors 
fen, die um fo ſchwieriger zu entdeden find, ald die Körper, mit’ welchen fie auöge 
führt werden, in. vielen ihrer Eigenfchaften mit dem Wachs übereinfommen; fihere 
Prüfungsdmweifen, mie viele deren auch in Borfchlag gebracht worden find, eriftiren 
überall nit. Am bäufigften wird wohl dad Wachs mit Stearinfäure, mit japan 
fhem Wache oder auch mit Paraffin verfälfht. Im Allgemeinen läßt fich annehmen, 
dag dad Wachs durch Paraffin verfälfcht fei, wenn ſich mehr ald 50 Procent davon 
in Aether löfen. Cine Berfälfhung mit japanefiihem Wachs oder Stearinfäure ent: 
delt man, indem man 90 Grm. des zu unterfuchenden Wachfed eine Minute fang 
mit 120 Kubikcentimeter Wafler, in welhem 1 Orm. Soda aufgelöft ift, kocht. Hier 
bei verfeifen fib nur das Pfianzenwachs und die Stearinfäure ; die fo gebildeten Sei⸗ 
fen unterfcheiden ſich dadurch leicht von einander, daß die aus Pflanzenwachs in 
Weingeift ſchwer löslich ift und eine falbenartige Konfiftenz befigt, während die aus 
ftearinfaurem Natron !beftehende Seife fich leicht löſt und feft ift. 


Wachs, japanesisches, cire du Japon, chinese wax, auch amerikaniſches 
Wachs und Baumwachs genannt, wird in Oftindien qus den Früchten von Rhus 
succedanea gewonnen. Es fommt entweder in großen runden Kuchen oder Schei⸗ 
ben, oder in neuerer Zeit in ‚Blöden von mehr ald 100 Pfund im Gewicht vor. Es 
ift blaßgelblich oder blaßgrünlich weiß, oft mit einem feicht abwifchbaren weißlichen 
Etaub überzogen; ed ift etwas fpröder ald dad gewöhnliche Bienenwachs, toeniger 
zähe; beim Kauen verwandelt e8 fich in ein grobes Pulver. Es fchmilzt bei 429 6. 
und erftarıt bei 409 C.; doch fommt auch ſolches vor, welches erft bei 530 €. ſchmilzt. 
Das japanefifhe Wachs läßt fich, beſonders durch Echmelzen, mit Kalis oder Natron 
hydrat vollftändig verfeifen und bildet Palmitinfäure- Salze und Glycerin. Bei fort 
gefegtem Kochen mit Salpeterfäure verwandelt es ſich in Vernfteinfäure; feiner Zus 
fammenfeßung nach gehört e8 mehr zu den Pflanzenfetten als zu dem eigentlichen 
Wachsarten. Da e3 leicht ranzig wird, fo läßt ed fich nicht gut, ftatt des gebleichten 
Bienenwachſes für pharmacentifche Zwecke und feiner Teichten Schmelzbarkeit und der 
ftark rufenden Flamme wegen nicht wohl zur Anfertigung von Kerzen verwenden. 


Wachs, nordamerikanisches, cire de myrica, myrihe wax, ſyn. mit Ry⸗ 
ricawachs f. d. 








Wachsbrode — Wachspapier. « 545 


Wachsbrode, Wachsboden, fon. mit Wachskuchen. 


Wachsbutter, mit diefem Namen hat man das fefte Produkt bei der trockenen 
Deftillation des Wachfes belegt. 


Wachsfässer, Wachögefäße, cristallisoirs, crystallizer, crystalling pan or 
vessel, werden in der Technik die größeren Kryftallifationdgefäße genannt, in welchen 
die Raugen längere Zeit verweilen und die Kıyftallifation fich beendet. 


Wachskerzen, cierges, bougies de cire, wax-candle, die Jabrifation der 
Vachskerzen gefhieht auf eine ähnliche Weife, wie die der Stearinkerzen, wobei man 
jdoh mit Rückſicht auf die geringere Klüffigkeit des MWachfed die Dochte mit einem 
licht ſchwelzdaren Gemifh aus Talg und Wache tränft und, auf die größere Zähig- 
feit deffelben, häufig gläferne Formen anmendet. Auf eine andere Weife erfolgt fie 
duch dad fogenannte Angießen oder Anfhütten, wobei die Dochtfiränge über 
einen mit gefehmolzenem Wachs angefüllten Keffel an einem horizontal drehbaren auf- 
gehängten Reife 2 Zoll von einander entfernt, herabhängen. Sie werden alddann 
mit einer Schicht Wach begoflen, herausgenommen, gerollt, wieder begoffen und da- 
mit fo fange fortgefahren, bis fie die nöthige Stärke erlangt haben; dann nimmt 
man fie wieder auf den Rolltifch, glättet und rundet die Oberfläche, fchneidet fie an 
dem unteren Ende in geeigneter Länge ab und hängt fie nach) dem Erkalten 3 bid 4 
Rage zum Bleichen an die Luft. In derfelben Art werden auch die Altarkerzgen an- 
gefertigt r - 

Wachskohle, diefen Namen führt die bei Gerftewig, ohnmeit Weißenfels, in 
der Braunkohle in mächtigen Lagen vorlommende erdige Subftanz. Diefelbe ift leicht 
srreiblich, Heil, graulichgelb, Bid braungelb, fehr leicht, fühlt fich etwas fettig an und 
giebt einen glänzenden Strih. — Erwärmt entwidelt fie weiße Nebel, ftärfer erhigt 
ſchmilzt fie zu einer pechartigen ſchwarzen Maffe, angezündet brennt fie mit brenzlichem 
deruh und ſtark rußender Flamme nur wenig Rüdftand hinterlaffend ; fie dient als 
vorzüglichſtes Material zur Darftellung von Paraffin und anderer, flüffiger 
Kohlenhydrate. 


Wachsmilch, nennt man eine emulfiong « oder feifenartige Flüffigkeit, die man 
adält, wenn man zu einer Auflöfung von 1 Theil Pottafche in 10 Theilen Waffer 
unter fortwährendem Sieden 2 Theile gefchabted Wachs febt, bis Feine Kohlenfäure 
mehr entweicht. Man bedient fih der Wachsmilch für technifche Zmede, namentlich 
ium Poliren von Holz, zum Unftrich von Fußböden, zum Imprägniren gemebter 
Stoffe, Anfertigung von Wachspapier u. |. w. 


Wachspapier, papier ciré« waxed-paper, zu feiner Herftelung legt man 
auf eine, Über gelindem Kohlenfeuer erhitzte Eiſen- oder Kupferplatte einen Bogen 
weißes, glattes Papier, ftreicht diefed mit etwas Wachs an und legt einen zweiten 
Bogen auf den eıften und fährt mit einem Stück Wachs, ohne zu ſtarken Drud, auf 
demfelben bin und her, bis es fehmilzt, worauf man mit einem weichen Schmamm 
oder einem andern geeigneten Baufch das Wachs gleichförmig ausbreitet, den Bogen 
ummendet und daffelbe Verfahren auf der anderen Seite wiederholt. Statt Wach 
wendet man auch Stearinfäure, Baraffin oder eine Mifhung von Harz, Wache und 
Tetpentin an. Runge empfiehlt für denfelben Zweck Wachsmilch, f. d. Bor allen 
andern eignet- fih das Paraffin zur Anfertigung eines Papiers, welches von Wafler 
nicht befeuchtet wird und wenig durchlaffend ift. 

5. d. techn. Chemie. 35 


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546 - Wachsseife — Wärme, latente. 


Wachsseife, ein Gemenge von Seife und Wachs, welches durch Kochen von 
Wachs mit Achlauge erhalten und zum Unftreichen von Holz, namentlich Fußböden 
benupt wird. 


Wärme, chaleur, heat. Worin dad Gefühl, welches wir „Wärme“ nennen, 
beftehe, läßt fich nicht definiren, überdies ift dies Gefühl ein durch die Umftände be: 
dingted, durchaus relatived und individuelled; gleich warme Körper können und bie 
zu einem verfchiedenen Grade erwärmt, verfchieden erwärmte Körper können und ald 
gleich warm erfcheinen. Worin das, was wir „Wärme“ nennen, beftehe, erfahren 
wir nur aus den Erfeheinungen, die die Wärme hervorruft und aus den Verände— 
rungen, welche die Körper erleiden, wenn fie erwärmt werden. — Als Quellen de 
Wärme find anzufehen: die Strahlung der Sonne, foweit fie die Erde trifft, 
Bufammendrüdungund Reibung, die Eleftricitätunddie hemifden 
Proceffe. — MUS die zunächft in die Augen fallende Wirkung der Wärme feben 
wir, daß die Körper, wenn fie erwärmt werden, ſich ausdehnen, bei Abnahme der 
Wärme ſich zufammenziehen. Es gilt daher der Satz: alle Körper dehnen [ih 
in der Wärme aus und man benußt diefe Erfeheinung, um den Grad der Er: 
wärmung, die Temperatur, feflzuftellen, indem die Ausdehnung mit der Tempe 
ratur gleichen Schritt Hält. Die meiften Körper erleiden durch die Wärme in der Reife 
eine Uenderung, daß fie die flarren in den tropfbar flüffigen, und die tropfbar 


flüffigen in den dampfförmigen Zuftand verfept. Auf diefe Eigenfchaft der Wärme . 


gründet ſich hauptfählich ihre Berwendung in der Tehnie Was die Menge von 
Wärme betrifft, die die Körper aufnehmen, um auf die gleiche Temperatur erwärmt 
zu merden, fo ift diefe bei allen Körpern verfchieden und man: bezeichnet Diele 
Erfheinung mit dem Ausdrud: „Wärmelapacität.” Andererfeitö bezeichnet man 
die Temperatur, bei welcher die feften Körper in den flüffigen und die tropfbar flüt 
figen in den dampfförmigen Zuftand übergehen, aldden Schmelz⸗, refp. Siedepunti 
der Körper, und diefe Temperatur ift wiederum bei den meiften Körpern eine ver 
fhiedene. Neben diefen, durch die Wärme bewirkten Veränderungen in dem Aggte⸗ 
gatzuftande der Körper, zeigt fih die Wärme auch in ihrem Verhalten in Betreff der 
Fortpflanzung in den verfchiedenen Körpern verfchieden; von den einen wird fie febr 
leicht, von andern faum merklich fortgeleitet; wir bezeichnen das größere oder geringere 
Bermögen der Wärme, fih in den Körpern fortzupflanzen, mit dem Ausdrude: 
„Wärmeleitungsfähigkeit“ und machen hiervon die mannichfachfte Anwen: 


dung. — Wir nennen Körper, die eine, die ihrer Umgebung überfleigende Tempe | 


tur zeigen, erwärmt oder erhißt; je-größer der Temperaturs Unterfchied zmifchen dei 


Umgebung und dem erwärmten Körper ift, um fo rafcher giebt er bis zu einem ge 


willen Grade einen Weberfchuß an Wärme an die Umgebung ab. Dies gefihiept au 
eine doppelte Weife, entweder durch Leitung oder dych Ausſtrahlung; letztere if 
nicht bei allen Körpern diefelbe und felbft bei gleichen Körpern verfchieden, je nat 


dem deren Oberfläche glatt oder rauh iſt; am größten ift fie bei Körpern mit raube 


DOberflähe. Man hat diefe Erfcheinung ſtrahlen de Wärme genannt. Mit im 
Ausftrahlungdvermögen der Körper fteht deren Abforptionsvermögen, . b. 
die Fähigfeit, Wärme aufzunehmen, in geradem Berhältniß; alles, was das Auäftrab- 
lungsvermögen erhöht, vermehrt auch das Abforptiondvermögen. 


Wärme, latente, gebundene Wärme, Flüſſigkeitswärme, chaleur latente, Is- 
tent heat nennt man die Wärme, die ein Körper bedarf, um ohne Temperaturände 
rung in einen andern Aggregatzuftand überzugehen. 








Wärme, relative — Wage. | 547 


Wärme, relative, f. fpecififche Wärme. = 


Wärme, specifische, Wärmefapacität, chaleur specifigue, specific heat nennt 
an die relativen Wärmemengen, welche die Gewichtseinheit (3. B. 1 Kilogramm) 
iefer Körper gebraucht, um ihre Temperatur von 0° auf 1009 C. zu erhöhen, man 
rüdt diefelbe in Zahlen aus und nimmt dabei die zur Erhöhung der Temperatur 
r Gewichtseinheit Wafler von 00 bis 100° C. nöthige Wärmemenge — 1 an. 

Wärme, strahlende, ſ. Wärme, chaleur rayonnante, radiating or ra- 
iant heat. 


Wärme, thierische, if die jedem lebenden Thierorganismus eigene, und von 
einer Umgebung unabhängige Wärme in denjenigen XTheilen, in welchen Blutumlauf 
tattfindet. Die Duelle ber thierifhen Wärme hat ihren Hauptfächlicäften Urfprung 
n der Umfeßung der Nahrungsmittel während der Verdauung; zum Theil aber auch 
ind unter gewiſſen Umftänden in der bei der Bewegung entflehenden Friktion. 


Wärmeäquivalent, aequivalent de chaleur, diefer Ausdrud gründet ſich auf 
Ye Vorftellungen, die man von den mechanischen Wirkungen der Wärme fi gebildet 
hat und wo man diefe ald eine vollbrachte Arbeit betrachtet. Indem nun diefe leß- 
we auch auf eine andere Weife geleiftet werden fann, fo laffen ſich auch Arbeit und 
Bärme gegenfeitig fubftituiren und vergleichen. 

Wärmeeinheit, hierunter verfteht man diejenige Menge Wärme, welche 1 Ge- 
wichtstheil Wafler (1 Grm.) um 19 erwärmt. 

Wärmeentwickelungs- Aequivalente nennen Favre und Silbermann 
die Wärmemengen, welche bei dem Eingehen äquivalenter Gewichtäömengen verfchiede- 
ner Subftanzen in chemifche Verbindungen entwidelt werden. 

Wärmeleiter, ſ. Wärme. 


Wärmematerie, Bezeichnung für die Wärme, diefelbe ald einen eigenen Stoff 
betrachtet, A 


Wärmemesser, fon. Thermometer. 
Wärmequelle, ſ. Bärme. 
Wärmestoff, fyn. Bärmematerie. 


Wärmewirkungen bei chemifchen Borgängen ; bierunter begreift man die bei 
chemiſchen Verbindungen eintretenden Wärmeänderungen, größtentheild Temperatur⸗ 
rhöhungen, in feltenen Fällen-erniedrigungen; die Urſache derfelben liegt, zum Theil 
wenigſtens, in der fpecififchen Wärme der Körper. 

Wage, balance, balance, pair of scales, die Wage in der gewöhnlichen 
deutung des Wortes ift dasjenige Snftrument, vermittelt mwelche® man dad Ge- 
wiht eines Körpers durch Herftellung des Gleichgewicht? mit einem andern befannten 
Gewichte findet. Nach dem verfehiedenen Gebrauche, für welche die Wagen beftimmt 
find, haben diefelben auch eine etwas abweichende Einrichtung, wodurch deren Ems 
Pindlichkeit bedingt wird. Hierbei kommt alddann auch das Material in Betracht, 
and welchem die Wagen gearbeitet werden. Die gewöhnliche Wage ftellt einen gleichars 
migen Hebel dar, der nahe an feinen beiden Endpunften die Echalen trägt. Um den Stand j 
des Wagebalkens beurtheilen zu können, iſt die Zunge feſt mit ihm verbunden (bei 
Gleichgewicht rechtwinkelig gegen die Horizontalebene), aus deren Richtung man die Lage 
der Berbindungslinie zwiſchen den beiden Aufhängepunkten erkennt. Bei den Wagen zum 
gewöhnlichen Gebrauch ſteht die Zunge nach oben und man vergleicht ihre Lage mit 

35 * 


548 | Wahlanziehung — Wallrath. 


der, weil frei, vertifal herabhängenden Scheere oder Gabel. Bei feineren Wagen ſteht 
die Zunge meift nah abwärts umd, bei der ©leichgewichtölage, auf dem Nullpunkt 
eined Heinen Gradbogene. — Selbftredend können wir auf die Konftruftion der ver 
fhiedenen Arten von Wagen bier nicht näher eingehen und erwähnen wir nur nod, 
dag die fogenannte Schnell-, wie auch die Brückenwage im Wefentlichen einarmige 
Hebelvorrichtungen find, während bei der Federwage dad Gewicht aud den Angaben 
eined Zeigerd gefunden wird, der mit dem einen Ende eines elaftifchen ftählernen 
Ringes verbunden ift, an deſſen andered Gnde die Laft angehängt wird. 


Wahlansiehung, Wahiverwandtfchaft, |. Verwandtſchaft. 


Wahlverwandtschaft, attraction, elective, elective affinity, doppelte, ein: 
fache, prädispondirende, veciprofe, ruhende, trennende Berwandtichaft, |. Berwandt: 
ſchaft. 

Waid, pastel, woad, unter dieſem Namen kommen die einer gewiſſen Behand 
fung unterworfenen, zumeilen auch nur getrodneten Blätter von I8atis tinotoria, 
einer an mehreren Orten Deutfchlands angebauten Pflanze, im Handel vor. Man 
macht im Jahre mehrere Schnitte, won welchen der erfte auch das befte Produft liefert. 
Der Waid enthält weder Indigoblau noch Indigweiß, fondern Indican, ein Glycofd, 
welches bei Behandlung mit Säuren in Indigblau und in eine füßfchmedende Sub 
ftanz zerfällt. Wegen feiner Eigenfchaft, im feuchten Zuftande leicht in Gährung zu 
fommen, dient derfelbe in der Waidfüpe zur Reduktion des Indige, ſ. Indigküpe. 

Waidküpe, oder Waidingküpe, ſ. Waid. 


Waifa, ein aus den chineſiſchen Gelbbeeren bereitetes Farbmaterial, welches aus 
den unentwidelten Blüthenfnospen von Sophora japonica gewonnen und unter dem 
obigen Namen in den Handel gebracht wird. 


Walkererde, Walkthon, terre. foulon, argile smetique, Fullers earth, eine 
lagerartig vorfommende derbe, im Bruche unebene, fplittrige, erdige Subftanz, die ſich 
den Thonen anreiht, jedoch im Waſſer nicht plaftifch wird, fondern ju einem loderen 
Haufwerk zerfällt und grau, grün, gelb, weiß, brauns oder rothgefärbt iſt; im Strich 
wachsartig glänzt, an der Zunge wenig oder gar nicht anhängt und ſich etwas fettig 
anfühlt; wird hauptſächlich zum Walken wollener Zeuge benußt. 

Walkthon, fon. mit Walferde, 


Wallfischthran, hulle de balaine, Whale-oil, dad durch Auslaſſen dei 
Specks des Wallfiſchs, Kachelotd, Delphins und ähnlicher Seebemohner erhaltene flüf 
fige Fett. Der gewöhnliche Walfifchthran befist eine braungelbe Farbe, einen unan: 
genehmen Geruch und einen etwas fcharfen Gefhmad; er wird zur Darftellung von 
Schmierfeife, von Sämifchleder 2. gebraucht. 

Wallonenschmiede, fen de forge, ou d’affinerie, renardiere, refining forge 
forge hearth, mit diefem Ausdrud bezeichnet man in der Eifenhüttenfunde eine be 
fondere Modifitation des Frifchproceffes, der Einmalfchmelzerei, bei welcher dad 
garichmelzende Eifen fogleich zu weichem Eifen eingefchmoljen wird. 

Wallofin Hat man da8 eigends zubereitete fpanifche Rohr genannt wodurd 
. daffelbe das Anfehen von Fifchbein erhält. | 


Wallrath, Wairath, Blanc de balaine, spermaceti. Der Wallrath wird aus 
dem in den Höhlen der Schädeltnochen verfchiedener wallfifchartiger Thiere (Phyſeter 
und Delphinusarten) vorfommenden Dele dargeftelt. Man läßt Hierzu das flüjfige 





Wallrathfett — Wasser. 549 


Del einige Tage an der Luft ftehen, wobei der Wallrath auskryſtalliſirt und durch 

Auspreſſen und Erwärmen mit verdünnter Kalilauge und Kochen mit Waſſer gerei⸗ 

nigt wird Gr kommt in weißen Maſſen von kryſtalliniſchem Bruche im Handel vor, 

und wird wie Wachs zur Anfertigung von Kerzen verwendet. — Seiner Hauptmaffe 

nach befteht der Wallrath aus Wallrathfett, d. i. palmitinfaurem Getyloryd (Cetin), 

enthält aber außerdem noch Heine Mengen von flüffigem Wallrathöl. 
Wallrathfett, |. Wallrath. 


Wallrathöl, Wallraththran, ſ. Wallrath. 


Wallrathsäure, fon. mit Aethalſäure, Getinfäure und Getylfäure 
identifeh mit Palmitinfäure 

Wandfechte, lichen de murailles, wall-moss, gehört zu den Zlechtenarten, 
aus welchen die Szlechtenfarbftoffe (Kackmus u. f. mw.) bereitet werden. 


Waune, pneumatische, cuvette pneumatique, pneumatic trough, ein Uppa- 
rat, der, mit Waſſer, Quedfilber oder einer Salzlauge angefüllt, dazu benußt wird, 
um Safe aufzufangen, in dem man die zur Aufnahme eines Gaſes beftimmten und 
mit Baffer, QAuedfilber 2c. gefüllten Flaſchen, Glocken, Cylinder zc. auf einer in der 
Banne angebrachten Brüde unterhalb der Flüffigfeit über der offenen Gasleitungs— 
töhre umfehrt; man fertigt fie aus Eifen, Porcellan, Holz, Thon u. dgl. & 


Waschblau, bleu pour linge, washing blue, als ſolches benußte man früher 
in Täfelchen geformten Lackmus, Berlinerblau, Indigo oder Smalte; gegenwärtig find 
jedod diefe Karben durch das bei weitem fchönere Ultramarin für dieſen Zweck faft 
vollftändig verdrängt. 

Waschen, Auswafchen, Auslaugen. 

Waschflasche, {. Yu laugen. 


Waschgold wird das in aufgeſchwemmtem Lande vorfommende und. durch 
WVaſchen aus dem Sande der Klüffe und der Seifengebirge gewonnene ‚Gold ges 
nannt, 


Wasser, Waflerftofforyd, eau, water. Das Waffer ift der in der Natur am mei⸗ 
ſten verbreitete und dem Gewichte nah in der größten Menge vorkommende Körper; 
8 findet ſich ſowohl im ſtarren Zuftande ald Eis und Schnee, im flüffigen- in: den 
Merren, Seen und Flüffen und im gasförmigen als ein nie fehlender Beftandtheil 
der Atmoſphäre; ebenfo findet es fih in allen lebenden Wefen, des Pflanzen-, wie 
Thierteichs; je nach ihrem Alter enthalten die Pflanzentheile 40 did 90 Proc.; die 
weichen Thiertheile gegen 75 Proc. Waſſer. Vollkommen rein ift das Wafler noch 
nirgend® angetroffen, obgleich ed an manchen Orten Quellen giebt, die kaum Spuren 
ftemder Stoffe enthalten; meiften? finden fi) darin bald mehr, bald weniger Salze 
gelöft aus dem Erdreiche, welches dad Quellwaſſer durchfließt. Ueber die Befchaffen- 
heit des Meerwaſſers (f. d.).. Das Waffer der Quellen ift von fehr verfchiebenen 
Graden der Reinheit; die Qualität feiner Beftandtheile ift meiften® bedingt durch die 
geognoftifche Befchaffenheit der Gegend, in welcher die Quellen zu Tage kommen. — 
Das Flußwaſſer ift gewöhnlich reiner, ald dad Quellwaſſer, was davon herrübtt, dag 
die Flüffe ihren Urfprung größtentheild in älteren Gebirgen nehmen, die weniger aufe 
lösliche Beſtandtheile enthalten, ſowie auch daher, daß fich der fohlenfaure Kalt, den 
fie, nahe an ihrem Urfprunge, oft in ziemlicher Menge enthalten, auf ihrem weiteren 
Laufe abfcheidet. Am meiften verunreinigt ift das Brunnentafler volfreicher Städte; 





550 Wasser. 


außer den gewöhnlichen Beftandtheifen findet man darin Ammoniak- und Salpeter: 
fäure » Salze, ald Zerfeßungsprodufte thierifher Effluvien, die den Boden ſchwängern 
und allmälig in die Brunnen gelangen. Am reinften ift da® Regenwaſſer und das 
durch Aufthauen von Schnee erhaltene Wafler; doch enthalten auch diefe oft feine 
Mengen von Ammoniat, forwje Salpeterfäure. Vollkommen reined Waller erhält man 
durch vorfihtige Deftillation eined an ſich ſchon reinen Waſſers, oder durch die un 
mittelbare Bereinigung von Sauer» und Wafferftoff. — Das Wafler befteht dem 
Gewichte nach in 100 Theilen aus: 11,11 Wafferftoff und 88,89 Sauerftoff, ode 
1 Theil Wafferftoff ifd mit 8 Theilen Sauerftoff verbunden. Das reine Wafler ift bei 
gewöhnlicher Temperatur tropfbar flüffig, geruch- und geſchmacklos und in nicht alu 
diden Schichten auch farbloß; große Maſſen von Waffer zeigen aber beim Durchſehen 
einen blauen Schein. Bei den natürlichen Waffern rühren Abweichungen in der 
Farbe von fremden Beimiſchungen ber. Nach den Unterfuchungen von Witftein 
zeigen die alfalihaltigen Wäſſer in Folge der Einwirfung des Alkali auch organiſche 
Subftangen, die fich in dem Boden, über welche dad Waſſer fließt, befinden, eine bräunliche 
Farbe, wogegen die harten oder falffalzhaltigen Wäſſer mehr grün oder blau gefärbt 
find. 1 Kubife. Waffer von 4,00 C. Wärme wiegt 1 Gramm; 1 Kubildecim. — 1 kiter, 
1000 Gramm. Bei Beftimmungen des fpec. Gem. ftarrer und flüffiger Körper wird das 
Waffer ald Einheit angenommen. Gegen trodene atmofph. Luft ift dad Waller etwa 770 
(769,4) mal ſchwerer al® diefe. Reines Waſſer ift bei 4,19 C. am dichteften und 
finft daher in wärmerem wie in fälterem Waffer unter. Diefe Erfeheinung ift für 
den Haushalt in der Natur von der größten Bedeutung; das Waſſer von Flüffen, 
Teihen und Seen fühlt fich, bevor es fi mit einer Eisdecke überzieht, ſtets zunädft 
. auf die Temperatur feiner größten Dichtigkeit 4,10 C. ab; bei einer weiteren Ablüb— 
fung wird es aber fpecififch Teichter und kann nicht mehr zu Boden finfen, bie es 
endlich an feiner Oberfläche gefriert und die fo entftandene, Eisdecke das darunter be— 
findliche noch flüffige Waſſer faft gänzlich gegen die Einwirkung der falten Luft ſchützi. | 
Die tieferen Schichten, ald die fehmwereren, bewahren alfo fehr lange die Temperatur | 
von 4,10 C., wodurch nicht allein die Fortdauer organifchen Lebens ermöglicht, fon | 
dern auch verhütet wird, daß die Gewäſſer bid auf den Grund audfrieren. Beim 
Erwärmen von 09 auf 1000 C. dehnen fih 100 Bol, Waffer zu 103 Bolumen aus. 
Das Waffer hat unter allen Körpern beinahe die größte Wärmelapacität, eine Eigen: 
(haft, die für den Haushalt in der Natur von nicht geringer Wichtigkeit ift, indem 
fih das Waſſer, vermöge derfelben zwar fehr langſam erwärmt, oder was daſſelbe iſt, 
großer Mengen von Wärme bedarf, um auf eine gewiſſe Temperatur gebracht zu wer: 
den, fih aber auch alddann in demfelben Maße langſam abkühlt. Unter gewöhnlichen 
Berhältniffen nimmt das Waffer ‚bei 09 C. eine fefte Geſtalt an, es gefriert zu Eis; 
unter gewiſſen Umftänden jedoch, namentlich in verfchloffenen Gefäßen und bei vol: 
fommener Ruhe bleibt ed bei — 109 C., felbft bei— 130 C. noch flüffig. Sein Leber 
gang aus dem flüffigen in den flarren Zuftand erfolgt unter Freimerden von Wärme, 
fowie umgelehrt Eis von 0% Wärme abforbirt, um in Wafler von 09 überzugeben. 
1 Pfund Wafler von 79,29 giebt mit 1 Pfund Eid von 09 C. 2 Pfund Waſſer von 
09; es werden alfo hierbei 79,29 abforbirt oder latent,. Das Waſſer kryſtalliſirt ın 
jehr mannichfahen Geftalten, die fämmtlich dem heragonalen Syftem angehören un 
deren Grundform ein Rhombosder if. Beim Gefrieren dehnt fih das Waller um 
etwa „Ar feines Bolums aus, das Eis ift alfo leichter ala Waffer und ſchwimmt auf 
diefem. Diefe Ausdehnung ift Urfache, dag Gefäße, in welchen Waſſer eingeſchloſſen 











Wasser, hartes. 551 


oder Steine und andere Gegenftände, in welche ed einfidert, beim Gefrieren zerfprengt 
werden. Das Eid ift, wie dad Waller, in dünnen Schichten farblos, in didern blau, 
und volllommen durchſichtig; das fpec. Gew. des Eifes darf zu 0,925 angenommen 
werden. . Wird Waſſer bei gewöhnlichen Kuftdrud (336,0 B,) in einem Gefäße von 
unten erwärmt, fo fteigt es in die Höhe, fälterem Plab machend; wenn auf diefe 
Beife die ganze Mafle die Temperatur von 1009 C. angenommen, fo geräth es ind 
Sieden; die Temperatur fleigt alsdann nicht mehr, indem alle neu hinzugeführte 
Wärme von dem fich bildenden Waffergafe gebunden, d.h. latent wird. — Der 
Siedepunkt ded Waller Ändert fih mit dem Luftdrud; einigen Einfluß auf die Höhe 
defjelben Hat auch die Befchaffenheit der Gefäße, in welchen dad Waſſer erhist wird; 
es ftedet leichter in foldhen mit rauhem Boden, wie auch in Metallgefäßen; ſchwieriger 
in folden mit glatter Oberfläche, Porcellan, Glas. Die Gasblaſen entwideln fich 
leichter von fpigen und fcharfen Kanten; ruhig ſiedendes Waſſer fprudelt daher leicht 
über, wenn man harte, pulverförmige, in Waſſer unlösliche Körper einftreut. Wenn 
Baffer in verfchloffenen Gefäßen erhigt wird, fo fteigt fein Siedepunkt in dem Maße, 
wie fih der Druck vermehrt; unter 2 Atmofphären fiedet dad Waffer bei 1219, unter 
5 Atmofphären bei 1539 C., unter 10 Atmofphären bei 1819 C., unter 20 Atmofphären 
bei 214,70 &., unter 30 Atmofphären bei 236,20 &.; in welcher Weife man hiervon 
bei Dampfkeffeln 2. Anwendung madt, ift befannt. — Um Waffer von 1000 C. 
in Bafferdampf von 1009 €. überzuführen, ift 5,36 mal foviel Wärme erforderlich, 
ald in Waſſer von 1009 C. bereitd enthalten ift; feßt man diefe Menge — 100, fo 
wird die Menge der freien und gebundenen Wärme im Waflergafe — 636; ein Ge 
wichtstheil Waſſergas von 1000 C. giebt daher mit 5,36 Gewichtstheile Wafler von 0% C. 
6,36 Gew. Wafler von 1000C. Hierauf beruht das Erhigen von Waffer 
mittelft Wafferdampf, die Dampfkochung. — Das Waſſer verdampft bei 
allen Wärme⸗(Kälte-)Graden, fofern nicht etwa die Atmofphäre mit Waflerdampf ges 
fättigt ifl. Hierauf beruft das Austrocknen des Erdreichd und anderer Gegenftände 
did zu einem, dem Feuchtigkeitszuſtande der Atmofphäre entfprechendem Grade. Das 
Waſſer wird im verfchiedener Weife in feine Elemente zerlegt, wobei beide in freiem 
Zuftande auffreten können, wie in der galvanifchen Kette, oder der Sauerftoff wird 
allein frei (Chlor mit Waifer), oder der Wafferftoff wird allein abgefchieden (Auflöfen 
der waflerfegenden Metalle in Säure), endlich findet auch Wafferzerfegung ftatt, wobei 
beide Elemente in neue Berbindungen übergehen, alfo feines frei wird. (Zerlegung 
mancher Chloride bei Gegenwart von Waffer in Oxyde und Ehlorwaflerftoff.) 
Wasser, hartes, eau dure, hard water, man bezeichnet hiermit ſolches Wafler 
das vorzugsweiſe reich an Kalk⸗- und Bittererdefalzen ift, ohne es jedoch dieſerhalb zu 
den eigentlichen Mineralwäflern zu rechnen. Hartes Waffer zeichnet fich befonderd 
dadurch aus, daß ed mit Seifenlöfung Niederfchläge von fetrfaurer Kalk- und Bitter- 
erde bildet, alfo einen Theil der Seife zerfegt und unmirffam macht. Man bedient 
fih daher auch einer Auflöfung von Seife, um den Grad der Härte eined Waffers zu 
erfahren, indem man ihm von jener fo lange eine abgemeflene Menge zufebt, bis es 
die Eigenfchaft erlangt, gefchüttelt, zu fehäumen. Für die technifche Verwendung ded 
Waſſers (Wollwäſchereien, Wafchanftalten x.) ift eine folche Prüfung deſſelben von 
großer Wichtigkeit, indem man die Erdſalze auch durch Fohlenfaured Alfali zerfegen 
fann, was viel billiger ift, ald wenn es mit fettfaurem Alkali gefhieht. Died wird 
einleuchtend, wenn man weiß, daß z. B. 1 Pfund Gips, 5 Pfund Seife untauglich 
mat; diefe Menge von Seife foftet etwa einen Thaler; man kann diefen Schaden 


552 Wasser, natürliches. 


durch Zufag von # Pfd. Soda, die nur 14 Sgr. foftet, verhüten. Noch befler ver- 
wendet man Wafferglad zur Reinigung ded Waſſers, meil diefed auch die Bittererde⸗ 
falze zerlegt, wa® von Tohlenfaurem Natron weniger vollfommen geichieht. 


Wasser, natürliches, eau, water, nach der Art feine Vorkommens unter: 
fheidet man: Regenwaffer (Schnee= oder Thaumafler), Fluß⸗, Duell: und 
Brunnenwaffer, Waffer der Randfeen und des Oceans. — Dad Regen- 
waffer enthält größere oder geringere Mengen der in der Luft als Staubtheilchen 
befindlichen Stoffe, vorzugäweife aber die lößlichen derfelben. Als ein niemals fehlen: 
der Beftandtheil ift falveterfaures oder falpetrigfaured Ammoniak zu betrachten, wäh: 
rend fih außerdem noch Chlor- und Schmwefelfäures Verbindungen von Natron, Kalt 
und Pittererde darin finden. Dertliche Berhältniffe üben auf die Beichaffenheit des 
Regenwaſſers einen großen Einfluß (die Art des gebräuchlichen Brennmaterial®, die geo⸗ 
gnoftifche Beichaffenheit der Gegend, die Nähe von Schwefelfäures oder Sodafabriken ıc.). 
Daß fih auch Jod im Regenwaſſer finde, ift noch nicht mit Beftimmtheit audgemadt. — 
Neben diefen mineralifchen enthält das Negenwafler ftetd auch organifche Stoffe, im 
Sommer und Herbfte mehr ald im Winter und Frühjahr, was auf die wahrfcheinlide 
Art des Urſprungs hinweiſt. — Brunnenmwaffer: die Befchaffenheit der Brun- 
nenwaffer unterliegt den größten DBerfchiedenheiten und ift faft lediglich bedingt, durd 
die geognoftifchen Berhältniffe der Gegend, in welcher fie zu Tage fommen; ed war 
fhon Plinius befannt, daß das Waffer auf feinem Wege durch den Boden von 
den Beftandtheilen deflelben eine gemwilfe Menge aufnimmt. Die Berfchiedenheit der 
Brunnenwaſſer bezieht ſich bauptfählih auf die Mengen, weniger auf die Natur der 
Stoffe, die mit wenig Ausnahmen faft überall diefelben find. Außer den gadförmigen 
Körpern, wie Kohlenfäure, Sauerftoff und Stidftoff, find es, von den eigentlichen 
Mineralwäflern - abgefehen, bauptfählih Kalk- und Bittererdefalze, Natron=, felten 
Kalifalge von Schwefelfäure, Kohlenfäure, Chlor, die als Deftandtheile der Brunnen: 
waſſer auftreten; unter befonderen Berhältniffen, namentlih in großen Städten, ge 
fellen fich diefen noch Phosphorfäure>, Salpeterfäures und auch Ammoniaffalze bei, aufer 
diefen Salzen kommen auch Kiefelfäure, Eifenoryd, Thonerde(?) und organifche Stoffe 
darin vor. Als Salze, die faft in feinem Brunnenwaſſer fehlen, können fchmefelfaurer 
Kalk, kohlenfaurer Kal, Chlormagnefium und Chlorfalcium bezeichnet werden. Es iſt 
nicht unwahrfcheinlich, daß in einzelnen Brunnenwaſſern auch Borfäure, arfenige Säure, 
Rubidium, Cäſium, Thallium, Lithium, Barium, Strontium und einige Schwermetalle 
fih finden würden, wenn man angemefjene Mengen von Waffer abdampfen und 
darauf unterfuchen wollte. — Flußmwaffer, eau courrante, running water, da 
das Flußwaſſer in den allermeiften Fällen gleichen Urfprungs mit dem Quellmafler 
ift, fo enthält es auch ähnliche Beftandtheile wie diefed, jedoch weniger freie Kohlen 
fäure und in Folge hiervon auch weniger Fohlenfauren Kalk. Das Waffer von Flüſſen 
ift aber auch im Allgemeinen ärmer an aufgelöften Stoffen, was feinen Grund darin 
bat, daß die Flüffe meift in älteren Gebirgen entfpringen, die weniger auf 
östliche Eubftanzen an das Waller abgeben, während Brunnen und frei ausfließende 
Quellen ebenfo häufig in Gefteinen jüngeren Alterd vorkommen, die namentlich Gips, 
Chlornatrium ꝛc. enthalten. Neben den aufgelöften Beftandtheilen, zu welchen auf 
in der Regel noch folche organifcher Abftammung kommen, iſt das Flußwaſſer oft durd 
mechanifche Beimengungen erdiger Subftanzen (Thon, Lehm ꝛc.) getrübt. Für viele 
Berwendungen find die das Wafler gewöhnlich begleitenden fremden Beftandtheile obne 
Nachtheil, wogegen für andere Zwecke die Entfernung mancher derfelben wünſchens 








Wasser, oxydirtes — Wasserbadtrichter. 553 


werth, fogar nothwendig erſcheint. Die Löfung der Aufgabe ift an fih nicht fchwie- 
tig, fo lange es fih um fleinere Mengen von Waſſer handelt und es dabei auf die 
Koften der Reinigung nicht anlommt. Trübes Waffer läßt man dur Abſetzen 
fich Mlären, oder noch beffer, man filtrirt daffelbe, wodurch nicht felten auch aufgelöfte 
Salze entfernt werden. Auf diefe Weife mittelft Anlagen im Großen, verforgen fi 
manche Städte mit dem nöthigen Trink- und dem für den Küchen» und Hausgebrauch 
beftimmten Wafler. In der Regel verwendet man zur Herftellung einer folchen Fil« 
kirmorrichtung mehr oder weniger hohe Schichten von Kied und feinem Sande, ge 
pulverte Holzkohle, Kooks, felbft Thierkohle, die den Mden eines Refervoird einneh: 
men und durch welche man das zu reinigende Waſſer fließen läßt. In einem be 
fonderen Kalle betrug die Oberfläche 32670 Duadratfuß und es wurde ftündlich 20000 
Centner Waſſer filtrirtz der Apparat beftand aus einer 3 Fuß 3 Zoll hoben Schicht 
grobem, 3 Zoll hohen Schicht feinem Kied, dann famen 6 Zoll hoch Mufcheln 1 Fuß 
grober und 24 Fuß feiner Sand. Wo der Bedarf weniger groß ift, läßt man das 
Waſſer mehrerer Gefäße, die in ähnlicher Weife beſchickt find, paffiren, weil man 
nicht Teicht überall mit Bequemlichkeit über eine fo hohe Schicht in Einem disponiren 
kann. Wenn die filtrirende Schicht meniger hoch ift, fo findet eine vollftändige Klä- 
rung nicht flat. Wenn man jedoh den Sand mit einer Meinen Menge Thonerdes 
bydrat mengt was auf die Weife gefchehen kann, daß man ihn erft mit einer Alaun⸗ 
fung befeuchtet und dann eine entfprechende Menge aufgelöften fohlenfauren Natron 
zufeßt, fo filtrirt eine Schicht ded fo zu zubereiteten Sandes, die nur foriel 
Zolle als jene Fuße hoch ift, eben fo gut als letztere. Trink- und Waſchwaſſer klärt 
man zuweilen durch einen Zuſatz von Alaun, zudhsz iſt gewöhnlich dazu ausreichend. 
Noch wirkfamer, indem man zugleich eine größere oder Menge Kalk abfcheidet, verfegt 
man das Waffer mit einer angemeffenen Menge Soda und etwas Chloraluminium oder 
Alaun ; das gebildete Thonerdehydrat reißt den fohlenfauren Kalt mit ſich nieder und 
es findet eine ausgezeichnete Klärung ftatt, während die kleinen Mengen von Ehlor- 
natrium, vefp. fchmefelfaurem Natron dem Waſſer feinen übeln Gefchmad ertheilen. 
Bei den vielfachen Verwendungen, die dad Waſſer bald hier bald da in den Lokalien 
eined Hauſes oder einer Fabrilanlage findet, gewährt e8 oft eine große Bequemlichkeit 
und Koftenerfparniß, wenn man daflelbe den betreffenden Punkten in Röhren zuführen 
fann. Dabei ift ed aber Feineswegd gleichgiltig, aud welchem Material diefe Leitungs» 
röhren angefertigt find. Am beften wendet man Xhonröhren mit Kochfalzglafur, 
in neuerer Zeit und zwar fehr zwedmäßig, ungebrannte, aus Gement gefertigte Röh—⸗ 
ren an, die jedoch gegen Froft gefehüht fein müffen. — Eiferne Röhren müffen im 
Innern mit einem: guten Asphaltlack überzogen werden, weil fie fich fonft in Folge 
des fich bildenden Roſtes leicht verftopfen; Bleiröhren haben bei hartem Wafler wenig 
Gefahr, je weicher jedoch daffelbe ift, um fo leichter löſt fih auch etwas Blei auf 
und es ift darum befler, fie überhaupt audzufchließen, wenigſtens follte man fie, nach 
dem Vorſchlage von Schwarz, mit einer Schicht von Schwefelblei überziehen, indem 
man fie 10 Bid 15 Minuten in einer Löfung von Schmefellalium oder - Natrium 
abfiedet. Ä 
Wasser, oxydirtes oder oxygemetes, fon. mit Wafferftoffhyperoryd. 


Wasserbad, Marienbad, f. Bäder. i 


Wasserbadtrichter, ift ein Trichter mit doppelten, allfeitig gefchloffenen Wän- 
den, in deren Zmifchenräumen heißes Waſſer gegoſſen wird, um einen zweiten, in 


- 


554 Wasserdiamanten — Wasserglas. 


diefen Wafferbadtrichter eingefehten Trichter aus Glas oder Metall erwärmen zu kön 
nen. Sie dienen, um Flüffigkeiten zu erwärmen, die beim Erkalten entweder erfar- 
ren, oder Salze oder fonft aufgelöfte Stoffe fallen laſſen würden. 


Wasserdiamanten hat man den farblofen und durchfichtigen Quarz genannt, 
vie er ald Gefchiebe in der Donau und im Rhein vorkommt. 


Wasserdicht, impermeable, water proof, hierunter verfteht man im Alge 
meinen die Eigenfchaft gewiffer Subftanzen für Waſſer undurdjlaffend zu fein; im 
Befonderen wendet man diefen Ausdrud auf Gewebe an, welden man diefe Eigen 
ſchaft durch künſtliche Mittel ertheilt hat. Es eriftiren für diefen Zweck viele Bor- 
fhriften, von welchen jedoch diejenigen, welche den Stoff zugleih für Luft und Gafe 
undurdlaffend machen, feine dauernde Aufnahme gefunden haben. Cine der älteften, 
einfachften und beften befteht darin, daß man die Gewebe erft durch eine Alaunlöfung 
und wenn diefe gut abgetropft und beinahe eingetrodnet ift, durch eine Seifenlöfung, 
und hierauf nochmald durch Alaunlöfung zieht. Das Gewebe wird alddann in ri: 
nem Waffer gefpült, getrodnet und gegläteet. So zubereitete Zeuge woiderftehen lang: 
dem Naßwerden, müflen aber nach der jedesmaligen Wäſche von Neuem präpatitt 
werden. 


Wasserglas, verre a eau, silicate of soda, mit diefem Namen belegt man 
in Waſſer auflösliche Berbindungen von Kiefelfäure, fowohl mit Kali, wie mit Ra 
tron. Für die Darftellung von Waflerglad (Kalis oder Natron) laffen fich verſchie⸗ 
dene Wege einfchlagen, von denen man nach den lokalen Berhältniflen diefen oder 
jenen wählt: 1) Schmelzen von feingegulverter Eryflallifirter oder amorpher Kieltl: 
fäure mit fohlenf. Kali (9 IH. Kiefelfäue, 7 Th. Potafche, 0,7 Th. Rohlenpulver), oder 
fohlenf. Natron (5 Th. Kiefelfäure, 3 Ih. Soda, 3 Th. Kohlenpulver), Auslaugen der 
Schmelze und Eindampfen der Flüffigfeit, entweder bid zu einem beftimmten fpe. 
Gem. oder zur Trockne; 2) Schmelzen mit ſchwefelſ. Kali oder Natron, unter Zuſaß 
der erforderlichen Menge Kohle; 3) Auflöfen von amorpher Kiefelfäure unter erhöh—⸗ 
tem Drud in Kali» oder Natronlauge; 4) Anwendung von SInfuforienerde (amorphe 


Kiefelfäure) in Aetzlauge von Kali oder Natron, bei gewöhnlihem Luftdrud. — | 


Die auf die eine oder die andere Weife erhaltenen Löſungen von kieſelſaurem Allali 
werden bis zur Dünnflüffigkeit mit Waffer verdünnt und zur Klärung der Ruhe über 
laffen und Hierauf bis zu einem beftimmten fpec. Gewichte eingedampft. Das im 


Handel vorfommende Wafferglad ift faft lediglich Natronwafferglad. Das trodın | 


Waſſerglas ift amorph, fpröde, von mufchligem Bruch, glasähnlich und farblos, luft: 
troden enthält e8 gegen 12 Proc. Waller. Das waſſerfreie Kaliwaſſerglas befteht ın 
100 Zheilen aus 34,40 Kali und 65,60 Kiefelfäure; das Natronmwaflerglad aus 25,62 
Natron und 74,38 Kiefelfäure; ein durch Schmelzen dargeftellted Kaliwaſſerglas ent: 
hielt in 100 Theilen 28,43 Kali und 71,57 Kiefelfäure und ftimmt alfo annähernd 
mit der Formel KO, 380, (25,9 Kali und 74,1 Kiefelfäure) überein, fo daß « 
Scheint, al® nehme beim Schmelzen die Bafe 1 Neq. Kiefelfäure mehr auf. Reben 
diefen beiden Arten von Waſſerglas fommen im Handel noch dad fogenannte „Dop: 
pelwafferglas, eine Mifhung von Kali- und Natronmaffergla® und Kirirung® 
wafferglas durch Bermifchen von 4 bid 5 Volum Kaliwaflerglad mit 1 Dolum 
Kiefelfeuchtigkeit bereitet, vor. Die Anwendung ded Waflerglafed ift eine fehr viel 
fältige und einige befondere Fälle ausgenommen, giebt man dem Ratronmaflerglait 


feined billigerert Preifes und feiner dünnflüffigeren Beichaffenheit wegen den Borzug 





Wassergrün — Wasserstoff. 555 


vor dem Kaliwaſſerglaſe. Man gebraucht daffelbe 1) zur Berminderung der Feuer- 
gefährlichkeit, um befonderd in Theatern, Holzwerk, Kouliffen, Vorhänge x. damit zu 
beftreichen,, die alödann bei einem ftattfindenden Brande nur verfohlen und ohne 
Flamme verbrennen; 2) zum Konferviren des Holzes, um daſſelbe gegen den Einfluß 
der Feuchtigkeit und Atmofphärilien zu ſchützen; 3) in der Stereochromie oder Wand» 
malerei; 4) zum $iriren für die Porcellanmalerei; 5) als Anftrichmaterial an Stelle 
von Del= und Hayzfirniffen; 6) zum Niederfchlagen und Befeftigen der Beizen und 
Mordants auf die Pflanzenfafer in der Färberei und Drudereiz 7) zur Herftellung 
vorzüglicher Mörtel und Erzeugung von künſtlichem Cement; für diefen Zweck liefern 
10 bie 12 Theile gepulverted Waſſerglas mit 100 Theilen Aetzkalkpulver zuſammen⸗ 
gefiebt ein wortreffliched Material; 8) zum Kitten von Glas, Porcellan ꝛc.; 9) zunı 
Konſerviren der Eier, deren Schale (mefentlich kohlenſaurer Kalk) ſich mit der Kiefel- 
fäure des Waflerglafed zu einer Iuftdichten Maffe verbindet, fo daß ſich die Eier lange 
Zeit, ohne zu verderben, aufbewahren laffen; 10) als ein Erfagmittel für Seife, 
wenn ed fich hierbei auch heraudgeftellt hat, daß das Wafferglad nur vermöge feines 
Alkaligehalts wirkt und durch diefed erfeht werden kann, fo hat man dennod) in der 
neueren Zeit, feitdem dad Harz fo Hoch im Preife fteht, das Waſſerglas zur Herftel- 
lung von billigen Seifen benußen lernen, indem man den harten Natronfeifen bis zu 
50 Proc. Waflergladgallerte zumifcht, fo daß gegenwärtig, wenigftend in Deutfchland, 
bei weitem das meifte Waflerglad in der Seifenfabritation verwendet wird (fiehe 
Seife). 

Wassergrün, die unter diefem Namen im Handel vorfommende Waflerfarbe 
befteht aus bafifch -Fohlenfaurem Kupferoryd. Zu feiner Darftelung wird eine Kupfers 
vitriollöfung durch fohlenfaures- Alkali gefällt, der. Riederfchlag ausgewaſchen, Beirat 
net und durch ein feines Sieb gerieben. 


Wasserhammer, diefe Vorrichtung befleht aus einer etwa 1 Zoll weiten Glad- 
töhre, an deren einem Ende eine Kugel angeblafen if. Schmilzt man die Röhre zu, 
nahdem man durch Kochen des in der Kugel befindlichen Waſſers alle Luft ausgetrie— 
ben hat, ehrt dann die Kugel nach oben, fo verurfacht das in die Röhre herabfallende 
Waſſer einen Ton oder Schall, wie wenn zwei feite Körper auf einander geſchlagen 
werden. 

Wasserstein, fon. mit Pfannenſtein. 


Wasserstoff, Waſſerſtoffgas, brennbare oder inflammable Luft, Hydrogene, 
Hydrogen, ein zu den Elementarkörpern gehöriger Stoff. Zeichen H; Aequiv. — 
1,0 oder wenn man den Sauerftoff 100 febt, 12,5. Der Waflerftoff im freien Zu⸗ 
ftande fommt als Erhalationsproduft einiger Bulfane und im fogenannten Knifter: 
falz von Wieliczka in der Natur vor; zuweilen findet er ſich unter den Refpirationd- 
gafen von Menfchen und Thieren; häufiger tritt derfelbe als Zerfeßungsproduft bei 
der Gährung und Fäulniß organifcher Körper auf. Im gebundenen Zuftande dage- 
gen macht er den neunten Theil alled auf der Erde vorhandenen Waſſers aus, ſowie 
er auch einen Beftandtheil vieler anderer hemifcher Verbindungen bildet. Als einen 
eigenthümlichen Körper, eine eigene Gadart, wurde der Wafferftoff erft 1766 erkannt. 
Der Wege zur Darftellung des Waflerftoffe giebt es fehr viele, einer der gewöhnliche⸗ 
ten ift, daß man das beim Auflöfen von Eifen oder Zink in verdünnter Schwefels 
oder Salzfäure ſich entwidelnde Gas über Waſſer auffängt. Böllig rein erhält man 
ed nur bei der Gleftrolyfe des Waflerd, indem man Borkehrung trifft, daffelbe gefon- 


556 Wasserstoffbasen — Wassersiofffeuerzseuge. 


dert auffangen zu können. Der reine Wafferftoff ift ein farblofed, geruch⸗ und ge 
ſchmackloſes Gas, welches bis jet noch durch keinen Drud, und durch feine Abfüh: 
“ Iung in flüffigen oder feften Zuftand bat verfegt werden können. Sein fpec. Gem. 
mit dem der Quft verglichen, ift bei 09 und 760 Millim. B. 0,0698, 1 Liter (— 1000 
Kubike.), wiegt daber 0,0698 Grm. Das Waſſerſtoffgas ift der Teichtefte aller Körper. 
14,5 Raumtheile deffelben wiegen nur ebenfoviel ald 1 Raumtheil atmofphärifcher Luft; 
diefer Eigenfchaft wegen ift ed das befte Material zur Füllung von Luftballons. Das 
MWaflerftoffgas ift entzundlich und verbrennt an der Luft mit wenig leuchtender Flamme, 
unter fehr ftarfer Wärmeentwidelung; es ift weder die Verbrennung noch die Reipi: 
ration zu unterhalten fähig. Ein Gemifch von 2 Bolumen Wafferftoffgad und 1 Bo: 
um Sauerftoffgas bildet das fogenannte Nemmann’fche Gebläfe, welche? angezün 
det zur Hervorbringung fehr hober Temperaturen benugt wird. Bringt man in die 
Flamme diefed Gasgemenges einen Platindraht, Kohle, Kreide, Kalk ꝛc., fo gerathen 
diefe in lebhafted Weißglühen, unter Verbreitung eines äußerſt intenfiven Lichts, und 
man bat daher vorgefchlagen, dad Wafferftoffga® auf diefe Weife zur Beleuchtung zu 
benugen. (Drummonds Fit) Senkt man über das aus .einer feinen Röhre aus 
ftrömende und brennende Waflerftoffga® eine nicht zu enge, oben und unten offene 
Glasröhre, fo entfteht ein klingender Ton (GOlasharmonika). Befonders Harakteriftifd 
ift das Verhalten des Waflerftoffs gegen Platin, befonderd den fogenannten Platin: 
ſchwamm (f. d.), der, mit Waflerftoffgas in Berührung, ind Glühen geräth, Andere 
dem Platin ähnliche Metalle zeigen eine ähnliche Wirkung; bei den unedlen Metallen 
erfolgt eine folhe Bereinigung erft bei einer Temperatur von 300° C.; in noch höhe: 
rer Temperatur bewirken auch Glas, Porzellan, Quarz, Bimoͤſtein, befonders wenn fie 
feharfe Kanten haben, Die Bereinigung der beiden Safe. Die Bereinigung von Waſ—⸗ 
ferftoff und Sauerftoff erfolgt auch durch den eteftrifchen Funken, und zwar gleichjeis 
tig durch die ganze Maſſe; der Chemiker bedient fich diefed Verhaltens bei der Unter: 
fuhung ven Gadarten, f. Eudiometrie. Viele Oxyde merden durch Waſſerſtoff redus 
cirt, d. h. ihres Sauerftoffs beraubt, und man braucht daher häufig den Waſſerſtoff. 
um mande Oryde (Eifen, Kupfer, Zint) zu Metall zu reduciren, die Hierbei im einem 
fein zertheilten Zuftonde erhalten werden können. Im statu nascente reducirt dei 
Waflerftoff, Salpeterfäure zu Ammoniaf, fo beim Auflöfen von Zinn oder Zinf in 
Salpeterfäure. Beſonders große Verwandtfchaft zeigt der Waflerftoff zu Chlor und 
Brom; mit Chlor erfolgt die Bereinigung ſchon durch Einwirkung des Lichts. Im 
Entftehungszuftande verbindet fih der Waflerftoff mit manchen Körpern, fo mit Schwe 
fe, Arfen, Antimon x. — Wie die Oryde, fo werden auch viele Ehloride durch Waſ⸗ 
ferftoff reducirt, wie Silber, Eifen, Nidel ꝛc. unter Bildung von Chlorwafferftoff und 
Abfcheidung von Metall; daffelbe gefchieht auch bei manchen Sulfiden. — Mit ge 
wiffen eleftrosnegativen Elementen, Chlor, Schwefel ꝛc. bildet der Waflerftoff die foge 
nannten Wafjerftofffäuren, mit dem Stidftoff dad Ammoniak, welches durch Aufnahme 
von Waffer zu einer Bafe wird. 


Wasserstoffbasen, außer dem Ammoniaf find zu diefen Bafen noch bie ge 
paarten Ammoniake, fowie einige Kohlenwafferftoffe, die fi auch mit dem Chlorwaſ⸗ 
ferftoffe verbinden, zu rechnen. 


Wasserstofffeuerseuge. Als folche bezeichnet man eigend8 eingerichtete Ap⸗ 
parate, um Waflerftoffgns, welches mittelft derfelben entwidelt worden ift und aus et 
ner feinen Deffnung ausftrömt, fei ed durch den eleftrifchen Funken, fei es, indem 
man daffelbe auf fogenannten Platinſchwamm richtet, zur Entflammung zu bringen. 





Wasserstoffgaslampen — Weide. 557 


Die Konftrultion diefer beiden Arten von Waflerftoffgasfeuerzeugen ift hinreichend bes 
kannt. Bei denen erflerer Art fommt es bauptfächlich auf einen hinlänglich kräftigen 
Elektrophor, bei der andern Art darauf an, daß das entwidelte Waflerftoffgad von 
Arfens und Schwefelmaflerftoffgas frei fei; auch die Anmefenheit größerer Mengen 
von Ammoniak in der Atmosphäre verhindert die Entzündung des Waflerftoffgafes 
durh den Platinſchwamm. 

Wasserstoffgaslampen, fun. mit Bafferftofffeuerzeuge. 

Wasserstoffhyperoxyd, Waflerftofffuperoryd, orydirtes Waſſer, Sauerftoffmaf- 
fer, eau oxigene, superoxide of hydrogen. Das Waflerftoffhyperoryd befteht aus 
1 Bolum Sauerftoff und 1 Bolum Waflerftoff; ed hat jedoch aus feinen Elementen 
noch nicht Direkt dargeftellt werden können, wie daflelbe überhaupt noch nicht in völ- 
lig ifolirtem Zuftande, vielmehr nur in wäßriger Löſung befannt ifl. Zu feiner Dar- 
ftellung als legtere leitet man durch Wafler, in welchem Bariumhpperoryd fein zer⸗ 
theilt ift, einen Strom von Kohlenfäuregas, wodurch dad Bariumhyperoxyd in kohlen⸗ 
fauren Baryt und Sauerftoff zerfeßt wird, welcher leßterer fih mit 1 Aeq. Wafler zu 
Waſſerſtoffyyperoxyd verbindet. Das möglihft koncentrirte Waflerftoffhyperoryd ift 
eine farblofe, forupartige Flüffigkeit von eigenthümlichem Geruch und 1,543 fpec. Gew., 
die bei feiner Temperatur feft wird, menig beftändig ift und bei 15 — 20° C. fi 
zerfeßt. Beim Erwärmen tritt eine ftürmifche Zerfeßung, bisweilen fogar eine Erplo- 
fion ein ; die mit mehr Waſſer verdünnte Löſung ift etwas haltbarer, und zerfegt fich 
no nicht, wenn man fie auf 40 — 50° C. erwärmt. in Bleiner Antheil von 
Chlorwaflerftofffäure macht das Waflerftoffhyperoryd beftändiger und man feßt ihm 
daher gewöhnlich etwas von diefer Saure zu, wenn ed aufbewahrt werden fol. Es 
giebt an viele Körper leicht Sauerftoff ab; Arfen und fchmwefelige Säuren orydiren ſich 
zu Arfense und Schwefelfäure, Kalt, Strontian und Baryt, zu Hyperoxyden diefer Erden. 
Rah Schönbein enthält das Waflerftoffhyperoryd das zmeite Aequivalent Sauer: 
ſtoff als Antozon und es gehört demnach zu der Klaffe von Körpern, die er Antozos 
nide genannt hat. | 

Wasserstoffsäuren, Hydracides, f. unter Säuren. - e 

Wasserstoffschwefel, fon. mit Wafferftoffperfulfid oder Schwefel: 
waſſerſtoff. 

Wau, gaude, weld, unter dieſem Namen kommen die getrockneten Blätter und 
Stengel von Reseda luteola im Handel vor. Die Pflanze wächſt faft überall wild, 
wird aber auch vielfah angebaut. Sie enthält einen gelben Farbftoff, dad Luteo⸗ 
lin, außerdem ein rothgelbed Pigment. Der Bau dient hauptfählich zum Färben 
von Baummolle und Seide, zur Darftellung des Wauladsd, von Schüttlad x. 

Wedgewood Pyrometer, ſ. unter Byrometer. 


Weg, nasser und trockner, voie humide, voie seche; ald naffen Weg 
bezeichnet man bei chemifchen Operationen einen folchen, bei welchem die gegenfeitige 
Sinwirfung der Körper in tropfbarflüffigem Zuflande vor fich gebt; als trodnen, wo 
fie dur einen Schmelzungsproceß herbeigeführt wird. 

Weichselmarmer, marbre griotte, wird von den Marmorfchleifern ein röth⸗ 
licher Thonfchiefer genannt, welcher durch eingewachfene Kalkſpathkerne mandelartig 
erfcheint. | 

Weide, Weidenbaum, Salix, saule, osier, wittow-osier. Die Rinde ver 


558 Weidenerde — Weinverbesserung. 


fchiedener Salirarten enthält eifengrünenden Gerbeftoff, und wird deshalb für manche 
Zwede in der Gerberei verwendet. 


Weidenerde nennt man die durch Bermodern, hauptfächlih der Markſubftanz 
alter Weiden, entftandene humusreiche Dammerde. 


Wein, vin, wine, vme. Dit diefem Namen bezeichnet man im Allgemeinen 
den gegobrenen Saft füßer Früchte, fowie einiger füßer Pflanzenfäfte; Die Art dee 
Weins nach der Pflarze, aus welcher er abftammt, wie BPalmenmwein, Birken: 
wein, Sohanneöbeers, Stahelbeer-, Aepfelmwein x, Traubenmein. 
Ohne nähere Beſtimmung verfteht man in den Ländern, wo der Weinftod angebaut 
wird und gedeiht, unter dem Namen Wein, allgemein den gegohrnen Saft der Wein: 
traube. Da mo die Traube alljährlich ihre vollfommene Reife erlangt, find die Weine 
nur nach der Art der Traube oder des Standorts verfhieden, während die Jahrgänge 
fih in Beziehung auf Qualität gleich find. In folhen, deren mittlere Wärme wäh 
vend der Begetationsperiode der Gntwidelung des Weinftodd nicht immer in dem 
Maße förderlich if, um ein völliges Reifen der Frucht herbeizuführen, fann man faum 
alle 10 — 12 Sahre auf einen feurigen und bouquetreichen "Wein rechnen, und die 
Weine der übrigen Sahre leiden bei geringem Alfoholgehalt meiftend an’ einem Ueber: 
maß von Säure, die fie wenig mundfällig macht, wenn auch im Mebrigen das Bow 
quet nicht fehlt. Zur Weinbereitung werden die Trauben, nachdem fie die möglichſte 
Neife erlangt haben, eingefammelt, in den Kelterraum geſchafft, zerftampft und durd 
Keltern audgepreßt. Den fo erhaltenen Saft überläßt man der freiwilligen Gährung 
Bon der umfichtigen und gefchietten Leitung diefed Procefjed hängt die Güte des Wei⸗ 
ned ab. Wie bei der Gährung der Bierwürze, kann diefelbe nach zwei Richtungen, 
als Dber- oder ald Untergährung verlaufen. Bis jest hat man der Art ded Verlaufs 
nur wenig Aufmerffamfeit gefchentt, und die Weingährung ift daher in den meiften 
Fällen ein Durcheinander von Ober: und Untergährung, während nur Ießtere ein un: 
ter allen Umftänden günftiges Refultat verbürgt. Bis zum fertigen Wein laffen ſich 
drei Perioden der Gährung unterfcheiden; die erfte oder Hauptgährung (Ober: 
oderꝰUntergährung), die zweite, die file oder Jungmeingährung, und die dritte 
die Lagergährung. Die Gährung ded Weind foll unter allen Umftänden fo vor 
fih gehen, daß die Koblenfäure ungehindert aus dem Kaffe entweichen, aber keine Luft 
binzutreten fann. Die Dauer der Gährung ift von mancherlei Umftänden abhängig, 
wird aber durch den fleigenden Alkoholgehalt von felbft unterbrochen, und zwar um 
fo früher, je niedriger die Temperatur ift, bei welcher der Moft gährt. Wenn die 
Kellertemperatur 109 C. == 8° R. beträgt, bleibt gewöhnlich die Gährung ftehen, fo: 
bald der Wein 10,5 bis 11 Gewichtöprocente Altohol erreicht hat; in wärmeren Lan⸗ 
dern, wo die Gährungätemperatur höher zu fein pflegt, fteigt der Alfoholgehalt auf 13 
Procent, bevor der Wein zu gähren aufhört. „In guten deutfchen und franzöfiſchen 
Weinen findet man 7 bis 9 Proc. Alkohol, in vorzüglichen Sahrgängen 10 bis 11 
Procent, in Burgunder und Bordeaur 9 bis 94 Proc., in Madeira, Teneriffa, Sheet 
bis zu 15,5 Proc. 

Weinverbesserung. Es unterliegt jegt wohl feinem Zweifel mehr, daß es 
erlaubt fei, einen von Ratur fauren und ungenießbaren Wein in ein gefundes und 
Ihmadhaftes Geträn? zu verwandeln. Gleichwohl gab eö eine Zeit, wo man aufs 
Heftigfte hiergegen eiferte, und zwar nicht immer aus den lauterften Beweggründen. 
Bon den mandherlei Methoden, die hierzu verfucht und empfohlen werden, find die fol: 
genden 4 zu nennen: 1) Koncentrirung ded Saftes durch Austrocknen der Traube 


Weinalkohol — Weinblume. 559 


oder theilweifes Ginkochen ded Moſtes, Strohwein; 2) Zufah von Zucker zum 
Moft, Chaptalifiren; 3) Berdünnen des Mofted bis auf das richtige Berhältnif 
an Säure (6 bis 7 pr. mille) und Zuſatz von Zuder fo weit, daß der Zudergehalt 
des Mofted 18 bis 20 Procent beträgt. Salfifiren; 4) Behandeln des audgepreß: 
ten Beerenmarked mit Wafler und Zuderzufab, Weinvermehrung, Petiotifiren. 
Die beiden erfteren Methoden geben zwar einen feurigen Wein, allein da die Säure 
nicht entfernt, beim Strohmein fogar mit dem Zuder zugleich koncentrirt wird, fo 
mangelt diejen Weinen der liebliche und runde Geſchmack. Weit naturgemäßer und 
zugleich auch zwedentfprechender gefchieht die Weinverbeflerung nach. der Gall'ſchen 
Methode; fie erſetzt, bis auf das Bouquet, was die Natur in wenig fonnigen Jahren 
nicht zu liefern vermochte, und wandelt faure und ungenießbare Weine in mohl- 
fhmedende um, ohne Nachtheil für die Gefundheit des Konſumenten. Sie hat daher 
auch troß aller Hinderniffe und PVorurtheile eine kaum glaubliche Ausdehnung erreicht, 
Bei dem Petiotifiren bat man zu berüdfichtigen, daß die Aufgüffe von Waſſer 
nit mehr die nöthige Säure und Zuder enthalten, fo daß man diefe ald Weinſäure 
und Zuder zufegen muß, wonach man nah der Ball’fchen Methode verfährt. 
Shaummeine, von der Gegend ihrer Erfindung auch Champagner genannt. 
Ueber das Specielle der Schaummeinfabrifation, die jegt auch an vielen Drten Deutfch- 
lands lebhaft betrieben wird, mag nur foviel bemerkt fein, daß man überall junge 
Beine dazu verwendet, die Gährung des Zuckers in den Flaſchen vor fich gehen läßt, 
wo man dem Schaummein zur Erhöhung ded Wohlgeſchmacks das Deftillat von franzöfi- 
dem Wein zufegt. Rothwein, befanntli ift der Saft der blauen Trauben eben 
[0 wie der der weißen an fich farblo8 oder doch nur wenig gefärbt, und die Roth: 
weine verdanken ihre Farbe wohl der Einwirkung des während der Gährung gebilde- 
ten Alkohols auf den Karbftoff der Hirlfen. Außerdem aber erfcheint im Handel fehr 
viel fünftlich gefärbter Rothwein, wozu man fich der Kirſchen, Heidelbeeren, Holunder- 
beeren, Malvenblätter u. f. w. bedient. Mau. hat ſehr viele Methoden in Borfchlag 
gebracht, um Tünftlich gefärbte von den natürlichen Rothweinen zu unterfcheiden, wo⸗ 
bei fi) aber ſtets eine große Schwierigkeit entgegenftellt, da man es oft mit Mifchuns 
gen aus beiden zu thun hat. Durch folgendes Verfahren läßt fid) jedoch entfcheiden, 
ob ein Rothwein künſtlich gefärbt fei oder nit. Man verdunftet einige Tropfen des 
zu unterfuchenden Weines in einem Uhrgläschen oder Platinſchälchen und bringt es 
hierauf unter das Mikroffop. Hier zeigt fich der Rückſtand von Naturwein als ein 
bomogener Weberzug, während bei Weinen, die nach der Gährung gefärbt find, fich 
der Farbftoff in Kügelchen von verfchiedener Geftalt, an der man fogar die Natur des 
angewendeten Farbſtoffs erfennen kann, abgelagert findet. — Obftweine Man 
verwendet hierzu befonders häufig gute Aepfelforten, namentlich aus der Klaffe der 
Reinetten, die neben einem angenehmen ®eruche zugleich viel Zucker enthalten; ferner 
Sohannisbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren. Der Säuregehalt ded Safts diefer 
Früchte ift immer meit größer, der Zudergehalt geringer, ald bei den Trauben; man 
behandelt ihn daher gerade fo, als hätte man es mit Traubenfaft, der zu fauer und 
zu wenig füß ift, zu thun, d. h. man verdünnt diefe Säfte bis auf einen Säure⸗ 
gehalt von 6 bis 8 pro mille mittelft Zuder und Waſſer und überläßt alddann dad 
Gemiſch bei einer Temperatur von 10 bis 129 der Gährung, 


Weinalkehel, trois six, esprit de vin, spirit, biermit bezeichnet man ges 
wöhnlich 80» bis Ioprocentifchen Weingeift. 


Weinblume, Weinbougnet, nennt man den eigenthümlich angenehmen Geruch, 





560 Weinblumensäure — Weinsäure. 


den viele Weine, befonders Rheinmweine, während der Gahrung annehmen und welcher 
durch Saureſtoffentziehung aus unbekannten, noch nicht dargeſtellten Körpern, die in 
größter Mannichfaltigkeit, nach Art der Traube und des Standortes ſich bilden, 
entſteht. 

Weinblumensäure, önanthylige Säure. 

Weinbranntwein, der aus Wein oder gegohrenen Trebern durch Deftillation 
erhaltene Branntwein. 

Weine, gallisirte, ſ. Weine, | 

Weine, meussirende, vins moussenx, fon. mit Shaummeine oder 
Champagner. 

Weine, petietisirte, ſ. Bein. 

Weine, trockene, f. Seftweine. 

Weinessig, f. Effig. 

Weingährung, f. Gährung. 

Weingeist, f. Alkohol. 

Weingeist, alkoholesirter, wird in den Apotheken 96= bie Y8procentiger 
Alkohol genannt. ; 

Weingeist, rektifieirter, ein Altohol von 66 bis 70 Proc. 

Weingeist, höchstrektifieirter, Alkohol von 90 bis 92 Proc. Tr. 

Weingeistfirnisse, f. Firniffe. 

Weingeistmesser, Alfoholometer. 

Weinhefe, lie de, ou du vin, lus of wine, die bei der Gährung des Weins 
ſich ausfcheidende Hefe. 

Weinkernöl, f. unter Weintraube. 

Weinöl, Weinfufelöl, Drufenöl; diefes unter dem Namen Weinöl, Ungarweinöl, 
auch Konjakweinöl vorfommende Präparat, wird hauptfächlich durch Deftillation von 
Weinhefe mit Waffer erhalten und befteht wefentlih aus önanthyligfaurem, vielleicht 
auch pelargonfaurem Nethyloryd. Mit demfelben Namen -bezeichnet man auch mehrere 
Zerſetzungsprodukte ded Alkohols, namentlich bei der Darftellung von Aethyloryd mit 
Schmwefelfäure, „ſchweres und leichtes Weinöl.“ 

Weinprobe, Hahnemann’s, f. Hahnemann’s Weinprobe: 

Weinreben, ſ. Weinftod, 

Weinsäure, Beinfteinfäure, Tartrylſäure, Tartrelfäure, vechtödrehende Weinfäure, 
Rechtöweinfäure, Tamarindenfäure, mefentliched Weinfteinfal; acide tartrigae, Tar- 
taric acid. Die Weinfäure findet fich fehr allgemein im Pflanzenreih und gehört zu 
den verbreitetften organifchen Säuren. In der größten Menge kommt fie in den 
Weintrauben vor, dann aber auch in den Tamarinden und fehr vielen andern Früd- 
ten, theild an Bafen gebunden (Kali und Kalk), theils frei, Auf Lünftlichem Wege 
entfteht fie außer anderm, auch durch Behandeln von Milchzucker und Gummi mit 
Salpeterfäure neben Schleimfäure. — Man ftellt fie faft immer nur aus dem Wein 
ftein dar, welcher fih beim Lagern junger Traubenmeine ald eine dicke Krufte in den 
Fäſſern anlegt. Der Weinftein, welcher hauptfächlich aus zweifach mweinfaurem Kali 
befteht, wird gepulvert, mit einer gewiffen Menge Waſſer zum Kocden gebracht und 
durch Kalkmilch oder beffer durch Kreide neutralifirt. Hierbei fondert ſich 1 Aequivr. 


t 








Weinsäure-Salzse — Weinsaures Kali, saures. 561 


weinfaurer Kalk ald ein ſchwerer körniger Riederfchlag ab, während neutrale® mein» 
faured Kali in Auflöfung bleibt, weiches dur Zuſatz von ſchwefelſaurem Kalf oder 
Chlorkaltium ebenfalld in meinfauren Kalk umgefest wird. Nach dem Auswafchen 
ded unlöslichen Kalkſalzes wird daffelbe in der Wärme durch Schwefelfäure zerfeht, 
die gelöfte Weinfäure vom Gips getrennt, eingedampft und fryftallifitt. Die Wein- 
fäure kryſtalliſirt in farblofen, monoklinometrifchen Prismen, ſchmeckt ſtark fauer und löſt 
Äh leicht in Wafler, etwas ſchwerer in Alkohol, gar nicht in Aether. Die gemöhn- 
lihe Weinfäure ded Handeld enthält oft Keine ‘Mengen von Schwefelfäure, zuweilen 
Epuren von Kali, Kalt und Gifen, auch wohl Blei und Kupfer aus den Abdampf- 
pfannen herrührend; die Gegenwart diefer Körper läßt fi durch die gewöhnlichen 
Reagentien leicht nachweifen. Die Weinfäure findet, außer in den Apotheken ale Me⸗ 
dilament und zur Zubereitung ded Braufepulverd, hauptfächlih Anwendung in den 
Rattundrudereien. Sie ift eine zmweibafifhe Säure und befteht aus 2HO + GC, 
1,0... 

Weinsäure-Salse, tartrates, tartrats, die neutralen Weinfäure- Salze haben 
wafferfrei, die Zufammenfehung der Weinfäure, deren 2 Aeq. HO durch 2 Aeq. Me 
Illorgd vertreten find; in wäſſeriger Löfung fchimmeln fie leicht an der Luft, befon- 
ders in nicht völlig reinem Zuſtande; bei Gegenwart von faulendem, thierifchem 
Chleim verwandeln fich die Alkalifalze leicht in kohlenſaures Alkali; diefelbe Verände⸗ 
tung erleidet fie vafch im thierifchen Körper; unreiner, weinfaurer Kalf liefert beim 
saulen Buttereffigfäure; an der Luft erhißt, entwideln die Weinfäures Salze den 
Sarakteriftifchen Geruch nach verbranntem Zuder; bei der trodenen Deftillation lie 
kın fie Brenzprodußte, namentlich Brenzweinfäure; fie reduciren Golds, Platin« und 
Silberfalge unter Abfcheidung der Metalle; Quedfilberorydfalzge zu Oyydulfalzen, unter 
gewiſſen Verhältniſſen Kupferoryd zu Kupferorydul. 

Weinsaures Antimenexyd-Kali, ift da8 unter dem Namen „Brechweinftein“ 
iefannie Doppelfal; von der Zufammenfegung KO,SbO, C,H, Oro- 

Weinsaures Eisenesyd-Kali, tartrate de fer et potasse, tartrate of iron 
and of potassa. KO,Fe,0,-+C, H,O,, maht den Hanptbeftandtheil des unter 
dem Ramen „Stahlkugeln“ bekannten Arzneimittel aus. 

Weinsaures Kall, tartrate de potasse, tartrate of potassa, wird durd) Neu- 
halifation von zweifach weinfaurem Kali durch fohlenfaured Kali, Abdampfen der 
glüſſigkett und Kryftallifiren erhalten. Das Salz ift leicht löslich in Wafler, zerfließt 
in feuchter Luft; es fand, nach dem Borfchlage Liebig's eine zeitlang Anwendung, 
um Weinen mit zu viel freier Säure durd) Bildung von ſchwerlöslichem, zweifach meins 
ſautem Kali das Uebermaß von Säure zu nehmen; außerdem ift es ein viel gebrauch: 
td Arzneimittel; ed enthält 1 Aeq. Kryftallmafler. 

. Weinsaures Kali, saures; Weinftein, Weinfteinrahm, Orystalli tartari, Cre- 
mor tartari, bitartrate de potasse, bitartrate of potassa. Im unreinen Zuftande 
Ändet ſich dieſes Salz in den Weinfäffern abgelagert. Zu feiner Reinigung wird es 
unter Zufa von Kohle wiederholt aufgelöft und umkryſtalliſirt. — Das meifte im 
Handel vorkommende faure weinfaure Kali enthält jedoch ftet® bald größere, bald klei⸗ 
nere Mengen von Kalt, von welchem daffelde durch Behandlung mit verbünnfer Salz 
lüure und Abwafchen mit reinem Waller befreit wird. Auf dieſelbe Weife läßt fich 
der Weinſtein auch auf ſeinen Kalkgehalt prüfen, indem man einen abgemeſſenen 
Theil der fauren Flüffigfeit, nachdem man fie mit Ammoniat neutralifirt hat, mit 

9. d. techn, Chemie. 36 


562 Weinsaurer Kalk — Weintraube. 


oralfaurem Ammoniak verfeßt, wodurd Der Kalk mit Draifänre verbunden niederfäll, 
Dur Chamäleon beſtimmt man die darin enthaltene Oralfäure und berechnet hieraus 
den vorhandenen Kalt. 

Weinsaurer Kalk, tartrate‘ de — tartrate of lime, dieſes Salz wird 
in kleinen Mengen bei der Darftellung von neutralem weinfaurem Kali ald Reben 
produft gewonnen und kann dann zur Bereitung von Weinfäure benutzt werden, 


Weinstein, tartre, tartar, zweifach weinfaures Kali. Der Weinftein befleht 
bauptfächlich aus zweifach weinfaurem Kali und mweinfaurem Kalt, die in dem Reben: 
fafte gelöft waren, in der, nach der Gährung altoholhaltigen Flüffigkeit aber nicht mehr 
löslich find und ſich daher allmälig audfcheiden. Der Weinſtein wird durch Umkw⸗ 
ſtalliſiren aus kochendem Waſſer unter Zuſatz von Thierkohle gereinigt und erhält dann 
den Namen: „Weinſteinrahm,“ fiehe zweifach weinſaures Kali. — De 
Weinſtein dient zur Darſtellung der Weinſäure, überhaupt der meiſten übrigen Ber- 
bindungen der Weinfäure; außerdem findet er bei vielen Metallarbeiten zum AÄAbbeizen, 
zum Buben von Silberz mit Ehlorfilber angerieben beim Berfilbern, mit mehr oder 
weniger Ealpeter gemengt, zur Bereitung des ſchwarzen und weißen Flufies 
— Anwendung; in der Wollfärberei wird er al® Beizmittel, in der Medicin als Heilmit: 
tel und zur Darftelung einiger anderer Präparate gebraucht. 

Weinstoek, vitis vinifera, vigne, cep, vine , diefe vielfah und in fo vielen 
Arten angebaute Pflanze intereffit ung hanptſächlich nur durch die Kenntniß ihre 
Afchenbeftandtheile, aud welchen wir, abgefehen von der phyſikaliſchen Befchaffenbeit 
des Bodens, erfehen, welcher Art die Mineralftorfe find, die ihr Gedeihen erforder 
und durch deren Zufuhr allein ein rationeller Anbau ermöglicht wird. — Bas zu— 
nächſt die Menge von Afche betrifft, welche das trodne Rebholz liefert, fo iſt dieſelbe 
nach dem Alter der Pflanze verfchieden, wogegen die chemifche Beichaffenheit des Be 
dend von wenig Einfluß zu fein fcheint . Bon 14 auf vwerfchiedenen Bodenarten er: 
wachlenen NRebforten, berrug im Durchſchnitt die Afchenmenge 2,78 Proc., die fleinfe 
Menge 32, die größte 3,7 Proc.; ‚von einem 7 Jahre alten, Infttrodenen Rebholze 
wurden erhalten 5,89 Proc. Die qualitative Befchaffenheit der Afche anlangend, fe 
finden wir darin eine große Menge verfchiedener Bafen, unter welchen Kali, Ratron 
und Kalk die erfte Stelle einnehmen. Der Gehalt an Phosphorfäure wechfelt nad 
den vorliegenden Beflimmungen zwifchen 5 und 19 Proc.; jedenfalls übt die Art und 
Menge ded angemendeten Düngerd auf dieſes Berhältnig einen großen Einfluß. — 
Nah Bouffingault werden einem Hektare Land durch die Produkte des Weinſtode 
(Rebholz und Trauben) jährlich folgende Mineralbeftandtheile in nachftehender enge 
(Kilogr.) entzogen: 

Rebholz. Treſter. Wein. Samen. 


L. 7 \ ( 6,8 11 2,7 16,6 
Nation . 2 2 2. 0,07 0,07 0,0 0,14 
Kl. 2 220.108 2,00 0,3 12,6 
Bittererde oe. 2,3 0,4 0,6 33 
Phosphorfäure . . 3,9 2,0 1,3 72 
Schmefelfäur . . . 0,6 1,0 0,3 1,9 


Aehnlicheg an andern Orten angeftellte Unterfuchungen haben hierfür größere Zahlen 
gegeben. 

Weintraube, Traube; die Früchte des Weinſtocks find vielfach in verfchiedenen 
Sorten unterfucht worden. In der folgenden Zufammenftellung diefer Analyfen be 








 Weinuntersuchung — Weissfeuer. 563 


zeichnet Ar. 1 weiße öſtricher Zrauben (1854); Nr. 2 rothe SKleinberger Trauben 
(1855); Rr. 3 diefelben fehr reif; Nr. 4 edelfaule Rießlingstrauben (1855); Ar. 5 
Sobannisberg (1850) und Nr. 6 rothe Apmannähäufer Trauben (1856). 


1. 2: 3. 4. 5. 6. 
Zraubenzuder . . ©. . 13,80 10,60 13,5 5,1 20 17,3 
Beinfüure - . 2... 111 0,95 0,78 056 0,74 0,84 
Giweißflofe -. - - « . 0,80 0,60 
Peltin, Gummi, Fett . . 0,50 0,20 410 3,40 3,00 ze 
Ahenbeftandtheile . . . : 0,36 0,38 
Summe der lösl. Beftandthle 16,5 12,6 18,3 19,1 22,94 18,14 
Kern, Schaale, Celluloſe 2,6 1,8 — — — — 
Pektoſe.. 0 20209 0,7 —_ — — — 
Aſchenbeſtandtheile, unlösl. 0,11 0,08 — — — — 
Summe d. unlösl. Beſtandthle. 3,61 2,58 5,66 6,52 _ — 
Vaſſer..79,80 84,90 76,00 74,40 —. — 


Weinuntersuchung. Im Allgemeinen richtet ſich die Unterſuchung eines 
Beind auf feinen Gehalt 1) an Alkohol, 2) an freier Säure und 3) an nicht flüch— 


tigen Veftandtheilen, d. h. an den beim VBerdampfen im Waflerbade verbleibenden ' 


Rückſtand. Zur Beſtimmung des Alkohols untermwirft man eine eine Menge Wein 
(10-25 Kuübike.) der Deftillation bis 6—15 Kubikc. übergegangen find, verdünnt das 
Deftilat bie 10 vefp. 25 Kubike. mit Waſſer und ermittelt das ſpec. Gew., aus welchem 
fh der Gehalt an Alkohol ergiebt. Der Gehalt an freier Säure im frifchen Moft 
und Beinen beftimmt man durch Titriren. Man nimmt mittelft einer Pipette 7,500 
(= 25 Aeq. Weinfäurehydrat) der Flüffigkeit, verfegt fie mit einigen Tropfen Kam⸗ 
veheholztinktur und titrirt mit „2, Ammoniak oder Natron auf Violett; die verbrauch⸗ 
im Kubifcentimeter find pro Mille Eryftallifirter Weinfäure. Den Grtraltgehalt bes 
fimmt man am ficherfien dur Eindampfen von 10 Kubikc. Wein in einem fladhen 
Shälhen im Waflerbade. — Zuweilen handelt ed fi um Beantwortung der Frage, 
ob ein Wein gallifirt fei; in einem folchen Falle vermifcht man den Wein mit dem 
mehrfachen feines Volums ftarfen Alkohol; nur bei gallifittem Weine entfteht bier- 
durh ein Niederfchlag und zwar von noch nicht in Traubenzuder verwandeltem Der⸗ 
tin, aus dem dem Weine gegebenen Zuſatz von Stärfezuder; in der Regel findet 
man dann auch etwas Eifen, aus dem Kalk herrührend, der zur Neutralifation der 
Schwefelſäure gedient hatte. 


Weiss, spanisches, Blanc d’Espagne; fake white, in Deutfchland eine 
Bezeichnung für dad ald Schminke benupte bafifch »falpeterfaure Wismuthoxyd; in 
stanfreich verfteht man unter diefem Ausdruck „fein gefhlämmte Kreide”. 


Weissblech, fer blanc, white iron, auf beiden Seiten verzinntes Eiſenblech. 


Weisses Nichts, Nikilam album, ein unreines Zinforyd. 


Weissfemer nennt man in der Feuerwerkerei die Sätze oder Gemenge verſchie⸗ 
dener Subftangen, die angezündet, mit möglichft rein weißem Xicht abbrennen. Man 
dat viele Vorfchriften zur Anfertigung folcher Feuerwerkſätze; je nachdem der Satz zu 
Flammen, Richtern oder Sternen beftimmt ift, muß das Gemenge auch Iebhafter ver 
brennen, Folgendes find einige Borfchriften für diefe verfchiedenen Zwecke: 

36 * 


. 


564 Weissgerberei — Wetter. 


1. 11. ul. 
Flammen. Lichter, Sterne. 

Salyttı . ©... 02° 12 4 32 
Schwefel. - : . 0. 4 1 12 
Schmwefelantimon . . « 1 1 8 
Schießpulver . . . — — 1 


- Weiße bengalifhe Flamme, 
Salpir . ». .... 7 32 32 60 
Shwfl. ...:.2 0 8 2 13% 
Schwefelantimon . . . 1 3 12 5 14 
Ungelöfäter Kal. „. . — 4 — — — 
Mennige . . . . — — 


—— 11 — REN 
Berriebened Schießpulver — 


— 15 — 


Weißfeuer zur Theaterbeleuchtung: Salpeter 64, Schwefel 21, zerrie 
benes Schießpulver 15, Kohle 2 Theile. — Indianifhes Weißfeuer zu Sig— 
nallihtern: Salpeter 24, Schwefel 7, Realgar 2 Theile — Zu Stubenfeue: 
. werf: Salpeter 15, Schmefelblüthe 15, Leinöl 10, Schießpulver 30, Weingeift 5, 

Kampher 2, arabifche® Gummi 4 Theile mit etwas Waſſer zu einer Maſſe angenete, 
ausgerollt und getrodnet. — BWeingeiftflammen werden durch Osmium ſchön 
weiß gefärbt. 

Weissgerberei, f. Leder. 

Weissglühen, ſ. Glühen. 

Weissgold, eine frühere Bezeichnung des Platins. 

Weisskupfer, die Bezeichnung der Legirung von Arſen und Kupfer, zuweilen 
auch des Neufilbers. | 

Weissleth oder weisses Loth, soudure forte de couleur blanc, white, or 
button solder, eine aus Kupfer, Zinn und Zink befiehende Kegirung von weiße 
Farbe. Eine gewöhnliche Vorfchrift zur Darftellung derfelben ift: A Theile Kupfer, 
. 2 Xheile Zink und 1 Theil Zinn. Für Neufilber wendet -man 3 Theile Kupfer, 1 Theil 
Meffing und 4 Theile Zint an; zum Löthen von Silber dient eine Legirung aus | 
1 Theil Meffing mit 2 bid 3 Theilen Silber. 

Weisssieden, blanchiment, blanching , hierunter verfieht man beim Silber 
daflelbe, wenn man ed zuvor an der Luft geglüht hat, mit verdünnter Schwefelfäut 
oder Weinftein abzufochen; bei Stednadeln, Häkchen ıc., die aus Meffing beftchen 
wenn diefe mit einer Röfung von Zinnfalz, Weinftein, Alaun und Zinn gefodt 
werden. 

Welter’s Sicherheitsröhren, f. unter Sicherheitsrößren. 


Werkblei, plomb d’oeuvre, raw lead, workable lead, heift dad unmit 
telbar aus den Erzen erhaltene noch unteine Blei. 

Wesentliche ®ele, ift die Bezeichnung für die ätherifchen Pflanzenöle. 

Wetter, airage, air, air, die bergmännifche Bezeichnung für die in den Om 
ben enthaltene Atmofphäre von befonderer Befchaffenheit; mattes Wetter bedeukt 
eine wenig fauerftoff> bauptfächlich ftiftoffhaltige Luft; böfes oder faures Bet: 














Whisky-— Wismuth. 565 


ter, wenn fie viel Kohlenſäure; ſchlagende Wetter, wenn fie Kohlenwaſſerſtoff⸗ 
gas enthält. 

Whisky, oau de vie, whiskey,. ein Rornbranntwein, der in England und 
Schottland aus Weizen, Gerfte oder Hafer gebrannt wird und feinen eigenthümlichen 
Gefämat dem auf Rauchdarren, die mir Torf geheizt werden, getrodnetem Malz 
verdankt, 

Wiederbeleben,, revivifier, to revivify , mit diefem Ausdrucke bezeichnete 
man früher die Wiederherftellung in metalliſchen Zuftand, befonderd beim Duedfilber; 
gegenwärtig wendet man ihn auf das Berfahren an, um die zur Gntfärbung von . 
Zuderfäften gebrauchte Knochenkohle zum Entfärben wieder tauglich zu machen. 

Wiener Grün, Mitisgrün ſ. Grün. 

Wiener Lack, f. Lacke. 


Wiener Metail, violettes, eine Legirung aus etwa gleichen Gewichtstheilen 
Kupfer und Antimon, welche eine blaßviolette Farbe befikt. 

Wiener Kalk, unter diefem Namen fommt ein Putzmittel für Metalle, befon- 
derd Meffing, Silber und Kupfer im Handel vor, welches aus 63,5 Kalk, 33,8 Bit- 
kererde, 2,5 Thonerde mit Spuren von Eifenoryd befteht und durch Brennen eines 
dolomitartigen Geſteins erhalten wird. 

Wiener Both, Hierunter verfteht man im Kandel ein durch Auskochen mit 
Alkohol gereinigted Lack-Lack oder Lad: Dye. 

Wiener Weiss, feine weiße Schlemmtreide, 

Willerstahl, Wilderſtahl, ein Produkt, welches zwifchen Roheifen und Stahl 
in der Mitte fleht, fehr hart ift und bei der Fabrikation von Rohſtahl erhalten wird, 
indem man diefen aus dem Schlackenloche abfticht, fobald er aufzukochen anfängt. 


Windkugel, Aeolopil, Dampfkugel; ein Feiner Apparat, deffen man fich beim 
Bladblafen vor der Lampe häufig flatt eined Blafebalgd bedient. Cr hat meiftene 
ie Seftalt einer Kugel oder eined CHlinderd, ift aus Kupfer oder Meffing (hart ge- 
öthet) angefertigt und Hat oben zwei Deffnungen, durch deren eine er mit Alkohol 
ylüllt wird, moährend die andere mit einem in eine feine Spige auslaufenden, in’ 
inem kleinen Abftande bid auf die Mitte des Bodend des Gefäßed umgebogenem 
tohre verfehen if. 

Windefen, f. Ofen. 

Wintergreenöl, Wintergreen soil, fyn. mit Gaultheriaöl. 

Wirkungskreis, elektrischer oder. elektrifche Atmofphäre heißt die Grenze, bis 
u welcher ein eleftrifch geladener Körper noch einen wahrnehmbaren vertheilenden Ein- 
uß ausübt. 

Wismuth, Markafit, bismuthum, bismuth, markasite, etain de glace, bis- 
ınth, marcasile, tin-glass. Zeichen: Bi. Aeq. 208. Dad Wismuth fommt in der 
datur gediegen, felten mit Sauerftoff, Schwefel oder anderen Körpern verbunden vor. 
eine hauptfächlichfte Produktion ift in Sachfen und es wird mittelft eines Saiger- 
toceffed gewonnen, indem man die Widmutherze in fehräg liegenden gußeifernen Cy⸗ 
ndern erhibt,. wo das gefehmolzene Metall an dem unteren offenen Ende audfließt. 
a8 fäufliche Wismuth ift nie volllommen rein, fondern enthält Arfen, Eiſen, Ridel 
nd andere Metalle beigemengt, von welchen es dk Schmelzen mit „I, feined Ges 
ichtd Salpeter befreit wird. Zur volllommenen Entfernung ded Arſens fehmelzt 


. 


566 Wismuthamalgam — Witheriit. 


man es mit fohlenfaurem Natron und etwas Schwefel zufammen, wo dad Arien von 
dem fich bildenden Schwefelnatrium aufgenommen wird. Ghemifch vein erhält man 
e8 durch Reduktion von reinem, bafifch falpeterfantem · Wismuhoryd mit ſchwarzem 
Fluß. Das Wismuth iſt grauweiß, mit einem deutlichen Stich ins Röthliche; ſpit. 
Gew. 9,9; von grobblätterig kryſtalliniſchem Bruch, ſpröde; ſchmilzt bei 264° C. und 
dehnt ſich beim Erſtarren ſtark aus; in trockener Luft unveränderlich, in feuchter ſich 
mit einem dünnen Orydhäutchen überziehend. Das Wismüth ſteht dem Antimon ſebt 
nahe; feine Verwendung ift feine ausgedehnte; ed giebt mit einigen Metallen leicht 
ſchmelzbare Legirungen, die in der neueften Zeit vielfach technifche Anwendung gefun 
den haben (f. Wiömuthlegirungen). 

Wismuthamalgam, das Wismuth fcheint mit dem AUSH mehrere be 
ftimmte tryftallifirbare Verbindungen zu bilden. 


Wismuthasche, f. unter Wiömuthoryd. | 


Wismuthbeise, eine Mifhung von jalpeterfaurem Wismuth mit Zinnfalz und 
MWeinfäure, die al® Beize von Lilla und Violett auf Baummolle benupt wird. 


Wismuthblumen, fon. Wismuthoryd. 


Wismuthhyperoxyd, hyperoxide de bismuth, superoside of bismuth. Dieſe 
Berbindung erhält man fehr leicht, wenn man zu gefchmolzenem Natronhydrat nad 
und nad foviel bafifch falpeterfaured Wismuthoxyd einträgt, bie die Mafle ſchwatz 
oder faft fhrwarz geworden if. Man gießt auf eine Steinplatte aus, pulvert die 
Maffe, behandelt fie in der Siedhitze mit Waſſer und digerirt fie fchließlich in de 
Kälte mit reiner Salpeterſäure. | 

Wismuthlegirungen, alliages de bismuth, allays of bismuth, das Wis— 
muth ſchmilzt mit den meiften Metallen. leicht zufammen; dieſe Legirungen find in 
der Regel fpröde und leicht ſchmelzbar; manche derfelben zeigen zwei Erftarungspunft, 
andere dehnen fich beim Erftarren aud. Widmuth, Zinn, Untimon und Blei geben 
das bekannte Dueendmetall. Eine Legirung von Wismuth, Zinn, Antimon un 
Kupfer führt den Namen Brittaniametall. Eine andere aus 7 bie 8 Theilen 
Widmuth, 2 Theilen Zinn, 4 Theilen Blei und 1 bid 2 Theilen Kadmium ſchmilzt 

“bei 719 C. und erflarrt bei 65,5% C.; A Theile Wismuth, 2 Theile Diei, 1 Theil 
Zinn und 1 Theil Kadmium geben eine Legirung , die den Schmelzpunkt 65° C. hat: 
nad Lipowitz fchmilzt eine Legirung von 15 Theilen Wismuth, 8 Theilen Blei, 
4 Theilen Zinn und 3 Theilen Kadmium bei 60° C., diefe ift fllberweiß, von flar: 
fem metallifchen Glanz, hält fih an der Luft ‚gut; ift hart, liefert aber beim Guß 
dünne biegfame Bleche, ift feintörnig im Bruch und läßt fich feilen; fpec. Gem. 9,4; 
fann zum Plombiren der Zähne, wie auch zum Verlöthen von Sicherheitöventilen an 
Dampfkeſſeln benugt werden. 


Wismuthexyde, oxides de bismuthe, dad Widmuth bildet drei Orpdationd 
ftufen. 1) Wiömuthogydul = Bi O,. 2) Wismuthoryd — protoxide de hismulk, 
protoxide of bismuth, Bi O, und 3) Wiömuthfäure Bi O,, acide bismuthigae, 
bismuthic acid ; außerdem eriftitt noch eine Berbindung von Bi O,, die aber richtiger 
al® BIO, 4 BiO, betrachtet wird. 


Witherit, toplenfaurer Baryt, Barite carbonatee, Carbonate of Baryte, il 
die Bezeichnung ded namentlich in England und Schottland vorfommenden natür 
lichen fohlenfauren Baryts. Dieffibe findet gegenwärtig fehr ausgedehnten Verbrauch 
zur Darftellung von Permanentweiß oder Blanc fixe, 


° 








Wolfram — Würze. 967 


Wolfram, Wolframmetall, Scheel, Scheelmetall, Tungstene, Tungsten, 1781 
von Echeele in einem Minerale, dem Zungftein, entdedt. Seine Darftellung ges 
ſchieht durch heftiges Glühen von Wolframfäure mit Kohle. Es bildet ein flahlfarbenes, 
jproded und harted Metal von 17,4 ſpec. Gew. Es dient zur Berbeflerung des Stable, 
deffen Härte durch einen Zuſatz von 2 bid 5 Proc. Wolfram fehr erhöht wird, ohne 
daß deſſen Zähigkeit, Feftigkeit und Schweißbarkeit beeinträchtigt würde. An der Luft 
orpdirt fih dad Wolfram bei gewöhnlicher Temperatur nicht; aber beim Glühen ver- 
brennt e8 zu Bolftamfäure. 

Welle, thierische, laine, wool, die Wolle gehört ihren Formbeftandtheilen 
nah zu den Horngeweben, ald deren chemifche Grundlage man den Rückſtand bezeich- 
net, welcher verbleibt, wenn man Horngebilde mit Wafler, Alkohol und Aether erfchöpft. 
Diefe Subftang, welcher man den Namen Keratin gegeben bat, flebt in naher Bes 
siehung zu den Albuminaten und iſt ein ſogenanntes Albuminoid; die Beftandtbeile 
deſſelben find: Koblenjtoff, Waſſerſtoff, Stieftoff, Sauerftoff und Schwefel. In chemi⸗ 
(her Beziehung zeigt die Wolle folgendes Verhalten: Kalted Waſſer zeigt feine Ein- 
wirfung auf die Wolle; kochendes macht fie weicher und Iodert fie auf; Alkohol und 
Aether entziehen ihr Fett; Effigfäure greift die Wolle wenig oder gar nicht an; fons 
centrirte Schwefelfäure zeigt in der Kälte wenig Einwirkung; in der Wärme erfolgt 
volftändige Löfung. Salpeterfäure verwandelt fie unter Bildung einer gelben Flüffig- 
fit in Oxalſäure. Fire Altalien, befonderd Natronlauge, längere Zeit mit Wolle dis 
gerirt, entziehen ihr einen Theil ihre® Schmwefeld, der zum Theil ald Schwefelnatrium 
in Auflöfung geht während fie felbft in eine Gallerte verwandelt wird; mit Natron: 
lauge erhigt tritt Ammoniafentwidelung ein. 

Wengsby, Wongsty, chinefiſche Gelbfchooten, ein aus China oder Batavia ein« 
geführtes Farbematerial, tvelched nady Einigen von einer Gentianee, nach Andern von 
einer Bardenia oder Scitaminee abflammen und deflen Farbſtoff mit dem des Saffrand 
identifch fein fol. 

Woorora, Wooralt, Wourali, fon. mit Gurare. 

Weets, acier wootz, wootz, äcier indien, wootz, indian steel, ift der 
Name einer befondern Art Stahl, der durch feine Härte ausgezeichnet und zuerft aus 
Sfindien zu uns gefommen ift (ächter oftindifcher, oder perfifcher Damaftftahl). 
Seine Zufammenfegung ift nicht immer diefelbe, neben anderthälb Proc. Kohlenſtoff 
im Durchſchnitt, enthält derfelbe Meine Mengen anderer Metalle, fowie Silicium, 
Schwefel und Arſen. 

Wethlytipie, ein nach dem Erfinder Wothly benanntes Verfahren, photos 
graphifche Abzüge zu erhalten. Man benutzt dazu ein gutes, aus Kollodium, welches 
auf das Pfund 1 — 3 Unzen falpeterfaured Uranoryd, 20 Gran bid 2 Drachmen fals 
peterfaure® Silberoryd und außerdem, um ed biegfam zu machen, etwas Harzöl ent» 
hält, überzogened Papier; dad Kopiren gefchieht dann in gewöhnlicher Weife. ö 

Woulif’scher Apparat, appareil de Woulf, Woulfe’s apparatus; hierun- 
ter verfteht man mehrere durch Möhren unter fi) verbundene Flaſchen, die zu diefem 
Behufe mit 2 oder 3 Hälfen verfehen find; f. Woulf'ſche Flaſchen. 

Woulf’sche Fiaschen find mir 2 bis 3 Hälfen verfehene Flaſchen. 

Würfelsalpeter, ſyn für falpeterfaures Natron. 

Würfelschiefer, |. Thonſchiefer. 


Würze, f. Bierbrauerei. 


568 Wüstensalz — Yttrıum. 


Wästensals, fon. Steppenfalz, f. Steinfalz. 


Wurstgift nennt man die Subftanz, welche fi) beſonders in Leber und Blut: 
würften während einer gewiſſen Periode ihrer Zerfegung entwidelt, und ſchon oft zu 
MWurftvergiftungen mit tödtlichem Ausgang Beranlaffung gegeben hat. Die Ratur 
diefer Subftanz iſt noch gänzlich unbekannt. 


X. 


Xanthein, mit diefem Namen bat man den in Waſſer auflöslichen gelben 
Farbſtoff der Blumenblätter belegt. 


Xanthasarin, ein aus dem grünen Alizarin des Handels, nach deffen Behand: 
lung mit Schieferöl, Aetznatron x. und hierauf mit Salpeterfäure erhaltener gelber 
Farbſtoff; er färbt direft Seide und Wolle, fie mögen gebeizt fein oder nicht, auf 
die gebeiste Baummolle, diefe jedoch fehmwieriger; die Karben find denen mit Gelbhol, 
erzeugten analog. 

Xylit, Lignon, $ormofal, zylite, zylite, findet fi oft und in nicht um 
bedeutender Menge im rohen Holzgeift. Der Kylit ift in reinem Zuflande eine farb 
lofe, dem Effigäther ähnlich riechende Slüffigkeit, von brennend gewürzhaftem Gr 
ſchmack und 0,804 fpec. Gewicht, die bei 60 bis 610 ©. fiedet und fih mit Waſſer 
Alkohol, Aether und Terpentinöl in allen Berhältniffen mifcht. 

Xylöldin, Pyroxain, Ritromidin, Nitroſtärtemehl, xyloidine, xyloidine; man 
erhält das Kylöidin, wenn man Stärkemehl (1 Theil) mit (5 bid 8 Therlen) Salpe 
terfäure von 1,50 fpec. Gewicht einige Minuten zufammenteibt, dann auf 1 Theil 
Stärle 20 — 30 Theile Waller zufeßt, den fich bildenden Niederfchlag (Kylöidin) mit 
Waller abwäfcht und trodnet. Das Kyldidin ift in den gewöhnlichen Löfungdmit- 
teln unlöslih, auflöslich dagegen in Eideffig, einen diden Schleim bildend; durch 
Stoß oder Schlag mit einem harten Körper zerfegt ed fih unter Detonation. 

Xylekaustik; hiermit hat man eine Erfindung bezeichnet, welche den Zmet 
bat, die koftbare und gegen Hige und Näffe fo wenig baltbare Holzmofait möglichſt 
täufchend durch Malerei oder Drud zu erfegen. 


Y. 


Yerba mate, ParagaysThee, von Psoralea glandulosa L. oder Ilex pa- 
raguayensis St. Hil., ein Strauch), welcher in Paraguay, Brafilien x. wild wächſt, 
deffen Blätter ähnliche Beftandtheile (namentlich auch Gaffein) wie der chinefifche Thee 
enthalten, und in Südamerifa überall an deffen Stelle gebraucht wird. 

Vttrium, Yttrium, Yttriam. Zeichen Y. Aeq.? Gin nur felten vorkommen⸗ 


deö und zu den Erdmetallen gehöriged Element. A 





Zähne — Zeiodelii. . 


—E— — 
2. AL IFORN N 


Zähne, dents, teeth; die Zähne der Thiere haben eine den Knochen ähnliche 
Zufammenfeßung, find aber iin Bau mefentlich von diefen verfchieden. Sie beftehen 
aus drei Subſtanzen, welche fowohl in morphologifcher wie chemifcher Beziehung von 
einander abweichen: Zahnſchmelz, Zahbncement und Zahnbein oder Knochens 
ſubſtanz. In ihrem mineraliſchen Beftandtheile unterfcheiden fich Zahnbein und Zahn: 
cement nicht von den Knochen und enthalten wie diefe bafifch» phosphorfauren Kalt, 
tohlenfauren Kalt, baſiſch-phosphorſaure Bittererde, Fluorcalcium, phosphorfaures 
Eiſenoryd und fchmefelfaure und falzfaure Allalien; der Zahnſchmelz ift biervon 
bauptfächlich durch einen geringeren Wafjergehalt verfihieden, wie er überhaupt dad 
an Mineralfubftanzen reichfte Gebilde ded Thierorganismus ift. 

Laffer, fon. Safflor oder Kobaltfafflor. 

Zahnbein, ſ. Zähne. 


Zahnkittz. als folchen wendet man häufig Gemenge von: Harzen, Guttapercha, 
Zintoryd mit Zinkchlorid, Blattgold, Plattgold, und Phosphorplatin, Zinn-Kadmiums 
und Silberamalgam an. 

Zahnschmels, f. Zähne. 

Zala, fyn. mit Borar. 

Zambenische Säule, trodne Säule; sine aus unächtem Gold- und Silber: 


papier zufammengefeßte eleftrifhe Säule von ſchwacher Wirkfamkeit, aber Langer 
Dauer. 


Zapfenlagermetall; es werden für diefen Zweck fehr verfchiedene Metalllegi- 
tungen in Anmendung gebracht; eine folche, für England patentirte Legirung, die 
ald fehr dauerhaft gerühmt wird und fi beim Reiben wenig erhißt, befteht aus 
Zinn, Zink, Kupfer und Antimon. Zu ihrer Darftelung werden zunähft 4 Theile 
Kupfer für fich geſchmolzen und dann 16 Theile Blodzinn und 1 Theil Antimon 
binzugefeßt; in einem andern Gefäße fehmeljt man 128 Theile Zint mit 96 Xheilen 
Blockzinn zufammen und vereinigt hiermit die obige Kupfer » Zinn »Antimonlegirung. 


Zeichen, chemische, find die Symbole, deren man ſich von jeher der Ab- 
fürzung megen bedient, um der Mühe ded Schreibend eined oder mehrerer Wörter 
überhoben zu fein, ſowie auch bei zufammengefegten Körpern, die Art und Weife 
ihrer Bereinigung mit einander fchnell überfihtlih und anfchaulich zu machen. Früher 
wählte man diefe Symbole nach gewiſſen Eigenfchaften, Achnlichkeiten ꝛc.; gegenwärs 
tig bedient man fich als folcher der Anfangshuchftaben von dem Namen ber Elemente, 
wo die nicht ausreicht, mit Beifügung des zweiten und dritten u. f. w. Buchſtabens, 
wie C — Kohlenftoff, Ca = Calcium, CI = Chlor, Cr = Chrom x. 


Zeichendinte, f. Dinte. 


Zeilltheid, Getreideftein; mit diefem Namen hat man bad nach einem heran 
deren Verfahren zu einer braunen, feften, fpröden Maſſe eingedampfte Malzertratt 
bezeichnet. 


Zeiedelit nennt man einen Kitt für Stein, Metall u. f. w., der hart if, 
der Einwirkung von Säuren widerſteht und erhalten wird, indem man zu 5 Theilen 





. 


570 Zellenapparat — Zimmirinde, ceylonische. 


gefhmolzenem Schwefel 6 Theile fein gepulverted Glas feht; flatt ded Glaſes kann 
man auch Infuſorienerde nehmen. s 

‚ Lellenapparat, ſ. Trogapparat. 

Zerfallenz man gebraucht diefen Ausdrud bei be Zerfebung einer chemiſchen 
Verbindung, beſonders dann, wenn fie von felbft erfolgt; außerdem aber auch, wenn 
Salze, durch Perluft ihres Kryſtallwaſſers an der Luft, fi) in Pulver verwandeln; 
f. fatedciren. 

Zerfliessen, se liquefier, to disolve (zerfließliche Körper), findet flatt, wenn 
Körper, vermöge ihrer Bermandtfhaft zum Waller aus der Luft fo viel davon auf 
nehmen. daß fie damit eine foncentrirte ann bilden; folche Körper heißen zer: 
fließliche. 

Zerknistern, ſyn. Verkn oder Abkniſtern. 


Zerlassen, fondre, to liquefy; gemöhnlich verfteht man bierunter dad Schmels 
zen von Körpern, die feinen hohen Schmelzpunft haben, wie fette u. dergl. 

kerlegen, ſ. Zerſetzen. 

Lersetsen,, Zerſetzungsprodukte, decomposs, decomposition, to decompose, 
decomposition, nennt man dad Aufheben beftehender Berwandtfchaften, in Folge 
welches neue Berbindungen oder auch einfache Körper abgefchieden werden; dad Re 
fultat eines folchen Vorganges find die Zerſetzungsprodukte. 

Zersetsungstafeln, tables stoechiometrigues, stoechiometric tables, fun. 
Berwandtfehaftstafeln, nennt man in der Weife angeordnete Zufanmenftellun- 
gen von einfachen wie zufammengefeßten Körpern, daß fie, je näher fie einander ſtehen, 
unter gewöhnlichen Umftänden die geringfte Neigung zeigen, fi) mit einander zu 
verbinden, und umgefehrt. 

Teugdruck , Impression des Tissus, calico- printing ; bierunter verfteht 
man die Kunft, auf Geweben durch Auftragen von Farben gefärbte Muſter hervor: 
zubringen, die mwenigftend gegen dad Wafchen mit Wafler fih dauerhaft ermeifen. 

Ziegelsteine, f. unter Thonwaaren. 

Ziegentalg, -ift von ähnlicher Befchaffenheit wie der Rinderelg; in der Regel 
jedoch etwas härter als diefer, auch enthält er Glyceride der flüchtigen Fettſäuren; 
nah Joß befteht er aus 68 Stearin, 26 Margarin und 6 Glain. 

Lieger, petit laie, milk-whey, nennt man in der Schweiz den nach der Zer⸗ 
fegung der Milch gelöft bleibenden Käfeftoff, der erft auf Zufaß einer Säure abge: 
fhieden wird. 

ZLimmt, f. Zimmtrinde, 

Zimmtöl, ceylonifches Zimmtöl, essence, ou l’huile essentielle de oannelle, 
oil of cinaamom; cin ätherifched Del, welches durch BDeftillation der Rindenabfäle 
des Zimmts mit Waffer auf Ceylon felbft gewonnen wird; im feinem chemifchen Ber 
balten und feiner Zufammenfeßgung flimmt ed mit dem Caſſiaöl überein, riecht und 
fchmedt aber feiner als dieſes. 

Zimmtöl, chinesisches oder gemeines, fon mit Gaffiadt. 


Zimmtrinde, ceylenische, ächte Zimmtrinde, ächter Jimmt, cannelle, ecorce 
do cannellier, bork of te cinnamom tree, cinnamom, flammt von dem, haupt⸗ 
fachlich auf der Inſel Ceylon kultivirten Zimmitbaume, Cinnamomum Ceylonense 
sen C. acutam. Der Zimmt ift der von der äußern Rinde befreite Baſt und be , 








Zimmtrindenöl — Zinkcehlorid, basisches. 571 


ſteht aus hellbraunen, fehr dünnen, mehrfach übereinander gerofiten Röhren, vom 
feinften Zimmtgeruch ; es foll Zimmt im Handel vorfommen, dem man durch Deſtil⸗ 
lation einen heil feines flüchtigen Dels entzogen bat. 

Zimmtrindenöl, fun. Zimmtöl. 

Zink, Spiauter, zino, splautre, speautre, spelter, — spolter. Zeichen 
Zn. Aequiv. 32,5 Zur Gewinnung des Zinksé im Großen wird hauptfächlich der 
edle Galmei, fowie Kiefelzinkerz, weniger häufig Zintblende benutzt. Man treibt aus 
dem Galmei zuerft durch Glühen die Kohlenfäure aus, pulvert ihn in eigenen Müh—⸗ 
ien, vermifcht das Pulver in thönernen Deftillationdgefäßen mit Kohle und feht das 
Gemenge in einem Flammofen der Weißglühhike aus. Das Zinforyd wird bierbei 
reducirt und das fich verflüchtigende Metall in paflender Weife aufgefangen. — Das 
Zink beſitzt eine bläulich= weiße Farbe und zeigt auf dem frifchen Bruche große glän- 
sende Kryflallblätter, bei gewöhnlicher Temperatur ift e8 brüdhig, wird bei 1000 €. 
dehnbar, bei 200° C. abermals brüchig und fo fpröde, daß es fih pulvern läßt; ed 
fchmilzt bei 500° ©. und fiedet bei 10409 C. Sein ſpeec. Gewicht ſchwankt zwiſchen 
7,0 und 7,2, je nachdem es gefchmolzen oder gewalzt if. Das Zink orydirt fich leicht 
und feine Oberfläche wird in. feuchter Luft bald matt. Im fein zertheilten Zuflande 
erhält man dag Zin?, wenn man in eine fehr foncentrirte Chlorzinklöfung, die mit 
Waſſer überfchichtet if, Stäbchen von metallifchem Zink ſtellt; wenn man feine zweier: 
lei Flüffigfeitöfchichten mehr bemerkt, fo ift die Reduktion zu Ende, worauf das ab» 
gefhiedene Zink mit Alkohol, dann mit Aether abgewafchen und getrod'net wird. An 
der Luft über feinen Schmelzpunft erhigt, entzündet es ſich und verbrennt zu meißem 
Oryde. In Schwefel und Salzfäure löft es fih unter Wafferftoffgaserftwidelung ; 
im Glühen zerfeßt e8 auch für fich darüber geleitete Waflerdämpfe; auch in fochender 
Kali- wie Natronlauge ift e8 unter Waflerftoffentwidelung auflöslich Das Zink fins 
det ſowohl für ih, wie auh mit Kupfer legirt, als Meffing die ausgedehntefte An- 
wendung. — Befonders ſtark ift die Zinkproduftion in Schlefien, Kärnthen, Rhein: 
land, Belgien und England. 

Linkasche nennt man das graue Pulver, welches ſich beim Erhiten von Zint 
an der Luft bildet. 

Zinkblumen, ſ. Zinkoxyd. 

Zinkbutter, fon. für Zinkchlorid. 

Zinkchlerid, Zinkchlorür, einfach Chlorzink, chlorure de zinc, hydrochlo- 
rate ou muriate de zinc, baume de zinc, chloride of zinc, kydrochlorate ou 
muriate of zino, hutter of zinc, läßt fich direft durch Erhitzen von metallifchem 
Zink in Chlorgas; leichter durch Auflöfen von Zinkoxyd oder metallifhem Zink in 
Salzfäure darftellen. Waflerfreies Zinkchlorür wird auch erhalten, wenn man 1 Th. 
Zinkfeile mit 2 Th. Quedfilberglorid deftillirt. Das Zinkchlorür bildet einen graus 
weißen, butterartigen, leicht fchmelzbaren Körper und ift in der Rothglühhige flüch⸗ 
tig; in Wafler leicht löslich, in feuchter Luft fogar zerfließlih. Kocht man eine Lö⸗ 
fung von Ehlorzin? ein, fo fteigt der Siedepunft allmälig bis auf 2500 € ; bei Die 
fer Temperatur ift dad Chlorzink waſſerfrei, aber flüffig; ed läßt fich dann weiter auf 
4009 C. erhigen, obne daß es fich merklich verflüchtigte, und man macht daher von 
diefer Eigenſchaft häufig Gebrauh, um Subſtanzen auf einer hoben und fonftanten 
Temperatur zu erhalten. Außerdem benupt man dad Chlorzint zur Konſervirung anas 
tomifcher Präparate u. |. w. Es befteht in 100 aus 47,79 Zint und 52,21 Chlor. 

Zinkchlerid, basisches, f. Zinkorychlorat. 


572 Zinklegirungen. 


Zinklegirungen; die Zahl der Zinfiegirungen ift außerordentlich groß, nicht 
allein, weil fi dad Zink mit den meiften Metallen zufammenfchmelzen läßt, fondern 
auch, weil viele derfelben eine ausgezeichnete technifche Anwendung finden ; einige ders 
felben find ſchon bei den Legirungen anderer Metalle befprochen, fo daß wir nur nod 
wenig andere nachzutragen haben. — 1) Zink und Kupfer; je nah den Berält 
niffen der beiden Metalle zu einander, führt diefe Legirung auch verfchiedene Ramen; 
f.e unter Meffing. Rah Guettier zeigten die folgenden Legirungen, deren Zufam- 
menfeßung Durch die chemifche Analyfe ermittelt worden war, folgende Eigenſchaften: 





Farbe on Bohnen Bemerkungen. 





S 
m 
















10 Nöthlihgelb | Feinkörnig But zu hämmern. 
88 Röthlichgelb Feinkörnig Gut zu hämmern. 
84 Rothgelb Feinkörnig Gut zu hämmern. 
80 Dunkelgelb Grobkörnig Sehr hämmerbar. 
75 Gelb Dichtkörnig Sehr hämmerbar. 
65 Hellgrüngelb Grobkryſtalliniſch/ Sehr. hämmerbar. 





Als ſchmiedbares Meſſing bezeichnet man eine Legirung von (0 Kupfer mit 
40 Zink. — Zink, Kupfer und Blei; eine Legirung aud 56 bis 64 Kupfer, 
26 bis 35 Zinf und 1 bi® 6 Blei, nebft geringer Menge von Eifen, wird in China 
zum Prägen von Münzen angewendet. — Zink, Kupfer und Eifen; 80 Zint, 
10 Kupfer und 10 Eifen giebt eine Regirung von der Farbe des Zinks, die eben fo 
bart wie Kupfer und Eifen, zäher ald Gußeiſen ift und in feuchter Luft nicht roſtet; 
man hat ihr den Namen unorydirbared Gußeifen oder weißes Meffing 
gegeben. — Zint, Nidel, Kupfer, |. Reufilber. — Zint und Silber; 
80. bis 90 Silber auf 20 bis 10 Zink bilden weiße Kegirungen, die fich gut walzen 
faffen und leichter fchmelzbar find, als wenn.fie, flatt Zint, Kupfer enthalten. — 
Zink, Silber und Kupfer; die Legirungen von 10 bis 20 Proc. Zink und Kupfer 
mit 80 bid 90 Silber laffen fih gut walzen, find Mlingend elaftifh und weißer und 
leichter fehmelzbar, ald analoge Legirungen von Silber und Kupfer allein; man hat 
fie daher zum Audmünzen in Borfchlag gebracht. — Zink und Zinn; 11 X. Zinn 
und 1 Th. Zinf geben, legirt und audgefchlagen, das unächte Blatifilber. — Zint, 
Zinn nnd Blei; 16 Th. Zinn mit 3 bid A Th. Blei und 3 bie 4 Th. Zink ge 
ben luftbeftändige Legirungen, die fih twalzgen und auch auf der Drehbank verarbeiten 
laflen; man würde fie ftatt Peroter oder Britanniametall zu manchen Küchengeräth⸗ 
fhaften verarbeiten können, wenn nicht befürchtet werden müßte, daß Säuren daraud 
Zink und Blei auflöfen. — Zint, Zinn und Kupfer; nach verfchiedenen Berhält: 
niffen geben diefe die Legirungen, die man vorzugsweiſe Bronze nennt; mit meniget 
Zin? werden Legirungen von Zinn und Kupfer ihrer Härte wegen zu Maſchinenthei⸗ 
ien, namentlich Achfenlagern, verarbeitet. 20 Th. Kupfer, 6 Th. Zink und 1 Th. 
Zinn geben eine Legirung für Gegenftände, die Stöße auszuhalten haben; eine an: 
dere von 68 Th. Kupfer, 4 Th. Zink, 2 Th. Zinn und 1 Ih. Blei wird für Gegen 
ftände gebraucht, die der Hitze audgefeßt werden; die zur Herftellung einer Druckwalze 
verwandte Legirung beftand aus 78,2 Zint, 15,8 Zinn und 5,6 Kupfer. Die unter 
dem Namen „Talmi“ ‚befannte und in Paris in anfehnlicher Menge zu Schmud: 











Zinkode — Zinkozxyd. 573 


fahen, namentlich Uhrketten, die man leicht vergoldet, verarbeitet wird, beſteht aus 
86,4 Kupfer, 12,2 Zink, 1,1 Zinn und aus 0,3 Eifen. — Zink, Zinn, Kupfer 
und Blei; in manchen Regirungen, die mit den Ramen Bronze oder Rothguß be- 
jeiönet werden, findet man neben Zinf, Zinn und Kupfer zumeilen auch noch Blei. 
Hierher gehören das fogenannte British bel Metal aud 5,6 Zin?, 10,1 Zinn, 80 
Kupfer und 4,3 Blei, fowie auch dad Bidderyware aus Indien, aus 3 Th. einer 
Legirung von 16 Kupfer, 4 Blei und 2 Zinn, und 16 Th. Zinn beftehend. 


Zinkode, Zinkoid; mit diefem Namen belegt Graham die Anode, den elek: 
tropofitiven Pol eines galvanifchen Paars. 


Zinkoxychloride, oxychiorure de zinc , oxychloride of zinc; eine Löfung 
von bafifhem Chlorzink, die man auf die Weife erhält, daß man eine Löſung von 
neutralem Chlorzin? von 1,70 fpec. Gewicht mit überfhüffigem Zintoryd kocht, bes 
nugt man, um Wolle von Pflanzenfafer zu trennen. Die klare Flüffigkeit löſt fchon 
in der Kälte, fchneller aber beim Erwärmen Wolle in folder Menge auf, daß die 
Löfung die Befchaffenheit einer foncentrirten Zöfung von arabifhem Gummi annimmt. 
Zinforyd, in gewiſſen Berbhältniffen mit Toncentrirter Chlorzinkflöfung zufammenge- 
bracht, bildet unter Umftänden eine plaftifche Maſſe, Die fich zu mancherlei Zwecken, 
z. B. ald Kitt, zum Abformen u. dergl. verwenden läßt. Um ein zu ſchnelles Erhärten 
zu verhüten, fett man der. Mafle noch etwa 3 Proc. Borar oder Salmiak zu. Die 
Maffe wird hart wie Marmor; weder heißes noch kaltes Waller wirken darauf ein 
und fie zerfällt felbft bei 300° C. noch nicht. Unter dem Ramen Parifer Zahn: 
fitt hat man die Mafle zum Ausfüllen kariöfer Zähne henutzt. Zur Darftellung 
eined folhen Kitts mengt man 1 Theil gefchlämmtes Bladpulver mit 3 Th. völlig 
tohlenfäurefreiem Zinkoryd und feßt 50 Theile koncentrirter Zinfchloridlöfung von 
1,5 bi® 1,6 fpec. Gewicht und 1 Th. in wenig Waſſer gelöftem Borar hinzu. Dan 
bringt die Subftanzen erft bei der Anwendung zuſammen; um der Maſſe eine der 
der Zähne mehr ähnliche Farbe zu geben, febt man etwas Eifenoryd zu. Gegenwär⸗ 
tig fertigt man in Parid aus diefer Mafje ganze Gebiſſe. Das baſiſche Zintchlorid 
läßt fih auch als Anftrichfarbe verwenden, da es bei paflenden Zufäßen eben fo feft 
wie Delfarbe wird, dabei aber geruchlo® ift und fchnell trodnet. Dan ftreicht das 
paſſend gefärbte Zintoryd mit Leimmaffer angerieben auf und überzieht den Anftrich 
nad) dem Trocknen mit Zinfchloridlöfung von 25° bis 30° B. (1,20 — 1,26 fpec. 
Gewicht). Sept man dem Zintchlorid etwas weinfaures Alkali zu, fo fann man das 
Zinkoryd auch fofort mit dem Zinkoxyd anreiben und mit diefer Maffe anftreichen. 
Um der Zinfchloridlöfung mehr Zähigkeit zu geben, feßt man ihr etwas Keim oder 
Stärkemehl zu und erwärmt bei lepterem dad Ganze bid zur Kleifterbildung, zuletzt 
das feingeriebene Zinforgd mit der nöthigen Farbe. Auf eine ähnliche Weife wird 
eine durchjcheinende, hornartige Maſſe erhalten, wenn man einer Zintchloridföfung von 
hinreichender Koncentration (damit die zuzufegende Stärke nur aufquilt), Kartoͤffel⸗ 
ſtärke, dann Zinkoryd oder Permanentweiß zuſetzt und die Maſſe in Formen gießt, 
worin fie wie Gips erhärtet. Die fertigen Gegenftände ſchützt man durch einen ein» 
oder zweimaligen Anftrich mit Firniß vor Feuchtigkeit. 

Linkoxyd, Zintweiß, Zinfblumen, oxide de zinc, zinc oxide, oxide of 
zino; das Zinkoryd findet gegenwärtig an Stelle des Bleiweißes, als Malerfarbe, die 
ausgedehntefte Anwendung und wird dieferhalb im Großen dargeftellt, indem man 
metalliſches Zink in eifernen Cylindern über feinen Schmelzpunft erhigt und wäh» 
tenddem einen ununterbrochenen Strom von atmofphärifcher Luft darüber leitet. Das 


574 Zinkvitriol — Zinn. 


Zint verbrennt hierbei zu Zinforyd, welches von dem Luftzuge fortgeführt und in 
eigenen Kammern aufgefangen wird Das fo erhaltene Zinkoryd ift jedoch nicht rein. 
Zur Darftelung von reinem Zinforyd wird die Löfung eines reinen Zinforgdfalzed 
mit kohlenſaurem Ratron gefällt, der Niederfhlag volllommen audgerwafchen, geirod⸗ 
net und zur Austreibung der Kohlenfäure ſchwach geglüht. Das fo erhaltene Zinf: 
oxyd bildet ein amorphes weißes Pulver von etwa 5,6 fpec. Gewicht, Beim Erhiben 
wird es citronengelb, nimmt aber beim Erfalten feine weiße Farbe wieder un. Es 
ift nicht flüchtig, löſt fi ohne Aufbraufen in Säuren und giebt damit die Zink: 
oxydſalze. — Außer ald Malerfarbe hat man auch angefangen, das Zinkoryd ftatt 
Dleioryd zur Fabrikation von Kryftallglad anzuwenden; es befteht in 100 aus 80,25 
Zint und 19,75 Sauerfloff. ‚ 

Zinkvitriel, weißer Bitriol, Galligenftein, f. fhmwefelfaures Zinkoryp. 

Linkweiss, ſ. Zinkoryd. 

Linn, Jupiter, etain, tin. Zeichen Sn; Aequiv. 59,0. Das Zinn gehört zu 
den fhon in frühen Zeiten befannten Metallen. In größeren Mengen kommt es nicht 
häufig vor und der Zinnftein (b Zinnorgd) bildet das einzige Zinnerz, aus melden 
das Zinn gewonnen wird. Die Hauptlager des Zinnfteine fommen in Sachjen, Böh- 
men, England und Oftindien vor, wo es in Meinen Schadhtöfen mit Kohle geihic- 
tet zu Metall reducirt wird. Das Zinn nähert fih in feinem Anfehen und Glanze 
dem Eilber; es befigt einen charakteriftifchen Geruch und Geſchmack; ift fehr dehnbar 
und läßt fih in dünne Blättchen fchlagen. Beim Biegen eined Stüded Zinn ver 
nimmt man einen eigenthümlichen Ton, Gefchrei ded Zinne Es ſchmilzt bei 
228° & und ift in der Weipglühhige etwas flüchtig; ed befigt große Neigung zu 
kryſtalliſiren, ſo daß alle geſchmolzenen Stüde ein kryſtalliniſches Gefüge zeigen: Sein 
fpec. Gewicht ift 7,29 und wird auch durch Hämmern nicht fehr vermehrt. Bei ge 
wöhnlicher Temperatur erleidet ed an der Luft feine Veränderung; aber bei feinem 
Schmelzpunfte überzieht es ſich raſch mit einem grauen Häutchen eined Gemenges von 
Zinnoxyd und Zinnorpbul. Bon koncentrirter Chlorwaſſerſtoffſäute wird das Zinn 
unter Entwidelung von Wailerftoff aufgelöft, ebenfo von verdünnter Schwefelſäute 
beim Kocden; PBoncentrirte Schwefelfäure löſt ed unter Entwidelung von fehrefliger 
Säure; Salpeterfäure verwandelt das Zinn in Zinnoryd, ohne ed aufzulöfen; war 
die Säure verdünnt, fo entſteht zugleich etwas falpeterfaures Ammoniak. In Könige 
waſſer löft es fih vollftländig und ed entiteht, wenn hinreichend Salzfäure zugegen 
ift, nur Zmeifach» Ehlorzinn, Zinnchlorid. — Dad Zinn wird vielfach zu Küchen: 
gerätbfchaften verarbeitet, fomwie auch zum Berzinnen derfeiben angewendet, und ed if 
nicht felten, daß man fich hierbei mehr oder weniger grobe Berfälfchungen mit Blei 
erlaubt. Es ift daher nicht allein_ded geringern Werthed wegen, den mit Blei ver 
ſetztes Zinn befist, fonderın noch weit mehr aus Gefundheitdrüdfichten erforderlid, 
daß man fich, bevor man ſolche Geräthe in Gebrauch nimmt, von der Abweſenheit 
von Blei überzeuge. Um folche betrügerifche Zufäge zu erkennen, genügt es in ber 
Regel, eine Mleine Menge, etwa 1 Grm. des Zinns, mit flarler Salpeterfäure zu be 
handeln, das Ganze in einem Waſſerbade faft zur Trockne zu verdampfen und hierauf 
mit heißem Waller zu vermifchen und auszumafchen. War Blei vorhanden, fo geht eö 
in die Auflöfung und fann mittelft Schwefelſäure, oder noch beffer Schwefelwafler: 
off, leicht erfannt werden. Selbſt dad befte Malacca-Zinn enthält Spuren von 
Kupfer und man erfennt died an dem kupferrothen Niederfchlag, den Blutlaugenſalz 
in der obigen Löſung hervorbringt. Nicht felten enthält das Zinn auch Arfen; um 











Zinnasche — Zinnozxydul. 575 


diefed zu finden, löſt man das Zinn bei gewöhnlicher Temperatur in rauchender Salz: 
fäure und leitet das ſich entwidelnde Gas in Goldchloridlöfung, wodurch der etwa 
vorhandene Arfenmwaflerftoff in Chlorarfen verwandelt wird und dann leicht erfannt 
werden kann, mährend fih metallifched Bold abfcheidet. 
Zinnasche, potée d’etain, tin putty, putty, f. unter ginnoryd. 
Zinnbad, ſ. Verzinnen. 


Zinnbeise, mordant d’etain, mordant of tin, nennt man in der Wolls, Sei⸗ 
dene, Baummollen= und Leinenfärberei gewiſſe Zinnpräparate, deren Röfungen benugt 
werden, die Thiers und Pflanzenfafern damit zu imprägniren, die dadurdy die Ei- 
genfchaft erlangen, bafifche Salze oder die Bafen im HYdratzuftande, amorph, flodig 
und geeignet an der Faſer zu haften, abzufcheiden. Zu diefen Präparaten gehört zus 
nähft da® Zinnchlorür, Einfach» Ehlorzinn oder Zinnfalz der Färber; es dient fos 
wohl al® Beige, aber auch, gegenüber Eiſen- und Manganorydfalen und Indigo, 
ald Reduftiondmittel. Als Beize ift es befonderd wichtig in der Scharlachfärberei auf 
Wolle mittelft Kochenille oder Lac Dye, indem damit die Farben feuriger und leb- 
bafter werden, wie mit Thonbeizen. Gin andere Präparat ift das Zweifach « Chlors 
zinn in wäßriger Löſung, gewöhnlich Zinntompofition, auch „Phyſik“ genannt. Ges 
wöhnlich ſtellt man ed durch Einleiten von Chlor in eine Löfung von Zinndlorür 
dar. Zu den Zinnbeizen gehören au noch Chlorzinns Chlorammonium, das foges 
nannte Pinkſalz, forwie das zinnfaure Natron, Präparirjalz genannt (soude 
de stannate, preparing-salt), und durch Gintragen von gronulirtem Zinn in 
ſchmelzendem Natronfalpeter und Auslaugen der Maſſe dargeftellt. Das zinnfaure 
Natron wird hauptſächlich auf gemiſchte Gewebe von Baummolle und Molle ans 
gerwendet. 

Zinuchlorür, ſ. Chlorzinn-Einfach. 

Zinnchlorid, ſ. Chlorzinn-Zweifach. 

Zinnlegirungen, alliages d’etain, allays of tin; die für die Technik wich⸗ 
tigften Zinnlegirungen find bereit® bei den betreffenden Metallen abgehandelt. 

Zinmober, ſyn. Quedsfilberfulfuret fryftallifirtes. 


Zinnober, grüner; unter diefem Namen fommen im Handel, fowohl ihrer 
Nüance, wie auch ihrer Zufammenfegung nad, verfchiedene, meift aber arfenfreie grüne 
Farben vor; fo dad Kobaltgrün oder Rinmann-Grün, |.d. Nah Bogel 
erhält man ein fchönes Grün, wenn man eine Auflöfung von Berlinerblau in Oral- 
ſäure mit einer Löfung von chromfaurem Kali vermischt und die gelbgrüne Flüffige 
feit durch effigfaures Bleioyyd oder ——— fällt und den Niederſchlag auswäſcht 
und trocknet. 

Zinnebererde ift erdiger tinnober. 

Zinmexyd, ſ. Zinnſäure. 

Zinnexyde, oxides d'etain, ozides of tin; es find — beſtimmte Verbin⸗ 
dungen des Zinns mit Sauerſtoff bekannt: das Zinnorydul und Zinnoryd; beide bil⸗ 
den untereinander ein intermediäred Oxyd des Zinnfedquiorgd. 

Zinnoxydul, protoxide d’etain, ozide of tin,. man erhält dieſes Oryd durch 
Fällen einer Auflöfung von Cinfach⸗Chlorzinn wit kohlenſaurem Ammoniak. Der 
weiße Riederfchlag ift Zinnorydulhpdrat, weiches begierig Sauerftoff aus der Luft an 
zieht und in Zinnoxydhydrat übergeht. 


576 | Zinnsesquioxyd — Zölestin. 


Zinnsesquiexyd, staunate de protoxid d’etain, stannate of oxide of tin, 
wird erhalten, wenn man eine Löſung von gleichen Aequivalenten Zinnchlorür und 
Chlorid mit Ammoniak fällt, den Niederfchlag auswäſcht und trodnet. 


Zinnsäure, Zinnoryd, acide stannique, stannic acid; die Zinnfäure bildet 
zwei durch ihre chemifchen Eigenfchaften völlig von einander unterfchiedene ifomere 
Modifikationen. Die Metazinnfäure oder b Zinnorw, acide metastanntque, meta- 
stannic acid, die durch Behandlung von Zinn mit Salpeterfäure als ein weißes 
Pulver erhalten wird; und die Zinnfäure oder a Zinnoryd, welches durd Zer— 
ſetzung von Zmweifach » Ehlorzinn mittelft Waſſer oder Kalilauge dargeftellt wird. Die 
Metazinnfäure ift in Salpeterfäure vollkommen unauflöslich, bildet aber mit den 
Alkalien Fryftallifirbare Salze. Die Zinnfäure löſt fih in Salpeterfäure und in ver 
dünnter Schwefelfäure auf, Die Metazinnfäure wird als Zufag bei der Darftellung 
von Emaille, um dad Glas, mie überhaupt Glasüberzüge undurdhfichtig zu ma- 
hen, gebraudt. Ein zum Poliren feinerer Gegenftände fih vorzüglich eignendes 
Zinnoxyd erhält man, wenn man 7 Theile ded gewöhnlichen Zinnfalze® in der 
bfachen Gewichtsmenge Waſſers löſt, die Löſung durch Leinwand feiht und hier 
auf mit einer Auflöfung 1 Theil kryſtalliſirter Oxalſäure in Waſſer vermiſcht. 
Es entfteht fofort ein körniger Niederfchlag von oralfaurem Zinnorgdul, den man 
möglihft gut auswäſcht, trodnet und hierauf in Meinen Portionen durch Glühen in 
einer Porcellanfchale in Zinnoryd verwandelt. Aus obiger Menge Zinnfalz erhält 
man einen Theil Zinnoryd. 


Linnsaures Natron, stannate de soude, stannate of soda; Diele Berbin: 
dung wird erhalten, wenn man gleiche Aequivalente Metazinnfäure und Natronbydrat 
(15 Zinnoryd, 8 Natron) zufammenfchmelzt, bis eine Probe fih in überfchüffiger 
Salpeterfäure auflöſt. Man löft die geſchmolzene Maffe in Wafler, läßt die Auflöfung 
fid klären und dampft alddann zur Kroftallifation ad. Dad Salz ift in heißem 
Wafler weniger löslich als in kaltem; erhigt man daher eine in der Kälte be 
teitete Nuflöfung, fo feheidet fih dad Salz aus. — Die Auflöfung des zinnfauren 
Natrons wird in der Kattundınderei als Beize benußt, zu welchem Behufe man es 
auch durch Kochen von Natronlauge mit Bleiglätte und metallifhem Zinn darftellt. 


Zinnseifen, etain d’alluvions, stream tin, nennt man die durch Zerftörung 
der urfprünglichen Zinnerzlagerftätten entflandenen fetundären Ablagerungen von Zinn 
er; 1. Seifengebirge. _ | 

Zinnsteln, Sinner, Zinnoxyd, Zinnfulfid, Zweifach⸗Schwefelzinn, bisulfare 
d’etain, bieulphuret of tin. Diefe Verbindung wird im Großen auf trodinem Wege 
dargeftellt, indem man aus 12 Th. Zinn und 6 Th. Quedfilber ein Amalgam bil 
det, welched man in einem Mörfer zerreibt und mit 7 Th. Schwefelbfumen und 6 Th 
Salmiak mengt. Man erbibt das Gemenge in einem in ein Sandbad geftellten lang 
balfigen Kolben bis zum Dunfeltotfglühen, mo nach Beendigung des Proceſſes dad 
Zinnfulfid (Mufivgold) auf dem Boden des Kolbend in Geftalt einer goldähnlichen, 
aus einer Menge Meiner kryſtalliniſcher Blättchen zufammengefebten, ſehr lockeren Maik 
zurüdbleibt. ; 

Lirkonium, Zirkonmetall, zircon, zircon. -Zeichen Zr. Aequiv. 22,4; 33,6 
oder 44,8. Das Zirkonium wird zu den Erdmetallen gerechnet, fteht aber andererfeitd 
auch dem Silicium und Bor fehr nahe. 

Lölestin, Zöleſtinſpath, fon. Göleftin, ſchwefelſaure Strontianerde; kommt 


Zoochemie — Zucker. 577 


hauptfächfich Hei Dornburg im Weimarifchen vor, dient zur Darftellung der Stron⸗ 
tianverbindungen. 

Toochemie, Thierchemie, chimie animale, Zoochemie, animal chemistry; 
hiermit bezeichnet man den Zweig der angewandten Chemie, welcher fich mit der Er- 
forfdung der hemifchen Vorgänge im Thierorganismus beſchäftigt. 


Topissa-Composition ift eine Art Mörtel, mit welchem Holz, Steine, Bau- 
werke und deren Abpug u. f. w., um fie dadurch vor der zeiflörenden Einwirkung 
der Luft zu fchügen, überzogen werden. 


Zucker, gewöhnlicher Zuder, Rohrzucker, Erpftallifirbarer Zuder, sucre, su- 
gar. Der Zucder ift ein Erzeugniß zahlreicher Gewächſe; in größerer Menge findet 
er fi befonders in den verfchiedenen Arten des Zuckerrohrs, einigen Varietäten der 
Runfelrübe, der Birke und des Ahorns, in den Früchten der Palmen und faft allen 
Obftarten. — Bei weitem die größte Menge ded Zuckers wird aus dem Zuderrohr 
(indifcher Zuder) und aus den Runkelrüben (Rübenzuder, einheimifcher Zuder) ge- 
wonnen, zu welchem Behufe diefe beiden Gewächſe in fehr audgedehnter Weife ange: 
gebaut roerden. Was die Art der Darfiellung des Zuckers betrifft, fo ift diefe, mit 
Rüdficht auf die, durch das Klima und die chemiſche Konftitution der Säfte beding- 
ten Abänderungen beim einheimifchen Zuder diefelbe, wie beim indifchen. Speciell 
auf die AZuderfabrifation einzugehen, erlauben die dieſem Werke geftedten Grenzen 
nicht; im Allgemeinen wird der auf die eine oder andere Weife aud dem Zuckerrohr 
oder der Runfelrübe erhaltene Saft, nachdem er bis zu einem gewiffen Grade erwärmt 
worden ift, mittelft Kalk geläutert oder gefchieden, wodurch der vorher rothe oder 
ſchwarze undurchſichtige Saft klar, hellgelb und viel dünnflüffiger wird. Derfelbe 
wird nun, bevor er Durch Kochen foncentrirt wird, durch die Saturation und Filtra- 
tion einer weiteren Reinigung unterworfen. Die Saturation befieht darin, daß man 
dem Saft, mittelft hindurchgeleiteter Koblenfäure, einen gewiſſen Antheil des aufge- 
löften Kalks und neben diefem noch eine Meine Menge Farbftoff entzieht. Die Filtra- 
tion gefhhieht, indem man den faturirten Saft mit einer verhältnigmäßig großen 
Menge getörnter Knochenkohle in Berührung bringt und abfließen läßt, eine 
Dperation, die gewöhnlich noch einmal wiederholt wird; zwiſchen beiden Filtrationen 
toht man den Saft in der Negel auf eine Koncentration von 50 bid 55%, am Sac⸗ 
charometer gemeſſen; der nicht eingefochte Saft heißt Dünnfaft, der eingekochte 
Dickſaft (Dünn- und Diefaftfiltration). Der filtrirte Dickſaft, au Klär⸗ 
fel genannt, gelangt nun zum Fertigkochen in dad Vakuum oder „Apparat“; 
eine gefchlofiene Pfanne, wobei man dad Blankkochen und dad Kochen auf 
Korn unterfcheidet. Erſteres ift eine einfache Koncentration, die meiftend nur auf 
geringere Produkte angewendet wird. Hierbei fließen die Maffen aus dem Vakuum 
flar in die Kryftallifirbehälter, die Kühler oder „Kuhler“. Beim Kochen auf Korn, 
welched bei den reinen Säften in Anwendung kommt, findet die Abfcheidung des 
Zuckers theilweife fchon während des Kochend felbft fiatt. Nach der gehörigen, nur 
durch längere Hebung richtig zu beurtheilenden SKoncentration, wird der Saft (Füll- 
mafje) in die Kühler abgelaffen, wobei im Allgemeinen bemerkt fein mag, daß dün- 
nere Säfte größere Kryftalle liefern. Die Kühler find entweder vieredige blecherne 
Käften von 240 — 250 Pfund Inhalt, oder runde Lonifche Formen von 100 — 150 
Pfund Inhalt, die nah ihrer Größe Lumpen⸗- oder Bafterformen genannt werden. 
Kaften und Formen haben am Boden eine Deffnung, aud welcher nach beendigter Kry⸗ 
ftallifation der noch flüffige Saft abfließt. Der durch „Deden” oder Schleudern 


H. d. techn. Chemie. 37 


578 Zucker, gebrannter — Zuckersäure. 


möglichſt pon Syrup befreite Zucker heißt „erſtes Produkt“, der abgelaufene oder 
abcentrifugirte Saft heißt Syrup des erſten Produkts oder des Baſterſyrupsé; 

er giebt durch eine weitere Koncentration eine zweite Kryſtalliſation, das zweite 
Produkt. — Zur Darftellung von raffinirtem Zucker wird der Rohzucker unter Zus 
fab von Blut, bidweilen auch von Kalt und Snochenkohlenpulver zu einem Syrup 
von 50 — 55 Procent oder 28 — 309 Be. gelöft, die Löſung einige Mal aufgekocht, 
abgefhäumt und durch Kohlenfilter filttirt. Das Klärfel muß farblos oder faum gelb- 
lich gefärbt abfliegen. Nach dem richtigen Einkochen des Klärfeld im Apparate, d. b. 
Vakuum, füllt man daffelbe in Formen, die etwa 30 Pfund faffen, aus; in neuerer 
Zeit wendet man aus Papiermaché gefertigte Zormen an. Nach ftattgehabter Kry— 
ftallifation öffnet man die Spike der Form und läßt den Saft abfliegen, worauf mit 
dem „Decken“ vorgefchritten wird Diefed befteht darin, daß man die oberfte Schicht 
des Zuckers abnimmt, die Fläche ebnet und mittelft de8 Deckklärſels, welche man 
mehrere Male aufgießt, den grünen, dem Zuder anhängenden Saft verdrängt. Nach: 
dem die Brode nett, d. h. volllommen weiß find, werden fie gefegt, am Boden 
geebnet und auf die Nutſchen gebracht. Die Nutfchen find Saugapparate, aus 
liegenden eifernen Cylindern oder Röhren beftehend, die auf ihrer Länge eine große 
Anzahl mit vulfanifirtem Kautſchuk montirte Deffnungen haben, in welche die Spipe 
der Kormen eingefeßt wird; eine mit der eifernen Röhre in Verbindung gefehte Luft- 
pumpe bewirkt das Ausfließen des noch in dem Brode vorhandenen Syrups, fo daß 
nur die Spige noch feucht bleibt. Hiernach werden die Brode zur gleichmäßigen Ber: 
theilung des Safts aufrecht geftellt und kommen dann in die ſehr allmälig auf 
450 C. — 36° R. erwärnte Trodenftube zum völligen Austrodnen, anfänglich unter 
einer Hülle von Papier, die Kappe, 

Zucker, gebrannter, fyn. Caramel. 
Zucker, raffinirter, wird der durch Decken gereinigte Robzuder genannt. 


Zucker, Roh-, ift der durch die erfle Kryftallifation aus der Melaffe erhal« 
tene Zuder. 

Zucker-Candis, Gandiözuder, wird der durch allmälige Abkühlung in großen 
Kryftallen anſchießende Zuder genannt. 


Zuckeressig nennt man den durch Gährung bon Zuderlöfungen dargeflell- 
ten Effig. 


Zuckerrohr, Sacharum officinarum seu Arando sacharifera, ift der Name 
der zu den Öramineen gehörigen Pflanze, aus welcher der größte Theil alled zum 
Verbrauch) kommenden Zuckers dargeftellt wird; es werden in den Beuaiedenen Län⸗ 
dern verſchiedene Varietäten dieſer Pflanze kultivirt. 


Zuckerrübe, die Wurzel der in vielen Spielarten angebauten beta cicta und 
heia vulgaris. Bon welcher Ausdehnung in einigen ©egenden Frankreichs und 
Deutſchlands die Fabrikation von Zuder auch ift, fo liefert die Rımfelrübe bis jeht 
doch einen nur Meinen Bruchtheil ded gefammten Bedarfs. 


Luckersäure, acide sacharique, sacharic acid; fie entfieht neben oft nicht 
unbeträchtlichen Mengen von Dralfäure bei der Orpdation ded Zuderd mittelft Sal: 
peterfäure. Zu ihrer Darftellung behandelt man 1 Th. Zuder mit 2 Th. Salpeter: 
fäure und 10 Th. Waffer in der Wärme, fo lange noch eine Reaktion bemerklich if; 
man neutralifirt mit fohlenfaurem Kali und überfättigt mit Effigjäure, worauf nad 
einigen Tagen faures zuderfaured Kali in harten Kryflallen anſchießt; man neutrali: 





Zuckersäure — Zunder. 579 


firt Diefes mit Kali, fällt durch fchmwefelfaure® Kadmiumoryd und zerlegt das nieder 
faltende zuderfaure Kadmiumoryd Durch Schwefelwafferftoff, worauf man die Säure 
durch Eindampfen gewinnt; fie hinterbleibt hierbei als eine fpröde, gummiartige Maffe, 
die ſchon bei 1069 fich zu zerfeben anfängt; fie ift in Waffer und Alkohol leicht, in 
Aether nur wenig löslich. 


Zuckersäure wurde früher auch die durch Drydation des Zuckers erhaltene 
Dralfäure genannt. 


Zuckerstofl; man glaubte früher, daß alle Subftanzen von ſüßem Gefchmad 
diefen einem cigenthümlichen Stoff, dem Zuderftoff, verdanften. 


Zündhölschen,, ſchwefelfreie, die fiher und geräufchlos abbrennen. Die Hölz- 
hen werden ohne vorherige Darrung in eine gefihmolzene Mafle aus 3 Th. Kolor 
phonium und 1 Th. Phosphor, 3 Th. arabifhem Gummi, S Th. Bleihyperoxyd, 
4 Th. Braunftein und 44 Th. Wafler mit dem einen Ende eingetaucht; ſoll die Zünd- 
maſſe zu den fogenannten Salonhölzchen gebraucht werden, fo nimmt man flatt 3 Th. 
nur 2 Th. Gummi. i 

Zündmaschine, ſ. Bafferftofffäurezeuge. 


Lündrequisitem; hierunter verſteht man die verfchiedenen Stoffe, deren man 
fih bedient, um Feuer zu machen. Ihre Zahl ift Schon jebt fehr groß und noch int: 
mer werden neue erfinden, ohne daß einer den andern verdrängte. Durch ſtarke Friktion 
trockner organifcher Körper, durch die Sonnenftrahlen mittelft Brenngläfer; durch Kom⸗ 
preffion der Luft, laſſen fih geeignete Stoffe in Brand fegen. Der bei der Reibung 
von Stahl und Stein entflehende Funke, glühende Stahltheilchen, entzündet Schwamm, 
Kohle ꝛc.; außerdem hat man noch eleftrifche Zündmafchinen, |. Wafferftofffeuer: 
zeug, Platinfeuerzeuge, Pbhodphorfeuerzeuge, f. dieſe. Tauch- oder 
Stipphölzchen » Feuerzeuge, d. h. Hölzchen mit einem Gemenge von KHlorfaurem Kali, 
Schwefel ꝛc., die in foncentrirte Schwefelfäure getaucht werden. Streichfeuerzeuge, 
wo Phosphormifchungen, die, auf rauhen Flächen geftrichen, durch die hierbei frei 
werdende Wärme fi entzünden. Gegenwärtig beichäftigt man ſich damit, ähnliche 
Reibhölzchen ohne Phosphor darzuftellen, indem der Phosphor nicht allein bei der 
Verarbeitung felbft gefährlich, mehr noch, weil er eines der heitigften Gifte ift, 
welches theils durch Unvorfichtigkeit, theil® in verbrecherifcher Weife ſchon viele Un- 
glüdsfälle veranlaßt hat. Zur Darftelung folder phosphorfreier Streichhölzer giebt 
Wiederhold folgende Vorfhrift: 14,0 Theile chlorfaures Kali, 4,0 Th. chromfau: 
red Kali, 4,5 Th. Bleihyperoryd, 12,0 Th. Kermes (Antimonoryfulfuret), 6,0 Bim⸗ 
ftein, 4,0 Gummi. Bon Andern find diefem Gemenge noch Cyanblei oder Blutlau: 
genfalz zugefeßt worden. Obgleich diefe Streichhölchen nah den von Wiederhold 
angeftellten Berfuchen in ihren Leiftungen den phosphorhaftigen nicht nachftehen, fo 
haben fie doch bis jetzt nur eine fehr befchränfte Verbreitung gefunden. Nach einer 
andern Borfohrift von Wiederhold giebt eine Miſchung von 10 Th. chlorfaurem 
Kali, 8 Th. grauem Schwefelantimon, 5 Th. unterfchwefligfaurem Bleioryd, 2 Th. 
PBulverkohle und 2 Th. Gummi, mit Waller zu einem Brei angerührt, ein fehr gu- 
te8 Refultat. 


Zündspiegelmasse, preussische;3 nah Wiederhold befteht diefelbe aus 
nahezu 5 Th. hlorfaurem Kali und 4 Th. Schwefelantimon, ohne jedes Bindemittel. 


Zunder; man verfteht Hierunter eine beſonders zubereitete Zündmaffe, die mit 
telft einer eigenen Vorrichtung zur Entzündung von Pulver bei Sprengarbeiten dient. 
37° 


580 Zusammenhangskrafti — Zymurgıe. 


Nach Böttger erhält man eine ficher zündende Maffe durch Vermifchung gleicher 

Theile von chlorfaurem Kali und Schwefelantimon; man bringt diefelbe auf eine 

ſchickliche Weiſe auf einer Stelle des Leitungsdrahtes an, wo diefer Durchgefchnitten iſt. 
Zusammenhangskraft, ſ. Cohäſion. 


Lwetsche; die Frucht von Prunus domestica, einem Baume, der in n febr mans 
nichfaltigen Spielarten angebaut wird. Mit dem Namen „Zwetſche“ bezeichnet man 
die verfchiedenen länglichen Früchte, während die mehr runden Pflaumen genannt 
werden. Die Zwetſche wird an vielen Orten, namentlih in Ungarn," Böhmen x., oft 
zur Darftellung eines geiftigen Getränks, des Zwetfchenbranntweind, benugt. Der 
Zudergebalt ift im Allgemeinen fein fehr bedeutender, wechfelt aber nach den Jahıen 
und der Spielart der Pflanze und beträgt zwiſchen 2 und 7 Proc. Die Afche der Frucht 
enthält gegen 60 Proc. Kali, woraud man erfieht, daß der Zwetſchenbaum zu feinem 
Gedeihen eined an biefem Alkali reichen Bodens bedarf. 

Zwischgeld, Quickgold, nennt man Doppelblättchen von reinem Gold und 
Silber, die man auf diefe Weife darftellt, daß man ſtark vergoldete Silberplatien dünn 
auswalzt und dann ausfchlägt. 

Lymom ift der Name für den in Alkohol unlöslichen Theil des Pfianzenklebers. 

Lymoskop, ein Apparat zur Prüfung der Hefe auf ihre Gährungsfraft, in 
welchem man die Hefe mit dem Zucker gähren läßt und die Menge der fich entwickeln⸗ 
den SKohlenfäure beftimmt. 

Zymurgie, fon Gährungstheorie, ift derjenige Ziveig der techniſchen 
Chemie genannt worden, welcher fich mit der theoretifchen Begründung der Operatio: 
nen bei der Bereitung von Wein, Bier, Branntmwein u, ſ. w. befchäftigt. 











Nahträge 


A. 

Achatglas. Gine dem Achat dadurch nachgeahmte Glasmaſſe, da man vers 
Ihieden gefärbte Glasftüce mit einander bis zum Zähflüffigwerden erhißt, dann um- 
rührt und die Maſſe fofort verarbeitet. 

Achromatismus. Diefe Bezeichnung wird von Priömen und Linfen gebraucht, 
wenn fie die Eigenfchaft haben, die Lichtftrahlen abzulenken, ohne fie zugleih in 
Farben zu zerlegen. 

Aegyptlan; eine Bezeichnung für unglafirtes, aber gefärbtes Steinzeug 
Wedgewood). 

Aequivalentrolumen, drückt den Quotienten aus, welcher durch Diviſion der 
Nequivalentgewichte der einfahen Stoffe durch deren fpecififhe Gewichte erhalten 
wird. : 
Aichmetall; if eine aus 60 Theilen Kupfer, 38,2 Theilen Zink und 1,8 Thei« 
len Eifen zufammengefeßte Legirung, ein ſchmiedbares Mejfing. 

Akustik; Schalliehre, Klanglehre, entwidelt die Gefebe von der Entftehung 
oder Erregung der Töne. 

Alabasterglas; auch Opalglad, ein dem fog. Reaumur’fhen Porcelan ähnliches 
Produft. 

Alaun, foncentrirter, foviel wie ſchwefelſaure Thonerde. 

Alaum, fubifcher oder neutraler, ift ein Doppelfal aus 1 Aeq. neutralem 
ſchwefelſaurem Kali und 1 Aeq. %/s fchwefelfaurer Thonerde. 

Alaun, unlöslicher, ift ein in Waſſer unlösliches weißes Pulver aus 1 Aeq. 
ſchwefelſaurem Kali und 1 Aeq. Al,O,, SO, beftehend. 

Alaun- oder Weissgerberei nennt man die Art der Ueberführung der Haut 
in Leder, zu welcher man fich gewiffer Thonerdefalze bedient; das fo erhaltene Leder 
führt den Namen alauns oder weißgares Leder. 


582 Aldehydygrün — Aneroidbarometer. 


Aldehydgrün, Anilingrün, Emeraldin, wird durch Behandiung einer mit 
Schwefelfäure verfeßten Löfung von fchmwefelfautem Rosanilin mit Aldehyd, wobei 
man vorfichtig erhißt, Did die Löfung eine dunfelgrüne Farbe angenommen hat, er 
halten. Dann febt man unterjchwefligfaured Natron hinzu und focht einige Minuten; 
alles Grün bleibt in Löfung und dient fo zum Färben der Seide. 


Algarobilla, find die von Chile eingeführten Samenkapſeln von Prosopis 
pallida; in England hat man verfucht fie zum Gerben zu benußen. 


Alkannin, eine aus der Alkannawurzel dargeftellte Farbe, die jeßt in den Han— 
del gebraht und in der Färberei gebraucht wird; ein Auszug derfelben mit 
Alkohol ift auch ein vorzügliched Reagenz anf Alfalien. 


Alkeholgährung, weingeistige Gährung, Zudergährung, f. Gährung. 


Aleehanf, Pitta oder Pitt, fommt aus Peru, Weftindien, Merito und Of: 
indien, und beſteht aus den gereinigten Faſern der Blätter mehrerer AgavesArten; er 
ift gelblich weiß und wird bauptfächlich zu Seilerwaaren verarbeitet. 


Amansen; mit diefen: Namen bezeichnet man die in Glasflüffen nachgeahmten 
Edelfteine, eine Kunft, die ſchon früh in Egypten und Griechenland gelannt war, 
und in deren Ausübung man e8 heute zu einer großen Vollkommenheit gebracht bat, 
fo daß man alle Edelfteine, mit Ausnahme der edeln Opale, nachzuahmen im Stande 
ift. Die zur Fabrikation künſtlicher Edelfteine dienende Mafle führt den Namen 
Straß oder Mainzer Fluß, die Edelſteine felbft werden Pierres de Strass ge⸗ 
nannt, und befonders in Frankreich von einer foldhen Vollkommenheit hergeftellt, daß 
fie felbft das Auge ded Kennerd zu täufchen im Stande find, und man zur Feile und 
Wage greifen muß — fie find weniger hart aber weit ſchwerer als die echten Steine 
— um fich zu überzeugen, ob man es mit einem Mineral oder mit einem Kunſt⸗ 
produft zu thun hat. 


Ammoniskwasser, ein Nebenproduft bei der Gasbereitung and Steinfohle, 
Braunkohle oder Torf, mit wechfelnden Mengen von kohlenfaurem Ammont, Schwefel: 
ammonium und Chloyammonium, zumeilen auch Cyanammonium und Schmefelyan: 
ammoniung man verwendet dad Ammoniatwaflfer zumeift zur Darftellung von 
fchwefelfaurem Ammoniak, welches dann, gereinigt, zur Darftellung anderer Ammonial- 
ſalze dient; wo fich chemifche Fabriken nicht in der Nähe befinden, benupt man dad 
Ammoniakwaſſer, nachdem ed noch verdünnt worden ift, zum Düngen der Felder. 


Amerces, Snalldriefe, find Meine rofafarbige Papierblättchen von Affichen- 
papier, die, zu je zwei aufeinandergeffebt, zroifchen fich eine etwa ſtecknadelkopfgrtoße 
Pille enthalten, die durch den Hahn einer Heinen aus Blei gefertigten Piftole, oder 
durch Auftreten mit dem Fuße zur Entzündung gebracht wird und mit einem bedeu 
tenden Knalle detonirt. Die Meine vöthliche Pille befteht aus einem Gemenge ren 
hlorfauren Kali mit rothem Phosphor, melches, mit irgend einem Klebemittel ange 
rührt, auf das Blättchen aufgetupft if. 


Andaquiaswaächs ift das Produkt eines im Flußgebiet des Orinoko und des 
Amazonenftromed wohnenden Inſekts, welches bei 77 Grad ſchmilzt, ein fpec. Gewicht 
von 0,917 befißt und, wie es ſcheint, dem Bienenwachs gleich zufammengefeßt if. 


Aneroidbaremeter; dies Inſtrument dient, wie das gewöhnliche Auedfilber 
Barometer, zur Beobachtung der Veränderungen, die die Atmofphäre in ihrer Dichtig 





Anilinbraun — Antiphosphorfeuerzeuge. 583 


feit erleidet, d. 5. des wechfelnden Luftdrucks. Der wefentlichfte Theil des Inſtru⸗ 
ments ift eine nahezu kreisförmige, einen nicht ganz gefchloffenen Ring bildende und 
iuftleer gemachte Röhre aud dünnem Kupferbleh. Bei abnehmendem Drude entfernen 
fi) die beiden freien Enden der Röhre; bei zunehmendem Druck frümmt fih die 
Nöhre flärker und die Enden derfelben nähern fih einander. Diefe Bewegungen 
übertragen fich auf einen Hebel, der wieder mit einem, einen eingetheilten Gradbogen 
durchlaufenden, Zeiger in Berbindung fteht, welcher, je nachdem der Luftdruck fich 
verändert, auch feine Stellung ändert, fo daß man an diefer den herrfchenden Luft- 
drud ablefen fann, wenn die Grade auf dem Bogen nach einem guten Barometer 
normirt worden waren. 

Anilinbraun, wird durch Erhigen eines Gemenges von Anilinblau oder Anis 
Iinviofett mit falzjaurem Anilin bis auf ze Grad C. erhalten, bis die Farbe der 
Miihung in Braun übergeht. 

Anilingelb, Anilinorange, Aurin, falgfaures Chrysanilin; zu feiner Darftellung 
behandeli man den NRüdftand von der Bereitung ded Fuchfind mit Waflerdämpfen: 
fobald fich eine gewiflfe Menge von Bafe gelöft bat, fällt man das Anilingelb, oder 
Chrysanilin, durch Salpeterfäure. 

Anilinöl, diefen Namen führt in der Technik das rohe Anilin, welches zur 
Darftellung der Theer- oder Anilinfarben dient, und ein Gemenge von Anilin, To- 
luidin und Odorin ift. 

Anilinpurpur, auch Anilinviolett, Aniloin, Indifin, Phenamoin, Harmolin, 
Violin, Rofolan, Mauvoin genannt, fann durch Behandlung von rohem Anilin oder 
Anilindt mit zweifach chromfaurem Kali und Schmwefelfäure, aber auch noch auf ver- 
Ihiedene andere Weife erhalten werden. 

Anilinschwars (ein dunkles Anilingrün), wird durch Einwirkung von chlor- 
faurem Kali und Kupferchlorid auf falzfaures Anilin erhalten. 

Anilinviolett, ſ. Ynilinpurpur. 


Anion ift die von Faradey gewählte Bezeichnung für dad negative Ele- 
ment eines Elektrolyten. 

Antimeneid. Unter diefem Namen wird von A. Speder in Wien ein 
Schweißmittel verfauft, vermittelft welches Eifen an Eifen, Puddelſtahl an Beffemer- 
ſtahl, Gußſtahl an Gußftahl (bei gebrochenen Werkzeugen) ohne Unterfchied der Dice 
und Querſchnittsform, neue Stüde an denjenigen Theil eines größern Stücks, welche 
in Folge ihrer Lage und Befchaffenheit nicht im Schmiedefeuer fich vereinigen laflen, 
aneinander gefchmweißt werden können. Weber die Zufammenfebung des Antimonoide 
ift zur Zeit Näheres nicht befannt geworden, doch foll dafjelbe bereit® eine große Ber- 
breitung gefunden haben. 


Anfiphosphorfeuerseuge; diefogenannten Antiphosphorfeuerzeugefind im Jahre 
1848 von Böttger erfunden, und in aller Herren Länder unter den verfchiedenften 
Namen induftriell ausgebreitet worden. Sie beftehen 1. aus Zündhölzchen, deren 
Zündmafle feinen Phosphor enthält, fondern nur in einer mit einem Bindemittel an- 
gemachten Mifchung von Schwefelantimon und chlorſaurem Kali befteht und 2. aus 
amorphem Phosphor, welcher, unter Zufaß eine® rauhen, die Reibung verftärfenden 
Körperd mit Leim gemengt auf Pappe oder Holz, oder wie bei den Parifer Zmitter- 
zundhöfzchen, an das entgegengefegte Ende des Zündhölzchens befeftigt if. “Diele 
Zündhölzer haben ſich deshalb nicht eingeführt, weil die Neibfläche zu jchnell abge 


584 Antozon — Atherman. 


nugt und unbrauchbar wird, fo daß man auf 100 Streichhölzerdrei auch wohl vier folder 
Reibflähen bedarf. Die Bequemlichfeit geht den meiften Menfchen über Alles, felbft 
wenn ihr Leben dadurch in Gefahr käme! ine andere Maffe zu Streihhölzhen 
ohne Phosphor, die fich fehr gut bewähren foll, ift von Wiederhold angegeben, 
und hat die folgende Zufammenfegung: 7,8 Theile chlorfaures Kali, 2,6 Theile unter 
ſchwefligſaures Bleioryd und 1,0 Theil arabifcheds Gummi. Nah Pelber auch 
unterfchwefligfaured Kupferoryd und Natron. | 
Antoson, f. Ozon. 


Archimedische Princip, das; nach feinem Entdecker Archimedes, bezeich— 
net man mit jenem Ausdrud die Thatfache, daß ein jeder in eine Flüffigkeit einge: 
tauchte Körper von feinem Gewichte gerade fo viel verliert, ald die aus der Stell 
verdrängte Flüffigfeit wiegt. Oder, richtiger gefagt, wenn ein Körper in eine Flüffig: 
feit eingetaucht if, fo wird ein Theil feined Gewicht? von der Flüffigfeit getragen, 
welcher dem Gewichte der aus der Stelle getriebenen Flüffigkeit gleich iſt. Belannt- 
lih benugen wir dies Princip fowohl zur Beſtimmung des fpecififchen Gewichts von 
Flüffigkeiten mittelft eined flarren Körperd von befanntem Volum und abfoluten 
Gewicht, ſowie auch umgekehrt flarrer Körper in Flüffigkeiten von befanntem fpecifi 
ſchem Gewicht. 

Argundre’s Pulver, fo nach feinem Erfinder benannt, ift eine Art Schief- 
pulver, deutſches Weißpulver, oder amerifanifches Pulver, welches nad 
Pohl in 100 Theilen aus 28 Theilen Blutlaugenfalz, 23 Theilen Rohrzuder und 
49 Theilen hlorfaurem Kali beiteht. 

“ Armstrong’s Mischung ift ein Gemenge aus rothem Phosphor und ler: 
faurem Kali, das in der Feuerwerkerei gebraucht wird. 

Arnaudon’s Grün, auch Mittler’d Grün, Smaragdgrün, Pannetier's Grün, 
Matthieu⸗Pleſſy's Grün, Guignet's Grün, find Bezeichnungen für das feit einiger 
Zeit entweder für ſich oder in DBerbindung mit Borfäure oder Phosphorfänre, ald 
ſchöne grüne Farbe und ald Erjaßmittel de8 Schweinfurter Grün im Handel vor- 
fommende Chromorydhydrat. 

Arsenillo, unter diefem Namen kommt ein Kupfererz, der Atamit, im gemaple: 
nen Zuftande aud Peru ald Streufand im Handel vor. 

Ashberrium, die Benennung einer Metalllegirung, nah ihrem Erfinder 
Afhberry, an Stelle ded Britanniametall, die aus 80 Theilen Zinn, 2 Xheilen 
Kupfer, 2 Theilen Nidel, 1 Theit Aluminium, 14 Theilen Antimon und 1 Theil Zint 
zufammengefegt ift. 

Astatische Nadeln nennt man zwei auf die Weife verbundene magnetifhe 
Radeln, daß fie parallel find, daB aber der Nordpol der einen dem Südpol der andern 
entgegengejebt gerichtet ift; der Zweck diefer Anordnung ift ein aftatifches Nadelpaar 
zu erhalten, welches felbft noch durch die fchwächften magnetifchen Ströme affiir 
wird. i 

Astralit; eine von Pettenkofer dem Hämatinon der Alten nachgebildete 
Glasmaſſe, die durch Zufammenfchmelzen von Kiefelfäure, Borfäure, Kalk, gebrannter 
Bittererde, Dleiglätte, Soda, Kupferhammerfchlag und Eifenhammerfchlag erhalten wird. 

Athermanz als athermane Körper bezeichnet man folche, welche den Wärme 
firahlen den Durchgang verwehren; wo hingegen diathermane folche find, durch 
welche die Wärmeftrahlen hindurchgehen. 


Atomvolum — Batterie, galvanische. 585 


Atomvolum; wie man das Aequivalentvolum durch Divifion des Aequivalent- 
gewichtd durch das fpecifiihe Gewicht eined Körpers findet, fo findet man das 
Atomvolum durch Divifion ded Atomgewichts -ded Körpers durch deſſen fpecififches 
Gewicht. 

Auslader oder Entlader, ein kleines Inſtrument, deſſen man ſich zum Ent- 
laden einer leydener Flafche, cder eined anderen gebundene Elektricität enthaltenden 
Apparats bedient. Daffelbe befteht aus zwei gebogenen, durch ein Charnier verbun⸗ 
denen Meffingftäbchen, deren jeded in eine kleine Meffingkugel endigt und in der Nähe 
des Charnier® mit einer ifolirten Handhabe verfehen if. Dan berührt die eine Bes 
fegung mit der einen Kugel und nähert die andere Kugel der gegemüberftehenben 
Belegung; ſchon in einiger Entfernung fpringt ein Funken mit lebhaftem Lichte und 
lautem Geräuſch über. 

Avaka oder Pinasfafer, auch Manilahanf, fommt von Musa textilis, Musa 
trogoglytarım und Musa paradisiaca, die in Indien und mehreren Inſeln des 
indifchen Archipelagus wachſen. Der Manilahanf fommt im Handel in gelblich 
weißen oder bräunlichgelben Fafern von 1,3 bid 2,2 Meter Länge vor. Die weiße 
Sorte zeigt nah dem Hecheln Seidenglanz und wird zu Ölodenzügen, Zafchen, die 
geringere Sorte zu Seilerarbeiten verwendet. 

Asala, ein von Frankreich aus zum Färben empfohlener Farbftoff des Krapps, 
der wahrfcheinlich nicht? anderes. ift ald rohes Alizarin. 

Asaline, f. v. wie falpeterfaures Rofanilin. 

Asotometrie, ein Berfahren der direften Beftimmung des Stickſtoffs, in neues 
fter Zeit durh Prof. H. Schiff mefentlich vervollkommnet. 

Asulin, Asurin oder Anilinblau wird erhalten, indem man ein Gemenge 
von Fuchfin mit Anilinöl einige Stunden lang erhißt und dad Produkt in Salzfäure aufs 
löft. Dad erhaltene Blau fommt auch unter dem Namen Bleu de Paris und Bleu 
de Lyon in den Handel. 

Azurin, ſ. v. w. Azulin. 


B. 

Bandanas oder Bandanasdruck nennt man das Druckverfahren, vermittelſt 
welches man auf echt frappgefärbten Tafchentüchern weißgeäßte Figuren erzeugt und 
zwar auf die Weife, daß man die Stoffe zwifchen zwei bleierne mit Ausfchnitten ver- 
ſehene Platten preßt; eine mit etwad Schwefelfäure verfegte Löfung von Ehlorfalf 
dringt an jenen Stellen, welche den Ausfchnitten entfprechen, in das Zeug ein und 
nimmt dafelbft das Roth hinweg. 

Barabenzol nennt Reinmann das zwiſchen 100 bis 150 Grad C. — 
Benzol, während er das bei 100 Grad ſiedende Kuphobenzol nennt. 

Barytgelb, eine Benennung für chromſauren Baryt. 

Batterie, elektrische, nennt man mehrere, zu Einem Paare verbundene 
Leydener Flafchen. 

Batterie, galvanische, nennt man nach Art der Voltaiſchen Säule mit 
einander verbundene Plattenpaare, 





586 Belmontinkerzen — Blitzableiter. 


Belmontinkerzen nennt man die aus dem, von Stein= oder Erböl abge 
fhiedenen Paraffin dargeftellten Kerzen. 


Bessemerstahl; ver Beffemerftaht, nach feinem Erfinder Henry Beffemer 
in Sheffield fo genannt, ift nicht ſowohl feiner Beichaffenheit nach eine befondere 
Stahlforte, als vielmehr ein durch einen befonderen Proceß dargeftellter Stahl. Die 
Baſis diefed Beffemerprocefled bildet die Anwendung eined Stromes atmofphärifcher 
Zuft zum Entlohlen des flüffigen Roheifene. Wenn zwar auch beim Berfrifchen des 
Roheifend die Luft durch ihren Sauerſtoff thätig ift, um die Entkohlung des Rob: 
eifen® zu bewirken, fo äußert fie Hier ihre Wirkung doch nur auf die Außenfläche 
größerer oder Meinerer Gifentheilchen, und die Operation fchreitet daher nicht nur 
langfam vorwärts, fondern die XZemperatur fteigt auch nicht hoch genug, um den 
refultirenden Stahl, welcher firengflüffiger ald das Roheiſen, flüffig zu erhalten. 
Beſſemer dagegen treibt große Mengen von Xuft durch die fehr heiß geichmol- 
zerre Nobeifenmaffe, und vollendet fo deren Entlohlung und Umwandlung in Stahl 
in außerordentlich kurzer Zeit. Dabei erhöht fi die Temperatur in Folge der Ber 
brennung des Kohlenftoffe, einer Heinen Menge Eifen, und der vorhandenen fremden 
Stoffe (Silicium, Aluminium, Phosphor 2c.) dergeftalt, daß auch nach Beendigung 
der Entkohlung der refultirende Stahl flüffig bleibt — ein in ökonomiſcher Beziehung 
wichtiged Moment — und fofort in Formen gegofjen werden kann. 


Betain, ein, von Scheibler, im Saft der. Runfelrübe aufgefundenes Alle 
loid, es Erpftallifirt aus ſtarkem Alkohol in großen ſchön glänzenden Kryftallen, die 
in feuchter Luft zerfließen, bei 100 Grad C. verwittern und ihr Kryſtallwaſſer ver: 
lieren. Das Betain ift im Waſſer leichtlöslich, reagirt nicht alfalifch, iſt geruchlos, 
ſchmeckt füßlich, fühlend und zerfest fi beim Erhiken vollftändig unter Aufblähen. 


Bilifulvin, Bilirabin, find (zum Theil) kryſtalliſirbare Beftandtheile der Gall. 
Bittermandelöl, künstliches, fogenanntes Nitrobenzol. 


Blackband, eine Benennung für eine befondere Art Sphärofiderit, natürliches 
kohlenſaures Eifenorydul. 


Blanc de Jard, eine Bezeichnung für. ſalpeterſaures Wismuthorxyd. 


Bleu de france, nennt man das auf eigenthümliche Weiſe ohne alle Eiſen⸗ 
beize, nur mit Ferrocyanwaſſerſtoffſäure auf die zu färbende Seide dargeſtellte Ber: 
linerblau, beim Kochen unter gleichzeitiger Einwirkung der Luft giebt die Eifenblau 
fäure, unter gleichzeitigem Sreiwerden von Blaufäure, Berlinerblau; es führt auch den 
Ramen Bleu Ragmond. 


Bleu de lumiere, Bleu de Lyon, Bleu ai Bleu de Parme 
find blaue Anilinfarben. 


Blitsableiter find Borrichtungen, die man auf Gebäuden anbringt, um die 
felben gegen Blisfchläge und die durch diefelben veranlaßten Feuerbrünfte zu fügen, 
indem diefe Vorrichtungen dazu dienen, den Ausgleich der Spannungen zwiſchen der 
Erd = und der Luft» oder Wolfenelektricität auf eine ungefährliche Weife zu vermitteln. 
Die Bligableiter beftehen aus einer zugeſpitzten Metallftange, welche in die Luft 
bineinragt, und einem guten Leiter, alfo von Metall (Eifen, Kupfer), welcher die 
Saugftange mit dem Boden verbindet. Folgende Bedingungen müffen erfüllt fein, 
wenn fie ihrem Zweck entiprechen follen: 


Bluin — Brogniartin. : 587 


1. Die Stange muß in eine feine metallifche Spike auslaufen. 

2. Die Verbindung mit dem Boden muß volllommen leitend fein, von der Spike 
bi8 zum untern Ende der Leitung darf feine Unterbrechung ftattfinden. 

3. Alle Theile der Borrichtung müffen die gehörigen Dimenfionen haben. 

Damit die Spibe etwa durch Orpdation nicht abgeftumpft werde, muß fie ftarf 
vergoldet fein, auch wendet man wohl eine Spige aus maffivem Platin an, die 
mittelft Silber in einen etwas Fonifchen 0,7 Meter langen Meffingftab eingelöthet 
fl. Diefer Stab wird dann auf die ungefähr 6 bis 8 Meter in die Luft hineins 
tagende Eilenftange feſt aufgefhraubt. 

Bluin, ſogenanntes Anilinblau. 


Bor-Diamanten, fog., kryſtalliſirtes Bor; wird durch Reduktion von ges 
Ihmolzener Borfäure mittelft Aluminium, oder auch durch Weberführen von amorphem 
Bar in Pryftallinifches erhalten ; letztere Methode giebt ein beſſeres Refultat ale die 
erftere. 


Borouatrocalcit, ein Mineral, welches gegenwärtig in großer Menge zur 
Darftelung von Borfänre und Borar benugt, von der Weftfüfte Afrifad und aus 
dem füdfihen Peru, wo es ſich ald weiße knollige Mafje unter den Natronfalpeter- 
ſchichten findet, dort Tiza genannt und in den Handel gebracht wird. Der Boro- 
natrocakcit befteht feiner Hauptmafle nach aus 2 Aeq. borfaurem Kalk und 1 Aeq. 
borfaurem Natron mit 10 Aeq. Wafler oder in 100 Theilen aus 

Borfäure 49,57 





Kalt 15,98 

Natron 88,00 

Waſſer 25,57 
100,00 


Gewöhnlih enthält das Mineral auch größere Mengen von Chlornatrium 
und Glauberſalz, beſonders lebtered; fo daß man dafjetbe nach mehreren Unterfuchungen 
ald aus A Aeq. borfaurem Kalk, 1 Aeq. borfautem und 1Aeq. fehwefelfaurem Natron 
beftehend anfehen muß, womit auh das Berhältniß von 5 Aeq. Bafe auf 10 Aeq. 
Säure übereinftimmt. 

Bournonit, ein Mineral, welches aus 3 Aeq. Schwefellupfer, 6Aeq. Schwefel: 
blei und 3 Aeq. Schwefelantimon befteht und hüttenmännifche Verwerkhung findet. 

Brechung des Lichts; unter Brechung verfteht man die Ablentung, die 
Rihtungsänderung, welche ein Kichtftrahl erleidet, wenn er aus einem Mittel in ein 
anderes übergeht. 

Brematinkerzen, unter diefer Benennung bat man zuerft von Bremen Lichter 
in den Handel gebracht, welche aus eimem Gemifch von Pataffin und Stearinfäure 
angefertigt find. 

Brogniartin, ein Mineral, welches aus gleichen Aequivalenten Kehruefelfaurem 
Ratron und ſchwefelſaurem Kali befteht, und einen häufigen Beftandtheil ded Stein- 
ſalzes bildet. 








588 Calain — Carburiren. 


C. 


Calain, eine aus 126 Theilen Blei, 17,5 Theilen ginn, 1,25 Theil Kupfer 
und einer Spur Zink beftehende Legirung,' deren Folien von den Chinefen zum Aus: 
kleiden ihrer Theefiften benußt werden. 

Callou’s Sprengpulver ift ein Gemenge von chlorſaurem Kati und Operment, 

Calmen, nennt mandie Gegend am Aequator, wo der Nordoſtpaſſat der nördlichen 
und der Südoftpaffat der füdlichen Halbkugel zufammentreffen und zu einem rein öftlichen 


“Winde fich vereinigen, derum fo weniger einefehr wahrnehmbare Stärke erreicht, als er von 


dem durch den flark erhigten Boden erzeugten Courant ascendant aufgenommen und 
in die Höhe abgeführt wird. Diefer Vorgang ift aber eben wieder die Urſache in 
der Höhe fich bildender Gewitter, die fih faft täglich unter Blitz, Sturm und Regen 
dort entladen; nur ein ſeitliches Einbrechen von Luftſtrömungen findet im Gebiete 
der Windſtillen nicht ſtatt. 

Calorie oder Wärmeeinheit; mit dieſem Ausdruck bezeichnet man diejenige 
Menge Wärme, welche 1 Gewichtstheil (1 Gramm z. B.) Waller um 1 Grad ©. er⸗ 
wärmt. Be 

Caloriferen, fo nennt man die Quftheizungsapparate. 


Calorimeter, Heißt der Apparat, deffen man fih zur Beftimmung ber fpecifis 
[hen Wärme eined Körperd bedient. Es giebt deren von fehr verfchiedener Kon: 
ſtruktion, jedoch if diefe darauf berechnet, entweder die Zeit wahrnehmen zu können, 
die ein Körper von einer gewiffen Temperatur gebraucht, um auf eine gewiſſe Tem⸗ 
peratur zu fommen oder um eine gewiffe Anzahl von Wärmegraden fih abzufühlen, oderzube: 
flimmen, wie viel Eid von 0 Grad der zu unterfuchende auf eine beftimmte Tempe⸗ 
tatur gebrachte Körper zu fchmelzen vermag, oder endlich drittens unterſuchen zu 
fönnen, welche Zemperatur beim Bermifchen re Flüffigkeitömengen von be 
fannter Temperatur entfteht. 

Calorisehe - Aequivalente nennt man die Zahlen, die aus der Multiplikation 
der Wärmeeinheit (Calorie) eined Körperd mit deffen Wequivalentgewicht (H = 1) 
erhalten werben. 


Calorische Maschinen nennt man diejenige Art Dampfmafinen, bei welchen 
man die Erpanfiondfraft der erhigten Luft zum Betriebe derfelben verwendet, eine 


Idee, die namentlich von Ericfon praftifch ausgeführt worden ift. 


Canadol, Petroleumnaphta, ein Deftillationsproduft von Erdöl, von 0,7115 
fpec. Gew., wird zum Karbonifiren des Leuchtgafes, zur Gasbereitung ſelbſt, ſowie 
auch als ärſab des Terpentinöls zum Auflöſen von Kautſchuk, Asphalt u. a. benupt. 


Carbokarmin, mit diefem Namen hat Vohl einen im Theerwaffer von den 
Zwickauer Kohlen enthaltenen Farbſtoff bezeichnet, mit welchem man, nach Entfernung 
ded auch in dem XTheerwaffer enthaltenen Salmiaks, ohne eine vorherige Beige anzus 
wenden, Seide, wie auch Wolle, prachtvoll roth, violett, braun und ſchwarz für 
ben Tann. 


Carburiren, ſobiel wie ———— 


Carnaubawachs — Chloralhydrat. 589 


Caruaubawachs ift eine aus Rio Janeiro kommende Wachsart, welche der. 
Ueberzug der Blätter einer Palmenart fein fol. Es fchmilzt bei 83,5 Grad C. und 
eignet fih, feine® hohen Schmelzpunktes wegen, um leichter ſchmelzbare Fette zur 
Kerzenfabrikation tauglich zu machen. 


Carrara, mit diefem Namen bat man eine Art gebrannten Steinzeugs bes 
legt, welches zwiſchen Parian und dem gewöhnlichen Steinzeuge fteht. 


Caseinleim, wird durch Auflöfen von Gafein in gefättigter Borarlöfung dar- 
geſtellt. Man erhält fo eine dickliche Flüffigkeit, die fich durch großed Klebvermögen 
auszeichnet und in vielen Fällen, namentlich im der Kunfttifchlerei, bei Portefeuilles 
arbeiten, die Stelle des Leims vertreten kann. 


Chaptalisiren, eine frühere Weinverbefferungsmethode, bei melcher man einem 
nicht hinreichend fügen Mofte, bevor man ihn der Gährung überließ, noch eine ges 
wiffe Menge Zuder zuſetzte. 


Chinolinöl, Hat man das Produft genannt, welches entfteht, wenn dad uns 
reine bei der Chininfabrifation in großer Menge abfallende Einchonin mit einem 
Ueberſchuß von Natron der Deftillation unterworfen wird. Dad Chinolinöl ift ein 
Gemenge von Lepidin und Kryptidin, von gleicher procentifcher, aber verfchiedener 
Moletular-Zufammenfeßung. 


Chloralhydrat; diefer, den Chemikern ſchon Tängft befannte Körper hat in 
der neuern Zeit durch feine Anwendung ald anäſthetiſches Mittel große Aufmerkſam⸗ 
feit erregt. Zu feiner Darftellung hat man viele Vorſchriften, wobei man jedoch. 
darauf zu fehen bat, daß man ed nicht, wie es bei manchen derfelben der Fall fein 
fol, von waſſerfreiem Chloral mit Alkohol erhalte, das in einer andern Weife als 
das reine Chloralhydrat auf den menfhlichen Organismus einwirft. Nach der von 
Dumas zuerft gegebenen Darftellungämethode bereitet man fi zunächft wafferfreies 
Chloral, indem man volllommen trodnes Chlorgad in wafjerfreien Weingeift leitet. 
Der Kolben, in welchem ſich der Weingeift befindet, wird anfangs kalt gehalten; erft 
ern die Abforption ded Chlors durch den Weingeift fich verlangfamt, erwärmt man 
den Kolben erft gelinde, fpäter bi8 zum Sieden der Flüffigkeit. Nachdem kein Chlor 
mehr abforbirt wird, ift die Operation, die je nach den Umfländen 3 bis 6 Tage 
dauert, beendigt und es bleibt eine fyrupdide Flüffigkeit zurüd, welche aus Chloral, 
Chlorwafferftofffäure und Weingeift befteht. Die abweichenden Refultate, die man 
erhält, beruhen hauptfählich in der ungleihen Dauer der Einwirkung ded Chlord 
auf den Weingeift, und es entfteht zuerft jene Verbindung von Chloral und Wein- 
geift, die jedoch bei fortgefehtem Einleiten von Chlor zerfegt wird. Die erhaltene 
Tlüffigfeit wird mit ihrem dreifachen Gerichte foncentrirter Schwefelfäure vermifcht, 
dann deftillirt und dad Deftillat zur Entfernung der Chlorwafferftofffäure nochmals 
rektifieirt. Iſt der Siedepunkt in der Netorte auf 90 bid 93 Grad C. geftiegen, fo 
wird die Deftillation unterbrochen und der von dem Chlorwaflerftoff befreite Rüd- 
fand nohmald mit Schwefelfäure deftillitt. Das Webergegangene wird auf 90 Grad 
&. erwärmt und zuletzt der Nüdftand über einer geringen Menge gebranntem Kalt 
rektificirt. Man bat nun nur nöthig, das fo gewonnene Chloral mit 1 Aequivalent 
Waſſer, d. h. 16 bis 18 Theile Chloral mit 1 Theil Waſſer, zu vermifchen und zu 
ſchütteln, ſo erhitt fich die Miſchung und in wenig Augenbliden ift fie zu meißem, 
kryſtalliniſchem Chloralhydrat erſtarrt. Aus 2,7 Kilogramm abfolutem Altohol follen 
» Kilogramm Chloralhydrat erhalten werden. 


590 Chromophotographie — Co mmunicirende Röhren. 


Das reine, durch Schmelzen kryſtalliſirte Chloralhydrat bilder eine harte und 
ſchwierig zu zerreibende Maſſe von Fiyfiallinifcher Struktur, welche den penetranien 
Geruch des waſſerfreien Chlorald und einen ſcharfen Geſchmack befigt; in Waſſer löft 
ed fich leicht und zieht aus der Luft ſtark Feuchtigkeit anz es ſchmilzt bei 46 Grad 
C. und verflüdhtigt fi bei 98 Grad €. ohne Rüdftand. 

Das Chloralalkoholat ift in Geruch, Geſchmack und äußerem Anfehen dem Chlo— 
ralbydrat fehr Ähnlich; Durch folgende Reaktionen laffen fich aber beide von einander 
unterjcheiden ; Chloralhydrat löſt fich fehr leicht in feinem doppelten Bolum kochendem 
Wailer; dad Alfoholat ſchmilzt unter diejen Berhältniffen ohne fich zu löſen, und er: 
ftarrt beim Erkalten wieder fryftallinifch unter dem Waffe. Das Alfoholat mit fon: 
centrirter Schmwefelfäure erhigt, ſchwärzt fih unter Abfcheidung von Chloral; beim 
Hydrat tritt feine Färbung ein; das Alfoholat mit Salpeterfäure von 1,2 fpec. Gew. 
erwärmt, enimwidelt ftürmifch gelbe Dämpfe, während das Hydrat durch die Salpeter: 
fäure faft gar feine Aenderung erleidet. — Zufammenjehung ded Chloralhydrats: 

GHCI0,HsO oder früher C« HC1s0: 4 2HO. 


Chromephotographie, die Herftellung farbiger Photograppien. 


Chrondskep, ein Inſtrument zum Meffen großer Gefchwindigfeiten, z. D. de 
von Wurfgeſchoſſen u. f. w. 


Chrysen, mit diefem Namen bezeichnet Berthelot einen durh Einwirkung 
von Hibe aus dem Benzon erhaltenen Kohlenwaflerfloff, der Ah auch in kleinen 
Mengen in dem rohen Anthracen aus Steinkohlentheer findet. 


Clichirmetall, eine Legirung von 3 Theilen Blei, 2 Iheilen Zinn und 
5 Theilen Wismuth, deren Schmelzpunft bei 91,66 Grad E. liegt, und die ſich darum 
fchr gut zum Abklatſchen von Holzſchnitten, Drudformen, Stereotypen u. f. w. eignet. 


Cocain, Zufammenfeßung C 34H 21 NOs; eine in den Blättern von Ery- 
throxylon coca, Lam. enthaltene organifche Bafe von ſchwach narkotifcher Wirkung. 
Das reine Cocain Erpftallifirt leicht in viers und fechsfeitigen Priömen, ift farb- und 
geruchlo8, bildet meift leicht fryftallifirbare, in Weingeift lösliche Salze, welche, wie 
das seine Cocain, bitter fehmeden und auf der Zunge ein vorlibergehendes Gefühl 
von Betäubung an der berühtten Stelle hervorbringen. Dad reine Cocain ift in 
Waſſer kaum, leichter in Weingeifl, fehr leicht in Aether löslich. Beim Erwärmen 
mis ftarker Salzfäure zerfällt ed zu Methylalfohol, Benzoefäure und einem neuen 
fipftallifirbaren Körper, dem Ekgo nin = GH NOsz + 2HO. 


Celorimetrie, das in der neuern Zeit in der chemifchen Analyfe eingeführte 
Berfahren, aud dem Grade der Färbung, die eine klare Flüſfſigkeit zeigt, die Menge 
des färbenden Körpers zu beftimpen. 


Colorin, vie unter diefem Namen im Handel vorfommende Subftan;z ifl das 
weingeiflige und zur Trockne verdunftete Extrakt des Garancind und befteht weient- 
ih aus Alizarin, mit Purpurin, Fett und andern in Weingeift löslichen Befland» 
theilen des Krapps verunreinigt. 


Communicirende Röhren, fie dienen unter Anderem zur Erläuterung des 
Geſetzes, daß cylindrifche vertifale Röhren, die unten auf irgend. eine Weiſe miteinander 
in Berbindung ftehen, mit denfelben Flüffigkeiten nnd bis zu gleicher Höhe gefüllt 
fein müffen, wenn Gleichgewicht ftattfinden fol, mag nun ihre Durchmeffer gleich fein 
oder nicht. 


Commutator — Crookesiit. 591 


Commutator, ein Snftrument oder eine Vorrichtung, um die Richtung galva— 
nifher Ströme leicht verändern, umfehren oder unterbrechen zu fönnen. 


Compensationspendel, find aus zwei verfchiedenen Metallen von ungleichem _ 
Ausdehnungsvermögen zufammengefebte Pendel, um den Einfluß der Temperatur auf 
die Länge des Pendels paralifiren, und fomit den Gang der Uhren oder Ehronometer 
zu einem gleichförmigen zu machen. Gewöhnlich fombinirt man Kifenfläbchen mit 
Zinkſtäbchen; das Ausdehnungsvermögen des Zinks ift etwa doppelt jo groß, ald dag 
ded Eifend, und die mechanische Konftruktion des Kompenfationspendeld ift dann fo, 
daß während die Eifenftäbchen durch eine Temperaturerhöhung dad Pendel verlängern, 
diefe Verlängerung durch Die in der entgegengefepten Richtung fich verlängernden Zinf- 
Häbchen wieder aufgehoben wird. 

Complementäre Farben, man bezeichnet hiermit die Eigenfchaft zweier 
Jardentöne, wenn fie zufammenfommen, fih gegenfeitig augzulöfchen, d. b. Weiß 
hervorzubringen. Jede Farbe hat auch ihre complementäre, dern wenn fie nicht weiß 
ift, fo fehlen ihr gewiffe Strahlen, um Weiß zu bilden, und diefe fehlenden Strahlen 
zufammengenommen, machen die complementäre Karbe aus. 

Concrete; man bezeichnet hiermit Waffer gut widerftehende Mörtel (künftliche 
Steine der Engländer), zu deren Anfertigung es viele Vorfchriften ‚giebt. Nah Paß- 
ley erhält man eine fehr gute Maſſe, wenn 1 Kubiffuß frifch gebrannter Kalk ge: 
mablen mit 34 Kubiffuß fcharfem Sand und ungefähr 14 Kubikfuß Waller ſchnell 
gemifcht und eingeflampft wird. 

Coniferinz eine im Cambialſafte der Goniferen enthaltene fryftallificbare Sub- 
flanz von der Zufammenfegung Cas H 3202: + 6HO. Es kryſtalliſirt in weißen 
feideglängenden, äußerft zarten, feharf zugefpiten Nadeln, verwittert an der Quft, verliert 
bei 100 Grad C. fein Kryſtallwaſſer, ſchmilzt bei 185 Grad C, zerfebt fich bei höhe- 
er Temperatur unter Entwidelung eined Caramelgeruchs, Löft ſich leicht in heißem 
Waſſer, wenig in Alkohol, nicht in Aether, ſchmeckt ſchwach bitter und zeichnet fi) 
dadurh aus, dag es fich in foncentrirter Schwefelfäure dunfelviolett färbt. Befeuchtet 
man einen frifchen Schnitt von Nadelholz mit foncentrirter Schwefelfäure, fo färben 
ſich das junge Hol; und der Saft fofort violett, von dem darin vorfommenden 
Coniferin. 


Coriamyrtin — Ceo Has. Oz0; ein kryſtalliſirbarer Stoff im den jungen 
Trieben und dem Saft der Beeren und Blätter der fehr giftigen Coriaria myrtifolia 
enthalten; das Coriamyrtin Erpftallifirt in weißen, fchiefen, rhomboidalen Priemen, 
ſchmeckt bitter, wirkt fehr giftig, fehmilzt bei 220 Grad C., zerfebt ſich bei höherer 
Temperatur, löſt fih wenig in Waffer, leicht in — Alkohol und Aether und 
reagirt neutral. 


Corydalin, dieſes in den Knollen von Corydalis tuberosa D. c. enthaltene 
Alkaloid, kryſtalliſfirt in farblofen kurzen Prismen oder feinen Nadeln, löſt ſich in 
Alkohol, Aether, Chloroform, Amylalkohol, Schwefelkohlenſtoff, Benzol und Terpen⸗ 
tinöl, aber nicht in Waſſer, reagirt ſtark alkaliſch, ſchmeckt in weingeiſtiger Löſung 
bitter und ſchmilzt bei 130 Grad C. 


Crookesit; ein von Nordenskjöld in den Kupfergruben zu Stönkerum in der 
ſchwediſchen Provinz Smaland entdedtes Mineral, welches neben 45,76 Proc. Kupfer, 
23,28 Selen und 3,71 Silber zugleich 17,25 Proc. Thallium enthält, weshalb es auch 
nad) dem Namen des Entdeders diefed Metalld, Crookes, benannt worden ifl, 


592 Decalcomanie — Dianthin. 


D. 


Deealcomanie, nennt man das Verfahren der Mebertragung eine® auf Papier 
vorhandenen Bildes (Kupfer- oder Stahlftih, Steindrud, Photographie) auf eine 
andere glattte Fläche (Papier, Holz) durch theilmeifed oder gänzliche® Weberftreichen 
des Bilded mit einem geeigneten Firniß auf feiner Vorderfeite, auf feiner Rüdfeite 
mit einem feuchten Schwamme, worauf man da® Blatt auf die beftimmte Fläche auf 
legt, fanft andrüdt und mieder abhebt; es bleiben dann die mit dem Firniß übers 
ftrichenen Partien haften (Kylographie). 

Declination,, magnetifche, man bezeichnet mit dieſem Ausdrud die Abweichung, 
melche der ——— Meridian mit dem aſtronomiſchen bildet. Die Deklination iſt 
öftlich oder weftlich, je nachdem auf der nördlichen Halbkugel das Nordende einer 
Magnetnadel öftlih oder weftlich vom aſtronomiſchen Meridian liegt. 

Densimeter, eine befondere Art Aräometer, welche unmittelbar die fpecifiichen 
Gewichte der Flüffigkeiten angeben. 

Depression, nennen wir die Eriheinung, wo ein feiter Körper mit einer 
Flüffigkeit in Berührung fommt, von welcher er nicht benebt wird, und in folge 
biervon eine Störung der Horizontalität feiner Oberfläche in der Weife ftattfindet, 
daß die Oberfläche deffelben mit der Berührungslinie einen gewillen Winfel (Rand 
winfel) bildet. 

Desinfektionsmasse, Süvern's, zum Reinigen und Geruchlosmachen dei 
Schmutzwaſſers. Diefe Maffe ift ein Gemenge von gelöfchtem Kalt, Steinfohlenthee 
und Chlormagnefium,, welches wie folgt dargeftellt wird. 100 Gewichtötheile eine 
gut gebrannten Kalks werden mit 300 Gewichtstheilen Waller gelöfcht, zu dem noch 
80 bid 90 Grad C. heißen Kalkbrei fest man unter beftändigem Umrühren 8 Gm. 
Theile Steinfohlentheer, fo daß eine durchaus homogene Maffe entfteht. Nachdem der 
Steinfohlentheerkalt abgekühlt ift, feßt man nochmald 300 Gew.⸗Theile Waffer und 
33 Gew.⸗Theile trodned oder 70 Gew.-Theile entwäſſertes Chlormagnefium hinzu. 
Das fo dargeftellte Produkt kann fowohl troden, als auch mit Waſſer angerüptl 
(1 : 10) angewendet werden. 

Diabetometer, Paloriftrobometer (Sacharometer), ein Inftrument zur unmittel- 
baren Beflimmung des Traubenzuderd im Harn. 

Diamagnetismus; diamagnetifh nennt Faraday ſolche Körper, auf die ein 
Magnet in anderer Weife wirft, wie auf Eifen, Körper, Die unter der Einwirkung 
eines Magnets nicht magnetifch werden, jedoch Aenderungen in ihrem Molekularzuftande 
erleiden. 

Dianthin, ein rother Farbſtoff, welcher auf die Weife dargeftellt wird, daß man 
10 Gew.⸗Theile Schwefelfäure von 1,75 fpec, Gew. auf 182 Grad C. erhigt und dann 2 bie 
4 Theile Binitronaphtalin binzufegt und die Mifchung durch einen Zinkftreifen oder 
Hineinleiten von ſchwefliger Säure desorybirt, bi® fie eine vothe oder braunroth: 
Farbe angenommen hat, was man an einem berauögenommenen Zropfen erfennt. 
Nah dem Erkalten verdünnt man mit Waffer, fügt Alkali zur theilmeifen Reutrali: 
fation der Säure binzu und kocht kurze Zeit unter Drud; beim Erfalten ſcheidei ſich 





Diffusionsanalyse — Duckstein. 593 


aus der filtrirten Flüffigkeit ein. Theil des Farbftoffd ab, der übrige Theil deffelben 
wird durch Alkohol, Benzin, eine alkalifche Flüffigkeit oder eine Alaunlöfung aus 
dem Niederfehlage ausgezogen. 


Difusionsanalyse, f.v. mw. Dialyſe. 
Dioptrik, begreift die Lehre von der Brechung des Lichts. 
Diosmose, f. v. w. Endodmofe. 


Biridivi, au Libidivi, find flache, etwa 6 Gentimeter lange, S-förmig ge- 
bogene, etwas rauhe, braunrothe Schoten, die glatte, eiförmige, glänzende, olivenfar- 
bige Samen enthalten und von einem in Caraccas und Maracaibo, fowie auch auf 
mehreren Inſeln der Antillen mwachjenden Baume, der Caesalpinia oder Poinciana 
coriaria herrühren. Die äußere Rinde derſelben enthält Gerbftoff und zwar phyſio⸗ 
logiſchen Gerbftoff, nad den verfehiedenen Unterfuchungen von 19 bis 49 Procent. 
Diefe großen Abweichungen in den verfchiedenen Angaben haben wohl zum Theil 
ihren Grund in der Verfchiedenheit der zur Deflimmung des Gerbftoffd angemendeten 
Methode. 


Doppelvitriol, unter diefer Bezeichnung verfieht man einen aus Kupferpitriol 
und Eifenvitriol beftehenden, zufammengefeßten Bitriol von wechfelnden gegenfeitigen 
Mengen; der Salzburger Doppeladler enthält 76, der Admonter 83, und der Doppel: 
Admonter 85 Proc. ſchwefelſaures Eifenorydul. Zumeilen findet fih in dem gemifch- 
ten Bitriol auch noch Zinkoitriol; jetzt wird der gemifchte Bitriol nur noch wenig 
gebraucht. 


Drache, elektrische; das bekannte Spielzeug unferer Jugend wurde zuerft 


von Franklin zur Nachmweifung freier Eleftricität in der Atmofphäre benußt, daher 
der Rame elektrifcher Drache. 


Brehungsgesetz, Deve’s, wie unregelmäßig und ſcheinbar an feine beftimmte 
Aufeinanderfolge gebunden die Luftſtrömungen auch aufzutreten pflegen, fo folgen fie 
dennoch einem beftimmten Geſetze, welches einerfeit3 in den an den auffleigenden und 
nad den Polen abfließenden und von diefen wieder nad dem Aequator zurüdkehrens 
den Luftftrömungen, andererfeitö davon bedingt wird, daß diefe Strömungen vom Aequator 
nach den Polen, von Orten mit größerer Umdrehungdgefchwindigfeit nach folchen von 
geringerer gelangen, während bei denen, die fih von den Poden nach dem Aequator 
bewegen, das Umgekehrte ftattfindet. Hierdurch gehen die Aequatorialftrömungen, ſich 
mit der Rotationeftrömung der Erde vermengend, bei ihrem allmäligen Fortfchreiten 
in Weftwinde über, während die Polarftrömungen in ihrem Vorbringen einen Wider 
ftand in der Rotationsſtrömung finden, die und fie ald Oftwinde empfinden läßt. 


Drews Desinfeftant tft eine etwa 54 Procent haltende Löſung von Chlorzink 
in Waſſer. 

Drusenasche, nennt man durch Verbrennen von Weingeläger (Hefe, Abſatz ꝛc.) 
dargeſtellte Pottaſche. 

Drusenõl, durch Deſtillation des Weingelägers wird ein eigenthümlich aro⸗ 
matiſcher Branntwein gewonnen, in welchem ſich ein cognakähnlich riechendes Oel be⸗ 
findet, dem man obigen Namen beigelegt hat. 


Duckstein, ſoviel wie Traß, durch vulkaniſche Proceſſe aufgeſchloſſene, befon- 
dere Kalkſilikate, die ald natürliche Gemente benugt werden. Denfelben Namen führt 
. d. tech, Chem. 38 


594 Duftextracte — Eisenmennige. 


auch ein zu Königslutter im Braunſchweigiſchen gebrautes broyhanähnliches mohl: 
ſchmeckendes leichtes Vier. | 

Bufiextracte (extraits d’odeur) nennt man die durch Audziehen der vorher 
mit den Düften der frifhen Blüthen beladenen fetten Dele oder Fette durch Allkobol 
dargeftellten wohlriechenden zlüffigfeiten. 

Düngesals, diefe Bezeichnung führt das für landwirtbfchaftliche Ymede be— 
fimmte Kochſalz, welches durch einen Zufag von etma 15 Proc. Aſche denaturifitt 
worden ift. 


Dynamit, Nobels 3 ein Sprengpulver, welches nach der englifchen Patentbeſchrei— 
bung dadurch dargeftellt wird, daß man irgend einen poröfen Körper in Pulverform, 
3. B. Holzkohle, Snfuforienerde oder dergleichen mit Nitrogliycerin tränkt. Der fe 
genannte Dynamit bildet alddann eine etwas teigige Mafle, läßt fich leicht und ge 
fahrlo® in die Bohrlöcher eindrüden und derart ald Sprengmaterial verwenden; e 
erplodirt nicht durch heftige Erſchütterungen und verbrennt im offenen euer rubig. 


ift alfo weder bei der Aufbewahrung noch beim Transport gefährlid. — Sn dr 
neueren Zeit find häufig und fo furchtbare Erplofionen in den Dynamitfabriken vor 
gefommen, daß man fih nicht in eine trügerifche Sicherheit einmwiegen darf; denn ei 


- foheint, als fenne man die Umflände noch nicht hinreichend, unter welchen Erplofionen 
erfolgen oder nicht. 


E. 


Eboullioskop, ein Inſtrument, welches zur Beflimmung des Alkoholgehalts 
einer KFlüffigkeit gebraucht, und mobei diefe ind Sieden gebracht wird. Aus kei 
Temperatur der Dämpfe läßt ſich dann der Alkohol beftimmen. Da Alkohol bei 
78,30 ©. fiedet, fo wird eine Flüffigkeit um fo reicher an Alkohol fein, jemehr fih 
die Temperatur der Dämpfe der Zahl 78,30 nähert; die Nefultate find jedoch nit! 
genau. 

Eisapparat; es find dies Mafchinen zur fünftlihen Giserzeugung, größte 
theil® Darauf beruhend, daß eine fehr flüchtige Flüffigkeit zum Verdunſten gebradt 
wird, wobei fie die hierzu nöthige MWärmemenge dem zum Gefrieren zu bringenten 
Waſſer entnehmen muß. Die Konftruktionen folder Apparate haben fich im letzlen 
Zeit fehr vervielfältigt, und wendet man als verdunftende Fläffigfeiten Ammoniel, 
Aether, Retroleumäther u. dergl, an, die jedoch immer wieder gewonnen werben. 


Eisen, emaillirtes; zu Kochgeſchirren pflegt man das Eifen, um ed gegen 
Roſt und die Einwirkung ſchwacher Säuren zu fügen, mit einer Glaſurmaſſe si | 


überziehen und diefelbe durch Auffchmelzen zu befeftigen; meift enthält diele Malt 
Bleioryd und wird Dieferhalb nicht nur von Säuren, fondern aud von Aetzlauge an 
gegriffen, wodurch fie leicht der Geſundheit nachtheilig werden Tann. 

Eisen, glasirtesz; unter diefem Namen fertigt man in Frankreich dem 
emaillirten Eifen ähnliche Kochgeräthfchaften, deren Glaſurmaſſe aus 130 Theilen 
Slintglaspulver (bleihaltig), 204 Theilen fohlenfaurem Natron und 12 Theilen Bor 
fäure befteht. 

Bisenmennige, eine, feit einiger Zeit zum Anftreichen als Erfagmittel der ge 


wöhnlichen Mennige empfohlene Mifchung, die aus Eiſenoryd und Thon befteht un? 





Ekgonin — Erythrocentaurin. 595 


al$ ein feines Pulver von dunkelrothbrauner Farbe erfcheint. Cine holländifche Eifen- 
mennige beftand aus 85,6 Theilen Eifenosyd, 8,4 Theilen Thon und 6 Theilen Waffer. 
Ekgonin, ſ. Gocain. 


Elaeokom , mit diefem Namen hat man eine kautſchukartige Maffe bezeichnet, 
die durch Erhitzen von Leinöl an freier Luft oder in verfchloffenen Gefäßen, oder 
durch Behandeln mit verbünnter fochender Salpeterfäure erhalten wird. Der gewaſche⸗ 
nen und getrodneten Maffe ſetzt man dann noch ein paflendes farbige Dryd oder 
altalifhe Erden ꝛc. ıc. hinzu, von denen man, je nad) Bedarf, die pafjendften aus- 
wählt. Zur Erleihterung der Arbeit macht man auch wohl noch einen Zufab von 
etwa 10-20 Theilen Kautfehuf oder Butta perha. Am beiten follen fich folgende 
Berhältniffe eignen: 4 Theile fünftlicher Kautſchuk, 1 Theil Gutta percha, 2 bie 3 
Theile Schwefel. 

Elaeometer, ein Inſtrument zur Meffung des Zlüffigfeitsgrades der Dele, 
welches auf der Auöflußgefchwindigfeit derfelben beruht; ein graduirtes, unten koniſch 
verjüngted Rohr mit ventilartiger Sperrung. 

Elaylplatinchlerür, Pt,C,H,Ci,; wird erhalten, indem man Platinchlorid 
in Weingeift auflöft, die Auflöfung im Wafjerbade verdampft, und das Auflöfen und 
Abdampfen mehreremale wiederholt. Man benutzt fchließlich die fehr verdünnte Löſung 
des Rückſtandes, Gegenftände aud Glas und Porzellan, die man in diefelbe eintaucht 
und dann erwärmt, mit einem fpiegelnden Ueberzug von metallifchem Platin zu verfehen. 


Elektroden nennt Faraday die Bolplatten, die Wege, auf welden der Strom 
in das Eleftrolyt ein» und austritt, und zwar ift der pofitive Pol die An-ode, der 
negative die Kath-ode; die Beftandtheile des Elektrolyts heißen Ionen und zwar ift 
da® Kat-ion dad pofitive, dad An-ion das negative Element; fiebe auch Anion. 

Elektrolyte, |. Elektroden, 

Emeraldin hat man auch das Anilingrün genannt. 


Ensiphonneur, die Benennung eines Apparatd zur Darftellung Tohlenfäure- 
baltiger Wäffer für Haushaltungen, alfo nach Art Liebig ’fcher Glaskrüge für den 
fleineren Konfum. Diefer Apparat hat ein befonderes Säuregefäß, fo daß man nit 
nöthig hat zur Entwidelung der Kohlenfäure die there Weinfäure anzuwenden. Mit 
Ausnahme der Leitungen und Berfchlüffe befteht der ganze Apparat aus Glas. Eine 
Abänderung deffelben ift der fogenannte Neogazogene de menages, welcher flatt des 
öberen Verſchluſſes eine einfache Siphonvorrihtung enthält. 


Erythrobenzin, ein rother Zarbftoff, welcher nach dem englifchen Patente auf 
die Weiſe dargeftellt wird, daß man 12 Theile Nitrobenzin mit 24 Theilen foncentrir- 
ter käuflicher Salzfäure vermifcht und 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur ftehen 
läßt. Man erhält dann eine fefte Harzartige Mafle, die zerrieben mit Waſſer ausge- 
zogen wird; die Elare Löfung fällt man durch Kochfalz, löft den entftandenen Nieder- 
ſchlag nochmals auf und fällt abermals, wonach die Farbe zum Färben und Drucken 
brauchbar if. Bolley macht zu diefer Vorfchrift die Bemerfung, daß darin etwas 
entweder abfichtlich oder unabfichtlich audgelaffen fein müffe, indem es ihm .nicht ge- 
Iungen fei nach derfelben den rothen Farbftoff zu erhalten. 

Erythrocentaurin, ein in den Blüthen und dem Kraute von Erythraea Cen- 
taurium enthaltener fticftofffreier Körper, Das Erpthrocentaurin kryſtalliſirt in gros 
Ben farblofen Kıyftallen, ift geruch- und gefchmadlos, neutral, fchmilzt bei 1300 C. 
und zerſetzt fich bei höherer Temperatur; 1 Theil braucht zu feiner Auflöfung 35 Theile 

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596 Essence de Mirban — Fabriksalz, 


fiedende®, 1630 Theile kaltes Waſſer, 48 Theile kalten Weingeift, 245 Theile Aether 
oder 45 Theile Chloroform; ift auch in fetten und flüchtigen Delen, in Benzin und 
Schwefelkohlenſtoff leicht löslich; widerfteht der Einwirkung ſtarker Säuren, zeichnet 
fih dadurch aus, daß es fi im direkten Sonnenlicht roth färbt, ohne dabei eine 
chemiſche Zerfebung zu erleiden, jo daß man es durch Umkrpftallifig®n wieder fardlos 
erhalten kann, Zufammenfeßung C,,Hg,Ore- 

Essence de Mirban, auch als fünftliches Bittermandelöl bezeichnet, ift wer 
. jentlih Ritrobenzol gemengt mit Nitrotoluol; wird in großer Menge in der Parfü— 
meriefabrifation verwendet. 

Euphorben, ein aus dem reinen Euphorbium, dem Milchſaft der afrifanifchen 
Euphorbia abgefchiedener Körper; das Euphorben Eryftallifirt in farblofen Prismen 
oder Nadeln, wirkt ald energifches Drafticum, Töft fich fait nicht im Waſſer, dagegen 
leicht in heißem Alkohol und fehr leicht in Aether, Benzol, Amylalkohol, Chloroform, 
Aceton und Effigfäure, reagirt neutral, fehmilzt zwifhen 106 und 1169 C. und zer: 
fegt fi) in höherer Temperatur. Zujammenfeßung C,,HssOa- 

Eusanthinsäure, dieſe Säure macht, an Bittererde gebunden, den hauptfäd- 
lichften Beftandtbeil eined aud Oftindien und China, unter dem Namen Purie oder 
Jaune Indien eingeführten gelben Farbftoffs unbekannten Urfprunge aus. Im Waſſer 
ift die Euranthinfäure nur wenig, im Alkohol und Aether leicht löslich; fie kryſtalli⸗ 
firt in langen, feideglängenden Nadeln von gelblicher Farbe; ihr Geſchmack ift erfl 
milde dann bitter; mit Alfalien färbt fie fich dunfelgelb; der Deftillation unterworfen 
liefert fie ein nicht mehr faure® Produkt, welches den Namen 

Euxanthone erhalten hat. 

Exhaustor ift eine Vorrichtung, welche man in der Reuchtgasfabrilation zwi⸗ 
ſchen dem Kondenfator und dem Reinigungsapparate zu dem Zwecke angebracht bat, 
den Drud in den Retorten, durch welchen hauptfächlich die theilweife Zerfeßung des 
Leuchtgafes bewirkt wird, zu vermindern. 

Explosion, en, man bezeichnet hiermit im Allgemeinen die gewöhnlich in 
Folge plöglicher hemifcher Zerfegungen, mit großer Gewalt und in großer Menge 
ftattfindenden Gasentwickelungen. 

Estraetum carnis, Zleifchertrakt; ein Produkt überfeeifcher Länder , befonders 
Südamerikas und Auftraliend, wo hauptfächlich der Gewinnung der Häute wegen ein 
zahlreicher Viehftand erhalten wird, und das Fleiſch der Thiere gewiſſermaßen nur 
ein Nebenproduft bildet, und zu einer billigen Darftelung von SFleifchertralt be— 
nugt wird. 


F. 


Fabriksalz; man bezeichnet mit dieſer Benennung das zu techniſchen Zwecken 
beftimmte Kochfalz, welches durch gewiſſe Zufäße für den Küchengebrauch untauglih 
gemacht ift und zu einem fehr ermäßigten Preife abgegeben wird. Die Art des Zu 
ſatzes richtet fich nach dem Zwed, für den das Salz beftimmt ift; dient ed zur Soda⸗ 
fabrifation, jo ift jener Zufag Glauberfalz; dient es zur Chlorfalkbereitung, fo if eı 
Braunftein; ift ed für Eeifenfiedereien beftimmt, fo wird es mit_ Soda verfeßt. 


Fahamthee — Flammenreaktionen. 597 


Fahamthee ; unter diefem Ramen find ſchon vor mehr ald dreißig Jahren die 
Blätter einer auf der Infel Bourbon wachſenden Orchidee, Angraecum fragrans, 
befannt, bin und wieder, im Aufguß mit Waffer, ald Getränk benugt worden; doch 
erſt jept kommt diefer fehr angenehm fehmedende Thee, der von Bielen dem chinefifchen 
Thee vorgezogen wird, in Aufnahme; wenigftens findet man ihn in Parid und Lon⸗ 
don ziemlich häufig. Der Geſchmack der Fahamblätter ift von dem des hinefifchen 
Thee's bedeutend verfchieden, doch würden fie um fo eher deffen Stelle vertreten kön⸗ 
nen, als fie deilen tonifche und digeftive Wirkungen befipen, ohne den Schlaf zu ver 
ſcheuchen. Die Blätter befiben ein febr zarted Aroma, welches auch im Theeaufguß, 
fe nad) ihrer Menge, ſchwächer oder ftärker hervoktritt und einen angenehmen gewürzs 
baften Geſchmack, der noch lange im Munde anhält, Man rechnet auf die Taffe Thee 
etwa 2 Gramm Blätter und GStiele, die in einem gut bededien Gefäße mit dem 
Baffer ungefähr 10 Minuten lang gekocht werden, worauf der Thee zum Trinken fer- 
tig iſt. 

Der Fahamthee wird in Paris in Holzbüchfen verpadt verfauft, von denen die 
feinere Sorte, mit Thee zu 50 Taffen, 20 Sgr, die größeren, mit der doppelten 
Menge, 40 Ser. koftet. Die Blätter diefed Thee's find nicht gerollt, fondern flach, 
alatt, wie die einer Pflanze in einem Herbarium. — Außer zum ZTheeaudzug werden 
die Blätter des Angraecum fragrans, einfach in ein Tabaksblatt eingefchlagen, auch 
als Kigarren bergeftellt. 

Fallgesetsz die Gefchwindigfeit eines frei fallenden Körpers ift der verfloffe- 
nen Zeit proportional; wenn daher ein fallender Körper während der erften Fall⸗ 
jefunde die Gefchwindigfeit g erlangt, fo muß er nah 2,3, 4...t uf. m. Sekun⸗ 
den die Gefhmwindigkeit 28; 3g;4g... tg u. f. m. erlangt haben; nennt man 
v die erlangte Gefchwindigfeit, fo drüdt die Formel 

vzogt 
das Fallgeſetz aus. 

Fallmaschine, Atwood's; iſt ein Apparat, vermittelſt deſſen ſich das Fallgeſetz 
durch den Augenſchein demonſtriren läßt, indem derſelbe eine Vorrichtung enthält, die 
der gleichförmig befchleunigten Gefhwindigkeit eine gleichförmig verzögerte entgegens 
ftellt, fo daß zur Zurüdlegung eines gewiſſen Weges eine viel größere Zeit gehört, 
ald es beim freien Falle der Fall fein würde. 

Farbenspeetrum nennt man das Bild, welches entfteht, wenn man die durch 
ein Prisma gegangenen divergirenden Strahlen auf einem Schirme auf einer weißen 
Fläche auffängt; es zeigt alddann Die befannten fieben Hauptfarben, die in folgender 
Reihenfolge in einander übergehen: Roth, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und 
Violett. j 

Feinen, mit diefem Ausdruck bezeichnet man im GEifenhättenbetriebe. denjenigen 
Proceß, vermittelft welches dad graue Roheifen in die weiße Modififation übergeführt wird. 

Flammenreaktionen. Bunfen, dem wir fchon die ſpektralanalytiſche In, 
terſuchungsmethode verdanken, hat diefer noch ein andered Berfahren an die Seite 
geftellt, vermitteift welches man, ähnlich wie bei den Röthrohrverfuchen, aus dem Ber: 
halten, welche® die verfchiedenen Körper, wenn fie verfchiedenen Temperaturen ausge⸗ 
ſetzt werden, zeigen, deren Natur erkennen kann. Die hierbei auftretenden charalteriſti⸗ 
ſchen Erſcheinungen ſind es eben, die Bunſen mit dem Namen der Flammenreattio⸗ 
nen bezeichnet hat. Zur Anſtellung dieſer Verſuche bedarf man vor Allem einer nicht 
leuchtenden, ruhig brennenden Gasfhamme, die von einer Lampe qaiigfert " 


(une. 


es > 
— er J 


598 Flammenspektira — Frangulin. 


wird, deren Konftruftion der Art ift, daB man auch für jede Größe der Flamme den 
Luftzutritt reguliren fann. Dan untericheidet an diefer Flamme a) die Flammen: 
bafis, deren Temperatur verbältnigmäßig niedrig ift, weil fie durch das Brennrohr 
und die von unten zuftrömende Luft ſtets abgefühlt wird; b) den S hmelzraum, 
etmas oberhalb des erften Dritield der Flammenhöhe, gleichweit von der innern wit 
von der äußern Begrenzung der Flamme entfernt; c) den unteren Drydatıond' 
taum, im änfern Rande des Schmelzraums; d)ten oberen Orydationdraum, 
von der oberen nicht leuchtenden Flanımenfpige gebildet; e) den unteren Re 


. dnftiondraum; diefer liegt im Inneren dem dunkeln Kegel zugefebrten Raum des 


Schmelzraums; f) den oberen Reduktionsraum in der leuchtenden Spitze. 

Die Prüfung der Körper in den verfhiedenen oben erwähnten 
Neaktionsränmen der Badflamme berubt theild auf der Unterfuchung de 
Berhaltend der' Stoffe für fih in höberen Temperaturen ,. theil® auf der Ausführung 
von NReduftionds und Orydationdverfuchen. 

Bei der Prüfung ded Berbaltend der Stoffe für fi in höheren 
Temperaturen fommen in Betracht: die Lichtemiffion, die Schmelzbar: 
feit, die Flüchtigkeit und die Flammenfärbung. 

Die Prüfung der Körper durch Reduktion und Orydation fann auf ver 
ſchiedene Weife gefchehen. Die Reduftion in Glasröhrchen, am Kohlen äh: 
hen, dur Befchläge auf Porcellan. 

Rah den Reaktionen der verichiedenen Körper unterfcheidet Bunfen drei Haupt 
gruppen mit Unterabtheilungen. Diefe Gruppen find: | 

A. Zu Metall reducirbare, flüchtige, ald Befchläge abſcheidbare Stoffe. Ä 

B. Keine Befchläge gebende, aber in regulinifcher Form abicheidbare Metalle. 

©. Als Berbindungen am leichteften abfcheidbare und erkennbare Stoffe. 


Flammenspektra. Hierunter verftebt man die Bilder, welche die verfchiedenen 
Körper, wenn man fie in einer Weingeift« oder Leuchtgadflamme zum Glühen bringt 
und die Strahlen durch ein Prisma gehen läßt, bervorbringen. Die Bilder erfcheinen | 
nicht als ein zufammenhängended Spektrum und auch als kein größeres zufammenhängen- 
ded Stück eined Speftrumd, vielmehr beftchen die Spektra dieſer Flammen aus 
mehr oder weniger ifolirten hellen Linien. | 


Flarin, die unter diefem Namen im Handel vorfommende ſchöne gelbe Zar 
ift ein Spaltungsproduft ded Quercetind, wenn diefed mit einer verdünnten Eäutt 
behandelt wird. | 


Fleischestrakt, ſ. Extractum carnis, | | 


Fluoreseens nennt man den eigenthümlichen Farbenreflex, den manche Flüſſig 
keiten an ihrer Oberfläche zeigen, wenn man fie von oben betrachtet, während belle 
Zageslicht, oder noch beiler direfted Sonnenlicht von vorn auf die Flüffigfeit faͤll: 
am Steinöl hat man fehr häufig Gelegenheit diefe Erfcheinung zu beobachten. 


Frangulin 5; ein in der Rinde des Faulbaums, Rhamnus frangula, enthalten: | 
geiber Farbeftoff von der Zufammenfegung C,0H20020. Unter dem Mifroffep er 
ſcheint das Frangulin kryſtalliniſch; im Waſſer ift es faft unlöslich, ebenfo in kaltem | 
Altohol und Aether; heißer Alkohol Löft es weit leichter auf. Alkalien löfen es mit 
ſchöner rother Farbe auf; Ammoniak löſt es erft farblos, allein die Löſung färbt it 
nach furzer Zeit ebenfalls roth. Es fehmilzt bei 220° C. und zerfällt bei der Pr 
handlung mit Säuren in Zuder und einem neuen Aiyflalliniichen Körper, die 


Frangulinsäure — Gährung. 599 


Frangulinsäure C,,H,00,0+2HO. Diefe bildet eine orangengelbe Kryſtall⸗ 
maffe, verliert ihr Kryſtallwaſſer bei etwas über 1200 C., ſchmilzt zwifchen 246 und 
248° C., ift etwas löslich in Wafler, Chloroform und Benzin, leicht löslich in Alkohol 
und Aether und ebenfo in Alkalien mit fchöner rother Farbe. 

Franklinit, ein Mineral, welches 45 Proc. Eiſen, 21 Proc. Zint und 9 Proc. 
Mangan enthält und in der neueren Zeit in Rordamerika (New⸗Jerſey) zur Gewins 
nung von Eifen, fowie auch von Zink Berwendung findet. 


Fundamentalversuch Valta's wird auf die Weife angeftellt, daß man die 
obere Platte eines mit einem Goldblatteleftrometer verbundenen Kondenfatord mit dem 
Finger, deffen untere Platte mit einem Zinkftabe berührt. “Sieht man nach furzer 
Zeit den Finger und den Zinkftab zurüd und hebt die obere Platte ab, fo erhält man 
eine merfliche Divergenz der Goldblättchen, und zwar negativer Gleftricität; dagegen 
pofitiver Eleftricität, wenn man die obere Platte mit dem Zinfftabe und die untere 
mit dem finger berührt hatte, 


6. 


Gährung. Unter Gährung verſteht man im Allgemeinen das ſcheinbar von 
felbft, ohne unfer Zuthun, erfolgende Zerfallen zufammengefeßter Zerbindungen, wenn 
dieſe mit Luft und Waſſer in Berührung find, in einfachere ; z. B. des Traubenzuckers 
in Weingeift und Kohlenfäure. Das Eigenthümliche ded Gährungsprozeſſes, gegen: 
über andern chemifchen Procelien, bei welchen ebenfalls Entmifchungen vor ſich gehen, 
befteht darin, daß er nur unter der Mitwirkung oder in Gegenwart, in Zerſetzung 
begriffener ftitftoffhaltiger Subftanzen hervorgerufen wird. In welcher Weife hierbei 
die filftoffbaltige Materie tbätig fei, ift noch nicht definitiv entfchieden, die Einen 
erflären fie fo, daB die in Folge der Stoffmandlung eintretende Molekufe fih auch 
auf die gährungsfähigen Subftanzen übertragen und fo deren Gährung hervorrufen; 
dies die fogenannte chemifche Gährungstheorie, befonderd noch von Liebig vertreten 
und vertheidigt. Die ſchwache Seite diefer Theorie liegt darin, daß fie nicht erklärt 
wie es zugeht, dag eine in Gährung gerathene Zuderlöfung nicht fo lange gährt 
bis aller Zucker zerfept ift, was doch thatfächlih nicht der Fall iſt; denn die Gäh—⸗ 
tung einer ſolchen Flüffigkeit hört auf, nachdem alle ftidftoffhaltige Materie zerſetzt 
worden ift. 

Andere feben in der Bährung den Berlauf eined wahren Begetationdprocefies, 
welcher damit feinen Anfang nehme, daß Keimfporen, Keime, die überall, und in un» 
zähliger Menge in der Atmofphäre enthalten find, wenn fie in, Flüfftgfeiten gelangen, 
die eimeißartige Stoffe anfgelöft enthalten, ſich zu Pflanzengebilden, zu Hefe vder Hefe: 
pilzen entwideln, die, indem fie wieder abflerben, auch das Zerfallen ded Zuders in 
Alkohol und Kohlenfänre bedingen. Hiernach kann die Gährung nur fo lange dauern, 
als noch Hefezellen vorhanden find oder deren neue entflehen, was wiederum nur fo 
lange gefchehen kann, ala in der Flüffigkeit noch unveränderte eiweißartige Stoffe vor 
handen find, auf deren Koften die Hefepflangen entfiehen. Der eben befchriebene Nors 
gang entfpricht ganz den beobachteten Thatfachen; denn nicht nur, daß in einer zucker⸗ 
baltigen Slüffigkeit die Gährung erft dann wieder eintritt, nachdem fich wirkliche Hefe: 
zellen oder Hefepflanzen gebildet haben, dauert fie auch nur folange al® noch Hefe 


600 Gallisiren — Gasometer. 


zellen vorhanden find, oder fih noch neue bilden. Die Entfiehung der Hefepflanzen 
bat mit ter Gährung nicht gemein, denn letztere ftellt fih auch und zwar fofort ein, 
wehn man zu einer zuderhaltigen Flüffigkeit fertig gebildete Hefe binzufeht. Da die 
Hefepflanze zur Bildung ihrer Celluloſe die Beftandtbeile des Zuderd aufnimmt, fo 
gebt bicraud hervor, daß ein Theil ded Zuckers fchon vor Beginn der Gährung eine 
gewiſſe Modifitation erleidet. In welcher Weife die abfterbende Bere Lei der Zer—⸗ 
fegung des Zuders ıbätig fei, bat fich mit Beftinnmtkeit noch nicht ermitteln laflen, 
und es ift noch ungewiß ob der Zuder ohne Weiteres ſich in Alkohol und Kohlen: 
fäure verwandele, oder ob diefe Umwandlung in der entftandenen Hefenzelle vor fih 
gebe, nachdem diele zuvor den Zuder alfimilirt hatte. 

Wie die Zudergährung, fo werden auch alle big jeßt genauer beobachteten Arten 
der Gährung, die fehleimige Gährung, die Butterfänre- und Milchſäuregährung, die 
Fäulniß, die man wegen der damit verbundenen Ammoniafentwidelung auch die ams 
moniafalifche Gäbrung genannt hat, durch Pilzgebilde hervorgerufen, Die zwar der 
Form nah fehr verfhieden, aber troßdem gleihen Urſprungs jein 
fönnen. Früher glaubte man, daß gewiſſe Gährungsprozeſſe, befonders die Fäulniß 
dur Anfuforien verurfacht würden; diefe Annabme berubte jedoch auf einem Jr: 
tbume, indem man manche Pilzbildungen, namentlih der Fäulnißhefe wegen ihrer 
Rieingeit überfeben und aus Unkenntniß verfchiedene Pilzgebilde mit Infuſorien ver 
wechſelt hatte. 


Gallisiren nennt man, nach ihrem Erfinder Ludwig Gall, diejenige Art der 
Weinverbefferung, bei welcher man von Ratur zu fauren Traubenmoft foweit mit Waſſer 
verdünnt, daß er das gewöhnliche Maß von Säure, 5 bis 7 pro Mille erhält, worani 
man dem fo forrigirten Moft noch fo viel Zucker hinzufeßt, daß der Moft im Gan- 
zen 20 bis 25 Proc. Zuder enthält, und ihn alsdann in der gewöhnlichen Weile gäb- 
ren läßt. 


Gallisches BDüngesalz; unter diefem Namen wird feit einiger Zeit ein Pre 
duft in den Handel gebracht, welches zum Düngen der Felder beſtimmt ift und in 
1006 Theilen aus 31 Theilen falpeterfaurem Natron (Chitifalpeter), 44 Theilen Gyps, 
7 Theilen Kochſalz. 4 Theilen fohlenfaurem Kalt, 1 Tbeil ſchwefelſaurem Natron, 6 Thei- 
Ion Sand und 3 Theilen organifcher Stoffe, Eifenoryd u. f. w. beftebt. Das Birk 
famfte daran tft offenbar der Chilifalpeter und der Gyps, und kann man fi alio 
. eine folhe Mifchung leicht felbft herftellen. 

Gasbatterie Grove’s, eine befondere Konftruftion von zwei, je einer in eine 
Glasröhre eingefihloffener und in der einen von Waſſerſtoffgas, in der andern von Sauer- 
ftoffgad umgebenen Platinftreifen, die zur Hervorbringung eines eleftrifchen Etrromed 
dienen. Dieſe Piatinblechftreifen, welche mit Platinmohr überzogen find, endigen in 
einen dünnen Platindraht, welcher durch die obere Wölbung der Glasrohre hindurd: 
gebt und eingeichmolzen iſt; die frei hervorſtehenden Enden bilden die Pole eine? 
galvanifchen Paares und zwar der dem Sauerſtoffgas zugehörige Draht den pofitiven, 
der dem Wafferftoffgafe zugehörige den negativen Pol. Aus der Bereinigung mebre 
rer derartig konſtruirten Paare entfteht die Gas ſäule oder Gasbatterie. 


‚Gasometer; ein Apparat, welcher, wie in der Reuchtgasfabrifation, zur Ans 
jammlung und Aufbewahrung größerer Mengen von Gas, toder wie bei chemiſchen 
Berfuchen mit Sasarten, dazu beflimmt ift, um in einem Apparate von fleineren 
zus und befonderen Einrichtungen anfgefangenen Safe erperimentiren au 
Banen, 


Gefässbarometer — Glockenmetall. 601 


Gefässbarometer nennt man diejenige Art von Baronıetern, an welchen dad 
offene Ende derRökre ein Gefäß bildet, deilen Durchmeſſer um ein Vielfaches den der 
ſenkrechten eugen Röbre übertrifft. Diefe Einrichtung giebt man faft immer den ge, 
wöhnlihen, fogenannten Wettergläfern, und lie bietet, wo es nicht gerade auf die 
größte Genauigkeit ankommt, den Bortbeil, dag beim Steigen oder Fallen des Queck⸗ 
jilbers der Nullpunkt der Skala fib nur wenig ändert; inzwifchen können fie ver- 
mittelft befonterer Einrichtungen auch zu genauern Beobachtungen brauchbar gemacht 
werden. 


Gerbsäure, Gerbstoff, man unterfcheidet gegenwärtig zwei Hauptmobdififatio: 
nen der Gerbfäure; pathohogiſche Gerbfäure und phyfiologiihe Gerb- 
jäure, Die pathologiſche Gerbfäure, gewöhnlich Tannin genannt, ift mit Sicher: 
beit nur in patholegifchen Bebilden der Gattungen Quercus und Rhus nachgewieſen 
worden. Sie ift dadurch charakteriſitt, daß fie fih bei Einwirkung verdünnter Säu⸗ 
ven, fowie durch ‚Gährung fpaltet und als Spaltungsproduft Gallılsfäure liefert. 
Außerdem bildet fich bei der Spaltung durch Wafferaufnahme Traubenzuder, der bei 
weiter gebender Spaltung ald Alkohol und Koblenfäure, als Milchfäure u. f.w. auf: 
tritt 5 ferner ift die pathologifche Gallusſäure die einzige unter den Gerbfäuren, welche 
bei der trodnen Deftillation Pyrogallusfäure liefert. Sie fällt Leim volftändig, ift 
ober nicht geignet Haut in techniſch brauchbares, der Fäulniß wider- 
ſtehendes Leder überzuführen. 

Die andere Hauptart der Gerbfäure findet fih in den Gerbmaterialien der Roth⸗ 
gerber, namentlich in Eichen, Fichten, Weiden- und Buchentinde, dem Bablab der 
Balonia, den Dividivifchoten und dem Sumach. Sie läßt fih durch Gährung oder 
den Einfluß verdünnter Säuren nicht fpalten, liefert nie Gallusſäure und bei der 
trodnen Deftillation niemals Pyrogallusfäure, Sondern ftatt letzterer Orppbenfäure 
(Brenzfatechin) und vermag die thierifche Haut in wirkliches Leder zu verwandeln. 

Die feitherigen Prüfungsmethoden der Gerbmaterialien auf deren Gerbftoffgehalt 
beruhten größtentheild darauf, daß man die Menge des Gerbſtoffs nach feiner Wir: 
fung verglichen mit der einer beflimmten Menge Tannin abfchägte. Da jedoch der 
phufiologifche und pathologifche Gerbftoff keineswegs in derfelben Weife von dem an- 
gewendeten Berfahren afficirt werden, fo konnten auch diefe Unterfuchungdmethoden 
feine für die Technik genügende Refultate liefern, da diefe ed eben nur mit phyfio- 
logifchem Gerbftoff zu thun Hat. R. Wagner bat daher eine andere Prüfungs- 
methode für die Gerbmaterialien veröffentlicht, welcher die Beftimmung der phyfiolo- 
gifhen Gerbfäure zum Zwecke hat, und darin befteht, daß man die Abkochung einer 
genau gewogenen !Menge des zu unterfuchenden Gerbmateriald mit einer angefäuerten 
und durch etwas effigfaures Rosanilin (Fuchfin) roth gefärbten Löſung von ſchwefel⸗ 
faurem Cinchonin von befannter Koncentration titrirt, bi& die vothe Färbung der Eins 
honinlöfung hierbei nicht mehr verſchwindet, fondern deutlich in der Flüffigkeit über 
dem entftandenen Niederfchlage fchtbar wird. Aus der Menge der verbrauchten Eins 
honinlöfung ergiebt fih dann die Menge der vorhandenen Berbfäure, wobei Wagner 
gefunden hat, daß zum Fällen von 1 Gramm Eichengerbfäure 0,3715 Gramm reines 
Cinchonin oder 0,4523 Gramm fihwefeljaures Cinchonin erforderlich Find. 


Gin shi bu ichi, eine japanefifhe Legirung von Kupfer mit 30 bis 50 Proc. 
silber. 

Glockenmetall, auch Glockengut, Glockenſpeiſe; feine gewöhnliche Zuſammen— 
ſetzung iſt 78 Theile Kupfer und 22 Theile Zinn; es muß Klang mit Härte und 


502 Goldbronze — Haematinon. 


Feftigfeit verbinden; die Legirung ift fpröde und deshalb ift die Behandlung der 
Glocke auf der Drehbank nicht audführbar; die Glode muß deshalb ihren Ton durh 
den Huß, durch ihre Form und durch die Metallmifchung erhalten. Gin Borurtbeil 
ift e8 hingegen, daß, um der Glocke einen al hellen Klang zu verichaffen, 
Silber beigemifcht werden muß. 


Geldbronse ; abgefehen von den verſchiedenen Mitteln, die man anwendet um 
manchen ®egenftänden ein metallifche® Anſeben zu ertbeilen und Bronze oder auch 
Goldbronze genannt werden, belegt man mit dem letztern Namen auch die bei der 
Blattgoldfabrikation entſtehenden Abfähe, aus denen das fogenannte Muffel- stır 
Malergold bereitet wird. 


Graphetypie wird ein Berfahren zur Herfielung von Typen (Zeichnungen 
aller Art) aus Letternmetall genannt, weiches in der folgenden Weiſe ausgeführt wird. 
Sehr fein gefchlemmte und wieder getrocdnete und zerriebene Kreide wird durch ein 
feined Sieb auf eine Zinkplatte gefiebt; die Kreidefcbicht, die eine gewifle Stärke haben 
muß, wird dann mit einer polirten Gtabiplatte bedient und mittelft hydrauliſchen 
Druds flark zufammengepreßt. Nach Entfernung der Stahlplatte hat man eine gan; 
glatte Oberfläche von Kreide, die etwas geleimt wird, damit die Zeichnentinte nicht 
ausfließt; letztere beftebt aus einem Gemiſch von Leim und Lampenruß, das jänel 
trodnet. Iſt die Zeichnung fertig, fo wird die Kaltfläche zwifchen den Etrichen der: 
felben mit einem Pinfel oder groben Bürfte etwa % Zoll tief entfernt und dann der 
Kalfblod durch eine Waflergladlöfung gehärtet; bierauf wird von dem Kalkblod ein 
Abdrud und von diefem nach dem gewöhnlichen Stereotypverfahren ein Abgup von 
Zetternmetall gewonnen. 


Graspapier ift ein infaurem chromfaurem Ammoniak oder auch mit chromſaurem 
KalisAmmoniaf getränkted und etwas parfümirtes Papier; es läßt beim Berglimmen 
eine grüne, blätterförmig erſcheinende Afche zurüd, 

Gravitation, ſ. Schwerkraft. 


Greourelle’s Bleichflüſſigkeit, eine Auflöſung von unterchlorigſaurer Bittererde 
im Waſſer, die durch Zerſetzung won Chlorkalk (unterchlorigſaurem Kalk) durch Bitter 
falz dargeftellt wird; fie führt auh den Namen Ramſay's Bleichflüffigkeit und il 
ein energiſches Bleichmittel. 

Guanin findet fi im Peruguano, fowie auch in der fogenannten Perlen 
effenz eined mit Ammoniak und Haufenblafe verfegten Auszugs der Schuppen di 
Weißfiſches. Beim Erwärmen mit Salzläure und chlorſaurem Kali wird dad Guanin 
zerfeßt und geht unter Bildung verfchiedener Produkte in eine altalifch reagirende un 
Abend fehmedende ryftallinifche Bafis, dad Guanidin über. 


Gyrotrep, Commutator, Strommender, f. Commutator. 
H. 
Haarröhrchen, {. Gap illarität. 


Haematinen; mit diefem Namen bezeichneten die Alten eine zu Prunfgefäft: | 
Mofaiten u. f. w. angewendete Glasmaſſe, welche ziemlich häufig in den pompejan’ 
hen Ausgrabungen gefunden wird. Diefed Glas ift durch eine ſchöne rothe Far 
welche zwifchen der ded Zinnoberd und der Mennige liegt, harakterifirt. Es ik un 




















Haloxzylin — Howard's Knalipulver. 603 


durdhfichtig, härter ald. dad gewöhnliche Glas, beſitzt große Politurfähigkeit, mufchelis 
gen Bruch und bat ein fpecififche® Gewicht von 3,5. Durch Umfchmelzen geht die 
rothe Farbe verloren und fann durch feinen Zufaß wiederhergeftellt werden. Das 
Hämatinon enthält fein Zinn nnd außer Kupferorgdul feine färbende Subftanz Die 
Kunft der Darftelung von Hämatinon war verloren gegangen, bis es vor nicht lan 
ger Zeit Pettenkofer in München gelang fie wieder aufjufinden. Zur Darftellung 
des Hämatinond wendet Pettewnkofer Kiefelfäure, gebrannte Bittererde, Bleiglätte 
Soda, Kupferbammerfihlag und Eifenhammerfchlag an. 

Haloxylin ift eine erplofive Subftanz, deren Hauptbeftandtheil Pyrorylin iſt 
und die ald Schießs und Evrengpulver Anwendung findet. 


Hauchbilder, mit diefer Bezeichnung bat man die eigenthümliche Erfcheinung 
belegt, daß, wenn man auf eine Glastafel mis einem Holzftäbchen oder irgend einem 
anderen Körper fchreibt, Durch Behauchen die Charaktere, d. h. die umfchriebenen Bil- 
der deutlich hervortreten. Jeder polirte Körper: Holz, Harze, Metalle u. f. w. zeigen 
diefelbe Erſcheinung. 

Heliostat nennt man die Vorrichtung, vermittelft welcher bewirkt wird, daß bei 
gewiffen optifchen Berfuchen, wo man durch eine Mleine Deffnung im Laden eines 
dunfeln Zimmers ein Bündel Sonnenftrablen läßt, daß diefe in dad Zimmer reflek⸗ 
titten Strablen ſtets diefelbe Richtung behalten. Died wird nun dadurch erreicht, daß 
der vor dem Laden angebrachte ebene Spiegel, der die Sonnenftrahlen reflektirt, in 
einer der Bewegung der Sonne entiprehenden Weife gedreht wird. 


Hemiddrie; eine in der Seryftallographie angewendete Bezeichnung, wo die 
Hälfte der Flächen einer einfachen Gefalt nach beſtimmten Gefepen in ſolchem Maße 
ausgedehnt ift, dag die andere Fläche vollftändig verfchwindet; man nennt folche Kry⸗ 
ftalle Halb flähner oder hemiedrifhe Kryſtalle. 


Heronsbali, ein phyſikaliſcher Apparat, welcher in feiner einfachften Geftalt 
aus einem zur Hälfte mit Waller gefüllten Gladballon befteht, der mit einem Kork 
luftdicht verfchloffen if. Durch den Kork gehen 2 Gladröhren: die eine erreicht den 
Doden ded Ballons und endet außerhalb in eine feine-Deffnung, die andere, eben: 
fall8 an beiden Enden offene Glasröhre geht nur eben durch den Kork hindurch. 
Bläft man in letztere kräftig, fo fleigt dad Wafler in der langen Röhre und wird in 
einem mehr oder weniger hoben Strahle heraudgetriebenz; ed ift dies die Spripflafche 
des Chemikers. — Wenn man die Einrichtung trifft, daß die Luft im Herondball 
durh den Drud einer Waſſerſäule fomprimirt wird, fo erhält man einen 


Heronsbrunnen, auf deflen Principien die Konftruftion der Zimmerfpring- 
brunnen u. ſ. w. beruht. 


Howard’s Knallpulver, Rnallquedfilber, fnailfaures Quedfilberoryd. Zu feis 
ner Darftellung löft man 1 Kilogrm. Quedfilber in 5 Kilogrm. Salpeterfäure von 
1,33 fpec. Gewicht und fegt der Löfung noch 5 Kilogrm. Salpeterfäure hinzu. Die 
Flüffigkeit wird in 6 tubulirte Retorten vertheilt und in jeder Retorte zu der noch 
warmen Flüffigkeit 10 Liter Alkohol von 0,833 fpec. Gewicht zugegoffen. Nach einis 
gen Minuten tritt heftige Gadentwidelung ein, gleichzeitig bildet fich ein weißer Nie 
derfchlag, der auf einem Filter gefammelt, ausgewaſchen und getrosnet wird. Das 
knallſaure Quedfilberoryd bildet weiße, durchſichtige Kıyftallnadeln, die bis zu 1860 E. 
erhißt oder durch einen Heftigen Etoß mit ftarten Anal detoniren; es befteht in 
100 Theilen aus 77,04 Theilen Quedfilberoryd und 22,94 Theilen Knallfäure, 





604 Hydrotimeter — Indium. 


Hydrotimeter, eine eigenthümlich onftruirte Ausgußbürette (der fogenannten 
englifchen Bürette ähnlich), von geringem Durchmeſſer und etwa 8 Kubifcentimeter 
Snbalt in.41 Theile (Grade) getheilt, doch fo, daß die erfte Abtbeilung nicht mitge: 
zählt wird; das Hydrotimeter ift fpeciell für die Unterfuchung der Brunnenwäfler auf 
ihre Härte, mittelft einer titrirten Seifenlöfung, beftimmt. 

Hydrotimetrie, die Unterfuchungsmethode der Brunnens auch Mineralwäfle 
mittelft einer fpirituöfen Seifenlöfung, die fo geftellt ift, daß 22 Grade des Hydro: 
timeterd 0,25 Gramm wafferfreien Chlornatriums entfprechen 

Hydrestatische Probe, nennnt man die Beftimmung des Feingehaltes von 
Gilbermünzen aus dem fpecififhen Gewichte der EilbersKupferlegirung. Da Kupfer 
und Eilber beim Legiren ſich ausdehnen, eine Legirung um fo dichter wird, je mehr 
fie dem mechanifchen Drud unterworfen war, fo liegt darin eine Unficherbeit dieler 
Methode, die man daher auch nur da anwendet, wo ein andered Berfahren nicht zus 
läffig ift, wie eben bei Münzen, Löffeln u. dergi. 

Hypomechlien, mit diefem Ausdru bezeichnet man den Drehpunft an einem 
Hebel, im Gegenfage zum Angriffpunfte einer Kraft; bei unferen Wagen z. B. den 
Punkt, welcher auf der Are ruht. 


l. 


Jargenium, der Name für ein neues Metall, auf defien Exiſtenz man aus 
dem eigenthümlichen fpeftralanafytifchen Verhalten gewiſſer Zirfone, namentlich de 
Sargone von Geylon, geglaubt hatte fchließen zu müſſen; fpätere Berfuche Haben jedoch 
ergeben, daß die eigenthümlichen Reaktionen von einem fehr geringen Gehalte der 
Zinkonerde an Uranorpd hergerührt hatten, fo daß das vermeintliche Jargoniummetall 
nicht eriftirt. 

Jauue brillant, nenut man, feiner fchönen gelben Farbe wegen, das Schwefel 
cadmium, welches zur Herworbringung von blauem Feuer in der Feuerwerferei An- 
wendung findet. 

Ilmenium, ift der Name eines Metalld, welches Hermann in einem Mine 
tale, dem Aeſchynit, aufgefunden zu haben glaubte, deſſen wirkliche Eriftenz jedod Bid 
jest noch zweifelhaft — felbft unwahrſcheinlich ift. 

Inclination, magnetifche, nernt man den Winkel oder die Neigung, welde 
eine in ihrem eigenen Schwerpunft aufgehängte Magnetnadel mit der Horizontalebene 
macht; im Allgemeinen nimmt die Snclination zu, je mehr man ſich den “Polen 
nähert; an manchen Puntten nimmt die Magnetnadel eine faft fenkrechte Stellung an. 


Indium, ein neues im Sabre 1863 von Reich und Richter in der Zink 
biende von Freyberg entdedted Metal. Das Indium beſitzt eine filbermeiße Farbe, 
läuft weder an der Luft, noch in heißem Waller an; es ift weicher und dehnbarer ald 
dad Blei, fehmilzt aber bei derfelben Temperatur wie diefed; in der Weißglühbiße 
verflüchtigt es fih. Bei 15 Grad ©. ift fein fpec. Gewicht — 7,362. In verdünn 
ter Schwefelfäure, fowie in Salzſäure löſt es fi) unter Waflerftoffgasentwidelung. 
Aus feinen Auflöfungen in Säuren wird ed durch Altalien und Ammoniak als Oryd⸗ 
hydrat gefällt. Gegen Schwefelwaſſerſtoff verhalten ſich die Indiumſalze wie die 


Indiumchlarür — Jodviolette, Dahliafarben. 605 


Zinffalge; in einer Löfung von effigfaurem Indiumoryd bringt Schwefelwaflerftoffga® 
einen gelben, dem Schwefelcadmium ähnlichen Niederfchlag hervor, ein Berhalten, 
welches benugt wird, um dad Indium von Eifen und Mangan zu trennen. Charakte⸗ 
riſtiſh für das Indium find die beiden blauen Linien, die ed im Spektralapparate 
bildet, befonderd wenn man zu dem Berfuche Ehlorindium anwendet; doch ift ald- 
dann dad Spektrum fehr vergänglich, während es bei Anwendung von ſchwefelſaurem 
Sndiumorgd viel beftändiger fih zeigt. Bon den beiden blauen Linien ift die am 
meiften ausgeprägte brechbarer als die ded Etrontiumd, während die zweite auch noch 
brehbarer ift und fih der blauen Linie ded Kaliums nähert. 

Zu feiner Darftelung löft man, nah Reich und Richter, die Blende in 
Königsmwafler, fällt die Löfung durch Schwefelmaflerftoff zur Abfcheidung von Kupfer, 
Blei, Arfen, Zinn, Cadmium und Molybdän; die filtrirte Flüſſigkeit verfeßt man, 
nah Entfernung ded Schwefelwaflerftoffd, mit einem großen Ueberfhuß von Ammo- 
niaf, um den größten Theil des Zinks aufzulöfen. Der zurüdbleibende, hbauptfächlich 
aus Eifenoryd beftehende Niederſchlag wird in Eſſigſäure gelöft, und die Löſung mit 
Schwefelwaſſerſtoff behandelt, welcher Schmefelcadinm niederfchlägt, welches dann durch 
Wiederholung derfelben Operation gereinigt wird. Dad Schmefelindium wird dann 
in Schwefelfäure gelöft, die Löſung durh ein Alkali gefällt, dad erhaltene Oryd aus⸗ 
gewafchen, getrodnet und in einem Strom von Waflerftoffgad zu Metall reducirt. 
Das Nequivalent ded Indiums ift 448,90. 


Indiumchlorür, man erhält diefe Verbindung, indem man dad mit Koble ge 
mengte Indiumoryd in einem Strome von Chlorgad erhitzt. Dad Chlorür ift flüch- 
tig und fondenfirt fih in den kalten Theilen des Apparate in weißen, kryſtalliniſchen, 
leicht fublimirbaren Blättern; es ift fehr hygroſkopiſch, feine wällrige Löſung zerfegt 
fih beim Kochen, es entweicht Salzfäure und ewas Indiumchlorür, während fich 
Oryd oder ein Oxychlorür abjegt. 


Indiumoxyd, dies fcheint die einzige Orydationsftufe ded Indiums zu fein; 
ed ift gelb, wird aber beim Erhitzen vorübergehend rothbraun; in einem Waflerftoff- 
gadftrome mit Kohle geglübt, wird es zu Metall reducirt. Das Indiumoryd bilder 
ein weißes Hydrat, in Geftalt eined volumindjen, dem Zhonerdebydrat gleichenden 
Riederfchlagd; es ift unlöslich in Alkalien, fowie auch in Ammoniak. ' 

Indiumoxyd, toblenfaures; bildet einen weißen, galatinöfen Niederſchlag, 
welcher fih in der Kälte in foblenfaurem Ammoniak auflöft, in der Wärme aber 
wieder abgefchieden wird; kohlenſaures Kali und Lohlenfaures Natron löſen den 
Niederfchlag nicht auf. 

Indiumoxyd, phosphorfaures, bildet ein weißes, veluminöfes, in Waſſer un- 
auflögliched Pulver. 

Indiumoxyd, falpeterfaures; diefed Salz fryftallifirt Teicht in zu Büſcheln ver- 
einigten Prismen. 

Indiumexyd, fchwefelfaures; das Salz kryftallifirt leicht in farbloſen Tafeln 
und ift leichter löslich in Waſſer ald das fchmefelfaure Zintoryd. 

Jodgrün, ein neuerdings unter dieſem Namen in den Handel gebrachtes Ani- 
lingrün, wird ald Nebenproduft aud der Mutterlauge von der Bereitung des Jod⸗ 
violett gewonnen. 

Jedvielette, Dahliafarben, fie unterfheiden fih von ähnlichen Anilinfarben 
dadurch, daß bei ihnen nicht das Phenyl, fondern die Alkoholradikale Aethyl, Methyl 


606 Irradiation — Kamptulikon. 


und Amyl die Subftitution vollführen. Man erhält fie, indem man Fuchſin in ge 
fchloffenen Eylindern mit den Jodüren, oder auch Bromüren der Alkobolradivale 
und etwas Alkohol ald Löfungsmittel auf 100 bis 110 Grad E.-erbigt. Die höchſt 
äthylirte Bafe ift blauviolett, die minder äthylirten zeigen mehr röthliche Nuancen. 
Die Dahliafarben haben vor den mit Phenyl fubitituirten cine größere Brillanz 
vorand, 

Irradiation, betrachtet man einen heilleuchtenden Stern durch ein gutes Fern⸗ 
- rohr, fo erfcheint der Stern fleiner, als wenn man ibn mit dem bloßen Auge be 
trachtet, während man doch eigentfih das Entgegengeiehte hätte ermarten follen. 
Diefe fcheinbare Vergrößerung eines leuchtenden, mit bloßem Auge gefebenen Gegen: 
ftanded nennt nıan Srradiation, die, nah Plateau, im einer Ausbreitung des 
Lichteindrucks auf die Netzhaut des Auges zu ſuchen ift. 


Irrlichter, nennt man fleine Flämmchen, welche in fumpfigen Gegenden, 
Mocren, Kirchhöfen, Überhaupt an Orten, wo Fäulniß und Verweſung vor fi geben, 
nicht hoch über dem Boden zum Vorſchein fommen, eine büpfende, unrubige Bewegung 
zeigen und bald wieder verichwinden. Weil man bid jeßt noch feine befriedigende 
Erklärung über ihre Erfeheinung und ihr Weſen hat geben können, hat manan deren 
Realität überhaupt zweifeln zu dürfen geglaubt; nichts defto weniger eriftiren Jrrlichter. 
Die wahrſcheinlichſte Anficht ift die, daß die Irrlichter durd ein pbosphorbaltigee 
Waflerftoffgad gebildet werden, welches nicht. eigentlich als Flamme verbrennt, fondern 
nur leuchtet. 


Isametralen, dies find, nach Dove, im en zu den Sfanomalen, folde 
Linien, welche die der Breite eined Ortes zufommende mittlere Wärme befipen. 


Isanomalen, nennt Dove die Linien gleicher Abmeichungen von der einem 
gemifjen Breitengrade zutommenden mittleren Temperatur; es giebt pofitive und ne 
gative Iſanomalen; pofitiv find fie, wenn fie eine höhere, negativ, wenn fie eine 
niedrigere. Temperatur, ald die der mittleren des Breitengrades entfpricht, zeigen. 

Isochimenen , mit dieſem Ausdrud bezeihnete Humboldt Linien, welde 
Orte von gleicher mittlerer Winterwärme mit einander verbinden; wogegen er Iſo⸗ 
theren die Linien von gleicher mittlerer Sommerwärme nannte. 

Isopurpursäure, ein rother Zarbftoff, welcher aud der Einwirkung von Eyan- 
falium auf eine Löſung von Pikrinfäure entfteht und’ große Achnlichkeit mit dem au? 
Harnfäure dargeftellten Muroryd bat. 

Isetheren, fiche Sfohimenen. 

Isothermen nennt man die Linien von gleicher mittlerer Jahreswärme. 


K. 


Kainit, ein in den Staßfurter Abraumfalzen enthaltenes Mineral, in 100 
heilen aus 28,4 Chlorfalium, 49,6 fchroefelfaurer Bittererde und 22 Waſſer be: 
ſtehend. 

Kamptuliken „ die Bezeichnung eines Stoffd, welcher zur Bekleidung von 
Fußböden und dergl. dient und aus einem Gemenge von Guttapercha, Kautfchuf und 





Kara Kane — Kupferbarilla. 607 


Korbabfällen beftcht, die, fein gemahlen, innig mit einander gemifcht und einem flar- 
fen Drude unterworfen werden. 


Kara Kane, japanefifches Blodenmetall; daffelbe wird in ee vier ver⸗ 
ſchiedenen Sorten dargeftellt: 
1. Sorte: 10 Kupfer, 4 Zinn, 4 Eifen, 14 Zint, 
2: 5: 2) 1% Blei, a 
3: : 10 „ 2. 2 4 Eifen, 1 Zins, 
4, Fe 10 * 2 1 2 ” \ 
Das Kupfer wird zuerft gefchmolzen und dann werden die übrigen Metalle in 
der angegebenen Reihenfolge binzugefeßt. Die beften Eleinen Glocken werden aus der 
erften, große Sloden aus der 3. Sorte dargeftellt, 


Knallanilin (fatpeterfaures Diazobenzot), wird dur Einwirkung von falpetris 
ger Eäure auf Anilin erhalten, es ift ein ſtark erplofiver Körper, von dem man in. 
der Kriegsfeuerwerkerei Anwendung zu machen verfucht bat; über die Refultate ift 
Näheres noch nicht befannt geworden. 


Keineniaöl, ein Wafchinen-Schmieröl, welches lediglich auf eine befondere 
Weite gereinigted Rüböl ifl. 


Kryepher, ein phyſikaliſchet Apparat, vermittelft welches die Gefrierbarfeit des 
Waſſers durch feine eigene Derdunftung anſchaulich gemacht wird. 


Kryptophansäure, eine eigenthümliche im menfchlihen Harne fih findende 
Säure. Zu ihrer Darftellung behandelt man den Harn mit einem Weberfhuß von 
Kalkmilch, filtrirt, dampft ein, fäuert etwas an, verlegt mit Alkohol, wo fryptophan= 
faurer Kalt niederfällt,; man trennt ihn durch Filtration, löſt ihn in Waffer und 
zerfeßt die Löſung durch eſſigſaures Bleioryd; das entftandene Bleifalz wird in Waffer 
fuspendirt und durch Schweffelwaſſerſtoffgas zerfeht, die Flüffigkeit filtrirt und im 
Waflerbade eingedampft. Die Kryptophanfäure bildet eine amorphe gelbliche Maſſe 
von der Zufammenfegung Cs Ha NO:. 


Krystalleidsubstansen,, nennt Gr beim diejenigen Stoffe, welche bei dem 
Dyalifiren von Flüffigkeiten dur die Membran hindurchgehen und nach dem Ab⸗ 
dampfen der Löfungen fryftallinifch erhalten werden, während Graham die nicht 
durch die Membran gehenden Körper ald Colloidfubftanzen bezeichnet. 


Kubahels, das Kubaholz ift eines der am häufigften angemwendeten gelben 
Tarbematerialien; ed ftammt von Morus tinctoria, die in Brafilien, fowie auch auf 
den Antillen heimifch ift. Das Holz enthält fehr oft gelbe oder fleifchfarbene Kıyftalle 
von Morin, deren Löfung in Waffer in der Färberei zur Erzeugung fchöner gelber 
Farben angewendet wird. 


Kupferbarilla, ift die Bezeichnung für ein Mineral, welched gegenwärtig in 


großen Mengen aus Chili (Südamerika) eingeführt wird und aus 60 bid 80 Procent 
Kupfer uud 20 bid 40 Procent Quarz befteht. 





608 Lactarin — Lepidinblau. 


L. 


Lactarin, ein feit einiger Zeit im Handel vorfommended, an Stelle des Albu⸗ 
mind für den Zeugdrud empfohlenes Präparat, ftellt ein gelblich weißes, ſchwach nach 
tiocknem Käfe riechended Pulver dar, und beftebt wefentlih aus Kaſeĩn mit weni 
Fett und den Salzen der Milch verunreinigt. 

Lactometer, ſ. v. w. Salactometer. 


Lactopretein, eine Subftanz, welche nach Abſcheidung des KRäfeftoffe aus der 
Milch durch Raab neben dem Milchzucker in den Molten zurüdbleibt. 

Lady’s Life preserver, mit diefem Namen bat man in (England eine Flüfs 
figfeit belegt, die beſtimmt ift, Gewebe aus Pflanzenfafer, die damit getränft und dann 
wieder getrodnet werden, vor der Entflammung zu fchügen, wenn fie einer Gas: 
flamme u. f. w. zu nahe fommen, und welche aus einer Auflöfung von 1 Theil 
wolftamfaurem Natron in 6 Theilen Waſſer befteht. 

Lamingsche Mischung oder -Masse, fie dient zur Reinigung des Leucht— 
gafed, deſſen Durchgang fie in trodnem Zuftande dargeboten wird, und beftebt aus 
einem Gemenge von Eifenpitriol und gebranntem Kalfe nach den rejpektiven Acquiva: 
lenten mit 5 bid‘} ihred Volums Sägefpänen vermiſcht. 


Leche, nennt man im metallurgifchen Betriebe die Nebenbeftandtbeile und 
Abfälle, die ſich bei den verfchiedenen Operationen ergeben, und deren Gewinnung 
von vornherein nicht beabfichtigt wird. 


Lederöl, eine von Wiederhold in Kaffel erfundene Fett⸗ oder Oelmiſchung, 
die zur Konfervirung aller Arten Federzeugs dient. Rah Prof. H. Schwarz erhält 
man eine dem Wiederhold’fchen Kederdle ähnliche Mafle, wenn man 16 Theile Del: 
fäure, 2 Theile Alkohol à 90 Procent und 1 Theil koncentrirte Schwefelfäure mit 
einander vermifht und vermengt, den hierbei nach einiger Zeit fich bildenden Del⸗ 
fäureäther durh Schütteln mit warmem Waffer und Abfegenlaflen von der Schwefel⸗ 
fäure und dem Ueberſchuß des Alkohol befreiet, mit etwa dem gleichen Gewichte Fild- 
thran vermifht und zur Verdeckung ded Thrangeruchd auf das Pfund 1 Biertelioth 
Nitrobenzol zufeßt. 

Leithener Blau, aud Kobaltultramarin, ein fehr ſchoͤn blaues, fein gemab- 
lenes Kobaltpräparat, welches auf die Weife dargeftellt wird, daß man eine Alaun 
löſung mit der Löfung eined Kobaltorydalfalzed vermifcht und dann durch Tohlenfaurs 
Natron fällt oder auch Natronaluminat mittelft Chlorkobalt zeriebt. 


Lepidiu, eine aus der Einwirkung von überjhüffitgem Natron auf Cinchonin 
entſtehende flüchtige Baſe, neben welcher bei dieſem Proceß noch 2 andere homologe 
Baſen, das Chinolin und Kryptidin oder Didpolin fich bilden; ben Hauptbeftandtkeil 
macht das Lepidin aus. 


Lepidinblau. Erhitzt man Chinolinöl (fiehe dieſes) mit Jodamyl, fo bildet 
fih eine Verbindung beider, dad Ampliepidinjodür, aus welchem durch Behandlung 
mit Natronlauge ein prächtig blauer Farbfieff, dad Kıyptidin — Cyanin- oder Le⸗ 
dinblau CEhinolinblau) entfteht: Lepteres bildet Kryftalle mit metallgrünem Olan; 
und goldgeibem Refler, die fih ſchwer in Wafler, leicht in Alkohol auflöfen. 


1} 


Lig:ro-ine — Lüster. 609 


Lig-re-ine, es ift eine der mancherlei Bezeichnungen der leichtern Deſtillations⸗ 
produkte des Steinöls, die auch ald Benzin, Petrolenmbenzin, Petroleumfprit u. f. w. 
im Handel vorlommen. In dem fogenannten Ligsrosine macht der Hertils oder 
Denanthylwaſſerſtoff den hauptſächlichſten Beftandtheil aus. 


Liquometer, ein Inſtrument oder vielmebr ein neued Altoholometer, deſſen 
Konftruftion oder Angaben auf die Bapillarattraftion, die nach dem verfchiedenen Ge— 
balte an Alkohol ebenfall® verfchieden ift, fich gründen; ed weicht alfo im Princip 
von allen bis jept gebräuchlichen Mepinftrumenten zur Beſtimmuug des Weingeiftd 
meientlich ab. 


Lithofraeteur, ein in Belgien gebräuchliches Eprengpufver, deffen hauptfächlich 
wirffamer Beſtandtheil wahrſcheinlich Pyrorylin if. 


Lithophanien (Email ombrant, Email de Rubelles), find eine Art Lichts 
bilder in Porcellan oder Fayence. In Bezug auf die Preffung zeigen fie aber das 
Entgegengefebte der gewöhnlichen Lithophanien, weil bei dem Email ombrant die dunkel⸗ 
ten Stellen gerade um meiften vertieft, daher am dünnſten fein müflen, und das 
Bild nicht im durchgehenden, fondern im auffallenden Lichte betrahtet wird. Dan 
wendet diefe Verzierungen auf Zafeljerviced und Kacheln an; diefe Gegenftände er⸗ 
halten durch Formen eingedrückte Vertiefungen, welche dann mit halbdurchſichtiger ge- 
färbter Glaſurmaſſe ausgefüllt werden, wobei die tiefften Stellen didere Schichten 
von Glaſur aufnehmen und daher dunkler erfcheinen, als die erhabenen Stellen, welche 
mit weniger Ölafur bededt wurden und dadurch heller bleiben. 


Litelid, unter diefem Namen bat man eine Maffe in den Handel gebracht, die 
bauptjächlich aus Asphalt und Steinkohlentheeröt befteht und zum Anſtreichen von 
Steinpappdächern, Mauern, Wänden u. f. w. beftimmt ift. 

Lividivi, fon. Dividivi. 

Lebeliine, ein in der Lobelia inflata enthaltenes Alfaloid; dafjelbe beſitzt eine 
ölige Konfiftenz, ift zum Theil flüchtig und leicht löslich in Alkohol und Aether, in 
Waller wenig löslich, ſchwimmt auf demfelben; es wirft ftarf narfotiih. Mit Sals 
veters, Schwefel», Salz» und Dralfäure bildet es fryftallinifche Salze, die durd) Jod⸗ 
kalium mit rorbbrauner Färbung, und dur Gerbfäure und falpeterfaures Silber 
weiß gefällt werden; die letzteren Niederfchläge find in Ammoniak, ſowie aud in 

Ealpeterfäure löslich. 

Lo-kao, chineſiſches Grün, ein grüner Farbſtoff, der neh und mehr in der 
Seidenfärberei Anwendung findet, und auch ans einigen einheimifchen Pflanzen, na⸗ 
mentlich der Brennneffel, nach dem zur Gewinnung des Farbſtoffs aus der Kreuzdorns 
rinde gebräuchlichen Berfahren dargeftellt werden fann. 7 

Löthsals, als ſolches bezeichnet man ein Gemenge gleicher Aequivalente von 
CHlorzint und Chlorammonium. 

Löthwasser, ift eine Auflöjfung des Löthſalzes, die am beflen durch Auflöſen 
von 66 Gramm Zinfweiß in ſtarker Salzfäure und Zufag von 50 Gramm Salmiaf 
dargeftellt wird. 

Lüster,, find meift Erd» und Alfaligtafuren, die die Maſſe ald äußerfi dünne 
Schicht überziehen, und die darunter liegende Maffe nicht nur ſchützen und undurch⸗ 
dringlich machen ſollen, ſondern auch häufig nebenbei den irdenen Gegenſtand zu der 


koriren beſtimmt find. > 
H. d. tech. Chem. 39 


610 Lüsterfarben — Maynesta-Cement. 

Lüsterfarben, fie dienen zum deforativen Schmud der feinen Poreellangegen⸗ 
ftände; es find meiften® Verbindungen der Sylvinfäure mit den verfchiedenen Metall 
oxyden, die die Färbung geben, und in ätberifchen Deien löslich, im welcher Löſung 
fie auch angewendet, aber fehr dünn aufgetragen und dann eingebrannt werden. 
Damit die Gegenftände den eigenthümfich fchillernden Reflex, Lüfter, zeigen, ift es 
nothwendig, daß die Auftragung und dad Ginbrennen der Karben auf mehrere Male 
gefchehe; denn das Srifirende erzeugt fich erft dadurch, daB mehrere unendlich dünne, 
durchfcheinende Schichten übereinander gelagert find. 


Latein, ein in den gelben Körverchen der Ovarien von Säugetbieren, dem 
Blutferum, dem gelben fette der Butter, dem Eidotter der eierlegenden Thiere, dem 
Maisſamen, der Mohrrübe und noch vielen anderen animalifhen uud vegetabilifchen 
Erzeugniffen enthaltener gelber Farbſtoff. Das Lutsin 1öft fi nicht in Waffer, aber 
leicht in Alkohol, Aether, Chloroform, ſowie in eimeißbaltigen lüffigfeiten mit gelber 
Farbe auf; nur die foncentrirte Löſung in Chloroform erfcheint roth. Die Kryftalle 
des Lutsins erfcheinen mikroſkopiſch ald rbombifche Tafeln und gelb oder orangerotb; 
durch Salpeterfäure werden fie vorübergebend blau, dann wieder roth. Das Lutein 
bat große Berwandtfchaft zu Fetten und zu Albumin und täßt fich ſchwer davon 
trennen. 


Lueln, unter diefem Namen hat man in neuerer Zeit den Weizenfleber in den 
Handel gebracht, um mittelft deſſelben dad euer Hühnereiweiß zum Firxiren der 
Drudfarben zu erfehen. 


Lyein, eine in der unter dem Namen Teufelszwirn allgemein befannten 
Schlingpflanzge, Lycium barbareum L., namentlich in deren Blättern, enthaltene 
Baſe. Das Lycin bildet eine weiße, ftrahlig fryftallinifche, zerfließliche, in Waller in 
jedem Berhältnig lösliche Maffe von ſcharfem Geſchmack, ſchmilzt bei 150 Grad 6. 
und zerfegt fih in höherer Temperatur; in größeren Dofen genommen, bewirkt es 
porübergebende Lähmungen. 


Lydin, ein violetter Zarbftoff, welcher erhalten wird, wenn man 100 Gramm 
Anilin in 100 Gramm mit 120 Kubikcentimeter Waſſer verdünnter rauchender Salz 
Näure gelöft, und in eine Röfung von 90 Gramm rothem Biutlaugenfalz in 850 Ku 
bifcentimeter gegoffen, da® Ganze 14 Stunden lang zum Kochen erhigt, nach dem 
Erkalten der fich bildende Niederfchlag durch Decantiren gewafchen und dann in einer 
faft gefättigten Löfung von Wein» oder Dralfäure gelöft wird, worauf fich der vio- 
lette Farbſtoff fofort bilder 


M. 


Maclurin, f. Moringerbfäure. 


Magnesia-Cement, die gebranntegBittererde befißt die Eigenfchaft, wenn fie 
‚mit einer gewiflen Dienge Waſſer zu cinem Brei oder Teig angemacht wird, zu einer 
fteinartigen Maſſe gu erhärten, die auch unter Wafler ihre Härte beibehält, ſich alie 
geradefo wie die gewöhnlichen Gemente verhält. Unbefchadet diefer Eigenfchaften kann 
man der gebrannten Bittererde andere Subftanzen, wie fohlenfauren Kalt, Quarzſaud 


Magnesiatiegel — Majolika. 611 


und dergi. beimengen, fo daß fie alfo auch hierin mit den Kallcementen überein- 
ftimmt und ibren Ramen Magnefia-Gement mit Recht verdient. 

Wenn man ftatt Waffer eine Löfung von Ehlormagnefium zum Anrühren der 
Bittererde anwendet, fo erhält man eine Maſſe, die ebenfalls ſteinhart wird, und ein» 
mal erbärtet, den Einwirkungen von Waſſer volllommen widerfigbt. Si. Claire 
Deville, der diefe Eigenschaften an der Bittererde entdeckt hat, giebt noch an, daß 
man ftatt reiner foblenfaurer Bittererde auch Dolamit (1 Aeg.MgO, CO- und 1 Aeq. 
Ca0, CO2) brennen und die gebrannte Maffe mit Wafler angemacht ald einen vor 
züglihden Gement gebrauchen könnte. Das Brennen oder Slüben darf jedoch nur ſo— 
weit gefcheben, bis die Bittererde, nicht auch der Kalk die Kohlenfäure abgegeben 
babe, ein Punkt, der fich jedoch nicht fo leicht treffen läßt, fo daß die getrennte Maffe 
in der Regel freien Aetzkalk enthält, wodurd fie nicht mehr als unter Waſſer erhär- 
tender Cement gebraucht werden fann. Doch wird fie ebenfalls zu einem vortrefis 
ligen Waffermörtel, wenn man ibr eine dem freien Kalke entfprechende Menge 
amorpher Kiefelfäure, fogenannte Infuforienerde, zuſetzt. In dieſer Weife foll der 
Dolamitcement, befonderd in England, bereit? ausgedehnte Anwendung finden. 

Maguesiatiegel, ihrer großen SZeuerbeftändigfeit wegen hat man in neuerer 
Zeit angefangen Schmelztiegel aus reiner Bittererde herzuftellen, indem man letztere 
in Hoblfermen ſtark zufammenpreßt und formt. Für die Hoböfen der Glasfabriken 
würden ſolche Tiegel von unfhäßbarem Werthe fein, doch ift bis jet nicht befannt 
getvorden, daß man fich ihrer bediente. 

Magnesialampe, ift eine Vorrichtung. vermittelſt welcher man das beim Ver⸗ 
brennen von Magneſium entſtehende Licht zu Beleuchtungdzmeden verwenden zu können 
glaubt. Die Magnefialampe bat in ihrem Innern ein Triebwerk, welches während 
der Verbrennung den auf einem Cylinder gewundenen Magnefiablechftreifen in dem 
Maße, wie er verbrennt, immer nachfchiebt. 

Magnesiumlicht, bei genauen photometrifchen Meffungen Bunſen's bat es 
fih heraudgeftellt, daß das Licht der Sonne nur 524,7 Maul fo ftark ift, ald das 
eined verbrennenden Magneſiumdrahtes von denfelben fcheinbaren Dimenftonen der 
Sonnenfceibe ; ferner ergab fih bei diefen Unterfuchungen, daß «in brennender Mag» 
nefiumdrabt von 0,297 Millimeter Durchmefler, ebenfoviel Licht erzeugt wie 74 tens 
tinferzen, deren 10 auf ein Kilogramm gehen. Um diefes. Licht 10 Stunden zu unters 
halten, was einem Steorinfäurererbrauch von ungefähr 10 Kilogramm entipricht, wer« 
den nur 72,2 Gramm Magnefium erfordert. Allein noch bemeikenswerther ald die 
Intensität des Magneſiumlichts ift feine photochemiiche Wirkfamfeit; daſſelbe enthält 
nämlich außerordentlich viel chemiſch wirkende oder aftinifche Strahlen, und die Wirf- * 
famfeit der Sonne übertrifft diejenige des Magnefiumlichts (bei gleichen ſcheinbaren 
Dimenfionen für beide Lichtquellen) nur um das 36,6fache. Dad Magnefiumlicht 
eignet fich daher zum Photographiren zur Nachtzeit., — Gleichwohl ift ed nicht wahre 
ſcheinlich, daß das Magnefinmlicht, auch wenn feine Koften nicht bedeutender fein 
joflten, als die eined anderen Materials, al allgemeine® Beleuchtungdmittel Eingang 
finden wird. 

Mainzer Fluss, foviel wie Straß, eine Glaskompoſition, die zur Darftellung 
fünftliher Edelfteine dient. 

Mojolika, ift eine Art Fayence, die fehon im -9. Jahrhundert die Araber in 
Spanien anzufertigen verflanden,. von wo diefe Kunft nach der Inſel Majorka kam, 


die in früberer Zeit den Namen Majolifa trug, daher jener Name. 
39* 


612 Maltin — Maximumthermometer ete. 


Maltia, mit diefem Namen bat Dubrunfaut den im Gerſtenmalzauszuge 
enthaltenen eiweißartigen Stoff belegt, welcher in hohem Grade die Eigenfchaft bes 
fit, Stärfemehl in Zuder überzuführen, alfo mit dem Dyaftad übereinfommt, welches 
man gerade ald unreined Maltin betrachten fann. 


Mandarinage, nennt man das Bedruden in Indigo gefärbter Zeuge mit Sal: 


peterfäure zur Hervorbringung einer gelben Färbung. 


En 


Maniok, ift der Name der Wurzelfnollen von latropha Manihot, oder Ma- 
nihot utilissima, aus welchen dad Caſſavamehl bereitet wird. 


Manometer , ift das bekannte Inſtrument zur Meſſung gefpannter Dämpfe 
oder Gasarten, befonderd in Dampfkeſſeln. Man bat deren von fehr verfchiedener 
Konftruktion; bei den einen mißt man den Drud, den ein komprimirtes Gas oder 
Dampf ausübt, durch das durch den Drud verwendete Bolum von in ein zugeſchmol⸗ 
zened Glasrohr eingefchloffener Luft, die durch Quedfilber abgeiperrt if, auf welches 
die erhöhte Spannung zunächſt wirkt; bei andern aus der Krümmung, die ein bobler, 
mit Luft angefüllter, nicht ganz gefibloffener Metallring erleivet, wenn gefpannte 
Dämpfe auf die Luft in feinem Innern drüden, und durch welche (die Krümmung) 
ein Hebel auf einen Gradbogen in Bewegung gefekt wird, und die Kraft der Span- 
nung anzeigt (Metallmanomettr). 


Mariotte’s Gesetz, in dieſem ift das Princip auögefprochen, daß die Bolus 
men von Gaſen ſich umgefehrt verhalten, wie der Drud, unter welchem fie ſtehen; 
ift 3. B. dad Volum eined Gafed bei einem Atmofphärensdrud — 1, fo wird «8 
unter dem doppelten Druck = %, unter dem halben Drud aber = 2 fein. 


Marren, eine faftanienbraune Farbe, ift, nah den Angaben von Knosp, 
dad Produkt der Drpdation der höhern Homologen des Anilind und Toluidind; es 
löſt fih in fochendem Waller und bat fi bereid unter Zufag von Alaun in der 
Seiden⸗, Wollen⸗ und Baumwollendruderei, durch fein ſchönes Braun, Eingang 
verfchafft; feing Bereitungsweiſe noch unbelannt. 


Martinsgelb,, foviel.wie Dinitronaphtol, welches durch Einwirkung von jal- 
petrigfaurem Kali auf Naphtylamin entfteht. 


Maximumthermometer, Minimumthermemeter , Thermometrograph. 
Es find zwei horizontal liegende Thermometerröhren, deren eine mit Ducdfilber, deren 
andere mit Weingeift gefüllt ift. In der Nöhre des Quedjilbertbermometers liegt ein 
Etahiftiftichen, weldes bei der Ausdehnung des Duedfilberd durch Wärme fortge- 
[hoben wird, aber liegen bleibt, wenn fih dad Quedfilber in Kolge von Abkühlung 
wieder zufammenzieht; man kann alfo an der Stelle, wo das Stäbchen liegen blieb, 
die größte Ausdehnung ded Duedfilbers, d. h. die höchfte Wärme ablefen. 

Sn der Röhre des BWeingeiftthermometerd liegt ein feines, an feinen beiden En- 
den etwas didered Glasftäbchen, und zwar noch in dem Weingeiftl. Wenn der Wein: 
geift in der Kugel erkgltet, und fich die Weingeiftfäule in der Röhre bis an das erfte 
Knöpfchen ded Gladftäbchend zurückgezogen bat, fo wird bei fernerem Sinten der Tem» 
peratur da® Glasſtäbchen in Folge der Adbäfion zwifchen Weingeift und Glas von 
der noch weiter fich zurückziehenden Weingeiftfäule mitgenommen; wenn aber jet die 
Flüffigkeit in der Kugel wieder erwärmt wird, fo gebt beim Gteigen ded Thermo: 
meterd die Flüffigkeit an den Stäbchen vorbei, ohne es fortzufchieben; das Stäbchen, 


welches aus. dunfelfarbigem Glaſe gemacht ift, damit man es deutlich fehen fann- 


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Mokume — Myelin\, cn aan 613 - 


bleibt alfo an der Stelle liegen, welde dem Minimum der Temperatur entfpricht, 
die innerhalb eined gewiſſen Zeitraum flattfand. 


Mokume, eine aus verfchiedenfarbigen Metallen und Legirungen niechanifch 
zufammengefepte Metallmaffe der Japaneſen. Schöne damasdcirte Arbeiten werden 
Dargefiellt durch abwechſelndes Uebereinanderlöthen von 30 bis 40 Blättern Gold, 
Shado (fiche diefed), Eilber, Rofettelupfer, Gin ſchi bu hi (f. d.), Einfchneiden tiefer 
Figuren in die fo erzeugte dicke Platte, Aushämmern der Platte, Poliren und Kochen 
in einer Löſung von Kupferoitriol, Alaun und Grünfpan. 


Molekul, mit diefem Ausdrud bezeichnet man die lleinften, durch phyſiſche 
Kräfte als untheilbar gedachten Theilben eined Körperd. Man nimmt an, daß 
gleiche Bolume einfacher oder zufammengefegter Körper auch eine gleiche Anzahl von 
Molekulen haben, und hieraus folgt, daß dad Molekul eines zufammengefehten Kör⸗ 
perd durch chemifche Kräfte theilbar ift; diefe materiell verfchiedenen Theile heißen 
Atome. 


Morin, ift ein kryſtalliniſcher, farbloſer Körper, welcher ſich im Cuba⸗ oder 
Gelbholze mit Kalk verbunden vorfindet; unter dem Einfluß von Alkalien nimmt das 
Morin an der Luft eine gelbe Farbe an. 


Morindagelb, cin in der Morinda citrifolia enthaltener gelber Farbſtoff. 


Moringerbsäure, Maclurin,, findet fih oft im Innern des Gelbholzes kry— 
ftallinifeh abgefchieden. Zur Reindarftelung der Moringerbfäure behandelt man diefe 
Ablagerungen mit fiedendem Waffer, wo dann beim Erfalten die Säure fryftallinijch 
niederfällt. Man läßt fie mehrere Male umfrpftallifiren, wobei man zur Entfernung von 
etwa® Harz jedesmal etmad Salzfäure zufegt. Sobald ſich die Löſung nicht mehr 
trübt, filtritt man, wo dann in der Ruhe die reine Moringerbfäure audfryftallifirt. 
Die Säure ftellt ein Tryftallinifched Pulver von gelblicher Farbe dar, fie ift auflöß- 
lich in Wafler, Weingeift, Aether und Methylaltohol; fie jehmilzt bei 200 Grad C. 
und zerfegt fich bei 270 Grad C. unter Entmwidelung von Kohlenfäure und Bildung 
von Phenylfäure und Brenzcatehin; durch Salpeterfäure wird fie in Orypikrinſäure 
verwandelt; concentrirte Schwefelfäure löſt fie mit gelber Färbung; die Auflöfung 
läßt nad) einigen Tagen Rufomorinfäure fallen. Mit äbenden Nlfalien in Berührung 
zerfällt die Moringerbfäne in Phloroglucin und Protocatechufäure. 


Morinsäure, die Morinfäure oder das weiße Morin ift fryftallinifch, wenig 
auflöslih in Waffer, dagegen leicht löslich in Weingeift und Aether; in Berührung 
mit der Luft färbt fie fih alfmälig gelb; ſchwache Säuren löfen fie ohne Färbung 
auf; concentrirte Schwefelfäure löſt fie auf, wobei fie fih gelb färbt, Salpeterfäure 
liefert damit Oxypikrinſäure. Aetzende und fohlenfaure Alfalien löfen fie unter gelber 
Färbung auf. " 


Myelin, mit diefem Namen hatte Virchow einen Stoff bezeichnet, welchen er 
in vielen thierifchen Gebilden aufgefunden zu haben glaubte, und welcher namentlich 
durch fein mifroffopifche® Berhalten audgezeichnet war. Das Myelin zeigte ſich hier 
als eine zähflüffige Maffe, die Formen annimmt, welche aufs Täufchendfte Nerven- 
röhren und ähnlichen Gebilden, ſowie auch ganz befonderd dem aus den Nerven- 
Icheiden andtretenden Inhalte gleichen. Spätere Berfuche von Neubauer haben je- 
doch dargethan, daß viele andere Subflanzen unter denfelben Berhältniffen diefelben 
Erfoheinungen zeigen, und daß diefe nicht einer eigenthümlichen chemiſchen Verbin— 


614 Myosin — Naphtylkarmin. 


dung angebören, fondern lediglich phyſikaliſcher Natur find, wodurch alfo das Mpelin 
aus der Reihe der chemifchen Stoffe wieder austritt. 


Myosin. Das Myofin ift ein eimveißartiger Körper, der, nah Kübne, einen 
Hauptbeftandtheil des durch ZTodtenftarre geronnenen Muskelbündelinhalts audmadı. 
Zu feiner Darftelung wäſcht man die zerfleinerten Muskelbündel erft mit Waſſer aus, 
preßt fie und behandelt den ausgepreßten Rüdftand mit einer Mifchung von 1 Rus 
lum geiättigter Kocfalzlöjung und 2 Bolum Wafler, wobei man eine ſchleimige 
Flüſſigkeit erhält, aus welcher durch Kochſalz dad Piyofin gefällt wird. Das Myofin 
ift unlöslich in Waſſer und gelättigter Kochfalzlöfung, ziemlich löslich in Salzmwafler, 
welches nicht über 10 Proc. Kochfaiz enthält, leicht löslich in fehr verdünnter Cal; 
fäure und daraus mieder fällbar durch kohlenſaures Natron. 


N. 


Naphtalinfarben. Das Naphtalin wird ſchon feit einiger Zeit ebenfo jur 
Darftellung einer Reihe von Farben benugt, wie das Benzol, mit deffen Denwitn 
die Naphtalinverbindungen auch volltommen analog find. Den Ausgangspunft für 
die Parjtellung der Napbtalinfarben, die an Schönheit und Neinheit der Nüaneern 
den Antlinfarben an die Seite gejtellt werden fünnen, dient dad Napptylamin, tin 
dem Anilin entfprechende Bafe. 


Naphtoeyaniusäure, ein blauer Zarbftoff aus Binitronaphtalin, welcher auf 
„folgende Weife dargeftellt wird. In einem kleinen Kolben übergießt mar 3 Gm. 
fein gepulverted Binitronaphtalin mit 38 Grm. Weingeift, ſchüttelt gut um, fügt 
dann eine Löfung von 6 Grm. Liebig’fches Cyankalium in 57 Grm. Waſſer gelöt 
hinzu und erhigt auf dem Sandbade zum Kochen fo lange bid die Flüffigfeit ein 
fhöne blaugrüne Farbe annimmt. Dann entfernt man den Kolben vom Sandbatt, 
läßt wenige Minuten ruhig ftehen, mobei ſich etwas unzerfegted Binitronaphtalin ab 
feßt und gießt die Flüffigkeit in ein Becherglad. Der nach etwa 12 Stunden gebil: 
dete Bodenfap wird fo oft mit kaltem Waller gewaichen bis dieſes blau abflieht; 
dann löſt man ihn in heißem Wafler, filtrirt und füllt nach dem Erkalten den blauen 
Farbftoff durch eine coneentrirte Lösſung von fohlenfaurem Kali. Durch nochmalige 
Auflöfen und Ausfällen und fihließliches Auswaſchen ded getrodneten Farbftoffe mil 
beißem Aether wird derfelbe rein erhalten. ‘Cr löft fich in Alfobol und heißem Ball 
mit prachwoll blauer Farbe; in Aether ift er unlöslich. Diefe Verbindung ift das 
Kalifalz einer neuen Säure der Napbtochaninfäure. Das Kalifatz iſt äußert em— 
pfindlich gegen freie Säuren und die geringfte Menge davon iſt ſchon hinneichend 
der Farbe einen grünen Stich zu ertheilen ; diefer Empfindlichkeit wegen ift auch die— 
fer Farbftoff in der Färberei nicht anmendbar. 

Nophtylamin, die dem Anilin entſprechende Bafe wird aus Nitronaphlalt 
ganz auf diefelbe Weife dargeftellt wie dad Anilin aus dem Nitrobenzol. Wie Ic 
bei den Naphtalinfarben angeführt wurde, bildet das Naphtylamin den Auögangspunft 


für eine lange Reihe der ſchönſten und mannigfaltigften Farben, gerade fo wi 
das Anilin. 


Naphtylkarmin; ein farmoifinrotber Farbſtoff, welcher auf folgende m 
dargeftellt wird. Dan löſt 12 Theile gepulvertes Napptalin in 410 Zeilen cn 











Natronaluminat — Obstwein. 615 


irisic engliſcher Schwerelfänre und fest in tieinen Pori,onen 85 Theile zweifach 
hromfaured Kali hinzu, löft die enttandene Mafle in fiedendem Waffer, überfättigt 
die Löſung mit kohlenſaurem Natron, läßt noch 5 Stunde fochen, filirirt und fchlägt 
durch einen Meberfchuß von Salsfäure den Naphtylkarmin nieder. 

Natrenaluminat, honeideſaures Natron, eine Verbindung von Thonerde und 
Natron, die durch Auflöfen von reinem Thoneroehydrat in Aetznotronlauge erhal» 
ten wird. 


Navacat, eine eerierü.den neuerdings in Paris für Sei senroben angemwendete 
Farbe. 


Nawassit, ein aus Rordamerifa in den Handel gebrachtes Mineral, welches 
3 feine Gewichis Phosphorfäure enihält und zur Herftellung von fünftlichem Guano 
Berwendung finde:. 


Neogasoegue, f. Enfiphonneur. 


Nessler’s Reagens; ift eine ſtark altalifche Auflöfung von Suedfiberjodid. in 
Jodkalium, welche zur Entdeckung refp. quantitativen Beſtimmang geringer Mengen 
von Ammoniak in Trink und Brunnenwafjern dient und dargeftellt wird, indem man 
50 Grm. Jodkalium in 50 Grm. beißen deſtillirten Waflerd auflöft und von einer 
beißen foncentrirten Quedfilberchloridlöfung fo lange zufeht, bis der rothe Nieder- 
ſchlag aufhört fich wieder aufzulöfen, wozu etwa 20 bis 25 Grm. Quedfilderchlorid 
erforderlich find. Man filtrirt aledann, vermifcht mit ungefähr 150 Grm. Aetzkali in 
foncentrirter Löſung, verdünnt auf 1 Liter, fügt noch eine kleine Menge (etwa5 EC.) 
der Quedfilberlöfung hinzu, läßt abfegen und decantirt. Die Löfung muß in wohls 
verfchloffenen SFlafchen aufbewahrt werden. Das Wafler, welches man auf Ammoniak 
unterfuchen, refp. deifen Ammoniaf mittelft dieſes Reagens beflimmt werden fol, 
muß zuvor durch Zufag von etwas kohlenſaurem und Aetznatron von Kall- und 
Bittererde befreit worden fein. Die AUnmwefenheit von Ammoniaf giebt fi auf 
Zufag von etwas der Neßler'ſchen Flüffigkeit durch eine mehr oder weniger gelbe bis 
orangengelbe Färbung des Waſſers zu erkennen, und die Beftimmung ded Ammo- 
niafd gefchleht auf die Weile, daß man den Farbenton mit demfelben Farbentone 
vergleicht, welcher in einer Flüffigkeit von befanntem Ammoniakgehalt durch das Rea⸗ 
gens hervorgebracht wird. 

Newton's Metall; eine leichtflüſſige Legirung aus 8 Theilen Wismuth, 3 Thei⸗ 
len Zink, 5 Theilen Blei, ſchmilzt bei 94,50 ©. 

Nitroleum, ſ. Nitroglycerin. 

Nitronaphtalin wird auf dieſelbe Weiſe wie das Nitrobenzol, durch Behan⸗ 
dein von Naphtalin mit concentrirter Salpeterſäure erhalten und dient, wie ſchon 
früher angegeben wurde, zur Darftellung von Naphtylamin. 


0. 


Obstwein; als Obftwein bezeichnet man afle diejenigen durh Gährung aus 
Fruchtſäften erhaltenen weingeiftigen Getränke, welche nicht aus Moft von Weintrau⸗ 
ben dargeftellt werden. Unter den Obftweinen umnterfcheidet man hauptſächlich Beerens 
obftweine, Steinobflweine und Kernobfiweine Da die Säfte unferer verfchiedenen 


616 Oenanthyn — Pantoskop. 


Dbftarten felten oder niemald Zuder oder Säure in dem Verbältniffe zu einander 
enthalten, und da ihnen auch in der Negel die nötbige Menge Zuder feblt, daß fie 
für fih vergährend einen guten haltbaren Obftwein liefern fönnten, fo bedürfen fie 
einer Nachhilfe, d. b. Säure und Zuder müſſen in das richtige Verbältniß zu einan 
der gebracht und ſchließlich auch noch die erforderliche Menge Zuder darin aufgelöf 
werden; alle Obftmeine find daher fogenannte Kunftweine und ed von jeher auch 
geweſen. 


Oenanthyn, mit dieſem Namen hat man einen gummiartigen Stoff belegt, 
der im Weine enthalten fei und diefem, troß der kleinen Menge, die fich darin findet, 
eine dickliche oder fehleimige Konfiftenz ertbeilen foll; es ift jedoch febr wahrſchein⸗ 
lich, daß ein Denanthyn gar nicht eriftirt, denn der mit diefem Namen bezeichnete 
"Körper bat fih bei genauerer Unterfuhung ald ein Gemenge von Zucker, Olyerin, 
Salzen u. f. mw. erwieſen. 

Oenocyanin, ift der Name für den in den Schalen der rothen oder blauen 
MWeinbeeren enthaltenen blauen Farbftoff. 


Optometer, ein Inftrument zur Ermittelung der Sehmeite ded Auges. 


Osmose nennt man das Audziehungsverfabren, wodurch der Runkelrübe der 
Zuder durch Digeftion der Runfel-Schnigeln mit faltem Wafjer entzogen wird. 


Oxymandelsäure, eine in manchen Leberkrankheiten im Harn auftretende 
Säure. Nach gehöriger Reinigung kryſtalliſirt die Säure in langen, farblofen, feider- 
glänzenden, fehr biegfamen Nadeln, die bei 1620 €. fehmelzen. Die bei 1059 6. ge: 
trocknete Säure hat die Formel E,H,O;,. 


Ozonometrie, man bezeichnet hiermit das Berfabren der Beftimmung dei 
Gehaltd der Luft an Ozon; gewöhnlich gefchieht died auf die Weife, daß man mit 
Sodkaliumftärke getränfted und wieder getrodneted Papier eine beftimmte Zeit hin⸗ 
durch dem Einfluß der atmoſphäriſchen Luft ausſetzt, dann das Papier mit etwas 
Waſſer benetzt und aus dem entſtehenden Farbenton (hellblau bis faſt ſchwarz) auf 
die in der Luft enthaltene Menge ODzon ſchließt, wozu man fich einer empiriſch an: 
gefertigten Skala bedient; die Refultate find nur relative. 


P. 


Palmenwachs, aus der Rinde von Ceroxyion andicola, eine auf den böch— 
ften Punkten der Gordilleren wachfenden ’Balme; wird durch Mbfchaben und Aus: 
fochen mit Wafler gewonnen; es fehmilzt bei 830 bis 86° und ift vielleicht mit dem 
Carnaubawachs identiſch. 


Panamarinde, ſ. Quillayarinde. 


Pantoskop » ein Apparat, deffen ſich die Photographen zur Erweiterung de 
Sehfeldes, um größere Landfhaften in korrekten Bildern aufnehmen zu können, be 
dienen; es ift eine Art .Kugellinfe mit fehr dünnen Gläfern und Zmifchenblendern. 
Während bei den älteren Apparaten ein Gefichtöfeld von nur 350 vorhanden ift, bie 
tet das Pantoskop ein ſolches von 909 bie 950 dar, alfo etwa ebenfo groß mie da? 
unfered Auges. 


Puaralbumin — Pinkuffin. 617 


Paralbumin, eine eigentbümlihe Modifltation des Eiweißes, die fi bis jetzt 
nur in den Ovarialcyften gefunden bat. Bon den Albuminen unterfcheider ed fich 
durch feine Auflöslichkeit im Waſſer nach erfolgter Fällung dur Alkohol. 

Parapepton, f. Syntonin. 

Parian oder parifches Porcellan nennt man dad unglafirte Naturpor- 
cellan, deſſen Zuſammenſetzung jedoch eine fehr verfchiedene ift; manche Produfte entz 
balten phosphorſauren Kalk, andere Baryt und noch andere Kaolin oder Thon und 
Feldfpath. 

° Pariancement, ift durch Borax gehärteter Gyps; zu dem Ende befeuchtet man 
die gebrannten Gypsſtücke mit einer Löfung von 1 Theil Borar in 7 Theilen Waſſer 
durch und durch, glüht 6 Stunden lang und mahlt fie hierauf. 

Parksin oder Parksine, cin angeblih aus Chloroform und Ricinusöl dar—⸗ 
geftellted Produkt auf der Londoner Ausftellung 1862; es ift hart wie Horn, aber 
gefhmeidig und biegfam wie Leder und billiger ald Gutta percha. 

Patina nennt man die gleihförmige grüne Orydſchicht (kohlenfaures Kupfer- 
Zinf), die mit dem Niter auf Bronze- und Kupferftatuen fich btidet. 

Pattinson’s Blei, foviel wie Chlorbiei. 

Pearl Hardening, die englifye Bezeihnung für den durch Fällung erhaltenen 
fhwefelfauren Kalk, wie er in der Papierfabrifation gebraucht wird. 


Petiotisiren, nach dem Namen feines Erfinderd Petiot bezeichnet man mit 
diefem Ausdruck ein befondered Weinverdefferungs- oder auch »Bermehrungsverfahren, 
darin beftehend, daß man die audgepreßten Weinbeeren, die Treber noch mehreremale 
nach einander mit 20» bis 2öprocentigem Zuckerwaſſer auözieht, und die Auszüge 
entweder jeden für fich oder miteinander vermifcht zu Wein vergähren läßt. Da die 
gefelterten Beeren nur noch wenig Säure enthalten, jeder Wein aber, wenn er mohl- 
fchmedend fein fol, eine gewilfe Menge freier Säure enthalten muß, fo muß man 
dem Auszuge Weinfteinfäure oder Citronſäure oder ein Bemifch von beiden zufehen, 
His der Moft etwa 6 pro Mille freie Säure enthält. 


Piezometer, ein phyfifalifcher Apparat zur Nachweifung der Zufammendrüd- 
barkeit von Flüffigkeiten. ' 

Pfannenschmieder’s Proceß; man bezeichnet mit diefem Ausdruck das Ber- 
fahren der Goldfcheidung mittelft Schwefel und Bleiglätte; Scheidung durh Guß 
und Fluß. 

Phenylangelikasäure, eine aus Bittermandelöl und Chlorbutyryl dargeftellte, 
der Zimmtfäure homologe Säure; bei der Orydation liefert fie Bittermandelöl und 
Benzekjäure. 

Photometer find zur Meſſung der Lichtftärke irgend einer Richtquelle beftimmte 
Apparate, 


Pikromirit, ein Doppelfalz aus gleichen Aequivalenten fehwefelfaurer Bitter: 
erde und fchwefelfaurem Kali mit 6 Aequivalenten Waſſer beftehend, melches fich in 
Staßfurter Abraumfalzen findet und ald Düngerfalz benugt wird. 

Pinkoffin, der unter diefem Namen feit einigen Jahren aus Frankreich ein- 
geführte Körper ift, feinen Eigenſchaften nach zu urtheilen, der cingedidte Auszug 
aus Krapp oder Garancin. 


615 Pinkoolour — Pyrogen 


Pinkcelour (Neitenfarbe), eine in der Fayencemalerei „.. Heivorkringuuag von 
Roth angemendete farbe, zu deren Darftellung mengt man 
? 100 Theile Zinnfäure (Zinno:yd), 
34 ,„ Kreide, 
3 bi8 4 , chromſaures Kali, 
„Kieſelſäure, 
1 ,„ Thonerde 
innig zufammen und glübt das Gemenge mehrere Stunden befiig.. Nach dem Cr: 
falten wird die Maffe fein zerrieben und mit Waſſer, dem man etwas Salzſäure zu. 
gefeßt hat, ausgewaſchen und getrodnet, worauf fie zur Anwendung fertig ift. 
Pittöl, ein Deftillationdproduft ded Steinöls und identiſch mit dem fogenam- 
ten Kerofin, befigt ein fpec. Gemicht von 0,78 bis 0,825. 


Platingas, ift gewöhnliche Leuchtgas, welches dadurch noch leuchtender ger 
worden, daß es durch ein Neb von feinem Platindraht ausftrömt. 

Polarisation nennt man die unter dem Einfluß der Reflerion erlangte Eigen: 
ſchaft der Lichtftrahlen, nur dann in der gewöhnlichen Weife veflektirt zu werden, wenn 
der reflektirte Strahl auf eine Fläche fällt, die mit der zuerft refleftirenden Fläche 
parallel if. Wird der Parallelidmus der beiden Refleriondebenen aufgehoben, indem 
man den oberen Spiegel, den Einfallpunft des Strahls ald Achſe gedacht, eine Drehung 
um diefe Achſe machen läßt, fo verſchwindet nah und nad der Strahl bie die 
Drebung 90° beträgt. Belanntli macht man in der Zuderinduftrie von diefem Bers 
balten eine fehr ausgedehnte und wichtige Anwendung. 


Polaristrobometer, ein Inftrument, welches zur Beflimmung des Zuderd in 
Flüffigfeiten, namentlih im Horne dient. (Diabetometer.) 


Protagen, mit diefem Namen hat Liebreich eine Subftanz bezeichnet, die 
er zunächft im Gehirn aufgefunden hat, die aber in anderen Theilen des thierifchen 
Organismus nicht nur, fondern aud im Pflanzenreiche fehr verbreiter if. Das Pro: 
tagon ift ein ftilfloff- und phosphorhaltiger Körper und erfcheint als ein leichtes 
flodiges, unter dem Mikroſkope aus zarten Nadelchen beftebendes Pulver ; ift in mar: 
mem Alkohol und Aether ziemlich löslich, quillt im Waller ungemein ftark auf und 
ftellt eine undurchfichtige Meifterartige Maffe dar; mit mehr Waffer erfolgt zwar eine 
klare, aber doch eine opalifirende Löſung. 

Puree, f. Jaune indien. 


Pyknometer nennt man Gläschen mit einem langen engen Halfe, an melchem fih 
für den beftimmten Rauminhalt (100 oder 1000 Einheiten deftillirten Waſſers bei 4,10 6.) 
eine Marke befindet und zur Beflimmung ded ſpec. Gewichts von SFlüffigkeiten 
dient. Das Gewicht der bis an die Marke vorhandenen Flüffigkeit, die ebenfalld 
die Temperatur von 4,19 C. haben muß, giebt unmittelbar das ſpec. Gewicht dieler 
Flüffigfeit; wenn deren Temperatur eine andere ift, fo hat man dad gefundene Gr 
wicht noch mit dem Ausdehnungsfoefficienten in den Graden der Abweichung (it 
plus oder minus) zu multipliciren. 


Pyrogen, ein dem Solaröl ähnliches ER UEIRENEN dad aus den rüdflins 
digen Rohölen, die aus arbolfäure, Baraffin u. f. mw. beftehen, dadurch gewonnen 
wird, daß man fie in Dampfgeftalt bei ftürmifcher Deftillation, durch ein heilglühen: 
des Rohr leitet; nach der Behandlung mit Lauge und Schmwefelfäure find die conden: 
firten Dele in ein zum Brennen in Lampen volllommen geeignete? Del übergegangen. 


v 


Pyronone — Rhoeadin. 619 


Pyronone, ein neues Sprengpulver, welches aus 52,5 Theilen Ratronfalpeter, 
20 Theilen Schwefel und 27,5 Theilen Gerberlohe befteht; es ift weit billiger ale 
das gewöhnliche Eprengpulver, aber auch wohl weniger wirkfam. , 


Q. 

Quillayarinde, Banamarinde, ift die Rinde von der in Chili wachfenden 
Quillaya saponaria. Der Berbrauch diefer Drogue als Wafchmittel an Stelle der 
Seife ift fortwährend im Zunnebmen, und gelangen jeßt große Mengen derfelben in 
den europäifchen Berfehr, befonders feitdvem man die Wahrnehmung gemacht hat, daß, 
wegen ihrer Neutralität gegen die Farben, das Küfter der mit Quillaya gereinigten 
Stoffe glänzender hervortritt, ald nach Anwendung aller andern Reinigungsmittel, 
die wegen ded beim Wafchen mit Seife fich bildenden freien Alkalis immer die Farbe 
etwas alteriren. | 


R. 


Ramsay’s Bieichflüffigfeit, ift unterchlorigfaure Bittererde. 

Rapakiwi, die ruffifche Bezeichnung einer verhältnigmäßig Talireichen Varietät 
von Granit, die man mit Bortheil zur Glasfabritation angewendet hat. Die Rapa- 
fimi befland aus 74,24 Kiefelfäure, 12,12 Thonerde, 2,88 Eifenoryd, 0,10 Kalt, 6,68 
Bittererde, 6,88 Kali, 2,5 Natron und 0,04 Waſſer. 

Reaumur’s Parcellen, f. Barcellen Reaumur’s, 

Retin, ein in Steinfohlentheer enthaltener fefter Kohlenwafferftoff; mit Pikrin⸗ 
fäure bildet dad Retin eine in orangegelben Radeln Eryftallifitende Verbindung; die 
unverändert fchmelzbar ift und bei 1259 wieder erftarrt. 


Rheometer nennt man die zur Meffung der Stärke eines elektrifchen Stromes 
dienenden Inſtrumente. 

Rheostat; man bezeichnet hiermit Inftrumente, deren Zweck ift, nach Belieben in 
jedem Augenblid den Leitungswiderſtand im Schliefungsbogen zu vermehren oder zu 
vermindern, ohne die Kette zu öffnen. 


Rhigolin nennt Bigelow in Boſton den flüchtigſten, bei 210 €. fiedenden 
Theil ded Rohpetroleums von 0,625 fpec, Gewicht, welcher feiner aroßen Verdunſtungs⸗ 
fähigkeit wegen zur Hervorbringung ſtarker Kältegrade dienen fann und auch zum 
Unempfindlihmachen des menfhlichen Renee bei kleinern medicinifchen Operationen 
benugt wird. 

Rhoeadin, ein Alfaloid, welches in allen Theifen von Papaver Rhoeas L. 
fi findet und die Zufammenfegung €, 20, , NO, hat. Das Rhboeadin fryftallifirt 
in kleinen weißen Priömen, ift ohne Gefchmad, wirkt nicht giftig, ift faft unlöslich 
in Aether, Alkohol, Waller, Chloroform, Ammoniaf, foblenfaurem Natron und Kalf- 
wafler; fchmilzt bei 2329 und foheint zum Theil ohne Zerfegung fublimirbar zu fein, 


620 | Ros&in — Says. 


in verbünnten Säuren löft es fich farblos, in concentrirter Salz⸗ oder Schwefelfäure 
mit charafteriftifcher purpurrother Färbung, die fo intenfiv ift, daß fie bei 10000: 
facher Berdünnung noch) purpurroth, bei 200000facher noch intenfiv rofa und bei 
800000facher noch deutlich roth erfcheint; durch Zuſatz von Alfalien verſchwindet die 
Färbung. 

Rosein, foviel wie Fuchſin, Anilinroth. 

Rosirsalz, auch Phyfit, Kompofition, ift eine Auflöfung von Zinn in Königö- 
waſſer, die fowohl Zinnclorid wie auch Zinndlorür enthält. | 

Rothmetall; rothes Meffing, eine Legirung, die gewöhnlich aus 85 Kupfer und 
15 Zink bejteht, ein dichted Gefüge zeigt und befonders zu Hähnen verarbeitet wird. 


S. 


Salicor, oder Soda von Narbonne, wird durch Berbrennen von Salicor- 
nia annua erhalten, welche Pflanze man durch Audfaat gewinnt und nad der Sa— 
menentmwidelung erntet; die Aſche enthält 14 Proc. kohlenfaured Natron. 


Samandarin, ein Altaloid , welches in dem Hautdrüfenfeftet des Erdfalaman- 
der, Salamandra maculata enthalten ift, und welchem diefed Sefret feine Giftigkeit 
verdanken fol. Das Sekret befigt eine weiße Farbe, zäbe Konfiftenz, ſtark alfalifche 
Reaktion, feharfen bittern Geſchmack und einen feinen nicht unangenehmen Gerud. 
Das reine Samandarim erfheint ald eine fpröde, amorphe, farblofe, in Waller 
1ö8liche Maffe von ftark alkalifcher Reaktion und höchſt giftiger Wirkung. 


Santorin ift ein von mehreren vulkaniſchen Infeln Griechenlands ſtammender, 
an der Küſte von Dalmatien häufig zu Wafferbauten angemendeter Cement, der mit 
dem Traß den vulfanifchen Urfprung und das äußere Unfehn gemein hat, von dem: 
felben fich aber durch ſeine weit geringere Auffchließbarfeit durch Säuren und auch 
dadugch unterfcheibdet, daß er feine unter Waffer erlangte Härte wieder verliert. 

Sarkin, eine im Muskelfleiſche enthaltene ftilftoffhaltige Bafe, zu deren Dar- 
ftellung man die Mutterlaugen aus der Kreatinbereitung benugt. Das Sarfin ſtellt 
ein Eryftallinifched Pulver dar, welches in 300 Theile kaltem, in 75 Theilen fiedendem 
Waller und in 900 Theilen fiedendem Alkohol löslich ift; diefe Auflöfungen reagiren 
neutral; über 1509 C. erhitzt, zerſetzt ſich das Sarkin unter Bildung eines weißen 
Sublimats. In kochender Salzſäure, ſowie auch in ätzenden Alkalien, iſt das Sarkin 
auflöslich; es beſitzt die Eigenſchaft ſich mit Metalloryden zu verbinden, von melden 
die Verbindung mit Silberoxyd die charakteriſtiſche iſt, und wegen ihrer abſoluten 
Unauflöslichkeit in Waſſer zur Trennung des Sarkins von dem daſſelbe begleitenden 
Körper benutzt wird. Zuſammenſetzung C.H.N, O,. 

Sassolin ift die Bezeichnung für die in der Natur mit Hydratwaſſer verbundene 
Borfäure = 56,45 Borfäure und 43,55 Waſſer. 


Satz, grauer, nennt man eine Mifchung aus 70,10 Salpeter, 23,36 Schwe⸗ 
fel und 6,54 Mehlpulver. Dean benubt diefed Gemiſch als Grundmifhung für ans 
dere Säße, die langfam verbrennen und dabei intenfived Licht entwideln follen. 

Says oder Süys; unter dieſem Namen kommen feit einiger Zeit Präparate im 
Handel vor, welche zur Befefligung des Blattgolded und der Bronze bei der Tapeten: 


Schauffelwein — Schwefelindium. 621 
jabrifation dienen follen. rüber benugte man bierzu Auflöfungen von arabifchem 
Bummi mit Gummigutti, fogenannte Wafferfirniffe, die jedoch viel zu wünfchen übrig 
ließen; die jeßt gebräuchlichen Says find von einer firnißartigen Beſchaffenheit und 
entſprechen dem Zweck beſſer. 

Schauffelwein; man verſteht hierunter die durch eine eigenthümliche Behand⸗ 
lungsweiſe von zerquetfchten Weintrauben erhaltenen Weine; man läßt nämlich den 
Obitbrei, bevor man ihn feltert, 24 Stunden lang und noch länger unaudgefegt mit 
Schauffeln oder hölzernen Spateln durcharbeiten, damit eine allfeitige und oft ers- 
neuerte Berührung mit der Luft flattfinde und erreicht. bierdurch eine Orydation der 
eimeißartigen Stoffe, wodurd diefe unauflögiich werden und nicht in den Moft über- 
gehen, fo daß auch ein haltbarerer Wein erzielt wird. 


« 


Schaumwein, mouffirende Weine, Champagner, find ſtets Kunftvrodufte im 
eigentlichften Sinne ded Wortes, indem nicht nur die Koblenfäure, die diefen Geträn- 
fen ibren eigentlichen Charakter aufdrüdt, auf eine tünftliche Weife erzeugt und zurück— 
gehalten wird, fondern indem dem Schaummein außer dem Zuder noch mancherlei an- 
dere aromatifirende Zufäße ertheilt. werden. Ein guter Schaummein fol mindeftend 
43 Bolum SKoblenfäure enthalten, während deren Zuckergehalt zwifchen 8 und 16 Proc. 
ſchwankt; ibr Alkoholgehalt beträgt durhfchnittlih 10 Gewichtöprocent. rüber ließ 
man die Kohlenfäure ausfblieglich durch Vergährung von Zuder im fertigen Weine 
entftiehen und gab dann fpäter den Liqueur, d. h. Zuder in Cognak aufgelöft 
hinzu; gegenwärtig giebt es viele Schaummeinfabrifen, die die aus einem Kohlen⸗ 
täurefalze entmwidelte Stoblenläure dem gezuderten in einem geeigneten‘ Apparate bes 
findliden bis zu 4—5 Atmoiphären einprefien. 


Schiefergas nennt man das in manchen Gegenden aus dem Bofidonienfchiefer 
der Lias zur Gasbeleuchtung durch Deftillation gewonnene Leuchtga®. 


Schlempekohle, hierunter verfteht man den aus der Berfohlung des nach Ab: 
deftillation des Alkohols aus der vergohrenen Melaffe in der Rübenzuderfabrifation 
erhaltenen Rüdftand von ziemlich wechfelnder Zufammenfegung; den bauptfäclichiten 
Beftandtheil bildet fohlenfaured Alkali, bid zu 50 Proc. und darüber, wovon durchs 


Ihnittlich der 4. bis 5. Theil auf fohlenfaures Natron fommt, das übrige Alkali ift 
kohlenſaures Kali. 


r 


Schnouda, unter diefem Namen kommt feit einiger Zeit eine vorzügliche Haut- 
Ihminfe in den Handel, deren wirffamer Beftandtheil Alloran if. Die Schnouda 
wird bereitet, indem man etwas fein geriebened Alloran mit einem Fettgemiſch von 
weißem Wach und Mandelöl innig mengt. Gin folches Gemifch ift weiß, nimmt aber 
beim Einreiben auf der Hand nach und nad eine fihöne rothe Farbe an. 

Schönen 5; man wendet diefen Unsdrud auf das Klären von Wein, Liqueur, 
Bier u. dergl. an; das Verfahren berubt auf der Hervorbringung eines Niederichlage 
in der zu Plärenden Flüffigkeit , die alsdann die trübenden Subftanzen mit fih zu 
Boden reißt. Gewöhnlich wird Haufenblafe als Klärungsmittel angewendet, die mit 
Gerbſtoff eine unlösliche Verbindung bildet, oder auch, wenn die Haufenblaje nicht 
wirft, Gerbfäure; ferner Eimeiß, oder auch abgerahmte Milch; der Proceß ift ein 
chemiſch mechaniſcher. 

Schwefelindium; das Schwefelindium bildet einen gelatinöſen, ſchwer auszu⸗ 


waſchenden Niederſchlag; nach dem Trocknen iſt derſelbe braun, nach dem Erhitzen 
ſchwarz. 


622 Semilor — Strass. 


Semilor, eine Zinkkupferlegirung von goldähnlicher Farbe, die :dodh gegen- 
wärtig nur noch wenig Anwendung findet. 

Serin. Serumalbumin, Blutalbumin, eine beiondere Art Albumin, die fih 
neben andern Eimeißftoffen befonderd im Blutferum der Wirbelthiere, in der Lymphe, 
dem Chylus und noch anderen Flüffigfeiten befindet. Dad reine Serumalbumin 
bildet mit Waffer eine klare, nicht fadenziehende Löſung. 

.Schakde, eine japaniſche Legirung von Kupfer mit 1 bis 10 Proc. Gold. 

Siderallicht oder Drummond’s Licht, f. dieſes. 

Siderophie.nennt man die Kunft des Aetzens und Gravirens in Stabt, 

Simili pierre, simili marbre, fünftlihe Steine; unter diefen Produkten 
"zeichnen fich befonders die feit 9859 in den Handel gefonmenen Stein⸗ und Marmor 
arten von Leppinam und Schnedenburger in Parid aud. Sie find aus cinem 
Gemifh von Gement, gebadtem Werg, Leindl und verfchiedenen erdigen Subitanzen, 
welches mit einer Auflöfung von fchwefellaurem Kali geträntt ift, hergeftellt. Der zu 
beweglichen Konftruftionen verwendete künſtliche Stein befteht z. B. aus 1 Theil 
Cement, 1 Theil gehadtem Hanf, 1 Theil mit Leinöl getränftem Thon und 1 Theil 
gepulvertem Marmor. 

-Sin chu, japaniſches Meffing in mehreren Sorten; eine Sorte beftebt aus 
10 Theilen Kupfer und 5 en Zink; eine andere aus 10 Theilen Kupfer und 
2,7 Theilen Zink. 

Sembrerit, ein Mineral, weiches fih in Menge auf den Antillen, namentlich 
auf der Inſel Sombrero findet, beftebt weſentlich aus phospborfaurem Kalk und aus 
fohlenfaurem Kalf. Es wird gegenwärtig zur Darftellung von fünftlichem Dünger 
und Phosphor nach Europa gebracht. 


Spektralanalyse, das Verfahren der Unterfuchung der Körper auf ihre Be- 
ftandtheile, nad dem Spektrum, welches die dur ein Prisma gegangenen Strahlen 
des geglühten Körpers bilden; f. Flammenreaftionen. 

Spektralapparat ift die Vorrichtung, deren man ſich bei der Speftralanalyfe 
bedient und von der ed fehr verfchiedene Konftruftionen giebt. 

Spektrometer, ein Apparat, welcher die Beftimmung bat zu vermeiden, daß 
mit jeder Drebung ded Fernrohrs am Spektralapparate fih auch das Priöma dreht. 

Sprengpulver nennt man die verfchiedenen Gemenge, die in Folge ihred Ge 
baltes eines erplofiven Körverd durh Stoß, Reibung oder Gleftricität erplodiren und 
hierdurch die Sprennung von Steinmaſſen u. dergl. bewirken. 


Stassfurtit, ein in den Staßfurter Abraumfalzen enthaltene Borfäutemineral 
(Boracit), von der Zufammenfeßung 6MgO8BO, --MgBi oder in 100 Theilen 
20,82 Bittererde, 62,57 Borfäure und 10,61 Chlormagnefium. Die Staßfurtite 
haben in neuerer Zeit Anwendung zur Borarfabrifation gefunden. 


Stereochromie, die Bezeichnung für eine neue Art der Wand» oder Mon 
mentalmalerei, die bauptfächlich unter Anwendung von Waſſerglas ausgeführt wird. 

Steroxylin, unter diefem Namen wird den Papierfabrifanten ein Leimfurrogat 
empfohlen, welches fich bei der Unterfuchung ald ſyrupdickes Waflerglad zu erfennen 
gegeben bat. 

Strass, ſ. Mainzer Fluß. 











no Stromwender — Tereban. - 623 


Stromwender, ſ. Syrotrop oder Commutator. 


Suintergas, nennt man das aus den Seifenwafchwaflern der Streih- und 
Kammgarnfpinnereien gewonnene Leuchtgas. Zu diefem Behuf werden jene Wafch- 
wafler mit Kalkmilch oder Chlorkalcium vermifcht, der dann entftehende Niederfchlag 
(fettiaurer Kalk) wird getrodnet, dann der trodnen Deftillation unterworfen und dad 
hierbei fich entwidelnde Gas in dem Gaſometer aufgefangen. 


Sulphhydrometer, ein Apparat um ein z. B. 50° C. warmes Waffer auf 
einen Gehalt an Schmefelwafjerftoff oder an einem alkalischen Schwefelmetall prüfen 
zu fönuen, und durch deilen Anwendung die Verdampfung von Schwefelwafferftoff 
und der Oxydation der Schwefelmetalle auf Koften der Luft vorgebeugt werden foll, 


Systonin oder Parapepton, ein Umfebungsproduft des Myoſins .bei deifen 
Auflöfung in verdünnter Salzfäure oder anderer Albuminftoffe bei deren Behandlung 
mit concentrirter Salzfäure. 


1. 


Talmigeld, Talmior, eine Legirung von ſchön hochgelber und goldähnlicher 
Farbe und dauerhaftem Glanze, vielfach zu Bijouterieartifein verarbeitet; befteht aus 
86,4 Kupfer, 12,2 Zinf, 1,1 Zinn und 0,3 Eifen. Der Eifengehalt iſt wohl nur als 
zufällig anzufehen. 

Tam-tam oder Gonggon. Diemit diefem Namen belegte, durch ihre außer 
ordentliche Klangfähigkeit fih auszeichnende chinefilhe Metalllegirung befteht aus 80 
Xheilen Kupfer und 20 Theilen Zinn. Die Legirung ift fo fpröde, daß fie in der 
Kälte ih nicht audhämmern läßt, ein Umftand, der es verhindert hatte, die Tam— 
tame vollkommen nachzuahmen, bis man durch Verſuche dahinter fam, daß ihre Bes 
arbeitung in der Hige erfolgen müſſe. Bei 300 bid 3509 C. tritt fchon eine merf- 
lihe Beilerung ein, bei Rorbgluth läßt fih die Legirung wie Schmiedeeifen oder Als 
buminbronze bearbeiten, Da, wegen des leichten Erfaltend, dad Aushämmern Schwies 
tigkeiten darbietet, fo mwalzt man dad Metall aus, wodurch es leicht wird Platten 
von 6 bis 8 Millimeter bis auf 1 Millimeter zu reduciren. Zum Löthen läßt fich 
dad gewöhnliche Loth der Goldarbeiter recht wohl benußen. 


Tangentialkraft; wenn bei einem rorirenden Körper vlößlich die Gentripetals 
kraft aufhörte, fo würde fich derfelbe in der Richtung der befchriebenen Kreisbahn fortbes 
wegen; die Kraft, vermöge welcher die Bewegung erfolgt, heißt die Tangentialfraft. 

Tanninextrakt; unter diefem Namen wird feit einiger Zeit aus Amerifa ein 
Produft nach Europa importirt, welches aus der Rinde der weißen Hemlodtanne dar- 
geteilt wird und von. welchem 4 Liter zu 20 Sgr. verfauft werden, und 6 Piter 
50 Kilogrm. Eichenrinde in der Wirkung erfegen follen. Nah Neßler enthält diefer 
braune fyrupartige Extrakt 61 Wafler, 14 Gerbftoff und 24 fonftige nicht flüchtige 
Stoffe. Gute Eichenrinde enthält 13 Proc. Gerbſtoff, dad Tanninertraft alfo nut 
1 Proc. mehr; alfo etwas Schwindel! 


Tereban, eine äßende, ſtark riechende, aus Sieinkohlentheer dargeſtellte Flüſ⸗ 
ſigkeit, die in den engliſchen Kattundruckereien als Zuſatz zu den eiweißhaltigen Farbe⸗ 
löſungen angewendet wird, um dieſe längere Zeit vor dem Verderben zu ſchützen; auf 


624 Terracotta — Thalliumoxydul. 


3000 Theile einer jolchen Eimeißflüffigkeit fol 1 Theil Tereban zur Erreichung des 
Zwecks genügen; bei vergleichenden Berfuchen zeigte fih mit Kampher gefättigtes Ter- 
pentinöl ald Zuſatz noch wirffamer ald dad Tereban. 


Terracotta, Terracottmaaren. In der weiteren Bedeutung verfteht man unter 
diefer Bezeichnung unglafirte Gegenftände von gelb und rotbgebranntem Thone, dem 
nah auch Ziegel- und Badfteine; im engeren Sinne dagegen braucht man den Na— 
men Zerracotta nur um zu Bildwerfen und Bauornamenten beflimmte gebramnte 
Ihongegenftände zu bezeichnen. Bor dem gehauenen Steine haben fie den Vorzug 
meshanifcher Vervielfältigung, fo wie, da fie hohl gefertigt werden, der größeren Reich: 
tigfeit voraus. 


Teufelsthränen, find Stückchen Natriummetall, eingebettet in eine Mafje, welche 
aus mit Steinöl durchtränfter, äußerlich mit rotbgefärbtem Kollodium überzogener 
Baumwolle zu befteben hat. Wird eine folhe Teufelsthräne auf Wafler geworfen, 
fo verbrennt das Natrium unter Ziſchen — ein allbefanntes, jedoh mit Rüdjicht 
auf das Publikum, für weiches die Teufelöthränen beſtimmt find, gefährliche® chemi⸗ 
ſches Experiment. 


Thalliumglas. Das Thalliumglad, in welchem das Kali oder das Bleioryd 
durcb Thalliumoryd erſetzt ift, befigt einen lebhafteren Glanz, ein größeres ſpecifiſches 
Gericht, größere Härte, größered Brechungs- und größered Zerftreuungsvermögen, ale 
das entfprechende Kaliglad (Kıyflal), fo daß es fich hierdurch ganz vorzüglich zur Her: 
ftellung werthvoller optifcher Gläſer und fünftlicher Gdelfteine eignen würde, wenn 
dad Thallium vielleicht noch in größerer Menge gefunden werden follte. 


Thalliumoxyde; das Thallium hat zwei Orydationsftufen, das 

Thalliumoxyd, aub Thalliumfuperoryd. Wird metallifches Thallium 
an der Luft verbrannt, fo entfteht eine ſchwarze Maſſe, die in der Rothglühhitze 
Ihmilzt, nach dem Erkalten eine Eryftallinifche Tertur zeigt und ein Gemenge von 
Thalliumoryd und Thalliumorydul if. Bei einer niedrigeren Temperatur al® Rotb- 
glühhige nochmals der Einwirfung von Sauerftoff unterworfen, geht fie vollftändig 
in ſchwarzes Dryd über. Died fehmilzt nur ſchwierig vor der Lampe, ift unlöslic in 
Waſſer, fchmilzt bei lebhafter Rothglühhitze unter‘ Sauerftoffgadentwidelung. Mit 
den Säuren bildet das Thallinmoryd nur menig beitändige Salze, die ſchon dur 
Waſſer theilweife zerfegt werden, daflelbe gefihieht, wenn fie erhigt werden. In einer 
Auflöfung von Thalliumfesquichlorid entfteht auf Zufag eines Alkali's ein Rieder: 
flag von braunem Thalliumoryd, während, wenn die Löfung gehörig verdünnt wart, 
Thalliumchlorür gelöft bleibt. Das gefällte Oxyd enthält nach dem Trodnen 1 Art 
Wafler, welches eö beim Glühen, ohne feine Farbe zu verändern, verliert. Das braune 
Oryd ift in Säuren viel leichter auflöglich ald die ſchwarze Modifikation. Weinſtein⸗ 
ſäure verhindert die Füllung von Thalliumoryd durch Ammoniak. 

Das braune Oryd iſt unlöslich in Alkalien; ſchon bei einer nur wenig geſteiger⸗ 
ten Temperatur zerſetzt es fich zum Theil, und man kann ihm durch Waſchen mit 
Waſſer Thalliumorydul entziehen. 

Das Thalliumoryd befteht aus 1 Aeq. TI und 3 Aeq. O oder in 100 Teilen 
aus 89,47 Thallium und 10,53 Sauerftoff. 

Thalliamoxydul, auch als Thalliumoxyd bezeichnet. Dies ift auflöslich in 
Waſſer; die Auflöfung ift ungefärbt, reagirt ſtark alkaliſch, ſchmeckt äpend wie Kali⸗ 
lauge und riecht auch wie diefe. An der Luft zieht ed Kohlenfäure an und verwan- 


Thalliumsuperozxyd — Tifoone. 625 


delt fich in fohlenfaures Thalliumorydul, welches in Waſſer löslich und in Alfohol un— 
löslich iſt. Sm feften Zuftande ift ed gelb oder ſchwarz, je nachdem ed mit Waller 
verbunden ift oder nicht. Zur Darftellung des Thalliumorgduls zerfegt man eine Auflö- 
fung des Schwefelfäurefalzes durch Baryt, filtrirt und dampft die Lauge rafch ein. 
Löſt man das im Tuftleeren Raume getrodnete Drydul in abſolutem Alkohol in der 
Wärme, fo erhält man eine klare, fehr ſtark Tichtbrechende Flüffigkeit von 3,5 fpec. 
Gewicht, nah den Quedfilber das höchfte ſpecifiſche Gewicht eines flüffigen Körpers. 

Das Thalliumorydul enthält auf 1 Aeq. Metal 1 Aeq. Sauerftoff und es be- 
ftebt Daber in: 100 Theilen aud 95,38 Thallium und 4,62 Sauerftoff. 

Thalliumsuperoxyd (ſ. Thalliumoxyd), ift zuerſt von Boettger zur An— 
fertigung von phoöphorfreien Streichhölgchen empfohlen worden. Nach der von Boett— 
gergegebenen Vorſchrift nimmt man 1 Theil vollfommen trocknes Thalliumoyyd zu etwa 
dem 8. Theile feined Gewichtd fogenanntem Goldſchwefel, reibt dad Gemenge mit 
dem nötbigen Gummiwaffer zu einem dünnen Brei und beftreicht hiermit die Hölz- 
hen. Nach dem Trodnen entzünden ſich diefe Streichhölzchen bei der geringiten Frik⸗ 
tion; nah Boettger ift au das pifrinfanre Thalliumoryd leicht brennbar und 
läßt ih durch einen Schlag entzünden. Leider ſteht auch diefer Berwendungsmeife 
des Thalliumd noch immer fein hoher Preid entgegen. 


Thermometrograph, |. Marimum- und Minimumthermometer. 


Theerfarben, unter diefer allgemeinen Bezeichnung verfteht man die auf ches 
miſchem Wege aus dem Steinfohlentheere und zwar hauptfächhlich aus den vier Bes 
ftandtheilen deffelben, dem Anilin, dem Naphtalin, dem Benzol und der Karbolfäure 
dargeftellten Farben. 

Thonerde-Natron, ſ. NRatronaluminat. 


Thymol; das Ihymol ift der Stereopten des Thymianöls, von welchem ed 
beinahe die Hälfte ausmacht; feine chemische Formel ift C,H ,,O12; von dem Borneo- 
oder Japankampher unterfcheidet fich dad Thymol durch einen Wenigergehalt von 
2 Aeq. Waflerftoff; er ift alfo mit dem Cumolalkohol ifomer und mit der Phenyl- 
ſäure hHomolog, welcher er auch in feinem chemiſchen Verhalten nahe ſteht. Man er- 
hält dag Thymol faft völlig rein, wenn man den abgefchiedenen Stercopten des Oels 
wiederholt zwifchen Fließpapier auspreßt und dann aus feiner Löſung in Alkohol um« 
kryſtalliſirt. Es bilder durchfichtige, rhomboidale Tafeln, befigt einen milden von dem 
ded Oels verfchiedenen Geruch, einen flehenden, minzartigen Geſchmack, fehmilzt bei 
44° C. und fiedet bei 230° ©. 

Thyralin, mit diefem Namen hat Starf in Norwich einen von ihm aus Ani- 
lin dargeftellten purpurrothen Farbſtoff bezeichnet. 


Tiers argent, die mit diefem Namen belegte Legirung, Drittel=Silberlegi- 
tung beftebt nach einer Analyfe von El. Winkler aud 


Kupfer . ; ; . 59,06 
Silder . a . 27,56 
Bin? ; ; s . 9,57 
Nike . } A . 83,42 

99,61 


Tifoone werben von den Eingebornen die in dem chinefifchen und indifchen 
Deere auftretenden und von plößlichen Aenderungen des Luftdrucks bedingten Wirbels 
flürme genannt. 

H. d. techn. Chemie. 40 


626 Titanbronce — Turaein. 


| Titanbronce, eine Legirung von Titan und Kupfer, welche fih durch eine 
ſchöne goldgelbe Farbe, Feftigkeit und Dehnbarkeit auszeichnet. Man erhält diefelbe, 
indem man Kupfer, Zitaneifen und ein wenig Echwefel zufammenfchmilit. Das Eiten 
fcheidet fih dabei in Verbindung mit Echwefel ald Schlade at. 
Tiza, |. Natroborokaleit. 


Toluidin, das Toluidin oder Toluenylamin wird erhalten, indem man eine 
Auflöfung von Nitrotolnol in mit Ammoniak gefättigtem Alkohol mit Schwefelmaffer 
ſtoffgas behandelt; doch ift die Zerfegung nicht vollftändig. Dad Toluidin kryſtalli⸗ 
firt aus feiner weingeiftigen Löſung in breiten Tafeln, die bei 40° ©. ſchmelzen; fein 
Siedepunkt liegt bei 198° C. Es iſt auflöslich in Alkohol, Aether, fetten und flüch- 
tigen Oelen; Waffer löft nuͤr wenig; es ift eine ſchwache Bafe und giebt mit Eblor- 
kalk kein Anilin; es färbt Tannenholz und Hollundermarf geld. Durch Salpeterfäure 
wird ed roth gefärbt, feine Reaktionen find denen des Anilind entfprechend und feine 
Salze find fryftallifirbar. | 

Toluidinfarben — Anilinfarben. 


Toluolroth, ein nad einem bis jeßt noch nicht befannt gewordenen Berfah- 
ven aus reinem Toluidin dargeftellter rother Farbftoff. Bei Anwendung diefed Pro- 
dufts ‚wurden fonftant 40 bid 45 Proc. fryftallifirbares Roth erhalten, welches ein 
doppelt fo ſtarkes Färbevermögen befitzt, als das Fuchfin, von dem es alfo beftimmt 
verfchieden ift. | | 

Tophanröhren; mit diefem Namen hat man eine Vorrichtung bezeichnet, bes 
flimmt die noch nicht feft gewordenen Niederfchläge aus den Dampffefleln zu ent« 
fernen. Diefe Röhren find durchlöchert und in dem Dampffeffel nahe dem Waſſer⸗ 
niveau angebracht, weil der Schlamm vor dem Feftwerden beim Kochen in die Ober: 
fläche getrieben wird. Die verwendeten Röhren find 15 bid 20 Gentimeter weit, an 
der obern Seite durchlöchert und nach oben mit zwei Flantſchen verfehben, die eine Art 
Trog bilden. Der Schlamm fließt über diefen Trog hinweg, fett fi) dann im Rohre 
ab und wird nach etwa 2 Stunden abgelaflen. 

Tornado’s nennt man im äquatorialen Amerika die in Folge von plöglicher 
Temperatur» und Quftdrudänderungen entftehenden heftigen Wirbelftlirme,; auf den 

Antillen heißen fie auch Hurricanen. 

Triplet nennt man eine Kombination von drei Linſen, die dann wie Eine 
wirfen, Duplet von zwei Linſen. —— 

Tromben, find Wirbel im größeren Maßſtabe, deren Entſtehungsweiſe noch 
nicht genügend aufgeklärt ift; fie fommen in der gemäßigten Zone vor und haben mit den 
Wirbelftürmen der heißen Zone viel Aehnlichkeit und entftehen „auch wahrſcheinlich auf 
diefelbe Weile durch lofale und momentane Luftverdünnung, die fi als heftig auffteigende 
Luftſtrömungen bemerflich machen, eine wirbelnde Bewegung annehmen und hierdurch 
Bewegliched, was fie auf ihrem Wege finden, erdige Theile, Waſſer u. |. w. in ſich 
aufs und mit in die Höhe nehmen; fehr oft find die Tromben von eleftrifihen Er- 
fiheinungen begleitet. 

Tschuma, chineſiſches Gras, ift die Safer von Boehmeria nivea und hetera- 
phylla, welche in China und Oftindien zur Gewinnung des Faferftoffd Anwendung 
findet. 

Turacin, mit diefem Namen bat 5. Church ein eigenthümliches rothes 
Tigment bezeichnet, welches ungefähr zu 15° Proc. in den primären und fefundären 


Tyrosin — Uebersättigung. 627 


Ztügelfedern der Gattung Turaca vorfommt. Diefer Farbftoff der Vogelfedern kann 
leicht gemmonnen werden, wenn man die Federn mit einem verdünnten Alkali auszieht 
und aus der hierbei gewonnenen Löſung dad Zuracin durch Säure wieder ausfällt. 
Dad Turacin untericheidet ſich von allen bis jeht befannten Pigmenten dadurd), daß 
es 5,9 Proc. Kupfer enthält, welches ohne Zerftörung des Farbfioffd nicht daraus 
entfernt werden kann; eine volftändige Analyfe diefed Körpers ift bie jegt noch nicht 
veröffentlicht. 


Tyrosin, das Iyrofin bildet ſich bei der Einwirkung von fihmelzendem ep: 
kali auf Kafein und andere eimeißartige Stoffe; ebenfo entiteht ed auch, wenn Eiweiß, 
Kafein, Horn, Federn u. f. w. mit verdünnter Schwefelfäure oder Salzfäure behandelt 
werden. Das Tyrofin ift kryſtalliſirbar, ohne Wirkung auf die Pflanzenfarben, wenig 
löslih in kaltem Waſſer, auflöslich in 150 Theilen fiedenden Waller; unlöslich in 
Aether und Alkohol. Die Tyrofinlöfungen werden weder durch neutrale noch durch 
bafifch-effigfaured Bleioxyd gefällt, fobald nur fein Ammoniaf vorhanden if. Mit 
Salpeterfäure auf Platinbleh abgedampft, binterläßt das Tyroſin einen eigenthünr- 
lihen vröthlih gelben Rüdftand. Das Tyrofin verbindet fih mit den Bafen; es zer- 
feßt die kohlenfauren Erden und bildet damit theild amorphe, theild Tryftallifirbare 
Berbindungen, die altalifih reagiren. 

Zur Darftellung ded Tyroſins trägt man nach und nach Tleine Mengen von 
Kafein in Kalihydrat, welches in einem eifernen Tiegel in Fluß erhalten wird, ein. 
Nach dem Erfalten zieht man die Maffe mit Waffer aus und fegt der Löfung Eſſig⸗ 
ſäure hinzu, worauf das Tyroſin ſich kryſtalliniſch niederſchlägt. 


U. 


Uchatiusstahl, nad feinem Erfinder, dem Obriften Uhatius, fo genannt, 
wird direft aud dem Robeiſen dargeftellt, indem man granulirted, aud Magneteiſen⸗ 
fein erblafened Roheiſen mit Spatheifenfteinpulver befhidt, die Beſchickung im 
Graphittiegel fchmilzt und den fo erhaltenen Stahl in Zaine gießt. 

Veberfangglas, nennt man den dünnen, farbigen Glasüberzug, den manche 
Slasgegenftände erhalten und der dadurch hervorgebracht wird, daß fih im Glasofen 
zwei Häfen befinden, von denen der eine die gefärbte, der andere die ungefärbte ges 
fhmolzene Glasmaſſe enthält. Zuerſt taucht der Glasmacher die Pfeife in die ges 
färbte Maffe nur wenig davon herausnehmend, dann in den zweiten Hafen, dem er 
foviel entnimmt als zur Bildung des fraglichen Gegenftandes erfordert wird, worauf 
er dann das Ganze durch Blafen wie gemöhnlih auftreibt. Auf diefelbe Weife 
‚bringt man eine farbige Schicht Glas zwiſchen zwei Schichten ungefärbten Gla⸗ 
ſes u. ſ. w. | 

Vebersättigung, überjättigte Salzlöfungen viele Salze haben die Eigenfchaft 
fi in viel größeren Menge in Löfung zu erhalten, als unter gewöhnlichen Um⸗ 
ftänden der Menge des Löſungsmittels und der Temperatur entfpricht; fo lange Diele 
Löfungen vor mechaniſchen Erfehütterungen bewahrt werden und feine feften Körper 
mit ihnen in Berührung gelangen, allein fofort unter Ausſcheidung des betreffenden 
Salzed und einer nicht unbeträchtlichen Qemperaturerhöhung erjtatren, wenn einer 
diejer beiden Fälle eintritt. Löfungen, die dieſe Srigeinungen zeigen, nennt man 

40° 


‘ 


028 DÜebertiragungspapier — Unterchlor. Bittererde. 


überfättigt; in hohem Grade hat das effigfaure Natron die Eigenihaft überfättigte 
Löfungen zu bilden, und ed genügt deren Berührung mit einem feharffantigen Kör- 
per, um augenblidlihh die Abfcheidung von feftem effigfauren Natron zu bewirken, 
wobei eine Temperaturerhöhung auf 60 bis 70 Grad R. eintritt. In der neuern 
Beit hat man von den überfätfigten Auflöfungen techniſch Anmwendung angemadt, 
um auf diefe Weife manche Salze von einander auf eine leichte Weile zu trennen, 
von denen eind überfättigte Löfungen bildet, das andere nicht, 3. B. Salpeter von Alaun. 


Uebertragungspapier, ein zu photographiſchen Zmeden eigens präparirtee 
Papier, vermittelft welchen Photographien mit größter Leichtigfeit und Sicherheit auf 
Glas, Porcellan, Stein, Papier u. f. m. übertragen werden fünnen. Da die Bilder 
fein unterfchmefligfaure® Natron enthalten, diefed vielmehr an dem erften Papiere 
verbleibt, von dem dad Bild als Bildhaut abgehoben wird, fo verbleihen die fo übers 
tragenen Bilder nicht. 


Undulationstheorie, au Vibrationstheorie; fie umfaßt die Borftellungen 
über die Fortpflanzung des Fichte hauptfählih. Sie nimmt an, da fih das Licht 
durh die Schwingungen der Theilchen eined® unmägbaren, äußerſt elaftifhen 
Stoffe fortpflanzt, welcher den Namen Aether führt. Nach dieler Theorie ift dag 
Licht etwas dem Schall Analoges, der Schall wird durch die Schwingungen der 
wägbaren Materie, das Licht durch die Schwingungen des imponderablen Aethers 
fortgepflanzt. Der Acther erfüllt den ganzen Weltraum, da das Licht alle Räume des 
Himmeld durchdringt; der Aether ift aber nicht blos in den fonft leeren Räumen vers 
breitet, welche die Gejtirne trennen, er d urchdringt alle Körper und füllt die zwifchen 
den wägbaren Atomen befindlihen Räume aus, 


Wenn der Aether im ganzen Weltraume in Ruhe wäre, fo würde überall voll: 
fommene Finfterniß herrſchen; an einer Stelle aber gleihfam erfchüttert, pflanzen fich 
die Lichtmellen nach allen Seiten bin fort, wie fich die Schwingungen einer Saite in 
einer ruhigen Atmofphäre weithin verbreiten. Das Licht, welches erft durch eine Des 
wegung entftebt, ijt alfo vom Aether felbft ebenfowohl zu unterfcheiden wie die Vibras 
tionsbewegung , melche der Schall hervorbringt, von den odcillirenden Theildhen der 
wägbaren Materie unterfchieden wird. Wir wollen hieran die Bemerkung knüpfen, 
daß die neuere Phyfif die Erfcheinungen des Schalld, ded Lichtd, der ftrahlenden 
Wärme, der Eleftricität, ded Magnetismus und ded Chemismus, fämmtlich in Schwin⸗ 
gungen begründet anfieht und daß die Berfchiedenartigfeit der Erfcheinungen nur 
eine Folge der verjchiedenen Gefchwindigkeit ift, mit welcher diefe Schwingungen vor 
fih geben. 

Die Undulationdtheorie ftehbt der nun faft allgemein verlaſſenen Emanatione- 
theorie gegenüber, die annimmt, daß es eine eigenthümliche Tichtmaterie gebe, und 
daß ein leuchtender Körper nach allen Seiten hin Theilchen diefer feinen Materie mit 
jo ungeheurer Geſchwindigkeit audfende, daß cin ſolches Fichttheilchen in einer Sekunde 
einen Weg von 42000 deutfhen Meilen zurüdlegt. 


Unitarier, als ſolche bezeichnet man die Anbänger derjenigen Anficht bezüglich der 
Erklärung der eleftrifchen Erfcheinungen, nach welcher ed nur Ein elektriſches Fluidum 
giebt. Diefe Anficht, welche auch von Franklin angenommen wurde, ift jest gänz 
lich verlaſſen. 


Unterchlorigsaure Bittererde iſt in neuerer Zeit vielfah als kräftiges Bleich— 
mittel benutzt worden, ſ. Grouvelle, ſowie Ramſay's Bleichflüſſigkeit. Vor dem 


Unterschw. Natron — Vuarrentrapps Bleichsalz. 629 


Chlorkalk hat fie bei ihrer Anwendung zum Bleichen zarterer Stoffe den Borzug, daß 
eine Nebenwirkung von einer äßenden alfalifchen Erde nicht vorhanden ift. 

Unterschwefligsaures Natron; das unterfchwefligfaure Ratron hat in der 
neueren Zeit eine audgebreitete technifche Anwendung gefunden, vermöge feiner Eigen- 
ſchaft mit andern Metalloryden leicht lösliche Doppelfalze zu bilden, worauf auch feine 
Anwendung in der Photographie, ſowie auch als MWafchmittel zur Entfernung von 
Metallfleden in der Wäfche beruht ; in der Bapierfabrifation dient ed, ald fogenanns 
tes Antichlor, zur Zerftörung der zum Bleichen benugten Chlorverbindungen, in der 
Maßanalyſe zur Beftimmung des freien Chlors, fowie mit fehmefelfaurem Kupferoryd 
zur Beſtimmung des Eifend im Zuftande von Oxyd oder Sedquichlorid. Das unters 
Ihmefligfaure Natron wird daher auch im Großen dargeftellt. Cine der vielen zu feie 
ner Gewinnung empfohlenen Methoden ift die folgende: Man löft in fiedender Na» 
tronlange (6 bi8 10 Proc. NaO) Schwefel auf und leitet durch dieſe Löfung fo, lange 
einen Strom fchwefeliger Säure, bis die erft braune Lauge farblos geworden ift. 
Dan trennt alddann die Lauge von dem während diefer Operation fih abfcheidenden 
Schwefel und bringt die flare Lauge durch Abdampfen zur Kryftallilation. 

Das unterfchwefligfaure Ratron kryſtalliſirt in klein rbombifchem Syftem, löſt 
ih in Waſſer, gar nicht in Alfobol. Es fehmilzt beim Erhitzen bei 56° C. in fei- 
nem Kıyftallwafler; es beftebt in 100 Theilen aus 25,00 Natron, 38,71 unterfihrefli- 
ger Säure und 36,29 Waſſer. 

Unterchlorigsaures Tinkoryd; ift unter dem Namen Varrentrapp's Bleich: 
falz als kräftiges Bleichmittel empfohlen worden. Zu feiner Darftellung verfeßt man 
eine Chlorkalklöſung entweder mit Zinkoitriol oder auch mit Chlorzinf; im erfteren 
Falle erhält man eine Löſung von unterchlorigfaurem Zinforyd mit etwas Gyps, im 
andern mit Chlorkalcium. 


V. 

Vaceiniin; ein in dem Kraute der Preißelbeere, Vaccinium Vitis Idaea, cnt« 
haltener kryſtallifirbarer Stoff. Zu feiner Darſtellung wird das friſche Kraut unter 
Zuſatz von etmas Kalfhydrat ausgefocht, die Flüffigfeit mit Bleizuder gefällt, das 
Filtrat durch Schwefelwaſſerſtoffgas vom Blei befreit und verdunfte. Die in der 
Kälte fich abſcheidende Kryitallmafle wird abgepreßt und aus Waffer unter Zufaß von 
Thierkohle umkryſtalliſirt. Die Ausbeute beträgt etwa 1 Proc., das Bacciniin biidet 
lange, nadelförmige, feidenglängende, farb- und geruchlofe, etwas bitter ſchmeckende 
Kryſtalle. Es Löft fich leicht in kaltem Wafler und Alkohol, die heiß gefättigte Löfung 
erftarrt beim Erkalten; es wird weder durch Bleieſſig noch durch Tannin gefällt, rea⸗ 
girt neutral und enthält feinen Stidftoff. 

Vaporimeter; ein von Geißler conftruirted Inftrument zur Beftimmung des 
Alkoholgehalts einer Flüffigkeit aus der Spannkraft der während des Siedens fich 
entwickelnden Dämpfe, die an einer Quedfilberfäule gemeſſen ift, und um fo böber ift, 
je mehr Alkohol eine Klüffigkeit enthält, die Angaben des Inſtruments find jedoch 
nicht genau, | 

Varrentrapp’s Dleichfalz, f. unterhlorigfaures Zinforyd. 


630 Vert anglais — Vulkanöl. 


Vert anglais, unter diefem Namen wird in Parid eine grüne Farbe verfauft, 
welche in 100 Theilen aus 78 fchmwefelfanrem Baryt, 4 Eifenorydul, 8,8 Siefelfäure, 
4 Thonerde, 2,5 Natron, 0,7 Ralf und 2,0 Waſſer und Verluſt bejteht und wahr 
fiheinlih ein Gemenge von Ultramaringrün mit Schwerfpath ift. 


- Vert de Guignet, ſ. Guignetts-Grün. 


Vert imperial, wie dad Guignett-®rün aus Chromoryd beftebend, jedoch auf 
eine andere Weife, refp. auf naſſem Wege dargeftellt. 


Vert Iumiere, eine neue grüne Farbe auf Wolle und Seide, die bei Kerzen⸗ 
wie bei Tageslicht ihre ganze Reinheit bewahrt, und fowobl in Blau wie au in 
Gelb nüancirt werden fann. 


Vert virginal, Pelletier'ſches Chromgrün; zu deſſen Darftellung werden 3 
Theile kryſtalliſirte Borſäure mit 1 Theil zweifach chromſaurem Waller zu einem diden 
Brei angerieben, der im Flammofen zum Dunkelrothglühen erbigt, wird. Nach 
dem Erkalten wird die Maſſe gepulvert, in kaltes Waſſer gebracht, ausgewaſchen und 
getrodnet. Man erhält ein ungemein ſchönes, lebhaftes Grün, welches an der Luft 
unveränderlich und auch nicht giftig ift. Beiläufig fei bemerft, daß nach der obigen 
Vorſchrift auch das fogenannte Guignett'ſche Grün dargeftellt wird. 


Vesurin bat man einen ſchönen rötblich gelben Farbftoff genannt, welcher fo: 
wobl in faltem Waſſer wie au in Weingeift leicht löslich ift und zum Färben von 
Holz, Horn, Wolle und Seide u. f. w. obne alle jede andere Zutbat fehr geeignet if, 
fo daß ibm eine ausgedehnte Anwendung gefichert erfcbeint. Ueber Die Bereitung 
des Veſuvins ift noch nichts bekannt; allem Bermuthen nach ift e8 eine Theerfarbe. 


Vesuvthee in ſaures chromiaured Ammoniak, welches beim Erhitzen unter Ber: 


arößerung feinee Bolumd in eine dem chinefijchen Thon nicht unähnliche Mafle 
übergeht. 


Vietoria-Steine, cin in England hauptſächlich zu Fließen, Baufteinen, Guß- 
fteinen, Kaminfimfen, Thürfchwellen, Treppenftufen u. f. w. in Gebrauch gefommener 
fünftlicher Stein von großer Härte und Widerftandsfähigkeit. Seine Bereitung ge 
fhieht auf die Weife, daß kleine Granitbruchftüde mit etwa dem vierten Theile ibree 
Gerichte Gement gemengt werden und died Gemenge mit Waffer zu einer teigigen Maſſe 
angemacht und in Formen gebracht wird, in denen man fie 4 Tage ftehen läßt. Rad 
dem Erbärten wird fie 2 Tage lang in cine Natronwaffe.gladlöfung gebracht, die 
ihre Kiefelfäure an den Kalk des Cements abgiebt, fo daß ı'ne Berfiefelung durch die 
ganze Maſſe vor fich gebt. 

Viehsalz, unter diefer Bezeichnung verfteht man mit gewiffen Zufägen vei— 
jebened Kochſalz oder Steinfalz, welches dem PViehfutter beigemengt und zu sinem 


ſehr ermäßigten Preife an die Landwirthe verfauft wird; dad in Preußen verkaufte 
Viehſalz enthält 0,75 Proc. Eifenoryd und 1,5 Proc. gep Iverted Wermuthkraut. 


Vin de pelie, foviel wie Shauffelmein, f. d. 


Violet imperlal wird durch Einwirkung bei 180° von zweifach chromſaurem 
Kali auf Anilinöl und ſalzſaures Rosanilin erhalten. 


Vioiin, f. Anilinviolett. 


Vulkanöl, ift rohe amerifanifche® Steinöl, welches durch Filtration durch 
Kohle eine Art Reinigung erfahren hat, nicht deftillirt ift, und von welchem man dit 


’ 


Wärmecapacität — Wasserwaage. 631 


leichteren und flüchtigeren Dele abgeblajen hat, Das Vulkanöl dient hauptfächlich 
oder lediglich ald Schmiermaterial, und es fcheint, als fei demfelben, um ihm etwas 
mehr Konfiftenz zu geben, in manchen Fällen ein fetted Del oder Fett beigemifcht, 


W. 


Wärmecapacität. SHierunter verfieht man die Zahl von Wärme-Einheiten oder 
Salorien, welche nötbig ifl, um die Temperatur von 1 &ramm Subſtanz um I Grad 
C. zu erhöhen; gleichbedeutend mit Wärmecapacität ift der Ausdruck fpecifiihe Wärme. 

Wärmeleitung, nennt man das Bermögen der Wärme, von einem Körper auf 
einen andern überzugehen und fich alddann durch feing ganze Mafle zu verbreiten; doch 
findet in Beziebung auf die Leichtigkeit, mit welcher die Wärme in einen Körper 
übergeht und ſich dur feine Maſſe verbrettet, eine große Ungleichheit zwijchen den 
verfchiedenen Körpern flatt; mo dies fehr langfam gefchieht, nennen wir den Körper 
einen ſchlechten, und umgekehrt einen guten Wärmeleiter. | 

Wärmestrahlung, erhigte Körper befigen das Vermögen, einen Theil ihrer 
Wärme ald Strahlen audzufenden und dadurch andere mehr oder meniger entfernte 
Körper zu erwärmen, während die Luft, die zwifchen ihnen und dem auf diefe Weife 
erwärmten Körper fich befindet, nicht erwärmt erfcheint. Dies ift die Wärmeftrablung, 
von deren Dafein man fich fehr leicht überzeugt, wenn man zwijchen einen flark ers 
bigten Ofen und fich felbft einen Schirm aufftellt, wo dann für und fofort der Ein- 
druck vom Dfen ausgefendeter Wärme verfihwindet. 

Waschkrystall, unter diefem Namen wird unreine Soda, in kleine Padete 
verpadt, in den Handel gebracht und als ein vorzügliches Wafchmittel und, was 
die Hauptfahe ift, zu einem verhältnißmäßlg hoben Preiſe verkauft. 


Wasseruntersuchung, bei dem großen Einfluß der Belchaffenheit ded Trink. 
waſſers auf die Gefundheit und dad Wohlbefinden der Menfchen ift die Kenntniß der 
Beftandtheile eines Trinkwaſſers von der größten Wichtigkeit, fo daß, da diefe Stoffe 
nicht allein in der Menge, fondern auch der Natur nach wechſeln, derartige Unters 
‚Tuhungen ſehr bäufig vorzunehmen find. Unter diefen VBerhältniffen war eine eins 
fachere Methode, wie die bisherige der Gewichtsbeſtimmung der einzelnen Beftands 
tbeile, die fehr viel Zeit in Anipruch nimmt, faft zu einer Nothwendigfeit geworden. 
Ein ſolches einfacheres Verfahren, welches faum fo viele Stunden in Anspruch nimmt, 
wie dad frühere Tage, beftcht nun darin, daß man die anorganifchen Beſtandtheile, 
-Bafen und Säuren, vermittelft einer Seifenlöfung von einem beftimmten Gehalte 
beftimmt, während man die Menge der organifchen Stoffe auf colorimetrifchem Wege 
ermittelt. Siehe die Statiftit des Waſſers und der Gemäfler von Dr. 9. Trommd 
dorff, Erfurt bei Hugo Neumann. 


Wasserbatterie Gassiot’s, eigentlich ein fogenannter Becherapparat aus einer 


fehr großen Anzahl Bechern (3520 Glasbecher) beftehend, deren jeder einen Zints und 
einen Kupjerftreifen enthielt und mit Waffer geladen war. 


Wasserwaage, ein Nivellirinftrument, deffen Konftruftion ſich auf das Geſetz 
der kommunicirenden Röhren gründet; in ihrer einfachſten Geſtalt bildet die Waljer- 
waage eine mehr oder weniger lange nicht zu enge Glasröhre, die an ihren beiden 


632° Weisszink — Wollfett. 


Enden etwa 15 Gentimeter rechtminflig nad aufwärts gebogen und offen if. So: 
weit mit Wafler gefüllt, daß deſſen Niveau in den beiden Schenkeln fihtkar wird, 
liegen in beiden Schenkeln die Oberflächen ded Waſſers in derfelben Horizontalebene. 


Weisssink , ift galvanifch verzinnted Zink, welches alddann foweit erhigt wird, 
daß das Zink ſchmilzt; ed entſteht alfo eine oberfläcdhliche ZinnsZinklegirung, auf dem 
darunter liegenden reinen Zink. 

Wemysskohle, diefe Bezeihnung führt eine in Schottland vorfommende und 
der Bogheadfohle ähnliche Steinfohle. Sie enthält große Mengen bitumindfer Stoffe, 
Jiefert nur geringe Koaks und giebt bei der trodnen Deftillation Paraffin, Solaröl 
und Photogen, während die eigentliche Steinfohle Naphatalin und Benzol liefert. 

White brass, weißes Meffing; eine Legirung, welche fehr geeignet zu 
Zapfenlagern ift. Es ift eine Art Meffing, verhält fih beim Bohren und Drehen wie 
diefed; verftopft die Feilen nicht , nimmt eine ſehr hohe Politur an, und befipt einen 
niedrigeren Schmeljpunft al® gewöhnliche Meffing, fo daß es direkt in Die Lager 
gegoffen werden kann; es ift billiger und haltbarer ald Meffing und Bronce; Zus 
fammenfegung noch unbefannt. 

Wilsons Bleichflüssigkeit ift eine Auflöjung von unterchlorigfaurer Thons 
erde in Wafler, die namentlih zum Bleichen von Popierſtoff empfohlen worden ift 
und die lediglich durch Abgabe von ozonirtem Sauerftoff wirken fol, während andrers 
feit8 Chloraluminium entfteht. 


Wolfram-Bessemerstahl, ein nad dem Beſſemer'ſchen Berfahren dargefteliter 
Stahl, welcher etwa & Procent Wolfram enthält, fich fehr gut härten, fihmieden und 
walzen läßt, und in Form von Eifenbahnfchienen, Wagenfedern und Blech den das 
mit vorgenommenen Proben widerfteht. 


Wolframweiss. Unter diefem Namen feheint im Handel fowohl wolftamfaures 
Zinforyd, wie auch wolframſaurer Baryt vorzufonımen. Erſteres wird erhalten, in- 
dem man eine Nuflöfung von Chlorzinf durch molftamfaured Natron zerfeßt, den 
entftandenen Niederfchlag gut auswäſcht und trodnet. Daflelbe fol an Dedfrafı dem 
Bleiweiß gleichfommen, bat aber vor diefem den Vorzug, daß es durch Schwefel⸗ 
waflerfloffgad nicht gefchmwärzt wird. Der mwolframfaure Baryt wird durch Zerfegung 
von Chlorbarium durch wolframſaures Natron dargeftellt, ebenfalls als Erſatz des 
Blei⸗-⸗ und Zinkweißes; in Paris geſchieht feine Darſtellung von ©. Rauffcau im 
Großen. 


Weilfstahl, wurde der in früherer Zeit direft aus den Erzen dargeftellte 
Stahl genannt. 


Wollfett, Hierunter verfteht man das aus den Eeifenwafchmwäffern der Woll: 
manufakturen abgefchiedene Fett; daffelbe rührt hauptſächlich bon der Seife, zum 
Theil aber au von dem der Wolle von Natur anbängenden Fette ber. Die erfte 
Abſcheidung gefchiebt entweder durch einen Zuſatz von Kalkmilch, von Ehlorcalcium oder 
von Salziäure. Durch jene erhält man fettfauren Kalk, der behufs Abicheidung der 
Fettfäuren dur Salz» oder Schwefelfäure zerfeßt wird; bei Anwendung von Salz= 
fäure foheidet fih das Fett auf der Oberfläche des Seifenwaſchwaſſers aus. Sm rohen 
Zuftande, wie auch als fettfaurer Kalk, findet ed, nur Anwendung in der Leuchtgas⸗ 
Tabrifation; mittelft Deftilation mit überfehtem Wafferdampf dient daflelbe zur Dar⸗ 
ftellung von Palmitin = oder Gtearinfäure, auf eine andere Weife, aber weniger ge- 
veinigt, findet es auch in der Seifenfabrikation Berwendung. 





Wood’s Metall — Yamamay Seide. 633 


Wood’s Metall ift eine leichtflüffige Legirung, die fehon bei 70 Grad C. 
fhmilzt, als Metallfitt Anwendung findet und aus 3 Theilen Kadmium, 4 Theilen 
Zinn, 15 Theilen Wismuth und 8 Theilen Blei befteht. 


X. 


Xantalinz ein Produkt der Orydation des Bleu de Paris durch Bleihyperoryd 
und Schmefelfäure; daflelbe ift ein ſchön gelb färbendes Pigment; im trodnen Zus 
ftande ift daffelbe ein brauned Pulver, welches fih in Waffer und Weingeifi mit 
gelber Farbe löſt. Mit Zinnchlorür behandelt und ntit Kochſalz und Salzfäure ver⸗ 
fegt, fällt 

Xantalingrün nieder, ein prachtvolled grünes Pigment, welches beim Trock⸗ 
nen einen ſchönen rothen metalliſchen Reflex annimmt, und ſich ſowohl zum Färben 
wie Drucken von Wolle und Seide eignet; bei künſtlichem Licht beſitzt ed ein fo pracht⸗ 
volled grünes euer, wie fein anderer grüner Farbftoff. 


Xanthophenylsäure, ein durch Oxydation der Phenylfäure erhaltener gelber 
Farbſtoff, welcher, wie die Pitrinfäure, auch ohne einen Mordant, dauerhaft und 
ſchön gelb färbt. 

Xylidinroth, ein prachtvoller rother Farbſtoff, welcher erhalten wird, wenn 
man eine Miſchung von reinem Anilin und reinem Xylidin mit einem der zur Dar- 
ſtellung des Rosdanilin angemendeten Agens zum Sieden erhißt. 


Xylindein, ein blaugrüner Farbftoff, mit welchem man zuweilen Stüde abges 
florbenen Buchen», Birken» und Eichenholzes bededt findet und wahrfcheinlich von 
mitroftopifch kleinen Pilzgebilden herrührt. Wird Das zerriebene Holz; wiederholt mit 
einer ſchwach altalifhen Flüffigkeit behandelt, fo fann man aus legterer durch Salj- 
fäure den Yarbftoff ausfällen und durch Löfen in einer allaliſchen Flüffigkeit und 
Ausfällen mit alkoholiſchem Kalkwaſſer reinigen. Diefer Farbftoff iſt amorph, tief 
blaugrün, in Wafler mit prachtvoller blauer Farbe leicht Töslih, und daraus dur) 
die meiften Säuren mit grüner Farbe fällbar. Mit der wäflrigen, etwas’ mit Effig- 
fäure verfegten Löfung laſſen fih bei 80 Grad C. wollene und feidene Stoffe ohne 
Mordant fehr ſchön bläulich⸗grün färben. 

Xyloidin, ift ein erplofiver Körper, welcher durch Auflöfen von. Stärfemehl in 
concentrirter Salpeterfäure und wäſſeriges Ausfällen- mit Waller dargeftellt wird. 


Y. 


Yamamay Seide. Diefe Seide ſtammt von dem chinefifchen Eichenſpinner 
und ed kommt davon feit einiger Zeit aud China und Japan auch auf die euro- 
päifhen Märkte, einer allgemeinen Unmwendung fcheint jedoch die Schwierigkeit, mit 
welcher diefe Seide Farbftoffe annimmt, im Wege zu ftehen. 


634 | Zauberphotographien — Zündkohle. 


2. 


Zauberphotographien, find gewöhnliche, jedoch nicht vergoldete Photos 
grapbien, auf welchen dad Bild durch Einlegen in eine Quedfilberchloridlöfung zum 
Berfchwinden gebracht worden ift. Um fie wieder bervortreten zu laffen, und darin beftchtder 
Zauber, legt man das weiße Blatt auf einen Teller und bedeckt es mit angefeucktetem 
Fließpapier, welches zuvor mit einer Löfung von unterfchwefligfaurem Natron geträntt 
worden mar; nach einiger Zeit erfcheint dann das Bild in braunem Farbenton. 

Zinkgrün, ſ. v. w. Reinmann'ſches Grün, f. Grün. 

Zuckercouleur, if der Hauptſache nah eine Auflöſung von Caramel in 
Waller; früher verwendete man zu ihrer Darftelung Rohrzucker, gegenwärtig fait nur 
noch Stärkezuder. Gewöhnlich fest man bei der Bereitung etwad Altali zum ſchmel⸗ 
zenden Zuder, theils um die farbe dunkler zu machen, theild um die kleine Menge 
der gleichzeitig entftehenden Huminfänre in Auflöfung zu erhalten, und dadurch eine 
Zrübung der Couleur zu verhüten. 

Zündkohle, unter diefem Namen hat man in Dresden einen bituminöfen 8i- 
gnit d. h. Braunkohle verkauft, welcher dad Holz beim Feueranmachen erfegen joll. 


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Drug von B. 8. Voigt in Weimar. 
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