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Bf. 1. 1825,
-Hei4ölberger
Jahrbücher der Litej
Joteph und SnltiehttT (^'n) historisches rammttlsches Gedicht aus dem
Penischen des Mewlana Abdurrahman Vschami übersetzt, und
durch Anmerkungen erläutert von Vimenz Edlen von Roseatweig^
Pjß^n 1824* Gedruckt und verlegt ik>n Anton Schmidt kms* kön»
priviUgirtem Buchdrucker^ Doppelte Ausgabe in Folio mit dem
persischen Texte J^JÜ S* Vorrede 217 ; die andere hlos die deut*
sehe üehersetitttijfin gr. 8, XXFI S* Vorr. 498.
Funkelnde TVandelitetne zum Lohe des Besten der Geschöpfe^ ehi
arabisches insgemein anter dem Namen Gedicht Bürde he*
kanntes Gedicht vop (com) Scheich Ebu Abdullah Mohammed Ben
Ssaid Ben Hämmad Ben Muhsin Ben Abdullah Ben Ssanhadtch
Ben Hilalis - Ssänhadsthi genannt Bnssirif und durch Anmer^
hangen erläutert von Vinzenz Edlen von Rosenzweig, ff^en i8?4.
Gedruckt und im Verlage bei Anton Schmidf k, k, priviL -tnd
i^. Oest, Landichafes ' f deutsch^ C^^O '^^ orientalischen Bl •
drucker. Grojs Folio 26 S.
• . Herr v. Rosenzweig , k. k. Dolmetsch und Profesftor dtr
orientalischen SprarbVn an der k. k, orient. Akad<Mnie zu Wieii^
tritt' hier mit der üeberietaung und Erläuterung^ zweier Mei«
aterwerke persischer und aranischer Dichtkunst nicht zom
erstedmal als tüchtiger Kenner dieser Sprachen auf, indem
Bruchstöcke von Joseph und Suleicha bereits ^sowohl in
den Fundgruben des Orients als in der Geschichte der schönen
Redekünste Persiens bekannt geworden sind; hier aber er*
wirbt er sich aufser dem Verdienste einer vollständigen im
Ganzen getreuen metrischen Ueberseteung des schönsten Dich«
tervrerks Dscham i's • des letzten groUen persischen Dich*
ters » noch das der vollständigen Atisgabe des persischen Tex*
tes dieses Mesnewi d« i. doppeltgereimten Gedichtes von
4000 Distichen; ein Verdienst, das jenes der Uebersetzung
Z«eila und Med'schnuh't von Hrn. t. Chezy (das ohne Text und
blos in iProsa doch einen der von Napoleon zum Besten der
lyiteratur gestifteten prix decennaux davontrug) hei weite*«
^b^rtrüft, und welches der Verleger und Drucker llr, ^htou
XVIU. Jalirg. !• He£^. 1
',*"■. I Digitizedby VjOOQIC
2 Josfph und Sültiobii.
Schmid in so weit tlieilt^ ab otine «einen gto^fiitnüthigen £nt«
ichtüfe^f den Druck eipe$ so grol'sen orientalischen Wertes
auf seine Kosten mit wahrscbeinlicbem Verluste zu Überneh*
men » bliese für den Betrieb orientalischer Literatur zu Wien
So ehrenvolle Unternehmung nicht zu. Sland^ gekommen seyt^
würde.
Wenn Hr. v. Rosenzweig schon lieber Gedk^hte als Ge*
scbichte zur UebersetÄung und Herausgabe wühlen wollte^ so
konnte seine Wahl wirklich kaum glücklicher gefallen seyn
als auf zwei der herrlichsten Meisterwerke arabischer und per«
sisch^rDichtkunst) auf das Lobgedicht Bufslri's Al«^^Bordet
und auf Dscbami's Jus.s uf und Suleicha, Jeites war zwar
Sthon fii^her durch Uri*s Ausgabe mit dem arabischen Texte
und lateinischer Uebersetzung (Lugd. B^tav« 176l.4to) be^
kannte und jüngst (im J 1822^ in prosaischer französischer
Uebersetzung von Silv. de Saey (als Anhang von Garcin de
.Tassy*s exposUiTTt de lafoi musulmane) und in deutscher metri«
scher (als Anhang des Werkes Co ns tan tinopol is und
der Bpsporos) in Frankreich un,d Deutschland erschienen.
Wen«n Hrn. v« Kosenzweig also hier nicht wie bei Dscbami
das Verdienst des ersten ^Herausgfb^rs und Uebersetifcers ge-
führt ) so hat er doch das der grofser^n Verbreitung dieses
schönen Gedichts, da Ur i's Ausgabe nur in den Händen sehr-
weniger OrientaUjSt.en ist« Aulserdem hat die £r]äuterung'das
Vetdienst, ein halbes Hundert bisher nicht bekannte Stellen
der Ueberlieferung Mohammeds in Text und Ueber-
setzung zu geben^ Und im. Vorbericht nähere Kenn tniüi über
den y^fasser der Borde t *> tu ertheilen.
Von den zwei 4>erühniten Lobgedichten auf Mohanvned^
der Km. f s i d e Kaab Ben Sobairs und' der B o r d e t ist bisher
jenes in Europa bekannter ^ als dieses , durch Lette's erste
und Freitages «weite Ausgabe; an Kuhm aber im Morgen«
lande und poetisdiem. Gebalte Überragt das zweite bei weitem
das erste) was dagegen, no wie wider Moteatebbi's Hang, als
gröfster arabischer Dichter» von Orientalisten, Nichtkennem
arabischer Poesie | .von Professoren und ihren nachbetenden
Schülern auch eingewendet werden möchte« Wenn die Kennt«
nifs arabischer Poesie einmal aus der Hürde arabischer Profes*«.
X
*) Pa die Botdet eine Kafsidet «md l>ei4s im Arabisehen
"«(reiblibh sind , so sagt def £uropSeif tiobtiger die Bordst und
ftioht L^ Bords«
' (' Digitizedby VjOOQIC
Joseph boä SaMeiui, i
soren in$ freie Feld uübefaAgenen ästheUkiien UrtbeiU gdangi
und von eutöpaitchch Runttricbt6rn» Nichtorientalisteti (un-
|Mrteiitcber als von Orientalisten) gevvfirrligt ieyii vrkdy wer«
den auch die Moallakat nitht mehr flbei*schätzt, und der arabi-
sche Findat Motenebbi nicht ferneir betabgesetst werden^
Indessen hiet über den im Morgenland allgemein anerkannteit
Vorzug iler Bot de vor dem Lobgedichte Kaab Ben So«
bäirs nur »o viel. Di§ Botdet (Viel leichter su Vetttebeh
als die Kafside Ben Sohair^s) ist t war nicht von ü äs {ihr
ligen (wie Hr. V. Rosenrweig sagt) aber \^ohl von 50—60
Commeiitatoren erldutert worden und diu Kafsidet B, Sohair's
nur Von 5—6 (S. Hadschi Chalfa's bibliogr. Wötterbuch, wo
von jenen 50 und von diesen 5 aufgefobrt Sind). £in Paar
sehr schöne Distichen ausgenommen^) weifs Niemand in d^^
Türkei 9 in FerSien und Arabien die wiewohl nur 58DiStirheii
lange Kalsidet Ben Sohair'a auswendig, w^bl'end die 174 Di.
Stichen lange Bürdet in dem^Munde aller gebildeten TOrken^
Ferser und Araber lebt, nicht nur häufig (gans und theilweise)
2u Inschriften auf Grabmalen verwendet und während der Re«
ligionsübungen der Derwische ta Constahtinopel » sonderä
auch auf allen Strafsen Kairos von äflnkelsflngern abgesungeii
iVird| wie die Strophen Tasso*t und Ariosto't von den Barca«
tolis Venedigs. Abgesehen von diesem Leben im Munde del
Volkes (ein gülticeres Urtheil üher deh Werth ein Gedichtes
als das aller arabischen Frofessoreii iit Europa) behauptet did
Bordet auch durch Anlage^ durch innereil Reich th um und Fü\\6
d^ Poesie bei weitem den Vorzug vor dei- Kafside Beil So'^
hairs» Diese höchst einfach beschränkt sich auf das Lob deS
Mäd<:hens^ des Kameeis, de$ Propheten und seiner tapfern
Gefährten; die Bordet aus drei Theilen bestehend ( dem Ein«
gangi dem Ft'ö|>hetenlob und denl Schlufs) ist höchst sinrt^
reich als poetisches Kunstwerk gegliedert! Statt des Lobes
^} Diesä Öudeheib §inA das 36ce und 37te:
ich sprach ^ lafst mich i ihr habet keinen Va^er|
Was der Batmhenige beschlofs, mufs sieh idtragen^ %
Dexm jeder W^gebcfrziei leb' er oöeh !• lasg^
Wixd eines TagS aiif krumnier Bahre fi^rtgCbragen:
üid das Site :
ptnn der Geyaiidte Gottes ist ein S^hWer^ 4 ääs letfchie^i
Ein indisoh GotteSsch#crt ^ I^togeii atis der Scheiden
y.^i^H-J
(R£Ci>>^ / Digitized by GoOgk
4 Joseph iind^ Suleiöha.
def Mädchens, welches^ich 2u einem rein l^eligi^sen Gedichte
nicht schickt, beginnt 'die Bordet mit der Schilderung* der >'
L-eidehschäfty weichet der Veratarid uriisbnst: Lehren
ertheilt, und welcher der Dichter gthuldiget hi^ s^in Haar
graw geworden, und von der er zu et^as Sedsetem, nämlich
auin Lohe des Propheten, übergeht. In diesem Wird die
Wü^de seiavir Geburt, Gestalt und S e nd u ftg geprie-
sen , deren" höchstes Beglaubigung'szeichen der Koran. Hier-
auf folgt der Preis der nächtlichen Himmelfahrt^ der
Schlachten, der islamitischen Helden. Den Be«
schluTs macht die Reue des Dichters, der tut Sühnung sei*
lies bisherigen Lebens den Propheten lobt, und üb^r ihn die
Segnungen Gohes anruft.
, Hrn. V. Rosen?5weig*s Uebersetzung ist zwar weder me.
'irisch noch poetisch, sondern in jeder Hinsicht pro»aisch aber
treu nach dem Coftnnentar Ihn Mersuk^s dem geschätzte-
sten des von .Hadschi Cbalfa angefahrten halben Hunderts.
In den Noten kommen einige Unrichtigkeiten vor, wie z. Ö.
N. 82., wo die 7 Lesearteu des Korans mit 7 Tbeilen dessel-
,l)en vervirechselt werden, und N. 58. kommt Mohammed statt
nach BoXsra nach Bafsra, was damals noch nichtbestaild.
Das Metrum endlich ist zwar richtig das Schema Musteiilun
Elun Muste&lun Alun, dieses gibt aper
^ — u — ^ , -^ — o — ^ — — -
' und nitht förmliche AJeafandriner
* _ *^— " o — — u — ,• o -y^\j — o -^-
\wie Hr. v* Rosenz\Veig meint*
Eine, weit wichtigere Erscheinung als die Bordet im Ge^i
sichtskreis mo^geiilündischer Poesie ist Dschami's grofses Ge-
dicht J u SS uf und Suleicha. Böte die Literatur arabi^chet
toesie gröfaere Gedichte als Kafsides d, i. beschreihen-
^eodet elegische Glsdichte von höchstens ein Paar huhdert
Distichen dar, sq würde der Uebersetzer derselben vermuth-
licb eiu Seitenstück zu dem romantischen £pos Dschami's,
das nicht weniger als 40(H) Distichen lang ist, aufjgesucht luid
fibersetzt habend Jussuf und äuleicha Steht nichb tiur
durch die Ahzah) der Verse ^ sondern auch durch poetischen
Gebalt eben so weit über der Bordet als die persische Poesi»
über der arabischen. Dieser fehlt es nicht nur an Farlien*
glänz und ^n Kpsenduft der die persische Poesi« vor allen ihren
Schwestern des Morgenlandes auszeichnet, sondern auch an
der Fülle von poetischer Kraft, welche die Behandlung Ifin«
geref Gedichte erfordert, und am Umfange des Reich thumS|
welchen einein allehFäcbern (das dramatische ausgfnom<*
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Joirpii uod Suleichs* ^
meii) reich putgebiMete Poesie wie die persisch^ zur Schau
träpt« Während die perii«che Heldengedichte von 60^000
und Lehrgedichte und mystische von 20 — SOfOOO Distichen
aufzuweisen hat , und groise Dichter im epischen wie im ly-
rischen und didactischen Fache , ist die arabische ohne den
Flug zum Mesnewi d. i. zum doppeltgereimten Epos su
erbeben 9 hei der Gasel und Kafside stehen geblieben»
Die Geschichte der persischen Dichtkunst liegt europäischen
Lesern vor Augen; die der arabischen so wie der türkischen'
ist noch 9u schreiben^ an literarischem Stoff fehlt es hierzu
keineswegs, ja die i^rabische Literatur ist an Anthologien und
Dicbternamen sogar weit reicher als die persische; was iolgt
aber hieraus für den gröfsercn Werth arabischer Poesie? nicht
das Geringste, — sonst müfste sowohl die arabische alt
die persische Poesie der türkischen bei weitem nach-
stehen, deren Literatur mehr Anthologien und Dichternamen
als die arabische und persische mitsammen aufzuweisen hat.
Es ist ganz lächerlich aus der Liedersammlung Aghani
obscure Namen von Verfassern einiger poetischen Kleinigkei«
ten den drei oder vier Heroen arabischer Dichtkunst im Islam
(Motenebbi. 3ochteri, Ebitemam, und Ebil-ola)
an die Seite zu stellen. Die Prpben Hie hiervon Hr. Kose-
garten im Hermes gegeben , sind der für ihn niederschlagende
Beweis wie wenig überhaupt aus der Schatzkammer arabischer
Poesie für europäische Literatur noch Erfreuliches zu erwar-^
ten. Desto gröfn^ere Schätze liegen noch in den Fundgruben
persischer Poesie und einen der reichsten hat Hr. v. Rosen-
zweig durch ^i^ Ausgabe und Uebersetzung Jussuf und
Suleicha^s zu Tage gefördert.
Von allen Stoffen^ welche die persische romantische Poesie
mit yorzüglipher Liebe bearbeitet, ist die Geschichte Jussufs
und Suleicha's ganz gewifs die erste und vorzüglichste aus
dem von 'Hrn. v. 'Roi|enzweig im Vorberichte wohl auseinan«
der gesetzten Grunde ^ weil die Geschichte selbst die schönste
der im Koran erzähltem und darin noch obendrein als die
schönste aller Geschiebten gepriesen wird ; deshalben ist auth
kein anderer epischer Stoff von so vielen persischen und tür- ' '
kiscben Dichtern behandelt worden als Jussuf und Sttlei-
cba, selbst nicht Leila und Schirin*
Für den Europäer hingegen, welchem die Geschichte des
ägyptischen Joseph aus der Bibel bekannt und die neuere Ge«
staltang derselben durch den Koran unmöglich so wie de^n
MosUm als Gottes Wort ansprechen kann, bat sowohl die
Araberin Leila al^ die Fer^er^n Schirin weit gröfseres
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6 Jo'^pH pn4 S^Uieha.
Jnteresif als Putifar> Fraii ^ul^icha und deshalb hat der (^
Yerfa^ef der daut^cheii Seherin in ypl|8tändiger Kenntnifs
v^dieser Uiid apd^ri^r perfUcber un4 tOrki^ber romantischer Ge-
richte der GciichichtB, Schirin's \^ohlbed9chtig den Vorzug
.gegeben ^ um . darein die Me48cbnun'8 und JTusi^uf's su
S^rsjchmelzen , und dadurch nicht nur ^n der deutschen son-
^r^ auch in dex europäische Literatur der Er^te eiii Muster?
« bUd ^es persischen f-quiantischen Epos aufzustellen.
Seitdein hat Cj^ezy Psphami's Leila und Medschnun
in französischeir proi|ai^cher Uebersetzung gegeben , und
Rücke r t dui:f:h die froben^aut.dem Iskeiid^rname (im
Jahrgang 11)24 des f*rauentascbenbucbe^) der Erste gezeigt, .
,^ie persische picbte^f nicht blos qachg^hmt od^r blos dem
.'VV^ört^inne ^apb getreu übersetzt werden mfis^en , sondern
y^i6 ^ui^ deutscher Dichtergeniu« den Genius persischer Dichi»
fer zu erfassen I , denselben' durchaus zu durchdringen und
/pbne Veränderung ron Duft und Farbe auch den wesentlichen .
QleichUui de^ Doppelreimes beizubehalten vermag. In dieser
l^t^ten Beziehung kann sich ^tn, v. Kosenzweig's Ueber«
Setzung freilich feiner Rückf rt'schen an die. Seite stellen,
deinn wiewohl er hie und da^ wo ihm der Reim von selbst
au£^tiefs,\d«nselbei) beibehaUen hat]( so ist die Uebersetzung
im Ganzen 1^ wenn gleich durchaus eine metrische j^ doch nur
8i|lten eine poetische« und wenn gleich der Sinn fast durch«
aus treU| so leide| doch de^ Ton und Wohllaut durclf E^fit
IcUeb^el des Verses willen, und durch Härten inanche Std.
rupg^ fo z.B. sind die y«rkjeipe^ungswdrter | > welche Hr. v,
Ro^s^nz weig g^jatccht ^ wie : Rd^schen^Gaselcheii^
j^iäschphfiji. B.äumcheiny £*ischchen, wo im Text .
ifloaei Gasefe^ F)asche^ Baum, Fis^fa u. 8|. w. steht,
^ben so unstatthaft als die {llisionen Siun'ge^ )^^"g'g^9 ^a«
radie«>cb^i^ T«pp*<cben u* s/ ^. . -
Die» Anmeri^ungen ^ lye^che^p Blätter füllen, sind mei*
9t^s fliehi^ siphätzbar und zur Erläuterung des Textes gute Be-
belfe j, nur ist ^em Verf. 9ft begegnet seipe Quellen gar nicht
^d^ ganz falsch anzufüj^^en ; so( würde ^iqh Hr. Welker nicht
^enis wundeti^ däls S. 200. d^e Wort^ ^eine8|Recensenten in
de^ Jahrb^tcbern i um selbst ivv den Mund gelegt werden; das
]V[etruix^ is^ zy^av de^ Fo£m^ ns^ch richtig abgegeben Mefailun
]V(efail^n feulun welchfJS aber v — ^ • i^ — "^t: — » v — —
gibt und nicht u, — -^ u, v — — y^ tr — u.
Ueber die. mys^sche Tendenz Ds^bam^^ii erklärt sich
Hr. V» Ro^^n^v^eig im Vc^rpcrichte mit fölge^^^n Worten;
), Pscbami's Diwane siud rein tnystischen l^balts , daher
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J«fcph umä. SoleielMU T
ichrieb er mebrer« Werke die blofse Atcetik tum Gegenstände
babeo. indessen durcbdrang der My^ticismits , wie bei an-
dern groisen mystischen Dichtem ^ nicht sein ganzes Wesen
iq lehr dafs er die Welt nur aus diesem Gesidittpunkte be-
trachtet» und allen seinen Gedanken nur Hichtuog des Licht-
fluges gegeben hStte. Er wufste das Realistische und Ideali-
stische in sich au vereinigen und huldigte so der äulseren als.
der inneren Anschauung nach Ort una Zeit mit Abwechslung
Yon einer sur andern ; er gehOrte daher weder unter die ganz
sinnlichen noch ganz übersinnlichen Dichter.»'^
Die Behauptung abgerechnet dafs Dschami's Diwane
rein mystisch sind | stimmt Hecens. Hrn. r, Rosensweig
bierin yollkommen bei , er mdchte nur noch im Sinne desseU
ben ^nsuset^^en? Dscbami ist seiner Philosophie n^cb ein
Sofi, ein Eleate, einBekenner der Liicht« und Alleins-
lehre; dieselbe liegt allen seinen Werken cum Grunde » in
so fern sie die Grundlage seiner eigenen geistigen ^ und reli-
giösen Bildung, aber seine Gedichte, selbst nicht die lyri-
schen alle und noch weniger die epischen sind deshalben fort-
laufende mystische Allegorien, Wenn gleich die Liiebesge-
schichte Jussuf's und Suleicba's 'das bekannte Frototy-
pon mystischer göttlicher Liebe ist, ^o ist das Epos selbst
doc^fast gröfttentbeilf realistisch durchgeführt, und nur hie
u()d da taucht der Idealismus des Soft auf. Im gi^nsen Ge#
dichte sind kaum ein halb Dutsend Iftngere Stellen rein roy«
stischen Inhalts ; da geoade an diesen aus Mangel richtiger
Wortwahl | die Uebersetsung Herrn ▼• Rpsensweig's am
schwächsten 9 so übersetzt der Ilec. hier dre 8 vorsfighchsten .
nach seiner Weise, nicht um den Uebersetaer Pschami's tu
tadeln 9 sondern blq.s um dem mystischen Sinne des Dichters
bei Lesern die nicht persisch T^s^hen , yo)le Gerechtigkeit
^iderfabrei^ üu Un^n.
Die Schönheit^
Seite 16. |V)liQaasgabe. Seite 26« Oeiarsuigabe^
If^ Abgeschiedenheit^ wo iron dem Seyn nicht Spur,
1^^ SchatJ^ des {^ichtseyos tag verborgen die Nattur, ^
Jn stiller O^ule, ohne Daseynsspur,
l*ßi ViPi^h die -Welt in leerem Nichts Y«TAleckt;
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8 jfo^eph und Soleioha.
" ■ V. H./ " * , * " ■
Vom Bild der Zweibeit war das Daseyninöcb entfernt»
Es war vom Vielgeipräeh, dat: Wir und Du entferilt.
Die Schdpbeit unbeschrankt von der Objecte Band;
In ibrem eignen Licht, sich klar im Auge stand;
Ein schdnes X«iebchen sie in dem geheimen Raum
Von schändlichem Verdacht gereiniget ihr S^um.
Kein Spiegel hatte noch ihr Angesicht geschaut '
Kein Kamm sich noch ihr Haar z^ iscbmeidigen getraut^
Es hatte noch ;^er O&t die Locken nicht gewühlt
-» Kein Stäubchen von Sürme ihr Auge noch gefühlt«
Bei ihrer Rose, safs die Nachtigall noch nicht
Kein zartes Grün erhob da^ , Rosenangesicht ,
Iht Angesicht noch rein von Maalen.und von Flaum,
Kein Aug^e sah von ihr nur ein Fhantom im Trauni
Sie selber setzte sich als des Gekases Ziel,
Und spielte mjt sich selbst der Liebe Würfelspiel;
Jedoch dort wo ergeht Befehl von Sch^nheits JVJacht ;
-Ist sie verhüllt in Flor, wie billig aufgebracht
Ein schdn Gesicht wäl nicht versperret seyn im Haus,
Machst du die Thüre jsu, steigt sie beitii Fenster «lust
Noch paarte sich das Bild das Körpers nicht.
Noch tdnt* es nicht vom frohen Wir und Du;
Frei war die Schönheit von der Blicke Band»
Im eig*nen Lichte, ^das auf sie nur fiel, . .
Ein holdes Liebchen an verborg'nem Ort,
T>es Kleides Saum von jeder Mackel rein;
Kein Spiegel^^arf ihr Angesicht zurück,
Es^ ordnete kein Kamm ihr schönes t^aar ; . •
Kein Ost durchwühlte ihrer Locken Schmuck,
Kein Surme-$taub umwölkte npch ihr Aue; -
Ihr Röschen lockte keine Nachtigall ,
Kein zartes Grün hob dieses Röschens^ Zier;
yon Flalimi und Maal war ihre Wange rein^ .
ynd selbst im Geist sah noch kein Auge sie; '
ilVIit sich nur kost' sie VOP der Liebe Tand,
Und wob sich selbst der Liebe Wi^genband,
Doch wo der Schöriheit Machtgebot regiert.
Da zürnet sie, we^in sie ein Schleier deckt;
Verborgenheit erträgt die Schdne nicht:
Sperrst dur d7i& Thor, wi]l lie dem Fenster i;u,. •«
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Joseph und Sulelelia. i
V. H.
Sieh nur die TulDen atfi, auf B«rses Blulneniaat!
So bald mit FrAhlichk'eit der Fröbling «ich genaht 9
ZerlpaUet sie den Fels in dea Gehirnes Kund
Und machet so der Welt die eigne Schönheit kund.
Wenn ein Gedanke Licht dir in die Seele iälU^
Der in Gedankenreih'n sieb selten so gestellt »
So läfst du nimmer ihn vorbei im Stillen zichn^
Du willst ihn hören, willst aussprechen ihn.
So ist an jedem Ort der Schönheit Thun und Lauf
Deshalb brach auch zuerst die ewige Schönheit- auf.
Vom Land der Heiligkeit trat sie heraus ins Zelt
Und offenbarte sich den Seelen und der Welt.
Aus jedem Spiegel strahlt ihr Angesicht hervor
Und überall ertönt ihr Rnf im vollen Chor.
£s fiel ein einziger Strahl auf Engel und aufs Reich,
Die Engeln schwindelten, sie dreh'n sich Himmeln gleich.
Und alle Liebende, die suchen nur den Preis,
Entselbstet trennt $ie sich in ihres Lobes Kreis.
Die Taucher in dem Kahn durchschiffend Himmelsmeer
Sie rufen lauten S,challs: Gepriesen sey der Herr!
Sieb jene Tulpe die auf Berten blüht :
Kaum ward der holde Frühling wieder frob f
So dringt sie aus dem Felsenriff hervor,
Und zeigt sich alsbald in der Schönheit Glanz, •«•
Wenn dir was Sinn'ges in die Seele tritt,
Wie es nur selten «ich an Sinn'ges reiht ,
Erwehrst du nimmer jenes Bildes dich.
Aussprechen mu£st du's, oder hören docb«
Dies ist dea Spbönen herrschendes Gesetz,
Das sich zuerst an ew'ger Schönheit wies:
Sie trat vom beilegen Lande in das Zelt,
Und geigte eich den Geistern und der Welt.
Aus jedem Spiegel blickt ihr Bild hervor.
Und überall ertönt ihr beb'rer Ruf;
£in< Strahl von ibr fiel auf der Engel Schaar ,
Und taumelnd dreh'n sie, gleich dem Himmel, si^h,
Und alle I|eil'ge, die nur HeU'ges rübr^,
6ie stammelii staunend nur ibr heirges Lob ,
Und alle Taucher in des Himmelst Meer,
Sie rufen laut; i^Gepr^e^en sey der Herr!^<
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10 . / Joseph lind Suleicha*
'^ V. ti. ' ' V : ' .• .
Auch auf die fioae fiel Von Ibr ein licbter Stralil «
Und durck die Rose w^rd verwirrt die Nacbtigall'«
Von ihrein Abglanz ist der Kerze Wang* entbrannt
Und Schmetterlinge sind wohl hundert dran verbrannt,
Ein Funken ihres Xiichts ist Sonnen angestaubt «
.Und aiis dem Wasser hebt die Löttoablum' ihr Haupt.
Von ihrem Angesicht hat Leila sich geschmückt
Und deshalb ward Medschnun durch's finstere Haar verrüekt,
6ie öffnete äen Mund Schirin's mit Zuckersaft
Sie stahl des Per vis Herz und nahm F er ha den Kraft.
Durch sie erhob der Mond von Chanaan das I^aupt^
Er, der Suleicha't Hirn. und ihre Seele raubt.
Die Schönheit ist's ^ die überall sich offenbart,
^Venn gleich im Flor vor Lieblingen der Welt bewahrt.
Die Schönheit hält den Yorbäirg , der Verborgnet deckt.
Die Schönheit ist's, die den Tumult der Seelen weckt.
Durch ihre I^iebe nur wird Herzenleben leicht,-
Durch ihre Liebe nur wird Seelenwunsch erreicht;^ .
Das Herz ^ das liebend sich den Schdpen nur ergibt,
Ist wissend oder ni^fat in Schönheit nur yerliebt.
Auch auf die }lose fij eiii Strahl von ihr,
Und mit ihm Gluth in'« Herz der Nachtigall;
An jenem Strahl entflammte sich das Licht,
Und ach, verbrannte hundert Falter schon!
Ein Funke sprühte auf der Sonne Ball,
Und aus der Fluth erhob der Lotos sich;
Ihr Angesicht war L e i I a' s Wangenzier,
Drum sehnte sich Medschnun nach ihrem Haar ; :
Sie öffnete den' Zuckermund Schirin's,
Und stahl Fervisens, stahl Ferhadens Herz,
Und Cana' ns Mond erhob sein schönes Haupt,
Wodurch er bald Suleic^hens Sinne raubt.
4 la , üb'rall zeigt sich jener Schönheit Glanz,
Wenn sie sich ird's^hen Liebchen auch verbirgt ;[
Sie hält den Vorhang, der Yerborg'nes deckt,
Sie lenkt das Loos der lieberfdllten Brust;
Es lebt das Herz durch ihre Liebe nur,
Und nur durch sie wird jeder Seele Trost;
Das Herz t den Schönen Ifebend zugewandt,
Ist, unbewufst, stets pur in sie verlieht^
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^ Joseph und jioltiebt. Ii
p. Jf.
Gib aebtf iab hier der 8imi au^keinem Irrtbum rubt.
Wir sind di« Liebende, sie spendet nur das Gat.
Sobald du gut und rein, sich Liebe ku dir neigt^
.Die LfiBbe, ihr entstammt , bat sich in dir gezeigt.
Du bist der Spiegel , doch sie macht der Spiegel klar»
Dg. bist in Flor verhüllt, doch sie ist offenbar, <
Allein besiebst du's recht, ist sie der Spiegel auch^
Nicht nur der Scbatx ist sie, sie ist Schatzkammer audi.
Wir haben nichts zu thun, wir beid^, ich und du.
Durch leere Meinungen verkOmmern wir die Ruh;
Nun schweig, denn sonsten endet die £rzHhlung nicht
Und ihre* Zunge braucht der Spracbenkuud'gen nicht;
Das beste ist die Lieb' als Folter des Gerichts,
Denn ohne dies Gespräch-sind wir -— und bleiben nichts.
Sfite 88 der Foüoansgabe iid4 Seite 0$ der OeUvausgabe.
Im eitlen Formen dien 8t das Leben dir verstrich
Und fiber Formen hast du nie erhoben dich.
Mit jedem Augenblick entflieht der Formen Ruhm
-Und Zustand wandelt sich in andern Zustand um.
9t R*
Gib diesj&lls keinem frev*Ien Irrtbum Raum,
Denn Liebe zollen w'ir, sie spendet Ret zi.
Bist du erst schön , bist du auch liebenswertb,
I>u stammst von ihr, sie wies an dich uns i^i;
Der Spiegel du« des Spiegels Zierde sie.
Du der Verdeckte, sie die klare stets;
Im Grunde ist wohl sie der Spiegel auch «
Der theure Schatz , der im Verborgenen rubt^
Uod mir nnd dir^ als' Wesen mQfs^ger Art,
Uns wird hier nichts als leerer Wlihn zu TheiL
Schweig: — denn l^ein Ende nimmt das Mähr eben aonst:
Braucht seine Zunge doch den DoUmetsch nie !
Wer liebt , der bat das Edelste getban,
De^n ohne Liebe ist das Leben — Wahn,
Dein Lebeni schwand im eitlen Bilde^ienst,
Und immerdar sankst du auf Bilder nur :
I3ocfa stündlich n^mmt des Bildes Schönheit ab, *
Das von Gestalt sich modelt zu Gestalt,
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ii < Joieph und $ul«iciia«
Drujn Bett* nicht stdts den Fufs auf Steinen ;in die Quer.
'Und ßieg' nicht immer fort von Ast zu Aat umher. »
Erwähle dir den Sitz hoch ü her Raum lind Zeit' ,
Uud nimm zu deinem Nest d^s der B^edeatsamkeit.
Bedeutung ist nur Eins und tausendfach Gestalt,
Wer Forni/en zählte hat nicht die Summen in Qeytralt.
Zeo: Streuung ist und bleibt der Zählung stetus Loos,^
Halt an die ]£ i n h e it dich als an eiil festes Scblofs.
Vermagst der Macht des Feinds du nicht zu widerstehn.
Ist's besser 9 seinen Klau'n im Schlosse zu entgehn.
Glückselig., der sich selbst befreiet von sich selbst
Und dem Erkenntnifs auch begegnet von sich selbst;
Sein Herz ist so erfüllt mit der Geliebten Trat^m^
r)afsin demselben nicht für andere Schätze Raum.
^]s Seele, strömet sia d^rch seiner Adern Meer,*
]^s bleibt kein einziges Haar von ihrem Einflufs leer
Er hat getrennet sich vo'n Farbe und von Duft,
Er bat nicht Frieden , doch auch nichts- zum Krieg ihn ruft«
Geheftet ist sein Herz an Thronen nicht und Krön*.
Die Lüste flogen all' aus seinem Gau dsivon«
rv. R^
"Driim tritt nicht stets Auf harter Steine Pfad,
Ndch fliege stets von Ast zu Ast umher!
Schwing* dich empor zu überirdischen Hah'n,
Und niste luftig auf des Sinnes Kdschk!
Der Sinn i&t einfach, tausendfach das Bild;
Bei BilderzMblern triffst du Ein h ei t nie;
Die Zahlung ist mit. Vielheit stets vereint.
Drum sey nur Ein er deiner Zuflucht Schloff..
Kannst du des Feindes Sturm nicht widersteh'n.
Frommt's, seiner Wuth im Schlosse zu entgeh'n.
Glückselig Jener, der sich Selbst entschwebt':
Sanft haucht der Selbsterkenn tnifs Ost ihn an^
Und die Geliebte füllt io ganz sein Herz, '
Dafs für ein Härchen selbst kein Raum mehr blieb'
Sie str-lmt als Seele durch die Adern ihm,
Sie gtefst ihm Leben in ein jedes Haiir;
,£r kennt den eig*nen Duft und Glanz nicht mehr.
Und Krieg und Friede sind ihm eitler Wahn;
Sein Herz verschmähet Thron und Kronenaieft
Und allen Lüsten sagt er Lebewohl;
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Joieph und Suleieht. l3
c.Jt.
Spricht er ein einz'ges Wort 9 so spricht 6 r 's mit dem Freund,
Und sucht er einen VVunsch 9 so sucht er ihn vom Freund.
Er bringet nimmermehr sich selber in Betracht»
Indem er kein Geschäft als das der Liebe macht. '
Gezeitigt wird von ihm die Wange, die noch roh.
Aus seinem eignen Seyn entschwebet er sich so.
So geh auch du Dshami zuerst aus dir heraus.
Dann wirst da geben ein ins ew'ge Wonnehaas.
So viel ich weils, ist dir der Weg di^hin bekannt.
Doch nimmer wird das GlCIck der Trägheit zuerkannt.
Nicht in das Netz der schweren Seelen setz' den Fufs,
In der Yernichtug sel'ges Land setz' du den Fui's.
Einst warst du nicht — ,es war fOr. dich kein Schaden drin,
Sey heute nicht — so bringt das Nichtseyn dir Gewinn,
In Selbstsucht suche nicht des Lebens Wobl fOr dich,
Es keimt aus dieser Gier nie ein Gewinn für dich.
v. H. '
Spricht er ein Wort, ist's mit der Frepndinn nur,
Mit ihr, die treu ihm jeden Wunsch gewährt;
Er bringt sich selbst in keine Rechnung mehr.
Denn Liebe ist sein dringendstes Geschäft;
Er adelt, was da roh war und gemein^
Und ganz entflieht er seinem eigenen Seyn«-
Auf dann Dschamil Entflieh auch du dir selbst^
Und eile in des ew'gen Glückes Haus!
Den Weg dahin — ich weifs es — kennst du wobl :
Doch solcher Trägheit wird kein GlQck za Theil!
Der Trägheit Netz fängt läfs'ge Seelen nur:
Du eile in des Nichtseyns frohes Land !
Einst warst du nicht, und ohne Nachthei] zwar:*
Sey beute nicht, und Vortheil bringt es dir,
Du triffst in Selbstsucht keine Wohlfahrt an ,
Und Nacbtheil nur bringt dir des Lebens Wahn.
RecenstSnt will durch diese Proben keinen Schatten auf ias
' Verdienst des Uebersctzers werfen , wie es in seinem Werke
(S. 27-) heilst :
Ihr flatternd Haar , das nach Jasminen roch.
Warf Schatten auf den ganzen Rosenzweig
. aoncJ^K'A wendet auf die U^bexset^xuig vielmehr die gleich nach
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14 Z^pemtek-Se^iTaqaiiaiiBnzen*
der öbigcti Stelle folgenden Verse der Beschreibung ^er Sclidn«
beit Sul^icha'Ä an :
. / ■ , '
Ein Abbild IremV ist ihr Angesicht»
Auf welchem buntgefilrbte Rosen blahn, •
£s sin4 auf ihm der Moschusmaale viel,
Gleich Mohrenknaben auf der Hosenflur»
oder Horazens:
Verum ubi plura nitent in carmine f noh ego paucis
Offendar maculis quas aat incuria füdit
Aut humana parum cayit natura» *—»
J» p. Hammer»
Die Ca-pitels •. und Sedisvßcui^z ^ MUnzen und MedaÜleH
der deutschen Erz» f Hoch* und unmittelbaren Reichsstifter ^ ge^
tammelt und heschriehen von Dr. Karl Friedrich 2 äpernick^
KdmgU Preujs» Ober'iMndgerichtS'Rath» Mit XVl JCupfertU'»
' fein. Halle in dier Gehauersch^n Buchhandlm^ß 18221. 4. «S. t99.
-, 6 Rthlr- 12 gr*
' Ref« beschränkt sich. Von vorliegendem Werkö eine
fibersichtliche l^ihaltsahi^eige «u cebem vVer den Wetth der
Mdnzkunde fQr die vaterländische R^cbskuüde zu würdigen
weifs , aber auch die trockene iVlüfaseligkeit dieser Art iröfi
Arbeiten kennt , wird dem Verfasser fär die abgerundete aus^
fohrliche und sehr gründlich historische Behandlung seines
.Stoffes gern Dank sagen, und das ^etignifs^ das er sich'S^elbst -
giebt , an Genauigkeit seine Vorgänger übertroiFen zu haben^
gern bestätigen. ...
Sein Zweck ist, ^^di^ 'Münzen Wnd Medaillen der eh^ma««
ligen ^Gapitel bei den Gathedralen und bei den Kirchen der
tin mittelbaren Reichsstifter Detctschlands aus der Reihe' det
flhrigen Stiftsmünzen zu heben^ zusammen zu stellen und al<
«ine besondere Gattung zu behattideln«« JDieS ist lobenswerth^
da jede Sonderung im reichen Felde deri historischen £tülfs^
>rissenschaften die Uebersicbt erleichtert und so im Einiielnen
die Vollständigkeit möglich macht. Jene deutschen Capitels«
münzen unterschieden sich „nicht aljein dutch ihre zum Hieil
netten Gepräge, sondern auch vorzüglich durch die verACbie-
^enen Hechtsgründe ^ aus denen ihre Elntsiehung herzultfiteg
ist^ so wie dadurch» dafs der grOfste Thöil derselben nut' un-^
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Ztpsnuek S#(Us?aMium3iifcii« 15
ter gewiiten Bedingtingen und bei dem Eintritt bettimmter
EreigniMo und Fälle geschlagen werden konnte , weshalb tie
auch nothwendig unter verschiedene Classen gebracht wer-
den müssen.**
Capitelsmflnsen sind dem Verfasser: ^fdle Medaillen
nnd Mfinzen, welche die Domcapitel der deutschen Erz* und
^och* und freien Reichsstifcer allein und ohne Mitwirkung
der Stiftsprl^ten haben prägen lassen/* Sie sind eig,ent*
liehe CapitelsmQnseni wenn sie während der Zeit ge«
schlagen worden f da der geistliche Stuhl besetzt war ^ S e d i s«
Vacanzmünsenf wenn der geistliche Stuhl erledigt war.
Letztere haben meist selber in der Umschrift die Worte sedt
vaeant'0. Die eigentlichen Capitelsmünzen haben wieder ei.ie
Unterabtheilung von Denkmünzen und Medaillen« Bemer-
kungen aus dem deutschen Staats« und Kirchenrecht erläutern
diese Begriffe und Eintheilung.
Der MetallgehaU und die äufsere Form der Münzen wird
ausführlich beschrieben, sodann ihr Ufeprung und Alter un-
tersucht. Die eigentlichen Capitelsmünzen linden sich schon
im l4ten Jahrhundert, die übrigen erst am Schlufs des I6ten.
Auch, die Befugnifs der Domcapitel ^ Münzen zu schlagen,
wird mit Rechtsgründen erläutert und von den diesfälligen
Streitigkeiten und Processen der Capitel j^ehandelt. Endlich
wird die bisherige Literatur dieser Münzen vollständig
nachgewiesen.
Bei der Beschreibung jeder einzelnen Münzen kommen
zuerst die Domcapitel der Metropolitankirchen in Betracht,
dann die von den übrigen Hoch- und Reichsstiftern in alpha-
betischer Ordnung. J^s folgen sich demnach: Mainz , Trier,
Kdln, Magdebujg, Salzburg, Bamberg, St. Blasien, Brixen,
St« Emnaefan , Freisinge^ , Fulda 9 Gottweich , Halberstadt
(am reichhahigsten mit Münster) , Hildesbeimf Lübeck, Lüt«
tich^ Münster, Osnabrück, Faderborn, Fassau, Regensburg,
Speier, Stralsburg, Verden, Wirzburg,
Nach einigen Zusätzen und Verbesserungen folgt ein flei-
fsiges Register , wo jedoch bei Bursa und Bürsarius die Sei-
tenzahl falsch angegeben ist. Endlich sind dem Werke noch
16 sehr saubere und treue Kupfer tafeln zugegebert worden,
welche 183 Münzen abbilden und allein schon das VV#»rJt denl
Mürvzliebbaber empfehlen w.erdeir. Die Verlagshandlunij hat
al/e« £rforderliche geleistet«
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16 Hemnibn 9 Fram der Ertte.
Front, ^d^r Erste, Kt(nig von Frankreich, ein Sitt^ngemähldB aus
dem sechszehnten Jälirhundert ^ dargestellt von A, C9 H0 r r^
mann, Professor am König! • Sächsisehen adeligen Cadetten*
Corps in Dresden* Leipzig bei Gerhard Fleischer, .z824« ' yi
u. 422 iS. • , 4 Rthlr.
Ohne aus den Schranken der Biographie zu treten , hat
cier Verf. doch das specielle Interesse derselben an das weit*
historische su knüpfen gewufst , und es ist nicht zu verken*
nen, dafs ihn nicht sowohl die an sich allerdings charakteri-
stische £rscheihung des Königs Franz^ sondern hei weitem
mehr der. äui'serst wichtige Einflufs desselben auf diti Begrün«»
düng des neuen politischen Gleichgewichts gerade für diesen
Franz interessirt hat. Die Wahl ist um so gltlcklicher, als
in der Person des Königs selbst der ganze Kampf mittelalter-
licher Ritterlichkeit und Ehrlichkeit mit allen PfijflFigkeiten
der neüer)i Politik sich au.£Fa1Iend reprÜsentirt.
Das Buch giebt sich übrigens für nichts mehr als für ein,
historisches Lesebuch und ist in di^er Weise übersichtlich^
zusammenhängend und in gefälliger Sprache geschrieben. Das
reiche Detail versetzt lebhaft in den Geist der Zeit und jeder
Leser wird sich befriedigt fühlen.
Nur an einigen Stellen hätte der Verf. nicht so rasch,
mithin schonend y über die Fehler seines Helden hinweg^iltn
sollen« * So gedenkt er z. B der Hinrichtung der Protestanten ^
in Paris, während Franz mit den deutschen Protestanten in
oifenen Bund getreten war, nur mit einer einzigen Zeil<*.
Auch steht das sehr ausführliche Detail der Kriegsscenen mit
dem kurzen des'Hofiebens nicht ganz iny rechten Verhältnifs.
Diese Mängel abgerechnet , ist es billig, dafs der Biograph
seines Helden sich angenommen , i^nd wir müssen das Talent,
bewundern y wotnit er sich in die Seele und Parthei der
Franzosen hineingedacht h«t, ein Talent, das umgekehrt ein
Franzose vielleicht besitzen kann, aber niemals zu Gunsten
«ines deutschen Helden anwenden wird«
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N. 2. - 1825.
HeiGlelberget*
Jahrbücher der Literatur.
A System ou methanical Thilosophy^ By J* Üdhison^ L, L. Z>*
lote Professor af natural philosophy in the ttnioersity of Edht^
hurgh» , TJ^uk Notes by Dao. Brewster , L, JL, Dt ce% In fout
Poiumei änd a P''olume of PUtesl Edinb, i«22. 8; uo/« /. X
tu 713 S. XII Tafy vol. U. X u. 708 S, XlII Taf.^ vol. Uh
80» $. XIV Taf.^ vol. ir. 634 S. X Tsf. jpr. 4 L»tl.
Diesen rolumitieuse Werk yan einem in Grorsbritttnien
äeht ho^h geachteten Gelehrten, von welchem sehr viele Arti*
ke] in clerKncyclop. Britannica vorzüglich gut bearbeitet sinJ^
wird seines hoben Preises wegen scluverlich auf dem Contiw
jiente ausgebreiteten Eingang iinrjen , o]»gIeich sehr viele»
d^rifvclie Aufmerksamkeit der Physikt^r in einem hohen Gradd
verdiente Minder wichtig ist es indefs fcir die Literatur , al»
ein ähnliches grol'sos VVewk der £Tigl;{nder, nämlich a course
of Lcctures on Natural Philosophy and the mechanical arts^
by Thom. Young, welches l607 in zwei grofsen QuartbUndeit
splendide gedruckt und mit 58 wahrhaft köstlichen Ku^ferit
"irerschen erschienen, aber gleichfalls ai/f dem Continente vre^
gen seines hohen Preises wenig bekannt geworden ist. Reo/
vrÖrde sich ein wahres VergnOgeo daraus machen^ auch diese»
letztere Werk von einem seltehen Reichthume an Gelehrsam«
k^eit ausführlich anzuzeigen, iNge es nicht durch die Zeit
«eines Erscheinens im Jahre ]807 zu weit aufser den Grenzen
<3er jetzt noch in diesen Blättern zu beurtheilenden Schriften«
Robison's vorliegendes Werk ist dem Titel nach von Brewsteif
li erausgegeben und mit Anmerkungen versehn, welche indefa'
IR.ec. nur äufserst sparsam für sich abgesondert und mit ED«
]>e zeichnet gefunden hat, und man scheint wohl hierbei haupt^
sMohlicb den berühmten Namen dieses Herausgebers gesucht
Ktx haben, welcher auch die neueste Ausgabe der Astronomie
iron Ferguion besorgt hat, und Überhaupt seine glückliche
VXtaXse in einem hoh^^n Grade der literarischen Thätigkeit ver^
TfT^jndet. Jedoch verdient allerdings ein Brief über die Dampf»
ria^chinen) von dein bekannten Watt, an Brewster geichrie«.
r^ri f im Anfange des zweiten Bandes als ^ine nicht uub^deu*
3^:Vm, Jahrg. i. Heft. 8
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. t8^ ' Robisoti System of meehanical Philosophy« ' , ^
tetiie' Zugabe genannt zu werden, 'Der gewusenhafte Her-
ausgeber gesteht da auch selbst in der. Vorrede^ dafs diese«
die wesentlichste 2iugabe sey« und dafsf er bei der ausnehmen«
dj^n Reichhaltigkeit des Manusciipts. Bedenken getragen habe»
•löcbWoteii von -ihm selbst hinzuzusetzen , ihdem et "^lilhtehr
darauf bedacht seyn miirste, die für die Encyclop. Bnt, so weit«
Iftuiig bearbeiteten Abhandlungen von allem Uebernössigen eU
befreteiif wozu dann nur noch eine Berücksichtigi^ng der
^liüesteti Literatur' gekommen sey. tndefs ist auch diese
XiClt^'tere nur an «ehr wenigen Stellen bu entdecken. Zur* voll*
•tändige^ DaHegung des literäri sehen Standpunctes dieses .
/Werkes, mufs endlich noch bemerkt werden^ dafs die Heraus-
gabe anfaiig« durch den berühmten Playfair besorgt wurde,
irelch^t aber M^egen seines Alters und eigenet, leider nicht
vollendeter, Arbeiten nur einen Theil beendigen konlite.
^ Um die Beurtheilung des v/eitlMufigeii Werks mit einer
allgemeinen Bemerkung anzufangen, müssen wir gestehen^
dais tttan nicht leicht den Mangel eines Registers so sehr ver«
•inifs.ty ^Is gerade hierbei. Das Ganze besteht nämlich aus
lauter umfangenden Abhandlungen , deren allgemeiner Inhalt
yprnDbne nähere Bezeichnung de$ Einzelnen angegeben ist«
"Wie sehr diesea das Nachschlagen und Auffinden erschwere,
^It leicht in die Augen, und wird bei der Anzeige der ein«*
«einen Abschnitte noch ersiclitlicher werden« Kec. würde in»
^efsden angegebenen Raum überschreiten, wenn er den Inhalt
t^nd den jGeist de» Vortraga überall genau angeben wollte,
daher es genügen mag,' die hauptsächlichsten Abschnitte etw
was näher zu bezeichnen. Wir übergehen daher die erste
Mißhandlung , welche Dynamics überschrieben ist, und von ^der
Bewegung, d^n bewegenden Riäften^ dem Stoi'se, der Träg-
heit, der Zusammen set^sung der Kräfte, der gleichmärsigen
und urigl^chm'äTsigen, geradlinigen und krummlinigen Bewe«
{jmig mit steter Berücksichtigung der Ansichten der Vorzug*
ichsten fr£(heven Geometer bis auf La Orange herab han«
delt« Mit der^blos analytischen Darstellung des letzteren^
ohne erläuternde Figuren ist upjer Verf. indefs nicht gan«
tufneden, und sucht, wie alle Engländer, insbesondere des
frpfsen Newton's Ansichten vorzüglich bervorzutieben«
)ie zweite Abhandlung über die WurfbeWegung (of Prcfjeiti-
les) enthält blofs einen mäfsig langen Auszug aus den sehr
umfassenden Arbeiten des Verf, in der Eiicyclopaedia Brit.,
welche zu den besten über diesen schwierigen Gegenstand^
gehören , und aufser den theoretischen Formeln auch« eine
aSeoge Tabellen aum pracii^beji Gebrauche entbatteii. Bier
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Robitou S/fteia of meetiMisiil Pliäofoplijf. 49
findet ihan nur dasjenige^ wa« «rfot^ei^ wird 4 unä eiric aljgei
meine Kenntnift der Sache itu erhtltert| also ^uei:tt ^l^r diö ^
Getetse d«s fr«ien Falles, insotern di^Se die prarabdUsch^ '
Bahn geworfener Kdrper bedingen ^ und di^ Cönstruotioil der
letzteren im freien Haume für did verschiedene^ ElevttHöita«
Winkel der GeSchüts^^ Wobei danti aber sogleich anerkaMit
wird| dafs wegen dbi Wiederstandel derLufc der theoretiscil
gefundene Eleratidnswinkel vom 45^ für den weitesten Wurf
der Erfahrung nach viel zu grofs ist, Utid bei grofser AnfaMgi-i
eeKb windigkeit auf 36^ bis 2b^ h^rahgesettt werden dluis^
Hierbei wefdeil die Versuche zu La Fere, w^it friehr di«
TOD Robin s^ Hurolord und vorzeitlich von Huttön er-
wähnt und gewürdigt! auch wird die durch die Rotation der
Kugein entstehende Ablenkuhg erwHhht, ohne ji^doch einm
allgemeine Auflösung des ballistischen Frobleihs su gebeti#
£}ner der vorzüglichsten Abschnitte Jm ganseri VVerld
iit wohl oline Stfeit derjenige. Welcher überschrieben isti
o£-cor]^uscnUr forceS| und von p., 205 bil 369 fortläuft^
wdzu njan eigentlich den folgendeh: strength of matefiaUbis
P* 496 gleichtalls reebnen kann. 0er Verf. geht hierbei voll
den allgemeinen Erscheinungen der Cohäsion atis^ fcigt die de^
AdbSsion und Cafillaritiit hinzu, bringt bei dieser Gelegene
beit viele ältet^, Viel zu früh vergessene BeObachtangcfn wie-
der in Erinnerung, ohne jeddch liä FlaCe'S classisch^ Ar«
i)eit zu berücksichtigen^ und geht ddhn zur ÜntetSucburig de^
Frage über ^ durch wekhe Ursachen und KrSifte die Eiiisteni^
der Materie überhaupt bedingt werde. Hierbei kommerf viel^
Erfehrungeri-und Hypothesen «ur UdterSuchungi w^lcW iüi
gröndlicberi Erörterung dieses schwierigen OegentftaridcJi ge^
buredi ^^^ insbesondere witd di6 iilindeStenS bötbit gi^itft«
teiche Theorie Öosco^ich'l (FhiloSophiae riatui-alls th^d'S
ria r^dacta ad unicäm legem viriuiii in MLtutä eü^HätiilvLHid
yiänti^e 1769) aus ihrer unverdieht^ri ^etg^itetth^it äez:iQM
iinci mit heuei'en Etühtiitig^ti V\frglt<;heil, Wärij dieie tri
Deutscbiarid iiitht so bald äber^eheii i hätte di« Blebrh^it il4
Versuche. von Huygöns, Wörsius ^ü eitiäti VVecbsel ähziä^
iiender uhd abätofsender Kräftö folg^ft^^ die Hjr^othöien Vöd
Keil und insb.esondefe von j&higt (Attfempl£ td expläiii «11
fhe j]fh&ndm'ena of iidtute by nieails öf iWö prihcipl&s^ attract^
iori änd rejifulsioti teit i748) mehr liesdhtet öder iibt^tbitupi
gekrfrtht ; so würdeT die KantiS^he Th^öri^ vort einer Dehrikrafc
und Ziehkraft nicht als etwatf ganz i^ufserordetltHcHes h^\¥unä
dert^ nic:ht fiir elfte ehdlkde vollständige Erklärung itllef i^a<^
iUrets^üi^ßiüiihgg^häU^ttf bbM dafadr äucb ^ürrdlicbef j^^täH
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20 R^buon System of mecltanical Philosophj«
§eytl4 und liUtte bei so V^ieltm nkh;: den Wahn erzeugt « al»
bedürfe es künftig im Gebiete der Naturlehre blös noch der
Speculationen, indem 'man doch jetz^ wohl aHgemein tiber^'
seugt ist, dafs durch dieses Vorurtheil die eigentlichen Fort-
schritte in der Wissenschaft, eine Zeit lang gehemmt wurdekf«
Robison ist übrigens weit entfernt, die Tiieorlevon Bos^
covich für mehr als eine scharfsinnig gedachte Hypothese
tu halten; dennoch aber nennt er p. 267« ihren Begründer
i^one^oj ihe first Mathematicians of Eurape y and of very extensive
knowledge of the phenomena of Nature u. $. w. Die Betrachtung
der verschiedenen auf einen Punct oder einen Körper wirken'^
den Kräfte führt dann am Ende dieses Abschnittes auf eirns
Untersuchung der Rotationsbewegung, welche keinen Auszug
leidet. Sehr- ausführlich und gehaltreich ist der schon er-
wähi^te Abschnitt von der Festigkeit der Körper (strength oi
wateriäls) worfn die absolute, die relative, die rückwirkende
Fertigkeit und diejenige betrüchtet wird, womit die Kör|)er
einer Drehung widerstehen; -Die Ursache- der neuerdings wie-
der berücksichtigten Frfahrung,, dafs Metalle durch,Drahtzie«
iien bett'ächtlich stärker werden, findet der Verf. in einer
Veränderung der Lage der Theilchen gegen , einander , gewifs
nur ftlr den Fall richtig, wenn man dieses b^ofs auf die Ober«
fläche bezieht. Manche der neuesten Versuche, z, B, von
Eyt el weiii, Ren nie, Rümford ii. a. sind nicht erwähnt,
di^ älteren aber sämmtlich berücksichtigt, und nebst den
daraus abgeleiteten Gesetzen genau geprüft. Den Beschlufs
des ersten Bandes machen dann diejenigen Untersuchungen,
welche man i,n englischen Werken meistens mit. vorzöglicfier
Vorliebe behandelt findet^ nämlich über das Zimmern, die
CJonstruction der Dächer , der Bogen und der Brücken.
, Der bedeutendste Abschnitt des ganzen Werkes ist ohne
Zweifel derjenige im Anfange Aei zweiten Theiles, welcher
von den Dampfmaschinen handelt. 'Diesen Gegenstand hatte
Robison für die £ncycIop. Brit, bearbeitet ^ und seine Ar-
beit gilt in England' für classisch. Um indefs noch gröfsere
Vollendung zu erhalten, gab Brewster diesen Theil dem
alten J. Watt zur Revision, welcher einige Unrichtigkeiten
corrigirte. Verschiedenes zusetzte, aufserdem aber die For-
meln durch seinen Sohn nachrechnen liefs ,' und di^ Resultate
einiger neuen Versuche über die Dichtigkeit und Elasticität
der Wasserdämpfe, wie diese durch den letzteren in Verbin-
dung mit John Southern gefunden wurden, hinzufügte«
I>ie Formel zur Berechnung der J£lasticität der Wasserdämpfe,
und der diesen zugehörigen Temperatur ^ welche aus diesen
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Rtbiion Sj&ttm of meohaiiiet) PfaUosopkj« Zi
Verfucfaen dorch Interpolation gefunden ist, giebt fOr die
Temperaturen nach F^I^ t; die Elasttcität in engl. Zollen der
Quecksilbersäule ZZZ «> wenn T ZZI t'-(- 51/2 und E in: e
— i)/l gesetat wird:
log. E zz. 5,13 log. T — 10/94123*
mit den BeobacLtungen «ehr genau übereinstimmend. Indefi.
gehen die letzteren nur vori 32® F bis 343*^,6 (0^ bis 173*^0),
welcher Temperatur eine Barometerböhe von 240 Z. zugehört;,
lie begreift also die neuerdings wichtige Frage über die £Ia«
•tipität der Wasserdämpfe bei sehr hohen Temperaturen nicht,
indem sie nur bis zum achtfachen atraosphUrischen Drucke
reicht, hat aber vor den bisher aufgestellten Formeln den Vor-
zug, dals sie die Elasticität mit der Erfahrung mehr ttberein*
«tiniQiejid in höheren Temperaturen geringer angiebt. Aus
der bekannten Elasticität läfst sich die Temperatur leibht ßn«.
deD| indem
log. E -+. 10 94123
'"ß-^= ^;ii~ —
Von einem Manne wie J. Watt, welcher selbst so vieles
zur Verbesserung der Dampfmaschinen beigetragen hat, läfst
sich erwarten, dafs das Geschiclitliche der verschiedenen Er«
findungen genau angegeben ist, und auf gleiche Weise hat er
seihst sowohl, als sein Sohn und der genannte Gehlllfe in sen-
den Fabriken, Joh, Southern, einen so grofsen Tbeil sei-
nes Lebens und mit so vieler Aufmerksamktrit neben diesen
merkwürdigen Maschinen hingebracht, dafs man ihnen eine
sehr genaue practische Keniitnii's derselben mit llechtizutrauen
darf. Unrichtiges findet mau daher hier gewifs nicht, indefs
bekennt ^Vatt selbst, ^dafs er aus Achtung gegen seinen ver-
storbenen ' Freund seine eigerren Ansichten und Gedanken
uicht habe unterschieben wollen , obgleich sie zuweilen mit
Kobiscms Art der Darstellung nicht genau übereinstimm-
ten. Die zahlreichen und selir sauberen Zeichnungen stellen
die älteren und die durch Watt verbesserten Maschinen, im
Ganzen und in ihren einzelnen Theilen dar, vorzüglich aber
die zur Albion» Mal gehörigen. Ueber die jetzt in England
so viel besprocheiu Frage, ob und w^e viel mehr die Perkins-
sehen JDainpfmaschinen zu leisten vermögen; als die früher
illgemein eingefühi*ten , findet man hier nichts, indem die
/orJieaende Bearbeitung älter ist, als die Periode, in welcher
lie neue £rHndung Aufmerksamkeit zu erregen anfing; sonst
viiide es interessant seyn , ein durch Gründe unterstütztes
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m pL^btton.Syl^inolifie^anioalPliUofopbjr«;
UirtbAil von yi^atti f^9^^^ «• f^^ch ein befang«i)^i feyh, daN
flb«f eu verneha>0n,
Ppf pbri^e.Theil dieies Bande$ \st der Statik ^ Mechttnik^
'fJy^rQSt^tik und Hydraulik gewidjUQf, Pie beiden er^terttn
werden in piJieni Abschnitte unter def Atif'schrif t : Macbinery,
nipbt eben au8f(\l^r]icb und n^pj^^ so grOn4)^cb abgehandelt, al^^
man billig erwarten dürfte^ insbe50|ide('e . wenn n^an eind
pphßfp £r<^rterung und Be^fchreibung der einzelnen Maschinell
f^rwart^t, E« werden näriiHch hauptsächlich nur die allgemein
|iefi mechfini^cH^t^ Frjncjplen abgehandelt, wobei ffidels di^
gehaltreichen Üntfsrsuchungen der Neueren nicht bßr<1^ksich«
figt sjpd. Der V^rf. geht von der Erläuterung des allgemef^
'|ieii problemf aus, w\e yermitte}^| 4j?r Co nstrucftion einet»
J^a^cjiine init der geringsten Kraft der gröfste Widerstand g6-
!^fllt}gt lind der gyöfste NütztJ^ect erbalten werden kann^
Reiches ^F dann an einigen bekannten Mascbinen ngb^r dar-J
^hut, wpb^i hanptsächhch L. Eulers Arb^j^en über die allw
femejn^ii n^pchani^rdei^ (jes^tze benutzt si}f\4, D^e fiescHrei-
ung einiger jV|a$Qh inen, z. p. der bydrejülischen Presse von
Bf^ifi^b y einer Yorrichtnng, um vermittelst der Vefc^ickung
p4^r y^^r^ün'^wng der J-juft'Bewegungei^ anf weite Strecken
ft)r(zupfianzefi |[sq viel Ref;. weifs durch l^apin aiuerst ang«;«
geben) und einer ähnlichen ftlr Wasser würde man sch^erlicU
piev fuch^Pf IJi^z^yeite grö|j^ere Ij[älfte" des i^andes ist de»
P^dfduUk i^l ^eites^eTi Sinne gewidmet^ und handelt iq yi^c
Absc]li«>ft feil zuerst vom Widerstände flüssiger l^0rper im AU^
fi#fl)^4^fip, wobei jedoch ^ie trQpfbar flds^igen bei weitem aa%
f«^i|t«n berücJ^sict^tigt werden, d^nT\ von der Bd^<agqng des:
Wa*«fif« k^ Flufsb^tten, mit sehr yiele^] Einzelnheiten über
(}«n Lauf, die |Vic|)tl4Pgt Gjöt^e und sonstigen Eigentbümlich-
|cY^t^l^ der Flüsse, über den Ai4^flufs des \yasser8 aus veTS^bie-
^ei^en Q^^'^^^^^ U!?4 seiner Bewegung in offenen Qan^len,^
* <)b^r Sflhleu^en u«. dgl, d^nn von fl^r Hy(lrqt|ynamik^ i|iit dem-
Vorhe*gehe«id^n ^ehr i^a^e verbui^den, voq Schleusen, lYTüh-^f
\pri uif\d Mühlrädern und Endlich yqn d(fn W^sserpumpen sehr
«|]bi§ffij|rljpli vi^i| init genauer Beschreibung al|er£inzehiheiten«
pia;6. ^Hhere Angabe de« vielen Vpr^t^g^'^^tiei^t welches in die«
^^> Absi:hjQitte^- enthaften ii|t , wüfde einen gröfsercn Raum«
p%SoJd0r^^ al^ deoA Rop. gestattet ist^
Der dritte Band begreift nur zwe} Gegenstjlr^de, ^stro«
IK|ipve u^d A^erqinetrie (Pnemnatic*s),.werin m^^q ?^u d^r er-.
||t«f e|> ajuff^ 41^ 4^^^^iM"g rephq^^, wq^iln l^^hr aust'ürli^t^ von
fVil |]*e].es«qpei^ gehandelt wi|i4t VP" 5. 4P^ bis\g23» Per»»
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^obisoo Si/Hcm of aie«liaiu«al PliBQio|dgr, ]g|
greift ab einseliie TheiU su«r$t die sjphSritche Aitronomi«t
dario zuglricti von der eliipti«€li«n ue«ult der Erde nUv
eine Aad«utuJig und vom Gilender; dann die pb]r<iscbd.
Astronomie, worin ausiüfarjich über da$ Verb^ltnifs der
Schwungkraft zur Schwere gehandelt , und die Gestalt def.
Erde g«i.auer bestimmt wird, nebst einer Unterstichung über
die Nutation, die Ebbe und*Fluth mit vielen Nachweif un*
g£n ober die Dauer und Hdba der Fluthen an den verschiede«
Tien Orten der. Erde, Im Allgemeinen geht Robifon nicht
in die Tiefen der Astronomie ^is Wissenschaft ein^ sein Vor«
trag ist klar , und stellt meistens nur eratthlend die wichtig-
sten GegenstHnde dar« Was sich als etwas voraOglicbes an«
aeben liiTst, ist die geschichtliche Angabe, wie und durch
welche Münner die Astronomie im Ganzgn und in UCkcksicht
ihrer Hauptgesetse gefordert ist. Die Abhandlung Ober die
Teleskope enthält swar nicht« neues , giebt aber eine klare
und voilstündige üebersicht der Construction dieser optischen«
Werkzeuge verschiedener Art , nebst den Formeln , wonach
die Vereinigung der Lichtstrahlen nat^h der ZurQckwerfung
derselben durch Spiegel oder nach ihrer Brechung durch eine«
oder mehrere Linsengläser berechnet werden kann, mit Ifin«
zufngu'ng eines Beispiels in Zahlen. Nimmt man dasjenige
hinzu, was durch die ausnelitnend schönen Kupfer zur Erläu-
terung dieser Sache beigt^tragen wird^ so ist es einleuchtend«
dafs man eine eben so vollständige als deutliche KenntniA
bit^rdurcb erhalten kann.
Mit eben dein Hechte darf man behaupten, dafs der Rest
dieses dritten Bandes 9 welcher die U«^berschrift: fneumatica
t'c'gty in dem allerdings nicht geringen Hauiue von 280 l^iem«
)icb eng gedruckten Seiten die zur Aeroinetrie gehörigen Leb«
r^n sehr. vollständig, Mar und mit steter Berflcksicbtigung des
C«?schichtlicl\en abhandelt» So wird a. B. gleich ani^ngs ge^
zeigt , auf welche Weise schon Aristoteles die Luft gewogen
liabe, und d^^nnoch dauerte ef so lange , bis man die Qesetae
dea Luftdruckes auffand, ja seihst der scharfsichtige Galilei
verfehlte das Wesen der SacliA, obgleich ihm die Schwere
cler Luft aus dem Experimente des Aristoteles bekannt war«
und er durch längeres Nachdenken allerdings aur Auffindung
dea eigentlichen Grundes der Sache geführt wurde. Auch
f^ber den merkwördiger^ Torricellisohen Versuch mit der nach
ijiin benannten ß-öbret welcher seiner Zeit «o ungemein vie«
ItiS Aufsehen machte, findet man das Geschichtliche hier sehr
vollständig angegeben, Kücksichtlich auf die Erfindung, der
JLfUjft^uoipe gesteht {Vobitun «wur au, daf« K« Eoyle von
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/ '
den yer§UcfienOu«riok«*B 4urcti Scbott Kenntnifi gcikabt
babey m<Hrs soll er doch ganz durch eigenes Nachdenken dir«
Construotton derselben aufgefunden haben^ welche aber sq^leiclji
nachher dtrrch Hooke wesentlich verbessert wurde. Nach
einer ausführlichen Geschichte der Verbesserungen 9 welche
die 'Constnicdon der Lüftpumj>e bis auf Cut h b e r « o h- er-
^hren hat, wird das Mariottescbe und Boylesche Gesets er^
lä^uterty hierauf die sogenannte Schichten methode des' Hcihe'« .
](ihes$ens vermittelst des Barometers gegründet, und der Zu«,
«ammenbang dieser mit Hall ey's Regel gezeigt. Dafs indef«
die neuesten Forschungen zu wenig berücksichtigt sind, er-
sieht man $ehr auffallend auch bei dieser Gelegenheit, indem
die Ausdehnung der Luft und des (Quecksilbers durch Wärme
nacb'Ro 7 genommen ist, und hierfür Corrections tafeln be-
rechnet sind; auch wird für'das barometrische Hdhenmessen blo«
die Formel von De tiüc und. die voh STi\j.ickbu*rgh anger
führt. Auoh bei den folgenden Untersuchungen über das Aus«»
.und Einströmen der Luft unter verschiedenen Bedingungen
jj^l die neueste Literatur nicht berücksichtigt; doch aber sind
die allgtHUeineren GesetKe sehr vollständig und deutlich ange«
geben , und mit manchen Interessanten Betrachtungen über die
Adhäsion der Luft verbunden , Welche hier näher anzugeben
' der Raum nicht gestattet. Hierbei kommt dann auch die
schwierige Frage über den Widerstand der Luft in Betrach«*
tung, wobei unser Verf. seinen Landsmann Robina gegen
L. EuJer iu Schutz nimmt. Gelegentlich änfsert er auch,
dafs manche Geometer sich über die Eleganz ihrer Formeln
gefreuet hätten , ^ohne indefs die Gesetze der Natur dadurch
auszudrücken. Aufser Robins^s Versuchen werden blo*
noch die von de Bor da berücksichtigt, woraus man sieht,
wie weit Robison i(\ dwr neueren Literatur zurück istj^
dafs er Hutton's Tracts .nicht kannte; denn unbeachtet
hätte er sie nicht gelassen, wenn sie ihm bekannt geworden
wären/ Nach verschiedenen''andern, hierher gehörigen Unter-
snchungen folgt endlich noch eine Beschreibung einiger pneu-
niatischer Maschinen, namentlich der Blasebälge , we)ohe viel
Interessantes enthjllt.
Der vierte Theil endlich enthiilt die Lehren von -der
]Plectricität, dem Magnetisraus^, die Akustik^ Uhrmacherkunst
und Nautik^ woraus sich also ergiebt, dafi die sämmtlichen
nur Experimentalphysik gehörigen Gegenstände aufgenommen
9ind,
^er \ ^
gebracht Wf^vden ki>n«te, Auf welche vveUd di§ E^lectjicl
', mit Ausnahme der Wärmelehre und desjenigen Theila
-der Qptih) welcher nicht in. den Abschnitt übei* Teleskope
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SobSion 9j$Hm ^»««^nletl FUloioplijr« i$
titfleiire hi«r dargestellt witd , ersieht oMfi eogfeicb im Ati»
hngfs aus der Aeufierung dea Beiremdeiva. dar Ober , dafs iti-
Eoglandy dem Vaterlande New ton *a und lo vieler üeomeier
niemand^ aufier etwa;CaTendiah nnd Mahon, eine inathe*
iftatische BearLeftung dieses Gegenstandes versucht habe^
welche doch durch. Fra n kl in's Beseichnung mit «f.^ und •»»
deich anfangs angedeutet sey« Zum Tbeit, meint Ilobisonp
iaite sich dieses daraus ericiären t dafs durch Priestley in
seiner Geschichte iler Electricität) welche das Publicum für
eine voUstlndige Zusammenstellung dieser gansen Lehre ge*
halten habe, die gehaltreiche Abhandlung von Aepinus nur
obenbin berührt werde» wodurch dieselbe in England weit
weniger als auf dem Continente bekannt geworden sey; er
gkubt daher seinen Liandsleuten einen Di«;iist damit au er«
seigen, wenn er ihnen diese schöne Theorie vollstftndig und
deutlich vorlegt. Hiermit also hat Rec« augleich die Art be»
aeichnety wie der Verf. die Electricitfitslebre vortragt, und
es gebt aufserdem noch hieraus hervor , da[$ Kobison sich.
zur Schule Franklin's bekennt, und die electriscben {Ir*
schein ungen aus einer einzigen Materie erklärt-, dabei jedoch
nicht in Abrede stellt, dafs manche Erscheinungen mehr nach
dea Ansichten von du Fay^ Symme » Cigna u. a.
erklärlich sind. Aufser dem, was Aepinus geleistet bat^
findet man indefs auch die Forschungen von Coulomb,
Cavendish, Mahon, Watson, Wilke, Winkler,
Volta^ Cavallo und vielen andern hier zusammengestellt,
und der angenommenen Theorie gemfifs erklärt, so dafs man
diese Abhandlung allerdings bis to weit für vollständig halten
kann , als sich die Eleotrioitätslehre überhaupt ohne Berück*
sichtigung des Galvanismus darstellen läfst. Zugleich wifd
auch diejenige Theorie ausfohrlich dargelegt, welche, dem
grölserefi Publicum unbekannt, der Professor Rüssel in
Edinburg seinen Schülern vortrug , worin man genau die
spätere Hypothese de liüc's wieder erkennt;^ wie der Verf,
nicht unbemerkt läfst.
Gans auf gleiche Weise ist auch der Abschnitt ausgear«
beitet, welcher ^die Liehre vom Magnetismus enthält, d. h«
man findet darin alles Aeltere sehr vollständig susammenge«
stellt und auf eine dem Verf. eigenthfimliche klare Weise vor-
fetragen. Insbesondere ist die Abhandlung von Aepinus
erückaicbtigt^ desgleichen von Coulomb, mit Ausnahme,
dessen, was Biot aus dessen Papieren aus Licht gebracht
hat; denn das bedeutende Werk dieses französischen Physi*
kers ist leider von unserem^ sonst auf alles Wichtige sehr auf^
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<b>rc|k «iaig«. -w^tiig^ {Jug^set^tQ^ JJiqteii vom He)::aU8giei^er auf
J^iui)^ Weise «frsets^t.iwei'den kanA« B,<?jp, fin^fet es jdab<?r auch
diU<$UaM8 dieM«eM^litfin wichtige^ Untiev^iicbungen , n^m^it^Uc^
<^^ V0rt tJHansti^e>?. «icbt utiberitVckßicbtigt lassen (J^^ijF. Üjti» ,
» -was auffallend, ist^dafs .R,Qbi«o,n über, die Variatioa, (Abi
•\5?^icbi»ng) djer JVlagucftn^del, u^id ^Ue /.periodische Aeiid^uHg
«l$irÄelbeirseb|-.a^si)abrUcb ist, die £i4QbeiAung«n djerwlitoU*^
^atip»Ka<ber k<atiii}.<^wlibiit. / > ;
^-Pjj«.: folgen de -Abbaildlu|ig iSÄ)^ die •Scballschwingung^^
haupt^UcbUcb.die Tonleiter (teroperamenfe of'tbe scale olmM^ic)
^ntbSU tiwucbes Jpteressante , insbtsoödere öbei: die iVXusik
• der. (Alten , und ist in sa Weit vollständig ,; als dieses obnedi<t
Iie^i|cni£s ider tlassiscten Arbeiten C bjjijd n i * s moglif^ idf,
<>)^e]rbe man überhaupt bisber in Gro($:;ritannieii weit wetti*
ger .. bjeacbtet b4t « dls^ in Frankreich lind Italien , indjena selbst;
ider g§lebrt;e Y^ung inseinenLecjtures Ihn nur dem Namen,
^jach gekannt zu haben ftrfieint. . Ein Böiipiel möge des Veift.
i^igj^9^ fionreiches Streben und' die Unbek.s^nintscbaft mit d?9ü-«
j>*pig(en zieigen, was pnterdef« durch andere gejcbeb^tn i^*^
Bekfintntlich gab 5 § Urv e,u r f|in Verfahren ^n 4 um die ' ab««)^
Jute/Zftbl dei' Schwingungen einer Saite (»"r einen bestinifi^cia
'J'on ^u finden,, welches eiien so schy^ierig^als unsiqber rUck*«
* sichtlich de^ .Resultates .ist. Dr, Smitb hat dieses verheSf
mrrty allein Kobison findet es £|ucb so noch nicht geni^g^nd,
und giebt. folgen des an (p^ 4lO.): }VIan neha^e eine Geige;
lillinge diese verkehrt an die Wand, spanne eine Saite d^rsel^
}ie^ vermittelst f^es Wirbels, die andere gleiche, aber frei
vom Stege an herabhängende vermittelst angeb|lngter Gerichte
SQ l^ng^» bis beide mit einem Bogen gestrich<^n uni son 4|ind,
iPann werde das Gewicht,, welches die >S^ite spannt, gesucht^
und iiii Verhältnils von 80^^ :. 81^ vermehrt, oder es werde
nahe genau der 40ste Tbeil zugelegt , die Saite abermaU
gestrichen ; so vrird da$ Verhältoiis. ihrer Schwingungen
JI-T 80 1 81 ßeyn, ^ählt man bier^iuf die Ziabl der Schwin-
gungen, welche einigen (etwa 10) Secunden zugehOren (weU
ches aber eben die grofste Schwierigkeit ist) un^ erhält hier-
aus die JVIenge der Schwingungen m einer Secunde; so ^iebt
80 mal diese jVIepge die ochwingung^^n de^ niedrigem vnd
81 ma) die des h£iherfn Tones. Hierdurch willRobison
tür das ungeftri^hene c, 240 Schwingungen gefunden haben,
^^^^^l^kp^ ivr «igewtUpb^a. ;5ahU wie GhUdni «1« angi^bt»
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Gliocat Voyagv pÜiTom^pe« gf
9lMchli56f io p9he kommt y iah dieDiffefettcf^g^idf aoli
etiler rertchiedeiMit Stimmung det vergltobenen Infltiamifiiitr«
erklilrt werden könnte. Aüfter d^ Schwingungen der Saiten
landekder Verf* noch au«t'Clbr]ich (Sher das ^pracbrolir, indvm
erWele verwandte Gegenstände mit hineinzieht. Die zuletst
folgende Beschreibung der Marino -Trompete (von ihrem Er*
finder JVIarigni) bat W^nig allgemeines Interesse, und er*
hubt eben §o wenig einen Au|zug| als die akustische Unter«
fucbung der eigentlichen Trompete mit einigen Bemerkungen
über Pl:eif'en ühttrhaupt, ohne eine vorausgeschickte allgemeine
Tbeorie der durch JLuf Schwingungen hervorgebrachten Tdne^
Den Beschlufs des ganzen Werkes machen noch swei ffcböiili
i^bhandlupgen über Uhrwerke und über Nautik («eamansbip]
in welcher letzteren inshesondere alles dasjenige kurz zufaiu-
jpengefafs^ ist, was der erfahrne Seetnanii wissen mufs.
Man f>rsiebt aus dieser Anzeige, dafs dieses Werk einet
mit Recht bocbgeachtetei^ Gelehrten allerdings voraClglich ge«
xiannt werden kitno« tind im eigentlichsten Sinne ah ein äch(
klassisches Geistesproduct erschienen seyn w()rde| wenn sein
Verf. bipl^ngliche Mufse gehabt b^tte, dasselbe vor ^eineni
Tode selbst auszuarbeiten, i|.nd bis ^uf die .Zeit der Heraus-
gsbe zu ergänzen. Jf^tzt ist es nur ntcb wichtig als eine sehe
vollständige Zusamqienstellung des WisaenswOrdigsten aus dee
fiteren Literal^ur^ and kann insbesondere dazu dienen , dia
pncyclopaedia Britannica denen zu ersetzen, welche sich die«
f^f letztere kostbare Vy^irk nicb*^ anzuschaffen vermd^en«
yoyag9 pittoretifue autour du mond$ ^ avee des portraitf de $auvage^
d* j^merique , d^jfsUf d* Jfrique pt des iles du Grand Pcean^
des paysages ^ des pnes maritimes et plusieurs ohjets dUUstoire
suUurelle: accompagn/ 4^ Descripfions par Wir, le Buran CaQier^
I\lr, A, de ChartiisAQ ^ d*Obsfrvations sur les cranf$ hun\aln4
par Mr, le Dr, G all, Par Lguis Chqr\s, Peintre^ Pt^is^
de l^Impf}merie de Perm, Didot. 1^22. /«?/•
Herr Cboris, der mit der von dem mutbigen Otto y#
Kot«ebue befehligten Expedition \jm die VVe|t als iVIahler
reifte 9 und dei^ Ref. vor einige» Ja^V«" in Paris kennen zu
lerpen das Vergnügen ba^te, Ijefert jn vorlieaend^m Werke
Wie frOchte seiner Bemtibungen , ^vie fie der Titel ^ndeutet^
rortvaite einzelner Personen der V^r cbledensten VolkertTraph-
te/i^ (jerÄths^brften^ Wafe«, Caioi^s, i^uustiacbtJ« M- d§|.,-
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4a« Ihtter^ von Hltutem und Hütten ^ Verschieciene Ansicbteh
voll jGebirgen, Kü^tengeg enden, einige Thiere^ Pflanzen u. a. w*
Das Werk ist Sr« Majestät' dem russischen. Kaiser gewidmet^
und dein Titel gegendher befindet sich mit Recht das Bild d^s
«dein und verehr angs würdigen Grafen Komanioff, dei^
^ ifin xvreiter B an ks, auf eine groisartige Weise die Wissen«
•ehalten heschiUz.t und fördert und der auch auf eigene Kosten
jene Reise um die Wdt, die in jeder Hinsicht so gU^cklicH
beendet wurde, unternehmen liefs. «— Es befindet sich in
diesem Werke, äufser den zahlreichen Abbildungen, die colo*
rtrte Steindrucke sind, ein Texjt, der theils die gegebenen
Abbildungen beschreibt, theils mehrere andere Reisebemer«
kungen liefert* I4S1 Allgemeinen ist wenig Neues in diesem
Texte, da uns schon früher Hr. v. Kotzebue in seiner treff-
lichen Keisel^eschreibung (zu der auch v. Chamisso ;— <»
jetzt in Berlin — - und Dr. EschsQholtz — jetzt mit v«
Kotzebue wieder auf einer Reise um die Welt begriffen—»
Beiträge lieferten 3 einen ausführlichem Bericht über jene
Erdumsegelung mittheilte,
-Weder rlie Seitenzahl deS Textes noch die Nummern der
TaMn Äind bis zum Ende des Werkes fortlaufend. Es besteht
dasselbe aus 'einzelnen Abtheilungen mit Ueberschriften ver«^
schiedener Gegenden 9 die den Stoff zu den Abbildungen und
Anmerkungen darboten. Wir wollen das. Wichtigste und für
den Natorn>rscher Intressantere daraus hier mittheilen., wozd
wir uns theils wegen der Gegenstände selbst , theils wegen
der Theuerheit jdes Werkes, was wohl nicht in viele Hände
J^ommen möchte 9 bewogen fühlen.
/. Port San • Francisco H ses hahitans. ( Lat, nord, 37 O
48' 24"5 long, ouest l24o 28' 15"). Auf PI. V. ist eine
interessante BUrenart dargestellt, ürsus griseus Cuv. (L'Oursgris
de TAraericjue septentrionale). Diese Art ist wahrscheinlich
dieselbe, von denen die Reisenden Hearne, Mackensie,
Warden, Lewis und Clarke reden. Ref. mufs bemerken,
dafs sie schon früher von Des mar es t(Mammalogie.Far.i 820.
t. !• p. 1640^'*^ oinereus genannt ^ dieser Name also, als der
filtere 9 beizubehalten ist; natürlith, wenn beide Arten iden«
tisch sind, was keineswegs ausgemacht ist. (VergU K oi: ze-
it ue's Reise Thh HI. S. 18.) Das Haar ist lang, weich
und grau oder braungraulich , ohne Silberglanz; der Schwänz.
soll kürzer als der des gemeinen Bären seyn. Das Individuum,,
welches Ghoris zeichnete , war nicht gröfser als unser-
brauner Bär und diesem ähnlich; jedoch versicherten ihn die
Spanier dafs es viel gröfst^re gebe. Sie sollen nach denselben
,' Digitized by VjOOQ IC
I Cl.-orif Vbjag« plitorei^. 29
Mhr farchtsäm (?) Beyn. Ch, fand daa ahgebiMete Indivu
duum hei St« Francisco , am stillen Meere, im 37^ 48' Br.^
im Weiten der sogenannten Felsberge (Rocky Mountains ) ,
etwas südlicher als War den angegeben* Nach den Torhin
angegebenen Retsenden, z. B.Warden, Mackensie und
den beiden letztgenannten, soll dies Thier das, grdfste und
wildeste «eines Geschlechts Bejn^ 8 — 9' Länge haben und
oft8— 90O Pfund wiegen.*)— Auf PI. VI. VII. XII. werden
Fhysionomien von CaUforniern abgebildet (vgl. Kotze bue'a
Heise Tbl. II. S.3'); auf PL XI. ein junger Seeldwe (jeune
lion marin de la Californie. — Otaria jubata).
IL.IUt Sandwich» Bekannte Bemerkungen darüber. Ab«
Bildungen von Tanimeamea PI, IL, von der dicken Königin
PI. Iir, ihrem Bnider PI. IV. nnd einigen Einwohnern , rh
X. XV. XVII. Das Bild des nun bekanntlich verstorbenen
Königs Tammeamea siebt hier doch etwas anders aus als das in
Kotzebu e's Reise Tbl. II. S. 15. Sonderbare Götzen«
Bilder von den Sandwichinseln PI.- VI — VIII. VergU Abb. in
Kotzeb. Reise Tbl. II. S. 19.
///. Uei Radak. Abbildung des Chefs der Romanzoff«Inseln
Karik mit seinem sonderbaren Obrschmucke PI. I (Kotz eh«
Heise Tbl. II. Titelkupf.) Abbildung einer Frau von den SaU
tlkoff- Inseln PI V. Die Gesichtszuge sind angenehm. Ab-
bildung des Chefs der Inselgruppe Koutouso£F-Smolen»ky
LabeleJoa (Labeleoa) PI. VIII. Abbildung des durch von
Kotzeb ue (R^^ise ThI. IL Abb. das Titelkupf. zum 3t.Tble.)
schon bekannten Kadu, eines Einwohners der Carolinen
TL XVII. Abbildung eines alten Mannes der Radakinseln mit
starkem , langem Barte. PI. XITI. Interessante Physionomie«
Abbildung der Früchte von Pandanus odoratissimus der Ra«
dakinaeln PI. VI. u. X. ; der Früchte von Artocarpus incisa
PI VII. und der Früchte des Cocosbaums. PI. XV.
ly. lies AUoutiennes. 1) lies St. Georges et St. Paul.
Das Ufer war mit zahllosen Schaaren 'von Seelöwen bedeckt,
die, mehrere Tausende, einen unerträglichen Geruch verbrei*
*) Auch ClintoB (s. Joutd. de Pbys. Tom. 8t. p. 4l6.) be-
schreibt jenen .grofsen grauen Bären , der bf^^onders in dem
nordvv:estlidhen Theile Amerika'« g<*gea die Qaellen des Mit-
suri bin 9 vorkommen soll» ,aU äufjcrst wild und fleisehfrei ••
setid. Seine Vermutbung, die foisilen .Knobben des Megalonyx
taöchten von jenem Thiere h«rnitureO| ist naob Cuvier'f
genauen Üiitctsucluingen ,. irrig. -*• ^
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30 pk^rU Vöyai^, pitfoTflfse^etf
tH^ft ün4 ij^rfen Gespbr^i inaii weithin b($t^ell koiiiTte« • E#
jyar gerad«/ ibl',e.Brui)t'tzeit; am ipteii, Jurt)e ( isten Jwly),
Ma>3, a^Ji die Männcben wtUb^nd init einsncler um dio
. Weibchen, kämpfen., uijd mehrer* in solchen Kämpfen Ge«
^tödtete von jerten. fandf.n die Redenden am Ufer. Di«
Brupftzeit dauert von der Mitte 4^9 May bis üb die Mitte
des Juny , zu welcher Zeit auch ^ie Weibcbei] iht Junge»
Eur Welt bringen. Geben .also ölittaefähr einsaht* träch«
tig. Die Weibchen sind nur gefänrlicfa ivL jener /Zeit^
wo i}e oft selbst angreifen^ Sto sind weit lileiner aU dia
Männchen. Ihr^^örper ist schwäcblicb und gelblich gefärbt.
T&b IV^ännchän sind bis 67 hodh, wenn sie deri Kopf erheben.
£)ie Juögfin sind gewÖhi^Uch brauii-sfcbvv'.irzs. Diese Thierö
iitldauch sehr gemein ah dem Hafen von San Prancesto (Ca-»
lifornien) , wo man sie in grolser Menge auf de« Felsen der
Bai findet. £s scheinen jeddch dieselben vdrf deUen der Aleu«
tischen Inseln verschieden. Sie haben einen schwächlicheril
und länglern Körper,, eirf^n dülinern Kopf, die Farbe geht
stark ins Braune^ während die der Aleutischen Inseln mehr
' gfaü.grfärbt sind, . einen Stärkern , rundern fcdf per , einea
gföfsern und dickem Kopf haben ^ und in ihren Bevt^egungert
schwerfälliger sind. Die Bditthsfare sirtd auch schwäfüilichei'.
als bei deneri der Aleuten. — Marl findet sie vaiü 3Ö — 60^
i^ördl/Br. an den Inseln und dem kontinente vrfn Amerikai?
Die Haut di^ttt sSur Bedeckung der Canots; au^ den Einge-
weiden -witd der Kamleyki gemacht,* eine Art vöit 2Jefug (uiie
esfhcd de blousse ) di^ man übet die anderen Klddungsstilcko
deckte Um, werfft es fegnety nicbt nafs zu vvetden ; das Fleisch^
Was man trocknen läist,.ist^ bbgleich bart^ doch eine gutes
Kahrulig für den Winter. Besonders sind die Juitg^n sehr.
4;art} das Fleisch hat eitieri Fiscbgeschmack^ — Dys Ufer von
St. Faul waren mit vielen Haufen von Seebären (Otai^ia. ur<«
sina } ^ die die Russen Kottik nennen , bedeckt.*. Dieser finden
si^ An d^r gan;;eh Westküste von Aoleirika^ vom (^^ Hörn
tind det Maggelanischen JVleefertge bis ziu den Aleuti$chen. In«
«eln^ selbst bis aum öS*' nördl. Br, Die'MSrtncben ^ind etwa
t/2' kleiner als die Seelöwen und ilie Pathe geht intf Koth«
iranne. Inl Aflgemeitfeß ^iphr äbnlicb d6n SoelöW'enj aber
rühriger und lebhafter; Reifen oft Mansche?« an; sind sehr
eifers^cbtig. Jfedes Mäff neben hat, nÄcb den Versicbetungen
der Aleuten , nicht weniger als 24 — 25 Weibchen ^ die fast
tim die Hälfte ( ! ?) kleiner als die Männcfaetr sind. Gleichen
dem gemeinen Seehunde J ÖÄir fftäiXf art def ^Spitze mit einem
Silberglsrtfs^e;, ^ im Mo^nat Jtffi/ werfen die Weibchen gewöhn«
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Chottk Vmytug^ pittoreske« Z't
Kch «wei Jung«» Die Felle machen einenbiedaDtenden Handi^Mi-
artikel au«; oft werden davon jührltoh an 60,000 acf^utrirt; *^
— «) Iks St. Lorcnt, ^ Bewohner det AleuUn PI. 111 IVt
Zwei Schädel von Aleuten sind auf PI. VI. abgebildet; aus-
Sezeicbnet ^durch die ausser ordentlich platt ^edrOckte Form
er Stirn. Auf PI. XIV. Ist ein grofser Haufen Seeldv^w
abgebildet (an der Insel St. Georges), und auf PI, XV, «i^
grofser Haufen Seebllrtfn ( art d. Ins. St. Paul). Beide Tafeln
sind nicht besonders. •«*-> Bewohner der I>isel St, Laurent
PI. XVI, -^ Beachreibung und A^bildiuig der Mca crinAfUa'^
Fall f Mormön Crüeatallms Cav, (Le Macareux huppe)
PI, XII. Dieser Vogel, von dem Krascheninnikoff in
seiner Reise nach Kamtschatka unter dem Namen schwär*
ter Starik redet ^ ist zuerst genau von Pallas (Stittilegtil
soolog. Fase. V ) beschrieben und ahgebililet. Die Zahl
der den Stirnbüscbel bildenden schmalen langem Federn,
ist nach Pallas sechs« Das hier abgebildete £x'em^
plar hat 7f die auch Iflnger sindf als sie Pall. angiebr.
Sie sind, nach vorn gekrOmmty so^lang, dafs sie über die
Scbnabelspitse surfickfaHen. Vielleicht Waken jener Untere
schiede wegen Alters- oder Geschlechtsverschiedenheiten obi.
Von der Grö'fse einer Wachtel oder Drofsel , 6" 6''' grofs;
Schnabel 6'" lang, 6''' hoch; Tarsen 10"'; Mittelzeh iV»^.
Die Flügel reichen nicht in den Schwans; die Füfse sind
schwärzlich;' der Schnabel t^thlich, an der Basis scbwarzi
Leben besonders in den Ja pnn benachbarten Meer6n, vorzog«
lieb an den Kfisten der Insel Matsamey oder Yesso. Am Tag«
ichwimirfen sie auf dem Meere, Nachts aber ziehen sie sich
inUferhdhlen'oder Felsenspalten ztirfick, Scheinen sehr d«ironi
tu seym Ghoris fand sie in betrüchtJlf.hen ^chaartn in de^
Beringsstrafse, mit grofser Schnelligkeit schwimmend« ^ Ihr
Herannaben wird von den Matrosen als Zeichen eines nahen
Sturmes angesehen« -* Beschreibung und Abbildung einea
Holzhutes 9 worauf mehrere Seethiere gemalt sind. Solcher
Hüte bedienen sich die Fischer auf Unalaacbka Ec&n SoAne
und Regen« Die Aiibildungen darauf sind, obgleich sehr
klein» doch sehr deutlich und treu gemacht, so dals es leichc
ist, die Tbiere zu erkennen, unter andern, eine Liutra, ein«
Pboca^ Delpbinus Gladiator, Balaenoptera boops , ein Cacha-^
lot, Diodon HyStrix und einige andere, G. Guvier bat
jenen Hut beschrieben und die Tbiere gedeutet« — Sur 1«
genre Guillemat (ifria, Lath.)« Par A* Valenciennes^
Von diesen nordischen Vögeln waren vorzüglich drei Arten
in Betretf ihrer Sitten^ ihrer Alters- und JahresseiC-Verschie«'
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34 Clioti» Voyage^ plUoVefqiiß.
anhatten u. ^* w. genauer bekannt. Alle drei nähern. sich'
unseren Küsten^ Hr» Temmiiick namentlich bat sie sehr
g^nau beschrieben ^). £s sind die Arten: Ürtt^Tr(ait liftth«^
ür^BräiMclmf Sabine (ür. Francsii, Leach) und IJr, OrylUlüaih,^
die 'Hr. Chor is auf den Aletitischen Inseln fand und Fl. XX^
XXI und XXII gut abgebildet hat. Aufser diesen bescbTeib«
V^lencienpes noch eine vierte- neue Art,; die M,i\ de Ta
Pylai« Ivährend seinem Aufeniha)te8 auf Terre Neuve fand«
£ane ausge«ejcbnet^ Art: Ur. laevymoMf Val. Corpore iex fuaco^ '
nigro» infra albo; Hn^a per oculos alba oculos cingehte et
versus tempora porrecta« 4^f PI. XXIII von Chor. abgebiU
det. Lange des Vogels 18" 6"'. Der Hals ist dtinner und
yerbUtnirsmUfsig Jänger wie bei. Ur. Iroile. Schnabvl 2'/,
gans schwarz r so wi"« auch die Tarsen iind FilTse. T^sea
^/i 9i#i lang,. Ist nur im Winterkleide bekannt.
- V. Het Mariatmgs, FL lies Philip ff ines^- Bescfareibüng des
Vulk|ins von Taal, auf der Insei Luzon, von A. v« Chämisso,
Abgebildet auf PI. V.- Die Insel Iju2ony eine der Philipineh,
säfalt drei noch thätige, Vulkane, im Innern der Insel; den
Aringuay im Norden, den Mayiin im Süden uud den Taal,
den V. Cham i SSO besonders untersuchte. Nach ihm bat dieser
Vulkan keine La^a ergossen, sondern er scheint nur Schlacken^
A^cbe und Wasser ausgeworfen zu haben. Seine Bemerkens«
wer^heste Eruption war im Jahr 1754 und sie hat F« Juan
de la Conception in feiner Historia general de Ph^ipinas«
Sampalos. i788 — i792. 4v Tom. VI. beschrieben. (VefgU
Kotzeb. Reia. Th.III. S. 68.). — ^i^ichte von Pandanus odo-
ratissimus der Mariannen PI. I. Einwohner der Mariannen
PI. £1. Etn MSdcben aus den Bergen der Insel Luzon. Ha«
ben sehr' stumpfe Nasen. -» Negerkdpfe von der Goldküste
PI. VI.
•/Msnuel d*Orm*ihol. Ed. 11. Part. 4. p, 9lÖ ft Er besehrnbl
aofserdem hier noch eioe vierte kleine Art, Ütia Alle nämlicliy
die fraiixSs. Ocnithologen ^ «. B<» VieiUot, gewMs mit Unreeht
Cur ein eigoet Oeöus halten.
(tfsr B0t€hU///0tg4.)
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N. a . 1825»
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur^
^gBSBSBaaBBSigBBa'iw \mm ! ii y .i 1 1 ■'■ ' ' ii !ii im imiib '
Choris'Vöyage pittoresque autour da monde«
VJL Traoettee de Cronstmdt am ChÜu Auf PI. T« sind z^ei
•€hdne Abbildungen von Physalla jirethusa gegeben. MaA ver^
fleiche hierüber Tiletius in Kruiensterit's Reise Bd.
IL p« 91. Tf« 23 und Naturhistorisdhe Früchte der Krusen«
•ternschen Reise« l u. 2» Aus dem Atlantischen Aequt«
nOiCtial-Oceane. Auf Fl, II. ist Pelagia noctituca gilt abgebil«
det. Man vergl« darfiber Perqn in den Ann. du Mus. Vol.
'XIV, p. 350. Medusa noctiluca 5 Forsk. Auch aus deni At-
lantischen Aemiinoctial-Oceane. — Negerkdpfe von der Küsta '
Mozambike. rl. III. — - Cocof Romamoffiana f Cham« (Coqueiro
.de Brezil) PL *V# VI. Beschreibung und Bemerkungen darübet
von Kunth, ILs bat diese Art viel Aehnlichkeit mit Cocos
xiucifera und Coc. butyracea. Jedochist sie unterschieden da«
von 9 besonders durch die Kleinheit der Frucht und durch die
Structur der männlichen Blüthen. — IPucut antarcticus^ Cham^
PI. VII« (Wie vorige Pflanze neu). Vai Cap Ilorn und an
den Gestaden Chilis bei Takaguano gefunden ,, wo er von den
armen Einwohnern gegessen wird. < Kömmt mit Fucus pyri«
foriiiis^ Xi. (F. giganteus, Peron) vor.
f^IJL lies de Paques ou Vaihiou et ile flomanzoff. Die Bewoh-
ner der Insel Romanzoff sind bellbraun und nicht tatuirt. —^
Eingeborene Bewohner von Chili. Köpfe PI. YIII4 IX. Be-
wohner der Osterinsel PL XI.
IX. Kamtschatka 9 le Golfe de Kotzehui et la terre des Tsehouk*
tchU. Kamtschadalen abgebildet auf PI, 1» ^wohner des
Golfs Kotasebue PL II« Interessant wegen der eig^^nthümlichen
Verunstaltung durch runde Kldtze in der Gegend der Mund-
winkel. Sonderbar^ dafaf wir ähnliche Verunstaltungen bei
so verschiedenen Völkern, wie bei den Botokudei^ Södanieri-
ka'Sf in der Ütiterlippe und den Ohrläppchen wiederfinden.-
(S. Kotzeb. Reis. Th. I. S. t50* Ticelkupfer). -^ Arbeiten
aus den Hauern des WaHrpssos PL IV- V. — Seehund auf der
XVllt- Jahrg, 4. Hef<* »
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^4< Obligatio ad peecatum und Monita s^ereta der Jesuiten«
Beringsstiafse PI. VIII. pÖbne Beschreib uii|;i Stark gefleckt.
-^ Abbildung eines weiblichen ^[Scbädeli, . gefunden im dem
• Golf Kotzebue. i^l. VI. VII. Es befindet «ich derselbe jetzt
in der Sammlung des Hrn. Dr. GaU, der einige Beinerkungea
diß«€r Abbildung zugefögt'bat. Die Organe' des'Instincts iind
der Fortpflanzung sind an jenem Scbädel aufserordentlich ent-
Mrickeit für den Scbädel einer Frau^ Die Organe für die höhe-
ren Geistesfäbigkeiten sind dagegen wenig ausgebildet. Die.
Stirn ist kurz, plattgedrückt, Di« Organe der Halsstarrig«
keit (ppiniatret(^) und der Standbaftigkeit (fermete') aufser-
ordentlich entwickelt. (Der Ehemann i^t also wahrscheinlich^
falls die Frau verheirathet war, sebr zu bedauern gewesen).
Das Otgah der Kinderliebe gut entwickelt; u. s. w. Bei den
von den Alewtischen Inseln mitgebracbten Zeichnungen voa
menschlichen Scliädeln fand Gall eine sehr betriichtliche indi-*
viduelle Verscbiedenbeit der Organisation. — Tschouktschen
abgeb: PhX. —
Dies ist, unserer Meinung nach, das Wichtigste und
Interessanteste, was wir aus der vorliegenden Reise mitzii-.
theilen für zweckmäfsig fanden. ' Es sind aufserdem noch eine
Menge Abbildungen darin, Ansichten, Gerätbschaften u.a. ^.
darstellend, die wir, als minder bemerkenswerth, , um nicht
zu weitlauftig zu werden , mit Stillschweigen tibergeben inufs«
teil. Auf jeden Fall verdient der talentvolle Herr Verfasser
für die Herausgabe seiner malef*iscben Reise unsein groüseri
Dank. Die Steindrücke , die überhaupt nie die Sauberkeit
und Re^nbeit eines Kupfersticbs erreichen können und wer-^
den, sind hier von verschiedenem Werthe;. manche seh^ mit«
telmäfsig.
' Lette kartw
i . PT^i Verlegung Jer Längsseiten Behauptung einer ge setzt i^
ehen S ilnde n ^ Anh efehlung unter den Jesuiten^.,
' Nebst Andeutung von philosophischen Üülfsmitteln gegen die vier .
Innern Haüptrevolutionsprincipe im jetzigen Europa, i'^on Chri"
stia:i jyienschf einem P ro tßstant en. ^Moifp Ps, it«,
IS. 16.) Mainz 9 hei Stenz, i824. 409 «J. wi 8. 1 fl. 36 kr^
t. Geheime Verhalt ung shefehle der J ei^iten oder
Monita S ecreta ^Sotiettitis Jesu* Aachen bei J. La
RuelUf Sohn, i825. l63. 8. ,
Urigerne, aber aufgefordert,' seine Ueberzeugung öffent-
lich zu erklären , las und erwog Reo. die suerst genannte
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ObKgaitö mi jifomum and Mötttte Mereta der lettritea« ^
MainserScbrtft 4 welche Aurth bffenliar nbsichtliche Weit«
•cbweifigkelt das klare dunkel su machen und dem Theil des
Fuhltcums^ welchem jeti&t nach der Modef delrot« und higotU
filaabig SU. aeyn beliebt^ aus den Augen tu rAcken veraucht
hat.
Die Hauptfragen sind: Verlangt der Jeauitetorderi ein«
unbedingte Obediens? Ift dem Untergehehen auch di^
Verbindlichkeit su Todadnden und £rlafaa€ln«
den aufgelegt 9 auf den Fall^ dafa der Obere ^,im Namen
Jesu Christi! oder kraft der Obedieüs^ , etwas ge-
bietet? Werden die Untergebenen gelehrt, dafs sie auf dieseil
Fall ohneFurcht vor Anstöfsigkeit nur aus Sehn«
sucht nach Allvollkommenbeit und su desto grdfserer Glotie
dcM Herrn zu handeln haben?
Hr« V. Lang , ein Mann , der durch Reichthum an Kennt»
nisaen, Scharfsinn , Thätigkeit und VorurtheiUfreiheit um
Anspach und fiaiern vielfache Verdienste hat^ machte in seineir
^»Geschichte der Jesuiten in Baietn^* (Nürnb. 1Ö19}« S. 70«
die Bemerkung: die Gewalt der Obern im Jeauiter^
erden sey so grofa gewesen ^ dafs jeder derselben sei«
nem Untergebenen im Namen Jesu Christi eind
Todsfinde befehlen konnte« Wegen dieser freilich
aebr auffallenden Behauptung ^ welche ^ weil der Jesuiter ordert
ohne wesentliche' Verbesserungen nach steinen alten Grundla«
gen repristipirt aeyn soll, desto denkwürdiger istv-u. berufe
#icli Hr. V. Li. auf die- alleemein ali authentisch anerkanntd
Fun damentalschrift des Ordens} Constitutlones Societatis Jbsu et
Examtn cum Declaratiornbüs ("wovon Rec. die Ausgäbe von Ant*
tiverpen l7l9 in 4. im Volumen h' deß Corpus Institutionunl
Societatis Jesu Vor sich hat.)
Nach des Bec. Einsicht hat allerdings eine bestimmte
Stelle dieser Constitutionen würklich den binni die Beabach«»
lung der Constitutionen des Jesuiterordens bringt eine}
Ve rbindlichkeit4 auch eine Todsünde oder einö
£r]afs Sünde subegehen^ in dem Fall mit sich^ wenn
ein Oberer eine solche Beobachtung unter der feierlichen For*
tneli Irn Namen Jesu Christilodcr: Kraftder Obe^^
d i e n z f be&ehlt. AlsSann soll die Sehnsucht nach All«»
-Vollkommenheit all'^s, auch die Besorgnifs einet*
Anstofsigkeit iiberwbl^cn und die mafot glotia Dti der
höchste Gesicbtspiinct seyn.
Die Data ergeben sich durch folgende genaubUntersuchung !
tn den Constitutionen des Ordens enthält die Pars VI. ein
Kapitel ala das Vte^ mit der Ueb e r sc hrifti
3*
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36 ObKgiitio ad peeeatum un4 Monita seiereta der Jesuiten«
j.Quod Con stitM ones peceati ohligmiönsm hon tndietmiJ*
Nach dieser Ueberschrift erwartet, der Leser, dafs die
Jesuitische Ordensverfassung eine Verbindlichkeit au
«iner Sünde nicht einführe. Er wundert sich W ah r'-^
scheinlich nur darüber, dais- die Urheber dieser Ordensverfas-
sung irgend die Möglichkeit, als ob sie eine Verb i hdlich«
keit zu einer Sünde einführen wollten, erst abzulehnen
für nöthig halten möchten. Auf jeden Fall erwartet man dann
eiiie bestimmte, klare Abweisung jedes Verdachts, als ob
etwa diese Corlstitutiones eint: Obligation zu einer Sünde ein«
führen könnten , oder wollten. Mit Erstaunen aber , und ge-
wiis auch mit Abscheu, findet der Aufmerksame die ßehaup«
tang der Ueberschrift, dafs die Jesuitische Constitutiorien
eine Obligation zu einem peeeatum mortale oder veniale nicht
einführen können, durch ein üufserst bedenklicb/es nisif nur
auf, die gewöhnlicheren Falle eingeschränkt. Das nisi aber
macht dieAusnahnie für solche Fälle , wo der Obere der*
gleichen Ding^ „im Namen unsers Herrn Jesu Christi" oder:
„in Kraft der Obedienz« blefehle.
Ists möglicb? — Man sehe selbst! Der ganze, auch" von
dem Vf. (ungeachtet er sich den Namen eines Protestan-
ten und Christian Mensch ^gewifs nur zur Täuschung*)^
beilegt) als acht anerkannte Text ist, w^e er sogleich nach
der angegebenen Capitelaufschrift folgt, wörtlich dieser: -
*) Jottcnale in dem von Jesuitischen Mlssionarien bereits erfuUtoa
Frankreich, bemerkten neuerlich, dafs in Teutschland Prote-
V stauten den KQÜioHcismus yertheidigten. Auch Rec. schrieb
' schon, ohne alle persönliche Rücksicht, aiis allen' Kräften fSe
solche Fälle, wo etwas der teiitschkatholischen Kirche wahrhaft
, 'nöiy-Hches gefördert oder schädliches verhütet werden zu kön*
nen schien. Wir sind Alle Teutsche. Das VTohldes Einen Theils
hängt mit dem geistigen und leiblichen Wohl des andern zu«
samnien. Unseren Souverainen und uns allen liegt daran, dafs nicht
^ landfremde Hieräi^chie insgeheim die Gewissen beherr.^che.
Ungeachtet, ein Wi<?dereinschleichen des Jesuitischen Ordcussj«
Sterns offenbar der katholischen Kirchcn7erfassung, der bischöf-
lichen Würksarokeit , und besondars der Seculargeistlichkeit, wie
die alten Erfahrnngen beweisen f weit mehr als dem Protestan-
tismus schaden würde , so warnt doch auch dieser gern in
«Zeiten* Wenn aber französische Blätter solche Jesuiten,
wie dieser Christian Mensch, auch für Protestanten taeU«
nen, so überlälst man sie ihntn gewifs ohne Meid. p.
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Obligttio id peoMkiiiii tiiui Monita f mmU der Jfsoiten. « 37
9, Cum exopt^t Societas^. universas suas Constitutiohes,
Declaratione« ac Vivendi Ordinem omnino juxta* nostrum
Institutum, nihil in ulla re declinando, obtervari; optet
etiam nihilominus^ suos omnes aecuros esse vel cert« adiu«
yari| me in laqueum ulliut jfeccati^ quod ex vi Constitutionum Act«
jttsmodi out Ordinationum proveni^^ incidattt: visiim «st 'iiobis
in Domino y exeepto exprfisso Voto, quo Societas Siimmo
Pontificipro tempore existenti tenetur ac tribus aliis essen«
tialibus raupertatis, CastiCatis et Obedientiae, nullat Consti'»
tutiones^ DecJarationea vel Ordinem ullam vivendi posse ohli»
gaiionem ad peccatum mortale vel oeniaU inducere ^ NISl Superior
ea In Nomine Dopiini nostrijesu Christi; vel In, Vif tute Obedientiae
juberet ; quod in rahus vel personis illis^ iii quibiis judicabitur,
quod ad particulare uniuscujnsquey vel ad universale bonum
multum convenifcty fieri poterit^ et loco timoris offensaa succe-
dat antor et desiderium omnis perfectionis et ut major gloria et laUS
Christi Creatoris et Domini nostri consequatur.
Reo. giebt zuvörderst eine wortgetreue Ueberaetzung:
^,Da unsre Gesellschaft sehr wünscht, dafs sämmtlicha
ihre Constit utio nen , Erkl Sr ungen (derselben) und
die Lf eb ens o rdnu'ng *) allerdings 'nach unaerra Institut
ohne Abweichung in irgend «einer Sache beob*
achtet werden; nichts destoweniger auch wünscht ^ dafs
alle die Ihrige >icher seyen oder wenigstens Beihülfe haben,
damit sie .nicht in den Strick irgehd einer Sünde
fallen, die aus der Kraft solcher Constitutionen oder
Verordnungen hervorkfime». hat es uns gutgedünkt in
dem Herrn:
9,au8gen ommen das ausdrückliche Gelübde , wodurch
die Gesellschaft dem zur Zeit existierenden Summus Fonti«
fex verbunden ist, und (ausgenommen) die drei andcyre we- '
sentUcbe Gelübde, der Armuth, Keuschheit und Obedienz,
können keine Constitutionen , Declarationen oder Lebensr
Ordnung Verbindlichkeit zu einer Todsünde oder
*) Diese ist hauptsSchlich unter dem Tilel: Regulae Soctetatif
Jesu, Auetorltate septimae Congregatioois Generalis auctae, io
dem VoU I,, des Corpus Ins titutornm Societ. Jesu als das ^ ritt«
Hauptstück S\ 496 — 652 enthalten und ein vollständiger Beweis»
y^ie diese ,,Milites Christi** nicht das kleinste vernachlässigen f um
alles auf den Binen Zweck der Nostrateo sü conceDtrireD. Luk»
16, ö. P,
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38 OUigadö ad jpeoMtam «md MonitQ t^oreti dir Jesuiteo« •
Erlafs^Üpde etnfübren^ j^w^nn nicht ein '$up«rIor
„(Oberer) solche Dinge Im JNamen Unsern Herrn Jmu
y,Qirist4J oder: In ICrs^ft der Obediei>a befähle««; wel«
- ches (Befehlen) bei denen Sachen oder Personen wird
Seschehen J^Onnetr^ bei denen geurtheilc werden wird,
afs es zi^rn besondern Guten eines J(^den, oder ziim allge«
meinen Guten CO nvenl^re. Vnd »tatt der Furcht
vor.Anstofs trete an die Stelle — Lieble uhd Se'hn*
tucht aller VoUl^ omnren Ivei t un4 damit grdfs^ifre
Glorie und Lob Christi, unsers Schöpfers i;nd Herrn^
N erfolge,«« • , ' ^ u •
Wir bitten ünpartheüsche Leser erst diesen pfäffi^ch v6r»
wickelten Text sidh selnst in seine Bestandtheile aufzulösen»
Bleiben night als Vorschrift des Jesu iterordens folgende Haupt-
gedanken^fibrjg: a) Die vier Gelübde bringen m.it sich (indu«
cunt) Verbiiidl ichkeit ad peccatum mortale yel yelWale
— d; i. ihre Erfüllung darf nicht ipiterlassen werden, auch
welin daraus eine SQnde entstehen müfste. ( Der Sinn ist^
dafs den Gelübden alles aufgeopfert werden solle ^ und* wenn
^die. That oder das Unterlassen zur Erfüllung des Gelübdes
nöthig wird, der Gehorchende dadurch nicht eine Sünde begeht).
b) Ihre besondere Orcjep^constitutionen sollen (gewöhn^r
.lieh) :ni'cht einführen eine solche Verbin dHchk-eil:
zu einer Todsünde oder Erläfssünde (das heifjit,
es sey g<?wdhnlich nipht näthig , eher eine Todsünde oder
Erlafssüiide zu begehen, als sie nicht «u beobachten).
c) Wenn aber ein Oberer na^h 4^n Constitutionen be-
fehle, mit den feierlichen Formeln; Im Namen
Jesu Chris ti} oder; In Kraft def Obedienz, als-
.dann füh.ren sie ein (oder bringen sie mi( sich) eine
Verbindlichiceit| sey es zu einer Todsünde oder
Erlafssü nde^ ( — -* das heifst, alsdann gehe auch die Be«
obachtung der Jesuitischen Constitutionen allein andern vor,
ffnch der FuTi:ht, eine Todsünde oder ErJaTssünde a^u bege-
ben). Denn
d) wenn^ der Obere so feierlich befohlen habe, so solle
^ei dem Untergebenen wegfallen thnor offe^sae , d\e Besorgnifs,
(Gott) durch eine 7<>^^^^>^^6 o^^r Erlafssüiide. zu beleidigen.
An die Stelle splchef' Be^orgnifs trete (und gehe also über,
alles) die I^i^he unxl die Sehnsucht nach aller
(höcbs.ter) Vervollkommnung. (Sie liämen also dMurch
nicht in'laquwm jp^ccati ^ nicht in eine Verstrickung des Ge-
wissens ^ wie wenn sie eine Tod« oder Eriafisünd^ bäUcR
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OlUgado'ad peeeatnm ua€ MoniKa lecma der Jestiiceo« S9
begeben i^{hsen, weil vielmehr die höchstgute ^Tnten tioD/*
die Sebntucb; nach "AllvoUkonnnenheit, übe** alles gehe).
0)'Daraut erfolge dasi was der Orden V ergr öfser ung
der Glorie Qottes oder Jesu zu nennen pflegt«
Der Sinn iit demnach kein anderer, als was man längst
im allgepi einen ah Je»iii tische Moral hezeichnet: der Zweck
(die Intention, als Sehnsucht nach Allvollkommenheit, nach
dtaif was dem Orden Major gloria Dei ist) heiligt alle
Mittel. Es ist noch Gehndigkeit, dafs nicht die Beohäch*
tung der Constitutionen und Vorschriften in allen gewÖhnli«
chen Fällen eine Verbindlichkeit mitbringen soll, eher eine
Todsünde oder Erlafssünde zu begehen, als jene Beobachtung
zu unterlassen. Wenn aber der Obere diese Beobachtung
feierlich fordert, so geht iie ober Tod. Und Erlaf^sündcpi ; so
wie die vier Gelübde zum Voraus ausgenommen sind und im*
mer ihre Beobachtung über alles geben, das beifst, auch,
wenn eine Tod- oder Erlafssünde deswegen begangen werden
infilste, nlcht'nnterlassea werden soll.
Diese Gegeneinanderstellung beleuchtet srfir den Sinn.
Die Beoba(;htiing der vier Gelübde mufs dem Frofessus immer
über alles gehen. Er mufs sie haken, auch wenn eihe Tod-
sünde odtit Erlafssünde daraus entstünde; d. i. sie führen ein
üine obli^ationem ad peccatum vet mortah ifelivßniale. Davon wer(Wn
dann die Eifüllupigen der Constitutionen unterschiede». Sit ^
verbinden ihn nicht immer so, dafs er eher eine Sünde begebe,
als' sie untejrlasse; aufs er wenn der Superior feierlich die
Erfüllung ^ufgiebt. Alsdann sind ^ie den vier Gelübden gleich
gestellt und obligieren zu Tod- oder Erlafssünden,* das heifst:
die Furcht, eine Tod- oder Erlafssünde zu b.'^ehen^ darf den
feierlich Befehligten nicht abhalten. Die Obedienz für den
Ordenszweck gebt über alles, ist AllvoUkömmenheit.
Und gegen diesen Sinn der Worte und des Zusammen-
hangs will uns nun der Herr Pr o tes tant^ C h r i st i an
Mensch, bereden 1) Die Obligatio, pc/ccati oder ad pecca-
tum sey ein Pleonasmus; sie bedeute nämlich «ine Ver-
bindlichkeit, die NicKtbeobacbtung des feierlichen Gebots. für
,eine Sünde zu halten, sie sey also (S. 159.) eine obligatio ne*
gativa seu condem.^ns ad percatum conscientiae. 2) Sey die
Obligatio jeccnti sev> ad peccatum auch eine — Ellipsia
(S. 167>) nämlich: ad peccatum evitandnm.. Mit andern Wor-
ten; die obligatio ad peccatum sey ganz gleich der Formeln
feinem zu befehlen mb poena pescaii, daS ist, mit der Bedro*
luing, dafs die Nichtbefolgung S.ü n d e wäre. Der Sinn der
Stelle wUre alsdjfnn blos dieser: Die viev Gelübde nicht beob-
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40 , ObK|ado Mi peeoitlü» and Id^itt f ecireta d^r Jetniinp*
apt>t«P Ut ptccatum; die Coimtitutiones nlchtbeal^acbten ist
nicht pecdatum; nur wenn die Beobachtung feierlich befohlen
, wird, wäre die Niphtbeohachtung auch eine Sünde und mit
der Strafe einer Sünde bedroht.
Wenn nicljt schon die gans^e Manier dea Vf«. den Profes?»
aus ^iner scbUmmen Act von Jeauitens^huJe'ia sehr charakte«
risierte 9 dafs man alles darauf verwetten könnte ^ ob irgend«
eip protestantisch Erzogener eine solche Schrift ersinnen (wie
der Vf. i^ägt: beschaffen) köniue; ao istgewifs diese seine
' Hermeneutik entschieden jesuiti&ch. Obligatio ad -peccatum sey
.« Obligatio ad peccatum evitandum. Oder sie sey Obligatio
cond^mnans ad peccatun\^ eine Verbindlichkeit, die Nicht|jeob»
achtung einet feierlich airfgegebenen Constitutionsvorschrift
für Sünde aii halten , folglich als strafwürdige Sünde zu flie^
hen. Wir le^en P. IV. Constitution, et Declarationum c. 1»
p. 327« von Obligationes Missarum und ad jy^issas, Bedeu,.
tet di^s etwa obligatio cotutemnans M.lssavß ^ oder ad Mi ^^a in
evitt^aml Es w^^d vielmehr richtig erklärt p. 326. durch obli-
gatio ad IVXis^AS celebrandas. Und , was poch drängender ist
' — kann eitz Jesuite bfh£|upten: die Nichtbeobachtung seiner
Constitutionen gelte nicht in jedeip Falle als Sünde, wenigstens
als ein^ Erlafssühde ? sie werde nur eine Sünde, wenn erst die
Beqbachtupg feyerlich von einem Obern befohlen wäre? Auch
der Indes zu diesep X Theilen Ton Constitutionen setzt li^t er
dem Ai't* Qbedientiä — ganz geradezu: Suj>er\or«i posauttt o&/£-
garf ad peccatum in virtute Ohedientiae , quando id multum cönveniat»
P) ?d6. part. 6t c. $• Und der Verf« dieses Index Verstund ge-
wifs seinen Text.
Die P9ch umfassendere Frage ist: Wird nicht der Jesuite
diirch §ein ganzem System in die sittenverderblichste Meinung
versetzt: der Zweck seines Qrdens und daher die Obedien^s
gegen denselben gehe über alles > ihn nicht zu. Erfüllen ^ sey
die* gröfste Si\n<Je? v:
IDas wichtigste psychologische'Problem aber wird es, au«
den Statuten des Ordens selbst zu ersehen , wie es ihm mög-
lich wird, alle Einzelne, die er als Nostros zuläfst und behält,
.bis zu dieser Tiefe der Selbstverläugnung und ajso bis dahin
SU b.ringeuy dafs er jeden zum äufsersten, wozu er Fähigkeit
bat I als Maschine brauchen kann. .
Das schlinia^ste ist, dafs zu dieser Verwandlung des Men«
fCl^en in einen blofsen Stock,- ja in einen todten Kör«
f>er (I\ec. wird sogleich die Stellen anführen) gerade die hei^»
igsten 36gr>ffö umgedeutet und zur JVIisbildiing angewendet
vv'erden. vVas.ist, im riphtigen Verstände gedacht, heiliger^
als d^9 ,^llandein au^ liieb^ ZfU Gott«*? Da« Wollen def itVcr«
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OUigatio ad jmtoMixm vmi Monit« MereU der Jainiteiu 4t
berrlichong Gotta* und Jesu Christi«*? die Intention oder die
gute Absicht, ohne welche jede äufsere Handhing nicht mo*
ralisch gut^ nicht religiös, sondern b]ofses Naturprodukt ist?
Und gerade diese Begriffe benutet das Ordenssystem » um ib«
Ben y indem man sie in einem dunkeln Schweben und Ahnen
erhält, das Verkehrteste unterzuschieben.
Das oberste Mittel zur Angewöhnung an dieses Aeufser«
ste der Resignation aller eigenen. Ueberzeugung i«t der dun-
kle BegriiF: Major gloria Dei et Jesu Christi Moralisch* reli-
giös ausg^^ltfgt ift allerdings die Verheprlichung Gottes und' '
Jesu das höchste des Menschen und Christen, Aber was ist
alsdann der Sinn dieses Ideals? Gott wird nicht geehrt, nicht
geliebt als durch gottergebene Rechtschaffenheit , die nur
aus Selbstfiberzeugung und freier Entschlossenheit entstehen
kann. Gqtt und Jesus Christus werden verehrt, dadurch, .
dafs d^r Einzelne in der willigen, gottgetreüen Gesinnung
lebt, nur so zu handeln, wie er es als von Gott gewollt, als
mit dem vollkommenen Willen harmonisch dehken und einse«
ben kann. Das Jesuitische System hingegen setzt an die Stelle
der eigenen gewissenhaften Einsicht, ob eine gewisse Hand-
lungsart und die dabei zum Grund liegende (Besinnung von
dem vollkommen -heiligen Willen gewollt und geheiligt seyh
könne, ganz unvermerkt den Willen des bestehenden
Ordensoberhaiipts, welches durch die ganze kunstvolle
Construction der Ordenspyramide zwischen Assistenten und
Admonitorep so gestellt, auch schon durch seinen ganzen Lie-
bensgang so zubereitet ist, dafs es nichts anderes, als die
Allgemeingültigkeit, den Solipsismus des Ordens , als die
gloria Dei et Jesu Christi nur in dieser ihrer irdischen Re-
präsentation, wollen kann. Das geistige, also immer nur
durch Selbstüberzeugung mögliche, Reich Gottes wird in eine
äufsere Weltheherrschung umgedeutet, in welcher selbst die
Kirche nur Mittel' der Ordensmonarchie seyn müfste. Sogar
das Beispiel, dafs Abraham sich von Gott zur Aufopferung
seines Sohnes b^ehligt glaubte und dieser Ueberzeugung treu
handeln wollte, vrird Constit. P. III. c. 1. V, p. 3l7. dazu
gemisbraucht , dafs auch die Superiores bisweilen sol-
che Gelegenheiten, die Tugend der Obedienz und der
Armuth ?u erproben, std ndajorem ipsorura utilitatem spirJtua-
lem (um sie zur Allvollkommenheit zu bringen?) geben soll-
ten. Bis zu dergleichen Versuchungen also dürfen und sollen
»leb die Superiores an die Stelle Gottes setzen, und
die, welche erprobt werden sollen,dazu einüben,dafs selbst eli^
fulches Aufopfere sie nicht für ein msuiife^^umpeccatum haltea»
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42 Obliga^o «d peoetttilki und Mönifti tiset^ der Jeidtai. *
Diese pyrami4alische Hierarchie gebt vpn jedem Superior a»f -
die Untere, und ist dieseoi wii^der eben so tief angewdtnit als
individuell angenebm, weil sie wieder jüntere baben^ dire
ibner£«)ifcb , sobald sie von Amts- und Ordenswegen ibrieh.
etwas aufgeben^ wieder, wie wenh Cbristus selbst geböte^
geboreben, oder nicbt im Orden bleib<^n können, Dibse alle
aber und selbst die Untersten werden entweder hiebt äüfge» ,
nommen oder haben sieb von den ersten Jahren nur in den
Ged^tnken bi^ieingewöhnen lassen, ddfs der Einzelne gegen da^
Ganze der Gesellschaft Jesu ein Nichts, aber durch die Liebe
und Fügsamkeit gegen sie ein Tbeil ihrer AllvolHtommenbeit sey.
' Möchten doch dleßessern unter den Mystikern aller Zeiten
bedacht haben a#id noch bedenken, welch eine Folgenreihe von ^
Veükehrtbeiten ein einziger dunkler Hauptbegrilf, wenii er
unentwickelt Und daher den verkebrtesten Auslegungen ausge-
setzt, obenan gestellt wird, erzeugen kann. Aacb den-My^
stikern macht das unbestimmte Hindeuten auf Li eh 6 Got-
%es^ auf Sehnsucht nach All vollkommeiibeit.— die
unbescljränkteste Aufopferung alles Wollens, — ein J>Jichts.
wervden , um Hn Gotfallfes zu werden — zu Lieblings worteri.
Es wird ihnen möglich, gfinze Moraisysteme auf die Liebe
zu Gott zu bauen, ohne dafs sie sieb und andern mit. klaren
Worten bescbreiben, worin denn diese Liebe Gottes in ihrem
Gemüth selbst bestehen^ solle und sich kundmache. Kein
Wtinder, dafs alsdann, wenn unklare. Gemütber, die nicht
einmal sich selbst zu verstehen und was in ihnen vorgebt, '
sich deutlich zu macben surbefi, aucb anderswo unter, an-
dächtigen Mienen und Gestalten von der Ehre Gottes^ und
Jesu, von der Liebe und dem Sehnen nach AHvollkommenbeit
als von dem Höchsten viel erschallen hören, ebendaselbst
Geistesverwandte zu seben vermutben , mit empfindungsrei*^
eher Duldsamkeit sich „allem, wo nur Jesus Christus geprie-
sen werde,** anzubequemen beredet werden können. Fragen
aber sie und wir das Corpus Institutorum des Jesiiiterordens^
was nun hier Liebe Gottes und Allvollkommenheit ist, so
schallt überall die Antwort ; An Gottes Statt müfs Dir Äeyn der
Superior, vom nächsten bisliinauf zumOrdefnsge^erafund zum
rabst, so weit die Ordensschlaubeit diesem in Beziehung auf
Aussendungei^zurGlaubensverbreitungEinflufs geöffnet bat ! — .
Für den Denkglaubigen ist I«iehe Gottes^ die freie, frohe
Willigkeit mit <lem Willen der Gottheit Eines zu seyn , aber
*;r lieht in dem Ideal des Vollkommnen das Heilige, das was
ttneigenniVtzig , vor der gewissenhaften Selbstttberzeugnrig,
)lecblsch<^irei)beit ist. ^ui durch das Wollen des Rechten mit
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Obligaäo ml peeettn« ujtA M«mM Meret« ^«r Jtt«iitiK 43
dem Tonkeaiineitwolleiiden i^^ barmoiiteren^ bei^utst^r swar
zur Erkenn tnifs des RechteQ;auc|i alle Offenbabrung und Auf-
klfiriing von Andern, aber »ennbch ist die eigene gev^istenbaFce
Ueberseugung ibm die letzte Instanz nud £ntjicheidiini{, welcbe
er treu zu befolgen, entschlossen bleibt. Dagegen besteht nach
den 3esuiterstatuten die JLielHs Gottes darin, dafs jeder in je-
dem^ den ihm der Orden in irgend einer Beziehung vdrsetzt,
Gott selbst und Jesus Christus erkenne und >ilso, was ihm
derselbe als Willen Gottes aufAiebt, mit der ilulsersten Selbst-
rerläugnung schleunigst befolge*.
Der Schwur des Trofessus (F. V. Declar. c. 3* p^ 370.)
gilt Fraeposito Generali Societatis Jesu locum Bei unenti • • vel
Vice Fraeposito . . locum Dei unentU Das grofse Wort : Will«
Gottes^ dient also nur, um den WiJleh des Ordens-
generals zum Allerböchsren zu erheben, um den Willen
der im Orden regierenden zum unbedingten Beherrscher aller
Mitglieder, und durch diese immer weiter zum Beherrscher
aller Glaubigen und Affiliierten zu machen. *
Dies ist die Folge (und bei den Schlauen auch der Zweck)
des immer wiedertönenden JHerabsetzens der menschlichen ,
Vei^nuntt in religiösen Dingen, woran nur diefes wahr ist,
dafs freilich y wenn die moralische Religiosität von der Ge-
wifsheit des N ich toffen baren abhienge, welches der schola-
stischeOrtbodovismus doch als das Unentbehrliche derOffenbah«
rung geben will, der Vernunftgebrauch vieler Einzelnen dazu
nicht hinreichen würde. Desto gewisser aber ist, dafs zu
dem, was in der Christuslehre das nothwendige isf, auch di6
menschlichen Fähigkeiten des Einzelnen gar wohl zureichen
uiid ein jeder durch christlichen Vernunft glauben so weit, als
es sein Geist überhaupt nach seiner jedesmaligen Biklungs«
stufe vermag, zur geistigen Gottesverfehrung durch Recht-
schaffenheit kommen Kann und soll. — Jeder hingegen kommt
am allerwenigsten zum wahren Gott, wenn er sich irgend
einen Menschen an dessen Stelle setzen lüfst, der den Selbst-»
gebrauch der göttlichen Gabe in ihm tödtet und ihn eigent-
lich demoralisiert, da nur das aus Selbüberzeugung G^fwollta
die moralisch religic^se Tl^at ist,
i^war wird dem Willen dieser jesuitischen Gottesreprä-
»entanten wieder ein grofses Wort: die desfo grofsere
Verherrlichung Gottes! untergelegt. Nichts soll VVille
dieser Stellvertreter Gottes seyn, als was in majorem gloriam
Bei dem besondern Wohl des Einz^nen oder für ein allge-
meines Gut convenie're. Aber ist denn dieses die von
Jesus Christus, ans belle Licht gebrachte Verehrung Go^-%
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44 ObUgitio ad p«ooatiim vaaSL Monit% seereU der Jeauked.
ten iia Oeiste 9 .da£i, der gaiuse Orden und durch diesen^^
wo möglich, die ganze Christenwelt dazu erzogen'und bewo^
fjen werde , all ihr geistiges Wissen und Wollen in die gö^t-
iche LiOCiMntenenz eines Ordensgenerals und der voi^ seinem
, Wink abhängigen übrigen Superioren zu resignieren., Selbst
den Rector jedes CoUegiums sollen id^ie Untergebenen nach
Constit. P. IV. c. X. p. 349. magnopere revereri ... als einen^
^cii Qhristi Domini nostri vices ^erit^ liberam sui ipsorum rerum*-
que suaruin dispositionem cum vera pbedientia ipsi relin-
quendo, nihil ei^ clausuni tenendo , ne consclenttam {fuidem. propriaifg
• . *non re'pugnando ^ , itec ./^^lla ratione judicinm proprium ipsius
judicio CQmrarium demonstrando , ut per unionem ejusdem sen-
tentiae et voluntatis atque per debitam submissionem melius
indioino obsequio conserventur et progrediantur. Und gerade
Jbei diesem Hauptpunct, daTs /man vor dem Super ior niphts^
auch das innerste Bewulstseyn nicht verschlossen halten dür^e^
ist ebenfalls der Ausdruck gebraucht, dals ,im Examen da^
Wahre zu sagen obligatio ad peccaium esse debet.s, Exam, gen.
c. 3, Decl. p', 260. wo «s sich von selbst verstünde , dafs Un-
wahres zu sagen obnehinSünde wäre, also die Verbindlich-
keit zur Sünde .wieder den Sinn hat, dafs hier alles dem exa« '
aninierenden Obern entdeckt werden müsse, auch wenö daraus
ein \peccatum mortale vel veniale entstehen könnte. Mit ei-
nem Wort: Das überall so gefährliche Princip des Auctori-
tätglaubens , der blindesten Hingebung eigener Ueberzeu*
gungin die WillensnieiTiung landerer, erscheint dtircb diese*
Ordensinstitut aufs höchste gesteigert. Und desto furchtbarer
wird diese Steigerung, weil dazu die heiligsten Ideen: Wille
Gottes, Verherrlichung Gottes, als Misleitung blöder Gewisser!
durch das Verdunkeln und Umdeuten der wichtigsten Begriffe
gemifsbraucht, und weil zugleich dazu alle Mittel verkehrter
Erziehung und Angewöhnung statutenmäfsig angewendet wer-
den. Ohne diese durchaus berechnete l^unst würde auch die .
Ausfülirung unmöglich seyn, ' \
Sehr richtig nämlich weifs dieser Ordensgeist nach Pars
VI, c I» p. 375. dafs die „ sancta Obedientia'* nicht nur be-
stehen solle in executipne, sondern im Wollen selbst und im
^ Verstände, Die Instructio ad reddendam conscientiae rationem
justa niorem Societatis p, 575» fragt jeden: quomodo se ha-«-
beat circa Obedientiamlnt^lUctus. Hier ist die höchste Schule,
auch allen Verstand der Obedien^ des Glaubens, aber nicht
gegen Christus, sondern gegen die Ordensgottheiten zu un-
terwerfen. Der Jesuite Äoll nic^it nur, wenn der Superior
winJ(t| ehe er 4^a halben 3uchataben gaiiz aus«
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OMIgatlo «d peeeatum und Moniui leeieta der JetnHmi. 45
schreibt, den Befehl ausüben; er soU' alles eigene Urtheil
mit einem ,, gewissen blinden Gehorsam verlSugnen (omhem
sententiam ac Judicium nostrum contrarium 'cajeca quadam
Obedientia abnegando) und zvirar dieses in allen Dingen, die
. vom Superior verfügt werden , wo nichtbestimnat wer«
den kann, dafs eine Art von Sünde dazwischen
trete (in Omnibus, qnäee a Superiore disponuntur , ubi defi»
niri non possit 9 quomadmodum dictum est , aliquod peccad genui in»
tercedere^
Diese ausdrückliche Ausnahme, dafs in allem zu ge»
horchen sey, wo nicht (sogleich, ehe man den halben 3uch«
Stäben ausschreibt) bestinfmt werden könne, dals eine
Sunde dßz wischen trete, will der angebliche Protestant gel«
tend machen, dafs demnach der Obere nichts mit einer Obli«
gatio ad peeeatum mortale vel veniale befehlen könne.
Auch sagt bei dieser Stelle die Declaratio 3.' allerdings j
Hü]u8 modi sunt illae ompes, in quibus nuUum manifestum est
-pwctxtmn. yon gleicher Bedeutung sind einige andere Stellen,
wie im Summarium Constitut. nro 3l. p* 501., besonders Cor«
stit. P. III. c, 1. §.23. p. 3 16. wo nicht nur äufsere Folgsam-
keit, sondern das Bestreben verlangt wird, interius resig-
nationem tt veram abnegationem propriae voluntatis etjudicii
habere, voluntatem et Judicium suum cum eo quod Superior
vult et sentit in omnibus rebus ^ übt peeeatum non cemeretur [ir|
allen Dingen, wo nicht ein^ Sünde augenfällig ist]
omnino conformantes; Aber gerade auf diesen Punct beziehe
sich dann die Ausnahme, das NISI^ des Kap. V« Drei Un«
terJcheidungen ergeben sich, wenn man die zerstreuten SteU
lep zusammenfafst. Befiehlt der Obere: sonst l) plötzli«
che Befolgung Regel. 2) Ausnahme für den Augenblick
ist nur, wenn das Befohlene bestimmt und offenbar
eine Art von Sünde, entweder eine Tod- oder Erlafs«
Sünde ist. — ^ (^definiri potest, cernitur^ ut manifestum peccatum )
Aber 3) eben diese augenblickliche Ausnahme wird iann wie-
der durch die Bestimmung aufgehoben : nisi Superior ea in
Nomine J. Chr. vel in virtute Obedientiae juberet. Alsdann
nämTich mufs der Superior, wenn er so feierlich spricht, -die
Sache überdacht haben, also das richtigere wissen; und jeder
ohne weitere Widerrede hat sich zu überreden *) (p. 375.)
*y Diese locui olassicut verdient von allen , nicht nur von .den Je-
suiterfreunden Sondern auch von den«o , die ivenigstens Jesmte-
irei dulden und nicht yerabseheuen wollen , gaas im Originaltext
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Öoogk
46 • O^ItgaH« ad peM^fttum und Monfta seeteta dtr Jemlteoi
dftfs die^ welche tmter der Obedieni^ leben 9 von der gOtt«
liehen V o r »p h u n g durch ihre Obern sich tragen und re-
gieren lassen sollen, ebenso wie wenn sie- ein Gada«
v.er wären» das sich wohin es irgend sey, tragen und'a^if^
jede Art behandeln läfst, oder gleicnerWejse wie de^r Stab
e i/n es Alten, der , wo irgend und in welcher Sache er,
welcher ihn in der Hand hält 9 ihn gebrauchen will y, dazu
difnt.V ' ^
Dies 'Sind entscheidende GrundbegrifiFe, mit denen auch
das ganze ,Sys1^eni zusammenhängt* Denn — . sö^ fügt die
Stelle noch den Grund hinzu -— ^o (als Cadarer oder ^tock in
derMIand des Alten) gehorchend ist er schuldige jede
Sache, für welche ihn der Obere zur Hülfe des ganzen Reli -
giöns- Körpers anwenden will (Religion afcer steht hier nicht
einmal für.Kirchenthum, sondern-als Synonym des Qrdens) mit
heiterem Gemöth zu vollz,iehen ; für gewilla haltend, dafs er
a uf diese W e ise viel mehr, als durch irgend etwas
anderes,. da$ er seinem 6 i genen Wi llen und ver-
schiedenem Urtheil fo.lgend leisten könnte , dein
göttlichen W iU en ,en tsprech en wird, Oder Wie
p. 300. auch wieder eine unter Freiwfpltenden geltende
Grundidee durch Üebertragung auf die durch OrdensobedienÄ
Gebundene mifshraiicht wird : — das Wohl des Einzelnen mufa
dem Bonum universale Societatis weichen T '
Wenn also viele ihren Willen und ihre Urtbeilskj-aft in
den Willen einiger — zwar genannter, aber der Sache
nach U nb-ekan n t er, und Nichtverantte^ortlicher — Ob-ern
resignieren, verlUugnen, sich der gröfseren Convenienä
aufopfern j alsdann entspi^echen sie am besten- dem Gottes«
bewundert xu werden t ^iOmnem Sententiani äc fudicium nostram
contraHum caeea quadam Obedien^ia ahnegändp et id quidem ,
in vmnibus^ quae a Superiore di^i^otiMjitxxT^ ubi d eßniri non pos-
fit, quemadmodtim dictom est ^ aliquod pedcati gehus iptercedere«
^Et sibi quijque persiiadeat, quod, lywi sul Obeäientia i>i0unff
fauch die Affiliierle?] se ferri et r€gi d dwina Providentia per
Supetiores ;Suos sinere dehentf -perinde ae si CAD'AFER etsentj -
quod qnoqno versüß ferri et qubcunque ratione träctari se sinit;
vel similiter atque senis haculus ^ qut ubicunqüe et quacunqu^e in
re velit eo uti , qui eum manu tenet , inServit, , •** Del* Seirex.
ist liier die graue Weisheit der Ordeusobern. An die Stelle der
"a^les wörkeuden Gratia des heili|;ea Augnstious irill dlo divioa
Providentia per Superiores«
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OblafSAti« ad ptoeaünn na j Mdiut« «MM« dn J#MMt<o. 49
wUlen und Verden, wie Stöcke f oder.Leicbiuiiiie, von. der
gottlichen Vorsehung getragen und regiert. Dies ist deTyall^
menschliche Selbst Verpflichtung und Selhstüberseug^ng.aus*
rottende, die Untergebene su allem kraft der Obedieus Ge*
botenem fäbigmachende Orden9geist. Das näoiliohe ist im
Suannarium Constitutionum nro. 36. p* 502. und natOrlicb
folgt, was dann nr. 42. p* 503. ausdrQcklich gesagt ist, dafs
auch keine Schrift von Jesuiten ohne Einstimmung der Obern
«rscheine. Um so gevirisser ist, dafs, was diese als Lehren
enthalten, 'der Sinn des Orders ist. ,;Id^m sapiamus, idem,
quoad ejus Aeri possit, dicamus omnes, jiixta Apostolum.
Doctrinae igitur diffsrentes non admittantur, nee vsrbo in concio«
ii'ibus publicis, nee scriptis Hbris, qui qmdem edi non pote*
runt in luceui sine approbatione atque consensu Praepositi
Generalis. Imo et judiciorum de rebus agendis diversitasy
quae m^ter solet esse discordiae^ qitäntum iiert potest, evi«
tari 4ebet» Wäre die gesamiute-Christenheit erst bo weit zu
bringen, so wären, allerdings die Regierenden Alles. Nur
würden nicht unsre Kegenten, Minister^ Richter, Käthe und
Ortsobrigkeiteu die Regierenden seyn, sondern der Jesuiti«
sehe Ordensgeneral mit all den Superioren^ denen die Obedi«
entia cum obligatione ad peccatum zukommt, sobald sie unter
der Formel: kraft der O bedien z! befehlen wollen.
Woblbedäcbtlich und damit nicht Gemüthliche durch Ueber«
treibung doch zu einigem Widerstreben gereizt werden, wird
noch bestimmt, dafs die Obern das feierlieh -entscheidende:
Kraft der Obedienz, sehr selten gebrauchen sollten
S, Kegulae Kectoris p. 546« nr. 8« Kegulae Praepositi nr. 9.
p. 535. Aber angeweudet ist zum voraus, während des zwei«
jährigen Novitiats, für welches P. I. II. die feinsten psycho-
logischer! Regeln angeben, alle ersinnlicbe Kunst, dafs Keiner
adinittiert werde oder bleibe, von dem nicht, durch vielfaches
Beichten und Beschreiben seines ganzen Lebensgangs,' diese
vollkommene Hingebung zu erwarten ist, dufs^ selbst wenn der
Koch des Hauses i..ülfe verlangt, er die Stimme, wie wenn*
sie vom Herrn käme^ anzusehen habe. £xamen gener. c, IV.
29. „nolentes suo proprio^sensu duci, nisi ^onveniat cum
judicio illorunty quos Christi Domini nostri loco hahent^ P. 3 12.
Ccmstir. P. Hf. c. 1. §. 12.. Und dies ist so sehr auf das
ganze Daseyn des Hingegebenen ausgc^dehrt, dals dtrselbe
sogar schon in dem Votuiii siiiiplex (Constit. P. X, p. 45v5 am
Ende) geloben muls, keine Di^nitat auiser dem Orden ohne
dessen Willen anzunehmen, wenn es ihm nicht von einem,
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4^, Obligatio ad peeeatüm ni^d Mönit« seereta der Jesuiten«
detsnhpoendjfeceatl*')OheAienz fördere, I»eFoblen Werde,
Und auch in diesem Fall 'soll er f'Qr jedes andere Amt immer
jTOch den Üath des Ordensgenerals gerne annehmen und ihm
feborcHei)^^^w^nh er ihn für besser als seinen Einfall halte. £>a
ieses Wfenn eih. eigenes judtcare zusulassen- scheinen
jfeöchte ,^ >SQ ist sogleich hinzugefjagt : Omnia' int^liigendö
juxta Söcietatis Jesu Constitutiones et Declarationes. In die«
sen aber ist das Meliora judicare, quae Inferiori in menten;»
i^niunt) schon gänzlich ausgeschlossen. Selbst bei leiblichen'
Bedllrfnissen darf der^ Dahingegebene zwar den Superior
achriftlicB bitten , aber ist schuldig, ;,sich zu bereden^*, dafs^
was dem Superior, wenn er die Sache verstanden hat. In
Doipino gu;tdünke, ihm zum göttlichen Gehorsam dierte (p.
3.1&.) ^^^ sogar dem Erkrankten gilt nur dieses: Obedientiam
c)it FaCientiam ex.erc&at, relicta cura rtliquorum ornnium Superiori '
ac ejus ministris -per quos adivina Providentia regitur p. 321.
Vergessen haben jetzt freilichvdie Meisten, was vor Aufhe-
bung' des Jesuiterordens spröch wörtlich als La Pfoviäence allbe-^ /
k»|int war. Aber soll und mufs denn imm^r al)es^ was Geschichte
und bittere Erfahrungen gelehrt haben, so bald w^ieder verloren
fif^n ? Dafs doch Kegenten, Bischöffe, Seculargeistliehkeit
mcht erst. noch ^einmal dlle die Erfahrung^fn durchmachen müs-
sen , die ihnen damals lange genug bis zum Unleidlichen sich
aufgedrungen hatten und ohne welche jenes Zusammenstimmen
und Zusanmienwtirken zur Aufhebung dieser geheimnifs voll-
sten Verbindung nicht denkbar gewese/i wür*. A^ leichter
man in einem Zeitraum, wo man so vielerlei kitcJHIChen und
politischen Aberglaubens los geworden war , dessen «vergeÄ-
sen konnte, wie kurz vorher noch der Jesuitische Geist in
Thatsachen sich bewiesen hatte ; desto besser thun solche Ein-
geweihte, wie Christian Mensch, der Protestant, wpnn sie
durch so schlimiiieVertheidigungen einer noch scblimmereni'Sdche
aufs neue zum Erforschen der Jesuitischen ungeanderten Ge-
sellschäfts r Grundsätze hinnothigeh. . ' '
^) lu mehreren Stellen schreiben die Jesuid«che Constitutionen anoh
dem Fabste lu, dafs er theÜs obligare könne su^ poena peccati,
■ theils obligare ad peccatum. Bes. ist Constit, P« IX, p, 433«
dem Fabst zugeschrieben, dafs er zur Üel^ernahme einer Kirchen-
wurzle den Ordensgeneral. könnte Oonipe|Iere Obedientia^ quaß
ad peccatum ohligäre possetf oder ad peccatum ohliget f nisi f«#
ad effectum perducatu'rj oder p* 429« ti priMf ^pftf poiuifex nOA
compelieret, quod ad peccatum obliget.
iBeschlufs folgt.)
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N. 4 . 1825;
Heidelberger V
Jahrbücher der Literatur^
Obligatio ad peccatum and Monita secreta
der .Jesuiten*
I
/
Aut sint, ut sint, aut nofi #int»^ sagte ihr General^
Ricci« Und Ganganelli erwiederCe : Ergo non sint. Und ebeil
so werden sicher alle Regierungen » (entweder zum voraui
oder wenn abermals erst neue Erfahrungen genug gemacht
sind?) entscheiden müssen: Da sie nicht besser seynwolleiif
als sie war^n , so dürfen sie bei Uns nicht seyn I Dafs st«
auch in der Froselytenmacherei für den Orden, dessen Che*
diens Obligationes ad beccatum für baculos et cadavera ei^iffth*
ren will) wieder sind, wie aie warei;^9 hat K, Alexander am
schnellsten bemerkt und das : Nostri non Sinti krllfti|^ au«|^^
Sfrochen»
Die Bweite oben genannte Schrift bezieht sich ftach der
Vorrede auf das wichtige Zeitereignifs« dafs -nach s^hssig*
jähriger durch gerichtliche Untersuchungen motivierter Ver«
bannung der Jesuiterorden wieder » unter der Gestalt von Mis«
sionarien gegen die Ungläubigen, durch gsnt Frankreich ohne
Rficksicht auf die * öffentlichen Gesetze sich verbreitet hat.
Auch dieses ist ein ursprünglicher Theil des Ordensplans, dala
der Orden sich aufser den gewöhnlichen S Mönchsgelübden
noch ein besonderes Gelübde der Obedienz gogen^en Fabst
zuMissioneM aufgelegt hat. Durch diese besondere Unterordnung}*
unter den Fabst gewann der O. den Vortheil, überallhin unter
einer Auctorität sich senden Jassen zu können, welcher andere
Orden und der Secular-Klerus sich nicht so leicht widersetzen
konnten. In Beziehung auf den Fabst selbst aber konnte die
innere Ordensmacbt. durch diesi besondere Unterwerfung nttr
fcheinbar etwas von ihrer Unbeschränkth^it verlieren. Denn
«ehr klüglich erklären die Constitutionen F* V. c. 3. Declar. C.
dafs die besondere Obedienz ^gegen den Fabst nur die Inten*
XVin. Jalff» i. Heft. 4
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50' "^Obligatio ad peoeatum und ^omta tecreta der Jesuiten,
t i o n habe , sich zu Missionen üherallhin gehrauclien zu
lassen. Tota intintio quarti hujus Voti^ ohedieqdi sunimo Ponti-
fici, fuit et est circa missiones et sie (und nicht ausgedejinter also)
intelligi oporte e| Ititeras Apostolicas, ubi de hac Obedientia
loquiinlur „ m omttibus^ quae jnsserit Summ, Pontifex et quo-
Cunque niiserit etc.*^ p. 370. Das y,ii* omnihus** erklärt diese
Hermeneutik von dem Missionswesen allein und der rcimiscbe
' St^ibl hat auch die besondere Obedien^ des Jesuiter -Ordens
nie erfahren 9 auiser wenn sie dem Locuuitenens Dei im Ordeh
selbst angenehm und nutzbar war. Auch restringuiren sie-
sogar bei den Missionen die Statuten in mehreren Stellen so,
^aTs der Ordensgeneral wohl ohne den Pabst, dieser aber
nicht ohne ihn mittieren kann, wie er es für gut hält.
Unter diesem Titel von päbtstliohen.Missione^i fanden
die aus Frankreich nicht erst durch die Ilevolution , sondern
durch das Köni'gthum und die Parlamente Verwiesene vpr
und seit ibv^r pühstlichen Repristination neue Zugänge, sp
dafs^nun^sogar schon mitten in Stralsluirg das Müuster von
ambulierenden Controverspredigern vviederschallt. Die Vor-
rede beruft sich auch auf einen Bericht- (von Hrn. v, Portulis
als ät^atsrath) und einen BeschUifs des Staatsraths gegen die
Geistlicl^en^, welche sich in Frankreich unter depi Namen der
V<iiter des Glaubens, ^es heil. Herzens Jesu und ähnlichen Be/-'
nennungen niederlassen, und giebt von diesem Bericht 'S. l38
bis 149* Auszüge, nach denen sie „als verkappte Jesuiten^« cba«
rakterisiert werden, die den Einrichtungen der alteu Jeauiteii
folgen, deren iQrundsätzis ausüben und deren Bestehen mit
den Xjefetxen der galliqanischen Kirche und den anerkannten
Rechten der Nation unverträglich sey."
Was die Monita Secreta betriiFt, so bat Rec. schon einmal
in diesen Jahrbüchern darauf aufmerksam gemacht, dafs ihre
Aechtheit, soviel er weifi , unerwiesen ist. Der ,, Jesuiten-
fei/id*' <ern Vertbeidiger der Jesuiterei von l8l7,) hat dem
Reo. nach Zelotenart Vorwürfe darüber gemacht , dafs er nicbk
die Unüchtheit erwiesen habe. Aber dies vermochte der Rec.
aii4^h nicht; und selbst durch das, was der sogenannte Jesuiten-
feind S, 2—» 52, darüber wortreich angiebt, wird weder die
Ae^htheit noch die Ünächtheit dieser berüchtigten, übrigens
2M nicht Selten abgedruckten, Geheiminstructiouen historiscb-
critisch dargethan. Könnte mir von Unterrichteten pro oder
contra etwas E^ntscheidenderes mitgetheiU weiden,
als der sogenannte J u sui ten Feind '(.Verf. der Zeug*
nisse für die Gewalt der Kirche und ibres Oberhauptes) schon
gesammelt hat^ so würde ich es mit Vergnügen bekanntet
luacben.
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Obligatio ad peeeatnm und Monlta seerefa der Jf3uiten. 51
Der Schi ufa tat^ dafs man die temporalia Societatia^ aber
prudenter et äecreto , extendieren und dadurch aurea secuta
der Kirche hifrbeii'Qbren aolle. Nach den Constit P. IX. c. 3.
hängen auch alle Geldaachen ; Contracte etc. vom Ordens«
general ah; uiid gerade dieses hat bekanntifch in Frankreich«
da Ordensmitglied*;r niclit prudenter et secreto durch grofse
Wechselgeschäfte das Ordtnsvermögen vergrößern sollten, den
Protest aher doch der Ordensohere zu decken verweigerte «
die entscbeideride Parlamentsuntersuchung gegen ihn her*
beigeführt. Die Monita aber sagen: Eteniin e re Ecclesiae
omnino foret, si omnes Episcopatus a Societate tenerentur,
imo Sedes Apöstölica possideretur ^ praesertiin si pontifex
bonorum omnium teinpoValU princeps fieret* Wenigstens },cum
necesse sit ut veniant Scaridala^ pro tempore intervertendua
erit Status politicus et incitahdi principes nostris familiariter
utentes, ad bella mutiia et importuna, ut sie ubique Societas
imploretur ac impendatur reconciliationi piiblicae. ,, , Deni«
qae hoc saltem conabitnr Societas e£ficere, acquisita Princi«
pum gratiä et auctoritate^ ut ab iis, a <^uHfus non amatur ^ saU
lern Itmeatur^
Aus dem Sach -Inhalt wird die 0nächtheit der Monita
secreta, nach Vergleicbung mit der Geschichte und den Strei«
tigkeijten, welche der Klerus und andere Ordrn immer mit
den Jesuitei'n hatten, schiff eilich zu erweisen seyri. Die Spra-
che ist selten etwas besser , als das Möncb.sla t eiä, ini
welchem die Constitutionen, Declarationen , Vivendi Ordo
u, dgl, geschrieben sind. Eine der grofsen Meinung v#li den
Yorzdgeri des Jesuitischen Schulunterrichts gar^s widef^re-
chende Art von Latinität! Die hier gelieferte Uebersetftüng
aber ist (s. zuni Beisp; S; 13 1* §• 8) nicht genau genug;
i/; £. C. PamUi:
Elemeni. d* ecohomie polittque -pair J* Mill^ duteur de Vhisio^-de
Vliidei träduiti de VJrigläispar J, T. Parisot. Parti ^ Bos^
sanoe ßeres; 1828^. FJJ und 5i8 S. 6;
Uimentk der ^atiöndtökohömie i); JäkoH Mill,** i^ aus dem Engl;
iiherietzt oon Ü» Jd d dl jfih Ludw» von Jäkob^ K. Pr» Res^,
Assessor utid Ob: ZolUlnsp. Mit Zusdtztn vöni Staat srath von
Jäköb; Halle ^ küüinuti 1824. Xl^l it. 432 S; 8.' 4^. 3 kr;
tJaÜOi^igiii^ isi: 1821 zil London unter dem Titel: Ele-
itkiiti öf poiui6a1 Udiiöitiy erschienet; llec. hat es nicht zul^
4f*
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SZ MiliV Clemens d'eoonohüe polUiqnt.
Hand un4 kann daher über die. Güte beider UeheVsetawn-
gen, jede einzeln betrachtet, nicht uttheilen. D4 a])er beide
genau übereinstimmen und in"^gl<?ichem Grade deutlich sind,
so läfst sich hieraus die Vermuthung bilden, dals sie beide
fut seyen. Gegen die Gewohnheit mancher französischer Üe-
e^setzer ist Paris pt eben so kurz ui^d bestimmt -als von
Jakob.
Das Buch verdiente übersetzt zu werden. Nur darf man
nicht einen Abril's der politischtn Oekonomie darin zu finden
erwarten, der etwa wie deutsche Lehrbücher die Hauptge-
danken zusammengedrängt enthi$?lte und auch dasNothigste von
der Literatur aufnähme, um dt^ii Anfänger auch mit den wich*
' tigsten ^trertfragen bekannt zu machen. Es ist durchaus kein
gleichförmiger Ahrifs der ganzen Wissenschaft, sondern eine
für Laien geschriebene Darstellung einzelner ausgewählter
Theije, wobei das Uebrige nur in kurzen Andeutungen mit-
genommen vi^ird. Ferner findet man, nicht gerade das allge«
mein Bekannte und Anerkannte, sondern hauptsüchlicb Ki-
,cardo*s Ansichten zu Grunde geJegt, d^ überhaupt in sei-
nem Vaterjan dev in dem gröfsten Ansehen steht, so dafs man
i\ E, zu seinem Andenken (er starb imSept. |823) einen eige-
nen^Lehrstuhl der politischen Oekpnomie in London gestittet
bat. Die vorliegende Schrift läfst sich füglich als eine ge-
rne in fafsli che Einleitung in dessen principles of political eco-
'.nomy ansehen, und in diesek Hinsicht ist sie schon nützlich
genug, da, wie die neusten literarischen Erscheinungen zei-
gen, Ricardo in Deutschland noch weniger gekannt ist als
in England und Frankreich. Dies mag zum Theile daher riih-
ren,. dafs die deutsche Uebersetzung seines AVerkes, durch
'diie sein System natürlich die meiste Verbröitung^hätte finden
müssen, höchst unvollkommen ist. Wer nur sie vor sich
hat, dem ist es so wenig zu verargen, Wenn er das Bjich
bald verdriefslich vi^eglegt,^ aJs dem Xeser der deutschen Üe-
bersetz-ung von Waverley ; wenn er an dem Ruhme des Verf.
irre wird. Wie in let.'.terem Buche aus dem Legaten d^s ^
Papstes (the»pope*s legate) ein Commentator Pope*s ge^
macht worden ist, so bähen sieh in der Uebersetzung R i'car-
?to*s die Physiohraten (the economists) in „Staats wirtschafts-
lehrer" verwandelt, und statt Ange}»ot uiuj Nacl^frage (supply
and demand) ist von „ Vorrath und Maugel«' gesprochen.
,Rec. , der sich zu dieser Bemerkung verjplUphtet fühlt, ist er-
bötig, so viel weitere Beweise, als man nur verlangen mag,
beizubringen. Sonst ist auch Rs. OrduTing nicht die beste,
die einzelnen Gapitel seines Werkes sollten in einer ganz an-
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dby Google
Mm f ^Umeos d'^coDomit poHiiqae* 53
deren Reilienfolge stehen , und man mufs hlTufig aus der Pole«
jnik gegen andere SchriftsteHer su enträtbseln suchen , was er
eigeiitltch sagen will. Wenn nun auch keinesweges Alles^
was er ausgesprochen hat, die l'rOf'urig aushält, vielmehr einß
einseitige ßetrachtnng.sweisö in ihm zu erkennen idt, wo-
ht^i einigen Fundamental&iltzen su Liehe den Erfahrungen,
die auf' eine Mancbfaltigkeit in einander greifender Ursaäien
hinweisen. Gehör versagt wird, so ist doch aufser Zweifel^
dals es der Mühe werth sey, seine Lehrsätze aufmerksam
zu durchdenken, und hiezu kann die vorliegende Schrift an-
regen. Sie hat cfen Vorzug einer inusterh:iften Deutlichkeit
und Bestimmtheit in den Erklärungen sowohl als in den Erit«
Wickelungen; die Darstellung erinnert bisweilen an die ma«
thematische Methode, ohne d:iL's man doch durch die Fwm
der Schule ermüdet würde. Wäre die Wissenschaft so ein-
fach, so leicht, "als sie sich hier ausnimmt,, wie hequem
loüfste dies für -die Ausübung seyn! Aber so ist es nicht, und
es wäre schlimm, wenn der Anfänger, der dies Buch zur
Hand nimmt, glaubte,* in ihm den Kern des ganzen Studiums
zu besitzen , während er doch in demselben voji tausend
Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten gar keine
Ahnung erhält. Den Kenner wird die Schönheit des Vortra-
ges nicht Menden, er wird aber sowohl aus der übersichtli-
chen Kürze, mit welcher von einzelnen Gegenstunden nur
Umrisse gegelK.'n sind, als aus der weiteren Ausführung ande-
rer willkommenen Stoff zum Nachdenken schöp'en. Von aller
literarischen Ausstattung hat sich der Verf. so fern gehalten^
dafs in dem ganzen Budte weder ein Citat , noch ein Schrift-
stellernaine , seihst A. Smith nicht ausgenommen 9. arisu-
treifen ist.
Die politische Oekonomie soll, wie die Einleitung sagt^
sich lediglich mit den Gesetzen beschäftigen, unter denen die
llervurhringung und Verzehrung solcher Güter steht ^ welche
man sieb nur mit Hülfe der Arbeit verschaffen kann, — ' und
zwar soll sie dies in Beziehung auf den ^taat, oder die Ge-
s«^llschaft. Demnach würde die p. (>ekono4nie, wie auch An-
dere-wollen, keine praktischen Lehren enthalten;, da nui>
fliese doch auch zum Handeln nothwendig sind,, so- würden^
sie wohl einer anderen Wissenschaft zagetheiltwerd^en müssen^
woifiher sich der Verf. nicht erklärt. Er sagt nicht, welche
Steuern man ^nlegen müsse und wie überhaupt dieBesteurung
am besten einzurichten sey, er untersucht aber, was für Fol-
gen diese und jene Steuer habe. Kec« hält dies Kestreben,
^idi vor praktischen Lehren £u bütea, füT eine voa Say
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54 Milly-^UmeDt d'dcoDomie poHti^oe*.
ausgegangene Selbsttäuschung mancher Schriftsteller. Die
hohe Wichtigkeit der politischen Oekonomi^ liegt eben darin»
dafs sie uns zeigt» was zu thun und zu lassen ^ey, und es
wäre verdienstlicher , die Anwendung ihrer höchsten Grund*
»ätze auf Gegenstände der Staatsverwaltung zu erweitern» was.
nur dann; mit^ entschiedenem Nutzen geschehen kann^ wenn
mkn solche Materien in das GeJ^iet jener Wissenschaft, auf?
nimmt.
Das Buch zerfäHt In 4 Capitel, welche vpn der l^roduction^
der Vertheilung, den Vertauschungen und der -ConSMmtioa
Iiandeln, Diese Anordnung ist ifehlerhaft,' ^eil man die Ver-
theilung nicht gut versteht, wenn man nicht ichon die ßediix*
gungen des Preises kennen geleriit hat, was auch der VeifV
selbst gefühlt zu haben scheint» da er im 3, Abschnitt des 2*
Cap. beuierkt» es habe hier Einiges aus dem 3. Capitel anti*
Cipirt werden müssen. Dis I^ehre von der Pro d actio n ist
auffallend kurz und ungenügend abgehai^delt. Bei der Ver-^
th eilung erscheint sogleich im 1. Abschnitt die Ric- Theo*
rie der Grundrente, entstanden durch »'erfolgung eines schon
von. Mal th US ausgesprochenen Gedankens und durch das
Bestreben, in allen Verhältnissen ües Verkehrs mit Beseiti-
Sung derConcurrenz diePröductionskosten als alleinherrschend
arasustellen. Die ^Rechtfertigung des fianzös, üebersetzer»/
darüber» dafs er landrent nicht mit feruiage» spuderh mit
loyer des terres gab» veranlafst den R,ec. zu erirvnern» dafs es
von Wichtigkeit ist» in dieser Untersuchung d^e von dem
Unternehmer des La^idbaues empfundene Grundrente uiil:
iet an den nicht selbst bauenden Eigenthümer e.n t richte-
%^n nichr zu verwechseln, ' Je;ie ist 3er Ueber^hufs des Er-
löses über die Kosten, und daher von Jahr zu Jahr veränder-
lick» diese st^ht während jeder Pachtzeit fest» bildet unge-
fähr den purchschnitt jener » kanri aber nach M^afsg^^be der
Naiphf rage und des Angebcits von Ländereien mehr oder weni-
ger yiiri ihr abyr eichen. Die neue Theorie geht, wie Pari»
sot S. 15 mit .Recht anführt» nur auf die empfundene» ver-
Jinderliche l^ente, welche als der Mehrertrag dei; fruchtbaren
Gruinlstücke über die minder ergiebigen''betrachtet wird. Der
Getreid^preis soll sich nach den Aosten des, Anbaues der
schlechtesten noch bestellten Grundstücke richten, also wird
er steigen , so wie man , um für die zunehmende Menschen-
menge noch genug Lebensmittel zu gewinnen»., nach Xind
nach schlechtere LMndereien in Anbau nehmen mufs. Nie-
mand wird in Abrede stellen , dafs die fruchtbareren Stücke
eher eine Rente abwerfen als die schlechteren, aber man führt
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IfiU y Clemens di*^»noiiikpoli(ic[iia^ 6fr
oft lielier Getreide ein^ als dafs mavi die letzteren I^estellt,
und darum ist d'ni Lage von greiser Wich tigJceit, so dai's auch
dann , wenn alle Grundstücke eines Landes von glt^icber Be*
söhjifenbeit u^ären , vi'obl eine Heute stattfinden könnte, dij?
vrenigstens so viel hetrüge, als die Kosten des Transports
von Getreide ans anderen Lündern. Ferner ist heim Getreide
nie ein Wolliges und dauerndes Zusammen treffen des..rreise4
mit einem Kostensätze zu erwarten, weil das Ange]>ot nicht
lieliebig vergröfserc und vermindert werden kann. Thoinai
Tooke (von dessen VVerk IVeC. nächstens Reriebt erstatten
wird) hat gezeigt, dals selbst 10— '20 Jahre lang das Getreide
zufolge der reichen oder schlechten Ernten fortwährend nie*
drig oder hoch im Preise stehen kann, die llecbnung des Land«
wirtbes ist also nie geschlossen. Die verwund))arste Stelle
der ganzen Theorie istdiese: K. und MiU' suchen dem j^iu.
wurle vorzubeugen , als sty nicht Qber^ll &o schlechtes Land
vorbanden, welches keine Rente trugt und dessen Atibauko.«
sten nur eben noch durch den Preis \des Getreides' gedeckt
werden ; sie sagen also,- es können auf ein und dasselbe Grund-
stQck mehrere Capitale zugleich verwendet werden, jedes wird
eine Erhöhung des Ertrages bewirken , aber in abnehmendeoi
Grade; wenn ein Landgut mit 12000 fl. Capi talaufwand- be«
wirthschajtet wird, so i>ringt es mehr rohe Stoffe, als wenn
nur 8 oder vollends blos 4000 ü. auf dasselbe verwendet wür-
den, die ersten 4000 il. aber tragen mehr als die zweiten und
diese wieder mehr als die dritten, es wird also das letzte 40« .
gewendete Capital gerade so, wie das schlechteste angebaute
Urundstack nur die Kosten ersetzen, ohne eine Rente abau*.
werfen. Allein es lafst sich aus landwirth^cbaftlicbcn flrfah«*
rungen da^thun, dafs man nicht dann die robejti Sto$e mit
dem geringsten Aufwände hervorbringt, wenn man^ zur Be«
nutzung des Bodens das kleinste Capital zu Hülfe nimmt ^
vielmehr werden die Kosten jedes goernteten $cbeffeU ^eria«.
. ger , w^enn bis- zu einem gewissen, nicht allgemein anzöge^
benden Betrage das landwirtbschaf^iche Betriebscapital ver-»
gröfsert wird. — Bei dem Arbeitslohn findet in^ici eine interes-^
sante Untersuchung über das yerbältnils^ in yirelcbem d\e
Volksmenge und das Capital zunehmen können J dec. Vf» '^^^r
wirft die statistischen Tabellen, upd sucht aus aUgemeineA
Abnahmen zu beweisen, dafs die Volksmenge. sich i.i\ kurzer
Z[rit verdoppeln könnte. Die Theorie der Statistik yi'ürde
ihm hierüber b^stimmtferie Belehrung gegeben ' haben. Man
wird nicht über 20 — 22 prCt, aller Lebenden in dem Alter
üvvijchen i8, un4 45 Jahren, innerhalb welcher die f^ucbt^^
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ß6 UiVt, iUment d^^onomfe poHci^e.
barWit der Weiter Hegt, annehmen dürfen, al$o nur 10—11
jnrGt. Weiber in diesem Alter. SoHte jede derselben ein Jahr .
ums andere gebären, so worden die Geburten 5 — 6i/2 Proc^
od^ 1/20-^1/18 aller Liebenden betragen. Dies ist wohl das
höchste, was man rechnen kann. Die geringste Sterblicfakeit\
mag den .Erfahrir^igen zufolge etwa 1/50 oder 2 Proc, aeyn^^^so
ist der iähr liehe Zuwachs im günstigsten Falle nicht über 3—
3</2Proc., woraus eine Verdoppelung in 23 oder 20 Jahren
folgte. Irland» Volksmenge hat «ich von 1788 — 1821 etwa«
Hber das Doppelte vermehrt, was jährlich gegen 2 Proc. Zu-
wachs anatigt. So schnttll können die Capitale nicht ver-
gröl^ert werden, was der Vf. aus ^er Betrachtung der Beweg-
gründe SU in üebersparen darthut. Die Sätze über die Bevöl-
kerung im §, IV sind der Behcraigung werth, wenn auch daM
tVbertriehen seyn möchte, dafs man eine hohe Zinsrente wün-
schen müsse, damit ein bcträchtlicbpr Theil der Gesellschaft
in behaglicher Mufse leben könne. Man sieht aus der ganzen
Erörterung, dafs Mill in Malthus Üedanken eingeht. -'—
Im 2. Abschnitt des 3. Cap, ist die Theorie des Preises ent-
wickelt, wieder gana nach Ricardo. Die Concnrrena wird
aufser Acht gelassen )- da sie nur vorübergehend auf die Preise
wirken könne , also bleiben als Bestimmungsgrund für diese
Mos die Kosten übrig, Welche wieder lediglich in der zur
Production angewendeten Arbeit bestehen sollen. Der Be-
weis des letsteren Satzes scheint dem Kec. sophistisch und
inisliuigen. «^ Vom Geldwesen ist Abschnitt 6 S, mit £in-
aicht und Klarheit gehandelt, und mit einer sehr unverhäh*
tiifsmäfsigen Ausführlichkeit von dem Papiergelde, welches
VITort hier im weiteren Sinne gebraucht ist, so dafs auch die
Bankzettel darunter mitverstanden werden. Man weifs, daft
nicardo schon 18I6 in seinen, proposals for an economical
and secure currency y wie nachher in seinen principles , dem
Papiergelde er&ig das Wort geredet, die Einlösbarkeit fär
eine ntcht unerlaisliche Bedingung desselben erUfl^t und den
Vorschlag der Einlösung in Barren gemacht, hat, Mill ver-
breitet «ich hierüber, besonders über die Unsrh3dK<;hkeit des
Papiergeldes , mit einer glänzenden Bered^mkeit\y ohne je*
doch in allen Stücken zu überzengen ; welche Erfahrungen
mein^ er, aua^ deiien. he? vergehen soll, dafs auch bei Kriegs«
vn^vlück das Papiergeld keine Nachtheile habe ? wie kann man
f icn so fest darauf verlassen ,^ dafs der Feind das Papiergeld
des feindlichen Staates unbedenklich anerkennen werde ? Auch
fifid die Folgen, w^elche das Sinken des Papiergeldes beglei«
161)1 1 nicht der Erfahrung gemäfs dargestellte Seine Gründer
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Min 9 ilimtiüi d'^onomte poHti^e. &7
kdnnen »her dätu betragen , Me £)eutflchen von einer m wett
getriebenen y alle Verschiedenheit der Fälle auiser Acht kss«n«
Gen Scheu vor dem Papiergelde sardcksubringen. Die Wie-
ner'National bank ist das erste Beispiel einer grofsen Zettel^
bank, die sich rein als frivatanstalt erhalt und daher ihren
Zetteln vollen Credit su verschaH^en ihrer eigenen Sicherheit
willen gezwungen ist; die früheren Wiener Banknoten , die
Einldsangsschetne, so wie die f'ransdsischen Assignaten und
Mandaten hatte das schlimme Vorurtheil hegrüntiet, — Di>5
S2tse| welche die. sogenannte Handelshilans betreiFen-, sind
mit besonderer Vorliehe ausgeführt.. Man kann mit gleich
viel edlen Metallen nicht überall gleich viel Waaren kaufen,
1) weil die Metalle in entlegenen Gegenden der Frachtkosten
willen theurer sind (das kann hdchstens einige Frocente aus«
machen), 2) weil auch die Frachtkosten der Waaren auf die
Preise derselben einwirken; in entlegenen Gegenden sind
rohe StoflFe wohlfeiler, Gewerkswaaren theurer und umgektrbrt.
Der Handel führt immer ftum Gleichgewichte der Ein -und
Ausfuhr^ denn so. lange ein Land seine Eiiifuhr mit Geld be«
xablt, so andern sich in beiden Lündern, /lern zahlenden und
den* empfangenden, die Metallpreise, bis man endlich zwei
Tauscbgegenst3nde findet, deren Preise in beiden Landern
gerade um die Frachtkosten verschieden sind (aus dem ße-
, Weise im XIV. Abschnitte des 3. Capitels folgt nicht, dafs
dies Preis verhilltnifft bei den beiden Gütern zugleich' statt
finden mufs). Die volle Freiheit des Handels hat den Vor-
theil^ dafs man alle Genufsmittel am wohlfeilsten erlangt
und die vortheilhaftesten Froductionszweige betreiht. Dies
wird auch auf den Gerreidehandel angewendet, für dessen
Freiheit mit noch ■ andern Gründen, als R. aufstellbe, ge-
•tritten wird. Die Abhängigkeit eines Landes von andern in
Ansi^hung der Versorgung mit Getreide soll kein Üebel »tjn^
denn Geschichte un^ Kenntnifs des Handels beweisen das Ge«
gentheil; diese zeige, dafs die von aulsen her »ich versorgen-
den LSnder den Vortheil geniefsen, bald hier, bald dort einzu«
kaufen, also immer da, wo es am wohlfeilsten ist, die Ge»
icbicbte aber lehre y <lafs LSnder in solcher Lage gerade d^h
gleichförmigsten Getreidepreis haben. Beides kann wohl in
Ansehung <d^r eigentlichen Handelsstaaten, z. E. des ehema^
Kgen Hollands, zugegeben werden, aber es setzt günstige
Lage und ausgedehnte Schiffahrt voraus. Wird es der^erf.
such von di^f^Schweia , von Norwegen , seihst vom alten Rom
behaupten^^^vollen ? Zufuhr auf einem langten Landweg» ist
gar nicht ^in Erwägung zu luingen, da wegen der grol**«!
Aosteq'^mcb gar nicht leicht Speculationen darauf gerichtet
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Werden; da aber GetreiVletb^urung ganz anders wirkt». »1»
Theiirimg *vo« Tuch, Wein oder Messingwaaren^ so folgt
wenigstens, dafs man mit so allgemeinen Sätzen , wie sie un-
ser Vf. giebt> nicbT: ausreicht. — Eine gewisse unbefriedi-
gende Dialektik wird der Leser in mehreren Abschnitten des
Buches wahrnehmen, wohin Kec, unter andern dits Lehre von
den Handelsverträgen und von dem Verhältnifs zwischen Cöii-
sümtion undFroduction rechnen möchte. Die bekannte, noch
80 eben von S a y in der revue encyclopedique vorgetragene
Lehre, dafs Alles, was producirt v^ird, auch gekauft und
Gonsumirt werden kann, erscheint hier in einer lüngeu £rOr^
terung. Jeder Produzent sucht filr den ganzen Betrag seiner
zum Verkaufe bestiaimten Producte' andere Dinge einzukau«
fen , also ist die günze Nachfrage dem ganzen Angebote gleicb^
Hi<-rin Hegt, wie schon der Recens. von Tooke's Schrift
im Qa^rterly revieW erinnert hat, etwas Trtigerisches , denn
das Angebot ist blos eine Quantität von Dingen, bei der
Nachfrage aber kommt es noch darauf an, welcnen Pieis die
Kauffustigen zu gelben geneigt sind, und es kann leicht seyn,
dafs sie nur unter dem Kostensatze kaufen mögen. £s ist
noch nicht genug, dafs alle Dinge gekauft werden köneii,
die Menschen müssen auch kaufen wollen, und ob sie die»
thun , das hängt von dem. Verhältnifs ihrer ganzen Einnahuae
zu der Cesammtheit ihrer Bedürfnisse ab. Gewerkswaaren
können allerdings nicht lange in einer zu grofsen, den mögli-»
eben Absatz übersteigenden Menge zu Markte kommen, eher
aber rohe Stoffe. Wie ferner, wenn der Verkäufer seine
Waare gegen Geld absetzen will, nicht um, was der Verf.
allein bedenkt,^ andere Geniifsmittel, sondern um Ländereien
oder irgend andere schon früher erzeugte Dingte zu kaufen^
oder etwa um das Geld im in» oder Auslartd«^ auszuleihen?
Die ganze Untersuchung bringt -uns nicht. sonderlich weiter,
und es bedurfte ihrernicht, um zu beweisen, dafs die ganse
gekaufte und verkaufte Gütermenge, den Preisen nach,, gleich,
grofs ist» — Was tther die Steuern gesagt wird, ist beson«
ders kurz und unvollständig, man' findet meistens blofse Fol. '
gerungen aus den über die Zweige des £inkommens aufge«
stellten Sätze, im Auszuge aus Ricardo. . Die paradoxen Be«
bauptungen in Ansehung der Grundsteuer und des Schlag*
Schatzes können hier der Kürze willen nur angedeutet, nicht
widerlegt werden und man darf keinem Finanzminister rathen,
sich auf den Verf. ganz zu verlassen, wenn er so einfacU
und beredt darstellt, wen jede Steuer in diesem und jenem
Falle noth wendig treffen mufs,, K* H. Hau,
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G. W. Frekoüt BrattKeo., 59
BikrägB %ur näherwu K^nntnifs^ des Kaiserthumt Brasilien ^ nehst
einer Schilderung der neuen Colonle Leopoldina und der wichtig*
sten Erwerbzweige für europäische Ansiedler ^ so wie auch einer
Darstellung der Ursachen^ wodurch mehrere Ansiedelungen mijs*
glückten f 0OU G. l^» Freireijsj Naturforscher- Sr, Majestät
des Kaisers von Brasilien »« s. w. Erster TJieil^ Frankfurt . a, Jil*
hei Sauerländer y 1824. 8* j70 Seiten^ 1 fl« 21 kr.
Kein fernes Land bat, seit Marcgraf' s Zeiten , mehr
Teutscbe Naturforscher angezogen . als das Zaiiheiland Bra«
silien. In den neuesten* Zeiten hatten besonders drei unserer
Landsleute, näiiilich der Prinis Alaximilian von Neu«
wied und die Baierschen Naturforscher Spix und Martius
•ich um dessen nähere Kenntnifs grofse Verdienste erworben,—
Oesterreicbische Naturforscher durchstreifen noch jetzt , non
schon seit mehreren Jahren , j'snes Land und sammeln Herr
Freireifs, der sich auch schon längere Zeit (10 Jahre) in
Brasilien aulliiSlty. sich auf mehreren giörseren Reisen, allein
und in Begleitung anderer, z.B. des IV. v. Ne u w ied ,' dort
näher umsehen konnte , uiufste natHrlich viele interessante
Beobachtungen und Nachrichten darüber sammeln und mit«
tbeilen können. Viel Ne»ies erfahren wir nun zwar nicht in
diesem ersten Bande seiner Beitrüge ^ da das Meiste schon von
dem Engländer Maves, den Teutschen v. Escbwege, M»
V. Neuwied, Spix und Marti u s n.a. bekannt gemacht ist«
Doch die Werke dieser Männer sind grdfstentheils zu theuer,
um recht allgemein verbreitet werden zu können, weshalb
schon deswegen obige Beiträ'ge zu loben und zu empfehlen sind,
indem sie sich jeder ohne grofse Kosten verschaifen kann. Ein
besonderes Interesse mü^sei^ dieselben noch für die haben,
welche aus ihrem -Vaterland^ nach Brasilien wandern wollen,
da sie sich vorher dqph leiphter nun mit diesem so merk-
würdigen Theile Süd- Amerika's bekannt mncbeo können ,
was in der That yoi^ grofser Wichtigkeit ist. Letzteres
war auch ein Hauptzxyeck , den der Verfasser bei Her«
ausgäbe seines Werks vor Augen hatte und den man gewifs
sehr billigen mufs. Die Auswanijerungen nach Brasilien dau-
ern noch immer fort und erst vor Kurzem haben sich in H^^m?
bürg einige l^Q Teutscbe danin eingeschifft. Dafs, fremde
Ansiedler gewifs in d«^ra im Allgemeinen so wenig bevölkerten
Brasilien recht gi^t fori kommen und ihr GU\ck machen können,
ist wohl keinem Zweifel unterworfen; aber Fleifs und aus-
dauernde Thätigk« it müssen sie natürlich mitbringen. J-«um-
pengesindel und Tagedieben, die da glauben, dort flogen
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60 ' G. W. 'Proircifs Brasiliea
den Menseben die gebratenen Tauben ins Maul, ist naliirlich
aucb in jenem Lande nicht zu helfen. —
Rapit« 1. AI lg eineine Bemerk ungentlberBi* a-
siliens geographische Lag«, seine Gebirge,*
Seen, Flüsse II. s w — ~ Geographische Breite von Sra^
silien 4200 — 350 (?) teutschfe Meilen.*) Es hat lange und aus*
gedehnte Gebirgszüge, die sich gröfstentlieils an der Kiiste
von Norden nach Üüde« erstrecken, sich unmerlclich iiaoii
Westen in das Gold und Diamant reiche Hochland der inneren
Provinzen verlaufen, wo sie die Spanischen^ Cordilleras er-
.reichen, von denen sieohnsireitig als östliche Anne angesehn
werden können, Ihre bedeutendste Höhe erstreckt sich nicht
tther 4000'. Gpeis ist Hie- verlireitetste Gebirgsirt, Keine
Vulkane mit ihren Producten sind bis jetzt in Brasilien ent*
deckt.. Die Hauptflüsse sind bekanntlich der Amazonen- und
La Plata- Strom', die im Innern des Hochlandes entspringen.
Nur wührend der Sommerzeit in Brasilien (vom November.an)
sind dort häufige Gewitter,' obgleich der Winter daselbst mit
einem müfsig warmen Sommer bei uns zu vergl%ichen ist. Bra-
silien hat viele Landseen und Teiche oder Seen (Lagoas), die'
durc^ die grofsen Oeb^rschwemöuniren der Flüsse, im Som«
mer, gebildet werden, in denen die Riesenschlange (Sucuriu
oder Sucuriuba; Boa Anäconda Daud» )' lebt, die selten mehr
als 20' lang wird, aber doch bis au 40' {?^) angetroffen wer*
den soll. Ihr Fell wird, gegerbt, zu Kofferüherzügen, Man-
telsäcken und Pferdedecken angewandt. — • Brasilien kann nach
•einer natürlichen Gestaltung in 3 Haupttheilegetheilt werden,
nämlich l)in das fruch^are Küstenland und die mit Urwälder«
bekleideten Ufer der Flüsse und Seen; 2) in das steinige, kable
Hochland der inneren Provinzen und 3) in die Sandflächen der
nördlichen und südlichen Gränzströme. Kapit. 2. Klima,
Es ist in diesem Erdstriche ein gemäTsigtes, schönes und gesundes
, Klima, bedingt 'durch seine Lage, seine mäfsige Breite^ seine
Höheöber dem Meere, seine reichen Gewässer u, s. w. ; sel-
ten steigt, selbst in den nic^deren Küstenländern das Th6rnM>-
meter hölier als 25^ 11. und die mittlej;e Wärme von Rio J[a-
*) Brasilfen hat eine Ausdeliuting von 256,000 Qnadratmeilen j
eine Länge tod 981 g«*ogr. Meilen, vod 4** ^8' n. Br. bis
34° &5' s. Br. ; eine Br(>i(e von 534 g^ogr. Meilen j vom
Occaue bis tu dem Miaiiiiao von 67° 4* weMlieh von Parr-c.
Vergl, V. Harkius Rede i'ber die Physiognomie det Pflanzen«
reicbs ia Brasilien etc. |iSi}uchen 1024» 4« S. 6. *—
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0. W. Freirtifs BmUien. 61
neiro «• B. ist nach Fr. Beobachtungen 18%^ 9 in Minas Ge«
laes 14%*^ K. In einer Höhe von olingetäbr 2500 — 3000''
gefri<?rt es seibat. Die Atmosphäre ist im Allgemeinen sehr
ieucbt. Anhaltende Regengüsse sind besonders nicht selten
in der Nähe des Aeqiiator, Gewitter dagegen häuliger in ge-
birgigen Gegenden des Innern und d^r Küste. — Kapit, 3*
Miiieralien, — - Gold, Edelsteine , von weichen die Diu«
ntsnten und Topase die wichtigsten sind. Eisen, Kupfer, Zinn^
Fiatina I fijei , VVismuth und Kobalt. In mineralogischer Hin«
sieht ist in Brasilien noch vi«l au thun übrig. Gold Andet
sieb vorzCigltch büiifig in den Provinzen St. Taulf JVIinas Ge«
raSs, Goyas und Matto Grosso , und zwar nicht nur als Sand
in den Flu i's betten und aiif'geschwemmteH Gebirgen , sondern
auch auf GHngen und Lagern. Die Diamanten werden , ob*
wob] aiich an andern.Qrti^ doch vorzüglich in dum Districto
von Serra do Frio gefunden, wo an 200O Sklaven mit der Ge«
winnung derselben beschäftigt sind. Eiiien, das nebst dem
Blei dort erst seit ^vvenigcn Jahren^ benutzt wird, kommt
vontüglich in den frovinzc^n St. Paul und Minas GeraSs vor»
woselbst man ganze Gebirge von Dicbtrotheisenstein, Eisen-
stein und Eisenglimmer ündet, hinreichend genug, wie
Hr. Fr, sagt, Jahrtausende hindurch dieganae Welt
mit Eisen zu versehen. — Kap. 4, Vegetation.
Wie ausserordentlich reich und eigenthümlich. dieselbe in
Brasilien ist , ist zur Genüge bekannt. Besonders grofsartig,
Qiajestätlsch und reich spricht sie sich in daii, yoin Prinzen
'V.Neuwied und Martins namentlich, so schön beschriebe«
Ben undurchdringlichen Urwaldungen aus. Nach Fr. irrt man
sehr, wenn man glaubt, dafs diese Wäjder die herrlichsten
FrÖcbte in Menge erzeugten. — Kap. $. Zoologie. Fr.
sucht zu beweisen, dafs der, Brasilien im Allgemeinen zage«
schriebene, Reicbthum an Thieren bei weitem tibertrieben
ist» Man mag allerdings wohl mitunter diesen Keicbthuui
tibertrieben haben, allein Hr. Fr, scheint doch wohl in sei-
nen Behauptungen zu weit zu gehen und. sich zu sehr da«
g^gen zu äufsern, Dafs im Allgemeinen der Aeichthinn an
Thieren dort bedeutend ist, beweisen gt wifs unsere Teutscben
Naturalien - Sammlangen in Berlin, AV leii, München und Neu-
wied hinlänglich , und wenn, der Verf. sich namentlich gegen
<lie Amphibien in jener Hinsicht äufsert, so bekennen wir
siifrichtig , glauben zu. müssen, dafs sich derselbe nach ihnen '
während seines 10jährigen Aufenthalts in Brasilien doch noch
^icht recht timgesehn hat. Spix hat allein wührend eine»
Sjährigen Aufenihaltes in verschiedenen Provinzen jenes Reichs
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62 <1. W* Preircifj Bra$aien*
100 Schlangenarten gesammelt , von Jenen er 4ft als neu an«-
erkannt hat; ferner hat er l8 SchildkrÖ^tenarten und 53 Arten
desLiinneiscben Gen. Rana beschrieben und wir erwarten jetat
begierig die Vollendung seiner Arbeit über die neiirn Saurirer,
Der Prinz von N«<uwied giebt in der Isis (Hft. VI. 1824)
ein VerÄeichniis von dortigen Amphibien^ deren Beschreibung er
nUchsteiiS 'herausgeben wird. Es werden von ihm 63 Arten auf-
geführt i v6n derien der bei weitem grölste ,Theil, von d*<^ii
Eis jetzt bekannten verschieden und neu ist. Auch der Itä«
lienische Keisendö Il^addi hat mehi*ere neue Brasiltanische
Amphibien beschriebenj und wie viel werden nicht Tdieöester-
rfeichischert Naturforscher gesammelt haben ! Hr; Fr, sind
vnur'6 giftige Schlangenarten bekannt gevt^orden^ Der fieifsige
Spix hat allein n neue Gift «Schlangen mitgebracht j unter
' denen die Ophis Meremii z. JB. *eht viel Aehhltchkeit mit
einem Coluber hat, ein Beweis wohl dagegen ^ dafs man nicht
immer auf den ersten Blick, wie Fr. meint, eine giftige
Schlange von einer giftlosen , zu unterscheiden im Stahde ist,
ivas auch von ai.Jeren Arten noch gelten kann* — Nach allge-
meinen Betrachtungen ♦tlber das Thierreich in Brasilien, Wer-
den- verschiedene jSenjerkungeii über die einzelnen- Kla&sen
desselben niit^ethei'lt, die aber nichts Neue« enthalten. Wir
bemerken nur folgendes Wellige: Brasilien tat wohl schw^er-
Jhch 'Zugvögel j wohl aber ^trichSrögel , die z^ur Zeit ^des der*
tigeh Wint«rs jührlich einmal' Von Osten nach Westen ziehii.
Interessant ist die-fieobachtüng^ daf« die rothe Farbe derjeni-
§eil Brasilianischen Vögel, bei^ Welchen« das Farbenkleid nach
em Geschlechte verischied«^ ist^ gewöhnlich den Mänrichert,
dagegen de« Weibchen die grüne eigen ist, eine Färbung die
iicn regelfhüfstg, auf ganze Genera, wie z.B. Pipra, Nectaritiia,
Tahagra u; a. erstreckt ; (aber doch gewifs nicht immer.) -r- Die
Schildkröten und ihre Eyer sind als Nahrungsmittel sehr wichtig.
Am alierwichtigsten sind dem Brasilianer in dieser Hinsicht aber
die Fi^sche, von denen wir leider in riaturhistorischer Hinsicht bis
jetzt hoch wehig von den Reisenden erfahren haben.' Unter den
In^cten werden vorzüglich die erwähnt, die dei mensch-
lichen Oetonomie schädlich und nützHth, sind , so wie sol-
che,' die gelbst für den Körper des^ Menschen nachtheilige
Folgert haben. Zu erstei*en gehören besonders die Ameisen,'
die Termiten,- unter denen eS Arten gieht, die Wöhnühgeri
von ß — 12' Höbe }»auen,' welthö von den Einwohnern leicht
zu dauerhaften Batköfeii eihgiErichtet wefden; ferner Kakker-
lacken (vorzüglich Blatta ainericana und bras{|iensis), Rüssel-
käfer (xCuKCuhou'es)'; Nutzen bringen besonders die Coche-
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G* W. Frelreifs firasilieir. 63
Tii)len un«! die .Bienen« Dem Körper schaden Moskiten, Stech«
fliegen (Conops; Stonio^yfr) und Sandfldbe (Pa]ex penetrans).
— Kafp. 6. ^Von den Bewohnern Brasiliens. Dieses
letzte? Kapitel nimmt den gröfsten Theil des vor uns liegenden^
Bandes ein; vieles von seinem Inhalte ist uns jedoch schon,
vorzüglich durch die Reisehescbreibung des Prinzen von
Neaviried, bekannt geworden. Die für die GrÖlse des lian*
des noch $o geringe Volksmasse von 7 — 8 Millionen Men«
seilen besteht k) aus Urhewobnern, die theils noch wild uro«
herschwarmeii, theils sich, mehr oder weniger cultivirt, an*
sessig gemacht haben (besonders die Küstenbewohner , Indios
mansos); !2) aus Europäern und ihren Abkömmlingen und 3)
ans Afrikanern und ihren Abkömmlingen, welche theils Scla.
ven (die gröfsere Zahl) theils Freie sind* — Die Küsten«
indier haben einen starken, geschmeidigen, ssur'Ansdauer ge-
schickten Körperbau und sehr scharfe Sinne; Verstand und
gute Geistesanlagen fehlen nicht. Die Jesuiten b.^ben sich
viele Verdienste;; um die Civilisation derselben eiworben.
Die Ureinwohner Brasiliens sind von mittler Statur, ihre Farbe
ist nicht kupferfarben, sondern brUunlich gelb und sie sind kei-
neswegs bartlos, reifsen sich aber, nach einer, ohne Zweifel
uralten,' Gewohnheit die Haare dei^ Gesichts, der Schamtheile
und der Achselhöhle aus, daher der Haarwuchs an diesen Thei«
len schwach ist. Die £igentbümlichkeiten mehrerer wilden
Stamme (Tapuyas), die alle geschickte JSger sind^ z. B. der
Botokuden, ihre Verunstaltung, Anthropophagie u. ^. w. sind
bekannt. Das Menschenfleisch soll nach den Versicherungen,
dieFr. erhielt, köstlich schmecken, Ref. erwähnt, dafs man
nicht selten angiebt, es solle jenes Fleisch viel Aehnlichkeit
im Geschmacke mit dem Schweinefleische haben ^ wie scfion
«. B. Galen und Juvenal bemerkeri. — Die Wilden, be*
sonders die Weiber, bemalen sich häaHg mit rothen und
schwarzen Farben, Das Tatuiren aber fand der Verf. nie.
Die Weiber der brasilianischen Wilden haben selten mehr als
4 Kinder, di.e sie äufserst leicht gebühren. Alsbald nach be-
endigter Geburt setzen sie ihre gewöhnlichen Arbeiten wie-
glet tort , der Mann hingegen pflegt dann einige Tage in seiner
Hängematte der Ruhe, Wir halten es für wahrscheinlich, dafs
diese sonderbare Sitte, noch bei mehreren Südamerikanischen
Völkern herrscht. Bei den Abiponern ». B. , so finden wir in
des aufmerksamen Missionär Dobri z ho f er interessanten
Berichten, niannt derJVIann^ nachdem das Weib ihr Geburts-
lager verlassen hat , dassjelbe auf einige Tifge ein und lebt aus«
ierordentlich enthaltsam. Dadurch soll das Wohl des Neugebor«
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64 G» W« Ftdreltt Brasilien«
nen gefördert vrerjclen.— Jene WiHen leben in Polygamie; wer«
den sehr alt und sind Mrenigen Krankheiten unterworfen* Di«ae
heilen sie oft #ol)r glücklich ^ wozu sie hujr Mittel aus dem
Pflatizenreicbe verwenden. . Fürchterlich sind für sie die
Pocken. Die Cproatos kennen die Kunst Ader zu lassen und
wenden sie nicht selten an, seihst hei Gesunden. £)en Glau-
ben an die Fortdauer der Seele fand Fr.^ obgleich höchst un«
vollkoaimen,,* l>ei allen von ihm besuchten Stämmen. Sie
glauben auch an ein höheres, gütiges . Wesen ,i was in allen
Mundarten Tup^n heilst; eben so auch an ein böses Wesen^
das sie (und namentlich die Puris und Coroatos) Noa^ennen»
Eine Spur von Götzen und Götzendienst Jfand er aber nie»
Audi unser Verf. ist der Meinung, dafs Amerika vpn Asien
.aus bevölkert Würde, vvofür sich allerdings^ Manches sagen
lälst. — Dia in Brasilien lebenden Menschenra^en finden sich
häiiBg unter einander vermischt, wodurch mehrere Durchi»
kreuzungen de> Ra^en oder sogenannten Mittel - Ra^en ^nt«
stehen, wie die Mulatten (aus der Kaukasischen und Aet(iiopi«
scheu Ra^e), Mameliu:^en (aus der Kaukasischen und Ameri«
kanischen 'Ra^e), , Cäribocos (aiis der Aiberikani sehen und
Aethiopischen Ra^e) u.s. w. Erstere besitzt eine grofse Ge-
wandheit des Körpers , ^ lebhafte Einbildungskraft , viele
Geistesanlagen und ist sehr zahlreich« Die Mamelucken ha*
ben eine angenehme Körpeibildungy sanftfes Betragen, Phlegnia*
Die Cariboken mit nur weiiig krausem Haar und dunkelbraiiner
Farbe sind nur wenig verbreitet. Cabras nennt -man die Ab«
kömnilinge von Mulatten und Aethiopiern ; Creolen die voo-
Aethiopischen Aeltern in Brasilien geborenen Kinder; (in West«
Indien gewöhnlich die von Europäischen Aeltern daselbst Ge«^
borenen). Der Körperbau iier Abkömmlinge der Europäer
ist kraftvoll und schön , selbst bei den Weibern. Ihr Wuchs
üppig, das Haar glänzend schwarz, das dunkle Auge feurigt
die Pbysionomie einnehmend. Der Teint aber nicht fein»
^elblich , die Röthe der Wangen mangelt ganz. Auf dem
loclilande der ionern Provinzen « z* B. in Minas GeraSs,
Minas«Nov'as, Goyaz u. $• w. so wie auch in den südlichen
Provinzen, z, B. St. -Paul und Rio -Grande finden sich je-
doch nicht selten blaue Augen, blonde Haare und blühende
Gesichtsfarbe, Die Fruchtbarkeit jener Wei'ber ist sehr grofs;
schwere Geburten sind selten, wozu Clima und leichte
weite Kleidung gewiis vieles beitragen. *—
(Beschltijs folgt,}
i
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Heidelberger
JaKrbücher der Literatur.^
G. W. Freireffs Beitrage zur nSheren Keantuils
des Kalserthums Brasilien. .
CBeschlufi.^
Bei der Schilderung des Zustandes der Neger in Brasi-
lien giebt Fr. einige interessante Beinerkung^n über deii
Sklave r\bandel und die Sklaverei , die wahrlich euch dazu
beitragen tn.üssen , die Gräfslichkeit derselben su fühlen , mit
Abscheu auf die Sklavenbündler herabzusehen und zu wün«
sehen, dafs ein solches die Menschheit schSludende Gewedje,
io bald als möglich aus dem Grunde vertilgt \verde. Im
Allgemeinen werden jene unglücklichen in Brasilien selbst
milde behahdelt. Noch vor kurzem führte man jährlich an
40,000 dort; ein; jetzt etwa um j/5 weniger. Gewöhnlich
sind darunter 8/4 männlichen Geschlechts. Der Preis eines
erwachsenen gesunden Sklaven oder einer Sklavin ist ohn-
gefähr 450 — 600 rhein. Gulden. Man kann annehmen » dafs
1/6 der jährlich nach Brasilien kommenden Sklaven in den ,
ersten 3 Jähren wegstirbt | und wie viele geben nicht auf
der Reise dahin zu Grunde ! Die freien Neger in Brasilien
<ind meistens nebst ihren Nachkommen Freigelassene. Da
alles, wa^ der Sklave thut , Zwang ist, so kann von dieser
Tolksklasse allerdings wenig* Einflufs auf das Natiöual-
wohl erwartet werden. Fr. beweist am Schlüsse durch
einige Beispiele, dafs die Sklaverei auf die Bevölkerungszu-
fiahme nachtheiifg - wirke , dafs, man daraus z^u schliefsen
berechtigt «ey, es müsse das Herbeischaffen freier Colo-
riisten sejir tortheilhäft für den Staat seyn und es wÖr^
den dieselben auch , weni^ sie mit Umsicht zu Werke
Ingen ,' das . Glück ihres künftigen Lebens in Brasilien
ndert. — Die baldige Herausgabe des zweiten Theils ist
Zu wünschen. —
Znm Schlüsse können wir nicht umhin, noch zwei der
tieuesfen Werke über Brasilien zu nennen, die, so vit^l wir
wissen, in. jeder Hinsicht interessante iVE 1 1 heil un gen enthal-
XVXII. Jahrg. i, Heft, 5
fin
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66 y ' Das Griesingetisöhe Bibelwerk* '
ten tollen, Sie selbst durchzulesen haben wir noch keine
Geregenheit gehabt. Das eine ist rotn Htn. v, Eschweg^e
(Brasilien ) die neue Welt in topographischer , geognostischer^
bergmännischer j naturhistorischer, izüOrali scher, policischec
und statistischer Hinsicht;' während der J^hre 18 10— 1821
u; s« w. Tbl. 1. 8. Braunschweig iS^Oj ^^* andere ist vota
Hr«. V, Söhäffer (Brasiiiea, als unabhängiges Reich, in.
historischer 9 merkantilischer und politischer Beziehung. Al-r
tona 1824.) B^ide Männer «ind Teutsche und in Brasiliani«
sehen Diensten,
'Le uekartm ^
Die Bihelf oder die ganze .Hj^Hige Sehriff des jilten und-
Neuen, Testaments, nach den neüeiteh. Besten deutschen üeher»
t Setzungen^ tnit Einleitungen und Inhaltsanzeigen ^ herausgegeben
twn Dr* Ge. Frid* Griesinger f K,' PV'drtemh» Pr Hißten und
pbereonsistori Mathe ^ des K, Tf^. Civilverdieitstordens Ritter^
Stuttgart % in Cammiss, hei Metzler. Diu A, T. 172$ Seiten^
das Neue 577 «^. in 8* mit Dedieafian an L Maj. die r««
gierende^ ^ Königin com PJ^firtemherg ^ Paul ine TheresB
laouise^^ ridie Kennerin und Verehrerin unserer allerheiligsfen
ReltgiottsutkundeaM - ' • '
Den 16. März i824 feierte der verdienatreiche Verf. sei-
nen £ln und neunzigsten Geburtstage und erst seit wenigen
Jahren hatte £r den Entschlufs gefafst^ für gebildel;e Leser
dieses allgemein verständilcbe Bibelwefk auszuwählen und zu
bearbeiten.^ Erfrenlich erschien Ihm die rege'Thätigkeit un«
' terer Zeit^ die Bibel, besonders die gleichzeitige und daher
wahriiafteste , schriftliche üeberlieferung de^ Urchristenthums
^ %\i verbreiten. Liest doch gewifs der unverkünstelte Ver»
itand sich heraus^ was Jesusund di^ Apostel als das Wich«
tigste forderten und selbst ausübten^ Und wer nur diese ge«
treueste Ueberlieflerung einfach und um der AnwentJung wilTea
. oft genug liest^ der überzeugt sich auch {.so gerne man ihm
durch Bullen und FirmanS dieses Buch des Lichts entrücken
sndchte)^ auf der einen Seite ^ dafs so vieles durch menschr
* liehe Umtriebe Hinzugekommenes in dem Urchri^tli^e« d^r
Religion gar nicht zu ^finden ist, auf der anderen Seite'aber,
.dafs das meiste, worüber gestritten zu werden pflegt,, nur
das dort gar"" picht- oder nicht -o£Fen^bar Gesagte, also das be«.
triifty worin dann unstreitig das Unentbehrliche der se^Ug«
Xki OriMiagerüdie Bibelirttk. 67
vaohenden y.Offenbahrung«« nicht beät^hen kann ; so eewifii das
Seeligwerdeti nicht von unentschiedenen mensöhliäexl Aus^
legnngen abhangig zu machen ist.
Der Verf. bekennt sich «u der Ansicht : ei ist «war gut^
aber nicht genug, den Menschen die Bibel in die Hände su
seben. Man soll ihnen auch zum Verständnifs derselbeh ref«
nelfen* Deswegen giebt £r hier JBweckmSfsige , recht klar«
und unpartheiische Einleitungen in jedes Buch des A. und N.
Testaments. Er giebt ausführlich den Kapitel .Ihhalt. AuS
den neuen Uebersetzungen aber wählte er bei jedem Buche
dija, welche ihm im Ganzen die gelungenste schien» damit
man sie mit der von Luther genau zusammenhalten und diese
dadurch desto richtiger verstehen könne, ,,Män fafst jetzt
einen Diamantschmuck nicht mehr, wie zu Luthers Zeiten^
ungeachtet der Diamant immer ein köstliches Kleinod bleibet.
Eben so mufs, sagt die Vorrede, die heutige Bibelübersetzung
in einer anderen Gestalt erscheinen» wenn sie gefallen ioll.^
— * Das Poetische ist in poetischer Form gegeben.
Es liegt in der Natur der Safcbe, dal's keine Bibelüber«'
Setzung es Allen recht machen kann* Die Bedürfnisse sind
von zweierlei, ganz verschiedener Art. Einige» überzeugt^
dafs jede Uebersetzung doch zum Theil Auslegung» nämlich
Darstellung ist» wie der Uebersetser die vielen vieldeutigem.
Stellen sich zu deuten vermochte» wünschen, einen dadurch
verständlich gema/chten Zusammenhang» i^ie ihn ein ihres
Vertrauens würdiger Sprach« uiid Sacokundiger zu verstehen
vermochte, ebenfsills verstehen zu lerneh,^ohne dafil veralte*
ter oder modernisierter Ausdruck sie hindere^ bei dem alten
Texte viel des Guten mitzudenken und mitzuempfinden. An.
dere verlangen, di^ Uebersetzung sollte Selbst oben sounbe.
stimmt uiba viddeutig seyn^. als manche Ställen des T«xtes^
fiamit sie er^t Selbst bei jedet* Stelle den ihnen wahr^cheinlicheii
Sinh herausfinden oder hineinlegen könnten. Deswegen for«
dern sie eine buchstäbliche sich dem Original anschmiegende
^ollmetschung und fühlen zugleich bei den vieldeutigen ;
ungewohnteren Worten und VvortVerbindringeh desto mehr
heiligen Schauet*« Die Uebersetzer möchten joft beidä Par*
thien zugleich befrie(iigen und verderben es dadurch mi£
beiden. Das Beste ist» dafs ti^ir Teuf sehe von beiden Arten
gute Vorarbeiten auszuwählen haben. Ni^r sind diese zer-,
jfctreut lind nicht auf Einen Tön gestimmt. Dem klaren Ver-
Itande des Verfs. waf es um Verständlichkeit des Sinns und
Keinheit des Aüsdrutks zu thun. .Die Vorrede. nennt» wel--
the Uaber^etiungen bei jedem Duch ^^A Orund gelegt und
. s* -
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63 Da« Griesing^rischc Bibelwerjc.
<)urch Revision zix mehr Gleichförmigkeit gebracht siiid« Der ,
Freimdthige hat sich ipit 'Recht auch vor Na ai\;n nicht ge-
scheut ^ gegen welche sonst ein "Vorurtheil vorwraltetö. Bei
mehreren Schriften des.N. Ts. sinä Bahrdt's Neueste Offen-
LahiTungen Gottes gebraucht, mit der kurzen Rechtfertigung:
,yBahrdt verstand das . neut^stamentlich Griechische gut.**
Sonst ist im Neuen Testament meist die von Prof. Preifs
Lenutzt, ,yjder die Stoliische verbessert hat^'; beim Römer«
brief Moebius, n^^^ <^^" Geist der Erklärung des Morus
in seiner Uebersetzung übergetragen,*« Das Meiste übrige
ist nach Michaelis, Mendelssohn , De Wette, Augusti , Ge-
senius, Eichhorn, Storr, Wegscheider, Hensler, Bauer.
Bei Hiob findet Rec. mit Vergnügen die von seinem
Jü.gendfrf3unde, Prälat von Ga'ab, welcher Forscher Auser-
lesenes kurz und gut zu geben, pflegt. Sich allein nennt der
ehrwürdige Veteran nur hei Einem Stück* ^ Nicht darum war
es Ihm zu thun, sich unter den Bibelübersetzern genannt zu
sehen« Was er benutzte« giebt er selhstprüfend. Di«s hat
er schon lange auch bei den Summarien über das Johannes«
Evangelium bewiesen, welche, zu erbaulichen Vorlesungen
in den Kirchen bestimpt, auch noch lange des Verfs. Andenken
erhalten werden. Wer durch seine gegenwärtige Vereinigung
so viel^rguten Uebers fetz un gen einzelner Bibelschriften einen
Wunsch erfüllt sieht, für den man sonst, da die Bibelgesell-
srhaften nijr die von Luther und von Efs verbreiten, nicht
leicht Hoffnung gehabt hätte, wird den Dank dafür auch
dadurch gesteigert fühlen^ dafs deraufgeklärt religiöse Greis dem
guten Vverk die bedeutenden Druckkosten zum Opfer brachte.
Der Studierende besonders, welchem immer 2u rathen ist»/
den Text aller biblischen Bücher mehrmals unter Vergleichung
einer guten ^uebersetzung durphzulesen ü^nd sich damit nach
dem reinen Totaleindruck, ohne 2Ierstreuung in das Kunst«
liebere^ mit dem möglichsten Vergessen vorgefalster Mei-
nungen, bekannt zu machen, findet hier beisammen, was er
sonst aus 10 — 20 Bändchen zusammenlesen müfste, und dies
überall von einem praktischen Manne noch einmal revidiert
und durch sinnvolle Einleitungen und Inhaksanzeigen be-
leuchtet. Einzelnes zu kritisieren , wäre zwecklos. Wären
wir doch endlich so weit, einen solchen grofsentheils guten
üebersetzungstt^xt zum Grunde zu legen , und daran alhnSiälig
nur bei einzelnen Stellen mit der möglich, wenigsten Aende-
rung nacbzubessern, weder Sinn oder die Sprach^ Nachbes>-
serung, fordert. . '^
H. ^ G. Paulur.
DigitizedbyCjÖOQlC
T« Wesiefirieder's historisofae Solinften 69
Mistorisehe Schriften von Lorenz von fVeüenrieder. Erster
. , Band^ München JBZ^.
'Wenn es auch nicht sit lätignen ist, di^fs bei hairischen
Gelehrten gewöhnlich eine allgemeine Bildung in Seziebung
aul: Geschiebte und Literatur fremder Stämme und Ydiku^
misset wird , auch die Mifsachtung eines sprachgeui8(sen Pc«
riodenbaues, seihst grammatischen Kegeln nicbt gebilligt wer^
dan kdnn, (Westenrierler setsi ohne mit dem Dativ 6. 273, .
die £rf'indung Amerikas S, 38.) so raufs man dagegen zu iu-
rem Ruhme bekennen, dafs nirgends im deutschen Vaterlande
f rundlichere und vielseitigere Forschungen über das eigne
iand und dessen Geschichte angestellt worden sind als in %\\f
ern. Die zweite Hälfte des achtzehenden Jahrhunderts, aus-
gezeichnet und folgenreich in vieler Beziehung, liefert auch
für Baiern und seine Geschichte sehr folgenreiche Erscbe**-
nungen. Mederer, die* beiden Lipowskyi Zirngibl, Loii
haben theils brauchbare Materialien, theils grÜndlicbe Untere
suchungen über einzelne Zeiträume bairischer Geschichte zu
Tage gefördert. Einer der thätigsten und bis ins hohe Aller
unermüdetste Forscher ist Lorenz VVestenrieder^, was sowohl
andere seit Kurzem erschienene Werke, als der erste Bund
seiner historischen Schi:iften .bezeugt. Diese historisch«.
Schriften, sagt der V4?rfa&ser, werden fortgesetzt wirden^
zum Theil nicht ftir unsere .Zeitgenossen, für Welche nur
weit umherwirkende ung hoch aufstriebeVxde Bücher geeignet
sind, sondern für die rcibigen (?) Nachkommen , welche ia
diesen Schriften bisweilen herumblättern , dann dies, und
jenes wahrnehmen und beherzigen werden.
Das Wichtigste in diesem Bande ist eine Denkschrift, auf
Koman Zirngibl, (dessen Bildni fs auf dem Titel yoiongedruckt
iist), worin Z, Lebensumstände und mannigfachen historischen
Leistungen, freilich picht mit genauer J^ritischer Würdigung
des Einzelnen, durchgegangen werden. Was man diircU sorg-
fältige Beijutzui^ig der Zeit, auch in den beschränktesten Ver-*
bältnissen leisten könne , davon zeugt Zirngibl. Im Jahjr
1740 geboren, trat er 1761 ins Kloster St. Emmeran. und be*
kleid^ete bald in. Regensburg, bald in Ilaindling verschieden^
geistliche. St;ellen; abwechselnd war er Pfarrer, Probsli und
Prior; auch ohne dies wäre ihm, die vorgeschriebene Bogel
seines Ordens geniiu befplgend, wenig Miifse zu wissenschaft-
lichen Arbeiten übrige gei)lieben. Die Bt^nediktiper iji 'Bdiern,
schreibt er 1787 an Westenrieder , gehen früh um 4 Uhr in
den Chorl tim. halb 6. zur Betrachtung, \iqi r/i.nach 6 wieder
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70 .' ▼• West^nriecler-s histatuohe S^iiReii« ' >
in den Chor. Dann wird Messe gelesen. Um 9. in den Cbör,
,der vor 10 9ipli nicht endigt. 0ai 1/4 naqh |0 examen par*
ticulare, dann zum Tisch » zur Conversation. Um l Uhr ist
^lilenrium^ (da schlafen, vielt; ganz natürlich) um halb 3 ist
. Vesper, welcher meistens officia defunctorum iingehängt w^r-
4 een« Dm 8/4 auf 4 leciio spiritualis^ um 4 2u li8:che. Con^
(Vefsatio bis s/V auf 7., Nun* ist die complet, ohne dafs untet
^hundert Benediktinern auch nur 10 eine Zeit von 2 Stunden
ernsthaften Studien geweiht habf^n. Daher rührt es dann
auch,, dafs bei dieser elenden^ verdrüfslichen Tagesordnung^^
vi^le Religiösen in die iufserst« IV|e]ancho)ie verfallen^ loh
IcÖnnt^ eine ganze Reihe mönchischer Schwachheiten erzählen,
deren Ursprung unsere Tagordnung ist.
Zur grofsen Beti^ühnifs Zirngibl's ging das 1788 au
Wessobruii gehaltene, eine Veränderung in der Tagesordnung
bezweckende .Gene^alcapitel fruchtlos vorüber, und er mufste
in seinem Berufe ausharren, bis nach Umwandlung aller Ver»
,,bältni'6$e ihm im Jahr I81O vom Fürsten Frimas, die Aufsicht
über alle Archive in den Stiftern und Klöstern ertheilt wurde;
llierin ward er von Baiern bestätigt, und endete sein arbeit«,
s^ani^s Leben I816. '"
Nachdem er sich früher durch einige kleinere Schriften
b^kßni^t gemacht hatte | löste er, oder arbeitete wenigstens^
über verschiedene Preisfragen der historischen Klasse der-^
Academie. ,U.^ber die ersten Regenten in Baiern 1775; über
^ie Eintheilung des Herzogthums Baiern in Grafschaften ünil
ifV^arkgrafseh^ften 1777; über das Schutz, und Schirmrecht
der kföster 1777? über die 32 Söhhe des Grafen Babp (vrgl.
YQ» Lang über diese Fabel) 1778; über die Ursachen, wo«»
durch die Lande Baierns nach der Acht Verklärung Heinrichs
des Löwen zerfallen 1701^ über die Hand^Isgeschicbte und
^Naturprodukte Baierns 18O6 und I8O6; über die Gesctiichto
Ludwigs des baiern 18 11. Nebenbei lieferte er besondere
Abhandlungen ^u den Denkschriften , und beförderte auch
einige gröfsere Werke z'nm Druck, worunter seine Geschichte
der Probstei Hainspach 1802, dös Vorzüglichste ?st. Tii sei-
nem Nachlasse finoet Sich noch vieles Uiigedruckte , wovon
' Westenrieder eine für die pultufgescbichte deß i4ten Jahrhun^
derts interessante Rechnung des Abts Albert von St« £m«
meran mitgetheilt h&t.
Nact dieser Denkschrift folgen die Miscellen, voi;i denen
, ein Brief des geheimen Raths Lori, Neuburg 1779, 200 hi« »
storische Aufgaben und Erinnerungen Über das GescLicht*
schreiben die interessantesten sind. In dem Brief Lori's^ ei?«
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freut man tich die Bekannttcfaaft mit einem Aber Gunst und
Mifsgunst der Grofsen erhabenen Fortcher zw Erneuern ; aus
den 200 historischen Aufgaben und den Erinnerungen Aber
das Gescbichtschreihen lernt man die., in den wandelnde^
Zeitläuften wandelnde Ansichten des Verfassers hinlSnglich
kennen. Unwahr ist's , wenn man gemeinhin behauptet: es
sey leicht, Fragen zu stellen ^ was man freilich Elauben sollte,
wenn man die stante ped« gefertigten 200 , die Geschichte
von Franken allein betreffende Aufgaben des Archivars Paul
Oestretcher liest ^ in dem neuesten Hefte der », ge.öffneten
Archive.'^ Um sich durch seine Fragen keine Blöfsen su ge«
ben, ist es von Nöthen, den ganzen Umfang des ^forschten
genau zu kennen und nicht das zu fragen^ worauf ein allge-
mein bekanntes Sprichwort anwendbar ist; nicht das zu fra«
gen, wqrAbea auch die ausgebreitetste Gelehrsamkeit mit dem
grdfsten Scharfsinn Verbunden aus Quellenmangel zu keinem
geschichtlichen Resultat kommen kann ; in dieser doppelte»
Beziehung tritt uns in den historischen Aufgaben Fehlerhaftes
entgegen. Die Aufgabe S, 276. §• 49. r vicas Herzog Georg
verleitet hat, seinen Landesantheil. den rech tmäfj^ igen Erben
von Baiern München zu entziehen, hat Gmeiner im neuesten ^
Bande der Regensburger Chronik gründlich anseinandergea^tzt^ ^
ebenso S* 298. §• 158. über den herzoglichen Titel derBiScböffe
von Würzburg, worüber die Hauptsachen schon Eichhorn
teutsche Staats« und Rechtsgeschicbte ^ 222, Anm, e. ent-
hält, dessen Darstellung aber in^mancher Beziehung durch da&
Werkchen von Gone ( J. G.) De Ducatu Franciae Orientalin
berichtigt werden mufs.
Die Frage S, 274. §. 4l.i wann und vermöge welche»
Veranlassung die I^andsknechte entstanden sind u. S. w., hat .
schon Fiigger in seinem )^ durch von Birken höchst verstün>^
melt herausgegebenen, Ehreuspiegel ^gründlicb beantwortet,
dessen Worte ich , wie ich sie aua dem zu München isich voj*
findenden Manusaripte habe, hierher setzen. will: Maxi-
milian sah, wie nachtheilig die Kriegsordnung des Reiches
war, die Verzögerungen im Ausschreiben der Mandaten,, wp«
gegen die Stände häutig ppotestirten; sie schickten dann auch
. ocnuster und Schneider die des Krieges uukundig waren, (maii
nannte sie deshalb ,*Aufsitzer^«) eiienfalla. solche Hauptleut^
die man doch alle bei einer Schlacht fiagen mufste u. s« w,^
dtshalb glaubte er es sey besser die Stände bezahlen Geld
und der Kaiser errichte und besolde eine Armee^ aus welcher
Veränderung die Kriegsordnung der Land knechte, welche
man erstens die Kaiser« dann Kriei^er , jetzt, die weil
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1
72 .V. W««tenweae3ij*Ä hUtorUclie Sch?ifie;i.
sic|i gemelte Ord^nsleut, so faul, voll und uii*
inä'fsig lialten, die Kriegsgurgel genannt ^hat.
(Mar^u^cript II. 123. b.) Ueber S. 29ü. §. Il4* »»* z" be-
merken, dafs die Verdienste der Klöster für ünterr^bt in de^i
. dunkeln ^Zeit«Hl und Urbarmachung des Landes, nur von ein-
sichtslosen Halbwissern. bestritten- werden können^ aber diese
historische Wahrheit ist ja der Untersuchung, was sie
jetzt wohl unter ganz andern Verhältnissen nützen würden,
und wie sie im l3ten, l4ten und I5ten Jahrhundert beschaf-
fen waren , ganz fremd. . ( Ueber ihre furc|itbare Ausartung
in Spanien zeugt die Histoire du Cardinal Ximeuts pir
Fle'shier T. 32.) Wahrlich keines'yregs ist ihr Untergang zu
beklagen,** wenn auch, wie Jph. v. MülleV fürchtete (sUmint- '
. liehe vVerke VI. 37.) f ganze Zweige der Wissenschaften , —
erst hätte er I^weisen müssen, dafs bei dieser Ausartung der
klösterlichen Einrichtungen diese Wissenschaften nicht vo^i
seihst verdorrt wären , — ausdörren werden. Zu wünschen
wäre freilich, dafs yora Staate für Männer, die solchen Wis-
senschaften einzig ergeben sind, deren Gedeihen das vielbe-
wegte Leben nur hinderlich ist, auf irgend eine Weise, ge^
SQrgt^ werden könnte. Wir wollen übrigen^ mit dem Ver-
;^fa8&er nicht rechten, dafs er Eck, „eip begeisterndes Wunderbil^
für uns iind die Nachwelt" nennt"(S. 280.), (hoffeiftlich wird er
die', auf seine Veranlassung gegen die Lutheraner y^rübten
Gräueltbaten^*) nicht in Schutznehmen). Wir Verzeihen ihm,
dafs er bei jeder Gelegenheit den treuherzigen Aventin» dessen
Chronik wir leider bjos inMner sogenannten castigirten Ausga-
be besitzen, (Mederer Annal. Acad. Ingoist. I. 152.)*'^"^^^^^*'^^
Vnd deu mittelalterlichen Zustand eines Leibeignen, über
einen Leerhäusler, Hintersassen , unserer Zeit zu erheben
scheint, —1 aus Furcht, wir möchten es sonst mit vielen in
der zweiten Hfälfte des vorigen, Jahrhunderts den Umwäl«
iungen huldigenden Alten und mit der ganzen nachtreten«
den Schaar fjer historischen Schule, die Gewesenes
b 1 o s zur Norm des Werdenden hinstellt, aufneh«
itien^ müssen. Diesen historischen Geist athmen auch die
Erinnerungen über das Geschichtschreiben. Aventin soll auf
eine höchst ungezogene, einest weisen Mannes durchaus unm
^) Einf Landvogt. Sil Frauenfeld hat eiHen lutberisoken Pradikan«
ten mit Riithe'a schl.igen lasseo, und ihm '^ie Zunge mit ei-
nem, N9gel lassen an den Pranger heften, die er sieh selbst
' hat mS^en ausreirseo« , Geäieiners Rcgensb. Chr. IV. 5l8*
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GlUpp ül>er'd«iujelie ^lädlegTüadang, ' 73
anständige Art, hiebst grobe Ausfälle auf scboniings* und
achtungswQrdige Stande^ jsumal auf die geistlichen seiner Zeit
(deren damalige Ausartung freilich nicht in
Schutz genommen werden kahn.) gemacht haben (S.
306«)« Was soll dieses ,, freilich <S dieses Blinzeln bei der
leuchtenden Masse von Sonnenstrahlen? Ist nicht die erste
Frage, sind die Ausfülle gegründet oder nicht? Sind sie*s,
\raa i^ur unwissende Frechheit leugnen wird, — wie Jcann
man A. ein Verbrechen daraus machen , das 'Kind beim rechten
Namen genannt zu haben ? Welcher Ehrliche kani^ wohl den
ehrlichen Mann darüber anklagen, weil er die erkannte Wahr*
heit im Tone der vollsten üeberzeugung ausgesprochen hat?
Uebrigens wird man in seiner Chronik wohl schwerlich etwaii
j\n3tdrsigeres finden , als was die Baseler Synode in ihr«r
ersten Sitzung öffentlich bekennt. Sie sagt nämlich: multi-j
plicibus vitiorum tribulis eK, spinis Christi vineam jam quasi
» il vespere prae nimia densitate. (Acta Conc. VIII. 116. A.
ed. Harduin.)
üeher deutsche Städtegründung ^ Stadtverfassung und TVeichhild ifH
JVlittelalter ^ besonders über die Verfassung 'von .Freiburg im
Breisgau, verglichen mit der Verfassung von Cöln^ von Ernst
Theodor Qauppf Dr, und «u Prof, d, Ü« zu Breslau^ Jena
hei Friedr. Frommann. i824. 8. XXII u. 404 S. iKt« I2ggr«
Der Vf. obiger Schrift tbeilt dieselbe in zwei Abhandlun-
gen. In einem ersten Abschnitt behandelt er die Bedeutung
des Wortes Weichbild und die Entstehung des Weichbildrerh-
tes im Allgemeinen; in einem zweiten spricht er von dem
Freiburger Stadtrecht insbesondere, xxnd stellt eine Verglci-
chung desselben mit dem Cölner an, von welchem ersteres ent-
lehnt worden ist. Beide Abhandlungen beweisen ein ernst-
haftes, nach GrOndlirhkeit strebendes Studium. Demohner-
achtet ist Rec. der Meinung, dafs sich der gelehrte VerF. in
manchem Betracht geirrt habe, und will sich deshalb, was
den ersten Abschnitt der vorliegenden Schrift* betrifft, nicht
mit einer blofsen Inhaltsanzeige und Lobeserhebungen be-
gnügen, sondern auch das , was der Vf. nicht berücksichtiget
zu haben scheint, darzulegen unternehmen.
Der Verf. glaubt zuvörderst , dafs gegen die Annahme,
Weichbild bedeute Heiligenbild, zu bedenken sey, dal» der
Sprachgebrauch ziemlich selten gewesen wäre , einen Di^trict
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' ' ' ' . ,■ - '-/'■' \ '
selbst Heijigenblld ztniennen nach den an de«aen Grenzen auf«
gesellten Bddern. Es wäre dies aber durchaus ^nicbt seHsa-
) mer, als dafs bei der Erklärung des Wortes Weichbild, die
Von dem Vf. versucht witd,, ein District kurfcweg ein Recht
^ genannt vvird. Ja Kecensent ündet letzteres noth geltsamer»
/ Yooi Bild geht man leicht zu dem allgemeineren, abstracteren
Dis't*i*ict^ nicht 'vom abstracteren K e c h t zum Cöncreteren
Plstrict über. Es wäre dies letztere eine bei weitem ^röfsere
v^b weichung vom gewöhnlichen Gang der Sprache als ersteref,^
Üebrigens glaubt llec. , dafs nicht die Heiligenbilder an den
Gränzen unter Weichbilden zu verstehen sind, spndern Weih-
' ^Bilder d. h. solche Dinge und Gestalten, denen eit^e besonders
4^iefe , mysteriöse Kraft inwobnend gedacht werde, aho Reli-
ef aien; Wunderbilder etc, Die Zusammensetzung mit Weib
statt mit Heilig deutet darauf hin.
In den bairischen Geset?seh wird das -Gericht , in wel-
chem Gott selbst das ürtbeil spricht j das s! g, Gottesurtlieil,
Wehadiifig genannt/ und im Friesischen hiefsen die besonder^
geweihten Tage, die Festtage, Wies-di. Im übrigen Deutsch«
iland beifst W ihf>thnm Ein besonders geheiligtes f welchear zii
verletzen Frevel gewesen wäre« So sagt das Loblied auf den
lieil. Anno _v. 604 tf»
^,Meginza was da ein Kastei^
N Iz gemerhte manig belik seeK
Da ist nu der küninge wichthum.<<
D. h« ds^ werden jjetzt die Könige geweiht, da werden sie zü
jener Zhöl^eren, unverletzlichen Persönlichkeit , die ihr Amt^^
fördert, erhoben, Wih-thum heifst dann aber besonders aucb^
der ganze Amtskreis des Bischofs und der Sprengel, in wel«
cbem' dem Bischof seih Amtskreis züngewiesen ist.
Zusammensetzungen, wie die angeführten und wie Weich«
bild , konnten jqft auf doppelte Weise formirt werden , ent-
weder sOf dafs der erste Theil ^es neuen Wortes weihlich
ausgii^g, also 'wie mage-tumy chjage-haft, oder so dais er mit
der Teuuis^endete^ mac^tum^ chlac-haft. (J. Grimfns. Deutt
sehe Grammat. Bd. I, S. 379). Sd findet sich also Wie-thuai
(nachlässig ausgesprochen sogar We- dem) und Wihf\ oder
Wich-thuui; denn dafs das. h überhaupt und, namentlich, als
Auslaut von uns.eren Vorfahren mit barter Aspiration ausge-
sprochen ward, i^t bekannt. Oft ging es sogar i\\ c oder g
tSher. . ^ ,^ -
Pals mm hier di^ erste Sylbe des Wortes .Weichbild wii^--,
lieh jenes Wie oder Wih> was. „gevyeiht" bedeutete (wie'
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tiöcb !n dem Wort Welbnacbt) is^, tmd nicht Wik^ was>m
Dorf oder überhaupt jede umfassendere Vereinigung von Wotym
mtngen beseichnete, g^ht aus der Uebersetsung dieses Wor*
tes in dem Lfatein des Mittelalters : cofpora sancta henfor^
woraus dann das Italienische: i corpi santi geworden ist^ waa
noch jeder Reisende an den Grenzen deS Mailänder Weichbil-
des mit grolsen Buchstaben angeschrieben lesen kann. - >
Wenn nun weiter der V<»rf. den Ursprung des W^rtea
Weichbild ah den Ursprung der Stfidte selbst zu knüpfen
sucht 9 so scheint er die Bedeutung desselben doppelt misver«
standen zu haben. Städte gab es in Deutschland früher als
Bischöfe 9 sobald man, wie man nicht anders kann, unter
i,Sradt^ einen Ort versteht ^ der mehrere anders zusammenge«
stellte Wohnungen enthält , als man in Ddrfern findet. Hin»
gegen eine Städteverfäsjung , wird, die Städte Römischen
Ih-^prungs abgerechnet^ schwerlich jemand vor Einführung
des Chri&tentbüms in Deutschland annehmen, und der Vf. thut
es auch nicht. Nun erfreuten sich aber Kirchen , welche ,ent-
weder im Besitze bedeutender Reliquien waren , oder welche
an der Stelle , wo ein Ch'ristenlehrer den Märtyrertod gefun«
den hatte, erbaut worden Waren, der gröfsten Gaben von Kö*
nigen wie' vom Volke, und wenn das Volk den VVeichbilden
(Reliquien, Wihiden) liur seine Person und seine Habe zu
eigen bringen konnte, so bereicherte sie der König durch
Rechte. Nicht der einzelne Bischof in Mailand oder Abt in
Regenshueg, sondern der heilige Ambrosius und der heilige
Emmeran selbst, diese heiligen Seelen, diese- Weihthümer
oder Weihbilde , erhielten die Gaben, und* jene Personen ver«
walteten und nutzniesten sie blos in der Heiligen Namen«
Weichbild bezeichnet also zuerst ein Heiligthum, und
erst später das diesem Heiligthum besonders ertheilte, ge^
Weihte Land mit den dazu gehörigen Rechten. Ursprünglich
gab es viele Weichbilder, w<^lche keine Immunit'ättfn hat^en^
daher kanni, wo von rechtlichen Bestimmungen die Rede ist,
das Wort Weichbild auch nicht eher vorkommen , als 'bis es
mit Stadtrechten in sofern gleichbedeutend geworden war, als
alle durch Relifjpien^ oder andere Heiligthümer besondere ge*
Weihte Orte wirklich Inimunitätsprivilegien, Stadtrechte , er«
langt hatten. Als das Stadtrecht sich überall bei den Weich-
bilden fand, benahnte man dann auch städtische Districte
mit dem Worte Weichbild. Wo ein Weichbild im urspröng-
liehen Sinn des Wortes war, da entstand der grd(seren Sicher-
heit, welche der Ort gei:o/s, und des gröfsoren Verkehres,
^ege^ b^td eine Stadt /^ wenn früher auch keine da war. . So.
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GoQgk
76 Gaopp über d'99tS6lie Släcttegrunaung.
hat Nürnberg den Betern an St. SebaMt <jf^4b aufserordentlich.
vi^l zu. danken. » * '
So lange die Gauyerfkssung dauerte , war städtlsclie Ver-
fassung'unmöglich. Die Stadt mufste erst ein abgeschlossen
nes Ganzes werden; dies ward sie in der That erst durcli die
Exemtion vom Gräfenbanne. Die Exemtion der Bischofssitze
oder anderer Weichbilde umfafst nie ganze Provinzen, sondera
.höchstens einige Meilen im Umkreis der Stadt. Die in die-
se^n Umkreis; gröfstentheils, in der Stadt selbst, angesefsnen
Freien nahmen an der Verfassung und Verwaltung des Weiche
bildes von ijun an Theil, wie früher an der des Gaues. Viele
Fatricierfamilien in Deutschen und Italienischen Städten nani:!*
ten sieb, je nachdem ihr Haüptsitz in oder auiserhalb der ^
Stadt war ^ nach einem Haus, einem Platz in der Stadt odei:
einem Ort einer Burg in der Umgegend. Die ni<;ht freien oder
ritterbörtigen Umwobner der Stadt' hatten nie an der Verfas^
SU ng freier Gemeinden Theil, von ihnen brauchte alsa die
städtische Gemeinde nicht erst zum zweit^nmale eximirt ^u
werden, wie der Verfasser annimmt.'
Im 3. Paragraph wendet sich nun der Verf. auf. die erste
Entstehung Deutscher Städte selbst, und mit vielem hierüber
. beigebrachten stimmt Rec» durehaus überein. Namentlich
ist auch er der Meinung, dats die VinruhvoUe Zeit von der'
lyiitte des 9ten Jahrhunderts' bis gegen die Mitte des lOten der
Bildung und Vergröfserung der Städte sehr förderlich war.
Dem in Not. 3. p. 32. angeführten Beweis, dafs es im fränki-
schen Reiche in der letzten Hälfte des 9ten Jahrhunderts wibi
ausgesehen habe, lassen sich noch ganz andere beifügen. E^
niiils unter anderem ganze Heerhäufen von Räubern gegebei^
haben, die in Banden Vereinigt ihr Unwesen trieben. So heilst v
es >^om Abt Hubert, der Königin Dietberg Bruder, als er sieb
gegen Lötliar empört: coUecta praedonum valiäa manu rapino^
coepit exetcere, interfectisque aut fugatis Lotbarii fidelibus^
qui Hnitima^possidebant loca, agros, yiilasque eorum suäe fac«
tionis s,ecutoribus distribuit. (Hegino ed.Pist. Struve p. 68,).
Fernher heifst es von Carlmann , König Carl ^^^ Kahjen So{^n^
, wie er den geistlichen Sfiaqd« zu dem ei* von seinem Vater
gpgen seinen Willen bestimmt war, verlassen habe: collecta
quippe praedonum non modlpa ,turba ecclesjas Dei coepit deya^
Stare', eä qua^e paci^ sunt impügnai;e, cuncta diriper^e et inau.
djta mala perpetrare. (Regino 1. c. p. 74-)- ^^^"g^A Lötli^ts.
unehelicher Sohn, wollte J^athringen^ wieder erobern, uud
empörte sich. \ Er sammelte alles Raubgesindel, ita ut paiicU
diebuß innujnera t\mhuudo praedonum ejus dpniiuatiopi se suLsU
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Ganpp ül>er dfliuu^t StjidiegTÜiidiiDg. 77
ierint. VnA dies Raubwesen dauerte fort bis auf Ilexrrrkli I.
d^nn als Boleslaus von Böhmen seinen Bruder bedrängt « und
dieser von den Sachsen HO]fe begehrt ,• sendet ihm dei* König
Otto I. den Aesic mit einem Heer Merseburgern 9 Hessen«
gauern iind Thüringern ; dann heiists weiter bei Wittechind
von Corvey"(edit. Meihom. p. 643.): erat namque illa legio
coUecta ex Uuroidbus. Kex quippe Henricus ^ cum eSset s^tis
severus extraneis, in omnibus raujsis erat cleoiens civibus.
Unde, quemcumqae videbat furem aut latronem manu fortem
et belli aptum^ a debita poena ei parcebat collocans in subur*
bano Merseburiorum 9 datis agris atque armts*.
Uebrigens hfitte das p. 34. angeführte Leben des heil.
Anscharius dem Vf. lehren müssen , Jafs der höher gelegene
oder festungsartige Theil der Stadt, die Burg, allein urbs — •
das übrige, suburbium, die untere Stadt — alles zusammen
civitas biefs. Der civifas blieb dann der vrcus proximus ent«
gegengesetzt« Nur weil die urbs als der Haupttbeil der Stadt
angesehen ward, kann es uns oft vorkommen , als fünden Ver«
Wechslungen mit civitas State. Die Deutschen mufsten im
Lateinischen einen Unterschied machen zwischen urbs und
civitas ^ da sie zwei Worte „burg^^ und „8tat<< zu übersetzen
hatten. So lieifsts zum Beispiel in dem Loblied auf den heil«
Anno V* 106. ff. '
,iZu Kolne was er gewihet Bischof
Des sal diu stat iemer loben Got,
Daz in der sconistir bürge, '
Die in Diutischemi Lande ie wurde,'
Kichtere was der errumigisti man.*^
80 führt der Vf. p. 39. «elbst ein Beispiel an , wo diesel-
ben Ojfte civitas und caStella genannt werden^ wobei man an
castella in civitate, die dann vorzugsweise genannt worden
sind, nicht aber an eine Einer^ibeit yon Castellen und Städ*
ten zu denken hat. Ein anderes Beispiel, wo urbs" offenbar
nichts ist als eine Barg^ führt ebenfalls der Vf. selbst ah p.
42. in der Note. Es ist ganz unmöglich , dafs einMinisterialv
"Wie Heinoy eine Städt^ erbauen kann, uud der ganze Zweck
der zu bauenden urbs wird mit den Worten angegeben? si
quando necess« eveniat ad semetrpsos defertdendo» Cum rebus'
suis illue confugiura faCiatit. Desv^egeu legt man nicht eine
Stadt y sondern eine Citadelle, eine Burg ah, und so sind auch
alle anderen in der Folge von dem Vf. angeführten Stellen, wp
titbs genön^nt woi'den , a\if die iedTtesten Pnncte der Städte al,«
lein aui bezrehen, Heinrich I. legte die Burg, in Meilsen an,
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und ^war blos dieBdfg^ und dennoch .^eljbt ^i« ^tfb«^ fiie«
iMOii^tfm unum juj^a Albim posUiim — excolait, ibi '»r&tfift fa-
ciens; t — nom^ti eidem Misni imposuit (Ditmarus Merael»«
ed. Wagner, p. 12.) '
Wa« bei der vom Vf. p, 46* «<>*• 19# citirten aivi^eiten
Stelle Ditmars die Worte antitpia utbs beifffen- sollen^ begreife
ich'uicbt^ d^ in dieser Stelle ajttigua ciW.tas, und zwar als
Name^ nicht antiqua^ urbs steht. Die erste Stelle (p^ 5^ bei
Ditmar), hätte ihn sogar bestimmt überzeugen müssen, da£i
urbs und civitas zweierlei bezeichnen: denn Graf ErVi^ina
Burg zn Ahted war) eine urbs^ hatte ao^ den Namen Alt«
Stadt 9 ahtiqna civitas. Dafs nicht wohl, wie Wagner wUI>
Mei'seburgs Vorstadt geineint seyn Jcann, geht auS dem.fol«
t enden deutlich hervor, denn erst nach der Heifath mit Graf
.rwins , Tochter geht Heinrich nach Merseburg, und ^H^ird
daselbst, nicht wegen der Rechte seiner Frau, die doch in
antiqiia civitate die maxima pars (was ist darunter ^zu ver«
stehen?) gegerbt ha^te, sondern wegen seiner persönlichen
Eigenschaften geliebr und geehrt. Selbst aber wenn civitas
^ntiqua der Nain^ eines Theiles von Merseburg wäre, woftlr
das praedicta spräche, würde urbs doch nich^ gleichbedeutend
mit civitas, sondern nur in besonderer^ abgegrenzter , gröfs-
tentheils Graf Erwin zugehöriger Th^il der civitas seyn.
Aus Burgen wurden später oft Städte. So baut Hein*
ricK'J, QuidJingaburg — denn von einer Burg wohl,, nicht
Von einer Stadt, liels sich sagen: afundamentd construjtit« In
dieser Burg, in urbe, baut Majthildis, Heinrichs Wittib^ ein
Kloster. I)er Ort als der Sächsischen Köhigsfamile lieb, waM
bald eine civitas. Ferner Ji^ist es bei Ditmar p. l3. v^O^
Heinrich I., nachdem vorher erzählt ist^ dafs er in Merseburg
die'Burg anlegte ( — oder vielleicht blos mehr befestigte, denn
das opus Jlomahorum scheint eine bloXse Verwechslung in der
'Traditioni zii seyn, da opuii Romanum in jener Zeit eine be«
sondere Art FtMrungs Werke .bezeichnete, wie ausGosmos von
Frag zu sehen ist: „statim ad ducis voluntatem aedificaAt cu
vitatem spisso et alto muro', opete Romano , (sicUt hodie cerni«
tur;^ in cbron« ad. a.^ 932.): .^caeteros qaoqne arbes ad salu-
rem regni^et templa dominl ob remedium animae devota piente
fiArioawL^^ Hitrr sind g^nz offenbar Bargen, Gitadellen und
Kirchen gemeint, nicht. Städte und Kirqhen, die gar keinen
solchen Gegensatz bilden würden, wie hier offennar in der
Rede bezweckt isr. . ^
Rec; mufs übrigens bemerk^^n, dafs jede Ration i m ]V^«
telalter hinsichtlich der J&ezeichnung neuer Begriffe auchjhreh
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Qtnpp üb«r d«oUdi0 Stlitegvihidaiig« 79
*
eigenfn Sprachgebrauch bat; Weniger weldien in dieser Hin«
sieht die .Rom^nlscoen Nationen von einander ab ^ weil sie
sich auf dieselbe Grundsprache beliehen, als die Germanischen
und Slävischen , die eans verschiedene AbstracMonen und An«
achauungen cum Tbeif ihren Worten zum Grunde Hegend ha«
b<n. Cosmos hat also unter der aedificatlo civitatis auch viel«
leicht nur die Gründung einer gröfseren Burg , wie die castelli
und röche im römischen Gebirg sind^ verstanden, oder wenn
er auch von. der Erbauung einer eigentlichen Stadt geredet^
^0 kann dies eine Beispiel noch nicht die Burgengründung
Heinrichs L zu einer Städtegründung machen ^ wie gleich
weitnr gezeigt werden soll.*
Für's erste nämlich fällt der Grund » dafs die, urbes bei
Wittecbind zu grols würden ^ wenn man 450 Häuser nebst
Zubehör darin annähme, ganz weg, denn octo habitacula sind
nicht acht Häuser I sondern acht Wohnungen von Kriegsleu«
ten, deren bequem einige Dutzend in einem Hause seyn
konnten. Auch sind 50 Mann als friedliche Garnison eiuc^r
Burg fürchterlich viel, wenn man daran denkt, wie wenig
Leute später in den Ritterzeiten oft eine Burg vertheidigen*
Man nehme 2o, so erhält man nach Wittechinds Berechnung
im Kriege 180 Mann, die vollkommen hinreichten , eine
iurg gegen solche Feinde, wie die Ungarn waren ^ zu verlhei«
digen , und sie sammt den zu ihnen Geflüchteten lielsen sich
])eq[uem in einigen Gebäuden unterbringen« Es mag gröfsera '
mit Städten vereinigte Burgen gegeben haben , in und unter
welchen Tausende achutz fanden , die urbs Misni \rar aber
ftchw.erlidi gröfser^ als ich eben angegeben, und andere mö«
gen noch kleiner gewesen sevn. Weder von der Garnison
noch von den Flüchtlingen Brauchte jemand ein besonderes
IUucb«9 Spiel*, Bibliotheks« oder Vorzimmer ^ und eine
Stadt, in welcher während de.r Friedenszeit acht Theile der .
Häuser leer gestanden hätten , wäre Über die Mafsen lächer-^
lieb. Die Burgen in Meifsen und Merseburg, und die (^uidi«
llngaburg werden' erwähnt als von Heinrich erbaut — abet
/keine einaige Stadt -— > es wäre doch Wunderbar , wienn man
uas Geringere bemerkt , das Bedeutendere der Vergessenheit
überleben hätte;
Wodurch Vill der Verl. die p, 53. aufgV»stellte Behaup«
tang, Burg und Stadt wären ursprünglich gleichbedeufend^
erst später habe sich die Bedeuti»iig getrennt,- erweisen? —
Dafs bei einer einfachen Sprache zwei \yorte.gana dasselbe
Ifeteichnen, ist der Sache nach unmöglich -^ sie können cias^
Selbe Xiocal wohl angeben, aber jedef bezeichnet dann das«
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^Ö Gaup^ über deutsche Städtegründungi
l&^lbe iti ein^r anderen Beziebung, jedes hat demnach eine
andere Ahstraction 'oder eine ahdere Anschauung ^u* Grunde
Berg sowohl als Burg, purux, scheinen nicht von pirku^ ich
berge, abzuleiten zu seyn^ sondern vom .althochdeutschen'
purijan öder (darnach r das j in g oder ig übergeht, Grioink
•Gramni, I. p, &70.) P"^gan, purigan d, h. erigere./ Burg wäre
also ein durch Natur öder Kiinst höherer Punct der Stadt. —
Was den Sprachgebrauch von 'burgenses in* sjiäterer Zeit be- ''
trifft, so ist daraus tein Grund herzunehmen, denn zwischen
Heinrich I, und dem IJreiburger Stadtreeht liegt für die Deut*«
sehen ^Borger eine Welt von Umgestaltung. Dasselbe gilt
von der Urkunde vom Jahr ll80, wo' castrum und bi|rgumt
einander entgegen stehen. Namen und Benennungen können,
da. sie Zeiten und Gestalten Überleben, local sich sehr wun-
derlich umkebren. Die StÖdte in der letzten Hälfte des 12teii
und die Städte in der ersten HäUte des lOten Jahrhundert«
sind, obgleich durch die 'sie verbindende Entwick'elung ver-
wandt, doch ihren Verhätltnissen "nach durchaus verschieden.
Zu S. 55» <ler vorliegeiulen Schrift habe ich.isu bemerken,
Jafs mir in Italien in den Stäclten noch vor den Immunitäts«
Privilegien- ein comes civitatis Jjekann^ ist,' und diese Erschei-»'
nung bat dort einen bestimmten historischen Grund, Iii
Deutschland erinnere ich mich nicht von einem solchen, noch
auch, von einemi ähnlichen Beamten vor den Esfemtionen Vom ,
Graföngati gelesen äu haben/ Vor allen Dingen Sollte sich
aber dei; Verf. erinnern,' dafs mit dem Namen Burggraf we-
sentlich verschiedene Beamte bezeichnet werden. Einmal näm-
lich ^gewisse städtische Beamte, dann abet auch solche vom'/
' Adel,, vv^elche,. ohne Gaugrafen au seyn,. Grafenrechte an sich '
gebracht .hatten. Es ist daraus klar, dafs, mit dem Namen
Burggraf nicht/blos ein Beamteter bezeichnet wird,' dessen
Amtskreis sich in bestimmtem Äbrifs beschreiben liefse, son-
dern jeder ^ der Grafenrechte, übte, und in einer. dauernden
Beziehung zu eifiem Löcal stand ^ welches Bur£ hiefs. jD(iese
Burg war bei einigen Burggrafen ihr eignes Castel; bei an-
dern (las des. Kaisers,, wie z. B. in Nürnberg} noch b6i andernf
war sie des Bischofs, wie in Strafsburg, denn ^^as der Verf."
von Strafsburg sagt, dafs daselbst ^ich der Vogt erhalten habe,'
^d er Burggraf herabgesunken sey, gewissermafseri ohiie Selbst
recht etwas davon zu wissen — denn die bestimmten Zustände^
durch welche diese Entwickelung hindurch statt gefunden '
liahe, .werden nicht weiter angegeben, und ebeiisQ weiiljj
analoge »- dabei kann sich niemand beruhigenl
tBsscIiluJs folgt.y
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Na 1825*
Heidelbeirger
Jahrbücher der Literatur^
Gaupp über deutsche Stadtegründung;
{Bsschtk/iO]
In ^ m wSre dann vor allen Dingen dds su erweueii
gewesen , dafs tcliori vor Zersplitterung der Gaue durch die
loMN^nitätsprivilegien, Buregrafen »ich gefunden haben, Det •
{>. 261. angefahrte Comes (Joloniae ist kein directer^ iti der
solirth'eity wie er dasteht, niciit einmal ein indirecter Beweis.
In Deutschland glaube ich, ist ein solcher Beweis unmöglich.
Qans unmöglich und, wie ich schon oben bemeikte, unnöthig,
iit der Beweis einer zweiten Exemtion , welche eine ^ure
Hypothese des Verfassers, und nach seinem eigenen Gestand«
nifs der dunkelste Punct in der StädtegeÄchlcbte ist. Was den
übrigen, von den oben erwähnten Verhältnissen unabhängt« ^
Sen Inhalt des 4ten Faragraphes anbetri£rt, so pflichtet Rec.
em Vf: ^ahz bei, besonder^ dem, was über das Hervorgeben
der städtischen Käthe aus den SchSffencoIlegieh g^agt ist.
In §. V. kömmt der Vf. wieder auf den Fuiyc|^ v'on wel-
them er ausgegangen war, näiitlich auf die Bedeutung des
Wortes Weichbild oder Wikbelede, welche Niederdeutsche
Form er vorzieht. — Warum Wikvogt ursprüngliibh Städtvogt
und nicht li^er biijüöflicher Vogt, wie Wiethum oder WiK«
thum bischöflicher Sprengel bedeuten soll, leuchtet nicht ein.
So ist auch ift der p. 10 1. not. 8. angeführten Urkunde Wi-
gravius offenbar ein bischöflicher Graf oder Vogt mit Gi-afen-
Bami, Waä aüi der Sache selbst hervorgeht.
üebrigens soll keine^weges gelaugnet werdefi , dafs nicht
Wik auth eine Stadt bedeuten Sönne. Es bezeichnet dann
aber dife Stadt nifcht als tiv'itai, sonderft als eine Vereinigung
von Häusern, wie es fein 'Dorf ulid eine Bu^g aiuch ist. In
dieseiÄ dirviie sind Zurfammeftsetzungen wieBard.enwik, Binns*
wik u. 8. \v. zu nehmen. Wenn das von dem Vf. ang**führte
WichuÄ äh Äu^arameftset-zufig aus Wik, Stadt, und Haus
bder Hus gelten sollte, sietit man xrabt'h^tig nicht ab^ wie
Knih JaliTfr 4. HeÄ/ • & ,
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89 Gaupp über deutscht Stadt egrüncluflg.
"Wirnt von Gräfenberg in seinem Gedicht vom Hitter mit dem
Ra^de v. 10498 ff. sagen konnte :
. , „Sechs helfande fürte er;
Die trugen nach des Heldes ger
Wichus unde berchfrit.<* —
Hier ist Wichus nichts als eine thurmUhnliche SchutzwaiFe für
die auf dem' Rücken eines Elephanten Streitenden^ Es
kömmt dies Wort her von Wich, der Kampf, und hängt
zusammen mit Wigant, der Kriegsheld • und wigen d. b.
streften (z, B. in einem Gedicht des Herrn Gotfrit von Nifen
(in Beneckes Beitrügen), wo es 'heilst-: .,wigen , wagen, gti-
£,en, ga«»en etc). Wichus ist also ein Kriegshaus, eine Befe-
stigung , ein Thurm oder so. etwas Gutes. VV^ikfriede. kann
so gut den bischöflichen Bann, unter dem die Stadt stiind^ wie
den Burgbann bezeichnen; denn der bischöfliche Bann ist ein
Burghann,'
Was den zweiten Theil des Wortes Weichbild "angeht,
so bezeichnet wohl das Unbild figtUiich jedes, was einen
häfslichen* Anblick gewährt, Formel, Unfug; ob aber das
Bild irgendwo das Recht bezeichne, daran' zweifelt Rec-
sehr — : dafs das Wort Wikbelde oder Weichbild vorzüglich
ijn nördlichen Deutschland hervortritt , thut gar nichts für die
Bedeutung, und scheint sogar blos zufällig zu seyn. Auch
Withuin oder Wikthum und Wigräf oder Wikgraf kommen
vorzugsweise im nördlichen Deutschland vor, deshalb wird
Withum noch nicht zu einem Stadtthum. — Bild wird von
der älteren Sprache übrigens- auch in einem Sinne gebraucht,
in welchem wir es pleonas-isch flnden würden, wenn wir es
inninserer Sprache anwenden wollten z. B^ sanftes Bild für
Sant'tmuth, was sanfte schon allein 1 ^roichnet, und diesem
Sprachgebrauch macht mir am wahrscheinlichsten,* dafs Weich- '
bild jedes Hc;iligthum ,' zuletzt das den Heiligen und Kirchen
, geweihte Land bezeichnet»
Die Stellen, \velche der Vf. p. 121. anführt, dafs Weich-
bild zuweilen die Stadt ohne das Territorium bedeutet habe,
beweisen gar nichts, eben so wenig beweist die p. 124. ange-
führte Stelle des Erfurter Statuts von 128l, dafo auch uin^
zelne^ besondere Puncte des Stadtgebietes Wfeichbilde ge-
jiannt worden seyen. Später mögen, wie aus den von dem
Verf angeführten Stellen hervorgeht, allerdings auch einzelne
Besitzungen, die innerhalb des VVeichbildes lagen, 'VV#iJu
bilde genannt woiden seyn — das ist eine Folge der gewöhn-
lichen, bequemen Umgangssprache in I^rovincialstädten, die
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GMipp Ober deautht Stldiegründiuig. ft3
itch nicht gern mit umständlicher Darstellung abgiebt^ ih'ren
Ausdruck abbreWrtf wenn $ie annehmen kann^ dafs man*a
such lo versteht. * .
Wenn Rec. fast bisher nur das hervorgehoben bat^ woge*
gen er glaubte CrOnde einwenden au müssen , -» so kann er
nun nicht umhin , noch die Versicherung beizufügen ^ dafs bei
weitem mehr in der Schrift enthalten ist, dem er beistimmt.
Der Vf. hat das, was jeder Nachfolger in einer historischen
Forschung vor dem Vorgänger voraus hat, sobald er es treu
meint^ ebenfalls voraus, nSmlich dafs er schneller daau gelangt
ist, die Sache su Übersehen^ dafs er sie folglich ^einfacher und
kürzer , also auch klarer darzustellen vermag.
Der zweite Theil der vorliegenden Schrift enthfilt eine
eiufache, klare Daratellung der ireiburger, und eine eben
solche der Cölner Stadtverfassung nebst eiuer verstfindigeit
Vergleichung beider. Wir haben weder etwas hinzu , noch
hiav^eg su tbun, was nicht \ti obigem schon berührt wäre^
aufser der kleinen sprachlichen Bemerkung, dafs di^ Schreib*
art Bur-graf nichts dafür beweist, dafs Burrichter Burgsich*
ter seyen; vor dem r kann nicht aus Nachlässigkeit ein g aus*
gelassen werden (es wäre denn offenbare Anomalie) , was recht
gut vor einem g möglich ist. . Die Darstellung der Verhält*
nisse der Gerichte des Abts von S. Fantaleon und des Frohstes
von S. Severin findet eine Bestätigung in einer Farticularitflt
der Mailänder Verfassung , in der liiimunität nämlich deS Ab«
tes von St. Ambrosien , die derselbe im Jahr 894 urkundlich
sich ertheilen liefs, und dessen Verhältnifs später au dem
Erzbischof kein anderes gewesen seyn kann , *al5 das frühere
kum Grafen,
Jeder, der für Gegenstände, wie die genannteni Interesse
hat, wird für den letzten Theil seiner Schrift dem gelehrten
Vf. besonders Dank wiesen. Schlüfslich noch eine Bitte viel*
mehr als eine Bemerkung, nicht an den Vf. allein, sondern
noch an recht viel^ andere Verfasser, Notizen näuilich von
ganz suhjectivem Werth nicht in die Darstellung einzuweben;
sie «ind jedem Leser, der kein persönliches Interesse filr den
Autor hat (was doch immer nuf hei sehr wenigen Jer Fall
ist) höchst lästig, und in der Vorrede und sonstigen hors
tl*oenvreFlatz g«»u»g> wo es der Leser, je nachdem er geneigt
oder iingeneigt ist ^ lesen oder nicht lesen kann. Ob Ücrr
^aupp hei dein oi« r jenem in die Schule gegangen ist, ist
dem Pühlicüin, für welches er doV^h w^bl schreil't, höchit
uninteressant, und Lehrern wird bei weitem besser Düik
gebracht an einer Stelle und mit Worten , die vonr der In*
6*
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84 PbtftU IBiblioth. td. J. Bekken tom.h
1[))gkeit des GefaMes seigen , was sie aussprechen soll^i^ ali
lio den Stellen 5 wo man von der Meinung des. Lehrers ab»
weicht — wo dann das Ganze wie ein B^sänftigung^pflaster
aussieht, oder noch schlimmer wie eine eitle l^önnlichkelty
ein Kratzfufs in der Feiücke, wobei man sich mehr zu eb»
ren gedenkt , als den Begrüfsten«
Pholii Bihtiötheca ex rec, Immantielis Bekkeru Tomus
:prior. Beroliiti 9 typis et impensis G* Reimeri A* , 1 824* 26^
I S. in ^rojs 4. // Tom. v 6 Rtblr.
Wir eilen unsere Leser von dem Erscheinen dieser neuen
'schon lange gewünschten Ausgabe der Bibliothek des Fhotius
in Kenntnifs zu setzen; weil durch sie einem ^fühlbaren Be«
•dürfnifs abgeholfen und eine wesentliche Lücke in unserer
Literatur a^usgef'üllt wird, indem, wie jeder weifs, die doch
Bum Gebrauch so unentbehrlichen älteren Ausgaben dieses
' 'wichtigen Werks seltner geworden, und überdem an .den
Fehlern und Gebrecht^n der meisten Ausgaben aus jener Zeit
leiden 9 entstellt durch eine Mt^nge unrichtiger und falscher
Lesarten , .verdorbener Stellen , l3ruckfehler und dgJ. mehr»
vJEIr. Bekker bat sich der Bearbeitung dieser neuen Ausgabe in
derselben Weise unterzogen^ die wir aus den vielfachen an«
deren neuen Ausgaben griechischer Autoren , die seine Thä«
tigkeit hervorgerufen, hinreichend kennen, und wenn wir
den Freunden der griechischen Literatur über diese Bereiche-
rung Glück wünschen, dem Herausgeber aber unsern, wärjn-
sten Dank zollen, so müssen wir es doch andererseits zugleich
bedauern , dafs - derselbe Uns durchaus gar nicht näher Über
Zweck , Einrichtung u. s. tv. der hier angefangenen Ausgabe
unterrichtet, oder auch nur Hoffnung gemacht hat, hierüber
ausführlicher im -zweiten nachfolgenden Bande sich zu verbrei«
ten. Glücklicherweise sind doch npch Vor dem Te:^t (gerade
wie im isten. Bande des Plato) die Handschriften angeführt,
die der Verf» benutzte, wonach er dem Text eine wirklich
neue Gestalt gegeben hat. Unter ihnen bemerken wir be-
sonders eine venetiainische Handschrift (A.) aus der St, Mar-
cus-Bibliothek Nro. 450, auf Pergament geschrieben, im
gröfsesten Format und doppelten Columnen nei einer Anzahl
von 537 Blä-ttern ; tlie Schrift gleicht der des berühmten Ra-
vennatischen Codex des Aristophanes , so dafs wir also
' dieser^Handschrift wohl füglich ein hohes Alter und groL»eu
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Phoüi BiblSoiH. ed. T. Bekkn. Tom. I. 85
Werth beimessen können. Sie ist es auch. ei gen tlicb» deren
bessere Lesarten auf jeder Seite aablreich «^ vielleicht auch
an «tnigen Stellen mit Etwas su sehr Vorliebe «— aufge*
nommen worden und so den verdorbenen oder ieblerhaften
Text in unsähligen Fällen lesbarer gemacht haben. Von min-
derer Bedeutung erscheinen drei Pariser Handschriften der
königl, Bihtiotbek: die erste^ (B.) nicht sehr alt nach Ver«
Sicherung des Herausgebers » in Quarte ^ C« bombycinus Nro.
$266}» hie und da am Rande verdorben , zugleich mit einigen
Lticken und Abweichungen in Stelhmg und Keibenfolge der
einzelnen Abschnitte. Der Herausgeber versichert , diesen
Codfx mit jenem venetianischen in det; Art verglichen eu ha«
ben, dafs «r blos die Verschiedenheiten und Abweichungeri
des erstereti bemerkte , das üebrige überging, • Die» «weite
Handschrift (C.) Nro. 1226 (chv'.rtaceuS") in grofsem Format
und 369 Blättern, auf denen jedoch der Eingangsbrief an den
Tarasius fehlt. Die Schrift gleicht der des Joannes Rhosus ;
die dritte Handschrift (D. ) ebenfalls chartaceus in gro-
isem Format Nro. 1227, geschrieben von einer dem Angelds
Yergecius ähnlichen Hand. Sie enthielt aber nicht das Ganse^
sondern hdrt schon pag, 53, 10 ed. B^oth, mit den Woitea
•ri l&rojffT^iio^ auf. Mit diesen Hülfsmitteln ausgerüstet, gieng
Hr. Bekker an diese Ausgabe; Hauptführer war der venetia-
Dische G>dex (A.), dessen Abweichungen von der gewöhnli-
chen Lesart, auch da, wo sie nicht aufgenommen, werden^
unter dem Tej^te bemerkt sind. Einzelne Verbesserungsvor-
schläge Anderer werden ebenfalls hie und da angeführt, so.
wie Vorschläge des Herausgebers selber , die er ohne Qesti^
tigung der Handschriften nicht in den Text aufzunehmen
wagte, Ref. -hat, so weit es thunlich war, mehrer'b Ab-
schnitte Wort für Wort mit dem bisherigen Texte verglicl^en,,
er kann die Leser versichern, dafs er in den meisten Tillen
die von Hrn. Bekker aus jener venetianischen Handschrift auf-
genommene Lesart als die richtigere uiid bessere bat erV""?*^
mijssen, doch glaubte er auch in manchen Fällen die Vulgata.
belassen zu könnei?, ohne die ,, aus einer vielleicht zu^
groisen Liebe für jene Handschrift aufgenomn\ene Lesarten
anzuneihmen. -An andern Orten sind ihm auch aiidere B<i-»
denklichkeitenaufgestofsen. So z.B^ Abschnitt 72.aVn Anfa^ig
^. 35, b. 42. auf der untersten ^feile; aXAa y.ai '^B\^<yr;^'J auTcv.
«»«A^Yytijv iv ireAAoii y.ai \oyoTotüv airoKoAcMV. So sphr^ibt näm-
lich Hr. Bekker. Die Vulgata gab statt äictkiyy^mv ein aVoKflr
>wv, wofür am Rande: i^i^x'*'^' ^^^* airoKaXwv zweimal hinter
tioander sq nicht stehen ^öune,^ ist ersichtlich ^ solltie^ ab^
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86 PhotH Bibliotli* «d, 1. B«kker. Tom. I,
nictt beides, da« erste <2irokaX«v und das dafür in der yenei*
Handschrift vorkommende aVeVvx'wv ein Gloasem seyn? Doch
dies ist eine hloiTse Vei'muthung des Ref. lind nichts weiter.
Wir wollen indefs aus demselben Abschnitt^ der die Eclogen
des Ctesias enthält, noch Einiges weiter anführen. Statt
•Arru/Y^i»» ZvtraiAavj Oißa^a und ähnlichen schreibt der Heraus*
geber .stets X'oTvIyay^ ^vtrctixav u. s. w. mit zuröckgezogenein
Acceilt. Warum er aber nach jenem Codex gleichfalls überall
Tlir^jffuna^ Il$-nj<rai "A/ixjjo-r^o^^'för n«T/(ra»«,a5,*'Afx/ö'r^/;, TlBtiffaq und
dann doch wied<er Aj « r^ cuor»;? für die VuJgata Mtjr^wTry^i; schreibt,
davon haben wiir die. Gründe nicht entdecken können, wenn
es nicht bei letzterem mit Rücksichl: auf die Zusanan^ensetzung
des Wortes aus ^tr^a, geschehe^ ist. Allein dann ist wied/i^
gleich zuvor (p. 55) 5tattJ JM^rpaS^rij? gesetzt ein MtS-^a^arij;*
— ^ Gap. 2. derselben Eclogeil schreibt Hr. B-. (mit Jungermar^n
und Schweighäuser )^ wahrscheinlich nach seinem Codex A,
Xf / 0 «(-»avoK, für ^^tffA^4v^t^^ Soll aber anders das Wort nicht
griechischen , sondern persischen Ursprungs seyn , wofür
, doch der äufsere Anschein eben so sehr zu sprechen scheint,
als die hiernach von Sylvestre de Sacy gegebene Erklärung,
so darf die X^esart ]^gt<T^^avot^ nicht verändert werden. Auch
. kann es Ref. nicht billigen, wenngleich darauf für t^.cütov fxlu
(worauf nachher das gewöhnliche IVa/ra b§ folgt), muthmafs*
lieh nach der Handschirift A. gesetzt ist irgoragov /ucew, er kana
die Qründe nicht absehen , warum hier ic^or^^ov besser seyn
SQÜ, als ir^wT09y das ohnehin in dieser Formel so unzählige»
inai vorkommt, -r- cp. 3. schreibt Hr. B. j^cpa^»; und ^i^iBy^cav
ft\r die Vulgata <i$«rSj^ und a'^&iByjffav. Allerdings findet sich
von diesem' Verho bei spätem Schriftstellern besonders , die
.Verdoppelang des Augments (cf. Dorville ad. Charit pag. 572,
Pliit, SylK 28 etc.) von ^r Form «^i,» aber führt nicht einmal
Fischer ad Wellerum Beispiele an. « — JmYeifolg cap. 4. schreibt
Hr. B. : dvoyL^T^ixuf^p ^üoCt Sv^Wa mit Weglassung des ©o vor
^tftryiu^ wodurch die sichtbar verdorbene Stelle* allerdings ge-
heilt lyird, «untal wenn man weiter mit Hr. B. liest; vtaxß^pf^'^ysi
? K^o7(roi statt der V^ulgata naraC^dyn x4i S^vifcrKa/; was doch
nicht richtig seyn kann. — * Cap. 5. schreibt Hr. B, nach dem
Codex A . y Kafydy9vs statt n^i ysycve. Was jedoch unten cp, öl.
wiederkehi;t, auch hier unverändert befassen, worden, wie
solches auch axidere Stellen bevireisen, cf. Ctesiae Fragmentt.
|)ag. 107. 108. — EFven so würden wir gleich darauf: Kairot
dies ^jxw; des Gegensatzes ballier im IVxta belassen habcn^
Hr. 8. setz« dafür ^^v^ Aucfe^ cap. l3. ^tatt ^ai ißa^iXsMtrail
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Photii Biblioth« ti. I« Bokker. Tom« L 87
vai ißoffiXmiffBVf Was Ref. kelnesweges für die richtige Liesart
LaltenJcann^ da ißaviXtvffav liier heifst: regem erearunt^ con^
9iitueruntf 8. Fragtn. Ctes. p. l32. Eben so hat der Verf. nach
uua den Genitiv folg^'n lassen , er schreibt z, B, p, 43» Sfx» aJ"
Twv iTOfxävwy lür a/t*'. to?? btc ofxivot^f cap. 58 J a/jia twv
0-. a. 'EAA*/vtüv für ^yut^t to7; <r. a. *£AXif<r/, aucU für das oft
vorkommende ^^tl^^y.v ist überall «uvSfj^o; gesetzt; mehrere
jonische Formen zurückgeführt, was wir billigen, z. R» cap.
17. 2;Hu5a^>)3«to für 2Ku5af>jKü, cp. 8. tiiraf für «/twh
u. s, w., so schreibt er ferner -ri/x«»? statt de« gewöhnli-
chen xj^^iou;, dagegen Indd. li; jj/x/o-sw; »»^X'^*» ^^ ^'^
Vulgata ^[AttTtog xfjxtwg und Aehniiches. — Uebrigens
schliefst dieser erste Band mit Nro, 229. oder mit d^n Ex-
cerpten aus Ephraim pagr8^2 der altern Ausgabe; die latei-
nische üebersetzung ist^ wie zu erwarten war, weggelassen,
eben so die Anmerkungen des Höschelius, Schottus u. A. wenij
diese nicht, was wir jedoch kaum glauben, im zweiten Banda
nachfolgen. Wir erhalten hier bios den anf die angeführte
Weise berichtigten Text, mit doppelten Columnen auf jeder
Seite, und unter demselben die Abweichungen d^^ Vulgata
von der meistens aus dem Codex A. aufgenommenen I^esart^
an dem Rande sind die Seitenzahlen der beiden altern Ausga-
ben beigefügt, der Druck ist rein und correct (S. 49. b. 25.
für itavra iv ytvertji mufs wohl heifsen -r. «k yBvsr^), die Letterrv.
scharf, das Papier doch etwas besser, als das von dem Vei>>
leger bei der Herausgabe des Fla,to benutzte schwarz -graue
Löschpapier»
Criechts^che Grmmmatik von L, IVt^ Eis e-^schmiJf Pro/es^
jor in München. 8. Passau : Friedr. Pustet, i824. 285 und IP^
S fiten f nebst vier Tabellen über dis Conjugationen. 1 fl. 13 kr.
So wie es Menschen giebt, deren freundliches, gefälliges,
Aeufsere gleich beim ersten Anblick für sie einnimmt, sa
gebt es auch oft bei Büchern. Hält nun freilich bei nicberer
Bekanntschaft nicht j«der Mensch,^ was er beim ersten An.
blick versprach; was Waindt» , wenn es auch bei Büchern^
den Produkten der Menschen, sich oft eben so findet? Vor^
beerende Grammatik hat ein freundlicheres Aussehen in Druck
unh Papier, ali wohl fast alle ihre frühem Schwestern, und
erweckt schon beim ersten Anblick Vertrauen. Dabei ist es,
denn um »o erfreulicher, dafs sie dieses Vertrauen, bei liH^he-
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8Ö EIsensotiQ&id Grieph« Grammatik*
rer Bekanntschaft nicht nur nicht täuscht, sondern sich dessen
als sehr "vt^ürdig zeigt. Der Verf. macht keine Ansprüche auf
Originalität der Ansichten; er Will n^r für di^ niedern Klas-
sen 'öin brauchbares Lehrbuch liefern y das durch richtige An-
ordnung der Theile und Fafslichkeit das leichte Auffasifen der
Sprachgesetze bewirkt: und er hat ein solches gelief«rt, Ue-
berall* zeigt siph Bekanntschaft mit dem Besten, was bisher
auf diesedi in neuern Zeiten mit besonderm Eifer angebauten
und bearbeiteten Felde geleistet worden ist, überall die Be»
mühung, klar und'fafslich und an' der rechten Stelle das Ge-
hörige zu sagen, und von Oberflüchlicblceit und Ueberliidung
gleich w^it entfernt zu bleiben. Eine gute, und, wie R^*
aus vieljShriger leidiger Erfahrung weifs; sehr notb wendige
Warnung an die Lehrer vor dem verderblichen Eilen in dfer
Formenlehre schickt der Verf. in der Vorrede voraus. Nicht
nur gefafst un(f verstanden mufs der Knabe die Formenlehre
haberi^, womit sich ^yiele Lehrer begnügen; sondern- einge-
prägt mufs sie seyn bis zur Unmöglichkeit des Vergessens,
iind so gefafst, dafs der Schüler sie selbst mit ihren Gründen
wieder %ittheilen kann. Der Zeitverlust dali^ei ist nur schein-
bar. Doch Äü unserer Grammatik, Sie zerfällt in ß Theile.
Die Etymologie geht bis S, 112. Die Syntax bis S. 228.
Dann folgen (^hiet sollte eine Abtheijung seyn): die Lehre
XOn den Dialekten bis 239. Prosodie (nach Spitzner) bis 255.
Versbau bis 266« Die Lehre von den Accenten bis 280. und
noch 2 Seiten der Kalender, Wirft man nun aber die Frage
auf, war denn eine neue Grammatik nöthig oder e>n so gar
dringendes Bedtirfnifs? so konnte man mit demselben Rechte
diese Frage schon bei der zebend^n Grammatik, die vor die-
ser erschien, und bei allen auf jene folgenden thun. Auch
mufs man objective und subjective Nothwendig^keit unter-
scheiden. Die letzte tritt ^ehr oft ein^ wäl^rehd die erste
gar nicht statt findet; und sie kann durch die Gegend wo ein
Verfasser schreibt^ d^urch die Schulen, für die er schreibt,
oder durch ihn selbst und ein Bedürfnifs,' das er fühlt, und
in den andern Lehrbüchern nur zerstreut b^erücksichtigt ^n-»
qe't,. herbei geführt werden. Darüber lälst sich nun aus der
Ferne nicht sicher urtheilen, und der Verf. kann der Kritik
mit liecht die Frage vorlegen; oh das Buch nothw^ndig war
od^r nicht, sey dahin gestellt i ist es aber brauchbar für den
Zweck, den es erreichen soll? Und hierauf wird sie unbe-
denklich mit JTa antworten können, sollte auch im Einzelnen
noch Manches ausgestellt werden können. Dergleichen Aus-
stellungen wollen" wir denn nach Recensenten- Pflicht oder
Sitte dem Verfasser einö Reihe vorhalten , ohne d^rum unser
Digltized by
Goögk
Xlienfdiiiiid Grieoh. Gnoimatilc« 89
Efinstiget Urtheil su beschränken oder halb^sur6cksunehuien«
o. 2. $. 2* scheint Hr. £. das von den Neuern in die griechi«
sehe Interpunction angeführte Ausrufüngszeichen au hilligen.
Wir billigen es nicht » wie Buttmann in der Ausführlichen
Sprachlehre J. i6. Anm. 9. S. 72. der sogar auch die Paren-
tbesenzeichen und den Unterbrechungsstrich verwirft. §. 9.
Der Diphthong oi soll gesprochen werden wie in quoi, Ist
das Wort Lateinisch oder Französisch ?♦ Ehend. sollten doch
ein Paar Zeilen mehr über die Erasmische und Reuchlinische
Aussprache stehen , und gesagt seyn, warum sie so heissen,
§. 22. Da der Gebrauch der Dichter bei ay^i und /x^/^i ange-
geben isty so sollte auch wohl b«>i dem v epheU/sticon (so
Schreibt der Verf. auch seltsamer Weise Co//«i(iti v u m) an«
gegeben seyn, dafs die Dichter es dei Metrums wegen auch
vor Consonanten setzen, um eine lange Sylbe su bilden.
§.47. Q. III. sollte nicht %o geradehin gesagt seyn S» »f> r]
heifse er, sie» es; sondern mit 2« heifse es er, sie, es
aber oder doch er, sie, es. § 49. Hier- sollte es nicht
beifsen bei lh\ (eig. c*a«7) sey das « in t verwandelt; es fällt
blofs durch die schnelle Aussprache heraus , oder vermischt
lieh mit dem / durch eine Art von Krasis. Ferner heilst es,
dem Lateinischen n/ffr^ne entspreche das Griechische a/^^ors^o^*
Da dürfte nun auch bemerkt werden , dafs dem Lateinischen
uter rzra^oq nicht nur entspreche, sondern ganz dasselbe Wort
sey, 80 wie utrum als Partikel ganz x/t«^ov ist.. §. 50. Da die
nodi des Verbums auch Griechisch benannt sind, warum geht
der Imperativ (xpo(rraKr/Ki/) leer aus? §. 70 und 71. «ollten um»
gestellt o9er in einen §. verschmolzen seyn. Jetzt steht
§. 70: zu dem Stamm tritt avi ufMa^r — ufMi^ravot Aind §, 71»
Vor den Schlufsbucbstaben des Stammes wird v eingeschoben
und am Ende av hinzugesetzt: Xaß - kavß, XafMß - avw. Nach
unserer Ueberzeugung sollte es heifsen : §. 70. . Vor den
Schiursbuchstaben des Stammes wird v eingescboben und am
Ende des Stammes av hinzugesetzt: SSu) — u'vB-avw, pa^w -^
Ha'v^'avu). Xa^to — Xa-v5-ava. §. 71. Dabei ist zu merken
a) ist der letzte Stammbuchstabe ein P-Laut, so wird das v
vor ihm |üf Also kaßaa — A.a*f*3-avtü. Xirw — Xi-fxT-avo»: ist
er ein K- Laut, »o wirds y. Also Aap^oi -— Aa - 75^ • avoo. rvy^f»
— Tu-Yp^-avoü. Biyvo — Si-yy-awu. b} mCifste aber das v, das
vor dem letzten Stammbuchstaben eingeschoben werden sollte,
»wischen 2 Consonanten stehen , so lÜllt es nach der allgemei-
nen Regel wieder heraus : Also : diiJ^tm — a/uia • fvr - dvm •
afia^Tavw»_ Ba^Svo — da "^vB - avat • Za-^^dvot. cXiaBco — oAr • 0"v5 - avw :
okttrSii'jwi ßXdtrrw — fiXa^arvT-dvojl ßXaarlvoi. Oder h) wird viel-
leicht besser so gefafst: Das v bleibt weg, wenn am Ende
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90 EiscDsdtmid Gtiech. .Grammatik. < .
^es Staipmes 2 Consonanteti stehen. Also : ßxi<rrof wini nicbt
ßkavtrrdvw sondern ßkauTTawu». S. 61. fehlt die Bestimmung Über
das Augment der Verbb. die mit $v und ^uj anfangen. Auch
ist ebendaselbst nicbt auf Formen wie sKa^svBovf die auch dem
.Anfänger vorkommen , aufmerksam gemacht. §• 172* sollte
. ntfben dem a ■prwativnm und intenswum auch das d copulaüoUm
aufgeführt seyn, aus «^d, wie e» in SvtotTtit aXoyoi;, drdxa'/r.oqt
dbsXi^U vorkommt, §, 199. s^ebt bei (paivivBatj ioivAvau und
2ox€7y scheinen. Das heifst, genau genommen, nur das
let^tere^ Sie sollten iinterscbieden seyn, so gut, wie: der
Verf. XiysTot und lixGkoyalroit scheidet. §. 202. Ji. Mati sagt
nicht voVou aiTÄAAa^tüf um durch den Genitiv eihe Trennung des
Theils vom Gs^nzen zu. bezeichnen*, sondern es ist ein zu
§. 324' I- 2. gehörig'^r Fall , wo. in einer Note angeführt seyn
sollte^ dafs sich die Verbindung des axo mit dem Genitiv auch
in den damit zusammengesetztjsn Verbis zeige. Eben so steht
( §, 202. I. C. ) oi "'EAXijVfi; rqo icatov tcüv ßdgßafutv bcnla-avTo
der Genitiv bei r^oiraiov nicht zur Bezeichnung einer Veranlas,
siing. einer Handlung, sondern der Grund Hegt darin, weil
sich der Grieche unter r^oxa/ov denkt: cfijf^a oder fxvijfASTov r^o^ijit
, ipuT^;, worauf dann natürlich der Genitiv ßa^ßa^wv fbJgt.
5, l30. konnte bei yuxro;» ^6\^ovg an unser des Nachts, des
Sommers erinnert werden, Ueberbaupt sollte öfter, als
geschehen ist, der gleiche oder abweichende deutsche und
lateinische Sprachgebrauch , wenn auch nur durch einen
Wink, angedeutet seyn, wie z, B, S. 156. der Fall ist.
Denkt Hr. E., das werden die Lehrer schon thun; so traut
er Vielen zu viel zu. S. l40. ifxvoBt^etv heilst nicht belästi-
gen, S. 143 und l44* kommen die unerhörten Infinitive
aicyr^vuo'Bau und dh-AoZv vor. S, l45. ist hiitvov rov x>/^uKa Seltsam
übersetzt: o üb er den Herold ! §, 344. S. 239. Nicht
Prosodie, noch weniger Profodie, ist die Lehre vom
Zeitmaafse der Sylben, soildern Prosodik. §. 345« sollten
noch mehr Verhältnisse angegeben , auch der Unterschied
zwischen Wort- und Versfüfsen angedeutet seyn. S. 259.
ist zu allgemein behauptet, dafs sich a lle unregelmäfsige
Hiate bei Homer durch das Djgamma aeolicum aufheben 1»s-p
sen. Endlich, Uiii das Maafs unserer kleinen ^Ausstellungen
voll zu machen, sollten S. 264- i*<I<J» ^^^ den sapphischen, jam-
bischen, trochäischen und anapästischen Versen nothweudig
die Jctus, wie bei den Hexametern und Pentametern angege-
ben seyn. — Besonders gut scheint uns ini etymologischen
und syntaktischen Theile das Verbum bebandelt j in der Syn«
tax ferner die Lehre voni Gebrauche des Artikels, von d^w
Negationen, ^ach die L ehe ^ von den Dialekten und dei*
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Frofo'die if t bei «Her Kfirse binreichend . und tebr fafslicb.
Schwerlich wird es dieser Grammatik, so viel sie aacb Mit«
Bewerberinnen bat , an Eingang bei dem Publikum fehlen.
Von deiäselben Verfasser ist auch in diesem Jahre und in dem^
selben Verlage schon in. 2 Auflagen erschienen, ein Deutsch-
Griechisch«*s und Griechisch -Deutsches Lesebuch I. über di«
Formenlehre. 8 Bogen 36 kr. '
It Der Staat von M. Tullius Cicero ühersetzt und mit An*
werkungen versehen von Friedrich von K obbe^ Herzoglich
Oldenburgiseh» Cammersecretair. Göttingen hei Vandenhoeck und
Ruprecht. 1824. XXXJU u. iB^S. 8. 1 ü. 30 kr.
' t. M. Tullii Cieeronis de re publica* Tomus L Fulda^ '
(jic) 1824* Jn hihliopoUo M'dlleriano,
Gegenüber diesem Titel :
Dl« Republik de^s Cicero ^ nach einem ungedruckten Texte^
welcher neuerlich entdeckt und erläutert wurd& von Herrn Daaif
Bibliothekar des Vatikans, Mit einer historischen Abhandlung
von Herrn Vi llemain^ Mitglied der französischen Akademie^
Jn das Deutsche üb ertragen (/o) von J. AI* Pierre.
Erster Theil, 8* Fulda i824. Jn der Müllerschen Buchhandlung,
Vorrede des üehersetzers bis «S. 12. Abhandlung des Herrn V»
(^ deutsch) bis S» 88. Text und Vebßrsetzung des z. u. 2. Buchs
hii S. S6i. 1 fl. 45 kr.
Als das Ciceronische Werk vom Staate in den Zeitungen
all wiedergefunden angekündigt wurde,, erwarteten wir , dafs
in Deutschland durch Veranstaltung eines speculativen Buch*
bändlers eine üebersetxung gleichzeitig mit dem Original er«
scheinen virerde , wie es gegenwärtig mit den berühmten eng-i
lischen Romanen zu geschehen pflegt. Diese Erwartung wurde
«n unserer B^reude nicht erfüllt. Der erste der vor uns lie-
genden üebersetaer bat sogar den von Heinrich sehr verbes-
serten Text abgewartet, und der «weite die französische Ue-
bersetÄung des Hrn. Villeroain. Einige Eile sieht man indes-
sen doch der ersten Uebersetzung an; was man der zweiten
ansieht, wird sich weiter unten zeigen. Hr. v. K. erzählt
in der Vorrede erst die Geschichte dieses Fy ndes, dann .macht
*r> wie der Leipziger Recensent des Originals (t824» 6.)>
^uf die Mdglichkeit aufmerksam , das ganze Werk noch in
l'olen aufzuunden; wo es sich nach glaubwürdigen Nacluich-
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92 Cicero de RepuBlioa. ^ ^
ten noch in der zweiten Hälfte des j6n JabrBünderts befand^
Äpricbt dann von der Aechtheit d^s Werkes^ über die Perso-
nen des Dialogs y den bisherigen Ausgaben , berührt den Cen-
turienstreit zwischen Niebuhr und Steinacker, ohne jedoch zu
entscheiden, und nennt endlich Zachariä*s Staatswissenschaft«
liehe Betrachtungen über das Ciceronische Werk, ^ Was nun
die Uebersetzung selbst betri£Ft: , so können wir allei'dings
im Ganzen des Verfassers Fleils , Treue und Sprachgewandt-
heit loben, so wie auch, daf&er eine Anzahl erläuternder An«
merkungen, zum Theil eigene, zürn Theil aus A, M. geschöpf-
te, beigegeb'en hat. Im £inzel nen haben wfr jedoch einige
Spuren der Eile und. kleine Ungenauigkeiten gefunden j yon
welchen wir hier einige, zum Beweise unserer Vergleichung
der Uebersetzung mit dem Original, mittheilen wollen. II.
24* heilst aliquamdiu zu^^ eilen* 11. 3l. decemoiros^ qui leges
scripserint : di^ Dec emoirt ^ welche die Gesetze auf'*
%eichneten. II. 54» ^uic gtneri n^ach diesem Grundsä-
tze: wenn hier nicht oneri zu lesen ist, so ist generi malortim
oder vtcomniodorum publicorum zu denken. I. 16* fehlt gleich
von Anfang inter se; weiterbin: animos summus timor occupmois*
set: die Gemüther mit Schrecken ergriff. Ebendas.
quod cum dirputando rationihusque docuisset durch dies e gründe
liehe Darstellung. Nicht' durch diese» wenigen Worte^
die vorhergehen, sondern durch eine, hier nur angedeutete,
ausführliche und mit Gründen helegte Darstellung. Ebendas.
in maximis aiwalibus : inden Jahrbüchern des Pontifex
Maximus. I. l7. haec deorum regna s das Keich der
Götter. Ebd. qui viderit: wenn man bedenkt. Ebend.
fehlt ejus vor -parte und nostros vor in necessariis» Ebd. pertur»
hatio Bewegung. I. l8^ cordatus et catus : schlau* und
verständig. Ebd. cum capra , aut hepa , aut exoritur nomen
aliquod beluae ? Merkt sich den Auf gang der Geist
des Juppiters oder des Krebses (Prosodie), I. 19.
duc paene jam populi. hier fehlt j am. Ebd. kommen Trium-
virs vor, wie war vorhin die Decemvirs gerügt haben.
Ebd. esst victuros: leben konnten^ I^ 21. ut-dicam: in»
dem<-ich spreche. Das Folgende ist nicht deutsch-con-
atruirt: Du.wirstuns — ei.ien Gefallen thun, uns'
Deine Ansicht — ^ vorzutragen.- I. 22. quemquaml je-
den (oder emendirt Hr. v, K. quemque? Heinrich hat es nicht
für ndtbig gehalten). I, 23. facile omnes viceris: mit leichter
Mühe den Sieg — d a von trag t^h. Die rechte Bedeu-
tung dieses facile «eigt Wyttenbach zu Cic. de Legg. I. 3. 7.
p. 23« ed. Mos, 'et Cr. 2^ facile superavit: er sagt: non est prcf
prie sumendun/i: cum facililate superOQit i s.ed exquisite difitur pra
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CUfitt d« RepttbUet* 93
mMuif§stOf omnihus tomsenttBntihus» Oefglelchen mehr
oder weniger bedeutende. Verftöfse lielsen sich noch eia«
Menge aufzählen, und dennoch» wer eine deutsche Ueher«
letzang braucht , dem Isann diese genügen. Betrachtet man
iie aber nicht an sich und in Yergleichung mit dem Original^
sondern in Yergleichung mit der andern Uebersetzung, die
den Lateinischen Text gegenüber hat, so steht sie in wahrer
Glorie da. Und somit kommen wir auf
Nr. 2« Hier sind wir in der That in Verlegenheit, Vas
fQr ein Frlidikat wir dieser Arbeit geben sollen. Schlecht
fibersetzt seyen die Bücher des Cicero de re publica ^ können
wir nicht sagen; sondern nur mit grofsier Eile ist die franzd«
siscbe Ueb^rsetzuog des Hrn. Villemain verdeutscht, und ge«
legentlich ein Blick auf den Cicero selbst geworfen | der aber
schnell wieder auf das französische Original abgleitete.
Beweise ? Nicht %o viele Seiten sondern fast so viele Zeilen
das Buch hat/ so viele sprechende oder schlagende Beweise
unserer Behauptung könnten wir liefern. Doch wir beschränk
ken uns nur auf einige wenige auf einem engen Räume vor«
kommende. I. l6. etiamsi — en de-pit — trotz. — I, 17.
Jfricane — £jiii/t«7t — £milius (sie). — t/uae »ideant eeteri
fehlt bei Vill., auch bei Pierre. -=— quid porro aiit praeclarum pu^
tet — que peut il existcr d^ grand — was kann noch
Grofses seyn. — diutnmum — durahle — Zoitliches (/)
geht noch über das Original. — exigua parte — impercep»
tible point — unmerklichen Puiikt: — nostros fehlt bei bei-
den: — muneris fungendi gratia» pour acq uitt er une dette
— ■ eine Scbruld abtragen. — in necetsariii rebus — devoirs
imposds — zu erfüllende Pflichten. Dionysium — "Denys —
Dionisius (sie). [Hier hat er mit halbem Auge auf das Latei«
nische gesehen; aber denselben Namen schreibt er, wo er
Hrn. Villem. französische Noten übersetzt, S. 259. Denys
von Halikarnasses und 4 Zeili^n weiter Denys von
Halikarnesse.s (das e mag Druckfehler seyn) S. 279. ha«
ben wir abermals einen Denys von Hälikarnasses. J —
Volutare — roule — umroUt S — teu quis dixit alias — ob
P««t Stre de quelque autre philosophe — oder auch Viel-
leicht eines andern Philosophen : — ex alto fehlt bei V., also
auch bei P«, eben so auch am Ende des Cap. quam cemebat. — •
videlicet — vous le voyez — wir ihr seht, I, l8. zu An-
f^^ig ergänzt P, je tiai pasla harSesse d^ attaquer ^ wovon der la-
teinische Text nichts weifs, aber Hr. 1*. ich bin nicht
beherzt genug, um dich, den Manilius, oder Phi«
Jus anzugreifen. Die J^agien stehen \m Lat in umge-
kehrter Ordnung, aber bei P.. wie bei V. «^ studla — les
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94 Cicero de R^ubliea«
^tud$s astTOT^omiqnes *->- die astronomischen Studien t «^
htae artes ^ — ^uant k c9t scienc&s dbstraitts» — — Wa»
diese abstrakten Wissenschaften anlangt. !• l9« ^on dissentio
• u te — Jö ne m* eloigne . pas d§ votrB opinion, -r- 'Ich
«ntfefrne mich nicht von deiner Meinung» II. 20* nulle äo du*
centos »— treize cents — ^ dreizehn Hundert. II. 24. institu*
tis eorum ^-^ fidele aux usages du peuple •— getreu den
Gebräuchen des Volks. II, 30. virgula — doigt — *
Finger. II 3l. fuit ~^ il merita le nom — er verdiente den
Namen. II. 33. fehlt bei V. der Name Posthumus ^ bei P.
fleichfalls. Doch wir denken unsere Leser haben an diesen
röbchen, die sich zu tausenden geben liefsen^ Beweis ge«
nug. Aber aiich noch von zwei andern Seiten mufs gezeigt
werden, was für ein gebildeter Mann an Cicero zum Ritter
gewprden ist. S. 243. z.B. lesen wir äetk Felopo.neses
(zweimal), Dicearchus (zweimal), Cheron, dem Pe«
lopon.es, Dionisius, Tenne (für Tene eine Stadt:)!
Critia (für Tritia, eine Stadt). Das steht in einer über-
setzter Note des Hrn. V. Endlich als Verskünstler mager auch
.noch auftreten: Egregie cordatus homo catus Aeliu* Sextus:
der so treffliche» feine» kluge AeliusSextus. Die
Verse Astrologorum stgna in coelo quid sit ohseroat: Jovis etC. sind
in folgende zwei Disticha gebracht: "
Aufmerksam sught der uistrolog in den Zeichen des Himfnels
Künftiger Tagi( Geschick , folgt des Steinhocks^ Bär*n und Skorpions
Kreisender Bahn^ doch während sein Auge die himmlisehen Räume
Spähenden Blickes durchläuft ^ sieht es den Stein nicht am Fufs»
Der Vers tu produxisti nos intra luminis oras (I. 41*)^^^^^^^
Schöpfer des Vaterlands' du t Du gabst uns Lehen und t^icht.
Und die 4 Hexameter in demselben Kapitel: Pectora dura etC»
lauten wie folget :
heiliges Sehnen schwellet die Brntt uns i
Stets gedenken wir deiny rufen laut zum Olymps
' Romulus , Romulus , du , den die Götter
Zu^des Vaterlands Schutz schufen f erhabener Mannt
Vater y Erzeuger! O göttlicher Spröfslingl
Wollten wir nun erst noch die Vorrede beleuchten und
durchmustern, wieviel Schiefes, Schwülstiges und Verkehr-
tes wäre da zu berichtigen und zu rügen. Nur einen köst-
lichen Vorschlag des Hrn. P. heben wir ^ur gei)ührenden Nacb-
achtiing aus: Um gründliche Kenner der lateinischen Sprache
zu bilden, gebe man in Zukunft die lateinischen Klassiker
heraus, wie Hr. P. , links den lateinischen Text, rechts eine
deutsche Uebersetzimg (aus dem Französischen wo Inögltch);
„da bat denn der Studierende Alles vereinigt, was zu srinem
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Aetdiialt Öpp« Vol. II, ed« Breml« 95
ünterricbl gehört; eine Grammatik, ein Wörterbuch, einen
Commentar und angenehme Uiiterhaltung/* — »»Die Sache
verherrlicht $icci gleichsam durch die Reflexion, — das Origi«
nal reflectirt so zu sagen seinen Glanz, indem seine Wendun«
gen und Ausdrücke unvermerkt (wir haben' gesehen, wie un*
rermerkt) sich der Uebersetzung mittheilen/« Also: Fiati
Jtsehinis Oratoris Opera. Graee^. Cum Animaäoersionibui
ülustroQU Jo» Henr, Bremius^ Hel»eto " Turicensis Vol. //.
Turici, impensu Ziegieri 0t Filiorum. MDCCCXXIK XXXII
». 538 S. in S. 4 fl. 3o kr.
Ref. hat in Nro. 28. pag. 447. des Jahrgangs 1824 dieser
Blätter den ersten Band dieser Ausgabe angezeigt und dabei
den sehnlichsten Wunsch einer baldigen Vollendung derselben
Ausgesprochen. Dieser Wunsch ist seitde^m durch die£rschei«
nung des zweiten Bandes in Erfüllung gegangen. Diesel«
ben Grundsätze, die der Herausgeber in der Vorrede zum er«
iten Thc>il^ ausgesprochen, und wie wir bemerkt, auch stets
befolgt hat, haj)en ihn auch beim zweiten Tbeile geleitet.
Wir verweisen deshalb, was Einrichtung dieser Ausgabe und
Methode des Herausgebers betrifft , auf das bei der Anzeige
des ersten Bandes Bemerkte. Als Hr. Bremi im Begriff war,
diesen zweiten Theil der Presse zu Übergeben, erhielt er die
(hei dem ersten Theile noch nicht benutzte) Bekkersche Aus-
gabe der Oratores Graeci, welche er dann, jedoch ohne scla«
vische Anhänglichkeit dem Texte seiner Ausgabe zu Grunde
legte. Wenn er aber beklagt , dafs der sonst so verdiente
Herausgebet der Oratores Gräeci nicht immer die Gründe der
Ton ihm in strittigen und zweifelhaften Stellen befolgten Les-
arten angegeben und es selbst bei genauerer Einsicht zum öf«
tern schwierig ist, nur die Grundsätze des. Her-ausgebers
(certam ubiq[ue et constantem regulam) auszumitteln , so hat
er dies aus des Ref. Seele gesprochen^ Ganz anders ist Hr.
Bremi verfahren, er giebt überajl die Gründe der von ihm auf«
fenommenen Lesarten an, wie solches auch bish»r unter den
hilologen Sitte gewesen , wenn man anders nicht vorziehen
solltß, Hrn. Bekkers beliebte Mjinier nachzuahmen.
Die beiden ersten Bogen dieses zweiten Theils füllen :
Supphmentum ad Volumen L S. I — XXX J. Es ist eine vom
Prof, Caspar Orelli gerpachte Vergleichung des Textes der
Bekkerschen Ausgabe mit dem erste;i Bande dieser Ausgabe,
mit Beiitigung seiner Ansicht übfer viele verschiedene Steilen.
iVI^n muf* dem Herausgeber Dank wissen , dais er die scbarf-
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96 AeschinM Opp. Vol. IL ed. Br«iii!» ^-
' ^ ' ' ■ /
»In^nigen gründHchen Bemerkungen seines gelehrten Freundes
dem l*ublikuiii nicht vorenthalten' hat ; wir wüfsteri auch nicht
leicht, V9 0 wir in Erklärung einzelner dunkler Stellen oder in:
Entscheidung für diese oder jene Lesart uns von der Ansicht
desselben nicht überzeugt hätten. Darauf folgt von S. 1 — 208
die Rede gegen den Ctesiphon mit vorgesetzter uxcSar/;;,, unter
dem Texte stehen die Noten gan2 so wie in dem ersten Theile,
£s würde uns ein leichtes seyn, auch hier überall nschzuwei«
sen^ mit welcher Umsicht der Verf. in Aufnahme öder Ver«
\ iVerfung det Lesarten Verfahren ^ mit welcher Auswahl e? in
Citationen u, dgl. zu Werke gegangen , wie er aber auch in
seinen Erklärungen nichts unbewiesen gelassen, und hie^
auf Sache, wie auf Sprache gleichmäfsig Rücksicht genommen
hat, ohne das eine dtjm andern unterzuordnen, oder über dem
einen das andere zu vernachlässigen. Einzelne Bemerkungen
von C Orelli wird auch hier der Lese): mit Dank jinnehmen«
Von S. 209 — 242 folgen dfe ,dem Aeschines gewöhnlich zuge-
schriebenen Briefe. Der IJerausgeber stimmt auch hier mit
devß von Taylor und Reiske (deren Worte hier mitgetheilt
werden) als den Bearbeiter^ und Herausgebern dieser Briefe^
so wie von andern Gelehrten, Ruhnkenius, F. A. W"olf,
Boeckh , Passow ausgesprochenen Uttheil über die Unächt«
heit dieser Briefe' vollkommen bei, er würde auch kaum dem
sauern Geschäfte^der Bearbeitung eines so trockenen Gegen-
standes sich unterzogen haben , wenh er nicht die Wünsche
derjenigen Leser berücksichtigt, die sonst; vielleicht seine
' Ausgabe des Aeschines für mangelhaft gehalten. lind wir
billigen diese Gewissenhaftiekeit des Herausgebers um , ao
mehr, weil allerdings die Bearbeitung dieser JEfriefe mit
zur Vollständigkeit der ganzen Ausgabe gehört. Anfangs
wollte er eine kritische Abhandlung lüber die UnSchtheit die-
ser' Briefe Vorausschicken, die erklärenden Bemerkungen aber
•'.vie bei den Reden des Aeschines, dem Texte unterä^etzen.
Allein- eine genaue Lecltjre überzeugte ihn »bald "*:on' der Un^
Wichtigkeit dieser Briefe in Absicht auf ihren innern Gehalt,
wie auf ihYe Zusammensetzung, er Sah überdem, dafij es nicht
leicht thunlich sey, beide, die kritischen und die exegetischen
'"''^"'^^^"'^S^" ^^^ einander zu kennen« Er gab daher seinerf
' frühem Plan awf, und vertheilte jedes an seine becre£Fei>de
Stelle. — S. 243 — 3i 6 ist zusammengestellt: Varietas hcHonis
^ «X copiis J. J, Reiskii ep Imman, Biikkertf worauf ein ausführlicher
Index der in den Noten behandelten Gegenstände, wie he'tai
ersten Bande ^ das Ganze beSchIie£sti
Digitiz-ed by VjOOQIC
1825.
•1 b e r g e 1^
der Literatur.
Friedrich Sehläge!^ sämmtlieh^ Pt^erkef Dritter Band
(^Studien des claisisckeh Alterthums f Erster Theil). Vierter^
Band (Studiän des classisohen jilterthulns, aweiter Theil). fünfter
Band iKriiik uudJSTheorie der alten und neus^ Poesie). pVien^
hei Jacob Mayer Und Comp. 1822 , X82S« 64
In dem Gespräche dber Poesie (5ter B« S. 248.) wird eiii
groCses Wort ausgesprochen : »»Die Kritik ist zur Wissenschaft
geworden^ die alten Irrthflmer sind vernichtet^ und neue
Einsichten in die Kenntnifs des Altetthums gegeben ^ welche
uns die Aussicht auf eine vollendete Geschiente der Poesie
eröffnen.«« Ohne hifer zu fragen y ob wir in dissem Satze die
eigene Meinung des Verfassers lesen ^ oder wie es in Dialogen
Bu geschehen pflegt, eine der Vtdlerlej Meinungen, wovöri
die sprechenden Personen jede die ihrige vertreten — so viel
können wir jetzt nach io Jähreü sagen, ohne die grofsen Ver-
dienste eihes LeSsing und Anderer im geringsten schmüleril
zu wollen: was seit jener Zeit die Kunstkritik an wisscn-
schaitlichem Geiste 9 was die innere Betrachtung des Alter*
tbums an Tiefe und Grofsartigkeit gewonnen , das gehört ei*
nem sehr erofsen l*heile nach den Brüdern Friedrich und A.
Wilhelm Schlegel ah. Refetent scheut sich nicht, dicien Satz
an die Spitze, seines Berichts über einige Werke des ersteren
zti stellen, je wenige^ er zu. den Undankbaren gehören möchte^
welche jetzt, nachdem von mehreren Seiten der Weg gebahnt
iaum noch der Männer gedenken , die mit so genialer Kraft
Und auf eine so tüchtige Weise die Bahn gebrochen.
Hiermit ist einerseits der Grund angegeben^ warum lief,
i^ber jene Schriften zu berichten sich entschlossen; anderer«
«eits die Glänze bezeichnet, innerhalb welcher diese Anaeige
»ich halten wird. Nümlich der Inhalt dieser Bände ist dem
ganzen gebildeten Publikum bekannt; eS k»nn dahfer nur vort
bedeutenden 2^usätzen und Aenderungen die Rede seyn, wel«
che diese Schriften unter der Hand dtis gereiften Kritikers iti
dieser ersten Ausgabe erfahren haben ; und wenn Ref. die An-
XVm. Jahrg. 1. Hcih • 7
/ .
Digktized by VjOOQIC
98 Frieai Schlegels sSmnul, Wrrkvi 9V 4f ÄtW^W.
»eige der übrigen Werke ä& berühmten Vmte^BMeri ^tm^em
Beri<:hterstatterii oiler Recensenten *iberlaf«t, so wird-^er sich
auch bei diesen 3 Bä^nden auf xliäje'nieetiTheile beschränken,
welche im engern Sinne der Wissenschaft des Ahetth^ms An^
geboren. Endlich begnügt er sich, der durtti den Raum die«
ser Jahrbücher gebotenen Kürze wegen, mit üebergehung d^m^
ersteh und zweiten Bandes« die Aufmerksamkeit der ge«
bildeten und gekehrten Leser auf einige Zusätze in jenen hin-
zulenken. Es sind folgende: Ueber die pelasgische Vorseit
S. 19— 23; über den Spruch S, 26; über Homer S. 33 — 35;
über Sage\ Xiied, Bild, als Stufen und Elemente der Foesie;
über das Orientalische im Pindar und Aeschy^us S, 40; über
Herodot als Homer der Geschichte S. 42; über die harmoni«
sehe Geistesbildung der Griechen, beim Sophokles S. 44 ; über
zwei Gattungen der Historie S. 49; über Aristophanes S.54;
über die Form der griechischen Philosophie 8. 77 ff.; von den
Elementen der Poesie S. 95: und über die grofsen griechischen
Autoren und Elementärgeister* * ' -
In dem Vorvrorte zum dritten Bande ^ oder zur Geschiebte
der epischen Dichtkunst der Griechen spricht det Verf. sich
selbst übet seine danialige und jetzige Ansicht aus: 9,Als ich
mit dieser Geschichte der griechischen Dichtkunst auftrat»
wovon ich die vollerfclete Bearbeitung nur bis in das lyrische
Zeitalter habe fortführen können ^ war eben damals' und zu
gleicher Zeit mit jenem Unternehmen dije skeptische Ansicht
über die dichterische Sage und älteste Poerfie mit der siegrei*
cI.«Ti Klarheit der gelehrtesten kritischen Scharfsinns aufge-
stellt wprden. WieVäre es mdglich gewesen, so überwie-
^ gehden Gründen kein Gehör zu geben? Gleirbwohl war iii
jener Kritik der homerischen Gesänge von den neuen jCh6ri-
zbn ten ti ur Eine Seite des Gegenstandes betührt und
durchgeführt; und wie unbefriedigend diese einseitige Erfor-
schung noch für das Gansse bleibe, mtifste mir besonders' auf
dem künstlerischen Standpunkte sehr einleu<ihten, den ich
nach dem Vorbilde Winckelmanhä in seiner Geschichte
der hÜdenden Kunst, obvi^ohl auf anderem und eigen ein Wege,
für meine Betrachtung in diesem Werke mir zum Ziel gesetzt
hatte* Für das Ganze der Alterthums künde kanii
ebeh nur durch die Wissen sxjhaft der Mythologie ein
vollständiges Licht und eine befriedigende Grundlage gefun*
den werden." / H^etaus ergiebt sich zuvörderst, dafs der Vef f.
noch anjetzo die Wohlthätigen Wirkungen anerkennt^ welche
^ie grofsen Wolfischen Untersuchungen auf die ganze Alter-
thumskunde uird besonders ai^ die tiefere Einsicht in das We«
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Jgdtäi SMe^U tammtl. Werke, 3» 4« 5ter Bd. 99
ten der griocbitchen FoefBte gehabt haben <— Untersucbnngen,
ik gerade darch die geistreiche Art ^ wie sie in vorliegenden
W^rien Fricdr« Sthlegri zuerst angewendet^ ftir die Mher«
Kunstkritik recht eingreifend und fruchtbar geworden.
Jene skeptische Ansicht ist auch in' jeder Hinsicht s6
|;ründlich und so noth wendig» dai^ jeder wahre Freund des
Alterthtinis tie in allen Momienten durchgeführt y in ihren
Itrengstl^ Folgerungen erschöpft zu sehen wünschen, und
aa£i lebhafteste sich darüber freueii mufs , dafs so eben , nach
dem neuerlich von Deutschen , Französischen und Englischen
Philologen^ namentlich vort Fayne^Knight^ die Ergebnisse
der Wolfiscbeii Frolegomenen bekämpft worden , ein Schüler
Wolfs^ Wilhelm Müller, in einer bomeriichcn "Vörsr^hule
Leipzig 1824« noch einmal ^ und zum Theil nach mündlichen
Vorträgen Wolft, die ganze Skepsis jenes grofsen Kritikers
nach allen ihren Richtungen aufgefafst und ihre Resultate zu^
bekräftigten unt^nonlmen. Andererseits enthält aber die
wiederholteBemerkung des Verfassers ) dafs die gründlich und
grolsartig behandelte Wissenschaft der Mythologie der ge»
sammten Alterthamskunde erst eine sichere Grundlage gewähre,
das offene GestSndnifs, wie diese Seine Geschichte der Grie-
chischen Poesie, hätte fer sie jetzt zu schreiben, gewisser-
mafsen eine ganz andere. würd^ geworden seyn. .Wenn Ref.
hierbei abzustimmen hätte , so würde er sie so wenig anders
Wünschen 9 als irgendein Original werk, das so recht in ju«
gendlicher Frische von irgend einem genialen Künstler mit
eben so viel Liebe als Kraft in einem Gusse gebildet und voll«
endet worden , und er sieht es sehr gerne , dafs der Verf, an
seinem Buch^ nicht mehreres geändert, als er gethan. Aber
eben jenes Beltenntnifs über den Rang und Werth der Mytho-
logie *) enthält den ScMüssel zu mehreren Verbesserungen
und Zusätzen, die diese neue Ausgab« erhalten hat — und
Vovon wir sogleict» einige der wichtigsten b^smerklich machen
ti^ollön, '
} Ein Bekenntnif«^ das ich hier an f sich bemlien lasse, so viel
sich dafür sagen Heise. Meinte docli aiich der gewifs grund«
liebe Philblog Joh; Matth. Gesner. ein Chri^tentnensdi VnÖge
^ch schon ntn der Natarphilbsophie ^llen , die iii der
Mythologie enthalten svy, mit diesem Studium abgeben (isagoge
Tom. !• p» 452 ed. Niclas : — — „E^ ^^'^^ omnino iu liisfee re-
bns^ et culm ^entili, ab religionej aliquid Physiologtae, ^od
komo ChriitianHi inrbstlget'')-
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i<>0 FrfwL SöWegelt sSiqmtl. W«rU. 3.j 4, StcttJM^
iAr
Inileni Ref. nun , wie gesagt, 8t€J(i JveachrSpken mu/jf-, di^
Leser auf einige Hauptsätze un4 beson4ers. Zusätze aufaief]&^
iam zi^ machen , so kann er gleich voi:7i herein einen Wunsch
nicht unterdrücken^ nämlich, dals es dem Verf. docK gefallen
Jiahen möchte, tm der Stelle S» Si £F., wo Ton degi Alter der
Mysterierr, der Theogonien. und Kospiogpnij^n die Rede ist,
diese Säta^e in einer Anmerkung nähf^r 9sa. bestimmen.^ Hier
hätte. ihn schon Wyttenhacb in der bibl. crit. 11, ^. p. 83«
vergl., mit dessen Anmerkung aum Flutarch Tom» t. p.,220
2u einer andern Fassung seiner Sätze veranlassen können.
Wenn nämlich die Einrichtungen des Dardanus schon Verän«
detungen der Samothracisichen Religionen waren , und wenn
man liest, was Herodot 11,, ^t. ^etzählt^— wie könnte
doch an dem.&aseyn einer in aller Form, bestehenden alt-pe«
lasgischen Geheimlehre gezweifelt ^werden. \ Denn was nun
gleich unser Verf« in einer neu hinzugefügten Note S. 34 ff*
ilber das älteste psychische Heidentbum so vortrefflich^ be«
merktf war ja nicht blosisolirtesatomistisches Meinen und AU«
nen , sondern bereits in eipe Art von magischem System ge«
fbrachty^yie dieses auch Schelling im Ganzen so unwidersprech«
Hch dargethan,.wenn auch, wie natürlich, über das Einzel pe
seiner Ideen sich hie und da Erinnerungen machen lassen. .
Schlegels Gedanken über jen<i« ursprüngliche Religionawesen
reihen sich an einige Stellen der Odyssee von den CyclQpen^
Giganten und Phäaken (VH, 205 ff. IX, 106ff.) ««> die als
den. Göttern näher verwandte Geschlechter bezeichnet werden.
Jene alten Zauberschmiede und Metallkünstler^ sagt der Verf.,
welche die Sage Kreis « oder Himniieisqhauer nannte j, denn
dies bedeutet der Name Cyclopen, gehören dem älteren
magischen Götterdienste an, welcher der neuen,
dicoterischen Helden - Mythologie voranging.
Die Gestirne und das' Meer waren die beiden End • und
Wendepunkte in diesem altern p^ycl^ischen Heiden«
thum, dessen innerste« Wesen in )enem VerSe aus den arir
maspischen Geuichte ausgedrückt ist:
Auch das meiste , was von den pelasgischen Stämmen eigen*
thQmlicbes berichtet wird, ist auf jen€n älteren magischen Na*
turglauben zu beziehen j so wie auch der Name Felasger selbst
darauf hindeutet (Hkayogf WAo; das Fluth auf Fluth ^och zu-
sammenstofsende Gedränge der Wogen bezeichnend). — Wenn
übrigens JJakckTyöf zunächst und hauptsächlich, nach einer äU
tern Form, von irAo^og abzuleit^ ist» und also allerdings Man*
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FfftdCV^c^aU sSmiBl!. Werke. 3., 4» 5ur B^ tOi
ner dWr See und dee Meeres bedeutet ^ so mufs doch diese
Bc'deutuTig selbst nicbt Mos nach der gewöhnlichen , ge^
scbichtfichen Beseichnung undE^riuSrung von wandernden
Scelabrern) der ohnehin so vieles entgegensteht , verstanden,-
sondern su gleich in ei^iem viel hdhern geistigen Sinne
genommen -C^erden^ von eben jenem alten ^ magischen oder
psychischen Natuiverliande mit dem Meere, als dem Element
der Tiefe, wie der Name der Cyklopen oder Himmelschautc
ein eben solches mit den Gestirnen andeutet, wek:;hes beides
zugleich in jenem arimaspischen Verse so 'herrlich stMammen*
fetalst iit. In der andern Stelle der Odyssee werden nun jene
wunderbar*tn Himmelschaiier und alten Kyklopen als ein un«
gefü-^iges lliesenvolk, auf fernem Eilande, wo belleniscbe
i)eeiabrer leicb( auch in .der Wirklichkeit wiMe Stämme ge«
fanden haben mochten , mit mSbrchenhafter Uebertreibiiiig
geschildert, wie mehrentheils OberaH die Gestalten der alten
Göttersage in der neuern Heldenpoesie der HeüeaeJi in ^un«>
günstigem Lichte ersehe! nen.<*\
Pa der Verf. ohne Zweifel so gut als der Ref. weil^, wa»
XU solchen genialen Ideen diejenigen sagen werden , die über«
banpt keine Ideen haben, und eben darum über das Gewöhn-
liche u^d Geschichtliche auch in der Mythologie sich nicht
Erheben können, wie sie ihn, trotz seines ausdrücklichen
Verstcbernng ,"^er Untergrabung der Historii^, und vi^l^icht
gar der Zaulierei besOchtigen werrien, weil er vom alten Zau«
berglauben geredet, so mag er hinnehmen) was er sich zu«
gezogen — wir selb^ir «her wollen nicht bergen, dafs wie
diese Gedanken eben so geistreich als gründlich finden.
Jene Ideen spricht der Verf. nachiieF. bestimmter aus ii»
dem interessanten Zusatz S. 49^^ über die Natur des alten
Hymnus, wo er unter« andirrn sagt: „Es sondert sich abep
die Mytliologre der Hellenen in drei verschiedene Reihen oder
Abtbeilungen und Epochen, welche auQ^b in den Dichterng^
obwohl in verschiedener Weise, wohl deutlich erkennbar
. und leicht zu unter/^cbeii^n sind^ Die erste Grundschiebt in.
dieser mythischen Welt, gleichsam das Urgebirge, aufwei-
chen! die ganze spätere Erdformation beruht, bildet das Ge^
schlecht der alten Oöttii-; darauf Tolgt die Periode der neuen
Cötter. und^ ekn Beschlufs in dieser so einfachten und klaren
£intbeitung un^ Ueber^icht* des Ga^izen macht der Dienst der
fremden, Gatter, Pie alten Götter sind aber nicht bk)S, in,
demSir^^,2i^ ifiehmen, wie .beim Hesiodus, in den^Mysterien:
nder bei Aescbylos, sondern es gebdren auch alle jene dazii,^
Hf^elcbe ii^fdeA homeKJsqb^n GesSipgen soiioo taebr.ii? dej» Htfo^
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102 fnecl* Sebkgels tlinund. Werken S>'4f öter Bei*
t^rgrund tret^en, und zumTbei] ^ngü|litig gestellt^ dabe^ aucb
bi^r und da mit e^iiem J^omUcben ^n&tricb gescbildertf aind^
Vfie Ares, HepliaUtos , Aphrodite; Ja efi. pimint dies^. sogar
eine Htiuptstelle unter ihnen ein. nebst deöi Apollon, so wie
er in der üttesten Zeit' ftufgefafst worden und eigentlich den
Mittelpunkt dies Ganzen bildet.*^ Nachdem, darauf der Verf,
die Allgemeinheit jenes, ältesten einfachen siderischen Natur-
glaubeus bis zu den nordischen Völkern bemerlU ich gemacht,
Jährt er so fort: ',»Die neuen Götter, a,ber sind diejenigen,
wejche in den Homerischen Gesängen, überhaupt in
der jünger n her Ol sehen Sage und Heldenpoesie
am helUten hervorglänzen; unter Jqnen nimmt Zeus die erste
Königsstelle ein, i^nd nehst ihm Pallas , und alle Gottheiten,
^ welche zunächst nicht me^ir auf auf jenö sideri*
scben Naturkräfte und psychische Tiefe hinwei-
sen, sondern zunächst aq Verstand und Weisheit,
an alle Heldentugend und Kanigswür.de der
Götter sinnbildlich und in persönlicher Ersclxei-
n u ng e r i n p e r. n. «4 Zuletzt ^werden dann Pemeter und
Piptiysos als ^ie fremden Götter und als Gegenstände des ge-
heimen Dienjstes bezeichnet^
Hierbei boten sich dem Ref. folgende Bemerkungen dar;
Zuvörderst das Ursprüngliche und Allgemeine jenes siderischei)
und psychischen Natujrdienstes fällt schon in die Augen, wei^ii
inan die Nachrichten des JSerodot von den Religionen auslänr
discher Völkeü (zj B. der Perser I, l3l.) mit den Vorstell in>-
gen vergleicht, welche sich Männer wie Plato , vo]i dem. älte-
sten Götterdienste der Griechen gebildet hatten. (Man vergU
nac>(lratyj. p. 397. c» d. und de legg. X. p, 887, e. und XI- p.
90t. a,) und die Ueberreste jenes side^ischen Cultus. zeigen
i|ich in deutlichen historischen Spuren, wie z^ B. wenn gelbst
Sbkrateszur Sonne betet (Pl^^to Sy^mpos, p. 98). In so vvei^
liefsen sich also für den Houptsa.tz des Verf. e^n^ Menge von
Belegen sammeln* Bei der IJnterscheidung der alten' i^nd dei;
neuen Götter stf>rsen wir auf grofse Schwierigkeiten. Viel*.
leicht fühlte der Verfasser, sie selber, w^il er in diest^r Erör-
terung die l^ere (Juno) mit Stillschweigen übergeht. Dies^q.
GLöttin steht: im Homerischen Heldengedicht so lebendig' als
Königin vor uns, wie Zeus als König, Sie' ist j^n ihrem Wol-
len und Wlrli^en, in ihrem ganzen.Thun und.Liassen so mensch-
lich aufgefafst, als irgend eine andere von/len Gottheiten der.
Iliade; nni dennoch wird ihr selbst nach deni Homerischeu
IV^ythus so übel mitgespielt, sie wird so komisch behandelt
wie irgend einer der alten Götter* Selbst Pädlst», i»^ Ganzen
%
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Friea. Seh]e£;e]t amuitl, Werk^. 3', 4> 5ter BJ. 103
fto boch geslelh im neuen Olympischen. Range „ \vird keines«
*vegs gauz' geschont. Mit Einem Worte, wir möchten nicht
sowohl von alten und neuen Göttern sprechen , als vor\
alter und neuer Götterlehre, vom -alten und neuen
Tone des Mytbis» Es kann hier nicht bewiesen und ent-
wickelt, sondern nur so Hingeworfen werden, dafs der
fanze Unterschied nicht in den Personen (Göttern) sori'^
ern in der Art sie aufzufassen liegt. In der älteren Art
war das Psychische und Siderische vorherrschend; in» der
neuern das Menschliche^ Praktische, Ethische. Letztere aber
hatte sich conse<£ueut, und organisch aus der erstem heraus-
gebildet* Juno erscheint im Homerischen Epos in diesem
Charakter y weil sie im psychischen Cultus und Mythus sa
und nicht anders gewesen war, wovon wir die Grundzüge
aus den Erzählungen von dem alten Juno -Dienst in Argus
und in Böotien entlehnen müssen, und Pallas ist In dem neu« ,
olympischen Systeme im Ganzen so hochgestellt , so würde-
voll und so ernst gehalten, weil der physische Geist der alten
Keligion in ihr das iinvergängtiche Feuer und Liicht, so zu
sagen den unvergänglichen Licht- und Feuergeist verkörpert
angebetet hatte. Eine Hauptaufgabe ist es nun, zu untersu-
chen, wie und wodurch diese Homerische Metastase der Re*
ligion herbeigefflhrt worden. ^ Ohne frühere Ursachen aus-
schlielsen zu wollen, wird jeder Nachdenkende auf die Hera-
kliden- Wanderungen, oder richtiger bezeichnet, auf die Be-
sitznahme der Dorer oder der nördlichen St^imme von den
meisten hellenischen Ländern ein besonderes Gewicht legen,
Homer enthält selbst Spurep davon, wie z. B, von den Ver-
änderungen, welche der Junonische Götterdienst im Pelopon-
nes durch die Dorer erlitten haben mufs. (IL IV, 62. mit
Heyne's Bemerkfung), Jener ältere physisch -elementarische
Cult war natürlich einfacher und weniger polytheistisch. So
war z. B. in dem Dodonäischen Naturdieust noch ein einzir
ger Gott was man nachher in drei verschiedene Gatter zev
ieg^t hatte: Zeus^ Hadea. und Dionysos; und wie der Planet
Veiius auch unter de^ Namen Stern der Here oder der Juno
liekannt war» ao waren damals Dia, AijoT, Dione,^ Diana,
Here (Juno), Aphrodite nur nach Stammdialekten oder nacU
hei;vortretendej[j Eigenschaft eh 'gesonderte Benennungen einfts
und desselben, Wesens. Als letzteres unter dem Namen De-
®tt^r, und ersteres als Dionysos bei fast allen hellenischciv
^lümmcn einea eigenen sehr unterschiedenen Geheimdienst
erhielt, da war, von fremden Gittern und von ausländischen
I Mysterien die Bede, nicht als. qI) jene ältere Religion, z. ß^
% Dodonäisc,ls|e , t|icht ftucli. ausländische 21iWöige gehabt
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104 Fried. Schlegels sSmmil. Wexke. 3 ^^>' Ster ^d.
Ihätte» sondern weil nunmehr eine au8ge1)il(letere,^fremcfe
Friesterlebre in die ^Ifationalreligion der Griechen aufgenom-
men war, von A^elch^r letz^teren , ehen weil «ie uj^cht auf der
Ehene des allgemeinen Yolicsglauhens lag, Ho|4er in der. Jliadt»
uijid in der Qdyssee keinen Gehrsuc^i macflen konnte und
vwollte,- Wenn diese letztere Bemerkung hoffentlich dazu,
dienen wird, die Worte de« Verf. ^62: jf^Die fremden Gdt«>
ter aber sind jene, welche, als i^olche, als weniger bekannte
-UncI verbofgene-j im gebeiinen Dienst Verehrt wprden, wenn
gle^.cl^ niiijicbe dersielben auch der ältesten Sage
Ächct.n bekannt sind, a;b er nicht in dieser tiefen
Bedeutung, und eben dadurch neu und fremd g e«
"VIT or denen Gestalt, wie Dionysos und Demeter
nebst ihrer ganzen Umgebung;** <^ieaie Wort« also
nälier zu bestimmen, sd wird diese ganze, kurze Erörterung
des Ref. Aufschlufs darüber geben, wie Herodot (II, 53.) e»
gemeint habe., wenn er sagt; Isomer und I^esiod hätten su«
erst den Hellenen. dLe Theogonie gemacht, sie hätten asuer^t
den Göttern die Namen gegeben , die Ehren und Künste der-
selben abgesondert und ilne Gestalten beschrieben.
Jene Unterscheidung der Griechischen Religion war vqhä
Verf. einzig ^n der Absicht gemacht worden, um einen Lieit«
faden für die verschiedenen-Epochen dervorhomerischen Poesie
aufzufinden. , Man mufs bei ihm selber lesen, wie er die
Bezeichnungen der Foesie des Ölen, df^s F^mphoa und des
Orpheus daran reihet. Er hat dabei auf das scheinbare Aj)-
leugnen der Es^istenz früherer Dichter (Herod. LI.) mit Recht
l^eine Rücksicht genon^men, inddln derselbe Geschichtschre^i«
her an an<de^n Orten (z. B. II, 23.J bestimmt von altern» vor-
^mörischen Dichtern redet, und die Orphiker anerkennt, ^
au(?h jene mifsgedeutete Aeufserung (II, 63») sichtbar nur\ in
Bezug auf die zu «einer (Herodot*s) Zeit unter Orpheus und
JVIusäos Namen in Umlauf gekommenen^ späteren Poesien
ausgesprochen hat. Wenn aber unser Verf. den Orpheus nun
Ifchon c^em Homerischen Epos näher rücl^t und nur den Tha^
myris zWis,chen beide stellt, so möcjhte sich mit*Grund fragen
lassen, ob er auch den Charakter und Namen O^rphiscl^
in der Allgemeinheit genommen, wie ihn doch die Zeugnisse
und Sagen de^ Alterthums zu nehmen gebieten > indem ja in
allen altern Peripden von eineoii Orpheus die Rede ist. *) ■
*) Wenn Hr, ß, H, Bodc in seiner PreiJiclmft : Orpheus Poetarum.
Gr^eorum and<;[uissimnff. G(ietting. Id24* niohl weif«, dafs es
gaox' et^was aii4^^®< if.^» ob yoo Orfhischent^ d« b. aU^o, reli^ji«.
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WdßL Sdilftget« tSmmtl. Werke. 3| 4f 5ter B3. 105
Jedoch in jenem Zusats woHte und konnte der Terf.
nicht ini Einselne gehen; sein Hauptzweck war Charakteri«
itik der vorhomefischen Hymnendichtung. Diese geistreiche
i » I
5seo P«rio3en und Sehuleiiy oder ob Ton Orpkeat als ei*
. Dcm wirkliclien iBdiTidoum die Red« i«tf (weloKes Letitere
Jleferent Ton jeher eben to wenig alt Ansroteles antunehmen ge*
neigt war,) wenn er nicht versteht , wie nam in jenem ersten
SInn'Ton mehrerep Orpheus Tersohiedeuer Zeitalter reden^
und diese 2^riten elironologisch beteichnen kann 9 ohne auch nur
an einen eimigen indifidurllen Orpheus xn glauben ; wenn er fer-
ner alle diejenigen der Leichtgläubigkeit hexucbti^en will» we!«
che an« dem retchen Schatte oeupla tonischer Schriftiteller unsere
Kenntnifs de« Grieohisehen Altertbnms xn rermehren beflissen sind,
10 wollen wir dem rielleicbt noch jungen Autor das Selbstgefühl
nicht mifsgonnen, womit «r auf Tiele Gelehrte herabsieht ^ '— -
wir wollen ihm nur zwei Urtbeile ron MSonem zu Gemfi the fSb«
ren^ deren Aotoritfit von keinem Prevfse eiiser Universität oder
Akademie e*;^iiSngig ist;, fienr. Valesius de eritiea If 20« p* 168.
purm. : Suppetunt^etlam alia argumenta 9 ut Proclum phfloso*
pfaum in Criticis exercitatum fuisse eredamui. Nam quiecn^e
commentariot illos in Timaenm et in Remp* Piatonis atteot«f per«
legerity emn eriticum fuisse minima dubitabit. Solet enim primo
^idem ezponere , quod sit argumentum operis , deinde quii cha^
raeter, et quae forma dioendi, quod eritici muois esse nemo est,
qui ignoret* l^raeterea eum in libris theologicis et mjsticii , cu«
' jusmodi sunt Platonit librii duofere iint sensu« f alter sinplieior
et apertiorf qui es rerbis dicitur^ alter Seeretior et profindlor»
etil rulgo aoagogiou« et aliegoriens rocatnr; Prodiu quidem huno
ubique «eetari se pro^tetur^ et Longlnum Philo«ophum aliosqoe
rcprehendit interprete«| qtii rerbis Piatonis Biminm erant addieti,
et res ipsas, sie enim loqui solet f id es( areana mjsteria^ negli«
gebaut. Idem tarnen sensun^ iUum Terborum ezponit diligen*
tissime, tametsi iUuni «j^ernere rideafnr, ae prae altero nihiti
ducere^ et qtioties aliqua Toz occurrit ob<curior S quae leetorent
anliquilatis ignarun^ possil; morari f eam «todiose explicat. — -
Zoega (in einer von einem gelehrten Pteunde dem Ref. mitge-
theilten Anmerkung zu Sainte- Croix sur le« mjst^es : y,Se Sainte«
Croix aresse letto Proclo , in luogo di eitarlo dopo Meursiö ,
avrebbe pensato molto piu eliiaro sopri questo e «imüi oggeiti.
uostri moderni si divertono a «ereditare i ^eaplatonici ^ uoa
so se per nftparmiusi la fatica d'intenderli , o f^e per derobar^
al volge'quel lume, che essi, ed e«si «oli <4 daoxnt^ sopra ilv^o,
Sjpnso df^rautica sacra mitqlogia«)
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106 Fiied. ^chlef^lt tainiiitl VTetke* 3j| 4t.4i«i^, B4«
lind scharfiunnige ADiicfat l^ann in ihrer ganzen Tiefe und
Genialität nur verstanden werden ,> wenn man damit das herr«
liebe Gespräch über die Poesie im .5t. B. susammenhält^ und
besonders beachtet, wie dort S. 3l4 ff» die Verbindung der
Mythologie und Poesie aufgefafst, und wie 3- 320 ff. alle
Dichtkunst unter den 3 Formen, der Poesie des Körper», der
Seele und des Geistes erklärt wird, so dafs der Hymnus ais
der ält^iste Ergufs des dichtenden Geistes ^ nachdem er sich
zulet:^t zum Spiritualismus verklärt, nun auch der^ Endpunkt
und die Vollendung aller Dichtkunst wird.
Ref. mufs die ganze nun folgende Betrachtung des Grie«
chischen Epos, wie Bie der Verf. in allen Momenten durch«
geführt hat, übergeben, und will daher sein eigenes Urtbeil
in die Bemerkung zusammendrängen, dafs der Verfasser , der
S. 69. niit Recht sagt: „Nur ein Philosoph könne die Ho«
merisrhe Poesie vollständig verstehen und würdigen'* in die-
sem Wbrke seinen äcbtphilosophischen Geist auf das entschie«
deadste bewährt und beurkundet bat«
Unter dem^Titel; Vorarbeiten zur Geschichte
der ver^cl^iedenen Schuleii und Epbcben der ly-
rischen Dichtkunst bei den Hellenen (geschrieben
1795) sind dieser neuen Ausgabe von S, 267 — 338. drei Ab«
bandlungen, ebenfalls mit manchen Verbesserungen und Zu«
sätien, beigefügt werden: 1) zur Geschichte und Charak-
teriitik der jönischen Schule ; 2) Charakter der äolischen
Schule; 3) von der dorischen Schule und »lern dorischen Styl
in cer Dichtkunst. Diese Aufschriften werden den Leser
schoi vermuthen lassen, dafs ein solcher Schriftsteller üb^r
' solche Gegenstände eine Fülle der gehaltreichsten Gedanken
niitzttheilen veranlafst war; und es würde eine lächerUcbe
Naivetät verrathen, wenn ein Ref. dies ausdrücklich versi-
chern wollte. Bedauern müssen wir, dals Zeit und Umstände
nicht erlauben, in diese Erörterungen tiefer einzugehen» zu-»
„mal da sie, besonders in ihren historischen Grundlagen aurh
zu manchen Fragen und Zweifeln Stoff darbieten. Von einem
so empfänglichen und gewandten Geiste als der des Herrn
Friedr. Schlegel ist, dürfen wir wohl mit Recht erwarten^
dafs er bei einer dritten Revision die Untersuchungen K. 0«
Müllers in der Geschichte Hellenischer Stämme seiner Prüfung
unterwerfen werde. Die Müllerschen Fbrschuijgen zeigen
aller auch zugleicli die grofscn Schwierigkeiten, womit &oU
che Cfaurakteristiken Griechischer Stämme und Schulen ver-
Jninilen sind. Man lese z. B. was Müljer im isten B. S. l4.0^^
über das Rälhselhafte bemerkt, wel^U«?« mit den Nauieii A^^-^
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F^led« 'SfUegek tlinmkL Wmrke. 3f 4$ 5tcr Bd. 107
ItfCb nnS Aeoler verbunden ist. Bedenkt man nun, dafe
diese Abbandlungen vor fait 30 Jahren geschrieben sind, und
au den ersten Arbeiten unsers Verfs, gehören ^ so darf man
sich nicht wundem , wenn sich im historischen Th^le ein-
zelne Ausstellungen machen lielsen. Ein Beispiel mag hier
genCgen. In derselben trefflichen Abhandlung über den Aeo-
ijschen Charakter heifst es S. l83. : ,fSehr richtig aber, ob«
wohj gegen die Hypothesen mancher spätem Alexandrinischen
Gelehrten und ihre Etymologien von wandernden Fvlasgern^
betrachtet Herodot gerade die Felasger als das Urvolk , die al*
ten Eingebornen von Hellas, die nie ihre Wohnsitze
verändert haben; der Hellenische Stamm dagegen sey ein
yielwandernder gewesen«** Allein in der angeführten Stelle
(I, 56^—58.) redet Herodot offenbar nicht von den Felasgern
in der angegebenen Beziehung , sondern^ von Athenern. Von
Wanderungen der Felasger reden nicht erst Alexandrinische
und andere Schriftsteller (wie z. B. Strabo XHI, 922 p*
und Dionysius A. R« 1, 14 p.) sondern schon Hecataeus der
Milesier (Historicorr. antiquiss. fragm. p. 4l f.) und Herodot
»eiber in mehreren Stellen '(II, 5l. V, 26. VI, 137 — 140.
VIT, 42, 94.)* ^^^^ i^^ <^rsto Stelle des Herodot auch nur
von dem zum ^elasgiscben Stamme gerechneten Athenern
zu verstehen sey f beweiset die Aeufserung des Athenäischen
Gesandten in der Rede an den König Gelon (Herod. VII, l6i
eine Stelle, wovon auch Raoul-Rocbette Hist, des Colonie
Grecc[ues. Tom. I. p. 14 1. in anderer Besiehung Gebrauch
macht), wo er die Athener das älteste Volk unter den Grie-
chen nennt, welches niemals seinen Wohnsitz verlassen ha«
he. — Solche kleine Irrungan können dem Ganzen dieser Ab-
bandlangen nicht den geringsten Abbruch thun. Die Tiefa
der Forschung , die Originalität und der Reichthum der Ide«
en, womit hier zur Begründung einer Geschichte der Griechi-
schen Lyrik das Wellen des. Aeolismus , dea Jonismus und des
Dorismus Im Yolkscharakter , in Leben, Sitten, Staat und ia
der Kunst angesucht und dargelegt ist, wird diesen Aufsätzen
einen bleibenden Werth sichern. In dieser neuen Beafbei-
tung sind vom Verf. auch die seitdem erschienenen Fragmen-
tensammlnngen und Schriften (z. B. die Welckerischen
über Sappho, Alkman u. A.) benutzt; und nicht minder' sind
die Werke der bildenden Kunst in Betracht, gezogen , wie
denn z. B. in einer Sch^ufsano^erkung ein charakteristischer
^"R der Aeginetischen Sculpturbilder zur Erklärung einiger
laichte rs teilen auf das glücklichste angewendet sind.
Der vierte Band oder der zweite Theil der Studien
des classischen Alterthums enthält zum Theil die fric
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108 Fried. Sohlegels sämmtl. Yl^erkef./3'i'4V^«'B<J,
liesten Schriftsteller! scben Arbeiten des Verfs. In dW Vorrede,
wie in verschiedeinli<ih heiget'ögWn Anmerkungen^ giebt et
selbst den' Standpunkt an^ von dem er sie j^tzt betrachtef«.
So benierkt er zur ersten Abhandlung: Von den Schulen döv
Griechischen Poesie: „In ly^iefern die hiei* angegebene Ein-
theiJjjng imd anordnende Uebersicht des Ganzen der Kunst-
geschichte der Griecliischen Föesle in diesem ersteh Umrift
liibch viel zu b'eschrünkt vorgezeichnet worden, und in einem
ungleich gröfsern iVlafsstabe aufgefalst vi^erden mufs, das wird
aus den ausführlichen, spätem Ausarbeitungen über densel-
ben Gegenstand hinreichend hervorgehen. Weil aJ»er die Idee
des Ganzen hier zuerst aufgestellt worden, so habe ich diesen'
Aufsatz I mit welchein meine literarische Liauf«
})aUn 1794 bego»;nen h'at, nicht umgestalten, wenigstens,
einige kleine Berichtungen*ausgenomnien, nichts darin ver-
ändern oder, hinzusetzen wollen , wodurch jene Grund -Idee
wesentlich berührt worden. ' Es m.'.Yg derse^lbe hier, als Derik-
«iftl zur Erinnerung jener früheren Zeit, seine Stelle finden,
nnd auch jetzt für die Freunde kunstgosphichtlicher Forschuir-
gen in dieser Beajjehung einigen Werth haben,** Ein Sehr ift-
fcleller, dek* in reiferen Janren Werke, wie Friedr. Schlegel
geliefert, hat auf keine Weise notbig, seine Erstlingsarbeite'n
zu verbergen, j und eben wegen des Werthes der erstem liegt
es selbst im Interesse der Literaturgeschichte aus den letztern
zu ersehen, auf vvelchem Wege eiii Sehr üftst eller zu seinem
Ziele Gelangt ist. ~ \ ' ^ ' ' '
II. Vom künstlerischen Werthe der alt;en
Griechischen Komödie (ebenfalls 1794 geschrieben, mit
i^inem beigefügten lesenswerthen Vorwort über Plato's Ansicht
von der Komödie, über den^ beil. Hieronymus und über da»
Verhaltnifs der Griech. dramatischen Poesie am d^en verschie-
denen Gerieten der Mytbologie.)
III, Ueber die' alte Elegie u«d einige eroti-
sche Bruchstücke derselben, und über dus buko-
lische Idyll (vom Jahr 179&.). In die älteste Periode ist
jiur ein flüchtiger Blick geworfen. Um sa näher liegt der
Wunsch^ es mögt dem ^erf. gefallen haben, mit Berttcksith-
tigung der Üntersi^chiingen von Konr. Schneideiv u,nd Franke,
(im Callinus) den Aufsatz zu erweitern.' In der Geschichte
der Grieche Poesie ist dies zXvar zum Tbeil gescheli^eii; allein
hier oder dort hätte Ref. eine neue Revision um so mehr,
gewünscht 9 als er manche Zeugnisse der Alten noch unbe-.
achtet sieht, woraus für ^die ältere Fonn dieser Dichtart sich
peiiti Ergebnisse gewinnen lasaea ; ^^/iu letzterer dieses in stji^.'^
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FjtM« jb^tgeU iliQiml. Werke« 3, 4 9 5ter. Bd. 109
nen Vptlenmgm ansuseigen bUber bemüht wir» l^en utmI
erireulich ist demselben aber des Verfassers schöne Anspie«
lung auf Gdthe's Elegien gewesen: y,Unter den Deut-
schen der jetsigen Zeit hat man das Metrum derselben (der
Komer und Griechen) nachgebildet f und ein eben so'grofser
und liebenswürdiger Dichter hat zu seinen frühern schönen
Lorbern auch den Namen eines Wiedei^herstellers der alten
Elogie gesellt« Sie ist nun nicht mehr'blos eine schOne Anti«
fuität; sie ist hier einheimisch und lebt unter uns/«
IV. Ueber die DarstelJung der weiblichen
Charaktere in den Griech. Dichtern. — V, Ueber
die Diotima (vom Jahr 1795). Das dieser Abhandlung
jetzt beigefügte Vorwort möchte Ref. ganz roittheilen. £r
mufs sich jedoch auf dessen Eingang beschränken: „Diese
Abhandlung) sagt der Verf. 9 aus der Sittenlehre des weibli«
chen Geschlechts im Griech. Altertbume, enthält manche Züge
vnd^ Thatsachen , die uns Gelegenheit geben würden , wenn
wir nach unsern christlich gereinigten Begri£Fen urtheilen
voUten, uns weit Ober die Alten zu erheben. Würde man
dabei aber nicht auf die Grundsätze und Ideen der neuem
Völker 9 sondern auf die wirklich bestehenden Sitten unserer
Zeit sehen , »o würde der Vergleich doch bei weitem nicht
immer so sehr zu unserm grofsen Kuhm und Vor t heil aus«
falleu. Wollen wir aber, da bei*so ganz verschiedenen Grund«
begriffen eigentlich gar kein Vergleich statt findet, mit der
Zusammenstellung in der gleichen Region der verschiedenen
heidnischen Völker des Alterthums stehen bleibeti, so dürfen
wir es wohl dankbar erkennen , dafs bei unsern germanischen
Vorfahren das wahre Naturverbfiltnifs und die Würde und Be«
Stimmung der Frauen^ so* wie das Heiligthum einer edlen
Li^be und treuen Ehe,, viel tiefer erkannt und aufgefafst wor«
den , als solches in allem künstlerischen Glanz der schönen
Griecbenwelt Statt gefunden, von welcher die ungünstige
Lage des weiblichen Geschlechts und aller seiner Verhältnisse,
10 wie der darauf sich beziehenden Sitten ^ vielmehr die
Schattenseite bildet,«* Bei der Untersuchung selbst leitet den
Verfasser die Frage, zu welcher Art von Frauen die Flato«
»iscbe Diotima gehöre , auf die Entdeckung des gänzlichen
Ungrundes der gewöhnlichen Meinung, dafs nur sittenlose
Frauen bei den Griechen an höherer BiJdutig und an männll-
clien) Umgange Theil gehabt hcitten; und er unterscheidet vier
Gattungen von Griechischen FraUen , von denen dieses letztere
notorisch behauptet werden mu£s. Jene gebildeten Hetären,
wie Aspasia, die Pythagoreerinnen , die lyrischen Diöhterint ,
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d'by Google
110 thieä. SeUegeb sSmBitl. Werkt, äf 4, St^ liw.
neti und die macedonisehen Fürstinnen seit der Griechen
Weltherrsclisift, Ein Zeugiiifs de» Frodns bestimmt den V^,
die Diotima zur zweiten Klasse voii Frauen zu< reebnen:
^^Da Prpdus, beifst ea S. 106») ein später ^ aber nicht unbe-
lesener Schriitsteller in seinen! Commentar zur Repdhiik äes
^lato» über dessen Lehre von der weiblichen Erziehung re-
det^ sagt er t der Satz , dafs die VoUkon^menheit und Bestich-
mung beider Geschlechter nur eine und die^lbe sey, babd
den riatonischen Socrates bewogen^ für beide GeScbleclüteit
die gleiche Erziehung^^ zu bestimmen ; die Veranlassung däzU
habe ihm aber die Erfahrung gegeben. Hier beruft et sich
auf das Leben der Pythagoreischen Frauen ^ und nennt untef
denselben neben der l^beano und Mycha (vielmehr Myia^
denn in Proclus p.420- mufs statt Mx^aj geleseh werden Mü7<^0
9uch die Diotima, (' Diese Nachricht veranlafst nun lesens^
Werthe Betrachtungen iibei^ deti Zustand der Pythagoreischen^
der porischen und Spartanischen Frauen« Im Vorhergä banden
T hatte der Verfasser mit Recht über Mangel an Nachrichten
betreffend die Diotima geklagt, ,,Flato (schreibt er S, Ö3.)
Äagt uns von der äufsern Lage der Diotima* nichts weiter, als
dais sie aus Mantinea war; er erwähnt ihrer in keinem seiner
noch vorhandenen Gespräche , aufser dem genannten. Bei
altern Schriftstellern finde ich keine Spur, und die spätem
begnügen sich meistens, sie ^a nennen.« (^Ref. ist schon vor
mehteren Jahren bei Lesung eines zur Zeit noch ungedruckten
Schöliasten , der wegen der tüchtigen Gewährsmänner, diö
er fleifsig apffthtt, wohl manchen spätem Schriftsteller auf-
wiegen dürfte, auf eine nähere Notiz Über die Diotima ge«
Ätofsen • — yj 38 .^toriinipL (heifsr es in Schol. mscr, zu einer
Platonischen Rede des ,AriStides^ iu der Stelle, die p, 127^
Jebb» steht, /s^s/ä yiyova rov Auua/oy Atog rot av/Af^aS/$e, Hiet-
iiach wäre also Dibtim'a eine Friesterin gewesen. Es b'edarr
wohl für den Unterrichteten keiner weitern Beweise^ dals
der .priesterliche Stand der Diotiipa der Theilnahme an der
^Pythagoreischen Gesells6haft keineswegs Widerstreitet. Eher
möchte ein Skeptiker geneigt seyn, diese ganze Nachricht von
dem Friesteramte dieser Ferson itar eine Ermüdung eines sp3<^
tern Schriftstellers zu halten^ der aus der Notiz, dafs sii^
aus Mantinea^ und dafs sie eine Seherin gewesen, geschlbs^
sen habe^ sie habe dem Tempel eines Arkadischen Gottes an^
gehört. Allein einerseits liegen die Begriffe Ftiester und
Seher bei den Griechen in der Regel' zu Weit aus einarider,
als dafs einGriechiscber Autor aus der Seherschaft auf Priester
Würde geleitet worden wäre^ andererseits kündigt äich die Nach-*
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Fried« Sdrf«gfllt »Imiiitl. Weike« 3»^ 4f 6uit B^. 111
riebt durch die tonit Bewährte Genauigkeit jenes ErUSrert und
dorch ihre eigene Beitimmtheit schon als eine quellenmSfsige
an. Was aher die Hauptsache ist, so seicen sich auch an«
derwSrts Spuren von einer hohem Geistesbildung Griechischer
Friesterinnen. Re£ will hier nur an Ein Beispiel erinnern r
Was wir in Herodots Geschichte (I, 3l.) von einer andern
Pelopoonesischen Friesterin lesen, kann dem Würdigsten sur
Seite stehen 9 was wir von Griechischen Frauen wissen.
Diese Junopriesterin von Argos erscheint %u ihren Mitbar«
gern 9 zu ihrem Amte und besonders zu ihren Kindern in ei«
iiem YerhSttnifsy das sich durch den edelsten Charakter be«
währt, und das Gebet , welches sie für ihre Söhne an die Göt-
tin richtet, ist gana im Sokratischen Geiste gesprochen. Mai^
vergleiche den zweiten Alcibiades^ besonders p. 143 ff« Es
wäre also wohl der Mühe werth 9 zu untersuchen ^ und dazu
mocLte ich durch diese Bemerkung Anlafs geben, ob wir
nicht noch eine Oasse von Griechischen Frauen , die woHl
auch im Umgang mit Männern äsu einer hohem Bildung ge«
langt waren , unter den Priesterinnen verschiedener Gotthei«
tcn finden dürften. — Im Verfolg der gehaltreichen Abband«
lang, wo auch die Lage und der Sittenzustand der Atheni«
sehen und der Römischen Frauen betrachtet werden, möchte
ich wünschen, der Verf. hätte 8. 141. das offenbar ungerechte
Urtheil sich nicht über Flutarch entschlüpfen lassen.
VI. Ueber die Gränzen des ochönen (vom Jahr
1794 > gleichfalls mit einem neu beigefügten Vorwort: ^^diese
kleine Abhandlung bemüht sich, die Idee des Schönen in ih*
rem Zwiespalt mit dem Wiesen der Kunst zu betrachten*«
u. 8, w.). — VII. Die epitaphische Rede des Ly-
siag 1796. Einleitung. Uebersetzung der Rede.
Beurtheilung. Beilage. Die olympische Rede des
Lysias. Anmerkung. (Diese gediegenen Arbeiten' hatte
<ier Verf. bekanntlich zuerst in Wieland's Attischem Museum
«lern Publikum mitgetheilt. )
VIU. Kiinsturtheil des Dionysios über deii
Isokrates. 1796. Einleitung. Charakteristik des IsokrateS.
Aus ddm Griecihischen des Dionysios (aus der oben erwähn-
ten .Sammlung). — Endlich IX^ Caesar und Alexander.
Eine welthistorische Vergleichung, 1796. Diese
Abhandlung erscheint hier zum erstenmal , und mufs mit dun
Aeufserungeil libei: Alexander in dem Gespräch über die Poe^
«ie (5t. B. S. 328.) verglichen werden. —
0er 5te Band hat einen zweiten iHtel : Kritik und
Theorie der alten und neuen Poesie; sodann eine kurze
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Vorrede fiu 8 der jeder -Leser* am |be8t)6n ersehen kann ^ wie
d^r Yeii, die in diesem Bande enthaltenen Aufsätze jetzt be«
U'acbtet und betrachtet au sehen wünscht« ^^Beide Abband-^
lungen^ sagt er, welche zusamoien diesen Band ausfüllen^ sind
einer vergleichenden. Theorie und durchaus gesdhichtlichen
Kritik der gesammten Dichtkunst j^ in einem gröfserh Welt«
historischen Maafsstabe^ gewidmet. Und da eine jede der*
seihen aus ein» andern und verschiedenen Epoche meiner lit*
terarischen Laufbahn herrührt, so geben sie beide auch wie«
der unter sich zu einerj^in mancher Hinsicbt vielleicht beleh«
renden Parallele Anlafs« Die erste Abhandlung, über das
Studium der antiken Dichtkunst , bildete den Anfang und die
Gruiidlage aller meiner [Arbeiten und Studien Aber das classi*
ache Altertbum. Das nachfolgende Gespräch aber rührt aui
einer Epoche her« in welcher jener neue Geist zuerst rege
wurde, der sich nachher vielfältig weiter entwickelt hat, und
oftmals piit dem Namen der neuen Schule belegt worden ist.
Welche Vereinigi»ng von Kenntnissen urtd welches Zusam-
luen wirken von Talenten in jenem ersten so bezeicßneten
Keime eigentlich verstanden war und no^h beisammen lag,
ehe die verschiedenen Zweige nachher so weit von einander
'getrennt worden; davon wird ehe« dieses Gespräch eine leb-
hafte Erinnerung anregen* und vielleicht auch dadunJi für
manchen um so anziehender seyn. Bei der neuen Ueberarbei«
tung und Erweiterung dieser beiden Werke in ihrer gegen-
wärtigen Gestalt, hat mich dieselbe Idee geleitet, wovon
ich die Grundsätze schon in der Vorrede zum vierten Bande
angedeutet habe.«* Dort war nämlich angedeutet worden^
wie die Poesie und Kunst , diö Sittengeschichte , die politi-
schen Gebräuche und die weithistorisjfche Ent Wickelung der
beiden classiscben Völker des Ajterthums nach zwei, das ganze
JLeben dieser Völker bewegenden Grundideen dargestellt wori-
den, nämlich alles Griechische nach der Ißlee des ochdneh, das
jElömische nach der Idee des Grofsen; es war sodann die Ber
urtheilung und Erklärung sittlicher öegeilstÖnde und Charak-
tere nach jenen beiden Kunst- und Natur-Ideen im Verhältnifs
«u unserer heutigen Denkart beleuchtet und vertheidigt, und
t'iletitCiber die ümgestialtung dieser Arbeiten bemerkt worden ^
„Mich hat dabei der Gedanke geleitet, dafs alles, was in der
AiterthUmswissehschaft einigen Werth haben iollj diesen vot*
allen auch durch eine groCie Sorgfalt im eigenen Ausdruck» wie
chirch ein Gepräge von Styl und Kunst in der ganzen Behand*
lungsweise bewähren muls.«« .
^Dtr ÜBißhU/i' folgte)
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Heidelbierg er
Jahrbücher der Literatur.
Friedrich Schlegels sämmtliche Werke,
(Beschla/s.')
Der erste Theil dieses Bandes ist (iherschriebeil : Ueber
das Studium der griechischen Poösie. 1795 — 1796.
und zerfallt in fünf Kapitel, deren Inhalt am Ende des Bandes
genauer angegeben ist. In der Votrede eiklürt sich der Verf.
gleich Anfangs, in welchem Umfang er Griechische Poesie
genommen habe. ,,E!ne Geschichte der Griechischen Poesie
in ihrem ganzen Umfange umfafst auch die der B*fredtSamkeit
tmd der l^storischen Kunst. "Die wahrhafte Geschichte des
ThucydideS ist nach dem richtigen UrtheiJe eines Griechi«
schien Kenners zugleich ein schönes Gedicht ^ — und jede
Äede (vorher waren die Demosthenischen Reden und die
Sokr^tischen Gespräche erwähnt worden) deren Hauptzweck
oder Nebenzweck das Schone bildet j ist ganz oder zum Theil
Poesie." ' T
Um jüngerer LeA^r willen möchte -es nicht unnfltz seyn^
die eigenen Worte des Dionysius , welche der Verf. wohl im
Sinne batt^, hierher zu setzen : ,,7va Be awsXwv «IV«» (sag^ er in der
fepistola ad Pompejum vol. VI. p. 777. Heisk., indem er von
den Werkeirdes Herodot und des ThucydideS redet) naXai usi)
das war ganz im Geiste dei- Griechischen Nation gesprochen,
und docb Ivai'en Griechische Geschichtschreiber uni Kunst-
lichter «ehr Ätreiig in ihren Forderungen an den Geschieht«
schreibet in BetreiF tiistorischer Treue, wieso manche Aeus-
«erungen des Herodot, des ThucydideS, des Aristoteles, dei
Polybius^ des DJdnySius selbst und des Plutarchus beweiten.
Diese Griechischen Männer gingen, weniger einseitig , als
wir Neviem^ Von diesem eiiifachen und doch so nothwendi-
geh Grundsatz aus: Man soll das Eine thun und das Andere^
nicht lassen. — Jene Meister der filteren Geschichtschrei-
bung der Griecben waren «ben so eifrig und redlich bemüht
kVIII. ialirfr t. fief^i «
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114 Fried. Schlegels, sSmmtl, Werke« $, 4^ 5ter Bd*
die Wahrheit der einxelnen Tbatsacben aUSEumitteln , als sie
es verstanden 9 die im Ziisatninenhang derselben ihnen aufge-
gangene Idee kund zu geben , und durch Beides ^wurden
sie erst Historiker. Denn, wie Hr. W. von HumLoldjt
in seiner trefflichen Abhandlung über die Aufgabe des
Ge^chicbtscbi;^eib,€r» S. 322. xichtig bemerkt , ,,-*. In
allem was geschieht , waltet eine nicht unmittelbar wahr-
nehmbare Ideey die nur an den Begebenheiten selbst erkannt
werden kann., Der Geschichtschreiber darf dahfer nicht, Alles
in dem materiellen StoJöF allein suchend, ihre Herrschaft von
seiner Darstellung ausschli eisen; er mufs aufs mindeste den
Platz zu ihrer Wirkung offen lassen^ er mufs ferner , weiter
gehend)- seih Gemüth empfänglich für sie und regsam erhalten,
sie zu ahnden nnd zu erkennen; aber er mufs vpr allen Din-
fen sich hüten, der Wirklichkejit eigenmächtig geschaffeite
deen anzubilden, oder auch nur über dem Sueben des, Zu-
sammenhangs des Ganzen etwas von dem lebendigen Reich*
thum des Einzelnen aufzuopfern»** — Es ist dem lief, iiun
unmöglich y in das flinzelne dieser reichen Abhandlung einzu*
^gehen und er mufs selbst die Erweiterungen und Ver^nderup-
gen , die sie^ unter den pflegenden Hllnden des Meisters erhal-
ten, gröfstentheils unbemerkt lassen. Wenn der Verf. S, 147«
sagt: 99 Wie unvollständig und lückenhaft unsere Philosophie
des Scheinen und der Kunst sey, kann man schon daraus ab*
nehmen, dafs es noch nicht einmal einen wahrhaften Versuqh
der Theorie des Öäfslicheri giebt«« und darauf Andeutungen^
einer solchen Theorie folgen läfst, so hätte B.e£ vpr Allem
gewünscht, daXs uns diese neue Ausgabe etwas ausführlicher
un^ 'deutliche!!' darüber belehrt h^ben möchte. Wenn Sätze,
wie folgende: »fDie Stufe der Schlechtigkeit nämlich wird
allein durch den Gradt der Verneinung biestimmt; die Stufe der
Häfslichkeit hingegen ^hängt zugle:ich von der inne&n Kraft
und (jewalt des Triebes ab, welchem widersprochen wird.««
Und: ,,Tm strengsten Sinne des Wortes Ut^in höchstes Häfs-
liches offenbar so wenig möglich, wie ein bocHstei Schönes.
Ein ynbedingtes Höchstes der Verneinung oder, das absolute
Nichts kann so wenig, wie ein unbedingtes Höchstes des po*
sitiiren Daseyns in irgend einer endlichen Vorstellung gege-
ben werden/« -* wenn solche Sätze dasselbe Gebiet berilh-
Ten , w.orauf Plato und seine Nachfolger und auch die Feri-
patetiker diese Fragen verpflanzt hatten, so kann sich^Ref*
nicht enthalten, einige hierher gehörige Hauptstellen anzu«
geben, ob sie den Verf« vielleicht veranlassen möchten, diese
Untersuchung einmal weiter su verfolgen. Flatonia Sophist;
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Kdedw^ScW«g4f ttoitflL Wet1(«. A« 4-» B^t .^. .115
ttvy iv ?vr«i<» yifwioi i(:od«nr wie Scht^j^ßf m^KJ^r , Heindorf und
Beklufr p. 160,. leiq^.^ ;9tK7«iJa( «ypv y^'vV^y^oder nack df^,. Cp-
d«x Clark« :^ 3urjilif STv yvo«) verglichen, ii(fia(or. J^Ietiiphyf.
Ily3^^q^ lind das u deo CommßnlO^. de« Sjrrianuft fal, 6» ,e<;^*
Vene^ldSSv Atigiiat« de Vitra Rdig^^jp^ 32fi epistol. ad Cae-
'letftiniZ?S4f «dveifSi*« Manichaeoa' I, 21»; Plotin. p. $2,,4»
B.;/pi ii5.C. p. &4i. A<I<I. p. 719. c, aS^A B. p. 725*;Ä.,V-
Der zweite und fetite Tbell diese« B#ndea entb^^td^a
Gespräch üben :die Poesi« (vom. Jabr 1800)^ , ^4»
-sieht aui den ersti!;o Blidk-, dafs didse Fprm vom Yer^ g^wl^t^t
word^ 9 um denieu untersuchenden Q^genstapd v^n i^en
Seite» KU beleiidiften^ :WOtu des DiaWg- feiner ,Ni|tCir pach
vor. allen- andech iDarsUllungsacten vor^CIglich geeignet i^.
Aber,* M^e es nsiitden'Ceapräcben.derSokrutiker meii^ens dfr
Fall wm:, schatten gewii# auch hiw.*wirk|icbe Unterbaltpn«*
gen mit Freundeib jdiese Form des WerJfa,iti€|_,von aelbsther«
'vorgerufen, j «Ein W^ark aber verdient dieses Gesptäcb im
eigentlichsten Sinne. genannt tu werd^en.; eben deswegen las«
sen sieb Jceine Stücke diavetn trennen 4i^4; einzeln vorseigep.
Aber Weil doch so ,eben der Sokca^ifcb^n Gespräche gedacht
ivurde, will ich^hiet nur einen dabin_g#bdi;igen funkt l)erab«
ren,od^>vie]mellr«ocb einen Wuns(iU;|iiMsp«^en. S«. 234 f*
heiistitf»! .Die Vollständigkeit er bt4isf:bt XH>c|i 9 ?^u erwähnen,
dafs auch die/erst^» Quellen und V^bUder; ^^^ didaskal^cben
Gedichts,- 'die .wechselseitigen V^h^tgivgß der. Poesie und
der Pbi^<>^PP^^ ih dieser BJütbes ei t der alten' Bildung zu su«
eben sind^9 in den naturhegeisterten Hyalinen der Mysterie;i,
* in den /sinnreichen Lebren der gesellig $%(tlichen Gnome, in
den timfiissenden Gedichten des £mpedokles und anderer For«
scher, aawie von der .and«riVfS^i;te in den Symposien
der Sokratisc)ien Denker, Wo das philospphi-
sehe 6*e sprach , und. .die Daritejlui^g desselben
st1)oi!i mehr in Dichtung üb^rgi^ht^^ Refer« .bat h^e
und'dä'den Vörwuif vernommen , es würden in diesen neuen
Theori«n Kunstarten geschaffen , wovoii die Alten nichts ga«
yafst; so' z. B. aeyen ja die Symposien nur eine zu f äj *
lig'^iFofm der Sokratischei» Geapräche,* und yon So«
' kratischvn Ge&prSohen könne man also teden, aber nicht,
"Wennves j»ich von Kunstlehre handele, von Sokratiscbei? Sym-
' pdsi^n^: lDem> ist ^qn nicht also. . HßQQH>geneSf ein feii^r
GmröhischeV'K^nstriohter aus guter Zeit, jsagt: trs^ ^AiBih^
^«tr'ov^^ f ^< • 36 ; pi 565» ed . Laurent. t) ätffAvjyo^'a , ht,dkoy^(^
8 ♦
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©aöV iravTÄ ir^Kerai. Darauf fol^t p. i^^^ äi« ^arze.Tbeörlc *lKr
die Sokratischen Symposien selbst , Wbmit eiii^ aod^te St:€lle
desselben' Kritikfers- (-»ri^i ^'a«üv p^-505. ) ve^glicbwi -.-wfetdbn
xniiljs. ftef. hatte es ^ger^e gesehen, wenn der Verf/hÄexUwi
idä durch sokrbe Belögiä s^^en Ideen auch in deh Aug)»niSOl^b^r
Gelehrten Gei^icht gegeben hätte, die zxiWoS^i gei^treicbe. Gj6«
danken keilten Glai^en haben. Sodann hätteRef. ge wtJtlif^cbtiJW^-
ltu ^^iö Tht^brie i^% Hermo'gfenes selb^ Alilaf^ giebt^.den, \^etf.
'möchte in dieser- neuen Bearbeitung einieJd^e aujsgelüthrt ha-
lben, die Wyttenbach (In vän Kdu^e: Specibii crit. in Pia-
ton, p, XLflV.) geleg-entlich nur angedeutet faatf wie die gleipji
A*nfaiigs'so iehr grofse Verbreitung der ^Platonischen Z^alpge
alljnänlig' zur Eniscebung 'der mittierq* und dann der jaeüera
Komödie y wie Menander %\€ auf ihre'JIdbse gebracht, mit
' beigetragen j habe. Denn,- wie derselbe Geehrte ^pd^w^rts
tichtig bemerkt 9^ 6^ Jtetnn in gewisse^n Situi das Plot^miscbe
Gastitiahl zu den Komödien gerechnet werden. . Jedacb j/^der
Leser, der diese Epocben d^r- Dic-hiknb« t zu .würdigten
vermag, wird leicht begreifen, wie auf der 'groiäeh Bab^,
die A^t Schriftsteller' hier zu bescbraÜDen hatte ^ ^mainebes Ein-
zelne, was «önst diet^-Betrachtuiig nooli «O'Werth seyivjkqn^^lt?,
als ^'aiser cJiiti W^geiilpgendj bei 6öit»eigdasÄÄn werden nkuiiste.
Es kam hier alld^/aAraaf'^ni^ diedrei£a«he i£nt^ioke}ting.al]^r
Dichtkunst | als 'ei n li t^ *P o e sied es "K ö r jiJ e r s , d.« r^ Äe a -
le tind' des G-^ilrt^s^ln däs^ hellste Jjiektxiv setzieni. Und
h^er wird deiin iiuf*Be:Befriedigendste^eriJrt«rtv:Wi^ aUe.Poif-
sie, in ihren Anfkngifr^) und "^Uretdinenten lyrische, ausjg^bet^d
vom begeisterten Anrufen an diei materielle Natuc^ Von oi^ji'*
' listischen Hymnen j iri einer langest! Ileihe von £ntwt(;||$]i|fi«
geh durch alle epische 4tnid(&-amattischeArt^ny ^icb zul^it^itjim
durchaus geis%ig«.cfhl^istlk?h^n'Hymnus4 verklärend^ .ihr Ziel
und ihre Befriedigung findet. ,^!&ahn:ea :(so endigt dtes^ in«
' nere Geschieht der Dichtkunst &. S25 f*) kann «s «ine Poesie
desr Unsichtbaren giebenv der mar^ is I^nfühltv dafa fki# '|»V^t
■ Von dieser Welt ist, so ist e^mur dietEoesie d««'. \Wal<rb*?it
und der göttlichen Geheimnisse;*. 'l^iej)wahre''.lsyMit)0li4<^he
' Dichtkun^st ist nicht immer 'und' öbieralh eine kunsdos^ a^fttj^r-
• und unbäWufste Volks «^ oder auch bJofse Sagenpoesie^t fl'er
f wir' ihre nächste 6t el]e^ nach der ersten schon ang^wiesi^ii tba«
' ben und in hohen Ehren lassen wollen« -Jene erste jaber .^st
* rielmfehr eine n:icht blbs mit der äufsernBihierluin)? spAeleinde,
^^ S€Midern ^zugleich «den tiefen^ Sinn erkehot^jldey mitbih. wiiA^it^de
Poäsie. W^nniti daher iAnieD-natUrphilosophisfiher FrjQund
•^n Reali«a[ius von ; dcc di«hteri]act£»av Stic^ «^^^^ü^ M^^ ^^4
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alt GrandUige ^ff:^banta«ie *und QiieHd «iner n^nen ti^Feni
Naturpoesle darstellen wolhe^ aQ' wär# zm wünschen gewe«.
•eil und bliebe lumcb übrig ^ nur eineix Schritt weiter su ge«^
Ben, und uns %um Spintualisäiii« «u erheben, d. h. su jener
Denkast^ welche di?c OflS^nbAtung , «a wie jeder alten y wenn
»udi iiur Vlatoniachen Theologie z^m Grunde liegt; voi). der
aucby wieil es. der aUgemeine Glaube der Urwelt war, dl«
deutlicbaten Spuren aita den Brucht|ö<:keh jedweder ^ä^t^aten,^
indischen, nordischen öder l^ellenitcben Poeaie noch, häufig;
einzeln bervorMicken. .I>er Spintualiamus aber ist die Lebte
▼on der drififncben Gr^ndkraft des gdttlichen nnd des mensch-^
lieben Dasejns oder von dem vereinigten Wirken und Le«
bea des Geiste«. un.d d^r Seele in Gott und seinen^ ewigei\
Cr4n.aar..
i)[ UUtpire il0 la\natu>n\Suiss0 pur Mr. H^nri Zsehokk^y ira^
duii0i d& l^^llemand avco deschan^^mens foitjt^ar Pauteur depuis.
2^ puhlic^hn, de Pouprage original par C, Alonnardf mi^
nisfre- du Saint Evangile j Projesteur de HUerßturß Fran^aisa a%,
facad^mi^td^ l*ausmuM.,l829, 890,
^) Ohservationt, svr Vhistoire d& la reooluiion HeheUque de M,.
Raoul B,0Ah€t.t9 par C. Monnard ceu 1824. 5i S. 8po.
Ref. fafst diese beiden Bücher zusammen , theils, weil
M wes^Dtliph zusarniuen gehören und die Ansicht einer An-
Z|ibl der wackersten Schweizer aussprechen, die mit dei^
Liebe su ihrem Vaterlande und der Freiheit eine grofse,. oft
vielleicht (mit dem G^nge der Welt, wie er ist und bleiheOr .
wird, nicht wohl zu vereinigende Wärme für Unabhängic^
keit der kl« i^ren. Staaten und Individuen verbinden;. theilSi
weil, ihiu der würdige Verf. eine Anzeige zn wünschen scheint.,
ij^.uch dieser Wunsct ia^ Folge seines Patriotismus,, er möchte^
die Vertheidigung seines. Vaterlandes und einiger ausgezeich-
neten. Waadl^nder gem. »o allgemein bekaon.t wiesen, '^Is nur.
immer mdgliiph..
Was nuDk dasr erjte B.ucb angeht ,' to ist das deutsche
Original «ft bekguQnt, dafs wir darüber nicht reden dürf^n^
»üfser, um zu bemerken, dafs es. zu wünschen wäre, duls^
alje deutsche Bücher,, die in Frankreich tibersetzt werden^
iiLioicJi^e Hiuid^ 6*Ie»f. wie die dt» Hrn, Mpnnard* Die Ait,,
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119 MoMind HUtoire««t. ^ptktpw^vM
ii^i^ l^hwöhtilich diergieleheh UeberiMtkäiii^n^miiditwafl
i^t wahrhaft kooiisi&h, und man dar£«]€h nitfat ifi^ndern^lWM<i
du^h solche Uebersetzüögön mit misbekatwit. geworden di^
Franiosenj' die ohnebin, wid alle eitle MtsnedMin^' eine unge^f
Hötite Vorstellung von »icb fielbst und eine «ehr kleiae^von»
ihren Nadi))aren bähen, die Deutseben no^ t iitaÄfer ftlr pe-»;
dantisjcbe Tölpel halten. Die Waadlapder vr)ar4?n am beaten:
geei^gnet, durch bessere Uebersetzungen^ die Deutscbe Latte«»
ratur in b^sern Ruf 2Ü bringen, wentt rie nicht auch meb««
rentheikbis über die Ohren Franzosen wär^n^und ihrea gu*
ten Freuriden, den Liberalen in Frankreich'^ blindlings nagb-»
sprächen. Wie viel die Liberalen von- ukiai Deutschen haheu,'
kann n)i^T\ äius ihrem Constitutionel- sehen ^ Wö^ bald ein detat^
scher Baron, der am Ende nicht einmal ein Baron ist ^* seine
Lection des Fanatismus für alte Zeit aber bei der französi-
schen Polisey. gelernt hat, als Zielscheibe des Witzes dient^
und beschuldigt wird, nicht etwa dumme Gedanken, soii*' ^
dem deutsche zw haben;, bald eine unverständige Regie«
rungsweise eine deutsche (tudesque) genannt wird, jc^dd^
Mal natürlich , sur grofsen Freude der Parier Maulaffeti.
Wir wünschen dafs Herr Monnard» der nicht bios beider
Sprachen, sondern auch des Geistes bötdet Völker mächtig
ist, noch mehrere unserer deutschen historischen Werken von
denen;, die sich dazu eignen, übersetsen möchte. Eine grofse
Anzahl deutscherBücher, besonders die, welche sehr ernst oder
sehr gedrängt geschrieben sind, bleiben stets unübersetzbar^
oder wenn man sib auch übersetzt, kann sich doch kein Fran«
zose'in den Sinn des Deutschen bineinderlken.
Was die 'aweite Schrift angebt» so ist es wenigei* eine
Streitschrift y oder ein Register der zahlreichen , einem Deut«
sehen, der über einen Gegenstand schriebe, ganz unverzeih-
lichen Fehler Jn des Franzosen Geschichte der Schweizer Re.
volutien, als vielmehr ein Ausgufs der Gefühle des Unwil-
lens, den Herr Raonl Rochette im Waadlande erregt bat und
eine Beschwerde über ihn. Ref. würde dem Herrn RaouK
Rochette ganz andere Vorwürfe machen , als ihm hier gemacht
werden, er will sich aber nicht unnhthigerweise in Händel
mischen, die ihn nichts angehen,, da er erfahren hat, dafs
man ihm manche unschuldige Einfälle sehr übel gedeutet^ und
dafs Leute, die den Gott der Christen zürn Götzen machen
wollen , über ihn die Achsel zucken , ihn in der Stille durch
Klatscherei verläumden, ihn des Bundes mit Mäi^nern beschul«
digen , die sie barmherzig und liebreich mit dem . Teufel in
eine Reihe setzen u* dgl. Es sollte ihn sehr scbmerzeni wenn
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Honnard Hittoir« e«t. et Obi^nradoiif. Il9
•
er irgend jemand» dem ea um Wahrheit su thun ist, einen
Anstofs gShe, wenn, wer ea auch ^ey, ohne Noth gefirgert
oder gelcrSnkt würde » oder irgend eine Anspielung oder Ans*
druck auf Verhältnisse, die mit der Litteratur und dem Un-
wesen der Factionen ^ die sich derselhen betnäcbtigen wollen»
nichts zu thun haben , gedeutet wörde, Verkehrtheit der
Zeit» Eitelkeit und Thorheit» Mtfsbrauch anvertrauter Ge-
walt» 'MiTsbrauch des Zutrauens der Welt» mufa der Leh-
rer der Geschichte, der nicht blos im Cabinet. sondern in
der Welt nützen will , ans Licht bringen, und dabei gefafst
seyn» dafs ihn jedermann schmShe und hasse. Wer Gescliichte
lehit und darüber schreibt» der mufs wissen» dafs wo er ei-
nen Scbleestrauch pQanzt» keine Weintrauben für ihn xit
lesen sind« dies wird ihn aber nicht abhalten^ das Messer
anzuwenden» wo er weils» dafs mit Rosen wasser die' Wun«
den der Zeit nicht gf^beilt' werden. Darum wird auch Herr
Raoul Rochette es nicht übel nehmen » wenn ihn Hr. Mon*-
nard sehr scharf und bitter zurechtwebet. Was Ref. angeht»,
so will er für gewisse Fr5ran>ler hier die gelegentliche Bemerkung,
machen» dafs er ihr Treiben , (d. b, unt«r Gottes ewige und
heilige Wahrheit und Christi Evangelium ihre ISlcherliche
Typik, Apokalyptik| Mystik» Teufelsbannerei», GeisteHehre».
Kabbala,^ Magnetismus». Sojnnambulismus und andere Narr-
heiten misehen» sich für Instrtunente halten, die Gott besonders,
trkofaren^ wie Propheten einberwandeln , weltlichen Stolz auf
geistlichen pfropfen)» füF viel verderblicher» frevelhafter, got«
teslästerlicher hält. als. allen Unglaubeuv Gewöhnlich wird
man bei aolchen Leuten finden», dafs sie um» so viel mehr voi^
der Schlangenklugheit als von der Taubeneinfalt des Evange-.
liums haben» je süfslicher ihre Reden slnd^ und'le blinder
ihr Glaube.
Sollte ReL daher eins^ von. beiden seyn» müissen». so- würde-
er lieber deir Samaritaoer des Evangelischen Gleichnisses seyn»,
als der JürHsche friester. Er weils ührrg-ens von keinem.
Bunde, keiner Parthei, sa wie er von keiner Feindschaft
weifs. Harmonie, wie Disharmonie der Grundsätze is-fr durch--
aus zufällig ^ es. k^önnte also, leicht &eyn» dafs viele Sarcasmen
ÜberaU mifshilligt würden » und dals. er mit. FeisLusc sagen
iDüfste^ qffcis leget baec? — vel unu«, vel nemo. Ref. Tiat
»einen CoUegen zu Grefallen TheiB an. diesen Rl5ttct.ngenom-
nien», er wiKa. immer Gründe seines« ürtheifs. beifügen, übet
<fi»^&e hinaus, will «f nie Recht haben.», er wird* daher weder
denen ^ die ihn bei seinen Freu<n<ien'ansehwStrze»,,noch.derK*»^
^ie Umj (^£entlkk anklagen ^ '^ eine Antwort entgegen setzciu.
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120 Monnard Uistoire cet. et Obserrations.
E$ scheint ihm Pflicht, sich Intter und heftig über die schein-
baren Verk^^hrtheiten der Zeit und Menschen atu erklären,
höchst unerlaubt aber, aus dem Strey:en ein Handwerk zu
machen. Dem Verständigen ist überdies ein Fingerzeig ge-
nug; 4<^r Hauffe mufs seine Götzen behalten , denn wenn man
ihm das güldene Kalb raubt, dessen Dienst erträglich ist, flngs
fällt er vor ein^m grausigen Moloch nieiijer und opfert ihm
^eine Kinder,
Was nuh Herrn Monnards Schrift angeht, so, können
wir nicht seiner Meinung seyn, wenn er sagt, es sey Herr
Raoul Röchette freundlich im Waadlande autgenommen wor-
doh, ^s sey also nicht Recht, dafs er die Waadländer und
ihre ausgezeichneten Männer schelte. Die Privat ver^
bindlicbkeit wird gewifs Herr Raoul R'ochette, ein Mann
von der besten I^ebensart, stets anerkennen, ehren und rüh-
men , di^s miiTs ihn aber nicht hindern, als uff entliehet
Sprecher das, was er für Wahrheit hält, 'ans Licht zii
bringen. Hier ist bei Schriftstellern derselbe Fall wie bei
Adyocaten , die vor dem Richter Todfeinde waren und so
wie sie ihre gerichtliche Reden geendigt haben , die besten
Freunde sind, das sollte ein Mann, wie Herr Monnard nickt
wie der ^ Pöbel verwechseln. J3erselbe Fall ist bei zwei Ge*
lehrten, die nach ihrem verschiedenen Geistesrharakter btide
gleich heftig zwei entgegenstehende Grundsätze verth eidigen.
Wenn sie wahrhaft ächte Gelehrte und nicht eitle Schwacb-
köpfe sind, können sie aufs heftigste streiten, Spott und
J^rnst als Mittel gebrauchen, ihre Grundsätze geltend zu ma-
chen, und doch die besten Freunde bleiben; übrigens geben
yyir zu, dafs solcher Glaube in Israel selten gefunden wei*de.
Dabei sollte sich freilich Herr p.aQul Rochette nicht solch(?
Uebereilungen su Schulden kommen lassen , als ihm Herr
Monnard hier gleich im Anfange nicht Wos vorwirft, son*
dern auch beweiset. So sagt z. ß. Hr. Raoul Rochette S. 33.
Bonaparte bei meiner Durchreise durch die Schweiz habe sich
in Lausanne herabgelassen ,,de se^pr^ter airx plus yulgaires
hommages de la plus vile populace. «' Hr. Monnard beweist^t,
dafs er bei Nacht durchkam und sich gar nicht dort
aufhielt.; Dann giebt Herr Rao\jl Rochette, was allerdings
sehr beleidigend ist, zu verstehen, dafs die Missethäter lie-
ber in Bern hätten in Ketten seyn, als den V/aarlländern ihre
Freiheit verdanken wollen, Herr Monnard -zeigt, dafs in
Yverdun, wo diese Freilassung soll vorgenommen seyn, gat
keine Verbrecher waren , dafü sie in Bern waren , und dafs
dort bei einer gevv.issen Gelegenheit eine Befreiung und Be*
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f
Monnard Hiitoire*cet. et Obserratioiif, . i21
Bewaffnung derselben Statt fand , nicht aber im Waadlanje«
Weniger übel nehmen wir es dem Hrn. Kaoul Rochette, dafs
er den alten Irrthum von den Schweiaerflüssen^.die ungemischt
cfiircji die Seen fliefsen, wie er gerade eine oratorische Wen-,
düng brauchte , aufgenommen hat, so wie, dafs er deii klei«
neu Sanct Bernard zur Schweiz rechnet. Viel richtiger und
durchaus wahr ist, dafs Hr. Raou) Rochette nicht wie es dem
Historiker gebührt, mit festem Sinne, nach einem sichern
IMncip, das man*überaJl wieder erkennt, sondern nach den
Umstünden urtheilt. Diese Manier ist in der Welc und in der
Uten Gesellschaft die beste, nichts ist unertrüglicher unter
üen Weltleuten als das Bestimmte, das Schneidende. Man
ricbtet sich nach den Umständen, man behält seine Meinung
ffir sich , man tadelt und lobt auf gleiche Weise alles, wad
aus dem gewöhnlichen Gange herausgeht, man mifsbilligt je-
den, der nicht schnell sich nach den Umständen zu richten
versteht, nicht gleich ein Mittel weifs, wenigstens den Schein
zu retten. Der Geschichtsclireiber sollte freilich anders verfah?
ren; aber Hr. Monnard sollte auch bedenl^en, dafs das an einen.
Franzosen und aa einen Halbfranzosen eine harte Forderung
ist. Wie schwer es ist, einen Grundsatz durchaus zu verfol-.
gen, könnten Hrn. Monnard die verschiedenen Bände der
üistoire des r^publiques Italiennes du moyen age des Herrn
Stsmondiy deh er doch le plus grand historien de notre si^cle
nennt, zeijgen, da er gewifs finden wird, dafs in den verschie-
denen Lieferungen, nach der verschiedenen Zeit auch yerschie«
dene Principien befolgt sind.
Herr Kaoul Rochette hat ferner allerdings Unrecht, die
Waadländer, die durch jede Aufopferung die Ünabh2lngigkeit
ihrejs Vaterlande« au erlangen hofften , factieUx , rehelles zu
nennen, er bedient sjch aber, wenii er dies thut, nur eines
Ausdrucks, der in Frankreich für diejenigen, welche die
Grundsätze dieser Wa^dljinder theilen , angenommen und ein-
geführt ist. Völlig hat dagegen Herr Monnard Recht, wenn
er gegen Hr. RaouT Rochette behau,ptet, dafs nicht die Revo-
lution den Verfall der alten Schweizersitte, sondern umge«
kehrt dieser Verfall die Revolution herbeigeführt hjibe, Herr
Raoul Rochette behauptet: die Schweiz habe durch die Re».
volution ihre ganze, moralische Kraft, alle Achtung bei aus-
wärtigen Mächten, alle Früchte der so lange för unverletzlich
gehaltenen Neutralität verloren , alle Wunderthaten ihr alten
Geschichte seyen verschwunden u. s.w. Die Antwort, wel-
che Hr. Monnard darauf giebt, scheint uns so passend, dafs
wir aiie. m^t aein,^n eignen Warten hersetzen woljen.. Er sagt
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122 Bfoniiatd Hiatoir« ^t. et ObsenratioQS*
\ * -
pag. 36* I>*atftert]on qu'an vient de lite accuse la r^volation
^e Ja perte de tous les avantages que la Suisse avoit perduii
avant que la revolution ^clatät ;> les maux qu'elle attrihite k
cet orage politique, non seulem^nt le precyd^rent, mais en
amen^rent et en hät^rent Uexplosion, Edel und recht ist es
auch) wenn Hr. Monnard Labarpe und andere Mknner der
Jlevolution rechtfertigt, er' denkt an die Dankbarkeit, die
^as Waadlandy Aargau und andere Gegenden ihnen schuldig
^ind , er denk^ endlich an ihren rrivatcharakter« Ein Manu
kann im Privatleben gan» vortrefflich «eyn; oder besser ^ es
kann^ wie bei den mehrsten Menschen, Lob und Tadel sich
bei ihm aufwiegen, und nichts desto weniger kann der öffent-
'liche Charakter desselben die gröfsten Flecken oder Schwächen
)iaben. Man glaube aber ja nicht ^ . dafs sich Hr. Monnard
der List der gemeinen Liberalen bediene, welche das Rühm-
liche des Frivatcharakters zum Mantel der Blofse gebrauchen, -
die der eigentlich historische Charakter aeigt^ wie neulich
Tissot in der Lobrede auf Carnot und fast alle die, welche die
I)essern Subjecte der Schreckensseit in Frankreich mit Wohl-
gefallen geschildert haben. Nein, er berührt die eigentliche
Geschichte nur flüchtig, un(( wirft dem Historiker mit Recht
sarcastische Phrasen eines Zeitungsschreibei-s der Ultra*Parthei
vor. Wenn Hr. Monnard noch weiter «u gehen scheint, und
Hevolutionen überhaupt su T§rtheidigen , so mufs man nicht
vergessen; wer redet und in welchem Verhältnifs er redet,
Unter einer monarchischen Regierung, welche in Zeiten dro- ;
hender Gefahr das Heft fester in die Hand nehmen, zur «Zeit
der Ruhe aber nach und nach die i^eitgemlifsen Verbesserungen
eintreten lassen, und zu jeder Zeit mit vvachsamen Auge Ge*
setz und Recht bedachen kann, sind die Fehler der früheren
Zeit leicht zu verbessern, i,ind durch eine geschickte Hand
die Maschine wieder' in Bewegung au setaeii, in einer Repu-
blik ist das anders. Ist hier das eine oder da& andere Glied
verdorben , wer kann es abschneiden? Ist hier das Räderwerk
in Unordnung , wie ist anders als durch gewaltsaxne Mittel
die ganze Maschine zii verbessern? Sind die Sitten^ der Grund
und einzige Halt jeder republicanischen Verfas&un^g einmal ver-^
pestet, wer schützt den Freistaat, wer rettet ihn vom CJLn«
tergapge? Man, sieht, Herr Monnard al&Republicaner nimmt
Revolutionen für Republiken , wenn sie eimnal gestunken
sind, in Schutz, wie wir für die Atmosphäre und «ie Erde
überhaupt Gewitter und Orkane in Schutz nehmen ;^ Heir
Raoiil Ilochette als Monarchist kWert dag^^gen^ weil sie ge«
wohnlich die Elemente, der Monarchie vergiften«, Jrrea wir
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Mosiiar4 S^totre «et. et OJ^iervatioos/ 123^
»icbtt so bi^ aUft Pariser Tons ungeachtet Hr. |laoul Ro«
ch^tt^ deutlich su verstehen gegeben» dafs auch in Monar«
cbien durch 9U grofse Hartnäckig keit» durch absichtliches
Widerstreben 9 • durch die Verblendung am hellen Tage die
Sonne nicht. sehen zu wollen , wie das in. Frankreich der Fall
trar, endlich solche Lfebel, herbeigeführt werden , dafs nur die
Vorsehung allein , nicht aber menschliche Klugheit den Ein«
Sturz de$ Maats verhüten kann. Um aber Hrn. Monnard völ-
lig 7SAX rectitfer,tigen ^ n^uTs man wissen f dafs der Gedanke R e«
volution bei dem WaadlUnder gans unzertrennlich von dem
Gedanken y Freiheit von qes Nachbars Gesetz, und
gleiche Ehre unter gleichem Gesetz ist. Was das Erste
sagen will , das lehrt uns das ^ispiel der Griechen, bei denen
der Name Freiheit oft verzugsweise nur von der Art der«
selben gebraucht wird^ die einen Staat von des andern Gesetz
unabhängig macht (z. B. Herodot B, 1. K. 95. B. 3. K. Ö7>
Was das Zweite angeht , so wird man insbesondere mit Rück«
siebt auf Bern und dessen Verhältnifs zum Waadlande am
besten thun , die Geschichte der Giner in Klingers Reisen
vor der Sündfluth^ Von S. £61 an» nachzulesen. Herr Mon«
nardy der uns übrigens vom Talent der Schriftsteller des
Waadlaudes ejinen vortheilhaften Begriff erweckt , sagt endlich
p# 50, wenn Hr, Raout Rochette keck genug ist^ den Schwei«
^ern mit Gefühl überlegener Einsicht. gute Rathschläge zu ver«
sprechen: ^,Wir lassen uns gern guten Rath geben, wir
scheuen harte Wahrheiten nicht; aber wir verschmähen die
Freundschaft eines leichtsinnigen Schöngeistes^ der u« s. w.
Dann lautet das Endurtfieil über die Geschichte selbst: ,t^ir
finden in der Geschichte der Schweizer Revolution , Irrthü«
mer in Thatsachen,^ welche aus Partheilichkeit herrühren;
Irrthümer inThatsachen^ deren Quelle oberflächliche Beobach-
tung und unvollständiges Studium unserer Geschichte ist:
Irrthümer in Thjatsachen, die aus falschen allgemeinen Ideen
herrühren , alle diese Irrthümer sind aber gewürzt mit witzig
scheinenden Wendungen und Sarcasmen ohne Würde. Zu
dem Allen füge nuan noch gefäbrlithe Andeutungen , die wir
nicht hervorgehoben haben » um alte Feindschaft nicht neu zu
wecken und man wird finden^ dafa das Werk in sehr gefähr-
lichen Grundsätzen geschrieben ist, dafs es eher die Ruhe des
pundes der Schweizer stdren ^ als befestigen kann.
Sthlosser»
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124 Aufhobmig des CSHbats
\s
V§r stich einer Beantwortung der Frage f oh <JI« '^ufhSung' dei CöiU'
hats überhaupt^ und tu gegenwärtiger Zeit htshe^ÖHdere f zweck"'
mäfsig sey ^ und ■ ob )Stäifde0ersarmii'iuhgeH bkfu^t [^seyen , £/i*
dieser Angelegenheit det K}.rche\ mltzusprecheh l ' Aus Veranlass
sung eines f in der PVUrte^ibergischen StändeVersammluhg ge^
machten f Antrags auf Aufhebung des Gesetzes^ Ülm^ lS24 b»
Wohler. '-' •' -'^
Unter den vielen Schriften Aber ien wichtigen Gegenstand
der kirchlichen Heura tse rlaubn ifs für die Gelit-'
lichkeit ist dem Rec. keinV; bekannt, welche mit oiehr
Ruhe und Müfsigung, mit so viel herzergreifendem Gefdhl-
fOrSittenreinigkeit und Huraanisieriing, so kai*a und dpch «o
klar alles nöttige und sachempfehlende vorgetragen hatte. Die
Untersuchung geht auf zwei llanptfragen. Die' erste betri£Fe
die Aufgabe: Ist Aufhebung des Cölibats überhaupt zweck«'
inäfsig? Der Vf. antwortet? JäJ und zwar nach GrundsStzeu
der Vernunft, oder zufolge der Entstehung und Natur der
Ehe, auch nach^den Wirkungeh derselben, so wre umgekehrt
zufolge der Entstehung, der Natur und den Wirkungen der
JEhelososigkeit. Als Regel mufs festgesetzt werden , dal^ je«
der, der die n'ötliigen Bedingungen zu erfüllen vermaig und
den überdies keine höhere Tflicht' abhält , wenn er sogar vern
mittelst der Ehe mehr Gutes, ^b ohne Ehe, zii wirken hoffen
darf, heu rathen soll. Bios in den Fällen, wo, ^ie erste oder
die zweite diesi^r Voraussetzungen nicht «tatt liat, ist Heu-
ratben moralisch nicht gestattet. Da es aber (von Uiimündi-
gep ist nicht die Rede) keine ganae Klasse von Menschen,
^iebt, deren Individuen alje ohne Ausnahme entweder uu-
ähig sti^d,, d*6 Bediogupgen zu erfüllen | oder durtk höhere
pflichten davQJ:^ abgehalten Werden, so darf Heurathen gan-
zen Klassen nicht zu ii^ voraus verboten werden. Hiervon
macht auch der geistliche Stand keine Ausnahme^ Auch ihm^
als. solchem , darr das Heiirathen nicht verboten, werden ; denn
niemand kann erweisen , dafs kein Individuum demselben dia
Bedingungen .erfüllen könne, oder dals eine böhera Pflicht
Allen ohne AusnaJupe das Heitrathen verbiete. Gewi^ stehB
dem GeistUcl\en feeing Pflicht gegen sicK selbst, nicht die^
sein Glück, aber auch nicht die, seine Vervojlfcommnung
möglichst zu befördern, im Wege. Pflichten gegen. Andere^
(die Amtswirksamkeit i das Beste des Stan4.es, dei: Gemein^
den, der Kirche, der Staat, die Menschheit) fordern sicher-,
lieh nicht den Cölibat, und schon eben deswegen kann auch|
keine Pflicht ge^en Gott die Ehe verbieten, Yielmely: fpx^
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dnteh ICUwüfkiing der SlnaUgeietigcbaDg 125
iern aUe äi^^e Pflichten, wenn auch nicht iAtallen^ doch ^e«
wib In sehr yiekn Fällen ^ das Gegenthelt
Mit diesen Vernunftgrundsätzen wird auch die heilige
Schrift als ühereinstimmend gezeigt, und die Geschichte h^
leuchtet das. Yer'nunftgtjjnäfse durcn laute Erfahrungen. Die«
semn£M:b ist ein allg^jueiues Eheverbot gegen Ver-
nunft und Schrift, vwid wle'ohne Sünde und Unrecht
der einzelne Geistliche , d^er nicht äen Gefahren dfer Ehelosig«
keit zu entgeb^« ItoiTen. dai^^ iich nicht zum Cölibat anbei«
schig niacben.so]], so darf^aucb oh'ne Sünde und Unrecht die
Kiicbegcia;^ p£SeX?^, nicht geben w noch weniger gegen den lo
.oft wiederholten und unleriigDar gemachten Andrang aller
Gründe jUnd Erfahrungen das gegebene unverbesserlich fest
balteii. Ist nun seine Aufhebung- durch Vernunft und Schrift
^geboten, so tritt alsdann die Klugheit unter mancherlei Ge-
stalt und Hjijhtui^g mit der Frage auf: Sollte die Aufhebung
schon unter den gegenwärtigen Umständen
zvfeckmäfsig seyn? Hier aber wäre wohl, statt des Schon,
eher ein Endlich doch! zu setzen. Der Verf. antwortet;
23as, W33 ebemals für den Cölibat angeführt wurde, findet
jetzt nicht mehr statt; dagegen entdeckt mau geraode in gegen*
wärtigem Zeitpunct noch besondere Gründe, insofern .sowohl
die jetzige Geistlichkeit, als der Geist des Tolts ynd der
Gemeinden, riebst dem iijeitgeist so beschaffen sind , dafs vom
Aufschub immer mehr Ut^bcls befürchtet w<trden mufs. Und
kann denn überhaupt, was gegen Pflichten und Rechte an.
slöfst^ zu frühe aufgehoben werden? DJe Gegengrflnde, die
^ fKkan anzMfipV^n pflegt, werden als ganz unhaltbar enthüllt.
So, bleibt also nur* die zwefte Hauptfrage übrig: Auf
virelcbe VV",eise,,die Aufhebung geschehen solle ? §.69
zeigt ^^rijil]er alle mögliche ,^^fsigung: Durch Verbreitung
richtiger Jpegriffe von- o^r Ehe und der Ehelosigkeit, vom
aeisJ^hcben Amt und dep;i , was dasselbe wahr^ait ehrt oder
yerunebrr,^,so wje durch yerbannung der bisher herrschenden
jrrigeu.BfigrLflFe üter diese ^Gegenstände, ist" wenigstens Überf-
all Di^unjSiVf «^ "^ch Grundeinsicht, Rechtssihn und Sittlichkeit
;s;CrebeH(|^.tf utschen Staatenvereine der ^Veg. durchgängig ge-
bahnty fichtig« Ansichten von der J^he der Geistlichen zu
Jass^^^ ^ajj gegenüber stehende redende Beispiel der vereh-
licht^en prote-^tantischen Geistlichkeit .bebt das Vorurtbeil der
. Anstüfsigkeii: yUr ^Jl^r Äugein. Zugleich einer der vielen Be-
weise^ \yie Kiel das 2ysammenseyn mit dem Protestantismus
auch ^erjkatliolisclien'KircKe' nütze, ii^ welcher, wo sie un-
.gemi«c4^/ij|fy,^e\Fo^W^ae^^ Mittelalters viel beharrlicher
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126^ '^ ' Aüfhefeüfig aei* CCliliÄtt''' '^ ' ''
fortdauerhl' 'üe'^eir^ies lit 4as Volk leicht' «u b^ ebriön , ' daft
hier von keinem Dogma dfe Redtf ist, sotiderh VÖ'h ein efai
Disciplinafgesetz', das in der ersten 'Kircihe;gdr nichc
hestand, lind^das^ wenn ei gleich jfcu eii;ier gfevi^is'seii Zeit we-
gen vorhandener Verhältnisse gegeben WoÄien ist, doch zu
einer andern Zeit. wegen vefähdfert'efV«Jrhültriisse wieder auf-
ne, v^iö'ßS'b^i'Ge^enstünden dieser 'Art
in sey/ '' ' '''■' , ' /' '" '' ' " "^ "
man, wie* der Vf. tiiih Vorsicht ahrathet,
doch endlich in Ernst und 'liach wahrer
^erwürklichurig. Wenii etri 'Geistlicher
Cölibatgesetz nicht zu beobachten ^eir«
t ohne moralische Gc^fahr in 6rn|6m"Stande
blefben könne, der' seine fiefolgUng fbrdre, Weswegen er den
geistlichen Stand verlassen und heirathen Woll^ ,' So' XVillfahte
ihm die Kirche. Oder sollte^ie'ihn zWingeh düiTeh,' iVn geist-
lichen Stande und uriverheirathet zu bleiben? Oaim dürfte sie
ihii ja zwingen, eine, nach^ seiner trklärung, för ihtr^seelen-
- ^ verderbliche Lebensweise beizujbehaiteii. Dann wäre ihr also
gestattet, so Viele der Gefahr n^oiäiischer Verdetbriif« und
Vtrdammnifs hinzugeben, iht, die für die TugenJ und Selig-
\ keit ihrer Glieder borge zu tragen verpflichtet ist'^ und nur
iVlittel für diesen Zweck seyn soll. Dem GeistHcfabn, der
. w^egen Unyermögens , das Gesetz beobachten zu können, seine
]&htiassung aus dem geistlichen Stande begehrt , däVf diese utid
das Heurath'en nicht verweigert werden, Dör pri^sterliche
Character indelebilis bringt nur mit sich^ dafs-, wenn der
•, legitim Ausgetretene einst wieder' in den geistlichen Stand
, übergehen wollte, fir neue Weihe ^icht nöthig haben *würde,
— Ein dem urchristlichen und S^ti^yeh , was überhaujrt wie-
der geltend werden soll ^ sich a|in3hetnder Schdtt Wäre^ dön
..Geistlichen, die als Professorefi /'PVäife^ioren i RfectÖten ett,
kurz nicht als Geistliche im ^i'ngeJr.i'W Sirin, aber dobh in v«?^-
wandten Stellen , angestellt' i'ind' Ü^I^fl^uratheffi nicht ^U viei:«
weigern. Endlich wird es denii»' des Vorbtreik^As^^ gehdg
«eyn , um auch den wirklichen Geistlichen nicht lirWhPzly t-er*
weigern, yva^s ihnen Jesus nie und das ktrcblichie^' 'besse'i-e AI-
terlhum so lange nicht verw<^igert Bat, Do^h '^ek^ man,
wenn die Umstände es fordern, auch hier noch Stuf'enSv^ise.
JEine schon vor vielen Jahren etschi'4uen^ Schrift macht foU
genden Vorschlag: Wenn man' Ürs£f<ih'e nöt^ ^il'j^Täüb'en^ dafs
das Heurathen einer gewissen Cla'sise Von öefstlicntü ».'^B; der
Hpfgeistlicben oder der Geistlichen einer Hierin m^Hr iiufge-
kliiten gtüfsern Stadt W^Aiger'ÄM^'A' eri^etf^ vi^Wdy^ j<>
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durch MilwQrkung der Staattgesetxgebung. 127
macl.e man den Vorgang damit , diesen ErJauhniDi zu gehen«
Die Eilaubiijf« aber werde auch auf Geistliche aus andern
Klassen ausgedehnt , sobald man von ihnen fiber&eugt seyn
kann f theils dafs sie das Vertrauen ihrer Gemeinde in einem
Grade besitzen , der jeden Anstofs entfernt , theils dafs sie
sich} durch diesen Schritt selbst bestimmt, nur um $o eifriger
bestreben, vermittelst des Characters und der Amtsführung
die Achtung ihrer Gemeinde xu erhalten. Ist durch solche Bei«
spiele das Volk gewöhnt, die Geistlichen in der Ehe zu den«
ken und zu sehen, so kann die Erlatibnifs ohne Anstofs im«
mer weiter ausgedelint werden , und nach nicht zu langer
Zeit wird die gänzliche Aufbebung des Verbots, mit weit
weniger Widerspruch, als einst die Einführung erfahren hat«
und ohne irgend einen nachtheiligen Eindruck erfolgen kön-
nen. Wo aber die Gemüther schon genug vorbereitet sind,
bedarf es ohnehin keiner solchen, nur Zögerung verursachen-
den Stufen.
Nach diesen Andeutungen der Ausführbarkeit ^ird ge.
seigt, dafs es die Kircbe sey, welcher die Verpflich-
tung zur Aufhebung obliege. Der Fabst oder ein Con«
cilium von Bischöfen hat dazu Vollmacht; und wenn das Be-
harren auf einem hierarchischen Zwang Gregors des VII«, der
nunmehr seine Zeit notorisch in iso vielen Rücksichten über-
lebt hat, dem Vertrauen weicht, welches auf die fortdau-
ernde Inspiration der Kirchenobern gerichtet werden soll, so
>vird dieser Beweis von Verbesserlichkeit viele
Gemüther gewinnen und beruhigen. Wohl dürfen aber auch,
vi^ofern von diesen Kirchenobern doch nichts geschieht, der
niedere QeruS und die Gemeinden die Aufhebung des Cölibats
von der höhern Behörde hegehren. Unter gewissen hier an-
gegebenen Umständen kann selbst dem Staat §. 64 — 68, ja
auch den Stände Versammlungen §• 69 — 70 das Hecht, sich iu
diese Angelegenheit der Kirche einzumischen , nicht abgespro-
chen werden, da^ was den Pflichten und Rechten des Men-
schen und des Bürgers gefährlich ist, nicht den Schutz, son-
dern das rechtliche Veto de* Staats verdient« Hier ist jedoch
nur von dem Recht im Allgemeinen die Rede, nicht von der
Zweckmäfsigkeit oder Unzweckmäfsigkeit des Gebrauchs dem-
selben in einzelnen Fl^llen. ^ '
Eine Ständeversammlung kann in Angelegenheiten der
Kirche nur in zwei Fällen einschreiten. Soll ein auf die Kir-
che sich beziehendes, aber, so weit der Gegenstand zum
bürgerlichen Lieben gehört, vom Stliat ausgehendes, Gesets
gegeben worden $ so übt dieselbe dabei das Recht y das ihr
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128 Aufheb« d^ Cöllbats d^ Mitwürk. d» Staati^esetzgebuDg*
jtufolge der ]l[)4?stehenden Verfassung der bürgerlichen Gesetz«
gebung überhaupt zukommt. Wenn aber die Regierung von
den ihr in Beaiehung auf die Kirche (eine Privatgesellschaft
im S.taat) zustehenden Rechten (das Veto gegen bürgerlich-^
schädliche Kirchenverfügungen , die ohnehin ni^ht Glaubens-
lehren sind) nicht den ge^setzm üf ige n Gebrauch macht,
oder die ihr, in Beziehung auf Kirche und ihre Angelegenhei-
^Xen obliegenden Verbindlichkeiten nichterfüllt, so
.f^bt die Ständever^ammlung dqs ihr in solchen Fällen vermöge
der Konstitution überhaupt zukommende Recht , Petitionen
vorzutragen oder Vorstellungen zu machen. Es ist aber dann
nicht die Kirche, sondern der Staatsr^gent, an den sie unmit-
telbar sich zu wenden die woRlthätige Befiignifs hat. Es war
nicht Anmafsung , dafs einst Ferdinand d e r I. Maximi-
lian ll. und andere Regenten laut und feierlich forderten,
dafs die Priesterehe in ihren Staaten gestattet werde; es war
vielmehr Rechts- und Pflichtgefühl, entstanden aus der Uö-
berzeugung,' dafs auch die Herrscher der Völker und ihre
Rathg^er <iie ungezählten Sünden und Gräuel,'die der COli-
.bat erzeugt, zu verantworteSi haben , wenn' sie nicht, soviel
. sie^ vermögen , dagegen kämpfen. Aber von s'elbst versteht
es sich, dals das Einschreiten des Staats nur auf gesetz- und
verfassungsmäfsigera Wegt? geschehe, und also der Anfang
damit gerpiacht werde, ,die Kirchenbebörde aufzufor-
dern, d^fs sie selbst das Gesetz einer neu^n Prüfung unter-
werfe und das Resultat ihm bekannt mache. Der Erfolg dieses
ersten Schrittes mufs bestimmen , ob noch weitere Schritte,
und welche^, zu machen seyn möchten. Nur wenn etwas, in
das bürgerliche Leben eingreifendes, uiid überdies /ciiier ge-
■ '' * •" -• nmung Bedürftiges dabei vorkömmt, verfügt
selbst hierüber. .
wäre i^och sicherer, wenn inehrefe Mächte
i ZwecKe vereinigten. Viele um das Wohl
bekümmerte richten ihren Blictauf die hei-
boffend, dafs d^ese auf das, vvas allein «ie.
ber alle' Sonderung erhaben vereinigen^ kanti,
jlicbe und Gemeinschaftliche der Christuslehre
ich; durch nichts werde abhalten lassen^, ein
enst um die Menschheit sich zu erwerben. ^
,. tJ. E, O. Pautuii
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N- a- ^ - 1825.
Heidelberg et
Jahrbücher der Literatur.
i. ^* ßoratil Ftaeei Optra otnnia recertsuit et illastravit Frtde^
ricns OaiU Doering, Tomus se cundus cum indicibus v«r«
Zörum et nominum iocapUtissimis. Lipsiae ^ sumtibus lihfariae
Üäknianae. MDCCCXXIV. X und 698 S, *) 1 Rthlr. 20 gr.
tm Das Loh des Landlebens ^ öder des ^uintus Horatius Ftae*
€ue zehnter Brief des ersten Buchs* Erklärt Con L.
S* ObbarimSf Professor am Gymmasium zu Rudolstadti
Uelmstädt C« O* Fleckeisensche BucWtandlung. 1824« 11^ und 85
S. in gr. St 12 gr.
t* Dss Quintui Horätias Ftatcus Buch- ü^er die Öicht'
Kunst f oder Brief an die Pisonen. Erklärt von Dr^
Fr anz t>. pAula^ üoche der ^ Studie ndirector und Professor
in PViirzburg» Passau, Friedrieh JPuStet z824. XX und 187 S^
iagr. ß^ 1 fl. 36 kr.
Nro, 1. ist eine den freunden der Horazitfclien Muse und
den zahlreichen Verehrern de» verdienten Mannes gewifs er-
freuliche Erscheinung. Dafs die Bearbeitung dieses zwei-
ten.Bandes auf ähnliche Weise geschehen ist, wie die des
fersten Bandes ^ war wohl eu erwarten ^ es wird auch dies in
der Vorrede tu diesem Bande bemerkt; nicht für Gelehrte ar-
Iieitete der Verf., sondern für Leser, die noch nicht gani
SeObt» hauptsächlich die Gedanken des Dichters und dabei
esonders den Gang , die Verbindung der einzelnen Thesle
mit einander kennen lernen wollen, CJnd diesem Griindsata
ist der Herausgeber überall gleich treu-gehUeben sowohl in
Absicht at:i^^ritik) ^fejMj^Erkläriin^ des Textes. £r sachte
Vorerst einen: yon den JFÄnJern der Jtiandschrifteni Wie tort
*) Von Nrö. 1. ^geil ifrpt ü6Ch eine Kritik Vöü eidenl afldera Re-*
ecnseuten hier bei, , '*
Die Redactiom
SlVÜI. Jahrg. 2. He/i; ' 9
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130 Hotatii Ppp, eil. Döring,
Druckfehlern gljeich freien \\n^ tein^^n Text au liefern, et
wählte ftherall flie passenderen I^eSarten aus, und gab davon
•in den Noten Rechenschaft. Conjecturen hat er an einigen
Stellen versucht, jedoch nur an drei Stellen dieselben in den
Text aufgenommen, (Epist. I, 10» 47 hauA servit^für aat ser-
Vit* Ibid. I, 20, 28. dixit füt duxit und £pi$t. ad Pison. 245
^nt pene fortasse für ac pene fortusse); auch an andern Orten
Rind unnölhige Conjecturen Anderer abgewiesen; Oberhaupt
itrt in Auswahl der Lesarten mit grofser Gewissenhaftigkeit
nnd Ünisicbt verfahren worden. Was die Erklärung betrifft,
#0 ist die dabei befolgte Methode deu meistern Lesern aus dem
ersten Bande hinreichend b,ekivint^ auch hier war es neben
Erklärung ^^& Einzelnen mit Hauptbestr>jl)en des Herausge«
iers« die plöt^ilichen Ueberj^änge desDichter^^ durcli Angabe
wnd Ausführung der Verbiiulungspunkte deutlich zu machen,
den oft scheinbar nnterbrochejien Gedankengang anzudeuten
und das 9 was der Dichter ausgelassen , zu ergiUizeji^ wie sol«
ches dem Zwecke seiner Ausgabe angemessen \var, Ref.
glaubt die Theilnahme, die auch er an cUeser Ausgabe genom»
men,, nicht besser beweisen zu können, als wenn er eine An-
zahl bestrittener Stellen durchgeht, namentlich solche, worin
Hr, Döring sich von dem neuesten Bearbeiter der Horazistben
Satiren, Heindorf, trennt, oder wo IRef» anderer Ueberzeu-
fung, ti\s Hr. Döring ist. Ref. will zuerst einige kritische
'alle zusammenstelleu, dann. Einiges, was sich auf die Erklä-
rung derf Textes bezieht. *
I. Ref. beginnt sogleich niilt der ersten Satire des er*
sten Buchs. V» l8: ,9(>«iJ stads? Nolint.f^ Letzteres hat
awar Hr* D. im Texte stehen gelassen , jedoch in der Nöte
bemerkt, dafsihm die Lesart AWun^ vorzüglicher scheine, weil
dann die. Rede auf diese Art mit einander zusammenhänge: „sl
quis deus ad homines — dicat: accedite, ego statini" vos mu-
tabo in eos, in qiios fnutarifCupitis; expectat paulisper deus>
sed ii accedere et mutari nolum^^ Dann miUste man die Red*»
für abgebrochen Kalten, als eine Art von Aposiopese, indem»
wie auch Heindorf richtig bemerkt, dann der Nachsatz zu :
,,Si quis deus etc. fehlt« würde. Auch kommt uns das nolunt
matt uud kraftlos vor nach dem vorausgegangenen quid statis»
Wir nehmen daher noUnt als Nachsatz zu si quis deus: „Ja
wenn ein Colt selber ihnen zuriefe — selbst dann würden
sie nicht wollen (no/mf, sc. discedere etc.)« Ys. 65 ist die
alte Lesart: mallem bei)>ehalten. Auch Wir glauben, dafs
selbst ohne iie Vergleichuhp mit dem Griechischen, wie Hein«
dorf thut, das Piäsens Conjunctivi hier einzig nach den
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Boratii.Opp. cd. Döring. l3l
Geiet^eti der lateinischen Sprache stehen J^ann , rumal da auch
die Fräaentia sit und dicas vof ausgehen. Wir bilUgeu daher
durchaus Heindorfs malim. Eben so steht vs, 89 velU^ Da«
gegen scheint un^ vs. 88 das von Hrn. Döring aus Fea auFge-^
nommene jin sie cognatos etc.« fQr an si oder ac si (was Hein«
dorf rertheidigt) , einlacher und angenehmer schon durch den
Gegensatz,« den es i^it dem Vorhergehenden bildet. — Va, 95
ist Hr. Döring gleichfalls Fea gefolgt^ nur dafs er die Stelle
noch durch eingefügte Klammern deutlicher gemacht bat. Er
achreibt nämlich :
Ummidius^ quif tarn (non longa est fabula) dives^ H
Zwar ist immer die Trennung des tam von dives etwas auf*
fallend und unangenehm« allein sie wird durch das folgenda
z/asordidus» nt etc. gewissermafsen gerechtfertigt, und seihst
das zunächst folgende ut metiretur nummos verlangt bei dives
ein tarn oder etwas Aehnliches, auch sind die Stellen , welcha
Heindprf für die Ellipse eines solchen tam oder ita beibringt,
keineswegs ganz analog« namentlich Bat. I, 5, 33 wo »t wie
heifst und nicht eine Folge; so dafs bezeichnet* *— Vs* liö
»teht noch ohne weitere Bemerkung: — exacto Contentus tem-
pore vitae cedat, da doch einige Handschriften vita geben , was
, unsers Eracbtens Heindorf mit Recht vorgezogen hat. Die
Construction des cedere mit dem, Ablativ ist von Ruddimann.
Institt. L. Lat. II. pag. 132 not. 55 nachgewiesen. «^ Wir
gehen zur fünften Satire fiber. Hier hat vs« 6:
mimis est gravis Appia tardis.
Hr, Döring aus Fea aufgenommen:
tnmis est gravis Appia tardis«
Wir halten aber die ältere Lesart tninus für die einzig richtige.
Horazsagt: Wir« ignaoif langsame, trHge Fufsgänger theil-
ten den Weg« den raschere Fufsgänger« (als wir sind), in
£inem Tage machen , in zwei Tagereisen; so ist diese Strafse
für langsam Reisende minder beschwei-}ich| (als sie es seyn
würde , wenn wir in eineih Tage die eanze Tour machen
wollten 9 wiewohl raschere Fufsgänger thunkö^n^n, welche
an die Peschwerlichkeiten des Gehens besser gewöhnt ^ind,
als wir Stadtleute). Das ntmc# gravis pafst schon darum nicht,
weil aller Grund wegfiele, warum sie den Marsch in zwei
Tagereisen zerlegt, wenn er. bei schnellerem Marsch ihnen
minder beschwerlich wäre. Auch Heindorf hat gut dasrnwir*
rertheidigt« — ^ Vs. 70 ist froduximuM statt des Bentleyschen
9*
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4311 fioi^atii Opp. «d. Donog.
prxfducimui,$ ^M auch Heindorf aufgenommen /^ böibehiilfeii.
Freilich die vorffusgegang^nen FrSs«;iitia v«. 47 poniMt , 4d ftf
60 recipitf das folgende tendiinut vs. 71' etc» scheinen Bentley*«
vroduehnus ZU hestatigen..— - In der sechsten Satire «cbireibt
Hn Döring mit BentJey:
— Quid bomo hie out quo patre natuf«
Heindorf folgte wohl nicht ohne Grund* der von Lamhin in
aehnCodd. gefundenen Lesart:
— * <^uis homo hie est? quo patrct natus?
^ie scheint uns durch das Asyndeton lebhafter. Ehen so ist
Veränderung nicht nöthig macht , auch possünt in keiner Hand-
schrift sich findet. Eher liefse sich noch im folgenden Verse
das ebenfalls aus Bentley ai/fgenommene /ifci me för mihi te yer-
theidigen. — Satir. H, l,-4l «chreiht Hr. Döring: quem cur
destringere coner und erörtert dabei gut den Unterschi<^d zwi»
sehen destringere und dtstritiferti^ der selbst Heindorf nicht gan«
^klar gewesen zu seyn scheint^ sonst hätte er nicht gegen die
Ansichr eines Gronovius, Drackenberg^ Oudendorp, Grä-
vius und Ajiderer , das falsche distrhtgere hier wieder hervor*
rufen können. Hr. Döripg giebt in der Kürze den Unterschied
so an; distripgere, est ^ huc illuc vel in diversas partes trahere
(daher auch districtus^ qui ttno eodernque tempore väriis et
pluribus negotiis distinetür, huc illuc trahitnr) dagegen destrin^
gereisll „öx loco ali(juo aliquid stringere vel trAere.'* Eine
ähnliche Verschiedenheit der Lesiart tritt vs. 79 ein,* wo Hein«
dorf mit Bentley:
— Equidem hihil hie diffingere possnm,
ebschon beide in der Erklärung von einander abweichen«
Hr. Döring schreibt » -
, — Equidem nihil hie diffinder^ possum,
und niq[i|nt diffindere in demselben Sinne wie secare in Sat. I^
10, lö* Epist. I, t6, 42 für dirimere, positum existimo. Ebenso
trennt sich auch Hr. Döring von Bentley ibid. vs, 85i
^ • -^ Si quis
Opprobriis dighum /Äci?rfly«ri*, iriteger ipse?
Hr. Döring vertheidigt die ältere, voii ihm im Textauch bei«
behaltene Lesart latraverit i^ e, latrando p§ti9entf allatratferii , wio
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Boretü Opp. «d» DtfHof. 13?
«ucb an eisigen andern Stellen dei Hof atiut lairmr§ üliqm^m ffli;
dUmirmr9 ttUifmem^ er «ucbt die Redensart gegen Bentle^f nacl|
JLitr lue XXXVIII, 54 (wo ee vonGato l^etfst : qui vivo ^oque
eo alUirMr0 ejus inagnitadineni aolebat) in Schuta au nebmeit
uud ihr die allgeuirine Bedeutung: mmhdicta aiUui inger9w9 ^^
leihen, nach derselben Metapher ^ wonach man auch sage op^
jfrohtiis mordtf alufuem ( waa indeft wohl verschieden ist» so
dafft demnach das Uueraoerk e^er als eine Erklärung von Imtrw
verit erscheine. Ref. gesteht» dafs er durch diese Gründe von
der Bedeutung» die hier latrare "Jkaben soll, noch nicht gans
aherzetigt worden ist» es will ihm immer noch d^5 Iae9ra9€ri$
atärker und au opprobtiis diguum passeodeif ddnken, —•
Sat. II, 2,56:
Ciii Canis » ex vero ductum^ cognomen adhaeret^
vro Heindorf und Andere dictum lesen , namentlich aucti at!lo
alten Ausgaben und Bentley's Codd« Sonst ist beides gleich
aur^chmäisig und durch analoge Beispiele au rischtfertigen*
Ibid« 132 billigen wir die Beibehaltung von jtostremo gegen
Bentley*s pottremuntf da au expellet schon illum als Object ge«
Jidrty^aber gleich darauf glauben wiri dafs Heindorf mit Recht
£u der Lesart der alten Ausgaben und Codd. aurUckgekehrt^
und Bentley's Verbefserung, die auch Hr. Döring aufgenommen:
Dictus 0ratt nullt proprius« sed c»dU in usu/n,
nicht nöthig ist , oder der ursprünglichen f Iltern Lesart vor«
zuziehen :
• * DictuM , €rh nulli proprius ^ sed c#d«i in usum.
Sat. n, 5f 76 hat Hr. Döring Peitelopen beibehalten, waa wir
billigen bei der Unsicherheit Ati BeAtleyschen Canons , däfs
Hord« in den Oden die giiechischen Formen , in den Epoden
und Sermonen aber die römischen vorgezogen 1 Dagegen Sat«
^f 6} 4S ist wohl SU lesen mit Bentley und Heindorf :
Invidiae noster.f Ludos spectav^rU una ^ ^
Luserit in campo etc. —
Denn nimmt man mit den Aeltern und mit Hrn. Döring das
Nost^r zu ludos speetaverat (ohnehin ist das Flusquamperfectum
matt und kraftlos) , so s^eht doch subjectior und der ganze
vorhergehende Satz ohne Fronomen und ohne Verbum gar bu
nackt da, Sat. II, 8» 4: .
... Daf si gräve non est.
Die älteren Ausgaben hahen f ir'eiiicb its für da; allein letzteres
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l34 HQtatU Opp. ed. Döriog«
als die scbwierlgere Lesart mdc|^te wohl rortusiehen teyn,
Mehrere gut^ Codd. bei Fea bestätigen diese Lesart , richtig
sagt Hr. Döring: j^altera lectio dio glossam sapitU Ep. I, if
^28: Non poüsis oculo qüantujm contendere Lyaceas ist billig
das ocn/o gegen das Ben tleysche oculos Beibehalten und richtig
erklärt: ^,intentis oculis asse^ui tantum, quantum LynceuS
assecutus esse dicittir^^ man mufs also nur tantum vor (juan#
tum ausgelassen hinzudenken. Aucii Epist. I, 2^ 45 i<t jiacan'f
tur beibehalten und erklärt; die Conjectur plßcantur scheint
daher nicht nothwendig. B^ist. I, 5$ 10 ist die gewfihnliche
Lesart des Handschriften :
Quo mihi fortuna , si non concedituruti?
Einige verändern : fortnnaß^ Andere: fortunasf Anderem fortw
nam. Herr Dörig suchte — was in solchen viel bestrittenen
Stellen gewifs immer das Rathsamste ist, der Lesart der mei-
sten Handschriften zu folgen ^ nur mit veränderter I^ter-
punction. Ervchreibt:
Quo mihi, fortunß si non ponceditur utl?
und nimmt fortuna in dem Sinn von opportuna laettu^ »oecäslone;
quo (quid) mihi sg.Mla prodest? Allein zu dieser Erklärung^
^scheint der folgende Vers nicht zu passen :
Pa>-cui o& ^a^r^iiV ctfrom nimiumque severus
A^sldet in^ano*
I>ies beweist wohl zur Genüge, dafs Fortuna im t^'orherge«
henflen von GtOcksgütern , Vermögen ^ Reichthum zu verste-
hen ist;, wozu sonst das parcus ob haeredis euram? Ref. glaubt
allerdings, dafs fortan^ 'nicht durch In terpunction von dem
quo mini getrennt werden darf, uud dafs, wenn Etwas zu
ändern ist, fortunae als Nominativ Pluralis zu setzen ist. Da-
gegen £p. I, 10» 40 hat Hr, Döring mit Rechr Bentley's vehU
Ve^kissen, und die Lesart f^ehet^ «luch wegen des folgenden
itesciet im Texte belassen. Er schreibt :
Libertate caret, dominum oehet Improbas , atquö
^Serviet aeteirnum, quia parvo nescUt uti.
Eben so müssen wir es billigen, daft Hr. Döring Ep. I,'l6,
49 die alteLesart verlassen; er schreibt mit Bentley und Fea:
renuit negitattfue Sabellus
statt des schon durch die Stellung der'Fartikel anstöfsigen :
renuit negat atqM Sabellus .
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Eoratü Opp ed. Döring* ^-j5
das nur ein Baxter noch Tertheidigen ^kpnnte. Nicht ist auch
ditt Liesart einer Ilandscfarifr :
renuUqii9 negatqme Sabellui,
Die schwierige Stelle. Ep, II, 1, i3. 14 i
' Urit enim fulgore stia^ qui praegravat artes
Inf'ra se positas; extinctus amabitur idem.
hat Hr. Ddring im Texte unverflndert gelassen , was gewils
löblich ist. AUein was solJ, fragr er: praegravare (i. e. super^r^)
artes heii'sen? und artet {i\r artifices zu nehmen geht doch auch
nicht an |^ da hier von arcifices nicht die Rede ist. £r schlügt
daher vor, mit Fea zii lesen positot fflr positas^ dann artes in ant
• zu verändern, in dem Sinn: ,,Nam qui a li os (art«) vlrtuti-
hufl (praegravat") superat, et üs exsplendescit^ is fulgor» sma
Qnfra se posiios') a se superatos, sc inferiores (urit) ptmgit et
invidia inflaramat/^ In der Ausgabe dieses Brief a von Zell
(Heidelberg l8l9) ist nichts Näheres fbr die Erklärung dieser
schwierigen Stelle bemerkt , es wird blos S. 23 angefCihrt, dais
Lambin bier artes für artifices nehme und auf Beispiele über
den Gebrauch des Abstractum pro Concreto verwiesen. Aber
gerade die Hauptsache, das praegravat artes infra se positns bleibt
unerläuterC. Ist, Wie lief, doch su glauben geneigt ist, die
gewöhnliche Lesart der Handschriften und Ausgaiien richtige
so wirJ man in dem artea infra se positas eine Fortsetzung
der in praegraiTat begonnene» Metdpher von einer Woge an-
nehmen m^9sen^ I>enn das," wa^ auf der VVagschale bisher
unten liegt, (iufra se postt,) also da& Gewichtigere, das Vor«
xö^lichere » überwiegt er nun (praegravat) durch sein eigenes
bedeutenderes Gewt^.t^ durch »eine eigenen Vorzüge, er über-
trifft es also, er ragt v^or ihm hervor^ Bios, durch diese An-
nahme einer fortgesetzten^ ]\F$etapber glaubt Ref. diese Stella
nach der gewöhnlichen Lesart erkL'u-en zu kdnnen. Bothe (*^
Annotatt. ad Horat. Epist.' pag. 19^2) sucht der SteUe auf die
Art zu helfen y dafs er nach praegravat ein Comma setzt und
dies qui praegraQat lür sich nimmt (^qui praeponäerat y qui in arte
aliqua princepi est) ^ den Accu^ativ arrei infra Sß positas. aber als
Object zu iirtV zieht.
IL Kec, geht zu der Erklärung über. Er bat schon oben
den Charakttu- derselben und die vom Verf. befolgte M-ethode^
übereinstinin^end mit dem Zweck dieser Ausgabe angegeben.
Kr will sich bier blos noch über eine Anzahl Stellen verbrei-
ten, in welchen, wie er glaubt, Hr. Döring die richtigere
Krklärung gejanden, oder wo auch zumTheil eine andere Er«
klärung statt Enden kann, Sat. I, 1, 41* 42 :
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J.3^ Horatii bpp-; ed. Döring,
Quid juvat imiuensum te argeQti-poncIa9 et i|üri
Tut tim Jefossa Uvcxidum dc^onare terra?
Gewdlnilich erklärte man mit B<u-iif ung :auf Vir^il Georg. III,.
il 6 dejossa i^v effossa. Proprio sagt Hr. Döring, non terra ^ sed
aurum suh" terra defodi dicitur,^* (Aber dje Erde wird doch auch
ausgegraben behufs einer Grube^ in welche mah etwas aufbe.
'wahren will). Deshalb fragt er weiter, ob nicht vielleicht
' das <fe/bija schicklicher auf das ihoi zunächst steh^/ide Subsiran«
tiv, nach einer bei den Dichtern wohl öfters vorkpmniendeii
Umstellung zu beziehen sey, &i^ dafs man verbäpde: auri
' pondus dufossum deponere für Jefossum reponere ^ seponerey reconderß^
oder einfach für defodere. — Ibid. vs. 64 wird \queteaus gana;
richtig durch , 9»a»f/o<ywiJßm erklärt j s. sHeindorf ad h, l.\— *
Ibid, vs. 12oV
Jam satis est: ne me Crispiiii scrihia Itppi
Compilasse putes, v^rhum non a^mplius addam.
' Hier hat das Uppus bekanntlich den Auslegern viel zu scha:ffen
gemacht; Ref. dünkt es noch immer am einfachsten^ hier die-
ses Wort von einem wii'klichen Fehler des Crispinus zu ve^-t
stehen y mit dessen Trief^ugigkeit vielleicht der Dichter auch
, zugleich^ auf seine Vielredenheit und geistloses Geschwätze
anspielen wollte, Hrv Döring meint, dafs Iforaa, den sein«
Gegner «»pÖttisclf und mit Verachtung einen Uppus /jq^^a genannt,
diesen lächerliche^ Vorvrti.rf auf eben dieselben zurückgewor-
fen und so dieselben ai^ch' als lippi bezeichne. Wir glauben
dann ^ber doch, diese Art, dem Gegner das vorzuwerfen,
was er mir vorwirft, wenigstens nicht salse nennen zu dürfen. —
Sat, I, 5i' 32 ad unguem^actjfis homo is.t passend durch ^ii/i^cn^'V-
siitie expolitus wiedergegeben , die Hedensart selber ui^d 4^5 ihr
.$u Gvunde liegende Bild aber erläut^t. Ibid. 9l ♦
Nam Canusi lapidosiis, aquae non ditior urna
Qui locus a forti Diomede est oonditus olim
erklärt Hr. Döring die Worte aquae non ditior urna^s ^»urna vero,
(£ua aqua hauritur, non (^ditior) plenior ibi est aquae b. e.
eadem Caniisii,' quae Eqiiotutii, aqüae est popuria.^* Hier
^ ist der Sinn keineswegs verfehlt; was die Stfuctur der ein-
zelnen Worte betrifft, so verbinden wir ditior tnit qjii iocm io
dem SJnn ; „welcher OVt (als Apposition von Cimusi), nicht
reicher uin'eKie ürue«Wasser (als nämlich der vorhergenannte
Ort Equotutium), von Diomedes gegründet worden ist.** —
Sat. I, 6, B: wir vi in^enuus gut erkliirt durch liberalit^r exeultup,
dm pb welche beiden Worte das" Wort bed^e^p erWilrt wird, al*
Digitized
iby Google
Hontii O^. cd. Döring. l37
Jarcli die lange Bemerkung Heindorfs. Ebeb io wettig scbeiiit
Hr. D5r. I, 6» 79: in magno u^ populo die gebuchte Erklärung
Heindorfs zu hilligen, wornach diese Worte bedeuten sollen :
„insofern dies in dein ^roüsen Volke möglicb ist *« etc. Rich-
tiger wird man gewiu mit Hr. Ddring die Worte $o fassen:
„Kfuty quamois in Jrequento choitata ^ tibi alias homines parum euratU
' aliomm vestes et jfedittequos,^* Eben SO gleich im Verfolg f moika
ex rgf was Heindorf in , einer langen Note dem Horaz» ah
dem Sohne eines Freigelassenen absprechen will. Aber er
scheint dab{:;i den Sinn der Stelle ganz falsch aufgefafsc zu ha-
ben. Horaz tagt eben, dafs die Leute , wenn sie den ge«
putzten, von Sclaven begleiteten Knaben erblickten , densel-
ben wohl für vornehmer , reicher Herkunft hielten — eura
en^ gente divite vel avita prognatum fi^se opinabantur| wie
bier richtig bemerkt wird. Ibnl. vs. 101 ;
Atc[ue sältttandi plures
wird richtig und einfach erklü.rt: ^^ salutationa adeundl\ ^iiod
Heltat Diane;'* was gewifs die einzig wahre Erklärung ist, de-
ren Sinn Heindorf auf eine kaum begreifliche Weise verkannt
bat, wenn er auf allerlei Umwegen am Ende die Erklärung
herausbringen will: salutatores -plures ßccipipndi^ Sot,l,9t6«
wird die lledensart; Numquid vis, die Heindorf durch eine
Anzahl Stellen der Komiker erläutert, gut gegeben durch:
,,ha8t Du noch Etwas zi^ befehlen?« als formula
j^ieiinjam abituri et, num quid Sit, quod fieri jubeatur, roaantis»
Ibid. 3^. wird das responder^ vadatQ- duvch eine kurze Erklä-
rung deutlicher als durch die lange Exposition Heindorfs , mit
der am Ende der Leser doch nicht aufs Klare kdmnit. Reo.
fugt die Worte der Erklärung bei; „in judicio adtsse et re-
spondere ei, qui jllum vadatus est (petitori), sive causam ^
agere in judiclq cum eo, gui illum vadimonium promittere
b. e. datis vjidibus se certo Jie in judicio adfuturuni ^stid pol-
liceri jussitt'« In der Stelle I, 9, 69, 70 :
— ^ hodie tricesima sabbata; vin 'tu
Curlis Judaeis oppedere?
bat *ich Hr. Döring an das Allgemeine der Erklärung gebaU
ten und vt^ird hierin befriedigen. ' Das Auffallende, da* aber
hier. in dent Erwähnen eines jüdischen Festes u^d der Bezie-
hung darauf Jiegt, wird zwar selbst d^ircb Heindorf's Note
nicht gehoben; Ref. fand in dem eben erschienenen ersten
Bande des Handbuchs" der Kirchengesrhichte von Gieseler
S. 44. 43, b^Mcr^ Andeutung, Sonach wäce diese Stelle «u
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erkl8«m^ftt)» äeip ,in jenen Zeiten bei den Adme^'n Allgemein
fewordBfren Hang «u fremden Gülten , und somit ^ueh acium
udenthum, welche Neigung dann jüdische Gaukler benutiftt^ny
so dä£s auf diese Weise jüdische Ceremonien in IWm häufig
beobachtet wurden^ ohne dafs gerade alle Freunde derselben^
sich von^den heidnischen Gülten Josgerissen und für wirkliche
Frosel)^ten des Judentjuims gelten kpnnten. • — Sat, II. 1^ 86 :
Solventut riiix tabulae; tu missus abibis.
Die gezwungene Erklärung Heindorfs konnfe nicht genügen.
Nach Hr. Döring hat die Stelle den Sinn , der in j«dein Fall
annehmbar er ist: ,,Wenn ileine Gedichte gut sind , und du
selber rein, deine Geifsel über die schwingst, die es ▼erdie-
iien, $o verlieren die auf Tafehi. (der Sitte gemäfs) geschrie-
benen Gesetze die Kraft, die ihnen gegen Verlätinider zu»
kömmt, und zwar nicht ohne das GelUchter der Richter (die
iiach dem Gesetz über diesen Fall zu entscheiden haben))
diese werden selber Über jene Menschen ^ deren Laster du dem
Gespdtte preifsgegeben, lachen , und du wirst freigesprochen
aus der Klage scheiden (tu missus impune^ ex judicio abibis),-
Die Redensart : lege sohl (leges — solvuntur und dafür'hier
tabulae, in quibus leges perscriptae sunt , solvuntur) läfst
sich durch viöle Stellen beweisen. — Sat. tl, 2, 29:
Garne tamen .quamvis distat nihil hac magis illa«^
Wir erklärten früher wohl nach Gesner : quojtnvis nihil dhtat
(obschon es an und für sich gar kein Unterschied ist) cärne ftdo
magis ^quani) illa sciL üescaris^oh du von diesfem (Pfamenfle'isch)
lieber als von jenem (dem Hühnerüeisch ) geniefsest, (denn
])eides ist Fleisch); allein sowohl die Auslassung der Frag-^
Partikel wie die der Vergleichungspartikel, so wife des Ver-
bum selber fiel lins stets auf und veranlafstp Bedenklichkeiten,
' die uns dadurch einigermafsen gehoben wurden,^ dafs wir distare
für -praestare nahmen und verbanden : quamvis carne hae nihil magir
distat illa (sc. caro), wo uns das magis auch gar nicht so uner-
träglich vorkam, als Heindorf glaubt. Hr. TDöring supplirt
-statt vesceris, was Gesner aus vs, 27. supplirte, aus vs. 24*
palatum tergere vis und erklärt so: ^^Came tarnen hac pavonis,
quamvis distat nihil j magis (potius ^uam} illa gallinae carne pa«
latum tergere vis!** Wir gestehen , dafs die oben beineikten
Bedenkliclil^evten durch diese Erklärung uns nicht ganz gehoben
zu seyn scheinen, so wie die aus vs. 24* genommene £rgäu-
zung etwas zijt; entfernt. -^ 11,2» 66:
In neutram partem cultus miserp
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fioratil Opp« •ä^ Döring.' l39
scheint Uns Hr. DSringt Verbtndtina: panein ciAßt ifiichttt
und na(flrlicher| als das Heindorfiscne cuhu$ miser^ welches
geswungen und hart ist; auch sind die von Heindorf fQc dic^e
Ganstructton angefahrten Stellen nicht ganz analog. Ib. TS. 92:
Tardius adveniens Titiatum cominodaus quam
Integrum edax dominus consumeret
nimmt Hr. Döring integrum für recentem, wahrscheinlich be«
MTOgen durch d;is vorhergehemle vitiatam , vielleicht auch
durch vs. 42 ? putetaper rpombusque recens': Allein nSher der
eigentlichen Bedeutung des Worts scheint es uns^ das Wort
in dem Sinn von ganz, so wie er ursprünglich ist«
mit Bezug auf die bei Heindorf in der Note nacbgewlesene
Sitte zu nehmen« — Sat. H, 5^ 38* 7« cognitor ipse, (So ver-
bindet Hr. Ddring. ' Heindorf setzt das Punkt vor ipsg'unß.
sieht dasselbe zum folgenden) wird einfach und befriedigen«
der 9 als durch Heindorfs lange Exposition ^ die solchen Le-
sern | wie die. sind, fllr Welche Hr. 'Döring arbeitete , kei«
tieswegs die Sache klar machen wird« so erklärt: ^^ipse partes
ejusj 4fui praesens coram J.udic:hus causam suam perorare Hebet ^ süs^
etpip/^ mit Anführung des Asconius Pedianus ujnd Verweisung
auf Ernesti Cl. Cicer. Auch vs. 48* ibidem mfifsen wir Hrn.
X)dring gegen Heindorf beistiiumen^ w^nn er secutidus heret
versteht von dem coheres, dem nur ein Theil der Erbschaft
zufällt, der auf der zweiten Zeile des Testaments steht , im
Gegensatz gegen den primusher^s, den UniversaleHjen , der
auf der ersten Zeile (primo versu) geschrieben st^ht» Natjt^rli*
eher ist diese Erklärung gewils^ als die Heindorfische. —
Ibid. 59:
O Laertiade, quicquid dicam out erit aut non:
tvird so erklärt: |,nöh ego te Itido; quicijuid dicam futurum
^^esse^ id fiet; at quicc[uid dicam ^ non futurum esse» 'id non
„fiet.'f Ref. gestellt^ dafs ihm die alte Erklärung des Scho-
liasten: »»aut verum dicam aut menttor. Jocatur in ambic^ua
^^responsa vatum Irridens Apollinem satirico more,«* immer
jfioch als die einfachste , den Worten» so wie sie dastehen«
angemessenste bedttnkt» die auch dem lächerlichen Charakter
Aes Ganzen angemessener ist, der nnch der andern Erklärung,
die mehr in'die Worte legt ^ als sie enthalten, ganz wegfällt.
Auch Boethius, dessen Stelle Hehidorf anführt, verstand
diese Stelle so, Was, wenn auch nicht gerade bestimmend
fWr uns , : doch ttnsere Aufmerksamkeit erregen mufs. —
Ibid. 103: \
Spcn-g^e subinde: et» si paulumpotesy illacrimare.
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140 ' Horatii Opp« cd* Döring.
Hcir Döv»ng streicht da« Comma nach pot»Sp vetblnHet Ulacri^
fn4r# znit poies^ und ergäozt dann ak Nachsata zu «i p. pot;
illacr. hieraus einen Imperativ: illaerinta. Aber ist es nicht
viel leichter ,^illacrimare a|s Imperativ, aju nehmen eines auch
> durch Cicero's Auctorität hesiäti^ten Deponens ilJacrirnari,
und- hieraus zu dem^eingeschaltenen / abhängigen Satze ein
; illacrimari hinzuzudenken, als aus dem abhilng^gen Satze^
den fehlenden Hauptsatz zu suppliefen? Richtig da-
gegen.und übereinstimmend mit Hieindorf ist der ^chlu£s die^
ser Satyre vs. |08. 109. erklärt. — Sat, II, 6, 3: et pauU
lum silvae jwp^r his foret. Heindorf führt hier hlos ai,is dem
SchoK Ci*wp, die Erklärung itisuper y praeteraa an, waS o£Fenbar
unrichtig ist. Richtiger erklärt Herr Döring das super his^
durch: super horto , tecto et fon(e. — Ibid. 83 : ut tarnen arctu^
"Solveret ; ÄojpiViw animurti , nimmt Heind^rf höspidis ftir den
Dativ statt hosphibus oder als Ahlat. absolut, in dem Sinn: bei
B e w i r t h u n g e n. Beides u »statthabt. Wir nehmen es als ,
Ablativ des Mittel|: durch ihre Bewi rt hu ng (vielfacher
Art).; und freuen uns in Hrn. Dörings Erklärung damit IXeber-
^instimmung gefunden zu haben: ,, ut animuni a r et is rebus
intentum, ^oipff» oj^cfti aperiret.« Ibid. 100 : urbis aventes .
moenia noctürni subrepere, nitnmt Heindorf suhreperg für
fubir^ i g«gen die Mauer b®*'®"g®^*® " ♦ Döring um^
schrei Tit : ,, suhter moenia latenter noctu arrepere coeperunt*^^ Sollt«
hier nicht subr^pere heifsen heimlicli nnterder Mauer du ircli«
kriechen? — ,Sat. II, 7, 70. 71.; , -
'^— Qi*ae belua rupti«
Cum semel eifugit, reddit se prava catenxs? v
7 Wir sehen nicht ein, warum praoa hier nicht in der Bedeü--
tung von stolidtk (vergl. Sat. I, 4| 79« ">«! daselbst Heindorf)
genommen werden könnte, Was einzig zu aem Sinn un4 Zu-
sammenhang des Ganzen in^ d^r Vergleichung, die er hier
xwi^chen dem verfcehrteif, van Leidenschaften thc^rlcht und
unsinnig geblendeten Menschen, und dem nicht S{} verkehrt
und thöricht handelnden Thiere anstellt, pafsf ; die Et-klärung:
9,fera, saeva, ob pravit^tem et feritat^m vincta^* scheint uns
eben des Zusammenhangs wegen, und aifth wegen derBedeu*
tung von pravus nicht zulässig. — Sat. II , 8| 20. ist nach
Wüstemann zum Pallast des Scaurus S. 265 ff. erläutert und
durch einen yian verdeutlicht, — Epist, I, 2, 31 5
Ad Strepitum cithaf-ae cessotufn dti^ßre cwam
wird gut etkl^rt durch; „eo ({uasi ducere cur^un, ^uo ilU
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Horatü Opp* ed. DSring. f4l
vexare c^sset j *< itAtt dei gewöhnlichen ,,€uram al^igere, pel-
ler e, coiupuicere/* £pUt. I, 6> $1 :
— et cogat tratu pondera dextram
porrigere,
freuen wir uns auch hier Uebereinstimaiung gefunclen zn ha-
ben. Hr. Döring kommt im Ganzen auf die Jüamlunische £r«
klärung zurück y d{e auch gewifs neuerlicher und ungezwun«
gen«r ist, als die gesuchten Erklärungen Ferraris und Gesners«
Auch er versteht pondera von jedweden, den Weg und die
Kichtung unterbrechenden Hindernissen , über welche hinaus
er die Hand reichen mufs mit gestrecktem, vorliegendem Kör«
per. So hat die Stelle den äinn : dextram traus ea ^ quaa
obstanty extensam porrigere tranteuntibus, — £pist. I,
7, 50: *
conspexit, ut ajunt
Aärasum quendam vacua tonsoris in umbraf
Cultello proprios purgantem lenitcr ungues.
Wir wundern uns, dai's Hr. Döring jihrasum im Texte
ateben liefsy wenn auch gleich dafür mehr Handschriften spre-
chen, als. für Aärasum f cias in den Z^us^iimnenhang besser zu
passen scheint f denn ahradere in dem Sinne von prope rädere^
von einem nicht allzu glatt, nur Halhgeschorenen , der sich
um es wohlfeiler zu haben , in einer gemeinen Babierstube
rasiren läist, aber eben deshalb schlecht Yasirt wird, iiafst
auch zum folgenden Verse und der ganzen Schilderung *\e%
[Dichters besser. -^ Doch Ref. bricht seine Bemerkungen ab,
sumal da er rj:er einige andere Stellen noch weiter unten sich
erklären wird, £r bofi'c selbst durch diese Proben, sein oben
ausgesprochenes Urtheil hinlänglich begründet zu haben ^ er
wiederholt nochmals, dals die Classe von Lesern, ii\v welche
zunächist diese Ausgabe bestimmt ist, gewifs sich befriedigt
l'üblen wird, sovi^ohl durch die Erklärung im Einzelnen, wie
durch die lichtvolle Andeutung der Verbindung der ei:izelnen
Glieder miteinander, und den Gang des Ganzen. Sehr brauch«
bare und vollständige Register, ein Index verhorum und ein
hidex nominum propriorum , von drei ausgezeichneten. Zöglingen
des Gothaiscben Gymnasiums ausgearbeitet , — sie gehen von
S. 486 bis 698. bei engem Druck -^ vermehren die Brauch«
larkeit der Ausgabe«
*>*'Nro.2. Diese Bearbeitung der zeb nten Epistel des
Ho rat i US ist in ähnlicher At*t, wie die vom Verf. im Jahr
l822 bereits gelieferte Bearbeitung der ersten *£piste] , die
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l42 äotat. Episi. X* ed. Obbanus.
aucli in diesen Blättern^ jedoch von elneoi andern Retensenten
angezeigt worden ist. Oer Beifall , den diese Bearbeitung
n teilt unverdienterweise erhielt vmuntente den Verf, auf, seine
Bertiübungen fortzusetzen und ähnliche Monographien, anderer
ausg^aeichi^ten Episteln des Horatiusa(u liefern. Obgleich
ier Plan ira Ganzen derselbe geblieben und dieselbe Methode
befolgt ist, wird man doch bald in Absicht auf Sprache, und
Kritik einige Verschiedenheit entdecken, die In der gröfser^n
Ausführlichkeit der behandelten Gegenstände besteht. Nicht
Xi\os' studirende Jünglrnge> die auf. diese^ Weise veranlalst
W6rden sollen , tiefer in den Geist des Dichters und des Rö-
mischen Alterthum» überhaupt einzudringen, hatte der Her-
ausgeber vor Augen — für sie wäre allerdings die Behandlung
viel eu ausführlich — ^^ er wollte auch Schulmännern eine
ausführliche Bearbeitung liefern, wozu er ducch die ihm »u
Gebote stellenden Hü^fsmittel eher im. Stand gesetzt war.
Ja ^r scheint fast , durch den Umfang und die Vollständigkeit,
mit welcher, er .Alles » was auf Kritik , Sprache und Sache
sich bezieht, behandelt hat) mehr und vorzugsweise die letz-
t-eren berücksichtigt zu haben. Schwerlich möchte in Absicht
•auf die genannten Gegenstände, bei Aufzählung der Varianten,
hei Anführung und Häufung von Parallel- oder Beweisstellen,
sie mögen. di^Sachd oder die Sprache und Grammatik betreff
fen, dem V^rf« »^gend Etwas von Bedeutung entgangen seyn^
So wird bei dieser Art der Behandlung auch der Gelehrte viel
Schätzbares in m^^hr als einer Hinsicht, in sachlicher, spi'ach«
Ucher und gramn^atischer finden.
• Voran steht der Text abgedruckt, dann folgt eine Ein««
}eitung, worin der Zweck des Dichters bei Abfassung dieses
Briefes, der Hauptinhalt und Gedankengang, so wie das, was
man über die Person des Fusciis^ristius , die Zeit, in wel-
cher der Brief geschrieben , weifs, in befriedigender Vollstän-
digkeit entwickelt wird, Oaran scbliersen sich Vers für Vera
die Anmerkungen in der oben bemerkten Weise. Vers 3. ist
das von vielen vertheidigte m wiedei: in den Text aufgenom*
men, Hr. Obb« liest:
— _ hac in 1:6 scilicet un^
Muhum dissimiles; at cetera pene gemelli /
und wirklich scheint der Gegensatz zu scilicet im' Vorherge«
henden viel zu hart, als dafs hier die Partikel des Gegensatzes,
t;in schwaches autem oder vero, blos supplirt werden dürfte;
zudem. sieht das ad zu sehr der Veränderung eines Schreibers
oder Lesers ähnlich, der so den ihm schwierigen Accusati^
eeiera erklären woUt#« Den absoluten liebrauch dieses Accu-
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Horah Episr, X« e3. Obbarinf^, 143
iatlvs wetfftf wie eu erwarten , der Verf. durch eine Fulle
von Exempeln nach» Döring hat aä Oeterif noch beibehalten.
— Vers 10»
Utqite sacerdotis fugttivus ^ Itba recuso ;
Hier verstehen wir unter fugitivus, nach dem y^iisammenhang
der ganeen Stelle und der Grundbedeutung des \yortes9 einen
flficbtigen Sdaven eines Pfarrherrn , der, des ewigen Kuchen«
essens bei seinem Herrn müde, davon lUuft, sich sehnend nach
einem Stück kräftigen Bauernbrodes, So nimmt im Ganzen
auch Döring die Stellet ^^Servi sarerdotum, cum eos caperet
bnjuji quotidiant cibi ^der Kuchen) taedium malebant fuger e
et pane potius quam libis vesci/* üun soll nach Hr, Ohl«,
aber bei fagkiotu durchaus triebt die bestimmte Bedeutung ei-
nes entflohenen Sclaven gelten« es soll das Wort hier allge«
mein blos einen Sclaven bedeuten» im Schimpf und Sehers,
weil eben das Entlaufeii ein Haupt eng dieses losen Gesindels
Sewesen, Aber erstens gehört das Entlaufen mit zu den
liie und der Schilderung des Gänsen; es ist ein Zug, d^n
"wir durchaus nicht missen dürfen, wenn nicht das Gänse seine
Schönheit verlieren soll. Zweitens ist bei fugithus der Begriff
eines flüchtigen Sclaven Grundbegriff und Grttndbedeu«
tupg, die wir nicht verwüschen dürfen. — Vers 245
Naturam txpelles furca > tarnen usque recurret.
So Bentley und Gesner, so auch viele Codd. und die Kl testen
Ausgaben. Hr# Ohb. vertheidigt das von Fea wieder aufge-
nommene und auch von ihm im Texte beibehaltene: expelim.
Aber betrachtet man die Stelle einfach, wie sie ist, so wird
schon durch die Bestimmtheit^ die in dem Futurum Indicattvi
liegt, der Ausdruck nachdrücklicher und stärker, während
die im Conjunctiv expe/Zo^ liegende Unbestimmtheit denselben
schwächt. Selbst die folgenden Futura recurret und pvrrmmpet
sprechen für das vorhergehende tfjFptf//ei, das auch Döring mit
Hecht beibehalten hat. Vers 40. schreibt der Yerf^ nach
Bentley :
Sic, qui pauperiem veritus, potiore metnllis
Lihertate caret , dominum vehit improbus atque
Serviet aeternum, quia parvo nesciet uti.
Die Nothwendigkeit statt des gewöhnlichen vehety das der
, Zusammenhang eben so sehr wie die folgenden Futura ^eru'Ve
und nesviet hinlänglich rechtfertigen, vehit tu schreiben , kön-
nen wir nicht einsehen; wir müssen daher bei der den Sinn
am besten befriedigenden gewöhnlichen Lesart, die wie billig
auch Döring beibehalten, verbleiben. Doch diese Bemerknn«
gen über einige Stellen 9 in denen Ilec« die Ansicht das Verfs.
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l44 ISörat. Cpisttjid Pisones ecl« Fr« y* Paüta Hoctieder.
pitht tt eil eti taim ^ werden den Werth dieser gelehrten Bear-
beitung nicht schwachen ^ iiii Gegerijtheil wir wünschen recht
sehnlichst, dafs der Verfc in der hegonnenen Weise fortfah-
ren und uns hald,durch ähnliche Bearbeitungen anderer Episteln
ierfreuea möge. Ein Register beizufügen , hätte die KeLch-v
.baltigkeit und Mannigfaltigkeit der Anmerkungen und ^& iä
ihnjen Enthaitepen, wohl wünschentfwerth gemacht!.
Nro. 3. Öä Hofazens Gedicht (»her die Dichtkunst atif
den vaterländischen Gymnasien gelesen, eiiie zw^ckmafsige
Erklärung desselben^ber selbstifür den Liehrer keine so leichte
Aufgabe sey^ indem die statarische Behandlung (d. h, nach
dem Verf. eine solche, deren Richtung nicht sowohl auf den
Stoff der bedanken, als rieluiehr auf die geistig^ Form der-*
selben ziele) mancherlei Schwieifigkeiten uhterliege^ so wollte
der Verf. hier ein Beispiel feiner solchen^ «tatarischen Behand^
lung ein^es Klassiker» geben, um dadurch zugleich andere, ,»die
init ihm die Sphäre des Unterrichts theilen, zu ahnHehen Ver-
suchen und Mittheilungen zu vepanla/Men,** -
Der Verf. erklärt sich ganz bestimmt gegen die Ansicht^
als wenn Horaz in diesem Gedichte eine förmliche Anweisung
oder eine vollständige Theorie der Dichtkunst in Systematik .
scher Foritf habe geben wollen. Seine Ansicht ober den
Zweck f den Hora& bei Abfassung dfeses Bfiefes gehabt^ be^
stimmt sich dahin, dafs der Dichter beabsichtigt, ^fden
Kunstdünkel jejier Zeit in setner Bldfse hinzu-»
stelle|i und" mit der ganzen Xiauge seiner sa-ty^
tischen Laune zu, bedecken. Darum beschäftigt er
sich in diesem Gedichte so. vielfähig .mit d^m J B C. der Kunst«*
theorie, hinter welchem freilich Mr den sinnigem Kenner nnd
Eingeweihten Rohere Ansichten hervorschimmern^ daruni be^
handelt er mit solcher Schonungslosigkeit die lächerlichen
Adepten, die Versemachen und Dichten für einerlei halten und
selbst dai über Icein Gesetz aner^enneri wollet^, als das Ihrer
eingebildeten Genialität. Somit ist das Gedicht eine wahre Fhi-
lippica'ganz eigenthüml icher i^rt gegen die Anarchie und den
Sanscülotisnuis in Kunstsachen^ gegen die Fingerfertigkeit reno«
niistischer Dichterlinge, der er bald mitänsdueinendex ruhiget
Beweisführung f bald mit dem ganzen Muthwillen der fjumo«^
ristik, die seilte Mufse auszeichnet, bald mit der Ei<trü^tgi]^
eines tieffiihlenden GifmÜthes und mit deäi Stölzl edlen Selbst«»
ii^wufitseyns entgegentritt. ** ^
(^D 9t Bes9hlttjf folgt.)
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N. m 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Hgratius Epist. ad Pisones ed. Franz y. Paula
Hocheder.
So weit möclite, die Ausdrucksweite des Verfs, ab^e«
rechnet , derselbe nicht so bedeutenden Wid/rsprurh su be-
fürchten haben; wenn er ea aber im Verfolg für unstatthaft
■hält^ aus dem Umstände ^ dafs Horaz in die:iem Gedichte die
Pisonen anrede und besonders den illtern der beiden Söhne,
, <Hes Gedicht unter dieClasse der poetischen Episteln zu setzen,
falls man nicht nach einer bjofsen Zuf'nlligkeit classificiren
wolle, wenn er dann aber bald darauf eu1äi«t, das Gedicht
far ein Didaktisches in Briefform zu erklären, falls man^ sich
nur bewufst bleibe, dafs die ächten Dichter nie nach einem
Stthetisefaen Compendii^m gearbeitet u, s. w. — so scheint
er das Wesen und den Charakter der freieren Ilorazischen
. I>ichtun&en verkannt zu haben. Auch Referent hat nie in
diesem Gedicht eine vollständige Theorie, oder ein System
der Dichtkunst entdecken können , auch er hat dasselbe stets
' als eine Züchtigung der Römischen Dichterlinge gehalten, je-
. doch zugleich mit' einer näheren speciellen Beziehung oder
Veranlassung durch «in besonderes Gespräch , durch Familien«
• oder durch Freundschaftsverhältnisse mit den Pisonen, in denen
Horaz eben die nähere Veranlassung zu dieser didaktischen Sa-
. tire über das verkehrte Treiben und die verkehrte Behandlung
• cler Poesie bei seinen Zeitgenossen gefunden. Auch wircf Je-
' der , det in den Geist der Hoinzischen Briefe eingedrungen^
Jiald entdecken , dafs dieselben sämmtlich , iih eigentlichen
Sinne und zunächst , nicht für d^s grofse Publikum bestimmt
t weren, dafs sie sämmtlich aus einer besoiidern Veranlassung
feschrieben, und für eine besondere Person, mit welcher der
nbalt des Briefes in irgend einer 'besonderen, es sey näheren
odet* entfernteren, Beziehung stand. Warum sollte das, was
«bei allen|andern Briefen charakteristisch ist, bei dieser Dich-
XVlll. Jhibrg. 2. Heft. 10
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146 Horat. Epit t. ad Pisones «d. Fr. t. Fatila Hoclieler«
tung, wielche in der G^atak eine« Briefe» gleicbfaHs^ wie di^ -
andern^ auf uril gekomnren ist^ die so^ar öiftere Anreden an
die bestimmte Person üntbält, an welche der Brief gericbtet
\st\ fehlen? Etwas scheint der Verf. seslber geftlhlt »u ha,.
Ben, wenn er S. 173. gegen die Behauptung d^s Hieronymti/i
de Bosch 9 dafs die ganze Anrede nur Hngirt und vom Dichter
selbst nie auf ein wirkliches Individuum bezogen worden,
mit Recht bemerkt » dafs diese Annahme ganz und gar mit
dem praktischen^ überall an die Wiri:lichkeit anknüpfenden
Geiste-dcs Dichters iih Widerspruch stehe, dafs auch dann
nicht abzusehen 9 warum einem blofsen Stellvertreter einea
wirklichen Verhältnisses auch noch ein Paar Söhne, und ge*
rade ein Paar beigegeben werdeh U. s. w. Dagegen heifst es
wic^derum ß. Xlll: „Es di-tingte ihn, den Kunstjüngern über-
haupt, nicht, wie Wieländ meint, dem altern Pist> ifh Zu-
sammenhange s^Ane Ansichten über den;i vielbesprochenen Ge-\
genstand zu entwickeln,** — „Nicht d^ jungen Piso, son-
dern die ganze fingerfestige SchOi^geisterei Korns wollte er
mit den Geheimnissen s^einer Kurjst necken U4id nicht so fest
belehren und für seine Fahne werben , als nur dahin bringen,
d^fs sie am Ende , wenn er ihnen, den Isisschleier der Kunst
gebohen ZU haben schiene, mit verplüfFtem, Gesichte da stän-
den , und für diesesmal ihre JViaViuftcripte wieder in den Sack
steckten (!I) u. s. w.'*
Auch sucht der Verlasser in einem eigenen Anhfing
S, 169 ff. die Angabe d^^ Porphyrio {iber die' Person dea
Piso -und seiner Söhne -^ die allgemeine Annahme der Neue-
ren »*— umzustürzen. Um diese Behauptung des Porphyrio
aufrecht zu halten, meint er, müsse man das Zusammentref-
fen z'Weier äursers;ter (sie) und unerweisbarer Dinge anneh-
men, nämlich dafs dieses Gedicht der Schwanengesang des
Höraz gewesen, und dafs der ältere Piso wenigstens 4er vier-
zehnjährige Sohn eines drei und dreifsigjährigein Vaters ge^»,
wesen. Er sucht dann weiter im Verfolg das Unpassende
nachzuweisen, das darin liege, dafs Horaz Kinder hier /»peii»#
nenne, dafs die^ ganze Schiiderung vs. 161. för ein so zarte»
Alter, ja da^ überhaupt die iii diesem Gedicht aufgestellten
Lehren für solche Knaben unpassend seyen u. s. w. Er stellt
" dann, da. doch von einer blos eingebildeten, iüngirten Person
nicl.t die Rede seyn könne, einen andern Piso auf als der^^
weichen man nach Porphyrio gewöhnlich annimmt; er d^nkt
an d^xi Piso, welcher im Jahre Roms 731 mit August Gohsul
suffectus war , dessen beide Sühne unter Tiberiuil Eingerichtet
wurden» Ob dies^ und ander« vom Verf. g^en die gewöhn«
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Qorar. Epist. ad Pisooet ed. Fr. Paula r. Hothedeik 147
lieb* Annahm« vorgebrachten Grfindc aher hinrl^ichend leyn
Weritn f auch Ander« davon su überzeugen , und, ihnen des
Verfs. Ansicht^ all hinreichend begründet darzustellen, ist eine
S<iche, die KeL eher verneinen als bejahen könnte. So geyvifi
an eine Theorie der Dichtkunst hier nicht gedacht werden
darf, eben so wenig darf auch die nähere Besiehung auf die
l'isonen übersehen oder nicht in ihrem gehörigen Umfang ge-
trürdigt werden. An andere Pisonen aber zu denken, als die^
welche man nach Porphyrio gewöhnlich annimmt, hat der
Verf. wenigstens nicht hinreichend begründet und so auch
den Ref. nicht Überzeugen können , der mit desto mehr Ver-
gnügen das durchlas, was kürzer und bündiger, einfacher und
wahrer Döring hierüber am Eingange des Gedichtes , das auch
er passend Eplstoia ad Pisones überschrieben, bemerkt bat, in-
dem die andere Ueberschrift Ars PoetUa sicherlich ein von den
Grammatikern gesetzter Titel ist, wie solches bei so manchen
Werken des Griechischen und Römischen Alterthums gesche-
hen ist.
Gehen wir nun zum Einzelnen über. Nach Vorrede und
Einleitung folgt zuerst ^,zur leichteren Uebcrsicht desStoffes«'
für die ochüler eine Uebersicht der Vorschriften, welche
Akron und Porphyrio aus dem Gedichte angemerkt baben^ '
dann ein Schema des Ideengangs , wie er sich dem Ver^ auf«
druHg. Drei Haupttheile unterscheidet er in diesem ^^Summa*
rium carndnis: l) de inventions et iponvenientia in genere Vs. 1—1 35»
2) De elabörtuioM vs. l36^— 29\ mit beigehängter Geschichte
des Drama. 3) Cur Romani iirarte^po9tiea tarn parum -profecerint :
jedoth bemerkt ler in einer Anm^^uiTg, dafs vor Allem be*
merkenswerth und einer näheren^ Prüfung Würdig ihm Hurds
Ansicht scheine, wornach Horaz in diesem Gedicht mit dem
Zustande des Römischen Drama sich beschäftige; dessen drei
Uauptabtheilungen dann auch angeführt werden. Darauf folgt
der Text. Zar Berichtigung desselben verglich der Verfasser
fünf iioch unbenutzte Handschriften der Münchner Bibliothek
aus dem Uten und Uten Jahrhundert^ wovon jedoch eine^
iblofs Fragmente enthält. Eine andere Handschrift waVd dem
Verf. von dem Hrn. Studienrektor Schrott in MOnnerstadc
mitgetbeilt* Die abweichenden Lesarten dieser Handschriften
([die jedoch hier nicht liäber beschrieben werden), sind unter
dem Texte angeführt^ bei dessen Herstellung der Verf. sich
es zamHaaptgesetz gemacht, „die Autorität der Handschriften
fegen die Kühnheit gelehrter Conjecturen zu vertbei'ligen.«*
Jnd^wirklich mufs «lan auch t« was die Kritik des Textes be-
trifft ^ dem Verfasser das Zeugnifs geb^Uy dafs er überall mit
" 10 ♦
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l4S Horai SputJ ad Piconei ed. Fr« t* Pauta Bodheder.
rühmlicher Gewissenhaftigkeit und Umsicht verfahren* Zwar
„ aagt der Verf., dafij er seinen V^rgleichungeh die musterhafte
Ausgabe Fea's zu Gründe gelegt ^ ober er trägt doch kein Be-
denken,.an manchen Orten die offenbar richtige, durch Fes|
verdrängte Lesart ,wi4der zurückzuführen. So z. B. Vers 42:
Ordinis baec virtüs erit et Venus 9 äut ego fallpr
wo Fea nach seinen Handschriften ein haud für aut setzte; der
Verf. ^ber «at^heibeh^lt und veitheidigt, was auch Döring
gethati. Nur Eine Münchner Handschrift hat haud wie Fea^
'die "übrigen aut. ^ — Vers 59:
Liicuit) semperque licebit,
Signatum praesente iiota procuäere nomen.
So Döring nach Bentley: Die Vulgate producere^ die auch| da
keiile Variante bemerkt i»t, in den Münchner Codd.sich fin-
gier, hat der Verf. stehen lassen und vertheidigt sie zum'Theil
juit den von Fea bereits vorgebrachten Gründen. Vor alleia
t Täubt Ref.' die Autorität der Handschriften , wie hier gesche«
ep, berücksichtigen zu müssen, staust Würde er auch die
Bentleysche Lesart» als bezeichnender und zu der ganzen Al-
legorie passender, wie das mattere pro Juce*-«, vorziehen. Auf ,
die von Fea bemerkte Tautdlögi . in producere und ^ignatum^
möchte nipht viel Gewicht zu legen seyn. — Vers 62. »chreibt '
auch unser VerfV mit Döring: , ' *
Dehemur motti nos nostraque
statt dem fehlerhaften Debeniui* -^ V. lOi:
Ut ridentibus arrident , ita flentlbus aäsunt
Humani vultus
, bat der Verf. «»*t Recht Fea's aäsint nicht aufgenommen ^ xincl
die Vulgata, die in sämuit liehen Münchner Codd. yorkom^mt^
vertheidigt. — Eben so V« li4:
Intererit multum , Daousne loquatur an Heros
hat, sich der Verfasser durch Fea nicht, irre machen lassen^ er
bleibt bei dieser auch von Döring beibehaltenen Lesart;
beide, besond^s letzterer machen auf den Gegensatz zwischen
Davus und Heros aufmerksam ^ der allein schon hinreichend
ist, die Vulgata zu rechtfertigen,^ Die Stelle verlieft ^ wenn •
.man, auch mit drei Münchner Codd. liest: Divusnoy allen JRei»
und die Stärke, welche ii^ dem Gegensatze liegt» V. 116: ,
— - an m^jtronii po{#ii# , an sedula nutrix
Digitize'd by VjOOQI^
Horaf. £pUt. ad Pixonet «d. Fr. PmU ▼. Ho«Iieder. , . t49
WQ Fea aus einer Han(?achrift par$nM aurgenamiBen ;' offenbar
unrichtig ^ da potena die in Matrona liegende fdee noch mehr
berauahebt nnd dieaem Worte allein aukduimt. Auch faahea
die Münchner Codd. allmniüiqh potent. Vera 243 : .
Tantum de niedio aumtis octftfJü bonori«
liefern nur 2 MOncbner Accej^f, daa ala unpassend sti dem
Torhergehenden pollt/t auch Döring abgewieaen hat. Ys. 302 1
Qui purgqr hil^m aub verni teinporis boram^
ist ebenfatl* bilJigerweiae keine Aenderun^ vorgenommen*^
und mit' Döring hitem^ daa aich ao gut nach dem Griechischen
pnd der Analogie ao vieTet itbnlichen iLateiniacheh, Dichter«
stellen vt^rtheicfigen läfat ^ beibehalten. Vergl. jebst auch
Hamshorn Lat, Grammat. §. 132,4- Sanctii Minerv. IV. 13**
p. 736« Drei Münchner Codd. haben bilem^ nur einea hU^
und einer: purgo hUes» Auch unser Verfaaaer erklärt den
Accuaativ richtig. Wir hätt;en nur einige erlftuternde Bel^
spiele g^ewünacfat.
Waa den erklärenden Theil dieser Auagabe ^ die Anmer-
kungen ^ betrifft^ ao achwebte dem Verf. im Ganaeivdie Hein«
dorhsche Bearbeitung^ der Satiren vor, ohne dafs. er jedoch,
seinen aelbatatändigen Zweck dabei, glaubte ai^a den, Angeit
J5U verlieren, er versichert, dala «r seine Elrklärung auf Wg>rt-
forschung gegründet^ auf ü^naicht und. Vielseitigkeit im. Con«
strtiiren^ aufFeatatellung des Spraehgebraucba und der Sprach-
vergleichungen 9 dafs er zugleich ei j>e zweckmSXsige Anleitung,
zur Vorbereitung för den Schulunterricht und eine reicht viel-
seitige Anregung, der Schtllev zur Selbstthätigkeit zu erwirken
gesucht y was er theils durch einige dem Commentac vur.aus-
Meschickte allgemeine Grundsätze, theils durch Verweisim/^eit
auf parallele Gedanken und Ausdruckaformen des Dichters
oder-auf andere Werken die In den Händen der Scbdler, oder
doch der Lehrer^sind, zu erreichen hoffte. Aus> dieaem Grund»
ist auch im Anfang derCommentar des Forphyriä abgedruckt..
Sieae allgemeinen Grundsätze S, 24 — 2& sind graminatisch«
philosophische Sätze 9 Ton denen aber manche ao beschaffet^
sind y darfs Kef. nicht absehen kann^ welcher Nutzen daraus-
fttriiehrer, wie für Lernende entspringen kaniu Als Frohe und
als. Beleg hebt lief, den 6t en Satz aus: „die Inversionen ent-
stehen aus denk Ineinanderspieleu der Seelenkiä'fte verschiede-
iier Geiatessphäreo. Je mehr eine Rtidc aus der In3ifferenz
der Kräfte, aus dem Mittelpnnkt dei Seele entspringt , uu^so
fsiclj der Gedanke (senieuti^) ZAivischeit 1
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/•
150 Horat; Epist. ad PIsorupi ecl. Fr, Paula ir, Hoehecler. - i
\ I0alen utid idealen Seite des Geistig (Einbildung^- ujiä Ali-
^tractionskraft) und ihrer Axe,' der y^illenikraft^ so dats der
geschwungene Pendel des Gedankens ^(!) bald (lie Sphäre de^
GeRlhles, bald die der E^kenntfiifs bewährt. Hat nun auch
die Form des Satzes Theil an der Schwingung de% Gedan-
kens, so entsteht die Inyersion.«^ Solches und AehnHches
hätten wir dem Verfass, gern erlassen, wir wissen auch nicht
recht, für welche Leute der Verfass. dies eigentlich schreibt,
denn für dieselben, denen er philosojph lösche Sätze wie die be«
merjcten vorträgt, Eröffnet sich der Cornrmentar «nit der Be-
merkung, dafs Aumaniu ein Adject. possessiv, sey von Allenf,
was auf den Menschen Bezug hat, und bald. auf das Innere,-
bald iiuf das Aeiifsere des JVJenschen , bald auf die Einh.^it bei- .
der Seiten dentei — Vers.2. widerlegt der Verf, mit Aus-
führlichk-eit Bentley's formas htduc&re statt des gewöhnlichen
plumas inducere\ das Döring in befriedigender Kurze auch rich-
tig erklärt« Hie und da sind Fragen aufgestellt, auch Ffin-
weisiingen auf die oben erwähnten vorausgeschickte^ allge-
meineren Grundsätze gegeben, wie solches der Zweck dieser
Be;)rbeitung zu fordern schien. Daraus mufs man denn auch
, wohl erklären , wehn Manches in den Anmerkungen vor-
kommt, das nur durch diese Be;cie4uiiig gerechtfertigt werden
'kann. So z. B. gleich im Anfang vs. 2: ut turpiter atrum
Resinat in piscem etc., wo ut für * t qtddem ut nach Dörings
richtiger Erklärung steht und aUo nichts weiter als eina
blofse Folge, wie in hundert ähnlichen Fällen bezeichnet,
beifst es in der Anmerkung S. 3i: „der Satz mit of^'cJ;» tScrh
fafst das Wesentliche der ersten Verse als 'Resultat zusam-
men und verhält sicli zu de mselben, wie Seyn zu Wer^ '
den.«* Oder Vers 128: ' " •
Diffizile est proprie communia digere
verstanden wir stets communiö von gewöhnlichen, gemeinen,
jedem offen iu Gebot stehenden Gegenständen, welche eben/
deshalb auf eigentbümliche Weise "^ zu behandeln nicht leicht
sind; weil Jeder sie ergreift und von jeder möglichen Seite
sie zu behandeln suchjt. Dörl erklärt: „^aae nondum tractat«
uniciiiqne tractanda.se offerunt, cjuae tanquam in loco coin^
rnuni, palam proposita a q.uolibet pro lubitu capi et tolli pos-
«unt^S anf ähnliche Weise wie Ijambin : „argumenta a nullo *
adhuc tractata, quae cuivis exposita sunt, in medio quodam-
modo ppisita etc.*', wo wir aber das nondum traetata in beiden
Erklärungen nicht recht mil communia vereinigen können, da^
wir deshalb lieber mit Bothe: ab aliis ante« tractata ^ publica
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GoogI(|
Hpmii .Opp. #!• DfiHpf. ifii
'^materb ^^0, 191.) erklSren mftchten. Ob aber.unAinrt Verfc/
Erklärung befriedigen werde, lassen wir dahin gestellt. Aus-
gehend von der Bemerkung, dafs faiei^, dem Zusammenhange
gemals, der Dichter von 'der Schwierigkeit der Bearbeitung
eines idealen, dem historischen entgegengesetsten Stoffes re-
de, dafs er communia vs. i3o« mit ignota indictaque (?) wie*
derhole, so beseichne es das^^ Ideale, das keiner Nachah«
mung unterliege, weil es nie nach Zeit Und Raum w^!
Praprie hietse dänn> einer solchen Allgemeinheit die Form
der Wirklich keity die ins Einzelne gehende, consequeute Be«
Zeichnung geben ! !
Doch wir brechen diese Bemerkungen, die wir leicht
noch weiter ausführen kdnnCeir, ab, wir versichern ührigenk,
dafs die von uns bemerkten Stellen 'und einige andere alige-
rechnet 9^ man in den meisten Fällen des Verfassers F.rkUifung
richtig 4nden wird, und dafs man seinen ernstlichen Bemü-
hungen das Zeugnifs eines thätigen FleifseSf und einer sorg«
faltigen Behandlung nicht versagen kann.
^« Horatii Flacei Opera omnia tecemuit §t illustravit Fride^ ^
ricus Gull* Doering, Tomus see undui cum indicibui. v«r«
horum et, nominum locuplettssinds ^ Lipslae , sumtibus lihrariae
Hahtdanae^ MDCCCXXIK X und 698 S. ^ 1 Rthb. 20 gr. *
Einundswansig Jahre sind es, seit die erste ^ und neun
Jahre, seit die zweite Auflage de» ersten Theiles 6^s Döring«
seilen Horatius erschien. Endlich erscheint auf vielfaches
Verlang^i von Freunden und Aufforderung Aet Verleger* die
Vollendung Ae^ Werkes , gewifs nicht unerwünscht den zahl-»
rifichen Besitt^ern des ersten Theils, so wi« Vielen, die we-
gen verspäteter Erscheinung des zweiten Theils sich auch Aeh
ersten noch nicht angeschaift haben. Den letrtern können
M^ir die Versicherung ertheilen , dafs auch eine neme Auflage
des ersten Theils dieses Werkes unter der Presae ist und. bis.
zum Abdrucke dieser Anzeige wohl vollendet seyn wird.. Den
ersten Theil, so wie die Behandlungs weise des Heraxisgebers^
setzen wir als bekannt voraus, und führen blps aus der Vor«
lede &u diesem Tbeil folgendes an: Ante oculos habui iinpri«
niia tironea et eju&modi Horatii lecSores« c[ui poetae, sttriuen«
tiaa eärumcjue nexum potiua perspicere et imbiber*»^ quam.
doctas;et criticäa.disputatiooes inspicere et cognoscore cupiunt,.
sifniles fere sitientibus, qui ora soa malunt pura praetereuntia
rl^i aqua proluerai quc^m antea de logo t ubi fcms riri Ixteatj^
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15Ä HoT^tü Opp^ «d. pStiog.
solUcft^quaöi'ef ♦. Der Text^ '$qU bo fehler fr«i oli M»deKcb gei»,
g«l)eii uud die -InteTpunction besonderii •Qrgfältig i)eaclvteb
werden.! (Dals beides mit Erfolg gescbieben ist', haben wir
durch Vergleicbungmit de^ besten Ausgaben bewährt gefun«
dtsn).. £s J 9g ihm ferner claran, Überali den Zusamme^ibang
nachzuiftreisen , die schweren Ausdrücke Z14 erläutern» und
die bedeutendsten EriUürung^ Anderer tu berüci^si cht igen»,
£c lobl; in dem letztern Falle vorzllglich dep (neuerdings oft
iinerkannter^) Lambin ^ ohne ihm oder irgend einem Andern
blindlings zu folgen. Bei Fea^ sagt er, habe er wenig für.
»einen Zweck gefunden.. Natürlich; da def Letztere einen
andern Zweck vor Augen hatte, und immer seinen eigenthüm-
Ur^en Werth beh^lt^ Sollte man es au,e<h mit Aecht m Zwrei«^
fei ziehen müssen , ob er als Kritiker gegen B^ntlei ^ jhit wel-,
cbeih er nicht immer .hc|Bich apridht, aufkommen könne. Was,,
tSbrigens Fea «elbst als Erklärer nicht Uist'ete, ersetzt in man«,
ther Hinsicht, die in Heidelberg von Bothe be&org^e Ausgabe
des Feaschen Horatius, Ooch wir kehren zum Döring'scheii.
zurück. Ob Hr. D. gleich in der von uns abgeschriebenen
Stelle der Vorrede die -Erklärung zum-Gebrauche der Studi-
rend^n und deren, die den Horatias lieber geniefsen, als
kritisch stndiren wollen, für die Hauptstche bei seiner An8<»>
gäbe erklärt,- welche auch wirklich im Ganzen sehr befriedi«
gend durchgeführt ist, so g^ht döxh die Kritik durcib^us nicht
Feffr aus, und ^uch wer dieie vorzüglich berücksichtiget; wird
diese Ausgabe nicht wohl entbehren können. Zum Behufe
der Erklärung mufsten oft die Lesarten betrachtet, verglichen
lind erwogen werden, und Hr. D, hielt es mit Hecht für
noth wendig, die Gründe^ warum er diese oder yfne Le.-^art
annahm, 'anzugeben,* Aber auch eigene Oonjectur^n theilc
Hr. D* mit, die Beaphturig verdienen. Drei davon bat er in.
den Tttxt aufgenommen , denen wir uusern Beifall nicht v^r«
sagen können. . Sie sind Epp. L 10. 47. Imperat, hamd (für.flur)
servit collecta pecunia cpique. . I. 20. 28. Collegam Lepiduai
qixo dmit (für duxit) LoUips anno. A. P. 245. Ne, velut in-
nati triviis out (für ac) pen^ (wir hätten Jiejjer paene geschrie-
ben: S. Aid. Mannt. Orthogr. p. 66. Cellar. Onthogr. L^tJ!.,
p. 303. ed. Harles.) forenses. Zwei, andere Conjecturen, sagt.
er in der Vorrede, hätten vielleicht ^uch aufgenommen- zu
werden verdient, tif^mlich Sat. 1. 10* 69. (durch einen Druck-
fehler s^eht 69.) Mollius, ansiquis^ (füj: a$ si quis) pedibus
quid claudeue se/iis etc. und II. 4« 1&« Ne gaUina ^variint (für
/iialum) responset dura p^lato« ,, Dafs er beide aber nicht auf-
genommf^ij^h^t» darin hat ihn ein selii^ richth^er Tat^C geleitet; ^
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Hort^i Opp #3« D^Liriog« 161
denn gerade gegen beid|e hdtfe die KritUc protestireB müsseif.
An dvr vrAteu Stelle ist der Sinn: Hat iboi ^^atur. die Gabe^
versagt, oder ist der Stoff daran Schuld« dal's er die Versen
flicht besser macht, als einer sie uiacht, der (das ist eben er)
vor Tisch 200 und nach Irisch 2öO V^erae hinwiiit? Sollte es
beifseii: was ist Schuld? Natur, od^r Stoff, oder Eilet
So wäre es nicht mit der bloi'sen Verwandlung dt^ ac in un ah«
getban, denn in dieser Construction sa^t an nicht soviel, als
dia für den Sian notliwendigen Worte, die ja nich^ voraus-,
gehen : an ideo pravos oersus factitet ^ quod aiuat etc. Die «weite
Cooi«ctur, paruiii/iür maliuii ,, damit tnaluin respousar'e nicht
•tehe fCir male rf«ponsare, da für jenen Gebrauch sich keine
Beispiele linden, hat erstlich das gegen airb, dafs, wSre ur«
«prünglich parum gestanden, dies wohl Niemand aus IViifsver«,
4tand oder um zu verbessern in das, allerdings seltsame ^ uia«.
lum verwandelt haben würde. Heindorf that in dieser Hin^
licht Recht 9 daCs er bei malum weiter nichts sagte ^ als:
Wohl nur an dieser Steile. Und dann ist es doch alt
•ich nichts Seltenes, bei Dichtem ein Adjectivum statt eines
Adverbiums zu finden. Um Übrigens dem Herausgeber einen
Beweis unserer Achtui^g zu geben nnd der Aufmerksamkeit,^
die wir seiner Ausgabe widmen au müssen glaubten, wollen .
wir noch eine Anzahl Stellen mit unsern Bemerkungen beglei«
ten, Sat. I. 9. 4. stimmen wir Hrn, D. bei, der (gegen Bent-
lei,, Heindorf, Fea, fiothe) mit Lambin, Dan. Heinsius»^
H^nr, StephaniiS.^ und dem Scboliasten liest und interpungirt:
<^uid agis , dulcissime rerum ? und sich durch dt:s eifigen
Ovids pulcherrime rerum nicht bestimmen l^fst, zu glauben,
dafs dulcissime rerum eine Liebko^ungsFormel geWesen sey :
Vs. X6f gute Interpunction (wie Fea^ nm- dafs dieser jtersequar
bat). Punkt nach prosequar und Fragezeichen nach tihu Hein-
dorf hat nichts als ein Funkt nach tibi, Bentlei auch ein Kom-
ma nach hiiic: V. l8. cuhat mit Recht, wie von Heind,, durch
aegrotat erklärt. H. tadelt mit Recht Vofs's haust, Hora»
tius will den Zudringlichen noch mehr abschrecken. V. 45.
ist Morgensterns in einem Programm vom J, 1Ö21 niitgetheilte
und mit sehr empfehlenden Gründen unterstützte Conjectur:
Nemo </£r/#rMii (für dexterius) fbrtuna est usus nicht berührt.—
Sat. I. 1. 1, war bei nemo — laudet, wo zu landet auf nemo,
ein quisijue herausgezogen werden mufs, dßs Zeugma bestimm-
ter äu bezeichnen. Der Sinn ist übrigens richtig anceg^lien.
V. 4. zieht er gegen Wolf, Huschke, Bothe und VVaku/ieM
der Conjecttir Bouhie r*s (dipser ist- der vir quidain doctu»
iti 4iario Trevolticnsi) die aUe Juesart gravis amiii statt ^r4vis
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154 HotttiHOpp. eA« B^^gv
■ , - ' " ' ^ / . »
^nuV mit Heindorf und Fea aui gtited Grdnäeii rur. T. 8« ist
#/« vichtia zum Yorhergefaendeii gezogen« das Bentlei, Base»,
t^r und Fea zutii Folgenden sieben. V. 29 wird blos die
lußsatt Perfidtts hU cqiujto^ miles etc. efitlärt: es konnten aber
_ doch kurz die verschiedenen zum Theif auf Handschriften ge«
gründeten Aenderungsversucbe, und "der Grund, warii^i man .
andern wollte^ angegeben werden z* B. das von-Valart
vorgeschlagene eautorf welchem 9 wie wir uns erinnern, Wyt»
tenbach seinen Beifall gab; Ha m an n s- (in seinen Scbnlschrif^
^ ten. Königsb. l8l4-) nach Markland Causidicus vafer bic, be«
Standers Fea's Praefidus bic campo miles. V, 36. wäre invdr»
: «bm annum deutlicher durch revblutum ad sua principia , als
durch quando cursum suuih exegit erklärt. V. 65, ist mallem
«hne Angabe eines Grundes und ohne Widerlegung der guteii
GegengrSnde, die für malrm sprechen, beibehalten, ungeach-«
t^t das letztere Bentlei, Baxter, Fea, Heindoi-f und Bothe
vorziehen* Y. 8l« ist sehr zu hilligen^ dafs Hr. D. mit Beut«
Ifei, Baxter, Heindorf, Wolf und 'Fea lecto te affiddt (gegen
afflixit) liest. V. 88. ist vielleicht zu rasch^ Wakefields vpa
Fea aufgenommene Lesart An sie cognatos statt ji( si cognatos
Vorgezogen; ja.die letztere ist nicht einmal ang^fCfhrfc , da
doch viele Bandsthriften und die meisten alten Ausgaben so
lesen:, ii'nd F. A. Wplf diese Lesart wieder empfoUlen bar,
der, ganz leicht verbindend, so übersetzt: Hoffst du vi^U
/leicht Blutsfreunde — auch hold und- geneigt zu
erhalten: traun, so verfehlst du den Zw>e4;k. V^
'95. ist ^tt£ , tatii gut gegen Heindorf vertiheidigt. V* 97, sollte
/»rpo erklärt teyn; denn die Leser des Hrn D, denken sonst
quam servus ^ da es doch qi'um xi?r(7t/m verstanden, werden mufs';
wie Epist. II» 1, 197« Spectaret populum /itizi attentiua ipsiS| g
\\o Hr. (ob es gleich weniger nothwenrfig war) i;ichtig para-
pnrasirt ijuam ludosAfsoi, £r müfste nur etWa an Unserer
Ställe mit Vofs übersetzen : Niemals besser sich selbst
Jenn ein ^it^c7i£ ankleidete; was wir nicht billigen
kdnnen. Wieland läist uni in Ungewifshelt über den Casus,
für Akn er servo nahm, denn er übersetzt: dafs er nie sich
.besser als seine Sclaven kleidete. V. 108. Die so
bliufig falsch verstandene Stelle Nemön' ut 'avarufe etc. para-
pht'asirt Hr. D. Ergone fit , ut nünquam'avarus iis, quae ha-
llet, cöntentus sit, et eos, quibus diversa est vttae conditio,
laudet. Wir hielten folgende Erklärung für richtiger; Nenio-
. ifie igttur ^ utpote ävarus (i. e. cum omnes sint avdri) sua sört«
cöntentus est, an potius omnes lauda/it aliorum, prae sua,
^conditionem? — £pi»t« \l, 1. j^ behält er mit Recht ja/finea^,
und nennt gar .Cumifnghams sustenus iiirht 9 das bei Fea mit
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Horst&t Opp. «d. Döring. 15^5
. ' ' ' '
aitiem fhihß entlaiten wird. Ueberliaupt müssen win clen
wOrdigen Ton, in welchem Hr, D, spricht^ wo er Anders-
denkende nennt oder nicht nennt 9 sehr billigen 9 so wie auch
das, dafs er blofseSinfllUe, wie hier und v. 6. Benttei's /ofa*^
und Cunninghama deum haadf stillschweigend übergeht. VI 41*
duVfte indessen wohl berührt werden ^ dafs mehrere Heraas-
geber an den Reioi^n poetat und aetas Anstofs genommen ha-
bell und darum fientlei jprohosqu§ ^ Cunningham» sein Gegner,
prohatos eennujhete. V. 105. durfte c«rfti, das $0 viele mnd*
Schriften haben und dem Herausgeber mit Recht gefüllt, wohl
aufgenommen werden. Sat. 1. 6. 4* nimmt Hr. D. Fea's regio*
fiihiu auf, das 'Heindorf vorsichtig nur in einer Note empfahl,
Eothe in seinen Anmerkungen xum Fea'schen Horatius (i'820) ,
anzweifelte und in seiner Anmerkung zum Baxter-, Gesnei^,-
Zeuneschen (l822) aus guten Gründen entschieden verwarf,-
und das alte hgionihus rechtfertigte, Sat. f. 3» 7. vertbetdigt
ITr. D. mit Recht, wie Heindorf, die Lesart cUartt gegen
Bentfeis Co'njectur ueraret\ dagegen giebt er Sat, I, 4- 10. und
X. 4- !!• n)it gleichem Rechte H^indorfen kein Gehör, wenn
er Starts j^de in uno übersetzt in nachlSssiger Stellung
und- Haltung des Körpers, xxnA hei erat qnod tollere vellwt
tfas tollere durch a u f h e b e n giebt. Wolf sagt ganz richtig : Bei
dem trüben Flusse des schreihseligen Lucihus fand sich Vieles,
das man wegzunehmen (abzuläutern) wünschen konnte. £pp. I*
6. 5i* nimmt er mit Bothe zur Baxterschen Ausgabe das he-
'strittene pouderaf ohne Zweifel richtig, für obstacula viam
intersepientia, transque dextra ii^clinato corpore potrigi de-
Ijehtft praetereuntibus. Aufser der Erklürüng des Ferrarius
ojber, welcher Fea so eifrig beitritt (pondera sey so viel als
pondera togae')^0\ebt es uocli gar manche. Floridus sagt z. B.
lecticaniy T orveniius quati molem populij Andere, publica ponderm
"Geschenke, Aufwand, An«leie ; graottatcm animi ; die frei-
lich sehr gezwungen sind. Endlich fOgen wir noch eine An-
zahl Bemerkungen zu der jirs poetica bei, und theilen bei die«
ser Gelegenheit über einige Stellen VVyttenbachs Ansicht mit,
da wir ueYnts Scholas über die £p. ad Fisones händichriftiich
vor uns haben; eine MittheiKing, die vielleicht als Zugabe
zu dieser Anzeige nicht unwillkommen seyn dürfte,
V., 3. konnte undicjuc leichter durch nndequaque erklart
werden/ V.4«.sagt Wytt. überpiscem : Satis boijum redflitsen-
«iim: attamenAdr.JuniusAnimadvv.il, 12. corrigit pristinQciuoi
iiionstrtun marinum item dicitur phtrix)', quäle illud est, quo- /
cum Scyllam comparat Virg. Aen. HI. 42?. Et habet sane haec
correctio nonnihil verisimilitüdinis, V, 23. schreibt Hr. D.,
denique %lt quodoU simjplex duntaxat etunum. Beiitlei schreibt:
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166 BoraiH Öpp. e4. DSrin^ ;
f),«iii({if« Sit , quidifist «^mpleiL duiitaxat ef: URUfh $ wenigifent
trehf das Seaiikqloti in dtri^Ausgabe Amstelod. I7l3. 4f Fear
d«iiiiqua9>ftit quiävis siniplex duntaxat, et unuoi. Wir halten
^s mjt Wytt«^ welcher #agty denique ait, quod vis^ ttiinplex,
dunt^xat et unum: Haec eäit vera lectio, L e. quod <tii tibi
proposiustiy fini« ^t prepos i tu ih' car min ts. Ita aaepe loquitur
GiCtfto» ul^ male Bent^ejus ajiique eineindare stu^es^nt qui^tfis.
i« e« uDiiinguodque. V. 26. steht richtig ^iV gegen Bentlei'a
jtfitui, aher laicht aollte sur Erklärung, des /^rvia die falsche
Scbreibitng latvia in ein^r Klammer heigegehen seyu^ und da^
durch fortgepflanzt werden., sondern A«7a, der Stamm de»,
(Wortes, weiches seigt, dais nur levia richtig ist. V. 22- «r-
klürt Hr. D. das faber unus mit Bentlei und Fea durch .prae^
omiühus^ aHis, prae ceteris ; , Wy tt, dagegen: unus idemque^
faber facit. y. imitatur iquasdam res bene, veluti orines et uif»^
Sues«-*- Das alte zmit# wollte Hamann (Schu)schriften | K^Önigs«;
erg l8l4) wieder zu Ehren bringen, indem er eh durch Haiifd«
arbeit^eri.NachmeifsIer erklärte, der dets Werk eines grossen .
Künstlers bis au£ die letzten Züge vollendete« Derselben ^»i
sticht scbeint auch Rothe in der Baxterschen Ausgabe von l822«
V. 69. geßllt es uns, dafs Jfr. D. während er Bentlet's Lesart
aus MbS^ procudere aixfaimmt (für jtroducere) er ebendesselben;
nutmnurk^ blofse Conject. für noif^^ft vervi^irft, oder vielmehr,
nicht einmal erwähnt. Das ist auch Wyttenbachs Ansicht^
der zu dieler Stelle sagt: Loco verbi producere multi retere»
Codices habent procudtre : cvjuB verbi ^probabilitate induCtus
^entlejus etiam nomen mutavit in numnium^ nullo assentienta
vetere codice, Nee opus erat: quippe jam sie satis diludire-^
appar^bat comparatio v^rborum cum nu minis. Frouti igitur
numus rejcuditur in aliam formam , alioque* insigni notatur^
aat veteri ijisigni novum additur, sie etiam licet poetae vete« .
rem significationem nominis in novam mutare , aut certe ve«
teri novam sagni^cationem äddere. V. |>0. pronos ia annos nimmt
Hr. 13« blos für quotßnnis* Da sagt der Schal, Cruq. doch noch
bestimmter: proclivos , citu labentes, instabiles, volubiles«.
Wytt. aber: lab<;ntes, desiiientes, tempore auctumni ad hie«
mem vcrgentes. V« 65. Richtige Bemerkung wegen des hin-,
f ten verkürzten ptdus (Sumpf) gegen Bentlei,, ohne ihne ibn zu
7>«nnen, wo Fea gegen B. nnd W^kefleld liiit iaeptiis um sich
wirft, V. Il4» Schonende Note gegen Wielands Davusnif Id-
'quatur an herus^ wo die Schwäche der Con|ectur nur durch
, das Qnantitätszeichen bemerkt wird. Auch wird Bentlei*a
Divus gut zu^ückgewUseq , von dem auch Wytt. nichts wissen
wiU. V. f2ö. Difficile est propric communia dicere. Bei
dieser vitlbesprQcdiei^(i> Stelle folgt Hr. D« d<;r Ansicht Lam-
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bins und tlurdty und niiHait communm für nondmm tru^tßta^ und
jn-apri» fOr propria arte und tagt dazu pulcbreVotiiu«t Schwer
ist*8 eigene Wesen, au« Allgemeinem sü bilden:
aus welchen deiitichen Worten Herrn Ddringa Sinn wobi
kaum berauseubringen ist. VVytt« bat eine eigene Ansiebt
von dieser Stelle » die wir bier ganz mittheilen, Prim« verba
difficile' est etc. — .aliter accipi non possunt, nisi difft-
eile est, argumentum jam' tractatum ita retractare, ut tibi
proprium videatur: veluti tragoediam Oreiten , a multis jam
scriptam ita rursus componere, ut tibi propria videatur« At*
qui bic sensus repugnat. sequentibus. Itaque Lambinus boc
animadverteiis eumque secutus Hurdius eommunia accipi unt
pro novisf nondnm ab aliis poetis occupatis: na^n nohdum oc«
cupata es$e communia. Haec interpretatio cum per se ^riget^
quia commmtdm secundum ipsam naturam et significationem no«
iDinis b. 1; nil aliud potest signiRcarey quam argumentum jam
tractatum; deinde repugnat «i adverbium proprio, Nam res
novas proprio dicere non est difHcile ; quippe arguaieutum
ipsumanobis inventum vvl repertumper se est nobis proprium«
Itaqu^ tenemus veterem quandam nostram emendationem, ut
pro tuqae legamus tuu^ ceterum ponamus ellipsin partiailarum
quamquam et tmmetiy ut exempla quaedam apudLatinos et Crae*
cos observavimus alibi prodenda. Sensum igitur sie accipr*
mus : (^uamquam difiictle est propiie communia dicere, tu
tarnen rectius Jliadem in dramata distribues, quam ut fgnotum
-et indictum argumentum primus proferas. — V. 165« Subli-
mis erklärt Hr, D, altiora spirans, Cri^oy^o^^ Wytt. sagt: re«
spondet Graeco ^$Tim^oq$ quodanimi illum a£Fectun^ notat, quem
nos bodieque vulgo dicimus disiractütn^ ut noi) cogitet illud,.
^quod praesens est, quodque cogitare debebat, sed animum in
a)io loco babeat. Sic dixtt Suetonius (<Dlaud. 39.) subKmitatem
et |t*«ritti(wav Claudii Caesaris, qui nunquam de ea re cogitlibat,
quae praesens cogitationem requirebat. — S. 266. behält Hr.
D., mit Baxter, Bentleis ut omnes und erklärt es auf äbnli«
che Weise, wi<? Bothe in seinen Anmerkungen sn Fea's Aus«
gäbe, dessen ^£ oinnes mit der Erklärung Bothe mit Recht
verwirft. Wyttenbflch*s Ansicht ist folgende; Prioies £dd.
babebant an oaines : aliae» quas seCutus est Bentlejus«! ut
omnes, quod deterius est prioie; quippe sie deest verbum
constructionem regens. Melius sententiaeconv^niret o^, ut
sensus sit : at ego putem i. e. mihi persuadebo , omnes audi«
tores animadi^rsuros we mea peccata; itaque ero cautus et
tutus intra spem ven^ae i. e. ut t\ot\ excidam spa veniae, ut
'semper spcrare possim , judices et auditores mihi, si quod
▼itlum adoiis^ro , ignoturos esse. — V, 38& %^^. aitbt Wyrt.
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168 Hoifatii O]^. ej. pWiiß.
^le InttfFjpunction der al(en Auagabeti vor, n^cb nanumqm pr^^.
■miHur, in anouin ejLu Punctum zu setzen 9. und es dagegen nach
'mßmhranit intus jwsUis wegsustreichen :. womit wir 8eh^ einver«
.«standen tind. Sq l^aben ^ unter den Ausgabe^/ die vor uns
liegen f Henr. Stepb, Lambin und Dan* ßein&jxis* — r V^ 394*
tbei Xbebanae co;id|tar ^rcis giebt Hr. D., wie die andern Er-
'Uärer» den Ampbion an, i)bfrrgebt aber» dafs A. nur sehr un-
eigentlicb sogenannt werden Icdnne,. da ja Kadgius der Er*,
ibauer der Burg war^ Amphion aber die Stadt um, die Burg
und .die Mauern um die Stadt gründete. Weswegen aucb f ea"
. aus Handscbrifteh urhis aufgenommen bat» mit der gutlateini«
scben Bemerkung, Ha^c lectio praeferenda e^t äliae arcis*
.Wytt*aber will denno«lb keine Aenderung, — V. 433. nimmt
Hr. D. Gesners £U*k]ärung von unctum an , dafs es convham be-
deute,, und -ponsre i{\v yconoi^io excipere, welcber au<tb Wieland
und Vofs beitretien. Wytt. aber halt es mit dem alten Scho-
liasten, nimmt unctum für puimentariuin bene coctum i. e. ge-
nerathn bonum cibum» Ita dixit, fährt er fort, Horatius
unctum olus ejsimiliter Sat. H* t* 64» coli. Pers, Sat. HI. 102.
Nil opiis est Gesneri interpretatione : et advocatus ab eb V.
^:Burmannus ad Ov. A» Am« I. 331* docuit papere cibos usurpari
v^on ponete con^wam^ -r- V. 460« erklärt }^r. D« non sU durch
iieminem adesse vellmw Allein Wytt. sjagt : non /i^ est elegantis^
Latinitatis pro non.«ri^y non esti non facile sit ali^uis« *—
Doch wir sdiliefsen unsere. Anzeige, und haben nMr noch den
-beiden reichhaltigen Registern ((^^r^oru^h und nominum') die über
200 Seiten einnehmen und der Verlagshandlung , die für scho*
.Sien und correcten pruck und gutes Papier gesorgt /bat ', das>
Sebührende Lob zu ^^tbeilen», D*rm Herausgeber aber wiri
er Dailk d^\ Leser, für die .die Ausgabe gemacht ist^
.nicht fehlen, sollte auch in Kücksicbt auf Kritik und Inter-
. pretation der philologische Beurtbeiler von seinem Stand«
. piincte aus noch Manches genauer^ Manches anders wünschen*
£» C. Plinii Säcttndi Historiaä Naturatis Lihro XXXIF
Excerpta ijuae ad jirtes spectant. Edidit Ernest» Frid, Wü'*
ster^iann» Gothae^ apud Carolum Glaeserum» 1824. KI und
97 S. in Octavi
Der Herausgeber entbehrte bei Erklärung des Plinius .
und den damit verbundenen Vorträgen über Kunstgeschichte
eineH>rdentlicfae:Atugabe, die er seinen Schülern in die Hända
geben konnte^ Denn die zu demselben ^wecke bereits im Jahr
ii90 von Heyne veranstaltete Ausgabe, wenn sie gleich durch
#in« pusend« Auiwajii sicb.emplabl» iand dqch d^r Herausge« *
. Digitized
edbyGqogle
PUuH Esetrptt. td. WSstemann. 459
ber minder passend '^tlieili wegen Mangel aller Anmerkungen«
theiU auch w^gen vieler mangelhaften und unrichtigen JLe**
arten; so sah er sich genölhigt, selber eine neue Ausgabe «u
veranstalten 9 zu welchem Behuf er eine sorgfaltige Verglei«
chung der altern, kritisch bedeutenden Ausgaben des Plinius
von Gronövy Harduin « Brotier veranstaltete sugleich mit
Benutzung dessen 9 was Gesner in seiner Chrestomathia Plt.
jiiana oder Andere gelegentlich für Verbesserung oder Erört«»*
rung einzelner Stellen lieigetragen hatten. Er führte jedoch
nur die bedeutenderen Lesarten an, und fOcte ihnen gemei«'
niglich ein kurzes Urtheil. meistens nur mit einem Worte,
bei, einige schv^ierige Stellen suchte er gleichfalls durch Um*
Schreibung eu erläutern. lJni\ diese Kürze der Anmerkungen
J[)ei einer dem Öffentlichen Unterricht bestimmten Ausgabe,
-vro, die Anmerkungen blos Gelegenheit zu wetteren ErÖrte«
runden, oder in kritischen Fallen Wos Rechenschaft des Auf-
fenommenen kürzlich geben sollen, wird Niemand hier mji}i-
illigen können , wo gröfsere Ausführlichkeit gerechten Tadel
erheischt hätte. Wir können auch dem Herausgeber das Zeug«
nifs geben, dafs er sein Auit gewissenhaft und getreulich ver-
'Waltet , d'aL's er nicht blos den Sinn vieler dunkeln Stellan
gefunden und durch passende Umschreibung erläutert hat,
sondern dals er auch an verdorbeHen Stellen, dergleichen bei-
der bei Plinius nicht wenige vorkommen, die richtige Lesart
zurückgeführt und so für die Kritik des Plinius einen sehr
schätzbaren Beitrag g^Keferfc hat. Interpunction und Ortho«
graphie sind nach dan neuesten Vorschriften hierüber behan«
fielt, was besonders in Absicht auf letztere bei den vielen
hier vorkommc^nden l^igennamen nicht ohne Schwierigkeiten
war. Wer weifs nicht, wie viel überhaupt noch hei Plinius
für die Wiederherstellung des Textes zu thun ist! Auf kei«
nem anderrw Wege wird dies aber besser geschehen können,
' als dtrrch allmählige Bearbeitung einzelner Theile dieses viel«
umfassenden Werkes unter den Händen sach- und sprachkun«
'diger Gelehrten; wozu gewifs vorliegende Bearbeitung, die
wir deshalb zu empfehlen kein Bedenken tragen , einen dan*
: kenswerthen Beitrag liefert. Um so erfreulicher mufs es uns
seyn', wenn wir, wie die Vorrede meldet, die ftücher des
Plinius, welche die Kunstgeschichte angehen, von dem be«
kannten Herausgeber des Catull, Julius Sillig, in ^iner
neuen , rtach Handschriften berichtigten Ausgabe zu erwarten
r habend — Noch ist uns, in dem vor nni liegenden Exemplar
Etwas aufgefallen y worauf wir den Herausgeber aufmerksam
^machen wollen, zuthal da die Ausgabe für Schulen. berechnet
ist, wo Gleichförmigkeit der Abdrücke sa selir berücksichtigt
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160 Lai teyH« Saminlun^ ' voii MascHiae^» . ^.''
^wird. Seite 65—^71. §. 26. findet sich bereiti im Torhefge-
hendeh S. 59 -.64. incJ. abgedrückt, jedoch nicht fiitt allen
Aniperkungen , die im cpäteieti Abdrucke vorkommen« Nach
S. 64» «ollte unmittelbar §. 26. folgen, der nuh S. 71. unten
erat i'ölgt,^ Ref. ergriff hieVaiif ein anderes Exemplar» worin
^ er bald bemerkte , daT»' von S. 34- an dies Ittstere von dem
N seinigen ah wich , indem hier eine hinzugekömmenfi Nöte, so
wie andere Zusätze im Verfolg, die in des Ref Abdruck feh-
len oder kürzer dastehen , die Veränderung der Seitenzahl be*
wirkt haben. In cliesem Abdruck , der gmrklicherweise dem
Ref. noch in die Hand kam', fand er Alles in bester Ordnung
fortlaufend, '
Samrnlung.ton Maschinen^ Instrumenten^ Geräthschafien ^ Oehäudert^
jipparaten tu s. io,fUr landwirths^hajiliche ^ häusliche^ und inda^
sttißlle pekonomio 9dm Grafen von f^asteyrie^ Aus dem
■ Französischen Übersetzt,- 2ten Bandes 5 — I0t9 Lieferung. Stuti"
gart bei Gotta. i82S. , 4» 7 Ä. 12 kr.
(Man vergleiche die in Nro.67 des Jahrg. 1823 enthaltene Anzeige.)
Diese letzteren Lieferungen des folier angezeigten Werkes
haben das dort ausgesprochene Urtheil so ziemlicu bestäcigtf»
Der.Hr» VerE hat unter denselben Ruhriken , wie in den er«
steren Heften , eine grofse Menge von y^eiehnungen geliefertf
allein keine besondere Auswahl getroffen« Entweder war es
ihm nicht darum zu thun, nur das^Beste und Zweckmäfsigst^
berauszuheben^ öder es ist ihm nicb^ geglückt. Manche hier
^ahgebildete und beschriebene Maschinen sind offenbar unvoll-
kommen z. B. die ungarische Oelpresse, manche verdienen
keine Abbildung und Beschreibung z. B. die Schrotleitern^ die
.Feperhunde vpn Sandstein etc. wie früher gleichfalls schon
bemerkt wurde. Erfreulich aber war es für den Ref., hier
mehrere neuere, besonders englische Pflüge^ dieExstirpatoren^
,die Kaftoffelhacken etc. zu finden » welche den ersten Heften
noch fehlten. Auch ist die Darstellung der allmähligen Ent«
Stt^hung und Ausbildung der Ackergeräthe am Schlüsse des Wer»
kejs interessant, und aufstellen der cl^ssischen Schriftsteller ge-
baut. Nur wäre zu wijrischen gewesen, dafs die Tafeln in den
jetztern X^ieferungen besser gezieichnet und lithograpbirt worden
wären. Besonders auffallend ist dieser Misatand in der JetzteVi
Lieferung, welche die Zeichnungen zur OeSchichte der Ackerge*
räthe enthält, und in der mehrere Figuren von Menschen und
Thieren vorkommen,. Yoa eii|er so berühmten .Verlagshaii(dlu|ig
ivär€ wohl etwas Beiiseres zu erwarten gewesen.
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N. 11, 1825;
Heide 1 b e r g e f
Jahrbücher der Literatur.
I II'" 'I ll' lil I I I ^ ' -LL.Iill.^J4A.JLJgy
I« Ijshrhueh der PVifltg0tchieht0 fär Töchur$ekulen und zum Prioat*
jtau^rrUht h^ranwachsendtr.xMäd^hnt, In mei Theilm. Von '
FrUdrieh Nd/selt. EtUßr TIM XVl u. 494 S. ZweUet
ThsÜ VIII u. 678 S. 8. BrMlott 1822 n* 29. 2 Atblr. 8 grl
2. KUiue TVeltgeschichu für Töcluertchulen und *um Privatmuet^
riahte heranwachsender Jilädchsn* Von Prißdrich' Nösselt4
$7 S> 8. Breslau 1825. 8 ggr.
Die letzter« kleine Schrift erinnert Ref. an die Ausfiib«
rung eines Entschlusses ^ welchen er schon seit 'längerer Zeit
g^faist hatte^ a^er durch zufällige Hinderhisse zu vollfdhren^
stets abgeualten wurde ^ nämlich die Leser dieser Blätter auf
das erfttere Werk aufmerksam zu m8;beny Welches seiner ei«
genthümlichen Bestimmung in einem hohen Grade angemessen
ist, undgewifs recht viel Gutes stiften kann. Der Verf. gieht
hier nämlich heranwachsenden Töchtern einX^esebuck in die
Hände y welches die Weltgeschichte von den ältesten Zeiten
bis auf die neueStten enthält ^ und in einem reinen, fliefsen«
den und correcten Stiele geschrieben ist. Eigentliche Ge^
Schichtsforschung, selbst auch strenge Sichtung mancher wohl
nicht so ganz fest begründeter Thatsachen« scharfe Sonde-*
rung des historisch minder merkwürdigen ron dem^ was dem
eigentlichen Kenner der Geschichte wichtiger scheinen mufs^
darf und wird man hier Überall nicht erwarten« Bei einiget
Belesenheit in den bessern und befttea.Schriften der weitläuf*
tigen historischen Literatur i^nn e» femer nicht schwer bal«
ten, rücksichtlich der Thatsachen dasjenige herauszufinden,
was im Allgemeinen, und für Leser 9 welche nicht ganz un^
kundig in der Geschichte seyn wollen , in ein 8olch<^ Werk
aufgenommen werden mufs. Das wissenschaftliche Verdienst
de» Verf. als Geschichtsforscher will also Ref. Überall nicht
bfiiJirtheilen , auch weils jsr durchaus nicht ^ wie grofs oder
wie klein dasselbe seyn mag$ um so mehr aber iriurs er das
practische Talent der Darstellung bei deihselben anerkennen^
und diesem volle Geiechtigkeit widerfahren lassen.. Das Buch
XVin. Jahrg. 2. H^ft, 1 %
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162 • KSmlt^Wdtgef^idite.
entliält weder eine trockene Zusamaienstellung blofser Thatf
Sachen» noch weniger ilier viel Häipnneoient, in der. Darle-
gung eig^ier Ansichten bestebendf vielmehr ' Ist der Inhalt
reich genug» um das heMn xu li^ohn^, und diö Ersählung
hihlslnglich interessant, um dazu zu ermuntern. Aef, kann
versichern I dafs jgebildete Mädchen und auch jüngere wifs«
begierige.Knaben das Buch mit sehr grofsem Interesse jgelesen
* * und viele Thatsacheii daraus gelernt iiaben» ja dafs einige das«»
jelfoe nach der Beendigung nochmals' sa leseii verlangten; Ein
Haupt vorzng besteht ferner darin ^ dafs man dasselbe der Ju«
n^nd dreist in die Hände geben kann» phne befürchten zu
müssen I dafs.sie irgend An#tofs finde» eine Rückiicbt» Wel«
che dem Schriftsteller f^r Mädchen und unefwacbsene Knaben,
nicht gen^g'empfohlen werden kann» Und doch selten strenge
im Auge behalten wird« £s ist daher sehr zu wünschen, dafs
dieses verhältnifsmäfsig nicht kostbare Buch statt So mancher
ftiden M$hrchenbücher von Eltern gekauft werden nidge» wel-
che ihren Kin^f^rn gern eine angenehme LectÜre verschaffen
wollen', denn diese ist auf allen Fall zugMch nützlich.
In dieser Anzeige liegt wohl schon der Grund» warum
wir uns auf eine nähere inhaltsanzeige, nicht einlasset. Bei
einer n^uen Auflage wird fl er Verf. schön selbst einiges veV«
/ bessern» und dann wünscht Ref. zugleich» dafi| er sein ku^z
dargelegtes geologisches Sjsten^ lieber weglassen^ und sich
'^ des Bekenntnisses nicht schämen möge, dafs wir aller bisheri«
. gen Bemühungen ungeachtet die Geschichte der Bildung und
"der Veränderungen auch nur der Oberfläche unseres Erdballes
noch nicht einmal mit einiger Wahrscheinlichkeit kennen.
Auch wird er wohl thun» i^ie von ihm kurz mitgetheilten
Beweise für das hohe Alter der Indier und ihrer' fiilhen Cul«
tur blos als die Meinung einiger fielehrten darzustellen » wel«
che übrigens iioch sehr grofsen und wohlbegründeten Zweifeln
unterliegt. Hoffentlich werden dann auch die zwar höchst
selten bedeutenden, aber doch zugleich nicht wenigen Druck-
fehler rermieden, denn eben die Jugendschriften müssen in
jeder Hinsicht rein seyn. Eine dem zweiten Bande beige«
fügte Zeittafel <)qr hauptsächlichsten Begebenheiten in chrono«
logischer Ordnung » wie sie in. dem Buche vorgetragen sind^
dient zum Orientiren und auch zu^ Wiederholung,
Das zweite Werk ist eigentlich ein kurzer compendiari«
scher Auszug aus dem grdlseren, bestimmt als Leitfäden beim
Vortrage nach jfuiem». und zur Wiederholung benutzt zu wer«
den. In dieser Hinsicht isf Ref. anderer Meinung als der Vf.
Campendien sind gewifs fü^ KnabMschulen und Gynuiasicn
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NSfi^t W«ltgefleliklite« ! ' 162
afiht't;weckmihigfJknd «rtjparen ^ie «did Zelt, wdlche oft '
beim langsamen Dlctiren auf das Schreiben unleserlicbür Hefte
iteriN^ndc wird» FQr MSdcben aber i^t der Vortrag der Ge«
schichte eine fr^Shlungf wobei der Gebrauch eines (vompen«
diums etwas scbwei:{lBirig erscheint« Zudem . ist ' das ^rstere
Werk iflT eigentlichen Sinne ein Lesebuch und wird ^^ wifs in
dieser Besiehung seinen Zweck nicht verfehlen. . Ob abeir.
IVlftHcbenlebrer' dasselbe für sich zum Unterrichte so ge))rau«
eben können, dafs sie fest an alles gebunden einen Aussug des*
selben bei den Schfilerinnen xum (frrunde legen, darüber mag
Hec« nicht entscheiden , hegt aber doch einige Zweifel, P*ür
sich betrachtet, utid ohne diese specielle Bestimmung ist <
indefs das BOcbelchen au kurz und trocken, und könnte leicht
den Geschmack an der Gesthichte tödten, wenn es allein und
ohne mündlichen Vortrag jungen Madeben in die HUndegege«
ben würde. Für die Schülerinnen des Verf. mag es indeis al-
lerdings von Nutaen seyn« Kef. glaubt dieses erinnert au
müssen, damit die Leser dieser Anseige nicht glauben^ e^
lielse sich für den geringc^n Preis ein jenes gröfsere ersetzen*
^s Werk erlangen. .
Ornndrifs dar ph^iophUchsn Rechtshhrs von Gotitoh TVilhelri^
G^rlach^ ord^ntL Prof. der Philosophid zu Halh^ Halh in
der Gehauerichen Auehhändlung i i824« gr. 8» S66 S* und SIS
Paragraphen. 1 Kthlr.
Das sogenannte Natntretht hat \ti den letzten vier
Jahren mehrere deutsche Gelehrte so beschäftigt^ dafs sie <liä
Resultate ihrer Bemühungen durch den Druck mitthellen zxMr
müssen glaubten* Wir erinnern desfalls an die Natutrechts^
}ehren der Juristen Dre#cb (Natur^echt, l^übingen 1822)#
Baumbach (Einleitung in das Naturrecht als ein^ volksthüm«
liehe liechtsphiloiophie, besonders für Deu^chlands bürgert
liebes Hecht. Leipzig 1Ö23 J ^ DrOSte-Httlshoff (Lehr-
buch des Naturrechts of\et der Rechtsphilosophie. Bonfil8235i
und der Philosophep Troxler (Philosophische Recbtslehre'
der Natur und des Gesetzes, Zürich 1Ö20), EscKenmaiet
(Normal-Hecht, 11 Theile^ Stuttg. u. Tflbing. l8l9 u. l820)4
Hegel (Grundlinien der Philosophie des Rechts. Berlin 1821))
endere^ zu geschweigen^ die dem Referenten entgangen seyrt
sndgen; . * . ,
Wenn^ mdn diese, neuem Bearbeitutigprt ^ts Naturrecht«
S^iiünerk^am. unter einander vergleicht^ so find^>t sith^ dafs
11*
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Gqogk
164 ' t3 erlach Gruildrifs der pliilosi Beelitslehte.
, '' .' ' ' V' ' ' ' ' ' . ■ -'
^iese Wissönsdiaft noch keineswegs zu der festem Consisteri».
S>edieben ist, die ihr zu ^trünschen wHr^; es findet sich, dafs
lese teefil'beiter yreder einstimmig sind über den Begriff'die*
«er Wissenschaft und ihren Namen y .noch über ihren Umfang
und ihre Giänzeti ; nicht über ihre Grundläge und ihren Aus-
gpngspunkty nicht über den obersten Grundsatz oder das
Rechtsjrrincip f nicht über, ^die Anordnung und Ableitung ^er •
dem Ganzei^ zugehörigen Theile 9 nicht einstimnrtg endlich
Über die Haltbarkeit oder unhaltbar keit einzelner Leliren. '
Billig fragt nian sich, woher dieser unsichejre und schwan-
kende i^ustand einer Wissenschaft rühre, die,- den Aken un-
l)ek-tinht, eine leigenthümliche Erfindtmg der Deutschen ist,v
und' (wenigstens bis jetzt noch und hoffentlich auch noch fer«
ner)' auf allei^ deutschen UniversitUten gelehrt vt^ird? eirier
Wisseitschatt, deren Objekt, die Hechtsidee , nicht zwei-
felhaft ist , die einen bestimmten Kreis von BegrilFeW hat;, und
die i'lfberhaupt dtr Eigenschaften , welche die Logik an eine
Wissenschaft macht , mehr als manche /indere Sciena fähig
ist? Ilrf. glaubt, der Grund dieserEr.scheinuug liege theils in
dem gegenwärtigen Zustaiide deutscher Philosophie überhau|)t9
der von der Art ist, dafs sich entgegengesetzte Systeme ^e-
k;Unpfen; theils in der Eitelkeit der Autoren, von denen. jie«
der.den bereits von einem andern aufgeführten Bau verläfst
und /isich »ein eigenes Häuschen zimmert, meinend, nijr in
idiesem lasse sich gUfc wohnen; theils endlich in der Beschaf«
fenheit des Objects, das wegen seiner Gröfse wirklich ver-
schiedene Seiten der Beträchtufig darbietet.
W^s'das vorliegende Buch selbst betrifft, so bezeichnet
^die* kurze Vorerinnerung- den Standpunkt, aus welchem dös-
^selbe angesehen und beurtheilt sejrn wilf. Es soll ein Leit-
faden für die Zuhörer des Verf. , zugleich aber auch für
ein gröfseres Publicum bestimmt seyn, und den Lehren des
Naturrechts eine vollkommenere Ausbildung gebän» JFür ei-
nen Leitfäden möchte wohl des Buches Umlkng zu grbfs.seyny
denn es enthält 365 klefn gedruckte Seiten, und wie viel bjeibt
dem Verf, noch mündlich zu erklären übrig, wnnn der Leit-
faden schon so ausführliche Deductionen.gibt? Wai aber den
zweiten .ZW'eck des Buches angeht, nämlich ein Handbuch
auch ftir andere Leser, als die Zuhörer, zu seyn^ so dürfte
diesem die unglückliche barstellungsart des Werkes bedeutend
im.Wege stehen, Ref. traute anfangs seinem eigenen Urtheile •
nicht, und glaubte, dafs nur ihm nach seinem individuellen
Gefühle diese ^Weitschweifigkeit der Darstellungsweise nicht
zusage, er gab darum das Buch zweien Freunden zu lesen
Digitized by VjOOQIC
Gertadi 6nin4n£i iler phüoi« ReolitsUhre. 165
allein auch diese •timmten mit ilun in obigerb Urtheile über*
ein. Ref. kennt, wa« zweckinäfsige Kurse, richtige Au^eiii-
anderfolge^ Deutlichkeit, scharfe BeStimmnng der BegrilFe
und Präcision des Ausdracks betrifft, kein besseres Muster
eines naturrecbtlichen Compendiums, als das Liehrbuch des
Naturrecbts von K. H. Groos^, (3te Aii)l. Tübingen 1815),
und eben der Mangel fast aller dieser Eigebsehaiten ist es,
vras er mit seinem Tadel meint. - , '
Doch sehen wir auf den Inhalt, d. i. aiif die Gedanken
des Buchs« Der YerK macht in dem Vorbericht seine L^sei*
aufmerksam auf das , was er fiber den Chitrakter d.er pluloso«
phischen llecbtslehre — über Deduction und 'Bestimmung des
Ilecbtsbegriffes , — t-über die Methode der Entwickelung der ^
besonderen Rechte 9 < — über die Lehre von &r Billigkeit und
Zurechnung, so wie Ober die Theorie der Strafe sage. Und
in der That sind et diese Funkte, auf die gewifs jeder Leser
eines Naturrechts sein besonderes Augenmerk richtet. Ref.
will über einige derselben seine Meinung nnfsern.
Die Einlejtung (S. l — 38) gibt den Begriff der pbiloso«
pbischen Rechtslebre dahin an, sie sey »«die sys.temi;tfscl>e
^us der allgemeinen menschlichen Natur geschöpfte Darstel-
lung der Rechte als der in dem Sittengesetz gegrüa^eten A\i-
sprücbe der Personen gegen einander zur Möglichkeit sittli«
cber Coexistena.** Als Recht aber wird S, 9.. angegeben s,^aj]es
dasjenige, was eine Bedingung der Möglichkeit 'sittlicher C'o-
existenz ausmacht 9 oder wobei die ^u/J^ere Freiheit Aller
fleicbmälsig bestehen kann.,, Dieser Satz wird zuglf^ich. a]&
as Frincip des Rechts und folglich auch als. das f rincip der
Recbtslebre von dem Verf. erklärt ^ und der l/nterschied die-
ser letztem von der Tugendlebre darein gesetzt, dafs jene sey
y^eine systematische Darstellung der Gesetze für die äufs^re
Freiheit, diese aber eine solche für die innere Freiheit oder
den .gute« Willen.** Nach diesen flrkl^rungen köjinte es
scheinen , als mache der Verf. die Recfetslehre abhängig von
der Moral, weil er die R'ichte „in dem Sitten gese Ja
gegründete Ansprüche, zur Möglichkeit sittlicher Cp-
existenz^* nennt, allein dem i&t nicht also j^ denn S. lg äu&.
«ert er weiter, dafs er sich zu der Ansicht derjenigen bekenr;e,
welche die Recbte zun| Gegenstand de? Recbtslelae maijheii,
(wer hat denn aber jemals das nicht gethan ?) und dje
Vilicht^n der Moral überlassen; doch, wird dieses, gleicb
darauf wieder dahin beschränkt, daf^ er nur im Allgemein
lien mit ^enj^Tgen y*.I»ereinstimme, welche dem Hechtsbe-
griff eifte eigeiittÄ^iliche Sphäre anweisen. Dies«-« Sphw^"-^
.Digitized by
Googk
iSß Gorlach GtundHfi der pliiloi. ](teeliul^ir#. ^ , '^
, ■- « ' , ' . .'
^en ^un, d|eie« Geben und Wiederzurüct^nehmen' macht dl«
Sause £inleitutig;etvi^as verwirrt , und daher unklar , und fällt,
eiu Ljeser höchst widerwärtig auf. ,
' O^r Streit ühec die Selbstständigkeit oder Abhängigkeit
de^ Rechtslehre, scheint den^ Ref. auf eihedi nicht gehörig auf«
teklärten Mifsverstjlndnifse «u beyuh^n , und er versucht d^n
er, etwas zur Aufhellung desselben beizutragen. Das Nu*
turrecht/oder die philpsopbischa Rechtsjehre «oll (und dahja
fltinimt auch unser Verf.) «^was andere«- aeyn, als ein Rüsoi>-
nement über die positiven Gesetze; sie soll von Piinclpieii
;Hi9geheny die nirgends anders ^u finden sind^ als in der Ver*
punft, der Quelle aller Principien; aber nicht in der Ver-
nunftf die dieser oder jener seine (subjektive) Vernunft aii
nennen beliebt, sonderji |n der objektiven, allgeineinen Ver-
jiunfty die gleichsam die Substanz der Ding^, die ewig^ I^e«
. gel ist, aufweiche die Welt sich' gründet , näftilich die IJni-
fttenz eines unbedingt Wahren > eines unbedingt Guten, > des-
-i f en Anerkennung, dessen V^r^tHndnifs das Wesen der mensch«
liehen Vernunft ausmacht« £|i mufs mithin eine Wissenschaft
möglich aeyn, welche daa pbenbeiperkte Wesen der Vernunft
und ih»eV Ideen, welche natnentlich den Umfang |cler Idee
des G u t e n > die dem menschlichen ^I^andeln aU Regulativ vor*
gesetzt ist, zu erforschen > und zu ermessen sucht , welche d^e
mit dieser Idee aufs innigste zusammenhängenden geistigen
Thätig^eiten , das Gewissen und den freien Willen , in strenge
Betrapntung zieht/ Diese Wissenschaft ist die allgemeine
praktische Philosophie, oder Ethik. In ihren '
Kreis geh£|ren alle praktischen Begriffe^ die Untersuchung ih-
res Ursprungs, ihrer Gültigkeit und ihrer ipnern Vers^wei-
gung, folglich auch dje Begriffe 'Tugend , und Laster 4 Recht,
Gerechtigkeit, Unrecht, Pflicht, Zweck, Absiclit und
Zurechnung. Von dieser DQCtrin, ii^t die Rechtsletn^ —
.^ denn das Recht soll doch wohl auch etwa$ Gut«s seyn f «^
eben so abhängig als die 7ugendlehre. Aber die £)thik erwei-
set auch , dafs die Idee de« Gutin e^nerseits^ angrenzt an die
des Wahren, d, h. dafs sie das Strenge, Gesetz f und Re«
gelmäfsige, das Formale, was da« Wahre charakterisirt, Sn
sich aufnimmt, und hiedurch eine Sufsere Seite gewinnt,
.^ach welcher sie in strenge Begriffsrorm geregelt und gemes-
sen werden J^ann, wie alle« Aeufsere, und diese Seite ist das
Rechte mit der jedem Recht gegenüberstehenden gleichfalls
Jlufsern Pflicht. Hiedi^rch gewinnt. allerdings die Rechtslehre
eine Art Unabhänskeit, aher nicht eine Unabhängigkeit von
^h^em <Juell, sondern nur von der andern, inneri^ Seite, nach
Digitizedby
Goögk
< , Oerladi Onmdrirt der pbibs. jReeluslehre« 167
welcher dat Gute an da* Scbdne angrenst. UaB Schöne tind
Erhabene der Gesinnung aber heifst Tugend ^ und diese un«'
terliegt nicht mehr der formalen , h]ot$e Legalität heahsicfa«
tjgenden äulsern Getetagebung^ wie das Hecht. Darum hat,
wieder Verf. S. 3l richtig bemerkt ^ die Kechtslebre aller«
dings AehnlichJceit mit der Logik« sie ist für das praktische
Leben der Menschen die atrenge Formenlehre des BegriiFesi
Aber im Recht allein liegt so wenig die ganze Fülle de$ Qu-'
ten, als der im formalen logischen Denken üeObte sich darum
der vollen Wahrheit bemäcbtigt hat. Die allgemeine prakti«
sehe Philosophie 9 oder die Ethik wird darum in ihrer specieU
len Anwendung auf freies menschliches, Handeln nothwendig
zerfallen I. in die fiufsere Rechtslehre , das sogenannte Natur* ,
recht; II. in die Tugendlehre. Der BegriiF rflicbt fber ge*
hört beiden an, nur mit dem Unterschied^ dafs jenem die so-
genannten Zwangs* oder Rechcspflichten , dieser die soge-
nannten Gewissens* oder Tugendpflichten sufallen. Eine,
weitere Exposition dieser Ansicht wäre. hier nicht aln ihrer
Stelle 9 nur dieses aey zu bemerken noch erlaubt f ^- was sich
swar voni selbst versteht — dafs *alles Innere einen höhern
Rang als das Aeufsete hat 9 deswegen, weil es dieses bedingt
und einschliefst; darum mufs der Mensch alles, was er soll,
auch dürfen 9 aber nicht umgekehrt; ^arum ist jede morali-
sche Handlung auch eine legale, aber nicht umgekehrt; darum
ist der Tugendhafte nothwendig auch rechtlich, aber nicht
umgekehrt; gerade wie, was materiell wahr ist, auch formal
oder logisch wahr seyn mufs, aber nicht umgekehrt. , — *
Auf diese Einleitung folgt nun die philosophische Rechts«
lehre selbst« Wir geben hier den Grundriiii des Buchs, wie
wir ihn uns ausgesogen habeti, damit der I^eaer sehe, waa
er darin 9 und wo er 0a au suchen habe;
X reine Rechtslehre.]
A) Priyatrccht. ,
1) Recht überhaupt*,.
a) Entwlckelung des Rechtsbeg^riffes,i.
b) Arten des ilechts^
c) Ausflüsse (?) des Rechts,
d} Zurechnung« ^ .
^) besondere Rechte, *'
a) angeborne^
b) hypothetische,,
a) Occupation,.
/l) Vertrag. ^
Digitiz-ed by
Google
168 ' Getlach Gruücltif» der pWlos, ^«Shulebcf. ^
B) Staatsrecht.
1) Einleitung 9 Begriff und Zweck des S^ats.
2) Allgemeines Bürgerrecht, '
, 3) Begröndung der Staatsgewalt, .
4) Hoheitsrechte,
a) im Allgemeinen, »
h) im Besonder n'^
a) Gesetzgehurtg,
ß) Gesetzverwaltun^,
y) Qberanfsichi:.
^ ^ c) Anhang 9 (Von. dem VerhäliniXs des Staats
' \ » ' «ur Kirche). <
II. angewandte Rechtslehre.
A) Familienrecbt,
B) Völkerreijht. , "
Man sieht, dafs des Verf. Eititheilungsweiae TÖn der an-
derer Rechtslehrer sehr abweicht, '^worüber aber Ref. nich^
mit ihin rechten will ^ da dieser Punkt «u den Eingangs er-
Wähnt64i Ungleichheiten in der Behandlang gehört, über die
das Naturrecnt noch sur Zeit nicht hinausg«koj>nmen ist«
^ In der Abhandlung, die überschrieben ist : Entwickelung
des Rechtsbegriffs'* gelangt der Verf. auf langem IJmwege zu
folgendem Satz^, den er als ein Kriterium angiebt, aus deia
sich alle weiterellechtsbegriffe ableiten und bestimmen lassen:
S. 80 „Recht ist de^s gesetzlich gegründete Verhältnifs Jihber
den^Menschen^, nach welchem Jeder Anspruch auf ;alle8 dasje-
nige hat, was nach der Einrichtung der metischlicheh Natur
eur Möglichkeit sittlicher Existenz erforderlich ist, so weit
die gleiche Existenz Aller dabei bestehen kand>* Wir über-
lassen es dem kundigen Leser, dieses Rechtsgesetz mit dem
von Andern aufgestellten zu vergleichen,
' Unter der ungewöhnlichen und figürlichep Benennung:
Ausflüsse des Rechts im 3ten Abschnitt S. 105. versteht
der Verf. alles, was das Rechte als in seinem Begriffe liegend,
in sich schliefse, 9« B, den Zwange den Schadenersatz, die*
Sicherheit vor Verletzung, die Vindiqatipn, Uns dünkt, alles
dieies hötte verständlicher unter dem Titel: von der Ver-
letzung und dem Schutz der Rechte, abgehandelt werden
können.
Was nun endlich die w. i r & li c h e n Rechte des Menschen
selbst betrifft y so nennt uns als solche der Verf. folgende:
J.) angeborne oder absolute, d. i. solche ^ die dem Menschen,
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Googk
Dorfw PlmfciDlWfr, , 169
ohne vonHiigtgaHgene Handlange in und nk ••iner Natur
te^eben find, und s war ibr male : Freiheit, -Sicberbeit, Gleich«
eit, und materielle^ nämlich: a) Recht au€ Freiheit seinet
Intellectuellen Ausbildung; b) Geschmacktfreiheity d« b.
Recht der Befriedigung des Triebes nach Wohlseyn und Ge«
nufs nachdem snbjeotiven Geschm-acke eines Jeden;
c) Gewissens- uf.i Religionsfreiheit; d) Recht auf Entwicke«
lung und Cultur des Körpers; e) Recht auf die äull^ern ^IVIit-
tel der persdtilichen Existenz, auf Erwerbung , f) Recht auf
Soöetät, wohin das Recht auf Vertrag und Ehre gerechnet
vrlrd; g) Recht auf 'den Nichtgebrauch seiner natürlichen Ver<n
m^gen ; (wo bleibt das Recht der Vertheidigung ?) II. hypo-
thetische Rechte 9 d, h. solche, welche einer xerson zukom-
men in Folge eines vm ihr rollbrachten Aktes; diese sind ge«
doppelt, nämlich a) ursprOnghche Erwerbung , Oocupation,
und b) Vertrag.
Da in dem oben angegebenen Grundrifs des Baches keine
Erwähnung des Eigenthums geschieht, und es also schei«-
nen kannte » als käme dieser wichtige Rechtsbegriff gar nicht
vor, so berichten wir schliefslich dem Leser, di^fs der Veif*
ausführlich und mit besonderer Gründlichkeit diesen Gegen«
stand behandelt in dem Kapitel von der Occupation.
Erhardt^
1
Denkmähler alter Sprache und K,unst.^ heraus gegeben von
Dr. Dorow, R. Preujs, Hofrath, Band /., He/t 2 und S.
mit zwei Steindrucktafeln. Berlin hei Ludwig Oehmigke* 1824*
. «. XXXUI u. 27 i S. 1 Rthlr. 18 ggr.
Jemehr im Ablauf des letzten Jafar^ehendsy scliritthahen'a
mit' den allgemeinen Zeitentwicklungen, die anfangs glühende
Begeisterung. fBr das vaterländische Alterthum — ^ man kann
nicht sagen — abgestorben oder erkaltet ist, aiier sich doch
zurückgezogen hat auf den Kreis weniger iiushaltiger und
ernster Arbeiter , je öfter ^man wiederum von diesem
die Klage vernimmt,- dals sie um Verleger verlegen sind,
tim &v' erfreuter hat Referent nach dem jetzt zu besprechen«
den Werke gegriffen , und darin über Erwarten reiche Bei-
träge zum altdeutschen Sprachschatz gefunden. Dr« Dorow»
behannt durch' seine fieifsigen Sammelwerke für rbeini«
sehe; rhei/iisch « we^tphälische und selbst morgenländische
Alterthümer, denen iinmer sehr gute Abbildungen bei-
gegeben sind , Jiefs 1823 das erste Ueft der Denkmäbler er-
scheinen. Dasselbe enthielt unter andern den sehr felderhaf-
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tenAMrüek^^taer niederdeutschen HeberMle des Freuen«
Stiftes Frei^kenhorst in Westpbaleii» Diir Schnelle Er*
Mbeinen de8 2teii.und 3ten tiefts mit dttiD'eberuieligtfny.neujsn
genaia^n Al>druek jener Urkunde beweiset y wie der Her«
aus^ber seihst A\q Uebereilung des erstell Heftet JlQbUey
und. er spricht dies in der Einleitung auch otf<^n aus. . .
Bevor lief, in das Einzelne der voi« legenden Arbeiten
eingeht^ erlaubt er sich einige ^tlgelneine.BeiWerkungen über
cUe Einrichtung unji Ilichtung des Gan'zen. Herr Dorow bat
«s aich zur Angelegenheit* gemacht ^^ Xj^^^^^^^de^^^l^^^ sei-,
ner frühern Stellui^g als Direktor der vereinigten Verwaltung
für «Altertbu,ni&kunde in den rfaein« w^stphäl. Frovinsen ihm
leicht eingelaufenen Sammelschatzes . von verschiedenen Ge-
lehrten brieflich besprechen und bearbeiten zu lass^ und
mit diesen Bearbeitungen durch Abddruck bekannt zu machen.
Seinem Eifer , seiner Anspruchslosigkeit dabei gebührt der
vollkommehate Dank unrd die doppelte ji» mehrlscbe Behand-
lung einet und desselben Gegenstandes kann nur £u dessen
Beaten gereichen^ BiUifi aber sollte der Sammler si^ fragen,
in welchec^Gestalt er selbst die Bearbeitungen, die er unmit«
telbär ai^s der Hand ganz verschiedener und weit von einan-
der entfernter Gelehrten erhalten, wieder dem Publikum dar«
zubieten, babe» da sich in den Arbeiten Aber den gleichen
Gegenstand jener Gelehrten nicht selten entweder wieder«
holen, was dem^ Leser lästig aeyn würde y oder widerspre«
eben y wobei der Widerspruch au&eldst werden müisie.
Wicd nun das verschiedenartige^ Metall roh ^ wie es ist^ mit«
telst verschiedener Einleitungen des Herausgebers zu den ver«
schiedenen Arbeiten y wohl gar mit dem Völlabdruck seiner,
die Oekonomie.der Arbeiten betr.effenden Correspondenz zu«
aammengelöthet y so wird der jÜebelstand nur vergrd£$ert«\
Dr. Dorow hat in den vorliegenden Heften alle diese Fehler
b^angen, uud doch wäre denselben bei einer minder hasti.
gen Herausgabe und durdi vorherige Einsicht, welche jeder
der veracbiedenen Bearbeiter von der Arbeit des And^f>i ge-
nommen Und wornach er die seinige berichtigt hätte y ao
leicht abzuhelfen gewesen. Hier finden ^\t aufs w Jtläuf«
tigste Irrtbümer und ihire Widerlegung^ Wiederholungen und
ibre Entschuldigung 9 die den (Jwerblick er^cbweien^ und
überdem ganz unnütz das kostbare Papier anschwellen. ^
Eine zweite Bemerkung soll dagegen loben. Seitdem
Dr. Jakob Grimm sein Riesenwerk y (iie deutsche Grammatik^ .
deren beide Auflagen sich erfreu lieb schnell gefolgt sind^ und
deren 2%^eiter Tbeil mit Sebnauclk«! wartet 'wird, ala einen
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DoroW DeokmJßdift. 171
Eckstein tmd Wegweiser an die Pforte unien' Aitertbirm» ge-
stellt, mannt durch die ilrbeiten von den Brfidern GrinuUy
von Lacbmann, Benecke, Graff etc. die altdeutsche liSpracb«
foracfaung" das ernste Gewand grammatikalischer Stteoge im-
mer mehr an. Und mit Kecbt. Lange ist jjetcbtelt und g«-
scbwärmt worden^ welches auch nacQrlich war; aber ein
männliches Reifen in der neuen jungen Welt der Forschung
durfte nicht ausbleiben , und wer von den bisherigen Freun-
den und Arbeitern in diesem Fache auf dem Alteren Wege
des Bragur, der Iduna^ der Uebersetaung der Nibelungcfu
stehb gelilieben ist, weil ihm die neueste grammatische Er-
hebung zu jsrimmlg wird, der gleicht nur einem surückae«
kommenen Handwerksmeister, der in seinen alten Tagen I^u?
den Jüngern Meistern Handlangerdienste verrichtet. Wäh-
rend aber auf dem von Grimm gebrochenen und gebahnten
Wege ei^e ganz neo« Welt der Betrachtung und Forschnng
sich eröffnet hat , wodurch in kurzer Frist die berrlichstl;a
Schätze zu Tage gefördert werden, während Ref, innig tüb^-
zeugt ist, dafs dieser ernste Gang allein zum richtigen Zide
führen kann, so hält er doch den Zuruf nicht für unnütz, dafs
die neue deutsche Philologie yor dem Kleingeist der classi«
sehen Schule sidh wahren möge, gerade in diesem Felde ^ wo
der kflhne Geist einer freien' Ursprache gehauset bat. Bannet
den kühnen Strom der Poesie nicht ganz und allein in die
JDammufer der grammatischen Betrachtung! Haltet den Sinn
frei und frisch auch für den Sachgehalt, für den $toff der alten
Dichtungen, dafs aus dem Geist der Dichtung nicht endlich
eine Verdichtung des Geistes werde ! In dieser Beziehung
verdienen die vorliegenden Hefte billig das Lob 9 dafs sie
iXhet dem Zeichen die Sache , über der Form den Geist nicht
v^ernachlässigt haben.
Die Hefte beginnen mit einer Einleitung des Dr. Dorow,
deren gröister Tbeil aus den gerügten Gründen hätte weg-
bleiben dürfen. Interessant aber ist die vom Hofr. Höfer -S»
IX* mitgetheilte Urkunde eines Von der Stadt Erfurt den
Juden vorgeschriebenen Eides. Hierauf folgt der nunmehr
durcbr vielmalige Durchsicht desHrn, Archiv -Rath Höfer irhd
Hrn. Dr. Mafsmann völlig gf^sicherte Abdruck dsr Frekkeh«
borster Urkunde nach dem aus Frivathänden in die Königl.
Archive übergangenen Originale^ Es ist demselben ein senr
lobenswürdiges Facsimile von Dr. Mafsmanns geschickter
Hand beigefügt. Dio Urkunde betrifft Abgaben und Gefalle
an das Stift Frekkenhc^rst in Westphalen und ihr geschichtli-
cl)er \Yerth ist hauptsilchHch nur ein localer« Desto wichti«
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172 Dorow' D^Ümsliltr«
,;/... ^ \ _ : , ^ ^ .. ' '
gep ist die Spadie^ die der niederdeutschen Mundart, und
ecvrjeaen dem sehnten Jah^hbmUnrt angf^hdrt/ Für /die Syntax
fewälirt sie swar der kurisen Sät%e wegen setir geringe Aus«
eute, eine ungemein reiche dagegen, i'är die formen- und
Wartkunde. \yir mflsien'sie uiti so hdher achHtzen, weil
wir überhaupt vom ^tenhi» Uten Jahrhundert so wenig nie«
d^rdeutsche (gellen besitzen. Mit- Hecht ist S. 96*— 9Ö. ein.
Ueberblick über diese wenigen gegeben, £ine dieser Quellen
ist noch ungedruckt,, die für Formen und Poesie der Sprache
feieich wichtige, Sclion 1799 von dem bekannten Franzosen ,
Gley in Bamberg aufgefundene Niederdeutsche Evangelien-
harmonie, davon eine Handschrift in München, die andere
i\\ London und tc&ch von dieser zweiten eine Abschrift in
München unbenutzt liegt.. ^
Die niederdeutsche Sprache der Frekkenh. Rolle ist ztt*
weilen schwankend und mit einigen wehigen oberdeutsch^ii
Formen durchspickt. £s steht z: B. thruu, thru neben dem
richtigen -'thriu; thein neben dem richtigen tein; neier neben
nier; lieth statt lieht; «merht statt unerth et^. Er hat uu
und^ü; n, v, f; g, i; c, k, kk, ck, ggi penniggo, aniggero
neben peniiing, aningero; hl neben 1. Ein eignes z erscheint
in Haziko, Vziko, Aziko, deren Schreibung Atcilin (S^ 37.)
liiudciko (S. 37.) es mehr als ein niederdeutsches ts, ds beur-
kunden / während in Lanzo, Reinzo (oberdeutsch Lanzo^
Keginzo ) es oberdeutscher erscheint. Diese Wenigen Spuren
können indefs nichts gegen den Ausspruch in der 2ten Auflage
von Grimms Grämmat. S. XII. entscheiden , d^Is nämlic^h im
8ten bis lOten Jahrhundert die sächsische .Sprache sich noch
nichts von der fränkischen oder schwäbischen gefallen lasee.
Da Dr. Malsmapn das Sprachliche dieser Urkunde mit den
der übrigen hier mitgetheilten Denkioähler vereinigt be-
handelt hat, so kommt lief, später darauf zurück, 2ieht aber
billig die später folgenden Abhandlungen, welche die Frekk.
XJrkunde allein betrafen, sogleich hierher.
Dr. Mafsmann handelt vom A 1 1 e r dieser Heberolle.
Der Sprache nach gehört sie unzweifelhaft dem lOten Jahr«
hundert an. Die Schrift aber, wie -sie in dem Fatsimile •
Taf. I. vorliegt, ist wenigstens hundert Jahre jünger^ Da
indefs aber die Sprache das Entscheidende bleibt und^ erwie-
aen ist, dafs die genannte Heberolle gleich der von Esseii
noch bis in viel spätere Zeit ibre bürgerliche Gültigkeit be«
bauptet , so hätte man sogleich in den neuern Schriftzügen
(^ja sogar in den oberdeutscbeVi Mischlingen) nur eine Reno«
vation einer älteren Urschrift vermuthen müssen , und diese
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(^^oogk
DoTöw DfnltnMtr;; 1.73
\ ' \ ^ s
Meinartg wird ftudi ilddurch bestätigt, daft jetne'tolcbe-Ur«
schrtft wirklich vorbanden war un^ von Kindlinger benutat
worden ist.- Somit entscheidet sich Ref. för die Meinung des
Dr. ^imni, der die Urschrift in die Zeit Heinrichs L setat«
Was aber Dr. Mafsmann fOr eineA 'sp&tem Heinrich geltend
£11 machen versucht 9 fällt auch noch aus andern Gründen au«
sammen. Die Holle hat nämlich einen lateinischeA Schlufs,
"welcher anhebt: De imperatore NRO (nostro) Heinrico. Dr.
Mafsmann hält es für unmöglich ^ däfs Heinrich t. imperator
gewesen seyTi' könne, und stützt sich auf eine Menge Urkun-
den , darin Heinrich nur rex j^enannt wird» ferner auf Hie
bekannten Werke 9 fvomit dieser König bei seiner ersten
Wahl die SaHäung verschmähte , endlich auf die Nachricht
Wittekinds, dafs der König awar liach Rom gewollt hahe,
indefs unterwegs wieder umgekehrt sey. Diese Zeugnisse
waren an sich ungenügend, da nicht aus einigen^ sondern
erst aus der Summe aller Urkunden ein Scblufs zu ziehn ge-
wesen wäre. Und würden selbst alle Urkunden jenen Hein«
rieh nur Regem nennen , so wäre damit nur bewiesen, dafs
nach dem Kaiserlichen Titel in der letzted Zeit vor Otto I.
wenig gefragt wurde, wenn er auch dem König. er tbeilt war,
was sich von selbst versteht, weil Otto sonst nicht nöthig
gehabt hät^e, dem Kaisernamen neuen Glanz zu geben. Die
Abneigung Heinrichs gegen die Salbung bei Steiner ersten
Wabl entscheidet für sein späteres Verfahren nichts , zumal
da mau weils, wie folgerecht dieser Mann erst seines Hetzog«
tbams, «dann desKönigthums und zuletzt allerdings des Kai-
^erthums sich versicherte, und immer nur das nächstgelegene
ansprach, um das folgende erreichen zu können. Was vvit-
tckind aber gemeint hat, können wir nicht wissen. Genug,
es sind andere Zeugnisse vorhanden ^ welche bestimmt von
der Kaiserkrönung Heinrichs in Rom Sprechern Hr. Mafsmann
hat ruir das Poetische des Lohengrim gekannt, worin diese
Krönung besungen wird, und es mit Spott verworfen, gana
u neingedenk , dafs jene Dichter über dergleichen heilige
Reichsangelegehheiten sich nie politische Liügen erlaubt*
Der Lohengvim wird aber durch Dittmar von Merseburg voll«
ko^imen bestätigt. Dieser sagt im ersten Bdch: Audivi,
quod sie Romam causa orationis petens (Henricus)^ phia
pedibüs quam equo laboraret, et a multis interrögatt* s , cur
sie ageret , culpam pcofiteretur« Anno douiini incarnat.
DCCCXXXI imperator e£Fectus est. Jenes Audivi kommt
bei Ditmar öfter vor, wo er nicht als Attgeitzeuge sprechen
konnte' und läfit um so weniger einen Verdacht zii, als er
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gelbst eiVi :V«vwandter dei Kaisei^uiüs^ty nuif diö Oe^ebfchte
diete« Hiiuiei besehrieb und von -den ScbidLftalen derselben
am besten unter allen Zeitgenossen untwrtchtet sejn konnte
und er ftberbaupt durch feine strenge Wahrheitsliebe aHgem^irt
geachtet int. Dar letzte Sata jener Rolle ist, in. der Handschrift
zwar ( wie sein Editor Wagner beinerkt ) von einer fremden
aber gleichzeitigen, Hand hinaugesetsSt« X)ie ganze KoUe so
wie Lpbengrim sind um so weniger zu bezweifeln ^ als auch
/ein innerer Grunc^für Heinrichs Wallfahrt nach Rom spricht«
£r; tbat sie kurz vor dem Wiederaushrach des Ungernkrieges^
um^ sich von Sündifn zu reinigen und zum Siege vorzubereiten^
Gegen seine ^chtritterliche "^ Frömmigkeit ist nirgends eirt
Zeugnifs aufzuweisen, sondern alle dafür. ' War er aber ein-»
mal a^s andern Gründen in JElom , so hat ihm der Pabst auch
I gewifs und Wenn auch nur aus Ceremoniel die* Kaiserkrone
t^ulgejsetzt, Ref, wundert sich übrigens, warum Dr. Ma£i«
mann, der, den Ditmar ifweimal anführt, gerade die entscb«i«
ödende Stelle gar nicht gekannt bat, Dis rührt vcni dem Feh«
, 1er des blofsen Nachsch]lagens abgerissener JStellenher^ dessen
/ sich ^o viele andere Bearbeiter einzelner Alterthümer zu SchnU
den kommen latsen. Wer das Einzelne des Altefthums erfas^^»
sen will^ mufa sisinen Zusammenhang mit dem Ganzen, wo
einzelne Stellen der Geschichtschreiber anziehen will, mufa
aie im ganzen Gi|fs und Flufs kennen.
Leopold von Li edebur, bekannt durch mancheklei^i
«ere und grdfsere Beiträge für westphülisch^ Adels- undGauj»
reschicht<i in dem Rheinisch-Westphälisehen Anzeiger , dem
/aterl3nd. Archiv in Hannover etc. giebt historische und
Va
^eogr^iphische Bemerkungen in Bezug auf die Stiftung, die
VogteigerecbtigkeLt und das Heberegister d^s Oottes«
bauses Frekkenhorst«^ Sie führen auf ähnlicher Grundlage
^ beruhend sehr genau die .Verhältnisse aus, die für alle Stif«
tungen jener Zeit gelten. Die v Angehörigen des Stiftes er«'
'icheinen von der G(k;richtsbarkeit des Gaugrafen befreit, statt
dessen unter dem Kirchen vogt, den die l^irche selbst wählt
und der Kaiser nur bestätigt oder mit seinem Recht.belehnt»
dessen Geschlecht sein Amt auch mit Bewilligung der Kloster-
frauen erblich behalten kann. Die sämmtlichen Güter dea
Stiftes Erekkenhors^ waren unter fünf Aemter;vert heilt, wor-
nach die Urkunde in fünf Theile tevtäUt^ und j^der T.heil
YfUder in zwei Abtbeilttngen der Ausgaben. S. 2l6-^2l8^
wird eine noch ungedruckte Urkunde, von 1214 beigebracht^
welqhe die meisten Ortsnamen der. älteren Urkunde nochmala
au^übrt und dadurch auf diese Licht wirft/ Das Geognosti«
sehe ist sehr befriedigend be bandelt«
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- ' GUicb Hieb d«r Fn Urfcnncl« h«e Dr/AbCimMn di« tcbon
firaber iron K'mdMnget 1799 im Stift Eisen aufgefumleaen und
TOn ihm im Leipft, X#tttinr» Ammger 1799 mitgetbeilten und
TOM Fucfaer in •«inen typographischen Seltenheiten wieder«»
aufgenommenen beiden niederdeutschen BruchslücJce abdrucken
lassen. Die Wiederholung war nicht unnütSy da sie sugiejch
eine Verbesserung des Textes und grandlicher Erklärung ent«
bSlt und aberdem in den vorliegendeii Kreis niederdeuucher
Qnellen gehört. : ' '
Das erste dieser beiden Brucbstficke rfthrt ans einer
Heberolle des Stiftes Essen her und reiht sich dem
Inhalt tiach gans ttn die von Frekkenhprst» S. 39. bringt Dr.
Mafsmanil auch eine entsprediende lateinische Urkunde aus
Kindliiigers Gesch. der D* Hörigkeit bei« Auch dea Spr»»
che nach reiht sich dieses BrodistOck an die Frekkenh, Ur-
kunde , obschon es ein wenig hochdeutscher gestimmt ist«
Das Bweite Bruchstück enthält ^ie alte Sage Tpm
Pantheon in Rom, wie dasselbe in ein christliches. Got«
tesfaaus umgetauft worden ik, und Dr. Mafsmann fflgt eine
Uebersetzung bei. Die Sage ist schdn ^ die Sprache wohl«
Idiogend und ansammenhAngend. Ueber den Inbair der Sage
selbst erlaubt Ref. sich hier cfinige historische Notizen. Ste
geht fast durch alle deutschen Geschichtsgedichte des Mittel-
alters. Aus dem Kaiserbucb (Cod. pali|t, 361.) bringt Grimm
S. XXX. dieselbe fast wörtlich so wie das Bruchstück. So
Job. Enckel in seiner Weltchronik (Cod. plat* 336. und H^«
cens Grundr. S» 248.) t der überdies durch Nennung des
Aunig Fhocas die Angabe des niederdeuUchen Bruchstttcks:
,,tho scs. bonifacius pavos an rpma uoas ,^ bestätigt. Ueber
diesem Boni£icius ist nämlich am allerwenigsten der deutsche
Apostel f sondern Fapst Bonifacius IV. aur Zeit des Kaisers
Pbocas aa verstehen« Die lateinischen Chroniken ^ welidie
die Sage aufbehaken, bestitigen diea sur Genüge , m t Am«
zeige der Zeit, Gottfried ^on Vi terbo im 9 ten l^ueh , Mai«
tinus Folonua zum J^hr 604*— 612 1 Marianus Scotus des-*
gleichen t Regino zum J* 538 zwar abweichend ^ aber Herr«
mannus Contractus wieder zum Jahr 609 , Siegebert von
Gemblours ebenfalls u. s. w» Bei Martinus Folonus findet
sich die Sage fast wdrtlifli lateinisch , wie in dem Braokstficjk
niederdeutsch.^ Es heilst dor^: j^Iste Bonifacius rogavit im«
peratorem Fbocamfr** im fiiederdeut sehen Bruchstück; ^«that
he bedi thena Ketsar advocatum/^ und es ist au vetwuiidern^
i^arum die Herausgeber nicht sogleich in dem Epitheton deB
Kaisers advocatum vielmehr dcA Namen desselben Fhocas
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19:6 .'^ 1)«nDW I>hikiaSttier. •
wtd^^e^ianitt }iat^i^% den ätr {Schreibet offenbar aus Mift«
verstäiMiiiifjB auf. diese Weise verfälscht' bat. ' Das in dlem
Bruchstißcke richtig Erklärte vergoiQelosoa {versäumen, vor-
>mhr)osen ) . I^ommt noch jspät Vor z^ B. tn Rupi^ei^t;^ von ,-
Freysingeh Rechtibuch, In Westenrieder« Abdruck <ieifsC
es „ vergsimlösteh *< ( in dßr Haridschrift von 1441 iu Aretina
BcJ^tltäge^Bäffld d« Vefgainteslitten) y^vergamlost*« (in der Hand-
schrift gamlose halteu ) etc. Det Schweiaser bat noch Ehgau-« '
nier (wie das alte £hw9rt> alt ist goma nemäu, acht hmen^
und hängt wobi mit Kummer, zusammen 9 das sich jetzt eu
gCfma verhält, wie Besörg^nils zu/Besorgung/
Das Wörterbuch, das Dr. Mafsmann zu den drei .
Urkunden gfebt^ .i&t genau und au^filhrlicb. Reichlich sind -
debei gleichlaufende, ..verwandte, wörterUärendQ , Sinn und
Sitten belegende Stellen lateinischer Urki^nd«n herbeigezo« -
gen, ' Gut ist die' durchgehende Begrenzung auf das Njeder«
d^uts^ und insbesondere Westpbl^lische. Ergsinzende ,
Ndchträge giebt Grimm . S. XX — XX Y und Mafsf^ann selbfjt.
S; 252. Was der erstere mit der Kraft des M^i^ters« kernig
uis Kurze zieht y dehnte der letztere etwas allzu weitläufig
aus. Dies abgerechnet verdient s^in Fleifs und Scharfsinn voll«
kommene Arierken nun g 9 und wie er bereits früher dankens«*
werthe Erläuterungen zum Wessobrunner Gebet und zwei noch,
luigedruckte Gedichte, des l4ten Jahrhunderts herausgegebei^, v
dt^rfeh wir niehr von .diesem eifrigen jungen Manne erwarten..
Wir finden mehrere eigenthümliche Ausdrücke 9 die da«
sjrät^re Niederdeutsche nicht hehalten , und nur noch aua
dem Friesi^hen ulid Angelsächsischen erklärt werflen, z« ^^^ ^
dill aus dem Aitfries. ail, Wasserleitung; asna aus dem An-
gelsächs. aesne, esne/* mercienarius , dasselbe was gothiach ^
ajsneis^ Dienör, etc.' -^ Zwei merkwürdige und am bäu6.g«.
sten vorkommende Wörter sind Malt uiiä Muddi. Ijetzterea
ist klar Und noch gebriluchlich, ein Maafs, modius, Mudd' ,
undS. 71 — 73. gut nacbgewiesen. Nun erscheint aber oft
m, welches Grimm S. XX nur für modins (muddi) will gel-
ten lassen y Mafsmann aber S. 69 und 2$8. auch für ^malt in
Anspruch nimmt. Ibin ist malt in dieser Stellung stets Mal«
ter, auch im plur. für das nur einmal vorkommende maldar
(S. 16.) uiid malder (ß. 27.). Grimm Will dagegdn S. XXI^
malt nur für brasium, bracium i INfJalz gelten lassen , und
daf(ir spräche velleicht das t atn Ende ^ da Malter niederd. mit
d geschrieben werden mnfs. ,
, (Besohlufs foigt.y
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)y Google
N^ 12, 1825,
«
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur,
Dr. Dorow Denkmahler alter .Sprache und Kunst«
{Bischtmfsky
Indefi hat S. 8« und 33. auch mattö utid die Urlhtnde
weehielt unsicher s wischen d und t (sculd und scult« brod
und bro« S. 112.)* Malt erscheint aber du^chaui als ein
IVIaaTsy wie noch der Gebrauch unsere Malter beweist. S. lo.
kommt yor ; |9 29 malto gerstitias maltest» d. h. 2d Malter
Gerstenmals , §o wie eine lateinische Urkunde von 1$32
(S. ^0.) t^maldra boni l>rasii<* in einer Ueberset^niis aus dem '
* 15ten Jahrhundert ,,88 meldet guder gersten nlalaes<< etc.
Erscheint nnp hier fbr die beiden Begriffe Mals üirid Malter
ein und dasselbe Wort gesetzt , so gläuht tief, nur eben diese
Begriffe» die das Entscheidende sind | folgen su, dürfen, uni
die scheinbare Identit&t der Formen aumildsen« Malt als
Msafs kommt von dem alten mal ^ dafi der allgeideinste Aus-
druck fOr ein bestiilimtes Welchen Ist» daher ehemali tnal, die
Rede, als das deichen ftlr den Gedanken, jettt iSut noch in
Maul und Melden erhalten^ davon Maltag ^ Malstftttei Mal«
zeit; ferner mahlen ^ mit Bildern beseiänen; endlich das
ganz unzweideutige Mahl in Brand - Muttermahl ^ uial in den
Compositis, Meile etc. Malt als Mals abet hat lieber eind ,
andere Wursel, die vf-ahrtcheinlidh mehr auf U und o gelautet
'^nd in fiiXfif mola» Mtlhle^ Müller, Möller sieh kuiid giebt«.
Davon kommt das Malen in der Mühle , das sith von dem
. Mahlen der G^mählde streirg unterscheidet Von diesem Malell
aber läfst sich Malz so dirivireiii wie im Schweizerischen
Schuz von ;SchieI<»en* Malz ist jedoch kein geiUalenes, Äbn-
dern üngemalenes Getreide, und dieser au sich keineswegs
sprachliche, sondern nut sächliche ^ auch hut sächlich schein-^
lare Widerspruch lüftt sich durch die nicht üti Wahr schein-
liehe Vermüthung heben, dafs malt^ tiiblt urspränglich tiber^
haupt Getreide bedeutet h^t^ das euiU Maleil reif und fertig
gewesen y abgesehen davon, ob es au Mala oder Mehl ge«
XVIU. Jahrg. a. Eeiti 1»
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178 Borow DenkmSliler.
macht wurde. Dies urkundlich näher au untersuchen ^ wäre
nicht uninteressant. — Unerklärt bleiben die Wörter hraro»
ekgon»~hiuppenon,. neppinon, melthet^a, tegothon etc. Be«
nierkenswerth sind die genit« plur. hohero und eiero, eiro, da
sie zu den vielen Bfeispielen aus andern Mundarten die ersten
Belege aus dem Altsächsischen sind^ daher auch in der ersten
Auflage von Grimms Grammatik gefehlt haben« Auch hudigu
findet sieh^j- goth; bina dagay althochdeutsch hiutagu, beute»
bop die, hpdie, darin das l^rönomen hir, hiu , hi& ganz dem
lat. hi|?, ha^c, hoc entspricht, Ueberall gewähren diese Ur-
kunden die tre£Flichsten Ergänzungen und Belege zu der ge«
nannten Grammatik und für diesen Zweck erscheint auch das
ganze Wörterbuch ajUSgearbeitet. ■ ^
Noch näher ins Einzelne* zu gehen, gestattet uns der
I^aum nicht« ^ Ein besonderes Liob verdient indefs wieder
die Behandlui}g der Ortsnamen von Dr. Mafsmann , wobei
eil? reicher Schatz von andern westphälischen Urkunden be« *
nutzt wo.rclen. ' Unter andern vvird hier eine ausführliche Ge-
scbicli^e des Wortes Dorf gejgeben f dessen Gestaltungen vom
aitsächs« tharpa ziim mittal- und neiisächs. tropp, tropf, druf^
driip, trup^ drü£Fei für die Umbildungsgesetzte der Sprache
wichtig sindf zumal ^ da f:\n genaues Zeitm^afs der Ümbil-
d/ingen urku^ndlich nachgewiesen wird,
, Schliefslich folgen noch z\v(^i niederdeutsche Be-
schwö.^ungs.f or mein aus dem 9ten Jahrhundert aufge*
funden in Wien (Cod. theol^ 259.) y ^^^ in ihrem feierlichen
Tone allen (fieser Gattung vollkommen gleichen und offenbar
Ueberreste des Heidenthums siftd. Die AlliteraUon ( Wie-
cierlaut bei Djr. Mafsmann ) wird darin um so ^schicklicher
nachzuweisen versucht, als sie^ zum feierllcheh Tone, gehö«
rend.y in fast alleij uns bekannten solchen Formeln Vorherrscht.
Beiläufig bemerkt Kef, dafs dergleichen Beschwörungsformeln
und geschriebene Zaubersagen noch jetzt im Volke sich finden.^
Einen für Poesie und Sittengeschichte sehr interessanten Beleg
dazu. liefern zwei in gegenwärtigem Jahr aufgefundene- Diebs-
^^&^^9i ^i® i'i den Europäischen Blättern Band If. S. 255. und
BaiMl III. S. 77. (Zürich bei Gefsner, l82,4) abgedruckt sind.
Es würde der .Mühe lohnen , einmal alle noch vorhandene der-
gleichen Formeln mit dem all^en Homanusbüchlein herauszu-
geben und mit ähnlichen griechischen und römischen, derea
Besonders die alexandrinische Zeit viele aufzuweisen hat, zu-
sammenzustellen. In den obigen niederdeutschen^ Forniela
sind einige Wörter nicht ganz erklärt, wenn Dr. Mafsmann
auch den Sinn des, Ganzea'durch ütreng grammatische früfung
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Banmgatuier LdirbiMli det Phjsik. " 179
erAcUotten Iwt; Referent Hak ei in der Ttat aucb nicht för
leicht; doch spricht er hier einige Vermuthüngen aus. Der
Genitiyas theru spurihelti scheint ihn yon gibele abzuhän-
gen (Gehcilen der Krankheit), ,Strala scheint ihm nicht Pfeil,
sondern Kamm zu heifsen^ wie noch jetzt die Schweizer
Stral, Straten sagen 9 woher auch Striegel. Das beigegebene
Facsimiie Taf.II. ist nach einer blassen und verbogenen Hand*
Schrift, darum zitternd und. unsicher» was sonst der Cha-
rakter des 9teii und loten Jahrhundert nicht seyn könnte.
/. Die NtUnrlßhre nach Ihrem fegenwärtigen ^nsiands mii ROcksichi
auf mathematische Begritndukg. Dargestellt von A. Baum^
gar in er, ordentl. Prof der Physik und angewandten Mathe*
matik m. s. w. an der PPlener üntpersität. i Thl XXKll und
260 ^. mit 8 Tafein. 2 Thl, XXU und 29» S. mh 4 Täfeln.
5 Thl XVlu. U6 S. nätS Taf. Wien 1624. 8. 7 fl. 48 kr.
IL Rat{dhuch der T^dturlehre^ entworfen ^on Catsian Hallasehkai
O. o. Prqf^ der Physik zu Prag u. /. w. i Thl. 8l3. S. mit 8
Tafeln in Steindruck. 2 Thl. 882 S. nut 4 Tafeln. Prag
1824. 3. 6 fl. 54 kr.
Rec. beeilt sich , von diesen beiden netiesten Lebrbfichem
der Physik 9 welche gleicbs^eitig im Oesterreichiscben Kaiser-
staate erschienen sind, den Lesern dieser Zeitschrift Kunde
mitzutheilen, insbesondere da es erfreulich seyn mufs ^ ne-
ben dem höchst zweck inäli(igen Werke von Scholz, dem
ausführlichen von Neumann noch zwei In den nämlichen
Staaten erscheinen zu sehen; wodurch ein lebhaftes Interesse
für die so höchst. wichtige Kenntnifs der allgemeinen Natur-
gesetze genugsam beurkundet wird. Wir wollen daher zuerst
den Standpunkt bezeichnen , auf welchen sich das Werk Nr, 1.
gestellt hat.
In der Vorrede erklärt der Verf. in der Hauptsache; die
niathema tische Begründung der Naturgesetze fJhle fast in allen
Handbüchern und Compendien der Pbysik^ weil sie meistens
zum Behufe der Vorlesungen verfafst wären ^ bei denen der
Gewohnheit oder dem JLebrpIane gemäls der mathematische
Theil einem andern Leser überlassen werden müsse. Jetzt
könne man aber, ohne oberfiächlich zu werden, und einge-'
bildete Halbwisser zU bilden diesen nicht mehr weglassen.'
Ferner würden noch oft die wichtigsten Phänomene durch all-
^m^ine Ausdrücke uhd physiöalistbe Gemeinplätze erklärt/ .
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^3a BauiD^rtiieT Xehtbtioh iäer Physik*
wesvirc^^en er Eich bemüht habe, die GrundbegriflFe klat dar-
zustellJJi , und für diejenigen, welche Weitere Belehrung
fiuchen^ die Quellen, unter diesen aber hauptsächlich die
Oriftinalwerke anaugeben. Rec. bemerkt' hierzu dafs zwar die
meisten X-ehrbücher der Ph7sik als Cömpendien beim münd-
lichen Vortrage dienen sollen , dafs aber in der Regel keine
äufsere Verhältnisse deii Lehrer abhalten ,' so viel Älathema-
%ik aufzunehmen /als ihm beliebt. ' Allein theils sind die'mei-'
sten Zuhörer nicht vorbereitet genug, um die mathematisch©
Darstellung der Naturgesetze zu verstehen, wie namentlih
Biot ofFen gesteht, theils ist der Vortrag ia der Regel auf
ein Semester beschränkt, und dann ist es schwer, nur, die
allgemeinen Gesetze, welche Äur sogenannten Experimental-
physik gehören, "vorzutragen und verständlich zu machen, so
dafs man nur, bei den wichtigsten Zeit genug findet, eine
mathematische Begründung derselben mit aufzunehmen. X)as
Aufetellen blofser geometrischer Formeln, ohne ibren Grund
nachzuweisen, dürfte aber blofs das Gedächtnifs in Anspruch
nehmen , da wo ganz eigentlich der Verstand thätig sefn soll.
Inzwischen ist es nicht eben erforderlich,, jede Periode de»
Lehrbuches iot mündlichen Vortrage zu erläutern , und e»
wird daher allezeit vortheilhaft seyn, die mathematische Dar-
stellung der Naturgesetze, soweit es der bestimmte Raum
verstattet, mit aufz u nehmten , inabesondere tim beinl Nachle-
sen benutzt zu werden. Dafs dieses aber viel Raum erfor*
dere, wenn man nur bis zu einem gewissen Grade voMstän»
dig seyn will. Wird jeder Sachverständige zugestehen, auch
zeigt sich dieses deutlich bei dem grofsen Werke von Biot,
Welches viele in, dem kleineren Handhuche desselben abgehau-*
delte Gegenstände gar nicht beröhrt, 'und doch wegen der
mathematischen Begründung des Vorgetragenen zu einem so
bedeutenden Uaifange angewachsen ist.
Indels läfst sich nicht in Abrede stellen, dafs das V^N^ha-
ben des Verfs.gut uiid lobenswerth ist, auch las Recens^ mit
Vergntiften dett Plan, wornach das Werk ausgearbeitet werieii
.sollte, hätte aber nach demselben eher den doppelten Umfurig
erwartet, da die gesammte Experimentalphysik und \angtj*
wandtet Natudehre aufgenommen ist. Es fragt sich alsoj auf
welche Weise und in welchem Griade der Vollkommenheit der
vorgezfichnete Plan wirklich ausgeführt ist. Im Allgemeinen
zeigt sich der Verf. zwar als einen denkenden Physiker, wel«
* eher seines ^Gegenstandes in einem hohen Grade mächtig i^t^
S**in Vortraa erscheint klar und bestimmt, und beurkundet,
dafs der Veil. nicht wörtlich aus den benutzteh^Quellcfn Über«
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BflongtriMr L«|^tlNMli der PhjiÜr. 18 1
getragen i •onderu die Sachen suvor tick sei hat su eigen ge*
macht 9 und dann auf seine eigenthümliche Weise wieder vor«
getragen hat. Indefs ist das Fuhlicum allerdings herechtigt,
von dem Verf. mehr als dieses su fordern^ indem er, seinem
eigenen Gestflndnisse nach^ nicht geschrieben bat^ ttm einem
individuellen Bedflrfnisse, etvira hei seinen Vorlesungen ah»
stibelfen, sondern etwas Besseres, zu liefern ,, als was durch
die meisten vorhandenen Lehrbücher schon geleistet ist. £s
wird daher am zweckmäJDiigsten seyn, um andern Gegenstän*
den nicht zu vielen Kaum in diesen Blättern su entziehen,
aus den verschiedenen Abschnitten Einiges herauszuheben^
woraus auf die Art der Behan41ung des Obrigen am l'eichtesten
geschlossen werden kann.
Die befolgte Ordnung zuvörderst ist im Allgemeinen
diejenige 9 welche seit Lichtenberg fast dberaH als die
sweckmäfsigste angesehen wurde. Es werden nSmlich im er«
sten Theile die zur mechanischen Naturlehre gehörigen Ab-
schnitte mit Einschlufs der allgemeinen. chemischen Gesetze^
im zweiten die unwUgbaren Stoffe uud im dritten die zur an*
gewandten Physik gehörigeo Lehren abgehandelt. Wir über-
S;ehen die Einleitung, welche die allgemeinsten Btrgriffe ei«
äutert« wobei uns iudels das Versprechen, die Grundhegriffe
klar darzustellen» in der Bestimmung dessen,^ was Kraft
heilse, nicht erfüllt zu seyn scheint. \K8 heifst nämlich p. 6.
y^Häufig ist die.Ursache einer Erscheinung selbst wieder ein
Phänomen, bedarf daher eines neuen Gruudea. ; Dieser setzt
wieder einen ferneren voraus^, wenn er selbst in der Erfahrung
vorkommt 9 BOf dafs man endlich durch eine Reihe von. Er-
scheinungen, deren jede ztigleicl» Ursache uni Wirkung ist^
auf einen letzten übersinnlichen Grund kommt,, der im Innera
der Natur seine Wurzel hat. Man nennt, ihn Kraft ^ ohne
durch diesen Ausdruck mehr als eine uns ganz unbekannte
Ui^ache einer Erscheinung bezeichnen zu wollen. ^^ — Auf
diesem Wege kommen wir aber unvermedct wieder dahin^ ge-
wisse causas oder qnalitates occuUäx als letzte Ursachen aller
Erschein uj»g6n anzusehen. Weit besser ist e», zur Erzeugung^
klarer Ansichten, nachzuweisen, dafs wir bei weitem necU
di^ Gesetze der gemeinsten Erscheinungen »z^B. der DauipF«
bildungy der speciß.schen Wäcmecapacitüt^ der Ausdehnung,
der^magnetischea Abweichung u.a. w. nicht völlig g^e n a ii
kennen^ dafs- diese aber nothwendig erst uuwi^iersprechlich.
bestimmt seyn müssen, ehe wir anfangen kpnuen, die höhe-
ren , Qrui/dgesetze der Naturerscheinungen aufzustellen orler
übjgr daA eig^ntlichg Wes^n der Dinge &u enCscheidt;ii. Noch. .
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182 Banmgartner Lehrbuch der Physik/
wissen wir nicht gewifs, ob den Bis jetzt nicht ^fighar be*'
fundenen Potenzen etwas Materielles zum Gnifide Iiirgtt>d'er
nicht, noch atehen die Vertheidiger der Fraif||Iinacb|^n i^nd
der~ Symmerschen e]ectrische,n Theorie , der lEulerschen und
Newtonschen Hypothese^ über das Wesen des Liichtea ein-
ander unbesiegt gegenüber, und schon wollen wir entschei-
.deii, was die Materie an sich rey, wodurch fie entstanden
667 und bestehe ? Eine gewisse Glasse von Na^urphilösophen
machte es sich zwar bequem ,iind sprang über 4as vorliegende
Meer voll Schwierigkeiten , jedogü nur in ihrer Einbildung,
kühn hinweg, phantasirte übier das, was jenseits sey» wollte
die Unkundigen glauben machen, damit habe man ailles , was
zwischen jeWem endlichen Ziele' liege, hinlänglich erkannt,
und gelange zu demselben auf diese Weise weit leichter, als
wenn rhan* sich liaqh Art der beschränkteren Geister durch die
im Wege liegenden Schl?rierigkeiten aufhalten lafse« Glück«
licherweise bähen diese Träumereien jetzt ein Ende. , Unser
Verf. scheint indefs bei übrigens scharfen und tiefen Blicken
in die Naturgesetze in einigen Stücken nocb nicht mit sich
ins Reine gekommen zu seyin. So heifst es p. 14. „die An-
nahme der pynämifcer scheint einfacher und den Denkgesetzen
angemessener zu ^eyn, indem sie alle £rscheinunge:u aus der
blofseff Moäification der Grundifräfte ( Ziehkraft und Dehn,
kraft) erklären.«^ Bei einem ito wichtigen Satze ist es aber
nicht genügend, sich mit dem blodsen : es scheint, zu be-
helfen, vorzüglich wenn die festgesetzten Grenzen des Um-
fanges eines Compendiums nicht binden. Reo. hoffte indef»
nähere Auskunft an der Stelle zu finden, wo p. XI. der In-
haltsan^eige eine „Vereinigung der proportionalen Verbin-
dungen mit einer dynamischef^i Naturanaicht" versprochen
i^t, denn hierin liegt offenbar der schwerste Stein des An-
stofses der Dynamiker. A.Hein auch hier findet- man nur Fol«
gendes; §. 49. .,» Wiewohl man nicht in Abrede stellen ^ann,
Hafs die abgeführten Thatsachen die atomistische Vorstellungs-
weise sehr begünstigen , so braucht man doch nicht ein abso«
luter Anhänger dieses Systems zu seyn, um sich'dsn inneren
Verlauf der chemischen proportionalen Verbindungen folge-
recht zu denkei^ ; denn, es können immerhin die kleinsten^
Theile der Kdrper dynamisch gebildet seyn ; ab^er diese Theile
Hängen an eintlndery lassen Zwischenräume' zwischen sich^
trennen sich durch Einwirkung der chemischex^ Verwandt«
Schaft, und vereinigen sich in einer neuen Ordnung wieder;
keines dieser Tbeilcben kann aber selbst wieder durch eine
uns bekannte Kraft getheilt werden.^ — • Hier hätten wir
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fiauDgarft^cr X.eliilMieh der Flijsik. l83
alio wirklich di^ untbeilharen kleinsten Theile, und sogar
auch die (leeren?) ZwischenrSuipe ^ und doch aollen diese
wirklichen Atome dynamiach gebildet aeyn? Diesemnach
müfate man annehmen, ea aeyen ursprünglich di^ beiden
Grundkrähe erschaffen oder vorhanden gewesen , hätten sich
siaCh eigenem Gefallen , durch Zufall, oder eine höhere ein-
wirkende Macht in verschiedenen quantitativen \7^erlia)tnis8en
vereinigt, könnten jetzt aber nicht wieder in diese Kräfte
zerlegt werden. — Vor zehn Jahren hätte diese Hypothese
gewiis An bänger gefunden» jetzt aber ist es sehr zu bezweifeln»
Unter den allgemeinen Eigenschaften der Körper unter^
scheidet der Ver£ diejenigen, ohne welche wir sie nicht wahr-
nehmen können y und diejenigen, welche die Erfahrung uns
bei allen zeigt» Zu jenen gehören Ausdehnung, Figurabili«
tat und Undurchdringlichkeit; zu diesen Trägheit, Porosität,
Ausdehnbarkeit, Theilbarkeit und Schweie. Es läfst sich
hiergegen, wenn es auf scharfe Bestimmungen ankommt, gp^r
vieles erinnern» Wir wollen nur bemerken, dafs die Einfüh-
rung der Figurabilität als allgemeii^e Eigenschaft dei: Körper,
ohne welche wir sie nicht Mrahrnehmen können, schwerlich
Beifall finden wird. Zwar läfst sich das Annehmen einer ge-
wissen Gestalt bei allen Körpern den ken, altein bei allen
llüfsig^n ist dieses nur eine 'Folge d.s Eingeschlossenseyns ia
Gefälse, oder der allgemeinen Anziehung ihrer Theile.untpr
sich oder gegen andere Körper. Die Eigenschaft ist also eine
aecundäre^ und steht nicht ^ut neigen den beiden andern^ v
Warum aber unter den letzteren Eigenschaften nicht Härte,
SprÖdigkeit und vorzüglich Elasticität mit aufgenomipen sind,
ist kaum abzusehen. Die Schwere aher ist nicht sowohl eine
Eigenschaft der einzelnen Körper, als vielmehr der Anziehung
der Erde. Man sieht , dafs der Verf. besser gethan hätte^
die einmal eingeführten Bestimmungen beizubehalten. Auf
die allgemeine Eigenschalt der Undurchdringlichkeit unt^r
andern die Taucherglocke zurückzuführen, will Rec. nicht
fefallen, Uebrigens sind jetzt die Taucherglocken nicht glok-
enförmig, und gegen , das Verderben der JLnfo und das An-
steigen des Wassers in denselben durch , Compression der
Luft ist jetzt bekanntlich dadurch gesorgt,, dafs duich einen
Schlauch stets neue unter dieselben gepumpt wird^ Bei der
Ausdehnbarkeit wird zugleich van Thermometern und Pyro-
metern gehandelt, und dabei beaierkt^ man könne Weingeist-
tht^rmometer auch bis 80® B. gradüirjen, dürfe sie daher nur
luftleer machen , dadjiirc^ das. Entstehen der Weingeist dünste
Lefördern^ W^lch^ danu. das. Sieden verhinderte». Allein die-
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184 Bramgtttiief Iclbrlmdi d«r P&jtilti
ses tbut üe Luft noch bester und unniittelbarer f TOrautg^fib
setzt ^ dab aie, wie dia W^ingeistdämpfe, nicht entweiebeii
Jcann» aber auch nicht su atarl: com|»riaiirt vrird^ um den.
Apparat nicht au sersprengen. Wenn aber nach den neue<^
8ten , hier nicht erwähnten, Erfahrungen ^ der einfache Luft«^
druck di® /Thermadieterkugel etwas zusammendrückt , so ist
nicht zu bezwaifeln^p dafs die hohe Elasticität der Dampfe bei
80/^ R. das Weingeistthermometer in den höheren Graden
^ unrichtig macht. Die V/ergleichende Tabelle p. 20* des Gan«
gibs eines Quecksilberthermometersv und eines vVeingeistther-
jöometer«, gefüllt mit Weingeist , welcher bei 65^ R. siedete,
* nach de Luc^ kann im Grunde nichts helfen; deiin wie kann
, man gerade solchen Weingeist nehmen. Und jeder andere dehnt
sieb nekanntlich auch ai^ders aus. Die Physiker sollten^daher
über diese trüglichen Werkzeirge ein für allemal das .Verdam-
niungsurtheil aussprechen 9 und nur die aus absolutem Alcohol
verfertigten für Beobachtungen ^nter dem fitispunkte zulas-
sen , da sich diese Flüfsfgkeit von 36 ^ G. über 0 und höchst«
vi^ährschelnlich für alle '^^mperaturen unter 0 nach Trall6s
gehaltreichen Untersuchungen völlig regelmäfsig ausdehnt*
Als Pyrometer* werden bloTs das von Wedgwood uiid von
Daniel] angegebene erwähnt. Bei ersterem sollen Prismen
oder abgekürzte Kegel von Thon (oh^e Zusatz , dals diesem
. von Com Wallis seyn mufs^ den pyrometri sehen Körper bilden.
Rec. kennt nur Kugeln, an der einen Seite ijacb geschliiSen.^
Zur Litteratur führt der Verf. Geisler 's Repertorium der
Künste an 9 doch wohl nicht die Originalqpelle, denn dieses -
sind die Phil, Transactions, auch werden die gegründe«
ten Einwendungen nicht erwähnt, wodurch Guyton Mor«
veaa die Angaben dieses Apparates verdächtig gemacht hat.
Um. noch ausi den ersten 22 Seiten eine Probe der Dar$tel-
lungsait mitzutheilen »^ setzen wir den Anfang des Paragraphen
^.her, welcher über die Theilbarkeit handelte 4^32. „Oafs
in allen materiellen Dingen Theile unterschieden, werden kön*
nen , ergiebt sich scbon aus der Jj^igenschaft der Ausd^hnug,
die ihnen sukomdit; dafs aber diese Thiele j^etrennt werden
können 9 öder dafs die Körper t heilbar $liia^ läfst sieh erst-
, aus der jplrfahrung ^nehmen, die lehrt, dafa selbst der här«
teste aller Körper, der Diamant, wonigsteps durch sein eigenes
Pulver geschliffen^ mithin getheilt werden kann.<^ Ilecens. be«
merkt) dafs der erste Satz nur ns^ch atomistischen Grund«
Sätzen ipulässig ist; was aber den zweiten betrifft, so kann
man zum TheiTen desDiamants bequemer kommen^ wenn man
^it eifern Hammer darauf schlägt^ lJfeborhau|it xla man diesen
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BioBglttMr EdiriNNh der n^ful* ^ S8S
K<^rper rerbrtnnen , die kflrtettcii Metall« aber In Sluren auf* .
lösen kann, bo erfordert es wenig *Mübe, diese Art der TheiU •
barkeit solcber Körper nacbsuweisen«
Hec ist in diesen Erinnerungen ausCobrlicb, gewesen 9 und
fibergebt daher den. ganzen Rest des ersteft Theiles mit der
allgeineinen| Bemerkung 9 dafs die Sachen im, Gänsen richtig
dargestellt sind , auch mit Rücksicht auf die neuesten £nt«»
decKungen. Die Formeln ^ wodurch der Verf. die Gesetae,
bauptsächlicb der Statik und Mechanik, ausdrückt, sind awar
elementar 9 aber fafslich und beqaein , und Oberhaupt bewegt
atcb derselbe in diesen Theilen der Naturlehre bei weitem am
leichtesten. In die Ordnung, in welcher die einzelnen Wahr*
Leiten vorgetragen werden , kann Rec sich zwar nicht über*
äU genau Enden, welches indefs nicht als Vorwarf gelten soll,
da es hierbei sehr darauf ankommt, wid man sich die Gegen*
stände am leichtesten übersichtlich vorzustellen vern^ag* Ei»
nige Unrichtigkeiten, welche nicht unter die Druckfehler ge«
bdren, und zum Glück nur selten vorkommen, müssen künf-
tig vermieden werden z. R p. 28 die Rena res machen £i«
(Rec kennt Renares blos als Provinz und Stadt) p. 85 Parkes
statt Perkins; p. idl Zinn als Compensatio nsuietall statt Zink«
Auch im 2tenTheile, worin die unwägbaren Stoffe ab«
eebandelt werden, zeigt der Verf., dafs ihm die zur Natur*
lehre gehörigen Gegenstände keineswegs fremd sind, dafs er
das Aeitere so ziemlich ^ennt, und mit dem Neueren sich
fiberall sehr' vertraut gemacht hat, überhaupt aber die Sachea
mit grofsem Scharfsinn aufzufassen und glücklich zu combini-
ren weifa; wir wollen es daher bei einigen wenigen Remer-
kungen der Kürze wegen bewenden lassen« Gleich anfangs
bei den Bestimmungen über das Wesen des Lichtes giebt der
Verf. der Vihrationsthebrie entschieden den Vorzug. Zwar
fallen allerdings des bierin unübertrefFlichen Frauenhofer*s
Versuche und Hedinungen sehr schwer ins Gewicht ;^Hein vor
der Hand werden besonnene Physiker sich doch immer noch
in ihren Lehrbüchern ^vorsichtig äufsern, so sehr es auch
demjenigen, welcher eine oder die andere Hypothese durch
neue Versuche und Gründe zu vertheidigen sucht, erlaubt
seyn mufs, sich der besten Waffen gegen. seine, ein gleiches
Recht ansprechenden, Gegner zu bedienen. Unter den Ar*
gumenten für die Emanation ist übrigens das Wichtigste nicht
aufgezählt, nämlich das Verhalten der Lichtsaüger, vorzüg-
lich nach den Versuchen nicht blofs des hierin so^ dassischen
F. Hei'nrieh's, sondern auch insbesondere G^'Othufs'^^
welch$;r fand^ daf« das lacht namentlich vom Pyrosmaragd
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XBS Havm^riaeif L^lahkA der Plijslle»
durcb veräiehrte Wärme in be^i^imteii quantitativen Vet«
hältiiitsen wieder ausgeachieden wurde. Das rhänomen mag
immerhin nach der Vibrationstheorie nicbt ganz unerklärbar
seyn , aber es mufs doch erst enUcbieden werden , ob der Ae«
tber in diesem Falle, oder überhaupt vpaden Körpern gebun-
den und durcb die Wärme wieder ausgeschieden werde, oder
wie wir uns die Sache consequent zu denken haben» Andere
hierher gehörige Behauptungen von H elvi g kommen gleich-
falls bei dieser schwierigen Frage erst zur Untersuchung,
Gut wäre es aufserdeni gewesen , wenn der Verf. angegeben
hätte, welches Argument d^n besonnenen Newton yermogte^
der Emanationstheorie beizutret.-n , nämlich die geradlinige
Bewegung des Lichts, statt der Richtung der Schallwellen
nach allen Seiten, wobei übrigens die Beobachturigen von
Yieth und Hallström von einem gewissen , mindestens
ähnlichen Verhalten des Schalles gleicBfalls in Betrachtung
kommen. Kurz, wie die Sachen jetzt liegen, ist die Ent-
scheidung immer noch sehr schwierig, und der Lehrer der
f hysik kann nicht gut anders verfahren, als beide Theorieen
mit ihren hauptsächlichsten Gründen nebeneinander yorzutra«.
gen. Ebendaher ist es sehr verdienstlich vom Y^rf . , dafs er
zuerst angefangen hat, beide Hypothesen auf die bekannten
optischen Erscheinungen anzuwenden , we]ches aüfsefdem mit
einer solchen Klarheit geschoben ist, dafs dieser Abschnitt
seine« Lehrbuches ohne Widerspruch sowohl absolut als ver-
gleichungsweise unter die vorzOglichsten gerechnet werden
kanh. Einzelne, nicht eben bedeutende Bemerkungen mufs
Rec. der Kürze wegen unterdrücken, z. B. zu p. 68, dafs die
Abweichung, wegen der Kugelgestalt hauptsächlich durch die
nach der Mitte hin gröfsere Dichtigkeit der Krystallin^e auf»
gehoben wird, desgleichen dais Moll weide zuerst den nicht
völligen Achromatismus des Auges bewiesen hat« ,
Aec» trennt sich ungern von diesem, auch: manche eigene
scharfsinnige Bemerkungen enthaltenden , und übrigens durch
eine vollständige und klare üebersicht des Ganzen vorzüglich
ausgezeichneten Abschnitte , um noch einiges über die Bear*
Leitung der Wärmelehre zu sagen* T>ie Thermometer , die
Ausdehnung durch Wärme und die Dampfbildung sind schon
früher abgehandelt, und so bleibt hier also nur die Wärme-
capacität dei^ Aörper, die Gesetze der Erwärmung^ und Erkal-
tung, das Verbättnifs. zwij^cben Licht und Wärme und die
Theorie über das We^en der letzteren zu untersuchen. Auch
hierbei sind die Resultate der wichtigsten älteren und neue-
ren Untersucliungen mitg^heilt» . und klar zusammengestellt.
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B«ilBga?tii«r Lflitimir cUr Ph>fik. l87
indem der Verl ttets ron der Annahme eines Aetfaer« als Ur«
Sache der gesummten Erscheinungen ausgeht. So sehr Rec,
hierbei dkr Fähigkeiten und Kenntnisse des Yerf. anerkennt,
auch im Allgemeinen seiner Ansicht 9 jedoch unter einigen
Modi ficationen beitritt; so glaubt er ihm doch nicht mifsfäüig
SU ha^ideln, Wjenn er ihn auf einige Ausdfücke aufmerksam
macht, welche einer genaueren Bestimmung *bedürfen| und
hoJflFt auch, dem Sachverständigen durch kurze Andeutung«»!
verständlich sa werden. S. 149 heifst es : ,yindem die Wärme
in Betreff ihrer allgeineinen Wirksamkeit nicht einmal der
Schwere nachsteht, weil sie S0| wie diese, alles durchdringt.«^
Oh die W^rme überhaupt , und so wie auf der £rde, auch
allen entfernten Weltkdrpern eigcfn i^t, kann doch niemand
aus der Erfahrung wissen ; die Schwere aber ist die Wirkung
der allgemeinen Anziehung und wesentlich von der Wärme
▼erschieden. Eine grofse AehpHchkeit zwischen dem Verbal«
ten des Lichtes und der Wärme sind zwar nicht zu verken«
2ien^ allein da das Auffinden der Analogieen den Fortschritten
der Wissenschaft so viel geschadet hat; so wird der besonnene
Forscher stets wohlthun', die Unterschiede hervorzuheben,
S. 167 heifst es aber: ,,die Wärme pflanzt sich mit einer für
ims gar nicht mefsbaren Geschwindigkeit fort, wird so, wie
das JLicht reflectirt, polarisirt und absorbirt.«« Genau ge-
nommen ist dieses nur balbwabr. Gesetzt die (strahlende)
Wärme bewege siph tausendmal langsamer als das Licht; so
würden die bis jetzt angewandten Mittel nicht hinreichen^
eine Geschwindigkeit zu messen, welche tausendmal geringer
wäre y als eine wirklich gemessene. Wünsch meinte seiner
Zeit, die Fortpflanzung des Schalle^ durcli feste Körper sey
unmefsbar ; aber wie denkt man jetzt darüber ? Ferner -wird
zwar die Wärme allerdings reflectirt, polarisirt und absor»
birt; aber auch so wie das Licht? Im gleichen Sinne
(§•'354) <ind Rumford's u. a. Kältestrahlen längstens wi*
derlegt , auch läugnen die Anhänger eines Wärmestoffes kei«
neswegs die Existenz eines Aethers, wohl aber, dafs die
War meerschein ungen aus Vibrationen der Körper, den Schall-
achwingungen ähnlich , erklärt werden könni^ii; Rec. ist sehr
geneigt, ein^n Liebtäther und Wärmeäther 9 beide materiell,
anzunehmen, aber beide. für identisch zu halten (§. 355) wird
er so lange Anstand nehmen ^ als sie sich noch in vielen Stük-
ken verschieden zeigen. Zwischen Aehnlichkeit und
Gleichheit ist überall eine grofse Kli^ft befestigt. , i
Rec; folgte dem scharfsinnigen Vfrf, gern Schritt vor
Schritt; aber die Länge der Anzeige und dringende Geschäfte
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mahnen ihn kurs zu seyii. Zu der Eleetricitätslehre , welche
auf gleiche Weise 9 als die Wärmelehre abgehandelt ist, mö-
gen daher nur folgende Bemerkungen hier rJats finden. 5. 199
i^4rd dem Coulomhschen Gesetze der Abstofsung inl' umge«
kehrten quadratischen 'Verhühnisse des Abstandes der Vorzug
gegeben, allein eine VergleichUng der Simdo'schen Versuche
uiit den* Coulomb 'sehen entscheidet schon zu Gunsten dec
«^>teren , und Rec. nimmt daher keinen anstand | diese Frage
durch d^n eben so geübten , als ^ sorgsam exptsrimentirenden
Veteran der deutschen Pb}^iker, durch May er^ für entschie«-
den anzusehen, wogegen die Analogie anderer ErscheiAun«
gen nicht beweisend ist. S. 242 meint der Verf., das Leuch-
ten der ElectricitSt in Wärme lasse sich mit keiner der be-
stehenden Theorieen vereinigen« Wir wollen hieirüher nur
kurz bemerken, dafs. Biot seine Erklärung des Lichtes aus
dem Drucke gegeä die Atmosjpbäre selbst in seinem Precis zu«
rückgenommen hat. Sieht man übrigens die Electricität |Ür
ein ens itti generis an; so sind im Vacuo,. durch welches sie
strdmt, die Däippfe wohl zu berücksichtigen, deren Einflufs^
vorzüglich aus dem' schönen grünen Lichte in den Davy'schen *
Kdbren hervorgeht^ welches dem beim. Verbrennen des Queck-
silbers ioV Strome d^r Volta'schen Electricit^t erscheinenden
frappant gleicht, und dann ist kein Vacuum leer von Licht«
äther 9 welcher durch die Electriciiät eben so gut leuolitend
gemacht werden kann, als durch andere vielfache Ursachen.
Zu S. 248 wollen wir bemerken f dafs weiches Eisen nur
durch seine Lage und in gewissem Sinne, jedoch als blofser
Letter, auch durch die| Einwirkung eines Magnetes magnetisc^
witdi SQnst aber, wie glas härter Stahl nicht idiomagnetisch
ist. Die wi<^tigstea Sätze über Electromagnetismus un4
Thermomagnetismns hat der Ver£ nicht uiizweckmäfsig als
Verhällnifs zwischen Magnetismus und Electricität den magne-
tischen Erscheinungen angehängt«
Der dritte Theil des ganzen Werkes enthält unserer oben
egebenen Anzeige nach die eingewandte Physik. Mit Recht
eilst es '§. 1. der Einleitung: „Vorzüglich interessant isjt es,
die hereits bewiesenen Gesetze der Sinnenwelt auf diejenige» J
Erscheinungen anzuwenden , Welche im Grofsen auf unsei-ec
Erde , in der Atmosphäre und aufser ihr an den Himmelskör«
pern wahrgpi^ommen werden..«' Billig sallte auch kein Gebil«
deter in diesen , uns stets umgebenden und so nahe ansehen-
den Erscheinungen ein Fremdling jeyn , und dieses wirci auch
dann allgemeiner sti^tt finden, wenn man erst einsehen lernt,
dafs die Natudefare eine eigentliche und, tiefe Wiftsunschait,
I
'Digitized by
Google
nicht aber ein« Sanailalig beliMtigender Experimeote ist« ^I)er
Verf. verspricht von den hierher gehörigen Öegenstftnden nur
die Grundlinien mitsutheilen^ weil in der Astronomie die
Grenzen der £lenientar« Mathematik nicht überschritten wer-
den sollen , in der physischen Geographie und Meteorologie
aber nur dasjenige aufgenommen werden darf^ was nicht auf
gar XU unsichern Hypothesen beruhet f wogegen niemand et-
was einwenden Juinn. Wenn er aber von «ler reinen Natur»
lehre Wachsthum und Gedeihen der Meteorologie erwartet;
ao ist Reo. anderer Meinung, und findet in iieinem Zweige
der Fhysik awar mehr» aber «ugleich weniger sweckmä*
Xsige Beobacbtungeriy als gerade in diesem , und ver*
spricht sich daher blos von künftigen genaueren und besseren
Beobachtungen weitere wünschenswert he Aufklärung.
Die im Vortrage dieser GegenstSnde befolgte Ordnung
ist die neuerdings ziemlich allgemein aus dem natürlichen Zu*
sammenhange der Sachen abgeleitete» und daneb«^n lafst sich
nicht verkennen, dals der Verf. überall bewandert ist» und
sich die Fertigkeit au eigen gemacht hat» das Wissenswür«
digste her vors uheben, und «wischen dem Zuviel und dem, Zu:
w^enig ein richtiges Mittel zu halten« Eine Tabelle über dia
Höben der Berge und wichtigsten Oerter der Erde ist vollstSn*
diger» als was Rec. bisher hierüber kennt; in wie weit aber
die Angaben zuverlässig sind» ist nicht leicht zu bestimmen»
weil man nur selten die Mittel hat» dieses zu prüfen. Sonst
^^üfste Rec. , bei aller Aufmerksamkeit, womit er auch diesen
Tbeil gelesen hat » kaum etwas weder g^gen die Sachen noch
g¥gen die Darstellungsart zu erinnern. Ein eigener Verstofs
findet sich S. 50, wo der Unkundige nicht wissen wird» ob
yso5 oder i/304 die Abplattung $eyn soll » auch ist die aus La
Caille's Messung gefolgerte Ungleichheit der beiden ErdhSlf«*
ten wohl eigentlich erst durch die neuesten Beobachtungen
F r e 7 c i n e t*s widerlegt. Cook*s Autorität , ^afs es am Süd-
pole kein Land mehr giebt» S. 80 ist jetzt wohl eben so we-
nig vollgültig» als die Vermuthung^ dals es um den Nordpal
überBl hinaus noch eins geben soll, indem gegen erstere
die Auffindung von Inseln in 62^ 30' S* B. durch Smith»
und gegen letztere die Wahrheit streitet» dafs da^ Eis auch
im freien Meere gebildet wird* Nach S^13S soll Europa kein
Hochland haben; allein Ritter» welcher billig S. 105 hätte
angeführt werden soUei:, nennt Spanien nicht mit Uni-echt
ein solches » obgleich die absolute Höhe nicht sehr bedeutend
ist; die Alpen bestehen aus zapkigen Hochgebirgen. Dafs
ma^ die Tiefe des Meeres vermittelst des Bathometers wirklich
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190 Hilafehka Lel^rbnöh der l^hyiik.
imevse, Ist wobi lucht gegrürtdet, wWl es noch kein sicheres
Instrument dieser Art giebt. Bei einer so wichtigen Sache^
als die Blitzableiter sind ^ wäre es gut gewesen , auf v. Y e»
lin*s kurze ysaber gehaltreiche Abhandjung: üeber die Blitz-
ableiter auS^Messingdrathstrickeil u. s. w; ate Aufl. M^inchea
t 1824.. Rücksicht zu nehmen I wonach der Verf. seine Angabea
künftig, ge^^ifs berichtigen wird; Üeber den Ursprung der
Meteorsteine aus der Atmosphäre will Rec« sich in keinen
•Streit einlassen. Wenn aber der Verf. als gewandter Geome-
ter einmal berechnen will, wie viele Millioneii Cabikmeilen
Xiufti(die>groise Feitiheit metallischer Da riipfe nicht gerechnet)
iu jenen Höhen zur Bildung eines einzigeri Meteorsteines von
der gröffseren Art vereinigt werden müfsten; so v^ird ,ibai
doch die Hypothese wohl etwas kühn erscheinen, noch kühner
aber die Voraussetzung einer allnfähligen Bildung.
Rec; verlüfst ungern dieses gehaltreiche Werk, um über
Nro. II, noch einiges zu sagen. Mit diesem erging es Rec*
ganz eigen. Zixfäiilg las er hämjich zuerst dien Anfang des
2ten Theiles, fand deifselben so auffallend bekannt, dafs er
anfangs dadurch betroffen würde, bei näherer Untersuchung
aber entdeckte, dafs viele FeHodefs Wörtlich aus seinen^ eige«
nen Compehdio entlehnt sind; Der Anfang desf ersten Theiles
stimmte hiermit genau liber^iu^ und er war im Begriff, sein
Urtheil dahin auszusprechen, es sey dieses Werk eine gut
lind mit vieler Sachkenntnifs verfafste erweiterte Bearbeitung
dieses absichtlich so eng zusammengedrängten Grundrisses«
Diese Ansicht wurde noch^ auffallend begründet durch die Ent-
deckung, dais p. 12 der Druckfehler: Nicölaus de Casa statt
de Cusa (der bekannte Cusan'us) unverbessert gelassen- ist, wo-
gegen der Verf. jp. 39 mehr im Geiste des^ Purismus in d^
Sprache (dessen sich Rec. künftig mehr zu befleifsigen schon
langst dert Vorsatz gefafst hat) statt Reaction, Widerstand
setzt , p. 40 aber beide Ausdrücke gebraucht hat. Bei ge-
nauerer Untersuchung fand Rec. jedoch, dafs diese Ansicht
unstatthaft ist, indöm der Verf. der fortgeTienden wörtlichea
'Aufnahme so viel-er Perioden aus den genanfnteir Anfangsgrund'
den ungeachtet, doch so vieles andere zugesetzt und wegge-
lassen, übei^haupt aber das Ganze so mit einander verbunden
^at, dafs es sich fragt, ob ein dritter, /mit der benutzten
Quelle minder Vertraiiter, alle oder die meisten wörtlich ent-
lehnten Sätze aufzufinde;i im Stande wäre, oder auch hur
eine solche Benutzung durch Ungleichheit des Stieles auffallend
flinde« Nebenher ist auch nicht abzuleugnen, dafs es durch
Weglassung mancher specfeller^ in den' Anfangsgründen auf-
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Hakifihka Lehrbnoli deit j^hyiik« |9l
f genommen er Untersuchungen , insbesondere aber ^et absieht«
ich reichen Literatur, desgleichen .^reh Nachtragung des
neuesten Entdeckungen zugleich bei einer mehr als doppelten
Bogenzahl leicht möglich war, ausführlicher und vollständiger
im Einzelnen, zu seyn^ und überhaupt zweifelt Kec« keines«
Wegs f dafs dieses Werk Nutzen stiften wird , und insbeson«
de^e zum Nachlesen mit gutem Gewissen empfohlen werden
kann , weiiigstei^s sind uns mit Ausnahme einiger unangeneh-
mer Druckfehler keine eigentliche Unrichtigkeiten aufgefallen«
Beiläufig wollen wir indefs eine Stelle erwähnen, weiche unir
richtig zu nennen Kec aus begreiflichen Gründen ^ich nicht
für berufen hält, indefs wäre bei einer to wichtigen Behaup-
tung wünschenswerth gewesen ^ die Quelle anzugebeh, und
wir wollen daher aus dem ganzen ersten Theile nur diese
Stelle näher erörtern. Es heifst nämlich p. 2dl , wo vom Wi«
derstande der Luft die Hede ist: ,,Nach Hutton's Versu«
chen mit abgeschossenen Bleikugeln von beinahe 2 Zoll Durch*
messer ist der Widerstand, d^n sie von der Luft leideq^ schon
bei 300 engl. F. Geschwindigkeit der 0,24» hei 1200 F. der
2,1; und bei 1500 F. Geschwindigkeit der 2i/9 Potenz der
Geschwindigkeit proportional.** So anmafsend es seyn würde,
zu versichern^ dieses sey nicht von Hutton behauptet;
so mufs Rec, doch gestehen , dafs »hm diese Angabe des Verf.
aufgefallen ist, und er nicht rathen kann, sie als von einem
iii diesen Stücken so classischen Schriftsteller entlehnt auf die
Autorität des Verf. vor der Hand nachzuschreiben. Rec. hat
nainlich den Band Tracts in 4to und die drei Bände Tracts in
ovo, desgleichen di€t hierher gehörigen Artikel in dem Course
und dem Dictionary nebst den Abhandlungen in den Phil.
Transattions, also alles ^ was ihm von Hut ton hierüber be-
kannt ist, aufmerksam, gelesen , und hiebt blos eine Behaup.
tung dieser Art nicht gefunden, sondern nahe das Gegen«
theil. Es heifst namentlich hierüber im Dictionary Th. 2.
S. 317 2 ,,&y tvhich it appears , that the resistance lo the same hody
is, in these slow motions (3 — 20 F' in V)^ a$ ^Äe 2,04 pOwfir of
thevelocity^ or nearly äs the Square of it. Dasjenige, was bei
der Angabe des Verf. zum Grunde zu liegen scheint, findet
sich ebendaselbst S. 2l8, wo von den Versuchen mit Kugeln
von 1,963 «ngl- Z.. Durchmesser die Rede ist; allein diese
waren eiserne, wie aus der angezogenen Stelle in den Tracts
zu ersehen ist, und nicht von Blei. Dann heifst es aber:
Front, the last column it appears thaty near <he heginning ^ or in slow
motions , -the resistances are nearly ^s the square of the oeheities ; hat
that, th9 ratio gradually i^creaseSi with some small lariatioas^ til at
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192 HiliieUa telttbudi der Pli7»llr> "' \ r
thä pelodtx of iSOO or iGW fiei h l0eom)Bi at ihß 2'ifo püW0r of
the vslodty luttirly^ wMch it Us highkst aseent; and öfter that'it
grädually decreases ügahtj as fhs pelockj gobt higher, Dafs H tit-
ton £ür die pr actische Anwendung auf GeschQtzkugeln den
Widerstand für die Geschwindigkeit m: v durch die Formel
mv^ -f- nr «m bequemsten auszudrücken sucht, wobei aber,
scheinbar auffallend , n negativ ist, will Kec« hier nur beiläu-
fig erwähnen, da es diejenigen ^ welche sich hierfür interes^
airen, ausführlicher in dem bald erscheinenden neuen. Wörter«
buche für die Physik unter dem Artikel: Ballistik finden kön-^
nen. Das ÜL^^^^l^"^^ verschwindet, wenn man berücksich-
tigt, dafs hiernach der Goefficient m so vie) grdfser genommen
, werden kann^ um bei kleinen Geschwindigkeiten (nur etwa *
200 F. in 1") durch die Grdfse n v verhältnifsniMfsig mehr""
SU verlieren, als bei gröfseren;
Im zweiten Theile ist im Anfismge deir chemische Theil
etwas'ausführlich, übrigens recht gut abgehandelt, doch hätt^
das Wqdämium billig nicht als euifaches Metall aufgenommen
werden sollen. Bei der Wärmelenre werden gleichniDs einige
Gegenstände mit gröfserer Ausführlichkeit abgehandelt ^ z.B.
über die £Ia8t1cität und Dichtigkeit der Dämpfe nach Mayer.
. Ueberhaupt befolgt der Verf. in diesem Abschnitte mehr einen
ihm eigenthümlichen^lan 9 entscheidet S. 87 nicht bestimmt
ober, das Wesen der Wärme, scheint aber am geneigtesten zu
seyn, denjenigen beizutreten, welche sie fdr eine an der Ma-
terie schon haftende Dehnkraft ^ folglich ihrem Ursprünge
nach mit dem Liebte für identisch, aber in ihrem Zustatide
von "dem Lichte für wesentlich verschieden ansehen. Dann
dürfte man aber, wie gleich darauf geschieht, nicht Sagen^
die Wärme würde durch Bindung ihrer Dehnkraft beraubt^
weil dieses 8on«t heiisen würd^, die Dehnkraft würde ihrer
Dehnkraft beraubt ^ wonach also ein eigener Wärmestoff anzu-
nehm^ wäre« Ob dieser aber, nacu bewiesener Unwäg-
barkeit, aus der Reihe jder sensiblen Stoffe ohne Wei»
teres gestrichen werden müfste, ist doch fraglich, da man
die Wärme nach ihren Wirkungen auf allen Fall für sensibel
-baltrn muA«
iBeschluJt folgt.}
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N. la 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur
Halaschka Lehrbuch der Physik.
In dem Abschnitte tlber da» Vcrhältnifs «wischen Licht
und Wärme tritt der Verfc indefs ganz der Meinung bei, wo-
nach beide zw.ar ähnliche, zugleich aber in wesentlichen 'Ei-
genschaften verschiedene, einander wechselseitig hervorru-
fende und bedingende Potenzen sind. Die Optik ist ausfuhr-
lieh, bis auf die neueste Theorie der Interferenzen nach, vor-
getragen. Aufgefallen sind uns die genauen Angaben der
* Gröfse der einzelnen Theile des Auges, und der Construction,
wie hiernach mit Rücksicht auf das ßrecbungsvermögen durch
parallele Strahlen ein Bild auf der Netzhaut ei/tsteht. Die
<^uelle, woraus dieses genommen ist, wird nicht angegeben,
auch nicht das gebrauchte Maafs, und Rec. hat nicht Zeit ge-
nug nachzusehen , in wie weit die Angaben mit and^^m über-
einstimmen. Pie Entstehung des Bildes auf der Netzhaut
folgt freilich aus den gegebenen Dimensionen iind Brechungs«
Verhältnissen für parallele Strahlen, ajlein sie 'müfste auch tür
solche nachgewiesen werden, welche aus einer Entfernung
von 10 Z. kommen, wobei sich einige Schwierigkeiten zeigen»
Dals die Einrichtung des Auges für das S^hen aus ungleichen
Entfernungen durch die vier geraden Muskeln geschehe, hat zu-
erst Ol b er s zu beweisen gesucht; ob aber diese Meinung durch
Kamsden und Home fest begründet sey, wie der Verl;
S. 265 behauptet, bleibt noch immer bedeutenden Zweifeln
unterworfen. Hinsichtlich der electrischen Phänomene, wel-
che mit hinlänglicher Vollständigkeit und der erforderlichen
Benutzung des Calctils für manche Gesetze klar vorgetragen
sind, folgt der Verf. in der Bestimmung des VVesens dieser
Potenz hauijcsächlich den Ansichten des H, P, Schmid t^ünd
des Rec,, ohrie, wie es dem besonnenen ForscUer ziemt, fftr.
tfiiie der verschiedenen Hypothesen mit al)soluter Bestimmt«
' 'beit zu entscheiden. Die Erscheinungen der magnetischen
XVni. Jahrg. 2. HeTt. l3
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j9.4> CorneUi Sepolb Opjera, «d. Bardili* ^
'. ' . - ■ ' • ■ ' * \ ' '' '■
IncUnation und DecUtiation sind nach dem Vferf. aus der Hypa-
these eines dder mehrerer -^m der Er4e-bpfindljchen natürlichen
Magnete leicht und genügend erklärbar. R^c^ war bisher
gleichfalls dieser Meinung; allein seitdem er -die mit dem
Stande der iSönne über Afim J^orizonte cdrrespöndirenden tag-,
liehen und die jährlichen^ Variationen der Declinationsnadel
anhaltend hepbacbtet hat, ist er von derselben zurückgekom-
men, und freuet sieb sehr, bie"n mit einem genauen Kenner
dreses speci eilen ZWeiges der Naturlehre (s. Horrier im Art.
magnet. Abweichung im isten^d. d^z neuen physic. Wörter-
buches) übereinzustimmen. Auch über den Electromagnetis*
mus und Thermomagnetismus ist das Wissenswitrdigste auf*
genommen, so dafs also aas Werk den gegenwärtigen Zustand
der Naturlehre recht gut und in tiarer üebersicht darstellt.
Cornelli Ntpotif quae extanf, cum selectU superiorum interpre^
tum suisque animßäpersionihus edidit Augustinus oan «9£a-
per«».. Edkio nova auctior eurante Guilielmo Henrico.
' Bardiliy AA^ LL. ,M^ Ecclesiae üräcensis Diacono* Aece-^
dunt Com» Nep, Fragmenta Guelpherhytartu cum Jac» Frid,
Häusinge.ri defensionihus omni^mque voeahulorum ac rerum
index Bosianns multö quam ifntea pleniov et emendatior^
/ Stuttgardiae e» tjpographia soqiet, Wuertcm^rg, MDCCCXX*,
Lipsiae in commissis apud C* A, F» Uartfdonnmn, .-
■ 4 Rthlr. 12 ggr.
So wenig die auf niis gekommene Schrift Aei Co r m N ej.
pos auf den Kang tsixtaV classischen Hauptwerkes Anspruch
ttiachen kann, so se^hr verdiente sie, von diesem. Gelehrten
bearbeitet i an der Spitze jener vorzüglichen Holland iscberi
Ausgaben alter Classiker zu stehen, welche heut zu Tag theil»
vei-geblich gesucht werden, theils ,nur mit bedeutendem Auf-
wand 'erkauft werden kd^nnen, nun aber dpi'^h einen Verein
wirtembergischer Gelehrter gleichsam aufs neue in- das Lebvn
treten. Denn überall verrätb B. nicht nur die genaueste Be-
kanntschaft mit dem Schriftsteller selbst — f dessen Geist; und
' Sprache -^ und der Literatur desselben , (was nur das Resul-
tat einer vieijührigen gründlichen Beschäftigimg daniit seyri
konnj:e) sondern auch überhaupt vielseitige Kenntnifs der
römischen Sprache; so dafs eine ' solchis Bearbeitung der
^hii^t jenem rühii^lichen ^Unterne^en des wirtembergi sehen
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• Coraell! Nepotb Op«i ei. BarcüH. 195
Vercfins keine geringe Empfehlung geben mochte ; und gewife
in jedem Freunde der dassischen Literatur den Wunsch rege
gemacht hat^ dafs die folgenden holländischen Ausgaben an-
derer Auetoren nach demselben Flane bearbeitet
inrerden, und jede lauf gleiche Weise ihren Manit
finden m'öchte. Leider aber ist nun diese Ho£Fnutfg gar
^^eitaussehend geworden , da nach dem abgeänderten Plane
jener Gesellscbatt die t^brigen holländischen Ausgßben unver«
ändert wieder im Druck erscheinen , und das Neuere und
Beseere in spätere Bearbeitungen , so wie die eigenen ^uga«
ben der gelehrten Herrn Herausgeber abgesondert, — wer
^»reifs, wann? — nachgetragen werden sollen. Ohne Ewei«
fei tbeilen viele Freunde der classischen Literatur die Ansicht
des Rec. 9 dafs nicht der ganze Notenquark in jenen holländi-
schen Ausgaben wörtlich hätte wiedergegeben ^ sondern, iil
sofern wir ho£Fent]ich zum Bessern fortschreiten , Alles nicht
«ur Sache gehörige und entbehrliche — und wie viel ist des-
sen! — abgeschnitten, und die breite Notensprache mit einer
bündigeren und einfacheren , dem richtigeren Geschmack un-
serer Zeit mehr zusagenden vertauscht werden sollet! , welche
die Quintessenz jenes gelehrten Schwalls und zugleich die
Resultate der neuern Forschungen mittbeilen würde. Auf
diese Weise wurde man auch »u diesen gelehrten Schätzen
vrohlfeileren Kaufes gelangen können ^ was für die Verbrei-
tung derselben unter die Freunde der classischen Literatur^
bei denen pecuniäre Rücksichten leider so häuiis Hauptrück-
sichten seyn müssen , und für den Vortheil der/ U. Unterneh«
mer von Überwiegender Wichtigkeit gevtresert/ wäre. Eiil
Theil dieses Vorwurfs triflFt auch die vorliegende Ausgäbe
des GorneliuÄ Nepoi. Wäre z. B. iii der<selben — und das
hätte der Sache unbeschadet wohl geschehen kärlneii — * von
den Noten und andern; Anhängseln^ welche keinen reelleit
Gewinn darbieten, etwa ein EXrittheil Weggefallen ^ statt dafs
hloi die groben und anstöfsigert Ausfalle Staveren's auf
Heiising er ausgemerzt würden, so Würde dieser uhbedeu-
tende Scbriftstellör nicht auf 4, Rtblr, 1^ gcr. zu stehen kouiw
rtien, und die$e Ausgabe desselben dehnöch die vollständigst<f
und Vorzüglichste seyn*
Doch gepug hievort. Wir geheri auf die Schrift selbst
über> geben im Allgeirieiftei? an ^ Was B. für dieselbe gethan^
und unterAVetferi seine eigene Textestecensipn-ari einigen vt^ich^
tigereii Stelleil einet bfesondetfeti trüfung.
Die Ausgabe, in weichet* hier Nepds erscheint^ ist die?
Vollständige ^tav^f ea-sche iiach der zweiten verbesserten
• . . ■ "* ■
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196- ' CdtöeKi -Kepotls Öpeni eäfi BärÄili*
Ausgaböj, welche B. nicht sclavisct wiedergab, sondern aufs*
genaueste r^vidirt, durch eigene Verglekhuugen.mit dert Ori-
ginalausgaben «ines Limbin, Gebhard, Böcler^ Bo-
tfiiis u. a. "tinzähligenral ergänzt und berichtigt, durch diö
von Staveren weggelassenefi testimbnia DD. VV.> die frag-
nienta Ouelpherbytana cttm J. F, Heusingeri defeilsionibiiSj
UT^tl arfd^re Zugaben von Job» M. He usinger, Andreas'
"Schott u, 5. #.y endlich durch den schon.von Heusin^
ger verbesserten, voriB. aber sehr vervollständigten Bosi-
sehen In des^ bereichert, Fernel" hat B. nicht nur alle späte*
ren Ausgaben, alles f was für diesen Schriftsteller im Ganzen
oder im JE^inzelnen Seither geleistet worden, sogar Bemerkun-
gen über einzelne Stellen, die sich in verschiedenen aiidern
philologischen Schriftien zerstreut finden , benutzt; (in dieset
Hinsicht entging ihm nicht leicht etwas von Wichtigkeit?
imd wir bewundern seine literarischen Kenntnis'se sowohl^
als seinen genauen Fleifs im Forschen und Sammeln nicht
weriig), sondern auch ungenau verglichene alte Ausgaben und
Handschriften noch einmal verglichen, da^s yv^eg gelassene er*
^Hnzt, das unrichtige aufs züverlä^fsigste berichtigt. Beson-^
.c^^'is viel'Gewinn gab ihm eine genaue Vergleichüng der vor4
zöglichei? Wolfenbüttler Handschrift, die er der Gefäl*
Jigkeit des Hi Sdebode verdankte , , und det vortrefflichen
Utrechter Ausgabe von 1542. Auch wai^en für seinen
Zweck' die Lesarten der Handschrift des Petet Axfen/j wel*
che Mose hc' in drei Programmen sorgfältig initgetheilt bat^
. die wiederholt von ihm selbst verglichene TPariser Ausgabe
von iSi4 «• a. von Wiöhtigkeit. Uebrigens* ist hierbei zu
bemerken , dafs B. in der Angäbe der Varianten zu weit ging,
und sich ins kleinliche verlor, wenn er sich nach der neueren^
Mod? überall bemühte, auch nichts besagende Verschieden-
heiten (z. B. p» 4 ^. 5 hü St. hi u. dgl.) anzuführeni
Im Besitze solcher und vieler aiidern äufs er n^Hülfs mitte),
w^elche B, in der wieder abgedruckten, die. Literatur de»
Com. Nepös enthaltenden, von ihni aber ^^n rein lateini-
scher Sprache noch weit^mehr, als von Harles geschehen
war, ergänzten und berichtigten Fi seh ersehen Vorrede ge-^
nau aufzählt, und aufs innigste vertraut mit dem Schriftsteller
selbst konnte er es wohl wagen, als Gegner des LamJ)in
wnd seiner Anhänger aufzutreten; und den Text, dem Lam-
fcin durch willküurliche, oft sehr verwegene und durch alle
spätem Ausgaben vei-breitete Aenderarigen die Eleganz und .
llfinheit der goldenen Zeit zu geben versuchte, theiis durch
Untersuchung (;|er Q^uellen und Auctoritäten desselben, theiis
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durcb den mit Hülfe der Parallelen auftgemiuelten Spracbge-
brauch des Faeudpnepos auf die ursprönglicbe Aechtbeit
der alten Handschriften und Ausgaben zurückzuführen. Wäh-
rend nSmlich Lambin und La mbinianer in diesen viti&
die reine Sprache des Com. Nepos suchten, fand B. an
vielen Stellen derselben die Sprache des A em i1 i u s P r o b u s^
."Welcher anter Kaiser Theodosius die vitas exce^entiuni (nach
der Urschrift des Nepos selbst wahrscheinlich externoruqi)
Imperator um als einen Theil des gröiseren Werkes des Com»
^epos de viris illustribus nach seiner Weise , mit eigenen
£i[ischa1tungen und Verfälschungen, und. liach einer andern
Anordnung bearbeitet , dem Theodosius in schlechten Disti*
eben dedidrt, und ^omit eine Schrift des Nepos wie/fer ans
Licht gezogen habe. Dieser im Allgemeinen schon von G. J.
' Vossius aufgestellten und von Mos che verthejidigten Be*
bauptung 9 welche einzig und aUein allf| die inner» und än^t*
Sern Schwierigkeiten und Widersprüche hebt, in wefche die
Annahme sich verwickelt, dafs Nepos diese vitas,. so wie
sie auf uns gekommen , verfafst habe, hat B. durch äufsere,
und innere Gründe und nähere Bestimmungen die. höchste
Wahrscheinlichkeit gegeben., so dafs jeder unbefangene ihr
beipflichten mu£s; so wie auch den triftigen Gründen, wo«
jnit B, pw CIV s<j. die Rink*sche Ansicht kurz widerlegt hat,'
dafs A^niiHus Probus die vitas excellentium imperatoru in.
verfafst und unter dem Namen des Cornelius Nepos her.
ausgegeben habe.
Doch der uns gestattete Raum gebietet, hier abaubre»
eben, 80 viel wir auch noch von den reichlichen gelebrren
Ausstattungen ,. die in der genannten Hinsicht dßtn Nepos
du|:ch B. zu Theil wurden, zu rechnen hätten, und auf die
, vitas selbst überzugehen»
Wie schon bemerkt, ging das | vorzüglichste Bestrehen.
. B, dahin, dem so häufig verfälschten Text seine ursprüngli-
che Reinheit so zu sageil urkundlich wieder zu geben. Ui?A
di^s ist ihm gejyif» wenigstens- in de» meisten Stellen der Aet
: gelungen. Wir begnügen uns, nur einige derselben auszu-
heben. , . , '
' Milt. 3, 4., i«t id et facile effici posse nait Recht aus Hand-
schriften und alren Ausgaben au^enammenji und unter Beru-
fung auch Wolf und Matthiae in den liteiar Ischen Ana*
lecten bemerkt worden, dals die Verwerflichkeit des et statt
cjtiam,, als dem TuHianischen Zeitalter fcemdv> noch'nicbt er*
■fiesen sey. Nur wäre zu wünschen, dafs B. .erstens den?
logischen Grund für diePartikel aucb an dieser Stelle, sodann
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lf§ qomelii Nepodi Opera ed, Bardili,
\' ■ ■ , ■ ' .'-■'--'';- . . '
gegen Heu sing er «nd.anJerePJ^iJologen einige Stelleil au*
Cicero unä, s^ndej^n SclMrift^tellerii dieaea Zeitalter«, beson-
ders äbef auch Jiüs spätem fedocb der goldenen ^eit nahen,
a.l B. aü» Lfiv^us für diesen Gebrauch 4e5 et f^ngeführt, end-
lich bemerkt hätte, d?ifs jene Behauptung, w?re sie auch ge-
grür^det, t'ür die Sprache in dieser Scorift nichts bervv^eisje.
The|t|. 8 , 3. ist die , gewQhnlicljö Stellung der Worte :
<jLium ejus principe^ civitatis unimadvertisaiet tiipere, <woran
/ sich Mo sehe Stiels ^ un4 WQ «Jan wegen der Verschiedeu-
Jieit dpr I^esärten bald ejus, bald ejus civitatis ausstofsen^
wollte, dctrch filqf ähnliche iltelJen aus JNepos *als diesem
gelÜMÜg erwie^ien, ,und weil sie (^rcb auch in der Ult, JEdit,
findet, liiit llecht beibehalten worden? wiewohl von je:i<?n
^araltelsteUen genau genomn^ea mir die erste beweisend ist,
4a in den'übrlgen ejus uhd b"i^^ suhstai\tiviAcb ^tejxem^ wa* ,
^ auch auf die Stellung ders^lbem JF.influTs he^f.
' ' l'au^. 5, 5. ist mit yollJ^omn^enein Recht procül ab eo loco,
)|UQ frrat mortuus, st. nön procul beibehalten, und gezeigt
word^Jn* daf«^ Nepos hier nicht dem Thucydides gefolgt^
welcher n^Xfjnoy im — r d. b. nach dem Vorhergehenden prope
, Ceadam. --t den P^uaania^ begrabeii werden läfst. Rec. ver-
mifst hiep übrigens gegen die Yertheldiger des non oder baud
procul (Bqs^us, Bremi u. a«) eine Bemerkung über das
•procul ah eo loco^ welches hier in einiger Entfernung
l>edeutet; sd wie darüber, dafs, non procul 'den Gegensatss^
von eodem Iqco weniger, spfaarjf mache ^ (cf. Seebode Mise.
Grit, I.Heft). Vor cjua ist die von Lacjib^n herrührende
fräpösitiön in i^it Re^jht weggelassen worden,
Ages. 8> 6. hat B. vrie ^uch Cim. 3, 4, die Form implici-
tus (in mprbum) gegen^Lambin, der ^»llein iÄiplicatus liest,
aus den besten Efandschriften und ^^Iten Ausgaben \7ieder auf-
. genoRimen, dagegen von denselben Autoritäten geleitet au
^ ^i^dern Stelle^ die Form impjicätu^ unge2^nd$rt gelassen (z. B.
10, U X' 4j 4> 6. taintis^e implicatum, rebusj^ iind darauf ei-
nen Sprachgebrauch des S<:hriftstellers gegründet^ dafs er näm-
lich implicitus voö einer Krankheit sjge-, und implicatus von;*
jeder andern Sache, in die man vervvickeh wird, Eine ge-
wagte Behauptung , da lediglich kein Grund zu dieser rein
formellen Unterscheidung abzusehen ist, und siph il^ Corne*
liut selbst nur zweiStelleri der erstem Art finden.,\in welchen
die, wenigstens der guten Prosa ungeläufige Form implicitus,
Vfenn sie kritisch die unbestrittene ist, ganz zufälligerjßveise
^em späteren Herausgeber entschlüpfest, der sonst den clas^i«
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Cov&dü Nfpotis Opera e?. Btrdili. 199
■*
scben Gebrauch. der Formen ui und atum (bei dep Verbis von
plico) unverändert selaisen bat. ; ,
Eum. 1, 5. iit die gewöhnltcbe Leseart Contrario als dem
aus andern Stellen erwiesenen Spracbgebrauch des Cornelius
nicht angemessen verworfen, und auf die Auctorität des vor*
zfiglichen Cod. Leid, und die gegründete Behauptung des Gö-
ren« ku Cic. Fin. 5, 12 % 36. bin, dafs Cic, nur e (häufiger ex)
c:^nträrip geschrieben habe, ohne weiteres e contrario ersti-
tairt worden. Rec. findet dies keck, da keiner der angeführ-
ten GrQnde Stich hält. *£in einziger Codex kann an sich nicht
^egeii alle fibrigen entscheiden. Die Sprache Ciceros beweist
i'ür die Aechtheit des e contrario in den übrigen Stellen , ,wo
die teine Sprache de^ Nepos nicht entst«lh wurde: aber we-
der die übrigen Stellen im Nejpos, noch die Sprache CiceroS
lieweisen gegen die herrschende Lesart einer einseinen Stelle,
Vielehe ebendeswegen, weil sie im Wid.orspr uch mit
den übrigen Stellen die constante ist, — ganz der.son-
stigen Ansicht B. gemäfs' — - auf den spätem Herausgeber als
ihren Urheber hindeutet, aas dessen Feder sie unwillkahrUch
geflossen seyn mag.
Eum. 7 , 2. ist die Lesart quod tt fecit gegen Heusin-
g^r, der sich an fecit st. effecif, und an et st« etiam stiefs,
und gegen alle Auctorität der Codd. efiFecit aufnahm, mit Glück
in Schutz genommen worden. Wie wenig sich der Einwurf,
' dafs et St. etiam unclassisch sey behaupten könne, is( schon
zu Milt. 1, 3, 4- erwiesen worden; ferner wurde mit Scharf-
sinn und Gründlichkeit die Vorliebe des Nepos fOr jA>etiscbe
Phrasen und Wortbedeutungen , besotiders für die seines
Freundes Catull durch viele Parallelen nachgewiesen. Nur das
einzige tadelt Rec. , dafs B, die von Staveren für den ge*
nanntenGebrauch des facere st« efficere angeführte Stelle (Alcil'«
4f 2. itaque fecerunt) durch* sein Stillschweigen gelten zu las-
sen scheint y da doch hier nach einer gesunden Interpretation
itaqpie fecerunt so viel ist als et ita fecerunt.
Tiai.-l, 1, 6- ist die Stellung quibus rebus iideo ille fst
commotus gegen Boecl. Bos. nebst ax. und gu. durch mehi^ re
Parallelen als Nepotisch dargestellt worden. Uebrigens ist
gerade die ausgehobene Stelle'Hamilc. 2,^ 3. quibus maiis adeo
sunt Poeni* perterriti eigentlich ohne Bedeutung ftlr das, was
sie beweisen soll, da hier das Adverb, beim verbum steht;
so wie auch Euni* 12, !•
H^nnib. 3, 2. hat B. der auffallenden Stelle, vroran sich
schon viele Interpreten die Köpfe zerbrochen haben: Hanui-
bal minor quinque et vigintl anni«^ natus. (Lambin uatu)
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2QP Cornelil Sepoti^s „Opera ^,- BaTdiH;:
Imperator factus^ hach der yor^ttglicben Ult; Ed., upd dem
schon von Puteaiius genAdhten Vorschlag aufolge, durch Weg-
lassvmg des natus jgeholferf, welches auqh wegen d^s folgen-
den f actus widerlich klingt, und von den .Abschreibein aus
2I9 1) 3. majorque annos Sifxaginta/natus' decessit^ hier wohl
eigenmächtig beigesetzt vi^orden seyn konnte. Es ist dies
zwar gewagt, weil alle übrigen alten Ausgaben und alle Hand*
^ scbriiten natus haben: allein natus mit dem Ablativ der Jahre
ist einmal unlateiniiicb , und es bleibt nichts übrig ^ als ent.
w'eder mit Bosius, Hedsinger u. a. annos — ^ mit ausgelassen
nem quam — zu lesen, oder nach.Lambin natu, oder natus
zu streichen, welches hllerdings als Glosse (vielleicht vollstän-
dig annos natus aus 21)' 2) 3._} sich in den Text einges.chlichea
haben mag. , . . ^
Attic. 20, 4. Neque yero ab M. Antonio minus absens
literiS colebatur, adeo, ut accurate ilie ex ultim.is terris, quid '
ageret, quid curae sihi haberetj ceftiorem /aoeret Atbicum* Diese
lect. vulg, , welche sich auf Codd. und alte Edit. gründet, und
allen Ansprüchen rücksichtlich des Sinnes und der Sprache
Genüge leistet,. Xlieb mit' Recht im Texte stehen, ungeachtet
, Heusinger^ welchem mehrere neuere Herausgeber folgten^
dieselbe unbedingt verworfen, und die ebenfalls auf gute
Aüctoritäten gestützte Lesart; quid ageret, curae sibi haberet
cerViorem facere Atticüm,^ aufgenommen hat. Nur hätte B.
aufser dem wenig entscheidenden Grunde: quia Studium et
cura vocabulo accurate decläraturi ämicitia et conjunctio ex
ar&umentis epistolarum apparet^ sich darauf berufen sollen^
dai's nach der Heu singe r*schen Lesart accurate, Reiches
nothwendig zu certiorem faceret gehört, nach einer richtigea .
Construction auf curae sibi halberer bezogen werden müfste,
was der Latinität zuwider ist; und dafs der Einwurf Heu-
sihgers: scribimus, quae agamus, non quae nobis qurs^e
habeamus, ziemlich schal, ja kaum zu verstehen sey.
Tbem, 7, !♦ ist die von Scheffer (epist. 7. ad N. Heins.)
vorgeschlagene und von Heinsius gut gebeifsene Interpuqction'
aufgenommen: Theniistocles— -— --. dedit operam , ut quam
longissime tempus duceret, causam interponens, &e collegas
exspectare^ quum Lacedaemonii quererentur, opus nihilo-
minus fieri ^ eumque in ea re conari fallere. Interim reliqui
legati sunt consecuti. Es ist wahr, dafs diese Interpunction
•»entscbiedeii mehr für sich hat, als die gewöhnliche^ welche
nach exspectare ern Funct setzt, und deh.^uum-Satz mit dem
i/x/erim-Satz in eine ungeschickte Verbindung bringt.
Tbras. 1, 4. Sed illa tarnen omnia comniunia imperatorii-
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Cornclu Ntpotli Op«'*^ ^* Bardlll« ^01
Bus cum mUitibus et fortuna'^ quod in proelii concursu ahijt
res a consilio ad vires vimque pugnaiftkiin. . Itaque jure au o
xioutiulla ab imperatore niiles^ plurioia vero Fortuna vindicat.
Mit Recbt waren die Worte vires vimqiie vielen Interpreten
ein Stein des Anstolses? Andere, z. B. Wenck, suchte^ sie
durcb spitzfindige I aber cänzlicb ungegründete Unterscbeji-
dung 2u vertheidigen. B. fügt den von Staveren ange- :
f'Übrten Ansiebten früherer Interpreten die einiger neuem,
"Wen'ck, Heusinger, Moscbe, bei, unter andern d\e .
des letztern, dafs man in dem Satz cpiod in — — pngnan»
tium ohne Noth ein dem fortuna entsprecbejides Gegenglied
vermisse, da das folgende dasselbe enthalte. Hier Latte B.,
statt von bessern Handschriften Auskunft zu erwarten, be-
merken Sollen, dafs — wenigstens einstweilen — dadurch
feholfeii Werden könne, dafs st. vimque, welches schlechter-
ings so unpassend ist, als vices (st* vires) allein unlateiniscb,
xiaCD Heuainger utrimque gelesen, und nach pugnantium
ein Comma gesetzt werde ,' so dafs itaque . — und so zu
nehmen sey. Alsdann haben wir das passende Gegenglied ;
und gerade die vis utrimque pugnantium ist Sache des glückli*
eben Zufalls/
Doch jetzt manum de tabula. Andere Stellenbaben an-,
dere Recensenten aufgefafst, unter welchen wir vorzüglich
auf Seejiode krit, Bibl. l821^ Nr. 2. und Leipa. Lit. Zeit,
1822. Nr^ 22. aufmerksam machen: und dies um so mehr, als
wir diesen in allen jenen gegen B« unsere Zustimmung nicht
vei^sag'en können»
In den Anmerkungen, deren Berichtigung und Vermeh-
rung ja ganz in der Macht des Herausgebers stand , hätte,
wenigstens nach unserer Ansicht, weit mehr, als geschehen
ist, auf Grammatik und Sprache Rücksicht genommen werden
aollen, theils weil dieser Schriftsteller besonders viele Veran-
lassungen zu interessanten, sowohl neuen, als von andern
Philologen in andern Schpiften — ^ besonders den Ciceroniani'-
achen — bereits dargelegten, grammatischen und Sprachbe-
metkungen darbietet , theils weil derselbe doch wohl nur von
der studirenden Jugend und vorzüglich um der. Sprache wil-
len gelesen wird, in welcher Hinsicht demnach die vorliegende
Ausgabe ?u wenig leistet, und andere Ausgaben, wie die ei-
gnes JBremi und Günther gar nicht entbehrlich macht.
Endlich nur das einzige noch, dafs , was etwas unbequem .
ist, die eigenen Zusätze dei Herausgebers als solche von den
angeführten Ansichten und Bemerkungen Anderer, so wie
diese selbst unter sich nicht immer auf eine gehörig ins Auge
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^Billenje Weise ^irnterscbieden werden: und dafs» was aem
• ^ Äugt) {liebt ebei^ wöbFlEut^ der Tcxteadruck in Vergleicbung
mit den Lettern, in denNotenunverbältnifamäfsig klein ist.
Nach diesen gröfserh Ausgabe bat B. auf Ersuchen des
Bfichfaändlers Oslander in^ Tübingen eine kleine Schulausgabe
besorgt,' welche unter dem iTitel .^.Cornelü Nepotis quae
extant ad bptimorum Hbrarum fidem recognovit GuiL Henr.
Bar^ili A. A. L. L. M. Eccles. ürac, Diac.»* 1824 erschienen^
isl^ «nd blofs den Text gibt^ B. hat den Text der gröfsern
Ausgabe hoch einmal revidirt, weitere^ Hülfsinittel .benutzt,
und Winke j die ihm theils öffentlich, theils-privatirfi von Ge-
lehrteri zukamen ^ wenn sie ihm gegründet schienen , befolgt ;
besonders. aber alle Sorgfalt darauf gewandt , dafs diese Schul«
ausgäbe 9 was von der gröXsern nicht sehr gerühmt werden
kann, so correct als möglich' wurde, ^s möchte sich auch , in
der Tbat kein Druckfehler von Bedeutung darin Enden»
"Ganz zweckmäfsig ist nach der kurzen ^ aber gut geschrie«
beneri Vorrede Corrielii Nepotis vita a Ger. lepsin. Vossio .
concinnata eingerückt. Der Text ist wirklich an vielen Stel-
len verbessert worden: z. B. Milt. 1, 1, jam nbn solum statt
noii jam solum; Cato 1,2. Q. Pabio, M. Claudio Consulibui
^t. Q.F. Maximo, M. Gl. Marcello Coss.; Paus; 4» 4. »«^
ara tonsedit St. in, araque, ul and. An andern Stellen z, B.'
Milt. 8, 4« quum*tum st. tum- tum , Phoc« 2, init. perve-i
xiisset St. fevenisset oder venisset, Dion. l« 2. Commen^dat
6t. commendatur^ Cato 1, 2 n« 4- existimata, existimamus
St. aestimata, aestimamu^, u. and. scheint B. die ihm an die
Hand gegebenen Verbesserlingen mit seiner üeberzeugung
nicht haben vereinigen zu können, wovon er jedoch, weil
keine Noten beigefügt sind, keine Rechenschaft gegeben hat,
^ebrigens bleibt es immerhin sehr veWienstlich , d^fs B. von
^ diesem so häufig gelesenen Schulbuch ein^ wohlfeile, hübsch
und cprrect gedruckte Ausgabe geliefert bat , in welcher sich
der Tfext acht und rein findet.
»
JaJirhilcher der Latidwirthschaft in Baisrn* Nerausgegehen von Georg
Fretherrn v» Aretin»^ K'^ Baier, Generalkommissair wid It^ajo
S chönleutner f Director det K» Staats gut er administrntion zu
Schlei/shewi» Erster Jahrgang* ites undztes Heft» Landshut
hei Phil. KrUll. l8!?3.. 8$4 S. 0. ' 1 fl. 48 kr.
Baiern ist ein ackerbauender Staat ^ und darf sich sowohl
In seinem Totalproducte , als in! der ^annigi^higkeit seiner
*Digitized,by VjOOQK
Ft. T. Aretin Jahrbfiohet tler landwlrthseliaft iü Baiem. 203
Culturen mit vielen andern ackerbauenden Staaten mesaen.
Dem Ausländer mufs es interessant seyn, mit den glücUichen
landwirthscbaftlichen Verhältnissen dieses Staates bekannt zu
'Virerden, um vielieicht selbst Verbesserungen in seiner eigenen
AYirthschaft darauf zu gründen; der Inländer i^ber mufs ohne-
dies wünschen y Sc;in Vaterland genauer kennen z^u lernen, be.
', sonders da es vom Ahein bis zum Einflüsse des Inn in die
]3onau aus äusserst heterogenen Theilen zusammengesetzt
ist^ und man den Bewohner der einen Gränze wohl vergebens
i:*ragen wird, wie es mit der Landwirthschaft an der andei^n
aussieht. Das Wochenblatt des landwirthschaftHchen Vereins
in Baiern hilft diesem Bedürfnisse nur zum Theile ab. Es
I)]eib(; daher die Herausgabe von Jahrl)üchern der baiertschen
Landwirthschaft ein lehr lobenswerthes Unternehmen^ wofi\r
das In» und Ausland den Redactoren Dank wissen wird, wenn
«ie jenes, iiuch in ihrer Ankündigung angegeben^ Ziel errei«
eben , und ^zugleich das Publicum mit dem Neuesten , was in
Jandwirthschaftlicher Beziehung , vorzüglich in Baiern , ge«
»Bphieht, bekanntmachen,
Die Zahl der Aufsätze tn diesem ersten Jahr gange ist nicht
sehr grofs; wir können daher die wichtigsten hier anführen.
us^% erste Heft enthält eine Abhandlung über die Espar«
Jette, welche als das .nützlichste Futterkraut ai:f Baierns
kalkkiesigem Boden empfohlen wird, und es bei erweitertet^
Anbau gewifs auch seyn würde, wie, man aus der Bewirth-
Bchaftung der künigl^chenDomaineScbleifsheim ersehen kann;
dann eine Al>liandlung dber Verpachtung von Landgütern,
dcönomische Kernsprüche und Bemerkungen aus den Schön«
leutner*schen Schriften , und einige Erndtebe'richte« Am
Ende findet man den Vorschlag au eihem Credit-Verein füf
Baiern von Chr. v, Aretin, über welchen in Nro, 26« dieser
Zeitschrift des vorletzten Jahrgangs schon alles^g^sagt ist, was
darüber gesagt zu werden verdient.
Das'^weite Heft stellt uns zuerst die Gebundenheit der
Güter aJs das einzige wahre Hindernifs der Landes-Cultur
in Baiern dar , und macht auf die Schwierigkeiten und Hin-
dernisse ai^fmerksam, welche der Vertheilung der Güter in
Baiern entgegenstehen. Ref. Endet das hier aufgestellte Bild
etwas grell, da im Ganzen die baierischen Culturgesetze clie
Aufhebung jener Gebundenheit begünstigen. Die Vertheilung
der Güter wird zwar schwieriger, wenn Privatpersonen als
Gutsherren mit in das Spiel kommen.. Allein in vielen Fällt?n
ist das Aerar selbst Grun<Jherr, und dann geht die Güterzer-
schlagung, wenigstens in einem Kreise Baierns, den Ref. ge-
nau kennt, sehr leicht und schnell vor sich*
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204 Fr,' v.'Atetia JahtbSoker cUi: Laalwlrtlisehaft fa Salera.^
Die andern Abhandlungen d^s zweiten Heftes sind : ein/
trefflicner Entwurf ^iner Instruction für. einen .gutsherrlichen
Braumeister' in Baieni| der wirklich als Munster dienen kann^
eine Recension des Vorschlags des Prof, Knittel in Prag aur,
''Einführung eines Mittelsystemes zwischen der Dreifelder- und
der reinen Wechselwirthschaft,xund eine Üebersicht der länd-
wirthsqhaftlicben Literatur von Bi^iern yom Jahr.e 1761 an Lis
. auf die Jieueste 2eit.
Die im ersten Hefte angeführte neueste allgemeine land*
.wii'thschaftliche Literatur ist etwas ibager ausgefallen , und
die vermischten Nachrichten im zweiten Hefte enthalten einen
Aufsatz, der manch^ Anfechtungen erleiden dürfte* Es wird
nämlich iV^ diesem der verständige Fleifs der Menschen und
^ie zweckmäfsige Bewirthschaftung des Feldes; als die best;e
Assecuranz des Ackei»baües gegen widrige Naturereignisse"
dargestellt. Es ist nicht zu verkennen, dafs viel Wahres in
dieser Behauptung liegt; allein der Verf geht doc^i zu weit,
wenn er sagt, dafs. wo das Getreide dicht stehe, der Hagel
jiur wenig Schaden anzurichten vermöge etc.
Wir wünschen diesen Jahthüchern guten Fortgangs glau-
ben aber, dafs die Theilnahme an denselben sich erhöhen
wirä, wenn die Zahl der Mitarbeiter sich vergröfse^t, und
sie sich auch Über solche landwirthschaftliche Verhältnisse
verbreiten, welche nicht unmittelbar auf den Isar- oder.Ae«
genkreis Bezug haben.
Euclidis Elementa Graece et Lätine, Commentariis instracta edi^
J derutit Joan, Gull, Camerer et Carol, Frid» Mauber^
BeroU samt, iReimeri, I82i. ^
Auch unter dem besonderen Titel:
Eu€li4is , Elementorum . Libri sex priores graece et latine ^0 Commen^
tario e scriptii veter um et recentiorum Mßthematicorum et Pflei»
dereri maxiihe illustrativ Ed.Joan> Gull. C arnerej^j Gyni^
nasii Stuttgardiani Rector, Toni, f. complectens libr. I — ÜJ»
Cum X tabuHs, BeroL sumt. 0» Reimeri. 1824« 2 Kthlr« 16 ggr*
V Bei /dem gerechten und allgemeinen Ansehen, in welchem
Euclids Elemei^e zu allen Zeiten gestanden h^ben , ist es eine
au£fallende Erscheinung, dafs es so sel^r wenige und k^äufiiche
Ausgaben des griechischen Textes aiebt, Schon um defs*
willen dünkt es dem lief, ein sebr dankenswertbes Uwtei:«
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Gpogk
CMcUflls Elemcnta« 205
nehmen, dals ein deutscher Gelehrter , ein mit der Geometrie
der Alten sehr vertraut bekannter Mathematiker, Herr FrOf#
fessor. Camerer, Rector des Gymnasiums in Stuttgart, eine
neue Ausgahe des griechischen Textes veranstaltet, zumal^
da er seine Aufgabe auf eine sehr glückliche Weise gelost^
tind ilherdies die Schrift ^it sehr reichen und. schätzbaren
Zugaben verÄtjhen hat. Dieselbe e'n^ält nämlich, ausser
ddm griechischen Texte, eine lateinische Ueberjsetsung^' einen
fortlaufenden Commentar zu den einseinen Sätzen, und £x«
ourse über einige dec wichtigeren Lehren der einzelnen
Bücher.
Was zuerst den griechischen Text betrifft, 8o hat der
"Verfasser die einzigen drei vollständigen Ausgaben des grie«
chischen Textes, die von Basel (1533), von Oxford (1703)
und Paris (l8i4— l8l8), sorgfältig verglichen, und unter
den verschiedenen Lesearten y deren überdies Peyrard eine
grofse Menge aus Handschriften anführt, die wichtigern aus-
gewählt, in den wenigen Stellen, in welchen keine Leseart
einen völlig richtigen Sinn gab, durch Conjectur, welche
sich in mathematischen Schriften mit gröfserer Sicherheit, als
in land ereil , anwenden läfst, die richtigere hergestellt, wQ«
bei jedoch die bessere der vorhandenen am Jlanae angemerkt
wurde, und auf diese Weise, mit der ihm eigenen Genauig«
teit lind Sorgfalt, einen ohne Zweifel correcteren Text, als
alle bis jetzt vorhandenen gegeben.
' In der lateinischen Üebersetzung hatte sich Peyrard sehr
streng und ängstlich an das Wort gebunden, und seine Ue«
bersetzung oft in wenig gefälliger Form gegeben. Herr
Cämerer bemühte sich, ohne jenes ängstliche Anschliefsen an
das einzelne Wort, eine dem Genius der lateinischen Sprache
mehr angemessene Uebersetzung zu geben.
Für den Mathematiker erhält diese Ausgabe einen ganz
vorzüglichen Werth durch den Reichthum des Commentares
und der Excurse, in welchen Sich der Verfasser mit grofser
' Gelehrsamkeit über einzelne Lehren ausbreitet« Was die be-
. rühmtesten Commentatoren des Euclides aus Deutschland,
England, Frankreich und Italien, in ajter und neuer Zeit,
gegeben haben, wufste er zu benutzen^ zumal da er durch
den Rath, wie durch die reiche Bibliothek des im Jahre l821
verstorbenen Pi^ofessors Pfleiderers in Tübingen, unterstützt
wurde, und das Glück hatte, die höchst schätzbaren gedruck-
ten Dissertationen benutzen zu dürfen, in welchen dieser
Euclides der Deutschen die Resultate seines mehr als sechzig«
• jährigttu gelehrten Forschens in dem Gebiete der Xjeometrie
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S06 SubHdis eieMenta. ^ '
«der Alten niedergelegt hatte , ja sogar den noeb ungedruektetf
Keichdium geometrischer Schätze desselheu su i)eliehigein
'Gebrauche zu. erbalten. In Atn Excursen zum vorliegenden
^and breitet sich der Verfasser über die verschiedenen Färal«
leltheorieenV wobei er durch handschriftliche Mittheilungen
seines Freundes/ des durch sehr schätzbare Schriften be^
kannten Mathematikers, Herrn Professors 'Hauber , welcher
ihm apch den Gebrauch der /bekannten^ Dissertation über das
fünfte Buch des Euclides freundlich gestattete , unterstützte
wurde, über den FTthagoräischen Lehrsaszy über ^ie Sätzd .
J^. 13. des zweiten,, und Satz 16. des fünften Buches mit
Gf^lehrsamkeit aus. / ' ' . ' "
Ref. findet des Schätzbaren und Lobenswürdigen in die^
ler Schrift so viel, dals er sich auf diese all^emeihe Anzeige
beschränkt, um das philologische und mathematische Fubli«
cum hierdurch auf das Erscheinen derselben aufmerksam zu>
machen. Gleich wie er bisher voii jedem Mathematiker for-
derte, dafs er den Euclides^ studiert habe,, so vyünscht er,
dafs fernerhin von jedem , welcher als Geometer gelten will*
gefordert Werden mäge, d^fs er den Camererschen Eucliaes*
gelesen habe. ^
Nach einer Aeu&sernng der Vorrede' sclieinen Hrn. Game«
rer seine Anitsverhältnisse nur die Bearbeitung der 6 ersten
Bücher zu, gestatten. Ein zweiter allgemeinerer Titel gewährt
die angenehme Hoffnung^ dafs ein anderer Scjiüler Fflelderers
4ie Fortsetzung liefern werde« •
Der Verlagshandlung gebührt Dank für die Sorgfalt, mit
welcher sie auf einen sehr correcten Druck, gutes Papier und ,
billigen Preis bedacht gewesen ist.
Pr actische Anleitung %ur Kenntnifs und Verfertigung lateinischer Versg^
nehst leichten Lesestücken , für mittlere Ojrmnasialklassen üHd als ■
Anhang zu allerg lateinischen Sprachlehren^ herausgegeben vttn^
D r, Friedr, Ti^'a u g» Fr iedemannf Director des Herzogt
"liehen Katharinen* Gyntnasiutns iu Braunschtbeig i und Ehrenniit^
gVed der GroJsherzogU hat» Oesetlsehaft %u Jena^ Braunschw ng
, ift24< hei L* Lucius» — *• Fünf Gelehrten gewidmet: ib, dafs
das Titel' und Dedicatiohshtatt nehst der Vorrede abgerechnet^
auf einen Jeden derselben 1 Bqgen kommt J Q ggr«
Sehr erfreulich für die Freunde dei philologischen Jugend-
Unterrichts 9 weleher, gedankt sey*sdeid holden Genius unse-
Drgitized Jay VjOOQ IC
Pne^Stmtiia AnkUimg tot V«fC»t. bt. Vivse« 807
rer gelehrten Schulen, inmer ^röfserea Interesse «iregt, und
zur VoDkommenbeit fortschreitet ^ ist die Erscheinung von
vielen nützlichen Schulbüchern auch im poetischen Fache. £g
{st nothwendig ^ da£i schon die sartere Jugend in die classi-
sehe Dichterwelt eingeführt^ und, um ihr dieses Geschäft zu
i^rleichtern, vor allen Dingen mit der Form der Dichtersprache
bekannt gemacht werde. Zu diesem Behuf hat uns nun die
neuere ii^eit mit mehreren Anleitungen beschenkt, unter denen
wir hier die Fried emann is'che kura anzeigen.
Diese ist allerdings practisch und nicht unbrauchbar:
aber statt auf dem Titel Anleitung zur Kenntnifs und Verfer«
tigung lateinischer Verse zu versprechen, hätte Frie-
demann blofs eine Anleitung, zur Kenntnifs und Verferti« '
fjung lateinischer Hexameter und Distichen versprechen« sol«
en , da er nicht mehr geleistet, und, ufierachtet er (Vor«
'wort p. V.) die Nolhwendigkeit ausspricht, dafs die gelehi/te
Jugend aufser dem Hexameter und Distichoh auch mit den^
jambischen uiid troiShaischen Versmaafs, den Oden des Horaz
u. s. w. bekan^it gemacht werden müfse, sich doch -*- mit
einziger Berufung auf sein volles Bewufstseyn (p. VI.) —
hier blofs auf den Hexameter und das Distichon beschr|Snkt
bat. Kec. will mit dem Verf. über diesen Gesichtspurjkt nicht
badern , sondern macht blofs auf die genannten Widersprüche
und darauf aufmerksam, dafs diese Anleitung in solcher Be«
schränkung nicht, wie der Titel besagt, -als Anhang zu
allen lateinischen Sprach lebren betrachtet werden
könne, da eine allgemeine Anleitung zur Verskunst, erscheine
aie getrennt für sich oder iii einer Grammatik, nothwendig
alle gangbaren Versarten und Versmaafse in sich schliefst. Be-
stimmte Fried, seine Anleitung der früheren Juger^d, ungefähr
im llt,en oder I2ten Jahr, so mag er sich allerdings zunächst
auf die Hexameter und das Distichon beschränken ; und Req.
gibt ihm seinen vollen Beifall : so wie auch in Hinsicht auf
die Behauptung y dafs man in keiner Spracbe ohne schriftliche
Uebungen zur Sicherheit, geschweige ^ur Fertigkeit gelange,
und eben so wenig auch in der lateinischen Verskunst; wie
9ber Fried, behaupten kann , da{s der von ihm eingeschlagene
VV"eg zur eigenen 'Verfertigung lateinischer Verse neu, und
nichts der Art söhon gedruckt vorhanden sey, begreift Rec.
nicht, und beruft sich blofft auf den Anhang zu Georg Andreas
Werner Uebungen z u m Ueberset zen aus der deut-
schen in die lateinische Sprache (Stuttgart und Tü-
bingen bei Cptta l8l2*), welcher eine practiscbe An-
leitung zur lateinis<;ben Dichtkunst für Anfäu«
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jby Google
208 Fricaemann Anleitung' xu'r Vefferi, laf. Vexs^^
1 . . , * . ' ■ . ". - ^ ' ■'
fer et^thältf und in manchen Stücken Aehnlichkelt mit der
r^edemiann'schen tat,
Dies^ beginitt mit den. allgemeinsten Hauptregel«
über die Quantität def Sylben, die ge wöitnl ichs ten Vers«
glieder , und Über den Hexameter und Pentameter, welch©
.letztere übrigens allzu sparsam bedacht "worden sind. Sodann
folgen i n z w ei Paragrap hen Hexameter ohne, Elisionen
Äur Leseübung : darauf umgestellte Hexameter ohne Elisionen
zut B^estitution: nach diesen Hexameter mit Elisionen der
Vpcale zur Leseübung ^. wieder in zwei Paragraphei^ — ;v
und dann wieder dergleichen umgestellt. ^ §. 'Z, Hexameter
mit Elisionen des ra. §. 8. mit allerlei Elisionen utid Un r e»
gelmäjfsigke iten C?-)- ' $*• 9. umgestellte Hexame'tjer mit
allerlei Elisionen« Welche Ein th eil urtg und iStufenfolge !
§. 10. Proben längerer Erzählungen aus Ovids Met, 8. Diesö
gehören offenbar 'nicht in eine jinleiiung zur Kennt-
n i fs u n d Verje rtigung lat ei nischer' VerSe, sondern
in eine poetische Blumenlese: so wie eigentlich auch die Di^
stieben §. l3., welche sammt und ^onders in derselben Folge
aus Broeders Grammatik (lectiones latinae p. 79 — 83.). aus-
geschrieben sind; ferner die langem elegischen Stücke §, 15*
(p. 32 — 42.)? und endlich §. 21. die Excerpte aus Ovids
Met. Trist, ex Pont, nebst d?sn hexametrisch -archilochischen
Carmen (Hör. 4,7.) p. 54 — 87. (fin.)
Wohl angebracht sind §. 11. umgestellte Hexameter mit
gehäufteren Schwierigkeiten und in fortlaufender Ordnung r
§, 13. nicht umgestellte und umgestellte Pentameter: §. 16.
iimg-estellte Distichen ohne Abschnitt: §. 17. Distichen piit
- beizufügenden Epitheten: §. l8. Teütscher Stoff zu lateini-i
Rchen Hexariietern und g, 19. zu lateinischen Distichen — mit
teigefügten latein. Wörtern -j^ endlich §. 20. längere teut-
•che elegische Stücke zum Üebersetzen,
. So wahr es ist, dafs manche einzelne Absbhpitte in die«
sem Büchlein sehr brauchbar und zweckdienlich sind, so se«
ben wir uns doch in Verlegenheit, ob wir Frie-demann»
Entwurf ;zn Abfassung desselben allzu planmäfsig und com««
binirt, oder planlos nennen sollen. Agch ist so viel gewifs,
dafs diese Anleitung den Schüler nicht weiter führt, als zur
Bildung eines lateinischen Distichons in rein formeller Hin* -
sieht, so dafs für freie Verfertigung von Versen über gege- ,
* bene Themen, was ohne Zweifel eine sehr nützlidie Sfbul-
übung ist j Äoch gargnicht gesorgt ist.
DigitKed by
Googk
N. 14- . . 1825*
Heidelbe Tger
Jahrbiicfaer . der Literatur*
OSBBBaBSBaaSSEBBSSm
Di» ürim » wl^^^ m mJMrdie älteiUn Gemmen. Ein Beitrag
zur hiblUch'neoftIlfnffn Alter thumskunde^ von J&h, Joachim
Bellermann f Dr,\ Kön. Preüss, ConsUtor^ Roth, Directot
des Gymnas. %um gfauen Kloster^ Ritter des rothen jidleror*
dens dritter^ Classe , mehrerer gelehrten Gesellschaften Mitglied,
Berlin hei J^^colai, i824« Il2 $. in 8. Mit t illuminirten Ku»
ff er eines Jild, Hohenpriesiefs in seinem Amtsornat.
Rec. hat diese mit dem bekannten Fleifae de«*\inermüde*
teil Vetfs; ausgearbeitete Schrift einem mit diesem Oieenstand
sehr vertrauten Forscher mitget heilt und von demselben fol*
gende prüfttngswerthe Bemerkungen erhalten :
,,B. will die 12 Gemmen aus den Uebersetzungen
erklären. Gut. Er entwirft eine sehr reiche Tabelle, zut
Vergleichung dieser Uebersetzungen • Auch recht. Aber
warum gibt Er nicht, wenigstens zuerst, alles unver*
setzt, nach der Ordnung, die sich in jeder U^bersetzijing
/wirklich" vorfindet? — Und die Uebersetzungen seihst^ warum
theilt er sie.nicht in Familien, da doch offenbar die eine der
andern zum Grund liegt? Hätte er letzteres thun wollen, so
'würde sich ihm sogleich das wichtige Resultat dargeboten ha*
ien, dafs alle seine 33 Zeugen ( mit Abrechnung der 3
ersten, OriginalsteJlen ) nicht menr sind als «- zwei, näm«
lieh die LXX und Onkelos, indem die andern älje^ ent*
weder dieseih öder jenem blindlings nachschreiben.
Nämlich der £iXX jPölgen: Josephus, Epiphdnius^
die Itala, die VuJgata, die Coptisch^ etc., Luther, letzterer
mit Ausnähme der einen, offenbar unrichtigen, Versetzung
des Jai^pis aus der 12ten Stelle in die 6te«
Dem Onkelos folgen: Jonathan, der Targun Rieros*
der Syrer. **- Die Aabboth halten sich bald an die LXX,
hald an das hebräische Original. — * Einen ganz eignen
Gang gebt <fie Apokalypse (21, 19' 20.) oer Samaxitaner
und Araber, ,
Weiter , würde sich aus dieser unversetzten Zu9ammen«
XVIII. Jahrg. i. Heft. ±i
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Googk
^10 / Urim n« Thiinömm lu d« fiohepi^eseerseliinuek
Stellung detUebersetzungen dies ^^ndre Resultat, ergeben haben?
dafs es schon der LXX nicht darauf ankommt, die Steine ge«
nau in derselben Ordnung wieder zu geben; noch weniger
dem jbsephus ; dais aber,* auch bei demtlsetzteren, aH'es in
4 Triaden zerfällt, und dafs zwar die Steine der einzel- ^
nen Triaden unter sicH, aber nicht ausijUjier Trias in die
andere hinüber , vcrwechsejt werden. . j?
Aber auffallend ist es bei dieser |^am|iie , .dafs die einzi-
gen zwei zuverlässig erkennbaren Stein«*J^ Sapphir und
Jaspis, bei Moses der 5te und 12te, hierin Einer Trias
neben einanderstehen^ als der 5te und6te. Wie konnte
dies zugehen? ... ^
Entweder wird hier gar keine Ordnung beobachtet;
aber dann verschwindet auch alle Autorität der Uebfcrsetzung,
sofern man nicht weifs, welches hebräische Wort durch das
griechische bezeichnet werden soll; oder es müfste gesehen
werden, ob sich eine Regel finden lasse, nach welcher Jiispis
und. Sapiphir in Eine Trias zusammen zu stehert kommen.
Letzteres hat B. nicht getha^i. Er läfst das Versetzungswerk >
ganz willkiihrlich vor sich gehen. Und doch ist nicht wahr- ♦
scheinlicb, dafs die I^XX und auch Josephus, so ganz will-
kührlich verfuhren; besonders da letzterer so bestimmt auf
Pnterscheidung seiner Triaden besteht. Es fragt sich nur,
ob s^ch eine Regel, wie sie hier gesucht werden mufste, auch
wirklich finden Tiefs? Ich glaube: Ja, wenn man nur zuerst
jedem Steine den darauf eingegrabenen Nabraien (nach dem Al-
ter der Söhne Jacobs), beigiebt, und dann sieht, ob es nitht
einö Schriftstelle giebt, worin die Nahmen der 12 Stämme in
einer solchen Ordnung angeführt sind, dafs der , dem Alter
nach, 5te und 12te, neben einander zu stehen kämen, wie
hier ihre Steine, Diese Ordnung nun findet sich
w i r k i c h N u m. 1, 5 ff.
Die einfache Ordnung der Stämme Israels, nach dem Ge-
])urtsalter der Stammherren'j so wie die einfache Ordnung der
12 Oemmen, ist diese/ ^ ^
Ruhen
..
Odem
Simeon
■ mm^
Pitda
Levi
*—
Bareket
Juda
—
Nophech
Dan
Sapphir
Naphtali
Gad
...
Jahalum
' ,>
Lescbem
Archer,
^..
Sehe! o
Isaschar^
..^
Achlama
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jTaspis -^ 7) Benjamin
Sapphir^— 8) Dan
Odem
Pitda
Jahalom — 9) Naphtali .
Leschem — 10) Gad
Scheba — 11) Ascher
- Bareket
Nopheth
Achläma
Schoham —-12) Joseph
von CR* Dr. BellermaDn. 211
V *
ZebuloQ — Tbafschisck
Joseph — Schoham
Benjamin *-* Jaspi«. '
Diese Steine mit Nahmen ^ nach Num. l geordnet f stet«
len feich nun, io 2 Reihen (wie.au£ den Schoham*s oben auf
der Schulter) ^ so :
— i) Rüben
•*— 2) Simieon
— 3) Levi
— 4) Juda
-^ 6) Isascbar
Tharschisch — 6) Zebuion
Dies ist, soviel ich sehe 4 der einzige Fall^ in dem did
Steine Jaspis und Saphir^ nach einer — nicht willkühr«
liehen, sondern regelmäßigen Versetzung, neben einander 2u
stehen kommen. Wie, wenn die Familie der LXX^ in , der
Annahme, so sey die Ordnung der Steine im Brustschildlein
^gewesen, sie mit gutem Vorbedacht so gesetzt hätte? Abei^
dann würde auch, in ihrer Ordnung^ die 4 ersten Gemmen
ausgenommen , kein einziger, griechischer Nähme dem HebrSi«
sehen derselben Nummer im Grundtexte entsprechen , und
dann Wäre dieBellermannscheLidsung unbegründet, und selbst
alles , was sein Epiphaniua sagt, klärt keinen einzigen hebräi^
sehen Namen auf.'*
Rec. theilt diese scharfsichtigen Bemerkungen gerne dei^
Atifmerksamkeit des unpartheiischen Vfs. mit, und der Frü^
^ng von Sprach- und Sackkennern, welche diese althebräi^
sehe Daktyliothek ferner zu beleuchten nicht verzweifeln wer*
den. Viele Schwierigkeiten entstehen allerdings aus der Be«
sorgnifS) dafs in den zwei allein etwas entscheidenden Ver«
sionen zum Theil absichtlich, (zumTheil ohne Absicht ?) Ver*
Setzungen geschehen scheinen, Welche die Vergleichun^ mit
dem hebräischen Gemmen -Namen unsich^t machen« -^ Aiif
jeden Fall findet der Sprach- und Naturforscher beiß, jetzt von '
denen hier anwendbaren philologischen und archäologisth-mi-*
nerajogisthen Notizen mehr, als irgendwo^ Zusammen ge-
l'afst. Auch war es ein ungewöhnlicher Vortheil^ dafs sich
der V£ (S* 104.) ^"^ch <li« reiche königl, Gemmensammlungen
zu Berlin und durch Nachfrage bei geschickten Juwelieren
(S. 67.) manches anschaulicher machen konnte^
Von früheren Sammlern ailet ihnen erreichbaren Notizen ist '
vorzüglich notHzu vergleichen H iller SyntagmataÖermeneu*
tica Tubingae 1711 in >t# wo der von dem Vf. angefahrte Tra«
■•'•''. 14 *
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2lä ürim u. Thmnmim u. d, HohepricÄtcrschpiuok
xctatuÄ dö Gemmis 12. in pectorali Pontifici« Hcbraeor. (lö98.
8.) vervollständigt, p. 1—120.' den Anfang der gelehrten Samm-
lung macht. Aus. den Götting. Anzeigen nr. 99^ des J. l8l3.
hat sich Rec. die Vorlesung Eichhorns bemerkt, worin er
vor der Gesellschaft . der Wissenschaften de gemmis seulpti»
Hebraeorum handelte. Ist sie indefs gedruckt worden? Wer
möchte nicht den vielkundigaten Veteran der orientalischen
Literatur auch über diese Kuiistforschung gerne um, Rath
fragen ? * ^
Per V£ beginnt ndt Erläuterungen der hohenpriesterlichen
- Amtskleidung überhaupt nach 2 Mos. 28, und 39. Auf dem
hinimelBTauen, goldgestickten Tal ar (M'e - il ) des jKohen-
priesters war ein kürzerer Prach tmä n-tel, Ephod, auf
tiiesem hing eine viereckigte , gedoppelte Brustdecke, G ho-
schen *Hamm iachpat benannt. An diieserin ^j^» nicht
in dieselbe (wie doch Luther, IVIichaelis , Mendelsohn über-
setzten) hatte Mose nach 2 M. 28, 30. vergl. 3^M. 8, 8. bei-
der feierlichen Einkleidung seines^ Bruders , ^es Hochprie«^
#ters. Ha -ürim und Ha-Tymmim zu ,.geben<* d. i. an-
zubringen ,\,^st> dafs diese seyn sollten über dem Herzen,
Aarons bei seinem Kommen vor den Jöhovah.** Eben die- ,
ses ^^adj an, hat auch die Stelle der Befolgung 3 M 8, 8.
''Die Benennung '^^y^ kommt warscheinlich von ^^^' vergl.
>das arabische Wort mit dem Gain, welches überhaupt über-
mäfsiges thun bedeutet. -Daher das arab. ^*sy , auch äwit *
fla oestis mit einer instita s. Castell. p. 2740. nro. l8. £pha4
ist ßupereminens , Über ein ander 'es herkommend,, nach
dem parallelen "^j^g) *i^ Castell. p, 562. "jtö'n ist nach dem
arab. »jij)^ überhaupt etwas recht schönes. Hier da»
SchüJe, der Schmuck des Mischpat, d. i. des 8tKatvi)iia*
Diese Brustdecke, iT/örijSiovf war der Schmuck, auf
welche nhi^iblickeiidy achtend der Hohepriester sein
Amtsreclil au^ilben sollte 9 das rechte, das, was seyn, ge«
schehen, als Gesetz gelten sollte, entweder zu bejahen oder
zu verneinen, Mose nämlich h^tte die Gewalten, welche Er
in sich vereinigt ausübte, weislich für s^ine Nachfolger ge-
tVilt. 4M. 27, 1*6—23. Ein Nichtlevite konnte der Scbo-
phe£ seyn 9 gleichsam der R^ch tmach er im Krie^ un(f
Frieden, der Ausfübrer der pcsetze im Lande \ind g^gen
die Feinde, Oberrichter und Kriegsobrister. ' Aber wei n ein
Gesetz gemacht werden sollte , sowohl ob Krieg seyii soll,
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Ton CR. Dr. BclIeriüaDO. , 213
als was im Friedeit aU das rechts geltö, so durfte d#r Suf*
fete^ -der Imperator und Judex, nicht allein entscheiden«
Das Ja oder Nein über seinen Vorschlag sollte Jehovah^
des Volkes erwählter Oberrt^gent, aussprechen. Und dieses
wie aWders als durch den erhiicben, unabhängigen, h<)ff<^n(-
lieh also partheilos»»n Erstgebornen in der I*auii]ie Aarons,
durch den jedesmaligen Hohenpriester? Diesem aber war
sinnbildlich das VV^hl der Nation nach ihren zwölf
5tämmen auf die Schultern und auf die Brust gelegt. Auf
jeder Schulter hatte er nach 2 Mos. 28I9 9* einen Stein Scho«
ham, auf welchen die Namen von sechs der VoJksstämme
eingegraben waren, y^nach ihren Geburten" Cetholedotam«
Sie beii'sen austfrücklich Vs, 12. Stei.ne der Erinnerung
an die Kinder Israels, und Aaron sollte tragen
ihre Namen vor Jehovah (amtlich erscheinend) auf
beiden Schaltern — aur Erinnerung «J^^ÖT^ — '
natürlich nicht um den Jehovah eingedenk zx\ msjchen^ son-
dern damit der jedes .«.lalige Hohepriester, sobald er amtlich
erschien, sich erinnerte: Ich habe die Nation, ich
habe einen Stamm derselben^ wie den andern zxx
tragen.- Sie liegen und lasten auf meinen Schultern.
Auf ähnliche ,sinnbildli(^be Weise wurden ihm eben diese
12 Stämme 9 nur noch anschaulicher, auf's .H>erz gelegt*
Jeder Name war in einen besondern Edelstein gravir(, in vies
Aeihen, so dafs in jeder Reihs drei Steine, jeder besonders i^
Gold gefafst waren. Dieses Schmuckkästchen , welches bald
C hasch en allein genannt wird — * das Schöne» baldCho«-
8 eben Mischpat :zz der Schmuck sum Erklären des Rech*
ten» wurde an ein aus Gold, Seide etc. gesticktes und ge«
"WürkteSy doppeltes (stärkhaltbares) Viereck angemacht.
Man fragt nun hauptsächlich — mit dem Vf. 5. 24. — wie
lehrte das Gemmenschildchen, was näml-Lch der Hohe«-
priester als 3«Ka/cu/xa , als das Rechte im vorliegenden Fal^e
zu antworten hatte. Viele setzen voraus, es sey nur Ja oder
Nein zu antworten nöthig gewesen^ oder hdcbstens noch ein
Drittes, ein Zeichen des Aufschubs ,. der Unentscht^edenheit.
Manche nehmen daher an, es möchte eine, Art von iJoosen in
dem gedoppelten (2 M. 39, 9. steht «weim^al: Capul)
elso^ sackartigen y Cboschen verborgen gewesen seyu , welch«
iler Hohepriester, vor Jehovah stehend,, gebraucht habe.
Jos«phus Archaeol* 3, 8. 9. meint: die Steine auf dein Xoytop
( Ausspruch gebend«»n)Choschen oder (wie er es in griechische
Buchstaben umst^tzt) in dem £cc<r)]y)} hätten durch einen Schiia
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/■ ■ ' \ '' ' ' '
mer o^r ^urch Dunkel bejaht oder verneint» Abör auch
dies ist iiiöht NacHricht, sandern Meinung. Denn Josephus^
welchfer ums Jabr'öO aerae Dibn, die$ schrieb, bekennt, dafs
man schon seit ein Paar himdert Jahren von jenem Schimmer
nichtft'mehr erfahren habe. Die Stejine hätten den besondera
Schimn^er ?u gebön aufgehört, w^eil ? *— — Weil Gott Wegen
^4er Gesetzübertretungen zürne; wie wenn nicht alsdann Got-
tes Orakel und Wunder zum Atitreiben für G^setz^rfüllunge»
desto nöthiger, also des^tq mehr zu erwarten gewesen wären.
/Nach den Fragen, weld^e an den^ Hohenpriester Rieht, l,
1, ?, 20;» i8. 23.' 28. 1 Sam. 10, 22. 14/36, 37. 2^, 2. 3. 7.
,15. 2S^m,3t i- ö, 17—25. 23. 24- (wie B. di>8 F^lle auf-^
'^ählt) wuVde nicht blos Ja oder Nein g«?antWortet, sondern
bestimmteres , wie t Juda soll voran marschieren! ■ — Saul ist
verborgen bei den WafFenvorräthen 1 Sam.< lO, 23. (JZa**^S<r^bt
Vgl. i oam. 8, 12.) u. dgl. m.
Mir scheint überhaupt in^ böhern Alterthum auch der
Priesterreligionen nicht so vielerlei! Tä * seh ung zu liegen, als
4ie späteren Erfahrungen, leider I den Men sc^en - und Gew
^chichtkenner dahin zurückzutragen veranlassenlkönnen^ Die
.Jleligios}tät begann/ m'it dem würklichen Vertrauen, auf da»
. Uebermenschliche jt und dalier auch n;iehr mit KedlicUkeit und
wahrer Begeisterung, ehe sich die vielen eigennützigen Ver^
mittler EWisohen die Götter und den zuviel glaubeiiden Men-
archen stellten. Da nun bei der zweimaligen Beschreibung
^ des bphen]>riest9dichen Amtsorn^te» £xod. ^8 u. 39. von et«*
w^s, das in das gedoppelte Choschen hineingelegt werden
•dllte, den verfertigenden Künstlern kein Befehl gegebe^i ist^
da Mose das^ Fragen durch Looae überhaupt nicht Hebt, und.
da der Hohepriester nicht so , wie man durch da$ so rtilegiuni
etwa ^antworten d» i. ja ader nein tagen kann« sondern Öi'tet&
mit bestipamtereni unrorbergesehenen Erklärungen (wie gegen
JoQatba^t 1 Sai^^ 14» 43.) antwortet , ^o lag wohl der Triel:^
wie der Qrakelgebende antworten aollte 9 indem Gen^ th des
HofaenprieSiters. Des Volkes Wohl trug Er auf den Schulteru,
Wenn er fragend vor Gott trat un(| also ehrfurchtsvoll seine
&icke niederschlug 9 m^ufste erlauf den glänzenden National«
schtnuck hii^bUckea. Die leucbtendisn Namen der zwölf S^ämm^
riefen IJfm hierauf ^, Was zu unserer Wohlfahrt dient, was der
Herr zu uns^rm Heil dir in den Sinn kommen läfst, I>ir, dem
findachtvoll Betenden, das^prich uns aus , sls Miscbpat^ als
das Rechte. — Der Menschen Wohl und was dazu dient, ist
Gottes Wille! £>teswar der liebte Grundsatz des gQttandäch«
tigeii Alterthums in alle^ Dingen ^^ ehe die ifiicht}üdische
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1'
^ Too CB. Dr^ Bellermann. 215
Hierarchie (die Juden sind so glackÜcÜ, ein-rig die Monarchie
Jehovahs zum Dogma zu haben l''^4as Glauben an ihreDogmeii^
Auslegungen und Menscbenzusätze zum ersten i'unct im gött-
lichen Wollen, das Heiligvirf>rden aber nur zu einer , wie sie
meinen, fast unmdglicLen Zugabe , gemacht hat.
Zur feierlichen Anmabnung also^ auch Lesdiccaron, 1a»
^en , dünkt mich, die i2 Urim ^Z ignes oder funkelnde
Edelsteine, mit den 12 Volksstammnamen auf des Hoben-
jiriesters Brust. War er nicht ausgeartet pfäfiisch, so mulste
er jj wohl 9 was das Rechte, das Alöglichbeste, ftlr die Ge-
sammtheit der Nation seyn möcbte , in der feierlichen Ve'rge-
genwärtigung Jehovahs tief bedenken und, .was ihm dann im
Gemüth einleuchtete, als das dem wohlthätigen GotteswiUea
gem^fse aussprechen. '
D^fs Urim das leuchtende, schimmernde der
gewählten Edelsteine (Brillanten ? Abne»£sch. Ezech. 28i 14.)
Bedeute, zweifelt man nicht leicht. Dem Wort nach sagt
also 2 M, 28, 30 »«und du wirst geben an das Schöne ^es
Kechraus.sprechens hin die Feuer. D^s Wort Urim ist
mit dem Artikel ausgezeichnet., , Aber auch das folgende „und
Ha- Tu mm im«* hat den Artikel. Wai sagt dieses? An
mehreren andern Stellen werden die Urim die glanzrei'-
chen Edelsteine, .allein genannt, 4BIVI, 27, 21. 1 Sam. 28,6,
In umgekehrter Ordnung !7^*n^^ iT^^ÜlTI *tehen die Worte 5M.
33> 8. SoHte nicht das WortiTümmim, die goldei^e Fas-
sungen bedeuten « worin die Steine lagen. Bei Ezech. 28»
14. heifsen sief in diesem Sinn Ahne Ha - Mill li m ditr
Steine der Ausfüllungen (gleichsam vAi^^juutTouv). CZIlft **^
Volllständigkeit. Der Plural könnte also wörtlich die
Vervollständigungen bedeuten. So wäre da» einemal
nur die Hauptsache genanbt, die brillautierten Edelsteine, das
andereinaF das ganze Schmuckkästchen, „die Edelstein^ .und
ihre Vollständigkeiten** d. i. tre£Fliche Fassungen,
Soviel für das , was dem Rec. an der Saphe das wichtigere
scheint, das hebr. Orakelgeben selbst und das Mittel dazu.^
Die Wifsbegierde aber fraßt, nun: und welcheSt^ine
wurden als Gemmen gebraucht? Es kann keineii Forscher ab-
schröckeu, wenn Rec. bekennt, dafs er zur Lösung dieser
Frage nichts genügendes beizutragen versteht, ja,. da£s er —
die bekanntere Namen Jaspis und Sapphir ausgenommen — an
Entscheidung fast verzweifelt. Denn, wie sollen wir uns.
durch die Versionen ratben lassen , da sie nicht einmal über
S-choUam. audenanderen.Stelleu, wajiicht vom Brustscluld-
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3%S ' ürim u« Thummim ti^ <l. Hoüepriestersdiimick
eben die ReJ^ ist^ dieses Wort auf gleiclTe Art Übersetzen.
Dreimal 2 M. 28, 20, 39, l3. Esech. 20, 23. ist die Alexan-
drina ftlr BjjjuXX/ov (meergrön. Aquamariu ?). Aber an secbs an-
dern Orten steht auch Schohaoi und in derselben Version
Steht dafür
1 M. 2, 12. Eben Hasc^schobam zzz o hBöi; x? le^amvQ; ♦•
2 M. 28j 9. Ahne Schohara m: Az5»$ (Tfxagay^.
2 M, 36, 9, Abne Schphatn :rz>/5«5<raf5/i;. ' ' .
ebendas.vVs. ?7. doch wieder Mag (riJLa^ayBa, für das näinliche*
Ahne Scbohäm. ^
Hipb 28, 16. Scboham Jäkar ziZ ev ?v/^i Trpw. ^
j^ Cfaron. 29, 2^ XtSa; aooi*, für Abne Sctoham (idem ^er idem)*^
Wer kann annehmen , dafs diese Uebersetzer exegeti^be
Zeugen seyen, das ist ^ die Sache selbst vvufsten , oder
'Vi^'enigstens, was sie zu wissen glaubten, gleichförmig sag-
teni Und erinnert 'man auch , mit Kecht, daran, dafs die
Tbeile der Alexandrina nicht von ebendemselben Uebersetzer
«eyen, so ist fürs erste der Trost für uns iticl^t grofs, wena
daraus folgt ^ dafs verschiedene Uebersetzer verschiedene Be*-
deu.tungen meinten , also nicht wufsten , sondern nur zu erra«
then sich berausnaJimen;, und zweitens werden doch wenig-
stens für den Pentateuc\ einerlei Uebersetzer angenommen.
l>ennoch ist Sohati^ sweimal Smaragd, einmal S a r d i e r,
^einmal PrasinovS (vielleicht d^r Chrysopras, Apok. 21, .19.)
in den 3^|Iauptste]len über das Brustschildcben aber Beryll«
O der alten Zeugen und Gewährs'chaften ! i O Tradition!
Endlich sinadielS (so wenig bekannten) Edelsteine auch
itchon längst mystisch gebraucht, als Gesund^ieits-^
Monats*, Z od lakafl— Steine« Auch darüber hat B. das -
historisch-belehrende gesammelt, besonders nach Marl>odi
(See. IX. Bisch, su Keniies) liber lapidum s. de Gemmis. ed*
Job« Bekmann. Coettingae 1799. B.ec, empfiehlt diesen Fund
' den somnambulischen Ilellseherinnen und ihren Wegweisern«
Durch die Edelsteine des hohenpriesterlichen Bi^ustscüildchens
' möchten doch gewiTs hohe un^ tiefe £xaItatiopen zu bewür«
ken seyn. Für diesen Zweck schadet es nichts , dafs man
nicht weift, welche Arten gemeint waren. Marbod giebt ihi;:^
Würkungen; und wie glücklich» wenn ipan an dieWürktingen
' ohne Kenntnifs der Ursachen, an Folgerungen ohn^ Prämissen
sich recht conse^^ient zu halten gewöhnt ist. Der Smaragd
m* B. läfst ite Zukunft voraussagen (S. 83.) gehört also vor«
tiebmUchiär die Hellseherkunst. Dßt Oni« ,^beunruhigt im
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TOD CR« Dr« B«llennaini. ' 817
SeHIaf darch Nacbtgcister » und vermehrt Zank und Streit;
der Carniol oder Sarder aber hebt alle diese üble V^ürkungen.
Sonderbar denn freilich, dafs sie im mosaischen Brustschild»
eben zugleich sind. Aber auch gut. ', Sind sie nur einmal da.
.Warum sie da seyn müssen , dafür finden sich alsdann schon
die Kunstworte auf der Nachtseite der Vernunf^. Sie calmie-
ren und neutralisiren einander. lAc. möchte sich gar gerne
an dem Sapphir halten. ,,£r schützt gegen aWe üble Nach«
rede und befördert Eintracht.«* Doch wäre der Chrysolith
auch nicht zu verachten, „Er verjagt böse Geister." Das
beste y dünkt mjch, ist, was der weise Miti'bod über den
Chrysopras angemerkt hat. . Er halte auch seine KrSfte;
jnan kenne sie nur noch nicht; und man brauche ja auch
(S. 840:>^'C^.^ alles zu wissen:
Quas habeat vires, potui cognoscere nondi^in;
Sed tarnen esse reor; nee Jas est omma nasse»
Eine tüchtige Hellseherin , in einem der reinsten Gradej
^^ird auch dieses gewifs noch entdecken, oder ein Doctof, der
mit Menschenhirn und sonst au» der Dr^-ckapotheke zu cu«
riren versteht.. Das, wds man wissen kann, nicht zulernen
und nicht zu wissen, in das hingegen, was man nicht wV^^n
kann, sich tiefsinnig hinein zu phantasieren, dies ist die
Aufgabe. Ignoti multa cu^ido, und den Heiligenschein hat
man damit ^nocb obendrein %u gewinnen«
H. JE. G. Paulus»
"He Inrich M» y e r^s Ge^hhhu der Jb'Menden Künste het den Grte*
chen^ von ihrem Ursprünge bis zum höchsten Flor, Erste Ah^
theilung^ dejt Text enthaltend» S, 320. Zweite Abtheil, ^. die
Anmerkungen enthaltend S» 260, Dritte Abth. , enthaltend Such*
und Ortregister und ein. Verzeichnijs der angeführten alten Künst^
^ <lerS.i2d, Dresden in der PVattherschea Hoßfuchkhndlung i824»
An gr. 8. ' 2 Rthlr. 12 ggr.
4
Der berühmte Vf. übergibt hier dem Publicum nich^'als
Gelehrter, wie er sich in der' Vorrede bescheiden äufsert, son-
dern als Künstler, seine Ansichten über Kunst u^d Geschichte,
derselben,^, den Ertrag langer und vielfältiger Forschungen.
Durch diese Vorbemerkung scheint er sich und sein Werk von
andern dieser Art unterscheiden zu wollen, welche mehr auf
antiquarische Forschungen Anspruch lyachen. Es haben sich
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^iS H. Meyer*s Geichicht^ ct^' bildenden Künste
vrohi Mftncfae . mit Gelehrsa^mkeit ausgerüstet in diesem FqcU
vernehmeif lassen, aber eiiie eigentliche Kunstgeschichte ist
iiiir derjenige zu liefern im Stande , welcher zugleich in die
Kunstgeheimnisse und Fertigkeiten eingeweiht ist und sein^
Urtheil durch die Anschauung von Antiken geläutert hat.
Von dieser- Seite ist Hr. Meyer in hohem Grade berufen ^fkI
befähigt^ da er, die Clas'iker in der Hand, das Bedeutendste
/ von den auf uns gekommenen alten Denkmalen mit feinem
Kunstsinn ) Wie nicht bald ejin ande^er^ beschaut hat, und mit
den^ neuern Leistungen in der Ahch^ologie wohl bekannt ist.
Kaum dürfte es ihm jemand in dem schwierigen Geschäfte zu-
' vorthun, die aus den Autoren bekannten Produkte der alten
Künstler mit den vorhandenen Kunstwerken ^einigermafsen
sicher und verläfslich zu vergleichen , die Kunst Sachen dar au
zu yeralischaalicl^en und Nachbildungen anzuzeigen* ' MitCi-
, taten treibt er keinen eitlen Fr luik, doch versäumt er nicht
eine verständige Auswahl davon, zu geben. Nicht selten trifft
man in den Anmerkungen Erläuterungen schwieriger Stellen
der, Alten, wie sie nur ein Künstler vom Fach ,zu geben
vermag. ^ ^
Der erst^ oder chronologische Theil des ersten Ban.
des enthält die eigentliche Kunstgeschichte in vier Abschnit-
ten: l) von ihrem ersten Anfang bis ungefähr 800 Jahre vor
Ch. G. S. 3 ff. Hier tritt der Verf. in die Fufsstapfen sekieft ,
grolsen Vorgähgers Winckelmann und erklärt sich wegen
des dem Menschen angebotneii Bildungstriebes für den einhei-
inischen Ursprung der griechischen Kunst, ohne sich jedoch'
in ^ine genaue Erörterung dieses Gegenstandes einzulassen.
Hirt unterscheidet 9 wie in diesen Blättern (1823, N, 77.X^^*
richtet worden , sehr richtig die rohen Erzeugnisse jenes Na«
turtriebes iron einenr eigentlichen Kunstzustand, und entkräf-
tet so die zu ausgedehnte Folgerung, die man aus der natürli-«
chen Anlage, Gestalten wahrzunebaien und bildend nachzu*
-ahmen , gegen das Erlernen der Kunstfertigkeit von fremden '
' Völkern ziehte Wie kommt es doch, fragen wir, den Ursprung
griechischer Kunst betreffend, dafs die ältesten Bfider, deren
m Griechenland Erw'ähnung geschieht, das der Athene zu
Lindus und das MarmorbUd derselben Göttin im Hain zu
Lierna , von Einwanderern aus Aegypten, von den Danaiden>
festiftet seyn sollen? (Callimach. iragm. i06> Pausan. H. 37.)
st doch d^ erste eigentliche Künstler der Griechen, der Athe«
nee D>ädalus,.um das J. i^OO vor unserer Zeitrechnung in
Aegypten gewesen y und ist s^in Bauwerk in Greta, dasXiar
Lyrinthy dem schon früher in Ai^gypteu vorhanden gewesene»
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Ui atft O^ifolieii. .' S19
»acbgebUdet worden. W^il unser Historiker solcli«^ Einflösse
von Aufsen verkannte f so unterlieXs er auch, die karisqh-ioiiir
•che Ansiedelung in Aegypten unter Fsamnietich als die Ver«
snittlung ägyptischer und griechischer Kunstcultur auszMzeieh«
jien, ob er gleich anerkannte^ däL\ sich iiu asiatischen Ciie-
cbenland so firübe oder noch früher als im eigentlichen eiu
Kunstsuständ vorfand.
'2) Alter Styl der griechischen Kunst vom J. 800 vor
Chr. 6. bis um die sechszigste Olympiade S. 11 ff. „Figuren in
steifen Stellungen , einfach angeordnet oder vielmehr wie der ^
Zufalles fügte f neben einander hingestellt , und Köpfe ohne
alle Anmuth in den Zügen, fast fratzenhaft gebildet« Bei
Witerm Fortschritt der Zeit und der Kunst, wurden die ge-
raden steifen Stellungen der Figuren gegen angestrengte hef-
tige Gebärden vertauscht.«' S. 44. 3) Gewaltiger Styl
von der öOsten Olympiade bis auf den Fhidias S. 46 ff.. „Die ,
Kunst begann eine Idee von übermenschlicher Hoheit^ Kr^ft»
Grdfse und Gewalt, zumal in Figuren der Götter, sich anzu^
eignen oder besser gesagt , verkörpert darzustellen^' S. 36-
,yl3och alles hatte eine herbe, nach jetzt geltenden Ansicbtea
wenig geniefsbare Strenge" S, 47. 4) Hoher und auf den-
selben folgender schdaer Styl, vom* Fhidias bis auf
Lysippus und Apelles S, 68 — 199. „Die Meister > wel-
che dem Phidias zuiülchst vorhergingen » hatten ihren Götter«
bildern den Character übermenschlicher Kraft und Riesengroüs«
heit gegeben, den Ausdruck furchtbarer Gewalt und Strenge;
unser Künstler aber hob und veredelte den Styl in seinen
Werken dadurch, dafs er jenes Grolse , Mächtige, Kraftvolle
beibebielt; aber den unltebKcben £rnat, das Starre, mehr
I^urcht als Zuneigung Erweckende, dureh schönere Formen,^
angemefsnere Verhältnisse und etwas freiere Bewegungen mil-
dertet^ S. 62 ff. Der schöne Styl kam mit Er'axiteles
um die 104te Olympiade in höchster Vollendung zu Tage.
,,Die Lösung der letzten schwersten Aufgabe» welche an den
Künstler gemacht werden kann, das Auge wie den Geist in
gleichem Maafse und sogar überschwenglich zu befriedigen,
war den Bemühun'gen des Piaxiteles vorbehalten^^ S, 11 1. **
Diese wenigen Andeutungen mögen hinreichen. Sachkundi-
gen den ricntigen Standpunkt dieser Geschichtsforschung zu
erkennen zu gel «n. Indessen begnügte sich der Vf. nicht
blos im Allgemeinen den Charakter einer Kunstperiod^ zu er-
mitteln» sondern er suchte auch das Verhältnifs der einzelnen
Künstler zu derselben und ihre Eigeiithümlichkeiten scharfsin-
nig und befriedigeud lu entwickeln.
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220. H. *Mejet's O0sohlo)itä der bildenden Oost«
.B^i solchen ins Einzelne gehenden Untersuchungen' ist
es begreifiichy dals hie und da eine Berichtigung oder
Erweiterung' .anBubririgen ist.. Vernünftige Vorschjäge ,
* sind bei einem Werk^von nicht vorübergehendem Daseyji um^l
so. mebr am Platz , als mehrere Auflagen vorauszusehen seyn
dürften» Der gelehrte Vf. wolle lx)lgende gefälliger Berück«
sicbtigung würdigen. W^s er (z.B. S, 13.) Upferschaal<in
»ennty ist nach den neuesten in uti^sern Jahrbüchern angezeigt
ten Forschungen Ingliirdmis als mystische Spiegel zH
bezeichnen. Bd. I. S. 43» scheint es , als wäre von Yasetif
malern der einzige^ Tal ei des bekannt ^ der seinen Natden
einer' sicilianischen , gegenwärti^g i^a Lohdor^ -befindlichen
Vase beigeschripben liat^ während aufser diesem sich noch
zwei andere auf diese Weise auf die Nachwelt gebracht haben,
nämlich Aste äs aujf einer von Canzi, Miliin und letztlick.
voninghirami (Monumenti Etrüschi S. V. T. XVI.) erklärten
Vase von Pesto , wobei Millin auf eine aridere mit dem Na-
jnen Casinus aufmetksam macht. Gegenwärtig befindet sich
£u Neapel eine Vase mit dem Nameii des Künstlers\(Dei Vasi
Greci Palermo. 1823. p. 24)5 «i^ wird aber nicht genauer ber
a^ejchnet, um.ahzusehen, ob sie eine von den beiden letzten
oder eine von diesen verschiedene s^y. — Bd. I. S. 19^1 ist"
deipi der italienischen Sprache fündigen Manne eine Unrich-
tigkeit entschlüpft: Paul von Veronese— soll beifsen ^ von
Verona, oder schlechthin Veronese. Bd. I. S. 199. 'JÜ[. S; 194
wird das Gemälde deß Ktesilochus, die Geburt des Bac-
'chus aus den Lenden des Zeus vorstellend, für eine Parodie
ausgegeben, als die Ktinst ibve wöhl hergebrachte Würde und
6Ön$tige Frömmigkeit' nicht njehr beachtete. Dagegen' müssen
wir einen etrüskiscben Spiegel mit derselben Vorstellung bei
Inghirami a. a. Ö. S. II. T. XVI., .wo auch Göttinnen bei den»
. gebährenden Zeus Hebammendienste verrichten, anführen, '^
und aft den kospianischen Spiegel mit der Geburt der Minerva
aus Jupiters Haupte (Inghirami a. a. O. T. X.) erinnern. "An
Parodieen ist aber auf mystischen Spiegeln , womit die Grüber'
geziert wurden, nicht zu denken ; sondern der naive Sinn der '
erleuchteten Alten liahm diese Sagen nicht nur für baaren
Ernst, sondern auch für sehr verständig und sinnvoll, ats
welche das Werden aller physischen und intellectuellen Kräfte
ans dem Urgrund symbolisirten« p
Als eine Nachlese vin Zusätzen', welche in den An-^
merkungen im 2ten'Bd.,eine Statt finden dürften, möchte fol-
gendes nicht Unzweckmäfsig seyn. Zur' verneinenden Beant«
wortung der Frage Bd.jl. S. 7a, tob Polyklet^von Sityou
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Gdogk
bei den Grieohcn. tll
eben so wie Phidias auch in Marmor gearbeitet habe, iat
die Entgegensets ung dieser beiden Meister in einer von Mei«
toers (Gesch. der Wiss. S« 113.) angefahrten Stelle des Aristo«
tele« becnerkensvrerth , wo Polyluet ^Is avS^iovroxotT; dem h^
Sk*£^ ^fid<> gegenflber steht. Um diesen Gegensatz zu verste«
Leriy mu(s man wissei^ , dafs die Menschenstatuen damals aiia
Erz gefertigt zu werden pflegten (Schol. Pindar. Netn. Vi l.).
Polyklets Kunst ist aber notorisch meist im Kreise bloa
menschlicher Bildungen stehen geblieben und hat sich unter
den olyo^pischen Wesen nur an einer Here und einem Hermes^
ao viel uns bekannt ist, versucht. Hinsichtlich der dorischen
Bekleidung seiner, colossalen Here zu Argos ist zur Bestärkung
der Bd. I. 5^68. geäufserten Vermuthung Maxim. Tyr. p. 260«
ed. Reisk, zu vergleichen. Auch wäre zu bemerken, dafs
Tolyklet nicht nur in seinem Kanon ein leibhaftes Musterbild
reiner Verhältnisse aufstellte, sondern auch eine Schrift bber
die Proportionen hinterliefs {Galen, de dogm. Hippoqr. ,V. 3)»
— - Ueber die Grazien des Sokrates am Eingang in die
Bur-g zu Athen Bd. I. 93. ist SchoK Aristoph. Nub, v, 770.
anzuführen, dafs sie — Feitho, Aglaia und Thaleia •— hin-
ter der Athene des Pbidias in die Wand eingegraben waren
(»Y7«7^"M/^V« TW rotytxt)^ und somit Reliefs von Marmor gewesen
zu seyn scheinen. — Von dem Gemälde des Zeuxis, den
thronenden ^eus mit umstehenden Göttern darstellend j Bd. I.
S. I5i- möchte als Nachbildung das Relief im Museum Capi«
tolinumlV.N.8. Mus.Napol. pl.4. mit Jupiter auf dem Thron,
umgeben von Juno und Venus; zu nennen seyn. — Den Na«
ttien Adtion, iv elcher in der Reihe der Erofsen Maler Niko«
machus, Frotogenes und Apelles von Cicero (Brut. c. J8.)
au^eführt, und auch von Lucianus (in Imagg.) nicht verges«
sen worden ist^ sucht man vergebens in unserer Kunstge«
schichte. Freilich was fangen wir mit^dem grofs^m Namen
an» wenn uns nicht berichtet wird, wodurch er grofs gewor-
, den ist? £s ist aber auffallend, dafs von diesem nur dei^Name
aufgezeichnet seyn soll, während von seinen drei Genossen
die ausgezeichnetsten Werke gerühmt werden. Man möchte
daher vermuthen, dieser Aktion sey einer und derselbe mic
Echion, welchen Plinius mit den nämlichen Künstlern in
Verbindung setzt.
Kehren wir wieder zu unserm Vf. zurück, so lesen wir
nachdem chronölogtsch- geschieh irlichen Tbeil gehaltvollem Be-i
trachti^ngen über die griechische Kunst iqi All«
gemeinen S. 200 ff. , und zwar zunächst über die glückli«
chen'und fördernden Umstände, wodurch die Kunst bei den
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1222 ' H. Meyer 's GeseUohle cter bildenclen Oiiste
• ■ / • I ■'
Griechen* zu «a wünderiami^r Vollkomaienbeft gisclieben liit^
Er räuhil awar vOrtheilhftfte Ein Wirkungen von Ax^ben eiß^
als durch Verfassung , Religion, Klinia, hält aber nichjt: dafür^
^iifs die Künste daher den wahren. Trieb , den begeisternden
' bildenden Einflufs erhalten haben. Die Grundursache ihrer
terriichen Blüthe h^be noch nie'mai:^d erforscht, sondern^ ihr
Steigen und Sinken ^scheine an ein höheres unbegreifliches
Waltän gebunden zu seyn. Ref. ist der Meinung, das prin«
' ,cip eines so hohen Kiinstflors bei den Griechen sey allerding«
nicht in äufsern Dingen, sondern tiefer im Yölksrcharakter
zii Suchen. Wie einzelne Menschen mit besonderem Kunst*^
talent begabt sind, so gibt es auch Kunstvölker, und stehen
diese in ihrer Blüthe, so erscheint au^h ihr KunstVermögen
, in vollkommener EntAvick^luhg. Das Jugendalter der Mensch- «
beit., das der Reflexion mehr ab- und. der Anschauung mehr
zugewendet ist, steht an sich s^chon der Kunst und dem Bilder*
leben näher; jedoch tritt dieses antil^e Element in einem Volk
mehr, im andern minder hervor.
Weiter fragt Hr. M. S. 103 ff. nach den der Kunst zu ni
Grtthde liegenden allgemeinen Gesetzen und Zwek^
ken, und bemerkt richtig, däfs ihr leitendes Princip we**
der ei^ moralischer Zweck, noch Nachahmung der Natur,
, noch das Charakteristische^ noch das^tdeal seyn könne; denn
im ersten Fall Würde sie ihre Selbstständigkeit, im zweiten
ihr freies Streben elnbüfsen , im dritten zur Carrikatur
iind inl vierten zur Unnatur geleitet werden. Selbst det
Ansicht von Mengs und Winckelmann trägt 'er Bedenken ^
sich anzuschliefsen , dafs Schönheit der Kunst oberstes, er-
stes Gesetz sey. Denn' selbst die ^llerschönsten Formen
der alten Kunst seyen nicht vorwaltende sondern die«
nende Eigenschaft, schöner Gedanken angemessener Ausdruck >
und Einkleidung. Dieser Einwurf trifft jedOch nur einen
fehlerhaften Begriff vom Schönen , stöfst aber nicht die Rieh*
tigkeit der Behauptung umr Schönheit aey Grundsatz und
Ziel all^r Kunst, sondern fordert allein , wie sich von selbst
Versteht, eine weitere Untersuchung und genauere Bestim«
mung dessen y was s^hön in der Kunst zu nennen sey. Diese
* Untersuchung aber umgeht der Yl\ und iegnQgt sich der Mei- '
nung beizupflichten, welche Göthe (über Kunst und Alter*
thum) vorgetragen hat: „Der höchste Grundsatz der Alten
^ar das Bedeutende, dad h\öchste Resultat aber einer glüökli*
*.chen Behandlung, das Schöne/* Indessen sagen diese Worte
im Grunde nicht mehr, als recht verstanden auch Winckel-
mann behauptete; und das Räths^l ist seiner Lösung nicht
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edby Google
bd den Orleehen. 223
näher gebraebt, weil erst zu entwickeln ist, was*das Bedeu«
tende sey, das als Grundsatz geltend zu machen ist, damit ea
Scbönliei^ zu seinem Ergebnifs habe. Auch sollte der Zusam-
merrhang des Bedeutenden mit dem Schönen tiefer erforscht
werden. Wir wollen versuchen , beides so weit klar zu ma*
eben , als es sich ^nit wenigen Worten thun ISfst.
Wie in der Schöpfung Gedanken | ira Sinnlichen Ideale
ausgeprägt sind, äo scha£Et auch der Künstler und strebt Ideale
Zu vet wirklichen und sinnlich darzustellen« Der Schöpfer ist
aein Vorbild, ohne dafs er darum sklavischer Nachahmer sei«
ner GesdhöJ^fe sey, sondern er bildet mit freier Schöpfungs«
kraft '9 und darin besteht seine Originalität. Nicht nur seine
Hand formt, sondern er trSgt seine Schöpfungen im Kopf; er
aol'. kein Uebersetzer der Natur seyn, sondern ein Schrift«
steller. Aber Ideen müssen es seyn, die ihn begeistern, d.h.
nicht Hirngespinste, sonst würden seine Geburten Carrika«
turen werden, edle Gedanken müssen es seyn, welche der
lebendigen Wahrheit, den Ideen des Schöpfers, verwandt
sind. Je angemessener und vollendeter nun der Ausdruck dem
Ideal, das Bild dem edeln Gedanken entspricht, eine desto
schönere Schöpfung tritt hervor. Es ist dann gleichsaln eine
wechselseitige Durchdringung des Geistes und des Stoffes,
dafs das eine im andern aufgeht, und dadurch entsteht; die ,
Schönheit, sie ist Aufgabe und höchstes Gesetz der Kunst«
Zu solcher innigen Durchdringung vermag sie es zwar nicht
zu bringen, wie der allmächtige Schöpfer, dafs die Materie
sogar am Leben der Seele Theil nimmt; aber doch raufs das
Bild durch die in wohnende Idee gewissermaafsen belebt, und
diese die Einheit im Vielen seyn. Zur Erzielung des Schönen
in der Kunst gehört demnach mehr als Handfertigkeit. Der
Kunstbetrieb ist durch ein dreifaches Vermögen bedingt. Was
im Schöpfer ungetheilt ist, tritt im Künstler als Ideen-, An-
^cbauungs- und Darstellungsvermögen hervor. Nur im glück-
lichen Verein und harmonischen Zusammenwirken dieser drei
scbaifenden Kräfte gedeihet die Kunst. Gebricht es an Ideen
und ihrer naturgemäfsen Anschauung, so mag der Bildner wohl
niedliche und zarte Formen hervorbringen, aber es ist eine
leere Schönheit ohne Gehalt und Würde, eS fehlt das Bedeu«
tende, die Seele der Kunst, In der antiken Kunst im Gegen-
satz zur modernen ist ein Vorherrschen des Gehaltvollen und
Idealen auszuzeichnen : was auch in jenen! Urtheil von Göthe
angedeutet ist.
Aus dieser Erkenntnifs von dem Wesen det Kunst lassen
sich die Hauptriebtungen des Strebens^ das Schöne darzustel- ^
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234 H« Meyer*« Gescluehte d. bild. Künste b. d, Gn^cheiu
len, ä. i, die Epochen der Kunst philpsophisch ableiten tin^
am bündigsteh auffassen. Der alte Styl besafs das Darstel«
lungsverindgen noch nicht» die Kunstideen ins sinnliche Leben
SU bringen. ' Dem , gewaltigen gelang diese Aufgabe schonj^
dbph sp> dafs die Idee gleichsam über, die Form herausragte^
.\röher sein^ e^nsterhabenenSchdpfunge^' entstanden. £s man«
gelte iiüchxlie veritas nach dem Ausdi^uck Ciceros (Brut» c. l8.);
das, was der Künstler wollte, wtfr nicht ganz bis zur Er-
scheinung gebracht^-^ Der hohe Styl kam jener veritas schoa
näher; denn dem Wollen entsprach das Leisten, die Ideen
-wurden sinnlich ausgeprägt, der in höberm Grad überwältigte
Stein gehorfchte^ d^m Gedanken des Künstlers und wurde ein
•ee)enyoller Ausdruck desselben bürden tiefsinnigen Beschauer«'
Im schönen Styl wurde die liäe vollends sinnlich und pn«
schaulich gemacht, zur Augenweide für den genufssüchtigen.
Schweiger,* Beim Verfall der Kunst blieb endlich nur dia
Form^übrig, die Idee entschwand je mehf und mehr, und
die veritas wurde eine gemeinX
Zunächst folgt S. 209 ff. öine geographische Ueber*
sieht der Kunstprte und Sunstwerke, und Hr; M. wird uns
belehrender t'ührer und Ausleger von Sinope an bis Gades»
S. 265 ff. versucht er in einem üeberblick den Charakter
un|l'Gang der griechischen Kunst darzustellen, und
%um BescbJufs S. 283 ff. gibt er eine treffliqhe Nach Wei-
sung noch vorhandener Denkmale ^aus der Zeit
•des hohen un4 schönen Styls. Das Ganze gewinnt
dui*ch die ausführlichen und sehr fleifsig zusammengetragenen
Kegister an Brauchbarkeit, und wird ohnte Zweifel noch
mehr gewinnen , wenn die Ankündigung der Verlagshandlung
zu Stande kommt, vom Hauptwerke unabhängig ein Heft von
31 erläuternden Kupfern in kL Folio und eine vom Verf.
synchronistisch geordnete^ Künstlertafel, ebenfalls in kl.
JTolio, herauszugeben , falls eine hinlängliche Anzahl von Sub«
scribenten deli Kostenaufwand decken wird»
K7. F. Rinck,
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N- 15* 1825*
H ^ i d e 1 b e r g e i"
Jahrbücher der Literatxir.
l}e\ Vasi Greci conumemente chiamati Etruschi^ delle lor fomii 6
dipinturOf dei nomi ed usi loro in generale» Colin giunta di
due Ragionnmenti sui fondamentali principi dei Greci nelV arte
del disegno # ioi/a pittura alt encäusto» In PaUrma i8lt3« 8«
Verfasser obiger Bemerkungen über die Bereitungs* ntxA
Bemalungsarty über Namen und Gebrauch alt-griecbiscbet*
Gef^fse ist der Oberaufseber des königlichen Museums zu
Neapel, welcher seine Schrift als eine Vorrede zu einem band«
schriftlichen Katalog von beiläufig 500 daselbst beündliched
Vasen angesehen wissen will.
Nach seinem Dafürhalten sind die Farben auf den bemaU
ten Vasen aufgetragen worden, nachdem diese an der Sonnja
getrocknet waren, und ehe sie in den Brennofen kamen.*
jDenn man finde öfters mit einem Griffel eingegrabene Umrisse^
die we'cfer so tief soyen , dafs der Thon weich gewesen seyn
konnte, noch ausgerissen, wie der Fäll wäre, wenn der Thort
fichoii gebrannt und spröde geworden wäre; Bei Mörfeale ic
6icilien finde man, sagt er, eine Thonerde, welche nach an-
gestellten VelBuchen, wenn sie gebrannt sey, an Feinheit,
röthbcher Farbe, Metallklang und Glanz ohne Hinzuthun e]>
jie^ Firnisses den schönsten antiken Gefäfsen gleich komme.
Er unterscheidet S* 22. zwei Gattungen bemalter Gefäfse,
solche, deren Feld mit schwarztr Färbe bedeckt ist, worauf
die Figuren in Umrissen gezeichnet sind , und solche, wo die
Vase ihre natürliche Farbe behält, und die Figuren wies
Schattenbilder ganz S(^hwärz darauf gemalt sind , in welchem
letzteren Fall sie in starker Bewegung hervor« utreten pfle-
gen, damit sie nfcht wie todte Massen erscheinen, Biswei-*
en wurden an den schwarzen Bildern., nachdem sie aus dem
Ofen gekommen-, die Theüe innerhalb dem Umrifs radirt,
Andere Farben als schwarz fand det Vf. möhr in 1?^eben wer-
ken/als in ^en Hauptfiguren, nämlich w'eifs; roth, gelb^
Wau, selten grün^ Zum Belege dafs das schwarze Feld eher
' .XVm. Jahrg. 5. Heft. ^ ^^
f.
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226 I^ei Vast Greci. i
als die Figuteh gefertij.t worden , zieht er S. 26. eine uiivoU^i
endete Vase im königlichen Museum an, wo einige Räum«
leer gelassen,, andere zum Theil, noch andere gan»^ ausgefüllt
sind. Jedoch erstreckt iich das schwarze Feld so weit und
so bestimmt an den leeren Raum , dafs schoi/ erkenphar ist,
ob eine Figur sitzend oder stehend, mäijulich oder weiblich
ist. Er vertouthet, diese in dem Betracht merk\^ürdige Vase
sey aus Versehen in den Brennofen gekommen , und habe
^bemach nicht mehr können ausgebessert werden, ^uch ist
nach der Bemerkung des Vt der Entwurf* des Gänzei^ ynd *die
Anordnung der Theile manchmal mit einem spitzigen Wetk^
geug, durch Punkte angedeutet worden.
iyiit I\echt macht er S. 24 f» auf die bewunderungswür-
dige Festigkeit und Sicherheit der Hand aufmerksam , mit Ei-
ttem Pinselstrich ohne ünterbr.chu hg ein schönes Profil zu
seiebnen. Aus diesen Vasenmalereien erklärt er unsers Be-
dünkens am richtigsten die bekannte Anekdote von dem Wett#»
streit des Apelles mit dem Protogenes^ dafs jener, um sich
als fertigen Maler zu erkennen zu geben , einen solchen küh*
nen und schwürigen ümrifs in der Werkstätte dieses mit einem
einzigen Zug gezeichnet habe, dals Protogenes darauf mit
einer anderen Farbe der künstlichen Wellenlinie, ohne sie za
berühren, inntfrhalb nachgefahren sey, wozu gröfsere Ge-
wandtheit erforderlich W£|r, da die Hand bei der beengenden
Aufgabe, sich weniger frei bewegen konnte und der Umrifs
sich verkleinerte. Apelles aber zog noch einmal mit einer
dritten Farbe seine Linie mitten hinein mit unübertrefflicher
"Meisterschaft und Feinheit. Diese Erklärung scheint genü-
gender und annehmlicher als die jüngst von Meyer gegebene
in der Gesch, der bild. Künste Bd. I, S. l8l.j ob er gleich
richtig sah, dafs hier nicht an eine gerade Liihie zu denken
6ey, wie Salmasius u. a. vermeinten. In neuerer Zeit haben
nach der Bemerkung uns.eres Vf. Alb. Dürer und Leon, da Vinci
in dieser Art Ausgezeichnetes geleistet. Indessen glaubte er
S. 27. an einigen antiken V^sen zu bemerken, dafs, wenn der
.Pinsel etwas au weit ausgleitete, das Fehlerhafte durch dicke-
res Aufträgen der Schwärze, in dem die Uinrisse begrenzen-
den Feld verbessert wurde,
. Zu den alten Namen von Irdengeschirr bemüht sich der
Vf. Belege unter den im Museijm vorhandenen aufzuweisen
und durch Umrisse auf einer Tafel zu yeranschäulichen. Pa-
te/a und simpulum sind die bei Libationen' gebräuphlichen
,Gefäfsf; a^.vTör/va (Theophr. Car. 10. Pollux X. 17.) ist ein lan-
ges eiiges cyJinderfdrmiges Irdengeschirr zu dem Zweck, den
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Dei Vau Grfoi. 227
t
Badenden die S^hnTlem su netsen , welche nicht in die Wanne
bioein reichten; was zur £rkl3ruug von Vasenmalereien he«
merkenswerth ist. Die iinguenta'ria (S. 32 f ) werden oft ir-
rig iür Thiünengefdfse gehalten. Das k. Mnstium enthält ftf|:«
«er pine irdene GewClrrJade mit vier cylindrischen Fächern.
Behälter von Flüssigkeiten sind: ampuUa ulearia^ (imphora^
cadas, hydria, carchesium, crater, d. i. Mi.^ichgeEifs, cyathus^
d. i. Credencgef^rs, .Trinkgeschirre 9 meistens unsern Unter«
tassen mit einer oder zwei, Handhaben ähnlich» Uringeilifse,
wiei die unsrigen gestaltt^t, eiiws an der Handhabe mit einem
Schirm verschen, dafs der Sklave beim Vorhalten nicht be-
schmutzt wurde.
Aber bei weitem die Mehrzahl von den auf uns gekomme«
nen Vasen, die nicht zum Hunsgehratich und nicht zui^ Tt^m«
pejdienst angewendet wurden, die mystisch symbolischen^
Grabesvasen iäfst der Vf. in dieser Reihe ungena^int und un*
erörtert. Wenn es auch wahr wäre, was Inghirami in sei-
nen Monumenti £trusc|)i behauptet, d^fd sich über diese kein
altes Zengnifs beibringen lasse, weil es heilige GeiSfse von
mysteriöser Bedeutsamkeit waren; so mufs doch der Augen-
schein ihres ,Vorhandenseyns zu ihrer Anerkennung und Un-
tersuchung führen. Es fehlt aber auch nicht an alten Berich-
ten hiev'on : unter der Regierung des Julius Ciitsar wurden
xiach Strabo zu Korinth und desgleichen nach Suetonius (^in
Caosara u 81.) tu Captia Gefäfse von alter Arbeit in Gräbern
Sefunden« wie der gelehrte Vf. selbst bemerklich macht. Seine
leinung aber, als wäre Hausgeruthe, das im Leben Freude
machte, noc}) im Tode mitgegeben worden, um das ^ai^t Sinn«
lildlich zu wünschen , wird heutzutage schwerlich mehr Bei-
fall finden. Die Ansicht von Inghiramis Pracht w er k , welche
ihm freilich bei dem leidigen Mangel an literarischem Verkehr
in Italien noch nicht zu Theil wurde, hätte ihn wahrschein-
lich eine»; Bessern belehrt, wenn man auch die ausschliefsli-
che 'Bestimmung aller gemalten Vasen für mysteriöse Zwecke
zu lä'ugnen geneigt seyn uiddbte. So viel uns in diesen Blät-
tern vom Inhalt des k. Museums bekannt wird, so dienen dio
Vorstellungen auf den dasigen Vasen nur zur Bestätigung un«
serer bisherigen Ansicht. Sie sind nach p^ 28« grotsentheils
aus dem bacchischen Mythenkreis entlehnt; und mehrere zei-
fen nach p. 21. einen weiblichen Kopf im Profil (Libera) in
er Mitte von Laubwerkroder Blumen, oder mit einem Vögel,
vierftifsigen Thier, oder einem Paar Fische auf einem Teller,
Mit der angehängten Zugabe, welche in der archäologi-v
•eben Akademie zu Rom vorgelesen wurde, lind übc|; den Styl
15*
#'^ - * ' 1 Digitized by VjOOQK
228 Dei Vasi Qtecu
«
der Griechen in den Zeiclienktlnsten Betrachtungen ansteUti
wollen wir unsere Leser nicht aufhalten , und sie eher auf die
Abhandlung, welche aus der Bibljoteca Itali^na vom J. 1820
hier wieder ahgedruckt ist, ufnd die Erklärung von Flinius H.*
N. XXXV« in Betreff der ejika^stischen Malerei der Alten Be»
.^bsi.chtigt, aufmerkis'am machen. Die erste Gattung, da maii
vermittelet des Wachses den Farben Haltbarkeit zu geben
suchte, ist nach dem Urtheil des Vfc am besten yom^Grafen
von Caylus in demjenigen Versuch (Acad. d. In&cript. T. 48»
in 8.) .'^^^^S^^^"™^ worden, wonach er eine mit weifsem*Wachs
überzogene Tafel über Kohlen erhitzte, mit pulverisirtem Blei-
' weifs betreute 4, sodann bemalte und über ein mäfslgeres Feuer
als das erstemal setzte. Ein anderer 'P^fünstrer . mischte dem
Wachs statt des Gebrauches von Bleiweifs ^in weifses Hans
hei und erreichte dadurch die nämliche Wirkung, dafs die
mit Wacbs getränkte Tafel die Farben annahm. Dergleichen
. Gemälde konnten ohne alle Beschädigung abgewaschen wer-
den». Die zweite Gattung auf Elfenbein hat vor einigen Jali-
ren ein fremder Kunstfreund in I\pm^ wie es scheint, aufs
jieue und zwar unabhängig von ^ler Stelle des PHnius. und von
dem Kunstbetrifb der Alten erfunden. Er bestrich Elfenbein mit
einem Fett, wodurch dss Verbrennen verhindert wurde, liefs
^s über dem Feuer schwärzlich werden, und zeichnete nun
mit einer Nad^l und anderen eisernen Werkzeugen niedliche
und unauslöschliche JBilder darauf. Auf die dritfö Gattung
zum Anstreichen der Schiffe mit flüssigjen Wachsfarben lief»
«ich der Vf.» da es mehr ein Tünchen als ein Malen war,
nicht weiter ein, so viel auch darüber schon Versuche ange»
stellt worden sind. . Zuletzt, theilt er einen Erklärungsver-
such vonjden scamilli impares des Vitruvius mit,
PT^. F\ Rinck.
»Saera regnl quina cicennalia angustissimt $t •potentissimi -principis ae
domini Maximiliuni Jose-phiy regis Bavariße in Gymnam
sio Regio BarutUno D. XVJ. Febr. MDCCCXXIF pi^ cele^
hranda indieit et — invitat D,' Joannes Christ ophorus
Held^ Prof» Praemittuntur Oh s ervatio nes D^is"
eellas in PlinH Panegyricum Trajano dictum»
^anßthi } typis F. 0, Birneri, 26 S* in grofs 4*
Wir erhalten , hier eine Reihe scl^ätzbarer kritischer Be-
merkungen au verschiedenen Stellen aus des Jüngern FHniud
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Held ObieiTatt* in PUnii ^aneffrrieu&L 829
Ufobrede auf den Kaiser Trajanus. in derselben gröndlicben
yVeise der Behandlung ^ welche aus andern kritischen Arbei- •
ten des Verf. in der grieohischen , wie in der römischen Lite«
ratur hinreichend bekannt ist, dabei vorgetragen in einer
reinen y einfachen classischen Sprache ^ die von einer gründli-
chen Kenntnifs der lateinischen Sprache und einem anhaltenden
Studium der classischen Schriftsteller Korns die erfreulichsten
Beweise liefert. Neben dieser Reinheit des Ausdrucks/wird
man überall ein Iö^>liches Bestrehen entdecken, den Grundtext»
so wie ihn die Handschriften g^ben , auf befriedigende und
natürliche Weise zu erklären und ihn so inibesondere g^^gen^
unnöthtge Conjecturen und vermeintliche Verbesserungren in
Schutz zu nehmen. Die lichtvolle ^ehandlungsweise des Vf«
in streitigen Fällen wird um so mehr anziehen, als dadurch
die Erklärung einen Grad von Gewifsheit erlangt |n die für
jeden Unbefangenen überzeugend werden möchte. Wir wol-
len daher, sd weit es der llaum dieser Blätter verstattet, eine
'^jcurze Uebvrsicht der hier behandelten Stellen unsern Lesern
.^ittheilen.
Fassend auf das Ereignifs, das überhaupt dieser Schrift
Jie Veranlassung gab, eröffnet der Verf. seine Bemerkungen
mit der Stelle I, 4- ^i« er auf seinen Fürsten mit nicht minde-
rem Rechte anwenden konnte, als einst Flinius auf '5*rajan.
Kr vertheidigt und erklärt die Vulgata: sed ah Jove ipso coram
ac pahiw\ repertuSf elecjut est: (£uippe inter etC. Elr be«
zifht tire mit Gesner „ad quaerendi Studium/* analog
dem ü ■ uchen: ausfindig machen. Den übrigen vom
Vcrf ai.lgestellten und lichtvoll entwichelten Gründen iür.die
Beibebaltiing der Vulgata möchte selbst eine gewisse Concin-
nifät zu Hülfe kommen, die, weil zwei Adverbia coram und
palam vorausgehen, nun auch zwei nachfolgende Verba , w^enn
auch in verschiedenem, ^o doch nicht in entgegfeusetzteni Sinne
erforderte. — IV, 1. („Sed parendtim est Senatus consulto, ,
qaod ex utilitate publica placuit, ut Consulis^' etc.) erklS(rt sich
der Verf. für Beibehaltung des quod^ das er aber nicht, wie
Gierig, als Pronomen Kclativum auf Senatus consultum be-
zieht — was in jedem Fall unstatthaft ist — ,^ sondern mit
Ar^tzen in dem Sinn von quia als Conjunction auffafst, .— .
XlV, 1. Q^onwe inpunahult* baec tibi, Caesar et rudimenta etc")
wo der Verf die historischen Schwierigkeiten, die sich den
Herausgebern in Erklärung' dieser beiden Worte darboten,
dadurch zu heben sucht, dafs er sie in weiterem Sinn auf alle
Handlungen und^ Thaten des Trajanus vor deiner Adoption
bezieht, in Vergleich mit den weit grölseren Thaten, welche
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2S0 < Held OJbsen^att. in FHnii Fanegjricuia.
Traja^n $päter als Imperator ausgeführt. t)ixs.puer admodum und
die incünabulß bezieht' er auf den Pjarthischen JßLiieg, das^mte^
{fuum und rudimenta hingegen auf, die spiltere Zeit des Germani-
'.«chen Krieges.— • XIV, 5, (jcwxxi aliis Super alias expeäinonibus
itinere illo dignus inveriireris) wird die Yülgata vextheidigt
und mit Schwarz und J. A. Schäfer erklärt: ,,cuni propter iter
iliud tani laudabiliter confectum iinvenireris dignus aliis supra
alias ^ h. e. m^ho pluribus\ expeditionibus. — XVI,, 3, werden
di« schwierigen; Accli^ative zTiiperafortfm reportßntein gut yerthei«
cKgt, die Ultere Lesart: Imperatora repoitante yerworfen. —
XXj 4, Bei den offenbar vevdprhenen Worten: cum ahactushospi^
tum eooerpereterkiHrt sich derVf.für die Verbesserung: c. abactus
hoipitum exercitüSf oder für die eines Recensenten m^der Jen.
Liter. Zeit. 1796 Nro. 346 t abacti hospitum gre^es', da Gierig's,
VerbesserungsvpKscbläge^als zu kühn und gewaicsäai abgewie^
sen werden mufsten. — , XXII, 1. (Nam priores invehi et im-
portari solebant, non dicp etc.) wei^den die Behauptungen voa
schwarz (als^enn «o/i dico stets zu d^m bedeutenderen Ge?»
danken« sed aber zum schwächeren gesetzt werde, während
mehrere, vom Verf, angeführte Stellen gerade das Gegentlieil
beweisen) und Gierig widerlegt, der Sinn der Stelle aber
richtig so aufgefafst: ,|die früheren Imperatoren pflegten nicht
blos atif einem Viergespanh von weifsen Rossen in did Stadt
einzuziehen (was selbst, unsere Vorfahren bei einem C^tmillus
aulfallend und tadelnswerth fanden), sondern sogar auf den
Schultern der Menschen, was ein Zeichen von noch^röfsere'c
A^imafsung und Stolz war.*« So ergiebt sich auch, dafs die
Lesart : ^«04 arrogantius erat durchaus keiner. Aendetung oder
Verbesserting fähig ist. '• — XXX, 4, ( - „sed supino etiam ad
deünenti solo non pTacido se molliijue lapsu refugum absttilerat
etc) der. Verf. erklärt das schwierige detinenti ^ das man als un«
passend verwerfen, oder iii ein c/«iiitfrtfi verwandeln wollte, techt
f>ut durch« „quod remöratur ac retlnet aijua^, ne Celerioro .
apsit recedant// 'Auch mpinus wird durch Vergleichupg der
f aralleUtelle bei PlJn. H. Na.t, IX, 2, 1 ; in mari t^m late supino
befriedigend erklärt, — XLI, 1. wo der Verf. die Lesart ei*
' niger Codd. t an tantat vires habet friigalitas principis, för ha/m
beat vOTZioht und mit an eine neue Frage begingt. ^ — » XLV,
4« Dw einfache, von einigen Auslegern nicht, richtig aufce-
iafst« Sinr^ dieser Stelle wird datgdegt, — LI/ 5. (^Lipelbit
ergo civibvis tuis invicem contueri 6tc,) nieint der Verf. müsst»
d*»«^ **f Welches einige Handschriften nach or^o einschieben,
wirklich in den Text aufgenommen werden. Bei dieser üele^
tenbiit wird »uch von den beiden Bedeutungon des Ad ver^» .
iura« imk^m gthandelt. Es uiKvv^tbvsjdt^t näoijich dcv Verf.
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Kajjer iateretsantr EriShtungen am Livios« 22l
1) wo in Einem Satze zwei Personen dasselbe thun und dann
' invicem gehttiucht werde, oder 2) WO es bedeute, i^vicissitu«
dineiH, qua vtd dua'e unius actione« inter se sequantur, v«l
rem ab uno factam excipiat alterius actio<< z. B, bei Liivius
XXni, 28 u. s. w. — LXll, 3» (An parum saepe cxperti su-
mu^ etc.), Iil dieser für die Erklärung so schwierigen^ Stelle
yerinuthet .der Verf., es sey vielleicht: fuu -prosit tuu zu strei«
chen, obwohl er die Schwierigkeiten, die dann für die Er-
klärung des Zusammenhangs der nächstfolgenden Worte her-
vorgehen, wohl fühlt und deshs^lb bescheiden kein entschei«
dendes U/theil fällt. — LXII, 7. Hier ist wohl mit Livi-
nejus und dem Verf. zu lesen: „quisvis pi^obatos senatm vl-
ros sttspuit^^t wo der gew4luiliche Text sutcipU giebt. —
JLXXVII, 7. wo der Verf. die Vulgata: «qi^ippo etiam Foria-
/jfl^'yidebatiirindignura«* vertheidigjt g«?gen die Lesart einiger
Codd. : Formna und Fortuna v. imli^nius etC.
lnl0r^^ante Erzählungen oder Ausu^ahl anziehender and fiir die Kennte
Ttifs des Römischen Alttrthums lehrreicher Abschnitte aus T, U^
viusy zum Behuf e eifier zwevkmäfsigem Vorbereitung zum Vet^
stehen dar Römischen' Classiker ^ hauptsächlich fUr mittlere Ab^
theilungen gelehrter Schulen ^ 9on Dr. Carl Philipp Kayser,
Director und Professor des vereinigten Gymnasiums, Bibliothekar
und Professor der Universität zu Heidelberg» Zweite , 'verbesserte
AusMabe, \ 1824- Erlangen bei Palm* XXIV unfi 652 Seiten, 8«
2 fl. 24 kr.
Der Titel des Buches deutet schon an, dafs es damit auf
nicht» gt^ringeres abgesehen sey, als darauf, die unzweck-
inäi'iigeu Lateinischen Autoren, die in den mittlerh Classen
i/elehrter Schulen gebraucht zu werden pflegen, aus ihrem
,laug^, wieviroLl mit Unrecht, behaupteten Besitze zU ver-
diüngen und den^ Lehrern Gelegenheit zu ^eben, ihre Zöglinge
.auf ^iwt zugleich anziehendere und den Geist belebendere Art
mit der Lateinischen Sprache aus der classischen Zeit und mit
Vlen seihst in Bezug auf das Verstündnifs dieser Sprache wich-
tioen Ansichten der akenWelt, dem Leben und' den Sitten
der Kömer, wie auch' vornehmlich mit der Einrichtung ihres
Staates bekannt zu machen uml so gründlicher für die hö-
hein Classen vorzubereiten, als es ht'i denx Gebrauch der ge-
wöhnlichen Autoren möglich ist. In der Vorrede habe ich '
versucht, die Gründe f(Jr die Einführung dieser Auswahl aus
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233 Kajs^ . interessant« EaShIupgea aus Lmm.
deiö "grofsen Werke eines tJer vörzliglichsten Schriftsteller aus,
ehian<it;i: zu, 3eteen und die muthraaXslichen Eipweildungen
dagegen zti heben, auch die Methode , welche ich bei dem
• iDeorjährigen Versuche, den ich'eelbst damit angestellt habcy^
^ach ihre'n Gründzög^n zu beschreiben. Ich biii atier weit
entfernt zu glauben, tlafs sie den Kampf mit dem unbeugsa« .
inen Eigensinne de^ V^purtheHs und des Widersprlichsgeistes'J
mit Verkehrten Rücksichten,, mit Unkenntnils und Ungeschick-
lichkeit, welche^letztcren nur gar zu geneigt sind , aus einer ,
Mticke einen Elephanten zu machen , leicht und glücklich be- *
stehen werde, denn Gründe wirken insgemein nur, wenii man
., init^ Unbefangenheit und Bereitwilligkeit ih'nen Eingang ge^
•tattet und sijBh also durch sie überzeugen lassen will. Darum'^
Jiatte in einem äbnUchen Falle Cicero Recht vordu&auschicken:
experia'r equideiii: sed inagna res est; animöq^ue mihi oJ»uff
e9% npthrepugaante (Tu^c. disp. II, 5), Erfreulich mufste es
mir \n dieser Beziehung seyn, dieselbe üeberseugung von
; der IWöglichkeit und Nützlichkeit der Benutzung Livianischer
Stellen in den untern Ciassen bei dem Hrn. Prof, Krebs, ei-
nem erfahrnen und einsichtsvollen Schulmanne, zu finden, Wel«
" eher in der Vorrede zur 5ten Ausgabe seines Lat. Lesebuchs/
für die ersten Anfänger., Seite V> sagt; ,, Welcher Schrift-
Steiler zuerst zu lesen sey, diarüber pflegt man oft in Verle-
genheit zu seyn, A«i besten. ist wohl der junge Lateiner
dur(^h eine Geschichte Roms in xjie Sprache der Römer ein zu-
* führen. Daher greift maheher^zum Eutrop, wiewohl dieserj^
schon als einer der spätern Schriftsteller, von der I:#ectüre in
Schulen auszuschließen ist, dabei aber durch seine magere,
dürte und reizlose Erzählüi^g das Gemüth der jungen Leser
nicht ergreifen, noch sie zum Studium der Sprache anlocken ,
und aufmuntern wird. D9gegen ist wohl unteV den bessern
. vSchriftjjtellern keiner mehr dazu geeignet, als Li vi«^ , wenn
nur da und dort. die weniger uns interessirenden Stellen aus-
gelassen werden. Daher hab* ich einen solchen Versuch hier
mit dem ersten Buche gemacht,** , ,
Die neue Ausgabe meines Buches, unterscheidet «ich von
der frühern, aufser manchen Veränderungen in der Auswahl
der Stücke, lateinischen Columne^-Tite.ln , die den Inhait
jeder Seite andeuten, u. dgl., hauptsächlich durch' die Vermeh-
rung mit verschiedenen wichtigen Artikeln , die auf die Fabel-
iieit und auf die Geschichte der Verfassung de^ Römischeii
Staate! Bezug habend wozu Niehuhr's geistvöjle Forschungen,
deren Ergebnisse auch am gehörigen Orte itn Auszüge mitge«
tbeilt oder nacligewieseu 3»nd , Veruüilassung^ gegeben haben.
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PSdagoguehe Lkeraton S33
Noch ftige ich hintu, dafi das Buch in seiner <nrsten Gestalt
bereits durch einen hohen Erlafs des Kprfflrstlich. Badischen
Ev. ret. Kirchenratbs unter dem 1. April J805 in dem hiesi-
gen Gymnasium eingeführt worden ist , und' dafs ich die zu
ineiner Kenntnifs gelangenden Einwendungen gegen den Ge-
brauch dessetben in den mittlem Classen der Gymnasien, da
dies mit dinr Schulmfinnern und Schulvorstehern nicht gleich««
gültigen Frage f welche Autoren man in diesen Classen vorzüg*
jAch zu benutzen habe, und ob es wohl gethan sey, Luther's
nath, die Bücher zu wenigerh nnd zn erlesen die besten,
auch hier zu befolgen, oder nicht, in Verbindung steht, in
Seebode's Archiv für Philologie und Pädagogik sorgfältig ^u
prüfen und gewissenhaft «a würdigen gesonnen sey.
FnimÜtl^ge Jahrbücher d$r aHg$m$ih9n^ dentschsn Volksschnhn ^ hst^^ ^
ausgegshen von Dr» Schwarz, Prof, der ThcologiA, und Grofsh,
Bad, Och, Kirclienrath zu Heidelberg f D. PPagner^ Orofsher9.
Hess, Kirchen * uud Schul rath zu Darmstadt ; tCJutel , Königl,
TVUrtemb, Oberconsistorimlrath , Oberhof prediger und Prätat %U
Stuttgart : t), Schellenberg , Herz, Nau» Kirchen» u, Obesrcfml-^
tnth zu IViesbadenm Erster Dd» 2 Hefscf Darnutadt hei Heyer
und Leske 18l9. 8. (528 S.) 3 fl. 36 kr. Zweiter Bd. 2 Hefie^ .
Ebendas, 18^2 u, 1823. (489 S.) auch 3 fl. 36 kr. Dritter Bd,
2 Hefte, Heidelberg und Sjreier bei A. Üfswald, l823. (i%2 und .
200 \S.)'4 fl. Vierter Bd. i Hefte^ Ebettdas. «824. (l92 «. I96
S.) i fl. 36 kr.
Die Bestimmung dieser Zeitschrift ist: den SchulbehÖr-
den nnd Schullehrern vollständig den Zastand der deutschen
Volksschulen, und der dahin gtfhörigen 'Literatur, zugleich
mit interessanten Nachrichten über das Schulwesen, aus dem
Auslande, mit zeitgepilifsen Abhandlungen, HathschlMgen und
Bemerkungen vorzulegen, und so das Statistische, Literäri-^
^che nnd Instrnctive für diesen Zweig deg Schulwesens so viel
möglich in umfassender. Uejiersicht tum begründeten Urtheiie
isusamrtien zu sttllen. Sie hat die Einrichtung als Jahrbücher,
weil sich, so wie Gott sey Dank. unser im Fortschreiten be*
grifl'ents Schulwesen selbst, ^o auch die vollständige und
'rundliche Kenntnifs desselben sich. nun in periodischer Dar-
egung eilt wickfein kann. Freimüthig sind diese Jahrbücher,
Weil sie keiner, Autorität dm Person oder Mode, keiner For«
f,
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Googk
234 / Maotb Gesqhiobte des Ostgothisokoa Reiches«
tei för und wider dienen , Li, Iceine Persönlichkeit eingehen,
audi nicht dem Zeitgeiste frdhiien^ der ei^ buntes ÄDtrlei in'
oiFentlichen Blättern liiAtt^ sich '^n grellen Meinungen und
guchrwühl an schmähendem Zank und Streit ergötzt.: sondern
weil'^ie, uuhekrimmert um dieses und jenes, xiur in der wich-
tigen Angelegenheit und für dieselhe arbeitei^ und. nichts an*
' ders auinehmen, als was nach dem erfahreneiy und gemeinsa-
men Urtheile der Betau sgeher rauch wirklich den Oberen und
Untergebenen im Schulwesen zur bbsten Wirlisamkeit nützen
mag« Dahin rechnen wir vorerst die Mittlieilung aller Ver«
Ordnungen die Volksschulen betreffend , so wie sie nach und'
nach erscheinen; dabei Erinnerung an ältere; wie anch meh-
reresf'ür die (reschichte der Schulen, In den ersten Bänden
ist. eine kurze Geschiebte <ier Vplksschulen in Deutschlana
iseit dem siebenjährigen Kriege, und eine, ausführliche der
. Nassauischen Schulen eiilhaltttn. Noch andre historische Nach.
^ richten finden sich in den folgenden Bänden. Die neueren
Schnlverordnungcn aus mehreren deutschen Staaten sind eben-
falls bereit^ ipitget heilt. Auch enthält jed«r Band einzelne
praktische Abhandlungen. Die kritische (Jebersiclit der Li-
teratur ist in den letzteren Bänden angefangen, und wird uns
bald zu d^m Ziele führen, dafs wir mit begründetem Urtheile
unsernLiesern die bewährtesten und dienlichsten Schriften für
. die einzelnen Zwecke unter den bisherigen in bessiuimter
Auswahl angeben können, und, bei den weiter erscheinenden
das Verbältriifs einet jeden t,i\ diesen-vor Augen legen. Jedes
Jahr erscheinen 2 Hefte, zusammen von 24 Bogen; und so
-wird zur Ostermesae xlas Iste von diesem Jahrgang iQ26 dem
TiftbliGum übergeben.
' . , Schwarz^
Ceschit^to des O^^gotkUahen Reichs in. Italien ^ von J, C» F. I}jIanso,
Breslau, Joseph Max u. Comp. 1^24. 8. 490 S, 2 Kthlr, 16 gr«
Nicht« iftt erfreulieber, als wenn man die Arbeit eines
befreundeten Mannes anzeigen soll,, tind dann nur von einoi^
Gelehrten zu reden hat , dessen Eigenschaften überall g^each-
tet sind. Wem wärp unter uns unbekannt ^ welche grofse
Verdienste Hr. Manso im practischen Lehen, um die Bildung
einer tüchtigen Jugend, Jahre hindftrch schon gehabt feat *^
Welcher Deutsche wüfate niciht, dafs er in ganz^ verschitJde*
neu i'ächern der Literatur nicht blo^ Vi.'rdiei.ste bat, sondern
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Manso Getehiditt d«t Oitgptbiidiea BeiobM. 235
überall als Erbalter des guten Geschmäcks^, als Lehrer knilder
Weisheit 9 als für jede gute und weise RicKtung der Jüngern
Zeit empfänglich, gf'gea jede tolle und verkehrte fest uad ge-
rüstet unter den Ersten glänzt? Gelehrsamkeit undGes^mack^
-Gründlichkeit und fliefsender Vortrag sind in seinen. Arbeiten
so innig verhundep, dafs man nothwendig bei einem neuen
Werke von ihm zuerst fragen muls , \varum er ^ der Sprache '
und Sache Meister, den einen oder andern Styl vorgezogen
habe, und wie er ihn der Materie angepafst., So hatten wir
z» B. bemerkt , dafs er in seiner Geschichte des Freufsischeil
Staates vom Hubertsburger bis Tsum- Pariser Frieden eine^ man
möchte fast sagen, ängstliche Mühe auf den Styl gi^wendet
hatte und glaubten schon, eine ihm nicht eigenthümliche Ma-
nier darin zu erkennen, die bei aller VortreJBFlicfakeit dennoch
für uns, die wir täglich die Alten lesen, etwas Peinliches
hatte. Schon dachte Kef^ der Verf. wolle diese Manier an die
SUlle seiner vorigen Leichtigkeit setzen; er findet aber jetzt,
dals er sich sehr getäuscht hatte. Herr Manso hat aus guten
Gründen für den leichten StolF den schweren Styl erwählt,, er
hat dtin , was er aus der Tagsgeschichte nahm , und was ihm
oft unter den Händen zerrann , durch antike Form eine edle
Gi'Stalt, und dem Körper vorüber wandelnder Erscheinung
durch das Gewand der an Sentenzen reichen Sprache einen wür*
digen Schmiick gegeben. Ganz anders schreibt er die Ge-
schichte der Ostgothen. £r selbst t;-itt zurück, er läfst statt
des theiloehmenden Betrachters der Gegenwart, den ruhigen
Lfehrer, der die Kenntnifs der fernen Vergangenheit zum Heile
der Zeitgenossen mild und sanft anwendet , hervortreten.
Gründliche Kenntnifs der verschiedenen einzelnen Verhält-
nisse, gelehrte Untetsuchungen, die ^r schon früher über
den Gegenstand bekannt gemacht , philologische und kritische
Behandlung der sehr schwierigen Liiteratur der Zeit bereph«
tigten ihn, entscheidend zu herrschen, s*. ine Bescheidenheit
ist aber seiner Gelebt ^>tmkeit gleich. Es ist freilich nicht
die ganz leichte, oft zu nahe der Wielandischen verwandte
Sprache des jüngeren Manso, «s ist ein ruhiger , ernster, rei-
ner, durchaus belehrender Styl , und man ist in Verlegenheit,
was. man mehr loben .soll, aas GrOnrilicbe und Passende der
Noten, die Menge gelehrter und anzielit^nder Bemerkungen,
sowohl in den Nütt;n, als in den Beilagen, oder die ruhige
und -edle Haltung des Vortrags, die Keinhelt der Sprache, die
Entfernung aller AfFeclation. Solche Werke fehlen den Deut-
schen, solcher Werke bedarf unsere Jugend, wenn nicht bald
JZ^iteii eintreten »uUuu, wo eines deutschen Cassio^or und
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236 Manio Ofschick^e ^gi O&tgotkucben Reiches» ^
EonDcfiiis Styl uns aanz anäors und vreit besser gefällt ^ als
cfer Styl eines deutscuen Tacitus oder Cicero.* Wtixke dieser
iVrt sind es aNein , aus denen unsere Jugend das Läcberlicbe
d^s Haschens nach. Abstractionen , des Gebrauchs toller £il* ^
der nnd nichtssagender Redensarten lernen kann, dieser ruhige
Ton kann sie aus dem Hübnerkorbe des Aristophanes auf die
ebene Erde wieder zu ihren Brüdern bringen, die in dieser
prosaischen Zeit ihrer um so mehr bedürfen. Je mehr .ihr
Streben nach dem Unerrei<^hbare'n eine edle und hocbstrejiende
Seele verräth. Geschieht dies, ^&o wird der Geschu^ack und
die gesunde Vernunft der deutschen Nation aucl^ im Auslande
in £hren bleiben. ^ Jetzt klagen sowohl Englander als Fraii«
^oiien, wir hätten uns die Kunst zu eigen gemacht» mit Vie-
lem nichts £u sagen; wir hätten Worte, die ihnen, auch wenn
wir sie erklärten ^ keinen Sinn gäben , wir nähmen den Mund
voll 9 bliesen beide Backen auf, machten ungeheure BeWegun-'
gen, Tim am Ende Nichts zu sagen, oder Etwas, das, in an-
dere Worte gefafst, kein Mensch angehört liätte.
Ein Buch I wie das vorliegende, kritisch durchzugehen,
würde der Verf. dieser Artzeige, eineqri Mtinn wie Manso
gegenüber anmafsend finden, und was w.lie damit geholfen,
wenn er hie und da eine Berichtigung ausklaubte, oder eiiie
Stelle nachwiese? Er will lieber mundlith* an des Verfasser»
Uahd durch das Werk gehen,. und,ihm hie und da sagen, was
■ ihm gelegentlich einfiel, da. er Weifs, dafs der Verf. ihm ver«
zeiht, weni^ eine Bemerkung, in der niclits Tadelndes liegt,
joder liegen soll% mitunter so erscheinen könnte, als wenn
ein Tadel darin liege; das X'uMicum wird aber auf diese Weise
die treffliche Arbeit am besten kennen lernen.
Das Buch zerfäJlt in zwei gleiche oder doch wenigstens^
nicht sehr ungleiche Stücke, das Eine von 302 Seiten, das
Andere von 188. Das Erste enth.lit die Geschichte, das An-
dere gelehrte Bearbeitungen einzelner Urkunden, die zu die-
ser Geschichte gehören, oder einz^ne Untersuchungen und
ausführlichere Bemerkungen über besondere. Puncte. VVir re-
den^ von Beiden besonders. Man wird von 'einem Manne, wi^
Hr. Manso, sich leicht denken, dals er die Geschichte rler
Ostgothen erst da beginnt, wo sie eigentlich historisch wir<i,
und die frühere Geschichte denen überJäfst, welche die Sagen-
geschichte fianz eigentlich behandeln. Würde man immer
mit dieser Besonnenheit verfahren , so würde weit eher lierr ,
ausgebracht werden , wie w^eit sich noch eine Sage gewinnen
' läfst, und was man auch immer gewönne, d^as wäre reiner
GevFinn für die roesie^ sie hätte eiuen| neuen Stoff, wenu
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Bfaikso Gesebfohtt des Oitgottüiohen R«iohef^ 25?
\
aticb eigerttliche GescUchte und Sage sich ihrer Natur nach
nie sollten vereinigen lassen. SoJ)ala man einmal die Sage als -
Geschichte und dann einmal wied.er die Geschichte als Sage
behandelt, entsteht chaotisches Dunkel. Verstehen Wir indefs
die Beilage S. 305 — 309 richtig, so scheint Hr. Manso der
Sache noch weniger einzuräumen, als Ref, doch thun möchte/^
Nicht etwa um eine weise Mitte zu halten, er ist jeder H«lh.
heit Feind y sondern aus Achtung für die den Germanischen
-wie den Hellenischen Stämmen auch in den frühsten Zeitin
eigene Foesio, die um so reiner ist, je näher die Völker dem
Zustande der Natur sind. Wer hätte, ehe Grimm deA Schatz
der deutschen Sprache ans 'Licht gezogen hatte, g:.4i.(cht, dal's
Tinter Schutt des Alterthums solche Weisheit l3gß T Wer sollte
nicht hoffen, daffi auch aus dem Aufspüren der Deutschen und
Nordischen Sage, wenn, sie vei^finftig und langsam betriehea
•wird^ ein eben so erspriefsliches Resultat hervorgehen werde,
als aus dem Studium der Indischen Sptache und Literatur^
wenn man es wie Bopp treibt. Ref. ergreift gern diese Gelt»«
genheit, um anzudeuten, dafs er seinen Spott nur, gegen
-diejenigen richtet', die eher ärndten wollen, als noch gesäet
ist und durch hohle aber hochklingende Reden die Jiigend an
den Ort führen, vort dem Sophocles sagt, er sey:
Ref. bemerkt dies , weil Hr. Manso die Sage mit der Chrono«
logie verfolgt, diese hat aber gerade da, wo die Sage herrscht^
ihr Recht verloren. Im Uebrigen möchte Ref. gern jödes
Wort, das Hr. Manso bei der Gelegenheit sagt, gesagt habend
und stimmt also gewSfs mit ihm Völlig überetn. Derselbe
Fall ist S* 5 mit den Hunnen, wo ein Gelehrter, der es auf
den Scliein anlegte^ die schönste Gelegenheit gefunden hätte,^
einen ganzen Flitter von Bel^senheit auszukramen. Wie leicht
hätte er bier aus Oesguignes , Gibbon und andern eine Menge
Dinge"^ beibringen, können, um uns, wenn wir von Einein
zum Andern gelaufen, noch viel confuser zurückzulassen, als
er uns angetroffen hatte* nicht so Hr. Manso« Er giebt uns ^
ruhig und besonnen , das Resultat seiher Forschungen. |,An« ~
lafs und Zusami^enhang dieser Hunnischen Wanderangen,
sagt er, sind verborgen und werden es wohl immer' bleiben."
Vrarum mufs der Mann nicht noph in der Blüthe seiner Jahre
seyn, urn durch Schriften und Beispiel das uns drohende ,
Cimjherische Dunkel orakelnder Historie von uns zu webten
(^mvLick Aery/v a/txuvaO • ^^^^ ^^^ Hr. Manso aus CoDsequenz
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i38 M«D8b <Gese1nohte des Offgollils^en Reiclied;
liuclilt^in ülfila '|)nd der Schrifter.findung -unter den Goth^n', so
wie an der Tflanzung de» Chi istent bums unter ihnen so eilend
vprilber geht, das hat uns, leid gethan, wir hätten g«rn 'seine
Trütung der Hypothesen gelesen^ Wenn er aber S. ii. Not.a.
den Nanben der Amalen aus deui Samscrit abzuleiten scheint^
so sieht naan ihm den Scherz art , iind mit Recht; . denn »o weit
sind wir mit dem Samscrit noch nicht. Dächten doch die
llerrA) 4lie Jetzt Alles aiis der eben neu getriebenen Sprache
ableiten wollen y nur daran , wie nahe das Arabische und He«
J)räische sich sind, welchen Spuk man seit eine^ h;jlben Jahr-
hundei-t mit dem Ableiten getrieben, und wie (jfisenius.auf
einnrial das ^anze Gebäude, des Efklärens^ ^er Bibel aus dein
eilig durchblätterten Golius erschütterte! Und doch war*es
ein Schultens und ein Michaelis (welche Männer I^i die hier
clie.Ohoragen machten. Ganz vprlrefiFlich führt uns Seite
j5 — 29 Herr Manso in ckas Innere der Politik des elenden
Byzantinischen Hofs, und man schaudert, wenn man bedenkt,'
wie wenig die Historie 4ienerzigt wird, da doch ganz deut-
lich ist, dafs der Constuntinppolitanische Kaiser, wie der
letzte Frai^zÖsi&cht* König vor der ReLVolution , und aucli Bo-
nnparte dadurch untergingen, dafs sie sich unmoralischen
^ Menschen hingaben, <\'te sich för recht klug hielten, wenn
sie weder Treue noch Glauben ^iewahrten, Dafs Hr. Manso
auf den einzigen Helden , den ihm seine Geschichte zeigt, auf
den Theod.eri.ch, nichts kommen liflst, das wird man von ei-
nemi Manne, .der den Plan einer Historie zu machen weifs,
ganz natürlich finden, dufs er aber dabei der Wahrheit nicht
ijjjfreu wird, dafs er nicht Floskeln an die Stelle von Wahr-
heiten setzt, das wird man ehren und loben müssen; man
vergleiche die neun und zwanzigste Seilet Von der dreifsig-
ste^ji an giebt er eine Uebersicht der damaligen Lage von Ita-
lien, als gegen dieses Land sich Theoderich und die Seinen in
, , Bewegung setzten/ Den Odoacher, den Herr Manso, um
Theoderich als dem Hauptcharakter ' nicht zu schaden , nicht
eben sehr hervorhebt , neunter einen M'ann von Ungewissen
Volke, wahrscheinlich von deutschem Stamm,«« Wenn wtr
es gleich billigen , dais Hr. Manio Odoacher nicht ebjen bcf-
8on.ders hervorhebt, so hätten wir doch gewünscht, dafs er
S. 45 — 46 mit etwas stärkeren Zügen bömerklich gemacht
• hätte, wie schändlich Theodc;rich gegeu ihn bandelte. E».
scheint uns> als wollte Hr. Manso die Wahrheit de» Satzes
ni^bt zugeben, dafs nur der reinfe, Sohn der Natur oder nur
der durch und durch Gebildete den wahren Menschen ^m Bif«
sen tragen, dafs aber beim balb Gebildeten, oder gar beim
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ICavuo Gttehicht» d«s Oi^othuebeiy R«l«hei. 23^
^lalbbarlar stets <)er Egoismus , <Ier Feind jeder HamanitSt,
obsiege. Der Sata giebt uns den JVIaasstab des Urtheils föc
Tbeoderichs Leben. Der Anfang ist Mord, Raub» Treu-
losigkeity Wildheit , denn es sind dies die Mittel grofs zu
werden. Die Mitte ist Weisheit, Milde« Gerechtigkeit,
scheinbare Achtung fOr Bildung, der kluge Mann steht, dafs
dies die Mittel sind., das Erworbene su behalten Das Ende
ist Ai'gvirohn, Zorn, Grausamkeit, Harthersigkeit, denn er
fohlt sich bedroht, das Erworbene zu verlieren. Wenn Hn
Manso S, 641 Not. c den Ret. berichtige, ^o hat er gsmn
Hecht, % er sieht Jetzt wohl ein, dafs er Unrecht hatte, aus
den Stellen mehr zu schliefsen, als dafs gerade die Gepiden
den Landeseiawohnern beschwt rlicb wurden und dafs ihnen
Cassiodor oder Theoderich Erleicbteriu^g schalten. Wir wol«
len uns bei dieser äufseren Geschichte nicht lilnger verweilen,
um auf das zweite StAck überzugehen, welches iUier^chiieben
ist'. Innere Geschichte des Ostguthischen Reichs unter Theo-
derich dem Grofsen. Der Verl', geht, davon aus, dafs er fin«
s<^2fulich zu machen sucht, wie es eigentlich mit der Ansie-
delung der Gothen zuging, und geht dabei atif die Ursachen
der Verödung Italiens und deren Geschichte zurück. Dabei
macht der Verf. eine Bemerkung, die, so naiie sie auch liegt,
doch dem Ref. entgangen war, die er daher hierher setzen will.
„Eihe andere Bemerkung, heifst es, die nicht weniger hier«
ber gebort y ist, dafs der Verlust an Ländereien nicht die
niedere Classe des Volks, sondern die. Reichen , die Eigene
tbümer des Bodens , traf. Der grolse Haufe wurde durch die
vorgenommene Zerstückelung scnwerlich ärmer uui unglück-
licher. Er fuhr, allem Anzeichen nach , unter Tbeoderich
fort, von dem Ertrage seiner Arbeit, von besoldeten Aemtem,
vom Hofe, von Pachtungen und von Spenden zu le*ben,-wie
unter den Kaisern, und genofs nach \vie vor die Vergnügun«
gen des Gircus und def Schauspiele« Sein Loos blieb im Gan-
zen cewifs das Alte. Däg&gen l&onnte die EinbiiTse, welche
dir Besitzer grofser , vielleicht übergrofser Landgüter durch
den verminderten Umfang erlitten, nicht anders, alswohjthä-
tig auf Ackerbau, Bevölkerung und Ausbildung wirken* Das
kleinere oder verkleinerte Gut war leichter zu übersehen uiid
£u bewirthschaiten o. s. w« Nur eine Bemerkung möchten
wir uns erlauben; es scheint uns, als wenn das, was Herr
Manso hier Haufe nennt, nicht mehr existirte, man möchte
denn den Pöbel der grofsen Städte d%^für nehmen. Gerade
dieses war das Unglück der letzten Zeiten des Römischen
Reictu tutd droht, das Verderben von Europa zu werden, es
f>
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240 Manso Geschichte del Ostgothisohen Reiches.
.gab nur Sciaven und reiche Schweiger, der Mittelstand Vor
. dahin. Pias ist indessen gegen den 6atz selbst kein Einwurf,
hebt ihn vielmehr nur stärker hervor. Beider innern Verwal»
tung Theoderichs kömmt dann natürlich Hr. Manso auf Cassio*
dor und verbindet auf eine feine Weise Schonung und Zart,
beit mit histoiischer. Gerechtigkeit. Hef. bemerkt dies um so
lieber, da er von sich sagen mufs: video mejiora probocpie
deteriora sequor* S. 88 heilst es: So trefflich er (Cassiodoi*)
indefsalle diese Aemter a&um Besten des Staats und seinem Ya^
tf^rlandes benutzte , so diente er doch beiden noch mehr durch
die persönliche Zuneigung des Königs, die er er sich eben so
/ geschickt zu erwerben 9 als ungeschwScht zu erhalten wufste,
und um die ihn gewifs nur, wenige beneideten ^ weil er sie.
s^ii besitzen verdiente. O.b derVerf.-den letzten Satz aus. der
Erfahrung 6der aus seiner guten IVIeinung von der Menschheit
ni^nmt, das weifs llefvnicht, er, obgleich au9h schon über
die NeFge der Jahre hinaus» kann sich nicht rühmen, diesge«
sehen oder erfahren zu haben , — doch Hr. Manso ist um meh-
rere Jahre älter. Dann handelt der Verf. ausführlich vom Ge-
richts- und GesetÄwesen und der Rechtspflege unter Theode-
rich ^ wo es uns nur scheinen will, als hätte der gute König
^an der Einsicht und Beurtbeilung seiner Kömer zu viel i^ntheil
erhalten» Die Gothen Jübrigens, wenn ihrer auch nicht so
gar wenige waren, als S^torius behauptet, bildeten doch bei
weitem die Minderzahl. In Beziehung auf die Grundsteuer
unter d^n Gothen hat ür. Manso zwei Fragen aufgeworfen.
Bei 4®r Ersten, wie ward sie erhöben ? wollen wir un^ nicht
verweilen, in Rücksicht der Zweiten aber gestehen wir, dafs
uns bei, der Beantwortung, die Hr. Mansp durch zwei Stel-
len des Cassiodor giebt, doch noch manche Zweifel übrig ge-
blieben sind. Herr Manso fragt , wer, zahlte? Die Antwort
ist, nicht blos dieUeberwundenen, sondern in eben dem Ver*
. hältnifs aucb die Ueberwinder, Dies stunde im Widerspruch
mit Allepi, was wir, von den Germanischen Völkern wiesen,
' eine regelmäfsige Abgabe, war ihnen Zeichen des iDienstes,
nur fireiwillig Geschenk gabeln sie den Königen willig. «
IBeschlu/s folgt,}
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N. 16. 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Manso Geschichte des Ostgothischea Reiehs
in Italien. '
. Wir wfirden daher auch die Sache viel einfsichf fassen und
Alles am den Einrichtungen des Occidentalischen Reichs kura
vor Tbeodertchs Zeit herleiten, nicht von den Ostgothen. Wie
Würden aber hinzusetzen, dafs Theuderich zwar das Alte lieis
oder herstellte^ dagegen aber das Unerschwingliche abschaffte,
das Di^ückende mitderte und im Nothfall durch Requisition
erhob, was für den Augenblick nötbig war. Mehr mit Theo-
derichs Ferson zusammenhäng^d ist aber das, was der Verf.
S. 111 ober das Gothische Kriej^swesen sagt; wo wir nur S.
121 bei der Flotte einen Anstois h^ben. Hätten die G^then
eine solche Flotte gehabt, so scheint es uns^ als wenn die
Vandalen 'ihre Räubereien wohl hStten unterlassen müssen ;
auch hätte man vor den Griechen dann gar nicht zu beben
brauchen, die konnten keine tausend Drömonen ausrüsten oder '
unt!erbalten. £s scheine uns, dafs^reilich tausend Schiffe in
Cassiodor's Moniteur stand.)n, dafs es aber, bis auf eine ge«
ringe .Anzahl, danift ging wie mit BcAiaparte's Englischer Lian-
dungsflotte, denn hätten die Gotben eine Flotte gehabt, nim«
mer hätten sich Justinian und seine the u er e* Ehehälfte an sie
gewagt. Die Epistel, die S. 122 Not, V citirt wird, ist ei-
nem rapport du ministre de la marine gleich, oder auch deir
pomphaften Ankündigung von Handlungsspeculationen nach In«
dien und China aus dem innern Deutschland über Bremen und
Stettin, Sehr erfreulich war es dem Ref., mit einem Manne, der
die Literatur dieser traurigen Zeit so genaU: studierrbut, als Hr«
Manso, in seinem ürt heile darüber zusammen zutreffen, und er
kann sich nicht enthalten, für die Leser diese« Blatts einen SaIm
hierher zu setzen« S. 1^4 sagt der Verf.: Der falsche Ge-
schmack der Producte der späteren Rdmischefi Literatur rühre
her: aus der Begierde,' die einfachen Muster der Vor«
XVm, Jahr& $. Heß. ^ 16
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24^ tb^o Gesehiiohte des OsfgoUuieheii Reidies.-
26 it nicht 8u erreichen^ sondern— xu überbieten • und
die Gemütber wenigstens dureli den Hei e der Neubeit aü
blei^dem Eine Klippe, setzt der würdige Mann höchst
wahr hinzu 9 'der «uktzt keine Litei^atur Z}X entrinden vermeg,
wäre sie an guten. Sohriftstellem noeh so. reich! DaAi doch
lindere Zeit ihn hörte, den milden JV^ann, der so gern seiner
Zeit und den Menschen überbaujpt Vieles nacbrüfam^'y was der
strengere Richter tadelt, ihn^ der das Alterthum kennt, der
selbst Muster ist l Höchst anziehend ist das , was der Verf.
von S. 141' aft Hbet das Verhältnifs der weltlichen Macht zur
geistlichen unter Theoderich\ und über das Verhältnifs der
Ootbischen und AricKnisc^n Kirche vur rechtgläubigen insbe«
sondere gesagt hat« Ref. freute sich um so, mehr darüber, da
er die Sache etwas sct flüchtig berührt hatte und Gibbon zu
leichtfertig ist« Dafs Hr. Man#aGibI|pns nur einmal gedenkt,
erklärt sich Ref. leicht^ er setzt 'ihn, voraus, 'Crill ihn nicht
gern immer tadeln und kann seinen Philosophismus nicht
brauchen. XJebrigens kann es auch zufällig seyn, da er ja di^
(Quellen ganz anders studiert hat, als Gibbon. Wir möchten
diesen Abschnitt fast den Votzüglichsten tiehnen^ bis auf
Eins, die Art , wie er den Boethius, eineii der Heroen,
nicht der dunkeln Zeiten allein, sondern aller Zeiten, hier ge«
fafst hpt,, oder besser, wie er ihn nicht gefafst und aus dem
Dunkel der Vergangenheit in^ Licht der Gegenwart gestellt
hak. Wohl ist Gibbon zu pathetisch , wobl merkt man ihm
an , dafs es ihnpi um eine tragische Scene zu thun ist, wohl
sollte ein Mann aus Voltaires Schule sich nicht am Grabe ei«
»es tief fühlendeii Edeln heiser reden; aber eben darum hätte
ein MansQ nicht so kalt, so ruhig und gelassen vorübergehen
sollen* Scheints docht nach dem, was hier jgesagt ist, Boethi|i%
w^^äre nur jener unseligen<}e)ehrtea einer gewesen, die über das
Blicherschreiben den Menschen vergessen, hätte compilirt,
übersetzt, sopbi'stisirt wie die Andern, deren Platz, wenn
sie am Neide pder Aergerilber eine veriehlte Speculation ge-
stoibenr, leicht ein anorer Büchermacher aiisfüllt. Nein, so
"war es nicht , ^Boethius hat manche Segele zum Himmel erho«
ben. Er hat zur- Zeit des Untergangs der alten Cultur, für
^as neue Geschlecht den Saamen wahrhaft schöner und ,edler
Schwärmerei ausgesäet, welche später Barbarei unci wilden
Fanatisgius milderte; er hat tausenden von Leidenden im Mit«
telalter der Weisheit Trost ins Herz gegossen, und wenn
harte und wilde Gewalthaber sie, wie ihn, mit grausamen
Tode vertilgten, hat er ihnen den Flimmel o£Fen gezeigt, den
jeder Edle mit sich trägt. Er allein, das zeigt die ^5cbrift,
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Maato Oc«diMitt ^ OilgolUiolittt Reiekei. S43
die er am Rande des Grabet schrieb f hat in den wiltten 6e«
filden roher Wirklichkeit auf daa seelige Land der Mdglich«
keit hingedeutet» und da, wo die Selbstsucht der Hälbbarba«
ren eine furchtbare Oede schuf^ «wig grflnende Auen der
HoiFnung und der Liebe bereitet! Iboi hätten wir hier ein
besseres Denkmahl als einen blofsen Sandstein gewünscht« An
seinem vielgesegneten Grabe hlBtte Hr. Manso nicht so kalt
betrachtend yorOber wandeln sollen ! Sind dodi der £dlen im
(Jansen Laufe der Zeiten so wenige! Lieeeasie doch gewdhn*
idbf wie BoethiuSy den Schlechten uncT den Heuchlern, die
sie hassen and verfolgen, unter! Sollte ihnen nicht von edeln
Männern wie Hr, Manso bis an 4er Welt Ende ihi; Lob seyn ?
Bleibt doch ihr einsiger Lohn, dafs sie erst dann leben wer«
den, wenn sie nicht mehr sind, und dafs jeder, der reines '
Herzens ist, wenn er an ihrem Grabe vorObergeht, oder ihres
elenden Todes gedenkt, durch ein sit tibi terra levis, levis
stet super ossa Japis ihr Andenken ehret! Wir hätten diesem
Malm viel lieber den Kaum S. 167 — 174 sugewendet gesehen,
wo tlr» Manso sich weitläufig Oher den Charakter des Theo«
derich erklärt, der aus dessen That4>n am besten hervorgeht^
und dem man aus den schwQlstigen Briefen üt)erfrommer Leute,
denen das Schmeicheln ein Geschäft war, doch liur sehr nn»
vollkommen kennen lernt«
Wir geben auf das dritte StOck Qber, von S. 175 an« Et
ist* Theodericbs unmittelbarer Nachfolger, Athalarich, Ama-
lasuntha, Theodat überschrieben. Kef. bat mit Vergnügen den
Artikel Amalasqntha gelesen nnd bewundert, weil hier die
Manier der Welt, ihre Fehler durch einen Firnifs su beschd«
nigen , mit der historischen Wahrheit fein verbunden ist.
Für ihn , er gesteht es , hat die Bildung, keinen Werth mehr,
wenn sie in Verbildung übergeht, und eine Regierung , wo
Cabaleii herrschen, scheint ihm eine schlechte, die S4;h)ecbteste
aber, wenn Alles nach persönlichen Verhältnissen, nichts nach
Verdiedst entschieden wird. Wenn aber der Weiber Leichtsinn^
Eitelkeit und Lust das Schickssl der Nationen bestimmt, dann
scheint ihm Unheil und Verderben unvermeidlich. Dies fiel
Kef. ein, wie er S. i84 I^'i wo von der Erziehung des Sohni
der Amaläsuntha die Rede ist, und die Gothen hernach einen
schnöden Ungehorsam beweisen. Wir dächten, die
Sache liefse sich auch anders fassen. Wir meinen, Amalä-
suntha und ihre Gothen hätten auf gleiche Weise Unrecht ge«
babt , doch. Amaläsuntha' noch mehr als die Gothen. Welcher
edle Herrscher würde nicht lieber selbst.untergehen , als, um
sich zu retten, sein Volk unter fremdes Joch geben t Wir
16 ♦
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244 Manso Gesehlehte des Qstgothisohtn Reiches,
haben bier gar nicht böthig*, aufdie Urkunden ztirQck zu^gehen^
Herrn Mansb's Buch ist sdbst Urkunde , wir wollen also eine
Stelle seines Buches geben^ und überlassen das Urtheil dem
Leset, ohne ein, yVort weiter hinzuzusetzen^' Es heifse S,
l84:.))£^ fehlte indefs so viel , d als die hochgesinnte
Frau, der man sogar die Räumung des Palastes, zumuthea
^ Trniedrigungen fügte, dafs sie vielmehr
I I, sich m ihrer SteJ^ung zu behaupten.
■j Veise wufste sie die drei Häupter der
i ii tu trennen, indem sie jeden mit der
^ itlegenen- Provinz beauftragte, und als,
c :hts desto weniger durch ihre Fref'unde
1 rfolgen fortfuhren , liefs sie in Geheim
1 [an anfragen, ob er wohl im Falle der
I derichs aufzunehmen bereit sey ? u^s, w.
, ] [ann zu Justinian nerüJ)er, wo er doch
c ir aber hebten hieV eine Stelle aus, um
zuzeigen^ dais seine histörische/rreue, seine Milde oft Lügen
straft. Er s^agt S. l86 ; wirklich- gnig^ auch Amalasuntha in
die Absicht des Kaisers einy und ergriff drie dargebotene Gele«
Igenheit, um ihr Loos für die Zukunft zu» sichern.
Was- zur öffentlichen Kunde gelangte, war eine anständige
und genügende Zurückweisung der an sie ergangenen t'orde-
rungen, was heimlich verhandelt wurde, die Abtretung
Italiens an die Griechen. Und an Allem diesem ginge
der .Geschichtschreiber der neusten Zeit, der die Quellen des
Völkerelends so gut erkannte, den £g\)ismu8 oft scharf rügte,
rüber? Er ahndete keint^i'Hochverrath ? Ee
fs es schändlich und verbrecherisch ist, wenn
nem Fürsten weicht', dafs es'aber hlmmel-
^erhört ist, wenn ein Fürst sein Volk auf-
en zu, dafs A m:\lasunt ha, als ein schwaches
verdiente,' dafs auf jeden Fall der an ihr ver-
:d eine Schändlichkeit war, aber wir geste-
is zu der Urbanität der feinen Gesellschaft,
erall mild urtheilt, auch wenn sie verleumdet
ht erheben können, dafs wir im diplomati«
Hr. Manso S, 190 zu sngen wagten: „Eine
ngt durch Irrthum,. Eitelkeit und weibliche
ii gefehlt; allein durch Bildung (die ist ohne
wl) und von rechtlicher Denkungsart gewifs
ein besser Schicksal verdient hätte.« Am Ende dieses-Gapitels
hätten wir mehr Ausführlichkeit gewünscht, da die Belage-
ger ung'^on Neapel durch Belisar^ seihst liach Gibbon, 'manche
Digi-tized'
IbyGoOgli^
Manso Geiphiclite des Ostgothischen Reiches», 245
Uitistünde darbietet, über welche man geri> das ürth^il eine«
Gelehrten, wie Hr. Manso, gewufst hatte. S. 203 beginnt
das 4te Capitel, überschrieben, der Gothen Unfälle M^ter
Vi.tig^s, Ildibad, Erat ich. Hr. Manso jfiufa hier, weil
keine andere Quelle vorhanden ist, allein dem Procopius fol-
gen , das hat seine Unbeqnemlichkeit bei der Manjer dieses
Geschieht Schreibers, wir. hätten daher auch gern, weil hier
das Einzelne so r^ich ist^ eine topographische B<^sthreibung
des damaligen Rom, seiner Ausdehnung und BeschaEFenheit.
. in Vergleichung mit der gegenwärtigen liocalität gehabt. Bei
Gelegenheit Mailands können wir erläutern, was wir vorher
meinten. Was Hr. Mnnso nämlich S. 217 von der Vernichtung
dieser Stadt erzählt, kann sich nicht wohl ganz und durchaus
so verhalten 'haben. Wenn man nj^mlich dreim^^lhunderttau-
send Schaafe zu schlachten hätte, wDrde man dies schon der
physischen Anstrengung wegen in gewissen Pausen thun mfts«
seiif es ist also nicht wohl möglich, dals zehntausend Bur-
gundionen dreimaHiunderttausend Männer in einem Ansatz zu-
sammengehauen^ Das ist wahrlich kcfine kleine Arbeit I Die
Stelle heifst bei Hr. Manso; „Keiner wollte /die Gefahr thei-
len , die Thore wurden^also geöffnet und über die Stadt kam
Tod wnd Verderben. Alle erwachsene Männer, an der Zahl'
d#eimalhunderttau8end, starben durchs Schwere; die Weiber
fielen, eine w^illkommene Beute, den Burgundionen anheim,,
die kleineren Städte n, s. w. Die Aufgalie , welche übrigens
Hr. Man so in diesem Capitel gelöset hat, ist eine der Schwer-
sten, die man ^inem Geschiclitschreiber aufgeben kann. Eine
JVIasse von Einzelnheiten, kein Mittelpuflct der Handlung^
bei Procop oft in dem einen Buch posaunpnde Geschwätzig-
keit der Nachahmung Herodots, in einem andern, "das auch'
seinen Namen trägt, die schändlichste Klatscherei der Satyre.
Die Scene ist bald hie und bald da, überall nur Grausanikelt,
.Barbarei und Elend, oder Treulosigkeit und Verrath, d^r ße'-;
siegte so unwürdig als der Sieger, Peiglieit in Rissen- Lefi-
bern \ind Laster unter denen, die unlängst noch unverdorben:
schienen. Selbst Belisar , die Hauptperson dvs Dräiöa, von'
seinem Weibe, Amazone und Hetäre zugleich, bald verrathen
und bald regiert,, bald gestürzt und bald gelmlten und ^eho*
V 43ep;, ein Mann, der sich unter den W^iberrock verkriecht,
und niederer IJähsuebt dient,, pafst sich zum Helden^einer ^
grofien HündK>ng nieht. Nirgends v rweilt das Auge mit
Wohlgefallen, und wie endlich ein tüchtiger Mann er&cheint^
fühlt «ler detasche Sinn dt^n herl»en Schmerz,, dafs deutsche
Männer^ kräftige Körper^ Seelen^ euiea ewigen Namens
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i4^ Maiuo Gcjdiieiite des Oitgol;hMeheii Reiolief.
urtirdig, unter einem entmannten Zwefs 9 unter eiheni su-
•animengcscbruihpfteh KSmmerling ruhmlos fallen ! £ine Er»
bolung, eine kurze Erquickung , giebt (iabe|r der Anfiing des
5ten Capitelsy. t|l>er schrieben*, der Gothen GIüc|c und Unglück.
Änter den Königen Totilas und Tejas und den AnfübVern dei
Franken, Man findet endlich zum^ erstenmal wieder, einen
Mann, Auch hier, finden wir dieselbe freundliche und' feine
Humanität wieder 9 die durch' das ganze Buch geht ^ die aber
jemand I der de« würdigen Veteranen Sinn nicht bat^ sich ver«
geblich anzueignen suchen würde« Er wirft, wie wir her-
nach sehen werden 9^ das Elende in den^^ Verfahren des Byzan-
tinischen Hofes* ans Ende; aber dem Totilas giebt er die ge«
. bohrende l^hre. S, 237 sagt er von ihmj Wenn gewöhnliche
Sterbliche durch das Glücl^ Übermüthig werden , und sich gern
von dem gegebenen Worte entbinden 9 so war dies Totifas
Fall so wenig 9 dafs er sichs vielmehr angelegen seyn liefs,
durch Treue^ Edelmuth und Gerech ti'gkeit den ihm gaworde*^
»en Sieg zu verherrlichen.«« Dies wird dann durch Anführung
des Einzelnen belegt. Die Geschichte und den Charakter Be*
lisars scheint uns dagegen Hr. Manso zu leicht zu nehmen,
denn auch ohne die scandalöse Curonik herberzuzieben^ heifst
es. doch wohl einen %u prosaischen und bürgerli<?hen Stand«
!>unct nehmen^ wenn es S. 256 in Beziehung auf Belisars
^tzte Abrufung heifst: 9,3eine Gemahlin habe den Kaiser ge^
' beten 9 dafs er ihrem Gatten erlauben möge, zurückzukehren»
und sie erhielt ohne Schwierigkeit, was sie wünschte. Beli«
aar' selbst säumte um so weniger, einen Boden , wo für ihn
keine XiOrbeern geblüht hatten ^ zu verlassen, je gewisser
er war 9 in Constantinopel mit allem Glänze leben zu kön«
lien^ den bürgerliche Würden, kriegerische Verdienste und
ansehnliche Reichthlnmer gewähren. <^ Wir vermissen hier
nicht allein den , Adel, der solchen Wendungen nie feh-
len sollte ^ wir zweifeln sogar, dafs sich der Satz, der sich
gutlieseti historisch rechtfertigen lasse. Völlig billigen kön-
nen wir es auch nicht, wenn Hr. Manso die ganze Schatten.
' iieite hier übergeht und erst später ihrer gedenkt. Zum Lichte
des Totilas gehörte diese wesentlich: denn in Italien ward
nur die eine Hälfte des Stücks gespielt 9 in Constantinopel
hinter den CouHssen die andere. Wenn Gibbon und andere
Unrecht haben « der Unterhaltung wegen , das ganze Stück a]s
hinter den Coulis^en gespielt vorzustellen) so darf man doch»
wo die Cabale sich so gütlich 9 wie bei diesen Geschichten
gezeigt hat 9 das, was hinter der Scene vorgeht, auch nkht
ganz übergehen. Wir erinnern dieses , weil der Verf. nicht
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^* Bfanfo Getehlehte äe% OiCgotliiieheo Il«iohet; 247
einmal sagen will, warum Naries ganz allein e« durchsetzte,
dafs er eine AusrOittiing zu Stande Drachte , die Beli««r so oft
, vergebens gefordert hatte. Wenn Herr Manao iiernac^ dem
FrSnkiscijen König Gtld^hert die abentheuerliche Absicht bei-
mifst, Justinian in seiner Hauptstadt aufzusuchen »^ so nahm
doch wqU der Grieche Agathias, dem er folgt, den Mund *
etwas zu voll, oder mag auch der rohe Franke eine solche
Prahlerei aus^estofsen haben, er wufste gewifs nicht, wie
weit der Weg vom Rhein bis- nach Constantinopel sey. Die
Ursachen der schnellen Vernichtung der so lange siegreichen
Gothen nach dem Einrücken des Narses in Italien hat Herr
Manso nicht ausfdhrlich angegeben , und wir sind darüber im
Dunkeln, wenn wir nicht etwa annehmen wollen, dafs die
. Gothen durch die' Besetzung ihrer eigentlichen Sitze, die.
Basis ihrer Verth^idigung verloren und sich lose in einem
Liahde herumtreiben mufsten, wo ihnen die Einwohner nicht
bold waren, und wo sie nur hie (ind da einen festen Platz hat« '
ten. Sehr würdig hat Herr Manso die letzten und edeln An«
«trengungen der Gothen unter Totilas und Tejas geschildert, ^
und ibreXhaten mit der Hede geschmückt. Den fetzten K^mpf
iinter Tejar berichtet er S. ^75 — 78 mit Procopius Worten.
£s ist eine traurige Geschichte, wenn ein Volk nntergeht,
"wie dieses, und mit ihm das schönste Land von Europa!
Wenn Jammer und Elend den Sieger verfolgen, wie den Be-
siegten, wenn er sich seines Sieges nicht freuen kann und
nach dem Siege viel verlegener ist, als er vorher war. Wenn
die Natur selbst sich Sndert, Schlangen, Ungeziefer und wilde '
Thiere die Stelle der Menschen einnehnaen , wenn grausame,
wilde Horden von den Enden der Erde her durch den Regen-
ten selbst gerufen', einen classis<;hen Boden zertreten, und
die Cultur von Jahrhunderten vernichten. Armes Italien l ,
seitdem^ stets den Fremden zum Haube, kein neues Lebe»^ be«
fann je dort, wie in Gallien und Germanien, nur ein Todes,
ampf, der den JLebenshauch zuröckhält, dessen Entfliehen
Wohlthat wäre. Wo1il wäre hier reicher Stoff zu Betrach-
tungen über Menschheit und ihr Verhälttiifs zur Gottheit,
über Weisheit der Sterbli eben und des Schicksals Nothwendig-
keit, über Werth und ünwerth der Völker, über Weltord-
iiung und Bestimmung, wenn man bedächte, wer die Gothen
waren , die untergingen , wer Griechen ^^ L<xngoTiardeh
und Pfaffen, die sich in ihrem Erl>e theilten l So weit vi:ollte
aber IJr. Manso nicht gehen, sein sechster Abschnitt S. 28ö ^
302 soll nur Betrachtungen über die letzte Oöschichte der Ost«"
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fothen u^d das b)o8 rein historiiclie entfaaken. WoU hat er
Lecbt^ sagt docb Milton^ «9 sey der Teufel Zeitvertreib:
In'thoughta qiore elevate, ta reason bigh
Oi prpvidence , foreicyowledge , will and fate
Fix'd fate, free will ^ foreknowledge absolute
) And find no end in wandring maze< lost.
Of good and evil mucb to argue tben
Of bappinefs and final niisery, , -
Pä^sibn and apatby, ,and gloiy and sbameS
. ; Vam wisdom all andfahe philosophyn^
Hier erst fafst der Verf. den Justinian ein wenig näher
ins Auge und zeicjhn^t S. 289 so scharf ajs richtig das Treiben
in Byzaiiz. Bei der Gelegenheit bemerkt Ref. mit Vergnügen^ .
dafs au^h Hr. Manso^ der Mein^ing zu seyn scheint, dai's die
bistoria arcana nicht von Frocopius sey. IlefV pflegt di^^ auclr
dadurch wahrscheinlich zu m^chen^ dai'a er im Einzelnen zeigt,
w:ie ein Mann und^in Schriftsteller wie Procpp es geschick-
ter angefangen hätte, wenn. er Leute, die er vorher^so hoch
, gepriesen hatte, so tief hätte herabsetzen wollen. Er wütde
" gewiis zu so albernen Geschmacklosigkeiten 4 wie der so oft
wiederkehrende Gedanke, dafs Justinian und seine Gemahlin x
, im eigentlichen Sinn eingefleischte Teufel gewesen seyen.
Illicht seine Zuflucht genommen b^ben« Er hätte auch ^ewiis
,die Klatschereien des Vorziinmers besser vorgetragen. Wie Hr.
Manso über Justinian geredet hat^ kommt ersuch auf Belisar«
Es scheint uns aber immer noch, als wenn es besser gewesen
wäre, diBB nicht hiefaer zu setzen, soi^dern es oben in die
Frzählung zu ye^web^. Dies schon aus dem Grunde, weil
Dinge , welche man in die Erzählung verflicht und welche aus
ihr hervorgehen, die Seele ganz anders treffen. und eher fes^
darin bleiben, als was man später hinzusetzt. Aber Heil und
Segeh vi^ünscben wir dem würdigen Greis, der so manche Seele
, auf den rechten Weg geführt und Gott erhaltep hat, der nach
einem rühmlich und edel vollbrachten Lauf gewifs eher hoffen
kann, seinen Gott zu schalten , als 'tausende von schmeicheln-
den Pharisäern oder scphistischeU Dogmen «Erfindern der Zeit.
Heil ihm für die eben so frommen ala wahren Bemerkung
gen über die Lehre der Christen und iljr^ Entartung ! Die «ine
Stelle ist S. 293— -94» sie läuft aber a^if den folgenden S. 295
— 96 fort, und wir bedauern, das Letzte ^nicht ganz |Jbschrei«
ben zu können. Man lese aber hier, was ein milder, mäfsi«
ger, weiser, bedächtiger Mann sagt, und schaudre vor dem
Abgrund zurück n in den jetzt viele Menschen uns wieder lei«
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Ksaio GMliMrte cbi OitgoUBiolwo tifkhn. 949
ten woUen, die^ um im TrOben su fitdien, Kirche und Staat
darch Predigt eines Uindert Glanbens verderben. Blinder
Glaube und blinde Furcht schafft ih Staat und Kirche dem Füh-
rer eines Haafenty der durchaus des eignen Urtheils beraub.t
ward 9 freies Spiel, versteht er nur die Kunst, den Haufen
xu bearbeiten •' hat er nur Inatrumente , leicht schafft er Fa*
^ oatlsmus hier ^nd Jacobinisoius dort. Wir setsen tiur die er-
•^n Worte des Hrn. Manso auf S. 295 hierher: |,Aher g<'rade
diese klare, einfache ^kindlich -christliche Denkweise (die er
vorhA dargelegt hatte) ist Priestern und Leviten von jeher
viel XU einfach, zti klar, zu kindlich gewesen. Das Unend*
liehe und ünBegreifliche haben sie lieber ergründen und be-
stimmen, als 'das Verständliche' und nahe liegende mit from-
men Gemüth auffaasen und sich aneignen wollen. Untersu-
chungen haben sie angesponnen, die ihrer Natur nach keine
Entscheidung 9 ja nicht einmal eine Annäherung an die Wahr-
heit erlauben, und Fragen aufgevi^orfen, die xum Theil lächer-
lich; xum Theil ärgerßch, alle leer, unfruchtbar, und ohne
Begehung auf das pra(;ti8che Christenthum waren.«* Ja , und
dies thün sie noch alle Tage, weil es i^nen wie den Milton-
achen Teufeln nicht darum xa thun ist, verständliche Weis»
heity Ruhe, Zufriedenheit ins Leben xü bringen: weil
sie nicht in liebender That, sondern im grübelndem Denken
Seeligkeit suchen:
— — with a pleasing sorcery to charm
Pain for a while» or anguish; and excite
Fallacious h.ope,, or arm th' obdured breast
With Stubborn patience, as with triple steel.
Wie Hr. Manso diese trefflichen allgemeinen Sätze auf
die Geschichte der Gothischen Zeit, die er vprher erzählt hatte,
anwendet, müssen wir den Lesern bei ihm selbst nachzusehen
überlassen. Wir machen nur noch auf die vielen feinen Be-
merkungen über den /Charakter jener Zeit überhaupt und der
Italiäner, Gothen, Griechen insbesondere , aufmerksam.
Ueber die zweite Abtheilung, oder die Beilagen zur Ost-
tothischen Geschichte , können wir uns kürzer fassen* Die
Irste giebt eine Erörterung einiger Puncte der Geschichte de^
Ostgotben vor Theoderlcht wir haben • ihrer schon beilätifig
gedacht, und erinnern hier nur, dafs diese Beilage blos dazu
'dienen soll| um deutlicher xu machen und zu beweisen , was
vorher schon ausgesprochen war, dafs steh mit den Quellen,
die wir haben, nichts anfangen läfst. £s ist ganz etwas An«
.d^res, aus Neugierde und zum Zeitvertreib untersuchen, und
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, SfO " Manto GeieUclilt ftes Oügoibiidieii R^tiM
wieder etwa« Anderea , in Besiefattng auf einen wähl erwöge^
nen historuchen Zweck, und so mufs man di« Beirage anseben^
da fich sonst allerdings noch Manches finden liefse* Die
.zweite Beilage: Folgen der Zertrümmerung desf Hunnenreichs
Auf die Wohnsitze der freigewordenen Völker .mufs man eben-
falls nicht als' eine eigne* Abhandlung ansehen ^ dann hätten
auch andere Nachrichten ^ besonders die Byzantinischen her«
keigezogen Werden müssen 9 sondern nur als längere Nöte z\kf
8k l3« Aus dieser Ursache ist es datin auch ganz passend,
d^i« nur Jornandes befragt wird, u,nd 'einige otellen Vlieses
Schriftstellers erhalten hier eine ausführlichere Erklärung.
Die dritte Beilage: welche Oerter Theodemir sich von lUyrien
ibueignete, scheint uns weniger bedeutend^ ^ da ^\n £n^e doch
nur Wahrscheinlichkeiten herauskommen^ In der vierten
Beilage: über AugustuUis Entthronung und dessen Gesandt«
echaft an Zeno stützt sich Hr. Manso besonders auf Buat und
giebt hernaeb ein chronologisches Register ,der Hauptbege«
Benheiten im'Abendländischen lleich von 457 — 493 9 eine al-
lerdings peinliche Arbeit , weiL schon viele daran gesch^tert
sind. Wichtig, ist es indefs, dafs von Zeit zu Zeit aufs neue
von, gelehrten Männern eine Revision aer frühern Arbeiten
angestellt werde. Die fünfte Beilage handelt von dem Um-
fange des Ostgothiscben Reichs unter Theodericb. Das Re»
'sultat,. worauf der Verf. kommt, wollen wir kurz angeben.
£r sagt 8. 32,5 t Führen v\^ir den Umfang des Goluischen Reichs
auf<die Länder zurück^'wie sie heute heifsen, so begreift es
auXs^r Italien, einen Theil der Provence, die südlichen Län*
der des Oesterreiphischen Kreises und das südliche. Ungarn,
sammt Sclavonien, Croatien, Bosnien, Dalmatien , Servien
und eiilem Stücke von Bulgarien. Sehr anziehend ist die.
sechste Beilage, über die Wanderungen der Heruler, Wer
die aufgedunsenen Schriftsteller jener Zeit, wer ihre lächerliche
Uebertreibungen , ihren Schwulst und Wortschwall kennt,
wer weifs, wie reith sie an allerlei J*^nstausdrÜcken horb-'
trabender Philosophie, wie arm an geographischen und hrsto«
riscben Kenntnissen sind, der weils auch, wie schwer man *
sichere Angaben aus ihnen nehmen' kann; aber auch das
Forsclion darnach ist dankenswerth. ' ^
Uebrigens widerspricht Hr.Mapso am Ende ganz bestimmt
der "Vermutbungj welche Marfnert aufgestellt hatte, dafs die
Bojoarier eine Mischung aus Heru)ern, Rugierii und an-
dern Völkerschaften gewesen seyen^ Die siebente BeilaVe
über^ie von Cassiodor verwalteten Aemter und ihre Folge ist
gegen Buat und Xifaboschi , und sie i&t nicht blos für Cassio«
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Ibafo OeMkUite d« OitgotiÜMlien RtSehet. , 951
dort 6e«chtchtef sondern ftlr die Geschichte der Jansen Zeit
von der gröCiten Wichtigkeit. Wenn Hr. Manso tragt, warum
Cassiodor sich so demfirbig ausdrückt, wenn er selbst voit
sich redet und so prahlerisch,* wenn er im Namen des Königs
von sich spricht y so hat uns das IScheln machen. Hr. Manso,
mufs noch wenige vornehme Fromme von Profession näher
fekannt haben. Die achte Beilage giebt eine Uebersicht der
taatsämter und Verwaltungsbehörden unter Theoderich nach
den Bestallungen Cassiodors. Dies Stück hätte der Verf. nicht
hinten in die Beilagen werfen sollen, es hStte besser eineii
Abschnitt der Geschichte selbst ausgemacht , dann hätte diese
höchst wichtige Abhandlung bei weitem mehr lieben und Be«
wegung bekommen, die sie jetzt nur für den Kenner nnd
Forscher zu haben scheint ^ da sie doch durch Inhalt und
Form jeden anziehen kann. Eins scheint uns Herr Muhso
fibersehen zu haben, eine genaue Vergleichung des Codlex
Theodosianus hätte ihm gewifs noch manches gezef^t, da ja
im Grunde die Sache mit den Gothen nichts zu ^baffen hat;
sondern ganz dem spätem Römischen Reiche angehört. Ref.
hat dies bei Gelegenheit einet Untersuchung tiber die Scrinia«
Irii gesehen, die er aus einem Anlafs anstellte, über den er
sich einmal vollständiger erklären will. Diese Beilage macht
ein eignes Büchelchen aus /und Hr. Manso hatte sie auch als
solches 1823 im März als Programm herausgegeben. Es wäre
Schade gewesen ^ wenn die Arbeit nicht ah einem Orte auf-
fehoben wäre , wo man sie eher suchen wird , als in einem
rogramm. 'Die neunte Beilage lenthält Bemerkungen über
einige Stellen , die sich auf die Römische Grundsteuer be^ie«
hen. Die zehnte hat es blos mit der Steuer Binä und Terna
zu thun. Die eilfte enthält, eine Inschrift^ mit der sich schön
viele den Kopf zerbrochen haben. Die zwölfte handelt von
Kunst und Kunstgeschmack. Hr. Manso seigt, wie wenig
wir fibrig haben, das man mit Sicherheit auf Theoderich zu«
rückfahren kann, und geht deshalb die von Agincourt gege«
benen Abbilduugen historisch durch, Ref. ist kein Bau ver-
ständiger, er mufs sich also blos an das Historische halten,
und hier scheint ihm Hr. Manso so ganz Recht zu haben, dafs
er sich völlig bei dem, was dieser sagt , beruhigt. Er sagt
in Beziehung auf den Ausdruck gothische Baukunst S. 402 :
„Die Gothen fanden ^in ihrer alten Heimath gewifs nicht die
mindeste Veranlassung, ^ich in der Baukunst hervorzuthun,
geschweige denn, ii) ihr Erfinder zu werden, ündals sie in
den Römischen Ländern einwanderten, widmeten sie sicU
ausschliefsend den Geschäften d^s Kriegs, nicht über, der öe«
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kbrsamleit oder den Künsten. ' .FeF|]er^ ,90 weif die Ajnideö-
tungen der Geachtchte reichen, bediente sich Tbeodericb, dei^
einzige gothische König 9 der die Baukunst förderte und sie,
während «einer langen und friedlichen Herrschaft fördern,
konntest keiner andern a]& Hömi^cb^r Baumeister. CaAsiodor.
Boetbius'y Synimachu^, die er in allen wichtigen Baiiangele- .
genheiten um Rfitb fragte,, und der Baünieister Aloisitis, dem
er (IIj 39.) Aufträge ertheilt, sind lauter Römer, wie schon
ihre Namen beweisen. Endlich, wer möchte behaupten, dats
Cassiodor nicht Kömische, sondern Gbthiscbe Gebäude vor
Augen ha^te, als er VII. 15, die Bauart seiner Zeit schilderte,
oder wer wird (in der Note ^etzt IJr. Mänso binzn^ nitt den
Wiener Jahrbüchern der Literatiti> XV'. Band: 1821; S. |9l,
bei. Gelegenheit von Mollers Denkmäblern der Deutsclien Bau-
kunst) »US der Aehnlichkeit der Aegyptiscben Capelle zu Sais
wnd dem Monumente Theoderichs in Ravenna \den Sohlurs
ziehen, ^s babe unter den Gothen, wenn gleich keine eigen«
Baukunst, so doch ein ^eigner Baustyl iStatt gefunden und in
diesem sich Spuren einer Morgeidändischen , — Persischeri
oder Indischen Cultur , die mit , ihnen /nach Europa öberge-
Wandert sey, erhalten und ausgeprägt. Was vielleicht der
Zufall erzeugte, vielleicht der phantasicreiche Schwung eines
Einzelnen, soll ni,cht gleich verallgemeineit werden.** Soweit
Hr. Manso* Die dreizehnte Beilage enthält des Atbalarici
.Gothorum regxs edictum univepale, vom Verf. kritisch und
philologisch behlandelt, besonders aus dem 9ten Buche Cassio-
dors. Dann folgt in der Vierzehnten Beilage des Atbalaripi
regis Gothorum edictum in Simontacos. Dies hätte schon
Heumanal743 i» der Sammlung seiner Programme besonders
beraufgegeben, Hr. Manso sagt aber S.416 — .— statim vidi,' .
virpm doctissimum quidem, sed Cassiodoi'i Latinitati parumi
familiärem, alia male intellexisse, alia, dum, studio Luthe«
ranäe doctrinae abreptus , Catholicae paullb esstjt ihifjnior,
prave detorsisse,. nonnulla inqiie bis difRciliora silentio prae-
teriisse.** Die fünfzehnte Beilag« giebt die chronologische
Folg« der Begebenheiten während der drei ersten Jahre des
Griechisch -Gothischen- Krieges. Der Verf. beseitigt die '
Schwierigkeiten bei Procopius dadurch, däfs er beweiset, wie
Procop auch darin alterthOmlich sey^ dafs er das Jahr mit der .
Sommer* Sonnenwende anfange und ende, wodurch. eins un-
serer Jahre, immer halb in das Eine, halb in das Andere seiner
' Jahre falle. Gani^ am Ende folgt dann diß Schrift, welche
der Verf. im März' l822 als Programm in Breslau herausge-
geben h^tte; Ennodii Pänegyricus regi Ostrogothorum Theo*
bigitized tey VjOOQIC
' Seebode Archi? fiSr PliilologiV und Fadagogil:. 253
dorico dlctut cum animadversionfbus oder Wie es jetzt heiFst
cum annotatiombus. Er fand nämlich^ dafs auch «nach Sh*«
niona'noch Vieles für die Ktitilc der Kede, und eben so viel
ffir die Erklärung zu thun sey, und erldSrt sich dann Ober
die Absiebt und den Zweck der Arbeit, wie folgt ^^ — — «
cum res externae optime profecto ex ipso (Ennodio), inter«
iiae e Cassiodori Variis cognosci. et disci' possint. Itacfue
stadiis ad bistoriam Ostrogotborum conversTs, cum ad legen«
dum l'anegyricum Ennodiaiium aggrederer, statim(£ae tfuot
et quantis difficiiltatibus vel post Sirmondi curas, premere«
tur, intelligerem, non inutile duxi» operam aliquam t>puscu-
Jo, Tjuamvis.yili, naväre, id(jue praecipue agere, ut non %q^
lum c{uic(£uid bistoriae Tbeoderici sui^ue temporis p^rspi«
ciendae prodesset, diligenter excuterem, sed etiam sententias
et verba auctoris, Latinum in Latinum vertendo, satis decla«
rarein 9 sicqüe quantum et a vet^rura ductorum praestailtia et
ab ipsa priorum Fanegyricorum mediocritate distäret Ennodri
tenuitas clara in luce ponerem. Qua in re si qui fortasse pec«
cantem me interdum oiFenderint, bos ne omnem culpant in uie
iinum transferant, verum indolem Latinitatis, aureae prorsus
dissimilem et degenerem , ipsiusque Ennodii pravum et ad
prava delabens ingenium cogitenty monitos et rogatos volo»
Schlosser»
Archiv für Philologie und Pädagogik» Im Veröine mit mehreren Ge»
lehrten herausgegeben von Gottfried See'bode» Erster
Jahrgang» Helmstedt^ Verlag der C* G» Fleckeisenschen Buqfi^
handlang. t824« istes und lies Heft^ zusapfunen 896 Seiten, 8.
4Rtblr.
Piese periodische Schrift 9 die als Beilage zu der seit
niehreren^Janren unter der Aufsicht desselben verdienten Her-
ausgebers erscheinende!) kritischen Bibliothek für das Schul»
und Unterrichts Wesen betrachtet seyn will, liefert Chroniken
von Gymnasien (kurze Geschichte derselben), Lehrplan und
LehrhtHfsiiiitte] ; 'wissenschaftliche Abbandlungen über wich-
tige Gegenstände der Pädagogik; Abbandlungen aus dem Ge-
biete des klassischen Alterthums; grammatische Untersuchun-
gen; LeSearten aus noch nicht verglichenen Handschriften und
alten Drucken Griechischer und Römischer Schriftsteller; La«'
teinische und Deutsche Schulreden ; Biographieen verdienter
Schulmäoner I S^hulnacLrirhten , Verordnungen 9 Beiträge zur
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854 Stffböa« ArdiiT fSr PUloldgie ^nl PSaagogilc.
\ - , . ' /^ ' " ,
ültern und. neuem Schulgetchicbte ; Griechische und Lateini-
sche Gedichte;, am Schlüsse des Jahrsangs ein alphabetisches
Yerseichnils der verstorbenen und betörderten GyoinasiaUeb«
rer. Der Jahrgang besteht aus 4 Heften (jedes von nngei^ht
12 Bogen in gr. 8.) und kostet 4 Rthlr. (7 fl. 12 kr.) Ref.,
dem von der Kedaction dieser Jahrbücher Kurse geboten ist^
darf 9 wie gerne er auch wollte, nicht ins Einzelne eingehen:
er mufs sich daher begnügen, seinen Lesern die Versicnerung
gegeben su haben , dafs die vorliegenden beiden ersteh Hefte
reich sind an gtöfsern und kleineren Aufsfitsen des mannig«
faltigsten InhaltSi veifafst roVI Gelehrten aus denverschieden«
sten Tbeilen von Deutschland , deren N^men sum Theil schon
rühmlich bekannt sind. In allen giebc sich ein lobenswürdi*
gfs wisflienschaftliches Streben und ein warmer Eifer für das
ErziehungS- und Bildungswesen kund ; manche interessante
Nachricht ist darin mitgetheilt; manche Ansicht /ausgespro«
eben, die zu weiterem fruchtbaren Nachdenken veranlassen j
Jcarfn: so dafs zu erwarten steht 9 die Zeitschrift werde liald
nebst de-i Freunden der Philologie und Pädagogik, überhaupt,
insbesondere alle diejenigen Schulmänner für sich., gewonnen
haben 9 die auf ihre eigene Weiterbildung, wie auf die Ver-
voHkopmnung des Schulwesens mit gleichem Ernste bedacht
sind y und denen ihr Fach etwas mehr ist^ als (um mit unserm
Schiller zu sprechen) : - . *
Eine tüchtige Kuh, die sie mit Butter versorgt«
Der angehängte PhiJologitch - pädagogische^^ An«
' zeige r, besorgt von einer Gesellschaft Gelehrter, ^n deren
Spitze sich Herr Dr« Günther in Helmstedt gestellt hat, ver«,
dient, io sehr auch in ihrer Eigenliebe beleidigte Auetoren
in* giftigen Antiiuitiken über Unrecht schreien mögen, den
vollen Beifall der Unbefangenen und daher einer rühmlichen
ErwUhnung, 'Er liefert reckt gesunde und treffende Urtheile
über die bedeutenderen Schriften aus der pädagogischen und
philologischen Literatur und hat so unstreitig ^ie\ voraus
vor seinen, der Verleger Verkaufslüst meist nur zu sichtbar
an der Stirne tragenden und von verdientem und unverdientem
Lobe stets übersprudelnden Namensbrüdern« : /
Das dritte Heft, dai lief, so eben erhält, entspricht voIU ,
kommen den Erwartungen, welche er sich nach den beiden
ersten He&ei^ für die folgenden gebildet hatte. Unter den 44
Stücken, die es enthält^ sind 15 gtöfsere Aufsätze« die Nie«
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Hu)>«r dMfia PitallelanuD; 255
inand ohne Interesse lesen wird» iie übrigen kleineren Mit-
theilungen (Miscelleh) dürften dem Philologen und Schul»
manne in mehr als einer Hinsicht willkommen Veyn.
Nooa theoria de ParalUlarum rectarum proprietaUbus ^ anet* Hahtro,
Basileense , in Jcäd. patrta Mathem, Prof» et Biblioihecario ;
Basileaef suniptihus libr^ Schweighaeuser ^ |825, 36 kr.
Wenn sich auch die Versuche über eine bessere Begrün«
diing der Farallelentheorie ^ als sie sich in Euclids Elementen
findet y I fast bis sum Ekel wiederholen , indem die meisten der»
* selben herrühren voii jungen Männern, welche die Seh wie«
rigkelt der su lösenden Aufgabe gar nicht kennen » so erregt
es doch die Aufmerksamkeit des literarischen Fublicums» wenn
eiii bejahrter Mathematiker^ welcher sich im Felde der Geo. '
metrie vieÜältig versucht, und sie lange und glücklich gelehrt.
Laty seine Stimme darüber abgiebt. Mit gespannter Krwar« /
tung ging daher lief, an das JLesen der kleinen Schrift eines
Mannes^ dessen wohl begründeter Ruf eines gründlichen Geo-
meters ihm lüngst bekannt geworden war« Und mit Freude
gesteht er, dals seipe Erwartung nicht getäuscht worden ist« ^
Hr. Huber verhüllt und verbirgt die Schwierigkeiten nicht,
welche er wohl kennt, und äufsert, dafs ohne Zweifel, wenn
das 11. Axiom von Euklides nicht angenommen werden solle»
irgend ein anderes, dem das Recht^ als Axiom zu gehen, nicht
streitig gemacht werden könne, an seine Stelle gesetzt wer«
den müsse. Nachdem er nuur an den Euklidischen Begriff der
Parallelen sich haltend, d^e Realität desselben in der Euklidi-
schen Weise mittelst der ersten 25 Sätze des i, Buches der
Elemente dargethan, und ''einige zu seinem Zweck dienende
Zusätze hinzugefügt hatte^ stellt er folgenden Satz als Grundr-
satz an die Stelle des ü.^xiomes von Euklid: i^Wenn auf
einer von zwei Parallelen in irgend einem Puncte ein Perpen-
dikel aufgerichtet wird, so schneidet dasselbe die andere, der
Parallele.««
' Wenn nun auch gegen die Annahme desselben als eines
Grundsatzes sich einige Beder^lichkeiten möchten erbeben
lassen, so gesteht ReF. doch mit Freuden, dafs ihm» diesen
Satz einmal Zugegeben , g'^-^gen die Ausführung der ganzem
Theorie keii^e Schwierigkeiten aufgestofsen sind^ sondern dafs
er dieselbe als eine auf jenen Satz gestützte sehr lesenswertbe
lieue Theorie der Parallelen empfehlen kann.
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256 Knntk 8bn MäseliineD, ^ <
Die hotanUche Terminotogifi älthrer Zeiten im Auszüge^ von J« H.
Dierbach.y Heidelberg l824»
•o
Man findet in dieser kleinen Schrift Zuerst allgenieine
Bemerkungen ül^er die Pflanzenbeschfeibungen, .Welche ^ich
in' den Werken der Griechen und, ildmer vorfinden, däna
ein mit den gehörigen Erläuterungen versehenes Verzeich*
nifs besonderer Ausdrücke, deren sich Calb, Varro, Co-
j LL^n ellja, Plinius und Andere bei Beschreibungen der
Gewächse bedienten « wobei noch auf* die späteren Arbeitea
"dtis lluellius, Costaeus etc. in diesem Theile der Bo« .
t£^ük Rücksicht ^enammen ist.N —
J» H^yDierhaeh*
üeher den Nutzen oder Schaden der Mtuchinen^ besonders in Fahrt»
Ken» Von, Kunth^ Königl. wirkl» Geh» Ober ^ Regier ungs»
Aath. Berlin ^ DuhckSr u. H., 1824. 28 «S. 4.
Diese sehr anziehend geschriebeiie Abhandlung isjt aus
den Verhandlungen Aks Vereins zur Beförderung des Ge-,
werbfleifses in l'reufsen abgedruckt. Sie verdient zunächst
von allen beherziget zu werden, denen noch ein ^Zweifel
' an der NtttzJichkeit der Maschinen im Allgemeinen (übrig
geblieben ist^ doch wird sie auch fllr^ Andere Interesse ge«
-nug haben. Recht gut ist herausgehoben, wie w'enig iol«
'gerichtig es. ist, gegön neue Maschinen zu eifern, während
wir doch täglich eine grolse Menge älterer vor uns sehen,
deren Einführung nicht von Nachtheilen begleitet war und
deren Vortheile wir mit Freude «^-eniefsen , — ferner daf»
gerade die beschwerlichsten und- gedankenlosesten Arbeiten
den Menschen abgenommen werden. Doch ist der Gegen«
* stand nicht gerade erschöpft, es. hätte z. B. das häufige
Aufkommen solcher neuen Beschäftigungen, welche keinen
-Gebrauch von Maschinen zulassen, näher untersucht wer«
den können*
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^N. 17. 1Ö25-
H e i d e^ 1 b e r g e r
Jahrbücher der Literatur,
iiiiiiiii'iiiiiiii I I III lim III III
Qesehicht§ der durch Oeherliefenmg^ naehg9wi$$BnBn tUßtUrtichen Ver*
änderungen der Erdoberfläche, .££ii Versuch von K. £. ji. v^
Hofff Ritter des weijsen Falken' Ordens ^. und HerzogL Sach'^
sen GotK Oeh* Assistänz^ Rathe^ h Th. Eine von der Kön^.
Gesellschaft der fVissenschaften zu Göttingen gekrönte Preis»
Schrift» Mit einer Charte von Helgoland, Gotha tB22. XX,
und ^ S» ,IIm Th» Geschichte der Vulcane uud der ,Erd^
heben. Ehend. 1324. XJCXf u, 660 S. 8. 6 Rtblr. 12 ggn
Dieses Werk gehört ohne Widerspruch unter die bedeu«
tendsten Beiträge für das Studium der Natrurgdschicht^ unse*
rer Er(ie. Wie yiel Schätzbares auch in den Liehrbüchern
der physischen Geographie , den Werken^über Geognosie und
Geologie 9 und den wenigen Schriften über die Veränderungen
der Erdoberfläche gesagt seyn mag , nirgend dndejrman einen
so reichen, mit so viel Sorgfalt und Umsicht gesammelten
Schatz von Tbatsachen geordnet und zusammengestellt ^ als
hier, und da man gldcklicherweise zu der Ueberaeuffung ge*
langt ist 9 dafs ein Gebäude kfihner Hypothesen , auf^ i^enigtt
sichere Thatsachen und viele dreiste Comb inationen- und Ana« >
logieen gebauet ^ weit mehr zur Verwirrung der BegriiFe als
zur Enthüllung der Wahrheit beiträgt^ so werden alle unbe«
fangene Naturforscher diese . Schrift mit groXsem Vergnügen
und dankbarer Anerkennung der Verdienste des Verf^ aufneh«
men. Mit Recht legt derselbe auch den gröfsten Werth auf
die gewissenhafte Benutzung der Quellen, und die 'genaue
Angabe der Autoritäten ^ denen er gefolgt ist.
Dafs nun unsere Beurtheilung des ersten Theiles dieses
reichhaltrgen und gichtigen Werkes erst jetzt erscheint^ da-
von liegt die Ursache keineswegs in einer späteren Beachtung
desselben; vielmehr kann Rec. versichern, dafs er den. nicht
gemeinen /Werth der Schrift sogleich erkannte, als er dariit
blätterte, um den Inhalt im Allgemeinen >kennen zu lernen,
hätte auch das Urtheil der Gdttingschen Societät nicht schon
im' Voraus günstig dafür entschieden. Allein die Hoffnung,
XVm. Jahrg. 5. H^ft. 17 ^
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25S V« Hoff Oeseliicht^ ^et VerSnoierungeii der ErcloberflScIie«
. ' * ■ "* - ' ■
daftst;Ib,e bald ganz vollendet eii besitzen^ liewirkl;e anfangs
einen Airfschui/, nachher eine längere Vei-z^gerung der An-
zeige, welche wir an»ern Lesern von Anfang an niitzutfaeilen
. epUchlossen .warfen. Gänzliches Stillschweigen von einem
literarischen Pxoducte dieser Art würden Wir hei unfern Le-
sern icaum zu entschuldigen wagen. Gegenwärtig ist auch
der zweite Theil erschienen , njdcn bleibt manches zu erörtern
übrig 9 üii(d fes ist die Frage, wann es dem fletfsigen Verf»
möglich seyn wird, auch dieses noch zli liefern. Indem aber jeder
Theilfür sich^in Ganzes,, obwohl mit dem Uebrigen zusammen-
hängend ausmacht^ so säumen wir keine» Augenblick länger^
übei: dasjenige, was jetzt in den Händel) des Pühlicums ist^
auch unser individuelles Unheil t^us zu sprechen. Indefs ist
diese Aufgabe bei .-weitem nicht so leicht, ^Is ies auf den er«
steM Blick scheinen mögte. Dafs das Werk im Allgemeinen
gut 9 dafs «S Sjchätzbar und in der Literatur sehr bedeutend
seyj sieht jeder Sachverständiger auf d«n ersten Blick 9 und
der Beurtheiler darf daher allen denjenigen, welche sich für
diesen umfassenden und wichtigen Zweig der Naturkunde in-
teressiren^ dasselbe unbedingt empfehlem Hiermit dürften
aber keineswegs die weiteren Wünsche di^s Publicums und
atn wenigsten des eben so gründlich als fieifsig forschenden.
yerfl völlig befriedigt seyn. Das Buch enthält nämlich haupt-
sächlich einen sehr reichen Schatz genau geprüfter und geord-
neter Thatsachen, allein der Verf;^ hat vollkommen Kecht,'
W.enn er sagt, dafs diese allein tind ohne Vereinigung derseU
Ken zu Systemen und allgemeineren Schlüssen nur ein nacktes,
geist« und Seelenloses Skelett abgeben würden, und Ref. setzt
unbedenklich hinzu, dafs ein Schriftsteller sich unnatÜVlichen
Zwang anthun müfste , ohne dennoch auf den Beifall des Lesers
' rechnen zu dürfen, wenn er nicht zugleich dasjenige Urtheil hin-
zufügen wollte, wozu ihn die Zusammenstellung der sorgfältig
erwogenen Thatsachen geführt hat. Neben jenen kommt da-
her auch dieses allerdings in Betrachtung. Will aber ein fte-
iirtheile^r des Werkes rücksichtlich dieser beiden Gesichts-
puncte sich ins Einzelne einlassen, so kann dieses nur mit ge-
^ laner Angabe der Gründe geschehen; denn einen Schriftsteller,
welcher mit so seltenem Tleifse und so gewissenhafter Sorg-
falt geschrieben hat^ verbessern zu wollen, ist keine leichte
Aufgabe auch für denjenigen, welcher eben diesen Gegenstän-
den viele Zeit und Mühe- widmete; dem auf allen Fall durch
Gründe unterstützten Urtheile des^Verf. aber ein blofses Aii-
dersmeinen entgegensetzen zu wollen, wäre offenbarer An st ofs
gegen ernste wissenschaftliche Forschung. Hieraus folgt aber
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iby.Google
T. Hoff Gesebidhte d. Vnan4eniBg0n ik ErdoberflSokti* , ä59
von selbst ^ dafs ^ine gründliche Erörterung auch nur der we«
sentlicbsten Puncto eine« .so überaus reichhaltigen Werkes
.weit mehr Kaum erfordern würde, als unsere allgemeinen
.kritischen Zeitschriften einem einseinen Zweige verstatten.
Weil aber in der VYl^senschaft Freiheit der Ansichten ^ Zwei«
Sei und. selbst Widerspruch suni Gedeihen unumgänglich er«
ibrderlich ist^ ul^d auch dieses Buch^ ohngeachtet seines gro«
S^n Werthes naiitentlich in Hinsicht auf die vom- Verf. ge«
folgerten Behauptungen picht cur unwidersptechlichenj Hegel
.erhoben werden darf; so wird Rec«^ deir engen ihm gesteckten
.Gi;en2en ungeachte^^ sich bemühen^ neben einer Uebersicht
des Inhalts auch diejeni'jgen Gegenstände anzudeuten , über
welche er andt;rer Meinung ist f odet^ welche' noch eine wei-
tere Prüfung verdienen 9 und er hegt das Verti^auen^ dais der
.Veitf. dieses um so weniger übel deuten wi^d ^ ah er im Vor«
aus sich ni^bt Scheuet ^ das Bekenntnifs abtülegeii ^ dafs er
hinsichtlich des ganzen Umfanges der behandelten Gegenstände
keineswegs sich fähig dünkt ^ mit dem Verf. ih die bchranken
2U treten.
tn der Einleitung sum ersten Tbeile stellt der Verf* allw
.gemeine Betrachtungen über den behandelten Gegenstand an^
und sagt sehr Wahr ^ dafs aus den jetzt bestehenden genauen'
Messungen und Zeichnungen der Erdoberfläche das Menschen-
geschlecht nach viertausend Jahren vielleicht besser im Stande
seyn Wlrd^ etwas richtiger über das Vorschreiten der Vorgä'
'gangenen Veränderungen zu urtheilen^ als wir mit den uns
^u Gebote stehenden Hülfsmitteln vermögen. Die bescbeide*
r^en Aeufserungen übrigens j wonach der Verf. sein Werk nur
iab einen ersten^ zur vollständigem Bearbeitung des Gegeii«
Standes ermunternden Versuch angesehen wissen will i bezeu-
§en genügend I wie tief er in die Kenntnifs desselben einge-
rungen sey; denn nur danil erst lernt man die gedämmten
Schwierigkeiten einer solchen Aufgabe hinlänglich würdigen.
Das erste Buch p, 24 bis 99 erörtert die allgemeine Frage über
jdie Veränderung des Verhältnisses zwischen Latid und Meer^
und weil es aus leicht begreiflichen Gründen unmöglich ist^
diese bei unserer mangelhaften KenntiiiTs der Erde im Ganzen
genügend zu beant\^orten| so werden zitvörderst die einzel«
nen VergröXserungen zuerst de^einen und dann des aridem in
Untersuchung gei^iomm^n. . Zuerst also die Vergröfserungert
^er Meeresfläche, . Da^ mittelländische Meet bietet der Ver«
änderungen pn «einen KiUten^ d^ Unterganges Von Städteri
und des Abgerissenwerdens,eineelnetLiandtheire eine $o grofse
Menge dar ^ dafs die Ursachen solcheiT Zerstörungen frübei^
- 17 *
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•
gewaltsamer gewirkt haben iBÜssen, ah in den neuesten Zet« -
teii; allein die sehr gemtfine Sage vom Abreifsen Sicili^ils ist
dennoch historisch durchaus uherw^rsUcb, obgleich' eine Meiigtr
pbysischerGrttnde überwiegend für «inen geiyatianmeh Darcn«
^ bruch «ntsöh^den , Reicher nach dem Verf. noch wäbrschein* '
^ litrher dt^rch 'die GeWah der MeereswreUen , aJs durch vulcani«
sehe Erschütterungen herbeigefahrt seyn mag. Die £roherun^
{en des atlantischen und teutschen Meeres sind glerchfaHs sehr
edeutendyfinid dauern nodifort^ die Kenittnifs des Balti«
■sehen Meeres aber ging nach aufborender Beschiffung durch
die Fbdnicier so sehr 'verloren^ da^ die Römer den Eridanum
(w^hrscheinliäi die B.haüdäune bei Dans ig) im Po wiedersu«
^nden glaubten. Von diesem gönnen daher nur die nenesten
Zerstörungen bekannt seyn. .' . - ,^
Von der Ost* und S^dküste Asiens lassen siqh dest^««||gen
keine^ Veränderungen geschichtlich nachweisen , vreil wir von
diesen G^enden keine Geschichte haben. Inders folgert der
Verf. 4IUS der Gestalt jener Küsten sehr richtig, dals sie aujE
viele frühere Verluste durch die Gewalt des Meeres hindeutti^B^
worüber sich Schon frühere Bemerkungen in den Wiener Jabrli«^
1820. IL p,', 21*0 finden^ Man darf dreist hinzusetzen, dafs
die allgemein'e nach Osten gerichtete Strömung jenes Oceans
die Gewalt der Wellen vermehren muiste/ und Wenn man
die VulcaneitiKt j^ner Gegenden mit berücksichtigt ^ so wird
es hödist wahrscheinlich^ dafs die Zerstörung der lausten dort
noch bedeiitender gewesen seyn inag , als im griechischen Ar^
chipelagus* Indefs wjrd die viel besprochene Angabe von der
früheren Gröfse der Insel Ceylpn sehr umsichtig geprüft, und
für histerisch unbegründet erklärt, indem in jenen Gegenden
tlas Lamd eher zunimmt, -als Verluste ei^leidet. War die Insel
früher beträchtlich grciiser;. S9 liegt diese Perjode «ufser den
Grenzen genauerer Gescfaicl^tskenntnils. Von Africa wissen
wir übei^haupt wenig, und*«eine Küsten scheinen nicht be«
•deutende Verraindemngen erlitten zu haben; Vind noch mar«
gelhafter ist unsere Kenntnifs von den Küsten' America's und
Australiens, doch scheint iiie Beschaffenhtfit der Nordwest«
'Jküste America's auf bedeutende Veränderungen zu deuten.
Noch mehr mögte Ref. hinzusetzen, ist dieses der Fall bei
der Ostküste des mittleren Theiles von America », den Antillen,
dem mexicanischen Meerbusen, wo die . vereinte Wirkung
der beständigen StrÖmung^^es Oceans und die vult:änische Be«
schaffen t(^it äer Länder dem Meere gew.ifs bedeutende Verän*
derungen l^rVorzubringen erlaubt haben, denen nur der hob«
Felsenrücken ycin Panama unüberschreitbare Grenzen setite, '
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'y
n Boff Gtidiiebt« i. y«rSiickniDgta cL EfUtmtfOA».. iSl
In der ScbluAbeiiierkang. deutet deriVerf. datauf hia^ daCi die
dem Lande abgewonnenea Theile sich noth^endig in die Tiefti
•enken, denjneereaboden ausfoJlen^ und »omit eine Erhöhung
desselben bewirken miifsten^ welche indefs fär eine Länder«
niasse von £si( 22 geogr. Cabikmeilen nicht mehr als 1 Zoll
fflr die sanse Qber&jicbe der Meere betcflgt. Wollte man in
diesen 6ch]i4fif olger ungen noch weiter geh«n ^ so lieget diaL
Bemerkung aiemUch nahe, dafs. die OJberoächti der £rde^ weaa
wir sie uns ursprOnglich ohne Wasser vorstellen wollten^
höchst uneben gewesen seyn mjirste. Auf deötLiande nämlich
ist erweislich vM>l geebnet ^ im Meere aber f. dessen Bewegun-
gen f mit Ausnahme der Ströme , mit der TiejEe stets mehr ab-
nehmen^ müssen die Vertiefungen ausnehmend au sge£fült ioyn^*
"und dennoch sind sie Immer noch s«hr bedeutend.
In ungleich grössere Schwierigkeiten ^ ja sogar Wider«
•prüche^ wird die historische Forschung Bei deti jenigen Ge«
genstS^deu verwickelt} , welche den Inhalt des sweiten Buches
ausmachen, nSmlich die Durchbräche des einen Meeres ia -
das andere. Der Yerf. geht hierbei von dem Bekannteren aum
Unbekannteren über/ und handelt zuerst von dem vielb«ts^ro-
ebenen Durchbruche des schwarten Mee^res. KücksichtlicK
diesea^ mit gtofser WahrscheiiiHckkeit angenommenen Natur«
pliftnoraens siini die Meinungen der GelehjLteiv-sagetheilty. dai'a.
Juan fast Bedenken tragen mufa, noch weiter ecwaa darüber
EU sagen» wenn nicht aufser den- vom Vorf. sehr vollständig
susammengestellto^ Th^tsachen noch neue entscheidende aui«
gefunden werden« Solche siiid Ref» nicht bekannt « und er
)st daher im Allgemeinen der Meinung des Verf., nämlich daÜi
allerdings ein Durchbruch des. schwarzen Mecres^ 5 jedoch im
vorhistorischen Zeitalter stattgefunden habe^ indem in die
fabelhafte Erzählung dea Argonautenzuges. nichts davon einge«
webt iu« und die Sagen von der Ogygischen und Deucalioiu«
sehen Fhith sich schwerlich damit in Zusammenhang bringen
.k^ssen^ I>ie Höhe, welche der Fontus Eluxlnus als Binnenmeer
haben konnte^ ' giebf der Ver{. n^ch Kephalides. auf S&
F. an ^ und findet die Bestätigung hiervon ( 2. Tb« VIII ) in
Olivier's Reise. Ref. kannte diese Angabe schon früher, in«
dels läfst aich dagegen«, immer einwenden ^ dafs, jetzt die.
Höhe jenea Stands trichea. nicht gröXser seyn mag, ob sie aber
^ vor so vielen Jahrhunderten nicht 'bedeutender war 9. ist damit
noch keineswegs entschieden t, aber es läfst sich auch ahen so
wenig mit Wahrscheinlichk4tsit(^ annehmen, daCi die Höhe des
ehem^Jig^n Daixunes, die jetzige um hundert^ oder gar hun»
dcrte von Fufsen über troffen babe^ und was daher der vor«
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2^2 y. Hoff Gesohio&tQ d* y^rSnileniogen d. ErdoberflKdie,
..'■''.,-' " '*^
biandene Ring, anscheiniend znm AnhinJen der Schi^Fe I^e^timmt«
%tnd ähnliche «'. B. die angeblich von Stürmet dm Haemus
iefundenen Riage für eine Bestimmung gehabt haben mögen^
leibt pben sq dunkel, ajs 4ie Frage, ob auch'sö dickes Eisen
demEinflüsafe der Witterung Jjdjrtaüsende widerstehen konnte.
Auf gleiche^ Weise tritt J\ec. der Ansicht des Verf. b^i', dafs
die Q^^nung desi Dammes aillmälig 'durch Auswaschung , nicht
aber durch ei^ie vülcapische Katastrophe plötzlich eitstanden.
Beyi^ und dan^i P^uf^te der Abflufsi alluiälig erfolgen, konnte
it'eMich die depiselb^n zugeschriebenen gewaltsamen Revolii-
' tionen nicht hervorbringen, um so mehr, als dje geringst«
■ Breite des verbindenden Canals nicht mehr als y/^Me^le f j>, 128),
mithin nicht piehr ^Is die Breite eines grofset; Flussös betragt.'
£s läfst sich ohnehin noch ein Argument geltend machen« S<;y
wie man nämlich die Grdfse d«'s rontus veroiebrt, deniselbeU
die Umgebungen bb selbst nach Ungar« hin überschwemmen
läfst, die Verbindung mit dem Caspischen Meere voraussetzt,
und die in jenen Gegenden $o bedeutende Vermehrung der Ober-
fläche (da 4er Spiegebdes letzteren bekanntlich 300 F. niedriger
als der <}es^ sphwarzen Meeres ist) betrachtet; so miifstef dia .
Verdunstung auch so viel gröfser seyn, und da alles Zuflusses
ungeachtet das Caspische Meer stets tiefer sinkt, sd konnte
eine solche Wasserfläche der starken Verdunstung wegen un-
möglich eine so bedeutende Höhe erreichen. Pie Zeugnisse
mancher. Schriftsteller berechtigen iswar allerdings dazu, bei-^.
den Meeren' eine frühere weit gröfsere Ausdehnung beizüle«
fen, allein leider sind die Angaben der Alten wegen der ünw
estimmtheit des gebrauchten Maafses allezeit höchst unzu«
verlässig, womit die heutigen scharfen Gröfsenbestimmungen
auf. eine grelle WTeise und mit entschiedenem Vorzuge der
jetzigen Zeit gegen die alte contrastiren. Indefs bleiht doch
immer eine unverkennbar grofse Scbwierigkeit, nämlich dafs
höchst wahrscheinlich das Caspische Meer mit dem schwarzen
früher vereinigt war, welches ohne eine bedeutende Erhöhung
beider nicht s^att finden konnte. Hinsichtlich dieser Unter-
suchung lüfst der Verf. seine Leser i^llerSings etwas unbefrie-
digt. Zuerst sucht er p. 132 darzuthun , dal« der Spiegel des
schwarzen Meeres früher nicht mehr als 36 F» höher als jetzt
gewesen seyn könne , bauet hierauf eine Berechnung der
Wassermasse, welche bei e^nem. Durchbruche in das Mittel-
. ländische Meer sich erglef^ei^ mufste, deren Zulässigkeit aber
nur so lange stattfindet, als man auf die grofse* Ausdehnung
de$ zum Theil durch üache Küsten begrenzten Caspischen
lyieeres nicht Rücksicht nimmt, wenn man sich den Spiegel '
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▼. Hoff Geiclttcktf d. Veritiideruttgen d. StdoberflSdiV. 263
deMelben tmi t^iiidestens 336 F, exböb»! vorttellt, und sagt
daan p. l36 j <^ßis dieses letztere Meer 50 Toisen niedriger
sey , als das schon beträchtlich gegen sonst erniedrigte
schwar&e Meer« Sollten beide aber ehemals verbunden' seyn ;
so mulste ihr gemeinschaftlicher Spiegel über den sie trennen« '
den LfSndess trieb binüberragen. £s wird zwar die Meinung
kngef'ührt^ daZs dieser durch die Flüsse allmälig erhöhet seyn
inögte ; allein weder die Höhe dieses Jjandstriche« zwischen '
beiden Meeren.i noch die BeschaEenhett desselben wird an*
gegeben, und doch wäre es sehr wichtig^ zur genauen Beur-
theilung des Ganzen beides genau zu wissen« Ref. will indeüi
offen bekennen, dafs dasjenige, was er bisher hierüber g««
sammelt hat, zu unvollständig ist^ als dafs er es mitauth^ilen
ivagen sollte. ,Ini Allgemeinen ist i^ichts mehr zu bedauern^
als dafi den Fortschritten der Wigsens'rhaft die geringe. Cnltur
des grofsten Theils der Erde als feindliches Princip stets enU
gegeusteht , und so kann man denn auch über jene Gegenden
wegen der Aobbeit seiner Bewohner nicht ohne grofse Mühe
zu einer wünschenswertben genaueren Kenntnifs gelangen. .
Der Boden de» Caspischen Meeres mag allerdings nach Engel-
hatd und Parrot (beide unbefangene und scharj^ichtige Btfob^
achter) minrlestens stellenweise gesunken seyn , allein dieses
als Grund des fortd^^uernden Sinkens des Meeresspiegels anzu-
sehen, namentlich unterirdische vulcanische Höhlen als Was-
serbehälter s^nzunehmen, will lief, nicht einleuchten. Diel
dortige scharfe- und trockene Luft verzehrt das in den Sand
weiter Steppen versiegte Wasser stärker als das des Mittel-
ländischen Meeres, und hieraus ist der sinkende Wasserspie-
gel jenes grofsen See» gar leicht erklärlicli, welpUjir zwar^
viele und mächtige, aber doch keine durch tropische Regen
schwellende Flüsse aufnimmt., Ueberhaupt 'aber dürfte es
scheinen, als wäre man jetzt geneigt ^ die .Wirkungen des vul- ^
canischen Feuers, wie. früher die des Wassers,, etwas zu oft
in Anspruch zu nehmen. Ref. theilt hierin ganz d* A u b u i s-
son's Ansichten, und denkt im Allgenieiaeui medium teouere
beati. ^
Ref. übersieht mit einigem Schrecken die Läi^ge seiner
Anzeige, welcUe zwar unbedeutend hinsichtlich der vVichtig-
keit des Buches ,._ aber grofs för den Raum unserer Blätter i*t.
Mit dem festen Vorsatze, sich so kurz, als möglich zu fassen,
kann er indefs nicht uuihin', sich in einen Streit zu mischen,
auf welchen die Ansichten cles Verf. über den Dm^chbruch der
M6ereng<j. von Gibraltar führen. Zuvörderst ist auch diese
Trenniuig der beiden Welttbcile nur sehr wahr schein«*
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264 , tfBoMihultUtL^^i^Veaa^^
Hefa» kftiiief wega aber eigentlich. g^^cbicbtl ich erwiesen«
Mit triftigen. GrCUiden bettreitet ferner der Verf. die Ansicht
derjenigen, «reiche das mittelländische Meer durch den Durch* '
bruch d^s schwaraen Meeres überfallt werden » und hierdurd»
den Csinal bei Gibraltar entstehen lassen« Ref. trit ganz der^
Ansicht des scharfsinnigen Verf* bei ^ wonach vielmehr ^t
' atlantische Ocean sich diesen Weg gebahnt haben soll. Denkt
man sich den Ginal geschlossen , zugleich aber durch einen
kleinen Waldba9h n^r eist eine Vertiefung, wie so oft geschieht^
eingerissen, so konnte das Meer die entstehende OeJBFnung
^ bald erweitem. Wollte man in den Hypotheken weiter gehen»
* so Heise sich feageh^ wie. viel tiefeip der Spiegel (les mittel-
ländischen Meeres wohl [seyn mogte,, als die VerbindungenT
mit dem aUantischeu und schwarzen Meere noch nicht exi*
Jstirteh; was für Küstenländer und Inseln damals bewohnbar
waren , welche;, die einbrechende Fluth Verschlang ,' und ob
mchti der Grund zu den dichterisch ausgeschmückten Sagea
' von ^iner allgemeinen Ueberschwvmmung gerade hier zu su«
eben «ey ? Der Spiegel des Caspischen Meeres liegt jetzt min-»
destehs 300 F. niedrigerV als früher» und hiernach liefse si«j^
allenfalls ein Maalsstab nehmen, um eine kühne Hypotht/so
'wenigstens stattlich a^uszuschmücken. -
&& so. weit also ist Ref.. .mit den Ansichten des Verf.
völlig^nverstanden. Wenn derselbe aber / um die grundlos
Sebegte {'urcht vor eikier .UeberfüUung des mitteKäiidischen
leeres au bestreiten , die Existenz .einer Unter Strömung in
der Meerenge von Gibraltar durchaus verwirft, so kann.Kec»
bierin ihm nicht beipflichten* Zwar beruft er sich auch spä«
ter Tb* II. p* VII. auf das Zeugnifs des Antonio Rossi^
allein hierbei läfst sich fragen, worauf dieser, übrigens höchst
, achtungswertbe Geometer seine Vermuthuhg gründet? Der
'Verf. fufst auf Halley's Berechnung der starken Verdunstung
*des mittelländischen Meeres^ welcher Autorität man eine
ganz entgegengesetzte Ansicht Kant*s in dessen physischer
Ueogräpbie entgegengestellt bat. Was die letztere betrifft, so
, mufs Bec., bei aller Achtung geg^n den berühmten Fbilöso«
Jhen, doch bemerken, dals es ihm, (oder eicentliche'r yrohl
em Verf. des genannten Werkes) in diesen (jegenständen an
d^i erforderlichen Kenntnissen fehlte, um als Autorität zU
feiten, ^^ie jeder zugestehen mufs^ welcher in eben der
cbrift liefet » dafs durch die bedeutende Zunahme des spec.
Gewichtes der Luft in den Bergwärken von Wiliczka kleiiie
Knaben mehrere Centner schwere Salzblöcke fortschieben könn*,
tm* Aber auch Haliey's Berechnung fällt Jüber den Haufeiu
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r. Boff OeteUehi« 4« VwribiAerttiigi« ^ HrdobcrflSehew i6S
W6tin man dio damalige und jetsige UnTolIkomnienheit der
Atmidotoetrie herücksichtigc. Das ieinaig«, aber auch sehr
gewichtige Argument , worauf bisher die Annahme einer Un-
terströmung gestO tat wurde , ist das bekannte Factum« dafs
ein fn der Meerenge versenktes SchiflF nach einigen Tagen
westlich wieder empor kam. Zur Erklärung diestfr Thatsache
sftellt der Verf. eine sehr künstliche Hypothese auf «' indem Ar
einen scharfen, die Meerenge mieer durchschneidendtin ROc£eit
annimmt, an welchem das Siefsende Wasser sich stofsen, und
hinter diesem surfickfliefsen soll. Aber ahges<»hen davon, daIV
die Existenz einer solchen Wiand blos hypothetisch ist; würde
aie den angenommenen Effect nicht haben , indem strömendes
Wasser 9 durch ein Hindernifs aufgehalten , sich hinter dem^
aelben tief eingräbt ^ und es müfste also die Östliche Seite der
Meerenge die tiefste seyn; was gegen die Erfahrung streitet«
Nach der Ansicht de» Kec« ist suvörderst die Kückströmung,
oder die westliche Strömung des Wassers an den Seiteik des
beständigen östlichen Stromes zur Zeit der Flu th leicht er«
k!2rlich. Gerade beim stärkeren Andränge des Wassers näm-
lidi kann derjenige Theil desselben 9 welcher an den Küsten
mehrfache Hindernisse ündet^ dem mittleren Haüptstrome an,
Geschwindigkeit nicht gleich kommen , sein Niveaa wird nie«
driger» undes entsteht ein Ersats durch die KückstrÖmung^
wie so oft bei allen grofsen Flüssen , durch -wekhe aber nicut
eigentlich Wasser aus dem mittelländischen Meere in das at«
lantische gelangt* Dafs aber überhaupt kein Tropfen (p. 15Ö)
Wasser aus jenem in dieses durch den Unterstrom gelangen
sollte, ist schon deshalb fast unmöglich, weil hiernach der
Salzgehalt des mittelländischen Meeres zuletzt bis zur Ueber«
Sättigung steigen mOfste, wenn stets Salzwasser einströmte,
lind süfses verdunstete. Vielmehr wird das untere salzrei« '
chere Wasser als spec» schwerer durch Unterströmung dem
atlantischen Ocean wieder zugeführt werden, da die Bewegung
des Meeres im Ganzen, unabgesehen von seiner Oberfläche,
durch die beständige Einwirkung der dem Monde folgenden
F^luth von Ost nach West gerichtet ist. Dafs indefs diese
Strömung an sich langsam , und' auf keine Weise eine Ueber-
füllung des mittellänoLSchen Meeres zu fürcht(:n sey, ist eben
$0 natürlich , als mit der Erfahrung übereinstimmend.
Im dritten Hauptstücke , vtrelches vom vermutheten Un.
lergange ganzer Länder, oder Inseln im Meere handelt, zeigt
der Verf, umständlich, daTs die Nachricht^ von derExistens
def Atlantis und der Insel Friesland in das Gebiet der Dich«
tungen 8U verweisen sind^ und es ist zu wünschen ^ dal's
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26& y« Hoff 6e«diicUt« d« Ver^ndertisgf n d. ErdpberAadie«
^nftig nicht niebr so ▼i^l.,$chai*ftsinn auf die Hettüng de» bi#
ftprlschün Wertbe» solcher Fabeln verwandt wird. Die Übri«
gen Ndchricbten von früher gesehenen , spiiter aber nicht wie-
dergefundenen Inseln , beruhen ohne Zweifel mindestens »um
groTsteit Theile auf unrichtigen geographischen . Augabeil der.
Seefahrer.
Öas vierte Hauptstück bandelt von der . Vergröfserttng
der Oberfläche des Landes. Einige* der hierher gefcöVigen Vn*
tersuchtiiigen ^ näiblich das allgemeine Sinken de« Meeresspie«
'gelsy Erhebungen des Me.ergrundes durch vulcanische liiäfte,
verweiset der Vei*f, an einen geeigneteren Ort-, Bildung voiv
Land durch einen sehr grossen , ins Mejr gefallenen Meteoro-
lithen Jcann nur als.denkliar erwähnt werden , und so bleibt
^lur noch die Anhäufung der dem Lande entrissenen, ander*
Wärts aufgehäuften Massei;i als Gegenstand der näheren Be-
trachtung übrig. Im Allgemeinen 7*eigt der Verf.. zuerst die
Bedeutsamkeit 'der Wirkungen 9 welche das fliefsende. Wasser
r ucksichtlich des Einscbi^eidens und Auswaschens der Thäler
und des Fortfübrens von zerkleinertem Erdreich und/ GevOlla
"^ hervorbringt. ' Rec. ist hiermit durchaus einverstanden , un^^
läfst auch diejenige Ausnahme nicht gelten, welche man au*
den Worten p, 23 1 ableiten könnte, dafs diese fortdauernde
Zerstörung die in Eis und Schnee gehüllten bdchsten Berge
^ vielleicht gar nicht treffe, Eisfelder und Gletscher nämlich
senken sich stets herab und werden'von unten verzehrt; das
^erabgleiten solcher nngeheriren Massen ist indefs mit bedeu-
tender Zerreibung;des Bodens verbunden, und das hierdurch .
zerkleinerte Gerolle wird durch das unten abBieisende Was«
ser stets fortgeschwemmt, wie schon die unterhalb der Glet*
scher erzeugten Hügel , (die moraines des glaciers nach Saus-
sure) genugsam beweisen. Mit Recht zieht dann p. 223. der
Verf. die Ansicbt.des Hrn. Arends in Zweifel, dafs das See«
Wasser die Biifstandtheile chemisch aufgelöst enthalte, und eind
chemische Ausscheidung derselben durch Vermischung mit dem.
Fl ufs Wasser erfolge. Allerdings trägt die BeschaiFenheit des
Meerwassers ^ namentlich der Schleim de^ Seethiere, welchen
dasselbe in sieb enthält, vieles dazu bei, die aus zerstOckel«
ten Scbaaltbieren, Corallen, Sand u. s. w. bestehenden Felsen.
z.B. an der Küste yon'Sicilien, auf Gu^daloupe , den Inseln
der Shdsee und sonst vielfach zu bilden ; im Ganzen aber hiU
" det oft das Geschiebe der Flüsse allein Inseln , wie in der
El he., der Durance^ der .Rhone u.'a, , oft wird der Meeres-
sand allein zu Dünen aufgehäuft, wie an manchen Küsten
Africa*s, zuweilen geben. Flüsse und Meer geoiteinscbaftlich
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▼, Hoff GeKbichto d«. VesSacleniogcn d. ErcEoberflaebe. 267
I
die Bestandtheile su den neuen Gebilden her, wie an der
Mündung des Amazonenflusses ,. des Ganges und an vielen an«
dem Orten. Alles dieses ist so ziemlich allgemein bekannt;
das gröfste Verdienst des VerfJ besteht aber wiederum in den
' liun' folgenden geschichtlichen JNachweisungen der Eroberun-
gen, welche den einzelnen Meeren in den beifannten Theilen
der Erde abgewonnen sind. Hier kann iadefs Rec. , so gro«
fses Vergnögen es ihnu auch machen würde , derti Verf. nicht
im Einzelnen folgen, ohne die ihip gesteckten Grenzen zu sehr
zu überschreiten, und niul*s sich daher mit der Anzeige ,be-
gnügen, da.% zuerst die Küsten des mittelländischen' un l
schwarzen Meeres, dann diä EuropSischi'n Küsten des atlan*
tischen Oceans und teutschen Meeres, der Ostsee, cUs nor«
dischen Oceans, die Küsten Asiens, Africa's, America's und
Australiens einzeln untersucht werden. Zugleich prüft dec
Verf. hier auch die Hypothese von einer ehemaligen Landenge
zwischen Dover und Bpulogne,^ zeigt sinnreich, dafs dieselbe
sehr viele Gründe für sich hat, dafs durch die Verscbliefsung
• deB CaViaU da$ von Norden herstrdmende Meer einen höhere^
Stand erhalten, und die holländischen Küsten bilden konnte,
glaubt aber mit Recht annehmen zu dürfen , dafs der Durch-
bruch von Osten nach Westen hin erfolgte, aber vor die hi«
storische Zeit füllt, also mit der Cimbrischen Fluth nichts
gemein hat, und dafs die nachher, stattündeiide freiere Strö-
mung des Meeres die später eingetretenen Zerstörungen der
Niederländischen Küsten veranlaiste. Mit grofsem Interesse
lieset man ferner die Beschreibung der riesenxnäfsigen Wir-
kungen des Ganges und Burremputer, nebst den Vermuthun-
gen iind zweifelhaften Nachrichten über die frühere Gestalt
der Süd- und Ostküsten Indiens. Einzelne Beispiele, woraus
die Gröf2i.e der Wirkungen,' durch die wahrhaft Ungeheuern
Gangesschwellen in Erzeugung neuer Inseln anschaulich wür-
dien , werden nicht angeführt. Der Missi^ippi sthet jenem
asiatischen Jliesenstrome in den erzeugten Versandungen ge-
wifs nicht. nach, und führt noch aufserdeni eine ungeheure
, Menge Holz den ne\i'gebildeten Inseln zu, eben wie der Ama«
zonenflufs (vom Verf. nicht ervv?ihnt), dessen Fhifsholz, im
Meere unter dem Sancje begraben, v. Humboldt als da^
Material künftiger Steinkohlenfl^tze ansieht.
Das fünfte und letzte Haup^stück dieses Theiles ist der
höchst interessanten F^-age über eine allmälige Abnahme des
Meeresspiegels /gewidmet. Es werden dem Meere stets eine
, Menge Geeenstände zugeführt, uncj hiernach müfste sein Spie-
gel ällmühlig steigen, wenn das W^^ser nicht in das Innere der
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S68 % ßoS Oeiishieht« cl« VeribdempgAii 4« .Br^berflalehe. /
Erde ({ringt, oder si^h an den Polen als Eis «nfaHuft, pdek* au festep:
B^lHungen auf der £rde verwandt wird. A]l^r,dings scheint
'hoch 'ein sonstiges Mitter zum Unterbringen dcti Wassera
nicht vorhanden £u seyn (p. 4o3}, deni^ die Hypothese, daia
die Wasser dampfatmosphäre 9 als die höchste der die Erde um»
Sehenden y an ibrei* äufsersten Crenze sich im weiten Räume
er Welten verliere, mag Rec, nicht einmal aU solche vOr«.
l>ringen» Tndessen ist /bin solches allmäliges Steigen durchaus
iijcbt- begründet ; vielmehr hat man sogar eine allmälige Ab-
nahme historisch sü erweisen gesucht., Hierbei^ kommt nun
vor allen Dingen die Behauptung des berühmtc^n Celsius von
einem allm'äligen bedeutenden Sinken der Ostsee a^ur Untersu-^
chung. Unser Verf. prüft die von dem genannten Geometer
und seinen Anhängera^ aufgestellten Beweise, und sucht sia
als durchaus ungenügend darzustellen. Viele der angegebenen
Kennzeichen eines allmäligen' Sinkens dei* Ostsee lassen sich
allerdings aus den bekannten Versandungen und Bildbngen
von n^uem Lande leicht erklären, die Erhöhungen der ab«
aicht]ic)i eingegrabenen Zeichen und mancher Felsen, welche
firübier tiefer unter dem Spiegel des Meerer öder demselben
näiher gewesen waren, sollen aus dem Heben dieser Massen
selbst durch Wasser und Eis erklärlich seyn, und znm Beweise
wird angeführt, dafs an der Schottischen Küste Steine, ein-
mal einer 30 Cub, F. grofs und mehr als zwei Tonnen schwer
durch die Fluthen ans Land geworfen sey^ , Dieses ist dem
Scheine nach zwar etwas Grolses. Wenn man aber berech-
net y dafs ein solches Stück als Kugel gedacht, nicht mehr als
xiahe.Syd 9 wir wollpn also annehmen ^Fufs Durchmesser hatte,
so könnte man leicht Beispiele von zehnmal gröfseren b^weg*'
ten Massen tugeben, .und niüfste sich doch sagen/ dsrfs die
Felsen, wovon Celsius redet, von ganz anderer Gröfse
waren« Auch müfste ein seltene^ Zufall mitgespielt haben,
wenn es sich , ereignet haben sollte 9 dafs alle bezeichnete Fel-
sen gehoben , und gerade so gehoben wurden , dal^ das Zei*
eben höher über dem Meeresspiegel erschien, gesetzt auth,
dafs inan sie insgesammt nicht für feste Massen, sondern für
einzelne grofse Geschiebe ansehen wollte. Eine solche Stein-
inasse^ durch die Gewalt der Wellen bewegt, verdrängt auch
^ohl ihr Unterlager, und sinkt tiefer ain » oder^wird etw'as
gedreht,/ so dafs ein eingegrabenes deichen zwar höher, abt^r v
eben so gut auch niedriger i/nd schief erscheinen kann. Dafs
die Abnahme des iVTeeres aas verschiedenen Messungen Un-
gleich erschien • durfte wohl nicht aufFalien, denn so durch«
aus eKen kann der Spiegel der x>hnehin unruhigen Ostsee nicht
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? Hoff Gctflbieht« i. VtfSo4«riiDgeo i. Erdolwdttoht« 269
•eyn | daCi did langMitMren Osdllatiotiefi tiicbt ein« Diffei^ns
Yon einigen Zollen berbeifübren sollten — wofüber Rec. je««
, docb nicbl bestimmt zu entscbeiden wagt. Unser gelehrter
Verf. darf ^es dem besonnenen Celsius nicbt sebr verargen, -
dafs er seine Hypothese auch durch einige nicht haltbare Grfinde
tinterstQtzte 9 denn er selbst sucht i^as gewichtige Zeugnif«
des H. y. Bucb'p* 445 zu «.^ttkrfiften, inden^ er annimmt, et
cründe sich auf die Aussagen ungebildeter Schweden»
. Kec. bat sich gleichfalls nach dieser merkwürdigen Streitfrage
l^i allen Gelehrten jener Gegend erkundigt^ welche er kennen
jBuJepien Gelegenheit hatte, und bei allen die UeberzeuguW
▼on einet Erhöhung der KQsten fest begründet gefunden. Dafs
diese Hebung indeis nicht allgemein ist^ namentlich an der
ganzen Nordkflste des Baltischen Meerel nirgend angezeigt
wird, an einigen Orten vielmehr erweislich ein Sinken statt«
gefunden hat^ wird durch den Vf. sehr genügend dargethan, Und
sprechen für eine unverSnderteHöbe des Meeresspiegels eben der
Ostsee anfser den beigebrachten Zeugnissen auch noch die* dufth
B.aw'ert und Garlieb im J.'l8l5 auf Bornholm angestell«
ten Beobachtungen. Ein allgemeines Sinken des Meeres, we-
nigstens in dem Mafse^ wie es aus den Beobachtungen dea
Celsius folgen würde , ist auf allen Fall mit bekannten Erfah-
rangen nicht zu vereinigen. Ein partielles. Sinken der Küsten
auch in bedeutender Ausdehnung , wie es vielfach beobachtet
ist, lafst sich auf verschiedene VVeise leicht erklären; allein
eine Hebung, wenn auch nur partielle, aber doch so allge«
meine, als sie aus unleugbaren Beobachtungen an den Schwer
dischen Küsten folgt» gehört allerdings unter die seltsamsten
Naturerscheinungen, und Rec. ist daher begierig, die weite-
ren Verhandlungen hierüber kennen zu lernen , wozu der Vf*
im 2ten Th. p. 406 Hoffnung macht, wo es heifit: ,yJetzt
vei^sichert man uns» dafs neue sorgfältige Beobachtungen das
allmälige relative oder scheinbare Sinken des Spiegels des bal-
tischen J\7e4?res auf das Vollkommenste bestätigen, und dafs
die Beobachtungen darüber der Welt baM vorgelegt werden
sollen/^ Als Erklärungsgrund fieser Thatsache ^ welche- Rec.
für rWahr zu halten sich allezeit bewogen sah , scheint ihm
weder die Hypothese des Veif. von einem Heben durch die
Gewalt des Wassers and Eises, noch eine andere genügend,
wonach die Felsen durch Wellenschlag gehoben, und durch
zwiscbengedrängten ^and getrennt erhalten ^werden ; ein so
langsames ^ind ungleiches Heben durch unterirdische Vulcan«
bat gleichfalls vieles wider siclH Sollte wohl die ungleich^
Erwärmung der Erde , welche sich in den KrÜmmrungen der
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270 ▼• Öoff Oesehiohte ä, Ver^dernngen ä. Erdoberfläche«
jsptbermiscfaen Linien so merkwürdig iier vorstellt» deren ei««
f entlichen Grund bis jetzt noch nicht aufgefund^. ist, als
fraiache anzusehen seyn ? , ^ ' .
Reo« mufs aberpials um Entschuldigung bitten ^ dafs er
sich bei einem so wichtigen Gegenstande so lange aufgehalten
bat, und fügt nur noch bei^ daf^ aufser diecer specieilen Un-
tersuchung übet das vermeintliche Sinken der Ostsee auch
noch die allgemeine über d]<b vorhandenen Spuren einer Ab«
• nähme des Meeres in andern Gegenden der Erde hinzugefügt
ist, wobei die beJianntJ ich auch Tür das Gegentbeil sprechen«
den Ze,ugillsse nicht unerörtert geblieben sii^d« Rücksichtlich
des Erstereu vermifst Rec. einige nicht ganz unbedeutende
Zeugnisse für eine Abnahme des Meeres^ welche er gern durch
den Ver£ näher geprüft gesehen hätte, namentlich Playfair'»
VOrti einem Heben der 9chottischen Küste (Explication cet. p.
355.)» .Latrobe's über den Küstendistrict von Newyotfc
(M. Cor* XXVl* 241) etwas diesem Aehnliches von v. Hum«
boldt (Journ. 4e Phys. LXX* 121) und insbesondere For^
stär's (von Peron wiederholte) Anrgabe Über die Erhebung
der Litbophyten mitten in der Südsee (Bemerk, p, 125>, wel-
che noch Mac-Cullocb durch Vulcan»scbe Kräfte (?) gehow
J)en seyn sollen. Indem dann der Verf. nach genauer Prü-
fung der wichtigsten 4 zum Theil €;inander widersprechenden,
Zeugnisse zU dem Resultate gelangt, dafs die Höhe des
Meeresspiegels innerhalb det Zeit geschichtlicher Ueberlie-
ferung unverändert gebliebeil sey,' so kommt nothwendig
die Frage ilii* F^örterun^ , wohin das durch die vielen vom
Meere verschlungenen Substanzen verdrängte Wasser kom-
men möge^ indem durcb jene der Meeresboden fortwährend,
went> auch nur um ein Weniges, erhöhet wird* Man wird
es dem Vetf« nicht zum Vorwurfe anrechnen, dafs er dieses
schwierige Räthsel nicht zu lösen vermag, ja sogar kaum ei<ne
Hypothese darüber wagt ; indefs zeigt er sich doch geneigt,
der Meinung derjenigen beizutreten , welthe die Ursache aus
einer Verrückung des Schwerpunctes der Erde^ hauptsächlich
durch ungleiche Vertheilung der Wassermasse auf beiden Erd-
bälften bedingt, abzuleiten suchen« Soll indefs diese Hypo«
. these ernstlich zur Untersuchung kommen;, aa ist dabei wohl
^u beachten der Unterschied zwischen einem durch die Schwere
der Erde affttirten Körper, bei welchem eine veränderte Ver-
theihing der Masse sogleich eine Vtrrückung des statischen
Momentes hervorbringt , und der freischwebenden Erde, 'de«
ren Form, durch die Anziehung ihrer GesamratmaSse und diei
Schwungkraft bedingt, sich bei jeder Vetrückung specieller Mas«
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T. Hoff GeseUehte d. VeranJernngen 3« Erdoberfläche* Üt
sentbeile, sogleich wiecler zum mittleren Gleichgewicht des Gan«
«en herstellt, und welche nur mit einer verhältnifsmäfsig. ge-
lingen Kraft und mit Einflufs der Lage ihrer Axen g<^gefi Sonne,
Mond und Planet€?n gravitirt. Eben aber die grolse Mdnge
des Flössigen auf der Erde bewirkt bei partieller Verrückung
sogleich wieder die Herstellung der normalen Gestalt. Liefse
sich sonst irgend ein^ plausibele Ursache einer Verrückung
des Schwerpunctes in der Erde selbst auffinden, so hat aller«
dings Wrede sehr sinnreich dargethan^ dafs manch« geolo«
gische Rätbsel hieraus erklärt werden könnten.
(D.#r '£#<«&lii/# im nächsten Heft 9.)
Schriften üher die hinth •Unternehmung,
±m Aufruf an die Schweizerische Nation zu Rettung der durch Ver*
sumpfungen ins Elend gestürzten Bewohner der Gestade des Wal*
len»Sees und des untern Linth*^Thales•^ März l607. 45 <^. 8«. mt|
1 Charte,
2» Officielles Notizenblatt ^ die Linthunternehmung betreffend, L Bd»
1 — 7, Stuck. Zürich 9 lOOT — 09* 459^5. 8. mit 6 PlänenJ^ ^^
IL B. 8 — 14. St. I8i0'-:i4. 610 S. mit 6 Plänen. — ///. Bd.
15—22 ^tt 1815 — 1824# 551 S, mit 2 Plänen.
3' Neuntes Neujahrsblatt der Zürcherischen (Zürchischen') Hiilfsgem
Seilschaft. I804. 12 S» 4, ^— Fier und zwanzigstes der gl. 1824.
27 S. 4.
4, Bericht der Commission zur Untersuchung der Linthapgelegenheii
an die Eidgenofsische Tagsatzung des J. 1810. 72 «9. 8,
5« Das Unththal^ wie es wäre (war)^ und wie es jetzt ist^ oder:
die Entsumpfung des L, Th, , ein Denkmal schweitzerischen ' <?*-
' meinsimts und (schweizerischer^ Vaterlandsliebe. Mit l Chartern
5. Aufl. 1821. 20 S. S.*
Wenn man das Unternehmen , von welchem diese Schrif«
ten Auskunft geben , lediglich nach der Erstreckung des zu
Stande gebrachten Ganais beurtheilen wollte, so würde man
ihm keine grofse Wichtigkeit beilegen können , indem ein
Canal von etwa^ dritthalb deutschen .Meilen sich den zahlrei-
chen grofsen Wasserbauten, die Europa aufzuweisen hat, nicht
an die Seite stellen läfst. Aber jener Maafsstab' ist- keines«
weges düt eihsigei yieln^ehr giebt es ^ine. Menge^ anderer
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97t ' . Sdbriftea 8ber d!« Iaiith*üatentiäimiuigk ^ ^
Gesichtsptincte. aus denen die Lintharbeiten avf eine vorzüg«
itche Autmerksamkeit Anspruch haben. Eine Strecke vpn 5
»-i6 Quadratmeiien , die sum Theil schon gans in Sumpf wer-
wtindelt war und die Luft Uiiiher verpestete^ theils wenigstehü -
^er baldigen 'Versumpfung entgegen ging , ist völlig trockien
gelegt und dem Anbau wiedergegeben worden^ und das in
einem starkbevdlkerten Tbale eines Xjebirgslandes »< wo jedes
Stückchen de| fruchtbaren Thalbodens von so bohem Werthei .
für die Gesellschaft und ein so kostbares Besitzthum für den
Eigenthümf r ist ! Die bösartigen Krankheiten sind verschwun« '
den y ein ungestümer Bergstrom fliefst ruhig und unscbädlich •
in seinem neuen Bette y und dies ist bewirkt worden durch
einen Aufwand von KunflLtmitteln y der für die Theorie des
StrombaaeSy zumal in Gebirgsgegenden, viele Bereicherungen
»darbietet. Die Mannichfaltigkeit und Gröfse der Schwierig-
keiten, welche wir glücklich üi^erwunden sehen ^ m^chei^ das
Unternehmen für alle Zeiten merkwürdig und zeugen sowohl
.von der Geisteskraft der Vorsteher, als Von dem Gemeinsinn >
des Volkes, in welchem Behörden und Einzelne wetteiferten^
zum Erfolge mitzuwirken. Das Linththal fälltin das Gebiet
dreier Cantpne, Glarus, St., Gallen und Schwytz,
woraus stboii eine Schwierigkeit, entsprang , die aber durch
die Bundesverfassung der Schweiz leichter, als man glauben '
solUe, gehoben wurde« Da übrigens kleine Staaten ebenso
gut, Wie grofse das Bedürfnifs umfassender, kostbarer Un«
tefnelunungen empfinden , so ist es niUzlich , an einem gelun«
fenen Beispiele zu sehen, wie man durch mancherlei Verein-
arungen Hindernisse dieser Art beseitigen kann ; was' dort
die Tagsatzung that, das könnte , wenn ein solcher Fall in
Deutschland vorltärne,. vermitt;,elst einer besonderen üeber-
einkunft der betheiligten Regierungen ebenfalls geschehen. —
Endlich bietet sich noch ein allgemein menschliches Interesse
dar^ insofern als sich in der ganzen Unternehmung die In«
dividual|tär eines der edelsten unserer Zeitgenossen^ des un«<
vergefslichen Hans' Conrad Escher von der Linth
(geboren 1767» gestorben 1823) auf die anziehendste Weise
ausspricht.
X^er Beschlufs folgt.)
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y-Googk
N. la ^1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
/ ...
^smBBBaBs^Bsa^BBs^BaBasBssssasasssssaaBSBBBSsa
Schriften über die Linth-Ünternehmimg.
CBeschlufs.)
Die wisseilscbaftlicben Leistungen des trefflichen Mannes
fiürfen hiör als genugsam anerkannt vorausgesetzt werden;
in dem Linthunternehmen wirkte er mit der ganzen Kraft sei^
lies Geistes y GemÜtbes und Willens ^ und die Grdfse seines
Verdienstes läfst sieb scbon daraus erkennen j dafs die Regie-
rung seines Cantones (Zürtcb) kurz nacb seinem Tode be-
scblofSf ihm und seinen Nachkommen den Ehrennamen von
der Lintb beizulegen, — Da die genannten Schriften.bei uns
sehr wenig bekannt sind, auch von dem ganzen Linthwerke nur
einzelne unvollständige Nachrichten sich verbreiteten, da fer-
ner erst jetzt, wo die Anlagen beendigt sind^ das Ganze völ-
lig übersehe;i werden kann , so hält es der Vf. dieser Anzeige^
der sich an Ort- und Stelle näher unterrichtet hat, für ange-
messen, unsern Lesern einen ausführlichen Bericht zu erstat-
ten und denselben mit seinen Bemerkungen zu begleiten.
Dafs in allen Ländern von £uropa in den letzten Jahr-
bunderten ^ine beträchtliche Erhöhung der Flufsbetten zu be-
merken ist, hat von Wiebeking (Wasserbaukunst, I, 2ff)
^n sehr vielen Beispielen nachgewiesen. Die nothwendigen
Folgen* dieses Um&tandes sind Erschwerung der Schiffahrt und
Versumpfung der Ebenen , welche niedriger liegen als der
Spiegel der in erhöhten Betten sich bewegenden Flösse, In
Gebirgen mufs das letzte Uebel im gröi'sten M^afse eintreten^
weil die Flüsse vermöge ^ibres hohen Falls viel ungestümer
sind und weit mehr Erde^ und Steine mit sich führen, die dann;
indem sie bei abnehmender Geschwindigkeit des Wassers nie-
derfallen y sich scbichtei)weis6 auf dem Flulsboden anhäufen.
Sx> ist das Thal der Etsch in Tirol mit Sümpfen bedeckt, von
denen bösartige Flehet veranlalst werden ; so steht ein grofser
Theil des Finzgaus (des oberen Salzachthals) unter VV üsser^
und auf gleiche Weise hatten sich seit einigen Jahihuuder-
XVIII. JaJiig. 5. Heft^ lÖ
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274 Schtifted Sbti dt« Linth-IJntedi^miingl '
^en'im LSnththal, vom Züricher See aufwärts, an de/ Stelle
fruchtbarer Ländereien Sümpfe ausgehreitet. Die Linth
<>htsteht .aus dem Staffelbach, der von den Gletschern des
IXö di und der C 1 a r i d e,n kommt , und aus dem L i m m e r n-
Üäch, der* vom Selbstsanft herabrinnt, erreicht dert
oberen Tbeil des Züricher Sees und tritt urtter derBenennuilg
Limmath aus demselben. Da die Felsarten, über die sie ih*
ren Lauf nimmt y häufig zerklüftet, oder nicht hart genug
sind, um ihrem Ungestüm zu widerstehen,^ mit dem sie z* B.
in deiri furchtbaren Schlünde tinter der Panthenbrücke fort-
braust, da ferner viele, ihr zuBiefsende Bäche über nackte,
steile Abhänge, oder, wie die wilde Löntsch , aus jähen Pel-
senscjiluchten herabstürzen (man findet im hinteren Thalp
" mehrere «Wasserfälle von grofser Schdiiheit), so istf leicht zu
(erklären , daf* sie eine Menge Erde und Gesteine (Geschiebe)
mit sich fortrollt. In neuerer Zeit geschah dies in stärkerem
Maafsey weil mib der zunehmt^Jen Bevölkerung des Cantons
Glarus, dessen Bewohner sich häufig auf Fabrikarbe^ten
legten, die Abhänge, mehr des schützenden Ueberzugs voit
"Wald beraubt wurden und daher von dem Regen -tind Schnee*
wasser mehr durchv^eicht werden konnten. Diese Entblölsung
der Abhänge ist es, welche viele mehr oder minder schädlicha
Bt^rgiälleln der Schweiz veranlafste und bewirkte,' dafs vie«
les truchtbare Land durch üeberschüttung mit SteingeröUe zu
G'i^inde gerichtet wurde. Was Es eher zur Verhütung die-
ser Gefahren dringend rieth (s, z. E. dessen Aufsatz über die
Verheerungen im* Nollathale bei Thusis, in v. Leonhards
roineralog. Taschenb, lö'21, S. 63l.)i das wird jetzt nach und
nach ausgeführt, xwie noch gartz kürzlich Waadt und L u«
cern gegen die Fällung solcher Waldungen Vorkehrungen
getroifen haben» Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs auch
aufs er den eigentlichen Gebirgsländern die allmäiige Erhöhung
und Versandung der Flufsbetten von dem weiter an die An-
höhen hinauf sich verbreitenden Anbau herrühren, wodurch,
wo nicht Geschiebe, doch Erde in grösserer Menge den Th^-
lern zugeführt werden kann. W-enn sich dies bestätigt, so
erhält die pplizeiliche Oberaufsicht auf die Puvatforsten eine
besondere Wichtigkeit , da man aber dieses Uebels willen den
Anbau der Abhänge doch nicht ganz hindern dClrfte, so mufs
die Strombaukunst soweit gebracht viterden, uhi die nöthigen
Gegenmittel darzubieten.- — - Das Linthbette erhöhte sich,
in der Gegend der Ziegelbrücke zwischen W^ esen und Nie-
der-Urnen, binnen 50 Jahren um 16'* Die Canalgrabungen
teigteii an mefacttreii Stellen die Spuren der yiekn Auischwem«
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Sohlen üb«r ^ Lifltli-UiiUnie^niif. 275
inüngen. Beim Kdleticana 1- fand man abwecfaselndd Schichten
eines schwarzen Lehms und ein^s torfar^gen Lettens (Not*
Bl. I, 193}» beim Mollisercanal lag unter der Dammerde
eine zusammenhängende Geschieblage (ebd. I« 304) bei der
Maag zeigte sich 8 — 10' tief eine alte Strafse, rll, 206)9 5^
tief ei Qr alter Reckvreg (Leinpfi^) (I, 320) 9 an einer andern
Stelle wurden 10' tiei viele Wurzeln eines ehemaligen Waldes
angetroffen (II, 3l2. 493), viele alte Wuhre'bis auf 20' Tiefe
muDsten aqsgehoben w,erden, auch die Ke^te einer Brücke^
von welcher sich keine Erinnerung erhalten hatte (III, 50).
Im untersten Theil des "^hals, vom Züricheb See au^'wärts^
hätte der Flufs auf 10,000' des Laufes nur 3-r4' Gefälle be.
' halten, die vielen Windangen schwächten ebenfalls die.Ge«
seh windigkeit, die das Ufer einfassenden Dämme konnten
nicht so sehr erhöht werden, dals nicht, besonders bei hohem
Wasserstande im Frühling, die Gewässer sich in die tiefer
liegenden Ebenen hätten. ergiefsen können , an welchen Fällen
dann wegen der Verminderten Geschwindigkeit dea Wassers '
in 5lem Flufsbette immer starke Aufschwemmungen erfolgten.
Aus diesen Ursachen bildeten sich auf beiden Ufern, in den
Landschaften March und Gast er, vorzüglich um Schän-
nis^ weite Sümpfe, grofse- Strecken wurden ganz unzugäng-
lich; die am Rande des Sumpfbodens liegenden VViesen trugen
nur saures, zum Einstreuen dienendes Gras. Es kam aber
^och ein besonderer Umstand hinzu. Dicht vor der Ziegel«
brücke ergois sich der Ausflufs des nahen Wallensees, die
Maag, in die Linth. Je mehr nun diese in ihren Ufern er-
höhe^'wurde, desto weniger war sie imiStande^ noch die
Maag aufzunehmen. Diese wurde also angeschwellt und ihr
Gefälle nahm immer ab, so dafs es zuletzt i)ei der Länge von
ungefähr einer Stunde nur 15/4' ausmachte (I, 24)« Die Folge
war, dafs der Wallensee immer höher stieg bis auf 6' über
seinen früheren mittleren Stand, dals die an ihm liegenden
Städtchen Wesen und Wa,llens,tadt zur grofsen Plage für
die Bewohner unter Wasser standen, dafs die schönsten- Wie-
sen und öärten an den Seeufern und längs der Maag sich in
Sumpf verwandelten, Lastschiffe da fuhren, wo man früher
Heu mähete^ dafs endlich bei hohem Wasser der Züricher
und der Wallensee , obgleich wenigstens 4 Stunden von ein«
ander entfernt , durch eine ununterbrochene Wassermasse zu-
s^ammenhingen. Wie der Verlust oder die Verschlechterung
%on etwa 20,000 Jucharten deä besten Bodens (man rerhnete ^
gegen 10 Mill. Q"^*^'*^*^'«^^'' *" ^^ Quadratfufsen , wovon
1 Million ganz unbrauchbar geworden war), auf c|as Nah* ^
18 *
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' 27iJ . Schriften übör dio Linlk- UoteTfiohmdog«
nmgs Wesen des volkreichen Thaies wirken mufste, ist leicht
zu denken; zu der Sorge \^nd Noth tr^Uln aber noch die bös-
artigen Wechsel- Und Faulfieb^r, die jährlich weiter um
Äich griffen und bereits an entfernteren Uferstrecken des Züri-
cher Sees zum Vorschein kamen. Zu 'alle'm dem kan^ noc]:i,
dafs daf Uebel stets fortsctiritt , weshalb auch die etwas hdher
liegeHdon Ortschaftan gleich trai^iges Schicksal nahe vor sich
, ^ahen. ' -
Schon früher beschäftigte . man sich mit Entwürfen zur
ReUung des Thaies. Schon 17Ö3 übergab der von der Tag*
Satzung beauftragte Ingenieur -Hi^uptmann Lanz Vorschläge,,
in denen die einzig mdgüchen durchgreifenden und nun wirk-
lich ausgeführten Mittel enthalten waren. Sie fanden damals
noch kein Gehör , die Noth iQufste noch höher steigfsn. T>fach- .
dem viele Bemühungen Eschers u. A. frutihtlos geblieben
' ^^aren, genehmigte endlich auf dessen Bericht die Tagsatzung
1804 den vorgelegten Plan, und l807 wurde zur Ausführung
geschi^itt^n. Die Grundzüge des Plans waren die^^: 1) Die
Linth sollte durch einen, von der Brücke bei Näf^ls anfan-
; genden Canal in den Wallensee geleitet werden, um ihre
Geschiebe in denselben zu führen" und von denselben gereinigt
wieder herauszutreten; die Maag bedurfte, einer Correctioif,
U91 die ganze Wassermasse der Linth aus dem See führen zu
kdni^n« 2) Von der Ziegelbrücke an sollte das Bette der Linth
x'crtieft, in gerade Richtung gebracht und eingedämmt wer-
den^ um einen bessern Abzug zugeben, den Spiegel des Wal*i
lensees ivieder zu erniedrigen und die Trockenlegung der
Sümpfe zu ermöglichen. Für das erstere von beiden Mitteln
bot das Berner Oberland zwei Vollkommen gelungene Beispiele,
es war nämlich schon Vor mehr als 100 Jahren die Kander
mit ihren zahlreichen Zuflüssen in den Thüner, und die
Xüts<hine in den Brienzer See. geleitet worden.
Um die Kosten aufzubringen, ward beschlossen, einst-
weilen 1600 Actien zu machen, jede zu 200 Seh w ei zerf tan-
ken, und die ganze Nation zur Theilnabme aufzuforfl^n.
Die Möglichkeit, die' Actien zurück zu zahlen, Wurde durch
folgende Bestimmungen gesichert. Alles ganz unter Wasser
stehende, völlig unbrauchbar gewordene Land fällt der Un-
ternehmung gänzlich anheim, weil es, wenn diese nicht zu
Stande käme, doch für immer verloren wäre. Bei dem blos
versumpften oder versauerten Lande dagegen soll die ge*
sainmtfe, ^urch Austroekhung bewirkte Erhöhung des Werthes
der .Unteniehmung von dem Eigenthümer ersetzt werden, wo-
ferue ditfl«4 nicht vorzieht,, das Grundstück gegen Erstattung
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^ Sohnften übet die Linth * Unternebmuog« « 277
des vor der Auitrocknung abgeschätzten Wertbes abaiitteten.
— Man kann woU nicht in Abrede stellen ^ dafs diese Anord-
mingen etwas Ungewöhnliches enthalten. Wenn s^uch die
fortdauernd unter VVasser stehenden Ländereien aufgehört ha* »
' ben^ Nutzen zugehen, so bestand doch noch das Eigenthuin
derselben und es blieb wenigstens denkbar, (obschön keine
Wahrscheinlichkeit obwaltete}, dafs einmal mit grofsen Optern
von den Eigenthümern, aber ohne die gänzliche Hingabe, die*
aes Land dem Wasser wieder entrissen werden könnte. Eben
so scheint es hart, dafs der ganze Mehrwerth der durch Ver-
sumpfung verschlechtert gewesenen und wieder verbesserten
Grundstücke von dem Eigenthümer bezahlt werden »oll, dafs
dieser also zur Tbeilnabme an einer Melioration gezwungen
wird, von der er keinen Gewinn hat, sond^n durch die er
blos von der Gefahr weiterer Verluste befreit wird; Nach
der Analogie des Deichrecbtes möfste man der Meinung seyn^
dafs die i^osten^ also der Betrag der Actien sammt einem bil-
ligen Gewinn y auf das sämmtlicbe mehr oder weniger be* "
, schädigte Land auszutheilen, der diese Kosten übersteigende
Mehrwerth aber den Eigenthümern zu belassen gewesen wäre.
Der Mehrwerth der ndch brauchbar gebliebenen, und der
volle Werih der erst wieder nutzbar gewordenen Ländereien^
zusammen konnte mit der Gesammtheit der Kosten vei'glichen
und daraus der von jedem Stücke zu bezahlende Antbeil be-
rechnet werden. Auf ähnliche Weise hat auth das K. französ,
Ceset» vom 16. Sept. 18O6 (bei Fournel, lois rurales, t^
117 der 5, Ausgabe, auch im Memorial forestier, A. XIV,
S. 253) bestimmt y daf* bei Entwässerungen , die eine von den
Eigenthümern veeschiedene Gesellschaft unternimmt, der be-
wirkte Mehrwerth zwischen den Eigenthümern und Unter-
nehmern nach einem, in der Commission für jede einzeln»
Unternehmung besonders festzusetzenden Verhältnifs getheilt
werden solle. — Der Unterzeichnete "laubt nach seinen Er-
kundigungen die (Quadrat klafter Mattland im Linththal ziv
einem Durchschnittspreis, von. 1 fl. oder nicht viel weniger
annehmen zu können. Da nun die 4200 Actien, die man aus-
geben mufste, erst 840,000 Schw. Franken (588,000 fl.) aus-
machen, so kommen auch nach Zusatz von. 33 Proe. für Zin-
'^ sen erst 784,000 fl. heraus, und nvan sollte denken, der blofse
Werth des «»anz verloren gewesenen Landes müsse schon
di^se Ausgabe decken. Es soll hiermit nur ausgesprociien
werfien, dafs die angeführten Bedenklichkeiten aus den obigen
Schriften selbst nicht zu lösen sind; vielmehr wird man daria
bestärkt durch die Schwierigkeit , die sich bei der Einziehung
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g78 ^ S^Wtea IU>er die Linth * Üiiker&eliQitto^.
des MehtwettheB von den GrundeiÄenthüme^n ergabt ün4
durch die man auf, das Auskunftsmittelgeriethy Actien an Zah-
lun^s^tatt anz\inehm^n5 welche in manchen Fällen leicht zu
ef\werben waren. —
Die Beschlüsse der Tag8at;sung von l804 i ein aüsfübrli«
eher Bericht Über den*'Zu«tand des Thaies und ein Aufruf zur
Uebernahme von Actien , 'von Ith zu Bern und Esche r
zu Zürich unterzeichnet, und in der Schrift Nr. i. erithal-
teil. Das Neüjahrsblatt von l809 (Nr. 3) giebt eine, au»
- £ seh er 6 Feder geflos$en^^ zunSlchstjFür die Jugend bestimmte
Schilderung der Noth der unglücklichen Bewohner. Das No-
tizenblatt (Nr. ^) begann. gleichzeitig mit den Arbeiten , um
den Actien Inhaber n von Zeit'zu Zeit o£^ene .Rechnung vorzu-
legen und sie mit der ganzen Lage der Sache bekannt zu ma-
chen^ Dies Verfahren ist musterhaft und hat den grofseri
Vortheil, dafs der reiche Schatz von Erfahrungen für die
Nachwelt sicher aufbewahrt werden konnte. Nur vermifst
' man ungetan nähere Angat)en über die Zahlen Verhältnisse, die
"siGhbei den Abschätzungen ergeben haben mögen. Dös Tech*
nlsche der Unternehmung b^soi^gte die Aufsichtscommissiony
bestehend aus den Hrn Es eher, als Präsidenten , der alle
Berichte yerfafste, Osterried von Bern und Rathsherr
Schin dierr vom Haltli in Mollis; die ökonomischen
Geschäfte besorgte die Schatzungscommission, deren Präsident
der Oberstund Rathsherr St ehl in wurde. Die Tagsatzung
sowie die verschiedenen von ihr niedergesetzten Früfungscomi-
missionen (am ausführlichsten diejenigen , deren Bericht in
Nr. 4 angezeigt ist) erheben mit dem wärmsten Eifer bei je«
dem Anlasse die unvergefslichen Verdienste, welche sich die
treifli^ihen Männer E s che r, Schindler un^d S t e hl in- er«
warben^ auch' finden die grofsen Dienste, wekhe der grofsh,
badische Ingenieur -Major Tulla dem Unternehmen in der
ersten Zeit geleistet hat, gerechte Anerkennung; ihm ver-
dankte Escher seihst',, die wi&fienschaftHcbe Ausarbeitung
des Qperationsplans*« (11, 260), und die T^gAtzung stattete
ihm ihren wärmsten Dank ab* Uehrigens bleibt man unge-
wifs, pb^nan sich mehr über die feste Zuversicht, mit wel-
cher die Vorsteher , so oft da«! eingegangene Geld verbiauchjt
war , immer von Neuem den Börgersinn ihrer Landsleute zur
Hälfe aufriefen, oder über die Bereitwilligkeit, der letztern,
immer neue Aetien zu übernehmen, freuen soll; in jedemFall
verdienen das Selbstvertririten und die unerschütterliche Festig-
keit der Aufsichtscommission, wodurch die mannichfaltigsten
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Sehriften phet dit Linth - üntiBfnelinimig« f79
und grdfsten Hindernisfe glflcUich b«£wungen wurden, AHg^«
meine Hochacbtung,
Was die technische Ausführung betrifft« so kann darüber
hier, auch wenn es der Kaufn nicht verböte, schon aus dem
Grunde nicht vollständig gehandelt werden, weil ohne eine
Ciiarte keine Deutlichkeit zu erreichen ist; also nur das Wi$:h-
tigste. Beim Fortgang der Arbeit zeigten sich alle hydrauli-
scnen Berechnungen su richtig, der Erfolg fiel «o. unverhofft
günstig aus, dals man den ursprünglichen Plan stets erwei-
terte, um noch neue Vortheile zu bewirken. Zuletzt .erscheint
das Unternehmen in einer Gröfse, an die man beim Beginu
bei weitem nicht zu denken wagte. Statt die Maag und Li^ith!
nur in einen geregelteren !Lauf zu btingen, wurde von dem
Wallensee ein fortlaufender Canal bis nahe an den Züricher-
see, 55481^ lang (ohne den Molliser Canal von 11300' Länge)
angelegt^ dessen einzelne Thcile man in den Berichten
aufs deutlichste entstehen sieht. Durch die gerade Richtung
wurde sehr beträchtlich am Gefälle gewonnen. Man theilte
dasselbe gleichförmig aus, um dem Wasser einen sicheren Ab«
, lauf zu geben,, und brachte es dahin, dafs nicht blofs dieser
Zweck vollkommen erreicht, sondern auch der Spiegel, des
Wallensees um 7 t/2' erniedrigt wurde, wohei eine, seit langer
Zeit unsichtbare kleine Insel in demselben wieder zum Vor«
st:hein kam. Das mittlere Gefälle dieses neuen Canals, dessen
eineeine "rheile nach den Schlängelungen des alten Bettes,* die
sie durchschneiden, besondere Benennungen erhalten hal>en,
ist gegen 12' auf 10000. Das Profil wurde s^o angelegt, dafs
e« es einer mittleren Wassermasse von 4000 Cub. F. in der
Secunde entspricht; indefs war auch auf die, jäbrlich bei der
Schneeschmelze zu erwartenden Hochgewässer Rücksicht zu
nehmen, bei denen man in der Secunde auf einen Ahflafs von
10000 Cub. F. rechnen mufste. Dies machte die Errichtung
guter Dämme noth wendig, die zugleich bequeme Fufs- Und
Leinpfade gaben. Es wäre nicht rathsam gewesen, dieselben
sogleich am Rande des Ufers aufsteigen zu lassen; mam rückte
sie folglich beträchtlich von demselben ab, so dafs ihre inne«
,ren Kronen 200' von einander entfernt sind, während die obere
> Canalbreite nur 86' ist; die Dammhdbe beträgt wenigstens
6' und die Ausladung dabei 12'- (T, 2d2), Jen&ieits der
Dämme sind auf beiden Seiten Gräben zur Aufnahme der von
den Gebirgen kommenden Bäche und der Sumpfgewäs*er an-
gebracht. Damit die Dämme durch die Einmündung solcher
Nebengewässer so wenig als möglich" unterbrochen werdet
möchten, entschiofs man sich, diesen Dammgräben in det
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2d<> Schnften llber die Lintb^ Untemdiuituijg« •
«titeren Gegend eine ansebnlicbe Breite su gt^ben , ja ei wurde
der rechtseitige in einem abgesonderten Bette dem Züci'cber
.5ee augeleitet, . \ .
Ein Blick auf die Schwierigkeiten^ die sieh diesem Un«
ternebmen entgegenstellten , wird am besten eine Vorstellung
von den Leistungen der Vorsteher gebeti können,; Ref. bebe
nur einige der bedeutendsten Umstände ans. Man hatte mit;
dem l^urzsicbt^en' Eigennutz der Grundeigentbümer zu kam«
pfen^ die vOn den, noch wenig verst^mpften Ländereien einen
• ansehnlichen Gewirtn aus dem Verkauf des zum Streuen dien-
lichen Grases zogt*n , und nicht bedachten j da£s ohne kräfti«-
fem Widerstend auch dieser atigenblickliche Nutzen beim
ortgange der Versumpfung bald unwiederbringlich yerloren
gehen wurde. Da indels an einigeh^teJlen des unteren Linth- '
thals wirklich so grolse Strecken sogenannter Strohwiesen vor-
handen sind, dafs ihre bessere Cultur aus Mangel an Capital
und Arbeitskräften fürs Erste nicht mdglich schien 9 und das
Bedttrfnifs eines Streumjttels filr die vielen Viehwirthschaf-
ten der Umgegend dringend ist, so War es ^ein passender
Gedanke Eschers, dafs man einstweilen durch künstliche
W'ässerung der Strohwiesen den Ertrag derselben erhöben
Äollte: (It, 230), und dies geschah ayich, (III, 38 1). — Die
Arbeiten durften nicht vom Züricher See, also von der tiefsten
Ste)le, begonnen werden, sonst würden die neuen Canäle von
der grofsen Geschiebmasse, die der Strom mit isich führte, ,
Ijald angefüllt yvorden feyn. Man fing also an der höchsten
Stelle, oei der Ziegelbrücke an, tind arbeitete abwärts, wäh-
jencf zugleich die Anlegung des Molliser Canals, von welchem
nachher gesprochen werden soll , betrieben wurde. An jener .
Stelle trifft das neue Bette mit dem alten zusammen, man
fafste deshalb den Gedanken, deh Strom selbst an seiner Ver-»
^tiefnng arbeiten zu lassen, .indem , man ihn durch Faschinen-
spdrnen, die ibre Richtung schief stromaufwärts erhielten,
einengte. . Dieses Mittel leistete treffliche Dienste; in dem
mittleren Theil des Stroms verschwanden Sandbänke in kur-
zer Zeit, das Bette vertiefte sich zusehends, W'ährend zwi-
schen den Spornen sich Sand und Geschiebe anlegten, was
«ur Bildung eines festen Ufers und zur Ausfüllung vieler, von
den Windungen herrührender Lücken nützlicli war. Die in
grofser Ausdehnung, gesthebene Anwendung der Faschinen-
spornen, deren viele nahe' beisammen angebracht wurden,
ist unstreitig für die Wasserbiiukunit lehrreicb. Aber dio
Konten dieses Mittels belicfen sich ' hocb , weil das erfoi-
derliche Holz theaer war und die Arbeiter^ erst eingeübt wer*
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Sdniftai fibtr dk linih » Üntdmtlinwmgt ^i
den mufften; es wurden sogar iwei geschickte Arbeiter «u«
Baden herbeigeholt ^ um di,e Anderen ^u unter vireisen. Spä-
terhin kamen auch Steinspornen in Anwendung , die zur Be«
•chützung des Ufers dienten. — ^Unterhalb der Ziegelbrücko,
bei den VVindecken, wo die Ltnth dicht am Schänniser
Berg hinfliefsty zeigte sich, als das Bette tiefer eingeschnitten
MTurde, ein Hindernif«, welches auf eine unerwartete Weise .
die Erniedrigung des Wallensees ungemein verzögerte, näin«
lieh ein queer durch den Fliifs laufendes Felsenriff von fester
Nagelfluhe, welches über die beabsichtigte Tiefe des Bettt^s
um 10—12' in die Hohe ragte, und 10—40' breit war. Die
Sprengung war unvermeidlich, aber, da sie fdst immer unter
Wasser gt^scheben niufste, kostbar. £ sc her vereinfachte
das in solchen Fällen üJiIiche Verfahren. In das BohrlocÜ
wurde eine hölzerne. Ober das Wasser herausreichende Röhre
eingesetzt und eingekittet, das Wasser mit einem Heber bec-
autgezogen, das L«och mit Lumpen ausgetrocknet, schnell ein \
Stück Lehm eingestampft, wenn nämlich unten im Loche
' Wasser eindringen wollte, dann Pulver eingeschüttet und mit
Sandbesetzung das Loch vollgestopft« Wo das Loch nicht
ganz trocken zu bringen war, bediente man sich einer Patrone
•von Papier, stark geleimt (II, 40)9 später bei tieferen Löchern
]3lecherner Patronen (II, l6l). Da man die Arbeit nachher,
in Verding gab, i' Vertiefung für.8 — 10 Carolin, so bewähr-
ten sich die Vortheile der Verdingarbeit dadurch ,• dafs der
Unternehmer das Verfahren noch zu verbessern wufste; er
nahm Darmpatronen statt blecherner, und setzte ein Schilf-
rohr ein, in welchem der Pulverfaden angebracht war (11,398),
und weil die Sandbesetzsung das Herausziehen der nicht los-
gegangenen Patronen erschwerte, so schüttete er nur 1/4," hoch
Sand auf und stampfte darüber wollene Lumpen ein, die beim
Eindringen des Wassers anschwellen und dadurch desto fester
schliefsen. Dies hatte den besten Erfolg (III, 48). — Der
die Stelle der Maag vertretende („Westyier") Canal konnte .
erst im Frühling 18I 2 eröffnet werd^n^ Seine Grabung wurde
überaus erschwert durch den Umstand, dafs eV durcli einen
Sumpfboden geführt werden mnfste. Es gehörte grofse LJn-
verdrossenheit und Geschicklichkeit der Arbeiter dazu, um
hei einer so widrigen, selbst ungesunden Verrichtung auszu*-
harren, auch würde dies schwei-iich ohne die Aufmunterung
und den festen Willen der Vorsteher geschehen seyn. Die
Leute mufsten die Vertiefungen , in denen siegrulien, durch ,
stehengelassejae Erdstreifen g^'gen das Eindringen des Wassers
schützea, in den schlammigen Stellen auf Brettern stehen u»
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SlS2 Iriivlft«» fiber da« liiikli • Uatinmelimiig« ^
4erg1. (t, 3l7, II, 206 otc). ' Da man mit allen cli«»en MitteTn
doth nicht bis zur erforderlichen Tiefe gelangen konnte, 'ap
wur^e auf eine andere Weise der beabsichtigte Erfotg bewirkt.
I>er Boden wurde mit einem einfachen Werkzeuge von Arbei« .
tcfTn in Schi£Fen umgewiihlt, wozu man statt des anfangs ge«
brauchten Böhrruders eine scharfe eiserne Schaufel anwendete^
die der Arbeiter einstdl^t und dann umwendet (It, 92). Die
anderen zur Vertiefung der Gewässer dienenden Kunstmittel,
die man z. £. bei Wiebeking (11, 484 ff.) undBbrgnis
(d^s mach* employeVs dans jes constructions diverses , S. 83 ff*)
beschrieben findet, Worden wohl nicht passend gewesen seynj
weil^ sie zur Emporl^ebung dei Schlammes dienen, hier aber
ein fester Lehmgriind aufgelockert und dem Strom zum Foft« '
spulen dargeboten werden sollte, doch wörde das von Wie*
beking empfohlene Fortschleppen eines Ankers mit Pferden
sich vermuthlich auch gut haben anwenden lassen. — - Eine
andere Scbwie|"igkeit verursachten die jährlichen ^Frühlings«
bochgewässer, welche die Arbeiten nicht nur geraume Zeit
unterbrachen, sonderh auch aijif mann ichfaltige Weise die
Werke bedrohten, , Am gefährlichsten war die beispiellose^
durch Schmelzung des Schnees von 6 Jahren verursachte Fluth
von 1817, welche eintrat, noch el^ die Canäle hinreichend
vertieft waren* In 'mehreren Jahren kostete es die gröfsten
Anstrengungen,, um verderbliche DammbrOche zu verhüten,
bisweilen, wie 18 17 5 gelang dies nicht ganz, doch Waren
die*BescIiHdigungen nicht bedeutend und dies erhöhte das all«
gemeine Zutrauen zu der Unternehmung;* denn ohne die vor«
hergegangenen Arbeiten würdel die unerhörte Wassermasse
jenes Jahrs für das ganze Thal furchtbare Wirkungen gehabt
haben. (III, 122X ^^ i*t deutlich von Jahr zu sehen, wie das
. anfängliche Mistrauen'einer festen Zuversicht wich, dietrocken -
gelegten Strecke^ wieder in Anh^u kamen und überhaupt die
Polgen des grofsen Werkes sichtbar hervprtraten, — Ehe die
Liinth in den Wallensee geleitet werden konnte, mufste auf
Mittel gedacht werden , die neuen Canäle vor den Geschieb-
masse zu sichern, die sich in ihnen würde niedergelassen ha«
ben. Dies geschah auf die sinnreichste Weise, indem man
'die Strömung so leitete, dafs'^die Geschiebe in den auszuföl«
lenden alten Betten oder üferlücken niederfielen. Hierüber
und in Ansehung der Schwierigkeit, welche der Aufführung
von Dämmen in dem schwammigen Torfgrunde der unteren
Thalgegenden ii;n Wege standen , muXis auf das Notizenblatt
verwiesen werden« . '
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. Sehtitfn fiB^'-te linth'UatehiebmiiDg., £83
> . "
Der Moll if er Canal , welcher* die Lmth in den See
leitet, war nnÄtreitig das Wichtigste der gansen ynterneb-'
mung , deshalb wurde auch bei -ihiii ein Aufwand von Mühe
und Kosten gemacht, den man für überflüssig zu halten ver«
Biu:bt wäre, wenn man nicht das Ungestüm des- Stroms be«
röcksichtigte und wenn nicht die Gefahren , welche der Canal
glücklich bestand, wahrscheinlich machten, dals er bei etwas
geringerer Sorgfslt würde zerstört worden seyn. Die Ljei-
tung dieses Baues führte der Rathsherr Schindler ganz al-
lein, und*däs Werk lobt den Meister. Das ganze Ufer wurde
mit eipem Steinwubr (St^inbekleidung ) versehen, 2' unter
<ias Bette hinab, und noch 2' hoch über das, 8' über dem
Bette stehende Ufer, mit 56^ Neigung und 70 Quadratfufs
Profil auf jedej Seite. Um das Bette vor Atiswaschung zu
•ichern y wurden zahlreiche Steinschwellen angebracht, wel-
che in einer Breite von 30 — 50' ganz durcb den Cana} gehen ^^
Da dies /.lies mit Alpenkalkstein ausgeführt wurde, so ist
leicht zu erklären, wie dieser Canal von 11 300 Fufsen bis zu
Ende 1823 die Summe von 216504 Franken (l523l6 fl.) kosten
konnte. Der-Erfolg entsprach ganz den Erwartungen. Bereits
haben sich am Rande des Sees breite, buntgeförbte Lageii
von Geschieben abgesetzt und der Canal konnte in diesem an«
ge^scbwemmten Boden zur beabsichtigten Länge fortgeführt
w^erden. Die Tiefe des Sees beseitigt die Besorgnisse, die
ii^in sonst für die künftige Einmüridung des Canals hegen
mochte, wie dies Escher durch eine gründliche Betrachtung
der Schuttkegel dargethan hat (III, 485).
Der ganze Kostenaufwand bis zu Knde des Jahrs l823 ist
074543 Fr. (685428 fl.)^ von denen aber 10000 von den Ge-
meinden Mollis und Nä^fels wegen der Gdrrectionen oberhalb
der Näfelser Brücke und 60000 von der Schiffahrtscommission
erstattet wurden. (Die Schiffahrt hat auch wirklich auf di^-
aer wichtigen Handelsstraüse, die von Zürich durch den Wal-
lensee, durch das Rheinthal und von da sowohl über den
Splügen und Corner See, als über den Bernhardin und den
iJago maggi/3re nach Ober -Italien führt, äufserst gewonnen.
Man fährt in 2 Ständen von Wesen in den Züricher See,
wozu sonst 1 Tag oder mehr gehörte, und man fährt höchst
leicht, da man vorher mit Sandbänken die gröfste Plage hatte.)
Die Tagsatzung sprach am 14. Aug. 1823 die Üebergabe des
Werks aYi die 3 Cantone aus, die AtifsicbfscommiSsion löste
sich auf und es trat an ihre Stelle die Linth -Polizei -Commis*
sion. Für diese schrieb Esch er eine ausführliche^ auch die
Mängel der ünternelimung offen aussprechende Instruction
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■£'
234 Schtiß^niilbeT «die Linth •Unteii2«limuQg.„
nieder ,^ Welche er, wie im VorgeffiHl des liahen Todes, alk
^a$ T^stämeyit der abtretenden Aufslolits - Commi*siQn be*
trachtete (III, 438)» Die schöne Polizeiverordriung, .worin
die könf'tigen Verhältnisse der C^näle genau geregelt Werdeik
(11,368)-, erinnert an die Einrichtungen in Valencia, wor*
tiber uns kürzlich Jauh.ert de PaSsa geiiaue Nachrichten
egehen hat, doch mit dem Unterschiede, dafs die spanischen
)analgesellschaften ganz unabhängig sind. Der gan?e Hautii
am Uter hin bis an die Mitte der Dammgräben ist als^ Unver-
äufserlicher Lintliboden erklüft, d. h. ohne Zweil«! als ge-^
meinschaftlichesEigenthum aller betheiligten Gemeinden. Für.
die ünteihaltJing der Canäle sind die Thalbewobner in 'Genos-
senschaften vereinigt, deren jede (äbnlicb dem spanischen gre-
ryiio) eine besondere Strecke.au öbernehmen hat.^ Jede Genos-
senschaft wäbh einen Ausschufs, Lri n t h oiei st er (wie die
electos in Spanien), der aber in Ansehung des Technischen
unter den. Von der Wasserbaupolizei- Commission. gesetzten
Aufsehern steht. Die ganze Verordnung verdient zur Berück-
«ichtigung in ähnlichen Fällen empfohlen zu werden, wie
denn überhaupt das Notizenblatt, noch vielerlei In teressan- ^
ted- und Lehrreiehes enthält, was hier übergangen werden
muXste,
V^on einem andern gemeinnützigen Beginnen, welche» zu.
dem Linthbau in einiger Beziehung steht, giebt die genannte
Schrift nur im, Vorbeigehen eine vereinzelte Nachricht, näm«
lieh von der zur Versorgung verarmter Fabrikarbeiter im Can-
ton Glarus entstandenen Stiftung, in Ansehung deren R^c
die Hauptumstände nicht übergehen zu dürfen glaubt. Wohl-
gesinnte Bürger' stellten die" Noth dar, welche das Stocken
der gewohnten Fabdfcbeschäftigung in den stark bevölkerten
Thälern (dem Linth* und^Sernfttbal) hervorgebracht hatte;
sie ermunterten zu Beitrügen , welche daaif verwendet werden
sollten, den beklagen&werthen Familien im Laridbau Unter-
kommen zu verschafFeri, Es wurde von der Linthunterneh-
mung ein Stück Land auf dem linken Ufer, unterhalb der
Ziegelbrücke, zunächst an dem Dprfe N i,e der- Urnen, an-
gekauft. Da aber dieses Grundstück grofsentheils aus dem
alten Li nthbette bestand, dessen Ausfüllung iind Ebnung
grofse Kost-en verursachte und vielen Menschen Besebüftignng
gab, so wurde hierdurch eine solche Summe vevrschlungen',
daf* der ursprüngliche Plan nur noch in verjüngtem Maafsstabe
ausgeführt werden konnte. , Man errichtete nämlich eine Ar-
nien schule nach v. Fellenbergs Art, worin die Knaben 'A*
landwifthschaftlichen Geschäften angelernt werden^ nicht blo&
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Sdftifcen ill>ir dU Lintli-Unteniehiimiig. ' 285
damit ^ie sohcbergestalt ihren Unterhalt ztim Theile abyerdie«
nen y sondern auch wjeil die Landwirthschaft als Bildungsmit»
tel von* entschiedenem Werthe ist. Man Endet nun in der
yyLiiothcolonie*^ eine Anzahl armer, von den», bittersten £lende
feretteter Knai)en, die unter einem Wackeren, bei Fellela-
erg und Wehrli gebildeten Lehrer zu tüchtigen Bauern
erzogen werden; begreiflich ist in demokratischen Staaten^
wo schon der 1 6jährige Jüngling auf der Landsgemeinde mit
zu stimmen befugt ist, die gut;e Erziehuf.g der Unbegüterten
von ganz besonderer politischer Wichtigkeit ^ aufsei; ihrer
hohen Bedeutung in anderen* Hinsichten. Kec^ wünscht, dafs
die finanziellen Verhältnisse dieser tre£Flichen Anstalt, die bei
«einer Anwesenheit im J« 1823 einige Besorgnisse erweckten,
sich unterdessen wieder günstiger gestaltet haben möchten«
Was die oben angezeigten Schriften betriift, so ist nur
noch beizufügen^ dafs das zweite der in Nr.3 erwähnten Neu«
Jahrsblätter die Hauptresultate der LiWthuntejnehmung be<^
richtet und anziehende Erzählungen aus Eschers v. d, L,
Wirksamkeit für dieselbe mittheilt, und dafs auch Nr. 5 zu
.einer oberflächlicheren Belehrung wohl zu gebrauchen ist.
K. U. Rau.
Die Schnellgerherei in Nordamerika^ oon Ludw, Gall^ K» Pr^
Kjeissecretär. Mit 46 jibhild* in Steindr* Trier ^ Gull, l824,
(Nebentit^l: Technische Mittheilungen aus dem Gebiete der Er»
' fahrung , Ir Bd.) XII u, l64 S. 3- 9 fl. 27 kr.
Die Lobgerberei verdient die besondere Aufmerksamkeit
des Staatsmannes, weil sie wichtige Bedürfnisse befriedigt,
eine grofse Masse von Erzeugnissen liefert und in ihrem bis«
berigen Betriebe nur zu häufig noch sehr viel zu wünschen
läfst. Wenn der reichere Gerber seine Häute I1/2 — 2 Jahre,
jener Nebel-Crepus in Malmedy aber die seinigen 4 — 5
Jahre irf der Grube läfst (nach N e m n i c h) , so zeigt sich darin
der günstige Einflufs, den die Verfügung über ein'groiseS
Capital aut die Unternehmungen äufsert, es wird aber^ da-
init nicht grofse Gütermassen so lange Zeit luüssig zu liegen
brauchen, dringend,, sich nach einei*i abkürzenden Verfahren
umzusehen^ S e g u i n s „Schnellgerberei'* leistete bekanntlich
nicht, was^ man anfangs von ihr erwartete, indefs ist es des-
halb nicht nöthig, das ganze Bestreben, fallen zu lassen, es
lüfst sich, verbessern. Wie wir aus der Vorliegenden Schrift
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i8$ ^Gally^^Sehn^llgerWetlli Kär^i^exica»
♦ ' ■ . * ■'
BjBhen^ist ein Amerk^ner deutscher Abkunft, Gb* Lutber^
glücklich er . ,ge wes en als seine Vorgänger 'M atbri.de, S e-
guin^, Hermbst^dt, Gurande.au, Meidinger u« A«,
und die genaue Mittheilung seinem Verfahrens sowohl als sei«
ner Vorrichtung ist unstreitig .verdienstlich. Insoferne der
Vf. auch für Gewerbsleute schrieb, ist er nicht eben- darüber
SU tadeln , dafs^ er eine chemisch^ Einleitung vorausschickte,
doch hätte dieselbe wohh kürzer seyTi^ können , so wie auch
die Darstellung der gewöhnlichen Lohgerber^t, l3ei der es hin-
reichend gewesen wäre, auf ihr'e Mängel aufmerksaiii zu ina-
eben. Erst auf S. 90 beginnt die Erklärung der Luther'schen,
Me^tbode, zu der sich Rec. sdgleich wendet. .Sie ist bereits
tn ^o grofse^n Maafsstabe ausgeführt, dafs tiu,ther'(inan, er*^
fährt nicht wo und seit wann) jährlidi 960 Stück Wildhäute,
ebensoviel inländische Ochsen-, Kuh-^ und Xlofshäute' ' und
fast 2000 Felle kleinerer Thiere gerbt» Mail findet^ im Grün*
de bei dem ganzen Verfahren wenig Neüe^j aber eine ge-
schickte Benutzung aller vorhandenen Erfahrungen.
Das Ein wei eben geschieht in einem durch das Werfc-
haus geleiteten Bach, in welchen die Häute, nachdem Beinn
stücke» Kopfhaut und Bauchlappen abgeschnitten worden sind,
ganz ausgespannt gehängt werden. Enthaart werden -die
gröfseren Häute in einer, durch Dampfröhren auf ,30^35^ lU.
erwärmten Schwitzgrube, in die sie mittelst hölzerner Rah-
men und^ eines Hebezeuges gesenkt werden. Vorher bestreicht
man sie mit, Holzsäure, (Eine mit Lohe geheizte Schwitz-
grube von derselben Temperatur ist schon länger in deii treff-
lichen Gerbereien von St. Gp ar Üblich)., Das Abstofseh muis
sogleich nach dem Herausnehmen geschehen* Kleinere Fell«
werden, in Kalkwasser enthaart, welches ebenfalls mitDaknpf-
röbren erwärmt wird; unmittelbar vor- dem Ab^toisen giefsli
man beifses Kalkwasser auf, ^Das hatte Hermbst^dt gera-
then). Zürn Seh welle ii*, welches aber nur selten vorge«
iiommen wird, dient das gewöhnliche Sauerwasser« auf 20^
erwärmt (die in Frankreich sogenannte WaJlachische Gerberei),
Die Behandlung mit Lohbrühe, die nach Seguin-'s Art be-
reitet, und in gtofsen Behälter»^ aufbewahrt wird, beginnt
mit dem Einweichen in ganz schwachen , nur 2-^4 Proc. haL.
t'enij^' Bröhen, die Luther vorbereitend nennt, worauf
dann erst die stärkeren gerbenden von 9 — jo Proc. ge-
I
braucht werden. (Eine ähnliche Stufenfolge beobai^htete öe-
5 u i n). Sämmtliche Gruben werden mit Dampfröhren geheizt,
)is auf 25^ R. (Crofs in Lancaster gerbte schon mit
Brüb^ von 30^ , indem er unter dem Boden der Grube beizte..
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Gall, ilU SdinelIg«|rb«rciiAff^H«liericli. 287
S. Hermbft. Grundi« etc. I» 23» Die Dampfheisung i«t oi«
f<snbar viel passender), Diä Daropfrdhren siii,d jiehr zweck«
mäfsig gegen den Verlust von Wörme verwahrt; das durch
Verdichtung des Damplies wieder gewonnene Wasser läuft in
den Kessel aurfick. Die Dauer des Verfahrens für Sohlleder
ist folgende ;
1) Einweichen und Schaben , « , 4 Tage,
2) Schwitzen und Ahstofsen ^ • . 2 —
3) Schwellen . • , ^ . . 12 —
4) Lohbehandiungi
a) in BrOhe von 2 Proc, . . . 2 — *
b) in dergl. von 3 Proc,, die später um 1 oder
2 Proe. verstärkt wird , • »28 —
c) in Stärkerer von 9—10 Proc, , . 14 —
62 Tage,
also doch 9 Wochen, nicht 2 oder 3, wie Seguin woHte.
Diese Methode entspricht allen Anforderungen der Theo«
rie, es ist also auch zu hotfen , dafs sie sich in der Ausübung
bewähren werde. Dann bleibt Lutbern immer das Ver-
dienst, unter dem Bekannten das Beste ausgewählt, geschickt
' in Verbindung gesetzt, auch manches näher bestimmt und ge«
regelt tu habeii. Die 14 Steintafeln enthalten alle Vorrichtun«
fen so, dafs man sie leicht herstellen kann. Ob es übrigens
^i der Verschiedenheit der IHlute, rathsam ist , eine so
strenge Ordnung einzuführen, dafs das Herausnehmen aus
den Gruben immer an bestinunten Tagen geschieht, das scheint
Hec« noch zweifelhaft. *
. Der Ver£ macht es sich an vielen Stellen besonders zujn
Geschäft, einen sehr bekannten deutschen Chemiker uiidTech«
nologen , der doch manches Verdienst um die Gerberei hat,
ad absurdum ZU führen, £s sieht so aus^, als ob er nicht gans
sine irä et studio geschrieben habe , wodurch er bei dem Uube^
fangdnen UHmöglich gewinnen kann,
K. H. Rau.
Digitizfdby Google
^88 ' I ' Bchlon botabiiehei Handbveh« , ,
r • , '' ■ . ■ .. ' ' ' '
Botanisches Handhuch oder Diagnostik der eit^efmisfihen und der W>r»'
zü^Hchsten £ji Teutschland im Freien fortkommenden fremden Forst*
gewächsey mit hesonderer Hinweisung auf den ScHönbusch bei
jischaffenhurg. Von Stephan B eh l e n ^ K* Bater, Forstm, »i
Ltehrer an dt Forstschule zu Jischdffenbfirg etc» Bamberg bei JV^
L. Wesche |824. 549. 8. 8. ^ - 5 fl. 24 kr.
Obgleich es an Werken nicht mangelt, die die Beschrei«
l)ung der Forstgew^cbse Deutschlands^ und der fremden Hölz-
arten, die in unserm Klima im freien aüsdauerny zum:Zwecke
baben« ^o bedarf darum eine neue Schrift der Art doch kaum
eine 'Entschuldigung, wenn man Weifs, wie Vieles in den jüng-
sten Zeiten für' rllanzenkunde überhaupt , und für die Forst«
Botanik insbesondere gethan worden ist; so dals derjenige-,^
welcher all^ dahiii einschlagenden neuen Entdeckungen 0der
, Berichtigungen zu sammeln und zu orden bemüht ist, ohne
Zweifeleine iirofse und verdienstliche Arbeit übernimmt. Mit-
Vergnügen haben wir das vorliegende Buch gesehen, das an
einem Orte geschrieben ist, an dem so reiche Hülfsmitt&l für
das ^titdinm der Forstbotanik sich vorfinden, — v
Die Gewächse sinci nach dem Linneischen System geord-
net ,^ die' Charaktere der Gattungen mitgetheilt; «tatt (Per Di*
agnosen der Arten aber ist eine ausführliche Beschreibung *
ders^elben gegeben, mit Angaben des Vaterlandes, desNutze/ist
oder Schadens und anderer passender Nachrichten , wobei wir
a'uoh sehr gerne die Culturart mit erläutert gesehen hätten,-— -
In Hinsicht der Trivial -Namen folgt der Verf. wie. er in der
Vorrede bemerkt, so oft es anginge Li nne, was Jedermann
«ehr zweckniäfsig finden wird, und wovon wir, auch nut we-
nige Ausnähmen bemerkten, wie bei dem Aprikosenbaume»
der hier ohne alle Nöth tiiit der wepig gebräuchlichen Benen-
' nung Jrmeniaca epirotica bezeichnet wird. Zu bedauern ist e$^
aber, dafs der Verf. bei der grofsen Zahl hier beschriebener
Gewächse, die in den Linneischen Schriftei^» noch nicht enthal*
ten sind, grofsentheils die Autoren zu nennen unterlassen hat,
von welchen ihre systematischen .Namen herrühren, Äs ist,
dle^ ein Umstand ,' der das vorliegende Buch weit weniger
nützlicher macht , als es wohl sonst gewesen wäre. Wir WoL
len dies mit einem Beispiele belegen.
^ (^Der Beschlufs folgt./)
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N. la 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Botanisches Handbuch von St. Behlen.
{Beschlmfs.')
In dem A|)scliuitte yon den Linden führt der Verf.
itnter andern an Tilia americana, caroliniana^ pubescend^ und
im Nachtrage Tilia alba. Nun aber sind Tilia pubescens,
Akon^ Tilia caroliniana Miller und T. americana PVangenheim
ein und derselbe Baum; ferner Tilia alba Alton ist T. ame«
ricana Du Rot; Tilia americana Alton dagegen ist wieder ein
anderer Baum , den TVangenheim T. caroliniana, und MichauxT.
canadensis genannt hatte. Wer fann unter solchen Umständen
wissen, van welchen Bäumen der Verf» redet? und mufs nicht
ein Anfänger nothwendig dadurch irre geführt werden? Die
Beschreibungen, welche der Verf. gibt, kdnnen zwar naturge«
treu und brauchbar genannt werden, aber es ist dabei ein höchst
wesentlicher Umstand übersehen, indem auf die oft dem An«
scheine nach geringfügigen Merkmale, die tur bestimmten Un«
terscheidung der Artea dienen^ kaum Rücksicht genommen ist,
80 dafs selbst der geübteste Botaniker aus den gegebenen Be?
Schreibungen bei vielen Bäumen oder Sträuchen nimmermehr
wird enträthseln kdnnen , welche Species der Verf. vor sich
gehabt jiabe« Die Dunkelheit wird über dem noch dadurch ver-
mehrt, dafs die ,5 yn o ny m,i e , die bei schwierigen Gattungen
kaum entbelut \verden kann, fast überall unberücksichtigt ge-
hlieben ist, und Abbildungen, die oft recht gut ausallemirr«
thum oder Zweifel helfen, nirgends citirt sind. Bei diesen
Verhältnissen können wir es nicht wagen, viele specielle Be-'
merkungen zu machen, und die wenig^en folgenden wünschen
wir bloTs als 'einen V^such angesehen zu wissen, einige von
Herrn B. beschriebene Holzpfianzen näher zu Bestimmen. — -^
Cornus femina dürfte C. paniculata Heritier seyn; Bibes ame^*
ricanum — R. floridura Heritier; Cler^atis maritima möchte
die Lamarkscbe Pflanze seyn, die als Varietät zu Clematis Flam^
niula Li. gehört« Alnus laciiiiata und A. glaciosa möchten mit
XVm. Jahrg. 5. Heft. }^
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290 / B«hlw botanisches Handbiiqli.
Aln^s glutinös»^ ferner A.. lanceolata und glauca niit Alnu« in-
cana habe verwandt seyn. Corylus arborescens dürfte zu C*
tubulosa Becbstein u. C. sativa fructu oblongo rubente zur
gemeinen AvelJana gehören. Qiiercus virginiana könnte syno-
nym mit Q. Pbellos'L, und Q. virens ^1^0/1 seyn; ferner Quercu»
nigra sjcbeint mit der Quercitrone, Q. tinctoria nabe verwandt
zuÄeyn, Jgglans americana alba i^t der Bescbreibungnacb nicbt«
anders als J. alba Li. Juglans ovalis Behien möcbte zu J. compresda
Gärtner gebeten. Bei Juglans maxima sagt der Verf. selbst^
sie sei Varietät der gemeinen Wallnuls; aber in diesem Falle
bätte er ^itt notbwendig gleicb bei dieser anfttbren und nicbt
alle amerikanischen Sorten dazwiscben einschieben müssen,
ßegen welche gewöhnliche und wissenschaftlicbe Ordnung
überhaupt öfter \n diesem Buche gefehlt ist, — Betida odo-
rata Beckstein und B. pumila broccenbergensis T^a/»sind ver-
muthlicbeine und eben dieselbe Pflanze; dafs letztere aüsNord-
amerika stamme, wi^ hier als Vermuthung geäti'fsert wird,
ist ganz iind gar nicht wahrscheinlich. — Finus echinata ist
wohl eine Vari *^tit von Finus Taeda. — ülmus racemosa
dürfte zu U. effusa gehören u, s, w. —
Bei Rosa centifolia wird bemerkt, sie wachse in Grie-
chenland wild, welches nachzuweisen schwer fallen dürfte;
dal's ferner, wie Hr. B« sagt, im Odenwalde Rosa provincialis
wild vorkomme, haben wir Ursache zu bezweifeln. —
Wenn gleicb der Verf. eine grofse Zahl von Holzpflnnzen
beschrieben bat, so vermissen wir doch mehrere, die ebeii
nicht zu den seltensten gehören, und zwar unter andecn föl«
gende, die alle in der forstbotanischen Anlage zu Heidelberg
schon lange im Freien cultivirt werden: nämlich Cornus al-
ternifolia Li, fil. Cornus stricta Heritier, Lonicera grata Aiton^
Lonicera sempervirens Michaux^ Xantorhiza apiifoTia Heritier^
Aesculus rubicunda De Candolle f Koelreuteria paniculata Lax*
manrtf Prunus ce^-asifera Ehrh., Crataegus monogyna Jacquin%
Mespilus Cbamaemespilus Li., Mespilus canadensis L., Pyrus
sinaica TAoum 9 Pyrus spectabilis w^i/on, Aucuba japonica T^if/f
herg u. 8, w. Dagegen sind mehrere aufgenommeu, d^itd wir
glauben zu den in l^eutchland seltenen rechnen zu können,
wie Sophora tetraptera und microphylla, Cletbra panpiculata,
Jttglans baccata, Quetcus exoniensis, Celastnis bullatus u. s^w.
die allerdings eine Zierde des ^chönbusches. in Ascha£Fenburg
sind. -^ Mehrere aufgeführte Arten, die man für neu halten
könnte, scheinen^ uns auf bekannte Species zurückgefiQbrt
werdeit zu können, und ihre Benennungen von Hand^lsgärt-*
nern her^surühren, wie Pruntis nanai Robinia 'inacrop|iylIa,
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Andllpa 6Uiik«ii iin4 Wisneii lö der Phil. 291
Röbinia mofistrosa « Cytisui ^Intinotus u. r. w. 9 docb )flff f
«ich ohne Autopsie darflber nichts Bestimmtes sagen*
Das Buch zeiclinet sich vortheilhaft durch gutes Fapiet
und säubern Di uck aus, leider aber sind bedeutend viel t)ruck«
fehler stehen geblieben« —
. (Jeher Glauben und Wissen in der PMhsophh» Ein Versuch von
Friedr, Ancillon, Aoq-^i «cu 0Tf* Berlin f 'bei Dunker v,
Ilumblot , Z824* 1S2 S* in $• * 16 ggf.
Nach einer lesenswerthen kurzen Vorrede, über den Stand
^ Jakobi's im Felde der Philosophie, welcher auch der Stand-«
punkt ist, von wo aus der Ver£ seine Bahn wandelt, beginnt
sogleich der I. Abschnitt dieses Büchleins: von der Philo«'
Sophie überhaupt« Diese ist dem Verf. in ihrer .allge«
meinsten Bedeutung die Wissenschaft von den Existenzen und
den Principien; ihr Hauptzweck und ihr Hauptwerk ist: das,
was im Innern der Seele rein persönlich ist, zu unterscheid
den von dem, was in allen menschlichen Seelen sich vorfindet,
was mithin allen gemeinschaftlich ist; jenes ist das' Sub*
jektive, dieses -das Objective, das Gegebene: jenes sind die-
Empfindungen, dieses die Anschauungen, Nach dieser Er*
klärung geht nun der Verf. die ganze Geschichte der Philoso-
phie durch y schildert In kurzen aber tre£Fenden Zügen Plato
und Aristoteles,^ Car^esius und Locke, Leibnitz und Kant,
Fichte und Schelling, zeigt den Hauptpunkt ihrer Systeme^
und rügt deren Mängel; «lies aber, wie sich von selbst ver»
steht, in Beziehung auf die Jako|)ische Ansicht der Philoso«
pbie, welche, wie erwähnt, auch die des Verf. ist*
Der II. Abschnitt ist überschrieben : philosophiscber
Glaube. Es fragt sich, was ist dieser Glaube^ worin be«
. steht I woher stammt er, warum wird er ein philosophischer
genannt? -*-' Hierüber äufsert sich »der Verf* S. 42 auf foU
g^nde Weise: „Dieser Glaube bestehet in der unmittelbaren
Wahrnehmung der Existenzen» (ein Lieblingsausdruck des^
Verf« ) wekhe den Sinnen ganz verborgen und verschlossen
sind, die sich uns aber im Innern (was für einem Ii^nern?)
offenbaren y und zwar mit einer nothwendigen Ueberzeügung
ihrer Objektivität. -^ Glauben im philosophischen Sinne heifst
also: ohne Beweis, 6hne VernunFtscblufs, ohne irgend eine
Deduction, Wahrheiten höherer Art annehmen, die zu dem
UebersinnUcben, und nicht zu der Welt der Erscheinungen ge«
19*
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iSi - AaciUon Glauben und wissen ia der Thik
liörem Dieser phUosbphiscbe. G]aube bezieht sich ; wie ^er
tbeologisjche auf die Mysterien der unsichtbaren Welt, abec
ir^ena dieser Jetzt€i\e sich auf das Ansehen einer äufseren Of«
fenbarung gciln<let, ßo grüiidet sich jen.er auf die OiFenbaruhg
des inneru Sinnes oder des Bewtifstseyns. . Weit entfernt^
d^fs der philosophische Glaube der Vernunft entgegengesetzt
wäre, ist er nicbt einnral wesentlich von derselben verschie-
den, er ist yielraebr die Vernunft selbst, in ihrer Quelle oder
©rundlage awgeschaut.« Wfeiter, S. 43, „Der philosophische
Glaube nimint Existenzen ö**-y-die, weder zu begreifen noch
2^u beweisen sind« Der Glaube ist al^o wohl ein Wissen um
die Existenzen, allein er weifs nicht die Existenzen, wenn
man unter Wissen -c- l>ewei8en, erkennen, begreifen versteht/*
'Diese unmittelbar vernebinende Vernunft nennt der Verf. spä-
ter auch einen intellectuellen Instinct, der in sich selbst be^
gründet Wahrheiten offenbare, die sich nicht beweisen las«en^
tmd dieser Instinkt ersieuge den philosophiscbejn Glauben, der
^ie Grundlage unsers Wissens ausmache,
^ RefTäumt zuv9rderst ein, dafs es Wahrheiten gibt, die
ohne und vor allern Beweis wahr und gewifs sind, ja, daf$
es solche unmittelbc^re Wahrheiten geben mufs, w^il e«
eonst auch keine abgeleiteten demonstrirb.vren Wahrheiten ge-
ben k«»nte; aber er sieht nicht ein, warum man das noth-
' wendige FiVrwahrhalten solcher Sätze^ g^g^'^ ^llen Sprachge-
brauch, ein Glauben nennen soll, da v4ermehr eben ein
solches unbedingtes. Von dem Bewüfstseyn der Nothwendig-
keit und Gewilsheit begleitetes Für wahrhalten das rechte
Wissen i5t. Dafs all^n Werdenden ein Seyn zum Gruncle
Jiegt, dafs was ist, nicht zugleich nicht ist, — dafs LttgeA
schilndlich ist etc. -^ das glaubt nicht, dtis weifs-jeaer
mit Vernunft begabte Mensch, sobald er nur den Sinn der
Worte gefafst hat.
Ret. gibt ferner zu , dafs auch der Satz : Gott ist, ein«
Iftnmittelbare, für sich gewisse , daher keines Beweises föhige
' (d*s Wort. Beweis im eigentlicben logischen Sinne genommen)
Wahrheit ausdrückt; aber er sieht wiederum nicht ein, warum
das feste Für wahrhaken dieses Satzes bei allen denen nicbt ein
'Wissen soll genannt werden dürfen, die ihn nicbt auf das
Ansehen einer äufseri) Offenbarung annehmen, sondern darum,
weil die Vernunft ihnen die Unmöglichkeit auflegt/ eine Welt
ohne G^itt «u denken. Ref. stimmt drittens mit dem Verf.
I!lberei;n^ dflf-aBe Philcisophie von etwas G e g e b ene m- aus«
SebeVi Äiüssej «lleip dieses Gegeben^, ist nicht, blo» die W^Jt
er Er^eiRungen ,. sonder« auch und v^rneluiiUcb da«^' ofan«
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Ancaion. Qlauben- und Wi5sen.'fn' der PhH. $W
welches jene Welt seUyst weder exUtiren noch gedacht werden
/kannte^ das in allem. Erscheinen Beharrende , der unabhängige
Grund desselben. Beides gehört untrennbar zusammen; und
diese Einsicht ist wiedernm ein Wissen, und nicht ein
Glauben. Und so ist Philosophie durch ihre ganze Ge«-
schichte hindurch ein stets erneuertes Streben des JV^enschen-
geistes, über sich und die Welt, und was beide hält und trägt,
zum. vollständigen Bewufstseyn , also zu eii^em Wissen^ zu
gelangen. Am Schlüsse dieser Abhandlung bemerkt der Ver^».
noch 9 dafs, „wenn man bei der AnfsteTlung eines Grund-
satzes der Philosophie von allem Inhalt abstrahire, damit m«n
den Schein behalte, alles selbst zu constriiiren^ — man vom
Jlieeren (und Hohlen) ausgehe oder gezwungen sey, die Rea^
lität, dievman geflissentlich bei Seite gestellt habe, wlUktthr-
lich wieder auizunehmen^ und so -sich kunstmäfsig bles die
i2eit vertreibe, und ein eitles Spiel ipit Begi-iffen spiele.*^
Der III. Abschnitt hat die üebersrhrift: philosophir
aches Wissen. Man ist, wenn man ihn durchlesen hat^
dessen 'uicht gewifs, was der Verf. eigentlich will', warum
er das hier Gesagte philosophisches Wissen nennt, und wie
er es vom philosophischen Glauben unterscheidet. So viel
scheint hervorzugehen., dafs er der Philosophie das Wissen
eines bestimmten Verhältnisses zvi^ischen Aeulserm und Innerm
abspricht, worin er aber gewifs unrecht hat.
IV. jjbschnitt Religicn; S. 59. Religion ist. dem
Verf. da:» geistige Band; welches endliche Personen^ mit der
Person Gottes, freie Intelligenzen mit der Intelligenz und der
Freiheit Gottes verbindet, „Gott aher ist eine Person , yveil
er ein intelligentes und freies Wesen ist, JDle Intelligenz .
Gottes besteht in einer allumfassenden ^ objectiven ,^ immer-
währenden Ansicht (warum nicht lieber f'.insicht ?) von allem^
was existirt; seine Freiheit ist die Macht, die Folge von
Handlungen, die man das Weltall nennt, zu beginnen^ ohne
dafs man nöthig hätte, etwas anderes vprangehen zu lassen^
als den Willen , eine solche Folge von Handlungen zu eischaf*-^
fen,«* Sehr gut zeigt der Verf. in diesem Aufsatze, dafs jedes
System, das nicht von einem persönlichen Gott (im obigen
Sinn) ausfi;.eht, auf Widersprüche führe^ aber auck, dafs wir
das Verhältnifs der Schöpfung nicht begreifen können,
wohl aber anerkennen müssen. Schöpfiing aber ist, dem
Verf. Äufolge , die Thathandhing der göttlichen Freiheit, die
man vor der bedingten Naturno^hwendigkeit annirao^. -*
Diese ist selbst etwas Erschaffenes.
V; Abschnitt. Moralische Freiheit; S. 109. 'Der
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894 Aotittton Qtänben nad V^^en In d^ Phü;
Veif« erinnert mit Recht, ^daeVicbti^ste Und «chwlerigate
Froblem dör sansen Philosophie liegt, in d|$r Frage von der
Freiheit un^d Nothwendigkeit. Man kdnnte ohne Uebertrei«
büng sagen 9 daTs die ganzie Philosophie in dieser Frage ([und
in dem ^ was mit ihr zusammenhängt) enthalten ist««* Dafür
' ist sie denn auch von jeher angesehen worden. Die morali-
sche'Freiheit beruht aber 4 nach; dem Verf«,, auf einer unmit-
telbaren Thatsache des Bewufstseyns 9 die M^oth wendigkeit
hingegen iiur auf Schlüssen, vermittelst des ' Yerstaddes und
der Aefiexion^ welche die Wirkungen auf Ursachen beziehet»
Beide in Einklang zu bringen, übersteige,' sagt er, die mensch-
lichen Krähe, und so oft man «s versuche, laufe' man Gefahr^
die eine oder die andere Thatsache zu läugneii,, upd also in
^Widerspruch mit sich seihst zujgerathen— Aef« ist dagegen,
der Meinung y' dafs sich dieser Einklang gar wohl zu Stande
bringen Ir/sse, ohne weder das eine noch das andere za iSugf •
nen, wenn man nur nicht, i^ie es seit Cartesius Sitte gewor-
den, diese beiden sich; so grell und schneidend ehtgegeh setzte
und dem Menschen nicht eine absolu,te Freiheit zuspricht^
' die kein endliches Wesen besitzen kann. 'Wenn' man freilidb,
wie jener französische Philosoph es mit dem Leibe und der
Seele gethan hat, erst künstlich trennt , dann mufs man auch
künstliche Mit^l ersinnen, das Getrennte wieder zu vereini«
gert, weil Vernunft und Erfahrung lehrt, dafsdas Entgegen«-
geset^te zu einer £it^ hei t in reium natura verbunden sey. Sq
verhält es sich auch mit dem zu künstlich, d. h. zu willkühr-
lieh von unsern Philosophen ausgesponhenen Gegensatz von
Freiheit und Nothwendigkeit.
. VI. Abschnitt. Das Unendliche;i Sehnsucht nach
demselben, S. l3l. — * Unter diesem Titel handelt der
Verf. von der Unsterblichkeit und unendlichen Bestimmuitg.
der menschlichen Seele; von Gefühl, Gemüth und Liebe, von
der höchsten Liebe, welche die zu Gott ist, und von der aus
^ dieser Liebe sich erzeugenden unendlichen Hoffnung auf all-
mählige Vollendung unsers Wesens« Dieser- Abschnitt ver«
'trägt keinen weitern Auszug.
.Gegenwärtiges Büchlein ist übrigens in einem schönen
lind klaren Vortrag abgefafst, der gegen die Barbarismen der
neuen Scholastik sehr absticht; sein Verf kennt die Probleme
der Philosophie sehr wohl , ist- mit der Geschiebte der /ver-
schiedenen Systeme vertraut, und weifs ihre. Mängel sehr
. ]genau anzugeben. Man darf ihm die Bifugnifs, in Sachen
der PbilospJD^e mitzureden, keineswegs absprechen, •■ - .
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Cliottfam Tal^ im OmoImcIiI« der )Mfidietiii S9&
Trfeln %mr Getchiehu der M9dicUt nach der Ordtmmg ihrilr DoeitiiHm
yon den ältesten Zeiten bis zum Sehimsse'des aehtmehnten Jaki^tm^
derts. VoH D. Ludwig Choulantf Ante am KönigU Kraa*
kenstifte zu Dresden • Friedrichstadt. ^ l^eifzig 1^%%. Im Verlage
hei Leopold Vojs^ 54 ^. WoUo. 1 RtUr. 20 ggn
Bei einer Witsenscbaft ^ wie die Medicin » deren Haupt!«
ttütze die Erfabruneen und Beobachtungen aller Jahrhunderte
sind , gehört ohne Widerrede d(e historische Bearbeitung sti
den nützlichsten und schätsenswertbesten Betäubungen ^* die
nur immer in ihrem so weiten Umfange vorgenommen werden
können. Alles daher, was zur Geschichte der Medicin gehört^
Ihr auf irgend eine Weise dient und ihr Studium erleichtert»
verdient jed^s Arztes volle Aufmerksamkeit und «Beachtungi
ja nach des .Recens. Meinung wird der nie ein tüchtiger Arzt
werden können, der das Studium der Geschichte seiner Wis-
senschaft vernachlässigt oder gering arbtet. Mit Vergnügen
teigen wir daher ein Werk an, dessen Absiebt es ist, zur
Verbreitung historischer Kenntnisse beizutragen , und dazu
einen Weg und Form wählte, deren Brauchbarkeit längst an«
Erkannt ist. —
Zwar können tabellarische Arbeilren denjenigen nictit an»
sprechen, der in der Geschichte blos erne unterhaltende Lee»
türe sucht, auch sind die vorliegenden Tabellen für solche
Leser nicht bestimmt. Allerdings ist ferner derjenige , wel*
eher blos Tabellen verfertigt, noch Jange kein Geschicbtschrei-
ber; dennoch wird Niemand eine so umfassende Arbeit wie
die vorliegende liefern können » der nicht mit dem Wesen der
Geschichte selbst bekannt ist. Weit entfernt bleibt deshalb
Rec. von dem Gedanken, dem würdigen Hrn. Verf. Mangel
an gründlicher Einsicht in den bearbeiteten Gegenstand voi'-
werfen, oder seine Sehrift als eine blofseCompilation ansehen
zu wollen; ja es würde dieses hier gar nicht erwähnt worien
«eyn,^ wenn derselbe nicht selbst in der Vorrede die Furcht
geäufsert hätte, da oder dort solche empfindliche Vorwürfe
hören zu müssen. Mit Recht bemerkt der Verf., dafs es eine
doppelte Bearbeitung der Geschichte gibt und immer geben
wird; eine vorbereitende, die ^Qn StoJÜf sammelt und
ordnet, und eine beschauende, welche den gesammelten
Sto£F benutzt, Um allgemeine Ansiebten demselben abzuge^
winnen. Vollkommen theilt Rec. dieMeinuüg, dafs die letz-
tere, allerdings schwierigere Bearbeitung, ohne dafs die er«»
stere bereits vorausgegangen wäre, unmöglich ,^ letztere da««
gegeii, wärö sie die erstere nicht zu fördern im Stande, zweeki»
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2§6 Ciboulanf Tafelii lur^esohu^tQ der Mtäkia*
las ist. Da Huh aber in der vorliegenden Scbtift so tnancbe
Notil&en gesammelt y und so »weckmäfsig zusammengestellt
sind^ wie man sie anderwärts nirgends findet ^ so glauben
wir ibr unter der Reibe der Scbriften, die. der zuerst genann-
ten Klasse bistoriscber Bearbeitungen angeboren, eine votzüg^
ücfbe Stelle einräu'meii zu müssen« Eine kurze Uebersicbt des
Inbalts wird dieses tjrtheil bestätigen, —
Die erste' Tat*el gibt eine Uebersicbt der Gescbrcbte
der ,gesammteh Medicin , welche der Verf. in 8 v Zeiträume
eintheilt. In jedem dieser Zeiträume sind die wichtigsten
Männer und Erfindungen chronologisch unter einander gestellt,
wobei 'man die dabei getroffene glückliche AuswaW nicht
verkennen kann. Wir erlauben uns darum nur Wenige An-
merkuiigen. In dem zweiten bis auf Galen reichenden Zeit*
^aum, ist Theophrast von Eresos vor dem Aristoteles genannt/
was uns nicht zwc^ckmäfsig scheint, da letzterer älter und der
ticbrer des ersten war, wobei noch überdies die^ Ken-ntnifs
eines nicht unwichtigen Umstandeji verlören geht, dafs
liämlicb Theophrast zu den Feripatetikem gehdrte, dereii
Stifter Aristoteles war. — Die Rhizotomen führt der Verf,
mit der Jahreszahl 117 vor Christi Geburt an, welchen Grund
er dazu hatte, ist dem HecenSr unbekannt; so viel ist indes-'
sen gewifs, dafs mehrere hundert Jahre früher zu und vor
den Zeiten des Aristoteles sehr berühmte Rhizotomen lebten, '
wie Eudemus, Thrasyas von Mantinea, Alexias u. s.w.
Zwar führt der Verf. einen Eudemus ungefähr 100 Jahre
nach Christi Geburt an^ womit aber notb wendig der Anatome'
gemeint sey^i mufs , der ein Zeitgenosse des Erasistratus
war; damit ersterer nicht mit dem gleichnamigen Rhizotomen
verwechselt werde, hätte noch ein bezeichnendes Wort bei-
gesetzt werden können, im fünften bis auf den Paracelsus
reichenden Zeitrauifn wird die EJrfindung» botanischer Abbil-
dungen auf i49l gesetzt, w.elches um einige Jahre zu spät
ist, denn bereits 4488 kamen dergleichen in Augsburg heraus,
die Scbönsperger besorgt hatte, und welche nachher in Stras-
burg von Balthasar Beck wieder abgedruckt wurden. Ungern
vermifst Rec; im sechsten mit Harvey schliefsenden Zeitraum
die Angabe des Jahres, in welchem die ersten Ausgaben der
griechischen Aerzte in Venedig besorgt wurden. — Janus
Cor nari US ist im 5ten Zeitrau];ne ohne Jahreszahl angeführt,'
nach des Rec. P/Ie{nung fände er schicklich seinen Platz im
sechsten, und zwar mit der Jahrszahl 1538, zu welcher.Zeit
er die erste (Jebersetzung der Werke des Uippokrates heraus,
gab, woran er iß Jahre gearbeitet hatte. Dagegen dürfte
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Chonkttl Ta&lii tat ^whicht^ der Medkiii, |Ht7
tt^ohlOtho Brunfelsy.als erster grflndlicher. Botaniker Deutsch«
lands., im fünften Zeitraum eine Stelle verdienen«
Zweite Tafel. Anatomie. .Bei dieser» so wie den'
folgenden einzelnen Doctrinen der Medicin ist zuvörderst eine
kurze allgemeine Geschichte derselben gegeben; die Tafel selbst
stellt die Thatsachen ethnographisch und synchronistisch dar;
wobei die wichtigeren und einfiufsreicberen Männer mit der
Jahreszahl ihrer besten BUUhe, oder mit der Jahreszahl des
ersten Erscheinens ihres für die abgehandelte Doctrin wichti«
gen Werkes abgehandelt sind. ,Auf der der Tafel gegenüber
stehenden Seite sind die Titel dieser Werke, chronologisch
geordnet, aufgezählt, bei de^en Auswahl besonders auf histo»
i*ische und literarische Wichtigkeit Piücksichtgenommen wurde.
IDiesen Titeln sind zugleich die Geburts- und Todesjahre der
Verfasser beigegeben.. Endlich ist noi^h hinter jeder einael««
nen Tafel die sämmtliche historische Literatur der in ihr ab«
gebändelten Doctrin mitgetbeilt. Hie und da hat auch der
verf, ein kurzes Urtheil, da» wir fast überall sehr treffend
finden, über den Werth des Buches hinzugesetzt. —
Für die Geschichte der Anatomie nimmt derselbe folgende.
Zeiträume an:
ij bis auf Aristoteles 350 vor Cliristus,
2) von Aristoteles bis Galen 150 nach Christus^
3) von Galen bis Mondini 1335,
A) von Mondini bis Vesal 1643,
6) von Vesal bis Harvey 1619,
6) von Harvey bis Winslow 1732f
7) von Winslow bis su Ende des achtzehnten Jahrhun-
derts.
Die älteste ganz der Anatomie angehörigen Schrift, ist
die des Rufus ^s^i ovoi^ag-ta; tcwv avB^wrou (AsotaiVf de appe]latione
c. h. partium gr. lat. ed. W. Clinch. Lond. 1744. 4« DenBe«
. achlufs macht Seilers Anat. corp. human, senil, specimen. Er«
lang. lÖOO. 8.
Dritte TafeL Physiologie.
' Vierte Tafel. Hygieine. Ihre Geschichte zerfällt
nach unserm Verf. in f(\nf Zeiträume :
1) Vorwissenscbaftliche Epoche Vis auf Hippokrates 430
vor Chr.
2) Von Hippokrates bis auf Galen bis 15C^ naeh Chr.
3) Von Galen, bis auf das Regimen Sanitatis Scholae Sa«
^ lernitanae 1 100. .
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f.
29S ' Chouhiit TaCsln tut Ocüdiidil« a«!" ICt&iilM '
4^ Von dem Regimen Sanitatis Scholaid Salernitanae bis
auf Sanctorius I6l4«
SX Von Sanctodus bis au Ende dea acfataehnten Jahrhun«
derta. - "
*' Ohne an dieser Abtbeilung irgend etwas au tadeln oder
eändert Winsen su wpllen, glaubt Recens. aus gut^n Gründen
olgende Zeiträume annehmen 2u kdniien. i) Aeltesfe Epoche
bis auf Hippokrates 9 2) von Hippokrates bis a^ur Trennung
der Medicin 285 vor Chr. , Z) von der Trennung der Medicin
bis auf Galen , 4) v'on Galen bis zu dem Regimen Sanitatis
Scholae Salernitanae, 5) Von^da bis 2ut Entdeckung Von Ame-
rika und darauf folgende Einführung neuer Nahrungsmittel in
Europa^ neqe Gewürze u. s. f. ( Kartoffeln ^ Tabak, Mais,
Cacao^tc.) bis 1493. 6) Von der Entdefckung Amerika's bia-
auf die neueste Zeit« -.-
In dem ersten von dem Verf. angenomnlienen Zeiträume
bätte die Cultiir der Baumwolle in Asien , der Gebrauch der
ägyptischen Bohne , die Einführung der Cultur des Oelbaums
in Griechenland angeführt zu werden verdient. In dem zwei»
ten würden wir die Einführung des häufigen Salbens in Grie-
chenland 9 das Verbot des Gebrauches der Mentha als Speise
bei Kriegszeiten 9 dann den dem Aristoteles schon bekannten
Reiswein, den Gebrauch des Sesams bei den Griechen u. s. f.
bemerkt; nicht minder würden wir das SiFphion , so berühmt
im Alterthum als Gewürz und Arznei nicht ganz übergangen
haben. ,—
In dem vierten Zeitraum hätte sicher der Hopfen und die
Anwendung^ desselben bei der Bierbrauerei eine Stelle ver«
dient. *
Fünfte T^afel. Praktische Medicili.
.Sechste Tafel. Chirurgie.
Siebente Tafel. Geburtshülfe.
Achte Tafel. A r^i^ <^i mittel lehre«
Neunte Tafel, PLarmacie.
Zehnte Tafel. Staatsarzneikun de.^
Bei der zu dieser TafelNgehörigen Literatur vermissen wir
gerade die älteste Schrift, nämllqh Galens Büch Quomodo
morbum siniulantes sunt deprehendendi^ das unserer Meiifiung
nach hierher gezählt werden kann. \
Elfte Tafel. Medicinische Bibliographie.
Diese Tafel unifafst vorzugsweise die sogenannte alte Li-
terat'ir der Medicin, und von der i>eueren dasjenige, was un-
mittelbar auf die alte Bezug hat« jDer Verfl .hat hier alle
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Chodänt Tafeln wn OetdiMiC« der Kecl!^« 999
Ausgaben der >Werk6 des Hippolrates, Galen ^ Avicenna, Gel*
aus 9 £rotiaR9 Ortbasiua etc. susammengestelley einige der
berOhmtesten Sämnilungen alter medicinl scher Schriftsteller
binzugesetat y die Titel der medicinischen WdrterbCIcher ge«
geben, und mit den wichtigeren der medicinischen Literatoren
geschlossen, £s sind hier folgende Zeiträume angenommen :
1) von Hippokrates bis Galen,
2) von Galen bis Avicenna,
3) von Avicenna bis zur£rfindung der Buchdruckerkunst|f
4) von Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur Einfüb*:
rutig gelehrter Zeitschrifteni,
6) von da bis 1800* —
Beigegeben ist dieser Tafel eine chronologisch geordnete
Uebersicht aller Universitäten ^ bei mehreren sind • verschie«
dene Zahlen angegeben , weil wie der Verf. aagt^ manche
das Jahr, an Welchem die Stiftungsurkunde ausgefertigt ist,
andere das Jahr der Einweihung als Anfang einer Universität
l)etrachtet haben. Die mehrfachen Zahlen sollen deronach
nieistens wichtige Epochen für die genannte Universität be«
Eeicbnen. Bei Heidelberg gibt der Verf. 1346 und ]3d5 an;
aber beide Zahlen sind unrichtig. Der kur^Orstliche Stiftuifgs-
brief ist vom f. October 1386 datirt, und am 18. October
desselben Jahrs wurde das Fest der Einweihung gefeiert. — ^
(Wund^ Geschichte und Beschreibung der Stadt Heidelbergs
jfag. 224.).
Zwölfte Tafel. Systematische Vebersicht
aller Epochen«
Auf diese zwölf Tafeln folgt endlich eine Uebersicht
Sämmtlicher Schriften zur Geschichte der Medicin überhaupt,
die in viele einzelne Abtheilungen zerfällt, und die wir für
eine sehr zwecicmärsige Arbeit halten. —
Den Beschlufs macht, ein Register, welches , was sehr
feU bedauern ist, nur diejenigen Namen der Autoren «ntbäit,
deren Geburts • oder Sterbejahr angeführt wurde.
Notice Jur Iss anctens cMteaux et autret monnmens remarquahUs de
' la partie meridionale du Departement da Bas - Rhin , par J, G.
Schweighaeus er. A Strasbourg. De l imprimerie^ F. G •
Letfrault 1824; Sß S, in B.
Der Verf., der mit einem gröfeeren, umfassenderen Werke
über die Alterthümer des Elsasses beschäftigt ist, giebt uns
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300 J« Ö. 5<^^ig(ii^uier Nptiees •iir>les'^ancten& e]Udteatiz
hier eine vorläufig» Nacbricbt über einige dabin gehörige
.jDenkniale, die etien dadurch aber hesoiiders geeignet ist, die
Aufmerksamkeit des gelehrten Publikums avii: diese grdlsere
Unternehmung liiri3ulenken, da dieselbe einen bisher so we-
nig untersuchte];! und bekannten Gegenstand behandelt und
züglejch auf eine so befriedigende Weise, wie hier ersichtlich,
durchgeführt ist. Leider ermangeln wir fast aller historischen
Nachrichten über die in vorliegender Notice beschriebenen lleste
4er. alten Zeit, und wenn auch gleich einige derseljjen, nach un-
xweideutigen Spuren in die Zeit der Römerherrschaft und selbst
noch früher zu fallen scheinen, so finaen sich doch sichere. und
xuverlässigeData erst seit dem 12n und l3n Jahrhundert. Auch
mochten w.enige der nach mannichfachen Verheerungen und
^Zerstörungen bis in die nei^esten Zeiten herab noch vorhan«^
denen Cönstructionen, deren Grund vielleicht höheren Alter»
thuYns seyn mag, über diese Zeit hinaus fallen, die meisten
sind später vergröfsert, oder von neuem aufgebaut, bis in das
i6te Jahrhundert herab. In zwei Abschnitte bat der Ver^
seinen StoflF zerlegt, Im ersten beschreibt er. die zwischetl
der südlichen Gränzlinie des-Departements nnd dem Thabvoa
Barr gelegenen Schlösser oder vielmehr' deren Ruinen J im
^ zweiten, dem unstreitig wichtigeren und interessanteren foU
gen die' Burgen und andere bemerkenswerthe Denkmahle des
\ Altertbums zwischen den Thälern von Bar und Kliiigenthal.
Das Ganze umfafst einen Distrikt von kaum zwei JLieues ins
Gevierte.. Zu den im ersten Abschnitt beschriebenen gehören
die Schlösser von Hohenkönigsburg. und Königs heim,
(geme^inhin Hobkinsburg" und Kinsheim genannt), beide
nicht sehr iJ^^eit voii einander entfernt, in der Nälie des durch
Carls des Grofsen Pallasf und öfteren Aufenthalt ilierkwürdi« '
gen Schlettstadt, atif Anhöhen gebaut , von welchen man eine
reizende Aussicht über die Ebenen des Elsasses, geniefst. IVJö«
gen anderweitige Spuren und Vermuthungen auf ein höheres
Altertbum beider Burgen führen, iii ihrem gegenwärtigen Zu-
. stand, so wie nach den ersten historischen Daten, die der
Verf, weiter bis auf die Zeit der yernichtung und des gegen-
wärtigen Zustandes verforlgt, reichen sie nicht über das drei-
zehnte Jahrhundert hinaus. Nicht anders im Ganzen verhält
es sich mit mehreren andjsrh Schlössern , die in derselben
.Richtung liegen und hier beschrieben, werden , deren Ge«
schichte der, Verf. von der Zeit an, wo sich solches nachwei- ^
sen läfst, bis auf ihren Untergang und bis auf die gegen war- .
tigeZeit herab durchgeht. So das berühmte Schlofs von Fran-
ken bürg a^it Aeinen ausgedehnten Ruinen und Ueberresten
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dor^Departement dti Ba« • Rhiii. 30i
ifan Befestigung aus den verschiedensten Zelten , so die bei*
dea Schlösser von Ortenherg und Ka niste in, wovon jene»
o£Fenbar älter, und Eigenthum einer, mächtigen Familie gewe-
sen, dieses aber mehr in der Eile, hios teroperärer Zwecke
willen erbaut worden zu seyn schMnt; ferner in der Nähendes
Städtchens Damhach die Burg Bernstein mit wenigen UeJ^
berresten; das Schlofs Bilstein, in einer pittoresken Lage,
auf einem Schieferfelsen von demselhen Gestein grofsartig er-
baut, in jedem Fall höchst sehenswerth; das Schlofs von
Speshurg und Andlau', letzteres bis vor die Zei^ der Re-
volution das wohlerhaltenste von Allen, jetzt noch in einigen
Mauerüberresten kenntlich.
Von hier geht der Verf. zu der an Denkmahlen jeder Zeit
und jeder Art reichen Bergkette über, die sich im Norden des
Thals von Barr hinziebt , und zwar, wie bisher, in der Rich-
tung von Süden nach Norden» Aber nicht blos die an ihr lie*
gendeh Burgen und Schlösser, wie die von Landsberg,
Birken fels, Dreistein und Kagenfels, Hagel«
schlofs, Lützelburg und Ra thsa mhausen sind es,
auf deren Beschreibung der Verf. sich beschränkt, er hat auch,
was jedem erfreulich seyn kann, die berühmte Abtei und das Klo-
ster der h. O tili a, die Abtei von ^^'. edermünSter, das
Kloster Tutten hausen, die h. Jakobs - Ca pelle m^it
in den Kreis seiner Darstellung gezogen — Gegenstände, die,
unbeschadet dem Uebrigen , gewifs fast noch mehr in viel-
facher Hinsicht das Interesse eines jeden in Anspruch nehmen.
Die Familie der Landsberg, deren Namen jenes Schlofs trägt,
ist in der Geschichte des Elsasses , und insbesondere der Stadt
Strasburg sehr berühmt; sie' ist uralt, da dieser Namen schon
in den Verzeichnissen der Ritter bei den Tourniren im lOten
Jahrhundert vorkomiät, das Schlofs selber, das jetzt noch in
seinen Ruinen existirt, ward gegen das Ende des i2ten Jahr-
hunderts erbaut, ungefähr gleichzeitig mit der Stiftung des
Klosters von Truttenhausen, das fleirada, Aebtissin zu
St. Otilia, aus dem Geschlechte der Landsberg, urkundlich
im J. it8i gründete, das jetzt aber nur in seinen Ruinen noch
sichtbar ist. Auf dem VVege von diesem Kloster zu dem der
heiligen Otilia hat man zur Seite die Ruinen der Kapelle des'
heil igen Ja kob, nach einer Tradition und merkwürdigen
Lf»genqe 803 n. Chr. schon gestiftet./ Die Ruinen der Kapelle,
in deren Umgebungen, sich. das öt. Otillenkloster befindet, so
wie die Felsen, auf Welche sie sich stützen, bieten einen für
das Auge eben so imposanten als pittoresken Anblick dar, sind
'Itber Wohl, schwerlich I wie ntan veramthete 9 Trümmer einet
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302 J. 6. Sehweighaenter Kotüoe «or let andens didc^aut
Gehäudek auff deiüi 9ten Jabrbundert, im Gegentheil, niehrec»
Kennseieben 9 welche an dem .noch am besten erhaltenen Tbeile
aicbvoi Enden ^ f(\bren eher zu derVermutbung, dafa das* ur«
sprüngliche Gebäude -ganz x>der docb dem gröfseren Tbeile
näcby im 12ten oder iSten Jabiphundert erneuert' worden«
Verfolgt man weiter diesen Weg, so gelangt man binnen einer
Viertelstunde höher zu der Qu eile der h<eiligen Otilia,
berühmt wegen ihrer w'undejrbaren Eigenschaften und wegen
ihret Heilkraft bei den Filgrimen , welche hierher wallfahren«
Vom Kloster selbst ist $ie in gerader Linie nur etwa 400
Metres entfernt j auf jepes kommt der Verf. wieder weiter
unten- zurück 9 indem er hier «die Beschreibung eines andern
boch^t merkwÖifdigen^DenkmaWs grauer Vorzeit einscbaltety
von dem wir eben deshalb hier etwas ausführlicher reden müs«'
sen. £s ist dies jene Mauer, welche sich |n Einern Umfang
von einigen Standen über die Gebirgsfläche, welche jene
Schlösser ^nd Klöster umfafs):, noch ziemlich erhalten in ge-
rader Linie hinzieht« Am besten tritt man' in sie ein, wenn
ii^n mit dem Verf., den Weg von Barr aus wählt nach dem
Schlosse von Landsberg^ dann über eine öde, nur mit Heide-
kraut bewachsene Anhöhe, Mönkalb d. i« monstälvus ge«
iiannty und von hier, es sey in gerader. Linie oder in einem
kleinen IJmweg über Jon Mennelstein aufwärts heran«
schreitet» Diese Mauer zeichnet sich vor allen ähnlichen Ue-
berbteibseln alter Befestigungen in den Elsässiscben Gegenden
wi^ überhaupt vor ähnlichen Monumenten anderer Gegenden
auf eine höchst merkwürdige Weise aus. Ihre Dicke , überall
von fünf FuJTs, ist beinahe nirgends durch mehr als zwei-
Schichten gebildet. £s sind jdicke, viereckige Felsstücke,
woVpn die unteren oft unregelmäfsig sind un^ mit dem Fei«
sen, auf den sie gelegt sind, sich zu «verbinden scheinen,
während dem die Steine der oberen iScbicbten in einer groben
Art rechtwinklicb behauen und statt des Mörtels durch Zapfen
von Eichenholz verbunden sind: die meisten dieser Zapfen
ftind freilich im Laiffe der Zeit zu Grunde gegangen, einige ~
haben sich aber doch noch ziemlich erbalten, um daraus ihre
ursprüngliche Gestalt und Beschaffenheit zu erkennen: auch
sieht man an ^en weifsen Steinen noch ^die Einschnitte , in
welche djese Zapfen gelegt waren, . Man bat zwar an Aegyp.
tischen und Römischen Bauten etwas Aehnliches entdeckt^
was aber dpch hier nicht zu der Annahme berechtigen kann^
dafs diese Mauer ffin Komisches Werk sey, da die grofsen
Fortißcationslinien,, welche die Kömer auf mehreren Funkten
Euiopa'si angelegt liabisnf von regelmäTsigerer Maurerarbeit»
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(Kn t)ipatteiBeae clit Baf«ftkiii« S03
und^an den Seiten mit Th armen gedeckt sind« was bei dieser
]y[a^er .dut'chaus nicht der Fall ist. ' Zwac hat man auch hier
eine bedeutende Anzahl Rdmischer Münsen entdeckt 9 auch
schreil)t eine aus dem Mittelalter herrührende Sage die Er-
bauung einer Veste auf diesem Gebirge deot Maximianus Her-
kules'^ dem Mitregenten des Diodetianus su^ und endlich
scheinen selbst die geplatteten Wege ^ welche aufwärts führen^
dafür zu sprechen , dafs diese Mauer von den Römern oder
doch unter ihrem EinfluTs erbauet worden. Allein der aufser«
ordentliche Umfang der Mauer , der ganz im Mifsverhältnir»
steht mit der kleinen Zahl von Streitern 9 welche, die Körner
bei ihrer so ausgedehnten Gränzlinie für die Vertheidigung
solcher Plätze verwenden konnten , der Maiigel an Wasser
im Innern, die grofse Unregelmäfsigkeit der Form und andere
mit der Bau- und Befestigungskunst der Römer unvereinbar^*^
.Gegenstände sprechen durchaus dagegen. £s sey, meint Hr.
Schweighäuser, eher natürlrch, die erste Errichtung dieser
Mauer den alten Gehen zuzuschreiben, derefi Gewohnheit es war,
auf Bergen ausgedehnte Befestigungen zu errichten, in welche
im Fall einer Invasion die ganze Bevölkerung' der umliegenden
Gegenden sich zurückzog, erneuert sey aber wahrscheinlich
diese Mauer worden,, als die Einfälle der Alemannen die Be- ^
wohner der Ebenen nöthigten, innerhalb dieser Mauern einen
Ort der Zuflucht zu suchen.
Der Verf. durchgeht dann weiter diese Mkuer in ihren
verschiedenen Richtungen und einzelnen besonders merkwür-
digen Funkten; und kehrt dann über die Ruinen des einsam
liegenden Schlosses Birkenfels zu dem Otilienkl oster
zurück« Die alte Abtei ward zwar 1546 von den Flammen
verzehrt und in Folge dessen verlassen, dann aber eine Fre-
monstratenser Friorei errichtet, welcher man den gröOiten .
Tbeil der noch subsistirenden Constructionen verdankt, ob-
obgleijch auch diese durch einen abermaligen Brand 16dl ge-
litten haben^ Die gegenwärtigen Gebäude datir^n sich^ mit
einigen Ausnahmen, sämmtlich aus der Zeit nach dem Brande.
Mit der Kirche, deren Bau 1692 vollendet ward, stehen zwei
Kapellen in Verbindung, dre glücklich zu verschiedenen Ma-
len den Flammen entgangen sind und merkwürdige Denkmale^
der Baukunst aus den Zeiten der Gründung dieser berühmten
Abtei bilden, die eine schliefst den S^rg.des Vaters der heili-
fen Otilia und seiner Gattin Bereswinda, die andere den der
«eiligen Otilia selber in sich. Der Verf. beschreibt diese
durcli ihre Alterthum ehrwürdigen üeberreste mit eben der
Genauigkeit und Klarheit | mit der er auch die anderen metk»
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304 .^« 6« Scbw«iKiiaeiitfl(r Nodo« lur lei ancitfAt di4ieaak 6to,
Würdigen Futikte dieses vielfach besuchten Wallfahrtsortes '
schildert, worauf wir die Leser verweisen- müssen« In dem
reisenden Thale von Niedermünster war.es, wo die heilige
OtiUa für die kranken Wallfahrer ein Hospi^l stiftete, woraus
dann aber im Verfolg eine ^elbstständige Abtei geworden^ist.
Nur die Ruinen einer 1187 gestifteten Kirche sind davon noch
4Ü}rigf und ein wenig weiter unten eine verlassene, obwohl
noch ziemlich erhaltene Kapelle* So verfolgt der Verf. seine
Bahn weiter und schildert die übrigen merkwürdigen Funkte
und Schlösser^ welche auf diesem Terrain in nicht sehr grofsen
Enifernungen von einaiid^er sich ei^heben und meistens dem
3yiittelalter angehören. Wir führen hier nur an: dier alte
Stadt Oberehnheim, deren eine Kirche aus dem i3teii
Jahrhundert herrührt, das Schlofs Dreistein, das Schlofs
Kagenfels, bisher bekannt bei den Einwohnern unter dem
Namen: Hanfm attersch lofs^ oder Ho mb urg weile r-
schlofsn auf Cassini's Charte fälschlich unter dem Namen ^
B. h e i h ^bezeichnet, das Schlofs Hager) schlofs, das jedoch
nnter diesem Namen in keiner alten Urkunde yorkommt. Der
Verf. vermuthet, dafs der Wahre Name desselben Walds«
berg sey, da alle Nachrichten dieses Schlofs, das man bisher
vergeblich an verschiedenen andern Stellen der Umgegend zu
entdecken bemüht war^ in die Gegend verlegen^ in welcher
die Ruinen des jetzigen Hifgenschlosses sich vorfinden.
Dieses Schlofs , an das sich eine Reihe zum Theil schreckhaf-
ter Sagen knüpft, ist untör allen Schlössern der Umgehung
das am vrenigscten erhaltene, doch scheinen selbst die Ueber«
reste eine stärkere Befestigung ursprünglich zu verrathen. Die
heiden Schlosser, von Ratnsamhausen und Lützelburg, *
die ursprünglich einer und derselben Familie, der von Lützel*
bürg, angehört zu haben scheinen 9 und beide 9 'in geringer
Entfernung von einander , durch ihre herrliche Lage , mitten ,
in einer üppigen Vegation, und mit einer weiten Aussicht in
die Ebene die Blicke des^R^isenden auf s^ich ziehen müssen,
machen den Beschlufs dieser Beschreibung, die gewifs Jeder,^
der nur, irgend ein Interesse für solche (gegenstände hat, mit
Dank annehmen wird. Wünschen wir, dafs der thätige Verf.;
«un auch die erforderliche Zeit und Mufse finden möge, bald
die übrigen an ähnlichen Denkmalen nicht minder reichen Thä«
1er und Berge seines Vaterlandes in einer ähnlichen Weise uns
zu schildern l
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N.m 1825:
H e i de 1 b ä r g 6 f .^
Jahrbücher der tXi^t^^
sssBEaBREasssesEavii
K. ^tXoTti^ ha-fcdvTfi TcwO p/ioYfivwv; ^t* «YoStt» r^; *l^kkddo;* ^Ej
Ha^tmotf;, «ic 'njg 'I\^oy^>a(i>ta; I. M* ^Ey3^fa^T(r3. Se trouve
ehez Firmin Didotj -phre et ßh, Rue Jacob Hro. 9A. AwKai
Mit einem Porträt das jiristottles ^ nach einer Büste ^ dib sich
im Pallasl Sf^AdA zu Aom befindet ^ gestochen von Mgügeot.
2) Fom alten und neuen Hellas. PTorti äti die griechische Nation\
gesprochen von Adamantios Corai. Zugleich als Eittleitun<rfJ
Schrift zut Politik des Aristoteles. Jus dem Alt" und New^
griechischen übersetzt von Dr. Carl Iken. ' Leipzig iQ^S.
yi) •AfMrrerfe'Aou; Tlohrt^Sv ßtßkia »y. Aristotelis Pbtiticörjifn libri
Ccto. Ad' cqdicum fidem edidit et ad notationeih adjecit Caro'»
lus Goettling» Jenae t824. Die Ausgabe ist Göethiö Idü^
, reati populi pruicipi gewidmete
So Äebr wir auch von dem edelmtitbigeo Streben iei Alt«
Vaters neugriechischer Bildung *)^ von den tiefen und klugJ
berechneten vFroIegOinenen uns angezogen fühhen^ so müfstejl
wir doch von dem Standpunkte deutscher Philologie aus, über
diese neue Ausgabe der aristotelischen Politik ein ungünstige^
Urtheil tiiederschreiben , wenn sie sich selbst nicht beinahe
als einen blofsen Nachdruck der Schneiderischen und für die^
fifeiigriechen bestimmt, angekündigt hätte* Unmöglich würde
es mir gewesen seyn, sagt der bescneidene Greisj ohne Schnei«
der eine Ausgabe der Politik zu bewerkstelligen. Ich hatte
iYe<ter Zeit n9ch' Kräfte^ die vorbandeneil Uülfsmittel £nj)e«
^) I^aehriefateD übet ihn findet inan m einem Briet von Villoisoii
an Sturz 9 in der Vorrede zu den Fragmenten des Ümpedokles^'
> in decd Slsteü Stück des Edinburgh Reriew und In den An«
inerkungen des Lord Byron zu seinem Ghilde Harold \»> l6lf
nach der Fleii^herischen Ausgabe seiner sammtlichen Werke;
ilVm. Jahrg. 4. H<5ft; ^ 20
^' ' Diqitizedby Google
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,306 ^ Aristoteles Politik. ^^
ttütaien. Neben Seh. Ausgabe benutzte ich blos noch die von
Conrhig l65ö und die Abdrücke > die sich in »we^i Ausgaben
der särniiiwlichen Werke des AHstoteles vorfinden; hie und da
habe ich einige Verbesserühgen angebracht oder vorgeschla«
gen* Mit Unrecht Wiird aber tehauptet, die Uebersetzung
von Ghanipagne habe nichts zut- Erklärung des Textes beige«
tragen; es finden sich im Gegentbeile in seinen Anmerkungen
manche gute kritische Bemerkuhgtjn ui^d Viele treffliche Sach« ,
ferklärahgen. ' '
t)ie Art und Weise de^ A. C. ist aus den frühern Jßänd^n
der hellenischen Bibliothek hinlänglich bekannt^ wir könnten
also füglich unsere Anzeige schlielVen ,<wenn wir, nicht die
Gelegenheit ergreifen näöchten, einige Bemerkungen , die' so«
wohl Sehn, als C. treffen, hier nvederzulege^.\ Sehn, hat be«
kanntlich eine gänzliche Vi^ränderung in det Kapiteleinthei-
lung votgenötnraen J welche von C. beibehalten worden ist;
ein Verfahreiiii A&i sich wohl schwerlich im^GsLnz^n wird
Vertheidigeri lassen» Als Hülfsmittel zur Verjressetung des'
an vielen Stellen so veidotbenen Textes bediente er sich
iiicht allein det* sogenannten Antiqua versio^ die nach der nicht
viel für sich habenden Meinung von Joutdain (rechetche$
ctitiques sur l'age etl*origine des tfaduCtions lätinesd'Aristote^
S.76) Robert Lincoln zum Verf. hat, sondern auch neuerer
Uebersetzungen, besonders des LeonharduS AretinuS,- Are-
tinuS Vrar nun 2vi^ar ein grofsei^ Kennet der griechischen Spra«
che^ wasr auch die Von Neumann herausgegebene ^Xw^^e^fTivm^f
tlohrafob hinlänglich beutkundet; aber auf seine Auctorität al-
lein« möchten virir^Äine Stelle im Aristoteles vöränderil« Die-
ser berühoite Humanist und Staatsmann sah iri seiner Üeber-
Setzung meht auf Correkiheit und Glätte des lateinischert
Ausdrucks j als auf eine genaue UebettragungJ et VörbeSserte
wohl' häufig dem Sinne nach^ wie? z. B. IIL 3. 6i aVfcwv für
ÄuTCövj Was Vettori^ der doch wohl alle Handschriften des A*
h^enutzen konnte, in keiner vorfand ^und vVurde deshalli schtfrt
iron den Gelehrtfen seiner Zeit stark angefochten. - Das Näher©
findet sich iri seinen Von MehuS besorgten Briefen ^ Flotentiaö
1741- ö. 3 Bde, Welch ein Yerttauert Verdient eiii Mann;
der sagen konntet usifs mihi videtUr Aristoteles inPolitlcorum
libris amplissimo quodam scribendi genere^ elegaiftia ^ nitor0
et inct-edibilitate exemplorunt copia refetta* Epist- Hb. VIL?^
Vlll. 1. ^ _/
üebrigenö iSt Schö. selbst dei* coi-rettö ÄbJtuck dei* anti-
güä versio entgangen ; ^r bediente «ich zweier Verdorbienert
•Exemplare, die »sieh unter den Werken des heiligen TJharaat
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Ariftotele« Politik« 307
Von Aquino rorfinden. Naqh Hi^iiidftcfariften er^ien die an*
tifua yersio unter folgendem Titel:
Arifitotelis Stügiritae Folitia seu de Aepiibltca 1. 8. Leonardo
Aretino interpre£^ cxini sct. Thomae Aq[uinatis explana-
tione summa cura ad Mänuscriptum collata. Adjecta est
anti(jiia versio*et Tbomae de Kegimine Frincipum 1. 4-
Jul. Martiani Rotae labore ac diligentia, Venetiis apud
Juntas 1568, fol.
Von die&em Werke , Welches für eine kritische Ausgabe
der Politik unentbehrlich ist, scheinen sich wenige Abdrücke
nach Teutschland verirrt zu haben« s Kec sah es blo^ in den
fiibliotheken 2u Bamberg und München, wo sich mehrere Seh ät&ei
dieser Art voränden; Aul diesem Andeutungen kanii maii
leichtlich erachten, auf welchem festen Grunde viele sogeiiahntd
£mendatianen in der Schneiderischen Ausgabe beruhen« , ,
toi Allgemeinen müssen wir uns gegen daä Verdächt ig-J
niacheh öder Ausstreichen mehrerer in den akroamatischeii
Schriften jdes Aristoteles so häufig vorkomrriehden Fartikelii
wie yd^, ^«, HotTotf YOi n. s. w. erklären. C. hat sich «wm
Oeftern die^e Freiheit, genommen, ohne zu bedenken ^ dafs iii
mancher solchen unscheinbaren Partikel ein ganzer Gedanke
eingeschlossen ist. Sätze, die Aristoteles in den ekoterischeil
Schriften mit einem i^wischengliede würde Verbunden haben^
bangen in den esoterischen häufig durch die so oft wieder-
Jcefarenden Conjunktionen zusammen , und dem denkenden
Leser bleibt ef überlassen, den verbindenden Gedanken auf»
SuEndeh. Ou yacg ^(rBsvefA Xoyoxi ro J^aipi; a-jrov to7; ffvyygafXfxaati^
iyiwro^ sagt Simplicius in den n^oXs/o/*- si<; rag ^A^tffror^koxi; KotjJ*
yo^iag Basil..l55l fol; S. 2. a. 1. 35 secj^, Ytraurt fxiv nai et fxar^twi
^SyvüTä^^UvLoXov^sivBvvafJt.avoi» Jr/iroXXijv ifx(patV9t Aajtrmjjv bvvajAtv *j *X^f
^TOTt'Xöu; •E('|üt8V8/a, aJ ; 5/* oXi,yaiV r~^XXa¥.ig cvXXaßw^ 'ita^ar
ht^oyiaif oaa oüh a v^ rt; iv ToXXai; ict^toBoti iBfBa^i:
jUis den vielen Beispielen , wo C; gegen diese Eigenheit der
arisrotelischeti Sprache fehlte j hier nur einige; so ist z. H, II,
1. 6, T^ keineswegs dberlliissigj wovon sich jeder leichtlich
überzeugen kahn^ III. 5* 11. »nufs a^^nothwendig stehen blei-
ben, des Gegensatzes wegen; Zu verwundern ist aber, wie
I. 1. 11. zwei' Kai ihm verdächtig seyn konnten * da das e^ste
käi TtXätiü^fV ganz dem k«) x^§^^^^ entgegengesetzMind^aiZweitW
gewöhnliche Conjunktioit ist. Im Gegentheil wird I. 26." un»
nötbiger Weise eixi ««/ hinzugesetzt. Man sehe aifch ähnliche,
VeriesseruDgen I. 3. Ö. I. 3; 2. II. 1;5. IH. i- 7. III. 7. 2:
Üi «. W; ,
20
*■
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308 ^ Arii^olclei Politik..
Di« gt^miöatiÄch • kritid0he Erläuterung erbeis^bt ' ein.o ^
Vorzögliebe Aufmerksamkeit auf dje eigentbOmlicbe^Denkv
^ weise eineSiSchriftstellers, gleichsam auf die Strahlenbre/chung
ulhd Farbentöne des im Woitr^flex sieb abspiegelnden Bigrif-
. fes. Hierin w^td verscbiedenfacb von den Auslegern der Po-
litik geteblt. tag^c ist dem Aristoteles so viel als HoXiTsiaf die
j Staatsverfassung, IlcA/T8/a troXswq ■Taz,tg MT^ am Anf. , so auch
lll. 1 i. IV. i. 4. IV. 11.6. Desv^egen beifst es VII. 14- 10.
ganz ricbtig,Tag/5 «^vcuv nacb den Handscbriften , und braucht
deswegen i}icbt mit Scbn. , G. und ändern Ta^i« tcmv i$mv gele-
sen Äu werden. In der angeführten Stelle erkläre ich übrigens
dxoTt'B&rl^ai Jiieht mit Vossius durch tollere liberos^ i, c. dgnos«
cere natos pro suis liberis et ediicare (zum Mela I, 8. S. 359.*
ed. Lugd. Batav. 172^. 8) welche Bedeutung eist zu bewei-
sen wäre ^ sondert! mit alleii übrigen Auslegern durch: Aui^
setzen; yd$ nach vS^ftrBat ^st entweder mit Lambinus zu, strei«
cben^ oder was besser ist, in a^a zu verwandeln. Die Stelle
würde dann s^o interp.unktirt .und übersetzt "Werden müssen:
^tä'ds ^Xyj^og tsuvtuVf tdv ^ ra^t; rluy eBvwv xoAe^» iJ^b^v dieofi^sffS^äi
t-cu V 7'Yf o/ji^vttjv , (Julius Skaliger, von dem sieb an dem Rande
. eines Exemplars der Politik in der Heidelberger Bibliothek
V 'mehrere Emendationen vorfinden, die Schreiber dieses an ei-
nem apdern Orte mittheilen wird, scVeibt ohne Grund: »yavv»-
fjjvtiuv) wQtaS-at a^a 5« tjJ; rsvLvoicoua^ r^ itk)^So$' Wiegen der
3y[enge der liinder, wenn die Verfassunjg de.r Völ-
ker verbietet,\irgend eine Frucht auszuset^eni
müls man der Kinder erzeug ung ein Ziel setzen«
Auch hier kann man seb^n, wie wenig kritischen Werth die
aretinjsche Uebersetzung b^t; sie weicht ganz ab vOn dem in
allen Handschriften gleichartigen Text. Ueber d^as (jesetz her
den Atheniensej^n in dieser Beziehung sehe man den attischen
Procefs von Meier und Scbömann 8. 428) wo unsere Stelle
des Aristoteles anders erklärt wird.
/ IIL 3* 2.*schreibt Cor. mit CameraifiuS unrichtig ^g,*-f»(f5#-
/ 0»««$ anstatt des bandschriftjichen i^ iiro^ii&swi. Die Kinder, sagt
A.,' sind noch keine wirkliche, sondern Bios v^rmutblicbe, hy-i
pothetische Bürger, so kommt uiro^«*/; auch vor II. 5. i. III.
I. 3. IV* 1.-2. und öfters-, der Bedeutung von Vorsatz aber
^ nähert sich 9T»5ee//$ If. 6- 20. Den dem lateinischea olim glei*
eben Gebrauch des griechischen iraA^r , bat C. gut erklärt zu
II. 1. 18, doch vor ihm viel früher schon Valken. an Euripid«
Hippol/v. 108S. Den eigenthümlicben Gebrauch des ri fyov
hei Aristoteles und andei^n Philosophen bemerkt Tsetzes in
den Scholien zu Hesiod. ^y, S. 3^, A. dd« Heins. | wodmcb*die
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Aristoteles Politik. 30t9
Ph^aie in. il. to. h rot; tfjLofot^ ua) fiwi; erit recht rerstSndlicb wiiJ. ;
Mehrere solcher Wörter, deren eigcnthümliche Beaiehungen
genau erfafit werden müssen , sind y^tjfiartvTtHi!! , ir^ali;, fx^j&oLf,
a^irrsKroviKi} , *oi>ieuq u, s. w. 9 abgesehen von den Staatswissen«
achaftlichen Ausdröcken und Begriffen ^ die jedem Leser der
Politik geläufig seyn roflssep.
Mehrere Stellen ausführlich au behandeln^ liegt jetzt we«r
der in unserem Plan, noch würde der Kaum dieser Blattei^
dazu- hinreichen , nur über IIL 9. 3» u. 7. mögen hier noch *
einige Bemerkungen statt finden. Soviel auch über den Un^
terschied von TaT^to;^ irar^tvog und xar^aJo; (jonisch Targ(t>iogj böo-
tisch TaT^o7o;) geschrieben wurde, siebe die Ausleger zu FolK
L 1. Wyltenb. au Plut. Moral. II. 175. Barker zum EtymoL
Magn. Etym. Gud. S. 1086 9 so mufs dach der aufmerksame^
Leser der Classiker bekennen , dafs diese Wörter wie patricus,
patrius und paternus, bei den besten Schriftstellern häufig
ohne allen Unterschied gebraucht werden. Man geht deshalb
wohl am sichersten, wenn man hierin ohne alle Emendation
blos den Handschriften folgt. Deswegen scheinen a. a. O.
die Sjchneider-Coraischen Verbesserungen keineswegs solche
3u seyn, 'VVie aber Tittraanh: Darstellung dftr g|iechi$chen
Staatsvorfassungen S. 67. xar^tcu ßcuuXsTcu durch „von den Söhnen
der ersten Bürger anerkannte Kegierung^^ und fy/yvsvro ßa^iXsl;
i^ovrwvf HOi ««*; 'ra^ofAßavovat .leuT^iot^ („denen, die Könige
freiwillig annahmen, wurden sie legitime^*) durch — ,jwur den
sie Könige durch den Willen der ersten Bürger, auf deren -
Söhne dan% die Anerkennung des Königs forterbte /< über-*
setzen konnte , ^st mir unbegreiflich.
Angehängt sind zwei sehr brauchbare Iri3tceSf über dia
Politik selbst und über die Anmerkungen. Druck und Papier
lassen im Gegensatze' mit dem Widerlichen der Schn^ Ausgabe^
wie in den meisten französischen Büchern, nichts zu wüU'r
sehen übrig«
2. Pie üebeisetzüng der Frolegomenen von Dr. Iken (die
von Orelli ist uns nicht zu Gesichte gekommen) ist, so w^it
wir sie verglichen haben , treu und fl^efsend. In der Vorrede
(XIX.) wird -der Streit, der sich unter den Schriftstellern
neu griechischer Sprache erhoben hat, berührt. Von vielen
»einer Liandsleute wird, gegen die Art Corai^s, gegen die will4
kührliche Vermischung des Hellenischen mit dem Nengriechi-*
sehen, nach unserm DafjQrh'alten nicht mit Unrecht, freilich
aber in einer unziemlichen Weise, geeifert. Die jetzigen ^
Griechen sind ihrer Religion und Geistesbildung, ihren Ge-
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fl
fttum und Gewolinlieitön naefa^ ^llni^ch ir«tsdiieiItoiivioii il^,^
|ten Altvödern, Warum sollte die, dm^ch mannicbfaobe' Yee«
ÄnderuDgin in der maraU»ch«n und äufterlicben' Welt verän«
äerte Sprache , ai^h liicht in eigner \ f elbstständiger EntfaU
tung zu?. Sdirift spräche erbeben 'i warunEi sollte hiebt ein^ ei»
gentbümlip^e Geistesausbildufig des Volkes, das Abb ild dieser
Ansbildung , die Spracbe , obne veralteten Zu^fatz von Aufsen,
}^ch eigne Kraft sieb entwickele und verfeinern? Nicht darcb
ehie Zurückfflbrunc zum Alten bat sich. Dante unsterbliche
' V^dienst© um die italienische Sprache ^erworben.
' Die Inhaltsübersicht der aristotelischen Politik von Bar«
flielemy bat Corai mit einigen Veränderungen und Anmerkun»
|en feinen f rolegomenen eingeschaltet; aus diesen hat sie Dr«
ken im Anhange wieder gegeben. Wir unterschreiben ganas
das Ui^tbeil über die Schlossersch^ Uebersetzung der Politik,
und ftlgen bin^u ; dafs die von Garve ebenfalls in der uner«
^ickli^ben paraphrastischen Slanier abgefafst ist« Die Nach^
Weisungen (iber die zwei ^pidaurus, Epida^rus Ljmera und
.^as in Argplis^ wovon aiich Paus, III. 24» 4« wozu Siebeiis
S. 75. (Mannen Geographie der Griechen und Hd^ner VIII»
604. 664 U» folg.) ^i"ö hinlängliche' Nachricht hat , iind ihre
veränderten Benennungen ist dankenswerth. Nicht so ganas ' '
gönnen wir mit manchen Aeufserungen in den Anmerkungen
tlkberein stimmen. Was z. B. S,_l. in der grofsen Anmerkung
i(lber Macniavelli und die eigentliche Absiebt seines Principe
gesagt wird, 'wäre wahrscheinlich nicl)^ niedergeschrieben
worden^ wenn ilrn, Dr. Iken bekannt gewesen wäre, däfs
seit der. Auffindung (18IO) eines eigenhändigen Briefe^ von
Machiavelliy über die Absicht des< flurentinisenen Staatssekre«
^airs bei Niemanden, wie früher bei keinem Kundigen italie^,
jiischer Denkweise und Staatsklugheit, irgend ein Zweifel
mehr obwaltet. Das Nähere findet sich> in der durch gesunde^
^rtheil sidi auszeichnenden Geschichte der italienische^ Lit^^
ratu^ von dem verstorbenen Ginguene,
3. Seitden^ wir die vorstehende, im Abdruck zufällig ver*
fpHtete i^na^eige ui^der geschrieben,' ersphien in Fran^reichj
die. früher angekündigte , nach der coraischen Ausgabe gefer<>
tigte Uebersetzung vom Professor Thürot, den wir «chon
durch andere Uebersetzungeri kennen, un4 in Deutschland
eine neue Ausgabe der unscbät^^baren J^rucbs^tlcke aristoteli«»
scher Staats Weisheit; d^nn dafs di^ IVJeinU^g des .K. 0^^li"g9
die Politik vfäre in ihr^r ietztgen (/eftal; Yqllständ^gi M^g?*!
gründet ist, wird^ w^e )[yir toffe^« unt^n g«9tig?n4^?Tß^
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Aristoteles Politik; ' - 311
ih^n werden. Hr. G. hatte anfang« nur eine Ausgabe zum Ge-
• brauch seitier Vorlesungei^ beabsichtigt, erhielt ab^r später
durch Osann vom Herrn Con^ervator Haaae in ^Dresden, ei-
nem fieifsigen Leser des Aristoteles ^ d^e dm Rande der Pu-
rallischen und Sylburgischen Ausgabe geschriebenen Lesarten
von fünf pariser und einer^Mailäiider Handschriften ^ vrestialb
Hr, ö. s^uph sehr bes.cheiden Hrn. £[. das Verdienst der ganzen
.Ausgabe zuschreiben möchte« Zu diesen Hülfsmitieln kam
noch der Leipziger Codjei( und die verschiedenen Ausgaben
seit Aldus 9 auch die neueste von Corai,
Die Schriften des Aristoteles sind theils als blofse £x-
cerp.te, CoHegienbefte mid d^rgl, s(uf die Nachwelt gekommen,
theils durch Ihre wunderbaren Schicksale ^chon zi; frühe ver-
dorben worden f, als dafs der Text durch Hau dsghriften^ des
vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts viel gewinnen
l^Önnte^ di^ Ausbeute fällt daher gewöhnlich gering^ dus^ so
jn der Politik , 9.0 bei ar^dern Werken , am meisten möjchte
noch aus den wörtlichen ^ nicht in cic^ronii^nischen Perioden
ahgefafsten Ueberaetzungen und aus den alten Commentatoren
zu lernen seyn. Die Uehereinst^mix^ung der Codices in den
für verdorben gehaltenen Stellen 'hemmt die Verbesserungs-
aucht» uild treibt den Scharfsinn zur Erklärung des früher für
unerklSrb^r Geachteten. Mit YergnVigen halben wir dieses
Streben in den Anmerl^ungen de^ Hrn. G. wahrgenommen und
gestehen» wie manche kühnen Umstellungen und sogenannten'
Kmendationen Schneiders beseitigt worden sind- Anders,
freilich fäirt das ürtheil aus über die, ii4 der. Vorrede', den
Anmerkungen und li:^cursen ausgesprochenen Meinungen übeif
$taatsweisheit und Staatenve^fassüng in dejj alten Welt^ *
In der .Vorrede behar^ptet Hr. G, Plato habe sei|[ie ?olitik
^aXXivoXtq überschrieben^ die Aristotelische hingegen sey in
den vorhandenen acht Büchern ganz , man müsse nur bedeix*
ken^ wenn es heifst: „weiter unten,« dafs auf die Oecono-
mik verwiesen wird; di,e Fr'ägmente der Pythagor^er a.eyen
lange nach Plato und* Aristoteles geschmiedet, wei\ sie vorn,
Köuigthum sprächen, Tolybius soll in Staatssachen der Ein-
sicht ermangelt, (S. 485 in rebus ppliticis nön. perspicacissi-
mnn\ se praebet) und Aristoteles, der ,' versteht sich, sonst
sehr erho.ben wird,^ soll beim lakedaimonischen Senat (S^ 40^)
aich geirrt hs^hen. IJebrigens sey di^ PoHuK zwei Jahre yor.
feinem "föde v^^^Hendet worden, aber nich^ in Athen ^^Qgen
' der Stell4 über das Ki nder^b treiben * (VH, 15, S. 2ö5, 6. ei/
Q.) sonst würde ei^ ja' w^geix TJebertretung des G^^etzes r^;
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31^ Aristoteles P9li^ü:.
^pL^Xwffsm; vor'« 'Gericht cefordertwofden leyn.^-r Wif WpK
Jen 31 un diese Sätze einzeln beleuchten.
Durch eine Stelle Flato*8, wq nicht einmal die Lefart
sicher ist, (Pol. VII, 9» daselbst Ast, S. 666.) ^nn doch wahr-
lich nicht bewiesen werdep, dafs er dieses Werk KaXXiroXi^
tebersctriehen habe!- Wie oft nennt er fe« nicht fro^i; oder iro-
XtTsia^ vergl. Ili. 9, l8. V. 1. 2, und im Timäüs heifst ef Q. 17,
Twv iy g/^cLf f;y5^vTwv A«7wv Il^f) IloX/r^/a^ (Ast zur P61^.3l3.) —
Dui'ch ein aufmerksames Lesen, müfs sich übrigens jedem die
Bemerkung aufdringen, dafs Plato'f Haupta)3sicht bei diesem
»einem gröfsten und vollkommensten Werke war, die Natur
cier Gerechtigkeit darzustellen, was sch9n Proclu^ bemerkte)
und Morgenstern (De Piaton» Äep. comment. tres p. 47.) hin«
Inngllcb hewiesep hat. Von den Staatsverfassungen hat: er
aber vorzüglich deswegen gesprochen , S^rt 4v rgSi '^^^fataug t^o*.
re^ov ay-oveiv 7^ *i^>J ^ c^ Toi; tBtvoratg (Vol* ^45. B.) — Die Poli*«
tik ist also, ganz; — wodurch sind aber mit einmal die gegrün»
deten Z\yeiTel gegen die Aeghtheit der Qekonomik gehoben?
Wenn auch die o. 430 angeführte Stelle ganz passen würde|^
wo spricht dann Aristoteles ausführlich yon der Cqnsti|utio£|
der Monarchie und Aristokratie^ die jeder nach VI. 4. erwar»
tet , wq spricht er ausführlich über die einzelnen pehdrden
eines jeden Staates? Warum sollte er mitten in der 'Abhand-
lung über Erziphung abbrechen, da er selbst sagt: ^-q/Saj --^
vaiSsvHov VLqi t4; aAXäc 'yjktyitc^i VII. 13. S. 20. ed. Schn.,^
WO bleiben die Vorschriften für die Erziehung erwachsener
Jünolinge und Männer? . — Tov ya niXkovra icfuhtay aicayscHi
hei ist. es II, 2. 10., y.ai vofxi'^qvra Btu Ta\)T>j; icsv^at tjjv -roX/v cirov»
^aiavj Urovov rot; -rc \>roii oY^Bat 5fo^$oüv, aA^^a fAvj rQ74 «.&«»( ho;« rj
(^Aoo|o^/'a uai to7; v''>/;^ -t- WO bleiben aber die Vorschriften
in fieser Beziehu .^? Und wie sollte ein Mann, dem der ana-
lytische Weg zur ^atur geworden ist, nach der Voljlendung
der Politik erst die Oecönomik, von der ex sc^on , freilich|
eine ziemlich undetitliche Uebersicht am Anfänge seiner Staats-
weisheit gegebep hat. ausarbeiten? ynd hütte e,r das^u ^eit
gehabt|''da tfie IVhetqrifc (Rhet. L 4. Magn. Moral, l. 1.) nacl^
sichern Beweisen erst na^h Vollendung de^ Pplitife ausgear-
beitet würde ^ wenn er nämlich seine acht ^üche^ von der
Staatsweisheit erst zwei Jahre ypr seineiri Tode geendet
hätte? -Tf^ Die Pythagoräer hatten ^war dem f>Iainejp pach lijei^
nen Kdnig^'doch bat t^thägoras unui^sciiränktej^ geherrscht
jpber se^ne O.i'dfnsleut^,' als irgend oin ^önig. Wa^ ^ierii^
unpytnaeoräiscb seyn^sol!^ wenn pi9togenes fagtj (^erlC^mg
^ey de^ Gerechteste, tegitimste ivofJuirc^Toi;)' i j{öaper^ ^\x vn*
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Ariytottltf PoUUk, 3lS
inffgli^b einteben. 'Uebrigenf $agt ArpbfUii: der nxi$ deta
drei bekannten Forman suaaminengesetzte Staat , wie Sparta^
l«t der Beste. (Stob. 268. 330. 20.) — Die^Ste^le w\ dS^m^
fko»i konnte fibrigena Ari^totelea iefar^iit in Atben acbreiben;
er bat atcb ja nicbt in der Tbat yergangea. Schwerlicb wOrd«
H« G. ein einziges Beispiel aus der ganzen atben iensiacben
Gescbicbte anführen, wo die Gedanken aufser irt^i a^tßttäf^
WO der ausgesprocbene Gedanke die Tbat seibat iit« bestraft
worden wäi-en. Und er ratbet ja blos sein Mittel denjeni£«n
Staatevi , wo es erlaubt war, und erlaubt war «a in yieleii
Staaten der alten Welt (Lipsii Epist. t. II. p. 8 17. ap. omn.)«
3edacbtsam setzt er binzu iav >/ ri^ii riv itBvwv u»Xvy (VII. i5«
^53 ed. Gpett].). liß Gegentbeil ist wabrscheinlicb» dafl dt«
Politik in Athen geschrieben wurde y weil er niemals di^SQH
Staat nennt, obgleich das Meiste, was er von der l^^fAOH^ip
V«A«uTa*> und dem Gerichtswesen aagt, auf Athen zielt ; treff*
jicb wufsten dieses die neuesten Bearbeiter des attischen
Rechts Schdmann^ Meier und Flattner zu benutzen» Stellen
' WO er auf Athen zielt, s^nd II. 4* ü* Q^* S^P. und da* ganz« ^
vierte Capitel im vierten Qucbe deutet auf Athen 9 eine Be«
merkung, d^e fchon BfirtÄelemy gemacht bat. Yoyagel. 447t
nach der Ori&inal - i^u^gabe,
D6n PoTybiuf, die Fragmente des V% Buches und Rubn«?
^en$ Urtheil gedenjiendi woUe»^ und |^dnnen wir doctoref
vmbratici d. b. , wir in\ S^hul^taub Erzogene und jLebciiid«,
picht vertheidigen ; — warum aber Arsstoteles, der auch bcir
sonders eina ir«A<4>f/'atf Aa««^j>Aoy^v geschrieben bat, von der
aich npcli eilf Fragniente erhalten ha b^rnt ' in der Dar steif
Jung der lalLedaimpnischen Y«^*'**""^ *i<^b geirrt haben tollt
ist mir unerklärlich. Schwer i^t'a w^rUcb, ausfindig zu ma«
cbeui nach welchep prundsätzen 4er hob^rn Kritik viel«
^fiserer Alterthumsforschejr jetzt yerfahreu. llefodoti^s ist
9uf einer Seite i^o einfältig, sich von Hgyptiscbep Pfafftu bin«!
ter's Licht führen zu lassen , oder nach andern ein iibgefeiaiUf
Beti'üger. und auf de^ andern Seite prangt e^ al« unbestecMi^
eher, tieferfabrner Zeuge; auf die^ein Wfgc? wird nur Vern
wirrung, keineswegs aber fördemdei KJarbeit in das Ounkel
des griechischen Alter^huin« gebracjit. -
Wenn hei jrgend . ^i"^"* Schriftsteller ein anhaltenae^
Stndiuin vpn l^ötl^en ist, ihn ip «einem eigenthQ»>licberi
|deeiigang pnd hefopderer Schreibart aufzufassen f so ist ea
Aristoteles, f iv -^f f £'ov Twv^A^w.crjApidfv^'y^ v sagt Sip^pliciuf
\n Categor^ ?• .*[• i* f • if'' MV ^^^X^ ^^ tKti'vou^ryaXcv^/«^ ükcAiz-^jaSait
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\
/
J14^ ÄmtotJW nihit.
;^Ä^w^r*&ÄW wi;5traj iTurnft*owi. Bei ihm fittd^^n ftch, was tchoA
Cicero ftlhite, (Fraem; de philos.' nbncont endete) gans eigen-»
thücnllcfae Schwierigkeiten^ Aristoteles machte sich , v^iS
4l}e 'Gelehrte , entweder etg'^nhähdig Excernte, oder üefs sid
yon einsichtsveiUen Schüterh machen. Diese Experpte wur-
den häufig nur im Rohen verarbeitet, durch Partikehi «, yä^^
iSg ua\ t iiraf U.S. w. verbunden , um auf ihüren innera Zi^sami
luenhamg hinaudeuten; manchmal wurde aber auch cär kciti
Zusammenhang bewerkstel]tgt; daher der Mangel an äugen-
l^heirtliehem oä<»: irgend einem Zusammenhangt daher di^
Jbödt^tt« eichen des Üeicht obenhin lesenden Conring^ und man-
cher andern diese'EigenthttmHcbkeit nicht beachtenden Heraus-
gebet." ' Derselbe Excerj^ten&tyi (^ergU Ammoniu|i He'rmeae f.
m ybr^yrii Inst., Adstot. Gategor, et librun^ da Interpre-.
tatioTie, Joanne Baptista Aasario Medico Navari^nse Inter»
pt-^te. Veiietiis 1559. fol. 78.) j wie auch Job. v. IVJüHer den
Seineii plannte, erzeugt a-b^r auch wiederum in eiiiem gtöfserit
Wef-J^ö RH^ncb^s Uebierfl{(ss]ge , indem das s e { b e leichtlich
an verschiedenen Of tön eingetragen wird;^Ydaher die Wieder-
. bolMng S. 159, 7 — 12 von S. 67, 6^15Ved, GoettJ. , wfe oft
ist^uf iFQXiryj; und ßSysv^g erklärt), auch Gedanken finden sich-
bilufig wiederholtf mian lese nur die Gap, 8. 9, TO. 11. 12* des
^ritten. Buches aufmerksani undmaj^ wii^d auf. genug Beispiele
litofsenv Hi^f durch 'mufstt^^lie Sprache des Stagirit^n notb<n
\eendig manche H|lrtB und Sonderbarkeit, »von \Hrn. Q. gut
durch iiKpncinnitas "bezeichnet, (S. 461.) bekommen. Sq öft-
er aber selbst a"Mi^^3 dufmerlcsam itiacht, hat er ddch wahr«'
8cheiniicb, als er 4^8 Cäpitel des 2ten Buches dem Aristoteles
^ abspracht, diese Eigei^lhümlichkeic nicht genug beacbtet; dot:h
' bdren wir ihn seiner: Ut nqri ab Aristo^le tutuni höc ulti-
IBUtn Caput profect^um. credammultae fäciür^t eae^i^e grävissi-
liMle ciuisaef ^uae |um ex rebus ipsis pröliiciscLintüt» Qe quibus
|o<{uitur ineptu^ CQmp^lator^ i^um ex hermpne fere puerili,f quer
|!isüsest, tJt d© rebus primum dicamifs^ cüi bono ji, 66. 13 —
10 insulsa Jsta i'^petitio eorum , quae ab Aristotele d^cta sunt
P» 4,4. 4* s.«9« ? Cdr, ama^bo^^ p. 6öi 24-^?6. repetita et memp-
^ia Phaleaie (nam XbäAf'^u W^9, 24» legeiidiim esse videtur cum
^qdicibqs P, 2, 3, pro dt^Xo^äüvX ridiculüm enim fdisset et dignüm
dlecrepito/^ene etc. si ^ticXaQvivetinea^ nön cerebifum fuit hu^q
b^minl i^e'd crU>rym;^tc:) ex päft. 44^ 14 at Piatonis ex pag.
40, 8? X>ann st^i^deu auch die Zeukit^n al^ aweite Clässe iu
4^ solpniscben Cphstit ution fl\rifgelft»hrt , "ier* kcitcJ rsj^vijü; ^avri-
iiiy#li3^umwandernde OnoiüakrjtP& \iitd die ganze Weise' ttne$
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Atltffotllet PoUlft; »1$
der Aechtheit diese« Capilels entgegen u« t. w. " •
Wie, diesem fiihcbep Aristot^es 90^ «s etucb air.Urthei^
fehlen ? JLasset uns doch einmal sehen^ Von d^n ScbrUtstel^
lern ttber die Snaa'tsweisheic waren einige praitf füi^ Staats«
luänner, andere Privatleute; von diesen|f Flato »t Hippodamti#
u, s. w« wurde gebändelt; jet^t su den Oeaetzgebern. Ueber
Ijacedämon ist schon gesprochen; den 86ton hnlt^n ^inige-füc
einen trefflieben Giesetzgeber; (es wetden dann ihre Gründe x
mgegeben^ einige tadeln ihn aber, weil er die Theilaahäie am
den Gerichten allen verstattet e^ Weil er ^ardurcfa die übfigei»^
^eikiente des Staates, das Oligarchische und Aristokratisch« •
rem ichtet habe. Nein, sag^ <l?gegen der faisdie ATistoreles,.
das war seine Absteht nicht, das war Zuüeill, (pcUifrtaitf vd'H«v#
die Gesetzgeber aufgeführt uhd berichtet, einif(e VQHenf ei*«« -
fSesetzgebeir «Schule, von Ononiafcricos an geifecbnet , -* #«M/
Nachahmung der Kun^tgeneiBrlogieeii und philosophischeit Stbu^ '
Jen, (Tbierscb üben die Epochen der bildend<en Kunst berdeit'
Griechen It. 30.) annehmen, aber der decrepitus senex^ b«w^"
bauptet; raZra I4*v A^you^/v d<ni^iFT&T9^ov rwv yj^fvwü X^'ybt^ri^** 1*^V
der Klasseneintheilung Athens scheint ein alt«r Srhreib&bler'^
oder ein Versehen der Copistep zu stocken. Dafs aber in die»
$em Ca^itel so viele Sacjien berichtet wenden , dit^ sonst nicht'
bekannt sind, ist gerade^ ein Bewers sejrner Aechtheit, Wie^
viel Unbekanntes mufifte erst Aristoteles in feinen nöXft«Aii$'
^berichtet haben, und wie vie] dieser Art findet sich nicht iif
der Politeia» 8. ?. II. 7. 8- der iröAfn*o5 ianvLoi aut'CrHai wwrw»
^ber uns vielleicht der zweite Theil^ von Uoeck's ausführKchem»
Wecke Aufschlüsse ertheilen wird^ Von diesem Onoma-»*
l^ritos wissen wir freilich vreiter nichts, als wa^ Ari^tqteles
sagt« und das ist sehr wenig. Mehr weifi| freilich St. Croix
in seinem so sehr gepriesenen Werke: Det anpen^ goirvetn.
u« s« w* S, 351« qaselbst bei Ist es be; den Creten^rn,; uno
^ouyelle Promulgation de^ loi^li: ^evien^ dpnc necessaire, Ono»
macrite fut celui, ^ue les Gretpis choisirent. Onomacrita^
aJQUta a Tart d^un "proph^pte Celles du cöenr bumain et dela^
politi^ue — ce füt ij^ tietche, q^u'il remplit h Tegard del^loix.de^
Minpt».
». Diet Anmerl^uiige.n enthaltei^ bäußg i^uszüge au^ d^ frü«
bern Commeutar^en ^ Ä|üller*s Darier wurden benutzt und'
beinahe alli^tv^^lben widerlegt; keineswegs fehlt es alnir an
vielen trefflieben V eignen Bemerk ^^ige^, kritischen \ii^d^ er-
liäiftcrnden); besonders aber grammad^^ dennhierifti
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U6 AnttoifYfi Politik;
^8t sich i^f.:0; Hiagtl «cboiji ak grdndli<;hei] utid «i^entbfimV
liehen Forscher beurkundet. Die ^Bemerkung über den Phase«
Jiter Theodektut S. 292 ^ ist s«ns gegründ«^« Er bat eine
Apologie des Sokrates geschrieDea , sie wird in dem Lexic«
rbet., welches Forson e codiceGaleno abgeschrieben hat , nn«
ter '^tj^ot 673 9 30 hinten am Ffaotiua Les^icon der Londn. Aüa«
gahe' angeführt. Es wurde' schon daraut aufmerksam gemacht
im Cassical Journal 1823« Z6i* '
• ^ Wir hjibfen lins schon zu sehr beim Einzelnen auj^ehal«
tetiy'tifn noch Mehreres ausführlich würdigen ZM kennen, wir
machen blos »uf mehrere treffliche Beobachtungen in den Anm
merkungeji 8. 278. 279, 287, 292, 293, 298, 296, 4o8, 424,
455 (was S. 335 von aUu; g«?8agt wird,, wird '466 wieder iu*
I^Ückgienammen) aufmerksaui^ und wenden uns gleich zu den
drei angebängten ExCMrsen , t\her die lakedaimoriische, creti»
«che vaid ^arthagtniensische Staatsverfassung, und auch hier
k/Vnnen wir dasjenige^ wo wir nach historischem Wissen und
Gewissen anderer Meinung sejrn müssen , blos andeuten. Der
Jlleinung, dafs die cretische Verfassung von einer dorischen
C»okinie ausgegangen lieyn soll, ist d^s ganze Alterthum ent«
gegen, und :schon\ Ephorus widerlegt sie hinlänglich, wenn
er <(^gt: 7a fiiv fiifAijra [x^ «7vaK Tgors^a viSvTcä^ahtyfxaTMVyiJiyjis rck
fitirt^arwv ir^99ßvri^viv (Ephori fragm. p. 107. ed. Marx). Wir
lieben gute/ Gründe, daran zu zweifeln , dafs der Verf. über
die Anzahl der Cosmen das Rechte gesehen habe, am allerwe*
l^igften können wir ef aber billtgeri, die ics^jtoUov^ mit den Skla^ '
ven dei^ Dosiades« der aU Xi'^^enser' gewil« dier Verhalt i^isse
seines .YateHande^ gek^annt hat, in eine Klasse zu werfen,
]en# sind EJrbpMchter, die einen Theil ihres Liandertrages ab-«
Kbe|i müssen , ^v 2ouA»v iu ^Kcurrog at^ytvafov (^i^si drar^^a ^Athen^
[•143). Pas Spruch wort 1 -die Kreter sind Lügner,
hezieht sich auf ihre Lügen tiber Religion , von denen unä
l^iodortis Sj^ulus eipe grofse Anzahl aufbewahrt hat. Der
ISniyu^TtrfJiis bezieht sjch keineswegs auf die Zeiten der Römer ;
wiehättfin dieStSldte einerHom unterworfenen Insel sich verbin*
den dürfen ? Aristoteles selbst scheint darauf hinzudeuten, wenn
cor sagt; „die gegenseitig sich bekriegenden Städte unterstützen
nie den Sklavenaufruhr , und wenn auch Flutarch nieht atia*
drücklich gesagt hätte: Q/ K??r4; t4)Wxi^c orrW?pvr«; aXXifXofj
mai xok^fJtc^VTMq f ^aJ&«v iriavTwy iroA«/#/t«v, hsX^towo noi fltuv/'crwavTO , Ma^5
«ourci yjv 0 nakovfxtvoi S-ir' avTOfv Xy-'Hf »f rie/xo'< , (PJut. Moral, IL -}I.
W3. eA Wytt. VIL 910. ed. Reiskfe, Etym. Ma n. s. v. <rjY-
mfifTi&ä^t so Würden doch die bfi ChisbuU sich vorfindenden
Inschriften, deren liiibalt man auch b«i Neum^nn : rerum cre«
Digit^ed by VjOOQIC
Ariitotdei PöKtik« 3iY
tfcaniin spedmen S. 94«*t04 lesen kann, bii>lflnsK«liv einigem
da£i an keine Verbindung su den Zeiten der ünterJA>cba<ig
Creta'ft beimSynicretismus gedacht werden Jtdnne« Uebrigeo*
•timmen wir der Bemerkung über die Gewalt der Yolkiver«
«ammlung gegen Tittmann uodt Müller vollkommen . bei ; ibr
war gleiche Macbt mit der Homerischen. Vergl. die gründ»
liehe Note in dem Werle von Scbdmatjn und Meier: der atti«
acbe Procefs S, 8. 9.
Noch weniger können wir aber in Betreff der cartbaginiensi-
scfaenVerfassung mit H.G, übereinstimmen. H«G.nimmtdoppekai
Beamten an, die theÜs aus dem alten Adel» (nobilitate stirpium)
ijieils aus den Reichen (^i divitiis poUerent) gewählt worden
aeyn sollten» und will dieses durch ein RSsonnement und 4"rch
.Gründe dartbun^ die jedergeschichtlichen Grundlage ertnangeln»
Wie in aller Welt ist es möglich, z\x sagen (S. 483) : hinc factum
ut ab initio Suf'etem alterum ex .optimatihus , alterum e^ iis
primoribus ejigerent, qui divitias sibi parassent etc. und dann:
%\t intelligitur quod est apud Aristot«»lem hinzuzusetzen, de^ -
ausdrücklich sagt: ou ^dnw d^tcrivSfj^t dXXi kcCi xkqvrivhfpf. «,£•
gäbe zweierlei Arten Beamten zu wählen , sagt der Philosoph»
jeine Oligarchiscbe tiach Keichthum, eine Aristokratische nach
Trefflichkeit ; die Carthaginienscr hätten aber eine vereinigter
dritte, denn sie sähen bei ihrer Wahl auf beides zugleich {^ti^
tio Ta!jTa) ;5< und wie konnte dieses in einem phönikischen Staate
anders seyn ?
In jedem Handelsstaate finden wir, ä^er Natur der Dingo
gemäfs, eine Plutokratie. Von einem Erbadel in unserm
Sinne des Wortes findet sich, einige Priesterfamilien ausge-
nommen , auch bei den Griechen keine Spur. Aristoteles sagt
Pol. IV. 6» 5 y* 1. 3. ed. Sehn. ^ tu^M'^ i^nv d^alöi rXoyrog
Moi d^tTif» 'ECyivt7g Mtvat 6o noZ^tVf o?; ixd^y^ti ir^o^yovwv d^mf nal
irkovroi* dasselbe sagt er in dem sicherlicb ächten Frag« ^
ment De Nobilitate beim Stobäus S. 498. g. d, £ 499. 23. —
^us Aristoteles Worten: r^jv ya^owiav dvdküyov ro7; y^poyat tä>
/ifitiiti. zu folgern , der Senat hätte bios aus dreifsig Mitglie«
dern bestanden, ist sehr gewagt; auch d/is Institut der 104
vergleicht Aristoteles mit den Ephoren. — . In Beziehung auf
^e *Erat^iai bin ich mit dem umsichtigen Recensenten von
Kluges Werlcchen : De republica Carthaginiens. (in der kriti«
sehen Biblioth. 1824. S. liSO.) einverstanden. Unmöglich
kdnnen in einem Wohlgeordneten Staate ^^ wo jemals weder «»" ,-
betIäcbtlicher Aufruhr noch ein Tyrann entstanden ist, factio^' ^
nes publicae geduldet worden spyny die Leute darum einladen^
um sich im Staate eint Macht, eine rarthei zu verschaffen.
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W«ii]i aücb bei dem unbedeutendsten Werke ^ de* Attef^
tbumJ dmh tiicht mit blofser Spraöbjcenntnifs und- kritischem
Scbarfslna ausreicht I — • welch eine Masse alter Scaatiwei«»
beit und Stäatengescfaicbten erheischt nicht^eine allseitige Et*
klärung der atistateliachen Folttikl Die X»ipsius sind sekeo^
(ieswegen ist sehr zu rat hen^^ einzelne hie und zerstreu)be £r*
MSmngen einsichtsvoller Philologen zu sammeln; beispiels«
weise wollen wir hlos folgende anführen: Matthiae Miso*
\ fhiloK ?!• ^. h 167 n. ?2. Ih iU Philologiscbe Beiträge
vi^us der Seh weis« I« iio*
<
SenßM Fr^ -Frommanru Corpus Jarfs Gerntmuet tarn -pubtict {^tta^
*- privoti aeademicum,^ Bearbeitet vom Dn Güstao Emtidnghmtti,
• Aegierungsrath in fVeimat* th. L S. 62& - Th. U. S. 740.
1824. gr. 8.. ö Rthlr* 8 gr.
Zwei Reoensionen *^),
Es istgewifs ein erfreulicher fieweis Aei Fortschreiten^
in der Erlernung' der Rechtswissenschaft in Teutschland, dafs
das Bedürfnifs' nach den Hauptcjuellen alles positiven Rechts,
.' dien Gesetzen, immer lebendiger empfuilden wird. ^Es Werden
sich nicht leicht mehr Zulidrer finden^ die sidh däi^an ge^ü^en
liefseni wenn der Lehrer ihnen ^agt: Diesen Satz ha6 M e ir i u s^
bat Böhmer, hat Hellfeid behauptet. Sie \yo]leh di«
Gründe der aufgestellten Theorie kennen lernen tind ari Aeri
Gesetzen prüfen. Die fremden Gsetzhdcher ^ Rö^misches.^ Ca«
tionisches Recht, sind in d^n mannichfächsten Gestalten vor«
banden und daher weit zugänglicher für einen Jeden ^ als un«
sere einheimischen Quellen de^ gemeinen Teutschen Rechts,
Wie kostspielig und selbst schwer zu erlangen sind nicht di^
Summlungen von Senkenberg und Gerstlacher^ die'
doch fast die einzigen einigermalsen vollständigen sind, und
wie ühbequem sindsie nicht fflr den täglichen Gebrauch? Zu-
erst wurde daher durch Bergmannes Corpusf juds judiciarii
^)''Da 110S9 S^*^^ nachdem. die erste dieser heidsn Änseigen bei
" /nos eingegaagen war, die sweite ifDgebo^tn wurde; so liefernd
yit aufsrr 'fenelr auch tföSh -diese*
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Emminghattt Corp: Jur« Qnm* t^9
für den Ci^i|procef* geftorgt, w^ll hhr Aä$ ^ JR^ddtttAC^ am
stärksten war; aHein auch die übrigen Theile der Tautscheft
Rechtswissenschaft^ das Staatsrecht insbesondere, und daa
Criininalrecht Jiefsen ein Gleiches auch f'ßr diese. Disciiplinen
^jrünschen. Dies ward depn, wie der Verfasser seilest in der
Vorrede andeutet, die Veranlassung su dem , obigen Werk,
welches alle bis auf die neuesten Zeiten erlassenen Gesats«^
Teutschen Urspiungs umfassen soll, welcl^e Bestimmungen
fiber irgend einen Theil des g ^ m e i n a n^ Teutschen 'Re(±ta
enthalten. ' ^ ,
Pa indessen des Verfassers Zweck nur wan, ein>Bncfc
sum, Nachschlagen für Studierende und G.escbähsmflnn^ tm
Jieferny nicht aber bcfi histprischen gelehrten Untersurhu4ig.€n
^zijL dienen; so bat er sich , einen doppelten Grundsatz, ala
entscheidende Norm für das Aufnehmen oder WegTafsen einer
Stelle erwählt (jS* VL der Vorrede), nämlich :
i) nur solche Stellen aufzunehmen, die in einem gang*
baren.Compendiuiii citirt seyen, mit wenigen Aasnahmen ;und
2) von mehreren gleichlautenden allemal nur die neueste.
, Was den ersten Satz anlangt; su dürfte er nach Referenten*
Ansicht, namentlich als ober s ter Grundsatz, schwerlich
Senügen, indem der Verf. Gefahr läuft, durch neue Auflage!»
er gewählten Handbücher sein W^rk , sofort unvollstämiig
werden zu sehen , indem sich wohl noch manche practisci|
wichtige Stelle iii den Teutschen Reichsgesetzen auffinden
lassen dürfte, die noch nicht, wenigstens nicht in den jetzt
gangbaren Xehrbüpherii, citirt wäre» Freilich hat der Verf.
versichert, die gröfseren Sammlungen der Reichsgesetze aucdi
aufserdem durchgegangen, aber wenig gefunden zu haben;
allein gerade d i es Verfahren hätte nach des^ Ref« Meinung
die Basis des Ganzen werden müssen, indem der V^£ dann
njcht nur weit leichter seinen zweiten Gruncjsatz würde^ ha«
ben durchführen können ^ sondern auch die gewünschte VoJI*
ständigk^it am sichersten erreicht hätte. -^ Als Beispiel einer
fehlenden Stelle soll hier nur der für die Glaubwürdigkeit aller
Insinuationsregistraturen so wichtigen Vorschrift der neuesten
Caojiaiergerichtsordnung (Thl.I. Tit. 36. §. 1.) gedacht werden.
So seht nun auch Ref. dagegen mit dem zweiten Grund-
satz des Verf. einverständen ist) so hätte elp doch ein Doppel«
tes dabei gewünscht; einmal, dafs derselbe streng conse(£uenC
durchgeführt seyn mdcbte , und dann , däfs die gleichlauten«
den fr über eh Stellen wenigstens, so zu sagen, dem Gi tat
nach, angegeben und mit Verweisungen auf das neueste Ge-
setz veisehen wofrden wären. Denn' wie oft ist in einam
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JMI ' IttÄiA^Mtti Corp.. jor.' Genn.
Compendrum nicht gerad^'^äle neueste Stelle citirty A^t Stüp
dirende kunn diifselb« nicht wissen, er schlägt vergebens nacU'
«nd thut dennoch dem Buch Unrecht, indem er es fCfr nnvoD-
•tSndig hält. Als Beispiele der mangelnden Carißeq^uent abex'
macht Re(,f um sugleich den Verf. von seinem genauen Durch«^
gehen des Buchs 8u überzeugen » auf folgende Stellen aufmerke
>amt Im ersten Bande S. 2^3« iit fast die ganze ReichspolU'
sei «Ordnung yon l^SO^ufgenomdien , obgleich sie fast wört-
lich mit der von l54Ö, ja meist sogar mit der von 1577 über-
einatimmt, während von der er^teren gar nichts , von iet
letztem wenigstens die fänf ersten Titel nicht aufgenommen^
sondern ledigfich-auf die Polizei -Ordnung von 1.^30 verwie«
Hn sind, £ben so S. 278* hin«ichtlich des Artikel/1 11^ der
pelnl. Ger. Ordn. , ferner S. 407. Zufolge der beiden eignen
Notjeh de« Verf. , dann S. 469. Tit. XV; S. 49'tJ J. 4. { S. 523.
§. 1.; S. 666' §. 161. { S. 567. $. 165.^ im zweiten Bande S.
73. i*t2. ; S. 377. bei „Sechstens und Siebelitens«*; S. 379#
]k«i ,, Erstlich"; S. 49i. §.8.; S. 657. art. 63 — 63.; S. 706.
•rt. 1^ S. 708. art. 6 — 8,; 8.729, $, 1 — 4.} S. 730. $. 8.J
S. 733. §. 22.; S. 739. §• 42--44. und S, 740.'$. 49, 50, 53
— 54r •'— Vielleicht lag bei diesen Abweichungen ^um Theil
dWr Wunsch zum Grunde, ein gröfseres Ganze nicht zu zer«
reiffseh. Ob derselbe aber .zur^ Abweichung von einem aufw
gestellten qb er steh Frincip berechtige? mdchte sieb
wohl eben so sehr bezweifeln lassen^ als^ daf» die, (Bahd I.
S, 94*) aufgenomil;ene FäpstKche Bulle eine y^ecbtsquellef
Ten t sehen Ursprungs" sey (vergl. S. III» der Vorrede). —
Bei seiner Auawabl hat sich übrigens der Veril se}i)st vor dem
labr 1^37. keineawegea auf die in der S enkehb er gi schenk
öder Gerstlacfaer'schen Sammlung befindlichen' Gesetze be«
•chränkt, sondern möglichste Vollständigkeit zu erreichend
besucht. (Vergl. Bd. 1. S. 9. l3. 43. 96. 165. 332. 343i 573^
Bd. IL S. 267. 667. 358. 440. und 47l0<
{t)§^f B9i§hlujs fotßii}
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lö by.Gbogle
N.'21. . • r} ■ 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Emminghaus Corpus Juris Germanici.
(Beschlafs,')
Was nun aber die innere Form des vorliegenden Buchs
betrifft; so umiklst dasselbe in seinen beiden Bänden die G^«
setze vom Jahr 1122 bis zur Weserscbiifahrtsacte Vom Jahr
4823 eiuschliefslich, indem der erste Band mit dem Goncilium
Tridentinum (1563) schliefst; und die Anordntuig der einzel«
^ nen aufjgenommenen Stellen, die nach einem berichtigten Text
abgedruckt aWid^ ist^ und w^ohl mit Aecht, lediglich die cbro«
jfiologische« Allein auch ^diese ist nicht streng consequent
duicbgefQhrt, insofern nämlich oft in den Noten ganze^ Ver-
. Ordnungen gelegentlich mit abgedruckt sind 9 (z. B. Bd. f« S*
161. 391. 409. 415 Note *> S. 427. 443 Note **). S. 461.
460. Bd. II. S. 24. 26. 95. 102. 122. 392. 402. 405. 636. 643.
691. 692. und 708.) die wohl eben so gut eine Stelle im Texte
verdient hätten« Aufserdem sirid die hie und da beigefügten
. Noten sehr zweckmäfsig und es hat der Verfasser namentlich
auch durch das Berichtigen falscher Citate sich^ nach Aefer«
Ansicht, ein recht grofses/ Verdienst erworben. Wir glau«
ben daher uns den Dank der dort erwähnten Verfasser, h^^
sonders hinsichtlich neuer Auflagen« zu verdienen, wenn wir
hier eii^e Zusammenstellung der Noten liefern^ welche jene
Verbesserungen, meist wohl nur Druckfehler, enthalten.
Nämlich Verbesserungen: zu Danz Teutsch. Privatr. (bei
£mminchaus Bd.1. S. 220 u.3430f *" Feuerbach Criiö.
Recl?t. (Bd. II. S. 364.), «" Gens 1er Handb. zu Martin (Bd.
31. S. 123. und 199.), zu Grolman Crim. Recht&wiss. (Bd.
II. S. 364.)» zu Martin Civilproc (Bd. II. S.146 u. 524.),
zu Mittermaier Teutsch. Privatr^ (Bd. I. S. 362. Bd. II.
S. 56 u. 256), zu Quistorp peinl. Recht (Bd. I. S. 148.201.
223. Bd. IJL S. 8. 76. il8. 144- 199.) zu Runde Teuticb.
Privatr. (Bd. II. S. 305. u. 338.), «u Thibaut System der
Pandecten (Bd. I. S^ II4. 1^0% 228. 362, 651. Bd, IL S. l46 u.
,* xvra. Jahrg. 4. a^t. * 21
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Googk
322 Emminghans Corp. jur. Germ.
I99.)i 2u Tittmann Handb, derStrafrechtW. (Bd.I. S,362.
Bd. II. S. 76.,u. 80.) zu A. D. Weber von Injurien (B. II,
S. 437.) und zju Wening-Ingönheim Civil-Recht (Bd.II.
5. 155.). — Ein üben so bequemes, als brauchbares Register
schliefst das Ganze.
' Was^ndliqh die Mufrere Form des Buchs anbelangt; so
verdient dieselbe in jeder Hinsicht Lfob , indem Druck und
l'apier sich aiifs vortheilhafteste vor - vielen gleichzeitigen
^vissenvschaftllrhen Büchern auszeichnen. Auch die von man«
eben Schriftstellern , zur ^rofsen Unbequemlichkeit ihrer Le-
ser, noch imnrtr nicht beachteten Columnentitel sind hier
nicht vergessen. ~ Nimmt man nun zii d^m Allem noch den
verliältnirsmälsig nicht hohert Preis ; so wird es wohl keinen
Zweifel leiden, dafs das Buch namentlich allen Studirenden
iind's. g. Gescbäftsmännera recht sehr zu empfehlen sey. ,
jS^immlungen der Rechts q-u eilen sind immer verdienstlich^
vor zii gl ich "wenn sie auf Quellen sich heziehen, die nur zer-
istreut in Verschiedenen groften Sammlungen vorkommen, W^r
nun den Zustand unserer Deutschen Rechtsquellen kennt un*d
erwägt, wie häufig auch noch jetzt dem Practiker Stellen aus
älteren Reichsgesetzt^n wichtig werden, wer aber auch weil^,
mit welcher Mühe und mit welchen Kosten die Saipmhmgen
teigeschäfft werden können, in welchen die verschiedene^
Quellen abgedrückt Stehens, mufs demjenigen danken^der es über-
nommen hat, auf eine verständige das Bedürfnils wohl be«
rücksichtigende Weise eine Samnilung zu veranstalten, deren
Besitz die. Beischaffung der übrigen kostspieligen 'Werke, in
welchen man bisher die Quellen finden konnte,' unnöthig
mächt; der Practifcer, welcher sonst', entferüt von den Orten,
an welchen er die Sammlungen fihden kann, ith Falle'd^s Ein-
flusses deutschrechtlicher Quellen, auf die eigene Einsicht
derselben Verzichten niu'fs und daher an das nächste beste
Coinpeüdium sich hält, gewinnt durch eine solche' leicht hei^
zusdiaffende Sammlui^g; e)>en so seht*,, als das Wissenschaft«
liehe Studium auf Universitäten dadurch befördert wird^ in-
dem der junge Mann ^ der die deutschrechtlichen Quellen ent-
behren -miifs, gleichgültig gegen Quellenstudium wird, wäb-
rend'sein' eigener Forschungsgeist geweckt wird, wenn man
es ihm «riöglich matht, auf eine nicht kostspielige Weise sich
die Einsicht derQ^^'^H^» *<^lbst zu verschafFen, Der Verfasser
bezeichnet in der: Vorrede seine Aib^it als eine Saimmlung der '
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Emminghaoi Corp, jur. Gertn. 3^3
fflr ias gemeine Recht in aeinem ganzen Umfange, mithin für.
Staats-, Kirchen«, Polizei-, Criminal-^ Lehn« und,Frivat*
recht, sowie fOr den Criminal- und Civilprocefs» vorhandenen
wichtigeren und unbez weifelten Quellen, Deutschen Ursprungs,
und in Bezug auf die Frage; was aufgenommen wor-
den ist, hemerkt der Verf., dafs er den Bedarf des Studi-
renden demnächst aber des Practikers im Auge gehabt habe;
wie weit aber dies Bedürfnifs reiche, ist allerdings eine
schwierige Frage, und der Herausgeher verdient nach des
Kec. Ueberzeugung Dank, dafs er eher zuviel als zuwenig
gegeben hat. Manche reichsgesetzliche Bestimmungen sind
zwar nicht unmittelbar practisch , aber mittt^lbar einUuisreich
für den Practiker, der ohne die Kenntnifs derselben den wah-
ren Sinn seiner Landesgesetze, die so häufig an die Reichs-
gesetze sich anschlössen, und daraus auszulegen sind, nicht
verstehen kann , oder jetzt bestehende oder streitige Verjiält-
Disse nicht richtig zu beurtheilen im Stande ist, wenn er nicht
die Ansichten der früheren Legislation und die Fortbildung
derselben ktnht; daher hat z. B. der Herausgeber sehr Recht
gethan, auch die Wahlcapitulation abdrucken zu lassen, weil
sie zur Beurtheilung älterer staatsrechtlicher Verhältnisse un-
entbehrlich ist. Vorzüglich zweckmäfsig war es, dafs^ die
kirchenrechtlichen Quellen Z. B. die sanctio pfagmatica Germa*
no4uin von 1439 (vol. p, 43), die Bulle P. Eugens vom 5ten
Febr. 1447 (vol. I. p. 94), die Wiener ConCordate von 1448
(vol I. p. 96) und Augsburgische Confession von 1530 (vol.
I* p« 165)9 dasConcilium tridentinum (vol. L p. 272) vollstän-
dig lind nach den besten Ausgaben abgedruckt worden sind.
— Einen vorzüglichen Werth erhält die Sammlung auch da-
durch, dafs der Herausgeher die wichtigsten für den gemei-
nen Civilprocefs unentbehrlichen gemeinen Bescheide z, B. .
vol n. p. 471, über Form der Beweisantretung , p. 495, über
die Vestitatio in integrum und p. 502 • das dubium camerale
von 1786> wegen restitutio der Partheien im Falle der negli-
gentia procuratoris aufgenommen hat. Wenn auch diese Ge-
meinbescbeide keine Reichsgesetze sind, so sind sie doch dem
Practiker wichtig, weil sie Rechtsansichten der Reichsge-
richte beweisen, und dadurch däfs sie in die Deutseben Lan*
desobergericbte übergingen, eine Grundlage der Deutschen
Praxis geworden sind. Nicht weniger verdient der Heraus«
geber Dank für die Mittheilung der Quellen des neueren öf-
fentiichfn Rechts; di^ Sammlung der BundeitagsschlÜsse ist
nicht in den Händen eines jeden Practikers; in der vorliegen-
den Sammlung hat er bequem die Rheinbundsacte, die deutsche
21*'
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324 ' ^tmmiDghaut Corp. jnrw Germ. /
••• • j ^ ^
Bunde*acte, die Wiener Congrefsacte^, die Austrägalordnung^
Büridesschlufs (aber Prefsrnifsbräuche, Universitäten^ Austrat
'pal verfahren, NachiRteu er Freiheit ir, a. in 'einem Werke zu-
sammengedruckt, auch der wichtige Reichsdeputationsschlufs
'von 1Ö03 (bekanntlich sind die Abdrücke dieser interes-
»anten Urkunde fetzt sehr selten geworden) ist (vol. II. p. 562)
"abgedruckt; auch ist der Werth des Buchs noch dadurch er-
höht, dafs der Herausgeber häufig in den Noten auf neuere
Schriften, in welchen sich Bemerkungen über schwierige
'Stellen finden, oder auf die practi sehe Wichtigkeit der Stel-
len hinweiset, oder aus den Verhandlungen über gewisse G*»-
«etze entscheidende Stellen abdrucken lälst, durch Welche der
richtige Sinn de^ Gesetze klar wird. — Auf diese Art ist in
Ansehung der Vollständigkeit nichts .Erhebliches gegen die
Sammlung einzuwenden, ob,woiil Rec. doch gewünscht hatte,
dafs noch manche deutsche Rechtsquelle wäre aufgenommen
worden ; insbesondere^hätte man wünschen mögen, d als eine das
Judenverhiiltnifs in Deutschland betreffende Urkunde von t237
'und ein Reichsgesetz von K, Albrecht von l3lO über die hof-
törigen Güterabgedruckt worden wären. Die er^teÜf ku nde von
K.Friedrich ist abgedruckt in Hormayer*s Taschenbuches 12 S,
70 und in einer Erneuerung von K. Rudolph v.i 277/in der Schrift
VorrKurz: Oest erreich unter Ottocar, in den Beilagen Nro 9.
Rec. besitzt aber eine ältere Urkunde handschriftlich, die
wöjtlicli mit der obenbezeichneten übereinstimmt; sie ist
vom K. Heinrich von 1090 für Juden von Speier ausgestellt.
Zwar könnte man einwendet!, dafs diese Urkunde keinReichs-
gesetz, sondern nur einen Schutzbrief für einzelne Juden
enthalte; allein wenn man auch zugeben kann, dafs
kein eige^itliches Reichsgesetz darin liege, so zeigt doch
der Umstand, /dafs verschiedene Kaiser (Heinrich, Friedrich,
Rudolph) auf die nämliche Art den Schutz ertheilten, ein^e
\ jgewisse Rechtsansicht, nach welcher die. Kaiser alle Juden,
welche dem Kaiserlichen Schutze noch unmittelbar unterwor-
fen und -nicht an Reichsstände verpfändet waren, betrachte-
ten und behandelten, und so gu't der Herausgeber vol. I, p,
343. eia Privilegium Carl V. von 154t, fi^r die Judenschaft ab-
drucken liefs , obwohl dies auch kein Reicbsgesetz , sondern
nur die gewöhnliche Art war, mit Welcher Carl V. den Juden
I Schutz verlieh und Privilegien ertheilte^ ebön sowohl hätte
die interessante ältere Urkunde einen Platz finden fcönnenj
Zu den merkwürdigen Stellen dieser .Urki^nde gehören: la
domibus Judattorum hospit^s si:ne eoruni conseiisu^non mittan«
tür, nullus ab ^is eqiiuüi ad piofectionem. regis aut Episcopt
DigitizedbyVjOOQlC ,
Srnmioghaut Corp« jur* 6erm» Z25 '
V«J aügariäm regia« profectioniftrequirat, Si res furtiva apuci
«ps inventa fiüerit, sl divefit JudaeusVse euiisse^ jurärneiito '
j)roBet ftecundum legeiu suam^ quanti cmerit, et tantundem ^
accipiat', et sie rem ^i^ cujus^ erat^ rejftuuat. Nullus Hlios^^
aut fiUas eorum invitus huptizai L praesumat et' si coactos. aivt
i'iirttin raptös baptizaverlt XlL libras ad erarura regis persol-
vati 81 a]ic[ui spaiite baptizare velint, tridus reaerventur ut
integre cognoscatur , &i vere christianae religionis causa aut
aliqiia illata injuria legem Siiaiii abiiegent ; £a heirst e& Docb
im Verfolge des Piivilegiuma:,' n^mo j^udäeum ad ignitum fer-
xum aut iid a^^uam calidam aul fiigldum cogat ^ nee flagellfa
cedat,, nee in carcerem mittet^ sed juret tantum secunduoi
legem si^am post XL die«; nee ullis tes^tibiis passit cot^vinei
Judaeus qualibet de causa* — Das-' Wenige mag gtnilgen, «ja '
zu zeigen, daf« das Privilegium für die Geschichte der Jj.ideni«
Verhältnisse nicht unbedeutend ist. Aber auch dies zweite
oben bein.erkte Gesetz K Älbrechts über die hofhörigen Recht«
(gegeben zu Rotweil) von l3lO verdient geng^uere Beachtung^,
ilec. besitzt ein Manuscript des GesetztJs; in neue&ter Zeit
aber bat Rive in seinem Buche:, über das Bauerngüter wef er»
in den Grafschaften Mark, Recklingbau^en etc. (Köbi 1824)
I. Bd. S. 399 — 4 durch die Besorgung des Abdrucks der Vet*
Ordnung sich ein Verdienst erworben. Für die Geschichte
der bäuerlichen Verhältnisse ist das Gesetz h^ahsttbedeuteo.«!.^
— ^ Eine besondere Vorsicht ist bekanntlich bei der Benutzung
der Deutschen Reichsge»etze auebin so fern notbwendig, ala.
viele Entscheidungen aufReichshöfen, von manchen 5aminleriv
als eigentliche Reichsgesetze angegeben worden sind;, stärker
als Goldast hat dies wohl N^iemand" getrieben, ftnd will man
alles, was Gablast in die Constit.. imperial oder in. die Reichs^.,
tagssatzungen als Reichsgesetz: aufgenommen bat» aJs solches'
gelten lassen , so beköm\nt man freilich eine noch einmat fla
grofse Zahl von Reichsverordnungen ; allein einen klareu. Be*
weis giebt das von ihm aufgenommene Rerchsgesetz v.ou K,
Adolph von 1293 über die Regalität der Inseln; es ist diese
angebliche Verordnung offenbar eine Recbts Weisung, die au£
einem Reichshofe gegeben wurde ; und die Wcwrte : apud Nu-«
reHberg pro tribunuli sedentibus ad reqrui&tionem speetabili*^
viriReinaWi, Comiti^ Gelriae beweisen srchoi;^, wie der Aus«*
Spruch veranMst wurde; es^läfsi sich auch tlar beweisen (En-s
gau cuinam i^sul^ in flumim; P^^^- "^^^« eompet» douiin. Jen. ]
l7M)j dafs nie im deut sehen Reiche der Ausspruch als ein.
Rexchsgesetz betrachtet wurdt?; RfC. bedauert es, daft der
H(/imt5gcber vol; f, p, VZ doch mit Berufung auf Gdldait 'die
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336 Intelirift ton Roliti«^
Urkunde alt elq ReicWes4itz aufgenommen bat; kuf jeien
Fall bätte die Urkunde oänn nicht auszugsweise ^ sondern in
eictensb abgedruckt werden sollen« -* Manches ^ was in der
vorliegenden Sammlung aufg^enoiiimen ist;, hätte wöhl weg.
bleiben können , z. B. der Reichsabschied Friedrichs von 11Ö7
und selbst die früheren Liandfrieden von Friedrich I. , oder .
von i303 gehörten- nicht herein 9 eben so wenig als' Fried-
richs II. Verordnung wider die Ketzer, Dagegen hätte die
wichtige für die Geschichte der Liandeshoheit bedeliteiide
Verordnung Friedrichs II, von 1232 über die Rechte der welt-
lichen Fürsten nicht weggelassen werden sollen ; der Heraus-
geber hat S, 9^ nur 5 Artikel aus der Verordnung aufgenom-
men; man fragt mit Recht} warum nur diese? Eine der wich-
tigsten Stellen der Verordnung: census vini, pecuniae , fru-
menti vel alii quos rustici constituerint se solutores, irelaxen-
tur et ulterius non recipiantur hat der Herausgeber nicht auf-
genommen; Auf die VV'ichtigkeit der Stelle für die Geschichte
des Bauernatandes hat Moser in dem erst nach seinem Tode
von Sturz herausgegebenen dritten Bande seiner Osnabrücki-
iBchen Geschichte S. l4o aufmerksam gemacht t obwohl Rec«
die.Mdserische Auslegung nicht für die richtige hält« — Doch
wo soviel Ursache fia ist 9 dem Herausgebet^ für seine Bemü-
hungen zu danken , din er auch auf ein höchst sorgfältig ge-
arbeitetes und vollständiges Register ausgedehnt hat, mag der
Tadel «über Nebenpunkte schweigen , undT so wünscht JRjec«
nur, d^h das Werk recht viel zum gründlichen Quellenstu^
dium beitragen möge.
Mittermaisr^
ßhtorisch ^ anthfuarisehe Untersuchungen über jiegyjtten oder die In*
schrifk von Rosette ans dem Griechischen, übersetzt und erläw^
tert von V^ fVilh, Drumann^ ord, Prof» der Geschichte zu
Königsberg und Bibliothekar das, Königsberg iir der Üniver^
sitätsbuchhandlung^ l82S, Ö, S. 27u 1 Rtblr. 4gr^
Der berühmte von den Franzosen unter Napoleon am hol*
bitinlschen Nilarna entdeckte und seit dem J. l802 im britti-
achen Museum jaufbewahrte Basalt von Rosette wird hier
nach dem in London besorgten Fac-simile in gfiecbischer
Sprache und deutscher üebersetzung mitgetheilt^ und findet
nach den Vorarbeiten von Ameilhon, Villoison^ Cousinery^
Sacy, Akerblad, Heyne und Schlichtegroll von einem gelehr-
ten G(fschichts« und Alterthumskundigen eine lesens- und
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Inschrift you Roiettf«^ - 227
-labenswerthe Erläuterung ^: welche viielo Zweige des Leb^s^
de« Cultuf und der Friefterscbaft vpn Aegypten, ins))e8ondere
19 der Ftolemäer Zeit, umfai'st; und manches Licjiit hierUher
verbreitet.
Die loschrift ist befeanntTich m hieroglypbischer^ ^gyP-^
tischer Biichajtaben - und griechischer . Schrift v.erfafst, und
Wenn ja eine Entzifferung der beiden ersten Schriftarten ;bu
hoffen ist, so roufs dieses Denkmal den Wieg dazu bahnen.
Hr.. D. aber wagte keinen Versuch, die Sprachforsch ei; darauf^
vorzubereiten , und enthielt s-ich alier Vergleichung. , ,
Der Inhalt des Monumentes ist ein-Bescblufs der ägypti*
sehen Friesterschaft vom 27- März i95 vor CJir. Geh, zu £hrei»
des vierzehnjährigen Königs Ptölemäus V. Epiuhangs bei
Gelegenheit der Anakleterien d. i. der Königsweihe, Wjslche
auf Anregen eines einfluf^reichen Friestera bei Hof nach .al-
tem Gehrauch im Tempel zu Memphis. durch die Friesterschaft
geschah und zugleich als feierlicher Regierungsantritt, des, fClt
u^üodig erklärten Königs angesehen Wurde.
Vpraa geht die Zeitbestimmung nach dem Qten.Regie-^
rungsjahr des Königs Epiphanes und nach dem , ^famen des.
Priesters der Lagideti und der Friesterinnen. der verstorbenen
Ptolemäer* Königinnen, ferner nach Tag und Mpjiat im ma«
cedoniscben und ägyptischen Calender. Hiebei bemer£:t
der Vf. in der Einleitung S. 23 2 ,iEs wird beg^tätigt^ was aus,
den Münzen , hervorgeht, dafa^. die Ftolemäer keine fortlau-
fende Aere bleibend einführten 5, sondern die Jahre nach dem
Anfange- ihrer Regierung zilhlten ^ ihid zwar mit Beibehaltung^
der macedonischen Monatsnamen y wobei vieles in Betreut des
mace- Ionischen Calenders Licht gewinnt *f
Unter andern schmeichelhaften Frädicaten wird 1. 2 u. 3.
von dem König ausgesagt^ wa& den. Auslegern uncT jauck ^eat
Hrn. J3r.. D. viel zu schaffen gemacht i^ er sey Herr der,
dr^ifs^ig jähr igen Perioden^, wie Heph^tos der grofse^
und König, wie Helios der grofse Könige der obern^ und un«
tern. Gegendern. Ref*„ hält diese Redensweise füi:, eine Meta-
pher von dem Begriff einer der Zeit nach sehr langen und im.
Raum: ausgedehnten. R'?gieru.Dg. Denn T^<aiiovTa«Tjjp<5fj ^ ©i*^
den Priestern geläufiger Zeitabschnitt, scheint eine runden
Zah)^ für dies Apisperioden zu seyn^ welche^ sonst za 25 Jah-
ren berechnet wurden. Die Schmeichelei mochten deniungea
Könie um so mehr zum Herrn dieser Periode machen j. als er
sich nach 1. 33. um den TempeL des. Apis- verdient gemacht
hatte. Ga^izjn derselben Bedeutung wird ihm 1.^4. das Attri*
but «;fii}v//3ic$- beigelegt., Dent Hejihästo«. oder Pbtbas wird er '
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^28 Inlehrift ton .Roittt*.
in dieser Beziehung gleichgesetst; die genaue Verbindung
nber dieses Gottes mit dem/Apis geht schon daraua hervor,
dafs neben dem Fhthatempe] zu Memphis das Apinum gebaut
war. Helios aber als der grofse Kdnig der obem und untera
Gegenden d. i. der beiden Hf;m isphären scheint hier im Gegen«
sats nur ein Bild der ausgebreiteten Herrschaft über Otter-
und Unterägypten zu seyn. » ^
Gelegentlich erfahren wir aus diesem Stein, däfs die Lot»
gtden einen gemeinschaftiichen Priester hat;ten, welcher Ae-
tos, der Sohn de& Aetos genannt wird, so wie däfs einige
Königinnen fortwährend ihre Friesterinnen behielten, wäh-
rend in der Bharaonenzeit die Aegypter keine Friesterinnen
kannten , ferner dafs „mehrere Beinamen der Ftolemäer, deren
Erfindung man der Spottsucht der Alexandriner zugeschrieben
bat 9 vielmehr Ehrennamen ^^aren und auf ihre Gemahlinnen
übergingen,*« wie 5ioi *A5sX(Do<, 5soi* *iAoirarop«;.
X)ie Reihe der göttlich verehrten Ftolemäer beginnt mit
Alexander, wobei der Vf. S. 71. Eusebs Chronik F. I.p. ~
251. (Venetiis) hätte anführen können^ wo Alexahder in die-
ser Reihe gleichfalls obenan steht» DieseH^ Chronik a« a.O."
, p. 252 f welche das von Scaliger mitgetheilce griechische
Fragment vervollständigt, widerregt seine Behauptung S. 76»
dafs kein anderer Lagioe, als der zweite, den Namen Fhil-
adelphus geführt habe. Sie giebt diesen Beinamen be«
atimmt dem lOten und Uten FtoTemäus, und in üeberein-
itimmung damit der Ohelisk von Fhilä dem Uten Ftdlemäer;
weswogen die von Champollian vorgeschlagene Correctur jenei
Fragmentes unstatthaft ist. -
Die den Beschlufs fassen , piachen sich nainhaft als Hohe» ^
priester , Propheten , Stolisten , Fterophoren (irrg^/oCp^a* nach
dem gemeinen Dialekt), heilige Schreiher und alle übrigen
Priester, Hieraus lernen wir die ägyptische Fries terscha^'t in
ihren Hauptclassen und ihrer Rangordnung kennen » und 'der
Vf. liefert einen nützlichen Beitrag zu deren näherer Kenntnifs«
Von den Fterophoren zeigt er S. 114 ff.» dal» sie nicht,
wie bisher erklärt- worden , nach ihrem Schmuck benannt,,
für Federn- oder Fltl gel träger zu halten, noch mit den heili-
gen Schreibern zu verwechseln, sondern einerlei mit den Pa-
stophoren seyen, da Hesychius irr«^>ov mit <rK>jvj/ glossirt; Wir
haben uns also unter ihnen die Capellträger zu denken, wel«
che bei öifentHchen Aufzügen gewisse Götterbilder in ihren
Tempelchen tragen uiufsten.
Die Verdienste des König*, welche die Friesterschaft .
mu dem Ehrenheschlufs bestimmten, werden in ein^m langen
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IsieHrifi tofi Retet^ . 129
Vordefsat« 1. 9 — 36 bervor ^ ehob^9 indem ite de« Knabei^
beimaff en , was sein voti den Rdmern gesetster yormund ArU
stoinenes gethan. Die Hauptsache besteht darin ^ dafs den
Tempeln und deren Dienern viele Wohlthaten erwiesen, deren
Besteurang vermindert und neue Einkünfte, wie vor Alt er s^
zu^theilt wurden , und dafs er die aufrührerischen SoMaten
und andere Mifsvergnügte, ^die sich schon zur Zeit seines
Vaters Fbilopator zu Lykopolis in Unterügypten verrammelten»
besiegte und bestrafte, gleichwie Horus seinen Vater Osiris
rächte« Der VK verfolgt diesen gleichnifsweise angezogenen
Mythus und sucht seinen ursprünglichen Gehalt auszumi^teln. '
Er nimmt Osiris für den Nil und die Sonne, und zwar nach
Hug für die Sonne während ihres Laufes vom Zeichen des
Krebses bis zu dem des Steinbocks , Typhon trage am kürzen
sten^ Tag den Sieg davon , aber Osiris verjünge sich als Ho-
rus, tind werde so an Typhen gerächt. Gegen diese Ansicht
erbeben sich zweierlei Bedenklichkeiten: einmal würde Har-
pokrates als Sonnengott keine Statt mehr finden , und dann
waltet Typhon in Aegypten vielmehr in den Frühlingb-Mona-
ten vor. Ref. fiafst den Mythus anders auf , insbesondere '
durch die Mittheilung einer ehernen Denkmals geleitet, wel-
ches Hr. Job. Dav. V^eber in Venedig aus den Händen einea
Goidschmidts errettet hat, Es stellt den Harpokrates darf
kenntlich durch seine einzige Locke am rechten Ohr, mit
Geiselriemen in der Hand, zwischen den Zeichen des Krebses,
des Scorpions, des Löwen und Steinbocks stehend, der Kopf
des voUwangigen bärtigen Typhon über seinem Haupte, und
unter seinen Füfsen zwei Krokodile. Durch die vier Zeichen
dei Thierkreises wird Harpokrates als die Sonne in ihrem Ab-
nehmen vom Krebs bis zum Steinbock bezeichnet, und die
gewöhnliche Vorstellung, als wäre er die Sonne nach dem
Wintersolstitium, urkundlich berichtiget« Seinen natürli-
cben Gegensatz findet er in Horus mit dem langen Bart und
voller Kraft, unter welchen man sich dabei* nicht nur , wie
gemeiniglich, die Sonne im Sommersolslitium, sondern über-
haupt in ihrem Zunehmen zu denken hat. Diese Vorstellung
mulste dem Aegypter um so geläufiger seyn, da sein Jahr
mit dem heliakischen Aufgang des Hundssterns um die Som«^
mer- Sonnenwende anfing (Porphyr. A. N. p. 123.), und
sich so nach den Solstitien in zwei Hälften tbeilte, von denen
^ie erste den Hai'pokrates-, die andere den Horus zum Vor«
Steher hatte. Für Osiris bleibt nun kein Sonnenamt übrige
er .scheint auch ursprünglich weder als Sonne noch als Nit,
«oud«rn mit Isis im Allgemeinen als die Natur in männlicher
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330 Iniebrift tob Roiette*
ut»d weiblkhet Potent gedacht Worden tu leyn. ; W?lii:end
deftZunebmens der Sonne herrschten inAegypten verderbllche-
typhonische Mächte: der Naturorganismus d« i., Osiris wird
zerstückelt y das Hsypllsche Land \yird verödet durch die^rpk«
k^ne Hitze und Oluthwinde; Isis und die Menschenkinder
erheben ihre Klagen. Horus aber, Theil q'nd Sohn der Na-
turgdtter, Herr dieser gefährlichen Jabrszeit , unternimmt
den Kampf mit Typhon, führt die Sonne triümphirend zur
Hdhey veranlafst die NiUchwemme und rächt so den Vaiter«
Ein neues Jahr geht an^ Harpokrates waltet und .alles trliiift
ron Segen. ^Auf jenem Denkmal brennt daher die Opferfiamme
freudig auf einer Säule, und auf einer andern steht der g'»t«
Vogel, üeber und unter d^m Gotte aber befinden sich die
Zeichen der vormaligen und nachfolgenden typhonischen £in*
* flüsse: der schauerliche Kopf und die Krokodile d. i. schädli-
che Feuer- und Wassersgewalt, Jenes aufgedunsene Gesicht
bedeutet die sengenden Winde und die ausdorrende Hitze
vor der Nilfluth vom April bis Juni, und die Wasserthiere
sind ein Symbol von der Macht ihres Elementes vom Jawuar
bis April und zugleich des Meeres, welches den Nil verschlingt
und fest hält, dafs er nicht über die Ufer trete (Flutarch Is«.
, et Osir. p, 363. 366). ZwiSiChen beiden Symbolen st »»ht daher
Harpokrates als die Jahreszeit vom Krcfbs bis zum Steinbock
richtig in der Mitte. Eine^i ähnlichen IJarpokrates mit dem
Typhonskopf über dem Haupte fand Bruce zu Axum, und Efug
(Unters, über den Myth. d. her. Vol. S. 129.) weist and<*re der-
tleicben Denkmale nach, ohne ;edoeh eine befriedigende Er-
lärung zu geben. Dem Bestreben des Hrn. Dr. D.^, das rein
Aegyptische von dem &päter Eingemischten zu sichten, kdn-
r nen wir unsern Beifall nicht versagen, jedoch glauben wir
.nicht, dafs Leto^ welche in Aegypten für die Amme de^ Ho-
rus uud der Bubastis galt, von den Griechen, welche s.ie für
die Mutter des Fhöbus und ()er Artemis hielten, entlehnt wor»
den sey, da sie nach Herod. II. 155 f. zu den acht ersten Qötm
tern im ägyptischen System gehörte und in Buto einen Tem-
pel und Orakel hatte.
Bei Gelegenheit der 1, 3l. gerühmten Freigebigkeit gegen
die heiligen Stiere Apis imd Mnevis äufsert der Verf. S,. JÖ6*
die Meinung, dafs dem ausgebreiteten Thierdienst lediglich
die Betrachtung der Nützlichkeit der Thiere zum Grunde lag.
Allein da mit dem Tode.und der Beisetzung des Apis ein Zeit-
abschnitt abgeschlossen Wurde, so mufste er zugleich mit Be«
Ziehung auf das Zeichen im Thierkreis als persdnificirte Sonne
' angebetet worden seyn«
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iBfehrift f 00 Roi etU« S3l
Der ^efchlufs (4^'(i>i^/uui) selbst L 3.6 -* ^4 bezweckte,
aen jungen König zu vergöttern , indem er ^jwaos ^^^ Götter
aHer ägyptischen Tempel werden sollte. Sein Bildnifs («Wy)
sollte nämlich in jedem Tempel des Landes aufgestellt werden^
nsch der Bemerkung des Vf, S» 200 £F. wahrscheinlich, 9uf dem
gepflasterten Vorplats (d^o/xoO vor den Propyläen der Tempel.
Ibili zur Seite sollte der Hauptgott jedes Tempels stellen und
dem Epiphanes die Siegeswatfe reichen. Die Priester (wahr-^
scheiniLch die Propheten) hatten für ihn dreimal des Images df n
Dienst zu verrichten, und die Stolisten den heiligen Schmuck
anzulegen. Aufserdem sollte zum Behuf der Frocessionen im
Innern Heiligthum (adurov) jedes Tempels ein kleineres Schnitz«
bild (^oovov) des Epiphanes und eine Capelle {vao;) niedergeleaC
werden, beides vergoldet und mit d,en Reichsinsignien^, mit
einer Schlange und mit beschriebenen Amuleten versehen. Die
Fast'ophoren mufsten an den grofsen Umgängen mit den übri*
§en Tempelchen auch die des Gottes Epiphanes umher tragen,
erner sollte der Tag seiner Gehurt (den wir hier gelegent-
lich kennen lernen) und seines Regierungsantrittes als Festtag
iii den Tempeln des Landes begangen, und überdies das Fest
des neuen Gottes auf Neujahr vom Neumond des Thoth an
fünf Tage lang gefeiert werden. Die Priester sollten hinfort
nicht allein nach den Namen ihrer bisherigen Götter, sondern
auch nach dem Gotte Epiphanes benann^ werden. Aufser dem
ö£Fentlichen soll auch sein Privatcultus erlaubt seyn , dieser
Beschlufs aber in hartem Stein in heiliger, in der Landes- und
in griechischer Schrift in jedem Tempel vom ersten und zwei*
ten Range aufbewahrt werden.
Wir begegnen hier entarteten Priestern, deren Altvor«
dem Pfleger der Wissenschaften und Lehrer der Vorw^lt
waren. Doch so. geschmeidig sie vor den fremden Herrschern
zu kriechen wissen, so fest hangen sie am Alten 'iiid an ihren
Ansprüchen , und zeigen uns so die Schattenbilder und Nach*
klänge der Pharaonenwelt zugleich mit dem Verfall ihrer Kaste,
ihrer Religion und ihres Zeitalters. Wenn ihr Machwerk
seit dessen Entdeckung aU ein Fund für Sprachforschung, My-
thologie und Geschichte geachtet worden ist, so wird die
vorliegende Verbreitung und Erläuterung dankbare Aufnähme
finden«
PV, F. Rinck.
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SS^ ' S^iiiiStUi«iin«r. Güebiohu ^er Ttuuehen. '
I>i# ÖVsc^icht0 ä9f T0utsch§n^ ßin Lehrtüch für höhere ürt'^
frrichtsanstalten von Dr, S chmit tht'nA^r ^ Pror&ctor wind,
mehrorer ^otehrt, Ges, Mitgti^d^ Hcrborn^^ in der Krieger^ '
ichen Buchh. 1824. XIL 'sii S. ' ' 1 fl, 48 Icr.
Der VerfaMer iat «ich drei Grundfehler gegen die Ge*
Schichtschreibung zu Schulden kommen lassen » Taktlosigkeit
d^ Stylsy ungehörige Anordnung .des Stoifes und falsche An*
eichten. ^
Der Styl ist taktlos im Gan^sen, weil ein Theil des
£uch$ in einem allerdings eben so verständlichen als langwei-
ligen Erzählungston geschrieben ist, ein andrer Theil aber
mi% metaphysischen Speculationen sich Jj^efafst, deren Gehalt
. uifd Spräche der Jugend Völlig unbegreiflich sind. — • Der Styl
ist taktlos im Einzelnen, zunächst b^i der ^Erzählung. Oef*^
. ters springt er aus dem Iniperf'ectum ins Präsens über, ohne -
däfs die Steigerung in der Sache läge, zuweilen gerade im um-
gekehrten Klimax, z. B. S. 336. Üeberall.aber ist er trocken^
ohne das Verdienst scharfer Verständigkeit an sich zu tragen.
Seine Langweiligkeit wird noch durch den Fehler der Anord-
nung erhöht. Der Verf. verweilt unnöthig bei unbedeuteri-
den Gegenständen , häuft Endlos Namen, Kriege, Schlachten,
Ländertheilungen u s.w. und verbreitet sich über Wirkungen,
ohne die Ursacnen gehörig auseinanderzusetzen. S. 285 wird
ein Krieg gegen Frarikreich geschildert , vOn dessen IJrsache
man gar nrchts"" erfährt. Wie kann dies Schüler interessiren,^
oder m ihrem Gedächtnifs haften ? Der Kampf der Protestan-
ten gegen die Katholiken wiVd ausführlich Gehandelt ^ aber
nur als Wirkung,' und die Ursache bleibt verborgen. Wenn
Herrn S. Werk für spätere Jahrtausende die einzige Quelle
deutscher Geschichte seyn sollte , so würden sie sich den gro-
ssen Kampf der Reformation nicht z.u erklären wissen > da sie
von den Grundsätz.en der Partheien nichts erfahren. — Der
Styl ist taktlos bei den Reflexionen. Am unglücklichsten ia>
dieser Art ist die Einleitung des Buchs gerathen, darin allge-
meine Gesichtspunkte aufgestellt werden sollen. Hier sind
unter andern die Völker nach ihrer gröfsern oder geringeru
Aehnlichkeit mit einer perspectivisch in den Hintergrund ge-
stellten vollkommenen Menschheit classificirt. Was ist wohl "
mit dieser negativen Definition gewonnen, und wo bleiben
die qualitativen Unterschiede der Nationen , die sich unter
keinen Maafsstab jemals bringen lassen? S. l69'heirst es:
,,Das Mittelalter ist für die Teutschen diejenige Zeit, wo sie
durch die Formeu des Cbri&tenthums für den Gei^t 'desselben
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■1
^SehnuUbtODer 6«sebie}it« j3lh TtuUchto. 333
.«tzogen wurde« D«mit diet nicht anffalle; bedenke man» dafs
c» i"ti dem Reich des Bevrulstseyn« wie in dem de.r Natur ewige-
.Gesetze gie^^, nach denen die Vorsehung wirkt und waltet.
.Ji* der Geschichte y wie in der Natur, geschieht alle Entwick«
Inng von innen heraus , wird aber in ihrer Gestaltung durch
äuf^iere Verhältnisse bedingt. Die Knospe mufs seyn, damit
^die Blüthe werde; wenn aber die Blüthe ist, so prote«
• tirt sie gegen das Seyn der Knospe, die nun zu einer
gewesenen wird. Also mufsten auch dje Formen des Mit«
telalters seyn , damit der von iiinen. verhüllte Geist des Chri«
,stenthums sich in der Reformation als Blüthe entfsjte/^ Der-
leichen ist für die Jugend unverständlich und an sich ein
alscher Schlufs aus einem falschen Gleichnifs, dem das wahre
tertium mangelt; denn welcher Vernünftige wird nicht in der
Religion des Mittelalters eben so' gut einen Geist finden, als
im Protestantismus eine Form ? Nicht unrichtig, aber für eine
populaire Darstellung sehr ungereimt ist folgende Definition
des Adels, S. 215. „Das Gehlhl der Selbstständigkeit, das
stärkste in der M^enschenbrust , flüchtete, von dieser Seite
(von der Demuth im Glauben) auj^egriffen , in das der Ehre .
hinüber, die, in VVaflFenthaten gesetzt, für den Adel der spriii-
tende Punkt des Lebens wuide.** Was soll man. zu folgender
teile sagen: S. 340: „An innerni Leben stand damals kein
Volk den Teutsichen vor, besonders (?) war in dem Reich des
Geistes ein seltsames, durch die ersten Strahlen der herein«
brechenden Helle bewegtes Zwielicht** Und zu folgender:
II. 341. Vor der Schreibehunst und Buchdruckerei war das
Fortschreiten der Menschheit im Ganzen kein Aufsteigen,
sondern ein blofses Gehen, also (?) ein stets fallendes Steigen
oder auch ein stets verhindertes Fallen , die Geschichte des
einen Jahrhundeits ward dem folgenden zur Fabel; aber seit
sie die Kunst besitzt, dai flüchtig verhallende Wort zu fes-
seln und den für das Auge gemahlten Gedanken mit leichter
Mühe zu .vertausendfälrigen, ist sie gewisser über Zeit und
'Haum (?) emporgestiegen.** S. 410 rühmt sich der Verfasser
in einer 'Note, ein eng Vertrauter des Hegeischen Systems zu
seyn. Wer aber sollte wohl begreifen, wie seine Illogismen
unmittelbare Früchte dieser Bekanntschaft mit einem System
aeyn können, das grade die Log^ik zum Alpha und Omega der
Thilosophie gemacht? '
Die Anordnung ist ungehörig im Ganzen,^ weil der
Anfang des Werke» verliäUnifsmäfsig viel weitläuftiger behan-
delt worden, als Mitte und Ende. Sie ist ungehörig im Ein-
zelnen, weil unbedeutende und überdem das (jedächtnifft der
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334 SobrnfttheDoer GescluchU der Teutichen«
Jugend verwirrende Ereignisse för, den Z.wec^ des Lebrbuchs
* au ätisttiiirlich, und dagegen Hauptfbegebenlielten und groÜse
. \ ein flafsr eiche Charaktere bu flüchtig hehandelt^ häiifijg gaf
nictit' er wähnt sirtd. Zu utoständlich ist im Verbältnirs »um'
gatTzeri W«rk oifenbar aufser dein Anfang überhaiupt die Ge«
schichte der spätern und unbedeutendem Merowinger , Karo-
linger und Habsburger , ferner die Schilderung der ersten,
ft-anzösisclieri Feldzdge in Italien behandelt. Dagegen werden
die ersten Züge der Göthen, Franken und Alemannen vor
Attila gar nicht berührt; von dem wichtigen fiinflufs Theo«
derichs des Ostgothen auf die neue Gestaltung der deutschen
Königreiche erfahrt man keine Sylbe ; des gfofsen Karl M|ir«
teil wird nur in wenigen flüchtigen Worten gedacht; der.
wichtige Bischof Hatte von Mainz, die Seele seineif Zeit, ist
fanz und gar Weggelassen, der schöne Zug deutscher Treue,
ei der Wahl Konrads II. fehlt; der grofse Kampf der Hussi-
ten wird auf eine Seite zusammengedrängt u* dergl. mehr,
• Falsche Ansichten herrschen im Oeberfluls. Die ftäm
leri Franken, der herrlichste der deutschen Stämme, werden
wiedev einmal für ein Mischvolk verschrieen. Als die Trieb*
feder der frommen Thätigkeit eines Bonifacius wird schlecht«
weg Eitelkeit angegeben, und wird ihm vorgeworfen, er
habe die deutsche Kirche an Rom verrathen. Darf man so
die'Zeiten eines Bonifacius und die unsrigeh verwechseln?
In gleicher Weise wird das Mönchswesen schon in seinem Ur-
sprünge mit dem Hafs verfolgt, den erst die Reformation recht-
fertigt. So wird durchgängig die religiöse Begeisterung des
Mittelalters mit Verachtung oder doch mitleidiger Gering-
* Schätzung behandelt. Ludwig der Fromme wird unter fast
kläglichen Beileidsbezeugungen mit einer Apotheose beehrt^
tegeri die sein ungeschicktes Betragen im grellsten" MiTstver-
ältnils steht. Von der Kunst des Mittelalters überhaupt ist
w^enig die Rede, von der Baukunst gar nicht. Den Dichtun»^
gen' wird S. 26*7 gänzlicher Mangel an Ideen vorgeworten,
während. sich leicht beweisen läi'st, dafs kisium je in der Welt
so ideenreiche urtd wahrhaft welthistorische Allegorien gedich-
tet worden sind, als das Niebelungenlied und Parcifal.
Wo so im GröXsen gesündigt ist, mangeln auch kleinere
Gebrechen nicht. Die Ingaevoiles werden , obgleich der- Vf.
sich rühmt, Grimms Grammatik recensirt zu häbeii, schlecht«
weg mit Innwohner übersetzt. Heinrich der Vogler wird
mit Moses vergllcJhen, Wir finden Schriftner statt Scihrift-
steller, Füfsler statt Fufskämpf et ui s. w. '
Digitjzed'by
Goo^k
iupplemtntnm edit. Publii Sjrli. ed. Orolliu«. 336
Was dem Buch übrigens zuiJj Lobe gereicht, gehdrt den
Bestrebungen seiner Vorgänger ah. Ret. hat nichts GelMilt*
reiches darin gefunden | das er nicht schon anderswo gele«
§en hätte» • ♦ j^
Supp lernen tum Editionis Lipsiensis noousimae Sent^ntiarum
Publii Syri et D. Laberii continens Emendationer et jin»
notationet F* H, Botldi et Censorit Hoidelbergensis net npn
sententias noQas plusquam CCC a Bothio collectas edidit et
suarum notarum ädditamenta insermt Joh, ConradmtOrel'*'
' liui^ Parochus xid Aedem Spiritus Sancti et collegii Carolini
Turicensis Canonicus, Lipsiae sumtibus Frede rici Fleischeri»
MDCCCXXir. IV und 60 S. in gr. 8.
Die gröfser« Atisgabe, deren Sup^lementum wir hier
anzeigen y erschien bekanntlich im Jahre l822 und ist in die«*
sen Blüttern von einem andern Kecensenten einer ausführ«
liehen Beurtheihifig unterworfen worden '(Jahrgang l833 Nro,
40. 41). • Seitdem aber erschien ,auch der fünfte Band der
Poetae Scenici von Friedr, Heinr. Bothe^ worin der Heraus-
gelrer, so zu sagen, eine ganz neue Recension jener Sentenzen
lieferte. Denn nur höchst wenige blieben in ihrer ursprüng-
lichen Gestalt, die meisten erschienen auf irgend eine Weise
verändert und zwar meistentheils zu ihrem Vortbeij, obgleich
manche hinwiederum nach Herrn Orel]i*s Ermessen allzukühii
und ohne Noth oder den allzustrengen Regeln einer vollkom-
menen Metrik, die hier vielleicht nicht in ihrem »ganzen
Umfang anwendbar seyn könnte ^ zu Gefiallen verändert wor-
den, Üeberdem enthielt sie eine Zahl von 326 neuen
Sentenzen. Diese neue Bearbeitung des erf^^hrenen Metri-
kers und scharfsinnigen Kritikers, so wie die oben be-
merkte Beurtheilung in diesen Jahrbüchern konnten der
Aufmerksamkeit des unermüdet thätigen und umsichtigen Hrn.
Orelii nicht entgehen, sie bildeten die Veranlassung zum
Erscheinen eines allerdings für die von ihm früher besorgte
Ausgabe nothwendig gewordenen Supplementum, das auf
diese Weise jedem Besitzen* der gröfseren Ausgabe unentbehr-
lich seyn wird, deren Vollstiindigkeit nun aber auch nichts
mehr abgehen dürfte. Aus der Vergleichung mit jener Aus-
gabe und mit den Bemerkungen in diesen Jahrbüchern ent-
standen zuvörderst die Cärae secundae in Publii Syri Sententias,
Zahlreiche Verbesserungen und vielfacht Sinn und Wort cr-
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ISurfmdeBemetkungeil de« Hrn. OrelH sind allarwärU nach*
/getragen, und dabei aorgfältig ron £othe*f Bemerkungen ge«
. ach\e4eii« M^n wird.« besonders in den kritischen Bemerkun«
fen, Verbesserungen verdorbener Stellen oder Vertbeidigung
er Vulgata nirgends den besonnenen Kritiker verkennen, wie
er aucb als solcner in den übrigen von ihm besorgten Ausga«
ben sich bewährt hat. Darauf folgen S. SO: Puhin Syri et alio*
rum sententia« CCCXXVlnovae^ collectaä a F. H. Bothe. ' Da die
i^uellen, aus denen sie entlehnt sind, nicht immer angegeben,
so vermuthet Hr.<Orelliy sie seyen ziim Theil aus irgend einer
vollständig^ en Handschrift des -Fublius entnommen; anderd
sind aus den Sammlungen des Joachim Camerarius und Janus
Anysius entlehnt., welche, beide muthmafslich vieles aus
.Handschriften genommen, ohne die Quelle davon anzugeben.,
Auch hat Bothe selber diese Sentenzen durch Klammern von
den übrigen unterscheiden. , Auch hier hat Hr. Orelli zahl«
: reicliÄ Yerbesserung^in und Erklärungen von Sache und Wort
beigefügt, den Ursprung vieler solcner Sentenzen .aus ähnli«
eben Sprichwörtern nachgewiesen u. dgl. Dagegen siikI S.
4& und 47 ajle die Verse, es sind deren in Allem 49 1 aufge-
führt, welche Bothe als unächt^^ind den Gesetzen des Metrums
widerstreitend ausgemerzt hat« Zuletzt folgen S* 48: F. H.
Botbii Notae in D, X^aherii Prologum et Fragmenta, in Fragmtn*
trnn ex 'Restione^ in senientias ' f^arrotti adscriptas. Auch hier
sind eigene Ben^erkungen des Hrn. Orelli und seines glelehr«
ten Vetters Caspar Orelli heigefügt.
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N-22; . '^ . 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur,
Veh§r Rafael Sanzio^s Verklärung. i^^iquB in unius hu*
jus operibus intelHgitur plus i9mper^ quam pingitur ^ et cuni
ars summa sit , Ingenium tarnen ultra artäm est. Plin. XXXV"*
Von Karl Mo r genstem^ Russ, K. Staätsrathe etc. Dorpak
auf Kosten des Verfassers^ Leipzig in Cömm* bei Kummer*
Diese Monographie über Rafaels Transfiguration schrieb
Hn M. während seines Aufenthalts in Paris im J^ 1009 Vor
dem Gemälde seihst , welches damals in dem grofsen frantÖsi«*
sehen Museum aufgestellt war, zog sie aber erst 1820 als ei*
ncn Beitrag zu der. an mehreren Orten begangenen Feter von
Kafaels Todestag ans Licht, Was Hrn. Ms. Frühere , die bil«
dende Kunst betrelFende Schriften auszeichnet: gründlrche
K^nntnifSy tiefes und besonnenes Gefühl^ und Wärme un4
Anschaulichkeit der Darstellung, findet man auch in^ dieser
Abhandlung, und es ist fast überflüssig zu versichern, dafs
•le seihst denen , welche das Originalgemälde nie gesehen»
sondern nur aus einem KupfersticQ von Morghen oder. Do«
rigny kennen, eiiien eben so angenehmen als belehrende^ Ge<*
nufs -gewähren wird. Die Anschauung derComposition, wenn
aiich nur in dürftiger Nachbildung, wird freilich hier. Wie
bei jeder Beschreibung,' Erläuterung oder Beurtheilung eines
Werks bildender Kunst npthwendig .vorausgesetzt, trotz dem
aber blieb es eine der schwersten Aufgaben der DarsteUung
und Kritik, das Ganze und Einzelne dieses Meisterwerks za
entwickeln , und , vom Allgemeinen der Ideen bis zti den fein-
sten Schattirungen des Individuellen, das klar Ausgesprochene
wie das dunkel Angedeutete nachzuweisen und der Einsieht
und Empfindung des Lesers naii zu bringen» Diefte schwie«
riae Aufgabe hat der Vf. durch die Kunst der Anordnung und
des Ausdrucks so befriedigend gelöst, dafs seine AbhandluiYg
dem Besten, was bis jetzt Über das fragliche Bild geschrieben
ist, Pardo de Figueroa's Schrift nicht ausgeuommen,
ehrenvoll zur Seite steht, und ein würdiges Denkmal jenes
ivilL Jahrg» 4. ßef^. 22
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333 Uebcr Rafael Sancio'ii Verklarung*
MeiÄterwkes und seine« Urheber« genannt su werben reüf«
dient.
Die Betrachtung beginnt von der untern Gruppe des be-
sessenen Knaben und der Apostel, und der Vf. entwickelt
hier mit feinem Sinn die Situation und den "Ausdruck der ver-
schiedenen Charaktere. Schön charakterisirt Hr.'M. den Kna»
ben, die zunächst ihn üaigebendenj und die midiere Gruj^Q
der Apostel. Was die übrigen Figuren betrifft, so leugnet
Rec. nicht, dals er in mehreren Funkten anderer Ansicht ist,
als der Verf., — Die Meinung, jener bärtige Mann, der Ein-
• ter dem Vater des Unglücklichen steht und die Hand nach
de«n B'?rg erhebt, , vernehme den oben rollenden Donner, hat
»war Hr. M, selbst beinahe zui'iickgenommen ; jedoch dürfte
es auch kaum passend seyn , denselben für einen Eharisäer zu
halten. In seinen scjimerzlich zusammengezogenen Augen-
braunen malt sich zu deutlich der ScUrecJc über den neuen
Anfall, womit eben die Krankbeit^in dem unglücklichen Kna-
ben wüth^t, als dafs man einen kälteren Zuschauer, und nicht
einen Angehörigen der Familie in ihm vermuthen sollte, wel-
cher der geschmückten, vorn knieenden Tochter Svohl ent-
spricht. Erscheint, gleichsam antwortend dem Jünger ,■ det
in der IMitt© steht und Rettung verheifsend zum Berge hiitauf-
"Weist, mit den geöffneten Lippen und der emporgehobenen
Rechte^ sagen zu wollen: „Was zaudert ihr? Warum ruft
'.ihr ihn hiebt herab, ^ euren Meister, wenn er allein helfen
kann?«« Ein angstvoller Vorwurf ist in seiner Miene nicht
zu verkennen. — • Mit ihm bilden dann die drei äufsersten
Jünger der linken Seite einen Gegensatz. Der abgewendete,
'hinter dem voransitzenden Andreas, deutet nicht mit der zu^ .
versichtlichen Bewegung nach oben, wie jeiier in der Mitte
stehende, in seiner Hand liegt eine fragende Bewegung, ec
scheint die zn ihm Gewendeten anzureden: „Ist, der Meister
noch auF dem Berg i odef kommt' er herab?« Und der zii-
•nücbst Stehende antwortet ihm mit .einer Bewegung beider
Hände, welche deutlich ÜTigewifsheit und zugleich Nieder-
Seschlagenbeit über das. vielleicht noch lang dauernde Leiden
er Unglücklichen ausdrückt. Durch diesen und den hinter,
ihm Stehenden hat Rafael , wie uns dünkt, angezeigt,« dafs
die Jünger von dem, was über ihnen vorg'^ht, nicht die min»
deste Ahnung haben. — Auch die beiden vordersten Figuren^
der sitzenfe Andreas und das knieende Mädchen, scheinen.^
uns vom Vf., w^e von den übrigen. Erklärern , nicht geniig
in Beziehung gestellt. Der letztern Figur vyird häufig etwas
itheatralisches vorgeworfen, und ihre Stellung erscheint auch
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» f
Utb«C. Rafael Santio'f VerklSrang. ' 3d9
MO , wenn man nicht annimmt, dafa sie in leidentchaftlicher
'Bewegung flehend vor Andreas niederi[niet ist »^ und nun, da
der Faroxysmus des Knahen von neuem beginnt, ihre Bitte
eben so leidenschaftlich durch das Hindeuten mit beiden HSn«.
den ünterstütat« — J^ndreas dagegen scheint aua einer ruhi-
igen Stellung, in der er vorher las, aufiiufahren , wie er den
Jammer vor Augen sieht, daher der ausgestreckte schwebende
Fufs und die vorgewendete Linke*
Was Hr. M. über die obere Gruppe der Verklärung sagf|
ist tief gefühlt^ und selbst die beiden Zuschauer an der Seite
des Berges I sind als Repräsentanten der Kirche gut verthei«
digt. Ein Grund , warum Rafael sie gern angebracht, iiefse
sich vielleicht auch darin Enden, dafs sie e nen gewissen üeber«
gang von der untern su der obern Gruppe bilden da ohne
ihr Da seyn beide, dem Inhalt nach to verschiedene Scenen^
äufserlich gänzlich getrennt seyn würden«
Was die allgemeine Würdigung des Bildes betrifft, so
ergiebt sich Hr. M. einer unbedingten Bewunderung, und
sucht jeden Tadel, welcher gegen das Ganze ^nd Einzelne
desselben vielfältig geäufsert worden, abzuweisen» Rec.
gesteht, dafs er, obgleich dem herabwürdigenden Urtheile
Fr. Schlegels keineswegs geneigt^ doch auch nicht- doa
Vfs. Meinung seyn kann, dieses letzte Werk Rafaels ssy zu«
gleich sein vollkommenstes. Der Vorwurf ^^% Mangels an
Einheit, welchen nan der Composition gemacht, A^^ Unzu^
sammenhängenden der obern und untern Abtheilung, zerfällt
in sich, sobald man mit Schreiber und Hm« M« die my.
stische Bedeutung des Bildes ins Auge fafst. Der Gegensatz
des Himmlischen und Irdischen, der rettenden Gottheit, und
des schwachen Menschengeschlechts, welchen Rafael darstellen
w^ollte, machte die Verbindung beider Scenen nothwendig;
keine kann in dieser Beziehung ohne die andere bestehen, und
eben deshalb möchten wir den untern Theil des Bildes auch
in dem gemäfsigten Sinne A^t Vfs* nicht eine Episode nen^
nen , sondern betrachten ihn als- integrirenden Theil ^eS G^
dankens und der Darstellung« Oh aber \\\ diese tiefgedachte
Composition alle Segnungen von Rafaels edlem Geinüch über-
gegangen sind, die m andern seiner Werke leben? Ob es
ihm gelungen ist, den tre£Flicben Gedanken auch Überall mit
gleicher T>elF]ichkeit durchzuführen ? —
Um von dem Letzteren ajizufangen^ so glauben wii* Zwar,
das Schweben der drei obern Figuren sey uui jenes Gegen-
satzes des Himmlischen und Irdischen willen voUkoaimeu zu
rechtfertigen., wi« denn aua der, Anm« 17. vom Vf. gegebef«
^2*
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340 Üeb«» RaAd S«ttiio'« VerklSnuit.
nen in«rkwjird]gen Notiz eines un französischen Museum b««
findlicben Entwurfs von Rafaels Hand , auf welchem Cristus^
Moses und Elias auf dem Berge stehe n , deutlich hervorgeht^
dafs Rafae} nach' reifer üeberlegung diese Anordnung getrof-
fen* Aber die Art^ wie die Figuren sch\y eben, sclieint uns
nicht so tadellos , wie der Verf. annimmt. Die Behauptung
5. 18 J'» durch eigenen Willen, und allein durch eigene Krafc
schwebt der GöttJic'he ruhig empor«* lätst sich iiiue]:s Bedün«
ken& auf keine Weise rechtfertigen. Alle Falten der Gewänder
an Christus^ Moses und Elias ^ zeigen, dafs Rafael sich einen
Xiuftstols von unten dachte, welcher Christus emportrSlgt»
und in welchem Moses und Elias schweben. Der Mantel, de.r
Qber des Heilands Unterkleid geworfen ist, schmiegt sich in,
«ufwäS'ts getriebenen Falten eng um die Beine, bläht sich auf
um dteBruSt, wo er freier hängt, und flattert hoch über die
Schulter empor; selbst das Haar des Erlösers und der Wui^f
seiner A er mel fühlen den Luftzag. Ein Gleiches ist. an Elia«
und an dem rückw^ärCs flatternden Gevtrande des Moses wahr-«
sunelimeh; Rafae], wollte das „und er ward aufgehoben« aufs
Natürlichste darstellen. Christus ist auch ganz passiv; nicUjt
eigener Wille und eigene Kraft, sondern der Wille des Va-
tets und die erregte Naturkraft heben ihn empor. Durch diese
ZXarsteÜMng einer natürlichen Gewalt hat aber Rafael unstrei*
tig der Ruhe und Würde seiner Figuren geschadet. Christus
sch^^ebt schön und leicht; aber würde man ihn für.Chris^u^
halten, wenn man das begeisterte Antlitz nicht sähe ? Reo«
dünkt der stehende Christus mit weifsem Gewand, in J^h*
Bellins Verklärung im^^Museum zu Neapel weit erl>abener ai^
diesti* schwebende Rafaels. Besonders scheint auch der zIl*
rückgezogene linke Fufs zu schaden. — Von den zwei andern
schwebenden Figuren verdient wohl in Hinsicht auf Würde
der Stelliiug Elias den Vorzugs bei Moses sind die gespreia«
ten Beine uoj] die etwas gewaltsame Wendung des Hauptes
dem Grofsartigen der Figur eher nachtheilig als förderlich.
1^ dem, was der Vf. über die drei auf dem Berge nieder- ,
gesunkenen Jünger sagt*, pflichten wir ihm vollkommen bei;
wir können in diesen Figuren nichts Theatralisches finden»
sie sind geblendet von dem überirdischen Licht, und ihr'Zu-
stand spticht sich in jeder Individualität eben so edel als na«
türlich aus. ' .
Wenn man in dem untern Theile des Bildes die tiefe
Einsicht in das menschliche Gemüth und.die^ufserordentliche
Klaiheit der AnfFassungbewumlern mufs, Eigenschaften, di^
zwar alle Werke Rafae)s cbarakterisiren: so wird maa dpci^
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^ lieber Refael Saneio*« YeTUImag^ l^
aifcti tugelreTi müseeny dB£$'}eneB innige G«fAhf^ j«ne ecliwir-
inerische Begeisterung, die una aus den Werken seiner mitt« ^
lern Zeit, aus der Schule von Athen und der Disputa, und
eeihst afis einem grofsen Thei) deF Teppiche ansprechen, &icb
hier in geringerein Grade zeigen. Die Periode, in welche«
der Gedanke in seiner vollsten Kraft sich mit dem innigsten
Gefühl vereint, wo die Begeisterung Werke erzeugt, die ih*
rem Urheber seihst z.um TheiJ Räthsel bleiben ,^ tritt wohl bei
jedem grafsen Dichter und Künstler einmal eia^^ g^^'
aber auch bei jedem meh^ oder weniger vorüber. Aiicb Ra*
fael scheint uns bei der Schdpfung dieses Bildes mehr berech*
iiend als begeistert zu Werke gegangen zu sefn^ Und ibnv'
darum jene, seinen früheren Werken innewohnende WUrme^
jenen unbegreiflichen ^ aus dem Gefühl entspringenden Orga^-
nismus vlicht «rtheilt ^u haben. Ob diesFo^ge veränderter
Stimmung und Lebensansicht, oder nur der Schwierigkeit .
dieser Eesondern Aufgabe war, wer vermöchte das au ent«
scheiden? — Wie bewundernswürdig hat er alle Momente,
der Empßndung an einander gerauht, wie künstlich jedet
Hauptfigur den Ausdruck einer doppelten Seelenthätigkeit er«
tbeilt, mit welcher Ueberlegung ist alles, zu einem Ganzen,
verbunden und der allgemeinen l.iee angefügtl Aber, eben dies^
Absichtliche, das wir bemerken, stört uns« das reine Gefühl,
lind bie und da schadet es sogar der Annehmlichkeit. So wird
jeder zugeben^ dafs die emporgestreckten Arme der Ruhe des
' Ganzen nachtheilig 'sii»d. AucjK^ können wir nicht, mit Hrn^
M . ^ die gewifs absichtlich sa geordnete Pyramidalgruppe der •
beiden hinaufdeutenden Apostel und des Andreas durchaus urt*^
tadelhaft finden,. — sie bildet keine schöneh Linien^ und
heso/ders das den rechten Arm verhüllende felse&äptige Ge-
iTirand des mittlern^ ist uns immer st^end gewesen. In, der
gai^^en Versammlung endlich sind nur vier Personen ,^ die an»
dem Unglücklichen Knaben recht herzlichen Antheil nehmen:. .
der junge Apostel und der neben ihm knieende ältere,, die jün- *
gcre Schwester und der Greis hinter ihr. Alle übrigen Figu-
ren sind mehr oder weniger demonstrirend, — Eben-dies stört
uns auch hauptsächlich an der vordem Figur des schönen lei-
denschaftlichen Mädchens. Von wahrem innigen Gefühl durch-
drungen wtli^de sie sich, an- den. Kranken angeschmiegt, oder
wenigstens völlig zu ihm hingewandt haben, statt dafs si*
jetzt noch vor Andreas knieet, mit ihm red<et und^nur auf de»
Knaben deutet. Die heftige scheue Bewegung des Andreas^
fainwied^tum verr fltb eher Schwäche des^ Gemüths. als ^n«
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Z^2t JJJkiit Ra&et SjümioV TeAUniog^
ruhige Besonnenheit und erbarmend? Theilnahme ^ welche dem .
vdTrdersten der Apostel hier gebührt hätte, und durch eiiio
, würdige 9 su dem Knaben hingewandte Stellung hätte ausge-
drückt wenden können. Wir treten irt Bezug auf die Präten-
tion, die in diesen beiden Figuren liegt , vollkommen Speth a
Meinung bei (Kunst in Italien 11. 38o S,); sie sind unstreitig
auf eine gewisse Wirkung berechnet, ui^d Rafael mag wohl
hier SU sehr dem von Mich. Angelo angeregten Streben nach
einem viel bewegten breiten Style gefolgt seyn , bei dem^ man,
wie der ebengeufinnte. Schriftsteller sagt ,^ j^mehr auf Abwechs«
^lung in den Stellungen sah und wie die Figuren am^besten
ins Auge fielen ; wo man den durch die Handlung geforderten
wahren A'isdruck mit pikanten Contrasten v«=rtauschte, und
bei der Wahl der Figuren nicht auf den Bedarf der Handlung,
sondern auf den Raum Sah, der damit ausgefüllt werden
^ sollte.«
Was Hr. 2VI. Ober die technische Ausführung des Bildes
fagty dünkt uns eben so wahr als schön ausgesprochen; gewila
hat Kafael in keinem seiner Gemälde so hohe Naturwahr«
heiterreicht, als hier. D^r Kopf des vorn sitzenden Apostels
wefchen der Vf. als Beispiel anftlbrt, war auch für Rec, bei
jeder wiederholten Beschauung ein Gegenstand neuer Bewun«
derung; tro^ dem, dafs man den Auftrag der Farben sieht^
scheint er in allen Theilen körperlich und wesenbaft da zu
seyn\ Auch ist Rec. mit Hrn* JVC. überseugt, dafs Rafael das
Bild. 'zum gröfsten Theil beendigt hat, und nur. «ahr wenige
von Giulio Romano und dem Fattore untermalte fartieen ohne
Riitou^he von seiner Hand stehen geblieben sind. Die Ver-
gleichnng der auch vom Vf. angeführten, jetjt ebenfalls im
Vatikan b^indlichen Himmelifahrt Maria , wo der untere, voa
Giulio vollendete Theil eine weit trocknere, wehiger natiir»
gemäfse Behandlung zei^t^ giebt dafür den besten Beweis^ (
f^rtef jährige Mitthiilungen ßnß den JrheUen Jet Predzgervereins
im Neustädter Kreise f ausgewählt und herausgegeben oon Dr*
Joh. Fr. Heinr, Sehwßbe^ /♦ bis /Ki, Mittheilung. Neu^
$tadt ä. d* Orla^ bei PVagner. 7824^ ^85 S, in 8« ^-.
Nichts kann zur Erhaltung und Erhöhung des innerit
Werths der Geistlichkeit mehr beitragen, ^Is alle die Einrich-
tungen , welche sie zum gemeinschaftlichen Fortstudieren und
IBUr «mtsbrüderlicben bäufigen Mittheilung des In ländlicher
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edby Google
- Sohwab« rUrt^ljiOir. BfitU»«iluDgtii« 243
Rulie Ueberdacbten , aufmuntern« Empllndungtvoll spricht
bievon eine Hede hei der Hauptverüammlung zu Triptii.
Heft IV. Ueberhaupt beweist diese Quartalscbrift den guten
"wissenschaftlicb und praktisch regen Geist ihrer Gegend. Die
Sammlung giebt auch gelehrte, auch lateinisch geschriebene
Aufsätze neben den schätzbaren pastoralischen. Zum Beispiel:
Frenkel de diligenter evitandis theologo periculis ex aetatis
nostrae controversiis oriundis. Ein nur allzu häuRg zu erwägen*
des Thema, Schubert Frohen aus einer (anziehend erzäh«.
lenden) Geschichte des Märtyrers , Johannes Hufs. Meh-
reres von Kaphahn, Schatter, VVolf, Schwabe über
eine Jubetteier wegen Luthers Bibelübersetzung und über de-
ren Gebrauch unter dem Volke. (Rec. macht hierbei zugleich mit
Vergnügen aufmerksam auf den geschichtUch-]iteidri&chen(genau
belehrenden) Ue her blick über Luthers Vorscbdile, Meister-
schaft und vollendete Reife in derDollmeschung der h. Schrift.
Von Rector Göz zu Nürnb. l824). Wegen allgemeiner Benu-,
xung der Bibelübersetzungen tritt Rec der lebhaften AuflFor-
derungdes Herausg. bei. S. 2l6. Wo der Prediger fleifsig in dfer
Kirche und Schule auf das Nöthige, Allgemeinfarsliche hinweist^
auch das historische mit Herzlichkeit erklärt, d.' wird schäd-
liches Mifsversteben der Bibel gewifs fast unmöglich. Wo
die Bibel gelesen werden darf, kann der menschliche G^ist nde
so zurückbleiben, wie dies nach S. 169. ein junger Künstler
in den Religionsansichten mancher Salzburger fand.
Einige Aufsätze deuten auch, wie die Geschichte der Re-
formation und auch neuere Geschichten zu religiöser Erbauung ^
und Belehrung anzuwenden seyen. Durch die Lesefrüchte
des Hrn. Archidiak. Rintscb, einen Auszug aus Llorente
Gesch. der Inquisition erfährt Rec. zum erstenmal (was ihm,
weil er den Hesperus l824. -Nr. 28. nicht zu Gericht be-
kam, leicht unbekannt hätte bleiben könr^n)^ dafs er die
Ehre hatte, in einem römischen Breve, das ^chon vom l8.
Dec. I8l9 datirt, gegen Dr. Fessel, Vorsteher des bischöfli-
chen Seminars zu Leiitmeritz erlassen wurde, charakterisiert
zu werden. Das Elogium lautet also:
,, ÄudivimuS nempe, Doctorem S. Theologiae Fessel,
perversae plane doctrinae hominem, Cathvücae et praesertim i
Ecclesiasticae juventutis mentem multis erroribus iuficere at-
que omnino pervertere conari. Candidatos enim S. ThejJo«
friae quoscunque libros — ;sine discrimine delectuque qmni
egere lubet, tamquam efficacissiinum remediuni expoliendi
Ingenium et prat'judicia vitandi; quare intei ceteros pemUio^
jisnnios libros 9 qui in manibus eorum quotidie versantur, r«H
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344 SehwaLf tinteljSbr, llittMlangeD» .
centetur Opus Exegeticum DoctorU Paali, A^cathoRcif alterum
' ft^egscheiäeri de Dogmatibuj , cathdlicae do€trifiae|miiius (?^
i;pnformi8%9 - et carmina amaioria a Goethe^ Schiller^ PVielanäy Her»
4er ^ auctoribus a • co^Ao/ccü exarata ^ ^aeCandidati ipsi legere,
recitare, et declan^are tenentur.««
Rec. hat in seinem Leben sich nie in besserer Gesellschaft
befunden 1 •— — ^ Aber was fClr Berichterstatter aus Teutsch«^
' taqd niufs der irrefragable heilige Stuhl zulassen, die^ihn über
die carmina amatoria SO sii berichten wissen ? Da möchte man
wohl a Pontiiice male informato ad melius informandum provo-
zieren. -Aber so geht es, wenn eine üniyersalreBierung ausge«
übt werdeu soll, während man der Uni ver-sal kennt nkf«
so sehr* ermangelt und die Zutrügerei zulrXst, die, nach.
Pfründen lüstern, die Besseren auch in ihrer Kirche durch An«.
- acbwäraungen au verdrängen strebt. Wer aus solcher Feme fast
infsillibel regieren will, müfste er nicht wenigstens immer nur
die besten Köpfe, die Scharfsichtigsten und Redlichsten, zu
seinen Telescopen zn machen verstehen? VgL^dagegen die of«
^cielle Denkschrift über da$ Verfahren des römischen Hofa.
(Carlsruhe i8lÖ. f«>I.) S. 27.
Mehrep Aufsätze der Mittheilungen beschreiben die
Entstehung und. Erhaltung dieses Predigervereins, sei«
Ties Lesezirkels und d^l« m. Möc^ite sein Beispiel über-
^I nachgeahmt seyn;N wie es im Badischen häufig ist, au^h'
durch eine Synodalrede von Hrn. Pfarrer' Mylius (bei
Surlach) 192^ noch mehr empföhlen wurde.
V
^E. JS. G. Paul HU
• Wumilrenanduchien» Von Lndwpig'Pflaum, Erster Jahr'gang^ iB22^
Nebst einem Anhanget Feirmischu Nachrichten und Bemerkuip^
gen. NUrnhetgf hei Riegel und PVieJsner^. aOO S* 8«^
. Die Betrachtungen » }pr eiche hier unter dem Titel ,)F am U
lienandaehtenc* erscheinen, sind theils Ausxüge aus Pre-
digten, welche (der -unlängst verstorbene, rühmlich bekannte)
Jlr Pfi. in Baireuth gehalten, theiU sind sie aber auch beson-t
ders für diese Schrin von demselben ausgearbeitet worden. -«-
Das vor uns liegende Hefe enthält: i) Emel^sterbetrachtung^'
Wer mit Christus wandelt« dem öffnet sich eine Welt des
Lichtes für (^eist und Herz uud Leben. 2} Jesus Christus,
dein guter Hirte. 3) Christ! sey seibat ein^uter Hirtej^ wie
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Ghmtui. 4) Welcbe Freude gie&t das Evangelium dem £r«
denbflrgeri 5} Das Evangelium giebt seinen Glaubigen auch
Gotteskraft.
Alle diese Aufsätze sind in ficht christlichem Sinne ge«
schrieben. Wie hätte Hr. Pflaum aber auch anders schreiben
können ? Er hatte die Gotteskraft des Evangeliums kennen ge-
lernt, die durch göttlichen Unterricht und göttliche Heiligung
'in dem inwendigen Menschen eine solche Erleuchtung des
Geistes , eine solche Veredlung des Herzens , eine st)lche KrSf«
tigung det Willens hervorbringt, dafs der Mensch ^ede Tu^
. gend christlich, ikben, jedes Leiden christlich- ertragen und
selbst den Kampf des Todes« christlich kämpfen kann,
Unter.der Haupttlberschrift, ,,verinischte Nachrichten und
Bemerkungen** sind ,,Abschiedsworte eines ehrwürdigen Grei-
- ses an alle seine Lieben, die hier surdckgeblieben,« von dem
$enior Job. ?r. Stadelmann zu' Winterhausen, abgedruckt*
Hierauf folgen die Bemerkungen und Nachrichten, in wf^lchen,
der leichteren und be(juemeren Uebersicht halber, da^ Gleich«,
artige unter folgenden Ueberschriften zusammengestellt' ist:
Woblthätigkeit, Licht undSchatten. MisCelleiu '
Unduldsamkeit. Chrislicher Brudersinn, — Eine
Nachricht, welche S. 1 96. gegeben wird, sei dem Ref. erlaubt,
hier scbliefslich mitzutheilen: ^fZa Fruntruth in der Sch\yeiz
ist das Lesen des neuen Testamentes, als eines schädlichen
Buches, durch ein an allen Kirchenthüren angeschlagenes.
^ Mandat unter Androhung der Es^commanicatiou verboten
worde«/»
DU Kränkheit$n d§s M^mchßngeschleehts historisch und geographisch
betrachtet von Dr^ Friedrich Sehnurrer, OheraiH^sphysikus
%u Vayhingen an der En^, Der historischen jibtheiL ir und
' 2r Thl, Juc\ unter dem Titels Chß'onik der Seuchen in Ver*
Bindung mit den gleichzeitigen Vorgängen in der physischen
pj^elt und in der Geschichte der Menschen» ir und 2r TheiL
Tubingen f Osiander^ 1»25 und 1825. gr.^ 8. Vlll und 576.
6Ä9 S.^ ir Thl. 2 fl/64 kr. 2r Thl. 4 A. 42 kr.
Alle gebildete Aerzte stimmen ohne Zweifel darin mit
einander überein j dals eine geschichtliche Bearbeituag der
Krankheiten von dem höchsten Interesse und von der grölsten
Wichtigkeit seyn inufs; denn einerseits wird dadurch die
Wissenschaft bereichert ^ und ein wichtiger Beitrag zu d^t
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■ . -^^ ■ ■ ' ^
Geschichte dfes Menschen iQherhaupt geliefert, den ix^^'«u<!h>
im Icr'anken Zustande kennen mufs^ wenn maxi überbau p): steh,
eipier umfassenden allseitigen Kenntnifs desselben erfreuen^
will) andrerseits bat, die Geschiebte der Krankheiten auch ei« -
nen grofsen Einflufs auf die Kunstübung selbst ^ welche da^
durch vor der Einseitigkeit bewahrt werden mufs, die so'
leicht ^\ind so gewöhnlich bei demjenigen überhand nimmt, Her
'Hos dij^ Krankheiten kennt, welche und wie sie in der Ge-'
genwai't vorzukommen pflegen« Aber auch einen bemmendea
Einfiufs kann die Geschichte der Krankheiten haben; denn
CS :mufs die Meinung von der äi^ztlichen Kunst ja wohl berah-
gestimmt werden, wenn man sieht, mit welch einem märhti-
gep, Feinde man es zu thun bat; wie ohnmächtig die Kunst,
im Grofsen betrachtet, gewesen ist, wie wenig sie im Stande
war ,« Krankheiten vorzubeugen, sie im Keime zu zerstören;
wenn man erfahrt ^ wie gutartig viele Kiankbeiten und Epi«
demien waren, die auch ohne Kunsthülfe verschwanden, wie -
mörderlich dagegen viele andre, welche aller Kunst spottend^ ~
fast mit unbesiegbarer Kraft die Kranken in grofsen Masscvn
*dem Tode zuführten. Doch man lasse sich durch solche 3e^
tracbtung^n nicht zu weit und zu üeb^rtreibungen, von de-
n^n allerdings auch In dieser Schrift einige später zu erwäh-
nende Spuren vorkommen ,^ verfüfiren ; denn allerdings lehrt
uns eben dieselbe Geschichte de^r Krankheiten , dafs die Kunst
;Dicht in allen Fällen ohnmächtig gewesen und dafs es ihr ge«
Jungen ist, nicht nur zur Heilung vieler Kranken, sondern
auch, zur Abkürzung, Verdrängung und gänzlichen Zerstö-
rung vieler Seuchen mit&uyvirken und etyiras Wesentliches bei-
zutragen* .. , , ,
Welch eine Aufgabe ist es aber, eine Geschichte der
Krankheiten zu schreiben I Wie grofs ,isfc das Feld, auf dem,
man sich bewegen mufs, vvie mangelhaft , unzuverläfsig, oft
widersprechend sihd die Angaben, an die man sich halten kann.
Es gehört fürwahr viel Math und' Geisteskraft dazu^, von^
solchen Schwierigkeiten nicht zurückgeschreckt zu werden
imd man mufs von einer lebendigen Idee, wie unser Verfasser
ergriffen seyn , wenn man es nur wagen will, an die Arbeit
zu gehen. -- Es kommt hinzu, dafs noch sehr wenig vorge-
arbeitet ist; die deutsche Literatur besafs bis jetzt nicht ein-
mal den Versuch einer Geschichte der Krankheiten oder auch '
nur der Seuchen; blos in der englisch •amerikanischen, in der
spanischen und in der französischen iinden sich Werke der
Art und z.war in jeder auch nur eines. Nur eines dieser
W«rfce^ Von Webster geschrieben, gi^bt «ine Uebersicht aller
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iSclintmct Crmkheictn <lei BCeoiditngeteIiI«ehef»» $47
£pld«iiiien ; der Spanier Vi llalba beschränkt ^sich blos auf dia
spanischen, der Franzose Osanam (dessen Werk noch nicht
einmal vollendet und von deth seit idlS. nicht einmal die Fort«
Setzung erschienen zu seyn scheint) auf die Europäischen Epi-*
demieen und fipi^ootieen. An eine Geschichte der Krankhei«
ten überhaupt hat sich noch gar Niemand gewagt ^ so weit es
dem Rec. bekannt ist. Geistreiche Andeutungen , welche Hu-
leland und Kieser gaben , bezeichnen blos die Aufgabe, — ^
Aber das schlimmste ist, dafs auch im Einzelnen noch zu we-
nig'vorgearbeitet ist; sehr wenig Krankheiten haben ihren '
Geschichtschreiber gefunden f wie der Aussatz an Hensler,
das englische Schweifsfieber an Grüner etc.; .selbst tlher den
Ursprung, der Lustseush« hat man. sich noch nicht vereinbaren
können, und doch liegt uns derselbe höchst wahrscheinlichi
ziemlich nahe und fällt in eine Zeit, wo bereits viel geschrie«
ben wurde ; Geschichten der Seuchen und epidemischen Kon-
stitution einzelner Gegenden , Städte etc» giebt es noch gar
nicht, nnd doch müfsten solche spe<:iel)e Arbeiten der allge*
meinen Geschichte vorhergehen und sie begründen, auf jeden
Fall würden sie die Bearbeitung derselben sehr erleichtern.
Zieht man diese Umstände in Erwägung, so wird man
dem VerE Dank uhd Achtung zollen müssen, es mag auch di»
Arbeit, selbst ausgefallen seyn, wie sie will. Viele Ansichj^en
desselben werden vielleicht ni^ht gehörig begründet erscheinen
und in der Folgezeit roodificirt werderi, ja die Grundidee selbst
kann eine Aendf rung erleiden, viele anderweitige Daten wer«
den nachzutragen, manche zu berichtigen seyn, manche, welche;
dem Aberglauben , der Leichtgläubigkeit, dem Mangel an wis-
senschaftlicher Bildung d^r Zeit , in welcher sie erzählt wer-
den, ihren Ursprung verdanken , und welche sich nicht alle
so bestätigen werden, wie die neuerdings so trefflich beleuch-
teten Meteorniederscbläge , werden gänzlich gestrichen wer-
den, ja die ganze Geschichte der Krankheiten und Seuchen
könnte sich nVöglicherwei^e ganz anders gestalten, als sie hier
vorgetragen wird; niemals kann dadurch der Dank und die
Achtung, die wir dem Verf. aollen müssen, der Ruhm, den
^r sich auf einem bis jetzt fast gar nicht betretenen Wege er-
rang, geschmälert werden. Immerdar mufs das Verdienst
desselben anerkannt werden, daXs er der erste in Deutschland
war, der. mit deutschem Fleifse sammelte, mit deutscher Ge-
nauigkeit und Gewissenhaftigkeit^ erzählte, mit deutscher
Gründlichkeit einzudringen und mit deutschem Sinne dieLehre
iaein Ganzes zuigestalten suchte. Wir hoflen, dafs sei/i Bei*
spiel Nachahmung finden werde-, und dafs vorerst die Gt-
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,«ehiclit<! einzelner Krankheiten ^ so wie die Seuichen einseTner
Orte aorgftltiger und häufiger bearbeitet Verden wird- und
glauben, dafs^dies ein vors^Oglicb angemesaeiles Thema für
rnauguralschriften seyn möchte.
Es Kann wohl billigerweise nicht erwartet ifretien , daf» '
wir an diesem Orte etwas wesentliches zur Bereicherung 'oder<
Berichtigung der Geschichte der Krankheiten beitragen, oder
aach nur die Angaben des Verf. bestätigen. Dazu fehlt es
diesen Blättern an Ra^m^ uns aber selbst an den ndthigenMit«
teln. Auch wollen wir durch einen ausfohrlichen AUszuV den
Intern unserer Blätter das Lesen der Schrift nicht unndthig
machen 9 sondern sie vielmehr durch eine kurze IDar&tellung
der Grundidee^ der Form und des Inhalts zum Studium der«
felben geneigt zu tnacheA suchen und uns bei dieser Gelegen«
faeit' einige Bemerkungen erlauben.
Die Idee, welche dieser Schrift zum Crunde liegt, und
jick wie ein verborgener Faden durch dieselbe hinzif*hty -an
vielen Stellen deutlicher hervortritt, wird in der Einleitung
. (S i — 18) auseinandergesetzt und scheint uns in folgenden
Worten des Verf. selbst ausgesprochen zu seyn: »Die Krank«
betten des Menschengeschlechts sind, verschieden von 'den
Mos intercurrirenden Krankheiten, nicht für unmittelbare»^
' Product der Aufsenwelt, sondern vielmehr als aus dem innern:
Leben des Menschen hervorgehend, eber^för Ausgleichungs*
versucke zwischen der in Di^Ferent theils mit dem Planeten^
theih mit der intellectuellen und moralischen, kurz der weit«
geschichtlichen Entwickelung^ gerathenen Natur des Menschen
zu halten , indem solche Ausgleichungen nicht allmählig, son« •
dern meist durch Seucheti, denen' eine ung<^wdhnliche Frucht«,
barkeit des MenscbengescblecUts folgt, zuatande Aommen oder
Wenigstens durch das Erscheinen neuer bisher nicht gekann«
ter Krankheiten bezeichnet sind. Dem gemäfs sind die Epi- -
demreen theils objective, theils subjektive ;* in jene^n betrifft/
die Ausgleichung^ eine Differenz mit dem Flaneteii, in diesen
bezieht sie sich mehr anf das Weltgeschichtliche« Als Aeprä«
sentänt von jenen , \y eiche eine grofse Fläche der Erde und ''
aufser dem Menschen auch andere Organismen befallen, nicht '
kontagiös sind und am ehesten periodisch erscheinen können^
wird die Influenza genannt.. Die wirklich ansteckenden Krank-
heiten urni unt>r ihnen vorzüglich diejenigen, welche durch
ei*rt sogenanntes ursprüngliches Contagium sich fortpflauÄen^
gehören zu den letzteren, von; denen die Pocken als Reprä«
sentant genannt werden. Beide Momente kommen aber häuHg
mit einander in, Verbindung vor tind bewirken dann^betls^t« ^
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SehoorDir Xva^bei|«ii dM Mcpi»htng>ithleclitf. '349
» /
^ Weitere Verbrfiltung; theiU eine MacUficatioa eigentlifimlicb«r
f/ktK^er fubjekttven oder otijeJbtiven Seuche^ theil« eine b««»
sooder« Intensität und Bösartigkeit derselben, vorrügUcb i^r
er«tern.*< — £s scheint uns, ah ob der Ilr. Verf. diese^SSt^e
ein wenig ausfübrlicber als gs geschehen ist, hätte entwickeln
und sugl eich auch mehr her vor heben, sollen; durch das erstere
würden sie. an Klarheit gewoanen^ durpb das letztere mehr
. £tngahg bei dem Leser gefunde^^ haben ^ welcher sie in d^r
gegenwärtigen Gestalt alUrdipg« «ehr leicht (übersehen oder
wenigstens nicht für das halten wird , was sie sind, für Bas
Thema des gan£en\Buches, — Was ihren Inhalt und die Sach^
selbst bötriift; so möchte erstens zu erinnern seyn, dals der
BegrifiF der Epidemieen als solcher uns die Idee einer Ausglei«
chung auszuschlielsen scheint. Denn so wie^ die Kranko^iC
des einzelnen Menschen, so mufs auch die Seuche, d. h. die
Krankheit, einer Mehrzahl (wir sagen absichtlich nicht des
Menschen^Gescblechts, wie unser Verf. und Kitfser, weil diea
in seiner Totalität wohl noch niemals von Krankheit ergriffen
worden ist, dieser Ausdruck daher als Übertrieben getadelt
werden mufs), immer nur in einer Differenz bestehen, die
Ausgleichung erfolgt erst in der Heilung der einzelnen Krank«
beit und in dem Aufhören der Epidemie; ein Zeuge derselben
ist die neu eintretende Gesundbeit und höhere Liebensfülle
bei dem Einzelnen 9 so wie [die geringere Sterblichkeit und]
die grölsere Produktivität und Zeugungskraft nach der Sea<P
che 9 welche sich aber auch bei den einzelnen Menschen' findet,
die eine schwere Krankheit überstanden haben. — Ferner
scheint e^ Mns aber ganz unmöglich, die Entstehung irgend
einer Epidemie zu erklären, ohne zugleich auf das endemi-
sche VerhältniTs Rücksicht zu nehmen« Alle entstehen ja an
einem bestimmten Orte, von wo sie sich langsamer oder schi\el«'
1er weiter verbreiten; überhaupt ist all^s Konkrete sowohl
an Raumes« als an Zeitverbältnisse gebunden. Deshalb wür-
den wir es für nöthig erachtet haben , in diesem historischen
Theile auch auf das geographische Verhültnifs Rücksicht zu
nehmen ; .es hat dies jedoch der. Verf. weder in der Einleitung,
noch auch sonst in der ganzen Schrift getban und er scheint
uns allzu rigordt das historische und geographische .Verhält«
nifs der Krankheiten aus einander zu halten« — Auch möchte
es wohl nicht erweisbar seyn , dafs irgend eine kontagiöse
Seuche ohne Einflufs der tellurischen, .planetarischen, atmo-
sphärischen oder objektiven Verhältnisse entstandeji sey, die
e* g,^ subjektive oder weltgeschichtHche Differenz möchte über«
baujpt nicht leicht als Ursache, der Seuche au erkennen B^yn-,
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Goögk
'350 I 'Jehntirr^ir Krtskhfit«ii d«i M«öi^«o{M€liIedk|i»
vrenn «ie auch auf Verbreitung derselben «inen , sicbtliclien
Einfii^fs hat, und es werden datier auch die einzelnen Momente^
, worauf ,e& ani^omnit \ind wodurch sie «ich äufsert, iil dieser
^chrift ^ebr unbestiiniiit angegeben^ da im Gegentheil - mit
grof^er Bektimoitbeit auf die Umstände aufmerksam geiiiacht
wird» welche die s. g« objektive Differene beseichnen; «—
Da^ Wahre, was in dieser Unterscheidung Hegt , scheint uns
darin zu besteben , dafs die s, g» subjektiye Seit« der SeMchen
der* Anlage zu Krankheiten einzelner Individuen entspricht,
^die objektiv« aber dem, was gewöhnlich lufserea ursäcMi«
ches Moment . oder Gelegenheitsursache genannt wird; dafs
beide zur. Ai^^bildung jeder Seuche noth wendig sind, dafs aber ,
das eine Mpmentl)isweilen das andere überwiegen kann und
eben so sich die Seuchen bald vorwaltend aus dei* Konstitutioa
einer gr^fsern iVJen sehen zahl , bald vorzugsweise^ in Folge von
äufsern planetariscben Veränderungen entwickelt, wie dies
auch bei den Krankheiten einzelner Individuen in so fer^ statt
findet, als man konstitutionelle Krankheiten von denjenigen
' unterscheidet, welcjie in Folge bestimmter l^ufserer Gelegen-
beitsursacben entstanden sind. —
Die Art und Weise, wie diese Grundidee in der Schrift
selbst durchgeführt wird, ist sehr lobenswerth ; sie erscheint
nicht als eine Hypothese, welche der Verf. auf Kosten der
. Wahrheit zu verfechten suchte, sondern mit der grölsten Un»
parthetlichkeit des Geschicbtscbreibers berichtet er, was sich,
.zugetragen bat, u^^d hebt an einzelnen Stellen die bestStigen-
de;n Momente heraus, ohne das zu verschweigen, bder zu
verdrehen, was auf diese Idee /licht z^urückgeführt werden
kann«
Die Anlage der Schrift jund ihre Form ist sehr einfscb«
' Was die Geschichte aufbewahrt hat und von dem Verf. aufge- .
funden vv^rden konnte, wird in chronologischer Ordnung be-
richtet. Geistreiche Raisonnements und Vergleichungen der
einen Zeit mit der andern werden eingest/eut, so dafs das
Ganze nicht das Ansahen einer geistlosen, registermäfsigen
Chronik, sondern daa einer geistreichen Zusammenstellung
von Daten hat. Welche dereuist eine Geschichte der Seuchen
Begründen kann. Der Styl ist im Ganzen recht fliefsend und
klar, nur kommen bisweilen zu lange Perioden vor, und die
Betrachtungen, die der Vfcrf, roittheilt, treten; wie schon
oben angedeutet wurde, nicht ganz scharf und bestimmt v'or
das Auge des Lfese.rs, der auch dadurch in höherem Grade an«
gestrengt wird, dafs ihm sehr wenig Rubepunkte gegönnt
werden; Denn die gans« mehr als tausend Seiten enthaltend«
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;S«liiiiirrtr Kn^khekcb 4%$ McmeliMigtietiltfhtf« ZS$,
Sclitift «erfilHt titii* in vier Abschnitte,' ron denen der letut»
den ganzen asweiten Band füllt und ohne Unterbrechung von
5. '6 bis 622 fortläuft. Die Bezeichnung der Abschnitte wii^d
von der politischen Geschichte hergenommen und der erste
"erstreckt sich bis «u der gröfsen Völkerwanderung, der zweite
his zu den Kreuzztlgen, der dritte bis zur Erfindung der Buch-
druckerkunst und 'd«r vierte bis in die neueste Zeit (den An«
fang des Jahres l824)» WSpc es nicht angemessener gewe«
ten^ w^enn mehrere Abschnitte und Unterabtheilungen ge«
macht, und die Bezeichnungen derselben von dem Auftreten
einer neuen Seuche entleJhnt worden wären? — Ein s*hr
wichtiges Bedürfnifs des Jl.esers , der. diese Schrift benutzen
w^ill , wird durch das Register befriedigt. Wir würden ttber**
dies noch chronologische Tabellen wünschen, wo in der einen
Rubrik die tellurischen, in der andern die welrgeschichtlichert
iind in der dritten die Krankheits-Erscheihun«^en angegeben
W^ren, Wir meinen, dafs eine Vergleichung dieser Mo-
mente, welche dann erst möglich oder wenigstens erkichtert
Würde, sehr interessante Resultate geben müfste.
Mit dem Reicht hkim und der Mannigfaltigkeit des Stof«
fes wird wahrscheinlich auch der begierigste Leser zufriedeil
gestellt werden, und nur die wichtigsten von deft Erschei-
nungen , welche so oft wiederkehren, werden wir hier beruh«
ren können. Ein wichtiger Einfluis auf die Entstehung von
Seuchen und auf die Beschaffenheit der stationären Konstitn«
tion wird den Kometen beigemessen und das häufige Vorkom-
men derselben angezeigt. Ferner werden die atmosphärischen
Einflüsse sehr sorgfältig berücksichtigt, zu denselben zählt
der Hr. Verf. auch die Meteorsteinfälle und gibt nicht nur
diese an, sondern auch die Niederfälle von Aschenregen, Blut«
l'egen, blutiger Masse, welche zündete, die Erscheinungen
von Feuer, FeuerkMgeln, Feuermassen- Säulen- Strahl-Regen
u. a. Leuchterscheinungen am Himmel,' die ^merkwürdigen
signacula, truciculae etc., welche in dem 15ten Jahrhundert
oft auf den Kleidern entstanden und nach 1500 nicht mehr er-
wähnt werden, Sternschnuppen etc# Auffallend hoher odef
niedriger Barometerstand, Abweichung der Magnetnadel, aus-
gezeichnete Gewitter, Hagelwetter, ^grpfse Hitze und Kälte,
Trockenheit und Feuchtigkeit, Höherauph , Nebel, -Regen,
Schnee, Nordlichte, heftige Stürme, ungewöhnliche Verdun-
kelung des Tageslichts, sehr abweichende Beschafferiheit der
Witterung, (z. B, Reif und Schnee in den Sommermonaten),
ungewöhnliche Sommer und Winter etc. werden besc|^rieben*
Von tellurischen Momenten werden UeberflkChwemmungen,
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' Abi^ehmeii undZurückweichen, Au£brausen und Uebertträmeit
d^s Meeres y der Seen und Quellen^ Einbrüche und hohe ^Iw*
then des Meere»/ Versenkungen , Erdbeben, Erdfälle, Erd^
spdlten, Bergstürze, Ausbrüche ron Vulkanen etc. nahn>bafc
gemacht. Ferner werden die Jahrgänge ,: welche durch Man«
fei, Hungersnoth'und Theurung^ oder durch grofse Frucht«
arkeit (besonders am Wein) ausgezeichnet waren, erwähnt
und dabei wird bemerkt ,. dafs die Seushen gewöhnlich erst
alsdann recht verheerend auszubrechen pflegen, wenn nach
schlechten Jahrgängen wieder bessere und fruchtbare folgen,
80 daf^ die Vegetabilien in Folge der planetariscUen Di£Feren-«
zen früher , als die Menschen , zu erkranken pflegen. Dafs-
dabei jedoch das Mutterkoirn, das. Lolium temulentum etc.
nicht unerwähnt bleiben , versteht sich von selbst; denn der
Verf. ist nicht so von seiner Idee beherrrscht. dafs er es nicht
anerkennen sollte, wie auch die schlechten, verdorbenen und
/in zu geringer Menge genossenen Speisen Krankheiten veran«
las^sen. Sodann werden auch viele Fälle angeführt, wo dia
teliurische Differenz theils Seuchen und häuEges Sterben vie«
Ler Thiere ( der Bienen , Fische , Vögel , besonders der Hüb«
ner, der Katzen, Hunde, Füch&e, der Schaafe, Schweine^
des Rindviehs, der Pferde u. s. w*), theils ungewöhnliche
Vermehrung und Züge derselben* (z. B* der Heuschrecken^
Spinnen, der Insekten, der Karpfen ,, Mäus,e etc.), theils
verändertes Streichen der Fische, grofse Bewegung unter den
Cfus^aceen und Erscheinen de/selben an den Küsten , beson«
dere Bewegung unter den Vögeln veranlafste« — Neue Nah«
rungsmittelz. B. di<5 Kartoffeln^ der Kaffee etc. werden nicht
vergessen. •-» C^ef chichtlicb« Ereignisse werden zwar häufig
berührt, -jedocbtnicht in der Ausdehnung, wie es uns nöthig
SU seyn, scheint, und auch ^ie werden nicht sowohl aU ursäch-
liche JVXomente der Ent$tehung und Ausbreitung der Seuchen^
sondern vielmehr in. so fern erwähnt ^ als sich in ihnen eine
eigenthümliche Stimmung des Menschenlebens*, Geistes und
Tbuns ausspricht; Sehr anziehend wird in dieser Hinsicht
von der grofsen Völkerwanderung, den Kreuzzügen ,^ der
grofsen Kinderwallfahrt im J. 1209 und der Kindfahrten nach
St« Michael im J. 1458 etc. gehandelt» •
(Der B^stfilujs folgt.).
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N. 23* 1825
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Schnurrer Blrankheitea des Menschen -^ Geschlechts^
''"^ Unter den Seuchen nehmen die pestartigen die oberste
Stelle ein und werden auch in dieser Schrift recht ausführlich
in Hinsicht auf ihre Entstehung , Ausbreitung , Verheerung»
Dauer y Erscheinungen und in Hinsicht auf ihren Nachlals
und gänzliches Aufhören beschrieben. Sehr zweckmäfsig wer^
den die einzelnen Arten aus einandergehalten und die Test zu
Athen 9 die Bubonenpest, welche seit dem 5ten Jahrhunderbe
frassirt etc., als ^igenthümliche Krankheiten beschrieben. In
[insicht auf die letztere wird die gefährliche Ansicht mitge-
theilt| dafs in dem Westen von Europa die Empfänglichkeit
für dieselbe, wenn nicht gänzlich erloschen, doch wenigstens
»ehr vermindert sey und dafs die Quarantaineanstalteh nur we*
iiig dazu beitragen, dafs diese Krankheit Jetzt selteii in Eu-
ropa vorkomme» Wir nennen diese Ansicht gefährlich f weil
»ie leicht sehr verderbliche Folgen haben könnte, wenn sie
etwa einzelne Behörden veranlassen sollte^ nachläfsig in Be*
folgung der Quarantainegesetze zu seyn; denn dafs die Em-
pfänglichkeit nichts weniger als erloschen Bt:y f davon haben
uns neuere festfälle, z* B. zu Noja wohl hinreichend belehrt;
überdies Äehen wir ja die Pestfälle so bestimmt an den Gren-
zen aufhören, wo die Quarantaineanstalten anfangen^ dafs
man an dem Einfliir^ derselben zu Zweifeln nibht im Stande
seyrA kann* Auf der andern Seite ist freilich nicht zu leugnen^
dafs sie höchst wahrscheinlich fruchtlos seyn worden, wenn
der höchste Grad von Empfänglichkeit, wie er vielleichf: in
jnanchen frühern Jahrhunderten statt fand, noch vorhanden,
wäre* Das Wahre in dieser Ansicht scheint uns darin äu
beruhen^ , dafs allerdings die Intensität der Seuche und die
Empfänglichkeit fiQr dieselbe bereits vermindert seyn mufs,
Wenn menschliche Gegenanstalten' einen Einflufs gewinnen
Süllen, dafs diese aber alsdahit allerdings viel zur Verhütung
XVm. Jaiirg. 4. Heft. 23 ' ^
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354 Sohnurrex Kranklieiten äti Metisehengesehleohu.^
der Seucb« beitragen^ welche wabTScheinlich^ wenn, auch in
' längeren Pausen,, hoch Jahrhunderte lang ohne Gegenanstalten
fortdauern und immei^ wieder erscheinen würde. Eben so
verhält es sich auch mit den Blattern, deren Verschwinden
unser Verf. nicht den Kuhpocken allein, sondern auch der ein«
, getreteneu Vemiinderung der Intensität beizumessen geneigt-
• ist. In diesen Behauptungen zeigt es sich offenbar, dafs der
Ver£ durch die oben erwähnte^ Grundidee von der Entstehung
und der Bedeutung der Seuchen sich izu weit habe führen las-
sen, dafs er, um konsequent zu bleiben, zu viel behauptet
und das, was allerdings von dem spontanen Aufhören der
«iehrsten Seuchen, gegen welche die Kunst und Kraft der
Menschen keine Gegenanstalten aufgefunden hat, seine yolfe
Richtigkeit hat, auch auf alle ausdehnt.
Sehr aufmerksam verfolgt der Verf. den Ursprung und die
weitere A^usbreitung der eben genannten Blattern und des
Scharfachfiebers', der Masern wird weniger gedacht, •— Fer-
ner werden die eigenthümlichen Krankheiten des Mittelalters,
d, h. diejenigen, welche entweder blos in diesem Zeitabschnitt
I vorkommen oder sich damals gebildet und bis auf die neuere
Zeit erhalten haben, und unser Interesse in dem höchsten
Grade in Anspruch nehmen , tpit einer der Wichtigkeit des
Gegenstandes angemessenen Sorgfalt abgehandelt. So das eng-
lische Schw'eifsfiei>er, die schwarze Krankheit und der schwarze
Tod, die Petechien und Petechialfieber, das ungarische Fi e*
her, das Antonius- oder heilige Feuer, der Aussatz, die
Liustseuche , der Weic^selzopf, der Keuchhusten, Scorbut,
; die Rhachitis u, s. w« Es wird gezeigt, dafs die Influenza
in hundertjährigen Perioden grassirt hat. Aufserdem werden
der Abortus, der zu Pestzeiten, einigemal 3ber auch zu an-
de4n Zeiten in grofsfer Frequenz vorkam, die brandige Bräune,
die Parötideiigeschwulst, die Liuftröhrenentzündung, Brust-
entzündung, welche nicht zu allen Zeiten, wie jetzt, mit
Blutentzjehung behandelt werden durfte, die Augenentzün-
duiig und die Gangrän der Augen, Herzentjsündung und Herz-
bräune, das Nasenbluten und Nielsen, die Schlafsucht und
Apoplexie, der Anthrax und Carbunkel, die Kolik, Ruhr,
Gellisucht; das Gallenfieber, Faulfieber, Nervenfieber, Schleim-
fieber , der Typhus, das Hungerfiebör, welches im J. 1683
zu Leyden grassirte, die Wechselfieber, von denen bisweilen
die Qnartanen ungfvvöhnlirh zahkeich vorkamen , das Ker-
kerfieber (z. B» zu Oxford),' die Kriebelki^ankheit, der Friesel
und viele andere Krankheitsformen in ihrem epidemischen Vor-
kommen ausführlich abgehandelt. Endlich wird auch den
Digitjzed
3dby Google
Schnorrer KivftUiciteii des Mentdien^eseLIeohu. . 355
Sueben» Welche in der neuesten Zeit sidb auftgebtldet bäben^
dem gelben Fieber und der Cholera die nötbige Aufmerksam«
Iceit gewidmet. — Hierbei können wir jedoch die Bemerkung
nicht unterdrücken y - dafs es gut gewesen wfire, wenn der
fYerf. öfter und Vollstflndiger» als es geschehen ist, seine Ge«
währsmänner citirt und überhaupt in einer Uebersicht die
von ihm benutzten Schriften ansefOhrt hätte. Wir eweifela
nicht an der Wahrheitsliebe des Verf. ; aber es Würde dadurch
die weitere Bearbeitung dieses Gegenstandes, der dui'ch die
vorliegende Schrift keines weges erledigt ist, andern sehr er«
leichtert worden seyn.
So glauben wir g«nug von dem Inhalte dieser Schrift ver«
rathen zu haben, um derselben recht viele Leser auzuwenden;-
tinter diesen wird es ho£Fentlich mehrere geben^ welche sies
«um Gegenstand« ihres aufmerksamen Studiums machen und
die Sache selbst weiter fördern werden. Es möchte dies in
der gegenwärtigen Zeit besonders empfehlenswerth seyn , in
Streicher in der äufsern Natur , in dem planetarischen Verhält-
nifs so manche ungewöhnliche Erscheinungen vorgekommen
sind, wie grofse Ueherschwemmungen, theils (^urch die Flüsse
und Austraten und Ueberflie(sen der Quellen , theils durch
Austritt des Meeres veranlafst. Stürme j Gewitter im Winter,
•viele Meteore , schnelles Sinken und' Steigen des Barometers,
der im Ganzen, diesen ganzen Winter hindurch sich über der
mittleren Höhe befand. Kälte und nach vorhergegangener
Trockenheit viel Schnee in Neapel, geringe Kälte und wenig
fichnee In Deutschland, Rnfsland u. s. w. Soll man nicht
denken, dafs dies einen au^ffallendenEinflufs auf die stationäre
<x>n8titution haben wird ? Die bis jetzt herrschende scheint
ohnehin unserer Erfahrung zu Folge namentlich in diesem
Winter bereits eine auffallende A«naerung erlitten zu haben,
welche wir an einem andern Orte näher bezeidinen ^werden.
Ja ist es nicht möglich , dafs uns Seuchen bevorstehen ? ohne«
«hin wälzt sich aus dem Osten ein mächtiger Feind heran und
kommt uns näher und es läfst sich im Voraus Wohl nicht be«
. ^stimmen, ob er sich an gewisse Breitegrade, wi^ das gelbe
•Fieber, binden wird. Doch wir wollen keinen Unglücks*
*propheten abgeben , sondern die Aufmerksamkeit den Erschei« .
*iiungeu zuwenden , welche in der* äufsern Welt und in dem
^Menschenleben vorkommen^ den Hrn. Verf. aber insbesondere
gebeten haben , von Zeit zu Zeit in Zeitschriften Ofler beson*
dern Abbandlungen die Geschichte der Seuchen fortzuführen ,
oind die Ergebnisse der neuesten Z^it nachzutragen.
■ . t . U. Puchelt.
23*
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366 ' ' 'HoföUen von Tieek.
Novellen von Ludwig TiecK Dresden. In der Araol^scJan Bueh^
^handlang f ister iis Zier Band.
Ancli unter ^Aem besonde» Titeln :
ir' ^attd^ Die Gemälde , 184 S,f 2r Band» Die Verlobung^
124 S. 3r Band^ Die Reisenden ^ i98 S.
Es gewährt uns ein eigenes , erfteuliches GefObI , einem
Schriftsteller, an dem wir uns früher mit inniger Liebe er-
götzt hatte^^ nach einer Reihe von Jahren, während welchei:
wir nichts von ihm gelesen und auch er selbst fast gänzlich in
seinem dichterischen Schaffen ruhete, wieder zu begegnen^
und zu gewahren, wie, indessen in uns selbst mit unserer
ganzen Lifbensansicht auch unser Urtheil über schriftstelleri-
sche WerJce eine bestimmtere Gestalt gewonnen, nun 2|uch bei
diesem Schriftsteller sjch so manches, was früher in einer
phantastischen ünbegränztheit erschienen war, in einer festem
Form und gröfsern Läuterung zeigt. Wenigstens war dieses
mit dem Ref^ der Fall, als er die beiden ersten der hier ange«
zeigten Novellen eines in der zuletzt verfiosftenen Periode so
einnufsreichen Dichters las« £r fand in denselben eben die
grofse Anmuth und Lieblichkeit wieder, wie in vielen d^r
frühern Arbeiten dieses Dichters, dabei aber noch eine aufser-
ordentliche Klarheit und Durchsichtigkeit der Farben in die-
sen Gemälden. Der Styl ist unübertre£Fiich leicht, nattfrlich
und edel, durchgeglättet und gediegen, und auf eine sehe
verträgliche Weise Witz .und Humor mit grofser Gemüthlich-
keit vereint.
In Hinsicht der Erfindung gewährt dann die erste Novelle,
die Gemälde überschrieben, noch das besondere Interesse^
dais sich das Gänze um Gemälde dreht, undv alle auftretende
Personen Maler, Kunstfreunde oder Gemäldebesitzer sind»
W r weifden sogleich in dem Eingange mit dem jungen Eduard
in den Gemäidesaal ^es Geheimen Käthes Walt her versetzt,
wo wir auch den Fürsten in seinem Incognito treffen.
Walther ist enthusiastischer Kunstfreund, und bei der beab-
sichtigten Vermählung seiner Tochter Sophie allein darauf be-
dacht, einen Eidam^zu gewinnen, in dessen Händen seine
Gemäldesammlung gesichert seyn wird. .Eduard ist der Sohn
von dessen Freunde, der früher noch zahlreichere Gemälde,
als der Geheimerath, besessen , die aber, wie andre gesajn-
melte Schätze, durch seinen einzigen SpröfsUng, der ohne
Sinn für Kunst, sich einem' ungeregelten Leben ergab, bis
auf eine Zahl der auserlesensten Bilder zerstreut wurden I und
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Norellc» yon Tteck. J57
auch diese sind' verschwunden 9 ofan6 dafs doch jemaDd weifs,
wohin sie gekommen.
Nachdem nun Eduard fsist sein ganzes Vermdgen ver-
schwendet und sich lange vor dem Freunde seines Vaters nicht
geseilt hat; so erscheint er hier mit einem Gemfilde, angeb«
lieh einem Salvator Kosa, dessen Unechtheit aber von dem
Prinzen , der als unbekannter Kunstliebhaber in der Gallerie
arbeitet y erkannt wird. In Z>vist und mit Schande raufs der
Beschämte sich eiitfernen, nachdem er nur der Freude genos«
aen, dafs ihn aus dem kleinen Fenster das Köpfchen Sophiens
seiner Jugendfrenndin, als das schönste, lebendige Bild, he-
f [rufst hat. £r fühlt heftige Liebe und beschlielsty ein ordent*
icher Mensch zu werden. Das Bild aber hatte er nicht seihst
verkaufen wollen ^ sondern nur in dem Auftrage seines Freuiv*
des, des alten Malers Eulenbdck, gebracht. Dieser steht
als eine ganz diabolische Gestalt da: ein Säufer, Schlemmer»
Heuchler un4 Verläumder, auch in seinem Aeufsern eine ganz
verzerrte Figur, an dem sich aufser seinem entschiedenen
Kunsttalente nichts Guter* befindet und dessen Humor und
sprudelnder Witz nur seiner bösartigen Ironie dienen mufs»
Gerade das Gegenbild zu ihm stellt der junge deutsche Maler
Dietrich dar; mehr vermittelnd steht der alte Kunsthänd- .
}er Erich da und eine scurrile Beigabe des Dichters, seine
Scenen zu beleben, sind die beiden He rren Von Eichen*
schlicht, das Krokodil, der Pietist und Buchhalter.
Wir müfsten das Buch selbst abschreiben , wollten wir
alle die witzigen Scenen aufzeichnen, in denen nun in Ge-
sprächen , freundlichem und abstofsendem Begegnen , Gaste*
feien und zuletzt in dem Feste an dem heiligen Dreikön}gs*
abende das Ganze sich bewegt, bis endlich Eduard, durch die
Tolizei von seinen ausgelassenen Gästep befreit, die ver*
schwundenen Gemälde aus ihrem Kerker — von denen wir
übrigens nicht recht verstehen, wie sie hinein gekommen —
bervor holt und nun, als Besitzer so aufserordentlicber Kunst*
schätze, die Hand seiner Geliebten erhäk, die auch 'nur um>
ihre« Vaters willen sich erst etwas widerspenstig gezeigt
batte.
Uebiigens bleibt in dieser ebenso schelmischen als gemüth*
liehen Sophie immerhin etwas Fratzenhaftes und ihr Gelieb*
ter ist ein weichherziger Sünder , der blos' um ihres schönen
Gesichtes- Und der erwarteten Vorlheile eines bessern Lebens-
willen Bekehrung gelobt und kaum seinem Vorsatze. 'würde
treu geblieben aey:a, wlxie ihm nicht das Glück in der plcHz»
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34ft Bovdten yon ^leck.»
liehen Wiederericheinung der vertorenen-O^niälcte Att 'Half»^
gekommen.
Sonst stehen alle Personen in frischem regem Leben da
iind gar anziehend ist die Art , wie. «ich in der Kunstansicht:
einer jeden ihre ganze Leben^sansicht abapiegielt^ so wie- die
kurzen , eingestreuten K^unsturcheile ein besonderes Jnteresse
gewähren. Gesprochen freilich wird hier und da aljzu viel
und sehr natöflich fögt sich in der Verschlingung und Ent-
wicklung äea Stockes nicht alles. Auch erräth maji sogleicfa^^
dafs alles sich so Idsen werde; so wie von einem Prinzen die«
Rede ist« der kommen solU vermuthet man, diesen in dem^
vornehmen Unbekannten, und der vejständige Leser weifs
voraus 9 so wie er nur von den vermifsteii kostbaren Gemäl-
den ^drt, dafs diese sich wieder vorfinden und dem Verach<<
teten zu Ehre und Glück verhelfen werden. Sonst möchteir
wir» um mit wenigen Worten von dieser N9velle ein Urtheil.
zu ffillen, darauf anwenden, was der alte Eulenhdck verglei-
chend von seinem Weine sagt: MDafssich hier zeige
die ruhige Gediegenheit trefflicher Sch^riftatel-
ler, Gemüth uiid Ftille., ohne Phantasterei- und
sebwärmerische Allegorie*«
Wenn indessen diese Novelle mit aller Ergdtzung, wel*
che sie gewährt» doch nur als ein glänzendes Gebilde der
Phantasie erscheint, das «ich eine Zeit lang in erheiterndem;
Spiele vor u^nserm Blicke bewegt, von\dem wir aber am Ende;
wenn wir- das -Buch achliefsen, auch mehr nicht ats^die
Erheiterung einiger Stunden empfangen haben ; so dient diet
aweite Dichtung » die Verlobung überschrieben, zugleich
einem ernstern Zwecke , und kann, je nachdeo» man aie ben
trachtet 9 eineNovell^ oder auch nicht genannt werden. Denn*
•eben wir^ auf da» Gescbichtiiche derselben , so findet sich
darin: eine verkannte T^g^^d» verborgene- Wohl thättgkeit,^
eine Hau|iitpersony die erst unter der Hülle der Gesehäftsfüh«
rang einer .andern erscheint, und dann selbst als der angekün-
digte« Americaner , auf den die Aufiiierk&amkeit hingeleitet,
wirdi hervor tritt^ eihe Flucht zur Mitternacht, ein ausge-
sprochenes Bakennthifs , das unbewufst zu den Ohren dessen
dringt, dem es verborgen bleiben soll und hierdurch die Ld-
aung des Gänsen herbei führt, und andere Ingredienzen einer^
Novelle; das .Ganze schliefst nicht mit einer Vermählung, ,
sondern mit deren vier ; auch in den vorkommenden Namen,
von Wallen, Weiden, Halden, Moser und selbst
Brandenstein. liefse. sich, me in früheren Oichtjingen deA
Verf., eine Anspielung auf dea Character der damit bezeicb«^
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l^oTdlen voa Tteek* 369
mten Feraonen erkennen, und so könnte man sagen, daf» die
X)icbtung in ihrer Erfindung weder etwas UngewdhnlicLes,
noch Ausgezeichnetes habe. Aber dies soll sie auch nicht,
und alles diesiss'^Aeufsefe ist nur d^s Gewand , in das gewisse
Ideen eingekleidet, ein Spiel, in dem d^r höhere Zweck des
Dichters fühlbar und anschaulieb werden soll. Und hier er-
scheint dann derselbe, wie in frühem dramatischen Stückön^
^Is derjenige , welcher gewisse Verirrungen seiner Zeit eben
so mit heiligem Ernste, als mit ergötzlichem Humor,, ja mit
der scharfen JLauge einer wenig schonenden Ironie zu geifseln
weifs. Wir sehen ihn nämlich hier die Kunst, als die Die-
nerin der Keligion, und das tief phantastische Element des-
Grauens in der Erziehung , so Wie die feinere Sitte in der
höheren Gesellschaft in Schutz nehmen; nebenbei werilen ei^
nige Worte zu der Ehrenrettung eines neuerlich angegriiFenen
berühmten Dichters gesprochen* Doch alles dieses sind nur
noch Nebendinge, und was, als eigentlicher Zweck des Gän-
sen, in der Baronin und ihren vier schönen Töchtern , nebst
dem Anhange der ihr Haus besuchenden Freunde, bervoiiireten
•oll, ist die falsche Richtung und Aeufserung, welche das
veieder erwachte religiöse Regen, besonders m dem Bunde
mit der Sentimentalität der vornehmern Gesellschaft, hier und
da gewonnen hat, und immer mehr, zu blofser Modesache
werdend, zu nebmen droht: dieses süfslich und selig thun
mit Empfindungen, von denen man nicht wirklieh eigriEFen
und durchdrungen, öder nur flüchtig berührt worden, diese ^
Frömmigkeit ohne wahres inneres religiöses Leben ;. diese reli«
giöse Schamlosigkeit, die sich in ganzer Nacktheit zeigt, und
mit den geheinisten Regungen ^ welche die wahre Frömmig-
keit in dem innern Heiligthume zu verscbliefsen pflegt^ ein
prunkendes Spiel treibt; dieser pharisäische Hochmuth ün.d
dabei die Engnerzigkeit' einer Ansicht die nicht auch in der
Vernunft der Geschichte, in Kunst und Poesie^ und selbst in
dem heiter frohen Spiele des Lebens das Göttliche erkenne»
will und durch .die, wenn sie je siegend werden könnte, end-
lich alle gröfsere Formen des öffentlichen Lebens zernichtet
werden müfsten. Wie viel Herrliches apsicht in dieser Hi?>-
sicht der Dichter durch den Mund des erst so verläumdetei^,
und dann alle beschämenden ^Grafen von Brandenstein. Doch
wird hier mehr nur die Verirr ung getadelt , als dafs das reine
religiöse Leb^n, ^as mehr ist, als blos siftlicher Sinn und
moralisches Freiheitsgefühly in irgend ei:ier der Perspnen sfejb^t
hervor trete. Auch muüs in den Bildern der Verirrung das
nothwendig hier und da den Eindruck schwächen, dais sie
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I.
366 NoTeHen von Tieek«
allzsu grdl gezeichnet sind , und wir wollen auf das auffallend
Unwahre in der schnj&llen Umwandlung der frommen Ersiehe«
rin, die nun auch gar den Anstand nicht mehr wahrt, blos
hindeuten» Dabei raufs es dem , der die frühere Ansicht des
Verfassers kennt, auffallen, ihn hier als Yertheidiger des
freiem, reinem religiösen Elementes auftreten zu sehen, da
er früher als einer der eifrigsten Verehrer jener ästhetisch-
phantastischen Kunstreligion erschienen war, und interessant
wäre es ,* einen Bliqk in des Dichters Inneres werfen zu kön«
iien und zu sehen, wie fern er nun zu der gröfsern Anschauung
des I'jebens und der Freiheit der Kinder Gottes gelangt, denen
Geschichte^ Natur und Kunst eine Offenbarung des Göttli-
chen und alles, worin ein grdfseres Regen' des Geistes sich
verkündet, heilig ist, die aber, von dem Höchsten selbst er--
riffen , über allem diesem stehen , stark, kräftig, klar und
reiy ohne wie Christus selbst, eines andern zu bedürfen, ala
der JElinigting mit dem Vater.
Doch es ist hier nicht der Ort, diese Idee weiter zu ver-
folgen« und wir danken dem Dichter, der sich seines treffli^
chen Talentes bediente, einer so verderblichen Verirrung enti^
gegen zu kämpfen, und uns eine Dichtung schenkte, die eben
ao ergötzt als tief anregt. . '
Bis hierher hatten wir die critische Anzeige der beiden
ersten Theile beendet, als «uns der dritte zukam und wir
bedauern; von diesem nicht ein g}eich günstiges Urtheil fällen
zu können. Denn obschon diese 4i*itte Novelle den beiden
erstem zusammen an Umfang fast gleich kommt, so enthält
sie doch kaum die Hälfte des Geistes und der anregenden Kraft
einer derselben. Was soll überhaupt dieses seltsam zusam-
mengefügte Werk mit seiner unendlifchen Breite , und in wet«
ehern, fast ohne alle Handlung der auftretenden Personen, der
ZufaH, wie ein allmächtiger Gott, alles naeh seiner Laune
gestaltet? Ganz planlos sehen wir den geckenhaften Baron
von'Kron'enberg mit seinem Geheimnisse des gefährlichen
Buches durch das Stück hinschweifen'. Zuerst trett'en wir den
von seinen Wechseln Verfolgten in dem Gasthause vor dem'^
Thore/ Hier 'führt ihm sogleich der Zufall nicht etwa blos
einen Freund und den Diener Ghri stoph, sondern auch dem
feheimnifsvoll thuenden den wirklich GeheimnifsvoK-
en zu, der ihm zum Danke für die empfangene Wohl that-
die Brieftasche entwendet, von dem wir aoer vorausse>-
ben, dais er mit dieser zu bedrängnifsvoUer Zeit hülfreich
wieder erscheinen werde* Von den beiden Herren von
WiHbausen vrird dann der Seh weitende nach Neubau^
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Novdleii ttm Tiect:. 36l
^erwieieni und von hier weggescbeuclit» trSgt ihn sein
sdieues Pferd indatSchlofll der gräflich Werthheimiselien
Familie. Durch eine besondere Fügung des Zufalles wird
hier eben ein Baron Feldheim, ein naher und der ältesten
Tochter zum Bräi/tigam bestimmter Verwandter, erwartet,
und der Fremdling, der irt dem Schlofshofe in dem Angesichte
der versammelten Bewohner mit seinem Pferde stürzt, wird
als dieser Vetter gerettet und in seiner Krankheit, die der
Sturz nach sich zieht, gepflegt, und dann weilt der v5llig
fremde Mensch unter dem Namen des Vetters in der Familie,
und niemand aufser dem scurrilen Verwandten ahndet auch
nur von dem Betrüge etwas. Es ist eben die Zeit der Unter-
drückung Deutschlands. Zwei Französische Officiere befiitden
sich in dem Hause, ein junger Verwandter, drei schöne Töch-
ter, von denen besonders die ältere die Eifersucht der jungen
Männer erregt. Dies führt zu mannichfaltigen Berührungen.
Der eitl^ Baron, der sich auch hier gern wichtig macnen
möchte, gibt sich, wie früher den andern, so einem der Of-
ficiete als Vefrfasser des Buches zu erkennen , das er nicht ge-
schrieben hat. Er wird verrathen und nun zeigt der Zutall
wieder seine Wundermacht. Ah dem Tage, da die ganze
Familie zu einer Lustparthie ausfahrt,' sieht sich der Baron,
durch eine seltsame Verirrung des lächerlichen Verwandten,
mit der von ihm Angebeteten in dem Säle eingeschlossen und
die andern entfernen sich, ohne zu bemerken, dafs zwei und
«war zwei in dem Hause so wichtige Personen fehlen. Der
Baron ergreift diese so aufie. ordentliche Gelegenheit, Cäci«
lien seine Liebe zu bekennen« Sie enthüllt ihm die schauer«
liehe Oede seines Innern, bekennt aber die unwiderstehliche
Macht, die sie dessen ungeachtet zu ihm hinzieht. Er zeigt
Reue; allein da erscheint ein Commando Soldaten im Schlois-
hofe; ihre Reden verrathen, dafs sie von dem Französischen
Marschalle abgesandt sind, sich des gefährlichen Mannes zu
bemächtigen. Zu Entfliehen, verläfst er die Gleltebte tind
steigt in den Garten hinab; aber er beschädigt den Fufs und
w^ird gefangen genommen. In ^diesem Momente führt nun der
Zufall wieder die Gesellschaft zurück; es erscheinen zwei ge-
»faUgene OfRciere, ja nun der wahre Baron Feld heim
selbst« Die Zerknirschung des Enthüllten ist vollkommen,
die drohende Gefahr grofs} er wird vor^ ein Kriegsgericht
gestellt.
Aber gar glücklich gestaltet sich auch hier wieder alles
durch die hülfreiche Macht des Zufalls. Nicht nur der alte
Graf und der Verwandte der Familie verwenden sich für den
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362 Wavdlen von Tiedk. '
B^drobeten ; ' auck jener Geheimiiiffvolley deV sieb jetit als '
einen Diener der geheimen Polizei enthüllt, Erscheint 9 wie
in dem Anfange $ so an dem Ende des Stückes 9 und eia BUtt^
daji «r ai^s der Brieftasche des Barops aufbewahrte , setzt es
avfser Zweifel, dafs er nicbt wirklich der Verfasser des ge»
fährlichen Buches sey. Die beiden andern Gefangenen wer-
den erscbossen; der Lügenhafte cirbält seine Freiheit wiede^f
u^id aller dieser Herabwürdigung tind entebrefnden Auftritte
unenTchtet bleibt ihm die ganze gräfliche Fam^ie innig zuge.
tbany ,>weil ihm ein gewis^ser. Zauber beigegeben'
ist, ein Talisman, der al lentha Iben Liebe un d
Freundschaft erwirbt.« Dei^ Graf verzeiht und sichert
ihm ^ie Hand seiner Tochter zu', die einmal ohne ' ihn liicht
leben kann.
Damit scbon glauben wir den Nichtswürdigen allzu sehr
I)egü|nst]gt;/aber der Zufall thut noch mebr für ibn Denn
je^t^ erscneint^ucti wieder der alte Christoph und sein Freund,
der Baron von "Vyildhausen, und der UeberglQcklicIieverninmit,
, dafs seine Schuldner befriedigt sind, ja aafs sogar sein ihm'
zürnender Öheim Verzeihung bringe, der ihn dann auc^ in
«eine Arme schliefst und das' Bekenntnifs ablegt, dafs er ihm
erst zuviel nachgesehen, ihn dann ^n streng gehalten habe.
Die^ganze Gesellschaft findet sieb hierauf in d^m Schlosse zu-
sammen, die yerbindung, zwischen Cäcilien unddem^ Baron
w^ird vollzogen, und dieser geht, in dem Eigensinn seiner
Besserung nun so weit , i^^dafs er nicht einmal dulden
konnte, dafs in dem Scherze die Unwahrheit
gesprochen wuVide.«« » '
Dafs es b^i der grofsen* Mannigfaltigkeit der Scenen, die
•ich wie die aus einem Spiele Kärt^ gezogenen BldVter durch
«inander mischen, nicht an manchem Unterhaltenden fehlen,
bann, bedarf bei dem Talente des Dichters der Rede nicht.
' Aber nochmals mochte man fragen: was soll ein solches Werk ?
Soll es anschaulich machen , wie ein in sich eitler upd
lügenhafter Character nur durch Mahnung von
Aussen zur Selbsterkenn tnifs und Heue gebracht
werden könne? Hierzu haben .wir durch ein gansfes Meer
vort ünbedeutenheiten , weitem Gerede der Herren , und brei-
tem Geschwätze der Diener , von denen jeder mit crpfser
Wichtigkeit seine Meinung geltend zu machen sucht , wie auf
einem ruderlosen Schiffe durchzuarbeiten. Es ist nichts vor-
banden, was dem Geiste oder Gemütbe, eine tiefere Anregung
gevi^ährte. oelbst wo das Ganze in Cäciliens Rede sich zu
heben .scheint j ist es nur Theater * GeprUnge. Auch in dieser
'Digiti^ed by VjOOQIC '
' ^ ■ " S^elton TöO Tje^. ^ 36J
Scene iAvüert Asl$ un Wahre Spiel tort^ ini^m A$t Bar^ sich
Tor ihr nieder wirft und mit seinem Haupte -— man denke sich
die Situation deriieiden Eingeschlossenen — in ihrem Scholse
lehnt, aher auch jetzt seinen Betrug nicht bekennt« Und waB
ist das für eine Besserung,^ wenn elende Mensehen, nachdem
sie mit ärgerlicher Frivolität alles, was nur einem reinem
Gemüthe heilig ist, verletzt haben , vonAufsen bedrängt, mit
Einem Male eine Umwandlung gewinnen sollen, und sich als
die Freunde der Tugend zeigen, die sie nie gekannt oder ge«
liebt haben? und dafür werden sie dann mit allem Pompe des
äufsern GUickes Ühermälsig gelohnt und ausgeschmückt!
Wir verlangen von der Dichtung mehr, als dafs sie uns
mit einer gewissen Leichtigkeit die Flachheiten des gemeinen
Xiebens, -sey es auch in den hohem Ständen, darstelle , und
die sjiärliche Beigabe einer feinern Ironie kann gedehnten Sc&»
jien eben 9o wenig die Breite nehmen, als die Beimischung
einer gewissen Seltsamkeit charact erlosen Personen die man^
gelnde Haltung verleihen. 'Ueberdem wird der, welcher
Wahrheit in der dichterischen Darstellung sucht und tiefer in
das Gemüth schaut, an solchen blos gleifsenden Gestalten sich
wenig ergötzen, und der Dichter, der für seinen Helden,
aller seiner Nichtswürdigkeit ünerachtet, eine entschiedene
Vorliebe zeigt und einen gewissen Schimmer äufserer Anmuth
Ober ihn verbreitet, kann dann mit allem künstlichem Tugend-
preise das einmal gekränkte sittliche Gefühl in dem Leser nicht
wieder versöhnen, und am wenigsten damit^ dafs er, als der
Stellvertreter der höhern Gerechtigkeit , dea Ui^würdigen asu*
letzt noch so unverbältnifsmärsig lohnt.
Es ist diesem unsere ernste und innerste Ueberzeugung,
und wir glaubten diese hier eben so unverholen aussprechen
Sil müssei», als ^ei den beiden ersten Dichtungen unser Lob.
t— • Sonst ist das Aeufsere aller drei Novellen solcher Art , als
es jedem. diditerischen Werke zu wünschen wäre.
Pl^anderhüchUin , eines reisenden Gelehrten nach Salzhur g^ Tirol und
der Lombardey von Dr, G» H* Sch'ubert (,") Bergrath und.
Professor in Erlangen, Erlangen i8M, hei' J, J. Pdfnt und
Ernst Enke. Vill ^^ 27« S. in gr. 12. "
Als Schreiber dieses auf dem Titel des VVanderbüchleins
dieNamen Salzburgs Tirol und Lombardey las, so
griff er sogleich nach dessen Erscheinung, um so begieriger
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364 Seliubert Wenäei^iSthlem 119dl Tirol.
nach demselben, da er «ejbst He Plane einer Reise in ider an^
gedeuteten Richtung hegte ^ und uns auf einem noch nicht be-
tretenen Wege ein erfahrener/und wohlwollender Führer eben
so angenehm, als erspriefslich ist. Zwar fand er nun in sei-
ner Erwartung sich zum Tbeil betrogen ; denn .von Venedig,
von Mailand und den andern Lombardischen Städten hören
wir, wie geho£Ft werden konnte, hier gar nichts 9, und die
Wanderung des reisenden Gelehrjten geht wörtlich nur, wie
der Titel sagt, durch Salzburg undTirofnach der
LiOmbardey, nach der berühmten Stadt Verona , als dem
Ziele der Reise. Aber doch wurde es nicht bereut , das Wan-
derbüchlein gelesen zu haben , tknd mit neuem Vergnügen hat
Ref. indessen wieder vieles aus demselben gelesen , seit er
selbst seine Reise, wiewohl in anderer Richtung , nach dein
Berner Oberlande und dem Cbamouny-Thale gemacht und
von dem Col de Balme den majestätischen Montblanc au» der
NShe geschaut hat; und er kann versichern, dafs man aus
dem Büchlein den Wiederhall der gewaltigen und tief zu dem
Herzen dringenden Stimmen der Hochgebirge recht klar und
deutlich vernimmt und sich durch dasselbe von neuer Reise-
lust angewehet fühlt.
Durch sein gemüthlich- humoristisches Bekenntnifs g^«^
winnt uns der reisende Gelehrte sogleich in dem Eingange und
wir folgen gern seiner Einladung; »So wollen wir denn
die schöne Reise antreten. Und wer ein recht'
fröhliches und übrerall vergnügtes Her« hat — -^
tind das ist immet zugleich auch ein salth^By das
auch die Thrähen kennen gelernt hat, des
Schmerzens und der tiefen Trauer, der JLiebe
und des innigen A/ufblicks nach oben —-der ma|^
gerb mit uns reisen.«« — Wir sehen uns zunächst an
einen durch seine geschichtlichen Erinnerungen so anziehen-
den Qrt versetzt, in die alte und berühmte Stadt Nürnbergs
deren Merkwürdigkeiten wir kennen lernen ; und wo des schö«
nen Almanachs von Nürnberg noch eine besondere
Erwähnung hätte geschehen können, in welchem die Kirchen
des beil. oebäldus und Lorenz, der schöne Brunnen, Vk^
•cher's berühmtes Denkmal und andre bemerkensw«^rthe Dinge
abgebildet sind und in dem der Reiseade einen wülkommenen
Wegweiser durch di^se Stadt findet.
Bis hierhin begleitete den Bergrath seine Familie.^ Von
da setzt er an der Seite seiner Hausfrau und mit e^nemFreunde
111 ^inem Wagen seine Rei&e bis Salz.burg und Bercliteä«
gaden fort. Man fühlt sich, mit ihm ergriffen von dem An-
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Sehotot Wanderi)delilt2ii naeh TkoU S6$
blicke des Landes und der Hochgebirge. Interessant ist dl»
Geschichte von dem alten Weitmose r>| der das edle'Ers zim,
Gestein entdeckte , und tief bewegend , was von der Heil*
quelle gesagt wird» Fühlbar wird die Zwiesprache zwischen
dem Herzen des Reisenden und der Natur. Mit gutem Ho«
inor ist die spärliche Bewirthung in der Sennhütte gewürzt
imd der seltenen Reinigung der Lt^Sel gedacht. Wir steigen
In^ zu dem Glätscher des Grofsklockners hinan, wo dio
Hausfrau eine Probe ihres Muthes gibt« Wir treten in das
Drau-Thal und Eisach-Tbal, hdren von dem »besten
Menschen«« und der wandernde Bergrath hält uns Vorle-
sungen über das Gestein. Das Etsch. Thal öEnet sich;
Bot^en, Trienty Roveredp begegnen uns und wir glei^
ten ganz behaglich auf der Etsch in das Wälsche Land hin«
ein. So gelangen wir denn wohlbehalten nach Verona^
wo wir mit den Reisenden »einen blauen Montag««
halten und die Merkwürdigkeiten besehen. Nachdem auch
der Garda-See besucht und auf demselben ein Sturm be«
standen worden, so wird die Rückreise angetreten und dio
gute, herzlich ersehnte Heimath , die den 3ten Sept. (l822)
verlassen w^orden war, den 8ten October glücklich wieder
erreicht.
So hat die kleine Reise etwa fünf Wochen gedauert tind
sonderlich viel Geographisches lernt man auf derselben nicht ;
auch gewinnt man bei des Erzählenden Art, mehr nur mit
Umrissen und einzelnen kräftigen Strichen zu zeichnen , als
, auszumalen, selten eine vollständige Ansicht des Dargestell«
ten; überdies verstehen der reisende Gelehrte und ein paar
junge Reisegefährten, die sich an ihn anschlössen, nicht zum
hesten die Sprache des Wälscken. Landes, und ergdtzhch ge«
nug ist die Verwechselung, die mit dem letto und latte , mit
calzoni und scarpe vorgegangen , und der abbate feie bei dem
Sturme; dabei ist der Bergrath sehr redselige gibt sich ganz
dem innern Regen hin, und ohne erst zu fragen, ob der Leser
ihm auch gern sein Ohr leiben möge, spricht er viel von den
Steinen und Namen der Pflanzen. Aber doch fühlen wir uns
stets wohl mit ihm zusammen ; er ist immer so von Herzen
froh; alles gefällt ihni ; selbst die Polenta und andere Kost,
w^elche der Hausfrau nicht munden will, findet er vortrefflich.
Dabei leitet er uns vifel weiter, als durch das Salzburger und
Tiroler Land; er führt uns durch alle Höhen und Gründe des
Erdenlebens und wir — und auch unsre Kinder - — kennen
schof> lange den Verfasser der Naturgeschichte für 27
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3$6 NienwA W<prk^ Tui ido Miultdiipior 10 I^eyden.
Kreueer ^. mi]^ seinen Gemfitbe^ dem alle irdischen Ersebei-
nun'gen nur ein. Fingerzeig sind nach dem Himmel und ein
Wegl^eiser in das eieen^ Herz , und die ganze Natur eine
Stufenleiter hinanzufclimmen bis. zu dem Tmrone^der ewigen
Liebe und Maje^lt« ^ '
. ' So können wir denn das Wanderbüchlein nur allen Ldsem
von Geist und Gemüth empfehlen, die eine heitere und. erbe«
bende Liectüre wünschen 9 und sich eben >so erbauen , als ge«.
legentlich unterrichten wollen., Wir selbst aber danken dem"
reisenden Gelehrten für die Erheiterung wie für dieErhebungt
welche er uns gewährte.
Nieuwe T^^erken van de Madtichappy der neierlandsche Leuerkunde
te Leyden. L Duel 1. Stuk. Te Dordreditp by IXufsd en
van Hraam, 1824. 8. XFL 2S6 S. ' ^
Es ist vorziÖglich der in diesem Werk enthaltene erste
^ufsatZy welcher llec« dazu bewegt, eine Anzeige dieses He£»
tes zu geben. Derselbe ist fojgendermafsen überschrieben ;
Verhandeling over den Orsprong, den voortgang en dehoeda-
nigheid van den invloed des Verden Staats' ili de Staats v er gade«
ringen gedureiide het bertogelyk en grafelyk Bewind in Bra-
bahdy Ylanderen', HQÜand en Zeeland door Mr« J. C. de Jonge.
_ und enthält die Darstellung des Verhältnisses der städtL*
sch^n Depütirten in den Ständeversammlungen von Brabant,
Flandern, Holland und Seeland. -Da diese Liandsjchaften bis
ins Ißte Jahrhundert (diplomatisch sogar bis ins 17te) Theile
des deutschen Reiches ausmachten , und ihre Geschichte <vonK
l3ten bis zum i8ten Jahihundert es ist, um welche vorzüglich
sich die Arbeit des Hrn. de Jonge dreht^ So kann der Inhalt
dieser gekrönten Freisschrift aucu uns Deutschen nicht unin*
teressäot seyn. ' . .
Was die Verhältnisse vor dem J2ten, ja vor dem l3ten
Jahrhundert betrifft, so gesteht der Verf. selbst an mehreren
Prten seine Unwissenheit ein , und beweist- dieselbe auch
dfcer ohne sie einzugestehen. So hält er dafür, die Einwoh-
ner der Städte seyen früher Leibeigne gewese« , und hätten
6ich aus dieser Leibeigenschaft erst stit circa dem I2ten Jahr»
*) Lehrbuch der Naturgeschichte fSr den ersten Ünt^cridit. Er*
laugen l>vi Carl Heyder^ 1323« . . . '
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Kienwd Werkmi tan de VttoiHthMfff te Leyjeti. 367
'hundert allmäli^ befreit; die Scbdffencollegien , w^Iche^ ehe
noch Bttrgeruiexster und Räthe die Städte regierten, deren
öffentlichen Angelegenheiten vorstlanden, »hält derselbe für
einen Beweis der froheren unfreien Verhältnisse der Städte«
einwohner. Ueberbaupt entwickelt der Verf. an mehr als ei-
nem Ort eine nicht blos höchst vage 9 nebulose , sandern auch
durchaus falsche Ansicht von den Rechtsverhältnissen d^s
Mittelalters , so sagt er z, B. p. 92 : De Vorsten en hunne
inagtinge Leen mannen vo^rten en onbeperkt gebied, en het
geweld zegevierde alomme. Wetten bes tonden er niet, of «y
werden verwaarloosd en geschonden; de willekeur zat op den
troon en woonte in de Kasteelen der Grooten etc. Solche»
mag wohl auf einzelne besonders verwirrte Zeiträume desMit«^
telalrers passen ; nicht mehr und nicht minder als auf dieXheile
der neuen Geschichte , welche die Regierangen des absoluten
Despotismus, sei es in Monarchieen, sey es in Republiken^
zum Gegenstande der Darstellung haben; iai Ganzen aber ist
es durchaus unwahr, ebenso wie die Meinung, die Bürger
bätten sich, soweit sie früher dem Adel unterworfen waren,
plötzlich und gleichsam k propos emancipirt, welche der Verf.
nie und da auszusprechen scheint 9 während er an andern Stel-
len die allmälige Entwickelung städtischer Freiheit zugiebt.
Die Italiänischen Städte » die als Beweis jener plötzlichen ge*
waltsamen Emancipation angeführt werden , dienen gerade
znm Gegenbeweis, da ihre Emancipation längst bewerkstelligt
war, als sie Gelegenheit erhielten, die erworbene Freiheit
mit den Waffen zu vertheidigen.
P. 4,. giebt Hr. de Jonge die Definition dessen, was er
unter dem dritten Stande veisteht; ich theile sie, da das Hol«
ländische , ohngeachtet es unserer Muttersprache so nahe liegt,
doch wohl nicht allen Liesern dieser Blätter vollkommen ge«
läufig ist, in der Uebersetzung mit:
,»Der dritte Stand istdieBenennung für denjenigen The il
der Bevölkerung bei den Europäischen Nationen, der weder
dein geistlichen noch dem adeligen Stand angehört und im
Mittelalter aus den Bauern und lleibeigenen nach Abschütte«
lung des Joches, dem sie lango unterlegen waren, entstanden
ist. £r kam in den Besitz vieler Vorrechte, liefs sich in
Städten , denen die Freiheit geschenkt ward, nieder, und war
niemanden als dem Fürsten unterworfen ; mit der Zeit wufste
er durch mancherlei Umstände und auf vielAlche Weise solche
Macht zu erwerben, dafs er mehr und mehr im Ansehen zu*
nahm, zu den Ständeversammlungen, von denen er bisher aus*
geschlossen giwesenwar^ zugelassen, mit den Geis.tlichtn und
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.3£fft Kieuwe Werken vais de fttaatieliappy te I.«7d«a#' ^
Adeligen in gleichen Rang gestellt ward titid auf diese Weise
unter dem Namen des dritten Standes eine nette vricb^ige
Classfe der Gesellschaft ausmachte ^ die früher gans unbct^
kannt war,««
Die Zelt anzugeben, wo sie aus den Leibeigenen mit
einemmale freiq Bürger wurden, hält iet Verf aTeJbst für . un-
möglich. Recensent auch; aber aus andern Gründen« In
Deutschland wissen w^ir nun bestimmt y daTs die Hauptgrund«,
läge der städtischen Freiheiten in den Rechten von Gemein«
den bestand y deren Glieder so frei und edel w^ren, als irgend
ein Freiherr des Landes, und welche ^ da sie früher unmittel-
bar unter den Königen standen , erst sehr spät unter die Herr-
schaft von Fürsten kamen.
Wäre der Verf. nicht auch von jenem Niederländischen
Nationalstolz 'besessen gewesen, der alles ^ was an ein ehe^
maliges Zusammengehören mit der Deutschen Nation erinnert, ^
vermeidet und zu umgehen sucht, so Würde der erste Theil
seiner Darstellung so gehaltreich und lehrreich geworden seyn^
wie der spätere, und hätte er sich ein wenig um die neueren
in Deutschland über die Deutsche, also auch Niederländische
Städteverfassung angestellten Untersuchungen gekümmert, sq .
möchte ihm selbst gar manches klar geworden seyn, was er .,
jetzt durchaus falsch auffafst.
Die Behandlung der Zeit, in welcher nun eigentlich der
Antheil der Städte an den ständischen Verhandlungen recht
hervortritt, ist vollkommen klar und belehrend, und da jes
bei der Anzeige eines Werkes, dessen Verfasser im Ausland^
lebt, nicht sowohl darauf ankommen kann, diesem Unrichtig-
keiten nachzuweisen , als den Hauptinhalt seiner Schrift Deut«
sehen Lesern mitzu^heilen, so will ich hier kürzlich eine Ue«. '
bersicht der Schicksale* des städtischen Anjtlyiils' an den ständi-
schen Versammlungen der erwähnten Landschaften nath Hrn*
'de Jongegeben .^
(fisf ^esehtttfs folgt.)
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tf 6 i d e i i* 6 r g e i*
Jahrbücher de/ Litörätttf/
NiCiüwci Wcrköri vad dd »laätschajjpy td liöyddrii
t^ie erste Spui* der Thellriahnie des dritten StäriaeÜ aä
ätaatsgeschäften In Brabant fällt inä Jahr 1194^ Wo ßufser
den Adeligen auch 3 Städte einen Friedensvertrag Herzog
xleinrichs I^ und Balduins VIII. ^ des Grafen «von Flandern;
bestätigen; ' (Auch Flandrische Städte heitätigeri dies(|h Ver-
trag, UMii da in Flandern die Städte Weit früher eine gröfse
Bedeutung erlangt hatten ^ So kanii es ieyh-^ dafs das£ir^hei«
iieri der Fiandriichen Bürger tei dieser Angelegenheit die ^rstä
Veranlassung gab^ aucii die Bvabanti^lfeA zuzuziehen^ Eine
tjdmbinationy die Hrn. de jonge entgangen ist). Iii dei-l^ote
ti wird. dann noch auf ein früheres Erscheinen städtischer Mlt^
'Wirkung bei öffentlichen Verhältnissen ei* vi^ ahnt; e^ heifst da^
gelbst:. Het verdient angetekenid te worden^ dät teeds in bet
jaiar 1179 de ^Scabini omnei cum praeco'ne Walterö et qdani-
})lureS butgensium de Brucella et nieliöres« neveris tele Ede-
en als gdtuigen optraden bj zeker huvtrelykd verdräg,- ges'loteii
doör Govert IH. Hertog^ van 'Biaband en Philip vari Eliai
door derzelver zoon en klein ddchter; Doch bat blykt hiet^
Öf zy ie dien einde een^ Stativergadetirig hebbeii bygev^öcfnd;
Miraeus ö|jera diplom; t, i, p. 107^ . ' j'-
lai Jahr 1207 ward ein lleirathÄvertfag iwlscaen König
rhilipyÄ Tochter tind dein Sdhn Herzog Heinrichs I, Vpri Efra-
bant abgeschiössert und nicht nur die liehenledte des Herzogs,*
«ondern, auf Philipps ausdrückliqherf Verlangen f duclt did
Städte von Brabant solltÄrt dieien Coritract garantir^ri.
Die Zuziehung der ver^cbiedenen Stände sfd Regi^f lingi^
«ngelegenheit'Qii war In dieser Zeit hoch Gelten! uhd linregel»
mäfsig. Erst nach dein Fall der Hohönstauiten^ (rijEt ,all-
-inälig überall eine neiie Ordnung der Dinge eiti* Irt Wabafhf
wird von einer Ständevertfamaihing erst wicdei im Jahr i26i
XVIH. Jahfg. 4. Hefif; / ' ^4
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370 lyteatr« Werken tan Jt Vamdut^ te leyieau
■> - , ' -
gemeldet, wo die ]VGnder}3brigkeit der Söhne Heinrieiit'IH,
St^reitigkeiten Ober die Regeirtscbaft veranlasste.^ Die vee»
wittwete Herzogin Adelhtrid fiatnd besondere bei de» Städten
^titerätÜt^ng und l^s^ti» dveat WiihtschetiiUcb> däZiJL fiuf*
jgefufeiv^ . \ " ^ . -
Wie hief. die MinderjSbrigJceit der Prinzen^ tcr^ solUe
^Id eine Succes^ionsänderung den Stitdten Gelegenheit geben ^
ßiqh vKicbtig zu machen > Adelheid wollte ihren ältesten, ati
Geist nnd Körper schwachen Sohn^ Heinrich; zur Reaignar«
tion 'bewegen zu Gunsten >eines^ jüngeren Bruder»,, Johann,
p. 14^ 'Herin alaagde zy, en nu werd een Fartemeilt of eene
EfagVaßrd m het jaar 1*67 te Gortenbergh te zehnen gproepei^,
in welke Hendrik in tegenwardigheld der Geitelyken, Edislen ^
en der groote en kleine Steden^ de waardigheit ^an Hef tog^^ aait
z^nen broeder ov^erdroeg^
Seit dein erscheinen die Deptitirte» der Städte tegölmS»
üsig auf den Brabantiscben Landtagen, Unter Johann J. im
Jahr 1290 waren die Sttfdtedepntirten auf einer Stündever*
tamm^thg bei' Abfassung einerXandkÄfe thSl^ig und die vielen
Fehden rtieses Fürsten machten den Bei&tand der Stärfde unter
Veinem Sohne Jobann H. uner]äfs}ieb , so dafs besonders die
Städte iuaufserordentlicfier Wichtigkeit stiegen. ?. l-?. helfet
es dann von der' Regierung Johanna IJi: Geene gejwrichtige
aängelegehhadeW vielen er voor ,'of/de Stederi werden^? medu-
rende het bestutir van dezeh Vorst, door beih geraad ffeegt,
en zy verkreegen zirlk een gezag^. dat b^t aanzien des^^A<leU
liieidödr merkbaar afnai^. ^'.
Zugleich aber mit dieser Steigenden Wichngfceif äet
Städte stieg auch, die Eifersucht und der Efafs zwischen Rör-
tern und Edlen und der Hochmuth der Städtebewohner. Koch
atten die Stände ein^e Gewühlt üirer Rechte an dem^ Kaiser,
Wo sie als'o von ihren Ftfrstei> in- ihren errungeneii Hechten
nieder beeinträchtigt werden sollen ^ wenden ^ sich an die
Kaiserliche Majestät — es kam hier nur auf die äu" erhaltende
Berechtigung an^ denn ihre Sache riiit den Waffen weitend zu
machen vers^ahdierr sie dann schon selbst« Sie warevi^ eis,;diö
überall gewannen. Die Gor tenbergi sehe* Charte bü^st^tigte
iendlich noch am Endi* der Regierung Johannar IL yrammtliche
Freiheiten der Bt-abantis9heri Stände und namprttUch die der
Städte j ein Obergericht aus- lÖ-Börgerlichenund vier /Itiel igen
zusammengesetzt ward angeordnet,
Mbt» kann sagen, dall» das Schi c^WF den Brabantiscben
Ständen besonders gUnstig. war, denn auf Johann 11, folgte
noch unmündig Johann IH; Das Herzogtbum war durch die
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hngwieTi^ri' Kriege t die Versdrvf^endimg^ der fets&tefn Fäti'terf
und die Veruntreuung der Verwalter der beraoglicUen Gelde^.
m einen traurigen Zuatand gerathen;. £t blieb kein. IKIittef
Kbrij aU die Hülfe der Städtei Die Stäfdte fandeiV «ich g€?^*
Vieigt^ Bejstsurd tu lei^aten^ aHein nur gegerf St'cbersteHung^
gaben sie GbW, und hur gegfen BeatätigMiig und yermebr^ngi
fbrer Vorrechte uiid Freiheiten J Dietfe werden ilitien danA' i^
der Wahfsehen Dietichen Cbarfe zu Theil, Die Städte erlang*"
ten« um Misbrauch vora&ul)eitgen^' fdr die Zeit'def Mindet^
jäbrigkeit dei. ^ers^s^ das Kecht^ , die bevi^illigt^n Gelder;,
•elbst zu administrir«^. Dies und dafs Adel und OeidtlicbtfeiC.
li'n den genieineh Lasten nur geringen Antbeil nahmen i' erboljL
die Simte auiserofdentlich. Als BaWeiä de« £inß;u5se9/ d^rt;
die Städte unter den Ständen bokommeni dient der im Jah^
%^Z9 zWitcben Flandern und f>rabant geacLlossehe Vertragj'^
^esnen Artikel faÄt allein das Wohl de^ Srävlte^ und den Vori
tbei-1 ihres Handels' zum Inhalt haben. / ; ' ' , /
Nirgendhin Deutschland traten^' dur^h die Ij»ajH^ deVgeCh^,
^en Landes begünstigt, die Städte so her vörr, ats tn.d«nNie'^
d'erla'tliilen* Voii neuem war dtn Stiföderr fn'Brart)a.nt dre Üri-A
iicberbeit de^Succession nadh Johaiins IJI. Tode gl^nsti'g/ und
dieri Städten natürlich als dem müchtF«^steii Stand am meisten^
jDer Herzog vc^^n Luxeng^burg,' d^^ Her zag vof? Qeldernf.uncl.
der Graf von Flandern erhoben Ansprüche. Alld' drei', v^aren^
des letzten Herzogs'. von Brabant Schwiegersöhne^ a^lle dref,
schienen gleiche itechte^zii bähen und nicht ohne Grtind fdrch-j
l^eten die ^t^^^de von Brabant Theilungi IZii £«euwen Sichert^
sie eine Tagfahrt,' und, beschlossen ,' ii) keine Theijun^' zti
\^illig4;n / sondern gemeinsclxn'ftlich ihre Freiheiten aucb ferner
zu wahren. Zugleich /neigten sie sich zumeist; zu Johannay^
iidfolgti
der Regieröhg; 13515 huldigten die Stände, . Johanna wufste|f
wie viel Dank sie den Städten' schuldig vfar, d^^VJ^uf mifc,
iiirem Beistaik} vernjochte sie ^i<«h aegen ihl% Schwesteri^ zu|l.
I)ehauptefi und die Städte ihrerst;its fühiten sicfr^n ihi'ef JM^achli',
so 9 dats sie in dieser Zeit in der,. Regel ohne Zuzietun^'des ,
Adels über ti«nde»g(ng%legenhe4ten BesihUisse fafeVn, und i^^"*/
Ifanna zezg^te s^lph'yveder g^^n sie/noeb ge^en du Geistticif^
IteiC undden^AdeKuffdanltbar,; ,,. .^. . ; ^ ,* 4, v /.. ^^ «\ 5^1*-
Geistlicbteit und^Adel hatten sicV eVidlicbr ent'SphlVsfcn,^
Sei al]g8ii[iethen Bedeit mitzustenern und diteS^ijllh.ertirsre .vvi,e*,
det de«'Eihfiufs/ dön die Städte ÄwotBen liattenl'' Tri d^ri?
■j.*
.DigitizedbydOOgk
372 Nieuwe Werken van ä6 Maatschappj te Lcyden« .
letzten Jahren Jo]ianna'8 bildetcfi^ »ichn^ auf ihren Betrieb,, die
Verhältnisse der drei Stände so" weit aus, dafs sie von nun an
als ein^ gegliederte Cörporatio« auftreten. Einträchtig in.- ih-
rem Streben erscheinen die S taten von \Brabant seit dem
Ei^de des i4ten Jahrhunderts (der Name Staten erscheint jedoch
erst l4l8)« /Die Geschichte dds Einflusses des dritten^ Standes,
auf die öffentUchen Angelegenheiten wird seitdem eine Qe»
schichte der Brabantischen StÜndeversaminluqgen. Unter An-
tons Regierung hielten die Stände streng auf ihren^ Recht ge-
gen seine Eingriffe, und unteY Johann lY. waren sie es, die
fast alle Staatsangelegenheiten in Händen hatten. Wäjirend
'dessen Minderjährigkeit bestellten sie ihm Vormünder; nah-
men ihm später die Regierung und übertrugen sie eine Zeit
]ang seinem B];^uder Philipp, und als er durch eineVets^hnung
xn^t ihnen wieder zur Regierung kam, war ihr Einflufs natür- .
lieh aufweine Lebenszeit gesichert. Nach seinem Tode folgte
Philipp u;id auch unter ihm behielten die Stände ihre Rechte .
und ihren Einflufs. - ' - , ^
Nach Philipps Tode erhoben Philipp .der Gute von Bur-
gund und die Wiltwe Graf Will^lm VI. von Holland, Mar-
garethä, Ansprüche auf die Successiön. Die Stände entsehie-^
den 1430 zu Leuven für Philipp. Unter ihm wurden zuerst
wieder die fürstlichen Recht mit Kraft geübt, den Ständen
angemafste Eingriffe in die Regierung untersagt undMisbräu-
che abgeschafft. Die glänzende BurgündiScbe Hofhai tuiig gaj>
auch dem Adel eine neue Stütze und so kehrte der dritte Stand ,
in gesetzmäfsige Schranken, aus welchen ihn eine Zeit lang
die umstände faerausgerissen Jiatten, zurück. So bli^b es ~
auch unter den Oestreichischeii Landesherren bis zu dem Auf-
stand der Niederlande. Nur trat noch die Veränderung ein,
dafs den kleineren Städten die Tagfahrten zu kostspielig und
ihr Einflufs auf densfelhen zu gering war. ^ so dafs um die
JVEitte des i6ten Jahrhunderts nur noch Leuven, Brüssel, Ant- ^
werpen und den Bosch die Ständeversammlungen besuchten.
Die Fürsten mogten dies Wegbierben der kleineren Städte be^
fünstigen, da durch ihre Anwesenheit nur die UmständliGh-,
eit derV^rhandlungen vergröfsert wurde. v.,
P. 36* geht der Verfasser auf^die Verhältnisse in Flandern
.über. Hier erscheinen die Städte früher als in Brabant, wenn
auch nicht auf Landtagen, dolch in bc^sonderer: Wichtigkeit.
Graf Karl der Gute wird 1127 ermordet; hach diesem Vorfall •
versammelten sich die 'Stände- der Grafschaft vund. der 'neue
Fürst legteseinen Eid'auch- in Gegen wai't der Städti'deputirteri^
ab. Nachher wird der dr^^e Stand während des zwölften
. pigitized by VjOOQ IC
Nienwf WerkeQ ran de Maatiehappj^U Ki^ydoo« 373
Jahrhundert^ hei TagfalürteB als ÜiäHg erwähnt, und bei dem ,
achon erwähnten Friedensvertrag mit Brahant im Jahr 1194
unterschrieben aMch zwölf Flandrische Städte. Im Jahr 121 i
erscheinen der Adel und die Städte als Bürgen der Lehenstreue
des Grafen gegep Frankreich (p, 40: »Graaf Ferrantf in het
jaar 1211 aan het bewind körnende, leide den eed van getroaw^
keijd aan zyneh Leenheer^ det^ koning.van Fran]^ryky af^ en
hieVby verklaarde hy , dat Vai\neer hjr «yne trouw niet be*
waarde de Edelen en al de Steden van Ylaanderefi) de i^yde
des monarchs tegen bem mogten kiezen. Exposition des droits
de Flandre p. 24*) H"^ *^^^ dieser Zeit wird das Gutheifsen
der Städte deich dem des Adels geachtet«, Et folgten in Flau«
dem zwei negierungen von Frauen, Johanna's nämlich und
Margaretba's , — schon dies miifste den Ständen au fsetqir« •
dentliches Gewicht geben, was aber den Städten in Flandern
hauptsächlich Gewicht verschaffte, war wie in Brahant die
NoXh» in welche das Land durch unglückliche Kriege kam«
und ^ie Zwiste in der Kegentenfamilie selbst. Die Städte
hatten Geld ; sie allein konnten in dringender Noth helfen —
aber mit ihrer steigenden Wichtigkeit stieg auch ihr Bürger^
stolz 9 ihr Uafs gegen den Adel , und dies Streben 4^ Bürger
fand Unterstützung bei dem König Philipp von Frankreich,
welcher Agenten in die einzelnen Flandrischen Städte schickte,
sie in ihrer Anmalsung gegen Fürst und Adel zu bestärken,
ja endlich bemühten sich die Könige von England und Frank«
reich während ihrer Kriege im l4ten Jahrhundert im wahren
Wetteifer einander in Bewilligungen gegen die Flandrischen
Städte zu überbieten, um die^se dadurch an ihr Interesse zu
fesseln. England bot Handelsvurtheile auf der einen, Frank-
reich Unterstützung gegen die Grafen auf der andern Seite«
IDa dieStädte durch ihrenßaiidel mehrUnterstützung vonEngland
für ihre Unternehmungen gewinnen kannten, als vo^n Frankreich,
so wandten sie sicu auf die Seite Englands, und waten nun
im Stande, ihre Fürsten zu zwingeh., zu ihren l^lanen dia
Hand zu bieten , ja sie wagten, sie gefangen zu nehmen oder
von Land und Leuten ' zu treiben, .Die Burgen des Adels
wurden aebrocheu, dessen Güter, verwüstet; die Adeligen
selbst nicht selten mishandelt. Die Städte allein £ast führten
die Regierung des Landes^ und wo sie darih gestört wurden»
war IVIord, Brand und Verwirrung die Folge. Die Städte
schlössen «elbstständig Verträge^ Sündnisse und rathscblag«
ten, ob sie ihren Fürst nicht absetzen sollten. Dieser Zu<*
stand dauerte mehr oder weniger bis gegen Ende des i4ten
Jahrhundert« t um .welche Zeit die Gra|scuaft an das Herzog-
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Googk
■♦.V. ^ * i * j 'a*^.^ ^ ■'•. . • .1
^echtei^ Zeit Strange und ij^äfsmung anwendete^ Öent, und
ISaüt^ in der Nfiilii» der bed^^utendaten Stüdtö Citade})e;ii, uo^
fie in Scbraplj^ei) zulißiten. JUnter iJAui und lohann dem ^im^
ier^bpocJ^enen b^att^nei; wieder fegelmUf^ge Ständeyersainai^
Jupgen. - ' ' ^ . " . ,
I ' f pbngef^r um tHe^e^he Zpit^ v^q |iucb die ^tShde ro^
/jßriCbänt unCef dem Namen d«r Stateili yon Brabaiit zu einer
feFege]tenfe«ten<Jorporati0fl «ich bUdeten, liatte eii»e ^leicl^
ortWldung in Flandern -jjtatti Im Jahr l4P7 t^nimt deri^am^
j^'tät^^n yon Isländern zum erstenmal zum yprscbe-in. Während
^eir ^pneren pnruben in Flandj^rn hatten die grölgeren Stä.dt^
Ihre llecbte 80 laberinütbig cebandhabty da^s def Eififiufft der
inindtär l^edeutenden dadlii^ fast ganz vernichtet ward; sie
icTScheifie^ wenigstens bei den Beschlüssen der ^kigdd^ i^
4d|esW spaterä^i Zeit/hiebt mehr thätig4 die Herzoge v^on fiur^
fund schlössen sjeganz aus. <jenty Brügge und ^pern waren
ie ^rnzijgen zu den Staten kommenden StUdte^^ und >^ie nebs^:
4^en DepuCirt^ des |]?heiles von Flandern, der het Vtje ge*
^annt ^ird^ vej>r|[8entirten in den St^ndey^er^ammlungen de»
^ritten ^ Und. ^ Zu neu'em Uebergewicht stieg dieser durcb
JAie <jeldbedürfnisse l^Jiitiptps des Guten und Kans das Kiihnei^
^abrend ])laria's l^urzer fiegierung wujfsten die Sttldte di0
entschied cnsten yötre<:bte zu gewinnen/ J)]e Gefangennelw
^lijf^g MaicimUiaiis ist be:jtännt. Unter Fhilipp nnd Kail V^
Wurfien glücJcÜcbe Verfucfee zu iinterdröpkung diesem yebe^-»
fnutbe^geitiacfat^ bis der Äufsjtand aller Niedei^iandejeine neue
i-Oi^m der Staatsverfassung ins JL»eben rief/
^ - - Die Ständeversaounlürhgen yon Holland ujqd Seeland b^?
^>en Adt$ £igene^ dafa die Geistlichkeit, w%nigstei>s in frtlhei*
fCT yZeit;, ^u denselben nicht eugezogen ward« In HoUandl
jkame^ Vr^t anter Karl V.» in ^^eland erst gegen die Zeii
Maximilians die Geistlichen xu Sitz und Stimme iiuf den
|jatidtag^n. * Aoch die Städte iamen in Holland und i6eelan4
#p'ater Tzu PinllM.fo ujld Bedeutung, als in Flandeii;n .^nd BraV
i|)ant. Erst im Ifstaten Viertel das i Sten Jahr!hu«jderts*'^rSchei«
' ilMsh ppttllndMche und SeeJgndifche Städte bei dff^ntUcbem
i/VJcte|i der Regierung thtttig, und ihre eigentliöbe Wichtigkeit
•|ieg^Vin erst^ als ilie Gi*afen ymi dorn Ad.e1 des Lande^ und dei^
i^la^nj^hd^rn bedifai^gt, jhres Beistandes bediwften^ i(^rafFlo«»
':|-us er^ai'b sjch bei f^e^rihm unruhigeh AdeJ ^urcb die fiegttn'«
/jt^iingdes drjtfen ^(and|^ den Bt^nanien^ 4er Karlen uo4
4.*^; 'rti?r ;^uepi\4W0tV| ujad eirregte d&n Öikfs de* £dleiä M
te£;en'*icb % 4^ diiiMlbe ihkxx deh UntiWftarfß btp^it*^ '^* ' ^'^
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Kiett«# yVtAea rm 3« Maatsohaiipj u L^dei^ S75
.•Na<^ Flotus Tode erscbein^n die Städte 4uf€bftuf ia
gleicher Bedeututia mit dem AdeL AU Wolfart von Boraseler^'
dpt die vormutidachaftjiche Regierung führte , der Stttdte Frei«
heiten nicht achtete 9 sahlle er seinen Uehermuth mit aeinem
liebep« Johann von Aresnea 9 der schon fröiier von einigen
Städten zur Vormundschaft berufen worden wart trat nun äin
die Spitze aller Städte uni führte die vormundschaftliche Ke«
S^ierung» in welcher er bald darauf von deni jungen Grafen
obam« selbst bestätigt ward. Durch Florus Ermordung ruhte
auf dem Adel eine Schmach« die ihn dem FOrst» Wie dem y
Bßrgerstande als verabscheuenswer^h erscheinen liefs. Als
dann Johann frühaeitig starbt g^'^g ^^^ Grafschaft auf das ver-
wandte Haus.Avesues über^ i/ind auch dadurch ward der Ein«
flufs der ^Städte gemehrt, da sie es waren 9 die Johann van
Avesnes berufen iiatten, da sie es waren, durch die er sich
geg^n den Adel behaupten konnte* Er erneuerte und bestätigte
ihre alten Freiheiten und Aechte. Sie erscheinen s,^itdem Dei
fast allen dtfentlicbeh Angelegenheiten thätig, ohne jedoch 211
nnverhältnifsmälsiger Gewplt gelangen zu könnerf. Erst die
tehdevollen iJeiten Graf Wilhelms IV. und das Streben Marga*
retha'89 der Gemahlin Kaiser Ludwigs, sich die Städte zu'
ge^vinnen^ führten diese allmälig aus ihr&n Schranken. Die
JKegenten aus dem Bairischen iiause l^gOnstigten vorzugs^
weise die Städte. D;ese waren es dann auch, welche i'ür Wil«
heim 9 Margaretbens Sehn, gegen die Mutter Farthei ergrif«
fen. , Im Jahr l35l schlos^n die Städte eine Verbindung eben-
falls zu Untersttttzüg Herzog Wilhelms. (Pi 7^. ^Tot het
sluiten van dit Verbond yereenigten zieh die Steden op eene
plegtige wyze, zeer waarschynlyk met toestemming van den
Vorst| ten minste oder zyne oogluiking; en nu betuigden zy,
dat zy zieh onderwondenhadden, Hertog Willem Here te
maken en machtich zyns Lands, en dat zy bndernomen hadden^
hem uit zyne groote schulden te redden ; dat zy het nadeel^
hetwelk zy, uit hoofde van de verdediging dezer zaak, en Van
wege de bescherming huner eigene vrybeden , mogten onder-
winden| genieenschappelyk zouden dragen; en dat zy^ indien
df; Hertog zonder wettige eifgenamen njogt overlyden niemand
als Heer zouden erkennen 9 tenzy hy onoerlinge toestemming,
en volgens de ))epaUngei](^ door kevcer Lodewyk des, wegen*
41s auf Wilhelm sein Brude^ Alhrecbt folgte, verband er
sich, die Giafbchaft mit Rath und Ueberlegung- der galten
Städte von HoUand und Seeland zu regieren. Er seigte sich**
^^(ir^fQd t^inn^anaje« Re^^i^rung d^n. Städten gewogen, und
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^T§. ' iSPtH^'^ WeA«n van de Maatechkppjr tii Lejdenf - - ^
f'^ nahmen ^iefelbeil auf seine Vefanlassuns ait den lie^eutend««
f'ten Staataang^legenhcdten l^heil. So blieb es aacfi unter sei^
|iein Sotn Wilhelm VI. . der um so mehr Ursacbe hatte, die
Stände i^ii ^chohen', we^ er durch sie feiner Tochter Jaqobii
die SucceSsiin Äusicherrt lassen wojlte, .Diese Zus^i(:herune
erjiangte er l4l^ ^u^ einer .StSnd^yersammiung von Adel unS
Städten. ' '
* "' pfe Städte huldigten auch wirklich der Jacqha nach Wil-
helms Tod , ohngeachtet deren Oheini Johann von Baiern alle^
äufbptji sich in B^sits der/ Grafschaften «u setzen, Um die
Städte an sich ?:a a^iehen^ versprach er ihnen die Freiheit, (licH ,
aucl^ unberufen 1i;u xyersammeln und ihnen noch andere l^ri vi-»
legieii zu ertheilen. Als, ohpgeabbtet die Städte s^ine Aner*
jbietungen nicht annahmen^ dönnoch Johann zur Regierang
Icam;, wufsten sie ihre Freiheiten zu heha^upten, spät ei*, riefen
ste/ Jacoh^'s Gemahl zum Grafen aus und erhielten von ihra
iiil^e ih^e Freiheiten bestätigt und neue bewilligt, woruntei?
unter, anderen sich das Versprechen be£aild, nur au Landes^
|cinder^tilQter zu vergeben. \ '
jps folgte c\un eine Zeit vpU Verwirrung und Streit zv^i^
^hen rhUipp von Burgund und der unglücklichen Gräfin Jacoba, ^
welche mit der Befestigung der Burgundischen Herrschaft en*
dete/ Auch unter dieser behielt d/dt dritte Stand einen be»
deutenden Einflufs auf /Staatsangelegenheiten, dqch nur in«
nerhaih der festen ihm^ eingeräu'tuten Schranken, Karls d^a^
itübnep Kriege und Geldbedürfnisse iiefsen nach seinem Toda
' die Städte, welche helfen sollten , zu neuer Macht emporsteir
gen. Sie erlängten von Maria das s» g, grosse Privilegium.
Die' Städte sollten unter sich und mit den Ständen andrer
Niederländischer T^rritprien.Tagfabrte?;! halten dürfen, wq
'und wann i|ie wölkten. Die Persönlichkeit der folgenden Be-
genten trat? war dem Üeb^rmuth der Bürger in den Weg^
doch blieben deren Fretiheiten bis in die Zeiten def\ aUgemei»;
nen Aufstandes der Niederlande vertheidigt und, bewahr tV
lEs war besonders seit A^nfange des löten Jahrhunderts^
loÜand ur(d Seeland di^ Strände ay gröfserer Ein-,
elmäfsig^Le^t in ihre.^ Geschäfteii gelangten un<|
pt mehr zu einer Korporation bildeten. 1428.
dem Guten vo^B.wrgund kommt zi^erst der Name
Lan^d^S vor. Zu A.ntange des löten Jahrbunderta^
tändev(ßrsammlungen bäu^g^r un^ kostspieliger;^
sha^b auc^ in der Grafschaft Holland die kleine^
:^,' nuv Dordredht, 'Ha^lem, Delft, Leyden,
Amst^^dam xind öqudä 4IS Ha\ipt c^der ak ^i^ 4e?t5 ^xki^^n^
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Stfldte traten hoch als Repräa^ntant^n 4et 3(eii^ StalM^t- ftuf*
Iif Seeiätid hätten früher nur, sWei Städte, Middelburg Und
Zrerifceee Atttbeil^ weil die' anderen Städte Berren unterwor*
feh waren; nach der • Vereinigung qsehrerer Städte mit dia
Grafschaft gelangten allmälig 5 zur Landstandschaft.
Dies ist der 'Hauptsache nach der Inhalt des ersten Üliei«
les der Abhandlung des Hrn, de Jonge, in welchem er histo*
riscb die£nts^hung der landst^ndiscnen Cor^orationen in. den
mehrfach genannten Provinzen verfolgt. ~£in zweiter Tbeil
enthält Reflexionen über den Weg, den die Städte bei £j:*
langung ihrer Freiheiten gingen« £r beginnt mit grundlo'sen ,
Schoiäbungen gegen- die früheren Zeiten des Mittelalters und
sucht vor allem die Meinung. festzuhalten ^ das Streben der
Fürsten gegen den Adel aey Schuld an den Begünstigungen
der Städte.
In Flandern soll Qrammpnt zuerst i[m Jahr 1068 städtische
Freiheiteii erjangt haben. ' In Brabant wird als der'älteste
Freiheitsbrief der von Vilvoorden -vom Jahr li92 erwähnt,
und die Gertruydenberger Handfeste, die früheste in Holland»
ist erst Vom Jahr 12 l3t Die Middelburger Privilegien , die
ersten städtischen , deren in Seeland Erwähnung geschieht^
aind vom Jahr 1217t ^
Das , was in den erw|lhnten Freiheilsurkandeh eigentlich
enthalten sey, erfahren wir dabei nicht; der Verf.. denkt sich,
dafs die Bürger früher Leibeigene waren y ^und dadurch die
persönliche Freiheit erlangten. Das ist doch etwas starke
obgleich es in sein System vom Mittelalter pafst. , Wahrhaft
lächerlich ist die Döclamation , wie der vom Sclavenjoch be-
freite Bürger ein bisher ihm unbekanntes Gefühl in sich wahr«
genommen habe, das Bewufstseyn seiner Freiheit; wie da-,
durch das Gefühl- eigener Würde erweckt worden sey $ und
wie er, der sonst nur meinen Herrn gerheitet, jetzt
als freier Mensch Ijandel i;in.d Gewerbe betrieben habfe. Mail
glaubt zu träumen«. _ .
Auch dieser Irrthtim ist natürUcb die^ Folge der irrigen
Vorstellungen von dem Ursprung städtischer Freiheiten, dafs
i^fimlicb stäitischer'Adel, erst entstanden sey^ als die Städte
durch ihre Blütlie den f^andädel reizten, sich in ihnen nieder«
zulas^en. Auch die Berufung der Städte zu den Landtagen
soll statt gefunden haben, weil die 'Fürsten dem Adel ein
Gegengewicht gebeip wollten l .
Da wo der Adel sich gegen einen Suc,pessi6nsprätendenten
ausgesprochen hatte ; «lag dies als Ursache der Begünstigung
4er St|(dte angesebeil ii«.erd<?n ,• spn^it abeir ist die^^erlegenheit
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'378 likow« Wciiva T«ii U H^^^thaj^ iß L9S^:
' ,' * ^
^er.it'ttrfttett io slenilidi die eioiige Quelle ff^hetßn tiAdKi*.
^cbefi £ififlMS^t. $i;9ilta liuiTsten mit OeM nelfen , w^il dt«
jabme Lieben»liälfe des Adel« gegen die SdldneirVcbareiv^l^bt
mebr ausreicbtey utid er nicbt« anderes ^ die G^i^tlicbkeit w«
möglicb gat'mcbts zum al^emeinen 3esten beitragen HrolUe«
Die9 M^ira dann bir die spätere Zeit ypi^ Hrn, deO^enge ait|:h
iiXich^aiielkfuiit^ und er erklärt allerdings ab Hauptgrund der
^u^ieii ufigdeir Starke auf di,e IL^andtage de uitputting der yor^
H^iyk«^ SdUatkist , en de hegeerte der V'örsten }iierin doar dei)
eeldelyken bystand der Steden ^e vor&ien. Audi ist falseh«
ddi*4 sieb nun die StftiUe für den Fürsten in feinen BecUUf'uis-
men und g^gen den Adel Überaus nobel genon^men bätten; im
Gegentbeil wufstei) sie ibr Ii>tef*es^e rcacbt woHl wahr-
suüebiiien«
^neu reflectirte« Plah supbt der Vf. darin , dafs die Fflr-
«ten picht mit allen Städten auf einmal* iondern zuerst
mit ekligen ratb^cblagten ; dafs die Gegenstände dieser
l^eredui^geii zunächst Gegenstände betrafen ^ die für .den Adel
ohne Interesse piraren, wie den Handel und di^ Gevr^rbe;
dafsAie Städte zu $taatsbandlungen zuerst nur als ^eugen zu.
gezogen wurden u, s. w. Hierbei bann man i^ber. nur Ziifall.
und unber^cbpete Wirkung der Verhältnisse anpebmeiJ,
Noth d^ Fürsten aus Erschöpfung ihrer Kasse^ aus Zwi«
f^igkeiten in ihrer FamiUey aus JV^ind^rj^hri^keit, aus zwei-
^*elba;^en Erbansprüphen« aus unglückli$;heu Kriegen entttan^
dßn — das ist die Quelle des Antheils der Studie an Staats*
l^escbäften In den ^|iederlandel7, wie fast in ga^^ Deutschland^
iind die9er Antheil ist mit Unterstützung der FüVsten durci^
^^d und }\}ann#cbaft tbeu^r genug bezahlt «vordeii.
In dem letzte^ Tbeil entwickelt endlich noch det Verf»
dl« Art, wie die Städte in den Ständeveftaimnlungen auftra*
ten. Er i)4ngt seine Untersuchungen bi^bei uoter dt*e|
|Iaup1ts|itZ4i die wir ibn^ gern zugeben^
1) Der Einflufs der Städte in d^n Ständeversamn|lunget|
))lieh keinefweges Immer in den Sphranken , die ^n Stftdteii
der Umfang ihr^ recbtliphen Ansprfiche «etzt.
i^ Der pinflu|S| vi^elphen die Städt^ ^ber die^e Sqhr^nl^eii
|iinau4 erlangten ^ w^r aber kiur yc^rt^bergebend.
3} Die rechtlichen An^p.rOche 4er St.^d^^ biezogen sich
a) auf <}te Bewilligung der Steiiern und Bedeq, f^s gönnte
nichts hinsichtlich 'dst Steuerri beachlofsen Mpd festge*
ftell^ werden , ah rpit Zuitimmt^ng^des di:|t|e^ Sta(^4^9^
1^4 djeae kq^tf d^r4<|h^ yer^eig^^^ti.
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, hy auf Mitwirkung bei Beitimotüiig des Gtiialt«« wid 'G#-
prlges dM G^loea« Die Mansoperationen der Fürst«»
am MittelaUeia sind bekannt , und daher kein WiiDder^
daj# die Stftdte aick in dieser 3eaie)iattg e;^neo cewisseil
£iaflu£s zu sichern suob|en» ^
So verband sip& Jphann Ilf. in Braba«?t, Mne M<Iok#
ecblagenzi^ lassen, als in den freien StHd-^en und mit deren
ilatb. Dies bttStStigte dann auch Wenzel und Johanna in ibter
blyde Inkomfo -(foyeuse entree). N(K:h andere Beispiele W£if#
4en ai^efahrt. . \ ^
J^fs dann die Städte einmaj :^u begründetem £<nflufii .ge^
liot^men waren, wurden sie natürlich bei den verschiedensten
^Staatsangelegenheiten zix Katbe gezogen. Besonders die Be*
Stimmungen und Verha^idliingen tther Handel, Seefahrt ui>4
Fischerei kaqaen fast ganz in ihre JfSnde«
Gegen Bewi]Jiguiig der Beden und pelder liefsen sich die
jSt^dte iure alten Freiheiten bestHtigen^ neue einräumen. Dibs^
fuuls man als rechtlich be^TCkndet aitsetien.
£s enthält djeses Hen aufser dem Aufsatz des Herrn- de
JoTige nofh zwei andere minder wichtige des Herrn Willen*
«Pornelif Ackersdyck; nlimUch i)e}ne historische Untersuchung
^ber Herrmann de Ruyter und Jessen Einnahiae der Yeste
X/oevesteip. Eine Unters ucfaiing^ 'die nicht uninteressant, abev
von ganz particularem Interesse ist^ diasselbe gilt 2) von der
lyiittneilung eines Bruchstücks des Gjedichtes Jacobs von Maer-
Jänt vom Trpjanischen Kriege p was vielleicht unseren (jeiv^f^
mscbeii Spraphforfcbern willkommen seya dftrft^« 1 ^ .
1. Catdogif de la eotUctioh de Coleoptersi df Mf. h Baron Bf^
^ jf an f Lieutenant'^ Geae'ral tax ^ Pmrii^ cheX CreQOU 1821« 5«
,$'.1—1$^' '
^. HUtaire natifrelle et feomograjAfe des Jnuffte;^ Cot&eptiree d!£a^
rope» J^oßT M* Latreille^ Membre de t Institut etc. et M.
le Baron Pejean^ Lum^endtu^ Genertd ete^ fremiere Lt0r«M
eon. Pf^t <?Aff Creoot. i83?. ^. S, f— 'W- Tfh* f'^f^*
J^r. 1^ ist ^vif ^i»Namc|n7^rzeichnifs der Arten yon K?fern«
'rfie sich \ji dev ^ufferordeiitlirh Vejchen Sammlang des Krp.
Baron Dejea^ befinden, mit Angabe ^er Eniromplogen^ die
^ie; Arten be|iahntep, uebsf der ndth^en ^ynonymie, SO wi<;
^e^ VateiUiides jed^ Art. yQrȟ"hch bedeutend i#t dU
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38cr Dejein Cattlogito • . • Qut» natureUe«
■ ' • . ■ - -• * ' ' ^ '^
'Monge vpT^Eür.opaiscbeD KSfeiti) cUe l^ aufgeführt sidd;
äiber es findet sich ^ufser diesen auch t4ae jr)>of;|e Anzahl yoti
Ausländctn aus allen Weltjtheilen.' Sowohl unter diesen , ala
unter den £uropliischen Arten sind sehr viel neue von De-
\ jean zuerst bestimmte u nd^ benannte , »so dafs fast kein be«
. deutenderes Genus angegeben ' ist ^ das nicht wenigstens mit
^«inigen Arten bereichert wäre. Seine Sammlung besteht etwa
aias 6700 Arten, ist gewifs also eine der bedeutendsten KäiFer-
Samoilungen, die es giebt, und, die Frucht einer SOjäbrigen
Arbeit« ^^Fabriciu^s in seinem Systema Eleutoeratorum i)e-
- schrieb etwajiur 5250 Arten.— Während der Kriege Franki*
reichs.ttiit (Jen meisten übrigen Ländern EJuropas, wandte
Baron De jeaif jeden fri4en Augenblick an, selbst, in diesen
Ländern y z.B. in ganz Teutschland, in Italien, Polen^ Rufs«
land und besonders in Spanien und Portugal, wo er sich 3
Jahre. a ufbi ek , zu sammeln und durchsuchte später ein ganzes
Jiibr hindurch die Steyerischen Alpen, durchstreifte ferner ein
' Jalir läng Croatie'n und Da)matren. Vor einigen Jahren sammelte
Bar.^.Dejean , wie Ret weifs, in den Pyrenäen. Er untere
suchte genauer die reichen Sammlu,n^en des. Wackern Grafen
Hoffmansegg zu Berlin (die jet^t der Königl. zoolpgi^chen
JBammlung einverleibt sind), ^er Herren Ziegler und Me-
gerle V. Mühlfeld zu Wfen, des Hrn, D uftschm i d zu
Linz und des Hrn. Sturm zu Nürnberg. Durch s^ine aus^
gebreitete Correspondenz mit, den berühmtesten Entomologen
ip Teutschland (z,B, Ger.mar, Gravenhor^t, Mögerle
u. m. a.) , in Schweden. (Schoenherr,Gyllenhal)', ii^
England (Mao-Leay, Leach]), in g^nz Frankreich, in
Rufsl^nd (Steven), -in Piemont (Ro n elli) u. s. w. erhielt
er eine grofse Anzahl gut bestimmter Käfer und interessante
^emerki^ngen darüber. Ausländer theilten ihm mit Lang St
doF.f in ßraVilien, B^no'n in Caye^ne^ ßosc ,. Savighy,
Olivier, Palis.ot-Beauv ois u. a, — Baron De jean
folgte, bei' der. Ausarbeitung seines Cat^loges dem Sys^teme
Latreille's, den er, ^o wie auch seinen Freund DumexH,
als seinen Lehrer in der Entomologie dankbar erwähnt« Er
Jyenutzte aufserdem einige neuere gejnaüe Mpnographien über
einzelne Käfer -Familien, z, B. die von Bonelli über die
Laufkäfer, von Gravenhorst über die Kurzflüg)er^ vQn
Paykul über das Gen. Hister., L in., die noch ungedruckten
Arbeiten von Ger mar *) und Megerle i^iber die Curculiq^
?) Ref. müSfl jedoch bemerken, dafji Heji; Prgf. Qermari einer
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Dejcin Cutäligne • « • Hist. nattivellt. 381
nlden ü. •• w. lYo er esfür uQümgSi^gHch. n^thig blelt, hiU^
dete er vorläufig neue Genera« z. B. unter den Laufkltfem
des Gen, Pelophila (Blethtisa^ Bon.), Tetragonotierus , uViter
der F^m« Hernoxes (Serricomes Ijatrl« , Gv.)| die Gen.. Gry««,
ptosoma, .Fhyllogerus ,* unter d(}r Familie der LamelHcornen
aas Gen. Facbypus (Geatrupes F.), Diphucephala , ChapuMr«
topterus, Chrysopbrora (Melolontha LtrK). Unter den Het^
rooi^res die Geh. Heliophilus (Pedinuii Li trl^y, Opatritius^
/{Ptfdin. Ltrl.), Blapstinus (!)| Calcar, Corticus, Decatpina
(Mylahris Fab^). Unter den Tetram^res die Gen. Tubicenu«)
, Eccoptusy Arcbarias, Anifua, Spbaerogastef, Cyclopus, Bra^
^cbysoma, Acorynua^ CamptoceruSf Megaderusy Adeamut^
Apomecyna , Colobatbea (Saperda F.) ^ Leptocera (Cer^mbyx
F,), Ti:agoceru8, Veaperu» (Stenocorus F.), 'Deamocerus
(StenocF.), Stenoderua (Cerambyx F.), Megascelit , Pelece*
pborus (Nötoxus Scboenb.). -J— . . "
Bei den Laufkäfern atebt ein Gen. Oromiua Bon.> eine
Benennung, die zu aebr mit der eines Krabbengenua, näm«
lieb Dromia Fabr., gleich ist; ferner ein Gen, Hell aoBon.^
wobei zu bemeipken, dais derselbe Name von Oken Wurm^
arten gegeben ist, die früher zuHirudo gehörten. Der gene«
riscbe Name Dolichus Bon. ist mit dem eines Pflanzengenu»
DqUcIios übereinstimmend. Unter der Farn, der Necropbagen
steht ein Gen. Strongylus Herbst, wobei zu bemerken, daia
Müller denselben Nanien früher einem EingeweidewJirm«
gen US gab. Der generisqhe Name Heliophilus l5-ej« unter den
Tetrameren ist zu verwspidt- mit dem eines Pflanzengen. -He«
liophilar (Tetradynamia Siliquosa). Zu Irrungen kann das .
Gen. Merionua Meg. (Tetram^res) Anlafs gehei|, da dieser.
^ Name zu sehr verwandt ist mit dem ein^ von II liger gebil-
deten früher zu Dipns gerechneten Säugt hiergenas Meridnes»
Der ein^m Curculionidengenus von Ger mar gegebene Name
Pachygaster ist schon von Meigen einigen Zweiflüglern
(dem Gen. Vappq Latrl. ) aus der Familie der Stacbelfliegen
beigelegt« Der einem andern Curculionidengenus von Dejeait .
gegebene Name* Cyclopus ist ohne Zweifel von hukAo^ und Ti?|
abzuleiten ; denn Wenn dies nicht wäre, so itaiüfste es be« •
unserer ausgezeichnetsten £n(otäologeo^ sclioti mehrere Üntetsu«)'
chuDgea über Careulionideu ptibiiclrr liar, wie in den letxten
Banden seines Magaxins der Eutoioologie^ in den Neueit WcUtr.'*
auischen Aunalen £d« I« Abth. 1. $• II69 ü. f.
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^häiinüidk Cyclops beifieny; ^injNfanke,' di^n Mürllei- ^ane^
hem von Linne su Monoeulu^ gerechneten^ Crustaceengenu^
Jrab^ -TT Der von MegerW einem CurcuKdnidengeiTu^ ii^ige«^
egte.Name Kbinöbalur «ttuA au€b geifitdert werden', indem^
Schneider deniiblben, »ction einer A*btheUuYi|r Voii^ frÜhei^;;
«ü Raja gezä'blteit, knorj^liisc&en gftb« t)ass«tH)e iiPt der Falt'
anit dem gfAerii^b«» Namen J^hina X>a'tfK £)^r gen. Name»
CSalcar ist i^6n M arn tfoftThierarten gegebtn^f die eu d<hii
Univalvenge^hlechr Tro^hua gezählt werden,' aber woii) kauns
4a von getTennt werden J^dnhen. Mege r 1 e aoil den Nani'ei^'
AucbeniW Käfern y die su den Chry^bmeupes gehdren^ gi>^gi^beii
iiiben. AUeiti scfaoi^ Mar aha in i^n a. I^nti^indl. britannrca^
2^<ynd« l30d. hJEit dief Genus aufg^i^ellt^ — I Üi g> r bar attÜr mit
Unradht depsetben iptfter den in Amerika lebenden, (fSbier suiif
Gen« C/amems gerechneten y SiKig^hiieren gegeben^ Den gener«''
Namen Clypeaster >• der yon A n d e f a c h einem^ Chryabmell«^
fiengenlis (Coaayphus OyiPlh.) beigelegt wutd^^gab LaniarM
einem liu den Seeigel/i gebdreiiden Genua. ••— AuV der AbtheiV
lung d^rPentamere» bes^itzt p ej# 32 '?7 Arte», unter denen sialk'
atfein 908 Arten VOfy iMufk^^ern beündenV am dW derHete^-
rocb^ren 6S[3f aiirder der Tetrameren ^eSdf", unter denen bcH-
aonders die FamiHV d^i' Cür<iij]ioiiiden aehr reiicib ist |< die auW
lOr73 Arten besteht ;;- ai^a'd;er Abtheilung der Trimer^ri 119 und'
aus der dei» verm^ih tliehen XHmeren 17 Arten, Um einrge spectel*
' lere Beispiele iic«h von' dem ^eidhthum <fer Dejean^Ghen oainin«
lung an^ufißbren^ beitiert^il wir, dala sie zum Bbispiel voinr*
,Geä.Har|K(lu« 9^2 Arten besitzt, unter detWii 532 neue von D<^-
fean benaonld^ vom ä4n, Stapbflinu^ 1^0, uitft^r .dt^nen 28^^
' I^ÖNin Gen. Bupre&ti» l33»* unter denen Jü^ voiw\Geri, EJater
199 f utiter denen SÖf' voiii^ Gen. Hal^ica l49» unter denen öSf."^
' Vom, Gen, CÜrysomel^ 119 Arten, unter denen 26' neuevoiV
ibej^ean ^beiteiinte Sil:h finde»;' r*- ,Es rsfc wohlWvermuthen^^
daf« manche f&n den neuerep l(«tfferge*|:hlechtern mit andern;^
recht gut rert&n igt werden Jiöni^jt und roöss^n, so wie äucU
gewil's manche^ §ls eigentbttmlrcV ahg^iH>minene Ai^t > nur Va^"
rietät ist/ —
Nioi 2^ Der oben artgezeigfe Cätalö^, wel«ll«T Wohl,
^ner Erwahnifing'hier' terdieute . da er gewlfe jedem'Entomoi*'^
logen sehi' anaenehm'und nützlich s«eyn v^irdy beyr^c»»t eaobn4r
Widerrede schon »"dafs Niemand besser ak^^ejnean in Yev^
bindui^j^ mit dem' grafsen FraffzÖsiscköir^ Ähtdmologen 'Liw
tr e i ll'e , de«»'.ati«jh>i he.ausgezeichneti Insect^nsämtniLing/l]^«
siut / eine llea*bettu#fg" der Earbpöischeri Käfer mit den Vä.
tbig^ti' Abbi{d(kng<^n bereitet/ beginntii lü^fint«^»" und^ ^»
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^Ittt ror uns Hegende Heft zeigt ^s at^b Inder Thal hhtläng«
ttcfa f dafr beide iVfä'iiner wacktrr gearbeitet haben* In der
Einleitung vor! S. 1—24 v^erden allgenteine Bemerkungen über
jdie KtlfiT mitg-^tbeilt ;f dann folgt die Qi<iracterist^.der ersten
Abtheilufig der Käfer y- n^inlich Fentam^res ^' Fentamera Dxu
mer, , die 6 Glieder anr allen Taften baben« Die ertt^o. FamiU
he begreift die Fleischfresser (Carnäs««erSf Adephagt C 1 a »r y.%
die vor allen ,, sowohl ali ausgebildete Insecten wie auch als
Larven ^ Jagd afuf andere Tbiere macben, (VYr^rden aqcb' wohl
Von manchen Entoroiologen Greophagesv Oi'^^^pba^i -^
^ou K^fo; und ^aypk — genannt^« Sie smd entweder Lalid«
oder WasferkJrfer, Erstere begreifen 2 Zünfte (tribtis) unter
•ich 9 gebildet aus den Geschlechtern Cicindela und.Carabut
von L i n r e. Die Kwei^e ^btheiliina,der^eischfressende» War^t
•erkSferUr begreift die älteren Geschlechter Dytiscus um) Gyri«
jnui, — ' Diesres' erste H«ft enthSlt nua die BeschteibMng der
Geschlechter und Europ^scheif Arten autf der ersten Zunft^
Cicindeleta e, Ciciirdelites^, CicindeTen^ Sand«
käfer^ t^nt) die allgemeine Eintheihmg der Gesch'lechtev der
Carabrci oder Liaufkä^^fer.
Iit der Einleitung üitdet sich nichtt bemertertswei^heir
Neues« Das Hrn*. L a t r e i'VI e E ige nthümliche liefern ^chon seinö
früberen entomologisrhen Werke und einzelne Ahbandiungea
in den Annales ifnd Memoire^ du Mus^e 'd*Hist6ire naturtTle«
K«f. ben^erk^ jedoch f dafs sich okn Ende derselben einige Vn*.
teressante allgemeine Notizen' über die geographische Verbrei*
tung der Europäischen Ktifer finden , so s. B'. dais diese €f\ne
groisa Vervil^ndtschaft mit derien Westatfiens und Nordafi'ifea's
haben , besonderer wenn Boden und Tehiperatur fast gleich
tfindf dafs sich mit dem 44^ ntirdl. Breite A^ten einiger Ge-
schlechter det Patnilie der Fleischfresser^ Lamellicornea, der
Abtheilung« der Heteromeren |t der Zunft der CurcnlioiVen fin-
den ^^ die warmen L>.-»iideri^ eigenthfimlich sindr da£r die In«
•ecten der Lerante und selbst nocb^ Fers&ev)« Europa s€he Fhy«
sionO^mie haben (u r. w. IVef. r^rwelst hier a^ber auf eine
ausführlitbere sehr lesVnswer the Ahhandlüng L a t f e i li e' s^
die dieser viröhl' hätte dtiren können, näitilicüf Introduction
II fo Geographie g^&nerale des' Arachnid er et des Insf'Ctes'" <>u de*
Qimats proirfes a' ces aniinaux^, in den JVtem. dxi Nbis. d'Hist.
nat. T. 111. Parwiv ldl7. pv 37. u. s W, , wieder »hgedruckt
itr dessen- MeinoiresTsur'^ divers Sujets .le Thist, natiir. des In-
aecty,- de Oeogi'.iphie nncrenne et <le Chronologie. Paris l8!9^
ö". — -. An*' d'^r Einleitung entnehmen wir nbchy* daf* Hr. Li»
i^tich genauertm Br^übuehtungen die5te und letzte Hauptabthei«
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lung Sev-KiSer', die er Di n^i res nannte^ nun vervrirft ^ lind
jgwar von Reell tfwegeii; da'iie nicht STärseng^ieder, son^eni
3 baben utid das 3te von tbm ff über, weg^n seiner aufserr
ördentUcb^n ILleinheii, nur tlberseheh wtirde^ -^. EeF. mulstd
sieb wundern, dafs Ldtreille noch in dem l8l7 berausge-
kommenen Steh Bande ronGü vier* s A^gne animal die«e
; letzte Abtbeiltf anhahmi dk eir woEI hätte wissen IcÖnhen. dafs^i
bei dem Gen. Pselaphus Wenigstens^ schon früher 3, Tarsen»
^lieder gefunden^ und selbst abgebildet waren , Von 1 1 1 i g e t
nSi^icb (Magas. £ Insektenkunde L 305>9 und Reicbenbach
(s. de$6en ttefflieh^lttonographia Fselaphorum Li^s, i8l6. 8»
p. 19* Tab.L),
Der Gang ^ den die Verf. in. diesen* Werke- geben werden
ist der:, difs sie liaeb Beendigung der Fleischfcesser öder Raub«
käfer &U den Käfern übergeben ^ die sieh von faulenden anima^
liscbeh oder vegetabiüseben Substanzen nähren^ Dann sollet
die folgen y die harte TÜeile von V(»getabilie'n nagen und deii
Beschlufs die machen , die ron zarten fflanzentheilen leben^i;
Die Verf* machen jedoch keinen Anspru^ daratif, diejse Ein^
theilimg eine natürliche zu neiineti^ Les diverses combinai'P
8ons, sagt Latr.y qu&j'ai essay^es^ afinde i^*en rapprochei^
d'aussi pres qu'il;€tait possibie, me-portenril croire, que le#
Coleöpteres a^a^^ues condtiisant par un bout aux lamejlicpr«
li^s et de l'autre aux camäs3iers terresttes, aüx serricorne^^
aux clavicornes et enEn aux bracb^ytres ^ doivent ötre, mid
en t^te^ et que de ce poiht partent plusieurs lignes se termi-' >
}ient par les insectes les plds voisins des Orthopt^res et des
Uemipt^res , ou par les plus inipaifaits sous le rapport de
quelques-, points d*orgähisations et sous celui de leur formes
en etat de larve^ Mit dieker Stufenfolge k^nn Ref. nichir^
libereinstimiiienj jsumar wenn man die* Was«»erkäfer ob^nait
stellen wilL Die^ Kurzflögler aber , G r a v e h b o r s t* s Mi-?
croptera i müssen geWifs zu de)i am r.iiedrigsten stehendert
Käfern gezählt werden; da sie in ihrer ganzen Bildung^ wenrt .
wir sie mit' den meisten übrigen Goleopteren vergleichen (Me^ ,
loö^ Fselaphus, Claviger und wenige andere Genera etwa ausge«
nommen)^ a1^ unvollendet gebliebene mehr d|em liarvenarue^ ' .
atand^ sich nähernde KäferWJFormen drsqbeinen^ '
iÖeir ii$sthUfi fpiiii)
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N- 25, . ' 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Dejean Catalogue et Histolre naturelle de$ Insectes
\ Coleopteres.
Es sind aucVf wie wir beiläufig bemerken, bekanntlich
die Liarven der Kurzllügler den völag aus^elrildeten Thieren
sehr äbnlich. — Die natürlichen Verwandtschaften der Käfer
unter sich und mit den übrigen Insectenordnungen aBer ge«
nau festzustellen y ist in deiThat, wenigstens für jetzt, ^noch
eine; sehr schwierige , ja unmögliche Aufgabe", indem wir in
der vergleichenden Anatomie der Insecten, di^e aufser eineni
Swammerdam, Lyonnet, Ciivier, Meckel, R'a m-
dohr, Marcel de Serres, Treviranus, Herold,
Gaede, so wenige andere befücksichtigten, noch sehr, sehr
•weit zurück sihd. Hr. Marcel de Serres will sogar die
Orthopteren an die Spitze aller Insecten stellen , besonders in
Bezug auf die sehr bedeutende Entwickelung der Locomo^
tionsorgane, — - — .
Was nun die speciellere Bearbeitung der Sandkäfer (Ci-
cindeletae) in diesem Hefte anbetrifft, so bemerken wir, dafs
.aufser ^e\\ schon früher bekannten Geschlechtern Manticora
Fabr., Cicindela L. u.^Colliuris Latr. (Collyris Fabr.) und den
neueren Megacephala und Therates L.atr. (s. Cuyier's Beg.^
anim. T. IH, — Cicindela L. und F.) folgende neuere aufge-
f(\hrt werden: Ctenostoma, Klug (Paris , Fi so h.) und
Tr icond yla^^La tr. — Zur Bestimmung dieser ersten Zunft
der fleischfressenden Käfer ist ein Ch'aracter hier' hinzugefügt,
den wir.imRe*g. anim. vermissen; nämlich: Palpes a 4 articles
distincts V le premier etant degage. (Bei den Carabidis heifst
e^ dagegen: Palpes ne paraissant ordiivairement compose's (jue
de trois articles u. s. w.)* Dals sich diese Sandkäfer durch ihre
iitarken Mandibeln, ihre grofsen ui^d vorragenden Augen , ih-
rpn di(iken Kopf, ihre eigenthüojiliche Lebensweise n. s, w,
XVm. Jahrg. 4. Heft. - 25 ^'
V
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386 'Deiean Cätalogtie^. • • Hist. naturirll^«
> ' ' ' ' '*
telir auizeichnen, ist zur Genüge hekantit« Wir lernen hi^rf
nach den früheren Beobachtungen von GeöfJFroy und Des«
niarestf genauer die Larven einiger Srindkäfer (Cicind. hy»
J^rida« C. campestris) durch Latreille kennen, vort denen
^er jedoch eine anisfCihllicbere Beacht'eibung schon In der 2ten
Aiisgabe des Nouveau diclionaire d'Hist« natut, lieferte. 1)10
Ijärve von C. hybrida ist lang, etv^^a l'' ausgeWachien; der
Körper weith 5 scbinutzig weiis^ aus 12 Ringen bestehend,
deren, erster nebst dem Kopfe schuppicht (ecailleux) sind,
oberhalb oietallgrün 9 unterkalb braun; Füfse von derselben-
, Beschaffenheit I aber gän« braun. Der Kopf viel breiter alt
def Körper; 2 3ehr kurze aus 4 cylindrischen öücdern^uSiam«
meügesetzte Fühler, 6 kleine glatte Augen, von ungleicher.
Gröise, Arachniden)aug'en ähnlich, 4 gröfsere, 2 klet«
nete u. 3. w. Diese Larven höhlen sich In der Erde ein cy«
linderförtniges Loch , das gröfser ist als ihr Körper. Stnd so
g^frälsig, dafrsie selbst die ihnen benachbarten Larven der
eigenen Art nicht verschonen. — In einem Tableau des Gen-
res werden die' Sandkäfer Unter 2 Hauptabtheilungen gebracht,
die vorzöglich durch die Verschiedenheit des 'vorletiten Glie«
des der palpes labiaux begründet sind« Zu der ersten, die
wieder in 2 Unterabth^ilungen zerfällt^ gehören die Geschlech- ,
ier M^nticora, Gtenostoma, Megacephala und Cicindela für
die erste Unterab^beilnng, und das Gen. Therates für die
8 weite; Zu der 2ten Hauptabtfaeilung rechnet Latr. die
öeschlech^^ter Tricondyla und Colliuris. —
Nur aus dem Geschlecht Cicindela ünd^en sich mehrere
Arteift in Europa; die der Übrigen Geachlechter sind alle, so
viel bis jet^t bekannt ^ Ausländer^
Das Geti. Manticora gehört dem Vorgebirge der guten
JÖtotfuiing äiti. (Mant, maxillo'sa F., abgeb. Pi. I. t, l.).
jOlictitiget wird es Mantichpra geschrieben , nach Mam^topa^f
"^as al)er eigentlich ein unbestimmtes, fabelhaftes vieriüfsiges
Indisches Thi^r ^ bedeutet* — Char. des Genus Gtenostoma
.Kl. : T'roisi^me article des d.eux tarses antii^rteurs des mäles di«
Ja^^ prJrs de son origine, en devant et obliquementf en mji-
nier^ de lobe ovoide, ou formant un deAii»coeur,' »Von K>ug
'ist nur eine Art aus Brasilien beschrieben^ Ct. Formidirum
. (aftgeTt* P^l. li. f^ 1.); ist Cöllyris formicaria^ Fabr# — Die
ineiste'n Arteft des Gen. Megacephala LatrL geholfen der
Iteuen Welt,, n^tr zvt^el def alteyt an; vort letzern leb^t, eine am
Senegal j die apderc, in Westasien und dies ist M. eupbrätica
jQ 11 r. (abgeb, PI. I* £ 4.). — «. Au» dem Gefr. Cicindela sind
izo Europäische Arten beschrieben und. abgebildet jr atuls^ u e*
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bejMn Catalogue ; • • Hist. niltiireile« . idi
itn aber aui;Ü noca liwei. aualändlsche« n^miicb C^ coaretatii
(Fl. !«•£ 5)$ die ticbder C. germatlica nähert; fus dem Land^
der Kaffern Voii deiii trefflieben 9 leider tiun äbgescbiedeneit
lualunde ipitgebraicbt^ und C. cjuadriiiötata (PI. 1. 1; 6} tikii
Brasilien. Die scbon iVilhet gci^auel* bekähnten Arten $indi
G dampestria (PI. Ul; f. |. ü. 2),' CL littöralis (PI. IIL f. 4 u^
ß), e. Maurä (PL III. f. 6)i C. syl^atica (PI. III. £ 7)i C. by-
J)rida (PL IV, £ 1)^ C. sinuata (PL IV. £. 6), C. fle:^«osä (PI.
V. f. 3), C. germanica (PL V. £ ß xi. 7)i C. gracilis (PL V; f. 8),
Neu und wenig bekannt sind i G. c o n co 1 o t (PL III. f; t)t Su«"
pra obicurd-aehea; elytri^ sutiii*a Cuprea«. Sehr ähnlich dei^
C. campest. Auf der Ihsel Candia von Oll vi ei* gefurideh. — •
Qsoluta ^iegL(PLIII; f . &) : PafalJela^ süpra pqrpureo«
subvire^cens j yel vii-idis; elytris lunula bumerali apicaliqu«
utra<{ue irfterrupta^ fa^cia<Jtie tenüi media siniiata a'bbi>eviata'
albis. Kommt unter verschiedene^ Namen in Sanim'Iungeii
Vor 9 (*. Ä. als C. iriterf dpta^ D a h 1 , C. tntegra^ M e g. ü. s. w.J(
Aehnlich der O. bybrida. . Vaterland} Ungarn^ Volhynieri* —
C. ri|)ariai Meg. (PLlV.£2).* Supra subabscUre föirpu^cä-
irirescens; elytris Imtula bumerali subinterrupta apicali^e}
fatfcia(|ue media sinuata ^uhfectä abbreviata atbis; Vor^ftgtich
Bin den Ufern der Donau. — C. triins versaht, Ziegl;(Pl.IV;
f* 3)* Supra j^urpufeö- su'bviresceris; elytris lUnulä bumerali
interrupta amcali(|ue; fasclar^ue tenui media dinua(t^' subr^ctat
abbreviata albis. VaterL Oesterreicb wäbrscbeirilich: ^ ..Viel-
leicKt riut Var, von C. bybrida. — C. s y 1 ^ i c o lä, Meg. j^l^Ll Vi
f. 4): Supra purpureö-subviridisj elytris lunfuia humeralf in*
terr up'tai apicalique ^ fasciaque medii( sinusfta äbb^eviatit albfsf«
Häufig in Oe^terreicb (hier lange für die v^abYe b]^btidil gefaal«
|en)^ aber auch' in einigen' Gegenden' Frankreidhtf« — i CX mar!«
tima (PLIV. f. 6)t Suprax pur pureö-süb vi reScens J elytris lu«
nüla bumerali ärpicaU(|ue, faV<6ia({ue nifedia ffexuosa abbreviatst
^Ibi^. An' den Ufern dei Meeres \x\ deixi Departement Aei^
Somme «ad dei Vsi» de Calais g'efuinden. Reh bemerkt bei"
dieser Art, dafV S-pia?: und JViartlu^ Jn ihrer lebrrei^bei:^
HeiflTe in Brasilien ^' Tb, I, 5. i^i ^ äu^b eine rieue Clqindela/
f^n dqt Meei^esbfiste obnweit Rio gefangen; C, rä^aritima beW
nanht babön/ einsame, den unsere Reisenden liatOl^li'dlif an-
dern rtiüsa^en.-^C, f ri$iffn'ata,*Hdffinsegg; (PL IV.. £7)^
Viridi-Cupreö^.aenea;' ely trisf margin'el'atei'ali, lunuraf hume«
Mi apitaliqfue dentata y striga^cjue mfedia recurf a' imcumböhte
al^is. An den Meeresuferi^ in Södfranki'eich* und* ItaßehV -^J
VielJeicbt C. trifasciatar*b.--.C. tibialis (PLIV. f;8.)r V|V
tWi-aenea;^ elytris margirfe fateraU lato/ hinufa bumerali apt-
26* ^
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388 Dejean Catalogue • • • Bist* naturelle* . , .
calique^ fasciaq[ue media recurva dlbis, punctis.seriatis im«
pr^ssis nitidis ; antentiis basi viridibus, illarum apice tibitsque
rufis» Gkicht sehr der folgenden Art, von dier sie vielleicht
nur eine Var. ist. In Languedoc; von Oliv, auch aus Ae*
Ägypten mitgebracht. — G. c h i 1 o 1 e u c a (Fl. V, /. i) : Sub-
cylindrica^ viridi - obscucp - aenea ; elytris marginef l^^eralt
lato, lüpula humer a]i apicali^jue, fascia<{ue media recurva ob*
soleta albis; antennis has( viridihus, iDarum apice tibiisque
rufis. Kleiner ah vorige. 'Ist G. Mniiata, Fisch« (^Entomogr.
imp. russici). In Südrufsland. — C, circumdata (PI. ¥.•
f 2): Viridi-aenea; elytris basi, margine laterali, lunüla
humerali apic^lique, fasciaque media recurva dentata' albis;
antennis, basi viridibus, apice rufis. Aehnlich der G, tibialis.
"Von. Öl Wie r auf den Inseln des Arcbipelagus gefunden];
Wie es scheint, auch in Südfrankreich. — C, scaläris (PI. V.
f.' 4 u, 5): Subrylindrica, yiridi-obscuro- caerulea; elytris'
vitta. submarginali, abbreviata, sinuata, saepe interrUpta^
lunMlaqueapicah albis. Von Dufour (in den Ann. gener*
des sc. phys; VI, l8e Gab. p. 3l8 ) C. paludosa genannt.
Gleicht 'sehr der C. germanica.. Im südlichen Frankreich uhd^
im östlichen Theile 6paniens. — — * Von dem Gen., Thera«
t es L a t r. (Eurychile , B o n.) , dessen Arten ausschließlicEi ^
die östlichsten Inseln Asiens bewohnen, sind zwei neue Java-
nische 4>*tenhier abgebildet, nämlich T. caerulea (PI. L f, 2)
und T. spinipennis (PI, i. f. 3). — Der Ghar.^es Gen/ Tri-
con dyla Li atr. ist: Xes trois premiers articles des t'arse4
ante^ieurs des mäles dilates; le troisifeme prolönge' aititerietir^»
jonent et obliquement en manifere de lobe öu d*appendice ovale.
- Corselet en forme de noeud ovalaire. Art: T.' aptera (PL II.
f.6>{ ist Cic. aptera , Oliv. — ^ Von dem Gen* GoUiuris
litrl. (Collyris,F ab;) sind abgebildet: G. major (PI IL f. 4),
bei Easbr^ Gull, aptera, und (X iongicolUs, Fb. (PI. II. f. 3).
^Von p.69 an begipnt eine allgemeine Uebersicht der zwei-
ten Zunft, nämlich der Laufkäfer, Garabici.* Zuerst,
der Character derselben upd einige allgemeine Bemerküngeii
darüber, die meist Bekanntes enthalten. Die Laufkäfer, eine
der an Zahl der Arten reichsten Abtheilungen (es^si^d ab'70Ö
bekannt) V wurden früher von Paykull,'llliger, Weber;
Glairyille, -B on el.li , Panzer, Sturm u, a. genauer
untersucht und bestimmt, Jedcoctf ist, da die Untersuchung
und Bestimmung dieser Insecten ohne Zweifel zu den schwie-
rigsten Gegt-nständen in der Entomologie gehört, noch vieles
in jener.'Hinsicht zu/ thun übrig. Ihre Naturgeschichte mufs
für uns deshalb noch ein besonderes Interesse haben, da ihr
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Dejean Catalogiro • , • Hist, uaiarelle. ^ 36,9
vorzüglichster Aufenthalt in Europa ist. Auf^erdein dann
auch in den nördlichem Cegenden Asiens und Amerika's. Die
' Jurten des eigentlichen Gen, Carabus verschwinden immer -mehr,
jemehr man vomNorden aus sich den tropischer^Gegenden nähert^
während die Arten <\e^ verwandten Gen. Culosoma sicii bis un-
ter den Aeqiiatorhin ausbreiten. Üie Gen. Drypta, Siagona^
Graphipterus, Anthia u, a. sind mehr in Afrika und in dem
Westlichen Theile Asiens zu Hause. Jedoch kommen einige
Arten in den das Mittelmeer einschliefsenden Gegenden vor.
Hier erscheinen auch schon Arten von Brachinus, Scarites,
diemi't den» den Aequatorialgegenden eingentbümlichen, Aehn-
lichkeit haben. Vor allem bewohnt das Gen. Frocrustes die
das.Becken des Mittelmeers umgränzenden Regionen. -:- Auf
die allgemeine Schilderung der Laufkäfer folgt ein Tableau
des Genres. Aus dem einzigen Gen^ Carabus Li in,
sind nun, Gott sey Dank! ? nahe an i 00 Gen era durch die
Verf. herausgebracbt. Sie werden unter mehrfache, Abthei-
lungen gestellt, von ^nen wir hier nur die Hauptabtheilungen
anführen können, I. Les deux jarahes anteVieures sans echan-
crure au c(St4 interne.— Les Abdominaux. II» üne^forte
echancrure au c6te interne des deux jambes ante'rieures. a) Pal-
pes extcrieurs termine's en ale»ne. Les Su b ulipalpes^ h)
Talpes exte'rieurs lion termines en altjnp. Les Etuis-tlon»
que's (Truncatipennes); les Bip^artis; les Tho-
raciques. — —
Referent, und mit ihm gewifs alle Zoologen, wünscht
recht sehr eine baldige Fortsetzung dieses Werks iVnd vor
allem die genaue Bearbeitung der Europäischen Laufkäfer,
Leider hörte er vor einiger Zeit, dafs keine Fortsetzung von
dem angezeigten Werke folgen werde; vor Kurzem jedoch hat
er dagegen zu seiner, Freude vernommen, dafs allerdiqgs ^a
einer Fortsetzung gearbeitet oder dafs auf jeden Fall Baron
D.ejean allein monographische Arbeiten über Käferfantilien
erscheinen lassen würde, und ^war zuerst über die Laufkäfer,
was gewifs sehr eu wünschen ist, — Die Zunft der Euro-
päischen Sandkäfer ist, wie wir gesehen haben, selir berei-
chert worden. Die Verf. haben mehr geleistet, als sie auf
dem Titel versprechen, indem sie auch 4fi6 Characteristik der
ausländischen Genera und Abbildungen mehrerer exotischer
Arten geliefert haben. Dies ist nun einerseits der Vergleichung
wegen sehr gut, anderer Seits aber wird dadurch das' Unter-
nehmen weiter ausgedehnt und das Werk, wenn auf diese
VVeise fortgefahren wird, weit theuver. Die ^bbildungeUr
sind übrigens vortrefflich und gewifs durchgehend« genau;
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^00 ' pejeaii Catalop^« f / * Bist, naturellcrt ; -
^w\^, wir nac^i eenauer Betra^jbtung oiebrerer 4rten ?u fcKIies^
^enf be^:f cl^tigVwn4 , die in natura nail cfen Abbildungen yer-
' l^liclien lye^din konnten. Gut wäre es gewesen, wenn auch
eine X^rve^ab^ebUdet und die Frefs Werkzeuge zerlegt darge*
»tel^t wären. ■
"": ^ir ^^nei|7 diese Anzeige nicbt s^bliefsen , qbne auf
* einig« l^einerkungen ^be^* die flbetmäfsij^e yermehrtnig der
06|]eca aufmerksam 91^ machen , die wir Trüber schpn \n die*
»en^lätteri^ bei ip^ner andern Gelegenheit (s. lSrro/43. 1523)
initthe^l(6n« Wenn wir die «^ufserprdentlicb geringen und mi-
siutiösen tJ^tersthiede der meisten Geschlechter der Sandkäfer
befrachten! wenn wir ferner den im Ganzen So ähnlichen To-
talhabUuA derselben wahrnehmen, so lyapdelt uns gern die
liust snf^ur f^lr fJnteral)theilungen eine^ Genus allentalls dä^
xu haUen,^was in verschiedene Geiiera gespalten ist. Die ^bge«
|>ildeten 5*beratesarten b^ben doch ganz die JPorm'des Gen,
Cicijndeja; die Cicindela coarctata w/icht weit mehr, wie e»
. uns scheint, in der Hauptfo^m dayoii ab; der Körper h% meht
yersc.limäcbUgt 9 mehr in die I^änge g«?zogen und scheint durch
seine Form den Uebergang zu den Generib. Ctenosoma , Cql-
. iiuris und 'Tricondyla zu machen, die wir für langgestreclite
Cicindelen gälten mögten. 02 s Gen. IVl'egacephala , ^yas in det
Tbat noch deutsch genug den Typus 5er Cicindelen aj^igt.
Weicht ' alletäings durch die Gestalt des Kopfs« des
Thorax u« s. w« ab. Das Gen. Manticora ist sehr ausge«
zeichnet.
Ititunüs Rectoris in jicademia Christiana Ali^ertina aditurus .'jinä:^
IdctOf ehtömolagioa ex H^uieo regio Hävmehsi maxitr^p,
congestOy pfofert iconilfusque tlluiträtDr* C, Ä; (?. J^iede^^
mann, Kiliae iB24. 4. P. i— 60. (Tijit i KupfeHafel).
ilerr justizrathundl*xofes8or Wiedemann inKi^^
^nger^Ieit als ausgeze'icbneterZoötom. uridZoöJQg i-ühinlichst be-
^ann^ba^ sich* besonders in denleUteren Jahren, mehrfache Ver^
dlienste um die Entomologie erworben. \n seinem zoolog-'IVIa« .
g^zi^e , wovon lief bis je^zt 4 flt'ft« zur Hand hat, ppd in ,
einj^aai^ besonc^ereiiS^chriften tbeiite er Bti$chreibu,ngen einer b^-* .
i^eu^endenA ti^^abl neuer o.der nur wenig bekarin.ier Insectenartei^
mit und rich^etje besonders sein Augenmerk auf die Zw^lfl^lg*
^e^ oder tJiptercn, die aufser ihm vor allen andern^Meiger^
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Wledemaon AoaleoU entpmologic«^ 3^1
' kl neuerer Zeit bearbeitet hak *)• Leti^terer bat uns vor«
sugfweite mit den Europäischen zweifiügligen Insekten ge*
nauer bekannt gemacht 9 Wiedemann dagegen hat , wie er
' Much in'Beineoi ^oolog. Magaz. BA.l St, 3, 6. 40 ^ntserff die
Ahaicht^die äufsereuropäiscben Zweifli^gler nach de<n von Me i-
ten für die Europäischen angegebenen ]Plane ^u bearbeiten*
^urch Freunde unterstützt , 'bat er schon iQehrere Beschrel«
bungen exotischer Diptern geliefert und er macht nun ^leder
im vorliegenden Werke nicht allein eine, ansehnliche Reihe
neuer Arten, sondern auch mehrere neue Geschlechter bekannt,
— TVIit Vergnügen haben wir die Vorrede durchgelesen, worin
er die in Kiel studirende Jugend i^um Sti^dium.der ISfatur u^it
wahren ,und kräftigen Worten ermahnt und wir w(lnschen|
dafs dieselbe von recht vielen Studirenden zur Beherzigung
, geleiten werden könnte; denn wahrlich , solche Ermahnungen
tbun jetzt sehr nothl Nur wenige Auserwählte ergreifen ftilt
Lust, Liebe und Eifer diesen herrlichen , tief auf Geist und
Gemüth einwirkenden 'Zweig des Winsens, der in jedem Alter^
in sjedem Verhältnisse (^es Leheo^ unerschöpflichen Stoff zuv
Anschauung) zumPenl^en, der unauslöschliche I\eize (!l_arbietet.
Leichtsinnig und kalt wenden sich , auf Is^amm begreifliche
Weise y die meij^ten davon ab, beschäftigen sich nur, und
häufig nQch no.thdürftjg genug, mit dem, was man mit dem
nicht s.ehr erbaulichen Nainen: „^Qrod Studium'* bezeichnet hat«
Was soll mar^ j^ber, fragen wir 1 z. B. von. einem Arzte halten,
der sich nicht eifrig mit Naturgeschichte , mit Botanik, Zoq.
logie u. s. w. beschäftigt hat? VVie kann ein solcher Fhy&io«
logie des ]V(e|ischen studiren? Nach dem jetzigen Standpuncte
dieser Wissenschaft ist sa etwas, rein unmöglich. Ein Arzt
ohne genaue physiologische Kenntnisse aber kann durchaus
auf kvine wissenschaftliche ärztliche Bildung Anspruch
machen: er mufs alsQ ^nter die Katego^rie der ^^fus^h^lT
gestellt werden. — r-
Z^uerst hat Hr. W. einigeSpiunen und Insecten 9us andern
Ordnungen beschrieben, z.B. einen H^rp^luS Bajah» S^ylocopa'
pery^rsa; Aranea h^ea^stoma u, m. a^^d^nn folgen 6 neue Til^iila-
i4enj 4^rauf jdie neuen Genera mit ihren Arten und nach diesen
die neuen Species, von denen 1 39 beschrieben werden. — Ret,
))es(:h|4nkt /^ich i\u^ darauf j^ d,[e neuen Qes(;hleQhtec nat^haf^
*) S. desiea fjsicii\aii<che Bescl^rfiibuog^ dev bek^noten Eurapaischei\ .
sweiJOjligen. jAse<?len^ Jßd. l«-tUX. Aclien. l8l9— ?3. 8/^
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' S92 „ - Wiccleniann Anaketa £iiloiiio1o|i6a^ *
jBU maclieti, -Es wttrd^ zu weit führen, wenn wir hier irrelir
ins Detail eingehen wollten, da von dieifem schätzharen Bei«,
trage zur Naturbeschreibung der'Diptern ktin Auszug gegeben
- werdep katin. Die neuen Genera, aus der Abtheilung: An-
tennis parumarticulatis, sind: Lasia (S^. L. splendens f.3.);
Ceratur^us (Dasypogon, Fabr.) (C. aurulentns f. 4.);
tlatyna (P. ba«tata f. 2.); Cyphomyia (abg^b. C« auri«
flammä f. 40 1 CHtellaria (Ephippiuin, Latrl.^^ Schon
früher durch Meigen bekannt. Die Arten der 3 lets^ten
Genera wurden früher zu Stratiomys gerechnet, Oerato«
phya (C, notata f. 9.); Nerius (N. tuscus f. j.). Dieser
Name erinnert zu sehr an das Pflanzengeschlecht Nerium,*
sollte daher billig geändert werden. Timia (T. erylhroce-
phala f. 6.)» Von T/nx/05, carus, pretiosus^x Wir wünschten
. . für dies Genus auch einen andern Namen, da er zu viel Aehnlich«
keit mit Timmia, einem Moosgeschlechte , hat. Man muls es
. so viel wie möglich zu vermeiden suchen, zwei so ähnliche
Namen j wenn^aucb eine ganz verschiedene Abstammung ha«
liend, aufzunehmen^. Ortalis, Fallen (O, moereps-f. 11,);
Kapalomera (R. dayipes f. 1 2. — DictyaFab.); Colax
• (C. macula f. 8.);^ Strebla (S. ve«pertiIionis f. ?• — Hip«
pobösba Fabr.). AbgelTÜdet ist noch f. tO Sargus furcifer äua«
Brasilien. — Mehrere Arten sind ^us Asien, Amerika, Afrika*
die meisten aber aus Ostindien. —
Vebüngen zum üebersetzen vorn Deutschen ins Griechische. Gesamt
melt von Carl Friedrich N eumann^ f^ehrer an der k, (^baier ") ^
Studienanstalt zu Speyer» Speyer und' Heidelhefg, Verlag von
August OJswald. 1824. FIU u, izi S. 8, 12 gr. od. 54 kr.
Als vor wenigen Jahren VömeJ die ersteAusgabe seines
Uebnngsbuchei für den Zweck dt?s Griechischschreiben^ her-
ausgab, konnte er mit VVahrheit sagen ^ stin Buch verdanke
sein Entstehen dem Bedürfnisse. Denn nachdem man sich
von dem Macht* und Banuspruche Ernesti^s gegen die grie-
chischen Stylübungen erholt und zureclitgeftinden hatte, hat-
ten sich , aufser Werners sehr schlechtem und.Oünthers
sehr gutem Buche, noch so gut wie gar keine Hülfsmittel ge-
zeigt. Später erschien Heis's Anleitung- augleidi als erster
TheH au Vom eis Uebungsbuche, es erschienen die vorzüg*
liehen U«bungen von Blume und die treffliche Anleitung voii
Rost und VV^üstemann^ dann der Hülfsbüche^ von
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(2oogk
Nenmaan tJebiipgen zum Vßh^taßit^n* ' 3,^3
Thiertch oder eigentlich von seinen Schillern, und awiscben
ejn kamen neue Autiagen des griechischen Spt^^cius von H^as
heraus. Und noch Begnügt man sich, nicht mit dem Voiba»(i-
denenS kann man fragen. Allein es ist kaum nöthig, a^if diese
Frage zu antworten/ da sie schon so oft von fiecensenten
\^\ Erscheinung neuer Grammatiken , wie neuer KatecUismen^
aufgeworfen worden,' und eben so oft bald von Verfassern, bald,
TonRecens^nten beantwortet worden ist.» Aber, sagt njian, eju
Beues Lehrbuch, wenn es ein Recht zu eyistiren, nicht nur
ansprechen, sondern auch beweisen will, niufs auf jeden Fall.
die4Vüiier vorhandenen Obertreffen.« Auch dies ist . nicht; so
unbedingt zu behaupten, und es kann in der Individualität ei-
nes Lehrers, in der Localität einer Schule dder der-SchuJen
eines Landes oder in sonst Etwas ein nicht zu verwerfender
Grund liegen , neben guten und schwer zu übertreffenden
Werken eii» neues herauszugeben, das, ohne jene entbehrlich
machen zu wellen oder herabzusetzen, sich einen eigenen Kreis
Lüdet und sich eines einzelnen, nicht zu verachtenden, Vor-
-»uges erfreut. Ein solches Buch scheint Hrn. Neumann's
Buch seyn zu sollen und seyn zu wollen. Er fand nämlich,
oder*glaubte zu finden, dals die bisherigen Lehrbücher dieser^
Art, indem sie über Atw einzelnen Abschnitten die Ueber-
»chriften In^icativ, Coiijuftctiv u. s, ^. geben, de^m
Schüler die Sache zu leicht machen und ihn veranlassen , ge«.
dankenlos die über gleichen Leisten gebildeten Formen nieder-
suschreifben; überdies nehme in manchen Uebungsbücbern auch
der Inhalt die Aufmerksamkeit A^^ Schülers nicht in Anspruch,
und so entstehe eine mechanische Uehersetxerei , der der- Vf.
durch dieses mit Mühe aus den Klassik«;rn für alle Theiie der
Etymologie ausgelesene Uebungsbuch abhelfen wolle. Was
et nun weiter in der Vorrede über die Nothwendigkeit und
*dt*n Werth des Griechischschreibens sagt, übergeheyi Wir, da
die Sache schon gar zu oft zur $prache getiommen ist. Der;
Vf. wollte also ein Üebungsbuch geben , das etwa so weit
reichte, als Hefs's \^nleitung uxid der erste Cursus von Rost
und W.üstemann, das ist illyfr die ganze Formenlehre. Eigen
ist' ihm die Sammlung der Beispieje, die eine grofse, Menge
interessanter Notizei^ und 62tae aus' den Alten enthält, nur
nicht immer verstÜridlich ohne Erörterung A^s Lehrers, zum
Theil durch die-oft dem Deutschen widerstrebende Wortstel-
lung, die sich durch die Stellung der auf die griechischen Wör-
ter hinweisenden Zahlen leicht hätte vermeiden lassen. Eigen >
ist ihm die Mischung der Dialektformen, worin sich woUl
der Anfällger nicht immfer gut zurecht finden möchte«^ und die
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394 I^ettiiuuiii Uebttogen ftom U<4M*(^ieii»
der Vf. wob! darum ftufnibiQ^, weil sein Buch M^uch dem Er«
iirachsenen dienen toll» der sein erlerntet Griecbischegründ«»
lieh wieder Wien will.« 'Eigen nennt der Vf. endlich, wie
wir angegeben baben , di« Unterlasaung de^ Af»gabe des Ma«-
dus. Doch findet sieb dies auch bei Kost und Wüstemann^
iÖlieken wir nun auf das Buch selbst ^ ohne weitere Verglei^
chung, so können wir ihm das Zeugniis der fira»clibaikeit
für seinen ZWeck nicht Versagen; wiewoh^ e!^ nötbig seyn
dürfte, 6sJ[% ein soi^gf^ltiger und genauer Lehrer jedes fttn*
9am^ das er seinen Schillern aufgiebt^ genaq. durchsehe, weil*
im Deutschen und im Griechischen Manches zu beficntigeA
ist, was das angebängte £rratenverzeicbni|s^ nicht berichtigte
Einer zweiten Auflage' mag denn auch die Ausmerzung einiger .
xiicut passenden Beispiele, die richtigere Uebersetzung aride-
rer, und die gleichförmigere Schreibung i^nd Beliebt ig ung der
Eigennamen vorbehalten "bleiben und seqr. empfohl«in werden,
W/odurch ,das Böchlein in ^der Hand p\ne^ gewandten Lehrers
an Brauchbarkeit gewinnen wird. Seltsam ist es, dafs das
Buch mit Ci taten der Paragraphen einer Grammatik begingt,
deren Name und Titel nicht angegeben ist. Wir haben in«
dessen gefunden, dafs Bi^ttmannS Scbulgrammatik gemeint ist.
Unter c|ie zu verbessernden Dinge rechnen wir unter Andern.^
«inige Ausdrüc^0 In der Vorrede, die wie Sprachfehler aussei
hen^ ' Z. B, Etwas Abstrakte, das Hellas, grofsen
]V|£^fige] fiii die entsp'rfi^hende Ausdrücke; 4$chrei.
hungen W4® Pythagoräer^ Epikuräer Cr o tone, Tex*
p a r^ (| 1* u s » N e a n d r ti s , S a p h o , L o g g i n u s , It ü,r n o s,
Q^ranus, Meg^bützi. Ungleichheiten wie Cal 7 psO|
Cercyra, Cy<;lo.pen neben Aikyoneus, Aikib^ades;
Gratiei^ und dabei Phönizier, I| e r ak)e i t Qs ^r^i^d P o-
lykletos neben ganz lateinischen {formen., S« 6^ oben mufs;
Bildung^ statt Erziebtisig stehen* £bend. siebt es aus»
als ob Afgus auf griechisch n<«vdirT:>]$ beif^en sollte. S, iS*
steht ra^fjLe^f das soll nac^ d^m Erratenverzeichnifs ir^ayiAa cor« *
rigirt \f erden , 4^ doch das Wp.rt v^ayi^i heifst, $.y % virar
d^^yU nic^t dur^h A n f ü I^ r er . zu übersetzen« S. 1 2.. heifst
es: in d.cM^ meisten. Fällen, wo der Lateiner den Ablativ an«
Wei^tdet, bedient i^ich der Qriech^ des i>ativs^ Aber Quttmann
sagt (Au^f« griech. Gfan^m, S, i34.): gerade diewesentli<:bstei^
Bedei^tupge^ d^s Ute^nispbei^ Ablativs liegen im Griechischen
im Geoi^i^ , p^icht im. Pat^y, . &. l^- v^otr9:K4BtiyTii heifrt nicht
setztet} sic^> sonder^ ^afsen, wohnte^h bei. S. 15.
steht seltsam geschrieiben : di^ Griechen '^ sa.^^n Imi
S p r i c h w o r t e. fö r t ; & u i e d IV ^ b e lu S, 16. „: S^ait; sagt
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- C. Tadti A^eoja t:^. Pronke» , *' ^95
Hiebt sich des Edelmutbi Kedien^n für Edtlmi^th
ausfiben« S. i8 Nicht die Er^ithung des Cyrus ist
ein Bild eines yortreffi|cben Herrsebers , sonderif Xenopbons
Cyroparfie, da^ 5"Cb. S,-20. Nicht Zeus führt, sondern
lafst kprainisn pder gelangen oder vererben. S. 22*
ist Zeile 2 u. 3, nicht zu yersteben* S. 26. irj.55 ro tt-^n^y^^
dXAi/Xoiy beifst nicht; um s^i« sugleic/b «u bewegen.
5. 27. at^bt: sie bedienen sich — Milch» Honig und
Fleiffcbf 6. 23* vri^m heifst nicht lieben, sondern 9 ich
begnOgeni zufrieden seyn. S. 35. (piXcawf^MTo; heilst
nicht bofartic (fiucb nicht hoffärtig oder h q f fit h ir-.
tig d. i. bochtj^hrend). S. Ii3. steht: er sagte — zvl
ivollen, Qia(^bten iiufstehen^ sich im Tempel flücbA
ten/ ' S. 1'19« 4hm. -—nicht schlafen lasse« S. 121«
Gebrauphfe — yieler Gegensötiie. Die Stachel
meinef Heden. S, 61. weil es selten (seist). Grie^
chische Wörter endlich, wie AaKOvrxpvS. 39. — ^ S. 24» •^C'^*
ßiiTO» 5. 2» iruHyfxyiV' 5« 4» "ratBfa» S, 6» r^wywhia» S, 26»'i5;w*
6. 66. ir^o^tofjMt. Und wer erkennt in^Cyris S. 71. die Stadt
CiireS| die freilich bei Dionys. von llalikarnars £u;.ar$
beiCit, Diese und dergleichen Dinge, die theils von der fiilo
des X)rucks^ theils von der Eile des Schreibens herkommen
mdgen^ wird eine xweite Auflage verbessern gönnen un4
müssen. ^
fp Corn^ Taciti Agricola, Cum lect, varheate atquk amtoti^
tione edidit Ern^ Dronke, Phil* Dr.y Oymnaiii regii Cen^
ßu0ntini CoUega et Bibliothecae -praefectus* Confluentihus^ apud
Jac. Hoeltcher. MDQCCXXiy'. XFl u. i72S.8. li^. 12kr*
X'em' Heraufgeber genügte?! mit Recht weder die bisbeiri*
gen besonderp Ausgaiben diesem Buchet, nodi die Bearbeitun»
gen des$e]bep in den Ausgaben der sä mmt liehen Werke des
Tacitus. ^8 war mit dem Texte dieses vielgelesenen Buehes
dabin gekQmmen , wo es noch g<>genwSrtig bei manchem
Schriftsteller des Altertbuqis i^t, nämliph, dafs man keine
Ausgabe hatte, aus der volUtSndig erhellte, was im Tfext^ tir*»
kundliph beglaubigt ,^ und was erst durch Ganjectur in ihn
bin^ingeko.rpmen sey. Diesem föhll % "n Mangel wollte Hr.
Dr, dur<;h sein^e Ausgabe abhelfen , und verglicl^ tUeilft selbst,
Iheils durch Andere die Handschriften und. alten Ausgaben mit
grdirstmdgUcher Sorgfalt ; $0 bat er deiin e. B". etterst^dielßti«
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3%, C. Xacili Agrieola eJ.-ÖroÄkr»
< «t^ ^usgäbe dieses Buches verglichen» Welche 'in der ersten
Ausgab« od e?r Saiiipalung der Pauegyriker von Fr.. Pateolanus,
MedioL um- 1482 sjtebt, und so» vermochte er denn,, mit Zu-
siehung auch der neuern Ausgaben, eine Geschichte des T^x*.
. tes zu Tief^irn,. die ibm^ wie er sich nicht mit Unrecht ver-
spricht,, den Dank des philologischen Publikums erwerben
•wird, gesetztauch, dafs Kenner, noch diese und jene. AussteU
lungen daran sollten machen können. Im AllgemeinefT finden
wir,'daXs der Vf. seinen Autor verstanden, üeirsig mit sich
. selbst verglichen, dafs er die gehörige Kenntnifs des Tacitus-
schen. Sprachgebrauchs und ein gesundes tJrtheil mitgebracht
bat^ und Jcönnen nicht umhin, ihm bei den meisten von ihm
vorgezogenen Leesarten und Erklärungen Recht zu geben» Sei-
nen eigenen lateinischen Vortrag können wir indessen ^icht
durchaus loiien. Gleich in der Vorrede, worin er recht gjut
über die Handschriften" und Ausgaben des A. spricht,. beginnt
er mit Pauca sunt (juae — moneam für monenda /videantur oder
wohl auch Inonerula videntut. S. XI. steht das berüchtigte
vitiis «catet, S, XII. nec[ue temeritatis eum — accusarem für
äccusaverim. Sehr oft lesen wir das falsche Em. (oder ein
önd^rer) ntallet oder auch ma/ft, für n?.avult, malebat. Weil'
die Herausgeber von sith selbst urban malim für malo zu sagen
pflegen, so folgt nicht, dafs ich, wenn ich erzähle, was eiii
;Anderer wollte, auch von ihm schicklich den Conjuactiv brau-
chen kann. S« 90* soll nescio annon (sie) vi eil eicht heifsen.
S. 103. wird einer Ellipse vorgeworfen, sie sey contra animi
leges. Die zahlreichen Druckfehler sind bei weitem i^icht alle
angezeigt : z. B. S. 65. eJ&A-^;, 67. experiba^tur, 72. togata
•fürtogati, 77« lectinem, 72 und. 60/ Wird Hrn. Döderleins
Name das einemal in Dolderl. , das anderemal in Dcrede]^ ver-
stümmelt; Passows und Walchs Namen ßlnd- zu weilei?
hieroglyphisch nur durch P* und W, bezeichnet. Zuweilen
ist ein Ci tat falsch , z. B. S, 8i. Liv. 23, 2U Unter den^än«
geln müssen wir auch aufzählen, dafs Hr. Dr. zuweilen .Les-
arten Anderer tadelt oder billigt, ohnesie anzugeben. Z. B.
S. 7lv.gcgen liipsiuSt und Pichend. S* ll8. wird^Dödierlein«
Aiisicht verworferi, Picfaena's gebilligt, aber keine von beiden
angegeben* Am Anfange des 30. Capitels steht eine ^öt«
iXhev quotiens ^ die lum Anfange des ersten gehörte. Cap. 7, ist
Obeflins in praesidiis (für praediis) suis nicbt. angeführt. .Ver-
inutblich hielt es derVl^rausg. für einen Druckfehler; und da-
für halten wir es auch* S. ÖO. sagt' er, oppetere stehe häufig
in'dem Siqne von appropinquare. W"ir müfsten. dagegen prp^
t6$litenf wenn 'nicht aus T^xt und Note eVhelkei dafs ^r
. Digitized
izedby Google
C. Taciti Agrieola ed. Dronke« 397
iTppetere meint; — Doch dies siixl Mangel, die sich bei einer
künftigen Auflage leicht verbessern lassen^ Vielleicht eirt«
schliefst sieb dann auch Hr. Dr. den uctbetjaemen und unöko«
nopiischen Notendruck hinter dem Texte anders einrichten
zu. lassen und entweder mehr oder weniger fremde Noten auf-
zunehmen, weil uns hierin das Verhältnifs nicht ganz gut be-
obachtet zu seyn scheint. Doch um unsere Leser auch eini«
germafsen in das Innere dieser emzfehlungswerthe'n Ausgabe
einzuführen, begleiten wir noch einige Stellen mit iMisern
Bemerkungeip.
G. 6» Liudos et inanln honoris, ^odo rationis atqae abun-
dantiae duxity uti' longe a luxuria » tta famae propior» ^Wir
loben , es an dem Herausgeber, dafs er nicht, wie
manche Andere, über diese schwierige SteDe weggebt»
öder durch eine erzwungene Erklärung sie als richtig^ oder als
leicht darstellen will. Er erklärt vielmehr geradezu : modus
ro«n:endi abruptior vel Taciti exemplo caret. Natürlich: denn
die Stelle ist sicher verdorben. Wie man leSen müsse, ist
Weit weniger sicher. Die bisherigen Versuche sind bekannt^
und können wenig" genügen. . Ref. versuchte einmal: Ludos
alque inania honoris , moderatior alifs, abundantia (^dj.) du«
xit : at uti longe a luxuria ita famae proprior, C. 9. tristitiam
fet arrogantiam et avaritiam exuerat. Hr. Dr. sieht eiji, dafs
aväritiam nicht herpafst, "w^agt aber nicht, es wegzustreichen,
weil er nicht einsieht, wie ein solches Glosscm sollte in den
Text gekommen seyn. Wir loben diese Vorsicht, hätten aber
doch entweder et avaritiam in Klammern eingeschlossen oder
et severitatem vorgeschlagen; obgleith, wenn Tac. so schrieb^
eine Cprruption schweif zu begreifen ist. Am Schlusse dieses
. "Capitels hat uns das egregiae tunf/ spei nie gefallen wollen,
und,was auch der Hera usg. von der Hoffnung sagt, die vor-
ztlgHch von der Jugend eines* Menschen gehegt zu werden
pflege, wobei er Manut. ad Cic. Fam, I. 7. (<^iß Stelle ist p.
100. ed. Wechel.) ohne dafs die Stelle etwa$ beweist, citirt,
so sind wir doch der Ansicht des Heinsius, welcher tum für
überflüssig erklärte bei spei; wir vermuthen aber, spei sey
eine Abbreviatur für speciei und es müsse heifsen: egregiae
tumspecieU Dafs fast nur Dicbter'species für Schönheit trau-
chen, darf uns nicht abhalten, diesen Gebrauch auch bei Tac» *
für möglich zu halten. C. iX). sagt Hr. Di\ bei den VVortißU
in occidentem Hispaniae oi^^tentlitur folgendes: ohtendere est
vertinere s. spectare. Er wollte aber wohl obtendi schreiben.
C, 11. israus Handschriften richtig vbcinam insulam occupasse
hergestellt, da in der Venetidnischen Ausgabe zuerst durch
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$98 / G. Tiebi AgirieoU ed« Dr^nlce^
tinen DtutkiehUr stand vicinatn -sblum^ welches dann Be|rOaI-i
dvis, oiine die MSS. weiter einzusehen ^ vichmm tolum corri«
girte, dem die Andern ohne Untersuchung folg^ten. C. 15.
«eqüe discordiani praepositorum ^ aeque cof^cordiam suhjectis
elxiliosana^ So giebt Ux. Dr, im Text, heiCst aber in der Note
mit Recht ät^w concprYiarn herstellen ^ vorzüglich durch
Ha^d« ad^Xronov. Di£^tr. in Stat* S, 4. 5. p. 411« ed^ JLips.
Idl2« bevi^ogen«. . C. l8* Sed^ ut in dubiis consilii^^ nayeS
deerant; »ratiq et constantia ducis transvexit. Gronova von
Ernesti gebilligte Lesart in suhUis consiliis ist von Mehrerü
verWorfet) worden ^ auch IJr« Dr» nimmt sie nicht an , aU nicht
urku^idltch f eben so v^enig Fichena*s Versuche und die Um«
steHung (transpositlo sagt er unlateinisch) deS Acidsilius. Wenn
er aber behauptet^ Ddderlein, Vertheidige die gewöhnliche
Lesart 9 80 irrt er^ denn dieser billigt die Schreibung xdes Je«
liaischenHecensenten : ^t^^ ut in dubiis confiliis (nat^es deerant^
tatio et constantia etc. (J* Li Z. 1816. p. 74.),""^ überseht
liuch dem zufolge: ,>Aber^ wie bei unsicherem Vorhaben ge«
schiebt (Schiffe mangelten), die Ei^^cht und Beharrlichkeit:
des Anführers drang' hinüber,«« DerHerauSg^ findet dietfeLes«
art wegen des Ssd hedenklich^ Uns gefällt überhaupt diese^
mehr als tacitusisch harte Parenthese tiicbti und dofch erttageri
wir noch weniger den sonderbaren Gedanken,- da£f et /wie'
Bahrdt übersetzt) bei schnellen E^ntschlüssen gewöhnlich anf
Schiffen zu fehlen pflege. Eine Emendation , di« deft Sinn,
folgender Scbreibui^g gäbe (wenn man sie nicht als Emenda'tioA'
gehen lassen will): Sed uti (oder utfür da) , dubiis consiliisi^<
ndves deerant^ ratio et constantia d^ucis transvexit^ würd^
utis am meisten zusagen. G. 27« At Britanni Jiori vir«
tutey sed occasiotie et arte dücU rati^ nihil eo6 artogantiaf
remitterev Dafs diese Stelle nicht unverdorben ist^ er*
ketint auch Hr^ Dr. an^ findeft aber nichts , sondern theilt
fitir die Coftjecturenf Anderer itt der Note mit^ ohne ihi;ienf
Beifall t^x geben ^^ und aagt dann selbst^ er ^ey überzeugt j ea*
aey ein Wort wie innci ausgefallen. Das soll den^ V'erm'uth*
lieh nach duci* stehen ^ wird aber wohl schwerlich Bteifalt fin-
den können. Wir ziehen usof (för ducis) dasrdie Zv^eibrük«'
ker geben ^ oder Oberlins duCis^ uso$/ oder Freirtiheims' non
vh-tutert , sed occas^ionem et artem ducrs rati vor. C. 43. No-
hl^ ftrhll Comperti affi^rraare axisim.- Dafs sick arf dem* iSlobisr
^-» aiiisim schon Mancher gestof&^n hat,^ läfst sich\ deuten.
Hr.. Dr. STigt :• nohis non de in sola dicit Tacitus»,' sed de a'equa«
libti#.' Wir glauben^ er mein!! mit nöbis' tfich und dberbaupt
dier Angehörigen des Agricola/ C; 46'. ardinitatiotie te potius^
. ip^nüi UMpoirAlibüf laiidib^S^,/ et^ si natura SUppedit'et, sinüUttidiaäf
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C. Tarnt! df monbiir 6«nnanoniiii ej» Hefif» 399
äblanmu Hier ^ar bej~ der entschieden eiv Verdorbenbeit der
Stelle in den Handschriften nur die Wahl s wischen inehr oder
-i^eniger von denselben abweichenden Conjecturen: und wir
.können die Wahl, die Hr. Dr. getroffen ^ nur billigen^ da die
^von dem Jenaer ReCensenten (18I6) gebilligte Conjectur des
Lipsiust adnriratione te poti/iSy u immortalibus \sL\xiihxx% theila
eine etwas unschickliche Emphase enthält 9 theils der Gegen-
satz miam temp. laud. dem Schriftsteller y auch wenn er sei*
nen Werth fähit, dennoch mehr geziemt«
Caji CorntUi Taciti de slta^ morihui et populis Germania^
libelhu ex recensione et cum selectis observationibus hucusifue
anecdotu Pauli DanielU Lbn^olii ex MSC* editus a Joatmä
Kappio» Edith altera auctior et emendatior, Textum pas^
sim refinxit^ varietatem lectionis supplevit notasque suas adjecit
Philippus Carolus Hejs^ Philos^ Dr^ et Gymnasii Hanoviensis
Prof* — Lipsiae et Soraviae^ sumptibui Frid, Fleischeri iS24*
Xyill und 250 S. gr. 8, lütirunter 14 S. Index in notaSf und
5 S» Addenda et corrigenda» 18 ggr.
Zuerst erschien die Kappische Ausgabe im Jahr 1788 auf
XHund 176 Seiten in klein Oc!tav, und war für jene Zeit
nicht ohne Verdienst. Der Verleger wünschte eine neue dem
.jetzigen Standpunkte der Kritik und Interpretation des Taci«
• tus angemessene Ausgabe zu refanstalten, und wendete sich
auf Hrn. Seebodes Empfehlung hin an Hrn. Prof. Hefs in Ha-
nau. Dieser, bekannt und vertraut mit Allemi Was seit jener
Zeit für den Tacitus gethan worden^ und besonders für di^««
Schrift desselben (und wieviel treffliches haben nicht blos die
letztverflossenen Jahre geliefeirt !) ^ war ganz der Mann dazu,
idies Geschäft zu tibernehmen, da ihm nicht entgangen war,
dafs Selbst die besten bisherigen Bearbeitungen einem, ja wohl
roebrern Nachfolgern noch etwa» zu leisten übrig ßekrssea
haben. Was nun der neue Herausgeber leistete und leisten
wollte^ giebt er in der Vorrede an. Er »habe die von Kapp
unvollständig und ungenau, «rft ohne Angabe der Quellen,
angeführten Varianten vollständig gesammelt; Sey übrigen«
in der Recehsion des Textes von dem PassoWschen, den er
mit Recht für den besten. hält, nur an einigen wenigen Stel-
len/ abgewichen^ ob er eleich nie der Autorität, sondern nur
Gründen und eigenem Urtbeil gefolgt Sfiy; er h^be nach K.Lr,
Schneiders und Grotefbnds Ansicbt und nach Tassows und
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40O G. Tacjti de moribas Gennanorum ed« Hef««
Xiin^ieinanns Vorgang und Gründen nicht die alte Orthographie
wo ohnedies eine groise Ungleichheit und Inconsequenz
herrsche, vprgezogen ,. sondern die neuere. In der Erklärung
bahe^^r besonders den eigenthümlichen, concisen oft an die
poetische Constructibn streifenden Ausdruck , der so viele
Schwierigkeiten und Dunkelheiten herbeiführes die geogra«
phischen, historischeii und in die An ticjuitäten einschlagenden
T Lenkte in helleres Lricht zu setzen gesucht, . Hier habe Kapp
xnit nicht sargfältiger Auswahl au& des Longolius Papieren
viel Unbedeutendes auch Falsches auf^enominen , er aber dies
um Raum zu gewinnen, gröfstentheils weggeworfen, dabei
jdenn Uebersetzungen , Commentpre, einzelne Abhandlungen
und Recensioiien, die bisher erschienear^^nutzt uild zwar
mit Angabe seiner Quellen; die Capitelül^erschrif't^ habe er
vervollständigt, die Citate beriphtigt, die schlechte LatinitSt
Kapps verbessert, und sich selbst einer richtigen, einfachen
und eigentlichen zu bedienen gesucht. Ueber ^weck un^
Glaubwürdigheit dieses Buches, so wie über die Frage, ob
Tacitus selbst in Deutschland gewesen , glaubte er mif Recht
nach Passows und Dilthey* Forschungen weggehen zu können.
Dafs dpr Herausg. das Versprochene geleistet, däfs er
eine auch nach den 'vielen bisherigen Bearbeitungen nichts
weniger als überflüssige, sondern eine sehr schätzbare und ge-~
lungene Arbeit geliefert habe, bezeugen wir ihm mit.Vergntl-
gen, und der Philolog so wie der Forscher der alten Geschichte
unseres Vaterlandes wird diese Ausgabe schon wegen der sorg-
fältigen Zusammenstellung des bisher Geleisteten nicht ent-
behren wollen, wenn auch nicht manches dem HerauSg. Eigei^
thümliche ihren Werth noch erhöhte. Wenn ihm den i1 doch
noch Einiges entging , wenn einige Stellen durch Auslegung
und Kritik noch gewinnen können, wenn einige bedeutende
Lesarten nicht ange-geben sind u, dgl. , so mag gerade die
Fülle des sdfhon Vorhandenen daran schuld seyn, und wenn
bei irgend einem Buche, so' kann bei diesem ein Bearbeiter
init Recht sag^i : copia me perdit. Was wir vermissen , ist
eine vollständige Aufzählung der Literatur dieser Sch;-ift, die
wir bei Krebs z. B. liicht vollständig linden, und die der
Herausg^., wie wir aus seinen, von Kapps durch Klamhiern
gesonderten, Anmerkungen scbliefsen , wahrscheinlich hätte
geben können. Es Heise sich dieses vielleicht in einer aus
dieser Ausgabe von dem P. H, auszi^rehenden Schulausgabe^
die uns vrünschensvverth scheint, nachholen.
CD er Bgschlufs folgt»)
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^26. . •. 1825:
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
«ESB^3aBaBIBB9SS8aBB^88B8BBBBH^HBHaBBSHr
C. Taciti de morlbus Germanorum ed. Hefs.
CBeschlufs.) >
« Wir theilen nun einige Bemerkungen über einselne Stel«
len mit, die deii| Herausg., wie unaern L»etern, beweisen
mögen y däfs wir sein Werk der cehdrigen Aufmerksamkeit
gewürdigt haben. Dafs er viel , sehr viel gethan habe , seigt
achun die oberflScblichste Yergleichung mit der Kappiscben
Ausgabe, die wir neben der Hefsischen vor uns haben. In*
dessen nicht vergleichungsvireise^ sondern an sich wollen wir
seine Leistungen betrachten.
, I. 2. wesen sinus und dessen streitiger Bedeutung konnte
Tac. Ann. IV, 5 beigezogen 'werden: «juantum ingenti terra»
run^ sinu ambitur. — • Dafs bei Danubius Ritters Vorhalle
der Europäischen Vulkergeschichten citirt wird : Pronaos bist,
gent« Europ.9 ohne die Angabe, dafs es ein deutsches Werk
ist, scheint nicht zu billigen, eben so worden auf derselben
Seite (2.) Barths Werk : Deutschlands Urgeschichte und Am«
inons und Bäumleins Teutsche Akerthümer der Mythologie
und Sprache wie lateinische Werke angefüt^rt. Da die oben
von uns gewünschte Aufführung der Literatur fehlt, so möchte
diese Art zu citiren um so weniger zweckmäfsig seyn. Das-
selbe gilt S. 6. von Kadlofs Keltenthum. Auen sind Citat^f
wie S. 37. Hag. Irmin. und Mon. T, II. nicht sehr verstand-
lieh, — II. 1. Zu adversus Oceanus ist zwar Tac. Hist, IT, 98.
citirt, aber bo^ dafs die Stelle von Flüssen zu bandeln scheint.
E^ heifst aber dort ausdrücklich : mare secundum . '— Nach
porro sollte efn Comma stehen 11. 4* f^^i* ni^^ 51' patria Sit hat
ein Leipziger Rec. l8l7, 1Ö4. nicht übel vermuthet: nisi cui
fatria sit. — Bei der sciiwierigen und vielbesprochenen Stelle
I: 7. Ita nationis nomen etc. hnden wir die Vcnnuthung: ob
metum a victore (aus' Furcht vor dein Sieger) nicht angeführt
(s. Seebodes krit, Bihl, l821, p. 453.); auch nicht die von G.
XVIII. Jo/irg. 4. Heft. 26
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40^^ C. Taciti dt moribas ^ermanorum ed. Hefi« \
H. Waltber Allg.Lit^tg. 1820. Erghl. 306. primmn a vicl^
re, ob roetum moy a se ipsis, invent^o nomine, Germani voca-
rentur; welcher sagt: a yicto ist s. v. a« a victis,' re ist d<?Bi
ob meUim entgegengesetzt, Germani heilst viri belli ^ und
^ all ob metuHi roufa man denken : qui nooiini inest. — III. l. Zu
memorant hätten wir nicht eiläuterwd^gesetzt §c.. Romani, son-
dern auetotes s. scriptores, \quos sequor. Ebd. Kannte zu
haec qubqüe bemerkt Werden, dafs haec so für ea^ stehend zur
latinitas Badens gehöre. Zu KI, 2. prout sonuit acies konnte
die sehf'pasÄende Stelle Liv. III. 62^ med. citirt werde», .Ebd.
Verdiente der dem Tacitus nicht übel stehende Vorschlag eines
Jenaer Recensenten (I8l8. i 06.) angeführt zu werden : Nee
taiii voces illae., quam virtutis concentus videtur (nicht vocis
'ille, wie Rhenanus). Dafs Oberlin vocis ille — videnltur
(wahrscheinlich wicietr Willen) gegeben hat, und die Zwei«
brücker vocis ille — videatur ^st nicht angegeben, — J- IV. ^2.
i,\x magna corpora konnte aufsei den citirten Stellen noch ge«
nommen werden Veget. de re Mil. I. 1. Quid adversus Germa-,
norum proprietatem btevitas (Romana) potuisset audere? —
V.*ö. baud proindel Hier lesen wii* dennoch lieber mit Ernesti
und Oberlin aus vielen alten Ausgaben und Handschriften
perinde« Ueber perinde und proitide's; aufser dei^ vom Her«
ausgeber Angeführten noch Moser in der ^leinen Ausg. des
Ciq..de N. D. II. 38. 96. p. l37. und z^ Cic. deXe^gg. II. 19.
extr. p. 311. auch Gdrenz zu dieser Stelle; ferner Ochsner«
ad Cic. Eclog. p> 7. Herzog ad Caes. de. Bi'G. VII. 66. p. 490.
Dronke ad Tacit. Agric. p. 81. Morus ad Caes. de^ B. C. Hl. %,
Cort, ad Sali, Catil. 12. Wir erklären die StelU fast wie
fiongolius: possessione non ita laetantur, quam usu. — V.7^
Bei prokimi konnte bemerkt werden, dals einige alte Ausga*
ben das Glossem Galliae haben, das, als Erklärung, mctit zu
verwerfen ist. — VI. 5. Da Orelli aus dem Züricher Codex
varUlat» gyros notirt hat, so war der Einfall des oben genai^un
ten Jenaer Recensenten (1818* 205.) nicht übel, varietatem
gyrornm', ob Wir gleich deswegen noch nicht dessen . Auf-
nabme in den Text rathen wollen. — - VI. 9. Dafs ^ie Lesart
der Ed! Dithmar. fortitudinia für formidJnis nicht angeführt
" ist, wollen wir nicht tadeln, da jenes eher Druckfehler als
' Lesart »u seyn scheint. Von 8 bedeutenden Ausgaben , die
vxir uns liegen, findet sie sich in keiner. — VII. 3. über nee
— qufdem ist noch nachzusehen Moser ad Cic. de N. D. IIL
26. 66. p. 219. der k lein er n Ausgabe, ued Beier ad Cic. de
OflF. III. 4*' 1^. p- 210f welche beide es billigen. Ein Leipsi«
/ gcjT Rec^ 181 7t l84« willne — quidem« ä, aber noch Jenaer
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' C.-Taeiti,Je mdribüs ÖtfhDiinöniiii cd* Hefs, 4oS
LItztg. i821i Ergbl. 78- p. 240. — Vm. 1. Zu öbjectu pectd*
tum, der Gebärde der bittenden Mütter, ist lliad; XXII; 79«
8q. tu vergleichen: ixvjryjg ^au3^ iH^oi^sv oiv'^'sT^ Myi^'jyßo-ocä ^ xcX*
'icov dvtSfJLdyyj bTi^yj($i Bb [ia^Sv dv^^&y^s x. ^r, X» — VIII. 2.
Zu Divo Vespasiano: die ^Stelle über die Apotheose der fomi-
flcben Kaiset steht bei Creuzer Sjrmb. u. Myth. 111. p. 4rs(j.
2. Ausg. X. 3. Mox si publice coniuUtür , etc. So Host Hr,
H. mit den alten Handschriften und Ausgaben. Wir können
. uflS mit diesem Futurum nicht befreunden, Oerin v^enn ßr-
jfi«sti sagt, er wisse nicht, warum man an dieser Lesart rüttle^
da ja das Futurum nach if So göwohnlich sey, und den Ver*
citirt: Ante focum^ si frigus «rf^; si measis, in umbra^' sd
bat er nicht liemerkt, dafs sich diese beiden Stellen nitht gut
Tergleichen lassen. Wir ziehen Murets consuhatur vor, und
will man die „Vocehi in rebuä sacris s'ölenheui«, io wäre docb
consulitur lichtiger. Wenn man auch des RhehanuS coitsulatut,
verwerfen will. Dagegen* billigen wir ganz das bald darauf
fölgetide si prohibuerw/zt gegen der Zweihriicker, Öherlitis und
Seebt)des prohibuerfwt. — X. lö. extr. steht einsehr Obetflüs*«
«iges Komma nach illius^. — XL 1. pertractentur. Auch wir
würden diese Lesart im Tt-xt' behalten, aber der £mendatioi^
des MuretuS tind Grotkis praetfactentur (dem griechischen" rpd-
ßovXs'jso'^ai) 9 so gut wie Erneiti, mit Ehven erwähneif. Deni^
.erstlich, man drehe den Satz wie nian will, es ist ufid bleibt
eine Vorb-erath uh g, von der die Rede ist: zweitens ists
das Wort, stehe es auch sonst nirgends, der Analogie gemäfs
gebildet) und Tacita^ ist vtrohl der Mann dazu, so ein ara*
fXsyofxsvov ZU bilden; drittens ist die Zusammehitimraung der
Händschriften in einer Sylbe, die gewöhnlich äbbrevirt wurde,*
(wie per, prae, pro)-, nicht sehr gewift, urid eben daruni
nicht ganz entscheidend. — XI. 6* fehlöil iiach'prout aetaif'
Cuique die Worte prout hobilita^. -—XII. 6. konntfe Miiiola'^
Vorschlag, Gentenis ff.r Centeni zu lesen , angeführt vi^erdenV
— XIII. 7. Expetuntur etiam» Hier die Angabe,' daf;^ In dexi;
meisten Ausgaben expetuntur enim steht; auch Oberlin hat so;
Unter den Ausgaben, die vor uns liegen, hai hur Dithmar
etiahi; -^ XIV. 4* magnumque comitatum rioanisi vi helloruni
tueare. So hat uhtcfr alleri Ausgaben,^ die Votuns liegen,'
keine, aU die Kappische,- von der Hrn. Hs!. Aiisgabe di^
zweite ist: auch giebi K. so wenig als Hr; H; an, woher e^
sie bat. Wir halten diö Lesart der meisten Ausga'ben vi helto^
ijue h\r die fechte, utid vihellorum.f wenn es irgendwo Steh't^'
für eine, übrigens probable, Glosse. Auch hätte das gehörige
Beurkundete tuemtut tiitht. so mit kürzet Hand abgeVries'enJ
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404 C* Tacitus de moubu« Qermäi^onuii ed. H^fs. «
I .
imd tueare nicht durch lauter Stellen vertheidigt werden sollen^
die allaem^ine Sätze toder Sentenzen enthalten. * Denn gerade
das spricht für tuearitur^ dafs bieF eine Notiz und keine Sen«
\enz ist, ,wie die Zweibrücker und Oberlin gahz richtig .gegen
Gio«ov8 ntueare elegantius« bemerkt haben« — XV« 1. Quo-
tietls be|]a non ineunt, nan mulfuui venatibu^, plus per otlum
transigunt. , Unser Hr. Herausgeber hat sich mit Passow und
Barth auf die Seite der 'Vertheidiger des non vor multum ge-
schlagen. \^ir können uns damit nicht befreunden; i^nxk
Cä^ar^ Aeufserung : ab parvulis labori ac duritiae Student,
lüTst sich doch nic;ht wegdisputiren, oder nur als für seine
<Zeit geltend annehmen. Woher denn Vorübung, zum Kriege
und Abhärtung I als von der Jagd? Dafs es nachher heilst ipsi
hehent^ will doch nicht weiter heilsen, als dafs sich die rüsti-
gen Männer um Haus* und Feldgeschäfte durchaus nichts an-
, jiehuieii. XVI* 5. bei Anführung und Verwerfung der Con- -
jectur eines Jen, Recensenten (t8l8. 205.) konnte dessen we-
s iiiger verwerflicher Vorschlag splendenti zu schreiben , um zu
bezeichnen, dafs das Wort hier adjektivisch nnd nicht als
Participium zu nehmen sey, angeführt werden. — XVIII. 2^
Hier konnte Roths treffliche Abhandlung : über Sinn und Ge-
brauch des Wortes Barbar 4 Nbg. 18|4» eingeführt werden bei
Note c. • — XVHT. 4* Hier ist das Komma nach probant durch* '
aus nicht zu billigen, sondern es mufs eine stärkere Inter-
punktion se^rn : sonst müfste das zweite muAera ausgestrichen
werden; denii die Anadiplos^t intersunt — propin(|ui ac m«-
nera probant, munera non ad delicias •— qüaesita, würde ein
poetisches, hier noch dazu falsches, Pathos in den Satz legen.
£s läfst sich hier ohnedies einer von den Hexametern hören,
^ die dem Tacitus zuweilen entschlüpften: probant: munera
non ad delictis muliebre's. — • XX. 5. Fares validaeque mis-
centur. Wir stieben mit Koler, Kirchqiaier , Dithmar und
) Ändern, auch dem Jenaer Recensent^i l8l8* iSO f oaliduiue
vor, als schickUcher, so dafs validi andeutet, dafs Bräutigam
ui>d Braut von kräftigem Körperbau aeyen. XXI. extr. Die
Worte Victii^ ihter hospites comis vertheidigt der Hr. Herausg.
so: £([uicjem verba loco.non esse movenda puto, quae noster,
ut de Gerjnanorum hospitalitate narfationem sententia iri uni^
versum pronu^itiata beviter clauderet, cbnsulto hic; posuit.
Bei zu verschiedenen Zeileji wi<?derhülter Betrachtung dieser
Stelle haben wir uns dennoch unmöglich ;überzeugen können,
tlafs jene VVorte , so gestellt, die zusammengefafste Ansicht
des Tacitus über diesen Gegenstand enthalten. Dies scheint
uns dv^chaus flicht seine Manier. Wir halten jene Worte
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C* Taciti de Bioribus G«tiiiao6rum fd. Hefs. 405
* ■ " . ' *
knit Emestiy. Oberlin , See&ode und einem Jen. Rec (1818.
flrgbl. 86: Th. I.) för ein Glossem, und sollen sie erhuUea
werden) so ist ihnen ^ dünjct ui^s, die Thierschische und
Heddekampsche Versetzung nach disctmit nicht zu ersparen*.
XXIV. 4. konnte die Lesart Dwciri statt venire zwar nicht ge»
lobt (denn aie ist nichts als Glosse zu ahigari) aber doch ange-
führt werden, als Beweis 9 wie oft nöthige Textes worte durch
zu andern Worten gehörige Glossen verdiüngt werden. XX^V»
2. Cetera domus olficia uxor et liberi exsecjuentur. Hier soll
nach Hrn. H. cetera adverbialisch stehen fOr ceterunty iMtid dies
zu beweisen, werden T.icit. VI. 42. Tursellin. de Partlcc. und
Ruddimannüs citirt. Dies bedurfte es kaum, denn nichts ist
sicherer, als jener Gebrauch, Aber alle Beispiele davon kdki-
nen nicht beweisen^ dafs cetera so zu offidia gestellt von dem
Schriftsteller nicht so gemeint sey, dafs man es fUr dad Ad«
jectivum nehmen dürfte. Wollte er es nicht» so war es ta«
delhaft, so zu schreiben, iak man nothwendig erst es anders
verstehen mufste, als er wollte« . Wir haben alle citirten
, Beispiele und noch mehrere nachgesehen, und keins gefunden,
wo nicht gleich in die Augen fiele, was hier nur nach vorher-
fegangenem Irrthum ^ und nie mit Sicherheit erkannt werden
onnte. — XXVI, 2. Erwähnung verdiente wenigstens der,
freilich etwas gewagte und willkübrliche Vorschlag eines Jen,
Rec. (1&I8. 206*} zu lesen: Agri ab utiiversis vicis occupun«
tur , ^08 mox pro numero cultorum inter se secunduntr digna-
tionem partiuntur. Derselbe Rec, wollte XXVIU. 6. die ver-
dSch^gen Worte Germanorum natione entweder mit Passow und ,
Thierschals Glosse betrachtet, oder in Germanorum agnatione K e.
incremento verwandelt wissen. Das Letztere kdrtnten wie
nicht billigen utid mdchten wohl den Tacitus nicht gerne aus
demSprachgebrauche des Appulejus emendirt sehen, — XXIX,
3. Nära neque tributis conumnuntur, Hr. H, sagt zu dieser
Stelle nichts 9 sondera giebt blos Kapps Note, der contemnuntur
billigt und vertheidigt. Uns tiberafeugt weder Kapps Raisou^
nement, noch Gronovs «Ausführung und BeweisHellen,^dafs
Tacitus oder irgend ein Alter sich hätte entscliliefsen können,
tributis contemni zu sagen* Zu den Conjecturen und Lesarten
conteruntur, tcontunduntur , consumuntur, condemnantur,
contenüantur f consternuntur, wollen wir noch eine siebente
Stellen, die wir fdr nicht mehr und für nicht Weniger, als für
eine — siebente ausgeben: contaminantur, Eine ziemlich
alte Hand hat am Rande einer der Ausgaben, die vor uns lie-
gen, geschrieben: al. premuntur. Wenn dies irgendwo steht,
so kann es für mehr nicht, al3 für eine Glos Je gehen. —
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406 C Taoid de moribus 6ermanonu|i ed« Qefs. "
XXX, 1, finalen wir die Lesart oder Conjectur uon ita ^/«*l filr
- sffufia picht angeführt, Ayöför (freilich nicht ailztipassend J
Vellej, Pat« 11, i^.^ effusa im fnani^ vis (Jermanariun gentium'
citirt ^ircL ~ iJtXXI. p, J^am ne in paee «juidem etc. Hier
vördjsn wir «it einem Jen. Rea (l8l8* löo.) das Nam lieber
eiitfernt sehen, XXXV, 5* Fromta tarnen omnihus arma^ de
. ßi res poscat exercitus, plurimum virpruin eq;uoruin<[ue; et
qiiiescentihus eadem fania.^ Diese Lesart gieht^ wegen desf
iatalen: si 'res 'poscat exercitus« nur mit Zwang ,und Drang
einen Sinn. Die Conjectur des Jen. Reo. (I8l8. 206v) exerci-
torum plurimorum virorum tsqubramqüe klingt indessen gar z<jl
l^bel. Wir würden bei einer peuen Auflage zu der Aufnahme
der Lesart -plurii^ms aus dem Zürcher Cadex rath«n , mit 4<v
yon Hrn. H* in der Anm. vprgeschlagenen Interpunctionnach
•poscät^ — XXXVtl. 2. ({uorum ambitu nunc quöque metiavi^
liiolem manusque gentis, et tarn raagnt ^xt^ui üdem, Hr. H«
sagt, Oberlih habe di^ Conjectur des Lipsius (exerci^Hs) gut
i >videilegt durch Anführung des Stellen Cic. Parad, IV. 1. und
Caes. B. C. jn. 69. Aber in jener Stelle heilst eooitus da« V er-
lassen des Vaterlandes, dej: Act des Fortgehens, in die«
^er heifst es Ausweg- zum Entkommen. , An unserer Stella
müfste magnus exUus die grofse Ma%se der Auswandern-
den heifsen: und dafür lassen sich doch jene Stellen nicht
citiren ? XXXVni. 4- 5. Hier köii^nen ^wir uns eben so wenig
mijt dem, nur mit grofsem Zwang erklärbaren, capillum r^tro
seqvuniur , . Siis mit cura formae, sed innoxiae^ trotz denhedeu«
^eMden Patronen dieser fatalen Lesarten »^ befriedigen lassen^
auch fias nngebührncbe: in ^so solo vertice, können wir, .
, ungeachtet der Vertheidigung in der Note, nicht recht ver-
(iauen, und fragen, wie (wenn wir nicht irren) MuretuS' ir-
gendwo: warum soll denn ein trefflicher SchriftstelliE?r schlecht
oder gezwungen! oder sprachwidrig geschrieben haben, damit
«in Mönch des Mittelalters sich nicht verschrieben habe? Dage*
, gen mag der Jen.Rec. (l8lS. 206.)*^"^ comitatuiet hos^iunl oculi«,
iür cpmpti, ut'hostium oculis, für sich bebalten, Hr« H. hat
es gar nicht angefahrt. XL IL 3. quatenus Danu|)io pgragUur»
Jlier hat zu denConjecturen praetexitur, protegituri porrigi-
tur, porgitu^, pfaetenditur auch Hr. H. sein Contingent ge-
stellt undper^gtatur yorgescbtagen. Die Erklärungsversuche
Passows, pütlM^y^ und des Jen. Rec. I8l8. Nov. genügeri
liucl^ nicht» Yi^U^^ic^^ schlägt m"* einmal einer aus dem rseudo-
^^Lpicius, ff ertangitur. vor. -— XLV, 7, Nec quae (acc.) natura,
qüaeve ratio gigmt, ut ba^barisy ' quaesitum ^ompertumve.
Hier führt uns Ifr. H. eine ganze" Schaar von Gelehrten auf.
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C, Taciti de moribus GermaBorum ed. Hefs. 4<X7
die über -den Indicativ in der indlrecten Frage gesprochen ha«
l)en/ und behält den In'dicativ bei. Die Sache i^t indessen'
«och bei weitem nicht entschieden, und der Stellen,^ wo der
Indicativ sicher st^ht , sind bei weitem nicht so viele ^ als
inan citirt. Andere, wo er sicher steht, gehören nicht hier«
her, und lassen sich durch richtige Construction erklären,
Z.. B. Cic. de Offic. I. 7. c[ui studiose e3cc[uirunt, unde verba
sunt ducta« Hier ist sint gar nicht Lesart' aller Handschriften
und alten Ausgaben , und Heusinger und Schütz haben sint auf-
genommen; so Tusc. HI. 5, Gl-aeci -^ fjiaviav unde appöUantf
non. iacilö dixerim. Hier hat F. A. Wolf richtig appellent.
Cic. de Finn, IV. 24« 67. at, cpio nituntur hpmines acuti argu«
tnentd* ad probandum, operae pretium est confiderare« Auch
biet hat ein Cod. des Davis, mtantur. Aber wir können ruhig
mfuiffur* behalten , denn die Stelle ist so zu erklären, dafs ar-
gumento aus dem Hauptsätze, wo es argumentum heifsen müfste,
in den Relativsatz gezogen ist^ und man coiistruiren mufs:
at operae pretium est considerare argumentum^ Quo nituntur ho«
mines. - Hier hat auch Hr. Görenz ein Versehen begangen,
wenn er sagt, er hätte de Finn. IT. 5. es^ tribus optimis (Codd.^
aufnehmen sollen; si — non intelligam, quid Fpicuru^ /o^ul-
iur^ denn dietres optiihi' haben dort loquatur^ wie alle, aber
gleich darauf haben sie qui ita logujtur (rür loquatur)) ut noo
InteHigatur , wo loquitur recht gut stehen kann. Wir ver-
weisen über das punctum litis noch besonders jTuf Beier ad
Cic. de Off.' 1.7, 26. und Creuzer ad Cic. de N. D. I. 41,, die
Hr. Ö. selbst citirt. — XXXIX. 2. auguriis pätrum et prisca
formidine sacrum. Diesen Hexameter möchten wir nicht un-
ter ^ie zufälligen setzen, die dem- Tacitus unbemerkt ent««
schlüpften, wie Ann. I. 1. urbem Romam a principio legea
babuere*); und zwar, wie Ernesti mit Recht bemerkt, weil
auguria für consecratio steht ,^ patres für majores, uhd formido
für religio. XXXI, 6. Bei nulli domus, aut ager, aut aliqua
cura. Hier haben vyjr uns längst eineConjectur bemerkt, doch
ohne den Urheber, die uns picht milsfällt; Nulli domus aut
agri aliqua cura; doch für nöthig halten wir sie gerade nicht.
-t— ^ Da das Vu$rarum secreta viri pariter ac feminae ignorant,
liiitten zwischen d^m Lobe der Keuschheit und Zucht der alten
Deutschen steht, und also (wenn man es nicht gezwungen
*) Oder wie der, welchen 9 ohne es tu wollen« Luther machte)
GeD.26.d.i dafs Isaak scherzte mit seinem Weibe
Rebekka. •
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. 40fi l&peD(.el Vaf^andtsch^t d. gritoh. u« deuftsdien Spmoh«*
"AutthUUets doux übersetzen wiU)eine Notis enthSlt, die wie«
jiigstens nicht an ihrem Ort ist, wenn sie auch nicht falsch
wäre ; so hat ein gelehrter Freun^ uns die Conjectur secreta '
It^Hrarnm. (des Schminkens) mitgetlreilt^ und aus Juvenal« VI.
^82[. iaciem linere und aus Martial X» 68. 3« Uta niater dafür
citirt. — Doch , wir müssen hier abbrechen , ungeachtet wir
gern noch mitBeifall eine grofse Anzahl kritischer und erklä-
render Bemerkungen dieser so yerdienstlichen Ausgabe genannt
bätt€;n. Auch über den Styl des Hrn. Verf. können wir nur
noch .beifögen , dals an^ demselben ein sichtbares und nicht
inislungenes Streben sich beurkMndet^ das in übeln Ruf ge«
. kommene und fast slim Sprüchwort gewordene Notenlatein zu
vernieiden. Manchmal stdfst man freilich an; doch wir wol-
len nurcfinen mehrmals vorkommenden Fehler rügen, ,den
Wir auch in andern Conimentaren oft finden. Man sagt «näm-
lich z. B. ich möchte lieber bella lesen ;, ntalim bella. Will
xfian nun sagen: Tassow möchte lieber: $o sehreiben die Einen
Passowius mallet^ Andere » wie Hr. H., Passowius mtditi
beides falsch, £s mufs mavuk heifsen. — Auch das AeuXser-
liehe dieser Ausgabe ist empfehlend» *.,
üeber die Verwandtschaft zwUclien der griechischen md deutschen
Sprache, Von Franz Christoph Frenzel^ Consistorialrathf
Director ' des Gymnasiums und Efirenmitglied der lateinischen
Cesellschrft zit Jenom Eisenach ^ bei J. F. Bärecke» i825. VI
und 41 «y. 8. 30 kr.
Eine Aeufserung F. A. Wolfs, der vor 10 Jahren bei
einem Besuche zu dem Vf. sagte , dafs, wenn er eine griechi-
sche Grammatik fu,r Anfänger schreiben würde, in den ersten
8 Bogen kein Wort vorkommen sollte, dem nicht in der deut-
schen Sprache ein ähnliches entspräche — diese Aeulserung.
gab die erste Veranlassung zu dieser Schrift. Er begann mit
einer Wörtersammlung ^ rand aber bald, dafs dies nicht ge«
nüge, sondern, tiefere Erforschung der älteren und ältesten
deutschen Sprachformen nöthig sey. Er studirte zu dem Ende
das I^iebelungenlied, Grimms, deutsche Grammatik, später
Heizs Belga Graecissans. Hier giebt er nun in dieser Schrift
den Vorläufer (ein böser Druckfehler nennt es einen Verläu«
f e r) eines gröfsern. Wejrkes i|ber diesen Gegenstand. Auch
ICannes Buch über die Verwandtschaft der griechischen und
deutschen Sprache hatte er vor sich , und macht demselben den
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Freäiel Verwandtschaft, dtr gricefa. n, cbntioheu Spracht.' ' , 409
' Vorwurf,. Reizs Werk fleifsig benutzt zu haben , ohne e» sij
nennen. Rec. ist der Meinung, däfs weiter nichts ^ alr genaue
Kenntnifs des innern Baues beider Spradien dasu gehört , um»
.ohne alle Benutzung früherer Arbeiten dieser^ Art, viele Hun-
derte von Wörtern beider Sprachen harmonirend su Enden,
und zwar gerade wie irgend ein , auch der beste , Vprgfinger.
Seit vielen Jahren pflegt Rkc, bei seinem Unterricht in der la^
teinischen und griechischen Sprache seine Schüler auf die nicht
nur durch die Vvortstämme, sondern durch den ganzen etymo-
logischen Theil der Gramnibtik hindurchlaufende enge Ver«
wandtschaft der deutschen , lateinischen und griechischen Spra*'
che aufmerksam zu machen , und findet immer mehr 9 wie vor*
tbeilhaft es ist, den Jünglingen zu zeigen', wieviel an griechi-
schen Wörtern und Formen sie aus andern Spracben schon
Wissen , und wie fruchtbar diese Vergleichung für das tiefere
Verständnifs und Auslassen des Geistes einer Sprache^x dec
Denkgesetze überh^pt und des Ueberganges der Begriffe und
Bedeutungen in einander ist. Nach einer allgemeinen, das
WörterverSsetchnils zum Thei) anticipirenden , Einleitung
kommt er zuerst auf die Aehnlichkeiten der deutschen und
griechischen Präpositionen , dann der Zahlwörter 9 einiger
Conjunctioneu und Adverbien ^ der Deklinationen (hier ist
der so wichtige Artikel vergessen!), Fronominum» Verbo«
. rum und der Wortbildung , alles zusammen auf f 6 Seiten dürf«
tig und mager genug 1 Von S. 16 bis zu Ende folgt der lexi«
' kographische Theil 9 ober den wir noch eine Anzahl Bemer«
kungen werden folgen lassen^ wenn wir erst noch etwas
übipr die £inlei)tung werden gesagt haben.
In der Einleitung vermissen wir die Bemerlcung« dafs
man in der deutschen Sprache fünferlei griechische Wörter
genau unterscheiden mufs« 1) Wortstämme 9 im Deutschen
wie im Griechischen gleich : diese bestimmen die 'eigentliche
Verwandtschaft beider Sprachen im Aeufserlichen und werden
in dieser Schrift allein berücksichtigt; wenigstens ist es des
Vf. Absicht; da er sich aber dieselbe nicht vollkommen klar
dachte, so ^ind ihm in ^ein Büchlein Wörter wie Spelunke
(<Tx>j'Xvyg» lat. spelunca, woher wir es eigentlich haben), ga-
] o p i r e n (viakiraistv. Der Vt sehe nur Frischs deutsch • latei-
nisches Wörterbuch nach), ja sogar (man traut seinen Augen
kaum) Marotte (fjim^cTyji) hineingerathen, 2) Wörter, die
im Mittelalter durch Vc^rkehr mit dem griechischen Kaiserthum
nach Deutschland kamen, z. B. Namen von Pflanzen, Edel«,
delsteinen, Arzneien, Gewürzen, Wörter wie Kirche (hu-
^taKi^). .3) Wörter, die durch Vermittelung dei Lateinischen ,
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410 Jf^renzel Verwandtschaft der^riech. u. cfenUehen Sprache.
tmd seiner Töchtersprachen »u uns g^koromen sind, wie*Mu-
«ifc, Geographie, Akadeoiif. 4) Wörter, die erst d^e
«eiiere Zeit aus dem Oriiechiscben geholt hat, z. B. Technil:.
'6) Wörter, äie die alten Griechen gar nicht hatten, die ah«r
von den Neuern der Analogie geinäfs aus dem Griechischen
gebildet wurden, z. Bj^'ßarometer, Telegraph," Lithp-
grajjhie, Botanik, Stenographie. M^irsten wir nun
3en ersten Theil der Schrift für sehr d'ürftig erklären, so müs.
s<»n wir dies von dam zyreiten noch mehr sagen, und beson-
ders auch dies, dafs der Vf. oft zu sehr an der Oberfläche dep
Wörter hängt, ohme in d^n Bau der Wörter und der Sprache
tie^^r einzugehen. Wir sind für diese letztere Behauptung
Beweise schuldig» 'Erstlich mangelt eine Menge Wörter, die
«ben so gut, als die Aufgenommnen (oft mit mehr Recht,
wie' sich zeigen wird) hierhergehört hätten, z, B. Ewig v.
öl ^wyi blicken V. /öa^tw, Hunr? v.' hüww, blocken v. y3A-^-
%dö\xaiy s c h w e r V. /9a^>u? (wie s c h w a t z tj n v. ßd^tü^ schmel-
zen Vr /ut^AJtw, schluchzei) v. Aü<oü), wogegen er da s^ Wort
Baroii unter J3afu5 giöbt; Kübel v. hutsAAcv, A.chse v.
iTgcBv, Büchse V. irujr^, Butter, Kamin, Kammer,
Drache, Lanze, Pfahl, eng, heiter, Wetter, Gras
(7^<x(^r(5)y Löwe (Luchs dagegen führt er auf) u. s.* w.
Dagegen fi n det mari: Nachbar a'^-^t-xo^oi und dyxtfrrsvq dec
Nächste freirlich mit Eragzeichen; aber wer wollte da fra-
Sen, wo die VVahrheit so nahe liegt? Bube y, ß^i-rcat;^ mid
och danfi wieder unter iraT$; Geräthe v. y^tjrjj, Herz v.
jJtu^ (statt V. cor, w'a^ hj}^» na^/a), Lümmel v. Au/^a» nun
(doch nicht zunächst)» v« o2v, Mausefalle v. fxvxrTchraytj (s^
Äiemer} , niedrig v. vi^S-s ; 1 i t k e n ( niederdeutsch ) von
c-Xtyogy {wir verweisen auf Frisch unter. lüzzel), essen' und
äzen von irao-ö-t«, . schiffartig v. ffüa(pq8t8^g ( kommt' ötwa
Art von «75oc?), schauen ^^^ cKoirsc«^ woher spähen
kommt, dagegen schaue« von j^y^* ; scbilh&chtig von
TT.
cfMu^o^f Setzen v# 9-^(riJLo;$ spanisch v. ^xav/o;. Arm v.
iSjucoj. Der Artikel vjjj^t«, Nacheji könnte an Klarheit gewinn,
nen durch Hinweis ung auf Buttmann : üeber den Mythus
der Sündflut p. 44; *?• ^^* v^^w ist zu bemerken , dafs nicht
dieses Verbum, sondern zunächst neo (vscu) dem Wort nähen
den Ursprung gegeben hat, und dafs Nacht luid Nadel
eben daher, und wahrlich nicht von vvrrcv kommt. Bei 'der
Verglejchaug von l^xdiiov mit Hemd, mufste auch an ^rrcwv
(STiSM) Kittel, Küttel gedacht und bemerkt werdeti, dafs
der deutsche Sprachgebrauch au^ dem Unterkleid ein Obe;*.
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Frenzel VerwandtsiBkaftcier gri^h..u. devtsoheii Sprache.« 4il
- - i >
Ideid', -und aus dem Oberkleid- ein Uptericleid geraacbt hat.
'^^tiw scheiden und cryj^^yj Zettel .«guten nicht .getrennt
seyn; auch gehört zu diesen Formen «icheiden, schne4-
den 9 rchi ndeü 9 scindo^ sehe da und alle davon abge-
leiteten Wörter. Bki yj^^y Gans ^ spllte es heif^en: ^jjv, j^Jv»
Gans ohne Kehlstofs anser, daher auch anas, apatis^ Ante,
Ente (Aente), so dafs Guns und Ente von einerlei Wur-
zel sind. Bei -^^k; gestern müfste gesagt seyn x^*;, Xs;,
^e<Th hesi (heri) 9 hesi t e r n us (hesternus) , ges t e r n. — Nicht
von oxov kommt wo, sondern Z, q[uo, wo gehören zus^m-
men. Ueber^aupt wäre zu wjUnächen, der Vf. hätte den lexi-
Icographischen Theil' dieser Schrift noch zurückbehalten 9 und
an dessen Stt'lle das wichtige Kapitel von dem Üeber-
gange der Buchstaben in einander aus der aUgemei-
nen vergleichenden Sprachlehre, die noch geschrieben werden
spll, wozu aber gute Vorarbeiten vorhanden sind, *eingeschal«
tet, Stoff dazu hätte er in der Schrift des Vossius (J. G.)
äe literarum permutatione, vpr seinem Etymologicum Linguae
latinae, besonders aber in Böckbs Abhandlung von dem
XJebergange der Buchstaben in eitiander, in Creu-
zers und Daubs Studien IV. Bd, S. 358— 396. Dahn wVe
jener Index gehaltreicher und fehlerfreier geworden. Der
Druck ist übrigens- nicht sehr genau, und die griechischen
Wörter sind (was einem Schulmanne übel ansteht) durchaus .
ohne Accente geschrieben, S, 7. steht ayBoi^ Wuchs, ohne
2v^^ifel für Wucht, S. 33. Keto'fü^ Xe-ro, ixaXaJ; steht
unter den mit« anfangenden Wörtern, S. 34» der X)oaische
Dialekt. S. 4. «agt er von Kiemers Wörterbuche: „Nur nie-^
drige Vejkle^nerungssucht — konnte sich — unterfangen,
diesem Werke — wegen einiger verzeihlichen Versehen
herajjzuwür dJgen suchen. Das ist wohl Schrteib* und
Druckfehler zugleich Doch um von der Sachfe zu'reden: Es
/war wohl weder a^niedrige Verkleinerungssucht^« noch „gemei-
ner Handwerksneid«, Wenn wohldenkeiide Schulmännei* ihren
Zöglingen lieber Passows als Riemers „geistreiches Lexicon^«
empfahlen, sonderj^ , das Gefühl und die Erfahrung, wie schäd- ^
lieh der höhnische und ironische Ton, der Riemers vortreflF-
liches Wörterbuch entstellt', auf die zu unterscheiden noch
nicht fähige Jugend wirklen mufs und wirklich wirkt, — - Was
wir nun übrigens auch an dieser* Schrift a\is£ieStellf haben
mögen, es hindert uns nicht, sie dennoch als ein Product/vie-
len Fleifses und Nachdenkens, und als ein gutes Hülfsmittel,
Studirende auf interessante Untersuchungen und Resultate auf»
merksam zu machen, mit gutem Gewissen zu empfehlen.
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4lf Alberlr. Lion Mtecemitiaiui, .
.Ma§.e0naitana sioe de €• CUmi Ma^eenätis vita^et mprlhns scripsk
atifme operum fragmentaf quae sttp^rsünt^ colhgit Albertus
Lion, Phil. Dr. in Academia Georgia ^ugasta prioatim doeens,
Prafifixa 9€t effigUs Maecemäis aeri inci^, Gottingae , in com^
, musU apud Vandenhoeek et üuprecjit. MDCCCJüXIK XII »«
6i «y. a. J • ^ 40 Icr. .
Seit- ein Paar Jahren finden wir Hfrrn Lion im Felde
, der Philologie als »ehr rflstigen Schriftsteller. Schnell folgte
auf Xenophons 'Anahasis die Sammlung der Fragmente des
Ktesias , die in Kücksicht des frtlhern Erscheinens der des
> Herrn Professor Bahr den liang ablief, ohne jedoch- diesem
Werke an Gehalt gleich su kommen. Nun folgen auf die
Tironiana in Seebode^ philologischem Archiv die! Mae«
^enatiana^ veranlafst, wie der Vf. in der Dedication sagt,
durch eine Aeufserung in Wolfs Li tterari sehen Anal<^kten I.
p*/267.9 wo eine vollständigere Sammlung seiner Fragmente
■' gewünscht wird. Wenn Hr. L, aber dort su lesen glaubte:
),desiderari vitam hominis«, so hat er wohl in die Aeu£serung
der Analekten: „parum norunt Maecenatem , gui eum cfx com«
pendiis literarum historicis norunt«* zu vieL gelegt, denn was
sich vom c Lieben des Mäcenas bei den Alten findet, war,
wie Hr« L« selbst sagt (bei Aufzählung der Literatur über den
M.), schon längst^in verschiedenen Monographieen über ihn
ziemlich vollständig gesammelt. Die Quelle aller dieser Mo-
nographieen war (wohl auch ft\r den V£), die Schrift des
Meibo^ius : Maecenas s. de C. Ciln. Maecenatis vita mori-
bus et rebus gestis liber singularis. Acc. C. Fedonis Alhi no-
vahi Maecenati scriptum epicedium notis illustratum. Lugd.
Bat. ap. Jo'. es Dan. Elsevier (sie). MDCLIII. 27 Bogen in
Quart , welche Schrift wir nebst der Dissertation von Bdcler
(Maecenas ^s. consiliator regius ex Dione Cassio lib. 52« deli-
neatus ac in — - Argoratensi academia ad — examen prüposittis
d, 23. Martii J643 nioderatore Jo. Henr. Boeclero P.P. respon«
dente Frid.\Barnewiz» Equite Dano. Argentoi^ati. 6 Bogen in
Quart) vor uns haben. Viel Meues w.ar also nicht wohl zu
geben, und nur die Fragmente könnten vollständiger gesam«
nH-lty das Leben des Mäc. und sein Charakter shet etwas
klarer und weniger weitschweifig, als es von Meibom gesche«
heil war, dargestellt werden. JQarauf beschränkt sich auch
das Verdienst des Hrn.L. , dessen Schrift die so selten ge-
wordene Meibomische (s. Biblioth. Salthen. p. 156.) für dieje-
nigen ersetzen kann, welche über Mäc. etwas VollsländigereSf
als'in den Compendien steht, lesen wollen. Ueberflüssig wird
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AU^ert LioD Maeetnatiaiia. 4i3
dadurch Meiboms Werk nicht , obiea gleich^ im Geist und
Geschmack «jener Zeit geschrieben, miTnchea Ueberflüssrge
enthält, nicht leichte Uebersicht gewährt , und auch ciie
Schreibart nicht, immer vom besten Geschmacke seugt., Diese
Fehler tadelt Hr, L. auch an ihm, ohne dieselben selbst gao&
zu, vermeiden. Seinen Styl kdnnen wir wenigstens nicht Juas«
sisch nennen , wie sich aus folgenden Proben ergeben maa.:
S, yil. Wolfii — quem nuper diem supremuol obiisse , valde
dolendum est: (wie seltsam klingt der Ausdruck: es ist sehr
zu bedauern, dafs der Mann neulich gestorben ist. Er,
hätte sagen sollen: quem nuper diem supremum ohitsse magno
cum dolore relatum « legimus , oder einfach dolemus). S. ?•
annus, quo natum dicas, ignarus est.. Hi^« L. citire uns nicht .
die Stellen, wo SalliMt und Tacitus und Ovid und^Virgil und
Seneca ignarus itir ignotus haben; sondern schreibe so, dals er
das Ungehörige nicht durch Seltsamkeiten einiger Schriftstel-
ler zu vertheidigen braucht), S|. 35« forte (vielleicht!) est
fragmentum. Das. aliter für : zu einer anäera Zeit. S. 36-
id apud veteres frequens occurrit, S. 50, quamquam enim U
-. magnam in literas ,vim habere po'tuisse non negaveripa»
Q. 26« steht bei dem' Tadel des Styls des Mäcenas , neben dem
Vorwurf, dafs Mäc. zn kühn neue Worte gemacht habe, das
bei den Alten ganz unerhörte Wort transposkio» S. 17. in
amicis seligendU für eligendis« S. 20. Senecam^ qui vitia ob-
tegere — volebat (für vellet) -— Maeceqatem incusasse. Da«,
sunt, qui — suspicati fuerint» S, 21, ' publicarc luxuriam amici
Das. unde haud znepe^', credo, suspicio oritur« (Ist dies Schreib«
oder Druckfehler für ]nepta?X o, 22. est tamen — ubi specta-
ret, S. 24. Nimirum, illum scribendi genere usum/dicunt,
quo cum Augusto epistolarum commercium faceret, quod quo'^
modo comparatum fuerit , mtnime constat. Wenn hier nicht
nach illum ausgefallen. ist singulari quodam oder secreto quo—
dam oder etwas dergleichen, so ist der Ausdruck mehr als
seltsam; und noch oben ein das Claudianische commercium
facerel Und gleich darauf— welche lose 6atzverl)iodung in
der unperiodischen l^eriode: In aliorum usum eas notas Acuius
s, Aquila, libertusMaecenatis, piiblicavisse traditur : fortasse
ipse invenit, quod patrono tribuebatiu*; domini servorum
sibi viudicant studia. Sehr unantik sind auch die häufigen in
Parenthesen gesetzten Worte v. infra, v. post^ überhaupt
scheint es oft, als habe Hr. L. hlos seine £xcerpte dnick^n,
lassen, ohne sie zu verarbeiten, Druckfehler y wie S. 4S-
abeo für ab eo und 5. 20» Epicurum für Epicureum, sind
strlten.. Was nun die Fragmente betrifft , die aus 15 Scl^rift*
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414 AlbertiXibDÜfaeeena^ana» V
' ' ' ' ' ,' ■ ' •
ilrd]em gesammelt sind, un^ die HSlfte der Scbrift etnpeh^
men^ so ilnd ihter so' wenige upd diese so unbedeutÄd', -dafi
ft|e, zusammengedruckt , kaum über- 2; Seiten füllen w.tirden»'
Ausgedehnt sind &ie hier dadurch^ dafs z. B. das viert«, fünf
Zeilen einnehmende Fragment nach verschiedenen Liesarten
und Emendatiönen mehr als t2mal abgedruckt,, dann eine Ver-*
niMthung des Verf. hi:pzugefögt ist, die er seiher „divinare««
nennt, und so 4*/^ §eiten angefüllt werden. Dafs der Yf. die
an gehl i che Rede des Mäeenas. hei dem Di^ Gassitis (52, 14—- 40^
/nicht aufnahm, weil er sie für das Machwerlc gfieqhischeni
, Khetors hält, ist ganz billig, da «die Einkleidung sicher ^ der
Inhalt wahrscheinlich, nichfdeiii Mäcena'S gehörü. 'Meiboni
£at sie auch nicht; aber nicht, weil er sie für unächt hieltf
sondern w«il er sie besonders heraosgehert und erläutern wollte^
Dafs dies nicht geschehen ist, ist nicht sehr pu bedauern r
wir hätten^ in dem Commentar unstreitig solche discursos^ politU
coi erhalten, an denen das l7te Jahrhundert^so reich war, und'
die dem gründlichen Studium der Alten und der' richtigen
Au£Passung ihres Geistef so wenig förderlich gewesen sind«
Doch uip unser Urtbeil über vorliegende Schrift abzusehjiefsen,
so erklären wir Hrn. Li*9 Arbeit in sa- fern für verdienstlich^
als doch daraus hervorgeht, dafs sich nur Weniges und Un-
bedeutendes von M* erhalten hat, und daf^ der Verlust des;
Uebrigen nicht zu beklagen seyn möchte. Da aber auch das
Kleinste aus dem Alterthum nicht zu verachten ist, und an« ,
dererseits 'es doch wÜnschenswerth ist, von einem auf die
lateinische Literatur d^s goldenen Zeitalters so einflufsr eichen
Manne zu wissen, was unis das Alterthun» meldet, ^o m&^
diese Schrift^ bei der ünzügänglichkeit der frühern Schritten
ttberMäc., Mnd da sie doch Einiges mehr und besser hat, aucjl
s^elbst in ihrer ziemlich unatisgearbeiteten Gestalt, dem Verf.
den Dank der literarhistorischen Philologen oder vielmehi* der
philologischen Literarhistoriker erwerben, M e
*rh^atre Chöisi^ d*Eschyt'ej cÖntenant Promethe'e^ ^les
Sejft C'heJ^s devant- Thehei et Lei Pe'rses^ puhlU
d*apres la texte de Schütz y aoec un index des mots les '-plus
difficilesy par Louis Vaucher^ Docteur des Lettres» ' JL
Genese ^ chti J. J. Paschoud^ imprinieur libfaire ^ a Parii^mime
tnaison de Commerce j rue da Seine ns; 48-' »1823» XIV imd l69^
i, ingt. 8. ' /
"Wir Äeigen die?se in Deutschland minder bekannte Ausgab cjf
ci'm'geif Tragödien des' Ae^chylus unsernLesem als einen höcnst«
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Th^al«e^Choisu.d*B«chjrW od. L.Vauclier. 415
*
erfreulicfaen Beweis an 9 wie auch in den Nachbarländern das.
fcüher» wi^e es »chlen, fast gün dich erstorbene Studium der
griechischen Literatur neues Leben zu gewinnen .scheint j
wir zeigen dies uoi so mehr mit Vergnügen an, als es gerade
der ernste und würdevolle,^ aber auch dunkle und schwierige
AeschylMS ist, für den sich das an Sitten und Denkart vielfach
verschiedene Nachbarland so lebhaft interessirt ; möge der
thätige Herausgeber auch fernerhin Mufse und Zeit linden,
in gleicher Art die übrigen Schöpfungen des griechischen Dra-
mas unter seineii Landsleuten einzuführen und das Studium
der griechischen Literatur auf diese Weise immer mehr unter
ihnen zu verbreiten. Nach einer kurzen Vorrede folgt eine
Notic^, sur la vie d'Eschyle et sur ses ouvragesy worin, wie es der^
Zweck dieser Bearbeitung erforderte, die Hauptpunkte aus'
dem Lehen des Dichters, angegelien und eine kurze Charak-
teristik der auf uns gekommenen Stücke geliefert wird. ^ Wir
würden, wenn auch nur mit ein Paar Worten, auch der Tri-
logien des Aeschylus erwähnt haben. Nun folgt der Text der
drei Stücke, deren jedem zur Erleichterung der üebersicht ein
Somniaire von dem Professor Hrimbert vorgesetzt ist.*, Im
Ganzen liegt, wie auch der Titel t)emerkt, die Schützische
I^ecension zum Grunde, doch ist sie an manchen Stellen nach
der englischen Ausgabe berichtigt, ohne d^^fs die oft allzu«
kühnen öder wenigstens nicht nothwendigen Aenderungen des
englischen Bearbeiters eine Stelle gefunden hätten. Eben so
sind manche von Schütz in den Noten als nothwendig bezeich-
nete, aber noch nicht in seinen Text aufgenommene Verbes-
serungen hier wirklich aufgenommen. Geht man die Stellen
durch, wo diese Ausgabe von der Schützischen abweicht, so
wird man die von Hrn. Vaucher gemachten Aenderungen nur^
billigen können und es ihm Dank wissen, 4^Ls er den Text an
so manchen Stelleu verbessert und gereinigt wieder giebt.
JVIöge seiq Beispiel doch auch unter uns Nachahmer finden,
damit wir doch endlich einmal dahin gelangen, einen gerei-
nigten und lesbaren Text des Dichters erhalten, dessen dunkle
Ausdrücksweise ohnehin der Schwierigkeiten genug darbietet,*
die durch die Verdorbenheit des Textes auf eine unerfreuliche
Weise erhöht werden! Noch bemerken wir, dafs dieser Aus-
gabe ein erklärendes Verzeichnifs der Wörter beigefügt ist,
welche Vii^h in dem griechisch -französischen Lexicon nicht
vorfinden, so wie eine tabellarische Uebersicht der Abvrei«
chungen im Texte dieser Ausgaben yon der SchOtzischen llt«
cension. Üebrigens zeichnet sich das Aeufsere dieser atis den
Pressen des Hrn. Fick z\i Genf hervorgegangenen Schrift durch
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Goögk
416 Donekcrmann Lim DrasUla.,
eine nur in Frankreich und England gekannte typographisches
Schönheit aus , fapier und Scbriit, so wie Corf ektheit des
Druckes lassen Nichts zu wflnschen fibrig* '
iMiHi* en Kmrakter^Schits van Uoia DrusilUp laatsu schtg^noote
»an I^eUer Augustus. In eene opsnbare vergadenng von de
Leydsehe afdeeUng der Uollandsch» maatschappy van fraatje
Jamsten en wetenschappenp den i5* Nooember t820f ooorgelezen
door F. H. L. Donekermann, a4 ^» 8« '
Nicht Um unsere Leser aufzufordern, diese Schrift zu
kaufen und zu lesen ((lenn sie scheint weder in den Buchhan*
del gekommen zu seyn y noch dürfen wir bei Vielen Ke^intnifs
der holländischen Sprache voraussetzen), Zeigen wir sie in
diesen Jahrbüchern an, ob sie gleich gelesen zu werden ver-
diente 9 da sich die Nachrichten über die genannte merkwür-
dige und einflufsreiche Römerin wohl nirgends besser beisam-
men finden möchten : sondern deswegen machen wir auf dfe-
selbe aufmerksam y weil sie eine neue und gründliche Bearbei-
tung der Consolatio ad Lwiam Aagustam de motte Drusi Neronis
verspricht 9 und gleichsam deren Vorläuferin ist. Seit längerer
Zeit sammelt Hr. D, , ein deutscher Gelehrter aus Lingen, aber
längst in Holland eingebürgert, auch ehemals Conrector in '
Haarlem ,' der sich scboq früher durch eine Bearbeitung des
Jakobs - Döringischen lateinischen Elem'entarbuchs f ür die Hol-
ländische Jugend und andere Schriften 'bekannt gemacht hat,
an Materialien zu einer für Kritik tind Interpretation alles
Erforderliche leistenden* Ausgabe jenes Gedichts ^ das gewöhn«
lieh den Werken des Ovidius beigedruckt ist , aber von den
Literarhistprikern mit mehr Recht dem Pedo Albinovanus zu-
geschrieben wird, -und auch unter dessen Namen von A. Götz
(Nbg. 177V 8.) und J. H. F, Meineke (Quedl. I6l9. 8.) und
Andern herausgegeben worden ist. Der Verf. hat eben zum
Behufe jener Ausgabe alle bei den Alten zerstreute Nachrich-
ten über die Livia DrCtsilla gesammelt und sie hier zu eihem ,
kurzen anziehenden JLebensgemälde vereinigt, aber dem Zwecke
einer solchen Vorlesung gemäfs die Citate und Belege bei die-
ser Schrift weggelassen. Sie wird aber wieder in die ver-
* sprochene Ausgabe verarbeitet werden, und dann werden auch
die Quellen nachgewiesen seyn. Es läfst sieb, aus dieser Proße
zu sCliUefsän , von der eigentlich gelehrten und philologischen
Arbeit etwas Gründliches erwarten.
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byGoogk
N. 27. • 1825.
Höideljberget
Jahrbücher der Litej
De altera Pauli jipöstoti cüptivi
critica, Scripsit 'Erh. FUrchteg,
Stßinio '^ Misn^ TheoL in Üni0, Ltpsi Studl Pärticula 11. ah
: Glückwunsch der ( überall nacfiahmungswürdigen ) SöcAä*
tati^m^ Exegeticae et Hehrai6a6^ zürn Döctqrat Üii
Um, Prof. TViener. LipS, hei Glück. 9S S^ in 84
Bei Anzeige der Ersten Äbtteiluhg dieser mit vieleiä
tleifs und Scharfsinn bearbei^e^n Untersuchung War Reci
i\ auf die Zweite begierig. Nach S. 84. aber dachte er, noch
\^ ' eine Dritte erwarten zu müssen, welche das chrönola«
1^ gische Und pakr i stischö der Frage beleuchten wtlrde;
^*Ä JDiese ist ihm bis jetzt nicht zu Gesicht gekommen. Reo. er-
. ^ greift also endlich die Gelegenheit^ die erschienehe Fortsetzung
anzuzeigen, zugleich aber auf einlege Momente aufmerk«
^ sam zumachen, welche i mm ei* no ch' ein e zusammen«
bangende Ansicht* Aei Ver h ältn iss e4 dwischett
dem Brifefan die Philipper, und den beiden ah
*r i m o t h e u s u n d T i t u s hindern. Forschern wird nicht
unangenehm seyn, wenn Rec.durchÄufhellung der Beziehungen^
in denen diese drei Briefe zu einander stehen^ den uninittel«
bar historischen Sinn derselben deutlicher zu macheii Sucht*
Eben dadurch werden^ bofft er, auch die Innern Gründe
für die Aecbtbeit der Briefe an Timotheu» übet«?
lyiegend hervortreten.
Per Vf. beginnt mit Prüfung der iniferri GrÜhde, näcH
denen Eichhorns kritischer Si:harfblick den ühmit«
telbaren paulinischen Ursprung des jl. Briefs an TimOthöu^
in seiner Einleitung ins N. T. Tb. III. S. 354 u, 4o4. bezwili-
fek hat. Nur Schwachmüthige , deneii das Hergebrächtcf und
nun einmal in ihre individuelle Empfindung aiifgenohlinenä
Inöglichst festzuhalten j zur Angelegenheit wird , weil t\Qi
um Vorurtbeilfreie weitere Untersuchungen ^elbstdönkend zU.
benützen, pft zu voreingenommen, zii beqneni^ zu zerstr^ut|
oft auch ^ zu unvorbereitet und su ungeübt sind, vergdsseri
Xyra. Jahrg. 5. Heft, ^ tl .
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4|8 « D« altera Pauli Ap. capÜTitat«
t
sich soweit, defgleicten eigenthüßiliclie Forschungen, di«
freilich nicht Jeder ei:n ein Eicüljorn nächitfacht, wie Angriffe
auf die biblische Zuverlässigkeit zu verschfeieii, und dagegen
, sich selbst durch Vindiciae ^ Apologien etc. wie £hreprett«r
und SchutÄ Wächter 5,des göttlichen Worts««. dai'zustfcHen. Sol-
ch^ ehedem noch nicht möglich gewesene kritische Prüfungen
aber^ zu denen bei unsern Reformatoren die Zeit nicht hin-
gereicht und die Jange dunkle Vorzeit ^zu weni^e/Hülfsiiiittel
tibei-liefert liatte ^ die nachfolgende polemische Dogmatik aber
ohnehiii die nöthige Unbefaiigenheit ein Paar Jahrh,und«rte
hindurch hemmte^ sind vielmehr nur Angritfe auf vorgefafste
herkoitimliche JVXeintingen dogmatisirender £)cegeten| die man '
, entweder besser zu begründen oder zu berichtigen gendtbigt
Werden soll« Wenn sie auch noch so sicher und mühelos von
lange her eingelernt und nachgesprochen worden sind , sind
sie doch etwas, d^s'aU Einsicht nur durch Gründe, nicht
durch Auctoritätenmacbty stabil seyn könnte, sondern mit
deni erweislicheren ausgetauscht werden müfste. Denn Cohsue*
jtßdo sine veruate vetuhas firroris ^st* Cyprian, Epa 74- (contra
ßtephanum, rom. Epum) ad Fompej. und t(berhaup£ giebt es
im Gebiete, der wissenschaftlichen Ueberzeugungen kein jus
consuetüdinariunt^ Auch die kirchlichen aber müssen zuvörderst
wissenschaftlich begründete seyn ^ ehe sie mit Zuyersicht po«
f ulär gemacht werden dÜrfen«^ Selbst wenn eine solche scharf«'
sinnige Ei chhorn ische oder Schleiermacherische
Kriticky wie sie beim zweiten Brief #an Timoth. angewen-
det worden ist^ Zweifelsknbten dargeboten hat, die sich andera
lösen lassen , so ist dies für diejenige Wahi^heitsliebe, welche
für ihren Glauben eines andern Schutzes f als des eigenen der
jLTeberzeugungsgründe nicht zu bedürfen niieint, doch grofsen
Dankes werth, eben weil solche kt'itische Thätigkeit alle See-
lenschlafsucht und Selbstgenügsamkeit stört und. die Prüf ungs«
fähigen gewöhnlich zum tieferen Durchdenken , welches desta
bleibefidere Resu}tate gewährt, aufregt,, Denn nichts ist dem
Denkkräftigen gewisser, als dafs keine Behauptung gewifs
genannt Werden darf, wenn sie um sich nur in ihrem Zeitbe««
sitz durch ein Zurückschröcken undErsticken der Gegengründe ^
«uerbalten^ fremde Mittel anstrengt, GewiTs und als Ueber.
Zeugung. fes^ wird nur das, was zu jeder Zeit nach allen Sei^
ten frei geprüft zU Werden wünscht. Denn als geWifs kann
nur das gelten. Wogegen alle denkbare Zweifel in ihrer
scheinbarsten Gestalt aufgetreten sind, eben dadi/rcfa aber
die Einsicht möglich gemacht haben, dafs sich das Behauptet«
iaber alles solches Zweifeln erheben lasse« Zweifelsfrei wird,
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iioA Tou d. Briefen ^ao d. FhiUpper u« Tlmoth, 4i9
%ie in allen andern WIss/Hiscbaften , io auch in einer gottes«
.IVürdigen Gottheitlehre nur das,» wogegen alle wahrschein«
liehe Zweifel von den Scharfdenkenden versucht ^ offen und
ungehindert dargestellt^ dann aber doch^ .wenn sie als dai
weniger Denkbare oder Nlcbthalthare erfunden werden, durch
Ueberweisung weggeräumt sind. Was ariderer Bestärkung
hedarf^ erklärt sieb selbst für innerlich uninächtig und un-
kräftig« Vertrauen und Glauben überhaupt erhält eine Fersoii
oder Jüehre nut dann, wenn durch nichts die Prüfung gehin«
^iert wird und daher nur das an sich gültige durch Sach«
gründe gelten will.
t)ie Zweifelsgründe, welche Eichhörn aus dem Innern
des lU Briefes anTimoth« mit psychologischer Menschenkennt«
nifs (ohne welche auch historisch- exegetische Kritik^ wie
'< Vieles andere^ nicht möglich ist) aufgefunden hat, werden von
dem Vf. deutlich angeführt und beleuchtet. Nur scheint noch
.immer im Wege zu stehen die Vorauss6tssung>, dafs der
-Brief an [die Philipp er von Rom aus geschrieben
Äey, also damals 'fimotheus zu Rom gewesen und erst voii
Rom aus (Phil. 2, l8.> nach Makedonien abgeschickt worden
Äeyn m'üfste. Würde aber alsdann Timotheus — von Rom
her i;iach Makedonien reisend , über Eghesus gekommen seyn?
wie er doch nach 1 Tim. 1,3. $ollte. Denn die Stelle sagt:
g^Wie icji Dich angesprochen habe,' anzuhalten (etwas zu
verweilen ) zu Ephesus; dafs" Du doch ja *) ^ r e i send
nach Makedonien, gewissen Leuten ankündigest, nicht
auf andere Weiie (wie jene jüdisch -gnostische Ausdeutet des
jüdischen Gesetzes 1, 7.) »die Lehrer zu machen, noch »ich
zu halten an Mythen und unb es ti n^rote Geschicht-
sagen (Vergl. tlilHn 1" ^^^ Bedeutung: Erzeugnisse
der Zeit, Ereignisse 1 Mos. 9, 1. und daher im rabbini«
sehen Sprachgebrauch: historiatf Stammsagen, National«
geschieh ten. Buxtorf. Lex. thalm.fol. 956.) »die viel lieber
Streitfragen, als die mit üeberzeugungstreue verbundene hauff-
*) <W ist bei F. behnnals imperativ I dafs doch ja! und faog^
alsdann eine Construction an, 1 Tin?« i, 18. ' Iva erf|^«U}j , dafs
Du doch ja wie ein Kriegor kanapfest, 1 Thess. 4 12. Die
Versetzung: irp^aOe/unvo; af^ Makeiev^ay vor Ivd macht x#a'r di6
' Stell« schwerverständlich, ist aber im Styl des Apostels nicht
selten, iro^fuojixsvo; als Nominativ» ist von fft tu trennen' üuc
kaau also nur mit ira^^flfyys^Xjjf verbunden sejn. '
- / ' ' 27 *
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420 De ahefa Ap. Pauli ea.ptintate
'' '
väterliche Leitung Gottes (den Gemeinden) darbieten.« D^r
Anfang dei Briefs geht dann auf die einwirkende alexaiidri«
nisch- jüdische Gnöstiker, welche meist zu Ephesns (2 Tim.
1, 15.) ^ittenverderblichen Einflufs gewannen. Das übrige,
was Kirchenordnung anbetrifft, war auf der ganzen Aufsiclitft«
reise des Timotheus anzuwenden.
Wäre der Brief an die Philipper zu Rom geschrieben , so
müfs^e er (auch nach- dem Vf. S. Ö8.) nach dem zweiten Brief
'an Timoth. geschrieben seyn. Aber auch dagegen wären wieder
Einwendungen vonBedeutung. Fassen wir aber nur das Datum
de^ Phil ippe r brief s richtiger, so wird auf manchen
Seiten mehr Liicht. in der Leben sgeschichte des Apostels. Im
Ptilipperbrief 1, l8. 24'., Ö, 23 «ind des Apostels Aussichten
noch weit heiterer, als im zweiten an "i^imotheus^. Die Um-
gebungen sind anders i, 15— 18. Alles pafst auf die Umstände
zu Caesarea*
Der einzige Grund, warum man den Brief 'an die
Philipper alszu Kom geschriebeb denken zu mÜ8*
sen annimmt, liegt in zw6i Ausdrücken. Nach Phil. 1 , 13.
versichert P. mit Freuden, dafs seine Gefangenschaft als „mit
dem Messias in Verbindung stehend«« (Sg^/uufj «v X5''^ ^^•'
cvraj) im ganzen Prä tori um deutlich geworden sey«
Das Wort Prätorium versetzte die Exegeten sogleich nach^
. B.om. Wie aber wird de;nkbar, dafs ein Prätorium zu
B-om selbst, voll römischer Kriegsobersten und Soldateil,
auf die Gefangenschaft ein^s Juden- Christen so aufmerksam
geworden sey? und wie sollten diese Römer besonders
daran, gedacht haben, dafs sie, «v X^/^fr^) d. i. etwas mit dem
Messias in Verbindung stehendes sey? Auch den Kirchen-
gteschichtforschern und Exegeten begegnet es nur gar zu
oft, dafs, weil ihnen gewisse Gegenstände immer in Ge<*
danken vorschweben , sie voraussetzen , eben dieseljbe
se^en überall auch so wichtig erschienen. War aber doch
Paulus selbst zu Rom nicht einmal im Prätorium als Gefange-
ner, sondern bald in eigener Miethwohnung, wo es, nach 2
Tim. 1, 17. sogar einem Onesiphorus schwec'wurde, ihn nur
a^avif zufinden«. Zu Gaesatea hingegen , wo Paulus vorher über
zwei Jahre lang Gefangener und bv Bi(Ttxot; (Apg. 26, 29., 24. .27.)
gewesen war, befand Er sich s. Apg. 23, 35. in dem vom
jüdischen König Herodes zum Besten jüdischer
Gefangenen (damit sie nicht mit den Heiden vermischt
wohnen mufsten ) gebauten Theil des Praetorium,
Hier konnte und mufste seine Gefangenschaft bekannt werden,
und die dort mitgefai^geneu Juden all« Skoy (r^ro) n te^curw^tovf
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\
und Toa d. Briefen an d, Fhilipper u. Timoth. / 421
verstunden dann wohl^ in wie fern lie «y ^^^low «ey, d. i. fith
auf die grofse Frage : ob der IVtessias gekommen oder noch zu
erwarten «ey? beziehe. Dafs überhaupt traetorien nicht
zu Rom alldin waren , ist sogar aus Mark. 15, 16. unverkenn-
bar. Vgl. übrigens Bynaeus de Morte Christi h* IL c, 7- p»
'407, Perizonius de Fraetorio«
Das von Herodes zur Schonung für Juden , welche so
vielerlei Keinigungsgebräuche zu beobachten hatten, zu Cae*
sarea gebaute Praetorium kann vermöge dieses Zwecks nur
wie ein Nebengebäude an ^er eigentlichen Fraetorsvyohnung ,
des röm. Procurators Provinciae gewesen seyn; gleichsam ein
Anbau für jüdische Gefangene, so wie überhaupt für Gefangene
nahe bei jedem Praetorium, insofern dieses nicht blosCt>mman«
dantenwobnung, sondern, besonders in den Provinzen, auch
das Haus des obersten Richters war ^ ein eigenes Aufbewah*
rungs- Gebäude seyn mufste. Ein solches römisches Praeto-
rium nun, wo es irgend zu Rom oder in den Provinzen seyn
mochte, war damals ein Caesar isches Haus, nach unserer
Sprache, ein StaatSgebäude^ Hatte demnach der in dem jüdi-
schen Nebengebäude aufbehaltene Paulus dort unter den jüdi-
schen iVIitgef.mgenen Aufsehen gemacht, konnte er dort mit
Freuden sehen, dafs selbst durch sein Gefangenseyn die
Heilsverkündigung Fortschritte (ir^.eKOT»jv) mache, so gewann
er wohl in dem eigentlich römischen Praetorium, in der y.ai'*
ca^'o; otvita Philipp. 4» 22. auch aus den Heiden einige, welche
Gottgeheiligte, ayio/, sn werden sich entschlossen und von'
denen er „vorzüglich" (weil es doch etwas aufserordentlichea
.war) an die Philipper ausdrücklich einen Gsufs beisetzt.
So l-änge man den Brief an die Philipper, in dessen üe-
berschrift r, auch den Timotheus als gegenwärtig nennt, als
zu Rom verfafst denkt, läfst es sich nicht begreifen, dafs
manche, um dem Apostel zu schaden 1, 15 — 18« das
Christenthum verkündigten. In Palästina nur war dies mög-
lich; dafs dortige Judenchristen, denen, Paulus immer zu
aufgeklärt -und universalistisch war, s. Apg. 21,20 — 25. das
Christenthum judäizirender darstellten und behaupteten', dafs
es als eine jüdische Religionsansicht , als Glaube an einen ge-
kommenen, nicht erst künftigen Messias, den Römern nicb^
gefährlich sey, wenn man nur nicht „mit Paulus« zu weit
gehe und das Positive, die Beschränkung auf das mosaische
Gesetz, ganz aufgebe. Eben S(J wenig lälst sich der Philip-»
perbrief mit dem zweiten an Timoth. vereinigen, so lange
man jenen als den Späteren und doch wie aus Rom geschrie«
ben betrachtet.
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423 *' De^altera Ap. Pa^ ^pdyitaf f
Unläugbär richtig, dflnkt uns» hat Eichhorn bemer)ct^
4afs der zweite Brief «i| Timoih. sich in eine Zeit setzt j^ wo
^ie Gefangenschaft zu Rom npch nicht lange gedauert' hatte»
Niir eine^^ die erste« Rechtsyertheidigung hatte F; Üherstan«
idfen (2 Tim« 4^ 16.) und di^se mufs doch^ ehe ihm eine Fri«
vatwahnung erlauht vf urde, gUicklich yorüher gewesen seyn.
Damals nur, kann, man auch denken, dafs er noch xeinef^reunde
von Ansehen zu Rom sich eiworhen hatte, die ^als Beistände'
mit Ihm yor dem Untersuchungsrichter erscheinen wollten.
W^re der Fhilipperhrief vpn Rom, %<;^ mpfste er ziemlich spä«
. ter geschrieben seyn; nachdem Timotheus den Wunsch, vor
der Winter^eit zu kommen {%l^\m. 4» 21.) erfüllt hätte. Als»
dann aber müfste Fhil. 2^ 49. anders sprechen, als wir jetzt
lesen. F^ vyärde geschrieben haben; Ich werdp euch bald
wieder den Thimothe'us schicken (ungeachtet er erst kürz*
lieh von euch zurückgekommen ist) u. dg]» Er würde ihn
jfiicht erst empfehlen, sondern als schon erprobt, und bei ib«
nen; selbst erprobt, b.eschreiben.
Sobald -wir uns aber die Reihefolge der Begebenheiten sq
denken , dafs Faulus zu Cäsarea bald von Fbilippi berjidurch
Epaphroditus eine Geldbülfe bekommen hatte, nachdem er
xiächstzuvor aus Makedonien koibmepd in die jüdische Gefan«
fenschaft gerathen wat; dafs er zu Caesarea leichter loszu-
omm^n hoffte; dafs er aber doch von dort den Timotheus
i)ald nach Makedonien schicken wollte., weil er ihn am ehesten
in seine Stellie bei der. wandernden Aufsicht über die Gemein-
den eintreten lassen zu können hpIFte (Phil. 2, 20,), so reihet
es sich alsdann sehr J>assend an, dafs nach 1 Tim. l, 3. Timo-
theus würklich von Caesarea allgesendet waip und Faulus ihm
diesen Brief, der ganz den officieliert Ton einer, pstensibeln
Instruction hat, etwa nach Antiochien oder Lystra, noch ehe
er bis Ephesus gekommen war, nachsendete. Er giebt aller?
Ui Bestimmungen, wie Gemeindeaufseher zu wählep, Witt-
- wen in das Almosen nicht leicht aufzunehmen seyen u. dgl,
mehr, nicht als ob zu Ephesus noph keine Presbyters als Epis*
copen gewesen wär^n ( Apg. 20^ 17. 28.). Aber es mufste ^a
die kaum begonnene Kirchenverfnssung fortgesetzt werden.
Hiezu wölkte die schriftliche Instruction am besten. P. sagt
dem Timoth. ferner, so, dafs er sich hei allen darauf berufen
konnte, vor welcher Art von Gnosis (clie nach | Tim. 6, 20,
ysiXQ \ Job. 1, 4« sich selbst diesen Namen gab), er streng
warnen und wie er die Gemeinden durch Presbyters, Diako-
nen, Wittwenaustalten u. dgl. mehr mufstermürsig ordrien
^oUe. ^ • . ^ '.
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nod voa d. Briefen an d» PloUpper u« TiniPth, 423i
Selbst dai nicht genaii geordnete dieser Än^ei«
sungen betrachtet IV.ec. als ein sprechendes Zeichen der Aecht«
> heit. Die Verfassungsvorschriften, welche von 2$ 1. bis 3< lö»
aneinander bangen , tinterbricbt der dogmatisch «polemisch«
Abschnitt S, 16. bis 4, 11. Alsdann folgen wieder Kirchen«
Verfassungs Vorschriften. Ein Erdichter würde gewiss alles
Gleichartige zusammengestellt haben. Noch weniger hätte ein
Erdicht^r mit 69 12. einen Schlufs gemacht und alsdann doch
noch 6, 17 — 22. aus vollem ^erzer^ einen Nachrtif angehängt.
Durch den I* Brief nun hatte Timothl eine schwere Auf-
gabe« l'aulus Selbst wird Inde/s nach Rom verschifft, Timo*
theus hat hievon Nachricht, und schreibt an F. so, dafs dieser
zu Rom bald zwar diese herzliche RücJcerinnerung,,3ro/uivi]0'/Si an
d^e ersten, frohesten, wärmsten Jahre des Timoth. von die«
sem erhält y 2 Tim. 1,5. aber auch sieht, wie furchtsam
Tim, geworden sey, l, 7. wie ein «xa^ty^^uvicörai 1, 8.^12. I6f ein
Scheuwerden möglich wäre* Sinkt das Glück einer Sache,
wie leicht kommt man in Gefahr, sich derselben zu schämen!
Daher dann <ler zweite Brief an Timotheiis. Dieser geht da-
von auSy dafs Paulus zu Rom war, aber so, dafs Onesipho«
rus nodh IVfühe gehabt hatte, ihn zu finden 1, 17, Damals
war er also nocii nicht lange da gewesen. Jndefs war sein
erstes Verhör überstanden, 4, 16. wo niemand, nämlich
von dfiti Juden- und Römercbristen , mit ihm hatte auftrfeten
wollen, da er doch, nach römischer Sitte, sich durch Miterschei-
nende, dazu hergebetene Freunde und angesehene Beschützer
(advöcati) gerne vor dem Richter dieses Zeugnifs der Achtung
von andern verschafft, hätte, . Vorerst entging er dem Löwen'
4, 17. der drohenden Lebensgefahr, Aber P. sieht sich doch al-
ternd, spricht gerührter, als Phil^ ^, 17. davon, dafs Er
gleichsam Tropfen für Tröpfeln fallend zum Opfer werde
((nrsvS^dÖfli/) für seinen tüchtig betriebenen Lebenszweck. 4J Tim,
4, 7, 8.
Aus allem diesem folgt, dafs der Brief sich nicht in
eine späte Zeit setze, Die erste Vertbeidigung war'
a»berhaupt doch wohl nach der Natur der Sache bald antangs.
Er hatte von den Römercbristen und von den Juden no A
keine bedeutende farakleten für sich gewinnen können. Denn
picht, dafs ihn bei diesem ersten Verhör seine christli-
cbeBevleiter allein gelassen hätten, klagt er 4> 16. Man
hätte diese im Briefe später folgende Beschwerde nie mit dem
fYHaTaXiJTi« des Demas 4i 10. vermischen sollen. Bei dem röm*
Verbör war es nicht um das Daseyn etwa des Lukas, und. a«s
Arirffcarcbus zu tbun. Was hätten äufeerlich unbedeutend«
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424 De altera Pauli Ap. eapdvitat«
ifidischa Begleiter seiner Gefangenscbaftsreise (Apg. 17 f 2*>
ihm vor dem. röm. Gericht nützen können? Nach eben dieser
Stelle waren auch nur zwei mitgekommen , Aristarcbui, als
Mitjgefangener oder Selbst Inquisit, und Lukas, Den
pemlas, Crescenc^, Titus auch mit Paulus nach Rom zu ver*^
«etten, ist wider di^ Angabe der Apostelgeschichte, -und wie
wäre zu glauben, -dafs Lukas, der immer bei ihm gebliebene
.(4,41.) inri dort verlassen habe.. Die Klage, dafs Alle ihn
verlielsen, kann nur auf solche sich beziepen ^ die ihm, wie
Fiitroni dem Clienten , dort ein gutes Vorurtheil und Schute
l^ätteii gewähren kdhnen.
Bald anfangs aber war ohne Zweifel dieses er^te Verhör,
Denn wer würde ihni *vor dem ersten Verhör erlaubt
haben, für sich zu wohnen Apg. 28, 16; Weil dönn dieses
Verhör sjch von selbst verstund, erzählt es Lukas nicht be- ,
sonders y sondern giebt blos die Folge davon an, dafs Paulus,
mit einer Kette a^ einen bewa<^hcnden Soldaten angeschlossen,
. doch eine eigene Miethe beziehen durfte^ welche, alsOnesiphorus
ihn aufsuphte, noch wenigen bekannt War. Die Ankettdng
fsty wje Apg* 28f 20. so aucb 2 Tim, l, 16> und mit einerlei
4^usdruck (dXxjfftg) erwähnt.
Dafs Demas, Crescen$, Titus erst yo'^ Rom aus
anderswohin vpn Paulu^ Weggereist waren ^ folgt aus 2 Tim*
4f 10. nicht, Sie waren nicht mit ihm nach Rom gekommen^^
sondern Lukas t^ut und Aristarchns Apg. 27s .3. Wahrschein-
lich also Vikaren sie schbn während der mehr als zweijährigen
Gefangenschaft dei Apostels ztiCa^sarea weggereist, NurDemas
ohne seinen Willen. Crescens. nach Galatien, Tij:us nacK Dal«
jppatien wahrscheinlich aum Besten der dort. von f. gestifteten
Gemeinden; Nur müssen sie später» als Timoth, nach Ephe-
Bus und Makedonien von Caesarea aus geschickt war (1 Tim, ,
', li 3,, vPhil. 2, ^90 von Caesarea weggegangen seyn^ weil P.
ihr Wegseyn dem Timoth. erst bemerblich macht. Diese an»
dem s|nd auch Phjl* 2, 21. schon nicht als sehr anhänglich ge-
schildert. Demas aber scheint in der Folge doch wieder zu
P. ^ach Rom) gekommen zu seyn. Coloss. 4, i4* Philem. vs
24, (wie auch Markus sich mit P, wieder verständigt hatte),
Paulus war erst,' als Me der Seefahrt gefährliche VVinter-.
zeit vorüber war (Apg. 2Ö, 11.) von dem Ad riatischen
^elite her (Apg. 27, 27. Vgl. mit 28, i.) herab (KurayOsi^
28912.) naph Syrakusae, und folglich nicht, vor dem
Frühjahr* bis Rom gekommen. Erst^j nachdcai er schon-;
besonders wohnte (28, 17.. 23.) besprach er sich mit Vörste-
liefft ^e^ Judeiischj^ft, um ihnen einige Vorurtheile K**g<^" *eiM«
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tind Ton d. Briefen an ci. Philipper u/Timoth. v 425
dennoch patriotische Denkart' «ubenehm^en. Zuvor, h^i dem ,,
ersten Verhör, war er daher ohne angesehene Beistände.
In dieser Zeit erhielt P. '(uVo/xvjj<r/v >a/3tüv 2 TLm/1, 5.)
einen zärtlicneh Brief von Timotheus, der seine Erinnerung
I)is au{ den Anfang ihrer Bekanntschaft zu Lystra, bis auir*
die jüdische Grofsfnutter (oder Amine?) und Mutter zurück-
führte, welche den jungen Timotheus schon durch Kenntnifs
der hebr. Propheten für die Christusreligion empfänglicher ge-
macht hatten (2 Tim. 2, ,14- Apg. 16, 1^ 2.) Diese Kemini.
scenzen waren also veranlafst. Sie geben nicht etwa eine
Spur , dafs der Brief ungeschickt erdichtet sey.
V Dagegen zeigt sich, dafs eben dieses Schreiben des Sohnr
an den geistigen Vater viele Furchtsamkeit, ein xwu/jia
3«/X/a; verrieth. - Paulus fand sogar Ei4nnerungen ndthig^dafs
sieb Timotheus nicht des Gefangenen schämen möchte
2 Tim. 1, 7.8. Würde, müssen wir .fragen, ein späterer
£rdicfater etwas dieser Art dem'Timotheus schuld zu gebea
gewagt haben, oder dazu veranlaist , gewesen seyn? Um iso
jnehr aber begreifen wir, warum P. ihn bald möglichst zu
sich zurück wünscht. Mündlich ihn zu stärken (evduvofxtfv 2
Tim. 2, 1.) war umso möglicher.* Auch dafs P. ihn vor dem
Winter, also noch im ersten Jahre seines römi^
sehen Aufenthalts, zu sich wünscht (2 Tim. 4, 21.) fügt
sich in alle diese Umstände sehr gut«/ Denn bald anfangs,
nach dem ersten Verhör, konnte P. noch nicht wissen, dal»
man ihn zwei Jahre lang ruhig würde fortleben und
"würken lassen. Apg. 28, 30. Eher war anfangs eine baldige
Aburtheilung ( «(pfiö-rjjxs 4f 6. instüns periculurp) zu erwarten.
Nachher, um die Zeit als Lukas seinen zweiten Privatbericht
an Theophilus, die Apostelgeschichte, endigte^ mufs nach
dem so ruhigen Ton dieses Schlusses alles unbedenklicher ge-
schienen haben. -
Ist aber gleich die Zaghaftigkeit des Timotheus den ge-
wöhnlichen überhohen unhistorischen Begriffen- von der
Apostelzeit niqht gemäfs, so läfst sie sich doch aus den scljTvie-
rigen Verhältnissen psychologisch w«^hl begreifen, in welche,
der noch junge Mann versetzt war. Timotheus waj: von
Paulus, von Caesarea aus, über Ephesus nach Ma-
kedonien geschickt worden, um Gesetzgelehrten,
also Jt^di sehen Christen (l Ti«u. l, 7.) entgegen zu wür-
ken, die ihre Lehrart seihst fälschlich eine Gnosis
„Tiefkenntnifs« benannten (6, 20 ) alleylei biMliche Lel^rfer-
zählungen (^AuSt; 1, 4. 47.) für leibliche Tugendüluingen (4f 8.)
auslegten und 2^uf Enthaltsaniiveitei^ vom Heurathen und Spei-
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486 D« all«r« PaoU Afu OüpÜvilatt
, $fin hindeuteten. Diese Verein i gung von O e i e t s • ErllSrungt*
Kun$t(vpfAo*hba<Tvia\ta') mit einem religiösen Philoso-
phieren, das sich Gnosis nannte, über JVty then ,(wie
Gen.Iir, rgL i Tim. 3, 13-^15.) klögeUe, aber aulveineAsketik,
drang / Welche die Meinung, im Körper sey die Sünd-
lichkeit, voraussetzte, ftht sich schwerlich anderswoher
als von einem ägVptisch^-ther apeut isphen {idbbini^-
inus *) ableiten^ den die vieltbätigen (ira^f9^ot 1 Tim, 6, l3.)
^vonder ^rofsen Handelstadt Alexandrien leicht i,n das ver«,
wandte Ephesus hinüber bringen mochten, wo sie die stren2>
scheinende f^nthaltsamkeitsphilosophie, die zugleich so vi«!
Tie^kenntnifs und allegorische Mythendeutung versprach« auch
zum Gewinn (iro^tciAo? 6» 5*) nach rabbinischer Art anzu«
wenden verstunden, Durch Ueberlegenheit im Disputiren,
(<irnjc««f, XoyoiMx^iy) wurde jene Provinz Asien, um Ephesus
her, von Paulus abgewendet (2 Tim. 1, 15.) Die$ wufste der.
junge Stellvertreter des nun schon lange gefangen gehaltenen,
dessen Sache nicht mehr so sehr von Gott befördert schien.
Begreiflich wird also, was im zweiten3riefe von I, 5 bi^ 11,6.
unverkennbar ausgesprochen ist, dafs in dem Schreiben, wel*
ches~,P. von Timotheus nach l, 5. zu Rom empfangen hatte,
eine sehr bedenkliche J^urchtsamkieit 4 9 7, si,ch zeigte.
Eigennützigen (1 Tim. 6, 5, 10.) und doch scheinbar strengen,
(4> 3.) zugleich gesetzgelehrten (1,7.) und von ihrer Tief kenn t-
nifs Pseudo. Gnosis (6, 21.) aufgeblasenen, in der Streitkun^t
über Lehrdichtungen und alten Sagen (i, 4. 4i 7.) geübten.
>üdisch • asketischen Gegnern .entgegen zu w(1rken, war dih
Aufgabe gewesen ^ die, wenn gleich Timplheus schon zehn
J^hre a}s l^egleiter nach dem HeiSenapostel sich gebildet h^te^
dei|i jungen Manne (1 Tim. 4, 12. 6, 22.) nicht leicht wer-x
4en ^nnte. Denkt man sich lebhafter f wie neu , wie rein,,
also wie wenig den Leidenschaften der Ä|eisten entsprechend^
die Forderungen des Urchristenthums waren-^, wie dje grofse
Sache, kaum erst begonnen hatte; -so wird begreiflich, wie
P. das pjiebe Kind^' doch immer wieder zum abermaligen 'An.
fa<chen (^ava^oi^Mtv) der d;^rch die Ordination ^um wandernden
*) Dafs P. ihnen gerade die aUügyj^tiseUe (tra^iffonellgenapnte)
Zauberkünitler, T^elehe ah Gegner wider Mose auftraten , paralle^
Steint, wird dadurch aqch begreiflicher, wenn man denkt, dkU
• die hier l)esohriebeaen Irrmeinungeiiji wenn man ni^r aÜe Prädi*
cäte zosanuneonimmt I ichwerlich anderswo | als iQ^Afg^pten,
entstanden waren.
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\ tmd TOD d* Brltfen an ä. Pfaillpper u* Tlmotli. 437
Ijebrg<»8andten {fam aufgegebenen Geistesgabe aüfzuCoTdernT
nötbig haben mochte. Nicht 'furchtsam 2 Tim, 1, 7^., night
verfolgungsscheu (l , 8. 2, 3. 150 ^>" tüchtiger Krieger und
Kampier uud fortarbeitender Anbauer zu bleiben (2, 3;, 4.^.)
ruft ihm Paulus zu. Ein Erdichter würde, dies schvirerlich so
gesagt, er würde, wie die Infallibilitäts- Theologen, den Ti». '
xnötheus schon mehr im Nimbus der Vergangenheit als einen
Vollendeten dargestellt haben. Aber der (psychologisch glaub-
lichen) Wttrklichkeit gemäfs spricht der Brief an ihn, als an
einen, der des Ermahnens und der^Erkräftig^ng (2,1.) Wohl
noch bedurfte. Es war durchgängig schwerer für Paulus » seine
reinere, erhabnere Idee vom Christenthum geltend zu'machen,
als den Judaizirenden das populärere. Und so hatten sich doch
in der Provii^z Asien (um Ephesus) alle von ihni abwendig
machen f mehr in jene gnpstisch verschönerte jüdiscbgelehrt^
Suf&ere Asketik, in eliien christlich gestalteten Therapeutis* /
juus, der Jesus als Messias gelten lieis, hineinziehen lassen. - ^
Auch andere Umstände aber stimmen mit dieser Stellung
der Briefe an Timotheus zusammen. Man hat durch dieApo«
kalypse alle Ursache, gewöhnlich sich Johannes den Apostel
und Evangelisten in jene Gegenden zu denken. Aber auch
<}er Erste der Johannisbriefe hatte gerade so sich -wider Geg-
ner zu erklären, die gerne von sich sagten; Ich habe Tief-
kenn tpifs (oAe'ycöV fiycü Bjvwvia 2,4) folglich ebenfalls sich
Giio.sivS zuschrieben. Und zu derer Widerlegung hatte Jo-
hannes d\e Thatsache, welche sonst gewifs nicht sq bedeutend
hätte erscheinen können, anzuwenden: dafs der Messiasgeist
in einem fleisch liehen Körper irdisch sichtbar gewor-
den sey (iv ora^iu shjXvBoj; 4> 2.) gerade wie Paulus 1 Tim. 3, 16-
auf das Sichtbarwerden des Messiasgeistes ty aat^^yny in einem,
gewöhnlichen Leibe, den Nachdruck legt, um zu zeigen, dafs
folglich 4>3. die Fortpflartzung solcher Körper und ihre Er-
haltung durch alle Speisen^ bei deren Gebrauch man dankbar
an die Gottheit denken dürfe, nichts unchristÜrhes, vielmehr'
dadurch, dafs dier Messiasgeist in einem Jbo/ihe dieser
Art erschienen sey (j Xcyc^ ckg^ syivhro) stis an sieb unsündlich-
fezeigt sey. Auch deutet schon die Apokalypse 2^.24. eine
fehrart, die gernp von T i e f e n, /3cz5>;, also nach gnostischer
Art sprach, nur mit dem Unterschied,, dafs dieselbe zu Thy-
ateira nicht Folgerungen del* Enthaltsamkeit aus jener'Tiefkennt-
nifs herauf zu Tag förderte. Der Grundsatz nämlich, dafs im *"
Körper die Stindhaftigkeit ihren Sitz habe, gab zu zweier*
lei ganz entgegengesetzten Auflegungen des angenommenen -
Ausspruchs: abutendum ess« $;orpoie! gleich sehr Anlafs.
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•428 Do*«l^era Pauli Ap» captivi^ajte. .
Per Sorglixjher«, Melancholischere folgerteEntbaltsanJcrit gegen*
Fortpfknzung der Körper (l Tim. 4, 3..). D^rLeicht8innig;^r«.
meiiite soweit ,jim Lichte zu seyn««, dafs, weil die Sfinde nur
im Körper, Er, deri Geistvolle, Gottbegnadigte, sich alles
erlauben dürfe (l Job. 2, 9.) weil es überhaupt für ihn, als
Geist, keine Sünde gebe (1 Job, J, 8. 2, 4.) /
Wie sehr der Brief an Titüis eben dahin — -r nämUcb auf
die an sich schwer zu erdichtende Angabe — ^ stimmt, da£s es
gerade jüdische Gnostiker waren, die auch in Kteta würk-
ten , 'fällt von selbst auf. Juden als Religionsphilosophen zu
fingiren, wäre 'für einen -Erdichter dai nächste gewifs nic)it
gewesen. Uöd doch, setzt er so besltinimt iaBaty.p] fxjSot Tit. 1,
14« vojMnai 'iJioLx^at 3, 9. die von Gott meht als andere zu wis-
sen behaupteten 1, 16, aber sittenverderblicb ihre Grundsätze
anwendeten 1, 15, und auf Gewinn, m<Ty(j^ov ks^-So;, speculirten.
Noch ein Hauptgrund für die Aechtheit das zweiten Briefs
ah Tinaotheus und für die Stellung, in welche ihn Hec. nach
dem bisherigen hinein zu denken hat, erhellt^ dünkt uns, da-
^ durch, dafs sein Inhalt keinen Zweck einer Erdich-
tung entdecken läfst. Der Erste bezeichnet, wie manche^
Anordnungen in den Getpeinden zu machen und fortzusetzen
seyen« Er spricht im Tone einer Instruction. Dort wäre,,
-wenn andere Umstände solqben Verdacht begründeten , eine
Absicht des Erdichters denkbar. Aber der zweite Brief hat
blos den Ton und Inhalt eines Privatschreibens , um den Ti-
xnotheus wieder mehr zu ermuthigen 1, 6-7-2, l3. Von da
an Werden die zu bekämpfende Gegner berührt '2, 14 —26..
aber schon als bekannt und wie anderswo bezeichijet. Selbst
in wiefern sie die Auferstehung für etwas schon geschehenes
erklärten, ist dun>kel gelassen , weij Timoth. es wissen mufste
und vermuthlich es selbst an P, berichtet hatte. Nannten sie
etwa die Erhellung in ihreGnosis auch Auferstehung, wie Ire-
näus II, c. 3j. fol. I64.auf ^ine solche gnostische Auslegung
und Vermeidung der Körperauferstehung deutet?
Genug, nirgends ist etwas neues, eigenthümliche^, wes-
wegen ein Erdichter «ich zur Mühe, diesen Brief als Auetori»
;tät des A.postels iti die Kirche hereiilzubringen, h^tte entschlies-
sen mögenl yVie ins Allgemeine hin spricht 3, 1 — •9«f ^afs
Timotl^eus Über die ^iele Lasterhaftigkeit nicht ?u sehr er-
staunen solle. Jetzt, während tes mit der Erden w^lt gleichsam
zu Ende gehe, müsse ja wohl die ünverbeBserlichkeit vieler
recht sichtbar werden. , Zeiten der Despotie unter Tiberius,
Claudius, Caligula, Nero, bringen die dort geschilderten.
edlen.Früchte der Sittenlosigkeit; aber nicht eiu einziger Zug
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unci Ton d. Brlefisii an 4* I^l^Oipper n; Timoth. 4^9
V
ist darunter y auf welchen etwa 'besonders hinzudeuten) nur
.als möglicher Elrdichtungszweck auffallen, könnte.
, ' Ebenso Mos individuelliist 3, 10 — 17» die väterliche Er-
inahnung, däfs Timoth, den persönlichen Vortheil, von Kind*
beit auf durch die ^alte Bundesschrift^n auf die Christuslehre
vorbereitet worden zu seyn. Standhaft benutzen solle»
Nirgends ist eine neue Anordnung für die Gemeindever«
Fassung, nirgends, auch 4» 1 — 5 nicht, ein Whik über etwa«
unterscheidendes in der Lehrart^ so^ dafs der JBrief wie eine
J^rgänzung oder Nachtrag zu dem ersten, doch auch mir eini«
gen Scheingrund zur Erdichtung in sieb schlösse. Alles ist
Erratithigung für den ängstlich gewordenen, von dem sogar
F. die Möglichkeit denkt, dafs er sich seiner Bande schämeci
und scheu werden könnte, er, von welchem wohl kein Erdicbter^
wenii- er verloren gegangene Briefe von Paulus an Timotheus
aus Muthmafsung hätte wiederherstellen wollen (Eichhorn»^
«Einl. Ilf. S. 406—8.) ein solches icvsvfxa^tXta; zu vermuthea
•gewagt haben w^ürde ? Die \WvVrkIichkeit mufs da gewesen
seyn. Und jeder kleinere Zug im Briefe deutet auf diese dem
Apostel bedenkliche Würklichkeit zurück, wie 4, 8. aXXa xot
^auTi d. h. also auch Dir, wenn Du beständig bleibst.
Ebenso 3, 11. 12. die 'Rückerinnerung, wieviel Paulus er*
litten habe und dafs' davon keiner frei bleibe, der Gott*
verehrend von der gewöhnlichen Denk- und Handlungsweise
der Meisten abweiche und sich dagegen erkläre.- Gerade des-
wegen erinnert P. an die erste Zeit, wp TJimoth. mit ihm be-
kannt geworden war. Damals (Apg. l3. 14*) wufste Timo-
theus zu Lystra (Apg, 16, 1.) wie P. vom Pisidischeh Antio-
chien her, zu Ikonium, Lystra verjagt und verfolgt gewor*
den War. Er wufste voraus, dafs man auf diesem Wege Lei*
den und Widerstand finde. Dennoch liefs sich Timotheus ihm
empfehlen und zum dienenden ) künftig auch lehrenden^ Be-
gleiter (durch Beschneidung) annehmen,' Solche Rüftkerinne-
rungen an die früheste Wärme und Entschlossenheit pafsten
für den jetzt furchtsam werdenden, ' „,
Endlich, was das letzte Kapitel 4, 9-*21. betrifft, war
ses "den Bedürfnissen der Gemeinden wohl sehr angemessen, dafs
Timotheus von Makedonien her nicht unmittelbar nach Rom^
sondern im Sommer wieder zurück über Troas, Ephesus, An-
tiochien reisend, die besuchten Gemeinden 'noch einmal sehen,
-aber doch vor dem Wipter nach Rom zu gelangen suchen soTl-
Dein Demas zu Thessalonich finden zu können , hatte ihpi
Paulus einen Wink gegeben 4, lO. Da Demas nachher
wieder bei P. zu Rom ist,, so darf man wohl vermuthen.
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430 -^ Dt ihm Faun lip. oajititxtat« .
Timollieüi selbst habe ihn wieder gewonnen und s^uF« zurücki^
geleitet, Markus^ der^ er mitbringen sollte, war in Gypem;
^Apg. 16> 38, 3^9. oder auf d^m benachbarten Festlande, Ueber
- TrOas, Ephesus^ Jerusalem hatte I^clulus Apg. 20» 3-^21, 3.
eben so seine letzte Auf'sichtsr^ise gemacht , auch Cjpetn ,da«
mals berührt, wo der ohnehin so wolilwollende , neidlose
(Apg. il> 24.) Barnabas und der Fetiriner« Markus » sich mit
ihm wieder verständigt haben mochten;
Was nun ^P, etwa vor 3 Jahren t\^ Troäs zrriickgelaSseh
batte (2 Tiq?. 4» 13.) dieses wieder zu bekommen^ war jetzt
die erste unmittelbare Gelegenheit» Dafs die Membranen Ur«
künden waren, die für Jraulus bei weiterer Vertheidigung
dienen konnten^ ist eine sitiiireiche Muthmafsung des Herrn
Wolf (Particula II. p. 92. ) Würde aber P. sie alsdann
nicht schon zu Caesarea bedurft haben? Dafs er , als Ta^ser,
'römisches Bürgerreclit hatte , war ohnehin gewifs» wenn
P. nur Seine Abkunft aus Tarsus beVi^ieS« Und dies mufste^
ehe et zu Caesarea gültig appellireti konnte, sc^on gesche-
hen seyn. '
. Pen 'Trophimus, welche^ mit zuJferusaJem gewesen war^
Apg., 10| 29. kann P. erst nachher von sicl\ weg gelassen .
haben fairsAnrov, Vergl. auch <{lie Variante Tit. 1» 5.) wohl
aber wissen, dafs er jetzt zu JVliletus und k^ank sey?
D«r Grufs an Priska und Aqruilä hindert- nicht; denii
das Billet für Giüfse Korn« l6/ 3. bestimmt nichts wo diese
Waren^
Auffallend ist,- dafs der I^. Brief mehr einen amltlictien^
dier II. mehr einen facniliS'ren Ton hat. Jener, dünkt mich, ^
ist so verfafsti dafs er v o r z ei g b a r (ostensibel} war, gleich«*'
sam als eine Instruction, durch die sich der noch nicht. viel
über die yso-nj^ (1 Tiiii. 4» 12. über das zürn jüdisch/en i-iehrer
. ferforderJiche Alter von dteifsig Jahren) vorgerückte desto"
mehr lejitimirert konnte. Der ganze zweite Brief hat nur
Aufmunterungen an ihn selbst im Privatton, Dafs beide
von Eine'm erdichtet wären, ist um so weiter von aller
Wahrscheinlichk^t entfejrnt, .
Nacl^ allem, was H r. . W o 1 f ausgeführt hat, und was'
Rec. durch das bishjerige noch mehr mit der ganzen Lebens-'
geschichte des Apostels vereiiibai* zeigen wollte, wird der
SaiiptzWeck der. Abhandlung, eine Prüfung und Weg-
räum ung der Hypothese »von einer spätem zwei-
ten Gefangenschaft des Apostels zu Rom in so«
fei^n rmmer mehr erreicht^ dafs wenigstens keiner der Pau«
linlschen Briefe dahin gehöre. Möglich bleibt es übet dochy
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und Von d» Briefen aa d* Philippet ii. Tlmoth. 43 1
dafi P. seinen Vorsats 9 bia nach Spanien das Eirangdiuni
%a bringen Rom* 15» 23« 24* ausgeführt habe, Ist er £u Rocä
vpT Ende des bessern Quinquenhiura, Nero's frei gewOrd^n^
so hätte er nach eben dieser Stelle wohl nicht viel Neigung
gehabt y nach Griechenland oder Asien wieder zu reisen« ,wo
ihm die Judenchristen „keinen freien Rauip liefs^-n^i sondern
tkberall Unkraut und Streit einstreuten, weswegen F. lieber
mit seinen reineren Ansichten recht weit sich wegzuwenden
und Gegenden, di« Andern nicht leicht erreichbar wären , su
gewinnen dachte. Aber, sollte dieser Wunsch deto Apostel
gelungen seyn^ so wissen v^ir wenigstens durch das N« T«
nichts davon. Nur Spuren finden sich in der Kirchengeschichte^
dafs in Spanien ein wohlgeordnetes^ in Britannien ein freiere« •
Christenthum war (vgl. über letzteres mehrere Data im §. 115.
des vdr treulichen Lehrbuchs über Kirchen geschieh te , von Ur^
<7ieseler. 1824*) dessen baldige Fortsetzung Hec. äufserst
Wünscht). Woher jene Spuren? Die Tradition schweigt, wie ,
sie fast immer entweder schweigt, oder nur eigene spätere
IVfuthmafsungen wie Geschichte erzählt. Von Spanien oder_
Biitannienf diesem tfi(.fxa rtuv 5ü(t/üuüv, hätte dann P. eher wie-
der nach Rom zurückkommen können, als etwa noch einmal
aus dem Orient. Wenn er aber durch das Schwerdt, d. i. auf
eine cerichtliche Weise, umkam, so wäre dies doch schwer«
lieh während der Neronischen Verfolgung geschehen , wo^ nur
Wütherichsgewalt und keine Gerichtsform, würk^e. — Rec.
ist begierig, wie der achtungswerthe Verf^ diese weitere Pe-
riode geschichtlich beleuchten wird» •
H. £. G. Paulus^
"Ijeipztg f hei Wilhelm iMuffar : Die häusliche Erziehung (,J vorztlg"'
lieh des weiblichen Geschlechts Öon/dem ersten Ltbensjahre big-
in das reijerd Alter, Ein Handbuch für Eltern un^ Erzieher»
Nach dem Französischen der IPIeidäme Campan (^,) Obdrauf'*
siherin des Hauses Ecouen, Frei bearbeitet von PVithelmine P.
Gersdorf. 1824. VUI u.' 214 3. 8. 21 ggr.
Frau yon G. Übergiebt hier dem deutschen Fublikum eine
Schrift Über Erziehung , vorzüglich des weiblichen Geschlechts
von M. y* C4 Diese letztere war j wie aus S. 23. erhellt^ Er-
zieherin in der Anstalt« welche Naporeon in Ecouen filr die
Töchter der Öfficiere seiner Ehrenlegion gestiftet I\atte. —
Obgleich dies Werkeben viel Gutes enthält^ so kOnnen wir
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432 GamiMin dU.hSu^UeM E?«Jbk9ii|(.
doch xiicht diese ^ wenn auch mit grofsem Fleif$e und mit nicht
cewöhnHcher Kenrttnifsdes ErziehungsgeschäfteA ausgeführte
.Bearbeitung, als für die deutsche Literatur in idies^em Fache
xiöthig rechtfertigen, . Wir haben Alles, w:as uns hier mitge«»
theilt wirdy viel gr<ünd]icher und auch^ trots des. Strebens
der Fn v. G.^ das Buch den deutseben Verhältnissen an^upas«
jsen (S. I. Vorr.}) pn^erm' Natjionalcharakter angemessener,' }fi
aus demselben hervorgegangen und mit ihm auf das Innigste
yerl)unden', in den Schriften von Schwarz 9 Jean Faul, Nie-
li^eyec und anderen vorzüglichen Pädagogen und Fädagogikern
vind unter den dejut^chen Frauen ,/ w^elche über weibliche Er-
ziehung schrieben^ bebai4ptet Karolme Rudolphi noch immet
eine der ersten. Stellen, und ihre „Gemälde über weibliche
. Erziehung«« setzt Ref. weit über das Werk der Madame v« C
.T— Diestern voran geht eine Einleitung C^. 1 — 27.) von dem
französischen Herausgeber F. Barriere. Der Inhalt des Bu'^ches
' selber ist, den Hauptüberschriften nach, in drei Abhandlun-r
gen gegeben. Erste Abhandlung, Von der Kindheit. Uebcr
die Kxziehung der Knaben und'Mädchen, vom dritten bis zum
siebenten Jahre. Erste: Erziehung bis zum Alter vqn sieben
Jahren, Unterricht vom dritten bis zum siebenten Jahre#
Zweite Abhandlung. Von der Erziehung der Tochter vom
siebenter^ })is zum zwölften Jahre. Lauf der Studien vom sie-
ienten- bis zwölften Jahre. Dritte Abhs^ndlung, Von dem
Alter von zwölf bis achtzehn Jahren. Eingeflochten sind pas-
«ende,Stellen aus den Werken von Fenelon, Rousseau, Rolliqy
Montaigne u. a. Aufgefallen pst uns S. 17 « wo es^ heilst:. ;,,in:
angenehmen Talenten unterrichten«, S, 70. ^euchrock statt
Zeugrock; S. 119. »wenn die Jahreszeit die Kinder mehr inne
hält« statt: die Kinder n^thigt, mehr im Hause und Zimmer
zu bleiben J S. 121. der lächerjiche Druckfehler: seht mit wel-
chem Vergnügen die abscheulichsten Herzenbilder (statt Etexeiw
Ülder) betrachtet werden,«« '
Der Hauptzweck dieser Anzeige k^nn nun., dem oben
ausgesprochenen Urtheil cemäfs, nicht sowohl aeyh^ das vor
uns liegende Buch zu empfehlen, als vielmehr dai;auf auf merk-
saui zu machen, wie viel Gediegenes wir schön in diesem
Zweige unserer Literatur besitzen, und dafür zu warnen^
dafs das eigene Gute und Vorzügliche vornehm übersehen* und
dagegen das fremde weniger Gute und Vorzügliche überschätzt
werde.
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N. 2a, 1825»
Heidelberger
Jahrbücher der Literattir.
CoUecHons des chroniquet Nationales Frangaises ecrites eh tängue tuU
gaire du treizieme au seizieme siede aoec hotes et ectaircissemeni
•par J, An Buchon, Ersti"" ^htheilung Chroniques de Proissart
\ Tfim. I^-^IXj i824. 8« Patis ^ P^endiere iihratre et J. Carez,
In demselben Augenblick, wo in der fVänzÖsiscken Natiort
ein neues Streben rege v^ird , die Geschichte nicht mehr- blos
iii Declamationen und Halbromanen äu suchen, sondern siö
aus den Quellen selbst kennen zu liernen, wo Hr. Guizot diö
Schriftsteller der englischen Revolution und die der älteren,
s<y wie Hr. Buchon die Originalschriftsteller der mittleren Pe*
riode der französischen Geschichte neu herauszugeben und zu-
gärjgHcher zu machen bemüht ist, wo Hr. von Barantte- in sei-
iiör Geschichte von Bourgögne das erste Muster eirter wahren
und belegten Geschichte für die «Franzosen aufstellt, | erweckt
uns Hr. Mafsmann Hoffnung, dafs auch unsere Chroniken be-*
kanntet werden. Wenn Hrn. Mafsmanns Plan gelingt, so
"werden wir deii ganzen Faden unserer'Sagengeschichte durch
alle deutsche Chroniken hindurch bis auf den Anfang der ei-
'gentlichen Geschichte in der Cölner Chronik' auf der einen
und in der ElsasVer Chronik von Königshofen auf der andern
Söite verfolgen zu können, im Stande seyn, " Hr. Mafsmanrt
w^ill zwar zunächst die sogenannte Kaiserchroriik nach vi ei*
Handschriften drucken lassen ; allein nach dem , was Ref. münd«
lieh von ihm gehört hat, vVill er daS Verhältnifs aller deut-
schen Chroniken zu dieser, als ihf em Mittelpunkt nachweisen^
und uns auf die Veränderungen aufmerksarti machen, die nach
Zeit, nach Bildung, nach Gegend, nach Verfassern ieine und
dieselbe Erzählung erhalten hat. Da dem Publikum bekannt
genug ist, dafs der Verf. dieser, Anzeige nichts Phantastische^
m diesen Blättern zu empfehlen pflegt» so hofft er desto mehr
Gehör zu findsn , Wenn er seinen Candsleüten die Untetneh*
mung des Hrn. Mafsmanrt, über Wfelche ein eigener Prospekt
tus gedruckt ist, dringend als Sa6he der Wissenschaft und aU
eine wahrhaft für die Vaterländische Geschichte nützliche üii*
XVni. Jahrg. 6. Heft. 28
Digitiaed.by VjOOQIC
434 «Bliebon Colleedoiu dei Chronfcpiei Dation« Praofftiief.
ternehmung' empfiehlt. Sollte auch tirn, JVfafeaiannft Arbeit
hernach Ktnnem *nichjt gans genfigeh, so wird doch ein aehr
grofser* Schritt gethan seyn, und ein nachfolgender Bearbeiter
des Gegen8tand(K8 wird den Weg gebahnt hnden. Ehe lief«-
nun Gelegenheit haben^ wird ^ über die Chroniken seines Va*
terlandes Bericht zu erstatten ^ will er von dem qierkwfirdig«
sten aller VoUcsschriftstellet des Mittelalters 9 dem treuen
Bilde seiner Zeit und deren Sitten, dem treuherzigen und lusti«
gen Froissart , und von des Hrn. Buchon Bemühungen um den«
selbeu hier kurze Nachricht geben« £s waren bis jetzt be«
kanntlich vom Froissart ^ur Ausgaben in Folio vorhandeni die
mehrsten mit gothischem Druck^ wir wollen sie aber hier'
nicht aufzählen, weil m^n sie im Artikel Froissart der Bio-
graphie universelle und viel vollständiger gleich vorn herein
im ersten Theil von Hrn. Büchons Ausgabe angegeben findet,
das dürfen wir aber nicht unbemerkt lassen 9 dafs keine kriti«
scb,e Ausgabe je veranstaltet war. Dies war um so unange«^
nehmer y da^ wie dies bei allen Chroniken der Fall' ist, eine
Han<)schrift desOriginals von der andern so wesentlich ab weicht,
' di^fs die Erzählung derEinen der Andern oft ganz fehlte, oder doch
80 verschieden und abweichend erzählt, dafs man sie nicht wieder
erkannte, die Verschiedenheit dar Form nicht einmal zu er-
wähnen. Da nun, wie wir gleich zeigen 'wollen, dieseChrö-
nik für die französische Nation ^ine Art Herodot seyn sollte
und könnte, da sie ferner ein acht französisches Werk und
ein classisches Buch über das Ritterwesen ist^ so entschlpfs
sich Hr. Dacier, Gonservator der französischen und lateini»
sehen Handschriften der königl, Bibliothek in Paris und Mit«
'glied det beiden Akademieen, mit den Ungeheuern Hülfamit«
tcltif die ihm für eine solche Arbeit zu Gebot standen , ^eine
neue und vollständige Ausgabe zu besorgen. Z)ies Qeschäft
hat er nun dem Hrn. Buchon ^ einem juifgen Rechtsgelehrten
VÖis Geis^^ Talenten und Kenntnissen überlassen» und es lie*
gen neun Bände ider Arbeit vor uns* Ehe wir davon reden,
WM durch die vereinigten Bemühungen des gelehrten Vetera«
nen und eines jungen, rüstigen und eifrigen, für die Geschichte
geiner Nation thätig^n Gelehrten ausgerichtet ist, halten wir
ea^für Pflicht 1 unsere deutschen Leser knit Froissart Selbst zu-
erst etwas näher bekannt zu machen. Dafs Ref. viel Neues zu
sagen hätte, wird man nic^t erwarten, wenn er erwähnt, dafs
dö^ vortreffliche Kenner alter französischer Literatur, H;err
vdnBarante, im aechszehnten Theil der Biographie universelle
undCurne de Ste.Palaye, der sich sein ganzes Leben hindurch
mit altfrdnzdsischer Literatur und mit dem Ritterwesen und
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cteiten Gebräuchen abgegeben batte^ iid zebtiten tind rier« .
sehnten Tboil der jileinoires de racad^mie des intcr. et bellei
^ lettres ausfübrliche Nachrlcfateri von thm und über ihn gege«
]>en haben. Ref. will indessen seinen eigenen Weg gebend"
das, was dief Franzosen gesagt; babett^ voraus^etaien^ und die
Wichtigkeit der Erscheinung einer neuen und. scb^itaibaren^
weJin gleicb nicht eigentlich 'kricischeii und genauen AuSgabd
wird ihn entschuldigen, w^nn er Bekanntes wieder in^ Ge«
ditdhtnl^i surückruf't« Die Chronik geht bekanntlich von 1326
-^1400, in welchem Jahre Froissart wabi'scheinlich gestprbeii
isi^ und befälst also im ganz eigentlichen Sinn seine ganz«
Lebenszeit^ da er um i353 gelioren war. Scbon aus der Zeit*
angäbe sieht rtiati alsd^ dais Froiss^ärt gerade ani Aande der ;
Slterei^ und heueren Periode der Kitterzeit xirid iri j^ahrea
lebte 9 wo die Prosa der KitterrOmane , und die Zeit der Aben* .
tbeuer einzelner rüstiger Männer in die Zeit des .Kanipfd
grofser Reiche und ihrer Bundsgenosseh -vnd Unterthanea
fiberzugehen anfing. Die Geschichte fing also ah zi\ werden^
was sie in den Zeiten der Griechen und Rdiner gewesen war
und unter den Neueren wieder geworden ist^ sie war es aber
noch nicht y und man kann sich den versehiedenen Charakter
der Zeit des Ausgangs vom vierzehnten Jahrhundert von deni
des. fünfzehnten Jahrhunderts nicht besser anschaulich machen^
als wenp man die Chronik Froissarts mit den Memoires sur
le regne de Charles V. von der Christina von Pisa verg^leicbt^
welche unmittelbar nacli FroissartsTode schrieb. D^a^ ganzö
Lrebeh des Verfassers war übrigens , wie einst HerodotS Leben,
völlig und durchaus seiner Geschichte gewidmet , nur mit dem
Unterschiede, dafs Herodot, um des menschlichen Lebens
Laluf und Zweck, Froissart^ uo^ Abentheuer zu erkunden^
auszog, weil der eine in einer ^eihfacheri und reinen, der ahdfa
iri einer abentbeuerlichen Welt lebte und verkelörte,' beide
waireh aber, wie 6s die Natur der Sache mit siöb brächte, gleich ^
wahr, in ihrem Streben und in ihren Bericbten , hnd man!-
würde sie besser Organe ihres Zeiti^ters als Schriftsteller des«'
selben nennen. Als Canohicus und Schatzmeister in Chim'ay
hatte Froissart Mufse genug, und da er seine Zeit nieiir in
der Schenke und in lustiger Gesellschaft als iri der Kirche zu«
bnraichte, so hatte er auch GelegenEeit genug, den Erzähluh«
gen von englischen und frahzd^sischeh und später burgundi«
scheh Kriegen zu horchen^ und er ward bald als guter Erzäh-
ler bekannt, dichtete und sang manches Ritterlied und berei«
iete sich durch Lesen der Ritterroinahe der Zeit auf die Art
Geichithtschreibung vo'r,^ in welcher ei^ eih(zig und uaöbeic«
2Ö* ^
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ds^ Google
436 !^ehon CoIleeCioiii des ChroDiques nation. Fran^ aise«.
I
troißFen ist. Scboh 'in seinem zwanzigsten, Jahre ward erlern
'Grafen von Namur bekannt, und vö^n ihm. aufgefordert, ««ihrieb
. er hernach die Geschichten seiner Zeit, vom Tre£Een von Poi-
tiers (13/56) beginnend. Diesen eisten Anfang seines Werks
'feherreichte er hernach der Königin von' England > welche als
französische Prinzessin einen Mann , der als Sänger und Ro-
maiienschreibei; bekannt y dgrch seine Unterhaltung anziehend
^ Wär,.2u. ihrem Privatsekretär annahm«, Schon in der Zeit,
als er in Diensten der Königin stand , durchreisete er, \im.die
, Oertlichkeiten kennen zu lernen , und Nachrichten-, die ihm
fehlten 9 zu erft-agen, ganz .Frankreich, und kam auch an Ita-
Uänischen Höfen herum. Nach dem Tode der Königin fin«
4eu wir ihn hinter einander bei Wenzel von Luxemburg, aer
Dichter war, wie. er, bei Guido von Avesne, Grafen von
Blöis, und später, um die Kriege des Südens zu. erfragen 9 an
verschiedenen Höfen des 'südlichen Frankreichs, dann in P^-
ris; immer eifrig auf Kundschaft, im me;r begierig zu forschen
und zu fragen. . Seihst im höheren Alter scheut er die Mühe
^ iiicHt , wenn er hört, dafs ein bedeutender Augenzeuge wich-
tiger Begebenheiten In den Niederlanden angekommen sey,
. ^ich von Paris aus dahin aufzumachen, und in Person den Zeu-
gen auszufragen. Hauptcharakter ^s^einer Erzählung^ ist daher
JUeben und Bewegung. Alles das, was die Romane selnec
Zeit auszeichnete, hat er in die Geschichte herübergenommen,
und 80 wie diese Romane. die Rauptzüge der Zeit an sich
, tragen, weil sie gröfstentheils von den Personen, die in den-
selben eine bedeutende Rolle spielten , abgefafst sind , und
deren eigne Geschichte etwas verschönert erzählen, so bildet
- auch er mehr das Leben und die Bewegung selbst theilneh-
mend ab V als dafs er, wie wir zu thun pnegen, die Sache sich
selbst erklären liefse* Den Ton des Ritterromans findet man
vom Anfang bis ans £nde gehalten , und man möchte das VVerk
wohl besser ein Epos der Zeitgeschichte, als eine Chronik
nennen. Dieser Charakter des Buchs ist es gewesen, der,
Herrn Buchon bewogen hat, ^en Versuch zu inachen> es
durch die moderne Orthographie und durch einzelne^ A«nde-
runeen lesbar zu machen und so unter das gröfsere Publikum
zu bringen. Wie das geschehen ist, davon will Ref. erst
dann reden,, wenn er von Froissart selbst ausgeredet hat^^ Ef
zweifelt indessen, dafs des Herrn Buchon an sich löbliche Ab-
sicht unter den Franzosen kann erreicht Werden, das gelehrte
^ Fub^ikum aber verliert durch die Art des Abdrucks, die ^f
vorgezogen hat, die Gelegenheit, den Hauptschriftsteller des
Mittelalters kritisch genau in einer würdigen Ausgabe. zu be«
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Bu^oM CoUeelions dei^ Chroni^et naiioxu Fraiif flisef. 437
Mitzeiu Eiire zweite Ausgabe neben dieser ist nicht wohl denk-
bar 9 und dafs man auf königlicne I^osten eine Ausgabe veran-
stalten werde, scheint ebenfalls nicht wahrscheinlich., Die
ganze Geschichte Froissarts «erfällt in vier grofse Theile, die
wieder in Kapitel getheilt sind. Der/ erste Theil g«ht bis
1379, der zweite bis l385, 4er dritte bis 1389, der vierte
tis 1400. Der erste Theil hat fünfhundert und fünf und neun-
zig Kapitel und füllt die ersten sechs Bände der Ausgabe des
Hrn, Bucbon, der zweite Theil schliefst bei Herrn Buchon
mit dem zweihundert und neun 'und zwanzigsten Kapitel in
der Mitte des neunten fheils. Dieser Theil enthält in der äl-
teren vor uns liegenden Ausgabe nicht allein noch die 29 Ka.
Eitel, die Hr. Buchon noch in dem iieunten Bande beigefügt
at^ sondern noch aufserdem drei ulid, zwanzig andere, weK»
che wir in einer folgenden Lieferung von Hrn. Buchon als Ka- ^
pitel des dritten Theils erhalten werden. Man sieht dai:aus,
dafs diese Ausgabe mit den Zugaben des Hrh, Buchon übei^
Froissarts Leben wenigstens 18 Theile in 8vo enthalten wird.
Nur das erste Buch des ersten Theils , welthes man im ersten
Bande dieser Ausgabe findet, yi^ard wahrscheinlich der Köni-
gin von England überreicht, nur dieses ist aus Johann le Bels
Nachrichten; bei Allein andern , vom Treiben bei Poitiers auf-
gefangen, ist Fi!oissart selbst Quelle und Verfasser zugleich.
Um den .Freunden diest^r Literatur deutlicher , zu machen, wiö
weit das Werk gediehen, so bemerken wir noch, dafs diese
9 Bände des Herrn Buchon bis zu feuillet CLXXVHI, der
Ausgabe y,on Ve'rard reichen-, von welcher Ref, den Abdruck
von 1530 zur Hand hat; die Ausgabe von Sauvage, welche
er früher gehrauchte, steht ihm in dem Augenblick nicht zu
Gebot. Üin zu Froissart selbst zurückzukehren^ so tritt er
im Charakter des unterhaltenden Erzählers, d6s Aufbewahrers
edler Züge der Menschheit und der IVitterschaft, gleich imrro<*
log und in dem ersten Kapitel des Textes auf, ruft auf christ« \
licne Weise statt einer Muse die göttliche Hülfe an, und macht
uns klar, dafs die Geschichte seiner Zeit upd ihr Verfasser
ganz Bilder und Kinder ihrer Zeit seyen. Wir meinen , dafs '
es nicht auf Philosophie abgesehen, dafs der Wunsch, den
Grund der Dinge zu ergründen, oder das Ziel und den Zweck
des menschlichen , Lebens zu erforschen ,' fern von ihm sey.
Er will lustig leben, des Lebens Schicksale berichten, dieZ^it
durch muntere Erzählungen kürzen, bis ein seliger Tod auf
«ine bequeme Weise durch Hülfe der Kirche erlangt, dem
Fechten und Streiten, dem Gl^lnzeil und Buhlen, deiu Trinken
\ind Singen, dem Beten und Büfsien «eines ritterJicUea und
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43i9 Bluibon &Ueetioiit det C]iromq[ttef lurdon* Fhwfaüer;.
^fafEicben Lebens ein Ende mache« Wir ei4fitttern idiea 4iirch
N «inige Stollen , welche Uns düzu passend scheinen. Die Erste
ist sein Proloe.
Damit ebrepwerthe Unternehmangen , edle Abcntfaeuö:
u^d Waffentbaten^ die sieb in den Kriegen von Frankreich
Mnd England ereigne^ Haben, an eitlem Orte der Aufbewah«*
rung nied^gelegt und zujoi ewigen Gedächt^iis dort aufge«
* hoben seyen, auf dafs allen Wackern *ein Muster aufgestellt
bleibe, welches sie in ihrem guten Beginnen spornen könne,
will icp behandeln und aufzeichnen Geschichten und Sachen/
- 1 iie gro(sen Preises werth sind.* Aber ehe ich beginne, flehe
ich den Heiland aHer Welt an , der aus Nichts alle Dinge
schuf ^ dafs er scha£Fen wolle und legen in mir einen so •
kräftigen Sinn und Verstand , dafs ich fortfahren und ver*
harren kOnne, auf solche Weise, dafs alle Männer und
Wji^iber, die mein Buch lesen ^ sehen und von ihm hdren
werden, Ergötzen und "T^ergntlgen daraus nehmen ^ und
durch mich ergötzt mir ihre' dunst Schenken. Man sagt,
uifd inan hat Recht, wenn man es sagt, dafs jedes Gebäude
gebaut und gemauert wird auf die Weisö, dafs man Stein
^ auf Stein legt, und dafs alle grofse Flüsse entstehen und
vereinigt werden aus mehreren, Bächen und Quellen |.sa
' werden auch Wissenschaften durch verschiedenartige Schrift*
Steljer^ behandelt Und zusammengebracht, itiid wjts der Eine
wet£s, das w^eifs der Andere nicht, denn es gibt nichts in
^er Welt, das nicht der Eine pder d^ Andere wCül'ste, sey
f8 fish oder |iern. Um nun zu erreichen und einzugehen in
detx Stoff, den ich begonnen habe durth Gottes und der gebene*
fleytenjung&au Maria Gnade, von denen beiden jeder Trost
urtd jedes Vorschreiten in der Wissenschaft kommt» will ich
bauen und mich beziehen auf die wahren Chroniken ,' die
der hochwürdige Mann und bedachtsame Herr Johann le
Bei, Kanonikus von Stt. Lamh^tt in Lüttich gesammmelt
hatte u; s. w*
Dies mag g^nug se3rp, um den Erzähler in seiner lieb^nst
" Würdigen Breite und der liieblichkeit des Tons ^ den er von
f^er^ Kitterromanen her sich aneignet, zu.ctaraklerisiren, wir
Algen dazu zur iplrgänSsung nur noch d^n Anfang dpr Geschichte
seihst bei, weil er darin den vollen Ausdri^ck des Beginn^
der Erzählung unterhalteiide^ und b^l^^render ^ aber dabei
.'wahrhafter Rittef2il)entheuer gelegt ^at: »^Um alle ^dlen JfJerr
sen zu ^rmuthigen und il^nen zu zeigen Beispiele in Wa£Een«
^batefi um Ehre, beginne ich Johann F^pissar^ zu r^den nach
,4eiii Bericht meines gnädigen Herrn Johann le Be]| einst Ka«.
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Baekon CoUeetiom det Cbroniqu«! naciqn. Frao^aifes. 43^
nanikui von Saint Lambert in Lttttichy denn woh] meine ich^
dafs viele edel und nicht edel geborne Leute viel Mäbl von
den Kriegen zwischen Frankreich und England geredet haben,
die wahrhaftig, Wenn man sie fragte und auftorderte, nicht
wissen würden und nicht sagen könnten, weder wie^ noch
ans welchem Grunde diese Kriege ausbrachen; darum findet
man hier den geraden und wahren Grund des ganzen Verlaufs,
We^l ich aber nichts beifcigeh, nichts abnehmen, nichts .ver-»
gessen j. nichts verderben , und die Geschichte nicht dadurch
abkürzen will , dafs ich es an Rede ermangeln lasse , sondern
sie vervielfältigen und Ihr Zuwachs geben, so viel ich nur immei; '
kann, so will ich Ihnen von Funkt zu Fiinkt 'reden und zeigen
alle Abentheuer seit der Geburt des edlen Kdnigs Eduard Von
England, der so mächtig regiert hat, u. s. w. Oer Geschieht«
Schreiber vergifst sich selbst über die Begebenheiten, der
poetische Erzähler des Geschehenen mufs aber sich vorführen^
denn die Freude des Horchens hat ihn zum Forschen, die Hoff-
nung künftigen Geschlechtern als Heblicher Erzähler bekannt
zu werd.en, hat ihn zum Niederschreiben angetrieben. Darum
beginnt er , als er den vierten Theil seiner Geschichten anfängt
(bis dahin ist Herrn Buchons Ausgabe noch nicht fortgerückt),
aufs neue: „Ich Johann Froissart, Priester und Kapellan mei-
nes sehr theuren Herrn , den ich oben genannt habe , und zu
gegenwärtiger Stund Kirchen -Schatzmeister und Kanonikus
in Chiinay und Lisle in Flandern, habe mich in die Werk-
stattgesetzt, um zusammenzusetzen und zu arbeiten eine Er- /
Zählung aus dem edelsten Stoff (dies ist die sehr ut^behülf-
liche wörtliche üebertragung der Worte; me my en la forge
pour ouvrer k forger en la haulte et noble matiere, laqueue
traite u. s. w.) der Thaten und Abentheuer der Kriege von
England und Frankreich und von dem, was damit a^u^aminen-
bangt und daran klebt, wie dies deutlich und klar durch die
Traktate, die Vom Datum des heutigen Tags sind, In tlieser
allervortrefflichsten Materie zu arbeiten, werde ich fortfah-
ren, so lange ich durch Gottes Gna4en leben weirde, und je
mehr ich dabei schwitzen, Je mehr ich mich dabei abmühen
mufs, desto mehr gefällt es mir, Gerade wie ein stattlicher .
Ritter und Knappe, der «eine Waffen Hebt, immer in seiner
Uebung fortfährt und verhart^ sich dadurch nilhrt und ver-
vollkommt, so v^rvolllcomme und ergätze auch ich mich, wenn
ich fortfahre , in ^ies^r Materie zu arbeiten uqd mich zu be-
mühen." Weiter unten in demselben vierten Theil setzt er
dann noch hinzu, was wir nicht übertragen wollen, tim ihm
iiichts von der originalen Natürlichkeit und Frische üu rauben;
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^|4D 9iub«i^C{plUolioiu d^C3iroai^i|es.naUpa^|^^
Teiles .cfapsea k jireet }{ mettre -en avunt me «ont grandement
plaisanteis et si plais^nc^ ne m'eut incline a dictfef et h, Vear
gaerre je n'en fusae ja venu a bout. Doch ni(:ht genug daoiltf
^r führt sich selbst redend und handelnd eip^ wo.es tiur iqir
m^r gescl\ehen kann^ un4 di^s k^nn es besonders^ da^ wo er
von jdein beriphte^, v^as er gelbst ausgefor&cht ui|d gehOrt^
nicht abe^ yon Jqhann le Bei angekommen hat. IJip auch die«
anschaulich z^n machen , wollen wir zwei Beis^pii;le wählen^
wo map zugleich sieht , weicht Bedeutung er iind auch seine
, Zeit £^uf die Erzählung und das Aufbewahren des Geschehenen
legte I und wie innig dies mit dem ganzen Leben der Zeit zur
sammenhing^ In Herrn Buchons Ausgabe im 9tenTheil S. 219«
^Ujid um d<^s willen , ich , Johann Froissart, der ich mir Mühe
gegeben (ens^oingne) und micl^ damit beschäftigt habe; diesem
beschichte zu dictirei^ und ^u achreiben , auf Bitte und An^
auchei^ des' vornehmen und hpchberühmten gnädigen Herrn
Guido von Chatillony Grafen von ]ßIois^ Herr^ von Avesnes^
fieaumont) Schoonhort. und la G^^de^ meines guten und ge-^
bietenden Herrn und Regenten (Herr ßuchon bemerkt in der
^ote, dafs Froissart 138;4» als Wepzel von Luxemburg starb,
Hofkapellan bei Guijdo von Blois wurde, ^r gelbst al^jer erzählt
hier, 'was ihn von da zum Grafen v<>n Foix ans andere Ende
von Frankreich führte). Weil ich nun in mir dachte und be-
trachtete^ dafs keine Aussiebten seyen, dafs in dc^n Gegeri-^
den der Picardie und in Flandern irgend bedeutende Waffen«*
^baten geschähen j( weil Friede war, so mbichte ich do.rt nicht
mtlfsig zurück bleiben, denn wohl wuf$te ich, da (s auch noi^x
\n künftiger Ze^t, wenn ich längst todt seyn werde, diese
hohe u^d edle Geschichte ^n giofser Aufnahme s^yn wird, un4
dafs alle wfickere und rüstige Männer Ergötzen und Beispiele,
wie sie thuu un^ handeln sollen, daraus nehmen werden. Soj
lange ich also noch, Gptt sey Dank, Verstand, G^dächtnifa
und deutliche Erinnerung hätte, und geistige Fähigl^eit (en-i
gin), um deutlich und bestimmt darzustellen alle die 'J^hatsa-
chen, über Weicheich könnte berichte^ seyp un.d welche mit
meiner Hauptarbeit in Vt'rbindung standen, ^o. lange ich l?och
Altert Lieibeskraft und Gliedmafsen hätte, um zu diesen^
Zweck Mühe übernehmen und tragen zu konqe^^ so lange
entschlofs ich Tipich nipht aufzuhören (sejournev), meinen Ge^
genstand zu verfolgen. Lfm nijr^ dje Wahrheit dex weit voa
meiner Heimath vorgefallenen ißegehe^iheiten zu erkunden^
ohn^ dafs ich nöthig hätte, eine pudere Verson an i^einer Statt
hinzuScluicken, so nutzte iph dargebotene Mirtel und Gelegen-?;
feeit (aphoispu), m^ch zuui hocligabiete4iien Her^n und f ü,r-
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Bu^on/CoUeetioDi doi Clifok!^6| niitioD. ffranf ftisci» 44l
«teaGafton^ Grafen von Foix und Beam, eu bee^ban, imnn
WoUl wufste icby dafs, weiin ich iii seine Hofhaltung (huttfl)
koinoien und dort nach Belieben' verweilen könnte , ich an
Iceineoi Ort in der Welt besser seyn würde, um alle mögliche
Nachrichten einzuziehen. Dort verweilen und dorthin- kom^
snen gern alle fremde Ritter und Knappen , weil dieser Fürst
, von hoher Geburt und unter dem Adel hochangesehen ist.
Gerade wie ich es mir gedacht hatte» so ereignete es sich. Ich
stellte meinem lieben und in Untertbänigkeit verehrten Herrn
dem gnädigen Eferrn Grafen von BJoijS, meine Absicht un4
yneine B.eise vor» und dieser gab mir seine Empfehlungsbriefe
an den Qrafen'von Foix. Nun reisete und ritt ich so lange/ '
und sammelte zugleich auf allen Seiten mir Nachrichten ein^
bis ich durch Gottes G^iade, ohne Gefahr und ohne Schaden,
auf des Fürsten Schlofs Orthez, im. Lande B^arn kam. Dies,
war a^ h. Catharinentage im Jahre der Gnaden dreizehnhun-
dert und acht und achtzig. Der Graf von Foix, so wie er
niich sah, empfing mich aufs 1>este und sagte mir lächelnd a^f
gut Französisch : dafs er mich gut kenne , wehn er gleich, niidi
jlie gesehen habe y doch habe er oftmals von mir reden hören.
So behielt er mich bei seiner 'Hofhaltung ganz nach .meinem
Wunsche, wegen der guten Empfehlungsbriefe, die ich mit»
gebracht hatte, und icli durfte dort verweilen , so lange, ich
wollte. Dort ward ich von dem^ ' gröfsteh Tbeile der Angele*
genheiten unterrichtet, die im Königreich Kastilien , im K'ö*
nigteich Fortugall, im Königreich Navarra , im Königreich
Arragonien und im Königreich England, im Lande Bordelois
und in ganz Gascognp sich begeben hatten. Wenn ich dca
Grafen selbst fragte, so erzählte er gar gern mir Alles, un4
aagte mir, dafs die Geschichten, die ich geschrieben hätte
und denen ich nach^nge, würden der kommenden Zeit mehif
aju empfehlen seyn , als tausend andere. Wollt ihr wissea
wariim, lieber Magister, sprach er; in diesen fünfzig Jahrenc
und darüber sind mehr Waifenthaten geschehen , mehr Wun^
der in' der Welt gewirkt, als in dreihundert Jahren vordem*«^
IS/lan sieht aus dem, was wir von ihm angeführt habent, zum
Sleich, wie er erst die früheren Geschiqbten bei seinem Domh-
errn, dann in England die englischen und französischen Ge-
schichten, während s.eines Aufenthalt« bei .der Königin, dana
bei Wenzel und Guidgs , w.>^ im Norden von Frankreich vor»
gefallen, endlich be^ dem Grafen von Foix das, was im Süden
vorgegangen war, selbst (auszuforschen Gelegenheit hatte..
Wir wollen nun noch aeigen, wie er die lcrt;(ten anglisch-
t:Vanzösischen Gres.phi(;hten erfo(scht«f. Pia .St;ella darüber
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449 Batbou <felkitfa»i im Ovonlgitt mUob« >r— ftfait
riUken^ wir um «o UAer ein, da itian in dertelb«n den Maim
durch. iioh selber geschildert erkennen wird« Im sehnten Ka-
pitel des vierten Tbeils unserer Ausgabe feuiUet X. versa,
tflllt es ibfin ein, wieder nach England su gehen und £rkandi«
Sungen einzueiehen, da heifst es dann: »So sehnte ich mitik
enn, dies Reich wieder su sehen , und .es schien mir , als
wttfde ich|^ wenn ich wieder in dem Lande gewesen wfirey
länger leben , denn volle sieben und swana^ig Jahre hatte ich
angestanden hini^ureisen. Wenn ich, bo dachte icb^ auch die
, Herrn dort nicht wieder ^nde, die ieh vor meiner Trennung
^ von England dort gekannt habe, so werde ich ihre Nachkom«
' men sehen» Auch würde es mir sehr angenehm seyn, bei der
Gelegenl^eit in meinen Geschichten dasjenige berichtigen au
können, was ich von den Engländern geschrieben habe.«*
. /Nun folgt in der ihm eigenen Breite, wie er sein Anliegen
allen seinen gnädigen Herrschaften eröffnet habe, und wi^
diese ihm Empfehlangen mitgegeben, dies würde hier zu weit*
' läufiff seyn, ausauführen, dann fährt er fort: Und ich hatte
im voraus schon schreiben, noit grofsen Bnchstaben rerechö^
nein (grossoyer), illuodiniren und sammeln lassen, alle Lie«
Üesgescbichten und moralische Erzählungen (moralit^s)^ die
ich durch Gottes und der Liebe Guust in den sieben und
awanzig Jahren gemacht und gesammejt hatte. Diese' Sache
vermehrte mir denn au^h meine Lust, nach England zu. geheri,
und dort den König Richard zu sehen. Dieser war ein Sohn
des mir bekannten edeln und hochmächtigen Prinpen von Wa-
les und Afuitanien, und ich hatte ihn nicht gesehen, seit er
aus der Taufe gehoben war im Dom der Stad( Bordeaux, In
jenen Tagen war ich dort» und hatte die Absicht^ eine Reise
nach Wales au machen u. s. w. — So wünschte ich dann, den,
König au sehen , und meine gnädigen Herrn , seine Oheime,
und hatte mich versehen mit einem schönen Buch schön aus«
ceaiert» in Sammt gebunden, und mit silbernen, vergoldeten
Nägeln be#chla£en, um dem Könige bei meiner Einführung
damit ein Geschenk au machen; die Arbeit und Mühe des
Schreibens übernahni ich recht gern, wegen der Gedanken,
die ich damit verband, wer aber eine Sache gern thut, dem
acheints« als koste sie ihn nichts.« ^ann berichtet er, wie
er sich dort bekannt macht, wie er Eingang erhält , wie er an
den Hof des Königs kommt, und hier sieht man auf eine ko«
mische Art, wie es ihm darum au thun ist, wunderbare JVfähre
SU hören. Er fragt einen Ritter, ob er mit dem-fcönige in
Irland fi^Wf^B^n •ejl Dieser antwortet ja. . Er fragt weiter,
ob denn das» was man vom Loch des b. Patrik sage, wahr
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Bttiobott ColUtftioiii 4f* Chf önl^tfe» luitioib Jft9a^9t 44S
•ey ?/ Ja^ tagt er, denn ^rund ^in anderer Ritter im Oefbige
de« Königs hätten sieb dort die ganse Naeht eingeschloes«»' .
gehabt.^ Wip er aber auf* seine Fragefi , vicas sie^ denn dorti
Seseben hätten, die Ant^wort erhält, er sey in Schlaf gefall en^
abe wunderbare Din^e get^räumt, wisse aber ni(iht mehr^
^as er geträumt habe, so ist ihm das durchaus nicht gelegen^
und er plagt den prosaiscb^n !E(itter mit weiteren Nachfragen
nicht. Da Froissart nicht dem Faden der Historie, der Zeit-
folge, sondern dem Gesetz des guten Erzählet s nachgeht, und
seinen Zuhörern die ganze Keihe der Abeisheiuer einer gewis«
sen Geschichte in allen ihren Beziehungen vorführt-, so geräth ^
er allerdings immer mit der Chronologie in Verlegenheit, steigt
nach und nach von einem Funkt ian bis, zum ersten Anfange >
auf und hebt dort vom £i an. -Den Grund davon gibt er
selbst an , wenn er uns näiiilich die Geschichte des iümeriol
Marcel im dritten Buch auf 9 Folioblättern, jede Von 4 ga^
spaltenen Kolumnen erzählt hat, so fällt ihm doch selbst end<«
lieh ein, dafs dies für die Geschichte von jemand j^ den er*einen
cappitaine robeur nennt , doch etwas zu ausführlich sey. Er
entschuldigt sich also beim Anfange eines Aeuen Kapitels in
unserer Ausgabe feuillet CXXXl. verso folgender Mafsen:
Wenn icli so weitläufig über da« Leben des Amerigot Marcel
geredet habe , (je me suis niis a parier tout au long de la vie
de Aymerigot Marcel et de remonstier tous ses faits) und deine
Thaten so ausführlich vorgetragen , so ist die Ursache davon
die, dals ich seinem Grabe und seinem Schatten zur.gebüb«
renden Ehre helfen möchte, weil man in einer Geschichte von
den Guten wie von den Schlechten handeln mufs, wenn sie
so ausführlich ist, wie diese. Dies mufs man thun, um ein
Beispiel aufzustellen für diejenigen, welche nach uns kommeii
werden, um ihnen Beispiel und. Antrieb zum gut Handeln zu
geben. Hätte nämlich Amerigot Marcel seine Fähigkeiten
und seine Schlauheit (argus) zu guten Zwecken angewendet,
so war er ein tüchtiger Mann in den Waffen und zu jeder Un-
ternehmung brauchbar, io dafs er sich hätte gut gelten machen
können; aber weil er gerade das Gegentheil that, kam er zu
^inern schlechten Ende.« Die ganze Form ist aufserdem die
sei^ier beliebten Romane, denn nicht nur flicht er dieselben
Bemerkungen, wie jene Romane, ein, nicht blos läfst er die
Leu^e seihst erzählen, was ihnen begegnet, nein, er bedient
siph sogar der Kunstformel der Romane ör* dit le conte, gan«
besonders, aber führt er seine Personen redend und handelnd
f in. .Davon zeigt sich ein merkwürdiges Beispiel bei Gelegen*-
beit des Aufstandes der Frpvinze^i Äent und Essex gegen
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444 Btiölion ColIeeUoits ^es Chtpniqtieft luititfä» tmt^u\
Ricbara II.; viro der Daobdecker- Gesell,* W« Tyler, an. *er
Spitze yon mehr als hunderttausend* Mensehen nach Londonr
sog. Als Walter Taillier, sagt Froissart bei Hrn. Bnchoix
Vol. III. p, 51., den König »ah, welcher da war, sagte er zu
seinen Leuten: Schau|: da den Kdnig^ ich -will hingehen und
knit ihm reden; rührt euch nicht, bis ich ein Zeichen gebe,
und wenn ich euch dies Zeichen gebe (er machte ein 2!eichen)^
dann komtht heran und schlagt i^lle toxit,\ aufserdem Könige,
Dem Könige abeif thut kein Leids, er ist jung, wir kennen
mit ihm machen , was wir wollen , und fohren ihn , Wohin
wir wollen in England, Und sind HeiTn im ganzen Königreich^
daran i.«t kein Zweifel. Es war aber ein Wamsmacher in-Lon«
don, der hiefs Johann Tide, der hatte herbeigetragen- oder
herbeitragen lassen sechzig Wämser, mit denen sich einige
der Frefssäcke bekleidet hatten, und auch Wat TyJer hatte
eins angipzogen« Da fragte ihn Johann Tide, He Herrl wer
bezahlt mir meihe Wämser? Sie kosten virenigstens^ 30 Marfc.^
Sey still, sagte Wat /Tylei- , du. sollrft noch beute (enriiiit) he*
zahl^ werden, halt dich nur an micG, da hast. du Bürgschaft*
(pleige) genug." Mit den Worten spornte er das Pferd, auf *
dem er ^afs, trennte si^h von seinen Genossen ^ g^"^ gerade
auf den König los, und so nahe bei ihm, daTs der Schw^anz
seines Pferdes auf dem Kopfe vom Pferde des. Königs war.
Das erste Wort, was er sagte, als er zum Könige redete,
sprach er alscr: „Köpig, siehst du alle die Leute, die da sind?«
Ja, sprach der König, warum sagst du das^ „Tch sage es; weil'
sie alle unter meinem Befehl sind, weil sie mir alle Treue und>
Ergebenheit geschworen, habe;?, zu thun, was ich wiU..^'
Äecht.gut, sagte der König, ichibins wohl zufrieden (je veueil
bi^n), dafs dem also sey. »»VVohl dann (Adonc), sagte Tyler,
.der nur auf Aufruhr (riote — ^ ^"gl. fiot) ausging, glaubst
du, sprich König, dafs dies Volk, das da ist, und ehensaviele
in London, alle unter meinem Befehl, »ich voii. dir entfernen
we^de, ehe du ihnen ihre Verbriefungen ausgefertigt hast?
Meiner Treu, nein (Nennit) wir wollen sie gUich iuitnehmen.«
Der Befebl ist schon ertbeilt; aber man muls einen Chartern
Brief nach dem andern schreiben und austheilen. Geji, Kam«
rad , geh ganz ordentlich zu deinen Leuten dort zurück« laTft
sie von London abziehen , haltet Frieden, denkt au euch sel-
ber, denn unsre Absicht ist, dafs jeder, i^qn euch, Dorf für
Dorf, Stadt för Stadt, soll sfeine Verbrie/'ung erhalten.«« , Bei-
diesen Worten vir avf Wat Tyler die Augen ai^f einen Waffen-,
träger des» Königs , der hinter diesem sUr^ um! den Degen
desselben trüg, Tyler hafäte aber diesen Waffenträger de*
/
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Biidhoii CoUeetions des Chironi^es mitioni Franfalief* 444
Königs heftige denn si« hatten früher Worte mit einander ge«:
habt und der Waffenträger hatte ihn geschimpft (villene).. £i
rieh einnvaly sprach Tjler, bist du da? gieb^mir deinen Dokh«
Nt>in , das werde ich wohl bleiben lassen, sprach der Waffen*
träger: warum sollte ich den dir geben? Der König. sah sei«
nen Diener an und sprach: ^^Giebs ihm.« Dieser gab ihm
den Dolch mit grofsen Verdrufs. Als Tyler ihn in dbr Hand
hatte, spielte er damit, drehte ihn in der Hand herum, rieb«
tete wic^der das Wort an den Waffenträger und sprach: „Gieb
xnir auch den Degen« Das werde ich wohl bleiben lassen,
sprach der Waffenträger, es ist des Königs Degen, du bist
-nicht werth, dals du ihn in die Hand bekommst, da bist nur«
ein Handwerksgesell , und wenn du und ich hier auf dem
Platze allein wären, dann stalltest da mir weder die Worte
sagen, die du gesagt hast, noch die Antwort erhalten; nein,
nicht um so schwer Geld, als dies Kloster St. Pauls groXs ist.««
Bei meiner Treu, sprach Tyler, ich will nicht eher esseli, bis
ich deinen Kopf iiabe.« Bei diesen Worten kam der Bürger-
meister von London u. $, w. Doch nicht blos seine handeln«
den Personen, sondern auch sich und seine Berichterstatter
führt er redend auf, Wit wollen apch davon ein Beispiel
beibringen. Als er in Pamiers ist (bei Herrn Buchon tom; IX.
p, 2450» findet er einen Ritter, den er Messire Espaing de
Lyon nennt. Nun fährt er fort: „Ich gabv niich in seine
Gesellschaft, das machte ihm grofse Freude, weil er gern die
Geschichten, die sich in Frankreich ereignet, wissen wollte.
Wir waren dann 6 Tage unterweges^ ehe wir nach Orthez
kamen/« Dies« 6 Tage nun wurden mit Gesprächen über die
Geschichten der Gegenden zugebracht,. die wir aus dem Munde
des Ritters und in der Ordnung, wie sie an den Oertern vor«
beikommen , wo die Geschichten vorgefallen waren , erfahren.
Wie dies, geschieht, wollen wir durch drei Stellen erläutern,
jiWie wir denn hinabritten, sagt Froissart, plauderte der
edele Herr und schöne Rittersmann, sobald er des. Morgens
seine Gebete hergesagt hatte, vertraulich den ganzen Tag
durch mit mir, fragte mich um allerlei Geschichten und gao
mir, wenn ich ihn fragte, Antwort. Wie wir aus* der Stadt
Pamiers ritten, kamen wir über den Berg Gosse, der sehr
mühsam zu ersteigen ist (travailleux et malaise k monter)y
dann kamen wir an der St^dt und Schlofs Ortigat vorbei,
welches der König von Frankreich inne hat, und gingen ^icht
hinein, sondern hielten unser Mitti^gsmah] in einem Schlosse
des Grafeh von Foix, das eine halbe Meile von da ist, das
man Carlat nennt und welches- auf der Höhe eines Berges liegt.
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.Macb dem.MittagASsei^^pradi der Ritter su mir: Wir.w<d)eit
gans sachte (tout souef) mit einander fortreiten , v^ti: h^beit
»ar zwei Stünden nach dem Wegmaas des Landes ^ was etwa
dxei fransdsische Stunden sind , bis an unser Nachtlager. Ich
erwied^rte : Ich hins wohl zufrieden. Da sagte der Ritter 1
Mein Herr Johann , heute sind wir vorbeigekomd^en vor dem
Schlofs Ortigaty'dies Scblofs hielt einmal fünf Jahre lang eino
Belagerung aus, mit der Feter d'Anchin es bedrängte. Er
nahm es endlich mit Sturm , denn er legte Leitern an ui^d die
Einnahme war für das Königreich Frankreich ein Verlust von
sechzigtausend Franken, Und wie nahm ' er es denn ? sprach
ich tuni Ritter, Das will ich euch sagen , erwipderte er, es-
war am Liebfrauentage in der Mitte August JVIonats, da ist
ejne Messe in der Stadt, bei der das ganze Lan(} sich'elnfin«
Aet und viel viel Waaren hergebracht werden u. s. w. S. 252.
erzählt er ihm bei Gelegenheit des Schlosses Bourdes, an dem
sie vorbeikommen , mit grofsem Vergnügen, wie der Raub«^
ritter Mongat von diesem Schlosse aijs so lustig und listig
' aein Wesen getrieben habe. , £r verkleidete sich als Abt und
seine Leute als Möi^che, liefs sich eine Tonsur scheereh und
zog' so iiti Lande herum, Beut« auszuspähen. Jetzt mag der
Ritter selbst erzählen : ,>So verkleidet kam er dann nach Mont^
pellier und stieg. im' Gasthof ^^^ Engel ab. Er sagte, er sey
ein Abt aus Ober-Gascögne, der Geschäfte wegen nach Fafis^
reise. Da ttaf er dann einen recht reichen Mann aus Mont-
pellier , genannt Hr^ Berengier Oste , der hatte auch in seinen
Angelegenheiten in Paris zu thun. Der. Abt sagte, er wolle
ihn auf seine Rechnung und Unkosten mitnehmen, und jener
machte sith mjt dem Morgat auf dpn Weg ^ er und ein Die«
ner« Nicht drei Stunden waren sie von Montpellier , so packte
ihn Mongat und führte ihn ^uf abgelegenen, unbesjuchten
Umwegeii mit sich ibrt, und hielt ihn in Bourdes fest, bis er
sich später mit fünftausend Franken loskaufte.«« Heilige Ma«
ria^ Herr, sagte ich, war denn der Mongat ein stattlicher
Kämpe? Ja, Wahrlich, das war er und in den.WalFen starb
ler,' auf einer Stelle ^ an der wir vorbeikommen werden ia
eti^a drei Tagen, in dem Fafs, den man au Lane in Bigorre
nennt, unterhalb einer Stadt, die man Giotat heifst. — Und
ich will euch dai-an erinnern, sprach ich zumRitteir, wenn
wir bis dal^iti gekommen sind««* Das ist dann freilich poetisch»
aber doch lo^ dafs wir froh seyn müssen, dafs die Zeiten
vorbei sindl Üann kommen sie zur Stadt Cass^res und blei«^ .
ben da Aen ganzen Tag. Da heifst es denn wieder: Und
Während die Dienet das Abendessen bertfikisten y tagte Messirof
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Btiehoo Colleetiotft i9$ ChroDi^uM ttttidn« VranftiiM. 447
Etpaing ie Lyon su mir: »»Mestire jokaniip ^Ir wollen ein«,
mal dieStadjE besuchen.^ Ichbins recht wohl zufrieden, sprach'
ich. Wir gingen dann der ganzen Länge nach die Stadt durch
und kamtn an ein Thor, das nach Falauiininch hingeht^ gin«
gen hinaus und kamen an die. Gräben. Der Ritter zeigte mir
ein Stück der Mauer und sagte: Seht ihr di^ Mauer da? ^a
Ritter« sprach ich, warumTragt ihr so?«* Ich sage es darum^.,
, weil ihr, wei^n ihr sie sehet » auch erkennen werdet , da£s
das Stück neuer ist, als das Andere« ^»Das ist wahr» sprach
ich.** Nun dann will ich euqh erzählen, durch welches £r«
eicnifs dieses geschehen ist, und was für, Dinge, vor etwa
zehn Jahren sich damit begeben haben* Ihr habt wohl schon
vorher von den Kriegen des Grafen vQn Armagnac und des
Gxafen von Foix teden hören u« s. w. Wie er die Geschichte
ebenso wie seine romantische Erzählungen beginn^, so schliefst
er sie auch auf dieselbe Weise. Dahin gehört dann die For«
mely die beim TodesfaU eines bedeutenden Mannes selten. ver-
gessen ward 9 mais amender ne se peut d. h. doch todt ist
todt und vorbei. Das Leben und Treiben der Ritterschaft
darzustellen y ist er übrigens ganz gemacht, er ist unruhig
und bewegt, einfältig in allem Theoretischen, verständig in
allem Praktischen, andächtig und heftig, wie seine ganze
Zeit war, deren Gebräuche und Sitten er uns aufbewahrt hat.
Er führt uns alle Verhältnisse der Ritterschaft vor den Augen
vorüber, ban und arri^re ban, Angriff und Vertheidigung
der Plätze^ ihre Befestigung, Ausfälle, Scharmützel, Seewe-
^ sen und Schilfe, Oeschütz und Rüstung beschreibt er ausfuhr«
lieh und anschaulich. Vor Allem wird man von. dem länger
der Damen schon erwarten, dafs Rittergelübde, Herausior»
dejrungen, Kämpfe auf Leben und Tod, Stechen, Tourniere^
Einzüge der Fürsten, Prachtfeste, Bälle, Kleidungen der
. Damen mit einer Ausführlichkeit beschrieben werden , der wir
es ganz allein verdanken, dafs wir über das Verhältnifs dec^
poetischen Uebertreibungen in den Gedichten der Zeit zu der
historischen Wahrheit so bestimmt urtheilen können. Eine
Stelle der Art findet man im dritten Buch feujllet XCVIir, und
folc^ende, unter der üeberschrift: De Tordoni^ance de l'errtr^er
et bien venue de la reine Isabelle de France en la ville de Pa*
tis. Man wird dabei überall die wunderliche Vermtschung
einer ungeheuren Pracht und Kostbarkeit und einer Dürftig-
keit der Mittel lind Geschmacklosigkeit und Unbe^aemlich*
keit der Ausführung nicht verkennen,* Um auch nier eine
Probe zu geben, will Ref. Einiges anfübfen, so wenig er ein
Freund der Erfindungen ist^ welche die Geselligkeit zur Last^
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. 448 Boehon CoHeetioni dei Chroni^ei(natioii« Fran^alstt.
und die BezeiguTig der 'Ächtung und VerebriHig zu einer leeren
Ceremonie machen, Einrichtungen, welche gerade, aus den
unglücklichen Zeiten FruisSarts herstammen , wo kein König
einen Augenblick sicher auf dem TKrone war, und der Adel
auf Unkosten der Könige und des Volks sich glänzend zeigte^
und die Industrie von det Ueppigkeit abhängig machte. In
der Beschreibung nämlich witd Alles der Reihe nach gleich
ausführlich beschrieben, endlich kommts denn auch ans Lssen,
wo er mit dem Tische, an dem man safs, beginnt. £» heilst 3
Ihr müfst wissen, dafs der grofse Marmortisch, der immer
iiil Saal feststeht und nie ^eageräumt' wird, verlängert war
durch eine daran gestofsene Tafel von Eichenholz, vier Zoll
dick, und dieser Tisch wurde zum Essen gedeckt.«« Dann geht
er Stück Vor Stück die Anordnung durch uiid erzählt, in wel«
ther Ordnung man sich daran setzte, endlicht „An zwei an«
dem Tischen, um den Ss^l herum, safsen mehr als fünfbun«
dert Fk-äulein, Aber das Gedränge war so grofs, dafs man sie
' kaum mit Gerichten bedienen konnte, welche übrigens köstlich
uiid prächtig waren. Hier macht er eine sehr naive Entschuldi-
gung: De ce ne vous ais je que faire de tenir compte: maia
je vous parlerai des entremets qui y furent, qui si bien eStoient
ordonnez que on ne jpourroit inieux, . Et eust ete pour le roy
de France trha grant plaisance h. veoir si ceux qui avoient entre-
prins a joüer eussent joue. Das verunglückte aber, und wir
können nicht umhin, hier, wie überall bemerklith zu machc^n,
wie in jenen Zeiten Könige, Fürsten und Grofse notji wendig
beliebter seyn mufsten, als j^tzt, da, noch noch immer die
alte Oeffentlichkeit ihres Lebens fortdauerte, 'die erst seit
KarlV. zu verschwinden anfing und später durch Ludwig XIV.
anz auf das Leben mit der Hofgesellschaft beschränkt ward«
eiche Unbequemlichkeiten dieses oft hatte; wird die fol-
ende Stelle zeigen. ^Mitten im Palast war ein Kastell von
lolz gezimmert, vierzigFufs lang und zwanzig breit, dies
Kastell hatte vier Thürme an seinen vier Ecken und einen hö-
heren Thurm in der Mitte des Kastells« Dies Kastell sollte
die Stadt Ti^oja vorstellen, und. der Thurm in der Mitte den
Palast vonJlium, Dort waren dann angebracht die Wappen
der Trojaner, des Königs Friam, Hektors, seines Sohnes»
seiher andern Söhne und auch der Könige and Fürsten, welche
mit ihm in Troja belagert wurden.
/
CD$r B$S€hluf$ folg^.} ^
£an
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N. 29, 1825*
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
CoUections des Chroniques nationales Fran^aises
pat* J. A. Buchon.
iBescklufs.')
Üiet Kastell bewegte sieb auf vier Bädern 9 die Inwendig
sebr ainnreieb herumgedrebt wurden. Gegen dies Kastell
kämen, um es anzugreifen und sieb daran zu versueben,
andere Leute von einer Seite ber, die in einem Geselt
waren, welcb^s Gezelt ebenfalls sebr sinnreicb und verdeekt
auf vier Rädern ging; von^ der Kadbewegung .sähe man
aber niebts. An diesem Gezelt waren die Wappen der
Könige von Griecbenland und aller, derer aus andern Ge-
f enden, die einst Troja belagert baben. Dann war noeb
a^ als wenn ftian de/i Leuten im Gezelt zu tlülfe käme, ein
Sebiff ganz aHerliebst gemacbt, dies 3cbiff fafste wabl bunderj;
gerüstete Männer, und durcb die Kunst und die Veranstaltung-
der Räder bewegten sieb. die drei Dinge, das Sebi£F, das Ka*
stefl, das Gezelu Da war denn von denen im Sebi£F und de*<
nen im Gezelt von der einen Seite ber mäebtiger Angriff auf
die im Kastell, und von dehen im Kaste]] gegen jene mäebtige
Verlbeidigung; aber das Gefecbt konnte nicbt lange'
dauern wegen des Gedrängtes der L,eute, die
rundberum waren. Bald wurde die Gesellscbaft dureb
die Hitze und das Gedränge in grofse Unbe<jaemlicbkeit ge»
l)raebt. - Ein Tiscb vor der Tbüre des Parlaments, wo eine
Menge Frauen und Fräulein safsen, wurde mit Gewalt auf
die £rde geworfen, und man batte seine Notb, die Damen
und Fräulein plötslLcb und obne'Scbaden wegzubringen, we«
gen 4^5 gewaltsamen D,rängens und der Hitze im Palast. £s
feblce wenig, so wäre, die Königin von Fiankreicb vor der
Hitze inObnmacbt gefallen, and man mufste eine Bretterwand
hinter der Tbür eiiiscblagen , um Luft und Durcbzug zu^ er-
balten. Die Frau von Coucy war aucb ganz ohnmächtig ge«
worden« Der König you Frankreich sab das Ding endlich
XVm. Jahrg, 5. Heft, * .29
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450 BnehoD CoUeclIons des Cbtöni^ues nadon« Franf aisfS.^
ein und gab Befehl, clafs man aufhören solle. Man hörte aui^
die Tische wurden schnell abgedeckt und weggeräumt , damit
die. Dornen Plata hekämen^ Man theilte Wein and Specereien
aus, dann ging jeder und jede heiaii alii sich der König ui>d
die Königin in ihre Gemächer hegebeit hatten^ Einige iJamen
blieben im Palast ^ andere gingen in ihre Wohnungen in. die
Stadt zurück, um mehr ihre Bequemlichkeit zu haben. Sie
waren vom Gedränge und von. der Hitze hart mitgenommen
gewesen.«« An Liebesgeschichcen , lüstigen und rührenden^
ist er reich» die Religion erscheint^ Wie sie eben in seiner
Zeit erscheinen konnte, seine Philosophie ist wenigstens, durch*
aiis nicht künstlich ^ sie ist ihm eigenthümlich,, sie geht auf
ein lustiges Leben tind einen seeligen Tod^ viel Tiefe und
Empfindung höherer Art wird man von einem lustigen Sauf-
bruder, der sein Leben lang denHöfcn^ Festen, Abentheuern
und Schmausen nachzog, nicht erwarten« Eine weit bedeu«*
tendere Rolle als Gott, dessen Stelle überall die Jungfrau Ma«
ria und die Heiligen einnehmen ^ hat der Teufel , doch scheint
bei aller Treuherzigkeit der gute Froissart lieber andern eine
Geschichte vom Teufelsspuh aufzuhängen, als sie selbst zu
glauben. Auch davon wollen wir ein Beispiel geben. Ea
Hndet sich in -Hrn. Buclions Ausgab^ im 9ten Theil Chap«
XXII. p. 421^« überschrieben Comment un malin esprit nömme
Orton servit par un tems le Sire de Corasse et lui rapportoit
uouvelles de partout le monde d*huia k lendemain. Froissart
ist dort in Verlegenheit zu ^rfraken , wie doch der Grat fön
Foix wissen könne ^ was überall sich ereigne. Er w^endet
sich an einen von dessen Dierern» um zu erfahren, ob das
auch mit rechten Dingen zugehe, und dieser antwortet: Es
könne leicht seyn y dafs es nicht mit rechten Dingen zugehe^
denn er wisse, dals der Herr von Corasse einen dienstbaren '
Geist gehabt habe, der ihm alles berichtet. Wir übergebeil
hier die lange Erzählung, wie der Herr von (Corasse zur Beif
kanntschaft diefes Höllensohns gelangte, und erwähnen nur,
dafs der Geist den Ritter so liebgewann^ ^dafs er sehr oft des
Nachts ihn besuchte, und wenn er ihn schlafend fand, zog er
ihm das Kopfkissen wegv oder |)ocbte mit derben Schlägen an
die Thüren oder Fenster des Zimmers ^ und der Ritter ^ wenn
erwach war, sprach zu ihm: Orton, lafs mich schlafen ^ ich
bitt' dich. Das Ii^sse ich wohl bleiben, sprach 0;*ton, ich
muls dir erst Neuigkeiten belichten. Dann gerietfa die Frau
des Ritters in $o grofse Furcht, dafs alle Haare ihr zu Berge
standen f und dals sie sich unter das Deckbett versteckte .
Cmufoit en siiR^ouverture). Dann fragte ihn der Ritten Was
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BAehon CoIIeoti^iu des Chrdni^tief nation* Fran^atse^ 451
för Neuigkeiten Lringsfr du denn^ und aui( welchem Landä
' kommst du? Hör* (La), sprach Ortoh. Ich komme aus Eng-
land^ Deutschland, Ungarn, oder welches andere Land er
eben nannte^ gestern erst verli^fs ich es, und das und
das hat sich dort zugetragen. So erfuhr denn der Herr voii
Corasse durch Orton Alles, was sich in der Welt zutrug, und
. der Spafs dauerte sa seine fünf, sechs Jahre. £r konnte aber
tiicht schweigen , sondern entdeckte dem Grafen tron Foix deii
Zusammenhang. . Nun .|jeht -es grdfstenthe'ils dialogisch.. wei<<
^er fort, wir wollen aber von d«*r langen Geschichte nur den
Inhalt gehen.. Der Graf von Foix plagt den Herrn von Co-
rasse-y-er solle den Geist bitten, dafs er sich*ihm zeige, darüber
erhebt sich, denn in der Nacht zwischen Orton. und seinem
lieben Ritter eiti langes Gespräch, das sich daüiit endet, dafs
der Geist sagt, er ;S olle Acht geben, das erste Ding, das er
am andern Morgen . sehen Werde , das sey er. Der Ritter
steht auf«, geht.in den Hof, sieht ein ungeheures abermagresr
und garstiges Schwein, das auf ihn zukommt, wird ärgerlich
über die Zudringlichkeit des Schweins, schickt aeine Leutd
und die. Hunde dahinter. Es verschwindet. ,Seit der Zeit
Isam der beleidigte Geist nicht i^ehr , und im folgenden Jahr
starb der Herr von Gorasse. Jetzt wollen wir mit Froissart«
Worten zeigen, wie er sich aus der Sache zieht p, 438. »Jetzt
habe ich euch das Leben Ortons er2?ählt und wie er-eine I^eit;
jang dem Herrn Von Corasse Neuigkeiten brachte aus lautelr
freundliclier Gewogenheit^ Das ist die Wahrheit j^ sprach ich
zu dem Knappen , der ifiir die Geschichte (le conte) erzählt
und berichtet hatte (fait et ^it)^ doch auf das zurückzukom^
men, bei dessen Anlafs ihr mir die Geschichte erzähltet^ hat
denn der Gtaf von Foix einen solchen Böten zu seinen Dien«
Sten ? Darauf erwiederte der Knappe s ^Um euch die gerade
Wahrheit zu sagen, $0 glauben das Vide Leute in Bearn:
denn es geschieht nichts im Lande oder auch an andern Orten^
das er nicht, wenn ihm das Geringste daran liegt, alsbald er<<
führe, wenn man sich auch noch so sehr in Acht nimmt ^ dafs
es nicht geschehe* So war es auch mit den Nachrichten^ dief
er euqh erzählt hat^ von den guten Rittern und Knappen^ di€^
aus diesem Land^ gebürtig in Portngall geblieben sind. Auf
jeden Fall bringt es ihm grpfsen Vortheil, dafs er in diesen^
Ruf und in dieser Meinung steht» Dennman darf hier keinen
silbernen oder goldenen Löffel, .ader^ was es auCh seyn mag,
Verlieren, dafs eres nicht sogleich wüfste. Ich nahm darauf
Abschied von dem Knappe^i und faind andere Ges|eltschaft, mit
der ich mich ergötzte und verweilte; doch prägte ich mir Hitf
/ «9 *
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452 BiMhon Con«etitfBt d«s GhionifBet oadoii* PUm^tlifi*
ganze ErkAhhiiigt Aie^et mir vorgetragen hatte, fest {nt Ge«
däcbtnifs^ wie man jetat gesellen hat. I>als eben dies Teo^
fdswesen nicht hinderte, dafs er nicht an andern Stellen eine
sehr Ternttnftige Einsicht in den • Zusammenhang der Dinge
bewies , giauh^fn wir am besten su erläutern , wenn wir bk^
riditen, wie er in dialogislcher Form die Untersuchung Ober
Kerls VT. piMslicb ausgebrochenen 'Wahnsinn uns vorführt*
Der unglückliche König ward nämlich bekanntlich im August
1^92 in der Kähe von Mans plötzlich verrückt^ und seine
Ondes 4ind Verwandten hielten eilten Rath darüber. Hier
würden auerst die Abrate, die damals oft unter Christen nicht
l»esser daran wärest als jetzt unter den T<)rken, über sein
Essen befragt; wie^sie diese Frage beantwortet haben ^ fragt
der Herzq»g von B^urgogne^ Wer war's dann, ,der ihm zu
trinken gab? Das wissen wir nicht, erwiederten die Aerzte^
denn sobald die Tafel aufgehoben war, gingen wir fort, um
uns suiu Aufbruch fertig zu machen« ^ Fragt seine Mund-
schenke oder seine Kümmerlinge. Darauf wurde dann Robert
vop Tulles , Kittecstuann aus der Ficardie und Oberster der
Scheuken, gerufen. Er kam. Als er da war, fragte man
ihni wer dem Könige zuletzt zu trinken gea beti bitte«
Er antwortete und jipräch: Meiner gnädigen Herrschaften^
Herr Robert von Lignac. Er ward hergefordert. . per Rit-
,ter kam« Als er da war, (ragte man ihn, woher er den Wein
S?nömmen habe 5 den der König in seinem Zimmer getrunken^
a er /eben zu Pferde steigen wollte. .Er antwortete und
spracht Meine gnädigen Herrschaften^ fragt Robert von Tul-
les , der mir den Wein gab und kostete, wie ich auch, in
JGegenwart des Königs« Das ist die Wahrheit , sprach Robert
von Tulles, aber in Allem dem' kann nicht die geringst« Be«
denkltchkeit oder der kleinste Ai^wobiv seyn , denn es ist
iioch von demselben Wein , den der König getrunken hat» in
den Bouteülen^ und wir wollen ganz gern hier in eurer Ge-
genwart davon trinken und ihn probiren. - Da nahm der Her«
zog von Berry das Wort und sprach : Wir überlegen und
quäien uns um Nichts; der König ist sonst nicht
vergiftet, noch behext^ als nur durch schlechte
Raibgebery davon zu reden ist aber jetzt die Zeit nicht;
|4fst uns. alles aufschieben bis auf ein anderes Mahl.
Nachdem Ref. seine Leser zuerst etwas. ausführlicher mit
dieser Hauptperson unter den Geschichtschreibern des Mittel«
, alters bekannt gemacht hat,, will er sich au der neuen Ans-
eftbe desselben wenden. Herr Buchon giebt uns in setner
Vorrede genaue Nachricht von seinem Ciaui doch nur« in «o
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B«di^ QoUeeiroiii des Gbr^ni^«! nalioii, haiifalsff«. 483 "
W«it ei Froittart angeht« Ae£ will dabar dio Hauptfach» dea *
Sinsen Tlans aila einem Briefe des Herrn Bucbön hinaua^kaen.
err Buchon will alle Sehr iftsteller in der Muttersprache rom
l3ten Jahrhundert an, welche von firan&dstsehen Angelegen«
beiten handeln, hera-usgeben. £r theilt diese J>ekanat »u«'
machenden Cbronii^en des l3ten Jahrhundqt-ts in »wei Rubri*
kent Affaires de France au dehors und Affaires de l'intevieuv.
Die erste Rubrik beginnt mit Villebardouin^ron dem^ tftn^
lüsue Ausgabe sehr, wünschenswerthjist,^^ da indessen. Herr
Ha^e auch wohl die neugriechische Chronik übe»; die' latmni«
achen ReicUe in Griechenland wird edirt baben^ Die Aaatf M
de Jerusalem 9 die. Chroniken fiber den Zug des Hausea Anjoa.
und dergl. werden hier begriffen s«yn. Affiaires de Tinteriear
wird de€ Nangis vie St. Louis » de Fhilippe III , de Philippe
ly« und andere^ Chronübenv begreifen 9. lOr deren T<^xt, wm
Aef* aus eigener Erfahrung wei&f mit H^lfe der Sch^Jtie der
Bibliotlufq,ue du roi und der de l'arsenal noch sehr viel geache«
hen kann« Im vieraehnten Jahrhi^idert aufser Froissar^^ der
jetzt die ganze Sammlung erdffnet,. der Foctsetaei^ des Nai>gis>
das lieben JLiudwig^ von. Böurbon^ Gesandtschaften des Her«^
sogs. von Anjou u. a. m» Im- iSten Jahrhundert MiMistrelet^
St. Remy^ Chastelaln vie de Ftulippe le hon ^ chronique scan- ^
dalexiae de Louis XI. ^ Ainelgard mehrere andere. Herr Bu^
chon rechnet^ däfs die Serie dea i3ten Jahrhcuiderts etwa 15»
Bände ausmachen werde ^ die des. I4ten20j Bände (viel zu we^
n<g gerechnet^ denn Froissart allein giebtgewirs.l&)i^die des.
l^ten. JahrhunderU 25 Bände.
Von Froissart Ȋhlt Herr Buchon in der Vorrede- secbe^
verschiedene Ausgaben auf 9. vox^ deren jeder verschiedene
nieue Auflagem gemacht sind. Die Handscbriftenv hatt^ Her»
. Dacier aUe verliehen ^ was.ddber fär den.Text< geseheben ist^
das ist diesem zuzuschreiben^ nur da£s Ur» Buchon hie und da
Einiges in den Text aufgenomo^en hat, was Hr. Dacier auskriti«-^
«eher Genauigkeit nicht au^ehmen &u dürfen geglaubt hatte.
Dies ist auf jeden Fall den von £aris JEli>tfernteia ati genehm».
da. sie jetst alles beisam<;cien> haben^ utid: da. Herr Buchou
jede« Mahl bemerkt,, aus welcher Handschrift und au abweichen*
Gründen er einen. Zusata aufgenomjnen- hat , so kann iede»
selbst urtbeilen-, ob er seiner jVleinung seyn wiUoder nicht..
Was die Handschriften angeht,- so hatte Hern- Daciei» alles».
was sich^ thun Uefi^, schon gethan»' und. alle lAbweichungen
bemerkt^ oder mitgetheilt erhalten. Wir können nicht ei-
warten, dafs unsere deutschen LeSei^ Lust haben , ans in einer
kiitiscben ^nteraucbung iU>er den Text Froissaris &u folgen ;
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454 BachoB Coüeetioiis dei Glir«iilquts nadon^ Fianfaists« ^
wir wollen da&'<^r untetn Laadsleut^n' nuV mittheilen /d£^s 4er
, Ruhm deB herühmteo Bre^IauerManuscripts der Cbronrk Froia*
iarta hier ganz heruntergesetzt wjrd. Franzo'^en and Deutsche^
Herrn Curne de Scte Palayo mit inbegri£Fenv - hielten bisher
die Breslauifr Handschrift für di6 beste, welche vorhan-
den sey; wir wollen daher diplomatisch genau hier einrücken^
was. Herr'Buchon sagt, mag i^n Herr Wacbler^ der jetzt delt
Breslauer Bibliothek vorsteht , bekämpfen ,' oder auch sein
Vrtheil bestätigen, er ist gelehrt genug dazu, wir mischen
uns in die Sache nicht. Herr Bubhon theilt Preface p* XIV»
die Handschriften i) Manuacrits etrangeres, 2) Manuscrits
des provinces fran^atses , 3) Manuscrits de Paris. Da heffsC
e^ denn über die erste Abtheilung gleich : Allemagne. Breslau
en Sil^see. Le plus cel^bre des ^anuScrits de Troissärt se
trouve k Breslau« Semblable li beaucoup d'aiitres cho'ses c^«
l^re il n*a dus sa Imputation qyCk un defaut d*examen attentif«
On l'a vu ^egamment copie^ richement relie , orne de bril-
lantes vignettes; il avoit appartenu k un haut personnagie; on
Ta cru excellent« II faut souvent moins de tit'res , pour ao«
querir uii nom. Lies habitftns de Breslau (nein, liener Herr
j^uchon, sondern der alte, würdige Schneider, Saxo, und
seine Freunde) attachoit tant de prix k cette possession, que
lorsque Breslau se rendit ^n l806 alpx Fran^ois, les Prussiena
craignant| gu'on lie le leur enlevat, insertrent dans leur ca«
pitulatioh un articie expris li sori intention, portant que In
bibliqth^que publique seroit respect^e« Si |'edition du Frots*
9art de M. Dacier eut ^t^ publid ßlors l^s Prussiens eussent
moins redout^ la violation de leur bihliothfeque.
N^ous avons k la Biblioth^que de Paris parmi und treii«
tain>» de co|>ies deFroissairt du moins cinq ou six manuscrits^
qui sont de beaucoup pref((^rables , surtout celui de Boisratiet
et deBourges, Was nun die Behandlung des Textes betriflFt, sq
war Hr .Dacier, wie alle Kenner des französischen Alterthums und
eigentliche Gelehrte dafür, dafs so viel ii^Öglich der eigentliche.
Text des Froissart mit seiner eigenthümlichenOrthographie wie«
der gegeben werde; Hr. Buchon hat durchaus die neue Ortho*
graphie, u%id hat auch hie und da an den Wendupgeoi , wenn
sie gar zu schwer schienen, geändert. Wir sehen voraus, wa«
auch Herr Buchon am Ende der Vorrede zu v«?rstehen giebt,
dafs sich dagegen alle Rigoristen erbeben wer<4en» Was wir4
'Graf Fprtia d-ürban, was der Herr von Monmerqu^ und ihre
Oesellscbaft, die ihre Sammlung der ältesten Poesien mit so-?
viel Genauigkeit auf eigene Ivosten in wenig Exemplarei^
drucken }^siien,. was der gute Meom odt^r der siUe. l*£pine daetf
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t Aaehon Colleedont des Chi^oniqtiM liatioii« Fraofalses* 455
sa^en? Ref. g^s^eht^ er hätte iiicbt gewagt , den Schritt , den
Herr Biicbon gethan h^t, zu thun; allein ^a er gethan ist^
läfst sich nicht verkennen ^ daf« durchaus nichts dabei verlo«
ren^ wohl aber viel gewonnen wird. Es ist nirgends etwas
Wesentliches geändert, es ist aber jetzt jedem mdglich ge«
jDiacht , den ganzep Frbissart ohne Anstofs zu lesen, und durch
die Art, wie die Erklärung der veralteten Wörter gegeben
ist, (nur hätten wir dabei mehr Genauigkeit gewünscht) wirft
dies noch mehr erleichtert. In einem Glossar aufzusuchen^
wür^e ermtkdend seyn , stets unten auf der Seite hinweisende
Buchstaben aufzusuchen, hält im Lesen ungemein auf, man
hat also die erklärenden Worte durch Parenthesen in den Text
selbst gebracht. Wir wollen eine Stelle abschreiben , um >
dieses zu erläutern, wo man zugleich sehen wird, wie Berr
Buchon dem Text das alte Kleid ausgezogen hat« £s. beifst
Tom. I« p. 379<C Adonc commanda le ait comte que on fit aiiisi «
comme pour le mieux on lui conseillet et pour la t6t prehdre.
Si quist (chercha) on grands bois de ebenes tantöt ouvre's (tra-
vailles) et aiguises devant, et si accompagnoit (mettoit) k un
pilot vingt ou trente et s'ecueillQtent et pnis boutoient (frap«
E^rent) de grand randon (impetuosite) contre le mur; et tant
öut^rent,(frapp^renr) de grand randon (impetuosite) et si ver«
tueusement, (|u*ils pertnis^rent (perc^rent) le mur ae Pabbaye
etc. Man sieht, dafs diese £rk)ärungsart auch ihre.(Jnbe«
quemlicbkeiten hat, wenn sie gleich dasLtesen sehr erleichtert.
Die Anmerkungen unter dem Text, wenn sie die Sprache he«
' treffen, sind mehrentbeils von Herrn Dacier; doch sind diese
sehr kurz, des Herrn Bi^chon Erläuterungen dagegen sihd vor-
tre£Flich. Wer mit den Namen zurechtkommen will, wer
nicht Zeit bat^ die andern (Quellen immer zu vergleichen, der
kann diese Ausgabe gar nicht entbehren. Herr Buchon war
mehr als unzählige andere Franzosen dem schwierigen Unter«
nehmen der ErkL^rung gewachsen. Er versteht Spanisch, Por*
tugiesisch und Englisch sehr gut, ist des Teutschen nicht un^
kundig, und hat Freunde, oie in der alten I^iteratur und
Geschichte seiner Nation ganz zu Hause aind. Man kann
sich daher hier ganz auf ihn verlassen, und er selbst giebt
sehr fein zii verstehen, dafs der Herr Dacier hier sonderbare
Blöfsen gab, denn dieser gehört noch zu den Franzosen, denen
Samojeden und Deutsche iiti grofsen Lande, le Nprd genannt,
hausen. Das hat sich bekanntlich in der neuern Zeit bei den
Franzosen merklich geändert, und die aus der neuem Bildung
hervorgegangenen bekümmern sich doch etwas mehr, als .die
alten 9 um andere Völker. Für die englischen Namen, die
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496 V * j^aehon Collcetions 4«s Cknmlfo«» natlon. Fnm^alses..
Froittart merkwürdig verstummet, fai?d er durch Engläader»
für deren Geschichte der lustige Pfaff £ast noch mehr Quelle
ist, als für die französische , gut vorgearbeitet« Wir haben
nämlich zwei englische Uebersetzungen dieser Chronik. Die
eine, unternahm Bourchier Lord Berners auf Befehl Hein-
richs VIII. und' sie virard zum ersten Mal 1525. in f.Fülio ge-
druckt, hernach l8l2 in Qvo und 4to durch W. J^iddleton
wieder zum Druck gebracht. Die andere Uebersetzung machte
Johnes, der auf s&inem Schlosse Hafod eine^anze Sammlung
kostbarer Handschriften des Froissart vereinigt hatte.* Er ließ
auf seinem Schlosse i80^ in prächtigem* Quart und in Octar
diese Uebersetzung drucken und' fügte gestochen alle Zeich-
nungen bei, die sich in einer Handschrirt der königlichen Bi-
bliothek in Paris finden. In einzelnen Fällen scheint es uns,
als ob Herr Bu<;:hon ganz ohne Noth der Originalität Frois-
sarts zu* nahe träte; So z« B. wenn dieser in seiner sonder-
baren Art die Namen halb französisch macht > hätte sie Herr
Buchon immerhin wiedergeben dürfen ^ wie er sie schrieb,
man hätte doch gewufst^ was ^er will. So z« B. sagtFroi^sart
immer Westmoustier, Herr Buchon ändert im Text Wes't-
' minster. Etwas anders ist uns aus einem andern Grunde auf-
fefallen , wir meinen wegen der falschen Schämhaftigkeit der
ranzosenl Bekanntlich hat kein Volk unzüchtige Lieder und
schändliche Bücher , selbst von bessern Schrift stellejn in grö-
J^serer Menge aufzuweisen, als die Franzosen und die Italiäner,
bekanntlich ist in keiner Sprachein derConversation der besten
Gesellschaft der Gebrauch der eigentlichen Benennung für na-
türliche Dinge so erlaubt ^ als in der französischen, und docti
"i^erden gerade die Franzosen auf einmal spröde, wo andere
en gar nichts Böses denken 9 oder denken können. Man wird
dann durch solche Sprödigkeiten oft erst daran erinnert, dafs
man etwas Unschickliches in ;einer Sache finden könne. Dies'
. ist dieselbe Meinung, die in der gebildeten oder vielmehr ver-
bildeten Welt derTheetJSche und grofsenEfsgeseihchafeen allge-
mein herrscht, wo schleichende Verla umdung , boshaftes Lob^
leise Andeutung, unvermerktes Verdrehen der Worte, lang-
sames Untergraben der Ehrej und alle die kleinen Künste
armseliger Seelen, wodurch sie sich seihst unter den Armseli«*
gen, deren Zahl. immer sehr grofs seyn wird, erheben, und
andere herabdrücken, ganz leidlich, unterhaltend, rechtlich
findet. Schimpfen un'l Foltern aber höchst schmählich und
unanständig, .Ref. bemerkte dies hier bei einem unbedeuten-
den Anlafs, weil es heifst ex ungue leönem, da so etwas,
wenn es national ist, durch und durch geht. Es wird gewifs
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CSdHa. ^ 457
f
Niemand den I^roissart lesen f der vor den Namen gewisser^
^beile des männlicben Körpers zurückschauderte, und thäte
er dies auch^ Bo würde doch seine so leicht scheu gemachte
Einbildun^gskraft heftiger durch eine Lücke, die er beim Le«
sen ausfüllen mufs, erregt und durch Ausfüllen in Bewegung '
/gesetzt werden 9 als durch das eigentliche 'Wort. FroissafC
nämlich erzählt ausführlich die schreckliche Hinrichtung des
Hugo Spencer 9 den man aufser andern Verbrechen ^ deren er
nicht schuldig war, auch der Ketzerei und Sodomie beschul-
digte. Da heifst es in unserer alten Ausgabe C; XX^y» feuiUet
y, pn lui coupa jtout premi^rement, le vit et les couillons, da«
bei sind wir nieangestofseh , wohl aber, wie Herr Bi;Lcbon
achreibt Tom. I. p. 52. on lui coupa tout premier le • • . • .
et les • • . • , Dies rührt nicht vom Herausgeber her f^ denn
Ref. weifs, dafs der von solcher Ziererei weit entfe|:i|t ist^
nein , so forderte es französische Scbicklichkeit,
^ ' ' ^ . Schloisetm
CaecUia^ eine Zeitschfijt für die musikalisclie Welt^ fieraus gegeben
von einer Geseilschaft von Gelehrten , ^ Kunstverständigen und
Künstlern, Mainz ^ im Verlage der Hofmusikhandlung von B.
Schott Söhne. das Heft 36 kr.
Unter diesem Titel erscheint seit April 1824 eine Zeit-
schrift für Musik ^ jedoch im Ganzen weniger speciell techni«
sehen Inhaltes, als mehr auf das allgemeine musikalische 'In-
teresse berechnet, daher die räsonnirenden Aufsätze die Mehr- ,
zahl bilden. Es sind davon bis j^tzt (Februar l825) 4 Hefte
des ier&ten Bandes und 2 Hefte des zweiten erschienen , au«
welchen wir auf die bedeutenderen und gröfseren Aufsätze
nur mit dieser kurzen Anzeige hinweisen wollen , da der
Kaum dieser Blätter ein Mehreres nicht gestattet; und wir
fügen nur noch hinzu p dafs die Namen: Gottfried Weber^
F. Kochlitz, ö. L» P. Sievers, Chr. H. Rinck ü. a« mt
gewifs zur Lesung dieser Zeitschrift aufmuntern müssen.^
w^elche überdies von Verlagsha;idlung mit schönem klarem
Drucke und weifsem Papiere auch Üufserlich gut ausgestatte
worden ist, Inhalt der erschienenen Hefte. Erstes
Heft. Voran geht eine kurze \und Lündige „Einfüh.rung"f
wodurch der Leser mit der Tendenz dieser Zeitschrift bekannt
gemacht werden soll, undr welche sich recht verständig darüber
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45» CiwUa.
ausspricht, kfrine Partbeifahioe aufstecken ^ti wollen , sondern
aUem Giften , es komme von welcher Seite es wolle, freien
Kaum zu gestatten; übrigens werden als. Inhalt der Zeitschrift
bezeichnet: Theorie, l^ritik, historische Artikel, d. h» No«
tuen und Mittheihmgen über Kunst und Künstlet: , Verkehr
in Anfragen und deren Auflösung« Mittheilung kurzer Mu«
, sikstücke, SO wie musikalische oder sich doch auf Musik be-
istehende Unterhaltungtsn verschiedener Art« '£s folgt sodann,
wie gebühren^ , ein Gebet an die Heilige , deren Namen diese
Blätter tragen, von Dr. Grosheim, welches sehr ominöse
Bekenntnisse enthalt, und wir wdnscben mir Erfüllung allet
darin an die Heilige gethanen Versprechungen, Den Ueber«
gang zct den eigentlichen Auisätzen macht ein Brief des Herrn
A\ von Dusch, aus Carlsruhe, welcher, mit vielen Wün«
achen für das Wohl d«>r Caecilia , eine Kelation üher die Auf-
erstehung der Zauberflöte auf der Carlsruher Bühne mittheilt;
die Kef.', welcher einer der ersten Vorstellungen beiwohnte,
VolHgv unterschreiben mufs. Hieran schliefst sich ein Auszug
aus Tieck's bekannter Novelle: »^Musikalische Lieiden und
Freuden^«, und eine scharfe Kecensibn über „Asioii's JLehr«
buch der Anfangsgründe der Musik^ frei übers, von B Ü 1 1 i n«
Ser, Mainz 1823^, vrorin aber doch manches zu scharf seyn
ürfte; sq z^ B^ wird p. 46- die Uebersetzung des Wortes
^^,caratteri« ( Schfiftzeichen ) durch: ,>^Charaktere'< getadelt^
da doch dieses letere W^ort mit ^ Schriftzüge « gleich*
bedeutend gebraucht wird; im Ganzen aber ist das ausge»
atellte testimonium paupertatis nicht unverdient. Mit Ueber«
gehung von mehreren kleinen Aufsätzen und Auszügen inachen
wir nur noch aufmerksam auf einen sehr scharfsinnigen Anf-
satz des Herrn Dr. Gottfried W«ber, welcher eine Hy-
Jothese über die menschliche Stimme, besonders über die Bil-
ung des Falsetts enthalt , und diesen Theil der Stimnve von
einer eingetheilten Schwingung des Stimmorgans und bes on<«
' ders >der SUnder desselben herleitet , ebenso,. wie bekanntlich
• auf dem Monochord dieOctave, Quinteetc. durch Eintbeilung
der gespannten Saite, und folglich ihrer Schwingungen ent-
stehen; wo denn aber Hr. Dr, Weber wegen der Kürze der
))änder des^ Stimmorgans, sie nicht mit 'einer gespannten Saite,
tBondern ^her mit dem Zungenwerke an einer Orgel vergleicht,
Tind beider Aehnlichkeit sebi* schön durchführt; die Entscheid
düng mufs aber billig einem Physiologen überlassen bleiben.
Zweites Heft. £s verbindet sich mit dem ersten Hefte
durch eine daselbst angefangene Recension von Vpgler*s
Requiem, von Hrn« J. Fröhlich» von welcher dor£ dec
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Google, ,
' t
baollla. 459
allgemeiiiey hier der besondere Theil eingerüctct ut; in jenem'
haDenwir aber Klarheit und B<»8tii»intheic der Gedanken^ sehr
vermifsty wie z. B. p. i07, in der Angabe, wie dasMuaCs der
bei einer musikalischen Schöpfung angewendeten Kräfte zu
erforschen sey, wobei das Wort »denn« doch wohl nur ein
Druckfehler ist für „dann««, statt „sodann*. Der besondere
T4ieii ist die eigentliche Recension , welche sich über diesesi
Werk Vogler's mit grolsem Lobe ausdrückt, jedoch in
ebenso Dnystisch- unklaren Ausdrücken, wie im ersten Theile; ^
auch können wir in die Kritik der einzelnen Theile nicht
durchaus einstimmen, und gerade das so sehr gelobte Beispiel
(auf dem Nötenblatte zu p. 125» Nr. 8.) enthält bei den Wor»
ten: „et amara valde« , in der fortschreitenden Figur mk. gro-
sser 3 und übermäfsiger 5 nicht nur eine gro fse itärt« , son*
dern auch eine sehr ppinliche Spannung, welche nirgends,
wnd am wenigijten in einer Seelenmesse an' ihrem Plätze^ Ist.-
Wir machen auTserdem noch auf folgendes aufmerksam: „Be-
trachtungen über Handstücke für Anfänger« , p. 151. t welche
«ehr beherzigenswerthe Warnungen gegen das Abmartern der
Schüler bei dem Elementarunterricht enthalten; und auf Hrn.
Cb. H. Rinck's Recension über Müllers Orgelbuch, nebst
der Nachschrift der Redaction^ Auch allerlei Curiosa finden
sich in diesem Hefte, wie ein paar Räthselcanons und ein faa
sim'tle von Mozart's Handschrift. Drittes Heft.. Wir
heben nur folgende Stücke heraus. Ganz besondre Aufmerk«
samkeit Verdient ein Aufsatz des bekannten Hrn. G. L. F«
Sievers (früher zu Paris, gegenwärtig zu Rom, wo der«
selbe ein Kunst -Commissionscomptoir errichtet hat) Über' den
Zustand der Musik in Italien ^ besonders in Rom; es wird
freilich über den dortigen Geschmack nicht viel Tröstliches ge-
sagt, indem der Rossinianismus gänzlich dominirt, ui^d seihst
in der Kirche, mit Ausnahme der päpstlichen Kapelle, die alte
S Ute Schule hat weichen müssen ; sehr interessant sind auch
ie Bemerkungen über die musikalischen Anlagen der Italiäner^
und wir haben uns nur sehr über die obligaten ?? und I! von
Seiten der Redaction gewundert, sind abei^ überzeugt, dafs
Jeder diesen Aufsatz mit grofser Befriedigung lesen wird.
Noch machen wir aufmerksam auf mitge^heilte Ideen des Hrn.
IProf. Wendt über die Bestimmung der Musik, die Sprache
nachzuahmen , welche denn allerdings mit Recht geläugnetj
und der Tonsetzer auf das Auffassen der lebendigen AuTsen«
Welt, und das Reproduciren de$ gehabten Eindruckes in der
^usik hingewiesen wird. Nur können wir den dabei zu
Qrunde gelegten Satz p. 2j68 % dafs. die Sprache hei dem Au$«
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Googk
460 GldUi.
) . ' \ , -^ . . ,
* 4nick€ der Empfiniliiiig dem Gei^nge an Valllommenbeit naelK
st^«9 nicht billigen» da sie da« Bestimmte itt, und den IfW n
halt, wie die Gränzen der Empfindung genau au beaeii:hnen
veräiag, io der Musik aber ein Mifsverstehen » Wie 'auch p»
269. g«^agt v^Vd, Ic^icht möglich ist, mithin Unbestimmtheit
statt findet. Viertes H ef t. Wir bitten besonders folgende
.gröfsere Aufsätse zu bemerken. * Wohl Jeder wird mit Ver*
gnügen eine musikalische Idylle (wenn uns' der Ausdruck et*
la übt ist), betitelt: der siebzigste Geburtstag» von Herra
^Rochlitai» lesen, soviel GemütliHchkeit und so viele poeti«*.
acbe Auffassungsgabe «erscheint darin , und wir heben in die*
aer Hinsicht besonders den ersten Theil heraus ^ welcher die
Idee Aer Septime ficht poetisch und fromm in Worten darlegt.
Recht Interessant sind auch die (sehr ausführlichen) Gorre*
apondenznachrichten aus Paris, und sehr lobenswerth ist ihre
Anti-Rossinische Tendenz f und das scharfe Urtheil über das
Zurechtschneiden der gröfsten Meisterwerke» sowie das Her«
vorheben des einfachen gefühlvollen Gesanges g^g^n die Onse« '
lige, leider so allgemeine SchndrkeJmanier. £nalich verdient
Beachtung ein sehr weitläufig er 'Aufsatz des Hrn. I>r.G. We-
ber über die neueste musikalische Literatur , welcher aehi:
sorgfältig und mit kritischem Raisonnement die Werke über
Musik, sowie die neuen Compositionen , Auflagen u« a. w.
angiebt; einer näheren Beleuchtung des Aufi^atzea enthalten
wir ui^s \\m so mehr, als wir Hrn. Dr. Webers Ansicht^
dafs die neuere Zeit in musikalischer Hinsich| auch ^ehr lo*
benswerth sey, nun einmal, wir gestehen es» wenigstens in
vielen Beziehungen nicht theilen können , sondern uns lieber
an die gute alte Zeit halten. Fünftes Heft (zweiten
Bandes erstes Heft,}« Eä beginnt mit einem ebenfalls
sehr ausführlichen Aufsatze desselben Verfassers, worin . er^
sehr ins Einzelne gehend , Spontini's Olympia betrachtet^
und deren örundlage , das Erreichen des Effects durch Anwen«
düng übermäfsiger Mitte] und Massen billigt; — ein bekannt-
^ lieh sehr bestrittener Grundsatz, welcher wegen seiner Unbe«
grähztheit sehr gefährlich ^^yn^ möchte, wie die neuesten
Nacliriohteu über S p o n t i n i' s' Unternehmungen beinahe be« ^
weisen. Es folgt ei^ geistreicher Brief des bekannten Hrn.
Weitzel, den wir nicht zu überschlagen bitten , etwa mit:
, Ausnahme der theologischen Dlatribe p. 35, die uns. nicht
. ganz an ihrem FJatze scheint; desto* treffender ist die Aufstel«
lung des Bildes der musikalischen Liaien, welcher mit wahrem
, Kunstsinn den Künstlerin entgegentritt, unot.so erinnert oeif
Brief an einen von gleichem Geiste^ dictir^en Aufsatz ^ dar;
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CtflOir. 461
Musikfeind betitelt ^ In den Fhantasiestflcken des verstorbenen
Kammer « GerichUratbs Hoff mann Bd, tl. p. 328. Hierauf
folgt eine ausfähriiche Kritik des Textes der Oper »Suiyantbec«
TOB Hm. St.'Scbatzey welche bei ihrem Tadel wohl. kaum
Ungerecht zu nennen ist. ^ Den Beschlufs macht ein Auisats
des Hrn. Sievers» we1f:her, ausser einem Nachtrage zu dem
obigen Aufsätze (Heft Nr. HI, p. 201.) f sehr interessante
Notizen über die Au£FQhrung des Miserere von Allegri in
der SiKtinischen Kapelle zu Aom enthält; wo wir aber mit
Herrn Sievers an dem demselben mitgetheilten Mäbrchen
über die Entstehung und Ausbildung dieses Meister^tverkes zu
seiner jetzigen Form billig zweifeln, trotz aller dafür aufge«
stellten Gründe^ indem uns eine Verflachung des Werkes durch
die so wirkenden Zuthaten der Sänger ganz unvermeidlich^
eine so richtige Ausbildung aber in den Mittelstimmen auf
diese Weise unmöglich scheint. Die Bemerkungen über die
Gesangmanier d^ss ^pranisten Mariano wünschten wir von
jeder Sängerin^ welche sich für die Kirche bestimmt, mdg*
liehst behei'zigt zu wissen.
Sechstes Heft (Hten Bandes 2t^s Hft.), Den Eingang
macht »ein Wort zu rechter Zeit gesprochen««, von Hrn. Sie«
'v er s,, welches die Rückschritte zu den Meisterwerken der
älteren Opej als d}e- einzig möglichen Vor- und Fortschritte
empfiehlt, obgleich nicht ausschliefslich, sondern neben der
neueren Oper; wir wünschen ^ dafs dieses geistreiche Wort
ei:ne gute Statt finden und gehört und bewahrt werden möge,
l^ezweifeln dieses aber auch ^ wege^ der, für Viele darin lie«
genden musikalischen Ketzerei (z. B. vergl« Caecilia Hft. IV*
,p. 3 17 ff.) 9 besonders, da Hr. Sievers zu diesem Ende ein
fanz verschollenes Werk, Marti n's Cosa rara vorschlägt;
afs er aber auch die Hillerischen Compositionen in diesen
Kreis gezogen h^ben will, düifl^ docbein wenig zu weit ge«
gangen I und dem Publikum kaum zuzumuthen seyn. Nochi
sind auszuheben Nachrichten des Hrii. Dr. G, Weber über
einige wesentliche Verbesserungen des Fagottes, welche wir
uns begnllgen anjgezeigt zu haben , da sich ohne eine Probe
wohl kaum genau darüber urtheilen läfst; endlich eine Re«
censton über Kocher*s »^Tonkunst in der Kirche, Stuttg.
1823«* von Hrn. Prof. Müller in Bremen, welche aber, von
dem Grundsatze der Vortrefflichkeit des Neueren im Gegen-
satze des Alten ausgehend , uns kaum zu billigen geschienen
bat; so z.B. ist uns die Behauptung, ,»ilafs die aUe (Kirchen*^
Musik das Geiuüth wenig bewege««^ duvchaus unbegreiflich^
und fir. MüUer mufs von den^erken des von ihm ange*
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' 46i V. Hoff Geiehichte d. Veränderungen ä, JBrdoberflSo^o..
' I • • , ' . '' . ^' ;
Itthrten -Ifalestrina, wie von jLotti, MoraTi u. a. m.
wenig gehört haben, um dies^ sagen su können, indem nicht
leicht in neuerer Kirche^pmusik sich diese innere Glut der. An«
dacht 9 und diese Erhabenheit' der Qedanken finden m€k:hte^ '
was denn doch nothwendig in dem Zuhören, wp möglich, auf
ähnliche EntzÜndMng Wirken mufs« Uebrigens gefällt sich
Hr. M. in Paradoxen z. B..p. 152 f wo derselife die £i;hebuna
des .Geistes zum Lol)e. Gottes eine • — Leidenschaft nennt! 2
der Verf. des recensirten .Werkes möchte dagegen kaum eia
Paradoxon augestejlt haben , wenn er die chromatiscbef Scale,
wegen der ihr inwobnenden, Unruhe, und Leidenschaftlichkeit
^ aus der wahren Kirchenmusik, besonders der Choralmusik
verwiesen wissen will, obgleich er.liei Verdammung ^er
Septime etwas zu weit gegangen ist. Doch genug ! wit ver-
weisen lieber auf die andre, im Vorworte der Redactioä an-
geführte Kecension des KocHertfohen Werkes, und bitten
sie recht sehr beherzigen zu wollen, wünschen aber dieser^
Zeitschrift, welche - allen . Partheien und Farben bo billigen
Raum gestattet, und schon so manches Interessante su Tage
gefördert bat, von Herzen allen möglichen Fortgang..
Cefchichte det durch üsberlieferung nachgewiesenen Aatärlichefn Ftfr«
ändert^ngen der Erdoherßui^he, £«i Versuch von Kr £. j^. Vm
^off II« i; w» Th» IL Geschichte der yulcane und der Erd-*
heben^ ' ^
Fortsetzung von Nro. 17. d. J,
In diesem zweiten Theile, welchen Rec. bei der Beut-»
theilung dea ersten schon einigemale gelegentlich mit erwäh«<
nen muiste, weicht der Verf. etwas von Semem früheren Plane'
a]}^ indem er sich nicht auss^hliefsirch auf die Geschichte det
Veränderungen der Erdoberfräche, beschränkt, sondern^ ailge-
n»eine Untersuchungen übec die Vulcane und Erdbeben nebst
deren Ursachen und Verbindungen vorausschickt. Das Pu-
blicum nimmt begrei^ich diese s.cbätzbare Zugabe von ^inem'
so erfahrnen Schriftsteller dankbar und mit Vergnügen ^i
und die Kritik kann , keinen scheinbaren Grund zum T^del
lijierin findep, mufs aber den 'Gegenstand so beleuchten , wie
er hier dargestellt iit^ Unstreitig geboren diese Forschungen
unter die vielfachst angesteilten und schwierigsten der physiW
Sehen Geographie I und kaum ist es möglich y irgend eine Hy«
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T« Hoff Geselnchte d. VcrSadeniogen ^ firdpber/lScUe. 463
pothese mit öründen zu unterstützen ^ welcher sich nicht
auch andere gewichtige Gegengründe oder mindeste^ns plausi«-
bele Hypothesen entgegenstellen lassen. Um &o melir aber
mufs man streben, die Sache allseitig ^u prüfen, und unpar«
theiisch zu würdigen, damit nicht aus Bequemlichkeit der Na«
1 turforscher eine falsche Theorie bleibendes Ansehen erhalte.
Diese Gründe werden Hec. entschuldigen, wenn er den An«
sichten des gelehrten Verf. in einigen btückeii seine Bedenk«
lichkeiten entgegenzusetzen keinen Anstand, nimmt»
I^ie allgemeinen Untersuchungen gehen nur bis. S. 98. und
beziehen sich auf die Erscheinungen der Erdbeben und vul«
canischen Ausbrüche nebst ihren Ursachen und VVirkungen.
Kecensent tibergeht die nur kurz erwlihnten Zerreifsungen
und Einsinkungen des Boddens, nebst den Erhebungen dessel-
l)ei^ von Innen heraus. Kücksichtlich der Vulcane entscheid
det der Verf. darüber bestimmt^ dals ihre Crater nicht aus
den Spitzen der jetzigen Berge ^ als schon gebildeten, ent«
standen, sondern daÜB diese letzteren seihst blasenförmig von
Innenf aufjgetrieben^ und durch die ausgeworfenen iVlassen selbst
beträchtlich erhöhet sind. Hierfür spricht schon sehr ent«
scheidend die Beobachtung, dafs alle Crater aus ein und der«
selben Steinar^ 9 nämlicb Trachyt^ bestehen. Indem sonach
. die blasenförmig erhobene Masse an der schwächsten Stelle,
also in der Mitte durchbrachen werden mufste, so hätten wir
bei der Bildung selbst der höchsten Vulcane mehr diese Ursa«-
che, als eine allmälige Anhäufung der ausgeworfenen Substan«
zen zu berücksichtigen.
Um über die Ursachen der Erdbeben und vulcanischen
Ausbrüche mit Sicherheit zu entscheiden, erklärt der Verf.
mit vollem Rechte die Tbatsachen bis jetzt noch keineswegs
für genugsam bekannt , obwohl wir als gewils annehmen kön-
nen ^ dafs ihre eigentlichen Sitze sehr tief, auf allen Fall unter
dem uns bekannten Theile der Erdrinde liegen , und auf weite
Streckeamit einander in mehr oder minder naher Verbindung
stehen. Inzwischen sucht der Verf. die Hypothese zu begrün«
den, dafs die Ursache dieser Phänomene in der Zersetzung
der Schwefelkiese, zu suchen sey« Kec. will nicht ixi Abrede
stellen, dafs sich verschiedene Gründe hierfür beibringen las*
sen f indefs steht doch allezeit das Hauptargument entgegen,
dafs der schon gebildetete Schwefelkies ohne Zutritt der Luft
nicht zersetzt wird; denn Lemery's Versuch kann hierfür
nichts beweisen 9 indem er SchwelFel itiid Eisen vor ihrer
Verbindung anwandte, welches immer eine ganz andere
Sache ist.
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464 ^ Hoff Oes^^te d. VnrSiideraDgeii d. EtdoberflSdie» .
(Beiläufig wollen wir aus Rücksicht auf die Stellung einet
Buches 9 welches vielen künftig als Qiielle dienen wird^ doch
zu S« 37. bemerken, dafs Michell und Cavendish die
Dichtigkeit der Erde vermittelst der Drehwaage, aber nicht
durch Ablenkung des Bleilothes zu erforschen suchten , und
daher hier an der unrechten Stelle stehen). Breislaks Hy*
pothese ist aus den vom Verf. angegebenen Gründen auf allen
Fall unhaltbar, jedoch thut er ihm Unrecht, wenn er das aus
der extreme le^hret^ der Erdmetalle hergenommene Argument
desselben als unstatthaft zurückweiset , indem die Erdmetalle
oder Metalloide allerdings sehr leicht sind. Allein dessen un«
geachtet hält Rec/ diese , auf allmälige Oxydation der nicht
oxydirtäri Erdrinde gebauete Hypothese, mit Hinzunahme
der wahrscheinlich grofsen Hitze im Innern des Erdballes,
doch noch immer für die plausibelste,- indem sich gegen das
angegebene Breis lak sehe Argument, wie freilich gegen die
feste Begründung jeder andern möglichen Theorie, einwenden
läfst , dafs wir l) das Innere der Erde gar nicht kennen , in-
sofern die Sitz« der Vülcane, gesetzt auch, sie befänden sich
in 20 Meileh Tiefe, doch noch immer zur äufseren Rinde ge-
hören, so dafs also die lieicbtigkeit der Erdmetalle, eben wie
die vom Verf. S. 42. dieser 'mit Grunde entgegengesetzte des
Bergöls gar nicht in Betrachtung kommt, 2) 4^fs aber die
Dichtigkeit des Kernes als Folge des noch nicht berech]>eten
JDruckes ganz unbestimmbar ist , wori^ber der grofse Geome«
ter La Place nur einige hingeworfene Bemerkungen bekannt
gemacht hat, und 3) endlich eine feste Begründung des einen
\vie des andern durch die uns zu Gebote stehenden Hülfsmittel
in der nicht bestimmbaren Temperatur' des Erdkern^ und der
hieraus folgenden Ausdehnung dieser JBestandtheile ein un«
tlber steigliches Hinderpiüs findet. Wie ohnmächtig steht da.
her 'der MenSch mit allen seinen erworbenen Erfahrungen und
allem seinem lange geübten Scharfsinne vor diesem schwieri«
Iren Probleme! Rec, folgert daher di^ Hypothese von einer
ange fortdauerhden' allmüli^en Oxydirung der Erdrinde und
den damit muthmafslich zusammenhängenden vulcanischen Er« ^
scheiriMUgen nur problematisch aus der Combiuation vieler
hierzu passender Erfahrungen.
CDer Bes€hlufs fol^^*)
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. H e 1 d e t b e i* g e r , .^
Jahrbücher der Literatur*
Geschichte der Vel-ahderüngeü der Erdohärilachö
VOD K. E. A. V. Hoff.
Auch dftr Verfi tritt später dieser Ansicfvt bej^ welche eir
acBon- vor längerer Zeit dutch Smieder urid Steffen« ge»
U'a[sert nachweiset; indefs müsstJn wir dann von Schwefelkie-
sertf und den Vor Davy's Entdeckung allein bekannten Me«
fallen abstrahii'en j welche Soiieder und auf allen Fall Stef-
fens nach der p^ 64» angefahrten Stelle allein vor Augen bat^
ten und haben konnten , obgleich schon niedrere andere Na^
turfbrs(;her d4e Möglichkeit einer metallischen Natur versohie«
dener StOiFe ais unbestiinniteiVIuthmaisutig ausgesprochen hat-
ten ( und eben. so bedarf es aus .deiv oben angegebenen Grün«
den der, auf allen F4II unerweislichen ^ Hypothese Von *HOh« '
lungen im Innern der £rdj^ nicht > um das aus der Annahmt
-eines metallischen Erdkernes folgende Vröfsere spec. Gewicht
der EVde mdhr berabeubringen, obgleich sie in der äufVern
ßrdrinde allerdings «tnleugbar vorbanden sind. Denn nach
der Hypothese t)äyj*s gehören die Bestandtheil^ des Gran!«
teS) Sandsteines, Kalkes u. s« w. äben so gut zu deA Metallen
als die Schwefelkiese 4 das Bieters, u^a^ lii. Hiertiaeh kann
aber Rec. ^en tiefen Sinn nicht ä^den^ welcher in derl gdiiadn«
teil Stella liegen soll^ nämlich: »vMajn hat tiicht dngeseh^^
daifs alle Metalle^ die in den Gebirgen» erscheinen, nur du^rch
^partielle Reductionen erzeugt sind;«« auch ist vor det Harid
noeh gar nicht -abzusehen, was für gbo£se odet, jgar grdfstd
Aufschlüsse die vulcanischen J^rsoheinungen von. D d b e t e i^
iier's allerdings höchst wichtigen ;^Ef>tdeckang der Enta^ün^
dung^ vor! WasserstofiFgas durch Tlatinsch^Amni ethialteil
sollen« ReceiiiS^ fübli wahi^ dafs solch äi'£enjerkung«n nitht
das Mittel sind , i^ich beliebt zu machen:^ Indeiü ittail di^ei
>iur dadurch erreicht $ Wen|i man dem^eitgeiste huldigt. Lei-
der hat dieser aber bei den Deutschen schon länge id tineä
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466' ▼• Hoff ÖMdiifihte d« Vcrittd«niiig«ii d* £rcloberflfic)ie*
■ - ■ »
Bum Theil ans Gutmflthigkeit «ntipringondeaUebericbätziuie
neuer Entdeckungen beetanden^ wosu die MenschenquSleret
bei der Anwendung des Galvanismus gegen Taubheit ynd das
fibrikinäTsige Durchbofacen der meipbrana tyi»pan) j^tpr*. (ei-
«pieU weise als Belege dienen m^een; aucb Iie£se«icb Woktdta
Herrschaft des Neptunismus nach Werner und der jetaigo
Vulcanisoaus anführen; £s ist schon etwas Groiaes, daa^^Ge«
bäude der Naturwissenschaften, noch, mehr aber,, seine viel«
fachen Lficken zu kennen , gana vorzüglichen Dank aber ver«
dient derjenige 9 welcher einen wichtigen Schlufsstein für eine
oder einige derselben durch glückliche und scharfsinnige Com«
binationen auffindet. Dann soll man diesen aber nicht in alle
Lücken schieben wollen y sondern nur in diejenigen ,. woria
^ er gehört, damit nicht die Ausländer ^ indem sie ihm seinen
richtigen f lata anweisen , sich ^ie ganse Entdeckung beimea«
* «en. IS^tn so sehr aber, als Rec es für Pflicht der Wahr^
^ beitsUebe Kielt , bei dieser Stelle seine Zweifel offen au fiua«
Sern, mufs^er zugleich aucb seine Freude darüber bea^ugen,
dafs der Verf. ganz im Geiste ruhiger Forschung sidi durch
Hansteen's groCse Gelehrsamkeit nicbt hat blenden lassen«
^(s. Vorrede S« X(.) den Vnlcanismus der Erde joait ihrem
Magnetisnms ^u verbinden« da die magnetischen Aiten als
Folge eines inneren metallischen Erdkernes mit der Wände«
rune der Linien ohne Abweichung ichwer vertrflglicfa sindy
und die täglichen sowohl, als auch die jäbrlicb^en Varatiouen.
der Declination sich unmöglich darauf zurückführen lassen*
Mit Vergnügen folgt der Leser dem gelehrten Verf. .wei^
ter bei seinen Betrachtungen über die ausgebrannten VulcaiMT
und denBasalt^ für dessen vulcaniscfaen Ursprungs auffer den
bier ange^benen Gründen , wohl hauptsächlich das inter4M*
aante Probestück entscheidet, welches Sta.nley von seiner
Heise nach Island miteebracbt hat« nämlich ganz eigentlich
poröse Lieva vom Heclat welche<oben ^>^ ^^^^ krystalliniscb
geformte Basi^ltsäule endigt (s. Zimmermann TascbenK
l8o4)*~ Als endliches- Resultat folgt aber aus überwiegenden
Gründen, dafs die Bildung der Urgebirge derjenigen laue
vorausging, wekhe die Flötzgebirge erzeugte, worauf die
von vielfachen un4 sehr allgemeinen Veränderungen der Erd*
' rind^ begleitete Entstehung der basaltigen Berge folete« Ei«
nen eieentlicben ZwisicUenraum, gleichsam <ier Kühe, zwir
sehen dieser und den. .Iioch jetzt fortdauernden Veräilderungefi
d^ Erdoberfläche ist llec. nicht geneigt anzunehmen , obgjeicii
, die Wirkungen in früherer^Zeit u|igleich bedeutender geweaem
seyn ihdgen. Schön und sehr, waiur sagt aber der Vert S. \^
»»Das Basaltgebilde mit aufmerksamen Blicken za verfolgen
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T <Boir'6««^ithte d^ VerfiiidenMigoii d« EtddberiiStihe. 467
•ebeint uns unerlfifslich, da ea.in der Abei:id(}äaiineruns de«
Gestern liegt| von dem wir das Heut« in der eritea Morgen«,
dftminerung zu durchftucheri wagen«<c
Bei den Erdbeben wird suerst ihr naber Zusamtnenhang
nift den vulcaniscben Erscheinungen nachgewiesen^ und ge«
steigt y dafi Ganäle^ , \^« lebe den unter der ErdoberflÜche ge«-^
bildeten Dämpfen einen Ausweg vQi*statten, gegen die Erder«
achütterungen sichern, wobei als Rassisches ßeispiel noch diö
Sicherung l^alästina's gegen die Verheerungen^ Syriens durch
die Ausleerungen von (ja% und Asphalt im todten Meere nach
Rittc^r's S« 129i erwähnter sinnreicher Vermutbun^y ange-
führt werden kdnnte^ £s leidet somit wohl keinen ^weife)^
dafs die durch Chemismus entwickelten gasförmigen Stoffe
tiebat den durch die hierbei entbundene Wärme expandirten
Wasserdämpfen als nächste und Hauptursache de^ Erdbeben^
. v^ie derVulcane anzusehen sind, wobei mit Hecht die Electri-
oität als Ursache ausgeschlossen bleibt, obgleich dieselbe die
vulcaniscben Erscheinungen seligst notb wendig begleiten mufs.'
i>iie beifsen Quellen , dief Naphtha gebenden , desgleichen did
Salsen , reihet der VerK mit genügendem Grunde den trulcani«
sehen JBIr schein ungen an ^ schliefst bei d%n ersteren mit Kecht
d«n Galvanismus aus^ und folgt in ihrer Erklärung dem gründe
lieb forschenden BerzeliuS.
Im zweiten Uauptstücke von S« 98 an zeigt sich der Verf»
wiederum als fleifsiger und kritischer Sammler ,' und bietet
dem wifs'begierigen JLeser einen solchen Reicbthuot von That^
Sachen y dais es unmöglich ist^ eine kurze Uebersicht des
Wichtigsten herauätuheben ^ vtreswegen wir uns begnügen^
nur einzelne vorzüglich hervorstechende Puncte näher £u £e-
Beichnent Zuerst erläutert et' den vulcaniscben Erddistrict
i^ Oberasien in der Gegend des Gaspi$chen Meeres. Merk^
wüirdig ist hierbei die Nach^Hreisung , dafs die vuldanischeti
'Berge Denawend^ Sind^ar^ der voü Kepse bei Antiochiä
Stehst der Insel SaBto;*in und verlängert bis zum Aetha in eine
liinie fallen^ und somit den Zusammenhang solcher Zügef be-
ilrkundem Die auf die vorhandenen Thatsachen gebaUete Vei^
muthung Über die Entstehung des tödten Meefes wird jedef
mit Vergntlgetl beifällig auf neb mem Ob Ordinaii*e*S Be-
hauptung, dafs die Chimaeta nOch jetzt stets Flacttmen und
Hauch sluswerfe^ gegründet aeff datüber findet man hier
iHcht ganz befriedigende Entscheidung, desto vollständige^
ist der Verf. über die vielen Erdbelien in Syrien und die Ent«
stehung neuer Inseltt im griechischen Archipelagus^ vejrfolgt
alsdann die Spuren vulcanissbar EracLeinusgen durch Griechen« .
' 30*
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468 Vy HolTGes^tchte dv Verfindcni^gcii d» SrcbbeHMtcIte.
hmd nach Italien bin^ wo man ohne Streit in Europiei Um
grdfste vulcanische Tbätigkeit wafarniminty wenn aie niebt
von Island noch übertrofien wird. Vom ersten Ausbruche*
des VesuvSi ala des Hauplpunctes der brennenden Felder » und
den Zeugnissen der Schriftsteller über ihn , woraus hervor-
geht, dai's kein Ausbruch desselben ver dem Jahre 79 nach
Chr. G. bekannt war , wird hier gehandelt, und nachgewiesen^
dai's durch denselben die beiden Städte Herculamim und Fom-^
peji nebst Stab iae gänzlich verschüttet sind, worin Rec. der
t^erscbiedenen hiergegen gemachten Einwendungen ungeaditet
vollkommen beistimmt. So weit sie dann aus den nicht gans
vollständigen Nachrichten hergentellt werden kann , giebt^iler
Yerf.^eine vollständige Geschichte der AnsbrÜche dieaea Ber-
ges und der sie begleitenden Erdbeben , deren eins in früheren
Zeiten wahrtfcheiniich die Verschüttung des Serapis -Tempela
bei Fuxzuoli und die Biliung einer Lagune um ihn veranlagtem'
ao dafs seine Säulen allerdings von Fholaden angebohrt werden
konnten. In das 16te Jahrhundert fällt dann auch das merk«
Würdige Ereignifs der Bildung d«a Monte di cenere, wdcbea
ausführlich mit Nachweisung der zahlreichen Nachrichten dar*
über erzählt wird^ Für Kec. hat dieses Fhänomen, wobei
ein Berg nach Art eines Maulwurfshügels von Innen heraua
durch vulcanische Kräfte aufgeworfen wurde, allezeit hohes
Interesse gehabt ^ es stimmt mit den neuesten Beobachtungen
von Inseln^ welche im Meere gebildet wurden, genau übereini
und wir mdgten diese, gewiis in gröfserem Malsstabe öfter'
vorgekommene Erscheinung wohl für die einzige der vnlcani«
sehen Aeufserungen halten , mit einigem Zweifel gegen blofse ^
blasenartige Hebungen grösserer Berge^ da durch ei^en aolchen
Frocefs nothwendig die zu einer beträchtlichen Höhe angehe«
bene Masse ausgedehnt, folglich an irgend einier Stelle locker
werden I und den hebenden elastischen Flüssigkeiten einen
Ausweg darbieten mufste. Ob aber dieser Berg unqjeachtet
seiner Kühe seit der Zeit seines Entstehens künftig stets^ruhig.
2)leiben Werde, wie der Verf. 8. 2Ö8 mindestens andeutet, die-
ses ist bei der bekannten Geschichte seines Nachbars , des Ve«
suvs, noch immer sehr fraglich« Mit der Geschichte der bAm
genden Ausbrüche des Vesuvs werden zur leichteren und vofl«
Ständigen Uebersicht die des Aetna und die Erdbeben verbun«
den , welche die das Mittelländische Meer in einer weiten
Strecke umgebenden Länder verheerten, namentlich die furcht«,
baren von 1766 und den folgenden Jahren* Es gewährt in
der That^ eine interessante Uebersicht^ wenn man sich vof«-
stellt, wie von diesem Jahre an bis 1769 der ganae Erdatricb*
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▼» Haff GtieUchio j« Ver8Ai«niog,eii A. 'RtAAmBtah:. 469
roxi Veraien an bis eu den Ganariscben Inteln oder «oga^ bis
Barbados , und wenn man den "Ausbruch des Xorullo hinzu«
nimmt, bis an diesen 9ufsersten Westlichen Funct in. einer
Breite von 30 bis 35 Graden stets erschüttert wurde, welche
schreckliche Catastrophe mit demi groTsen Aushruoha de^ Ve«*
auvs von 1760 endigte.
Auf gleiche Weise vollstitndig ist di^ interessante. Ge«
schichte des Aetna bearbeitet , welcher in den mit Laven
wechselnden Schichten Kalksteins und den hi^Brin ^eingeschlos*«
senen versteinerten Seegeschdpfen deutliche Spuren seiner iq
die urweltliche Geschichte hinaufreichenden Tbätigkeit ent^
b^lt. Die mit seinen Ausbleichen wechselnden oder sie be^
gleitenden vielen Erdbeben findet nian gleichfalls, hier aufge«
s^blt|^ nebst de» verwandten Erscheinungen der SchlammvuU
Cane^ Saison u.dgl. Dann von den Inseln Stron[\baU und VuU
cano« Eine sehr interessante Zugabe ist aber die S. 263 u. f, ;
mitgetbeilte synchronistische Uebersicht der Ausbrü<^he de^
Vesuvs und des Aetna , n^bst der Erschütterungen der unilie<«
genden. Gegenden und den einselnen bedeutenden Eruptionen
der kleineren Vulcane auf den Inseln, woraus sich ei^ie^bt^
da(s die vulcanischen Scfalündet alles^eit abwechseln , und wenu
sie aämm^tlioh verstopft sindj^ die unterirdischen Qasarten
durch Erdbeben. einen Ausweg suchen , wonach man einen Zu^
^ammeuhang awisch«»n den Ueerden mehrerer Vulcaae bdeip
ein gemeinschaftliches J^aboratoriuo^ für diese Ftocesse durch-«
jkua nicht bezweifeln kann.
' Wir verlassen den Verf. bei seinen weiteren Untersuchung
ger^ der vulcanischen Erscheinungen an der Nordküste von
Africa nach den Azoriscben und (Janarischen Inseln , .um noch
etwas aus demienigen auszuheben» was er über die nordwärts
vom Mittelmeer gelegenen Gegenden mittheih. Hierbei isi{
es zuerst merkwürdig, dafs die Liiniö der vulcani&chen Spu^
Ifen^, welche sich yon deti Carpatben aus durch, die- Sudeten
vnd die merkwürdigen Qrte in den Marken und Holstein zie-t
ben l?fst^ wo in der Havel i807 , im CJaveezer Suee bei Pl&u
l803 eine Insel entatand, und der l8i22 durch E.insinkung der
Erde gebildete Arendsee liegtet verlSneert durch die Fäijöer
Ins.eln nach Island geht. Sonnst bietet das mittlere und nörd-r.
Uche Deutschland zwar einige sehrHervarstechendebasaltisebo.
und ähnliche vukanische Gebirgszüge dar ^ l&t aber durch Er d-*
beben verh^ltnifsmWsig nur wwiifi heirogeaucbt ,. und in d^a
flachen Gegenden an der Nord-, undt GfÄt-See fehlen beid<»fa&.ti
gänzlich. 'Die über ä)tere und neuere Erdbeben vorhandenen
rJa^Erifhifen aind zusamK^eng^aiteHt^ doch fehl^u einige der n^ne*
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tten, «; B. vom 2S»te» bis 28*ten Nor. l822 in einem groAen
Theile de« südlichen Deutsclilande« , vom Nov, 1-6^3 in Frey;*
I>iirg^ vom Oec. desselben Jahres in MühHieim u^ vom Jans
1824 in Prag, Wunsiedel u« s. W, Weit mehr Stoff bietet
der g]etcb&n$ noch ganz vukänisch gebildete Theil von Ober*
Italien dar, dl?ssen häufige Erdbeben aufgezählt werden. Hieran,
reihen sich die wenigen^ welche tn'dfen eigentlichen Alpen,
häufiger Km Jura beobachtet sind^ d^nn dieiii Frankreich und
den Pyrenäen wahrgenommenen, worauf der Verf. das 2te und
3te Hattptatück nnt einigevf i^Dgemeinen Bemerkungen be«
fChHelst. Beachtenswerth: scheint VinB hierunter voredglicb
der hervorgehobene Uinstand, daffs Erdbeben und vulca'nisch^
Ausbrüche in den' neue^iten Zeiten so oft vorkümqien , und' da
sie früher gewifs nicht seltener gewesen sind, so darf man m|t
überwiegenden Gründen annehmen, dafs vormals, nur die
X gröfseren und allgemeineren aufgezeichnet «Wurden, weswe«
ten map auf diese mit mehr Sicherheit Folgerungen gründen
, ann , aj» auf einzelne^ der netteren.
Im vierten Hauptstücke wird der Isländische Ersclhütte^
rungskreis untersucht, dessen Hiauptsitz die ganz vulcanischd
Jnsel Island i$t. Dort sind die verheerenden Erscheinungen
so häufig, wie sich insbesondere ans einer vorausgeschickten
^ronologitchen Uehersicht derselben ergieht, dals sie noth^
wendig zuweilen mit denen der anderen Erschütterung skreiae,
liam entlich des jm mittelländischen Meere liegenden zusamt
menfallen müssen, ohne dafssich daraus auf eine Verbindung
beider ^chliefsen läfst. Der Verf. verwirft auch xite Annahme *
eines Solchen Zusammenhanges im Allgemeinen , wiewohl
nicbt mit il«^r Bestimmtheit, als Jlec« zu thun geneigt ist, in«
dem es S. 392beifst: „dafi^ sie dodi picht a^ufser aller Ver^
bipdung, nicht ganz von einander abgeschnitten zu aeyti
scheinen.** Cleichhills wechseln auch auf Island die yulcanl«
sehen Ausbrüche mit Erdbebeq , und haben ihre Ai^btung
hauptsächlich vo^i SVV. tiach NO, , vom Vorgebirge Reikianäs
bis zum V.ulcane Krabla. Die Wirkungen derselben erstrek«
ken si<?h übrigens nach mehreren angeführten Beispielen bi«
Zu den ürgebirgen Englajrids. und sogar bis nach Bretagne, auf
der andern Seite ^nach Skandinavien, upd gegenüber bis n^eh
Grönland, wo sich mindestens $asal(e finden, wenn gleich
Erderschütterungen pur fliehen verspürt oder wahrscheinjioii
:picht aufgezeichnet wurden. Auch der Vulkan E«k auf der
Insel Jan-Mayen gehört in diesen Kreis.
Im fünften Hauptstücke giebt der Veif. eine Darstelking^
Her yvklceL^kiiiu im gtofae^i Qcean, un4 bemerkt tni> VonKis«
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t.^nsäG9$AUiutA,VmSkimtfiiimi^ 471
dafii Amt weher von Europa entf^nten tWendea iine ]>fi wei^^
tem^nicht so volLitBndig bekannt tind» ab die eben b^trach*
teten f und wir uns jdaber oiit minder vojlkooiineven N^brich«*
ten begnügen mCUsen. Ei* glaubt indjSJGi im grofeen Ocean swei
Vi^canketten deutlich unterscheiden zvk kdnneui deren etne-
Uingfl der ganzen Oftküste von Asien in einer tteihe ron In^.
s<dn von MO. nach SW. hinlaufend , die andere }ftngs;de^ VVe&t«
kAste der grdfseren Hälfte von America im festen Xande yo^
N« g^'W. nach S» g« O. anaunebmen sey« Bios die»ersteve wird
im 5teu Hauptstücke näher untersucbt.f und bis Sumatra bia.
verfolgt, indem der Ver£ am £nde S. 446 bia^uaetat,; ^^wei«
ter alü bis dabin liefsen sich (America ausgenomiiien) die in
merkwiirdigen Ii^selketten ziemlich deutlich erkennbaren Züee
von Yulca:üen In ähnlich .sichtbarem Zusammenhange nicht
wohl verfolgen ,<< weswegen er dann die bis dahin noch -flicht
' einzeln betrachteten Vulcaugruppen in Asien, Africa und America .
einer näheren Untersuchung unterwirft. £s ist allerdings schwer,
eiiiem Schriftsteller, welcher sich seines Geg^mttuides sa voll-
ständig bemächtigt hat, eine andrere Ordnung vorzuschlagen,
wUbei ^uch acn Ende die gewählte Aeihenfolge nicht für «ehr
weseütlich 2u achten ist« Indefs würde Rec. nach Aeiner in*
divid u eilen Ansithtaufser den schon untersuchten vukaniscben
Hauptgruppen noch drei andere annehmen, hiervon die. eine '
»ach liamtschatka Stttaen undbierau die Vulcane der Aleuten^
Kurilen und Japanischen Inseln zählen« die sweifce ind^"^ aaia«
tischen Archipelagus, deren Hauptsita die Molucken und.Pai«
lippiiK^Q wären, mit einem in daA.a#iatische Festland aicb.
verlaufenden Arme, die dritte, aber in die AntUlenimit zwei
Hauptarm^'n nach Südamerica und einem andern nac^ Mexiko»
wobei allerdings nocheinaelue Vulcane übrig bleiben würden^
von denen es fraglich bliebe, au welcher jieaer Gruppen <]bder.
oh überhaupt su einer sie au rechnen wären, . Indefsi kann
man ea der Gelehrsamkeit des Yer£ zutrauen ji da{'s er dur^li
tenügende Gründe bewogen ist, die gewählte Ahtbeitung i^u
efolgen^ . , : '
Unter, die merkwürdigsten v^lcanischen ^rscheinungea
der 'Aleutischen Inseln gehört wobl ohne Zweifel die Entsteh
tKing einer Insel mit einem VulcanevOn 3000 F. Höhe unfern
von IJnalaschka, welcher nach y. Buch wuhj niclit füglich
fiXr eine Aufhäufung yan Schlacken» sondern viejinehr als bla-
senföirmig aufgetriebene JVJasse (jedoch mit einer Oeifiuing, '
einem Crater) anzusehen ist. I>er Verf. verfolgt dann den
Zug der Vulcane durch Kamtschatka , die Jiapnischen Inseln^
die Philippinen ,1 iVlatiauen uAxd Sunda-Inäiein mit; .be«iV^J*??«r
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WlH4lgtiilg'>d«r'in^ere8ianten Intel Java, und' beorerbfc irtit
Hedft^ äafl« «ifter 4ten * v«t$chieitnen Innigrnpfta diese» «ty
ftark besKeeen^Ckeftiis, s« B. d^ll^Fr•tllld«€bair»•9 G^lUct^&i^
il/l^tqü^m^'lnt^ln u. a. noch manch)? yukffnese^^inidgeii» dt«^
^tr'rtitcht genau kennen« • Eben so fahlen 2ur Zeit noch ge^
itauer)9 Naebrichten> über Neiiaeeland» Neuholland. und vaa
fHeniens-'Ij^nd, aufser daU sich auf dem letste^^n Baaalte An^
den, -Btfde^teifdiB Vulcan« aiud doYt wohl nicht su' erwartett^
^ »' Iftii aecliaten HauptatüclM werden alle noch übrigen yuK
fjantsekbn Gruppen susaannengefarst, unter denen* veipachiedem
f^hr, bedeutende aind« Vo» Hochlande Aaiena wiesen wiif
weitig, 4odi Bind Qiehrere Theile desselben » ebeiü wieP^fsien
Mxj^d Arabien ofr durch Erdbeben heimgesucbt.^ Africa ist un«
i^bch' wenliger bekannt,' indefs muls dieser Welttheil« nach
ä^iner geognostiscben Beschaffenheit weit weniger vulcaniscb
, Seyn,^ als die tlbrig«». < Weit niebi: vulcanisch sind die Insela
im Südien.von Af'rica und dstHcb vorr Südamerica « Madagaa<v
far, Isle de Franke, Bo.urboiit Amterdam, 'Barren«Island d.a.
Aber her weiten;^ die grdfste und ihren inneren Zusammenhang
deutlich b^«kundende Vulcankette befindet sich in America^
wo ai« von'erwa.5l^ S« B; anfangend die ColrdiUeren verfolgt,
und ungelMhr in der Provina Quanascuato, nördlich von Me«^
xico (in etv^a 25** S. B,) e«dtgt. Nach dem Veirf, läuft m l»
N, B, von- diesem Hauptamre ein Nebenew«J£ in .N. O. Rieh«
tti,ng nach i«n, kleinen Antillen , uti4 scheint sich durch dletm,
u^d ^i^Jgrofsen Antillen in Mexico wieder mit dem Haupt«
arme auvi^inigen«^ Viele Inseln giebt es an der Weflseite
ronAAierica triebt,' dodt scheinen die Gallo]» go.*s Unter dem
AetYdaft^r alierdings v^Wanisch ^u se^n; die grofse Ll|nder^
ft&clie Vö« Sädamenica östlich der Andeskett« von Patagoniei«
an bis tfü den Ufe^n des Ofen oco ist a.her frei von Vulcanen,
Aufser dieser aNgenteineA (^berfiiicbt ei]ftutei(t<der Verf^,
iltit d«i^ ihm >igeneii Ge^oauigkeit die einzeln^i^ vulcanischei^
Spitzen« Wddae sich deif Lä-nge. nAcl? vom. Feuisrknde a^ bi*
nach Californien durch America hinzinhei?, mit KOcksicht %u£
d4e deneinaeliieu' Proyinäs^n angejjörigen Gpuppen. Ob sich
auf dem Feuerlande ein wirklicher Vtiicai^ betin de > ist &wet«
felhaft, auoh wird in P^tagonien nur ein einziger an£Le£<bei%
Chili dagegi^ hai; deirep vi«!^, wovon 20 hier nameniiicfh ge^
i^a^ntsind^ Peru nur einen, und doch viprd. dieses. Land sa
pft von Erdbeben. heimgesucht. Quito, enthält die! gröls^tea
tfnd'grimmfgsten ui;iter älhen. Neu- Granada »eigt «ich durchs
aus vtrlcanisch ohwe eigi^ntliche feuerspeiende Berge , Gi^iati^
W^la^ ba^-a^^\5if4prl|p^, 32 y^lca^i wU Or^d-i^a^Jf^ -ai^gM^bl^;
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r. Hoff Gct0l|i«)d»4» Vevlbi4«ratis»a. d. BvdobctflSeht. 47)
faidem' wabrfch^intichhiert wU auch wohl in der a^iaiUdieii
Jnsdgruppe die nämiicbet^ unter v^ricbledenen Namen aufge«
»ihit w«rdefl| doiib aber lat &ea aicb vröbl mehrere veroiutben^
als die 21 nacb Arago bier einseift genannten. Mexico ^iat
wieder ein sehr vulcanischer District mit 6 und wobl mebre«
ren gPorse,n Vulcanen, wenige finden sieb in den oft durcb
£rdbeben verwüsteten Provinzen Qst-Neu^Gcan^da und Ca«
yacasy <)eren. ZusaaiQBanhang mit der- Vulcangruppe der West^
indiscben «Inseln unverkennbar ist. In Mordamerica finden.
aicb verbültnifsinälsig nur wenige Spuren vulcanisclier Tbätig-
keiten^ obgleicb einige- warme Quellen und Gasvulcane be«
wei«en, dai's es niebt <g&nalich frei davon $ey. Auf Califor-
aienäst.unser Verf» nicbt geneigt, Vulcane anzunebmen^ und
Rec ttxdgt« ibm bierin weniger die Autorität von Malte«
Brun entgegensetzen, welcber ^Precis de Geogr. II. 463.)
iüof daselbst anniinat, alArielmehr K^t.zebue's Aussage
(Reise- III. 17.) nacb welcbem auf der Insel St. Barbara allert
dings ein nocb tbHtiger Vulcan ist, und nocb andere auf de«
Halbinsel sieb zeigen sollen, aucb den kleinsten bekannten
Vulcan der Welt von nur 6 F, HObe, welcher sieb in Prince
Ge«r£e's State am Indian River (nach Giornale Arcadico XV iL
Ißdk) finden aoli, sollen wir nicht erwähnt. ~ -
I^ec.^ bat nicht Mulae genug, seine Collectaneen mi.t den
Angaben des sorgfältig forechenden VeiiV Schritt vor (Schritt;
sa vergleichen, lim auszumitteln^ ob in der hier mitgetbeil*
ten UeJbersicbt nach f^berwiegenden Wabr^cheinlicbkeitsgrüU'»
den ^npcb' jetzt tbätige Vulc^ne Übergangen v sind; sonst wäre
f;s tauch au fserdem eine. zUm mindesten die Neugierde befrie«
digende Arbeit, bi^inach einmal wie49r jzu^aaunenzuT^ählen^
wie viele Vulcane wir auf der ganzen Erdoberfläche kennent^
und in wie weit diese Zahl, mit früheren Angaben übereinstim«
men würde, l^ine echätzbare. Zugabe liefert aber der Ver£^
liucli hier S. 643. in der chronologischen (Jebersicht dec in
AneiUca seit 15S0 bekannten Erdbeben utvl vulcan isichen Aus«
lirilche, welche wegen ihrer grofsen Zahl wahrhaft Schrecken
erregend ist« Hieran leihetsich S. 555 nacb einigen Scblufi^«
Bemerkungen eine die Bequemiichkeit des Gebrauches dieses
vorlit^enden Theiles sehr erhöhende Uebersicht der durch
vulcanische Kräfte in der bistarischen Zeit wirklich oder wahr-?
scbeiaiUch auf der Erdoberfläche berv.argeb räch ten Veräiid^^run«
gen mit beistehenden Seitenzahlen , um die f^usführlicbe Er-*
Zählung danach im Buche selbst aufzufinden. Schliefslich niju£l
^ec. uoch dem fleifsigen ui^d gelehrten Verf. seinen Dank für
d^^ yielfache ^ele^ruag ab4ta|tej(ij^ v^elchf eir ^vk$ di^m W<i^
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Ihiltig^w W#rke te«cb6plc bat« 4ii»d die V#r«tcli«riiiig lmi««b«
fügeir, Hain er eelbit nebst einem gröfsetoi Tbeile de» Fubli«*
fiims mit Begierde der ForttetBung dieser iiitereMaiiteii Ua^
iei^ücbtttig entgegen^ebet» -
Dm- y'tmff0l d^r hinmäiishon Oöuim %m P0ipho$ mut Dr. FrUdrimK
Mümtsr. Zumte IhUag^%ur R$Ugion dmr Karthmgmr, Mit
pier Kupf «Haftin mnd eintr mrehittktanischtn Erklärung poi» Gttm
i'tao Fritdrieh üetsek^ KjönigVush^m Anhktkitn umd Pro^
fe$to¥ der Iftrspeaht an der AkademU d$r tchömm Känsia %m
Köp4nkag»n* Kopenhagen 1824 bei dem Mö/huchhUndl^r J» Hm
6ehuboihe^ Gedrmekt bei H. F. Popp» 40 S, ia gr. 4. t Rtblr^
Die Anzeige 9 die wir voiAles Verf.* Schrift über die
Btfligion der liarthager und Ober die ernte Beilage deraelbeit
in diesen Jahrbüchern ]ft23^ Nro. 76 und 77« gemacbt haben.
Würde unf schon die Verpflichtung auAegen^ auch von dieser
zweiten Zugabe hier zu reden, auch wenn wir nicht in de^
gelehrten Scdrift selber eine hinreichende "Aufforderung hiesur
würden gefunden haben« Die dem Verfasser eigenthünilicbe
Be^andlungsweise^ sei ne^ gründliche KenntniÜS der morgenlän-
discheh Wie der altcla^sischen Sprachen ^ vereint mit einet,
seltenen Belesenfaeit, der nichts auf den fraglichen Gegenstand
Bezügliches entgangen ist, sind Vorzüge, die hier in ^)»en
dem Grade, wie in den übrigen Schriften des Verf. angetsofi»
feil werden, und wir bedauern nur> nicht alle die merkwflr«
digen einzelnen , auch gelegentlich berührten Geg^^nstflnde
bier hervorbeben zu können , wo eine allgemeine Üeberstcht
der in dieser Schrift enthaltenen Untersuchungen und derea
Resnltate genügen kann, die J^eser zum Studliim der Schrift
selber aufzufordern und anzuleiten. Die Einleitung oder $«!«
*' betrifft die Gdttin selber, die auf Cypern verehrt war, iund
die JLiokalitflten ihres Tempels zu Papbos. Man sieht , daia
dieser Tempel eines der ältesten find gefeiertsten äeiligtbtt«*
nier der alten Welt selbst bis in die späteren Zeiten der Kd«
mischen Kaiser herab gewesen, und dafs dije in ihm verehrte
Gdttin kein^ andere ist^ als die Naturgöttin^ welche in Fer-
sten, Armenien, Syrien, PbÖnicten und allen phöniciscben
Golonien unter den verschiedensten Namen verehrt ward , als
das zweite Princip der Erzeugung und de^ Daseyns aller Dinge
— » Begriffe, welche in Griechenland auf .A phro d'tte und
Arfe-mis, }a «elbst auf iltcve übertragen ivurden, wie selbst
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yfiam f te^T«»!^ der Qlkün tu Ttfghm^' 476
d#r ^^on ihr Torkomte^nJ« Nftin« Ku^ra zu^ be^eUen ftcheinly
alft^einer und jierselben Wetenh^it urspröngUch mit der A p b r Op
«lite Urania; PhAnicitcha Ansioiller butun frübzeitig deo
- Cultuf tbres Vaterlandes aus Asiens Festlande eingefiibrt, und
wenn Grteclien wi«^ Römer Zeus und Aphrodite als diß
beiden Hauptgottbeiten der Cyprier anfübren, so wird Ni<;-
niand bi|)»rin den Baal und die Astart« verkennen wpUen^
di& nacb den su Karthago neu entdeckten und entzifferten In*
•cltrifcen aucb ^f) und i^^f) d« i« der Ereciuger ntid di^
Gebärerin genannt wurden. Merkwürdig ist es, dafs diese
zu Cypern verehrte Aphrodjte, diese Phönicische Astärte,
nach einer Stelle des'Hesycbius auch '£Xs};|uicvv die Barmb^r*
z i g e biefs, welchen Nanien gleichfalls die Saitiscbe Isis fahrte
Ulla seihst in Inschriften Baal^ oder Ado nis, als Herr det.
Barmherzigkeit begrOi'st wird. Unter den zaMreichelt .
Tempeln, in denen man auf Cypern der Aphrodite diente,
werden besonders drei von den Alten hervorgehoben: zu Pa«
phos, Amathus und Idalium; und seihst nocrb in heutU
gen Benennungen haben sich Spuren dieses 0)>er die ganze, Inf«^
sei so ausgebreiteten Dienstes der Aphrodite erhalten. ' Der
Ursprung des paphischen Tempels verliert sich in die Fabel»
zeit. Genug, dafs er vom festen Lande Asiens durch Ph^hi«
tische Ansiedler gegründet war an einem Orte, dessen ältester
Name nach des Pausanias Zeiignifs Golßi war*, wabrschein«
lieh. ^5^3, wobei wir an das Hebräische Gilgalf so wie an
die jetzige Benennung des Ortes Koukla erinnert werden. Oh
die ersten Pbdniciscben Colonisten zvt jenen durch Josua ver«
triebenen Canaanitern gehörten , wird noch immer als hlofse
Verinuthung zu betrachten seyn , so gewifs es auch hinwie«
derum ist^ dafs bei Homer schon des Paphischen Heiligthums
Erwähnung geschieht. Ueber die Lage des Tempels in seiner
ersten Anlage, die selbst bei den vielfachen in der Folge durch
Zerstörung, Erdbeben u. dgl. nöthig gewordenen neuen An*
Jag%n nicht verändere.' ward, lassen uns bedeutende Trümmer
' aiOset allem Zweifel, und die Ueberreste der Mauern gleichen
vollkommen denen, die man gemeinbin mit den\ Namen der
cyclopiscben belegt bat. Möchte es doch neueren Reisenden
nidglich werden , diese mit zahlreichen Inschriften bedeckten
Trümmer genauer zu untersuchen; von Hanyner in seinen to»
pogf aphiscben Ansichten , gesammelt auf einer Reise in di^
Leviyite (Wieft iSll.) und Ali Bei (Voyage Tom. II. p. l4+;3
sind bis jetzt die Einzigen, die bestimmte Nachrichten von
deif Ruinen jenes Temp^Ts uns geb^{ Und doch welche Auf^
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«fc^UOtte würde die AHerthuilitwtti'entclmft aaa «iiiar «ovgfUf
ttgen fl^reiiung iiiöes noeh^ so wenig befuchtefl Eilatides und
Girier genauen Besichtigung aller Ueberreite ^des AltelrtbuaM
gewinnen! , . / t '
Wir wenden uns ieu '$. II« Er banflelt-^von der Geatalc«
in welcher diese asiatische Naturgdttia £u Pttphos in dem b^ä*
«nerkten Heiltgthuih verehrt wurde; Allerdings mochte die
ionderbak'e Gestalt des Idols Griechen und Kdmern dieacss Hei-
ligthuin so tnerkwUrdig mächen. - Denn etnstimmig nenaea
die ayf uns gtfkocnmenen Nachrichten der Alten kein Götter-
bUd« wie es die übrige gebildete Welt kannte, sondern e\men
aohlichtei; Ke^el^.in dessen Beschreibung sie jedoch in
einigen Einzelheiten von einander abweichen« Wir konnten
^j) wobl von der ausgebreiteten Gelehrsamkeit des Vetf. er«
jwarten, dafs er auch die andern zahlreichen Orte in A^iea
U9d Griechenland anführte^ wo ebehf'alU solche Steine ver«
fbrt. wurden f wahrscheinlich, wiederVer£ yßrmutbet, Aero«
lithen» die man sich ßls fiiithylien» geheiligte Wohnun^ea
der Gatter dachte» und die selbst auf Münzen, wie der Veri^
l^iicbwei^t , dargestellt worden. Ja» er ^ndet nach dem i\Uen
es /wa,hrscheinlich, dals diese Gestalt« niqht sowohl der
Astar|:ey als auch dem Baal, al* 'den beiden Princinien der
^litor -heilig war, und, wie die Gestalt der FyramideQ und
Obelisl^^, die Sonnen^itrahlän symbolisch vorstellen sollte^
j^r fügt noch die mei'kwürdige NacVicbt bei, da^s man so^ar
iüi Am^rii^a ) in der Neuspanischen Provinz Guatimala ähnltcl\e
K^^l entdeckt habe, die a^u IVeligionsgebr buchen gehört ha«
b^en muCsten. Die Mysterien , die man ip diesem Tempe|
(^^ IIL) feierte, bezogen $ich zweifelsohne auf ApUi'odite
und Adonis» dessen Tod noch IVömische Dichter nach Qy«
perp verlegen. Wenn, gleich ihrem Ursju-ung naqh sehr alt^j
Ifmd auf astranomische Beobachtungen gebaut» mdgen ^ie docb^
gleich andern ähnlichen Inj^ti tuten in IJellas mit dei^ Zeit
, manche Verminderungen erlitten haben^ *Was die weitere Ver-
ehrung der Faphischen Göttin (§.1V.) betrifft, ^SQ ist di<e
Nachricht d^s facitua bö^hs't merkwürdig, dafs a.uf ihren, AU
tären kei^i Blut geflossen, und das heilige Feuer b^oa Weib4
ra^cb verzehrt, von dessen Gedßfte dann au^h vieli^ach die
Dichter schon vö^n H^mer an singen. A<^dere Nachrichten
«cbeioen jedocbdamit; nicht gana; zu übevein stimmen ,^ und ia
andern Temj^eln^ anderer Gottheiten auf Salami* berrscblte'^ ein
^ebr bli^tiger Dienst, wenigstens' i^ älterer und iilte&ter*2eil;,
Doph sind ober AUea dies im Ganzem unsere Nachrichten «ehr
iinvQllkpmmeQ und uiivoliitiindig, E^twaa mehr wissen wir
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MQiUiff, ^et TffDptl 3er 65tüo sn Paplfot« 477
von dta WeiAS^ungen im Tempel der faphi sehen Gd^in ($% V.).
Zwei Frief terf tämma.^ ' die KinyTaden und Tamiraden
veraaben den Dienst ^ letztere vielleicht zunächst das Sehern
amt nach Andeutung einer Stelle des Tacitus. Es stand in
Ansehen noch in den ersten Zeiten nach Christi Geburt,
da^ der iCaiser Titus sich, noch hier befragte auf einer Keisd
nach Palästina zu seinem Vater, Später sank mit der Vernacb«
Jässigung des Gdtberdienstes auch das Ansehen dieser Orakel^
und gegen Anfang des dritten Jahrhunderts scheint es ganz in
Vergessenheit gerathen zu seyn, Aufser den yon Tacitus an«
geführten Weissagungen eoo fibris haedorum achtete man gewila
auch auf Vdgelflug, (wohl überhaupt die älteste Weissagungs«
art)^ und hier wohl zunächst auf den Fliig der Tauben,
deren Verebfung und Heiligachtang wie in andern Tempeln
und heiligen Orten der Astarte und anderer Gottheiten Asiens,
so auch wohl hier angenommen werden darf^ zumal da die
Alten öfters von Paphischeii Tauben reden, ihre Schönheit
preisen u* dgl. mehr., da die Tauben mehrfach auf Münzen in
verschiedenen Lagen irorkommen und^ selbst nach der Vermu-
thung von Lenz die^ Fenster Jiber dem 'Vortal des Tempels
Taubenschläge gewesen zu seyn scheinen. Auch die heiligen
Fische Syriens , vermuthet unser Verf., fehlten in Faphos
nicht. Den grdfseren Brunnen, der sich im Innern der Tem«
pelruinen vorfindet, hält Hr. Munter für einen Fischbehälter,
der, gleich dein zu HieropoHs die heiligen Fische eini^hloU*
Hier verlassen wir Hrn. Munter, und wenden uns ru dian
Kupfertafeln ^ wovon die drei ersten , die sich^ auf die Lag«
des Tempels vder Faphiscben Göttin beziehen, mit einigen £r«
läuterungen des Hrn. Professor G. £. Hetsch S. 30^3(>
ind. begleitet sind. Dieser unternahm es nämlich, den Flau
und die Zeichnung jenes berühmten Tempels nach unvoUstän«
digen Grundrissen und anderen Nachrichten über die Trum«
mer desselben, aus Vorstellungen auf geschnittenen Steinen
und Münzen, und nach Wahrscheinlichkeiten, welche dio
Analogie anderer Fhönicischer Bauwerk^ an die Hand gab, zu
entwerfen (S. 20. ^r. Hetsch versichert uns gleichfalls, dals
•o genau auch die Lage ^es Tempels in topographischer HiUf .
aicht durch v. Hammers und Ali Bey*a Angaben bestinimC
sey, doch eben so wenig hieraus über Form und Stellung fle%
Gebäudes etwas Näheres ausgemittelt werden könne; 4^i'*
demnach das, was er hierüber anführe, theils aus der Analo«
gie ähnlicher Gebäude, theils aus Abbildungen auf Münzen
entlehnt sey* Wir übergehen -die £inz«rlnhiiiten, die ohiJ#
Einsichtsnahme der Pläne selber |. nur unvei'StiUi^lich.filr 4i«.
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47^1 f eteh tu Olileitiitt. id FUttO Hb t . Iftrn * "
lieser. «eTri worden; wir bemerken mir, d^A die eriitftUTtd
i& weite Tafel UiiirUie von den Ruinen su Alt-Faphos 4tn4
von dem Tempel der Faphtsclien Göttin geben, die dritte
. das Tempelgebäude selber nach seiner niutbmafslicben Gestalt
Ton aufsen sowobl, wie im Innern, mit deiti koniscben Idole
darstellt. Die vierte entbSlt scehn kleinere' Abbtldungcm, die
sämmtlich den Tempel der Paphischen Göttin in versdui^e*
^er Gestalt darstellen^ meistens nach Cypiischen MQnsen«
Wir ergreifen diese Gelegenheit, unsere Leser mit einet
andern 9 uns gleichfalls aus Kopenhagen sügf^koihmenen klei*
neren Abhandlung bekannt zu machen,, die für die Kanstge^
schichte 9 wie für die Kritik und Erklärung des Litern FUnius
von Belang ist :
Solemtda jicademka ~ e^ltbranda ihdicit üniv^rsitalls Ragia^ Hoo«
mensiS' Rector — cum Senatu jicademico* HaQniae X824. HU
sohnnihus proluiurus Ohservationes, in PIuHi Histor. Natürai»
XXXiy^ i9j 1. seriptit Dr* Fred.- Qhrist^ P0^0rsen^
Philologe Prof* P, E, TypU dirsctürU Jard Uoßtrup SchukpÜ
muhu et wdversUatis tyrpographu 20 S. In 4«
Es ist dies die schwierige Stelle^ wo Flinit^s von dea
Wer^,en des Fhidias spricht, so wie vofl denen desselben Mei-»
sters, welche nach Kom in den Tempel der Fortuna hujusoe
Met entführt Wurden« Der erste Funkt betrilTt diesen Tempel^
als dessen Gründer man' gemeiniglich nach einer Stelle des Flu«
tarch Q.LuctatiusCatulüs annimmt, der vor der Schlacht
mit den Cimbern 652 a. u* p. der Glücksgöttin dieses Tages
einen Tempel geweiht. Nun nennt uns aber Flinius an der
aligeffihrten Stelle ein Minervenbild des Fhidias, welches Ae««
riiilius Paulus in diesen Tämpel g^eWeiht, der doch nach dei^
J;ewöhnlichen Annahme erst durch Catulus, mehr als funfstg
ahre später sollte gestiftet worden seyn! Nur zwei Fälle
sind 9 Ulli diesen Widerspruch zu l^sen^ denkbar; wie wellen'
die eigenen Worte des Verf. hierhersetzen : Catulus igitur atte
ipse nuUam fortunae aedem dedlcans^ statuam ,' quam 'Vave«
rat^ in antiqaiore aliquo templo posuit, pMt^ si cum' atäfua
templum huic deae ipsi sdcravic, in illo tarnen antiquiore tem«
]j]o ea^ qnorum mentio apud flinium fit^ signia d^icavit.«« •
[ Schw^ieriger ist ller zweite'Funkt der Untersuchung, wel«
chei näailich 0e Werke des Fbidias ge^^esen, mit deiAeovdle^
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Tat»»!)« Ptut^ngeriawi. 479
•^r Tempel' ati«ge9c^riilU;kt war. . Jülich hier ,iclilagt Her Verfi
«in« doppelte ErklärungsweUet vor. ]^liniu8 ?(rtlilt in jener
ßte)]e mehrere Bilder der ^linerva von Ffaidtas auf, mit dem
^etfügeh: fecit (Fhidiaa sc.} et alt am Minervam quam üa«
mae ^smilius Paulus ad aeäem Fortun^e . hujusqtte diei äedicavit»
mGieo dttO Signa ^ f <>' Catulus in sadem ^a^ds posuit paUiataf^ et
alter um eolossieon nudum,^ Sonach kdnnte, man wohl
rerjnuthen, daa yon Aemilius. Paulus geweihete Mlnervenhild
a^y. eben das suletat von Plinius genannte eolossieon nudum.
Allein der Auadruck nmdum jiafst wiederum durchaus nicht auf
ein Bild derMinerva^ und auf die, Jpnisch-Athenische weitere,
verhallende und bedeckende weibliche Tracht. * Sonach bleibt
nichts übrig» als bei dem eolossieon nudum an das vorher bei
Fliniuft erwähnte Amazonenhiid des Pbidias zu denken ; eine
Erklärung» die eben wegen dem Ausdruck nudum jener erstem
Erklärung vorzuziehen wäre. Doch verhehlt sich der Verf.^
der mit grofser Vorsicht bei dieser Untersuchung zu Werke
tegangen^ nicht die Ungewifsheit und das Schwankende, das
ierin , eben so wie in andern Punkten der fraglichen Stelle
des Plinius liegt» wenn man dessen Angaben mit den Anga*
ben des Pauaanias über die Werke des Phidias vergleicht.
Tabula Itineraria Tetttingeriana* Przmum A§n incisa et edita a Franc ^
Christoph, de Scheih^ MDCCLIIL Denuo cum codice
Vindohoni coUatay emendata et nova Conradi IVlannerti
introduetione instruota^ studio et opera Academiae Literarum Re"
giae Monaeensis. Lipsyae MDCCCXXIV. Exhihet Librariä
Hahniana* Monaehii impreuum typis Lentnesianis. 63 S» In
gr» Folio itnd 12 gco/sen Kupferplatten»
J^iiie neue Ausgabe des unter dem Namen der Tahulfi Peu^
tingefianä bekannten für die alte Geographie so höchst wichti-
5en Denkmahls war ein schon längst lebhaft gefähftesBedtU fnif«,
ader fehlerhafte» dabei sehr selten gewordene Scheybscbe Ab-
druck sammt der dazu gehörigen Introductio keineswegs mehr
den Forderiingen unserer Zeit genügen konnte. . Wir treuten
uns deshalb, als vor mehr als einem Jahre die Ankündigung einer
neuen Ausgabe und Bearbeitung durch den Conrector Trofs
in Hamm uns zukam , begleitet von einem lithographirteri
Probehlatt» welchem im Ganzen der Scheybscbe Abdruck zum
Grunde gelegt war. Ein in Lateinischer Sprathe ahgffafster
Commentar sollte die Resultate der bisherigen Unteisuchun*
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480 Tabuk PeatinginriAiHi.x
- • ■' ' ' . » , \ ' 1 •
-gert, to wie die eigenen des Heratisgebeir» enthftlten» 'Wir
baben ieitdeui keine Weitere Nachrftfat vöh diesem Unter n«b«
men 9 weiches auf dem Wege der Subscription begründet
werden •ollte, erhalten; dagegen ist uns die yorliegeiide Be^
'arbeitung' zugekommen , welche von der Königlich Baterscben
Akademie der Wissenschaften veranstaltet worden ist ^ in de-«
ren Nameh uns Hr. Thiersch die nübere Veranlassctng nnd
d}e nSh'eren Umstände mi.ttheitt. Vor Allem mufste man* auf
eine neue sorgfältige Vergleicbung der Scheybschen Blätter
ipit dem zu Wien aufbewahrten Original denken. Deniv ok.
tleich Scheyb selber mit der giöfsteri Sorgfalt verfahren^, aa
atte sich doch erweislich der Kujifer Stecher sehr viele Nach^
lässigkeiten und Fehler zu Schulden kommen lassen, sogar in
der Schrift nnd in Kachbildung der einzelnen ffiichi>tabeii4
J3urch Verwendung des Vorstehers der Wiener Bibliotlnsk^
Hrn, Kopitar, erhielt man eine im Jahr i8l5 vom Pro{ea<i&-
sof Vodnis gemachte genaue CoUation, welche nach Breslair
Seitdem gekommen war, und zugleich eine weitere neue Ver««.
gleichung der fehlerhaften Stellen des Scheybschen Adruckei
mit dem Original^ durch Hrn. Friedrich von B.artsc^i}
so dal!s' auf diese Weise man hinlänglich in den Strand gesetzt
war, eben so zu prdfen, als wenn man das Original selber
vor Augen gehabt hätte , und' zugleich einen vollkommen be«
richtigten und verbesserten Abdruck der Tabula Featingeriaiils
.zu liefern. Die Scheybsche Introductio von neuem mit äbzit« •
drucket, war unnötbig^ da sie, selbst der ungemeinen' und
vnndthigen Ausführlichkeit nicht zu gedetfken,- gar v^el Irri<<
ges^ntb^lty und dem gegenwärtigen Standpunkt der Wissen-
schaft durchaus nicht mehr genügen konnte. Um so erftjtfuli«
eher n&ufste es für uns seyn , dafs Hr. MaAnert sich ent«
schliefsen konnte, an die Stelle der Scheybschen' In trodMCtio
eine neue zu setzen, die allerdings unseren gerechten Erwar-«
tungen ^ ^o wie dem jetzigen Standpunkte der Wissenscbafteii
mehr zu entsprechen geeignet war«
iBfijchlu/s /o/«[t.>
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Heidelberger
Jahrbücher der Literatur^
Tabula Peutingeriatia ed. O. Mantiert.
XBeiehlufs.)
Auch bitte Herr Mannert achon früher diesen Gegenstana
l)tBhande]t in der bekannten Abhandlung: Je rebus Trajäni ad
Datiubium gestis'. • Wie sehr hierdurch die neue Ausgabe gewon« *
nen , ist einleuchtend ; wir haUen uns' eben deshalb für ver«
pflichtet^ die Hauptresnltate yorsulegen. Iri acht Abschnitte
ist diis ganze Untersuchung abgetheilt, vtrelchen noch ein^ Ap«
peiidix über densogenadiiten Geographus Raoennäshei^ebSgt ist^
Sectio It Auctör -primus^tüm Orhis Pictl tum Itinerarii^ qu'od Antomni
vocamut f aeslimänäus est Jmp» Auguitui Oct<..ianuiit seu potius ,M.
VipSanius Ag'rippa ; quorum opus ah aevi rectntioris imptratoribus
stihihde emendätum est. Unter dieser Ueberschrift fblgt eino
ausführliche UntersiKihung über den Ursprung der Charten;
wovon sich eine spätere Nachbildung in dec tabula Feiitinge«
riana erhalten. Schon itnter Cäsar .ward durch einen Senats--^
beschlufs eiiie Messung. des Höraia^chen Reiches verordnet, diö
aber bekanntlich erst unter den rdhigeren Zeiteh des Äugu^
Stüs durch Agrippa zu Staride käni; Das, was auf diese Weise '
zu Stande kam, bildet die Quelle und den Ursprung der ta«
hulaPeutingeriana, so wildes Itinerariiini Antonini, DieVer«
ändeVungen, die jedes Jahr sich eteigneten j e^ sey durch An^^
kge neuer Strafsen^ durch neue Entdeckungen u. dgl, mehr
wurden sorgfältig immer auf dem dutch Agrippa zu Stande
gebrachten Werke j das in dem ReichsaVchive aufbewahrt warjl
eingetragen ; ei wurde aber auch Zugleich dieser orhi$ pictuk
zum Unterricht in der Geographie für ^ie Rdixiiäche Jugend
benutzt utid deshalb Nachbildungen einzelner Theile Verfer«
^igt und weiter in zahlreichen AbdrÜckeii iii den Prövinzeil
Verbreitet. Auch das sogenannte Itiherarium Antonint hat den«
selben Ursprung aus dem angeführten Werke des Agrippa^ ob»
schon eS im Verfolg vielfältigen Recensioneh tind Abdrütkerl ^
unterlag , wovon die letzte aud dem Ende dei Zeitraums deif
3IVm; Jakrg. 5, Hell; St '
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48? Tabula Ftttüngeriitia. ^
Antoniiie in dem deshalb sogenannten Itinsrarium Antomtd sich
erhalten bat. Letzteres rObrt twar bel^anntliob aus vspä«
terer Zeit her, nach Wesseling selbst aus der ^eit nach Con«
stantin dem Grolsen, weil mehrere Städte darin verzeichnet
werden , die in • dieser Zeit zuerst und nicht f'i Ober. vorJLom«
jnen. Auch nach Hr. Mannert dacf durchaus keine altere Fe*
riode angenommen werden, als das J, 364 n« Chr. G. Für den
VerfV desselben hält Hr. Mannert den Aetbicus, worüber
Wessf^ling noch zweifelte. Während' also Abdrücke einzelner
Th«ile und Itinerarien sich vervielfältigten, war der grofse
durch Agrippa's und August.us Beinübung zu Stande 'gebrachte
orhis pUtus in den kaiserlichen Archiven verschlossen ; wichtig
genug, um bei allen Berathungen, bevorstehenden Feldzügen
u|id boi den an die einzelnen Feldherrn zu erlassenden In«
' s^ructionen benutzt werden zu müssen; ^ wodurch derselbe
freilich eine grofse Bedeutung erlangte, und die pünkt«
ILcbe Eintragung aller Veränderungen, die sich in allea
Forovinzen des Udmischen Reiches ereigneten , ^notbwen«
die machte. Aber eben diese zahlreichen Veiänderungen«
wofür bald der erforderliche Raum mangelte^ führten das JBe«
df&rfnifs einer neuen recensio herbei, d« b. wohl nicht einer
neuen im strengsten Sinne des Worts , nach neuen Me«*
•^ngen allerwärts berichtigt, sondern wahrscheinlich nur/
eines Abdrucks des urs^prünglichen orbis pictus in seiner zu«
letzt gewonnenen Gestalt , wobei auch zugleich der erfordere«
liehe Raum frei blieb, um eintretende. Veränderungen schick-
lich nachzutragen^ Das'Nähere hierüber ausführlich z.u bestim«
men, möchte unmöglich fteyn, da ja schon die Natu^r und die
Bestimmung solcher Charten eine den Augen dei^ Menge yer^
ischlossene Behandlungs weise mit sich brachte. Nun ist aber
die allgemeine besonders durch Scheib verbreitete Ansicht,
dafs unter Tbeodosius dem Grofsen zufolge einer neu vei:au»
stalteten Messung ein solcher neuer orbis pictus zu. Stande
gekommen, wovon in. der Tabula Peutingeriana sich eine Ab«
büd^ng erhalten, Hr. Mannert erklärt sich geradezu gegen
diese Ansicht: „buic asserto, sagt er S,> iO« unten ,* renuit
nomen Imperatoris , obstat Status reipublicae qualis tunc teaim
poris,erat| repugnat aspectus nostrae Tabulae , contradicunt
ipsi scriptoris versus , omnia consurgunt contra illam senten»
tiam;cc welche Funkte er dann im Einzelnen näher ausführt
und beleuchtet. Eher liefse sich etwa noch behaupten^ da£s.
eine neue Edition eines vorhandenen Orbis pictus gemacht,
und dafs das, wiis wir in der Tabula Feutingeriana besitzen^
' ein bievon genommenes Apographum sey« W^ir hätten also io
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Tabula PeatiDgeriäna; 483
der Tab. Feuting. ^Ine getreue Abschrift eines Orbis pictui^ .
dessen Abfassung früheren Zeiten angehöre , um so mehr ali
dieselbe durchaus Nidhts enthält, was dem Zeitalter des Theo«
•ius angehört, vielmehr Provinzen sich verzeichnet ünTden,
welche damals gar, nicht mehr existirten, dagegen Städte, die
dainals in blQhendem Zustande waren ^ gänzlich darauf. fehlen^
auch die Namen der vielen Aherall bemerkten heidnischen
Tempel bei gänzlichem Mangel aller und jeder Spuren eines
christlichen Gultus auf ein früher in der heidnischen Periode
und nicht im christlichen Zeitalter der Theodosier ahgefafstes
Original, von welchem die Abschrift genommen war, hini
führen. An diese Untersuchung schliefst sich daher unmitteU
bar ans Sectio IJ: ^uo aevöi quihus Imperatorihus f a^öUetypon^ ,
^ut exhibemus delineationem^ prodierit. Der blofSe Anblick der
Blätter selber lehrt schon hinreichend ^ dafs weder Constantin
der Gröfse, noch irgend ein anderer der vorhergehenden Im«
peratoren des vierten Jahrhunderts Urheber des otbis pictus
seyn kann« Man ist daher genöthigt^ weiter zurückzugehen^
bis auf Aurelian, den man als »restaurator viarüm auctorqud
tabulae«« etwa betrachten könnte« Allein dagegen spricht aei*
Umstand, dafs von Dacien ^ welches Aurejian^ bei der Un^
niöglicbkeit es länger zu vertheidigen ^ den Gothen üherliefs
und seine Kömischen Colonisten auf das rephte Ufer der Dc^
nau verpflanzte, sich hier noch gar kerne Spui^ ßjtidet, die
doch billigerweise vorhanden seyil mülste; denn wir sehen
hier ;ioch Dacien, wie unter Trajdns Zeit, mit allen seinen
Städten^ Strafsen und dgl.; es mufs also über den Aureliaii
noch weiter hinaufgegangen werden^ wenn anders aufgrund«
liebem sicherem Wege die Zeit ^ in det das Archetypon der iit
späterer Zeit gemacnten tabula Feutingeriana ahgefafst vtror«
den, näher bestimmt und ausgemittelt werden solL Unter
den Vorgängern des Aurelian können aber blos 2wei iil /
Betracht kommen , Septim^us Severus utid Alexander
Server US j wobei also immerhin die gan^e Differens
nur einen Raum voii etwa eilf Jahren befafst^ da Septimus
211 starb und Alexander- von 222 — 235 regierte^ Wehrt
der Erstere der Zeit nach schon passen könnte , so hetben wir
doch ur^undlicli gar keine Nacbricht von einer unter seinel^
Regierung veranstalteten Recensio eines orbis pictus $ Jes«
balo entscheidet sich Hr^ Mahriert für den letzteren ^ von wel'
ehern überdies JLampridius Cap. 45 Manches berichtet^ was,
uns zu dieser Annahme hinreichend berechtigen kann, aUch
ein besonderer Umstand auf der Charte selber ^ nämlich did
Lage der Farther und Perser^ welche Alexaiider Severut id
3l *
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0 •
484 . f abola PeuUngeritnli.
M^'Sopbt^mfen bekriegte ^ dafür mit Recht sich liMiltaen
läi:st« Daher ergiebt sich am Schlüsse der Untersuchung das
Kesultat^ das wichtig genug ist, um mit des Verf. eigenen
Worten hier eine Stelle zu iioden \ «^Quibus omnihus. ductua
Orbis Ficti nostram recensionem inscribo Alexandro Se«
vero eamque confectam esse circa i^nnum 230 mihi persuadeo;
num et aliis persüasurus sim, id e doctorum dependet judicio^
Curiose per multos annos perlustrando singulas l^abulae mem^
])ranas nihil cert^ oculis meis occurrit sententiae repugnan«^
emnia in han<; consentiunt aetateni/< «— Sectio III: Du^nixuto^
nam unicum quod Vtermae asservatiir Bxemplum genuinum sU arcke^
typon Orbif •P'^^i* cujus reeensionem curavit Jmp, Alexander Severui^
Nicht aus dem dritten Jahrhundert der christlichen Zeitrech«
nuhg^ sondern vielmehr aus dem Mittelalter rfihrt die Abschrift;
her 9 welche wir die tabula Feutingeriana nennen; dies be«
weisen eur Gentige die vrelen Fehler alier Art 9 welche der
nachlässige und unwissende Abschreiber beginge die uns aber
auch zugleich »eigen, dafs der Verf» ein Christ aus. dem Mit«
telalter gewesen ^ der davon die Merkmale allen Blättern ge^
fiissentlich, wie ca scheint^ eingeprägt hatj^ wir übergehen
die einzelnen Beweise^ man mufs.sie bei Hr; Mannert selbet
nachlesen , um vollkommen überzeugt zu werden. £r weist
, sogar nach 9 dafs der Abschreiber im dreizehnten Jahrhundert
felebt und sein .Werk zu Stdnde gebracht ^ dafs ^r an den^
Jfern des obern Bheins gelebt , ja endlich, daCs er wahrsdiein«
lieh ein Mdnch zu Colmar gewesen ^ der von dem damals noph
iforhandenen ^ aus den Zeiten des Alexander Severus berrüh«
renden ^ aus zwölf Blättern bestehenden orbis pictus^ ^\e%e
glücklicherweise, wenn auch gleich mit so vielen Fehlern uns
erhaltene Abschvift^ 4^^ tabula Feutingetiana , gemacht hat«
Üeber das filtere Original^ . welches der Mönch copirte^
verbreitet sieb Sectio IV.t MonnchUs seculi XIIL transm
soriptor fiiit Tahulav 9 nee oero ejus ancior aestimandas und ins^
besondere Sectio Vi Methödus in exarando Orbis Picd archetypo
adhibita^ indeque ad nos tßdundans utilitas% >' Sectio VIl De p/tüx
fubulae a IVLonacho inftuis et de aliis perperatn Orbi Picto imputatis» '
Die Sectio VII behandelt: Fata Tahulae Peutingirianae i haupt««
sächlich nach Welser (Opp* 1682 fol. Nürnberg), Lotter
(Dissertatio de Tab, Peutinger. a. 1^34) und Scheyb mit eini^
gen Berichtigungen und Zusätzen. Sectio VIII: Merka
Scheybii in exornanda sua Tahulae hditiont , panculß^ insup9r de no^
stris conatibus. Darauf als Anhangt de Geögrapko Mavejmai0^
£r schrieb im neutiten Jahrhundert, ist^zwar ein homo iiisU
pidus,' übrigens multae lectipmS| sed nullius judicii| durch
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Google , /'
C. Q.'EJSihn de m«ü<^nae militaiis apnd T«ter«s «onclitioiie« 4^35
die Menge der Quellen und Schriftsteller (FtolemSus istj^öch
unter ihnen der älteste} , die ^t benutst, gewinnt wohl sein
Werk einige Bedeutung; allein durch das unverständige und
unkritische Zusammenwerfen aller der Verschiedensten Nach«
richten aus Schriftstellern der verschiedensten Zeit verliert
dasselbe wieder, ^Universus inde, sagt deshalb Hr« Mannert,
complexus nullius est usus ^ e sInguUs autem, modo perspexe«
ris cui aevo quaeque attribuenda sunt, geographiae litque hK*
storiis inservientia bauriri pOssuntj nisi detin^aris magno
numeroy^pro ejus aevi con^u^tudine, corruptorum nominum
ät(|ue viri latinitate intetdum adeo vitiata, ut sensum vix eli-
cias.c« Sonst ist auch das Werk für da^ Yerständni^s der Ta^
^Lula Feutingej»iana yon grofsem Nutzen.
ikuf diese Introductio deä Hrn.Mannert folgt nun S/45.
aus der Scheyb^chen Ausgabe abgedruckt , der l^dchst brauch-
bare Jndepo npmirmm^ quae in Tabula Peutingeriana €Ontinentur^
Dabei aber sind die fehlerhaft bei Scheyb eingetrsigenen Na-
men berichtigt , und .^^e unrichtigen Namen in Klammern ein-
geschlossen» die Verbessei^ungen aber durch vorgesetzte Stern-
eben kenntlich gemacht. Am Schlufs folgen i die einzelnen
Blätter, nach den oben b^merl^ten Gollationen 9fk den fehler«
l^afte^ Ste^c^n verbei^sert^
D« Carokts Oottlp^ Kühn, physinhpgimi ^t pathohgtoß prqf. pt^K
ord, «£ universitalis lUcrarum, JLipsieflsis h.. t, ProcancellaritUi
Panegyrin medicam» '-— diq XVl m^nsis fJoDenihris A. ü. S^
MDCCCXXiy hab^ndam iadi^it, — I)e mediuma^ mUti^risi,
apud peteres Graecos, Rqmatip^quß^ conditione^ f- i^. S. in 4«
Diese Abhandlung befafst einen Gegenstand, iex bisheir
i^o gut wie gar ni^ht von den AUerthumsfoirschern behandelt
worden war; w^sba^} wir es uns erlauben^ die Auftnerksam«
j(e*it unserer ^jeser darauf zu wenden und sie mit dem Inhalte,
deiselbei;] nähe^ bekannt zu inschen. I^ den gewöhnlichen
Handbüchern der Römischel;) Antig^uitäten sowohl wie in de-
inen ^ die sich eigens mit dem Kriegswesen abgtben, ist auf
das lyiedicinal- pder Sanitätswes^n der alten Krieg s-
he^re fast gar keine Rücksicht genommen; selbst in Li e
B.eau*8 Ah^*^i^^l"^g* ^*s diverses spries de personnes^ att achtes
au Service de la legion in den Me'moires de l'Acad. des Inscriptt.
fom. XXXVII, pag. 222 ff. fand der Verf. nicht die erwarte-
tep Aufsclilüsse hierüber , woLl aber eine desto austtihrUchcre
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4M C« 6* Kfibn Jia meJUeiiue nuUtarls apuik regeres eondidone.
>
^Ört^rung Ober die Bedeutung de« Worte« me^icns im alt^ .
Sprachgebrauch 9 w'onach dasselbe sowohl auf die Heilung in«
A^rer iQs äusserer Uebel und Krankheiten bezogen wird, so«
init also isugleich einen ht%% und einen Chirurgen be« ,
zeichnen kann. Man mttfs e% daher ^em gelehrten Foracher
4^8 ärztlichen Alterthum^ danl^en, dafs er bei dem Mangel
liller Yorarbeitungen es unternommen ^ eine vollständige <^e«
f^hichte 4^ lyiilitärsapitgtswesens der alten Welt, der Grie-
chen yf\e derjldmer un3 zu liefern und wtinschen eine baldige
Fortsetzung dieser Untersuchungen, die in yorliegefider Ab«
hand)ung nach den derselben gestalteten Gränzen nur bis auf
Xenophons ^eit fortgeführt werden konnten« £s ist demnach
^unächs^ das heroische Zeiti^lter Hqniers« da« in dieser Ab«
linndlung {»erücksichtigt wird, |Iomer erwähnt zwar^ aufser
Anderen^ des Fodalirips und Macbaon als Aer^te; aber
man würde sehr irren, wenn n^an, auch nach einer Stelle dea
Piodot IVjj 71. und mit dessen gelehrten Ausleger Wesseling,
liier an förmliche Aefzte denken wollte | die blos das Geschäft
der Heilung der Verwundeten gehabt und dafür selber yooi
eigentlichen Antheil am Kampfe als Mitstreitende befreit ge^
Wesen wären. Dies ist nicht nur mit dem ganzen Geiste je-
lie«« heroischen Zeitalters und der Art desselben, den Krieg
V f^u führen, unverträglich, sondern es- wird auch durch be-
stimmte Stellen des Homer^^ wo sie glei(:h andern als Antheil
|iehinend am Ks^mpfe erscheinen und sogar im Kampfe verwun-
det werden, widerlegt, AJsa eigentliche Feldjrzte bei
Isomer an^^^nehmen, wäre in jedem Fall unsitattbaft • wohl
niQchtet^ einzelne Ausgezeichnete des Heeres einige Kenntnif^
von Heilmitteln besitzen und *ie zur Heilung von Verwunde-
ten benutzen, h^iupts Schlich zur Stillung des Bluteai und He-*
bung oder Linderung heftige^, krampfhafter Schmerzen j sie
mochten in sofern iMS Aer^te gelten und als solche auch ge-
nannt werden, penn diese Gegenstände allein befafste diQ
^Ite Heilkunde, Schwerere Wunden, gebrochene Glieder u,
dgl. waren ihnen unmöglich zu heilen, wie man z, B. aui|
Jliad. IVj 517 ff. j, wp A^X Tod als unausbleibliche Folge einei^
fiiolqhen Wunde dargestellt wjrd , ersieht, ''
; . Von Homer oder vielmehr vPm Trojanischen Kriege an
hi\ auf Qippokrates findet sich gar keine %uir von Feld-
llra^ten bei irgend etnen\ alten Schriftsteller^ Die erste Nach*
Cfcht kummt wieder yor in einer Rede, we'lche defl( grofseix
üippokrates Sohn Thesisalus an die Athener hält und worin
eir "untei" seinen Verdiensten uni die Stadt auch das anführt^
dafs. ihn Sern V^ter de^ unter d^s, Alcibiades Anführung di^^
Digitizedby VjOO'QIC "
C. F^-Glir, Wagnetr de Egvriae fönte et spten. 407
mala nach Sicilien ateaernden Flotte als Feld* t>der Wandartt
beigegeben und -dabei sogar auf seine Kosten uiiterhalten, ohne
Anspruch »ui irgend einen Sold oder Löhnung, Auch andere
Stellen aus Xenophon setzen es aufser Zweifel» dafs man in
dieser Zeit den Kriegsheeren 9 wenn sie ins Feld sogen ^ er-
gene Feldärste beigegeben. Dl^s und Anderes soll Aun in
det jsweiten folgenden Abhandlung auseinander gesetzt wet«
den. W*ir sehen^ derselben mit Verlangijn entgegen, und be^
merken noch^ dafs diese erste Abhandlung durch gut Lateini-
schen Ausdruck vor vielen ähnlichen Abhandlungen sich aus«
zeichnet, ^ • '
Natalem quadm^esUnum octavnm jiagüstissimi H Totentissimi Prindph
aa Domirü Guilielmi Ih^ EUctoris et Landgravii HassioB.
ttc. 'jfc, — , ah Academia Marbttrgensi die XXyill Julii ora^
iione. *-* celehrandum indicit Car, Franc, Christ» Pf^ag^
ner^ Inesk de Egeriae fönte et speou ejusque situ Cdmmen"
tatio. Marburgij typis Kriegerianis MDCCCXXIK 28 S^
' in gr* 4« mit einer lithographirten AhhUdung»
Die Veranlassung zu dieser Untersuchung übet die wahre
Lage dex Q^uelle der Egeria und ihrer Grotte gab dem Vetf,
die. bekannte Stelle Juvenala Sat. III, 10 — 20. Die Härte^
die in der Verbindung dieser Verse einzeln mit einander, so
wie seihst in einzelnen Worten derselben« nach der eewöhn*
Jichen Lesart und Interpunction liegt, wird wohl keinem Le^
ser des Juvenal entgehen, selbst wenn ihm die innern Wider*
Sprüche iinbekannt blöihen sollten, welche dieselbe enthält.
Schon frtther hatte der Verf. dieser Abhandlung diesem üebel*
Stande abzuhelfen gesucht in einem Programm zur Ankündigung .
der Sommervorlesungen zu Marburg l8l4» wo er in der Stelle
des Juvenal va, 12. statt des gewöhnlichen hie oder heic^ ein
hinc verbesserte. Ruperti in der zweiten Ausgabe seines Ju-
venal beliefs zwar das hie , doch veränderte er die Interpun«
ction, indem er' nach Capenam vqt Hie ein Punctum setzte, und
dadurch die Verbindung des Hicy uhi etc, mit vs. 17 , in skillem
Egeriae descendimus etc. andeutete , die Verse 15 und 16 aber
durch Klamn lern als eingeschaltet bezeichnete, weil der hier
erwähnte Hain von dem Capenischen Thore in ziemlicher
Entfernung liege» also hie unmöglich nach der Localität mit
dem vorhergehenden ad Capenam in Verbindung gesetzt wt^r«»
den könne. Auch er iüllt aber dann auf die Vermuthung, ein
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C. F« Qa» Wagner d« Xg«riae featc et ipeeo«
^2no ftlr &20 KU setzen I in dem Sinne m^m« progres3^ Ümbriciu^
^t lego in valUm Jßg^jiße d0sce.n4jmus^f uhi etc. (4. Tom^ I. pag. 43-.
ppt, 12)* Diese Verbind ungs • und Erkl^rungsart ist es, £Chr
die sich Hr» Wagner erklflrt upd seihst seiner früher versuch«
ien^ErklSrungsweise vorzieht^ die er für die einzig richtige
\iä\t^ ^uhstUit primum ad portam Capenamf et /ivtc, fortässQ
KO^t^uani JuvenaU^ ad eumaccesi^erat, descendit ab eo comita-
tua in oalUm Ej^eriam etc.«« (vergl, S. 17 not.J, W(>Jhe man hw
lieihehalteiiy so ^müfste man sonst annehme^f die Nymphe
jßgefria sey aus dem von ihr he^qhnten Thale an das Capehi«
ache T^or gekommen, um hier den Numa zu treffen. Aucl^
widerspricht JLiyius I, 21, der an ein und dieselbe Stelle dea
Qdell oerJEgeria und den Hain der Musen, in welchem Nums^
•eine 'Zusammenkünfte mit der Egeria hielt, verlegt« Allein
WO ift pun jenes Thal, jene Quelle und Gi^otte, die bei Ji:i^ -
yens^l erwähnt ist, zu suchen? Die gewöhnliche Meinung,
die auch, wieB.efer. bemerkte, £!arl Sachse in ^iner Ge«
fcbichte und Beschreibung der alten Stadt Aom, Han«.
nover l824f !• Th« S. 91« % 73. angenommen, erkennt dafür
^ie jetzt unter dem Namen la Caffarefla (nach einem Meyer«
liof^ bekannte Stelle, vor dem Thor dl, St, Sebastiano.« Auch
der Rdmi<K:he Arcbäolog Ven.titi in seiner Descrizione topo«
frafica delle Antichita di IVpma^ Edizione terza in Koma 1024'
, II. p. I9s^q5. erklärt sichdafQr, obgleich Nibby und der
Seiehrte f^ea anderer Ansicht sind. Der Verf. ver4ientPank*
. afs er die ^teilen gelber aus deii bei uns so seltenen Werken
^er genannten Komischen Archäologen und Anti^uar^* hat voll*
ftändig abdrucli^en' lassen« jplr sucht zunächst jene bisher all«
gemeiihang^ommene Meinung gegen die^enanntenKömischei^
Gelehrten ^n Schutz zu i^iehnien; ^lit Gründen , d^ren Gewich-
tigkeit durch Autopsie des Verf. und. seipe an Ort und. Stelle,
aelber gemachten Untei^suchungei? erhöhfwird; seine eigene
, Ansicht .glaiibeH wir am besten mit .seint;n eigenen Worten-
liier gebet? zu können. S. 25: »fraeterea yero, si a v^ro npn
9bho,rre(i Camenavup:^ liici partem in lila fluyii Almqnisf ripa^
^uae Aomam spect;at, sitam, fuiSse, tpsumq^ue deind^ per to«
*^aro yal^IeiQ bpc (lumine irrigatara se extejidiä»s^ , ^"»4 obstat,
^is^ quis iis ad^entiatui:, q^ii affiVmentj» aedes jam S. Urbaiio^
^ici^^a^ olin;!^ Camenis sacrat^S fuisse, quo mi,nüs credamus^ in^
ifla^Al^toniß ripa Camenarumaedes fukse exst,räptas ^ * Eger^ße verfi^
hntetfi £0 allerä exsiitisse ^ ubi iUe. est,^ qui vul^q "Egeriae non\.yne in»
ngnitut:? .^ohis piofecto vallis illius*, qi^ain bis saepiusve. per«
^uf ti^avVmus y idque hiemis. tempore, quo rura animos iion
^_a|[nopere allice.re solent| florum v^rie^ate quam ma^iu^e^^
I
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Goode; *'*'. '
B^^ono» Sjitem der urweltHehtii Konehjlien« 489
di^tlnc^e atque pratofum virijditate «e commendantis xknta
Visa est' amoenitas, ut nisi quis sententiam nostram arguinen«
tis sole clarioribus ^efallat) vl^ adduci possimus, quin illam
yallem dignissimam judicemuS, quae Egeriae uomiiie celebre-
tur.« Wenn Fea noch dagegen einwendet, dafs man an dem
])emerlcten Platze den Tu^tein nicht finde, dessen Juveiial
gedenke 9 und im Innern der angeblichen Grotte der Egeria
picht ds^B Bild einer Nymphe, sondern das verstümmelte Bild
^iner männlichen Gottheit sich vorfinde, wie konnte dies au«
snal bei den vielfachen Veränderungen, die diese Plätze in
taufenden von Jahren erlitten ; für einen hinreichenden Gegen-K
grund gelten ? ^ine schöne^litbographirte Abbildung der Quelle
und Grotte der Nymphe Egeria* in dem jetzt genannten Thale
fa Caffarella witd jeder als eine dankenswertbe Zugabe dieser
Vntersuchung betrachten. '
$ys\em dßr M^noeltUchen KonchylUn - QesthUchter , äurgh Dia^nose^
Analyse und Abbildung der Geschlechter erläutert j zum (/«•»
^rauche hei Vorlesungen' über Petre/aktenkunde und zur Er*
leichterung des Selbststudiufns derselben ^ 90n Heihr^ Bronn»
Mit 7 Steindrucktafeln, Heidelberg f bei J, C. JB. Mohr.
1024. 55 Seiten in foU 3 fl.
Da maQ di« l^otbwepdigkeit des Studiums der Fetrefak-
tenkunde immer allgemeiner erkennt: eines Studiums, das,
M^ie so viele andere, in Deutschland zuerst ins Lebe^ gerufen,
dann aber ^en Ausländern zur Bearbeitung tiberlassen vvorden^
^o hat der Vf. geglaubt, dea\ grösseren Publikum sowohl, aU
dem Kreise der Zuhörer bei seinen Vorlesungen durcb Her-
ausgabe dieser 5chrift nützlich seyn zu können. Es existirt
kein lediglich f(lr das System der Petrefakten bestimmtes AVerk.
Die zu diesem 3^ecke brauchbaren sin4 entweder unvollstän-
dig , oder nach alten Systemen angeordnet , oder da sie auch
4i^ noch lebenden Thiere mit. inbegreifen, für den Liebhaber
zu tbeue/, aufserdem dafs. jene Geschlechter darin nicht alle
i^ngecteutet sind, die den Fej^refal^tenfreund interessiren^ Aus-
ter einigen Worten über die Terminologie zur Eintheilung
2;erfällt slolcbe« in drei Abtheilu,ngen. Die erste zum Behüte
der Vorlesungen und i'ilr's Selhsistudiufn zugleich bestimmt,-^
enthält die systeoD^atische Anordnung, Karal^teristik'und Ver-
weisi^ngen auf die Abbildung der Geschlechter. Das System
^ft das Lamarckscheij mit Anführung derLinneischen Synonyme
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'490 Bronn 9 Sji t«m der ürweltliel^#n Konehylien.
und mit einigen ZufStien. Die Anzahl der aufgenonunenen
Ge^chteebter belauft sich auf 172 ,' indem alle diejenigen vreg«
bliehc^Of aus welchen dem Verf. keine versteinte Reste bekannt
waren. — Dem L«amarkschen Konc|iylien8y8teme wurde der
Voraug Yor dem Altern Linneischen und dem neuern Ferussac«
•chen {gegeben ; vqr jenem: vireil dort oft in einem Gescblechte
Landkonchylieil ^ Flufskonchylien und Seekonchylien , über»
haiipt ßher auch Tbiere mit einander verbunden sind, die sehr
w^enig Verwandtschaft mit einander eeigen, weshalb denn
di«?se Eintheilung weder für die Geologie und Geognosie^
noch für die vergleich e^ide Zoologie die beabsichtigten Vor«
theile gewahrt. Vor dem des Herrn von Ferussac u, a. erhielt,
dieses System den VorsMg> ^eil Liamarck, selbst beständig
mit Untei^suchung fossiler Arten beschäftigt, vorzüglich die
Karaktere der Schaale scharf gepittft und hervorgehoben hat,
während die Neuern weit mehr, ja lediglich fast auf die Or^
ganisation des Thieres selbst Rücksicht genommen ^ das uns
, im fossilen Zustande verloren geht, — Da aber demungeach«
tet de Lamarck bei den Hauptabtheilungen nicht immer die
Karaktere der Sohaale allein ganz ausreichend fand und Klas-
sen machte, die sich aus deäi Baue der Schaale nicht alle an*
deuten lassen*; so mufsten wir versuchen ^ zum Vortheile der
Fetrefaktenfreunde ein andres Auskunftsmittel zu finden ^ was
in der zweiten Abtheilung unsrer Schrift geschehen, welche
in dichotomischer Form alle Geschlechter nach Merkmalen der
Schaale analysirt^ und das Aufsuchen im Systeme sehr erleich«
. tert. Zu sicherer Verglelchung §ind hier auch jene Genera
nicht ganz übergangen worden« aus denen wir noch keine
fossilen Reste kennen, — Die dritte Abtheilung endlich ent-
hält eine Erklärung der, auf die 7 Steindrucktafeln vertheilten
charakteristischen Abbildungen , deren Zahf sich airf mehr ala
200 beläuft. Den Scfalufs macht ein Vollständiges Register.
Ermuntert durch die günstige Aufnahme, welche jetzt
schon diese Arbeit, im Publikum gefunden, haben wir uns
entschlossen, ei i> zweites Heft urweltlicher Thiergeachlechter,
Pflanzenthiere (Strahlenthiere und Korallen), enthaltend, bis
künftige Herbstmesse folgen zu lassen. Auch nac}) Er&chei*
nung des gröfaeren, vollständigen Werkes über Pe^^fakten
werden diese Hefte wegen der analytischen Abtheilung und
der charakteristischen Abbildungen der Repräs^entanten deü
Systems immer ihre Brauchbarkeit behalten. Der Herr Ver-*
leg&r hat durch äufsere Ausstattung und Preis gewifs den
Wünschen des Publikums entsprochen«
' *. • Heinrich Bronn,
.Digitized by
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Pansanias ed» Siebelfs* 491
J^ipHgy TJ^eidmannschß Buchhandlung^ Tlauo'av/'oui r>ji *E^a2c; ira"
^i>jy'ij9tg, Pausaniae Graeciae descriptio» Ediditf
graeca cmendavit^ latbtam jtmasaei interpr^tationepi casLigatam
adjunxU . et adnotationes atque indices adjecit Carol, öodofn,
iiebelis, VoL /• cui inserta est Descriptio Athenarutn Paw
saniae Jtticis accommodata et in la-pide delineatm, 1822. J^LyiJL
576 II. 270 S. Fol IL 1823» FJJL 458 ». 206 S. gr. 8;
Zu keiner Zeit \irürde man eine neue Bearbeitung gerade
diese« Schriftate)ler8 mit gröiserer Theilnatme aufgenommen
haben » als in der unsrigen. Aller Augen sind auf Griechen-
Jland gerichtet; der merkwürdige Boden, die «einzelnen Loka-
litäten dieses in seiner Wiedergeburt begriffenen Landes ge-
'vrinnen in unserh Tagen neues Interesse. Nie ward, wie ^
jetzt, das Studium griechischen Lebens und Glaubens , grie-
chischer Kunst und Literatur mit solchem Ernst und solcher
w^issenschaftlichen Tiefe betrieben: in unserer Zeit mufsein
Schriftsteller besonders wichtig und schätzbar seyn, der uns
auf dem Schauplatze jenes Treibens, auf dem Grund ujid Bo«
den unserer Untersuchungen als ein treuer Führer heimisch
ynacbt. Zwar ist seit Erscheinung der früheren Ansgafien des
Fausanias im Einzelnen Manches für denselben gethan , und
für seine Erklärung einem neuen Herausgeber, jedoch mehr
indirekt, vorgearbeitet worden, was für Letztere von einer
3eite b^tfachtet, Erleichterung ist, von der andern aber ihm
gröfsere Forderungen auferlegt. Allein nie ist in n«»'*rn Zei-
ten- diesem Autor von einem gründlichen deutschen '.lehrten
ein umfassendes, Studium gewidmet worden, und seit Faciu«
immerhin verdienstlichen Bemühungen wuchs mit fortschrei-
tender Vervollkommnung der Alterthumswissenscbaft das Be^
dürfnifs einer von Seiten der Textverbesserung, so wie der
Erklärung, befriedigenden Bearbeitung. Um so mehr blieb*
hier zu v^üi^schen ül^rig, als so manche Dunkelheiten den'Oe-
})rauch des Fausanias erschwieren, die theils von der Eigen-
thümlichkeit seiner Schreibart und den mannichfaltigen Ver-
derbnissen seines Te^^tes, theils vpn dem Umstände herrühren,
dafs er bei seinen Lesern Bekanntschaft n:\it den Gegenständen
durch eigene Anschauung oder sonstige Belehrung, an so vie-
len Orten voraussetzt, Herr Siebe^lis, Director des Gym.
nasiums zu Bautzen, hat sich also ein eben so schwieriges ak
belahneudes Werl^ znr Aufgabe gemacht, wenn er es unter-
nahm , eine Aufgabe von diesem Gemälde Griechenlands au
liefern, die hinsichtlich der Verbesserung des Textes und
angemessener Worti* m^d Sacberklärung den Forderungeri,
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492 Pausaoiis ed. Slfb^lis.
s- - ■ ^ ' ^ ■
yrehh^ bei dem beutlgerh Stande der Fbilolocie &^ einen Her-.
Quigeber «ergeben, entsprecben sollte. Bereits in den Jabrea
l8ld uTkd i8l9 erscbien ein von demselben iGelebrten besorg.«
ter Abdruck de$ Textes als ein Bestandtbeil der Weigelscben
Bibliotbeca Classica in drei Bänden | weJcbem (wie Hr. S, in
praef. p. XXXIX. T. I. gegenw, Ausg, versichert) ohne ^ein
Wissen und Willen der Name einer neuen Kecension geg^eben
wurde. Um vieles verbessert erscheint der Text in vorliegen-
der neuen Ausgabe, Ton welcher bis jetzt die zwei ersten
Bände vrschieneu sind* Damit unsere Leser erfahren 9 was «ie
von divser Ausgabe zu erwarten haben « mdgen sie mit uns
dem Hrn. Herausgeber durch seine Frolegomenen folgen, von
welchen ein'groiser Theil (^S» IV'^XXilL) bereits m einem
Programm des Veif. vom J. 18.19 enthalten ist.
Nachdem Hr. S. einige, Worte ttber die \Vichtigkeit aei-
pes Autors vorangeschickt hat, hafndelt er S, IV— vni. von
der Heimatb und dem Alter desselben. Er findet mit
Goldbagen die gewöhnliche Annahme ^ehr unwahrscheinlich,
dafs unser Fausanias derselbe, sey, von welchem Fbilostratus
erzählt ^Vit, Sophist, 11, 13.) t er sey ein aus Cäsarea in Cap-
padoci^ gebürtiger' Sophist oder Khetori und SchüUr des
Herodes Attikua gewesen, hätte lange Zeit-zu IVom gelebt,
daselbst rhetorische Vorträge gehalten , un(] wäre ebendaselbst
in bohöm Alter gestorben. Uegen seine Abkunft au^ Cappa-
docien scheint dem Herausgeber die Stelle V, 13, 4» su strei*.
ten: IlAexoj Ü ¥,al TavraAoU' r^i fea{ jjf*?v cvornj^^-sai;' etC, , WO
^a^ ^fxi.Jkui Lydien gebt. Aus dieser Stelle ^ so wie aus
If'24, 8. extr, schliefst Hr« S. unsers Bedünken^ etwas zi:|.
rasch, dafs Paus, aus Lydien gebürtig war. ^ 'E^ kann mit
einiger Bestimmtheit nur ein lätlg^rer Aufenthalt in jener Ge-
fend daraus gefolgert werden. Wir begnügen uns mit ^inex
urzen Anführang der weitem Gründ.e, mit Welchen Hr. S«
obige gewöhnliche Meinung ^bestreitet. Des fbilostratus
Fausanias führt bei Fhav.orinus den Beinamen Aegäua. von
einem Berg« bei Cäsarea, seiner Vaterstadt. Dieser B^rg is(
nach Max. Tyrius (XXXVHI, 460, Oagon. od. VIII. 6. 6.) Kor-
icaBoKatq Kot Bali xai ?fK05 tiai äya^iAO? Dessen ungeachtet erWähtit
Fausanias dieses heiligent Lokals in seinem Werke mit keinem
Worte. Ferner nennt Fbilostratus deinen Fausanias einepi
S<;hüler des Herodes Attikus. Unser Fausanias erwähnt des
Letztern mehrmals, allein von seinem Verhältnifs siu ihn^ alSi
Schüler findet sich keine Spur, wiewohl er sehr häufig bei
Andern ausdrücklich bemerkt, wer ihre Lehrer gewesen.
Fbilostratus läfst seinen cappadocischen Fausanias im Grei-
■Digitized by VjOOQ l€
Fanntntüs ti. Siebelb^ 493
Genauer {m Rom sterben. Allein aus jder Stelle Vltl, 17f 3«
^weifse Hirsche habe ich su tneiner Verwunderung in Rom
geseken, ob sie aber vom Festlandes oder yon Inseln dahin
f «bracht w^ord^nf 9 vergafs ich zu fragen«^, geht hervor, dafs.
ausaniaS| als er dies schrieb, Rom bereits verlassen, und
also keine Gelegenheit mehr hatte, sich nach jenem Umstände
9a erkundigen. Da endlich Fhilostratus von den rhetorischen
Vorträgen seines Fausanias spricht, wie ist es zu erklären,
dafs er yon einem weit wichtigern Weerke, der Beschreibung
Griechenlands, scbweigt, wenn dessen Verfas.ser kein anderer»
als eben jener Cappadocier war? dafs auch Suidas dieses Wer-
kes nicht erwähnt, folgt eben daiaus^ dafs er blos vcm dem
Fausanias des Fhilostratus spricht» Aus diesen (jründen un-« -
terscheidet Hr^ S. zwischen einem Fausanias Cappado^, und
einem Fausanias Ferie^eta. — So wenig sich Etwas fitU die
Identität dieser beiden anführen läfst, so äüfserten doch die
angeführten Oründe wenigstens auf den Ref. nicht die yolW
Ueberzeugungskraft^ um das Gegentheil für erwiesen anzu*
nehmen. —^ Die Zeit der Abfassung dieses VVerks setzt
Hr. S. in die Regierungsjahre HadrianS und der beiden Anto*
nine; und zwar sollen namentlich die beiden ersten Bisher in-
Hadrians Zeit fallen, weil II, 27, 7. von einem Senator An*
töninus die Rede ist, von welchem nCredibile est« dafs
er- der nachmalige Kaiser Antoninus Fius sey. Ueber das AU
ter der übrigen Bücher, namentlich V, VII, VIII, X. geben
die Stellen V, 1, 1, VII^ 2o; 3. VIII, 43, 4^ X, 34, 2. Wenig-
stens eine negative Bestimmung.
Von S. VlII. an handelt der Verf* von Fausaniaa !als
Süibrift steller. Sein Werk, das nach und nach ^ in einem
ziemlich langen Zeiträume entstanden |st^ und dessen Bücher
einzeln ans liicht traten, trägt die. Spuren gewissenhafter
Genauigkeit an stch^ Seine Quellen (S. X s(f.^ waren, aus«
ser derycigenen Anschauung viele^ alte Nachricliten und Denk*
mähl^: hierher gehören die Ohroniken der Olympiaden und
Hieronik^n (VI^ 22) 2. X, 36* 4. ^1.) die viarakoyot &\jfAfxJix^»
(z. B. V, 23. init. Vll, 6, 3.) hauptsächlich aber die In8<^irift
ten auf Weihgeschehken und Kunstwerken, die er übrigens
mit Vorsicht und Kritik benutater Durch eine Reihe beweis«
kräftiger Beispiele zeigt ferner der Heraosg., wie sich Fausa-
nias auch im Gebrauch der zahlreichen Dichter und Geschicht-
schreiber, welche er vor sich hatte, als ein besonnener und
aufrichtiger Forseher bewährte. Das meiste Gewicht le^te er
auf Homer, nach seiner eigenen Aeufnerung II, '21, extr. (vgl*
^^f 4)2.}* Eine reichliche Qjli eile flofs ihm ferner in der äiünd-«
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' 494 ' Pausapias ed. Siebeli«.
liehen Ueberlieferung der Priester und Exegeten^ so wie dei
Volkes 2u. '' Ueber diesen Funkt reinigt Hr. S, seinen Schrift*
steller auf eine, wie uns scheint , sehr gelungene Weise » von
dem Vorwurf der Leichtgläubigkeit und iA\\n% lim -die Wahr-
heit unbekümmerten Verfahrens. (5. XIII sq[.) Unbillig ist
es ferner 9 wenn man diesen Autor' des Stillschweigens über
Gegenstände anklagt, deren, Erwähnung in den Plan seines
Werkes gehöre. Vieles, was für uns das Wissenswürdigste
\väre, verschweigt Pausanias (S. XV, sq.), weil die Weihe
ihm den Mund schlofs (I, l7, 3. 38, 6. II, 3, 4), Anderes,
weil ^r fQr unterrichteter^ Leser, als wir seyn können , schrieb.
Gar m|nches berührte er nur kurs, oder übergeht es ganz,
weil, wie er an vielen Stellen ausdrücklich sagt, seine Vor-
gänger* bereits genügend davon gehandelt hal)en« Viele (haupt«
sächlich Kunst-) Merkwürdigkeiten, über welche wir von
Pausanias Auskunft erwarten, mögen sich in dem damals schon
; sehr zerrütteten Griechenland nicht mehr vorgefunden haben.
Endlich ist nidht %u vergessen , dafs er uns immer nur das Er« *
beblichste (ra ^aXurta i^ta i*v>{iAyji III, 11, 1. cf. I, 39f 3.) auf-
zuführen verspricht. (Bei der Art der Entstehung dieses Wer-
kes ist es erklärlich, wie manche Notizen nicht an ihren gehö-
rigen Stellen, sondern später erst, von Pausanias gelegentlieh
eingeschoben, sich finden. Vergl. VII, 20, 3. Vlll, ^, 1#
u. s. w. mehrere Stellen s. S« XVII. Dergleichen Fälle belasten
allerdings den Schriftsteller mit dein Vorwurf einiger Unord- .
nung im Einzelnen), ^ S* XVlI. kommt Herr S* auf die
Schreibart seines AutotS zu reden: ^genus scribendf, quod
clamant esse obscurius, nimis jejunum, exsangue, salebro«
sum, paruin elegans, deni(jue rhetoris Cappadocis. << Hr. S«
will aus diesem (vielfältig z. B..von Syli»urg, Heyne, Un^
neuerdings fast mit Heftigkeit von Boeckh s Vorr< zu VoL If«
ausgesprochenen) Tadel, nicht auf seinen Mann kommen las^
sen: er giebt zWar zu, Pausanias habe zuweilen ungewohnt
liehe Verbindungen den natürlichen vorgezogen | allein viele
Dunkelheit u. s.w. komme auf Rechnung des verdorbenen
Textes (wovon später) oder auf die, vielen Lesern unge»
wohnte. Kürze und Bündigkeit des Ai^i^clrucks; und mancne
seiner Beurtbeiler hätten sich mit des Autors Eige^tbümlich^
fceit zu wenig vertraut ge^nacht* Hr. S, tritt der Meinung.
Wesselings, Valckenaers und Schäfers (welcher letztere %\x-
Dionys. de comp. p. 32. Quid avofxdkt»; dictum in patre histo«
riae reperi^s , -quin in Periegeta isto recurr^tV) bei, dafs Pau«
sanias sich den Herodot zum Muster genommen habe , (doch
wohl nicht immer dessen lichtvolle Darstellung?) und bedient
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' ' Paoiamas ed. Sitbelii. 495
sich daher zur Erläuterung des Ausdrucks ^ so wie zur VrtSi/m
fung und Feststellung des Textes sehr häufig Herodotei&cher
Stellen. *Der ^color Herodoteus Fausaniae adspersjus^ sey nicht
sowohl in einigen Jonismen sm suchen (Ji^v aw^Jt o<t)cuv für
aurcvvf die Formen rourtf ixdfftfvj^ die jonische Anastrophe u. s.w.
finden sich auch hei andern Nicht« Jonern jener spätem Zeit)
als vielmehr aain formulis modisgue loquendi ac sententiis He«
rodoti usurpatis. <« Quodsi, sagt ^er Verfasser am Ende,
Herodotum Fausanias non servili imitatus ingenio» nequeHa«
Hcarnassei .simius esse dici potest, sed orationem a saeculi ar-
tiEciis ad simplicitatem ill^nl Herodoteam revocare^studuit,,
nonne potius laudem, q.uam reprehensionem meretur ? ' — Der
Schlufs dieses Abschnittes ist hauptsächlich gegen Quatrem^re
de Quincy gerichtet, der in -seinem Jup. Ol. unserem Schrift« '
steller Geist, Künstlerhlick und Darstellung^gabe abspricht.
S, XXUL folgt die Rechenschaft des Herausgebers über
Absicht und Fian dieser. Ausgabe, uiid über die Hülfs-
mittel, welche ihm hei ihrer Besorgung zu Ge^ot gestanden
hatten. Zwar beabsichtigte der Herausg. auch die Sacherklä-
rving ; er spricht von diesem ^Theile seiner Arbeit mit vieler
Bescheidenheit, und gesteht namentlich in Hinsicht der Er*
klärung der Kunstwerke, dajs er dies Geschäft einsichtsvol«
lern Archäologen, einem Bottiger, Meyer, Schorn u.. a. zu
überlassen gerathener gefunden habe. Seine Hauptabsicht aber
war möglichste Wiederherstellung des^sehr verdorbenen, mit-
unter lückenhaften, Textes. So i sehr er hier bemüht gewe-
sen, die durch die Nachlässigkeit der Abschreiber und durch
dpn Zahn der Zeit diesem Werke zugefügten Schaden nachzu-
weisen, und möglichst zu heilen: eben so' sorgfältig wollte
er auch den Text von solchen Conjekturen und vermeinten
Verbesserungen reinigen , welche häufig eine irrige Critik ge«
Sunden Stellen aufgedrungen hat,' — Die vom^ Herausg. ge-
brauchten critischen Hülfsmittel (S. XXVI.) sind kürzlich fol«
fende: 1) die Varianten zweier Wiener Handschriften bei
acius, 2) die Var. deß vorzüglichen Moskau er Cod. ,194.
(welche Facius nur unvollständig besaß), von Matthai an den
Rand der Kuhnschen Ausgabe geschriebien), aus der hönigl. '
Bibliothek ^u Dresden. 3) Einige Varr. von vi er Pariser
Handschriften y welche Ciavier verglichen und in seiner Ausg.
für die vier ersten Bücher benutzt hat. Da nach Clav. Tode
(l8l7) Hr. S.. dessen Apparat mitgetheilt z,a erhalten vergeb-
lich gesucht hatte, wandte er sich an Boisso nade, mit der
Bitte , gewisse einz^ejne Stellen aus den sechs t\brigen Büchern
mit jenen Handschriften SU vergleichen. Dies geschah. Die
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496 PänsttuAs «d. Siebelu«
Ausbeute wat jedoch sehr unbedeutend. — Nocb itanden
einige Lesearten aus einem andern Pariser Cöd« zu Gebote^
welche Sevin in seinen ObserVattarts sur le texte de Paus, iii'
bist, de TAcademie des Inscr. et B. L. T. XIV. p. 195 »q^*
aufgezeichnet hatte. 4) I3es Victorius Varr. » an de^
Kaad der Aldihiscben Ausg. geschrieben , dem Herausg. rdm
Hrn. Hofrath Thierscb mitgetheilt^ nebst einer Probe Von
Varianten ans einer sebr späten ^ die zvrei ersten Bücbe^ ent«
haltenden Münpbner Handschrift voii sehr geringer Erheb-
liebkeit. /^ 5) Die hauptsächlichsten Varr. aus einem
Cod« Ydticanus (auch^ wie ei scheint, Palatiniis gehannt)
und einem Cod» Angelicus, zu R^m von Ubden exterpirt^'
Hrn« S« mitgetheilt vom verstorbenen Schneidet zu Breslau, .
6) Eine, durch Furia in Florenz für dep Herausg. besorgte
Probe von Värr, zweier Mediceiscben Cddd. , welche
zeigte, dafs aus diesen beiden, mit den Editt. und den^ Mos^
Icauer Cod.. übereinstimmenden Hand^chfiften nichts zu ge«
winnen sey. 7) Aus Heidelberg durch Hrn G. H. Creqzer
£xcerpta aus einem Cod. PAlatinuSf nebst MarginaHen.«
und Conjecturen eines Anonymus (nach Hrn., CreuiSär des
GrS.vius) zu der Aldina, und Valckenaers bandscbriftlichl»
Randbemerkungen ^ur Knhn*schen Ausg. 8) Ans Dresden
die pbne Zweifel nach einer Handschrift gefertigte lateinische ^
Uebersetzung des X)omitLus Cal der in us:< diese ent^
hält das «erste Buch und das zweite bis c. VI, 2. — Man siebte
die Hülfsquellen für 'e^ine auf Urkundliches sich .stützend«!
ctitiscbe Behandlung fliefsen bei Pausanias nicht reichlich^
Die schon von Fapius gebtaucfaten Wiener Coll^tidgen, und
die Varianten aus dem Cod. Mbsqu. mtifsten für Hrn. Sieb.',
das Wichtigste seyn , wiewohl die Mosk. Handschrift und '
die beiden Wiener offenbar nicht zii derselben Familie gehd«'"
ren, und jen^r eine grdfsere Zuverlässigkeit als letzteren
einzuräumen ist* , ^
(Beschtufs folgt.)
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^'
»I "»
'Heidelbei*gei^
Jährbüclier der Literatur*
Pausaniae Graeciae descriptio ed^ S ie bei isi
fein grofi^es Feld bleibt hier immer der Conjectural*Crititt
offen^ und Hr. ^ieb. hat (nach S. XXXVin.; Jcein Bedenkea
fetrageify dieVerbe«Seruiigen eine« Syl bur^, Kuhn^ Gold«
agen, Falmerius, Facius, G. H« Sbbäferi Forson^
LdHeck^ wenn »te ihm die wahren schienen^ so wie seine
«igenen^ an die Stelle des Verdorbenerl su setzen. '^-* Noch
benutzte der Herausg. die^Beiiiei-kung^n roh Porson (bei d^n
lectt; Piaton. ed« Gaisfordi Oxon. 1820«) und die Obsertra^oni
' de M« Corai sur le texte de Fauianias im 4ten und 6ten Band
der Clavier'sch^h Ausgabe. — Von Ausgaben (S* iXXXlVi
aeq.) hatte Hr. S^ vor sich l) die Aldi na ^ 3) die Frank*
furter (i58i) mit Sjlburgt Anm.; 3) die Kuhnsche, in
vir^lcher Sylburgs Noten^ not unvollständig wiederglrgebeii
aitid, 4) die Faciut'sche, ö) die von C 1 a v i e r , welch^i
letztere mit den Conjecturen von Corai hereicbiirt isti — ^
TJeb ersetz Uli gen: die lateinische von Romulus Amt*
ft ä u t (nadi Handschrifttsh , wie Sylb; vermuthet) i die deiit-
BCiie ron Goldbagen, di^ italiänisrhe von Nibby (Rom
*8i7i I8l8. fV Vol. 80f die französische tok Clavier;
Hr. S. wollte ket he Akftg. cum riotie varidrum liefetd (XL.)
sondern hob aus den Commentaren seiner Vorgänger 9 mit je«
desmaliger Nennung des Namens.f nur dasjenige aus^ wi^ suir
Bestätigung oder Vefvtrerfung einer Leieart^ un l zu richtiget
Erklärung solcher Stelleft diente^ welche dereelben bedurften*
. Der ari^häologisehe Tbeil des Commentars^st ^ wie idhdn oberi
gesagt, etwas dürftiger ausgefallen^ ihdem der Verf. auf die
neuesten Zugaben au Winkelmanns Werken verweist. ^-^ S;
ILLil. nimiht der Herausg. Veranlassung^ die iri ein^m Progriimiri
vom J. ißiS vdh i&m gcfgebene gründliehe ErÖrteriing^det^
▲usdrilcke SyäAfxa, Igoavov und «y^iii bei Fausaniaii im Auif
^Uge zu gebeäi • ^ ^
XVia^Jahrg^ 9iH«& . ^2
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49& ^ Panjanias ed« Siebeiis.
. »
D^s ftomulu's^Amd säuft tat*. U^berseUung Ist' unW
dem Texte ttbgiicirnckt »»qiniin non itä rariim videatur es$e g««
mit eoruixif q\ii graeca legetitea auxilio i^uodam indigeant ad
ea^ quae legant| rectius t'aciliusque intelligenda.««* ' bo grobe
.LobsprCcbe im AUg^ui einen aucbSylburg dieser UeheraetAung
^rtbeilt, so bat er docb selbst viele Mängel derselben tbetla
nacbgewiesen und verbessert (in Notis in Rom* Amai.
>ers. ed. Francof. p. 3o3.)9 theils stillschweig/snd geäi|dert.
Hr. S« bat von diesen «Aenderungen GebraucU gemacbt, (S«
XLVIX.) auch iuwetlen einige Veränd^rungt^n angebradit (e^
nennt sie deswegen castigatam), jedocb sie da, wo Amasäus
eigenen Lesearten gefolgt zu seyn sebeint^ oder wo in d«a
Anmerkungen eine andere Auslegung vorgeschlagen wird, mit
Recbt ünangetastbt gelassen. Nur wäre zii wühscheri gewe«
•en, da£s die bessernde Hand bäufiger wäre angelegt worden^
denn wenn auf der einen Seite .dieser Uebersetsung der Vor«
£ug vorzüglicher Latinität zuerkannt werden muls, so ent«
iternt sie sieb auf der andern nicht nur oft ganz willkflbrlic&
'iin^ ohne Notb vom Originale^ sondern giebt auch, nicht sei«
>ten leinen schiefen 9 oft ganz falschen Sinn, Hierher gebÖrt
-'z. B.-lI| If 1« ciiivo, ol^a ttxovTCt letti ffifovi^ ti. s, w* 4fnnm stt^
diose quaesierim^ nonduni inveni , qui tradiderit^ während^ dtr
6inh ist^ jf^^ habo ich. noch Niemanden im £rnst bebaup«
ifen höten.<< Ferntr jene oben angeführte Stelle V, l3, 4- WA«-
'4toi hi vMi TaittaXoi} rijc wap Jjf**«» tvöiKiytfuöj vy^jjisla tn Kfti ig
ifihi \^ickTat,i we)che Amas. übersetzt: Et t/t GravciVm quidem
Tantalum et Pelope'm cototdam deduxisse ^tc^ wo docb^ ati«k
-nacfa der Vülgata« ivofyttiffig nichts anderes als Wohnen befe
•deuten kann«
Der Herausg« schliefst mit Aeufserungen einer achtangs^
ift^ürdigen Bescheidenheit (vgl. die Vor|r. zum 2ten Bd. p. lO.)
und einer reinen Liebe für die. Wissenschaft di^es Vorwtortf
in welchem det^Fleifs und die Genauigkeit in der Darlegung
#(Biiies Plans I die lichtvolle Ördnungi sa wie die klare imd
tlffgetfutbte Sprache «in günstiges Vorartbeil für dieBeban^
' lung ieiti&9 Scbrifutellers erwecken« «— Det Raum dieser Biät*
tet erlaubt keine ausfüfarlicfae Critik des Einzelnen durch Vei«»
gleicfaung einer bedeutenden Parthre des Conmientars mit denl
'lejsctei Wir lassen daher nur einige Bemerkungen 'ühei* mwt^
ie]ne Stellen , hauptsächlich aua deit Coriittftiacie odi^ 4ma
^ ftW^iten Buche^ folgetf« ; : - . .-
Pen Annotationen txx jedeni einzelneil fiticb sind B^stfe«^
klangen üb^ die Zeil der Ab&ssunj^dept^Ibftt^f und €ä»ef 41tr
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FauiaDtas cd. Si^bellf. . 499
^abei benutt^n Quellfeij un^ schriftlichen' Halfsmittel voran«
^eachickt^ Auch der Zeit nach sind die Corinthiaca das nächste
JSuch nach dem frühesten, den Attjicis. Ueber Corinths frühe«
ftte. Geschichte gebrauchte der Schrfftsteller eine dem Eumelus
.Eug&schriebeqe Kö^iv^/a <ry7V5'<»J)i/- —• H,!, t. schreibt Hr. 5^.
^v/utj;>05 ui H«! ^T>j, mit Clav. nach. JVIos^. und Vind, statt J; h«)
^a ^ir^i wie uns scheint,' mit Recht, Der bestimmte Artikel
Jkann hier nicht wohl stehen. Paus, bat das cyclische Gedicht
.^es EumeluSy Corinthiaca^ aus welchem der Schol. zu Find«
OL l3, 75. und Tzeta. zii Lycophr. I74i p. 432; ed. Müller. .
«ine hieher und tu II, 3, 8. gehörige Stelle anführt , nicht vor
.sich gehabt, ja wohl gar nicht gekannt^ (2j 2. übersetzt Ama-
5^us Ta Eufjti^Xou mit gewohnter VVillkühr Eumeli carmina) imA
scheint überhaupt keine Dichtungen des Eumelus anzuerken«
.%ieii i Äüfser dem Prosodion an den Dali sehen Apolldn (IV, 4» !•
welche Stelle verdient hätte^ von Hrn. S. hier berücksichtiget
^aiil Werden) uhd den nach seiner Vermuthung von demselbeii
'jDichter herrührenden Inschriften ! auf dem Kasten des Cypse*
lu« (Vi 19. 2i)^ . Dafs aber von Eurtielus , aiifser einigen an«
.dem Epen (s. Heyne Ind; Scriptt. ab ^ppollod. laiudatt. p. 983*
43d. prior J) auch .ein cycHscbes Epos^ die korinthischeri My«
.tben enthaltend 4 vorhanden war^ ist schwer zu bestreiten^'
.auch wenn Paus, dieses Werk wirklich nicht gekannt hat.
Unstreitig sind diese Corinthiaca, und die von Paus, ange«
^^iXhvte Ko^iy^fä d^yy^aß^yi nicht ein und dasselbe Werk, dpnni ^
.^iryyfo^jy bedeutet immer eine pfosaische Composition s.
.Creuzer bist. Kurist p, 178. Und doch findet «ich, was Paus^
II4 I4 1. und hauptsächlich II, 3,' 8i aus jener angefophtene»
c'JYYC'Ot'^^i anführt, in der von Schol. ad Pind, ol. l3> 75. uns er-
haltenen Stelle' deS cyclischei^ Epos von Eiimelus. Um dieä
zu erklären bleibt niphts als die Annahme übri^, dafs ein
späterer Logögraph da* Werk des Eumelus in Prosa auflöst^*
aUo eine ffuy-^,^afsf)ij verfertigte, die wenigstens hinsichtlich d^r
^Füt-m mit Unrecht den Namen dei Eumelus äfi der Stirnd
.trug; Diese hatte Paus, vor s ick (wohl auch Clemehs Strom»
VI. p, 629): daher sein zweifelnder Ausdruck «/ iyj *JSüjlii}Xou ^
^vyy^a'^ii' Urigfciahr dieselbe schon von 7 Groddeik in der
.Blblioth. der alten Lit. und Kunst II, p,.94 sc[q. aufgestellte
Hypothese fiftdet auch Hr. S. zu dieser Stelle wahrscheinlich.
^Das Alter diesem EomeluS — wenn man nicht zwei Dichter
dieses Namäns annehmen will, und der Unsri^e derselbe ist,'
.welcher die Titariömachie dichtete (cf. Schweigh. Ind. ad Atlie-
ii^um f, V. Euoi.) —. setzt Vo«5. (aU^ Weltkunde p. XXVH.jf
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500 * Pamaofaf e6/ Slcbel!«*
th die 40« t^ Olymp. ^ aho gegen dei Eii^e derfR^^erüng <i€%
tCypseluf benrb: atleih wahk-ncbeinli'clieir ist iminer ^ daU der
JDicbter der Corintbiaca tu des Arcliia«, des Gitlndera vim-
Syraku«,' Zeiten gtjebt, nacb'Diönyr. bei Clemtrtir Stt<Mtt.
1. b. 333. C. yvai autb Init der Angabe in Hieron. Cbron. Euael».
%6 ziemli^b übereinkommt. Syrakus aber ward gegriHidet Ol*
XI. 4. nicbt V, Wie Ör. S; irrig angiebt. S. Goeiher de aitm
et orig. Syrac, p. 3, Diese Annahme, däfa Euni. um OL XI.
gelebt/Iafst sieb au» der oben ^ngeföbvteri Vermiithung de«
rausanilsis Y, l9, 2. nicbt bestreiten : -denn der Kasten mit aer*
tieh tnstbriiien ist wobi Ulter ala G3rpse]a8. Vergl. Tbiersdh
Aber die Epocben II, p. 49, sq. — II, 1, 2* verbessert'' Hr. S.
die Vulgata rew rot» ijYOU^^vou rtCv lirl vr^aroirtiov ^Pcu^/ojvj' mtt
Kecbt durth iv) at^äHic^hov ^ nach X, |, 3. — If, 1, 3. beginögt
sich der Herausg., die sWeifelbafte Stelle ivr<tj^a T^ct^ijvai etc.
tu geben, wie sie Ciavier aus Caldettnus Uebersetsung und
aus verdorbenen Sj^uren des Cod, Vatic. und Mosqu, stiaaol*
inengesetst bat, näihlich iV« f^a^ijVa/ (paei 4?aTav (Clar. ♦ü*)-
KOT« ri ixijt iif KÄi eti^dat^ s; avnjV icrtv t^yoVf WO wir nicfailf bbse«
lieiif wdche. Deutung' letzteren Worten mit grammatisch«
ricbtigeir Bestimmtheit gegeben.werden könnte^ — *.'*II, i, 6.
kind wir mit ^ dem Herüusgeber nicht einverstatiden , • der,
\iro f/jtoi aoRit absolut und ohne Einflufs atif die Coii^
atrubtion des Satzes steht « in ifjLo) 6ck«7v ändern wilb Vergl.
ku tl» l4. 2^ Zwat Ut letztere die gewdhtilichere Form;
iUein ersterii Streitet durchaus nicht gegen die Analogie » aön-
dem findet gatiz wi^ icKä tfaeils atii Anrang (Schaef» ad Soph«
Ded. Cot. V. 99[d*}f theils in der Mitte des, dadurch nicht ä£.
%cirten Satzes,' ihre Stelle, cf. Lucian. somn« $. 16? wo Leb*
mann gewifs mit Unrecht a^ktty^ g^g^^ die AutoritSt di^
nandschriften, geschlrieben hat. -i- ll, 2, 2. giebt Hr. S. mit
ClaW den Worten der Vuk^ ouk «v hu9 $1 i^!^. n; tTiA^Äp»*;
«fee»* ti *Evi^>}Aout die regelmäfsiger^ Stellung owh Äw tupo?.,
'<)u6*'t/ i^r^^ti ixtk» '^a ^Evfk. y und hat damit, wie uns scheint, ein«
£igentbilmUcbkeit{des Fausanias verwischt,' bei welchem der^
gleichen yei'stellungen nichts Seltenes sind« -r- H»^» 3. iMßt
Kecht ist der CünjeCtur in der N. allg^ d: Bibl. XXll^ 1, 1.^ M
T^ xwiimTi statt des vidrdorbetien M r$ ikiyfxdtt Beifall ceeebeH,
ohne sie jedoCh in den Text anzunehmen. Ihre, W anrbeit
lüt mit |ewitfalten Beispielen dargetbani Eb^ri ao triftig wird
gleich dai ' " -»* . ....
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Pn^^o^** .^* SiebelU« - 501
' /
Hr. S^ diur^li.gr angliche N^tbwcUuncen ül)er ^s Fi^u»aniat, *"
hüufig vorkoimiietide Eigenthümlicbkcsxt, fät m^t 4<?in Art^ke](
inr<ig^u1asAen , wenn J ^« folgt ,1 ^u |II, ll, 8. -^ I9 d^r b^mer«
k^nswerthen Stelle 11,3^ 4,1 viro Fauf. die in de^i B^yst^riei^
der Cybele (iv rcXttj} Mi^r^o^ empfangene peüt^ne öbef di^ Ver- •
hindung de« Hermes mit dem Widder geheim llält^un«] nui^
die Voiksdeutung nach Homer (Iliad^ £ v. 490, welche Nacb^
Weiaang bei Hrn. S. fehlt) angiebt, wird, atatt M>)r^o$« A>j%
ff^T^^ zu lesen, vorgescbjagen^ mit Hin Weisung auf Lobeckde
^Xyster. Graec. argum. P. H. 7-^ . Wir wollen den Faus^niai^
in einer Stelle nicht corrigiren, wq ef v9q eiqer Sache spricht^
ober welche er uns abvcntllch i\ähere Auskunft v er sagt*
Sollte aber wirl^lich hier von den Mysterien der Ceres ^die
Rede sey^i, so heifst diese j^ auch My^r^g (»' HeJiych. I, p.598i
j(^lb.) ui^d. dies vielleicht gerade in der mystischen Sprache*
Man vergleiche auch v^as ein anderer Hecensent in dieftei^
Jahrbüchern neuerlich Qber die $telle des Hero4ot. IV, 5^. be^
merkt bat. — II> 3> 3, üeber die Qm^lle Pirei;ke y^cni^s^
man die Hinweisung auf folgei^de Hauptstellen: Schal. £uri{^^
Med, v. 69, Athen. JL 6. fiaut. AuluL lU, 6, 23. Stat.Sylv^
1, 4f 27 — Die Stelle H» 3 , 5. 4<«; 3^' fxdkivta, -^ IlifyaVou hat
der Herausg.^auf die e^fachste Weis^« duifch Einschaltung
des vj nach og/a und durch die Verbess^ung de^ 0 in «/ nach
' üwg (letzteres nach Qoldhagiena Vprsdilag) Teilbar gepaacht* —
Zu II4 3, 8i« sind dje ^lythischen Anf^ngQ der ^oriptbischeu .
Geschichte in kkrer fi^ftr^e dargeste^t. Pa^F^usaniM 4»4^ .
die Form BaVx'« M» (Schol. Apolion. IV^ 1212. Cod^ Faris^
Sax^/o;« und Bd^yw; der SchoX , edituSj Bach Euseb, intp^^
[ieio<i. fü), 35. BaK^aTo? Her^cU Fojit. fragra. Vf f, 8. ed,
KoehW)t SQ hUtte Hr. S, mit Vind. Mosqu., der Aldina unjl.
Diodor von Sic. ffdgw. Vi, X« l^ ?• 635/ e^* Wesse^, Bcikx^^!;
achreiben soUeci. Lieber das Qescöichtlicbe von §. 4«,3ind des
Herausg. Nachw^sungen etwa.ii ungeniigend ^us.geifallen. -r», ^
i^u Il| 20^ 4. «? — «w» ä^t^i^Qv etc. hätten können beigeb];acbt wer-^
depTipdar Ol. VI, %}^ ma S^wiija Vv^v TjA«;5<vTA»vf av^^welcW
Stelle Stanley t,\x Aescbyl us Sieben,Vo\, I, p. 206« ed. ScbA^s diesjt.
Behauptung des Fausania^ be^tfeitet. — In der viejbehandel^
^en Steile Ober dje Xripoden ?5u Amy^l? ^^ lö, 6. (verßl, IV,^
l4t 2.) folgt IJr. S. mit ailem. Hecht der «ue^st.vou Jacobe
VEmer\d^t. ad vEui:ip. "y, I, p^ ijl, J vorgeschlagen^;! und ^upU
von Ciavier angenommenen VerhesAcrung JaKai-jjy statt S^flj^ ^"i4,
y^rweis^t sehr jpassepd auf t, 201 2. 1Ä ^*nfium es.i, setzt ^f
hinsu^ qiiQd^ ^nter4uii\ yel pptim^^ si quid jnou. natis int|ell\«.
flU^t, ej[^s fe^ c^t^SAo;! npii in se| Sfd «sttra äe ^uaeraat^ bi.n^
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^tn * Pautanias ed. Siebelü«
t^rinjuriae veterlbus^tiam scriptaribu« factae a recimtioirihuv
Hunc ipfum Faasani^e locum ^ vide quomodo Heynius repre«
bend^rit in Antiq. Aufaaets« ^ben «o ist die Vertbeidigung
de?r Stelle •A(^o5i'tjj5 ayäXfxa — «vrouJ&a (III, ^4, 2.) zu billigen,
welcbe von C. O. Müller und Hirt für ein Einscbiebsel aus
obiger, mifsverstandeneti 9 Stelle erklärt wird. Einen Excurs
über die Richtung , welche Fausanias bei Beschreibung der
einzelnen Stadtheile von Athen verfolgte (V. !• p. 159. sq.)
begleitet Hr. S. mit einem lithqgraphirten Piain dieser St^dt,
welcher in der Hauptsache eine etwas yergiröfserte Copie d^r
jtfüUerschen Zeichnung in Ersch- Grubers Encyclop. T. VI. ist,
* Ueb^r einzelne Abweichungen I z. B. in der Setzung des Meli«
tischen Thors, des Odeums des Ferikles, der Gegend Coele,
begeben wir uns unseres yrtbeils.
" Vyir trennen uns von dem- Herausgeber mit derjenigen
Höchiachtung , welche das Verdienst seiner Arbeit uns gegen
ihn einf|dfsen mufste. ^s ist uns, so weit wi * uns' in den
vorliegenden' zwei Bänden umgesehen haben, keine dunkle
Stelle dieses in so mancher Hinsicht schwierigen Schriftstellers
aufgestqfsen y die H« S. nicht entweder aufzuhellen oder zu
yerpessern gesucht hätte | und^ unter diesen Stellen fanden wir
* nur Wenige 9 deren Behandlung ur^^s minder geltingen schien«
Humaner Ton gegen Vorgänger, genaue I^enntnifs des Au-
tors üind seiner Be,sonderheiten),zweckmäfsige und umsichtige
Benutzung der alten, wie der neuest e^i Literatur (worunter
namentlich ^ie neuesten Jleisebeschreiher) uftd gedrungene. Ha-
bei kla^e K^\rze sind Vorzüge, die jeden Commentar in ebei^
d^m Grade, w^e diesen, zieren sollten, ^ . '
Die bis jetzt erschienenen zwei Bände enths^Ite^' die fünf
^tsten Bücher: wahrscheinlicbwird mit dem vierten das Ganze;
IJeendrgt seyn. Im Vorwort zum zweiten Band verspricht
Hr. S. am Schlüsse noch Nachträge zu den Atticis und C»o;rin«
tjbiacis aus Leake Topographie or Athens und Qells Itinerary
oftl^e Morea' zu geben. Noch ifiy ^"* der Wunsch erlaubt,
daCi es dem Hera üsg, gefallen tnÖcht<*, durch recht vollständige
Bei PauiJaiiias bffsoiiders, nöthige , Tndices den Werth dieser,
yt>ti allen Verehrern des hellenischen AJtenhums gewifs mit
WafnSem Danke aufgenommenen, Bearbeitung :^u erhöhen.
V* VVas das Aeufsere dieser Ausgabe betrifft, so hätten wir
das Papier Weiisergewtlnscht; der Dmpk ist deutlich und
geßllig ,* un^ imlöanz ,n torrekt. Die DmckfehlfeT - Ver^^iich»
nUsetaiiden wir sor^*'itig (^ergli Vorr, zu Vol. fl, p» 1V;>.5
nachzutragen sind: 1^ p, 204V I. 3i von er, ilei'cöiasult?^ P*'^^^.
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•ehr lölilick »t^ .dia.5jsit^n«alika doc Kuhnscti«ii Auigabe ma,
GrUcTdiehesi EiefMrstarlmoh für diB ^sten^ Jnfiingsr^ enthaltend uks^l
ser eirtem dreifach gettfdttßfen griecMf€li''äems^eitPhcdbulitrinm,''
auch die nÖtM^n hesestücke ^nd Schemata zwr Deciiimtion^'
Comparatiott und regelmäfsigen Cqnjugatioru Herausgegeben im ^
Vtrhindang mit den Oy^nasiaUeJix9rn J}r^ J. Ch» Elster -and-
Dr. C. Ly f^. Franokf oon Dr. O. F; C. GUn^ther^ '
Director des Gymnasiums %u Helmstedt» Helmstedi-^ Verlag
der C. G. Fleckeisenschen Buchhandlung. %BZS. iSifl Bo^
gen. 8. * . ^0 kr.
Griechischer Speccias oder kleine üeherset^ungen. ßus- dem T^nficAtfit ,
ins Griechische {soll heifien: l^eine Aujgßhen, %npi üehersetzen)^
zur Erleichterung des L^^hr)fns und t^ej^ifens der gri^chischeffi
Spr^aphe aufgesetzt von ^oh, Q Ott fr, HaaSr, Könrector an
der Schule zu Schneebßrg^ Vierte verbesiserßej ^i^g^' Leip^
zig.y hei C^ Cnohloch. iBZZ. iQ6 S^ ^ ^P kr. ^
Wir Tprbinden d}e 4-oaeige «y^eier durch die Zeit ihrer
Erscljkeinung, so wie durch ihren fiühern Zweck verschiede^
neM Bllcher, weil hejde den E]eqientarui>terric^t; im Gfiechi«
tcbeji zu erleichtern be^timoic sin4.
Die Herausgeber dei ersten Buches glauben durch das^lba
ei^en3 dnnger^deii ^«^ürfnisse ahzuheUen , nämlich dafs, ua^
den ersten Unterricht nq Griechischen noch ipehr auf den na^
tMifgemMfsen Gang »uröck^uführen und au yereinfaC^ienA dem
5ph(Ue|^ neben dem sichern, richtigen iin^ gewandten Lesei^
des fremcjen Idiqms VQr Allem ein^-g^bärig grofse Aniahl ypr-.
aiüglich wicl^tiger Vqcabeln auf eine methodisch wichtige
Weise yerscha^t werden ml\sse. Zu diesem Zwecke gehen
kie nun von S. 1 bjs 49. gr iephli^che I^esestücke. (D\e^
$er Abschnitt gönnte erspart werdep ; denn amn Ltes^enlernen
taugt eben so gut Ja*cobs Element^irbuch jj sol)en e^ aber ^uch
Ueb'ungen 25un\ (Jebersetzeri seyn, s^o erset^^en sie den ersten
Cursus des genannten Ruches nicht% S. 49 — 1^3, QriechJ-
ache yensa. So nennen die Vf. IQJ Abtt^eiluncen von grie-
chischen Wartern mit beigesetater 4<J^tscher Bedeutung, wo
bei jede^r Al^t^eilung Y^rvf ^«dmchaf^ 4p? (Jegenstän^p berück*
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S^ Oflnüifr u. HaM CknitDtafMItbif d. scipbli. Spradit..
flditigtfol. S. 104 — 164. Alpk«b«t»ich«j VerÄ»ioli^.
|iifs nupb d^n Wdrte? klas^en^ s« B. 8ub«taitti^ pacll
^et^erften, dann pflch der sweiten, dapn nack der dritten
/ 'Deelina^iQn» Adjectiva» Verba (nach ihren Arten) u. a; w.
^•155 — 178. Verseichnifs einiger vorzagliisben •
Verba mit ihren Gompositit und Derivatis, um den
Schüler die ini^re Familifsny^erwan^tacbaft einea; Tbeila der
.eriechiachen W^rtermatce kennen su lehren. Die^a drei
Wörteryerieichhisse halten wir für aehr sweckina£iig|i xin4
lieaondera daa erate und dritte, doch auch daa^weite^y sum
Auawendiglernen ftlr Schlier sehr geeignet. Was aber jet^t
IHK^fc^g);; S« 179-^207. nämlich die Paradigmen« hatten
wir abermals für überfl^iig» da sie ja in jeder Grammatil;
anch^teben^l und d^e in dieaem fiülfahucbe enthaltenen^ ^ich
nicht vor denen in guten Grammatiken ausaeichnen« Wir
nehmen van dieser Erklärung aus die Aufstellung der persdii^
lieben tind i[|p0ei^iven Pronominumt deren VFissenschaftlicho
und praktische Richtigkeit vtix gebührend anerkennen, und
^ie bisher in deii Grammatiken nicht «0 aufgestellt sind, - .
2. Hat ein neu erscheinendes Buch oft Mühe^ seine Ex^«
atenx SU rechtfertigen 9 so trägt eine vierte Auflage einea
" buchet das Privilegium seiner Existei^s auf der Stirne t und
^ ftopft dem vorwitzigen Frager, wosu es denn di| sey^ mit
4er Antwort den Mund: mein viermaliges Erscheinen ia^
Hechts zum Daseyn mn^r als genug« So wdllen wir denn auch
4^m «um vierten'male erscheihcnden g-riechischenSpec«?
ciua das Recht su existiren nicht verkümmern , auch seine-
Brauchbarkeit, be^onciers für die Zeit, da er suerst erschien
(i(801)9 nicht bestreiten^ ohne deswegen zu verhehlen ^ dafe i
^ns die später erschienenen Werke didser Art, die allgemein .
bekannt und eingeführt aind, theils sweckmäfsiger eingerictn
'tet, tfaetU vollständiger erscheineni dafs uns die 29 Seiten
f Grrammatikali^n , 4i^ das il(lchlein enthält, entbehrlich vor« ^
kommen, da es i^eine Grammatik geben darf, w.o diese Sachel^
. f^ehlen, endlich dafs uns Anekdoten, wie die S. 63. von den^
. Neapoliti^ntschen Kaufmann und den Jesuiten , S. 61« von den^
^dvokaten ohl^eNase, S^59. von dem Fastor und dem Btuck«'
]|ichen, ein für die Jugend ^eh^ u()geeigneter l|ebfrs,et%uipgi^
|toff sch^ine^. ' ' -^ '^^
Digitized t)y CjQOQIC
Libl; Xkmcdta Vm9$, ho^. »9
•£2«iiitfii£a PJdloi0iphUi0^ B6tmdea0. . jimetort Hf-nn Frid, Link 9
.^Phihi, it Mfd0 DqU* Mujm Pixtßss^ P, O» llt»*t m Cötu^
Mäd, intimis^ Hprti R'gü iüianici Dir^etore €tc. Oum iahm-^
li$ mtttgis ly, . BßroUtdt Sumptibtu Haud§ 9t S potior iff24.
•^ afl.lü kr*
Linna't tmsterblicbea VVerk^ dfe Pbilosophia bcrtanica,
die er im Jabce 17.^1 beratjsgab, \trar iron dieser Zeit an tin«
auflgesetEt eine d«^r vorzOglicbftten (Quellen ^ aua wekber die
BotaniJLer die GrundzOge ibrer Wissensicbaft ftcbdpften, und
die ohne Zweifel in der spStesteh Zukunft noch geachStzt und
atudirt werden wird. Wir besitzen darum aucL davon ei no-
Menge Ausgaben und UebersetzQngen , unter welcben letzte^*
ren wir mir an die französische von Quesne' und die spanisch e^
vonQrtega erinnern wollen, in Deutscbland wurde mit Recht
dasselbe vielfältig benutzt', wie die Erlit^onen^ von Gleditseb,
Willdenow, Sprengel u. s. w. beweisen. Auch Hr. Professor
Lin^ schrieb vor geraumer Zeit f Göttingen 1789} einen ^ro«
dromus philosophiae botanicae, der wie flies, was wir von
ihot besitzen, mit allgemeinem Beifall aufgenommen worden-
, ist« Freimütbig bekennt der Herr Verf., dafs er damals nocb
keine Kenntniiie von dei* Anatomie und Physiologie der^Bflart-
sen besessen, diese Zweige der Gewächskj^nde dann aber^
wie dies mehrere seitdem von ibm' herausgegebene Schriften
(Gruirfdlebren der Anatomie und ^Physiologie det PÜanzen.
Gdtt. S807. Nachträge dazu )d09 und l8l2) sureichend be-
weisen, mit besonderer Vorliebe b<arieben; habe. Diesem
Umstände verdanrken wir das £raobeinen der ^r^eg^ndei^
Schrift I der 8 war offenbar auch Liinne's oben gerübmti^
Werk aur Basis diente, die man aber doch als eine völHg neue
und originelle Bearbeitung der > Pbilosopbia botanica betracb^
ten kann, in welcher das Wichtigste und Interessanteste, was.
in den neuesten Zeiten in vieWn Thalien der 40 ausgebreiteten
Gewächskunde geleistet wurde ^ wie in einem Brennpunkte
concehtrirt zusammengestellt, und auf eine neue höchst scharf«
sinnige Weise geordnet ist. Vide Satze des Hrn. Verf. wer-
den ohne iZweifeJ itberall als gältig anerkannt werden, aber
manche mdchten auch hartnäckige Gegner £nden. Im Ganzen
aber glauben wir, dafs diese Eiömentä pliilosopbiaß botanicae
ihren wohltbStigen £inijurs auf die küiffcige Bearbeitung der
Oewächskunde nicht veirft^hlen werden. Wir theilen biet nur
fin'e aligemeine Uehersicht dai Inhaltes mit. Die Eirnleitung
enthält di» Elemente der alYcymeiuen ^t^siologi^^ d|ie , vfi«
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d«r Hr» V^r,( ia£sert| «diejAiigen, w«ldie »ich leälgllcli _^^
der Botanik abgeben, über«cmageo Jtönnei^^ was wir M>«r
keines w^g« befolgen wollen. Daraiuf fofgt eine lieue Motpbo*
|ogia boUnica^ von dor.wir jedem Freunde der Gewlcbs*
künde ratben wollen, sie vi^iederbolt zu lesen und zu studiren^
dann die l'flanzen- Anatomie, Fhysiologiei Geographie u.a. w«
wie dies aus der nachstehenden Angabe der Ueberscbriften
der einzelnen Kapitel näher erhellen wird«
h yii*nta, IL Forma. III. Structura. IV. Radix. V.
Cauli«. VI. Folia. VII. Gemma. VIII. Integumenta. IX»
F\o$f t) Il%Q,Of «f «centia , 2) Heceptacuhim/ 3) Perigoniumy
4) Stjkmi^n^. 5) rUi^lltun. X. Fructus. XI, Qualitas: XII.
Vegel4tio* XUK Systema. XIV. GeologicÄ. XV. Phyto«:
tcopiok XVI« Metbodologia*
1>^ Kupferiaiielii sind xur BtlSuterun der FfiAnsen* Ana«
tpmie bee^iMunt.,
Nom^melat^ BotamUtUi^ eHmthePons ordhf alphaheiieo Nomina tUqu^
Sy^fOi^yinm inm ^geMritxt' tmn tpecifica et a i>inuaeö 9t receum
thribus dß wäi kepharia. s^iptoribus Pimntii Phanerogamis
impoiita. Juot. JSnt. ßtekddl^ Medi Dr. Stuttgardiae et
Tuhingme iutißptikus ^ O. Cotta. MDCCCXXl. 9 A. 36 kr.
Nomeaclaitor Botf^nfcus^ emiinfirans ordine^ alphabetico Nomina at4fno
Synonyma tum genarica tum sp^^ißca ^t. a . Linn^ieo fif r§cen»
, tiorihüs de i^e Botanica scripforiffus Plantis Crypt^gamii
imposita, jf^ Erup, Steudely Med^ ßr» Stuitg. e( TsA.
. iumt: J. G, Qatta. MDCCQiQar. Beide ^Jnd^ 14 fl/
^ Wir reebnen die beideii vorliegenden Schriften |, die zu»
sammen ein yollstlpdig^s Ganzes ausmacbe^i , mit zu den nfite«
liebsten und schfitzbarster^ Werken , wqniit .|n,dei^ jüngsten
Zeiten die Cfewltcl^skunde bereichert worden J^t. We^ ^ur
Imm^rhii^ sich mit derselben besf^bäftigt .hat| dem wird die
^ grobe Zahl von Sy-nonymefi der Arten und die grolle Scbv^ie«
rigk^it^ dieselben richtig zu deuten , bald «\if'ge&l]en s^yn^
der wird auch manche Stunde ■ Zeit zu bedauert baben^ die
auf ihre Berichtigung verv^end et werden mulste« Ein Wf rk»
das in solchen Fällen ohne Zeity^l US t i^ufschlufs giebt^ ^ird
^ kein Botanil^er gern entbehjpen \ SelbA^ schon- die mdgUchst
▼öllf (findige Auuählung def bekannten Arten Ut piebt olme
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Vilxtzexil Nach äer vorliegenden Berechnung tlnd 39^84. Ar«
ten Fhan^rogamen 9 die in 3376 Gattungen v«rtheilt $tn4i be-i
schrieben. So grofs auch diese Zahl ist ^ so beweist sie doch»
dafs detn fleifsigen Htn. Verf. manche Hüll^smittel abgingen,
indem an einigen kürzlich erschienenen Werten eine,Men|^e
\f}ti Gewächsen beschrieben ist, v6n denen Hr. Dr. S,, noch,
keine Kunde hatte. — Dafs^ manche alte Gattungen, die recht
gtit als solche hätten bestehen können^ in mehrere xerstückelt
und die dahin gerechneten Artet) dadurch, der alphabetischen
Ordnung wegen, oft weit von einander gerissen werden
mufsten, ist eine Unannehmlichkeit, die man gern hätte ver-
mieden gesehen. Wenn man ferner aufmerksam und genau
die Synonymen durchgeht, so finden sich allerdings unancba
Unrichtigkeiten und Iirungen ; ajlein bei einem Werke, voa
so grofsem Umfange, zu welchem so verschiedenartige Hölfs-
itiittel benutzt werden müssen, gehört es wohl geradezu zu
den Unmöglichkeiten, allen Irrthuin zu vermeiden, und, wir
halten ä$ darum auch gc^r nicht für i^weckmäfsig oder schick«
lieh , alles das hier aufzuzeichnen , was wir in diesvr Hinsicht
bemerkt haben.
\ya^ besonders den zweiten oder krypto •»umsehen Theil
angeht^ %o zeigte sich bei der Bearbeitung desselben die be^
sondern Schwierigkeit, dafs kein einziges Werk von ^^nem
neueren Botaniker ei^istirt, welches eine systematische Ue«
bersicbt aller dahin gehörigen Gewächse lieferte; es $ab ^icli
deshalb der Hr. Verh genötl^igt, selbst eine solcf^e zu verfer«
tigeiT, undisieaus deii Werken, die über die ein2ielnen kry-
ptogamischen Familien vorbanden sind^ zusammenzu^f^tzen«
Zu dem Ende tfaeilt.derselbe über die Schwämme den Con-
spectus der Systeme der Herren Nees von Eiepbeck,
Fries und ^ersoon mit, in so weit nämlich die der zwei
letzteren bearbeitet und herausgekommen sind; ein höchst un-
angenehmer Umstand, indem für das vorliegende Buch binnen
kurzer Zeit grofse Supplemente werden nachzutragen seyn ;
wobei wir den Wunsch" nicht unterdrücken k^i^nen, *dafs zum
Besten der zahlreichen Besitzer des Nomenc^ter^ die Nach«
träge für beide Bände möchten be^tonders herausgegeben, und
sie nicht genötbig^ werden, sich eiiW zweite. Auflage anzu«
schaiBFen; Von Fer^oons Mycologia ist nur noch wenig er-
schienen, allein dieser berühmte Botaniker hat eine ^ehersicht
seines Systems in dem Traite sur les Champignon^ comestibles
gegeben, diie Herr Dr. Si, wie es ftfshetnt, nich^ benuzeu
^äite. Sei den^ AI geil ist lediglich' Agbar d* 4 ebenfalls
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^d b/Google
ImiAtr aocli nicht hteniittM Sy«te« b^miict;. för dl« Fl«e>*
• t«i»«ind die Systeme von^Acbariu«, Fries und Aghar'd.
( niitgetbeilt. Dip Homallophyten bilden die vierte , dl« -
XieJDermoose die fünfte, die Laubmoose die secksto
Familie, ¥on welcher Utateren Bridejs neuestes System,
mitgetheijt ist. Die Farrenkräut^r 'machen die siel>ento^
^nd die F^erO'iden die achte oder letste Familie au»; sie.
serßllt wreder in die Stämme der Schismatopteriden» I^co*
padeen^ llhisospermen und Gonopteriden.
Nach der Züblung des Hrn. St. sind jetst 10965 Arten
Yon Kryptogamen , die in 557 Gattungen vertheilt sind, be«-
Icannt; rechnet man daau die oben angegebenen Fhaneroga«.
men, so kommt eine Summe von 40649 heraus. Man kdiia
alter ohne alle Uebertreibung annehmen, dafs wirklich gegen
50f000 Fflanzenarten bis jetzt aufgefunden worden sind» —
. Was wir oben von dem ersten Bande sagten, gilt im
Ganzen auch -von diesem; er hat aher doch einen Voraug, der
uns wichtig genug scheint« um ihn hier anauißhren : es sin4
nämlich die Nummern der Kryptogamen in der berühmten Hai«
lerischen Historia stirpium Helvetiae' an ihrem Orte aufge«.
' führt, und die^^neuen Gattungs» und Trivial« Namen b^i^e«
setzt, eine Einrichtung , die wir sehr gern auch ip de^n phi^
nerogamiscben Theile befokt gesehen hätten,
HtiMherg^r klinische AnnaUitf el/ia Zeitschrift^ ,h^rat(^g£g^erf vom
' den Vorstehern der medicinuchett\ chirurgischtft und g^ürtshiüf»
' liehen akademischen Anstalten s» Heidelberg y den Professoren
t. A. B. Puahelt^ Mx. Jos. Chelius^ Fr. JC, Nägelf^
Enstetf^ Band, Erstes Heft» Heidelberg in der akad, Buchh^
von J. B* Mohr. 1Q25. 163 S. gr. B^
' ' ' ' ■ ■ • ■ ' ** ■•
Did Herausgeber haben sich vereinigt | vieftdl^brig ein
Heft dieser AonaJen erscheirien zu lassen, 40 dafs 4 Hefte einen
Band aufmachen, und werden nicht nur seihst durch Original*
abhändlungen aus dem Gehiete der Heilkunde nach ihrem gan«
sen Umfangei durch jährlich zu erstattende Uebersichten dfiv
untejp ihrer Direction sich beHadenden Anstalten, durch kfit^
sehe Würdigung der vorziigKchsten Entdeckungen und Ereign
^isse der neueren Zeit (wovon jedoch eigentKdie BücUerreceii«
sionen ausgeschlossen werden), die Wissenschaft und Kunst
^u fördern suche^i sondern^ auch vet^hrtec nad geacbtet^c-
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Rcidtlb«rg«r klio!Mh«*Aiiiial«ii. . S09
Kiinttver^andten (deren innrere ihre Tfaeil nähme bereite stt^
getagt haben) ähnliche Arbeiten gern aufnehmen* In dem so
eben erschienenen eretrOrHefte des «rsten Band«(8 befinden sich
'5 Abhandlungen^ nfimltch :Ni)Klinifct)ernstitute an der
UniTersitatv 8 a UeideJberg. A. da^ medi.ciniache
Klinikum im J« i824r ^on ruchelt» der aber ireilicb-
einen detaillirten Bericht nur voh den 5 letsten Monaten er«
ifetattl^n konnte , weil er im August erst id diesen Wirkungs«
kreis eintrat« Nach einer Einleitung ^ welche vom klinisqheii
Unterricht überhaupt handelt und einer. tabellarischen Ueber*
eicht aller in diesem Jahre in die Anstalt eufgenomme^en Kran«
ken , wird auf die epidemis<;he Constitution dieses Jahres auf«
fnerkeam gemacht, ierner werden einige Beobachtungen üb»»r
^ie durch das Stethoskop wahrnehmbaren Zeichen )>ei Brust«
krankheiten mitgetheilt und endlich 13 einzelne' Krankenge«
schichten erzählt II« U eher die Ünentbehrliclikeit
der FeTforatlon und die Schändlichkeit der .ihr sub«
• ti.tuirten Zangenoperation v. W. Jos.. $chmi d t«
'III. lieber diö Anwendung des Trepans bei Kop£.
Verletzungen von .v.i Klein. GegenrTp^l wird die
Notb wendigkeit einer schnellen Trepanation nach Kopfver«
letzungen überhaupt und besonders in.ujied. gerichtlicher Hin«
ficht nachgewiesen.. IV* U e b^e r di e I n q] i n %t i o n des
«weiblichen Beckens voii Fr. K. Nägele (enthält das
Resultat mehrjähriger,^ diesem Gegenstande gewidmeten Üq.
tersuchungen und eine Beleuchtung der vor Kursem vorgeschla-
genen. Methode zur Bestimmung der. liidination der oberen
Beckenapertür an Lebenden). V. (J e'b er d i e A n w e li d u n g
des Decocti Zitjtmanni im. Vergleich mit aindera
fegen inveterirte Lustseuche. und andere Krank«
eiten empfohlenen Behandlung.swe'ise;i vonMax.
Joseph Chelius. £s werden hier iiamentlich |) der Aab
•iintisypliilitique von Laffecteur« 2) der Tränk von VigarouXf
3) das PollinifcheDecöctg 4) derSassaparilletra^k nach Sainte«
.Rarie, 5) die Quecksilbereinreibungen mit Hungerkur, 6) die'
^rofse Quecksilberkur nach AVeinhold und 7) das Zittmamn«
sehe Decoct gewürdigt.^ «^ Die Herausgeher Werden sieh
freuen , wenn ihre Bemühungen, auch auf diesem VTege die
Wlsaen«chaft und Kunst zu fördern ^ freundlich inerkannk
werden und nicht ohne Erfolg bleiben. ^ ■ ]
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^ 51^0 Pkloir fn^ri ät$ SynanymM,
I
^ Tr^e des Synonymes ' et Homanymei * Orees i ir§i$ik - dm^. Qtmi
d^Amnumus: ttugfnent^ d^un grand (?) Homhre ^jtrtiehä iWr
de dwers autfet Qrichnmairient ^Gtfets ^ jjfor ji, Pillo^f de im
Bibliothique du Rot Qaorage apfrouioe j>nf^ le ^orufiU rayM
de Vunhersite'i 'Paris, ehe» N* M4ne^ ^1924. XVI tmd..Uff
In der «Vorrede verbreitet sich Rr. Fillon über das Wese«
der' Synonyme, ihren. Unterschied von Homonyme y wobdi
Aristoteles (Categor. iL. II. c I.) nicht nachgesehen wordejh
Z1I seyii sobeint; er berührt^ dafs jede Uebersetzuiig. Bines
Wortes iit eine andere Sprache, um mit Schley-ermacher zu,
ViEfden^ irrational sey ; kommt dann auf die Schritten der Grtep
dien über Synonyme , $o wenig uns auch die Zeit übetliefett
habe; endlich spricht .er von den synonymischen Beatbeituit«
gen in der französischen Sprache, wo er des Hrn. Guizat nicht
erwähnt, u^d in der lateinischen, wo et Gardin DumeSf^iiTTu
boch schätzt und Ausotiius Fopma vergi£st« Zuletzt giebt er
noch einige Notizen über Ammonius Alexandrinus« JDietöfi
übersetzt er nun denf Sinne nach d. h. bald paraphrasirehdi
J)a)d in Kürze zasammenziehend , bald beschneidend ; einigt
"wenige Artikel fügt er aus Thoma's Magister, Phrynichus und
Moscbopulus hinzu. Warum nicht auch aus den andern Grant«
'matikern und licxikographen, warum jiicht auch aus, d«a
Scholi^sten, warum nicht auch aus' Flato und Aristote^
les? \warum hat-Hr. tillon Überhaupt li ich t lieber eine selbst
ständige Bearbeitung unternommen und ausgeführt, nfiit B<f
nutzung des, namentlich in Deutschland v Vorhandenen? dl|S
aber scheint der Hr« YerE nicht zu kennen;, er hat .nicht et »-
'mal xlie neiien^-Ausgaben der Grammatiker benutzt^ wie^demA
•di^ Arbeit nicht ohne merkliche Spuren der. Flüchtigkeit an*«,
Xiicht getreten ish Sie wäre anders ausge&llen ,' wenn 4^^
'Stellen der Altert selbst neben einander gehalten, die Granit
snatiker ü;rtd ihre Gommentatoren durchstudirt, Bücher wt«
Büd|us j das Lexficori Xenophonteum ^ d'Orville isum Chart tc^
Yal est US IE um Harpokrätion , ja hur Valckenär ^u Amm0nMJ«9
fleifsig Ovaren nachgesehen worden^ dies ist 4^r allg«2mi?iiM
Eindnick , welchen das Buch macht.
' Soll Ref. Äoch • ins Einzelne geheti ? Es sey ; damit *
nicht in den Toii derer ei li stimme, welche jetzt-iaideftfe^lH^
meren dffentlichert Blättern jurJ3ire in verbat magistri verlangen*
Nur darum einige Proben: S, 3< wird behauptet^ dieAusspra«
che dtii a/ und g (nicht des ^ sey vollkommen gleich geweseni^
absokment k m^me*- Würde dies als so afusgemacht bingestelli
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Google. J;^
-Worden «dyiit-w^nii^IW^nalnip lind Wetstein Vir Si'm^f ragt'
forden ^ um von Liacovftus iilcliC jbu redei»^ det«en Schrift in
•Frankreich hoch nkh^ laekannt sey^ konnte« Bei Ammoniaa
'Jteht dyw¥o!^fha$ ftlJ M r«» ^jtufvtnmv Ai^Hioei* a^X^htut hi txi rcuv
YW««^' ^A^'* dieser Unterschied nicht gegründet 'S ey 9 bewies
ValckenS^r; nichts desto weniger schreibt Hr. Fill6n{ ay^ouges
des jeux sce'niques« a5A« juges des combats du cirqiie, alsq ladt
circensensci^! Die Agonotbeten sind^ wie schon Hrn.PilLons
Landsmann Bartbelemy andeutet und unser Forscher BOckb
(Staatsh. der Athen. T. I. S. 232. T. II. S. 107 sq.) uns lehrt,
Kampfrichter im Allgemeinen; ^die Athlotheten waren bdi den
^anathenäen beschäftiget. Zuweilen versucht Hr. Pillon, ^och
-bescheiden , leibst einen Unterschied zu machen; so zwischen
til^f und. dj(p9Xov^ jenes drücke einen einfachen 9. dieses einen
stärkern Wunsch aus und schliefst den Gedanken ein^ dafs dlß
Sache möglich sey und dafs die geschehene Sache anders hätta
geschehensollen. Oifen barer Widerspruch , welcher, l^fy ^
Seiten füllend,, auf drei nichtssagende Stellen des Homer ge«
stützt wird. Ist Homer der Umfang des Sprachgebietes?
£s sind aber die verschiedenen Constructionen der Modo«
rum und Temporum , welche den verschiedenen Sinn geben;
daher die Verwirrung. AiWai unterscheidet Hr. Filloi?» dem
Aijimonius nipht ganz folgend 9 so von Cßfvi^ dafs jenes sey-:
maüvais traitements , coups ^ blessures .seulement.; uyS^et^ ihsul«
teSy injureSy outriiges accompagnes des mau»ais traiMtientt^ Ist
dies ein vernünftiger Unterschied? Wollte Hr. Ptllon nicht
in das Gebiet des attischen Rechtes eingehen, worauf doclr
Yalckcfnär in der Note hindeutet; so hatte er besser gethan,
dem Ammonius treu zu bleiben: oivLiat ai avsu 'te^.o'r^iXayuciJioS
icXyf^ai (eine übrigens corrupte Stelle; die Wortkritik be«»
rücksichtigt Hr. Tillon ^nirgends). ^Tß-^t; ist Schändung 'des
Körpers ( a<VXf ou^/a ) « und Realinjurie (vX^aO^ wobei dia
damit verbundene Herabwürdigung eines Bürgers die Haupt-
sache ist', darum sich alle dai^urch beleidigt sehen; die An«
klage darauf ist deswegen auch eine öflFentliche (y^aCfh/), aMa
dagegen ist. einfache Realinjurie, deren Klage nur Privat*
klage^ ist ($/k);). Statt vieler verweisen wir nur auf Schö«
mann und Meien attisch. Procef«. S. !3l9 sqq. besonders S.
324 u* S, 647 «q^I. ibiq. citt. A/'itif und »y^q^^ ^'**** ^' ^^»
ohne weiteres blos nach Thomas M. unttrschiedeur Nir*
gends eine reelle Ergänzung^
In Deutschland wird das Buch wenig Glück machen«
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Hamfwßftwrbuch der Miniralogiß f Betgm^ H&ttBH'' mnd jiahslcärh^
kands f nehst der fran»Ösitchßn • Synonymie mtd ^einem frMmAn*
• ßchen MegUter^ Kon »C. Hartjnannf HenogL Braunsehv^d»
gischem HilUenheamten m #• ur« ^Erste JhtkeiluHg ^ ^ bU JCi
mu^eke Mtheil.i L hu Z g VIU und .872 S. ' kli 8. Umeuim^
2825 hei B. ^F. Voigt.
Wir beeilen unt^ das betre£Fende FuMikum mif dieses
nützlicbe Buch auf merk sam tu knacbeii. Die altern Werke
der Art blieben theils unvollendet , tbeils sind dieselben^*
bei d^m jetzigen Stande der Wissenschaft , nicht mehr brauch«*
bar; aie Bearbeitung eines solchen , in' gedr2tngter Kürze
abgefofsten, Handwörterbuches, vir^r folglich wahres BIm
^ dilrfnifs der Zeit, und die Sorgfalt des Hrn. Verf., der als
Schriftsteller bereits vortheilhaft bekannt ist, läfst sicbf
selbst bei den kletnen Fehlern, Wiederholungen u; s, W.f
Welche man hin und wieder wahrniniimt, nicht- verkennen«
Wir zweifeln nicht» dafs das Werk eine wohlwollende Auf-
' nähme finden werde und sind übereetigt, dals Hr. H. ^ b^i
«iner demnächstigen neuen Auflage^ nicht unterlassen wird^
die kleinen Mängel zu .verbessern, ' die ' ihm selbst ^ bei
- wiederholter Yergleicbung des* Buches , nicht entgehen kdn*
nen. Yon"^ wesentlichem Nutzen würde die Beifügung der
englischen Synonymen seyn«
t
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N.33; ■ 18231.
■' • > ' " . ' ' ' ^
" H 6 i d e l b c t g e r-
Jahrbücher der Literat
Giefsen M Ö^Pr. HüyeK Üebet die G6Hohts\
t gerichtliche Verfahren Frankreichs in besonderer ^.^_^.,»^^
die Oeffentliehkeit und IfJUndlichkeit der Oerächtigktitsfjtegis
{Auch unter dem Titeln, Betrachtungen über die OeffäntlichkeUS
und Milndlichktit dar Gereclitigkbitspßege , zweiter Bund) voH
-rf, Aitter p. Feuerbachj k. b, Staatsrathey Präsidenten deä^
Jppelldtionsgerichts für den Rezatkreis ettf. 1823. XFJ Und »
49i «y* . ' 4fl. 48 kn
Es ficlieiht allmäblig das gtöCat tntetesse an<]«r £it)füfa-<
fung der OeffentUchkeic und der damit verwandten lnstitute|
in Deutschland ,bedeutend abgenommen zu haben; viele Stim^-.
xtieni die ^no-ch vor einigen Jahren mit Begeisterung für di«
neuen Formen sich erklärten^ verstummen allmähiig, und
itian scheint wieder an das Alte^ |das »choh lange seihe Dienste
fetban bat, sieb zu gewöhnen, bö^cbtetens verlangt man^ dafs ,
as alte Gebäude, damit es doch eitlen modernen Anstrich
gewinne^ mit einer friseben Farbe öhörtöncht werde. Wenn
2war den ruhigen Foi^scb«^ die Rücksicht^ dafs eine so wicfaw
tige lind mit soviel Begeisterung vertbeidigte Sacbe so scbndll
ihre Anhänger und das Interesse verloren habe, traurig und
ernst stimmen könnte^ so wird diese Stimmung doch, hald
durch eine andere Jlrwägüng geändiert; man kann e9 nicbt te^
klagen^ dafs diejenigen, deren Begeisterung nur So schnell auf-f
Joderte-und eben so rasch verrauchte, vom Ksfmpfplätze abge«*
treten sind J Freunde der Wahrheit scheinen sie nicht gewe-» .
Äen au seyn , und ihre Tbeilnabme am Streite Über Oettent-»
liebkeit kam vielleicbt nur aus einer gewissen Neuefrungssucht^
öder aul dem Zusammenhange der Frage übei^ OetiFentlicbkeit
üiit gewissen M6deansicbten der verflossenen Jahre j oder
vielleicht aus einer «klugen Berecbnung der Vortbefle^ ;däheK|
aus dem Anscbliefsen an die berrschende Partbei und demGlau^
hen , dafs die f'reunde der Oeffentlichfceit siegen ^wärdcüi Zunü
6l6cke für die Wabrbeit ist nun die Zeit der Leidensicbaffe
vort|ber uild die Stimmen^ die npt empörtem Jai tbeigeitte art
XVm. Jahrg, d. Heft, . ' Ü
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^•r Saeb«^ die st« Vertheidigten^ nur Glans undTrtfflklübvjte
fiMideiiy und g«gen a))e Gr finde der Gegner taub» grgen Mm
Xicbtpunl^te der von dey Gegnern verf och tenen Meinung bUo4
waren 9 «cbveeigen allmSblig; |>et dem kleinen Häuflein -der* .
janig<^9 dl« nur nacb VVabrbeit itr^ben^ und g^rn den migtm
iften IrrtbiTm gegen die erjcannte bessere Uieberseugung vertäu»
•eben , ist die Grundansicbt nocb die nftmlicbe geblieben^ .^^4
mit Kraft und Wärme yertbeidigeh sie nocb jetst die a^ion
>or Jabren verfocbtene Meinung. Entfernt ebenso fwn de«
Tborbeit, die alte deutscb^ Oetfentlicbkeit jSu preisen, tms
weil sie altgermaniscb ist, als von dem Haschen nach Neuen^
weiVes neu ist|r oder von der VerUcbtung des Alfen, weil es
•eine'2eit überlebt babe, mit freudifier Anerkennung derLichlh
aeitei» des deutschen. Verfabrens« der edlen Einfachheit, die
Jedea Ge{Hränäe acheut, und des Sinns ffir Grdndlicbkeit wüiw
achen die wahren Freunde der Oeffentlicbkeit eine den jetsU
gen Verbähnissien, den vernünftigen Forderungen der Zeit «fi«
passende, und. mit dem « ganzen oysteme der St9atsregierun|;
und den Verbältnissen des deutschen Volkes barmoi^ireiida
Veränderu/ig der Gerichtsverfassung und d<^s Verfabrena, dij^
£reUicb obne eine wohlverstandene materielle Qeffentlichkeit
Hiebt gedacht werden kann. Soll aber die Fraae.um den Werth
. Hiftd die wahre Form der Oeffentlichkelt mit ymaicht und Be-
aonnenbeit beantwortet werden , so gebort daau ein Erfaisen
4ea Wesens der Oeflentlichk^it nach ihrem grofseiT ZusammeiH.
tiai^ge mit bürgerlicher Freiheit und mit denjForderangen an^
die Gerechtigkettspflege, dafs sie ebenao gründlicb als SjdineU
upd unpartbeiiscb verwaltet werde; nicht weniger nölhlffen«
dtg wird aber die biatoriscbe'Forichung, um die weiaei^
liatbscbläge und die ernsten Warnungen der, Gescbicl|te ver«>
acbiedeher Zeiten und Völker zu benutzen/ Was ton dieses^
Seite geleistet werden mufste, bat von Feuerbach in /lem!
•taten Tbeile seiner Schrift über Oe£Fent:licbkeit und Münd-
licfakeit geleistet 9 und^ durch die neuen Schriften von Frei^
^♦''g» öu ebner. Stein er » vorzüglich aber von Ma urer«.
als die Beantwortungen der von der Müncbner Akademie der
"V^ssenscbaften gegebenen Preisfrage sind iti Bezug auf ge-
l^bicbtlicbe Nacbweisungen bdchst verdienstliche Arbeiten ge«>
liefert forden. Wenn aber ^cfaon die Aufsuchung der. in Sm
Quallen der Vorzeit uns aufbewahrter! Zeugnisse Über die
Ausl^ildung und Formen der OeBTentlicbkeit eine reicbbaltig^«.
Ausbeute glebt, so mufs die Betracbtubg der OeffeiitlicbkeS^
wie sie mit den^ f rischeji Farben im L«ben sieh bewibrt, VßtA
gtO£it0h Wertbe ^eyn, ^ Hier Jbedart ea nicht er«t einef Äua^
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Mtlung d^ iutth die gelcliicbdicheri Qudlen gelattcneh Lflk^
keti durch l^ineleickt «u täytch«nde Pbaiitali« oder durch diä
oft gewagten CombinaUonen des Oelcbiehtsf^scher« ; in deii
L(ftndern^ wo die Oeffelitlichkeit im Leben ^ch findet 9 tteht
iie mit volUtlndigeti und lebetidigeii Fai'ineu vor dem Be^
achauer utid ein^ räUe rört Zengnisaen derjenigen^ die aui
Erfahru^iig iiivel^acbiedetien Verbitithiaaeh däa Wirkefii deir Oef»
lentUcbkeit^obä^bten ko(>titen, atebt dahii dein Fdracber ii4
>Gebotr« ,Eä bedarf dibei" iiicbt erlt def Veraicheruhg^ dalk
•rat dut-ch dai vorliegende Werk 4 M dai Reaultat der auf det
Keiae dea Verfaaaerl nach Frahki-eich geaailinidten Erfahrun»
«en^xfär die Ehtacbeidung det F^fage üb^r Einf^rung -4ier
Ueffetitliehkeit dU bisher t^hlertde Vorarbeit geliefert iat^
Wenn eitle vorher *chon erlangte , grändlichir Ketinttiifa dei
fransda. Erdzeaiea au a Schriften ^ ein diirtb tiefe Einaicht iti
die deutacheii GericbiavethSitniaae äudgerüateter SthaffblicK
und der ^redliche Willei tiur VVabfheit sä iuchen 4 di* Tteuä,
^ und A.icbtigkeit der fieObacfatUftg verbÖrgerT können i ao darf
wohl voti dieaer Seite gegen die Wichtigkeit dc^a Vorliegen«
den Wefkei kein Zweifel erhoben wöi-deni und w^nii Rt^ceü^
aent im Verfolge der Re^naioh nicht aejten auf abtiireicb^dä
Beobachtungen aich attttaen muis, ae wii^d «ich diea aui deii
^igei^tbünilicben VerhSltniaaen leicht erklären^ die b^i deoal
Studitim dea franzdaiacfa^n Verfahrena berückaicbti^t wetd^ii
ttiüiaen, und aogleich niibei* angedeutet- werden loileri. Kiti
grofser Theil deutscher Juristen gladbt noch immer ^diifa mait
das fj-äng^di^Che Verfahren bint-i^icbend durtb dal Sttidiu^ii der
i^an^daiacben Geaet^bäcbet* kennen Jerheii kdrine, sdlein ditf
Folge dieaea Irrtbiima ist die öberfläcbliöb^ Kenntnifa, mit
ürelcher aO häufig in Deutschland, aber* fVdnadiisch^iii FroäeA
Sedrtbeilt «Irird. Itt Ansehung deS Civil Verfahrens ist ea geri--
eau unmöglich^ ein vollAändigea und treues Bild voh deni
iDetäil und dem Jneinandergreißn der ^inzeltien Handlüngeit
aich 2U machen ; der Cdde de procedure ist keine 0<»rithtf ord*
liling^ allea stuf . Gerichtsverfassung Be^Äglicbei miufs dah^'r aius
den <<intelneti Dekrat«n erkannt virerden ; dieie faabih äb«r
* Cbet^ den Gifng dea Verfahrens seibat soviel Abweicbetidea fesU
getsetst^ und 2. B. ohne Kenntnifs deSvDekrets irotn $0. Marc
1808 über t^oliaei und Disciplin der Gö^iCbtsbaf^ kann msiii
die Art f wU die Sachen auf die ftol^ üitd zum iPlädiren kpad*
In«, gar nicht begreifen. Selbst Üekrete^ did gar nicht vori
Gerichtsverfassung handeln 4 s. B. das Pek^ei Von iß&7 Aber
die Jaiten^ aind unentbehrlich^ uili sich ein^B^griiaFniathefi
§a kdhn^ni in #10 tetn im franaidiitCiben^Vetfabrto Schriften
^ 33 * ^
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516 feimbadi iSOh OdBmdk. u. lidlk. d« 0«rtehHgk. Fi. ^ lH
, «ngerMC&t werden kdnnen. Der Code de pMJ^dnt« ist MflfiN»
l^enhafty er spricht von einigen prosesfiialisehen Handlairge«
s. B, voti der Widerklage^ von der laudatio aoic^orii^ voit
der Legitimation* zur Sacjie gar hiebt ^ tthd reebnet «uf dem
Gejicbtsgebraucb. Ohne 'die Kenntnii« des letsteren "wivJL
man 2. B« von dem Gange des Verfabrens bis die Sache in dt«
Sitzung kommt, oder wie Ober, die Aegulirung der Qualit8t«a
verbandtflt Avirdy «sich gar keine Vorstellung macben können».
Mdn miils Gdegenbeit gehabt haben , auf dem Bureau dea im
franz. Prozesse höchst wichtigen Gre£fi.erf auf dem <^tude emez-
;«youe die übliche GescbäftSDehandlung zu sehen, um eine,
klar^ Anschauung zu erhalten. In Be&ug. auf das Strafverfab»
ren verstchert zwar von Feuerbach (S. Xi\. dafs man aus dem.
.Code d*instruction und dem expose' des motifs wohl eine
iKestimmte und klaze Vorstellung von den Formen und. dem
/ Gange des Verfahrens gewinnen könne, allein Aec^ beruft sich.
auf aas Zeügnifs derjenigen, welche aus deutschen Provinzen '
in französische Gerichtsstellen kamen, und versichern werden,,
- daJOft man wohl von dem in de^: öffentlichen Assisensttzung vor*
kommenden Gange aus dem Code eine Vorstellung bekommen.
Juinn^ dafs aber auch diese höchst ungenügend ist; — das.
«VerhältniXs des wichtigen Fräsic^enten. mit seinem pouvoiT/
•discretlonaire., worüber des Gesetz nur eiue flüchtige Anden-
' tung giebt , ist nicht aus dem Code zu 'erkennen , und man
, ^Uurf nur die neueste. Schrift von Legriverand des lacunes des
Joesoins de la legislation criminelle studiren, um sich zu über« ,
zeugen» dals dureb den Gerichtsgttbrauch und die, jurispru«
dence sehr viele Stellen des Code so modificirt forden ^ndf
:idafs man die jetzige Artf.der Anwendung derselben gewifsnicbt
aus dem Code errathen könnte. Noch weniger aber ist es mög«
lieb 9 die Kenntnifs der instruction prelimiiiäire aus demCode, .
^ Jier gerade in diesen Liehren höchst lüifkenhat't ist, zu gewin*
oien. Schon über das Verhältniis des Instructionsricbters und .
der Staatsbehörde, über die. Art, wie d^rXhatbestand erhoben
werden soll, über das tiefe Eingreifen des der deutschen Juris«
prudenz fremden Begri£Fs von delit flagrant, den Zusammenhang
der qaandats de compuration de depot, d'arrdt,.d*ara^ner , kann
..man ohne Kenntnifs französischer Voruntersuchungsakten' un4 '
obne Beobachtung des bei den Staatsbehörden . üolichen Go«
acbäftsganges keine richtige Vorstellung erhalten. Aber auch
> denjenigen deutschen Juristen, welche glauben » aus dem Stu«
dium einiger französischer Schriften die Kenntnifs des fran«
•zösiscben Frozes -as zu erlangen.^ darf inan versi4:besn ^ dafs
aie.iich darin täuschen. Schön .überhaupt fehlt ei: in der
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9tf^to]>Mh üb« (MTMitlk. tt.ltdlk« a. Gtmlit^k. Pfl. B, U. 517
iflrftnsdsisdi^n Jlftteratiir fär einige Tb^l^ des Hecfhts an Wer«'
jik&a^^ worin rolUtändig und auch dem Ausländer Terständlich
^s^ ganae Verfahren vorgetragen wäre/ Die franzdsiscben
^dirifutelJer ßber d^n'CivUprocefs halten sich voraüglich bä;i
'der Darstellung der Farmlicbkeiten d^r einreihen, Handlungidn
)oder bei Erörterung einsdner Gontroversen auf: dm beste
-Werk über französischen Civilprocefs von Carr^, analyse rai-
«önne und sein traite und questjons de procedure eivile (es ist
sehr au bedauert^ dafs der Vf. des, vorliegenden Werks nie auf
-Garr^'s Schriften RikJcsicbt nahm) ist mehr der £nt Wickelung der
.Gontroversen gewidmet, BerriatSt. Prix Conrs de procedure bat
«war das einsige mit einem deutschen Compendium zu verglei«
ohendeBucb geliefert , allein es ist zu kurz und gedrängt ge«
-schrid^en , als^dafs^man vollständige Kenntnifs der französi*
••eben Prozesses daraus erhalte sollte» Aus Pig^au's Buch
Jernt man zVirar die Formen einzelner prozessualischer Hand-
lungen kennen, aber nicht das Ineinandergreifen derselben
und die in; jeder Lehre entscheidenden Grundsätze* Reich-
baltiger tat zwar die Literatur des Strafverfahrens; allein auch
^lierast ^in Theil der gröfseren Schriften z. B. Garnot inst^uc-*
tfcion ■ criminelle , nur exegetisch und folgt nur der Ordnung
-der einzelnen- Artikel des Gode, so dafs man den inneren Zu»
-sämmenhang^ nicht kennen lernen -kann; nur Legraverend
traie^ kann als wahtes Handbuch des. französischen Strafpro-
£esses betrachtet werden, und zeichnet sich ebenso durch
Gründlichkeit, als durch geistreiche und practisch ^ wichtige
Bemerkungen aus. Fast noch mehr möchte Rec, das diirch
«aeine Vollständigkeit und praccische Richtigkeit trisffliche^
Werk von Marcel de Serres manuel des Gours d'assises ou
examen de la procedure par Jute* d*apr^s l*ordre adopte dans
lesjugemens. Paris 1822, HI starke vol. jedem deutschen Ju-
•risten empfehlen , der sich für französische Legislation interes^
••trt,' und es ist zu beklagen, dafs v. t^^uerbach auch dies,
Werk nicht benutzt bat. Aufser diesen drei Hauptwerken,
aus welchen man doch nicht hinreichend die Kenntniis des
Verfahrens in der Voruntersuchung erhalten kann , giebt es
noch eine grofse Zahl kleinerer Schriften , die in Deutschland
im icneisten Eingang gefunden haben, vorztiglich von Beren-
ger, Bavoux., Dupin. In einem hinreifsenden lebhaften, wür-
digen. Styl geschrieben, enthalten diese Schriften eine Fülle
geistreicher /Bea^erkungen^ und doch muls bei dem Gebrauche
dieser. Schriften höchste Vorsicht empfohlen werden. In kei-
nem Lände stebeiy sich die Partbcien so bestimmt und, ausge«
sprochen einarider gegenüber ^ als in Frankreich^ und dieFra-
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cen über p^dbtptiklikeit, JnTj\ tber Sdiuta ietrUbg«^«!«^
' Freibefff S^g^*^ ricfaterliflie £ingri£Fe hangen KokaitntKcl) «41
ifien Intere48«ffrd^e4ier Parthe|9|i eiMam^etr. £lfi«^PfiJtherg1auft(
fkberall , wo nur entfernt ui|d mittelbar dfe Fte^iä^ bedroh^
acfieinty sich ^ür Webfe fetsen su mflslen, t|e ||^nt dleGe*
i^hrepi welche drehen werden, wen f? deni Gegnern urirgeH^
freies Feld gel^if^fii wfirde, dal^^r fibert'reibefi difeAnbilas^ d^
Farthei jede Gtffinbr, 8Chi)derii nilt den «tfirjcstea Jparfaen d<im
lieble^htenZ^«tandde«gejgel|wi|rtigeflStI^(V^abreflS9 iif|4 a^Wß
i^egreift v^ohi| wieinjt|ie#erStiinaiungderOppeBitlQi| auch aimtPr
fki^ bülbwahre Getcblchtclien aufgeeriBFen , yqn der lebhaften
Fh^ntil^ift au^geschmflckt und 9^\^ yy»^ettdtf^ fixempel bingeateUt
wird^ weil die Freunde der Freiheit iininer>nif noch mefalr
|(u cfrreicbei^ streben/ müssen ^ie di|^ je^^t Bestehende alt Tdl«
iig 9ch|e(:ht upd unbrauchbar. schildern, und so sind TieJeKlaN
£«fi u nd jpar^lelliingei^ bei Q^rengerti' A» offenbar •fiberftriebeB^
tna'nch« deutsche Juristen fahren nun diese S^briftf teller . unV
bedingt als Zeugen und Gewäbrf^lnner aOf ohne su erw^
gen, dufs diesen prodiisirten I^eugen die nöthige Unbefangen«
Seit und ünp^rtbeil|chkeit fehlt. -^ Unter solph^n LFmiftiindw
giebt es kein suv^rlässigeres J^itte), um franads. Prp^efs stt
Hlu^fretiy 1^1^* sich die eigene lebendige Ansch<|uuiig su* ^et«r
.fchaffep; aberau^h damit hat es eigenthüm)i^h(3 SchwierigJiei*
^en^* Die biof^e, Gegenwart in ein l^as^r Sitaungen gehdgC
^rch«|us nicht; nur ati qfi: hängt schon d^* g^t^so ÜrtheUi
( W^lpbes der Bppbachter ffilUf yqn' dem Zu^U« »b^ ob er* dM
(jfltick hatte, ^^ßn völlig unpartheiiscbep j| mit Gtibe der^Qo?
ir^dsamkeit und niit äu(»ertfqi Anstände versehenen Pr{l4ideii«
^n, i^nd gewandte^ grQndlifh gebildete AdyqJ^ten mi beoh?
actiV<»n f oder einen Frl(s(tdenten k^ennen au lernen^ auf wfi<^l^
die Schilderung pa(isite, welche Zum Bach i*^ ^^in^ ^hri&.&
,899 gegeii.die von deni untera^jchnet^n Bece|l^efiteii geljie«-
|erte l^rst^llung eq^wirft^ ^ I^n er«t«n Falle Yfird der Beooadiv
^cr den Si^nngs^aal mjt güni^tieeri in» ^Rweiteq Fälle mit etnef
^l^limtnen iVJeinung ober c^en Francdsischen Frpaei^ vfrla^^en^
^nd^ iq/ beiden Fftllen wärde dqeh ^^einV ^ephac^tifng leicbi(
/Cintreu^ und i|ein Lfrthcfil grttndips »eyn^ wen*^ er VP«! 4*«|
Jie^u^tate der beobach^eten^itsungen auf den Werth de^ Stank
f^si^chen Verfahrens ^chlieften wpHte. Ein grpfser Theii d6f
franaQsi(lPhen Fre^xeisyerhandlMngen kön^mt gar nic^t in 4^
, ^jtajiun^ YP^f Wd wer ein ger^h^M tlr^heil f^)^n witlj i^u^
^ie^- bei 4an ^i nze^n en Fers pqent ^^rep Wirk^ainlleit in d«ll
ffa^lg^^^ Verfahrens eingreift^ di« VerhandiungW yprb^#b
t??t <^*i^? I^iflf h bcf pjiigte? Sitispng tli«ti| ^irl^ |ii«^i^
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ycwftiNMil iW Ot»ff«otlkl % Mlk* i. $m(Dhi%lu FA. A^IK 5i^
Jbaiten. Eigentliche Jjkktenitflcke 9 iU beiOeiichi kufbewnkti
trürden , k^nnt der fransdsiscbe Vxözeü nicht, man ntuCi 4«*
her aus dem SitzMngsprotokblle des Greffier , - aus den doiter
der Advokaten und dtsn ^kten der huissters sich nath holert^
vnd für die Kenntnils des französischen Crimtnalverfahrens
ist das beste Mittel, sich an das Far(pet der Staatsbehörde' su
wenden, wo die. Aicten. der Voruntersuchung sich finden, uitcl.
die Anträge der Staatsbehörde gemacht werden. Auch darf
i(^irht*un))erQck;«^htiget bleiben, dafs die Art der Verwaltung
der Jiistis in Fi^nkfreich höchst yerschiedenartig bei den ver^
ichiedenen Gerichtshöfen sich findet, weil noch s u viele j^er^
^onen aus der französischen Aevolutiönsseit her die Stellen
ilm^ haben, su welchen Sie damals mit einem guten Zeugnisse
des Bürgersinns, mit natürlicher Beredsamkeit and, wenn elf
gut gt^ht, mit gelunden' Mensch^enyerstande lei<Jit' gelangen
konnten« Es giebt in allen Theibn der Justizverwaltung in
Frankreich Personen, die nie ein wissenschaftliches Stndiunf
gemacht, und daher als RoiUiniers, mit den Gesetzbüchern und
den arr^ts sich vertraut haben , SQ dafs bei manchen Gericht^
höfen (bei nranchen ist ein Präsident, der ala braver Soldaft
, «ich bis ztim Obersten aufschwang, und dann die Givillaüfi'
bahn betrat) freilich ein schlechter Geist der Verwaltung <a
tie^Fen ist. So linden sich auch unter Advocaten, Notarien,
Friedensrichtern, viele Individuen, welche nie eih wissen«
schaftliches Studium gemacht haben ,vund nur mechanisch ihr
Geschäft fortsetzen, von welchem sie.nicht das Wesen, *on-^
•dern nur die Formen kennen* Kömmt nun ein Fremder , der
das französische Verfahren und tie»^ Werth der ganzen Organi^
sation studiren will, an ein Gericht, welchem ein solcher^
Präsident vorsteht, so erhält er freilich einen schlechten Be»-
grilFvVon einer Jastizyerwaltung« die so geistlos und mecha-*
nisch getrieben wird; spricht er mit Juristen einer 4ol<^hen Arf,
so sind sie wohl nicht geeignet, eine würdige Vorstellung
von dem inneren Zusammenhange der französischen Prozedur
a(u geben, und erkundigt sich der Beobachter bei den Amts«
untergebenen solche^ Beamte, oder den £inwohnem der Dt^
stricte, so wird das Zeugnifs, welches diese Personen der Ju«;
Siizverwaltung geben , freilich «ehr schlecht ausfallen, jeder, .
welcher einen P^zefs verlor, wird über die schlechte Justie
klagen, jeder, dessen Geschäft nicht nach seinem Wunsche
Von dem Notar besurgt wurde, wir4 das I^otariat überhi^upt ,
verlästern, ^nd es kann nicht fehlen, dafs bieatu, um deii\
Zeugnisse niefar Werth bu geben, verschiedene Anekdoten und
FÜk erzählt werd^ f wo freilich der Fremde nicht Gelegen^ '
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Ikf4( hur» eiiDi it^tme Vthfyng darObf? ftii«itat«iUc[|»9 ob 4w
2Uuge 4ie Wahrbeitlo^obachten krO n n t« und ob er sie tm««
98gen v^ollte« Man beiperkt auch bei eineia seljbst nur kuc^
seilt Aufenthalt in Frankreich, daüi oi^hr aU in einem andern
(japde die juttUverwahiin^ ein Gegenstand .von Fi^rtheienin«
tere^s^n ist».. Die |i)tern< Juristen 9 die nu|r das vor der ^etro«
)ution^el^P{)e Aecbt J^ennen $ betrachten das neue j^tzt gel«
tebde Keeht immer liur als ein revolutionaires , und als ächte
laudatores tei|ipori* ante acti wissen sie vom (^uen Recht nicht
genug 9ds^# ^u. erzählen; sehr viele Adeliclie .oder dtejeui^
iien, die durth die Revolution viel veriprep, sind aus b^greifif
icb<»n Gründen entschieden^ begper des nei^ei) Recbtszustan-
des., .während 4 it; Liberalen wieder dajpit unsufrleden. sind^
' Yreil d^s jetzige Kecht nicht genug Freiheit gewährt, und
ihren I^orderuugen nicht entspricht« Sind nun splche Ferso^
^^n diejenigen, 911 Vielehe der fremde Beobachter sich hält«
•O .JXluXs unye^m^jdUcI^ eine ungünstige JVXeinung über franzd-*
~ aisch«* Recbt der Erfolg de^ Gespräche seyn, und.es i'ehlt
dai^n nipht, ^n Anekdoten, die m^n dutzendweise angeführt
^bal|:en k^nn, und welcbe dje lebhafte Phantasie der ^r^uzo«;
den so {auszuschmücken versteht, 4^^^*' "^^^ woh) verblendet
yrerden kann. :— So gehören vorzüglich die auch von Hrn. y«^
Feue;'bdcb öfter angeführten Schriften eines Hrir^ von Sejyesi
%j^ dePJ!^i>ig?n^. die mannüt.gröfster Vor^irbt lesen mufs»,wail
«^ piU. einer leid^n^ichaftlichen bÜndeti 'Heftigkeit gegen alle^
HfM franzäsijBicHe Recht ein^ Menge Geschichtchen erzählt^
deren pn Wahrheit sehr unterrichtete. Personen dem Hec^ ver«*.
bflrgt h^hen, auch hat Hr. v. Feuerbach nii^ seinem Schärft?
bUcKe wqhl seihst bald eingesfhjen und daher redlich ^bekannt;
(&*6|3)i wie vorsichtig map ip ßezug^ au^ von Selves seyi^
n[ui|s. — ßei dem Urtbeile über den .fr^nz^ischen FTOK^fs»,
vorzüglich i^'^ Civilprocefs in so fern, der Ui;theilende, aar
eigene B^obschtung sich stützt , tritt aber noch eine wichtige
liücksicht .^in, nämlich die grofse Ver<schiedenheit, welghe
'abwischen dei^ Pariser GerichtsgeJ)rauche Mnd dem de^ Provinzen
Sicti ftndet;, die grofse Z^hl von Advokaten in P^ris, dieTreii^
|iui)g ypn^^VQues und ay.ocats, verbunden > mit find^^ren^Ver*!,
h^Unissen der Hauptsta.dt, die die Beamten, not^^gen,^
ihre Stell^jn. möglicbsf eintväglich Z14 machen, bewirkt eine
. JVJasse v,an t, Schriften und eine Kostspieligkeit der Prozesse^
isugleich eine Verzög^V^ing des Verfahrens, yoa wcJyher man,
i^ ^nd^r^n Gegenden des franzqs. Re^ht^ gar .keine Vors tel*.
Iqn.gfbat, In |*aris nnd in einigen grofsep St^t^n Frankreith*
tyieipfl ^u^g^zeiphne^^ ynd beröhavte A4vpk^ten-uAd ^\}gen
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«efacn« Notarten eine wichtige Aolle, und, wie derjent^«,
der ^inen sehr berlUhmten Arzt oder VVundarzt rufen litXs.t;| .
nicht klagen darf y. .wepn der Berufene auch ni<;ht so schnell
dem Kufe folgt , oder, in i^inderwichtigen Füllen die Sa,ch«
leichter nimmt, und nicht ao oft am Krankenbette «ich e\n*
ftellt^als es der. minder heScbaftijgte Arzt tbnt,. so geht e%
auchbei den ausgezeichneten Geschäftsinl(nnern, bei weichet^
freilich oft froze^e lange liegen bleiben » bis der Streit end*
lieh in die Sitzupg gebracht wird«. -^ Diese Vorbemerkungen
acbienen dem Rec« ^durchaus nothwendig^ um
sehen Juristen,, die sich das yrtheil über den V
zö^ischen Prozesses so leicht denken^ auf dl^ S<
der Beobachtung aufmerksam zu machen , und d
des vorliegenden WerJtea, (das auf aurgfältig
Beobachtung sich gründet, hervg!rzube)jen. -
onthält 3 Abtheilungen, voi^ welchen die Erst
richtsver&ssung , die ,Z weite, (S. ji,94) von dem
Verfahren überhaupt und dc^m Yeifabren bei C
I^esondere, und. die Dritte (S. 329} von <leni
Strafsachen handelt. Der Verf. bemerkt (S.*3)i
französische Justiz rrein ist, aber nicht AlUs^bat, was iUr ge^
l^ührt, uqd mi^t J^ed^t hält e^ die^ J^s^istt^ifz der adini^ulstrativn
Qontentip^en Juatiz , die von den» Pi^äfekturrätben verwaltet)
wird^ für eine incoi^sequente Verletzung des Wesens der Ju-»
^%iz. : Rec^ hat schon, im Archiv, für ; civil. Praxis IV. B(i.,S,
344» 35*7 die Incoiasequ^pz urid die Nai:h^heile dieaer/£irir,ichi«
tung darzustellen gesucht; allel/ij.inan mufs riicHt vergessen^
dafs.wir auch in Deutschland solche Institute aufzuweisen
haben, und.]pirenn wir auch nicht auf Vertrüge über Liefejun:^
fen ^it dem ^Staate,' Klagender Beamten über will|f:übrlich^
rirtlassung ,aa (die Administrativ- Gerichte^ wie in Frankreio^
yerweisen, ao.bdt hekaantlich au^fa ip Deutschland (s* Archiv
S. ?$t) das Institut der adniinistcativ-contentiosen Sachei\
ihre Vertheidiger gefunden it un;d 'Von jeher l^at es nicht .an
lyandesgesetzen gefehlt, nach welchen X^emeinheitstbeiluugeni^
Streitigkeiten über Beiträge zu Kriegfschaden, AbmeieruiigSi^
Sachen u«, a» den ordentlicüen Gerichten entzögen und an "die^-
Verwaltungsstellön gewiesen sind ; seihet die . Streitig keiteny
ül?er Erfüllung, dprAccorde. zwischen Unternehmern cjflfenfU-'
eher Arbeiten und dem Staate sind an,Kreisdirektiouen ge^
wiesen (z. B« badische Organisat. von l809* Kegierungsblatl;
1809 S. 449); . Man üherzeu^t sich daher leichu dais man
auch in Deutschland de^ Justiz nicht Alles jf^egehen hat, was
ihr gebührt f und es ist hei der deutschen Einrichtung, ^lach
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•elbtt no^b mehr Nacbtbeil (br die Ger^chtigkeiUpflfrg« su
))<^orgt;ny al» hei der iVanedtifch^n » tiacli welcher das coheeü
de|ire1ecture^eiii eigene« Qericht für die^e-Art von Gegen«
ttaiiden hi;l()et| und nut unteV deitt FrUfekten\a)« Vorataiida
ientcbc'iäet, ohne dfiCi die PrSfekturrStbif alr blofse VerwaU
iungibeamte in dem Sinn ntx betrachceri «indi wie deutache
RegierungarSthe ertcheinen, Daf« in Frankreich die Juttic
^on der Verwaltung t und die at reitige Gericbtaharkeit von
dar freiwilligen getreirnt iat<S. ]8} rObnit der Verf.; und man
würde' wohl auch in Deuücbland allmäblig imoier^ celtener
Stimiuen %nr Vertheidigung der Verhindung der Verwaltung
mit der Juatis hören« wenn nicht die Ktickaicbt auf die Koliten
iind die deciucbe^atrinioiiialgerichtfharkeit ioi Wege atände.
|n der höheren Inatanx tat bekanntlich auch in Oeutachland die
Jnatie von der Adniiniitratlon getl-ennt, und nur mehr in Besug
Httf die Organiaation der Untergerichte kann noch Streit seyn.
nee, wOrde nach torgfllltigerBcobachmng derG^ricbtaverfaasung
^erachiedener I^Hnder aU die aweckmSritgtte Einrichtung di^ie*
nige erkennen, nach wekher d,ie Aemter oder Landjger ich te.in ib«
rar Competen« mehr d^n fransdaiacben Friedenagertcfaten gleich«
featellt n^d nur bu |:4Qkatpoli8eiate)]en , eu Unterauchungabe«
dttien i<i der Torunteraiicbungi und an Civtlrichtern in Ge*
gefittünden wie aie etwa nn die frana. Friedenagerichte eebö«*
ren , gemacht» und wenn die ordentlichen Froeeaae an- die Kreta«
gericbte gewi^«<?n worden, -t- Der Verf. (S. 21) macht auf*
merkaain, dafi in Frankiei^h d^r BegtilF atreitiger Juatiii Tief
}ye#cbrfinkter iat» alt in Deutacbland, da die fransöa. Gerichte,
nur nitcb «cbon in«truirten Froseaaen in der Aüdiena die An«
wUlde SU hören» und da« Urtbeil au filllep bähen; der Veri^
(S« 26) wirnt $hew ypr dem Vorurtb^ile» nach welchem mllo
glaubt I 4d(a die geringere GeachSftalaat der ft'^oitöaischen Ge»
richte und dafa die geringere Anaahl der mit der luatia !>••
»chäfti^ten Bean^ten auf B^echnung der OeJFentlicbkeit und
Iblündlicbkeit au aet^n nej^ mit Re^t adireibt: der Verf. die
•r«te Erscheinung der franaöai^chen Gericbtarerfaaaung nu»
jind ))eqierkt in Ansehung der a weisen, daft man nicht die
grofse Maate d^r in Frankreich aufaer den QericbtcHlen atnti*
r^nd^n Feraonen vergea^en dürfet welchen dieGeacbUFte Aber«
trage» siiid. Per Verf. hringt l|ier diö 3$3 Hypotbekenbo*
wahrer I 6990 Notarien 1 1 3847 Anw9l4^, 8000 Huiaaiera in
Anachlag. -p-' Dieaiat allerdinga nicht »u iKugnent die deut-
schen Juristen könden ^ber ^awegen kc^inen Voraug ihrer
Oericjbtiverfaaaung g^tend machen. w«il sich bricht in Abrede
stellen Ufitv 4»fl wrch die Befrnung der fransöaiici^n Ce«
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ficiftft riin fremdartigen Gefcbjlften-dieJUBtiaal« die Ifeii^
^icfae emcbeinert \jin4 die' deA GeUt erdrückende, get^r<ot«il
GesciiAftume^bantflinus herbeiführende Ueheretlung oder dtii
bei den deiitscben Aemtern so oft angetroffene Aiisicbt, wel«
t^e die Jii»tiis als eine Nebenaache betrachtet , indem doch vota v
*Atntattrtheite werde äppelUrt werden , am besten vörmiedeti
werden kann, Wfnn man übrigens die Zahl der in deutscheu
Xiändern mit gleicher Beird(keriing wie sie F^ailkreicfi hat, mit
gerichtlichen GeaohSft«n heauftragte Personen vergleicht', in>^
besondere das Korps von Obersöbrei bei n, Assessoren, Actua«
rien, Sekretarien, Verwahern, Notarien, Procurator^in, Thei:«
lungscommissarieny »o^ ist gewiii, wenn man auf die Zaiil
^tehty das Heer der deutschen Juristen leicht im Stande, das
gegenüberstehende franaOstsche &u bestegeri. — ^ Als «^ineh^
-Voraug französ/ Verfaß«' ng (S. 30 — 36) erkennt der Verf;
die Gleicfafbrmigkeit der Gerichtsveriassung und den Sata> an^
dafs jeder Unterthan ohne Rücksicht auf Stand oder, Wohn*
pr^für dieselbe Sache immer die nSitiliche Form der Gerichts«
Verwaltung findet. In denr Kapitel (IV. S. 36) ühef di« Frie«
densgerichte hemerkt der VeriV diu Ungleichheit der AiJsdeh«
)nung der.Cantone (deren Grund in natürlicben, Einrichtungen
liegt, wen;i man a« B. die nahe eusammenwohnende i^roise
Bevölkerung »in ebenen fruchtbaren Gegenden und die In Ge*
hirgsgegenden ser^treut wphncfnden Familien berücksichtigt)«
Unter dieien Friedenarichtern finden aich aehr viele Persaneitt
phne alle jfuristischa Bildung (S« 39)« dies ist richtig; allein
Huch bi^r nau(s wieder der £infiufs der Revolution, während
l^elchar man nicht unter grofser Zah} von Juristen ausw^hp
}eo konnte, nicht r^rgessen werden ; 'man terkennt dies aelfo^
fn Fr^inkreipb» und fucht allm^hlig immer ipebr dieae lieber» '
}»leibsei der Revolution eu verdrängen. Der firanzda* Frie«*
denaricbter ist tbl^M* Yi'riiiittler, $o da£
bei Gericht pbne vprausgiahenden Verm
Frt^d<»iiaric)itera angenommen wird» tbeils
^Crafricht^r über PoHaeiübertr^ungen > U
riehtlichefi FoUs«!« theiU eur Aufübung
freiwilliger Gerif^t^barlieit. IJer Verf. (» ^
CfU|)didi?e dea friedeniri^terlichey^ Amtes die gerfcbtKche
IPaUeei und die poli^ailiclj« Strafgewalt u n vereinbar i der fran«*
Friedensrichter ^Q^te ei« yrieqen|»tifter, und Ver^Abmifiga«
])ei|iqter aeyn; ei^e Qevv^lt ^her^ die Furcht, Schöu und M"*'^
« Irauen erv^epkt/ aoU dieaei^i JEwed^e wi«deraprephend ^seyn;
iienonderil nuchtheUig <re|ffe aic}i in der Erfahrung diia W«**
H^gcdfbQtt frivd^nffgerioftrii^b^ C^»i|i0fen«| wenh m^fi dit
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ihillitttt ^i^lgtam«!). Forjemngen prwääi^f d^-49» Getets te.
dt« Fäbi^eiteii des Fri^ddosricbter« mmmt( d«r, Piriedttnftrid»«
t«jB »«»ll ohne Hücl»icht Ai^f gewi$$9. Summen alle KUg«acli«ft
Ober Schaden an Fel4^n und ^rft^Aten«/ dW pOMetstu^clMifr
Sflct^en entscheiden y ungeocbtt^t m dljEft^Nf (^genttftnden o£t
ntebt gewdfanJicb«^ ilec^b^t kennt nitiir gj^drtefr« Aec. gkndbri
dafe die i'ranx» frieden^richterHcbe G>aeipeten» do^ vert^eidigc
werden Jti^niie^v wenn titan ntir nicht \ar» d^nPeklai^attoneii
4ind aanguim&cfaen Hoünungen £eathaken : Will , - welche^ dt«
Medner in den ersten HerplutionftBeitefli inBeeiig. au f^rleden^
gerichte aufipracben, wenn man vildatehr daa iitatitttt in aei^
Her .Forthilduiig und in aetiiem. Zuaamioenbatig« mit der gau^
«en iranaös. GeHcbtsorg^itatton au^fst und die MäiigeJ^ 4ie
oian ao einEelnei^ unwürdigen Frieilensrichleru findet, uicht
auf Aodfnuiigdef Instituts überhaupt setzt. .^ Diei FriedeW-
^ertcbfee tsind nothwendig, liin die Nach tbeile-«u Veruleid4|^
4uid den' Zwischen raufn auszufüllen, Weicher- du irch die. gfo^
•aen. Beurksgerichte (deren Einrleblung SM« "dem Prineip ^er
Cöllegialitätr folgt) z^wisciien den hliliVheHürÄigeh Bürgen»' und
^ ihrem it^rdentKcbe« Gerichte bleibt (s. aucb Archiv für civili»-
. «tisch« Praxis VII Band S. S97); daher muXs. die Entscbeidung
Van Gegenständen I bei Welchen wegediQofabr, der Selb stbülfe
«in Frovisoifium getroifeh werden muTs-i odtr wo den mit den
yerbäSthissen der Land wirthschaft Verttat^te durch einfaebea
Abgensdiein ieiöht entscbeldeh kann^y solchen Grericbteiii,' dil^
den: Fartbeien ndhtsinl, überlassen werden.; kommen ^W^^
dock seltener ist^ schwierige Kecittsocintröveraen vor> so kanj^
durch Appellation nocb immi?r naebgebolfen werden* Da«
Vermittruilgsamt r de« ;Friedfensrfcht«ra i&t nliihf die. Haupl^
«ac^e, nnd' ist der^Friedansrichter nur sonst *ein dur^ Reiiv
lieit des GharecterJB, durdai.VV^obl wollen und Kenntnisse aüsl»
g9ieicbn<9ter Mann, ao\wii:d es ib«n/ni(;ht :schwer werden,
cinegrofse^'Zahl.Ton Frozeasen^ wirkjlich im Keime zu erstik*.
ken, und wobltb^ig z^ii wirken. Für die -Entstbeidung der
Folizeiübertretungen 9 die in JSfO gtöfiser Zaiil vor kommen,, i^
et gewifs am besten g^gnet, wenn; mar^ nicht mit grafaee
JCpsten wieder neue ft^aalte an stell ei^^^ill ; seine Tb^tigkek
als Beamter der gericbrlicben Foli^Bei &*ebt nicht der Ajchtung,
die de» FriedensFicbter bei dem Volke geniefsen isoll ^ ii|^
W^e, wenn ertnura^tin Amt uppai^tbeiistb nnd lei^enacbäfb-
los verwaltet. IVJs^g er auch für dje Verbrecher und ,geiabr*»
}icben l^ndiv:iduen iBiii JVIann de,»» Schreckena seyn, ae wei^den
deawegen, die äbrig^n Bürger, nicht ;-mit gmngem V«§ir«?reuen
tidi ihm nähet n. -r- Her Verf, föhrt (Ä 49) di^ Ar«. 14. des
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Goie.ie proced.« tjacb welchem j#4e an sieb sur frieitensg«»
cicfatllGhen Cqnipetens geeignete Sadur» iobald die dte £nt«^
e^keidung det Stmits^sum Grande liegende Urkunde nicfat an*
Erkannt odet falech angefochten wird ^ an das ordentliob'e G«^
rieht gewieten werden fot), als Beweis |i»f wie «wenig dasi '
Gesetsbuch selbes den Frieden sridhtern sutraae; allein went»'
laan -d6n Sats in seinem Zusammenhange mit Art. 4i7 deir
Code de proc« und mit der jurisprüdence auffafst, wen« miiii^
erwSgt, dafs wenn der Friedensrichter deswegen doch in <)er
Sache sprechen kann und den Partheien überläfst, die Be»
bauptung de» Falsums.bei dem Trthunde weiter au^ verfallen,
dafs auch y wenn' das Trihnnal über die Frage «^ her das Fal-;
aum entscheidet^ doch das Urtheil über die. Hauptsache wie*
deren das Friedensgericht verweiset (Carre traite et questiobS
tom. I. p. 21)9 so dürfte doch die Sache eine andere Ansicht'
gewinnen *). -r- Der Verf. schildert nun (S. SO) den Zustand
dtts^ Verinittlungswesens der Friedensgerichte , bemerkt 5. 54.
dafs es jetzt an den meisten Orten, an welchen Beziiksge«.
richte sind^ herrschende Praxis ist, dafs der Kläger seinen
schon angedungenen avoue in dem Vergleicfastermine erscfaei«
iH^n läfst ; die Ausdehnung, in welcher dieSer Sats hier behaup« '
tet ist y wird nun freilich von der Erfahrung, soviel sich Kee« *
erknndigt hat, nicht überall bestätigt; aber alles, ^as^der Verf«
sonst gegen das Vermittlungsamt sagt, ist leider völlige w^r^
und schon die Redakteurs des Code deproc« von Geneve p, 33 iu
der Stelle , die in der Schrift des Recens. : der deutsche Prozefs,
I Heft S«, abgedruckt ist, haben sich gegen diese franzds.-
Einrichtung trefflich erklärt. Als die regeTtnäfsigan Geriete
erster Instanz erscheinen ciie Bezirk sgeri chte {S. ßi\ sie
sind (nach der Ausdehnung des Bezirks) sehr verschieden be«
setzt; die Oeschäftslast ist durchaus nicht gröfs, und' s^lteii
bdrt man von Bückständen, die im deutschen Sinne^ in ^o*
fern man von unerledigten Akten sprechen will , freiJich gar
nicht vorkommen kOnnen; mit Recht bemerkt der Verf., dafs *
die Lreicbtigkeiti mit welcher die fransds. Bezirk^geirtchte
^y Ueberhaupt darf denjenigen , welehe das fransösiiehe friedenSge«
riohtliche Verfahren kennen lecnen wollen , das^Werk von B^ely
recneil geiieral et raison^ de la jnrispri^deuoe et des attributious
des jnstices de paiz^ de France, Paris idi9* S^yoLy empfohlea
werden. Hr. v. Fenerbach, der S* 49 die franz. S^rifba übet
F^e^jSnsgerichte anfnbri , neuat dies Bucli nicht« ^ . #
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wit ibr^li Geu^iftifi fett% wtf4eii| tfi dbr BkelceiiHlg..
Getchiftetl det fti»iMHigen GerichttbafUtil uiid üt d«r mt^tt«^
dehnten Competent dei: Frie4«n«gei'fttble ikrea Grtond .imtf
•« darf^bet' dcM^tl iücb^ wl« lUceiis« ekttbl)» d«Nr Mdo^db^
.keit in so fi»iii die Ursache der GeechMn^rerein&cbung suM»
•diriebett Werden» als die Oerkbia i^it den Handlungen 4#e
^ovbereitenden Verfabrens und def ttutl-uktiön eben to wmff
alt mh den V^rbaudlungen in def £iceeationAiiMitana b<^^«tt
aind» Wetin man iilt anfftbren bölrt^ daXii die franadfiacbeil^
Tribunalricbter^ die.bloi iii den Sitiunge^ Auaufadreii hal>e%
ao Wenifi beecb&ftist iind^ io muU docb ftucb erwogen .w^r^
den, daft audi anuet der TbeiiiUbnje mencbe Geediiifte den»
Richter oblieget« Derjenige 4 welcher Ini^tructionaricbijteff
iat, bat ohnebin genug tu tbuni aber üu^ die Üebrigen sind
binreidMnd beichlftigt 1 . da sie die HedaJuion der Urtheile au
besorgen haben 4 da ihrien Cammisiioni^n Wegeti Zeugenv^:^
Atmung I Augenschein und a, au^etragen werden V da aieia
der Bathskammer in . Sttsisactitn | und in den corfedtioneHea
Sitsungen tu uttbeüen haben« Wenn der Yerfi S4 68 be-
merkt,, dafs man so viele Klagen tiber die Verwaltung der Ji|*
atis der BeMirltsgetiehte hdre» wenn er anfährt, dafs in Franfc*
reich MSnner von auSgeseichneteo Talenten und Kenntni^eQ ,
sich in der Regelnicht dem Aichteraifit« widoEuen 9 so nmfs
die^e Behauptung doeh Wohl mit Beschrllnkung. 4ingenomm«)^
werden^ und wenn es auch wahr ist| dafs die ]LiSu{babn aU
Richter nicht so einträglich als der Advokatenstand .ist.» sa
.findet matt doch Überall und oft mehr in kleinenStftdten hdelist-
talentvolle und gebildete Besirksricfat^r^ die ihre Neieungniet
«um Adtrokatenstande* sog » oder ebenen die Natur die Oabsf
der Kede nicht so te^scbwendefiseb gab. Dafs diö fraüads«
Bf <irkSf icbtef s^^ecbt^ besoldet sind. ( ofr katfmrl^OO <Juld«B
hahen) tst richtige dafs man oft Aber die schlechte Justiz kl»«,
gen bdrt| köiümt vörafigltch bei Betii-ksgencbten vor^ bej
lireltben noch ÜeberfeSte aus der Hetolution oder vormalig«
OfEaiere frtsideliten^ und iHichterstellen bekleiden. Üetfto
Jblos persOdilicbe Klagen bis auf Betrag von 1(KK> Fi*anks er«»
jebinem die Bezirksgerichte in letater Instanäi; so Froeefji veru
«»rnwnd dies ist^ »6 ungerecht ist doch diese B^stimmulig
(S, 76)' Die Awella^tionsbdfe (S. 77) »ind theil# die höchsneif
Instantgericfateiür Ci^ilsacben^ tbeils Appeliationsgs^ricbt^ ii^
i^tithtpöViteitälUu i tbeils Anklagsktfmmern » in $0 fetM Sie
an die Stdle der ehemaliken Jury d*accusefion. treten. ^ Der
Verf. (S* $0) bemerkt < dafs diese AppellatiOnsgeticfaief >iel
weniger eis deutsche Oberg^ticbCe blscUlftigt aiAd# uttiiei
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Gvuiiillicgt wieder in der geringjerett 2i^hl der FSlle, welch«
H« <hi# yAppeUationfgericbt koaim^^n ; an sjlch giebt et echoii
ireniger ¥rot9i$e^ al« in DeuUcbland« da eine Reibe Ton
llechtaverhäUnitsen s« B. Zeb^nden^ Frolinen^ Retrakt in
Frankreich nicht mehr vorjtommen j nach ist der franaöfiscb«
Appellatioasbdf nicht wie der deutsche ^ die erste Instana fQr
sille Frivilegirten. In der Oeffentlicbkett i^4 Mündlichkeit
will der yert^ den Orund der Vereinfachung nicht finden |
denn in Franhteicb oiüfsten die Richter länger in der Audiens
attsen undbdren^ währeiid sie in Deutschland schreibend ats
Uauae aitseu} allein e« scheint dem i^ec,., dab der Mündlicb«
Jkeit doch nicht der Einflufs abgesprochen werden kann; er^i
w^gt nian, dals vor dem ^eutscnen Obecgerichte die Instritc« •
tioHshshndluneen vorgehen ^ dafs Ober die Mittheilungsdekrete
an manchen Orten über die Erkennung der Appellationspro«
sesse und dann erst über die Hauptsache referirt werden mufs^ ^
erwSgt man ^ dafs in Deutschland die Richter su Hause sich
vorbereiten^ ihre, Relationen ausarbeiten , und iü der Sitaung.
daa Selbsj^escbriebene vorlesen und fremde Relationen anhö*
ren müssen, so ist doch wohl in der Mündlichkeit der Grund
der geringeren Geschäftslast 2u suchen, und dals dadurch'Viel
vfär die Gründlichkeit der Urt heile gewönnen wird. Weil die
{ran«us, Richter mehr Mufse haben (Rec will nicht sa^en^
dafs sie diese Mufse immer gut anwenden) und nicht von dem
achlimmep Nummernfieber mancher deutschen Gericht«« befal«
}en, auch nicht durch die Geschäftslast geistig niedergedrückt
werden, bedarf keines Beweises« Uebrigens haben die fran«
adsischen Appellationsräthe allerdings Geschäfte genug, wie^
dies schon au vor in Ansehung der Tribunalsri^b^^r angedeutet
wurde. Die UrtheilsreJaktion ist ein Häuptgespbäft^ der Ap-
pellatio^sräthe. Das GeschäftsverbäUnifs des Kassationshofea
ist im Kap, VII geschildert, und. trefflich aufgefafst, nur Ltättei
(S, 101 — 103) bei def Angabe der Gründe der Cassation dio
classiscbe Abhandlung Ton Sire^ in der dissertation pr^imi««
naire seines Code de pro^^dure annote benutxt werden sbllen«
Dafs der Kassationshof die Übrigen Gerichte durch seine Ar^ '
tSu nicht verpflichten kann, dals daher das Gericht, an wel^ '
^es die Siehe aur neuen Aburtheilung gewiesen wird, eben#
$a wie das vorige Gerjcht , desseta Ürtbeil (lassirt wurde, ur«
theilen kann ^ dafs also dann neue» Cassation gesucht werden
darf (S«' J04)t ist richtig, ebenso, als dafs es zuletat au einet *
authentischen ErklSrnog komitien mufs} allein mit. dem Lraby«,
rinthe (von welchem der Verf, S. 106 spf icht^ sieht es doch nicht
So schlimm aus ; Schon überhiiupt sind die Fälle der bebarrlicheii
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528 #«ueibieh fib* ÖvffeAÜk n, BCdlk. d'. Qetmi&ügk.M. B^lt.
, [Wide/setzuns der t|titeren G^rtchtsbdfe^gegen die AfiiNitnildie
ähs Kassationsbofeft'eine grofse Sdtenheiti und es muM eiira
ftcftir wiclitige R^chtscontroverse da teyiiV bk der Fall eintritt;
fibrigens ist er nicht zu vermeiden ^ Wenn man nicht die Aus«
«prüche' des Ka^sationshofes als absolut verbindlich 'Erklären
will; geschähe aber dies, so würde, die Recbtsbildung znoi
Stillstand verurtheilt seyn, wäbreiid nach der jetzigen Ein-
^ richtung der Kassationshof, wenn er weiseurid gerechte Aus«
Sprüche, gi^bt, den geistigen Zw^ng auf die Gerichte ausflbt
' und die rärtheien ebenso aU die Advokatc^h und Richter nach
der jurispr/uderiCe de» Kässatiohshofeä fragen^' ohne dafs der
Kassatiot}sbof gebindert ist , besseren Ueberzeugungen Aauita
itu geben uiid später aridere von der bisherigen abweichende
änzunehnieny daher wenn mäti die arr^ts des Kas^ationsbo£es
Vor 18129 und die spätere Jurisprudence studir't^ allerdings
öh eine VefSchiedenheit der Ansiebten sich findet) die Cassa^
tion dans l'inter^t de la loi (Meyer esprit origine et progres
^ des institutions judiciaires vol. VI, p. 188 hit ihr e'ine gcist-
. reiche Lobrede gehalten) hätte eine gröfsere Erörterung vcr-
' dient. -^ Die frahzös. Juristen beUaiipten , dafs tnan nur swei
Instanzen in Frankr<*ich habe; der' Verf. (S. 110) hält diesen
Satz för unwahr, er soll nichts Weiter bedeuten, als dafs man
sich g^en dasselbe ErkeVintnifs der Appellatiion nur einmal
Bedienen köqne; de^n det fVanzös, Prozefs J^ann ja auch die
requ^te civile und das Kassationsge^üch und da die'ltassätioö
mehrereniale gesucht werden kann , so fehlt es f .Wie der Verf«
zeigt ^ nicht an Mitteln , den Prozefs durch höltere Jnstapzen
In die Länge zu ziehen.' Allein Kec, hält den Satz : il n'j fl
^ue deux degr^s de jurisdi'ction «iit der .Uebersetzungf e«
"*, giebt nur zwei Instänzeni wirklich für gegründet j die requßte
civile (viel weiter gehend als die deutsche restitutio in inte«
' gr um) kämmt selten zur Anwendung, iirid ist so schwierig in
der Begründung, dafs* man sich wohl besinnt ^ ehe man «e
Anwendet; die von den drei Advofcatei;; zu unterzeichnende
Consultation , welche die yecjuöte civile gut heifsen,. ist nicht
teicht zu' haben; und ohne dieselbe wird dies (jeiuch nicht
'Ähg'enbmmeii;. auch hat wieder die röquöte (die auch keine De*
Vblutivkraft'bat) noch die Gassation suspensive Kraft, so dafr 4
die Vollstreckung ies Urtheils nicht gehindert wifd«
{Fortsetzung folgt»}
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Qbogle
Jahrbüclier der Literätutii
i^euerbac^J ^W 0efl[<^atli^Qhtiheit und; Mün4^eliif.ejlfc
-^ "Ddaucli irt CivilWthfen, efce"dfö'€astfaHdh viri/kntb In dW
*SitzLitig von den Palt btitii plücJirt ^werdeH kann, daS Gesuch
ziOü^st an die .i^ctlcjil des rei|üet^4 Icöaiöit, Vtreldhfe ftbei* die
'2^uläs5lgkeit der 'Kas^atioh eiit^cti^ide''t^ und in d^n. m^ilBteh
Tätlen schon' im Kfeiiiie .die KassytioH^verhandlur/g*, tr^nn dai(
Geiucli grundlos* bder ciiicrfnöuS scfhfiilt, abschiieidet, So' ist
die Gefahr nicht so g
hv casfsift, nicht' äiil
Recht j zusagen di
fier höheieil In^tari^ ,
Idas Recht haberi mfif
üitd Vdn allen uVipar
ۊ, dafs die Entschei
und der Hof im Rüc
^i/n liegt in der Öhfei
Sri'Ätrafrechtlrcheh Yli
Kassatldnfert nkh t z'ü i
die Kassation nicht £
"autii m Civilsachell
"ijeutschen Ob^^efrcl
"iifet den von defrfran
der Kässatiolishof da
Praxis bev^irfcen^ V
Tm^ tarnen ]V>\\Y'
^eyfehja doch nfefet^
gtOAde de^Kasi^(itiönj
'^iö Rfec. glaubt; ä
'Rechtsfrag<*n' ah 'dl6
ÄÜch 'forrmeH^die AuS
XViU. Jahrfr 6. Heff/ M^
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den» sie doch ouiterldl den grdCiten Einfluft autOben» nmi
das Schwanken iitxic^n Entackeidutigen def OepichubOfe swar
nicht aufheben 9 aber doch bedeuteud rermindern« Jeder Ad«
vokat^ ehe er eineOiutefibenHinaiti fragt« welche Anticht^
J[^r«<«PMtM>ii«^of.ü|er dif Atditatra^e k|iVsl»Bt birfi^tt^jtP
der Staattprokurator ii; aeinen Ixincluflionen macht auf die ar«
r^ti dea Kasaationabofei aufmerksam, und so ist bei einer
grolsen 'ZäCTron Cbntroreraen , dber deren Entachefduiiglnoch
Tor swölf Jahren die Schriftsteller und die Gerichtabd£»
achmokten , durch die cqnatanten AusaprQ^e des Kassation««
bima i^hiW OleicblSrmigkeit der Entadi^dfungen eiii^cMfart
worden. J^ üfuptattkM VHI TÖn 4fr>in9treiliEinrichtiuig
der franaös. Gerichte schildert der Verf. rS. 121) die Wichtig-
keit der Huissiers u«^ (S^ ^22) jißV Qretfiers; mit Recht ist
bemerkt, dafa wir in Deutschland gar keine Ihnliche Stellen
^lachweiaen können. Die Seele eines firanada«^ Tribumda ist
der Träsident (±26), t)er Verf. bemerkt| dafs häufig in den
.Sitaiingen nach geschlossenen Verhandlangen bei der aoge«
^anntc^nBeratbung bloa der Präsident au den Kichtern aprtclity
,dfs iÜrtheil vorschlägt und die Richter nur durch Kopniicken
^er Meinung beitreten. Dieser Funkt hätte noch mehr her^
^^oi'&ehoben werden sollen | es ist dies eine ziemlich allgemein
^in Frankreich vorkommende Klage , dafs die Presidenten ein
^fO^^groCsea Uebergewicht über die Richter ausüben ^ undnidit
^Itpn sifb beleidigt finden f wenn einer der Ricbter eine ab-
^weif^f nde Meinung aufst^len wilL pa gewöhnlich die Be-
oratt^t^^ nur im Audienzsaale 4 jedoch fieheim und nur dnrcb
^)eif^a Sesprec^en und in die Obren nfistem gescfaiebt, §a
.^ferqen, durch diese schlimme Sitte die grüodlicnen Delibera^
jl^ffnen gehindert 9 der Richter^ welcher, eine abweichende An«
jsic^t vortragen möchte^ aber sie in Gegenwart dea Volks durch
leises Besprechen dem Präsidenten ins Öhr 0daterii sollt. un«
:,M;rläXBt lieber die' Aeufserung, der dritte Aichtfrr ha^ kaunr.dMr
^ina pfir des Fräsicjenten geflüsterte Meinung dea «w^i^en J^pU
^l^gen. gehörig verstanden^ und so siegt leider «u oft die iVlet«
jjRtjune des Präsidenten, Auch verdient noch ein anderer Ufh^^
jatand Tadelf nämlicb dafs. die oft ungeduldigen PräsidfntiBn
^fiine ßo ^rofs« Willkübir über den SchTuifa der Ver^amt|(ingefi
«i^usüb^ Können, Sehr öfc bat Rec« schon selbat aiicb j^bfi»
.|&eugtt dafs der Präsident^ wenn, der AdVjoJkat sprach f .uiige«
ifüldig auf dem Stuhle herumrücktef odet dem Advoli;aten;ftu*
jfief, dafs dies AUes. schon, vorgekomoien o^r, dafs ea ^i^t
ji:^evantseyf oder dais der Präsident^ wenn ^iffie 2 AA^^^kattp
^geapjocben' halten, die IHaidairie für geacblossen /ttjkXktUt
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^ftd' dem Bndifefi iMvtikntäni 4^ vieÜeicfai hocti wichtige
ftkeifche Aufklätangen bStte geberi kötitien, das O^bdr ver-
sagte; — Nach eiber "Schilderung de&' Gescbafttfkr^lset der
Hegierungsbeblirde (mifilst^e pnblit) S; i3l — 5i beilierkt der
-Verf* S. i36i daA dadurch ^^ dafi d^f StäaUanM^ald auch alit
Fitkai tUireilefi auftritt «, B. vii'eriri der König we^^rt Kron-
•ddmUtiibn öd<^r d%r dtilliste Farthei i§t^ ein Widerstreit der
^hteteaaen entitehen müsse ^ iridenf der Staat^prökurf^tor zu-
Sleich als Organ deä Geletsei plädireii^ und doch aU Advokat
ea Kdnigi aprecben ikStt^ Dfes rist richtige alleiri die Gerichte
Wiaa«« dann ieht &ui die beideh (^ualitäteii der Staati^b^hörde
tu tretihen^ iiad bet^aöhten d^n ^taatsproku^dtot,' y^bhtl er
tut dei§ Fiscns plädirt ^ nicht andari aU einen andeVii Advoka«
<een. Der Vei-f; bilHgt das der Staat^befadrde anvertraute Amt
,der öWrirt^h Stai^auBicht über dieGeHchte f^Si l38) Ktfid mit
Hecht vrarnt <$r voi' der Ansicht^ deh Sta^t8|)rokufator ali eiheti
'Staataapion zu betrachifrn; yöräüjglich hkttebie^h6cbb^inerkt
^«rden tollen , wie wohlthätlg xhe Staatübehöide mit ihrer
Aufsicht über Ndtäfkft, Iluiisi6r#^ Advokateri ti; tf. wirkt;
\-Hat irgend ein Untärtfaan gegen Veraögeruhgeijl, NaChlafsig«
*^fceit öder Fflichlv^M^igkeiten eirTeS Beanitenf sich zfii besfcbwa«'
■tep i ao fitidet er an der Stafatsbehcl^de ^inen natürliöhei^ Ver«
-ttetery und A^Ibst attf Oeiü^ht scbfeiketdi^ Staatsbähdrde ein;
irdgt die* Unreg^lmäfiiigkeiteit un4 ist daher einö von jiiden^
«B^mten; der garne e^edifeii möchte ,' gefürchtete Personl.
-Auch i«t der StaatsprökSt^tor dei Tribunal* derjenige 9* wel«
^dh^i ifuf allö Anfragen dei^Fil-i^en^rtchter uiifd anderer BeamtanI
'entfcheidet^ und so iifafnöben ÄegeJwtdrigkeiteh vorbeiigt; —
D^V^rf. »ufeört «i^b (S. 140^1457 itacbdrtfcklicb gegen die
'A'n^itbt,* dafäi di^ Staat«^behdrde das Organ ^ies Gesetze |i' tfeyii
-^oU; e^ meint^' di^fo der Richter dies Orgarh seynriiüs^e, dajj^
^keil^' Grund dn äey, warum der Staatsanwalt mit ieitiet Ein«
-i|t^l-Meitii>ng d^mfticbtei^eonegidni gegenüber StebeA soll,^ däti
•«uch dadurch vief Zeit^rlusc entstehe, ^ weit di^ Akten der
-Änwäd^ er^t vonf der ^taatibehcrrdö studirt werden tÄhtüeti;
-Ü^d dafir auch die Fälle dei Art, 83 Code de p^oC ; nach v^el-
'Chenf' der ^Staatsbehörde bei gewkär^n Pröcesiert gehört Verden!
'i^ttfs^^f auf kernei^ ^n^q^uent durtbgef{|farteifi Aufsicht b^i^uhe^
*.ii-' OBenhüt bittet die Ansicht von d^r Staatsbehörde als Ör-
«^ai^ der O^^ötses mit d^m Ca'ssationäböfe ius^amifierr; inii' Ih-
tet^sie des Qeieizeii kann* der S^taatsprokufatof Kasfsatiorn' et*
*^gi<e*ferr, und ^ Wi* ei^ nach gefSlltem Ürtbdif dai Gesetz* ver-
t tritt, so kann er erf nach französischer Ansicht vorbeugend;
^^*d^m ei^ di:e Rich^e^ Warnt t^nd die Foi^deruhgeii des Gesetzei^
34 ^
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53« Tm^h^9tuOtmmrk.n^UiSk^h:S^^ '
hervorbellt. Da 4er Suafsin^ak ulit deiw iurUpuikiice 4e«
Kaffationsliofes geoeu vertratrt 9ejn[*Q\\f'90 Iftitt tickaitkl
verkennen ^ diff die GrUncUichlEeit der Urtheile darcb g%it g*»
stellte Conclusions der Staatabebdrde- «ehr befördert mrdL
Der Zeitverlust itt ührigene nicht' gr^a, da in der R^el «O*
gleich nach den geachlossenen Dehatarder &aattprokur»«or
aeine Bemerkungen machte und die Anordnung etnea arbiift*
liehen Verfahrens hei dvn fraDzÖ*» Gerichten su den Selten«
heiten eehOrt. (Ueher die Art^ wie tlbrigeaa die fransda»
Fraxia den Art« 83~ai) wendet» siebe a;ut >Cai:ir^, .trait^ et .^u#»
ationt tom. I: p. 160^166> Dafs die fiskaliacfae £igeiiadkaft
der Staatsbehörde nicht passend ihr sufcömmt 4 ist richtig (S.
147> geaeigt; ebenso ^ da£i die Funktion einea Öffentlicben
Auldlluera (S. 147) aus der Idee des StaataanWalu hervorgehe^
und mit dem Wesen öffentlicher Hecht^flege in Verbindung
-steht ^ und nur die ausgedehnte Gewalt 4 welche die fran«da»
Staatsbehörde bat» tadelt der Verf. S« 148. Rec findet die
Haiiptgebrechen des frans^ös* Instituts.» tdaa entschieden £m*
pfehhing verdient, und voraüglich ati€&; sur Erhaltung der
.Reinheit der Justiz und sur Befreiung derGeridite vom fremd-
artigen Geschäften diente datin, diils de^^Staatsbebörde tbeila
so viele Befugnisse^ die nur dem unpartheiischen Unteraucbunga-
richter sustehen sollten ^ eingerfiumt sind» theila dafa sie^bi^P«
all ihr Uebergewicht als Beamter geltend; macht^ und dadturch
das Verhältnifs der Waffen des Angriffs und der Veribeidi-
gung gestört wird« Die b^te Schrift über den Zusammeii*
hang der öffentlichen Anklage mit dem. Institute der Staatabe«
börde ist von Robillard Considerationa snr rinstitution da
ministre public dans le Systeme de raeeoaation judiciaire.
Paris. 1821. Bei der Darstellung des Notariate (unter dfn
irom Verf. S« 149 angf führten Sdoriften isttdfea Werk, w^
ches offenbar da^ beste über das Notaviat ist, dictionaire du
notariat par une societelV. VoK Paris 1822*-^ 24« nicht an«
geführt) bemerbt^der Verf. S^ 151 ^ daXs noch immer inFrjaok»
reich das Notariat als Privateigenthum betrachtet werde^ in«
dem ein Notar zum Vortbeile eines jeden,« welcher dic|.gi^
setzliche Eigenschaft besitzt, darunter unter Xiebenden ^finrlH«
gen kann« xlec. mufs jedoch bemerken, da£i dieser MÜsbri^v^
erst seit einigen Jahren in Frankreich allgemeiner Wirdt und
früher nur in Paris, jedocb nie von d«r ilegierung gehiUi^
sondern nur Ausnahmsweise geduldet^ vorkam« 0er Ver£
. S. 154 gesteht, dafs die Notarien im Ganzen einen gea^^^en
Stand bilden^ dafs aber auch viele MifsbrSucbe vorkfttyi^,
dafs das Gesetz oft i(mgangen werde und die Notarien hUfUa^
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iSr' AJbt all Friiraflfpeimlation«n''k«tliittt9nV' G^WitSi Wfttd#
itiaii:MwOftsöbt kiib^iiy daTf^dep^y^rt tittittiiRdUGher tidiiiibetf
datfrLnsÖft. Notariat gi»{la£iert liäet«f di^ Mehrssafal- der'^kit«
rfckttn JtirUten hat :¥oitt Notariat itodh^ütcrit ^ie^ ficfatige Vor«^
^tAlnn^, und 'sahbti di^^gow6h^ith4¥Aii^9 Ober <}ie ui^geheue*
retiiNotariatagebOhren kt ung«gräiidift«' Freilich massen die'
Contrahenten dem Notar grolke Geldiüiiinien einbändigen^ bU ^
lein.nar ein sehr kkMi#rTbeil gefaxt dem Notar ^ und die ei*
ganilichd Sunii»e4ftüHp^da^ ej^regivtrement^ da» der Notar su
•fhäben hat. Hierin Iieigt ein Hfiiuy^übeUtai^cl ; der Notar mufs
ieitieActe binnen lO Tagen ei:iiregTStt<iven laeten und die sehr
hohen Gebühren dafür besah len^ weil daa bureau d'enregiatre«
Hient aioh nur an deli N^ar hält, ' DaÜureh werd^h dieNotare '
genötbiget» aeht beHeutende VorsehO«se für die Fartheien zw ■
machen > weil die Uniter thanen aelten sogleich bei der Auf«
nahnfie des Actes soviel baar es Geld-^ habeq f das enregistrement
besahlen su kdnneh; daher begreift 'man auch leicht , däts der
Notar 9 der vielleicht ein Juhr lang auf die Beaahlung der den
r.artheien vorgeschossenen enregistrements - Gebühren warten
mufs, dazu kömmt von den Vorschüssen Zinsen zu ,n*ehmen.
Das ganse Notariat würdo selbstständiger gestellt werden
können und im Vertrauen des Volkes gewinnen, wenn die
bureaux d'enregistrement ihre Gebühren selbst b^itreiben
müfsten. Ein anderer Uebelstand, der dem franz. Noiariatt
schadet I liegt in dem VerhUltnifit der Frirataqte. ^Ein wahres
He#r von Winkelagenten, Schulmeister, Greffietü^ reti-
tirirte .Offiziere u. a, bildet die eigentlichen Not^rien, oh«d
den Namen zu führen. Der Staat, wi^lcher ein Interesse hat,
die sehr iftliche Abfassung gewisser Rechtsgeschäfte unter öf-
fentlichem Ansehen zu begünstigen, wagt nicht aus der Rück-
sicht, um die Freiheit der Bürger nicht zu stören, die Vor»^
achrfft^» dafs gewisse Verträge nur von Notarien geschlos-
sen werden sollen, bestimmt zu erlassen, er rechnet darauf,
dafs die Partheien selbst ihre Verträge auffassen Würden;
allein in dem kleinsten Dorfs findet sich ein solcher Winkel«
»gent, der um ein Paar Sous d^ Partheien ihre Verträge,
^eilich schlecht genug, schmiedet. Der Notar nun, der dies
W^ifs, hat immer gegen dies Gesindel zu kämpfen, und daraus
kommen manche oft geänfserte Klagen gegen Notarien, —
Bei der DarsteUnng der französ. avoueS und avocats (S. 158)
führt der Verfl den franzÖs« Grundsatz an, dafs Niiemand in
einem vor ein ordentliches Civilgerirbt gehörigen Rt^chtsstreit
für sich selbst postuliren und concludiren darf, dafji ein schar«^
l^r Unterschied aswiacheo den avoues^ die ^as R,vq[ % ^u postu«
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Jure» imd;im^CQncludk!9n;l>iJ^«iii utid «bn^«raia% «icb filid^
die für «ji4«r6 pl9diffi;& dj|r{eii.. Der ^erL^ «ebildert fß. 167>
die hol^ Cltri^ns^e ^, we^p der frai|s5#«^ A4yQfcateii«tand ein«
nimmt^ («^n. inter<^§(i^^^ Qe|ipiel. rpa *Sreiaifttbigkelt uail
Beredsi^iliJi^eit ist $• l48-rrl72 Hogeführt)«' Pdr Verfw b$rmerJEt^
dafa die Stella einef avqu^ala eia PrivaCeigeitthum des beitelW
ten und sein ^iqreau . ^etade genannt), mn^ ^ipUtalgefecbli^keie
die mit dei| Frosessei^ als f ertii|ei|iS<tttd^tt yer^aCiert weisde^'
so di^s oft ein splcheS; .V^aarafi^ager üin liOOOOe ^r^tilu^n i^er«
knuf^^^rde, Einfs ]^artbri^ ^eld^ in i Frankreich ypr 'dem
ord<mtlipb!9li<Qaricbtesjtreil6n.inu{a, Ist (wieS^^ 175 bea^ckt
wird) vom Augenblick ^et Bes^ellui^g d^ arffu^ an didituüebr
l|err ihref Streites; ^ie bat kein Mittel ( den Frpsefs dem Ad«
vokaten wieder absunfbineB^ die Voryerbaiidlung^n ^ bis die.
Sdcbe auf die röje käaie| 4AuerteB ins Ufient^icba« g^^g^n Zö^
gerungen der Advpl^atep sey kein Mittel. (S» 178) und die
ocbriit«fil:ze^ da sie na(^ Qogen bdsablt würden, kennten be^
liebig ausgedehnt werd^^n, sp dafs C:(^ce||lipnäs^hriften Ton
40^50 Bogep in Ffaft^refch k^ii^e Se^tepbeit wären (S^ 179)1
^Diese ^phuderung giebt ifreilich ein sehr |iieder schlag ende«
Oe0aäl4e von 4eni fr.anzds. Frp^^sse; allein es sey dem Ret«
erlaubet ^uqb einige ^einerkangen au^ seiner £rfahrunc bei«
EufQgen^ Pafs keine ^arthei ihren Froig;efs selbst ffibren
kunfiy ist richtige allein nur in sofern yoi^ der Anstellung ei-
nes aypuf^ die B.ede fst ; 4^* Gesets w^fs nichts von restitu«
tiQ liegen erpr u« a.^ es seta^t voraus» dej^s jede Farthei» weU
fbß streiten will^ auch die Foi^men des Gesetzes kenne, und
da es b^j 4er Vorvertiandlung auf gewisse Termine und au£
r^cbtigQ Insinuation ankommt , /und Entschuldigungen voraus^
^ufet^en findi wenn nietet ein rechtsgelehrter Anwalt au&e«
stellt i^t t da 4as Gesetz auch 4ie an das Tribunal gehörigen
f ro^e^se ifchpn als lyicbtige betrachtet ^ so ist die Forderung».
4afs ein Anwalt da sey , ni^bt zu hart.. Aach m Deut$(;^]an4
best^l^en ja fib^lipbe Vorschriften. Da die Mehrzahl d^'r ^ro*«
ze^se an die Friedensgerichte kömmt y wo die Farfhei ke^nea
An^alde^ bedarf I da jede Farthei bei der: Fla^doirie selbst das
Recht h^t (Ausnahme s,. jedoch im Arf« Q$ Ca4e de proc.) ^ire
(^i^se zu yertheidigen, so findet man dije Yctrs(;hrift der Wbtb-
lye^digkeit eines a^Que nicht drückend. Was den Verkauf
der ^fude^ der aypue betrifft » sp hängt di^ Sache ao zusaminen.
Wenn an die 3t^.le eines verstorbenen pder^onst abtretenden
aTpu4 ein neuer ernannt wird, sp ist es |Vegel , dafs die F^r-
theien» welcfie d^n yerstQrbenen qder abtretenden Anwald ge^
wählt hatten y demjenigen, der. an seine S^teJ^le tritt f die For(*
^etzung der Frozesse übeilassen '^ Mezi^ bedfir^' def neue ayoue
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d» bithith gMaJbmtAtett' Jyc^n\ «iid Jte d«if biibefl^r^Adralult
dl#ie Axiten betitst, sd.VerluUiftittii «dfcr 8ei|t^£rbe s«i«i«fc«4li£
dem fleaen'AnwakI«, und AbeiitrSjgt irtwiii Rc^lUty i^iVd«i^i
neue «ogleteb eilte bedeiiteiide Zehl ron ttoze^mem' hkkömntt*»
Will aber die Birtfiet dem neu ertttnnteli^Aii^aM« di«( Fort««
•etBtt«g de« Frotesiei hiebt fibertmgeiiy - «o bttngt ttiee tfeitt;
von ihr ab, und mit Unrecht glavbteniaii'y daili die>Paiibdi e^
iriebe viregen dürfo^i weil sie keinen miidere6 AnwaH £n(bi^
Wittde« 0a bei jedei^ Tribunale wemgitelne $ his »ß Jknwäl^
find ) und jeder frob iity neue ^oaes au erbalten 9 ee bat die
Farthei niditä zu beaorgen, Ueberbaupt ut ▼<»! Faria und
den dortigen TerblUmtaen kein Scbluf« au{ den Zuclfaod in
den FrovMicen tu machen. In Faria sind Ireilicb etwa 6*-^10
Ad^rokatc^n, die wafnre H«rren sind, tmd deren Geniiiiitftt dief
Farcb^ic^n schon etwas tbeurer erkaufen müBBetif die sieb dla«
her auch wegen der Menge fhrer Prozesse nicht so leicht ^8^
len lassen« Wetni man glaub^^ dafs ein franad^. Advokat über
alle Klagen der Fartbeien erhoben sey ^ $q berücksichtigt man .
nicht die Einrichtung, nach wielcher die mit demAnwälde-nnzu«
friedenen Fartheien sieb an die Staatsbehdrde wend^ können^
die' eine strenge Aufsicht über die avoue^s föhrb, undden sSumi^
gen Anwald warnt , oder bei dem Tribunal das geeignete Ver«»
wrbr^n gegen ihn einleitet. Was die Kostspieligkeit der Fro«
aesse uhu die VorTerhandlungen, insbesondere die Exceptions««
Schriften von 40—50 Bogen betrifft , so mnfs überhaupt be«
merkt werden» dafs auiser Faris eine xiemlich allgemeind
Fraixis unter den Advokaten gar keinen vorhergehenden Schrif*/
tenwsfcbaal annimmt f sondern die Sache, wenn die Klage in«
sinuirt und der Anwald des Beklagten bestellt ist» von der thä^
tigen Farthei aHif die Role und in die Si tauifg gebracht wird«
H^gegen ünde*t sich ein sehr wicbtiger Gencbtsgebraucb in
Ansehung der conclusions motlves« Da die Advokaten nach
deni Geaetse von 18O8 drei Tage vor der Flaidoirie ihre Con*
clusionenf die eigentlich nur aus 3 <^der 6 Zeilen besteben
könnten y auf der Cerichtsschreiberei hinterlegen sollen 9 ao '
bat man die Sitte, umständliche und niotivirte Conclusionen^
die jedoch gedrängt oft auf einer oder auf swei Seiten die
Hauptsache darstellen f einzureichen 9 in welchen die Haupt» ^
gründe, auf die sich der Anwald stützt*, enthalten sinrf; dies
macht die ganaen Vorverhandlungen der defense und reponse
unndthig, und wirkt zugleich wohlthätig, weil sowohl der
FrUsident und die Rinthter vor der Sits^ung au gr^^ den Stand
nnd die entscheidenden Gesichtspunkte des in der nächsten
Sita^ung vorkammondaQ Froai^aaea kannen>tnfii und sich voi:« .
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der Ym^^ yen den haUcierf ^i JOaA» ^ditac^r iClavse ran Be^
»mttfi icbiei0iid«Mifs]>riuche:roQkQaimeiil i$t nklit zu Jä<jg^
litiiy ItUeiliesdaif fikbtanbiȣai(Iutc^Ugtbl0il>eA9:daCi in Fr^nkhf
iwiek noch spjele'bais^fli^^atMdfegr&äVQititioiiAseit v§Nckof^mpti^
die lei^ler' diis aÜte« *G«wrabiakf Ifezi .nlebtj^UegQn^ ,IUc.^< derf
mit denigrftift^iVQisarUiQibn §eg^n di^ .buiiaier^ in dicAhssi^^
g^gendtab i^ao», .>nu£i b«ke»»g^;.' daC» die Gebt j^dbenjang^ ilicbl;.
pQ grofi fkii)« .oU.eritiob d^ J(nftitat^ daicbte^ -uiidjdeff G|:9ii}4>
Kegt iii.d^r.streiigenAufttcbt der 3taa^<^h&>^^ über dir h'tii«^
>aierk^ weldie «a hiebt > wiig^n^ dütrfen,' acbteic^e^ S«r triebe »4*
maeb^fif. weil dkirch eine oder die aqdere Partket das. Unvecbo*
hM entdeckt* werden würdet . Nur bei A^m Exe^tititjnaver?
febreh finden f icb 4tnch. grofie Mängel^ die aber, all mftbUg' itK
Rb^nfaaiecn und Rheinpretiften wenigfil füWbai wei^deii, aeit
die ineoen G0seü£e,dieXeitung der 2wang»Tisi'ftnrsvrupg der.
Mobil jeii den Friedensi;icbterj) wie in Pr^fgöpi , oder den N07T,
tarsen» wie in Bai erh tibertragen haben; -*- In der Abtheijusg
\l,f von dem französi^eben Verfahren,, Abtcbnit-t l. voit'der^
Oeffentlicbkeit ^er Gerech tigkeitsipflege jn^ Fr|lnk reich, benpterk^
der Werf« (S. i93), daft nur das in der.Au<^e»B VofiooMrfenda
dffe|it]i)<Üi ist^ alles aufae^ der Audienz vorgebende ist ea'nicibftt^
linrcdie Bewei^handlungen im Civilproee«*» .roachien (3. 196)i
dadoa in sofern eine Auspabme 9 als ati^htdie Betheiligtei> däi«
bei gegenwärtig Säjn können. DieVorverbianclIurig ^iu Qiviln
proResse ist njcht aff^ntlich (S. 198).^ Daa NämliAe tritt bei
dem Vorverfahren 'in Strafsachen ein an4 diis Beratbu>)g -und
Prtbeils&ndupg ist Oberhaupt geheim.. . D^ Verf. :(S3t2Q4i
gestabty dafs aller sorgfältigen Beobachtung l^ngeadite^ 4ein^
tleberzeiigung von der JNotliwendigkQit lii^d Würde der. Ge-^
ricbtsd^nüi^^bkeit. nicht durch den leidesten tZweife} ^r^CbOjbii
tert wordcrn sey , er wideplegt (S, ^öf) diei Einwend^iigeiH
daft durch Oeffentlicbkeit da« Ünglückfd^S: Anklagestand«^ VQr-)
ftäaliph für gebildete PeraoneBj aebr .vermebtt werdft,, 1>de»
dau die Uribef^nge^nlieih .und üöcksifht^sigkeit d^r .If ^u-
gin leide, oder diei Ankläger s&u grofsi^r Ge&ijir blas .ge$telH
•WSre. • (Höchst gci^trejidi und jk^^tig bat ^chon im ißt&%
Jabrhändert der Crimiballjewtenant 'Ayräult 4« 4eii1e>ii We^ke \
l*o«dref et instcuctior] judi^siaire döns. les" anciens Qrec^.et
Bomait^ ont u«e jdans Ie$ QCch%io^8.:pubUcfj((äS. F^ria 157'6U
p. d32— 63 die. Einw<?i^du^ge»v gegen ' EttblisfiÄät ^widert
legt. Wie wahr ist ^W4s er' S. ölö^a^gt:. J'inocewt i^i^ «ern
Hawaii |il«inemeot4b<kai4flJPi,Je c«Hpq[blÄ jtuni t^rop justeip^nj^'i
^I y a toujour4, .qt(el(jue chose k red^re, si leur proces Va ete
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/'
vAt^^t Csit es p<ib}ic;'q|}i^'af#q9 ulmolfMioni qf9'«Atp9|tj|er| U
VMbli« tant «[fi^il youdr»9 ilnep^hU^ ^^ fjB ^.mI e$t ecrit).
Ifr. V, Feuerbach erJUärt aber. 6, 212 f dafs;,«c qie Formeii^
imter wel(;beiv «lieb die Qeffeiit^clikeit' in Fratikreic)i ^«ciat^
][^icbt. billigen könne^ dal^ fr g^^t^he^n tpöMf^.dalJi dieselho^
gjrofiea Tb«il/i «ehr auf dat Scbna^,^ 9la auf da^ Se^i\ berech-
net« oft gerade. das AU6r,we$ent|ijchite dem. gebi^ji;»^ Piinkel
überläfst», Die.AiidieiTzen der Friedeaarrcbt^f- und die Trin
bunale i^ter. )I{^s^ans s^yen bÄu^g leer ,(S. 2J3)> bäufig «ey.
nur ein aus V\Teibi>r^9 Bettlern.,. t>cbu}ki^dernM. a« bestehen*
4«s PuhliJiwn»; gfcflßnv^tlrtig; (fer Verf fftr<|«*tt:(S. 219J, dafn
Wjt^im Oeffen^Ucbkeit in Deutschland VFieder fing^fOhrt wörde^
iie n^ic Au^schiuXs aller Personen weiblichen Geschlechts nui:
auif Z^ilassung achtbarer dui^cb Eigvnthuni, Amt 9. Gewerb» an«
eefebene Qöiger,. die scho^n, 4^i| ^ytaat^bürgereid geleistet ha-
eA,, zu beschr^ok^n sey. --^ Die Au^ftUirung dieses .Var-;
fcblags dQrfjto <^ch .wohl manche, Bcdei^ken haben, weil da-^
4uf^cb ersiC an| Eingang des Sitj^^ungssaales eine oft nicht ganz
leichte und nicht schnell beendigte Untersuchung der nOthigea
£igenschaften des Eintretenden npthig würde; jeder« welcher
eintraten wollte, .mdfste alle oft weil^läüfigen. Legitimationen,
mitnehmen, der Fremde wilrd^B dann^gar niclit Zutritt Hndenj^
undMancher, der ein vielleicbt sehr erlaubtes Jnt<ire^%^, hätte;,
der Verha/^dlung ilber seinen Fr e;i;nd beizi^ijwphnen , müfst^,
aiuigeschloss^n werden, weil er noch Bicht ^i>geAte)ltf .oder,
angesessen ist. Selbst die .Willkühr derjenigen.,, weldbe über
die Zulass^nil^fätiigkeit entfchf^iden^sollten, würde durch ein<^
aolche Vorsiiriit. gewisser* nicht sogleich i^urst^-licb efk^nnba-,
rer Eigenscihahen der ßinfretendeh zu sehr.begün^^^g^* ^
Scheint Alles i yf^% man fordern k^nn, gethan^, weni^ nur fCin*
dem undtP^r&atien des weiblichen Ge^Cnlecbts, der ^Mtritl: ver-^
Mgt wird^ ui^d selbst in An«el;»u»g der letztere^ möchte ^ocli^
Bedenken.^}) walten. Soll 9^^ di<e jp;hefrau qder M^^t^ Q^^i?
Schwester, de^ Aogekl^ten». Qber welchen ge^rthetljt. \rird^
oder foHen, weibliche Verwan4tet die bei einejpp Famiüenpro-,
se^sse zwär;ni(:}|t ^Is Partheien > aber dqch miftflj)^r interessirt
$ind, völlig vpn^der Sitzung ausg^schlossej^ .seyi^?i Der Vev.f^
(S. 22'j) führt manche nicht, sehr erbauliche j^pt^zen über dia-
Art ,1 wie die QeflfentUchkeit sich in Frankr^ic^^ ^^W«lhrt, z, B^^
von schJafejidpnjRicbt^rn; ^ll^in man d?rf Rolfen, daXs unsere
deutsclien J^ristfn deswegen uicbt über die ,Qe^entlicbkeit
flen Stab bt^chen und vielmehr eiwä'gen werden, dai's, wenn
solche Erscheinungen da vorgehen' köunen, vyo die Gegenwart;
^^ Pub)4(^ii}S dje^Ri^ht^r im ^am^e ^alfef^ spllte^ d^s UebeJi
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^oA MlAt«r ddrty wo iit ItfthtA: tliibeWttclil nni unbcob^
aicbtet in, sitb ein«cUeiclien . IraMtr. -Im Abicbnitt II. T^n detf
MOndlidik^it ^^s yerfahi<eni behauptet iklr' Verf. 8. 226 « dafo
dat rein mOndltche Verfierfai-eii nur Bei Friedentgeritiilen uti4
Tor den ordentNchen Gc^ftchten'fiiir in («uinm^risdkien SacbMT
vorkomme^ dsciichrifrlich- oHSh dHche dagegen hfA dem ordenU.
liehen Froaesee die Regel Bilde; aNein da die sebriftljcfae Vor*
verifiandlung gär nicht wesentlich ist, da nacH dent Grundsatae
der fVanadl. Ver&hrens das 6ei*icht nur auf d^n 'G>und des in
der Aadiena mtthdlich Vorgebrac^hten urtbetlen dairf , so dürfte
man doch wo^l die mOndliche Form als Regel aufstellen utt^
selbst der Umstand, dafs d4)i Gericht ein schriftliches Verfoh«
ren aiioi'dnen kann^ flnderl nichts, weil diese Anofdrtung erst
eintritt, wenn die tnflndKche Verhandlungen schon geschlos*
gen^ aber nicht genOgehd befunden ist, und w^l diese in«
struction part ecrit nur hdchst sehen vorkömmt. Üeber* den
französ. siiminatischen Jroaels bemerkt der Veffi S, 231-^9,
dafs ein Hauptfehler in der Einrichtung liege, nach welcher
auch im summarischen Prozesse eine Farthei nicht e4ine Bei«
stand einei Advokaten plftdiren kann, er tadelt (S. 234)t dafs
die Lehre vom summarischen Froaesse nur so nebenbei in el*
nem Winkel des 6esetabüchs (S. 404) vorgetragen werden^
lind dafs das Gesetz selbst den Advokaten es ^icbt macbt^ die
einfachste Sache in den ordentlichen Frozef« umzudtebeny in«
dem das Gesetz f sobald der tStte cohtestirt ist) den summari^
sehen Fro rief» ausschliefst. Rec. bat im civilist. Archiv Band
VII* S. 385—9 c^ine DarStellufi^g der summar. Prozesse nach
französ. Recht zu liefern geäucfat, und gezeigt, dafs fCTr die
Mehrzahl der Fälle summar. Frozefs eintritt, so dafs die Kla«
gen über' Langsamkeit des franTtös. brderitltcbeii Fbozesses auf
keinen Fall die Mehrzahl der F^He treffen kö^^nehi man mnfs
nicht verges^efci^ dafs durch da# Institut der ^effi^r^s^^ {Code de
proc. Art. 806)' jade Farthei, Weim Oefabr auf dem Verzuge
ist 9 >in lei^htes^ iVfittely 4^ Anspruch sicher zu stellen bat^
und bei dein Friedensgerfcbten itt das Verfahren öhftehtn sehr
^in^ch und mit keinen Schwierigkeiten ftir dl« Attbringung
bfi Bericht Y^buiidep. UebHg^ns kömint, wie dem ilec«
von lieb tupgswörd igen franadii. rraktikern yersi<:bert wurde«
leichtsinnige^ und chicaneuses. Bestreiten des tttre 'do^h nicht
so oft vor, als man wohl glauben möchte, -r- InSkzug auf den
ordeAtlicbei| Frozefs bemerkt d^r Vfrf. S. 240 1 dafs das V«r«
fahren durch die grofse Zab|l yon incideni y^r^Ögert und
durch die Möglichkeit des dabei yorkommendeK ^hriften-
ipvechsels erschwert wird (S^ 243) t da(« auch d^r A^Wfdd dea
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N
rto«ri»Mii 9h: Oeffenllk. u« lUik. d. GencLtigk. 9äJ BAT% Ö39
BeHigtto et leteht.liat, durch eine Reihe von Einreileir <ier
Pflicht der £iiila8S4iiig tu entgehen, daft daher oft 4 Vorpro^
«esse vorl^ominen f bi* es rur Hauptrerhandlung kSSitMlit, daft
daa Geästs die Pflicht sur ev^entfuelUn Lttisclmtesta'tion nicht
kennt, und d^fs häufig selbst vrenn die Sache vn die Aiidieiift
gebracht ist 9 die PJaidoirie auf die nächste jSit&ung Vcrjegt ' •
ytiri. -^ £in grofser Theil dieser Behaaptutigen^kdnn nicht
weggeläugnet werden 9 allein ^ wie man auch m D«H*tsch}and
wenn man chicaniren will 9 den Prosefs in die Ijänge «ieheii
kaiin, so geht es woU aueh in Frankreich; als Regel aber
kann 9 wie wepigtten^ Rec ^tis der Beobachtung der Praxis
Terscbiedener Tribunale 9 wo franz. Recht galt^ sich Oher^eugt
baty diese Veradgerung nicht angenommen werd«»n. Die Vor«
Verhandlung zwischen den AnwäMen (obwohl sie wesentliche
Fehler hat 9 s. meine Schrift; der gemeine deutsche Proaefs
in Vergleidiung mit dem französischem 1. Heft S. 151) ist in
der Praxis nicht Jcostspielig , und da es absolut gesetslich be*.
stimmte Termine sind 9 innerhalb welcher gehandelt werdet! \
mufsy so können die Anwälde nicht lange die Siehe hinaus«
sieben; gegen- den nachlässigen Anwald hat die Parthei das
Mittel der. Beschwerde bei ^sr Staatsbehörde. Was die In«
Cfdentpunkte- betrifft, so ist nor dann der Prosefs schlecht,
irenn ein nachlässiger Präsident an der Spitze ^% Tribunals
steht. In den meisten Fällen wird 9 sobald der Anwald z« B.
die exceptioh declinatoire vorgebracht hat, das Urtheil auf
der Stelle erfolgen, und noch in der nämlichen Sitzung wird
dann verhandelt ; da das Gesetz (art. 1Ö6) gebietet , dafs alle
dilatorischen Einreden auf einmal vorgebracht werden sollen^
M0 kann oft in der nämlichen Sitzung auch darüber entschieden
und dann sogleich au fond plädirt d« h, lis contestirt werden«
Dafs'auch in Deutschland oft über eine dilatorische £inredo
a&/B. Legitimation 9 Monate und Jahre lang gestritten werden
kann, ist bekannt. «— Rec. bat ie^bst schon «age)) ort ^ dafii
tfi einem französ. Tribüne) an einem Vormittage m der näm-
lichen Sache zwei Urtheile über die flxcepttonen «gesprochen,
und dann au- fbnd verhandelt und noch das Delinitivurtheil
gefällt wurde« Als Hauptfehler d^n französ. Verfahrens be-
merkt der Verf. (S« 260) die schriftUche aufserger^tphtHi:he In-
struction derSache durch avoues iind huissiers (daf<| dieF|-axrS
gelbst nicht überall diesen Seh riftfn Wechsel ken^vt, mit Aus-
nahme der exploit der I^lage i^nd 4er t^on^titutigin d'avoue hat
Kec. schon bemerkt). EJer Vtjrf. erklärt sjcli (8. 263) fpr die
Vermittlung iindi Leitung de» Verfahren^ dur$h^ das Gericht^
und ^ wie Rec, auch gläub^ j^ ^^«^b^t Al^^l^Vble^ des frani^
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Vtmtmk» erkennt aucli der Verf. (ä $69)f dafs die MOndKchkeit
über die Gobabr^ besofarlnkt ist undtnsbeeondered^ Geset» die
BttWttislieÄdiungen an die scbrlftliobe Form v«rweift; in Anae«
bang d«s2öageAbeweises faalEec. schon lunstAndKdb (im Arcbir
V. Band S. MO). die Mflngel gerO^t^ fOr das Yer£ibren bei
dem Augenacfaein abef bleibt fait niofats anders Qbrig, ab ei«
neo juge 'commissaire die Einkiabme des Angenachetna auf#
antragen^ weil ^$ sckn^ierig ^^yn tn^Ate^ dafs das ganaeTri^
liunal an -den K)rt sieb verl^ögtei Dafs das an sieb so treffliche
Silitte] der intet rogatoire sur faiaa et artidea aebr schlecht in
. frans. G>de normirt ist^ wird. (S. 872]rrichtig nachgewiesen»
Haupt8t(H:k V« (S 276) «btbält die Darstellung des Verlahrens
vor d«Mtt Ka^sa^i;onsbo£e;. der Verf. tadelt die Veranstaltung des
doppelten 'P^ec(Js8es , iiidem «iterst Ober die Zulassung dee
^ Kecursft?a. .'erkannt, und dann erst vor einer anderen Kammer
über die 'sngi^lassene Cassation verhandelt wird ; erwSet maii
jedochi. dafi durch diese Eink'ichtung einer grolsen Zahl von
Cassations Verhandlungen vorgebeugt wii-d, die vollständig
durcfagefOhrt werden müssen^ wenn nicht sogleich anfange
das Verwerfungsdekret erfolgt. wfre; bedenkt man 9 wieviel«
Kosten dadurch gespart, werden^ so läfst sich doch Mancfaea
für die franzidsi^he Einrichtung sagen. Was der Verf. (S.
292) üb<r das Urtheilfinden aus dem Stegreife sagt^ iit sehr
ricbtigt der Vorwurf trifft aber nicht unmittelbar das Geaeta,
aondern die Ungeduld und die Despotie mancher Fräsid«ntenf
treflnich ist, was der Veirf« S. 30t«— 4 Sber die oft eebörte
Ein wand uitr sagt, dafs nachdem frans. Fröaease die Ürtbeile
liicbtgrüncuioh aey.n könnten. Unsere deutschen Juristen ver<»
gessen die durch Mündlic|ikeit . und Oeffentlichkeit bewirkte
unmittelbare Kenntnifs aller Richter vonder Sache , wäh«
rend in Oeutscbland Alles von der Gewissenhaftigkeit des
Referenten abhängt. Im* Hanptstück VII (S; 3l5) erklart der
Verf.f dajs niftn nait Unrächl von Wohlfeilbett frianfcc»s* lustis.
spreche.! Rec giaul)t, 'dafs .man wohl die Kosten des Veri'ahf*
rens bis man das Urtheil erhält , und die Kosten* der Vollstrek^
kung und bei den Ersten .d£e .Kosten der eigentlichen Rechts«
pflege und die anderer Anstalten , welche damit in>Verbindang
stehen, trennen mufs* Ein franzds. Proae&^bis &um Defini«
tivurtbeil ist, wie Rec. glaubt ^ wohlfeiler, als ein^ deiUscher,
allein die ICos^en des Stempels und das enregistrement ver«-
tbeuern die Sache y wovon äb4r nicht die Justiz, sondern die-
Administration die Schuld trägt. ' Die Gel^fUiren der huissiera
aind erst bedeutend 9 wenn es zur Vollstreckung kommt. Man
«cbreit in Dbutscbland ^^^^ die jüosten franaQsisAier Justiz,
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F^eÄaÜi &r Oefoittk. ui Mdlk. a« 6«mteig|; Pü/B^jt 541
dhitr 6« hSogt.nHr von ,deiili Finafismlfiif tcrlo afc ^ durch 4i#
Aufhebung oder durch 'HerAhsetsung dar £iiir<»gi«tHrangsce*
l>ühr^n (d«nn dus Institut hängt «u «töf bttldc^oi Itilnsd«. Ci*
vilrecht 8. S. bei dem UrkunoNenbe Weite susammen ; als dafs
nsaii' es so schnell aufbeben könnte), die Justi« wohlfeil su
unlieben. Bei der Dauer der Frosesse bringt der Ver£ (S, dit)
die lange Zek, bis die Sache mkr in die Audiens konimt, die
Schwierigkeiten, bis er aium PJmdiren und eiidUdi siir Ur»
thfiilsf'ällung kooMBt, die Masse 'der iuctdens« der Mangel
der Streitbe&itigung und die grÖfse Zahl ron F^hrmliebkeiten
und NuUitSten in Anschlag. «-^ In der Abtherlung III« ' von
dem Verfahren rn Strafsachen ibigt der Verf. (5. SS3) der An-
mscbt ron Berenger^ dafs der Sactte nach die Geeehwx^rnengei*
ricjite die Ausnabfne machen, und Von den Strafsachen hdchsteus
4m Viertheil von den Geschvrornen abgeurtheilt werde. Dies
ist freilich richtig , allein, wenn Stbon hei der jetzijgen Ein«
richtung die Jury oft eine L»ast fttr die Bürger wird, würde
•dies nicht yiel mehr der Fall seyn,' wenn alle Sachen an die
Geschwornen gebracht werden müßten? Auch seheint die Idee
der Jury nur auf schwere Verbrechen , so wie die crimina bei
den Römern m judiciis pubKcis abgeurtheilt Wurden ^ enge«
'wendet werden zu dürfen ^ und der £rnst und «die Wichtig-
keit des Criminalgebietes möchte sehr leiden, wenn es liuf '
alle Uebertretungei^ ausgedehnt würde. - In Be^ug auf das
Vorverfahren tadelt der Verf. (S.339) das Institut der gericht-
lichen Polizei y welche mit ihren ^ahh-ieichen Dienern der Bür-
ger beobachtet und umstrickt; dem Kec. seheint, dafs der
Namen schlimmer als die Säch e. ist. Da e^ in dem Vorver^
.fahren nur auf Constatirung des Verbrechens und auf Sammlung
von Indicien ankömmt ^ da noch kein Angeklagter existirt, so
ist auch noch kein wahrer Frozef» da, und da erst die Begrün-
dung der Anklage nothwendig wird, so ist dies eigentlich
W^erk der Polizei ; man kann nicht eigentlich sagen f aafs dae
frarizö^. Vorverfahren incfuisitorisch ist; denn die Staatsbe«
hörde ist nur im Namen des durch das Verbrechen ^erltt^ten
Staats der öffentliche Ankläger; der Untersuchungsrichter
-handelt auf Antrag des Anhliigers^ und der Hauptfehler liegt
nur, wie Kec. glaubt a) in dem vieldeutigen und vielumfat»
senden Begriff von deRt flagrant^ in dem der Staatsprokura«
tor in Fällen AeB delit flagrant aufeerordentliciie fiefugjiifs er-
hält^ b) darin ^ dais das Gesetz nicht bestimmt genug sich
Ausspricht 9 it we)chen Fällen est o4Bcio eingfwchrittfn werden
^iA\^ se» dais .die StaatsIk^fidTde in vielen F.llleii auf Untersu-
chung antragen kann, wo eig^fnei ich die AnkUige dt* Belisidig- ^
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tm odtr 4^ In t^etMntcrii abgewartet. wad«n 4oB^ cf) Hab
idie Staattbehdrde den Churaeter ab dffentlkben üakll^el- nridit
vein.ilurabüQbjrtt und .das .Geüata^oder den Oericbtagebra^k
riele Unteraucbungskandluiigen f die. deoi ' AnldS^ nicht so«*
aeeben t olkea , de^ Staat^bebArde ihberUfat. Daia da« Yormt^
fabten gebeim iat (S«3.^0)v ist ein gegrandeter Tadel , der-&»
Ceseta tf ifft I und schon bei.Bteornston des ersten Tbeste ^hb
VoHiegenden Werkirs « hat Hec. die Nothwen^igjieit einer g«^
wiisen Art 4^ OeflentU^^kait des Vorv^^labrens vertheidigt^
«tid besonders acbltaim wird dies in Prankrfiob^ da (^. 369)
die Atil^efiduog dea nettne au secret, als. eine Art iron Folter
dein Qeriebtsg^braucbe nidit fremd ist, obwohl dies Mittel
allmihlig iouner seltener wurde | und auch dem Gesetze feeiMl
jtU — Oanä YCiraäglich ist tirfihrend des Vorireifafarena die
persdnlidie Freiheit der AA^escbvldigten gefährdet (S. 3M)^
es bäi^t tiu^ vom Instructionsrichter . ab , ein Verhaftunga-
mandat.au erlassen ^ und s6 richtig im Gesetae die mandata
de compai'atioQ depot^ detöntien, d'arr^ getrennt sind « so
w^enig sind sie es der Sache nach in der Praxis; ein MandiA
de depQt artet leicht in .ein Verbaftungsmandat ans und leider
«hat der Kassationshof nicht Jtreng genung äb^er ^e £inbaltiuig
der Unterschiede gemacht )(s. sehr gut Xiegrairereod des lacunea
et des besoins,de notre iegislation en reaüles i^oliti^e et tcrl«
minelle V0I4 1. p. id^ Auch darin liegt eine Hiirte ^ dafa der
"Wegen crimes Angeschuldigte durch nocfa^ so grofs9 Canlion
eich nicht ^oii der Haft befreien kaun^ Reebnet ^an dasu
das durchs den weiten Begriff von delit flagcant bewirkte aua-
^debnte Verbaftungsrecbt (^.358) und dafs durch Opposition.
der Staatsbehörde (5/ 361) $dbst die VoUstredtung des au£
Xfoslassung de$ Gefangenen ergangenen Afisspfrucbs des TrÜH»-
»ah gebindert .werden k^nn^ etwtgt man.die lange. Datier dea
Vorverfahrens (8/364)« *o ist dije frana. Vot'uhterSudbning-
^ielfkch tadelnswertfa. Xieider ist über den Punkte wann dar
•Angeklagte wirklich vot die Asiisen gestellt Werden Soll^ dm$
tGeseta C308) und die Praxis nidit sichernd geaug . (Di^ bes^
Darstellung der franz4 Praxis darüber s. in JVIarcel de-Serrev
.mafrruel des cours d'asdises vo>. I. p. 221)» 2>aS'fratoz5s. Yoi^
verfahren ist nach der (S. 367} von Hrn« v« Fene^ach. geSua«
setten Meinung, inic^uisitorisch} — die frai^aöälscb^n Pralus«
keV. wollen dies nicht gansi a^ti geben » und wratiglFicbf iü 4a
Art der VeCbdr e des Untersuchunssrichters mit d^mi^Angeacliul*
digten tritf die Wichtigkeit dei^ Frage hervor.* pie £r£anguwi
-mncB Geständnisses des pr^<^end ist durchaus nickt ä&w Zv(m£
des Un^rst^hujigsri^hterf ^ ea wäre die#ei^:.Zvveck ichon^miitr
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4em Wesen der Oeffentlidiiieit und des'Ankbl|;^l!Qfi^fP^s unh
Y^rträgHcb, und di« Verbdre «oJien : nuir b^^4ri^ ^ d^fj^ d^
iknMechuldigte «ich üW alle Apfcbuldigungiipiiqkte ArJUlM^f^li
und rechtfertigen könne und i^she«andftre t^bpt dfißiGpwi^hli
-der gegeu ihn specbenden Bewfi^e, »i^li erkläre;« $cbiw^^ig|:
der Angetduildigte beharrlich , «o get tattet do^ da^ fran|iAi|.
Geaetz k^ine Contuo^cialatr^fen f . und w^nn UnF^et^;ihurafr
xichter docQ solche Strafen anwenden^ #o geiicbiebt es ,wide^rref£t^
^icbf nur durch das lange i^acbsjichtfg geduldete ^ti^e^a^ sepret
Jiatte man eine Art yon Cfonttunqiciiultrafe.in fanden. -^ Autüf.
die Anklagskanunepr entfcb^iaet nur 0uf den Criind.d^ Actei^
i(S, S73)f die leider oft^at^^iue nicht sehr gesetslinke V^Jii»0
.vollsef^llt wordenslnd » und dada^Q^seta .oSerdi«3ffugnifsi»
4er Inquirenten nur sehr km^ ist; so häq^t; M Üoa von dem^
£Uten Willen und der Zartheit der Inf ui^iMpnsrichter,^^ wler
viel sie sich erlauben wollen y und: man nimmt schon dMiiregeo
die Sache leichter^ weil dt« Geschwornen , wie uMin SiHigt, doch
nicht auf die Act^n, sondern auf dqn Grund der in der
Sitaung lebendig vorgetragenen Bev^eise entfcbeiden sollen.
Allein dies ist ejin Irrthum, und die Acten des Vorverfahrens
fShen immer noch Einflufs ai}f das Schicksal des Angeklagten
(S. 375)« Parilber« ob der Präsident der Assist das Ktfcht
babCf die in der Assise Melb^t nicht erscheinenden Zeugen ab«
Jesen zu lassen f ist in Frankreich groXser Streit und grofse
Juristen (tu B. Carnot instructlons criminelle tom. II. p. 1^4*
JII, p. 170) behaupten y dafs durch solche Ablesung eine Nul«
lität entstände $ aliein in |ieUerer Zeit bat der Cassationshof
(arr^t vom 5^ Apiil ]82l) sich bestimmt darüber au^gesprocbepV
dafs keine Nichtigkeit dadurch entstände (s< npcfa JVJar^el de
Serres manuel I..p..3l7— 26)« Nach einem arrft des Kassa^
tionshofes (arr^t vom' 30« Mai ldi8) darf selbst der PräsM^nt
den Geschwornen die im Vorverfahren au^ezei<;hneten Aussal««
j«n des Angeschul(|igten vorlesen lassen} und sa sieht mart
|«icbt i daCi die ganze Idee der Peffentlichkeit in. ]^f ai^fereicb
verletst ist und das oft gesetzwidrig und schlecht geführte ge^
h^ime Vorverfahren die Gescbivornen bestiii^men kann^ Uebei'
das Unvfeseni welche» die fninzöi» Polizei in einigen neue^
r^n Verschwdrungsgescbichten getrieben hat, liefert der Verf«
cS. 384— '97) *ebr interessante Notizen. «— In Beaug auf die^
Urtbeilsflii}ung klagt der Verf. (S. i|OI) über den Leichtsinn
und die OberMchlichkeit^ mit welcher in Zucktpiofizeifälleit
Urtheile ausge.4prochf*n werden können ; der Verf. ist inshe«
sandere dannt unifufriedeh ^ dafs' die cofrektionelteniticfater
nur nach ihrer inneren Ueberzengnog ihr IJtAi it fällen^
f.
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;iMl| t^raär^di^0<lferiili«;iranr.j;6^titi^.>B.'B.ll
liicht ^6 ; 'du tiiKdr'iAi C2trt^ro^^9«e-das G«s«t« cWd RichteHi
'kerne SeW^ikth^Ot-ie rorichteihrj^ so schic^neil auch die<4rft*
riciittfr'n^'ali Geschwt^iVe^'M Sprechen, ^ uhj doch erkonot
liiali ii^i nicht an ^el^ii ^<f 'Vf^kitg aber gtebt tnan et in'Aniia-
huhg der ^ufchtpoliaeigerijchte -zitiy tmd nimmt Vielmehr «ff,
flaf* dliä AtchUl^ natb d«tt richtigen Bemi^eisregeln apecben
vollen', -ohnö j&joch dorcb die B<^chranküfigeti derselbe ^e«
Ifunden'^utfeyn; allein R#«$« glaubt , dafs-^diese Ansidit noA
nicht IregiWhdet werden l^hne , und nur da Jurch entstanden
'aey-/ Wetlman ifi<fht ehrlich genug seyti will , uVn su gesteht,
'dalli die^tRt^hcörin'Frlmkir^ieb doch n^ir quo Oeaehworne das
ürtheil ffellrti'. • 'Na^ ^Inef cektretchen und 'richtigen Daritef.
fting de)t Ge^atei der engHs^hen Jatj (S. 4M^14) erklärt lid
"der Verf; gegen den von n^alHihen Seiten- gemachten Vorschlag
duC^ mM die recht«ge^hrtert Richter mit den richterlichen Ei-
geftschäfteh dir G^schworrten ausstatten und Qbrigens dai df«
tentlich ^ mündliche Veifaht>en beibehalten sollte; es gißbt
^nach S. 4l9)'^k'eine andere Wahl » als entweder keine dilge-
imet^e ge^etelidi vorgeschriebene Bew^isnormen , alsdann zm
mindesten ein Geschwortiengericht , oder kein Geschwornen«
f'reridit, alsdann aber eine gesetzlich vorgeschriebene Beweis-
ehfe* Rec. stimmt aus voller Ueberzeugung dieser Ansicht
hei , ^edbth mit der Modification , dafs wenigstens dieBewei^
leh^e keine so' enge sey, wie noch immer unsere neuen deut-
schen^ Gesetzbather sie vorschreiben. Man sieht ja , mit wel-
idher Angst diese neuen Gesetzbücher die Lehre vom kfinstli«
<^hen BeVreJ^e normir'en, tihd übör eine Reihe von trage»»»
Ä. B. ob auf den Grund ^er Atistfage voh fcwet Mifschuldigeö
vollkommener Beweis gebaiit w^^rden dtlrfe^ schy^ieigen doch
vollstSndigstefr' i^eüen Gesetse. Ein sehr merkwUrdiges Ge^
Ständnils a1)er die Unmögli^hkeitv absolute BeWeisregeln g«^
'ietfelich jtuf^ustelleii y enthält die neue bannov. Vef ord». TO*
1823 übef^ die Aufhebung d^ Folter.
{Bwsehl-u/s folgt,}
, Digitized by VjjOOQ IC
,'.. . l . .'i
N^ 35/ . . 1825.
H ei d el I) e 1- g e !•
Jafarbitjpljeir d^r Literatur:
-« ... -.:■ .,■ -• ■. . > ■
F.euerbiioh übe* OdfeptUchkeit und Mihidliefakdi
' '" 'dei* Gerechtigkeits-Pflege. Bd* llw.
{heschtu/si')
:' t>as fcap« IV. (von S. 420) über da« französ. Ge^chwöts
^eiigferjcht isb höchst uierkwüidig durch dia vielen IffopizeKif
\Veicbe der Verf'. selbst von Mitgliedern der franto^, F^^i^skam«
Üier mitgetfcpilt, erhielt; dals da« jetzige fVanz» GeschwüTnen-
(Je^i^ht weder die hörgerjiche Freiheit sichert, npcb auf einem
consec[uenten Prinzip beruht, gestehen alle Schriftsteller ein;
«v:hon dadurch, dafs nur Ürtheilsjury da ist ohne Anklagsjury
^.,^3l) ist die Verfassung vel-stümfnelt; die Bil^Mng der Ge^
schwornenliste \$% so schlecht , da|s man mit Recht, mit Beren«
jer rufen kann J voila les SöConunissairesl Während. der eng*
^sctie GeschvVvOrne gegen jede möglich^ Einwirkung von Aus*
sen gesichert ist (6. 150) is;t der französ. Geschworne allen
tliniBüssen des Fartheienhasses, der Schmeichelei » def Volka<^
grinst und der Klatscherei Freis ^geben. Während in £ng->
land die Jury nach einer tbeili auf Gefetze, t^heils und vorzÜg^
' lieh aufjGeti.chtsgebr^uch und plte An;! sieht; sich tttttz^nde, Be*
lyeistheorie il>r Urtheil baut, hilden- sich die Franzosen oft
ein ^ dafs die Geschwornen olj,ne alle Bew^istheorie und nur
jißch 'innerer ÜeJ) erzeug ' ' " Willkührf sprechen
«ollen. Es hat Rec. scho )ftchern (l$24S. Ö09)
cfie Unrichtigkeit dieser jen versucht^ ^ind es
in ufs bemerkt werden, c nz. Gesetz (a^n&ehd
Art, 342) vorausgesetzt h c})wornei:|.n>it.prflfen-
dem Verstände die Qrüiide bw|igen werden ^ M^ß:
liach den Regeln ^ die de d gebjijd^te .M^^^ in^,
Ijeben zur Erforschqng c >n ThatÄache^» ^ßvvieii-
Jet , ihr Urtheil fallen s jlück liegt njur darin,-
dafs , währen^ in England die Jiiry^ ^n mit der Natip^ alt
gewordenes Jur'ch tradiiionelles Recht fdrtgebildetes Institut
;i^VIH. Ja^rg. e. Heft, 85
fi
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lS46 Fcaeibaeh 81). Oetfentik« n» HMi. a* Geredit%k. Pfl« ]|, 1{»
»r . ' .;*'."'*■
ist 9 die fransöi. Jury «in Kind der Revolution^ Win In das
Leben der Nation no#h nicht .ül^erge£an^ene%^ auf keine Tra»
dition und im Volke fprKlebeiide k-iobtfgeMäriitÄhnsicbt gebaute
Einrichtung ist. Vorsüglich wird bei der französ« Jury die
Frage, wichtig: auf #elche$tiiiai«n»ab}.da$ Ui\1iti| «her^Jttif
gebaut werden darf (S. 478). Alan w^A^ wttf die frahida;
Getetsgebung so oft ihr« Ansichten änderte y und mit welchen
N^thb«heUWaie aich ^pOtoe, bk d«r sdriecbte Art, 3dl Code
d'instruction entstand. (Am geistreichsten und mit der gröXa«
t«n Sachkenntnifs hat der bei dem yerf. nicht angeifihrte
]aiarcf];4> Sierres manuel VoL L p. 442. Mch ühit dies« Stirn«
menaählung frkUrt). T^$ ist gewib, dals d|e G^schwornen
in Frankreich wie in den Bheingegenden hSufigy wenn sie
si^ nicht bu helfen wissen , eine verabredete Mehrheit der
Stimmen von 7 zu 5 bilden 9 damit die Sache sur Entscheidung
an die Assisenrichter komme, und das Gewissen der Geschwor«
nen, wie sich manche einbilden, nicht beschwert werde.
Wenn man aber weifs, dafl die Assisenrichtar qft gar
nicht so sorgfUitig den Verhandlungen znhörten, weil sie
daranf rechnen durften, da/s die Gescbwornen das Urtheil Qber
das factum flElllen würden , dafs daher die Richter oft Oberrlscht
und unvorbereitet urtheilen mfissen» wenn man erfahrt^ dals
nach Art*. 351 die Verurtbeilung schon erfolgt 9 wenn nur 2
Assisenrichter zu den 7 verdammenden Gescbwornen hinsu-
treten^, so mufs man ebenso die Inconsequenz als die Unge.
fechtigkeit der französischen Einrichtung tadeln und die Wohl»
fhat des obwohl eben §0 wenig consequenten Gesetzes vom
24- May 1821 segnen, nach welchem die Assisenrichter/' un*
ter sich über den Ausspruch der Jury beratfaen, \\n^ die dem
Angeklagten günstige Meinung entscheidet , sobald sie von
der Mehrheit der Assisenrichter angenommen ist, so dafs
wenn auch 2 Richter für die Verurtbeilung stimmen, der An-
geklagte doch losgesprochen werden mufs. Man kann aber
auch die Gleichgültigkeit nicht begreifen (sit venia verbo), mit
Welcher die Gesetzgeber in deutschen Provinzen, wo französ.
Recht noch gilt, den entschiedene Ungerechtigkeiten herbei-
führenden Artikel 35 i forthestehen lassen, nachdem die Fran*
zolen selbst i821 ihn abgeSi^dert haben*
Wirft: man nun einen Rückblick auf die Resultate der
Beobachtungen des Verf, so kann man nur darüber staunen,
Wievi^ und wie richtig der Ver£ in U} kurser Zeit beobacb-
tet haty obgleich Rec^ nicht ' iminer den Beobachtungen *beU
strnlmen kojtnte. : •
- ' Es ergiebt sich ^ wenn man die französ. Gesetz&ebung
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;^0iiei;bMU db. O^enilk« ür MOlki d. G^recKUgL PB. B. II. 547.
i^it'i)en ^^u^nisseii de^ Erfabi'Uing i^ergteicb^t ^ w^9 wenig Oe
unbedingten L*o^redner jder^elbep Glaiil^.en vetdienenf wi^
über id den Gfuiidideed die GeseUgeliung buchst achtungs-
i^ürdig isti.und nur ai:i dtir Durcb'filbriing, ibrer Gi^undsätze
incondequent Wuitde^ wäbfc^rid d^f Gerieb Ugebfamch die JL^k*
l^en des Gesetzes njcbt immer auf eirfe den jF*otde^urigeh aii
^ine gute Re^ts|>flege «shtsprecb^hde Weis« ausgefüllt bs^t^',
VorzügUcb db^r ttberzäügt man sicbf vi^ie watir ^d ist; was
X^egfaveretid in det getiialeri Scbrift^ die^ la^ufies et des bef
^oins de nötige legislatioii eii mati^e poIitf(}vie et liriminelle.*
Parii 1821* IJ VqI. dutcbffthrt^ däfs eä Überall in Frankreict
der Cjesets^^bubg ^n «^iner Garantie für die treu)» Befolgung
der Gesetze feble. Dief.Deutstben baberi dasGläckj die War«
tiungen ihrer NaCnbdren tu benutzen 4 und init weis(er tlück«
«icbt auf uiisere Verhillthiise^ ilbei'all die ^e.isen £iriricbtunU
Sen des Ausla^de^ ;Slc}i ai^eig^eii zu könriei^, ohhe die Fehler
ersejben oder die Mirsbräucbe und Entartqiigen der Ihstitute
«ugileich an^unehiiieha Mochten deuttfcbe Schfiftsteller mit
Gründlichkeit und un|>art heiisch häufig einzelne Institute dei
frau^ös« Rechts sa behandeln^ wie in der eben, demi Reo. zu« '
gekommenen Schrift das Institut der Staatsanwaltschaft, Leipzig
lÖ25i Hr. Regierungsratb Müllef dietf getban bat.
Mittermaier»
ii ^tleher das Uiurgischd Reehf evangelischer Ländesfärsteii» iiri
theologisches Bedenken von Päc ifi cus Sittcerus. G'öUingeni
bei V'aHdehhoeck und Ruprecht. 1824« 90 «S« 8.
2i N^hertf Erklärung über das Majestätsrecht in kirchlichen $ te^
sonders liturgischen pingen. Zur Berichtigung vieler Irrthü^
, luer , Vorurtheile und Mifsvefständnisse ,' zur Beruhigung mari^
eher Leser und zur Rechtfertigung des Verfassers gegen unge-^
rechten und liehlosen Tadel; von Joh, Chr, PT^ilh, Aukusti^
Dr* der Phil* und Thtof, , ordentU Prof, in der evang, theoL
Faculjtät auf der Rhein- Universität zu Bonnj K'önigL Preuss^
Consist. Räthe in dem Königin Consist, zu tölny Ritter Jf^v
rothen Adler " Or de rfs ü»' s, iv, Frankfurt d, IVl.^ P'erldg der
Serntannschen Buchhandlung. 1825. Vllt 207 S: 8.
Die Erscheinung einer neuen preüfsisrh^h Kircbenagende
bat bekanntlich schon s^it einigen Jahren eine bedeutende
Anzabf voW 8tbViftste)I^nif i\xx& "f h^il auf ^eh^ verschiedene
13^
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Art bescfaäfrigt; in det» plien Hui^jeröbrten Scbrlften fst dicM^
Gegenstand batiptdUcblieh von d^t juristischen Seite Bulecu^ct
Worden^ uiid es ist allerdings sehr verdienstlich, die«« S^ie
genauer zxx iintetsuidh^n , da die Meinungen Aber das Redit
d^v Regenten in liturgischen , so v^ie in kirchlichen Dinaen
6he^baupt , gerade in der neuesten Zeit wieder so hdraat
kchwanktfnd geworden sind. Der Verf. der Schrift Nr« 2 , ein
Theolog) gab zuerst dadurch Veranlassung, den juristiftchea
tjesitbtspunct in dieser Angelegenheit zum Gegenstand des
$treites zu machen, dafs er in dem zweiten AbBcbnitte seiner
im J; 182 3 anonym erschiehen Kritik der neuen preufsifcheit
Kirchenagende. behauptet hatte, das Recht, liturgische Atiord«
hunge^ zu machen, stehe dem Regenten als solchem, kraf^
seines Majestärsrechts su^ zu welchem Ende et sich auf einige
AnQtdnungen Constantins und mehrerer andren rdmischen
Kaiser , so wie Karls d. Gr., Lud wigs des Frommen
ti. s. w, berief. Hiergegen trafen mehrere Schriftsteller ^ fast
iUmmtlich Theologen , mit der gr^fsten Bestimmtheit auf und
eine besondre Auszeichnung verdient in dieser Hinsicht die
Schrift Nr. i«, als deren Verfasser allgemein Schleterma*
eher genannt wird. Die meisterhafte Art der Dar^tellungi
so wie die scharfsrnnige Entwickelung der GrOnde fCkt die
Selbftständigkeil: der Kirche, verschafften dieser Schrift bald
einen. anTserordentlichen Beifall. Der Verf. der Kritik der
preufsischen Age,nde war in derselben vorzüglich angegriffen
worden, und da man denselben auch in mehrern andren c^chrif-
ten zum Theil auf diö empfindlichste Art bebandelt hatte, so
schrieb er die oben unter Nr 2. erwähnte Vercheidigungs-
BChrift. Hier provocirt 6r in der Vorrede (S. VII) Torsüglich
auf die Juristen, von welchen er eine Bestätigung.seiner An-
sichten erwartet^ und da auch der Verf. von Nr. 1, bekennt
\S, 30), dafs er sich auf juristischem Boden nicht mit vo]]-
kommener Sicherheit bewege, so ist es wohl gerade jetzt pas-
send, wenn ein Jurist diesen Gegenstand einmal ganz rein
yon dem positiv -juristischen Standpuncte aus beleucntet^ was
in dem Folgenrlen versucht werden soll; vorher mdgen indes-
sen die beiden entgegengesetzten Ansichten der erwähnten
theologischen Schriftsteller kurz angeführt werden.
Der Vf. von Nr. 1. geht von dem' Grundsatze aus, dafs
eine ReligionsgeseHschafc, an und fbr sich betrachtet, das
Rt-cht habe, sich seihst und ihren Gottesdienst zu ordnen;
betrachte man sie in Beziehung auf den Staat, so kommen
dem Regenten ober diese Gesellschaft dieSelfitrn Rechte *b,
wie über jede andrö im Staat; er kdnne sie daheim ri^Attg^n«
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der Y«rf)i<^Cei^ oder ^esi^^i^, Abänderung; fc^rderns alle: diesei
|l<^cbte «eyea aber blo« negat^ive ($. li}), j. ^'ya,4er;Anwendung^
dieses Grundsatzes f^f das liturgbcl^A Riecht , verwirft: dabei;,
^er VL (S. 14 ff.). die Meinung der j »n Ige.n, , welche dem Lan*
desberrn^ als solchem ^ wenigstens jBf^ A^cbj^binsiclitlicb.jdiei;
^diapbora (im Gegensatfse d^er sacra essen^j^U^^ gewäbren ^ $o.
wie die Bebauptiing« dafs dem Regenten dl^ K^rchengev^alt.
(iberba upt l^raf t der Staatsgewalt zustehe. Er nimmt vjelmebr^
ai^ (S. 3,7 f.)f ^afs dieses Recht dem evangelischen La^de^«if
bt'i;rn «eit der Reformation, als ein .von defi\^IM(ajeSlät4repht,
verschiedenes, durch die kirchlichen Gemeinden übe(tra,gei\
worden sej f und folgert hieraus (S, 47 f*), dafs ei« anders^^
gläubiger Regent diese, nur d^n pro^esti^ptischen Fürsten
übertragei^en Rechte nicht ausüben dUrfe,y.dafs selbst von den.
protestantischen Fürsten das li^urgbphe JElecht nur dann aus%
S«Obt werden könne ^ wenn eine, wenn gleich formlose, doch
lautlich ausgesprochene f*or der ung der Gemeinden vorhanden,
tey (S. 57 f.)< und dafs deshalb die Ausübung dieses Re9hts.
durch Kabinetsbeschlüsse nicht für zweckmdfsig gehalten wer*,
den icöune (S. 6i t)^ indem vielmehr die bestehende kirchlij;
che Verwaltungsbehörrie vom Regenten au veranlassen sey,^
^}4f die in dein eingeführten Geschäftsgange liegende Weisej^
die Personen zu ernennen, welche diese Veränderung bear*.
J;^eiten sollen, und die Forip zu bestimmen, welche dabei zu.
bcobaciiten sey (S. 69). Bei dieser Gelegenheit wünscht in-
dessen der Vf. (S. 71 f,) , dafs zur Beförderung des Wohls der;
Kirche die in den meisten Ländern bestehende Consistorial'»
Verfassung geändert and dafür die Presbyterial- und SynodaU
Verfassung eingeführt werde, und berührt zugleich kürz«
lieb die etwaigen Vortheile und Nacht heile einer Episcopal«
Verfassung.
Ganz verschieden von den bisher aiigefübrten Ansichten
sind dagegen diejenigen,, welche der Vf. der Schrift Nr.,2..*n.
verth<»idigttn sucht. Nach einer Critik der gegen ihn gerieb«,
t^ten Schriften g^ht er in der zweiten Abtbeilung seines
Werks ( S. 63) zu einer nähern Erklärung binsichtjicbdea
lyiajestätsrecht^ in kirchlichen-, besonders liturgischen Dingen
iQber. Hier begegnen wir gleich Anfangs der merkwürdigen
^chon in der Kritik der Agende von ihm vorgebrachten) Aeus-
Sprung, dafs er sich vorerst aufser Stand fühle und wahrschein-
lich stets aufser Stand fühlen werde, über einen so wichtigen
Gegenstand etwas zu entscheiden (was freilich mit dem Titel
der Schrift I wonach sie zur. Berichtigung vieler Irrthümeri
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^50^ Pftdf. äimMnts u. iiiigatti üb. 4. 'Iftiuig. Rfoht er* l^nteHi
Töt'unfa^fl^ 'bnd MvfsTeritaiidniHe dteif^n toll, nkht «eln^
fibereinttimmt). £r betnflbt sich daher Vor allen Dingen , vxi
seicen , dafi die' fiel^ftuptung, disr Regent habe ala solcher
aiicb die Rechte Aei Kirchengewalt, rön yielen bewährten
Scfariftstelkrn angenommen worden tej (S. ^^ £). Er bemerkt
sodann^ dafs schön die jüdischen Könige }n ^nger Verbindung
n^it'dem Gottesdiei^st gestapden (S. öl f.^9 dafs die ernten
christlichen Kaiser mitunter liturgisdie i^nbrdhungen getrof* .
fen hätten (S. 84 f. ^, dafs Kirld. Gr. und Ludwig d*
Fr. ebenfalls in dieser Hinsicht besondre flrwäht^ung ver*
dienten und dal'sf auch nachher das 'liturgische Recht der Für«
^en hiebt unautgeübt geblieben sey (S. lOO f.) y dafs nament«
lieh bei Gelegenheit der Refotjnbtion jeder Reichsstand nach
den Principien d^% TerritorialSTSteins verfahren habe und
zwar wegen des eiiiem je<|en zustehenden jus refbrmandi, "vrel-
ches zuletst noch durch den .Westphälischen Friedeq au'sdrück«
lieh bestätigt worden sey (S. 1Q3 f.)* ßpäterhin erklärt er
sich noch insbesondere gegen die Annahmt: eines Vertrags,
Wodurch die Kirchenge walt auf die protestantischen Regenten
übergegangen sey (S. 126 f.)# und weist namentlich darauf
^in^^ dafs die protestantischen Fürsten die Kirchenordnungen
nicht als Beauftragte, sondern als Gesetzgeber erlassen hätten.
Dafs nach dieser Theorie auch die andersgläubigen Regenten
liturgische Anordnungen fOr ihre Untertbanen machen könn-
ten, findet der Vf. nicht anstöfsig (S. l4Ö), sondern betracb«
tet es nur als ein Unglück, wenn solche Regenten in diesem
Falle ihre Rechte mifsbrauchen würden , weist auch auf einige
deutsche Länder hin, wo die kirchlichen Verordnungen we«
nigstens im Namen .des andersgläubigen Regenten erfolgt
Aeyen und sagt zuletzt (^. 159), dafs durch alles dieses natür*
lieb die Gewissensfreiheit nicht yerletzt werden dürfe, son-
dern nur die adiaphora Gegenstand des liturgischen Rechts
seyen. Er cieb^ 5. 169 ssu, dafs in den, nach dem Muster
palvins eingerichteten Kirchen das liturgische Recht bloa
von den kircblichen'Gemeinden ausgeübt worden sey, bemerkt
indessen y ^dafs Zv^ingli dagegen für das liturgische Recht
dei" weltlichen Obrigkeit gevfesen sey, und dafs man bei Ein-
führung der reformirten Religion in vielen deutschen Ländern
t^rritorialistische Grundsätze geltend gemacht4iabe. Scbliefs-
lich sucht er die Art, wie die preufsische Agende durch Kabi-
:^etsbeschlu|8 bekannt gemacht worden ist, zu rechtfertigen,
und erklärt sich gegen die gegenwärtige von Manchem vorge-
j^lagene Synodal Verfassung (S. 176 f.).
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(aeif. Sinccnis u. Augustl iib, d. lituVg. Recht ev. FOrsteo. 55 i
Schop oben ist bemerkt worden , dafs di^ folgende l!r^^
^ng der von dep erwähnten Schriftstellern aufgestellten
Grundsätze über das Majestätsrecht der Kegenten in kirchli-,
chei;! Oingen von dtfin 5tandpuncte des jetzt geltenden gemei-
xjen Rechts vor^enomoien weiden solL Mao kann denselben
^egenst£^nd s^up^ von der reingescbichtlichen, so lyie von der
pbiipsophischen Seite betrachten. nn^ es bat auf dij» au zie«
hende Resultate natürlich einen grofsen Einflufs, ob man den.
€;iqen oder den. andern Weg eins'cbJägt« . Wenn fs pun in den
beeiden zuletzt genannten Rücksichten unentbehrlich ist^ auch'
die Art und W^\^e genauer zu prüfen, wie in frühem Zeiten
und in verschiedenen Ländern das YerhältniCB des Staats zu .
religiösen Di ngeo gewesen ist, so wird dagegen der positive
Jurist \ror iülen Dingen die Frage aufwerfen müssen, welche
Rechte unsere^i deutschen Fürsten hinsichtlich der in
Deutchland ^anerkannten Kirchen gegenwärtig zustehe;!.
Nur auf diese Art ist vorerst ein«t sichere Grundlage ^u ge-
winnen, während in der neuern Zeit häufig die S^cbriftsteller,
welche über diesen Gegenstand schrieben, durch Vennengung
tescbichtlicher , philosophischer und rein juristiscber/Bemer-
ungen die Sache verwirrt haben *)•
Oas noch jetzt als.gemeines Recht bestehende Grundge-
setz, worin die rechtlichen Verhältnisse , der JBLeligionspdr-
tbeien Deutschlands geordnet worden sind, ist der VVest-
phälische Friede. Einige Schriftsteller glauben in den
4arin vorkommenden Ausdrücken eine Bestätigung des Terri-
torialsysCems zu finden, indem sie sich auf das in dem J. F. O«
*) Hierher gehören auoh iwei tod zwei Preufsischen Reohtage«
lehrten , die • ia diesem Jahre für das Recht des Regenteo iu
dieser Angelegenheit aufgetreten sind ^ rerfafst^q Schriften. —
Die eine dieser Sehriften, welche anonym unter d^m Titel :
»Wer hat das Recht und die Verpflichtung^ der evangelischen
Landesg^meine eine gemeinsehafüiche Agende. zi| gehen } « er**
schienen ist , enthält nur allgemein aufgestellte RehaupCungeuy
lind läfst selbst die juristische Entstehung des Kirchea^Regi«
meuts der eyangelisRhen Landesherra .anuntersucht ^ ' Die andere
ScliHft C^t Weidemann über das Repht des Monaroheaj, die
Agende vom J. 1822 einzuführen) kann man dagegen wegen
der seichten Mnd häufig sich selbst widersprechenden B^hand*
lung geradezu ^Dter aller Kritik nennea, — ^ ^ecensent übergeht
)>eide Schriften als uabejeutead.
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65$ Paeif. Sneenis u. Augixf ti üb. d, litorg. Redit ct. Fürsten.
art^ 0* $• i2f den Lianclesberrn beigelegte Jus refoirmand} Jjieru«
kn 9 wäbrei^d die Anbänget des ^picopalsjrsrem^^ Ije^.önder«,
in der durcb art. 5. §r 48. verftlgten Suspehslon der bPscbÖflU'
eben Gewollt* eine Bestitigung ihrer An8idit"fand(!n , die Ter«
tbeidiger des CoIIegiaÜysteriis endlicb rieb ely^nfalls -aUf idiese'
Stelle berufen, weil durch Wegfallen der bli^cböffitl^'en GfeWalC
binridltlicb der|>rote8taliti«cbehR'eligionspärthel'die u|-gprüag*^
lieben Collegial^cbte 'der Kircbe von selbSt '>^te4er> aufgeü
lebt teyen. . . , < :. J «.
In dem Folgenden wJrd Rec*. »ü '«eigen, stidben , däfs ,dte'
Rechte der Staat sgeiwält unddie der Ki rcbeng ewalf
namentlich auch im Werftphfilischeri Friedet^,, dem fVübertt
Herkommen gemäfs, eüs an und für* sich Vei^stWedeilartige
Befugni^sö angesehen \verden,; xind daft da , i Wo beiderlei
Rechte ausnahmsweise in ^Inei" und derselbeVf rersbri seit der
Reformation verbunden worden sind, dennoch di6 Verschie-
detfheit dieser Rechte an und für sich nicht verkannt werden
.darfy weil daraus noöh jetzt die wichtigsten Ffclg^ri entsprin-
gen. Als Gruiidlage dieser Untersuchung muft eine ticbti^e
ErkUrung der wichtigen Ausdrücke j«j refdrmarfdi Und jurisdictio
^eelesiastica iroraufligeheh. £s ist aus dem Canon i sehen Rechte
bekannt^ dafs man unter dem Namen def jufisdictiö ecclesiaseica
die Kirthengfewalt überhaupt, oder dasjenige ^ wa« rtiaii in der
neuem Zeit potestris ecclesiastica genaniit hat, verstand (wel-
che bei näherer Befceichnung der Kircbengewalt der Bischöfe
auch wohl wieder in das jus dioecesanum und die eigentliche
jurisdictio eingetheilt wurde), Ih den seit der Reformatioii
gegebenen Reichsgesetzen ist nun auch diese Bedc^utung bei-^
Behalten worden. Ganz evident beweist dieses der §. 20. de^
lle]ig]onsfriedens v. J. 1555, i^^orin es heifst , dafs die geist-
liche Jurisdiction der bist)erigep katholischen Kircben-
behörden hinsichtlich „def Augs'burgisch'en Confcssions-Rfeli-
gion, Glauben, Bestellung der Ministerien, Ki'rchengc-
Eräuche, Ordnung', Ceremonien bis ktt endlicher
Vergleichung der Religion ^icht exercirt, gehrau^rht oder ge-
übt werden * solle.«« • ^s wird' also hier die Pestsetzung von
Kirchengebräucben, Ordnungen und Ceremonien ausdriicklicb
|ils eigentliche!: Bestandtheil der geistlichen JuVi^'difctioo ange»
feben I jedoch so, dafs die Ausübung dersetbeii gegen' die
rotesftainten yorörst beruhen solle. Von dieser geistlichen
Gewalt heifst es nun auch in dem We8.rpli3liscfcen Frjeden
(3. P. Q. ^rX. 5. §. 4?.)» dafs sie hinsic^tKch der Länder der
protestantischen HeichSst^nde su^pendirt 'seyn spll«^;
biniichtlicfa der katholischen l^äi^de^ blieb »le iia^ü^rUcb
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in ihrer .hislie
dagegen binsic
S|irak:tigeb'raucl
ftif sein Ijanä'^
geh, %u besti't]
äThderuhg in d»
Die F^qtestant
atidertl ka,tho]iJ
Mldete sich da
e'in , in der St
desherrh , zu 1
geführt werdei
Ausübung Che
schon' zur Zeit
dbeiri Fürst d
das jus reform
durch den M
Recht. Nur d
kenden Verfas
die einzislnen^ 1
gewalt hätten ,
und Reich die ]
IDieses wurde
§. 30. festgesetzt, wo dieses Recht nach einer bisher beobach-
teten allgemeinen Reichspiaxis als sümmtlichen unmittel-
baren Reichsständeh zustehend erk
ist' hier der Punct , dals dieses Ji
sowohl den Reichsständen katho
tischer Religion eingeräumt
oben gesehen haben, die Rechte dei
in den katholischen Ländern b^
Behörden blieben, so folgt von' sei]
reformandi nicht zugleicti di( ,
gewalt in sich begreift, Vo .
VC n'ver scihieden sind; ' ' ' ,
.Wenn iiuh;4i'esös jus reformandi ziir Zeit f|e
der protestantischen Religion von "der größten
W ä r , un d d i e PLech t e, der La n d es h er r n ^s i ch ' hi ei
schränkt zeigen konnten^ da die Existenz der
in ihren Ländern' von ihrem 'W'^Ien aKliing , so
doch diese Angelegenheit ganz a'pders ,.nachdeifl
den Wpstphälisdhen Frieden die rechtliche t
katbpli^hen und pifptiestantischen JCi^cl^ti in
ßxiit w^. Was bierasu^fSt d^s Recht dW. kalb
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1
5i4 Vüeit Sineeras n, Aogtud 8b. jl. Iltorg. Rceht er. l^nrsten«
deiberrn hinsicbdic1i|'der in' ihrem ham »ro«
t es tan tischen, Kirche b^tritft^ so wie um pro*
festantiscben Landelherrn hinsichtlich der che^
so konnte das jm reformandi nicht mehr vöi »Qbt
wercfen^ insofern dadurch Veränderungei Zu*
'iftande vorgenommen werden sollten, w«lcber zur Zeit des
Entscheidungsjahres statt fand (s. art» 5. $• 3l)| wo-
Lei noch ausdrücklich festgesetzt wurde^ dalii eine Aendrung
c )estandenen Znstands nur dann stattfinden dürfe,
1 e chriltliche Religion entweder im Allgemeinen.
' ( n iiew einzelnen Keichsst'Snden und ihren Unter«
1 gemeinschaftliche Ei i^wiliigung etwas
A "uit werde (art. 5. §• 3l in fin.). Aber auch selbst
zwischen ^Lutheranern und Ileformirten soll der Landesherr,
wenn er etwa von der einen lleligion zu der andern übergeht^
das jus reforuiandi nicht ausCiben (art* 7* $• 2.),.
Waren zur Zeit der Keformation Fürst und Unterthanen
in dem Bestrehen I den neuen Glauben einzuführen^ vereiniat^
so wurde das jus r^formandi natürlich zu Gunsten der neuen
Kirche gebraucht, die Landesherrn, als die mächtigsten Be*
Schützer derselben, waren bei Einrichtung 6fii neuen Gottes-'
dienstes sehr thätig, und sie übten bald j^cla die Bischöfe nicht
bei der Reformation mitwirkten) wirkliche Rechte'^ cler Kir«
chengewalt aus, Dafs sie indessen diese Rechte als etwas von
der Staatsgewalt eigentlich Verschiedenes ansahtm, ersieht
man nicht nur aus d^n bisher angeführten Reichsgesetzen,
sondern auch schon aus frühern Ereignissen ganz deutlich.
Die von den protestantischen Fürsten mit ihrer Namensunter»,
Schrift denl Kaiser überreichte Augsburger Confession erklärt
kelvon det; Kirchengewalt ausdrücklich, dafs ein Un-
d zwischen Staats- und Kirchengewalt sey und nament«
d darin das Recht, Anordnungen hinsichtlich der Kir-
ebräuche u. dgl. zu treffen., als ein Recht der
— ..^»engewalt bezeichnet (art. de pot. eccl; in fin.), je«~
doch mit dff natürlichen Einschiänkung, dafs dadurch das'
Gewissen nicht beschwert werden dürfe. Eben dieser Un-
schied zwischen Staats« und Kirchengewalt wird auch in
andren/ symbolischen Schriften hervorgehoben. Daher kam
•s dehn auch, dafs die Fürsten^ hiervon aiif das innigste über«
seug^, die Veränderungen in Kirchensachen auf den Rath der ^
Reformatoren und der Landstände vornahmen^ bisweilen so*
far sich aller unmittelbaren Einwirkung in das Kircblidj^e ent*
ielten , wie z. B. auf der Synode zu Homberg im J. 1526»
WO eine ganz selbstständige Kirchenverfassung in Hessen ein«
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Pliäif. Sneenis v^ Augmti fib.v i. iltuqr. aMit ef . ^JlferVtetik 55S
/rffihrt wurde, «reldre «uf Sj^noden and ' dkn CdlJ«gialrechteH
der ein£elnen Gemeinden beruhte. Spftter 'wurde indessen die
Consistonalver£assung immer mehr ber,rffcbend, allein atteh
auf dieje Art blieb die Hauptsache unverKndert*^ dafs nämlich'
Kirchengewalt und Staatsgewalt in rhrrstlicben Staaten an m%d'
für sich zweierlei sey, weshalb auch die J>1rbt^stanti8chen'
Fürsten sich stets zum Unterschied von den katholischen n«lten
ihrem Titel als JLandesberrn auch noch den -eines obersten
Bischofs beilegten, um dadurch ansudeuten , dafs ihnen
die Ausübung der weltlichen und kirchlichen Gewalt
znstände«
Nach diesen dtirch die Reichsgesetse und schon früher'
durch die symbolischen Bücher begründeten^ so wie durch
Farticularrecht bestätigten Sätzen' hinsichtlich des Unterschieds
zwischen Staats* und Kirchengewalt mufs man das Territorial«
System 9 als unserm bestehenden Rechte zuwider, geradezu
verwerfen. So gegründet nun aber auch in dieser Hinsicht
die Behauptungen der CoUegialisten sind, $o kann man doch'
ihre Ansicht von einem zwischen den protestantischen Regen«'
ten und den kirchlichen Gemeinden bestehenden Vertrage
(welcher auch der Verf. der Schrift Nr. 1. huldigt} nach posi-
tiven Rechtsgrundsätzen nicht vertheidigen, und sie haben
hierdurch ihrer guten Sache in gewisser Hinsicht geschadet.
£s läfst sich nämlich ein solcher 'Vertrag geschiciitlich gar
nicht nachweisen, da einzelne Reformatoren oder seihst die
Landstände nicht die Kirche als solche rechtlich reprüsentiren
(wenn es auch factisch geschah); und wenn gleich die Uebertra-'
gung der VVunsch sämmtlicher Unterthanen gewesen seyn niag^
«o ist es immer eine mifsliche Sache, zu einem s. g. stillschwei«
genden Vertrag seine Zuflucht zu nehmen^ eine Fiction , wel«
che freilich nicht viele JNiJü he kostet, aber eben so wenig als
bei Annahme eines s. g. stillschweigenden Staatsvertrags zw
wirklichen positiv -juristischen Folgerungen berechtigen kann.
Die Sache machte sich vielmehr so^ wie Luther in der Vor«
rede zum Visitationsbuch andeutet (Werke ed. Walch Tb.'
iO* S. 1909) f wo er sagt, »»die Kirchenlehrer seyen wegen
der Nothwendigkeit, die^Kirchenzucht zu bessern, nachdem
die Bischöfe, denen die Kircherivisitation zustehe, keine An«
stalt zur Besserung gemacht «— den Landesfürsten angegan*
teh y aus christlicher Liebe für das Evangelium und das Wohl-
er Unterthanen zu sorgen; denn ob ihm wohl zu lehren und*
Seistiich zu regieren nicht befohlen sey; so Wäre er
och schuldig, als weltliche Obrigkeit darpb zu halten, dafft-
nicht Zwietracht I Rotten und Aufruhr sich unter den Unter«
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•/
thane» eirg«be«<< . I)i^#€» I^tttf r^ Jki\kt kodesherrlicb« Rech^
M'odurcb auck d,9« JM4.r «forma ndi bfgründet wird, gab näiii*
lieb 9 wie pbea b^tsHu-kt wurde, dem Hegenten b^Ln £tnlritt
€^r Rtfformaii^B.die Befugniis^ n^lb^i; zu b^ftifiiuneiiy in iTvie*
^r.u ^ die-nei^e Kircbe anerkennen wolle ^ und da nac;b pro«
tvstant^^cb^n QrundsäCsen die Ausübung der Kircbepgevi^a]t
als Gesell scbnitfi-^cbt nicbt; an einen bestimmten Stand, ge*
knüpft war 4 soiulern nur ein Mitglied d^r neuen Kircbie. vor-
^usfetztej so i^o^nte er sich, ohne ihre Existenz zu ^elährden^
Hechte der Kirchengewalt als B«idingung der Reception vorbe-
balreii, und es war nicht einmal nöthig, diese Bedingang als
aoliche aiiszuspr<»<;hen9 da es der laute Wunsch der IVotesran-
t«D war, diüs ihre sie begünstigenden Landesherrn diese
Hechte ausül^en möchten, Stand nun aber diessBefugnifs dem
liegenten bei der ivji.ni'ührun^ einer neuen Kirche zu 9 so ver-
hält sich dfEi^gen die Sache ganz anders 9 wenn einmal eine
•olche Kirche durch Staatsgrundgesetze anerkannt worden
ist> Alsdann bört natürlich ein jus reformandi binsicbtlich
dieser Kirche auf; unddieblofseErklärung^dafsmandieKecbte,
welche bisher als Aechte der Kirchengewalt ausgeübt wurde>n9
nun kraft der Staatsgewalt ausüben wolle , oder mit Einem
Worte die Einführung des Territoriaisystems wäre verfassungs-
wi«irig. Aifi deutlichsten zeigt sich die Wichtigkeit dieses
Satzes für den Fall 9 wo ein andersgläubiger Kegent auf den
Thron kommt; die Kirchengewait t^ber dh: prot^estan tische
Kirche bleibte alsdann zwar, sobald die bisherige Verfassung
«ine Consistor ja) Verfassung war 9 in den Händen vom Landes-,
herrn .ernannter kirchlicher Behörden 9 allein der persönliche
Einfiufs des Regenten auf die positive Leitimg der Kirchen-,
angelegenheiten mufs nothwei^ig hinyvfgfallen^ ein Satz,
welcher nicht; nur aus den oben angegebenen gfs^einrechtli-
cben Frincipien hinsichtlich des Wesens der Kirchengew^alt
fiiefst, sondern auch stets im Particularrecht anerkannt wor*
d^n ist« Ohne hier eine Menge von Beispielen aus der altern
undi neuesten Zeit anzuführen, möge die Religionsassecura«
tionsacte vom^ 2^. Oct;ob. 1754 hinreichen9 Welche der^ nach«
herige Landgraf Friedrich von Hessen ausstellte , als er zur
katholischen Religion überging ; es heifst ip derselben ; «»der
jurudictiomis ßc$l0siasdca0 Und was dazugehört, als deren exer^
citium nach denen prineipiU «i;ii|t^d/icorum — von einem ka*^
thpliscben Landesherrn über seine protestantische Unter«
tbanen ohnedem nicht ausgeübt werden kann 9 wqUch wir uus
uiXß lleberfl^fs ausdrücklieb biemit begeben.«^'
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9fto}f. SlBecnia u. Angnsti IIb. ä. Kiarg. IMki «v; j^Sr^tesf. 55?
'In denjenigen LSndem , \t^o sur Z^it, der lleformattott
dfe Regien ten andersgläubig waren 9 erhielten sich bekanntlicH
die Protestanten ungeachtet der gröfsten Bedrtickungen unaKL
bängigy da hier der Landesherr sein jus reförinandi blos Aus«*
übte^ um sie su unterdrücken, nicht aber um sie unter ge*
wissen Bedingungen anzuerkennen. Hat sich nun auf diese
Art eine - selbstständige Verfassung gebildet, welche durch
Staatsgrtindgesetze einmal anerkannt worden ist, so steht es
einem liegen ten , sollte er auch nunmehr protestantisch seyn^
nicht SU, die Rechte der Kirchengewalt in Anspruch eu neh«
men, wi^ z. B. in der Grafschah: Mark; wo reine Synodal«
und Fresbyterialverfassung statt findet. Eben so haben auch
die. reformirten Gemeinden in Hannover eine von d«m Lan«
desherrn unabhängige Kirchenverfassung zu erwerben ge«
wufst. Man sieht aus Allem, dafs das Verfahren, Rechte
der Kirchengewalt mit jurib. majest. circa sacra zu vermischet
ganz gegen das positive Recht Deutschlands ist. Seihst so!«
che Rechte der Kirchengewalt müssen von den Regenten ge«
achtet werden, welche Adlichen oder Magistraten zustehen,
wie z. B. dön Ffirsten und Grafen von Schön bürg im Sächsi«
sehen , welche ihr eigenes Consistorium und ihre Superinten«
denteii haben.
Es mdgen dieser Untersuchung noch einige Iiterärge«
schichrliche Bemerkungen fiber den erwähnten Gegenstand
folgen, weil sich hierüber der Vf. der Schrift Nr, 2. besonders
ausläfst. Diejenigen Schriftsteller, welche theils' vor, theils
nach dem Westphäliscben Frieden die Rechte der protestan-
tischen Fürsten über ihre Landeskirche untersuchten, waren
von dem Unterschied der Staats- und Kirchengewalt fest über«
zeugt, und sie begingen nur den Fehler, dal^sie, indem sie da§
Kircbenregiment der protestantischen Fürsten jus episcopale
nannten, die Fürsten auch in einzelnen Rechtsverhältnis«
sen als wirkliche Stellvertreter der Bischöfe ansahen , Wie
z. B. Carpzov (I. l. 4,;. An und ft\r sich ist der Ausdruck
jus episcopale als Gegensatz des jus territoriale nicht verwerflich,
da er seihst im Westphälischen Frieden vorkommt (J. P. O,
art. 7. §. 2). Bekanntlich war es aber insbesondere Tho ma«
sius, welcher späterbin ans Besorgnifs wegen der Üeber-
fliacht der Geistlichen den gemeinrechtlich bestehenden Unter«
sdiied zwischen Kirchengewalt und Staatsgewalt zu verwer-
fen sucbie, obgleich sehr hild die'bei weitem gröfste Anzahl
der Schrif'tstelJer des Kirchen r echts , nachdenft durch Pf äff
das eigentliche Wesen der Kirchengewalt besser hervorgebo«
hen worden war, die* jura majestutica t:irca sacra und die
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pqtestaf fcde8iaftic4|;«iiau unierschid^/ ij. H*'B4h«ier ver^
fheidigt« in dem ersten Bande seines jus ecd/Prot« im J. 1713
4as Territorialflryttf m , indem er das Unpassende der Garp^
20 y sehen Idee von dem Eintreten der protestantischen Re-
fenten in die Person der BiscbOfe zeigte^ und dagegen «He
Lechte der Recenten aus der suprema iiispectlo ü^er die Kir*
chf i|i})leitete (£ 3l, §. i»4)* Der yt der Schrift Nr. 2. legt
4as gröbte Gewicht auf die Autoritft dieses Namens und geht
fogar so weit, daCi ^r die ungegrQndete Behauptung aufstellt
(S. 99y» dieser Schriftsteller h§be in vielen protestantischen
Ländern gesetsliche Autorität» Ifif hätte sich yielleidit
llicbt so sehr auf diesen, allerdings sehr achtbaren Schriftstel-
ler Berufen, wenn er die, vor dem fdnften Bande des jus eo^U
Prot, befindliche Vorrede vom J, 1736 mit den Aeufserungen
im ersten Bande , verglichen ^ätte. Böhmer waf nämlidi
^m diese Zeit mit dem durch Ff äff aufgestellten i^ollegial«
systeme bekannt geworden , und wenn er auch nicb^ zugieht,
dafs der protestantische j(\egent als Beauftragter der pro-
testantischen Kirche handle (was sich auch aiierdiiigs^ wie
wir oben gesehen haben, nicht rechtfertigen läfst) , so achlägt
er doch nunmehr folgende Ansicht vor (s. praeloq. §. XI*):
der Kirche stehe ursprOnglich die Kirchengewalt als Coilegl^dw
recht zu, zur Zeit der IVeformation habe die protestantische
Kirche zu Gunsten der sie beschützenden zu demselben Glau«
ben gehörigen Fürsten dieser Gewalt entsagt» Jiuf nicht«
protestantische Fürsten sey dagegen dieses Recht nicht
fkjbergegangeu* Man sieht ,also , dais auf diese Art B Ö h m er
gar nicht mehr zu den Territorialisten gerechnet werden kann,
^-r Wenn in der neuesten Zeit4finige Schriftsteller theila aus
a pridri aufgestellien Begriffen von Staat und Kirche, theila
durch mancherlei aufseile politische Ufnstände veranlafst, die
Einheit der Staats- und Kirchengewalt behauptet haben, so
hat dieses auf die Schriftstt^ller des positiven Kirchenrechts
fast gar keinen ElnfluCs gehabt. '
vVentlen wir nun die bisher ausgeführten Sätze auf das
unmitlelhar hiernach zu beu rt heilend ellecht der Hegenten hin-
sichtlich der Liturgie an, so mufs man hier zunächst das
JUS majestaticum cirCa Sacra von den Kechten def Kirchenge«
W^ unterscheidet. Das erste steht einem jeden TR^genten^
als solchem zu, ündiieichrlfAkt sich darauf, daf^er alles das*
jenige verbieten kann,- was iti der Art und Weide des äufsem
Gottesdienstes dem Staat^wohl wirklich nachtheilig ist; audi
löfst es sich rechtfertige^/ ^ v^enn der Regent Feidrlicbke« teilt
^Hche ni^ht mit dem besondren Glauben der einmal rectputen
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Aeliflionsprtbei zufaminenbängen , sp^id^n ^loe^ allgf^e^^
politische Tefdens haben, durch eine Aufforderuns/ ae di^
kirchliche Behörde veranlafst^ wo er jedoch "äie Mfonare
Art und Weise diesei; Feier der Bestimmung ä^jf IfAiic^ptir
Behörde überlassen mufs, s. B. die f'eier manclier» für ae6
Staat wichtiger Ereignisse y die Anstellung von Fürbitten
ii« dgl« Das wirkliche jus lUurgicum Ut dagegen pIFen^ar nur
ein JDestandtheil der eigentlichen Kirchenge\yalt (wie auch daf
Freufs. Landrecht Th. 2. Tit. 1 1. §. 46. ausdrOcklicb, bestimmt)^
Wshalb die Behauptung ^ dafs auch an^ersgläabige Kegenten
dasselbe ausüben könnten y gerades u abgewiesen werden iQufs^
find wenn die protestantischen Landrsherrn 'die Kirchenge^
walt über die protestantische Kirche in den i|ieis^ei^ Hiän^ern
Deutschlands ausüben, so beri.bt dieses nur auf der ob^ er«
wSh'nten geschichtlichen und rechtlichen Grundlage. Nun
finden wir hier gleich von Anfang , dafs die protestantischen
Regenten bei Einführung des neueir Glaubens in ihregi Lande
die Kirchenagenden zwar gewöhnlich in ihrem eigneh Namen
erlieben (obgleich auch dieses , wie man aus dem Beispiel von
Hessen ersieht, nicht immer der Fall war), aber docb die Art
und Weise des Gottesdienstes nur auf den Rath und Vorschlag
der geistlichen Behörden bestimmtem Hierdurch bildete Aicn
bald der juristische Grundsatz, welchen insbesondere C^irp«
zov (H. 267) ausspricht, dafs bei Veränderungen des
Gottesdienstes der Regent die kirchlichen Behörden vorher
zuziehen müsse, und bei erfolgtem Widerspruch diese Verän«
derungen nicht mit Gewalt durchsetzen dürfe. Diese 4|^icht
blieb die herrschende und die Fürsten selbst yeichen in der
Regel nicht hiervon ab. Späterhin legten indessen die Terri«
torialisten das liturgische Recht dem Regenten als solchem
unbedingt bei und J. H. Böhmer versuchte damals dasselbe
wenigstens für den Fall zu rechtfertigen, wo die Ruhe dea
Staats es erfordere (Tom. HI. diss prael, $. 7l)* Schon da«
mals fing man indessen an, bei liturgischen Aenderungen die
adiapbora von den wesentlichen Stücken des Gottesdienstes
zu unterscheiden und Böhmer selbst sagt (§. 70) » er meine
liur die Aenderung willkühilicher Ceremonien. Die fieuern
Schriftsteller des Kirchenrechts» namentlich G. L Böhmer
(princ. §. 161) bildeten endlich die Lehre vom Kirchenregimeiit
der prutestanti-icben Fürsten genauer aus , und reclineten das
^echt, liturgische Anordnungen z«i treflfen , zu den juribus
communihus dr-r protestantischen Regenten, d. b. 7.ii denjenigen
Rechten, welche nur mrt Belstimmung der Ktfche g<^ltend ge-
macht werden können, ohne dieses indessen bei unhedeuten*
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^h titit Siümti ti.'Attgtisii üb. a. liturg. RecHl ev. Funten.
'a>1iVeTpättdehiT)gen streng ziv nehmen (< z. B. Wiese Ö* Ä.
la^d^rgeseVzt worden , wie bei p^
l^r uiotest'antisclien Kirche die pro^
:^* der Rlrbheiigewalt erwarben, iin4
iich ieC^der, Juaft des jus refor-r
c^ptiön (fieser Kirciie zwar Rechte
ue aber die spater wirklich begrün*
^ig \^er2(hdefn durften. Nun* hatten
heri'Aegen\en desjenigen Theils der
i Ernchtüng der Liturgie bestand,
•^eVmittelst gemeinschaftlicher Bera«
3'rdenTjedient; sie dürfen daher so
pgsmäfsig bestehende Art des Got-
nd' belieb ig aufheben und eine
i^ih Regent Über deii einmal recht«
T^kreis seiner Liandstände beliebig
nun die Zuziehung dt^ Kirche bei
Verändecüng 'der Liturgie zi^ bewerksteljigen sey, hängt na*
tüilich Voh'd^en, hi dep 'einzelnen Ländern rechtlich beste-
henden Arten der Kirjcbenverwäl tu ng ab ^ und der positive Ju-
rist wird daher auch nicHts' erinnern können ,' wenn in den
Ltindern , wo die CirisUtörialverfassüng hergebracht ist , die
neue Agende auf Äem' jdiirch diese VeVfassung bestimmten Wege
vorfeereiVet wjrd. ' Setir Schön hat indessen gerade hier der
Vf. der Schrift "Nr. 1. ausgeführt, wie w^n'g die Co'nsistorial-
verfaftung gegenwärtig'diizu geeignet sey , einer den Bedürf-
nissen de;- kirdilichen Gemeinden wahrhaft entsprecbendö'K ir-
chenordnüng aufzustellen ,' ' urid wio ' es eher vorzuzieheil
sey , diese Sache vorerst noch ruhen zu lassen, so lange die
Älöglichkeit vorhanden sey, dafs aus einer solchen Unterneh-
mung eine blofse'N^uerung phne inneres Lieben und freudi<re
Zustimmung der Kirchenglieder entstehen könnte. Aus voller
Üeberzeugunff stimmt er mit ihm in dem Wunsche üherein,
dafs die bei der ersten Einrichtung des protestantischen Kir-
chen w^senS so sehr tbütigen Sy n o d en (welche auch geeen<ri
^artig in Einigen Ländern mit Glitck wieder hervorgehoben
worden sind), allgemeiner werden mdgen, Kine Synodalver«
(assüng, wo nach dem Standpunct deär gt^'genwärtigen Zeit na-
türlich nicht blos^ Geistliche als Abgeordnete wirken dtirfen«
würde auf jeden Fall der protestantischen'Kirche nach und nach
wieder ein kräftiges unaselbststSndiges Leben verschaffen
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H e i d e 1 b e r g e f '
JahrbücHör der Literatur^
^ ABEaesagiiii iiiiiiiin iiiii
Ce4€hichte und ieschi>fiibuttg des Dofms ^d Kölp^ vqh Sl Jßotssi^
. ree.,,StuU^rti$zh^ .'
(FortsetJiung votn* Jäbrg* i^i24. lieft iö: ^. 982Ji
'- ' ' ' . \ ...■-. ' ' • . •
Der Vöt fasler i- rtachdeni <5r l^liö die Bedeutung; di^
Würde u<rid,deh Vdt^räng des Gegerrständes deiner Udtersuchun«
gen festgestellt, geht nun zur näheren Betrachtung de^^elJlfeii
tibeir , uHd hegiiltit ^Itrtächdt in iet eräteri AbtHeiluhg mit der
GeSchiebtb deä 'Gebäudes. Er kndpft mit grdiseni Rückte dei^
Fdden dieser Geschfchte ah dife Äeste jener dfei Weiäeh äualf
dkm Morgenjaiide, die nach derE*bhe^uüg vbri Mayläüd Il62>
Aurcb die Schenkung de* Kais'ei'd nach Köln gev^ahcfert; yotk
dei* däfriallgen Welt ebeh ^b als das Kostbarste der gemäcbteii
B'egte betrachtet, vi^ie in jeriet andern Belagei'ung der Gräal^
deii die Getii<eä(^n als ihren Antbeil Vor allen ändeHi S<;hätiieiir
^ich ^evirählt. Dal^ man dieseti Botfhverehhefi RedteH it:i
l*eUtschlatid eirt ^Ordig lianiä kii bauen uhtei'nodinieh,'^ isitisi«
ttStlich tind dem G'ei^t det Zeit gemäß; däfs aber, Wie der
Ve^f: vermuthet^ auch die Politik der Kaiser eiiieh Antheil siii
dieseth Bau gehaibt,' will tiriä iiicbt eirileuditfeft; Drei Ge-
krd^t^^ kommend im Namen ftllel* Änderii , wie i^iel Ihret däi
#eite Morgenland in sich beschHefot-, um; erfüllend die Wöi^-
äaguhgeti altetSeheri das neugebdrneKind ahzübeterit sife bil-
d^ti^n ein grofses, schönes^ bedeutungsvollem Bild,' — ^ dli
rfrtfibdlische Darstellung uttd Vefwirklifcbltng einei* uiralteii
Priesterdlisk^hauüng,- die die Zelt zuiä vötäxii angekürtdet^ ^^6
Allei" Knie ^ich hentgeh iK^hrden Vor dem einzigen Göttei —
a(b>r profane Politik als. Solche lohnte ohhmöglith sonderlicberi
Gefälleri ah' diesen» Bilde babeh. £)ie Idee lag allzit iiaUti
tftbtt de» Kinfdes d^f) spätem Stättbaltör desse}beh>af Efdlöii
^^^erttagen; f\ähri 'knieteh die dfei gekt^nteh Häuptei* alt
Man da tat] e^ d^s Fürs^h dieser Welt ,* dej* geistigen Herrschaft
d^$ brerfatbgek?ranted ibre Häldi^hg d&riubringen $ d$iräh
XVm. Jahrg. ä. Heft; 56
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562 Boisseree Desdireibnng des Doms in Köln.
aber konnten die stolzen schwabifcben Kaiiei: kein Ergötzen
baben; uifd die Stelle aas Otto Ton Freysifeg<ii deutet geiada
unmit^elbaf darauf hin 9. dait sie die 5acbe aus dieaem Ge«
sichtstiutikt cingesebeli baben. - Eben ih Aett groTsen Kri^epi
mwilGoeft P^^st tied Kaisei* ^ die. die vothctgebi^nilen Jahrfansw
derte etfÜUt^ batten die swei Mlkbte^ geistliche uhd weltli«
che 4 K^uminttab tttid Scbwei-dt^ sieb aufs bestimmteste ge-
schiedeti^ und jede bdtte gelernt zu tudieh daa Ihrig«, iomI
jede wubte ihr Gebiet zu wabreft *gegeti ft-emdeti £insp^ch*
Krieget tln4 $taatskbiga als Solche bdUen heiile Kirchen im
höchsten Style; Paliste, HdtbhJlilserf .Gasernen« allenfida
Erbbegräbnisse 9 das sind dl6 KuhStwetite/dia die mit Vor*
liebe pflegen ; die Kircbeh aber tibörlatsen sie der Ftieater-
ichaft^ Bo Wät denn auch d6t Kölner Dom, das Werk der
teutschen Frlestetsühafr^ urid es sollte als das erste urid eröfate
seiner Art die £hr6 teuticbei: Nation auch in den Ang^egeo-
heiteQf die tiitht sind Von dieier Welt^ deti Umliegenden yA
kern Vei-kfindigen.
Nun abet Waf es um die€)rdnUo£ del fteicW aüp eetba«,
dafs im linken Rbeinnfer haupts^lchncb det priesterliche An«
theil.Vom ganzen Ijiln4«tg«biete desselben ausgescbiedea war.
Hier*^ WQ durch die Fratiketi vli^B Reich aelbst gegründet wor«
dea» wat uiü die Macht undt die Kraft des uesammttHrjJUns
auch det gai^ Aj[»parät tu seinel^ Weihe und Heiligung} zu*
4em. auch, die Fülle det Einsicht ulld Erkenntnifs^ dauials .heupC*
ätcbiich auf die Friesterscbaft beschränkt , versadlnielt und
ielbst als det Slit det Herrschaft sich tiefet ins Innere des
l«atldes s.enkt^t würdö dieser Tbeil immer als sein Haupt und
deif .Sitt det höheren Padultflten i^ngeseben. Dott wat 4er
Sit^ det dtei geistlicbeH Wahlfütsten * mächtige TarrltorUl«
berten in ihreitl eigen thämlichen Gebiete ^ breiteten 9i# .als
Mettopolitane ihten geistlitben finfipfs übet Hoch* uitdfUß^ *
derteutschlatid und den Tbtfil voti Gallien aus^ der spaltet .iipil» t
dem Hei^h seblieben j während sie als die Augen des K^i^rSf ^
als die Kanzler des Reichs 4 so latige Seitie YerUssutlg auß^clit
stand I auch die Leitung det meisten dffentlicheti Angele^gen«
heiteo des Sta^ats besorgten« Nebeti ihnen berfSdbtet) U^ die-
Sedi Gebiete- noch aridere ix>ächtige £tätateli^ die Biscjldfe^ Vlfm
I^ttich^ Worms ^ Speyer^ Sttafsburg^ ^Mel} lelb^ bU äa
Seinen Quellen^ die dds Bisthum Chut in sich beschlofis^ 1 4f«r
d^t Rböixistrom geistlich^ vt^äbcehd iiahlreith0-K|04t«r.^ %9lp^
hältnifsm^fsig 90 viele. Wie in Italien^ teicb^-Abte^A^ «ttf|«^|iif
Sa reich wie die ErzbisphÖfei dicht gedrängte Stlfi^ ü)Hr^^f)«s
g^n^e/ westliche Stromgebiet a08gestreiii^.4«S >,£r'M?i^Ai;^aB
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^ BoUseree Besdireibung des Doim« in Köln. 563
und diePriefttertireise völlehd« AprX hert^cheiid niächldh^ Wid
Aarüm in AegypteH 'die i^häbais , dl& äertienieii hi^tkrchUthejik
Character hatte ^ au'eh die grdfated De^nkihäli^r d^s Priettel'geiA
ites in sich b^achllefst; ^omüfirte atith d^i:' Antbed >der teut^
sehen Leviten I wie überhaupt' die gröftte Massfe ^trchlichelr
Gel)äude4 so auth das gtdfsfe und tiefHicbste von Alleri, deti
Canon di^r ganzen Ktiiist, in sich bewahren. Es fanden aber
dort glGcJtlicherwblse zugleich mit dein Slnn^'hnd dem Tttebö
äach die ifidthigert Talente sibh beisammen^ ttnd diesen Ta^
lenteh fehlten nicht die zeitlich eh Mittel^ ohne di<9 all ihr Stre4
Ben fruchtlos gevreSert wäre; Was jene Ersten > die natürK^
then Anlagen^ betrifft; so ist es Sicher hibht'^ufällig^ däfs iri
deihsdben Winkel des Reiches i wo früher die Baukunst jenH
Bltithe erreicht^ später die blühendste', originellste gfeistteich«
ite Mahlerschule sich erhob j und dls ^ücli diese ahgeblUbt|
die neuete Musik ibi*e ersten^ *cr3frig^teh FlQgelscalSge eben
dort gemacht^ Was aber die' Mi ttd ahbetrijfft^ die jedem
grofseii, Weit aiisSehendeii Unti^rnehm^n Ner^ und Rückhalt
geben mflssenp bo waren auch diese tiirgemlwo rälChlldielr
vorhanden, und ei Scheint, als hdbö Gott jene Gegertdfen|
wo tnän^ ohne ftbrigenS dethTrdischen sein Recht zu weigern^
Shm am eifrigsten gedient,' auch' am meisten gesegnötj und
mit GlßcksgÜtern ausgestattet« Der Rh ei jt^ jetzt dde, ein*
kam und Vetlassen, ein Steppenflufi^ ob he Fäll lind AuSflnfs^
stockend und versumiift^ vt^ar daoials die grofse Pulsader des
teutschen Lebens ; was die Weiten WasSersttafSeh Asiens
d^m »chvvdr^eri ' und mittellitndiScheh Meere Ziigd'ührt{ was
auf Cameelei Racken seine WtUteri durchwandert hatte; waS
das vetschlössehel Afriba mtlbsaiii äui seinem Indern iii döti >
grofsen Kreislauf der GÖtfek* hitiefhgegosSenj da* AlleS Sam-
melte sich In den Lagunen yrtn Venedig, und der Rhein tt-ug
bs ti-eulich und emsig in den Noi^deh. Schon, iri den Römer*
keiten hatten zählreiche Städte ah den Ufern dieSelT LebensStro-
jues sieb ang^sii^delt; die SthÖpften fleiAig Jsibrhutiderte lang
den Goldrand ^ deh er mit sich fhhtte; and langsam wüdis
det Hort^ den sie Sith ahaesammilt; Üeiin die Mauerrt Schätz«
teil ihn| dafs er nicht wieder üntet den HSrid^ii fäubetifcfaetf
Nacbbaren i^etratin } und die Fk'eibeitsHebe d^i- Bttrge^ wehrte^
^afs ihfi iiicht madrtige^ vei'Scln^eMderisthe D^naSt^ri durch
ikre Fin^nzküMSte iet^ehrten. Vntet HlUfii dieSeH blüBeiideft
Städteii aber wä^ keihe blflhettder als Kd\h^ weil äie iri gün^
Stiger Lage riaihe bd den g6>^erbfs&ichefi ' Niederländer selbst
«m thätigsteh si^fa^ü rühren verstand ^utid den Erwerb^ deil
dex Ström ihr sugesch#emmt, verdo'ptieltd duith eigene innere'
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564 Boisjeree Beschreibung des Doms iqf Köln»
ilQ fflMScbf AA, >i.^U Jwr^t/^^ und damit weiter wuctert«,
SiTolkreicb Wim fceii?«!» w^^ »i^^ ^ahfer mM^lutij' gew^orden wie
^\n Frei#Haat dff Ait^rtbunr«, A,iß4 wtJit .und hjeit^ tirl^ännten
alle rViwUch«^/» Städte ^|ifa iJegtfmp^Mft, . Sje g^'liörte dpm. Ge^
hi^te ienftf J^^*cbe«iür^Ui^.^n ^ deMenjgeJafl^ctie, öbhiaclit alt^
Ni^Aerlaini^ |iperkanpten,.,ul?d in dessen y^efei^te d^r Sitz der
ffermßnia^hep Weltherrschaft im Anbeginne des Reichs gewe-
sen; ,Die Nachb-^rn hat^tep; pufa Tbei} sqboq fröber ihre Q^tbe^
d^aleti unter weniger güns^ig^ VerbäU»]issen gebaut; Andere
SÖgerten nocfaf weil sie die Mittel nicbl;,b|eisaminen b^t^en ;
bier trafen JBnt8cbluJllsj,;J'^lejit .und Keiphtbjuon v wie die drei <
Schweizer ^m Rütli^ Jm ghlfklic^tsten Augenblick zii9,aniipep^
der Brand des alten Dofiige|)äLid^s entschied ^ und so wurde
Köln die ^Stilttei wo i^cji d^r Wunderb.au ^rhcib, "Nicht also
dutch eine Wirkung zufäUjiger tJinstände ist dies Gebäude an
dieser Stelle aufgestiegen; dMrch eine Art .'fron historischer
Noiht^^digkeit ist e^ vielmehr gerade dort und nicht anders-
we b^i'vopg^gangen ) ; un4 eben weil nicht der Kaiser und die
weltliche Macht es gegrlin^^t^ sondern die l'heocratie es Gott
feu.£b*®A und ^icb s^fn., unzerstörbare^ Denkmal aufgebaut|
ist es« gerade; in dieser; Gegend zur Wirklichkeit gekomnien.
Wenn, eher in splcher Weise die weltliche Macht bei der Be-,
gnttndung;und Ausführung, dieses Kircher^ljaues nur einen un-
tergeordneten Einfluß» ausgeübt;, so hatte dagegen die Art,
wie sie in den zunächst vergangenen Zeitläuften der geistli-
chen Gewalt gegenüber sich gehalten) den ents(:hiedensten auf
die FprniiUiia dae eigen^hümliche Weite^ in der das Gebäude
vollendet Wurde« /Denn vfas wir bisher ; die gothische Bau.
kunst genannt, ist eben nur eines der g^-o^e/i Resultate^ die
aus dem Kamj^e beider Mäcbte her vc^r gegangen ; es ist das
Werk des in diesem Streite bis zur höchsten Elastizität ge-
steigerteil Oppositionsprincipf, das , . ii^rierb.alb des kirchlichen
;Oebi^ts. beharrend^ in der«Kunft wie. Überall, einen eigen*
/ th(}Alitcb€tni$.pielraja^ sjfh ab^^o^arkt, unc^ ui^geben von, den
telcb^A }VIit;tel»« dfe ihni die Gnost der Zeiten zuge^dhrt^ und
tinteret^t^t von allen ;dj^|[i| regen »Kräften., die jene grofse Be^
i^eg!M<>g.entapünde^ hatte , nun ini Bunde mit der .ernsten Fröin«
«ügk^il; d^r dai^alig^n .pe^chlechjt^r, Jepe grpisen unsterBli-
eben Denkmsile gri^defe^ d^e als die groTa^n, Qrenzsteine d^es
germ9niaph$n Qetstefi^ :Und. seines weitverbreiteten KeicLes
zleu gni£i^gebeti. Pamit die^ell^oiistellung Vj6.n derKntstebrung
4er,,nei)eQ JKun^fwei^^e nipht ohn^ die nj^^tblge ^hisrljorisc^e Be-
gründung bleibe I wird ^es unumgänglich s'^yn^ einen Blick
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Boiss^ee Beschreibung 4^s Pomt ii^Kolii« ^65
titer diesen Ge^^Pt^Wd/, dlis slAtUi^tt^' arider?- Bedöutilhtß ^An^
äptüch taachAi;m3g^ii ; ' ais die fhiteh 'elh 'nhhetati^et ^nh
uhdietnezwar'iin ümfähge^ ifrii^t a'|*iuV7'^t'atuäfgedefahte',iillif
aafür nkhtielcW^Äh^d^iOAerflkdi^ fifet^acStWA^
Üiitgebep^ktfHÄeSl*:^' '^*:'^ • w /,i,. .-,?./(, r,r{r , : ^.j.jjü. J
'* '^Öie Miietei Pl^si^ V iTidertr iffif'^dns gYbfs^h Bih*4^fcfe ^^»f
Natur', ^ifeCrystäJirsltfbiiei^V*f^ '^ 'ilcb»ftfei»*-B««»lttMÄ»M
|en ,uWcl V^h^vh^m^tJi^Vish^Timigh^
^ei^isiän' GrtÄiagt/?tifl¥^ liiid* Wik'ife#t^fö!Wti^äHgöliHgK kfk
Sereil fiinölttttt | ti^d' VerWadhs^ «ij^^ 'die' hB(«Ät«W(^4
a*Ä W^rke'^gri^sßfiei- Bäiifkati^«; ifli 5^ergtt*de^n unterttimAil^
'^iiffitch*alif itBnlfthy^drit^dforAW^V <Ji* '«i^'ft^^tstijÄ WinkH^^^
sl^IC^if'^i^eiW'GdQiiiiftWjgf, '^eti ^leicMeiHgj^n tind oblcwt^e«
m\ifei; die CjHitider iind da^ pfti'eck^ aus denw wie aurf
ursui Ö^]iicbört"Ö[eiu^rtt€?ii 'tille st*tei^^
fii^erwfldfuweUe «ich*:sii^ramen»etzi^T*- ^Öa* für alk lP\>i:iii*^^
gemein ri^ingestlirirftc^ ^ng^'^difese^Völfe^s hattfe fröhey sehok
Ji^iti&tkit d^ft'dte Verschiedc'nen Dim^sionan öio«» gevieüft^
Raiiiiiös-l eir^ert ^ActoiS bilden ,'^ ä^is^n IhietvaUe , f e*^'ii^hieitt
sliö irf wepbselndeh 'V'erbältriisieii ^bgem^areif sfnd,^ kii aBA
lglMillt?'docb idürH)' tiiVsen Wecbael' dfen GwairfäitfiihdMifck
tk^6 hiöd^fic^ir^ri; = daf$ 'b^s^timiiiteti , ^ttui^^^eisfe fdltg^l«)!^
¥en Cbhabiiiatiönei jedesmal be&ümm^ IjWX^ iH d^rTdnfeilk
der ElpJ)finduitgeti'Aatwoi^t gfeben,; 'Nöpb «cBSlfer iitftt«'Jdiei
^ei' jöhep ^yljlidristfh geformten Skulen sieb' d^m' auf m^rksak
tlien Siprie lausges.prd(;hen i das geometr;scbe Yerbältnifäi stimmte
slcb *bteV beim vai-berr^chenaen üebtergewieht der liängen^
■aitfdn'stoTi sin i{ir föhlbarer uhd datHin^ reiner aus.; durcb stete
WledWholqng der feäujenstelhing prägte es iich t^efW und vo\^
1er deo^ Sihne^in, undlvielfäcbe barmoniscb^^eföcmte Zutbat
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566 Poiisere« B^sebreibun^ des Donis in ICöln«
; . , ' i ' • « t • . » •' t • 1 1 «^ y . ' , • . • \ »• ' li ■ 4 >.
il^.den Kapjit2(]efi> und. Uf}|^^gUeQ ,.^^ uiid verstärkt^
mit ff in^m Qli^e au^g!t;tu.ncl.en , ^elcl;^^. jioetUche jElbythmeDi
^9bßpde«.,Gtffty^ ^fP rt>e^^l^ ;6u^i^gen,,flji'cf^:in rfen yer^bieder
neR.5^l4fjQ9r4^g$»iP, if ^e. dfl^rt qie nfijtü^lip^ien Fginilie« der
Tpp^r^^^ jiq JiiQf 4^i: Fqrfiieiij^^fji»Ieft\(^r jforUuaetzen und
d^% fieei^fbpifnlic^ (jCfnpiLigeb^jßt ej^eß^ Je^en ^bzugrSnzeii.
ll^Jöifi %f ICflQ^tler nun je^i« Werf^pi^f^pj» ^U den eijgentli*
fb^I^grpef des peb9(^e§ ^ def'ihc^i> yerh^l^ni^s^n «in meU
'$%^ ^^fQodea $tiniinM,ng:niit de^ b^fROnUcb' verwandten
S)|i4e;i4telli|ng ye^bapd<^n|. die^^,s^)b9t yyieder in aiarinicbfal«
%iz we^\isfilfLÖ(e^ Fq!g<^9 ^|m1 Yf^rbindM^gf^n. qrdneten» an pals.
llop^jP Ste]|ip d^e groilier^ dTeied^Hei) mit jj^ildfsfn ausgesetzten
^ifbelf^t^ld^r (iber i^neii erriqbteteo • un^ da< g^qae sparsam
Vai^ jifVt^l^ifaitr^icIifa^ 9^(^^<I^ .4ur9^. ma'n^l^erlei Schmuck
^JKCfJfi^i^ e<^t4v4f)ijW$ ^rrlicb^fl^ der al-
kw dai^lAw Zei^Hr/if 4«««.^ ^4^ finftejre |^terie^ j^urch den
^lipiulic^' •^nw:qbpei^q.ep.Kun^^etst^fb^^ 4®n Beschauer
W** WV*^<*«w4«^^ G^ö*ft^ftl*<^h|p^^ "»^ <Ji* gleichwie
4*1 Wwl ig^wpifane Ca ' ' G|ie4^rlHiU «ichthar
m^ph^ß. ^ 4on ,61^1;^ 14 ^n 4ej3 ffnvirohnen«
^{1. (y^tt^r^Mtalta^.f ij|^,^9SS^n/ ||ut dem
|i^,. den I^icbjtmag^et f gefrRnl^t, dnjs sie
iiaqh^^jiTl«i,i4en4<9ji[l|.'9! r*«> H^^t 4p ihren
][|?rCk^.mefn, noch.4r)..uni i$chdq,e blühen»
> i, .\Yenn i^ber der I Griecbentenijpel aUe
«eine Qsibev «uig9b5^t^i.j. j^q^ ^^tte dagegen d«r.^epboi«ph« Ver-
4^ta4id ^ur ^^.ripgep» Aufw^j^d jt'ür f|ie ß^»a/icl^t , und ht^lgfofser
Ariftutl^ an Mu^l^Jp.'in 4i€iter,JJin^icb>: w.^pn f*« «o W t^«>-
fewg ^i« iöi 4^r ^qs^jjjw^^en^etzung f»eb,r. b.^^^hränkt ausgefal*
J^5^ i U^jL^ber woljte ;d^Ji . J^^me^j^ ,in keii^j^i: ,^Wci^e. g^n^geo^
4i^f 4« fl|i^,.d,en,';ph^fmb^^u/ di?ni4i^: y^}kn^ ^?i ibfßj: Zef-
|^tJ5f^ung.in4lle^.an4e aqsge^e^^t, bei^jPrändiipg ihr?« V^^l?^
T.^ich# in. fJer ejgenönllejiiV^tb vjried«y ayfg^nqmiiieii^ 4l?n mit
^pejc .^caobp «pd Q^^öfts 2sii YPJ^föhren^uCjhtegi vtri^j^ur ein
ypjlk^ Q^if den IVIiUelr^ feiler Ändern au^g^^ü^tet, es 2ju unter-
nebmeniW^gt^n durftq, Sie ^aj^n^n dabjJt" |apge, vv[e 4ea
^lei|ißi]i|en griechi^ch^f^Scbönbeit opcla die Grfif«^ P^isuf^gep^
u«d es gelang ihnen,. ea^dj^cb, als ifie dje Kufll^t 35u w^^jben er-
funden baU^n.f 4ind,a]^q^den einfachen geoip^trjsjpl^eii^^l^inen-
tftiV beUepjscUer Ar(:hit^ktonik nppb die K^^^sfpfm niit ^em
ganzep Keicl))(luiizi mit ihr zusarnnu^pbängend^r Kupst|Qrf^en
Hinzugetreten war. Wie in den Qurtbdgen dpj( Cif \vo|£p S^ein
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Boisieree 9esohre}bttti^ (3^8 "Doms ^Q^filr^ 66i
an'Stein sich im ^reUe fdgt^ bi^ der Scli|uft«teiti oben alle
8cfaliei8tun<t besiegelt; so hatten si^ die V^lke^ iiuch in«
grofse Rtn^d ihrer ^Herrscb^ft i»^cb WinüpeluiÄft lnw| 'Riebt*«
sdh^eit zugehauen ; alle ^wtsciienr^uine der Bdigen bi^tte^^ si^
tnit'Steinscbütt uöd.dem IV|QrteI ihrer Sprache und 0e$et£^
aiisgeipauert, und oben, lyo stell i|Ile Sphwibbdgeo kr^tten,
^and die vergötterte Rpina als ^^x Scblufii des gaiizen Gevrdl*
bes^ das^ nnn bin^ weit^ RQtux^d^t sich ^|be^ \TSiEend und
kus^rqn^enbaU^i^d ihr gat^zes' {j^ndetgebiet umfing, pie Cnt«
dedäing, Symbpl^brer Herrschaft, und auf denselb^ mathe«
Inatischeti GrUndf^tzen wje ihl-i^fblitil^' beruhend, kam daheim
Vor slftetjß And^pi ihileh zu\ lind' sie wursten deri b^Wennind
geläufigsten Qebran^h davqn ^n msfcl^en. Die Griechen bat*
len nur flacl) zu'detiten verstanden, und das De(;ken darum
häufig gans^ unterlassen; und wo Qberdem Alles in die gerade
Linie siph ausgesogen'; konnten auCh die grpfi^en 'Oeifnungen
ünti die v^rbind^ilqen Glieder dtnr SSc^lenstellungen keine A"^*
itobme inachen. D5^ R£(mer deckten fhre Werke, und gräna^*
ten 4ie dadurch ^U ein geschlossenes Ganze Völlig vonihr^^?
ünigebung ab,^ 'Qt^ ^er IJmftng des Gewölbes keine andere
Schranken hat I ^}a .^^a ihn) 4^( anrch d^n Seitendruck endlich
doch überwundene Wider^tattd ihres eigenen MÄteriajes und
aer sie zn^ai^menl^alfenden Seitenmauern setzt; ^o war fQr
ttib pröfse ixnd Ausdehnung ihrei* Qeb^ud^ f'prtetn der weite-
re Spielrauq aufgetban, den selbst der ühermüthige ^augeist
ihrer Kaiser nicht zu erfüllen yermogte, IJer prßn^ung der
^h^cben CjlindergewQlbe fplgte bald die xusaminenge^etztere
der liemi'sphgriscl^en, und indem 1^}« d^e ihnen eigenthftmj^cbe
Rrei^form des ^]ten Ye^tatempels ;nit ^nem solchen l^reisg^i
wö&e deckten, entstand, selbst BiW der W^t^ ihr wejtbe-
irtthmte^ Pantheqri. Vi^Jeckige Terot>e| mit Kuppeln über^Völbt
Schüssen sich 6^\e^en freistünden an. Die KJr^jjiform ihrer
Gewölbe theilte bald aMph den grö^ierep Qeffnungen t^i^d \hten
Gesiinsen sich mit, di^ oben* durph Qogen geschlossen, ii^ dei^
Bädern Pipcjetians £ichon je drei un^ 4rp4, zwei niedere an
den Seitpn xn\t einer höheren Mittleren verbunden W^ durch
Säulpl^en getbeilt, erscheinen. Das Ipitete daranf^ $^uph d^e
Säulenstetlu^ngen Statt der geradlji^igteb Arphitraye durch solche
aufgesetzte P.og^n 9" verbinden', d|e ;tun in A^caden d^s Tem-
pel^ians umziehen, Q^er i|o^st ^ein Inneres yerzierei^n $Q ent-
stand; «ugleicl^ tpit ei^^r neuen, pa^slich zjusammen gesetzten
Säulenoraiiung neue eigentb^^nili^ha JVömerweise ^ und in ihr
baute in Frapht und f]errlicbl^eit die Mauerkrone sich zusam«
men, \VQmit ^\e ^ph^ Herrin d^^ stolze Stirne kränzte«
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668 B#9«T^ Btt^ur^uog 4«< '^<m^ i^ K^
X)l^,Ct^rjfBtctntbwn ]t^urflei£rbci all ^ißSß^ ^P^iifilF^s der, H^i-
^«nseUy so y^ej d^yoin die Valfctfrhewegungj tthef4auert, hatte.
Siegr^i(i;^:2Pg,«s.e49 ip^iej v^p ihren ^ltr*i fttj^t&^rn yeir^sse-
geräumige Hallen, um fvofj^ jVfaMei^. ypi^R«^^« aMf«un^l\ijtien^
4aft niit Auge , Qbr up^lfer^, (iberaU 4ir Ftip^ df^.^iyfyrf ^rion
und dar Ve^köndiguipg^es Wo^ts nahe a^yn .^pUte,, Pi^? Yp^l
irar aber nach de^* Iiierarpbf^> *die aich ,5chptiljjin' äeif ^^v^9
L^brft av»geljii4et , ,ip .Xes^fflmt^n, aH^}^lig ,ap8teig^e|^
\in4 ^i^h yerf^delnden Gl^isfUf^f n A>J"fi^*9b£ß^9^P?]t ^9fl ^!^T
feth^i^t, (tie.^Qtbwcndig ^jptpgriec^ef di ,/J^lit^luj^ im Gt.j
Ki^a fqrderten. Die geaainfn1^X)t^n&(^pgei^eiipe yr^^r ^de^ xL^ib^
fjen der ErlQf^r ai^f fU'dea.sich g^b^iUg^ b^te/ vo« .ditn ;4lM.4f
feriten Gliftdipafsen bU a^uip ^£(aLfpte li^f ei^ !^,y,pii$ ^er Qrga^
nisation hindurch , der. iqiedem a^geipndeEt;^ -(Jjrg^O.e »?^^t|
ficb wicdfrbolend, Alle ^i>age^ammt:uiittir /ie^ ftWicUp^^ p.^-
((ungsg'^fA^^ztt ZLisamintei^hiek. .Um diesem [im ^O/s^e^di^^j^tif
jjedesuml aicb selbst p|]rfernden t^etb auf2;iinebn)fi:\9 vyyr^^ pig
Kreuftesfurm beliebt, d^e aocl^ das erste. g^rp)fse ^Obii^optfr ^ü^
Senonimaii, Also wurden, ^if Wtirftjlniaf ae^i ^It^r grieql^isiqk^
'eoipel s;usajnme^gerpp{ct,|^ bis ,ste im'^c^i%,.,^^,i; beiden Se^
tendügeln, der Vprbalie des Chorea und det,Hal^.ratund^ K^^
ter 4h»'> ti^l* '*? *?'** gesucht^. JF^rm ver-eipigt ha^^ten. . D^r 4ffr
tlporticus JBcbied das Gebü^de yoin laufen M;)rl(,te ^ tUad dem
profanen Tr,eihen, -der Welt. D^ann ^Qlgfj^ das Atiiun^, ^M^g^
Jben von seinem S.äiiUnlaub^Pv^ur Aufn?^?»fi derj^ülsende^ un4
JlückfUllißen, , 5oiort.öflFi\e^e^4?is Schiff ,«teip^ ^yViten ^^u^
4en kirf Mieten Genosse^; giyei Siäulenr^ibfjEi -^hvi^e^fe^^ ^
4rei JH^lleip» vv^oyon dif öjittlexei, dc^ ifircb^Qj^eiri üin^Cig^^^
4ie Linke ^en M^nnerp^tC^atechuaien^n/tin^ BeJ^^hrt^n^ di^
Jlechte. 4en : Wölben? diente., )f}ifi Vo^baye war^v.^^i 4f5ja .ein-
cescblp/^senan H^unpfn für ,4ie Acolyt^'l, ?^rS<^!^9'"'^^^.f ^°l
V^hore endlich; sog uin das Alierheiligste;das Pj^ejfbyt^riuin füc
^itf bö.bere pei^tfichlfeit, dep Biscli^JS;* in, cjer MUt^v si(^b im
H^lbkrei^ her«, 5,0 ist St. Cle^^y^ns in iVA^^Xbei S; d'Äginpourt)
eingerichtet, so alle ältesten Kirphen de^s, jtVjdht^ten C^hrtsl;ei[^<»
|huais 9 ap auqb thei]g erweitert im ria(i^., t^iejls abgekQr^r^
^ie scbön^ Paiilskirpb^ in der Co ns tantin i^ph^i? ^eit^ ajs. ein^
der J\Iiitterkirp.heq dfs CbvisM^^hums, iin.all^r dainj^l^ e,i;rei^bf
^aren Jracbt aufgebaut. D^|[ AtriMm ist^^^pgje eingezqge^;
f.ber yi?r {leihen pr;ichliger, ^uin Tbeil a^tiJ^e«; ^oriu^hi.scqer
Säulen theilen da^ Scbitf ^p ftlnf R^u^ie^ ejine mit ^^aub.werl^
schön yer^i^r^e ippgenstjf^^lung v^^^bin^le^ ;<;ii?«|p. S^ul^u: (^p^
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Botimee B«söliire^b^pg des Doms io, Kfiln« ^69
fpigt höher das, GetSfel init; den Bildern,, darüber die^ohere
I\(;]he kleiner ruiidhogigerjFf^nyter, endlich zu ohtrst das Ge-
ialke ohne W^lhi^ng. Nach demselben , niir noch mehr ver-
jeinfachten Planne , w#r auch die , "alte Teterskircfie glelchi'alls
zur. Zeit ,Coustaiitins gebaut j, schlankere unheldahte Süuleii
.tt«^en stalt'der Bogenstellung ein gerarflinigtes Gesimse, das
jtj.^^täjFel is^^eingeschyvunden 9 dagegen vorn das Auium gertiu^
^Miger beigeftVgÜ '^ ' . ^ *
, Vp» j,fc,j^b^r hat zwischen den nahe verwandten ßt^mmen^
(ßem Griechischen 'und dem Italischen , Nebenhuhlerel und £i*
fersucb.t bestauden. Jeder von beiden hat zu seiner Zeit die
.[^t;lt beherrscjbt j jeder seine Sprache und seine Bildiingsweise
durch di^ Macht der Waffen im gröfsten \Yirkiing.skiert'ö über
d,eV;Erd(j ausgebreitet, und während der Eine, selbst als. er
^em i^iider^^ (üenstbar geworden, seine günstige Üeberlegen-
bei^ in alJe.Weis^ geltend machte, liels dieser sejnpractisches
I}^^rsp|ievg.^S<jhick upd seine Willensslärke für Alles eiVisteheh'^
^nd jed^.sppf^ig^ ^iöfse decken. In t'olge dieses Wetteifers
b^^^^-s^^ *^ er ^Ut^^er druck cjer andringenden * " * -das Ge-
wölbe römiscuer WeltherrschafVzu sjwengen d ind man
^ rriit Affueii (Streiken zu unterfangen sich gei ^es^hen,
das ßeich sich^ J^n ein Oesllicbes und ein Tiches
getheilt, und auch in die Kircbe hatte die Neigung zu gleicher
^.pheid^ing sich fc^rtgepflarizt. Diese innere Entzweiung strebte
2^un,^chst, ^ticpi in« der Kunstdarstellung sich kusz^i sprechen^
i|nd als ^^stiniai;) j^ich entd^hlofs, der ]V!{etrouole des Jiyzanti
nisghen Reiches a^ch ihre grofse ]VIutt^|kirche aufzubauen,;
strengte de;:, Genius de% Morgenlandes alle seine Gaben aiv
^^mit auch jetzt wieder das christliche hellenische Land die
christliche 2\öma mit, einem neuen Wundeu* der VVeiy üU<rfl(if
gieln i[BÖge. So entstand i\\e Soph ienkirch e/ Auch hiei:
W.r^ltetH noch die a^te Vorliebe für da^ Würfelförüiige in den
^e.mpelconstructiot^en vor, und leitete, die Wijljl auf dai grie-
cbi^phe gleichschetikjiche^reuz, das* ^iejr dem Vierecke des
fi^^idr^sses einge^qtiriebeni fortan du^ herrschende in dieser
irjche \vt^i*|^^* £|n sojcber Würfel, in sq pewältigen Dimen-
pic^nen aufff^thüvuiti "«d qiit flacher Ebene oder ungebrocher
iierp D^che nach pb^n hin gedeckt, wäre aber. dem Auge unevr
träglicb gewprden, und hätte durch einförmige, breite, .plumpe
^chwiere aji^ ^egeji^ der Kuast verjfjtzt. Um\ leitete darauf,
seine ^Vlftte/weit V9.«'ragend zu erhöhen, und diese Vorracui^g
in eine Kuppel ab^u^undeiif die nqthwendig do^t ihre Stelle
fand^ yvpf die vier Arme des Kreuzes sich in Mitte des Ge-
bU u des kreuz te,n. !Daabef nach der Absicht desselben die
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570 Boüseree B^^breibnng det Doms b Köln.
Durcbsicbt hier voD allen Seiten frei seyn mufstei 60 konnte
sie nur auf vier grofae gewölbte Bogen , die \vieder auf vier
gewaltigen Eckpfeilern ruhten, aufgesetzt in der Schwebe
über dem eingeschriebenen Viereck cfes Grundes hängend ste*
hen. Und so fafste der Kfin^tUr die grofse Idee, seine Kup-
Sei 9 ll5Furs im Durchmesser, auf scnwindelndefr Höh^e jenen
ögen und Pfeilern aufzulegen ^ und indeni er ihr dstlicli und
westlich in abfallender Höhe svfei Dalbkuppeln beigefügt, di6
^egen die Enden des Kreuzes wieder in einer dritten Stafe
sied niedersenken , bis diese endlich den Fortictu erreidfat, ge^
lang es ihm, die gesetzte, festgewurzelte , stämmige Ruhe
des Vifrecks mit der gehaltenen allumfangertden Geschlossen«
beit der Kugelform, auf eine deui Kunstsinn wohlgefällige und
dabei erhaben strenge \Veise gltlcklich zu VeYeini^«p. '^Und
das byzantinische Keich sah mit Stolz auf 'dies Werk is^nes
Geistes; es war ihm eine Eingebung voA obeh^ die das kimm^
liscbe Jerusalem,' wie es der Seher mit d<^r IVothe ausgen^es*
sen, auf die Erde^ herabgezogen, und in der Kuppel es mit
etnein Irdischen Firmament gedeckt, un4 dein Kaiser rahmte
iicbf er habe Salömon besieg^. ' '
Sq hatte das Christenthum i^^ine e Igen tnClmli che Baukunst
sich geschaffen 9 und die neue Kunstsprache i^ar gleich' tut Be«
Sinnein zvTei IVtuud^rten zerfallen; ein6 Tateinisdie fhr da*
kbendland, und eine byzantinische für die murgenländischen
Heiche. Im Yerhflltnwe wie von jenen beiden Mittelpcihk^
ten, in die s|ch die erste jüdisclchristlicfa^ Kirche in Jerusa*
lem verschlossen hatte, Heidenapostel zur Bekehrung der VdU
ker ausgingen', verbreitete sich die zwiefache jETau^eise in alle
Welt. Wie die derselben Bildungsstufe entsprechende IVfabyerei
Jör Christus, die Apostel, dje Propheten, und die (leiligei^
stehende ,' unveränderliche , immer vviederkehrpride' l^yjpen
hatte, die man sieb von Kloster zu Klqster und von froviriz
zu Frqvinz mitgetheilt; so' l^^tte aucU dies^ Bäukiuist fhre
bleibenden Forn^en; wechselnd Yiur mit der ^uUge jeties dop«
Eelten Idioms, und fortgepflanzt theils durch die unmittelbare
Teberlieferung derBaukünstler^ die aus eine^ oder ^er andeiti
Schule ausgegangen; theils durch ]V(iniatu^EemMet in den
Büchern, durch Silberarbeiten an Altären und ^^eliq^uienkasten,
deren Architectur immer ur\^ ohne ^u^n^hq^^fi, in den^selben
Style wiederkehrt. In solcb(er Weise wur sie deiii^ Kuch yoii
Rom aus zu den germanischen Völkerschaften gM^g^i ^^
diese zum Cbristenthume übergingen« Zuerst bktten sie di6
<3othei2 angenommen, als sie Italien und mit ihr die Weltstadt
in Jahrhundert langem Besitz ^gehalten« Alles, was ai\^
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Boisseree Besehreibung des Doms in Kolir» 571
Theodericbs Zelt noch übrig ist, die Frans^iskaherktrche ih
Kavenna angeblich von ihm gebau^ 9eipe Paljaste und Schlös-
ser, von denen' man noch Abbildungen 35U haben glaubt: (End-
lich sein Toatenmat^ ein edel strenges^ in seiner ernsten Ein-
falt des grofsen Murines, dessen Ascbe es bewahrte, gjr wohl
würdiges VV^erk: Alle sind sie im romanischen Styl gebaut,
den die späterii Italiener seit dieser Zeit, ihre eigene V^ater-
•cbaft vergessend, den s^h weren G 0 thi scheu genannt.
Er gelangte weiterbin ^u den Nachfolgern der Gotben , den
Longobardeni und im Laufe ihrer Herrschaft, bis zu ei-
ner gewissen Entwicklungsstufe mit einiger Ei-gtr^ntbüihlich-
keit fortgebildet, nahm e|: den Namen des Lombard isch eh
an« Die (jallier hatten ihn früher schon\in ihre Heimath hin«
tiberverpflanzt, und' die Kirche yon Tours mit ihren" 120 SHu-
len, wie Gregor, Turon, sie beschreibt, war schon um 460
in der romanischen Weise gebaut. Die Merovinger hatten
die Bauart auch in ihrem Gebiete s^hgeiiedelt , und nun er«
richtete Karl der Grofse, wie er auch Ita^änische Musik ili
Metz und St. Gallen angepflanzt , ihr eine Hütte bei seinem
Dom und 1?allastwerk in Aachen, vqn yro aus sie in seinen
zahlreichen Kirchenbauteii , -!— der Sage n^cb so viele wie
Schriftzeichen im Alj^habete« — wh üoer ifein ganzes Reich
verbreitete, und dort später den Namen der Altfränki-
schen erhielt. Sq hutta 9uch Alfred, nach dem tbeil weisen
Vorg^ge der Bretonen und der christlich ^^ewordenen Heptar-
^hie, sie neuerdings in der ^Entwickelung , die sie bis auf
seine Zeit erreicht, auf sein Inselreich hinübergetragen.
Ninian, der die Steinkirqbe in Whithern gebaut, \var scnon
in Rom unterrichtet, jetzt zog der grofse Angt^Uachsenkdnig
eir-e neue Sch^}e römischer Künstler in sein Reich, und die
schlugen dort ihre Hütte auf, und Alles, was in seiner Zeit
und. mehrere Jahrhunderte später gebaut wurde, ist ro«
manisch, «^p Oxford , so die ^)te Kirche von Canterbury, die
Eadmer »^ '^ ' *am Rom^norum opere factam" nennt,
während] lieh hinzusetzt; ad imitationem eccle«
^iae heati es wurae die Weise dort zu Lande
sich -in al Schwere und St^mmigkeit gestaltend,
fortan die i genannt. Tn Spanien hatten die go-
Xb^^chen J uust denselben Diepst geleistet.^ Als
im Jahr 7' Fauila ^uf der Jagd verunglückt, baute
^tfons ^e , $ein Nachfolger, seinem Andenken
djis Mün$1 iv in Villa nueva au$ drei Langschiffen
so wohl ^ g^fMgt» ^afc Alles 869 Jahre nach der
^rb^uiing snneii ^nv^rsehrt erbalten, war. Am
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572 Boliferec BesArabuDg des Doms ifl Kola*
.Fortale ypä seinen Spulen sab man nacb der VY^eise jener Bau-
art die Umstand'« sein^is Todes auf der BäVenpgd in Stein ab«
gebildet *)• Wie hier in dem fcfrpsten Weste«, so war die-
selbe Kunst auch in den äufsevsteu Norden Vorgegangen« Als
das Qiristentbum dort eingedrungen, settte inan in dem acah*
dinavtschen. Stonehenge,' dein Odihstemperyö'n 'jCTp^ala» den
vier grol'sen Märksteinen ies eineni doppelffn Achtecke ein-
geschriebenen Vierecks y eine Capelle aus Quadern^ mit acht
grofsen rundho^igen Oettnungen aus^ von d&n iiordischen dreii-
eckten Giehehi öl)eil*aiit, iind schloFs sie mit einem kreuzför-
migen Gebäude ein,| das auf cfen ührig'^h st^chfizehh JVIahlstei«
jiciLruhte. . / '
VVie hier im Abendlande In solcher WeiÄe Rom im Kunst-
cebiete weithin strahlend^. geworden, so Byzapz im Morgen-
lande. Als der Russenczar Wla(|imir Sinnes Wurde , in sei-
nem Reiche eine neue Relig^ipii einzuführen, Saiiclte er i^acb
Nestorji fiei-ichte zehn weise Münner in verschiedene X^ande«
^pm zu eiforscb^Ji, welches Vo\k Gott auf ilie sejlner würdie-
^te Weise eli^'e, Pie Gesandteai' fanden Bei den ^oiahoiiietanv-
schen Bulgaren elende Tempel, .traurige .Geliete^ unheimliclie
Mienen, und zogen, cU sie an diesem 1t)lenste Keinen Ge-
fallen hatten, zu dert Katholischen nacb ^l'eutschlanil. Dort
trafen sie nuti zwar einen ge^rdn^ten GoUesoiens^^, ^iier\ wie
...rUj
*) Die Reschtei))mig dieses Qit^es iP^oUen' Wfr'hi^j mh'^deÄf'Worfed
einet alten' fpanischen Cl^ronik mittbeiletit da lie'^tDerkwiirdfk
genug die'Itleidiiog der aUeo gothisehen Kb'iiige sehifde^t.* ^^Eh
otra parte de la puerta desta iglesia es^a\äJte\^itiuaHer6 sh»
armäs , tos vestidos largos hßsta los ptüs ^ ' Vncima "^Jtelibs ikkk
anidnera de almatica sin* mang'as^ lahrada pbr toda'ta o^Uldf
estrecha per los costados » cqu ' unos laros cqnip^ pa^samanos roh
hotones; la cahepa descubiertä con large cituelUkcit lor 'fapat^
puntiagudosf el caualto en que irha sin pretal «i ^inh»p9rm%
solo tenia silla^ estribos y TVefio. La niugpr ti^^'el iodtdb
alto , cön una . toca por d^ba^co. ijie la b^nta % tomo ' lo üMi
agora- las labradoras mus ruaSf y aunmuchd^'Hii^at äalgö^de
aquellas montannaSf iobre iös vesjddo^^ tieife'' otttr rojik cömo tm
del rey larga hasta los todillos \ y presa p6r lox ludos y ejj»
cötada^ Este es et trage, mos antiquOf que sfi halla de 'los.
reyes de .Espanna ^ y my digno d^ ser notadOf que d^uia ^
fer el de los godos, Despues totnaron mseitros rey es ^^l veithf
df los moros f saluo los tur^antes^ que ho' lös, asutoiu^^ r
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Boisser'ee Beschreibung des TJiDmt in Köln.' * 573
sie sagten^ Ceremonien oline Wttf-de iind Grofshelt. Sie kn--
Aien endlich aujch nach Constantibpj)i2'l. Mögen sie die Httr^-
Iichkeit unseres Gottes sehen ! "sagte der Kaiser, und hiefs sie
in die Sophienkirche führen, .wo der Patriarch in seinen
Aintsgewändern den GoltÄS'diens't Versah, Die Pracht des'
Tempels, die Anwesenheit d€s ganzen 'griechischen Clerus,
die reichen Gewqinde, die Zierde der Altäre, der' D'üft ides
Weihrauch, der Gesang de» Chores, das $chweigeit des Voltes
unti ^e Würde des Dienstes; Ergriffen die Husten so, dal'a
es iBneii ischien , dieser Tedpel sey Wirklich das Hauk des' All«
mächtigen, u^nd dafs er sich clort unmittelbar deft Sterblichen
' ^ ■ Si ' ** ♦--- ^ .- * -« . .
ofFenbare. Sie mächten ittem Puristen de« günstig^Stea Bericht
von dem, was sie gesehen, tirid dieser entschlöA sich ; den
Glauben der Griechen anzune)iVheri/ "Er hahm die griechische'
Stadt Chersbn weg, und entfjötrte'iür heiliges GetSthe ; und«
nachdem er deä Kaisers Schwester sich als Ga(tUr^ beigelegt,
zerstörte er die alten Götterbilder seines Reiches*, und liers
geschickte Baumeister von Constdntinopel kommen, die ihm
in Kiew eine S'ceinkirche zur Ehre der heiligen Jungfrau bau-
ten. Der Styl, den diese Künstler mitgebracht, wurde fort-
an canonisth im ganzen Reiche, tind Was es sonst von altem
Bauwerken in sich beschliefst, i^t Alles in ihm ausgeführt;
Was die 'Reisenden uns voJi den tJeberresten alter' Kirchen,
die die 'früheren byzantinischen Kaiser in den Cäucasischen
Ländern erliiaMt, berichten, führt alles auf diesen Mittelpunkt
zurück, j^ben so die in Kleinasleri und Syrien zerstreuten,
zum Theil in Moscheen umgewandelten altthristlichen Gebäude,
endlich selbst* die heilige Grabeskirche , wie Beda ^ie beschrie- .
Ben. Es ist also eine unzubezweifelnde 'Wahrheit, die Bois«
seree in jenem Berichte ausgesprochen, dafs die Sophienkirche
in Byzänz und die Basiliken von St« Peter und St. Paul als die
beiden Beziehungspunkte durch viele Jahrhunderte gegolten*
und dafs^von ihnen der zwiefache Grundtypus aller Bauwerke
dieser Zeit ausgegangen. Indem man beide als die Brenn-
punkte einer Curve nimmt, kann man um^sie her eine Folge
concentrisicher Ellipsen ziehen, in deren Peripherien alle gtös«
seren Gebäude dieses Styles fallen', und deren geitieinfiiphafu
]iche grofse Achse ^on Spanien zum Caubasus hih;iiebt^ Wäh«
rehd die kleine von Sicilien durchs Adriatische Meer und Uly«
rien nardwSrts an die Grenze der get'manischen und b'stslavi*
scheh Volker läuft, Ueber dem Kreuzungspünkte beiden 'Ächrf
sert / in '^deh Lagunen von Venedig, hat die mächtige Repuu
iVikfiiiircli ihren Ursprung eben so sehr, wie durch ihre In-*
teresseiT iiA& Beftineungen dem Morgimlande und denb hh6adm
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574 Boittcree Beishreibnng des Doms in Köln*"
l«iii4e sugleich Verwandt 9 in ihrer Marcufkircl^e ein ehen $0
aus beiden J^auarten. Eemischtes jgevirakiges Werk bin^estelli«
In Teutschland Hatten die Miser der drei Dynastien, die
der Karolingi sehen g«folgt^ eben, wie die Fürsten dt^% Reichs
in ihren zahlreichen Bauwerken ^ getreulich zur Rdmiscben
Schule sich gebalten , iind zwischendurch nur eti^ira da und
dort in £inzelheiten iii die Byzantinische übergegriffen. Nun
aber nahten die Zeiten^^, wo im germanischen iVorden eine
neue dritte sich gründen und ausbilden sollte« Der g rofse
Streit mit den Päpsten hatte unter der Ostfränkischen Cyna«
ttie sich mit Heftigkeit entzündet, und Jahrhunderte, bindarch
fortgesetzt^ immer gröfsere Kreise schlagend^ die Nation in
allen ihren Tiefen Und Unfi^fen aufgeregt. Anfangs ein blos«
ser Zwist um Formen und QmrechUame, dann ein Kampf ent.
gegengesetzter Frincinieii , «lies theocratischen und des politi-
schent hatte er bald den Character einer grofsenf tief m dec
iSfatur der Dinge 9 der Menschen und der Stimme begründeten
Zwietracht angenommen 9 die schnell alle Elemente der Euro«
päiscben Gesellschaft; durchdringend ^ in mannigfaltig \redl«
•elnden Gestalten zuqi Vorschein kam. -Die Teutschen Ovaren,
^]s er zu diesem Stadium gelangt , zur Einsicht gekommen,
dafseshier der eigenste Geist der^ früher bezwungenen Latei-
nischen Völkerschaften sey ^ der < da er im O p e r p r i e^
Sterthum eben so seinen Mittelpunkt gefunden | wie jener
der Germanischen im Kaiser tb uro| ihnen, liün entge«
gentrete, um die letzten Reste des früher aufgeiefiten JöcbeiS
abzuschütteln, ja wo möglich di^r Sieger selber zu pemeistern.
£s war natürlich | dafs so wie die Streitenden zu, diesem Ver«
Ständnifs gelangt, jeder fortan in seiner Eigen thtimlicbkeit
sich abzuschlieisen^ und in allen seinen Ausbreitungexi aufii
bestimmteste zu begrenzen strebte ^ um im vollen Gefühle sei-
ner Persönlichkeit dem Gegner entgegenzutreten. Die Teut-
schen insbesondere, da sie zum zweitenmale in den Kampf
mit der weltbeherrscbenden Roma sich verwickelt fanden, muj&«
ten sich in ihrer ganzen Nationalität zusammennehmen ; *unc[
da in der, ernst religiösen Zeit von einer Glaubensspait|ing
nicht die Rede seyn konnte , fand das Oppositionspriricip nur
innerhalb des festgeschmiedetefn Sandes der OeSammteinheU
Raum , sich auszulassen. Und es wendete sich nun , mit aller
Energie f die es durch diesen Widerstand im langwierig^
Kan^ipfegewonnen^ ^egeti Alles bin, was sonst der ueist» di^
Art und die rbysiognomie eines Volkes in der äufs strengste
gesonderten Eigenthümlichkeit ausarbeitet^ ilnd gest4^te>n ma^
i>0 warf es sich denn auch ins Kunstgebiet^ und mip die eih^
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BD^s«re«.^l4^reibuiig 4ei Domi in Köln« 575
heiiaiicbe Sprache unter der Kircbenapracbe tich hervorsuarbei«
ten begann; wie in ibr eine eigentbOmliche Poesie sieb be«
gründete; so wurde aocb eine gibcllinische Architectur
gefordert , die dejr alten Wel fischen entgegentretend| auch
hier die Nation als eine selbstständige bezeichne.
Mancherlei war's, wals dem germanischen Stamme , als et
nur erat ^ich zu fühlen begonnen f an der alten* romanisch«
byzantinischen Baukunst nicht ferner mehr zusagen wollte.
Zuvörderst rermifite er in ihr jenes metaphysische Prin«
clpf wozii er nic)it hlos im Gebiete der Wissenschaft, son-
dern eben so sehr in dem der Einbildungskraft , Ja selbst im
.Leben mit vorherrschendem Bange sich neigt. Die Baukunst in
^Uen ihren Hervo^bringungen nur das schwerste irdische Ele«
pient handhabend^ schien die Befriedigung dieses Triebes bei«
nahe gänzlich auszascbliefsen , und doch hatte seihst in sie
das Christenthum jenes , geistige Ferment gelegt. Aber es
wollte die Nordischen bedünken | dafs es in seiner ganzen
Stärke noch bei weitem nicht gewirkt, und dafs darum die
Masse fbr ihren hochstrebenden Sinn allzu sehr vorwiege, weil
«ie klumpig und schwer am Grunde sitzen gehlieben. t,s kann
aber in einer ausgedehnte Räume mit plastischen Gebilden
umschreibenden Kunst das Metaphysische nur in jene höhere
l^erspective gelegt werden 9 die sich im Auge des Beschauen«
den auf eine geistige Weise theils aus dem Verbältnifs der
Dimensionen 9 quantitätig theils aus dem Spiele von Schatten
nnd Licht physisch und endlich aus d^r gesetzmafsigen Gliede«
'rung aller Theile qualitativ entwickelt. Wir Alle wissen, dafs
Gott in uns und um uns unser Inneres durchdringt, ohne dem
was aufser uns ist, sich zu entziehen^ und dßfs er tiefer ', als
jede Tiefe, doch zugleich auf das Hdthste überfliegt; und
doch liebt unsere Eihbildungsktaft am meisten^ ihn nach oben
aufzusuchen, und über sich wendet sich jedes Herz 9 das sich
ihm entgegen richtet. Die Höhe ist uns daher auch
an Gebäuden Symbol und Ausdruck des Erhabenen;
eben wie die Dimension der Länge Vom profanen Eingang bis
in die Geheimnisse des Allerheiligsten uns die Tiefen des
Werkes bezeichnet ^ an dem die Breite dann für die nieder«
ziehende Wucht, die schweffällige Masse, und zur Begrän«
zung der blöfsen Zahl übrig bleibt. Nun zeigte zwar die ro-
manische r^orm dtsB langen KreuTtes sich der Tiefe günstig;
allein da ihre einfachen antiken Spulen nur mäfsige Belastung
und also nur eine be.^chränkte Hohe dem Geltätide gestatteten,
fand doch auch wieder seine Länge sich begränzt, da sie über
ein gewisses Gröfstes hinausgetrieben , den Mifsstand der
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576 BoisÄeree Besehihsibvng des Vottii inTKÖliii^
manßeliiÄeA Habe pu)r nöÄ augeJif^ger hetv^öirtfcÄiöben h^tf.
Die^ßyzantinuche Weise ,ijdadürcbj dafs sia dSre ÄTasaen iSu-
ftftromendrängte , und nun iHamiöHatte Pfeiler tu it,ilir beladen
konnte, erlaubte xu grörseren Hoben hinaMfibilWKgen ; aber
indem sie im gleicbseitigen Kl^euae ^iiä Breite der ]liähge
oleicb8*etzte , vernicht^te sTe die Grä'ftW elf?» Eihdrucks wieder
durcti^die ScbweVftlligkeir, <J^e dw.tutretenrfiWnsS'uiatefielfe
ßimension , Ins VVei k binditgetVagen , und fain* tfadiir^h awdt
selbst \a jenem Hn^teigeh auf eineiti gevtriWen'Pdnlte si^h fest-
ßehaWen. ^eide t'oJmen --batt^ii "p her dein dep' rimden Badtfi
mit einander ^pmein, iifid Äufch In Ibo^ 'ftnH j^iÄf stets üW
ich strebende geistige Federkraft äüF eine hÖcbstmiftftIHgd
Yeise sich beschrankt. Die Kreislinie hat; iwair allerdings
s
Wei
eine gewisse' Freiheit, abör nircht mehr, ais ibe der Äadius
gestatten will; Alles, was, hinauss^reht über die Oiänae , die
er jeglichem Bestreben setit, ftibtt er schn^ü in* O^lfei» äu-
rttck, in dem nun alleTbeilte', jeder dem Ändern glerch^<»stellty
in eintöniger Einerleibeit nebeneiriahder litgen. Der Kreis
ist daher physisch die Linie aller streng centrirteVi Naturbe^
w€gung«?n; geistig das Symbol der enger od^r weiter binden-
den absoluten Gewalt^ die keine Opposition irtiftrem Bereich«
duldet, und hat daruin überall, wo er vorkömmt,' ein ängst-
liches, drÖckenJes, peinliches 'Neben|geftihlbmO»?J*?ite seiner
scbdnen, selbstgenOgsameH Geschlos^nheit, Selbst das Ge-
wölbe des Himmels würde drückend schwer sieb uns auflegen,
hätte nicht ei^e gldckliche bplisthe Täuschurtg^ das Kreisrund
in eine Ellipse ausgezogen, und Wenn nicht die Sterne mit
ihrem Lichte durch die crystallene Veste bre<:h6nd, auch der
Einbildungskraft den Weg zu gleichem Duffch^^uth bahnten.
Solchfe Ausgleichung im Urtetidhcheh mag" aj)^r nie ein Werfe
von Menschefaband erreichen; und wie sehr dit? Griechen rüh-
mend das Halbrund ihrer Kuppel ins HypefböllschÄ hlhausge«
soaen, schwer Von seh wef^eh Untersätzen titid bHiten widter*
haltenden Wänden gÄtra^efi,^' Will dei- EitidrUfck in. keiner
Weise dem gema<^hten Aufwand ent^prechen^,^ utid das Ge«
iäude konnte d^ii AiisifrÖfche« dfet Aeu6h Zeit Äitht ge-»
iiügen* ^ , ] . j . . ,
Ji. 1
.\i
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N. 3X • ■'^-■' ■ ■•• ■ : 1825.
H. e* i' d e r b, e t g e P '.'';"■ [■'.
Jafeurbücher der Literatur,;^
Gescliichte und BescliVeiBung .des Do)n(is in Kölü ')
*^ von & BoiÄseree. • ^^ /, ,^.v. . ,
..;-;• ■,' _ -■>;■./-
. !• • ; I '^j »/ ' I - 1,-
Ein Anderes 9 was der germamsclien Völker Art>anii We^»
sen an den vorgefundenen KiiftstwerkeniVersehrtCL,: WAr% da£l j
sie ihren Natursinn.^ gewöhnt üherali eine reiche Fülle..mflQf»7
njgfialti^r. Elemente scharf und lebendig ui>ter einem oi-^aoi**-
scthen Gesetz ^vl fassen 9 durrh die schwebende Besithttngs^i.
]QS]gk^it der sparsamen GJieder ^ die ,sie zusammeA'setxten^
beleidigten und verwirrten. Die alten griechischen Bauwerke
ihefriedigten in ibcer beschränkterh Sphäre diesen Natur sini%:
aufs vollkommenste; alle ihre Elemente sind wie aus einer ^
Wurzel au^etrieben, aufs genaueste zusammen verwachsen und 1
ineinander gegliedert; nirgendwo hat gesetsl(^e WiUkübr*Ai)<M
Sprünge, und unmotivirte Ausweichungen sich erlaubt^ odet .
n^ifsgebOrne Ungestalten eingeschoben; Alle sind^sie in zftcb« «
tiger Einbildungskraft empfangen, und nachdem sieii^ einet ^
gesunden kräftigen Natur ihre Zeitigu;ng erlangt, ins Licht hin» [
ausgebohren,' und blicken nun mit eben so bellen Augen hn ds^ ^
Gemüth, wie des Euclides mathematische Lösungen in denVer«*
stand. Die Kömer sind ihrerseits bei gröfserer Aufgabe r\ut ,/
tbeilweise und in ihren besten Werken zu gleicher 'Durchbil* '
d^ing gelangt; aber selbst die Geringeren in ihrer guten. Zeit,
mo<£t;en nie völlig von der strengen Gesetzlichkeit undGonse« >
quenz ihres gan&en Wesens sich lossagen. Die christlichen
Werke aber hatten, wie wir gesehen, in der .allgemeinen An^^t
Ordnung ihrier groTsen Massen und Abtheilungen £war allere
dings ihre bestimmte Gesetzlichkeit; keineswegsr aber dehnte
diese öconomische Zweckmäfsigkeit siqh auch auf ilie kstheti« «
sehe Anordnung ihrer oonstitutiven Elemente aus, die sie nur-
zu einem Artefacte, keineswegs* aber zu einem Na^turwerk .
zu verbinden wufsten« So sind die Elemente jener Faulskir«^
c^e in Rom die Qurinthische Säule mit der Bog^n stell ung^ .
XVIU. Jahrg. «. Heft. ^ 37
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678 Boiitaftt B<tflireibiiii| dtt Döim-Ia KdUi*
Aet .g«tifSilU vier«ckte SjpiegeV, ^und -das einfiBcbe isnge rund
c«wdlbte Fenster; alle diese Glieder aber bsben hi«r nur su«>
fallig sich ausamanengefundeni sie sind nicht in einer innerJt
Nothwebdiglteit auseinander betrorgejahgen | and sind diifaer
«ücb durch keinen innem geistigen Verband in wechfelseiti«
M/BT Unterordnnng susamman verwachsen, und vereint. Noch
wehiger wollen in der Sophienkirche die kleinen Künste ga*
Csllen« die man angewendet, die Massen su brechen und nie
EinfbrmigKeit weilausgedebnter Flächen aufzuheben ;, jene
Sftuleny die man in awei Stockwerken übereinander in Kir«
-eben fiufge^ellt; jene Schweren Gesioas«» mit denen man die
Wände dnrcbsogeny jene rundbogigen Fenster, die man oben
in drei Reihen übereinander atigebracht^ jene Marniorbunt«
beit und Verschwendung von Mosaik 9 die Oberall' das Auge
%u bestechen aucbt. ^IbäT das bysantinische Säulenkapital
ii» käMJ&g dindi dieselbe nnnatOrliche Kflnatlichkeit « die^ der
«ansen &uart anhängt y iuageaeichnet, . £Une sahllose Menge
^#n Klsinigkeiten, ficbroehene lanien, Schndrkely Bänder«
Federn sind musiTiadi aneinander gelegt; alles susammen ist
in eiMn Teig gekaetee« aber nirgendwo tritt ein grofses pla«-
atischea Oesets herror, in dem das AUea su einem ^eglieder*
ten Gänsen sich vereinigt hätte. Also sapn der iCunstgeist
fttim andemmale^ uqn, wie er früher in den Aegjrptiern, Cyrie«
iciien> Rümern und den älteren christlichen fiaukünstlem jedes»
mal das der Zeit > dem Orte 9 der Gelegenheit entsprechendste
ausgesonnen, auch in den germanis^n Völkern das ihrer
Sinnesart und Weise angemessenste anssufinden , und damit
das bisher herrachende durch gesteigerte Trefflichkeit su über«
Ineteffi und su verdunkeln. Es gelang endlich dadurch, dafs
einer jiwfr Hochbegünstigten , der , weil sie alle Radien ihrer
Ktuttst tt^d aUe anstrebenden Richtungen ihrer Zeit in ihrem
eigenen schnellkräftigen Geiste su vereinigen wissen, als Er-
finder und Gesetsgeber in ihr Epoche machen 9 an die Stelin
dea stetig fortsiehenden Bogens den gebrochenen einführte»
und also die aph-ärische Trigonometrie eben so in die
. Kunst eintrttg, wie die Rdmer die gewöhnliche der ein^
fachen, reinen Getometrie der Griechen beigefügt. Aber
nicht der Spitabogen war dia grofse folgenreiche £nt->
deckung^ das allein gab dem Funde die Bedeutung , dais jener
mllchtige episdie Geist ^ der dies Runstelement die Welt au<^
er«t handhaben gelehrt^ in ihm den Keim erblickte und be^
frutfatetei aus dessen organischer Entwickeliing sieb eine
gana neue Kufrstform gestaltete ^ die ^ wie wir sogleich im
Verfolge der Anzeige dts vorliegenden Buches s^hcn werden^
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FoitiAree B^ifliu^iitii^ des boim !a X81o.^ ^79
äft« An^prfiche äet Zeit befriedigte , tind die ^acbgewordenen
Bildungsjtriebe in der ihnen natüriichsten JRichtung lenkte!
Der Spitzbogen war vrobl, wie Icauih zu bezweifeln seyn
mdgte, früher schon rochanden ; wenigstens ii|t es kaum glaubl
Kch, daft nicht irgend ein älterer Baumeister auf den nahe-
liegenden Gedanken geratben wSre, mitunter den runden auch
einen solchen beisumtschen. Wir haben' gesehen ^ wie diel
Kuppel Ober der Vorhalle des Chors lim Münster yon Stras-
burg auf vier grofseh Spitzbogen ruht, die von Pfeiler zu
Pfeiler sich hinüberbrücken. £s kann seyn, dafs mAn^ bei der
Umbildung def alten Kirche die früheren Rundbogen iri spitze
verwandelt, und dann darüber die Kuppel mit ihrem Slitlen-«
Umgang neu au^esetzt* Aber dann begreift man schwer,
warum man den grofsen Scheidebogen Zwischen Schiff und
Chor mit dem Schnitte der Gewölbe und andern Bogen nach
dem Sechseck so disharmonisch stumpf nach dem Achteck ein«
Seschnitten ; auch will die Arbeit , Farbe und Verwitterung
«fS altergrauen fiufseren Umganges und seiher Verzierungen
iitcht mit neuem Aufbau zusammenstimmen. Es wSre auch
möglich 9 dafs man später Spitzbogen statt der runden, nicht
eingeschroten aber eingelegt; aber dann ist wieder unVet-
fttäridlichy warum man die mühsame Arbeit auch auf die Sei«
tenbogen also ausgedehnt, dafs man nicht b Jos die beiden
kleinen, die auf der grofsen Säule ruhen, zu Spitzbogen ge-
inacht^ sondern selbst dies^ Umwandlung auf die grolsen in
den Speichern vermauerten, Stei umfassenden Bogen aiisgedelint;
ja sogar auch die vier kleinern, die ihnen in deii £cken aufr
feSetzt, im Innern der Kuppel sich vetsteckeft ^ zugespitzt.
,& scheint also, däfs dieSe vier Bogen schon bei Errichtung^
der alten Kirche im eilften Jahrhundert bestanden haben, wo
sie dänti in diem übrigens romanischen Gebäude aU einei blöfse
inicht mifsfällige Anomalie ohne weiter^ Bedeutung rtilt unter-
liefen. Es War also um diese Ehtdeckung ohngeführ ebfeh Sa
beschaffen, wi^ um die Oelmalerei^ die man gewöbnlifch denri
Van Eyky'beizulegen pflegt. Oel unter die Pigmente zu
mi8chen,^m ein geschmeidiges, markiges, haltbares Matl^riäl
für den Pinsel zu gewinnen^ lag viel näher, als ein junges
Feigenblatt bo lange im Eiw^ifs umzupeitscheh, bis aus der
Mischung seiner Milch mit der Gallertedle sogenannte Teni-
.peratur aer alla Tempora Malerei entstand. Das Letzte
konnte eher noch" eine Ent/leckung genannt werden, als da*
Erste I was gleich von selber sich dafböt, und daher auch
länge vor dem angeblichen Entdecket in Ausübung gesetzt
Wurde* Die alten Aechnungen über den neuen Kirchl?hbaU
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580 Boliam« QMdi^^ianf du Dom w %J^
unter äem Jahr« l325 dt« ^uifi;ik-: 3 i/2 jLjig^ae olei prp in»-^
cinibM« <uper coluomiA dti^ingen^ift,/ un4 iiÄter<,i339» 3lt
f^gen. olirt eoipd ..pro coJorihui l^mperandifj dasu die Fig«
^oerrte Go)dfafb«^ Blei weis , Grüni^pa^ , Vermilign^ xyrio^^r,
Asur>, de albo. yero^cfa» Silber^Jätter und Gc^ld^p^,,. Aßch^
also dijfrs war das VerdieDSt des ^roXsen Mannes^ [das. iTei-
'Men ^aoi^n sc|)nell .durch die gan&e dam^ige .Ktinstw«lc
^usgebreite^f sondei^ lyejl er in der altern Entdeckung
den Keim e^er neu^i I^unttform erbltckt^j i|i^d diese aixs
ihm zu entwickeln verstand^ £r war e^en afieh wie jener
grofse. unbekannte ^aiimeiister in «in St4i£e5pja))|r. selncrr Kunsl»
gestellt; (die^ilten st«hendi|«> Kirchenformen ^orllt^n ibUi/Jund
sei^e Zeit ^icht ferner n^eh? befriefiigen^ und er j^rlkanüte^
dafik 4^e ifi conventiionell^M Sij^brankfn. verpuppte K4inst>,. nux
dadurch in einem erweiterten £)aseyn sicherneu^nmocl^tev 4<^^
aie, jene Mumicndeckeh dur^hbrecbeipd ,, wiefJer.Auf N^tur
Wurücl^elürte und in ibf;ei9i Jungbrunnen si^. {fische Jugeol
HKhOpfte^ . ^eim Ersten Verl'uch äieser RUcl^hr ergab si^
idem Künstler sofert, dalli die Tonleiter der aU^n Malerei «^
iu'm seV» <nd in Viel su >reit getheilten InKervailen fortschreite^
^s dals sie der. I^OJÜe: und Manni^faltigk^t, si^ genOgen Vev
xnachte, die diesem ip eint^m t^nerscbd^flichen IVeicbtJbiujii vpn
Formen, 'Gestalten^ TÖnen^ Arcorden^ 3.eflexea und Asse»»
yians^ aufquellenden Born entströmtem Indein er aber^eine
jneichere c^^roma tische l'onl^iter auf dcrr Palette beS^ftte*^ dr«
^ann^e *er> dafs die atte troclcene Temperatuir^ zu Bttjjpk. uni,
spröde das Spei und Ineinander scheioen >ener xart^ren Töne
Und Halbtöne beitchränke und duCi dieser Widerstand kaitol
Jinter der Dand des ki^nstf artigsten Meisters sic^ bezwingen
asse^ Und als er lange nach einem geschmeidigeren Verboivte
für seine. Ktärmbnian.uhihergeforscht, lehrte eip g^nstiget
Stern ihto eudem OfHe\ und sein Genie wnfi^^ nun sog)i?ich
des neuen Wetkseugs sich mit einer Met9terschafty wie kaum
einem Spjäteiren vergönnt gewesen, au be milcht (gen , und ihm
Alles absugewinnen , was ,e» irgend zu M't'en im Stande* w^r^
jDa unter seinem Pinsel das QeT Vpie ein Gla^nfs dem. dv'fhr
•Cheinenden Grunde sicli auflegte , bil<(let> sich eine ArJ(, ygn
catoptriScher GlaSmahle^^ unendlich vollkommener, ali^ ^ie
dioptrische^ da sie nicht wie diese an die ungewisse WirJkung
des Feuers gebunden ist^ Der Schmelz stand ai^f seinen BiN
dem, wie ein klarer , breiterer ^ dufclisichtiger Luftikreia mit
.warmen Dönsten tut Genüge satt getir^nkt; Und irudem er
in diesem gläsernen Meere seine Pigmente wie ein eartea G<«
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wölk au8goCi,/i)bfts.en plastisch woblgeforinteTheile er in allen
t/ebergälngen und deti feinsten Schaft! rungen kunstreich in^
teinanoer zu arbeiten wufste, brach sich an ihm dils einfallen«
de Liicht giiithwarni wie Morgeii- und AbendrÖthe am S0d4
liimaiel,' und die FoKe deä. Spiegels warf, wie dprtdieQränze
der Atmosphäre y -die schöne JLuftspiegelung ins, Auge au rück.
X>äs w^r Eyks grofse ErHndiing, damil vermochte er den ge«
)Btergerten Ansprü<^hen der 2^eit an Form ufid Farbe Genüge zu.
leisten, und damit wurde er Gesetzgeber in setner KunsU
4Jnd gWjade wie er in äpht germanischem Natursjj^i^ die ganze.
FüHe des Ijebens in diese KunStu hineingetragen, und zugleiche,
auch in jener Luftperspective im weiteafen Sin|i,e die meta-.
'physische Hdhe unct Tiefe in ihr hervorgerufen; so hat jener^
oaukOnstler, durch die Verbindung df^ Spitzbogen^ mit den
gekuppelten Säulen Schäften zugleich die Gesetzmäilsügkeit eines.
NafeurWerks und die £rhabei)heit und* Tilsfe eines geistigen
darzustellen gewufst^ und indem auch er in die gewaltigea
^Dimensio^nen des' Kunstwerks die. ihm eigentfaümhche Luft^
perspective hineinzulegen ver4ltanden, ist auch in die Baukunst
das läystiiBche Frincip^ePngetreteh, und diesig dadurch aua ihreii^ *
a]te.n engen Sdiranken hervorgebrochen,
I>a& die Erfindung der neuen Kupst b^yptsächlith den,
Teutscbeh angehört, kann, alle historischen Zeugnisse unbe«
achtet 9 aus ihrem eigenthüuiUi^hen 'Gharactei* ef wiesen werden^,,:
d^r, so durchgreifend nationeil in : ihr era^ei^^t , dafs man sie
'als die objectiv gewordene altteutsche Staitimesart undvNatar
bezeitbnen könnte. Gerade dafs der Erfinder unbekannt ge-'
l:kUeben , i^t einer der characleristiacben Nationalzüge, die sie.
kennbar machen; di^ Nachbaren, alle ruhmrediger , hätten
dk^ Entdeckung schon für sich geltend zu m^phen gevvuDt^
wärfi^ sie ihnei\ zugefallen« B^i d^n Teutscheu abejr^ hat rox^,
je das w^ahre Verdienst sich zu verbellen geliebt, und. die.
Sorglosigkeit und. GleicbgiUtigkeit der Menge ist diesi^ia Be-^^^
'mühe.^ iiri'mer aufs beste zu Hülfe gekogamen', dalji es in 4eu.
'itiei&^en FU^llent seinen Zweck erreicht» Da dieselbe SchnelK
kraft des. Geistes und^GemütKes, di^ jene« grofsen Bewegung
geh der Zeit , Röiner und Kreu5^züge in den Tentschep her*
v o^rgeb rächt , au^h auf die an der n^ Völkerschaften Europas^ ^i? .
daran. gleichftiUs^ Theil genommijth ^ sicb\an4\Jehnte, überall die
Menschen fürs Ungew,öl>nli^he empfänjglich macbtej, so ver-
.breitete sich die bei jenen, gemachW En^dsckMHg schne})^ vou
, einem Ende des Mfelttheils zu dem auderp , gerade wi^. späte?
die Druckerei, und eben diese schnelle A-Hibreitung und die
allgemeioe ^^heilnahme begünsltgt hier wi» dcut die £iu«
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iprficjbe nationellerEiferstidit; aber, bitr wit doctiWtfd« Alk»
gen^a untersucht^ die Kuiut geschiebte suletst af die^ £^ £#
Teutscben steh erklären. Frankreich 9 insbesondere in ihm
dieNormandie, m5diten die scbein.barmteii Grümdle belbriogen»
um sich die £rGndung su vindiciren» Aber die Normannen^
die England eroberten , brachten noch die romanische Wcdae
mitf und übten sie bis aum XIII* Jahrhundert aus, DieCatke»
drale von Lincoln , 1123 geendigt 9 war in diesem Style ^ so
auch Canterbury vor dem grofsen Brande voll 1174* Nun am
Anfange jenes Jahrhunderts ward Wilhelmus Senonenaia zu
ibrem NYiederaufbau berufen , und von ihm ist geschrieben ia
der Chronik de$ Gervasius: vir' aimodum strenuus, in ligno
et lapide artifex ^ubtilisslmus 9 ad lapides formandos torneU;«
n^s^ta ftfcit valde ingeniöse,, farmas quoque.a4 lapidea ibrm.
sculptöribus tradidit. Weiterhin heilst es von seiner Arbeit:
Ibi coelam ligneum egregia pictura decoratum, hie fornix ex
lapide et toso levi decenter composita est. Endlich noch^ial;
Utrinque piiarios appoauit^ qaorum duos extremos in circuitu
columnis marmoreis decoravit« Das war noch Alles xomaniacbt
aber das Umste)len der Pfeiler . mit Säulen deutete acbon von
iferne auf die teutsche Kunst , eben wie die schlanken aucb
sogar jfcbon gekuppelte^ Säulen'schafte, die änüsen am Chore
und dem Fortale der St. Michaelskirche in Favia aus der Lion*
gobardei^aeit vom Fufsboden bis sum Dache reichen» . Nadi
^hm erst im Ai^fange des XIII, Jahrb. erscheint die ispitsbogigs
Saukunttf und wird sogleich durch den Namen der Teuto«
>ni sehen yon der Altsächsiscben und Normann ischeii unter«
schieden* In den Acti4 ponti£ Eborac^nsiam von StUbba sagt
Alured von dieser Zeit; Supra ostium chori aere et aurp
opereque incomparabili pulpitum fabricari fecit , et ex utrar
ifii9 parte pulpiti arcus, et i|i medio supra pulpituoi arcum
eminentiorem, « crucetti in suminitate cestantem, similiter w
aere, auro et argento apere Twhni^ u^hticsLtäm er^niu Man
si€tbt -deutlich t v^ie um die Zeit, als dieser Lettner gebaut
wurde, eipe neue l^unstwei^e ei^ewandert, die. man mit
einer eigenen Benennung zu b^eicbnen nothwendig fand^ um
sie vQn der einheimischen un^ der von den Eroberern früher
eingeführten 9 txi unterscheiden , und man i^annte aie die
Ppeutscbe , von dem iL^nde , das sie erfunden hattei, £s war
um diese Zeit wdhl noch so viel Normiinniscber.Fatrlatvun
in den jB«ronen vorhanden^ die jene Gebäude bauten., um
nicht zu dulaeh> dafi man einc^ Bauart mit dem Namen ^der
Teutscben beselchn^ h&tte, die ihnen wirklich aus der al(en
H^ima^h «ugekomt^e^i^ ua^ ap mel^rv di| ibj[e eitgli^dbiuti Oi^
DigitizedbyCjpOglc^ "^
terthmeiiy die sie vtntet dem Joche hielten 9 i^äbere Sf^ati^m«
Terwandte dietet Volkes waren ^ als sie selber,
fragen wir aber nun 9 näher tretend , nach der teuts^chen,
IProvins und deoi Stainine des gesammten Volkes^ von wo die-
Erfindung ausgegangen» so wird uns die geographische Ver«
theilung der Kunstwerke^ ihre allmShiig sunehmende Häufige
keity die gesteigerte Ausbreitung ihrer Dimensionen und diW
stetig wachsende Trefflichkeit , auf die Spur des allgemeinen«
Brennpunktes der gesammten Bestrebung führen , die noth«
wendig ohngei^br auf die Stelle fallen miuls , wo sich der Ca«
iion des ganzen Kunstgeschlechtes findet. Wir haben gesehen»,
wie filr die alte Weise Bysans und Rom die beioen Cen-
tralpunkte gewesen ^ indem dieselbe dreifache allmählig fort«'
schreitende Steigerung von Zahl, Umfang ^nd Modalität su«
]<^tzt auf diese beiden Functe wie die Abweichungen undNei«-,
ungen der Magnetnadeln unter verschiedenen ^Längen undi
»reiten auf die beiden Fule deuten. Die Sophienkirche und-
die Basiliken Borns sind diese beiden KunStpoIe;. um sie her ,
bat die bildende Kraft das meiste rohe Material in seilen.
Wirkungskreis hineingezogen 9 Um sie her haben die meisten.
. und gröisten Bauwerke sich zusammengedrängt ^ und von ih«
nen aus kann man nun mit Meridianeh und Parallelkretsen die^
christliche Erde umziehen f in denen, allmäbligy wie die £n^«
fernung vdh gemeinsamer Mi^le wächst, der dort wachsame^
Kunsttrieb mehr und mehr erstirbt , bis. in Scandinayien nur
wenig unscheinbares Gemäuer noch schwache Spuren seines.
Wirkens trägt , die wie die Flechten und Moose de$ Nordcaps.
als die letzten glimmenden Funkeirder erldschenden Bildung^«,
kraft erscheinen. So weit das Netzwerk dieser Kreise geht»^
wurd« jene zwiefache Kirchensprache gei^edet;; und wie dte^
Gemeine im Abendlande ihre frommen Geföble in der schön^
gerundeten lingua latina betete und sang, begleitet von einenw
Chorale 1^ der gleicherw:eise von Ton zu Ton m einfach grofsen;
Bogenstell ungen edel und figürlich hinzog;^ so. mufsten
auch seihst die Steine des Tempels diese Sprache reden, und'
»ich in der Rundang fügen. Aber es ist eine stetis Neigung^
im Menschen, von der Einheit abzufallen, von der fea^tgestelt^!
ten Norm sich Joszusagen, und der Fülle und bun|:en Man»,
nichfaltigkeit ihres Naturells sieh hinzugeben. Ja dieser Nei-,
gung ..waren, aus dem Mütterstamme viek Wurzel sprossen^,
die Volkssprachen y ausgegangen^ und wucherten. imy täglichen
Lebensverkehr in üppiger Lebendigkeit* Verachtend sah die^
stolze Herrin* auf diese Bastarde , es war die Sprache^ der^
Bauern und^des. l^obels.;^ die Geinein^ea ledeteq in died^ftoi.j^Of»
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584 fioisseree Besdur^tbang der Dmni in K5fti» '
*fiinen MJöme' linter einander, nm rtit Gott und ron Gott zu
reden y mufsten sie die edlere Mundart wählen^ Im Norden
'n^her galt andere» Maafs und abgleichendes Gewicht. Die
Kirche, in ihrer Verbreitung hatte ii|i germanischen Stamme
* erst den rechten Orund und Boden yoi^gef'unden ; aber sie hatte
'wie die recbt eigentlich susagende Sinnesweise so dagegen
* auch eigene Sprache dort angetroffen. Diese lingua tedesca,
selbst schoii spitzbogig in ihrer ganzen Natur und Art, 'war
*keine^wegs die* Sprache des Pöbels; «ie war die Sprache der
"Herren, die gan» Europa bezwungen hatten; sie war die der
'Kaiser, die weitgebietend das ganze Abendland beherrschten,
und sie trat nicht farblos ^ bidde und bescheiden wie gegen-
wärtig auf, sondern ihre reich betonten, scharf accentuirten,
'bestimmt markirten Brustlaute wollten die Italiäner der dama-
ligen Zeit 9 nach Aussage ihrer Chroniken , als di^ Sprache des
drückendstem Hochmuthes beddnken. Eine Zeit lang liefs
diese stolze Elgenthümlichkeit sich bereden, in «die Bernde
Mundart sich zu fügen, aber sie konnte ohnmöglich bleibend
sich befestigen. Als die Kaiser anfingen , in die Behandlung
weltlicher Geschäfte die teutsche Sprache einzuführen ,und
die Urkunden in ihr abzufassen^ als eine eigenthümliche
Poesie sich ausgebildet, die die früheren lateinischen Ge-
dichte aus Volksliedern und Sagen sie ergänzend und verjfin«
gend in grofse episehe Gesänge umarbeitete; da entstand auch
ein gleicamäfsiges Streben , die alten romanischen Kirchen in
eigenthümlich teutsche umzuschaffen. Dies Bestreben muXstß,
' wie wir gesehen , nach der Natur der Sach«^ am bestimmtesten
da sich olfenbaren, wo die teutsche Theocrati^ ihren eigen«
'thümlicben Sitz genommen; wo das Reich und seine ganze
Verfassung ztierst entstanden und ganz im germariischen ötyle
sich ausgebildet, und von wo es sodann sich über das ganze
Abendland verbreitet hatte ; dort, wo Kr^nungsstadt, Fallast
tiud Kaisergruft, Anfang, Mitte und Ende d^r Herrschaft, Alles
sich zusammenfand. Das wa^ also das Gebiet der Franken
am Niederrhein , den gröfsten Theil der FJuf|»gebiete von Mo-
sel, Maas und Scheide in sich begreifend, \xhd jenseits des
•Rheines mit Altsachsen lind Thüringen gränzend. Dort steht
^ in 'Köln der Canon der ganzen Kunst weise aufgerichtet, nnd
* zwar nicht etwa vereinzelt und verloren in Mitte einer, vireit-
■um von Kunstwerken ausgeleerten Oede, sondern in der ^reicfa«
Sten Umgebung einer Stadt, der jedes Jahrhundert, das an ihr
vorbeigezogen, irgend ein bedeutend Denkmal zum Gastge-
schenke z^urückgelassen , und die man daher nicht ohne Gf^uhd
das teutsche Rom genannt, Um sie her ist die ganze Provinz
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Boiiseree BeidireibiiDg ^ei Doms InK^fi« *8&5
mit ähnlichen Denkmalen erffllh, von den ÄlOqduiigen der
'Maas ani Strom hinauf durch Belgien gegen Lüttich und die
'Ardennen durch Lothringen hindurch bis an die^Mosel^üellen
im £)safs,' dann jden Rhein entlang an seinen Ufern hinäh, ist
'die wahre und eigenthümliche' JFieimatb dieser Kirnst ; ihr«
•Erzeugnfsse drängen sich dort am dichtesten ; beinahe jede
bedeutende Stadt zeigt wenigstens einen Versuch, und wo in
'den Metropolen kein solches Werk sich Endet 9 erkennt man
«leicht die Ursache in der Bedeutsamkeit und Grdfse des früher
'bestandenen Romanischen, das man anzutasten sich mit Rech^
'gescheut. Um diese Mitte her lassen nun eben solche Faral-
felkreise sich eiehen, wie die alte Kunst sie um ihre. Brenn-
punkte hergezogen, und da die neue so hoch im Norden fe-
sten Fufs gewonnen, so hat sie von da aus in dieser Richtung
mit e^iner Kraftsich ausbreiten können, die jene aus gröfse-
rer Entfernung nie erreicht. Und sie ist nun von da schnell
in alle Lande ausgegangen, weil sie allerwärts congeniale £le«
•mente vorgefunden, die das alte Weltreich der Teutschen bei
allen Völkern des Abendlandes zurückgelassen. Frankreich,
besonders in seinem nördlichen'Theile, Teutschlsind viel näher
*als jetzt verwandt, — das Gebiet der Karlinger unserer alten
öedichte, »- hat sie am ersten aufgenommen , und mit gros*
*8er Thätigkeit durch eingeborne Meister zu ihrer Ausbildung
beigetragen. Unter allen Provinzen dieses Landes aber hat
'sie keine mit mehr Liebe gepflegt, als die Normandie, die
'zweimal ins Teutsche übersetzt , durch Franken und Norman,
nen, einen tüchtigen galisch -teutschen Mittelschlag zu Be«
wohnern sich gewohnen, bei dem die Kunst eine eigenthüm-
lich schöne Zunge sich gebildet. Als sie über das Meer nach
England sich verbreitet, hat der unter der Eroberung wie
'unter einer Lauine verschüttete teutsche Stammgeist schnell
unten in der Tiefe den Anklang wahrgenommen; er hat sich
rasch gerührt, und der Angelsachsen alte Art hat sich in ihr
aufs Neu6 durchgearbeitet, und die Cathed'ralen dieses Landes
geben Zeugnifs von ihrer Wirksamkeit. Auch in Spanien
haben die Hidalgos, d. i, hiJQs del godos die Gothensöhne,
noch einmal das alte Blut in ihren Adern gefühlt, sie haben,
wie Boisseree erzählt, von Köln Meister der neuen Kunst
mitgenommen, und die haben dort das heimische Reis auf den
'mohrischen Säulen wald gepfropft, und inBurgos die teutsche
Stiftshütte hoch über dem schweren, massiven iberischen
Grundgemäuer aufgeschlagen« Selbst ltal^en bat der verhais-
ten Weise sich nicht zu entziehen vermocht ; der nachhaltende
Longobardengeist im Norden bildete die Ueberleitung, und
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086 B^iiMMBtitlivtiimas^MDMuioXäs.
^von da au«^h«t der Fluch ^ wi« spSt noch Vatari bewv^cb
Jdagty die Halbinsel von einem Ende auot andern durchsogen«
Aber dieser Fluch ist nicht ohne Segen S^t <las Land und die
Kunst überhaupt geblieben. Indem der Volksgefst in alier
Macht der eindringenden ihm widerwärtigen Weise «Ich ot«
wehrte, erstarkte auch er wieder seinerseits im langen J^mpfei
und eroberte endlich auch sich gelber ein eingenthOtolich KuusU
gebiet, in dem seine classische Yoraeit in origineller Weise
verjüngt aufs neue sich anbauen mochte. Aber früher nodif
ehe davon 4i<^ ^.^de seyn konnte^ war J^ante aofgestafiden«
tiefsinnig wie irsend je ein teutscher Meister und in SyaAo^
len plastisch, zugleich und mys tischt wie keiner, der nacli^hm
gekommen, hatte er jener Volkssprache sich bemeistert ^ die
erst vor Kurzem seit der Mitfce des XII. Jahrhunderts eaghaft
den Kreisen der Bildung sich genaht ^ und sie schnell in den
Mittelpunkt demselben bineingesetzt. ' Zur nämlichen Zeit, aU
Erwin vo^n Steinbach sein grolses Werk vollführte^ und'
teutsche Meister in Italien nach ihrem Grunde Visirung
abteilten t baute auch er in dieser Sprache das groCie Münster
der Poesie t die divina commedia. auf , das Fandämonium zu«
gleich und Pantheon , wie das ägyptische Lrabyrioth die Hälfte
seiner Hallen^ eine grofse Krypta und ein anderes Furgatorium
des heiligen Patricius , unter der £rde birgt , ^nd von jenen
Abgründen hinauf^ die keine Nacht erhellt und wo keine
Liebe wohnt ^ durch die Regionen 9 in denen ein zweifelbii^«
t6s Zwielicht langsam dflmmert, endlich am Licht des Tages
durch alle Planetenhimmel kühn aufstrebt bis dabin\ wo im
Allerheiligsten die HAi;r]ichkeft des Herrn das Haus erfüllt, in
der alle Liebe sich im Schauen löst 9 und alle einströmende
Erkenntnifs immer wieder ausströmt in Liebe und Verlangen.
Und dieser nämliche Dante »war seines Zeichens im Folitisicfien
ein Gibelline, er hat zugleich über die Würde und dieBe«
deutung des Kaisetthums vielleicht das Beste geschrieben 9 was
darüber besteht, und eben dieser Gesinnung wegen mufste
er aus seiner Vaterstadt entweichen, und in der Verbannung
sterben«
Wir haben die welthiStorisc,he Wichtigkeit und das Wesen
desgro£sen Werkes , dessen Darstellung und Deutung Boisseree
.nnternommen^umständlici^er als sonst der Umfang einer Anzeige
gestatten will 9 auseinanderzusetzen gesucht 9 damit das teut-
sche Volk , indem es in ihm auf seine eigenste Seele sich au«
rückbesinnt 9 und das redende Denkmal seiner alten Ehre und
dieHandveste seines angestauunten Adels wieder erkefint, dem
Unternehmen die verdiente Tl^iluahme ZMwenden mdge, Diesa
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aiun midi für den Schlaf» unMr#r Aufteinaiiderietsung in An-
spruch nehme^df wenden wir uxu wieder sum Texte ^ der
jiDterdeasen in der Erxählang der Geschichte des Baues selbsl;
weiter forfg^scbtitt^n. Der Verfasser desselben beschreibt
9iach Anleitung alter Rituale euerst die feieriiche Art , in der
die yersanMnelten Fürsten den ersten Grundstein som Werk
gelegt y und wie dieses, im Beginne von mancherlei Umstän«
den Degttnstigt^ rasch gefordert wurde, ^ Indem er alsdann
fiber das Materiale der allmUblich aus 'der Erde her vorsteigen«
den Anlage sich verbreitet^ führt der Gang der Untersuchung
asunächst 2ur Erörterung der Frage nach dem eigentlichen Mei*
ater des grofsen Uhternehmens* Er glaubt ihn in jeit^m Mei«
ater Gerhard zvl erkennen, dem in einer Urkunde des Jahrs
1257 das Domkapitel sur Belohnung seiner Dienste den Flatft
geschenkt) auf dem er sich ein grofses steinernes Haus gebaut»
xind man datf kaum ;& weifein, dafs er die rechte Wahrheit
hierin getroffen. Es hei(st in dieser Urkunde: Magister
Gerardus Lapicida^ Rector fabricae nostrae. Steinmetz war
das Gewerk , dem er angehörte ; er war in ligno et lapide ar«
tifex 9 wie fener ^ilbeunus Senonensis , der zugleich ohne
alle Frage der Baumeister der Cathedrale von Canterbury ge«
wesen. Darum heilst er Rector fabricae , die (Jebersetzung
deB teutschen Werkmeister , unter welcher Bezeichnung Ger-
hard auch ausdrücklich unter den Wohlthatern von St. Ursula
vorkommt. Er war also nicht etwa der Balirer, sondern der
wirkliche Baumeister des Domes, und wahrscheinlich auHi
der Schöpfer des Werkes, dessen ersten Grundstein er noth-
wendig gelegt, weil. neun Jahre nach dieser, Gründung dia
Urkunde schon von höchst belohnenswertben Dienstleistun«
gen spricht, die er der Kirche zugewendet. Man kann von
ibm siigen, dafsi wenn er nicht selbst d^r Vater dieser Bau-
weise gewesen, was zu bezweifeln viele Gründe ratben, er
als der geübteste am höchsten begjfbte Abkomme des Urhe«
bersy den Vitter, dessen Kunst er schnell auf den Gipfel der
Vollendung hingetrieben , weit hinter sich zurückgelassei?.
Wir sehen nun in der Hebendigen Darstellung des Ver-
fassers das Werk unter der Pflege dieses wackern Meisters
voranschreiten 9 aber schon im Beginne zeigen sich die erstea
Glieder der langen Reihe von Hindernissen, die anfangs min«
der bedeutend, bald in wachsender Kraft mit den fördernden
Trieben sich in Kampf versetsten ; und da ihre £xponente)\
stets in dem Verhältnisse wachsen, wie die der Andern ins^ ^
Werthe sinken, die allm^hlig ermattenden Bestrebu^^n ziii- ^
letzt nothwendig gänzlich aufheben., und vernichten iiiüssetiM
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•Di«>Arb«it war irt all der Schnellkraft und I^e^e^iglcelr, die
die «cbwäLiacbe Zeit in der Nation entwiokeh hatt6| unter-
tiooimen worden; {hStte dasselbe GescblecbV, *däi sie angefin«
gen 9 iie auch Tollenden können, aie w8re aicher In der Aus-
tttbruhg nicht zurückgeblieben , aber in einem serfällen^
deiche auf die Zmammenwirkting vieler Generationen nn^e»
wieten, konnte sie dem Lose, trOmmerbaft zu bleiben, kaun
entgehen. Schon dafs die Grundlegung in die böse kaiiedose
Zt*^it gefallen, bezeichnete ein jQbies floroscopl Die Wabl
Richards von Gornwall brachte zwar englisches Geld
zur KircHeniabrik, 'aber in politischer Simonie genomi&enf
konnte es keinen Segen bringen , so wenig wie jenes, dasmaa
in Strasburg den Juden abgestohlen, und cratoii in üns^rFrauea
'Werk angelegt. Als die Kraft noch vorhielt, störte die Zücbt-
losigkeit den Bau, die sich in der Anarchie des Reichs ent-
wickelte; Gei8tlich«)r Hochmuth begann die Köpfe der Kir«
cbenfürsten zu verrücken, datk sie die althergebrachte Frei«
Iteit ihrer Städte unter die Füfse traten. Plebejischer Hoch*
tniithy^^en der zunehmende Wohlstand in diVsen entwickelt
liatte, begünstigte ihre Pläne, indem er v*A inneto* heraus dal
Semeine Beste untergrub , das sie vpn aufsen anfeindetem
)ie gährende Masse durchfuhren in allen Richtungen sich itw-
zende Kriegesblitze, die zwischen den weltlichen NachBaren
lim Rechte, Besitz und Erbfolgen sich entzündeten, un'4 is
dem TumultQ steten Haders konnte der Bau ntir langsam voa
der Stelle rücken. Erst im Jahre 1322 war der Cbor völleiH
det, dessen Einweihung der Verf. sofort anschaulich i)e^
schreibt. Neu ermuthigt diirch den Anblick des Werkea, mit
•dem es ihnen so wohl gelungen, schritten die bildenden
Kräfte mit Emsigkeit im Baue weiter, beinahe imoherfbrt um^
lärmt vom Kriegsgeschrei, förderten sie, so viel au ihnen
war, das Werk, dessen EVire bald in alle Laude sich ausbrei«
. tete, und bis nath Spanien hin Einflufs übte. Aber wie die
Pfeiler stiegen und die' Schwibbogea sich reiften, sank irno^^
tiefer der Stern des Reiches. Yerdesben, das^ von oben herab
iiiederstieg,' vereinte mit anderem, daS/Von unten aufgestie-
gen, einträchtig sich in der Mitte^ um das Gansezu verder-
ben. Was hat n^cht achoo Petrarca an dem vM^rsucht^ der in
seinen Tagen nach Italien gekommen, um die Kaiserkrone »u
empfangen? Wie hat er nicht geeifert und geredet, um cHt
Gefübl der Würde und eine Ahndung der tiefen B^edeutsamkeit
der kaiserlichen Gewalt wieder in ihm zurück^iirufen. Ali^
vergebens [ nachdem dje^ eitle Ceremonie vorübergegang«»»
nachdem er die Reste alter Gefälle cingetr^ebon uud über^U
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>i^.
.£[9iise]Q|eB«Mhr9i]kDiS^i^t^ ]>M«r in Edkk«^' 589i
«i(c]»tft ab Hihm^t%ige^ U«jn)icti^ Geftinnutig an iTilg g«^I^g^
«ilte er, «von di^pi Gebdbne gjato« italiena geleitet» um' den
Scbimjii:' i^ den \Y^)dern Böha^o« Sit rerbdrgen. Unter soU
cUen j^äegern l^o^n^ei W«^g Ge4«iWi€be» gefdrdebrt »werden^
Vd4 wo )a eiae bes«er« Kraft erachiedi » mochte aie kautn in»
^bren.Xag^nd^s Unkrauts Blledster werden ^^ da| frühere F^ihr-
läÄ^igkeit und.T*i*t«ehvergea»enheittgeaiÄet. .So,bU«b< d^r Qom.
ifpp KiÜfi unvollendeit^ uod atebt nun ein Tptio de« teatÄchem
IJercules,: und ;wie Boissecee steifend sagt, »^ein doppeltet
Peniuna^dea erbabe^i^en Geiat««^ dea b^harrUcb9it«n Willena
v|td kui?str.eicbaten Veruidgei^s^ u^id hinvt^ieder dec Ail^^ atd«
l'e^d.en Zwicjtracbt» ®in oionbild der gesammten Geacbicbtet
4t*8. deutacb^n Vaterlandes. ^ Als die Titanen das ialte Heicb
zerrissen y .uiu^ste daa yVerl^. in aeiner Durcbkrümmung ein
iDenkm«^ d^s ^revela dar Nachwelt seugen/«
^Per T^xt gebt nunsur Beschreibung des Gebäudes über,
yon deasep Zusam^^epaet^^ing er d«rcb seine Worte eine klare
AnscbauQng, in wis hervorzurufen sich bestreb^. .Man kann
ihfn daa Zeugniüs nicht versagen 9 dals er bei. jedem einiger <#
mafsen Achtsamen wad des Gegenstandes siebt ginzlich Urim
kundigen diesem ZvFecke aufs »nervo]] kommen ste Genüge lei«»
steU .Anfangend mit der Aua)egu,ng des Grundrisses und der
jAngabe4er, j&eosentarformeny aua denen innerbulb desselben
das Gan^0 sich eusammeriset^t, schreitet : er methodisch zu«
gleich von Glied zu Gli^d und vpm Einfachen zum Zusammen«
gesetzten fort, und indem er. also' in edlei:, vv^ürdiger, Jich^
ypller Sprache Theil vor Thöil in steter Rücksicht auf das
Ganze lan un$ vorüberfübrt, und nun, ohne je $ic.b zu ver*
,wicren und i^n Unklaren sich zu verfangen,, Gebilde ap Ge«
))ildefQgt, mufs es ihm gel i (igen , ein.in a}len Tbeüen treues,
durchsicntiges Conterfei des Werkes in unserer Einhildungs«
kraft beraufzurufeq. Es ist, als ob Meister Gerhard uns bei
den Händen falste, und im ganzen Gebäude uns timführend
mit Lust und Liebe das mächtige Erzeugnifs schöpferischen
'Geistes uns deutete und erklärte. Er kennt dies sein Werk
von den G^undvesten bis hinauf zur höchsten Höiie äufs aller-
^«naueste; jede Stiege ist er tausendmal ^uf« und hinabge-
stiegen; jeder Laubzw'eig, der sich um die Capittier schlingt.
Jede Ro^e, jedes BJatt v^n gr^em Klee t>der JVIusJtatfänkraut,
da|i irgend in einem Spitzgiebel oder Gesimse sich verbirgt;
Alle sind sie gewachsen im Garten seines, poetischen Gemü«
tbe^; alle aijicb die. verborgensten Verhältnisse der Theile.sind
ibi*| stets gegenwärtig, alle geheimstenBe^iebungen schweben
vor «einer oeele, wie alle Assonanzen und Dissonanzen der
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i90 B^miftt BttOutibMt At Dtrti tä-xm.
Formen ihm rot Außen •ttlhtn, tin«l iO trSfit et^ di# ginxa
Partitiir der reichen Compoeition iteti lebenotg^ im Gedk^t«
nift um. So wohl ist es dem Verfasser damit fieltingen, dafs
er in de* Meisters Seele denkt und deutet , uiid^ sagt er uns
die Resultate Jahre langen Forscfaens so aorpruehlos umd ein«
lach her 9' als könne jedes Kind sie von den WSnden lesen,
oder als httt^ es ihm alt^ Leute aus dem, fiörensageti Von
ehemals vorerslfalt. Darum macht diese Darstelhinc in ihrer
Art vollkommen ^^Eindruck der bildlichem; sie ist ein ei«
gentliches und wahres Kunstwerk^ dem Gegenstand^ t devreie
schildert 9 im Gemfithe Mittsverwandtf utid fiber ihrer pkieti-
schen Ruhe weht -derselbe Geist sinnenden Tieftinns, der die
Einsamkeit jener Hallen erfällt , wie Athem Gotte», 'duroh
Vermittlung der Begeisterung des Künstlers y so hier dem
Worte^ wie dort, dem Steine, eingebnueht. £s kann an
diesem seelenvollen Bilde 9 wie der Verf. es entworfen^ , * nichts
ge&ndert, es kann nichts weggenommen und nichts hinsuge-
setBt werden 9 da in ihm nichts 'vergessen und 'nichts fiberse*
hen worden 9 und nirgendwo ein übertretende« Zuviel sich
eingeschlichen, sondern Alles in der schdnen L#inie des £be«*
malses sich gehalten. Es bleibt uns daher hier kein Sdideres
Verdienst, als etwa die Elemente des Gänsen von* unten heu
auf nach eigenthOmlicher Anschauungsweise in gröften Massen
li^sainmenfassendy die allgemeinsten Resultate in eivietngedi'ftfirg*
ten das Zerstreute susammentttckenden Bilde vereint der An-
schauung vorzuführen, und also in dieser Anzeige am Werke
des Ver£ «u thun^ was er am Münster selbst gethan« So ge-
lingt es vielleicht denen, die sich für den Gegenstand interes*
jiren, im engsten Raum ein trenestes Bild au geben, 'das^
weil ei das ganze Gesetz in der einfachsten Formel bteohKefsty
dem Gedächtnisse sich leicht einprSgt.
^Fortistzung /olgt,^
Di$ §rstßn EUtnefU0 der gesammten Naturlehre zum G.ehrauehe fir
^ höhere Schulen und O/mnasien von O, PV^ M^i^ntikem Hetr
deiherg u» Speier bei August OJswald* i825. XIU U» 310 S»
8. mit t Kupfertafeln. , 1 fl. 30 kr. od. 22 ggr«
Der Verfi dieses kurzen Compendiums der Naturlebre fltr
liAhere Schulen und Gymnasien hat keinen Anstand genommen,
in der Vorrede öffentlich zu gesteben , dafs er zur Abfassung
desselben schon Vor mehr als drei Jahren durch einen Ihm
wefthen Lehrer der Mathematik und Physik an einem vor-
taglich blühenden Gymnasium aufgefordert sey, und er darf
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Ifunek« mtt Element» JU(rlffilQr1eIir^. 09%
]«t£t hinsnfbgeti , iaü er dies» ^rb^it mit VergnOgeti aber«
nonfiinen urid v^olf^ndet iiahe» Es leidet nSmHch keinen Zwei«
Seif und jeder" erfahrene Schüfinann wird ihm bierin belstim«
merif dafs das Studium der klassischen Fhilorögie auf Schulen
Hauptsache bleiben mufs» und wünschenswerth wäre es,
wenn dasselbe noch umfassender und gründlicher betrieben
würde, als in der jersigen Zeit meistens wegen des schnellen
Hinwegeilens yon den l^yceen geschieht; aHein eben so un*%
leugbar gewits ist es auch, dafs hauptsächlich in den höl^ren
Classen Uebung im Nachdenken sur Scbärfung d^s Verstandes
ein sehr allgemeines und grofses BedürfniTs ist« ' Hierzu eig«
nec sich aber kein Gegenstand Mehri als die 'Aufsuchung der
NatuTgesetse au» den uns überall dargebotenen Erscheinungen»-
insbesondere wenn dieses nicht sowohl mit Benutamng vieler
Formeln 9 als vielmehr nach wissenschaftlich mathematischer
Methode geschieht« Die Gesetze der Natur sind nimlich ge«
wifs eben sa einfach , als unter sich übereins^'mmend , noth-.
Wendig and fest begründet; d^leFr&g^ ist niir, ob der.mensch«
liehe Yerftand M durch richtige« Nachdenken! als solche tu
erkennen und auf«ufinden vermag, wobei aber Fehlschlüsse
durch die Erfahrung widerlegt werden, und in so fern ist dM
Erforschen derselben der bloisen Speculation gewifs weit vor-"
EUsiehen« Es würde überflüssig seyn, aufserdem noch den-
objectiven Nutaen der Kenntnifs der Natarerscheinungen und
ihrer Ges^tse hervorzuheben 9 da die stete Anwehdung dersel-
ben auf Gegenstände der Mechanik, Technologie , Agricultur
und Oeconomie ellgemein bc^karint ist« Im alTgemeihen aber
sollte doch billig die Kenntnifs der Natur schon ia Sofern nie*^
manden fremd seyn , als sie haup^tsächlich zur Verehrung de»
Schöpfers der Welt üühren mufs, pnd in ^ser Hinsicht mufs
ybrzü^lich atich die gebildete Jugend in mese Kenntnisse et-
was em^eweihet werden , um nicht gans unerfahren darin die
Universitäteii äu betreten.
^ Diesö Gesichtspuncte bat der Verf. stets vor Augen ge^
habt« Es ist nur das Wichtigste und Wissens würdigste aus
der gesammten Naturlehre hier aufgenommen, und dasjenige.
Worüber mindestens'die meisten und bewährtesten Naturfor-
sther einverstanden sind. Er hat sich bestrebt^ die Sätze
kurz und bestimmt atissudrücken, um dadurch zum scharfen
AniSiassen dei Gesagten und «um geregelten Nachdenken Ver-
anlassung zu geben. Die physische Geographie und Atmo«
»phärorogie sind Verhältnifsmäfsig am austtihrlichsten behau«
öfAt^ VrrS4uerber die Angaben verschiedener That^achen liicht
fthlea durften ^ und diese Gegenstände ohnehin die Aufmerk-
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69(% . P|4)ifqgiy|M.Li«tr«tiin ,
tafnk«jt am- ipeiit«n au reisen nfll^geo. Wat fiet VerE heab-^
slchtigt<{ und zu leisten, wünschte 9 ist hier und, in <ier Vor«
rede angesehen; o^ und. wip V^t ejr dieses erreicht h^he,
luuiii dt^in.Urtheile der Sacbrerständigen anbeimgef (f^t J:^leib^ii.
f . ' . . . - Muncke^ .
Doi Erste und I^Öttiigste einer jeden Elementar " Glosse , in iSinsicht
auf Religion und yerstandesbildung* In Lectionen verthiitt uri^
socratifch bearbeitet 9on Carl Philipp S taufe nau^ Prii>atj^ Ge^
lehrten, und ehemaligem Lehrer am ■, fVeiJsenJelser Seminario,
Leipzig ^ Immanuel Malier^ 182^. ITIÜ u. 169 <^. 8. / 12 ggr.
Der V^rfi^^er wollte (wie eij,in der Vprrede Mgt> da der
]^igidse.und,^ora)iscbeUnte^r]/cht in Volksicbulen^ aovrofal
in.St;ädtei9t als ai^cb auf dem Xiande, oft d^runi>sQ .«rsf^wert
wird 9 upd unfruchtbar blejbt^ weil die Masse rofi TeUgidsen,
nioraltSfiben.vind{biIosophi9cbHro BegrüFen^ die mittdcsr Reli-
gion und Moral genau in Verbiiidung stehen ^ ^ hat '((^i^ Ele-
mentar-jLfpter richte .nicht ei|tw^kelc worden^ upfl ^er auch
"ViieleiLiehrer kennen gelernt» di^ vi^egen Unk:tindQia,d<^r Be-
handlung der genannten Gegenstände dieses ;&u |hun uiiterlas-
Ben mui^tefi; jin diesem Schriftchen einen Weg anzeigen»
den je<ler Jugendbildner gehenjcann. — In 6X I^ectiquen wrec-
d^n die Begriffe: Fflicht, Absicht,- Zweck« Endiweek, Ur«
^Mshe« Wirkung, Laster, Ljohn» Strafe, Verstand ^ Verpiaift,
Gewissen 9. Instinkt, Denken,, freier WiUe, QItii<^&eli^c^it,
Glaube, Hoffnung, Furcht, Vertrauen, .NeigA^pg,,t|^i4en^
afbaft et^« |n socraMschen Gesprächen erklärt« .--rr\ Jede ^X-'^O"
tion fängt nait einem passenden Verse an,uhd,auch4i9!&chluase .
Vit oft einer gegeben, Aufs^rdem ist jede^: Lektion eii\e H.e-
capitulatio/i beigefügt Mpd eine kurz ^ re]igidse An^v^ndung.
Die igweckuiäAigkeit aolcher Unterredungen mit Kindern
ist aufser Zweifel (wie schon vor 50 .Jahren ^^r berühilite G,
Fr. Seiler durch sein Bächlein: R.elig^on der UnniÜn«
digen,, bewiesen hat), und das viorliegende Werkeben virird
gewili Lehrern, welche in der socratischen Untecrichtsweise
weniger*geübt sind, vqn grofserii Nutzen seyn,, besonders,
wenn dieselben vor dem Untersichte die Leption, Wielche ale
in der Schule vornehmen wollen, genau durchgehe?!» Z^^» daff
sie den Begriff und die Entwickdung desselben,^ heyor sie.aii«
fangen, darüber zufragen, scharf ins Auge gefafst haben, und
das Buch selber während des Unterrichtes nicht bedOrfe>i.
Wolit^.sie sich während des Unterrichtes in dem B^che Rathii
erholen, . dani?i Vfürden die Unterredungen lähm , ujui füs^sia
und ihre SchiUe^ langwierig, schle|:rpeiid undtinfruchitbar.
.DigitizedbyVjOOQlC \
N. 38^- - 1825.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
Die Säkutat'öehutisfsier Ktops^öeksi iü AttöHä% ähi
1* Juli 1824. Dargestellt und den J^eräkrem des Ünstärblichkd
tu tiamhurg und Altana hochäcktungsvotl gewbidmet von Pried'^
tick Karl Julius Schutz^ Dr. Mnd Proßsscr Jer PhUosophiä*
tianlburg 1324. iZ S* In 8«
^^Tii Klo^stochs dic^htender Seele lag. ein IVeicb Aet Idedlef«
Auf der Himmelfi^hrt seiner Poesie scnvrand die Erde untei^
ibm völlig'; Herder vielleicht würde, wenn 6r sum eigentll^
eben Dichter Lerufen ^jewesen wfire^ «einen Flug erreicht
haben <<*
\Vas dieser Geweihte unter den cbristlichen Dichtern^ als
erhaben unter den epischen Sängern, durch seinen Messias
würkte, ist wahrscheinlich nicht einmal das reinste und wich-
tigste^ Ohnehin wäre daraus die Einmischung des Dogmatil
sehen so sehr weg zu wünschen. Nicht nur fremd ist sid
dem VYesen der Poesie. Selbst den Standpunct der Kunst^ «
Kritik übet das Werk hat sie völlig verrückt, indem sie eS ^
leider! dem Streite der * Theologen unterwarf und dem
reinreligiösen Sinn für das GotteswÜrdige scliwetgeniers^
bar machte. Was er aber als grofser Lyriker ^ als tiefer K^n^
ner und gewaltiger Beherrscher unserer edeln Sprache | alS^
der Schöpfer ihrer , durch ihn zuerst dem Getlius der Griec(ii«f
sehen verniiihlten , Prosodie, für deutsche Kunst Und Art^
wie für die Bildung deutschen Gemi^thes und GeisteSi, was tett
auch als seines Vaterlandes treuer Freund, ein volles Halb««
Jahrhundert hindurch, tu unvergänglichem Verdienst hat}
das ist von -Allen y dfe« wie £r, zu den besten ihrer Zeit
gehölten , einstimmig anerkannt und Wird der Nachwelt un^i
l^erloren bleiben.
In Deutschland, das ltlopstoc& mit so böW fiegeistetitng
liebte^ dafs er in der schönen Ode: „Mein Vaterland« es
sogar einen „schrvecic en d edeln Gedanken'^ nannte ^ s^seinef
wertb zu seyn^^t hat, wie auch der Vf. dieses hervorhebt^
bekanntlich der einsige^ ihn durch eine Pension iinteri«
XVlII. Jahr g. e. Heft-, 3ö
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Googk
694 Altonaer SlenlarCtier wegen Klopsto«k| ,/
stütsende Carl Friedrich von Ba^^n, schon alt Markgraf dai,
was entwilderte'Staaten, Weteh^^ur durch Geistesthkti&keit
sich heben und gedeihen, Üir alles wistenschai'tlicb tOcütige
und vortreffliche tbun sollten« > Kdnig Friedrich V. von DAne«
dlprk iber 9 dieser von dein^^ dankbaren Dichter in mehrern fei«
ner herrlichsten 0((en so würdig gefeierte , rief ihn 1751 n^ch
seinem schönen Copenhagen^ wo er auch, durch di*^ Freund«
Schaft des Grafen Bernstorf, eines der edelsten Menschen, wi«
der erleuchtetsten Staatsmänner, begUlckt, bis zu d«*t«n AÜ
schied im Jahre 1771, und seitdem in der freien Stadt Hain«
burgi als Königl. Dänischet Legationsrath , von Danischein
Gehalte lebte«
Der zweite Julius 1824 vollendete das erste Jahrhundert
seit der Gi^burt des herrlichen Christus-Sängera. Zwei
Städte waren vor allen zu des hehren Tages Feier berufen.
Die Vaterstadt d<ifs Verewigten, im Mittelpunkt Deutschland!»
am Fufse des altgermanischen Harzes , und das nordisch ferne
heitere Altona, wo in dem Boden, auf dem er, durph die
wahrhaft königliche Huld von Daniens fdnftem (wie Er, un«
sterblichem!) Friedrich t ein «weites Vaterland fand, seine
irdische Hfille ruht. Hier, in der so freundlichen , von einer
romantischen Natur verschönerten, Nähe des freien Hamburg!»
wo Er y als dreifsigjähriger MitbOr^er» am l4ten März i803
sein — Gott und dem Göttlichen in clesM[en8chen Brust ge weih«
tes — Leben beschlofs * hier^ wo auf dem freundlichen Kirchhof
zu Ottensee bei Altoni, ganz nahe vor dem Eingang zum Got«
teshause, Klopstocks Grab ist^ (geschmückt wie Herdef !0
schön sagt, mit den dreifachen Kränzen der Myrthe und de!
Ziorbeers, der Palme Sions und des prophetischen Eichenlaub!
Seines Vaterlandes) neben den Gräbern seiner beiden Gattin-
nen Marg&f etha (Meta) und Johanna Elisabeth , von der icbd«
nen ihm geweiheten Linde beschattet; hier — versammelten sich
zur Säcularfeier seiner Geburt ^ seine in Hamburg wohnende
Anverwandten y in Begleitung mehrerer seiner ^ aus beiden
Nachbarstädten sich ihnen anschlielsendenFreunde undVerefarer.
Das Würdig durchgefütirte Geddchtnifsfest macht der Vf. W-
haft und würdig auch dem Abwesenden und Späterlebenden
gegenwärtig* Es begann rühirend am Grabe selbst, und wurde
sehr zweckmäfsig fortgesetzt in dem herrlichen Goncertsaalt
des Herrn Dr. Mut2enbecher ztf Altona^ wo von die-
sem ein« edle oratdriscb* musikalische Feier de» fesilicheo
Tages angeordnet waf ,
Wir geben einige Laute auS det mi^getheilten Ode de!
Herrn Prof* Klausen:
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bMchriebea fon Sehflu. 595
Ja der Edlere nur dankt iind empfindet ^ wl«
Klop^ock dacht' und empfand ^ und der Geweihte nur
hört, wie seelenvoll Klopstock
iingt in silberner Satten Chor:
Freundschaft 9 Liebe, Natur, Freiheit und Vaterland,
Farsteiiinild«, Verdienst, Menschlichkeit ^ Heldenmuth»'
Gott, Messias, Erlösung,
Auferstehung und Weltl
So melodisch^ und doch mächtig Und voll und stark,'
so geschmeidig, und doch einfach ^ treu und wahr, v
BO darstellend die Seele»
so enthüllend den innetn Stnni
so den denkenden Geist hebend im Adlerfliig^
so das fühlende Hers rührend mit Zauberkraft^
tönte nie noch die Sprache,
wie sie tönte durch seinen Mund;
bald in leiserem Laut^ ähnlich dem Silberbach,
der sanftmutmelnd dahingleitet durch Blumentha^
hallend bald, wie deir WCaldstrom,
der durch Klüfte sich donnernd störst^
im g^ihess*nen Gesang, ctet zix der Lyra tönt,
wie i^i freieri Bardiet« der dutch die Te^ynT rauscht^
uiid im heiligen Epos^ •
das vielstimmig zur Harfe sctiallti
Durch det Lieder Gfewält^ Seliger, weilest du
hier noch^ dort noch, und ringä^ mit der Entzückung Tori^'
oft beini Nameti geiiennet^i
oft gerufeil ^om Gtabe her.
^Ist durch Tugend einLob; auch' es!'« O i e Flamm'erkohrst
du zur Leiterin: hoch wehte dir stets voran
sie^ die heilige Flamme^
auf der edleren Ehre Bahn«
Innigst freuetest du dich der Unsterblichkeit,
dich der irdischen so; wonniger schwang jedocU
deine Seele sich aufwärts
zu det höheren, himmlischen,
welche jetzt dich entzückt,- näher dem Ewigen,
iat seraphischen Chor. Bis wir in ihm dich schaun^
tfoll^ du heiliger Sänger,
dein Gedächtnifsr uns heilig Beyn l
38 *
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Gopgk
596 Altonaer SSenlarfeier wfgen Klops loek«
Zum ScUufs erhob sieb der, aus lecbsebn SSngem und
aobt und zwanzig Sä ngerinneB bestehende , Cbor des von Hrn.
Dr. Mutzenbechei: .gebildeten .Altonaer Singvereins^
und ffifhrtey untes. Begleitung eines einzigen Fianof orte's das
Klopstocksche Vater Unser, und der erhabenen, leider nur
selten noch geborten Composition des verewigten Naumann
auf, mit einer so trefflichen Fräcision ,^ Reinheit, Sicherheit
und Haltung des Wechsels von Kraft und Zartheit, in den
Chören wie einzelnen Parthieen, als der Vf« auf seinen Rei-
sen in und aufser Deutschland, nur von der berühmten Zel"
terscben Singakademie zu Berlin in dieser Virtuosi-
tät Aehnliches gehört zu haben, sich erinnert; wie tlber-
baupt das Altonaer Gesang. Institut dem Berliner (vor dem es
das herrliche Locale der Tonhalle nocb voraus hat) jetst an
die Seite zu stellen ist, da sein Gründer und Vorsteher , gleich
dem des Letztern , den frivolen Modegeschmack in der IVIusik
unserer Tage, würdig verschmäht , und den Sinn für klassi-
sche Werke der Tonkunst älterer Meister stärkt*
Auch' H^. Frediger Freudentheil zu Hamburg IleCi
gerade am Morgen dieses Geburtsfestes ein Weibelied erschei-
nen , woraus folgendes : * ,
Es kebrt der Tag auf goldnen Schwingen wieder,
Der deine Seel^ sich verkörpern sah«
Dein Adamida *) hörte FeierUeder,
Dein Raphael begann die Weibe da:
»jWje Morgenschirnnter- walle sanft hernieder!
Die Erde harrt, dein Mutterland. Empfafa*^
Messiassänger, deinen Erdenschleier!
Der Menschheit singe würdig den Befreier!««
»^Erkoren aus der Millionen Menge,
Bist du, Siona's hohem Dienst geweiht«
Sie lehre früh* dich göttliche Gesänge,
Sey die Genossin holder Blüthenzeit^
Entlocke dich dem eitlen Weltgepränge
^ In deiner stillen FlurcMi Einsamkeit;
Das Höchste, Beste, sey dein frommes Sehnen!
Dich ruft der Heiland, rufen Christenthrän^n.««
*) Stern der Ungebemtn (Meisias, Im 3ten upd 8ten Gesänge.)
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Göogk
i>esehnebeii von Sohüti« , 597
„In seine Schatten winkt der Oelbörg» Wage
Zu scbau'n Gethseinane*s erhab'ne Nacht! ■
Umfange des Erlösers Kreuz ! Nicht zagQ
Vor seinem Blut, dem Hochaltar gebracht!
Die Gräber sprenge, dafs es freundlich tage!
Hernieder zu den Todten ruf: Erwacht!
Durch , Herz und HarP, Ihn zu bekennen,
^en alle Zungen, alle Himmel nennei)!'«
Gefei'rter Geist, du hast vollbracht, gehalten.
Was vorverkdndend Raphael dir sang,
Di^ Linde deines Qrabes mag veralten !
Verhallen wird. nicht deiner Harfe Klang.
*Hienieden, droben wirst du herrlich walten;
Durch alle SäkulNi führt dein Heldengang ,
Durch alle Lande, wo die Kreuze ragen.
Wo hoch die Herzen für das Hohe schlagen ,<<
Der längst durch historische und ästhetische Schriftei)
bekannte Verf. dieser Beschreibung, welcher gegenwärtig zu
Hamburg pri vatisirt, hat so eben auch ein Unterhaltungs-
blatt für Deutschlands Jugend iiegonnen , mit wel«
chem Er einen Pädagogischen Anzeiger für Eltern
und Erzieher verbindet, ,, Nicht für Anbätigef einer
frömmelnden und pedantischen Unterrichts*- und Er«
«iehungsweise, so wenig, als für die Befolger einer leicht«
sinnigen und nachlässigen; sondern für den Theil
unserer Jugend,' der das GKIck hat, sich solcher FtVhrer
zu erfreuen, die wahrhaft gebildet, feind aller Kopf«
bängerei, Engherzigkeit und Heuchelei» Freunde einer ge-
sunden, das Herz erwärmenden und den Geist erhelle.n« '
den Jugendbildung (die nur aus einer liberalen Gesin«
nung hervorgehen kann) sind. Diese aber soll es von dem
Standpunkte, den die menschliche Kultur gegenwärtig
erreicht hat, und zwar zugleich — auf eine angenehm un«
terhaltende Weise, fördern helfen/*
Kec. freute sich, als die erste unter den Bücheranzeigen,
eine kurze , aber -treffende Empfehlung der ^^Bibliscben Ge-
schichten, für die Jugend" von unserm gemüthreicheti
Alemannischen Liederdichter, dem klardenkendeiL
Berather der so wichtigen Jugenderziehung in niedern und
hoheni Bildungsanstalten unsers Landes 9 vorangestellt zu fitw
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Googk
698 Btlltff & A. Jugend roa SehQtt.
>
den« 8te besrichnet p$ Eltern un<l Ensiehero aU die ^yredL-
mlfslgftte Einleitung, die sie su einem vernOnFtigen LTnter«
rieht in der Religion und Bibel, fflr die Jugend wSblen
können« Oen gans eigentbflmlicfaen Reis der NaivetSt
iii def Sprache^ die wir^ im Sinne des Lutberschen Stylet,
•elbst eine bibliscbe Spracbe nennen roö(;hten9 und der,
•o tief und klar aue der Natur einer wahrhaft kindlich acbönen
Seele hervorgehend, unmittelbar das Innerste ein^s jeden
freinen^ noch unverdorbenen, jugendlicbenGemfitbea^ anspre-
chen muff, hat auch in der i'roaa, noch kein anderer
deutscher Scbriftateller 9 in dem Grade erreicht« Der Farben-
reithtbum altorientaliscber Darstelluncswetse, paart aich hier
mit der abendländischen Innigkeit und Einfachheit eines d e u t-
f oben Gemüthsi and sq läiftt uns das in seiner Art so ein-
£ig schöne Gänse (dessen erster Theil das alte, und s wei-
te |r das neue Tef tarne nt umfafst), nur den einen Wunsch
^brigi daff sein ehrwQrdiger Verfasser, noch mehr auch
fugi^iph erkiHrendy ersSblt haben möchte« Denn der Er«
klllrung ftlr die Jusend* bedarf auch selbst dieses Werk,
wenn sie es mit vollkommenen Nutzen lesen soll, noch an
gar vielen Stellen^ wie viel niebr denn — die Bibel
felbst!«
Woh|an! Dafs solchen erklSrungs würdigen Maater«
Schriften es auch an den wfirdige^n Erklärern nicht
fehle, dafQr sorgen ohne Zweifel alle wahre Bibelfreu nde in
dep Oberaufsicht • Behörden sSmmtHcher Unterrichtsanstalten
und Lehrers^ininarien unablässig; und dies um so mehr, als
das liebe Teutschland ins Ganzen sich auf äufsere Mittel virenigi
auf. erpst^, aufgeklaffte Kenntnisse abdr Und vorurtheilsfrei
Sebil^etfc Oeisteskraft allein fortdauernd verlassen kann, um,
a die Natur es offenbar aüi: sein Inneres am meisten ange*
^jeseii und beschränkt hat , auch in diesem Innern selbst-
ftändigi yqn fremdem ungetäuscht und in sich zuijrieden an
^erden»
' - H. E. C. Paulus.
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^ Iknksefarlfteii für Dr. Xnapp's Jnltlftier; 599
1. Viro i. re9^ G0. Chriäiiatfo Knßppio:Th0oL D. 0tProß P^ (X
Semnarii Reg. tlteoL Orphanoirophei #e Paeämgogii Directori
, Megis Boruss, m SetMtu smcro, a comtUiu^ jicademiaß Seniori^
, ordiiUM aquilat ruhrae Equid » iocietßtibus de re sacra prüeelare
mereMibms Londinensi Holmiensi TMngmnsi mdscripto -r Serm^
4aecularia ac^d, niunerU soiemnia die i. Maji o« MDCCCXXV^
feliciier celebranti gratulatur Theolagornm Ordo academime reg*
Friderinana» Halensis et t^ehergensis .consoeiatae. -*- Suhjectum
est ipecimen exerciiationum critiearum in Sapientiam Salomoniii
Hmlis Sax* 10 ^•4.
S. jintiwilihald Uhen~ das wissenschaßlieha Studium der Theo»
logie» Eine Denkschrift zur Jubelfeier des Kön. CR* u, Rit^
Hm Dr. G« Chr* Knappe 90m Canzler Niemey'er^
Halle f fVaiienhaushuchltandlung, i825, 72 S.
Ein sehr ehrwürdiger Veteran, Hr. Dr, Knapp zu
Halle, hatte den l« Mai d. J. die Irrende, da«. Jubiläum der
an diesem Tage i775 dort erhaltenen Magisterwihde su, erle-
ben. Die gröiste Freude dabei mufste für Ihn ohne Zweifel
ditf achtungsvolle und liehreicht? Theilnahine aeyn, mit wel«
eher die aämmtliche Facultät Ihn und sich selbst hei dieser
Gelegenheit difentlich ehrte, indem sie ein Schätzbares Zeug-
nifs ablegte, wie muftermäfsig nameotlich nach dem Grupd«
pi'incip und Geist des reinen Evangeliums (Gal. 5, I. 13 — iß.)
und des Protestantismus, Einsichtsverschiedenheiten ohne
Meinungseifer und Sectengeist in edlem , das gemeinschaftlich
aneikennbare Gute iörderdem W ohiwollen neben einandei^ be«
stehen y wenn Männer, welche ihr Fach ganz umfassen, staU
der Gegensätze, und Einseitigkeiten, die Uebereinstimmung
im VVesentlichen , gott^swürdig denkbaren und anwendbaren,
um so einleuchtender hervorheben. De^* würdige Jubeldoctor
verdient es durch seinen, hei AenderMng in theoiogi-scheri An«
sichten sich praktisch gleich bleibenden Charakter, Er V'er«<
dient es auch imausgedebnterern^Kreise der Mitforscher durch
seine Kecognition und Handausgabe de$ Neutestamentlichen
Textes i/nd die neuvermehrt^ Sammlung seinem trefflichen
Conimentatipnen (Scripta varii argumenti, maximam partem
exegetici ^tque historici. T. 1. II. editio II, multis partibus^
auctior et emendutior. |Q23. 739 ä. in d.), da(s auch unsere
Keceu^ion an der Ihm hewiesenen Hochachtung durch einige
Excerpte aus dem Facu) t^tsprogr amn^ Antheil neh^
me, weil dasselbe diese collegialische Gesinnungen nicht Jj1o&
aus persdulicbejr AnhllDglicbkeit «usgesprocbeut vi^ehr mit
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6M, . DenkMlirlftfii fBr Dr. Kna|>p*< Job«lMci.
f '
den wahrsten' und anstehenditen Grfinden motlirirt bat,
«»Juttrssinia ettaummi gaudii noKri caufa, quod Tibi, Vene-
vfanda CoUega^ hod^erno die ba«c aemisaecularia aolemnia gra«
tulari licet cum fu^iy^r^ » aingularidivino beneficio cODCessa,
^tenim npn vivendo tantum attigisti tempaa, quo ante hos
quinquaginta annoa iummoii in pbilosophiae bonores atieptui
et (brevi poat) rounua doctorif Aeademiciauspicatus ei, sed
. ata vivendo et valendo , ut Ibcum , quem per tot annos tanta
' eum laude tenuisti, atrenue ^tiamnam tuearis^ £t nos quidem,
qui arctiori quodam collegii vinculo Tecum vivihiua conjancti,
Teque veneramur Ordinis nostri Seniorem, num vel animo
effingere poisumus, cujus virtutes praeopteihus Tuis^ Amaot
omnes et reverentur bumanitatem TaVLm^ integritatero aiümi
et siuiplicitatem , quarum ipse vultus Tuus i^dex est certissi-
mus, Nobis auteju etiam carior factuset propriis quibuadain
viitutibus, quibus facilis et gratus reddicur convictusf et tfui'
, hms prqecipue eollfiga bonus Censetur. * Quam 0nim haU es üc mtO'
snetus I 4^aam älißnus a iaspichnibus *t simuUatibüs y ab invhlia tt
ohtrtctatione t Quam ^acis amans et placabili« | Si quis alius,
Tu persuasus es ; sin0 tranquillUate animi -et vUae no$ neque disare
poss9 neque docprg\ ut par est. In consulendo et agendo non specttt
personas, omnium minime Teipsum, sed rem et veritatenif i^^
ptfmmune bonum* Intemerata fide, prudenti circumapectioneet
exactissima diligentia res Ordinis nostri procuras et tueris.
Summa est Tua advvrsus omnes atudiaque omnium aequitas,
et penitus odisti illiberalem bominum nimis sibi placentium
-vanitatem, qui quam ipsi doctrinae partim amplexi sunt, eam
unam extollunt, et reliquas paene coiitemnunt. Et quanti hae
-praesertini tempestate facienda est amabilis Tua modestia , quae ut t^
Qmni arrogantia et astentatiane , ita maxime ab ambittosa eorum irn*
portunitfUe abhorret^^ qui omnes idem secum statuere voluntf v'iK üilum
ferentes in opinionibus et consiliis disst^nsum' Nempe non
tantum probe edoctus es , 090 sapientissimo dioini numinis insiituto- ä-
versa esse Itominüm ingenia f diversas wluntatts j et iti hao imbecillitaif
humana verum et rectum prope abesse ab er rare et ültiöf se'd etiaiD)
qubd bumanae cupiditati mas^ime adversator, Te ipsum depu"
tas unum e^ultis, quamvis judicaris ab omnibus ee. eS unas
ex paucis et electissimis. Sed Jatius patent, quam illae quasi
!>rivatae virtutes» clariusqüe exsplendescunt pablicae Tua^
audes , egregiä Tua de litt-eris, de Academia hac uiuversaquö
patria pnerita, Scriptis quidem, quis est, qui nesciat, quam
praeclarede crisi et interpretatione Sciipturae saera^ proineri^
tus sis ? de ea igitur doctrinae tbeologicae parte, quam pnn«
i^ipe« omnium temporum tbeologi summam ac difficiUifna<^
Digitizedby VjOOQIC "- _^ ,_
Denkichitften fgg -Dr. KiMipp?i JuM^üier. ^i
\
e$Be pronuiitiav«runt, Qnibui ipsa-Jen^ Christi et Apöstolo«
rutn verba legere et intelligere curae CQraiig[ue est, eorum oih«
nium rfiaiiibu« v'ersatur Novum Testam^n^um ophra Tua reeognitum^
11 omiiet astidae .utunttir illis cömmenatmtionihms TuUf quarum,
qu<A sunt, ioi hahentur legitimae sacrptum lihrorum intitrprttationis
exempla» Agnoscunt in bis , qui criticae 4ttc[ue bermeneutii^ae
Brtis ptfritia excellunt,^ nativum iiigenii Tui acumen^ et inte*
gram judicandi viin; admirantur accuratam linguarum veterum
cuulOiientaliuin , tumOraecae et Latinae sciendam , et copio«
sam rerum , opinionum , morum ae^i potissimunr ApoitoUci
niemoriam; collaudant severum nibil alieni^ nihil longiu» ar-
cessiti admittentem delectum , et illam ubivis cotia^icuam
-ant^tßstav % quu potissimuin inaighiuntur scriptores, qui nihil,
nisi quod omnibut numeris expletuni sit^ a se exir« volunt«
Latinarum 'elegantiarum arbitri et qui eruditae antiquitatis
sensum et quasi gustum babent, admoduiA delectantur oratio-
nis Tuae puritate^ perapicuitate, f'acilitate et suavitate , *ac
miriHcam voluptatem capiunt ex crebra illa et cummodissime
aTe instituta scriptorum profanorutn cum »acris comparatione.
Quid vero proprii nominis theologi Y Praedirant T*idi«nissimum
Spenerianae et Franckianae disciplinae trar^o-Ka^a^TOi) alumnum, boc
est, tbeolpgum, qualem Lutberi', Meianchtbones , Zwinglii
volueruntj in Scripturis natum, solido divinae sapientiae nu«
trimento educatum, «-At^^^oCpo^ la ir/Vn-sw; rohoratum et constantem,
qui, quiäquid habet ingenii et doctrinae j in sanctissiino religionis
jiostrae sacrario dedicavit, et omnia, quae discit et docet, ad
pietatis- Studium et ipse refert et ab aliis referri vult* Talein igitur
acripti« Te praestitisti tbeologutn , 'de litteris et ecciesia me«
rentissimum. Neque profecto minus iisdem profuitti scbolis,
quas ab ipso muneris Aeademici initio usque ad hunö diem
indefesso studio et maximo cum pJausu auditorum babuisti. .
Videmus f'erventibus juventutis studiis stipatam hanc Tuaui
aenectutenu Audimus quötidie, quanta veneratione, qui ab^
ore Tuo pendent» sapientiam Tuain senilem prosequantur.
Quot autem sunt nunc vel in gymnasiit et acddemiis vel pro
concione docentes,'qui grata memoria tantum Tibi,, quantum
neminiy se debere proßtentur! Uli omnes recordantur laeti
iniram Tuam in docendo animi alacritatem, fronte et viUtu bi^
lari suaviter se prodentem; libentes id multoque sermosre ce-
lebrant, Tuo exemplo se didicisse, quid sit dicere et docere
inra xa^^tjfftail sümmis laudibus ornant doctriiiae Tuae lucem,
jnonitorum gravitatem, praeceptorum veritatem, Quod vero
•uromum est, multi Tua disciplina i^ in se effectum esse senm
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tktnt et Eatentur^ ttt 9ä iptof nofcerent, CliristuiB yi'«ercreiit|
>et Christ um lucrarcntur«
V<^utQiui^ qui ^riMioi« neceMitudme Tecum juncti 0u«
iniUf fentuoi pietatU et.laetitia pubUoededarare. — FaxitDeut
T* O« M. ut Jectiatimi« aieritorum praemiia et hoc praecipae
•oUrmnitatU, gaudio^ quo Te ornaCuai roluit^ diu fruare.
Orat nobiacuoi almum Fatrem pro aalute Tua juventua aacrii
atudiia dedtta, örant omnei, qai patriae et «ccletiae bene cu«
piunt. Ac laeti auguramury eun, quem tarn benigniim ex*
p^rti aumuftf ita ratat habere haa ptM preceSf uti hanc Aca*
demiam ;^uripria evangelicae doctrioae aeminarium «t bonat
piaeqiie mentii /ofiicinaui esie-iuilt.««
f ZwecJcinäfiig giaht im (Jährigen daa den theologiacben
Kritiker ehrende f rogramto eia det Aufmerksamkeit würdiges
Specimen- Exercitationmm crkicar. in Sapiemiam Stdomonis. 0«r Vf.
(Hr. Dr* Vater?) ^eigt^ welche bedeutende Sammlungen au
' einer bt*richtigten Ausgabe dieses wichtigen Apokryphums
seine unermOdete Thfttigkeit theils aus neuen Handachrif*
ten der kdn« Bibliothek au Paris,* theils aus patristiachea
Schriften 9 aus Versionen und Ausgaben' ausammengebracht
bat. Zum Vorschmack der bald zu ho£Fenden Auagabe giebt
Er ejne Untersacbung, dafs diese Schrift ehemals mehrere
^rix^^C al» fetaty und a war solche enthalten habe, welche nach
«inem Lexicon Cod,-Coislin. a\anche W6rte, die sich im jetsi«
en Text nicht finden, gehrauchten , folglich auch den Sprach«
undigen desto interessanter wären. Interpolirt hingegen ist
die Sophia viel weniger, als der iSiracide. Aln Ende w^ erden
einaelne Stellen kritisch erläutert. Mögen diese reiche iVIate«
rialien und Vorarbeiten zu weiterer Benutzung eines in aeiner
Art sehr eigenthOmlichen Restes vorchristlicher Reiigionaplu«
losuphie recht bald erscheinen!
Linmittelbar allgemeinnötzliche Bemerkuiigen giebt die
GlückwünschungsscbHft des Hrn. Canzlersj dessen lehens«
längliches Bemühen ist, durch Wort und Tbat zu beweisen,
\i^\e nur eine duirchgeführta Selbstbildung in den historischen
und philosophischen Gründen des Wissens una Glaubena auch
einen hellen Unterricht in dem Anwendbaren möglicb macbe«
Mit der ihm eigenen Klsirheit löst Er die Sophismen , durch
welche neuerlich ein Aufsatz in der Buchholzischen IVXonat-
achrift, Octob. 1824 d^m Napoleonischen (lerrsch^rgedanken,
auch die Universitäten (wie alles Zusammenhängende und Zu«*
aammenwürkende) durch Zerstücklung iil SpeciaUcbulen vom
Einflufs der Willkübrlicljkeit abbiingiger zxi machen und (um
der Gemeinnützlicbkeit v^illen?)^ die künftige J^ehrer nicbt
\
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penbekriftfii f9r Dr. K^spp'a Jubelfete^. 603 '
virf gründlicher und tcharfdenkender « alt die künftige Zvhö^
reVf werden zu lassen, besonders auch gegen das gelehrte und
.vrissenschaftliche Studium der Theologie su richten^ versucht
hat. Statt dafs man für -das Praktische (das heilst hier : füb
den Hausverhrauch und um überallhin, oltine Selbsprüfen, sich
maschinenartig MV^rwenden«* zu lassen} die künftigen Vofks^
lehrer, und Kechtskennef akademisch geschickt zn machen
jfucht, würden — so wShnt jener Sehn eil verbesserer — defi
jnngen Theologen drei ausgestorbene Sprachen, eine spita«
fündige Glaubenslehre und eine ganz unfruchtbare Kircheiige*
achichte eingeübt, den Juristen ein sogenanntes Naturrecht,.
das an sich schon eine wissenschaftliche Absurdität tt^yy dafa
das römische Recht, wofür nur der Aberglaube spreche, und
viele andere unbrauchbare und doch Rechtswissenschaft ge-
nannte Doctrinen eingelehrt. Kein Wunder, — so entrüth-
aelt sich dieser weltkluge Wilibald, jene polizeilich ganz anderi
erklärbare Zeiterscheinung — kein Wunder, dafii solche Stu«
dierende, auf so Öden Feldern derGelebrsanikeit uinhergetrie«
ben und ermüdet, nichts übrig finden , als in geheimen'
Verbindungen Ersatz für die 'durch so ganz unbrauchbare
Studien erschöpfte Kräfte zu suchen« — * -— Dieweil derL«öwe
ein grimmig Thier ist, also wird man tn einem neuen Leben
Bu wandeln suchen ?? — «— i Hr. Dr. N. hat diese zeitgemäfse
(d. h. alles verwirrende , und in der Verzweiflung zum gedul-
tigsten, vernunftscheuen Nichtswissen hintreibende) Farado«
xien (auch den Mysticismus findet jener Wilibald für die Theo«
logie sehr heilsam!) vornehmlich dadurch zurechtgewiesen,
dafs Er über die wahren jetigen Mittel und Zwecke der ge«
lehrten Studien die eifahrungsreichsten Winke und Anleitun«
gen gegenüberstellt, welche am besten das Versenken vom
Gemeinnützigen ins Gemeine verbindere. Wir geben noch
eine rührende und belehrende Stelle, durch welche der Hr;
Canzler in dieser weit mehr belehr^denf als polemisierenden;
^Streitschiift« 4>^im Anbruch des Jubehags „einen der fr ied-
aamsten Pfleger der theolog. Wissenschaften«* begrtifste, weil
eben dieser (S. VII.) immer weit entfernt blieb, dem Frieden
die Wahrheit, oder schwacher Nachsicht die Ger echt ig«
keit a uf zu opferen : „Unter uns (S. .XI,) bleibt es, sagt der
Eine dieser erprobten Universitätslehrer, wie bisher, so bis
ans E^de. jßine Vaterstadt, Eine Jugendschule, Eine
Wissenschaft, Ein Beruf, selbst Eine na^rbbarliche Woh-
nung hat ups von Kindheit an so nahe gestellt. Freude und
Schmerz haben wir oft mit einander getheilt. Manche Last
^nd schwere Arbeit bat mir Ih^ Vertvaueq leichter gemacht.
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604 Deokfchrifteii £8r Dr« Knapp's JttMf«i«r.
Jeder von uns hat in dem Andern die Anlagen und Gaben ge.
lachtet y die nicht unaer Verdienst ^ sondern ein. Geschenk des*
sen sind, vop dem alle gute und vollkommene Gabe kommt,
dem Vater der Geister« Welchem von uns voranzugehen be-
stimmt ist, das ruht in Gottes Hand, Wo könnte unsre Zu-
kunft sichrer ruhen? . '
x,Hätte auch über Gegenstände^ die fast auTser
dem Kreise einer demonstrati ven Gewifsheit lie-
gen, eine Verschiedenheit der Ansichten statt ge-
tunden,, darin waren wir stets einig und werden es hi« ans
Ende Iijeiben, dafs nur die Bildung des^Theologen recbtfr
Art sey, die auf dem Boden einer gründlichen Gelehrsamkeit
ruht, und daf^ selbst die reinste Frömmigkeit des
Sinnes, bei dem, derzum öffentlichen Lrebret
für alle Stände berufen ist, den Mangel einer
tiefern Einsicht in die Wissenschaft nie gant
ersetzen könne, da «r stets auf Kampf und Streit gegen
Irrthum oder Unrecht gel^iafst seyn mufs, und selbst tSgUcb
wachsen soll an Erkenn^ifs und Erfahrung , wie an Tugeud
und Frömmigkeit.
,0 Alle Zeitgenossen , welchen die weise Verbindung dassi-
scher Gelehrsamkeit mit der Behandlung der Urkunden ansres
Glaubens , die Verbindung ein^es festen historischen Wissens
mit dem Vortrag ihrer Lehren und ihrer Schicksale am Herzen
liegt, alle, welche eben darin das sicherste Schutzmittel ^-
den, die Keligion sowohl vor einem der Schrift fremdefn theo-
logischen Dogmatismus, als vor einem, in dunkle Nebel ge-
hüllten philosophistischenMysticismus zu fiebern — sie blicken
beute, mit hoher Achtung auf Sie als Muster und Vorbild bin)
und stellen sich 9 zum Theil selbst schon Meister in der
Wissenschaft) dankbar in die Reihe derer, die in Ihren Hör«
Sälen gebildet sind. Aber nicht minder ehren die Freunde
des practischen Christent hums in Ihnen die Gesin-
jinng^ welche Sie von deni echten Geist der Spener-
Frankischen Schule, in welcher Sie aufwuchsen, ni»
entfremdete, ohne dafs Ihre heitere Frömmigkeit ihn mit
ihren unwesentlichen Foruien und dunklen Farben verwech-
selt hätte.« X '
Wo Wahrheit ist, da ist Freisinnigkeit 2?ur Tiefkennt.
nifs (Gnosis) Und Frei wollen des Guten, Job. 8, 32. ^^^
der heilige Geist, die sich dem Göttlichen heiligende Kraft des
Richtigdenkeni und Rechtwollens , leitet /immer mehr 2U
aller Wahrheit. Job. 16, 13.
H. £. G. Paulus.
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Blumhof Lehrbnch dtr Lltburgik. 605
Lehrbuch der Lithurgtk oder der angewandten J\HneraloBie. Für Kä*
meratisten 9 Oekonomen , Technologen , Metallurgen und Forst^
männer^ •-« Zum Gebrauch hei F'orlaungen auf Universitäten^
Qymnasien und politechnischen Lehranstalten herausg, von Dr, F»
C. L, Blumhof; O» H. Hess^ Hoßtani/ner^athe ^ Pro/, der
Technologie und Bergwerkskunde zu Giejsen etc, Frankfurt a,
M» i822 bei Franz F'arrentrapp, XIJ uud 52i S» 8.
\ Der Hr. Yf, äufsert in der Vorrede, dafs er 9 aufg/emun«
tcrt durch den Beifall , den seine im Jahre 1820 herausgegebe-
nen „Grundlinien der ökonomiich-techniscben
Mineralogie etc.« (Giessen hei Müller 40 S. 8*), die er
einen kleinen Versuch nennt , sich entschlossen habe | dies
fröfsere vorliegende }^ehrbuch aussuarbeiten , das „in mog«
ichst gedrängter Kürze die der Benutzung fä-*
higen Fossilien nicht nur beschreibt, sondern
vorzüglich die Anwendung derselben zu den
Bedürfnissen des menschlichen Lebens dar-
stellt.« — Er hat dabei das neueste W erners*sche System
der Mineralogie zum Grunde gelegt, weil es das in Deutsch-
lan^d bekannteste ist und zugleich für diejenigen Leser, de-
nen dies Buch zunächst bestimmt ist, am geeignetesten seyn'
dürfte. — Wir wollen darüber nicht mit ihm rechten, müs«
sen uns. jedoch die Bemerkung gestatten , aafs wir es, selbst
im Falle der Annahme des neuesten Wernersche^n Systems,
für zweckmäfsig gehalten haben würden, die neueren Fort-
schritte in der wissenschaftlichen Mineralogie mehr zu be-
achten, es würde dann nicht der Jaspopal als Opaljaspis un-
ter Jaspis stehen, Basalt, gemeiner Serpentin etc. nicht unter
den einfachen Mineralien , sondern unter den gemengten Ge-
birgsarten aufgeführt worden seyn u. dgl. m. — Die erste Ab-
theihtng des vorliegenden Werkes entwickelt die Kennzei-
chenlehre der Mineralien im Allgemeinen. Es wäre zu wün- *
sehen gewesen ,, dafs auch hier das Bessere überall Wäre be-
nutzt worden; denn um nur Eins zu berühren, so erwähnen
wir, dafs es doch nicht wohl verzeihlich seyn dürfte, wenn
ein, im Jahr l822 ^Erscheinendes, mineralogisches Werk, das
regelmäfsige (Pentagon-) Dodekaeder und das regelmäfsige
Ikosäeder noch als Krystal]gesta1ten aufführt. —
„In der zweiten Hauptabtheilung, sagt der Vf. in der Vor«
lede, werdeiix diejenigen Fossilien, welche bisher zu irgen l
einem Zweck benutz worden sind, in kur2en Andeutungen
beschrieben, und dann wird'die Anwendung derselben mög«
liehst kurz ^ mithin compendiarisch, gezeigt, wobei stets auf
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606 BlmnlMf tekrlHMh d« Lttlwrgik«
die vorsflglicbite Literatur hingemeien ut«« Wat nun <|cf|
ersten bier ^wähnten Punct, nämlich die Beichreibungen be-
tri£Fty so können wir die ver«procbene compeadiarieche Kurse
keines wege finden , denn die Beschteibungen sind «bge«
schrieben aus dein Hoffmann • BreithauptjMiben Handbucb,
dem bekanntlich nichts wenjger als Kurse sum Vorw^urf ge-
macht werden kann f und swar oft so wörtlich abgeschriebeOf
dals man keinen Unterschied aiifsufinden vermag; hier* und
^ findet sich jedoch eine Abkürsung^ d^ese besteht aber nicht
etwa in einer AbkQrsung der Schreibart (wir erinnern an di»
überflüssigen Einleitungsworte, wie die in folgendem Beispiel
in Klammern eingeschlossenen (Farbe:) dunkel , achyrars
^i^nd dunkelsrauy (Glans:) Glasglans» (Durchsichtig«
(eit:) dur^sichtis etc.** welche füg] ich wegbleiben könnten),
sondern in einer VVeglassung des einen oder des andern
Kennzeichens 9 s. B. der oder jener Farbe etc., und gleichwie
fin dem genannten Handbuch , sind auch hier bei jeder Varie-
tät did sämmtlichen Kennseieben aufgeführt, und nicht
blos diejenigen, welche als die, unterscheideuden gelten mOs«
ten, was bedeutende Abkürzung verursacht haben würde;
s.o s, B* findet man S* 123 aufgestellt die Gattung Jaapis^
qhne dafs angegeben w^re, was den verschiedenen Arten und
YarietSten, die Jaspis genannt werden , gemeinschaftlich zu-
kommt; die Ite Art ist der ägyptische Jaspis , und auch hier
ist nichts angegeben von den Kennseichen , die ein Mineral
sum ägyptischen Jaspis machen. Die erste Varietät aber vom
ägyptischen Jaspis ist der rothe ägyptische Jas^pia^ die
2te der braune; jede von diesen beiden ist ausführlich be«
schrieben , aber die Beschreibung der sweiten Varietät i$%
• nichts , anders als die, mian n:dchte sagen buchstäbliche
Wiederholung der. Beschreibung der ersten Varietät, nur mit
Ausnahme der Farbe, die beim einen roth, beim andern grün
und braun seyn soll; denn dafs der badische ägyptische Jaspis
nicht blos - roth , sondern auch grün und braun vorkoaimt,
wird der Kurse wegen nicht angeführt, auch nicht eine nä<»
h^e Bestimmung Über die Art der braunen Farbe gegeben, die
dem ägyp^ischeni ägyptischen Jaspis (richtiger wohl
ägyptische^ Kugeljas^is) vorsüglich sustebt^
Uie Anwettduns der Mineralien ist dagegeii mit grÖlseW
rem Fleifs«« beschrieben^ und ob sie gleich der Natu t der Sache
nach niehts andefes seyn kann, als eine Compilatio^n, so hat
doch eine solche ihren etgehthümlichen Werth, wenn sie mög«
. liebst vollständig ist« miir können «vir swar von vorliegen«
dt» V^'etk nit;hi bebeupten / dajfs e$ in der genannten Hin«
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.Blutolior Lbhribueli der Litlmtgik. 607
siebt den. jSnid. von ^VolUtändidkeit lieiitat, d•n^ wir ibm
wünschen möchten, aber es ist doch bei wettern vollständiger»
als alle seine Vorgänger. «— Die vorhandenen Quellen sind
vpm Vf. in den weihten Fällen benutst , oft nur ^etwas bu
w^drtlich f weshalb die Bearbeitung des Ganaen .fl^ehr ungleich-
mäfsig ausgefallen ist , was wir dem Verf. jedoch nicht sehr
verargen wollen. WOnschenswerth für diejenigen Leser^ für
welche das Buch sunächst bestimmt ist, wäre es aber gewe-
sen, wenn das vi^le so Zusammengetragene mehr kritisch
wäre, gesondert worden ^ damit derselbe nicht $o oft das Gnta
vom Schlechten , das Wahre vom Unrichtigen , erst selbst zu
scheiden gezwungen wlUe und Widersprüche auflösen müfste^
die sich im WerJce auweilen finden. Um diese Bemerkung
wenigstens mit einem Beispiele zu belegen ^ führen wir an,
dafs 5. 346f bei den Anwendungsarten des Quecksilbers, steht:
,,mit dem Silberamalgam läfst sich keine Versilberung machen***
während S« 362, bei Gelegenheit der Benutaungsarteti des
Silbers, gesagt wird: „die chemische Versilberung auf Kupfer
und Messing mittelst des Qaecksilbers geschieht auf dieselbe
Art, wie bei der Vergoldung mit Quecksilber (§. 210),^ diese
geschieht aber nach §• 210 durch Aiifldsen des Goldes inQueck«
Silber, Anstreichen mit diesem Amalgam und nachheriges Ver*
dampfen des Quecksilbers. — Qals auch in dem Theil, der von
der Anwendung der Mineralien handelt, Vieles hätte kürzer
getafst werden können , ohne dafs darum etwas von dem Ge-
sagten hätte htnweggelassen werden müssen, glauben wir eben^
falls mit Kecht behaupten zu können, es würde hierdurch,
und durch die oben angeführten Abkürzungen, das Werk um
ein Bedeutendes minder voluminös, folglich minder tbeuer
geworden seyn. Die, wie schon erwähnt, grofse Vollstän«
digkeit, und die reichlich überall gebotenen literarischen
Nachweisungen geben dirin Werk, unbeachtet der gerügten
Un Vollkommenheiten , dennoch einen Werth, dem gemäis,es*
den älteren deutschen Werken über Jliithur£tk vorgezogen
werden mufs. Ein sehr vollständiges Register erleichtert den
Gebrauch desselben. Für manche Lieser dürfte auch die, aus
Raa*s Lehrbuch der Mineralogie abgedruckte »kurze Ueber«
sieht der angewandten Mineralogie w g^ yil ff, nicht un«
brauchbar seyn.
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608 Pamt Entretieos m la MjflqQe.
EntntUm star la Pkyäiqit0 par^ ö. F. Parrotf ProfeUetir Je Vky
siqke h Dorpat ^ - mmbre da eomite' des eeolüi^ Chevtäm h
Conteiller d\Eiat u s, to. 'Tom. IV. 412 S* Dorpat i82i. 8.
T(m. V. 584 iJ. . dkdfßi. 1822. Tom. VU 518 S. ^end. 1824.
zusmmm0n mk 9 Kup/eHafeliu
Mit diesen drei Bfindeh wird ein eben ao umfiingendet
als yorstlgfiche« Werk Aber die Experi mental- und angewandte
Physik vollendet',^ über welches Kec. «ogleich nach dem £r-
acheinen der ersten drei Bände dem Fublicum sein Urtboil
vorgelegt hat. ^Am Schlüsse jener Anseige (Jahi^. %S2Z Nro;
11. p. 166.) stehen die Worte: ,,Rec« darf mit Recht hoffen,
dafs die sahireichen Leser und lieserinnen dieses reichhaltigen
und angenehmen Werkes dem Erscheinen der Fortaetzung^ des-
selben begierig entgegensehen werden , und er wird nicht
sSumen, dem rublicum eine Anzeige mitzutheilen , sobald er
selbst aAr Kenntnifs derselben gelangt ist.« £s dauerte lange,
bis ihm 'dieses Vergnügen eu Theil wi^idti, indem die Heraus«
fabe dieser letzten Bände erst gegen das£nde des vergangenen
ahres erfolgte, und von jener Zeit au hit auf den gegenwär-
tigen Augenblick eine unüberwindliche Menge dringender
Arbeiten die Erfüllung des gegebenen Versprechens unmdg«
lieh machte,
Ohngeachtet des reichen Inhaltes der vor uns liegenden
Theile wird eine nur kurze Anzeige genügen, um das Publl*
cum auf denselben aufmerksam zu machen. Klicksichtlich der
Vollständigkeit 9 der Klarheit , der eigenthüaiHchen Art dtr
Darstellung und der hieraus folgenden vorzüglichen Brauch-
barkeit für Leser und Leserinnen aus den höheren gebildeten
Classen bezieht sich Re<^, ganz auf dasjenige , was hierüber in
seiner früheren Beurtheilung der ersten Bände gesagt ist, in-
dem der Verf. selbst bis ans Ende des weitläufigen Werkes
ohne zu ermüden^ die einmal gewählte Form des Vortrags bei-
behalten hat yv deren hauptsächlicher Charakter in einer Verei-
nigung der populären Darstellung mit Gründlichkeit und Tiefe
besteht* .Sonach gvnügt es also neben einer AngaKe de$ we*
sentlichsten Inhaltes zugleich solche Ansichten des gelehrten
Verf. hervorzuheben, welche, zwar alle auf Gründen ^beru«
hend, doch noch wohl einigen Zweifeln unterliegen könnten;
auf aUen Fall aber ist es einem jeden gründlichen Forscher,—
und wer würde Anstand nehmen , einen Veteran unter den
deutschen Physikern , wie der berühmte Farrot ist, diesen bei*
zuzählen? — angenehm, die Ideen und Absichten anderery'Wire
es auch minder erfahrener, mit seinen eigenen, zu vergleichen.
{Beschlufs folgt,}
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N. 39; / 1825,
Heidelberg er
Jahrbücher der Literatur,
s^
Entretiens sur la Physique par G. F. ParrdU
Der 4te Bän j enthält mierit die Lehre von den einfaqhen
Stoffen , also die dem Physiker unentbehrlichen Elemente der
Chemie. Rec. bemerkt unter anderem, dafs man hier den von
dem Sohne des Verf. constriiirten , auf sehr richtige Frinci*
pien gegründeten und höchst zweckmäfsig eingerichteten Caso«
meter beschrieben findet, welcher anderweitig aus der Selten
zu bekommenden Freisschri£c des Erfinders (Dorpat 18 14)»
dann iua den Nord. Annalen und aus Schweigger's Jl XXVII.
192 bekannt ist. Will man. den gegenwärtig minder wichti«
Jjen Veriuch der Zusammensetzung des Wassers noch anstel-
eh , so kann dieses vermittelst desselbei^ sehr bequem und in«
»tructiv bewerkstelligt werden. Gegen Davy und seina
zahlreichen Anhänger nimmt der Verf. noch die Theorie La-
voisier's in Schutz, wonach das Qxygen einziges säurebil«
dendes Princip ist, hauptsächlich aus dem Grunde, weil Chlor,
Jod u. t. w. sonst als Zwitter , näm]ich einmal als säuernde
und das anderemal als säuerungsfäbige Stoffe auftreten müfs-
ten. Allein dieser Grund ist schwerlich haltbar, indem ,er
den Behauptungen der Anhänger der neueren Theorie durch-
aus widerstreitet. Hiernach sind diese Stoffe nämlich nur
säurungsfähigeGrundlagen^ und geben als solch«,
sowohl in Verbindung mit Sauerstoff als auch mit Wasserstoff
verschiedene Satiren. Wenn aber die Erfahrung gelehrt hat,
dafs die Basen mit Saue'rstoff verbunden Säuren liefern«
warum ioll sie nicht auch lehren können, dafs dieselben mit
Wasserstoff verbunden gleichfalls Säuren , obgleich, ia
ihrem Verhalten etwas verscniedene, liefern? Der Theori«'
des Verf. kann man auf gleiche Weise entgegensetzen, ^dafs
nach derselben der Wasserstoff gar keinen Charakter, oder
gar einen den übrigen Stoffen widerstreitenden erhält, indem
er mit Sauerstoff chemisch verbunden keine Säure^ «on-
XVm. Jahrg. 6. Hcf^. 3^
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^10 Ftrrot SnUeritos mr la Plijiiq««.
dem elncti neutralen Kflrpcft 9 dai Wasser ^ liefert* DmWu.
YtfFStoffbyperoxyd Tiienar^Te^ welches S. 68 gelegentlich
e^wftbnt ist y wirkt auch mcht vollständig als Säure. DU
Erden als Metalloxy.de zu lietrachten ist der Verf. ~&leicbblli
nieht geneigt y obgleich er ihre £infadiheit fbr probTenuiiiid)
bJlt, dagegen sucht er ^ie neuerdings wohl allgenaeia vritdtt
verlassene Hypothese aufrecht zu erhalten | wonach der Stick*
Stoff die Grundlage der Alkalien (Kalimetalioide) seyn soH.
Ai^cksicfatlrch 4^$ Ertteren ist mindestens die metallische Na«
tur ^eM Sicilium wohl nicht mehr sweifislhaft^ und hiernach
darf ai»fh wegen der Analogie der den sSmmtlichen Erden ei-
fenthümlichen gleichartigen Beschaffenheit sie sämmtlich niin«
ettens mit grofser Wahrscheinlichkeit fQr Metalle halten.
Dagegen lilftt . sich weit weniger mit Sicherheit von der Zu*
saniin«fn8et%ün£ des Ammoniaks auf die Übrigen Alkalien und
sogenannten italischen £rden schliefsen, da die iTalkerde
einen üebetgang der letzteren zu den eigentlichen Erden hi\*
det> tind die^ntmentdeefcten togenannten organischen Alkalien
auch a;idere Zusammengesetzte Substanzen mit Eigenschaften
darb«t*ten, welche diese eigenthOmliche Clatse von Körpern
bezeichnen. Dafs man übrigens verschiedene Wahrscheiolkh-
kvitsgfOnde atifstelien könne, woraus sich die Nichteinfacbbeit
des so auffallend als neutral trscbeinenden Stickstoffs vermutben
lasse , und d»fs die Überwiegend grofse Zahl der Metalle zU
der Hypothese von einer oder einigen Grundlagen derselben
allerdings einlade, iSfst sich keineswegs in Abreae stellen,' ob«
wohl es' auf allen Fall am rathsarosten ist, vor der Hand noch
bei den dut^h die Erfahrung sicher ausgemachten Thatsachen
stehen zu bleiben.
Ohne dem Verf. bei seinen gehaltreichen Untersuchung««
über die chemischen Verbindungen und Ver wandt scbaftsg^'
setze, über Eudiometrie, Hygrometrie, Flamme und Ve^*
brSnnung, GSihrung, Respiration und Krystallisation Scbrilt
vor Schritt zci folgen, erlauben wir uns der Kürze wegen tiux
einige wenige ßemerkung^n zu machen. S.,2l4 wird <l^
Nethtbeil einer allzutrocknen Luft für die Gesundheit, so-
gleich das namentlich, bei manchen Leiden der ReSpiraUf''^^
Organe mit Nutzen anwendbare Mittel, die Luft durct ö**
fmse mit erwärmten Wasser feucht zu machen, ,erw3bn^
un8 hierauf der Schlufs gegründet , dafs der Sirocco '^^!^^^
seine Trockenheit nachtheilig wirke. Die rithselhsft«^
lind noch keiiieswegs genügend erklärten Eigenschaften ^^
beifsen Winde gebieten, jeden Wink zur Auinndiing d^i^^'*
Sachen iht^es fciiädlichen Einflusses zu^bcachten^ alleifi ^^'
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Parrot Eotretiens itxr la Phjsique. ^ 61 i
^
hier ertheilte aclieint doch mit der JErfahrung Yiicht überein« '
zustimmen, 2war ist das Baden ein sehr wirksames Mitte)
gegen diese Plage der heifsen Gegenden, indefs der Harmattan;*
weJcherin seiner Fortsetzung den Sirocco bildet, ist zwar^
den Vegetabilien Terderblich und den Menschen höchst lästig,
•oll aber nach Dob so n gegen viele Krankheiten, namentlioi
faulige, vielmehr heilsam seyn, der Sirocco aber, Welcher
eine weite Strecke Über das Meet zurücklegt^ wird von Bry*
done u. a. auf allen Fall für feucht ausgegeben, wie denn
auch allgemein eine feuchte Atmosphäre wegen gehemmter
Ausdünstung höchst erschlaffend wirkt. Rücksichtlich des Was-
serdampfes in der Luft wird der chemische^ physische undBtäs*
chendampf (vapeur chimique, physique et vesidulaire) untere
schieden, und soll unter O^Temperatur blos der erstere existiren«
"Wenn man aber in eineni Zimmer von — 6^ bis 10** Wärme
eine kaltn^achende Mischung für das Gefrieren des Quecksit«
iers bereitet, so wird der Wasserdampf der Atmosphäre aaf
gleiche Weise am Ge|äfse niedergeschlagen, als bei einer
äufsern Temperatur von 10^ bis, 20?, und wie äoU Äian hier«
nach also einen Unterschied zwischen dem Über und unter dem
Gefrierpunkte gebildeten Dampfe annehmen? Noch eine Be«
denklichkeit mögte Rec« gegen einen Versuch äüfsern, Wel-
cher übrigens sehr interessant wäre. £s soll nämlich S. 281
eine Cadapane nicht zerspringen, wenn man unter ihr einig«
Grari Knallstiber oder eine sonstige explodirende Mischung,
entzündet. Rec. hat oft kaum i Gr. SchiefspuWer unter einer
mit Luft oder Gas gefüllten Campane entzündet, welche zwar
nicht zersprangen ist , aber sie wurde mit solcher Gewalt in
die Höhe geschleudert, dafs nar die Geschicklichkeit des aie
haltenden Gehülfen sie vom Untergange rettete. Mit Interesse
hat Rec. die allgemeine Bemerkung gelesen, welche an das ge-
ringe Leuchten der Flamme des Knallgasgebläses geknüpft wird,
dafs die starke Glühhitze fester und flüssiger Substanzen alt
Ursache der starken Lichtent'tvickelung anzusehen ^ey, gas*
und dampfförmige Substanzen aber nur wenig Licht geben* <
Zwar soll (nach Biot) Knallgas im Tachopyrion durch Com«*
pressipn entzündet^ ßtark leuchten, allein dieses Licht ist
schwerlich stärker als das des entzündeten Knallgases in der
eVctrischen Pistole und im'Eudiometer , welches bekanntlich
eben wje das WindbüchsenHcht, bei Tage nicht sehr wahr-
nehmbar ist.« 'Endlich wollen wir noch Eemerken^ dafs mäh
S. 2l6'ein >fhjr zweckmäfsig consruirtes, vom Verf. schon
früher angegebenes^ Anthracometer beschrieben findet.
• 39* '
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Die irOftert HaJfre des 5tM Bande» iiinimi di^Lefar« to»
d«r £l<;ctricitftt und dem Magnetitaittt eli^»* w/ulcher le^ist«rea
der Electromagnetitmut sweckmftiJig ang#ft»ilieC ist, Rec.
Kber£«b^ den ersten Abtchpitt der KOrse w«*ge» g&nsy indem
die überall bewieaene VoIlatBndigkeit und Ktarbeit der Dar«-
atellung auch bei dem Vortrage der Electricilfttalebr« von aelbtt
^rausgetetst werden kami. Ali dem Verf. iltgepthamlicb
Mtarf die Behaaptung & i3l 4ingeteben werden-^ dai'a dim darcfa
Kleeiricit4fct eraeugte W4li>me keiner Compr^saion beisumeftaea
aey (indem aua den Eracbeinan^en vielmehr eine A^ftdeb«
n 41 n g ab eine Z u a a m m e n dr ü c k u n g folge), aonder n die«
aar animer noch rfithaelfaaften Fotens eigentbümlicb &iig«h€'v^e*
Man erfährt nachher S. 281^ dafa nach der Theorie dea Ver£ .
die positive £K VVftrme (calorique).^ die negative Licht ^lumi«
ntque) aeyn aoll Wiebtiger aber^ und der Beachtung atiler-
ding.« werth tat ein aehr genau beachri ebener, mit einei»' ao-
f ^nannten* doppelten Copdenaator . angeatellter Volta*acben
undamentalveiau<:h, \toaii swei auf einander .geachliffen«
polirte, find nachher aauber geretnigte Platten von Kujifer
und ^ink genommen Wtfrden, 5ie gaben trecken gar keine
^pur^von Electricitilty jede ein a ein aber, an einer Saite
mit einer in verd^lnnte Säure oder au<cb Waaser geiauchtea
. Papierach^be ))e]egt, ^ab — £^ dieFlüsaigkeit dagegen +£.».
worauf der Scblufs gebauet wird^ dafs die BerOhrungseltfCtri«
citftt eine -Folge dea Chemiamua^ daa Element einer sSule aber
ein MetaU und eine Siure aey. Dala.dieae Behauptung Wi«
derapruch finden werde^ unterliegt keinem Zweifel, .denn;die
Autorität von Vol taU Fufidamentalverauche atebt zu feat bei
de« Fhyatkern. Allein genau erwogen ist der bekannte Ver*
auch awar vielen gelungen^ vielen ^ und wohl den meiat^a
andern aber nicht; alle erwarten daaReaultat, und da- maa
weib^ wie leicht £4ectricitlt erregt wird{ ao ktonte man die
erhaltene auch von andern Uraachen^ als von der blofaen
Berührung der Metalle «bleiten. Nimmt man bin« u, d^ü
völlig trockene 5änlen keine £lectricität geben , unddaC»
es doch immer aehr achwer au begreifen ist, wie swei au*,
aammengelöthete , folglich das vollständigste Mitt«! sur Neu*
iralisirung der £]ectricitäten darbietende Metalle dennoch b}ei»
hend in ungleicher ekfCtrischer Spannung erhalten werden und
diese, durch die Säure atr^Sn^end^ wieder ausgeglichen werden
soll; ao laaaen sich allerdings Gründe aufstellen , wekhe ca
raihaa« macbeif, die Sache vor der Hand noch nickt ala so
volikomioen auagcmachtanauaeheh^ um ao mehr^ als ea gleich*
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VatMt XtitT«tieo* «itr U Pbytr^««* • 6li
Falft tön gvoTter Wichtigkeit istf denjenigen Antheil genau
SU bestimmen y, welch 6 n. der Chemiimuf an den WirJcungen
der Volta>cben Sttulehat. So gern indefi Ree.der Genauig-
keit des > Experiment es und der Gründlichkeit der Sehlul^foh-
gerungen der V«rf. Gerechtigkeit widerfahren/zu lassen geneigt
'ist; so mui's es doch atiftailen, wenn derselbe rflcksichtlicii
des Verhaltens der in der SäuKs sich berührenden Platten tnr
Electricit5:tserregung durch Verthei>ui>g seine Zuflacht nimmt,
Vind ohendrein dem Zink negative, dem Sifber aber positiv«»
£lectricit9t beilegt, wovon Ersteres mit dem Zusammehlöthen
der Platten im Widerspruche steht 9. Letzteres aber g«gen all«
Erfahrung streitet, da der Zinkpol der Sitiile unverkennhar
der positive rst. £s läfst sich dieses kaum anders erklü^ren^
als aus einer Yei'wechslung der ElectricitSten h^im Funda«
mentalversuche des Verf., welche bei seinem Apparate wohl
stattfinden konnte. Das BohnenbergerscheEIectrometert weK
ch^s in dieser Hinsicht die gröfste Sicherheit gewä*hrt> H^den
wir nircht erwähnt. Endlich ist der Volta'sche Fundr^mental*-
versuch, auf die gewöhnliche Weise angestellt, »war aller-
diogs schwierig 9 allein er ist xu vielen besonnenen und ge*
siauen Physikern zu bestimmt gelungen, und neuerdings ha^
der fleifsige v. Yelin denselben sogar auch durch electro-
magnetische Wirkung auf die Magnetnadel vermittelst iies
IVfuitipltcators betätigt gefunden; so dafs also jetst wohl keia
gegründeter Zweifel mehr dagegen erhoben werden kanu.
Zur Erklärung dev magnetischen Erscheinungen nimmt
der Verf. zwei inpenderabele Potenzen, M und — M an»
Welche einander binden, blos durch dr^ei Metalle als^ isolirt
und somit für sich bestehend, erscheinen, durch den chemi«
sehen Procefs im Innern der Erde erzeugt die mag^netischeu
Pol^ der Erde bilden,, von diesen aus crurch dte Öberßäche
frei eiirander zuströmen, kleine Magnete und das Eisen auf
derselben in ihren Strom ziehen, und durch änn Einfhib der
Sonne zur Erzeugung der titglichen und jährlichen Variation
der DecUnation modincirt Werdei^. Kttck .sichtlich des Electro*
magnetisoMis wifd auch hier die Nicht isoUrung des Magnetis^v
mus durch ^lectrische Isolatoren für ein hinllhigU^bes Argup-
* inent gegen A m p ^ r e' s Theorie erklärt..
Den Rest des 5ten Theites und äfin ganzen 6tcn füllt die
angewandte Physik ,, eine Reihe von ÜtUersuchungen , für
wekhe der Verf. mit Recht in einem hohen Grade emgenom«
men ist, wi,e folgende Stelle beurkundet. S. 294* Cetts s&ecfnd'»
pÄi^s de la Pkysiqu^^ ^t t^He-f qui' unit h Tkyiicitn h plus ^irait^*
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^14 N « f an^pt SatTAtteos für la Phjfi^*
IMOI ti99e la Katurßf qui l*orUmt$ pattoktf sur qutlqmm pmfljk.ißli
U^rre oh il se trouve, dam qufilqtf contre^ du €iol ßh son imm^mum
te iransporte* La^ ou l'ignorance ne qoU que dߧ dnigmes ou mim
des ohjets de terreur | /« Phyiicien se irouoe camma ehest lui» J^n^vi
de Montagnes oä de rOc/an^ dans la region de lafoudrc oU -prisim
Volcan en e'rupHon^ il observe\ me'dite^ calcule avee mn calme^ aoi
ptaeiratian 9 qui annance en lui le Rot de lä Naturim JL»e seul mouot*
\ment de son dm^, est VAaoration d*an Etre supr^me ^ a qui U doit noa
teulement ces m^roeilles^ maU aussi son entendement qui ose en tent»
rexpUcation»
Zuerst bestimmt der Verf* die Gröfse und Gestalt der
Erde nebst ihrer mittleren Dichtigkeit, und erläutert die
Metboden, durch welche dieses alles gefunden ist, vollstän-
dig, soweit solches ohne Anwendung des Calculs geschehen
lann. Dafs die Form des Erdballes nicht regelmäisig seyn
Aolltc^ wie von vielen und. auch^ hier angenommen wirdf
OdÖgte Rec. doph . bezweifeln , und ist geneigt, die aus den
Iiles£iungen folgenden Unregelmäfsigkeiten mehr von den hei
diesen Messungen begangenen Fehlern abzuleiten , welche
41US örtilichen Ablenkungen des Xrothes nothweodig folgen
mufsten. Diese letzteren sind dann wieder Folgen nic^t so-
wohl einer ungleichen Dichtigkeit der Erde an sich, als viel-
mehr der Höhlungen in der Rinde derselben , deren Annat-
me.f auch bei der wahrscheinlichen Gleichförmigkeit des Erd-
kernes selbst,^ nicht bezweifelt werden kann« So gut' aber
«US diesen eine ungleiche Anziehung auf das Bleiloth folget
mu(s auch eine gleiche Einwirkung auf alle Körper an Q&
Erdoberfläche statt finden, woraus yon selbst einige Unrcgel*
inäfsigkeiten der aufseren Gestalt hervorgehen, welche inde/l
^Is unbedeutend im Verhältnifs zu ihrer Gröfse, eben wie
die Erhabenheiten und] Vertiefungen ihrer Oberfläche, ftg"
lieh vernachlässigt werden können. Nur kurz wird über das
Verhältnifs des Wassers zum ^ festen Lande , tlbei; dje Berg-
züge, die Vulcane, ausführlicher über die Höhleh gehand«ltj
deren viele genannt und beschrieben sind , wozu als Anbang
jdQch e^ne Uebersicht des Höhenmessens vermittelet des B&i
rometers und einige Angaben der Höhen verschiedener Buncte
Über der Meeresfläche kommen. Viele interessante Angabe/*
über die Höhe der-Schneegrenze , die Gletscher und Cawi-
nen, die Schwierigkeiten de& Ersteigens der höchsten BfStß*
spitzen nebst dem Befinden der Menschen in jenen Regio*
nen , über den Einflufs der Höhe auf die Vegetation W^rde»
diesen Untersucbungen angereibet, und dann folg^ nocb.^<^^
4
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^arrc^ Satretitoi lur la Fhjsl^«, 6tS
fpecleUere Betrachtung d^r vulcanischen Erscheinungen und
Pf oducte. Als Ursache das £nt£Ünden& d«r Vulcane s.ieht d«r
Verf. die Schwefelkiese an, die sich -durch den £i n QauXs^ djes,
Wassers erhitzen sollen; allein die Zers^ietzuna derselben und
die hiermit verbundene £rhitsung fijidet nur beim ZiUritte
der Luft statt. Rec. hat zufällig Gelegenheit gehabt^ eine
grofse Menge Schwefelkiese mit Braunkuhlen gemengt , auA.
einer Tiefe von etwa 20. bis 30 Fufs aus eana& feuchte^
.£rde ausgraben zu sehen, woselbst sie erw.el&lich minde»
atens anderthalbtausead Jahue in nicht grofser Tiefe gelegetv
hatten, allein sie waren hart und fest,, ohne eine Spur voa
Verwitterung y blieben aber in diesem Zustande nachher der
Luft ausgesetzt keine sechs Monate, eine übrigens niicbceben-
aelten vorkommende Erscheinung^ JL e m e r y ' a. auch hier er-
wähnter Versuch kann nichts beweisen,, da er tß^t regnHni-
acheih £isen mid Schwefel angestellt wurde , und dle^Hypo^
these^ welche diesen beiden Substanzen die U[rsache der u«n«
terirdiscjben Erhitzung beilegt, müijste aUa. annehmen , da&v
aie von einander abgesondert dort vorhanden wären ; aber
wie sollen sie dann nach so. langer Zeit Zusammen koitimen 1
Um die yulcanischen Wirkungen aus der Gewalt der Qilmpfs
zu erklären'. Bedient sich der Verf. der Schmi d t ' sehe a.
Formel für die Elasticität derselben, und berechnet dieac für
die in denrvulcanischen Werkstätten stattfindende Hitze von.
1400^ R.' als eine solche , dafs sie eine Layasäule von zwei«
fnalhunderttau&endTriliijonenToisen. zu heben im Stande s^yii^
Würde. Es. ist recht gut, wenn bei nii:;ht ganz scharfen £le-«
mekiten die Rechnung mehr giebt, als maji gerade zu^ Ecklä,^
lung einer Wirkung bedarf, aber das. hier erhaltene Resultat
geht so wahrhaft ins. Ungeheure über die wahrscbeinliqlv ricbr
tige Gröfse hinaus^ dafs. man mit Gewifsheit auf yarhanden.«^
Unrichtigkeit schliefsen d^rf, welche wir indefs der Küi»ze
wegen hier njcht näher untersuchen können. Eine der Wahr-.,
beic ungleich näher konxinende Berechnung giebt der Verf^
über die ungeheure Menge des bei einem einten Ausbruch^
üusstrcimenden Wasser&toifgasea und der zum Verbtcnrtea
desselben erforderlichen Mtinge atmosphärischer Luft.. B.ec..
bemerkt bei dieser Gelegenheit,, d&is die Vorstellung^ weLch#
sich ' der Verf. von der Form wid Lage der vulcani sehen
Ueerde und ihrer Ausgänge macht , wohj ohne Zweif<iJ im
Allgemeinen richtig ist,, aliein man darf hiierhei wieder nicht
vergessen, dafs nomentlich die letzteren vielfach üufl wer^
»cbieden gestaltet &eyn , auch gar manche SuLstanien, »l^t^«
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£16 ^crrot Entreticsi mr ]« Fli/si^iM*
mentltcb Steinkohlen , Erdpech u* dgl. m, ' ei^thalten könntn,
"vrelcbe zugleich mit zersetzt die Wirkungen modificiren und
auch mit ausgeworfen werden können. 60 mOtsen nament-
lich bei den änaericanischen Vulcanen das Wasser und die Fi-
sche offenbar seitwärts des eigentlichen Ausganges und aus
. grdfseren Höhen mit fortgerissen seyn, da sie sich unmtie-
^ lieh' in der eigentlichen Werkstatt oder auch nur in einem of-
fenen Canale aus derselben nach der Erdoberfläche hin befin-
den konnten. Den unterirdischen Wasserhöhlen , wodurch
die 'Erschütterungen der Erdbeben^ fortgepflanzt werden sol-
len, lassen sich gar gewichtige Grfinde entgegensetzen, weU
che Rec. um so weniger verschweigt , je mehr in den neue-
Sten Zeiten die Fseudophysiker in den Tageblättern aller Art
gar wunderliche Hypothesen 0,ber ein vorhanden seyn sollen-
des unterirdisches y mitunter sogar ein Ijeben (hoffentlich nur
ein poetisches) besitzendes Wasser direct und indirect in Um-
lauf zu bringen sich bemühet haben. Ohne tiefer in die Sache
einzugehen, .wollen wir nur einige Dilemma's aufstellen,
welche die Unhaltbarkeit dieser Vorstellung hoffentlich dar-
thun werden« Diese problematischen Höhlen stehen entwe-
der mit einander in Verbindung, oder nicht, Jm letzteren
Falle sind sie überflüssig; denn so gut die zwischenliegenden
Erdschichten die Erschütterungen fortpflanzen können, weüu
sie durch Wasserhöhlen unterbrochen sind, können sie ei
auch ohne^ diese Bedingung, und wir müssen die Wasserhöh-
len also fttr zusammenhängend halten. Solche unterirdisch»
Behälter aber, welche der Erfahrung nach von Ungarn bi«
. mindestens zu den Canarischen Inseln, uiid von hiemus wieder
bis jenseits der Westküste von America sich erstrecken müfs*
teUy haben schon im Allgemeinen vieles wieder sich, allein
V7it müssen auch weiter annehmen ^ dafs sie entweder mit den
Vulcanen in gleichem Niveau liegen oder nicht. Abgesehen
davon, dafs dieses Dilemma auf jede Weise zu der Hypothese
einer gleichen Tiefe aller vulcanischen Heerde führen miifst^»
W^il ihre Erdbebengebiete sämmtlich in einander greifen,
^könnte kein vulcanischer Herd tiefer ausgehöhlt werden , oh""
nach erfolgter i oft Jahrhunderte dauernder Ruhe durch die
ungeheure zuströmende Wassermasse zu ersaufen. Eben die»
tes wäre noch mehr der Fall, wenn man sie höher liegertd an-
nehmen wollte, und sie müfstei) also noch ungleich tiefer ai<
die vulcanischen Heerde gesetzt werden, eine mit der nach
unt;en zunehmenden Temperatur unverträgliche, und aus vielen
; ändert^ Gründen unzulässige Hypothese. Kann abec die£x'
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^^
. Firrot £Qtreti«Di sur laPIijriSqu«. 617
f>lpsion ^es Blitzes in der Luft die Oberfläche der Erda^ inei-
enweit so erschüttern, dafs die Fenster klirren und massiv«
Häuser beben, so wird, die wfite I^oi tpflanzung der Erdbeben
durch die festen Gesteine der Erdrinde nicht xne()r uperklSr*
Jicb seyn.
Rec. übergeht di^ Untersuchungen öher das Wasser der
Erde, muIV aber seine Zweifel g*^gen die Angabe S. 487 äus-
sern, dafs nach La Place die mittlere Tiefe Cmoyenne pro«
fbndeur) des Meeres 4 Heues b»»tragen soll, auch hat er rück«
sichtlich der Bestandtheile der Atmosphäre aus den Untersu-
chungen des jüngeren von Saussüre das Resultat nicht her-
vorgehend gefunden , dafs die Vegetation das verzehrte Sauer-
stoffgas wieder erzeugen soll; vielmehr hat die entgi'genge-
setzte Behauptung jenes Gelehrten die Harlemer Societäc vor-
züglich mit bewogen, über diesen Gegenstand die noch immer
nicht beantwortete Preisfrage aufzustellen, welche schwerlich
jemals beantwortet werden kann, da es nach des Rec. darüber
jnit Gründen unterstützten ^ Meinung kein anderes Mittel der
Erhaltung des constanten Mischungsverhältnisses der Atmo-
sphäre giebt, als die Vegetation. Rücksichtlich des Ursprun-
fes der Meteordlithen tritt der Verf. Chladni's Meinung
ei, dafs aber die jVordlichter nicht durch Verbrennung von
Wasser stoflFgas erzeugt werden, sondern eine electrische Er-
scheinung sind, ist gegenwärtig nach den übereinstimmenden
Beobachtungen des L. v.Buch, Gieseke, Tienemann,
Scoresby, Franklin. Rofs und Parry wohl nicht
mehr zu bezweifeln.
' Für einen der wichtigsten Abschnitte des ganzen Werkes
hält der Verf. sein geologisches System , welches man hier
vollständig von S. 609 an bis zum Ende des ganzen Theiles
Vorgetragen findet , uVid er würde als eifriger und wahrheit-
suchender Forscher dasselbe gewifs gern einer umfassenden
und gründlichen Kritik unterworfen sehen, desgleicheii trägt
Rec. durchaus kein Bedenken , seine i-ntgegengesetzten Mei-
nungen, wo er si^e hegen zu müssen glaubt, frei auszuspre-
chen, wie er bisher genugsam bewiesen.bat, , Endlich sind es
auch sicher keine leeren Worte, wenn es S» 722, eben so wahr
als schön gesagt, beifst: La vraie sei§nce est un sanctuaire ou , hien
quo toutts fes opinions et toutes Us objections y soient pgrmises^ il doik
regnet la paix « la tolerance et par dessus tout Vamour de la ve'rite\ ou <
' le saoant regarde le saoant comme ton mni^ oi* Pon admire la ge'nie^
ou Vcn r^vtre la memoire des pre'äicesseurSf ou l'*on nouhlie jamais
que , 4K Von decouvre unp nguvelle partip du domaine de la ^^iencf , c#
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8l8 Pinot EAtrtticM rar k Fbjti^««. .
fCesi ^Un moniant sttr Us lomnuts ^m» ot^ iki iU909 agmtu ttam n
comme pour naus» Wenn aber Rec. auf seine obnefain «dion täa
autgedehnte Benrtbeilung des reichhaltigen Werke« curfld«
blickt y und überrechnet | wie viel Raum noch erfordert wer-
den würde y wenn er es unternehmen wollte ^ nur die widi«
tig^ten Punkte dieser Tb^€>rie gründlich zu prüfen ; so mu£i er
scnon imSeginnen von einem solchen zwar incereitsanten, aber
zugleich schwierigen und weitläuftigen Unternehmen zurück«
geschreckt werden« Aufserdem kann Rec. aber 'das Bekennt«
tiifs nicht zurückhalten, dafs er sich überhaupt nur sehr un«
ger^ indieBeurtheilung einer geologischen Hypothese einläl»^
indem jede, so scharfsinnige in sich selbst und mit allen vor«
handeneii bekannten Thatsachen übereinstimmend sie auch aus«
gedacht seyn mag y doch auf gleiche Weise zu willktifariichen
Voraassetzungen ihre. Zuflucht nehmen mufs, als die entge-
genzustellenden Zweifel durchaus auf keine festen Grundlagen
f restützt werden können. Um dieses sogleich an einem auf-
allenden Beispiele zu zeigen, mögen nur die gleich im Anfange
sich darbietenden wenigen Zeilen zur näheren Prüfung kom-
men, wenn es S, 723 heilst: La ßgure de la Terra n^M decU^
ment point spherufue et vraisemhlahlement pas elliptique. . L^a peio»*
teur specifique du noyau est double de t^ de Pecorce^ Rücksicbtlich
suf die erstere Behauptung ist Rec. aus den oben zum Tbeil
angegeb^nen^ründen lebhaft von einer sehr genau elliptiscbea
Gestalt der Erde überzeugt ; allein wie viel würde dazu gehd'
ren , um diesen Sata gründlich zu erweisen, wie übrigens an
einem anderen Orte geschehen wird. Im Betre£F des %v7e\tetk
Satzes aber dürfte man einmal nach dem Beweise fragen« Nun
läfst sich allerdings nicht zweifeln , dafs eine Menge triftiger
Gründe zur Unterstützung desselben aufgefunden werden könn-
ten; allein was würde man einem Gegner entgegen setzeoi
welcher behaupten wollte, dafs uns überhaupt gar kein
Unheil über den Erdkern zustehe, weil wir schlechthin nichts
darüber mit Gewilsbeit wttfsten? Noch ist niemand bis auf
0,25 Meilen un^er das Niveau ^e% Meeres, also noch kein
3540stel des Erdhalbmessers tief in die Erdrinde gedrung^'»-
WieHief die vulcanischen Heerde liegen , kann man mit Wahr-
scheinlichkeit vermuthen,, aber dem Zweifler keine feste Griinfl.-
Jage weiterer Schlüsse entgegenset»en, Indefs zugegeben, dafs
sie uns Producte aus 5 Meilen Tiefe unter der MeeresIlSch«
lieferten, so beträgt dieses nur den hundertzweiundsiebVn^
zigsten Theil ^v% Erdhalbmessers» und diese SubstaiMen wür^
den ^ auch das Doppelte y fa spgar das Vierfache angenonna^^^)*
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T^JA
immer nocb zur Hinde. geboren ; ^enn man wird doch tvigio--
ben, dals aat' allen Fall nicht unverbältnirsmälsig gerechnet
^ist, wenn man bei einer Kugel das VerbältniTs de& eigentliche^i
'KerQS und der Hülle^ wie 43 zu 1 annimmt. Und äo ist es
also ein^Leicbtes, aucb^en erfahrensten Geognosten und^scharf*-
. sinnigsten Physiker von der Unmöglichkeit irgend eines festen
Anhajtpunktef zu überzeugen. Dennoch will Reo. keinesweges
in Abrede stellen, dafs geologische Theoritfen allerdings einen
gröfseren Werth haben, als dafs man sie höchstens nur für
4;ine Uebung des Scharfsinnes halten sollte) vielmehr sind sie«
vorurtheilsfrei und mit beschrSinktem Vertrauen aufgefafst«
ein nothwendiges Hülfsmittel des Studiums der Geognosie^
indeni danp die Thatsachen der letzteren Wissenschaft nicht
jsolirt und abgerissen stehen , sondern leichter zu einem Gan^
«en verbunden und übersichtlicher werden , wenn man sie au
irgend eine geologische Hypothese knöpft, Rea will daher
das Sinnreiche^in des gelehrten Verf. Theorie keinen Augen»
blick in Abrede stellen, hofft aber hiermit genugsam entschul*
digt zu seyn, wenn er sich das Vergnügen entsagen mufs^ sie
bier im Einzelnen prüfend zu verfolgen , statt dessen aber nur
einige Bedenklichkeiten äufsert, welche vor der. Hand noch
einer allgemeineren Annahme derselben im Wege stehen« Die
JLeser werden es übrigens dem Verf. Dank wissen, wenn er
^ie in der Einleitung vorläufig mit den wichtigsten Felsarteit
bekannt macht, zugleich auch die vorzüglichsten älteren und
lieueren geologischen Systeme in ihren wesentlichsten Elemen-
ten erläutert und ihre Unvereinbarkeit mit ausgemachten That«
/ Sachen genügend dartbut.
Das geologische Sys^tem des Verf. ist im Allgemeinen das
nämliche, welches er schon im 3ten Theile seiner theoretischen
Physik aufgestellt hat. Auch hier wird nämlich ein fester
Erdkern, umgeben von einer flüssigen Rinde, angenommen,
welche die säuimtlichen, jetzt als niedergeschlagen und gröfs*
tentheils krys(a]listrt vorhandenen Substanzen als klare Auflö-
sung in sich fafste. Eine umgebende Atmosphäre dagegen
enthielt die zur Krystallbildung erforderlichen Säuren » als die
Flufssäuren für die Kieselerde, die Kohlensäure für die Kalk-
erde u, s, w. und als diese Säuren und reinen Erden ver»
* bunden wurden, erfolgte das Niedersinken der unauflösli-
chen Salze gröfstentheils in krystallinischer Form. Man
sieht bald, dafs auch diesS'Theorie sich erlaubt von Hypothe-^
sen auszugehen, und. iioch dazu von solchen , gegen welche
4x9 vom Verf« so hoch geachtete Chemie sich durchaus erklä-
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6jM Panrot Siitr«U«af fw^b fhj9ift9.
rfn mufsi welcbe et ni^ sii|g;«ben ji^jrd^ deo^ <^ars fENr«»
fluftiaurei Salz anzusehen;, insbeaondfr« jetzt, wo Oherwi«-
^ende Gründe dazu berechtigen, die Iiie$elqrdß fOr ein Sili-
ciumoxyd zu halten. Hierzu kommt noch < ausserdem die
acbwere Lösbarkeit d^r reinen Kalkerde (Calciumoxyd) im
Wasser, Welche aller Analogie nach hei dem Kieselerde -Me-
talle (Siliciiim) npch gröfser seyn müi'ste, so dafa nlchfabtu«
sehen ist, wie grofs die Menge des auflösenden Wassers ge«
.Wesen, und wo diese nachher geblieben seyn sollte. Wenn
man ind^fs dem Verfl solche Voraussetzungen gleich im An-
fange zugesteht, so bedarf es späterhin nur noch einiger we-'
niger anderweitigen Hypothesen, um das ganze System mit
sich und den bekannten geognostischen Thatsachen in Ueb<r-
einstimmung zu bringen« Nach der vorausgegangenen allge-
meinen Präcipitation der Erdrinde begann 'lie insbesondert
durch den müchtigen Druck der früher viel bölM^en^^Atmo-
Sphäre gehinderte Zersetzung einer Lage Schwefelkies, wel-
che nach der Hypothese des Verf. unter den übrigen Substan-
zen liegend den Erdkern umi>ab, leitete hiermit die noch fort-
dauernden vulcanischen Erscheinungen ein, und es entstandks
die unermefslichen Höhlen, welche das tibei^flOssige Waltet
aufgenommen haben. Mit diesen Elementen ist es dann nicht
schwer, die weitere Bildung und die Veränderungen der^Erd-
linde und Oberfläche, den Ursprung und Untargi^ng der Tbier-
tind Pflanzenwelt zu erklären, wobei jedoch eine der schwie-
rigsten Aufgaben »' nämlich der WechHl der Schiebten ^i^
Froducten des^ salzigen und süfsen Wassers an verscfaiedenea
Orten, namentlich bei Paris, nicht besonders berücksieb«
tigt ist.
Rec bat gleich anfangs und insbesondere auch bei der ^
Anzeige der ersten Bände bemerkt , dals das etwa Trockene
und Ermüdende eines streng wissenschaftlichen Vortrags durch
manche y^ oft ganz heterogene, mitunter witzige, zuweilen
.höfisch artige Bemerkungen, Ejnwörfej Zweifef, Erläuterun-
gen 11. s. w. vermieden ist, welche aber sämmtlich so verfloch«
ten sind, dafs sie den Zusammenbang durchaus nicht unter-
hrechen , dagegen vielmehr den Leser gänzlich in die. Seen«
der gesellschaftlichen Unterhältung versetzen. Ziitn Schlusi«
erlaubt er sich auch hiervon Proben zu geben, deren ein ig*
zugleich zeigen, dafs man ^m Norden kein Bedenken trSg^'
sich frei über inanche Dinge am äufsern, welche man an vie-
len Orten kaum anzudeuten wagt. Tb. VI. S. 639 heifst e$
bei Gelegenheit der vulcanischen Revolutionen; €e n§sorttff^
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älJ
. ~ • ' ' ' ■ '
dss e'fialhrs de gymnate f dÖnt ' hi idifss enfantines jMiurröient itre rd^
primees par lav§rge\ coniineönnurait du dans certains pays le fidrß •
s 0ns hruit% au lUti. d^än parier dans les gazettes» Dem Folgen «
den kann Kec. zwü^bicht beistimmen , und es mag auch wohl>
•o ernstlich hiebt geih^int »eyn. Indefs beifst es Tb. IV. S.
2B51 Etceroydü Vöui^ General^ que ce sott lapoadre qui noas 6nlev9
K» iuroroit de populati^n 7 Uhumanite' auro'u k s*applaudir si cela etoit.
Ca' sont les hopitaux milkaires oh la mort moissonne chaque anne'e la '
dixieme de nos enormes amues. Ungleich wahrer mögte Folgen-
des seyn, wenn Tb. V. S. 62 erwähnt wird, dafs Otto von-,
Guericke die Luftpumpe und auch die Electrisirmaschine
«rfunden habe, und. dann einer der Zuhörer einfällt: Ce hourf»
^fttmakre de Magdehourg avoitj a ^e qu*il paroit^ le secret des inven* <•
twns» Nous lui depons la pompe pneumadque f le manömetre et la
machine ^^etj^ujue^ Ya^t'il aujottrdViui encore de ces hourguemai,^
tyms? Mr, d-e P* Cette espece paroit avoir dispatu de la face de la'-
terre au moins pour la PhysUfue*
Papier und Druck (letzterer mit nicht wenigen , aber un.
bedeutenden DrnckfehlernJ sind schön 9 und die Ku pf er tafeln-
sugleich sehr elegant«
Jlifüncke. •
D4^ Jesuiten und ihr Benehmen gegen geistliehe und
'weit liehe Regenten. Nebst einigen Zugaben, Oröfsten»
iheils aus ihren eigenen Schriften , auch aui andern bewährtem
Geschieht sehr eibern dargestellt ^ und allen Kaisern 9 köttig0n% '
Fürsten und Obrigkeiten $te» aus wahrer Wohlneigung zuge* .
eignet von dem Kerf, ^ Ernst Friedman^ geh* Secretär zu
■~ B**» Grimma b&i Beyer, 2826. 595 S* in 8.
Das fOr Leser aller Art berechnete ^ im Gonversationston
«Txählenie Ganze giebt in der Einletung kurze Nachrichten
▼«U' der Entstehung des Ordens und seiner Constitution.
Folgende Abschnitte geben Bruchstücke zur Kenntnifi
dej Ordens, l) iTrtheile von Regenten ^ Päpsten, Staats«
mäiinern e;tc* Obenan Joseph II. aus Briefen an Choiseul»
Friedri<^h II. 2) Vertreibung aus 10 Staaten. (Warum fehlt
gerade das wichtigste, neueste, die noch mancher Aufhellung
oedürferkle Verweisung sogar der repristinirten Jesuiten >aus
dei) Suaten des Kaisei s Alexander ? ) 3) Proben vom Betra«
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G2fi Dm Jfiakea n« ihr BcneluiMn nadi T^Jhaiiui n* M«lUsf «uy
g«n.g«fien Ffirtlen^ 4) g^cii Pftpste, andere Ordto etc«f 6)^
^egen StaaUmftnn^ry wie Solly^ 6) Vencbwöriirtgen, Unrube-
atihungen, 7) Lehren, aus 14 ihrer Schriftsteller^ -(Da« neu-
ere wäre hier besonders immer das wfohtigere^ ' Deswegen iit
das S. 259 aus Gretservom J. 1737^ — o9/ und noch mehr
sipd die S. 2*60 gegeben^ Stellen aus der • — 17 Jahre ifach
Aufhebang des'Ordeiis 1790 gedruckten — ^Allgeinein ka-
tholisch* ebristlichen Sittenlehre aus Offenbarung und Phibio-
phie für die oberste Schulen der pfalzba i eT. Ly«
ceen auf höchsten Befehl von Bened. Sattler verfafst —
Yorzfiglicb merkwflrdig. Nach diesem damaligen Exjesüiten
S. 337 — 40 sey Ermordung des Beleidigers im bttrgerlicben
ILeben moralisch erlaubt^ Selbst um eine schwere Realinjurie^
«. B* eine Ohrfeige» abzulehnen. Auch schweren Verläam-
dungen d(lrfe man durch Erihordung zuvorkomoien »^vrenn ge-
wifs der Verltf umder tro^z aller andern Gegenmittel Glauben
finden würde. Sogar ein falsches Laster dem Ver-
lilumder anzudichten, sey erlaubt^ wenn dieses^ das
einzige dienliche Mittel- ist, um ihn um den Credit su brin-
gen. Von dieser Art wäre also die wiederherzustellende Je*
auitiscbe Jugendbildung, aus 0£Penbahr,ung und Philosophie?
Denn P. Sattler, wenn er die Repristination erlebt bStte^
wflre doch gewifs unter den Vormännern der mit so vieler
Thätigkeit und Unterstützung in Frankreich, in Irland etc.
sich wieder herstellenden „Missionarien^ und Pädagogen??)
8) Verdacht wegen veranlafster Fürstenmörde. ^ 9) Atid^re
Vorwürfe. (S. 3öll besonders über das Schädliche des Jesui-
tiüchen Schulwesens). 10) Beweis der Schädlichkeit ihrer
"Wiederaufnahme (besonders da die Bulle Pius VJI. vom 7.
Aug. ldJ4^ie, die in der sehr mptivirten Aufhebungsbulle so
sehr gravirt sind, t)hne Verbesserung repristinirt. /Nur dann
hätte — warum rieth dies nicht wenigstensdte Wel t klag Hei t ? —
imr dann hätte neues Vertrauen verajfilafst werden können,
-wenn zum Beweis von Reue und; Besserungsvorsätzen' ^ins
Keihe durchgreifender zur durchgängigen Besserung nothw^n- '
diger Einricbcungen und ein Ueberbliclt der zui Verhütung det^
alten Uehel getroffenen würksamen Cautelen von der OileH«
der Solicitudo Omniiim öffentlich bekannt gemacht n na also
eine Bürgschaft vor der chnatlicben Welt gegen das «Sinf, «*
juntl übernommen worden wäre. Die Aufhebungsbulle vofl*
l3. Aug. 1773,giebfc die Gründe an, weswegen Clemens XIV«.
d«r Gefahr für sein Leb^ wohl bewufst', dbcji die i»i^.
so lauten Beweisen lielegb^re Ueberzeugung Erklärte und be«
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/ .
folgte: iiFieri aui vix^ aut nnllo modo -passe ^ ne ea (Societate)
incolumi nian^nte,..p#r^ pa» ae,4iuturna sccUsiai restuuattw^^
Der Vf., weicher Bei elts im GreisienaUer zu stehen ver-
sichertf achliefsf, die Vorr. mit der Ueberaeugung , dafs er
mit diesem Buctie vor Gott treten und sagen dürfe :' Oeffna
den Blinden die Augen! Ohne ^Zweifel wird dies bei vielen
Lesern die Würkung seyn. Doch y dünkt es dem Rec, , wäre
das würksams^e« Überall nur die entschiedensten Lehren und
Thatsachen wöitlic^i aus d^n unabweisliphen Quellen, mit der
genauesten Nach Weisung derselben, .vornehmlich aher
das neuere, untertretenden I^ubrikeo, mit kurzer» ruhi*
ger Erläuterung der Umstände, dem allgemeinen, <jrtheil vor*
zuhalten. Aber auch wo. die nun einmal so sebr verdächtigen
in einzelnen Fällen zuviel beschuldigt wö|^i3en SQ^^n mögen, -
soll der Unpartheiische nichts unerforscht lassen , wie z. B.^
der Vf, zwischen Hume und Rapin (S. 237) wegen Her
sogenannten Fapistischen Verschwörung von 1678 und dem
Londoner Brand von 1666 nicht blos ein — »es läf&t sich
doch glauben, dafs' Rapin, welcher die Sache als rich-
tig annimmt, gründlicher untersucht habe« sich nacligesehen
haben sollte. Nur wenn die Thatsachen und ihre Urheber
Bc^vewiis sind, nur nach dem Wissen fängt das Glauben an,
dämlich das Festhalten des Erwiesenen, ungeachtet man nicht •
gerade zeigen, d.J. begreiflich machen kann, wie es gewor«
den sey oder noch werde. Wenn die Würklichkeit erwiesen
ist, glaubt man mit Grund die ^Möglichkeit , auch wenn man '
sie nicht vollständig erklärbar findet.
Nach diesem Grundsatz bemerkt Rec. hier mit Kurzem^
dafs auch eine kleine neue Schrift?
Die .Monita Secreta Sdctetatis Jesuy oder! Die geheimen Ver*«
baltungsbefehle der Jiesuiten, ein Lügen-Mach werk,
kurz bewiesen von L. A. Neilessen, Pfarrer zum b.
Nicolaus. Aachen bei Meyer. 1825. S. l3,
diese Frage der historischen Kritik weder im pro noch contra
weiter zur Entscheidung bringe. Die Aechtheit jener
angeblich geheimen Instruction ist, wie Rec. schon mehrere- •
male dargethan hat, noch nicht nachgewiesen. Daraus folgert
Hr. N. die Un äch theit. Ist dies historisches ürtheil ?
Das: Quilibet praesumitur Bonus donet etc. gilt nur bei Gerich-
ten iU)er Bestrafung oder Lossprechung, nicht bei moralischen,
psychologischen Beurtheilungen.. Der Verf. setzt auf den Ti*
tel als Motto: »«Mit vereinter Stimme fordert die gesaminte
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I
Uttbol. Welt den Jeiuitenorden wreder zurück. l^pM VII«
Ist nun dtetet ||ä^ft]iche Urtfaeil alt &onam zu "prSik ik-mire^^
Weifii )ücht ein cvofser Theil der kathal. Welt das Qeg*«ip^eil?
S«d.«€fareibtd^.yf. : »sogar der nicht nu^ d'en J es uH^n,
sondern den Katholi ken Oberhaupt so' sehr a\u
«neigt^« Dr. Paulus su Heidelberg habe in den Jahr-
)6cberaerkl|irc: Die Unpartheilicbkeit frage : Ist die Aecbt«
heit jener Monita anerkannt oder bemesen ?« Wahr ists, dtCi
P. aus Unparthöilicbkeit so fragte und nocli fragt. Auch ist
P« dem Je^j^uitism US, Gottlob! sehr abgeneigt. ' Warum
aber schliefd^Hr. N* -daraus auf Abneigung gegen Feraonen?
V/arum läfiteir dem Dr. F. nicht auch das quilibet praesumx«
tur bonuSy zu gut komiTken ? Ich kann ihn versichern , - dafs es
mir gan^ jj^begre^ich ist, wie man irgend einer Person ab»
getieigt seyiyköYine, Um ihres Glaubens willen, NB. ^»renn sie
ihm nti^ht zum Sohltminen anwendet. Selbst Hrn. J>J^. bedaure
ich nur, dafs^r -^ nach seiner Geistesbildung«— S-Olche^ mir
iinbegreiillche Schlüsse von Abneigung gegen Meinungen auf
Abneigung gegen Personen zu machen fähig ist; noch mehr,
«laf» er, ein Seelsorger, sie so in die Welt fainausacfareiben
kann* ,Zu Aachen weif» man doch sehr gut, wie ich ffir
Fonk schrieb, ungeachtet ich sehr wohl wufstej dafs £r uni
die Seinigen mit Andacht katholisch, manche, die ihn
angriffen, 'erklarte Protestanten sind. Wenn der Protestan-
tiamus mir nicht die heralichste Unpartheilichkeit zur Pflicht,
und sugjeich sehr möglich machte und erleichterte^ ich «— würde
ihn heute^ aufgeben.
H« £. Cr. ^mkfmü
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